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German Pages 764 [772] Year 1972
P H I L I P P VON Z E S E N , SÄMTLICHE W E R K E VI
AUSGABEN D E U T S C H E R L I T E R A T U R D E S XV. BIS XVIII. J A H R H U N D E R T S
unter Mitwirkung von Käthe Kahlenberg herausgegeben von Hans-Gert Roloff
P H I L I P P VON Z E S E N SÄMTLICHE
WERKE
WALTER D E G R U Y T E R · B E R L I N · N E W YORK 1972
PHILIPP V O N ZESEN SÄMTLICHE WERKE unter Mitwirkung von
ULRICH M A C H É U N D V O L K E R M E I D herausgegeben von
FERDINAND VAN INGEN
SECHSTER
BAND
DIE AFRIKANISCHE
SOFONISBE
bearbeitet von
VOLKER MEID
WALTER D E G R U Y T E R · BERLIN · NEW Y O R K 1972
(C) ISBN 311003918 4 Copyright 1972 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp. Printed ΐα Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechtes der Herstellung von Photokopicn — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz und Druck: VEB Buchbinderei Leipzig, 705 Leipzig
DIE AFRIKANISCHE SOFONISBE.
AMSTERDAM / BEI LUDWICH ELZEVIERN. 1647.
(a2r,
Zueignungs-schrift an die
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Durchleuchtigste / Groß-mächtigste Königin und Fräulein / Fräulein CHRISTINEN,
Der Schweden / Gothen und Wenden erwähleten Königin und Erb-Fürstin / Groß-Furstin in Finland / Herzogin zu Estland und Karelen / Fräulein über Ingermanland / u. a. m. seiner 10 gnädigsten Königin und Fräulein. Durchleuchtigste / Groß-mächtigste Königin / O B mich wol das durch-dringende gerûchte von Jrer Königlichen Hoheit großem Helden-glûkke / vor dem auch die 15 ganze Welt gleichsam erzittern muß / fast (a2v~) furchtsam machet / so ermundtert mich doch widerum der nach-hal desselbigen von ihrer unaus-sprâchlichen leut-sâligkeit und angebohrnem gnädigen gemûhte / dise noch halb-zitternde feder / die so manchem helden zu dihnste gewäsen ist / an zu 20 sitzen / und mich vor ihrem hoch-ansâhnlichem Reichs-stuhle / darauf sie von Westen aus / die anderen teile des Welt-krâuses durch-strahlet / in aller untertâhnigkeit und demuht nider-zulaßen. Ja es strenget und reitzet mich auch hie=zu an die mit allen Schönheiten und tagenden mildiglich-begahbte Sofonisbe / 25 die fûrtrâfliche königliche Fürstin / die zihrde des Afrikanisch-(air)en namens / welcher Ihre Königliche Hoheit / wie ich mich bedünken laße / ihre gnaden-hand darzubihten / und Sie / ohne mein ansuchen und flöhen / vor allem ungemache zu schützen / schon bemühet ist. 30 Dises löbliche Fräulein ist neulicher zeit mit ihrem treubeständigen Kleomedes / dem tapferen Getulischen Helden / aus Frankreich in Niderland übergelanget / da sie sich beides
Zueignungs-schrift.
