Simulation gesamtwirtschaftlicher Perspektiven mit einem ökonometrischen Modell für die Bundesrepublik Deutschland [1 ed.] 9783428463381, 9783428063383


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German Pages 420 Year 1987

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Simulation gesamtwirtschaftlicher Perspektiven mit einem ökonometrischen Modell für die Bundesrepublik Deutschland [1 ed.]
 9783428463381, 9783428063383

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DEUTSCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG

BEITRÄGE ZUR STRUKTURFORSCHUNG HEFT 100 · 1987

Jürgen Blazejczak

Simulation gesamtwirtschaftlicher Perspektiven mit einem ökonometrischen Modell für die Bundesrepublik Deutschland

DUNCKER & HUMBLOT · BERLIN

D E U T S C H E S I N S T I T U T FÜR

WIRTSCHAFTSFORSCHUNG

gegründet 1925 als INSTITUT FÜR KONJUNKTURFORSCHUNG von Prof. Dr. Ernst Wagemann 1000 Berlin 33 (-Dahlem), Königin-Luise-Straße 5

VORSTAND Präsident Prof. Dr. Hans-Jürgen Krupp (Vorsitzender) Dr. h. c. Peter Lorenz • Dr. Siegfried Mann Elmar Pieroth (stellvertr. Vorsitzender) • Dr. Otto Schlecht

Kollegium der Abteilungsleiter* Dr. Oskar de la Chevallerie • Dr. Doris Cornelsen • Dr. Fritz Franzmeyer Prof. Dr. Wolfgang Kirner • Dr. Frieder Meyer-Krahmer • Dr. Reinhard Pohl • Dr. Peter Ring Prof. Dr. Werner Rothengatter • Dr. Horst Seidler • Dr. Hans-Joachim Ziesing

KURATORIUM Vorsitzender: Dr. Dieter Hiss Stellvertretender Vorsitzender: Dr. Günter Braun

Mitglieder Der Bundespräsident Bundesrepublik Deutschland Bundesministerium der Finanzen Bundesministerium für Wirtschaft Bundesministerium für Verkehr Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit Bundesministerium für Forschung und Technologie Land Berlin Senator für Wissenschaft und Forschung Senator für Wirtschaft und Arbeit Senator für Verkehr und Betriebe Senator für Justiz und Bundesangelegenheiten Freistaat Bayern, vertreten durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr Freie und Hansestadt Hamburg, vertreten durch die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft Land Niedersachsen, vertreten durch das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft und Verkehr Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbahn Bundesanstalt für Arbeit Wirtschaftsvereinigung Bergbau Christlich-Demokratische Union Deutschlands Sozialdemokratische Partei Deutschlands Freie Demokratische Partei Deutscher Gewerkschaftsbund, Düsseldorf Industriegewerkschaft Metall, Frankfurt a.M. Berliner Bank Aktiengesellschaft Berliner Pfandbrief-Bank Industriekreditbank Aktiengesellschaft — Deutsche Industriebank Berliner Industriebank Aktiengesellschaft Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-Aktiengesellschaft Elektrowerke Aktiengesellschaft Vereinigung der Freunde des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung

Persönliche Mitglieder Dr. Karl-Heinz Narjes Werner Alfred Zehden * Präsident und Abteilungsleiter sind gemeinsam für die wissenschaftliche Leitung verantwortlich.

DEUTSCHES INSTITUT

FÜR

WIRTSCHAFTSFORSCHUNG

BEITRÄGE ZUR STRUKTURFORSCHUNG

HEFT 100 • 1987

Jürgen Blazejczak

Simulation gesamtwirtschaftlicher Perspektiven mit einem ökonometrischen Modell für die Bundesrepublik Deutschland

DUNCKER & HUMBLOT • BERLIN

D 83 Herausgeber: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Königin-Luise-Str. 5, D-1000 Berlin 33 Telefon (0 30) 82 99 10 — Telefax (0 30) 82 99 12 00 BTX-Systemnummer * 2 9911 # Schriftleitung: Dr. Reinhard Pohl Verlag Duncker & Humblot GmbH, Dietrich-Schäfer-Weg 9, D-1000 Berlin 41. Alle Rechte vorbehalten. Druck: 1987 bei ZIPPEL-Druck, Oranienburger Str. 170, D-1000 Berlin 26. Printed in Germany. ISBN 3-428-06338-4

Vorwort Die vorliegende Arbeit stützt sich auf Erfahrungen bei der Konstruktion und Anwendung ökonometrischer Modelle, die ich von 1975 bis 1978 an der Technischen Universität Berlin im Rahmen der Forschungsprojekts "Ein ökonometrisches Vierteljahresmodell für die Bundesrepublik Deutschland" als Mitarbeiter von Prof, Hans-Dieter Heike und seit 1978 am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in der Abteilung "Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren" als Mitarbeiter von Prof. Wolfgang Kirner gesammelt habe. Sie und zahlreiche Kollegen haben durch Anregungen und Kritik zu dieser Arbeit beigetragen. Bei der Zusammenstellung der Datenbasis für die hier beschriebene Version des DIWLangfristmodells hat Brunhilde Oebels mitgearbeitet. Einen großen Teil der aufwendigen Rechenarbeiten mit dem Programmpaket TROLL haben Helmut Goepel und Bastian Schmidt-Faber durchgeführt. Bastian Schmidt-Faber hat außerdem die mühevolle Aufgabe übernommen, die Modelldokumentation in eine benutzerfreundliche Form zu bringen und mich darüber hinaus bei der Zusammenstellung von Tabellen und der Erstellung des vorliegenden Manuskripts unterstützt. Die umfangreichen Schreibarbeiten sind zum größten Teil von Sylvia Brauner erledigt worden. Allen Genannten und den ungenannten Kollegen, die zu dieser Arbeit beigetragen haben, bin ich zu Dank verpflichtet. "Lebende" ökonometrische Modelle wie das DIW-Langfristmodell werden ständig weiterentwickelt. Um die Erfahrungen bei ihrer Konstruktion und Anwendung zu dokumentieren, muß ein Stand festgehalten werden, auch wenn sich das Modell während der Zeit der Erstellung und Veröffentlichung der Dokumentation verändert. Die vorliegende Arbeit wurde Ende 1984 begonnen. Inzwischen ist das DIW-Langfristmodell mit Daten der revidierten volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung bis 1986 neu geschätzt worden. Auch die hier vorgestellten Szenarien sind inzwischen aktualisiert worden. Dabei ist der Prognosehorizont bis zum Jahr 2000 ausgedehnt worden. Die Ergebnisse sind im DIW-Wochenbericht Nr. 25/1987 (s. DIW (1987)) veröffentlicht, die Zahlenwerte der aktualisierten Szenarien sind hier im Anhang B wiedergegeben. An der Einschätzung der grundlegenden Probleme, die die Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik kennzeichnen, hat sich nichts geändert. Deswegen behalten die hier angestellten Überlegungen ihre Gültigkeit. 3

Inhalt

Seite

1

Einleitung

15

Teil I

Modellbeschreibung

19

2

Allgemeine Vorbemerkungen

20

2.1

Zur Entstehung des DIW-Langfristmodells

21

2.2

Mikroökonomische Fundierung und Aggregation

23

2.3

Exogenität

25

2.4

Berücksichtigung von Ungleichgewichten

26

2.5

Berücksichtigung langfristiger Restriktionen

29

2.6

Zur Rolle von Erwartungen

30

2.7

Die Lucas-Kritik

32

2.8

Schätzverfahren

35

3

Arbeitsmarkt

40

3.1

Arbeitsangebot

40

3.2

Arbeitsnachfrage

42

3.2.1

Erwerbstätige und durchschnittliche Arbeitszeiten

42

3.2.1.1

Das Nadiri-Rosen-Modell der Nachfrage nach Produktionsfaktoren

42

3.2.1.2

Exkurs: Berechnung der Nutzungskosten für Kapitalgüter

46

3.2.1.3

Schätzgleichungen für die Zahl der Erwerbstätigen und die durchschnittliche Arbeitszeit

