Sozinianische Bekenntnisschriften: Der Rakower Katechismus des Valentin Schmalz (1608) und der sogenannte Soner-Katechismus 9783050058511, 9783050052007

Die neugegründete Reihe wird mit einem Band eröffnet, der die deutsche Fassung des Rakówer Katechismus des Gothaer Theol

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German Pages 394 [396] Year 2012

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Inhalt
Vorbemerkungen
Einleitung
Der ‚Rakówer Katechismus‘ in der deutschen Fassung des Valentin Schmalz (1608)
Der sogenannte Soner-Katechismus
Bibelstellenregister
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Sozinianische Bekenntnisschriften: Der Rakower Katechismus des Valentin Schmalz (1608) und der sogenannte Soner-Katechismus
 9783050058511, 9783050052007

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Martin Schmeisser (Hg.) Sozinianische Bekenntnisschriften

Quellen und Darstellungen zur Geschichte des Antitrinitarismus und Sozinianismus in der Frühen Neuzeit Herausgegeben von Martin Mulsow, Martin Schmeisser und Friedrich Vollhardt

Band 1

Martin Schmeisser (Hg.)

Sozinianische Bekenntnisschriften Der Rakówer Katechismus des Valentin Schmalz (1608) und der sogenannte Soner-Katechismus

Akademie Verlag

Abbildung auf dem Einband: Catechesis Racoviensis, seu, Liber Socinianorum Primarius […]. Hrsg. v. Georg Ludwig Oeder. Frankfurt u. Leipzig: Johann Adam Schmidt 1739. Frontispiz.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Akademie Verlag GmbH, Berlin 2012 Ein Wissenschaftsverlag der Oldenbourg Gruppe www.akademie-verlag.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Einbandgestaltung: hauser lacour Druck & Bindung: Beltz Bad Langensalza GmbH Dieses Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. ISBN 978-3-05-005200-7 e-ISBN 978-3-05-005851-1

Inhalt Vorbemerkungen ......................................................................................................... 7

Einleitung I. Die polnische Ecclesia minor und Raków: Ein historischer Überblick ....................... 9 II. Antitrinitarische Bekenntnisschriften der Ecclesia minor vor dem Rakówer Katechismus................................................................................................... 17 1. Der sogenannte Schomann-Katechismus: Anabaptistisch-antitrinitarische Anfänge..... 17 2. Weitere Vorläufer des Rakówer Katechismus: Fausto Sozzini und Petrus Statorius jun. ................................................................................................................. 21 III. Der Rakówer Katechismus...................................................................................... 27 1. Polen und Wittenberg................................................................................................ 27 2. England ..................................................................................................................... 33 3. Die Niederlande ........................................................................................................ 40 IV. Die Altdorfer Antitrinitarier und der sogenannte Soner-Katechismus.................... 57 1. Die Repression der Altdorfer Kryptosozinianer........................................................ 57 2. Der ‚spiritus rector‘ des Altdorfer Antitrinitarier-Zirkels: Ernst Soner ................... 60 3. Die Darstellung des sozinianischen Lehrbegriffs in der „Catechesis Soneri Germanica“ .................................................................................................................. 71 V. Bibliographie............................................................................................................ 79 1. Literatur und Quellen vor 1800 ................................................................................ 79

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Inhalt

2. Literatur und Quellen nach 1800 .............................................................................. 91 VI. Editorische Hinweise .............................................................................................. 99 1. Der ‚Rakówer Katechismus‘ in der deutschen Fassung des Valentin Schmalz (1608) ... 99 2. Der sogenannte Soner-Katechismus ....................................................................... 100

Der ‚Rakówer Katechismus‘ in der deutschen Fassung des Valentin Schmalz (1608) 1. Inhaltsverzeichnis.................................................................................................... 105 2. Text.......................................................................................................................... 107

Der sogenannte Soner-Katechismus 1. Inhaltsverzeichnis.................................................................................................... 215 2. Text.......................................................................................................................... 225

Bibelstellenregister 1. ‚Rakówer Katechismus‘ (1608) ............................................................................... 361 2. Soner-Katechismus.................................................................................................. 377

Vorbemerkungen Dieser Band enthält die erste Neuveröffentlichung der deutschen Fassung des „Rakówer Katechismus“ (1608) durch den Gother Theologen Valentin Schmalz (1572–1622). Der Text stellt die zentrale Bekenntnisschrift des Sozinianismus dar, der als die theologisch anspruchsvollste und wirkmächtigste Strömung der Radikalreformation im 17. Jahrhundert seine kulturelle Hochburg im polnischen Raków hatte. Zusätzlich wird hier dem Publikum die erste vollständige Edition des sogenannten „Soner-Katechismus“ zugänglich gemacht, erstellt auf der Grundlage einer Handschrift des 17. Jahrhunderts und der in Gustav Georg Zeltners Historia Crypto-Socinismi Altorfinae (1729) abgedruckten Textauszüge. Benannt ist diese fälschlicherweise auch als Vorlage für den Rakówer Katechismus betrachtete Schrift nach ihrem mutmaßlichen Verfasser Ernst Soner (1573–1612), der an der Nürnberger Akademie zu Altdorf als Medizin- und Philosophieprofessor tätig war und dort eine sozinianische Gruppierung begründete. Die Hochschule war damit in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Zentrum des Antitrinitarismus im protestantischen Reichsgebiet, aus dem später einflussreiche Mitglieder der Ecclesia minor hervorgingen, wie Johann Crell (1590–1633) und Martin Ruarus (1588– 1657). Die beiden hier präsentierten Unterweisungsschriften beinhalten die ersten systematischen Darstellungen des sozinianischen Lehrbegriffs in deutscher Sprache. Für die Rekonstruktion der Geschichte der Spätreformation und der religiösen Pluralisierung in der Frühen Neuzeit stellen sie daher Quellen von erstrangiger Bedeutung dar. Um dies zu verdeutlichen, wird in der nachfolgenden Einleitung kurz nachgezeichnet, welche religionsgeschichtlichen und religionspolitischen Umstände die Entstehung und Verbreitung des Rakówer Katechismus bedingten. In den Blick genommen und in ihrer engen Verflechtung vorgestellt werden dabei die komplexen biographischen, realgeschichtlichen und ideengeschichtlichen Hintergründe, die für die Gehalte der vorliegenden Texte essentiell sind. Entstanden ist dieser Band im Rahmen des Teilprojekts B7 („Gelehrtenkultur und religiöse Pluralisierung: Praktizierte Toleranz im Umgang mit heterodoxen Positionen um 1600“) am Münchener SFB 573 Pluralisierung und Autorität in der Frühen Neuzeit

Vorbemerkungen

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(LMU). 1 Mein besonderer Dank gilt Friedrich Vollhardt, der als Projektleiter diese Arbeit angeregt und kritisch begleitet hat. Herzlich sei an dieser Stelle auch Cornelia Rémi gedankt, die mir großzügigerweise ihre Transkription des „Soner-Katechismus“ überließ und damit namhaft zur Erstellung des Textes beigetragen hat. München und Brüssel im Mai 2011

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Siehe http://www.sfb-frueheneuzeit.uni-muenchen.de [zuletzt eingesehen am 24/02/2011].

Einleitung I. Die polnische Ecclesia minor und Raków: Ein historischer Überblick Im Zeitalter der Reformation entstanden im Rahmen des Prozesses religiöser Pluralisierung neben der katholischen und der sich neu konstituierenden protestantischen Orthodoxie diverse nonkonforme Strömungen; insbesondere sind hier die Vertreter der so genannten Radikalreformation zu nennen, wie Spiritualisten, Schwärmer, Täufer und Antitrinitarier. 1 Die Anhänger dieser verschiedenen Heterodoxien entwickelten Strategien, die es ermöglichten, dem Anpassungszwang der kirchlichen Autoritäten auszuweichen. Dabei entstanden unabhängig von den Institutionen der Orthodoxien eigenständige Formationen. Die Begriffe „Antitrinitarier“, „Arianer“, „Photinianer“ oder „Unitarier“ bezeichnen keine Bewegung, die sich von den anderen Positionen der Radikalreformation präzise abgrenzen lassen. Vielmehr meinen sie diejenigen Christen, die aus ungleichen Motivationen heraus und im Kontext größerer Zusammenhänge mit verschiedenen Argumenten die orthodoxe Trinitätslehre anzweifelten, korrigierten oder verwarfen. 2 Bei allen unterschiedlichen Begründungen ist also die Kritik der Trinität der gemeinsame Nenner aller Ausformungen des Antitrinitarismus. Damit wurden die Grundlagen des Katholizismus und der protestantischen Orthodoxie unterminiert. Im Mittelalter und in der Renaissance äußerten lediglich einzelne Autoren wie Petrus Lombardus, Hieronymus von Prag, Pico della Mirandola oder Johannes Reuchlin Skepsis gegenüber dem Trinitätsdogma. 3 Erst im Zuge der Reformation bildeten sich ver1

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Siehe hierzu etwa George Huntston Williams: The Radical Reformation. Kirksville, Missouri 31992 und Heinold Fast (Hrsg.): Der linke Flügel der Reformation. Glaubenszeugnisse der Täufer, Spiritualisten, Schwärmer und Antitrinitarier. Bremen 1962. Vgl. Heinold Fast: Einleitung. In: Ders.: Der linke Flügel der Reformation, S. XXXI f. Siehe hierzu etwa Earl Morse Wilbur: A History of Unitarism. Socinianism and its Antecedents. Cambridge, Mass. u.a. 1947, S. 12 ff.

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Einleitung

mehrt kritische Tendenzen heraus. Luther etwa war der Terminus ‚Homoousia‘ als nichtbiblisch verdächtig. 4 Bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts wiesen Anabaptisten wie Ludwig Haetzer (ca. 1500–1529) unverhohlen die Trinität zurück; in den Reimen unter dem Kreuzgang erklärt er: „Ich bin allein der einig Gott/ [...]/ Fragstu wievil meiner sey?/ Ich bins allein, meinr sind nit drey.“ 5 Es gab Antitrinitarier unter den Täufern, den Schwärmern und den Spiritualisten; ihre Trinitätskritik war tendenziell polemisch, allerdings theologisch zumeist wenig fundiert. 6 Einen der ersten systematischen Angriffe gegen die Trinitätslehre formulierte der spanische Philosoph, Theologe und Mediziner Miguel Servet (1511–1553) in seiner Abhandlung De Trinitatis erroribus libri septem (1531). 7 1553 veranlasste Calvin Servets Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen. Seitdem wird Servets Name mit dem Antitrinitarismus verbunden, selbst wenn spätere Vertreter der antitrinitarischen Theologie, wie etwa die Sozinianer, sich nicht immer explizit auf ihn berufen haben. In diversen pro-reformatorischen oder täuferisch orientierten Kreisen in Italien knüpfte man bereits in den späten 1530er Jahren an Servets ultrareformistische Ideen und seine Trinitätskritik an. 8 Um der Inquisition zu entgehen, verließen etliche italienische Gelehrte ihre Heimat und wandten sich unter anderem in die Schweiz (Graubünden), ins Reichsgebiet, nach Polen und nach Siebenbürgen; unter ihnen waren prominente Dissidenten wie Bernhardino Ochino, Giorgio Biandrata, Valentino Gentile, Matteo Gribaldi und Laelio Sozzini. 9 Dieser Exodus hatte nachhaltige Folgen, die sich am Werdegang einzelner namhafter Antitrinitarier nachvollziehen lassen. Das Phänomen des Antitrinitarismus ist daher in topographischer Diversität zu denken; im Folgenden werden deshalb seine europaweiten Zentren und deren Schwerpunktveränderungen in den Blick genommen. Im religiös toleranten Polen und Siebenbürgen wurden die Antitrinitarier zeitweise offiziell geduldet. König Sigismund II. von Polen (1548–1572), der letzte Herrscher aus der Dynastie der Jagiellonen, hatte sich zwar vom Katholizismus nie abgewandt, trat aber für Glaubensfreiheit ein und zeigte sich der Reformation gegenüber sehr aufgeschlossen. Er stand sogar im Briefwechsel mit Melanchthon und Calvin. In Polen ent4 5 6

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Ebd., S. 15. Ebd., S. 32. Vgl. Fast: Einleitung, S. XXXII: „Die erste öffentliche Kritik der Reformationszeit an der Trinitätslehre findet sich in noch ganz grober und undurchdachter Form meistens im Zusammenhang mit einer Kritik an der Verehrung der ‚Gottesmutter‘ Maria um die Mitte der 1520er Jahre.“ Zu Servet siehe z.B. Jerome Friedmann: Michael Servetus. A Case Study in total Heresy. Genf 1978; Francisco Sánchez-Blanco: Michael Servets Kritik an der Trinitätslehre. Philosophische Implikationen und historische Auswirkungen. Frankfurt a. Main u.a. 1977; Roland H. Bainton: Hunted Heretic. The Life and Death of Michael Servetus (1511–1553). Boston 1953; Pierre Domeyne: Michel Servet (1511–1553). Au risque de se perdre. Paris 2008. Wilbur: A History of Unitarism, S. 79. Ebd., S. 97 ff.

Die polnische Ecclesia minor und Raków

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wickelte sich der in den 1550er Jahren von Petrus Gonesius (ca. 1530–ca. 1571) eingeführte Antitrinitarismus als Täuferbewegung. 10 Durch seinen Lehrer Matteo Gribaldi (ca. 1505–1564) war Gonesius mit den Schriften Servets vertraut; während seiner Reisen kam er 1555 mit der Ideologie der mährischen Hutterer in Berührung. 11 1558 gelangten Laelio Sozzini (1525–1562), der Onkel des antitrinitarischen Theologen Fausto Sozzini (1539–1604), und der Mediziner Giorgio Biandrata (ca. 1515–1590) nach Polen. 12 Sozzini war mit Empfehlungsschreiben an die Landesherrscher ausgestattet und verweilte offenbar nicht lange vor Ort. 13 Biandrata jedoch nahm aktiv an den religiösen Debatten im Land teil. Er trat auf der Synode von Pińczów (1559–1560) als einer der Wortführer der unitarischen Partei auf und stellte sich gegen Johannes Laski (1499–1560), den Hauptvertreter des polnischen Calvinismus. 14 1563 folgte Biandrata einer Einladung von König Johann Sigismund Zápolya (1540–1571) nach Transsylvanien, wo er in seiner Eigenschaft als Hofarzt des Fürsten seine theologischen Ansichten auch unter dem dortigen Adel propagieren konnte. 15 Im selben Jahr kam es zum offiziellen Bruch zwischen der reformierten Kirche und den Unitariern: Eine Versammlung standhafter Anhänger des reformierten Bekenntnisses in Krakau verwarf die antitrinitarische Lehre, während unter Zustimmung von Fürst Nikolaus Radziwiłł in Mordy (Podlachien) eine unitarische Synode stattfand, auf der 42 Prediger ein Glaubensbekenntnis unterzeichneten, welches die Gottheit Christi negierte. 16 Johann Sigismund verhielt sich aber ähnlich Sigismund Augustus gegenüber dem Gedankengut der Reformation sehr tolerant und legte später sogar durch das Edikt von Turda (1568) die Religionsfreiheit fest. Die Unitarier wurden von ihren katholischen und protestantischen Gegnern als „Arianer“, „Sabellianer“ oder „Ebioniten“ tituliert; sie selbst aber nannten sich „Polnische Brüder“ oder (als Spaltgruppe der calvinistischen Ecclesia maior in Polen) Ecclesia minor. Der Terminus „Sozinianer“ entstand vermutlich nicht vor dem 17. Jahrhundert 10

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Siehe hierzu z.B. Otto Fock: Der Socinianismus nach seiner Stellung in der Gesammtentwicklung des christlichen Geistes, nach seinem historischen Verlauf und nach seinem Lehrbegriff. 2 Teile. Kiel 1847; hier 1. Teil, S. 139 u. S. 282 ff. sowie George Huntston Williams: Anabaptism and Spiritualism in the Kingdom of Poland and the Grand Duchy of Lithunia: An Obscure Phase of the Pre-history of Socianism. In: Studia nad Arianiszmen. Hrsg. v. Ludwig Chmaj. Warszawa 1959, S. 215–262. Stanislas Kot: Socinianism in Poland: The Social and Political Ideas of the Polish Antitrinitarians in the Sixteenth and Seventeenth Centuries. Beacon Hill/ Boston 1957, S. XII f. u. 16 ff. Wilbur: A History of Unitarism, S. 302. Robert Wallace: Antitrinitarian Biography: sketches of the lives and writings of distinguished antitrinitarians. 3 Bde. London 1850; hier: Bd. 2, S. 84 f. Siehe hierzu z.B. Friedrich August Holzhausen: Der Protestantismus nach seiner geschichtlichen Entstehung, Begründung und Fortbildung. Bd. 3. Leipzig 1859, S. 268 f. u. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 140 f. Siehe z.B. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 142 f. Holzhausen: Der Protestantismus, S. 269 u. Kot: Socinianism in Poland, S. XIV.

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Einleitung

und war in Polen nie gebräuchlich. 17 Trotz (oder gerade wegen) der erheblichen Angriffe vergrößerte sich die Bewegung, was zur Vorstellung der Gründung antitrinitarischer Gemeinden führte. 18 Die Verwirklichung dieser Idee vollzog sich in unterschiedlichen Formationen, die mit dem Namen Raków in Verbindung zu bringen sind. Aus dem Gedanken, eine unitarisch-anabaptistische Idealgemeinschaft zu gründen, entstand 1569 im Palatinat Sandomierz auf den Ländereien des Żarnówer Kastellans Jan Sienieński die Stadt Raków. 19 Sienieński war als Reformierter mit einer Unitarierin, die den Familienname Rak trug, 20 verheiratet und versprach allen künftigen Bürgern Religionsfreiheit. 21 Zu Beginn verlief die Entwicklung jedoch keineswegs so friedlich, wie später angenommen wurde. Die heterogenen Ausrichtungen der Gemeindemitglieder sorgten für zahlreiche interne Spannungen: Als Vertreter des Chiliasmus träumten einige von einem tausendjährigen Reich Gottes und dem neuen Jerusalem; wieder andere forderten eine ‚kommunistische‘ Sozialordnung, radikalen Pazifismus und die Absonderung vom Staat. Diese sektiererischen Tendenzen konnten sich jedoch nicht durchsetzen: Die Rakówer lernten aus ihrem Austausch mit den anabaptistisch geprägten Böhmischen Brüdern (auch Mährische Anabaptisten), die in Armut lebten und unter der Diktatur durch die Ältesten zu leiden hatten. 22 Nachdem sich Raków zunächst isolationistisch verhielt, stieg die Stadt nach ihrer Öffnung rapide zum Zentrum des Antitrinitarismus auf. Durch die Strebsamkeit der Handwerker entfaltete sich ein gewisser Wohlstand und die Kolonie erhielt beständig Zuwachs – darunter auch Vertreter des Adelsstandes. Ausdruck der kulturellen Blüte der Stadt war die Gründung einer eigenen Akademie und einer Druckerei. 23 Für diese Entwicklungen hatte Fausto Sozzini eine prägende Funktion.

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Kot: Socinianism in Poland, S. XIX. Inwiefern gerade Obrigkeitsdruck zur Formierung der politischen Identität des Widerständigen führt, wurde etwa durch Peter Sloterdijk reflektiert. Siehe beispielsweise in: Kritik der zynischen Vernunft. 2 Bände. Frankfurt a. Main 1983, S. 422–461 („2. Der Staats- und Vormachtszynismus“). Zur Gründungsgeschichte der Stadt Raków siehe Stanisław Lubienieki: Historia reformationis polonicae, in qua tum reformatorum, tum antitrinitariorum origo & progressus in Polonia & finitimis provinciis narrantur. Freistadt: Johann Aconius 1685, S. 239 ff. Z. dt. „Krebs“; dieses Tier ziert auch heute noch das Stadtwappen der ehemaligen UnitarierKolonie. Dass Sienieńskis Gattin Antitrinitarierin war, vermutet auch James Miller: The Origins of Polish Arianism. In: The Sixteenth Century Journal 16/2 (1985), S. 229–256; hier S. 250: „[...] Sienienski, the lord of Raków, never even embraced radical theology, although his wife and son eventually did.“ Siehe Paul Wrzecionko: Die Theologie des Rakower Katechismus. In: Kirche im Osten. Studien zur osteuropäischen Kirchengeschichte und Kirchenkunde 6 (1963), S. 73–116; hier S. 77–80. Siehe ebd. u. Kot: Socinianism in Poland, S. 31 ff. Siehe hierzu Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 214 ff. u. Janusz Tazbir: Polen – die Heimat des Sozinianismus. In: Socinianism and its Role in the Culture of XVI-th to XVIII-th Centuries. Hrsg. v. Lech Szczucki. Warschau/ Łódź 1983, S. 7–15, hier S. 10 ff. Siehe auch Wilbur: A History of Unitarism, S. 356 ff.

Die polnische Ecclesia minor und Raków

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Nachdem Sozzini bereits während seiner Zeit in Basel an Trinitätsdiskussionen teilgenommen und verschiedene antitrinitarische Werke verfasst hatte, zog er 1578 nach Siebenbürgen, um Biandrata gegen den Nonadoranten Franz Davidis zu unterstützen. 24 Da die Streitigkeiten nicht beigelegt werden konnten und in Siebenbürgen überdies die Pest ausbrach, begab sich Sozzini nach Polen. Er trat zwar nie der Ecclesia minor bei und stieß seitens der Rakówer Gemeinde zunächst sogar auf Ablehnung; bis zu seinem Tod lehrte und disputierte er jedoch unermüdlich und versuchte, zwischen den verschiedenen antitrinitarischen Untergruppierungen zu vermitteln. Mit der Zeit erlangte Sozzini daher große Autorität unter den „Polnischen Brüdern“, deren Theologie er so maßgeblich formte, dass sie später als „Sozinianer“ bekannt wurden. 25 Unter dem Einfluss Fausto Sozzinis wurde bereits Ende des 16. Jahrhunderts auch die Schulpflicht eingeführt; die Geistlichkeit sollte für ein geordnetes Schulwesen und für den Elementarunterricht sorgen. Auf das Anraten Stanisław Lubieniekis (sen.) betrieb um 1601/2 Jan Sienieńskis Sohn Jakob, der 1600 zum Sozinianismus übergetreten war, 26 die Gründung der Rakówer Schule, die sich zu einer profilierten Bildungsanstalt entwickelte. 27 Es handelte sich nicht um eine Universität im heutigen Sinne; Sand bezeichnet sie als „gymnasium bonarum artium“. 28 Der Unterricht griff jedoch in den höheren Klassen in das Gebiet der Universitäten hinüber. 29 Im Mittelpunkt des Lehrprogramms stand die Theologie; angeboten wurden zudem philosophische und naturwissenschaftliche Veranstaltungen, die Gebiete wie Mathematik, Physik, Chemie und Astronomie abdeckten. Im Bereich der Philosophie gewichtete man in besonderem Maße die Ethik und die Politik. Ferner war auch der Sprachunterricht sehr breit gefächert. Die Rakówer Studenten wurden nicht nur in den klassischen Sprachen unterwiesen; sie erlernten überdies orientalische Idiome und verschiedene Volkssprachen wie Französisch, Deutsch und Italienisch. Dozenten wie etwa Valentin Schmalz waren weit über die Landesgrenzen bekannt; ihr Ruf sorgte für einen reichen Zulauf auch aus dem 24

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Fausto Sozzini u.a.: De Iesu Christi invocatione Disputatio, quam F. S. per scripta habuit cum Francisco Davidis anno 1578, & 1579, paullo ante ipsius Francisci obitum. In qua habetur Responsio ad Defensionem Francisci Davidis suarum Thesium de IESU CHRISTO non invocando, Praefixa est toti operi epistola S. Secundo editio. Raków: Sternacki 1626. George Huntston Williams: The christological iusses between Francis Dávid and Fausto Sozzini during the Disputation on the invocation of Christ, 1578–1579. In: Antitrinitarianism in the second half of the 16th Century. Hrsg. v. Róbert Dán u. Antal Pirnát. Budapest/ Leiden 1982, S. 287–321. Kot: Socinianism in Poland, S. XIX f. Siehe Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 214. Siehe Wrzecionko: Die Theologie des Rakower Katechismus, S. 79 u. Lubienieki: Historia reformationis polonicae, S. 241. Christophorus Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, sive Catalogus Scriptorum, & succincta narratio de vita eorum Auctorum, qui praeterito & hoc seculo, vulgo receptum dogma de tribus in unico Deo per omnia aequalibus personis vel impugnarunt, vel docuerunt solum Patrem D.N.J. Christi esse illum verum seu altissimum Deum. Freistadt: Johann Aconius 1684, S. 97. Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 214 f.

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Einleitung

Ausland. 30 Die Rakówer Schule soll nach Sand zeitweilig bis zu Tausend Schüler gehabt haben. 31 Angesichts der Tatsache, dass die Nürnberger Akademie zu Altdorf, die neben Wittenberg oder Straßburg zu den bedeutendsten Hochschulen im protestantischen Reichsgebiet zählte, 32 im Jahr 1622 gegenüber dem Kaiser gerade einmal ca. 700 Studenten und Schüler belegen konnte, scheint diese Zahl überraschend. 33 Die philologische Ausbildung der Rakówer Schüler sollte vermutlich auch auf künftige Missionstätigkeiten vorbereiten, denn die kulturpolitische Stellung, die sich in Raków unter Jakob Sienieński realisierte, führte zur Idee der religionspolitischen Expansion: Diese wurde vor allem durch missionierende Studenten und Gelehrte getragen, die in reformierte Gebiete reisten und dort Hochschulen besuchten; hierdurch konnten europaweit zahlreiche neue Sympathisanten und Anhänger gewonnen werden, wie der Antitrinitarierkreis um den Medizin- und Philosophieprofessor Ernst Soner (1572/73– 1612) an der Altdorfer Academia Norica bezeugt: 1615 löste dort die Entdeckung einer ‚kryptosozinianischen‘ 34 Gruppierung umfangreiche Ermittlungen der lokalen Obrigkeit aus, die mit der Flucht bzw. der Bestrafung mehrerer Beteiligter endeten. Den symbolischen Höhepunkt der Repressionsmaßnahmen bildete 1616 die Verbrennung antitrinitarischer Schriften, die bei den Studenten konfisziert wurden; auf der Liste stand auch der Catechismus Racoviensis. 35 Für die internationale Verbreitung der sozinianischen Glaubenslehre, die nicht nur im Reichsgebiet, sondern auch in den Niederlanden und in England schnell Fuß fassen konnte, 36 hatte der Buchdruck also eine wichtige Funktion; aus Polen importierte theologische Werke und Katechismen dienten den sozinianischen Wanderaposteln als Propagandamaterial. 37 30 31 32 33 34

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Siehe Wrzecionko: Die Theologie des Rakower Katechismus, S. 79f. Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 97: „[...] ita ut plerunque millenarium æquaret numerus juventutis illic studiis operam dantis.“ Siehe hierzu Wolfgang Mährle: Academia Norica. Wissenschaft und Bildung an der Nürnberger Hohen Schule in Altdorf (1575–1623). Stuttgart 2000. Heinrich Kunstmann: Die Nürnberger Universität Altdorf und Böhmen. Beiträge zur Erforschung der Ostbeziehungen deutscher Universitäten. Köln/ Graz 1963, S. 15 f. Die Begrifflichkeit folgt hier Gustav Georg Zeltner: Historia Crypto-Socinismi Altorfinae quondam Academiae infesti Arcana. Ex Documentis maximam partem msstis ita adornata ut cum historiae illorum hominum illustrandae tum dogmatibus in universum refellendis inservire possit. Accesserunt praeter alia Valentini Smalcii diarium vitae ex autographo et Martini Ruari epistolarum centuriae duae hactenus rarius apparentes hic vero etiam notis idoneis illustratae. Leipzig 1729. Zeltners äußerst umfangreiche Darstellung stellt eine der Hauptquellen für die Erforschung des Altdorfer Sozinianismus dar. Die Liste der beschlagnahmten und vernichteten Bücher findet sich bei Zeltner: Historia CryptoSocinismi, S. 513 ff. (der Katechismus wird auf S. 514 erwähnt). Der genaue Verlauf der Ereignisse ist bei Karl Braun dargestellt; siehe Karl Braun: Der Socinianismus in Altdorf 1616 [2 Teile]. In: Zeitschrift für bayrische Kirchengeschichte 8/1 (1933), S. 65–81 u. S. 129–150. Siehe z.B. Wilbur: A History of Unitarism, S. 420 ff. u. Herbert John McLachlan: Socinianism in Seventeenth-Century England. London 1951. Wilbur: A History of Unitarism, S. 423.

Die polnische Ecclesia minor und Raków

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Den Bedarf der Rakówer Missionare, Gelehrten und Schulmänner an eigenen medialen Erzeugnissen bediente eine zunächst durch Alexander Rodecki und später, wahrscheinlich ab den 1590er Jahren, durch seinen Schwiegersohn Sebastian Sternacki geführte Druckerei. 38 Die ursprünglich in Krakau gegründete und 1600 nach Raków transplantierte Offizin produzierte nicht nur Gebet-, Psalm- und Liederbücher für den kirchlichen Alltag der Gemeinde, sondern auch wissenschaftliche Abhandlungen, kontroverstheologische Schriften, dogmatische Kompendien und Handbücher für den Lehrbetrieb. 39 Insgesamt lieferten die Rakówer Druckerpressen mehrere hundert Titel. 40 1638 kam es zu einem verhängnisvollen Ereignis, das nicht nur den dramatischen Untergang der Stadt Raków verursachte, sondern auch den Verfall des Sozinianismus in Polen einläutete: In diesem Jahr zerschlugen Rakówer Studenten ein Kruzifix, das von Anhängern der katholischen Partei aus Provokation am Stadteingang aufgestellt worden war. Wenngleich die jungen Leute durch ihre Glaubensgenossen zur Rechenschaft gezogen wurden, forderten Vertreter der Gegenreformation Bestrafung. Kraft eines Beschlusses des Sejm wurde die Rakówer Akademie schließlich gewaltsam aufgelöst. Die Druckerei wurde zerstört und die Professorenschaft verbannt. 41 Wenn auch ein Großteil der Ecclesia minor die Destruktion ihrer Hochburg überlebte, war der langsame, aber stete Niedergang nicht mehr aufzuhalten. Im Jahr 1658 war dem Sozinianismus durch ein Vertreibungsedikt endgültig jede Existenzgrundlage in der Heimat entzogen; seine Vertreter mussten ins Exil gehen. 42 Die Glaubensflüchtlinge verfügten offenbar vor allem in den Niederlanden über sehr gut organisierte Netzwerke: Sozinianisches Schriftgut wurde dort en masse klandestin veröffentlicht 43 − so die monumentale Bibliotheca Fratrum Polonorum, welche die wichtigsten Werke der polnischen Unitarier versammelt sowie volkssprachliche und lateinische Ausgaben des Rakówer Katechismus, dessen Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte nun vorgestellt werden soll. 44

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Zur Geschichte der Antitrinitarier-Buchdrucker Rodecki und Sternacki siehe Alodia KaweckaGryczowa: Les Imprimeurs des Antitrinitaires Polonais Rodecki et Sternacki. Histoire et Bibliographie. Genf u.a. 1974. Das Buch enthält eine umfassende Bibliographie der aus ihren Offizinen hervorgangenen Werke; s. ebd., S. 135–348 (Rodecki: S. 141–193; Sternacki: S. 195– 348). Wrzecionko: Die Theologie des Rakower Katechismus, S. 80. Siehe hierzu Kawecka-Gryczowa: Les Imprimeurs des Antitrinitaires, S. 195 ff. Wilbur: A History of Unitarism, S. 451–455. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 1, S. lxxi. Siehe hierzu Philip Knijff/ Sibbe Jan Visser/ Piet Visser: Bibliographia Sociniana: A bibliographical reference tool for the study of Dutch socinianism and antitrinitarism. Hilversum/ Amsterdam 2004. Siehe ebd., S. 55 ff. bzw. S. 69 ff.

II.Antitrinitarische Bekenntnisschriften der Ecclesia minor vor dem Rakówer Katechismus 1. Der sogenannte Schomann-Katechismus: Anabaptistisch-antitrinitarische Anfänge Bereits vor dem Wirken Sozzinis und der Gründung des Rakówer Zentrums waren innerhalb der sich konstituierenden Ecclesia minor Bemühungen vorhanden, nach dem Vorbild der Reformatoren das Glaubensgut systematisch zusammenzustellen und ein normatives Korpus zu erarbeiten, um die eigenen Gemeindemitglieder zu unterweisen und die Aussenstehenden über die neuen Lehren zu informieren. Die Urheberschaft des ersten Versuchs einer antitrinitarischen Bekenntnisschrift ist ungeklärt; man hat ihn auf Gregorius Pauli zurückgeführt. 1 Pauli war italienischer Abstammung und wurde in Polen geboren. Zunächst war er für die reformierte Kirche tätig, bis er sich auf der Synode von Secemin am 24. Januar 1556 öffentlich zum Antitrinitarismus bekannte; zudem verdammte er die Kindstaufe und plädierte für Gütergemeinschaft. 2 Pauli führte nach seiner Konversion scharfe Kontroversen mit den trinitarischen Gegnern; 1591 starb er in Raków. Unter seinen zahlreichen theologischen Werken führt Christopher Sand eine Catechesis Racoviensis prima auf, deren Inhalt er aber nicht näher beschreibt; 3 er äußert lediglich die Vermutung, der Unitarier Stanislaus Wisnovius hätte in seinem Dialogus de sincera cognitione Dei Patris, Filii ejus, & Spiritus sancti [...] 1

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Vgl. Thomas Rees: Historical introduction. In: The Racovian Catechism, with notes and illustrations, translated from the Latin: To which is prefixed a sketch of the history of unitarism in Poland and the adjacent countries. Hrsg. u. übers. v. Thomas Rees. London 1818, S. lxxii. Zu Pauli siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 180–191. Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 44: „Catechesis Racoviensis prima, quod ipso auctore (qui Racovianorum tunc antesignanus erat) potissimùm concinnata sit, nullus dubito. Cujus reformandæ cura Fausto Socino & Petro Statorio demendata fuit: ut infra videbimus. Porrò codicem hunc, eundem esse arbitror, cum illo, cujus Wisnovius in libro suo a. 1575, in lucem emisso, fol. 21, meminit; ubi crimini Racoviensibus objicit, quod in 50 responsione locum illum Phil. 11. 6. transtulerint, Noluit hanc rapinam.“

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(1575) 4 auf sie angespielt. Sand zufolge seien Fausto Sozzini und Petrus Statorius später mit der Überarbeitung des Textes betraut worden; wie wir weiter unten sehen werden, hatte Sozzini jedoch eigene Skizzen für eine Bekenntnisschrift der Ecclesia minor ausgearbeitet. Die Autorschaft des ‚ersten Rakówer Katechismus‘ wird auch Paulis Freund und Streitgenossen Georg Schomann (1530–1591) zugesprochen. 5 Schomann stammte aus dem oberschlesischen Ratibor und war ursprünglich römisch-katholischer Konfession. Im Jahre 1552 begab er sich zum Studium nach Krakau; dort wurde er im Hause des Salzminenverwalters Hieronymus Buzenski aufgenommen und fungierte als Tutor für dessen Neffen sowie für die Kinder befreundeter Adliger. 1558 begleitete Schomann seine Schüler auf Bildungsreisen nach Wittenberg und Pinczów, wo er mit Philipp Melanchthon und Johannes a Lasco (1499–1560) zusammentraf. In Pinczów frequentierte Schomann aber auch Vertreter der Radikalreformation, wie Petrus Statorius, Biandrata und Bernardino Ochino, die ihn für ihre trinitätskritischen Ansichten gewinnen konnten. 6 Nachdem Schomann 1567 nach Chmielnik gezogen war, ließ er sich 1572 durch Wiedertaufe in die Ecclesia minor aufnehmen und setzte sich zusammen mit Simon Ronemberg und anderen für eine Union der ‚Polnischen Brüder‘ mit den Mährischen Anabaptisten ein. 7 Die Vermittlungsversuche blieben jedoch fruchtlos und Schomann wurde 1573 „ad Ministerium ecclesiae minoris“ und als Mitarbeiter Paulis nach Krakau geschickt, wie er in seinem autobiographischen Testamentum vermerkt. 8 Nachdem Schomann als Geistlicher in Luclavice tätig war, starb er im selben Jahr wie Pauli (1591) in Chmielnik. 9 Im Jahr 1574 veröffentlichte der Krakauer Buchdrucker Alexander Rodecki unter dem Pseudonym „Alexander Turobinus“ (oder „Turobinczyck“) 10 sein Erstlingswerk, 11 4 5

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Zu Wisnovius und seiner Schrift siehe ebd., S. 53. Zu Schomann siehe etwa Georg Schomann: Georgii Schomanni Testamentum [...]. In: Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 191–198; Friedrich Samuel Bock: Historia Antitrinitariorum, maxime Socinianismi et Socinianorum [...] ex fontibus, magnamque partem monumentis et documentis msscctis recensentur. Tom. 1, pars 2. Königsberg/ Leipzig 1774, S. 825–827 u. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 196–203. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 197 u. Schomann: Georgii Schomanni Testamentum [...]. In: Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 193: „[…] ubi ego cum Petro Statoriò Thonvillano Gallo, & Johanne Thenaudo Bituriensi Gallo, D. Francisco Lismanino, D. Georgico Blandrata Medico, Bernardino Ochino, familiariter vixi, & evidenter didici, errorem esse non fidem Christianam, Trinitatis personarum omnimodam æqualitem: sed unum esse Deum Patrem, unum Dei Filium, unum Spiritum Sanctum; licet adhuc multa non intelligeremus ad hoc pertinentia.“ Siehe hierzu auch Kot: Socinianism in Poland, S. 31 ff. Schomann: Georgii Schomanni Testamentum [...]. In: Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 195 u. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 200. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 201. Siehe hierzu Kawecka-Gryczowa: Les Imprimeurs des Antitrinitaires, S. 83. Siehe ebd., S. 82: „L’imprimerie de Rodecki a débuté par l’édition du catéchisme de Jerzy (Georges) Schomann, qui occupait à l’époque un rang prépondérant dans la communauté de

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eine kurze lateinische Schrift mit dem Titel Catechesis et confessio fidei, coetus per Poloniam congregati, in nomine Iesu Christi, Domini nostri crucifixi & resuscitati. 12 Der Polyhistor und lutherische Theologe Johann Lorenz von Mosheim (1693–1755) 13 sowie Johann Adam Müller identifizierten Schomann als Verfasser dieses anonymen Textes, der die erste bekannte Einführung in die Glaubensgrundlagen der Ecclesia minor darstellt. 14 In seinem in Christopher Sands’ Bibliotheca Anti-Trinitariorum abgedruckten Testamentum erwähnt Schomann explizit einen Katechismus, den er für seine Kinder und Enkel verfasst habe. 15 Demnach hat sich laut Robert Wallace Sand geirrt, als er Pauli für die Zusammenstellung der ersten unitarischen Bekenntnisschrift verantwortlich machte. 16 Die Catechesis et confessio fidei ist nach dem Schema Interrogatio/ Responsio dialogisch strukturiert und folgt damit dem klassischen Typus des Frage-AntwortKatechismus; diese Form existierte bereits seit dem Mittelalter und wurde durch die meisten Reformatoren übernommen. 17 Das Buch war offenbar nicht nur als Leitfaden für die Priester gedacht; dem Katechismus ist ein kurzer Text „Oeconomia Christiana, seu Pastoratus Domesticus“ nachgestellt, der den Hausvätern als Anleitung zur Unterweisung der Familienangehörigen dienen sollte. 18 In der Einleitung legt der anonyme Autor dar, dass die Schrift vornehmlich dem Zweck diene, die (polnischen) Anabaptisten gegen die Verleumdungen ihrer Gegner zu verteidigen; er möchte den Leser davon überzeugen, dass die Gemeinde rechtgläubig

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Cracovie. Elle était installée ‚in vallo extra novam portam‘, soit par-delà la Porte Nicolas (Brama Mikołajska) ou Porte de la Boucherie (Rzeźnicza).“ Zu diesem Titel siehe ebd., S. 175 (59). Zu Mosheim siehe Martin Mulsow, Ralph Häfner, Florian Neumann u. Helmut Zedelmaier (Hrsg.): Johann Lorenz Mosheim (1693–1755). Theologie im Spannungsfeld von Philosophie, Philologie und Geschichte. Wiesbaden 1997. Siehe hierzu Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 201 f. u. Rees: Historical introduction, S. lxxii ff. u. S. lxii, Anmerkung §. Schomann: Georgii Schomanni Testamentum [...]. In: Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 196: „Anno 1590, Deus clementissimus nos ab igne tutatus est vicina domo flagrante./ Haec fere fuerunt charissimi filii & filiae, generi & nepotuli, quae vobis breviter & verè delineanda putavi. Unde judicare potestis & de religione, & de paupertate nostra. Quare vos rogo, moneo, & obtestor, per Dominum nostrum Iesum Christum, ut ab hac, in qua ego vixi ecclesia, non tantum non deficiatis, sed in illa etiam supra nos proficiatis, quàm vobis cara vita aeterna est. Ego enim si puriorem illam ecclesiam, meo seculo vidissem, aut audivissem, Sanè me illi adjunxissem. Sed hic, ut scitis, secundum Catechismum nostrum (quem ego vobis privatim ex Sacris Literis primùm collegeram) Deum altissimum Patrem & Iesum Christum hominem, filium Dei unigenitum, Dominum nostrum, in Spiritu & veritate colui [...].“ Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 202: „Sandius, therefore, appears to be mistaken in supposing, that Gregory Pauli was the original compiler of this work.“ Siehe z.B. Christoph Weismann: Die Katechismen des Johannes Brenz. Bd. 1: Die Entstehungs-, Text- und Wirkungsgeschichte. Berlin/ New York 1990, S. 91. Anonym [Schomann?]: Catechesis et confessio fidei, coetus per poloniam congregati, in nomine Iesu Christi, Domini nostri crucifixi & resuscitati. Krakau: Turobinus 1574 [o.P.].

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sei und keine schlechten Absichten habe 19 − die Ecclesia minor verstand sich ja zunächst vor allem als täuferische Bewegung, wie sich etwa am Beispiel Schomanns zeigen lässt: Dieser hatte wie erwähnt starke Sympathien für die Mährischen Brüder; seine Frau ließ sich offenbar 1573 in Krakau (wieder-) taufen, seine Schwiegermutter 1574 in Chmielnik. 20 1577, so schreibt er in seinem Testamantum, hätten er und andere Vertreter der Ecclesia minor ein Kolloquium „de Baptismo“ mit Fausto Sozzini abgehalten; letzterer hätte ihren (anabaptistischen) Ansichten zugestimmt, aber in seinem Fall eine Neutaufe für unnötig gehalten, da er seine religiösen Ansichten nicht von ihnen empfangen hätte. 21 Sozzini trat also nie der Kirche bei, deren Entwicklung er wie kein anderer prägen sollte. Die Inhalte der christlichen Glaubenslehre werden auf den ersten Seiten der Catechesis et confessio fidei auf sechs Hauptpunkte reduziert, welche die Gegenstände der dann folgenden Kapitel darstellen: 1) die Erkenntnis des einen Gottes („Primum & precipuum est cognoscere vnum, solum, verum Deum patrem [...]“) und seines Sohnes Jesus Christus, 2) die Rechtfertigung („Iustificatione nostri“), 3) die Kirchenzucht („Disciplina Ecclesiastica“), 4) das Gebet, 5) die Taufe und 6) das Abendmahl. Im weiteren Verlauf der Ausführungen kommt der Antitrinitarismus und die Heterodoxie der Catechesis et confessio fidei deutlich zum Ausdruck. Der Verfasser wendet sich explizit gegen die Zwei-Naturen-Lehre: Jesus wird als Mensch bezeichnet, der durch das besondere Zutun Gottes seinen ursprünglichen inferioren Zustand überwunden habe; Jesus sei erst durch Gott zu Christus bzw. zum höchsten Propheten, Priester und König gemacht worden: Interrogatio. Quid est Iesus christus, filius Dei? Responsio. Est HOMO, Mediator noster apud Deum, partibus olim per Prophetas promissus, & vltimis tandem temporibus ex Davidis semine natus, quem Deus pater FECIT dominum et & Christum, hoc est perfectissimum Prophetam, sanctissimum Sacerdotem, inuictissimum Regem [...]. 22

Der Hl. Geist wird in der Catechesis et confessio fidei ebenfalls nicht als Person der Trinität begriffen, sondern vielmehr als eine Kraft Gottes, die dieser seinem eingeborenen Sohn mitgeteilt habe, damit die Menschheit an ihr partizipieren könne: „Spiritus sanctus est virtus Dei, cuius plenitudinem dedit Deus pater, filio suo vnigenito, domino nostro, vt nos adoptiui ex plenitudine eius nos acciperemus.“ 23 Ferner werden auch Taufe und Abendmahl nicht im Sinne der protestantischen Orthodoxie abgehandelt. Für die Taufe wird offenbar eine gewisse intellektuelle Reife 19 20 21

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Ebd.: „Praefatio ad Lectorem“ [o.P.]. Schomann: Georgii Schomanni Testamentum [...]. In: Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 195. Ebd., S. 195 f.: „Anno 1577, Colloquium cum Domino Fausto Socino de Baptismo habuimus: quem in nobis probabat, in se hoc minus necessarium dicebat, quia non à nobis religionem didicisset.“ Anonym [Schomann?]: Catechesis et confessio fidei: „De nomine cristo Iesu, Filio Dei“ [o.P.]. Ebd.: „De spiritu sancto“ [o.P.].

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vorausgesetzt, nämlich der mit Reue einhergehende Glauben an die Inhalte des Evangeliums; zudem fordert der Text nach dem Vorbild anabaptistischer Praktiken die Immersion des Täuflings. Von Kindstaufe ist hier also definitiv nicht die Rede: „Baptismus, est hominis Euangelio credētis & poenitentiam agentis in nomine patris & filij & spiritus sancti, vel in nomine Iesu christi, in aquam immersio & emersio [...].“ 24 Das Abendmahl hat in der Catechesis et confessio fidei (ähnlich wie bei den Zwinglianern) lediglich den Status einer Erinnerungsfeier: „Interrogatio. Quid est Coena domini? Responsio. Est actio sacra, ab ipso christo domino instituta, [...], ad deuotam recordationem, corporis Christi domini, pro nobis in mortem traditi, & sanguinis eius effusi, in remissionem peccatorum nostrorum [...].“ 25 Die Theologie des Sozinianismus und des Rakówer Katechismus war in einigen Punkten hier schon en gros vorgezeichnet. Eine Refutatio der Catechesis et confessio fidei wurde durch den evangelischen Theologen Zacharias Ursinus (1534–1584) verfasst. 26 Es gab aber noch eine Reihe weiterer Versuche, der Sache nach auch innovative Elemente zu entwickeln.

2. Weitere Vorläufer des Rakówer Katechismus: Fausto Sozzini und Petrus Statorius jun. Weitere Vorläufer des Rakówer Katechismus stammen aus der Feder Fausto Sozzinis: Gemeint sind die Christianae religionis brevissima institutio, Per Interrogationes & responsiones, quam Catechismum vulgo vocant und das Fragmentum catechismi prioris Fausti Socini Senensis qui periit in Cracoviensi rerum ipsius direptione. Diese beiden Schriftstücke stellen unfertige lateinische Textfragmente dar; sie wurden bereits 1618 in Raków publiziert 27 und sind zudem in der zweibändigen SozziniWerkausgabe der Bibliotheca Fratrum Polonorum (1668) enthalten. 28 Wie aus einem Brief an Valentin Radecius vom 23. November 1603 hervorgeht, verfolgte der bereits kränkelnde Sozzini noch wenige Monate vor seinem Tod am 3. März 1604 die Absicht, eine Bekenntnisschrift für die Ecclesia minor fertig zu stellen. 29 Dabei sollte ihn Petrus Statorius (jun.) unterstützen, der trotz der erheblichen Altersdifferenz ein enger Freund Sozzinis war: 30 Geboren wurde Statorius um 1565; sein gleichnamiger Vater, der ursprünglich aus Thionville (Lorraine) stammte, hatte bei Théodore 24 25

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Ebd.: „De Baptismo“ [o.P.]. Ebd.: „De coena domini“ [o.P.]. Ein ausführlicher Inhaltsüberblick findet sich auch bei Rees, der wiederum eine Zusammenfassung der Catechesis et confessio fidei von Mosheim übernommen hat; siehe Rees: Historical introduction, S. lxxii, Anmerkung §. Siehe hierzu Bock: Historia Antitrinitariorum. Tom. 1, pars 2, S. 827. Siehe hierzu Kawecka-Gryczowa: Les Imprimeurs des Antitrinitaires, S. 297 [255]. Fausto Sozzini: Opera Omnia in duos tomos distincta. Vol. 1. Irenopoli: [s.n.]. Post annum Domini 1656 [= 1668], S. 651–689. Diese Ausgabe der Opera Omnia Sozzinis existiert als Reprint: Fausto Sozzini: Opera Omnia in duos tomos distinta. Hrsg. v. Emanuela Scribano. Siena 2004. Der Text findet sich in: Sozzini: Opera Omnia. Vol. 1, S. 432. Zu Petrus Statorius jun. siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 408–412.

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de Bèze studiert und wurde laut diesem in Genf durch Biandrata ‚verdorben‘. 31 Nach seiner Eheschließung mit der Tochter Paulis war Statorius jun. eine gewisse Zeit als Pastor in Luclavice tätig, um sich dann nach Raków zu begeben, wo er bald sehr populär wurde und mit Sozzini Bekanntschaft machte. Statorius ereilte 1605 mit vierzig Jahren der Tod. 32 Die beiden oben genannten Textfragmente sollten vermutlich bei der gemeinsamen Erstellung des ersten sozinianischen Katechismus der Ecclesia minor als Grundlage dienen. Sozzinis Projekt wurde jedoch nie abgeschlossen. Wie die Catechesis et confessio fidei folgen auch die Christianae religionis brevissima institutio und das Fragmentum catechismi dem Typus des Frage-AntwortKatechismus. Im Hinblick auf Inhalt und Aufbau weichen die Texte jedoch stark voneinander ab; die Texte Sozzinis sind zudem sowohl sprachlich als auch theologisch auf einer wesentlich anspruchsvolleren Ebene anzusiedeln und wenden sich offenbar weniger an das Gros der Gemeindemitglieder, als an ein wissenschaftlich gebildetes Publikum. Die Rollenverteilung der Unterredungen deutet dies bereits an: Anders als etwa der Genfer Catéchisme Calvins (1537), der Gespräche zwischen einem ministre und einem enfant enthält, tauschen sich bei Sozzini ein magister und ein discipulus aus. Außerdem ist das zweite Kapitel des Fragmentum catechismi durch seine Überschrift zugleich auch als Tageswechsel markiert: „Secundi diei Dialogus. Caput II.“ 33 Der stark durch den italienischen Humanismus geprägte Sozzini steht hier eher in der Tradition des philosophischen Lehrgesprächs als dass er an die der Bekenntnisschrift anknüpft. 34 Dementsprechend fallen die mit zahlreichen Schriftzitaten versehenen Fragen und Antworten seiner Protagonisten wesentlich umfangreicher und komplexer aus als die einfachen und prägnanten Sätze des Catéchisme und der Catechesis et confessio fidei. Es sei hier kurz auf einige inhaltliche Elemente der beiden Fragmente eingegangen. Das erste der fünfzehn Kapitel der Christianae religionis brevissima institutio („De Religione Christiana in genere“) thematisiert das Wesen der christlichen Religion im Allgemeinen. 35 Diese ist nach Sozzini lediglich der durch Gott geoffenbarte Weg zum ewigen Leben und der Unsterblichkeit. Von Natur aus sei der ursprünglich aus Erde geformte Mensch ein sterbliches Wesen, dem überdies durch die Sünde der ewige Tod zuteil geworden sei. Diesen seinen Zustand könne er aber durch die Befolgung der Vorschriften Gottes überwinden: Durch Christus habe Gott den Menschen über seinen Wil-

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Zu Petrus Statorius sen. siehe ebd., S. 203–207. Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 93: „Obiit a. 1605, vix quadragenarius.“ Fausto Sozzini: Fragmentum catechismi prioris Fausti Socini Senensis qui periit in Cracoviensi rerum ipsius direptione. In: Ders.: Opera Omnia. Vol. 1 [= BFP, Vol. 1], S. 677–689; hier S. 680. Die einzelnen Bücher der Tusculanae disputationes Ciceros sind beispielsweise ebenfalls als Tageswechsel ausgewiesen; siehe etwa ebd. I, 4, 8 („[…] itaque dierum quinque scholas, ut Graeci appellant, in totidem libros contuli.“). Fausto Sozzini: Christianae religionis brevissima institutio. In: ders.: Opera Omnia. Vol. 1, S. 651– 676.

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len und die einzuhaltenden Handlungsweisen aufgeklärt. 36 Wie die alttestamentarische Religion hat auch das Christentum gesetzlichen Charakter; beide unterscheiden sich dadurch, dass Christus den Menschen vollkommenere Gebote und Verheißungen gegeben hat, wie im Fragmentum catechismi erklärt wird. 37 Die heilsnotwendigen Glaubenswahrheiten reduzieren sich für Sozzini im Grunde auf wenige handlungspraktische Inhalte; im Fragmentum catechismi heißt es demgemäß: „Jesus Christus ipse paucis verbis nos docuit, quaenam sit ista via & ratio [...].“ 38 Jan Rohls spricht daher zurecht von einer „radikalen Ethisierung des Christentums“: 39 Nach der sozinianischen Glaubenslehre ist der von Natur sterbliche Mensch auch als Sünder noch durch den freien Willen gekennzeichnet. Nur so kann er den durch Christus als gottgesandten Propheten gewiesenen Weg beschreiten, der im freien Glaubensgehorsam gegenüber dem geoffenbarten Gottesgesetz besteht und dessen Lohn die Überwindung der natürlichen Sterblichkeit des Menschen darstellt: Die Nachfolge Christi wird also „rein gesetzlich“ als Einhaltung geoffenbarter positiver Normen begriffen. 40 Wie später gezeigt wird, finden sich diese Ansichten sowohl im Rakówer Katechismus als auch im sognenannten Soner-Katechismus exakt wieder. Wie aus dem fünften Abschnitt der Christianae religionis brevissima institutio („De natura Christi“) 41 hervorgeht, besteht auch gemäß Sozzini in der Person Christi keine Zweiheit der Naturen: Seiner Wesenheit nach sei Christus ein Mensch; von daher sei er zunächst leidensfähig und sterblich gewesen. Erst nach seiner Himmelfahrt habe ihn 36

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Ebd., S. 651: „Interrogans discipulus./ Quid est Christiana Religio?/ Respondens magister./ Est via divinitus proposita & patefacta perveniendi ad immortalitatem, seu aeternam vitam./ Interrog./ Numquid naturaliter & per se non habet homo quidquam commune cum immortalitate?/ Respon./ Non habet./ Interrog./ Cur vero?/ Respon./ Quia & de terra ab initio formatus Gen. 9. 5, ob idque mortalis creatus est I Cor. 15. 47, & propter violatum à se praeceptum, quod ipsi dederat Deus Gen. 2. 17, & 3. 17 & c, ex ipsius Dei decreto, quod in ipso praecepto dando expressum fuerat, necessariæ perpetuæque morti obnoxius est factus./ Interrog./ Jam vero ista ad vitam aeternam via quibus continetur?/ Respon./ Ut summatim dicam, unius Dei qui illam nobis proposuit, & Jesu Christi per quem eam proposuit, cognitione, sic enim ipse Jesus Christus affirmasse legitur, Joh. 17. 3./ Interrog./ Qualem cognitionem istam intelligis ?/ Respon./ Intelligo potissimum Dei per Christum erga nos voluntatis notitiam, & ad eam, cogitationum, morum, actionumque nostrarum confirmationem./ Interrog./ Quid? An non necesse est ad cognitionem istam, novisse præterea, quae nam sit Dei Christique natura sive essentia? Respon./ Istiumodi notitia eatenus tantum est necessaria, quatenus sine ipsa, nec Dei per Christum erga nos voluntatem nosse, nec nos ad eam conformare possimus.“ Sozzini: Fragmentum catechismi. In: Ders.: Opera Omnia. Vol. 1, S. 677: „Neque enim fides in Christum quidquam novi attulit, quod attinet ad ipsum rei genus, sed novas tantum quasdam qualitates ei addidit, quatenus Christus, ut ante ostendi, perfectiora & praestantiora tum praecepta, tum promissa Dei nomine nobis proposuit.“ Fausto Sozzini: Fragmentum catechismi. In: Ders.: Opera Omnia. Vol. 1, S. 680. Jan Rohls: Geschichte der Ethik. Tübingen 21999, S. 291. Vgl. ebd. Sozzini: Christianae religionis brevissima institutio. In: Ders.: Opera Omnia. Vol. 1, S. 653–655.

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Gott unsterblich gemacht. 42 Christus sei der ‚eingeborene Sohn Gottes‘ insofern seine „filiatio“ eine göttliche gewesen sei; er sei kraft des Hl. Geistes und ohne das Zutun eines Mannes im Leibe einer Jungfrau gezeugt und gebildet worden. Die Benennung „eingeborener Sohn“ dürfe proprie loquendo nicht auf die „essentia“ Christi bezogen werden, andernfalls würde sich die menschliche Natur Christi von der Natur der übrigen Menschen unterscheiden. 43 Wie bereits durch Otto Fock dargelegt wurde, konzentriert sich die gesamte sozinianische Christologie in dem Satz „Christus ist Mensch“. 44 Sozzini möchte seine Lehren daher unbedingt von denen des Arius unterschieden wissen; der „Refutatio sententiae Arianorom de Christi essentia“ ist ein umfangreiches Kapitel der Christianae religionis brevissima institutio gewidmet: 45 Der Arianismus spricht zwar Christus ab, aus dem Wesen Gottes hervorgegangen zu sein; er gibt aber eine unvollkommene Gottheit Christi zu, indem er postuliert, der Logos sei das erste und höchste Geschöpf Gottes, welches dieser vor der Weltzeit aus dem Nichts erschaffen und „per adoptionem“ zu seinem Sohn gemacht habe. 46 Nach den Voraussetzungen des Sozinianismus musste Christus aber wahrhaft und wesenhaft Mensch sein, denn das Endziel der christlichen Religion ist die Unsterblichkeit. Vermittelt wird diese durch die Auferstehung Christi: Wenn nun, wie Sozzini zur Widerlegung der Arianer ausführt, Christus seiner Natur nach von den anderen Menschen essentiell verschieden wäre, so hätte er einen wesentlichen Vorzug vor ihnen und seine Auferstehung hörte auf, für die unsere eine Garantie zu bieten. Es wäre vielmehr möglich, dass er auferstanden wäre, ohne dass man daraus einen Schluss auf die Auferstehung der anderen Menschen, aucht nicht der Gläubigen, ziehen könnte. 47 42

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Siehe ebd., S. 654: „De Christi essentia ita statuo illum esse hominem Rom. 5. 15, in virginis utero & sic sine viri ope, divini spiritus conceptum ac formatum Matth. 1. 20, 23, Luc. 1. 35. indeque genitum, primum quidem patibilem ac mortalem 2 Cor. 13. 4, donec scilicet munus sibi à Deo demandatum hic in terris obivit; deinde vero postquam in cœlum ascendit, impatabilem & immortalem factum Rom. 6. 9.“ Siehe ebd.: „Divina ista Christi filiatio, eatenus tantum ad ejus naturam aliquo modo referri potest, quatenus id respicit, quod Christi divini Spiritus vi, sine viri ope in virginis utero conceptus & formatus fuit. [...] Quanquam praeterea istud ipsum, quod Christus ea ratione, qua dixi, conceptus ac formatus fuerit, & proprii atque unigeniti filii Dei appellatione continetur, proprie loquendo, ad ipsius Christi essentiam referri non debet; alioqui sequeretur, quia alii homines longe diversa ratione concepti ac formati sunt, diversam quoque ipsorum, & Christi hominis naturam esse, & aliam esse humanam Christi naturam, aliam nostram.“ Siehe Fock: Der Socinianismus. Teil 2, S. 510 f. Sozzini: Christianae religionis brevissima institutio. In: Ders.: Opera Omnia. Vol. 1, S. 656–663. Siehe hierzu etwa Henry M. Gwatkin: Studies of Arianism: chiefly referring to the character and chronology of the reaction which followed the Council of Nicæa. Cambridge 21900. Sozzini: Christianae religionis brevissima institutio. In: Ders.: Opera Omnia. Vol. 1, S. 657 (Kap. 7: „Refutatio sententiæ Arianorum de Christi essentia“): „Nam si Christus ad naturam suam attinet, aliquid haberet, quod caeteri homines non habent, idque plane essentiale & humana ipsa natura excellentius, nihil impediret, quominus ipse à mortuis resurgere potuerit, etiamsi nullus ex

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Die traditionelle Ansicht, Christus sei Gottes eingeborener Sohn, weil er aus der Substanz Gottes hervorgebracht wurde, hält Sozzini schlicht für eine rein menschliche Erfindung. Für eine derartige Auffassung gäbe es in der Hl. Schrift keinerlei Belege; zudem würde sie der gesunden Vernunft („sana ratio“) widersprechen: Gott würde aus seiner (unvergänglichen) Substanz kein sterbliches Wesen hervorbringen; die „essentia Dei“ sei zudem absolut unteilbar. 48 Dass sich Sozzini in diesem Kontext auf die gesunde Menschenvernunft beruft, ist bedeutsam: Der Sozinianismus zeichnet sich durch einen starken Rationalismus aus. Während man sich im Katholizismus auf die Autorität der Kirche und im Protestantismus auf die Erleuchtung durch den Hl. Geist beruft, ist den Sozinianern allein die Vernunft das höchste Kriterium in Bezug auf Religionswahrheiten. 49 Die sana ratio hat die Funktion darüber zu befinden, „inwiefern eine auf den Glauben oder auf das Leben sich beziehende Bestimmung der göttlichen Offenbarung und dem Begriff des Christlichen wirklich angemessen sei oder nicht.“ 50 Der Inhalt der Offenbarung kann zwar über die Vernunft hinausgehen, er kann aber nicht der Vernunft entgegengesetzt (contra rationem) sein. Demgemäß sind die in der Hl. Schrift verbürgten Wunder vielleicht supra naturam und übersteigen den ordentlichen Lauf der Natur, sie widersprechen jedoch nicht der Vernunft, so dass sie ihre allgemeingültigen Begriffe entkräften würden: 51 Die Jungfernzeugung zum Beispiel, die Sozzini ja selbst ins Feld führt, um die Gottessohnschaft Christi zu erklären, stößt nach dem Verständnis der Sozinianer die Vernunft nicht um und ist möglich; unmöglich ist aber, dass die Frucht bei verschlossenem Uterus hervorgegangen ist, wie die Lehre der immerwährenden Jungfräulichkeit Marias vorgibt. 52 Als contra rationem betrachtet der Sozinianismus insbesondere diejenigen Hauptdogmen der katholischen Kirche und der protestantischen Konfessionen, „in denen er seinen Gegensatz gegen dieselben vorzüglich manifestierte“; hierzu zählen die Lehren von der Dreieinigkeit und von der Gottheit Christi sowie alle Bestimmungen der Orthodoxie, die damit in enger Verbindung stehen, wie die Satisfaktion, die Transsubstantion und die Ubiquität. 53 Ein besonders prägnantes Exposé des sozinianischen Rati-

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reliquis hominibus posset, nedum fideles ejus omnes, de quorum à mortuis ressurectione eo in loco agitur.“ Siehe hierzu auch Fock: Der Socinianismus. Teil 2, S. 511. Sozzini: Christianae religionis brevissima institutio. In: Ders.: Opera Omnia. Vol. 1, S. 655: „Censeo, istud merum esse humanum commentum, id est, nec Sacris Literis ullo pacto consentaneum, quae istius ex ipsius Dei substantia generationis nullam prorsus mentionem faciunt, & ipsi sanae rationi penitus repugnans, quae nullo modo patitur, ut Deus animalium corruptibilium more ex sua ipsius substantia generet, utve unica illa numero Dei essentia vel dividatur, vel multiplicetur, vel unica numero & intgra manens, pluribus fiat communis.“ Zum Verhältnis von Vernunft und Offenbarung im Sozinianismus siehe Fock: Der Socinianismus. Teil 2, S. 374 ff.; hier insb. S. 378 f. Ebd., S. 378. Ebd., S. 384. Ebd., S. 385. Ebd., S. 387.

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onalismus findet sich in Andreas Wiszowatys (1608–1678) Abhandlung Religio rationalis Seu de rationis judicio in controversiis etiam theologicis ac religiosis adhibendo tractatus. 54 Die sogenannte „zweite Generation der sozinianischen Theologen“ 55, der auch Wiszowaty angehörte, ging sogar so weit, die Möglichkeit einer „religio naturalis“ zu postulieren; die menschliche Vernunft wurde gleichsam zur „Quelle“ der Gotteserkenntnis erklärt, wodurch die Offenbarung ihr Vorrecht verlor, die einzig wahre norma fidei zu sein. In dieser Hinsicht haben die Sozinianer wichtige Impulse für die Trennung von Vernunft und Offenbarung im Denken der westeuropäischen Aufklärung (vornehmlich im Deismus) geliefert. 56 Wir kommen zur Genese und Rezeption des eigentlichen Rakówer Katechismus.

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Andreas Wissowatius: Religio rationalis. Editio trilinguis. Hrsg. v. Zbigniew Ogonowski (u.a.). Wolfenbüttel 1982 (= Wolfenbütteler Forschungen; 20). Zur Unterscheidung der „älteren“ und „jüngeren“ Generation der sozinianischen Denker siehe etwa Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 195 ff. Siehe hierzu z.B. Zbigniew Ogonowski: Der Sozinianismus und die Aufklärung. In: Reformation und Frühaufklärung in Polen. Studien über den Sozinianismus und seinen Einfluß auf das westeuropäische Denken im 17. Jahrhundert. Hrsg. v. Paul Wrzecionko. Göttingen 1977, S. 78– 156.

III. Der Rakówer Katechismus 1. Polen und Wittenberg Nach dem Tod Sozzinis wurden drei prominente Theologen – Valentin Schmalz, Hieronymus Moscorovius und Johannes Völkel – durch die Ecclesia minor damit beauftragt, eine Bekenntnisschrift zu verfassen. Schmalz wurde 1572 als Sohn eines angesehnen Bürgers in Gotha geboren. 1 Nachdem er sich bereits in jungen Jahren für theologische Fragestellungen interessiert hatte, ging er im Jahr 1589 zum Studium nach Leipzig. Es folgten Aufenthalte in Wittenberg, Jena und Straßburg. In Straßburg machte er mit Andreas Voidovius (Woidowski) (ca. 1550–ca. 1622), 2 der ihm bereits in Wittenberg begegnet war, nähere Bekanntschaft. Voidovius, der als unitarischer Pastor in Lublin und Raków tätig war und in engem Kontakt zu Fausto Sozzini stand, war ein gut organisierter Missionar, der bei seinen Auslandsreisen vor allem junge Studenten für seinen Glauben anzuwerben versuchte. 3 Um Schmalz für seine theologischen Ansichten zu gewinnen, gab Voidovius ihm die Dialoge des Bernardino Ochino zu lesen: Die Dialogi XXX waren im Jahr 1563 bei Perna in Basel erschienen und hatten die Doktoren der helvetischen Kirchen schockiert; Ochino wurde vor allem vorgeworfen, ein Befürworter der Polygamie und des Antitrinitarismus zu sein; in der Tat hatte er die Lehren Matteo Gribaldis und Giovanni Valentino Gentilis aufgegriffen. 4 Die Lektüren hatten offenbar ihre Wirkung nicht verfehlt, denn Schmalz fasste den Entschluss, Voidovius und dessen Schützling Zachariah Krokier 5 auf ihrer Rückfahrt nach Polen zu begleiten. Ihn ereilte aber eine Krankheit und er reiste erst 1592 nach Smigel, wo er Leiter der dortigen Schule wurde; nach Martin

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Zu Schmalz siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 454–486. Zu Voidovius siehe ebd. Bd. 2, S. 402–407. In Krakau ist er aus diesem Grund durch die Schüler des Jesuitenkollegs körperlich misshandelt und in einen Fluss geworfen worden. Siehe ebd., S. 404 f. Siehe hierzu z.B. Williams: The Radical Reformation, S. 538 ff. Zachariah Krokier war wahrscheinlich mit Paul Krokier verwandt, der von 1613 bis 1616 am Rakówer Gymnasium als Direktor fungierte. Siehe hierzu Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 403.

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Adelt war er „der erste arianische Rector in Schmiegel“. 6 Ab 1598 war Schmalz vermutlich als Geistlicher in Lublin tätig, 7 um dann 1605 mit seiner Familie nach Raków überzusiedeln. Im Rahmen seines geistlichen Amtes unternahm er Inspektionsreisen zu anderen Gemeinden; zudem leitete er Streitgespräche mit den Opponenten und versuchte die Union mit den Mennoniten und den Reformierten in die Wege zu leiten. 8 Als Johannes Vogel und Joachim Peuschel als Rädelsführer der Altdorfer ‚Kryptosozinianer‘ ausgemacht und zur öffentlichen Widerlegung der sozinianischen Lehren genötigt wurden, reagierte Schmalz mit einer entsprechenden Gegenschrift auf die Argumente der beiden Studenten; der Text ist bei Zeltner abgedruckt. 9 Vogel war mit Schmalz persönlich bekannt, denn er hatte ihn im Jahr 1614 zusammen mit Martin Ruarus und Matthias Rhaw (Rau), die ebenfalls zentrale Protagonisten in der Geschichte des Altdorfer Antitrinitarismus waren, in Raków besucht. 10 Im Jahre 1622 starb Schmalz in Raków; 11 er hinterließ ein Œuvre von über fünfzig Titeln, 12 welches zahlreiche kontroverstheologische und exegetische Schriften, aber auch für den kirchlichen Alltag bestimmte Werke umfasst, wie ein Psalmenbuch und die deutsche Fassung des Rakówer Katechismus, auf die wir gleich zu sprechen kommen werden. Hieronymus Moscorovius (Moskorzowski) war ein polnischer Ritter illustrer Herkunft, der ungefähr im Jahre 1595 der Ecclesia minor beitrat. 13 Zu dieser hatte er aber bereits engste Beziehungen: Moscorovius ehelichte im Oktober des Jahres 1593 Andreas Dudiths (1533–1589) Tochter Regina. Dudith, der als Sohn einer venezianischen Adligen in Ungarn geboren wurde und zunächst als katholischer Geistlicher wirkte, war nicht nur ein bedeutender Gelehrter, ein europaweit bekannter Vertreter des Humanismus, wie sein umfangreicher Briefwechsel dokumentiert, 14 sondern auch eine Zentralfigur des Antitrinitarismus. Im Jahr 1565 reiste Dudith als Gesandter von Kaiser Maximilian an den Hof von König Sigismund Augustus nach Polen, wo ihn Glaubenszweifel überkamen. Ende 1579 begann er sich mit Fausto Sozzini über verschiedene theologische Probleme auszutauschen und entwickelte starke Affinitäten zur Glaubenslehre der 6

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Martin Adelt: Historia de arianismo olim Smiglam infestante. Oder historische Nachricht von des ehemaligen Schmiegelschen Arianismi Anfang und Ende. Nebst einer Kirchen=Historie bis auf gegenwärtige Zeit der Stadt Schmiegel in Gros=Pohlen. Danzig: George Marcus Knoch 1741, S. 46. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 457 f. Ebd., S. 460 ff. Zeltner: Historia Crypto-Socinismi, S. 938 ff. Siehe ebd., S. 391 u. Janusz Tazbir: Art. Ruarus. In: Biographisches Lexikon für SchleswigHolstein und Lübeck. Hrsg. v. d. Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek. Bd. 9. Neumünster 1991, S. 319–325. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 465. Siehe ebd., S. 466–478. Zu Moscorovius siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 487–493. Andreas Dudithius: Epistulae. Hrsg. v. Lech Szczucki u. Tibor Szepessy. Budapest 1992 ff.

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Ecclesia minor: 15 In einer unverhohlen unitarisch orientierten Confessio Christiana hat Dudith das Symbolum Athanasii als unchristlich verworfen und als apokryphe, durch einen byzantinischen Mönch verfasste Schrift entlarvt. 16 Sehr deutlich offenbart Dudith seine theologischen Ansichten auch in einem an den polnischen Ritter Johannes Lasicius (Jan Łasicki) gerichteten Brief über die Trinität vom 9. Juni (oder Juli) 1571, der aufgrund einer Indiskretion rapide einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. 17 Moscorovius stand aber nicht nur Dudith sehr nahe; er war überdies der Schwiegervater des Zbigneus Sienieński, 18 der Sohn des Toparchen von Raków, Jakob Sienieński. 19 Er trat damit als ein erstrangiges Mitglied der Ecclesia minor auf, als deren politischer Protektor er in seiner Eigenschaft als Adliger und Abgeordneter des Ritterstandes auf dem Reichstag fungierte. 20 In dem Städtchen Czarkow entstand unter seinem Patronat eine sozinianischen Gemeinde. Ferner hatte er einen hervorragenden Ruf als Gelehrter. Sozzini, der nach Fock mit ihm „aufs Innigste“ befreundet war, 21 empfahl ihn seinem Umkreis als Mediziner; sogar in der Chemie soll er einige Sachkenntnisse erworben haben, bevor er sich nach seiner Konversion vor allem auf die Theologie konzentrierte. 22 Zu seinen besonderen Leistungen auf diesem Gebiet zählt die Beteiligung an einer polnischen Übersetzung des Neuen Testaments 23 sowie eine lateinische Fassung des Rakówer Katechismus, an dessen Erstellung er neben Schmalz und Völkel maßgeblich beteiligt war. 24 Nach Sand starb Moscorovius am 19. Juli 1625. 25 Der dritte Protagonist, Johannes Völkel (Volkelius), war wie Schmalz gebürtiger Deutscher; er stammte aus Grimma in Sachsen. 26 Über die Zeit bevor er sich dem Sozinianismus zuwandte, liegen bislang nur spärliche Informationen vor: Bekannt ist, dass er um 1578 in Wittenberg Theologie studierte. In den Synodalakten der Ecclesia minor wird er daher auch als „Magister Wittenbergensis“ bezeichnet; dass Völkel an der Leucorea zum Magister promoviert wurde, lässt sich jedoch nicht mit Sicherheit belegen. 27 Völkel stand in enger Verbindung mit dem Antitrinitarier-Kreis um Ernst Soner; sein Deckname unter den Altdorfer Sozinianern war „Popilium“ oder „Populaeum“, wie der 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27

Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 286–305. Pierre Costil: André Dudith, humaniste Hongrois (1533–1589). Sa vie, son œuvre et ses manuscrits grecs. Paris 1935, S. 143. Ebd., S. 141 f. Der Text findet sich in Andreas Dudithius: Epistulae. Pars II: 1568–1573. Hrsg. v. Lech Szczucki u. Tibor Szepessy. Budapest 1995, S. 255 ff. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 487. Ebd., Bd. 3, S. 39. Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 193. Ebd. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 488. Siehe Kawecka-Gryczowa: Les Imprimeurs des Antitrinitaires Polonais, S. 196 (85). Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 489 u. 491. Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum [...], S. 105. Zu Völkel siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 428–434. Siehe ebd., S. 429.

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Theologe Gustav Georg Zeltner in seiner umfassenden Historia Crypto-Socinismi Altorfinae quondam Academiae infesti Arcana (1729) berichtet. 28 Es ist auch nicht bekannt, was ihn dazu bewogen haben mag, sich den polnischen Antitrinitariern anzuschließen. Aus den Akten der Synode von Chmielnik im Jahre 1585 geht lediglich hervor, dass Völkel durch Wiedertaufe in die unitarische Gemeinde aufgenommen wurde. Durch dieselbe Synode wurde er auch zum magister an einer Schule in Wengrow berufen. Nachdem Völkel einige Jahre sein Lehramt versah, war er in verschiedenen Gemeinden in Litauen und Polen tätig. 29 Obschon ihm vor allem die Kirche von Smigel, wo er ab 1611/12 wirkte, größte Achtung entgegenbrachte, wurde Völkel der Insubordination bezichtigt und zeitweilig seiner Funktionen enthoben. Worin sein Vergehen bestand, lässt sich nicht genau rekonstruieren; nachdem Völkel eine Gehorsamsbekundung abgelegt hatte, wurde er 1614 wieder als Pastor in den Dienst aufgenommen. 30 Völkel war zudem über längere Zeit als Schreibgehilfe bei Sozzini beschäftigt; er war daher sehr gut mit dem Denken des geistigen Führers der Ecclesia minor vertraut, wie sein Hauptwerk De vera religione zeigt, das gleichsam ein Kompendium zur Lehre Sozzinis darstellt. 31 Sein Beitrag zur Erstellung des Rakówer Katechismus war offenbar eher gering; auf Völkel sind nach Wallace lediglich einige Ergänzungen und Anmerkungen zurückzuführen. 32 Er verstarb 1618 in Smigel. 33 Die erste Fassung der Schmalz, Moscorovius und Völkel aufgetragenen Bekenntnisschrift ist in polnischer Sprache verfasst und wurde 1605 in Raków nebst einem deutsch-polnischen Kinderkatechismus (dem sogenannten ‚kleinen Rakówer Katechismus‘) 34 bei Sternacki gedruckt; diese Ausgabe ist die Urfassung und editio princeps des sogenannten Rakówer Katechismus, der nach seinem Entstehungsort benannt ist. Sein Originaltitel lautet Katechizm zboru tych ludzi, ktorzy wyznawają [...]; 35 wie bereits durch Thomas Rees konstatiert wurde, existieren von diesem Buch nur wenige Exemplare. 36 Offenbar ist der Text noch unter Mitwirkung des 1605 verstorbenen Statorius entstanden, wie aus einem in Friedrich Samuel Bocks Historia Anti-trinitariorum zitier28 29 30 31 32 33 34

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Zeltner: Historia Crypto-Socinismi, S. 361. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 429 f. Ebd., S. 430. Johann Völkel: De vera religione libri quinque: quibus praefixus est Iohannis Crellii Franci Liber de Deo & ejus attributis, ita ut unum cum illis opus constituat. Raków: Sternacki 1630. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 430. Ebd. Der kleine katechismus zur übung der kinder in dem Christlichen Gottesdienst zu Rakow. Zu Rakaw bey Sebastian Sternatzki 1605. Die ‚Catechesis Racoviensis minor‘ wurde mehrmals reediert. Siehe hierzu Kawecka-Gryczowa: Les Imprimeurs des Antitrinitaires Polonais, S. 205 (93–97). Zur polnischen Erstausgabe des Rakówer Katechismus siehe Kawecka-Gryczowa: Les Imprimeurs des Antitrinitaires Polonais, S. 198. (88). Der Text wurde 1619 reediert; siehe ebd., S. 203 (92). Rees: Historical introduction, S. lxxviii, Anmerkung ‡.

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ten Auszug aus dem Tagebuch des Valentin Schmalz hervorgeht: „25. Aprilis [1605]“, so schreibt Schmalz, „coepimus Catechesin componere, ego, Statorius, Moscorovius et Volkelius [...].“ 37 Drei Jahre nach der Veröffentlichung der Schrift hatte Schmalz bereits die erste deutschsprachige Übersetzung des Rakówer Katechismus angefertigt; sie wurde 1608 ebenfalls in der Offizin Sternackis gedruckt und trägt den Titel Catechismus, Der Gemeine derer Leute/ die da im Knigreich Poln/ vnd im Grosfrstenthumb Littawen/ vnd in andern Herschaften zu der Kron Poln gehrig/ affirmiren vnd bekennen/ das niemand anders/ den nur allein der Vatter vnsers Herrn Iesu Christi/ der einige Gott Israel sey; vnd das der mensch Iesus von Nazareth/ der von der Iungfrawen geboren ist/ vnd kein ander ausser oder vor ihm/ der eingeborne Sohn Gottes sey Aus der Polnischen sprach verdeutschet. 38 Für den geschulten Blick eines Theologen des 17. Jahrhunderts ging vermutlich hieraus bereits hervor, dass es sich um eine unitarische Bekenntnisschrift handeln muss: Betont wird in der Titelei die menschliche Natur Jesu von Nazareth. Und provokanterweise dedizierte Schmalz das Werk seiner ehemaligen Alma mater, der Universität Wittenberg, die bekanntermaßen zugleich die Hochburg der lutherischen Orthodoxie war: Er, Schmalz, hätte es „fr billich geachtet“, dass die H. warheit des Evangelii/ wie sie ihren anfang in dieser Hochlblichen Vniuersitet/ durch den frtreflichen Man D. Luther genommen/ vnd von dannen in die gantze Christenheit ausgegangen; also auch mit wucher vnd mit grsser volkommenheit sich wieder zu ihr kehre/ vnd ihr zu betrachten frgelegt werde. 39

Schmalz’ gewagte Handlung könnte eine Ursache dafür sein, dass gerade die Wittenberger Theologen mit besonderer Vehemenz gegen die Lehren und Anhänger der Ecclesia minor vorgingen: Ab 1609 verfasste der Theologe und militante Verteidiger der Confessio Augustana Wolfgang Franz (1564–1628) zahlreiche Schriften antisozinianischen Inhalts, die auch stellenweise direkt gegen Schmalz gerichtet waren. 40 Seine Schola sacrificiorum patriarchalium sacra soll nach Johann Georg Schelhorn „ein rechter Dorn“ in den Augen der Sozinianer gewesen sein. 41 An der Leucorea wirkte zeitweise auch Albert Grauer (oder Grawer; 1575–1617), der zunächst vor allem hart

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Bock: Historia Antitrinitariorum. Tom. 1, pars 2, S. 847. Zu dieser Ausgabe siehe Kawecka-Gryczowa: Les Imprimeurs des Antitrinitaires Polonais, S. 199 (89). Der Text wurde 1612 reediert; siehe ebd., S. 202 f. (91). Valentin Schmalz: Vorrede an die Hochlbliche Universitet zu Wittemberg. In: Catechismus, Der Gemeine derer Leute [...]. Rackaw [S.n.] 1608, * 3. Siehe hierzu etwa Johann Georg Schelhorn: Ergötzlichkeiten aus der Kirchenhistorie und Literatur, in welchen Nachrichten von seltenen Büchern, wichtige Urkunden, merkwürdige Briefe, und verschiedene Anmerkungen enthalten sind. Bd. 1. Ulm/ Leipzig: Bartholomäus 1762, S. 733 f. Ebd., S. 734. Wolfgang Franz: Schola sacrificiorum Patriarchalium Sacra, hoc est assertio solidissima satisfactionis à Domino nostro Jesu Christo [...]. Wittenberg: Johann Gormannus 1616.

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gegen den Calvinismus polemisierte, 42 sich dann aber desgleichen verschärft gegen die „Photinianer“ wandte. 43 Die Lehren des Rakówer Katechismus hat Grauer in einer 1613 in Jena erschienen Schrift angegriffen. 44 Während er in Jena als Theologieprofessor tätig war, verursachte er 1615 die Verfolgung der Altdorfer Kryptosozinianer: 45 Die Soner-Schüler Johannes Vogel und Joachim Peuschel betrieben in Jena und Wittenberg Proselytenmacherei; sie wurden durch Grauer an die Obrigkeit denunziert und nach Nürnberg überführt. Die um ihren guten Ruf bedachte und noch nicht zur Volluniversität erhobene Academia Norica bemühte sich um Aufklärung; die antitrinitarisch gesonnenen Studenten wurden entlarvt und im Falle der Ergreifung auf den ‚rechten Weg‘ genötigt. 46 Die Ereignisse gipfelten in einer dramatischen Bücherverbrennung, die 1616 am ‚dies academicus‘ der Altdorfer Akademie, dem Peter-und-Pauls-Tag, stattfand. Aufgrund des Skandals forderte noch im selben Jahr der Kurfürst von Sachsen die Theologen der Leucorea dazu auf, die Bücher der „Arianischen Gotteslästerer“ zu widerlegen; „auf Gegentheils seiten“ würde man nicht nachlassen „auszusprengen“, „als ob unsere Theologi die Irrthumbe der Photinianer nicht genugsam vmbstoßen kndten.“ 47 Unter dem Titel Außführliche unnd Gründliche Wiederlegung Des Deutzschen Arianischen Catechismi [...] erschien endlich 1619 eine durch Friedrich Balduin (1575–1627) im Namen der Theologischen Fakultät der Universität Wittenberg verfasste Entgegnung auf den Rakówer Katechismus in der Übersetzung Schmalz’. 48 42

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Z.B. in Albert Grawer: Absurda, absurdorum absurdissima, calvinistica absurda, hoc est, invicta demonstratio [...] aliquot horrendorum paradoxorum Calviniani dogmatis in articulis de persona Christi, cœna Domini, baptismo & prædestinatione filiorum Dei. Magdeburg: Francus 1606. Z.B. in Albert Grawer: Decas quaestionum theologicarum inter Photinianos, Pontificios, Calvinianos et Lutheranos controversarum. Jena: Steinmann 1612; ders.: Harmonia Præcipuorum Calvinianorum Et Photinianorum. Hoc Est, Evidens Demonstratio, Qua recentiores Photinianos salvis multis D. Conradi Vorstii, Professoris Leidensis, & aliorum quorundam Doctorum Calvinianorum hypothesibus & sacræ scripturæ interpretationibus solide & sufficienter refutari non posse oculariter docetur. Jena: Heinrich Rauchmaul 1613 u. ders.: Polemica sacra, Calvinianis et Photinianis opposita, denuoque recusa. Jena: Freyschmid 1656. Albert Grawer: Examen praecipuarum Sophisticationum: quibus recentiores Photiniani, Franciscus Davidis, Georgius Blandrata, Faustus Socinus, Christophorus Ostorodus, Valentinus Schmaltzius, autores utriusque Catechismi Rackaviensis & alii complures argumenta aeternam Christi deitatem & personalem Spiritus [...]. Jena: Heinrich Rauchmaul 1613. Siehe hierzu Zeltner: Historia Crypto-Socinismi, S. 231 u. S. 404. Eine genaue Darstellung der Ermittlungen und Maßnahmen gegen die Altdorfer Sozinianer findet sich bei Karl Braun: Der Socinianismus; zu Grauer siehe insb. S. 72 f. Siehe hierzu insb. Braun: Der Socinianismus, S. 129–150. „Churfürstlicher gnädigster Befehl wegen der Photinianer.“ In: Schelhorn: Ergötzlichkeiten aus der Kirchenhistorie. Bd. 1, S. 736–739, hier S. 738. Auch Abraham Calov (1612–1686), der im Jahr 1650 in Wittenberg Professor der Theologie wurde, hinterließ eine monumentale Sammlung anti-sozinianischer Schriften: Abraham Calov: Scritpa Anti-Sociniana: quibus hæresis illa pestilentissima non tantum ex ipsis Socinistarum Scriptis bona Fide detegitur, sed etiam è scripturis Sacris, haud neglectis antiquitatis ecclesiasticæ Testimoniis solidè profligatur [...]. Ulm: Kühnen 1684.

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2. England Die erste lateinische Version des Rakówer Katechismus erschien im Jahre 1609 bei Sternacki; ihr Autor ist (wie bereits erwähnt) Moscorovius, der den ursprünglichen Text mit manchen Zusätzen bereicherte. 49 Der Titel seiner Übersetzung lautet: Catechesis Ecclesiarum quae in Regno Poloniae, & magno Ducatu Lithuaniae, & aliis ad istud Regnum pertinentibus Provinciis, affirmant, neminem alium, praeter Patrem Domini nostri Jesu Christi, esse illum unum Deum Israëlis: Hominem autem illum Jesum Nazarenum, qui ex Virgine natus est, nec alium, praeter aut ante ipsum, Dei Filium unigenitum & agnoscunt & confitentur. Ante annos quatuor Polonicè, nunc verò etiam Latinè edita. 50 Dem Beispiel seines Gothaer Mitstreiters folgend, widmete Moscorovius das Buch dem englischen König James I. (1566–1625): Kein anderer, so Moscorovius, sei besser geeignet, seinen Inhalt zu beurteilen; der auf die Bewahrung der Reinheit der Religion bedachte König würde die in der Heiligen Schrift enthaltene Wahrheit auf vollkommene Weise erkennen; Religionsstreitigkeiten könnten nicht durch die Beschlüsse der Menschen, sondern allein durch die Offenbarung beigelegt werden. 51 Offenbar wollte auch Moscorovius provozieren. James I. war in der Tat als „Defender of the Faith“ stets um die Reinheit der anglikanischen Lehre bemüht. Unter seiner Ägide wurde eine neue und ‚autorisierte‘ Bibelübersetzung in Angriff genommen, die bis ins 18. Jahrhundert in England als Standard galt; 52 gleich nach seinem Antritt als König von England und Irland (1603), erschienen die Constitutions and Canons Ecclesiastical, of the Church of England, 1604. Durch dieses Dokument wurde dem König oberste Gewalt in kirchlichen Angelegenheiten zugesprochen. Wer diese nicht anerkennen würde, sollte exkommuniziert werden; die einzig wahre und apostolische Kirche sei die Church of England; wer diese anfechten würde, sollte exkommuniziert werden, es sei denn, er würde seinen „wicked errors“ abschwören. 53 Eindeutig als Feinde der anglikanischen Kirche wurden die ‚Anabaptisten‘ gebrandmarkt: 49 50 51

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Vgl. Otto Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 184. Zu dieser Ausgabe siehe auch Kawecka-Gryczowa: Les Imprimeurs des Antitrinitaires Polonais, S. 199 f (90). Hieronymus Moscorovius: Praefatio [o.P.]. In: Catechesis Ecclesiarum quae in Regno Poloniae […]. Raków [S.n.] 1609: „Etenim, si lux quærenda fuit, ubi ea major, quàm tanti Regis & Principis vultus? si examen expetendum, à quo accuratiùs, quæso, institui poterit, quàm à S.R.M.T. quæ religionis purioris suscepto patrocinio, Divinis Literis ipsam divinam veritatem perfectissimè contineri agnoscat, ob idque de scriptis in religione Christianâ controversis, ex Sacrarum Literarum decretis, non hominum, quicunque tandem sint, placitis, esse statuendum censeat?“ The Holy Bible, Conteyning the Old Testament and the New: Newly translated out of the Originall tongues: & with the former Translations diligently compared and revised by his Maiesties speciall Comandement […]. London: Robert Barker 1611. Der Text findet sich als PDF im Netz unter http://orthodoxanglican.net/downloads/1604Canons.pdf [zuletzt eingesehen am 12/11/2009]; siehe ebd. S. 3–5.

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Einleitung WHOSOEVER shall hereafter affirm, That it is lawful for any sort of Ministers and Laypersons, or either of them, to join together, and make rules, orders, or constitutions in Causes Ecclesiastical, without the King’s authority, and shall submit themselves to be ruled and governed by them; let them be excommunicated ipso facto, and not be restored until they repent, and publickly revoke those their wicked and Anabaptistical errors. 54

Aufgrund der täuferischen Wurzeln der Ecclesia minor wurde in England (wie auch andernorts) zu dieser Zeit zwischen „Anabaptisten“ und „Arianern“ nicht differenziert. 55 Seine Abscheu gegen die Täufer und Arianer bekundete James I. öffentlich; aber nicht nur das: Etliche starben auf seinen Befehl hin durch die Hand des Henkers. Louis Anastase Guichard zufolge musste etwa ein gewisser „Barthelmi“ einen langen und qualvollen Gefängnisaufenthalt erdulden, während dessen sich offenbar der König persönlich bemühte, ihn zur Konversion zu bewegen. 56 Nachdem alle Überzeugungsversuche fehlgeschlagen waren, ordnete James voller Empörung über die Blasphemien des Häretikers an, dass man ihn ins Feuer werfe. Ähnlich erging es nach Guichard einem „Edouard Wigimann“ und einem „Paul Casaubon“. 57 Diese Akteure sind mit Bartholomew Legate und Edward Wightman zu identifizieren, die nach Wallace beide im Jahr 1612 ihr trauriges Schicksal auf dem Scheiterhaufen ereilte. 58 Die Altdorfer ‚Kryptosozinianer‘ wurden vergleichsweise nachsichtig behandelt, wie noch zu zeigen sein wird. Später hat sich aber auch James mit öffentlichen Bücherverbrennungen begnügt. 1611 wurde etwa Conrad Vorstius’ (1569–1622) Tractatus Theologicus de Deo, Sive de Natura & Attributis Dei (1606 u. 1610) den Flammen übergeben 59 − ein Text, der mehrfach auf seinen Autor den Verdacht des Sozinianismus gelenkt hatte. Und 1614 sind ein oder mehrere Exemplare des lateinischen Rakówer Katechismus auf dieselbe Weise vernichtet worden. 60 Die Verbrennung des Tractatus war aber nur eine Ersatzhandlung: Auch im Ausland waren die antitrinitarischen Dissidenten kaum vor dem Wüten des bigotten englischen Gewalthabers sicher: Als Vorstius im Mai 1611 als Nachfolger des Jacobus Arminius eine Theologieprofessur an der Universität Leiden übernahm, erregte dies den Zorn der streng calvinistischen Gomaristen. Vorstius’ Geg-

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Ebd., S. 7. Vgl. etwa Wallace: „Historical Introduction“. In: Ders.: Antitrinitarian Biography. Bd. 1, S. 3–392; hier S. 43. Siehe Louis Anastase Guichard: Histoire du Socinianisme, divisée en deux parties. Où l’on voit son origine, & les progrès que les Sociniens ont faits dans differens Royaumes de la Chrétienté. Avec les caractères, les avantures, les erreurs, & les livres de ceux qui se sont distinguez dans la secte des Sociniens. Nevers: François Barois 1723, S. 130. Ebd. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 538. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 1, S. 45 f. Ebd.

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ner prangerten die Heterodoxie des 1610 zum zweiten Mal erschienenen Tractatus an; 61 als ihre Beschwerden keinen Widerhall fanden, sandten sie das Buch an König James I., der es sofort mitsamt einer Auflistung der häretischen Inhalte an seinen Botschafter in den Niederlanden, Ralph Winwood, zurückschickte: Winwood erhielt die Anweisung, all seinen Einfluss gegen Vorstius einzusetzen; schließlich verfasste der englische König selbst ein Schreiben, in welchem er der Republik nahelegte, Vorstius zu verbrennen. 62 Vorstius musste auf die Ausübung seines Amtes verzichten. 1619 wurde er auf der Synode von Dodrecht verurteilt. Trotz seines Eifers konnte James sein Herrschaftsgebiet nicht durch Feuer und gewaltsame Repression von den ‚Arianern‘ abgrenzen. Die Ecclesia minor konnte auch dort bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert fest Fuß fassen: Eine um 1614 und eine um 1623 veröffentlichte Edition des lateinischen Raków-Katechismus sind vermutlich in England entstanden. 63 1651 erschien in London die vierte Ausgabe der Moscorovius-Übersetzung; der Band enthält zudem eine durch Samuel Przipcovius verfasste Sozzini-Biographie. 64 Der Drucker war William Dugard (1606–1662). Obschon Dugard nach dem Tod von Charles I. (1649) und während des Interregnums als offizieller Drucker des Commonwealth und des Lord Protector fungierte, ging aus seiner Offizin pro-royalistisches Propagandamaterial hervor. 65 1650 verlegte er Salmasius’ Defensio regia pro Carolo primo und kam dafür ins Gefängnis in Newgate; 1651 erblickte in seiner Werkstatt aber auch Miltons Gegenschrift zu Salmasius, die 61

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Conrad Vorstius: Tractatus theologicus de Deo, sive de natura et attributis Dei, omnia fere ad hanc materiam pertinentia decem Disputationibus, antehac in Illustri Schola Steinfurtensi diverso tempore publicè habitis, breviter et methodicè comprehendens. Accesserunt etim seorsim Annotationes […]. Steinfurt: Caesar 1610. Siehe hierzu Guichard: Histoire du Socinianisme, S. 493–495 u. Wallace: Historical Introduction. In: Ders.: Antitrinitarian Biography. Bd. 1, S. 49 f. Zu diesen Ausgaben siehe Kawecka-Gryczowa: Les Imprimeurs des Antitrinitaires Polonais, S. 200 f. (90a) u. 201 f. (90b). Catechesis ecclesiarum quae in regno Poloniæ & magno ducatu Lithuaniæ, & aliis ad istud regnum pertinentibus provinciis, affirmant, neminem alium præter patrem Domini nostri Iesu Christi, esse illum unim Deum Israëlis: hominem autem illum Iesum Nazarenum, qui ex virgine natus est, nec alium, præter aut ante ipsum, Dei filium unigenitum & agnoscunt & confitentur. Cui accedit Fausti Socini Senensis vita. Et dissertatio operibus suis ab Equite Polono præmissa. Cum catalogo operum ejusdem Fausti Socini. Dissertatio quam Fausti Socini operibus præmitti voluit. Racoviæ 1651 [= London: William Dugard]. Zu dieser Ausgabe siehe auch Kawecka-Gryczowa: Les Imprimeurs des Antitrinitaires Polonais, S. 203 f. (92a). Kawecka-Gryczowa schreibt Dugard eine weitere Ausgabe des lateinischen Raków-Katechismus zu, die ebenfalls 1651 entstanden sein soll. Diese Edition enthält offenbar nicht die Sozzini-Vita; zudem ist sie mit der fingierten Jahreszahl „1609“ versehen; siehe Kawecka-Gryczowa: Les Imprimeurs des Antitrinitaires Polonais, S. 202 (90c). Zu Dugard siehe W. R. Meyer: Art. Dugard, William (1606–1662). In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford 2004. Digital unter: http://www.oxforddnb.com/view/article/8182 [Zuletzt eingesehen am 13. Nov. 2009].

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Einleitung

berühmte Defensio pro populo Anglicano, das Licht. 66 Welche (politischen) Gründe genau Dugard dazu bewogen haben mögen, den Rakówer Katechismus zu veröffentlichen und welche Beziehungen er zu den Sozinianern hatte, ist unklar. Bemerkenswert ist jedoch in diesem Zusammenhang, dass nach der Einschätzung Wallace’ fast alle adligen Unitarier während des Bürgerkrieges auf der Seite des Königs standen – eine der wenigen Ausnahmen bildete offenbar John Fry, der seinen Sitz im House of Commons verlor, weil er in Pamphleten öffentlich John Biddle verteidigte, auf den noch zurückzukommen ist. 67 Der Sozinianismus scheint in England zu dieser Zeit auch ein Politikum gewesen zu sein, das Royalisten und Anti-Royalisten spaltete: John Owen (1616–1683) beispielsweise widmete seine Vindiciæ evangelicæ (1655), in denen er den Rakówer Katechismus systematisch zu widerlegen gedachte, dem Council of State und Cromwell. 68 Aufgrund von Dugards Treiben publizierte am Freitag, den 2. April 1652, das Parliament einen Beschluss, der den Rakówer Katechismus aufs Schärfste verurteilte. Auf dem Einblattdruck heißt es, dass man befunden hätte, der Text enthalte Aussagen, die „Blasphemous, Erronious and Scandalous“ seien. Die Sheriffs von London und Middlesex seien daher dazu befugt, alle Exemplare des Catechesis ecclesiarum quae in regno Poloniae betitelten Buches zu konfiszieren und am kommenden Dienstag und Donnerstag am „Old Exchange“ und am „New Palace at Westminster“ zu verbrennen. 69 Dugard wurde offenbar nicht weiter belangt; seine Druckerpressen produzierten wenig später Miltons lateinische Übersetzung der Kriegserklärung an Holland. 70 66 67 68

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John Milton: Joannis Miltoni Angli defensio pro populo Anglicano contra Claudii anonimi, aliàs Salmasii, Defensionem regiam. London: William Dugard 1651. Siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 1, S. 113, u. Bd. 3, S. 206–210. John Owen: Vindiciæ evangelicæ or The mystery of the Gospell vindicated, and Socinianisme examined, in the consideration, and confutation of a catechisme, called A Scripture catechisme, written by J. Biddle M.A. and the catechisme of Valentinus Smalcius, commonly called the Racovian catechisme. With the vindication of the testimonies of Scripture, concerning the deity and satisfaction of Jesus Christ, from the perverse expositions, and interpretations of them, by Hugo Grotius in his Annotations on the Bible. Also an appendix, in vindication of some things formerly written about the death of Christ, & the fruits thereof, from the animadversions of Mr R.B. Oxford: Lichtfield, for T. Robinson 1655. Parliament of England and Wales: Votes of the Parliament Touching the Book commonly called The Racovian Catechism. London: John Field 1652. Parliament of England: Scriptum Parlamenti Reipublicæ Angliæ de iis quæ ab hac Repub. cum potestatibus Fœderatarum Belgii Provinciarum Generalibus, & quibus progressibus acta sunt déque controversiis in præsentia exortis, quibus prædictæ potestates occasionem præbuere. Adjicitur & responsum Parlamenti ad ternas chartulas à Dnis legatis potestatum generalium extraordinariis, ex occasione pugnæ navalis inter Anglorum & Belgarum classes consertæ. Unà cum illius pugnæ, sicuti commissa est, narratione. Postremò scripta illa in unum collata, quæ inter Parlamentum Reipub. Angliæ & Dnum Adrianum Pauw, legatum Fœderatarum Belgii Provinciarum extraordinarium, cum de pace agerent, ultro citróque reddita sunt. London: William Dugard 1652.

Der Rakówer Katechismus

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Eigentümlicherweise erschien noch im selben Jahr in Amsterdam die erste englische Übersetzung des Rakówer Katechismus, 71 die aber das Original häufig nur verkürzend paraphrasiert; zudem hat ihr Verfasser in den Text Eigenes einfließen lassen. 72 Joshua Toulmin äußert in seiner Life of Faustus Socinus (1777) die Vermutung, sie sei das Werk John Biddles (1615–1662). 73 Biddle gilt als der Begründer des englischen Unitarismus. 74 Ohne die Kenntnis antitrinitarischer Texte will er zu der Ansicht gekommen sein, dass die Trinität nicht aus der Heiligen Schrift abzuleiten sei. Mehrfache Inhaftierung hinderte ihn nicht an der Übersetzung und Verbreitung sozinianischer Schriften in England. 75 Seine kurze Abhandlung The apostolical and true opinion (1653) etwa stellt einen scharfen Angriff auf das Trinitätsdogma dar, wobei er seine Argumente durch den Offenbarungstext und das Zeugnis der Kirchenlehrer untermauert. 76 Vermutlich war er aber nicht der Übersetzer des Rakówer Katechismus, wenngleich auch eine im englischen Racovian catechisme vorhandene und durch Rees identifizierte Interpolation die spezifischen Ansichten Biddles über den Hl. Geist widerzuspiegeln scheint: 77 1654

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The Racovian catechisme vvherein you have the substance of the confession of those churches, which in the kingdom of Poland, and great dukedome of Lithuania, and other provinces appertaining to that kingdom, do affirm, that no other save the Father of our Lord Jesus Christ, is that one God of Israel, and that the man Jesus of Nazareth, who was born of the Virgin, and no other besides, or before him, is the onely begotten Sonne of God. Amsterdam: Janz Brooer 1652. Siehe Rees: Historical introduction, S. lxxx f. Siehe Joshua Toulmin: Memoirs of the Life, Character, Sentiments and Writings of Faustus Socinus. London: Brown 1777, S. 260. Zu Biddle siehe Joshua Toulmin: A Review of the life, character and writings of the Rev. John Biddle, M. A. who was banished to the Isle of Scilly in the Protectorat of Oliver Cromwell. London: Johnson 1791 u. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 173–206. So z.B. Samuel Przypkowski [Übers. John Biddle]: Dissertatio de pace, &c. Or, A discourse touching the peace & concord of the Church. Wherein is elegantly and acutely argued, that not so much a bad opinion, as a bad life, excludes a Christian out of the kingdom of heaven; and that the things necessary to be known for the attainment of salvation, are very few and easie: and finally, that those, who pass amongst us under the name of hereticks, are notwithstanding to be tolerated. London: J. Cottrel, for Ri. Moone 1653. John Biddle: The apostolical and true opinion concerning the Holy Trinity, revived and asserted; partly by twelve arguments levyed against the traditional and false opinion about the Godhead of the Holy Spirit: partly by a confession of faith touching the three Persons. Both which, having been formerly set forth in those yeers which the respective titles bear, are now so altered, so augmented, what with explications of the Scripture, what with reasons, what finally with testimonies of the fathers, and of others, together with observations thereupon, that they may justly seem new. Confession of faith touching the Holy Trinity, according to the Scripture. Twelve arguments drawn out of the Scripture. Testimonies of Irenaeus, Justin Martyr, Tertullian, Novatianus, Theophilus, Origen. XII. arguments drawn out of the Scripture. London [S.n.] 1653. Siehe hierzu Rees: Historical introduction, S. lxxx f. bzw. The Racovian Catechism, with notes and illustrations, translated from the Latin, S. 75 f. u. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 185. Die durch Rees zitierte Interpolation findet sich auf S. 35 f. des Racovian catechisme (1652).

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Einleitung

verfasste Biddle selbst zwei Katechismen, 78 in denen er die Unzulänglichkeit aller existierenden Katechismen anprangerte; aufgrund von Überformungen könnte man aus keinem von ihnen die wahren Gründe der christlichen Religion erlernen: I have often wondered and complained that there was no Catechism yet extant (that I could ever see, or hear of) from whence one might learn the true grounds of the Christian Religion, as the same is delivered in the holy Scripture, all Catechisms generally being so stuffed with the supposals and traditions of men, that the least part of them is derived from the Word of God. 79

Biddle hätte sich demgemäß wahrscheinlich zwei Jahre zuvor kaum die Mühe gemacht, die Bekenntnisschrift der Sozinianer zu übertragen. Seine übrigen Werke wurden zudem allesamt in England gedruckt; 1652 hatte außerdem der Krieg zwischen England und Holland begonnen – eine Übersendung des Manuskripts an den Amsterdamer Drucker wäre von daher mit unnötigen Schwierigkeiten und Gefahren verbunden gewesen. 80 Für die englische Übersetzung des Rakówer Katechismus kämen nach Wallace noch zwei weitere Kandidaten in Frage: William Hamilton und John Webberley. 81 Hamilton, über den nur wenig bekannt ist, war Anhänger der Presbyterianer und führte in Bristol mit dem Amsterdamer Theologen Johannes Cloppenburg (1592–1652) eine Diskussion über Biddles Twelve arguments drawn out of the Scripture (1647), in denen ähnlich wie in dessen Apostolical and true opinion die traditionelle Pneumatologie widerlegt wird. 82 Cloppenburg, ein Schüler des Gomarus und Gegner der Arminianer, Mennoniten und Sozinianer, reagierte daraufhin auf Biddle durch eine Gegenschrift, die Vindiciae pro Deitate Spiritus Sancti, adversus Pneumatomachum Johannem Bidellum, Anglum (1652). 1651 verlor Hamilton seine Fellowship am AllSouls’ College in Oxford und reiste nach Holland; während seines dortigen Aufenthalts erschien die englische Übersetzung des Rakówer Katechismus. 83 78

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John Biddle: A twofold catechism: the one simply called A Scripture-catechism; the other, A brief Scripture-catechism for children. Wherein the chiefest points of the Christian religion, being question-wise proposed, resolve themselves by pertinent answers taken word for word out of the Scripture, without either consequences or comments. Composed for their sakes that would fain be meer Christians, and not of this or that sect, inasmuch as all the sects of Christians, by what names soever distinguished, have either more or less departed from the simplicity and truth of the Scripture. By John Biddle, Master of Arts of the University of Oxford. London: J. Cottrel, for Ri. Moore 1654. Siehe ebd., „The preface“ [o.P.]. Siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 184. Siehe ebd., S. 184 f. John Biddle: Twelve arguments drawn out of the Scripture, wherein the commonly received opinion touching the deity of the Holy Spirit, is clearly and fully refuted. To which is prefixed a letter tending to the same purpose, written to a Member of the Honourable House of Commons. And to which is subjoyned an exposition of five principall passages of the Scripture, alleadged by the adversaries to prove the deity of the Holy Spirit; together with an answer to their grand objection touching the supposed omnipresence of the Holy Spirit. / By Iohn Bidle, Master of Arts. London: William Ley 1647. Siehe hierzu Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 183 f.

Der Rakówer Katechismus

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Webberley hatte laut Wallace bereits den Ruf, Sozinianer zu sein, als er 1640 am Lincoln College in Oxford zum Bachelor of Divinity promoviert wurde; wie Falkland und Chillingworth trat er nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs (1642) für die Sache des Königs ein, weshalb er 1648 inhaftiert und von der Universität verwiesen wurde. 84 Francis Cheynell (1608–1665), der durch die Parlamentarier als „reforming visitor“ der Universität eingesetzt wurde, 85 berichtet im Widmungsbrief seiner Schrift The rise, growth, and danger of Socinianisme (1643), 86 es seien Gerüchte über ein „pestilent book“ umgegangen, welches man schließlich auf „Mr. Webberlys“ Zimmer gefunden hätte. 87 Webberley hätte behauptet, er habe die Übersetzung dieses „Socinian Masterpeece“ lediglich zu Privatzwecken angefertigt. Cheynell hätte jedoch den Einwand formuliert, Webberley hätte das Buch auf Lateinisch ebenso gut verstehen und sich seine Mühen sparen können. Überdies hätte Webberley selbst auf dem Buch vermerkt, es sei zum Nutzen der Nation ins Englische übertragen worden: „Besides the Frontispice of the book under Mr. Webberlies own hand did testify to his face that it was translated into English for the benefit of this Nation“. 88 Ferner sei ihm eine „Epistle to the Reader“ vorangestellt, was für Cheynell Beweise genug waren, dass Webberley die Schrift in den Druck geben wollte. 89 84 85

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Zu Webberley siehe ebd., S. 158–161. Zu Cheynell siehe Roger Pooley: Art. Cheynell, Francis (bap. 1608, d. 1665). In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford 2004. Digital unter: http://www.oxforddnb.com/view/article/5266 [Zuletzt eingesehen am 17/11/2009]. Francis Cheynell: The rise, growth, and danger of Socinianisme together with a plaine discovery of a desperate designe of corrupting the Protestant religion, whereby it appeares that the religion which hath been so violently contended for (by the Archbishop of Canterbury and his adherents) is not the true pure Protestant religion, but an hotchpotch of Arminianisme, Socinianisme and popery: it is likewise made evident, that the atheists, Anabaptists, and sectaries so much complained of, have been raised or encouraged by the doctrines and practises of the Arminian, Socinian and popish party. London: Samuel Gellibrand 1643, „The Epistle Dedicatory“ [o.P.]. Nach Pooley: Art. Cheynell, Francis (bap. 1608, d. 1665) sei die Universität Oxford 1646 an die Parlamentarier gegangen; Cheynell hätte 1648 sein Amt als „reforming visitor“ angetreten. The rise, growth, and danger of Socinianisme wurde jedoch bereits 1643 gedruckt. Francis Cheynell: The rise, growth, and danger of Socinianisme, „The Epistle Dedicatory“ [o.P.]. Siehe ebd.: „When I was commanded by speciall warrant to attend your Honour, (deputed by both houses of Parliament to settle Peace and truth in the Vniversity of Oxford, and to reduce the said Vniversity to its ancient order, right Discipline, and to restore it to its former priviledges and liberties) there was notice given of a pestilent book very prejudiciall both to truth and peace, and upon search made, the book was found in the chamber of Mr.Webberley, who had translated this Socinian Master-peece into English for his own private use, as he pretended; to which vain excuse I replyed that I made no question but he understood the book in Latine, and therefore had he intended it only for his own private use, he might have saved the paines of translating it. Besides the Frontispice of the book under Mr. Webberlies own hand did testify to his face that it was translated into English for the benefit of this Nation. Moreover there was an Epistle to the Reader prefixed before the booke; (I never heard of any man yet that wrote an Epistle to himselfe) and therefore sure he intended to print it.“

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Cheynells Bezeichnung „Socinian Master-peece“ deutet darauf hin, dass es sich bei Webberleys verwerflichem Buch um den Rakówer Katechismus gehandelt hat. Dem Haupttext des englischen Racovian Catechisme ist zudem tatsächlich auch ein Widmungsschreiben „To the Christian Reader“ vorausgeschickt. Dies ist an sich nichts Ungewöhnliches für ein frühneuzeitliches Werk; allein, in diesem Widmungsschreiben wird explizit auch mehrfach der Wunsch zum Ausdruck gebracht, die Rakówer Lehre möge ihm, dem christlichen Leser, und seinen (englischen) Landsleuten zum Nutzen gereichen: „[...] we are certain wast thou sensible of thy benefit that might redound to thy soul upon the Imbracing of the Doctrine therein contained, thou wouldst not look upon it, as men now a dayes look upon most Books, with a carelesse unresolved resolution, to embrace what shall appear to them to be the truth [...]“; und ein paar Seiten weiter heißt es: „[...] and that the truth may never (after so long waiting and looking for it) be shut out from thee, nor any of thy country men; desire the Lord still to protect our Governours, and put it into their hearts to continue that Liberty, which of late, through the mercy of Almighty God we have enjoyed.“ 90 Es ist also durchaus nicht unwahrscheinlich, dass Webberley der Verfasser des Racovian Catechisme war; vielleicht konnte seine Übersetzung des „Socinian Master-peece“ elf Jahre nach der Razzia auf der Gelehrtenstube in Oxford doch noch über Umwege nach Amsterdam gelangen. Eine Biographie Webberleys sowie die endgültige Klärung dieser Fragen stehen noch aus.

3. Die Niederlande Die Ecclesia minor konnte sich vor allem auch in den Niederlanden etablieren. Die Niederlande waren, wie es Otto Fock formuliert, „eine Hauptwerkstätte des Anabaptismus“ und von daher gab es dort bereits im 16. Jahrhundert Affinitäten zum Antitrinitarismus, vertreten durch Protagonisten wie David Joris, Erasmus Johannis und Hermann von Vleckwyck, der wie Servet den Feuertod erleiden musste oder Cornelius Daems, der in Utercht Schriften Sozzinis verbreitet hatte und nach Polen auswanderte. 91 Als Andreas Voidovius und Christoph Ostorodt (ca. 1575–1611), die für die Ecclesia minor vor allem an Universitäten als Wanderapostel tätig waren, in den Jahren 1597 und 1598 Amsterdam und Leiden besuchten, war das Terrain für die Verbreitung ihrer Lehren bereits vorbereitet. 92 Ihre Aktivitäten erregten die Aufmerksamkeit der Geistlichkeit und der Staatsregierung. Die Bücher, die sie zu Propagandazwecken mitgebracht hatten, wurden konfisziert und aufgrund eines Gutachtens der theologischen

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Siehe The Racovian catechisme [...]. Amsterdam: Janz Brooer 1652, „To the Christian Reader“ [o.P.]. Siehe hierzu Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 242 ff. aber auch Wilbur: A History of Unitarism, S. 535 ff. Siehe Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 243.

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Fakultät der Universität Leiden öffentlich verbrannt. 93 Sie selbst wurden angewiesen, das Land zu verlassen. Der Sozinianismus konnte sich jedoch weiterhin ausbreiten: 1617 wurde der Prediger Adolph Venator (c. 1569–1618) wegen seiner Ansichten verbannt; ähnlich erging es Johannes Evertsz Geesteranus (1586–1622) oder Dirck Rafaelsz Camphuysen (1586– 1627). 94 Schließlich forderten 1628 die Synoden die Staaten von Holland dazu auf, die Sozinianer nicht mehr zu dulden; andernfalls könnte die Republik in schlechtes Licht geraten. 95 Erst als sich ein ähnlicher Antrag 1640 und 1653 wiederholte, wurde durch die Staaten von Holland ein theologisches Gutachten bei der Universität Leiden eingefordert, das selbstverständlich den Sozinianismus als Häresie verurteilte. 96 Es kam daraufhin zum Erlass eines Edikts, das den Import und die mündliche Mitteilung antitrinitarischer Ketzereien sowie den Druck und Verkauf sozinianischer Schriften verbot. 97 Der Befehl wurde jedoch nicht streng ausgeführt, was bei der in den Niederlanden gesetzlich gesicherten Freiheit auch nicht realisierbar war. Die Sozinianer wurden geduldet, solange sie keine öffentlichen Ämter bekleiden wollten oder zu offensichtlich gegen die gesetzlichen Verordnungen verstießen. Die toleranten Arminianer verhielten sich den Sozinianern gegenüber sogar freundlich. 98 Nach dem Untergang der Stadt Raków flohen daher etliche polnische Antitrinitarier in die Niederlande; darunter war der bedeutendste Andreas Wiszowaty, der 1678 in Amsterdam verstarb. 99 Vor allem die Amsterdamer Druckereien waren „Werkstätten der socinianischen Literatur“, 100 wie auch die 2004 erschienene Bibliographia Sociniana dokumentiert. 101 Die niederländische Leserschaft wurde mit dem Rakówer Katechismus schon 1652 durch ein Exzerpt bekannt gemacht, welches durch den reformierten Theologen und Polyhistor Johann Heinrich Alstedt (1588–1638) verfasst wurde. 102 Aber erst 1659 kam in Amsterdam die erste niederländische Übersetzung des Rakówer Katechismus, mit der falschen Angabe „t’Rakouw“ versehen (die Rakówer Druckereien hatten ja bereits 1638 ihre Arbeit eingestellt), ans Licht: De Rakousche-Catechismus. Uyt het Hoogh-dytsch in 93

Siehe hierzu insb. auch Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 395 f. Siehe Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 243 f. 95 Siehe ebd., S. 245 f. 96 Zu den Repressionsversuchen in den Niederlanden siehe auch das dichte Kapitel „Socinianism in the Netherlands“ in Knijff/ S. J. Visser/ P. Visser: Bibliographia Sociniana, S. 19–24. 97 Siehe ebd., S. 246. 98 Siehe ebd., S. 244–247. 99 Siehe ebd., S. 247. 100 Siehe ebd. 101 Knijff/ S. J. Visser/ P. Visser: Bibliographia Sociniana. 102 Johann Heinrich Alstedt: ’t Rackouws catechismvs met sijn onder-soeck, In ’t Latijn beschreven, van den hoogh-geleerden man, Joan-Henrico Alstedio; ende nu vertaelt door Joan Greyde. Item F. Socini, Hooft-sume der christlijcke religie, met de wederlegginghe van dien, door Christ. Schotanum. Franeker: Idzard Balck 1652. Zu diesem Titel siehe auch Knijff/ S. J. Visser/ P. Visser: Bibliographia Sociniana, S. 69 [2020]. 94

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het Neder-dytsch vertaelt, Door I. C. t’ Rakouw, Voor den Autheur, in ’t laer ons Heeren 1659. 103 Durch Christopher Sand sowie den Jenaer Theologen Johann Georg Walch (1693–1775), 104 der einen Abschnitt seiner Bibliotheca theologica selecta (1757) den sozinianischen Katechismen und ihren Widerlegungsschriften dedizierte, 105 wurde sie Jan Corneliz Knol (oder Knoll) zugeschrieben; 106 die Autor-Initialen „Door I.C.“ auf dem Titelblatt scheinen in diese Richtung zu weisen. 107 Aber weder Sand noch Walch begründen ihre Attributionen; selbst in Wallace’ nahezu umfassender Antitrinitarian Biography finden sich keine weiterführenden Hinweise. 108 Auch heute liegt die Biographie Knols noch weitgehend im Dunkeln. 109 In den 1650er und 60er Jahren erscheint sein Name wiederholt in den Protokollen des reformierten Konsistoriums von Amsterdam, das sich über ihn mehrmals beim Stadtmagistrat beschwerte: Knol gehörte (wie etwa auch der Verleger Frans Kuyper, auf den wir zurückkommen werden) zu den Kollegianten, eine ursprünglich 1646 in Amsterdam durch den Theologen und Hebraisten Adam Boreel (1603–1666) gegründete Gruppierung, die auch Mennoniten und Remonstranten anzog. 110 Bei einer Zusammenkunft seiner Glaubensgenossen muss er Reformierte beleidigt haben, die als Spitzel oder einfache Besucher zugegen waren. 1655 setzte sich Knol für Galenus Abrahamsz ein, der um 1650 ebenfalls ein Kolleg gegründet hatte. Zudem wandte er sich in einer kleinen Schrift gegen die Trinitätslehre, die er als unbiblisch und vernunftwidrig verwarf. 111 Aart de Groot bezeichnet (mit Vorbehalten) Knol als „sozinianischen Kollegianten“ 112 und es ist daher durchaus möglich, dass der Rakousche-Catechismus aus seiner Feder stammt. Zudem war Sand, der selbst deutliche Affinitäten zum Antitrinitarismus hatte, 103

Siehe zu diesem Titel Kawecka-Gryczowa: Les Imprimeurs des Antitrinitaires Polonais, S. 204 (92b) u. Knijff/ S. J. Visser/ P. Visser: Bibliographia Sociniana, S. 69 [2022]. 104 Zu Walch siehe etwa Jens Wolff: Selbsttätigkeit und Freiheit bei Johann Georg Walch. In: Prädestination und Willensfreiheit: Luther, Erasmus, Calvin und ihre Wirkungsgeschichte. Festschrift für Theodor Mahlmann zum 75. Geburtstag. Hrsg. v. Barbara Mahlmann-Bauer u. Wilfried Härle. Leipzig 2009, S. 237–253. 105 Johann Georg Walch: Bibliotheca theologica selecta litterariis adnotationibus instrvcta. Bd. 1. Jena: Croecker 1757, S. 535–546. 106 Siehe Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 101 u. Walch: Bibliotheca theologica selecta, S. 539. 107 Dieses findet sich abgebildet bei Knijff/ S. J. Visser/ P. Visser: Bibliographia Sociniana, S. 70. 108 Wallace übernimmt die Ausführungen Walchs. Siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 55. 109 Vgl. Aart de Groot: Die erste niederländische Übersetzung des Rakower Katechismus. In: Socinianism and its Role in the Culture of XVI-th to XVIII-th Centuries. Hrsg. v. Lech Szczucki, S. 129–137; hier S. 135. Siehe zu Knol vor allem aber auch Aart de Groot: De Amsterdamse Collegiant Jan Cornelisz. Knol. In: Doopsgezinde Bijdragen 10 (1984), S. 77–88. 110 Zu Adam Boreel siehe Walther Schneider: Adam Boreel. Sein Leben und seine Schriften. Giessen 1911. 111 Siehe hierzu Groot: Die erste niederländische Übersetzung des Rakower Katechismus, S. 133–137. 112 Siehe ebd., S. 136.