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der hoch= und nider-deutschen spräche mächtig und nun entschlossen befändet / aus der tunkelheit an das lucht zu träten / und ihre zihr samt der wohl-redenheit auch in hoch-(^iy) deutscher zungen sähen zu laßen. 5 Weil sie aber in solcher ihrer entschlußung so einer mächtigen Fürstin / als Ihre Königliche Hoheit ist / zur gnädigen Vertrâterin von nôten hat / so komet sie alhie vor ihren hochansâhnlichen Ehren-stuhl in aller nidrigkeit / und flöhet ihre große Schützerin / als eine solche / die eben auch wie sie / aus 10 hohem blut' entsprossen ist / mit gebogenen knihen um gunst und gnaden-gewogenheit an; Sie ùber=gibet sich Ihrem schütz' und schirme / und nimet ihre gänzliche Zuflucht zu Ihr / als zu einer solchen Königin / welche iderman hold (a4r) und gnädig zu sein / also hat mußen gebohren wârden : und dannen15 hâr lâb' ich auch / wie sie / der gewissen Zuversicht zu Ihrer Königlichen Hoheit / daß Sie ihre libes-anlokkende blikke / die sie sonsten auch gegen ihren trauten Kleomedes / aus den äugen so meisterlich zu spilen weis / ûm so vihl des zu eher zu gunst- und lihb-sâligen gegen-blikken anreizen wârden. 20 Vor welche gnaden-bezeigung sich meine Wenigkeit Ihrer Königlichen Hoheit zu allen ersinnlichsten dihnsten verpflichtet befunden wird / und allezeit gelâgenheit suchen / einer so fûrtrâflichen Königlichen Fürstin hohe tugend und ûber= irdische (a4v) gaben / damit sie von dem gütigen Himel so 25 mildiglich beschenket ist / mit dem mund und mit der feder / so vihl als meiner Schwachheit mûglich sein kan / ruchtbar zu machen; der ich schon vorhin iderzeit gewäsen bin Ihrer Königlichen Höh- und Groß-mächtigkeit 30
in aller untertâhnigkeit fârtigster knecht und dihner Filip Zesen / von Fürstenau.
Dem Làser. GUnst=geneigter Làser / Was ich vor etlichen Zeiten zur erlárnung der französischen spräche aus derselben in unseres hoch=deutsch überbracht 5 habe / dasselbe laß ich izund / auf viler anhalten / durch den öffentlichen truk / vor deine äugen gelangen / mit freundlicher bitte: du wollest dir dise / meiner müßigen stunden / neben erzihlete fruchte günstig gefallen laßen / und meinen schlechten namen / wie du noch allezeit getahn hast / vor den teuflischen 10 lâster-zungen schützen; damit ich veranlaßet wârde / dich mit noch mehrem zu erlustigen / und deinen namen der nach-welt bekant zu machen. Inmittels lâbe wohl / und erwarte von mir dasjenige / wessen sich meine fârtige Wenigkeit iderzeit erbötig befundet / das ist / alle behâgliche dihnste.
An die hoch-lôbliche Deutsch-gesinnete Genossenschaft.
Schránk-reime. M i t rechte hat man euch / ihr âdlen Deutsch-gesinn'ten / zum algemeinem mark drei rosen vorgebildt; Die ich / wans mûglich wâr' / in stahl mit güldner dinten 5 beschrieben wolte sehn. Dan eine rose gilt (a6r) so vihl als alle zihr / die eine staude führet; so vihl als aller schmuk / den eine blume trägt : Sie ist die Keiserin / die alle gärte zihret : sie ist die Königin der Schönheit / die sie hâgt. io sie ist des Westens braut / und angenâhmer becher : sie ist der erden glänz / der sträucher schönste zihr / der krâuter höchster schmuk: die als ein âdler recher / der zugedachten schmach mit stacheln führ und fuhr den feind zurukke hält. Die dihnt zu eurem bilde / 15 ihr deutsch=gesinn'ten ihr; die wird durch einen strahl
10 der sonnen aufgemacht im stârbe-blauen Schilde / da eine schon gefóllt / die ander' an der zahl in etwas aufgetahn / die dritte noch geschlossen / an einem stokke stehn. Das sol ein bildnus sein / 5 das euch recht bildet für / ihr âdlen mit-genossen / (a6vy den zu=wachs eurer kunst. wohlan 1 fangt auf den schein / den euch so mancher Held im deutschen hat gewiesen / und gehet ihme nach: damit ihr mit der zeit als folie rosen auch kônt sein gelobt / gepriesen / io und / jenen Helden gleich / auszuhn die stârbligkeit. Der Fârtige.