52

3.2.2

Arbeitsproduktivität

55

4

Gütermarkt

56

4.1

Güterverwendung im Inland

58

4.1.1

Privater Verbrauch

58

4.1.2

Anlageinvestitionen der Unternehmen

59

5

4.1.3

Nachfrage des Staates

62

4.2

Preisindices für die Komponenten der Güterverwendung im Inland

63

4.2.1

Ansätze zur Modellierung der Preisbildung

63

4.2.2

Kosten- und nachfrageabhängige Preisindices

65

4.2.3

Preisstrukturgleichungen

65

4.3

Kapitalstock, Produktionspotential und Auslastung

67

4.3.1

Kapitalstock

67

4.3.2

Produktionspotential und Auslastungsgrad

68

4.4

Außenhandel und Wechselkurs

72

4.4.1

EinfluGgrößen des Außenhandels

72

4.4.2

Die Struktur des Außenhandelsanteils im DIW-Langfristmodell

72

4.4.3

Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen

74

4.4.4

Einfuhr von Waren und Dienstleistungen

75

4.4.5

Faktoreinkommen

76

4.4.6

Wechselkurs

76

5

Einkommensverteilung

79

5.1

Ermittlung des Nettosozialprodukts zu Faktorkosten

79

5.1.1

Abschreibungen

79

5.1.2

Indirekte Steuern

80

5.1.3

Subventionen

81

5.2

Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit

82

5.2.1

Lohnbildung

83

5.2.2

Sektorale Verteilung

83

5.3

Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen

84

5.3.1

Gewinnströme zwischen inländischen Sektoren und dem Ausland

86

5.3.2

Unverteilte Gewinne der Körperschaften

87

5.3.3

Gewinnsaldo des Staates

87

6

5,3.4

Gewinnsaldo der privaten Haushalte

89

6

Umverteilung

90

6.1

Direkte Steuern

90

6.1.1

Direkte Steuern der Unternehmen

90

6.1.2

Direkte Steuern der privaten Haushalte

92

6.1.3

Direkte Steuern von der übrigen Welt

95

6.2

Soziale Leistungen

95

6.2.1

Soziale Leistungen der Sozialversicherungsträger an private Haushalte

95

6.2.2

Soziale Leistungen der Gebietskörperschaften an private Haushalte

98

6.2.3

Soziale Leistungen der Unternehmen und der privaten Haushalte an private Haushalte

100

6.2.4

Soziale Leistungen von der übrigen Welt und an die übrige Welt

100

6.3 6.3.1

Sozialbeiträge Tatsächliche Sozialbeiträge inländischer privater Haushalte an die Sozialversicherung

101

6.3.2

Unterstellte Sozialbeiträge inländischer privater Haushalte an den Staat

105

6.3.3

Sozialbeiträge der inländischen privaten Haushalte an private Organisationen, Körperschaften und die übrige Welt

106

6.3.4

Von der übrigen geberbeträge

107

6.4

Sonstige laufende Übertragungen

108

6.5

Nettoeinkommen und verfügbares Einkommen der privaten Haushalte

111

7

Vermögensbildung

115

8

Das Modell in der Darstellung des Kontensystems der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

118

Welt

geleistete

Sozialbeiträge

und

Arbeit-

101

7

Teil II

Modellevaluierung

129

9

Überprüfung der Glaubwürdigkeit ökonometrischer Modelle

130

9.1

Bedeutung

130

9.2

Verfahren zur Überprüfung der Anpassungsgüte eines Modells

132

9.3

Verfahren zur Überprüfung der Reaktionsweisen eines Modells

137

10

Anpassungsgüte des DIW-Langfristmodells

141

10.1

Ex-post Simulationen

141

10.1.1

Meßgrößen zur Beschreibung der Anpassungsgüte

141

10.1.2

Ergebnisse für das DIW-Langfristmodell

144

10.2

Ex-ante-Prognoseleistung

154

11

Reaktionsweisen des DIW-Langfristmodells im Modellvergleich

161

11.1

Unterschiedliche Modellreaktionen ...

161

11.2

... und ihre Ursachen in den Modellstrukturen

167

Teil III

Simulationsrechnungen

173

12

Möglichkeiten und Grenzen von Politiksimulationen mit ökonometrischen Modellen

174

13

Das Referenzszenario

181

13.1

Feineinstellung des Modells

181

13.2

Verwendung des Sozialprodukts

188

13.3

Arbeitsmarkt

193

13.4

Preise, Löhne, Einkommensverteilung

197

13.5

Umverteilung

199

14

Risiken des Referenzszenarios

206

14.1

Unsicherheiten über das zukünftige Arbeitskräfteangebot

206

8

14.2

Unsicherheiten über das Produktivitätswachstum

208

14.3

Unsicherheiten über die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen

211

14.3.1

Ein geringerer Anstieg des Welthandelsvolumens

212

14.3.2

Eine stärkere Aufwertung der DM

213

14.3.3

Anteilsverluste am Welthandel

216

14.3.4

Ein geringerer Anstieg der Preise und der Einfuhrmengen von Rohöl und Mineralölerzeugnissen

217

14.4

Kombinierte Risiken

221

15

Wirtschaftspolitische Optionen

225

15.1

Verstärkte Einführung von Innovationen

225

15.2

Mobilisierung zusätzlicher Umweltinvestitionen

231

15.2.1

Das Sondervermögen "Arbeit und Umwelt"

231

15.2.1.1

Zusätzliche Umweltinvestitionen...

232

15.2.1.2

...ohne Beschleunigung des Produktivitätsfortschritts...

235

15.2.1.3

...mit öffentlicher Förderung...

236

15.2.1.4

...und Finanzierung erhöhungen

der

Fördermittel

durch

Verbrauchssteuer237

15.2.1.5

Preisüberwälzung und Gesamtszenario

15.2.2

Zusätzliche Umweltinvestitionen im Unternehmensbereich Element einer Modernisierungsstrategie

15.3

Ausweitung und Verstetigung von Infrastrukturinvestitionen

242

15.3.1

Einkommensinvestitionen

243

15.3.2

Wirkungen unterschiedlicher Finanzierungsformen

247

15.3.3

Verdrängung privater Investitionen

250

15.3.4

Stabilisierung der Entwicklung der Infrastrukturinvestitionen auf ausreichend hohem Niveau

252

15.4

Ausweitung des Angebots an sozialen Dienstleistungen

253

15.5

Forcierte Arbeitszeitverkürzungen

254

und

Beschäftigungswirkungen

239

von

als

Infrastruktur-

240

9

15.6

Verstärkte Lohnzurückhaltung

259

15.6.1

Theoretische und empirische Argumente zum Reallohn-Beschäftigungs-Zusammenhang

259

15.6.2

Simulation verstärkter fristmodell

261

15.7

10

Lohnzurückhaltung mit

dem DIW-Lang-

Eine gebündelte Strategie

266

Fußnoten

273

Literaturverzeichnis

293

Anhang A:

Modelldokumentation

311

Anhang B:

Tabellen zu aktualisierten Szenarien der Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland bis zum Jahr 2000

411

Verzeichnis der Übersichten Übersicht 1

Seite

Interdependente Kopplung von Erwerbsbeteiligungsmodell und gesamtwirtschaftlichem Modell

41

Übersicht 2

Abdiskontierte zusätzliche Nettoerlöse einer Investition

47

Übersicht 3

Berechnung der Nutzungskosten für Kapitalgüter im DIWLangfristmodell Sensitivitätsanalyse der Nutzungskosten für den Sektor Mineralölverarbeitung

50

Übersicht 5

Der Gütermarkt des DIW-Langfristmodells

57

Übersicht 6

Der Außenhandelsteil des DIW-Langfristmodells

73

Übersicht 7

Empfangene Arbeit

84

Übersicht 4

52

und geleistete Einkommen aus unselbständiger

Übersicht 8

Empfangene und geleistete Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen

85

Übersicht 9

Direkte Steuern

91

Übersicht 10

Soziale Leistungen

96

Übersicht 11

Sozialbeiträge

102

Übersicht 12

Empfangene und geleistete sonstige laufende Übertragungen

108

Übersicht 13

Empfangene und geleistete Vermögensübertragungen

116

Übersicht 14

Phasen der Erstellung einer Prognose mit Hilfe eines ökonometrischen Modells

182

Systematisierung der Feineinstellungstechniken nach dem Eingriffsort im Modell

183

Wichtige exogene Vorgaben und Parameteränderungen für das Referenzszenario

185

Übersicht 15 Übersicht 16

Verzeichnis der Abbildungen Abbildung 1:

Vergleich der Reaktionen verschiedener Modelle

166

Abbildung 2:

Sozialproduktmultiplikation für die Bundesrepublik Deutschland

169

11

Verzeichnis der Tabellen

Seite

Tabelle 1

Einflußgrößen der Erwerbstätigenzahl

Tabelle 2

Zusammengefaßtes Güterkonto

122

Tabelle 3

Konten der Unternehmen

123

Tabelle 4

Konten der Gebietskörperschaften

124

Tabelle 5

Konten der Sozialversicherung

125

Tabelle 6

Konten der Privaten Haushalte und privaten Organisationen

126

Tabelle 7

Zusammengefaßtes Konto der übrigen Welt

127

Tabelle 8

Mittlere quadratische prozentuale Fehler von Einzelgleichungssimulationen

145

Tabelle 9

Mittlere lationen

prozentuale

Fehler

von Systemsimu-

147

Tabelle 10

Mittlere quadratische prozentuale lationen für aggregierte Variablen

Fehler

von

Tabelle 11

Zeitpfade des Simulationsfehlers

150

Tabelle 12

Fehlermaße einer dynamischen Simulation innerhalb der Stichprobenperiode

151

Tabelle 13

Fehlermaße einer dynamischen Simulation innerhalb der Stichprobenperiode mit Konstantenanpassung

153

Tabelle 14

Ex-Ante-Prognosen der Veränderungsraten der Verwendungskomponenten des Bruttosozialprodukts

157

Tabelle 15

Ex-Ante-Prognosen der Veränderungsraten komponenten des Bruttosozialprodukts

158

Tabelle 16

Ex-Ante-Prognosen von Niveaugrößen im Jahr 1985

160

Tabelle 17

Vergleich der Reaktionen verschiedener Modelle

165

Tabelle 18

Sozialproduktmultiplikation für die Bundesrepublik Deutschland

168

Tabelle 19

Verwendung des Bruttosozialprodukts

189

Tabelle 20

Arbeitsvolumen und Produktivität

194

Tabelle 21

Arbeitsmarkt

196

Tabelle 22

Einkommensverteilung

199

12

quadratische

53

der

Systemsimu-

Entstehungs-

151

Tabelle 23

Einnahmen und Ausgaben des Staates

201

Tabelle 24

Einkommen der privaten Haushalte und seine Verwendung

204

Tabelle 25

Risikobereiche der mittelfristigen Entwicklung

209

Tabelle 26

Szenario real konstanter Ölpreise 1973-1980

220

Tabelle 27

Optimistische und pessimistische Szenarien

222

Tabelle 28

Elemente einer gebündelten Strategie

227

Tabelle 29

Auswirkungen des Sondervermögens "Arbeit und Umwelt"

234

Tabelle 30

Wirkungen einer Erhöhung der staatlichen Investitionen im Verkehrsbereich

244

Tabelle 31

Wirkungen einer gleichmäßigen Verteilung der staatlichen Investitionen im Verkehrsbereich

246

Tabelle 32

Wirkungen unterschiedlicher

Finanzierungsarten

zusätzlicher

staatlicher Investitionen im Verkehrsbereich

248

Tabelle 33

Auswirkungen einer verstärkten Lohnzurückhaltung

262

Tabelle 34

Zielverletzung bei unterschiedlichen Optionen Eine gebündelte Strategie

266 269

Tabelle 35

wirtschaftspolitischen

13

1

Einleitung

Die Konstruktion ökonometrischer Modelle kann inzwischen auch in der Bundesrepublik auf eine längere Tradition zurückschauen"^. Demgegenüber- begegnet die Anwendung ökonometrischer Modelle zur Beantwortung wirtschaftspolitischer Fragen in der Bundesrepublik immer noch großer Skepsis. Sie kann hier - im Gegensatz etwa zu den USA - als Neuland gelten. Erst in jüngerer Zeit sind Bemühungen zu erkennen, über die Praxis der

2) Anwendung ökonometrischer Modelle in der Bundesrepublik zu berichten « Die vorliegende Arbeit will die Erfahrungen, die auf diesem Gebiet mit dem DIW-Langfristmodell gemacht worden sind, systematisch darstellen. Damit ist die Hoffnung verbunden, der weiteren Verbreitung dieser Methode den Weg zu ebnen. Gerade auf dem Gebiet der Anwendung ökonometrischer Modelle, die ja nicht weniger eine Kunst als eine Wissenschaft darstellt, ist die Vermittlung solcher Erfahrungen

entscheidend für weitere

Fortschritte. Die Darstellung bezieht sich in erster Linie auf Erfahrungen, die mit dem DIWLangfristmodell bei der Entwicklung von Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik in Form quantifizierter Szenarien für die zweite Hälfte der achtziger Jahre gemacht worden sind. Dabei sollen nicht so sehr die Prognoseergebnisse

selbst im

Vordergrund stehen; die wichtigsten der in Teil III dargestellten Prognosewerte sind bereits an anderer Stelle veröffentlicht worden; außerdem liegen inzwischen aktualisierte Szenarien vor, deren Prognosehorizont sich bis zum Jahr 2000 erstreckt"5^. Das hauptsächliche Interesse der vorliegenden Arbeit richtet sich auf den Prozeß der Quantifizierung längerfristiger

Überlegungen mit Hilfe

eines ökonometrischen Modells und auf die

Verdeutlichung der Möglichkeiten und Grenzen dieses Instrumentariums. Dieser Prozeß vollzieht sich in drei Stufen, ist aber iterativ angelegt, so daß jede Einteilung in gewissem Maße willkürlich ist. Der erste Arbeitsschwerpunkt

ist die

Konstruktion eines ökonometrischen Modells. Dabei wird typischerweise mit einer Vielzahl von Spezifikationen experimentiert. Unabdingbar für das Gesamtmodell ist, daß durch die strikte Beachtung der Buchungsprinzipien der volkswirtschaftlichen Gesamtrechung die Konsistenz der Modellergebnisse gewährleistet wird. Voraussetzung dafür, daß das Modell zur Beantwortung wirtschaftspolitischer Fragen angewandt werden kann, ist, daß es sich um ein adäquates Abbild der Realität handelt. Die Überprüfung dieser Voraussetzung stellt deswegen einen weiteren zentralen Arbeitsschritt dar. 15

Das konsistente und ausgetestete Modell kann schließlich für

Simulationsexperimente

eingesetzt werden. Im Rahmen einer Untersuchung der Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung stellen Modellsimulationen einen unter mehreren einander

ergänzenden

methodischen Ansätzen dar. Ihnen fällt vor allem die Aufgabe zu, die Ergebnisse einer Vielzahl von Überlegungen und Detailuntersuchungen zu bündeln und in konsistenter Form zu quantifizieren. Mit Hilfe von Simulationsexperimenten kann durch Sensitivitätsanalysen ein Gefühl für die Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung entwickelt und durch eine elementweise Simulation komplexer wirtschaftspolitischer Programme ein besseres Verständnis für das Wirkungsgeflecht makroökonomischer Relationen erlangt werden. Entsprechend den drei Stufen eines Projektes zur Simulation von Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung mit Hilfe eines ökonometrischen Modells ist die vorliegende Arbeit in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil wird das verwendete Modell - das DIWLangfristmodell - im einzelnen beschrieben. Ergänzend dazu wird es in einem Anhang vollständig dokumentiert. Die Modellbeschreibung und -dokumentation bezieht sich auf den Stand am Ende des Jahres 1984. Inzwischen ist das Modell weiterentwickelt und mit Daten der revidierten volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung bis zum Jahr 1986 neu geschätzt worden. Einleitend wird die

Entstehungsgeschichte des DIW-Langfristmodells, die bis zum Jahr

1978 zurückreicht, dargestellt. In den Zusammenhang der Beschreibung des Modells gehört auch die Auseinandersetzung mit den in jüngerer Zeit besonders intensiv diskutierten Problembereichen ökonometrischer Modelle und die Begründung der verwendeten Schätzverfahren und der Auswahlkriterien für die "besten" Spezifikationen. Der konsistente Aufbau des DIW-Langfristmodells, der - wie an Beispielen demonstriert - eine Besonderheit gegenüber anderen Modellen für die Bundesrepublik ausmacht, wird durch eine Darstellung des Modells in Form des Kontensystems der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung aufgezeigt. Im zweiten Teil wird eine Evaluierung des Modells vorgenommen. Zunächst wird die Bedeutung der Überprüfung der Glaubwürdigkeit ökonometrischer Modelle diskutiert. Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Verfahren führt zu dem Schluß, daß sich die Modellevaluierung nicht allein auf die Beurteilung der Prognosegüte stützen darf, da diese letztlich auf die Anpassung an die Daten abstellt. Die Natur makroökonomischer Daten ist aber so, daß viele verschiedene