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mit dem religiösen Nonkonformismus in den Niederlanden sehr gut vertraut: 1668 zog er von Königsberg nach Amsterdam, wo er als Korrektor bei einer Buchdruckerei und als Schriftsteller tätig war, bis er 1680 auch dort verstarb. 113 Knols niederländischer Text geht offenbar nicht auf eine lateinische Vorlage zurück, wie Walch behauptet, 114 sondern er beruht auf dem Schmalz’schen Catechismus (1608); darauf deutet bereits die Titelei hin: „Uyt het Hoogh-dytsch in het Neder-dytsch vertaelt“. 115 Nach Sand und Walch seien zahlreiche Passagen des Originaltextes verändert oder beschnitten worden, vor allem die Kapitel „de baptismo“ und „de sacra coena“; die Unitarier hätten daher diese Ausgabe nicht anerkannt. 116 Rees zufolge 117 sei infolgedessen durch die Sozinianer die zweite, 1666 und 1667 erschienene, niederländische Übersetzung des Rakówer Katechismus erstellt worden, der Catechismus of korte onderwijzing in de christelijke religie, van die Poolse gemeenten die den eenigen God den vader, en des zelfs eenig-geboren zoon, tegelijk met den h. geest uyt de H. Schrift belijden. [...] Eerst anno 1609 in het Latijn gedrukt, [...] En weederom na veel jaaren door Johannes Crellius Frankus, En nu eyndelijk door Jonas Schlichting van Bukowiec overgeziem [...]. Ook eenige aanteekeningen van Martinus Ruarus en Jonas Schlichting op de catechismus. [...]. 118 Über seinen Urheber ist nichts bekannt. Fest steht, dass der Catechismus of korte onder wijzing in de christelijke religie auf eine überarbeitete Version der 1609 durch Moscorovius besorgten lateinischen Ausgabe des Rakówer Katechismus zurückgeht, die mutmaßlich ein Jahr zuvor ebenfalls in den Niederlanden erschienen ist: die Catechesis Ecclesiarum Polonicarum, Unum Deum Patrem illiusque Filium Unigenitum, unà cum Spiritu S. ex sacra Scriptura consitentium. Anno 1609, in lucem primùm emissa, & post per viros aliquot in eodem Regno correcta. Iterumque interpositis compluribus annis à I. Crellio Franco, ac nunc tandem à Iona Schlichtingio à Bucowiec recognita ac dimidia amplius parte aucta. Irenopoli sumptibus Friderici Theophili, post annum 1659. Wie aus der fingierten 113

Zu Sand siehe etwa Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 318–326. Walch: Bibliotheca theologica selecta, S. 539. 115 Siehe hierzu auch Groot: Die erste niederländische Übersetzung des Rakower Katechismus, S. 130 u. Groot: De Amsterdamse Collegiant Jan Cornelisz. Knol, S. 78. 116 Siehe Walch: Bibliotheca theologica selecta, S. 539 u. Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 101: „Hic librum hunc mutilavit, omissis capitibus de Baptismo & cœna Domini, ideoque editionem hanc, Unitarii pro sua non agnoscunt [...].“ Siehe aber auch Groot: Die erste niederländische Übersetzung des Rakower Katechismus, S. 130 ff. 117 Rees: Historical introduction, S. lxxxii. Siehe aber auch Groot: Die erste niederländische Übersetzung des Rakower Katechismus, S. 129. 118 Catechismus of Korte onderwijzing in de Christelijke Religie, van die Poolse gemeenten die den eenigen God den Vader, en des zelfs eenig-geboren Zoon, tegelijk met den H. Geest uyt de H. Schrift belijden. Eerst anno 1609 in het Latijn gedrukt, [...] En weederom na veel jaaren door Johannes Crellius Frankus, En nu eyndelijk door Jonas Schlichting van Bukowiec overgeziem [...]. Ook eenige aanteekeningen van Martinus Ruarus en Jonas Slichting op de Catechismus. Alles uyt het Latijn getrouwelijk vertaalt. Vrijburg: Hieronymus Veedemond 1666. Zu diesem Titel siehe Knijff/ S. J. Visser/ P. Visser: Bibliographia Sociniana, S. 69 [2024 u. 2025]. 114

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Druckortangabe „Irenopoli“ hervorgeht, wurde der Text in Amsterdam gedruckt. 119 Nach Sand ist das Buch auch nicht 1659, sondern um 1665 erschienen; „post annum 1659. i.e. circa a. 1665“, wie er in seiner Bibliotheca Anti-trinitariorum vermerkt. 120 Sands Datierung ist in der Bibliographia Sociniana übernommen. 121 Wie die Titelei des Catechismus of korte onderwijzing in de christelijke religie besagt, haben an der Amsterdamer Neuedition des lateinischen Raków-Katechismus, die ihm als Übersetzungsgrundlage diente, drei der bedeutendsten sozinianischen Theologen der zweiten Generation mitgewirkt: Johann Crell, Jonas Schlichting und Martin Ruarus (der auf der zitierten Vorseite der Catechesis nicht erwähnt ist). Diese drei Protagonisten sollen daher hier kurz vorgestellt werden. Crell wurde 1590 in Helmetsheim (Franken) als Sohn des dortigen Pfarrers geboren. 122 Nachdem er an Schulen in Nürnberg, Stolberg am Hartz und Marienberg seine Vorbildung erhielt, immatrikulierte er sich im Jahr 1606 an der Nürnberger Akademie zu Altdorf. 123 Anfangs ging er vor allem philologischen Studien nach und erwarb Kenntnisse der griechischen und hebräischen Sprache. Sodann wandte er sich mit besonderer Vorliebe der Philosophie zu. Ein Jahr nach der Einschreibung Crells wurde Ernst Soner zum Rektor der Academia Norica ernannt. 124 Dieser konnte ihn gemeinsam mit Michael Güttich (auch Gittich oder Gittichius) 125 für den Antitrinitarismus gewinnen. 126 Crells Abfall von der Orthodoxie blieb zunächst unbemerkt. Er erlangte den Grad eines Baccalaureus und wurde sogar für das Amt des Alumneninspektors vorgeschlagen. Da hierzu die Magisterwürde und folglich auch die Verpflichtung auf die Confessio Augustana erforderlich gewesen wären, lehnte Crell diese Ehre ab. Es kam der Verdacht auf, Crell hätte Affinitäten zum Kalvinismus. 1612 verließ er Altdorf und reiste nach Polen. In Krakau wurde er, mit einem von Johann Georg Leuchsner verfassten Empfehlungsschreiben ausgestattet, durch den italienischen Glaubensflüchtling Giambattista Cettis (†1613) aufgenommen; Leuchsners Bruder, der Nürnberger Jurist Georg Ludwig Leuchsner, war mit Soner verwandt und organisierte gemeinsam mit 119

Siehe hierzu Rees: Historical introduction, S. lxxxi. Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 130. 121 Knijff/ S. J. Visser/ P. Visser: Bibliographia Sociniana, S. 69 [2023]: „[…] post 1659 [= 1665]. […].“ 122 Zu Crell siehe etwa Joachim Pastorius (?): Vita Johannis Crellii Franci à I. P. M.D. ante plures annos descripta [o. P.]. In: Johann Crell: J. Crellii Franci Ethica Aristotelica, Ad Sacrarum Literarum normam emendata. Eiusdem Ethica Christiana […]. Cosmopoli: Philalethes [= Amsterdam: Christopher Pezold] 1681; Fock: Der Sozinianismus. Teil 1., S. 195 f.; Adolf Schimmelpfennig: Art. Crell: Johann C. In: Allgemeine deutsche Biographie. Bd. 4: Cramer-Deck. Leipzig 1876, S. 586 und Robert Wallace: Art. 194: John Crellius. In: Ders.: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 558–571. 123 Siehe Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. Erster Teil: Text. Würzburg 1912, S. 94 [2770]. 124 Siehe Steinmeyer: Die Matrikel, S. 96. 125 Zu Michael Güttich siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 506–516. 126 Siehe Fock: Der Socinianismus. 1.Teil, S. 195. 120

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Cettis die Korrespondenz zwischen den Altdorfer Antitrinitariern und der Ecclesia minor in Polen. 127 Ab 1613 lebte Crell bis zu seinem Tod im Jahr 1633 in Raków, wo er zunächst als Griechischprofessor, dann als Rektor am dortigen Gymnasium und schließlich als Prediger tätig war. Crells immenses Œuvre ist in der Bibliotheca Fratrum polonorum versammelt. 128 Neben zahlreichen exegetischen Texten verfasste er sehr wirkmächtige religionsphilosophische Schriften. Seine Abhandlung De uno Deo Patre, die nach dem Urteil Otto Focks den umfassendsten und bedeutendsten Angriff der Sozinianer auf die Dreieinigkeitslehre darstellt, 129 lag bereits im 17. Jahrhundert in volkssprachlichen Ausgaben vor; 130 seine Toleranzschrift Iunii Bruti Poloni Vindiciae pro religionis libertate (Eleutheropoli, 1637) wurde im Zeitalter der Aufklärung durch d’Holbach und Naigeon in französischer Übersetzung herausgegeben. 131 Zu seinem Hauptwerk zählen schließlich auch seine gewichtigen ethischen Schriften, die Ethica aristotelica, ad Sacrarum Literarum normam emendata und die sie ergänzende Ethica christiana, seu Explicatio virtutum et vitiorum quorum in Sacris Literis fit mentio. Diese beiden Texte sind besonders relevant, denn sie stellen einen maßgeblichen Beitrag zur progressiven Ausformung und Systematisierung der sozinianischen Religionsphilosophie dar: Obschon sich der Sozinianismus durch eine Ethisierung der christlichen Religion auszeichnet, 132 war Crell, wie bereits der Historiker Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) konstatierte, der einzige Sozinianer, der ein „besonderes moralisches System“ verfasste. 133 Martin Ruarus ist neben Crell das wohl prominenteste Mitglied der Altdorfer Antitrinitarier und ein zentraler, aber durch die Forschung nur wenig beachteter Protagonist

127

Siehe hierzu Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 520–522 u. Domenico Caccamo: Sozinianer in Altdorf und Danzig im Zeitalter der Orthodoxie. In: Zeitschrift für Ostforschung 19 (1970), S. 42–78; hier S. 48 u. Siegfried Wollgast: Philosophie in Deutschland zwischen Reformation und Aufklärung 1550–1650. Berlin 21993, S. 374. 128 Die BFP findet sich digital unter http://www.sbc.org.pl/dlibra/publication?id=3316&from=&dirids=1&tab=1&lp=1&QI=EAA8DD1 85A8935814F3D37DF15504679-33 [zuletzt eingesehen am 19/11/2009]. 129 Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 196. 130 Z.B. Johann Crell: Johannis Crellii Franci Von dem einigen Gott dem Vater/ zwey Bücher : Darinnen auch nicht wenig von der Natur des Sohns Gottes und des H. Geistes gehandelt. [S.l.: S.n.] 1645; Ders.: The Two Books. Touching one God the Father. Wherein many things also concerning the Nature of the Son of God, and the Holy Spirit are discoursed of. Translated out of the Latin into English. Kosmoburg [S.n.] 1665 und ders.: The Unity of God. Asserted and Defended. In Two Books. Written Originally in Latin. London [S.n.] 1691. 131 Johann Crell: De la Tolérance dans la Religion Ou De la Liberté de Conscience. Par Crellius […]. London 1769 [= Amsterdam: M. M. Rey]. Siehe hierzu auch Fiorella Pintacuda de Michelis: Socinianismo e tolleranza nell’età del razionalismo. Florenz 1975, S. 74. 132 Vgl. Rohls: Geschichte der Ethik, S. 291. 133 Johann Gottfried Eichhorn: Geschichte der Litteratur von ihrem Anfang bis auf die neuesten Zeiten. Bd. 6. Erste Abtheilung. Göttingen 1810, S. 521.

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in der Geschichte des Späthumanismus und des religiösen Nonkonformismus. 134 Ruarus, geboren 1588, stammt aus Krempe in Schleswig. Er hatte zunächst in Rostock studiert, bevor er 1611 nach Altdorf wechselte; dort geriet er unter den Einfluss Soners und wurde nach dem Weggang Johann Crells zum Anführer des sozinianischen Studentenkreises. 135 Nachdem er 1614 heimlich Meseritz und Raków besucht und sich mit Schmalz getroffen hatte, verließ er 1615 die Altdorfer Akademie. 136 Ab 1616 reiste er als Hofmeister durch Deutschland, Dänemark, England, Holland, Frankreich, Italien und Belgien; eine Zeitlang lebte er in Leiden und London. Ab 1621 wirkte er drei Jahre als Rektor am Rakówer Gymnasium. 137 Nach dieser Zeit brach er wieder zu einer weiterführenden Reise auf. Er ließ sich schließlich 1631 in Danzig nieder, wo er die Gründung einer sozinianischen Gemeinde betrieb. 1657 verstarb Ruarus in Straßzyn. 138 Ruarus genoss fast in ganz Europa einen hervorragenden Ruf als Gelehrter und Humanist; in Cambridge hatte man ihm einen hochdotierten Lehrstuhl für Geschichte angeboten. Er beherrschte Griechisch und Latein; selbst im Hebräischen, Syrischen und Arabischen war er bewandert. Unter den neueren Sprachen waren ihm vor allem Polnisch, Französisch und Italienisch geläufig. Ruarus’ wissenschaftliche Interessen umfassten Gebiete wie etwa Theologie, Philosophie und Jurisprudenz, wo ihn durch den Einfluss Hugo Grotius’ besonders das Naturrecht anzog. 139 Ruarus, dessen umfangreicher lateinischer Schriftwechsel in der Frühen Neuzeit bereits drei Mal in den Druck gegangen ist, 140 war offenbar ein Zentrum im Netz europäisch-epistulärer Gelehrtenkultur. 141 Zu seinen vielen Korrespondenten zählten Dissiden134

Zu Martin Ruarus siehe etwa Ludwik Chmaj: Marcin Ruar. Studjum z dziejów Racjonalismu religijnego w polsce. Krakau 1921; Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 571–590 u. Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 198–200. 135 Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 198. 136 Über Ruarus’ Aufenthalt in Raków siehe vor allem Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 573 f. 137 Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 198 f. 138 Ebd., S. 199. 139 Ebd., S. 199 f. 140 Martin Ruarus: Martini Ruari, Nec non H. Grotii, M. Mersenni, M. Gittichii, & Nærani, Aliorumque virorum doctorum, quorum nomina post præfationem vide, Ad ipsum Epistolarum Selectarum Centuria. In quibus res magni in religione momenti inter diversarum sententiarum atque sectarum homines tractantur & examinantur. Amsterdam: David Crispicus 1677; Martini Ruari Nec non aliorum Illustrium, Spectabilium, Doctorúmque Virorum, quorum nomina in Indice videbis, ad ipsum vel ejus causâ scriptarum Epistolarum Selectarum Centuria Altera & Ultima. Amsterdam: David Ruarus 1681 u. Zeltner: Historia Crypto-Socinismi [...]. Martini Ruari aliorumque virorum doctorum epistolarum selectarum, centuriæ duæ notis idoneis illustratæ per Gustavvm Georgivm Zeltnerum. Leipzig: Gleditsch 1729. Die beiden Ausgaben des 17. Jahrhunderts wurden durch Martin Ruarus’ Söhne Joachim und David publiziert; sie ergänzen sich und ergeben zusammen eine Sammlung von insgesamt zweihundert Briefen. Zeltner hat diese in seiner Historia Crypto-Socinismi mit Anmerkungen versehen wieder herausgegeben. 141 Vgl. Dieter Lohmeier: Briefwechsel des Späthumanismus. Ein Vorschlag zu ihrer Erschließung. In: Briefe deutscher Barockautoren. Probleme ihrer Erfassung und Erschließung. Arbeitsgespräch in

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ten wie Daniel Zwicker, Johann Crell und Florian Crusius, aber auch berühmte Theologen, Literaten und Wissenschaftler wie Abraham Calov, Georg Calixt, Heinrich Hudemann, Marin Mersenne und Hugo Grotius. Seine Briefe, die schon Pierre Bayle als „bien curieuses“ charakterisiert hatte, 142 thematisieren meist theologische Gegenstände und Probleme; sie stellen aber auch eine „Urkundensammlung“ für die Verhältnisse, in denen sich Ruarus bewegte, wie für die „literarischen Zustände jener Zeit“ überhaupt dar. 143 Sie waren wie die Masse der Gelehrtenkorrespondenzen des Späthumanismus zugleich „Zeitung, Rezensionsorgan und persönliche Mitteilung“. 144 Sie geben etwa Aufschluss über soziale Verhältnisse und Umfelder, historische Ereignisse, aktuelle Diskurse, Personenkonstellationen, Pluralisierungsprozesse und epistemische Konfigurationen. Die literaturgeschichtliche Signifikanz des Ruarus als Dichter, Späthumanist und Freund Heinrich Hudemanns (1595–1628) wurde in einem 1935 erschienenen Artikel durch Erich Trunz festgestellt und durch Horst Joachim Frank (1995) sowie Thomas Haye (2001) nachdrücklich bestätigt. 145 Der mit Crell und Ruarus befreundete Jonas Schlichting (auch Schlichtig oder Schlichtingius) von Bukowiec, um 1592 geboren, war kein minder angesehenes Mitglied der Ecclesia minor. 146 Er gehörte zweifellos zu den „schärfsten und gebildetsten Denkern des Socinianismus“, wie es Fock formulierte. 147 Schlichting musste nicht erst konvertieren; bereits sein Vater Wolfgang, dessen Familie ursprünglich aus der Schweiz stammte, 148 hatte sich der unitarischen Gemeinde angeschlossen. Seine schulische Ausbildung hatte Schlichting in Raków erhalten, um sich dann 1616 gemeinsam mit seinem Bruder Georgius, Janus Morstinius (Morsztyn) sowie dem Sohn des Rakówer Toparchen (und Schwiegersohn des Moscorovius) 149 Zbigneus Sienieński an der Academia Norica einzuschreiben. 150 Ähnlich wie Sienieński, dessen Verwandter Adam Sienider Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 10. und 11. März 1977. Hrsg. v. Hans-Henrik Krummacher. Hamburg 1978, S. 57–74; hier S. 64. 142 Pierre Bayle: Dictionnaire Historique et Critique. Tome 2, seconde partie: P-Z. Rotterdam: Leers 1697, S. 976. 143 Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 200. 144 Vgl. Lohmeier: Briefwechsel des Späthumanismus, S. 64. 145 Siehe Erich Trunz: Henrich Hudemann und Martin Ruarus, zwei holsteinische Dichter der Opitz=Zeit. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig=Holsteinische Geschichte 63 (1935), S. 162–213; Horst Joachim Frank: Literatur in Schleswig-Holstein. Von den Anfängen bis 1700. Neumünster 1995 u. Thomas Haye: Humanismus in Schleswig und Holstein. Eine Anthologie lateinischer Gedichte des 16. und 17. Jahrhunderts. Mit deutscher Übersetzung, Kommentierung und literaturhistorischer Einordnung. Kiel 2001, S. 6–22; 36–45; 62–53; 208–211 u. 214 [= Martin Ruarus u. Heinrich Hudemann: Gedichte und Kommentare]. 146 Zu Jonas Schlichting siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 39–58. 147 Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 197. 148 Zu Wolfgang Schlichting siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 424–425. 149 Siehe oben. 150 Siehe Steinmeyer: Die Matrikel. Teil 1, S. 141 [4208–4211].

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ensky v. Sienno übrigens im Jahre 1609 als Rektor an der Nürnberger Hochschule fungiert hatte, 151 stammte auch Morstinius aus einer nicht unbedeutenden adligen Unitarier-Familie; Christopher Morsztyn etwa wurde durch den König hoch geschätzt und hatte Fausto Sozzini protegiert, als dieser 1583 aus Krakau fliehen musste. 152 Als Schlichting mit seinen Gefährten in Altdorf eintraf, hatten gerade die Ermittlungen gegen die ‚Kryptosozinianer‘ stattgefunden. Die Ereignisse haben ihn offenbar stark geprägt, denn noch viele Jahre später sollte er sich ihrer erinnern und seine Indignation über die Behandlung äußern, die man Peuschel und Vogel hatte zuteil werden lassen. 153 Nur mit Mühe konnten die jungen polnischen Studenten einen längeren Aufenthalt an der Hochschule erwirken; sie sollten sich ruhig verhalten und auch keine Versuche unternehmen, Proselytismus zu betreiben. 154 Aufgrund der unfreundlichen Atmosphäre fassten sie schließlich den Entschluss, die Akademie wieder zu verlassen. Schlichting ging in die Niederlande. Philippus van Limborch (1633–1712) berichtet in seiner Biographie des Simon Episcopius (1583–1643), Schlichting habe zusammen mit Ruarus bei Episcopius studiert, als dieser in Leiden lehrte (1612–1619). Der berühmte arminianische Theologe hätte mit den beiden verschiedene Religionsgespräche geführt, unter anderem über die Satisfaktionslehre. 155 Nach seiner Rückkehr in die polnische Heimat widmete sich Schlichting dem geistigen Stand. Zunächst war er in Raków und dann in Luclavice als Pastor tätig. 1638 ging er auf Verlangen des Senats von Klausenburg nach Siebenbürgen, um dort den radikalen Antitrinitariern, den Nonadoranten Franz Davidis’, beizukommen. 156 Seine Mission hatte keinen Erfolg. Im Jahr 1642 verfasste Schlichting ein Glaubensbekenntnis der unitarischen Gemeinden Polens, die Confessio fidei Christianæ. 157 Diese fünf Jahre nach dem Niedergang Rakóws erschienene Schrift wurde von den Gegnern des Antitrinitarismus benutzt, um erneut gegen die Sozinianer zu wettern. Auf dem Reichstag 1647 wurde die Confessio durch Henkershand in die Flammen geworfen und ihr Autor geächtet. Erst gegen 1651 konnte Schlichting es wieder wagen, in der Öffentlichkeit aufzutreten. 158 Während des Dreißigjährigen Krieges verschärften sich die durch die katholische Partei angeregten Sozinianerverfolgungen; Schlichting stand jedoch unter schwedischem Schutz in 151

Siehe ebd., S. 106. Zu Christopher Morsztyn siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 426–428. 153 Der Text ist bei Zeltner zitiert. Siehe Zeltner: Historia Crypto-Socinismi, S. 499 f. 154 Siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 40 u. Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 196. 155 Siehe Philippus van Limborch: Historia vitae Simonis Episcopii, scripta a Philippo a Limborch, è Belgico in Latinum sermonem versa, & ab Auctore aliquot in locis aucta. Amsterdam: Gallet 1701, S. 329 f. 156 Siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 41 u. Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 197. 157 Jonas Schlichting: Confessio fidei Christianæ: edita nomine ecclesiarum, quæ in Polonia unum Deum, & Filium ejus unigenitum Jesum Christum, & Spiritum S. profitentur: Collata cum Polonica ejusdem authoris, ab eodemque denuò recognita & variis in locis auctior reddita. [S. l.: S.n.] 1642. 158 Siehe Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 197. 152

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Krakau, bis er 1658 Polen verließ, um sich nach Stettin und Pommern zu begeben. 1661 beschloss er schließlich sein bewegtes Leben in Selchow (Mark). 159 Wie Crell hat auch er eine Vielzahl exegetischer und apologetischer Werke verfasst; 160 besondere Berühmtheit erlangten seine Polemiken gegen den Wittenberger Theologieprofessor Balthasar Meisner (1587–1626), der wie seine Kollegen Franz oder Balduinus den „Photinianern“ den Kampf angesagt hatte und vor allem ihren Rationalismus kritisierte. 161 Die durch Crell, Ruarus und Schlichting ergänzte und kommentierte Catechesis Ecclesiarum Polonicarum (1659 [1665?]) soll durch Andreas Wiszowaty und Joachim Stegmann jun. eingeleitet und herausgegeben worden sein. 162 Dass Wiszowaty für die Edition verantwortlich war, ist auch angesichts seiner Biographie sehr wahrscheinlich; er hatte eine enge Beziehung zu Crell und Ruarus und er fand während seines Amsterdamer Exils ein Auskommen im Druckereiwesen. Zuvor hatte er eine abenteuerliche Existenz geführt. 163 Väterlicherseits von adliger Herkunft, war Wiszowaty mütterlicherseits ein Enkel Fausto Sozzinis, dessen Tochter Agnes Wiszowatys Vater Stanislaus geehelicht hatte; seines Vaters Bruder Benedictus zählt zu den Gründervätern des Rakówer Gymnasiums. 164 Nach dem Studium an dieser Institution unter Crell und Ruarus erfolgte ein erster Aufenthalt in den Niederlanden: 1631 verließ er mit anderen jungen Leuten unter der Leitung Ruarus’ Polen, um in Leiden zu studieren. In Amsterdam machte er unter anderem mit Vossius, Curcellaeus und Episcopius Bekanntschaft. Weitere Reisen führten ihn dann nach England und Frankreich, wo er in Paris Grotius, Gassendi und Mersenne kennenlernte. 165 1637 kehrte er in die Heimat zurück, um 1640 erneut Reisen nach Deutschland, Frankreich und in die Niederlande zu unternehmen. 166 Ab 1643 stand er als Geistlicher mehreren Gemeinden in der Ukraine, Kleinpolen und Volhynien 159

Siehe ebd. Siehe hierzu etwa Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 126–132 u. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S 49–58. 161 So z.B. in seiner über neunhundert Seiten starken Brevis Consideratio Theologiæ Photinianæ, Prout eam Faustus Socinus descripsit in libello suasorio, cui titulus: Quòd Evangelici omninò deberent se illorum cœtui adiungere, qui falsò Ariani atque Ebionitæ vocentur. Wittenberg: Heiden 1619. 162 Siehe hierzu etwa Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 184 f. u. die „De Novissima hac Editione ad Lectorem alloquium“ [o. P.]. In: Catechesis Ecclesiarum Polonicarum [...]. Stauropoli, Per Eulogetum Philalethem 1680. Wir kommen auf diese Ausgabe des Rakówer Katechismus weiter unten zurück. 163 Zu Wiszowaty siehe etwa Anonym: Anonymi Epistola exhibens Vitæ et Mortis Andreæ Wissowatii, nec non Ecclesiarum Unitariorum ejus tempore brevem Historiam. In: Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 219–263; Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 205–209 u. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 225–239. 164 Siehe Anonym: Anonymi Epistola exhibens Vitæ et Mortis Andreæ Wissowatii, S. 222. 165 Siehe ebd., S. 231–233. 166 Siehe ebd., S. 234. 160

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vor. 167 Aufgrund der Kosakenkriege musste Wiszowaty 1648 seine Ämter aufgeben, um sich mit seiner Familie nach Buskow bei Danzig zu begeben. Ein Jahr später wollte er zurückkehren, doch das durch die Schwedeneinfälle gegen den Protestantismus aufgebrachte Landvolk vertrieb ihn wieder. Nachdem ihm zeitweilig in Krakau die Schweden Schutz boten, wollte er in seine alte Wohnung in Robkow heimkehren, doch diese war geplündert und seine Bibliothek zerstört. 168 Als 1658 dem „Arianismus“ in Polen endgültig der Todesstoß versetzt wurde, setzte sich Wiszowaty kämpferisch für seine Religion ein. Doch vergebens. Wieder musste er fliehen, zunächst nach Schlesien, dann nach Ungarn. Eine 1663 in Schlesien (Kreutzburg) gehaltene Synode sandte ihn nach Mannheim, um vertriebenen Glaubensgenossen eine neue Heimat zu schaffen. Wiszowaty wirkte dort, bis 1666 auch in Mannheim Maßnahmen gegen die ‚Häretiker‘ ergriffen wurden. 169 Im selben Jahr noch begab er sich nach Amsterdam, wo er dem Verleger Frans Kuyper (1629–1691), 170 der als Kollegiant Sympathien für die Sozinianer hegte, bei der Erstellung der Bibliotheca Fratrum Polonorum zur Seite stand. 171 Wiszowaty hinterließ über sechzig Werke. 172 Das bekannteste ist seine Religio rationalis, die zwischen 1676 und 1678 in Amsterdam niedergeschrieben wurde und auch dort im Druck erschienen ist. 173 Sie wurde bereits im September 1684 in Pierre Bayles Amsterdamer Nouvelles de la République des Lettres ausführlich und kritisch besprochen; 174 wohl wenig später erfolgte durch den mit Bayle bekannten Freidenker Charles Le Cène (1647–1703) eine französische Übersetzung. 175 Wiszowatys theologisch-philosophischen Werke waren insgesamt sehr wirkmächtig und wurden kontrovers diskutiert. Sogar Leibniz sah sich genötigt, in einer Gegenschrift Defensio Trinitatis contra Wissowatium (1669) 176 auf die von Wiszowaty um 1665 in Mannheim verfasste Abhandlung De Sancta Trinitate objectiones quaedam zu reagieren. Obschon er meinte, als Sieger aus dem Streit um die Trinität hervorgegangen zu sein, musste er eingestehen, dass niemand vor Wiszowaty so diffizil zu widerlegende

167

Siehe ebd., S. 235 f. Siehe Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 207. 169 Siehe ebd., S. 207 f. 170 Zu Kuyper siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 312–314. 171 Siehe ebd., S. 231 u. 312. 172 Siehe etwa ebd., S. 232–238 u. Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 145–149. 173 Siehe Wissowatius: Religio rationalis. 174 Pierre Bayle: Art. Religio Rationalis […]. In: Nouvelles de la République des Lettres. Mois de Septembre 1684. Amsterdam: Henry Desbordes 1684, S. 175–185. 175 La religion naturelle ou l’Empire de la Raison dans les Controverses. Siehe hierzu Hubert Vandenbossche/ Jeroom Vercruysse: Charles Le Cène: un Traducteur peu commun. In: Wissowatius: Religio rationalis, S. 63 ff. 176 Gottfried Wilhelm Leibniz: Defensio Trinitatis contra Wissowatium. In: ders.: Sämtliche Schriften und Briefe. Reihe 6: Philosophische Schriften. Bd. 1: 1663–1672. Hrsg. v. der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Berlin (u.a.) 1930, S. 518–530. 168

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Einwände gegen das Trinitätsdogma hervorgebracht hätte. 177 Wir kommen zum zweiten Herausgeber der Catechesis Ecclesiarum Polonicarum (1659 [1665?]), Wiszowatys Freund Joachim Stegmann jun. Bereits Joachim Stegmanns gleichnamiger und aus Brandenburg stämmiger Vater war ein bekannter sozinianischer Schriftsteller, der zeitweise dem Rakówer Gymnasium als Rektor vorstand. 178 Wie Wiszowaty hatte auch Stegmann jun. eine enge Beziehung zu Ruarus, dessen Tochter er geheiratet hatte. Ab 1645 war er als Prediger in verschiedenen sozinianischen Gemeinden in Polen tätig, bis er sich 1657 nach Danzig begab, wo sein Schwiegervater wirkte und noch im selben Jahr verstarb. 1663 folgte er Wiszowaty nach Mannheim, um diesen bei der Betreuung der dortigen sozinianischen Exilgemeinde zu unterstützen. Nachdem die Antitrinitarier 1666 auch in Mannheim nicht mehr geduldet wurden, reiste Stegmann nach Siebenbürgen, wo er 1678 als Geistlicher der sächsischen Unitariergemeinde zu Klausenburg verschied. 179 Stegmann hat offenbar zusammen mit Wiszowaty die Einleitung zur überarbeiteten Version des lateinischen Raków-Katechismus (1659 [1665?]) verfasst. 180 Er war aber nie in den Niederlanden. Folglich ist es naheliegend, dass das Manuskript dieser Edition während des gemeinsamen Aufenthalts in Mannheim fertig gestellt worden ist. Da Wiszowaty erst 1666 nach Amsterdam gelangte, ist die Catechesis Ecclesiarum Polonicarum sicherlich auch in diesem Jahr in den Druck gegangen und nicht schon 1665, wie Sand behauptet. 181 Das Buch stieß offensichtlich auf keinen geringen Anklang. In den Jahren 1680 (?) und 1684 erschienen schließlich wohl bei ein und demselben niederländischen Verleger noch zwei weitere Auflagen der durch Wiszowaty und Stegmann besorgten Edition der Catechesis. Der Titel der ersteren lautet: Catechesis Ecclesiarum Polonicarum, Unum Deum Patrem, illiusque Filium Unigenitum Jesum Christum, unà cum Spiritu Sancto; ex S. Scriptura consitentium. Primum anno M DC IX. in lucem emissa; & post earundem Ecclesiarum jussu correcta ac dimidia amplius parte aucta; atque per viros in his coetibus inclytos, Johannem Crellium Francum, hinc Jonam Schlichtingium à Bukowiec, ut & Martinum Ruarum, ac tandem Andream Wissowatium, Recognita atque emendata: Notisque cùm horum, tum et aliorum illuistrata. Nunquam ante hac hoc modo edita. Stauropoli, Per Eulogetum Philalethem 1680. 182 Sie ist mit separater Seitenzählung und gesondertem Titelblatt in einer Ausgabe der Ethiken Crells abgedruckt,

177

Siehe hierzu Zbigniew Ogonowski: Andrzej Wiszowaty. In: Wissowatius: Religio rationalis, S. 10 u. 15. 178 Zu Joachim Stegmann sen. siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 58–64. 179 Zu Joachim Stegmann jun. siehe ebd., S. 281–284. 180 Siehe hierzu etwa ebd., S. 234 bzw. S. 282. 181 Siehe oben. 182 Zu dieser Ausgabe siehe etwa Rees: Historical introduction, S. lxxxii f.; Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 183 u. Knijff/ S. J. Visser/ P. Visser: Bibliographia Sociniana, S. 77 [2035].

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die nach den Angaben auf ihrem Haupttitelblatt eigentlich 1681 erschienen sein soll. 183 Merkwürdigerweise lauten die fingierten Angaben zum Druckort auf dem Titelblatt der Ethiken auch „Cosmopoli“ und nicht „Stauropoli“; zudem heißt sich der Drucker einmal „Eulogetus Philalethes“ und dann „Eugenius Philalethes“. Gemeinhin wird angenommen, dass sich hinter dem Pseudonym „Eulogetus Philalethes“ der Amsterdamer Verleger Christiaan Petzold verbirgt. 184 Die Neuauflage der Catechesis von 1684 wurde ebenfalls zu „Stauropoli“ durch „Eulogetus Philalethes“ erstellt; ihr Titel weicht im Großem und Ganzen nicht von dem der Ausgabe von 1681 ab. Auf „Andream Wissowatium“ folgt allerdings ein Zusatz: „Benedictum Wissowatium nec non Anonymum quendam F. C. recognita atque emendata: Notisque cùm horum, tum & aliorum illustrata. Editio novissima“. 185 Hier werden also zwei weitere Autoren eingeführt, die durch gelehrte Anmerkungen den Text vermehrt haben: Benedictus Wissowatius und ein gewisser „F. C.“ Ihre Fußnoten waren bereits in der Ausgabe von 1680 (1681?) aufgenommen, wobei allerdings in dieser Benedictus Wissowatius’ Anonymat, der seine zahlreichen Ergänzungen lediglich mit dem Kürzel „B. W.“ signierte, noch gewahrt blieb. Zu Benedictus Wissowatius, der nicht mit Benedictus Wissowatius sen. (dem weiter oben erwähnten Onkel Andreas Wiszowatys) zu verwechseln ist, liegen in der Literatur nicht allzu viele Informationen vor. Er war offensichtlich nicht der Neffe des Autors der Religio rationalis, wie Wallace in Anschluss an Rees behauptet. 186 Gemäß Friedrich Samuel Bock war er vielmehr der Sohn Andreas Wiszowatys, 187 was auch durch die neuere Forschung bestätigt wird. 188 Nach dem Tode Sands (Amsterdam, 1680) hat Be183

Johann Crell: J. Crellii Franci Ethica Aristotelica, Ad Sacrarum Literarum normam emendata. Eiusdem Ethica Christiana, Seu Explicatio Virtutum Et Vitiorum, quorum in Sacris Literis fit mentio. Huic Editioni præter præfixam Auctoris Vitam, accedit Catechesis Ecclesiarum Polonicarum a Joh. Crellio, Jona Schlichtingio, M. Ruaro & A. Wissowatio, recognita atque emendata, Notisque eorum illustrata. Cosmopoli: Per Eugenium Philalethem 1681. Siehe Knijff/ S. J. Visser/ P. Visser: Bibliographia Sociniana, S. 77 [2035]. 184 Siehe ebd. u. Rees: Historical introduction, S. lxxxiii. 185 Der vollständige Titel lautet: Catechesis Ecclesiarum Polonicarum, Unum Deum Patrem, illiusque Filium Unigenitum Jesum Christum, unà cum Spiritu Sancto; ex sacra Scriptura consitentium. Primum anno MDCIX. in lucem emissa; & post earundem Ecclesiarum jussu correcta ac dimidia amplius parte aucta; atque per viros in his cœtibus inclytos, Johannem Crellium Francum, hinc Jonam Schlichtingium à Bukowiec, ut & Martinum Ruarum, ac tandem Andream Wissowatium, Benedictum Wissowatium nec non Anonymum quendam F. C. recognita atque emendata: Notisque cùm horum, tum & aliorum illustrata. Editio novissima. Stauropoli: Per Eulogetum Philalethem 1684. Siehe hierzu Knijff/ S. J. Visser/ P. Visser: Bibliographia Sociniana, S. 74 (Reproduktion des Titelblatts) u. S. 75 [2026]. 186 Rees: Historical introduction, S. lxxxiii u. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 357 f. 187 Zu Benedictus Wissowatius siehe Bock: Historia Antitrinitariorum. Tom. 1, pars 2, S. 1029 f. 188 Siehe etwa Wilbur: A History of Unitarism, S. 512, 516 (Fn. 14) u. 572 sowie Lech Szczucki: Socinian Historiography in the late seventeenth Century. Benedykt Wiszowaty and his ‚Medulla historiae ecclesiasticae‘. In: Continuity and Discontinuity in Church History. Essays presented to

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nedictus Wissowatius dessen Bibliotheca Anti-Trinitariorum herausgegeben. 189 Im Jahr 1684 wurde er bei einer Generalversammlung im preußischen Rutov ordiniert und zum Vorsteher der unitarischen Gemeinden in Preußen ernannt. 190 Als Geistlicher soll er eine kleine Antitrinitariergemeinde im Dorf Andreaswalde betreut haben, während sein Bruder Andreas ein ähnliches Amt bei einer polnischen Exilgemeinde in Kolozsvár versah. 191 Bei der Synode von Züllichau (Mark Brandenburg) im Jahr 1687 wurden ihm und Samuel Arcissevius die Erlaubnis erteilt, einen Kinderkatechismus zu verfassen. 192 Neben Sands Bibliotheca Anti-trinitariorum soll Benedictus Wissowatius auch noch weitere in den Niederlanden erschienene antitrinitarische Werke ediert haben, wie etwa Lubienieckis Historia reformationis und Andreas Wiszowatys Stimuli virtutum fræna peccatorum. 193 Zudem soll er für die beiden 1680 (1681?) und 1684 entstandenen Ausgaben der Catechesis Ecclesiarum Polonicarum verantwortlich sein. 194 Was den Anonymus „F. C.“ betrifft, so wird allgemein angenommen, es handle sich um Florian Crusius (oder Kraus). 195 Dieser war ein berühmter deutscher Mediziner, der unter anderem mit Kepler und Ruarus korrespondierte; Sand und Bock charakterisierten ihn als „Philosophus excellentissimus“. 196 Geboren wurde Crusius entweder in Stettin oder in Danzig. 197 Ab 1611 studierte er an der Universität Königsberg, wo er sich bald mit besonderem Ergeiz der Philosophie und der Medizin widmete. Zu seinen dortigen Protektoren zählte der Medizinier Johannes Papius (1558–1622). Nach seinem Studium begann Crusius offenbar ein unstetes Wanderleben; er besuchte verschiedene deutsche Universitäten und machte in Linz mit George Hunston Williams. Hrsg. v. F. Forrester Church u. Timothy George. Leiden 1979, S. 285– 300 189 Siehe hierzu Lech Szczucki: Praefatio. In: Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. VII f. 190 Bock: Historia Antitrinitariorum. Tom. 1, pars 2, S. 1029: „BENEDICTUS WISSOWATIUS, Iunior. ANDREAE iunioris filius, qui post SANDII obitum eiusdem Bibliothecam Antitrinitariorum in publicam lucem emisit. A. 1684. in consessu generali Rutoviæ in Prussia habito propter præclara dona et laudandam dexterietatem ministerio Eccles. initiatus, ipsque cura cœtuum Prussicorum commendata est.“ 191 Wilbur: A History of Unitarism, S. 572. 192 Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 358. 193 Siehe hierzu Knijff/ S. J. Visser/ P. Visser: Bibliographia Sociniana, S. 84 [2069], 133 [3116], 135 [3131 u. 3132]. 194 Siehe ebd., S. 75. [2026]; Bock: Historia Antitrinitariorum. Tom. 1, pars 2, S. 1029; Rees: Historical introduction, S. lxxxiii u. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 358. Wallace schreibt wortwörtlich von Rees ab. 195 Siehe etwa Bock: Historia Antitrinitariorum. Tom. 1, pars 1, S. 214 u. Tom. 1, pars 2, S. 1029 f.; Rees: Historical introduction, S. lxxxiii; u. Fock: Der Socinianismus. Teil 1, 183 u. Knijff/ S. J. Visser/ P. Visser: Bibliographia Sociniana, S. 75 [2026]. 196 Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 140 u. Bock: Historia Antitrinitariorum. Tom. 1, pars 1, S. 209–217. Siehe zu Florian Crusius etwa auch Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 92–99. 197 Siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 92.

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Kepler Bekanntschaft. 198 Von dort aus begab er sich nach Frankreich und Strassburg, wo er 1619 eine medizinische Dissertation über Kopfschmerzen („De Cephalalgia“) 199 veröffentlichte und mit Ruarus zusammentraf. In Gesprächen hat letzterer Crusius offenbar von der orthodoxen Trinitätslehre abgebracht. 200 Seine theologischen Zweifel und seine Sympathie für den Sozinianismus wurden zudem durch den Umgang mit dem eminenten Antitrinitarier Ludwig Wolzogen (1596–1658) und durch die Lektüre der Schriften Sozzinis und Schmalz’ bekräftigt. Seine Weiterreise führte ihn wieder nach Österreich, dann nach Erfurt und Stettin, wo er die Schwester Wolzogens heiratete. Wenig später ließ er sich als Arzt in Danzig nieder. 201 Gemeinsam mit Daniel Zwicker (1612–1678) und Ruarus setzte er sich hier auch für die Verbreitung des Sozinianismus ein. 1643 wurde er daher durch die Obrigkeit und den Senat aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Ab diesem Zeitpunkt wird die Biographie Crusius’ ungewiss. Fest steht, dass er sich 1645 in Polen aufhielt; dies bezeugt ein an ihn gerichteter Brief von Marin Mersenne, der Crusius dazu aufforderte, seine „Collectanea contra Atheos“ endlich zu veröffentlichen. 202 Crusius ist der Verfasser theologischer, philosophischer, medizinischer und mathematischer Werke; in seinen theologischen Schriften behandelt er für den Kontext des Antitrinitarismus typische Probleme, wie die Satisfaktionslehre, die Religionsfreiheit, die Trinität und den Vernunftgebrauch in der Religion. 203 Wie seine Briefe zeigen, stand Crusius mit dem Soner-Kreis in Verbindung. 204 Im Jahr 1818 wurde in London die letzte Ausgabe des Rakówer Katechismus veröffentlicht. Es handelt sich um die durch Thomas Rees erstellte englische Übersetzung, deren „Historical introduction“ in den Anmerkungen der hier vorliegenden Darstellung bereits einige Male zitiert wurde. 205 Die Vorlage der Übertragung Rees’ ist die Ausgabe der Catechesis Ecclesiarum Polonicarum von 1680. Nach Rees ist diese faktisch die letzte und zuverlässigste Edition des lateinischen Raków-Katechismus. Der Textstand des Druckes von 1684 ist mit dem der durch Andreas Wiszowaty und Stegmann jun. erstellten Ausgabe (1659 [1665?]) identisch: „It has the same mistakes, and the same table of errata at the end. It would appear that the publisher had a stock remaining on hand, and that he thought he might promote the sale of them by printing, as an appen-

198

Siehe ebd., S. 94. Siehe hierzu Bock: Historia Antitrinitariorum. Tom. 1, pars 1, S. 211 u. 216. 200 Siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 94. 201 Siehe ebd., S. 95. 202 Siehe ebd. u. Bock: Historia Antitrinitariorum. Tom. 1, pars 1, S. 212 u. 214 f. 203 Siehe ebd., S. 96–99; Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 140 f. u. Bock: Historia Antitrinitariorum. Tom. 1, pars 1, S. 212–217. 204 Siehe auch Zeltner: Historia Crypto-Socinismi, S. 800–808. 205 The Racovian Catechism, with notes and illustrations, translated from the Latin: To which is prefixed a sketch of the history of unitarism in Poland and the adjacent countries. Hrsg. u. übers. v. Thomas Rees. London 1818. 199

Der Rakówer Katechismus

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dix, the notes inserted in the quarto edition of 1680, and prefixing to the whole a new title-page […].“ 206 Wir kommen nun zur Entstehung des Soner-Katechismus, die sich in die Rezeptionsgeschichte des Rakówer Katechismus einschreibt.

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Rees: Historical introduction, S. lxxxiv f.

IV. Die Altdorfer Antitrinitarier und der sogenannte Soner-Katechismus 1. Die Repression der Altdorfer Kryptosozinianer Der Sozinianismus fand in Deutschland vornehmlich an protestantischen Hochschulen Sympathisanten. Altdorf gilt als eines der Zentren des Antitrinitarismus im Reichsgebiet. 1 Aus ihm gingen einige der bedeutendsten Sozinianer (Martin Ruarus, Johann Crell u.a.) hervor, die europaweit Verbindungen mit der Gelehrtenwelt knüpften und ausgedehnte Kommunikationsnetzwerke aufbauten. Durch das Wirken Soners bildete sich an der Academia Norica ein weitgehend studentischer Antitrinitarier-Zirkel. Da er sich in einem fremden sozialen Gefüge organisierte, wahrten seine Protagonisten diskrete Formen der Verwirklichung ihrer religiösen Überzeugungen (Dissimulation/ Nikodemismus). Und dies zu Recht, denn nachdem die Gruppe sich auf diese Weise über eine gewisse Zeit in kleinem Rahmen ungestört entwickeln konnte, wurde sie aufgrund der Indiskretionen, die zwei seiner Mitglieder in Jena und Wittenberg begingen, durch die Obrigkeit zerschlagen: Wie bereits erwähnt, wandte sich der Theologe Albert Grauer im Jahre 1615 entweder an die Nürnberger Geistlichkeit oder aber an die Prokuratoren der Akademie, um auf die Altdorfer Dissidenten aufmerksam zu machen. Peuschel und Vogel, die aus Altdorf zum Studium nach Jena und Wittenberg gekommen waren, hatten durch gewisse öffentliche Äußerungen den Verdacht des militanten Sozinianismusgegners auf sich gezogen. 2 Die Scholarchen forderten daraufhin die beiden jungen Männer dazu auf, ihre Ansichten zu offenbaren. Als diese eindeutig im Sinne der polnischen Häresie antworteten, beschloss der Nürnberger Rat, sie verhaften und in die Heimat überführen zu lassen. Man entsandte den Syndikus Jakob Weigel, der Vogel, Peuschel und Christoph Uffinger, einen Nürnberger Bürgersohn, der in Wittenberg seinem Jurastudium nachging, als Gefangene nach Altdorf zurückbrachte. 3 1 2 3

Fock: Der Socinianismus. Teil 1, S. 234 f. Siehe hierzu etwa Wollgast: Philosophie in Deutschland, S. 377. Ebd., S. 377–379.

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Dort wurden umfangreiche Ermittlungen eingeleitet. Man veranlasste die Vernehmung Ruarus’, der sich mittlerweile bereits in Straßburg aufhielt. Ruarus’ Bruder Joachim, Bernhard Planer, Georg Richter, Christoph Uffinger und Paul Groë, die ebenfalls inzwischen an anderen Universitäten studierten, wurden vorgeladen oder mussten schriftlich Stellung nehmen. Einige verdächtige Studenten, wie Johann Kobius, Johann Georg Fabricius, Johann Gerhard Frauenburger, Cornelius Marcius (Marx), Sebastian Hainlein, Nikolaus Dümmler und Martin Seidel weilten noch in Altdorf und mussten widerrufen oder die Flucht ergreifen. 4 Dümmler bekannte sich offen zum Antitrinitarismus, verfasste ein Glaubensbekenntnis und verschwand am 4. Dezember spurlos; daraufhin relegierte man ihn 1616 ‚cum infamia‘ von der Altdorfer Akademie. 1618 wurde Dümmler zusammen mit Crell, der Altdorf noch vor den Unruhen verlassen hatte, in Polen ordiniert. 5 Selbst Außenstehende, wie der Nürnberger Kaufmann Nikolaus Leimer, der Jurist Georg Ludwig Leuchsner und Christoph Fürer von Haimendorf, der einem berühmten Patriziergeschlecht angehörte, wurden involviert; sie negierten jedoch jede Verbindung zu den Häretikern der Akademie. 6 Geständnisse, beschlagnahmte Papiere und Bücher lieferten zahlreiche Indizien und Beweise; es kam ans Licht, dass auf dem Studentenzimmer des Ruarus gar eine sozinianische Abendmahlsfeier abgehalten wurde. 7 Sämtliche Stipendiaten wurden so lange in Arrest genommen, bis sie durch die Unterzeichnung von Aphorismen ihre Rechtgläubigkeit bestätigt hatten. 8 Durch Verhandlungen, Kerker, Drohungen und Religionsgespräche wurden Geständnisse und Revokationen abgepresst. In den Vernehmungen wurde vor allem Michael Güttich belastet, 9 der 1607 zusammen mit anderen Glaubensgenossen aus Polen zum Studium nach Altdorf gekommen war 10 und die Stadt bereits 1610 wieder verlassen musste, nachdem er in einer öffentlichen Disputation mit dem Theologen Schopper die Trinität in Frage gestellt und damit Aufsehen erregt hatte. 11 Nach der Einschätzung des Rechtsgelehrten Andreas Dinner waren Güttichs Ansichten „noch erger“ als der Arianismus und „aus vielen unsern Vatterland Gott lob! unbekanten haeresibus zusammen geflickt“. 12 In Altdorf studierten im Übrigen über die Jahre viele Unitariersöhne aus Osteuropa: Nürnberg unterhielt bereits seit dem 14. Jahrhundert lebhafte Handelsbeziehungen mit 4 5 6 7 8 9 10

11 12

Ebd., S. 377. Zu Nikolaus Dümmler siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 1–4. Wollgast: Philosophie in Deutschland 1550–1650, S. 377. Ebd., S. 376. Siehe hierzu etwa Karl Braun: Der Socinianismus, S. 80. Wollgast: Philosophie in Deutschland 1550–1650, S. 375. Zur Präsenz polnisch-sozinianischer Studenten an der Academia Norica siehe etwa Theodor Wotschke: Polnische Studenten in Altdorf. In: Jahrbücher für Kultur und Geschichte der Slaven N.F. 4 (1928), S. 216–232. Siehe hierzu Zeltner: Historia Crypto-Socinismi, S. 84–93. Zu Michael Güttichs weiteren Lebenslauf siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 506–516. Zeltner: Historia Crypto-Socinismi, S. 87.

Die Altdorfer Antitrinitarier und der sog. Soner-Katechismus

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dem Osten; in der Nähe von Altdorf verlief durch den Ort Hersbruck die stark frequentierte Landstraße Nürnberg-Prag. 13 Der Rat verordnete daher, dass zukünftig alle verdächtigen Personen vor der Immatrikulation zu ihrem Glauben zu befragen seien. 14 Neben Güttich beschuldigten die Studenten auch Martin Ruarus, der bei dem Verhör in Straßburg durch zwei Theologieprofessoren seine sozinianischen Überzeugungen zunächst leugnete und sich dann nach Raków absetzte. 15 Möglicherweise wollten die Studenten die Aufmerksamkeit von Ernst Soner ablenken, dem eigentlichen Gründer ihres nikodemischen Zirkels. Der an den Ermittlungen beteiligte Ratskonsulent Johann Christoph Oelhafen (1574– 1636) 16 erwog zunächst körperliche Strafen für Peuschel und Vogel, die als Rädelsführer ausgemacht wurden, plädierte dann aber für eine nachsichtige Behandlung. 17 Man beschränkte sich schließlich auf die Verbrennung konfiszierter heterodoxer Bücher, darunter Schriften Soners: 18 Der Skandal sollte nicht ausufern; die Hinrichtung Servets durch Calvin und ihre Folgen waren allgemein bekannt. Die Nürnberger Obrigkeit zielte im konfessionspolitischen Spannungsfeld, in dem Nürnberg als freie protestantische Reichsstadt einerseits und als kaisertreuer Teil des Heiligen Römischen Reichs andererseits stand, vor allem auf die Wahrung des guten Rufs der noch immer nicht zur Volluniversität erhobenen ‚semiuniversitas‘. 19 Später wurden manche der Beteiligten nicht nur sozial reintegriert, sondern sogar in hohe Stellungen erhoben: Nachdem er dem Antitrinitarismus abgeschworen hatte, verließ Cornelius Marx Altdorf zum weiteren Studium der Theologie in Wittenberg und Jena. 20 1622 wurde Marx Theologieprofessor in Altdorf. 21 Ein anderes Beispiel bildet Johann Kobius, der nach Soners Tod seine Studien fortsetzte und 1620 an Michael Piccarts Stelle zum Dozenten der Logik ernannt wurde. Später unterrichtete er auch Metaphysik, erlangte 1621 den Magistergrad, wurde 1636 Inspektor der städtischen Stipendiaten und 1637 zum Doktor beider Rechte promoviert. Später übernahm er eine Juraprofessur. Er war Konsulent der freien Reichsstadt Nürnberg, sechsmal Dekan der 13 14 15 16

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Kunstmann: Die Nürnberger Universität Altdorf, S. 8 ff. Wollgast: Philosophie in Deutschland, S. 381. Ebd., S. 380 f. Das Verhör Ruarus’ findet sich bei Zeltner: Historia Crypto-Socinismi, S. 535–539. Zur Person dieses einflussreichen Nürnberger Patriziers und Politikers siehe z.B. Art. Oelhafen, Johann Christoph, in: Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon oder Beschreibung aller Nuernbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes nach Ihrem Leben/ Verdiensten und Schrifften zur Erweiterung der gelehrten Geschichtskunde und Verbesserung vieler darinnen vorgefallenen Fehler aus den besten Quellen in alphabetischer Ordnung verfasset. Bd. 3: N–S. Nürnberg/ Altdorf: Schüpfel 1757, S. 60–63. Siehe hierzu Zeltner: Historia Crypto-Socinismi, S. 511 f. u. Braun: Der Socinianismus in Altdorf 1616, S. 133. Wollgast: Philosophie in Deutschland, S. 374. Vgl. Wollgast: Philosophie in Deutschland 1550–1650, S. 378. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 3, S. 5 f. Mährle: Academia Norica, S. 284. Zu Marx’ Karriere siehe auch Braun: Der Socinianismus in Altdorf 1616, S. 72.

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juristischen und viermal Dekan der philosophischen Fakultät und übernahm dreimal das Amt des Rektors der Altdorfer Akademie. 22 Soviel zur Verfolgung und den Prozess der Altdorfer ‚Kryptosozinianer‘, die in Zeltners Historia Crypto-Socinismi sowie in den Arbeiten Karl Brauns, Domenico Caccamos, Siegfried Wollgasts und anderer bereits ausführlich dargestellt und dokumentiert worden sind. 23

2. Der ‚spiritus rector‘ des Altdorfer Antitrinitarier-Zirkels: Ernst Soner Die zentrale Figur in der Geschichte des Altdorfer Antitrinitarismus ist Ernst Soner, der an der Akademie als Medizin- und Philosophieprofessor tätig war. 24 Soner kam um 1572 in Nürnberg zur Welt. Sein Vater Marcus Soner, der durch Kaiser Maximilian geadelt wurde, war ein angesehener Kaufmann und Mitglied des Stadtrats. 25 Ab seinem fünfzehnten Lebensjahr studierte Soner in Altdorf Philosophie und Medizin, wobei seine wichtigsten akademischen Lehrer Philipp Scherbe und Nikolaus Taurellus waren. 26 Nachdem er 1595 unter Scherbe zum Magister promoviert worden war, tat er sich in den beiden folgenden Jahren durch außergewöhnliche Leistungen hervor, weshalb er bereits 1596 kurzzeitig an der Akademie Rhetorik lehrte. 27 Um seine Studien weiterzuführen und seine medizinischen und philosophischen Kenntnisse zu vervollkommnen, begab sich Soner bald nach der abgeschlossenen Ausbildung an der Academia Norica auf Bildungsreise. Dabei begleiteten ihn zwei Nürnberger Patriziersöhne, der spätere Ratsherr Christoph Fürer von Haimendorf und Christoph Schlaudersbach, die er als Hofmeister betreute. 28 Seine peregrinatio academica führte Soner unter anderem nach Leiden und Padua, wo er für seinen späteren Werdegang als Professor der Philosophie in Altdorf prägende Einflüsse erfahren sollte. Soner, der unter anderem bei Joseph Justus Scaliger (1540–1609) studierte, erlangte durch seine Gelehrsamkeit, die er in öffentlichen Disputationen unter Beweis stellte, bald großes Ansehen an der Leidener Hochschule. 29 Dies führte dazu, dass sich Andreas 22 23

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Zu Johann Kobius siehe Art. Kob oder Kobius, Johann. In: Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 2: H–M. Nürnberg/ Altdorf: Schüpfel 1756, S. 301–304. Braun: Der Socinianismus; Caccamo: Sozinianer in Altdorf; ders.: Ernst Soner i kryptosocynianizm w Altdorfie. In: Odrodzenie i Reformacja w Polsce, Jg. 9 (1964), S. 85–104 u. Wollgast: Philosophie in Deutschland 1550–1650, S. 366–409. Zu Soner siehe etwa Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 434–440; Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 3: N–S, S. 713–718 u. Bock: Historia Antitrinitariorum. Tom. 1, pars 2, S. 894–903 u. Johann Jacob Baier: Biographiæ Professorum Medicinæ Qui in Academia Altorfina Vnquam Vixerunt. Nürnberg/ Altdorf: Tauber 1728, S. 26–35. Siehe hierzu Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 3: N–S, S. 713. Ebd. Ebd. u. Mährle: Academia Norica, S. 391. Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 3: N–S, S. 713. Ebd.

Die Altdorfer Antitrinitarier und der sog. Soner-Katechismus

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Voidovius, der in Straßburg Schmalz bekehrt hatte, 30 und Christoph Ostorod (ca. 1575– 1611), die am 11. Juli 1598 von Polen in die Niederlande gereist waren, auf ihn aufmerksam wurden und sich um seine Bekanntschaft bemühten. 31 Voidovius’ Gefährte Ostorod galt als einer der rigidesten Anhänger des Sozinianismus und war für seine Überzeugungskraft und sein theologisches Wissen bekannt. 32 Ostorod und Voidovius verfolgten die Absicht, in Leiden junge Adlige aus Polen zu besuchen, die Voidovius im Jahr zuvor (1597) auf ihrer Reise zur dortigen Universität begleitet hatte. Wotschke nimmt an, dass es sich um die Neffen des Voidovius handelte. 33 Sie haben die Gelegenheit jedoch auch genutzt, um in der freien Republik Überzeugungsarbeit für die Ecclesia minor zu leisten und antitrinitarisches Schriftgut zu propagieren. 34 Laut Zeltner war es Voidovius, der Soner für den Sozinianismus gewinnen konnte. 35 Wie schon dargelegt wurde, waren die beiden Wanderapostel aber vom Missgeschick verfolgt: Ihre Aktivitäten erregten die Aufmerksamkeit der kirchlichen Autoritäten, ihre Bücher wurden konfisziert und verbrannt. 36 Tatsächlich ist es belegt, dass Voidovius und Ostorod mit Soner in Leiden zusammentrafen und ihm freundschaftlich verbunden waren: Voidovius hat sich in Soners Stammbuch eingetragen – einem durchschossenen Exemplar der berühmten Emblemata des Andrea Alciato, das Soner 1597 in den Niederlanden erworben hatte. 37 Der Eintrag Voidovius’ befindet sich auf einem im Anhang des Buches beigebundenen Bogen; ein Sinnbezug zu den Emblemen des Alciato ist daher nicht gegeben: 38 Oseae 14./ Quis sapiens est intelliget ista in/telligens, et sciet haec? quia rectae/ viae Domini, et justi ambulabunt/ in eis: praevaricatores verò cor/ruent in eis./ Ornatissimo juveni D(omin)o/ Ernesto Sonero Norim/bergensi artium et phi/losophiae magistro, stu/dioso pietatis: amico ho/norando Andreas Voido/vius scripsi Lugduni Ba/tavor(um). Septembris 10./ A(nno) unigenae Dei 1598.

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Siehe oben. Siehe Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 395. Siehe ebd. Bd. 2, S. 390 ff. Wotschke: Polnische Studenten in Leiden. In: Jahrbücher für Kultur und Geschichte der Slaven 3/4 (1927), S. 461–486; hier S. 462. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 395. Zeltner: Historia Crypto-Socinismi, S. 30 ff. Siehe auch Baier: Biographiæ Professorum Medicinæ, S. 30 f. Wotschke: Polnische Studenten in Leiden, S. 463 u. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 395 f. Andrea Alciato: Emblemata V.C. Andreæ Alciati Mediolanensis Iurisconsulti [...]. Leiden: Franciscus Raphelengius 1596. Auf dem schönen ledernen Einband des Buches sind Soners Initialen (E S N) und die Jahreszahl 1597 eingeprägt. Soners Stammbuch befindet sich heute in der UB Erlangen (Ms. 2131). Die dem Band beigebundenen Bögen sind handschriftlich nummeriert. Der Stammbucheintrag des Voidovius findet sich auf Seite 3a. Einige Einträge wurden den Emblemen gegenübergestellt.

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Der Soner gewidmete Sinnspruch ist ein Satz aus dem 14. Kapitel der alttestamentlichen Prophezeiung des Hosea (14, 10), worin die bevorstehende Vernichtung der dem Herrn ungehorsamen Stadt Samaria im Nordreich verkündet wird. 39 Das Volk Israel wird ermahnt, sich zu seinem einen Gott zu bekennen und vom Götzendienste und der Vielgötterei der assyrischen Eroberer abzulassen. 40 Indem Voidovius aus diesem Text zitierte, wollte er Soner offenbar dazu auffordern, den ‚Polytheismus‘ der Trinitarier aufzugeben und der „recta via“ der radikalmonotheistischen Unitarier zu folgen. Auffällig ist, dass der Soner durch Vodovius zugeeignete Spruch auf den Titelblättern der polnischen Editio princeps (1605), der deutschen Fassung (1608) und der ersten lateinischen Version (1609) des Rakówer Katechismus wieder begegnet; auf dem Titelblatt der Schmalz’schen Übersetzung heißt es: „Ose. 14. 10. Die wege des Herren sind richtig / vnd die gerechten werden darinnen wandeln/ aber die vbertretter werden fallen darinnen.“ Möglicherweise handelte es sich um eine Art Wahl- und Erkennungsspruch der polnischen Sozinianer. Zurück zu Soner. Da Voidovius und Ostorod im Juli 1598 Leiden erreichten und der Stammbucheintrag auf den 10. September datiert ist, liegt es nahe, dass Soners ‚Bekehrung‘ zum Sozinianismus, der bis zu seinem Lebensende seine religionsphilosophischen Überzeugungen prägen sollte, in dieser Zeitspanne stattfand. Nach seinem Aufenthalt in den Niederlanden ging Soner zunächst nach England und Frankreich, um sich dann in Italien an der Hochschule von Padua zu immatrikulieren, die im ausgehenden 16. Jahrhundert eines der bedeutendsten Zentren der Philosophie darstellte. Aber nicht nur das: Padua war zugleich eine Hochburg des religionsfernen italienischen Aristotelismus. Aufgrund seiner besonderen Bedeutung für die Entwicklung heterodoxer Ansichten, müssen die systematischen Konturen des Paduaner Aristotelismus hier kurz skizziert werden.

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Samaria stand seit der Eroberung durch König Salamnassar V. (ca. 722 v. Chr.) unter assyrischem Einfluss. Vgl. Prophetia Osee 14, 1 ff. In: Nova Vulgata Bibliorum Sacrorum Editio [http://www.vatican.va/archive/bible/nova_vulgata/documents/nova-vulgata_vt_osee_lt.html]: 1 Poenas solvet Samaria, quoniam rebellavit contra Deum suum: in gladio peribunt, parvuli eorum elidentur, et praegnantes discindentur. 2 Convertere, Israel, ad Dominum Deum tuum, quoniam corruisti in iniquitate tua. 3 Tollite vobiscum verba et convertimini ad Dominum; dicite ei: „Omnem aufer iniquitatem et accipe bonum, et reddemus fructum labiorum nostrorum. 4 Assyria non salvabit nos; super equum non ascendemus nec vocabimus ultra: ‚Deos nostros!‘ opera manuum nostrarum, quia in te misericordiam consequetur pupillus“. 5 “Sanabo praevaricationem eorum, diligam eos spontanee, quia aversus est furor meus ab eis. 6 Ero quasi ros pro Israel; germinabit quasi lilium et mittet radices suas ut Libanus. 7 Expandentur rami eius; et erit quasi oliva gloria eius, et odor eius ut Libani. 8 Convertentur sedentes in umbra mea, colent triticum et germinabunt quasi vinea; memoriale eius sicut vinum Libani. 9 Ephraim, quid ei ultra idola? Ego exaudio et respicio in eum. Ego ut abies virens: ex me fructus tuus invenitur“. 10 Qui sapiens est, intellegat ista; intellegens sciat haec! Quia rectae viae Domini, et iusti ambulabunt in eis; praevaricatores vero corruent in eis.

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Die Paduaner versuchten kaum mehr ihre philosophischen Positionen der christlichen Theologie anzupassen. 41 Ihr rigoroser Aristotelismus wurde daher seitens der Kirche als problematisch bewertet. In der Philosophiegeschichte wird er deshalb auch als ‚heterodox‘ charakterisiert und (fälschlicherweise) als Vorstufe des gelehrten Libertinismus des 17. Jahrhunderts betrachtet. 42 Ein großes Maß an Freiheit in der Lehre und im Denken war den Paduanern zwar durch die Schirmherrschaft der politisch antirömisch orientierten Republik Venedig gewährleistet. Um ihre Lehren zu rechtfertigen, mussten sie jedoch häufig auf das Argument der ‚duplex veritas‘ zurückgreifen. 43 Für die Ausformung des heterodoxen Aristotelismus gilt Pietro Pomponazzi (1462– 1525) als besonders prägend. 44 In seinem Tractatus de immortalitate animae (1516) wies er die Theorie der Unsterblichkeit der Seele explizit als rational unhaltbar zurück; seine gewagte Abhandlung De incantationibus (Basel, 1556) ist der Versuch, auf der Grundlage der aristotelischen Naturphilosophie, der Physiologie und der Medizin, für verschiedene Erscheinungen, die gemeinhin als übernatürlich gelten und den Dämonen und Engeln zugeschrieben werden, natürliche und rationale Erklärungen zu liefern: Wie Henri Busson feststellt, ist es „le principe même du miracle qu’il attaquait et les prodiges racontés dans la Bible et l’Évangile.“ 45 Pomponazzis Einfluss auf die Philosophie der Paduaner war bis zum endgültigen Niedergang des venetischen Aristotelismus im 17. Jahrhundert spürbar. In diesem ideengeschichtlichen Kontext stand auch Cesare Cremonini (1550–1631), mit dem Soner während seines Aufenthaltes in Padua Bekanntschaft machte. 46 Cremonini wird in der Forschung häufig als einer der entschiedensten Vertreter des religionsfernen Aristotelismus wahrgenommen. 47 Henri Busson zählte ihn zu den „vulgarisateurs des théories de Pomponazzi“ 48 und John Herman Randall charakterisierte ihn als

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John Herman Randall: The school of Padua and the emergence of modern science. Padua 1961, S. 25. Vgl. Randall: The school of Padua, S. 113; Domenico Bosco: Cremonini e le Origini del Libertinisimo. In: Sapienza 1 (1989), S. 255–293 und Françoise Charles-Daubert: La Fortune de Cremonini chez les Libertins erudits du XVIIe siècle. In: Cesare Cremonini. Aspetti del Pensiero e Scritti. Atti del Convegno di studio (Padova, 26–27 febbraio 1999). Hrsg. v. Ezio Riondato u. Antonino Poppi. Padua 2000, S. 169–191. Zur Entstehungsgeschichte dieses Konzepts siehe Luca Bianchi: Pour une histoire de la „double vérité“. Paris 2008. Siehe hierzu etwa Paul Oskar Kristeller: Acht Philosophen der italienischen Renaissance. Weinheim 1986, S. 63 ff. Henri Busson: Introduction. In: Pietro Pomponazzi: Les causes des merveilles de la nature ou Les enchantements. Hrsg. u. übers. v. Henri Busson. Paris 1930, S. 35. Cremonini war von 1591–1629 in Padua als Philosophieprofessor tätig. Siehe hierzu etwa Herbert Jaumann: Art. Cremonini, Cesare. In: Ders.: Handbuch Gelehrtenkultur der Frühen Neuzeit. Bd. 1: Bio-bibliographisches Repertorium. Berlin/ New York 2004, S. 203. Siehe ebd. Busson: Introduction. In: Pietro Pomponazzi: Les causes des merveilles, S. 27.

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„an outstanding anticlerical and religious rationalist“. 49 Zu diesem Ruf hat sicherlich nicht wenig Gabriel Naudé (1600–1653) beigetragen, der ebenfalls zu Cremoninis Studenten zählte und ihn in den berühmten Naudæana als atheistisch orientierten ‚déniaisé‘ portraitierte, der wie viele italienische Gelehrte Dissimulation betrieben hätte; die Devise, die ihm durch Naudé zugeschrieben wurde, lautet „intus ut libet, foris ut moris est“. 50 Die Rechtgläubigkeit Cremoninis wurde jedoch nicht nur durch die französischen ‚esprits forts‘ negiert, die seiner Haltung alles andere als kritisch gegenüberstanden. Die Inquisition hatte ebenfalls ihre Zweifel. 51 Cremonini wurde beschuldigt, die Unsterblichkeit der Seele in Frage gestellt zu haben; er habe nicht nur den mit der christlichen Dogmatik nicht zu vereinbarenden Standpunkt des Aristoteles im Universitätsunterricht erläutert, sondern sei auch von diesem persönlich überzeugt gewesen. 52 Zudem wurden auch Cremoninis kosmologische Schriften als anstößig empfunden. 53 Zwischen dem szientifischen Naturalismus der radikalen Aristoteliker und dem durch Soner in Leiden angenommenen Sozinianismus gibt es durchaus spezifische Übereinstimmungen. Beide Denkformen zeichnen sich auf ihre Weise durch eine rationalistisch motivierte Skepsis gegenüber dem Wunderbaren und dem Unbegreiflichen aus. Wie schon erläutert wurde, ist den Sozinianern in Bezug auf die Religion allein die ratio sana das allgemeine Kriterium zur Unterscheidung von Wahr und Falsch. 54 In der Offenbarung ist ihrer Ansicht nach zwar vieles über die Vernunft hinausgehende enthalten, nichts jedoch gegen den Menschenverstand. Die durch die Schrift bezeugten Wunder sind zwar supra naturam, sie widersprechen aber nicht dem Verstand und der Naturordnung, so dass sie die allgemeingültigen Begriffe und Gesetze derselben umsto-

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Randall: The school of Padua, S. 113. Gabriel Naudé/ Guy Patin: Naudaeana et Patiniana, ou singularitez remarquables prises des conversations de Mss. Naudé et Patin. Amsterdam: Plaats 1703, S. 55–57. Siehe hierzu auch Françoise Charles-Daubert: La fortune de Cremonini chez les libertins érudits du XVIIe siècle, S. 169–191. Siehe hierzu Leen Spruit: Cremonini nelle carte del Sant’Uffizio Romano. In: Riondato/ Poppi (Hrsg.): Cesare Cremonini, S. 193–205. Vgl. Charles-Daubert: La fortune de Cremonini chez les libertins érudits du XVIIe siècle. In: Riondato/ Poppi (Hrsg.): Cesare Cremonini, S. 169–191; hier S. 181: „[...] Crémonini peut ainsi prétendre maintenir un enseignement sans concession de la pensée d’Aristote, parce qu’il pose véritabelemnt ou diplomatiquement – le cloisonnement entre vérités de la foi, dont il n’a pas à s’occuper, et vérité philosophique, qu’il a la charge d’enseigner. Ce qui est admis par ses dénonciateurs, puisqu’ils ont besoin d’ajouter que c’est en son nom propre qu’il affirme la mortalité de l’âme.“ Siehe hierzu auch Leonard A. Kennedy: Caesare Cremonini and the Immoratility of the Human Soul. In: Vivarium 18/2 (1980), S. 143 ff. Siehe hierzu Maria A. Del Torre: La cosmologia di Cremonini e l’inedito ‚De coeli efficentia‘ di Cremonini. In: Rivista Critica di Storia della Filosofia 4 (1966), S. 373–397 und dies.: Studi su Cesare Cremonini. Cosmologia e logica nel tardo aristotelismo padovano. Padova 1968, insb. S. 51 ff. Siehe hierzu Fock: Der Socinianismus. Teil 2, S. 384 ff.

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ßen. 55 Im Sozinianismus ist in der Tat das Bestreben zu erkennen, „das Unbegreifliche zu begreifen, das Wunder als kein Wunder erscheinen zu lassen“; 56 laut Otto Fock „quält er sich ab mit allerlei Möglichkeiten einer natürlichen Erklärung.“ 57 Dass Soner durch den italienischen Aristotelismus beeinflusst war, zeigt seine Rezeption der Philosophie Andrea Cesalpinos (1519–1603). Dieser lehrte in Pisa und Rom Medizin und Botanik und hatte einen hervorragenden Ruf als Gelehrter. 58 Er wurde aber schon in der Frühen Neuzeit auch als Vertreter der Heterodoxie wahrgenommen. Einer seiner schärfsten Kritiker war Nikolaus Taurellus, der sich in einer umfangreichen Kampfschrift Alpes Caesae, hoc est, Andr. Caesalpini Itali, Monstrosa et superba dogmata, discussa et excussa (Frankfurt a. Main, 1597) gegen ihn wandte und ihm religionswidrige Denkansätze vorwarf. Bayle nannte Cesalpino einen „très mauvais chrétien“, der aber im Gegensatz zu den Scholastikern das „système Peripateticien“ vollkommen durchdrungen hätte. 59 Seine ‚Prinzipien‘ würden kaum vom Pantheismus Spinozas abweichen. 60 Bayles Einschätzung wurde in mancherlei Hinsicht durch die neuere Philosophiegeschichtsschreibung bestätigt. 61 Auf seiner Heimreise nach Deutschland wurde Soner 1601 in Basel zum Doktor der Medizin promoviert. Bereits in seiner Disputationsschrift De melancholia 62 zitierte er den „doctissimus Caesalpinus“ als Autorität, ohne sich allerdings explizit zu dessen Ansichten zu bekennen. 63 Kurz nachdem er in seine Vaterstadt Nürnberg zurückgekehrt war, um sich dort als Stadtphysikus zu etablieren, tat sich Soner als Herausgeber der drei Bücher De metallicis (1602) des Cesalpino hervor. 64 Soner hatte die Lehren Cesalpinos allerdings nicht erst in Italien kennengelernt. Wie bereits erwähnt, war Taurellus ein verbissener Gegner Cesalpinos. Taurellus’ Kollege und Rivale Scherbe, der Soner zum Magister promovierte und ihm nach seinem Tod im Juli 1605 seinen Lehrstuhl der Medizin an der Altdorphina weitergab, war hingegen der 55 56 57 58 59 60 61

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Ebd., S. 384. Ebd., S. 386. Ebd. Zu Caesalpino siehe Ugo Viviani: Vita ed opere di Andrea Cesalpino. Arezzo 1922. Pierre Bayle: Dictionnaire historique et critique. Tome premier, 2nde partie: C–G. Rotterdam: Leers 1697, S. 820 f. Ebd. Siehe hierzu z.B. Maurice Dorolle: Introduction. La philosophie et l’œuvre d’André Césalpin. In: Andrea Cesalpino: Questions péripatéticiennes. Hrsg. u. übers. v. Maurice Dorolle. Paris 1929, S. 1–93; insb. S. 5 f. Ernst Soner: Syzētēsis de Melancholia: Quae Prostate Deo Opt. Max. [...]. Basel: Waldkirch 1601. Ebd., S. 6: „An à Dæmone fieri possit melancholia quæritur. Sacræ historiæ olim talia facta esse testantur: & forsan hoc est tò theion Hipp.ut censit doctissimus Caesalpinus. Quin etiam huc referendum videtur, modò verum sit, quod refert Guainerius, nonnullos illiteratos, postquam in hoc malum inciderunt, literatos & sapientes factos esse. Sed de hac re doctorum judicia audire malo, quam quidquam statuere.“ Ernst Soner (Hrsg.): De metallicis libri tres Andræ Cæsalpini Aretino medico et philosopho autore. Nürnberg: Agricola 1602.

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Philosophie des Cesalpino verpflichtet. 65 Zu Soners Ausgabe der De metallicis libri tres des Cesalpino verfasste Scherbe das Vorwort. Es wurde sogar die Vermutung geäußert, dass Cesalpino anlässlich einer Deutschlandreise der Altdorfer Akademie einen Besuch abgestattet haben soll. 66 Ferner besteht die Möglichkeit, dass Soner während seiner Italienfahrt Cesalpino in Rom besuchte. 67 Soner könnte demnach bereits während seiner Studienjahre in Altdorf durch das Denken Scherbes, der vom Naturalismus Cesalpinos und der Philosophie der Paduaner gleichermaßen beeinflusst war, nicht nur für das rationalistische Denken der Paduaner, sondern auch für die rationalistische Interpretation des Christentums durch die Sozinianer sensibilisiert worden sein. Dass der heterodoxe Aristotelismus des Cesalpino das Denken Soners in besonderem Maße formte, zeigt sich vor allem an seiner philosophischen Hauptschrift, dem erst 1657 durch den Altdorfer Philosophieprofessor Johannes Paul Felwinger in Jena publizierten Kommentar zur Metaphysik In libros XII metaphysicos Aristotelis commentarius. 68 Wie Georg Andreas Will in seiner Bibliographie der Soner-Schriften anmerkt, ist der (angeblich auch durch die sozinianische Theologie beeinflusste) Text durch seinen Herausgeber Felwinger bereinigt worden; er enthalte jedoch immer noch einige „anstössige Stellen“. 69 Soners Schrift geht auf eine private Metaphysikvorlesung zurück, die er im Jahr 1609 auf Bitten polnischer Studenten (!) abgehalten hat. Nach der Einschätzung Mährles zählt der Kommentar zu den „bedeutendsten Leistungen der Altdorfer Scherbius-Schule.“ 70 Aufgrund seiner späten Veröffentlichung habe er jedoch keine Wirkung entfalten können, die „seiner Bedeutung für die Geschichte des Metaphysikunterrichts an deutschen Hochschulen entsprochen hätte.“ 71 Soner war zudem ein verbissener Paracelsus-Gegner. 1605 trat er sein Amt als Professor der Altdorfer Akademie mit einer Oratio de Theophrasto Paracelso eiusque perniciosa medicina 72 an. In dieser sehr polemisch gehaltenen Rede vergleicht Soner die neu entstandene und undogmatische Medizin des Paracelsus mit der Lehre des Galen und des Hippokrates. Dabei bezieht Soner, der in anderen Schriften wie Scherbe und 65

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Vgl. Wollgast: Philosophie in Deutschland, S. 381 f. und Ralf Bröer: Antiparacelsismus und Dreieinigkeit. Medizinischer Antitrinitarismus von Thomas Erastus (1524–1583) bis Ernst Soner (1572–1605). In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 29 (2006), S. 137–154, hier S. 142. Siehe hierzu Viviani: Vita ed opere di Andrea Cesalpino, S. 164. Bröer: Antiparacelsismus und Dreieinigkeit, S. 143. Dies wurde bereits durch Wollgast festgestellt; siehe Wollgast: Philosophie in Deutschland, S. 382 ff. Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 3: N–S, S. 716. Eine handschriftliche Urfassung befindet sich in den Beständen der UB Erlangen (Ms. 714). Mährle: Academia Norica, S. 385. Ebd. Ernst Soner: Oratio de Theophrasto Paracelso eiusque perniciosa medicina. In: Philosophia Altdorphina. Hoc est, Celeberrimorum quorundam, in incluta Universitate Altdorphina Professorum, nominatim, Philippi Scherbii, Ernesti Soneri, Michaelis Piccarti, Disputationes Philosophicæ, in unum falciculum collectæ, & ab interitu vindicatæ. Hrsg. v. Paul Felwinger. Nürnberg: Külsner 1644, Anhang.

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andere Aristoteliker die antike Humoralpathologie verteidigte, einen konservativen Standpunkt. 73 Er wirft Paracelsus wissenschaftliche Unredlichkeit vor; er hätte durch seine perniziöse Doktrin nicht nur die Medizin verdorben, sondern sei auch ein „Häretiker“ in sämtlichen anderen Disziplinen („non modò in arte medicâ, sed omnes omnium disciplinarum haereticos“). 74 Die Lehren des Paracelsus seien blasphemisch. Er habe die Magie und andere diabolische Künste praktiziert und seinen Schülern gelehrt. 75 Besonders vehement kritisiert Soner die wirkmächtige Drei-Prinzipien-Lehre, 76 die Paracelsus in Anknüpfung an die Alchemie entwickelt hatte, indem er die hermetischen Grundprinzipien ‚Mercur‘ und ‚Sulphur‘ durch ein Salzprinzip (‚Sal‘) erweiterte. Diese Triade wurde im Kontext der alchemischen und medizinischen Literatur auch mit der Trinität assoziiert. Für den Arzt und Alchemiker Joseph Du Chesne, Sieur de la Violette (Quercetanus) (ca. 1521 –1609), der die paracelsische Prinzipienlehre ausarbeitete und theologisch interpretierte, sind die drei Prinzipien in der gesamten Schöpfung als Abbilder der Trinität des Schöpfergottes wiederzufinden. 77 Unter anderem aufgrund seiner trinitarischen Deutung der paracelsischen Prinzipien waren Du Chesnes einflussreichen Werke stark umstritten. 78 Bröer zufolge griff Soner in seiner akademischen Antrittsrede die Theorien Du Chesnes einer ternären Schöpfungsstruktur auf, um als „heimlicher Antitrinitarier“ die Trinität öffentlich anzugreifen. 79 Thomas Erastus (1527–1583), der selbst dem Antitrinitarismus nahegestanden habe, habe zuvor (in seinen Disputationes de medicina nova Philippi Paracelsi (Basel, 1572–1573)) die Paracelsisten als Arianer verunglimpft. Soner habe später die Argumente Erastus’ und anderer rezipiert, um die „gleichen Gegner“ als „häretische Trinitarier“ zu brandmarken. 80 Laut Georg Andreas Will hat Soner während seiner Zeit als Professor nicht nur den „berüchtigten Martin Ruarus“ „auf seine Seite“ gebracht, sondern „überhaupt viel Unheil angestiftet“; dies sei allerdings erst nach seinem Tode im Jahr 1612 „kund und offenbar“ geworden. Gestorben sei er nämlich „mitten in dem, daß er immer mehrere Schüler nach dem Lehrbegriffe des Socinus zog“. 81 Bezeichnenderweise soll er einen

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Siehe hierzu auch Mährle: Academia Norica, S. 406. Soner: Oratio de Theophrasto Paracelso, [o. P.]. Ebd. Ebd. Zu Du Chesne siehe etwa Oswald Croll: Ausgewählte Werke. Bd. 2: Alchemomedizinische Briefe (1585–1597). Hrsg. u. übers. von Wilhelm Kühlmann und Joachim Telle. Stuttgart 1998, S. 173– 175; Didier Kahn: Paracelsisme et alchimie en France à la fin de la Renaissance (1567–1625). Genève 2007, S. 233 ff. und Ilana Zinguer: Aubert-Duchesne dans le débat paracelsien. In: Paracelsus und seine internationale Rezeption in der frühen Neuzeit. Beiträge zur Geschichte des Paracelsismus. Hrsg. v. Heinz Schott u. Ilana Zinguer. Leiden u.a. 1998, S. 131–145. Ebd., S. 138 ff. Bröer: Antiparacelsismus und Dreieinigkeit, S. 146. Ebd. Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 3: N–S, S. 714.

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„grossen Zulauf“ von „Ungarn, Siebenbürgern und Polacken“ gehabt haben. 82 Soners ehemaliger Schüler Georg Richter, der nach der Sozinianer-Affäre an der Altdorfer Akademie höchste Ehren erlangte und 1631 zum Prokanzler ernannt wurde, 83 konnte daher erst nach einigem Verhandeln die Erlaubnis erwirken, nach Soners Tod auf diesen eine Lobrede halten zu dürfen; 84 Will zufolge habe er sich, durch Soner „angesteckt“, bemüht, „seinen Lehrer aufs äusserste zu vertheidigen und ihn fast gar zu hoch zu erheben“. 85 Soner hinterließ eine große Menge philosophischer, theologischer und naturwissenschaftlicher Schriften, die zum Teil selten sind und nur in handschriftlicher Form vorliegen. Will unterteilt nach dem Vorbild des Soner-Biographen Johann Jacob Baier das Werkverzeichnis Soners in „gefährliche“ und „nicht gefährliche“ Schriften. 86 Zu Soners „gefährlichen“ oder (wie es Baier formuliert) durch die ‚photinianische Heterodoxie‘ kontaminierten Werken („Soneri operibus, heterodoxia Photiniana manifesto contaminatis“) 87 zählt nach Will, Baier, Bock und Sand etwa die Demonstratio Theologica & Philosophica. Quod aeterna impiorum supplicia non arguant Dei justitiam, sed injustitiam. 88 Dieser knapp über dreißigseitige und gegen die Lehre von der Ewigkeit der Höllenstrafen argumentierende Text war besonders wirkmächtig, denn er ist um 1631 und 1654 mehrfach in theologischen Sammelbänden erschienen, die im Kontext des niederländischen Antitrinitarismus entstanden sind. 89 Er soll sogar in niederländischer Übersetzung vorliegen und auch in England nachgedruckt worden sein. 90 Wie unter anderem Baier und Will berichten, wollte kein geringerer als Gottfried Wilhelm Leibniz die Demonstratio theologica nebst seinen kritischen Anmerkungen veröffentlichen; Leibniz, der übrigens 1666 in Altdorf zum Doktor beider Rechte promoviert

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Ebd. Zu Georg Richter siehe ebd., S. 305–311. Siehe aber auch Sigmund Jacob Apin: Vitæ et Effigies Procancellariorum Academiæ Altorfinæ. Non solum de hac sed etiam de universa Norimbergensium Republica cuius Consiliarii primo in ordine fuerunt maxime meritorum in publicum datæ. Nürnberg/ Altdorf: Tauber 1721. Georg Richter: Oratio Funebris, in obitum C.L. V. D. Ernsti Soneri, Philosophiæ ac Med. D. in Acad. Norimb. Altorf. Professoris celeberrimi: Grati animi ergo scripta & recitata in auditorio I C torum. Nürnberg: Abraham Wagenmann 1614. Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 3: N–S, S. 715 u. vgl. Baier: Biographiæ Professorum Medicinæ, S. 33–35. Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 3: N–S, S. 715–718. Baier: Biographiæ Professorum Medicinæ, S. 34. Bock: Historia Antitrinitariorum. Tom. 1, pars 2, S. 995 ff.; Sandius: Bibliotheca AntiTrinitariorum, S. 96; Baier: Biographiæ Professorum Medicinæ, S. 35 u. Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 3: N–S, S. 716 f. Siehe Knijff/ S. J. Visser/ P. Visser: Bibliographia Sociniana, S. 97 [2115 u. 2116], S. 99 [2119] u. S. 106 [2134]. Siehe hierzu insb. Wallace: Antitrinitarian Biography. Bd. 2, S. 438; Sandius: Bibliotheca AntiTrinitariorum, S. 96 u. Baier: Biographiæ Professorum Medicinæ, S. 35.

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wurde, habe die englische Ausgabe der Schrift gesehen. 91 Da Leibniz sein Unternehmen nicht verwirklicht hat, habe gemäß Will dann der berühmte an Heterodoxien interessierte Theologe und Kirchenhistoriker Johann Lorenz von Mosheim (1693–1755) eine Edition der Demonstratio theologica geplant. Er, Will, hätte selbst auch eine „Abschrift von diesem Sonerischen Beweis“ mit „admonitionibus G. G. Leibnitii et H. Huthmanni“ versehen in den Händen gehabt. 92 Ihr Besitzer sei der Altdorfer Theologie- und Griechischprofessor Johann August Dietelmair (1717–1785) gewesen. 93 Leibniz’ Vorrede zur Demonstratio theologica war lange Zeit verschollen und wurde erst durch Gottfried Ephraim Lessing in den Beständen der Wolfenbütteler Herzog-AugustBibliothek wiederentdeckt und bekannt gemacht. 94 Zudem erscheint in den Bibliographien von Bock und Will ein Soner zugeschriebener „Catechismus germanice scriptus“ bzw. ein „Catechismus Socinianus“; 95 es handelt sich um den sogenannten Soner-Katechismus, der in diesem Band erstmals vollständig im Druck vorliegt. Weder Sand noch Baier erwähnen diesen Text, der Soner offenbar erst durch Zeltner und den Rechtsgelehrten Nicolaus Hieronymus Gundling (1671– 1729) attribuiert wurde. In einer Fußnote zu einem in den Gundlingiana veröffentlichten Text, in dem er über die Altdorfer „Crypto-Socinianer“ und insbesondere über Vogel, der sein eigener Großvater war, informiert, erwähnt Gundling, Soner hätte „nebst Christophoro Ostorodo“ das „erste project“ von einem „Socinianischen Catechismus“ verfertigt; diesen hätten einige mit dem „Catechismus Racoviensi“ verwechselt. 96 Zeltner, der Gundling zitiert, schreibt in seiner Historia Crypto Socinismi (1729), unter den handschriftlichen „Soneriana“ würde vor allem der „Catechismus“ hervorstechen; trotz der Häresie lobt er den Autor für seinen Scharfsinn und seinen geschliffenen Stil in der Volkssprache: „Atque in his potissimum eminet Catechismus, maxime industria atque incomparabili perspicuitate, & lingva quidem nobis vernacula, adornatus.“ 97 Zu91 92 93

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Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 3: N–S, S. 717 u. Baier: Biographiæ Professorum Medicinæ, S. 35. Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 3: N–S, S. 717. Das fragliche Manuskript befindet sich in München (BSB Cod. Lat. 26131). Zu Johann August Dietelmair siehe Carl Gustav Adolf Siegfried: Art. Dietelmair, Johann August. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 5: Von der Decken-Ekkehart. Hrsg. v. der Historischen Commission bei der königl. Akad. der Wissenschaften. Leipzig 1877, S. 154 f. u. Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 1: A–G (1755), S. 253–256. Gottfried Ephraim Lessing: Leibnitz von den ewigen Strafen. In: Ders.: Sämtliche Schriften. Hrsg. v. Karl Lachmann. Bd. 11. Stuttgart 1895, S. 461–487. Bock: Historia Antitrinitariorum. Tom. 1, pars 2, S. 901 u. Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 3: N–S, S. 717. Hieronymus Gundling: Einige besondere Nachrichten von Jacobo Martinio, Joanne Vogelio, Ernesto Sonero, Martino Ruaro, Martino Seidelio, Sebastiano Hainlino, und anderen. In: Ders.: Gundlingiana, Darinnen allerhand zur Jurisprudenz, Philosophie, Historie/ Critic/ Litteratur/ Und übrigen Gelehrsamkeit gehörige Sachen abgehandelt werden. Erstes Stück. Halle: Renger 1715, S. 26–51; hier S. 31, Fn*. Zeltner: Historia Crypto-Socinismi, S. 46.

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dem hat Zeltner die sechs letzten Kapitel des Textes samt einer „kurzen Refutation“ im Supplement-Band seiner wuchtigen Dokumentation zur Geschichte des Altdorfer ‚Kryptosozinianismus‘ veröffentlicht; Zeltners Widerlegungen der Inhalte des Katechismus finden sich in kommentierenden Fußnoten. 98 Will behauptet, Zeltner hätte ein Manuskript des „Catechismus“ besessen. 99 Die einzige bislang bekannte Handschrift des Textes befindet sich in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. 100 Über ihre Provenienz liegen keine Informationen vor; es lässt sich damit nicht sagen, ob dies das Manuskript aus den Privatbeständen Zeltners ist. Zudem wurde das offenbar aus dem 17. Jahrhundert stammende Manuskript durch zwei Schreiber erstellt; es handelt sich folglich um keinen Autographen. Dass noch weitere Exemplare existierten, ist sicher: Zeltner nennt unter den am Peter-und-Pauls-Tag 1616 verbrannten Werken auch die „Catechesis Soneri Germanica“; sie wurde nach Zeltners Angaben von Peuschel konfisziert. 101 Vielleicht handelte es sich hierbei sogar um das Original. Dieses wurde womöglich auch nicht durch Soner, sondern durch Peuschel verfasst. Soners Urheberschaft des Katechismus ist schließlich nur durch die Zeugnisse Zeltners und Gundlings verbürgt, die ihre Zuweisung kaum begründen; auch Peuschel propagierte bekanntermaßen aktiv die sozinianische Lehre. Für Werbearbeit war aber die „Catechesis Soneri Germanica“ ein hervorragend geeignetes Instrument. Sie bietet nämlich eine kondensierte und damit gut eingängige Vorstellung der sozinianischen Theologie; als handliches Manuskript konnte sie bequem herumgereicht und durch Abschreiben vervielfältigt werden. Als volkssprachlicher Text war sie zudem auch für eine breite Zielgruppe konzipiert und nicht nur für die Gelehrtenschicht gedacht. Außerdem argumentiert der Autor insgesamt relativ zurückhaltend gegen die kirchlichen Lehren; seine Inhalte waren wahrscheinlich damit potentiellen Proselyten akzeptabler als die militanten Angriffe auf die Orthodoxie, die im Rakówer Katechismus unverhohlen vorgebracht werden. Der Rakówer Katechismus sorgte in vielen Fällen weniger für Offenheit gegenüber dem neuen Glauben aus Polen, als dass er Widerstand provozierte. Wie nun gezeigt werden soll, divergieren die Lehren der kurzen „Catechesis Soneri Germanica“ aber ihrer Substanz nach kaum von den im Rakówer Katechismus dargebotenen Unterweisungen; die „Catechesis“ ist jedoch auch eine Neuschöpfung, da sie sowohl in formaler Hinsicht als auch in gewissen inhaltlichen Punkten vom Rakówer Katechismus abweicht. Zudem stellt sie ein bedeutendes Dokument zur Erforschung des Altdorfer Antitrinitarismus dar, der für die Rezeption des Sozinianismus im Reichsgebiet maßgeblich ist.

98

Ebd., S. 820–856 (in: „Supplementa et Docvmenta svperivs Enarratæ Historiæ Crypto-Socinismi […]“). 99 Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon. Bd. 3: N–S, S. 717. 100 Ernst Soner: Sozinianischer Katechismus. Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, 8°Cod. Ms Theol. 256/b. 101 Zeltner: Historia Crypto-Socinismi, S. 513.

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3. Die Darstellung des sozinianischen Lehrbegriffs in der „Catechesis Soneri Germanica“ Der Soner-Katechismus (fortan abgekürzt SK) ist in zwei Bücher eingeteilt, während der Rakówer Katechismus, der hier nach der in diesem Band abgedruckten Fassung des Valentin Schmalz (1608) zitiert wird (fortan abgekürzt RK), durch acht Hauptabschnitte strukturiert ist, die ihrerseits (wie die beiden Bücher des SK) in mehrere Kapitel untergliedert sind; beide Texte folgen wie ihre Vorläufer (der Schomann-Katechismus, die Bekenntnisschriften Sozzinis u.a.) dem Modell des Frage-Antwort-Katechismus. 102 Im Folgenden sei nun kurz vergleichend auf die Inhalte der beiden Bekenntnisschriften eingegangen; 103 da der Rakówer Katechismus bereits in den Arbeiten Otto Focks, Paul Wrzecionkos und Willie Burger van Wyks sehr detailliert analysiert wurde, 104 werden wir uns auf einige Aspekte beschränken, die für den sozinianischen Antitrinitarismus typisch sind und sich besonders eignen, die Einheitlichkeit der Heterodoxie in den Texten deutlich zu machen. Im sechsten Kapitel des ersten Buches des SK wird der Frage nachgegangen, was der freie Wille sei. Die Antwort ist kurz und prägnant: „Es ist ein sonderlich Vermögen deß Menschen alß einer vernünfftigen Creatur, dadurch er etliche ding, alß die er mit [sic!] 102

Die meisten Kapitel des ersten Buches des SK behandeln, wenn auch in anderer Reihenfolge und mit inhaltlichen Zusätzen, die selben Themen, wie die ersten drei Abschnitte des RK. Dies zeigt schon ein Vergleich der Inhaltsverzeichnisse: Die Kapitel 1 und 2 des SK haben die Seligkeit zum Gegenstand (vgl. Abschnitt 2 des RK), Kapitel 3 die Heilige Schrift (vgl. Abschnitt 1 des RK), Kapitel 4 Gottes Wesen (vgl. RK Abschnitt 3, Kap. 1) und die Kapitel 8, 9, 10, 11und 12 schließlich den Willen Gottes (vgl. RK Abschnitt 3, Kap. 2). Die Kapitel 5, 6 und 7, in denen „Gottes Wercke“, der „Standt des Menschen“ und „Gottes sonderbahre Versorgung“ diskutiert werden, haben allerdings keine direkte Entsprechung in der Systematik des RK, wenngleich ihre Inhalte auch dort angesprochen werden. Die Kapitel des 2. Buches des SK greifen hingegen Themen aus den Abschnitten 4–7 des RK auf: Kapitel 1 lehrt von der „Persohn des Herrn Jesu Christi“ (vgl. RK Abschnitt 4), Kapitel 2–3 vom „Ampt“ Christi gegen Gott und die Menschen, Kapitel 4 erklärt das Propheten-Amt Jesu (vgl. RK Abschnitt 5), Kapitel 6–8 handeln von den Geboten Christi und den zehn Geboten des Alten Testaments (vgl. RK Abschnitt 5, insb. Kap. 1–2), Kapitel 9 vom Abendmahl (vgl. RK Abschnitt 5, Kap. 3), Kapitel 10 von der „Wasser=Tauff“ (vgl. RK Abschnitt 5, Kap. 4), Kapitel 11 von dem „Gehorsam“, Kapitel 12 von den „Verheisungen Gottes durch Christum“ (vgl. RK Abschnitt 5, Kap. 5 u. 6), Kapitel 13 von der „Bekräfftigung des Willens Gottes“ (vgl. RK Abschnitt 5, Kap. 7), Kapitel 14 von des „Herrn Christi Hohenpriester Amt“ (vgl. RK Abschnitt 7), Kapitel 15 von „der Vorbietung des Herrn Christi“, Kapitel 16 von der „Reinigung des Herrn Christi unsers Hohenpriesters“ (vgl. RK Abschnitt 7), Kapitel 17 von der Rechtfertigung (vgl. RK Abschnitt 5, Kap. 11) und Kapitel 18 schließlich von dem „Königlichen Amt des Herrn Christi“ (vgl. RK Abschnitt 6). Der Abschnitt 8 des RK „Von der Gemeine des Herrn Christi“, der vor allem die Kirchenzucht und -ordnung sowie die unsichtbare und sichtbare Kirche thematisiert, hat keine Entsprechung im SK. 103 Ich zitiere im Folgenden die Bekenntnisschriften nach ihrer jeweiligen Originalpaginierung. 104 Fock: Der Socinianismus; Wrzecionko: Die Theologie des Rakower Katechismus u. Willie Burger van Wyk: Die Versoeningsleer in die Rakouer Kategismus. Kampen 1958 [Diss.].

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auß unvermeitlicher noth seiner Natur thun oder laßen muß, kan frey erwehlen, entweder zu thun oder zulaßen“ (SK, 9r f.). Die dem Menschen natürliche Fähigkeit, Gott freiwillig gehorsam zu sein, konnte ihm also auch durch den Sündenfall nicht abhanden kommen, wie die protestantische Orthodoxie behauptet: Mit der Gerechtigkeit Gottes wäre auch, wie im RK dargelegt wird, eine derartige Strafe nicht zu vereinbaren gewesen; die Erbsünde lässt sich überdies in keiner Weise durch die Schrift belegen: IST aber das in vnser macht/ das man Gotte also gehorsam sey? Ia/ den es ist gewis/ das Gott den ersten menschen also geschaffen hatte/ das er ihm ein freyen willen gegeben. Nu ist aber keine vrsach/ warumb ihm Gott denselben nach seinem fall htt nemen sollen: weil solchs die gerechtigkeit Gottes nicht zugibt/ vnd wird auch dessen vnter den straffen/ welche Gott vber Adams snde bestimmet hat/ gantz nicht gedacht. Ist aber der freye wille des menschen durch die Erbsnde nicht vertorben? Es ist keine Erbsnde/ hat dennoch dadurch der freye wille den menschen nicht knnen verdorben werden: den es kan aus heiliger Schrifft nicht bewiesen werden/ das eine Erbsnde sein solt/ vnd der fall Adams/ weils nur ein einiger gewesen/ hat solche krafft nicht haben knnen/ das er das/ so Adam angeboren war/ het verderben sollen/ vnd vielweniger aller seiner nachkommen (RK, S. 284 f.).

Durch Adams Fall hat der Mensch vielmehr die Unsterblichkeit eingebüßt: Von Natur aus ist der Mensch auch vergänglich; er wurde aus irdischen Materialien geschaffen: Warumb hat der mensch nichts gemeines mit der vnsterbligkeit? Darumb das er im anfang/ von der erden gemacht/ vnd vmb derselbigen vrsachen willen sterblich geschaffen ist: vnd dar neben ist er wegen der vbertrettung des gebots Gottes/ welches ihm gegeben war/ aus Gottes vrtheil/ welches im gebot außdrucklichen gedacht/ dem gewissen vnd ewigen tode vnterworffen (RK, S. 21).

Die Unsterblichkeit war dem aus einem „Erdenkloz“ (SK, 9v) gemachten Menschen lediglich durch eine besondere Gnade zuteil; sie ist ein „deß Menschen Zufelliger Stand“, wie es im SK heißt: Welches ist deß Menschen Zufelliger Standt. Es ist der, darinn er über sein Natur durch Gottes sonderbare Gnad ist gesezt worden, nemlich da er von Natur sterblich war, hat Gott freywillig aus Gnaden solche seine sterbligkeit in unsterbligkeit zum ewigen Leben verwandeln wollen [...] (SK, 10v).

Auch der Autor des SK vertritt die Ansicht, dass die Menschheit nicht an der Sünde ihrer Ureltern teilhat und ihre natürlichen Eigenschaften einbüßen musste; die Menschen sterben vielmehr, weil sie Adams Beispiel folgend ebenfalls sündigen und überdies als seine Nachkommen im „natürlichen Stand“ gezeugt wurden. Ein Sterblicher kann schließlich keine Unsterblichen hervorbringen: Wie kompt dann das alle Menschen sterben, wann sie schon kein theil haben, an der ersten Eltern Sünde? Deßen sind zweyerley ursachen. die 1. dieweil alle Menschen auch für sich selbsten sündigen. Dann Adam hat zwar den Anfang zu sündigen gemacht in der Welt: Es ist aber dabey nicht geblieben, sondern seine nachkümbling haben ihn hierin bald nachgefolgt [...]. Die ander ist: dieweil wir alle Kinder deß Adams seyn, von ihm in seinen natürlichen stand, nachdem ihme die Gnad entzogen war, gezeugt. Gleichwie er nun in seinen natürlichen Standt dem Todt ist unterworffen gewest, und auch hat sterben müßen: solcherley sünd auch alle die jeni-

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gen die natürlicher Weiß von ihm gezeugt worden sind. Dann ie kein sterblicher Vatter kein sterblich Kind zeugen kan. Darumb wenn auch schon iemand were, der niemals gesündigt hette, so wer er doch dem natürlichen Todt unterworfen, nur darumb, dieweil er ein Kind Adams, und auß sterblichen Eltern geborn were (SK, 20r–21r).

Das „höchste Gut“ des Menschen ist aber, dass er „nach diesem zeitlichem Leben, das ewige Leben und Seeligkeit erlange“ (SK, 1r); der Weg dorthin ist die Erkenntnis Gottes und Christi: „Wie kan der Mensch die Seligkeit erlangen? Wan er Gott und seinen Gesalbten den Herrn Jesum erkennet, und liebet. Denn also sagt der Herr Jesus, Joh: 17,3. das ist das ewige Leben – erkennen“ (SK, 1r). Ähnlich ist es auch im RK formuliert: „Das ist das ewige leben/ das sie erkennen dich (Vatter) der du allein der wahrhaftige Gott bist/ vnd den du gesandt hast/ Iesum Christum“ (RK, S. 29). Die Erkenntnis Gottes besteht aber in jenen Dingen, die sein Wesen und seinen Willen angehen (vgl. RK, ebd.); sie geht mit dem freiwilligen Gehorsam gegenüber seinen geoffenbarten Geboten einher. Im SK wird dies besonders prägnant zur Sprache gebracht: [...] auß der erkentnuß und liebe Gottes entspringt auch, daß wir unser Vertrauen und Hoffnung auf ihn sezen. Auß dem Vertrauen und Hoffnung entspringt, daß wir seinen Gebotten gehorsamb seyn. Dahero sagt Joh: in der 1. Epist: 2. an dem erkennen wir, daß wir ihn erkennen, so wir seine Gebott halten. Wer da sagt, Jch kenne ihn, und helt sein Gebott nicht, der ist ein Lügner, und in solchen ist kein Warheit. Und am 5,3. das ist die liebe zu Gott, daß wir seine Gebott halten, und abermalß am 3. ein ieder der seine Hoffnung hat zu Gott, der reiniget sich, gleich wie er auch sein ist, welche aber den willen Gottes thun, die werden in das himmelreich kommen. Matth: 7,21 (SK, 1v–2r).

Gott wäre ungerecht, wenn er den Menschen aufgrund des Fehlers seiner Ureltern der Möglichkeit beraubt hätte, sich sein höchstes Gut anzueignen, das den Lohn für das Beschreiten des durch Christus gewiesenen ethischen Weges darstellt: Dass die Gnade und der natürliche Zustand des Menschen durch den Gehorsam gegenüber Gott wiedererlangt und überwunden werden können, ist nämlich durch Christus verbürgt, der uns als gottgesandter Prophet des neuen Bundes „den willen Gottes volkmlich offenbaret/ vnd denselben bekrftiget hat“ (RK, S. 153); aufgrund seines Todes und seiner Auferstehung ist in Gott Vertrauen zu setzen und seinen Geboten zu folgen: „vnter allen den dingen/ welche Gott vnd der Herr Christus vnser seligkeit halben gethan“ gäbe uns der Tod „die liebe so wol Gottes als des Herrn Christi“ am „allermeisten“ zu verstehen; er bewege damit dazu, „vns Gotte zuvertrawen vnd Christo gehorsam zusein“ (RK, S. 260 f.). Einen anderen Grund für den Tod Jesu gibt es nicht, obschon man „gleich ietzt in der Christenheit zum meisten theyle meinet/ als solt vns der Herr Christus/ durch seinen tod die ewige seligkeit verdienet vnd fr vnsere snde volkomen genug gethan haben: welcher verstand irrig/ vol verfhrung vnd sehr schdlich ist“ (RK, S. 261). Dem stimmt auch der Autor des SK zu, der ebenfalls verneint, dass Christus die Sünde auf sich genommen und mit seinem Leiden „an unser statt etwas getragen oder gebüßet“ hätte (vgl. SK, 86v–87r). Sowohl im RK als auch im SK, deren Verfasser gegen die Orthodoxie die Vorstellung des unfreien Willens (sowie der Prädestination) ablehnen und die Nachfolge Christi nur als Einhaltung geoffenbarter positiver Normen

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begreifen, wird also nicht nur die Erbsündenlehre, sondern auch die traditionelle Satisfaktionslehre zurückgewiesen. Dasselbe gilt für die Zwei-Naturen-Lehre und die mit ihr verbundene Trinität. Wie insbesondere bereits in den Bekenntnisschriften Sozzinis dargelegt wurde, wird auch im SK Christus als Sterblicher und prophetischer Mittler zwischen Gott und den Menschen definiert. Gegenüber den übrigen Menschen zeichnet er sich lediglich durch die jungfräuliche Zeugung und Geburt aus; allein als Mensch hat er die Vergänglichkeit überwunden: Durch den Menschen Adam ist der Tod in die Welt gekommen, durch den Menschen Jesus ist er besiegt worden; gegen die Konzeption der Homoousia sprechen zahlreiche Schriftbelege: Wer ist Christus seiner Persohn und seiner Natur nach? Es ist ein Sohn Mariæ der Jungfrauen, welche dem Joseph vertraut war auß dem Geschlecht David. Von derselben ist er empfangen in ihrer Jungfrauschafft ohne Zuthun eines Manns, durch überschattung und Krafft deß Heyligen Geistes [...]. Auff Solche seine Natur hat Paulus gesehen in der 1. Epist: am Timoth: 2,5. Da er sagt, es ist ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Jesus Christus. Und in der 1. Cor: 15,21. Wie durch einen Menschen der Todt, so sey auch durch einen Menschen die Aufferstehung von den Todten kom(m)en. Ja der Herr Christus nennet sich selbst in dem Evangelio gemeiniglich deß Menschen Sohn, wie bey allen 4. Evangelisten zum öfftern mahl zu finden. Und im 5. Buch Mos: am 18,18. nennet ihn Gott einen Propheten wie Mosen, welchen er den Juden auß seinen Brüdern erwecken wölle (SK, 32r–32v).

Dieselben Ansichten werden auch im RK vertreten: Christus hat keine göttliche Natur. Dies würde sowohl dem Zeugnis der Schrift als auch der Vernunft widersprechen; er differenziert sich von der übrigen Menschheit, weil er durch den Heiligen Geist gezeugt und durch eine Jungfrau empfangen wurde. Die göttliche und die menschliche Natur, die Sterblichkeit und die Unsterblichkeit sind jedoch nicht in einer Person miteinander vereinbar; es müssten widersinnigerweise „zween Christi sein“: WEil die sachen durch Iesum Christum offenbaret sind/ so bitte ich/ lehre mich/ was ich von Iesu Christo halten soll? Recht. So soltu nu wissen/ das zweyerley sachen sind/ die man von dem Herrn Iesu wissen soll. Eine gehet seine person an: die andern sein Ampt. Welch ist das/ das seine person angehet? Dis/ das er nach seiner natur ein warhafftiger mensch ist/ wie ihn solch einen zu sein die H. Schrifft gar offt bezeuget/ vnd vnter andern diese rter: Es ist ein mittler Gottes vnd der menschen/ der Mensch Christus Iesus/ Vnd am andern ort: Sintemal durch einen menschen der tod/ also auch durch einen menschen die aufferstehung von den todten. Wie auch Gott solch einen vorlengst verheissen hatte/ vnd wie ihn solch einen zu sein beweisen das Bekentniß des glaubens/ welchs man das Apostolische Symbolum nennet/ welchs die gantze Christenheit mit vns zugleich bekennet. So ist nu der Herr Iesus ein schlechter mensch? Mit nichten. Sintemal er vom H. Geist empfangen/ vnd von der iungfrawen Maria geboren: Vnd darumb auch von der empfngnis vnd geburt an Gottes Sohn ist/ wie hiervon zu lesen ist bey S. Lukas [...].Du hast mir oben gesagt/ das der Herr Iesus nach seiner natur ein mensch ist. Hat er nicht auch Gttliche Natur? Nein/ er hat sie nicht. Den solches ist nicht allein der rechten vernunfft/ sondern auch der H. Schrifft zu wieder. Zeige mir/ wie das der rechten vernunfft zu wieder ist? Erstlich also/ das zwey wesen/ die in den eigentschafften eine der andern zuwieder ist/ keines weges in einer person nicht knnen vereiniget werden/ als da sind/ sterblich vnd vnsterblich sein: Ein anfang haben/ vnd ohne anfang sein: Wandelbar

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vnd vnwandelbar sein. Darnach also/ das zwo naturen/ vnter welchen eine iegliche eine person macht/ in einer person nicht knnen vereiniget werden: den sonsten msten sie nicht eine person/ sondern zwo/ vnd also zween Christi sein. Es ist aber bey iederman bekant/ das nur ein Christus ist/ vnd das er nur eine person hat (RK, S. 53–56).

Durch die Widerlegung der Zwei-Naturen-Lehre ist im Sozinianismus in systematischer Hinsicht die Trinität insgesamt nichtig: Der Heilige Geist ist nach dem RK ebenfalls keine Person der Gottheit; in der Heiligen Schrift werden ihm schließlich auch keine personalen Eigenschaften zugeschrieben. Er ist lediglich eine Kraft Gottes, denn es gibt nur eine Gottheit: [...] lehre mich auch/ ob der H. Geist eine person in der Gottheit sey? Er ists auff keinerley weise nicht. Den es werden in H. Schrifft dem H. Geist slche dinge zugeschrieben/ welche einer person keines sinnes zugehren. Als da sind/ das er gegeben werde/ vnd das von ihm gegeben werde/ vnd das/ entweder nach der maß/ oder auch ohne maß [...]. Darnach wirts auch daher bewiesen/ das der H. Geist natrlich nicht ausser Gott ist/ sondern in Gotte selbst. Den wen er in Gotte natrlich nicht were/ het der Apostel Paulus den Geist Gottes mit dem Geist des menschen nicht vergleichen knnen/ welcher in dem menschen natrlich ist. Den er sagt/ Welcher mensch weiß/ was im menschen ist/ ohn der Geist des menschen/ der in ihm ist: ttlich sind/ nur der geist Gottes. Weil aber eialso weiß auch niemand die dinge/ die da g ne person in der andern sonderlich vom Herrn Christo redende/ reciprocè nicht sein kan/ das ist/ auf solche weise/ das wie der H. Geist in dem Vater ist/ also auch der Vater in dem H. Geist sein solt; daher kan man sehen/ das der H. Geist keine person ist. Zu dem/ wirt aus eben dem/ das der H. Geist die krafft Gottes ist (das es aber die sey/ ist offentlich zusehen aus den worten/ da der Herr zu den Aposteln sagt: Vnd ihr werdet beharren in der stat Ierusalem/ he) bewiesen/ das er nicht eine person bis das ihr angethan werdet mit der Kraft aus der h in der Gottheit ist/ weil oben erwiesen/ das nur eine Gttliche person ist. Endtlich/ wen der H. Geist eine person were/ so mste daraus folgen/ das er ein Gttliches wesen hette/ weil ihm die H. Schrifft solche dinge zuschreibet/ welche eigentlich dem Gttlichen wesen zustehen. Aber weil du oben verstanden/ das nur ein Gttliches wesen ist/ welches vielen personen zugleich keines sinnes kan gemein sein; derhalben wird daher krfftig geschlossen/ das der H. Geist nicht knne eine person in der Gottheit sein (RK, S. 245–247).

Der Autor des SK argumentiert weniger polemisch, aber auch er bestimmt anhand von Schriftbelegen unverhohlen den Heiligen Geist als nur eine Kraft Gottes, durch deren Wirken Christus und die übrigen Sterblichen von den Toten erweckt werden: [...] und was durch den Geist, durch welchen Christus lebendig gemacht, Petrus hab verstanden, weißet uns Paulus Rom. 8, und 11. da er sagt: so nun der Geist deßen, der Jesum von den Toden aufferwecket hat (verstehe Gottes des Vatters, wie zum Ephesern v(nd) Galatern am ersten zusehen) in euch wohnet, so wird auch derselbige, der Christum von den Toden aufferwecket hat, eure sterbliche Leiber lebendig machen, um deß willen, daß sein Geist in euch wohnet. Jst also dieser Geist nichts anders, den(n) die göttliche Krafft, welche Gott der Vatter gewircket hat in Christo, da Er Jhn von den Toden auferwecket hat, wie P(aulus) sagt Eph. 5,19.20 (SK, 59v).

Auch in Bezug auf die drei Ämter Christi weichen der RK und der SK von der Orthodoxie ab. Das ‚officium regium‘ etwa gebührt Christus nach dem kirchlichen Lehrbegriff als Gott von Ewigkeit her, wenn er auch seine königliche Herrschaft nicht in ihrem

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vollem Umfang ausübte, so lange er auf Erden weilte, sondern erst nach seiner Erhöhung in ihren vollen Genuss eintrat. 105 Da die Sozinianer die Zwei-Naturen-Lehre ablehnen, hat für sie Christus seine Herrscherwürde nach seiner Auferstehung und Erhöhung erst durch Gott empfangen. Dies bezeugt gemäß dem SK unter anderem der Apostel Paulus, [...] da er sagt, Gott habe ihn erhebet, und einen Namen geschencket über alle Namen, in welchen sich alle Knie im Him(m)el und Erden und unter der Erden beugen sollen, und alle Zungen bekennen, daß Jesus der Herr sey, zur Ehre Gottes des Vatters. Jtem Petrus [...] daß jhn Gott aufferwecket, zu seiner Rechten gesezt, und zum Herrn und Christ gemacht habe; und [...] Daß Er jhn zum Herzogen und Seligmacher erweckt habe, läst auch die Prophezeyhung [...] von jhm auß [...]. Endlich bekennet der Herr Christus selber offt, daß Er alles von seinem Vatter empfangen hab, dieweil Er des Menschen Sohn sey [...] (SK, 89r–89v).

Und obschon es in der Bibel heißt, dass der „Vatter und der Sohn alles gemein haben“, wird „darum der Unterscheid nicht aufgehebt, daß es der Vatter von sich selbst, der Sohn aber nicht von ihm selbst, sondern von den Vatter empfangen hab“ (SK, 90r). Dieses Argument gegen die göttliche Natur Christi findet sich auch im RK; dort wird die Auffassung vertreten, „das alles das/ so der Herr Iesus hat/ er nicht von ihm selber hab/ sondern aus gnaden vnd gabe seines Vaters/ so kan daraus seine Gttliche natur nicht geschlossen werden: Sintemal Gott natrlich alles von ihm selber hat“ (RK, S. 128). Einige Seiten weiter heißt es ferner, dass „alle die rter/ welche von der herligkeit des Herrn Christi zeugen/ auch das bezeugen/ das sie ihm zu gewisser zeit/ aus gewissen vrsachen gegeben“ (RK, S. 145). Abschließend seien hier noch die Sakramente in den Blick genommen. Die Sozinianer erkennen nur eine durch Jesus verordnete Handlung an, nämlich das Abendmahl. Dieses wird als Erinnerungsfeier konzipiert, um Christus für seinen Tod zu danken. Das Leid Christi ist sein eigentliches und erhabenstes Werk; da er nicht an der göttlichen Natur teilhat, wurden seine Auferstehung und seine Erhöhung allein durch den Vater zustande gebracht. Durch das Abendmahl wird weder im Sinne des Katholizismus ein Opfer dargebracht, noch vermittelt es die Heilsgnade, noch schafft und stärkt es den Glauben: Welche sind aber des Herrn Iesu gebot/ die zu den Ceremonien gehren? Es ist nur eins/ des Herrn abendmahl. Was ist das vor ein werck? Es ist des Herrn Iesu einsetzung/ bey welcher die glubigen das brot brechen vnd essen: vnd auch aus dem Kelche trincken; zur verkndigung seines todes/ welchs in seiner Gemeine sol vnterhalten werden/ bis der Herr komme. Was ist das/ der Herrn tod verkndigen? Es ist/ dem Herrn Christo offentlich vnd andchtig dafr/ das er aus grosser vnd vnaussprchlicher liebe gegen vns/ seinen leib martern/ vnd etlicher massen brechen/ vnd sein blut hat vergiessen lassen/ dancksagen: Vnd solche seine wolthat/ erheben vnd hochrhmen. Worumb hat der Herr Iesus nur des einigen wercks gedchtnis in seiner Gemein hinter gelassen? Derhalben/ das das von allen wercken des Herrn Christi das grsseste ist/ vnd ihm am allermeisten eigentlich zugehret; Den ob wol sein auf105

Siehe hierzu Heinrich Schmid: Die Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Dargestellt und aus den Quellen belegt von Heinrich Schmid. Gütersloh 1893, S. 266.

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ferstehung vnd erhhung weit grsser seind/ so hat doch dieselbe nicht der Herr Christus/ sondern Gott sein Vater gethan. Ist aber keine andere vrsach/ vmb welcher willen der Herr das werck eingesetzet hat? Nein/ es ist keine andere: ob wol die menschen mancherley erdacht haben/ in dem eine sagen/ als solt es ein opfer fr die lebendigen vnd die todten sein: die andern/ das sie durch dessen gebrauch solten vergebung der snden erlangen/ vnd den glauben stercken/ vnd das ihnen dis werck des Herrn tod zu gemt fhre. Was soll man von solchen meinungen halten? Das/ das ihrer keine bestehen knne [...] (RK, S. 214–216).

Zudem werden sowohl die Transsubstantiation als auch die Vorstellung der Realpräsenz Christi abgelehnt: Wie sollen aber die worte verstanden werden/ Das ist mein leib? Diese wort verstehen die itzigen Christen nicht einerley. Den eine verstehn sie also/ Als solt sich das brot in den leib Christi/ vnd der wein in das blut/ leibhaftig verwandeln: welchs sie gemeiniglich Transsubstantiationem nennen. Die andern verstehn sie also/ Als solt der leib des Herrn im brot/ vnter dem brot/ vnd mit dem brot sein. Vnd endlich sind etliche/ die da meinen/ Als solten sie im Abendmahl des Herrn/ des warhaften leibes/ vnd des warhaften bluts des Herrn warhaftig geniessen/ iedoch geistlich. Welche meinungen alle irrig/ vnd betrieglich sind (RK, S. 218 f.).

Der SK argumentiert in Bezug auf das Abendmahl weniger provokant; dennoch geht auch aus ihm deutlich hervor, dass sein Autor die Eucharistie im Sinne des RK allein als eine Erinnerungsfeier begreift, bei der der Tod Christi verkündet und ihm für sein Leid gedankt wird: Was ist des Herrn Christi Abendmal? Es ist eine Zusam(m)enkunfft der Christgläubigen, bey welcher sie nach des Herrn Jesu Einsezung oder Stifftung das Brod brechen und eßen, und aus den Kelch trincken, zu seinen Gedächtnus, und Verkündigung seines Todes, biß daß Er komt damit offentlich zubezeugen, daß sie Gemeinschafft haben des Leibs und Bluts Christi, das ist, daß sie die Gemeinschafft oder der geistliche Leib Christi seyn, welcher ist sein warhaffte Kirch; für welchen Leib Er seinen fleischlichen Leib dargeben und sein Blut vergoßen hat, damit er ihm denselben als seine Gemein zurichtet und darstellet wie, herrlich, heilig und unsträfflich, ohne Flecken oder Runzel, oder deß etwas, wie zu sehen ist 1. Cor. 10. & 11.v.23. Denn der Herr Jesus in der Nacht, da Er verrathen ward, nahm Er das Brod dancket und brachs, und gabs seinen Jüngern und sprach, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird, solches thut zu meinem Gedächtnus (SK, 57v–58r).

Im Unterschied zum RK hat für den Autor des SK das Abendmahl allerdings durchaus die Funktion, „uns zum Glauben zu bringen“; aber auch er versteht es als rein ‚figürliche‘ Handlung: Warum sagt gleichwol der Herr, daß sein Fleisch die rechte Speiß, und sein Blut der rechte Tranck sey? Joh. 6. Er sagt so viel, daß die Dargebung seines Leibs und Vergießung seines Bluts die rechte Ursach sey, die uns zum Glauben bringen, durch welche wir zum ewigen Leben gespeißet, das ist unterhalten, werden. Darum sagt Er: wer zu mir kom(m)en wird, den wird nit hungern, und wer an mich glaubt, den wird nim(m)ermehr dursten. [...] Jst also offenbahr, daß dieses eßen und Trincken geistlich sey, und nichts anders, denn an Christum glauben, und alles das jenige für warhafftig annehmen, das Er mit seinem Leib und Blut in Tod bezeuget hat, welches Er deutlicher zuverstehen gibt, da Er sagt d(a)z Fleisch kein Nuz v.36. die Wort, die Er rede, die sind Geist und Leben: mit welchen Worten Er klärlich anzeigt, daß Er kein leiblich Eßen, oder ein innigliches Eßen seines Fleisches meyne, sondern ein figürliches

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oder geistliches. Zu dem so wird allhie keiner leiblichen Dinge gedacht, von denen gesagt worden, daß sie das Fleisch v(nd) Blut Christi wären; Jm Abendmal aber ist leiblich Brod und Wein, und ist das Eßen und Trincken ganz leiblich für sich selbst, wiewol zu einen geistlichen End (SK, 62r–63r).

Die Taufe, die in der evangelischen Lehre ebenfalls zu den heiligen und durch Gott angeordneten Handlungen zählt, charakterisiert der RK als „eine eusserliche Ceremonia“, „durch welche die/ die da entweder aus dem Iudenthumb/ oder aus der Heidenschaft sich zum Christenthumb im anfang begaben/ offentlich bekandten/ das sie den Herrn Christum fr ihren Herrn angenomen hatten“ (RK, S. 225). Wie bei den Wiedertäufern wird die Kindstaufe abgelehnt, da die Schrift nichts von ihr lehrt und sich überdies die Kinder aufgrund ihrer geistigen Unreife nicht bewusst zu Christus bekennen können: „Gehren auch die vnmundigen kinder zu der Ceremonien? Sie gehren nicht dazu/ den wir haben davon weder gebot noch exempel in H. Schrifft. Zu dem weisets die sache selber aus/ das sie Christum fr ihren Herrn vnd Seligmacher keines weges bekennen knnen“ (RK, S. 225). Dieselben Ansichten vertritt der Autor des SK: Es ist zwar die Tauff auch ein äußerliche Ceremonia durch welche die, so entweder aus den Judenthum, oder aus der Heydenschafft sich zum Christlichen Glauben, im Anfang des Evangelii, sich begaben, offentlich bekannten, daß sie den Herrn Christum für ihren Herrn angenom(m)en, und sich ihme ergeben hatten; aber man findet nirgends in h(eiliger) Schrifft, daß der Herr Christus solte dieselbe befohlen haben, und daß sie nothwendig sey zu unterhalten, gleichwie das Abendmal, wie wol sie schon von alters her in der Kirchen ist unterhalten worden, und noch ferner kan unterhalten werden, wenn mans nur dabey bleiben läst, daß man es für ein äußerliche Ceremonien und offentlich Bekentniß des Christlichen Glaubens halte, und nit höhere Geheimnus, davon die Schrifft nichts weiß, auch die alt und neu Kirch nichts davon gewust hat, derselben andichte (SK, 63r–63v).

Der Autor des SK spricht sich zwar nicht explizit gegen die Kindstaufe aus, doch betont auch er, dass die Taufe ein öffentliches und bewusstes Bekenntnis zur christlichen Religion darstellt; auf die Frage, warum die Apostel die Taufe vollzogen hätten, obschon diese (anders als das Abendmahl) keine Pflichthandlung sei, antwortet er: Sie haben wol mit Waßer tauffen können, ob sie schon kein Gebot hätten, nur darum, damit die jenige, welche sich zur Christlichen Religion erkant und ergeben hatten, durch diese offentliche Ceremonien, sich forthin durch solche äußerliche bekantnus gleichsam verpflichten und verbunden halten solten, bey derselben vestiglich zu beharren (SK, 66v).