Modelle gut daran angepaßt werden können. Die

Überprüfung der Glaubwürdigkeit muß sich deswegen zusätzlich auf das "Verhalten" des 16

Modells beziehen, das mit theoretischem Wissen und Plausibilitätsüberlegungen zu konfrontieren ist. Nach einer ausführlicheren Darstellung der Verfahren zur Überprüfung der Anpassungsgüte eines Modells und darunter auch der in jüngerer Zeit häufiger angewandten Technik der stochastischen Simulation wird dann anhand der ex-post- und ex-ante-Anpassungsgüte und der Multiplikatoren des DIW-Langfristmodells ein mosaikartiges Bild der Zuverlässigkeit des DIW-Langfristmodells gezeichnet. Im dritten Teil werden Simulationen mit dem DIW-Langfristmodell im Rahmen einer Untersuchung der Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland dargestellt. Ausgangspunkt ist der Informationsstand Mitte des Jahres 1984, der Prognosehorizont erstreckt sich bis zum Jahr 1990. Inzwischen haben sich einige der Ausgangsbedingungen geändert. Szenarien, die das berücksichtigen und deren Prognosehorizont gleichzeitig bis zum Jahr 2000 ausgedehnt worden ist, werden im Anhang wiedergegeben. Die grundsätzlichen Probleme sind aber die gleichen geblieben; die im dritten Teil angestellten Überlegungen haben deswegen auch nicht an Gültigkeit verloren. Die Möglichkeiten, die Simulationen mit ökonometrischen Modellen bieten, aber auch ihre Grenzen werden zunächst diskutiert. Anschließend wird die Entwicklung eines Referenzszenario beschrieben, das einen plausiblen zukünftigen Pfad der wirtschaftlichen Entwicklung und gleichzeitig einen Bezugspunkt für die Diskussion von Alternativen darstellt. In diesen Zusammenhang gehört auch die Erläuterung der für das Referenzszenario vorgenommenen Feineinstellung des Modells. Die im Referenzszenario gezeichneten Entwicklungen unterliegen Bedingungen, bei denen die Unsicherheit über ihren zukünftigen Verlauf besonders groß ist, die aber gleichzeitig erhebliche Auswirkungen auf ökonomische Schlüsselgrößen haben. Soweit diese Bedingungen von der deutschen Wirtschaftspolitik überwiegend nicht beeinflußt werden können, 4) wird von Risiken gesprochen

. In Form von Alternativszenarien wird ein Bereich

wahrscheinlicher zukünftiger Entwicklungspfade aufgezeigt, der sich aus Risiken bezüglich des Arbeitskräfteangebots, der Produktivitätsentwicklung und der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ergibt. Auch die - weniger wahrscheinlichen - Fälle, daß überall günstig oder ungünstige Bedingungen zusammenkommen, werden dargestellt.

17

Die zukünftige Wirtschaftsentwicklung hängt auch davon ab, welche wirtschaftspolitischen Optionen von staatlichen Entscheidungsträgern, aber auch von Investoren und Tarifparteien wahrgenommen werden. Es wird deswegen ebenfalls in Form quantitativer Szenarien untersucht, wie sich eine Umsetzung von Strategieelementen auswirkt, die über das Ausmaß des Referenzszenarios hinausgeht. Von den Strategien, die in der wirtschaftspolitischen Diskussion in der Bundesrepublik eine Rolle spielen, werden die verstärkte Einführung von Innovationen, die Mobilisierung zusätzlicher Umweltinvestitionen, die Ausweitung von Infrastrukturinvestitionen und des Angebots an sozialen Dienstleistungen, forcierte

Arbeitszeitverkürzungen

und schließlich eine verstärkte

Lohnzurückhaltung

untersucht. Es zeigt sich, daß keine einzelne Maßnahme realistischerweise so stark dimensioniert werden kann, daß die unter den Bedingungen des Referenzszenarios in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre zu erwartende hohe Arbeitslosigkeit

wesentlich

verringert werden kann, ohne daß bruchhafte Verhaltensänderungen oder gravierende Nachteile in bezug auf bestimmte wirtschaftspolitische Ziele zu erwarten wären. Als Elemente einer gebündelten Strategie können sich verschiedene Elemente jedoch ergänzen, wie abschließend gezeigt wird.

18

Teil I

Modellbeschreibung

19

2

Allgemeine Vorbemerkungen

Wenn gezeigt werden soll, wie mit Hilfe eines ökonometrischen Modells plausible zukünftige Pfade der wirtschaftlichen Entwicklung in quantitativer Form entwickelt werden können, so gehört dazu die nachvollziehbare - und damit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung zugängliche - Darlegung der Voraussetzungen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, das verwendete Modell nicht nur im einzelnen zu dokumentieren (s. Anhang), sondern auch die Überlegungen darzustellen, die zu den verwendeten

Spezifi-

kationen geführt haben. Das ist die Aufgabe der vorliegenden Modellbeschreibung. Die Modellbeschreibung und -dokumentation bezieht sich auf den Stand des Modells am Ende des Jahres 1984. Inzwischen ist das Modell mit Daten der revidierten volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung bis 1987 neu geschätzt worden, an den Spezifikationen, wie sie hier beschrieben sind, hat sich aber nichts wesentliches geändert. Im Zusammenhang mit der Spezifikation eines Modells stellen sich eine Vielzahl von Problemen. Intensiver diskutiert worden sind in jüngerer Zeit vor allem Probleme im Zusammenhang mit der mikroökonomischen Fundierung der Verhaltensgleichungen ökonometrischer Modelle, der Klassifikation von Variablen als exogen, der Berücksichtigung von Ungleichgewichten und längerfristigen Restriktionen und der Modellierung von Prozessen der Erwartungsbildung. Zur Lösung dieser Probleme und damit der Verbesserung der existierenden ökonometrischen Modelle sind vielfältige Vorschläge gemacht worden, auf die in den Abschnitten 2.2 bis 2.6 eingegangen wird. Gelegentlich wird jedoch der Standpunkt vertreten, ökonometrische Modelle seien aufgrund ihrer Spezifikation grundsätzlich ungeeignet

für Politikanalysen. Mit dieser Kritik setzt sich Abschnitt 2.7

auseinander. Die schließlich zur Prognose und Politik-Simulation verwendete Version eines Modells entsteht in einem iterativen Prozess von Modellspezifikation, Schätzung und Evaluierung der Ergebnisse für einzelne Gleichungen und das Gesamtmodell. Dieser Prozess kann nicht im einzelnen dargestellt werden. Es ist für die Beurteilung der Modellergebnisse jedoch hilfreich, vor der Darstellung der einzelnen Erklärungsbereiche des Modells die Entscheidung für die verwendeten Schätzverfahren zu begründen und die Kriterien für die Auswahl der Modellgleichungen anzuführen.

20

Einleitend wird die Entstehung des DIW-Langfristmodells beschrieben. Dies erlaubt seine Einordnung in die Forschungslandschaft ökonometrischen Modellbaus in der Bundesrepublik.

2.1

Zur Entstehung des DIW-Langfristmodells

Im Frühjahr 1978 hatte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung mittelfristige

Strategie

zur Wiedergewinnung der Vollbeschäftigung

(DIW) eine

vorgeschlagen^.

Diese Strategie beinhaltete im wesentlichen die Schaffung zusätzlicher Nachfrage durch öffentliche Ausgaben und durch staatliche Förderung privater Investitionen zur Verbesserung der längerfristigen Absatzerwartungen. Zur vertieften Analyse der Bedingungen und Konsequenzen einer solchen Strategie und besonders ihrer Finanzierungsbedingungen erschien es sinnvoll, diese mit Hilfe ökonometrischer Modelle zu untersuchen. Zu den ersten größeren ökonometrischen Modellen in der Bundesrepublik gehörten die

2) unter der Leitung von Krelle entwickelten Bonner Modelle

. Im Gegensatz zu anderen

Modellen für die Bundesrepublik Deutschland - insgesamt existierten 1978 rund 50 größere Modelle^, die allerdings überwiegend entweder Teilmodelle oder nur für einen einmaligen 4) Zweck konstruiert

waren

-

hatten sie zum damaligen Zeitpunkt

Vollständigkeit und Anwendungsreife

erreicht, der sie für

einen Grad von

den angestrebten

Zweck

geeignet erscheinen ließ. Erste Simulationsexperimente wurden mit der Version 5.5 des Bonner Prognosesystems durchgeführt^. Es stellte sich heraus, daß dieses Modell die Nachfrageseite mit genügender Genauigkeit abbildete. Die Einkommensverteilung und die Staatskonten - die von besonderer Bedeutung für die Evaluierung der Finanzierungsbedingungen einer Vollbeschäftigungsstrategie sind - waren aber nicht ausreichend detailliert abgebildet. Der notwendige Grad an Differenzierung fand sich in der Version 9 des Bonner Prognosesystems, das auch schon zur Beantwortung

wirtschaftspolitischer Fragen eingesetzt

worden w a r ^ . In diesem Modell sind die Einnahmen und Ausgaben des Staates nach Gebietskörperschaften und Sozialversicherung disaggregiert. Darüber hinaus werden die wichtigsten Träger des Sozialversicherungssystems wie z.B die Renten- und die Arbeits21

losenversicherung unterschieden. Dementsprechend detailliert ist die Beschreibung der Einkommensverteilung und -Umverteilung. Diese beiden Modelle wurden miteinander verknüpft und zum Ausgangspunkt einer Reihe von Simulationsexperimenten genommen. In einem iterativen Prozess von Evaluierung, Erweiterung und Verbesserung wurde dieses Modell weiterentwickelt. Dabei flössen vor allem auch Erfahrungen ein, die bei der Entwicklung eines ökonometrischen Vierteljahresmodells unter der Leitung von Heike an der Technischen Universität Berlin gewonnen worden waren^. Auf diese Weise entstand ein Modell, das als Berliner Version des Bonner Modells 8) bezeichnet wurde

und das als Vorläufer des DIW-Langfristmodells angesehen werden

kann. Im Frühjahr 1979 publizierte das DIW Prognoserechnungen zur mittelfristigen Wirtschaftsentwicklung unter status quo Bedingungen und unter der Annahme einer 9) Vollbeschäftigungsstrategie, die mit Hilfe dieses Modells erstellt worden waren . In der Folgezeit wurde das Modell für die empirische Behandlung der gesamtwirtschaftlichen Kreislaufaspekte einer ganzen Reihe von Fragen der mittel- und längerfristigen Wirtschaftspolitik angewandt. Dabei wurden Probleme der Wachstumspolitik, der Beschäftigungspolitik, der Finanzpolitik, der Verkehrspolitik und der Energiepolitik behandelt* 0 ^. Dabei wurde das Modell ständig aktualisiert, verfeinert und erweitert. Im Vordergrund standen dabei vor allem zwei Ziele: -

Die Abbildung des geschlossenen Kontensystems der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, weil nur so die formale Konsistenz der Modellergebnisse sichergestellt werden kann (siehe dazu Kapitel 8).

-

Die Einrichtung des Modells als Rahmen für die Einbettung der Ergebnisse von tiefergehenden Struktur- und Detailuntersuchungen.

Das in diesem Prozess entstandene Modell wird als DIW-Langfristmodell bezeichnet. Es steht neben einem runden Dutzend anderer "lebender" ökonometrischer Modelle für die Bundesrepublik Deutschland, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie einen gewissen Reifegrad erreicht haben und ständig weiterentwickelt w e r d e n ^ . Seine Besonderheit vor

12) allem im Vergleich zu den anderen im DIW angewandten oder entwickelten liegt in der Orientierung auf mittel-und längerfristige Politikanalysen. 22

Modellen

2.2

Mikroökonomische Fundierung und Aggregation

Der Bezug zur ökonomischen Theorie wird als ein Hauptkennzeichen des ökonometrischen im Vergleich zu anderen Modellierungsansätzen gesehen*^. Häufig wird dieser Bezug durch Rekurs auf mikroökonomische Erklärungsansätze hergestellt. Unter mikroökonomischer Fundierung kann die Herleitung von Verhaltensgleichungen aus Modellen der Interaktion von Wirtschaftssubjekten verstanden werden, die unter Nebenbedingungen und angesichts der Unsicherheit über die Zukunft ihren Nutzen maxi14) mieren

. Weitgehend wird die Forderung nach einer sorgfältigen Mikrofundierung der

Verhaltensgleichungen ökonometrischer Modelle anerkannt"^. Beim Vergleich früherer und heutiger ökonometrischer Modelle zeigt sich denn auch, daß zunehmend Gebrauch von der mikroökonomischen Theorie gemacht w i r d ^ , die ihrerseits in den letzten Jahren auch erheblich weiterentwickelt worden ist. Teilweise wird allerdings auch bezweifelt, daß Ökonomen einen komperativen Vorteil bei der Entwicklung von Theorien des individuellen Verhaltens haben, und es wird vorgeschlagen, daß sie sich auf die Weiterentwicklung von Makrotheorien konzentrieren*^. Weitergehend ist in jüngerer

Zeit von Sims die Nützlichkeit

der Verwendung der

Wirtschaftstheorie zur Herleitung von Gleichungen eines ökonometrischen Modells be18) zweifelt worden

. Seiner Ansicht nach werden die in großen ökonometrischen Modellen

enthaltenen Restriktionen von den meisten Ökonomen nicht einmal als Approximationen geglaubt. Er weist etwa darauf hin, daß sich aus der Theorie ergibt, daß in großen Blöcken von Gleichungen jede Variable, die in einer dieser Gleichungen eine Rolle spielt, auch in 19) alle anderen aufgenommen werden muß . Trotzdem hält er Restriktionen, die nur aus 20) einer "intuitiven Okonometriker-Version psychologischer und soziologischer Theorie" 21) folgen, als pragmatische Vereinfachungen für nützlich . Wenn die Nützlichkeit einer Mikrofundierung anerkannt wird, stellt sich die Frage, wie die Ergebnisse der mikroökonomischen Überlegungen verwendet werden sollen. In praktisch allen Fällen scheitert eine konsistente Aggregation an den dazu erforder liehen Vorausset22) zungen

. Deswegen wird die Annahme getroffen, daß man Informationen über das

Verhalten einzelner Wirtschaftssubjekte benutzen kann, um "Richtlinien" für die Spezifi-

23

kation sektoraler Gleichungen zu erhalten; dabei wird gesehen, daß das Hauptargument für 23) ein solches Verfahren seine Praktikabilität ist . Die theoretischen Ergebnisse werden in erster Linie benutzt, um die Variablen auszuwählen, die in die einzelnen Gleichungen aufzunehmen sind. Darüber hinaus liefert die Theorie auch meistens Informationen über die Vorzeichen der Koeffizienten. Nur selten lassen sich aus der Theorie Informationen über die Funktionsform ableiten. Darüber und über das Gewicht

der Einflußfaktoren auf der Makrobene wird mit Hilfe empirischer Tests 24) entschieden . Dieses Analogieverfahren ist umso eher gerechtfertigt, je homogener die 25) betrachteten Gruppen von Wirtschaftssubjekten sind Die Verwendung von theoretischen Ergebnissen zur Ermittlung von Null-Restriktionen für

Koeffizienten des Modells, wie sie im Vorhergehenden als gängige Praxis beschrieben wurde, ist nicht unproblematisch. Es läuft darauf hinaus, die Parameter von Entscheidungsregeln zu schätzen, die eine Mischung von Parametern der Zielfunktion der Entscheidungseinheiten und anderer Komponenten darstellen. Deswegen zielt ein alternativer, von Hansen und Sargent entwickelter Ansatz darauf ab, die Parameter der Zielfunktion zu 26) schätzen, die allein als strukturell angesehen werden . Allerdings ist dieser Ansatz bisher nur unter sehr restriktiven Annahmen handhabbar, und das Problem seiner Anwen27) dung auf die Makroebene stellt sich wegen seines Anspruchs noch gravierender dar . Es gibt einige weitere, wenn auch möglicherweise weniger gewichtige Probleme im Zusammenhang mit der Frage der Mikrofundierung der Verhaltensgleichungen ökonometrischer Modelle. So wird auch zuweilen auf Theoriedefizite hingewiesen. Ein anderes Problem betrifft die empirische Behandlung von unbeobachtbaren Variablen, wie sie in den meisten theoretischen Modellen enthalten sind. Schließlich ist darauf zu achten, daß auch in theoretischen Modellen vereinfachende Annahmen gemacht werden müssen, um handhabbare mathematische Formulierungen zu erhalten; diese Annahmen dürfen nicht einfach 28) auf die Makroebene übertragen werden . Zusammenfassend kann man sagen, daß es einen Mittelweg zwischen ad hoc Begründungen 29) einerseits und einer Position wie der von Hansen und Sargent gibt

und daß die

Beziehung zwischen mikroökonomischer Theorie und makroökonomischen Modellen eher eine evolutorische und kreative als eine rigide i s t ^ .