Martin Schmeisser

V. Bibliographie 1. Literatur und Quellen vor 1800 Adelt, Martin: Historia de arianismo olim Smiglam infestante. Oder historische Nachricht von des ehemaligen Schmiegelschen Arianismi Anfang und Ende. Nebst einer Kirchen=Historie bis auf gegenwärtige Zeit der Stadt Schmiegel in Gros=Pohlen. Danzig: George Marcus Knoch 1741. Alstedt, Johann Heinrich -> Catechesis Ecclesiarum Polonicarum Anonym [Georg Schomann (?)]: Catechesis et confessio fidei, coetus per poloniam congregati, in nomine Iesu Christi, Domini nostri crucifixi & resuscitati. Krakau: Turobinus 1574. Anonym: Anonymi Epistola exhibens Vitæ et Mortis Andreæ Wissowatii, nec non Ecclesiarum Unitariorum ejus tempore brevem Historiam. In: Sandius: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, S. 219–263. Anonym [Joachim Pastorius (?)]: Vita Johannis Crellii Franci à I. P. M.D. ante plures annos descripta [o. P.]. In: Crell: J. Crellii Franci Ethica Aristotelica, Ad Sacrarum Literarum normam emendata. Eiusdem Ethica Christiana […]. Apin, Sigmund Jacob: Vitæ et Effigies Procancellariorum Academiæ Altorfinæ. Non solum de hac sed etiam de universa Norimbergensium Republica cuius Consiliarii primo in ordine fuerunt maxime meritorum in publicum datæ. Nürnberg/ Altdorf: Tauber 1721. Baier, Johann Jacob: Biographiæ Professorum Medicinæ Qui in Academia Altorfina Vnquam Vixerunt. Nürnberg/ Altdorf: Tauber 1728.

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Einleitung

Balduin, Friedrich: Außführliche unnd Gründliche Wiederlegung Des Deutzschen Arianischen Catechismi Welcher zu Rackaw in Polen anno 1608. gedruckt, und der uhralten algemeinen Apostolischen Bekentnuß der Christlichen Kirchen von Jesu Christi Person und Ampt entgegen gesetzet ist. Aus einiger, Heiliger, Göttlicher Schrifft genommen, unnd zu rettung der Ehr Jesu Christi, und unsers Christlichen Bekentnus von jhm, gestellet und in druck verfertiget durch die Theologische facultet zu Wittenberg. Wittenberg: Helwig 1619. Bayle, Pierre: Art. Religio Rationalis […]. In: Nouvelles de la République des Lettres. Mois de Septembre 1684. Amsterdam: Henry Desbordes 1684, S. 175–185. Ders.: Dictionnaire Historique et Critique. 2 Bände. Rotterdam: Leers 1697. Bibliotheca fratrum Polonorum, quos unitarios vocant instructa operibus omnibus Fausti Socini, J. Crellii, Jon. Schlichting a Bucowici & J. L. Wolzogen, quae omnia simul iuncta totius Novi Testamenti explicationem complectuntur. Irenopoli [=Amsterdam]: Philalethes. [= BFP] Digital unter: http://www.sbc.org.pl/dlibra/publication?id=3316&from=&dirids=1&tab=1&1p=1&QI =EAA8DD185A8935814F3D37DF15504679-33 [zuletzt eingesehen am 19/11/2009]. Biddle, John: Twelve arguments drawn out of the Scripture, wherein the commonly received opinion touching the deity of the Holy Spirit, is clearly and fully refuted. To which is prefixed a letter tending to the same purpose, written to a Member of the Honourable House of Commons. And to which is subjoyned an exposition of five principall passages of the Scripture, alleadged by the adversaries to prove the deity of the Holy Spirit; together with an answer to their grand objection touching the supposed omnipresence of the Holy Spirit. / By Iohn Bidle, Master of Arts. London: William Ley 1647. Ders.: The apostolical and true opinion concerning the Holy Trinity, revived and asserted; partly by twelve arguments levyed against the traditional and false opinion about the Godhead of the Holy Spirit: partly by a confession of faith touching the three Persons. Both which, having been formerly set forth in those yeers which the respective titles bear, are now so altered, so augmented, what with explications of the Scripture, what with reasons, what finally with testimonies of the fathers, and of others, together with observations thereupon, that they may justly seem new. Confession of faith touching the Holy Trinity, according to the Scripture. Twelve arguments drawn out of the Scripture. Testimonies of Irenaeus, Justin Martyr, Tertullian, Novatianus, Theophilus, Origen. XII. arguments drawn out of the Scripture. London [S.n.] 1653. Ders.: A twofold catechism: the one simply called A Scripture-catechism; the other, A brief Scripture-catechism for children. Wherein the chiefest points of the Christian

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religion, being question-wise proposed, resolve themselves by pertinent answers taken word for word out of the Scripture, without either consequences or comments. Composed for their sakes that would fain be meer Christians, and not of this or that sect, inasmuch as all the sects of Christians, by what names soever distinguished, have either more or less departed from the simplicity and truth of the Scripture. By John Biddle, Master of Arts of the University of Oxford. London: J. Cottrel, for Ri. Moone 1654. Bock, Friedrich Samuel: Historia Antitrinitariorum, maxime Socinianismi et Socinianorum [...] ex fontibus, magnamque partem monumentis et documentis msscctis recensentur. Tom. 1, pars 2. Königsberg/ Leipzig 1774. Calov, Abraham: Scripta Anti-Sociniana: quibus hæresis illa pestilentissima non tantum ex ipsis Socinistarum Scriptis bona Fide detegitur, sed etiam è scripturis Sacris, haud neglectis antiquitatis ecclesiasticæ Testimoniis solidè profligatur [...]. Ulm: Kühnen 1684. Catechesis Ecclesiarum Polonicarum Catechesis Racoviensis (minor). Der kleine katechismus zur übung der kinder in dem Christlichen Gottesdienst zu Rakow. Raków: Sternacki 1605. Katechizm Zboru tych ludzi, ktorzy w Krolestwie Polskim y w Wielkim Xięstwie Litewskim y w inych Państwach do Korony należących twierdzą y wyznawaią że nikt inszy iedno Ociec Pana naszego Jezusa Christusa iest onym iedynym Bogiem Izraelskim: a on człowiek Iezus Nazarański ktory się z Panny narodził a nie żaden inszy oprocz niego abo przed nim iest iednorodzonym Synem Bożym. Raków [S.n.] 1605. Catechismus, Der Gemeine derer Leute die da im Knigreich Poln vnd im Grosfrstenthumb Littawen vnd in andern Herschaften zu der Kron Poln gehrig affirmiren vnd bekennen das niemand anders/ den nur allein der Vatter vnsers Herrn Iesu Christi der einige Gott Israel sey; vnd das der mensch Iesus von Nazareth der von der Iungfrawen geboren ist vnd kein ander ausser oder vor ihm der eingeborne Sohn Gottes sey. Aus der Polnischen sprach verdeutschet. Raków [S.n.] 1608. Catechesis Ecclesiarum quae in Regno Poloniae, & magno Ducatu Lithuaniae, & aliis ad istud Regnum pertinentibus provinciis, affirmant neminem alium, praeter Patrem Domini nostri Iesu Christi, esse illum unum Deum Israëlis: hominem autem illum Iesum Nazarenum, qui ex virgine natus est, nec alium pre-

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Einleitung ter aut ante ipsum, Die Filium unigenitum & agnoscunt & confitentur. Ante annos quatuor Polonice, nunc vero etiam Latine edita. Raków [S.n.] 1609. Catechesis Ecclesiarum / Quae in regno Poloniae, / & magno Ducatu Lithuaniae, & / aliis ad istud Regnum pertinenti- / bus provinciis, affirmant, nemi- / nem alium, praeter Patrem Domi- / ni nostri Iesu Christi, esse illum / unum Deum Israëlis: hominem / autem illum Iesum Nazare- / num, ...nec / alium praeter aut ante ipsum, Dei / fillium unigenitum & agno- / scunt & confitentur. / Ante annos quatuor Polonice, nunc / vero etiam Latine edita. / ... / Racoviae, / Anno Domini, 1609. London 1614. Katechizm Zboru tych ludzi, ktorzy w Krolestwie Polskim y w Wielkim Xięstwie Litewskim y w inych Państwach do Korony należących twierdzą y wyznawaią że nikt inszy iedno Ociec Pana naszego Iezusa Christusa iest onym iedynym Bogiem Izraelskim: a on człowiek Iezus Nazarański ktory się z Panny narodził a nie żaden inszy oprocz niego abo przed nim iest iednorodzonym Synem Bożym. Raków [S.n.] 1619. Catechesis ecclesiarum /quae / In Regno Poloniae, & magno / Ducatu Lithuaniae, & aliis ad / istud Regnum pertinentibus Pro- / vinciis, affirmant, neminem alium, / praeter Patrem Domini nostri Jesu / Christi, esse illum unum Deum Israëlis: / ... & agno-/scunt & confitentur. /Ante annos quatuor Polonice, nunc vero / etiam Latine edita. / ... / Racoviae, / Anno Domini, M.DC.IX. London 1623. Catechesis ecclesiarum quae in regno Poloniæ & magno ducatu Lithuaniæ, & aliis ad istud regnum pertinentibus provinciis, affirmant, neminem alium præter patrem Domini nostri Iesu Christi, esse illum unim Deum Israëlis: hominem autem illum Iesum Nazarenum, qui ex virgine natus est, nec alium, præter aut ante ipsum, Dei filium unigenitum & agnoscunt & confitentur. Cui accedit Fausti Socini Senensis vita. Et dissertatio operibus suis ab Equite Polono præmissa. Cum catalogo operum ejusdem Fausti Socini. Dissertatio quam Fausti Socini operibus præmitti voluit. Racoviæ 1651 [= London: William Dugard]. Alstedt, Johann Heinrich: ’t Rackouws catechismvs met sijn onder-soeck, In ’t Latijn beschreven, van den hoogh-geleerden man, Joan-Henrico Alstedio; ende nu vertaelt door Joan Greyde. Item F. Socini, Hooft-sume der christlijcke religie, met de wederlegginghe van dien, door Christ. Schotanum. Franeker: Idzard Balck 1652.

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The Racovian catechisme vvherein you have the substance of the confession of those churches, which in the kingdom of Poland, and great dukedome of Lithuania, and other provinces appertaining to that kingdom, do affirm, that no other save the Father of our Lord Jesus Christ, is that one God of Israel, and that the man Jesus of Nazareth, who was born of the Virgin, and no other besides, or before him, is the onely begotten Sonne of God. Amsterdam: Janz Brooer 1652. Catechesis Ecclesiarum Polonicarum, Unum Deum Patrem illiusque Filium Unigenitum, unà cum Spiritu S. ex sacra Scriptura consitentium. Anno 1609, in lucem primùm emissa, & post per viros aliquot in eodem Regno correcta. Iterumque interpositis compluribus annis à I. Crellio Franco, ac nunc tandem à Iona Schlichtingio à Bucowiec recognita ac dimidia amplius parte aucta. Irenopoli sumptibus Friderici Theophili, post annum 1659 [1665?]. De Rakousche-Catechismus, Uyt het Hoogh-duytsch in het Nederduytsch vertaelt, Door I.C. Raków [S.n.] 1659. Catechismus of Korte onderwijzing in de Christelijke Religie, van die Poolse gemeenten die den eenigen God den Vader, en des zelfs eenig-geboren Zoon, tegelijk met den H. Geest uyt de H. Schrift belijden. Eerst anno 1609 in het Latijn gedrukt, [...] En weederom na veel jaaren door Johannes Crellius Frankus, En nu eyndelijk door Jonas Schlichting van Bukowiec overgeziem [...]. Ook eenige aanteekeningen van Martinus Ruarus en Jonas Slichting op de Catechismus. Alles uyt het Latijn getrouwelijk vertaalt. Vrijburg: Hieronymus Veedemond 1666. Catechismus of korte onderwijzing in de Christelijke Religie, van die Poolse Gemeenten Die den eenigen God den Vader, en des zelfs eenig-geboren Zoon, tegelijk met den H. Geest uyt de H. Schrift belijden. Eerst anno 1609 in het Latijn gedrukt, [...] En weederom naa veel jaaren door Johannes Crellius Frankus, En nu eyndelijk door Jonas Schlichting van Bukowiec overgezien [...]. Ook eenige aanteekeningen van Martinus Ruarus en Jonas Slichting op de Catechismus. Alles uyt het Latijn getrouwelijk vertaalt. Vrijburg: Hieronymus Veedemond 1667. Catechesis Ecclesiarum Polonicarum, Unum Deum Patrem, illiusque Filium Unigenitum Jesum Christum, unà cum Spiritu Sancto; ex S. Scriptura consitentium. Primum anno M DC IX. in lucem emissa; & post earundem Ecclesiarum jussu correcta ac dimidia amplius parte aucta; atque per viros in his coetibus inclytos, Johannem Crellium Francum, hinc Jonam Schlichtingium à Bukowiec, ut & Martinum Ruarum, ac tandem Andream Wissowatium, Recognita atque emendata: Notisque cùm horum, tum et aliorum illuistrata. Nunquam ante hac hoc modo edita. Stauropoli: Per Eulogetum Philalethem 1680.

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Catechesis Ecclesiarum Polonicarum, Unum Deum Patrem, illiusque Filium Unigenitum Jesum Christum, unà cum Spiritu Sancto; ex sacra Scriptura consitentium. Primum anno MDCIX. in lucem emissa; & post earundem Ecclesiarum jussu correcta ac dimidia amplius parte aucta; atque per viros in his cœtibus inclytos, Johannem Crellium Francum, hinc Jonam Schlichtingium à Bukowiec, ut & Martinum Ruarum, ac tandem Andream Wissowatium, Benedictum Wissowatium nec non Anonymum quendam F. C. recognita atque emendata: Notisque cùm horum, tum & aliorum illustrata. Editio novissima. Stauropoli: Per Eulogetum Philalethem 1684. The Racovian Catechism, with notes and illustrations, translated from the Latin: To which is prefixed a sketch of the history of uniterism in Poland and the adjacent countries. Hrsg. u. übers. v. Thomas Rees. London 1818. Cesalpino, Andrea: De metallicis libri tres Andræ Cæsalpini Aretino medico et philosopho autore. Hrsg. v. Ernst Soner. Nürnberg: Agricola 1602. Cheynell, Francis: The rise, growth, and danger of Socinianisme together with a plaine discovery of a desperate designe of corrupting the Protestant religion, whereby it appeares that the religion which hath been so violently contended for (by the Archbishop of Canterbury and his adherents) is not the true pure Protestant religion, but an hotchpotch of Arminianisme, Socinianisme and popery: it is likewise made evident, that the atheists, Anabaptists, and sectaries so much complained of, have been raised or encouraged by the doctrines and practises of the Arminian, Socinian and popish party. London: Samuel Gellibrand 1643. Cloppenburg, Johannes: Vindiciae pro Deitate Spiritus Sancti, Pneumatomachum Johannem Bidellum, Anglum. Franeker: Balck 1652.

adversus

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Bibliographie

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Ders.: J. Crellii Franci Ethica Aristotelica, Ad Sacrarum Literarum normam emendata. Eiusdem Ethica Christiana, Seu Explicatio Virtutum Et Vitiorum, quorum in Sacris Literis fit mentio. Huic Editioni præter præfixam Auctoris Vitam, accedit Catechesis Ecclesiarum Polonicarum a Joh. Crellio, Jona Schlichtingio, M. Ruaro & A. Wissowatio, recognita atque emendata, Notisque eorum illustrata. Cosmopoli: Per Eugenium Philalethem 1681. Ders.: The Unity of God. Asserted and Defended. In Two Books. Written Originally in Latin. London [S.n.] 1691. Ders.: De la Tolérance dans la Religion Ou De la Liberté de Conscience. Par Crellius […]. London 1769 [= Amsterdam: M. M. Rey]. Croll, Oswald: Ausgewählte Werke. Bd. 2: Alchemomedizinische Briefe (1585–1597). Hrsg. u. übers. v. Wilhelm Kühlmann und Joachim Telle. Stuttgart 1998. Dudithius, Andreas: Epistulae. Hrsg. v. Lech Szczucki u. Tibor Szepessy. Budapest 1992 ff. [bisher 6 Bände]. Franz, Wolfgang: Schola sacrificiorum Patriarchalium Sacra, hoc est assertio solidissima satisfactionis à Domino nostro Jesu Christo [...]. Wittenberg: Johann Gormannus 1616. Grawer, Albert: Absurda, absurdorum absurdissima, calvinistica absurda, hoc est, invicta demonstratio [...] aliquot horrendorum paradoxorum Calviniani dogmatis in articulis de persona Christi, cœna Domini, baptismo & praedestinatione filiorum Dei. Magdeburg: Francus 1606. Ders.: Decas quaestionum theologicarum inter Photinianos, Pontificios, Calvinianos et Lutheranos controversarum. Jena: Steinmann 1612. Ders.: Examen praecipuarum sophisticationum: quibus recentiores Photiniani, Franciscus Davidis, Georgius Blandrata, Faustus Socinus, Christophorus Ostorodus, Valentinus Schmaltzius, autores utriusque Catechismi Rackaviensis & alii complures argumenta aeternam Christi deitatem & personalem Spiritus [...]. Jena: Heinrich Rauchmaul 1613. Ders.: Harmonia Præcipuorum Calvinianorum Et Photinianorum. Hoc Est, Evidens Demonstratio, Qua recentiores Photinianos salvis multis D. Conradi Vorstii, Professoris Leidensis, & aliorum quorundam Doctorum Calvinianorum hypothesibus &

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sacræ scripturæ interpretationibus solide & sufficienter refutari non posse oculariter docetur. Jena: Heinrich Rauchmaul 1613. Ders.: Polemica sacra, Calvinianis et Photinianis opposita, denuoque recusa. Jena: Freyschmid 1656. Guichard, Louis Anastase: Histoire du Socinianisme, divisée en deux parties. Où l’on voit son origine, & les progrès que les Sociniens ont faits dans differens Royaumes de la Chrétienté. Avec les caractères, les avantures, les erreurs, & les livres de ceux qui se sont distinguez dans la secte des Sociniens. Nevers: François Barois 1723. Gundling, Hieronymus: Einige besondere Nachrichten von Jacobo Martinio, Joanne Vogelio, Ernesto Sonero, Martino Ruaro, Martino Seidelio, Sebastiano Hainlino, und anderen. In: Ders.: Gundlingiana, Darinnen allerhand zur Jurisprudenz, Philosophie, Historie/ Critic/ Litteratur/ Und übrigen Gelehrsamkeit gehörige Sachen abgehandelt werden. Erstes Stück. Halle: Renger 1715, S. 26–51. Leibniz, Gottfried Wilhelm: Defensio Trinitatis contra Wissowatium. In: Ders.: Sämtliche Schriften und Briefe. Reihe 6: Philosophische Schriften. Bd. 1: 1663–1672. Hrsg. v. der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Berlin u.a. 1930. S. 518–530. Lessing, Gottfried Ephraim: Leibnitz von den ewigen Strafen. In: Ders.: Sämtliche Schriften. Hrsg. v. Karl Lachmann. Bd. 11. Stuttgart 1895, S. 461–487. Limborch, Philippus van: Historia vitae Simonis Episcopii, scripta a Philippo a Limborch, è Belgico in Latinum sermonem versa, & ab Auctore aliquot in locis aucta. Amsterdam: Gallet 1701. Lubienieki, Stanisław: Historia reformationis polonicae, in qua tum reformatorum, tum antitrinitariorum origo & progressus in Polonia & finitimis provinciis narrantur. Freistadt: Johann Aconius 1685. Meisner, Balthasar: Brevis Consideratio Theologiæ Photinianæ, Prout eam Faustus Socinus descripsit in libello suasorio, cui titulus: Quòd Evangelici omninò deberent se illorum cœtui adiungere, qui falsò Ariani atque Ebionitæ vocentur. Wittenberg: Heiden 1619. Milton, John: Joannis Miltoni Angli defensio pro populo Anglicano contra Claudii anonimi, aliàs Salmasii, Defensionem regiam. London: William Dugard 1651.

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Moscorovius, Hieronymus: Praefatio [o.P.]. In: Catechesis Ecclesiarum quae in Regno Poloniae […]. Raków [S.n.] 1609. Naudé, Gabriel/ Patin, Guy: Naudæana et Patiniana, ou singularitez remarquables prises des conversations de Mss. Naudé et Patin. Amsterdam: Plaats 1703. Nova Vulgata Bibliorum Sacrorum Editio. Digital http://www.vatican.va/archive/bible/nova_vulgata/documents/novavulgata_vt_osee_lt.html [zuletzt eingesehen am 13/11/2009].

unter:

Owen, John: Vindiciæ evangelicæ or The mystery of the Gospell vindicated, and Socinianisme examined, in the consideration, and confutation of a catechisme, called A Scripture catechisme, written by J. Biddle M.A. and the catechisme of Valentinus Smalcius, commonly called the Racovian catechisme. With the vindication of the testimonies of Scripture, concerning the deity and satisfaction of Jesus Christ, from the perverse expositions, and interpretations of them, by Hugo Grotius in his Annotations on the Bible. Also an appendix, in vindication of some things formerly written about the death of Christ, & the fruits thereof, from the animadversions of Mr R.B. Oxford: Lichtfield, for T. Robinson 1655. Parliament of England: Scriptum Parlamenti Reipublicæ Angliæ de iis quae ab hac Repub. cum potestatibus Fœderatarum Belgii Provinciarum Generalibus, & quibus progressibus acta sunt déque controversiis in prœsentia exortis, quibus prædictae potestates occasionem præbuere. Adjicitur & responsum Parlamenti ad ternas chartulas à Dnis legatis potestatum generalium extraordinariis, ex occasione pugnæ navalis inter Anglorum & Belgarum classes consertæ. Unà cum illius pugnæ, sicuti commissa est, narratione. Postremò scripta illa in unum collata, quae inter Parlamentum Reipub. Angliæ & Dnum Adrianum Pauw, legatum Fœderatarum Belgii Provinciarum extraordinarium, cum de pace agerent, ultro citróque reddita sunt. London: William Dugard 1652. Parliament of England and Wales: Votes of the Parliament Touching the Book commonly called The Racovian Catechism. London: John Field 1652. Przypkowski, Samuel [Übers. John Biddle]: Dissertatio de pace, &c. Or, A discourse touching the peace & concord of the Church. Wherein is elegantly and acutely argued, that not so much a bad opinion, as a bad life, excludes a Christian out of the kingdom of heaven; and that the things necessary to be known for the attainment of salvation, are very few and easie: and finally, that those, who pass amongst us under the name of hereticks, are notwithstanding to be tolerated. London: J. Cottrel, for Ri. Moone 1653.

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Racovian catechisme -> Catechesis Ecclesiarum Polonicarum Richter, Georg: Oratio Funebris, in obitum C.L. V. D. Ernsti Soneri, Philosophiæ ac Med. D. in Acad. Norimb. Altorf. Professoris celeberrimi: Grati animi ergo scripta & recitata in auditorio I C torum. Nürnberg: Abraham Wagenmann 1614. Ruarus, Martin: Martini Ruari, Nec non H. Grotii, M. Mersenni, M. Gittichii, & Nærani, Aliorumque virorum doctorum, quorum nomina post præfationem vide, Ad ipsum Epistolarum Selectarum Centuria. In quibus res magni in religione momenti inter diversarum sententiarum atque sectarum homines tractantur & examinantur. Amsterdam: David Crispicus 1677. Ders.: Martini Ruari Nec non aliorum Illustrium, Spectabilium, Doctorúmque Virorum, quorum nomina in Indice videbis, ad ipsum vel ejus causâ scriptarum Epistolarum Selectarum Centuria Altera & Ultima. Amsterdam: Davidem Ruarum 1681. Salmasius, Claudius: Defensio regia pro Carolo primo ad sereniss. M. Britann. regem Carol. II. London: Dugard 1650. Sandius, Christophorus: Bibliotheca Anti-Trinitariorum, sive Catalogus Scriptorum, & succincta narratio de vita eorum Auctorum, qui praeterito & hoc seculo, vulgo receptum dogma de tribus in unico Deo per omnia aequalibus personis vel impugnarunt, vel docuerunt solum Patrem D.N.J. Christi esse illum verum seu altissimum Deum. Freistadt: Johann Aconius 1684. Schelhorn, Johann Georg: Ergötzlichkeiten aus der Kirchenhistorie und Literatur, in welchen Nachrichten von seltenen Büchern, wichtige Urkunden, merkwürdige Briefe, und verschiedene Anmerkungen enthalten sind. Bd. 1. Ulm/ Leipzig: Bartholomäus 1762. Schlichting, Jonas: Confessio fidei Christianæ: edita nomine ecclesiarum, quæ in Polonia unum Deum, & Filium ejus unigenitum Jesum Christum, & Spiritum S. profitentur: Collata cum Polonica ejusdem authoris, ab eodemque denuò recognita & variis in locis auctior reddita. [S.l.: S.n.] 1642. Schmalz, Valentin: Vorrede an die Hochlbliche Universitet zu Wittemberg. In: Catechismus, Der Gemeine derer Leute [...]. Raków [S.n.] 1608, *2–*4. Schomann, Georg: Georgii Schomanni Testamentum [...]. In: Sandius: Bibliotheca AntiTrinitariorum, S. 191–198.

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The Holy Bible, Conteyning the Old Testament and the New: Newly translated out of the Originall tongues: & with the former Translations diligently compared and revised by his Maiesties speciall Comandement […]. London: Robert Barker 1611. Toulmin, Joshua: Memoirs of the Life, Character, Sentiments and Writings of Faustus Socinus. London: Brown 1777. Ders.: A Review of the life, character and writings of the Rev. John Biddle, M. A. who was banished to the Isle of Scilly in the Protectorat of Oliver Cromwell. London: Johnson 1791. Völkel, Johann: De vera religione libri quinque: quibus praefixus est Iohannis Crellii Franci Liber de Deo & ejus attributis, ita ut unum cum illis opus constituat. Raków: Sternacki 1630. Vorstius, Conrad: Tractatus theologicus de Deo, sive de natura et attributis Dei, omnia fere ad hanc materiam pertinentia decem Disputationibus, antehac in Illustri Schola Steinfurtensi diverso tempore puclicè habitis, breviter et methodicè comprehendens. Accesserunt etim seorsim Annotationes [...]. Steinfurt: Caesar 1610. Walch, Johann Georg: Bibliotheca theologica selecta litterariis adnotationibus instrvcta. Bd. 1. Jena: Croecker 1757. Will, Georg Andreas: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon oder Beschreibung aller Nuernbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes nach Ihrem Leben/ Verdiensten und Schrifften zur Erweiterung der gelehrten Geschichtskunde und Verbesserung vieler darinnen vorgefallenen Fehler aus den besten Quellen in alphabetischer Ordnung verfasset. 4 Bde. Nürnberg/ Altdorf: Schüpfel 1755 ff. Wissowatius, Andreas: Religio rationalis. Editio trilinguis. Hrsg. v. Ognowski (u.a.). Wolfenbüttel 1982 (= Wolfenbütteler Forschungen; 20).

Zbigniew

Zeltner, Gustav Georg: Historia Crypto-Socinismi Altorfinae quondam Academiae infesti Arcana. Ex Documentis maximam partem msstis ita adornata ut cum historiae illorum hominum illustrandae tum dogmatibus in universum refellendis inservire possit. Accesserunt praeter alia Valentini Smalcii diarium vitae ex autographo et Martini Ruari epistolarum centuriae duae hactenus rarius apparentes hic vero etiam notis idoneis illustratae. Leipzig: Gleditsch 1729.

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VI. Editorische Hinweise 1. Der ‚Rakówer Katechismus‘ in der deutschen Fassung des Valentin Schmalz (1608) Die Wiedergabe des Textes erfolgt buchstaben- und zeichengetreu nach der Ausgabe Raków 1608. Verwendet wurden die Exemplare der Biblioteka Uniwersytecka Wrocław (BUWr 300673), und der Stadtbibliothek Nürnberg (Solg. 2607. 8°). Abweichend davon wurde die Stellung von Virgeln und Doppelpunkten vereinheitlicht. Offensichtliche Druckversehen wurden korrigiert, werden aber jeweils einzeln nachgewiesen. Teilweise sind solche Stellen in beiden Drucken bereits von einer Hand des 17. Jahrhunderts korrigiert, dies ist im Apparat jeweils vermerkt. Das vorangestellte Inhaltsverzeichnis wurde nach den Kapitelüberschriften erstellt; die Angaben verweisen auf die Seitenzählung der Edition, Folioangaben erscheinen in Klammern. Kapitel beginnen grundsätzlich mit Initialen unterschiedlicher Größe, hier wurde lediglich die Großschreibung des nachfolgenden Buchstabens beibehalten. Im Original fett gedruckte Stellen sind auch in der Umschrift fett gedruckt, der Wechsel der Schriftgröße wurde ebenfalls beibehalten. Der Wechsel von Fraktur zu Antiqua ist durch Kursivierung wiedergegeben. Bezeichnung von Nasalen durch Oberstrich und Abbreviaturen wurden stillschweigend aufgelöst, Ligaturen und überschriebene Vokalzeichen wurden beibehalten. Ebenso wurde die ursprüngliche Interpunktion übernommen. Im Original gesetzte eckige Klammern sind als solche wiedergegeben. Die I- statt J-Schreibung am Wortanfang wurde ebenfalls beibehalten. Wörter, für die Worttrennungszeichen am Zeilenende fehlten, wurden zusammengeschrieben. Werden mehrere Verse desselben Bibelkapitels angeführt, verwendet der Druck neben der Bezeichnung ein Sonderzeichen, das sich typographisch kaum wiedergeben lässt; dieses ist in der Ausgabe durch ein V. ersetzt. Marginalien werden als Fußnoten mit dem Hinweis „Marginalie“ an den entsprechenden Stellen wiedergegeben. Der Text kommentierender Fußnoten ist in eckige Klammern gesetzt. Ebenfalls in eckige Klammern gesetzt und kursiviert wurde die ursprüngliche Paginierung. Sie steht auch dann am jeweiligen Seitenbeginn, wenn

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dadurch ein Wort unterbrochen wird. Für die unpaginierte Vorrede wurde mit der Lagenzählung ebenso verfahren. Fehlende Lagenzählungen wurden ergänzt.

2. Der sogenannte Soner-Katechismus Die hier vorgelegte erste vollständige Edition 1 des sogenannten Soner-Katechismus folgt der Handschrift 8° Cod. Ms. Theol. 256/b f. 1r–92r der Niedersächsischen Staatsund Universitätsbibliothek Göttingen. Der Titel „Catechism(us) Soneri“ befindet sich auf fol. 1r in margine. Da weder die Umstände der Entstehung noch die Vorbesitzer der Handschrift bekannt sind, soll im Folgenden anhand einer paläographischen Schriftbeschreibung eine zeitliche Einordnung des Manuskripts vorgenommen werden. Es handelt sich um eine Konzepthandschrift, ausgeführt in einer Kurrentschrift, die im Zeitraum der Spätrenaissance bzw. des Frühbarock zu verorten ist, also im ausgehenden 16. bzw. beginnenden 17. Jh. 2 Überschriften und Auszeichnungen deutscher Begriffe erfolgen in Kanzleischrift (Auszeichnungen im Text: „Erkennen“ (71r), „Verordnen“ (71v), „versehen“ (71v)), 3 lateinische Wörter bzw. Wörter mit einem lateinischen Ursprung, Bibelstellen, heilige Orte und Namen werden in humanistischer Kursive ausgeführt, 4 jedoch nicht konsequent. Die Handschrift wurde von zwei Schreibern angefertigt, die sich in der Gestaltung der Kapitelüberschriften, dem Schriftduktus, der Orthographie und Einzelformen, Art und Ausmaß von Kürzungen unterscheiden. Der Schreiberwechsel erfolgt auf fol. 46v am Ende der sechsten Zeile beim Wort „Jaco=/bus“. Im Gegensatz zum ersten Schreiber verwendet der zweite Schreiber auf den Verso-Seiten Reklamanten. Sowohl Buchals auch Kapitelüberschriften sind bei beiden Schreibern in einer vergrößerten Kanzleischrift geschrieben. Bei den Kapitelüberschriften benutzt der erste Schreiber die Formulierung „Cap. 1. Von der heiligen Schrift“ (1r); hierbei ist „Cap.“ als lateinischer Begriff konsequenterweise in humanistischer Kursive, der deutsche Titel in Kanzleischrift ausgeführt. Die Kapitelüberschriften beim zweiten Schreiber („Das 9. Capitel: Von dem Herrn Christi Abendmal.“ (57v)) gebrauchen die deutsche Bezeichnung „Capitel“ und folglich die Kanzleischrift für die gesamte Überschrift. 1

2

3 4

Das 14.–18. Kapitel des zweiten Buches des Soner-Katechismus wurde bereits von Zeltner in seiner Historia Crypto-Socianismi (S. 820–856) ediert, allerdings folgt er hierbei einer anderen Vorlage, die nicht zu identifizieren ist. Zur Kurrentschrift und humanistischen Kursive (Antiqua) in der Frühen Neuzeit vgl. Friedrich Beck/ Lorenz Friedrich Beck: Die lateinische Schrift. Schriftzeugnisse aus dem deutschen Sprachgebiet vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Köln u.a. 2007, S. 77–82. Schriftbeispiele zur Kurrentschrift mit Kanzleischrift als Auszeichnungsschrift in Spätrenaissance und Frühbarock vgl. ebd. 415 f. u. 436 f. Schriftbeispiele zur Kurrentschrift mit Auszeichnung in humanistischer Kursive (Antiqua) vgl. ebd. 440 f.; zur humanistischen Kursive im 15. Jahrhundert vgl. Bernhard Bischoff: Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters. Berlin 42009, S. 198–201 mit Abbildung S. 197.

Editorische Hinweise

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Hinsichtlich des Schriftduktus unterscheidet sich der zweite Schreiber durch seine enger geschriebene und kleinere Schrift vom ersten Schreiber. Betrachtet man die Einzelformen, fallen neben der stärkeren Differenzierung zwischen der kantig ausgeführten Minuskelform und der rund ausgeführten Majuskelform des z vor allem die Unterschiede bei der Majuskelform des H auf. Beim ersten Schreiber ähnelt die Majuskelform der Minuskelform; der Anstrich führt bei erster, statt zur Grundlinie zurück, parallel zu dieser und die Schlaufe besitzt eine rundliche und keine längliche Form. Der zweite Schreiber hingegen verwendet die typische Majuskelform des H der Kurrentschrift. Beim T tritt beim ersten Schreiber eine zweite Majuskelform auf, die der Unziale entlehnt ist. Die Zahl 1 wird beim ersten Schreiber in der Form eines kleinen i geschrieben, während der zweite Schreiber die gebräuchliche arabische Ziffer einsetzt. Gemeinsam ist beiden Schreibern die griechische Kürzung ψ für Psalm. Auch in Bezug auf die Kürzungen lassen sich beide Schreiber differenzieren. Insgesamt nimmt der zweite Schreiber häufiger als der erste Schreiber Kürzungen vor. Bei beiden Schreibern kommen die Kürzungen von doppelten m und n („dan(n)“, „den(n)“, „Him(m)el“, „(an)genom(m)en“, „kom(m)en“, „from(m)“, „Stim(m)“, „Stam(m)“, „wan(n)“ und „wen(n)“), er-Kürzungen („d(er)“ und „od(er)“) und die Kürzung „v(nd)“ vor. Singulär ist die Kürzung für „und“ in Form der tironischen Note „.\.“ (20r) beim ersten Schreiber. Einige Kürzungen kommen ausschließlich beim zweiten Schreiber vor: „d(a)z“, „a(ber)“, die Kürzung für „nicht“ durch ein o mit einem darüber gelegenen Punkt und nach unten gewandten Bogen und die im Urkundenbereich gebräuchliche tironische Note für „et cetera“. Bei der Orthographie ist für beide Schreiber der Gebrauch von z statt tz kennzeichnend. Das Wort „heilig“ schreibt der erste Schreiber fast durchweg groß, der zweite Schreiber konsequent klein. Darüber hinaus sind die Unterschiede in der Schreibung von „warheit“ und „warhafftig“ beim ersten Schreiber zu „waarheit“ und „waarhaftig“ beim zweiten Schreiber auffällig. Die Edition ist darum bemüht, eine möglichst getreue Reproduktion der Handschrift zu liefern. Die Marginalien befinden sich wie in der Handschrift am Seitenrand, die Reklamanten beim zweiten Schreiber am Seitenende der Verso-Seiten; die Interpunktion der handschriftlichen Fassung wird beibehalten. Die Foliozählung erfolgt am Seitenbeginn in eckiger Klammer. Die als Textschrift verwendete Kurrentschrift wird in der Schriftart Times New Roman in Schriftgröße 10,5 wiedergegeben, die vergrößerten Initialen in 12 pt. Buch- und Kapitelüberschriften werden fett abgedruckt, die Unterscheidung zwischen Kanzleischrift und humanistischer Kursive beim ersten Schreiber bleibt hier zu Gunsten einer besseren Lesbarkeit und übersichtlichen Gliederung unberücksichtigt. Die in der Handschrift zentrierten Quaestiones sind in der Edition durch Kursivierung und einen Absatz nach dem vorhergehenden Text kenntlich gemacht. Auszeichnungen in humanistischer

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Abb. 1: Schreiberwechsel im Soner-Katechismus, fol. 46v.

Kursive werden durch Kursivierung kenntlich gemacht, in den kursiven Quaestiones werden sie recte gesetzt. Auszeichnungen in Kanzleischrift im Text werden in den Fußnoten vermerkt. Abbreviaturen werden in runden Klammern gesetzt, tironische Noten kommentarlos aufgelöst. Rekonstruierbare Lücken in der Handschrift und offensichtliche Auslassungen werden in eckigen Klammern ergänzt, fehlerhafte Stellen wie Dopplung bei Trennungen, Dopplung von Wörtern und offensichtliche Fehler werden durch [sic!] angezeigt und in den Fußnoten korrigiert. Die hervorstechenderen Abweichungen der Edition Zeltners zur Göttinger Handschrift werden in Fußnoten dokumentiert

Abb. 2: Titelblatt des ‚Rakówer Katechismus‘. Biblioteka Uniwersytecka Wrocław.

Der ‚Rakówer Katechismus‘ in der deutschen Fassung des Valentin Schmalz (1608) Inhaltsverzeichnis VORREDE, An die Hochlbliche Vniuersitet zu Wittemberg. ........................ 108 [* 2] Vorrede An den Leser. ...................................................................................... 109 [* 4v] Von der Heiligen Schrifft.......................................................................... 110 [1] Das I. Kapitel. Von der gewissheit der heiligen Schrifft................................... 111 [1] Das II. Kap: Von der volkomenheit der heiligen Schrifft. ................................ 115 [16] Das III. Kap: Von der klarheit der heiligen Schrifft.......................................... 115 [18] Von dem wege der Seeligkeit. .................................................................. 116 [20] Das I. Kap: Von der vrsachen der offenbarung................................................. 116 [20] Das II. Kap: Worin der weg zur seeligkeit bestehe. .......................................... 118 [28] Von der erkentnis Gottes........................................................................... 119 [29] Das I. Kap: Von dem wesen Gottes. ................................................................. 119 [29] Das II. Kap: Von dem Willen Gottes. ............................................................... 125 [49] Von der Erkntnis des Herren Christi: Vnd erstlich/ Von seinem Wesen 126 [53] Das I. Kap: Von der Person des Herrn Christi .................................................. 126 [53] Von dem Propheten Ampt des Herrn Christi. ........................................... 152 [152] Das I. Kapitel. Von den Geboten des Herrn Christi/ welche er zum Gesetz gethan hat. ......................................................................................................... 153 [155] Das II. Kapitel. Von den geboten des Herrn Christi/ die er in sonderheit gegeben. ............................................................................................................ 168 [206] Das III. Kapitel. Von des Herrn Abendmahl..................................................... 170 [214] Das IV. Kapitel. Von der Wassertauff. ............................................................. 173 [225] Das V. Kapitel. Von der Verheissung des Ewigen lebens. ............................... 175 [231]

106

Der ‚Rakówer Katechismus‘

Das VI. Kapitel. Von der Verheissung des H. Geistes...................................... 177 [238] Das VII. Kapitel. Von der Bekrfftigung des willen Gottes. ............................ 180 [250] Das IIX. Kapitel. Von dem Todt des Herrn Christi........................................... 181 [252] Das IX. Kapitel. Von dem Glauben. ................................................................. 189 [280] Das X. Kapitel. Von dem Freyen Willen des menschen. .................................. 190 [284] Das XI. Kapitel. Von der Rechtfertigung.......................................................... 196 [306] Vom Kniglichen Ampt des Herrn Christi. .............................................. 198 [311] Vom Hohenpriester Ampt des Herrn Christi............................................. 201 [323] Von der Gemeine des Herrn Christi. ......................................................... 205 [335] Das I. Kapitel. Von der Sichtbarn Gemeine. ..................................................... 205 [335] Das II. Kapitel. Von der ordnung der Gemeine des Herrn Christi. ................... 205 [338] Das III. Kapitel. Von der Zucht der Gemeine des Herrn Christi....................... 209 [348] Das IV. Kapitel. Von der Vnsichtbaren Gemeine des Herrn Christi................. 211 [355]

Catechismus, Der Gemeine derer Leute/ die da im Knigreich Poln/ vnd im Grosfrstenthumb Littawen/ vnd in andern Herschaften zu der Kron Poln gehrig/ affirmiren vnd bekennen/ das niemand anders/ den nur allein der Vatter vnsers Herrn Iesu Christi/ der einige Gott Israel sey; vnd das der mensch Iesus von Nazareth/ der von der Iungfrawen geboren ist/ vnd kein ander ausser oder vor ihm/ der eingeborne Sohn Gottes sey.

Aus der Polnischen sprach verdeutschet.

Ose.14.10. Die wege des Herren sind richtig/ vnd die gerechten werden darinnen wandeln/ aber die vbertretter werden fallen drinnen.

Zu Rackaw/ Im Iahre nach Christi geburt/ 1 6 0 8.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘ [* 2] VORREDE, An die Hochlbliche Vniuersitet zu Wittemberg.

SO baldt dieser Catechismus fertig gemacht/ vnd in Polnischer sprache gedruckt worden/ haben viel fromhertzige leute/ nicht allein Deutscher/ sondern auch Polnischer Nation/ die dieses bekentnis sind/ welchs in diesem Catechismo begriffen/ begeret/ das er auch in Deutscher sprach mchte gedruckt werden. Haben derhalben offt sehr fleißig angehalten/ das ich mich auch der verdeutschung aus der Polnischen sprach/ in welcher dieser Catechismus erstlich/ dieser Nation zugefallen/ bey welcher diese H. warheit ffentlich verkndiget wirt/ ausgegangen/ vnterwinden wolte. Welchs ob es mir wol eben schwer frgefallen/ zum theil wegen meiner andern stetigen geschefften; zum theil auch darumb/ das [* 2v] ich nu mehr nicht wenig iahr in diesem frembden lande wohne/ da ich solche bung in meiner mutter sprach nicht haben kan/ wie wol zu solcher arbeit ntig were: Iedoch hab ich mehr die vrsachen geachtet/ vmb welcher willen slchs von mir begert war/ nemlich/ Gottes vnd seines lieben Sohns Iesu Christi ehre/ vnd der menschen/ sonderlich aber meiner landsleute/ seligkeit. Habe derhalben solche mhe mit grosser freuden angegriffen/ vnd mit Gottes hlff volnbracht. Welche meine mhe/ ich aus bewilligung vnd gutdncken aller der Gemeinen/ die in Polen dieses bekentnis sind/ vnd in ihrem namen/ dieser Hochberumbten Vniuersitet zugeschrieben. Erstlich darumb/ weil wir gerne wolten/ das slche H. warheit nicht allein fr schlechte und einfeltige leute/ sondern auch fr die allerklgsten kommen mge. Dieweil wir vns ihrer nicht schemen/ sondern allezeit vnd an allen orten bereit sind dieselbe aus Gottes wort zuverantworten. [* 3] Darnach darumb/ das wir fr billich geachtet/ das die H. warheit des Evangelii/ wie sie ihren anfang in dieser Hochlblichen Vniuersitet/ durch den frtreflichen Man D. Luther genommen/ vnd von dannen in die gantze Christenheit ausgegangen; also auch mit wucher vnd mit grsser volkommenheit sich wieder zu ihr kehre/ vnd ihr zu betrachten frgelegt werde. So aber jemand gedencket/ das Gott alles/ was durch den Antichrist in so viel hundert jahren verderbt gewesen/ in so wenig jahren durch D. Luther/ vnd andere seine mitgehlffen/ solte gntzlich gebessert haben/ der betrachtet nicht/ was Gott fr eine weise vnd weißheit gebrauche in allen solchen wercken: Das er nemlich nicht alles auff ein mahl/ sondern bey wenigen offenbaret/ damit also die menschliche schwachheit/ durch die volkomenheit seiner offenbarungen nicht vberfallen vnd vnterdrucket werde. Es hatte Gott durch D. Luther den menschen so viel of[* 3v.]fenbaret/ das fromme hertzen eine grosse hlffe hatten/ die ewige seligkeit/ die durch den Antichrist verwickelt vnd verdunckelt war/ zuerlangen/ dafr sein heiliger nahme gelobet sey: Weil aber vber das noch viel andere lehren hinderstellig waren/ die den menschen/ zu derselbigen seligkeit sehr hinderlich sein knnen/ hatt Gott auch dieselbe durch seine diener algemach zuerkennen geben/ vnd an stelle des grewlichen/ vnd langwirigen irthumbs seine H. seligmachende warheit von tage zu tage je volkmlicher erzeigen wollen. Darzu wir den gleuben/ das er nach seinem tieffen Raht auch vnser Gemeinen in Polen gebraucht/

Vorrede

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durch welche er viel briger falscher lehren/ so vom Antichrist erdichtet sind/ von andern Gemeinen aber aus vnverstand verthediget werden/ aufreumet. Dafr wir gleichsfals seinen H. nahmen loben/ vnd allen menschen wnschen/ das sie ihn sampt vns loben mgen. Vnd dis alles/ welchs wir fr die lautere warheit halten/ wollen hiermit einem jeglichen [* 4] Gottfrchtigen liebhaber derselbigen warheit/ sonderlich aber dieser Hochlblichen Vniuersitet zuerkennen geben. Fleißig bittende/ das slch vnser guter geneigter wille mge zum besten aufgenomen werden. Gott aber/ der das liecht des Euangelii zu vnser eltern zeiten angezndet/ wolle nach seiner vterlichen barmhertzigkeit solchs nicht leschen lassen: sondern wider alles wtten des Sathans vnd des Antichrists vermehren/ vnd allen denen/ die es mit danck annehmen/ mit seinem H. Geiste beystehen. Derselbe wolle auch dis vnser bekentnis allen frommen hertzen commendiren vnd angenehm machen/ vnd zu ihrer ewigen seligkeit gereichenlassen/ durch vnsern Herrn Iesum Christum/ Amen. Datum zu Rackaw den 1. Maij, 1 6 0 8. Valentinus Smalcius, Gothanus. Lehrer der Gemeine zu Rackaw. [* 4v.] Vorrede

An den Leser.

ES haben viel Leute vnterschiedener Religion eine lange zeit her mit verlangen begeret/ Verstendiger vnd Gotsfrchtiger Leser/ das vnser bekentnis von allen geheimnissen der Religion vnsers Herrn Iesu Christi/ oder/ wie man gemeiniglich redet/ von den Articklen des Christlichen glaubens/ mcht kund vnd offenbar werden/ welchs bis daher/ wie sie es bedncket/ noch nicht vnter die Leut solt ffentlich ausgegangen sein. In welchem ihrem bedncken/ ob sie wol sehr irren/ wie dessen ein augenscheinlich zeugnis sind vnsere schrifften/ die ffentlich im druck sind/ in welchen das bekentnis vnsers glaubens von allen frnemsten puncten/ gnugsam an den tag gegeben/ vnd also von einem verstendigen vnd fleissigen Le[* 5]ser leichtlich kan verstanden werden: Iedoch weil dieselben Schriffte besondere materien in sich begreiffen/ vnd die geheimnissen des Christlichen glaubens nicht alle an einem gewissen ort verfassen: Als hat es vns notwendig/ vnd der ehren Gottes vnd des Herrn Iesu Christi/ wie auch der menschen seligkeit/ gantz ntzlich zu sein gedaucht/ diesen Catechismum Schrifftlich zuverfassen/ vnd ans liecht kommen zulassen/ in welchem beides die geheimnissen des Christlichen glaubens alle sampt auf einen hauffen zusamen gelesen/ vnd gleich wie auf einer tafel abgemahlet/ allen leuten fr die augen gestellet/ vnd auch zugleich die wiederwertigen meinungen grndtlich/ so viel eine slche kurtze schrifft hat leiden mgen/ wiederlegt vnd vmbgestossen sind. Womit wir den nicht allein dem verlangen der leut mancherlei Religion wilfahret/ sondern auch den [* 5v.] glaubensgenossen nicht wenig

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

gedienet haben/ auf das sie also ihre Christliche pflicht/ gleich wie in einem spiegel/ beschawen/ vnd in derselben von tage zu tage zunehmen vnd wachsen mgen. Vnd weil sie daraus werden sehen knnen/ wie diese Heilige warheit in Gottes wort so wunderbarlich krftig vnd fest gegrundet ist/ das sie ihre lust daran haben/ vnd tag vnd nacht davon gedencken mgen. Nim derhalben/ Gnstiger vnd Gottsfrchtiger Leser/ diese arbeit mit danck an/ welcher beides inhalt vnd vrsach wir dir kurtzlich erklret haben. Liß sie mit fleis/ vnd bemhe dich/ das diese vnsere arbeit dir zu deiner seligkeit behlflich vnd ntzlich sein mge/ Sintemal sie sonderlich zu diesem ende von vns verfertiget ist/ auff das sie vieler menschen seligkeit dienen/ vnd zur grossen ehre Gottes vnd vnsers Herrn Iesu Christi gereichen mge. Darzu dir der Allerhchste [* 6] Gott durch seinen Sohn Iesum Christum mit seinen krfftigen Geist verhelffen wolle. Amen. So aber dis jemande frembd frkeme/ das in diesem vnserm Catechismo so ein langer Tractat ist von dem wesen des Herrn Christi/ wieder die natur eines Catechismi: der sol wissen/ das vns slche vngewnliche sache nicht daher kommen ist/ als solten wir so fern vnser lust dran haben/ von solchen sachen so viel zu reden oder zu schreiben; sondern daher/ das/ weil vnsere Gemeinen vmb des Artickels willen am allermeisten von andern Christen gelestert vnd verdammet werden/ haben wir fr viel ntiger geacht in dem theil/ der ehren Gottes/ vnd seiner Heiligen warheit zu wilfahren/ als vnser eigenen ehr/ vnd dem/ was die menschen/ in slchen schrifften/ fr lblich halten. Haben also in einer kurtzen summa iederman zuverstehen geben wllen/ das vns al[* 6v.]le argumenta/ damit vnsere Wiedersacher ihre meinung zubeweisen gedencken/ nicht vnbekant sind/ vnd das wir auch/ aus Gottes gnaden/ wolwissen/ wie slche/ nicht allein von gelehrten in der lnge/ (welchs wir in andern bchern gethan) sondern auch/ von schlechten leuten/ in der krtze knnen beantwortet werden. Hoffen derhalben/ das slche vnser arbeit/ wie sie dem liebhaber der warheit vieleicht nicht vnntze sein wirt/ also auch nicht gntzlich vnangenem sein werde. So aber iemand so vberdrssig were/ diesen Tractat zu lesen/ der mag ihn auslassen/ vnd gleichwol die andern sachen/ die zur volnziehung vnsers bekentnis/ gehren/ continuiren/ vnd zum ende lesen. Hiemit sey Gotte befohlen. [1, A]

Von der Heiligen Schrifft. SAG mir/ was ist der Christliche Gottesdienst? Es ist ein weg/ von Gott den menschen gezeiget vnd offenbaret/ das ewige leben zu erlangen. Wo ist derselbige weg gezeiget vnd offenbaret? In der heiligen Schrifft/ sonderlich im newen Testament. Oder sein noch andere heilige Schrifften/ ohn das newe Testament? Ia es seind noch andere.

Von der Heiligen Schrifft

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Welche den? Die Schrifften des alten Testaments. Das I. Kapitel.

Von der gewissheit der heiligen Schrifft. WOher weistu/ das die schrifften [2, Av.] des alten vnd newen Testaments gewiss sein? Daher/ das nicht allein keine vrsach ist/ vmb welcher willen man an denselbigen zweiffeln knne/ sondern auch/ das gar eine grosse vrsach ist/ auss welcher man derselben gewissheit (so viel diese materia leidet) gnuglich erweisen kan. Wie beweisestu mir das/ das keine vrsach ist/ vmb welcher willen man an denselbigen Schrifften zweiffeln knne; vnd erstlich was da belanget die schrifften des newen Testaments? Also/ das/ so viel man erachten kan/ sind vier vrsachen/ vmb welcher willen man billich an der gewissheit eines buchs zweiffelt/ vnter welchen keine alhier stat hat. Welche sind die vier vrsachen? Die erste ist/ wen man nicht weis/ wer des buchs/ davon man handelt/ autor ist. Die ander/ so desselbigen buchs autor verdchtig ist. Die drit[3, A2]te/ so man eine vrsach oder argwon hat/ das dasselbige buch/ auff irgent eine weise verflschet sej. Die vierdte/ wen gewisse zeugnissen sind/ warumb man demselbigen buche nicht sol glauben geben. Zeige mir/ wie die erste vrsach alhier nicht stat hat? Also/ das vom anfang der Religion/ so durch Christum offenbaret/ bißanher/ alle die ienigen/ welche sich zu derselbigen Religion bekant haben/ ob sie wol in vielen dingen/ diese Religion betreffend/ vnter einander nicht einig gewesen/ gleichwol in dem gntzlich eins gewesen/ vnd keinen zweiffel darob nie nicht gehabt/ ob dieselbigen bcher von denen geschrieben sind/ in welcher namen sie aussgegangen: Also/ das/ wer da an diesen autorn oder scribenten zweiffeln wolte/ derselbige muste gewisse vrsachen darthun/ vmb welcher willen er sich solcher algemeinen einig[4, A2v.]keit widersetzen drffe. Hat man aber nicht von alters her/ von etlichen aus diesen autoren gezweiffelt? Es ist wol war/ das man von etzlichen gezweiffelt hat: aber weil dieselbigen leute/ die an ihnen zweiffelten/ keine billiche vrsach solches zweiffels dargebracht/ hat derselbige zweiffel auffhren mssen. Warumb hat nu die ander vrsach alhie kein stat? Darumb/ das wen ein autor oder scribent eines buchs verdechtig sein sol/ so geschicht das entweder darumb/ das er die sachen/ von welchen er schreibet/ nicht wol gewust hat: oder/ das er dieselbigen nicht also beschrieben/ wie er wuste: oder letztlich/ das solches in seinen eigenen bchern abzunehmen sey. Belangend nue die scribenten dieser bcher/ hat keine vnter diesen vrsachen stelle: wie ich dir solches von einer ieden in son[5, A3]derheit beweisen wil.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Beweiss mirs erstlich von den ersten. Was belanget die wissenschafft/ ist von diesen scribenten kein einige verdacht: Darumb das etliche vnter ihnen dis mit ihren augen selbst angesehen/ vnd mit ihren ohren angehret/ was sie in schrifften verfasset: die andern aber sind von denselbigen in diesen sachen grndlich vnterrichtet gewesen. Beweiss mir das auch von der andern vrsachen? Die trew dieser scribenten erweiset sich daraus/ das dieselbige nicht allein Christen gewesen sind/ sondern auch die ersten lehrer der Christlichen religion/ welche das auff keinerley weise leidet/ das einer auch in der allergeringsten sache liegen solle/ ich geschweig in solch einer grossen sache/ welche die gantze welt in irrthumb verfren knne. [6, A3v.] Wie beweisestu mir aber dis von der dritten vrsache? Die dritte kanstu daraus abnemen/ das in den bchern dieser scribenten nichts nicht ist/ welches da entweder ihm selbst zu wider/ oder auch falsch wre/ welches man den aus fleißiger vntersuchung aller dieser rter/ in welchen es sich ansehen lest/ als wen etwas dergleichen were/ leichtlich abnehmen knte. Du hast mir nu bewiesen/ warumb zwo vrsachen aus den vieren nicht statt haben/ das man an diesen bchern zweifeln knne: beweiß mir nu/ wie die dritte vrsach nicht statt habe? Die dritte vrsach/ warumb man an einem buche zweiffelt/ ist die verflschung des buchs/ welche so sie in diesen bchern were/ mste sie entweder in der gantzen schrifft sein/ oder in einem theyl derselbigen. Inn der gantzen schrifft/ kan sie nicht sein/ [7, A4] darumb das also nicht die/ die Autoren dieser schrifften gewesen weren/ welche oben vermeldet worden: Solte aber diese verflschung in eim theyl sein/ so mste sie entweder in solchen sachen sein/ an welchen viel gelegen/ oder in solchen/ an welchen weniger gelegen. In den dingen/ an welchen viel gelegen/ kan sie nicht sein/ den dasselbe verfelschte stcklein knte nicht verborgen bleiben/ darumb das solch eine sache mitt den andern augenscheinlich nicht vbereinkeme. So aber solch eine verfelschung were in solchen sachen/ daran nicht viel gelegen/ so kan solches keines weges dasselbige buch verdchtig oder zweyffelhafftig machen. Knte man nicht noch auf eine andere weise darthun/ das diese bcher nicht verflscht sindt? Ia man kans darthun. Nemlich also/ das es vnmglich ist/ das Gott/ welches gte/ vnd frsorg vnendlich [8, A4v.] ist/ welcher dem menschlichen geschlechte sich selbst/ vnd seinen willen/ vnd den gantzen weg vnser seeligkeitt in diesen bchern offenbaret hatt/ welche den auch von allen gottfrchtigen fr solche bcher von so viel hundert jahren her gehalten worden/ solte zugegeben haben/ das sie irgendt auf eine weise verflscht wrden. Wie hatt aber die vierdte vnd letzte vrsach alhier keine statt? Diss kanstu selbst leichtlich erachten. Sintemal kein glaubwirdiger mensch ist/ der da etwas wieder diese bcher zegen solte.

Von der Heiligen Schrifft

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Weil du mir nu bewiesen hast/ das keine vrsache nicht ist/ warumb man an den schrifften des newen Testaments zweiffeln solle/ beweise mir auch/ warumb man ihnen zu glauben schuldig ist. Ob wol eben dis/ das nemlich keine vrsach nicht ist/ warumb man an [9, A5] den bchern zweiffeln solle/ (wie ich dirs schon bewiesen habe) nicht ein geringer beweis sein kan dessen/ das du diesen bchern glauben geben knnest: jedoch wil ich dir noch eine wichtige vrsache zeigen/ warumb man ihnen kurtzumb zu glauben schuldig ist. Lieber zeige mir sie? Diese vrsache ist die/ Das in diesen/ vnd in keinen andern bchern die CHristliche Religion begriffen ist. Welche weil sie war ist/ derhalben mus man auch diesen bchern glauben geben. Wie beweisestu mir aber/ das die Christliche Religion war sey? Also/ das der/ der sie gelehret/ warhafftig ein gttlicher mensch gewesen; vnd das die Religion auch selbst gttlich ist. Woher sol ich aber wissen/ das der/ der sie gelehret/ warhaftig ein gttlicher mensch gewesen sey? [10, A5v.] Daher/ das er gttliche wunderwercke gethan/ vnd vber dieser lehre/ die er verkndiget hat/ schrecklich ermordet/ vnd von Gotte von den todten aufferwecket ist. Wie weistu das/ das er wunderwercke gethan hat: Vnd dazu/ das diese wunderwercke gttlich gewesen sind? Was das belanget/ das er wunderwercke gethan/ das weis ich daher/ das es nicht allein die bekennen/ die an ihn gluben/ sondern auch seine hauptfeinde/ die Iuden. Das aber die wunderwercke gttlich gewesen/ wirstu daraus leichtlich abzunehmen haben/ wan ich dir beweisen werde/ das ihn Gott von den todten aufferwecket hab. Den weil er das bezeuget/ das er seine wunderwerck durch gttliche krafft gethan/ so kan daraus/ das ihn Gott von den todten aufferwecket hab/ gnugsam geschlossen werden/ das dem also gewesen/ wie [11, A6] ergesagt/ nemlich das die wunderwerck gttlich gewesen sind. Beweise mir/ das ihn Gott von den todten aufferwecket hab. Das beweise ich also: Erstlich/ Das bald nach seinem tode viel gewesen/ welche dis krfftig fur gewisse bezeuget haben/ das sie ihn/ nach dem er von den todten aufferwecket gewesen/ gesehen; vnd eben darumb/ das sie solchs fr gewiß bezeuget/ viel gelitten/ vnd etliche vnter ihnen auch ihr leben darber gelassen haben: Vndt andere darnach/ welcher eine grosse menge gewesen/ gleich wie sie solchs von ienen ersten empfangen/ haben eben also viel elends vnd den schrecklichen tod darber erlitten. Daher man notwendig schliessen kann/ das entweder Iesus warhaftig von den todten aufferwecket sey/ oder das diese leut darber mancherlei beschwernis leiden/ vnd schrecklich haben sterben wollen/ das sie da[12, A6v.]von zeugeten/ welchs sie selbst gewust das es falsch war. Weil aber dis andere nicht bestehen kan: sintemahl es offentlich wieder die vernunft ist: so mus jenes erste war sein. Was hastu fr ein ander beweis darber?

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Diesen/ das es vnmglich ist/ das diese religion so viel leut solten angenomen haben/ welche nicht allein keine weltliche herligkeit/ keinen nutz/ keine wollust/ denen die sie bekennen/ mit sich bringet/ sondern sie im kegenteil aller dieser dinge beraubet/ vnd in grosse beschwerligkeit in diesem leben/ ja auch in elend vnd leiden stecket/ wo sie nicht mit des Herrn IEsu aufferstehung were bekreftiget gewesen. Du hast mir nun bewiesen/ das der/ der den Christlichen Gottesdienst gelehret/ ein gttlicher mensch gewesen sey: Lieber/ beweise mir auch/ das der Gottes dienst selber gttlich sey 1 [13, A7] Dis wirt bewiesen: Erstlich/ aus denen dingen/ auf welchen dieser Gottesdienst bestehet/ als da sind/ die Gebote/ vnd die Verheissungen: Darnach aus dem allem/ was sich neben dem Gottesdienste gehoben. Wie wird aus den geboten vnd verheissungen bewiesen/ das dieser Gottesdienst gttlich sey? Also/ das in den geboten die aller volkomlichste heiligkeit des lebens/ vnd in den verheissungen das aller volkomlichste gut begrieffen ist. Was ist das/ das sich neben diesem Gottesdienst gehoben vnd zugetragen hat? Das ist sein Anfang/ Vortgang oder zunehmen/ vnd endtlich seine Wirckung. Wie beweisestu mir aus dem anfang/ das dieser Gottesdienst gttlich sey? Dis kanstu leichtlich abnemen/ so du betrachten wirst/ was das fr leu[14, A7v.]te gewesen/ die diesen Gottesdienst gegrundet haben/ nemlich geringe/ vnd bey der welt verachtete: vnd daneben/ so du betrachten wirst/ auf was weise sie solchs gethan/ nemlich ohne alles ansehen/ macht/ vnd menschliche weisheit/ nur allein mit schlechter verkndigung vndt vberredung der menschen zu solchem Gottesdienst. Wie beweisestu das aus dem vortgange oder zunehmen dieses Gottesdienstes? Also: Das dieser Gottesdienst/ in gar kurtzer zeit so erweitert ist/ vnd also zugenomen hatt/ das ein vnzelicher hauffen mancherlei vlcker/ gelerter vnd vngelerter/ vortreflicher vnd schlechter leut/ so wol mannes als weibesbild/ ihre vielfeltige Gottes dienste/ in welchen sie von alters erzogen waren/ verlaßen/ vnd diesen Gottesdienst angenomen/ in welchem sie den keinen fleischlichen nutz [15, A8] gesuchet/ ia keiner gegenwertigen dinge/ die auf disen Gottesdienst zufolgen pflegen/ geachtet haben. Wie beweisestu solchs endlich aus den wirckungen dieses Gottesdiensts? Erstlich also/ das er mit keinem menschlichen rhat oder macht hat knnen vnterdrucket werden. Darnach also/ das alle vorige Gottesdienste durch diesen gefallen sind/ ausgenomen den Iudischen/ von welchem dieser Gottesdienst zeuget/ das er von Gotte seinen anfang gehabt/ vnd eine gewisse zeit hab weren sollen. Bisher hastu mir die gewisheit der Schriffte des newen Testaments bewiesen: Lieber beweise mir auch die gewisheit der Schrifte des alten Testaments. Dis beweise ich dir krtzlich daher: Das die Schriffte des newen Testaments/ welcher gewisheit bisher bewiesen/ von diesen Schriften [16, A8v.] zeugen/ das sie gewiß vnd 1

[„sey“ ist lediglich als custos geschrieben, der dann nicht wiederholt wird.]

Von der Heiligen Schrifft

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warhaftig sind. Weil nun 2 die zeugen gewisse sind/ so mus auch ihr zeugnis gewisse sein. Das II. Kap:

Von der volkomenheit der heiligen Schrifft. ICh hab nun an dem gnug/ was du mir bisher von der gewisheit der H. Schrifft bewiesen hast: Lieber sag mir auch/ ob diese schriffte so volkomen sind/ das man in glaubens sachen/ so die seeligkeit angehen/ auf ihnen allein beruhen knne? Ia sie sind gantz volkomen/ darumb/ das der glaube an den Herrn Iesum Christum/ vnd der gehorsam seiner gebote/ darinne volkmlich beschrieben ist: Darauf den/ nach Gottes verheissung/ das ewige leben folget. [17, A9] So dem also ist/ worzu sind den die satzungen/ welche man in der Rmische kirchen/ fr ntig helt zur seeligheit/ vnd die man das vngeschriebene wort nennet? Du betrachtest das wol/ das sie nirgendt zu sindt/ was die seeligkeit belanget. Was sol man den da von halten? Das/ das sie nicht allein ohne notturfft/ wie du itzt gehret/ sondern auch mit gefahr des Christlichen glaubens/ von ihnen erdichtet sindt. Was kan darin fr eine gefahr sein? Die/ das man darmit vrsach gibt/ das die menschen von Gttlicher warheit/ zur lgen vndt menschen dant verfhret werden. Aber gleichwol dunckt mich/ das sie die satzungen auß der schrifft beweisen wollen? Alle die schrifften/ die sie darzu anziehen/ beweisen nichts mehr/ nur/ das Christus vndt die Aposteln/ etli[18, A9v.]che sachen geredt vnd gethan/ die in der H. Schrifft nicht geschrieben sindt: aber keines weges beweisen sie/ das dis/ was sie ausser dem/ was beschrieben ist/ entweder gethan oder geredt/ solte einem von andern nach der ordnung zu vnterhalten gegeben sein; vndt das dis/ so in ihren schriften begriffen/ nicht solte gnung sein zum Gottesdienste/ vnd zur seeligkeit/ welches den beides die Bpstischen affirmiren. Das III. Kap:

Von der klarheit der heiligen Schrifft. BIssher hastu mir bewiesen die gewissheit vndt gnungsame volkomenheit der H. Schrifft: Lieber zeige mir auch/ ob diese schrifft iederman begreifflich vndt verstndlich sindt. Ob wol etliche schwere sachen in [19, A10] heiliger schrifft gefunden werden/ ist sie gleichwol begreifflich vnd verstndlich/ sonderlich in denen sachen/ die zur seeligkeit notwendig sindt. Wie beweisestu mir das? Erstlich also: Sintemal Gott darumb am allermeisten den menschen die H. Schrifft gegeben/ das sie seinen willen von ihrer seeligkeit daraus erkennen sollen/ so ists vnmglich/ das er solche eine schrifft gegeben habe/ welche nicht iederman begreifflich 2

[Korrigiert aus „nnn“.]

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

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vnd verstendlich sey. Darnach daher/ Das die Aposteln im anfang/ ihre brieffe/ in welchen die frnembsten geheimnissen des Christlichen Gottesdiensts begrieffen sind/ an schlechte leute geschrieben haben. Woher kommet den so grosse vneinigkeit von dem verstande der H. Schrifft? Daher/ das die menschen die H. Schrifft entweder nachlssig lesen: oder das sie nicht auffrichtige vnd [20, A10v.] von aller hindernis/ vndt wollusten freye hertzen dartzubringen: oder das sie nach der himlischen hlffe/ das ist/ nah der gabe des H. Geistes/ welchen Gott allen denen/ die ihn tag vnd nacht drumb bitten/ verheissen hat/ nicht trachten. Worzu sind den die lehrer? Darzu/ das sie die leute/ zu denen sachen/ welche sie selbst verstehen knnen/ ermahnen/ vnd das sie ihnen im verstande dessen/ was etwas schwerer ist/ behlfflich sein.

Von dem wege der Seeligkeit. Das I. Kap:

Von den vrsachen der offenbarung. ES ist mir nu wegen der heiligen Schrifft gnung geschehen: sag mir/ warumb gedachtestu im anfang [21, A11] dessen/ das dieser weg/ der zur vnsterbligkeit fhret/ von Gott offenbaret ist? Das geschach darumb/ das wie der mensch/ von natur mit der vnsterbligkeit nichts gemeines hat; also kan er auch diesen weg von ihm selber ohne gttliche offenbarung mit nichten erkennen. Warumb hat der mensch nichts gemeines mit der vnsterbligkeit? Darumb das er im anfang/ von der erden gemacht/ vnd vmb derselbigen vrsachen willen sterblich geschaffen ist: vnd dar neben ist er wegen der vbertrettung des gebots Gottes/ welches ihm gegeben war/ aus Gottes vrtheil/ welches im gebot außdrucklichen gedacht/ dem gewissen vnd ewigen tode vnterworffen. Wie kompt aber das mit etlichen rtern der H. Schrifft vberein/ in welchen geschrieben/ das der mensch 1 nach Gottes ebenbilde geschaffen ist/ [22, A11v.] 2 vnd das er geschaffen ist zur vnsterbligkeit/ vnd das der todt durch die snde in die welt kommen ist? Was den ort belanget/ da geschrieben stehet/ das der mensch zu Gottes ebenbildt geschaffen ist/ soltu wissen/ das solches nicht bedeutet die vnsterbligkeit: (welches daher zu sehen/ das die schrifft auch zu der zeit/ da der mensch dem tode schon vnterworffen war/ ihm das ebenbildt Gottes 3 zueignet/ Als/ Wer menschen blut vergeust/ dessen blut sol durch einen menschen vergossen werden/ den Gott hat den menschen zu

1 2 3

Marginalie: Gen. I.6. Marginalie: Sap. 2.23 Rom. 5.12. Marginalie: Gen. 9.6.

Von dem wege der Seeligkeit

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seinem ebenbilde geschaffen. Desgleichen auch sagt 4 S. Jakob. Mitt der zungen loben wir Gott vnd den Vater; vnd mit derselbigen verfluchen wir die menschen/ die nach Gottes ebenbilde geschaffen sindt.) Sondern es bedeutet die macht vndt herrschafft des menschen/ die er auff erden hat vber alles geschpff. welches sich erweiset aus [23, A12] 5 dem ort/ da hier von geschrieben stehet/ welcher also lautet: Last vns ein menschen machen nach vnserm ebenbilde/ nach vnserm gleichniss/ vnd lasset ihn herschen vber die fische im meer/ vnd vber die vgel imhimmel/ vnd vber das vieh/ vnd vber den gantzen erdboden/ vnd vber alles was darauff kreucht. Was antwortestu mir den auff den andern ort? Erstlich ist dieser ort angezogen aus einem derer bcher/ welche man Apocrypha nennet/ vndt derhalben kan man keinen gewissen beweis daraus nehmen. Darnach/ was man gemeiniglich in diesem ort dolmetschet/ das Gott den menschen geschaffen hat zur vnsterbligkeit/ das sol eigentlich verdolmetschet sein nach dem Griechischen/ In der vnverwesenheit. Die vnverwesenheit aber kan man verstehen nicht allein von des menschen natur/ sondern [24, A12v.] auch von seinem gerhlichen zustande/ vnd der da von allerley vnglck frey sey/ bis zu seinem frgestelleten ziel. Vnd das mans an diesem ort also verstehen sol/ wirt aus fernern worten/ die denen entgegen gesetzt sind/ bewiesen/ die also lauten: Aber durch des teuffels abgunst ist der todt in die welt kommen/ vnd die seines theils sind/ helffen auch darzu. Vndt endlich ist vieleinanders/ das iemand vnsterblich geschaffen sey/ vnd das iemand zur vnsterbligkeit geschaffen sey. Sintemal auch der/ der da sterblich geschaffen ist/ hat knnen zur vnsterbligkeit geschaffen sein/ nemlich nach Gottes raht/ so er seinen geboten gehorsam sein wrde. Ia aus dem/ das iemand zur vnsterbligkeit geschaffen/ folget/ das iemand nicht vnsterblich geschaffen sey. 6 Was gibstu mir aber fr ein antwort/ auff den dritten ort? Die/ das der Apostel alda nicht [25, B] redet von der sterbligkeit/ sondern von dem todte selber. Ein anders ist aber/ die sterbligkeit/ ein anders der todt selber. Sintemal iemand wol kan sterblich sein/ vnd gleichwol nicht sterben. Wie sol ich den das verstehen/ das der todt durch die snde in die welt kommen ist? Also/ das Adam wegen seiner snde/ aus Gottes vrtheil/ dem ewigen todte vnterworffen gewesen. Vnd darnach sindt alle menschen/ darumb/ das sie aus ihme geboren/ demselbigen tode vnterworffen: vnd das dem also sey/ beweiset die vergleichung Christi vnd Adamj/ welche der Apostel daselbst macht/ anzufangen vom 12 vers/ bis zum ende. Ich habe nu vernomen/ das der mensch von natur nichts gemeines hab mit der vnsterbligkeit: beweise mir auch/ das er von dem wege zur vnsterbligkeit von im selbst nicht ha[26, Bv.]be wissen knnen. Dis beweise ich dir also. Das dieser weg menschliche vernunft bertrift/ welchs der Apostel bezeuget/ da 7 er also spricht/ Der naturliche mensch begreiffet die dinge nicht/ die des geistes Gottes sind/ Durch die dinge aber/ meinet er das/ davon er oben 4 5 6 7

Marginalie: Iac. 3.9. Marginalie: Gen. I.26. [Im Original fehlt ein Satzschlusszeichen, der Punkt wurde ergänzt.] Marginalie: I Cor. 2.14.

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

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gemeldet/ 8 welchs kein auge gesehen/ vnd kein ohr geh ret/ vnd in keines menschen hertze nicht gestiegen/ was Gott hat bereittet denen die in lieben/ vns aber hat ers offenbaret/ durch seinen geist/ Welchs zu verstehen ist/ beides von der vnsterbligkeit selber/ vndt von dem wege/ der da zu fhret. Kanstu das mit einem andern zeugnis der H. Schrifft beweisen? Ia ich kans mit dem beweisen/ was zun Rmern geschrieben/ da der 9 Apostel also spricht: Was man von Gotte weis/ ist ihnen kund/ den Gott hats ihnen offenbaret/ Den seine vnsichtbare dinge von anfang der welt [27, B2] her/ die man aus den wercken verstehet/ werden sichtbar/ nemlich/ seine ewige macht vnd Gottheit/ auf das sie keine entschuldigung haben. Wie wirt das aus diesem orte bewiesen? Also/ das der Apostel klrlich zeuget/ das die dinge/ die Gott den menschen durch Euangelium offenbaret hat/ also beschaffen sind/ das sie von anfang der welt her vnsichtbar gewesen/ vnd das sie derhalben die menschen von ihnen selbst/ nicht haben begreiffen knnen. Den die materia selbst/ davon der Apostel an diesem ort handelt/ beweiset/ das die wercke/ aus welchen die vnsichtbaren dinge Gottes erkand worden sind/ von den wercken des Euangelij mussen verstanden werden? Aber man verstehet diesen ort gemeiniglich anders. Das ist wol war/ aber das komt daher/ das man diesen ort anders [28, B2v.] liest/ als er vom Apostel gesetzt ist. Den was der Apostel geschrieben hat/ Von der sch pfung der welt/ das lieset man/ aus der schepfung der welt/ vnd darneben diese wort/ die man zu den vorgehenden/ nemlich/ seine vnsichtbare dinge/ thun sol/ (wie auch dessen ein gleich 10 exempel ist an einem andern 11 ort/ Ich wil meinen mundt auf thun in sprichworten/ ich wil ausreden dinge die von anfang der welt verborgen gewesen) thun sie zu den nachfolgenden/ nemlich zu denen/ die werden sichtbar. Das II. Kap:

Worin der weg zur seeligkeit bestehe. ICh habe nun vernommen/ das der weg des Christlichen Gottesdienstes vns von Gott gezeiget vnd offenbaret sey: sag mir/ welch ist der weg? Die erkentnis Gottes vnd Chri[29, B3]sti/ wie der Herr Iesus selbst zeuget: 12 Das ist das ewige leben/ das sie erkennen dich (Vatter) der du allein der warhaftige Gott bist/ vnd den du gesandt hast/ Iesum Christum.

8 9 10 11 12

Marginalie: V. 9, 10. Marginalie: Rom. I.20. [Handschriftliche Korrektur, indem zwischen ‚g‘ und ‚l‘ ein unkenntlicher Buchstabe getilgt wird.] Marginalie: Matth. 13.35. Marginalie: Ioh. 17.3.

Von der erkentnis Gottes

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Von der erkentnis Gottes. Das I. Kap:

Von dem wesen Gottes. SAg mir erstlich/ worin bestehet die erkentnis Gottes? Sie bestehet in dem erkentnis derer dinge/ die sein wesen angehen/ vnd in dem erkentnis seines willens. Welche sind die dinge/ die sein wesen angehen? Diese sind zweierley: Eine sind zur seligkeit kurtzumb notwendig: die andern sind zur seligkeit sehr behlflich vnd ntz. Welche sindt die dinge/ die Got[30, B3v.]tes wesen angehen/ vnd zur seligkeit kurtzumb notwendig sind? Es sind die: Kennen das Gott ist/ vnd das nur ein Gott ist/ das er Ewig ist/ volkommen Gerecht/ volkommen weise/ vnd volkommen mchtig ist. Was ist das/ kennen das Gott ist? Es ist kennen oder fest gleuben/ das er von im selbst Gttliche macht vber vns habe. Was ist das/ kennen/ das nur ein Gott ist? Es ist kennen oder fest gleuben/ das er nur allein ist/ der da von im selbst Gttliche macht ber vns habe. Was ist die Gttliche macht ber vns? Es ist eine volkommene macht vnd recht/ von vns zustatuiren oder zuschlissen/ was er nur will/ auch in denen dingen/ vber welche keine menschliche oder irgendt eine andere macht zugebieten hat/ als da sind vn[31, B4]sere gedancken/ sie sind so tief in vnserm hertzen verborgen/ als sie immer wollen/ welchen Gott nach seinem wolgefallen/ rechte vorschreiben vnd belohnung vnd straffe bestimmen kan. Was ist das/ das Gott diese macht von im selber hat? Es ist/ das er sie keines weges von iemandt anders hat. Was ist aber das/ das er sie nur allein hat? Ich hab nicht so schlecht gesagt/ das er sie nur allein hab/ sondern das er sie nur allein von ihm selber hab. Den es hindert nichts/ das er die macht/ die niemand anders ausser ihm/ von ihm selber hat/ iemand 1 nicht geben solt/ Ob wol die heiligen Schrifft selbst so sagt/ das er allein ist/ der da mechtig oder ein herscher ist. Warumb sagt den die Schrifft also? Darumb/ das alle / die irgendt eine macht haben/ sie sey menschlich oder Gttlich/ haben sie aus seiner gnade. [32, B4v.] Was ist das/ kennen/ das Gott Ewig ist? Das er weder anfang/ noch ende hat. Was ist das/ kennen/ das Gott volkommen gerecht ist? Das dis seine natur ist/ Billigkeit vnd Gerechtigkeit halten. Was ist das/ kennen/ das Gott volkommen weise ist? 1

Marginalie: I Tim. 6.15.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Das er nicht allein alle dinge ins gemein/ sondern auch ein iegliches in sonderheit/ so volkommen weis/ das nichts vor im verborgen ist. Was ist/ kennen/ das Gott vollkommen mechtig ist? Das er alles thun kan/ was er wil. Warumb ist kurtzumb notwendig zur seligkeit/ diese dinge von Gott wissen? Darumb/ das man sich one diese dinge an den weg der seligkeit nicht halten kan. Zeige mir das nach der ordnung [33, B5] von einer ieglichen in sonderheit. Was das erste belanget/ wer siehet nicht/ so iemandt nicht wste das Gott sey/ das ist/ der/ der von ihm selbst Gttliche macht ber vns hab/ das er sich an den weg der seeligkeit/ nicht halten knne? Den so wir nicht gleubeten/ das Gott sey/ so knten wir auch nicht gleuben das dieser weg vns von ihm gezeiget ist: darumb 2 bezeuget auch der H. Geist im briefe an die Hebreer/ das/ Wer zu Gott kommen wil/ der muss glauben/ das er (Gott) sey. Wie beweisestu mir das andere? So wir nicht gleubten/ das Gott nur allein sey/ so musten wir wegen dieses weges/ in vnserm gemt zertrennet sein/ weil wir nicht wusten/ welcher vns ihn gewis gezeiget. Vmb welcher vrsachen willen vns auch Gott/ in der H. Schrifft gar offt zu gemut fhret/ das ein Gott ist/ wie 3 hier von Moses zeuget/ welchs auch [34, B5v.] 4 der Herr Iesus wiederholet bey S. Mattheo vnd Marco: Hre Israel/ Iehova dein Gott ist ein einiger Gott. Desgleichen sagt auch Gott: 5 Sehet/ das ich nur allein bin/ vnd ist kein ander Gott ausser mir. Siehe auch hiervon. I.Cor: 8.4. I Tim: 2.5. Ephes: 4.6. Gal: 3.20.26. Sage nu weiter von dem dritten. So wir nicht gleubeten / das Gott ewig sey/ so knten wir das von ihm nicht hoffen/ da zu vns dieser weg fhret/ nemlich/ die vnsterbligkeit vnd ewigkeit. Den wie kan iemand einem andern das geben/ das er selber nicht hat? Sag mir auch von dem vierden? Gleuben/ das Gott volkommen gerecht ist/ ist darumb notwendig zur seligkeit. Erstlich/ damit wir gntzlich gleuben knnen/ das er das/ was er vns verheissen hat/ ob wir dessen schon vnwirdig sind/ geben/ vnd seinen verheissungen gnung thun wirt. [35, B6] Darnach/ damit wir dessen gewiss sein/ das indem/ das vns auf diesem wege der seligkeit so mancherley versuchung anstossen/ wen sie Gott vber vns verhenget/ keine vngerechtigkeit nicht sey. Zeige mir dies von dem fnften/ nemlich/ das Gott volkommen weise ist? Das ist darumb nottwendig/ damit man nichts nicht zweiffele/ das vnser hertz/ vber welche nichts schwerers zu kennen ist/ Gotte allezeit gantz vnd gar bekant ist/ nach welchem vnserm hertzen vnser gehorsam am allermeisten geschetzt wirtt. Zeige mir dis endtlich von dem sechsten? Das zur seligkeitt notwendig sey/ gleuben/ das Gott volkommen mechtig ist/ daran kan niemandt nicht zweiffeln. Den wer knte dem fest gleuben/ das Gott als der erste 2 3 4 5

Marginalie: Heb. 11.6. Marginalie: Deut. 6.4. Marginalie: Matth. 19.17. Marc. 2.29. Marginalie: Deut. 32.39.

Von der erkentnis Gottes

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anfnger dieser dinge/ vns das ewige [36, B6v.] leben geben knne/so er dem nicht gleubete/ das seine macht zu thun was er wil/ gantz vnd gar vnendtlich ist. Also auch/ wer wolte solche grosse beschwerung auff sich nehmen/ welche die/ so Gott auff diesem wege des Christlichen Gottesdiensts dienen/ auff sich nehmen mssen/ so er dessen nicht gewis were/ das alles in Gottes handt ist/ vnd das solches ohne seinen willen vber vns nicht kommen kan/ vnd das nichts nicht ist/ weder im himmel noch auff erden/ das da Gottes macht hemmen knne/ das er vns das/ was er vns verheissen/ vnd wir von ihme erwartten/ nicht geben slle. Sage mir nu auch/ welch sindt die dinge/ die Gottes wesen angehen/ vnd zur seligkeit sehr behlfflich vnd ntze sind? Vnter andern ist diß das furnembste/ das man wisse/ das in Gottes wesen nur eine person ist. [37, B7] Beweise mir das? Das beweise ich darmit/ Sintemal das Gttliche wesen nur einig in der zahl ist/ so knnen keines weges viel personen darinnen sein. den ein person ist anders nicht/ als ein verstendiges vnzertrenliches wesen. Sage mir/ welch ist die einige Gttliche person? Er ist der einige Gott/ der Vater vnsers Herren Iesu Christi. Wormit beweisestu das? Mitt hellen zeugnissen der H. Schrifft/ welche sind die/ da der Herr 6 Iesus also spricht: Das ist das ewige leben/ das sie erkennen dich (vater) der du allein der warhafftige Gott bist. Vnd S. Paulus sagt an die Corinther: Wir haben nur einen 7 Gott/ den Vater/ aus welchem alle dinge. Vnd derselbige S. Paulus spricht anderswo/ zun Ephesern: Es 8 ist ein Gott vnd Vater aller/ der da [38, B7v.] ist vber alle/ vnd durch alle/ vnd in allen. Man helts aber in der Christenheit gemeiniglich dafr/ das nicht allein der Vater/ sondern auch der Sohn vnd der H. Geist personen in einem Gttlichen wesen sind? Es ist wol war/ das sie es also dafr halten: Aber sie irren darinne/ vnd gebrauchen hierzu etlicher beweis/ die sie aus der H. Schrifft nemen/ welche sie nicht recht verstehen. Welche sind die beweise/ damit sie das beweisen wollen? Die vornembsten sind die. Der erste/ wen sie sagen/ das die heilige Schrifft/ nicht allein den Vater/ sondern auch den Sohn/ vnd den H. Geist Gott nennet/ vnd weil nu dieselbige H. Schrifft zeigett/ das nur ein Gott ist/ daraus schlissen sie/ das diese drey/ derselbige einige Gott sind. Wie soll man diesen beweiß auflsen? Ich wil dir erstlich wegen des Sohns/ vnd darnach wegen des H. Geistes antworten. [39, B8] Was antwortestu wegen des Sohns? Das wrtlein / Gott/ hatt in Heilig. Schrifft sonderlich zweyerley bedetung. Die erste ist/ wen es bedeutett den/ der beydes im himmel/ vnd auff erden also vber andere her6 7 8

Marginalie: Ioh. 17.3. Marginalie: I. Cor. 8.6. Marginalie: Eph. 4.4.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

schett/ vnd macht hat/ vnd aller ding schaffer vnd anfang ist/ das er keinen hhern vber sich/ vnd keinen fr sich hatt/ vnd von keinem andern dependiret. Die ander bedetung ist/ wen es bedeutett den/ der da eine hohe macht oder gewalt von demselben einigen Gotte hatt/ oder sonsten/ auff eine andere weise der Gottheitt des einigen Gottes/ theilhafftig ist. Den darumb ist der einige Gott/ das ist/ 9 der Iehova/ ein Gott der Gtter genant. Der Sohn Gottes aber ist in dieser ander bedeutung an etlichen rtern der H. Schrifft/ Gott genant. Wie beweisestu/ das der Sohn Gottes in diser andern bedetung Gott genant sey? [40, B8v.] Dis wirtt bewiesen aus den worten des Sohns Gottes selbst/ da er 10 spricht: So er (Gott) die G tter nennet/ zu welchen das wortt Gottes geschahe/ vnd die set werden/ sprecht ihr denn zu dem/ den der Vater schrifft/ kan doch nicht aufgel geheiliget/ vnd in die welt gesand hat/ Du lesterst/ darumb/ das ich gesagt habe/ Ich bin Gottes sohn. Mitt diesen wortten zeigett der Herr Christus klrlich/ das der nahme Gott/ in der heiligen Schrifft auch denen zugeeignet wirt/ die da viel kleiner sind/ den der einige Gott. Vnd darneben/ das er vmb keiner grssern vrsachen willen sich selbst habe Gottes Sohn/ vnd darumb auch Gott nennen knnen/ als vmb der willen/ das er vom Vater geheiliget/ vnd in die welt gesandt war. Welchs ihn den augenscheinlich von dem Vater vnterscheidett/ vnd ihn auf ein andere weise Gott zu sein bezeugett/ als der Vater ist. Sintemal [41, B9] der Vater auf solche weise kan weder geheiliget/ noch in die welt gesandt werden. Wie antwortestu nu wegen des H. Geistes? Also/ das der H. Geist nirgend in H. Schrifft ausdrucklich Gott genant wirtt. Das ihm aber an etlichen rtern/ die dinge/ die Gott eigentlich angehen/ zugeschrieben werden/ dessen ist nicht die vrsach/ als solt er eine person in derselbigen Gottheitt sein: sondern eine andere/ von welcher du an seinem orte hren wirst. Welch ist der ander beweiß/ damitt die menschen diese personen in einer Gottheitt beweisen wollen? Den andern beweiß nehmen sie auß den rtern/ in welchen des Vaters vnd des Sohns vnd des H. Geistes zugleich gedacht wirtt. Welche sind die rter? 11 Der erste ist/ da der Herr Iesus gebet zu teffen auff den nahmen [42, B9v.] des Vaters/ vnd des Sohns/ vnd des H. Geistes. Der ander ist/ da der Apostel 12 Paulus also spricht: Es sind mancherley gaben/ aber (es ist) ein Geist: vnd (es sind) mancherley mpter/ aber (es ist) ein Herr: vnd (es sind) mancherley krefften/ aber (es ist) ein Gott/ der da wirckett dis alles in allen. Vnd bald darnach spricht er: Diß aber alles wircket derselbige einige Geist/ vnd theilet einem ieglichen seines zu/ nach dem er wil. Der dritte ort ist bey S. Iohannes/ da 13 man also lieset: Drey sind die da zeugen im himmel/ der Vater/ das Wortt/ vnd der H. Geist/ vnd die drey sind eins. Was sol ich von diesen rtern halten? 9 10 11 12 13

Marginalie: Psa. 501. Marginalie: Ioh. 10.15. Marginalie: Mat. 28.19. Marginalie: I Cor. 12.4,5,6. Marginalie: I Ioh. 5.7.

Von der erkentnis Gottes

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Ich antwort dir ins gemein/ das diese rter nur dis beweisen/ das der Vater/ Sohn/ vnd H. Geist sein: welches wir nicht allein bekennen/ sondern affirmiren auch bestendig/ das/ [43, B10] wer dieses nicht glubet/ kein Christ nicht sein kan. Aber sie beweisen das nicht/ darumb der streitt vnter vns ist/ nemlich/ das der Vater/ Sohn vnd H. Geist drey personen in einem Gtlichen wesen sind. Gleichwol lest sichs ansehen/ das aus dem/ weil diese drey an diesen rtern in Gttlichen sachen beyeinander stehen/ knnen drey personen in einer Gottheitt bewiesen werden? Keines weges nicht. Den was den ersten ort belangett/ ob gleich in der Tauff der Vater/ Sohn/ vnd H. Geist beyeinander stehen/ so kan man gleich wol nicht draus schliessen/ das der Vater/ Sohn vnd H. Geist drey personen in einer Gottheit sein sollen. Den das ist nich new in H. Schrifft/ das in solchen sachen/ die nicht weniger Gttlich sind/ als die Tauff ist/ solche personen vnd dinge neben Gott gemeldett werden/ die da keines weges zu seinem wesen gehren knnen. Wie [44, B10v.] du dessen ein exempel hast rchte Gott vnd erstlich von personen in dem buch der Knige: Vnd 14 alles volck f Samuel. Vnd bey Mose/ da nach dem Hebreischen 15 also gelesen wirtt: Vnd das volck f rchte Gott/ vnd glaubte an Iehovam vnd an Mosen seinen diener. Darnach von dingen/ die neben Gotte eben so wol in Gttlichen sachen gemeldett werden/ list man in 16 der Apostel geschicht: Ich befehle euch Gotte/ vnd dem wortte/ seiner 17 gnaden. Vnd bey S. Paulus anderswo: Sterckett euch in dem Herrn/ vnd in der macht seiner stercke. Aber sie meinen gleichwol/ das der kurtzumb Gott sein musse/ auff welches Namen man taufft. Sie irren darin gar sehr. Den 18 man list auch in H. Schrifft/ das die Israeliten auff Mosen/ vnd das etliche jnger auff Iohannis tauff 19 getaufft waren/ ob schon Moses nicht Gott/ noch die tauffe Iohannis eine [45, B11] person war/ ich geschweige das sie solte Gott sein. Es lest sich aber ansehen/ als wen das ein anders were/ Auff iemands nahmen getaufft sein/ vnd ein anders/ Auff iemand. Es ist nichts anders. Den in disen worten ist eine Hebreische art zu reden/ in welcher sprach offtmals eben so viel gilt/ In iemands nahmen etwas thun/ als/ Auff iemand etwas thun/ wie du aus eben der sachen sehen 20 kanst. Den was an etlichen rtern gelesen wirtt/ das die menschen Auff den nahmen Christi getaufft waren/ das wirtt anderswo schlecht gelesen/ das sie auff Christum getaufft waren. Wie antwortestu aber auff den andern ortt? Also/ das obwol Gotte/ vnd dem Herren/ vnd dem H. Geiste gttliche wirckungen zugeschrieben werden/ gleichwol kan daraus nicht geschlos[46, B11v.]sen werden/ das sie 14 15 16 17 18 19 20

Marginalie: I Reg. 13.18. Marginalie: Exod. 14.31. Marginalie: Act. 20.32. Marginalie: Eph. 6.10. Marginalie: I Cor. 10.2. Marginalie: Act. 9.3. Marginalie: Act. 2.38. Rom. 6.3 Gal. 3.27.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

ein wesen haben solten/ Ia viel mehr wirtt im kegentheil aus diesem orte bewiesen/ das dis nicht sein kan: Den der Herr vnd der Geist/ ist alhier klrlich von dem einigen Gotte vnterschieden vnd abgesondert. Wir haben aber oben bewiesen/ das der einige Gott/ niemand anders ist/ den der Vater vnsers Herren Christi. Das er aber auch des Herren vnd des Geistes neben Gotte gedencket/ das geschicht darumb/ das derselbige Herr ist der/ durch welchen Gott alle diese dinge wirckett: Des H. Geistes aber gedenckt er darumb besonders/ dieweil er von solchen dingen redet/ die die gleubigen angehen/ welche Gott nur durch den H. Geist/ vnd durch keine andere seine macht wircket. Wie antwortestu auf den dritten ort? Erstlich/ dieweil offenbar ist/ das diese wort/ in den alten Griechi[47, B12]schen exemplarn/ vnd auch im Syrischen/ vnd entlich in den eltesten Lateinischen nicht gefunden werden/ welchs den auch die frnembsten vnser wiedersacher beweisen/ so kan man nichts draus schliessen. Darnach/ wen diese worte schon in der heiligen Schrifft stunden/ so knte man gleichwol draus nicht schliessen/ das drey personen in einer Gottheit sind. Den dieser ort redet von nichts anders/ als von dem zeugniß/ das Iesus sey Gottes Sohn. Das aber auch die dinge/ die keine personen sind/ knnen zeugnis geben/ wirt bewiesen aus folgenden 21 worten. Drey sind/ die da zeigen auf erden/ der Geist/ wasser/ vnd blut. Das er aber sagt/ das sie eins sind/ bezeuget die sach selbst/ das diese einigkeit im zeugnis/ vnd nicht im wesen bestehe/ wie er auch bald drauf sagt vom Geiste/ wasser vnd blut/ das sie eins sind. Ich sehe nu/ das nur eine person [48, B12v.] in der Gottheit ist/ itzund zeige mir/ wie die wissenschafft dessen zur seligkeit sehr ntzlich ist. Dis kanstu leichtlich daher vernemen/ so du betrachten wirst/ wie schdlich vnser wiederpart meinung sey. Den erstlich/ kan dieselbe den Glauben vom einigen Gotte schwechen/ wen sie einmahl sagt/ Gott ist einig; vnd das andermahl/ das drey personen sind/ welcher eine iegliche der einige Gott ist. Zum andern/ Verdunckelt sie die ehre des einigen Gottes/ welcher nur allein ist/ der Vater vnsers Herren Iesu Christi/ dieweil sie sie jemand anders/ der nicht der Vater ist/ zueignet. Zum dritten. Kan sie den weg zur seligkeit leichtlich vmbkeren. Sintemal sie nicht zugibt/ das man wol verstehen knne/ wer da sey der erste anfenger oder wircker der ewigen seligkeit/ vnd wie sie Gott durch seinen Sohn vnd den H. Geist wircke. Endtlich ist sie bey den vnglubi[49, C]gen eine grosse hinderniß den Christlichen Gottesdienst anzunehmen/ dieweil sie solche sachen affirmiret/ die da Gottes warheit/ vnd dem rechten vernunfft zu wieder sind. Von welchen dingen allen/ die meinung/ die nur eine person in der Gottheit bekennet/ frey ist.

21

Marginalie: I Ioh. 5.8.

Von der erkentnis Gottes

125 Das II. Kap:

Von dem Willen Gottes. BIs her hastu mir erzelet/ was zu Gottes wesen gehret: Lehre mich auch von seinem Willen. Die dinge so Gottes willen angehen/ sind zweyerley. Eine sind/ welcher alle menschen ins gemein/ vnd ein ieglicher in sonderheit alzeit theilhafftig gewesen/ vnd noch sind. Die andern gehen nur die eigentlich an/ die das ewige leben erlangen sollen. 22 Welche sind nu die/ welcher alle menschen ins gemein/ vnd ein iegli[50, Cv.]cher in sonderheit allezeit theilhafftig gewesen/ vnd noch sind? Es sind die drey. Erstlich/ die Schpffung himels vnd der erden/ vnd alles was darinnen ist. Darnach/ 23 die Vorsorge Gottes/ die er fr einen ieglichen menschen in sonderheit tregt. Endlich/ die belohnung denen die ihn suchen/ das ist/ die ihme gehorsam sind. Warumb ist ntig von Gott zu gluben/ das er Himmel vnd Erden geschaffen hat? Dessen kan man zwo fornemer vrsachen ersehen. Die eine ist/ das Gott wil/ das man dis von ihme glaube: vnd darumb gedencket Gott/ vnd seine diener/ dessen so offt vnd so ausdrcklich in H. Schrifft/ wie hiervon vnter andern zulesen ist bey 24 Esaia: Ich bin Iehova/ der alles thut/ der allein den himmel ausstrecket/ vnd die erde weit machet lffen. 25 Vnd im ersten buch Mosis: [51, C2] Im anfang schuff Gott himmel ohn geh 26 vnd erden. Vnd im Psalmen: der Himmel ist durch des Herren wort gemacht/ vnd all sein heer durch den Geist seines mundes: Er helt das wasser im Meer zusammen wie in einem Schlauch/ vnd leget die tieffe ins verborgen. Alle welt f rchte den Herren/ vnd schewe sich f r ihm alles/ was auff dem Erdboden wonet/ Den Er spricht/ vnd es geschicht/ Er gebeut/ so 27 stehets da. Vnd in der Apostel Geschichte: Herr du bist der Gott/ der Himmel vnd erden/ vnd das Meer/ vnd alles 28 was drinnen ist/ gemacht hat. Vnd weiter in demselbigen Geschichten: Wir verk ndigen euch/ das ihr euch bekehren solt von diesen falschen/ zu dem lebendigen Gott/ welcher gemacht hat himmel vnd erden/ vnd das Meer/ vnd alles was drinnen ist. Vnd 29 weiter daselbst: Gott der die welt gemacht hat/ vnd alles was drinnen ist/ [52, C2v.] sintemal er ein Herr ist Himmels vnd der Erden/ wonet er nit in Tempeln mit henden gemacht etc. Die ander vrsach/ warumb ntig ist von Gott zu glauben/ das er himmel vnd erden geschaffen/ ist die/ das so wir dessen nicht gewis weren/ so hetten wir keine vrsache nicht zu gluben/ das er fr einen ieglichen menschen in sonderheit forsorge trage/ vnd derhalben wrden wir ihme auch nicht gehorsam sein. Aus dieser deiner antwort sehe ich/ das ich nicht fragen darff/ warumb ntig sey von Gott zu glauben/ das er fr einen ieglichen menschen in sonderheit frsorge trage/ vnd 22 23 24 25 26 27 28 29

[Hier folgt die Überschrift „Von dem Erkntnis Gottes“, die von Hand gestrichen ist.] Marginalie: I Tim. 4.10. Matth. 10.30. Heb. 11.6. Marginalie: Esa. 44.24. Marginalie: Gen. I.1. Marginalie: Psal. 33. 6. 7.8,9. Marginalie: Act. 4.24. Marginalie: Cap. 14.15. Marginalie: Cap. 17.24.

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

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das er ein belohner sey derer die ihme gehorsam sind: Sage mir derhalben/ welche sindt die dinge/ die Gottes willen angehen/ vndt nicht allen gemein sind/ sondern nur die eigentlich angehen/ die das ewige leben erlangen sollen. [53, C3] Es sind die/ welche vns Gott durch Iesum Christum offenbaret hat.

Von der Erkntnis des Herren Christi: Vnd erstlich/

Von seinem Wesen. Das I. Kap:

Von der Person des Herrn Christi. WEil die sachen durch Iesum Christum offenbaret sind/ so bitte ich/ lehre mich/ was ich von Iesu Christo halten soll? Recht. So soltu nu wissen/ das zweyerley sachen sind/ die man von dem Herrn Iesu wissen soll. Eine gehet seine person an: die andern sein Ampt. [54, C3v.] Welch ist das/ das seine person angehet? Dis/ das er nach seiner natur ein warhafftiger mensch ist/ wie ihn solch einen zu sein die H. Schrifft gar offt bezeuget/ vnd vnter andern diese rter: 1 Es ist ein mittler Gottes vnd der menschen/ der Mensch Christus Iesus/ 2 Vnd am andern ort: Sintemal durch einen menschen der tod/ also auch durch einen menschen die aufferstehung von den todten. Wie auch Gott solch einen vorlengst verheissen hatte/ vnd wie ihn solch einen zu sein beweisen das Bekentniß des glaubens/ welchs man das Apostolische Symbolum nennet/ welchs die gantze Christenheit mit vns zugleich bekennet. So ist nu der Herr Iesus ein schlechter mensch? Mit nichten. Sintemal er vom H. Geist empfangen/ vnd von der iungfrawen Maria geboren: Vnd darumb auch von der empfngnis vnd [55, C4] geburt an Gottes Sohn ist/ wie hiervon 3 zu lesen ist bey S. Lukas/ da der Engel also spricht zur iungfraw Maria: Der H. Geist wirt vber dich kommen/ vnd die krafft des Allerh chsten wirt dich vberschatten: darumb auch das Heilige/ das aus dir sol geboren werden/ wirt Gottes Sohn genennet werden. Du hast mir oben gesagt/ das der Herr Iesus nach seiner natur ein mensch ist. Hat er nicht auch Gttliche Natur? Nein/ er hat sie nicht. Den solches ist nicht allein der rechten vernunfft/ sondern auch der H. Schrifft zu wieder. Zeige mir/ wie das der rechten vernunfft zu wieder ist? 1 2 3

Marginalie: I Tim. 2.5. Marginalie: I Cor. 15.21. Marginalie: Luc. I. 35.

Von der erkntnis des Herren Christi

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Erstlich also/ das zwey wesen/ die in den eigentschafften eine der andern zuwieder ist/ keines weges in einer person nicht knnen vereiniget werden/ als da sind/ sterblich vnd vnster[56, C4v.]blich sein: Ein anfang haben/ vnd ohne anfang sein: Wandelbar vnd vnwandelbar sein. Darnach also/ das zwo naturen/ vnter welchen eine iegliche eine person macht/ in einer person nicht knnen vereiniget werden: den sonsten msten sie nicht eine person/ sondern zwo/ vnd also zween Christi sein. Es ist aber bey iederman bekant/ das nur ein Christus ist/ vnd das er nur eine person hat. Wen sie aber frgeben/ das Christus also aus Gttlicher vnd menschlicher natur/ gleich wie der mensch aus der seelen vnd dem leibe zusammen gelegt: was sol man darauff antworten? Man mus ihnen beweisen/ das dis weit vnterschiedene sachen ist: Den sie sagen/ das die zwo naturen in Christo also vereiniget sind/ das Christus beydes Gott vnd mensch ist: aber seele vnd leib sind im menschen also vereiniget/ das der mensch/ eigentlich zu [57, C5] reden/ weder die Seel noch der Leib ist: sintemal die seel besonders keine person macht/ noch der Leib. Wie nu die Gttliche natur/ nach ihrer meinung/ macht in Christo eine person an ihr selbst/ so mus auch die menschliche gleichfals eine person machen. Zeige mir auch/ wie das der H. Schrifft zu wieder ist/ das Christus Gttliche natur haben soll. Erstlich also/ das vns die heilige Schrifft nur einen/ der von Natur Gott ist/ zeiget. Wir haben aber oben bewiesen/ das dieser allein sey der Vater vnsers Herrn Iesu Christi. Zum andern/ weil dieselbige Schrifft bezeuget/ das Christus von natur ein Mensch ist/ wie wir kurtz zuvor bewiesen haben/ so benimbt sie ihm eben darmit die Gttliche natur. Zum 4 dritten: bezeuget dieselbe schrifft/ das alles was Christus gttliches hat/ hat er aus geschenck seines Va[58, C5v.]ters. Vnd endlich lehret vns dieselbe H. Schrifft/ das diese Gttliche natur vergebens vnd on vrsach in Christo were: sintemal sie zeuget/ das der Herr Iesus Christus selber alle seine Gttliche wercke nicht ihm selber/ oder irgend seiner gttlicher natur/ sondern seinem Vater zugeschrieben hat. Gleichwol bemhen sich die menschen diese Gttliche Natur in Christo aus der Schrifft zubeweisen? Sie bemhen sich zwar auff mancherley weise/ dis aus der Schrifft zubeweisen: Vnd erstlich also/ das sie aus der schrifft das von Christo beweisen wollen/ das in der Schrifft nicht ist: Vnd wiederumb aus dem/ das in der Schrifft von Christo geschrieben stehet/ schliessen 5 sie ihre meinung sehr felschlich. Was ist nu das/ das sie von Christo aus der Schrifft beweisen wollen/ ob es schon in der Schrifft nicht ist? [59, C6] Das ist/ das Christus von ewigkeit sol gewesen sein/ welchs sie den abermahl mit zweyerley schrifften beweisen wollen. Erstlich mitsolchen/ in welchen sie bednckt/ das slchs ausdrcklich geschrieben sey: Darnach mit solchen/ von welchen sie meinen/ das ob sie wol nicht ausdrcklich sagen/ das Christus von ewigkeit sey/ das mans gleichwol daraus schliessen vnd abnehmen knne.

4 5

Marginalie: Mat. 28.19. Phil. 2.9. I Cor. 15.27. [Korrigiert aus „schli ssen“.]

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Welche sind die rter/ in welchen sie bedunckt/ das ausdrcklich geschrieben sey/ das Christus von ewigkeit gewesen? 6 Es sind die/ in welchen die schrifft zeuget von Christo den Herrn/ das er im anfang bey Gott gewesen/ das er im Himmel gewesen/ das er eher gewesen den Abraham. Wie antworteste du den auf den ersten ort? Also/ das ich sage/ das in demselbigen orte nichts nicht darvon ist/ [60, C6v.] das Christus von ewigkeit gewesen. Den es wirt alda des anfangs gedacht/ welcher dieser ewigkeit gantz zu wider ist. Das wort aber anfang wirt in H. Schrifft gemeiniglich zu der sache gezogen/ davon man redet/ wie aus diesen rtern zusehen ist. Dan. 8.1. 7 Ioh. 15. 27. & cap. 16. 4. Act.11.15. Weil nu hier gehandelt wirt vom Evangelio/ welches beschreibung S. Iohannes vor sich genommen/ so ist kein zweiffel/ das durch dis wort anfang/ der anfang des Evangelii verstanden wirt. Wie antwortestu auf den andern ort? Alhier wirt auch im geringsten der ewigkeit nicht gedacht: Den es ist ausdrcklich geschrieben/ das des Menschen Sohn/ das ist/ der mensch im himmel gewesen sey/ welcher ohne allen streit nicht von ewigkeit ist. Wie antwortestu auf den dritten ort? [61, C7] In diesem orte ist nicht allein nicht ausdrcklich geschrieben/ das Christus von ewigkeit gewesen; Den ein anders ist sagen/ das iemand fr Abraham/ vnd ein anders/ das er von ewigkeit gewesen/ Vnd es knte wol iemand fr Abraham/ vnd gleichwol nicht von ewigkeit sein. Sondern es ist auch nicht ausdrcklich geschrieben/ das er fr der iungfrawen Maria gewesen sey. Den diese wort/ die man gemeiniglich also list: Ehe den Abraham war/ bin ich/ knnen nach dem Grichischen text anders gelesen werden/ nemlich also/ Amen Amen ich sag euch zuvor ehe den Abraham werden wirt/ Ich bins. Wie dis aus diesen orten bey demselbigen Evangelisten zuersehen/ in welchen ist eine Griechische rede/ die der gleich ist/ vnd wiederumb eben 8 solche eine: Von nu an sag ichs euch/ ehe den es werden (oder geschehen) wirt/ auff das ihr/ wen es geschehen [62, C7v.] wirt/ gleubet/ das Ichs bin. Vnd abermahl: 9 Vnd nu habe ichs euch gesagt/ ehe es werden (oder geschehen) wirt/ auf das ihr/ wen es geschehen wirt/ glubet. Was wrden den die worte fr eine meinung haben/ wen man sie also lese? Sie wrden gar eine schne meinung haben. Den der Herr Christus warnet die Iden/ die ihn in der rede fangen wolten/ das sie/ weil sie zeit hatten/ gleuben solten/ das er das liecht der welt wer/ ehe die gnade Gottes/ die ihnen Christus damals anbot/ von ihnen genommen/ vnd den heiden gegeben wrde. Das aber die worte Ich bins also sollen erflt werden/ als wen der Herr ausdrcklich sagte: Ich bin das liecht der welt/ wirt bewiesen oben aus dem anfang dieser rede v: 12. vnd aus dem/ das der Herr Christus in demselbigen Kapitel sich selbst zweymahl [63, C8] das liecht der welt genennet/ mit 6 7 8 9

Marginalie: Ioh. I. I. Ioh. 6.62 Ioh. 8.58. [Das Leerzeichen wurde umgestellt, damit ersichtlich ist, dass sich die „1“ auf einen Vers von Dan 8 und nicht auf Joh bezieht.] Marginalie: Cap. 13. 19. Marginalie: Cap. 14. 29.

Von der erkntnis des Herren Christi

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den worten/ Ich bin. v:24. 28. Das aber die worte: Ehe den Abraham werden wirt/ diese meinung haben/ wie wir allererst gedacht/ wirt ein ieglicher klrlich verstehen/ so er das betrachten wirt/ was das wort Abraham bedeutet. Den es bedeutet/ wie iederman bekennet/ Einen Vater vieler vlcker. Weil nu der mensch Abraham/ nicht eher Abraham in der that/ vndt ein Vater vieler vlcker geworden/ bis die gnade Gottes/ die in Christo erzeiget war/ zu vielen vlckern kommen; sintemal Abraham zuvor nur eines volcks Vater war; so sehet iederman/ das sie den verstand haben/ welchen wir angezeiget. Welch sind die rter/ von welchen vnsere wiedersacher halten/ ob wol der ewigkeit des H. Christi drinnen nicht ausdrcklich gedacht wirt/ das man sie gleichwol draus schliessen 10 [64, C8v.] knne? Etliche sind/ die sich ansehen lassen/ das sie dem H. Christo etwas von ewigkeit zuschreiben. Die andern aber lassen sich ansehen/ das sie ihme etwas in der zeit zuschreiben. Welche sind die rter welche sich ansehen lassen/ das sie dem H. Christo etwas von ewigkeit zuschreiben? Es sind die/ aus welchen sie sich bemhen zu schliessen/ das er von ewigkeit aus des Vaters wesen geboren sey. Aus welchen rtern bemhen sie sich zu schliessen/ das Christus von ewigkeit aus des Vaters wesen geboren sey? 11 Frnemblich aus diesen: Vnd du Betlehem Ephrata bist die kleinest/ vnter den tausenden in Iuda. Aus dir sol mir kommen der Hertzog/ der mein volck Israel weiden wirt/ vnd seine ausgenge (sind) vom anfang/ von den tagen der ewigkeit. Item: [65, C9] 12 Du bist mein sohn/ heut hab ich dich geboren. Vnd abermal (wie es in 13 der Vulgata lautet) Ich habe dich aus dem leibe f r dem morgenstern geboren. Vnd endlich aus dem/ das die weisheit von ihr selber spricht: 14 Ich bin geboren von ewigkeitt. Wie sol man nu auf die rter antworten? Ehe ich dir ein ieglichen besonders beantworte/ soltu wissen/ das die geburt aus Gottes wesen/ ist gantz vnd gar vnmglich. Den so Christus aus des Vaters wesen geboren were/ so mste er entweder aus eim theil des wesen des Vaters geboren sein/ oder aus dem gantzen wesen. Aus einem theil hat er nicht geboren sein/ darumb das/ gleich wie Gottes wesen vnzertrenlich ist/ also kan es auch keines weges zertrennet werden. Aus dem gantzen wesen des Vaters ist er auch nicht geboren; den sonsten muste der Vater nicht mehr Vater [66, C9v.] sein. Den dis wesen Gottes/ sintemal es numero unum, ein in der zahl ist/ kan keines weges vielen gemein sein. Wie antwortestu gleichwol auf den ersten ort? Dieser ort hatt nichts in sich von der geburt aus des Vaters wesen/ vnd beweiset die ewige geburt im geringsten nicht. Den alhier wirt des anfangs vnd der tage gedacht/ 10 11 12 13 14

[Korrigiert aus „schliess en“.] Marginalie: Mich. 5.2. Marginalie: Psal. 2.7. Marginalie: Psal. 110.3. Marginalie: Prov. 8.25.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

welche in der ewigkeit keine stelle haben: vnd die worte/ welche in der Vulgata also lauten: Von den tagen der ewigkeit/ vnd in der deutschen version Lutheri: von ewigkeit her/ lauten im Hebreischen also: von den tagen der zeit/ oder seculi. Die tage aber der zeit bedeuten so viel/ als von alters her/ wie diese rter ausweisen. Esa. 63. 9. 11. Malach. 3. 4. So ist nu der verstand dieses orts/ das Christus den anfang seines geschlechts hat haben sollen vom er[67, C10]sten anfang vnd von alten zeiten her/ nemlich von der zeit an/ da Gott einen knig vnter seinem volcke bestetiget hat: welchs sich den in der that selber an der person Davids angefangen/ welcher beydes von Betlehem war/ vnd ein anfang des geschlechts Christi. Wie antwortestu nu auf den andern ort? Alhier ist auch nichts/ weder von der ewigen geburt/ noch von der geburt aus des Vaters wesen Den das wort heut/ kan keine ewigkeit bedeuten; sintemal es eine gewisse zeit bedeutet. Dis aber/ das ihn Gott geboren/ beweiset keine geburt aus Gottes wesen. Welchs daher offenbar ist/ das eben diese wort/ heut hab ich dich geboren/ nach dem ersten verstand/ auch von David zuverstehen sind/ welcher den weder von ewigkeit/ noch aus Gottes wesen geboren war. Darnach ist dis auch daher offenbar/ das [68, C10v.] der Apostel Paulus diese worte auff 15 des H. Christi aufferstehung zeugt: vnd der Autor des briefs an die Hebreer/ 16 auff seine erhhung. Vnd endlich zeuget die schrifft/ das Gott auff ein andere weise gebere/ den aus seinem wesen/ in dem sie spricht/ das die glubigen aus Gott geboren sindt; wie du hiervon hast Ioh. 1.13. vnd Ioh. 3.9. vnd Iacob.1.18. Wie antwortestu auf den dritten ort? Alhier soltu wissen/ das dieser ort in der vulgata vnd im Griechischen flschlich verdolmetschet ist: den im Hebreischen ist viel anders geschrieben/ nemlich also: Von dem leibe/ von morgen an ist der taw deiner geburt. In welchen worten prophezeyet der Knig David von der menge des volcks Christi/ das sich wie der morgen taw vermehren sol. Welchs auch zum theil D. Luther gesehen/ welcher den ort also aufge[69, te. C11]legt: Deine kinder werden dir geboren wie der Thaw aus der Morgenr Wie antwortestu auf den vierten ort? Damit du meine antwort desto besser verstehen mgest; soltu wissen/ das sie aus diesem orte solch einen beweis nehmen: Die weisheit Gottes 17 ist von ewigkeit geboren: Christus ist Gottes weisheit: Derhalben ist er von ewigkeit geboren. Das nu dieser beweis nichts nicht taug; ist erstlich daraus zusehen/ das Salomon von der weisheit schlecht vnd ins gemeine redet/ ohne hin zu thun des wortes Gottes. Aber S. Paulus redet von der weisheit nicht schlecht vnd ins gemein/ sondern thut hinzu Gottes. Darnach redet Salomon von solch einer weisheit/ die eine person weder ist/ noch sein kan: wie das zuersehen aus vielen dingen/ die er der weisheit zuschreibet/ beydes in diesem sieben[70, C11v.]den/ vnd im achten/ vnd im neunden 18 kapitel/ vnter welchen sind die: Durch mich herschen die k nige vnd die f rsten fellen das recht. etc. Vnd im an15 16 17 18

Marginalie: Act. 13.33. Marginalie: Heb. 5.5. Marginalie: I Cor. I. 24. Marginalie: Cap. 8. 15.

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fang des neunden kapitels fhret er die weisheit also ein/ das sie alle menschen zu sich ruffet/ vnd das sie ihre jungfrawen aussendet. Aber S. Paulus redet von solch einer weisheit/ die eine person ist/ welchs alle Christen bekennen. Zum dritten werden die wort/ die da also vbergesetzet sind/ von ewigkeit her/ im Hebreischen also gelesen/ à seculo, von zeiten/ oder von langen zeiten/ oder von alters her. Das dis aber vnterschiedene sachen sindt von ewigkeit her/ vnd von der zeit/ oder von langen zeiten beweisen diese rter: Esa. 64. 4. Ier. 2. 20. Luc. I.70 vnd andere desgleichen nicht wenig/ vnd darum hat auch Lutherus den ort Esa. also ausgelegt: von alters her/ vnd Luc. I. vorzeiten. [71, C12] Welche sind/ die rter/ die sich ansehen lassen/ das sie dem H. Christo etwas in der zeit zuschreiben? Diese rter sind zweyerley: Eine gehen seine Titel ahn/ die andern seine thaten vnd wirckungen/ welche sie meinen/ das ihme die H. Schrifft zuschreibe. Welche sind die rter/ die da die Titel angehen? 19 Es sind die/ in welchen sie meinen/ das die H. Schrifft Christum nennet 20 Iehovam: Iehovam den H. der heerscharen: Den warhaftigen Gott: Den einigen herscher: Den grossen Gott: Gott den Herrn/ den almechtigen/ der da ist/ vnd der da war/ vnd der da kommen sol: Den Gott der seine gemeine durch sein blut erworben hatt: Den Gott der seine seele fr vns gegeben. Wie antwortestu nu auf den ersten ortt? Erstlich/ das daraus nicht notwen[72, C12v.]dig kan geschlossen werden/ das der name Iehova dem Herrn Christo solle zugeeignet sein. Den die worte: Vnd dis ist sein nahme/ damit sie ihn nennen werden Iehova vnser gerechtigkeit/ knnen auf Israel gezogen werden/ von welchem er kurtz zuvor eben in dem vers redet: zu derselbigen zeit wirt Iuda selig sein/ vnd Israel sicher wonen/ vnd dis ist sein nahme etc. Wie dis aus einem gleichen orte bey diesem Propheten zusehen/ 21 da er spricht: In denselbigen tagen/ vnd zurselbigen zeit/ wil ich David ein gewechs der gerechtigkeit aufgehen lassen/ vnd er wirt recht vnd gerechtigkeit anrichten auf erden. Zurselbigen zeit wirt Iuda selig sein/ vnd Ierusalem sicher wonen/ vnd dis ist (der nahme) damit er sie nennen wirt/ Iehova vnser gerechtigkeit. Den im Hebreischen wirt ausdrcklich gelesen/ Er wirt sie nennen/ welchs wrtlein sie notwen[73, D]dig zu Ierusalem gehret/ welch alhier augenscheinlich eben so viel gilt/ als in vorigen orte Israel. Vnd ist also sehr glublich/ das auch im ersten ort die worte: Sie werden ihn nennen/ zu Israel gehren. Darnach ob man schon zugebe/ das der Titel Iehova dem H. Christo knne zugeeignet werden; so ist doch aus dem andern zeugnis zusehen/ das man nicht sagen kan/ Christus sey schlecht der Iehova genand/ oder das aus dem Titel folge/ das Christus solle in der that selbst der Iehova sein; man wolte den sagen/ das auch Ierusalem in der that selbst Iehova sey. Es sein nue die letzten wort des ersten zeugnis Ieremie entweder von Christo/ oder von Israel geredt; so ist dis der verstand davon/ das damals

19 20 21

Marginalie: Ier. 23.6. Marginalie: Zach. 2.8. I Ioh. 5.20. Iud. 4. Tit. 2.13 Apoc. I.8. & 4.8. Act. 20.28. I Ioh. 3.16. Marginalie: Cap: 33.15.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

das geschehen wirt/ das vns Iehova der einige 22 Gott/ rechtfertigen wirt. Den dis hat damals Iehova durch Christum vnter seinem volck Israel thun [74, Dv.] sollen. Wie antwortestu aber auf den andern ort? Den ort aus dem Propheten Zacharia ziehen sie also ahn: Dis spricht der H. Zebaoth: Er hat mich nach der herligkeit zu den Heiden gesand/ die euch beraubet haben. Wer euch antastet/ der tastet meinen augapfel an/ etc. welche sie darumb auf Christum ziehen/ das/ wie sie es bednckt/ der Herr Zebaoth alhier spricht/ das er vom Herrn Zebaoth gesandt sey. Dem aber ist nicht also. Welchs daher offenbar/ das diese worte: Er hat mich nach der herligkeit gesandt/ etc. iemand anders sagt/ nemlich der Engel/ welcher mit Zacharia/ vnd dem andern Engel redet; wie slchs oben/ eben in diesem kapitel zuersehen/ anzufangen von dem vierten vers/ da derselbige Engel redend ist eingefhret. Welchs man ber das noch daher mercken kan/ [75, D2] das die worte/ 23 die sie nach der vulgata also anziehen/ das sagt der Herr Zebaoth/ im Hebreischen also lauten: So spricht der Herr Zebaoth: vndt die ret meinen augapfel an/ lauten also/ der r ret seinen augapfel an; andern/ der r Wie solches auch Lutherus gesehen/ welche wort den auf den Herren Zebaoth nicht knnen gezogen werden/ sondern mssen auff den Engel gezogen werden. Wie antwortestu den auf den dritten ort? Ich gebe das nicht zu/ das an diesem orte; Wir wissen/ das der Sohn Gottes kommen ist/ vnd hat vns einen sinn gegeben/ auf das wir erkennen den warhaftigen Gott/ vnd wir sind in dem warhaftigen/ in seinem Sohn Iesu Christo. Dieser ist der warhaftige Gott/ vnd das ewige leben/ die worte/ Dieser ist der warhaftige Gott/ solten auf den Sohn Gottes gezogen werden. Nicht darumb/ das ich le[76, D2v.]gnen solte/ das Christus ein warhaftiger Gott ist; sondern darumb/ das dieser ort das nicht zulest/ das man die wort von Christo verstehen solle. Den alhier wirt nicht allein gehandelt von einem warhaftigen Gotte/ sondern von dem Einigen warhaftigen Gotte; welchs der artickel/ der im Griechischen text hinzugethan ist/ klrlich ausweiset. Der Herr Christus aber/ ob er wol warhaftiger Gott ist/ so ist er gleichwoll nicht der allein einige/ warhaftige Gott/ welcher allein von ihm selbst vnd amvolkomesten Gott ist. Vnd hilft das vnser widersacher nichts/ das die worte/ Der ist der warhaftige Gott/ darumb auf Christum sollen gezogen werden/ weil Christus zuletzt in den vorigen worten/ genandt wirdt. Den solche wrter/ als da sind/ der/ vnd dergleichen/ ziehen sich nicht alwege zu den nehst vorhergehenden [77, D3] worten/ sondern oftmals zu dem/ von welchem am meisten gehandelt wirdt/ wie solchs die rter nig auf kam/ der Ioseph nicht kandte. beweisen/ Act. 7. 19. Bis das ein ander k Dieser treib hinderlist mit vnserm geschlecht. Vnd Act.10.6. Der ist zur herberge bey einem gerber Simon/ des haus am Meer ligt/ der wird dir sagen was du thun hrer sind in die welt kommen/ welche nicht bekennen solt. Vnd 2 Iohan 7. Viel verf Iesum den Christ zu sein/ welcher im fleisch kommen ist. Dieser ist der verf hrer/ vnd der Wiederchrist. An welchen orten ein ieder sehen kan/ das das wrtlein/ Der/

22 23

[Handschriftlich ist ein unkenntlicher Buchstabe getilgt.] [Korrigiert aus „dieworte/“.]