24

2.3

Exogenität

Die Klassifikation von Variablen als exogen dient dazu, Schätzungen, Prognosen und Politikanalysen mit einem begrenzten Satz von Variablen durchführen zu können, ohne gleichzeitig genau zu spezifizieren, wie die exogenen Variablen determiniert sind"5"^. Schlußfolgerungen gelten nur insoweit, als die Exogenitätsannahme gilt. Exogene Variable lassen sich heuristisch als solche definieren, deren Werte als fest 32) angenommen werden können, wenn die endogenen Variablen analysiert werden

. Daraus

ist das Konzept der strikten Exogenität abgeleitet worden, das besagt, daß die exogenen Variablen in jeder Periode statistisch unabhängig von allen Störtermen in allen Perioden sind. Jüngere Arbeiten zeigen, daß je nach Analysezweck - Parameterschätzung, Prognose, Politiksimulation - unterschiedliche Anforderungen zu stellen sind, die von Engle, Hendry und Richard in Form von Bedingungen für die Verteilungen von beobachtbaren Variablen formuliert werden und die von ihnen als schwache, starke und Super-Exogenität bezeichnet werden. Die Autoren zeigen auch, daß diese Bedingungen durch das traditionelle Konzept der strikten Exogenität - das außerdem unter Bezug auf die nicht beobachtbaren Störterme formuliert ist - nicht sichergestellt sind"^. Die Annahme der strikten Exogenität ist t e s t b a r ^ , ebenso die schwacher E x o g e n i t ä t ^ und die der Implikationen der starken und der Super Exogenität*^. Teilweise wird in der Literatur die Ansicht vertreten, daß die Zahl der exogenen Variablen möglichst gering sein sollte* 57 ^. Die Begründung dafür ist, daß die Modelle umso brauchbarer zur Erstellung bedingter Prognosen bei Vorgabe der exogenen Variablen sind, je kleiner deren Zahl ist. Dieser Ansicht entsprechend erfolgt die Behandlung von Variablen als exogen nur aufgrund modelltechnischer Gegebenheiten, nicht aber im Hinblick auf 38) vorher festgelegte Untersuchungsziele . Es ist aber klar, daß ein System umso kompli39) zierter wird, je kleiner die Zahl der exogenen Variablen ist . Christ bezeichnet die strikte Anwendung des Unabhängigkeitskriteriums als puristisch und fruchtlos, weil sie in der Praxis zu unhandhabbaren Modellen führt, und schlägt deswegen vor: "What the economist should do in practice, therefore, in my opinion, is to stop adding equations and variables when he believes that the variables he chooses to call exogenous 25

meet the definition closely enough so that the errors incurred through the discrepancy are small in comparison with the degree of accuracy that he thinks in desirable for his purpose (or is a t t a i n a b l e ) " ^ . Deswegen kann man dafür plädieren, im ersten Schritt ein möglichst einfach strukturiertes Modell zu entwickeln und dann in Abhängigkeit von konkreten Fragen dafür wichtige Teile des Modells auszubauen^. Das bedeutet, daß alle Variablen, die für den jeweiligen Untersuchungszweck als von den übrigen Modellvariablen relativ unbeeinflußt angesehen werden können, zunächst als exogen behandelt werden.

2.4

Berücksichtigung von Ungleichgewichten

Die Berücksichtigung von Ungleichgewichten - d.h. der Tatsache, daß nicht alle Märkte in jeder Periode geräumt wenden - erfolgt hier durch die Berücksichtigung dynamischer Anpassungsprozesse etwa in Form von Partialanpassungsmodellen. Die Verwendung des Begriffs "Ungleichgewichtsmodelle 11 für solche Modelle findet sich etwa bei Rosen, Nadiri (1973) und Johnson, Taylor (1977). Der Ansatz, dynamische Anpassungsprozesse

zu

modellieren, wird unter dem Hinweis auf eine Arbeit von Frisch (Frisch (1949)) auch in 42) jüngerer Zeit vorgeschlagen . Demgegenüber sind in jüngerer Zeit ausgehend von theoretischen Arbeiten von Patinkin (1965) und Clower (1965) Ungleichgewichtmodelle entwickelt worden, die sich dadurch auszeichnen, daß sie die Transaktionsmengen als Minimum der latenten Variablen Angebot und Nachfrage modellieren. Für diese Modelle schlägt Madalla (1986) die Bezeichnung Rationierungsmodelle vor. Fair hat ein Modell für die USA entwickelt, das u.a. dem Aspekt, daß die Märkte nicht in jeder Periode geräumt werden, besonders Rechnung trägt und dabei gleichzeitig im 43) Gegensatz zu von ihm zitierten früheren Arbeiten genügend allgemein ist, um einen Großteil relevanter Makroaggregate einzubeziehen und dabei vor allem die spillovers auf 44) andere Märkte zu berücksichtigen Fairs Ansatz geht davon aus, daß in einem nicht-tätonnement-Modell die Reihenfolge, in der Informationenen fließen und Transaktionen getätigt werden, von Bedeutung ist, weil Rekontraktierungen nicht möglich sind. Der Informationsfluß 26

erstreckt sich in Fairs

Modell von den Banken zu den Unternehmen und dann zu den Haushalten, sodaß etwa die Banken ihre Entscheidungen (z.B. über die maximal zu vergebenden Kredite in einer Periode) nicht revidieren können, nachdem die Unternehmen und Haushalte die ihrigen getroffen haben. Aus der Entscheidung der Banken ergeben sich Beschränkungen für die Nachfrage der Unternehmen und Haushalte nach Kreditmitteln; für die Haushalte resultiert eine zusätzliche Beschränkung für die Arbeitsstunden aus den Entscheidungen der Unternehmen. Das Optimierungsproblem der Wirtschaftssubjekte bezüglich ihrer Entscheidungsvariablen wird einmal ohne und einmal mit Berücksichtigungen dieser Beschränkungen gelöst. Je nachdem, welche Beschränkungen für welchen Sektor jeweils bindend sind, ergeben sich verschiedene Regimes. Ungleichgewichtsphänomene entstehen damit in Fairs Modell nicht aufgrund von Preisrigiditäten, sondern aufgrund falscher Erwartungen (verbunden mit der Annahme, daß Rekontraktierungen nicht möglich sind). Fair weist allerdings darauf hin, daß im Prinzip Preisrigiditäten als zusätzliche Nebenbedingungen bei den Optimierungsproblemen der Wirtschaftssubjekte berücksichtigt werden können. Auch wenn die Reihenfolge des Informationsflusses in Fairs Modell willkürlich gewählt ist, wie Fair selbst schreibt, und zwar so, daß die Bestimmung der tatsächlichen Transaktionsmengen erleichtert wird (S. 8/9), so sind doch die Folgerungen, die sich aus der Annahme der Rationierung von Marktteilnehmern ergeben, für die Formulierung ökonometrischer Modelle von Interesse. Fair zieht die Schlußfolgerung, daß viele einzelne Gleichungen anders zu spezifizieren sind, als es gegenwärtig der Fall ist. Das ergibt sich daraus, daß die Entscheidungsprobleme der Wirtschaftseinheiten bezüglich aller ihrer wichtigen Entscheidungsvariablen gleichzeitig gelöst werden und daß dabei die Möglichkeit der Existenz verschiedener Regimes berücksichtigt wird. Beispielsweise weist Fair darauf hin, daß die Konsumfunktion, die das gegenwärtige Einkommen (und damit die Zahl der Arbeitsstunden) als erklärende Variable enthält, nur für

den Fall gerechtfertigt

werden kann, daß die

Beschränkung der Arbeitsstunden für die Haushalte bindend ist. Für den anderen Fall müßte eine andere Konsumfunktion spezifiziert werden. Das bedeutet insbesondere auch, daß die Reaktionen der Wirtschaftssubjekte nicht symmetrisch in Bezug auf die Zu- oder Abnahme bestimmter Einflußgrößen sind.

27

Ungleichgewichtmodelle können auch zu differenzierteren Beurteilungen wirtschaftspolitischer Maßnahmen führen, indem deren Wirksamkeit danach unterschieden wird, welche Beschränkungen jeweils bindend sind. Fair zeigt anhand seines theoretischen Modells, daß bei bindenden Kreditbeschränkungen die Geldpolitik, bei bindender Arbeitsstundenbeschränkung die Fiskalpolitik wirksamer ist. Wenn keine der Beschränkun gen bindend ist, sind eine kontraktive Finanz- und eine kontraktive Geldpolitik gleichermaßen wirksam, 45) allerdings führt letztere ceteris paribus zu einem höheren Preisniveau . 46) Fairs Simulationen mit dem empirischen Modell bestätigen diese Ergebnisse

. Die

Wirkungen von Politikaktionen hängen sowohl von dem jeweils herrschenden Regime ab und die Wirkungsstärke ist unterschiedlich, je nachdem, ob die Maßnahmen kontraktiv oder expansiv sind. Die Ergebnisse zeigen auch, daß stabile Relationen zwischen wichtigen Makroaggregaten im allgemeinen nicht zu erwarten sind. Das gilt auch etwa für die Relation zwischen der Arbeitslosenquote und der Preissteigerungsrate (Phillips-Kurve) und für die zwischen realem Output und Arbeitslosenquote (Okuns law). Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß die Berücksichtigung der Nichtmarkträumung in ökonometrischen Modellen die Aufmerksamkeit auf die Existenz von Asymetrien lenkt, die ihrerseits bedeutende Implikationen für die Wirkung wirtschaftspolitischer Maßnahmen haben. So wünschenswert deswegen einerseits die Entwicklung von Rationierungsmodellen ist, so groß sind andererseits die bei empirischen Anwendungen auftretenden Probleme. Madalla kommt sogar zu dem Schluß, daß die Literatur über Ungleichgewichtmodelle keine 47) interessanten empirischen Anwendungen aufweist

. Er meint, daß das interessanteste

Anwendungsgebiet für Ungleichgewichtmodelle im Bereich regulierter Branchen liege und daß solche Modelle mit Mikrö-Datensätzen geschätzt werden sollten. Eines der schwierigsten Probleme stellt das Schätzproblem für switching-models mit 48) unbekannter Stichprobenseparierung dar

. Dabei muß man auf irgendeine Weise ent-

scheiden, ob Beschränkungen bindend sind oder nicht. Das ist besonders schwierig, wenn 49) mehrere Beschränkungen existieren und deswegen mehr als zwei Regimes existieren

.

Madalla bemerkt zu dem Schätzproblem, daß auf diesem Gebiet noch viel getan werden muß, bevor man die praktische Brauchbarkeit des Modells bzw. der bisher erzielten empirischen Ergebnisse beurteilen k a n n ^ . 28

Ein ebenso großes Problem ist das Aggregationsproblem. Im allgemeinen wird angenommen, daß die Minimum-Bedingung auch für die aggregierte Transaktionsmenge gilt; an der Rechtfertigung dieser Annahme bestehen jedoch erhebliche Z w e i f e l ^ . Daher steht die Gültigkeit empirischer Ergebnisse ebenfalls in Zweifel. Es ist offensichtlich, daß die genannten Probleme noch komplizierter sind, wenn Modelle mit mehreren Märkten betrachtet werden. Es gibt weitere Probleme im Zusammenhang mit der Spezifikation von Ungleichgewichtsmodellen, die nur stichwortartig erwähnt seien: -

Fast ausschließlich wird angenommen, daß die Fehlerterme in Ungleichgewichtsmodellen nicht serienkorreliert sind; ist diese Annahme verletzt, werden die LikelihoodFunktionen unbehandelbar.

-

Ebenso wird bezüglich der Fehlerterme fast ausschließlich die Normalverteilungsannahme gemacht.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Rationierungsmodelle zur Zeit nicht genügend entwickelt sind und deswegen ihre Brauchbarkeit für Analysen der in dieser Arbeit intendierten Art offen ist. Es erscheint deswegen gerechtfertigt, nur dynamische Anpassungsprozesse zwischen beobachtbaren Variablen zu modellieren. Die Arbeiten auf dem Gebiet der Rationierungsmodelle gemahnen jedoch zur Vorsicht bei der Interpretation wirtschaftspolitischer Schlußfolgerungen, insbesonders was die Asymetrie von Politikwirkungen angeht.

2.5

Berücksichtigung langfristiger Restriktionen

Ausgehend davon, daß die ökonomische Theorie hauptsächlich komparativ-statische Ergebnisse liefert, schlägt Ando vor sicherzustellen, daß ökonometrische Systeme steady-stateLösungen besitzen, die den komperativ statischen Ergebnissen der ökonomischen Theorie 52) entsprechen

. Soll das Modell gleichzeitig eine realistische Beschreibung einer dynami-

schen ökonomischen Realität darstellen, so sind allerdings relativ komplexe und schwierig zu implementierende Instrumente erforderlich. Ein Beispiel für eine langfristige Restriktion, die weithin akzeptiert wird, ist eine vertikale Phillips-Kurve. Ando berichtet, daß das MPS-Modell so formuliert ist, daß sich 29

aufgrund empirischer Ergebnisse eine vertikale Phillips-Kurve ergeben kann oder auch

Fair weist darauf hin, daß die Berücksichtigung langfristiger Restriktionen erhebliche Implikationen für die Modellkonstruktion haben kann. Vor diesem Hintergrund sind die 54) Fehler zu beurteilen, die man bei der Modellkonstruktion machen kann

. Wenn eine in

der Realität nicht bestehende Restriktion fälschlicherweise berücksichtigt wird, ist das Modell fehlspezifiziert, und zwar umso stärker, je mehr die Modellspezifikation von der Restriktion abhängt. Wenn demgegenüber eine tatsächlich existierende Restriktion nicht berücksichtigt wird, muß das nicht notwendigerweise zu einem fehlspezifizierten Modell führen, sondern resultiert lediglich in ineffizienten Koeffizientenschätzwerten. Die Berücksichtigung langfristiger Restriktionen erfolgt bei der Anwendung des DIWLangfristmodells in der Form, daß für eine Vielzahl von Kennziffern deren langfristige Entwicklung überprüft wird. Ein Beispiel ist etwa der Saldo der Leistungsbilanz. Es erscheint

unplausibel, daß dieser über längere Zeiträume hinweg ständig

- zumindest gilt das gemessen am Sozialprodukt

zunimmt

ohne daß Gegenreaktionen erfolgen.

Ein anderes Beispiel ist der Finanzierungssaldo der Rentenversicherung, für den sich aufgrund institutioneller Bedingungen ergibt, daß er nicht über längere Zeiträume positive oder negative Werte annimmt. In solchen Fällen müssen die Beitragssätze und/oder Leistungen angepaßt werden.