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sich nicht ziehen knne zu denen/ so zum nehsten/ sondern zu denen/ welche weiter zuvor genennet sind. Wie antwortestu auf den vierden ort? Der vierde ort lautet also: Sie leugnen den/ der allein der Herscher [78, D3v.] ist/ vnd vnsern Herrn Iesum Christum. An welchem ort/ weil nur ein einiger artickel ist; so wollen sie daraus beweisen/ das alle die wort/ nach der gewonheit der Griechischen sprach/ nur auff eine person/ vnd flgig auff Iesum Christum/ sollen gezogen werden. Aber du solt wissen/ das die Regel in der Griechischen sprache/ nicht alwege gilt/ vnd wo es keine stelle hat/ das wirdt aus dem vmbstande des orts sonderlich angemercket. Das es nu nicht allezeit gilt/ beweisen die zeugnisse des Newen Testaments selbst/ als da geschrieben 24 ist/ Er treib heraus alle verkuffer vnd kuffer im tempel. Da im Griechischen nicht mehr den ein artickel hinzu gethan ist zu den worten/ verkuffer vnd kuffer/ welch du eben auff die weise/ das ist/ nur mit einem artickel/ geschrieben finden wirst. Mar. 11. 15 vnd Luc. 19. 45. Vnd darber hastu noch den ort/ Eph. 5.v.5. wel[79, D4]cher bezeuget/ das die Regel nicht allzeit gilt/ Im k nigreich Christi vnd Gottes. Wie antwortestu auff den fnfften ort? Der fnffte ort lautet also: Wartende auf die selige hofnung vnd erscheinung der herligkeit des grossen Gottes/ vnd vnsers Heylandes Iesu Christi. An welchen ort wollen sie mit zweien rationibus beweisen/ das das wrtlein des grossen Gottes sich zu Christo zeucht: Zum ersten/ wegen der obgedachten regel von einem artickel. Zum andern/ das wir erwarten der erscheinung nicht des grossen Gottes/ sondern des Sohnes. Aber auff das erste hastu antwort in der auslegung des vierden ortes. Auf das ander antwort ich also: Das S. Paulus nicht sagt/ das wir erwarten der erscheinung des grossen Gottes: sondern er sagt/ Der Erscheinung der herligkeit des [80, D4v.] grossen Gottes. Das man aber sagen knne/ das die herligkeit des grossen Gottes/ erscheinen werde/ wen Christus wirdt kommen zu richten; das bezeugen die wort des Herren Christi/ der da sagt/ das er solle kommen in der herligkeit/ das ist/ mit der herligkeit Gottes seines Vaters. Vber das/ dncket das iemand etwas vngereimet zu sein/ wen man sagte: Es wirt Gott der Vater kommen (vermge dessen/ wie sie es aus der Vulgata anziehen) wen Christus kommen wirdt die welt zu richten? Wirt Christus im gericht der welt nicht die person seines Vaters tragen/ als dessen/ von welchem er solch ampt bekommen hat? Wie antwortestu auf den sechsten ort? Der sechste ort lautet also: Heilig/ heilig/ heilig ist Gott der almechtige/ der da war/ vnd der da ist/ vnd der da kommen sol. Nu ziehen sie aber diesen [81, D5] ort derhalben auf den Sohn Gottes/ das sie meinen/ es werde kein ander kommen/ den Christus; sintemal der kommen sol zu richten die lebendigen vnd die todten. Aber du solt wissen/ das das wrtlein/ welch sie vbergesetzt/ der da kommen sol/ nicht weniger het knnen vbergesetzt werden/ welcher sein wirdt/ wie du es also hast bey S. Iohanne im 16. v. 13/ da der Herr also sagt vom Geist/ den er den Aposteln verhieß/ das er euch offenbaren wirdt/ was zuknftig oder sein wirt. Vnd Act.18.v.21. da wir lesen/ das knftige fest/ oder das da sein sol. An welchen zweien orten/ eben dasselbe Griechische 24

Marginalie: Mat. 2.12.

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wort gefunden wirt. Vnd zu dem/ wer ist/ der nicht wissen solt/ weil vorher gesagt/ Der da war/ vnd der da ist/ das das/ so hernach darzu gethan/ vnd der da kommen sol/ nichts anders sey/ als/ der da sein wirdt/ das also allenthalben von dem sein/ das ich also sagen mge/ geredet [82, D5v.] wirdt/ vnd nicht in den beiden ersten/ von dem sein/ vnd im dritten/ von der zukunfft geredt werde? Also auch/ wer verstehet nicht/ das S. Iohannes in den worten Gottes ewigkeit beschreibe/ welche alle drey zeite/ die verschiedene/ gegenwertige vnd zuknftige in sich begreiffet? Aber das da endtlich den groben irthumb der leute offentlich beweiset/ ist das/ das man list im I Cap. der Offenbarung Ioh. v 4.5 Gnade sey mit euch/ vnd friede von dem der da ist/ vnd der da war/ vnd der da kommen sol/ vnd von den sieben geistern/ die da sind vor dem angesicht seines stueles/ vnd von Iesu Christo/ welcher ist der getrewe zeuge/ etc. Aus welchen worten klar vnd offenbar ist/ das ein ander ist Iesus Christus; vnd ein ander der/ der da ist/ vnd der da war/ vnd der da sein wirt. Wie antwortestu auf den sieben[83, D6]den ort? Der sibende ort/ wirdt also gelesen/ Habt euch selber in acht/ vnd die gantze herde/ vber welche euch der H. geist gesetzet hat zu Aufsehern/ zu weiden die gemeine Gottes/ welche er durch sein eigen blut erworben hat. Darauf ich antworte/ das das wrtlein Gott/ alhier keines weges notwendig auff Christum msse gezogen werden; sondern knne auff Gott den Vater selbst gezogen werden/ von welchem S. Paulus sagt/ das das blut/ so Christus vergossen hat/ sein blut sey/ vnd sein/ des Vaters/ blut nennet. Durch eine solche weise zu reden/ vnd aus der vrsach/ auf was weise vnd vrsach/ man bey den Propheten liest/ das der/ der das volck Gottes anrhre/ rhre den augapfel Gottes selbst an. Den die grosse vnd volkommene vereinigung zwischen Gotte vnd dem H. Christo/ ob wol beider wesen gntzlich vnterschieden ist/ ist die vrsach/ das das blut Christi [84, D6v.] Gottes des Vaters blut knne genennet werden: sonderlich/ wan mans also erweget/ wie es fr vns vergossen ist/ Den Christus ist das lamb Gottes/ welch der welt snde weg nimbt; vnd daher kan das blut des lambs/ welchs zu dem ende vergossen ist/ das blut Gottes selbst/ billich genent werden. Zu dem kan man auch fglich des gedencken/ das in der Syrischen edition/ an stelle des worts Gott/ Christus gelesen werde. Wie antwortestu auf den achten ort? Der achte ort lautet also/ Darinne haben wir die liebe Gottes erkandt/ das er sein leben f r vns hingegeben hat. Alhier wisse erstlich/ das im Griechischen text (ausgenomen die einige Compluten:edition) auch im Syrischen/ das wrtlein Gott/ nicht gefunden werde. Aber wen es auch gleich were/ solt derhalben das wrtlein er welchs hernach folget/ [85, D7] auf Gott gezogen werden? Gantz nicht Nicht allein der vrsach halben/ die wir in der antwort/ ein wenig zuvor/ auf den dritten ort angezogen: das ist/ das solche wrtlein/ nicht allwege zu den nehern personen gezogen werden/ sondern oftmals zu den fernern. Sondern auch derhalben/ das das wrtlein/ welches im Griechischen text stehet/ S. Iohannes/ in demselben seinem briefe nicht ein mahl zu dem zegt/ der da weit zuvor genennet worden/ wie das zu ersehen aus dem 3. 5. vnd 7. vers desselben kapitels/ nach dem Griechischen text/ da er also sagt: vnd der die hofnung in ihm hat/ der reiniget sich/ wie auch er [verstehe Christus oder Gott] rein ist: Vnd/ ihr

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wisset/ das er [Christus] erschienen ist/ das er vnser s nde wegneme: Vnd/ Wer gerechtigkeit thut/ der ist gerecht/ wie er [Christus] gerecht ist. Du hast mir gnug gethan was sie Titel betrifft: ich bitte dich/ sag mir [86, D7v.] auch welchs sind die rter/ die die thaten vnd wirckungen angehen/ von welchen sie meinen/ als solt sie die Schrifft dem H. Christo zuschreiben. Das sind die/ da sie meinen/ als solt ihm die Schrifft zuschreiben/ das er himmel vnd erde geschaffen habe: das er alles geschpf erhalte: das er das volck Israels aus Egypten gefret habe: das er mit ihm in der wsten gewesen/ vnd es geleitet/ in gutsgethan habe; das seine herligkeit von Esaia gesehen sey; das er mensch geworden. Sag mir/ aus welchen orten vnterstehen sie sich darzuthun/ als solt Christus himmel vnd erde geschaffen haben? 25 Aus denen/ da geschrieben/ das alle dinge durch ihn gemacht/ vnd das ohne ihn nichts gemacht/ das gemacht 26 ist: Vnd wiederumb; das die 27 welt durch in gemacht: Vnd/ das in ihm alle dinge geschaffen sind/ beides die/welche im himmel/ vnd die welche auf der erde/ sichtbare/ vnd vnsicht[87, D8]bare/ es sind Thronen oder herschafften/ oder frstenthume/ oder oberkeiten/ alle dinge sind durch ihn vnd zu ihm geschaffen. Vnd noch mehr das Gott durch ihn die welt gemacht hab. Vnd 28 endlich auch diese worte: Du Herr hast im anfang die erde gegr ndet/ vnd die himmel sind deiner hnde werck. Dieselben werden vergehen/ du aber wirst bleiben vnd sie werden alle veralten wie ein kleid/ vnd wie ein gewand/ wirstu sie einwickelen/ vnd sie werden sich verwandelen: Du aber bist derselbe/ vnd deine iahre werden nicht aufh ren. Wie antwortestu auf den ersten ort? Erstlich/ das an dem ort nicht sey das wort/ Sie sind geschaffen: sondern; Sie sind gemacht oder worden. Darnach sagt S. Iohannes/ Das sie durch ihn gemacht: Welche art zu reden in der H. Schrifft gemeiniglich nicht den bedeutet/ welcher die erste vrsach ist eines dinges; sondern [88, D8v.] den/ welcher die ander/ oder mittel vrsach ist. Vnd endlich die wrtlein/ alle dinge/ werden nicht gntzlich fr alle dinge genommen; sondern werden zu denen dingen gezogen/ da von geredt wirdt/ wie sich das in heiliger Schrifft oft zutregt/ vnd sonderlich im Newen Testament/ dessen vnter andern ein sonderliches exempel ist der ort bei S. Paulo. 2.Cor.5. v. 17. in welchem die rede ist von einer sachen die der sehr gleich ist/ da von alhier Sanct Iohannes redet/ alle dinge sind new worden: obs wol gewisse ist/ das ihrer sehr viele nicht new worden. Vnd weil die sach/ vmb welche es bey Iohanne zu thun/ ist das Evangelium; so mus das wrtlein alles oder alle dinge von allen denen dingen verstanden werden/ welche zum Evangelio gehren. Warumb hat der H. Iohannes dazu gethan/ das ohne ihn nichts gemacht sey/ gemacht was ist? Das er hat darumb hinzuge[89, D9]than/ damit er desto besser erklrete/ was er zuvor gesagt/ Alle dinge sind durch ihn gemacht. Welche wort sich ansehen lassen gntzlich 25 26 27 28

Marginalie: Ioh I.3. Marginalie: V. 10. Marginalie: Col. I.16. Marginalie: Heb. 1.2.

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zubedeuten/ als wan durch die rede/ oder den Sohn Gottes allein alle dinge gemacht: ob wol etzliche von der art/ vnd daran gros gelegen/ nicht allein durch ihn/ sondern durch seine Apostel gemacht; als da ist/ die beruffung der heiden/ vnd aufhebung der Ceremonien des gesetzes. Den/ ob die dinge wol ihren anfang genomen von der rede vnd thaten des Herrn Christi: so sind sie dennoch zur wircklichen endschafft gebracht/ nicht durch den Herrn Christum selbst/ sondern durch seine Apostel; wiewol nicht ohne ihn/ sintemal die Apostel alle dinge durch seine regirung vnd herschafft gethan/ wie ihnen nnet ihr nichts nicht thun. auch der Herr selber gesagt/ 29Ohne mich k [90, D9v.] Wie antwortestu auf den andern ort? Erstlich also/ wie auch zuvor gesagt/ das alhier der H. Iohannes nicht sagt/ das die welt erschaffen sey; sondern nur allein/ das sie gemacht oder worden. Darnach das er die art zu reden gebraucht/ welche nicht die erste vrsach eines dinges bedeutet; sondern die mittel: in dem er sagt/ das die welt durch ihn gemacht oder worden. Vndt endlich bedeutet das wort welt/ wie auch die andern/ welche eben so viel gelten/ in der heiligen Schrifft nicht allein himmel vnd erde/ sondern neben andern bedeutungen/ wird dadurch verstanden/ entweder die menschen/ wie das dieser ort selber ausweiset/ da gesagt/ das er in der welt gewesen/ vnd die welt habe ihn nicht erkandt; Item/ 30 Alle welt ist im nachgeloffen. Oder auch bedeutet das wort welt/ die zuknftige vnsterbligkeit/ wie das zuer[91, D10]sehen aus dem ersten Kap: zun Heb. v:6. da der Apostel sagt: Da er abermal einf hret den erstgebornen in die welt/ spricht er: Vnd es sollen ihn anbeten alle Gottes Engel. Das man aber das von der zuknftigen welt/ oder von der vnsterbligkeit verstehen sol/ erscheinet aus dem 2 Kap: dieses 31 briefes/ da er sagt: Den er hat nicht den Engeln vnterthan die zuk nftige welt/ davon wir reden. Nu hatte er aber nirgents von ihr geredet/ nur in den sechsten vers des ersten Kap: Vber das/ hastu einen ort hernach im 10. Cap. v. 5. da er vom Herrn Christo redet vnd spricht: Darumb/ lt/ aber du da er in die welt kommet/ spricht er: Opfer vnd gaben hastu nicht gew hast mir ein leib zubereitet. Weil es nu offenbar/ das er von der welt rede/ in welche/ da der Herr Iesus gegangen/ vnser Hoherpriester worden (wie das alle vmbstende des orts ausweisen) so sicht man/ das er nicht [92, D10v.] von der gegenwertigen/ sondern der zuknftigen welt rede. Weil/ wie er zuvor Cap: 8. v. 4. vom Herrn Christo gesagt/ Wen er auf erden were/ so were er nicht Hoherpriester. Wie verstehestu die wort/ die welt ist durch ihn gemacht oder worden? Sie knnen zweierley verstandt haben. Der eine/ das die menschen durch den Herrn Christum reformiret/ als wan sie aufs newe gemacht weren: weil er dem menschlichen geschlecht/ welchs verloren/ vnd in den ewigen todt gefallen war/ das ewige leben gebracht (welchs auch der H. Iohannes der welt vorwirfft/ das ob sie wol durch den Herrn Christum von dem verderben errettet/ in gleichwol nicht erkandt/ sondern ihn verachtet vnd verworffen hab) Den das ist die gewonheit der Idischen sprach/ das in derselbigen solche wort/ machen/ schaffen/ eben so viel gelten/ als/ aufs newe machen/ aufs [93, D11] newe schaffen: Vnd das darumb/ das die Idische sprach/ solche wort/ welche 29 30 31

Marginalie: Iohan. 15.5. Marginalie: Ioh. 12.19. Marginalie: V. 5.

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verba composita genennet werden/ nicht hat. Der ander verstand ist/ das iene vnsterbliche welt/ welche wir erwarten/ durch Christum/ so viel vns anlanget/ worden/ oder gemachet ist; wie auch dieselbige welt die zuknftige genennet wird/ vnsert halben: sintemal sie schon dem Herren Christo/ vnd den heiligen Engelen gegenwertig ist. Wie antwortestu auf den dritten ort? Ausserhalb dem/ das alhier auch von Christo geredt wirdt/ nicht als von der ersten/ sondern von der andern oder mittel vrsach: So wirt das wrtlein Geschaffen sind/ in der H. Schrifft nicht allein von der alten schpfung verstanden/ sondern auch 32 von der newen/ als/ Den wir sind sein werck/ geschaffen in Christo Iesu zu 33 guten wercken: Vnd kurtz hernach; [94, D 11v.] Das er aus zweyen in ihm selber schaffete 34 einen newen menschen. Vnd anderswo/ Gutwillig hat er vns gezeuget/ durch das wort der warheit/ auf das wir etwan erstlinge weren seiner Creaturen. Vber das/ das die wort/ alle ding im himmel vnd auf Erden/ nicht knnen genohmen werden gntzlich fr alle dinge/ kan man verstehen nicht allein aus den worten/ die kurtz hernach angezogen v.20. da der Apostel sagt/ das durch ihn alle dinge versnet sind im himmel vnd auff erden; sondern auch aus diesen selbst: den er sagt nicht: himmel vnd erde sind geschaffen; sondern alle die dinge/ welche im himmel vnd auf erden sind. Wie verstehestu den ort? Also/ Das durch Christum/ da ihn Gott von den todten auferwecket/ alle dinge/ die im himmel vnd auf erden reformiret seind/ vnd gleichwie eine newe gestalt bekommen haben/ Dieweil ihn Gott zum haupt vnd [95, D12] Herren/ allen Engelen vnd menschen gegeben hat/ die zuvor nur Gott allein zum Herrn hatten. Wie antwortestu auf den vierden ort? Also/ Das er alhier ausdrcklich sagt/ nicht als solt Christus gemachet haben; sondern/ das Gott durch ihn die welt gemacht hab. Das wort aber welt oder zeit/ kan bedeuten nicht allein die verschiedenen oder gegenwertigen/ sondern auch die zukommenden zeite: Vnd das von denen alhier gesagt werde/ bezeuget das/ das der schreiber affirmiret/ das durch den/ welchen Gott zum erben vber alle dinge gesetzt hab/ auch die zeite gemachet hab. Das aber der Herr Iesus/ nicht eher zum erben aller dinge gemacht sey/ als da er von den todten aufferwecket/ ist daher zu ersehen/ das 35 ihme damals allererst alle macht im himmel vnd auf erden gegeben ist. Die erbschaft aber aller dinge bestehet [96, D12v.] in der gebung derselbigen macht/ vnd nirgend anders worinne. Wie antwortestu auf den fnfften ort? Auf den ort antwort ich also/ Das er nicht sol verstanden werden von dem Herren Christo/ sondern von Gott dem Vater. Das ihn aber dieser heilige Schreiber auf den Sohne Gottes zeucht/ in dem mus man das bewegen/ das darinne nicht allein von einer sache/ sondern von zweien frnemblich geredt wird: Die eine ist die schpfung des himels vnd der erden; die andere aber/ derer zerstrung. Das aber der schreiber alhier/ das erste auf den Herrn Christum nicht zeucht/ das ist daraus klar vndt offenbar/ das er ihm in diesem 32 33 34 35

Marginalie: Eph. 2.10. Marginalie: V. 15. Marginalie: Iacob. I.18. Marginalie: Mat. 28.18.

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kapitel vorgenomen/ nicht eine solche hoheit oder herligkeit des Herren Christi zu beweisen/ die er von im selber hette; sondern eine solche/ die er ererbet/ vnd durch welche er herli[97, E]cher den die Engel gemachet ist/ wie das aus dem 4.v. ein ieder mercken kan. Weil nu solch eine herligkeit nicht ist/ auch nicht sein kan/ die Schpffung himmel vnd der erden: so kan man klrlich sehen/ das der H. Schreiber den ort nicht zu dem ende angezogen hab/ als solt Christus himmel vnd erd geschaffen haben. Weil den nu das erste den Herrn Christum keines weges angehren kan; so mus das ander allein ihn angehen. Vnd das darumb/ das Gott durch ihn himmel vnd erde zerstren wirdt/ zu der zeit/ wen er das letzte gericht durch in verrichten wirdt. Warinne die herligkeit des Herren Christi vber die Engel also erscheinen wirdt/ das auch die Engel selbst ihme darinne dienen werden. Welchs letzte/ weil es ohne die vorigen wort/ in welchen die Schpffung himmels vnd der erde gedacht wird/ nicht hette knnen verstanden werden/ sintemal es [98, Ev.] mit ihnen zusamen verbunden durch das wrtlein Sie: Darumb hat der Schreiber auch das vorhergehende anziehen mssen. Den so die andern H. schreiber sich einer slchen weise/ einen ort anzuziehen/ ohne alle not gebrauchen; so hat es dieser/ durch slche not gezwungen/ billicher thun knnen. Wo thun die heiligen Schreiber solchs? Vnter vielen andern rtern hastu zum ersten Matth. 12. v. 18. 19. 20. 21. Da offenbar ist/ das allein der 19. v. zum vornemen des H. Matthei gehret. Sintemal er darthun wolte/ warumb der Herr Iesus verboten/ das man in nicht solt offenbar machen. Darnach Act. 2. 16. 17. 18. 19. 20. 21. da gleicher weise nur der 17 vnd 18. v. zum vornemen des H. Petri gehren/ welchs das ist/ das er wil beweisen/ das der H. geist vber die Apostel außgegossen war. Vnd daselbst v. 25. 26. 27. [99, E2] 28. da offenbar ist das allein der 27. v. zur vorgenomenen sache gehre/ weil das der Apostel beweiset/ das es vnmglich gewesen/ das Christus vom tode habe knnen gehalten werden. Endlich in demselben kap:v.8.9. Da man sehen kan/ das die wort Da hast geliebet die gerechtigkeit/ vnd gehasset die ungerechtigkeit/ nichts zu der sachen thun/ welche der Apostel beweiset; welche ist/ das Christus herlicher gemachet ist den die Engel. Aus welchem ort wollen sie erweisen das Christus alles geschpf erhalte? Aus dem/ da geschrieben/ das er alle dinge tregt mit dem wort seiner krafft. Heb. 1. v. 3. Wie antwortestu darauf? Also/ das das wrtlein/ Alle dinge/ nicht weniger alhier/ als auch an andern rtern/ nicht gntzlich alles vnd alles ohn alles ausnemen in sich be[100, E2v.]schliesse/ sondern zeucht sich zum reich des H. Christi/ von welchem warhafftig kan gesagt werden/ das der H. Christus alles durch seine krafft erhalte vnd bewahre. Das aber alhier das wrtlein alles also soll genomen werden/ erscheinet daraus/ das alhier von demselben reich gehandelt wirt. Zu dem bedeutet das wrtlein/ tragende/ viel mehr eine regierung/ als eine erhaltung/ welches den auch die worte erweisen/ mit dem wort seiner macht/ durch welches ein gebieten vnd herschung bezeichnet wird: welche dinge nicht so eigentlich der erhaltung als der regierung zugehren. Aus welchem ort wllen sie erweisen/ das er das volck Israels aus Egypten solt gefhret haben? Aus dem briefe Iudas v.5. Iesus da er dem volck aus Egypten halff/ zum andern mal bracht er vmb/ die da nicht glaubeten.

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Wie antwortestu darauf? [101, E3] Das wrtlein Iesus wirt in keinem Griechischen text gefunden/ sondern an des stelle wirdt vberal das wrtlein Herr gelesen/ wie es auch also die Teutsche version hat/ derhalben beweiset der ort nichts. Mit welchem ort aber wllen sie das erweisen/ das er mit dem volck Israel in der wste solt gewesen sein/ sie geleitet/ vnd ihnen guts gethan haben? 36 Mit dem das S. Paulus sagt/ Vnd sie haben alle einerley geistlichen tranck getruncken: Den sie truncken von dem geistlichen fels/ der ihnen nachfolgete/ vnd der fels war 37 Christus: Vnd aus dem/ so bald hernach folget/ Lasset vns aber auch Christum nicht versuchen/ wie etliche von ienen versuchten/ vnd wurden von den schlangen vmbracht. Wie sol man darauf antworten? Belangende den ersten ort/ sagt der Apostel keines weges/ als solt [102, E3v.] Christus in der wste mit dem volck Israel gewesen sein/ vnd ihm guts gethan haben. Den das er sagt/ das der fels/ von welchem das volck Israel getruncken/ Christus gewesen/ aus dem folget nicht/ das er sage/ Christus sey wesentlich daselbst gewesen; vnd dis derhalben/ das slchs kan figurlich verstanden werden. Das er aber den Fels einen geistlichen fels nennet/ kan die wiedersacher gantz nicht helffen/ weil der Fels hat knnen ein Geistlicher Fels genennet werden/ obs wol ein materialischer stein gewesen/ wie auch die speise Geistlich genennet wird/ darumb/ das sie etwas mysticum, oder Geistlichs in sich begrieff. Wie auch S. Johannes sagt in der Offenbarung/ Das die 38 große stadt/ in welcher auch vnser Herr gecreutzigt ist/ Geistlich Sodoma vnd Egipten heist. Das er aber sagt/ das ihnen der Fels gefolget/ das [103, E4] sol von dem wasser verstanden werden/ welchs aus dem felse geflossen/ vnd dem volck in der wsten gefolget ist/ welche zuvor ohne fliessend wasser/ oder das man trincken knte/ gewesen/ davon du beym Propheten Esaia 39 lesen magst/ da Gott also sagt/ Die thiere auf dem felde werden mich sten/ vnd preisen/ die Drachen vnd Straussen: den ich hab ihnen wasser in der w me in der ein de gegeben/ zutrencken mein volck/ meine auserwehlten. So viel str aber den andern ort anlanget/ der daselbst bald hernach geschrieben: Lasset vns aber auch Christum nicht versuchen/ wie etliche von ihnen versuchten/ kan aus den worten nicht erwiesen werden/ als solt der Apostel affirmiren/ das Christus zu iener zeit in der wsten in der that selbst solt sein versuchet worden/ wie du das aus gleicher rede wirst verstehen knnen. Als wan iemand sagte: Seid nicht halstarrig [104, E4v.] wieder die Obrigkeit wie etliche/ nemlich vnsere vorfahren/ halstarrig gewesen: Daraus wrde nicht bald folgen/ das das von einerley obrigkeit muste gesagt sein. Vnd so irgents in H. Schrifft slche art zu reden gefunden wird/ in welcher der nicht widerholet/ so zuvor genennet worden/ vnd die wort mussen gleichwol auf den gezogen werden/ welcher zuvor genennet worden ist: so geschiehet das daselbst/ da gar kein ander/ als der da genennet ist/ kan verstanden werden: Als zum exempel/ Ihr solt 40 den Herrn ewern 36 37 38 39 40

Marginalie: I Cor. 10.4. Marginalie: V. 9. Marginalie: Apoc. 11.8 Marginalie: Esa. 43.20. Marginalie: Deut. 6.16.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Got nicht versuchen/ wie ir ihn versucht zu Massa. Aber in dieser rede des Apostels kan iemands anders verstanden werden/ außerhalb Christo/ als Moses/ Aaron. Davon besiehe Num. 21.v.4. Aus welchem ort wollen sie beweisen/ als solt die herligkeit des Herrn Christi von Esaia sein gesehen worden? [105, E5] Aus dem/ da wir lesen/ Ioh.12. v. 41. Das sagt Esaias/ da er seine herligkeit 41 sahe/ vnd redte von ihm. Was hastu fr ein antwort auf den ort? Zum ersten die/ das diese wort nicht notwendig vom Herrn Christo zu verstehn sind/ den sie knnen auch von Gott dem Vater verstanden werden: Sintemal dessen daselbst gedacht wirt in den vorgehenden worten/ Verblendet/ verstocket/ geheilet. Darnach/ das die herligkeit/ welche Esaias gesehen/ hat knnen sein/ ja ist gewesen/ nicht die damals kegenwertige/ sondern zuknftige herligkeit. Den die eigenschafft der Propheten ist/ zuknftige dinge zu 42 sehen/ daher sie auch Seher genennet werden. Endlich/ wen gleich die wrter/ von der damals kegenwertigen herligkeit solten verstanden werden: so ists gleichwol ein anders/ Iemands herligkeit 43 sehen/ vnd ein anders/ Ie[106, E5v.]mand selbst sehen. Vnd hat Esaias in der herligkeit des einigen Gottes/ gewislich auch des Herrn Christi herligkeit gesehen. Den es sagt der Prophet daselbst/ Der erdboden ist vol der herligkeit Gottes. Das ist aber zu der zeit erst geschehen/ da sich der Herr Christus dem volck Israel zum ersten gezeiget hat/ vnd darnach vber den gantzen erdboden verkndiget ist. Aus welchen rtern wollen sie erweisen/ als solt der Herr Christus (wie sie reden) mensch geworden sein? Aus denen/ da nach ihrer dolmetschung 44 gelesen wirdt/ Das wort ist fleisch worden. Item/ Welcher (Christus) da er in G ttlicher gestallt war/ hielt ers nicht f r ein raub/ Gott gleich sein/ Sondern eussert sich selbs/ vnd nam eines leibeigenen knechts gestalt/ ward gleich den menschen/ vnd an geberden als ein mensch erfunden. 45 Item. Gott ist offenbaret im fleisch. [107, E6] 46 Item. Er nimmet nicht die Engel auf/ Sondern den samen Abrahe nimpt er auf. Item. Ein ieder geist der da bekennet/ das Iesus Christus ist ins fleisch 47 komen/ der ist aus Gott. Item/ Da er (Christus) in die welt eingehet/ spricht er/ Opfer vnd gaben hastu nicht gew lt/ einen leib aber hastu mir zubereitet. Wie antwortestu auf den ersten ort? Also. Das darinne nicht enthalten/ das Gott/ wie sie reden/ solt mensch geworden sein/ oder das die Gttliche natur die menschliche solt angenomen haben. Den ein anders ist/ sagen/ Die Rede ist fleisch worden/ vnd ein anders/ Gott ist mensch worden/ oder die Gttliche natur hat die menschliche angenomen. Vnd zu dem die wort/ Das wort ist 41 42 43 44 45 46 47

[Korrigiert aus „herlig keit“.] Marginalie: I Reg. 9.9. [Korrigiert aus „h erligkeit“.] Marginalie: Ioh. I. Phil. 2. 6.7. Marginalie: I Tim. 3.16. Marginalie: Hebr. 2.26. Marginalie: I Ioh. 4.2,3. Heb. 10.5.

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fleisch worden/ knnen vnd sollen anders vbergesetzt werden/ nemlich also: Das wort oder die Rede war fleisch. [108, E6v.] Das sie also knnen vertolmetscht werden/ wirdt bewiesen aus etlichen orten/ da eben dasselbe wrtlein/ das alhier vbergesetzet/ Ist worden/ vertolmetscht ist/ durch das wort/ War/ als oben in diesem Cap.v.6. Item/ Luc: 24. v. 19. Es war ein mensch gesandt etc. Welcher war ein man/ ein Prophet/ etc. Das sie aber also sollen vbergesetzt werden/ weiset die ordnung der wort Iohannis aus/ welcher sehr vngereimet geredte/ das die Rede wre fleisch worden/ das ist/ wie es die wiedersacher verstehen/ die menschliche natur angenomen: Dieweil er schon slche dinge von der Rede erzelet hatte/ die sich nach der geburt Christi des menschen zugetragen/ als/ das Iohannes der Teuffer von ihr gezeuget/ das sie in der welt gewesen/ das sie von den ihren nicht angenomen/ das sie denen/ die sie angenomen/ macht gegeben/ kinder Gottes zu werden. [109, E7] Wie ist aber das zu verstehen/ Die rede war fleisch? Also/ das der/ durch welchen vns Gott der Herr allein seinen willen volkmlich offenbaret hat/ vnd derhalben von S. Iohanne die Rede genennet ist/ ein mensch gewesen/ allerley elend vnd schmertzen/ ia auch dem tode vnterworffen. Den solchen verstandt hat das wort fleisch in der H. Schrifft; Wie aus den rtern zusehen/ da Gott der Herr spricht/ 48 Mein geist wird nicht ewig mit dem menschen streiten: den er ist fleisch/ 49 vnnd das Petrus sagt/ Alles fleisch (ist) wie graß. Wie antwortestu auf den andern ort? In diesem ort ist das auch nicht enthalten/ was die wiedersacher daraus schliessen wollen. Den ein anders ist/ das alhier der Apostel sagt/ da er in Gttlicher gestalt war/ nam er eines leibeigenen knechts gestalt; [110, E7v.] vnd ein anders/ die Gtliche natur hat die menschliche natur an sich genomen. Den die Gttliche gestalt bedeutet alhier nicht die Gttliche natur; sintemal der Apostel schreibet/ das sich Christus deren geeussert hab: Gott aber kan sich seiner Gtlichen natur keines weges eussern. So kan auch die gestalt eines leibeigenen knechts die menschliche natur nicht bedeuten; sintemal ein leibeigen knecht sein/ gehet den eusserlichen stand vnd condition eines menschen an. Vber das/ soltu auch wissen/ das die Schrifft des newen Testaments des wrtleins Gestalt/ ohne diesen ort des Apostels/ vieleicht nur einmahl gebrauche/ nemlich Mar.16.12. Vnd das nicht in solchem verstande/ das es eine natur bedeuten solt/ sondern eine eusserliche gestalt/ da er sagt/ das sich der Herr Iesus zweien Ingern bewiesen hab in einer andern gestalt. Wird aber aus dem/ das der Apo[111, E8]stel kurtz hernach sagt/ das er gleich den menschen war/ vnd an geberden als ein mensch erfunden/ nicht bewiesen/ das er/ wie sie reden/ mensch worden sey? Gantz nicht/ den die rede begreifft solchs nicht in sich/ weil wir in der H. Schrifft von Simsone lesen/ das er solt werden wie ein ander mensch/ Iud. 16. 7. 11. Item Psalm. 81. sagt Asaph zu denen/ welche er Gtter vnd kinder des allerhhesten genennet hatte/ das sie dennoch sterben solten wie menschen/ von welchen gewisse ist/ das man nicht sagen kan/ das sie solten/ wie sie reden/ menschen worden sein. 48 49

Marginalie: Gen. 6.3. Marginalie: I Petr. I.24.

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Wie verstehestu den den gantzen ort? Also/ das Christus/ welcher auf der welt die Gttlichen werck wie ein Gott verrichtet/ vnd welchem alle dinge wie Gotte selbst vnterthan waren/ vnd welchem Gttliche ehre an[112, E8v.]gethan war: Da solchs der wille Gottes vnd der menschen seligkeit erfordert/ ist er worden wie ein leibeigener knecht/ vnd als einer von andern gemeinen menschen/ in dem er sich hat fangen/ binden/ schlagen/ vnd todtschlagen lassen. Wie antwortestu auf den dritten ort? Zum ersten also/ Das in sehr vielen alten Lateinischen Exemplaren vnd in der Vulgata selbst/ wie man sie nennet/ das wort Gott nicht gefunden wird: kan derhalben daraus kein gewisser beweis folgen. Darnach/ wen das wort gleich gefunden wrde/ so ist doch keine vrsach/ warumb es nicht vom Vater solt verstanden werden: sintemal man von Gott dem Vater sagen kan/ das er sich offenbaret hab in Christo/ vnd den Aposteln/ welche fleisch gewesen. Was aber kurtz hernach folget/ nach der gemeinen vbersetzung/ Er ist aufgeno[113, E9]men in die herligkeit/ das lautet also nach dem Griechischen text/ Er ist in herligkeit angenomen/ das ist/ mit herligkeit/ oder herlich. Was wird den vor ein verstand dieses orts sein? Damit du ihn desto besser verstehen mgest/ wil ich den gantzen ort anziehen/ da der Apostel also sagt/ Gott ist offenbaret im fleisch/ gerechtfertiget im geist/ erschienen ndiget den heiden/ gegleubet von der welt/ angenomen in herligden Engeln/ verk keit. Welcher ort so zu verstehn ist/ das der Christliche Gottesdienst ist voll geheimnis: den Gott/ das ist sein wille von der menschen seeligkeit/ ist volkmlich offenbar worden/ durch schwache vnd sterbliche menschen: ist aber gleichwol fr warhaftig erkandt/ wegen der vielfaltigen wunderwerck vnd krfte/ welche sich durch die schwache vnd sterbliche menschen bewiesen: Ist allererst den [114, E9v.] Engeln kund worden: ist nicht allein den Iuden/ sondern auch den Heiden verkndiget; vnd alle ins gemein haben ihr geglubet: vnd ist sehr mercklich vnd herlich angenomen. Wie antwortestu auf den vierden ort? Also/ das dieser ort mit der menschwerdung/ wie sie reden/ gar nichts zu thun hat: dieweil alhier der H. Schreiber nicht sagt/ das Christus angenomen hab/ wie es etliche bersetzet/ vnd gemeiniglich alle verstehen; sondern das er anneme: vnd sagt nicht die menschliche natur/ sondern den samen Abrahe/ durch welche in der H. Schrifft die verstanden werden/ welche an Christum den Herren glauben/ wie du das sehen kanst/ Gal. 3.29. Wie wird den der ort zuverstehn sein? Das wil der H. Auctor sagen/ das Christus nicht ein Seligmacher [115, E10] der Engel sey/ sondern seiner glubigen: welche weil sie dem leiden vnd tode vnterworffen/ welches er kurtz zuvor nennet/ Mit fleisch vnd blut gemeinschaft haben; darumb hat sich auch Christus der dinge gutwillig vnterwunden/ damit er seine glubigen von der furcht des todes erlsen/ vnd aus allem elend erretten mcht. Wie antwortestu auf den fnften ort? In dem ort ist auch nichts von der menschwerdung/ wie man sie nennet. Den das man gemeiniglich also dolmetscht/ Er ist ins fleisch komen/ das lautet im Griechischen also/ Er ist im fleisch komen. Vnd zu dem/ sagt S. Iohannes nicht/ das der geist/ der da bekenne/ das Iesus im fleisch komen/ aus Gott sey: sondern das der geist/ welche be-

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kenne Iesum Christum/ welcher im fleisch komen ist/ aus Gott sey. Welche wort den verstandt haben/ das der geist [116, E10v.] aus Gotte sey/ der da bekenne/ das der Iesus der sein ampt auf erden/ one alle weltliche pracht/ in grosser verachtung verrichtet/ vnd endlich mit dem schmelichsten tode ermordet/ sey Christus/ oder der knig des volckes Gottes. Wie antwortestu auf den sechsten ort? Zum ersten also/ das alhier der menschwerdung/ wie man sie nennet/ nichts gedacht wird: Sintemal die welt/ in welche der H. Auctor sagt/ das der Herr Iesus gegangen/ sein kan vnd ist/ wie oben dargethan/ die zuknftige welt. Derhalben auch/ In die welt eingehen/ nicht bedeutet auf oder in die welt geboren werden/ sondern in den himel gehen. Darnach/ das er sagt/ Aber du hast mir ein leib bereitet/ kan bedeuten (wie aus dem zusehen/ das vom eingehen in die welt gesagt) einen vnsterblichen leib. [117, E11] Wie verstehestu dan den ort? Also/ Das Gott dem Herrn Christo/ da er in den himmel eingegangen/ ein solchen leib bereitet hab/ welcher geschicket war sein Hohepriesterliche ampt zuverrichten. Ich hab bisanher verstanden/ wie man dis aus der H. Schrifft erweisen wil von Christo dem Herren/ welchs darinne nicht stehet: Zeige mir auch/ was ist in der H. Schrifft von Christo/ aus welchem vnsere wiedersacher ihre meinung flschlich schliessen. Das was in der Schrifft ist von Christo dem Herrn/ daraus sie ihre meinung flschlich schliessen/ wirt gefunden in den rtern/ welche dem H. Christo entweder schlecht/ oder durch eine kegen einander haltung zugehren. Welche sind die rter/ die dem Herrn Christo schlecht zugehren? Das sind die/ da ihn die schrifft [118, E11v.] Gott nennet/ vnd der mit Gotte eines ist/ Gotte gleich/ ein Sohn des lebendigen Gottes/ Den eigenen vnd eingebornen Sohn Gottes/ den Erstgebornen aller Creatur/ Der alles hat was der Vater hat/ den Vater der ewigkeit/ das Wort oder die rede Gottes/ das Bilde des vnsichtbaren Gottes/ vnd das Ebenbild seines wesens/ vnd einen solchen/ das der/ der ihn gesehen/ den vater gesehen hab/ vnd das in im wohne die flle der gottheit leibhaftig/ Der da klarheit bey Gott gehabt/ ehe die welt war/ Das sein geist in den propheten gewesen/ Das er von himel gestiegen/ Das er vom Vater ausgegangen/ Das er in die welt komen/ Das er vom Vater in die welt gesandt/ Der er der einige Herr sey/ der Herr der herligkeit/ ein Herr aller Herren/ Welchem der Glaube vnd Gttliche ehre gebre. Wo nennet ihn die schrifft Gott? Ioh.I.I. Vnd ein Gott war die Re[119, E12]de/ Vnd darnach im 20. Cap. 28. Da Thomas zum Herrn Christo sagt/ Mein Herr vnd mein Gott. Vnd zun Rom. 9. 5. Da der Apostel sagt/ das Christus sey vber alle ein Gott gelobet in ewigkeit. Wie antwortestu auf die rter? Das daraus die gttliche natur in dem Herrn Christo nicht knne bewiesen werden/ ohne das/ was oben davon gesagt worden/ ist noch daher offenbar/ das im ersten ort gehandelt wirt von der Rede/ von welcher S. Iohannes zeuget/ das sie bey Gotte gewesen: Im andern aber ist offenbar/ das Thomas den/ seinen Herren nennet/ in welches henden vnd fssen er die mahle der ngel/ vnd in seiner seite das zeichen des stechens mit dem speer gesehen hat; vnd S. Paulus nennet den/ welcher nach dem fleisch aus den Vtern gewesen/ ein Gott vber alle gebenedeyet. Aus welchem allem iederman siehet/ das dis

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von [120, E12v.] dem/ der von natur Gott ist/ nicht knne gesagt werden. Den daraus wrde folgen/ das ihrer zween von natur msten Gott sein/ vnter welchen der eine bey dem andern gewesen. Die anderen dinge aber/ als mahle der wunden haben/ aus den Vtern sein/ gehren eigentlich einem menschen zu: vnd were gar ein vngereimbte sach/ solche dinge dem zuschreiben/ der von natur Gott ist. So sich aber alhier iemand mit der gewnlichen distinction der zweien naturen in Christo behelffen wolt/ so haben wir schon oben dargethan/ das eine solche distinction nicht bestehen kan. Wo zeuget die Schrifft von im/ das er mit dem Vater eins sey? Iohan 10. v. 29.30.da der Herr also sagt/ Mein Vater der sie [die schafe] mir gegeben/ ist gr sser den alle/ vnd niemand kan sie aus meines Vaters handt reissen/ Ich vnd der Vater sind eins. [121, F] Wie sol man auf den ort antworten? Also/ Das aus dem/ das Christus mit dem Vater eins ist/ nicht knne bewiesen werden/ das er einer natur vnd wesens solt mit im sein/ das bezeugen die wort des Herrn Christi/ die er zu seinem Vater gethan von seinen 50 Ingern: Heiliger Vater/ erhalt sie in deinem namen/ die du mir gegeben hast/ das sie eins sind/ gleich wie wir. Vnd kurtz hernach sagt er also: 51 Ich hab ihnen gegeben die herligkeit die du mir gegeben hast/ das sie eins sind/ wie wir eins sind. Das aber Christus mit dem Vater eins ist/ das sol man verstehen entweder vom willen/ oder von der macht im werck der seligkeit der menschen. welche das sie die Gtliche natur nicht beweiset/ siehet man aus eben demselbigen ort/ da der Herr spricht/ das der Vater grsser sey den alle (vnd derhalben auch grsser den der Herr selbst/ [122, Fv.] 52 wie ers den selbst anderswo ausdrcklich bekennet; vnd aus dem/ das im der Vater die schafe gegeben hat. Wo nennet ihn die Schrifft Gotte gleich? Ioh. 5.18. Darumb trachteten ihm die I den nu viel mehr nach/ das sie ihn t dten/ das er nicht allein den Sabbat brach/ sondern sagt auch Gott sey sein Vater/ vnd tlicher machte sich selbst Gott gleich: vnd Philip. 2.6. Welcher (Christus) da er in g gestalt war/ hilt ers nicht f r ein raub/ Gotte gleich sein. Wie sol man auf die rter antworten? Also/ das aus dem/ das der Herr Iesus Gotte gleich ist/ die Gtliche natur in ihm nicht bewiesen wirdt: Ia es wird das kegenspiel bewiesen. Den so er dem Gotte/ welcher allein von natur Gott ist/ (wie es oben dargethan) gleich ist/ so ists offenbar/ das er derselbe Gott von natur nicht [123, F2] sein knne. Die gleicheit aber Christi mit Gott dem Vater bestehet in dem/ das er mit der kraft/ die ihm sein Vater gegeben/ alle die wercke/ welche Gott allein zugehren/ also verrichtet hat/ vnd noch verrichtet/ wie Gott selbst. Wo nennet ihn die Schrifft den Sohn des Lebendigen Gottes/ den eigenen vnd den eingebornen Sohn Gottes? Davon lesen wir/ Mat. 16. 16. da S. Petrus spricht/ Du bist Christus der Sohn des lebendigen Gottes. Vnd Rom. 8. 32. da der Apostel also spricht/ Welcher (Gott) auch r vns alle dahin gegeben des eigenen Sohnes nicht verschonet/ sondern hat ihn f 50 51 52

Marginalie: Ioh. 17.11. Marginalie: V. 22. Marginalie: Ioh. 14.28.

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etc. vnd Ioh. 3. 16. Also hat Gott die welt geliebet/ das er seinen eingebornen Sohn gab etc. Vnd bald hernach/ v.18. Wer aber nicht glubet/ ist schon gerichtet/ das er nicht geglubet hat [124, F2v.] dem Namen des eingebornen Sohns Gottes. Wie sol man auf die rter antworten? Aus allen den Titeln/ welche die H. Schrifft an diesen rtern dem Herrn Christo zuschreibet/ kan gleichwol die gttliche natur keines weges erwiesen werden. Den was den ersten ort anlanget/ ist offenbar/ das S. Petrus des menschen Sohn bekennet Christum/ vnd den Sohn des lebendigen Gottes zu sein; welcher den die Gttliche natur keines weges hat haben knnen. Vnd zu dem zeuget auch die H. Schrifft von anderen menschen/ das sie kinder des lebendigen Gottes sind; Wie davon gelesen wird aus dem Propheten Hosea/ zun Rom.9.26. Da er spricht/ Vnd sol geschehen an stelle (dessen) das da zu ihnen gesagt ward/ Ihr seid nicht mein volck/ da sollen sie kinder des lebendigen Gottes genennet wer[125, F3]den. Was aber den andern vnd dritten ort betrift/ lesen wir daselbst/ das der der eigene vnd eingeborne Sohn Gottes sey/ welcher fr vns in den tod hingegeben ist: welchs gleicher gestalt von dem keines weges kan gesagt werden/ der von natur Gott ist. Ia eben daraus/ das Christus Gottes Sohn ist/ wirt krftig bewiesen/ das er der einige Gott nicht sein knne: sintemal er sein selbst Sohn sein mste. Die vrsach aber/ warumb dem Herrn Christo die Titel gegeben/ ist die/ das er vnter allen Shnen Gottes der vornemste/ vnd 53 Gotte der allerliebste ist. Wie auch Isaac/ weil er Abrahams allerliebster Sohn vnd Erbe war/ sein eingeborner Sohn genennet ist/ ob er schon Ismael zum bruder hatte: vnd 54 Salomon der eingeborne Sohn fr seiner mutter/ Ob er wol von derselben mutter/ viel brder hatte. Wo nennet ihn die Schrifft den [126, F3v.] erstgebornen aller creatur? Zun Colssern. am. I.15. Wie antwortestu darauf? Also/ das daraus nicht folge/ als solt er die Gttliche natur haben. Den aus dem/ das der Herr Iesus der erstgeborne aller creatur ist/ wird klrlich offenbar/ das er einer von 55 der creatur sein msse: wie solchs aus dem gemeinen gebrauch dieses worts in H. Schrifft zuersehen/ das nemlich der Erstgeborne msse einer von denen sein/ welcher erstgeborner er ist. Das aber der Herr Iesus einer von der alten schpfung sein solt/ darauf werden auch die Wiedersacher selbst nicht bewilligen/ es werde den/ das sie den irthumb Arrii annemen wolten. Mssen derhalben zugeben/ das er einer von der newen schpfung sey. Aus dem aber kan keines weges geschlossen werden/ das er die Gttliche natur haben solt. Ia viel mehr wirt daraus krftig geschlos[127, F4 56]sen/ das er sie nicht hab. Das ihn aber der Apostel also nennet/ das thut er derhalben/ das Christus beides der erste vnd auch der frnemste vnter allem newen geschpf ist. Wo sagt die H. Schrifft von ihm/ das er alles hab/ was der Vater hat?

53 54 55 56

Marginalie: Heb. 11.17. Marginalie: Pro. 4.4. I Paral. 3.5. Marginalie: Coloss. 18. Rom. 8.29. Apoc. I.5. [Lagenzählung korrigiert aus „G4“.]

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Ioh. 16.15. spricht der Herr Christus/ Alles was der Vater hat/ das ist mein: vnd ferner Ioh. 17.10. spricht er eben also zu Gotte seinem Vater: Alles was mein ist/ das ist dein/ vnd was dein ist/ das ist mein. Wie sol man auf die rter antworten? Das wort alle dinge oder alles (wie es oben nicht einmal dargethan) zeucht sich gemeinlich zu der materi/ von welcher gehandelt wird. Derhalben kan aus diesem ort nicht notwendig geschlossen werden/ was die Wiedersacher wollen. Die materi aber/ von welcher im 16 cap. ge[128, F4v.]handelt/ ist davon/ was der H. Geist den Aposteln hat offenbaren sollen von denen dingen/ die zum reich des Herrn Christi gehren: Im 17 Cap. aber wird ausdrcklich von den Ingern des Herrn Christi gehandelt/ die ihm Gott gegeben/ darumb er sie auch die seinen nennet. Vber das/ weil gewis ist/ das alles das/ so der Herr Iesus hat/ er nicht von ihm selber hab/ sondern aus gnaden vnd gabe seines Vaters/ so kan daraus seine Gttliche natur nicht geschlossen werden: Sintemal Gott natrlich alles von ihm selber hat. Wo nennet ihn die Schrifft ein Vater der ewigkeit? Esa. 9. 6. Wie antwortestu darauf? Ich antworte/ das daraus die Gttliche natur in dem Herrn Christo nicht knne geschlossen werden: weil der Herr Christus in einem gewissen verstand ein Vater der ewigkeit [129, F5] genennet ist: wie solchs aus den Worten/ die kurtz zuvor an diesem ort stehen/ klrlich zu sehen. Vnd ist ein wunderlich ding/ das die Wiedersacher den ort/ in welchem vom ewigen Vater/ geredet wirt/ auf den Sohn ziehen/ welcher nach ihrem eigenen bekentnis der Vater nicht sein kan. Ist aber Christus der Vater der ewigkeit/ oder der zukomenden welt/ alhier derhalben genand/ das er der autor vnd der Hertzog des ewigen lebens ist/ das da zuknftig ist. Wo nennet ihn die Schrifft Gottes Rede/ vnd das Bild des vnsichtbaren Gottes/ vnd das Ebenbild seines wesens/ vnd einen solchen/ das der/ der ihn gesehen/ den Vater gesehen hab: vnd das in ihm die flle der Gottheit leibhaftig wohne? Ioh. I.I. Im anfang war die Rede/ so man dazu thut was derselbe Ioh. sagt Apoc. 19. 13 da er ihn die Rede Gottes nennet. Coloss. I.15. Hebr. I.3. [130, F5v.] Ioh. 14. 9. Coloss. 2. 9. Wie sol man auf die rter antworten? Also/ Das aus dem/ das der Herr Christus die Rede Gottes genennet ist/ keine Gttliche natur in ihm knne bewiesen werden; Sondern viel mehr das kegenspiel. Den ist er die Rede Gottes/ so folget daraus vnwiedersprechlich/ das er nicht Gott selber sey. Welchs auch auf die andern rter kan geantwortet werden. Er ist aber vmb der vrsachen willen Gottes Rede genennet/ das er vns den volkommen willen Gottes verkndiget hat; wie das S. Iohannes kurtz hernach 57 also auslegt/ Gott hat niemand gesehen/ der eingeborne Sohn/ der in des Vaters schos ist/ hat es erklret. Wie er auch in gleichem verstande genennet ist/ die Warheit vnd das Leben/ etc. Welchs du den auch davon halten solt/ das er das Bild des vnsichtbaren Gottes genennet [131, F6] ist. Das er aber der abdruck des wesens Gottes genennet ist/ das ist zuverstehen/ das vns Gott in ihm/ 57

Marginalie: Ioh. 1.18.

Von der erkntnis des Herren Christi

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alles was er vns verheissen/ in der that selbst vor die augen gestellet hat. Was aber das anlanget/ das der Herr Iesus spricht/ Der mich gesehen hat/ der hat den Vater gesehen/ das daraus keine Gttliche natur knne bewiesen werden/ kan ein ieglicher daher mercken/ das solchs sehen nicht von der person/ oder dem wesen des Vaters zuuerstehen sey; sintemal dieselben vnsichtbar sind: sondern von dem erkentnis dessen/ so der Herr Christus geredet vnd gethan hat/ wie solchs an demselben ort der Herr Christus selber v.10. erkleret. Was aber das betrift/ das in ihm die gantze flle der Gottheit leibhaftig wohne/ kan daraus auch keine Gttliche natur bewiesen werden. Den erstlich/ kan das wort/ Gottheit/ Gottes willen bedeuten: Darnach kan man die wort/ [132, F6v.] in ihm/ verstehen/ nicht von der person/ sondern von der lehre des Herrn Christi. Das man sie aber so verstehen sol/ siehet man daraus/ das der Apostel die wort ausdrcklich entgegen setzet/ nicht personen/ sondern der philosophischen vnd des Gesetzes lehre. Was aber das wort leibhaftig bedeute/ davon wirstu hernach an seinem ort hren. Wo sagt die Schrifft von Christo dem Herrn/ das er die herligkeit beim Vater gehabt/ ehe die welt war? Ioh. 17.5. da der Herr selber also spricht in seinem gebet zum Vater/ Vnd nu erklre mich Vater bey dir selbst/ mit der klarheit/ die ich hatte/ ehe die welt war/ bey dir. Wie antwortestu darauf? Auch hieraus kan keine Gttliche natur dargethan werden. Den es kan iemand klarheit beim Vatter haben/ ehe die welt war/ vnd dennoch/ nicht von natur Gott sein/ wie man sehen [133, F7] kan/ 2 Tim. 1. 9. da der Apostel von den gleubigen sagt/ das ihnen die gnade gegeben vor ewigen zeiten. Vber das/ ist alhier geschrieben/ das der Herr Iesus den Vater vmb die klarheit gebeten hab/ welchs der Gttlichen natur gntzlich zuwieder ist. Der verstand aber dieses orts ist der/ das Christus seinen Vater bittet/ das er ihm die herligkeit in der that geben wolle/ welche er bey ihm in der versehung hatte/ ehe die welt war. Wo sagt die Schrifft/ das der Geist des Herrn Christi in den Propheten gewesen sey? I Petr. I. 10.11. Nach welcher seligkeit haben fleissig gesuchet vnd geforschet die Propheten/ die von der gnade/ welche auf euch (hat kommen sollen) geweissagt haben/ vnd haben geforschet/ auf welche/ oder welcherley zeit deutet der geist Christi/ der in ihnen war/ etc. Wie antwortestu darauf? [134, F7v.] Also/ das auch hieraus keine Gttliche natur in dem Herrn Christo nicht knne erwiesen werden. Den der Geist/ der in den Propheten gewesen/ kan der geist Christi genennet werden/ nicht derhalben/ als solt ihn Christus gegeben haben/ sondern derhalben/ das er das geweissaget/ was Christi gewesen/ das ist/ von denen dingen/ welche den Herrn Christum angehren/ wie S. Petrus daselbst sagt/ Der zuvor bezeuget die leiden/ die auf Christum (kommen solten) vnd den darauf folgende herligkeiten. Vnd ein solche art zu reden hastu auch I Ioh. 4 6. Daran erkennen wir den geist der warheit/ vnd den geist des irthumbs: da er den Geist nicht derhalben den Geist der warheit/ vnd den geist des irthumbs nennet/ als solten die warheit vnd der irthumb als gewisse personen den Geist geben: Sondern derhalben/ das der Geist der warheit/ die dinge redet/ [135, F8] die zur wahrheit/ vnd der Geist des irthumbs/ die dinge/ welche zum irthumb gehren.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Wo sagt die Schrifft von Christo dem Herrn/ das er vom himmel gestiegen/ vom Vater ausgegangen/ vnd in die welt kommen sey? Ioh. 3. 13. Vnd niemand ist in himmel gestiegen/ den der aus himmel ernieder gestiegen ist (nemlich) des menschen Sohn der im himmel ist (oder war:) vnd hernach Cap. 10. 36. Mich den der Vater geheiliget vnd in die welt gesand hat. Vnd ferner Cap: 16. 28. Ich bin vom Vater ausgegangen/ vnd in die welt kommen/ wiederumb verlasse ich die welt/ vnd gehe zum Vater: vnd weiter Cap.17.18. Wie du mich in die welt gesand hast. Wie antwortestu auf die rter? Das daraus die Gttliche natur nicht knne bewiesen werden/ ist daraus offenbar/ das die erste wort/ Er ist aus dem himmel ernieder gestie[136, F8v.]gen/ knnen figurlicher weise verstanden werden. Wie solchs auch von andern dingen gesagt wird/ als Iacobi. I. I7. Alle gutte gabe vnd alle volkomene gabe/ ist von oben herab/ vnd steiget hernieder vom Vater des liechts: vnd Apoc. 21.2,10. Ich sahe die heilige stadt das newe Ierusalem/ von Gotte aus dem himel herab steigen/ etc. Vnd wen sie propriè solten genomen werden/ welchs wir den gern zugeben/ so sind sie von niemand anders geredt/ als von des menschen Sohne/ welcher/ die weil er seine eigene person haben mus/ so kan er von natur nicht Gott sein. Was aber die H. Schrifft vom Herrn Christo zeuget/ das ihn der Vater in die welt gesand hab/ das lesen wir auch von den Aposteln des Herrn Christi/ in denselben worten des Herrn/ die oben angezogen: Wie 58 du mich in die welt gesand hast/ so hab ich sie auch in die welt gesand. [137, F9] Weiter/ das der Herr vom Vater ausgegangen/ gilt eben so viel/ als das/ das er vom himmel ernieder gekomen. Das komen aber in die welt/ ist so geschaffen/ das es die Heilige Schrifft nach der geburt Christi in diese welt meldet/ vnd dasselbe auch andern ausser Christo zuschreibet/ wie davon zulesen Ioh. 18. 37. Da der Herr selber also spricht/ Ich bin dazu geboren/ vnd in die welt komen/ das ich der warheit zeugnis geben sol: vnd I Ioh. 4. I. ist geschrieben/ das Viele falsche Propheten in die welt ausgangen. Kan derhalben aus solchen reden keine Gttliche natur erwiesen werden. Es wird aber in allen solchen reden beschrieben/ wie herlich der anfang des ampts des Herrn Christi gewesen sey. Wo nennet die Schrifft den Herrn Christum den eynigen Herrn/ den Herrn der herligkeit/ den Knig aller knige/ vnd Herrn der Herrn? [138, F9v.] I Cor. 8. 6. (Wir haben) einen Herrn Iesum Christum/ durch welchen alle dinge (sind)/ vnd wir durch ihn. I Cor. 2. 8. Den wo sie (sie) erkand hetten/ hetten sie den Herrn der herligkeit nicht gecreutziget. vnd Apoc. 17. 14. Diese werden streiten mit dem Lamb/ vnd das Lamb wird sie vberwinden/ den es ist der nig der K nige. Vnd ferner cap. 19. 16. Vnd hat einen Herr der Herrn/ vnd der K namen geschrieben/ auf seinem kleid/ vnd auf seine h ften/ also/ ein K nig der K nige/ vnd ein Herr der Herren. Wie antwortestu auf die rter? Was den ersten ort betrieft/ wirt aus demselben bewiesen/ das aus denen worten/ da der Apostel den Herrn Christum den einigen Herrn nennet/ die Gttliche natur nicht knne 58

Marginalie: Ioh. 17.18.

Von der erkntnis des Herren Christi

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geschlossen werden. Den erstlich vnterscheidet er ihn klrlich von dem Vater/ welchen er daselbst den einigen [139, F10] Gott nennet/ von welchem oben gnugsam dargethan ist/ das er nur allein von natur Gott sey. Darnach eben das/ das er von ihm sagt/ das alle dinge durch ihn sind; gibt nicht zu/ das Christus solt Gott von natur sein/ sintemal (wie oben gesagt) durch die wort/ durch welchen/ nicht die erste/ sondern die ander vnd mittel vrsach bedeutet wird/ welche der nicht sein kan/ der von natur Gott ist. Vnd obwol die Schrifft von Gott 59 dem Vater auch sagt/ das durch ihn alle dinge sind/ so hats doch ein andern verstand/ wens vom Vater gesagt wirt/ als vom Herrn Christo. Den von dem Vater wirts derhalben gesagt/ das auch die mittel vrsachen/ durch welche etwas verrichtet wird/ nirgents andersher sind/ nur von ihm/ vnd sind nicht so geschaffen/ das der Vater ohne dieselbe seine wercke nicht solt verrichten knnen. Von Christo aber wirts also verstanden/ [140, F10v.] das iemand anders/ als nemlich Gott/ alle dinge durch ihn verrichte/ wie das ausdrcklich stehet/ Ephes. 3. 9. Ich gedenck dessen alhier nicht/ das das wort alle dinge/ wie es oben erwiesen/ zu der materi/ davon die rede ist/ solle gezogen werden/ vnd das dem also sey/ wirt aus dem bewiesen/ das der Apostel redet/ von allen denen dingen/ welche die Christliche gemeine angehen/ wie solches die beiden wrter darthun Wir vnd Vater. Woraus den folget/ das er nicht schlecht/ sondern in eim gewissen verstande der einige Herr genennet sey/ durch welchen alles: vnd kan derhalben daraus keine Gttliche natur erwiesen werden. Was den andern ort belanget/ kan daraus gleichsfals keine Gttliche natur geschlossen werden; dieweil alhier von dem geredet wird/ der da gecreutziget worden/ das von der Gttlichen natur nicht kan gesagt werden. Wird derhalben [141, F11] Christus der Herr der herligkeit/ das ist/ der herliche Herr genennet/ das ihn Gott mit preis vnd ehren gekrnet hat. Das aber der dritte ort keine Gttliche natur erweise/ ist daher offenbar/ das da gered werde von dem/ der das Lamb ist/ vnd der da kleider hat/ welchs mitt der Gttlichen natur nichts zuthun hat. Alle die titel aber zeigen an/ die grosse macht/ welche Gott dem Herrn Christo gegeben hat/ in den dingen/ die zum newen bunde gehren. Wo eignet die H. Schrifft dem Herrn Christo den glauben vnd Gttliche ehre zu? Ioh. I4. I. sagt der Herr selber: Glubet ihr an Gott/ so glubet auch an mich. vnd Ioh. 5. 22.23. Der Vater richtet niemand/ sondern hat alles gericht dem Sohn gegeben/ auf das sie alle den Sohn ehren/ wie sie den Vater ehren. vnd Philip. 2. 9. Dahet/ vnd hat ihm ein narumb hat ihn auch Gott vber die mas[142, F11v.]sen erh men der vber alle namen (ist) geschencket/ das in dem namen Iesu sich beugen sollen aller knie/ die im himel/ auf erden/ vnd vnter der erden sind/ vnd alle zungen bekennen sollen/ das der Herr (sey) Iesus Christus zur ehre Gottes des Vaters. Vnd an vielen andern rtern mehr. Wie antwortestu aber auf die rter? Was den ersten ort betrift/ antwort ich/ das daraus nicht allein nicht kan bewiesen werden/ das Christus von natur Gott sey/ sondern vielmehr das kegenspiel. Den der Herr Christus macht alhier ein klrlichen vnterscheid/ zwischen ihm selbst/ vnd dem einigen Gott/ von welchem das alhier geredet werde/ erweiset der artickel/ so in dem Griechischen hinzu gethan. Das man aber sagt/ das der Glaube niemand knne zugeeignet wer59

Marginalie: Rom. 11.35. Heb. 2.10.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

den/ nur dem [143, F12] einigen Gotte/ das lset der H. Christus an eim andern ort auf/ da er 60 spricht/ Wer an mich glubt/ der glubt nicht an mich/ sondern an den der mich gesand hat. Woraus offenbar ist/ das ihme Christus den glauben nicht gntzlich zueignet/ welchen wir Gotte selber schuldig sind. Den Gotte gehrt der glaube zu/ der sich an im endet/ vnd auf ihm/ als auf dem aller ersten vnd einigen geber alles guten beruhet: Dem Herrn Christo aber gehret solch ein glaub nicht zu/ ob wir wol schuldig sind an ihn zugleuben. Sintemal wir derhalben an ihn gluben/ das er macht von Gotte empfangen hat/ vns selig zumachen/ vnd das er von Gotte zu dem ampt bestellet ist: Vnd also streckt sich vnser glaub durch ihn zu Gotte selber/ als zu seinem entlichen ziele: Welchs S. Petrus bezeuget/ da er 61 spricht/ Die ihr durch ihn glubt an [144, F12v.] Gott/ der ihn auferweckt hat von den todten/ vnd ihm herligkeit gegeben/ chtet. auf das ihr glauben vnd hofnung zu Gott haben m 62 Aber man bringt dakegen auf/ aus dem Propheten Ieremia/ das der verflucht sey/ der auf ein menschen vertrawe. Darauf antwort ich/ das nicht schlecht gesagt/ Verflucht ist/ der auf ein menschen vertrawt: sondern der so auf ihn vertrawt/ das er/ wie bald drauf folget/ das fleisch fr seinen arm helt/ das ist/ seine hofnung allein auf menschliche macht vnd stercke setzet/ ohne hlf des Geistes vnd kraft Gottes: Den dis ist eigentlich der verstand des worts Fleisch. Weiter sind die wort noch hinzu gethan/ Dessen hertz von Gott abweicht Wir aber/ die wir Christo vertrawen/ halten nicht Fleisch fr vnsern arm/ weichen auch nicht mit vnsern hertzen von Gotte ab: sondern viel [145, G] mehr/ wen wir Christo vertrawen/ vertrawen wir Gott/ vnd also trit vnser hertz zu Gotte/ vnd weicht nicht von im ab. Wie antwortestu auf die andern rter/ welche von der Gttlichen ehre reden/ die dem Herrn Iesu gebret? Also/ Weil alle die rter/ welche von der herligkeit des Herrn Christi zeugen/ auch das bezeugen/ das sie ihm zu gewisser zeit/ aus gewissen vrsachen gegeben; so kan daraus keine Gttliche natur erwiesen werden. Was man aber aus dem Propheten 63 Esaia vorwirft/ Ich wil meine ehre keinem andern geben: Darauf antwort ich/ das aus dem ort gnugsam zusehen/ wen Gott durch das wrtlein/ keinem andern/ verstehe: den es folgt tzen nicht. So redet nu Gott von denen/ welche bald darauf/ Auch meine ehre den g keine gemeinschaft mit ihm haben: vnd so man denen einig lob oder ehre zuschriebe/ wrde [146, Gv.] sie nicht auf Gotte selber beruehen. Es sagt aber Gott nicht/ das er seine ehre dem nicht solt mitteilen/ der gantz auf ihm beruehet/ vnd ihm subordiniret ist: den auf ein solche weise wird der ehre Gotte nichts benomen/ sintemal sie sich gantz zu ihm wendet; ein solcher aber ist der Herr Iesus Christus/ der beides auf Gotte beruehet/ vnd ihm subordiniret ist/ vnd alle ehre/ die ihm angethan wird/ zeucht sich gntzlich zu Gotte selber. Nach dem ich nu bisher von den rtern der H. Schrifft gehret hab/ welche schlecht oder directè dem Sohne Gottes zugehren; so bit ich/ sag mir nun etwas von den rtern/ 60 61 62 63

Marginalie: Ioh. 12.44. Marginalie: I Pet. I.21. Marginalie: Ierem. 17.5. Marginalie: Esa. 42.8.

Von der erkntnis des Herren Christi

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welche ihm zugehren durch eine kegen ein ander haltung/ vnd also den schein haben/ als solten sie in dem Herrn Christo eine Gttliche natur erweisen. Das sind die rter/ da geschrieben 64 stehet/ Erstlich beim Propheten/ das [147, G2] er solt der Stein des anstossens/ vnd ein Fels der ergernis sein/ welchs 65 S. Lukas/ vnd S. Paul. vnd S. Petrus darnach wiederholen. Ferner Esa. 45. 23. da Gott spricht/ Ich hab bei mir selber geschworen/ das sich mir beugen sollen alle knie: welchs vom H. Christo gelesen wird Rom. 14.10. Zum dritten lesen wir Esa. 41. 4. vnd 44. 6. vnd 48. 12. Ich bin der erst/ Ich bin der letzt: vnd dasselbe lesen wir vom Herrn Christo Apoc. I. 17. Zum vierden/ ist geschrieben Esa. 35. 4. Gott wird selber kommen/ vnd vns selig machen: als den werden die augen der blinden/ vnd ohren der tauben aufgethan werden: als dan wird der hinckend springen wie ein Hirsch/ vnd die set werden. Das aber ist vom Herrn Christo widerholet zunge der stummen wird gel Matth.11.4. Zum fnften/ ist Zach.12. 10. geschrieben/ Vnd sie werden mich ansehen/ den sie durchstochen haben. [148, G2v.] welchs S. Iohannes im 19 Cap. v. 37. vom he gefahren/ hast Herrn Christo zeuget. Zum sechsten/ Psal. 67. 19. Du bist in die h das gefngnis gefangen gef hret/ hast gaben genomen in den menschen: welchs wiederholet ist bey S. Paulo von Christo/ Ephes. 4. 7. Aus welchen rtern sie also argumentiren: Weil alles das/ was in den rtern von dem Gotte Israels vnter dem alten Bunde geredet wird/ im newem Bunde vom Herrn Christo gesagt wird/ So ist Christus der Herr/ der Gott Israels/ vnd folgends Gott von natur. Wie antwortestu auf die rter? Auf die rter kan man zugleich also antworten/ das aus dem allem die Gttliche natur in Christo gleichwol keines weges knne geschlossen werden. Den es kan viel ein ander vrsach sein/ vnd ist auch/ vmb welcher willen das/ was in dem Alten bunde [149, G3] von Gotte gesagt ist/ in dem Newen auf den Herrn Christum gezogen wird/ außer der Gttlichen Natur. Diese aber ist die verbindung vnd vereinigung des Herrn Christi mit dem einigen Gotte/ in der herschaft vnd macht/ vnd in dem ampt: welchs er den alles aus Gottes gabe vnd gnade hat; wie solchs die Schrifften des newen Bundes vberal bezeugen. So nu die H. Schrifft von Mose 66 sagt/ das er das volck Israels aus Egipten gefhret/ vnd das er desselben volcks Erlser gewesen/ vnd von andern desgleichen/ eben das/ das von Gotte/ gesagt wird/ wie es die Schrifft an vielen rtern offentlich bezeuget; welcher Moses doch/ wie auch andere/ eine solche vereinigung mitt Gotte nicht gehabt haben/ als zwischen dem Allerhhesten Gotte vnd dem Herrn Christo ist: so kan ein ieder leichtlich mercken/ wie einer solchen grossen vereynigung halben/ [150, G3v.] welche Christus mit Gotte hat/ das/ was von Gotte in dem ersten verstande gesagt ist/ viel billicher vnd eigentlicher von dem Herrn Christo knne gesagt werden. Ich sehe nu/ das Christus keine Gttliche natur hab/ sondern das er ein warhafter mensch von natur sey: ietzt zeige mir/ wie die wissenschaft dieses geheimnis zur seligkeit ntzlich sey.

64 65 66

Marginalie: Esa. 8.13. Marginalie: Luc. 2.34 Rom. 9.32. I Pet. 2.7. Marginalie: Exod 32.7. Act. 7.35.

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

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Das zeige ich dir also/ das aus der wissenschaft dessen/ das Christus ein warhafter mensch ist/ eine krftige vnd gntzliche versicherung vnser hofnung von der seligkeit herfleust/ welche durch den wiederwertigen verstand gntzlich geschwechet/ ia schier gantz aufgehoben wird. Wie wirt das bewiesen? Also/ das aus dem wiederwertigen verstande folget/ das Christus nicht ein warhafter mensch ist: weil sie ihm keine menschliche person zuerkennen/ ohne welche er kein warhafter mensch [151, G4] sein kan. So nu aber der Herr Christus kein warhafter mensch were/ so knte er auch nicht warhaftig sterben/ auch nicht warhaftig von den todten aufferwecket werden. Vnd also knte vnser hofnung/ welche auf die aufferstehung des Herrn/ als auf eim fundament beruhet/ leichtlich geschwechet/ vnd schir gantz aufgehoben werden. Herwieder aber der verstand/ welcher den Herrn Christum bekennet fr ein warhaften menschen/ welcher/ da er auf der welt gewesen/ seinem Vater bis in den tod gehorsam worden/ vnd gestorben/ welchen Gott von den todten erwecket/ vnd ihm die vnsterbligkeit gegeben hat; bekrftigt vnser hofnung von der seligkeit vber die maß sehr/ vnd stellet vns lebendig fr die augen/ das auch wir/ so wir in seine fußtapfen treten werden/ ob wir gleich sterblich sind/ vnd sterben/ dennoch zu seiner zeit von den todten aufferstehn/ vnd [152, G4v.] die vnsterbligkeit mit im zugleich erlangen werden.

Von dem Propheten Ampt des Herrn Christi. ICh hab nu das vernomen/ was die person des Herrn Christi angeht; fahre nun weiter fort zu seinem Ampt. Gahr gut. So soltu nu noch wissen/ das das Ampt des Herrn Christi darinne bestehe/ das er ein Prophet/ vnser Knig vnd Hoherpriester ist. Wo nennet ihn die H. Schrifft ein Propheten? Hiervon listu ein sonderlich zeugnis/ welchs S. Petrus aus Mose anzeucht/ der also zu den Vtern gesprochen/ 1 Einen Propheten wird euch der Herr ewer Gott erwecken aus ewern br dern/ gleich wie mich: den [153, G5] solt ihr h ren/ nach allem dem/ was er zu euch reden wird. Worinne bestehet den sein Propheten Ampt? Darin/ das er vns den willen Gottes volkmlich offenbaret/ vnd denselben bekrftiget hat. Woraus wirt bewiesen/ das vns der Herr Christus den willen Gottes volkmlich offenbaret hat? Daraus/ das allein der Herr Iesus den willen Gottes im himmel von Gotte volkmlich gelernet hat/ vnd mit demselbigen willen Gottes vom himmel zu den menschen in grosser kraft vnd herligkeit geschicket worden/ vnd ihnen denselben gnglich verkndigt hat: Welchs den aus den titeln/ so ihm die H. Schrifft/ solchs ampts halben/ zueignet/ 1

Marginalie: Deut. 18.18. Act. 3.22.

Von dem Propheten Ampt des Herrn Christi

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klrlich zuersehn; als wan sie ihn die Rede Gottes/ Gott/ vnd Gottes Sohn/ das Bilde des vnsichtbarn Gottes/ den Glantz der herligkeit Gottes/ nen[154, G5v.]net: vnd wen sie von ihm sagt/ das die flle der Gottheit leibhaftig in ihm wohne: das ist/ das in seiner lehre der gantze wille Gottes gntzlich vnd in der that selbst offenbaret ist. Wo ist davon geschrieben/ das der Herr Christus im himmel gewesen/ vnd vom himmel geschicket sey? Ioh. 6. 38. Ich bin vom himmel gestiegen/ nicht das ich meinen willen thu/ sondern des der mich gesand hat. Vnd ferner v. 62. Wen ihr nu sehen werdet des menschen sohn aufsteigen dahin/ da er vor war. vnd Cap. 3.13. Niemand ist gen himmel gestiegen/ den der vom himmel ernieder gestiegen ist/ (nemlich) des menschen Sohn der im himmel war. Vnd ferner v. 31. Der von oben her kompt/ ist vber alle/ Der von der erden ist/ der ist von der erden/ vnd redet von der erden: Der vom himmel kompt/ der ist vber alle. vnd Cap. 8. 28. Wie mich mein Vater gelehret hat/ so rede ich. vnd Cap. 16. [155, G6] 28. Ich bin vom Vater ausgegangen/ vnd in die welt komen/ wiederumb verlasse ich die welt/ vnd gehe zum Vater. Welcher ist der wille Gottes/ den vns der Herr Christus volkmlich offenbaret hat? Es ist der newe Bund/ welchen er mit vns menschen im namen Gottes aufgerichtet hat; darumb er auch der 2 Mitler des newen Bundes genennet ist Was begreift der Bund in sich? Er begreift in sich zweierley dinge: eine die Gott/ die andern/ so vns zugehren. Welchs sind die dinge/ so Gotte in dem Bund zugehren? Es sind seine volkomene Geboten/ vnd seine volkomene Verheissungen. Das I. Kapitel.

Von den Geboten des Herrn Christi/ welche er zum Gesetz gethan hat. [156, G6v.] WElchs sind die volkomenen Gebot/ die durch den Herrn Iesum offenbaret sind? Ein theyl derselben ist begrieffen in etlichen geboten Gottes/ die durch Mosen gegeben waren/ mit dem/ das in dem newen Bunde hinzugethan ist: Das ander theyl ist begrieffen/ in denen/ die der Herr Christus insonderheit gegeben hat. Welche sind die ersten? Es sind die/ die in den Zehen geboten Gottes begrieffen sind. Oder sind noch andere gebote durch Mosen gegeben? Ia es sind noch andere/ welcher etliche zu den Ceremonien/ etliche zu den Gerichten gehren: Aber diese hat der Herr Christus aufgehoben zum theyl ausdrcklich/ zum theyl aber nicht ausdrcklich/ sondern verborgener weise. Welche hat er ausdrcklich/ vnd [157, G7] welche nicht ausdrcklich aufgehoben? Ausdrcklich hat er dich seine Aposteln/ vnd am meisten durch S. Paulum aufgehoben den grsten theyl der Ceremonialischen gebot: Die andern ceremonien aber/ welche man nicht spret/ das sie ausdrcklich aufgehoben sind/ von denen sol man halten/ das sie aufgehoben sind/ wegen der eigenschaft des newen Bundes: vnd vmb eben der vrsa2

Marginalie: I Tim. 2.5.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

chen willen/ vmb welcher willen die andern aufgehoben/ welche man sehet/ das sie ausdrcklich aufgehoben sind. Welche ist die eigenschaft des newen Bundes? Die/ das er gantz Geistlich ist/ vnd nicht bestehet in eusserlichen/ sondern in innerlichen dingen: Aber die Ceremonien sind eusserliche dinge/ vnd an im selbst fleischlich/ vnd nicht geistlich: Vnd derhalben/ so solche dinge in dem newen Bunde nicht [158, G7v.] ausdrcklich geboten sind/ sol man nicht gluben/ das man sie in dem newen Bunde zu vnterhalten schuldig sey: Vnd sol also schliessen/ das/ was in dem alten Bunde/ zun Ceremonien gehrig/ geboten gewesen/ zum newen bunde nicht gehre. Welchs ist die vrsach/ vmb welcher willen etliche Ceremonien des alten Bundes ausdrcklich aufgehoben sind? Es ist die/ das die Ceremonien ein schatten waren der zuknfftigen dinge/ welche nu mehr komen/ vnd vns zugleich mit dem newen Bunde offenbaret sind: Derhalben haben die schatten ietzt keine stelle mehr. Hastu hiervon irgents ein ausdrcklich zeugnis in H. Schrifft? Ia bey S. Paulo/ zun Coloss. am 2. 16. So lasset euch nu niemand vrtheilen vber speise/ oder vber tranck/ oder vber bestimpten feyertagen/ oder Newmonden/ oder nfftig sind/ Sabbather/ [159, G8] welchs ist der schatten der dinge/ die da zuk aber der leib selbst (ist) Christi. Vnd derhalben sol man von allen andern Ceremonien/ ob sie gleich ausdrcklich nicht aufgehoben sind/ dennoch halten/ das sie gleichwol verborgener weise aufgehoben sind: weil sich in allen das befindet/ das sie schatten gewesen der dinge/ welche in dem newen Bunde sein solten: Wiewol etliche Ceremonien des alten Bundes sind/ von welchen man auch der vrsachen halben halten sol/ das sie aufgehoben sind/ das sie allein zum alten Bunde gehrten/ vnd keines weges zum Newen nicht gehren knnen. Sag mir von etlichen solchen Ceremonien. Nim ein exempel von dem Osterlamb/ vnd von dem Fest der Lauberhtten: sintemal die/ vnd etliche andere niemand angehen/ nur das volck Israel/ welchs vnter dem alten Bun[160, G8v.]de nur allein das volck Gottes war. da doch vnter dem newen Bunde die Heiden/ so sich durch Christum zu Gotte bekeret/ das grsseste theyl des volckes Gottes sind. Was aber die Gerichtliche gebot angehet/ auf was weise sind die aufgehoben/ verborgen oder ausdrcklich? Nicht gantz ausdrcklich/ sondern viele mehr verborgener weise. Aber gleichwol sind die vrsachen/ vmb welcher willen man halten sol/ das sie aufgehoben sind/ offenbar vnd ausdrcklich. Welche sind die vrsachen? Drey vornemlich/ Die erste/ das vnter dem alten Bunde die grausamkeit vnd gestrengigkeit am meisten regirete: in dem newen aber regieret Gte vnd Barmhertzigkeit. Die andere/ das vnter dem newen Bunde die volkomene verheissung des ewigen lebens offenbaret ist/ welche im alten Bunde nicht begriffen war/ das da [161, G9] ausdrcklich nichts anders verhiesch/ denn nur zeitliche gter dieses lebens/ wie das hernacher sol bewiesen werden. Die dritte vrsach ist/ das vnter dem alten Bunde das volck Gottes gewisse ordnung eines weltlichen Regiments/ ia sein eigen irdisch Regi-

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ment hatte/ welchs ihm von Gotte selbst gegeben vnd aufgerichtet war. Weil nu aber ein solch Idisches Regiment aufgehret/ so haben auch die Rechte/ die dazu gehrten/ aufhren mssen. So ist nu ietzt alle Obrigkeit vnd ordnung im gemeinen Regiment aufgehoben? 3 Gantz nicht: sintemal alle Obrigkeit von Gotte dem Herrn ist; vnd kan ein Christ wol das ampt der Obrigkeit verwalten/ nur dis ist ntig/ das er sich in der ordnung vnd verwaltung seines ampts also verhalte/ damit er nichts wider die Rechte des Herrn Christi thue. [162, G9v.] Sag mir nun auch/ welch sind die Zehen gebot Gottes/ vnd was hat zu einem ieglichen der Herr Christus hinzu gethan. Das erste gebot in der ordnung ist: Du solt keine andere G tter haben f r mir. Was begreift das gebot in sich? Die zwey dinge: das eine/ das wir Gott fr vnsern Gott halten/ vnd ihm Gttliche ehre anthun sollen. Das andere/ das wir keinen andern/ ausserhalb ihm/ fr vnsern Gott halten/ vnd diese ehre niemand anders anthun sollen. Weil ich oben verstanden hab/ was das sey/ Gott fr Gott halten: sag mir ietzt/ was das sey/ Gotte Gttliche ehre anthun. Das ist nichts anders/ als ihm solche ehre anthun/ welche alle menschliche ehre/ so irgends iemande nach dem gemeinen lauff/ kan oder mag angethan werden/ vbertrift: [163, G10] vnd sich darinne also verhalten/ als wan man Gott sehe/ ob man ihn schon nicht sehet. Worinne bestehet diese Gttliche ehre? Kurtz zusagen/ bestehet sie in der anbetung. Wie sol die anbetung geschaffen sein? Die anbetung/ welche wir Gotte schuldig/ ist zweyerley: Innerliche/ vnd Eusserliche. Welche ist die innerliche? Es ist die/ so in sich begreift die allergrsseste ehrerbietung vnsers gemts gegen Gott; vnd das bestehet darinne/ das man ihm in vnsern hertzen zuerkenne/ das er macht habe/ nicht allein vber vnsern leib/ sondern auch vber vnser hertz vnd gedancken/ welchen er Rechte frschreiben/ vnd dieselbe straffen kan. Welche ist aber die eusserliche? Es ist die/ welche in sich begreift [164, G10v.] die allergrsseste demut vnd erniedrigung vnsers leibes vor ihm; vnd die sol so geschaffen sein/ das sie der innerlichen anbetung ein kenzeichen sein knne; das ist/ welche alle eusserliche ehrerbietung vbertreffe/ die man einem geschpf anthut. Gehret zu solcher anbetung auch nicht das/ das man fr Gotte auf die knie vnd auf das angesicht niederfalle? Freilich gehrets: Vber das aber begreiffet diese eusserliche anbetung noch in sich das offentliche loben vnd preysen seines heiligen namens/ vnd das dancksagen fr die vom ihm empfangene wolthaten. Was hat der Herr Iesus dazu gethan?

3

Marginalie: Rom. 13.1.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Erstlich das/ das er vns eine gewisse form frgeschrieben/ nach welcher wir beten sollen. Welche ist die form? Die/ so beschrieben Matth. 6. 9. [165, G11] vnd Luc. 11. 2. Vnser Vater/ der du bist im himmel/ etc. Was begreift das gebet in sich? Es begreift in sich zweyerley bitte. Die eine gehen Gottes ehre an: Die andere/ vnser notturfft. Welche sind die/ so Gottes ehre angehen? Die ersten drey bitten/ wie sie nach der ordnung folgen. Welch ist die erste bitt? Geheiliget werde dein name. Erklre mir die bitte. In der bitt bitten wir von Gott/ das er vns auf allerley weise helfe/ damit wir seinen namen mgen ehren vnd hoch erheben/ mit worten/ gesengen/ schreiben/ vnd auf allerley andere weise; da durch sein name von vns kan geehret vnd erheben werden. Welche ist die ander bitte? Dein Reich komme. Erklre mir die bitte. In der bitte bitten wir Gott/ das er [166, G11v.] vns auf die weise/ wie er pflegt vnd kan/ es sey auf eine oder auf viele/ dahin bringen wolle/ damit wir ihm vnsere hertzen vnd gedancken ergeben vnd aufopfern. Welchs denn sonderlich geschicht durch die offenbarung seiner Gttlichen warheit/ vnd seiner allerherlichsten verheissungen/ vnd durch derer bekrftigung in vnseren hertzen: Denn damals kan warhaftig gesagt werden/ das Gott hersche/ wenn er in vnsern hertzen herschet. Welche ist die dritte bitt? Dein wille geschehe/ wie im himmel/ also auch auf erden. Erklre mir die bitte. In dieser bitte bitten wir Gott/ das er vns in dem gehorsam/ den wir ihm schuldig/ vnd den wir mit vnsern wercken beweisen sollen/ helffen wlle: sintemal der mensch grosser hlf bedarf/ dazu/ das er das thuen mge/ was ihm Gott der Herr befielet/ sonderlich vnter dem Euangelio/ da ihm [167, G12] viel befolen/ welchs vber des menschen vermgen ist. Vnd in der bitte bekennen wir zugleich/ beydes vnser schwacheit/ vnd auch vnser starckes vertrawen zu Gott/ vnd die hofnung/ welche wir auf seine gte vnd beystand haben/ in dem wir das von ihm bitten drfen/ das er vns nicht weniger/ als die Engel/ welche im himmel sind/ vnd sein heiliges antlitz sehen/ zu seinem gehorsam wolle geschicket machen. Welche sind aber die bitten/ die vnser notturfft angehen? Es sind die andern drey/ welche nach den ersten rdentlich folgen. Welch ist die erste? Vnser tglich brot gib vns heute. Erklre mir die bitte.

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In dieser bitte bitten wir Gott/ erstlich/ vmb die gabe seiner gnaden/ da durch vnser geistlich leben gestercket vnd bekrfftiget wird: Darnach/ vmb alle die notturft welche zur vnterhal[168, G12v.]tung dieses gegenwertigen lebens gehren. Welche ist die ander bitt? Vergib vns vnsere schulden/ wie wir vergeben vnsern sch ldigern. Erklre mir die bitte. In dieser bitt bitten wir Gott/ das er vns alle vnsere snde vergeben wolle/ nicht allein die/ welche wir ietzt begehen/ nach dem wir vns vnter das regiment seines H. wortes ergeben/ sondern auch insonderheit die/ die wir begangen/ ehe wir seinen heiligen willen erkand haben: sintemal die viel schwerer sind/ vnd den menschen des ewigen lebens leichter berauben/ vnd zur ewigen verdamnis bringen knnen. Was aber dazu gethan/ ldigern/ das soltu verstehen also/ das wir vns der verWie wir vergeben vnsern sch gebung vnser snde keines weges zuuerhoffen haben/ so wir im gleichen/ andern/ die sich an vns vergriffen/ von hertzen nicht vergeben/ vnd [169, H] vnsere hertzen von aller rach kegen die/ so vns verletzet/ nicht abwenden. Welche ist die dritte bitt? Vnd f hre vns nicht in versuchung: sondern erl se vns von dem B sen. Erklre mir die bitte. In dieser bitte bitten wir Gott/ das er vns/ so oft wir/ entweder aus seinem willen oder verhengnis/ in trbsal fallen/ welche auf seine gleubigen ihrer pruef halben zukommen pflegen/ also retten wolle/ das wir darunter nicht liegen bleiben: sondern das er vns von dem Satan erlse/ das ist/ das er im nicht zugebe/ das er vns in den trbsalen/ welche er als einer gelegenheit zu vnserm verterben gebrauchet/ verschlingen mcht. Ists nicht frey/ Gott auf ein ander weise anzuruffen vnd zubitten? Ia es ist frey/ weil vns der Herr solches noch hier/ noch anderswo [170, Hv.] verboten hat; Aber doch also/ das dis/ warumb man bittet/ nicht strebe wider den willen Gottes/ der vns ausdrcklich vorgeschrieben. So man aber von dem/ darumb man bittet/ keinen ausdrcklichen willen Gottes nicht hatt/ so ist man schuldig solchs gntzlich Gottes willen heimzustellen. Worzu hat vns denn der Herr Christus Gott also zubitten befolen/ wie du erzehlet hast? Dazu/ das man wisse warumb man Gott allezeit vnd notwenig zu bitten schuldig ist. Welchs ist das andere/ das der Herr Christus zu dem ersten gebott gethan hat? Das/ das wir auch den Herrn Iesum Christum fr vnsern Gott/ das ist/ fur den/ welcher Gttliche regierung vber vns hat/ zuerkennen/ vnd ihm Gttliche ehre anzuthun schuldig sind. [171, H2] Worinne bestehet die Gttliche ehre/ die wir Christo schuldig sind? Darinne/ das gleich wie wir ihm gttliche ehre anzuthun/ vnd fr ihm niderzufallen schuldig sind/ also konnen wir ihn auch vmb allerley notturft allezeit bitten. Christum beten wir an/ wegen seiner hohen Maiestat; Bitten ihn aber vmb etwas/ wegen seiner hohen vnd grossen macht. Was gehret noch vber das/ was bisher gesagt/ zur Gttlichen ehre des Herrn Christi? Die begengnis seines heiligen Abendmals/ davon du an seinem ort hren wirst. Woher beweisestu das/ das man dem Herrn Christo Gttliche ehre anzuthun schuldig ist?

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Das findet man nicht an einem ort der H. Schrifft geschrieben/ aber vornemlich bey S. Iohanne/ das 4 der Herr Christus selber sagt: Der Vater hat alles gericht/ das ist/ alle [172, H2v.] herrschaft vnd regierung/ dem Sohn gegeben/ auf das sie alle den Sohn ehren/ wie sie den Vater ehren. vnd Philip.2.10. Derhalben hat ihn Gott vber die het/ vnd hat ihm ein namen geschencket der vber alle namen ist/ das in masse erh dem namen Iesu sich beugen sollen alle derer knie/ die im himmel vnd auf erden/ vnd vnter der erden sind: vnd alle zungen bekennen sollen/ das der Herre [ist] Iesus Christus/ zur ehre Gottes des Vaters. Woher aber beweisestu/ das man den Herrn Iesum vmb alle vnsere notturft alzeit anruffen mge? Erstlich daher/ das er vns retten kan vnd wil: Darnach/ das man dazu vermanung hat vom Herrn Christo selber/ vnd seinen Aposteln: Vnd endlich/ sind auch Exempel heiliger leut. Wo ist dauon geschrieben/ das vns der Herr Christus retten wil [173, H3] vnd kan? Davon wirstu hernach hren/ wenn wir von seinem Kniglichen vnd Hohenpriesterlichen ampt reden werden. Wo findet man von den vermanungen? Erstlich Ioh. 14.13, 14. vnd Cap. 16. 23, 24, 26. da der Herr selber also spricht/ Was ihr bitten werdet in meinem namen (das ist/ meinem namen vnd meiner macht trawende) das wil ich thun: vnd Apoc. 3.18. Ich rathe dir/ das du gold von mir kufest/ das mit fewr durchleutert ist. Vnd Heb. 4. 14,15. da der H. Schreiber also sagt: Dieweil wir denn einen grossen Hohenpriester haben/ der die himmel durchdrungen/ Iesum den Sohn Gottes/ so last vns halten das bekntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester/ der nicht k nte mitleiden haben mit vnser schwacheit: sonnd: Darumb dern der versucht ist allenthalben/ [174, H3v.] gleich wir wir/ ohn s lasset vns hinzu tretten mit vertrawen zu dem gnadenstuel/ auf das wir barmhertlf. vnd Rom. 10. 13. Wer den zigkeit empfahen/ vnd gnade finden zur zeitigen h namen des Herrn wird anruffen/ sol selig werden. Wo list man von den exempeln? Luc. 17.5. sagen die Aposteln/ Vermehre vns den glauben: Also auch Matth. 8. 25. Herr hilf vns/ wir verterben. vnd Act. 7. 59. da S. Stephanus anruffet vnd sagt/ Herr Iesu nim meinen geist auf: vnd abermal Herr Iesu/ rechne ihnen diese s nde nicht zu: Vnd 2 Cor. 12. 7,8. Vnd das ich mich der hohen offenbarung nicht vberh be/ ist mir gegeben ein pfal ins fleisch (nemlich) des Satans engel/ der mir backenstreiche be: daf r ich dreymal dem Herrn geflehet hab gebe/ auf das ich mich nicht vberh das er von mir wiche. vnd I Thessal. [175, H4] 3. 11. Er aber Gott vnser Vater/ vnd vnser Herr Iesus Christus richte vnsern weg zu euch. Vnd das wird begrieffen in allen grssen der Aposteln/ die im anfang ihrer brieffe gesetzet/ in welchen sie gnad/ fried vnd barmhertzigkeit wnschen/ gleich wie von Gotte dem Vater/ also auch von seinem Sohne dem Herrn Iesu Christo.

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Marginalie: Cap. 5.22,23.

Von dem Propheten Ampt des Herrn Christi

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Wird durch das hinzuthun/ das man auch den Herrn Christum fr vnsern Gott halten/ vnd ihm Gttliche ehre anzuthun schuldig ist/ das gebot/ so zuvor gegeben war/ nicht geendert? Das gebot an ihm selber wird nicht geendert. Denn alle die ehre/ welche dem Herrn Christo angethan wird/ die wendet sich zu Gotte selbst: Nur allein die weise seiner vollenziehung wird geendert. Denn vor der zukunft des Herrn Christi ward Gott ohne mittel geehret; aber ietzt wird er [176, H4v.] auch durch ein mittel/ nemlich in Christo/ geehret. Zu dem/ verndert sich das gebot darumb nicht/ das es von vns haben wil/ das wir keine frembde Gtter haben sollen. Aber der Herr Christus ist nicht ein solcher: vnd wird auch dadurch/ das ihm Gttliche ehre angethan wird/ nicht zum frembden Gott gemacht: denn er ist Gotte in dem subordiniret. Die dinge aber/ welcher eins dem andern subordiniret ist/ sind denen nicht zuwider/ welchen sie subordiniret sind/ vnd auf welchen sie beruhen. So gebret denn dem Herrn Christo die Gttliche ehre also zu/ das zwischen ihm vnd Gotte in dem theil kein vnterscheid ist? Es ist freylich ein vnterscheid. Denn so wol das anbeten/ als das anrufen wird Gotte zugeeignet/ als der allerersten vrsach vnser seligkeit: [177, H5] Christo aber/ als der andern. Oder/ das wir mit dem Apostel Paulo reden: 5 Gotte/ als dem/ von welchem alle dinge; vnd Christo/ als dem/ durch welchen alle dinge. Was heltstu denn von denen/ welche den Herrn Christum also nicht anbeten vnd anruffen wollen? Ich halte von ihnen/ das sie keine Christen sind/ weil sie Christum in der that nicht haben: vnd ob sie wol mit ausdrcklichen worten nicht leugnen drfen/ das Iesus sey Christus/ so thun sie es doch gleichwol mit der that selbst. Du hast mir gesagt/ das wir neben Gotte auch den Herrn Christum ehren sollen: Sag mir/ ob man auch noch iemand anders/ ausserhalb Gott vnd Christo/ ehren mge? Niemand anders keines weges: Denn es ist kein warhafftig Gttlich zeugnis darvon/ das iemande anders/ ausser Christo/ irgents gttliche [178, H5v.] macht oder herschaft vber vns gegeben were. Die herschaft aber vnd Gttliche macht/ so heutiges tages in der Rmischen kirchen der Iungfraw Marien/ vnd den Heiligen zugeschrieben wird/ bestehet allein auf ihrem vergeblichen wahn. Haben sie denn nicht billiche ausrede darinne/ wenn sie es mit dem frsatze thun/ als wan sie Gott den Herrn damit ehreten? Sie haben gantz keine. Denn im Gottesdienst ists nicht gnug auf einem slchen wahn zubawen/ welchem die menschen nachfolgen: sondern es gehret die sach selbst vnd beweissungen dazu: sonsten sol ein solcher dienst billich fr abgtterey geurtheilt werden. Ich sehe nu/ das sichs nicht gebre ausserhalb Gott vnd Christo iemand anders zuehren: Aber gebrt sichs nicht die Iungfraw Mariam anzuruffen vnd die Heiligen/ nicht [179, H6] als solten sie vns selbst was geben/ sondern das sie vns/ so wol von Gott als von Christo/ etwas erbitten?

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Marginalie: I Cor. 8.6.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Nein/ es gebret sich nicht/ wegen der vrsach/ welche allererst angezogen. Vnd darzu musman in denen dingen/ welche zum Gottesdienst gehren eine gewisheit haben/ das das ienige/ was man thut/ nach Gottes willen geschehen knne. Nu ist aber kein zeugnis in H. Schrifft/ daraus man sehen knne/ das die Iungfraw Maria vnd andere heilige leute/ welche von dieser welt abgeschieden/ solten entweder einige forsorge tragen fr das was wir thun/ oder auch davon wissen vnd dasselbige verstehen/ vnd vnser gebet/ oder anruffung hren/ welche dinge den notwendig dazu gehren/ das man gewisse sey/ das man iemand worumb bitten knne. Ich lasse mich bedncken/ das ich wol verstehe/ was dis erste gebot [180,H6v.] in der Christlichen Religion fr kraft hab/ fahre weiter fort zu dem andern. Das ander gebot ist das: Du solt dir kein bildnis/ noch irgend ein gleichnis machen/ weder des das oben im himmel/ noch des das vnden auf erden/ oder des das im wasser vnter der erden ist: Du solt sie nicht anbeten/ noch ihnen dienen. Wie sol man dis gebot verstehen? Also/ das man kein bild machen soll/ zu dem ende/ das sich iemant fr ihm beuge/ oder ihm diene; Auch sol man kein solch bild machen/ daher man vrsach nemen mge sich fr demselben zuneigen/ oder ihm zu dienen. Welche sind den die bilder/ die die menschen zu dem ende machen/ das man sich fr ihnen neige/ vnd ihnen diene? Es sind alle die/ welche die menschen (nach ihrem verstande) aus [181, H7] andacht machen. Auff was weise beten sie die menschen an? Also/ wen sie sich nicht allein den bildern zu gefallen/ sondern auch vor den bildern neigen/ vnd wen sie die bilder zierlich kleiden/ vnd noch viel mehr/ wen sie liechte vor ihnen anznden/ vnd rechern/ sich zu ihnen geloben/ vnd zu ihnen walfarte anstellen. Aber sie sagen/ das sie das nicht den bildern selbst/ sondern denen zugefallen thun/ welcher die bilder sind; vnd also nicht die bilder selbst anbeten vnd ihnen dienen/ sondern die/ welcher die bilder sind. Slche ihre beschnung ist nichts nicht werd/ weil in dem gebot von dem vnterscheide nichts gefunden wird/ das man slchs den bildern zugefallen oder nicht zugefallen thun solle; sondern es wirt gesagt/ das man solchs durchaus nicht thun sol. Das [182, H7v.] sie aber darinne keine billiche entschuldigung haben/ beweiset das exempel des Kalbes/ welchs die Israeliten in der wste macheten: vnd der klber/ die Ieroboam den Israeliten in dem lande/ welchs sie von Gotte zum erbteil empfangen hatten/ darumb aufrichtete/ das sie ihnen dienen solten. Den es ist gewiß/ das die ehre/ welche den Klbern angethan ward/ nicht den klbern selbst/ sondern dem/ welchen sie/ nach der Israeliten gutdncken/ abbildeten/ das ist/ dem Gotte Iehova warhaftig angethan war/ vnd gleichwol ist aus der Historie zusehen/ das die ehre wieder das gebot Gottes strebete. Wie beweisestu/ das sie in der wsten/ durch das kalb/ dem Iehova die ehre angethan? Das wirt bewiesen aus zweien dingen: Erstlich daher/ das das Kalb durch Aaron selbst gemacht ward auf der Israeliten bitte/ dadurch er [183, H8] gedrungen ward ihnen ein Gott zu machen/ welcher vor ihnen herginge. Nu ist aber gewis/ das Aaron keinen an-

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dern Gott hatte als Iehovam: derhalben auch Aaron von dem 6 Kalbe sagte/ Morgen ist die Heilige begengnis des Iehove. Darnach wirt dis daher bewiesen/ das die Israeliten von dem Kalbe sagten/ das das ihr Gott were/ der sie aus Egipten gefhret hette. Sie wusten aber gar wol/ das sie kein Gott aus Egipten gefhret hette ohn Iehovam/ weil der gantze handel der ausfhrung aus Egipten durch Mosen ausdrcklich in des Iehowe nahmen geschehen war. Aber wie wiltu das beweisen/ von den Klbern/ die der Ieroboam gemacht hat? Erstlich daher/ das die klber von Ieroboam dem volck aufgerichtet waren/ zu dem ende/ das sie ihnen 7 dienen solten/ mit denen worten/ Sie[184, H8v.]he/ da (ist) dein Gott Israel/ der dich aus Egipten gef hret hat. Darnach wirt dis auch daher offenbar/ das Ieroboam/ wie es in der Historien selbst ausdrcklich beschrieben ist/ die klber dem volck/ das sie sie ehren solten/ darumb aufgerichtet hatte/ damit er sie hemmete/ das sie nicht gen Ierusalem gingen/ alda Gotte zu dienen. Den sonsten wrden sie nicht aufgehret haben gen Ierusalem zu gehen/ vnd were ihnen auch nicht gnug gewesen den Klbern zu dienen/ wen sie nicht gemeinet hetten/ das sie vnter des gleichwol dem Iehova selbst den dienst gethan/ vnd das der dienst/ welchen sie den klbern leisteten/ dem Iehova selbst nicht were geleistet worden. Was ist in dem newen Bunde zu dem gebote gethan? Das/ das man nicht allein den bildern keine ehre anthun/ sondern auch sich von denselben gntzlich ent[185, H9]ziehen soll: wie davon zusehen I Ioh. 5. 21. Kindlein h tet euch f r den abg ttern. vnd I Cor. 10. 14. Darumb meyne liebe br der/ fliehet von dem g tzendienst. Wie sol man sich von dem gtzendienst/ oder bildern entziehen? Also/ das man sich alda auch nicht finden lasse/ da man vor den bildern niederfelt/ oder ihnen dienet/ vnd das man sich auch der dinge die ihnen geheiliget/ nicht teilhaftig mache/ wie das aus den angezogenen rtern zuersehen. Sag mir/ welches ist das dritte gebot Gottes? Du solt den nahmen des Herrn deines Gottes nicht vergeblich gebrauchen. Den der Herr wird den nicht vngestrafft lassen/ der seinen namen vergeblich gebrauchet. Was ist das/ Des Herrn namen vergeblich gebrauchen? Es ist/ Gott in vnwarhafften din[186, H9v.]gen zum zeugen ruffen. Was ist in dem newen Bunde zu dem gebot gethan? Erstlich/ das man nicht allein Gott zum zeugen nehmen kan/ sondern auch den Herrn Iesum Christum/ 8 dieweil er ein prfer vnser hertzen ist. Darnach/ das vns nicht allein in vnwarhafften/ sondern auch in warhafftigen dingen zuschweren nicht frey ist: Es were den das man durch erhebliche vrsachen/ an welchen Gottes ehre auf irgend eine weise gelegen ist/ dazu gedrungen wrde; vnd dis sol gleichwol nicht leichtfertig/ sondern mit grosser Gottes furcht vnd vorsichtigkeit geschehen. Wo ist davon geschrieben?

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Marginalie: Exod. 32.5. Marginalie: 1 Reg. 12.28. Marginalie: Ap. 2.23.

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Matth. 5. 33 Ihr habt geh ret/ das zu den alten gesagt ist/ Du solt keinen falschen eyd thun/ sondern solt dem Herrn deinen eyd halten: Aber ich sage euch: Das ihr gntzlich nicht schweren solt/ weder bey dem himmel/ den [187, H10] er ist Gottes stuel: noch bey der erden/ den sie ist seiner f sse schemel: noch auf Ierusalem/ den sie ist eines grossen K niges statt: Auch soltu nicht bei deinem haupt schweren/ den du vermagst nicht ein einiges haar weis oder schwartz zu machen. Ewer rede ber ist/ das ist vom B sen. Wavon du auch hast aber sey Ia Ia/ Nein Nein: Was dr Iacob. 5. 12. Weil der Herr Iesus gntzlich verbeut zuschweren/ woher wiltu mir das beweisen/ das man in erheblichen sachen schweren mge? Das wort Gntzlich/ welchs in den worten des Herrn gesetzt ist/ ist nicht also zuverstehen/ als solte sich keines weges zu schweren gebren. Den das wrtlein gntzlich ist an dem ort dem leichtfertigen vnd freywilligen schweren entkegen gesetzt; welcherley/ wen sie nur warhaftig waren/ das Gesetz Mosis nicht verbot. Welchem gesetz der Herr Iesus in dem [188, H10v.] theyl seine lehre entkegen setzet. Zu dem sehet man/ das auch die heiligen Apostel geschworen haben; wie du davon exempel hast/ Rom.1.9. 2 Cor. 1. 13. vnd 11.31. Philip.1.8. I Tess.2.5,10. Warumb verbeut vnd der Herr Iesus/ auch in warhafften dingen leichtfertig oder freiwillig zuschweren? Darumb/ das der name des allerhchsten Gottes/ wie auch der name des Herrn Iesu von vns in grossen ehren gehalten werde: vnd daneben das man durch leichtfertiges/ ob gleich warhaftiges schweren/ nicht gewohne falsch zuschweren. Geburet sichs auch bey iemand anders/ ausserhalb dem eynigen Gotte/ vnd dem Herrn Iesu Christo zuschweren? Es gebret sich keines weges. Sintemal Gott solchs niemand ausserhalb dem Herrn Christo gegeben hat/ das er solt ein erkndiger vnser [189, H11] hertzen sein. Welchs ist das vierde gebot Gottes? Gedencke des Sabbaths tages/ das du in heiligest. etc. Was sol man von dem gebot halten? Das/ das es/ wie auch die andern Ceremonien/ im newen Bunde aufgehoben sey. Aber warumb ists vnter die Zehen gebot Gottes gesetzt? Darumb/ das auch damit zuverstehen gegeben wrde/ das auch das teil des gesetzes Mosis/ welchs das aller vornembste ist/ an ihm selbst nicht volkomen gewesen; vnd das es also etlicher massen ein zeichen were dessen/ das nach ihm ein ander volkomener gesetz/ des Herrn Iesu Christi hat aufkomen sollen. Hat der Herr Christus nicht geordnet/ das man den Sontag an stelle des Sabbaths heiligen solle? [190, H11v.] Nein/ er hats nicht geordnet: Sintemal der Christliche Gottesdienst gleich wie andere Ceremonien/ also auch den vnterscheid der tage aufhebt: welchs der Apostel Coloss. 2. 16. offentlich zuverstehen gibt. Weil aber die begengnis desselben tages in der gantzen Christenheit von alters her vnterhalten/ so vergnnen wir die freiheit auch einem iedern Christen. Sag mir welchs ist das fnfte gebot?

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Ehre deinen Vater/ vnd deine Mutter/ das deine tage auf dem erdboden verlngert werden. Was ist das/ Vater vnd Mutter ehren? Es ist/ ihnen gehorsam sein in allem/ 9 was nicht wieder Gott ist/ vnd alle danckbarckeit fr die empfangene wolthat beweisen. Was sind die eltern schuldig zu thun? [191, H12] 10 Dis/ das sie ihre Kinder nicht zum zorn reitzen/ sondern sie aufziehen in der zucht vnd vermanung des Herrn. Was ist das/ die kinder nicht zum zorn reytzen? Es ist/ sie entweder ohne vrsach strafen/ oder im strafen keine maß halten/ oder ihnen gntzlich nichts erlassen: den dadurch werden sie in ihren hertzen gemeiniglich kleinmtig. Der Apostel aber sagt/ das die Vter ihre kinder darumb nicht sollen zum zorn reytzen/ damit sie in ihrem hertzen nicht kleinmtig werden. Was ist das/ die kinder in der zucht vnd vermanung des Herrn aufziehen? Es ist/ sie in des Herrn wege/ vnd in die vnterhaltung der gebote Gottes einrichten/ itzt mit gotseligen vnterredungen/ itzt mit vermanungen/ vnd endtlich mit gotseligem wandel vnd exempeln; wie du auch davon [192, H12v.] ein sonderlichs gebot hast Deut. 11. 19. da Gott den vtern befehlet/ das sie ohn vnterlas fre vnd spat/ nicht allein zu hause/ sondern auch auf dem wege/ von seinem gesetz mit ihren kindern sich vnterreden sollen. Was hat nu der Herr Iesus dazu gethan? Man kan nichts dergleichen vermercken: Aber dennoch kan hieher gehren alles/ das von den vnterthanen vnd obrigkeit/ von frawen vnd mnnern/ von knechten vnd herrn frgeschrieben ist/ wegen der gemeinen pflicht/ die sie vnter einander haben/ welche man auch zwischen eltern vnd kindern anmercket. Welchs ist die pflicht der vnterthanen kegen die obrigkeit? Die/ das sie ihr gehorsam sein/ nicht allein wegen der furcht/ sondern auch wegen des gewissens: das sie ihr 11 schoß/ zinse/ vnd zol geben/ ehre beweisen/ sie frchten. [193, I] Welchs ist die pflicht der obrigkeit kegen die vnterthanen? Die/ das sie wissen/ das sie die macht/ welche sie vber andere haben/ von Gotte empfangen haben/ zu dem ende/ das sie die guten beschtze/ vnd den bsen zum schrecken sei/ wie der Apostel Rom. 13. vom 1. vers an bis zum 5. nach der lenge lehret. Welchs ist die pflicht der weiber kegen ihre mnner? 12 Das sie ihren mnnern in allem gehorsam sein/ wie die gemeine dem Herrn Christo gehorsam ist/ vnd sich fr ihnen frchten. Welchs ist die pflicht der mnner kegen ihre weiber? 13 Das sie sie lieben/ wie Christus die gemeine geliebet hat/ vnd als ihre eigene leibe: vnd das sie ihnen als dem schwechsten werckzege seine ehre geben/ vnd das sie nicht bitter gegen sie sein. 9 10 11 12 13

Marginalie: Eph. 6.1,2. I Tim. 5.4. Marginalie: Eph. 6.4 Col. 3.21. Marginalie: Rom. 13.5. Marginalie: Eph. 5.24,33. I Pet. 3.5. Col. 3.18. Marginalie: Eph. 5.25,28. I Pet. 3.7. Col. 3.19.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Welchs ist die pflicht der knechte [194, Iv.] kegen ihre Herrn? 14 Das sie ihren Herrn gehorsam sein mit aller forcht vnd zittern/ in einfalt ihres hertzen/ wie dem Herrn Christo: nicht mit dienst fr augen/ als den menschen zugefallen/ sondern als die knechte Christi/ das sie den willen Gottes von hertzen thun/ mit gutem willen dienende als dem Herrn/ vnd nicht den menschen: vnd wissend/ was ein ieglicher gutes thun wird/ das wird er von dem Herrn empfahen/ er sey ein knecht oder ein 15 freyer: vnd das sie vnterthan sein mit aller furcht den Herrn/ nicht allein den gtigen vnd gelinden/ sondern auch den wunderlichen: vnd das sie 16 ihren Herrn vnterthnig sein/ in allen dingen zugefallen thun/ nicht wiederbellen/ nicht veruntrewen/ sondern 17 alle gute trewe erzeigen: Vnd die knechte so vnter dem ioch sind/ sollen ihre Herrn aller ehren werdt halten/ auf das der name Gottes/ vnd die leh[195, I2]re nicht gelestert werde. Welche aber glubige Herrn haben/ sollen dieselben nicht verachten (derhalben) das sie brder sind: sondern sollen viel mehr dienstbar sein/ weil sie glubig vnd geliebt/ vnd derselben wolthat theylhaftig sind. Welch ist die pflicht der Herrn kegen die knechte? 18 Das sie/ was billich vnd recht ist/ ihren knechten geben/ vnd das drewen erlassen; wissend/ das so wol ihr als der knechte Herr im himmel ist/ vnd das bey ihm kein ansehen der person ist. Sag mir welchs ist das sechste gebot? Du solt nicht t dten. Was hat der Herr Iesus dazu gethan? Das man auf seinen bruder nicht zrnen/ noch ihn mit bittern worten/ welche aus der rache herkommen/ verletzen soll/ welchs der Herr Iesus [196, I2v.] 19 mit den worten Racha vnd Narr bedeutet/ zu welchen auch gehren die 20 wort: Alle bitterkeit vnd grim/ vnd zorn/ vnd geschrey/ vnd lsterung sey fern von euch sampt aller bosheit. Was ist das/ iemande Racha oder Narr sagen? Es ist ihm ein nichtigem oder eitelen menschen/ oder der keinen verstand hat/ nennen. Wen sichs aber treffe/ das iemand seinen bruder verletzet/ wie sol man sich verhalten? 21 Man sol sich mit grossem fleis bemhen/ das man sich mit ihm vertrage. Erstlich darumb/ weil vnser gottesdienst vergeblich ist/ so man sich mit ihm zuvor nicht vergleiche: vnd 22 darnach mus man sich befahren/ das man nicht in das gerichte Gottes fallen mge. So ists nu keines weges frey zu zrnen? Auf die weise/ wie es alhier der [197, I3] Herr verbet/ ist es nicht frey zu zrnen: das ist/ das man sich solt rchen wollen: Aber iedoch so iemand zrnete/ vber eine 14 15 16 17 18 19 20 21 22

Marginalie: Eph. 6.5,6,7,8. Marginalie: I Pet. 3.18. Marginalie: Tit. 2.9. Marginalie: I Tim. 6.1. Marginalie: Eph. 6.9. Colos. 4.1. Marginalie: Matth. 5.22. Marginalie: Eph. 4.31. Marginalie: Matth. 5.23,24. Marginalie: Ibid. 25.26.

Von dem Propheten Ampt des Herrn Christi

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vngeberliche sache/ vnd gedecht vnterdes von keiner rache/ vnd darinne nicht lange verharrete/ so ist das nicht verboten. Was hat der Herr Iesus mehr zu dem gebot gethan? Er hat alle rach verboten/ nicht allein durch vns selbst/ sondern auch durch die Obrigkeit: also/ so vns iemand beschedigte/ es were an vnserm leibe/ oder an gtern/ oder an ehre/ das man bereit sey viel lieber noch einen andern schaden zu leiden/ als sich zu rchen/ welchs der Herr Iesus in den worten zuverstehen gibt: 23 Ich sage euch/ das ihr nicht wiederstreben solt dem b sen. Sondern so dir iemand einen streich gibt auf deinen rechten backen/ dem biete den andern auch dar. Vnd so iemand mit dir rechten wil/ vnd deinen rock nemen/ dem [198, I3v.] las auch den mantel. Vnd so tigt ein meile/ so gehe mit ihm zwo. dich iemand n So knnen nu die wort des Herrn nicht so schlecht verstanden werden/ wie sie lauten? Nein. Den wir lesen von dem Herrn selber/ da man ihm auf den backen schlug/ das er nicht allein den andern nicht dar bot/ sondern auch 24 dem/ der ihn schlug/ sagte; Habe ich vbel gered/ so beweise das es b se sey: hab ich aber recht geredt/ was schlgstu mich: Eben dis lesen wir auch von S. Paulo/ Act. 23. 3. Ist es den nicht frey das seine rechtlich durch die Obrigkeit zusuchen/ vnd wegen des erlittenen vnrechts zuklagen? Ia es ist frey/ wen es nur ohne rach geschiehet: den nur dieselbe verbeut vns der Herr Iesus. Die rache aber ist/ wen sich iemand darumb bemhet/ das dem/ welcher ihm worin[199, I4]ne vnrecht gethan/ oder ihn beschediget hat/ gleiches mit gleichem vergolten werde wie es im Gesetz frey war/ Aug vmb aug/ Zahn vmb zahn/ Hand vmb hand/ Fus vmb fus/ Brand vmb brand/ Wunde vmb wunde/ Striemen vmb striemen. Welchs ist das siebende gebot? Du solt nicht ehebrechen. Was hat der Herr Iesus zu dem gethan? Erstlich/ das man nicht allein in der that nicht ehebrechen/ sondern auch ein weibsbild nicht ansehen sol ihr zubegeren: in dem er vns lehret/ 25 so ihr iemand begerete/ das der schon in seinem hertzen die ehe mit 26 ihr gebrochen hab. Darnach/ hat er auch das darzu gethan/ das ein ieder der sein weib verlest/ (es sey den vmb ehebruch) vnd eine andere nimt/ die ehe breche/ vnd der ein verlassen weib 27 nimt/ die ehe breche. Endlich/ ist vns allerley hurerey vnd vnreinigkeit/ ia [200, I4v.] 28 alle schandbare wort/ vnd schertz vnd narrenteidung verboten. Was gehret noch mehr zu dem gebot? 29 Das/ das ein glubiger man/ kein vnglubig weib nehme/ vnd das eine glubige keinen vnglubigen man freye. Vnd dis darumb/ damit durch solche vereinigung das hertz

23 24 25 26 27 28 29

Marginalie: Mat. 5.39,40,41. Marginalie: Ioh. 18.23. Marginalie: Mat. 5.28. Marginalie: Ibid. 32. & 19.9. Marginalie: I Cor. 9.13. Hebr. 13.14. Marginalie: I Thess. 3.3. Eph. 5.4. Marginalie: I Cor. 7.39.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

des glubigen nicht verleitet werde: Welche 30 vrsach Gott im gesetz ausdrcklich anmeldet. So aber von den vnglubigen eheleuten eins glubig wrde/ sol den der glubige das vnglubige verlassen? Keines weges/ so nur das vnglubige mit ihm zuwohnen verwilliget. So aber das vnglubige mit dem glubigen nicht wohnen wolt/ so sind darinne der oder die glubige nicht gebunden/ wie solches der Apostel 31 Paulus selbst ausdrcklich lehret. Welchs ist das achte gebot? [201, I5] Du solt nicht stelen. Was ist vns verboten in diesem gebot? Es ist vns verboten allerley verkurtzung vnsers nehesten/ in den dingen die zu seinem nutz gehren: Welchs geschicht wen man ihm entweder das/ was er hat/ nimmt/ oder wen man ihn in seiner not/ so wirs nur thun knnen/ nicht rettet. Auf was weise kan dem nehesten das seine genomen werden? Entweder mit gewalt/ oder durch betrug. Wie es durch gewalt geschicht/ kan ein ieder leichtlich verstehen. Des betruges aber ist mancherley art: sintemal sich solches treffen kan/ im verkuffen vnd kuffen/ in freymarcken vnd mieten/ im leihen vnd andern hndelen: Wie wir wegen des verkuffens ein altes verbot 32 Gottes haben/ Du solt in deinem hause nicht ein zwiefaches Ephah haben/ das ist eine Maß/ oder Scheffel/ [202, I5v.] sondern habe eine gantze vnd rechtfertige gewicht/ Also auch ein gantzes vnd rechtfertiges Ephah etc. Gehret nicht auch der wucher zu solchem betruge? Freylich gehret er dazu. Was ist aber der wucher? Es ist nutz von seinem gelde nehmen mit beschwer seines nehesten. Welches zu sehen ist aus dem Hebreischen wort/ damit der wucher im alten 33 Testament genennet ist/ welches eine beissung bedeutet. Daher man sehen kan/ das/ nutz von seinem gelde nehmen/ ohne solche verkurtzung oder beissung des nehesten/ keine snde sey/ auch kein wucher. Vnd darumb ist das auch im newen Testament niergend verbotten/ es sey den in dem verstande/ da vns der geitz vnd die begier ein andern das seine auszureissen verbotten wird: ob schon in demselbigen newen Testament/ alles so da wieder den geist vnd die lehre [203, I6] des Herrn Iesu Christi ist/ nicht an einem ort in sonderheit erzehlet wird. Was hat der Herr Iesus zu dem gebot gethan? 34 Das wir nicht sollen geitzig sein. Was ist aber geitzig sein? Es ist/ mehr zu haben begeren/ den man zur auffenthaltung dieses zeitlichen lebens/ so wolsein selbst/ als auch der seinen/ bedarff. Auf was weise geschiehet das? 30 31 32 33 34

Marginalie: Exod. 34.16. Deut. 7.3. Marginalie: I Cor. 7.10,11,12,13. Marginalie: Lev. 19.35. Deut. 25.14. Marginalie: Exod. 22.21. Leu. 25.36,37. Deut. 23.19,20. Marginalie: Luc. 12.15. Heb. 13.5. I Tim. 6.11.

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Also/ wen die menschen entweder mehr an sich bringen/ oder mehr aufheben/ als sie eigentlich bedrffen: 35 wie davon der Herr Iesus lehret. Welchs ist die eigene notturft/ die zur auffenthaltung des gegenwertigen lebens gehret? Narung vnd hlle oder kleider/ vnd das ohn welchs dis zeitliche leben nicht kan erhalten werden. Wohin sind das die Christen zu wenden verpflichtet/ was ihnen vber ihre eigene notturft vbrig ist? [204, I6v.] Das alles sind sie schuldig zu wenden auff die notturft der ehren Gottes/ oder die armen damit zu retten: Insonderheit aber die glaubens genossen. Worinne sie wiederumb solcher vorsichtigkeit gebrauchen sollen/ das sie darinne ihre ehre bey den menschen nicht suchen. Welchs der Herr Iesus ausdrcket in den worten/ 36 da er saget/ Las deine lincke hand nicht wissen/ was die rechte thut. Wie sol man der narung vnd kleider gebrauchen? Also/ das darinne kein vberflus auch keine wollust des fleisches gespret werde. Wie kan man sich aber fr dem vberflus vnd den fleischlichen wollusten htten? Also/ wen man speise vnd tranck/ allein zu vnser notturft vnd gesundheit gebraucht: vnd sich also kleidet/ das darinne kein vberflus/ auch keine leichtfertigkeit gesperet werde. [205, I7] Was nennestu den vberflus in essen vnd trincken? 37 Fressen/ sauffen/ zu welchen auch die gastereien vnd banckete gehren/ welche der Herr Iesus ausdrcklich verbeut: wie solchs die Schriffte des newen Bundes offentlich bezeugen. Welchs ist das neunde gebot? Du solt wieder deinen nechsten kein falsch zeugnis geben. Was gehret zu dem gebot? Eine iedere lgen/ welche nicht allein aus solch einem hertzen herfleust/ 38 das iemanden in der rede begeret zu verforteilen/ sondern auch die aus leichtfertigkeit herkmt: vnd darzu allerley afterreden vnd ohrenblasen/ verleumbden/ vnd verdammen. Welchs ist das zehende gebot? Du solt nicht begeren deines nehsten haus/ auch soltu nicht begeren deines nehesten weib/ weder knecht noch magd/ noch ochsen/ noch esel/ auch kein ding was sein ist. [206, I7v.] Was ist das/ seines nehesten haus etc. begeren? Es ist in seinem hertzen beschliessen/ vnd fest vornehmen/ das man seines nehesten dinge/ die vns wollgefallen/ haben mgen/ vnd solt es gleich durch die allervngebrlichsten mittel geschehen. Was ist in dem newen Bunde darzu gethan? Dis/ das man nicht allein/ also nicht begeren/ sondern das man auch sein hertz nach den dingen die man begeret/ nicht hencken soll/ ob man schon nicht gedchte die begierde 35 36 37 38

Marginalie: Luc. 12. Marginalie: Matth. 6.3. Marginalie: Luc. 21.34. Rom. 13.13. Gal. 5.21. Marginalie: Eph. 4.25. Rom. 1.30. I Pet. 2.1 Matth. 7.1. Luc. 6.37.

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

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zu vollenziehen/ sondern sich nur allein in seinem hertzen damit ktzele. Den was eim Christen zuthun oder zuhaben nicht geberet/ das geberet sich auch nicht zubegeren. Das II. Kapitel.

Von den geboten des Herrn Christi/ die er in sonderheit gegeben. [207, I8] DV hast mir nu ein theyl der gebot des Herrn Christi erklret/ welche in etlichen geboten Gottes begriffen/ so durch Mosen gegeben/ mit dem so in dem newem Bunde dazu gethan. Erklre mir auch itzt das theyl der gebot/ welche der Herr Christus in sonderheit gegeben hat. Die seind zweierley: ein theyl gehren zu den sitten: ein theyl zu den Ceremonien. Welche gehren zu den sitten? 39 Die: Sich selbs verleugnen: Sein creutz dem Herrn nachtragen: Ihme nachfolgen. Was ist das/ Sich selbs verleugnen? Es ist/ seinen eigenen willen gntzlich abtretten/ vnd allem bsen fleischlichen weltlichen begierden entsagen. Welche sind die bse fleischliche vnd weltliche begierde? Es sind die/ welche sich ziehen entweder zu den wollusten/ oder zum [208, I8v.] nutz/ oder zum hoffrtigen leben: welches S. Iohannes begrieffen hat in 40 den worten/ Habt nicht lieb die welt noch was in der welt ist etc. Den alles was in der welt ist/ des fleisches lust/ vnd der augenlust/ vnd die hoffart des lebens/ ist nicht aus dem Vater/ sondern aus der welt. In welchen worten S. Iohannes die dinge verbeut/ nicht allein wen sie geschehen/ mit anderer leut verkurtzung/ oder mit verletzung vnserer gesundheit/ oder auch endtlich mit verachtung anderer leute: sondern wan schon die glubigen ohne dis alles/ solche lste gebrauchen knten/ so sind sie gleichwol schuldig sie zuuerachten/ vnd keinen gefallen daran zuhaben. Was ist das/ Sein creutz dem Herrn nachtragen? Es ist/ sein hertz bereiten nicht allein zu allem trbsal/ sondern auch zum schmhlichsten tode/ welcher des Herrn halben vber vns kommen [209, I9] mchte/ vnd dasselbe guttwillig auf sich nemen/ vnd mit freuden tragen. Welchs ist die Nachfolgung des Herrn Iesu? Es ist seinen wandel dem leben des Herrn Iesu gleichformig machen. Worinne ist die gleichfrmigkeit gelegen? In den tugenden/ welche vns der Herr Iesus zum beyspiel vnd exempel an sich selbst vorgestellet hat. Welch sind die tugenden? Die vornehmsten sind die: Das vertrawen zu Gott/ Die volkomene liebe/ Demut/ vnd stetiges anhalten im gebet. Was ist das vertrawen zu Gott? Davon wirstu hernach hren. Welchs ist die volkomene liebe? 39 40

Marginalie: Matth. 16.24. Marginalie: I Ioh. 2.15,16.

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Die liebe zeucht sich entweder auf Gott/ oder auf vnsern nehesten. Welchs ist die volkomene liebe zu Gott? [210, I9v.] Es ist Gott den Herrn von gantzem hertzen/ von gantzer seelen/ von allen seinen krften vnd ber alles lieben. Welch ist die liebe zum nhesten? Die gehet so wol den Bruder an/ als den Feinde. Worinne ist die volkomene liebe zum Bruder gelegen? 41 Darinne/ das man auch sein leben vor in lasse/ welchs auch der Herr Iesus sein new gebot nennet. Daher man auch sehen kan/ das man ein Bruder schuldig ist/ nicht allein also/ wie sich selbst/ sondern auch mehr als sich selbst zulieben. Was ist das/ sein leben vor den Bruder lassen? Es ist den bruder zuerhalten/ nicht allein alle andere dinge hindan setzen/ sondern auch sich nicht wegern/ sein eigen leben in gefahr zugeben: wie 42 solchs der Apostel zeuget von Priscillen vnd Aquila/ vnd Epaphrodita. [211, I10] Worinne bestehet die liebe gegen den Feinde? 43 Gleich wie die feinde mancherley sind/ also ist auch die liebe mancherley. Den wir sind schuldig die/ so vns vermaledeien/ zubenedeien: denen/ die vns hassen/ guttes zuthun: vnd fr die/ so vns beleidigen vnd verfolgen/ zubitten: wen sie vns bitten/ ihnen zugeben: wen sie hungert/ sie zu speisen: wen sie durstet/ sie zu trncken: vnd wen sie wllen leihen/ in ihrem warhaften vnd eigentlichen anliegen/ vns von ihnen nicht wenden. Was ist die Demut? 44 Es ist von sich/ wen iemand schon der aller vornembste were/ gering halten/ vnd sich nicht wegern seinem nhesten/ ob er schon der aller geringste were/ den allergeringsten dienst zu leisten. Welchs vns der Herr Iesus Christus sonderlich in seiner person gezeiget hat/ da er seinen die[212, I10v.]nern 45 das ist/ den H. Apostel die fsse gewaschen hat. Was ist das sttige anhalten im gebet? Es ist/ so oft es iemehr geschehen kan/ an einer iedern stelle sein hertz zu Gotte erheben/ ihm alle seine/ der mitglubigen/ vnd aller andern menschen notturft/ vnd in sonderheit die 46 Knige vnd ander obrigkeit befehlen. Was ist aber denen ntig/ die da beten sollen? 47 Erstlich/ das sie Gotte vertrawen/ das ist/ nichts daran zweifeln/ das er ihnen das geben knne/ worumb sie bitten. Zum andern/ das sie nach Gottes willen bitten/ das ist vmb die dinge/ welche Gott verheischen hat/ vnd endlich das sie das thun/ was Gotte wollgefelt: In sonderheit aber das sie dem/ wieder welchen sie etwas haben/ verzeihen/ vnd allso ihre hnde aufheben ohn hader vnd zorn. Worzu das fasten sehr ntig ist/ 41 42 43 44 45 46 47

Marginalie: I Ioh. 3.16. Ioh. 13.34. Marginalie: Rom. 16.4. Philip. 2.30. Marginalie: Matth. 5.44. Luc. 6.27. Rom. 12.20. Marginalie: Phil. 2.3,5. Marginalie: Ioh. 13. Marginalie: I Tim. 2.2. Marginalie: Iac. 1.6. Mar. 11.24. I Ioh. 5.14. I Ioh. 3.22. Ioh. 9.31 I Tim. 2.8.

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

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welchs ihnen [213, I11] die glubigen/ am meisten vmb der vrsachen willen guttwillig erwhlen/ darinne man sich fr der heucheley am meisten htten soll. Worinne bestehet das fasten? Das fasten/ davon alhier geredet wird/ ist nichts anders/ als sich eine zeitlang von essen vnd trincken enthalten: wie das ein ieder aus vielen exempeln der H. Schrifft leichtlich verstehen kan. Aber ist das nicht auch fasten/ wen sich die menschen nur von etlichen gewissen speisen enthalten? Aus der beschreibung des fasten hastu verstehen knnen/ das dis kein fasten sey: Ia es ist eine gestalt der ker oder wehlung der speise/ welchs 48 der H. geist straffet/ vnd vnter die teuffelische lehren rechnet. Sollen aber die/ die da fasten sich an gewisse tage binden? Nein/ sie sollen das keines weges thun/ den das ist wieder die eigen[214, I11v.]schaft vnd freyheit der Christlichen Religion/ welche geistlich/ vnd in allem dem/ was darinne verrichtet wird/ an keine gewisse zeit noch tage gebunden ist. Zu dem/ ist das fasten vor sich selbst Gott dem Herrn nicht angenehm/ nur als den/ wen es die ehre Gottes/ oder vnsere seligkeit vnd vnseres nhesten oder andere notturft die da zu gehren/ von vns erfordert. Vnd darumb soll auch alle die zeit/ welche zum fasten angewendet wirt/ mit Christlichen dingen zu gebracht werden/ als da sind vbung in des Herrn gesetz/ eiferiges gebet/ vnd gottfrchtige vnterredung/ etc. Das III. Kapitel.

Von des Herrn Abendmahl. WElche sind aber des Herrn Iesu gebot/ die zu den Ceremonien gehren? [215, I12] Es ist nur eins/ des Herrn abendmahl. Was ist das vor ein werck? Es ist des Herrn Iesu einsetzung/ bey welcher die glubigen das brot brechen vnd essen: vnd auch aus dem Kelche trincken; zur verkndigung seines todes/ welchs in seiner Gemeine sol vnterhalten werden/ bis 49 der Herr komme. Was ist das/ der Herrn tod verkndigen? Es ist/ dem Herrn Christo offentlich vnd andchtig dafr/ das er aus grosser vnd vnaussprchlicher liebe gegen vns/ seinen leib martern/ vnd etlicher massen brechen/ vnd sein blut hat vergiessen lassen/ dancksagen: Vnd solche seine wolthat/ erheben vnd hochrhmen. Worumb hat der Herr Iesus nur des einigen wercks gedchtnis in seiner Gemein hinter gelassen? Derhalben/ das das von allen [216, I12v.] wercken des Herrn Christi das grsseste ist/ vnd ihm am allermeisten eigentlich zugehret; Den ob wol sein aufferstehung vnd erhhung weit grsser seind/ so hat doch dieselbe nicht der Herr Christus/ sondern Gott sein Vater gethan. 48 49

Marginalie: I Tim. 4.3. [Handschriftlich wurden ein bis zwei unkenntliche Buchstaben getilgt.]

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Ist aber keine andere vrsach/ vmb welcher willen der Herr das werck eingesetzet hat? Nein/ es ist keine andere: ob wol die menschen mancherley erdacht haben/ in dem eine sagen/ als solt es ein opfer fr die lebendigen vnd die todten sein: die andern/ das sie durch dessen gebrauch solten vergebung der snden erlangen/ vnd den glauben stercken/ vnd das ihnen dis werck des Herrn tod zu gemt fhre. Was soll man von solchen meinungen halten? Das/ das ihrer keine bestehen knne: Den weil das das ziel vnd das ende ist der begengnis des abendmahls [217, K] des Herrn/ das wir dem Herrn Christo fr die empfangene wolthat dancken: so ists offenbar/ das es nicht dazu eingesetzt/ als solten wir da etwas empfangen/ ja viel mehr ist dem/ der das heilige werck wrdig begehen wil/ von nten/ das er/ was Gott antrifft der vergbung der snden/ schon versichert/ vnd das er in seinem glauben bekrftiget sey/ vnd das ihm der tod des Herrn niemehr aus seinem gedchtnis komme. Was sol ich aber von dem halten/ als solt des Herrn Abendmahl ein opfer sein vor die lebendigen vnd die todten? Das/ das es ein grosser irtumb sey: 50 sintemal die H. Schrifft klrlich bezeuget/ das das opfer des Herrn Christi/ itzt im himmel verrichtet wirt/ vnd auf erden nicht knne verrichtet werden. Zu dem/ weil der Herr Iesus Christus selber der Hohepriester/ vnd auch das Opfer ist: derhalben kan [218, Kv.] ihn niemand opfern/ ausserhalb ihme selbst. Endlich/ weil das Opfer des Herrn Christi durchaus volkomen ist/ sintemal es nur eins ist/ durch welchs er in ewigkeit die volkomen gemachet hat/ die da geheiligt werden; so bedarf es keines wiederholens. Sonsten were es nicht volkomen. Wie sollen aber die worte verstanden werden/ Das ist mein leib? Diese wort verstehen die itzigen Christen nicht einerley. Den eine verstehn sie also/ Als solt sich das brot in den leib Christi/ vnd der wein in das blut/ leibhaftig verwandeln: welchs sie gemeiniglich Transsubstantiationem nennen. Die andern verstehn sie also/ Als solt der leib des Herrn im brot/ vnter dem brot/ vnd mit dem brot sein. Vnd endlich sind etliche/ die da meinen/ Als solten sie im Abendmahl des Herrn/ des warhaften leibes/ vnd des warhaften bluts des Herrn warhaftig geniessen/ [219, K2] iedoch geistlich. Welche meinungen alle irrig/ vnd betrieglich sind. Wie beweistestu das? Also. Das/ weil in den worten Das ist mein leib/ das wrtlein Das/ zu dem gantzen handel/ das ist/ zum brechen/ nemen/ vnd geniessen des brots/ vnd zum eingiessen vnd trincken des weines/ knne gezogen werden: So knnen 51 es die Christen keines weges notwendig zum brot vnd wein ziehen/ vnd also ihre irrige meinungen bekrftigen. Zu dem/ was die Transsubstantiation betrift/ weil die H. Schrifft das brot/ welchs wir bei dem werck gebrauchen/ auch bey dem gebrauch/ brot nennet/ wie aus den 52 worten S. Pauli zusehen ist: so ist daraus zusehen/ das das brot alda/ ohne eynige verwandlung in den leib des Herrn/ brot bleibe. Vber das/ zeuget die H. Schrifft klrlich/ das der leib 50 51 52

Marginalie: Hebr. 8.1,2,3,4. Hebr. 9.24. [Hier wurde das Wort „sie“ handschriftlich getilgt.] Marginalie: I. Cor. 10.16. Cap. 11. 26. 27. 28.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

des Herrn Christi im himmel sey/ vnd das es ntig sey/ das er [220, K2v.] da bleibe/ bis auf die zeit/ das alles herwieder bracht werde/ etc. derhalben kan er auf der erden wesentlich nicht sein. Vnd endlich/ so das brot in den leib Christi solt verwandelt werden/ so wrde daraus folgen/ das die menschen einen vnsterblichen leib/ leiblich oder fleischlicher weise msten geniessen knnen. Den das der Herr Iesus Christus ietzt einen solchen leib hab/ bekennet iederman. Aber das kan nicht sein/ das die menschen einen vnsterblichen leib leiblich oder fleischlicher weise geniessen solten; derhalben kan sich das brot in den leib nicht verwandelen. Was aber die ander meynung betrifft/ die kan so wol wegen der ietzt gedachten argumenten/ vnd sonderlich wegen des/ das der leib des Herrn im himmel ist/ nicht bestehen; als auch wegen des absurdi vnd vngereimten dinges/ das sie allen eigenschafften des leibes des Herrn Christi zuwie[221, K3]der ist. Endlich aber/ kan die dritte meynung nicht bestehen: weil das mit einander streitende dinge sind/ den warhaften leib Christi warhaftig geniessen/ vnd denselben geistlich geniessen. Vnd geben dieselben selbst gnugsam zuverstehen/ das solche ihre meynung nicht bestehn knne/ weil sie bekennen/ das keines weges knne erklret werden/ wie das zugehe/ oder ja/ das sie es nicht verstehen. Wie ist das zuverstehn/ was geschrieben ist vom essen des leibes des Herrn Christi/ vnd trincken seines blutes/ bey S. Iohanne im sechsten Kapitel? Der Herr redet da nicht von seinem Abendmahl: den daselbst schreibet er dem/ der sein fleisch isset/ vnd sein blut trincket/ das ewige leben zu/ ohn alle condition: vnd wiederumb sagt er dem/ der sein fleisch nicht isset/ vnd sein blut nicht trincket/ gntzlich das ewige leben ab. Weil aber slchs [222, K3v.] von des Herrn Abendmahl nicht kan gesagt werden (den es knte wol iemand desselben geniessen/ vnd gleichwol verloren werden: vnd wiederumb knte wol iemand desselben nicht geniessen/ vnd dennoch selig werden) daher ist zusehn/ das der Herr Christus an dem ort nicht davon rede. Sondern es redet der Herr von der vrsach des glaubens an ihn/ welche ist/ die ofte betrachtung seines todes/ den dadurch empfahen wir strckung zum gottseligen vnd vnsterblichen leben. Aber wie ist das zuverstehn/ was 53 S. Paulus sagt/ das der kelch der dancksagung/ in welchem wir dancksagen/ sey die gemeinschaft des bluts Christi; vnd das brot das wir brechen/ sey die gemeinschaft des leibes Christi? Also/ das die/ die den kelch zugleich segnen/ das ist/ dessen geniessen/ vnd des Herrn namen andechtig loben/ [223, K4] also auch die/ so das brot zugleich brechen/ offentlich dis bezeugen/ das sie gemeinschaft haben am blut vnd am leib des Herrn/ das ist/ an allen den gttern/ die vns der Herr Christus durch seinen tod zuwege gebracht. 54 Wie er auch kurtz darnach sagt/ das die Israeliten/ welche die opfer gegessen/ am altar gemeinschaft gehabt haben/ das ist/ zu dem allen gehret/ welchs bey ienem Gottesdienst verheissen gewesen. Sag mir nu den warhaften vnd eigentlichen verstand dieser wort des Herrn/ Das ist mein leib: Das ist mein blut. 53 54

Marginalie: I Cor. 10.16. Marginalie: V. 18.

Von dem Propheten Ampt des Herrn Christi

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Der schlechte vnd warhafte verstand dieser wort des Herrn ist der/ als wan der Herr gesagt hett: Das werck des brechens vnd essens des brots/ ist die verkndigung vnd gleich wie die abebildung dessen/ so sich mit meinem leibe zutragen sol; vnd das eingiessen vnd trincken des weines/ ist [224, K4v.] eine verkndigung/ vnd gleich wie fr die augen stellung dessen/ was sich mit meynem blut heben sol: Oder (damit wir auch die wort des Apostels Pauli auslegen I Cor. 11.25) das trincken aus dem kelch/ ist eine verkndigung der grossen liebe Gottes/ die er vns im newen Bunde angeboten; welche durch den tod des Herrn Christi bekrftigt ist. Vnd eben auf 55 die weise ist auch geschrieben von dem vngewnlichen essen des Osterlambs (den der Iuden lenden waren vmbgrtet/ ihre fsse geschuehet/ vnd hatten stbe in der hand/ vnd assen es eilend) das es der durchgang des 56 Herrn sey: Vnd von der zertheylung der abgeschornen haar/ von der verbrennung eines teiles/ vnd zerhackung des andern/ vnd zerstrewung des dritten/ vnd verwahrung des vierden teils/ vnd wiederumb von der verbrennung etlicher von denselbigen haaren/ das das Ierusalem sey. [225, K5] Das IV. Kapitel.

Von der Wassertauff.

WAs heltstu von der Wassertauff? Das/ das sie eine eusserliche Ceremonia sey/ durch welche die/ die da entweder aus dem Iudenthumb/ oder aus der Heidenschaft 57 sich zum Christenthumb im anfang begaben/ offentlich bekandten/ das sie den Herrn Christum fr ihren Herrn angenomen hatten. Gehren auch die vnmundigen kinder zu der Ceremonien? Sie gehren nicht dazu/ den wir haben davon weder gebot noch exempel in H. Schrifft. Zu dem weisets die sache selber aus/ das sie Christum fr ihren Herrn vnd Seligmacher keines weges bekennen knnen. Was sol man aber von denen halten/ die da die kinder teuffen? Ob sie wol hierinne irren/ sol man sie dennoch der vrsach halben nicht [226, K5v.] verdammen. So sie anders nicht abgtterer sind/ sondern gottfrchtig nach Christi geboten leben/ vnd andere nicht verachten/ die ihrer meynung zuwieder sind: Den das Reich Gottes bestehet nicht in der Tauff/ sondern in gerechtigkeit/ friede/ vnd freude im Heiligen Geiste. Was heltstu auch davon/ das etliche affirmiren/ als wan man durch das eusserliche werck solte wiedergeboren werden? Ich halte davon/ das sie sehr irren: den die wiedergeburt ist anders nicht/ als eine gntzliche vernderung vnser gedancken vnd willens/ wie es auch das wort wiedergeburt ffentlich bezeuget. Aber die gntzliche vernderung vnser gedancken vnd willens/ hat in den vnmundigen keine stelle: weil sie nicht wissen/ was recht oder linck ist/ zugeschweigen das sie so eine grosse sache angehen solt. In den erwachsenen aber/ in 55 56 57

Marginalie: Exod. 12,11. 27. Marginalie: Ezech. 5.5. [Korrektur aus „H eidenschaft“.]

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

[227, K6] welchen die vernderung der gedancken/ vnd des willens Gottes sein kan/ ists so weit von der warheit/ das dis das wasser solt ausrichten knnen/ das es auch scheinet/ einer abgtterey nicht vngleich zusein/ wen man eim materialisch dinge das zuschreibt/ welchs allein Gotte selbst/ vnd seynem heiligen wort sol zugeschrieben werden: sintemal Gott ist/ 58 der vns gutwillig durch das wort seiner warheit gezeuget hat: Vnd der same/ nicht der vergengliche/ sondern der vnvergengliche/ durch welchen wir sollen wiedergeboren werden/ ist 59 das lebendige vnd ewig bleibende wort Gottes. 60 Aber der Apostel sagt/ das vns Gott hab selig gemacht/ durch ein bad der wiedergeburt. Das ist war/ das der Apostel so redet: aber er sagt nicht/ das das bad der wiedergeburt die Wassertauffe sey. Es ist aber nicht new in heiligen 61 [228, K6v.] Schrifft/ das die geistliche reinigung vnser hertzen/ welche durch das wort Gottes geschiehet/ vnter einer figurlichen art zureden/ ein bad oder reinigung genennet wird. Den es zeugt 62 S. Paul/ das der Herr Christus seine Gemein geheiligt vnd gereinigt hab durch das wasserbad im wort/ 63 das ist/ durchs wort: Vnd der schreiber des briefs zun Hebreern/ vermanet die/ welche den Herrn Christum lengst zuvor schon angenomen hatten/ vnd derhalben der Tauff nicht bedrften/ das sie solten besprengte hertzen haben vom bsen gewissen/ vnd den leib abgewaschen mit reinem wasser. Vnd endlich/ erklret sich der Apostel an dem ort/ welchen wir vor vns haben/ selbst/ was er durch das bad der wiedergeburt verstehe/ in dem er die wort hinzu thut/ welche der obgedachten/ gleich wie eine erklrung sind: Vnd durch die ernewerung des heiligen Geists. Weil/ wie oben dar[229, K7]gethan/ das wrtlein/ Vnd/ so viel bedeuten kan/ als/ Das ist. Aber wie sol man das verstehn/ da Ananias zu Paulo spricht/ Stehe auf/ las dich teuffen/ vnd wasch deine s nde ab? Alhier soltu wissen/ welchs den auch andere rter/ die dem gleich sind/ zuverstehn ntzlich ist. Das wen irgents einem eusserlichen werck oder Ceremoni im newen Bunde etwas dergleichen zugeschrieben wird/ so zur seligkeit gehret/ das das nie nicht also verstanden werden/ als wen dieselbe eusserliche Ceremonia solchs auf irgents eine weise solt zuwege bringen knnen/ sonder das nur allein das/ was zur seligkeit gehret/ dadurch bezeuget werde. Derhalben 64 wird auch/ zum exempel/ gesagt/ das der kelch der dancksagung/ in welchem wir dancksagen/ ist die gemeinschaft des bluts Christi/ vnd das brot/ so wir brechen/ ist die gemein[230, K7v.]schaft des leibes Christi. Vnd am andern ort/ das die/ so in Christum 65 getaufft/ Christum angezogen haben. Vnd eben also knnen auch vnd sollen an diesem ort/ die wort Ananie eigentlich verstanden werden. Wiewol sie auch also knnen verstanden werden/ das Ananias nicht sag/ das S. Paulus seine snde durch die Tauff abwaschen solle: sondern das er sich solt tauffen 58 59 60 61 62 63 64 65

Marginalie: Iacob. 1.18. Marginalie: I Pet. 1.23. Marginalie: Tit. 3.5. [Handschriftliche Korrektur aus „heiliger“.] Marginalie: Ephes. 5.26. Marginalie: Heb. 10.22. Marginalie: I Cor. 10.16. Marginalie: Gal. 3.27.

Von dem Propheten Ampt des Herrn Christi

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lassen/ vnd die snde abwaschen/ durch anruffung des namens des Herrn: sintemal damals die zeit schon gekomen war/ das ein ieder/ der den namen des Herrn Christi anrieffe/ solt selig werden. Redet der Herr Iesus nicht von 66 der Wassertauff in der vnterredung mit Nicodemo? Keinerley weise. Den der Herr redet daselbst von der geburt von oben herab/ das ist/ der himmelischen. Zu dem/ redet er von slch einer geburt/ ohn welche der mensch ins himmel[231, K8]reich nicht kommen kan. Das aber slchs von der Wassertauff nicht knne verstanden werden/ gibt die vernunft selbs. Was er aber alda sagt vom wasser vnd geist/ das sind nicht vnterschiedene dinge: sondern durchs wasser wird der geist selbst verstanden/ oder geistlich wasser. Den auch alhier kan das wort/ Vnd/ bedeuten/ 67 Das ist. Wie solchs aus einer sehr gleichen rede zuersehn/ das Christus tauffen solt mit dem geist vnd fewr: vnd derhalben gedenckt auch der Herr Christus/ in der vnterredung ferner vortfahrend/ nicht mehr des wassers/ sondern nur allein des geists. Das V. Kapitel.

Von der Verheissung des Ewigen lebens. NAch dem ich nu verstanden/ welchs die volkomene Gebot des [232, K8v.] Herrn Iesu sind: so sag mir auch/ welche sind die Verheissungen? Die vornemste Verheissung/ vnd eine solche/ welche alles in sich begreifft/ ist das Ewige leben: Aber es ist auch eine andere Verheissung/ welche die ersten zuerlangen sehr ntig ist. Welche ist die? Die gabe des Heiligen Geistes. Oder sind solche verheissungen nicht auch in dem Gesetz Mosis begrieffen? Nein. Den du wirst in Mosis Gesetz nirgents finden/ das darinne das ewige leben verheissen were/ oder die gabe des heiligen Geistes/ denen/ welche den geboten des Gesetzes gehorsam weren; wie slchs geschehen in dem Gesetz/ das durch den Herrn Christum gegeben ist. Gleichwol hats das ansehn/ das vnter dem volcke Gottes auch vor der zukunfft des Herrn Christi die [233, K9] hofnung des Ewigen lebens gewesen. Es hindert nichts/ das iemand das nicht hoffen knne/ das ihm von Gotte nicht verheissen ist; wan nur dasselbe das man hoffet/ an ihm selbst eine gewnschte sache ist/ vnd daneben so beschaffen/ das es sehr vermutlich vnd gleublich ist/ das es Gott seinen liebhabern geben werde. Nu ist aber nichts/ das da mehr zuwnschen were als das Ewige leben. Vnd ist nichts vermutlichers vnd glaublichers als dis/ das Gott seinen liebhabern eine belohnung geben wlle/ die ihm warhaftig wol anstehe/ welch eine ist/ das Ewige leben: ohn welches alle andere gutthaten/ ob sie gleich von Gotte selbs herkommen/ des namens der Gttlichen belohnung kaum wert sind. Warumb nennestu das ewige leben eine solche belohnung?

66 67

Marginalie: Ioh. 3.5. Marginalie: Matth. 3.13.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Zweyer vrsachen halben. Erstlich darumb/ das nicht so fern das gut an [234, K9v.] ihm selbs/ als das ewige weren desselbigen guttes/ fr was gttlichs solle gehalten werden: Darnach/ das offenbar ist/ das ausserhalb des Ewigen lebens anderer gtter auch die teilhaftig sind/ so Gotte nicht dienen/ ja auch die/ so ihn lsteren. Werden den auch die das Ewige leben haben/ die sich dessen vertrstet haben/ obs ihnen gleich nicht verheissen gewesen? Ia sie werdens haben/ aber nicht alle: sondern nur die/ so Gotte von hertzen gedienet haben/ vnd seinen geboten gehorsam gewesen. Den es hindert nichts/ das Gott nicht mehr solt geben knnen/ als er verheissen hat: Vnd der Herr Christus lehret vns 68 das klar gnug/ da er aus den worten Gottes warhaftig vnd klglich schleust/ das Abraham/ Isaac/ Iacob von den todten aufferstehn/ vnd in ewigkeit leben werden: Welchem der 69 Schreiber des briefs zun Hebreern [235, K10] nachfolgt/ vnd spricht/ das sich Gott nicht scheme ihren Gott zunennen/ weil er ihnen eine statt bereitet/ vnd beschlossen hab/ das sie ewig leben sollen. So nu Got diesen menschen das ewige leben geben wil/ warumb hat ers ihnen den nicht verheissen? Gott hatte slche verheissung des ewigen lebens seinen liebhabern eine zeitlang aufgeschoben/ damit desto klrlicher offenbar were/ das solch ein herlichs gut/ Gottes lauter gabe ist/ die da aus seinem lautern vnd freyem gutten willen herfleust. Sind in dem newen Bunde ausserhalb dem ewigen leben/ auch nicht gtter dieses zeitlichen lebens verheissen? 70 Ia/ den die Schrifft bezeuget/ das auch vnter dem newen Bunde/ die gottseligkeit verheissung hab/ nicht allein des zuknftigen; sondern auch dieses kegenwertigen lebens. vnd/ so [236, K10v.] iemand des Herrn Christi/ vnd seines Evangelii halben alles das seine 71 verliesse/ das er slchs in dieser zeit hundertfltig/ mit verfolgung/ empfahen solle/ vnd in der zuknftigen welt das ewige leben. So wird den/ was die verheissungen dieses zeitlichen lebens betrift/ der newe Bund dem Alten in dem gleich sein? Dieweil aus andern rtern der 72 H. Schrifft offenbar ist/ das ein Christ an dem sich sol gengen lassen/ was da zur auffenthaltung des zeitlichen lebens genug ist; daher kan man sehen/ das die verheissungen dieses lebens vnter dem newen Bunde/ auch die vberflssigsten vnd die aller volkomensten/ also sollen verstanden werden/ das es eim Christen nirgents an mangeln solle/so zur auffenthaltung des zeitlichen lebens gehret. Aber vnter dem alten Bunde war es nicht allein frey mehr zusu[237, K11]chen vnd zuhaben/ als zur auffenthaltung dieses lebens gehret; sondern war auch frey/ aus dem vberfluß der zeitlichen haabe vnd gtter darnach zutrachten/ das zur wollust/ vnd zu andern dingen/ ohne welche man in diesem leben sein kan/ dienet; wen es nur ohn verkrtzung seines nehesten geschahe. Sollen derhalben die vberflssige vnd volkome68 69 70 71 72

Marginalie: Luc. 20.37. Marginalie: Heb. 11.16. Marginalie: I Tim. 4.8. Marginalie: Marc. 10.30. Marginalie: I Tim. 6.8.

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ne verheissungen dieser zeitlichen gtter im alten Testament also verstanden werden/ wie sie lauten/ vnd man sol viel lieber dieselben erweiteren/ als einziehen oder verschmeleren. Vnd eben hieraus kan man verstehen/ das das ewige leben/ vnter dem alten Bunde nicht sey verheissen gewesen. Sonsten hette der newe Bund keine bessere verheissung den der alte/ sondern viele mehr geringere. Dessen kegentheil aber haben wir oben bewiesen. [238, K11v.] Das VI. Kapitel.

Von der Verheissung des H. Geistes. ERklre mir auch die ander verheissung/ vnd lehre mich/ was da sey die gabe des H. Geists. Die gabe des H. Geists/ die im newen Bunde verheissen/ ist zweyerley: Die eine so iemerdar weret: vnd die andere/ so nur eine zeitlang gewret; vnd diese zwar ist sichtbar gewesen/ jene aber ist vnsichtbar. Welche ist die sichtbare/ vnd nicht lange wrende? Es ist die gabe gewisse wunderwercke zuthun/ oder sonsten wunderbarliche wirckungen zubesitzen/ welche anfnglich denen offentlich gegeben ward/ so an den Herrn Christum glubeten. Warumb hat die gabe nicht iemerdar gewret? Darumb/ das sie zur befestigung [239, K12] der warheit des newen Bundes gegeben ward/ welchs/ da Gott gesehen das gnugsam befestiget were/ hat diese gabe aus seinem rhat vnd beschlus aufgehret. Was verstehestu dadurch/ wen du sagst/ das der Bund gnug befestiget gewesen? Ich verstehe/ das schon hernach an dem/ was da geschehen war zur befestigung des Bundes/ die so da geschickt waren der lehre Christi zugleuben/ gnug gehabt/ das sie denselben hetten gluben knnen. Welche sind nun die geschickten? Es sind die/ welche eines frommen hertzen/ oder nicht weit von der frmigkeit sind: den Gott hat nicht gewolt/ das die/ die solche nicht sind/ keine vrsach hetten die lehre Christi zuverwerffen/ wie sie gehabt hetten/ wen die bekrftigung iemerdar gewehret hette. Den also were keiner so bse gewesen/ das er nicht hett sollen verste[240, K12v.]hen/ das die lehre des Herrn Christi warhaftig ist/ vnd also nicht aus liebe der tugent oder der gottseligkeit/ sondern von wegen des sehr gewnschten des 73 guts/ nemlich des ewigen lebens/ das der Herr Christus den seinen verheisset/ dieselbe lehr nicht hett annehmen sollen/ vnd also were in der Christlichen Religion/ welche aus Gottes rhat vnd vorsatz die eigenschaft hat haben sollen/ das sie die frommen von den bsen offentlich absonderte/ kein vnterscheid zwischen bsen vnd frommen. Sag mir nun auch/ was das fr eine iemerdar wehrende gabe des heiligen Geistes sey? Ehe ich dazu kome/ wil ich dir das beweisen/ das vnter dem newen Testament eine gabe des H. Geists ist/ welche iemerdar/ das ist zu allen zeiten in der gemeine des Herrn Christi wehret. 73

[Dieses Wort ist handschriftlich gestrichen.]

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Ia darumb bit ich dich. [241, L] So soltu nu wissen/ das dis ausserhalb andern gezeugnissen aus den worten des Herrn Christi zuersehn/ 74 welche man bey S. Luca lieset/ aus welchen offenbar ist/ das Gott seinen kindern/ die ihn darumb bitten/ den H. Geist gebe/ vnd allezeit geben wlle. Was ist den der Heilige Geist? Damit du das desto besser verstehen mgest/ soltu wissen/ das das wort Heiliger Geist/ in den schrifften des newen Bundes/ erstlich bedeutet das Evangelium selbst vnsers Herrn Christi; wie das der ort beweiset I Cor. 2. 9,10. so du ihn zu dem ort 2 Tim. 1. 10. thun wirst. Den was der Apostel im ersten sagt/ das vns Gott offenbaret hab durch seinen geist; das sagt er im andern/ das Christus durch das Evangelium an tag gebracht hab; dis ist aber das ewige leben vnd der weg zu demselbigen. Welche dinge der Geist ge[242, Lv.]nennet sind/ zum teil darumb/ das sie allein von Gott offenbaret sind/ vnd durch menschliche vernunft nicht haben knnen ausgedichtet werden: zum teil darumb/ das die dinge zu vnserm Geist gehren/ vnd vns Geistlich machen/ welchs das Gesetz nicht 75 hatte: derhalben auch der Apostel S. Paulus sich selbst einen diener/ nicht des buchstabens/ das ist/ des Gesetzes/ sondern des Geistes/ oder des newen Testaments nennet. Vnd wen der heilige Geist in dem verstande genomen wird/ so wird er allen denen gegeben/ welchen das Evangelium verkndiget wird. Darnach bedeutet das wort Heiliger Geist/ die gabe Gottes/ welche nur gewissen menschen gegeben wird/ welche/ weil sie 76 die H. Schrifft an andern rtern ein pfand nennet/ oder auch das pfand vnsers erbes/ vnd darneben von ihm sagt/ das er in vnsere hertzen gegeben werde/ daher mus endlich geschlos[243, L2]sen werden/ das er nichts anders sey/ als eine starcke vnd feste hoffnung des verheissenen ewigen lebens/ welche mir in vnseren hertzen flen. Oder empfahen wir die hoffnung des ewigen lebens nicht/ durch die verkndigung des Evangelii? Wir empfahen sie zwar etlicher massen. Den durch die verkndigung des Evangelii kan iemand die hofnung des ewigen lebens erlangen/ welche darinne verheischen wird (den worzu solte es sonst verheissen werden) Aber gleichwol scheinet es sehr ntig zu sein/ solch eine feste vnd gewisse hoffnung in vns zu wircken/ das man durch derselbe kraft 77/ in allen anfechtungen/ im glauben bestendig beharren mge/ das die verheischung/ so vns eusserlicher weise durch das Evangelium gegeben wird/ von Gotte auch innerlicher weise in vnsern hertzen bekrfftiget werde. [244, L2v.] Wird aber die innerliche bekrftigung allen denen gegeben/ welche die eusserliche erlangen/ das ist/ welchen das Evangelium verkndiget wird? Nicht allen: sondern nur denen/ welche dem Evangelio/ das ihnen verkndiget wirt/ gluben/ vnd also/ so sie der eusserlichen ersten weise/ welcher Gott zur bestttigung seiner verheischung von dem Ewigen leben gebraucht/ mit danck annemen/ vnd wol gebrauchen. Den so die gabe des H. Geistes/ welche nicht allezeit weret/ nur denen gegeben war/ welche dem verkndigten Evangelio glubten; so wird viel mehr die gabe 74 75 76 77

Marginalie: Luc. 11.13. Marginalie: 2 Cor. 3.6. Marginalie: 2 Cor. 1.22. 5.5. Ephes. 1.14. [Handschriftliche Korrektur aus „durch derselben kraft“.]

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des H. Geists/ welche iemerdar weret/ niemand anders gegeben/ nur denen/ die das Evangelium mit danck annehmen/ vnd ihm gntzlich glauben. Darf man darzu/ das iemand der verkndigung des Evangelii gleube/ der innerliche gabe des heiligen Gei[245, L3]stes nicht? Nein/ man darf ihrer nicht: vnd man findet auch in der H. Schrifft keinen ort davon/ das die gabe iemand anders solt gegeben werden/ ausserhalb denen/ die dem Evangelio schon geglubet. Weil du mich nu gelehret hast/ was die gabe des H. Geistes sey/ so bit ich dich/ lehre mich auch/ ob der H. Geist eine person in der Gottheit sey? Er ists auff keinerley weise nicht. Den es werden in H. Schrifft dem H. Geist slche dinge zugeschrieben/ 78 welche einer person keines sinnes zugehren. Als da sind/ das er gegeben werde/ vnd das von ihm gegeben werde/ vnd das/ entweder nach der maß/ oder auch ohne maß: Das er außgegossen/ vnd das von ihm außgegossen werde; das die menschen da mit getrncket werden/ das vermehret 79/ zweifach gegeben/ das er in teile abgeteilet/ das er genomen/ das von [246, L3v.] 80 ihm genommen werde; das er zu zeiten ist/ zu zeiten nicht ist; vnd endtlich/ das er verloschen werde/ vnd dergleichen dinge mehr werden in der H. Schrifft von ihm geschrieben gefunden. Darnach wirts auch daher bewiesen/ das der H. Geist natrlich nicht ausser Gott ist/ sondern in Gotte selbst. Den wen er in Gotte natrlich nicht were/ het der Apostel Paulus den Geist Gottes mit dem Geist des menschen nicht vergleichen knnen/ welcher in dem menschen natrlich 81 ist. Den er sagt/ Welcher mensch weiß/ was im menschen ist/ ohn der Geist des menschen/ der in ihm ist: also weiß auch niemand die dinge/ die da ttlich sind/ nur der geist Gottes. Weil aber eine person in der andern sonderlich g vom Herrn Christo redende/ reciprocè nicht sein kan/ das ist/ auf solche weise/ das wie der H. Geist in dem Vater ist/ also auch der Vater in dem H. Geist sein solt; da[247, L4]her kan man sehen/ das der H. Geist keine person ist. Zu dem/ wirt aus eben dem/ das der H. Geist die krafft Gottes ist (das es aber die sey/ ist offentlich zusehen aus den worten/ da 82 der Herr zu den Aposteln sagt: Vnd ihr werdet beharren in der stat Ierusalem/ bis das ihr angethan werdet mit der Kraft aus der h he) bewiesen/ das er nicht eine person in der Gottheit ist/ weil oben erwiesen/ das nur eine Gttliche person ist. Endtlich/ wen der H. Geist eine person were/ so mste daraus folgen/ das er ein Gttliches wesen hette/ weil ihm die H. Schrifft solche dinge zuschreibet/ welche eigentlich dem Gttlichen wesen zustehen. Aber weil du oben verstanden/ das nur ein Gttliches wesen ist/ welches vielen personen zugleich keines sinnes kan gemein sein; derhalben wird daher krfftig geschlossen/ das der H. Geist nicht knne eine person in der Gottheit sein. [248, L4v.] Wie sind den die rter zuverstehen/ in welchen dem H. Geist die sachen/ so der personen eigen sind/ vnd Gotte selbst zustehen/ zugeschrieben werden? 78 79 80 81 82

Marginalie: Act. 5.32 I Ioh. 4.13. Ioh. 3.34 Eph. 4.7. Act. 2.17. & 33. I Cor. 12,13. Eph. 5.18. 2 Reg. 2.9. [Handschriftliche Korrektur aus „das er mehret“.] Marginalie: Ioh. 7.39. I Thess. 5.19. Marginalie: I Cor. 2.11. Marginalie: Luc. 24.49.

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

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Also/ das offt in der H. Schrifft etlichen dingen das zugeschrieben wird/ so eigentlich einer person zustehet/ vnd gleichwol sind die dinge keine 83 personen/ als der snden/ das sie betrogen vnd todgeschlagen; dem Gesetz/ das es rede; vnd der Schrifft/ das sie mercke vnd zuvor verkndige; vnd der liebe/ das sie langmtig sey/ freundtlich/ das sie nicht misgnne/ das sie nichts verkerets thue/ das sie nicht das ihre suche/ das sie sich nicht bewegen lasse/ das sie nach dem bsen nicht trachte/ das sie sich nicht frewe der vngerechtigkeit/ sondern frewe sich der warheit; sie vertrage alles/ sie gleube alles/ sie hoffe alles/ sie dulde 84 alles: vnd endtlich dem geist/ das ist/ dem winde/ das er wehe wo er wil/ [249, L5] vnd man hre seine stimme/ aber man wisse nicht/ wo er herkome/ oder wo er hingehe. Weil nu der H. Geist die krafft Gottes ist/ daher komt es/ das das/ was Gotte eigentlich zustehet/ dem H. Geist zugeschrieben wirt/ vnd wirt oft vnter dem namen des H. Geistes nichts anders verstanden/ als Gott selbst/ so fern er seine krafft durch den Geist beweiset. 85 Aber wie sagstu/ das der H. Geist die krafft Gottes sey/ weil die krafft Gottes vnd der H. Geist vom Engel in den worten zur Iungfraw Marien vnterschiedlich genennet werden? Das findet man sehr oft in heiliger Schrifft/ das ein ding/ an einem ort mit zweyen vnterschiedlichen namen genennet wird/ zu mehrer erklrung desselben. Welches das es auch an diesem ort geschihet/ bezeugen die zween rter/ an welcher einem/ 86 der H. Geist/ die krafft aus der [250, L5v.] hhe genennet ist (welchs eines ist mit dem/ die krafft des allerhhesten) 87 vnd am andern schlecht/ der heilige Geist; vnd die/ da vom Herrn Christo 88 geschrieben ist bey S. Mattheo vnd Luca/ das er teuffen werde/ mit dem H. Geist vnd fewr/ vnd bey S. Marco schlecht/ mit dem H. Geist. Das VII. Kapitel.

Von der Bekrfftigung des willen Gottes. DV hast mir gesagt/ wie vns der Herr Iesus den willen Gottes offenbaret hab: sag mir auch wie er ihn bekrftiget hat. Betreffende das/ was der Herr Christus selbs gethan hat/ sind drey dinge/ die den willen Gottes besttigen/ welchen Christus verkndiget hat: als nemlich/ Die volkomene vnschuld seines lebens; Die grosse vnd vnzehliche wunder; vnd sein Todt: [251, L6] welchs auch aus dem einigen zeugnis/ andere viele vorbeygehende/ zusehen/ 89 da S. Iohannes spricht/ Das drey seind/ die auff erden zeugen/ der Geist/ Wasser/ vnd Blut. Den ohn zweiffel wirt durch das wort Geist/ der geist Gottes/ durch welches krafft die wunder geschehen: durch das Wasser aber/ Christi vnschuldiges leben: vnd durch das Blut/ sein todt verstanden. 83 84 85 86 87 88 89

Marginalie: Rom. 7.11. Rom. 3.19. Gal. 3.8. I Cor. 13. Marginalie: Ioh. 3.8. Marginalie: Luc. 1.35. Marginalie: Luc. 24.49. Marginalie: Act. 1.5. Marginalie: Matth. 3.11. Luc. 3.16. Mar. 1.8. Marginalie: I Ioh. 5.8.

Von dem Propheten Ampt des Herrn Christi

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Was war den fr eine vnschuld des lebens des Herrn Iesu gewesen/ vnd wie ist da durch der wille Gottes befestiget? Die vnschuld des lebens des Herrn Christi war so gethan/ das er nicht allein keine snde begangen/ vnd kein betrug in seinem munde befunden/ vnd der snde nicht hat knnen vberzeuget werden: sondern hat so heilig gelebet/ das weder vor ihm/ noch nach ihm in niemande solche heiligkeit gefunden/ also/ das er darinne eine grosse gleichheit gehabt [252, L6v.] mit dem allerhhesten Gotte. Vnd daher ists offenbar/ das die lehre/ die er 90 gebracht/ warhaftig ist. Aber welchs sind die wunderwerck Christi gewesen/ vnd wie wirt der wille Gottes dadurch bekrfftiget? 91 Die wunderwerck waren so groß/ das niemand vor ihm dergleichen gethan: vnd war ihrer so viel/ das S. Iohannes hat drffen schreiben/ das wan sie in sonderheit heten 92 sollen aufgezeichnet werden/ die welt das buch nicht wrde begriffen haben. Das aber dadurch des Herrn lehre bestetiget ist/ erscheinet daraus offentlich/ das Gott dem solche krafft nicht wrde gegeben haben/ der von ihm nicht gewesen were. Das IIX. Kapitel.

Von dem Todt des Herrn Christi. WElcherley ist nu sein todt gewesen? [253, L7] Solcherley/ das viele trbsal fr dem tode her gegangen/ vnd der tod fr sich selbst war der allerschrcklichste 93 vnd schmhlichste/ also das die Schrifft von ihm zeuget/ das er den brdern in allem gleich gewesen. Warumb zeuget die Schrifft vom Herrn Christo/ das er begraben/ vnd das ihn Gott im grabe nicht vergessen hab? Darumb/ das man sehen knne das er warhafftig gestorben sey/ vnd gleichwol im tode nicht geblieben; vnd das also seine glubigen/ eine gewisse hoffnung hetten/ das auch sie/ ob sie gleich von dem tode warhaftig verschlungen würden 94/ darinne nicht vmbkommen sollen. Warumb war ntig/ das Christus so viel liedte/ vnd slch einen schreklichen tod auf sich nehme? Darumb/ das die/ die er seligmachen solte/ gemeiniglich slchen Trbsal vnd Tod vnterworffen sind. [254, L7v.] Warumb war ntig/ das Christus der seligmacher seiner gleubigen/ solche trbsal vnd den todt auff sich neme/ wie auch sie? Dessen sind zwo frnehme vrsachen/ wie auch der Herr Christus seiner gleubigen Seligmacher sonderlich auff zweyerley weise ist. Erstlich/ das er sie mit seinem exempel beweget/ sich an den weg der seeligkeit/ auf welchen sie getreten/ fest zu halten. Darnach/ das er der ist/ der sie in aller gefahr vnd versuchung erhelt/ vnd endlich/ von dem 90 91 92 93 94

[Das Wort „er“ ist handschriftlich ergänzt.] Marginalie: Ioh. 15.24. Ioh. 21.25. [Handschriftliche Korrektur aus „het“.] Marginalie: Heb. 2.17. [Handschriftliche Korrektur aus „wurden“.]

182

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

ewigen todt errettet. Wie htte aber Christus mit seinem exempel seine gleubigen bewegen knnen/ sich an die sonderliche gottseeligkeit vnd vnschuld/ ohn welche sie nicht knnen selig werden/ zu halten/ wen er zuvor den schrecklichen tod/ welcher darauf leichtlich folget/ nicht gekstet hett? Oder wie htte er solche sorge fr sie tragen knnen/ sie in versuchungen zu [255, L8] retten/ vnd von allem vbel zuerlsen/ wen er selbs vberflssig nicht erfahren htte/ wie die versuchung so schwer/ vnd an ihm selbst der menschlichen natur so vntrglich seind? Welchs alles dadurch bekrfftiget 95 wird/ was S. Petrus sagt/ das Christus fr vns gelitten hab/ vnd vns ein frbilde gelassen/ das wir seinen fußtapfen nachfolgen sollen; vnd durch das was geschrieben im briefe 96 zun Hebreern/ das Christus/ in dem er versuchet sey/ vnd gelitten hab/ knne die/ so da versuchet werden/ erretten: 97 vnd ferner in demselbigen briefe/ Das er mit vnser schwachheit ein mitleiden haben knne/ weil er versucht sey allenthalben/ gleich wie wir. Aber htte es Gott nicht machen knnen/ das seine glubigen solchen trbsaln vnd schrcklichem tod nicht weren vnterworffen gewesen? Er hets zwar wol gekond/ wen er die natur aller dinge hett ndern wol[256, L8v.]len: aber das thut Gott nicht/ es sey den zu zeiten/ vnd gar selten/ vnd das in etlichen sonderlichen dingen/ vnd nur ein zeitlang; aber nicht allewege/ vnd ins gemein: wie es hier ntig were/ wen er gewolt htte/ das die glubigen des Herrn Iesu dem todt vnd trbsaln nicht solten vnterworfen sein. Aber warumb were es so ntig gewesen? Darumb das die glubigen Christen eine sonderliche Gottseligkeit vnd vnschuld in sich haben; vnd das es ihnen nicht frey ist sich selbst zu rchen. Vnter welchen das erste aus seiner natur das wircket/ das sie von allen bsen menschen sehr gehasset/ vnd daher von ihnen grewlich verfolget/ vnd wen irgents eine gelegenheit oder einiger schein vorfelt/ leichtlich zum tode vberantwortet werden. Das ander aber gibt den bsen menschen noch mehr hertzes/ vnd gelegen[257, L9]heit/ das sie dasselbe ins werck richten. Wie hat vns das blut oder der tod Christi den willen Gottes bekrftiget? Auff zweyerley weise. Die eine ist/ das er vns wegen der grossen 98 liebe 99 Gottes gegen vns offentlich versichert/ also/ das vns Gott das fr gewis geben wolle/ was er vns im newen Bunde verheissen hat: darumb es auch das blut des newen Bundes genennet wird/ welchs besser dinge redet den Abels blut; Christus aber selbst/ der trewe vnd warhafte zeuge. Die ander ist/ das wir durch die aufferstehung Christi/ welche ohne seinen tod nicht hat sein knnen/ von vnser aufferstehung/ vnd also/ von der erlangung des ewigen lebens versichert sind/ so wir den geboten des Herrn Christi gehorsam sein. Erklre mir das weitleuftiger/ wie wir durch die aufferstehung Christi/ [258, L9v.] vnd also durch seinen tod hierinnen versichert sind?

95 96 97 98 99

Marginalie: I Pet. 2.21. Marginalie: Heb. 2.18. Marginalie: & cap. 4 15. [Handschriftliche Korrektur aus „grosse“.] Marginalie: Ioh. 3.16 Rom. 5.8. Heb. 13.20. & 12.24.

Von dem Propheten Ampt des Herrn Christi

183

Erstlich/ Seind wir durch den tod vnd die aufferstehung des Herrn Christi/ darinnen derhalben versichert/ das wir aus dem exempel Christi selbst sehen/ das die/ welche Gotte gehorsam sind/ aus dem allerschrecklichsten tode errettet werden. Darnach/ das wir schon gewisse sind/ das der Herr Christus selber die macht hat/ den seinen/ das ist/ denen so ihm gehormsam sind/ das ewige leben zu geben. Den also war die aufferstehung des Herrn Christi durch sein blutvergiessen geschaffen/ das er/ nach dem er von den todten erstanden ist/ alle macht im himmel vnd erden empfangen hat. Wie versichert vns die macht des Herrn Christi/ die er durch seinen tod empfangen hat/ mehr von dem/ was vns Gott durch ihn verheissen hat/ als wen er sie nicht empfangen hett? [259, L10] Auf zweierley weise. Zum ersten das wir schon gleich wie einen anfang sehen der erfllung Gttlicher verheissungen; vnd sonderlich weil Gott der Herr ausdrcklich verheissen/ das vns der Herr Christus von dem tode zum leben erwecken/ vnd vns das ewige leben geben soll. Darnach/ das wir auch gleicher weise sehen/ das die erfllung der verheissungen Gottes/ die er vns gethan/ in dessen hand vnd macht ist/ welcher sich nicht schemet vns seine brder zu nennen/ vnd welcher alle das elend gekostet hat/ dem wir/ so wir ihm wollen gehorsam sein/ vnterworfen sind; vnd derhalben kan er sich vber vns erbarmen/ vnd vnser schwachheit verstehn/ wie davon oben gedacht. So ist nu/ wie ich verstehe/ vnser seligkeit halben/ mehr an der aufferstehung vnd macht des Herrn Iesu/ den an seinem tode gelegen? Ia/ den so zeuget davon auch die [260, L10v.] 100 H. Schrifft selbs: So wir Gott hnet sind durch den tod seines Sohnes/ da wir noch feinde waren/ vielmehr vers hnet sind. 101 Vnd ferner: werden wir selig werden durch sein leben/ so wir nu vers Wer wil verdammen? Christus ist der/ der da gestorben ist/ vnd vielmehr das er auch aufferstanden ist/ welcher auch zur rechten Gottes ist/ welcher vns auch vertrit. Aber warumb schreibet die H. Schrifft dis alles so offt seinen tode zu? Darumb: Erstlich/ das der tod der weg war zur aufferstehung vnd der erhhung/ also/ das Christus ohne denselbigen/ nach dem rath vnd versehung Gottes/ dazu nicht hat kommen knnen. Darnach/ das vns der tod/ vnter allen den dingen/ welche Gott vnd der Herr Christus vnser seligkeit halben gethan/ die liebe so wol Gottes als des Herrn Christi/ am allermeisten zuverstehen gibt/ vnd [261, L11] also vns Gotte zuvertrawen vnd Christo gehorsam zusein bewegt. Ist nicht noch eine andere vrsach/ warumb der Herr Iesus gestorben ist? Nein/ Es ist keine andere/ ob man gleich ietzt in der Christenheit zum meisten theyle meinet/ als solt vns der Herr Christus/ durch seinen tod die ewige seligkeit verdienet 102 vnd fr vnsere snde volkomen genug gethan haben: welcher verstand irrig/ vol verfhrung vnd sehr schdlich ist. Wie soll ich das verstehen? 100

Marginalie: Rom. 5.10. Marginalie: Rom. 8.34. 102 [Handschriftliche Korrektur aus „verdienen“.]

101

184

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Was den irthumb vnd verfhrung anlanget/ wird das daher offenbar/ das in der H. Schrifft nicht allein nichts davon vorhanden 103/ sondern das es auch der H. Schrifft vnd der rechten vernunft entkegen ist. Zeige mir das ordentlich. Das davon in H. Schrifft nichts ausdrcklich vorhanden 104/ ist daher offenbar/ das die/ die solchen verstand [262, L11v.] befrdern/ nie nicht ein aufgedruckten buchstaben der Schrifft zeigen/ solches zubeweisen; sondern nur etliche consequentien oder schlusreden/ darmit sie es vemeinen darzuthun: welche schlusreden wie sie nicht sollen verworffen werden/ wen sie aus Gottes wort grntlich geschliessen 105/ also gelten sie hinwiederumb nichts nicht/ wen sie dem zuwieder sind. Aber wie strebet der verstand wieder die H. Schrifft? Also das die H. Schrifft vberal 106 ausdrcklich zeuget/ das Gott allezeit/ aber am allermeisten vnter dem newen Bunde den menschen ihre snde vmbsonst vnd aus gnaden verzeihe; dem aber ist nichts mehr zuwieder/ als die gnugthung. Den wem gnug geschicht/ es sey vom schuldner selbs/ oder von iemand anders an seiner statt/ von dem kan keines sinnes gesagt werden/ das er seinen [263, L12] schuldner vmb sonst vnd aus gnaden verziehen hab. Zeige mir auch wie es wieder die vernunft strebe? Das wird daher bewiesen/ das daraus folgen mste/ das Christus Iesus des ewigen todes mste gestorben sein/ so er Gotte dem Herrn fr vnser snde solte haben gnug gethan: weil es einem iedern bekand/ das die straff/ welche die menschen mit ihren snden verdienet hatten/ der ewige tod ist. Darnach wolt daraus folgen/ das wir dem Herrn Christo mehr wrden verpflichtet sein/ den Gotte dem Vatter; den Christus wrde vns mit solcher gnugthung grosse gnade bewiesen haben/ der Vater aber keine/ weil ihm von Christo gnug geschehen. Zeige mir auch/ wie solcher verstand schdlich sey? Also/ das er den menschen vrsach gibt zu allerley mutwillen/ oder zum [264, L12v.] wenigsten zur nachlssigkeit im gotseligen leben. Die Schrifft aber zeuget/ das vnter andern auch das ziel vnd ende des Herrn todes sey/ 107 das wir sollen erkaufft sein von aller vngerechtigkeit/ vnd errettet von der gegenwertigen bsen welt/ vnd erkauft vom eiteln wandel/ der vns von den vtern vbergeben/ vnd in vnserm gewissen gereiniget sein von den todten wercken/ dem lebendigen Gotte zu dienen. Aber wormit vermeinet man gleichwol solche meinung zubeweren? Man bemhet sich auff zweyerley weise sie zubeweisen. Erstlich durch eine gewissen ration oder beweiß/ darnach mit der Schrifft. Welchs ist die ration/ oder der beweiß? Sie sagen/ das in Gotte sey ein angeborne Barmhertzigkeit vnd Gerechtigkeit 108. Vnd gleich wieder Barm[265, M]hertzigkeit eigenschaft ist/ snde zu verzeihen; so sagen 103

[Handschriftliche Korrektur aus „verhanden“.] [Handschriftliche Korrektur aus „verhanden“.] 105 [Handschriftliche Korrektur aus „geschliessen“.] 106 Marginalie: Cor. 5.19. Rom. 3.24,25. Ephes. 2.8 Mat. 18.23. 107 Marginalie: Tit. 2.14 Gal. 1.4. I Pet. 1.18. Hebr. 9.14. 108 [Korrigiert aus „Gerechtigkei“.]

104

Von dem Propheten Ampt des Herrn Christi

185

sie/ sey der gerechtigkeit eigenschaft/ eine iedere snde zu straffen. Weil aber Gott gewolt hab/ das beydes seiner Barmhertzigkeit gefget/ vnd seiner Gerechtigkeit genug geschehe: so hab er die weise erfunden/ das der Herr Christus an vnser statt litte/ vnd also seiner Gerechtigkeit gnug thet; das also Gotte in der menschlichen natur gnug geschehen mge/ welche Gott mit ihrer vbertrettung erzrnet hatte. Wie antwortestu auff solche ration oder beweis? Gleich wie die ration oder beweiss eusserlich scheint sehr zierlich zu sein/ also ist in der that selbs nichts warhaftiges vnd grundtlichs darinne. Den ob wir das wol gern zugeben/ vnd vns dessen sehr trsten/ das Gott vnser Herr sehr Barmhertzig vnd Gerecht ist : so gestehen wir doch das nicht/ das solche eine Barmhertzig[266, Mv.]keit/ vnd solche ein Gerechtigkeit/ wie die vnser Wiedersacher alhier verstehen/ Gotte solt angeboren sein. Den was die Barmhertzigkeit anlanget/ das die Gotte nicht also angeboren sey/ wie sie meinen/ wirt damit bewiesen/ das Gott keine snde niemehr wrde straffen knnen. Wiederumb aber auff der ander seit/ so Gotte eine solche Gerechtigkeit angeboren were/ wie sie meinen/ so wrde Gott niemehr keine snde vergeben knnen; sondern wurde sie allezeit straffen mssen. Den wieder das/ was Gotte angeboren ist/ kan er nie nichts thun. Als zum exempel/ weil Gotte die weißheit angeboren ist/ so kan er wieder die nie nichts thun: sondern alles was er thut/ das thut er weißlich. Weil aber offenbar ist/ das Gott/ gleich wie er die snde verzeihet/ also dieselbe auch straffet/ wen es ihm gefelt: so siehet man hieraus augenscheinlich/ das solche Barmher[267, M2]tzigkeit/ vnd solche Gerechtigkeit/ wie sie vnser Wiedersacher verstehen/ Gott nicht angeboren ist; sondern das sie nur wirckungen sind seines willens. Zu dem/ nennet die heilige Schrifft die Gerechtigkeit/ welche vnser Wiedersacher der Barmhertzigkeit entgegen setzen/ vermittelst welcher Gott die snde straffet/ nirgents Gerechtigkeit/ sondern vielmehr den Zorn vnd Grim Gottes; Ia viel mehr wirt in H. Schrifft 109 der Gerechtigkeit Gottes das zugeeignet/ wen Gott die snde verzeihet. Was helstu den davon? Das/ das Gotte ein solche eigenschaft angeboren ist/ welche quitas vnd rectitudo, auff Teutsch/ Billigkeit vnd Richtigkeit mag genennet werden/ welche gegen die vnbilligkeit gesetzet ist: daher alle wercke Gottes volkommen/ richtig/ vnd gerecht seind/ so wol wen er snde verzeihet/ als wen er sie straffet. [268, M2v.] Aber welches seind die schrifften/ aus welchen sie sich vnterstehen solchen ihren verstand zu bewehren? Die/ da die heilige Schrifft zeuget/ das Christus fr vns/ oder fr vnsere snde gestorben sey. Darnach/ das er vns erkaufft hab/ oder das er sich selbs vnd seine seele zur erlsung fr vns gegeben hab. Item/ das er vnser Mittler sey. Item/ das er vns mitt Gotte vershnet hab/ das er vnsere snde getragen/ das er die vershnung ist fr vnsere snde. Endtlich/ das die opffer des alten Testaments den todt des Herrn Christi figuriret haben. Wie antwortestu auff die rter? Was das belanget/ das Christus fr vns gestorben/ das beweiset keine 110 gnugthuung. Den die H. Schrifft zeuget/ das auch wir schuldig seind vnsere seelen fr die Brder 109 110

Marginalie: I Ioh. 1.9. Rom. 3.25,26. Marginalie: I Ioh. 3.16.

186

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

hinzugeben; 111 vnd S. Paulus zeuget von ihm selbst/ da er spricht/ Jetzt frew ich mich [269, M3] in meinen tr bsalen/ (die ich) f r euch (leide/) vnd erf lle abermahl das vbrige der tr bsalen Christi in meinem fleisch f r seinen leib/ welcher ist die Gemeine. Vnd gleichwol ists gewis/ das weder die gleubigen fr ihre Brder gnug thun/ noch S. Paulus fr die Gemeine gnug gethan hat. Wie ist nu das zu verstehen/ das der Herr Iesus fr vns gestorben ist? Also/ das das wrtlein F r vns/ nicht bedeutet An vnser stadt/ sondern Vnsernt halben: wie auch der Apostel ausdrcklich sagt/ I Cor.8.11 Welchs du auch aus gleicher rede verstehen 112 kanst/ da die Schrifft sagt/ das er fr vnsere snde gestorben sey; welchs den nicht bedeuten kan/ das er an vnser snde statt gestorben/ sondern vnser snde halben: wie wir Rom. 4 25. ausdrcklich lesen. Das aber Christus fr vns gestorben/ ist so zu verstehen/ das er derhalben gestorben ist/ [270, M3v.] auff das wir die ewige seeligkeit/ die er vns vom himmel gebracht/ beides hier annehmen/ vnd dort auch erlangen mgen. Wie aber das zugehe/ hastu oben gehret. Wie antwortestu aber darauff/ das vns der Herr Iesus erkaufft hat? Das das wrtlein Erkauffen/ wen es vom Herrn Christo gesagt wird/ keine gnugthuung bewehre/ ist daraus zu sehen/ das eben dasselbe/ so wol im alten/ als auch im newen Bunde/ von Gotte selbst gesagt wird/ 113 das er sein volck aus Egipten erkauft hab/ das er seinem volck ein erkauffung gemachet hab: Darnach/ das geschrieben ist/ das Gott Abraham vnd David erkauft hab: Item/ das Moses ein erkauffer oder erlser gewesen: Item/ das wir von vnser vngerechtigkeit erlset seind/ oder von vnserem eitelen wandel/ oder vom fluch des Gesetzes. Nu ist aber gewiß/ das Gott fr niemand iemals gnug ge[271, M4]than/ vnd das auch der vngerechtigkeit nie nicht gnug geschehen sey. Aber wie verstehestu das/ das vns der Herr Iesus Christus erkaufft/ oder seine seele zur erlsung gegeben hab? Das wort Erkauffen/ bedeutet schlecht/ Erl sen. Von dem tode aber des Herrn Christi wird derhalben gesagt/ das er vns dadurch erlset hab/ das wir/ vermittelst seines todes/ die erlsung erlanget haben/ beides von der snde selbst/ das ist/ das wir hinfurt nicht sndigen sollen; vnd auch von der straff der snden/ das ist/ das wir dem ewigen tode entgehen/ vnd ewig leben mchten. Warumb wird diese vnser erlsung durch das wort Erkauffen erklret? Derhalben/ das eine grosse gleichnis ist zwischen ihr/ vnd zwischen einer eigentlichen vnd schlechten erkauffung. Den wie in der eigentli[272, M4v.]chen erkauffung erstlich mus ein gefangener sein: darnach auch der/ der den gefangen helt: weiter auch der/ so da erkeuffet; vnd endtlich die erkeuffung oder bezahlung: Also ist auch in dieser vnser erlsung/ erstlich der mensch der gefangene: darnach ist die snde/ der teuffel/ die welt/ vnd der tod/ bey welchen er gefangen ist: weiter ist Gott oder Christus der da erkeuffet; endtlich ist die erkeuffung/ oder die bezahlung der Herr Christus selber/ oder vielmehr sein leben/ welchs von Gotte dem Vater/ vnd Christo selbst dahin gegeben. Nur darinne ist der vnterscheidt/ das in dieser vnser erlsung das nicht gefunden wirt/ das iemand 111

Marginalie: Col. 1.24. Marginalie: I Cor. 15.3. 113 Marginalie: Exod. 15.13. Luc. 1.68. Esa. 29.22. Psal. 31.6. Act. 7.35 Tit. 2.14 I Pet. 1.18. Gal. 3.13.

112

Von dem Propheten Ampt des Herrn Christi

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die erkauffung oder bezahlung nemmen solt/ welchs den notwendig vnd allezeit bey einer eigentlichen erkeuffung sein muß. Warumb gebrauchet der Heilige Geist lieber des figurlichen worts/ [273, M5] als eines eigentlichen? Darumb/ das durch das figurliche wort/ die liebe vnd mhe/ welche Gott vnd Christus der Herr in vnser erlsung bewiesen hat/ viel besser erklret wird: Sintemal eine erlsung oft ohne liebe sein kan; aber eine erkeuffung/ vnd sonderlich ein solche grosse erkeuffung/ nie nicht. Aber was antwortestu darauff/ das Christus der Mittler ist zwischen Gotte vnd den menschen/ oder des newen Bundes? Darauß wirt auch nicht bewiesen/ das Christus solt fr vnsere snde gnug gethan haben: weil auch von Mose gelesen wird/ das er der Mitler gewesen (verstehe zwischen Gotte 114 vnd dem volck Israel/ vnd des alten Bundes) vnd gleichwol ists gewiß/ das er Gotte dem Herrn fr niemande hab gnug gethan. Warumb ist den der Herr Iesus also genennet? [274, M5v.] Darumb das er mitt dem menschlichem geschlecht einen newen vnd ewigen Bund aufgerichtet hat/ vnd allen den willen Gottes/ durch welchen wir zu Gott zutritt haben/ den menschen offenbaret hat. Aber was antwortestu darauf/ das er vns mit Gotte vershnet hat? Zum ersten das/ das die Schrifft nirgends sagt/ das Christus vns Gott den Herrn solt vershnet haben; sondern nur das/ das wir durch Christum/ oder seinen tod vershnet seind/ oder Gotte dem Herrn vershnet seind; vnd dis kanstu abnehmen auß allen rtern/ welche von der vershnung zeugen. Derhalben/ kan hierauß nichts geschlossen werden/ was vnsere Wiedersacher wollen. Darnach/ das das in H. Schrifft gefunden 115 wirt/ das vns Gott ihm selbst vershnet hab/ welchs der Wiedersacher meinung gantz vnd gar vmbsonst. [275, M6] Was wird den durch das vershnen verstanden? Dis/ das Christus vns/ die wir von wegen vnser snde Gottes feinde/ vnd von ihm verfrembdet waren/ den weg gewiesen/ wie wir vns zu Gotte bekeren/ vnd vns mit ihm vereinigen sollen. Was sagstu aber darauf/ das Christus der Herr vnser snde getragen hat? Das auch hieraus keine gnugthuung knne bewiesen werden/ kanstu daraus verstehen/ das nach dem Hebreischen text auch von Gotte geschrieben 116 ist/ das Er der sey/ der seine barmhertzigkeit tausenden beweise/ vnd das er die vngerechtigkeit vnd snde trage: Vnd S. Mattheus sagt ausdrcklich/ das zu der zeit/ da Christus allerley krancken gesundt gemachet/ sey erfllet worden/ was durch den Propheten Esaiam geschrieben/ 117 Er hat vnser schwachheit auf sich ge[276, M6v.]nomen/ vnd vnsere seuche hat er getragen. Nu ists aber gewis/ das Gott fr die snde niemande gnug gethan/ vnd auch der Herr Christus fr der menschen kranckheit nicht. 114

Marginalie: Gal. 3.19. Marginalie: 2 Cor. 5.18. Col. 1.20,22. 116 Marginalie: Exod. 34.7. Num. 14.18. 117 Marginalie: Mat. 8.17.

115

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Aber wie sol man die rede die rede verstehen? Also/ das Christus alle vnsere snde vnd bosheit/ oder die straffe dafr/ von vns genomen/ vnd gleich wie in ein fernes land weggetragen hab: wie auch die heilige Schrifft offentlich sagt/ das er das Lamb Gottes sey/ welches der welt snde abtilget/ oder 118 wegnimbt/ vnd das er einmahl geopffert sey/ wegzunemen vieler snde. Aber wie antwortestu darauf/ das der Herr Iesus vnser Vershnung oder gnadenstuel genennet ist? Das auch daraus keine gnugthuung knne bewiesen werden/ ist erstlich daraus offenbar/ das Gott selbs den Herrn Christum zum gnadenstel frgestellet hatt 119/ wie der A[277, M7]postel 120 ausdrcklich sagt. Darnach aus dem/ das auch die decke vber der 121 laden Gottes der gnadenstel/ oder die vershnung genennet ist; ob schon 122 offenbar ist/ das dieselbe Gotte fr niemande gnug gethan hab. Vnd entlich ists weit ein ander ding/ iemand vershnen/ als fr iemand gnug thun: sintemal der/ der da vershnet wird/ von seinem recht viel nachgeben kan; aber der/ dem man gnug thut/ trit nichts davon ab. Wie verstehestu den das? Also/ das sich Gott vns durch Christum sehr vershnet vnd gnedig erzeiget/ vnd alles durch ihn offenbaret hat/ was er gwolt/ das wir wissen sollen: vnd sonderlich darinne/ da er seynen Sohn fr vns in den tod gegeben hat. Derhalben thut auch der Apostel 123 an dem obangezogenen ort die wort dazu/ In seynem blut. Aber was antwortestu auf die rter/ in welchen gesagt wird/ das die [278, M7v.] opffer des Alten Testaments den tod Christi sollen figuriret oder abgebildet haben? Erstlich sol man wissen/ das nicht die opffer selbst des alten Testaments seinen tod figuriret haben; sondern das nur allein das schlachten des thiers/ welch 124 ein mahl im iahre geschlachtet ward/ vnd mit welches blut der Hohepriester in das allerheiligste gieng/ seynen tod figuriret hat: welchs wie es nicht das opffer selbs gewesen/ sondern nur gleich wie eine vorbereytung dazu/ vnd desselben anfang; das opffer aber selbst damals allererst in der that selbs verrichtet worden/ wen der Hohepriester mit dem blut des thieres in das allerheiligste eingegangen: Also ist der tod des Herrn Christi auch nicht sein opffer selbs gewesen. Sondern nur gleich wie eine vorbereytung da zu vnd ihr anfang; das opffer aber des Herrn Christi ist allererst in der that [279, M8] verrichtet worden/ da der Herr Christus in den himmel eingegangen ist: davon du hernach an seynem ort hren wirst. Zu dem/ wen gleich die opffer des alten Testaments den tod des Herrn Christi figuriret htten/ so folgete dennoch nicht daraus/ das der tod des Herrn/ Gotte fr vnsere snde het sollen gnug thun/ weil das die Schrifft nirgents zeuget/ das die opffer solten die krafft gehabt haben/ das sie fr der menschen snde solten haben genug gethan. Nu ist aber ntig/ das zwischen der figur/ vnd dem das da figuriret wird/ dennoch ein gleichnis sey. 118

Marginalie: Ioh. 1.29. Hebr. 9.28. [Handschrift Korrektur aus „hab“.] 120 Marginalie: Rom. 3.25. 121 Marginalie: Heb. 9.5. 122 Marginalie: Exo. 25.22. 123 Marginalie: Rom. 3.25. 124 [Handschriftliche Korrektur aus „welche“.]

119

Von dem Propheten Ampt des Herrn Christi

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Was helstu nu von den opffern des alten Testaments? Das vornemlich/ das die snde des volckes Gottes dadurch gereyniget sind/ das ist/ durch Gottes gnade vnd rath/ vermittelst derer opffer vergeben worden. [280, M8v.] Das IX. Kapitel.

Von dem Glauben.

ICh hab nu vernommen welche die dinge sind/ die zum newen Bunde gehren/ so viel Gott anlanget: Sag mir auch ietzt von denen dingen/ welche den newen Bund betreffen/ so viel vns angehet? Was vnserenthalben zum newen Bunde gehret/ ist der Glaube an den Herrn Iesum Christum. Was ist der Glaub an den Herrn Iesum Christum? Dis wird in H. Schrifft auf zweierley weise betrachtet: Zu zeiten bedeutet es den glauben/ auf welchen die seligkeit nicht notwendig folget: Zu zeiten den/ auf welchen die seligkeit notwendig folget. Welch ist der glaube/ auf welchen die seligkeit nicht notwendig folget? Es ist nur allein eine bewilligung darauf/ das die lehre vnsers H. Ie[281, M9]su Christi warhaftig ist: auf welchs das die seligkeit nicht folge/ kan man sehen an den obersten/ von welchen 125 S. Iohannes sagt/ das ihrer viel an den Herrn glaubeten/ aber wegen der Phariseer bekanten sie ihn nicht/ damit sie nicht aus der versammlung geworffen wrden. Welch ist nu der glaub/ auff welchen die seligkeit notwendig folget? Es ist das vertrawen durch den Herrn Christum in Gott. Daher man sehen kan/ das der glaub an den Herrn Christum zwey dinge in sich begreiffe: Das eine ist/ das man nicht allein Gotte/ sondern auch dem Herrn Iesu Christo vertrawe. Das ander/ das man Gotte gehorsam sey nicht allein in dem was er vns in seynem Gesetz befohlen/ vnd durch den Herrn Christum nicht aufgehaben; sondern auch in dem allen/ was Christus zum Gesetz hinzu gethan hat. So begreiffestu in dem glauben [282, M9v.] auch den gehorsam? Freylich/ den es weiset die sach selber aus/ das niemand knne gefunden werden/ der in seinem hertzen eine gewisse hoffnung von der verheissung des ewigen lebens/ welche der Herr allein denen verheissen/ die ihm gehorsam seind/ habe/ der da dem H. Christo nicht solt gehorsam sein; sintemal die Vnsterbligkeit so ein grosses gut ist/ das es niemand gutwillig verachten kan. Zu dem/ zeuget der 126 Apostel Iacobus offentlich/ das wie der leib ohne den geist tod ist/ also auch der glaub ohn die wercke tod sey: vnd 127 ein wenig vor dem/ zeuget er/ das der glaube Abrahams/ aus den wercken volkomen worden. Derhalben werden auch nur die gottfrchtigen/ vnd Gotte gehorsame menschen/ glaubigen genennet/ warvon das II. cap. zun Hebreern insonderheit zeuget.

125

Marginalie: Ioh. 12.42. Marginalie: Iacob. 2.26. 127 Marginalie: V. 22. 126

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

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Warumb setzet der Apostel Paulus die wercke dem glauben entke[283, M10]gen? An den rtern/ da der Apostel Paulus den glauben den wercken entkegen setzet/ redet er von denen wercken/ welche den volkomenen vnd immerwerenden gehorsam in sich begreiffen/ welchen Gott im Gesetz erforderte; aber nicht von solchen/ welche den gehorsam in sich begreiffen/ welchen Gott erfordert von vns/ die wir an Christum glauben. Was ist aber das fr ein gehorsam? Das man erstlich den alten menschen mit seynen wercken ausziehe/ von allen vorigen snden ablasse/ welchs die H. Schrifft die Busse nennet; vnd darnach/ das man nach hchstem vermgen den willen Gottes also thue/ das man nicht nach dem fleische wandele/ sondern die wercke des fleisches durch den Geist tdte: oder kurtz zu reden/ das man in keiner snde keinen habitum oder ge[284, M10v.]wonheit habe: herwieder aber/ das man in allen Christlichen tugenden ein habitum oder gewonheit habe. 129

Das X. Kapitel.

Von dem Freyen Willen des menschen. ISt aber das in vnser macht/ das man Gotte also gehorsam sey? Ia/ den es ist gewis/ das Gott den ersten menschen also geschaffen hatte/ das er ihm ein freyen willen gegeben. Nu ist aber keine vrsach/ warumb ihm Gott denselben nach seinem fall htt nemen sollen: weil solchs die gerechtigkeit Gottes nicht zugibt/ vnd wird auch dessen vnter den straffen/ welche Gott vber Adams snde bestimmet hat/ gantz nicht gedacht. Ist aber der freye wille des menschen durch die Erbsnde nicht vertorben? Es ist keine Erbsnde/ hat den[285, M11]noch dadurch der freye wille den menschen nicht knnen verdorben werden: den es kan aus heiliger 130 Schrifft nicht bewiesen werden/ das eine Erbsnde sein solt/ vnd der fall Adams/ weils nur ein einiger gewesen/ hat solche krafft nicht haben knnen/ das er das/ so Adam angeboren war/ het verderben sollen/ vnd vielweniger aller seiner nachkommen. Das aber dis fr eine straff auf ihn solt gelegt sein/ bezeuget beydes die schrifft nirgents/ wie obgedacht/ vnd ist vnmglich/ das Gott/ der aller billigkeit vrsprung ist/ solchs solt gethan haben. Aber es lest sich ansehen/ das eine Erbsnde sey/ aus den rtern bey 131 Mose: Alles dichten des menschlichen hertzen ist nur b se all sein lebenlang: 132 vnd/ Das dichten des menschlichen hertzen ist b se von seiner iugent an. Die rter reden von freywilliger vbertrettung: kan derhalben die Erb[286, M11v.]sunde daraus nicht bewiesen werden. Den was den ersten ort belanget/ zeiget Moses/ das es ein solche vbertrettung gewesen/ vmb welcher willen Gott gerewet/ das er den menschen geschaffen/ vnd vmb welcher willen er fr sich genomen hatte/ ihn mit der 128

Marginalie: Rom. 3.28. & 4.5. Marginalie: Gal. 2.16. Eph. 2.8,9. 130 [Handschriftliche Korrektur aus „heiligen“.] 131 Marginalie: Gen. 6.5. 132 Marginalie: Gen. 8.21.

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sndflut zustraffen. Welchs von der angebornen snde/ welcherley die Erbsnde sein mste/ nicht hat knnen gesagt werden. Im andern ort aber zeiget er/ das die bosheit des menschen solche krafft hernachmals nicht hatte haben sollen/ das Gott die welt ihret halben straffen solt/ welchs gleichfals zu der Erbsnde nicht kan gezogen werden. Aber was helstu davon/ das David im 51. Psalm sagt/ das er in snden empfangen/ vnd das ihn seine mutter in snden gewermett hett? Alhier sol man erwegen/ das David nicht von allen menschen rede/ sondern nur von ihm selber/ vnd 133 dis [287, M12] nicht schlecht/ sondern angesehen seynen fall/ vnd redet dis auf solche weise/ wie man bey demselben David 134 liset: Die gottlosen haben sich verkehret von der mutter an/ sie haben geirret von mutter leibe an/ die da l gen reden. Derhalben wirt auch aus diesem ort die Erbsnde nicht bewiesen. 135 Aber S. Paulus sagt/ das sie in Adam alle gesndigt haben? Man findet das bey S. Paulo nicht/ das sie in Adam alle solten gesndigt haben/ sondern in der Griechischen sprach sind solche wort/ die man gemeiniglich vbersetzet/ In welchem/ welche man kan vbersetzen/ 136 durch das wrtlein weil/ oder so fern/ wie das aus gleichen rtern zuersehen. Vnd derhalben kan auch aus diesem ort das nicht geschlossen werden/ das eine Erbsnde sein solte. Wie weit erstrecket sich der freye wille den menschen? [288, M12v.] Es ist gemeiniglich in dem menschen von natur sehr wenig krafft das zu thun/ was Gott von ihm haben wil. Aber der wille das zu thun ist in allen von natur. Iedoch ist die krafft nicht so gering/ das der mensch/ wen Gottes hlff dazu komt/ vnd der mensch ihm selbst gewalt thun wil/ dem willen Gottes nicht solt knnen gehorsam sein: Vnd Gott der Herr versagt auch seine hlff niemand von denen/ welchen er seinen willen offenbaret hat: sonsten wrde er die/ so ihm vngehorsam seind/ keines weges mit billigkeit zchtigen oder straffen knnen: vnd gleichwol thut er dis alles beides. Welch ist die hlffe Gottes? Die hlffe Gottes ist zweierley: Innerlich vnd eusserlich. Welche ist die Eusserliche? Es seind seine verheissungen/ vnd drewungen/ vnter welchen gleichwol die verheissungen viel mchtiger vnd [289, N] krftiger synd: vnd derhalben auch/ weil vnter dem newen Bunde viel herlichere verheissungen synd/ den vnter dem alten/ ists leichter vnter dem Newen Gottes willen zuthun/ den vnter dem Alten. Welche ist die Innerliche hlffe Gottes? Es ist die/ wen Gott das/ was er denen verheischen/ die ihm gehorsam sind/ in ihren hertzen auch versiegelt. So nu ein freyerwille des menschen ist/ wie du das beweisest/ warumb sind den dem so viel menschen zuwieder? Sie thun es derhalben/ das sie sich bedncken lassen/ sie haben gewisse zeugnis/ aus welchen sie darthun knnen/ das kein Freyerwille sey. 133

[Handschriftliche Korrektur aus „vn“.] Marginalie: Psal. 81. 135 Marginalie: Rom. 5.12. 136 Marginalie: Rom. 8.3. Phil. 3.12. Heb. 2.18. 2 Cor. 5.4.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Welche seind die zeugnissen? Sie seind zweyerley: Die eyne sind/ aus welchen sie sich das zuschliessen vnterstehen: vnd die andern/ von welchen sie sich bedncken lassen/ das [290, Nv.] sie den Freyen willen ausdrcklich auffheben. Welche sind nu die/ aus welchen sie sich bemhen das zuschliessen? Es sind alle die/ welche von der Versehung Gottes reden. Aber was verstehen sie fr eine Versehung? Eine solche/ das Gott von ewigkeit her/ von allen menschen/ die zu allen zeyten haben sein sollen/ durch seinen vnwandelbaren schlus/ etliche gewisse menschen mit namen zur ewigen seligkeit verordnet/ vnd die andern alle zur ewigen verdamnis vervrteilet hab: nicht derhalben/ das er dieser vngehorsam/ vnd iener gehorsam zu vor gesehen/ sondern darumb/ das es ihm also wolgefallen/ vnd das solcher sein Schlus von beyden vnwandelbar ist. Was helstu aber davon? Der verstand von solcher Versehung Gottes/ ist gantz irrig: vnd das [291, N2] vornemlich vmb zweyerley vrsachen willen. Die eine ist/ wen das war were/ so wrde aller Gottesdienst aufgehoben. Die ander/ das man mste Gotte derhalben sehr vngereymete dinge zuschreiben. Zeige mir/ wie durch den verstand der Gottesdienst aufgehoben werde? Dis beweise ich dir also: Das daraus klrlich folget/ das alles so zum Gottesdinst gehrig/ necessariò, oder notwendig geschehen mste. Wen aber dem also were/ was were es ntig zu arbeyten/ vnd sich zubemhen/ das man mchte gottfrchtig sein? Den es ist vergebens zuarbeyten vnd sich zubemhen/ da alles necessariò oder notwendig geschiehet/ wie das die vernunft selbs giebet. Thut man aber arbeyt/ mhe/ vnd fleis gotselig zu leben weg/ so mus kurtzumb aller Gottesdienst vntergehen. Zeige mir auch/ welche die vngereymten dinge sind/ welche Gotte [292, N2v.] msten zugeschrieben werden? Es seind die viere. Das erste/ Vngerechtigkeit/ Den es were vber die maß ein vnbilliche sache/ iemand darumb straffen/ das er das nicht gethan/ das er keines weges thun knte. Gott aber straffet die bsen/ vnd die ihm vngehorsam sind; die es gleichwol in ihrer macht nicht haben/ das sie gottfrchtig/ from/ vnd Gotte gehorsam sein knnen/ so er schon versehen hatt/ das sie nicht gotfrchtig/ oder Gotte gehorsam sein sollen: ia das noch mehr ist/ so es Gott selber also beschlossen/ das sie keines sinnes gottfrchtig vnd ihm gehorsam sein knnen. Das ander ist/ Heucheley vnd betrug. Den Gott selbst/ der da beschlossen hatt/ das ein grosser/ ia der grsseste teil derer/ denen das Evangelium verkndiget wird/ nicht sollen seelig werden/ lest gleichwol allen in der verkundigung die seligkeit antragen: vnd also thun er [293, N3] etwas anders/ vnd gedenckt etwas anders/ welchs eigentlich Heucheley ist: vnd das noch erger ist/ thet er das in solch einer sache/ dardurch ein ander betrogen wirt. Das dritte ist/ Vnverstand: welcher sich darinne bewiese/ das es ein schein haben wrde/ als wan sich Gott darumb bekmmerte/ das er doch wol weis/ das nicht sein oder geschehen knne. Was kan aber vnverstendigers erdacht werden/ als sich darumb bemhen/ vnd ein schein von sich geben/ als wan man sich darumb mit allem fleis bemhete/ das man wol weis/ das keynes weges sein kan/ vnd sich also iederman zum spotte machen? Das vierde ist/ Bosheit.

Von dem Propheten Ampt des Herrn Christi

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Den also wrde Gott eine vrsach der snden sein. sintemal/ so es von nten ist/ das der/ der da sol verdammet werden/ auch sndige; so ists gewise/ das der/ der zuvor/ ehe dan iemand gesndiget/ beschlossen hat/ das er sol verdam[294, N3v.]met werden/ auch msse beschlossen haben/ das er sndigen sol. Aber wormit beweisen sie ihren verstand von solcher versehung? Sie bemhen sich den zubeweisen mit etlichen zeugnissen der H. Schrifft/ von welchem dis das vornembste ist/ da der Apostel also spricht: 137 Wir wissen aber/ das denen/ die Gott lieben/ alle dinge zugleich zum besten dienen/ die nach dem vorsatz beruffen sind: Den welche er zuvor erkant hat/ die hat er auch verordnet/ das sie gleich sein solten dem bilde seines Sohnes/ auf das derselbe der erstgeborne sey vnter vielen dern. Welche er aber verordnet hat/ die hat er auch beruffen: welche er aber Br beruffen hat/ die hat er auch gerecht gemacht: welche er aber gerecht gemacht/ die hat er auch herlich gemacht. Was antwortestu auff den ort? Damit du den/ vnd andere dergleichen rter desto besser verstehen [295, N4] mgest/ so wil ich dir erstlich etwas/ davon sagen/ was Versehung/ Erwehlung vnd Beruffung in H. Schrifft bedeute. Ich bitte dich sag mir das? Das wort Versehung/ bedeutet in H. Schrifft nichts anders/ nur einen solchen schlus Gottes von den menschen vor der welt anfang/ das er denen/ die an ihn glauben/ vnd ihm gehorsam sein werden/ das ewige leben schencken: vnd dagegen/ die an ihn nicht glauben/ vnd ihm nicht wollen gehorsam sein/ mit dem ewigen verdamnis straffen wlle. Welchs daher zusehen/ das der H. Christus/ welcher ein volkomener ausleger des raths vnd willens Gottes gewesen/ solchen schlus vnd verordnung Gottes vns ausgelegt/ vnd verkndigt hat/ das ein ieder/ der an ihn glaubet/ das ewige leben gewiß haben; wer aber nicht glauben werde/ gewiß solle verdammet werden. [296, N4v.] Aber was sagstu von der Erwehlung? Das wort Erwehlung/ wen von vnser seligkeit geredet wird/ hatt zweyerley verstand. Den zu zeyten wird von allen denen/ welche auff die verkndigung des Evangelii bewilligen/ gesagt/ das sie von Gotte erwehlet sind: Zu zeyten wirts von denen gesagt/ welche nicht allein darauf bewilligen/ sondern auch ihr leben darnach anstellen. Vom ersten verstande dieses worts magstu lesen/ I Cor. 1. 26. 27. Sehet an/ lieben Br der/ ewern beruf/ das nicht viel weisen nach dem fleisch/ nich viel gewaltige/ nicht viel edle sind beruffen: Sondern das th richte der welt hat Gott erwehlet/ das er die weisen zu schanden machet: vnd das schwache der welt hatt Gott erwehlet/ das er zuschanden machet das starcke. da Beruffen vnd Erwehlen fr eins genomen wird. Vom andern hastu Matth. 22. 14. da der Herr [297, N5] Christus spricht/ das viel beruffen sind/ aber wenig außerwehlet. Beyder verstand aber wirt bewiesen aus dem/ was der Apostel S. Petrus 138 sagt: Befleisset euch/ das ihr ewern beruf vnd wahl feste machet/ durch gutte werck. wie slchs etliche exemplaria haben. Aber was sagstu von der Beruffung? 137 138

Marginalie: Rom. 8.28. Marginalie: 2 Pet. 1.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Wan sich dis wort zu vnser seligkeit zeucht/ so bedeutet es eben das/ was das wort Erwelen im ersten verstande: wie aus den oben angezogenen rtern zusehen. Wie antwortestu auff den ort? Also/ das der ort zur Versehung/ welche das kegenteil treibet/ gantz nicht gehre. Den ihre versehung ver 139ordnet gewisse menschen zum ewigen leben/ vnangesehen ihre gutte wercke: Aber S. Paulus redet alhier nur von solch einer versehung/ welche die angehet/ die Gott lieben: vnd [298, N5v.] beweiset/ das solchen keine trbsal schade/ ja zum besten helffe. Von denen aber/ sagt er darumb/ das sie versehen sind nach dem vorsatz/ damit er darthet/ das die allererst nach Gottes rath dem Evangelio gegleubet/ vnd zur seligkeit bestimmet/ so Gott lieben. Dis aber/ das es in des menschen macht sey/ ist oben bewiesen. Ich bitte dich lege mir den ort aus. Dieses orts schlechter verstand ist der/ das der Apostel affirmiret/ das denen menschen/ die Gott lieben/ vnd dem Evangelio Christi gegleubet haben/ allerley trbsal zum besten helffen: welchs der Apostel auf solche weise darthut/ das sie zu den dingen bestimmet/ welche dem Herrn Christo selbs begegnet seind. Wie nu die trbsal dem Herrn Christo zur vnsterbligkeit nichts gehindert; also knnen sie auch seinen gleubigen nichts nicht schaden. Da solchs der Apostel dargethan/ beschreibet er etliche stuffen/ [299, N6] durch welche die menschen die vnsterbligkeit erlangen: in dem er beweiset/ das Gott die/ welche er darzu bestimmet/ das sie beides in trbsaln/ vnd in der herligkeit dem Herrn Christo sollen gleich sein/ durch die verkndigung des Evangelii/ zur Gemeine seiner gleubigen versamlet: vnd darnach von allen snden befreyhet/ vnd fr gerecht geachtet: vnd endlich/ durch eine volkomene weise zur vnsterbligkeit vnd zum ewigen leben versehen hat. Welche sind die zeugnisse/ von welchen sie sich bedncken lassen/ als solten sie den freyen willen des menschen ausdrcklich aufheben? Die zeugnisse gehen entweder alle menschen ins gemein an/ oder nur gewisse personen. Welche gehen alle an? llen oder Es sind vnter andern die/ da geschrieben/ 140 So ligts nu nicht an iemands w lauffen/ sondern [300, N6v.] an Gott der sich erbarmet. Item/ da 141 der Herr Iesus sagt/ Es kan niemand zu mir kommen/ es sey den das ihn ziehe der Vater/ der mich gesand 142 hat. Item/ was S. Lucas sagt/ Es wurden glubig/ wie viel ihr zum ewigen leben verordnet waren. Was antwortestu auff den ersten ort? Der H. Apostel redet in den worten nicht/ vom willen vnd bemhen/ das iemand nach den geboten Gottes lebe. den dis ist der gantzen Heiligen Schrifft zu wieder/ welche fast nirgent warvon mehr zeuget/ als davon/ das man sich bemhen vnd befleissen solle/ nach den geboten Gottes zuleben: Sondern er redet von solchem willen vnd bemhen/ dadurch man Gott zuvorkommen/ vnd ihn da zu bewegen wlle/ das er vns seine gnade 139

[Hier wurde ein unkenntlicher Buchstabe handschriftlich getilgt.] Marginalie: Rom. 9.16. 141 Marginalie: Ioh. 6.44. 142 Marginalie: Act. 13.48.

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vnd gutthaten anbiete. Vnd das dem also sey/ kan man aus dem vornehmen des Apostels sehen/ welchs [301, N7] dahin gerichtet/ das er beweise/ das nicht alle/ welche nach dem fleisch von Abraham geboren/ seine warhaftige kinder sind/ vnd zu den verheissungen/ in welchen seinen nachkmlingen die ewige seligkeit verheissen ist/ gehren: Sondern das die allein seine kinder sind/ welchen es Gott wolgefallen seine gnade zuschencken/ ohne ansehen der fleischlichen geburt. Das sind aber die/ welche durch den Herrn Christum an ihn gegleubet (sie sind/ von was vtern sie iemehr wollen/ geboren) vnd die auff solche weise Abrahams geistliche kinder worden sind/ vnd das derhalben nicht ntig sey die seligkeit durchs Gesetz Mosis zuerlangen/ welchs vorzeiten Abrahams vnd Israels nachkomen nach dem fleisch/ gegeben war/ sondern durch den glauben Christi/ welcher darnach von demselben Gotte/ den geistlichen kindern Abrahams vnd Israels [302, N7v.] ewiglich vorgestellet ist. Das ist dieses orts eigentlicher verstand. Derhalben gleich wie wir gern darauf bewilligen/ das niemand durch seinen willen vnd lauffen von Gott erzwingen knne/ das er ihm einige gtte oder gnade anbieten solt: also herwieder halten wir das fr einen sehr schdlichen irthumb/ das der mensch/ nach dem ihm Gott seine gtte vnd gnade angeboren hat/ dieselbe nicht solt knnen annehmen/ vnd nach dem willen Gottes leben. Aber was antwortestu auf den andern ort? Es hebet auch das ziehen Gottes den freyen willen des menschen nicht auff. Den es geschiehet nicht auf eine solche weise/ das Gott dem menschen solt gewalt thun/ sondern nur auf eine solche/ das er ihnen die herligkeit vnd gewisheit seiner verheissung vorstellet/ durch welche er sie zu sich zeucht. Das aber das ziehen nicht [303, N8] mit gewalt geschiehet/ ist erstlich daher zusehen/ das der Herr daselbst dazu thut/ die weise ret des ziehens erklrende/ Sie werden alle von Gott gelehret sein: wer es nun h vom Vater vnd lehrnets/ der kompt zu mir. Da du klrlich siehest/ das/ vom Vater gezogen werden/ nichts anders sey/ als vom Vater hren vnd lernen: wie aber solchs zugehe/ ist offenbar aus den nachfolgenden worten des Herrn/ da er sagt/ Nicht das iemand den Vater gesehen hab/ one der vom Vater ist/ der hat den Vater gesehen. Darnach wird dis auch daher bewiesen/ das das ziehen solch eine sache ist/ die alle angehet/ zu welchen das Evangelium kmet. wie das aus dem ort kan verstanden werden/ da 143 der Herr Christus spricht/ Vnd ich/ wen ich erh het werde von der erden/ so wil ich sie alle zu mir ziehen. Wie antwortestu aber auff den dritten ort? [304, N8v.] Das der ort den freyen willen des menschen nicht aufheb/ ist daher offenbar/ das alhier Gottes nicht gedacht wird/ welcher jene menschen zum ewigen leben verordnen solt; sondern es ist nur schlecht geschrieben/ das da gleubt haben/ so viel ihrer zum ewigen leben verordnet gewesen: welchs den von den menschen selbst kan verstanden werden/ das sie verordnet/ das ist/ geschickt gewesen/ die lehre des Herrn Christi anzunemen/ vnd also das ewige leben zuerlangen. 144 wie kurtz zuvor in demselben Kapitel im kegenteil geschrieben ist/ das etliche sich selbst des ewigen lebens

143 144

Marginalie: Ioh. 12.32. Marginalie: Act. 13.46.

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

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vnwirdig geachtet haben: vnd 145 wie der Herr Christus weiter hernach sagt/ das er ein grosses volck zu Corintho gehabt hab/ keiner andern vrsach halben/ nur der/ das sie geschickt waren/ des Herrn Christi volck zuwerden. Welchs sind die zeugnisse/ die ge[305, N9]wisse personen betreffen? Es sind die vnter andern/ in welchen geschrieben/ das Gott Pharaonem verhrtet hab/ vnd das Iudas/ der ein Apostel des Herrn gewesen/ den Herrn hab verrhaten mussen/ wie sichs aus der Schrifft ansehn lest. Aber was antwortestu darauff? Ich gestehe das/ das Gott zu zeiten gewisse menschen also von seiner gnade verwerffe/ das sie sich nicht bedencken noch bessern knnen. Aber solche wercke Gottes heben den freyen willen des menschen (ins gemeine geredet) nicht auff. den das sind sonderliche exempel/ welche Gott zu zeiten derhalben vorstellet/ weil die menschen/ so lange sie kndten/ Gott nicht wolten gehorsam sein/ vnd demnach vorlengst seiner gerichte wirdig waren/ welche Gott darnach vber sie erstrecket/ wen er wil: Wie solch einer Pharao war/ welcher das [306, N9v.] volck Gottes eine lange zeit gequelet. Dergleichen auch Iudas/ welcher lange zuvor ein dieb vnd geitzhals gewesen. Vnd derhalben hat sie Gott da zu gebraucht/ das er durch sie solche bse wercke verrichtete. Das XI. Kapitel.

Von der Rechtfertigung. WEil ich nu verstanden/ was der glaub sey/ vnd wie er in vnser macht sey/ so sag mir auch/ was erlangen wir durch den glauben. Durch den glauben an den Herrn Christum erlangen wir die Rechtfertigung. Was ist nu die Rechtfertigung? Es ist das/ wen vns Gott fr gerechte helt: welchs er auf solche weise thut/ wen er vns vnsere snde verzeihet/ vnd das ewige leben schencket. 146 Worvon der Apostel S. Paulus offentlich zeuget/ da er spricht/ das die [307, N10] seligkeit des menschen darinne gelegen/ welchem Gott der Herr die Gerechtigkeit zurechne: Vnd darnach thut er aus dem Psalm dazu/ Das das ein seliger man sey/ dem Gott die snde nicht zurechne. So wird demnach ohne den glauben an den Herrn Christum niemand gerechtfertigt? Gntzlich niemand. Aber das soltu von der zeit verstehen/ in welcher Christus der Herr erschienen vnd offenbaret ist: von welcher die wort S. Petri des Apostels zuverstehen 147 sind/ das kein ander name den menschen vnter dem himmel gegeben ist/ darinne wir sollen selig werden/ nur der name Iesu. Den was die zeit anlanget/ welche vor der offenbarung des Herrn Christi gewesen/ obs wol war ist/ das alle die/ so an Gott gegleubet/ wegen des glaubens werden gerechtfertigt werden (wie davon das II. Kapitel an die Hebre[308, N10v.]er zeuget) so war gleichwol die weise der rechtfertigung in dem Bunde/ der durch Mosen gegeben/ nicht begrieffen/ wie itzt in dem Bunde/ der durch den Herrn Christum aufgerichtet ist/ die weise der rechtfertigung durch den glauben 145

Marginalie: Act. 18.10. Marginalie: Rom. 4.6. 147 Marginalie: Act. 4.12.

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begrieffen ist/ sondern kam her aus lauter gnaden Gottes. Zu dem/ begrieff auch ihr glaub nicht in sich den glauben an den Herrn Christum: daher der Apostel S. Paulus sagt/ das der glaub durch das Evangelium kommen. 148 Vnd also sind iene nicht durch den glauben an den Sohn Gottes/ sondern durch den glauben an Gott allein gerechtfertigt worden. Es scheinet aber/ das dem zukegen 149 sey/ da der Apostel sagt/ Das wir durch die gnad vnsers Herrn Iesu Christi selig werden/ wie auch iene (Vter.) An dem angezogenen ort wird das wrtlein Vter nicht gefunden/ son[309, N11]dern ist nur geschrieben/ Wie auch sie. Das wort aber sie/zeucht sich nicht zu den negsten worten/ in welchen der Vter gedacht wird. Den es wird alda nicht von ihnen gehandelt; sondern zeucht sich zu den weiter vorhergehenden/ in welchen von den Heiden geredet wird/ von welchen auch eigentlich gehandelt wird. welche auch in den vorhergehenen worten etlich mahl den gleubigen Iuden entgegen gesetzet sind/ oder die gleubigen Iuden kegen die auch gleubigen Heiden. Den also lesen wir. Gott nun der die hertzen kennet/ hat ihnen (verstehe die Heiden) zeugnis gegeben/ da er ihnen den H. Geist gegeben/ als auch vns (Iuden) vnd hat keinen vnterscheid gemacht zwischen vns vnd ihnen/ vnd reiniget ihre (der Heiden) hertzen durch den glauben. Was versuchet ihr den nun Gott mit auflegen des iochs (verstehe des Gesetzes der Ceremonien) nger (der[310, N11v.] heiden) hlse/ welchs weder vnser Vter/ noch wir auf der I haben m gen tragen: sondern durch die gnad etc. Das aber das nicht hindert/ das das wrtlein Vter nher stehet/ den das wrtlein Heiden/ ist oben nicht ein mahl dargethan. Das auch im Griechschen das wort stehet/ welchs wie man sagt/ generis masculini ist/ vnd das wort/ so die Heiden bedeutet/ ist generis neutrius, das hat auch keine kraft das zuerweisen/ das sich das wort Sie nicht zu den Heiden ziehen solt; sintemal 150 das wort in der H. Schrifft anderswo gefunden wirt/ das es mit den worten masculini generis zusamen gefget/ oder zu ihnen referiret wird. Oder so auch das iemand nicht annemen wolt/ so kan mans zu den negsten worten/ da der Inger gedacht/ gar fglich ziehen/ welch wort im gleichen generis masculini ist/ wie 151 auch das andere Sie. Den es ist gewis/ das durch das wort Inger an [311, N12] dem ort die Heiden verstanden werden.

148

Marginalie: Gal. 3.22,23,24,25. Marginalie: Act. 15.11. 150 Marginalie: Rom. 2.14. Matth. 28.19. 151 [Das Wort „wie“ ist handschriftlich ergänzt.] 149

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

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Vom Kniglichen Ampt des Herrn Christi. ICh habe nu alles verstanden/ was das Propheten Ampt des Herrn Christi in sich begreiffe: fahre nun weiter zu seinen andern Amptern/ das ist/ zum Kniglichen vnd Hohenpriesterlichen. Gar gut. So soltu nu wissen/ das man erstlich das Knigliche Ampt des Herrn Christi betrachten muß/ so wol was seine Knigliche herrschung/ als auch was sein volck/ welches ihm vnterthan ist/ angehet. Welchs ist seine Knigliche herschung? Die/ das ihn Gott von den todten erwecket/ vnd in himmel genommen/ zu seiner rechten hand gesetzet/ vnd ihm alle macht im himel vnd auf [312, N12v.] erden gegeben/ vnd alles vnter seine fsse geworffen hat/ sich allein ausgenomen/ auff das er seine gleubige regieren bschtzen vnd ewig seligmachen knte. Wo stehet das geschrieben? Die H. Schrifft ist vol davon/ 1 Iedoch zeuget der Apostel in sonderheit davon/ da er spricht/ das Gott der Herr seine grosse vberschwengliche macht kegen vns volkmlich in Christo bewiesen hat/ da er ihn von den todten erwecket/ vnd zu seiner rechten hand in dem himel gesetzet hat: 2 Vnd in den Geschichten der Aposteln sagt S. Petrus/ Der Gott vnser Vter hat Iesum aufferwecket/ welchen ihr get dtet habt vnd an das holtz gehangen. Den hat Gott zum Hertzoge vnd Seligmacher durch seine rechte het/ da er Israel busse gebe/ vnd vergebung der s nden. hand erh Aber man sagt in der Christenheit/ das sich der Herr Iesus selbs [313, O] von den todten aufferwecket hab? Man irret darinne weit: weil/ wie du gehret hast/ die H. Schrifft offentlich an vnzehlichen rtern sagt/ das ihn der Gott Abrahams/ Isaacs vnd Iacobs/ welcher sein Vater ist/ von den todten aufferwecket hab. Welchs so war ist/ das auch die schriffte des newen Bundes/ wen sie den namen Gottes nicht ausdrcken/ 3 ihn also beschreiben/ Der welcher Iesum von den todten aufferwecket hat. Warumb meinen sie den also? Sie lassen sich bedncken/ das slchs an etlichen rtern der heiligen Schrifft enthalten. Als da der 4 Herr Iesus sagt/ Reist diesen Tempel vmb/ vnd in dreyen tagen wil ich ihn aufrichten. Vnd ferner/ Darumb liebet mich mein Vater/ das ich mein leben lasse/ auf das ichs wieder bekomme. Niemand nimt es von mir/ sonder ich lasse es von mir selber. Ich [314, Ov.] habe es macht zulassen/ vnd habe es macht 5 wieder zubekommen. Vnd da der Apostel vom Herrn Christo sagt/ Christus hat ein mahl f r die s nde gelitten/ der Gerechte f r die vngerechten/ das er vns zu Gott brechte/ dtet am fleisch/ aber lebendig gemachet durch den geist. (ist) get Was antwortestu den auff den ersten ort? 1 2 3 4 5

Marginalie: Ephes 1.20,21. Marginalie: Act. 5.30,31. Marginalie: Rom. 4.24. & 8.11. Marginalie: Ioh: 2.19. Ioh. 10.17. Marginalie: I Pet. 3.18.

Vom Kniglichen Ampt des Herrn Christi

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Erstlich antwort ich ins gemein also/ Das die rter der H. Schrifft/ welcher so wenig ist/ vnd welche figurlich vnd dunckel sind/ nicht knnen wieder so viele vnd helle zeugnis der H. Schrifft gestellet werden also/ das durch die/ der so wenig ist vnd die so dunckel sind/ die/ welcher so viel 6 ist/ vnd welche so helle vnd klar sind/ solten erklret vnd ausgelegt werden: sondern ist ntig/ das die/ derer so wenig ist/ vnd die so dunckel sind/ verstanden vnd ausgelegt werden/ durch die andern/ [315, O2] welcher so viele ist/ vnd die so helle vnd klar sind. Darnach was den ersten ort betrifft/ kan erstlich das Griechische wort nicht allein durch das wort Erwecken (wie etliche meinen) sondern auch durch das wort Aufrichten ausgelegt werden/ (wie es auch D. Luther also außgelegt.) Daher zuverstehen ist/ das der Herr Christus/ da ihn Gott von den todten auferwecket hat/ seinen leib auffgerichtet hab. Darnach darf man sich in den figurlichen reden/ an die wort selbst nicht binden/ sondern ist gnug das man nur allein auff die sache selbst/ vnd ihren verstand sehe; sonderlich so aus den worten selbs/ was vnwarhaftiges vnd das den andern H. Schrifften zuwieder were/ solt geschlossen werden. Endlich so sich iemand an das wort Erwecken gntzlich halten wolt/ der mercke an/ was der Herr Iesus 7 sagt/ Wer seine seele verlieren wird/ der wird sie lebendig machen (wie es [316, O2v.] eigentlich aus dem Griechischen lautet) An welchem ort/ so man sich an die wort halten wolle/ mste man sagen/ das auch die glubigen sich selbst von den todten aufferwecken. Wie sol man das aber verstehen? Also/ das alhier der Herr Christus so sagen wil; Ob ihr mich gleich tdten werdet/ so werde ich doch gewiß am dritten tage von den todten aufferstehen. Was antwortestu aber auff den andern ort? Die rede/ Ich hab macht mein leben wieder zubekommen/ erweiset das nicht/ das Christus/ da er gestorben war/ irgents eine krafft/ die in ihm selbst geblieben/ solt gehabt haben. Den man lieset von andern gleubigen/ 8 das ihnen macht oder gewalt gegeben sey/ Gottes kinder/ das ist vnsterblich zu werden: ob schon gewis ist/ das sie Gott damals wen er ihnen die vnsterbligkeit schencken wirt/ zu [317, O3] seinen kindern machen sol/ vnd solche eine krafft in ihnen gantz vnd gar nicht ist. Daher zu sehen/ das des orts verstand der sein knne vnd sey: Wie es an ewerm willen nicht gelegen/ mich zu tdten/ sonder an dem willen meines Vaters/ also wirdts auch nicht an ewerm willen gelegen sein/ das ich im tode bleiben solt/ sonder das ist der wille meines Vaters/ das ich/ nach dem ich mein leben gelassen/ zur aufferstehung von den todten komme/ vnd von meinem Vater das ewige leben empfange. Welchs auch die wort bekrfftigen/ welche so bald hernach folgen/ Dis gebot hab ich von meinem Vater empfangen. Wie antwortestu auff den dritten ort? Der ort beweiset das keines sinnes/ das Christus sich selbs von den todten solt auferwecket haben/ weil da nicht stehet/ das er durch seinen eignen geist sey lebendig worden/ son[318, O3v.]der allein/ das er durch den geist lebendig worden. Welchs den billich von dem geiste Gottes sol verstanden werden: weil wir oben bewiesen haben/ das Gott 6 7 8

[Vor und nach dem Wort „viel“ ist jeweils ein Buchstabe handschriftlich getilgt.] Marginalie: Luc. 17.33. Marginalie: Ioh. 1.12.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

der Vater diesen seinen Sohn durch seine Gttliche kraft von den todten aufferwecket hat. Wie aber/ oder in was leibe ist der H. Christus von den todten aufferwecket? Er ist eben in dem leibe von den todten aufferwecket/ in welchem er getdtet war/ weil wir lesen/ das er nach seiner aufferstehung mit seinen Ingern gegessen vnd getruncken; vnd das er ihnen seine wunden in hnden/ fssen/ vnd in der seyten gezeiget hat. Warumb ist Christus in solchem leibe aufferwecket? Darumb/ das er seine Apostel vnd Inger seiner aufferstehung von den todten vergewisserte: welcher vrsachen halben er auch 40. gantzer tage [319, O4] nach seiner aufferstehung mit ihnen vnterredet/ vnd sich ihnen offt gezeiget. Aber was hat der Herr Iesus ietzt fr ein leib? 9 Er hat ietzt einen vnsterblichen/ herlichen/ krfftigen/ geistlichen leib: weil er zum lebendigmachenden geist worden ist. Was werden den seine glubigen fr leiber haben? 10 Sie werden solche leiber haben/ die dem herlichen leibe des H. Christi gleich sein werden. Wo zeuget aber die schrifft davon/ das der Herr Iesus in den himmel genomen sey? 11 Davon zeuget sie in sonderheit bey S. Luca/ da wir also lesen/ Vnd er f hret sie hinaus bis gen Bethania/ vnd hub die hnde auf/ vnd segnet sie. Vnd es geschach/ da er sie segnet/ schied er von ihnen/ vnd fuhr auf gen himmel/ Davon du auch liesest Mar. [320, O4v.] 16. 19. vnd Act. 1. 9. Aus was vrsach ist Christus in himmel genomen? 12 Aus der vrsach/ das die vnsterbligkeit im himmel wohnet/ vnd im himmel ist das haus/ vnd der wandel aller kinder Gottes/ in welchen Christus als ihr vorluffer vorgegangen ist/ das er ihnen alda die stelle bereyte. Aber wo zeuget die Schrifft davon/ das der Herr Iesus zur rechten hand Gottes gesessen/ vnd das ihm alles vnterthan sey? Zun Ephes. am I. v. 20. 21. 22. da der Apostel von dem allen ausdrcklich redet: vnd I Cor. 15. 27. vnd I Pet. 3. 22. Was ist das/ Zur rechten hand Gottes sitzen? Es ist an Gottes stadt sein/ vnd volkomene gewalt haben/ das volck Gottes zu regiren vnd selig zu machen: welche macht darinne bestehet/ [321, O5] das der Herr Christus volkomenen gewalt vber der menschen seele vnd leibe hatt; vnd/ das er nicht allein vber die menschen/ sonder auch vber die Engel/ so wol die guten als die bsen/ ja vber den tod vnd helle herschet. Warumb hat der H. Iesus solche macht vber der menschen seel vnd leibe? Darumb/ damit er sie in allen/ so wol geistlichen als zeitlichen nten retten knne/ vnd weil er zum Richter der lebendigen vnd der todten verordnet ist/ vnd einem jeden ver9 10 11 12

Marginalie: I Cor. 15.42,43,44,45. Marginalie: Phil. 3.21. Marginalie: Luc. 24.50,51. Marginalie: 2 Pet. 3.13. Philip. 3.20. Heb. 6.20.

Vom Kniglichen Ampt des Herrn Christi

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gelten sol nach seinen wercken/ vnd ihn richten nach dem was in seinem hertzen verborgen ist. Aber warumb hat er macht so wol vber die guten als die bsen Engel? Vber die guten Engel hat er darumb macht/ das er sie mge gebrauchen zu jedem dienst/ der da zur erweiterung seines Reichs vnd zu andern vorstossenden notturften seiner glu[322, O5v.]bigen gehret. Vber die bsen aber hat er darumb macht/ erstlich/ das er alle ihre tcke hemmen knne/ welche sich darumb bemhen/ das sie das gantze menschliche geschlecht/ am allermeisten aber die glubigen/ welche die vnsterbligkeit erlangen sollen/ ausrotten/ vnd zu nichte machen mgen. Darnach das er auch/ wen es ihm geliebet/ ihrer macht gebrauchen knne/ die menschen zu straffen oder zu hemmen/ welche entweder seiner ehren/ oder seiner glubigen seligkeit/ so viel an ihnen/ schaden wolten/ oder ihm selbst oder seinen glaubigen auf irgent eine andere weise zu wieder sein. Warumb hat aber der Herr Iesus macht vber den tod vnd vber die helle? Darumb/ das er seine glubigen/ wen sie gleich vom tode verschlungen/ aufs newe lebendig/ vnd vnsterblich machen knne; derhalben sagt [323, O6] auch der Herr ausdrcklich/ das er die schlssel hab des todes vnd der hellen. Apoc. 1. 18.

Vom Hohenpriester Ampt des Herrn Christi. DV hast mir nur das Knigliche ampt des Herrn Christi erklret; erklre mir auch sein Hohepriester ampt. Das Hohepriester ampt des Herrn Christi bestehet darinne/ das gleich wie er vns in allen vnsern nten retten kan/ also auch retten wil/ vnd rettet; vnd darumb wird auch solche seine rettung sein opffer genant. Warumb wird solche seine rettung/ des Herrn Christi opffer genant? Das geschiehet durch eine figurliche art zu reden/ darumb/ das gleich wie vnterm alten bunde/ wen der Ho[324, O6v.]hepriester ins allerheiligste ging/ that er das nur darumb/ das er/ so lange er darinne war/ das verrichtete/ was damals nach Gottes willen zur reinigung der snde des volckes gehrte: Also ist itzt vnter dem newen bunde/ 1 der Herr Christus in den himmel gefahren/ da er sich fr Gotte zeiget/ das er alles das/ was zur reinigung vnser snde gehret/ verrichte. Was ist die reinigung vnser snde? Das begreiffet zwey dinge in sich. Das erste ist/ die Erlsung von der straff/ die auf die snde folget/ so wol der zeitlichen als der ewigen. Das andere/ die erlsung von der snde selbs/ das wir ihr nicht dienen. Wie verrichtet der Herr Iesus solche reinigung vnser snde im himmel? So viel das erste anlanget/ verrichtet er es also/ das er vermittelst der macht/ welche er von seinem Va[325, O7]ter volkomen empfangen hat/ vns on vnterlas schtzet/ errettet/ vnd gleich wie vertrit von dem zorn Gottes/ der vber die snder ausgegossen wird/ welchs die heilige Schrifft dadurch ausdrcket/ wen sie von ihm sagt/ das er fr vns 1

Marginalie: Hebr. 2.17. 4.14. 5.1. 9.24.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

bitte. So viel aber das ander betrift/ verrichtet er es also/ das er vns durch dieselbe macht abfhret vnd abhelt von aller vntugent/ wen er vns nemlich in seiner person vorstellet/ was darauf folge/ so jemand zu sndigen auffhret/ oder wen er auf ein andere weise/ nemlich mit vermanung/ warnung vnd hlffe/ zu zeiten auch mit straffen/ vns von den snden befreyet. Worinne ist die reinigung der sunden vnter dem newen Bunde vnterschieden von der reinigung der snden vnter dem alten Bunde? Die reinigung der snden vnter dem newen Bunde/ ist nicht allein vnterschieden/ sonder auch herlicher [326, O7v.] vnd volkomener den die reinigung der snden vnter dem alten Bunde/ am meisten vmb zweyer vrsachen willen. Die erste ist/ das vnter dem alten Bunde nur die snden/ durch die opffer des gesetzs vergeben waren/ welche den menschen aus vnwissenheit oder schwachheit herkamen/ daher sie auch Vnwissenheit vnd schwachheit genennet werden. Aber fr die groben snde/ welche ein vbertrettung der offentlichen geboten Gottes waren/ war kein opffer nicht/ sonder die vbertreter musten des todes sterben. Vnd so Gott jemals jemande solche snde erlassen hat/ so geschahe das nicht vermge des Bundes/ sonder nur aus lauter barmhertzigkeit Gottes/ welche er ausserhalb dem Bunde bewies/ wen vnd wem er wolte. Itzunder aber vnter dem newen Bunde werden alle snden gereiniget/ nicht allein die/ so wir aus Vnwissenheit vnd schwachheit bege[327, O8]hen/ sonder auch die/ welche des offentlichen gebotes Gottes vbertrettung sind/ wan nur der/ der also in eine snde fellet/ darinne nicht liegen bleibt/ sonder durch ware busse bald abstehet/ vnd sich nicht wieder dazu keret. Die ander vrsach ist/ das vnter dem alten Bunde/ die snden nur auf die weise gereiniget wurden/ das die zeitliche straf denen erlassen ward/ welcher snde gereiniget waren: Alhier aber vnter dem newen Bunde werden die snde also verziehen/ das nicht allein die zeitliche/ sonder auch die ewige straff verziehen wird/ vnd an stelle der straff/ ist in dem Bunde das ewige leben verheißen/ denen welcher snde gereiniget werden. Wormit beweisestu dis alles beides? Davon das alle snden vnter dem newen Bunde vergeben werden/ welche vnter dem alten nicht vergeben wurden/ zeuget der Apostel S. [328, O8v.] Paulus in den Geschichten/ da er also 2 spricht/ So sey euch nun kund liebe Br der/ das euch verk ndiget wird vergebung der s nde durch diesen/ vnd von dem allem/ durch welchs ihr nicht k ndtet im Gesetz Mosis gerechtfertiget werden/ in diesem wird ein ieder glubiger gerechtfertiget. Eben dis hastu auch Rom 3. 25. vnd Heb. 9. 15. Das aber die snde vnter dem newen Bunde auf solche weise gereiniget werden/ das auch die ewige straff erlassen werden/ vnd das ewige leben verheissen ist/ davon hastu Hebr. 9. 12. da er spricht/ das Christus durch sein eigen blut einmahl in das allerheiligste eingegangen sey/ vnd hab ein ewige erkauffung gefunden. Warumb wird das opffer des Herrn Christi im himmel verrichtet? Darumb/ das solch einer Htten von nten war/ wie der Hohepriester selber vnd sein opffer sein solt. [329, O9] Weil aber der Hohepriester selbs solte vnsterblich sein/ vnd sein opfer vnsterblich vnd ewig/ darumb war ntig/ das er in eine ewige Htte eingien-

2

Marginalie: Act. 13.38.

Vom Hohenpriester Ampt des Herrn Christi

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ge 3. Weil aber solche eine ist der himmel/ welcher ist Gottes wohnung vnd stuel/ derhalben war ntig/ das Christus in den himmel einginge dis sein ampt zu verrichten: warvon der schreiber des Briefs zun Hebreern offentlich zeuget/ da er spricht: 4 Den einen solchen Hohenpriester solten wir haben/ der da were heilig/ ohne mangel/ vnbefleckt/ von den s nden abges ndert/ vnd h her gemachet den der himmel ist: Vnd ferner 5 sagt er/ Wen er auf erden were/ so were er nicht ein Hoherpriester. Vnd 6 weiter/ Darumb da er in die welt k mt/ spricht er: opfer vnd gaben hastu nicht gewolt/ ein leib aber hastu mir zubereytet. Ist Christus nicht zuvor ein Hoherpriester gewesen/ ehe er in den [330, O9v.] himmel gegangen/ sonderlich aber/ da er gecreutziget war? Nein. Den wie du ietzt gehret hast/ sagt der heilige Schreiber offentlich/ Wen er auf erden were/ so were er kein Hoherpriester. Zu dem/ weil derselbe 7 schreiber zeuget/ Er m st aller dinge seinen br dern gleich werden/ auf das er barmhertzig w rde/ r Gott; so ist daher offenbar/ das/ so lange er den vnd ein trewer hoherpriester f brdern in allem/ das ist in leiden vnd sterben/ nicht gleich geworden/ so ist er auch in der that selbs vnser barmhertziger Hoherpriester nicht gewesen/ vnd also sind das leiden vnd der tod das opfer Christi selbs nicht gewesen/ sondern nur der weg dazu. 8 Warumb sagt den der H. Apostel/ das sich Christus selbs hingegeben hab ein opfer/ vnd gabe Gotte/ zu einem sssen geruch? Erstlich sol man wissen/ das wir den tod des Herrn Christi von sei[331, O10]nem opfer nicht absondern/ ja wir sagen/ das der Herr Christus sich selbs nicht anders geopffert hab/ nur vermittelst dem tode: nur das sagen wir/ das sein opfer in der that selbs zuvor nicht volnzogen worden/ bis das er von den todten erstanden/ vnd in den himmel gestiegen ist. Den auch bey jenem jrlichem opffer im Gesetz/ in welchem das opffer des Herrn Christi sonderlich abumbriret war/ war zur verrichtung des opffers in der that selbst von nten/ das das blut in das allerheiligste getragen wrde/ wie davon der Schreiber des Briefs 9 zun Hebreern zeuget. Darnach sol man erwegen/ das alhier der Apostel nicht saget/ das sich Christus Gotte fr vns geopffert hab/ den das wort Hingegeben/ sol nicht mir dem wort Opfer zusamen gefget werden: sonder sol also insonderheit erwogen werden/ das sich der Herr Christus fr vns hingegeben/ verstehe in den [332, O11v.] 10 todt. Den also gebrauchet die heilige Schrifft das wrtlein auch anders wo/ das es bedeute in den tod hingeben. Die folgenden wort aber/ ein opfer vnd gabe ssen geruch/ seind gleich wie eine erklrung der vorhergehenden/ Gotte zu einem s vnd ein lob des wercks des Herrn Christi/ das er sich selbs fr vns hingegeben hat. Wardurch der Apostel die glubige ermahnet zur nachfolgung dieses wercks des Herrn/ was die liebe belanget/ wie auch anderswo durch eine solche art zu reden andere gutte 3 4 5 6 7 8 9 10

[Handschriftliche Korrektur aus „einginge“.] Marginalie: Heb. 7.26. Marginalie: Heb. 8.4. Marginalie: Heb. 10.5. Marginalie: Heb. 2.17. Marginalie: Eph. 5.2. Marginalie: Heb. 9.7. Marginalie: Eph. 5.25. Rom. 8.32.

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

werck gelobet werden/ wie du davon hast Philip: 4. 18. daher auch das 11 wolthun vnd mitteilen opfere genennet seind/ welche Gotte wol gefallen/ wie auch alle andere gutte 12 wercke/ welche die thun/ die an Christum glauben. Welche gutte Christliche wercke durch die opfer des Gesetzes abgebildet waren. Wie sol man aber den ort verste[333, O12]hen/ das Christus durch sich selbs 13 die reinigung vnser snde gemacht/ vnd gesessen ist zur rechten der Maiestt in der hhe? Es redet der heilige Schreiber also nicht darumb/ als solt der Herr Christus zuvor ehe er in himmel gegangen/ sein opfer durch den tod verrichtet haben: sonder derhalben redt er also/ das die weise der reinigung von der zeit an/ da Christus von den todten erstanden vnd in den himmel gegangen/ da er sich Gotte fr vns geopfert/ volnzogen ist. Das ist/ es ist von der zeit an das geschehen/ dadurch wir bewogen werden/ die vergebung der snden/ die vns von Gott angeboten ist/ an zunehmen/ vnd Christus hat von der zeit an in der that selbst die macht/ vns vergebung vnser snden zu schencken. Aus welchen dingen darnach immerdar folget die reinigung vnd die warhafste erlsung von der straff der snden. Warumb gedenckt die heilige [334, O12v.] 14 Schrifft/ wen sie von dem hohenpriester ampt des H. Christi redet dessen/ das er fr vns bitte? Wen die Schrifft vom Herrn Christo zeuget/ das er fr vns bitte/ das geschiehet nicht derhalben/ das er jetzt eigentlich fr vns Gott den Herrn bitten solt; weil solchs seiner volkomenen macht zu wieder ist/ die ihm Gott gegeben hat/ vnd vmb welcher willen er vnser Knig ist; sonder das geschiehet derhalben/ damit vns das wol zu gemt gefret werde/ das der Herr Christus alle seine macht nicht von ihm selber/ sonder aus gnaden seines Vaters habe/ vnd das er alle wercke so verrichte/ als wen er zu einem ieden mahl/ macht dieselbe zuverrichten von Gott durchs gebet erlangete. Vnd das thut der Heilige Geist darumb/ das die pręrogativa oder der vorzug vnd herligkeit des Vaters gantz vnd vnverletzt bleibe.

11 12 13 14

Marginalie: Heb. 13.16. Marginalie: I Pet. 2.5. [Hier wurde das Wort „der“ handschriftlich gestrichen.] Marginalie: Rom. 8.34. Heb. 7.35.

Von der Gemeine des Herrn Christi [335, O13] Von

205

der Gemeine des Herrn Christi.

ICh hab nu etwas vernommen wegen der regierung vnsers Herrn Christi/ sag mir auch/ welchs ist sein volck? Es ist die Gemeine/ oder die versamlung Christlicher menschen/ vnter welchen die eine sichtbar/ die ander vnsichtbar ist. Das I. Kapitel.

Von der Sichtbarn Gemeine. WElchs ist die sichtbare versamlung? Es seind die/ welche die seligmachende lehre des Herrn Christi annemen vnd bekennen: Vnd die mgen wiederumb betrachtet werden/ ins gemein/ oder insonderheit. Ins gemein/ wen alle sichtbare Gemeinen [336, O13v.] in der gantzen welt/ fr eine Gemeine Christi gerechnet werden. Insonderheit/ wen ein iedere Gemeine/ an einem ieglichen ort fr die Gemeine Christi genommen wird. Nach dem itzt alle in der Christenheit ihnen das zumassen/ das sie die Gemeine oder kirche des Herrn Christi sind/ sag mir/ sind auch gewisse zeichen/ bey welchen man die Gemeine des Herrn Christi kennen mge? Es ist wenig dran gelegen/ das du nach den zeichen der waren Kirche Christi fragest: dieweil ich dir schon gesagt/ was die wahre Kirche in sich haben solle/ das ist/ die heilsame lehre: vnd welche Gemeine die hat vnd bekennet/ die ist die warhafte Gemeine des Herrn Christi: welche die nicht hat/ vnd nicht bekennet/ wen sie schon wer weis was fr zeichen hette/ kan sie doch die rechte Gemeine nicht sein: Aber eben das/ nemlich [337, P] die heilsame lehre haben/ weil es zur natur oder eigenschafft der Gemeine des Herrn Christi gehret/ kan/ eigentlich zu reden/ ihre zeichen nicht sein: Weil das zeichen mus vnterscheiden sein von dem dinge/ dessen zeichen es ist. So ist nu zur erkntnis/ wo die warhaftige Kirche ist/ gnug/ das man wisse/ welche die heilsame lehre des Herrn Christi sey? Ia/ du hast das wol eingenomen vnd verstanden. Den wer die lehre verstehet/ vnd sie annimbt/ der ist schon in der warhaften Kirche: vnd bedarf also ferner nicht/ das er nach den zeichen fragen solle/ darbey man die Kirche erkennen sol. Welche aber die heilsame lehre sey/ hastu schon aus diesem vnserm gesprech verstehen knnen. [338, Pv.] Das II. Kapitel.

Von der ordnung der Gemeine des Herrn Christi. WEil du mir gezeiget hast/ das die ware sichtbare Kirche des Herrn Christi/ sich auf die heilsame lehre grnde: so sag mir auch/ was hat sie in der lehre fr eine ordnung die ihr vorgeschrieben ist?

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Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Die ordnung begreift in sich erstlich/ Die pflicht derer personen die in der Gemeine des Herrn seind; vnd darnach ein fleissiges Auffsehen/ das 1 die pflicht vnterhalten werden. Welche seind die personen so zur Gemeine gehren? Die einen seindt die Vorsteher/ vnd die anderen/ die Zuhrer. Welche seind die Vorsteher? Es seind die Apostel/ Propheten/ Evangelisten/ Lehrer/ Hirten/ Aufseher/ Eltesten/ vnd Diener. Welchs ist die pflicht der perso[339, P2]nen/ die du Apostel nennest? Die/ welche ihnen der Herr Christus 2 aufferlegt/ in alle welt gehen/ vnd das Evangelium des Herrn Christi verkndigen: Darzu sie am ersten vom Herrn Iesu auserlesen/ vnd von ihm selbst gesand waren/ daher sie auch Apostel oder gesandten genand seind: welche auch der Herr Christus mit dem Geist/ welchen er ihnen sichtlicher weise gesand/ 3 vnd mit grossen wunderwercken darzu gerstet hat. Welche ist die pflicht der Propheten? 4 Knftige dinge verkndigen/ vnd schwere dinge/ die zur Christlichen Religion gehren/ auslegen. Welch ist die pflicht der Evangelisten? 5 Den Aposteln in der verkndigung des Evangelii behlflich sein/ vnd dasselbe an vnterschiedene rter ausstrewen/ welcherley waren Phi[340, P2v.]lippus vnd Timotheus. Welche ist die pflicht der Lehrer/ Hirten/ Aufseher/ vnd der Eltesten? 6 Anderen in der rede vorgehen/ vnd die ordnung in der Gemeine des Herrn in allem vnterhalten/ vnd fr das volck Gottes bitten. Welche ist die pflicht der Diener? 7 Sich die notturft der Gemeine lassen angelegen sein/ sonderlich aber der armen. Werden zu diesen zeiten alle die personen in der Gemeine des Herrn Christi gefunden/ welcher pflicht du geschrieben hast? Was die Apostel vnd Propheten anlangt/ von denen ists gewiß/ das zu diesen vnsern zeiten keine gefunden werden. Den die vrsach/ warumb sie zu iener zeit erwehlet vnd gesand worden/ hat aufgehret. Die vrsach aber war die/ das Gott der Herr die lehre seines Sohnes durch sie der welt zum ersten offenbaren vnd besttigen [341, P3] wolte. Vmb welcher vrsachen willen sie auch von S. Paulo das fundament 8 vnd der grund der Gemeine des Herrn Iesu genennet seind. So bald aber die lehre des Herrn Christi/ nach dem rath Gottes grndtlich ist offenbaret vnd bekrftiget worden/ ist solcher personen/ die sie offenbaren vnd bekrfftigen solten/ nicht von nten gewesen.

1 2 3 4 5 6 7 8

[Handschriftliche Korrektur aus „Auffsehend/ as“.] Marginalie: Matth. 28.19. Mar. 16.15. Marginalie: Act. 2.4. Marginalie: I Cor. 14. Marginalie: Act. 21.8. 2 Tim. 4,5. Marginalie: I Tim. 5.17. Act. 6.4. Marginalie: Act. 6.2,3. Marginalie: Eph. 2.20.

Von der Gemeine des Herrn Christi

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Warumb nennestu die Apostel vnd Propheten das fundament der 9 Gemeine des Herrn Christi/ weil der Herr Iesus selber das fundament ist? Die Apostel vnd Propheten sind in eim andern verstande das fundament der Gemeine des Herrn Christi genennet; Vnd in eim andern ist der Herr Iesus das fundament derselben seiner Gemeine. Den/ wen das von den Aposteln vnd Propheten gesagt wird/ so ist es zu verstehen/ angesehen andere menschen/ welche [342, P3v.] zu der Gemeine des Herrn gehren/ vnd auff der Aposteln vnd Propheten lehre beruhen. Vnd damals wird der Herr Christus als was grssers erwogen/ nemlich als der eckstein des fundaments/ wie davon daselbst zun 10 Ephesern geschrieben ist. Wen aber vom Herrn Christo gesagt wird/ das er das fundament seiner Gemeine sey/ so ist das zu verstehen/ nicht allein angesehen andere menschen/ sondern auch die Apostel selbst/ welche auff den Herrn mitgebawet sind/ wie auch die andern glubigen. Aber was sagstu von den Evangelisten? Das/ das gleich wie die Aposteln/ also auch sie zu sein auffgehret haben. Sintemal sie zu iener zeit die newe lehre zu gleich mit den Aposteln verkndigt haben; heut aber ist die Apostolische lehre fr sehr alt angenomen. Was sagstu aber von den andern [343, P4] personen? Ich halts dafr/ das sie bis auff diese zeit wren/ darumb/ das auch die dienste wren/ zu welchen sie bestellet sind. Aber wie werden sie zu solchem dienste besttiget? So/ wie es in der Apostel lehre beschrieben. Wie aber das? Was die Lehrer/ Hirten/ Aufseher/ 11 vnd Eltisten angehet/ hastu eine volkomene lehre bey S. Paulo: Es sol aber ein Aufseher vnstrflich sein/ eines weibes man/ n chtern/ mssig/ sittig/ gastfrey/ lehrhaftig. Nicht ein weinseuffer/ nicht ein hadderer/ nicht vnehrliche handtierung treibend; sonder gelinde/ nicht znckisch/ nicht geitzig/ der seinem eygen hause wol f rstehe/ der gehorsame kinder hab/ mit aller ehrbarkeit (So aber iemand seinem eygen hause nicht weiß f rzustehen/ wie wird er die Gemeine [344, P4v.] Gottes versorgen?) nicht ein newling/ auff das er sich nicht aufblase/ vnd dem lsterer ins vrtheil falle. Er mus aber auch ein gut zeugnis haben von denen/ die draussen sind/ auf das er nicht falle dem lsterer in die schmach vnd strick. Vnd also auch an 12 Titum: Ein Aufseher 13 sol vntadelich sein/ als ein haushalter Gottes/ nicht eigensinnig/ nicht zornig/ nicht ein weinsuffer/ nicht ein hadderer/ der nicht vnehrliche handtierung treibe. Sondern gastfrey/ tig/ z chtig/ gerecht/ heilig/ keusch/ vnd halt ob dem wort/ das gewiss ist/ vnd g lehren kan/ auf das er mchtig sey zu ermanen durch die heilsame lehre/ vnd zu straffen die wiedersprecher. Ists nicht ntig/ das die so andere lehren/ vnd ordnung in des Herrn Gemeine vnterhalten/ auf eine sondere weise gesand werden? 9 10 11 12 13

Marginalie: I Cor. 3.11. Marginalie: Eph. 2.20. Marginalie: I Tim. 3.1,2,3. Marginalie: Tit. I. 5.6. [Handschriftliche Korrektur aus „Auffsecher“.]

208

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Nein/ es ist nicht ntig. Den sie [345, P5] bringen itzt keine newe lehre fr/ die zuvor nicht gehret were/ sonder tragen den menschen nur die Apostolische lehre fr/ welche lengst angenomen ist/ vnd vermanen sie ihr leben darnach anzustellen. Daher auch der Apostel/ da er die dinge sonderlich beschreibet/ welche zur bestttigung solcher personen gehren/ im geringsten der sendung nicht gedencket. Aber gleichwol/ wen solche personen nach dem so der Apostel vorgeschrieben/ erwehlet werden/ vnd vornemlich die zwey dinge in ihnen sind: Erstlich/ ein vnstrflich leben/ darnach die geschickligkeit zu lehren: so sollen sie wegen solcher bestttigung billich von iederman geschonet vnd geehret werden. 14 Was helstu den von der worten des Apostels/ Wie sollen sie verk ndigen/ wen sie nicht gesandt werden? Das/ das der Apostel in den worten nicht von einer iederen verkn[346, P5v.]digung redet/ sonder allein von verkndigung newer dinge/ so zuvor nicht gehret/ wie solche eine der Aposteln/ vnd anderer damals ihrer mithelffer verkndigung war/ welche gntzlich einer sendung bedrfte. Weil nu die verkndigung der itzigen lehrer vnd aufseher solch eine nicht ist/ wie es kurtz zuvor bewiesen/ so bedrffen sie auch keiner sendung nicht. Wie sollen die Diener bestetiget werden? 15 Von dem besiehe bey Timotheo: Die diener sollen erbar sein/ nicht zweyz ngig/ nicht weinsauffer/ nicht vnehrliche handtierung treiben/ die das geheimnis des glaubens in reinem gewissen haben. Vnd dieselben lasse man zuvor versuchen/ darnach lasse man sie dienen/ wen sie vnstrflich 16 sind/ etc. vnd ferner: Die diener lass einen iglichen sein eines weibes man/ die ihren kindern wol f rste[347, P6]hen/ vnd ihren eigen husern. welche aber wol dienen/ die erwerben ihnen selbs ein gute stuffen/ vnd ein grosse freydigkeit im glauben/ in Christo Iesu. Du hast mir von den personen die da frstehen gesagt/ sag mir auch von den Zuhrern? Die pflicht der zuhrer oder der jungsten ist/ den eltesten gehorsam sein/ in allem dem/ was sie ihnen/ vermge dem worte Gottes/ befehlen. wavon der Brieff zun Hebreern also 17 sagt: Gehorchet ewern lehrern/ vnd folget ihnen: den sie wachen vber ewere seelen/ als die da rechenschafft daf r geben sollen; Auf das sie das mit freuden thun/ vnd nicht mit seuftzen/ 18 den das ist euch nicht gut. Das sie denen/ die da vnterrichten/ in allem gutten mittheilen/ zweifacher ehren wirdig halten/ das sie keine klage wieder sie annemen/ nur mit zweyen oder dreyen zeugen.

14 15 16 17 18

Marginalie: Rom. 10.15. Marginalie: I Tim 3.8,9,10. Marginalie: V. 12.13. Marginalie: Hebr. 13.17. Marginalie: Gal. 6.6. I Tim. 5.17. I Thess. 5.12. I Tim. 5.9.

Von der Gemeine des Herrn Christi

209

[348, P6v.] Das III. Kapitel.

Von der Zucht der Gemeine des Herrn Christi. DV hast mir die pflicht der personen außgelegt/ die in der Gemeine des Herrn seind: sag mir/ was ist das fr ein Aufsehen/ damit solche pflicht mge vnterhalten werden? Das Auffsehen ist zweyerley: Eines/ welchs alle ins gemein angehet. Das ander/ in sonderheit die vorsteher. Welchs ist das aufsehen/ so alle ins gemein angehet? 19 Das ist also beschrieben: Sehet zu lieben Br der/ das nicht iemand vnter euch ein arges vnglubiges hertz habe/ das da abtrette von dem lebendigen Gott: Sondern ermahnet euch selbs alle tage/ so lang es heute heisset/ das nicht iemand vnter euch nde 20 vnd ferner/ Vnd lasset vns vnterein[349, verstockt werde/ durch betrug der s P7]ander vnser selbst warnemen/ mit reitzen zur liebe/ vnd guten wercken. Vnd nicht verlassen vnser versamlung (wie etliche pflegen) sonder vntereinander 21 ermahnen. vnd weiter/ Sehet darauf/ das nicht iemand Gottes gnade versume: das nicht etwa ein bitter wurtzel aufwachse/ vnd verhindere/ vnd viel durch dieselbe verunreiniget werden. 22 Vnd der Apostel S. Paulus sagt: Ermanet euch vntereinander/ vnd bawet einer den andern/ wie ihr den thut. 23 vnd ferner/ Wir ermanen euch lieben Br der/ vermanet die vngezogenen/ tr stet die kleinm tigen/ traget die schwachen/ seit gedultig gegen iederman. Wie sol man aber mit den vnordentlichen faren? Auff zweyerley weise. Den man muß sie entweder in sonderheit straffen/ oder offentlich. Wie sol man sie in sonderheit straffen? ndiget dein Bruder an [350, P7v.] 24 Also/ wie vnd der Herr Christus gelehret hat: S dir/ so gehe hin/ vnd straffe ihn zwischen dir vnd ihm allein: H ret er dich/ so hastu deinen Bruder gewonnen. H ret er dich nicht/ so nim noch einen oder zween zu dir/ auf das alle sache bestehe auf zweyer oder dreyer zeugen munde. H ret er die nicht/ so sag es der Gemeine. Warumb sol man sie also straffen? Darumb/ das sie/ wie du aus dem ort verstehen kanst/ gegen vns insonderheit sndigen. daher du auch eben also halten solt vmb eben derselben vrsach willen/ von einer iederen privat vbertrettung/ sie sey wieder Gott den Herrn selbs/ oder wieder iemand anders begangen. Den dis erfordert die gerechtigkeit selbs/ vnd die Christliche liebe wil dis von einem iederen haben. Wie sol man sie aber offentlich [351, P8] straffen? Entweder mit worten/ oder mit der that. 19 20 21 22 23 24

Marginalie: Hebr. 3.13,14. Marginalie: Heb. 10.24,25. Marginalie: Heb. 12.15. Marginalie: I Thess. 5.11. Marginalie: V. 14. Marginalie: Matth. 18.15,16.

210

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

Wie mit worten? Also/ das sie von allen offentlich in der Gemeine des Herrn gestraffet werden/ davon ndigen/ die straffe f r allen/ auf das sich auch die bey Timotheo zulesen/ 25 Die da s andern f rchten. vnd zun Corinthern/ Es ist gnug/ das derselbe von vielen also gestraffet werde. Wie aber mit der that? Entweder/ das man sich ihrer geselschaft entziehe/ vnd mit ihnen weder esse noch trincke/ ob man sie schon noch nicht fr feinde helt/ sondern als Bruder vermanet. Oder wen man sie von der Gemeine des Herrn gntzlich absondert/ vnd ferner fr keine brder helt/ sonder fr frembde. Wo ist davon geschrieben? Von der ersten weise hastu an die 26 Corinther: So iemandt ist/ der sich [352, P8v.] lsset ein Bruder nennen/ vnd ist ein hurer/ oder ein geitziger/ oder ein abg ttischer/ oder ein lsterer/ oder ein vollensuffer/ oder ein ruber/ mit demselben solt ihr auch nicht essen. Darnach zun Thessalonieensern/ 27 Wir gebieten euch aber/ lieben Br der/ in dem namen vnsers Herrn Iesu Christi/ das ihr euch entziehet von allem Bruder/ der da vnordentlich wandelt/ vnd nicht nach der satzung/ die er von vns empfangen hat. Vnd 28 ferner/ Vnd da wir bey euch waren/ gebotten wir euch solchs/ das/ so iemand nicht wil arbeiten/ der sol auch nicht essen. vnd ferner/ So aber iemand 29 nicht gehorsam ist vnserm wort/ den zeichent an durch einen brief/ vnd habt nichts mit ihm zuschaffen/ auf das er schamrot werde. Doch haltet ihn nicht als ein feind/ sonder vermahnet ihn als ein bruder. Von der andern weise aber hastu zun Corin[353, P9]thern/ 30 da er spricht/ Thut von euch selbs hinaus wer da b se ist. vnd bey S. Mattheo: H ret er die Gemeine nicht/ so halt ihn als ein Heyden vnd Z llner. Warumb ist solche zucht in der Gemeine des Herrn Christi? 31 Das sich der vbertretter bessern mge/ vnd das sich die andern frchten/ vnd von denen/ die da vnordentlich wandeln/ nicht verderbet werden: Vnd das also die ergernis von des Herrn Gemeine weg genomen/ des Herrn wort nicht gelstert/ vnd Gottes ehre nicht geschendet werde. Was fr gefahr kmt vber solche menschen/ davon oben geredet? Die/ das sie aus dem reich des Herrn Christi verstossen sind/ vnd nichts anders zu gewarten haben/ als das ewige verterben: weil die absonderung nichts anders ist/ als das binden/ davon der Herr Christus 32 bey Mattheo sagt; Warlich ich sage [354, P9v.] euch/ was ihr auf erden binden werdet/ sol auch im himmel gebunden sein: Vnd was ihr auf erden l sen werdet/ sol auch im himmel gel set sein. Was ist das fr binden vnd lsen/ so die Gemeine des Herrn hat? 25 26 27 28 29 30 31 32

Marginalie: I Tim. 5.20. 2 Cor. 2.6. Marginalie: I Cor. 5.11. Marginalie: 2 Thess. 3.6. Marginalie: V. 10. Marginalie: V. 14.15. Marginalie: I Cor. 5.13. Matth. 18.17. Marginalie: 2 Thess. 3.4. I Tim. 5.20. I Cor. 5.6,7. Marginalie: Matth. 18.18.

Von der Gemeine des Herrn Christi

211

Es ist ein erklrung oder verkndigung nach der Herrn wort/ wer des wirdig/ vnd wer des vnwirdig ist/ das er in der Gemeine des Herrn Christi sey oder nicht. Welches ist das auffsehen/ welches eigentlich die vorsteher angehet? Sie seind schuldig die oberzehlete pflicht/ nicht allein fleissiger den alle andere zu vollenziehen/ sonder auch zu derselben vollenziehung alle zuermahnen/ die gantze Gemeine in acht zu haben/ vnd auf einen iedern in 33 sonderheit acht zugeben/ vnd es sey zur zeit oder zur vnzeit zustraffen/ zu drewen/ zu ermanen/ mit aller gedult vnd lehre/ wie man davon list bey Ti[355, P10]motheo: doch sollen sie das mit solcher bescheidenheit verrichten/ wie 34 der Apostel lehret: Einen alten schelte nicht: sonder ermane ihn als einen Vater/ die iungen als die Br der/ die alten weiber als die m tter/ die iungen als die schwestern/ mit aller keuschheit. Das IV. Kapitel.

Von der Vnsichtbaren Gemeine des Herrn Christi. WElchs ist aber die Vnsichtbare versamlung? Es seind die/ welche dem Herrn Iesu vertrawen/ vnd ihm gehorsam seind/ vnd derhalben eigentlich sein leib sind. Warumb nennestu die Gemeine Vnsichtbar? Darumb/ das sie der menschen augen nicht vnterworffen ist. Den es kan niemand der vnsichtbaren Ge[356, P10v.]meine gliedmaß sein/ nur der/ der den geist Christi hat/ weil der Apostel 35 klrlich sagt/ Wer den Geist des Herrn Christi nicht hat/ der ist nicht sein. Zu dem/ 36 kan niemand ein glied dieser Gemeine sein/ nur der/ der den warhafften glauben an den Herrn Christum hat. Den durch 37 den glauben werden wir in den leib Christi eingepflantzet/ vnd durch den glauben stehen wir in Christo/ der Geist Christi aber/ vnd der warhafte glaube an ihn/ knnen von vns keines weges gesehen werden/ weil beydes im hertzen verborgen ist. den beydes 38 der geist Christi wird in die hertzen gesand/ vnd mit dem hertzen gleubet man zur rechtfertigung. Kan man aber aus den eusserlichen wercken nicht erkennen/ welcher ein gliedmaß der Gemeine Christi sey? Es kan zwar ein ieder aus den eusserlichen wercken leichtlich sehen/ [357, P11] wer nicht ein gliedmaß der Gemeine des Herrn Christi ist/ das ist wer 39 seinen Geist/ vnd den warhaften glauben 40 nicht hat; den der Apostel sagt/ Das die wercke des fleisches offenbar seind. Wiederumb aber ists scher aus den eusserlichen wercken eigentlich zuerkennen/ wo der geist Christi/ vnd der warhaftige glaube sey. Den die eusserlichen 33 34 35 36 37 38 39 40

Marginalie: 2 Tim. 4.2. Marginalie: I Tim. 5.1,2. Marginalie: Rom. 8.9. [Handschriftlich wurde hier das Wort „es“ getilgt.] Marginalie: Rom. 11.19. Marginalie: Gal. 4.6 Rom. 10.10 [Das „w“ ist eine handschriftliche Korrektur; der ursprüngliche Wortlaut ist unkenntlich.] Marginalie: Gal. 5.19.

212

Der ‚Rakówer-Katechismus‘

wercke/ so nicht aus einem reinen hertzen herkomen/ knnen solch eine gestalt haben/ als die/ die aus eim reinen hertzen herfliessen. Kurtz zu reden; Es kan iemand bse sein im hertzen/ vnd sich eusserlich from stellen: Aber der ein frommes hertze hat/ kan sich keines weges stellen wie ein bser mensch. Ich hab nu alles vernomen/ was zum erkentnis Gottes vnd des Herrn Christi gehrt; Sag mir/ ob noch etwas zur wissenschafft des weges zur seeligkeit von nten ist? Es ist dir schon alles volkmlich [358, P11v.] gezeigt. Nun ist das hinderstellig/ das du das grundtlich verstehest/ einnemest/ daran gedenckest/ vnd dein leben darnach anstellest. Darzu dir Gott verhelffen wlle: welchem/ weil er vns das gesprech hat glcklich vollenden lassen/ sey preiß vnd ehre/ durch vnsern Herrn Iesum Christum in ewigkeit/ Amen.

Abb. 3: Titelblatt des sog. Soner-Katechismus, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.

Der sogenannte Soner-Katechismus Inhaltsverzeichnis Von dem Weg zur Seligkeit das erste Buch deß Catechißmi, von dem erkändtnuß Gottes und deß Menschen. ......................................... 225 [1r] Cap: 1. Von der Seeligkeit...................................................................... 225 [1r] Was ist deß Menschen Höchstes gut? ............................................................... 225 [1r] Was ist die ewige Seligkeit ............................................................................... 225 [1r] Cap: 2. Von dem Weg zur Seligkeit........................................................ 225 [1r] Wie kan der Mensch die Seligkeit erlangen? .................................................... 225 [1r] Sind dann die erkäntnuß und liebe Gottes zwen Weeg zur Seeligkeit? ............ 225 [1v] Wie bringt uns dan die erkäntnuß und liebe Gottes die Seeligkeit?.................. 226 [1v] Woher kan man wißen, welches die rechte erkentnuß, lieb und Gehorsam Gottes sey? ........................................................................................................ 226 [2r] Cap: 3 Von der Heiligen Schrifft............................................................ 226 [2r] Welches ist die Heilige Schrifft?....................................................................... 226 [2r] Seind dan auch andere Bücher in der Heiligen Bibel? ...................................... 227 [2v] Welches sein dieselben?.................................................................................... 227 [2v] Warum sind die genandt Canonische Bücher für das unfehlbare Wort Gottes angenommen? ................................................................................................... 227 [3r] Warumb aber das?............................................................................................. 228 [3v] Jst aber auch alles, was zur Seligkeit von nöthen, in der Heiligen Schrifft begriffen. ........................................................................................................... 229 [4r] Kan aber auch ein Jeglicher daselbig auß Heiliger Schrifft lernen und verstehen ........................................................................................................... 229 [4v]

216

Der sog. Soner-Katechismus Cap: 4. Von Gottes wesen. ..................................................................... 230 [4v]

Was giebt uns dan nun die Heilige Schrifft von Gott zu erkennen. .................. 230 [4v] Was bezeugt sie von Gottes wesen?.................................................................. 230 [4v] Was ist daß er Gott ist. ...................................................................................... 230 [5r] Was ist das, daß Er ein einiger Gott ist. ............................................................ 230 [5r] Was ist das, daß er Ewig sey. ............................................................................ 231 [5v] Was ist das, daß er vollkommen gerecht sey?................................................... 231 [5v] Was ist das, daß Er vollkommen Weiß sey? ..................................................... 231 [6r] Was ist das, daß er vollkommen mechtig sey. .................................................. 232 [6r] Jsts auch nöthig zur Seligkeit, daß man solche ding von Gott wiße. ................ 232 [6r] Cap: 5. Von Gottes Wercken. ................................................................. 232 [6v] Was lehret uns die Heilige Schrifft von Gottes Wercken.................................. 232 [6v] Was lehret sie von der Schöpfung..................................................................... 232 [6v] Was lehret sie von der Verhörung..................................................................... 233 [7r] Werden alle Creaturen wieder vergehen. .......................................................... 233 [7r] Was lehret uns die Schrifft von Gottes Versorgung.......................................... 234 [7v] Welches ist die allgemeine? .............................................................................. 234 [8r] Welches ist den die sonderbahre Versorgung Gottes. ....................................... 235 [8r] Worinn bestehet die sonderbare Versorgung Gottes? ....................................... 235 [8v] Cap: 6. Von dem Standt des Menschen .................................................. 235 [8v] Wie vielerley ist der Standt deß Menschen? ..................................................... 235 [8v] Welcher ist der Natürliche................................................................................. 235 [8v] Was sind dan deß Menschen natürliche eigenschafften. ................................... 235 [8v] Worinn bestehet das Ebenbild Gottes?.............................................................. 235 [9r] Was ist der Freye Will?..................................................................................... 236 [9r] Was ist das, daß er sterblich ist? ....................................................................... 236 [9v] Wie weist du das?.............................................................................................. 236 [9v] Welches ist deß Menschen Zufelliger Standt. ................................................... 237 [10v] Wie beweist du das?.......................................................................................... 238 [11r] Cap: 7. Von Gottes sonderbahren Versorgung. ..................................... 238 [11r] Wie hat den Gottes Versorgung gesucht den Menschen Würcklich diesen Gnad theilhafftig zumachen? ............................................................................ 238 [11r] Was thut aber Gottes Verheißung hiebey? ........................................................ 239 [11v] Werden dieße Stuck allezeit bey der Versorgung geübt?.................................. 239 [12r] Welche übet Gott allezeit oder im ieden Zustandt deß Menschen? .................. 239 [12r] Welches ist die Beruffung? ............................................................................... 239 [12r] Welches ist die offenbarung seines Willens? .................................................... 240 [12v]

Inhaltsverzeichnis

217

Welches ist die Becräfftigung seines Willens ................................................... 241 [13r] Was ist die Heiligung? ...................................................................................... 242 [14r] Welche ist die Vergebung der Sünden? ............................................................ 243 [15r] Welches ist die rechtfertigung? ......................................................................... 243 [15r] Welches sind die Stück die Gott nicht allezeit übet? ........................................ 243 [15r] Welches ist dann das fürnehmste Stück der versorgung Gottes, dardurch wir die sonderbare Wolthat erlangen?............................................................... 243 [15v] Cap: 8. Von Gottes Willen...................................................................... 244 [16r] Worinn bestehet Gottes Will? ........................................................................... 244 [16r] Welche sind die? ............................................................................................... 244 [16r] Wie vielerley ist dann Gottes Will? .................................................................. 244 [16r] Welches ist der allgemeine Will Gottes? .......................................................... 244 [16r] Welches ist der sonderbare Will Gottes? .......................................................... 245 [16v] Wie vielerley ist dieser? .................................................................................... 245 [16v] Cap: 9. Von Gottes Willen vor dem Fall. ............................................... 245 [17r] Welches ist der Will Gottes geweßen vor dem Fall? ........................................ 245 [17r] Wie haben sich unsere erste Eltern gegen diesen Willen Gottes verhalten? ..... 246 [17r] Was haben sie dadurch verlohren?.................................................................... 246 [17v] Waren dann diese ding auch für sich selbst natürlich?...................................... 246 [17v] Warumb werden dann diese ding ein Fluch genennet? ..................................... 247 [18v] Wie sagt dan Paulus, der Todt sey durch die Sünd in die Welt kommen?........ 248 [19r] Wie kompt dann das alle Menschen sterben, wann sie schon kein theil haben, an der ersten Eltern Sünde? ................................................................... 249 [20r] So hat der Mensch von seinen natürlichen Eigenschafften durch den Fall nichts verlohren? .......................................................................................................... 250 [21v] Hat er sie den ganz verlohren, und kan nit mehr darzu kommen? .................... 251 [22r] Wie ist dieses geschehen? ................................................................................. 252 [22v] Welches ist derselbige? ..................................................................................... 253 [23r] Wie beweisest du, daß Gott mit dem Menschen sey umbgangen?.................... 254 [24r] Wie haben die jenige dann, welche die vollkommene Geboth und Verheißung noch nicht gehabt, zu der unsterblichkeit kommen können. ......... 255 [25r] Wie beweist du? daß es Gott in diesem fall eben also mit dem Menschen hatte? ................................................................................................................. 256 [26r] Cap: 10. Von Gottes Willen vor dem Gesez. .......................................... 257 [27r] Was ist den Gottes Will gewest im andern Stand deß Menschen, nemlich zwischen dem Fall und dem Gesez? ................................................................. 257 [27r] Was waren für belohnung und Straffen zu diesem Willen gesezt? ................... 258 [28r] Jst denn gar kein ander Geboth in diesen Standt gegeben gewest..................... 259 [28v]

218

Der sog. Soner-Katechismus Cap: 11. Von Gottes Willen unter dem Gesez. ....................................... 259 [28v]

Welches ist Gottes Will im dritten Standt deß Menschen gewesen? ................ 259 [28v] Sind auch alle Menschen zu derselben Zeit diesem Willen unterworffen gewesen? ........................................................................................................... 259 [29r] Wie gieng es aber unterdeßen mit den andern Menschen, waren die aller Vorsorgung Gottes und Hoffnung beraubt ........................................................ 260 [29v] Was waren für Belohnungen und Straffen unter dem Gesez?........................... 261 [30r] Wie haben sich die Jsraeliten und sonsten die andern Menschen zu dieser Zeit gegen Gott verhalten? ................................................................................ 261 [30r] Wie hat denn Gottes Vorsorgung dem Menschlichen Geschlecht hierin wieder geholffen?.............................................................................................. 261 [30v] Cap: 12. Von Gottes Willen nach dem Gesez?....................................... 262 [31r] Welches ist dann der Lezte Will Gottes? .......................................................... 262 [31r] Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi, oder Gottes in Christo. ................................... 263 [31v] Cap: 1. Von der Persohn deß Herrn Jesu Christi. ................................. 263 [32r] Was lehret uns die Heilige Schrifft von dem Herrn Jesu Christo? .................... 263 [32r] Wer ist Christus seiner Persohn und seiner Natur nach?................................... 263 [32r] Wie wird er denn Gottes Sohn genent? ............................................................. 264 [32v] Cap: 2. Von dem Ampt deß Herrn Christi gegen Gott. .......................... 266 [34r] Was ist das Ampt deß Herrn Christi?................................................................ 266 [34r] Welches ist sein Ampt gewesen gegen Gott?.................................................... 266 [34v] Worinn bestehet die Verehrung?....................................................................... 266 [34v] Welches ist der Gehorsam Christi gegen Gott?................................................. 268 [36r] Welches ist die Vergebung seines Ambts?........................................................ 269 [36v] Wie stehet den geschrieben, Es werde seines Reichs kein Ende sein?.............. 270 [37r] Was für Belohnung und Wohlthaten hat der Herr Christus von Gott durch sein Ambt erlanget?........................................................................................... 271 [38r] Cap: 3. Von dem Ambt deß Herrn Christi gegen dem Menschen........... 272 [39r] Welches ist das Ambt deß Herrn Christi gegen den Menschen gericht?........... 272 [39r] Welches ist das Mittler Ambt? .......................................................................... 272 [39r] Cap: 4. Von deß Herrn Christi Propheten Ambt? .................................. 272 [39r] Was ist deß Herrn Christi Propheten Ambt? ..................................................... 272 [39r] Wie beweistu, daß der Herr Christus derselbig Prophet sey?............................ 273 [39v]

Inhaltsverzeichnis

219

Wo hat er dieses Ambt empfangen?.................................................................. 273 [40r] Worinn bestehet denn die auffrichtung deß Neuen Bunds? .............................. 275 [41r] Was ist dasjenige, das wir leisten sollen? ......................................................... 275 [41v] Cap: 5. Von den Glauben an den Herrn Jesum Christum...................... 276 [41v] Was ist der glaub an den Herrn Jesum Christum?............................................. 276 [41v] Warum hast du das Vertrauen in Gott durch Jesum Christum. ......................... 277 [42v] Gehört denn der Gehorsamb eigentlich auch zu diesen glauben....................... 278 [43v] Warumb sezt denn Paulus den Glauben den Werck entgegen, als wenns 2. unterschiedliche Ding weren............................................................................. 278 [44r] So verdienet denn dießer Gehorsam der Geboth Christi das ewige Leben? ..... 280 [46v] Weil denn der Glaub zugleich ein Vertrauen zu Gott, und ein Gehorsam ist, worauf siehet er? ................................................................................................ 281 [46v] Das 6. Capitel. Von den Gebotten des Herrn Jesu Christi..................... 282 [46v] Welches sind die vollkommene Gebott des Herrn Christi?............................... 282 [47r] Welches sind die ersten? ................................................................................... 282 [47r] Wo bleiben dann die andern Gesez durch Mosen gegeben? ............................. 282 [47r] Hat dann der Herr Christus alle politische Ordnung und Obrigkeit aufgehebt? ......................................................................................................... 283 [47v] Das 7. Capitel. Von den Zehen Gebotten. .............................................. 283 [47v] Welche sind die Zehen Gebot Gottes? .............................................................. 283 [48r] Was begreifft das erste Gebot in sich? .............................................................. 284 [48r] Was ist die göttliche Ehr? ................................................................................. 284 [48v] Welches ist die innerliche?................................................................................ 284 [48v] Welches ist die äußerliche Anbetung? .............................................................. 285 [48v] Was hat denn der Herr Jesus im Neuen Bund zu dem ersten Gebot gethan?.... 285 [48v] Welches ist die Form zu beten?......................................................................... 285 [48v] Was hält dieses Gebet in sich? .......................................................................... 285 [49r] Welches ist die erste Bitt? ................................................................................. 285 [49r] Was ist das?....................................................................................................... 285 [49r] Welches ist die ander Bitt?................................................................................ 286 [49r] Was ist das?....................................................................................................... 286 [49r] Welches ist die dritte Bitt? ................................................................................ 286 [49r] Was ist das?....................................................................................................... 286 [49v] Welches ist die vierdte Bitt?.............................................................................. 286 [49v] Was ist das?....................................................................................................... 286 [49v] Welches ist die fünffte Bitt?.............................................................................. 287 [49v] Was ist das?....................................................................................................... 287 [49v] Welches ist die sechste Bitt? ............................................................................. 287 [50r]

220

Der sog. Soner-Katechismus

Was ist das?....................................................................................................... 287 [50r] Darff man Gott nicht auf auf ein andere Weiß anruffen und bitten?................. 287 [50r] Welches ist das ander Stück, das der Herr Christus zu den ersten Gebot gethan hat, sein Person betreffend?................................................................... 288 [50r] Wie beweistu, daz man auch dem Herrn Christo solche Ehr schuldig sey?...... 288 [50v] Jst dieser Zusaz des Herrn Christi dem Gebot selbst, und sonsten der Heiligen Schrifft nicht zuwieder?...................................................................... 289 [51r] So gebühret nun sonsten niemand diese Ehr, dann Gott und dem Herrn Christo? ............................................................................................................. 290 [51v] Was begreifft das ander Gebot? ........................................................................ 290 [51v] Was ist im neuen Bund zum andern Gebot gethan?.......................................... 290 [52r] Was begreifft das dritte Gebot?......................................................................... 290 [52r] Was ist in dem neuen Bund zum dritten Gebot gethan? ................................... 290 [52r] Was ist von den vierdten Gebot zu halten? ....................................................... 291 [52v] Was begreifft das fünffte Gebot in sich?........................................................... 292 [52v] Was sollen aber die Eltern gegen die Kinder thun? .......................................... 292 [52v] Was hat der Herr Christus zum fünfften Gebot gethan? ................................... 292 [53r] Wie sollen sich die Unterthanen gegen die Obrigkeit verhalten? ..................... 292 [53r] Wie soll sich die Obrigkeit gegen den Unterthanen verhalten? ........................ 292 [53r] Wie sollen sich die Weiber gegen ihre Männer verhalten? ............................... 293 [53v] Wie sollen sich die Männer gegen den Weibern halten? .................................. 293 [53v] Wie sollen sich die Knecht gegen ihrer Herrschafft halten? ............................. 293 [53v] Wie sollen sich die Herrschaft gegen dem Gesind verhalten? .......................... 294 [53v] Was ist dann im neuen Bund zum 6. Gebot gethan? ......................................... 294 [53v] Was hat der Herr Christus zum 7. Gebot gethan? ............................................. 295 [54v] Was begreifft das acht Gebot in sich? ............................................................... 295 [55r] Was hat der Herr Christus zu dem achten Gebot gethan? ................................. 296 [55v] Was hat der Herr Christus zum 9. Gebot gethan? ............................................. 296 [55v] Was begreifft das zehendt Gebot in sich? ......................................................... 297 [56r] Was hat der Herr Christus zu den zehenden Gebot gethan?.............................. 297 [56r] Das achte Capitel. Von den sonderbahren Gebotten des Herrn Christi.297 [56r] Welches sind die Gebot, die der Herr Christus insonderheit gegeben hat?....... 297 [56r] Welche gehören zu den Sitten? ......................................................................... 297 [56r] Was heist sich selbst verlaugnen? ..................................................................... 297 [56r] Was heißet sein Creuz dem Herrn Christo nachtragen? .................................... 297 [56v] Was heißet dem Herrn Christo nachfolgen?...................................................... 298 [56v] Welches ist die vollkommene Lieb Gottes? ...................................................... 298 [56v] Welches ist die vollkommene Lieb gegen dem Bruder? ................................... 298 [56v] Welches ist die Lieb, so man dem Feind schuldig ist?...................................... 298 [57r] Was ist die Demuth? ......................................................................................... 299 [57r]

Inhaltsverzeichnis

221

Was ist das stetige Anhalten am Gebet? ........................................................... 299 [57r] Wie sollen sich die Christen im Gebet verhalten? ............................................ 299 [57v] Welches seynd des Herrn Herrn Gebot zu dem so Ceremonien gehören? ........ 299 [57v] Das 9. Capitel. Von des Herrn Christi Abendmal .................................. 300 [57v] Was ist des Herrn Christi Abendmal? ............................................................... 300 [57v] Was heist des Herrn Tod verkündigen? ............................................................ 300 [58r] Warum hat der Herr Christus allein seinen Todt zu verkündigen ein solche Ceremonien gestifft, und nit seine Aufferstehung oder Himmelfahrt? ............. 301 [58v] Wie stehet denn geschrieben, daß der Herr Christus sagt: Jch habe macht mein Leben zu verlaßen, und wieder zunehmen? ............................................. 302 [59r] Warum hat der Herr Christus Brod und Wein bey solcher Ceremonien und Stifftung gebrauchet? ........................................................................................ 302 [59v] Welches sind dann die rechten Glieder, aus welchen dieser Leib Christi bestehet?............................................................................................................ 303 [60r] Warum hat der Herr das Brod gebrochen?........................................................ 305 [61r] Wie sagt denn der Herr Christus: das Brod sey seyn Leib, und der Kelch sein Blut?........................................................................................................... 305 [61v] Warum sagt gleichwol der Herr, daß sein Fleisch die rechte Speiß, und sein Blut der rechte Tranck sey? Joh. 6. ................................................................... 306 [62r] Das 10. Capitel. Von der Wasser-Tauff ................................................. 307 [63r] Jst die Waßer-Tauff nicht auch ein Ceremonialisch Gebot Christi? ................. 307 [63r] Wie ist denn dieses zuverstehen, daß der Herr zu seinen Aposteln sagt Matth. 28. Lehret alle Völcker, und tauffet sie im Nahmen &cetera? .............. 308 [63v] Warum sagt denn Paulus an die Epheser am 5,26. daß Christus seine Gemeine gereiniget hab durch das Waßerbad im Wort? ............................................................. 310 [65r] Warum hat sich denn der Herr Christus selbst von Johanne mit Waßer tauffen laßen? .................................................................................................... 311 [65v] Warum haben denn die Apostel mit Waßer getaufft? ....................................... 311 [66r] Das 11. Capitel. Von dem Gehorsam ..................................................... 312 [66v] Jsts auch müglich, daß ein Mensch diesen Geboten Christi, die du bißhero erkläret hast, gehorsam sey?.............................................................................. 312 [66v] Welches ist dieselbige Hülff Gottes? ................................................................ 313 [67v] Das 12. Capitel. Von den Verheisungen Gottes durch Christum. .......... 314 [67v] Welches ist denn dasjenige, das Gott im neuen Bund uns hingegen verheißen hat und leisten will, so wir jhm gehorchen? ..................................... 314 [68r] Wo ist dieser Verheißung in heiligen Schrifft gedacht?.................................... 314 [68r] War die Verheißung auch nit im Alten Testament? .......................................... 314 [68v]

222

Der sog. Soner-Katechismus

Wird nit das zeitliche Leben auch in den neuen Bund verheißen?.................... 315 [69r] Welches ist die Verheißung, welche die Hülff unsers Glaubens in sich hält? ..315 [69r] Welches ist die sichtbare Gab?.......................................................................... 316 [69r] Welches ist die unsichtbare Gab?...................................................................... 316 [69v] Welchen wird denn die Gabe des heiligen Geists gegeben? ............................. 317 [70r] Warum sagt denn Paulus Rom. 8. daz etliche nach dem Vorsaz Gottes beruffen, erwehlet, zuvor erkannt, und verordnet seyn, daz sie gleich seyn sollen dem Bild seines Sohns?............................................................................................. 318 [70v] Was will nun Paulus am gemelten Ort Rom. 8.v.28.29.30. sagen?................... 320 [72r] Wie ists dann zuverstehen, daz Paulus sagt Rom. 9,16. So ligt es nun nit an jemands Wollen oder Lauffen, sondern an Gottes Erbarmen?.......................... 320 [72v] Wie sagt denn gleichwol der Herr Joh. am 6. Niemand komt zu mir, es sey denn, daz ihn der Vatter ziehe? ......................................................................... 322 [73r] Wie stehet denn geschrieben Act. 13,18. Es wurden glaubig, wie viel ihr zum ewigen Leben verordnet waren?................................................................ 323 [74r] Was ist das, daß Gott Pharaonem verhärtet hat, und daß Judas den Herrn hat verrathen müßen? .............................................................................................. 323 [74v] Das 13. Capitel. Von der Bekräfftigung des Willens Gottes. ................. 324 [75r] Welches ist die Bekräfftigung des Willens Gottes, oder der Lehr des Herrn Christi? .............................................................................................................. 324 [75r] Wie geschicht die erste Bekräfftigung?............................................................. 324 [75r] Wie bekräfftiget die Unschuld Christi, daß seine Lehr Gottes Will sey?.......... 324 [75v] Wie bekräfftigen dieses seine Wunderwerck? .................................................. 325 [75v] Wie bekräfftiget dieses auch sein Tod?............................................................. 325 [75v] Wie geschicht die andere Bekräfftigung? ......................................................... 325 [76r] Wie durch den Tod? .......................................................................................... 326 [76r] Wie dann durch die Auferstehung? ................................................................... 326 [76v] Wie bekräfftiget dann seine Erhöhung die Verheißung Gottes? ....................... 327 [77r] Das 14. Cap: Von des Herrn Christi HohenpriesterAmt........................ 328 [78r] Welches ist des Herrn Christi Hohepriester Amt? ............................................ 328 [78r] Von wem hat Er dieses Amt empfangen? ......................................................... 328 [78r] Worinn bestehet dieses Amt? ............................................................................ 329 [78r] Warum muste der Herr Christus auch opffern?................................................. 329 [78v] Welches ist sein Opffer? ................................................................................... 329 [78v] Welches ist das Opffer für sich selbst? ............................................................. 329 [78v] Welches ist das Opffer für uns? ........................................................................ 330 [78v] Warum muste aber das Opffer Christi im Himmel verrichtet werden?............. 331 [79v] Wie ist den Christi Blut und Erscheinung im Himmel ein Opffer für uns? ...... 332 [79v] Wormit ist dann dieses Opffer Christi von den wahren Opffern des alten

Inhaltsverzeichnis

223

Testaments unterschieden?................................................................................ 333 [80r] Was ist der Unterscheid in der Würckung?....................................................... 333 [80r] Welches ist der Unterscheid in der Verrichtung?.............................................. 334 [80v] Warum sagt gleichwol St. Paulus Eph. 5 Christus hab sich selbst hingeben ein Opffer und Gabe Gott zu einen süßen Geruch?........................................... 337 [81v] Das 15. Capitel. Von der Vorbietung des Herrn Christi........................ 338 [82r] Was ist denn die Vorbitt Christi? ...................................................................... 338 [82r] Das 16. Capitel. Von der Reinigung des Herrn Christi unsers Hohenpriesters. ....................................................................................... 339 [82v] Was ist des Herrn Christi Reinigung? ............................................................... 339 [82v] Wie ist dann zu verstehen, wenn gesagt wird, Christus sey für uns oder für unsre Sünde gestorben?..................................................................................... 341 [83v] Dieweil aber geschrieben ist, daß Christus uns erkaufft habe, so muß ja jemand etwas für uns bezahlen?........................................................................ 342 [84v] Es erscheinet aber aus dem Wörtlein Mittler und Verführer, die dem Herrn Christo zugeschrieben werden, daz es uns müst auf ein andere Weiß gereinigt haben, als nur durch Sünd vergeben und Erweckung des Glaubens in uns?..... 346 [85v] Was ist dann, daß Er unser Sünd getragen hat? ................................................ 348 [86v] Das 17. Capitel. Von der Rechtfertigung ............................................... 349 [87r] Welches ist die Absolution oder Rechtfertigung von unsern Sünden? ............. 349 [87r] Warum schreibstu die Rechtfertigung dem Herrn Christo zu, da doch die Heilige Schrifft sagt: Gott sey, der da gerecht mache? Rom. 8,30.33. Tit. 3,7 . 350 [87r] Welche rechtfertiget er denn? ........................................................................... 350 [87v] Wie sagt den Petrus Act. 15. wir glauben durch die Gnad des Herrn Christi selig zu werden, gleich wie sie (die Vätter?)..................................................... 351 [88r] Das 18. Capitel. Von den Königlichen Amt des Herrn Christi............... 353 [88v] Was ist das Königliche Amt des Herrn? ........................................................... 353 [88v] Von wem hat Er dieses Königliche Amt empfangen?....................................... 354 [89r] Wenn der Herr Christus solche Macht vom Vatter empfangen hat, warum sagt er denn: alles was der Vatter hat, das ist mein? Joh. 16,15 v: 17.v.10....... 356 [90r] Wie sagt denn der Herr Joh. 10.v.30. Jch und der Vatter sind eins? ................. 357 [90r] Es bezeuget a. Johannes dz Er sich Gott gleich gehalten hab, im 5. cap. v.18. und Paulus Philip. 2,6. daß Er in gottlicher Gestalt gewesen sey?........... 357 [90v] Wie wird Er denn das Ebenbild des unsichtbarn Gottes, und das Wesen Gottes genennet, und welcher jhn sehe, der sehe den Vatter, daß in jhm die Fülle der Gottheit leibhafftig wohne?................................................................................. 358 [91r] Wann hat Er solche Macht empfangen?............................................................ 359 [91v]

[1r] Von dem Weg zur Seligkeit das erste Buch deß Cathechiß= mi, von dem erkändtnuß Gottes und deß Menschen. Cap: 1. Von der Seeligkeit. 1 Was ist deß Menschen Höchstes gut? Daß er nach diesem zeitlichem Leben, das ewi= ge Leben und Seeligkeit erlange. Was ist die ewige Seligkeit. Es ist ein ewige unbegreiffliche und unaus= sprechliche Freudt und Herrlichkeit – lieben, wie Paulus sagt, in der 1. Cor: 2.,9. Cap: 2. Von dem Weg zur Seligkeit 2 Wie kan der Mensch die Seligkeit erlangen? Wan er Gott und seinen Gesalbten den Herrn Jesum erkennet, und liebet. Denn also sagt der Herr Jesus, Joh: 17,3. das ist das ewige Leben – erkennen. [1v] Von der Liebe aber sagt Paulus in der 1. Cor. 8. So iemand Gott liebet, der ist von ihm erkant, daß ist, er ist für 3 ein Kind Gottes angenommen und erkandt. Und der Herr Christus spricht am 14. Cap: 21.v. Wer mich liebet, der wird von meinem Vatter geliebt werden, und ich werde ihn lieben, und mich ihm offenbahren. Sind dann die erkäntnuß und liebe Got= tes zwen Weeg [sic!] zur Seeligkeit? Nein, es ist nur ein Weg, dan niemand kan 1

2 3

Das „k“ bei „Seligkeit“ ist nachträglich interlinear eingefügt. Das „k“ bei „Seligkeit“ ist nachträglich interlinear eingefügt. Nachträglich interlinear eingefügt.

Soneri Catechism(us)

226

Der sog. Soner-Katechismus

Gott warhafftig erkennen, der ihn nicht also= balden auch liebe, und niemand Gott recht lieben, der ihn nicht erkennet. Wie bringt uns dan die erkäntnuß und liebe Gottes die Seeligkeit? 4 Also: auß der erkentnuß und liebe Gottes entspringt auch, daß wir unser Vertrauen und Hoffnung auf ihn sezen. Auß dem Ver= trauen und Hoffnung entspringt, daß wir seinen Gebotten gehorsamb seyn. Dahero sagt [2r] Joh: in der 1. Epist: 2. an dem erkennen wir, daß wir ihn erkennen, so wir seine Gebott halten. Wer da sagt, Jch kenne ihn, und helt sein Gebott nicht, der ist ein Lügner, und in solchen ist kein Warheit. Und am 5,3. das ist die liebe zu Gott, daß wir seine Gebott halten, und abermalß am 3. ein ieder der seine Hoffnung hat zu Gott, der reiniget sich, gleich wie er auch sein ist, wel= che aber den willen Gottes thun, die werden in das himmelreich kommen. Matth: 7,21. Woher kan man wißen, welches die rechte erkentnuß, lieb und Gehorsam Gottes sey? Auß der Heiligen Schrifft, den darin hatt unß Gott selbst offenbahret, was wir von ihm wißen, und wie wir ihn dienen sollen. Cap: 3. Von der Heiligen Schrifft. Welches ist die Heilige Schrifft? Es sind die Bücher des alten und neuen Bundts oder Testaments, von den Heiligen erleüchten Männern Gottes, durch eingebung deß H(eiligen) Geists geschrieben, alß da sein gewesen, die Heiligen

4

Das „k“ bei „Seligkeit“ ist nachträglich interlinear eingefügt.

v.3.4.

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi [2v] Propheten, Evangelisten und Aposteln: Welche Bücher allezeit von der ersten Kirch an, biß hieher von iederman ohn wiedersprechen für das wahr= hafftige, krefftige und unfällbare Wort Gottes seint aufgenom(m)en und gehalten: und seindt diese, so in der Heiligen Bibel die Canonische Bü= cher genent worden. Seind dan auch andere Bücher in der H(eiligen) Bibel? Ja, es sind die, welche Apocryphische Bücher genen= net werden, welche zwar auch von from(m)en Got= tesfürchtigen Menschen geschrieben sein, und viel guter Lehr in sich haben: Aber doch niemals weder in der Alten, oder hernach in der allge= mein Christlichen Kirchen von ieder mann ohne widersprechung für tüchtig oder bewert gehalten worden, etwas von Gott und seinen willen darauß zuerweißen: Darumb, dieweil sie kein Zeugnuß haben, daß sie durch sonderbare Offenbarung oder Befelch Gottes geschrieben sein. Welches sein dieselben? Es sind diese, das Buch Judith, das Buch Baruch, das [3r] Buch Tobiæ, das Buch der Weißheit, das Buch Jesus Syrach, das 3. und 4. Buch Esther: die Bücher der Maccabeer, die stück im Daniel und Esther außer diesen findet man heutiges Tags in der teutschen Bibel keine mehr, und was man über diesen alten und neuen testament findet, das sind alles Cano= nische Bücher. Warum sind die 5 genandt Canonische Bücher für das unfehlbare Wort Gottes angenom(m)en? Darumb: dieweil die Scribenten derselben zu ihrer Zeit sind genugsam bekandt gewesen, daß Sie from(m)e, 5

Korrigiert aus „sie“.

227

228 von Gott erleuchtete und dazu gesandte, getreue warhafftige Männer Gottes und Lehrer waren 6, de[=] nen dieses so sie geschrieben gnugsam bekandt war, durch sonderbare offenbahrung Gottes. Und dieses Zeugnuß ist ferner von ihnen bißhero von handt zu handt auf die nachkömblichen gebracht worden. Also, daß auch die jenigen, welche sonsten wiederwertige Meinung in der Christlichen Religion ge= habt 7, doch an diesen Punct allezeit sind eines gewe= sen. Und da sich etwa ir bey einem ein Zweifel erhaben, ist derselbig bald widerumb gefallen, als der ohne Grund war, darnach weil dieser Bü= cher eins theils Prophetischer und Geistlicher weiß [3v] auf die Christliche Religion deuten, alß die Bücher deß alten Testaments: eins theils aber dieselben außtrücklich Lehren, alß die Bücher deß Neuen Te= staments, welches dan eine solche Religion ist, die gewißlich warhafftig und Göttlich ist, daran nie= mandt zu zweifeln hatt. Warumb aber das? Erstlich wegen deß Lehrers deß Herrn Christi, wel= cher, daß Er ein Göttlicher Mensch gewesen sey, be= zeugen seine wunderzeichen, welche so wohl seine Freundt alß feindt gesehen haben, und bekennen müßen, daß sie über menschliches 8 Vermögen sein: So bezeugt auch solches, daß er den schmehlichen Todt deß Creuzes, über der ankündigung dieser Re= ligion außgestanden, und am 3. tag wieder uferstanden, welches eben so wohl seinen Feinden den Juden kundt war, und haben es begehrt under zutrucken, aber ihrer viel hundert, die ihn nach der Auferstehung gesehen seine negel= mal gefühlet, mit ihm geßen und truncken, die haben ihr leben über diesen Zeugnuß gelaßen, ohn einigen zeitlichen muzen. Darnach daß 6 7 8

Korrigiert aus „wahren“. Korrigiert aus „befund“. Korrigiert aus „menschlichers“.

Der sog. Soner-Katechismus

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi [4r] diese Religion in den Allerheiligsten Gebotten und vollkömblichsten Verheißungen bestehet, Endlichen wegen ihres anfangs, fortgangs und beständigkeit. Den anfenglich nach deß Herrn Him(m)elfahrt, haben diese Religion hin und wider in der Welt gepflanzet, geringe, manschliche [sic!], und vor der Welt verachte Leuth ohne alle macht und menschliche Weißheit, nur allein mit schlech= ter ankündigung und Beretung der menschen. Darnach ist sie in kurzer Zeit so weit außgebreitet, und von so vielen Völckern angenom(m)en worden, ohn fleischlichen muz, dergleichen niemals nit einig anderer Religion beschehen. Lezlich hatt sie durch alle macht und Gewalt des Teufels und der Welt nim(m)ermehr kennen genzlich untertruckt werden, wie mit andern Religionen beschehen ist. Jst aber auch alles, was zur Seligkeit von nöthen, in der Heiligen Schrifft begriffen. Ja freylich, dan darumb hat sie Gott offenbaret, daß wir darauß den Weg zur Seligkeit lernen sollen, und weil Er uns die Seligkeit gönnet, so ist kein ursach, warumb er eins theils, und nicht alles solt offenbaret haben, was dazu von nöthen ist. [4v] Kan aber auch ein Jeglicher daselig auß Heiliger Schrifft lernen und verstehen. Alles das ienige was zur Seligkeit notwendig ist und das ein ieder wißen soll und muß, das ist so klar und deutlich in Heiliger Schrifft außge= druckt, daß ein ieder der dieselbe lieset und höret, ohn vorgefasten Wahn in einfältigkeit seines her= zens mit fleißiger aufmerckhung [sic!], und bittet umb die hülffe deß heiligen Geistes, daßelbig alles wol verstehen und begreiffen kan, dan zu dem Endt, hat sie Gott offenbaret und beschreiben laßen. 9 Was aber dunckel in Heiliger Schrifft ist, das ist entweder 9

Korrigiert aus „Gott“.

229

230

Der sog. Soner-Katechismus

zur Seligkeit nicht nöthig, oder aber es wird den ienigen, denen es ein ernst ist, sich tag und nacht darumb bemühen, durch anruffung deß Heiligen Geistes, von tag zu tag ie lenger ie heller und clärer. Cap: 4. Von Gottes wesen. Was giebt uns dan nun die Heilige Schrifft von Gott zu erkennen. Erstlich sein natur und wesen, darnach sein Werck und Willen. Was bezeugt sie von Gottes wesen? [5r] Erstlich daß Er Gott ist, dann wer zu Gott kom(m)en will, der muß glauben, daß er sey. Heb:11,6. Zum andern daß er nun ein einiger Gott ist. Den so sagt Mos: im 5. Buch 6,4. Höre Jsraël der Herr unser Gott ist ein einiger Gott. und am 32. spricht Gott selbst: Sehet, daß Jch nur allein bin, und ist kein ander Gott außer mir. Paulus in der 1. zum Corinth: 8. Wir haben nur einen Gott den Vatter, von welchen alles. Und zum Ephes: 4. Es ist ein Gott und Vatter, der da ist über alle, und durch alle, und in euch allen. Zum dritten, daß er ewig sey. Zum vierden, daß er vollkom(m)en und gerecht sey. Zum Fünfften, daß er vollkommen v(nd) Weiß sey. Zum Sechsten, daß er vollkommen v(nd) mechtig sey. Was ist daß er Gott ist. Es heist, daß er von sich selbst göttliche macht und gewalt habe über alles. dahero nennet ihn Moy[=] ses im 5. Buch 10. einen Gott aller Götter, und Herrn aller Herrn, einen großen Gott. Was ist das, daß Er ein einiger Gott ist. Es heist daß er nur allein sey, der da von sich göttliche

v.39

v.6.

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi [5v] macht und gewalt über alles hab, denn ob wol sonsten noch andere seyn, die da Götter genennet werden, alß die Oberkeiten, und Regenten auf Erden, und die Engel im Himmel, so haben doch dieselben alle ihr macht von diesem einigen Gott. Darumb sagt Pau= lus in der 1. Epist: an die Corinth: 8. Wie wol viel seind die Götter genennet werden, im him(m)el und auf Erden, so haben wir doch nur einen Gott, den Vat= ter, aus welchem alle ding, und wir in ihm, und zum Röm: 11 sagt er; Wer hat ihm etwas zuvor gegeben, das ihme wider vergolten würde. Dan von Jhm, und durch Jhm, und in Jhm, sind alle ding.

231

v.5.6.

Was ist das, daß er Ewig sey. Es heist, daß er weder anfang noch Endt habe. Da= rumb wird er dEr Erste und der Lezte genennet. Esa: 41,4. Jtem 44,6. und Moyßes 90. nen= net ihn einen Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Was ist das, daß er vollkom(m)en gerecht sey? Es heist, daß dieses seine Natur 10 sey, billigkeit und gerechtigkeit halten, und daß 11 war= hafftig halte, was er zusag, dahero sagt Paulus zum Röm am 3. daß Gott warhafftig sey? und [6r] David im 92. der Herr unser Gott ist Gerecht, und ist kein unrecht an ihm. Was ist das, daß Er vollkom(m)en Weiß sey? Es heist, daß er nicht allein alle ding ins gemein, sondern auch ein iedes insonderheit so vollkom= men Weiß 12, daß nichts vor ihm verborgen ist, dahero sagt David im 147. Ψ: deß Herrn 13 Weißheit ist unzehlich. und Esa. 40. sein Ver= 10 11 12 13

Korrigiert aus „Natus“. Korrigiert aus „daß er“. Korrigiert aus „Weiß sey“. Korrigiert aus „herrn“.

v.4. v.4.5.

v.5. v.28.

232 stand ist unaußforschlich, und im 139.Ψ. Wo soll Jch hingehen für deinen Geist, und wo soll Jch hin flihen für deinen Augen. Was ist das, daß er vollkom(m)en mechtig sey. Es heist, daß er alles thun kan, was Er will, dahe= ro sagt David am 77.Ψ. Wo ist so ein mechtiger Gott alß du bist. Matth: 19. Bey Gott sind alle ding müglich, und Esa: 14. der Herr unser Gott hatts beschloßen – abwenden? Jsts auch nöthig zur Seligkeit, daß man solche ding von Gott wiße. Ja freylich dann wann wir solche ding von Gott nicht wißen, oder dieser ding von Gott nicht ge= [6v] wiß seyn, so können wir uns an den Weg der Seligkeit, welchen er uns für geschrieben hatt, nicht gründlich halten: Sondern müßen zweifeln, ob er uns auch die ewige Seligkeit ge= ben können werde, oder wolle. Cap: 5. Von Gottes Wercken. Was lehret uns die H(eilige) Schrifft von Gottes Wercken. Fürnehmlich dreyerley: die Schöpfung: Die Verherung und Verderbung, und die Ver= sorgung. Was lehret sie von der Schöpfung. Diß: daß Gott Him(m)el und Erden, und alles was darinnen ist, erschaffen hab, dann also ste= het geschrieben, im 1. Buch Mos: am 1. Jm Anf= fang schuff Gott Himmel und Erden. und Es: 44. spricht Gott, Jch bin der Herr, der alles thut, der allein den Him(m)el außstrecket und die Erde weit macht ohne gehülffen. und David sagt: im 33. Ψ. der Him(m)el ist durch deß Herrn

Der sog. Soner-Katechismus v.6.

v.14

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi

233

Wort gemacht v(nd) 14 all sein Heer durch [7r] den Geist seines mundts. Er helt das Waßer im Meer zusammen, wie in einen schlauch, und legt die tieffe ins Verborgen, alle Welt fürchte den Herrn, und scheue sich für ihm alles was auf den Erdboden wohnet. Denn er spricht, und es geschiecht: Er gebeut, so ste= het es da. Was lehret sie von der Verhörung. Nemlich, daß Gott hümmel und Erden, wie er die gemacht hatt, Also auch zu seiner Zeit wieder verhören, und zu nicht machen wird. Dann also sagt der Herr Christus Matth. am 24,35. Himmel und Erden werden vergehen. Und in der 2. Epist: Pet: 3,10. Es wird deß Herrn tag kommen, wie ein dieb in der Nacht – wer= den verbrennen. 15 Werden alle Creaturen wieder vergehen. Nein: Sonst were unser Hoffnung der ewigen Seligkeit und unser Mühe dieselbige zuer= langen vergeblich. Darumb sezt der Herr Christus an gemelten Ort hinzu: aber meine [7v] Wort vergehen nicht. Nun ist aber dieses auch sein Wort Joh: 5. Wer dem glaubet der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben, und kombt nit ins gericht, sondern er ist von Todt zum Leben hindurch gedrungen, und Joh: 6. daß ist der will deß Vatters der mich gesandt hat, das ich nichts verliehre von allem, das er mir gegeben hat, sondern, daß ichs auferwecke am Jüngsten tag. Jtem das wer den Sohn siehet, und glaubet an ihn, das ewige Leben hab. Darumb wer= 14 15

Korrigiert aus „v(nd) mundts“. Korrigiert aus „vergehen“.

v.24. v.39.

v.40.

234 den die Gottsfürchtigen und Christglaubigen nach der Auferstehung in ewigkeit Leben. die Gottlosen aber, und die Christo nicht sein ge= horsamb gewesen, die werden verflucht, und in das ewige Feuer geworffen werden, wel= ches bereitet ist dem Teufel und seinen En= geln. Matth: 25. Was lehret uns die Schrifft von Gottes Versorgung. Sie lehret uns zweyerley Versorgung Gottes: ein allgemeine und ein sonderbahre: [8r] Welches ist die allgemeine? Diese, durch welche Gott die ganze Welt regiret und alle Creaturen erhelt, ein iede in seiner Art und Natur, nach seiner Göttlichen ord= nung und willen. Davon sagt Esa: 40,26. he= bet eure augen auf in die Höhe und sehet, wer hatt solche ding erschaffen? Wer führet ihr Heer bey der Zahl herauß? Der sie alle mit nahmen ruffet: sein Vermögen und starcke 16 Krafft ist so groß, daß nicht an einem fehlen kan: Der Herr der ewige Gott, der die Ende der Erden ge= schaffen hat, wird nicht müte noch math, sein Verstand ist unausforschlich, er giebt den müten Krafft, und Stärcke genug den unver= mögenden. Und der Herr Christus spricht Matth: 10. Kein sperck fellet uf die Erden ohne den willen meines Vatters: alle eure Haar uf dem Haupt sind gezehlet. Welches ist den die sonderbahre Versor= gung Gottes. Es ist die, welche er noch über die vorige in= sonderheit allein gegen dem Menschen übet, [8v] vor allen anderen Creaturen, in dem ersuchet 16

Korrigiert aus „stärcke“.

Der sog. Soner-Katechismus

v.41.

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi ihnen über ihr natur, ein sonderbahre Wolthat zuerzeigen. Worinn bestehet die sonderbare Ver= sorgung Gottes? Auf daß man diese Versorgung Gottes recht verstehen möge, muß man zuvor deß Menschen Natur und Beschaffenheit wißen. Cap: 6. Von dem Standt des Menschen Wie vielerley ist der Standt deß Menschen? Zweyerley: ein Natürlicher, und ein Zu= felliger. Welcher ist der Natürliche? Es ist der ienige, welchen er alsobaldt in der erschaffung zu seiner Art und eigenschafft empfangen hat: Welchen auch uf alle men= schen natürlicher Weiß so fern sie menschen sein und menschen geborn werden, biß zum Endt der Welt gebracht wird. Was sind dan deß Menschen natürliche eigenschafften. [9r] Der sind fürnemblich 3. Erstlich, daß er zu Gottes ebenbild erschaffen, zum andern, daß er einen freyen willen hat, zum dritten, daß er für sich selbst sterblich ist. Worinn bestehet das Ebenbild Gottes? Erstlich darinn, daß gleich wie Gott ein ver= ständig Weßen, ia die Warheit selbst ist. Also ist der Mensch eine vernünfftige Creatur. Darnach in dem: Gleich wie Gott durch seine Weißheit Himmel und Erden regiret, und ein Herr ist über alles: Also ist der Mensch gesezt durch seine Vernufft zu herschen, über die Fisch im Meer und über die Vögel

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236 unter dem Him(m)el, und über das Viehe, und über die ganze Erde, und übers gewürm das auf Erden kreucht. Daß aber diß das Ebenbild Gottes sey bezeuget Mos: im 1. Buch am 1,26. Was ist der Freye Will? Es ist ein sonderlich Vermögen deß Menschen alß einer vernünfftigen Creatur, dadurch er etliche ding, alß die er mit 17 [sic!] auß unver= [9v] meitlicher noth seiner Natur thun oder laßen muß, kan frey erwehlen, entweder zuthun oder zulaßen. Was ist das, daß er sterblich ist? Es heist, daß er natürlicher Weiß, an ein sonderbahre Gnad Gottes, eben so wohl alß alle andere Lebendige Creaturen, so unter dem Him(m)el seindt, für sich selbst der Schwach= heit und Vergenglichkeit unterworfen, und endtlich einmal widerumb hette vergehen und sterben müßen, wie es dan heutiges tags geschicht und von der Welt her also gewesen ist. Wie weist du das? Erstlich darauß, daß er auß einen Erden= kloz gemacht ist, und ihme erst ein Leben= diger Athem eingeblaßen worden, wie geschrieben ist, im 1. Buch Mos: 2,7. Ein solcher Leib aber ist sterblich, wie Paulus sagt in d(er) Ersten Epist: an die Corinth: am 15,43.44. Zum andern auß dem, daß dem Menschen

17

In der Vorlage wurde hier offenbar „mit“ als „nit“ verlesen.

Der sog. Soner-Katechismus

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi [10r] alsbalden nach der erschaffung noch vor dem Fall ist befohlen worden, daß er durch Kinder zeugen sich mehren und fortpflanzen solt, gleich wie andere sterbliche Creaturen im 2. Buch Mos: am 1. 28. Welche aber unsterb= lich sind, die zeugen keine Kinder, Luc. 20, 35.36. Zum dritten, dieweil er alßbaldt vor dem Fall geßen und getruncken hat, speiß und tranck aber ist ein unterhaltung deß sterb= lichen und vergänglichen Leibs in d(er) 1. Cor: 6,21.13. Jch hab es alles gemacht, es frommet aber nicht alles. Jch habe es alles macht, es soll mich aber nichts gefangen nehmen. Die Speiß dem Bauch und der Bauch die speiße. Aber Gott wird dießen (verstehe den Bauch) und irer (verstehe die Speiß) hinrichten oder abtilgen, abthun. Zum Vierdten, dieweil Gott ihme zum ge= nuß in das Paradeiß gesezt hat, der Baum deß Lebens, welches ganz unvonnöthen ge= [10v] west were, wann der Mensch für sich selbst were unsterblich gewesen im 1. Buch Mos: 2. und 3,22. Welches ist deß Menschen Zufelli= ger Standt. Es ist der, darinn er über sein Natur durch Gottes sonderbare Gnad ist gesezt worden, nemlich da er von Natur sterblich war, hat Gott freywillig aus Gnaden solche seine sterbligkeit in unsterbligkeit zum ewigen Leben verwandeln wollen, entweder als balden, gleich wie es an den Jüngsten tag geschehen soll: oder aber solcher Gestallt, wo er schon natürlicher Weiß gestorben were, daß er ihn doch in dem todt ewig nicht würde gelaßen, sondern von den=

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238 selbigen einmal widerumb zur un= sterbligkeit aufferwecket haben: Also daß, wo er gewolt hett, hette er die un= sterbligkeit über sein natur erlangen können. [11r] Wie beweist du das? Auß der Betrachtung, welche Gott bey den Verbott im Paradeiß gethan, im 1. Boch Mos: 2,17. da er sagt: welches tages du von dem verbottenen Baum deß erkentnuß gutes und Bößes Essen wirst, wirst Du deß Todes sterben, daraus zuersehen, daß Gottes Will gewesen, wann der Mensch 18 von dem verbottenen Baum nicht geßen hette, daß er nicht solte sterben, ob er schon für sich selbst sterblich war, daß ist, daß er solt zum wenigsten im todt nicht bleiben. Denn der stirbt nicht eigentlich, welches in dem Todt nicht bleibt, sondern er schlefft nur, ob er schon für unsern augen ein Zeitlang scheinet gestorben sey. Joh: 11,11. Cap: 7. Von Gottes sonderbahren Versorgung. Wie hat den Gottes Versorgung gesucht den Menschen Würcklich diesen Gnad theil= hafftig zumachen? [11v] Durch einen freywilligen Gehorsam, den der Mensch Gott leisten sollt, 19 den es geziemet also der Ehre Gottes zu welcher alle ding er= schaffen sind im sprichwört: Salomonis am 16,4. Daß der Mensch alß ein vernünfftige Creatur, und der einen freyen willen hat, 18 19

Korrigiert aus „Gott“. Punkt zu Komma korrigiert.

Der sog. Soner-Katechismus

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi Gott für solche Wolthaten nicht einen natür= lichen, wie alle andere Creaturen, son= dern einen freywilligen Gehorsam leisten solte. Was thut aber Gottes Verheißung hiebey? Dieser Versorgung Gottes sein viel Stuck: Alß erstlich die offenbarung seines Willens. Zum andern die Beruffung zum Gehor= sam deßelbigen, und zur Belohnung, zum dritten die bestettigung oder Be= cräfftigung seines Willens. zum vierden die Heiligung. zum Fünfften die Verge= bung der Sünden. zum Sechsten die recht= fertigung. zum Siebenden die erwe= [12r] ckung von den Todten. Zum Achten, das Gericht. Werden dieße Stuck allezeit bey der Versorgung geübt? Etliche werden allezeit geübt bey ieden Zu= standt deß Menschen: etliche aber nur bey gelegenheit der Zeit, nach dem es dem Menschen von nöthen, und Gott gefällig ist. Welche übet Gott allezeit oder im ieden Zustandt deß Menschen? Die Beruffung, die offenbahrung seines Willens, die Becräfftigung deßelben, die Hei= ligung, die Vergebung der Sünden, die recht= fertigung. Welches ist die Beruffung? Dieße, daß Gott entweder durch sich selbst, od(er) durch seine Engel, Propheten und Aposteln, den Menschen zuerkennen giebt, daß er von ihnen dießes oder ienes erfordere, und daß die darauf gesezte Straff und Belohnung

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Der sog. Soner-Katechismus

sie angehe. Wie er 20 dann den ersten Men= schen im Paradiß außtrücklich zu dem ersten [12v] gehorsam beruffen im 1. Buch Mos: 2,15.16.17. Darnach alle Menschen zum gehorsam deß Na= türlichen Gesezes durch einbildung deßelben in ihr Herz, wie zu sehen ist im gemelten Buch 6,3. und zum Römern am 2. Darnach hat er beruffen den Noah in die Arch, daselbsten 7,1. Darnach dem Abraham zu seinen Bundt im 12,17,1.2.3. zu dem Gesez durch Mosen im 2. Buch Mos: am 20. und nachmals gar offt durch die Propheten zur Buß. Jtem die Nimerittin durch Jonam und endtlich im Evangelio das ganze Menschliche Ge= schlecht, zu dem Glauben an Jesum Christum. Welches ist die offenbarung 21 seines Wil= lens? Die offenbarung seines Willens ist geschehen entweder, daß Gott selbst mit dem Menschen geredt hat, und ihnen angezeigt, was er von ihnen Haben wolle, auch wie er sie Belohnen und straffen wolle, gleich wie mit Adam im Paradeiß im 1. Buch Mos: am 2. v(nd) 3. mit [13r] Cain am 4,17. mit Noah. 6. mit Jsaac. 26, 12.16.17. Nachmals mit dem Propheten durch gesicht, und lezlich bey der tauff Christi Matth: 17. oder aber durch die Jnnerliche bewegung deß gewißens oder gemüths, in welchem, das natürliche gesez geschrieben, oder durch seine Botten, als die Heiligen AltVätter, die Ersten Prediger. Jtem durch die Heiligen Propheten, und entlich durch den Sohn den Herrn Chr(istu)m: Zum Heb: 1,2. 20 21

Korrigiert aus „es“. Korrigiert aus „Beruffung“.

v.12. v.2.3. v.3.4. v.17. v.5.

1. Buch Mos: 4,26.

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi Welches ist die Becräfftigung seines Willens. Gott pflegt auf dreyerley weiß den Menschen zubestettigen und zuerweißen, daß dieses, so er den Menschen innerlich oder durch außer= liche Predigt befihle, sein ernstlicher Will sey, Erstlich durch erscheinung und gesicht, gleich= wie er dem Abraham im gesicht erschienen ist, im 1. Buch Mos: am 15. und 17. darnach dem Jacob, im 28. Jtem Mosi erschien der Engel deß Herrn im feurigen Busch, im 2. [13v] Buch Mos: am 3. den Jsraelitern in d(er) Wolcken und Feuer Seule im gemelten Buch am 13. Jtem mit Donner und Blizen auf den Berg Sinai am 14,18. Zum andern erweißet er seinen Willen durch Wunderwerck gleich wie durch Mosen und Aaron vor den Altesten der Jsraeliter im 2. Buch Mos: 4,3. Darnach vor dem König, im 7.8.9.10.11.12. Entlich im Neuen Testa= ment durch den Herrn Chr(ist)u(m) und seine Jüng= ger. Zum dritten becräfftiget er auch seinen Wil= len, durch würckliche Wolthaten und erlö= sung der gehorsamen und Straf der unge= horsamen. Also ward Adam auß dem Pa= radeiß gestoßen, wegen seines ungehor= sambs, darbey er wol sehen kennen, daß es mit dem Verbott kein scherz gewesen, am 1. Buch Mos: 3. 23. Jtem die Welt ward mit d(er) Sündflut erseuffet wegen übertrettung des natürlichen gesezes am 7. Cap: Noah aber und Abraham ward gesegnet, darumb, [14r] daß sie dem Gesez der Natur nach lebten, und fürchteten Gott zu übertretten daßel= bige, daraus sie gesehen, daß Gott das na=

241

v.13.

v.21.

242 türliche gesez hab wollen gehalten haben. 22 Jngleichen ist es mit den from(m)en Loth und bösen Sodoma und Gomora gangen am 19. Cap: Jtem mit den gehorsamen und un= gehorsamen Jsraeliten, wie weitläufftig in den Büchern der König deß Alten Testa= ments zusehen ist. Was ist die Heiligung? Heyligen, heist so viel alß sonderbahr auß= loßen, erwehlen und absondern zu etwas fürtrefflichs für andern. Also ward der Mensch vor andern Creaturen von Gott zur unsterblichkeit geheiliget und abge= sondert. Also waren die Kinder Jsrael zu einem sonderbaren Volck Gottes vor andern Völckern abgesondert, im 5. Buch Mos: 7,6. Damit auch andere Völcker zur forcht Gott [14v] gereizet würden. Also waren die lieben Pro= pheten geheiliget, ia der Herr Christus selbst Joh: 10,36. Gottes willen bey dem Menschen außzurichten. Endtlich werden auch gehei= liget und zur Belohnung abgesondert alle fromme von den Bösen, und werden in ihren Herzen der Wolthaten Gottes versichert. Da= hero bittet David im 51. Ψ . daß ihm Gott einen neuen gewießen Geist, soll in sein Herz geben, damit er der Barmherzigkeit Gottes möge widerumb gewiß seyn, und Paulus sagt zum Epheß 1. daß die lehren mit den Heiligen Geist der Verheißung Gottes ver= siegelt werden. Und dieweil auß dieser gewißheit der Verheißung folgt, daß die Menschen noch eiferiger zum gehorsamb, und also noch ferner von den Gottlosen abgesondert werden, dahero wird gesagt, daß der Heilige Geist, welcher ist das Pfand 22

Komma zu Punkt korrigiert.

Der sog. Soner-Katechismus

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi

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unsers Erbes, uns oder unsere Herzen [15r] Heilige, reinige und absondere. Welche ist die Vergebung d(er) Sünden? Vergebung der Sünden ist, daß uns Gott unsere Sündt, die wir gethan haben, und umb welcher willen er ursach hette uns zu straffen, verzeihet und an uns nicht rechet. Welches ist die rechtfertigung? Es ist diese Gnad, durch welche Gott die Men= schen, welche sich etwan an ihm versündigt Haben, und doch zu rechten Zeit sich wiederumb zu ihm bekehret, und ihm gehorsamb ge= wesen sein, dafür helt und sich also mit ihnen begehet, also ob sie gerecht weren und niemals gesündiget hetten 23. Davon sagt Moses im 1. Buch 15,6. und Paulus an die Römer am 4,3. Abraham hatt Gott geglaubt und das ist ihm zur gerechtigkeit gerechnet. Welches sind die Stück die Gott nicht allezeit übet? [15v] Dar sind zwey: das erste ist, die auferweckung von den toden, das andere, das allgemei= ne Gericht, welche 2. stuck, Gott allein am endt der Welt wird üben, wie zu sehen in d(er) 1. Cor: 15. in der 2. Cor: 5. in d(er) 1. Thes: 4. Matth: 13. Welches ist dann das fürnehmste Stück der Versorgung Gottes, dardurch wir die sonderbare Wolthat erlangen? Die offenbarung und die becräfftigung sei= 23

Korrigiert aus „helten“.

v.16. v.4.

244 nes Willens. Dann wann uns Gottes Will unbekandt oder zweifelich were, so köndten und würden wir den rechten gehorsamb nimmermehr leisten, darum bitt David im 25. Ψ. v.5.6. Herr zeige mir deine Weg, und lehre mich deine steige, leite mich in deiner Warheit und lehre mich. und im 143. Ψ. thue mir kundt 24 den Weg. v.10.11. darauf ich gehen soll, lehre mich thun nach deinen Wolgefallen. [16r] Cap: 8. Von Gottes Willen. Worinn bestehet Gottes Will? Jn 3. stucken, erstlich in seinen Gebotten, zum andern in seiner Verheißung, zum dritten in seinen Betrohungen. Welche sind die? Es sind nicht einnerley, wie auch der Will Gottes nicht einerley ist, und zu unter= schiedlichen Zeiten den Menschen unterschied= lich offenbaret. Wie vielerley ist dann Gottes Will? Ein allgemeiner und ein sonderbarer. Welches ist der allgemeine Will Gottes? Es ist der Jenige, welchen Gott von Anfang in aller Menschen Herzen geschrieben hatt. Dahero alle Menschen auß dem Liecht der Natur von etlichen sachen wißenschafft haben können, daß sie recht oder unrecht sein. davon sagt Paulus zum Röm: 2,15. daß die Heiden, in dem sie von natur, deß

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Das k ist nachträglich interlinear eingefügt.

Der sog. Soner-Katechismus

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi [16v] gesezes Werck thun, damit bezeugen, daß des gesezes Werck geschrieben sey in ihren Herzen, und werden in ihren gewißen hie= rin überwißen. Dahero haben auch etliche Heiden, so schon von den Tugendt geschrieben, den gehorsam aber dieses Willens fodert, Gott zu allen Zeiten, von allen Menschen, dahero er der allgemeine Will Gottes ge= nennet wird[.] Welches ist der sonderbare Will Gottes? Es ist der, welcher nur etliche Menschen und nur zur gewißen Zeiten angehet. Wie vielerley ist dieser? Vierley, gleichwie der zufällige stand deß Menschen vierley ist. der erste vor dem Fall, der ander nach dem Fall vor dem gesez. der dritte unter dem gesez oder Bund, den Gott durch Mosen mit den Kindern Jsrael ge= macht, welcher wird der alte Bund, oder [17r] das Alte Testament genent. Der vierde und lezte im neuen Bund und Evangelio. Cap: 9. Von Gottes Willen vor dem Fall. Welches ist der Will Gottes geweßen vor dem Fall? Nemlich daß unsere erste Eltern Adam und Eva, nicht solten Essen von den Baum deß erkandtniß gutes und Bößes: Welches Ta= ges aber sie davon Eßen würden, solten sie deß Todes sterben 1. Buch Mos: 2,17.

245

246 Wie haben sich unsere erste Eltern gegen diesen Willen Gottes verhalten? Sie sind diesen Gebott nicht gehorsam geweßen, sondern haben sich von der Schlang dem Teufel überreden laßen, und von den verbotenen Baum geßen, wie geschrieben ist im 1. Buch Mos: 3,6. und dieße übertrettung ist der Fall deß Menschen. Dan dadurch sind alle Menschen auß dem Gnaden standt gefallen, in welchen [17v] sie die unsterblichkeit hetten erlangen mö= gen. Was haben sie dadurch verlohren?

Sehr viel als nemlich, daß ihnen diese Gnad

der unsterbligkeit, wie es ihnen gedrohet war, ist entzogen, und sind also auß dem zufälli= gen stand der Gnaden gesezt, und in ihren natürlichen stand gelaßen worden, in wel= chem sie der sterblichkeit nothwendig 25 un= terworffen, und für sich selbst auß dem Todt sich nim(m)er erheben, sondern ewig darinnen bleiben, das Feld mit Mühe und Arbeit bauen, die Kinder mit Schmerzen gebehren müßen, wie in gemelten 3. Cap: zu sehen ist. Waren dann diese ding auch für sich selbst natürlich? Ja und das ist schon von der sterblichkeit oben bewießen. von dem andern aber, ob es sich schon in dem gemelten Ort lest ansehen, als wan(n) die Erde kein distel und dorn würde getra= gen, die Weiber auch ohne schmerzen würden [18r] gebohren haben. Jedoch weil geschrieben stehet, daß Gott alle Creaturen in 6. tagen vollen= det, und am 7. tag von der erschaffung neuer 25

Korrigiert aus “nothwendigkeit“.

Der sog. Soner-Katechismus

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi ding geruhet hab, muß man hierauß schließen, daß die Erde auch ohne deß Menschen Fall würd= de Dorn und Diestel getragen haben. Daher wird im 2. Cap: deß Buchs Mos: gesagt: daß Gott den Menschen ehe er gesündigt hat, in den Garten deß Paradeiß gesezt hab, das er denselben bauen und bewahren solte. Deß= gleichen, dieweil der Mensch von natur sterblig geweßen, so folgt auch hierauß daß er von natur den Kranckheiten und schmer= zen etwan wer unterworffen geweßen. Und weil durch den Fall weder die Bildnuß noch die gliedmaßen, oder die natur deß Menschen hat kennen verendert werden, wie auch hievon kein Wort in H(eiliger) Schrifft stehet, so hetten auch die Weiber natürlicher weiß anderst nicht alß mit schmerzen gebehren [18v] kennen, ohne sonderbare Gnad und Hülffe Gottes. Warumb werden dann diese ding ein Fluch genennet? Nicht darum, alß hette Gott erst durch die Verfluchung die dörner und Distel erschafen, oder deß Menschen Gliedmaßen und natur also gemacht. Sondern darumb dieweil die= se ding, ob sie uns schon natürlich anhiegen [sic!] in dem Gnaden Stand des Menschen haben sollen über die natur verbeßert werden. Dann es ist glaublich, gleich wie Gott dem Menschen, der sterblich war, hette begna= den wollen, daß er auch ihme alle mühe und Arbeit würde ringer gemacht, und das Feld also würde gesegnet haben, daß es weniger müh zu Bauen bedörfft hette umb deß Menschen willen, alß es natür= licher Weiß bedarft. Nun aber der Mensch durch die übertrettung sich dieser Gnad

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248

Der sog. Soner-Katechismus

[19r] beraubet, und folgends auch alles anders, so seinetwegen hat sollen begnadet wer= den, gleich wie die Gnad ein segen war, also wird die Beraubung oder entziehung der Gnaden ein Fluch genennet. Und hierauß erscheinet Gottes sonderbahre Güte und gerechtigkeit, daß er dem Menschen gegen der angebottenen über natürlichen Gnad keine andere Straff aufgesezt, dann die Verlierung derselben, und daß er solte in seinen natürlichen stand gelaßen wer= den. daß also wie der ungehorsam an= ders nichts ist, dann ein mangel deß gehorsams. die Straff auch anders nichts sey, dann ein mangel der Belohnung und Gnaden. Wie sagt dan Paulus, der Todt sey durch die Sünd in die Welt kom(m)en? Diß ist auch nicht also zuverstehen, als wan(n) [19v] der Todt natürlicher Weiß über den Men= schen nit würde geherschet haben, ohne son= derbahre Gnad Gottes, wann er schon nicht gesündiget hette: sondern diß ist d(er) Verstand Pauli zum Röm: am 5. daß ob wir schon von natur sterblich weren, so wür= den wir doch nicht nothwendig und gewiß gestorben, oder in den Todt geblieben seyn: Sondern Gottes Gnad hette uns über un= ser natur errettet, von den Todt, und auß der sterblichkeit, in die unsterblichkeit verwandelt. Dieweil aber Adam durch die Sünd diese Gnad verlohren, also ist der ewige Todt durch die Sünd gewieß und würcklich in die Welt kommen: Weil d(er) Adam den Lauf seiner natur in diesen Fall, so viel die erste Gnad betrifft, die er verlohren hat, ist gelaßen worden, in wel=

Röm: 5. v.12.

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi chem er sterblich geweßen ist, und must auch ewiglich in den Todt bleiben, wofern [20r] ihm Gott nit nur neue Gnad erzeigt, und die erste ungnad fallen ließ, und ist alhie auch dieses zu mercken, daß sterblich seyn und sterben nicht ein ding sey: Sintemal einer wol sterblich sein kan, und Gottes Gnad kan ihm dennoch wol behüethen, daß er nicht stirbt. Oder da er schon stirbt, daß er doch in dem Todt nicht bleibt, darumb sagt Paulus nicht, daß durch die Sünde die sterblichkeit sey in die Welt kommen, sondern der Todt (und) d(a)ß sterben selbst. Wie kompt dann das alle Menschen sterben, wann sie schon kein theil haben, an der ersten Eltern Sünde? Deßen sind zweyerley ursachen. die 1. die= weil alle Menschen auch für sich selbsten sündigen. Dann Adam hat zwar den An= fang zu sündigen gemacht in der Welt: Es ist aber dabey nicht geblieben, sondern seine nachkümbling haben ihn hierin bald nachgefolgt, in dem sie zum wenigsten [20v] das natürliche Gesez in ihr Herz geschrie= ben, übertretten haben. Darumb sagt Pau= lus an gemelden ort, daß durch einen Menschen die Sünd sey in die Welt kom(m)en, und durch die Sünde der Todt: und sey der Todt also zu 26 allen Menschen durch ge= drungen, dieweil sie alle gesündiget haben. Dan die Sünd sey auch in der Welt gewesen biß uf das Gesez. Die ander ist: dieweil wir alle Kinder deß Adams seyn, von ihm in seinen natürlichen 26

Korrigiert aus „bey“.

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250

Der sog. Soner-Katechismus

stand, nachdem ihme die Gnad entzogen war, gezeugt. Gleichwie er nun in seinen natür= lichen Standt dem Todt ist unterworffen gewest, und auch hat sterben müßen: sol= cherley sünd auch alle die jenigen die natür= licher Weiß von ihm gezeugt worden sind. Dann ie kein sterblicher Vatter kein sterb= lich Kind zeugen kan. Darumb wenn auch schon iemand were, der niemals gesündigt hette, so wer er doch dem natürlichen Todt [21r] unterworfen, nur darumb, dieweil er ein Kind Adams, und auß sterblichen Eltern ge= born were. Darumb sagt Paulus weiter: Adam war ein Vorbild geweßen deß, der da zukünfftig war, das ist, des Herrn Christi dann gleich wie alle die jenigen, so in der widergeburt auß Christo geistlicher Weiß geboren werden, sollen das ewige Leben ha= ben, ob sie schon nicht eben den gehorsam geleistet haben, den der Herr Christus ge= leistet hat, nur darumb, dieweil sie auß Christo geboren sind, welcher ist ein Vatter der ewigkeit: Es. 9. Also müßen alle Adams Kinder nach der verlohrnen Gnad natürlicher Weiß deß Todes sterben, nur darumb, dieweil sie Adams Kinder seyn, welcher für sich selbst sterblich, ob sie schon nicht also sündigten wie Adam. Darumb sagt Paulus weiter in d(er) 1. Cor: 15.v.22. Gleichwie sie in Adam alle sterben, also wer= den sie in Christo alle lebendig gemacht wer= [21v] den, und wie wir getragen haben das Bildt des irdischen, also werden wir tragen das Bild deß Himmlischen. So hat der Mensch von seinen natürlichen Eigenschafften durch den Fall nichts ver=

v. 14.

v.6.

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi lohren? Nein den die Gnad, die er dadurch verloh= ren hat, war ihm nit natürlich, wie oben be= wißen ist, und erscheinet noch ferner auß dem, wan(n) die unsterblichkeit den ersten Menschen were natürlich angebohren ge= weßen oder worden, dieselbige durch frey= willigen gehorsam erst zuerlangen. Dann natürliche ding werden nicht erlangt, sondern angebohren. Darnach was das Ebenbild Gottes anlangt, wird auch nach dem Fall gesagt, daß der Mensch Gottes Ebenbild sey, alß im ersten Buch Mos: 9,6. und in der Epistel Jacobi am 3,9. deßgleichen wird auch nach dem Fall gesagt, daß der Mensch seinen freyen willen hab die Gebott Gottes zu thun oder zulaßen, alß im 1. Buch [22r] am 4,7. und im 5. Buch Mos: 11,26. Jtem am 30,29. und im Propheten Osea 13,9. und in der Apostelgeschichten am 13,46. und wird auch darauß bewießen, daß Gott sonst nach dem Fall seine Gebott würde vergeblich gegeben haben. Wan es in unsern Vermögen nit were dieselben zuhalten. So wird er auch uns un= billich straffen, wann wir sie nicht hetten halten können. Welches doch fern ist von Gottes gerechten Urtheil und gericht. Bleibt also war, daß der Mensch durch den Fall allein die Gnad der unsterblichkeit ver= lohren hab. Hat er sie den ganz verlohren, und kan nit mehr darzu kommen? Die erste Gnad hat er zwar verlohren, nem= lich, daß er nicht allein deß zeitlichen und natürlichen Todts nunmehr nicht gefreyet ist, sondern auch in den ewigen Todt bleiben muste, wan Gott nach der Scherpfe mit ihm handeln wolte, und nicht durch ein neue

251

252 [22v] Gnad sich über ihm erbarmete. Aber doch hatt Gottes Barmherzigkeit und gnädige Versorgung noch durch andere Weg gesucht den Menschen zu der unsterblichkeit zu brin= gen, und war also, daß ob er schon zeitlich stürbe, solte er doch widerumb auferweckt und lebendig gemacht werden. Wie ist dieses geschehen? Es hat zwar unser Herr Gott einmal beschloßen für die ewige Seligkeit, welche das Höchste gut ist, daß er den Menschen geben kan, auch hin= wiederumb den Höchsten und vollkömbligsten gehorsam zu fordern, so dem Menschen müg= lich were zu leisten, wie es an sich selbst billich ist. Dann dieweil es sich gezimt hat, daß Gott den Herzogen unserer seeligkeit, daß ist, den Herrn Christum durch leiden, das ist, durch den eusersten gehorsam vollkom(m)en machte: so hat sichs auch gebühret, daß wir ohn den vollkommenen gehorsam zu dießer seeligkeit nicht kom(m)en solten. Sintemal [23r] sie alle von einen kommen, beide der da heiligt, das ist Christus, und die da geheiligt werden. die sind wir zum Hebr: 2. Cap: v.10.11.12. So nennet uns auch Christus seine Brüder: darumb dieweil wir alle von einem kom= men und Brüder sein, und eines erbes wollen theilhafftig werden, so ist billig, daß wir auch einerley gehorsam leisten, wel= ches ist der Vollkommene im 5,9. Welches ist derselbige? Es hat Gott der Vatter denselbigen nit alß balden vollkömblich offenbahret wie auch die Gnad: sondern er hat in diesem fall des Menschen gelegenheit und Vermögen nach iedem Alter deß Menschlichen ge=

Der sog. Soner-Katechismus

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi schlechts und der Welt in acht genommen. Dan gleichwie ein vernünfftiger Vatter von seinen kleinen Kindern und großen Kindern nicht einerley, alß den Höchsten [23v] und vollkömblichen gehorsam erfodert, wie wol er den vollkömblichen von ihnen allen haben will, wann sie alle groß sein, 27 sondern von den kleinen fodert er erstlich ein gerin= gen, und folgend einen größern, nach Art und Vermögen eines ieden Alters, wie er auch nit allein einerley Verheißung thut, sondern von den kleinen schlechte, den größern beßere, nach dem sie ieden alter annemblich sein. Also auch Gott der Herr, hat im anfang und gleichsam in der Kindheit des Menschlichen ge= schlechts bey 2000. Jahren biß uf das gesez nur einen schlechten gehorsam erfordert: Denselben auch nur mit schlechten und zeit= lichen Wohlthaten eußerlich belohnet, alß mit reichthumb, und was dem Menschen annemlich war, und Höcher nichts ver= sprochen, aber darnach im mittel Alter, da die Menschen in mehr erkäntnuß der [24r] güte und zorn Gottes durch lange erfah= rung hatten, und derwegen Älter, das ist, verständiger solten worden sein, hat er den gehorsam durch Mosis geschärfft und hergegen auch die Verheißung gebeßert. Endlich in dem lezten Alter der Welt, hat er erst den voll= kommenen gehorsam außdrücklich erfor= dert, die Höchste und beste Verheißungen da= rauf gesezt, auch die Höchste und euserste Straff den ungehorsam 28 angedrohet, und 27 28

Punkt zu Komma korrigiert. Korrigiert aus „ungehorsamb“.

253

254

Der sog. Soner-Katechismus

siehe, das ist, Gottes sonderbahre gnädige Versorgung deß menschlichen geschlechts. Wie beweisest du, daß Gott mit dem Menschen sey umbgangen? Das bezeuget der Heilige Apostel Paulus zum Galat. 4. da er sagt: Gleichwie der Erb, dieweil er ein Kind ist, biß uf die bestim= te Zeit unter den Vormundern ist; Also sein wir da wir noch Kinder waren, unter den Elementen der Welt gewesen, das ist, wir sein unter dem unvollkom(m)enen ge= [24v] sez gewesen, und haben auf unvollkommene belohnung gedienet: biß, daß die zeit erfül= let war, daß Gott seinen Sohn sendet, daß er uns von diesem Vormunde dem gesez frey macht, dieweil er ist des gesezes endt, Zum Röm: 10,4. und bündet uns an einen vollkommenen gehorsamb, wie er den ge= than hat im 5.6.7. Cap: Matth: und in all seinen Predigten, wie auch seine Apo= stel, sonderlich Paulus zum Eph: am 4. Cap: v.13.14.15. Brechte auch außdrücklich her= für die Höchste Verheißung, nemblich deß ewigen Lebens, welche zuvor noch nicht außdrücklich gesehen war, 2. Tim: 1.v.9. 10. darnach bezeugt auch Epistel an die Heb: 9. Es hab der Heilige Geist angedeutet, daß so lang die beste hütte 29 stehe, das ist, so lang das gesez wehret, so were der Weg zur Heiligkeit, das ist, der vollkommene gehorsamb noch nicht offenbahr: und were [25r] diese hütten nur ein Vorbild geweßen, in welcher der Gottesdienst deß Gesezes, wel= cher nicht Vollkommen kundt, solte ver= 29

Korrigiert aus „hette“.

v.1.2.3.

v.4

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi richtet werden, biß uf die Verbeßerung, das ist, biß das vollkommene Gebott und beßere Verheißung können, welche end= lich durch Christum seind gebracht worden in gemelter Epistel am 7.v.11.12.15.19. 8. Cap: v. 2.6.7.8.13. 9. Cap: v.11.13. 14.15.23. 10. Cap: v. 9.10.19.20. Wie haben die jenige dann, welche die vollkommene Geboth und Verheißung noch nicht gehabt, zu der unsterblichkeit kom(m)en können. Also gleich wie ein Vatter seinem Kind, wel= ches nur den Kindlichen gehorsam leisten kan, wann es denselben leistet nach ver= mögen seines Alters, eben so wol seinen Erbtheil verlest, ob er ihm schon denselben alß eine Belohnung seines kindlichen [25v] gehorsambs nicht außdrücklich verheißen, gleich wie die 30 den Ältisten: das den vollkomlichen gehorsam geleistet: Also thut auch Gott, er reizet das menschliche Geschlecht in seiner Jugend, daß ist, vor und unter dem Gesez, mit Jrrdischen Vergenglichen dingen zum gehorsam nach Vermögen ihres Alters und vermeint ihnen doch dabey das unver= gengliche ewige gutt, ob er schon ihnen solches außdrücklich nicht verheißet. Dann es ist doch des Vatters endliche meinung daß ihme die Kinder sollen gehorsam 31 sein, in was Alter auch ein iedes sey, daß er nicht ursach hab eines und das ander zu enter= ben, das klein wegen deß kleinen unge= horsambs, daß grose wegen deß grosen ungehorsambs, ob er schon den kindischen noch nichts vom Erbe sagt, noch die Enterbung 30 31

Nachträglich interlinear eingefügt. Korrigiert aus „gehorsamen“.

255

256 dreuhete, dann es verstiende und achtete es nicht, sondern verheiset ihme etwas an= ders, alß ein Vorbild deß Erbes. Alß [26r] ist es auch Gottes endlicher Wille, dem Men= schen zu ieder Zeit der Welt, wann sie dem Willen Gottes sein gehorsam gewesen, der zur selben Zeit, da Sie gelebt haben, ist offenbahret und von ihnen gefordert worden, das ewige Leben: den ungehorsamen aber die ewiche Verdamniß zu geben, ob sie schon zur selben Zeit die Vollkommene Geboth oder die Ver= heisung deß ewigen Lebens nicht gehabt haben, auch den Vollkommenen gehorsamb nicht geleistet noch leisten können: Son= dern nur ein Vorbild deß Vollkommenen ge= horsambs und der Vollkommenen Verhei= sung. Wie beweist du? daß es Gott in diesem Fall eben also mit dem Menschen hatte? Erstlich darauß; daß Paulus in gemelten 4. Cap: zum Galat: die Jenigen, so unter dem Vormunde, das ist, unter dem Gesez und noch Kinder waren, eben so wol Erben nennet, als die unter dem Evangelio, und war ihnen doch die Erbschafft deß ewigen Lebens niemals [26v] außdrücklich verheisen, wie dann kein einig Zeügnuß in der ganzen Heiligen Schrifft hier= von gefunden wird. 32 Darnach auß dem Zeug= niß deß Herrn Christi selbst Matth: 22. Cap: v.2.23. Da er beweiset, daß Abraham Jsaac und Jacob werden von den Todten auferstehen und Leben, dieweil Gott ihr Gott sey, und sey kein Gott der Toden. Nun sey aber Abra= ham Jsaac und Jacob noch vor dem Gesez ge= 32

Korrigiert aus „ist“.

Der sog. Soner-Katechismus

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi wesen, welches Moses erst hernach gebracht hatte, und haben nur den kindlichen gehor= sam geleistet, nicht den Vollkommenen, den Christus erst überlengst geoffenbaret: haben auch niemals die außdrückliche Ver= heisung deß ewigen Lebens empfangen. Darauß zu sehen, daß Gott zu allen Zeiten gesucht, die Menschen zum ewigen Leben zu= bringen, und daß er ihnen allezeit daßel= bige, als die endliche belohnung vermeint habe, ob er ihnen schon etwas anders ver= heisen. Darumb werden auch die Güt= [27r] tere und Verheisungen des Alten Testa= ments ein Schatten und Vorbild genennet der zukünfftigen Gütter, welche der Herr Christus außtrücklich ankünden solt, die= weil sie dieselben bedeutet haben. zum Heb: am 9. und 10. Cap: Zum dritten wird solches bewiesen auß dem Gleichnuß deß Hauß Vatters, der Arbeiter in seinen Weinberg miedete Matth: 20. Da derselbe etliche frühe, die anderen spath be= rufft, etliche Arbeiten den ganzen Tag, et= liche nur eine Stund, und empfangen doch endlich einerley Lohn, nemlich den Groschen, welcher bedeutet das ewige Leben. 2.10. Cap: 10. Von Gottes Willen vor dem Gesez. Was ist den Gottes Will gewest im an= dern Stand deß Menschen, nemlich zwi= schen dem Fall und dem Gesez? Hiervon zeugt uns die Schrifft nicht daß Gott den Menschen ins gemein zu der Zeit einen [27v] sonderbaren Willen oder Geboth geoffenbahret hab. Dann wiewol im 1. Buch Mos: 4,26. ge=

257

258 schrieben stehet, daß man zur Zeit Seth und Enoch hab angefangen zu predigen von deß Herrn Nahmen, so wird doch keines austrück= lichen sonderbahren Gebotts dabey gedacht, und ist daher vermuthlich es sey dieser Zeit bey den Allgemeinen Wille Gottes ver= blieben, deßen geboth von Natur in der Menschen Herzen geschrieben warn, und sey die predigt von deß Herrn Nah= men nichts anders gewesen, denn, daß Gott diejenigen, welche diesem Geboth, das sie in ihren Herzen befunden gehor= sam weren, würde segnen. Die unge= Horsamen aber, die Gott nicht fürchteten, und wieder ihr gewissen handelten, würde er ernstlich straffen. Und es scheinet, daß dieses Natürliche Gesez von den Gottsfürch= tigen Männern Seth und Enoch gepredigt [28r] würde der Geist Gottes genennet im 1. Buch Mos: 6,3. Was waren für belohnung und Straff(en) zu diesem Willen gesezt? Welche diesen 33 Gebothen gehorsam waren und fürchteten Gott dieselben zu über= tretten, die hat Gott entweder von dieser Welt hinweg zu sich genom(m)en, alß den from= men Enoch im 1. Buch Mos: am 5,24. oder aber sonsten hie lieblich und zeitlich geseg= net, und ihnen zeitliche Wohlthaten ver= heisen, als den Noah, Abraham, Jsaac und Jacob. Welche aber Gott nicht geachtet, und mehr ihren Wohllüsten nachlebten, als dem jenigen, welches ihnen so wol ihr gewissen gezeiget, daß 34 es recht were, als die predigt: Die hat er entweder mit der 33 34

Korrigiert aus „diesem“. Korrigiert aus „das“.

Der sog. Soner-Katechismus

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi Sündfluth erseufft im 1. Buch Mos: am 1. oder sonst auch leiblich gestrafft, Sodoma, Gomorra, im gemelden Buch im 19. Cap: und die Ab= [28v] göttischen Heyden welche von den Kindern Jsraël sind umbgebracht und vertrieben wor= den, davon im Buch Josua. Jst denn gar kein ander Geboth in diesen Standt gegeben gewest. Keines welches alle menschen ins gemein an= gieng. Aber etliche Persohnen insonderheit haben sonderbahre Geboth für sich allein em= pfangen, als Noah, daß er in den Kasten solte gehen sich für der Sündfluth zu be= wahren im 1. Buch Mos: am 6. v(nd) 7. Cap: Jtem daß Abraham solte auß Haran in Canaan ziehen am 12. Cap: daß er alles Männlichs beschneiden solt, zum Zeichen und Versieg= lung deß Bunds, den Gott mit ihm gemacht hatte am 12,10. Cap: 11. Von Gottes Willen unter dem Gesez Welches ist Gottes Will im dritten Standt deß Menschen gewesen? Das Gesez, welches er den Kindern Jsraël [29r] durch Mosen gegeben hat, und ist weitläuffig beschrieben in den 4. lezten Büchern Mosis. Sind auch alle Menschen zu derselben Zeit diesem Willen unterworffen gewesen? Nein: sondern nur die, welche Abrahams Saa= men waren, das ist, welche aus Jsaac und Jacob herkommen, nemblich die Jsraëliten. Dann Gott hatte mit Abraham einen sonder=

259

260 lichen Bund gemacht, den in seinen [Nah=] 35 men solten alle Völcker gesegnet werden. Drumb hat er auch für die Jsraëliten ein sonderliche fürsorg getragen, so wol in den Gebothen, alß in den Verheißungen. Und sind sie ein Vorbild gewesen aller glau= bigen, so in den Neuen Bundt sein würden, denn gleichwie Gott den Jsraëliten in die= sem Mittel Alter alß deß glaubigen Ab= raham Kinder ein solche Wohlthat vor andern erzeigt: Als wolte er am Ende der Welt allen rechtglaubigen das ewige Leben geben. [29v] Wie gieng es aber unterdeßen mit den andern Menschen, waren die aller Vor= sorgung Gottes und Hoffnung beraubt. Mitnichten: Sondern Gott hatte an ihnen auch Wolgefallen, wann sie ihm rechtschaffen dieneten nach dem Natürlichen und von den Alt Vättern offt gepredigten Gesez, und ihn liebeten, als ein sonderlichen Ver= gelter deß guten, und ernstlichen Straffer deß Bösen, fürchteten, wie sie denn beides an den Jsraëliten noch klärlicher sehen, und lernen haben können. Diß bezeugen die Exempel der Wehmütter in Egypten im 2. Buch Mos: 3,21. Jtem Job, Rhut, Rahab, der Niniviten und Nebucadnezars, Welche alle sambt Heiden und nicht Jsraëliter gewesen sind, und gleich wol haben sie Gottes güte empfunden, wie zu sehen in den Buch Job und Ruth. Jtem Josue am 2. Cap: Jm Buch der Könige 3. Jonæ. 3. Dan: 4. Cap.

35

In der Handschrift ist „Nah=“ nicht mehr zu erkennen.

Der sog. Soner-Katechismus

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi [30r] Was waren für Belohnungen und Straff(en) unter dem Gesez? Jn gemein hatten die Jsraëliten zur Belo= nung, daß die Gottlosen für ihnen auß den gelobten Land gestoßen und umbge= bracht, sie aber darein gesezt würden, in ein Land da Milch und Honig immer fleust. im 2. Buch Mos: 13. Zur Straff aber, daß sie wiederumb auß diesem Land solten gestoßen werden, und von den Heiden ge= fänglich hinweg geführet werden, wo sie würden ungehorsamb sein, wie zu sehen im 5. Buch Mos: 11.29.30. und im 2. Buch der Könige am 11.24.25. Cap: Son= sten waren auff sonderbahre verbre= chungen sonderbahre Straff gesezt, als auff dieberey Zauberey und Ehebruch und derglei= chen im 2. Buch Mos: 22. im 3. Buch Mos: 20. Wie haben sich die Jsraëliten v(nd) sonsten die andern Menschen zu dieser Zeit gegen Gott verhalten? [30v] Es sind sowol die Jsraëliten von ihren vor= geschriebenen, als die andern Völcker von den Natürlichen Gesez abgewichen, und haben zum grösten theil Gott verlaßen: Daher sie sich nicht allein der zeitlichen, sondern auch der ewigen Wolfahrt, welche durch die zeitliche vorgebildet war, beraubt haben, und sind also von Neuen, wie auch ihre Nachkömlinge dem ewigen Todt unter= worffen worden. Wie hat denn Gottes Vorsorgung dem Menschlichen Geschlecht hierin wieder geholffen? Durch die lezte offenbahrung seinen Willen, das ist, durch den Neuen Bund: Jn welches

261

262 er uns das ewige Leben als das Höchste gut außtrücklich verheißet, und die verge= bung aller vorigen Sünd, da wir uns nun noch zu ihm bekehren die Condition deß Neuen Bunds halten, das ist, den voll= [31r] kommenen gehorsam ihm leisten werden. hingegen aber den ewigen Todt und ewige Verdamnuß an drohet, da wir diesen seinen lezten Willen verachten und hindan sezen werden. Darumb ein ieder in dieser lezten Zeit seiner Wohl warnehmen soll. Cap: 12. Von Gottes Willen nach dem Gesez? Welches ist dann der Lezte Will Gottes? Es ist derjenige, welchen der Herr Christus uns in dem Evangelio offenbahret hat, wie Gott selbst im 5. Buch Mos: am 18. hat zuvor gesagt: Jch will ihnen einen Propheten wie du bist erwecken, aus ihren Brüdern, und mein Wort in sein Mund geben, derselbe zu ihnen soll reden alles, was ich ihm gebieten werde, und wer mein Wort nicht hören wird, die er in meinen Namen reden wird, von dem will ichs fordern. Dann Stephanus im geschichten der Apostel am 7. Cap: v.37 sagt, daß der Herr Christus derselbig Prophet sey. Darumb wird er auch der Herr= liche Reichthum deß Geheimnuß genennet 36, [31v] Welches von der Welt biß auff Christum verbor= gen gewesen, Colos: 1,27. und daß in 37 ihm alle fülle der Gottheit (das ist, Gottes Willens) leibhafftig wohne, im 2,9. daß durch seine Erscheinung 38 die Gnad, so uns vor der Zeit der 36 37 38

Korrigiert aus „genannet“. Korrigiert aus „daß ich“. Korrigiert aus „Gnade“.

Der sog. Soner-Katechismus

Von dem Weg zur Seeligkeit das erste Buch des Catechismi Welt in ihm gegeben ward, sey offenbahrt, und das Vergengliche Wesen, von ihm, durch das Evangelium an das Liecht gebracht worden, 1. Timoth: 1,9.10. Daraus zu sehen ist, daß die Erkantnuß dieses Lezten Willen Gottes bestehe in der Erkantnuß deß Herrn Christi. Darumb ob schon er selbst sagt Joh: 17. daß das ewige Leben sey Gott dem Vatter und Jesum Christum den er gesandt hat, erkennen, so bezeugt er doch hinwiederumb am 14,9. Wer ihn sehe, der sehe auch den Vatter, also, daß die Erkentnuß Christi die Erkentnuß deß Vatters mit einschließet. Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi, oder Gottes in Christo. [32r] Cap: 1. Von der Persohn deß Herrn Jesu Christi. Was lehret uns die Heilige Schrifft von dem Herrn Jesu Christo? Sein Persohn und sein Ampt. Wer ist Christus seiner Persohn und seiner Natur nach? Es ist ein Sohn Mariæ der Jungfrauen, welche dem Joseph vertraut war auß dem Geschlecht David. Von derselben ist er empfangen in ihrer Jungfrauschafft ohne Zuthun eines Manns, durch überschattung und Krafft deß Heyli= gen Geistes, geborn zur Zeit deß Kaysers Augusti, zu Bethlehem in Jüdischen Land, am 8. tag beschnitten, und in der Beschnei= dung mit den Namen Jesus genennet worden, dieweil er sein Volck soll von Sün= den erledigen, wie zu sehen ist im 1. Buch am 2. Cap: Matthæi v(nd) Lucæ. Auff Solche

263

264 seine Natur hat Paulus gesehen in der 1. Epist: am Timoth: 2,5. Da er sagt, es [32v] ist ein Mittler zwischen Gott und den Men= schen, der Mensch Jesus Christus. Und in der 1. Cor: 15,21. Wie durch einen Menschen der Todt, so sey auch durch einen Menschen die Aufferstehung von den Todten kom(m)en. Ja der Herr Christus nennet sich selbst in dem Evangelio gemeiniglich deß Menschen Sohn, wie bey allen 4. Evangelisten zum öfftern mahl zu finden. Und im 5. Buch Mos: am 18,18. nennet ihn Gott einen Propheten wie Mosen, welchen er den Juden auß seinen Brüdern erwecken wölle. Wie wird er denn Gottes Sohn genent? Deßen zeigt uns die Heilige Schrifft dreyer= ley Ursach an. Erstlich, dieweil er von einer Jungfrauen ohne Zuthun eines Manns, al= lein aus überkommung deß Heiligen Gei= stes, und überschattung der Krafft des Höch= sten empfangen und geborn ist, auff wel= [33r] che weiß Gott sonst niemals keinen Sohn ge= zeuget. Dann also sagt der Engel selbst zur Jungfrauen Mariæ, Lucæ am 1,35. Der Hei= lige Geist wird über dich kommen und die Krafft des Höchsten wird dich überschatten. Darumb auch das Heilige das von dir gebo= ren wird, wird Gottes Sohn genennet werden. Zum andern wegen seines Ampts, zu wel= chem er sonderbahr vom Vatter geheiliget, und in die Welt ist gesand worden. Den also ant= wortet er den Juden, die nicht leiden konden, daß er sich Gottes nennete, Joh: 10. v.34.35.36: Stehet nicht geschrieben in Neuen Gesez, ich

Der sog. Soner-Katechismus

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi hab gesagt, ihr seyt Götter: So er die Götter nennet, zu welchem das Wort Wort Gottes geschahe, und die Schrifft kan nicht auffgelöst werden, wie Sprecht ihr denn zu dem, den der Vatter geheiligt, und in die Welt gesandt, du lösterst 1 Gott, darumb daß ich sage, ich bin Gottes Sohn. [33v] Es ist aber das Ampt des Herrn Christi dreyer= ley, wie wir Hernach sehen werden, und umb eines ieden willen wird er Gottes Sohn ge= nennet. 1. zum ersten wegen seines Pro= pheten[=] und Lehrampts: Umb dieses Willen er auch die rede Gottes genennet wird Joh: 1.v. 1. Jtem das Ebenbild deß Unsichtbarn Gottes Colos: am 2,9. Welche Titul allesampt sein Lehrampt fürnehmlich erklären. Und ihn zum Sohn Gottes machen. 2. Darnach wegen seines Hohen Priester ampts: denn von der Einsezung und Verordnung Jn seinem ewi= gen Hohen Priesterthumb legt der Apostel an die Hebr: am 5,5. die prophezeihung am 2 Ψ. v.7. auß. Du bist mein Sohn, heut hab ich dich gezeuget. 3. Lezlich wegen seines Königli= chen Ampts. Denn dieses giebt dieselbige prophezeihung im vorhergehenden Versu 6. zu= verstehen, daß er Gottes Sohn wegen deß Köni= glichen Ampts genennet werde, da also ge= sagt wird: Jch habe meinen König eingesezt [34r] auff meinen heiligen Berg Zion. Jch will von einer solchen Weise predigen, daß der Herr zu 2 mir gesagt hat, du bist mein Sohn, heut hab ich dich gezeuget. So ist auch für sich offenbahr daß ihm nichts Gott ähnlicher mache, denn sein Königliche Macht und Herrschafft. Zum dritten 1 2

Korrigiert aus „lösterts“. Korrigiert aus „von“.

265

266 wird er auch Gottes Sohn genennet wegen sei= ner aufferstehung von den Todten. Denn Pau= lus sagt in der Apostelgeschicht am 13. Cap: 32,33. Daß Gott diese Verheisung, welche eben die pro= phezeihung im andern Ψ. ist, erfüllet hab, in dem daß er Jesum aufferwecket hab. Und zum Röm: am 1,4. daß der Herr Jesus sey herrlich erkläret, das ist, gleichsam außgeruffen, und ernandt worden ein Sohn Gottes, durch die Aufferstehung von den Todten. Cap: 2. Von dem Ampt deß Herrn Christi gegen Gott. Was ist das Ampt deß Herrn Christi? Das Ampt deß Herrn Christ soll auff zweyer= ley weiß betrachtet werden: Erstlich gegen Gott seinen Him(m)lischen Vatter: Darnach gegen [34v] den Menschen. Welches ist sein Ampt gewesen gegen Gott? Deßen sind 3. Stuck: 1. die Verehrung deß Vatters. 2. der gehorsam oder Vollbringung seines Willens. 3. die Übergebung 3 seines Ampts. Worinn bestehet die Verehrung? Wiewol alle dasjenige, was der Herr Christus geredt und gethan hat, zu der Ehre Gottes ge= schehen ist Joh: 8.v.49.50. Jedoch so kan ein sonderbahre Ehrerbietung gegen seinen Vatter erkennet und betrachtet werden. Erstlich aus der anbetung und anruffung umb das jenige, so ihm von nöthen war, oder daß er sonsten von Gott erlangen wolte. Davon sagt der Apostel an die Hebr: am 5.v.7. daß der Herr Christus am Tag seines Fleisches gebeth und flehen mit starckem Geschrey und thrä= 3

Korrigiert aus „Vergebung“.

Der sog. Soner-Katechismus

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi nen geopfert hab zu dem, der ihme vom Todt kondt außhelffen, und sey erhöret auß der Forcht. Es zeugen auch Matth: 4.v.23. und Lucas. 9. v.28. Daß er auff ein Berg gestiegen sey, sein gebeth zu verrichten. So hat er auch vor seinen [35r] Wunderzeichen Gott angeruffen und gebetten, als Matth: 14 und Joh: 11. Jtem vor seinem Todt Matt: 26.v.29. Mein Vatter ists müglich so gehe dieser Kelch von mir, doch nicht wie ich will, sondern wie du wilt. Und für seine Feind Luc: 23.v.34. Vatter vergieb ihnen, dann sie wissen nicht was sie thun. Zur Anbethung gehöret auch die dancksagung, daß er seinen Vatter offt für die erhörung gedanckt hat, als Joh: 11.v.41. Vatter ich dancke dir, daß du mich erhöret hast. Zum andern, ehret er seinen Vatter, in dem er sich ihm auffgeopfert, damit er von seiner Schwachheit erlöset werde, und die unsterb= lichkeit erlange. Dann dieweil er Fleisch und Blut war, Hæb: 2.v.14. ist er auch noth= wendig mit Schwachheit umbgeben gewest, daselbst am 5. Cap: v.2. doch ohne Sünd, am 4. Cap: v.15. Unter dieser Schwachheit aber war das fürnehmste die Sterblichkeit oder der Todt, den er auch als Fleisch und Blut ist unterworffen gewest, welchen Todt der Apostel hie am 5. Cap: [35v] v. 2.3. die Sünd nennet, durch ein figurliche redt, dieweil sonsten auch der Todt der Sünden Sold ist, in dem er sagt: Nach dem Christus selbst mit Schwachheit umbgeben war, muste er gleich für das Volck also auch für sich selbst opfern für die Sünde. Was aber das für ein opfer gewest sey, bezeuget er am 7. Cap: v.22. da er sagt: Einen solchen Hohen Priester solten wir haben, dem nicht noth were, wie einen Hohen Priester täglich zu erst für eigene Sünd opfer zuthun,

267

268 darnach für deß Volcks Sünde. Dann daß hat er gethan einmal, da er sich selbst opfert. Zum dritten, ehret er seinen Vatter, in dem er offentlich bekennet, daß all 4 sein Krafft, gewalt und Weißheit sey von dem Vatter, und er hab sie nicht von sich selbst, wie er dan thut Matth: am 11.v.27. Da er sagt: Alle ding sind mir übergeben von meinem Vat= ter, und Joh: 17.v.6.7. Jch hab deinen Na= men offenbahret den Menschen, die du mir von der Welt gegeben hast. Nun wißen sie daß alles, was du mir gegeben hast, sey [36r] von dir. Jngleichen bekennet er Joh: 5.v.19. 30. 22. 7. Cap: v.16.17.18.29. 8. Cap: v. 28.30. 38. v(nd) 14. Cap: v.10.29. daß sein Lehr nicht seine Lehr sey, sondern deß Vatters der ihm ge= sandt hab: Er rede und thue nichts, ja er könne nichts thun von sich selbst, sondern wie er vom Vatter gelehret, und wie es ihm gebotten sey: Der Vatter hab ihm Macht gegeben das Gericht zu halten, dieweil er deß Menschen Sohn sey: Der Vatter der in ihm sey, der thu die Werck, der sey größer denn er etc(etera): Daher gehöret auch, daß er alle die Ehr, so ihm geschicht, seinem Him(m)lischen Vatter heimschlägt und zu rechnet, das sie demselben geschehe, alß Joh: 2.v.44. Wer an mich glaubet, der glaubet nicht an mich. Sondern an dem der mich gesand hatt. Und am 14. Cap: v.13. Auff daß der Vatter ge= ehret werde in dem Sohn. Welches ist der Gehorsam Christi gegen Gott? Der ist zweyerley: Erstlich daß er das Gesez voll= kömlich gehalten und erfüllet, dieweil er eben sowol unter dem Gesez, und daßelbig zuhalten

4

Korrigiert aus „daß er“.

Der sog. Soner-Katechismus

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi [36v] schuldig war, wie Paulus bezeugt Gal: 4.v.4. da er sagt: Da die Zeit erfüllet ward, sande Gott seinen Sohn, von einem Weib gebohren, und unter das Gesez, auff daß er die, so unter dem Gesez waren erlösete. Darnach daß er das Mittel Ampt zwischen Gott dem Vatter und dem Menschlichen geschlecht auff sich genom(m)en und gegen dem Menschen verrichtet hat, biß zum Todt deß Creuzes, davon sagt er selbsten Joh: 5.v.30. und Cap: 6.v.38. Jch suche nicht meinen Willen, sondern deß Vatters der mich gesandt hat. Jch bin kommen in meines Vatters Namen und am 8. Cap. v.43. Jch thu allezeit was ihm gefellt. Jch suche nicht meine eigene Ehre, sondern deß Vatters der mich gesandt hat. Welches ist die Vergebung seines Ambts? Es ist, daß der Herr Christus sein regierung und Herrschafft über sein Reich und seine Feind, als da sind die Sünd, Teuffel, Todt v(nd) Höll, Gott seinem Him(m)lischen Vatter, wie er sie von ihm empfangen, also auch wieder überant= wortet werde, wann er all sein Feind zu [37r] seinen Füßen wird gelegt haben, unter wel= chen der Todt der lezte ist, wie davon Paulus in der 1. Corinth. 15. bezeugt, da er sagt, Es werde das End sein, wenn Christus das Reich Gott v(nd) dem Vatter überantworten werde, wann er auffgeben werde alle Herrschafften, alle Oberkeit und Gewalt, dan sagt er, er muß herrschen, biß er alle seine Feind unter seine Füße lege. Der lezte Feind aber der auffgehoben wird ist der Todt. Wenn aber alles ihm unterthan sein wird, als dann wird auch der Sohn selber unterthan sein, dem, der ihm alles unterthan hat, auff daß Gott sey alles in allen.

269

270 Wie stehet den geschrieben, Es werde sei= nes Reichs kein Ende sein? Daß der Engel Gabriel zu der Jungfrauen Ma= ria sagt Lucæ 1. Es werde seines Königreichs kein Ende sein, hat diesen Verstand: So lang noch Feind seiner Kirchen werden vorhanden sein, daher die Kirchen noch einer Regierung bedürffen werden, soll diese Regierung nim= mer mehr von ihm genommen werden. Wan(n) [37v] aber alle seine Feind abgethan, und zu seinen Füßen gelegt sein, so bedarff es keiner Regie= rung der Kirchen mehr, die weil als dann alle glaubigen selbst regieren werden ewiglich in der Offen= bahrung 22.v.5. das ist. Es wird sie weder Todt, Sünd oder Teuffel anfechten, oder et= was an ihm haben können, sondern über diese alle werden sie Triumphirn, weil [sic!] sie abge= than sein. Darnach kan es auch diesem ver= stand haben, daß er in diesem Königreich kein andere Creatur zum Nachfolger haben werde, sondern es werde einig bey ihm bleiben, und von ihm Gott dem Vatter, von dem es kommen ist, wiederumb heimfallen. Daß also in ewigkeit waar sein wird, der Herr Christus sey allein der König über seine Kirch gewesen, niemand anders vor oder nach ihm. Dann in solchem Verstand wird auch der Melchisedech ein Prophet in Ewigkeit ge= nennet, dieweil aus seinem Geschlecht nie= mals keiner vor oder nach ihm deß Altars gepflegt hat, ob er schon gestorben ist, und sein [38r] Priesterthumb mit ihm auffgehöret hat. Da= rumb wird er ein Vorbild deß Herrn Christi genennet, und dem Sohn Gottes verglichen, dieweil auß dem Stam(m) Judæ, der Herr Christus auch d(er) einige Priester ist, wie solches der Apostel zum Heb: 7.v.3.6.11.

Der sog. Soner-Katechismus

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi 12.13.14. auslegt. Also wird auch Aarons Priesterthumb ein ewig Priesterthumb ge= nennet im 2. Buch Mos: 40. Nur dieweil so lang daßelbige wehren muß, es von dem Stam(m) Levi nicht solte genommen werden. Es müste aber das Jüdische Priesterthumb nur biß auff Christum und nicht ewiglich wehren, wie Zum Hebr: 7 zu sehen ist, v.11.12.13.14.15. 16.17.18. Denn Christus ist das Gesezes Ende, zum Röm: 10.v.4. Was für Belohnung und Wohlthaten hat d(er) Herr Christus von Gott durch sein Ambt er= langet? Durch die Verehrung und anbetung hat er er= langt alles, was er gebetten so wol zu Verrich= tung seiner Wunderwerck und zum andren [38v] gehörig, alß die errettung seiner selbst vom todt, wie er selbst bezeuget, Joh: 11.v.42. Vatter ich danck dir, daß du mich erhöret hast, doch ich weis daß du mich allezeit erhörest. Und zum Hebr: am 5.v.7. sagt der Apostel, Chri= stus sey erhöret worden aus der Forcht, von wel= cher erhörung David am 16.Ψ.v.8. geweissagt hat, wie es Petrus in der Apostelgeschicht am 2. auslegt v.25. durch den gehorsam aber hat er erlangt die erhöhung und Herrschung über alle Creaturen im Him(m)el und auff Erden, wie Paulus sagt zum Philipp: am 2.v.9.10.11. dieweil der Herr Christus seinem Vatter gehorsam worden biß zum Todt, ja zum Todt deß Creuzes, darumb hat ihn Gott über die masen erhöhet, und hat ihm einen Namen geschencket der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen alle der Knie die im Him(m)el v(nd) auff Erden, und unter der Erden sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sey zur rechten Gottes deß Vatters.

271

272 [39r] Cap: 3. Von dem Ampt deß Herrn Christi gegen dem Menschen. Welches ist das Ambt deß Herrn Christi gegen den Menschen gericht? Diß ist zweyerley: Erstlich das MittlerAmbt, durch welches er den Befelch Gottes bey uns außrichtet, und uns ein Ursach ist, daß wir einen freyen Zu= tritt zu Gott haben, und schreyen Abba lieber Vatter. Das ander ist sein Königlich Ambt, durch welches er uns, als unser Herr und Gott selbst, wie wol auch aus empfangener und gegebe= ner Macht und gewalt regieret, und über uns herrschet. Welches ist das MittlerAmbt? Dieses ist wiederumb zweyerley: Das Prophe= tische und das Hohe Priester Ambt. Cap: 4. Von deß Herrn Christi Propheten Ambt? Was ist deß Herrn Christi Propheten Ambt? Es ist die auffrichtung deß Neuen Bunds, welchen er an Gottes statt mit den Menschen gemacht, darumb er ein Mittler zwischen Gott und den Menschen genennet wird in d(er) 1. Thimoth: 2. Cap: [39v] Jn welchen Ambt er dieses suchet, daß er uns zu Gott bringe, mach auffhören sündigen und buß thun. Von wem hat er solches Ambt empfangen? Nicht von Menschen noch von ihm selbst: Sondern von Gott dem Vatter, davon hat Mosis geweissagt im 5. Buch am 18.v.15: Einen Propheten wird euch der Herr euer Gott erwecken auß euren Brüdern, gleich wie mich, den solt ihr hören, nach alle dem, was er zu euch reden wird. Und Joh: am 8.v.42. sagt der Herr selbsten: Jch bin außgegangen und kom(m)en

Der sog. Soner-Katechismus

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi von Gott: Jch bin nicht von mir selber kom(m)en, sondern er hat mich gesandt. Wie beweistu, daß der Herr Christus derselbig Prophet sey? Erstlich auß seinen Wercken, welchen beweiß er selbsten braucht Joh: 10.v. 25.37.38. Cap: 4. v.11. da er sagt: Thu ich nicht die Werck meines Vatters, so glaubet mir nicht, thu ichs aber, so glaubt mir doch umb der Werck 5 willen. Zum andern auß dem, die weil alles, was er zugesagt, waarhafftig also geschehen ist: welchen beweiß er auch selbsten braucht Joh: 13.v.19. [40r] Jezt sage ichs euch, ehe denn es geschicht, auff das wenn es geschehen ist, daß ihr glaubet, daß ichs bin, und im 8. Cap: Wenn ihr deß Menschen Sohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen daß ichs sey. Zum 3. auß der offenbahrung bey seiner Tauff, Matth: 3.v.11. und seiner Ver= klärung Matth: 11.v.5. Bey welchen diese Stim(m) aus den Wolcken gehöret ist: Diß ist mein lieber Sohn, an welchen ich wolgefallen hab, den solt ihr hören. Erstlich auß den Tittuln, die ihm die Hey= lige Schrifft zueignet, als, daß sie ihn das Wort oder die rede Gottes nennet. Joh. 1.v.1. Jtem den ge= treuen Zeugen, offenbahrung Joh: 1.v.5. und 3. v.14. Jtem das Ebenbild deß unsichtbarn Gottes Colos: 1.v.15. Den glanz der Herrlichkeit Gottes. Hebr: am 1.v.3. Den Sohn Gottes deß Lebendigen Matth: 16: v.17. daß in ihm wohne die ganze fülle der Gottheit Leibhafftig, das ist in seiner Lehr der ganze Will Gottes waarhafftig, und in der That selbst offenbahrt sey: Colos. 2.v.9. Wo hat er dieses Ambt empfangen? Der Herr Christus ist zwar darzu gebohrn und in die Welt kommen, daß er diese Waarheit zeügen 5

Korrigiert aus „Willen“.

273

274 solt, Joh: 18.v.37. Jedoch hat er es würcklich nach seiner Geburth im Himmel empfangen, zu [40v] was Zeit er auch mag hinauff gestiegen sein, da= selbst seines Ambts halben unterricht zu werden. Denn daß er etwan im Him(m)el gewest und hin= auff gestiegen sey, bezeuget er selbst Joh: am 3. da er sagt: Niemand ist gen Him(m)el gestiegen den(n) der vom Him(m)el hernider gestiegen ist, nemb= lich deß menschen Sohn, der ihm Him(m)el war. Jtem Joh: 6.v.62. Wenn ihr nun sehen werdet deß Menschen Sohn auffsteigen, dahin da 6 er vor war. Und am 8. Cap: v.28. Wie mich mein Vatter gelehrt hat, also rede ich. So bezeuget auch Joh: am 1. Cap: daß das Wort im Anfang bey ihm gewesen sey, das ist, im Anfgang deß Evange= lii, wie zu sehen Marci am 1.v.1. Denn deßelben Anfang beschreibet Johannis und keines andern Diengs. Es ist auch ohne das glaublich, daß Christus der Herr in dem Him(m)el hab von seinen Predig Ambt müssen steigen, zum wenigsten die Herrlichkeit seiner Beloh= nung zu kosten, welche er seines gehorsambs halben zugewarten haben würde. Denn so der Apostel Paulus wegen seines schweren Ambts und der Verfolgung, die er darüber [41r] leiden solt, ist in dem dritten Him(m)el verzuckt worden, 2. Cor: 12.v.2.3.4. Damit er die Unaussprechliche Herrlichkeit hörete, und umb keiner Verfolgung Willen von seinen anbefoh= lenen Ambt abrisse. Wie viel mehr hat es sich gebühret, daß solches dem Herzogen und Vor= geher unser Seeligkeit selbst widerführe, deßen Ambt uns desto schwerer gewesen, dieweil ihm niemand in denselben ist fürgangen, und hat er sein Vertrauen schlechts auff Gott sezen 6

Nachträglich interlinear eingefügt.

Der sog. Soner-Katechismus

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi müßen. Derowegen wir durch leiden müsten vollkommen werden Hæb: 2.v.10. so muste ihm auch die Höchste Hülff und Trost wiederfahren, welche da ist das anschauen selbst, und schmecken der ewigen Seeligkeit. Worinn bestehet den(n) die auffrichtung deß Neuen Bunds? Erstlich in der Verkündigung und offenbah= rung der Conditionen oder bedingungen deßelben, denen eine wir Cristen sollen: Die ander aber werde Gott hingegen 7 uns leisten. Wie den(n) ein ieder Bund von beiden Theilen, die sich mit ein ander verbinden, etwas fordert: [41v] Dargegen daß er 8 uns dieselben Conditionen bekräfftige, damit wir gewiß sein, daß Gott dieses von uns haben, und hingegen das ander gewiß uns leisten werde und wolle, wo wir das unserige thun. Denn durch diese be= krefftigung werden wir verursacht sein Ver= kündigung zu glauben und seinen geboten zugehorsamen. Was ist dasjenige, das wir leisten sollen? Es ist der glaub an Jesum Christum, wie denn geschrieben stehet Joh: 3. v.15.5.v.24.6.v. 29. 35.47.63.64.11.v.25.26. v(nd) 12. Cap: v.44. 45.46.47. wer an den Sohn glaubt der hat das ewige Leben. Cap: 5. Von den Glauben an den Herrn Jesum Christum. Was ist der glaub an den Herrn Jesum Christ(um)? Das Wörtlein glaub wird in Heyliger Schrifft in zweyerley Verstand gefunden. Bißweilen be= 7 8

Nachträglich als Fußnote eingefügt. Korrigiert aus „es“.

275

276 deut es nur ein bloße bewilligung, daß man dafür helt, daß dieses oder ienes alß die Lehr deß Herrn Christi war sey, ob man es schon nicht [42r] frey bekennet, sich deßwegen auff ihn verlast oder sein Leben offentlich darnach anstellet, wie von den Obersten der Juden gesagt wird Joh: 12.v.42.43. Daß ihr viel an den Herrn glaubten, aber wegen der Phariseer nicht bekandten, daß sie nicht im Bann gethan würden. Denn sie hatten lieber die Ehre bey den Menschen den bey Gott. Biß= weilen bedeut es nicht allein die Einwilligung, sondern auch das Vertrauen und den Gehor= samb, umb welches Willen das Vertrauen ge= fordert wird: Dieweil es sonst noch kein recht würcklich Vertrauen ist auff die Verheissung, so lang man dasjenig in der that nicht einge= het, darauff die Verheissung gesezt. darumb wird zum Hæb: 11.v.5. gesagt, durch den glauben, das ist, wegen deß glaubens sey Enoch hinweg genommen, und hat Gott gefallen, da doch in 1. Buch Mos: am 1. Cap: ge= sagt wird: Enoch hab mit Gott, das ist nach den Willen Gottes gewandelt, und deßwe= gen sey er hinweg genommen. Wandeln [42v] aber bedeut nicht allein das Vertrauen, sondern auch den Würcklich gehorsamb. Jngleichen wird im gemelten Capitel an die Hæb: ge= sagt von dem Abraham, daß er durch den Glauben sey ausgangen, ein frembd= ling worden, und hab Jsaac geopfert. Nun in den ersten Verstand wird der Glaub auch den Teuffeln zugemessen Jacob: 1.v.19. welche darob erzittern. Aber der Seeligma= chende Glaub an Christum, welcher die Ver= heissung hat deß ewigen Lebens, der wird im andern Verstand genommen. Und ist nichts anders denn eine gewisse Zuver=

Der sog. Soner-Katechismus

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi sicht und Vertrauen in Gott durch Jesum Christum, also, daß man sich nicht hindern lasse, das ienige zuthun, was Gott durch Christum von uns haben will, und nicht zweiffeln, er werde auch getreulich halten was er uns verheissen hat. Warum hast du das Vertrauen in Gott durch Jesum Christum. [43r] Darumb: dieweil der seeligmachende Glaub erfordert, daß man nicht allein Gott, sondern auch dem Herrn Christo vertraue wie geschrieben ist Joh: am 6.v.29. das ist Gottes Werck, daß ihr an den Glaubet, den er gesand hat. Und in deb Epist: Joh: 3.v.24. das ist das Geboth Gottes, daß wir glauben an den Namen seines Sohns Jesu Christi. Wiewol dieser Glaub in Christo nicht be= ruhet, sondern endet sich Gott seinen Him(m)= lischen Vatter, dann also sagt er selbst Joh: 12.v.44. Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an dem der mich gesand hat. Und Paulus zum Philipp: 2. v.9.11. daß Gott den Herrn Christum erhöhet 9 hab, auff daß alle Zungen bekennen, daß Christus der Herr sey zur Ehr Gottes deß Vatters. Daher nun genugsam offenbahr ist, daß wer an den Herrn Christum Glau= bet, der glaubet durch Christum an Gott den Him(m)lischen Vatter. [43v] Gehört den(n) der Gehorsamb eigentlich auch zu diesen glauben. Ja freylich: Er ist das fürnehmste Stuck, und gleichsam die Seel oder das Leben deß Glau= bens, wie Jacob bezeugt in seiner Epistel 9

Korrigiert aus „nicht erhöhet“.

277

278 am 2.v.26. daß gleichwie der Leib ohne den Geist Todt ist, also sey auch der Glaub ohne die Werck Todt. Jtem er bezeuget auch da= selbst, daß der Glaub Abrahams sey durch die Werck vollkommen worden. Daher braucht die Schrifft offtermahls den glauben und den Gehorsam für ein Ding. Alß, was der Herr Christus sagt Marci am lezten, wer nicht glaubt der wird verdampt werden, eben das sagt Paulus 2. thes: 1.v.8.9. von denen so nicht gehorsamb sein dem Evangelio unsers Herrn Jesu Christi. Jtem, was der Herr Christus daselbst sagt v.11. Wer glaubt und getaufft wird, der wird Seelig, das sagt er Joh: 13. Seelig seyd ihr, so ihr es thut, was ihr wisset und von mir [44r] gelernet habt. Was Esaias Prophetischer Weis gesagt hat am 83.v.1. Herr, wer glaubt unsern Predigten, das legt Paulus zum Röm: am 10. also auß v.16.17. Sie sind dem Evangelio nicht alle gehorsam. So werden auch Joh: 3. und in der 2. thes: 3. die Glau= bigen und ungehorsamen einander entgegen gesezt. Darauß zu sehen, daß die Glaubi= gen so viel seind als die Gehorsamen: und glauben so viel als gehorsam sein, wie hin= gegen auch ein Ding ist unglaubig und un= gehorsam sein. Und daher als der Herr Jesus seine Jünger in alle Welt sendet, dieselbi= gen den Christlichen Glauben zu lehren, sagt er v.20. lehret sie halten alles, was ich euch befohlen hab. Matth: 28. Warumb sezt denn Paulus den Glau= ben den Werck entgegen 10, als wenns 2. unterschiedliche Ding weren. Wenn Paulus den Glauben den Werck entge= 10

Korrigiert aus „nach“.

Der sog. Soner-Katechismus

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi [44v] gen sezet, als zum Röm: 3.v.28. und 4.v.15. zum Galat: 2.v.16. zum Eph: 2.v.8.9. so verstehet er durch die Werck entweder einen solchen Vollkommenen Gehorsam, daß sich ein Mensch die Zeit seines Lebens niemals im geringsten wider ein einiges Geboth Got= tes vergriffen hab. Denn wer sich an einem versündiget, der ist schon deß ganzen Ge= sezes schuldig und mangelt deß Ruhms der Werck: Jacob: 2.v.10. und zum Galat: 3.v.10. Verflucht sey iedermann, der nicht bleibt in allem dem das geschrieben stehet im Buch deß Gesezes, daß er es thue. Oder aber es verstehe Paulus das Ceremonialisch Gesez, dessen end Christus ist, zum Röm: am 10.v.4. Oder auch das ganze Mosaische Gesez, als ein vollkom(m)enes gegen dem, so der Herr Christus widerholet und geschrie= ben hat. Denn so sagt er zum Galat: 3.v. 21: Wenn ein gesez gegeben wer, das da könne lebendig machen, so kem die gerech= [45r] tigkeit waarhafftig aus dem Gesez. Aber die Schrifft hat es alles beschloßen unter die Sünde (das ist unter die Vollkommenheit bey welcher noch Sünde ist) auf daß die Ver= heißung käme durch den Glauben an Jesum Christum. Ehe dann aber der Glaub kam, wurden mir 11 unter dem Gesez verwahret und verschlossen, auf den Glauben, der da solt offenbahrt werden. Also ist das Gesez unser Zuchtmeister gewest auf Christum, daß wir durch den Glauben Gerecht wür= den, und zum Hæb: am 7.v.18. stehet ge= schrieben, daß das vorige Gesez aufgehoben sey, darumb weil es zu schwach und nicht 12 11 12

Offenbar Lesefehler aus der Vorlage, hier müßte „wir“ gelesen werden. Korrigiert aus „mehr“.

279

280 muz war, denn es konde nicht vollkom(m)en machen. Jtem: wo das Priesterthumb verendert werde, da müste auch das Gesez verendert werden. Derowegen wie der Herr Christus ein neuer und Vollkom(m)e= ner Hoher Priester ist denn Aaron: Also muß auch das gesez, das 13 mit ihm ein= [45v] kommen ist, vollkommen sein. Derohalben wenn Paulus 14 den Glau= ben an Christum dem unvollkommenen Gesez entgegen sezt, schließet er nicht aus das 15 Gesez oder den Gehorsam, welchen der Herr Christus im neuen bund erfordert, welches ist der vollkom(m)ene Gehorsam, von dem oben gesagt ist, daß ihn Gott in den lezten Zeiten der Welt fordern wolt von den Menschen. So verdienet denn dießer Gehorsamb d(er) Geboth Christi das ewige Leben? Nein: Dann wenn schon ein end könde gefunden werden, der ohn alle Sünde von Jugend auf die Gebott Christi vollkömlich gehalten hett, so were doch solcher gehorsamb für sich selbs [sic!] viel zugering ein solche reiche und un= aussprechliche belohnung zuverdienen. Derohalben bleibt es waar, daß auch bey den Glaubigen und frömsten das ewige Leben eigendlich zu reden ein genade und [46r] schenckung Gottes sey und kein Verdienst oder Lohne. Jedoch weil es Gott also gefallen, diesen Gehorsamb, welcher ist der Glaub an den Herrn Christum, aus seiner überschwänck= lichen müldigkeit so reichlich zu belohnen, 13 14 15

Korrigiert aus „daß“. Korrigiert aus „Christus“. Korrigiert aus „dem“.

Der sog. Soner-Katechismus

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi ob er schon deßen für sich nicht werth ist, und daß er ohne diesen Gehorsam, das ewige Leben niemand geben will, daher wird gesagt, daß das ewige Leben eine Beloh= nung sey der frommen: ob es schon das verdienst ohne Maaß in d(er) wichtigkeit und Herrligkeit übertrifft. Hieraus kan(n) man auch sehen, daß kein streit ist zwischen Jacobo am 2. Cap: da er sagt, Abraham sey durch die Werck gerecht wor= den. Und dem Paulo zum Röm: am 3. da er sagt: Sie werden alle ohn Verdienst gerecht, denn wie gesagt, die Werck oder der Gehorsamb verdienen die Gerechtig= keit oder Seeligkeit nicht: Jedoch so wer= den ohne denselben niemand gerechtfertigt. [46v] Eben so viel ists auch, das Paulus allda sagt: Der Mensch werde gerecht ohne deß gesezes Werck durch den Glauben. Und am 4. Cap: v.3.4.5: Dem Abraham sey die Gerechtigkeit durch den Glauben kommen aus gnaden nicht aus Verdienst oder den Wercken. Jaco= 16 bus aber er sey durch die Werck gerecht word(en). Denn durch die Werck verstehet Jacobus den Ge= horsam, welcher eben das fürnehmste Stück ist des Glaubens, und sezt sich entgegen nicht den Glauben in der andern bedeutung, von welchen Paulus redet, sondern in der ersten: also daß Ja= cobus eben dieses sagt, welches Paulus gesagt hat, allein mit andern Worten. Weil den(n) der Glaub zugleich ein Vertrauen zu Gott, und ein Gehorsam ist, worauf siehet er? So fern er ein Vertrauen ist, siehet er auf die Verheißung Gottes, durch Christum offenbahret, und läßet sich gänzlich auf dieselben; so fern er 16

Mit „Jacobus“ setzt der neue Schreiber ein.

281

282

Der sog. Soner-Katechismus

aber ein Gehorsam ist, hält er die vollkom(m)ene Gebott Christi. Das 6. Capitel. Von den Gebotten des Herrn Jesu Christi.

Welches

[47r] Welches sind die vollkom(m)ene Gebott des Herrn Christi? Ein Theil derselben ist begriffen in den Gebotten Gottes, die durch Mosen gegeben waren, mit dem Anhang, welchen der Herr Jesus im Neuen Bund darzu gethan hat. Andern seynd, die der Herr Chri= stus insonderheit gegeben hat. Welches sind die ersten? Es sind die heiligen 10. Gebott, welche Gott vor dem Berg Synai dem Volck Jsraël mit heller Stim(m) im Donner und Bliz, nachmals dem Mosi auf 2. steinern Taffeln gegeben hat, wie zu sehen ist im andern Buch Mosis am 20. Cap. und 32. den(n) die= selbe hat der Herr Christus ausdrücklich wiederho= let und befohlen Matth. 29. v. 17.18. Luc. 10. v. 25. 26.27.28. und auch vollkom(m)ener gemacht Matth. 5.6.7. Cap. Wo bleiben dann die andern Gesez durch Mo= sen gegeben? Die sind im Neuen Bund aufgehoben, zum Theil ausdrücklich; zum Theil heimlich und folgiger Christ, als die Ceremonialischen, gerichtliche und andere Sazungen, welche zur Erhaltung Jüdischer Policey= ordnung dieneten; dann sie nur ein Schatten waren der zukünfftigen Dinge. Coloss. 2.v.7. und solten nur währen biß auf Christum Röm. am 10. Cap. v. 7. Welcher die Jüdische Policeyordnung, dadurch sie von allen andern Völckern solten unterschieden werden, zu nicht gemacht, indem er die Schiedwän=

den

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

283

[47v] den zwischen den Heyden und Juden abgebrochen, und aus beyden eins gemacht, Ephes. 2.14. Wie dann auch zuvor durch den heiligen Patriarchen Ja= cob geweißaget war, es solte das Scepter von Ju= da entwendet werden, wen(n) da käme der Siloh, d(a)z ist, der Meßias, welcher ist der Herr Christus, Gen. 49.v.10. Hat dann der Herr Christus alle politische Ord= nung v(nd) Obrigkeit aufgehebt? Mitnichten: den(n) auch den Christen im N(euen) Bund gebotten wird, d(a)z sie sollen der Obrigkeit unterthan seyn, dieweil kein Obrigkeit, die nicht von Gott sey, Rom. 13.v.1.2.3.4.6. und 1. Petr. 2.v.13.14. und ist auch einen Christen wol frey eine Obrigkeit zu seyn; allein daß er sich in dieser Ordnung und Verwaltung seines Ampts also verhalte, d(a)z er nichts wider die ausdrückliche Gebott des Herr Christi thue, oder son= sten etwas, d(a)z der Christlichen Religion nicht ehrlich oder gleichförmig sey. Wie dann viel in der Jüdischen Policey war, das sich nun zu der Christlichen Religion ganz und gar nicht reumet, als welche aus der Gü= tigkeit v(nd) Barmherzigkeit entspringet, v(nd) auf dem Geist des Friedens, der Demuth, auf die Lieb zur Beßerung und Erhaltung des Nächsten gegründet ist. Da hingegen im Jüdischen Gesez die Strengigkeit re= gierte, als Aug um Aug, Zahn um Zahn. Das 7. Capitel. Von den Zehen Gebotten. [48r] Welche sind die Zehen Gebot Gottes? Das erste: Jch bin der Herr dein Gott, du solt keine andere Götter für mir haben. Das ander: du solt dir kein bildtniß noch 17 ir= gend ein Gleichniß machen, weder des, das oben im 17

Korrigiert aus „machen“.

Welche

Exod. 20.

284 Him(m)el, noch des, das unten auf Erden, oder das im Waßer ist unter der Erden: Du solt sie nicht anbeten noch ihnen dienen. Das dritte: Du solt den Nahmen des Herrn deines Gottes nicht vergeblich führen: den(n) der Herr wird den nicht ungestrafft laßen, der seinen Nahmen ver= geblich führet. Das vierdt: gedenck des Sabbaths, daß du ihn heili= gest. Das fünffte: Ehre Vatter und Mutter, auf d(a)z dirs wolgehe, und du lang lebest auf Erden. Das sechste: Du solt nicht töden. Das siebende: Du solt nicht ehebrechen. Das achte: Du solt nicht stehlen. Das neunte: Du solt kein falsch Zeugnus geben wid(er) deinen Nächsten. Das Zehend: Du solt nicht begehren deines Nächsten Hauß, auch soltu nicht begehren deines Nächsten Weib, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sei= nen Ochsen, noch seinen Esel, noch alles was dein Nächster hat.

Der sog. Soner-Katechismus

Ephes.6.3.

Was begreifft das erste Gebot in sich?

Zwey Ding: das erste, daß wir Gott den Him(m)lischen Vatter für unsern Gott halten und jhme göttliche Ehr beweisen: das ander, daß wir keinen andern

[48v] außer jhn, für unsern Gott halten, und diese Ehr niemand anders anthun sollen. Was ist die göttliche Ehr? Es ist die in(n)erliche und äußerliche Anbetung. Welches ist die innerliche? Es ist die gröste Ehrerbietung unsers Gemüths gegen Gott, und bestehet darin(n)en, d(a)z wir im Herzen be= kennen, und jhme zuschreiben, daß er Macht habe üb(er) unser Leib, Seel, Herzen und Gedancken, denselben Maß und Recht fürzuschreiben und sie zu straffen;

außer

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

285

Daher erscheinet, daß sei keiner Creatur gebühret, und alle Menschliche Ehrerbietung übertrifft. Welches ist die äußerliche Anbetung? Es ist die höchste Demuth und Erniedrigung unsers Leibs vor jhm, welche alle andere äußerliche Ehrer= bietung, so man etwan einem Geschöpff anthut, über= trifft, und der innerlichen gleichförmig, auch ein Zeichen derselben ist, und bestehet in den Kniebügen, nieder= fallen auf das Angesicht, öffentlich loben und preißen seinen heiligen Nahmen, und in der Dancksagung für seine Wolthaten. Was hat denn der Herr Jesus im N(euen) Bund zu dem ersten Gebot gethan? Zwey Stück: das erste, eine gewiße Form zu beten, das ander betrifft seine Person. Welches ist die Form zu beten? Diese, welche beschrieben ist Matthei am 6.v.9. und Luc. 11.2. Unser Vatter, der du bist im Him(m)el, [49r] geheiliget werde dein Nahm: dein Reich kom(m)e: dein Will geschehe auf Erden, wie im Him(m)el: unser täglich brod gib uns heut: und vergib uns unser Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern: und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöße uns von dem bö= ßen: Denn dein ist d(a)z Reich, und die Krafft, und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen! Was hält dieses Gebet in sich? Fürnemlich 6. Bitt, deren drey Gottes Ehr angehen: die andern drey unsern Nothdurfft. Welches ist die erste Bitt? Geheiliget werde dein Nahm. Was ist das? Wir bitten Gott, daß er uns helffe, d(a)z wir seinen Nahmen auf allerley Weiß mögen ehren und hocherheben, als mit Worten,

geheiliget

286

Der sog. Soner-Katechismus

Gesängen, Schreiben, und wie es sonsten im(m)er geschehen kan v(nd) mag. Welches ist die ander Bitt? Dein Reich kom(m)e. Was ist das? Hierinnen bitten wir, d(a)z Gott auf allerley Weiß, wie er pflegt und kan, uns dahin bringen wolle, damit wir jhm unsere Herzen und Gedancken ergeben und aufopffern, welches dan(n) sonderlich geschicht, durch die Offenbahrung seiner göttlichen Warheit und seiner Verheißungen und durch die Bekräfftigung derselben in unsern Herzen. Den(n) aldenn ist Gottes Reich bey uns, wann er in unsern Herzen herrschet, und wan(n) Gott in uns ist, so sind wir auch in jhm. Es kom(m)t a(ber) niemand zu jhm, er werde den(n) von jhm, d(a)z ist, vor der Lieb zu seiner Warheit v(nd) Verheißungen gezo= gen. Welches ist die dritte Bitt? Dein Will geschehe auf Erden, wie im Him(m)el. [49v] Was ist das? Jn dieser Bitt bitten wir Gott, d(a)z er uns in den Gehorsam, den wir ihme schuldig seyn, und mit unsern Wercken bewei= sen sollen, helffen wolle, damit derselbige nicht weniger von uns allhie auf Erden, als von den Engeln im Him(m)el unsträf[=] lich verrichtet werde; Sintemal der Mensch große Hülff darzu betarff, sonderlich unter dem Evangelio, darinn ihm viel gebotten wird, das ihme sonst für sich selbsten ohn göttliche Hülff, zu leisten unmüglich ist. Daher gesagt ist zum Philipp. am 2. v. 13. Gott würcket in uns beyde das Wollen v(nd) d(a)z Vollbringen. Welches ist die vierdte Bitt?

Unser täglich brod gib uns heut. Was ist das? Erstlich bitten wir Gott hierinn um die Gaben seiner Gna= den, dadurch unser geistlich Leben gestärcket wird; dieweil der Mensch nicht allein vom Brod lebet, sondern von einen jeden Wort, das aus dem Mund Gottes gehet, Matth. 4.4. Darnach um alle Nothdurfft, welche zu Unterhaltung des zeitlichen Le=

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

287

bens gehören. Welches ist die fünffte Bitt? Vergieb uns unsere Schuld, als wir vergeben unsern Schul= digern. Was ist das? Wir bitten in dieser Bitt, daß uns Gott alle unsere Sünd vergeben wolle, so wol die wir jezt begehen, nachdem wir uns unter den Gehorsam seines heiligen Worts ergeben: als die wir begangen haben, ehe wir seinen Heiligen Wil= len recht erkannt, welche dann viel schwerer sind. Daß aber [50r] darbey stehet: wie wir vergebeben (sic!) unsern Schuldigern, das lehret uns, daß wir kein Hoffnung haben können der Verge= bung, so fern wir (nicht) auch von Herzen vergeben, ein jeder sei= nem Bruder seine Fehle. Matth. 18.35. Welches ist die sechste Bitt? Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöße uns vom Übel. Was ist das? Hiemit bitten wir Gott, so offt wir aus seinen Willen oder Verhängniß in Trübsal fallen, welche über die Glaubigen pfle= gen daher zu gehen, sie zu prüfen, d(a)z er uns also retten wolle, daß wir (nicht) darunter niederliegen, sondern d(a)z er uns von den Satan erlöße, v(nd) ihm (nicht) zugebe, d(a)z er uns in den Trübsaalen, welche er zu seinen Vortheil pfleget zu gebrauchen, verschlingen möge. Darff man Gott nicht auch auf ein andere Weiß an= ruffen und bitten? Ja gar wol: Den(n) der Herr Christus hat uns mit Vorschreibung dieser Weiß, andern Weiß zu beten nicht verbotten; sondern allein gelehret, warum wir Gott allezeit nothwendig anzuruf= fen schuldig seyn. Da uns auch sonst etwas vonnöthen ist, wel= ches nicht wider Gottes ausdrücklichen Willen strebet, sollen wir in alleweg Gott darum anruffen v(nd) bitten, auf alle Weg

darbey

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Der sog. Soner-Katechismus

mit Mund und Herzen v(nd) seuffzen; doch d(a)z wir es jederzeit seinem Willen heimstellen. Welches ist das ander Stück, das der Herr Christus zu den ersten Gebot gethan hat, sein Person betreffend? Es ist dis, d(a)z wir jhn auch als den Gesalbten des Herrn für un= sern Gott, welcher göttliche Regierung über uns hab, erken(n)en, v(nd) [50v] jhm göttliche Ehr anthun sollen, ihm anbeten wegen seiner hohen Majestät, von ihm bitten wegen seiner großen Macht, welche beyde er von Gott seinen him(m)lischen Vatter wegen seines gehorsams em= pfangen hat. Darzu gehöret auch die Haltung seines Abendmals, in welchen wir jhn preißen v(nd) für seine Wolthat dancken. Wie beweistu, d(a)z man auch dem Herrn Christo solche Ehr schuldig sey? Die Anbetung wird daher bewiesen, dieweil der Vatter dem Sohn alles Gericht, d(a)z ist, alle Herrschafft v(nd) Regierung übergeben hat, Auf das sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vatter ehren, Joh. 5.v.22.23. So bezeugt auch Paulus zum Philipp. am 2.v. 8.9.10.11. daß Gott den Herrn Christum wegen seines Gehorsams über die maße erhöhet, und jhm einen Namen über alle Namen geschenckt habe, d(a)z in den Namen Jesu sich alle Knie beugen sollen, im Him(m)el, auf Erden v(nd) unter der Erden, v(nd) alle Zungen beken(n)en d(a)z Christus Jesus der Herr sey zur Ehre Gottes des Vatters. Die Anruffung a(ber) und d(a)z man etwas von jhm bitten soll, wird bewiesen erstlich daraus, dieweil er uns helffen kan v(nd) will, wie hernach sein königlich Amt wird zu erken(n)en geben. Darnach auch aus dem, d(a)z er uns selbst vermahnet hat, etwas von ihm zu bit= ten, als Joh. 14.v.13.14. und 16.v.23.24.26. Was ihr bitten werdet in meinen Namen, das will ich thun. Und in der Offen= bahrung am 3.v.18. Jch rathe dir, d(a)z du Gold von mir kauffest, d(a)z mit Feuer durchläutert ist. Hebr. 4.v.14.15. Dieweil wir einen Hohenpriester haben, d(er) kan Mitleiden haben mit unserer Schwach= heit, v(nd) versucht ist in allen, wie wir, so laßet uns hinzutretten, mit Vertrauen zu den Gnadenstuhl, auf d(a)z wir Barmherzigkeit empfahen v(nd) Gnad finden zu der heiligen Hülff, Rom. 10.v.13.

Wer

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi [51r] Wer den Nahmen des Herrn anruffet, soll seelig werden. Zum dritten aus den Exempeln gottseeliger v(nd) von Gott gelehrter und erleuchter Menschen, als der Aposteln, Luc. 17.v.5. Herr vermehre uns den Glauben, Matth. 8.v.25. Herr hülff uns wir verder= ben: Jn der Apostelgeschicht am 7.v.59. sagt Stephanus: Herr Je= su rechne ihnen diese Sünde (nicht) zu. Paulus in der 2. Corinth. am 12.v.7.8. dafür hab ich den Herrn dreymal geflehet, d(a)z er (der En= gel Satan) von mir wieche. 1. Thess. 3.v.11. Gott unser Vatter v(nd) unser Herr Jesus Christus richte unsern Weg zu euch. Jst dieser Zusaz des Herrn Christi dem Gebot selbst, und son= sten der heiligen Schrifft nicht zuwieder? Es läßet sich zwar ansehen, als wäre dieser Zusaz dem ersten Gebot Gottes zuwider, wie auch dem jenigen, was Jeremias am 17.v.5. sagt: Verflucht ist der auf einen Menschen vertrauet, und Esaiæ am 42.v.8. Jch will meine Ehre keinen andern geben; jedoch sind diese ding einander ganz v(nd) gar (nicht) zuwider, dieweil der Herr Christus ein solcher Mensch, den Gott d(er) Vatter freywil= lig ihme selbst als einen Mittler zugeordnet hat, v(nd) befohlen ihn also zu ehren. Zu dem so gereichet alle Ehr v(nd) alles Vertrauen, so man zu dem Herrn Christo trägt, endlichen Gott selber, v(nd) beruhet nicht in dem Herrn Christo, als in den Mittler, sondern es ist nichts anders den Herrn Christum ehren, als Gott in Christo oder durch Christum ehren. Bleibet also, d(a)z man keine andern Götter vor Gott hat, dieweil er für den einigen erkannt wird, dahin alle Ehr gerichtet. Jeremias a(ber) und Esaias reden von solchen Vertrau= en v(nd) von solcher Ehr, die man Gott gleichsam wider seinen Wil= len abdringen will, v(nd) einer Creatur außer seinen Willen und ausdrücklichen befehl anthut, v(nd) zwar solcher gestalt, d(a)z die Creatur [51v] derselben für sich selbst würdig geacht werde, und (nicht) zur Ehre des wahren Gottes gereiche. Darum sagt Jeremias bald darauff: Der das Fleisch für seinen Arm hält; als wolt er sagen: Verflucht sey, d(er) sein Hoffnung allein auf menschliche Macht v(nd) Stärck sezt. Esaias a(ber) sezt hinzu: noch meine Ehr den Gözen, d(a)z ist, ich will nicht, d(a)z man jemand ehre als einen Gott, ohn meinen Willen, welchen ich zu solcher Ehr nicht erhebt hab: gleichwie ich die Gözen nicht darzu erhebt hab.

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Der sog. Soner-Katechismus

So gebühret nun sonsten niemand diese Ehr, dann Gott und dem Herrn Christo? Niemand: dieweil sonsten von niemand einiges ausdrückliches Zeugniß des Willen Gottes vorhanden ist. Jst derhalben ei= tel Menschentandt, was von Anruffung der Heiligen von etlichen gelehret wird: und uns so viel mehr, dieweil kein zeugniß in h(eiliger) Schrifft, oder sonst kein Ursach ist, darum man glauben soll, d(a)z sie d(a)z Gebet derer auf Erden hören, und sie ihrer Bitt gewähren kön(n)en. Was begreifft das ander Gebot? Daß man kein Bildnus machen soll aus Andacht, oder zu dem End, d(a)z man sich vor ihm neige, oder ihn diene, oder da zum wenigsten mag Ursach v(nd) Gelegenheit hergenom(m)en werden, sich für denselben zu neigen, v(nd) ihm zu dienen, es sey gleich mit köstlich(er) Bekleidung, Anzündung der Wachsliechter, Räuchern, Gelübten, Wahlfarthen oder andern dergleichen. Dieweil es schlecht ohn allen Unterscheid wider Gottes Willen ist, und wird alle beschö= nung ausgeschloßen. Daher auch d(a)z Kalb Aaronis und die Kälber Jeroboams verdam(m)t worden, ob sie schon den Schein hat= ten, als dienete man unter denselben den rechten warhafftigen [52r] Gott, im 2. Buch Mosis am 32.v.5. Jm Buch der König am 12. v.28. Was ist im neuen Bund zum andern Gebot gethan? Diß: daß man sich gänzlich von den Bildern entziehen soll, sich nicht finden laßen an den Orten, da man die Bilder ehret, ih= nen dienet, und sich derer Ding, die den Bildern geheiligt seyn, (nicht) theilhafftig machen, wie Johannes sagt in seiner ersten Epistel am 5.v.21. Kindlein hütet euch für den Abgöttern. Und Pau= lus 1. Cor. 10.v.14. Lieben Brüder fliehet vor den Gözendienst. Was begreifft das dritte Gebot? Daß wir Gott in unwarhafften Dingen nicht sollen zum Zeugen anruffen. Was ist in dem neuen Bund zum dritten Gebot gethan? Erstlich d(a)z man nicht allein Gott zum Zeugen anruffen

Gott

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi kan, sondern auch den Herrn Christum, dieweil er aus em= pfangener Macht auch ein Prüfer unserer Herzen ist; Offenbah= rung am 2.v.23. Darnach d(a)z man (nicht) allein in unwarhaffti= gen Dingen nicht schweren soll, es sey dan(n) Gottes Ehr daran ge= legen, und gleichwol nicht leichtfertig, sondern mit großer Forcht und Vorsichtigkeit aus Noth darzu gezwungen. Den(n) also sagt der Herr Christus Matth: 5.v.33. Jch a(ber) sage euch, d(a)z ihr gänzlich nicht schweren solt, weder bey dem Him(m)el, den(n) er ist Gottes Stul: noch bey der Erden, den(n) sie ist seiner Füße Schämel: noch auf Jerusalem, denn sie ist eines großen Konigs Stadt. Auch soltu nicht bey deinem Haupt schweren, den(n) du vermagst nicht ein einiges Haar schwarz oder weiß zu machen. Euer Red a(ber) sey Ja, ja, Nein, nein; was drüber ist, d(a)z ist von bößen Jacobus wiederholet am 5. cap. v.12. Das 18 Wörtlein [52v] gäntzlich 19 aber, heist allhie so viel, als nicht leichtfertiger Weiß, wie es im Gesez Mosis nicht verbotten war. Denn daß man im Fall die Ehre Gottes betreffend, wie oben gemeldt, schweren dörffe, Zeugen uns die Exempel Pauli Rom. 1.9. und 2. Cor. 1. v.13. und 11.v.31. Philipp. 1.v.8. 1. Thessal. 2.v.5.10. Was ist von den vierdten Gebot zu halten? Nemlich, daß es allein aus den zehen Geboten im neuen Bund sey aufgehaben, gleichwie andere Ceremonialische Gesez. und ist nichts in h(eiliger) Schrifft davon, d(a)z man anstatt des Sabbaths oder siebenden Tags den Sonntag heiligen oder feyern soll. Sondern Paulus sagt ausdrücklich zum Colossern am 2.v.16. Laßet euch niemand urtheilen über Speiß oder über Tranck, oder über bestimte Feuertägen, oder Neumonden, oder Sab= bather, welche sind der Schatten derer Ding, die da zukünfftig waren, aber der Leib selbst, ist Christi. Weil nun die Schatten haben aufgehört, nach dem der Leib kom(m)en ist, so hat auch die Heiligung des Sabbaths aufgehört, und ist ferner kein Nothwendigkeit des Sonntags zu feuern, wiewol man ei= nen jeden hierinn seine Freyheit gönnen und laßen kan.

18 19

Korrigiert aus „Daß“. In Kanzleischrift hervorgehoben.

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Der sog. Soner-Katechismus

Was begreifft das fünffte Gebot in sich?

Daß wir sollen den Eltern gehorsam seyn in allen Dingen,

die nicht wider Gott sind, und ihnen danckbar seyn für die em= pfangene Wolthaten zum Ephes. am 6.v.1.2. 1. Tim. 5.v.4. Was sollen a(ber) die Eltern gegen die Kinder thun? Erstlich sollen sie die nicht zum Zorn bewegen, oder reizen, d(a)z ist, sie sollen sie nicht ohn Ursach straffen, oder gar zu hart hal= ten, auf d(a)z sie nicht kleinmüthig werden Colossern am 3.v.21. [53r] Darnach sollen sie dieselbigen aufferziehen in der Zucht und Vermahnung zum Herrn, zum Epehes. 6.v.5.6. das ist, sie sollen sie die Weg des Herrn lehren, und zum Gehorsam seiner Gebot unterweißen, so wohl mit gottseligen Gesprächen v(nd) Vermahnun= gen, als mit Christlichem Wandel und guten Exempel, wie davon auch Deut. 11.v.19 ein ausdrücklich Gebot ist. Was hat der Herr Christus zum fünfften Gebot gethan? Er hat zwar mit ausdrücklichen Worten nichts hinzugethan: a(ber) doch kan hieher gehören alles, was von den Unterthanen und Ober= keiten, von Ehefrauen v(nd) Männern, von Dienern v(nd) Herrschaff= ten im neuen Bund vorgeschrieben ist, wegen einer gleichen Pflicht, mit deren sie einander verwand seyn, wie die Kinder und Eltern. Wie sollen sich die Unterthanen gegen die Obrig= keit verhalten? Sie sollen ihr gehorsam seyn in dem, was nicht wider Gott ist, nicht allein aus Forcht, sondern auch um deß Beweißens halben: sollen ihr Schoß, Zinß, Zoll geben, Ehr beweisen und sie fürchten. Rom.13.v.5. Wie soll sich die Obrigkeit gegen den Unterthane verhalten? Sie sollen eingedenck seyn, d(a)z sie die Macht über andere von Gott empfangen haben, nicht damit zu stolzieren, od(er) ihren Wollust v(nd) Geiz zu erfüllen, oder die Armen unter= zudrucken, ohne Noth beschwehren v(nd) auszusaugen: sondern die guten zu beschüzen und die From(m)en erhalten; hergegen

Darnach

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

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die bößen zu straffen nach maß v(nd) Zulaßung des Christlichen Glaubens oder der Rechte Christi, davon Paulus Rom.13.v.1.2. 3.4. lehret. [53v] Wie sollen sich die Weiber gegen ihre Män(n)er verhalten? Sie sollen ihren Männern gehorsam seyn in allen Dingen, wie die Gemein dem Herrn Christo gehorsam ist, und sich für ihnen fürchten, Ephes. 5.v.24.33. 1. Petr. 3.v.5. Coloss. 3.v.18. Wie sollen sich die Män(n)er gegen den Weibern halten? Sie sollen sie lieben, wie Christus seine Gemein geliebet hat, als ihre eigene Leiber, (nicht) bitter gegen ihnen seyn, sondern als dem schwächsten Werckzeug ihre Ehr geben, am gemeldten Ör= tern Eph. 5.v.25.28. 1. Petr. 3.v.7. Coloss. 3.v.19. Wie sollen sich die Knecht gegen ihrer Herrschafft halten? Sie sollen ihnen gehorchen mit Furcht und Zittern in Einfäl= tigkeit ihres Herzens, nicht mit Dienst für Augen, als den Menschen zugefallen, sondern als die Knecht Christi, d(a)z sie den Willen Gottes von Herzen thun mit guten Willen, als dem Herrn v(nd) nicht den Menschen dienend, und wißend, was ein jeder guts thun wird, d(a)z wird er von dem Herrn empfahen, es sey ein Knecht oder ein Freyer Eph. 6.v.5.6.7.8. und d(a)z sie nicht allein den gütigen und gelinden Herrn, sondern auch den wunderlichen solchen Dienst leisten, 1. Petr. 2.v.18., nicht wie= derbellen, nichts veruntreuen, sondern alle gute Treu erzeig(en), Tit. 2.v.9. sie aller Ehren werth halten, sie seyn glaubig oder unglaubig, auf d(a)z der Name Gottes und die Lehr nicht gelä= stert werde, 1. Tim. 6.v.1. Wie sollen sich die Herrschaft gegen dem Gesind verhalten? Sie sollen ihnen geben was billig v(nd) recht ist, v(nd) d(a)z drohen laßen, dieweil sie auch einen Herrn im Him(m)el haben, bey welchen kein Ansehen der Persohn ist Eph. 6.v.9. Coloss. 4.v.1. [54r] Was ist dann im neuen Bund zum 6. Gebot gethan? Erstlich, daß man auf seinen Bruder auch nicht zürnen, noch ihn mit bittern Worten aus Rach anfahren v(nd) verlezen soll,

Was

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Der sog. Soner-Katechismus

als da seyn: Racha, Narr, und dergleichen, Matth. 5.v.22. Wel= che so viel als einen nichtigen Menschen, der keinen Verstand hat bedeuten. Daher sagt der Apostel Paulus Eph. 4.v.21. Alle Bitterkeit, Grim(m)en, Zorn, Geschrey und Lästerung sey fern von euch, samt aller Boßheit. Da es sich a(ber) zutrüge, daß einer hie= rin sich gegen seinen Bruder vergriffe, so solle er mit allen Fleiß sich bemühen, daß er sich auf d(a)z erste mit ihm vertrage; dieweil sonst unser Gottesdienst vergeblich wäre, und wir bald kön(n)en in d(a)z Gericht fallen, im gemeldten 5. Cap. Matth. v.23.24. 25.26. Darneben a(ber) ist nicht verbotten etwan über eine unbilliche böße Sach zu zürnen, so fern nur kein begierd der Rach mit unterlaufft, v(nd) man (nicht) lang in solchen Zorn verharre. Zum andern, d(a)z nun den Christen alle Rach verbotten ist, nicht allein die einer durch sich selbst thut, sondern auch die durch die Obrigkeit geschicht: also wo uns jemand verlezt, es sey am Leib, Güter oder an Ehren, d(a)z wir bereit seyn sollen viel lieber von einen andern Schaden zu leiden, als die Rach über ihn zu be= gehren. Denn diß will der Herr Christus Matth. 5.v.39.40. 41. da er sagt: Jch sage euch, d(a)z ihr (nicht) widerstreben sollet dem Bößen od(er) dem Übel; sondern so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar: und so jemand mit dir rechten will um deinen Rock, dem gie= be auch den Mantel: Und so dich jemand nöthiget ein Meil, so gehe mit ihm zwo. Denn diese Wort sind (nicht) so schlecht nach [54v] dem Buchstaben zuverstehen, als dörfft sich einer ganz v(nd) gar nicht wehren, vor Unglück schüzen, das Böße fliehen, und seinen Wiedersacher rechtfertigen. Dieweil der Herr Christus selbst als der beste Ausleger seiner Wort, dem jenigen der ihn auf den Backen geschlagen, den andern (nicht) dargereichet hat. Aber gleichwol hat er ihn rechtgefertiget, da er sagt: hab ich übel ge= redt, so beweiße es; hab ich a(ber) recht geredt, warum schlägstu mich? Joh. 18.v.23. Dergleichen hat Paulus gethan in der Apostelgeschicht am 23.v.3. Sondern es wird allein die Rach verbotten. Darum kan einer wohl bey der Obrigkeit um Hülff ansuchen v(nd) begehren, d(a)z man ihm Fried schaffe v(nd) er das seinige wieder erlange: wan(n) er nur (nicht) Rach begehrt oder sonsten die Sach nicht also beschaffen sey, d(a)z der beklagte durch solches An= suchen in Leibsgefahr oder Stümlung seiner Glieder ge= bracht werde: oder sonsten etwas darauff folge, so wieder

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

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die Christliche Lieb ist, welche wir auch unsern Feinden schuldig sind, Matth. 5.v.44. Was hat der Herr Christus zum 7. Gebot gethan? Erstlich d(a)z man (nicht) allein in der That (nicht) ehebrechen, sondern auch ein Weibsbild (nicht) ansehen soll ihr zubegehren; den(n) wer diß thut, der hab schon die Ehe mit ihr gebrochen. Darnach d(a)z nie= mand sein Weib verlaßen soll v(nd) ein andere nehme, es sey denn um des Ehebruchs willen. Wer diß thue, oder die Abge= scheidene freye, der breche auch die Ehe, Matth. 5.v.32. Zum dritten ist uns alle Hurerey und Unreinigkeit, ja alle schand= bar Wort, Scherz v(nd) Narrentheidungen verbotten, 1. Cor. 9. [55r] v.13. Hebr. 13.v.14. 1. Thess. 3.v.3. Eph. 5.v.4. Endlich gehort auch zu diesen Gebot, d(a)z ein glaubiger Mann kein unglaubig Weib, und ein glaubiges Weib keinen unglaubigen Mann freyen, 1. Cor. 7.v.39. aus Ursachen, die Exod. 34.v.16. und Deut. 7.v.3. ange= hengt sind, damit durch solche Vereinigung das Herz des Glau= bigen nicht verleitet werde. Jedoch so von beyden unglaubigen Eheleuten, eines glaubig wird, soll es sich darum von den Unglau= bigen selbst nicht scheiden, es wolle dann d(a)z Unglaubige selbst (nicht) mehr bey dem glaubigen wohnen. Dan(n) in solchen Fall ist der glaubige (nicht) gebunden, wie Paulus sagt 1. Cor. 7.v.10.11.12.13. Was begreifft das acht Gebot in sich? Daß wir unsern Nächsten nicht sollen verkürzen od(er) vervor= theilen in denen Dingen, die zu seinen Nuz gehören: welches geschicht, wan(n) man ihm entweder etwas nimt, d(a)z er hat oder haben soll, es sey mit Gewalt oder Betrug im Kauffen, Ver= kauffen, tauschen, leihen, mieten, v(nd) andern handlungen: O= der wen(n) man ihn in seiner Noth nit rettet, so mans thun könnte. Hieher gehört auch der Wucher, d(a)z ist, wan(n) einer Nuz oder Zinß von seinen Geld nimt, mit Beschwehrung sei= nes Nächsten. Welches das Hebreische Wörtlein ausweiset, mit welchem der Wucher im alten Testament genen(n)et wird, welches heißet ein Beisung 20 Exod. 22.v.21. Levit. 25.v.36.37. Deut. 23.v.19.20. Daraus zu sehen ist, d(a)z man wol könne Zinß 20

In Kanzleischrift hervorgehoben.

v.13.

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Der sog. Soner-Katechismus

von seinem Geld nehmen, wie viel es auch ist, wan(n) d(er) Nächste nur mit solchen Zinß (nicht) beschwehret, noch an seiner Nothdurfft verschmälert v(nd) gedruckt wird, v(nd) ist alsdan(n) kein Wucher: wie es deßwegen im A(lten) Testament auch nicht verbotten ist, es [55v] lauft dan mit ein der Geiz v(nd) Begierd einen andern das seine abzustricken. Wann a(ber) der Nechste mit dem Zinß beschwehret wird, wie wenig v(nd) klein er auch sey, so ist es schon ein Beißung v(nd) Wucher, v(nd) wan(n) mans thun kan, ist man in solchen Fall schuldig, dem Nächsten ohne einigen Zinß zu leihen. Was hat der Herr Christus zu dem achten Gebot gethan? Erstlich, d(a)z wir nicht sollen geizig seyn. Geizig seyn a(ber) heist mehr begehren zu haben, dann man zu Unterhaltung dieses zeitlichen Lebens, so wohl seiner selbs, als der Seinigen bedarff, Luc. 12.v.15. Hebr. 13.v.5. 1. Tim. 6.v.11. Derowegen was ein jeder Christ über die nothdürfftigliche Nahrung und Kleider hat, das ist er schuldig wo es die Noth v(nd) Gelegenheit erfordert, zu Got= tes Ehren anzuwenden, als die armen zu erretten, insonder= heit a(ber) die Glaubensgenoßen, und solches nicht zum Pracht, d(a)z er damit wolle gesehen seyn, welches der Herr Christus mit die= sen Worten verbeut: Laße deine lincke Hand nit wißen, w(a)z die rechte thut, Matth. 6. Zum andern hat er allen Überfluß in Speiß, Tranck, Kleidern, welche (nicht) zur Nothdurfft od(er) Erbar= keit, sondern nur zur Hoffart v(nd) Wollust des Fleisches ange= sehen, auffgehaben, als Freßen, Sauffen, Gastereyen, Stol= ze, Freche, üppige Kleider, wie zu sehen Luc. am 21.v.34. Rom. 13.v.13. Galat. 5.v.21. Was hat der Herr Christus zum 9. Gebot gethan? Er hat verbotten alle Lügen, welche entweder aus einen vortheilischen und eigen Nuzsuchigen Herzen entspringen, [56r] oder sonsten aus leichtfertigen Herzen herkom(m)en. Jtem al= lerley Affterreden, Ohren blaßen, Verleumbten und Verdam(m)en. Eph. 4.v.25. Rom. 1.v.30. 1.Petr. 2.v.1. Matth. 7.v.7. Luc. 6.v.37.

oder

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

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Was begreifft das zehendt Gebot in sich? Daß man in seinen Herzen nicht soll fürnehmen seines Nechsten ding an uns zu bringen, es sey gleich recht oder unrecht auch durch die ungebührlichste Mittel. Was hat der Herr Christus zu den zehenden Gebot gethan? Diß: d(a)z man nicht allein solche ding nicht begehren soll mit bemühung die Begierd zu vollbringen, sondern man soll sich auch nicht darnach sehnen, oder mit den Gedancken solcher Begierd sich küzeln. Den(n) was einen Christen zu thun oder zu haben nicht gebühret, d(a)z gebühret sich auch nicht zu begehren. Das achte Capitel. Von den sonderbahren Gebotten des Herrn Christi. Welches sind die Gebot, die der Herr Christus inson= derheit gegeben hat? Die sind zweyerley: Ettliche gehören zu den Sitten v(nd) Wan= del: etliche zu den Ceremonien. Welche gehören zu den Sitten? (1.) Sich selbst verlaugnen. (2) Sein Creuz dem Herrn Christo nachtragen. (3.) Jhm nachfolgen. Matth. 16.v.24. Was heist sich selbst verlaugnen? Es heißet seinen Willen gänzlich brechen, v(nd) allen bößen fleisch= lichen Begierden absagen, welche entweder zu Wollüsten d(er) Welt [56v] oder zu eignen Nuz und hoffärtigen Leben reizen, wie es Johan= nes zusam(m)en faßet in der ersten Epistel am 2. Cap. v. 15.16. Habt nicht lieb die Welt, noch was in ihr ist: Denn alles was in der Welt ist, des Fleisches-Lust und der Augenlust und die Hoffart des Lebens ist nicht aus dem Vatter, sondern aus der Welt. Was heißet sein Creuz dem Herrn Christo nach= tragen? Es heißet sein Herz bereit und geschickt machen, zu aller Trüb=

oder

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Der sog. Soner-Katechismus

saal, ja auch zu dem schmählichsten Tod, welcher zur Ehre Gottes und wegen der Bekanntniß Christlicher Warheit über uns kom= men möcht, denselbigen mit willigen und freudigem Geist auf sich zu nehmen. Was heißet dem Herrn Christo nachfolgen? Es ist seinen Wandel dem Leben des Herrn Christi gleichförmig machen, in Tugenden, welche Er uns zum Beyspiel v(nd) Exempel an sich selbst hat vorgestellt: unter welchen die vornehmsten sind, das Vertrauen zu Gott, von welchen bald hernach soll gesagt werd= den, die vollkom(m)ene Lieb, die Demuth, und das stetige Anhalten im Gebet. Welches ist die vollkom(m)ene Lieb Gottes? Es ist Gott den Herrn von ganzen Herzen, von ganzer See= len und von allen Kräfften über alles lieben: wie es auch im alten Testament gebotten war, im 5. Buch Mosis am 6.v.5. Jm neuen Bund a(ber) widerholet Luc. 10.v.18. Welches ist die vollkom(m)ene Lieb gegen dem Bruder? [57r] Diese, daß man auch sein Leben für jhn laße. 1. Joh.3.v.16. Wel= ches der Herr Christus sein neu Gebot nennet, Joh. 13.v.34. Dar= aus zu sehen, daß man den Bruder nicht allein, wie sich selbst, son= dern auch mehr, als sich selbst lieben soll. Sein Leben aber für den Bruder laßen, heißet in der Noth nicht allein alle andere Ding hintansezen, den Bruder zu erhalten, sondern auch sein eigen Le= ben in Gefahr geben, wie solches der Apostel bezeigt von Priscilla, Aquila und Epaphrodito zum Römern am 16,14. Philipp. 2,30. Welches ist die Lieb, so man dem Feind schuldig ist? Die jenigen, so uns vermaledeyen, sollen wir segnen, die uns haßen, denen sollen wir guts thun, für die, so uns beleidigen und verfolgen, sollen wir bitten: wenn sie etwas von uns bit= ten, sollen wir jhnen geben, wenn sie hungert sie speißen, wen(n) sie dürstet, sollen wir sie träncken: wenn sie in ihren waaren Nöthen von uns wollen entlehnen, sollen wir uns von ihnen nicht wenden Matth. 5.44. Luc. 6,27. Rom. 12,20.

Diese

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi Was ist die Demuth? Es ist sich gering achten, wenn einer schon der Fürnehmst sey, und sich nicht wegern seinen Nächsten, ob er schon geringer, den allergeringsten Dienst zu thun, Philip. 2,3.5. Wie uns der Herr Christus in eigner Person vorgangen, da Er seinen Jüngern die Füß gewaschen Joh. 13,14. & 15. Was ist das stetige Anhalten am Gebet? Es ist zu aller Zeit, so offt es geschehen kan, an allen v(nd) jeden Orten sein Herz zu Gott erheben, und Jhm alle seine v(nd) seines Glaubensgenoßen v(nd) aller anderer Menschen Nothdurfft, insonder= heit a(ber) die Könige v(nd) alle andere Obrigkeit anbefehlen, 1. Tim. 2. [57v] Wie sollen sich die Christen im Gebet verhalten? Erstlich sollen sie Gott vertrauen und nicht zweiffeln, daß Er ihnen das geben könne, warum sie bitten, Jacob. 1.6. Marc. 11,24. Zum andern sollen sie nach Gottes Willen bitten, das ist, um die Ding, welche Gott verheißen hat Joh. 5.v.14. und thun was Gott gefäl= lig ist daselbst am 3.v.22. und Joh. 9.v.31. Zum dritten, daß sie dem, wider welchen sie etwas haben, verzeihen und also heilige Händ auffheben, ohn Hader und Zorn 1. Tim. 2,8. Endlich gehöret darzu das fasten, wie wir deßen Exempel haben an den Aposteln in den Geschichten am 13.v.2. und 14.v.3. So vermahnet uns auch darzu Paulus 2. Cor. 6.v.5. Doch soll alle Heucheley fern da[=] von seyn, Matth. 6.v.16.17.18. und heist nicht fasten, wenn man sich an gewiße Zeit aberglaubische Weiß wider die Christliche Freyheit bindet, oder nur von gewißen Speißen sich enthält 1. Tim. 4.v.3. mit andern aber den Bauch füllen; sondern fasten heist ein Zeit= lang freywillig von allen eßen und Trincken sich enthalten, den heiligen Gottesdienst desto ämßiger zu verrichten, wie die Ex= empel der Heiligen beweißen. Welches seynd des Herrn Herrn [sic!] Gebot zu dem so Cere= monien gehören? Es ist nur eins, nemlich des Herrn Abendmal.

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Der sog. Soner-Katechismus

Das 9. Capitel. Von des Herrn Christi Abendmal. Was ist des Herrn Christi Abendmal? Es ist eine Zusam(m)enkunfft der Christgläubigen, bey welcher sie nach des Herrn Jesu Einsezung oder Stifftung das Brod brechen und eßen, und aus den Kelch trincken, zu seinen Gedächtnus, [58r] und Verkündigung seines Todes, biß daß 21 Er komt damit offentlich zubezeugen, daß sie Gemeinschafft haben des Leibs und Bluts Chri= sti, das ist, daß sie die Gemeinschafft oder der geistliche Leib Christi seyn, welcher ist sein warhaffte Kirch; für welchen Leib Er seinen fleischlichen Leib dargeben und sein Blut vergoßen hat, damit er ihm denselben als seine Gemein zurichtet und darstellet wie, herrlich, heilig und unsträfflich, ohne Flecken oder Runzel, oder deß etwas, wie zu sehen ist 1. Cor. 10. & 22 11.v.23. Denn der Herr Jesus in der Nacht, da Er verrathen ward, nahm Er das Brod dan= cket und brachs, und gabs seinen Jüngern und sprach, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird, solches thut zu meinen Gedächt= nus. Deßelben gleichen auch den Kelch nach dem Abendmal v(nd) sprach: Trincket alle daraus, dießer Kelch ist das neue Testament in meinen Blut, solches thut, so offt ihrs trincket zu meinen Ge= dächtnus. Also sagt St. Paulus im 11. Cap. hab er es von den Herrn empfangen, und sezt hinzu, denn so offt ihr von diesen Brod eßet, und von diesen Kelch trincket, solt ihr des Herrn Todt verkündigen, biß daß Er komt. Und am 10. Cap. sagt er: der ge= segnete Kelch, den wir segnen, ist die Gemeinschafft des Bluts Christi: das Brod das wir brechen, ist die Gemeinschafft des Leibs Christi; denn wie es ein Brod ist, so sind wir viel ein Leib, dieweil wir alle eines Brods theilhafftig seyn. Was heist des Herrn Tod verkündigen? Es heist den Herrn Christo offentlich und andächtig dancksagen, ihn rühmen v(nd) preißen, daß Er aus großer v(nd) unaussprechlicher Lie= be gegen uns seinen Leib martern v(nd) brechen laßen, und sein blut vergoßen hat.

21 22

Korrigiert aus „das“. Korrigiert aus „& 2. Cor.“.

1. Cor. 11,20. 10.v.16.17.

und

11.v.25.26. 10.v.16.17. 18.v.20.21.v.17. Eph. 1.v.22.23. 4.v.12.

Warum

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi [58v] Warum hat der Herr Christus allein seinen Todt zu verkündigen ein solche Ceremonien gestifft, und nit seine Aufferstehung od(er) Him(m)elfahrt? Darum, dieweil bey der Auffrichtung des neuen Testa= ments oder Bunds, und bey Bekräfftigung deßelben sein Tod das fürnehmste ist unter allen, so Er gethan oder gelitten hat, daraus wir auch seine Lieb gegen uns am meisten sehen, und seiner Lehr zu glauben bewegt werden: dieweil Er sie mit seinem Tod, welchen Er darüber gelitten, auf daß wirs glauben sollen, bezeuget hat. Daher auch sein Blut des N(euen) Testaments genennet wird; Seine Auferstehung aber und Erhöhung, ob sie wol größer seynd, und uns auch mehr nuzen, wie Paulus sagt zum Röm. 8,34. 1. Cor. 15,14-17. Dieweil Er durch dieselben nit allein sein Lehr v(nd) Bund uns bekräfftiget, sondern auch Gewalt und Macht erlanget hat, d(a)z Er uns selb= sten am jüngsten Tag forthin aufferwecken und zum ewi= gen Leben einführen kan. Jedoch weil Er bey denselbigen selber nichts gethan oder nichts bößes gelitten, sondern vielmehr guts von Gott empfangen Heb. 2,9.10. und 12. Rom. 1,4. so hat Er denselbigen keine absonderliche Gedächtnus gestifft, den(n) es sagt Paulus Eph. 1,20.21. daß Gott hierin sein überschwenck= liche Krafft gegen uns in Christo erwießen hab, da er von den Toden erwecket hab, und zu seiner rechten Hand im Him= mel gesezt hab. Und Petrus Actor. 5,30.31. sagt: der Gott un= serer Vätter hat Jesum aufferwecket, welchen ihr getödet habt [59r] und an das Holz gehangen, den hat Gott zum Herzogen v(nd) Seligmacher durch seine rechte Hand erhöhet, daß Er Jsraël Buß gebe v(nd) Vergebung der Sünden. Darum wird auch zu Zeiten nur Gott allein mit dem bloßen Titel genennet der jenige, welcher den Herrn Jesum Christum von den Toden aufferwecket hat, als Rom. 4,24. 8,11. 1. Pet. 1,21. Wie stehet denn geschrieben, daß der Herr Christus sagt: Jch habe macht mein Leben zu verlaßen, und wie= der zunehmen? Daß der Herr Christus sagt Joh. 10,17. Jch habe Macht mein Leben wider zu nehmen, Jtem Joh. 2,19. Reißet diesen Tempel

301

und

302

Der sog. Soner-Katechismus

ein, und in 3. Tagen will ich ihn auffrichten: und was Petrus sagt 1. Pet. 3,18. Christus sey gestorben nach dem Fleisch v(nd) leben= dig gemacht durch den Geist, das hat diesen Verstand, daß Christus von Gott seinen Vatter ein solch Gebott empfangen hatte, welchen Er freywillig v(nd) ungezwungen gehorchte; auf welches aber diese Verheißung gesezt worden, d(a)z wo Er gehorchen würde, solte Er nit im Tod bleiben, sondern lebendig gemacht werden. Stunde also in seiner Macht und Willkühr, das Leben wider von Gott zu er= langen, durch den Gehorsam; darum sezt Er alsobald hinzu: diß Gebot hab Jch von meinem Vatter empfangen. Eben also redt der Herr Christus Luc. 17,33. wer seine Seele verliehren wird, der wird sie lebendig machen, wie es im griechischen lautet, d(a)z ist, um dieses Verlierens willen wird er von Gott von den Toden aufferwecket werden. Hat also der Herr Christus sein Leben wider genom(m)en, da Er es von Gott seinen him(m)lischen Vatter, [59v] welcher Jhn von Toden aufferwecket, empfangen hat. So hat Er sich auch seinen Leib damals wider aufgerichtet, wie sich auch der Witwen Sohn zu Nain wider aufgerichtet aus dem Sarg Luc. 17,15. Jtem des Obersten Töchterlein Marc. 5,42. Luc. 8,55. welche beyde doch durch den Geist Gottes seynd lebendig gemacht worden, gleichwie Petrus am gemelten Ort auch von Christo sagt; und was durch den Geist, durch welchen Christus lebendig gemacht, Petrus hab verstanden, weißet uns Paulus Rom. 8, und 11. da er sagt: so nun der Geist deßen, der Jesum von den Toden aufferwecket hat (verstehe Gottes des Vatters, wie zum Ephesern v(nd) Galatern am ersten zusehen) in euch wohnet, so wird auch derselbige, der Christum von den Toden aufferwecket hat, eure sterbliche Leiber lebendig machen, um deß willen, daß sein Geist in euch wohnet. Jst also dieser Geist nichts anders, den(n) die göttliche Krafft, welche Gott der Vatter gewircket hat in Christo, da Er Jhn von den Toden auferwecket hat, wie P(aulus) sagt Eph. 5,19.20. Warum hat der Herr Christus Brod v(nd) Wein bey solcher Ceremonien v(nd) Stifftung gebrauchet? Darzu hat Jhm erstlich Ursach geben können, dieweil auch Gott die Gedächtnuß seines Durchgangs durch Egyptenland hat mit dem Eßen des Osterlams gestifft. Darnach auch die Gelegen=

welcher

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi heit, weil diese Stifftung bey dem Abendeßen deß Osterlams ge= schehen ist, allda sie Brod und Wein bey handen hatten. Endlich und fürnehmlich darum, damit Er andeutet, daß die jenigen, so davon eßen und trincken würden eines Brods v(nd) eines Kelchs

303

theilhafftig

[60r] theilhafftig werden, also sollen sie viel ein Leib oder ein Gemein des Herrn Christi seyn, wie Paulus sagt 1. Cor. 20,16.17. deßen Haupt ist Christus Eph. 1,22. et 4,15. 5,23. Col. 1,18. und daher komt, daß, welcher unwürdig davon ißet v(nd) trincket, das ist, welcher, indem er sich dieses Brods und Kelchs theilhafftig macht, sich für ein Glied des Leibs Christi dargibt, und doch keines ist, derselbige ihme das Gericht ißet v(nd) trincket, darum, dieweil er sich an dem Leib und Gemein Christi mit Lügen vergriffen, und also schuldig wird an denselben, wie Paulus sagt in gemelter Epistel an die Cor. am 11. gleichwie der jenige, der zu der Hoch= zeit kom(m)en ist, und doch kein hochzeitlich Kleid anhatte, d(a)z ist, kein rechter und geschickter Hochzeit=Gast war, gleichwol mit seinen Erscheinen sich für einen solchen fälschlich ausgabe, deß= wegen ist hinausgeworffen worden in die Finsterniß, dieweil er sich lügenhafftig an der Gemeine der rechten Hochzeit Gäste, deren Haupt der Bräutigam ist, vergriffen hatte, und an densel= bigen schuldig worden ist, Matth. 22,11.12.13.14. Denn in sol= chen Fall lüget man nit den Menschen, sondern Gott, wie Ananias Act. 5,4. Gott aber läßt sein nicht spotten, Gal. 6. Welches sind dann die rechten Glieder, aus welchen dieser Leib Christi bestehet? Die, welche durch einen Geist zu einen Leib getaufft v(nd) zu einen Geist geträncket seynd, 1. Cor. 12,13. nemlich die wahren Christen; diese aber sind welche seine Gebot halten. Den(n) so sagt der Herr selbsten Joh. 15,14. Jhr seyd meine Freund, so ihr thut [60v] was ich euch gebiete, und 1. Joh. 2.v.4. wer da sagt ich kenne ihn und hält seine Gebot nicht, der ist ein Lügner, und in solchen ist die Warheit nit, welcher aber ein Lügner, und die Warheit nit hat in ihm, wie kan der des Herrn Christi Freund und Jünger seyn, das ist, ein Christ seyn? Darum prieffe sich ein jeder wol wer er sey, und mit was für Menschen er das

was

304

Der sog. Soner-Katechismus

Nachtmal halte: Dann ist er kein wahrer Christ, so bleibe er davon, wo es von rechten Christen gehalten wird, nach der Einsezung des Herrn, damit er nit ins Gericht falle, er beflei= ßige sich aber zuvor ein rechter Christ zu werden, und alsden(n), wenn er es worden ist, so eße er dieses Brod mit den Christen. Jst er aber ein rechter Christ, so enthalt er sich der jenigen Ge= meinen, daß er nicht das Abendmal mit ihnen eße, welche die Warheit Christi nit haben, sondern mit der That den Herrn Christum verlaugnen, ob sie ihn schon mit dem Mund beken= nen, an welchen Gott ein Greuel hat, und gehorchen nit, und sind zu allen guten Wercken untüchtig, Titum. 1,16. die da einen Schein haben eines gottseligen Wesens, aber seine Krafft verlaugnen, 2. Tim. 3,5. in der That den Herrn ver= laugnen, der sie erkaufft hat 2. Pet. 2. die Gnad Gottes auff Muthwillen ziehen, das ist, derselben mißbrauchen, indem sie in ihren weltlichen Wollüsten sich noch auf die Gnad verlaßen, da sie doch mit ihren Wollüsten und Unge= horsam Gott verlaugnen und unsern Herrn Christum, Judä am 4. Verß, dann wir solche schlecht meiden sollen, 2. Tim.3,5. [61r] wie viel weniger geziemets sich, das wir mit ihnen das Abend= mal des Herrn halten: und so viel mehr weil sie daßelbe mit so viel aberglaubischen Jrrthumen beflecken, daß es nur einen Schein hat des h(eiligen) Abendmals, aber in der War= heit nit ist, gleich wie sie auch den Schein haben der Christen, und doch warhafftig keine sind. Nun sagt aber Paulus 1. Cor. 10,18. daß die so vom Altar eßen, in der Gemeinschafft des Altars seyn; und die mit den Heyden eßen, was sie opffern, die seynd in der Heyden, und also in der Teuffel Gemein= schafft: dann mit welcherley Gemein jemand solche Ceremo= nien begehet, der bekennet sich damit für ein Glied dersel= ben Gemein und Gesellschafft, und hat auch einerley Ur= theil mit ihr zugewarten. Dieweil dann nun niemand kan zugleich theilhafftig seyn deß Herrn Tisch, und der Teuffel oder Welt der Unchristen Tisch: nit zugleich in des Herren Gemein seyn kan, und in der Welt Gemein, sondern muß eine verlaßen; so ist es rathsamer, daß ein rechter Christ bey der Welt und Unchristen sich des Abendmals enthalte; wie er hingegen bey den wahren Christen und Glaubensgenos=

wie

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

305

sen, mit aller Begierd und Jnbrünstigkeit seines Herzens daßelbige begehen und halten, und in keines Wegs un= terlaßen soll. Warum hat der Herr das Brod gebrochen? Das hat er gethan damit er durch das Brechen des Brods,

die

[61v] die Dargebung seines Leibs zur Verwundung und Zerbre= chung durch den Tod, wie auch durch den Kelch die Vergießung seines Bluts uns vorbildet, und gleichsam auch hinfüro bey dieser Gedächtniß für die Augen stellet. Um welcher Ursa= chen willen nachmals die Apostel bey der Haltung des Abend= mals solches auch fleißig in acht genom(m)en und nit unter= laßen haben, wie Act. 2,46. zu sehen: ja ist des 23 Herren Abendmal nur schlecht Brodbrechen genannt worden, am ge= melten Ort am 24. verß, und Cap. 20,7. dieweil es ein Begängniß ist der Leib und Wolthat Christi, die er durch sei= nen Tod und Blutvergießen unß erwießen hat, welcher Tod in dem Brodbrechen abgebildet ist. Wie sagt denn der Herr Christus: das Brod sey seyn Leib, und der Kelch sein Blut? Er sagt nit, daß das Brod allein sein Leib sey, sondern Er redt von der ganzen Handlung, das ist vom Brechen, nehmen und eßen des Brods, daß sie der Leib Christi sey, das ist, die Verkündigung und Abbildung deßen, so sich mit seinen Leib um unsertwillen solte zutragen: und von den Eingießen und Trincken des Weins, daß sie eine Verkündigung, oder bey dieser Verkündigung im Abendmal gestifftet und befohlen, gleichsam eine für die Augenstellung sey deßen, so sich mit seinen Blut aus Lieb gegen uns und uns zum guten be= geben solte, gleichwie im andern Buch Mosis am 12,11.17. [62r] von der ganzen Ceremonien oder Handlung des Osterlams, eßen mit gegürten Lenden, beschuchten Füßen, Stäben in 23

Korrigiert aus „der“.

von

306

Der sog. Soner-Katechismus

den Händen, auff der Eil gesagt war, daß sie wäre deß Herrn Durchgang, da sie doch nur ein Begegnuß zur Gedächtnus v(nd) eine Verkündigung des Durchgangs war. Also auch Ezechiel am 5,5. wird von der ganzen Handlung des Haarabscherens, der Zutheilung, Verstellung und Verwarung gesagt, daß sie Je= rusalem sey, das ist, eine Vorbildung, wie es mit Jerusalem er= gehen solte. Denn daß ein Vorbild oder Zeichen eines Dings offt mit dem Nahmen des Dings selbst genennet wird, bezeu= gen viel Örter: als im ersten Buch Mosis am 17. sagt Gott zu Abraham, diß sey der Bund, den er mit jhm wölle aufrichten, daß er alles männlichs beschneide: Vnd bald darauff sagt Er, daß diese Beschneidung ein Zeichen sey des Bunds. Also sagt Paulus 1. Cor. 10,4. der Felß, aus welchen die Kinder Jsraël getruncken haben in der Wüsten, der sey Christus gewesen, da er doch nur ein Vorbild des Herrn Christi war, von wel= chen lebendigen Waßer entspringen solte, welches in das ewige Leben qvellen werde, Joh. 4,14. Also wird auch zum Galatern am 4. gesagt, das Sara und Agar seyn die zwey Testament: die Agar das alte Testament, die Sara das Neue. Warum sagt gleichwol der Herr, daß sein Fleisch die rechte Speiß, und sein Blut der rechte Tranck sey? Joh. 6. [62v] Er sagt so viel, daß die Dargebung seines Leibs und Vergießung seines Bluts die rechte Ursach sey, die uns zum Glauben bringen, durch welche wir zum ewigen Leben gespeißet, das ist unterhalten, werden. Darum sagt Er: wer zu mir kom(m)en wird, den wird nit hungern, und wer an mich glaubt, den wird nim(m)ermehr dursten. Daraus zu ersehen, daß sein Fleisch eßen, und diesen Hunger stillen, nichts anders ist, als zu Jhm kom(m)en; und sein Blut trincken, oder diesen Durst leschen, nichts anders sey, denn an Jhm glauben; Jtem, was Er sagt: wer mein Fleisch ißet, und mein Blut trincket, der hat das ewige Leben, das hat Er kurz zuvor mit diesen Worten gesagt: wer an mich glaubet, der hat das ewige Leben, Jch bin das Brod des Lebens. Jst also offenbahr, daß dieses eßen und Trincken geistlich sey, und nichts anders, denn an Christum glauben, und alles das jenige für warhafftig annehmen, das Er mit seinem Leib und Blut

Er

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi in Tod bezeuget hat, welches Er deutlicher zuverstehen gibt, da Er sagt d(a)z Fleisch kein Nuz v.36. die Wort, die Er rede, die sind Geist und Leben: mit welchen Worten Er klärlich anzeigt, daß Er kein leiblich Eßen, oder ein innigli= ches Eßen seines Fleisches meyne, sondern ein figürliches oder geistliches. Zu dem so wird allhie keiner leiblichen Dinge gedacht, von denen gesagt worden, daß sie das Fleisch v(nd) Blut Christi wären; Jm Abendmal aber ist leiblich Brod und

307

Wein

[63r] Wein, und ist das Eßen und Trincken ganz leiblich für sich selbst, wiewol zu einen geistlichen End. Kan derhalben der Ort Joh. am 6. ganz nit zum Abendmal gezogen wer= den; welches auch daraus erscheinet, daß jemand wol der Speiß und Tranck genießen kan, und doch verlohren wer= den: wer aber die Speiße ißet, von welcher Joh. 6. sagt, der wird selig, wie daselbst zum öfftermal widerholet ist. Das 10. Capitel. Von der Wasser=Tauff. Jst die Waßer=Tauff nicht auch ein Ceremonialisch Gebot Christi? Es ist zwar die Tauff auch ein äußerliche Ceremonia durch welche die, so entweder aus den Judenthum, oder aus der Heydenschafft sich zum Christlichen Glauben, im Anfang des Evangelii, sich begaben, offentlich bekannten, daß sie den Herrn Christum für ihren Herrn angenom(m)en, und sich ihme ergeben hatten; aber man findet nirgends in h(eiliger)Schrifft, daß der Herr Christus solte dieselbe befohlen haben, und daß sie nothwendig sey zu unterhalten, gleichwie das Abendmal, wie wol sie schon von alters her in der Kirchen ist unter= halten worden, und noch ferner kan unterhalten werden, wenn mans nur dabey bleiben läst, daß man es für ein [63v] äußerliche Ceremonien und offentlich Bekentniß des Christlichen Glaubens halte, und nit höhere Geheimnus, davon die Schrifft nichts weiß, auch die alt und neu Kirch

äußer-

308

Der sog. Soner-Katechismus

nichts davon gewust hat, derselben andichte. Wie ist denn dieses Zuverstehen, daß der Herr zu sei= nen Aposteln sagt Matth. 28. Lehret alle Völcker, und tauffet sie im Nahmen & c(etera)? Er befiehlt zwar allhie, der Herr Christus, seinen Apo= steln zu tauffen; gedencket aber mit keinem Wort der Waßertauff. Nun sind aber viererley Tauff: Erstlich die Bluttauff in der Offenbahrung 1.v.5. und 7.v.14. dar= nach die Tauff mit dem h(eiligen) Geist Act. 1.v.5. Matth. 3,11. darnach die Lehrtauff Hebr. 6.v.2. Act.18,25. Darnach die Waßertauff Matth. 3,6. und endlich auch etliche andere Tauff, welche etwan bey den Jüden gebräuchlich waren, wie zu sehen Heb. 9,10. Daß aber der Herr Christus Matth. 28,19. nicht habe die Waßertauff befohlen, ist daraus offenbahr, daß Paulus sonsten 1. Cor. 1.v.17. nicht würde gesagt haben, noch sagen können, Christus hätte jhn nicht gesandt zu tauffen: da jhme doch das ganze Aposto= lische Ampt, was nur zur Predig des Evangelii gehört, an= befohlen war. Darzu so hätte Christus allhie zu tauffen befohlen in Nahmen des Vatters Sohns und h(eiligen) Geists. [64r] Die Waßertauff aber, die von den Aposteln gebraucht war, geschach nur allein auff den Nahmen, oder in den Nahmen des Herrn Christi, Act. 2.v.28. & 10.v.48. Daraus zu sehen, daß Christus ein andere Tauff befohlen, welche seine Jünger allezeit solten gebrauchen, den(n) die Waßertauff, so sie biß= weilen gebraucht, bißweilen auch unterlaßen haben, die= weil sie darzu nit gesand waren, wie sie doch darzu würden gesand worden seyn, wann die Waßertauff zu dem Evan= gelio nothwendig gehöret. Es ist aber leichtlich aus dem Text, und aus dem Amt der Apostel abzunehmen, d(a)z Christus jhnen keine andere, als die Lehrtauff, mit diesen Worten befohlen. Denn einmal gewiß, daß diß der Apostel Amt gewesen, daß sie den Leuten die Lehr Christi volkömlich er= klären, und also viel Jünger Christi, oder Christen machen sol= ten, welche das Erkendtnus des Vatters und Sohns v(nd) des h(eiligen) Geistes empfiengen, zu welcher Erkentnus die Lehr Christi gerichtet war, als nemlich, daß die Menschen glau=

die

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

309

ben, Gott der Vatter sey der, von welchen uns die Verge= bung aller Sünden und das ewige Leben ursprünglich her= kom(m)en; der Sohn sey dieser, welcher uns diesen Willen und Gnade Gottes angekündet, und mit seinen Exempel bekräfftiget habe, und sey von Gott uns zum Herrn gegeben, Act. 2,36. Zum Richter der Lebendigen und der Toden bestellet Act. 10.v.42. Der h(eilige) Geist sey der Pfandschilling, [64v] der göttlichen Verheißung und Versieglung des Glaubens v(nd) Hoffnung in unsern Herzen, welchen der Herr Christus den Glaubigen in das Herz gegeben. Denn diß ist die neue Lehr des Herrn Christi, aus welchen die Menschen sollen ge= taufft und unterricht werden. Jm Alten Testament war es genug an Gott glauben: sie hatten aber keine gewiße Erkentniß und Verheißung, daß Gott ein solcher wäre, wel= cher das ewige Leben gebe, wurden auch nicht an Christum zu glauben gebunden, dieweil Er noch nit war: so hatten sie auch die Verheißung des h(eiligen) Geistes, als eines Pfands des ewigen Leben und Erbes nicht. Derhalben haben sie nit an Gott, als einen solchen Vergelter v(nd) Wolthäter ge= glaubt, noch an den Herrn Christum, noch an den h(eiligen) Geist, sondern ist diß der neue Glaub, der durch Christum erst sol= te offenbahr werden Gal. 3.,23. Darinn musten die Apo= stel, als Diener Christi mit dieser Lehr tauffen. Dar= nach gibt es auch der Text, welcher aus dem Griechischen also soll verteutscht werden, wie die Gelehrten verstehen Gehet hin, machet alle Völcker zu Jüngern (Christi) sie tauffend, in den Nahmen des Vatters, und des Sohns, v(nd) des h(eiligen) Geistes: Und damit Er sich selbst erkläret, was Er für eine Tauff meyne, sezet Er bald ein Auslegung dar= zu: Lehret sie halten alles, was ich euch gebotten hab. [65r] Warum sagt denn Paulus an die Epheser am 5,26. daß Christus seine Gemeine gereiniget hab durch das Waßerbad im Wort? Es ist der h(eiligen) Schrifft Art, d(a)z sie alle Reinigung ein Bad oder Waßerbad nenne, auch des Gewißens Reinigung, dieweil durch das Waßerbad die ding, so gebadt werden, pflegen rein zu

Warum

310

Der sog. Soner-Katechismus

seyn. Also sagt Paulus an Tit. 3.v.5. daß uns Gott hab se= lig gemacht durch das Bad der Widergeburt, d(a)z ist, durch die geistliche Reinigung unserer Herzen und Gewißen, wie er es denn bald darauff nennt die Erneuerung des h(eiligen) Geistes. Dieweil aber solche Reinigung in uns hat zu we= gen gebracht sein h(eiliges) Wort, nachdem es in unsern Herzen gewurzelt, derentwegen sagt Er zum Ephesern am 5. daß Christus sein Gemein geheiliget und gereiniget habe durch das Waßerbad im Wort, d(a)z ist, durch das Wort, oder durch Krafft seines Worts. Also wird auch Hebr. 10. gesagt, v. 22. daß wir sollen besprengte, das ist, abgewaschene Herzen ha= ben von bößen Gewißen, und den Leib abgewaschen mit reinen Waßer, d(a)z ist, mit Volziehung der Lust unbefleckt. Diß ist auch der Verstand der Wort Christi Marc. 16. Wer da glaubt und getaufft wird, der wird selig werden, das ist, wer dem Evangelio glaubt und Buß thut. Denn die Buß ist die Tauffe, welche das Gewißen reinigt, wie ein bad den Leib. Endlich um der Ursachen willen, wo der [65v] Tauff des Herrn Christi gedacht wird, da wird dem h(eiligen) Geist bißweilen Waßer, bißweilen Feuer zugesezt, dieweil Er die Gewißen reinigt, wie Waßer und Feuer leibliche Ding reinigen. Also was Joh. sagt Matth. 3.v.11 Christus werde mit Feuer und mit dem h(eiligen) Geist tauffen, das ist, Er wer= de mit dem h(eiligen) Geist gleichsam wie mit einem Feuer unsre Herzen reinigen: Das sagt der Herr Christus zu Nicodemo Joh. 3,5. Wir müßen aus dem Waßer v(nd) Geist widerge= bohren, das ist, mit dem h(eiligen) Geist, wie mit einem Waßer verneuert und abgewaschen werden. Denn daß an gemel= ten Orten Feuer und Waßer nicht unterschiedene Ding ne= ben dem Geist seynd, sondern nur Erklärung des h(eiligen) Gei= stes, ist daraus zu ersehen, daß Christus hernacher in dem Gespräch mit Nicodemo nur deß Geists allein, und deß Waßers nit mehr gedencket. Jtem, dieweil Marc(us) 1.v.8. und Joh. 1.v.25. Act.1,5. nur schlecht sagen, daß Christus mit dem h(eiligen) Geist tauffen werde, und sezen weder Wa[=] ser noch Feuer darzu.

Tauff

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi Warum hat sich denn der Herr Christus selbst von Johanne mit Waßer tauffen laßen? Darum, damit Er mit seinen Exempel das Amt und An= sehen Johannis des Tauffers, als seines Vorlauffers, bey den Jüden bekräfftiget. Darnach kan Er deßen wol einen ausdrücklichen befehl von seinem Vatter gehabt haben,

311

dieweil

[66r] dieweil Er selbst sagt Matth. 3,15. Also gebührt uns (mir v(nd) dir Johannes) alle Gerechtigkeit zuerfüllen. Man soll a(ber) hierbey anmercken, daß Johannis Waßertauff ein andere sey gewesen, als die jenige, die bey den Christen hernach ist gebraucht worden; den(n) die Tauff Johan(nis) geschach nur zur Buß, Luc. 3,3 und nit auf den Namen Jesu, dann davon wird kein Wort geleßen; gieng auch nur die Juden an, und nit die Heyden: denn er ist der Vorlauffer Christi nur in den Judenthum geweßen; gleichwie der Herr Christus, des Vorlauffer er war, auch nur zu den Juden gesandt war, Matth. 15.v.24. und solte mit seinem Amt aufhören, wenn er seinen Lauff vollendet hätte; in welchen Amt er ganz und gar keinen Nachfolger hinter sich gelaßen hat. Darum nennet sie auch der Herr Christus, nach Johannis des Täuf= fers Tod, die Tauff Johannis, als welche bey ihm geblieben und mit ihm aufgehöret hätte, Matth. 21, 25. Aber die Was= sertauff der Apostel, welche nachmals auch bey den Christen ist gebraucht worden, geschicht auf dem Namen Jesu, wie= derfuhr auch Jüden und Heyden, und war eine Einweihung zur Religion und Christlichen Glauben, welche zur Zeit Johannis noch nicht offenbahr war. Warum haben denn die Apostel mit Waßer getaufft? [66v] Sie haben wol mit Waßer tauffen können, ob sie schon kein Gebot hätten, nur darum, damit die jenige, welche sich zur Christlichen Religion erkant und ergeben hatten, durch diese offentliche Ceremonien, sich forthin durch solche äußerliche be= kantnus gleichsam verpflichten und verbunden halten sol=

Sie

312

Der sog. Soner-Katechismus

ten, bey derselben vestiglich zu beharren. Gleichwie aber die Apostel die Waßertauff ohne Gebot haben können brau= chen, also haben sie dieselbe auch können unterlaßen, wie sie denn diß offtmals gethan, dieweil sie nit darzu gesandt waren, wie Paulus bekennet 1. Cor. 1,17. Das 11. Capitel. Von dem Gehorsam.

Jsts auch müglich, daß ein Mensch diesen Geboten Chri= sti, die du bißhero erkläret hast, gehorsam sey? Ja es ist nit allein müglich, sondern auch gewiß, daß, wer diesen Gehorsam nit leist, der hat keinen theil an den Ver= heißungen und Belohnungen, denn Paulus sagt zum Röm. 2.v.6.7.8. Gott werde in seinen gerechten Gericht ge= ben einen jeden nach seinen Wercken, nemlich Preiß, Ehr und unvergängliches Wesen denen, die mit Gedult in guten Wercken trachten nach dem ewigen Leben: Aber denen, die da zänckisch sind, und der Warheit nit gehorchen, gehorchen aber den Ungerechten, Ungnad und Zorn, Trübsal [67r] und Angst, über alle Seelen der Menschen, die da bößes thun. Und Röm. am 6. sagt er, daß die, welche in Jesum Christum ge= taufft sind, die seynd in seinem Tod getaufft, und mit jhm begraben im Tod, durch die Tauff, auf d(a)z, gleichwie Christus ist aufferwe= cket von den Toden, durch die Herrlichkeit des Vatters, also sollen wir auch in einen neuen Leben wandeln. Und wißen, daß unser alter Mensch samt Jhm gecreuziget ist, auf d(a)z der sündli= che Leib aufhöre, d(a)z wir hinfort der Sünden nicht mehr dienen, und Johannes sagt 1. Epist. 3.v.10 Daran wird es offenbahr, welche die Kinder Gottes und die Kinder des Teuffels seyn, wer nit recht thut, der ist nit von Gott. Endlich sagt Jacobus: 1.v. 21.–24. Leget ab alle Unsauberkeit und alle Boßheit, v(nd) nehmet das Wort an mit Sanfftmuth, das in euch gepflan= zet ist, welches kan eure Seelen selig machen: Seyd aber Thä= ter des Worts und nit Hörer allein, sonsten betrieget ihr euch selbsten; denn so jemand ist ein Hörer und nit ein Thä= ter, der ist gleich einen Mann, der sein leiblich Angesicht im Spie= gel beschauet, denn nachdem er sich beschauet hat, gehet er von

und

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi stund an davon, und vergist, wie er gestalt war: Wer aber nit ist ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Thäter, derselbig wird selig seyn in seiner That. Daß es aber müglich sey, bezeuget Johannes in seiner 1. Ep. am 5. da er sagt v.3. sei= ne Gebot sind nicht schwer. Und gibt es die Vernunfft selbst, d(a)z Gott und der Herr Christus nit so Tyrannisch mit uns han= [67v] deln, daß sie uns solten Gebot geben, und dieselbigen bey Straff der ewigen Verdamniß befehlen zu halten, die uns doch schlecht unmüglich wären zu halten. Wahr ist es wol, daß viel Ding in den neuen Bund gebotten sind, welche den Menschen schwer und fast unmüglich seyn würden, wann er auf seinen weltli= chen und natürlichen Gedancken gelaßen würde, ohne die Hülff Gottes; Aber die Hülff Gottes macht jhm alles müg= lich und leicht: darum sagt Paulus zum Philipp. am 2.v.13. Gott sey der, der in uns erwecke beyde das Wollen und das Vollbringen. Welches ist dieselbige Hülff Gottes? Es ist eine äußerliche und innerliche: die äußerliche seynd die Verheißungen und Betrohungen; die innerliche 24 ist die Versieglung der Verheißung in unsern Herzen, und die Be= festigung des Vertrauens und Lieb zu Gott. Dann offtermals was einen Menschen sonst unmüglich wär zu thun, das bringen die Verheißungen und Betrohungen, und die Lieb gegen den verheißenen Gütern von ihm zu eregen, und machen es jhm leicht. Daher sagt der Herr Christus Marci am 9.v.23. alle Ding sind müglich dem, der da glaubt, d(a)z ist, der sein Vertrauen auf Gott sezt.

24

„innerlichen“ > Schluß-n gestrichen.

313

deln

314

Der sog. Soner-Katechismus

Das 12. Capitel. Von den Verheisungen Gottes durch Chri= stum.

Welches

[68r] Welches ist denn dasjenige, das Gott im neuen Bund uns hingegen verheißen hat und leisten will, so wir jhm gehorchen? Die Verheißung sind fürnehmlich zwo: Eine begreifft d(a)z End und Belohnung unsers Glaubens und Gottes-dienst; die ander nur ein Hülff und Mittel zum starcken Glau= ben, welche begreifft das End unsers Glaubens, die Verheis= sung des ewigen Lebens; denn das End unsers Glaubens ist unser Seelen Seeligkeit, das ist eben so viel, als das ewige Leben 1. Pet. 1.v.9. Zu der Verheißung aber des ewigen Lebens gehört auch die Verheißung der Vergebung der Sün= den, und der Aufferweckung von den Toden, und werden in h(eiliger) Schrifft offt für eines genom(m)en, als in Geschichten 2. v.38. 5,32. 10,43. 13,38. Johan. 6,39.40.44.45.54. Luc. 20.v.35.36. Philip. 3.v.10. Rom. 6,5. 1. Cor. 6,14. 2. Cor.4,14. 1. Thess. 4,14-17. 1. Cor. 15.v.22.23.

Wo ist dieser Verheißung in h(eiliger) Schrifft gedacht?

Joh. 3.v.15-17. Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebohrnen Sohn gab, auf daß alle, die an jhn glau= ben, nicht verlohren werden, sondern das ewige Leben haben. Am 5.v.24. Wer mein Wort höret und glaubet dem, der mich gesand hat, der hat das ewige Leben. Joh. 6,23.39. 40.47.58. e(t cetera) Der Bedrohung aber wird gedacht Joh. 8. [68v] v.24. So ihr nit glaubet, daß ichs sey, so werdet ihr sterben in euren Sünden. Marc. 16,16. wer nit glaubt, der wird ver damt werden. War die Verheißung auch nit im A(lten) Testament? Nein: wie solches der Herr Christus selbst bezeuget Luc. 16. v.16. da Er spricht: Das Gesez und Propheten weißagen biß auff Johannem, von der Zeit an wird das Reich Gottes durchs

v.24.

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi Evangelium geprediget. So sagt Petrus 1. Pet. 1,5. daß diese Seligkeit zubereitet sey, d(a)z sie offenbar werde zur lezten Zeit, v.10.11. daselbsten: Es haben die Propheten geforscht von der zukünfftigen Gnad auf uns; auff welcherley Zeit deu= tet der Geist Christi und Paulus Eph. 1.v.9. Gott hab uns durch Christum hervor bracht das Geheimnus seines Wil= lens, da die Zeit erfüllet war, nemlich das Evangelium von der Seligkeit, und in der 1. an Tim. 1,12. die Gnad die uns von Christo vor der Zeit der Welt gegeben war, sey Offenbah= ret durch die Erscheinung des Herrn Christi, der das Leben und ein unvergängliches Weßen an das Liecht gebracht hat durch das Evangelium. Daher hat der Herr Christus sein Predig also angefangen Matth. 4,17. Marc. 1,15. Thut Buß, das Him(m)elreich ist nahe herbey kom(m)en; Und deshalben wird Er eines beßern Testaments Mittler genandt, welches auff beßern Verheißungen stehe, Hebr. 8,6.7. Darauß wir Got= tes sonderbahre Güte gegen uns zu spüren haben, dieweil [69r] Er in den neuen Bund die Gebot geschärfft hatte, daß Er auch die Verheißung beßern, und uns hierinn wiederum zu Hülff hat kom(m)en wollen. Wird nit das zeitliche Leben auch in den neuen Bund verheißen? Ja: Marc. 10.v.30. und 1. Tim. 4.v.8. sagt Paulus, die Gott= seligkeit hab Verheißung des zeitlichen und ewigen Lebens, das ist, des jenigen, was zu Auffenthalt des zeitlichen Lebens genug ist. 1. Tim. 6.v.8. daß man keinen Mangel leide; Son= sten stehet geschrieben, daß 25 Reich Gottes sey nit eßen v(nd) Trincken Rom 14,17. Welches ist die Verheißung, welche die Hülff unsers Glaubens in sich hält? Es ist die Verheißung der Gaben des h(eiligen) Geists, welche zweyerley sind, eine sichtbare, welche nur eine zeitlang wäh= ren soll, und eine unsichtbare, welche im(m)erdar währen soll.

25

Korrigiert aus „daß sey“.

315

Er in

316

Der sog. Soner-Katechismus

Welches ist die sichtbare Gab? Es ist die Gab Wunderzeichen zu thun, welche Paulus 1. Cor. 12.v.8.9.10. erzehlet, und dieses hat nur eine Zeitlang bey den Christen währen sollen, zur Befestigung der Warheit des neuen Bunds und der neuen Lehr des Evangelii, demnach aber Gott diese Lehr angesehen, daß sie genugsam befestigt, und die jenigen, so eines from(m)en Herzen wären, nunmehr keine Ursach hätten daran zu zweiffeln, hat diese Gab aus [69v] seinen Rath und Schluß aufgehöret. Dann wan sie stätigs ge= wäret hätte, würde keiner so böß gewesen seyn, er würde endlich sehen und bekennen müßen, daß diese Lehr wahr sey, und derselbigen gefolgt haben nit aus Lieb der Tugend, od(er) zu Gott, sondern allein wegen der Belohnung. Nun ist aber das Gottes Wille, daß allein die From(m)en die jhn suchen, und zu seiner Lieb leichtlich bewegt werden, sollen das ewige Le= ben empfahen: Darum ist dieses auch die Eigenschafft und Natur der Christlichen Religion, daß sie die From(m)en von den Bößen abscheidet, dann Er will niemand bey den Haaren darzu ziehen oder zwingen. Welches ist die unsichtbare Gab? Es ist die, welche zu allen Zeiten in des Herrn Christi G= mein währet. Dieselbig a(ber) ist das Pfand unsers Erbes, wel= ches in unser Herz gegeben wird, zur Versieglung und Befe= stigung unsers Vertrauens zu Gott, und ist anders nichts, denn ein starcke Hoffnung des ewigen Lebens, welche Gott in unser Herzen gibt, durch die Krafft seines h(eiligen) Geistes, daß wir es fühlen. Daher auch diese Gab, Pfand oder Hoffnung der h(eiliger) Geist selbst genannt wird 2. Cor. 1.v.22. cap. 5,5, und Eph. 1,14. wiewol sonsten auch das Wörtlein h(eiliger) Geist das Evangelium selbst bedeut, als in der ersten an die Cor. 2,9.10. Dann was der Apostel allda sagt, daß uns Gott offenbahret hab durch seinen Geist, das sagt er 2. Tim. [70r] 1.v.10. Es habs Christus durchs Evangelium an Tag gebracht, Jtem 2. Cor. 3.v.6. sagt Paulus, er sey ein Diener nit des Buchstaben, das ist, des Gesezes, sondern des Christus, das ist,

seinen

1.v.10.

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

317

des Evangelii. Welchen wird denn die Gabe des h(eiligen) Geists gegeben? Das Evangelium ist zwar allen verkündiget, den(n) es ist in alle Welt ausgangen ihr Schall, und in alle Land ihr Wort, Rom. 10. v.18. wie sie denn in alle Welt gesandt waren alle Völcker zu lehren Matth. 28,19. und kan ein jeder, der in der Boß= heit kein erstarrtes Herz hat, der die Finsterniß nit mehr liebet, als das Liecht Joh. 3.v.19. daran glauben und ein Vertrauen und Hoffnung zu Gott daraus schöpffen, darauff der Ge orsam folget, dann Gott will, daß allen Menschen geholffen werde, und daß sie alle zur Erkentniß der War= heit kom(m)en 1. Tim. 2.v.4. daß niemand verlohren werde, sondern jederman sich zur Buß bekehr, 2. Pet. 3.v.9. Wie sie denn der Herr Christus auch alle beruffet, da Er schreyet: Kom(m)t her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seyd, ich will euch erquicken Matt. 11.v.28. Darum straffet Paulus die unglaubigen Juden zu Antiochien, Actor. 13.46. daß sie sich selbsten nicht werth achteten deß ewigen Lebens, und das Wort von sich stießen, deßgleichen gibt Er zum Rom. 10.v.17.18. zuverstehen, daß alle die jenige, denen das Evan= gelium geprediget worden, wol hätten glauben können, die= [70v] weil der Glaub aus der Predig komt, und daß sie sich nit ent= schuldigen können, daß sie es nit gehört haben, welche Entschul= digung ohne das wird vergeblich gewest seyn, und hätten sich derselben nit gebrauchen dürffen 26, wann sie es nit hätten glauben können, ob sie es schon hätten gehört, sondern würden vielmehr das fürgewend haben, es wäre in ihren Kräfften nit gestanden dem gepredigten Wort zu glauben. Die ander Gab oder gewiße Pfandt wird nit allen gegeben, sondern denen, so dem Evangelio, so jhnen schon verkündigt ist, vom Herzen glauben, mit Danck annehmen, und sich bemü= hen demselben zu gehorsamen. Dann weil es ein Pfandt und Versieglung ist, muß schon etwas im Herzen seyn, das da versiglet und befestiget werden soll, welches der Glaub ist, den ein jeder dem Evangelio leisten soll und kan, der es 26

Korrigiert aus „können“.

weil

318

Der sog. Soner-Katechismus

nur höret, wo er will, und die Welt und sein Fleisch nit lieber hat; den jenigen aber, die dem Evangelio von Herzen glau= ben, wird diese Gab allen mit einander zu allen Zeiten ge= geben, wie zu sehen Luc. 11.v.13. Vielmehr wird der Vatter den H(eiligen) Geist geben denen, die jhn darum bitten, und Rom. 10.v.12. Es ist allzumal ein Herr über denen, die jhn an= ruffen. Warum sagt den(n) Paulus Rom. 8. d(a)z etliche nach dem Vorsaz Gottes beruffen, erwehlet, zuvor erkannt und verordnet seyn, d(a)z sie gleich seyn sollen dem Bild seines Sohns? [71r] Dieses recht zuverstehen, muß man zuvor den eigentlichen Verstand dieser Wörter betrachten, wie sie in h(eiliger) Schrifft, v(nd) son= derlichen in den Schrifften des neuen Bunds gebraucht werden. Beruffen 27) Wenn es die Seligkeit betrifft, wird von den je= nigen gesagt, die das Evangelium annehmen und demselben glauben, ob sie schon ihr Leben noch nit darnach anstellen, wie Matth. 22, 14. viel sind beruffen, a(ber) wenig sind außerwehlet. Erwehlen 28 oder auserwehlen 29) heist bißweilen so viel als be= ruffen, als 1. Cor. 1,26.27. sehet an, lieben Brüder, euren Be= ruff, d(a)z nit viel weiße nach dem Fleisch, nit viel gewaltige, nit viel Edle sind beruffen, sondern das Thörichte der Welt hat Gott erwehlet, daß Er die Weißen zu schanden mache, und das schwa= che der Welt hat Gott erwehlet, daß Er zuschanden mache das starcke. Jn welchen Worten beruffen und erwehlen für eines genom(m)en wird. Bißweilen aber wird es nur von den jeni= gen gesagt, die das Evangelium nit allein angenom(m)en haben, sondern demselben auch gehorsam seyn, und wird alsden(n) den beruffenen entgegen gesezt, als in den Ort Matth. viel sind beruffen, aber wenig außerwehlet. Jtem 2. Pet. 1,10. be= fleißiget euch, daß ihr in euren Beruff v(nd) Werck fest macht durch gute Werck, wie etliche Exempel haben. Erkennen 30) heist so viel als billigen, gut heißen, angenehm seyn und lieben, als im 1. Ψ v.6. der Herr ken(n)et den Weg der Ge= 27 28 29 30

In Kanzleischrift hervorgehoben. In Kanzleischrift hervorgehoben. In Kanzleischrift hervorgehoben. In Kanzleischrift hervorgehoben.

Dieses

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi rechten, d(a)z ist, Er billichet ihren Weg, heißet ihn gut, und ist jhm an= genehm. [71v] Verordnen 32 und versehen 33) bedeuten einen solchen Rathschluß Gottes von den Menschen, auch vor der Welt Anfang, daß Er denen, so an jhm glauben, und jhm gehorsam seyn, mit dem ewi= gen Verdamnus nit straffen wöllen; welches daher bewießen wird, die weil Christus ein vollkom(m)ener Ausleger und Verkün= diger des Raths und Willen Gottes solche Verordnung also aus= leget, daß ein jeder, der an ihm glaub, das ewige Leben gewiß haben werde, wer aber nit glaubt, soll gewiß verdamt wer= den Joh. 3,15.16. Marc. 16,16. Hieraus ist offenbahr, daß nach dem Vorsaz beruffen, erwehlet oder versehen seyn, anders nichts ist, denn dem Evangelio glauben nach dem Rath und Willen Got= tes, welcher vor der Welt also beschloßen gewesen, daß er das Evangelium darum verkündigen laßen wollen, auf daß jeder= man demselben glauben soll, und wer da glaube, als dan(n) das ewige Leben gewiß zu erwarten habe. Derhalben wenn wir nun glauben, so ist dieser Rath und Vorsaz Gottes würck= lich bey uns ausgericht, und wird gesagt, d(a)z wir nun nach dem Vorsaz, wie es Gott haben wolte, erwehlet seyn, d(a)z ist, d(a)z es hierinnen nach seinen Willen gangen sey; gleichwol könnte es sich treffen, daß wir nit glaubten, und wären wir alsdann nit nach dem Vorsaz erwehlet zum Leben, sondern zur Verdam= nuß, das ist, es wäre mit uns also nit ergangen, daß wir un 34 unter die Zahl der jenigen gestellt hätten, welchen Gott be= schloßen das ewige Leben zu geben, sondern wären durch unser [72r] Ungehorsam dahin gerathen, daß wir nun unter den jenig(en) wären, welche Gott mit dem ewigen Verdamniß zu straf= fen ihme hätte vorgesezt und beschloßen: wiewol sein Will wäre, daß jederman sich also verhielte, damit Er jhme nach sei= nen Rathschluß das Leben geben solte, das ist, daß jederman 31 32 33 34

In Kanzleischrift hervorgehoben. In Kanzleischrift hervorgehoben. In Kanzleischrift hervorgehoben. Statt der zweiten Silbe wird in der nächsten Zeile das ganze Wort geschrieben.

319

Verordnen 31

Ungehorsam

320

Der sog. Soner-Katechismus

glaubte, und daß Er niemand mit dem Verdamnus straffen solte 2. Pet. 3,9. Derohalben sagt Petrus auch in erwähnter Epistel am 1. Cap. v.20. Befleißiget euch, daß ihr euren Beruff und Wahl fest machet durch gute Werck, damit er zu verstehen gibt, daß er bey uns steh, unsern Beruff zu befestigen, oder zu verlaßen. Was will nun Paulus am gemelten Ort Rom. 8.v.28. 29.30. sagen? Diß: Daß den Gottliebenden allerley Trübsal zum besten ge(=) reiche, dieweil es Gottes Rath, Vorsaz und Verordnung sey, daß die jenigen, welche Er zuvor erkannt, oder beschloßen sie zu lieben, (diese seynd aber, die dem Evangelio glauben würden) solten dem bild seines Sohns in Creuz und Trübsal gleich seyn, wie sie jhm auch in der Herrlichkeit ähnlich würden gleich seyn; sezet hernach die Staffel, wie sie Gott zur Herrlichkeit bringe: die erste ist seine Verordnung, nemlich d(a)z alle Glaubige dem Herrn Christo solten gleich werden. Auff die Beruffung durch die Predigt des Evangelii, welche in alle Welt erschollen ist, die weil Er will, daß alle Menschen zum Glauben, und also zur Ver [72v] ordnung zum ewigen Leben kom(m)en sollen; Auff die Beruffung folget die Gerechtmachung und Verzeihung aller Sünden; Auf die Gerechtmachung folget endlich die Herrlichmachung, welche geschehen wird nach der Aufferstehung der Toden. Wie ists dann zuverstehen, d(a)z Paulus sagt Rom. 9,16. So ligt es nun nit an jemands Wollen oder Lauf= fen, sondern an Gottes Erbarmen? Es hat nit die Meynung, alß wolte sich Gott nit aller Menschen erbarmen, die dem Evangelio gehorsam seyn würden, oder daß es vergeblich wäre, sich zu bemühen dem Evangelio gehorsam zu seyn, wann Gott nit sonderbahre Erbarmung, noch andere Mit= tel und Gnad verliehe, durch welche wir zum Glauben v(nd) zur Seeligkeit kom(m)en könnten, aus der Predigt des Evangelii; son= dern Paulus redet daselbsten von einer sonderbahren Gnad v(nd) Wolthat, welche Gott einem vor allen andern gibt v(nd) gönnet, und nit jederman, gleichwie Er den Glauben und Seeligkeit jederman gönnet, und geben will, welcher nur sein Wort

ordnung

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi will annehmen, und jhm gehorsam seyn. Von solcher sonderbah= ren Gnad und Wohlthat sagt er, d(a)z niemand durch einerley Müh und Lauffen Gott bewegen könne, und jhm zuvor kommen, daß Er ihn solche vor andern erzeigte und anbiete, sondern es lege allein an Gottes Willen und Erbarmen, wie Jacob von Esau nichts gethan hatte, oder thun können, dadurch er Gott be= wegt, daß jhn Gott für seinen Bruder solte lieben, und jhme sei= [73r] nen Bruder dienstbar machen. Gleicherweiße haben weder die Juden noch die Heyden Gott bewegen können, ihnen allein die Gnad des Evangelii anzubieten und zu geben. Dann wie= wol dem Samen Abrahams die Verheißung des Segens ge= schehen war, so stund es doch bey Gottes bloßen Willen, welche er wolt für Abrahams Kinder haben, nemlich alle die, so dem Evangelio glauben würden, und hat sich durchaus nit binden, oder durch etwas außer seinen Willen bewegen laßen, wa= rum er nit die jenigen allein, welche von dem Abraham nach dem Fleisch gebohren waren, für solche hielte, oder wa= rum Er auch die glaubige Heyden für solche nit halten solte, also, daß in sum(m)a Gott nichts außer ihm selber, sondern allein sein gnädiger und barmherziger Will bewogen hat, den Heyden so wol als den Juden die Gnad des Evangelii zu geben, und hat mit seinen Lauffen keiner vor dem an= dern solches von Gott erlangen, oder den 35 andern daran ver= hindern können, damit jhme allein, und dem andern nicht das Evangelium, und der Weg zur Seligkeit geprediget würde, sondern es ist einem so wol als dem andern, aus sonderbahrer Gnad Gottes widerfahren, die Er einem so wenig als dem andern schuldig war. Wann aber nun das Evangelium gepre= digt, und der Weg zum ewigen Leben einen jeden geöffnet und angebotten ist, so ligt es denn freylich an unsern Wollen und [73v] Lauffen, die Seligkeit zu erlangen nach dem Gehorsam. Da= rum sagt Paulus zu den Juden zu Antiochia, das Wort mu= ste ihnen angebotten werden, aber sie verstießen sich selber 35

Korrigiert aus „dem“.

321

nen Bruder

Lauffen

322

Der sog. Soner-Katechismus

und machten sich selbsten deßen unwürdig Act. 13,46. Denn indem Gott das Evangelium allen hat laßen ankündigen, da hat Er sich schon aller erbarmet, so fern, daß Er ihnen allen d(a)z ewige Leben geben wolle, so viel ihr daran glauben werden. Wie Er aber niemand bey dem Haaren darzuziehet, also hin= dert Er auch niemand daran, sondern läst den Weg einen jeden öffnen. Wer nun kom(m)en will, der mag kom(m)en, und ist hie kein ander Mittel, denn die Predigt des Evangelii, welches ist die Krafft Gottes, die selig machet alle, die daran glauben, Rom. 1.v.16. Jac. 1.v.21. Wie sagt denn gleichwol der Herr Joh. am 6. Nie= mand komt zu mir, es sey denn, d(a)z ihn der Vat= ter ziehe? Dieses Ziehen ist kein sondere Hülff Gottes, welche Er den Menschen neben der Predig des Evangelii erweiset, sondern es ist eben die Predig des Evangelii: Dann durch das Evangeli= um ziehet uns der Vatter, und wird dieses Ziehen immer stärcker, je mehr unser Glaub und Lieb gegen Gott zunimmt aus der Predigt: denn es ziehet ja nichts stärcker, als die Lieb gegen einen Ding und die Hoffnung der Verheißung. Also [74r] erkläret es der Herr Christus selbsten aus dem Propheten Esaia und Jeremia da er hinzu thut: Sie werden alle von Gott gelehret seyn; wer es nun höret vom Vatter und ler= net es, der komt zu mir; da siehestu daß von dem Vatter das Evangelium lernen und vom Vatter gezogen werden ein Ding sey. Also sagt auch der Herr Christus Joan. 12,32. Wan(n) ich erhöhet werde von der Erden, will ich sie alle zu mir zie= hen, d(a)z ist, aus meiner Erhöhung werden sie Ursach haben mir zu glauben und mir nachzulauffen, als wann ich sie zöhe, also, d(a)z meine Erhöhung sie ziehen und zu mir bringen wird. Wie stehet denn geschrieben Act. 13,18. Es wurden glau= big, wie viel ihr zum ewigen Leben verordnet waren? Dieser Ort, wie die jenigen verstehen, so der Griechischen Sprach kundig, kan aus dem Griechischen also verdolmetscht wird(en): es wurd glaubig, so viel ihr zum ewigen Leben geschickt wa= ren. Es sind aber zum ewigen Leben abgerichtet, geschickt v(nd)

erkläret

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi angeordnet alle die jenigen, die kein boßhafftig, hartneckig und verstockt Herz haben den Evangelio zu glauben, wie die Juden an demselbigen Ort, die sich selbst des ewigen Le= bens unwürdig machten, dieweil sie ihres boßhafftigen Her= zen dem Evangelio zu glauben untüchtig und hartneckigt waren. Also sagt der Herr zu Paulo Act. 18.v.10. daß Er zu Corintho ein groß Volck hätte, das ist, es wären viel fromme

323

Herzen

[74v] Herzen alda, denen zur Gottseligkeit nichts mangelte, den(n) nur, d(a)z sie das Evangelium höreten, und wo sie es hören wür= den, demselben zu glauben wol tüchtig wären, dieweil sie ihr Herz nicht zu sehr der Welt ergeben hatten. Was ist das, daß Gott Pharaonem verhärtet hat, und daß Judas den Herrn hat verrathen müßen? Exod. 4.v.21. 7.v.3. 10.v.1.27. 11.v.10. 14.v.4.6.17. Es ist kein Zweiffel, daß Gott zu Zeiten gewiße Menschen al= so von seiner Gnad verstoße, daß sie sich nicht bedencken od(er) beßern können. Aber dieses geschicht nicht in gemein, und hätten dieselben Menschen anfänglich ohne Gottes Verhin= dernüß eben nicht wol from seyn und die Gnad Gottes er= langen können, wann sie nur gewolt hätten. Dann Gott kein Gefallen an ihrer Boßheit auch sie nicht dahin ver= leitet hatte; dieweil sie aber selbsten Gott nicht achteten da sie noch zur Gnad konnten gelangen, darum hat sie auch Gott verlaßen, und hat sie in verkehrten Sinn gegeben zu thun eitel Laster Rom.1.v.29. Wie den Pharaonem, Wüterichen Gottloßer Tyrann gegen den Kindern Jsrael deß das Volck Gottes eine lange Zeit geqvelet hat, wie zu sehen aus dem 2. Buch Moß. am 1.2. und folgenden Capit. So ist auch Judas lang zuvor ein Dieb und Geizhalz gewe= sen Joh. 12.6. Darum hat Gott der Herr solche gottloße Leu= te zu Werckzeugen bößer Thaten gebraucht, die Er doch, wen(n) [75r] sie from wären gewesen, nim(m)ermehr darzu genothiget, sondern andern gottloße zur Verrichtung derer Ding würde auserleßen haben. Denn es ist gewiß, daß Gott die Hart(=)

sie

324

Der sog. Soner-Katechismus

neckigkeit und Halßstarrigkeit im sündigen pflegt mit Ver(=) stockung zu meiden, oder wan es unmüglich wäre, daß wir darein geriehten. Das 13. Capitel. Von der Bekräfftigung des Willens Gottes. Welches ist die Bekräfftigung des Willens Gottes, oder der Lehr des Herrn Christi? Die Bekräfftigung des Willens Gottes und der Lehr Chri= sti bestehet in 2. Stücken. Erstlich in der Erweißung, daß diese Gebot und Verheißung warhafftig Gottes Gebot v(nd) Verheißung seyn: Darnach, daß, so jemand diesen Geboten gehorsam sey, die Verheißung ihme warhafftig gehalten wä= ren, und daß also dieser Weg, wie hart und sauer er auch scheint, der rechte und einige Weg zur Seligkeit sey. Wie geschicht die erste Bekräfftigung? Die erste Bekräfftigung hat widerum 3. Stück: Erstlich das vollkom(m)ene und unschuldige Leben des Herrn Christi; zum andern Seine Wunder werck, zum dritten, seinen Tod, wie solches Johannes bezeigt in der 1. Epistel am 5.v.8. da er sagt: Drey sind die auf Erden zeigen, der Geist, das Waßer und das Blut: da er durch das Wörtlein Geist 36, die Wun= derwerck, durch d(a)z Waßer die Unschuld, durch d(a)z Blut d(en) Tod Christi an= deutet. [75v] Wie bekräfftiget die Unschuld Christi, daß seine Lehr Got= tes Will sey? Dieweil das Leben Christi so heilig und unschuldig gewesen, dergleichen weder vor oder nach ihm bey jemand gefunden worden, also d(a)z ihn niemand hat einiger Sünden zeihen können Joh. 8,46. so ist auch kein Betrug in seinen Mund erfunden worden 1. Pet. 2.v.22. So ist auch ferner kein Ursach zu zweiffeln, was 37 er gesagt, d(a)z von uns Gott haben und geben wölle, d(a)z dem warhafftig also sey. 36 37

Korrigiert aus „Buß“. Korrigiert aus „wann“.

Wie

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

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Wie bekräfftigen dieses seine Wunderwerck? Dieweil seine Wunderwerck auch so groß und viel waren, daß dergleichen niemand vor jhm gethan, und Johannes hat schreiben dörffen, wo sie insonderheit alle solten ge= schrieben werden, daß die Bücher die Welt nicht würde fas= sen können Joh. 21,25. Jst hieraus ohne Zweiffel abzuneh= men, daß ihme Gott solche Krafft nicht würde verliehen haben, da Er nicht von jhme wäre gesandt gewesen, uns seinen Willen also zu bestättigen. Daher sagt Er selbst zu den Jüden, die ihm nicht glauben wolten: Hätte ich (nicht) die Werck gethan unter jhnen, die kein anderer gethan hat, so hätten sie keine Sünde Joh. 15,24. Wie bekräfftiget dieses auch sein Tod?

Bey seinem Tod muß man zugleich verstehen die vorher=

gehende Creuz, Trübsal und Verfolgung, wie auch die dar=

[76r] auff erfolgende Aufferstehung und Erhöhung. Wäre nun seine Lehr nit von Gott gewesen, so würde Er so viel Schmach und den Tod darüber nicht so gutwillig gelitten haben. Es würde jhn auch Gott als einen Lügner von dem Tod nicht am 3ten Tag auferwecket haben, und zu solcher Herrlich= keit sichtbarlich erhebt. Es wird a(ber) um dieses Zeugnus wil= len, welches Er der Warheit Gottes mit seinem Tod gege= ben hat, damit er uns zum neuen Bund brächte, sein Blut das Blut des N(euen) Testaments oder neuen Bunds genennet, Marc. 14,24. Ja des ewigen Blutes Hebr. 13,20. als mit welchem der neue und ewige Bund bestättiget ist, gleichwie auch der alte Bund nicht ohne Blut gestifftet war 38, und kein Testament kräfftig ist, es kom(m)e denn der Tod des Testirers darzwischen Heb. 9.v.16. Wie geschicht die andere Bekräfftigung? Durch seinen Tod, Auferstehung und Erhöhung zur rech= ten Hand Gottes.

38

Korrigiert aus „wär“.

auff

326

Der sog. Soner-Katechismus

Wie durch den Tod? Also demnach der Herr Christus aus Gottes Befelch den neuen Bund mit seinem Blut uns versiegelt, hat Er gleich= sam hiemit Gott seinen him(m)lischen Vatter als einen war= hafftigen Gott welcher getreu ist Heb. 10.v.23. verbunden, seine Verheißung zu halten, den(n) sein Blut, welches Er zu

Bestättigung

[76v] Bestättigung dieses Bunds vergoßen, schreyet darum stetig zu Gott, und erinnert ihn gleichsam seiner Verheißung, damit er ihn nicht stecken, und als einen falschen Zeugen loß er= funden werden. Daher wird gesaget Hebr. 12,24. Daß sein Blut etwas beßers rede, den Abels Blut, welches um Rach schrie, dieses aber schreyet um die verheißene Gnad. Wie dann durch die Auferstehung? Die Aufferstehung Christi thut dieses noch viel kräfftiger, den(n) sein Tod. Denn an diesen Exempel sehen wir mit Augen, und seyn gewiß, so jemand Gott solchen Gehorsam leiste, wie der Herr Christus hat angekündet, und selbst auch ge= leistet, so er die Welt verlaßen, sich selbst verlaugnen, sein Leben um Gottes Ehre willen in die Schanz schlagen, daß er widerum von den Tod errettet und zum ewigen Leben aufferweckt werde. Daher nehmen wir ferner Ursach den Herrn Christo nachzufolgen, und nit zu zweiffeln. Dan(n) wär dieser nit der ewige und rechte Weg zur Seeligkeit, so würde der Herr Christus denselben durch so viel Creuz, Armut, Verfolgung, und endlich durch den schmählichen Tod nit gangen seyn. Wo Er uns mit seinem Exempel den= selben nit wäre vorgangen, sondern hätte nur schlecht uns denselben zu gehen angekündet, so würde er auch niemand bewogen haben ihn zugehen, wenn es schon der einige rechte [77r] Weg gewesen wäre. Widerum wann Er schon denselbigen wä= re vorgangen, wäre a(ber) im Tod geblieben, und nit mit so warhafftigen Zeugnußen aufferstanden, so hätten wir noch im Zweiffel stehen können, wegen der Verheißung und ewigen Lebens, und würden nach schwerlich an den Glau=

Weg

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi ben gewalt haben; Nun Er a(ber) diesen Weg 39 selbst ist gang(en), und die Auferstehung darauff zum ewigen Leben sichtbar= lich erfolget, wie Ers allen glaubigen verheißen hat, so wird hierdurch das Vertrauen auf Gottes Verheißung v(nd) der Gehorsam in uns kräfftiglich erweckt, daher sagt Petr(u)s in der 1. Epist. am 1.v.3.4. Gott habe uns durch die Auf= ferstehung des Herrn Jesu Christi von den Toden wider gebohren zur lebendigen Hoffnung des unvergänglichen und unbefleckten, und unverwelcklichen Erbes, welches im Him(m)el behalten werde den glaubigen. Und Paulus zum Röm. am 1,4. und in Geschichten am 13,33. sagt, Christus sey durch die Aufferstehung von den Toden kräff= tiglich für den Sohn Gottes erkläret oder erwießen, daß Er der Sohn Gottes sey, so können und müßen wir es aus der Auferstehung glauben: Wer aber glaubet, daß Jesus der Sohn Gottes sey, der überwindet die Welt, in der 1. Epistel Joh. 5,5. und hat das ewige Le= ben Joh. 2.v.31. [77v] Wie bekräfftiget dann seine Erhöhung die Verheißung Gottes? Weil der Herr Christus nicht allein von den Toden aufer= standen, sondern auch also erhöhet ist, d(a)z Er nunmehr alles Gericht in seiner Hand hat, auch den Gewalt die verheiße= ne Güter selbsten uns zu geben, so wir jhm gehorsam seyn, haben wir um so viel weniger Ursachen an der Belohnung zu zweiffeln, dieweil er auch Fleisch und Blut gewesen, auf daß Er barmherzig würde Heb. 2,17. in allen versucht worden, gleich wie wir, doch ohne Sünde, daher Er Mitlei= den mit unserer Schwachheit haben kan Heb. 4,15. und den jenigen helffen die versucht werden, in dem, was Er gelitten hat Hebr. 2,8. selbst gelernet, was Gehorsam sey, an dem, d(a)z Er litte Heb. 6,8. und sich nicht schämet, uns Brüder zu nennen Heb. 2,11. Ja es unmüglich, d(a)z jemand den Herrn Christum für den Sohn Gottes halte, welcher alle Macht im Him(m)el und auf Erden habe, und dennoch zweiffelt, ob Er ihm seine Verheißung halten 39

Korrigiert aus „dieses Wegs“.

327

Wie

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Der sog. Soner-Katechismus

können oder wöllen; ja der nicht vielmehr alßbald alle Hoffnung seiner Seeligkeit auf jhm stelle, sein Leben bes= sere, und also Vergebung der Sünden erlange, in welcher deß Menschen Seligkeit bestehet, Rom. 4,7. Darum sagt Paulus zum Röm. am 5,10. so wir Gott versöhnet seyn, durch den Tod seines Sohns, da wir noch feinde waren, [78r] wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, so wir nun versöhnet seyn; und zum Röm. am 8,34. wer will verdammen? Christus ist hie der gestorben ist ja viel= mehr der auch aufferstanden ist, welcher auch zur Rechten Gottes ist, welcher uns vertritt. Das 14. Cap: 40 Von des Herrn Christi Hohenpriester Amt. 41 Welches ist des Herrn Christi Hohepriester Amt? Es ist dasjenig, dardurch Er fürnehmlich uns von Sünden, so wir gethan haben, erlediget: gleichwie Er uns durch sein Propheten Amt 42 fürnemlich 43 von Sünden reinigt, d(a)z 44 wir hinfort 45 nit 46 mehr sündigen. Von wem hat Er dieses Amt empfangen? Das lehret uns der Apostel zum Heb. 5,5. da er sagt: Christus hat sich nit selbst in die Ehre gesezt, daß Er Hoher= priester 47 würde, sondern der zu jhm gesagt hat: Du bist mein Sohn, heut hab ich dich gezeuget. Jtem: Du bist ein Hoher= priester 48 in Ewigkeit, nach der Ordnung Melchisedech. daraus sehen wir, d(a)z 49 Er dieses Amt von Gott seinen 50 Vatter em= 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50

Zeltner: Das XIV. Cap. (820). Zeltner: Hohen Priester-Amt. (820). Zeltner: Propheten-Amt (820f.). Zeltner: fürnehmlich (821). Zeltner: dass (821). Zeltner: hinforth (821). Zeltner: nicht (821). Zeltner: Hoher Priester (821). Zeltner: Hoher Priester (821). Zeltner: dass (821). Zeltner: seinem (821).

wie viel

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

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pfangen habe. Worinn bestehet dieses Amt? Fürnemlich 51 in diesen 4. Stucken: 1. in den Opffern, 2. in dem Vertretten und Vorbitt, 3. in der Reinigung, 4. in der Absolution und Reinsprechung. [78v] Warum muste der Herr Christus auch opffern? Darum, dieweil Er ein Hoherpriester 52 ist: Dann ein jeglicher Hoherpriester 53 wird eingesezt zu opffern Gaben v(nd) Opffer, darum muß auch dieser etwas haben, d(a)z 54 Er opffere Heb. 8,3. Welches ist sein Opffer? Das Opffer des Herrn Christi ist zweyerley: eines für sich selbst, das ander 55 für uns. Welches ist das Opffer für sich selbst? Erstlich hat Er in den Tagen seines Fleisches Gebet und Fle= hen mit starcken 56 Geschrey und Trähnen 57 geopffert, zu dem, der jhm 58 von dem Tod kon(n)te aushelffen, Hebr. 5,7. 59 Darnach hat Er für sich selbsten geopffert mit Vergießung 60 seines Bluts am Creuz Hebr. 7.v.27. 8.v.14. 9.v.26. 61 und diß Opffer für sich selbsten hat Er 62 thun müßen 63 seine Herrlich= keit zu erlangen, wie zu sehen ist Philipp. 2.v.8.9. 64 und Hebr. 10.v.12.13. 65 66 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66

Zeltner: Fürnehmlich (822). Zeltner: Hoher Priester (821). Zeltner: Hoher Priester (821f.). Zeltner: das (822). Zeltner: andere (822). Zeltner: starkem (822). Zeltner: Thrænen (822). Zeltner: ihm (822). Zeltner: Hebr. V,7. (822). Zeltner: Vergiessung (822). Zeltner: Hebr. VII,27. VIII,14. IX,26. (822). Zeltner: er (822). Zeltner: müssen, (822). Zeltner: Philipp.II,8.9 (822). Zeltner: Hebr. X,12.13. (822). Zeltner: folgt keine Leerzeile (822).

Warum

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Der sog. Soner-Katechismus

Welches ist das Opffer für uns? Dieses hat 2. Stuck in sich: das erste ist die Hingebung seines Leibs, oder die Vergießung 67 seines Bluts am Creuz; das ander ist sein Eingang in den Him(m)el 68 und seine Erschei= nung daselbst bey Gott seinen 69 him(m)lischen Vatter, dann die= ser Stuck keines allein das vollkom(m)ene Opffer Christi für uns ist: wie auch im alten Testament die Schlachtung der Böck 70 und Kälber 71 noch nicht das vollkom(m)ene Opffer war, [79r] sondern wann der Hohepriester mit dem Blut in das Heiligthum gieng, da ward er erst ein Opffer für sein selbst 72 und des Volcks Unwißenheit 73 Heb. 9.v.6.7. Also 74 ist Christi Opffer erst ein vollkom(m)en 75 Opffer worden, da Er durch sein eigen Blut einmal ist in das Heilige eingangen, 76 das nit mit Händen gemacht ist. Darum sagt der Apo= stel in gemelter Epistel am 8,4. wenn 77 Er noch auf Er= den wär, 78 so wäre 79 Er nicht ein Hoherpriester; 80 wo 81 Er 82 aber noch kein Hoherpriester 83 gewesen ist, da hat Er auch kein vollkom(m)en Opffer haben oder verrichten können. 84 Und am 7,24. dieser a(ber) 85 weil Er ewiglich bleibt, hat Er ein unver= gängliches 86 Hohespriesterthum. Daher 87 Er auch selig 88 machen 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86

Zeltner: Vergiessung (823). Zeltner: Himmel, (823). Zeltner: seinem (823). Zeltner: Bœck (823). Zeltner: Kælber (823). Zeltner: da ward erst ein Opffer für sein selbst, (823). Zeltner: Unwissenheit (823). Zeltner: also (823). Zeltner: volkommen (823). Zeltner: da Er durch sein eigen Blut einmal in das Heilige eingegangen, (823). Zeltner: Wann (823). Zeltner: wær, (823). Zeltner: wære (823). Zeltner: Hoher Priester; (823). Zeltner: Wo (823). Zeltner: er (823). Zeltner: Hoher Priester (823). Zeltner: kœnnen. (823). Zeltner: Dieser aber, (823). Zeltner: unvergængliches (823).

sondern

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi kan 89 im(m)erdar, die durch jhn zu Gott kom(m)en, und lebet im= merdar und bleibet für sie, wann a(ber) 90 sein Opffer schon ganz auf Erden verrichtet wäre, 91 so hätte 92 Er 93 kein ewig Priester= thum, sondern es hätt 94 schon ein End, wie das Opffer. Die= weil ein jeder Hoherpriester 95 etwas haben muß 96, das er opf= fere, daselbst 97 am 8,3. Jtem am 2,17. wird gesagt, Er muß allerdings seinen Brüdern gleich werden, auf d(a)z 98 Er barm= herzig würde 99 und ein treuer Hoherpriester. 100 Daraus zu sehen, d(a)z 101 Er dann erst ein rechter Hoherpriester 102 werde, nachdem Er seinen Brüdern in allen ist gleich worden, das ist, im 103 Leiden und sterben. 104 [79v] Warum muste aber das Opffer Christi im Himmel verrichtet werden? Weil der Hohepriester 105 selbst soll ewig seyn, muste auch sein Opffer ewig seyn; 106 dieweil ein jeder Hoherpriester 107 ha= ben muß 108, d(a)z 109 er opffere, so muste auch die Hütten ewig seyn, in welcher er sein Opffer zuverrichten 110 erscheinen 87

Zeltner: Hohes Priesterthum, daher (824). Zeltner: seelig (824). 89 Zeltner: kan, (824). 90 Zeltner: immerdar, und bittet für sie. Wann aber (824). 91 Zeltner: wære, (824). 92 Zeltner: hætte (824). 93 Zeltner: er (824). 94 Zeltner: hætte (824). 95 Zeltner: Hoher Priester (824). 96 Zeltner: muss (824). 97 Zeltner: opfere; Daselbst (824). 98 Zeltner: dass (824). 99 Zeltner: würde, (824). 100 Zeltner: Hoher Priester. (824). 101 Zeltner: dass (824). 102 Zeltner: Hoher Priester (824). 103 Zeltner: in (824). 104 Zeltner: Sterben. (824). 105 Zeltner: Hohe Priester (824). 106 Zeltner: seyn, (824). 107 Zeltner: Hoher Priester (824). 108 Zeltner: muss (824). 109 Zeltner: das (824). 110 Zeltner: zu verrichten, (824). 88

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Warum

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Der sog. Soner-Katechismus

und stehen solt. Eine solche Hütten a(ber) ist allein der Him(m)= mel, daher sagt der Apostel zum Hebr. 7. Einen solchen Hohenpriester 111 sollen wir haben, der da wäre 112 heilig, ohne Mängel, 113 unbefleckt, von den Sündern abgesondert, 114 und höher 115 gemacht denn der Him(m)el. Wie ist den 116 Christi Blut und Erscheinung im Him(m)el ein Opffer für uns? Es wird ein Opffer genennt, nur wegen einer gleichen Würckung, so darauff folget, 117 gleichwie auf die Opffer; denn gleichwie in den 118 alten Bund diß 119 das Opffer war, des Ho= henpriesters, 120 daß er in das allerheiligste gieng, und darin= nen verrichtete, was damals nach Gottes Willen zur Reinigung der Sünden des Volcks gehörte, 121 darauff 122 die Vergebung erfolgte: Also, dieweil der Herr Christus durch sein Blut am Creuz vergoßen 123 in das allerheiligste 124 eingan= gen, das ist, in den Him(m)el, und daselbst erscheinend verrich= tet, daß 125 wir von Sünden rein werden, und derselben Ver= gebung haben, daher wird diese seine 126 Blutvergießung [80r] und Erscheinung im Himmel sein Opffer für uns genennet.

111

Zeltner: Hohen Priester (825). Zeltner: wære (825). 113 Zeltner: Mængel, (825). 114 Zeltner: unbefleckt, und von den Sünden abgesondert, (825). 115 Zeltner: hœher (825). 116 Zeltner: denn (825). 117 Zeltner: darauf erfolget, (825). 118 Zeltner: dem (825). 119 Zeltner: diss (825). 120 Zeltner: war des Hohen Priesters, (825). 121 Zeltner: gehœrte, (825). 122 Zeltner: darauf (825). 123 Zeltner: vergossen, (825). 124 Zeltner: Allerheiligste (825). 125 Zeltner: dass (825). 126 Zeltner: sein (825). 112

und

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

333

Wormit ist dann dieses Opffer Christi von den wahren Opffern des alten 127 Testaments unterschieden? Jn der Würckung, und 128 in der Weiß der Verrichtung. Was ist der Unterscheid in der Würckung? Erstlich dieser: daß 129 in den 130 alten Bund durch die Opffer des Gesezes nur die jenigen 131 Sünd vergeben wurden, welche aus Unwißenheit oder Schwachheit geschahen, wie zu se= hen Hebr. am 9,6. und im 4. Buch Mosis am 15,25. nicht die groben Sünd 132 und Übertrettung der öffentlichen Gebot 133 Gottes. Da a(ber) ja jemand eine grobe Sünde erlas= sen worden, ist es nicht vermög 134 des Bundes, sondern aus sonderbahrer Barmherzigkeit Gottes geschehen, zu welcher er sich in dem Bund nicht verpflichtet hatte. Aber im neuen 135 Bund werden alle Sünde 136 gereiniget, wenn nur der Sünder sich bekehret, wie Paulus bezeuget im Geschichten am 13,38. So sey euch nun kund, lieben Brüder, daß 137 euch verkündigt wird die Vergebung der Sünden durch die= sen, und von alle dem, durch welches ihr nicht kuntet 138 im Gesez Mosis gerechtfertiget werden, in diesem wird ein jeder glaubiger 139 gerechtfertiget. Darnach so wur= den die Sünde im alten 140 Bund nur also gereiniget, daß 141 die zeitliche Straff erlaßen 142 ward: Aber Christus ist in [80v] den neuen 143 Bund durch sein eigen Blut einmal in das 127

Zeltner: Alten (826). Zeltner: In der Würckung und (826). 129 Zeltner: dass (826). 130 Zeltner: dem (826). 131 Zeltner: diejenigen (826). 132 Zeltner: Sünden (826). 133 Zeltner: Geboth (826). 134 Zeltner: vermœg (826). 135 Zeltner: Neuen (827). 136 Zeltner: Sünden (827). 137 Zeltner: dass (827). 138 Zeltner: kunntet (827). 139 Zeltner: Glaubiger (827). 140 Zeltner: Alten (827). 141 Zeltner: dass (827). 142 Zeltner: Straf erlassen (827). 128

den

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Der sog. Soner-Katechismus

allerheiligste 144 eingangen, und hat eine ewige Kauffung oder Erlößung 145 gefunden Hebr. 9.v.12. Zum dritten kun= ten die Opffer im alten Bund das Volck nicht machen von Sünden abstehen und aufhören; 146 Aber des Herrn Christi Opffer hat diese Krafft, 147 wie oben von dem Tod Christi im Propheten Amt 148 erwiesen ist. Darum wird gesagt Hebr. 10.v.1.2.3.(4.) das Gesez hatte den Schatten der zu= künfftigen Güter; alle Jahr muß 149 man opffern, und kan nicht, die da opffern, vollkom(m)en machen, sonst hätte 150 das Opffer aufgehöret, 151 wo die, so am Gottesdienst sind, kein Gewißen 152 mehr hätten 153, von Sünden, wen(n) sie einmal 154 gereiniget werden, denn es ist unmüglich 155 durch Ochsen und Bocksblut Sünde (das ist sündigen) 156 hinweg neh= men; 157 Aber Christus hat mit einem Opffer vollendet, die geheiliget 158 werden. Welches ist der Unterscheid in der Verrichtung? Die Weiße 159 der Verrichtung des Opffers im alten 160 Testament bestunde darinn, daß 161 der Hohepriester 162 das Blut in das Heiligthum truge, und mit demselben allda erschiene, darauff 163 erfolgete, 164 daß 165 Gott die Sünde des Volcks 166 143

Zeltner: dem Neuen (827). Zeltner: Allerheiligste (827). 145 Zeltner: Erlœsung (827). 146 Zeltner: aufhœren; (828). 147 Zeltner: Krafft; (828). 148 Zeltner: Propheten-Amt (828). 149 Zeltner: muss (828). 150 Zeltner: hætte (828). 151 Zeltner: aufgehœret, (828). 152 Zeltner: Gewissen (828). 153 Zeltner: hætten (828). 154 Zeltner: einmahl (828). 155 Zeltner: unmœglich (828). 156 Zeltner: Ochsen- oder Bocks-Blut Sünde, [das ist sündigen] (828). 157 Zeltner: nehmen. (828). 158 Zeltner: geheiligt (828). 159 Zeltner: Weisse (828). 160 Zeltner: Alten (828). 161 Zeltner: dass (829). 162 Zeltner: Hohe Priester (828). 163 Zeltner: darauf (829). 164 Eigentlich „darauff_erfolgete“ (zusammengeschrieben). 165 Zeltner: dass (828). 144

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi für welche geopfert war, vergab 167 und aufhube, nicht zwar 168 als hätte 169 das Opffer die Krafft v(nd) 170 Würdigkeit gehabt d(er) 171 [81r] Vergebung der Sünden Gott abzuverdienen; sondern dieweil Gott die Sünde nicht vergeben wolt freywillig, es wäre 172 den(n) dieses zu= vor geschehen, und war allhie ein anders 173 der da opffert, ein anderer der die Sünde vergab, denn die Vergebung sind nicht in der Macht des Hohenpriesters 174 sondern bey Gott; Aber der Herr Christus nach seiner Erscheinung im Heiligthum 175 sizet selbst zur Rechten auf dem Stul 176 der Majestät Gottes 177 im Him= mel Hebr. 8.v.1. und 10.v.12. Kan und will selbst selig 178 ma= chen, ja Er machet auch selbst selig, 179 die durch jhn zu Gott kom= men Heb. 7.v.25. Dieweil Er ist ein Pfleger der Heiligen Güter 180, am 8. Cap. v.2. diese Macht und eigene Rettung der Seinigen, wird uns auch fein fürgemahlet im 4. Cap. v.14. da unser Hoherpriester 181 in seinen 182 Amt also beschrieben wird: daß 183 er sey der Sohn Gottes der gen Him(m)el gefahren sey, zu des= sen Gnadenstul wir mit Freudigkeit sollen tretten, auf d(a)z 184 wir Barmherzigkeit empfahen 185 und Gnad finden, wann uns Hülffe von nöthen 186 seyn wird. Darauß 187 genugsam offenbar, daß 166

Zeltner: Volcks, (829). Zeltner: vergab, (829). 168 Zeltner: zwar, (829). 169 Zeltner: hætte (829). 170 Zeltner: und (829). 171 Zeltner: gehabt, die (829). 172 Zeltner: wære (829). 173 Zeltner: anders, (829). 174 Zeltner: Hohen Priesters, (829). 175 Zeltner: Heiligthum, (829). 176 Zeltner: Stuhl (829). 177 Zeltner: Mayestæt GOttes (829). 178 Zeltner: seelig (829). 179 Zeltner: seelig, (829). 180 Zeltner: der heiligen Güter se (829). 181 Zeltner: Hoher Priester (829). 182 Zeltner: seinem (829). 183 Zeltner: dass (829). 184 Zeltner: das (829). 185 Zeltner: empfahen, (829). 186 Zeltner: vonnœthen (830). 167

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Vergebung

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Der sog. Soner-Katechismus

die Verrichtung seines Opffers im Him(m)el anders nichts ist, dann die Versorgung 188 seiner glaubigen, 189 und die Rettung oder Erlößung 190 die Er selbst thut, als ein Vollmächtiger 191 der Rechten Gottes, welcherley Opffer des Hohenpriesters 192 im A(lten) 193 Testa= ment nicht war, und 194 deßwegen must 195 er seinen Brüdern in allen gleich werden, auf daß 196 er ein Barmherziger 197 und treuer [81v] Hoherpriester 198 würde, Hebr. 2.v.17. 199 welches unnöthig 200 gewe= sen wäre, 201 wenn sein Opffer nit 202 selbst die Rettung gewesen, und wäre genug an dem gewesen, daß Gott barmherzig und treu ist: Bedörffte 203 der Barmherzigkeit des Hohenpriesters 204 nicht 205 wo er uns nicht selbst retten sollte. Also wird auch im 1. Cap: v.3. gesagt, Er hab die Reinigung unserer Sünden durch sich selbst gemacht, und sey gesessen zur Rechten der Majestät 206 in der Höhe 207, daß 208 mir [sic] heraus 209 klar genug ist, wie sein Opffer anders nichts sey 210 denn seine Rettung, und werde dieselbe sein Opffer ge= nennt, 211 dieweil wir durch diese der Sünden 212 und auch der Straff 213 187

Zeltner: Daraus (830). Zeltner: Versœhnung (830). 189 Zeltner: Glaubigen, (830). 190 Zeltner: Erlœßung, (830). 191 Zeltner: Vollmæchtiger (830). 192 Zeltner: Hohen Priesters (830). 193 Zeltner: Alten (830). 194 Zeltner: war. Und (830). 195 Zeltner: müste (830). 196 Zeltner: dass (830). 197 Zeltner: barmherziger (830). 198 Zeltner: Hoher Priester (830). 199 Zeltner: Hebr. II,17. (830). 200 Zeltner: unnœthig (830). 201 Zeltner: wære, (830). 202 Zeltner: nicht (830). 203 Zeltner: gewesen. Daß GOtt barmherzig und treu ist, bedœrffte (830). 204 Zeltner: Hohen Priesters (830). 205 Zeltner: nicht, (830). 206 Zeltner: Majestæt (830). 207 Zeltner: Hœhe (830). 208 Zeltner: dass (830). 209 Zeltner: nun hieraus (830). 210 Zeltner: sey, (831). 211 Zeltner: genennet, (831). 212 Zeltner: Sünden, (831). 188

Hoher-

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

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derselben entlediget werden, wie im alten Bund auf die eigent= liche Opffer eben diß folgete, wiewol 214 in derselben nicht der Hohepriester, 215 sondern ein ander 216 die Sünde vergab. Warum sagt gleichwol St. Paulus Eph. 5 217 Christus hab sich selbst hingeben 218 ein Opffer und Gabe Gott zu einen süßen 219 Geruch? Christi selbst hingebung 220 zum Tod wird allhie 221 nicht ein eigent= lich Opffer genennet, wie die Opffer im A(lten) Testament 222 waren, sondern wie andere gute und Gott wolgefällige 223 Werck Opffer und Gaben genennt werden Hebr. 13,16. 224 und andere gute Werck 1. Pet. 2.v.5. 225 Dann er sagt nicht, daß sich Christus Gott 226 habe geopffert, sondern er habe sich in den Tod gegeben 227 (den(n) also braucht die Schrifft das Wörtlein hingeben, wie zum Eph. am 5. [82r] v.25. und Röm. am 8.v.32. zu sehen) und diß sey Gott ein wolgefällig 228 Opffer, oder ein wolgefällig 229 Werck oder süßer 230 Geruch.

213

Zeltner: Straf (831). Zeltner: wiewohl (831). 215 Zeltner: Hohe Priester, (831). 216 Zeltner: anderer (831). 217 Zeltner: der St. Paulus Eph. V,2. (831). 218 Zeltner: hingeben, (831). 219 Zeltner: einem süssen (831). 220 Zeltner: Hingebung (831). 221 Zeltner: hie (831). 222 Zeltner: A. T. (831). 223 Zeltner: GOtt wohlgefællige (831). 224 Zeltner: Hebr. XIII,16. (832). 225 Zeltner 1. Pet. II,5. (832). 226 Zeltner: GOtt (832). 227 Zeltner: gegeben, (832). 228 Zeltner: wolgefællig (832). 229 Zeltner: wolgefællig (832). 230 Zeltner: süsser (832). 214

v.25.

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Der sog. Soner-Katechismus

Das 15. Capitel. 231 Von der Vorbietung 232 des Herrn Christi. Was ist denn die Vorbitt Christi? Gleichwie von seinen 233 Opffer ist gesagt worden, d(a)z 234 es sey, 235 seine Rettung selbst 236 und seine Erlößung, 237 durch die Macht, die Er hat, sizend zur Rechten der Majestät 238 Gottes, und sey mir 239 darum ein Opffer genannt, dieweil wir daher diese er= langen oder erben, diß 240 uns gibt noch vollköm(m)licher, 241 was auf das Opffer des Hohenpriesters 242 im A(lten) Testament dem Volck widerfuhr, 243 wiewol wir es auf ein andre 244 Weiß 245 von ihm be= kom(m)en: Also ist auch sein Vorbitt und Vertrettung in der That selbst anders nichts, alß 246 sein Macht v(nd) Gewalt, durch welche Er uns retten kan und will. Dann daß es kein war= hafftige Vorbitt sey, was die Schrifft also nennet Rom. 8,32. Heb. 5,25. ist daraus leichtlich 247 zu sehen, dieweil ihme der Vatter alle Macht, das Gericht selbsten 248 zu halten 249 überge= ben hat, Joh. 5,22. derowegen er es nun nicht bedarff 250 bit= lich erst solches zu erhalten: Ja Er spricht ausdrücklich Joh: 16,26. Jch sage euch nicht, d(a)z 251 ich den Vatter für euch bitten werde 252 oder will. Es wird a(ber) diese Macht darum ein Vorbitt 231

Zeltner: Das XV. Capitel. (832). Zeltner: Vorbittung (832). 233 Zeltner: seinem (832). 234 Zeltner: dass (832). 235 Zeltner: sey (832). 236 Zeltner: selbst, (832). 237 Zeltner: Erlœsung (832). 238 Zeltner: Majestæt (832). 239 Zeltner: nur (832). 240 Zeltner: und diss (832). 241 Zeltner: vollkœmmlicher, (832). 242 Zeltner: Hohen Priesters (832). 243 Zeltner: wiederfuhr, (832). 244 Zeltner: andere (832). 245 Zeltner: Weiss (832). 246 Zeltner: als (832). 247 Zeltner: leicht (833). 248 Zeltner: selbst (833). 249 Zeltner: halten, (833). 250 Zeltner: bedarff, (833). 251 Zeltner: dass (833). 252 Zeltner: werde, (833). 232

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi genannt, dieweil er es von Gott dem Vatter empfangen hat,

339 alß

[82v] alß 253 erbetten Geschenck, Joh. 17.v.1.2.4.5. und dardurch uns reichet die Vergebung der Sünden, gleichsam als durch eine Vorbitt beym Vatter, dieweil ja diese Macht und alles vom Vatter herkomt. Das 16. Capitel. 254 Von der Reinigung des Herrn Christi unsers Hohenpriesters. 255 Was ist des Herrn 256 Christi Reinigung? Es 257 ist eben das, was sein Opffer ist, fürnemlich a(ber) so fern es die Vergebung der Sünden betrifft, nemlich, daß er mit seinen 258 Leiden und Sterben zuwegen gebracht, daß wir an jhn glauben, Buße 259 thun, und forthin gehorsam seyn, auff wel= ches er alsdenn durch sein Gewalt und Macht 260 uns alle Sünd, die wir zu vor 261 begangen haben, vergibt, 262 und also wer= den wir gereiniget. Es läst sich a(ber) ansehen, alß wenn 263 so wol das Opffer, als die Reinigung Christi etwas anders wäre, dieweil geschrieben, Christus hab sein Seele zum Löße= Matth. 20,28. geld gegeben für viele oder für alle. 264 Es läst 265 sich zwar den 1. Tim. 2,6. Buchstaben nach allhier ansehen, als wann 266 das Opffer 267 und die Reinigung Christi des Herrn 268 eine Bezahlung wäre für 253

Zeltner: als ein (833). Zeltner: Das XVI. Cap. (833). 255 Zeltner: Hohen Priesters. (833). 256 Zeltner: HErrn (833). 257 Zeltner: ES (833). 258 Zeltner: seinem (833). 259 Zeltner: Busse (833). 260 Zeltner: Macht, (833). 261 Zeltner: zuvor (833). 262 Zeltner: vergiebt, (833). 263 Korrigiert aus „wenn wol“. 264 Zeltner:] Es lœst sich aber ansehen, als wenn so wol das Opffer, als die Reinigung Christi etwas anders wæren, dieweil geschrieben, Christus hab sein Seele zum Lœsegeld gegeben für viele, oder für alle? [Abs.] Matth. XX,28. 1.Tim. II, 6. (834). 265 Zeltner: læst (834). 266 Zeltner: wenn (834). 267 Zeltner: Opffer, (834). 254

340

Der sog. Soner-Katechismus

uns, oder für etwas, so wir schuldig gewest wären; 269 aber wen(n) man diese Ort recht ansiehet, und mit andern hellen Schriff= ten vergleicht, so kan dieser Verstand keines Weges 270 bestehen. Denn erstlich so waren auch die warhafften und eigentlichen [83r] Opffer kein eigentlich Lößegeld, 271 und wird jhnen in h(eiliger) 272 Schrifft niemals zugemeßen; dann 273 was konnte 274 man Gott bezahlen mit Ochsen und Kälbern, 275 dieweil die Erden zuvor deß Herrn ist, und alles was darinnen ist im 24. Ψ. v.1. und Deut. 10,14. und im 50. Ψ. v.10. sagt Gott durch den Propheten: Jch 276 will nicht von deinen Hauße 277 Farren nehmen, noch Böcke 278 aus dei= nen Ställen, 279 denn alle Thier im Lande sind mein, und das Vieh auf den Bergen. Darnach so bedörffte 280 es keines warhafften Lößegelds, oder d(a)z Gott etwaz 281 für uns, oder für unsere Sünde bezahlet, dieweil die ganze h(eilige) Schrifft deßen voll ist, d(a)z 282 Gott im neuen 283 Bunde den Menschen ihre Sünde umsonst und aus Gna= den verzeihe, wenn sie nur dem Herrn Christo glauben, als in der 2. Cor. 5,19. Rom. 3,24.25. Eph. 2,8. Matth. 18,23. 28.32. Jerem. 31,31. Heb. 8,12. und 10,17. Wo a(ber) Gnad ist, da ist kein Bezahlung. Es wird a(ber) 284 der Tod Christi darum ein Lößgeld genennt, dieweil er eine Ursach ist, daß wir erlö= ßet werden, 285 gleichwie durch ein Lößgeld: obs 286 schon nit eben auf 268

Zeltner: HErrn (834). Zeltner: waeren; (834). 270 Zeltner: Wegs (834). 271 Zeltner: eigentl. Lœsegeld, (834). 272 Zeltner. H. (834). 273 Zeltner: zugemessen; Denn (834). 274 Zeltner: kœnnte (834). 275 Zeltner: Kælbern, (834). 276 Zeltner: Ich (834). 277 Zeltner: Hause (834). 278 Zeltner: Bœcke (834). 279 Zeltner: Stællen, (834). 280 Zeltner: bedœrffte (834). 281 Zeltner: Lœsegeldes, oder, dass GOtt etwas (834). 282 Zeltner: daß (834). 283 Zeltner: Neuen (834). 284 Zeltner: aber (835). 285 Zeltner: erlœset werden (835). 286 Zeltner: Lœsegeld, ob es (835). 269

Opffer

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

341

die Weiße 287 geschicht, wie durch ein warhafftig Lößegeld. 288 Denn da= rum hat sich Christus für uns gegeben, auf d(a)z er uns erlößete 289 von aller Ungerechtigkeit, und reiniget ihm selbst ein Volck zum Eigenthum, 290 das fleißig wäre 291 zu guten Wercken Tit. 2,14. Daß 292 Er uns errettet von der argen Welt, Gal. 1,4. von dem eideln 293 Wandel 1. Pet. 1,18. von den toden 294 Wercken, zu dienen dem leben= [83v] digen Gott Heb. 9,14. Daraus genugsam zu sehen, daß 295 es kein warhafftig Lößegeld 296 sey, dieweil man zur Erlößung 297 und Rettung von der Ungerechtigkeit, von toden 298 Wercken, von eiteln Wandel zur Reinigung zu guten Wercken kein eigentlich Lößgeld bedarff. Und 299 daß es uns wegen einer Gleichnuß durch eine figürliche Rede also genennet werde, nemlich dieweil wir von diesen 300 Dingen durch seinen Tode auff 301 solche Weiß, wie schon offt gesagt, erlöst 302 werden, gleichwie ein Gefangener, 303 durch das Lößgeld 304 aus der Gefängniß 305 loß wird. Wie ist dann zu verstehen, wenn gesagt wird, Christus sey für uns od(er) für unsre Sünde gestorben? Es hat a(ber) diese Meynung, wie jezt gemelt, nemlich d(a)z Er durch sein Sterben uns viel gutes 306 erzeigt, indem er uns damit zum 287

Zeltner: Weise (835). Zeltner: Lœsegeld. (835). 289 Zeltner: erlœsete (835). 290 Zeltner: Eigenthumm, (835), offenbar Druckfehler bei Zeltner. 291 Zeltner: fleissig waere (835). 292 Zeltner: dass (835). 293 Zeltner: eiteln (835). 294 Zeltner: todten (835). 295 Zeltner: dass (835). 296 Zeltner: Lœsegeld (835). 297 Zeltner: Erlœsung (835). 298 Zeltner: den todten (835). 299 Zeltner: Lœsegeld bedarff, und (836). 300 Zeltner: solchen (836). 301 Zeltner: Tod auf (836). 302 Zeltner: erlœst (836). 303 Zeltner: Gefangener (836). 304 Zeltner: Lœsegeld (836). 305 Zeltner: Gefængnus (836). 288

digen

Rom. 5,8 1. Pet. 2,20. Joh. 10,11.15. Hebr. 2,9. 1. Cor. 11,24.

342

Der sog. Soner-Katechismus

Glauben und Gehorsam gebracht, hat machen aufzühoren 307 zu sündigen; Also d(a)z 308 wir auch der Straff der ewigen 309 Sünden ge= freyet werden; dann es ist hie zu mercken, d(a)z 310 die Wörtlein 311 für uns am 312 gemelten Ort nicht so viel heißen, alß 313 an unser Stadt, 314 sondern um unsertwillen, 315 uns zum besten, 316 aus Ursach unserer Sünden, damit wir von denselben, wie auch von der Straff errettet würden. Denn 317 also sagt auch Johan: in der 1. Epistel am 3,16. von uns, daß wir auch schuldig seyn unser Le= ben für unser 318 Brüder hinzugeben, welches nicht heißet an der Brüder statt sterben, sondern daß es die Noth der Brüder erfordert, [84r] daß 319 wir um ihrer Wolfarth willen, sie zu erretten, uns in Todes gefahr 320 sollen geben. Also sagt auch Paulus zum Coloß. am 1.v.24. Jezt freue ich mich in meinen Trübsalen (die ich) für euch (leide) und erfülle abermal d(a)z 321 übrige der Trübsaln Christi in meinen 322 Fleisch für seinen Leib, welcher ist die Ge= meine. Und gleichwol 323 ist offenbar, daß Paulus für die Coloß= ser oder für die Gemein Christ 324 niemand nichts bezahlet hab, noch an ihrer statt gelitten, sondern nur darum, damit sie durch sein Leiden desto stärcker 325 im Glauben würden, wan(n) sie sehen, was er um des Evangelii willen 326 litte; daß a(ber) die Wörtlein 327 306

Zeltner: guts (836). Zeltner: aufzuhœren (836). 308 Zeltner: dass (836). 309 Zeltner: vorigen (836). 310 Zeltner: dass (836). 311 Zeltner: Wœrtlein (836). 312 Zeltner: an (836). 313 Zeltner: als (836). 314 Zeltner: statt (836). 315 Zeltner: unsert willen, (836f.). 316 Zeltner: Besten, (837). 317 Zeltner: würden, denn (837). 318 Zeltner: unsere (837). 319 Zeltner: dass (837). 320 Zeltner: TodesGefahr (837). 321 Zeltner: das (837). 322 Zeltner: meinem (837). 323 Zeltner: gleichwohl (837). 324 Zeltner: Paulus für die Gemein Christi (837). 325 Zeltner: stærcker (837). 307

Luc. 22,19. Matth. 2,28. Tit. 2,14. Esaiæ. 53,5. 1. Cor. 15,3. 1. Pet. 3,8.

daß

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi für uns, in dieser Sach so viel heißen, 328 als um unsert willen, ist zu sehen aus der Betrachtung dieser beeden Örter 1. Cor. 8. v.11. und Rom. 4,25. in welchen eben von diesen Sachen ge= handelt wird, und gleichwol brauchet der Apostel die Wört= lein: 329 um unsert willen, für diß, was er sonsten sagt, für uns. 330 Christus a(ber) ist also um unsert willen gestorben, damit Er mit seinem Tod uns bewegt seiner Lehr zu glauben, den rechten Weg zur Seeligkeit ihme nachzugehen, daher wir auff= hören 331 zu sündigen, von Sünden ledig werden, und die Gerech= tigkeit oder Vergebung der Sünden erlangen. Darum 332 sagt Petrus in seiner 1. Epist. am 2.v.20.21. Darzu seyd ihr beruf= fen, daß ihr um Wolthat willen leidet v(nd) erdultet, sintemal 333 auch Christus gelitten hat für uns, und hat uns ein Vorbild gelaßen, d(a)z 334 ihr solt 335 nachfolgen seinen Fußstapffen. Da siehestu 336

343

auch

[84v] auch, daß das Wörtlein 337 für uns nicht heiße 338 an unserer statt, sondern also um unsert willen, damit wir ein Exempel und Ursach hätten, 339 ihm nachzufolgen.

Dieweil a(ber) geschrieben ist, daß Christus uns erkaufft habe, 1. Pet. 1,18.19. so muß ja jemand etwas für uns bezahlen? Das Wörtlein 340 Erkauffen, wann es in h(eiliger) Schrifft von Gott od(er) dem Herrn Christo gesagt wird, behält 341 auch nicht seinen eigenen Verstand, 342 sondern heist nur schlecht eine Rettung oder Erlößung, 343 326

Zeltner: willen, (837). Zeltner: Wœrtlein (837). 328 Zeltner: heissen, (837). 329 Zeltner: Wœrtlein: (837). 330 Zeltner: uns, (838). 331 Zeltner: aufhœren (838). 332 Zeltner: erlangen, darum (838). 333 Zeltner: leidet, und erduldet, sintemahl (838). 334 Zeltner: gelassen, dass (838). 335 Zeltner: sollt (838). 336 Zeltner: siehest du (838). 337 Zeltner: Wœrtlein (838). 338 Zeltner: heisse (838). 339 Zeltner: hætten (838). 340 Zeltner: Wœrtlein: (Lig.) (838). 341 Zeltner: behælt (838). 342 Zeltner: eigenen eigentlichen Verstand, (838). 327

344

Der sog. Soner-Katechismus

auf was Weiß es auch geschehe, obschon niemand zum Lößegeld 344 gegeben wird: wie denn 345 auch in etlichen andern Sprachen, als Griechischer und Lateinischer 346 ein Wort ist, das erlößen 347 und er= kauffen bedeutet. Es bezeuget 348 a(ber) solches aus h(eiliger) Schrifft diese Örter: Jm andern Buch Moßi am 15.v.13. steht 349 geschrieben, daß Gott sein Volck aus Egypten erkaufft habe: Luc.1,68. daß er 350 seinem Volck eine Erkauffung gemacht habe, wie es aus dem Griechischen lautet. Esaiae am 29,22. daß er 351 Abraham erkaufft habe. Al= so wird auch Moses ein Erkauffer des Volcks Jsrael genennt, Act. 7,35. (laut des Griechischen Texts) Ψ. 31.v.61. daß 352 er David erkaufft habe; 353 Also wird auch gesagt, daß wir von un= serer Gerechtigkeit 354 erkaufft seyn. 1. Tit. 2,14. und von un= sern eiteln Wandel 1. Pet. 1,18. von dem Fluch deß 355 Gesezes, Gal. 3,13. Aus welchen und andern unzehlichen Örtern, 356 man genugsam sehen kan, was das für ein Erkauffen seyn [85r] muß, dieweil es von der Ungerechtigkeit, von eiteln Wandel, und vom 357 Fluch geschicht, welche die jenigen 358 sind, die uns gefangen hielten, und kan man ihnen gleichwol nichts bezahlen. Dero= halben das Wörtlein 359 erkauffen, seinen eigenen Verstand nicht behalten kan: wie 360 hergegen auch das Verkauffen nur so viel bedeutet, alß 361 in die Dienstbarkeit eines Dings überantwor= 343

Zeltner: Erlœßung, (839). Zeltner: Lœsegeld (839). 345 Zeltner: dann (839). 346 Zeltner: Lateinischer, (839). 347 Zeltner: erlœsen (839). 348 Zeltner: bezeugen (839). 349 Zeltner: 2. Buch Mos. am XV,13 stehet (839). 350 Zeltner: Dass (839). 351 Zeltner: Dass (839). 352 Zeltner: dass (839). 353 Zeltner: habe. (839). 354 Zeltner: Ungerechtigkeit (839). 355 Zeltner: des (839). 356 Zeltner: Œrtern (839). 357 Zeltner: von (839). 358 Zeltner: diejenigen (839). 359 Zeltner: Wœrtlein (839). 360 Zeltner: Wie (840). 344

muß,

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi ten oder ergeben, wann schon kein Geld oder etwas anderst dafür wird genom(m)en. 362 Als im 5. Buch Mosi am 32.v.30. wird gesagt, wie hätte 363 es geschehen können, 364 daß einer Tausend jagete 365 und zween zehen Tausend 366 flüchtig machten, wenn sie nicht ihr Fels verkaufft hätte, 367 und der Herr sie nicht übergeben hätte: Und im Buch der Richter am 3,8. da ergrim(m)et 368 der Zorn des Herrn, über Jsrael 369 und verkaufft sie unter die Hand des Königs 370 in Mesopotamia, und daselbsten im 4. Cap. v.2. die Kinder Jsraël 371 fuhren fort für dem Herrn übel zu thun, darum ver= kaufft sie der Herr in die Händ 372 der Cananiter König, Esaiæ am 50,1. Jhr seyd von wegen eurer Mißethat verkaufft: und Paulus zum Römern am 7,14. Jch bin fleischlich unter die Sünde verkaufft, das ist, der Sünden unterworffen 373 und von ihr gefangen gehalten. Wie nun diß kein warhafftige eigentliche Verkauffung ist, sondern nur eine Übergebung: Also ist des Herrn Christi Erkauffung kein recht eigentliche [85v] Erkauffung, sondern nur eine Errettung oder Erlößung 374 ohn einiges Dings Bezahlung. Welches auch daher erscheinet, dieweil gesagt wird, daß Gott selbsten uns erkaufft habe, Luc. 1.v.68. (nach Griechischen Text) welcher Ort überein= komt mit dem 111. Ψ. 375 und hat doch Gott 376 niemand nichts be= zahlet. 377 Wie uns aber Christus erlößet hab, 378 ohn alle Bezah= 361

Zeltner: als (840). Zeltner: fehlt Abs. (840). 363 Zeltner: hætte (840). 364 Zeltner: kœnnen, (840). 365 Zeltner: tausend jagete, (840). 366 Zeltner: tausend (840). 367 Zeltner: hætte, (840). 368 Zeltner: ergrimmete (840). 369 Zeltner: Israel, (840). 370 Zeltner: Kœnigs (840). 371 Zeltner: Israel (840). 372 Zeltner: Hænd (840). 373 Zeltner: unterworffen, (840). 374 Zeltner: Erlœsung (840). 375 Zeltner: III. Psal. (840), offenbar Lesefehler Zeltners. 376 Zeltner: GOtt (840). 377 Zeltner: bezahlt. (840). 362

345

Erkauffung

346

Der sog. Soner-Katechismus

lung, ist schon oben 379 gesagt. Es erscheinet aber aus dem Wörtlein 380 Mittler und Ver= führer, 381 die dem Herrn Christo zugeschrieben werden, d(a)z 382 er uns müst auf ein andere Weiß gereinigt haben 383 als nur durch Sünd vergeben und Erweckung des Glaubens in uns? Mit nichten: denn zu einen Mittler wird nicht mehr erfordert, denn daß er zu Verrichtung des jenigen, 384 dazu er gesandt ist, und sich gebrauchen läst, 385 taugliche oder auch vor= geschriebene Mittel brauche, was dieselbige auch seyn, und bedarff nicht, daß er um einer oder der andern Parthey willen etwas leide und büße. 386 Denn also ist auch Moses ein Mittler zwischen Gott und dem Volck Jsraël 387 genen(n)et worden, Gal. 3,19. und hat doch nicht für die Jsraäliter 388 be= zahlet: deßelben 389 gleichen ist es mit dem Versöhnen 390 geschaf= fen, welches auch keines Büßens bedarff 391 an statt der jeni= gen, 392 die man versöhnen 393 will, fürnemlich wann der verlez= [86r] te Theil keine Genugthuhung 394 begehret, gleichwie in dieser Handlung Gott kein Büßen 395 oder Gnugthuhung von uns 396 oder von jemandts unsert wegen 397 begehrt hat, und ist genug, 378

Zeltner: erlœset hat, (840). Zeltner: oben schon (840). 380 Zeltner: Wœrtlein (841). 381 Zeltner: Versühner (841). 382 Zeltner: dass (841). 383 Zeltner: haben, (841). 384 Zeltner: desjenigen, (841). 385 Zeltner: læst, (841). 386 Zeltner: büsse. (841). 387 Zeltner: Israel (841). 388 Zeltner: Israeliter (841). 389 Zeltner: Desselben (841). 390 Zeltner: Versœhnen (841). 391 Zeltner: Büssens bedarff, (841). 392 Zeltner: derjenigen, (841). 393 Zeltner: versœhnen (841). 394 Zeltner: Gnugthuung (841). 395 Zeltner: Büssen (841). 396 Zeltner: uns, (841). 379

te Theil

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi wenn man die jenigen, 398 welche sich feindselig 399 erzeigt haben, da= hin bringt, es sey mit Worten, Vermahnungen, Verheißun= gen, 400 oder wie es seyn möge, 401 damit sie widerum 402 des Verlez= ten 403 Freund werden; sonderlich 404 wenn der Verlezte nichts an= ders begehrt, 405 und will seine Verlezung aus Gnaden ver= geßen 406 und nachlaßen, 407 wie denn auch Gott nichts anders begehrt, dann daß wir nur durch Buß thun zu ihm kommen 408 und forthin seine Freund seyn, so will er alle Sünde verzei= hen. Darum sagt Paulus in der 2. Cor. 5. So bitten wir nun an Christi statt, laßet 409 euch versöhne 410 mit Gott. Daher wirds auch von Gott selbsten gesagt, daß er uns ihme versöhnet hat in der 2. Cor. 5,18. Coloss. 1,20.22. Das ist, er habe uns un= gehorsame, und dezowegen 411 seine Feind 412 zum Gehorsam bracht, durch Christum; denn ungehorsam seyn ist eine Feindschafft wider Gott Rom. 8,6 gehorsam a(ber) und geistlich gesinnet seyn, ist Friede – Derhalben 413 da wir fleischlich und ungehorsam waren, da waren wir Gottes Feind, wann wir aber geist= lich gesinnet seyn, so sind wir seine Freund worden, und ihme versohnet, derhalben bedörfft 414 er nicht, daß man Gott 415 gebe et= was oder bezahlete, dardurch 416 er bewogen würde, daß er wider 417

397

Zeltner: jemand unsertwegen (841). Zeltner: diejenigen (841). 399 Zeltner: feindseelig (841). 400 Zeltner: Verheissungen (841). 401 Zeltner: mœge (841). 402 Zeltner: wiederum (842). 403 Zeltner: verlezten (842). 404 Zeltner: werden, sonderlich, (842). 405 Zeltner: verlezte anders nichts begerth, (842). 406 Zeltner: vergessen, (842). 407 Zeltner: nachlassen, (842). 408 Zeltner: kommen, (842). 409 Zeltner: lasset (842). 410 Zeltner: versœhnen (842). 411 Zeltner: derowegen (842). 412 Zeltner: Feinde (842). 413 Zeltner: Friede. Derohalben (842). 414 Zeltner: versœhnet, derohalben bedœrfft (842). 415 Zeltner: GOtt (842). 416 Zeltner: dadurch (842). 417 Zeltner: wieder (842). 398

347

unser

348

Der sog. Soner-Katechismus

[86v] unser Freund würde, dieweil er unser Feind niemals gewesen, wiewol 418 er unser Sünden gehaßet 419 hat, son= dern er hat uns also geliebet, daß er uns seinen Sohn schenck= te, da wir noch seine Feinde waren, und selbst suchte, damit wir widerum 420 sein würden Joh. 3,16. Rom. 5,8.10. Was ist dann, daß Er unser Sünd getragen hat? Tragen heist allhie nur hinwegnehmen 421 oder gleichsam hin= weg tragen, auf was Weiß es auch geschehe, wann man es schon nicht auf sich lädt; 422 dann auch von Gott selbst gesagt wird, d(a)z 423 Er Barmherzigkeit Taufenden beweiße, 424 und d(a)z 425 Er die Ungerechtig= keit und Sünde trage, Exod. 34,7. und Num. 14,18. das ist, daß Er die Sünde hinweg nehme, durch Verzeihung. So sagt Matthe= us am 8,17. daß der Herr Christus die Prophezeyhung Jesaiä am 53.v.4. 426 (Er hat unsre 427 Schwachheit auf sich genom(m)en, und unser Sünd hat er getragen) damals erfüllet hab, da Er die Krancken hat gesund gemacht, und ist gleichwol gewiß, daß Chri= stus keines Kranckens Schwachheit auff 428 sich genom(m)en, und ist an seine statt kranck worden, sondern er hat sie nur hinweg genom(m)en und geheilet; wie Er denn auch unsre geistliche Kranckheit, das 429 ist 430 die Sünde von uns hinweg nimt, 431 durch seinen Tod, und macht uns aufhören 432 zu sündigen, Nimt 433 aber keine 434 Sünde auf sich, kan 435 derowegen aus diesen Wört= lein 436 nicht geschloßen 437 werden, daß Er mit seinen 438 Leiden an 418

Zeltner: wiewohl (842). Zeltner: gehasset (842). 420 Zeltner: wiederum (843). 421 Zeltner: hinweg nehmen, (843). 422 Zeltner: lædt. (843). 423 Zeltner: dass (843). 424 Zeltner: taufenden beweise, (844). 425 Zeltner: dass (844). 426 Zeltner: Worte des Propheten Jesaiæ am LIII,4. (844). 427 Zeltner: unsere (844). 428 Zeltner: auf (844). 429 Korrigiert aus „deß“. 430 Zeltner: ist, (844). 431 Zeltner: nimmt, (844). 432 Zeltner: aufhœren (844). 433 Zeltner: nimmt (844). 434 Korrigiert aus „keiner“. 435 Zeltner: sich. Kan (844). 419

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

349 unser

[87r] unser statt etwas getragen oder gebüßet 439 hat, es bedarff es auch nicht, sondern war genug zu unserer Reinigung, daß Er unsere Sünde hinwegnehme 440 und verzeihe, auch verschaffte, daß wir hinfort nicht mehr sündigen. 441 Das 17. Capitel. 442 Von der Rechtfertigung. Welches ist die Absolution oder Rechtfertigung von unsern Sünden? Es wird genannt die Rechtfertigung, und ist diß, das er un= ser 443 Sünde verzeihet, und unangesehen derselben, die Gerech= tigkeit zu rechnet, 444 und uns für gerecht hält, 445 als ob wir nie= mals 446 gesündiget hätten, darauff 447 dann die Seeligkeit erfolget, wie Paulus sagt zum Röm. 4,6. daß die Seligkeit der jeni= gen 448 Menschen sey, welcher Gott die Gerechtigkeit zu rechne, 449 und thut dazu 450 aus dem 32. Ψ. daß der ein seliger 451 Mann sey, welchem Gott die Sünde nicht zurechnet, und deßen 452 Sünd bedeckt sind.

436

Zeltner: diesem Wœrtl. (844). Zeltner: geschlossen (844). 438 Zeltner: seinem (844). 439 Zeltner: gebüsset (844). 440 Zeltner: hinweg nehme, (844). 441 Zeltner: folgt keine Leerzeile (844). 442 Zeltner: Das XVII. Capitel. (844). 443 Zeltner: unsere (844). 444 Zeltner: zurechnet, (844). 445 Zeltner: hælt, (844). 446 Zeltner: niemahls (844). 447 Zeltner: hætten; darauf (844). 448 Zeltner: Seeligkeit derhenigen (845). 449 Zeltner: zurechne, (845). 450 Zeltner: darzu (845). 451 Zeltner: seeliger (845). 452 Zeltner: dessen (845). 437

350

Der sog. Soner-Katechismus

Warum schreibstu 453 die Rechtfertigung dem Herrn Christo zu, da doch die h(eilige) Schrifft sagt: Gott 454 sey, der da gerecht mache? Rom. 8,30.33. Tit. 3,7. Darum, dieweil der Herr Christus und der Vatter eines sind, in dem Werck unserer Seligkeit 455 oder Seeligmachung, Joh. 10, 30. und hat der Vatter dem Sohn alles übergeben Joh. 5. v.22. Ja was der Sohn thut, das wird eben so wol 456 dem Vatter [87v] zugeschrieben, dieweil es vom Vatter alles ursprünglich her= komt, 457 und Er solche Macht alle vom Vatter empfangen hat, Joh. 17, 2. daß alle Zungen erkennen, 458 daß Jesus der Herr sey, zur Ehre Gottes des Vatters, Philipp. 2,11. Es wird a(ber) die Rechtfertigung dem Herrn 459 Christo auch selbsten in h(eiliger) Schrifft zugeschrieben, als einem Hohenpriester, 460 in dem ge= sagt wird Heb. 10.v.12. daß er ein solcher Hoherpriester 461 sey, der da size zur Rechten Gottes; und im 7. Cap. v.15. der da selig 462 machen könne im(m)erdar, 463 denn die Seligmachung 464 be= stehet in der Rechtfertigung 465 wie jezt gesagt wird, darum wird er auch der Seligmacher 466 genennet Luc. 2.v.11. Ephes. 5.v.23. und 1. Joh. 4,14. Welche rechtfertiget er denn? Allein die glaubigen, 467 denn wer nicht glaubt, der wird (nicht) gerechtfertiget, sondern verdamt, 468 wer a(ber) glaubt, der wird selig. Marc. 16.v.16. und Paulus sagt zum Röm. 3,28. d(a)z 469 der Mensch gerecht werde durch den Glauben, man 470 muß 453

Zeltner: schreibst du (845). Zeltner: GOtt (845). 455 Zeltner: Seeligkeit (845). 456 Zeltner: sowol (845). 457 Zeltner: herkommt, (845). 458 Zeltner: bekennen, (845). 459 Zeltner: HErrn (845). 460 Zeltner: Hohen Priester, (845). 461 Zeltner: Hoher Priester (845). 462 Zeltner: seelig (846). 463 Zeltner: kœnne immerdar; (846). 464 Zeltner: Seeligmachung (846). 465 Zeltner: Rechtfertigung, (846). 466 Zeltner: Seeligmacher (846). 467 Zeltner: Glaubigen, (846). 468 Zeltner: verdammt, (846). 469 Zeltner: Rœm. III, 28. daß (846). 454

zugeschrieben

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi aber verstehen den Glauben an Christum Gal. 2,16. Denn nachdem der Herr Christus erschienen, so ist kein ander Nam 471 den Menschen unter den 472 Him(m)el gegeben, darinnen 473 wir sollen selig 474 werden, denn der Name Jesu, wie Petrus bezeugt Act. 4,12. Darum ein jeder, der an den Namen 475 des eingebornen 476 Sohn nicht glaubet, der ist schon gerichtet, Joh. 3,18. Aber in den 477 alten Bund wurden alle die jenige, 478 [88r] die an Gott glaubten gerechtfertiget, wegen dieses Glaubens, wie aus dem 11. Cap. an die Hebr. zusehen ist; und war nicht nöthig 479 auch an Christum zu glauben, wie im neuen 480 Bund, denn Paulus sagt, 481 daß der Glaub erst durch das Evangelium sey kom(m)en, Gal. 3,22,23,24,25,26. welches zu verstehen ist von den 482 Glau= ben an Christum, denn zuvor ist gesagt, daß auch Abraham, welch(er) im alten 483 Bund gewesen, Gott geglaubet hab, und sey ihm dieser Glaub zur Gerechtigkeit gerechnet, Rom. 4,3. Gen. 15,6. Wie sagt den Petrus Act. 15. wir 484 glauben durch die Gnad des Herrn Christi selig 485 zu werden, gleich wie 486 sie (die Vätter?) 487 Das Wörtlein 488‚ Sie, gehet nicht auf die Vätter, 489 sondern auf die Christen zu Antiochia, welchen etliche wolten 490 die Beschneidung 470

Zeltner: Glauben. Man (846). Zeltner: Nahme (846). 472 Zeltner: dem (846). 473 Zeltner: darinn (846). 474 Zeltner: seelig (846). 475 Zeltner: Nahmen (846). 476 Zeltner: eingebohrnen (846). 477 Zeltner: dem (846). 478 Zeltner: diejenige, (846). 479 Zeltner: nœthig (846). 480 Zeltner: in Neuen (847). 481 Zeltner: sagt: (847). 482 Zeltner: dem (847). 483 Zeltner: Alten (847). 484 Zeltner: Act. XV. Wir (847). 485 Zeltner: seelig (847). 486 Zeltner: gleichwie (847). 487 Zeltner: (die Vætter) (847). 488 Zeltner: Wœrtlein (847). 489 Zeltner: Vætter, (847). 490 Zeltner: wollten (847). 471

351

die an

352

Der sog. Soner-Katechismus

aufdringen, neben den Glauben an Christum, von denen sagt Petrus, es sey genug, daß sie durch den Glauben an Christum gedächten selig 491 zu werden, dieweil auch die Apostel selbst (nicht) anderst, als durch diesen Glauben, und nicht durch das Joch der Beschneidung, welches weder sie, noch die Vätter hätten mögen 492 tragen, wolten selig 493 werden, gleich wie 494 sie, die Antiochener, vor welchen das Concilium gehalten ward: dann 495 es war da nicht die Frag, wie die Vätter wären selig 496 worden, sondern wie die Antiochener möchten selig 497 werden, ob es genug wäre, 498 an dem glauben, oder 499 ob man sie auch beschneiden müste, und zwar hät= te 500 man die Antiochener nach der Vätter 501 Weiß halten und [88v] richten sollen, so hätte 502 man sie der Beschneidung nicht befrei= en können, 503 wie es gleichwol 504 geschehen, und ist ihnen das Joch der Vätter 505 nicht aufgelegt worden; 506 und widerum hätten 507 die Vätter 508 durch den Glauben an Christum sollen seelig wer= den, so hätten 509 sie gleichfalls die Beschneidung müßen 510 fallen laßen 511 (denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch Vor= haut) sondern Gottes Gebot halten 1. Cor. 7,19. das ist der Glaub, der durch die Lieb Thätig ist Gal. 5.v.6. 512 491

Zeltner: gedæchten, seelig (847). Zeltner: Vætter hætten moegen (847). 493 Zeltner: wollten seelig (847). 494 Zeltner: gleichwie (847). 495 Zeltner: ward. Denn (847). 496 Zeltner: Vaetter wæren seelig (847). 497 Zeltner: mœchten seelig (847). 498 Zeltner: genung wære (847). 499 Zeltner: Glauben, oder, (847). 500 Zeltner: hætte (847). 501 Zeltner: hætte (847). 502 Zeltner: hætte (847). 503 Zeltner: befreyen kœnnen, (847). 504 Zeltner: gleichwohl (847). 505 Zeltner: Vætter (848). 506 Zeltner: worden, (848). 507 Zeltner: wiederum hætten (848). 508 Zeltner: Vætter (848). 509 Zeltner: hætten (848). 510 Zeltner: müssen (848). 511 Zeltner: lassen (848). 492

richten

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

353

mit 513 einem Wort, 514 die neue Creatur Gal. 6.v.15. Ja so sich jemand beschneiden läst, 515 dem ist Chri= stus kein nuz Gal. 5.v.2. denn die leibliche Beschneidung war nur ein Vorbild der geistlichen Beschneidung Christi, mit welchen die Christen solten 516 beschnitten werden, welche nicht mit Händen 517 geschicht, sondern durch Ablegung des sündlichen Leibs im Fleisch, das ist, der Sünden Coloß. am 2.v.11. und wer diese Beschneidung hat, der bedarff der leiblichen, die mit Händen 518 geschicht, ganz nicht. Das 18. Capitel. 519 Von den Königlichen 520 Amt des Herrn Christi. Was ist das Königliche 521 Amt des Herrn? Es 522 ist eine Herrlichkeit Christi, in welcher Er herrschet über al= le vernünfftige Creaturen im Him(m)el und auf Erden, sichtbar[e] [89r] und unsichtbare, 523 über die Thronen und Heerschaaren, 524 das ist, über die Engel und über die Fürstenthum 525 und Obrigkeiten, das ist, über die Menschen Coloß. am 1.v.17. davon stehet in der Epistel an die Ebreer am 1. und 3. daß 526 Er alles trag 527 mit seinen kräfftigen Worten. 528

512

Gestrichen: „denn die leibliche Beschneidung“. Zeltner: Liebe thætig ist, Gal. V, 6. Mit (848). 514 Zeltner: Wort: (848). 515 Zeltner: læst, (848). 516 Zeltner: sollten (849). 517 Zeltner: Hænden (Lig.) (849). 518 Zeltner: Haenden (849). 519 Zeltner: Das XVIII. Cap. (849). 520 Zeltner: dem Kœnigl. (Lig.) (849). 521 Zeltner: Kœnigl. (849). 522 Zeltner: ES (849). 523 Zeltner: sichtbahre und unsichtbahre, (849). 524 Zeltner: Heerscharen, (849). 525 Zeltner: Fürstenthumm (849). 526 Zeltner: dass (849). 527 Zeltner: trage (849). 528 Zeltner: seinem kræfftigen Worte. (849). 513

und

354

Der sog. Soner-Katechismus

Von wem hat Er dieses Königliche 529 Amt empfangen? Auch von Gott seinen 530 him(m)lischen Vatter: Solches 531 bezeuget Pau= lus zum Philippern am 2.v.9.10. da er sagt, Gott habe ihn erhebet, und einen Namen 532 geschencket über alle Namen, 533 in welchen 534 sich alle Knie im Him(m)el und Erden 535 und unter der Er= den beugen sollen, 536 und alle Zungen bekennen, daß Jesus der Herr sey, zur Ehre Gottes des Vatters. Jtem Petrus im 537 Ge= schichten am 2.v.32.33.36. daß jhn Gott aufferwecket, 538 zu seiner Rechten gesezt, und zum Herrn und Christ gemacht habe; und am 5. cap. v. 30.31. Daß Er jhn zum 539 Herzogen und Seligmacher erweckt 540 habe, läst 541 auch die Prophezeyhung 542 im 110. Ψ. von jhm auß: 543 der Herr hat gesagt zu meinen Herrn, seze dich zu meiner Rechten, e(t cetera). Es sagt auch Paulus zum Eph. 544 am 1.v.20.21. daß Gott der Herr seine große überschwenck= liche 545 Macht gegen uns erwiesen hab, in dem Er Christum von den Toden aufferwecket, 546 und zu seiner Rechten Hand in den Him(m)el gesezt hat: 547 Davon hat David im 2. Ψ. geweißaget, 548 da er 549 spricht: Jch habe meinen König 550 eingesezt, auf meinen Heili=

529

Zeltner: Koenigl. (849). Zeltner: seinem (849). 531 Zeltner: solches (849). 532 Zeltner: Nahmen (849). 533 Zeltner: Nahmen, (849). 534 Zeltner: welchem (849). 535 Zeltner: auf Erden, (849). 536 Zeltner: soll (849). 537 Zeltner: in (849). 538 Zeltner: auferwecket, (849). 539 Zeltner: zu (849). 540 Zeltner: Seeligmacher erwecket (849). 541 Zeltner: legt (849). 542 Zeltner: Prophezeyung (849). 543 Zeltner: ihm aus: (849). 544 Zeltner: Ephes. (849). 545 Zeltner: grosse überschwengliche (849). 546 Zeltner: Todten auferwecket, (849). 547 Zeltner: hat. (849). 548 Zeltner: II. Psal. geweissaget, (849). 549 Zeltner: Er (849). 550 Zeltner: Kœnig (849). 530

gen

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi [89v] gen Berg Zion, du bist mein Sohn, heut hab ich dich gezeiget; 551 heusche 552 von mir, so will ich dir die Heyden zum Erbe geben v(nd) der Welt Ende zum Eigenthum. 553 So sagt der Engel Gabriel zur Jungfrau Maria Luc. 1.v.32. Er wird ein Sohn des Höch= sten 554 genennet werden, und Gott der Herr wird jhn den Stul 555 seines Vatters Davids geben, und Er wird ein König 556 seyn über das e(t cetera). Darum 557 wird Er der Erstgeborne 558 vor allen neuen Creaturen genennet, dieweil Er der erste ist, der die verheiße= ne 559 Herrlichkeit im neuen Bund empfangen, auch solcher gestalt, 560 daß Er sie auch andern möge 561 mittheilen, dieweil es Gott gefal= len, daß in jhm 562 alle Fülle wohnen soll, Coloß. am 1.v.15.19. Ja Er wird auch darum der erstgeborne 563 unter vielen Brüdern genennt, dieweil wir auch seinem Ebenbild sollen gleich wer= den Rom. 8.v.29. und regieren in Ewigkeit, in der Offenbah= rung am 22. Cap. v.5. Endlich bekennet der Herr Christus sel= ber offt, daß Er alles von seinem Vatter empfangen hab, die= weil Er des Menschen Sohn sey Joh. 5.v.27. Von wegen dieses Königlichen 564 Amts aber, das Er von Gott empfangen hat, wird Er auch Gott und Gottes Sohn genennet, dieweil jhn kein Ding Gott gleicher macht, denn diese Herrschung, 565 denn sonsten die Menschen wegen der Herrschung 566 der unvernünfftigen Thier werden Gott gleich seyn, und Gottes Ebenbilde genennet, wie [90r] zu sehen im ersten Buch Mosis am 4. Cap: v.26.27.28. und Moses ein Gott Aaronis und Pharaonis, im andern Buch 551

Zeltner: gezeuget (850). Zeltner: Heische (850). 553 Zeltner: Eigenthum: (850). 554 Zeltner: Hœchsten (850). 555 Zeltner: Ihm (850). 556 Zeltner: Kœnig (850). 557 Zeltner: &c. Drum (850). 558 Zeltner: Erstgebohrne (850). 559 Zeltner: verheissene (850). 560 Zeltner: solchergestallt, (850). 561 Zeltner: mœge (850). 562 Zeltner: ihm (850). 563 Zeltner: Erstgebohrne (850). 564 Zeltner: Kœnigl. (851). 565 Zeltner: Herrschung; (851). 566 Zeltner: Beherrschung (851). 552

355

zu sehen

356

Der sog. Soner-Katechismus

Mosis am 4.v.16. und 7.v.1. dieweil er über sie herrschet; Wie viel mehr 567 soll Christus ein Gott seyn und genennet wer= den, dieweil Er über alle Creaturen im Him(m)el und auf Er= den herrschet. 568 Wenn der Herr Christus solche Macht vom Vatter em= pfangen hat, warum sagt er denn: alles was der Vatter hat, das ist mein? Joh. 16,15 v(nd) 17.v.10. 569 Das Wort, Alles, im 16. Cap. bedeutet nicht gar alles, was der Vatter hat, sondern nur alle Ding, von welchen an selben Ort gehandelt wird; das 570 sind aber die jenigen, 571 die der heilige 572 Geist den Aposteln solte offenbahren, zu dem Reich Christi gehörig; im 573 17. Capitel aber bedeutet es nur die Jungen 574 Christi, wie der Text gibt, wann 575 aber von diesen Dingen schon gesagt wird, daß der Vatter und der Sohn alles gemein haben, so wird darum der Unterscheid nicht aufgehebt, daß es der Vatter von sich selbst, der Sohn aber nicht von ihm selbst, sondern von den 576 Vatter empfangen hab. 577 Wie sagt denn der Herr Joh. 10.v.30. Jch und der Vatter sind eins? Dieses bedeutet, daß sie eines Willens seyn, einerley Macht [90v] Werck zur Seeligkeit der Menschen üben, wiewol der Vatter solche Macht von sich selbst, der Sohn aber von dem Vatter hat: denn 578 daß es nicht schlecht zu verstehen sey, siehet man aus dem, daß Er eben in diesen 579 Capitel sagt v.29. der Vatter sey größer 580 567

Zeltner: vielmehr (851). Zeltner: folgt keine Leerzeile (851). 569 Zeltner: Joh. XVI, 15. XVII, 10. (851). 570 Zeltner: Das (852). 571 Zeltner: diejenigen, (852). 572 Zeltner: Heil. (852). 573 Zeltner: gehœrig. Im (852). 574 Zeltner: Jünger (852). 575 Zeltner: giebt. Wann (852). 576 Zeltner: dem (852). 577 Zeltner: folgt keine Leerzeile (852). 578 Zeltner: Denn (852). 579 Zeltner: diesem (852). 568

und

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

357

denn alle, und am 14. cap. v.29. 581 der Vatter sey größer, denn Er. Er sagt aber wegen der Einigkeit des Willens auch von seinen Jüngern, daß sie einig seyn wie der Vatter und der Sohn Joh. 17.v.11.22. Es bezeuget a(ber) Johannes, d(a)z 582 Er sich Gott gleich gehalten hab, im 5. cap. v.18. und Paulus Philip. 2,6. daß Er in gottlicher Gestalt 583 gewesen sey? Diese Gleichheit bestehet darinn, daß er durch seine em= pfangene Macht, welche ihm sein Vatter gegeben, eben die Werck, welche sonsten Gott allein zugehören, 584 also verrichtet hat 585 und noch verrichtet, wie Gott selbst, hebt aber den Un= terscheid nicht auff, 586 daß Gott der Vatter diese Macht von sich selbst 587 habe, Christus aber von Gott dem Vatter. Was den Ort Joh. 5.v.18. anlanget, ist zu wißen, 588 daß nicht der Evange= list selbsten sagt, daß Er sich Gott gleich gemacht, oder solches von dem Herrn Christo erzehle, als wann Er sich Gott gleich= gemacht, 589 und von sich selbst solches gesagt; 590 sondern es erzeh= let der Evangelist historischer Weiß die Wort der Gottloßen, in dem 591 die aus den Worten Christi, da Er gesagt: Mein Vat= [91r] ter würcket bißher, und ich würcke auch per calumniam falsch, 592 ja gottloßer Weiß, und damit sie nur eine Ursach hätten, 593 den Herrn Christum zu lästern, colligirten 594 und schließeten, 595 als machte sich Christus hiemit Gott gleich, welche calumniam 580

Zeltner: grœsser (852). Zeltner: XIV. Cap.29. (852). 582 Zeltner: dass (853). 583 Zeltner: Gœttl. Gestallt (853). 584 Zeltner: zugehœren, (853). 585 Zeltner: hat, (853). 586 Zeltner: auf, (853). 587 Zeltner: selbsten (853). 588 Zeltner: wissen, (853). 589 Zeltner: gleich gemacht, (853). 590 Zeltner: gesagt: (853). 591 Zeltner: Gottlosen, indem (853). 592 Zeltner: auch, per calumniam falsch, (853). 593 Zeltner: hæten, (853). 594 Zeltner: læstern, colligirten (853). 595 Zeltner: schliesseten, (853). 581

-ter

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Der sog. Soner-Katechismus

und Lästerung 596 Er in nachfolgenden Worten gewaltig wie= derleget, da Er saget: Warlich, warlich ich sage euch, der Sohn kan nichts von ihn selber thun, denn was Er siehet den Vat= ter thun. Wie wird Er denn das Ebenbild des unsichtbarn Gottes, 597 und das Wesen Gottes genennet, und welcher jhn 598 sehe, der sehe den Vatter, 599 daß in jhm die Fülle der Gottheit leibhafftig wohne? Erstlich eben um dieser Ursach willen, dieweil ihm gottliche 600 Macht vom Vatter warhafftig übergeben, und daß er eben daßelbige warhafftig verrichtet, was sonsten Gott allein zu gehöret; darnach 601 dieweil Er uns den Willen des un= sichtbaren Gottes vollkommlich offenbahret hat, denn niemand hat sonsten Gott gesehen, und wißen 602 wir sei= nen äußersten 603 und vollkom(m)enen Willen gegen uns nicht, wann der eingebohrne Sohn Gottes, der in des Vatters Schoß 604 ist, uns denselben nicht erkläret hätte, Johan. 1.v.18. Also daß wir in dem Herrn Christo die [91v] Krafft und den Willen Gottes, und alles was Er uns ver= heißen hat 605 leibhafftig, das ist 606 warhafftig und weßentlich, alß 607 in einen Ebenbilde oder Abdruck für die Augen gestellet 608 se= hen können, 609 denn das Weßen 610 allhie bedeutet seine Warheit in den Verheißungen, 611 in welcher uns viel gelegen, und (nicht) an den Anschauen seines Wesens, welches wir auch allhie 596

Zeltner: Calumniam und Læsterung (853). Zeltner: GOttes, (854). 598 Zeltner: ihn (854). 599 Zeltner: Vatter, wie auch (854). 600 Korrigiert aus „gottlicher“. 601 Zeltner: zugehœret; Darnach (854). 602 Zeltner: wisen (854). 603 Zeltner: aeussersten (854). 604 Zeltner: Schooß (854). 605 Zeltner: verheissen hat, (854). 606 Zeltner: ist, (854). 607 Zeltner: wesentlich, als (854). 608 Zeltner: gestellet, (854). 609 Zeltner: kœnnen, (854). 610 Zeltner: Wesen (854). 611 Zeltner: Verheissungen, (855). 597

Coloss. 1,15. Hebr. 1,3. Joh. 14,9. Coloss. 2,9.

Krafft

Das ander Buch deß Catechismi von dem Erkentnus Christi

359

nicht sehen können. 612 Darum antwortete Er dem Philippo, welcher den Vatter zu sehen begehrte, er 613 soll auff seine Red und Werck sehen, welche Er so lange Zeit bey ihm gethan hät= te, 614 und demselben glauben, denn in seinen Worten und Wer= cken würde der Vatter, das ist 615 des Vatters Willen und war= hafftige Verheißung 616 und alles das jenige, 617 was uns von 618 Vatter zu wißen von nöthen wäre 619 augenscheinlich gesehen. Wann hat Er solche Macht empfangen? Er hat sie zwar zum Theil schon auff 620 Erden gehabt, die Zeit über seines Predigamts 621 und hat sie mit demselbigen em= pfangen ( 622denn zuvor hat er keine Wunderwerck gethan, 623 sondern noch täglich 624 zugenom(m)en an Weißheit, Alter v(nd) Gna= de bey Gott Luc. 2.v.52. Daher sagt Paulus zum Philipp. 2. v.6. 625 daß er schon in göttlicher gestalt 626 sey gewesen, ehe er sich erniedriget, und zum Tod des Creuzes gehorsam worden, wie auch seine Wunderwerck ausweißen; 627 Aber vollkömlich 628 [92r] hat Er sie erst nach der Aufferstehung, 629 daß jhm aller 630 Gewalt im Him(m)el und auf Erden gegeben sey Matth. am 28.v.18. denn 631 zu dieser vollkom(m)enen Herrlichkeit muste er 632 erst durch 612

Zeltner: kœnnen. (855). Korrigiert aus „der“. 614 Zeltner: hætte, (855). 615 Zeltner: ist, (855). 616 Zeltner: Verheissung, (855). 617 Zeltner: dasjenige, (855). 618 Zeltner: vom (855). 619 Zeltner: wissen vonnœthen wære, (855). 620 Zeltner: auf (855). 621 Zeltner: Predigamts, (855). 622 Die Markierung des Klammerendes fehlt. 623 Zeltner: empfangen, (denn zuvor hat Er Keine Wunderwerck gethan,) (855f.). 624 Zeltner: tæglich (856). 625 Zeltner: II,6. (856). 626 Zeltner: gœttlicher Gestallt (856). 627 Zeltner: ausweisen; (856). 628 Zeltner: vollkoemmlich (Lig.) (856). 629 Zeltner: Auferstehung empfangen, da er spricht: (856). 630 Zeltner: ihm alle (856). 631 Zeltner: XXVIII,18. Denn (856). 632 Zeltner: Er (856). 613

hat

360

Der sog. Soner-Katechismus

seinen Tod und vollkom(m)enen Gehorsam gelangen, Philipp. 2.v.9. Luc. 24. Davon sagt Petrus in den Geschichten am 2. Capitel. 633

633

Zeltner: Capitel, daß ihn der Vatter zu einem HErrn und Christ gemacht habe &c. (856).

Bibelstellenregister (nach Loccumer Richtlinien)

Aufgeführt werden alle Bibelstellen, auf die der Text explizit verweist. Wird eine Stelle länger ausgelegt, so ist dies mit der Auszeichnung „Ausl.“ vermerkt. Bei der Überprüfung der Verweise erschienen in einigen Fällen andere Bibelstellen plausibler. Diese sind mit dem Zusatz „Gemeint ist“ verzeichnet.

1. ‚Rakówer Katechismus‘ (1608) Altes Testament Gen 1.1 Gen 1.6 Gen 1.26 Gen 6.3 Gen 6.5 Gen 8.21 Gen 9.6

50 21 (Ausl. 22 f.) 21 (Ausl. 22 f.), 23 109 285 285 22

Ex 12.11–27 Ex 14.31 Ex 15.13 Ex 20.2 Ex 20.4 f. Ex 20.7 Ex 20.8 Ex 20.12 Ex 20.13 Ex 20.14 Ex 20.15

224 44 270 162 (Ausl. 162–180) 180 (Ausl. 180–185) 185 (Ausl. 185–189) 189 (Ausl. 189 f.) 190 (Ausl. 190–195) 195 (Ausl. 195–199) 199 (Ausl. 199 f.) 201 (Ausl. 201–205)

Gemeint ist: Gen 1.27

Bibelstellenregister

362 Ex 20.16 Ex 20.17 Ex 22.21 Ex 22.24 Ex 25.22 Ex 32.5 Ex 32.7 Ex 34.7 Ex 34.16

205 (Ausl. 205) 205 (Ausl. 206) 202 202 277 183 149 275 200

Lev 19.35 Lev 25.36 f.

201 202

Num 14.18 Num 21.4

275 104

Dtn 5.7 Dtn 5.8 f. Dtn 5.11 Dtn 5.12 Dtn 5.16 Dtn 5.17 Dtn 5.18 Dtn 5.19 Dtn 5.20 Dtn 5.21 Dtn 6.4 Dtn 6.16 Dtn 7.3 Dtn 11.19 Dtn 18.18 Dtn 23.19 f. Dtn 25.14 Dtn 32.39

162 (Ausl. 162–180) 180 (Ausl. 180–185) 185 (Ausl. 185–189) 189 (Ausl. 189 f.) 190 (Ausl. 190–195) 195 (Ausl. 195–199) 199 (Ausl. 199 f.) 201 (Ausl. 201–205) 205 (Ausl. 205) 205 (Ausl. 206) 33 104 200 192 152 f. 202 201 f. 34

Ri 16.7/11

111

1 Sam 9.9 1 Sam 12.18

105 44

1 Kön 9.9

105

Gemeint ist: Ex 22.24

Gemeint ist 1 Sam 9.9

‚Rakówer Katechismus‘

363

1 Kön 13.18

44

2 Kön 2.9

245

1 Chr 3.5

125

Ps 2.7 Ps 31.6 Ps 33.6–9 Ps 51 Ps 58.4 Ps 67.19 Ps 68.19 Ps 81 Ps 110.3 Ps 501

65 (Ausl. 67 f.) 270 51 286 287 148 148 111, 287 65 (Ausl. 68 f.) 39

Spr 4.4 Spr 7–9 Spr 8.15 Spr 8.25

125 70 70 65 (Ausl. 69 f.)

Weish 2.23

22 (Ausl. 23 f.)

Jes 8.13 f. Jes 9.6 Jes 29.22 Jes 35.4–6 Jes 41.4 Jes 42.8 Jes 43.20 Jes 44.6 Jes 44.24 Jes 45.23 Jes 48.12 Jes 63.9–11 Jes 64.4

146 128 270 147 147 145 103 147 50 147 147 66 70

Jer 2.20

70

1

Gemeint ist 1 Sam 12.18

Gemeint ist Ps 68.19 Gemeint ist Ps 58.4 1

Nur die zweite Stelle ist falsch zugewiesen, 111 meint wirklich Ps 81.

Bibelstellenregister

364 Jer 17.5 Jer 23.6 Jer 33.15 f.

144 71 (Ausl. 71–74) 72

Ez 5.1–5

224

Dan 8.1

60

Hos 14.10

Titelblatt

Mi 5.1 f.

64 (Ausl. 66 f.)

Sach 2.8 Sach 2.12 Sach 12.10

71 (Ausl. 74 f.) 74 147

Mal 3.4

66

Neues Testament Mt 2.12 Mt 3.11 Mt 3.13 Mt 5.22 Mt 5.23 f. Mt 5.25 f. Mt 5.28 Mt 5.32 Mt 5.33–37 Mt 5.39–41 Mt 5.44 Mt 6.3 Mt 6.9 Mt 7.1 Mt 8.17 Mt 8.25 Mt 10.30 Mt 11.4 f. Mt 12.18–21 Mt 13.35 Mt 16.16

78 250 231 196 196 196 199 199 186 197 211 204 164 (Ausl. 165–169) 205 275 f. 174 50 147 98 28 123 (Ausl. 124)

Gemeint ist Mt 21.12

‚Rakówer Katechismus‘

365

Mt 16.24 Mt 18.15–17 Mt 18.17 Mt 18.18 Mt 18.23 Mt 19.9 Mt 19.17 Mt 21.12 Mt 22.14 Mt 28.18 Mt 28.19

207 350 353 353 262 199 34 78 296 95 41, 57, 310, 339 (Ausl. 43–45)

Mk 1.8 Mk 2.28 Mk 2.29 Mk 11.15 Mk 11.24 Mk 16.12 Mk 16.15 Mk 16.19 Mk 19.9

250 34 34 78 212 110 339 319 f. 199

Lk 1.35 Lk 1.68 Lk 1.70 Lk 2.34 Lk 3.16 Lk 6.27 Lk 6.37 Lk 11.2 Lk 11.13 Lk 12 Lk 12.15 Lk 16.18 Lk 17.5 Lk 17.33 Lk 19.45 Lk 20.37 Lk 21.34 Lk 24.19 Lk 24.49

55, 249 270 70 147 250 211 205 165 (Ausl. 165–169) 241 203 203 199 174 315 f. 78 234 205 108 247, 249

Gemeint ist Mk 2.28

Bibelstellenregister

366 Lk 24.50 f.

319

Joh 1 Joh 1.1 Joh 1.3 Joh 1.6 Joh 1.10 Joh 1.12 Joh 1.13 Joh 1.18 Joh 1.29 Joh 2.19 Joh 3.5 Joh 3.8 Joh 3.13 Joh 3.16 Joh 3.18 Joh 3.31 Joh 3.34 Joh 5.18 Joh 5.22 f. Joh 6 Joh 6.38 Joh 6.44 Joh 6.46 Joh 6.62 Joh 7.39 Joh 8.12 Joh 8.24 Joh 8.28 Joh 8.58 Joh 9.31 Joh 10.15 Joh 10.17 f. Joh 10.29 f. Joh 10.35 f. Joh 10.36 Joh 12.19 Joh 12.32 Joh 12.40 Joh 12.41

106 (Ausl. 107–109) 59, 118 f., 129 (Ausl. 59 f.) 86, 89 (Ausl. 87–89) 108 86 (Ausl. 90–93) 316 68 130 276 313 (Ausl. 315 f.) 230 248 135, 154 (Ausl. 135 f.) 123, 257 (Ausl. 125) 123 154 245 122 141, 171 f. (Ausl. 145) 221 154 300 (Ausl. 302 f.) 303 59, 154 (Ausl. 60) 246 62 63 63, 154 59 (Ausl. 61 f.) 212 40 313 (Ausl. 316 f.) 120 (Ausl. 121) 40 135 90 303 105 105 (Ausl. 105 f.)

Gemeint ist Joh 10.35 f.

‚Rakówer Katechismus‘

367

Joh 12.42 Joh 12.44 Joh 13 Joh 13.19 Joh 13.34 Joh 14.1 Joh 14.9 Joh 14.10 Joh 14.13 f. Joh 14.28 Joh 14.29 Joh 15.5 Joh 15.24 Joh 15.27 Joh 16.4 Joh 16.13 Joh 16.15 Joh 16.23/24/26 Joh 16.28 Joh 17.3 Joh 17.5 Joh 17.10 Joh 17.11 Joh 17.18 Joh 17.22 Joh 18.23 Joh 18.37 Joh 19.37 Joh 20.28 Joh 21.25

281 143 212 61 f. 210 141 (Ausl. 142–145) 130 131 173 122 62 89 2 252 60 60 81 127 (Ausl. 127 f.) 173 135, 154 f. (Ausl. 137) 29, 37 132 127 (Ausl. 128) 121 135 f. 121 198 137 147 f. 119 252

Apg 1.5 Apg 1.9 Apg 2.4 Apg 2.8 f. Apg 2.16–21 Apg 2.17/33 Apg 2.25 f. Apg 2.27

250 320 339 99 98 245 98 98 f.

2

Gemeint ist Hebr 1.8 f.

Im Bibeltext steht der Satz jedoch nicht in Verneinung wie bei Schmalz.

Bibelstellenregister

368 Apg 2.28 Apg 2.38 Apg 3.22 Apg 4.12 Apg 4.24 Apg 5.30 f. Apg 5.32 Apg 6.2 f. Apg 6.4 Apg 7.18 f. Apg 7.35 Apg 7.59 Apg 9.3 Apg 10.6 Apg 11.15 Apg 13.33 Apg 13.38 Apg 13.46 Apg 13.48 Apg 14.15 Apg 15.10 Apg 15.11 Apg 17.24 Apg 18.10 Apg 18.21 Apg 19.3 Apg 20.28 Apg 20.32 Apg 21.8 Apg 23.3

99 45 152 f. 307 51 312 245 340 340 77 149, 270 174 44 77 60 68 328 304 300 (Ausl. 304) 51 309 f. 308 51 304 81 44 71 (Ausl. 83 f.) 44 339 f. 198

Röm 1.9 Röm 1.19 f. Röm 1.30 Röm 2.14 Röm 3.19 Röm 3.24 f. Röm 3.25 Röm 3.25 f. Röm 3.28 Röm 4.5

188 26f. (Ausl. 27) 205 310 248 262 277, 328 267 282 f. 282 f.

Gemeint ist Apg 19.3

‚Rakówer Katechismus‘

369

Röm 4.6 Röm 4.24 Röm 4.25 Röm 5.8 Röm 5.10 Röm 5.12 Röm 5.12–21 Röm 6.3 Röm 7.11 Röm 8.3 Röm 8.9 Röm 8.11 Röm 8.28–30 Röm 8.29 Röm 8.32 Röm 8.34 Röm 9.5 Röm 9.16 Röm 9.26 Röm 9.32 Röm 10.10 Röm 10.13 Röm 10.15 Röm 11.19 Röm 11.35 Röm 12.20 Röm 13.1 Röm 13.1–5 Röm 13.5 Röm 13.13 Röm 14.10 f. Röm 16.3 f.

306 313 (Ausl. 315 f.) 269 257 260 22, 287 25 45 248 287 356 313 (Ausl. 315 f.) 294 126 123, 332 (Ausl. 125) 260, 334 119 299 f. (Ausl. 300–302) 124 147 356 174 345 356 139 211 161 193 192 205 147 210

1 Kor 1.24 1 Kor 1.26 f. 1 Kor 2.8 1 Kor 2.9 f. 1 Kor 2.11 1 Kor 2.14 1 Kor 3.11 1 Kor 5.6 f.

69 296 (Ausl. 297 f.) 138 (Ausl. 140 f.) 26, 241 246 26 341 353

Bibelstellenregister

370 1 Kor 5.11 1 Kor 5.13 1 Kor 7.10–13 1 Kor 7.39 1 Kor 8.4 1 Kor 8.6 1 Kor 8.11 1 Kor 9.13 1 Kor 10.2 1 Kor 10.4 1 Kor 10.9 1 Kor 10.14 1 Kor 10.16 1 Kor 10.18 1 Kor 11.25 1 Kor 11.26–28 1 Kor 12.4–6 1 Kor 12.13 1 Kor 13 1 Kor 14 1 Kor 15.3 1 Kor 15.21 1 Kor 15.27 1 Kor 15.42–45

351 f. 353 200 200 34 37, 138, 177 (Ausl. 138–140) 269 199 44 101 (Ausl. 101–103) 101, 103 185 219, 222, 229 f. 223 224 219 42 (Ausl. 45 f.) 245 248 339 269 54 57 f., 320 319

2 Kor 1.13 2 Kor 1.22 2 Kor 2.6 2 Kor 3.6 2 Kor 5.4 2 Kor 5.5 2 Kor 5.17 2 Kor 5.18 2 Kor 5.19 2 Kor 11.31 2 Kor 12.7 f.

188 242 351 242 287 242 88 274 262 188 174

Gal 1.4 Gal 2.16 Gal 3.8 Gal 3.13

264 283 248 270

Gemeint ist Lk 16.18 oder Mk 19.9

‚Rakówer Katechismus‘

371

Gal 3.19 Gal 3.20 Gal 3.22–25 Gal 3.26 Gal 3.27 Gal 3.29 Gal 4.6 Gal 5.19 Gal 5.21 Gal 6.6

273 34 308 34 45, 230 114 356 357 205 347

Eph 1.14 Eph 1.20 f. Eph 1.20–22 Eph 2.8 Eph 2.8 f. Eph 2.10 Eph 2.15 Eph 2.20 Eph 3.9 Eph 4.4 Eph 4.6 Eph 4.7 f. Eph 4.25 Eph 4.31 Eph 5.2 Eph 5.3 f. Eph 5.5 Eph 5.18 Eph 5.24 Eph 5.25 Eph 5.26 Eph 5.28 Eph 5.33 Eph 6.1 f. Eph 6.4 Eph 6.5–8 Eph 6.9 Eph 6.10

242 312 320 262 283 93 93 341 f. 140 37 34, 37 148, 245 205 196 330 200 f. 78 f. 245 193 193, 331 f. 228 193 193 190 191 194 195 44

Phil 1.8

188

Gemeint ist Eph 4.6

Bibelstellenregister

372 Phil 2.3 Phil 2.5 Phil 2.6 Phil 2.6 f. Phil 2.9–11 Phil 2.30 Phil 3.12 Phil 3.20 Phil 3.21 Phil 4.18

211 211 122 106 (Ausl. 109–112) 57, 141 (Ausl. 145), 172 210 287 320 319 332

Kol 1.15 Kol 1.16 Kol 1.18 Kol 1.20 Kol 1.20/22 Kol 1.24 Kol 2.9 Kol 2.16 f. Kol 3.18 Kol 3.19 Kol 3.21 Kol 4.1 Kol 18

126, 129 86 (Ausl. 93–95) 126 94 (Ausl. 94 f.) 274 268 f. 130 158 f., 190 193 193 191 195 126

1 Thess 2.5/10 1 Thess 3.3 1 Thess 3.11 1 Thess 5.11 1 Thess 5.12 1 Thess 5.14 1 Thess 5.19

188 199 f. 174 f. 349 347 349 246

2 Thess 3.4 2 Thess 3.6 2 Thess 3.10 2 Thess 3.14 f.

353 352 352 352

1 Tim 2.2 1 Tim 2.5 1 Tim 2.8

212 34, 54, 155 212

Gemeint ist Kol 1.18

‚Rakówer Katechismus‘

373

1 Tim 3.1–7 1 Tim 3.8–10 1 Tim 3.12 f. 1 Tim 3.16 1 Tim 4.3 1 Tim 4.8 1 Tim 4.10 1 Tim 5.1 f. 1 Tim 5.4 1 Tim 5.9 1 Tim 5.17 1 Tim 5.20 1 Tim 6.1 f. 1 Tim 6.8 1 Tim 6.11 1 Tim 6.15

343 346 346 f. 106 (Ausl. 112–114) 213 235 50 355 190 347 340, 347 351, 353 194 f. 236 203 31

2 Tim 1.9 2 Tim 1.10 2 Tim 4.2 2 Tim 4.5

133 241 354 339 f.

Tit 1.5 f. Tit 1.7–9 Tit 2.9 f. Tit 2.13 Tit 2.14 Tit 3.5

344 344 194 71 (Ausl. 79 f.) 264, 270 227

Gemeint ist Tit 1.7–9

Hebr 1.2 Hebr 1.3 Hebr 1.4 Hebr 1.6 Hebr 1.8 f. Hebr 1.10–12 Hebr 2 Hebr 2.5 Hebr 2.10 Hebr 2.16 Hebr 2.17 Hebr 2.18

87 (Ausl. 96–98) 99 f., 129 96 f. 91 99 87 (Ausl. 96–98) 282, 307 f. 91 139 107 (Ausl. 114 f.) 253, 324, 330 255, 287

Gemeint ist Hebr 1.10–12

Bibelstellenregister

374 Hebr 2.26 Hebr 3.12 f. Hebr 4.14 Hebr 4.14–16 Hebr 4.15 Hebr 5.1 Hebr 5.5 Hebr 6.20 Hebr 7.25 Hebr 7.26 Hebr 7.35 Hebr 8.1–4 Hebr 8.4 Hebr 9.5 Hebr 9.7 Hebr 9.12 Hebr 9.14 Hebr 9.15 Hebr 9.24 Hebr 9.28 Hebr 10.5 Hebr 10.22 Hebr 10.24 f. Hebr 11.6 Hebr 11.16 Hebr 11.17 Hebr 12.15 Hebr 12.24 Hebr 13.4 Hebr 13.5 Hebr 13.14 Hebr 13.16 Hebr 13.17 Hebr 13.20

107 (Ausl. 114 f.) 348 324 173 255 324 68 320 334 329 334 217 92, 329 277 331 328 264 328 217, 324 276 91, 107, 329 (Ausl. 116 f.) 228 348 f. 33, 50 234 f. 125 349 257 199 203 199 332 347 257

Jak 1.6 Jak 1.17 Jak 1.18 Jak 2.22 Jak 2.26 Jak 3.9

212 136 68, 94, 227 282 282 22

Gemeint ist Hebr 2.16

Gemeint ist Hebr 7.25

Gemeint ist Hebr 13.4

‚Rakówer Katechismus‘

375

Jak 5.12

187

1 Petr 1.10 f. 1 Petr 1.18 1 Petr 1.21 1 Petr 1.23 1 Petr 1.24 1 Petr 2.1 1 Petr 2.5 1 Petr 2.7 1 Petr 2.18 1 Petr 2.21 1 Petr 3.5 1 Petr 3.7 1 Petr 3.18 1 Petr 3.22

133 (Ausl. 134) 264, 270 143 227 109 205 332 147 194 255 193 193 194, 314 (Ausl. 317 f.) 320

2 Petr 1 2 Petr 3.13

297 320

1 Joh 1.9 1 Joh 2.15 f. 1 Joh 3.3/5/7 1 Joh 3.9 1 Joh 3.16 1 Joh 3.22 1 Joh 4.1 1 Joh 4.2 f. 1 Joh 4.6 1 Joh 4.13 1 Joh 5.7 f. 1 Joh 5.14 1 Joh 5.20 1 Joh 5.21

267 208 85 68 71, 210, 268 (Ausl. 84 f.) 212 137 107 (Ausl. 115 f.) 134 245 42 (Ausl. 46f.), 47, 251 212 71 (Ausl. 75–77) 185

2 Joh 1.7 2 Joh 7

77 77

Jud 1.4

71 (Ausl. 77–79)

3

Gemeint ist 1 Petr 2.18 3

Gemeint ist 2 Joh 1.7

Nur die erste Stelle ist falsch zugewiesen, 314 meint wirklich 1 Petr 3.18.

Bibelstellenregister

376 Jud 1.5 Jud 4 Jud 16.7/11

100 f. 71 (Ausl. 77–79) 111

Offb 1.4 f. Offb 1.5 Offb 1.8 Offb 1.17 Offb 1.18 Offb 2.23 Offb 3.18 Offb 4.8 Offb 11.8 Offb 17.14 Offb 19.13 Offb 19.16 Offb 21.2/10

82 126 71 (Ausl. 80–82) 147 323 186 173 71 102 138 (Ausl. 141) 129 138 (Ausl. 141) 136

Gemeint ist Jud 1.4 Gemeint ist Ri 16.7/11

2. „Soner-Katechismus“ Altes Testament Gen 1 Gen 1.1 Gen 1.26 Gen 1.26–28 Gen 2 Gen 2.7 Gen 2.15–17 Gen 2.17 Gen 3 Gen 3.6 Gen 3.22 Gen 3.23 Gen 4.7 Gen 4.17 Gen 4.26 Gen 4.26–28 Gen 5.22–24 Gen 5.24 Gen 6 Gen 6.3 Gen 7 Gen 7.1 Gen 8.17 Gen 9.6 Gen 12 Gen 12.2–4 Gen 12.10

28r, 6v 42r 9r 90r 10v, 12v, 18r 9v 12v 11r, 17r 12v 17r 10v 13v 22r 13r 13r, 27v 90r 42r 28r 28v 12v, 28r 13v, 28v 12v 10r 21v 12v 13r 28v

Gemeint ist: Gen 5.22–24

Gemeint ist: Gen 1.26–28

Gemeint ist: Gen 17.10

Bibelstellenregister

378 Gen 15 Gen 15.6 Gen 17 Gen 17.1–3 Gen 17.10 Gen 19 Gen 28 Gen 49.10

13r 15r, 88r 13r, 62r 12v 28v 28r, 14r 13r 47v

Ex 1.2 Ex 1.28 Ex 3 Ex 3.21 Ex 4.3 Ex 4.16 Ex 4.21 Ex 7-12 Ex 7.1 Ex 7.3 Ex 10.1/27 Ex 11.10 Ex 12.11/17 Ex 13 Ex 14.4/6/17 Ex 14.18 Ex 15.13 Ex 20 Ex 22 Ex 22.21 Ex 32 Ex 32.5 Ex 34.7 Ex 34.16 Ex 40

74v 10r 13v 29v 13v 90r 74v 13v 90r 74v 74v 74v 61v 30r, 13v 74v 13v 84v 12v, 47r, 47v, 48r 30r 55r 47r 52r 86v 55r 38r

Lev 20 Lev 25.36/37

30r 55r

Num 14.18 Num 15.25 Dtn 6.4

86v 80r 5r

Gemeint ist: Gen 8.17

Soner-Katechismus

379

Dtn 6.5 Dtn 7.3 Dtn 7.6 Dtn 10 Dtn 10.14 Dtn 11.19 Dtn 11.26 Dtn 11/29/30 Dtn 18 Dtn 18.15 Dtn 18.18 Dtn 23.19/20 Dtn 30.29 Dtn 32.30 Dtn 32.39

56v 55r 14r 5r 83r 53r 22r 30r 31r 39v 32v 55r 22r 85r 5r

Jos

28v

Ri 3.8 Ri 4.2

85r 85r

Rut

29v

1 Kön 12.28 2 Kön 11/24/25

52r 30r

Est 3 Est 4

3r 3r

Ps 1.6 Ps 2 Ps 2.6 Ps 2.7 Ps 16.8 Ps 24.1 Ps 25.5 f. Ps 31.61 Ps 32 Ps 33 Ps 50.10 Ps 51

71r 89r 33v 33v 38v 83r 15v 84v 87r 6v 83r 14v

Gemeint ist: Ps 31.6

Bibelstellenregister

380 Ps 77.14 Ps 90.2 Ps 92.15 Ps 92.16 Ps 110 Ps 111 Ps 139.6 Ps 143.10 f. Ps 147.5

6r 5v 6r 6r 89r 85v 6r 15v 6r

Spr 16.4

11v

Weish

3r

Sir

3r

Jes 9.5 Jes 9.6 Jes 14 Jes 14.27 Jes 29.22 Jes 40.26 Jes 40.28 Jes 41.4 Jes 42.8 Jes 44 Jes 44.6 Jes 50.1 Jes 53.4 Jes 53.5 Jes 83.1

21r 21r 6r 6r 84v 8r 6r 5v 51r 6v 5v 85r 86v 83v 44r

Jer 17.5 Jer 31.31

51r 83r

Ez 5.5

62r

Dan 4

28v

Hos 13.9

22r

Gemeint ist: Ps 92.16

Gemeint ist: Jes 9.5 Gemeint ist: Jes 14.27

Soner-Katechismus

381

Neues Testament Mt 1.2 Mt 2.28 Mt 3.6 Mt 3.11 Mt 3.15 Mt 4.4 Mt 4.17 Mt 4.23 Mt 5–7 Mt 5.22 Mt 5.23–26 Mt 5.27–32 Mt 5.32 Mt 5.33 Mt 5.39–41 Mt 5.44 Mt 6 Mt 6.9 Mt 6.16–18 Mt 7.21 Mt 7.7 Mt 8.17 Mt 8.25 Mt 10 Mt 11.5 Mt 11.27 Mt 11.28 Mt 13.4 Mt 13.16 Mt 14 Mt 14.23 Mt 15.24 Mt 16.17 Mt 16.24 Mt 17.5 Mt 18.23/28/32 Mt 18.35 Mt 19 Mt 19.17 f.

32r 83v 63v 40r, 63v, 65v 66r 49v 68v 34v 24v, 47r 54r 54r 56r 54v 52r 54r 54v, 57r 55r 48v 57v 2r 56r 86v 51r 8r 40r 35v 70r 15v 15v 35r 34v 66r 40r 56r 13r 83r 50r 6r 47r

Gemeint ist: Mt 14.23

Gemeint ist: Mt 5.27–32

Bibelstellenregister

382 Mt 20.2/10 Mt 20.28 Mt 21.25 Mt 22.2/23 Mt 22.11–14 Mt 22.14 Mt 24.35 Mt 25.41 Mt 26.29 Mt 28 Mt 28.18 Mt 28.19 Mt 28.20 Mt 29.17 f.

27r 82v 66r 26v 60r 71r 7r 7v 35r 63v 92r 63v, 70r 44r 47r

Mk 1.1 Mk 1.8 Mk 1.15 Mk 5.42 Mk 9.23 Mk 10.30 Mk 11.24 Mk 14.24 Mk 16 Mk 16.16

40v 65v 68v 59v 67v 69r 57v 76r 43v, 65r 68v, 71v, 87v

Lk 1 Lk 1 f. Lk 1.32 Lk 1.35 Lk 1.68 Lk 2.11 Lk 2.52 Lk 3.3 Lk 6.27 Lk 6.37 Lk 7.15 Lk 8.55 Lk 9.28 Lk 10.18 Lk 10.25–28

37r 32r 89v 33r 84v, 85v 87v 91v 66r 57r 56r 59v 59v 34v 56v 47r

Gemeint ist: Mt 19.17 f.

Gemeint ist: Lk 10.27

Soner-Katechismus

383

Lk 10.27 Lk 11.2 Lk 11.13 Lk 12.15 Lk 16.16 Lk 17.5 Lk 17.15 Lk 17.33 Lk 20.35 f. Lk 21.34 Lk 22.19 Lk 23.34 Lk 24

56v 48v 70v 55r 68v 51r 59v 59r 10r, 68r 55r 83v 35r 92r

Joh 1 Joh 1.1 Joh 1.18 Joh 1.25 Joh 2.15 f. Joh 2.19 Joh 2.31 Joh 2.44 Joh 3 Joh 3.5 Joh 3.15 Joh 3.15 f. Joh 3.15–17 Joh 3.16 Joh 3.18 Joh 3.19 Joh 3.22 Joh 3.36 Joh 4.11 Joh 4.14 Joh 5.14 Joh 5.18 Joh 5.19/22/30 Joh 5.22 Joh 5.22 f. Joh 5.24 Joh 5.27

40v 33v, 40r 91r 65v 56v 59r 77r 36r 40v, 44r 65v 41v 71v 68r 86v 87v 70r 57v 77r 39v 62r 57v 90v 36r 82r, 87r 50v 7v, 41v, 68r 89v

Gemeint ist: Lk 7.15

Gemeint ist: Joh 3.36 Gemeint ist: Joh 12.44

Gemeint ist: 1 Joh 3.22

Gemeint ist: 1 Joh 5.14

Bibelstellenregister

384 Joh 5.30 Joh 6 Joh 6.23/39/40/47/58 Joh 6.29 Joh 6.29/35/47/63/64 Joh 6.36 Joh 6.38 Joh 6.39 f. Joh 6.39/40/44/45/54 Joh 6.62 Joh 7.16–18/29 Joh 8 Joh 8.24 Joh 8.28 Joh 8.28/30/38 Joh 8.42 Joh 8.43 Joh 8.46 Joh 8.49 f. Joh 9.31 Joh 10.11/15 Joh 10.17 Joh 10.25/37/38 Joh 10.29 Joh 10.30 Joh 10.34–36 Joh 10.36 Joh 10.37 Joh 11 Joh 11.11 Joh 11.22 Joh 11.25/26 Joh 11.41 Joh 11.42 Joh 12.6 Joh 12.32 Joh 12.42/43 Joh 12.44 Joh 12.44–47 Joh 13 Joh 13.19

36v 62r, 63r, 73v 68r 43r 41v 62v 36v 7v 68r 40v 36r 40r 68v 40v 36r 39v 36v 75v 34v 57v 83v 59r 39v 90v 87r, 90r 33r 14v 39v 35r 11r 90v 41v 35r 38v 74v 74r 42r 36r, 43r 41v 43v 39v

Soner-Katechismus

385

Joh 13.34 Joh 13–15 Joh 14.9 Joh 14.10/29 Joh 14.13 Joh 14.13 f. Joh 14.21 Joh 14.28 Joh 14.29 Joh 15.14 Joh 15.24 Joh 16.15 Joh 16.23 f./26 Joh 16.26 Joh 17 Joh 17.1 f./4 f. Joh 17.2 Joh 17.3 Joh 17.6 f. Joh 17.10 Joh 17.11/22 Joh 18.23 Joh 18.37 Joh 21.25 Joh 22.5

57r 57r 31v, 91r 36r 36r 50v 1v 90v 90v 60r 75v 90r 50v 82r 31v, 90v 82v 87v 1r 35v 90r 90v 54v 40r 75v 37v

Apg 1.5 Apg 2 Apg 2.24 Apg 2.25 Apg 2.28 Apg 2.32/33/36 Apg 2.36 Apg 2.38 Apg 2.46 Apg 4.12 Apg 5.4 Apg 5.30 f. Apg 5.32 Apg 7.35 Apg 7.37

5v 92r 61v 38v 64r 89r 64r 64r, 68r 61v 87v 60r 58v, 89r 68r 84v 31r

Gemeint ist: Joh 14.28

Gemeint ist: Apg 2.38

Bibelstellenregister

386 Apg 7.59 Apg 10.42 Apg 10.43 Apg 10.48 Apg 13.2 Apg 13.18 Apg 13.32 f. Apg 13.33 Apg 13.38 Apg 13.46 Apg 13.48 Apg 14.3 Apg 14.23 Apg 15 Apg 18.10 Apg 18.25 Apg 20.7 Apg 23.3

51r 64r 68r 64r 57v 74r 34r 77r 68r, 80r 22r, 70r, 73v 74r 57v 57v 88r 74r 63v 61v 54v

Röm 1.4 Röm 1.9 Röm 1.16 Röm 1.29 Röm 1.30 Röm 2 Röm 2.6–8 Röm 2.15 Röm 3 Röm 3.4 Röm 3.24 f. Röm 3.28 Röm 4.3 Röm 4.3–5 Röm 4.6 Röm 4.7 Röm 4.15 Röm 4.24 Röm 4.25 Röm 5 Röm 5.8 Röm 5.8/10 Röm 5.10

43r, 77r 52v 73v 74v 56r 12v 66v 16r 46r 5v 83r 44v, 87v 15r, 88r 46v 87r 77v 44v 59r 84r 19v 83v 86v 77v

Gemeint ist: Apg 13.48

Gemeint ist: Apg 14.23

Gemeint ist: Röm 2.15

Soner-Katechismus

387

Röm 5.12 Röm 5.14 Röm 6 Röm 6.5 Röm 7.1 Röm 7.14 Röm 8 Röm 8.6 Röm 8.11 Röm 8.28–30 Röm 8.29 Röm 8.30/33 Röm 8.32 Röm 8.34 Röm 9.16 Röm 10.4 Röm 10.7 Röm 10.12 Röm 10.13 Röm 10.16 f. Röm 10.17 f. Röm 10.18 Röm 11 Röm 12.1/4 Röm 12.20 Röm 13.1–4 Röm 13.1–4/6 Röm 13.5 Röm 13.13 Röm 14.17 Röm 16.3–4 Röm 16.14

19r 21r 67r 68r 12v 85r 59v, 70v 86r 59r 72r 89v 87r 82r 58v, 78r 72v 24v, 38r, 44v, 47r 47r 70v 50v 44r 70r 70r 5v, 59v 58v 57r 53r 47v 53r 55r 69r 57r 57r

1 Kor 1.17 1 Kor 1.26 f. 1 Kor 2.9 f. 1 Kor 2.9 1 Kor 6.14 1 Kor 6.21/13 1 Kor 7.10–13 1 Kor 7.19

63v, 66v 71r 69v 1r 68r 10r 55r 88v

Gemeint ist: Röm 10.4

Gemeint ist: Röm 16.3 f.

Gemeint ist: 1 Kor 6.12

Bibelstellenregister

388 1 Kor 7.39 1 Kor 8 1 Kor 8.5 f. 1 Kor 8.11 1 Kor 9.13 1 Kor 10 1 Kor 10 1 Kor 10.4 1 Kor 10.14 1 Kor 10.16 f. 1 Kor 10.18 1 Kor 11 1 Kor 11.20 1 Kor 11.23 1 Kor 11.24 1 Kor 11.25 f. 1 Kor 12.8–10 1 Kor 12.13 1 Kor 15 1 Kor 15.3 1 Kor 15.14–17 1 Kor 15.21 1 Kor 15.22 1 Kor 15.22 f. 1 Kor 15.43 f. 1 Kor 18.20 1 Kor 20.16 f. 1 Kor 21.17

55r 1v, 5r 5v 84r 54v 58r 58r 62r 52r 57v, 58r, 60r 61r 58r, 60r 57v 58r 83v 58r 69r 60r 15v, 37r 83v 58v 32v 21r 68r 9v 58r 60r 58r

2 Kor 1.13 2 Kor 1.22 2 Kor 3.6 2 Kor 4.14 2 Kor 5 2 Kor 5.5 2 Kor 5.18 2 Kor 5.19 2 Kor 6.5 2 Kor 11.31 2 Kor 12.2–4 2 Kor 12.7/8

52v 69v 70r 68r 15v, 86r 69v 86r 83r 57v 52v 41r 51r

Gemeint ist: 1 Kor 10.16 f.

Soner-Katechismus

389

Gal 1.4 Gal 2.16 Gal 3.10 Gal 3.13 Gal 3.19 Gal 3.21 Gal 3.22–26 Gal 3.23 Gal 4 Gal 4.1–4 Gal 4.4 Gal 5.2 Gal 5.6 Gal 5.21 Gal 6 Gal 6.15

83r 44v, 87v 44v 84v 85v 44v 88r 64v 26r, 62r 24r 36v 88v 88v 55r 60r 88v

Eph 1 Eph 1.9 Eph 1.14 Eph 1.19 f. Eph 1.20 f. Eph 1.22 Eph 1.22 f. Eph 2.8 Eph 2.8 f. Eph 2.14 Eph 4.6 Eph 4.12 Eph 4.13–15 Eph 4.15 Eph 4.21 Eph 4.25 Eph 4.31 Eph 5 Eph 5.4 Eph 5.19 f. Eph 5.23 Eph 5.24/33 Eph 5.25 Eph 5.25/28

14v 68v 69v 59v 58v, 89r 60r 58r 83r 44v 47v 5r 58r 24v 60r 54r 56r 54r 65r, 81v 55r 59v 60r, 87v 53v 81v 53v

Gemeint ist: Eph 4.31

Gemeint ist: Eph 1.19 f.

Bibelstellenregister

390 Eph 5.26 Eph 6.1 f. Eph 6.5 f. Eph 6.5–8 Eph 6.9

65r 52v 53r 53v 53v

Phil 1.8 Phil 2.3/5 Phil 2.6 Phil 2.8 f. Phil 2.8–11 Phil 2.9 Phil 2.9 f. Phil 2.9/11 Phil 2.9–11 Phil 2.11 Phil 2.13 Phil 2.30 Phil 3.10

52v 57r 90v, 91v 78v 50v 92r 89r 43r 38v 87v 49v, 67v 57r 68r

Kol 1.15 Kol 1.15/19 Kol 1.17 Kol 1.18 Kol 1.20/22 Kol 1.24 Kol 1.27 Kol 2.7 Kol 2.9 Kol 2.11 Kol 2.16 Kol 2.17 Kol 3.18 Kol 3.19 Kol 3.21 Kol 4.1

40r, 91r 89v 89r 60r 86r 84r 31v 47r 31v, 33v, 40r, 91r 88v 52v 47r 53v 53v 52v 53v

1 Thess 2.3 1 Thess 2.5/10 1 Thess 3.3 1 Thess 3.11

55r 52v 55r 51r

Gemeint ist: Kol 2.17

Gemeint ist: 1 Thess 2.3

Soner-Katechismus

391

1 Thess 4 1 Thess 4.14–17 2 Thess 1.8 f. 2 Thess 1.11 2 Thess 3

15v 68r 43v 43v 44r

1 Tim 1.9 f. 1 Tim 1.12 1 Tim 2 1 Tim 2.4 1 Tim 2.5 1 Tim 2.6 1 Tim 2.8 1 Tim 4.3 1 Tim 4.8 1 Tim 5.4 1 Tim 6.1 1 Tim 6.8 1 Tim 6.11

31v 68v 39r, 57r 70r 32r 82v 57v 57v 69r 52v 53v 69r 55r

2 Tim 1.9 f. 2 Tim 1.10 2 Tim 3.5

24v, 31v, 68v 68v, 69v 60v

Tit 1.16 Tit 2.9 Tit 2.14 Tit 3.5 Tit 3.7

60v 53v 83r, 83v, 84v 65r 87r

Hebr 1 Hebr 1.2 Hebr 1.3 Hebr 2.8 Hebr 2.9 Hebr 2.9 f. Hebr 2.10 Hebr 2.10–12 Hebr 2.11 Hebr 2.14 Hebr 2.17

89r 13r 40r, 81v, 91r 77v 83v 58v 41r 23r 77v 35r 77v, 79r, 81v

Gemeint ist: 2 Tim 1.9 f. Gemeint ist: 2 Tim 1.10

Bibelstellenregister

392 Hebr 3 Hebr 4.14 Hebr 4.14 f. Hebr 4.15 Hebr 5.2 Hebr 5.2 f. Hebr 5.5 Hebr 5.7 Hebr 5.8 Hebr 5.9 Hebr 5.25 Hebr 6.2 Hebr 6.8 Hebr 7 Hebr 7.3/6/11–14 Hebr 7.11 f./15/19 Hebr 7.11–18 Hebr 7.15 Hebr 7.18 Hebr 7.22 Hebr 7.24 Hebr 7.25 Hebr 7.27 Hebr 8.1 Hebr 8.2 Hebr 8.3 Hebr 8.4 Hebr 8.2/6–8/13 Hebr 8.6 f. Hebr 8.12 Hebr 8.14 Hebr 9 Hebr 9.6 Hebr 9.6 f. Hebr 9.10 Hebr 9.11/13–15/23 Hebr 9.12 Hebr 9.14 Hebr 9.16 Hebr 9.26 Hebr 10

89r 81r 50v 35r, 77v 35r 35r 33v, 78r 34v, 38v, 78v 77v 23r 82r 63v 77v 79v 38r 25r 38r 87v 45r 35v 79r 81r, 87v 78v 81r 81r 78v, 79r 78v, 79r 25r 68v 83r 78v 24v, 27r 80r 79r 63v 25r 80v 83v 76r 78v 27r

Gemeint ist: Hebr 5.5 Gemeint ist: Hebr 5.8

Gemeint ist: Hebr 7.25

Gemeint ist: Hebr 8.4

Soner-Katechismus

393

Hebr 10.1–4 Hebr 10.12 Hebr 10.12 f. Hebr 10.17 Hebr 10.22 Hebr 10.23 Hebr 10.9 f./19 f. Hebr 11 Hebr 11.5 Hebr 11.6 Hebr 12.24 Hebr 13.5 Hebr 13.14 Hebr 13.16 Hebr 13.20

80v 81r, 87v 78v 83r 65r 76r 25r 88r 42r 5r 76v 55r 55r 81v 76r

Jak 1.6 Jak 1.19 Jak 1.21 Jak 1.21–24 Jak 2 Jak 2.10 Jak 2.26 Jak 2.29 Jak 3.9 Jak 5.12

57v 42v 73v 67r 46r 44v 43v 42v 21v 52r

1 Petr 1.3 f. 1 Petr 1.5 1 Petr 1.9 1 Petr 1.10 f. 1 Petr 1.18 1 Petr 1.18 f. 1 Petr 1.21 1 Petr 2.1 1 Petr 2.5 1 Petr 2.13 f. 1 Petr 2.18 1 Petr 2.20 1 Petr 2.20 f. 1 Petr 2.22

77r 68v 68r 68v 83r, 84v 84v 59r 56r 81v 47v 53v 83v 84r 75v

Gemeint ist: Jak 2.29

Bibelstellenregister

394 1 Petr 3.5 1 Petr 3.7 1 Petr 3.8 1 Petr 3.18

53v 53v 83v 59r, 83v

2 Petr 1.10 2 Petr 1.20 2 Petr 2 2 Petr 3.9 2 Petr 3.10

71r 72r 60v 70r, 72r 7r

1 Joh 2 1 Joh 2.4 1 Joh 2.15 f. 1 Joh 3 1 Joh 3.10 1 Joh 3.16 1 Joh 3.22 1 Joh 3.24 1 Joh 4.14 1 Joh 5.3 1 Joh 5.5 1 Joh 5.7 f. 1 Joh 5.8 1 Joh 5.14 1 Joh 5.21

2r 60v 56v 2r 67r 57r, 83v 57v 43r 87v 2r, 67r 77r 75r 75r 57v 52r

Jud 4

60v

Offb 1.5 Offb 2.23 Offb 3.4 Offb 3.18 Offb 7.14 Offb 22.5

40r, 63v 52r 40r 50v 63v 37v, 89v

Gemeint ist: 1 Petr 3.18

Gemeint ist: 1 Joh 5.7