2.6

Zur Rolle von Erwartungen

Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte müssen unter Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung getroffen werden. Das bedeutet, daß die erwarteten Werte von entscheidungsrelevanten Variablen in den Verhaltensgleichungen eines ökonometrischen Modells eine Rolle spielen. Meist sind diese erwarteten Werte nicht direkt beobachtbar; auch liefert die ökonomische Theorie meist keine Anhaltspunkte dafür, wie die unbeobachtbaren Erwartungen auf beobachtbare Variablen zurückzuführen sind. Deswegen ist es erforderlich, hierzu Modellvorstellungen zu entwickeln; häufig wird dabei auf ad hoc Ansätze zurückgegriffen. Wohl am meisten verbreitet ist die Annahme autoregressiver Erwartungen. Dabei werden die erwarteten Werte einer Variablen durch gegenwärtige und frühere Werte dieser 30

Variablen beschrieben. Ein Spezialfall ist der, bei dem die erwarteten Werte durch die gegenwärtigen tatsächlichen Werte beschrieben werden. Ein anderer ergibt sich, wenn geometrisch abnehmende Gewichte für Vergangenheitswerte angenommen werden. Letzteres führt dazu, neben dem gegenwärtigen tatsächlichen Wert der Variablen, bezüglich derer Erwartungen gebildet werden, die verzögerte endogene als Regressor aufzunehmen. Neben den ursprünglichen Störterm t r i t t dann der mit dem Koeffizienten der verzögerten endogenen Variablen gewichtete verzögerte Störterm. Diese Restriktion wird allerdings selten in dieser Form bei der Schätzung berücksichtigt. In den meisten Fällen werden auch die Daten nicht ausreichen, um zwischen diesem Modell adaptiver Erwartungen und einem Partialanpassungsmodell zu unterscheiden, das - abgesehen von den Restriktionen für den Fehlerterm - zu derselben Schätzfunktion führt. Wenn Gleichungen geschätzt werden, in denen neben der verzögerten endogenen Variablen mehrere andere Variablen als Regressoren auftauchen, dann wird implizit die Annahme getroffen, daß die Erwartungen für alle diese Variablen mit derselben geometrischen Rate abnehmend aus ihren Vergangenheitswerten gebildet werden. Eine Art Gegenposition zu dieser theorielosen Beschreibung des Erwartungsbildungsprozesses als bloße Extrapolation stellt die Hypothese rationaler Erwartungen d a r ^ . Sie unterstellt, daß die Wirtschaftssubjekte vollständige Kenntnis der systematischen wirtschaftlichen Zusammenhänge besitzen. Bei der Modellierung des Erwartungsbildungsprozesses werden alle im Modell enthaltenen strukturellen Informationen einbezogen. Die Wirtschaftssubjekte bilden Erwartungen der Werte der endogenen Variablen bei gegebenen Erwartungen für die Werte der exogenen Variablen, indem sie das Modell lösen. Aufgrund der Annahme rationaler Erwartungen stellen sich etliche schwierige schätz- und rechentechnische Probleme, für die jedoch großenteils Lösungen e x i s t i e r e n ^ . Die Annahme rationaler Erwartungsbildung hat Konsequenzen für die Ergebnisse von Politiksimulationen (siehe Abschnitt 2.7). Insbesonders haben Modelle mit

rationalen

Erwartungen (und der zusätzlichen Annahme, daß das gesamtwirtschaftliche Angebot eine Funktion exogener Größen und der Differenz zwischen tatsächlichem und erwartetem Preisniveau ist) die Eigenschaft, daß wirtschaftspolitische Maßnahmen die reale Produk57) tion nur verändern, wenn sie nicht antizipiert werden . Allerdings ist auch das gegenteilige Ergebnis, daß nur antizipierte Änderungen des Geldangebots reale Effekte 58) haben, mit der Hypothese rationaler Erwartungen vereinbar . Fair zeigt, wie die Wirkungen wirtschaftspolitischer Maßnahmen sich ändern, wenn rationale Erwartungen auf 59) Wertpapier- und Aktienmärkten angenommen werden 31

Vielfach wird bezweifelt, daß tatsächliche Erwartungsbildungsprozesse durch das Modell rationaler Erwartungen gut beschrieben werden*®. Eher scheint die Vorstellung gerechtfertigt, daß die Wirtschaftssubjekte die Struktur der Märkte relativ genau kennen, auf denen sie agieren, nicht aber die der übrigen M ä r k t e ^ . Es erscheint deswegen ein Mittelweg zwischen extrapolativen und rationalen Erwartungen sinnvoll, bei dem Erwartungen bezüglich einer Variablen nicht nur aufgrund der gegenwärtigen und Vergangenheitswerte dieser sondern auch anderer Variablen gebildet werden. Fair führt ein solches Modell im Zusammenhang mit der Erklärung des Realzinses aufgrund von Inflationserwar62) tungen vor . Allerdings zeigt sich bei der empirischen Anwendung dieses Modells der Erwartungsbildung, daß der Spielraum für alternative Hypothesen praktisch unbegrenzt ist, so daß die bisherigen Versuche als nicht besonders erfolgreich anzusehen s i n d ^ . Hier wird deswegen der traditionelle extrapolative Ansatz der Beschreibung der Erwartungsbildung angewandt. Es muß jedoch berücksichtigt werden, daß die im dritten Teil angegebenen Ergebnisse unter der Bedingung stehen, daß damit die Erwartungsbildung wenigstens approximativ richtig beschrieben wird. 2.7

Die Lucas-Kritik

Gegen die hier durchgeführten Politiksimulationen steht der Einwand von Lucas, Simulationen mit ökonometrischen Modellen seien prinzipiell nicht in der Lage, Informationen über die Konsequenzen alternativer Wirtschaftspolitiken zu l i e f e r n ^ '

Lucas begrün-

det seine Kritik folgendermaßen: Die wirtschaftliche Entwicklung wird durch V t + 1 = F (y fc , x t , 8, e t ) beschrieben, wobei y^ einen Vektor endogener Variablen, xfc einen Vektor exogener Variablen und e t einen Vektor von Störtermen einen Zeitpunkt t darstellt; 8 ist ein Vektor von Parametern. Eine Politik drückt sich in gegenwärtigen und zukünftigen Werten in Komponenten von x t aus. Die Funktion F und der Parametervektor 8 werden aus optimalen Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte abgeleitet. Politiksimulationen sind nur sinnvoll, wenn angenommen werden kann, daß die Struktur (F, 8) nicht systematisch mit Änderungen von x variiert. 32

Eine solche Annahme hält Lucas angesichts der dynamischen Wirtschaftstheorie

für

ungerechtfertigt. Die optimalen Entscheidungsregeln, die (F, 8) zugrundeliegen, hängen nämlich - unter anderem - von Erwartungen über die zukünftigen Werte von x und damit von der zukünftigen Politik ab. Diese Erwartungen wiederum hängen von den gegenwärtig beobachteten Werten der Politikvariablen ab. Dabei ist unerheblich, ob die Erwartungen rational im Sinne von Muth s i n d ^ , in diesem Fall gilt Lucas' Argument

aber a

forteriori^. Lucas geht weiter, indem er fragt, unter welchen Umständen es möglich sein könnte, daß Strukturänderungen, die sich aus Politikänderungen ergeben, geschätzt und prognostiziert werden können. Seine Antwort lautet, daß dies am ehesten der Fall sein dürfte, wenn Politikänderungen sich als - öffentlich diskutierte und verstandene - Regeländerungen vollziehen. Wissenschaftliche

Politikanalysen sind demzufolge nur als Vergleich der

Konsequenzen von Politikregeln möglich

68)

.

In der Auseinandersetzung mit der Kritik von Lucas ist anerkannt worden, daß damit eine 69) Schwäche ökonometrischer Politiksimulationen aufgezeigt worden ist

. Als Verdienst

seiner Kritik wird angesehen, daß er demonstriert hat, daß die mechanische Anwendung ökonometrischer Modelle mit festen Parametern zu falschen Politikempfehlungen führen kann, vor allem wenn sie sich auf Situationen beziehen, die weit außerhalb des Erfahrungsbereichs der Stichprobenperiode l i e g e n 7 ^ . Allerdings werden eine Reihe von Gegenargumenten vorgebracht, die darauf hinauslaufen, die Schlußfolgerung von Lucas in Abrede zu stellen, ökonometrische Modelle seien im Prinzip ungeeignet zur Politikanalyse und deswegen sei auf solche Anwendungen zu verzichten. So wird in der unmittelbaren Antwort von Gordon darauf verwiesen, daß die Bedeutung der Lucas-Kritik von Fall zu Fall unterschiedlich sei, weil es vielfach möglich sei, Parameteränderungen, die sich aufgrund von Politikänderungen ergeben entweder ökonometrisch zu schätzen oder aus a priori

Überlegungen abzuleiten; selbst wenn das nicht möglich sei,

könnte großen Konfidenzintervallen bei wichtigen Parametern und anderen Unsicherheiten über das Verhalten der Wirtschaftssubjekte bei Politikmaßnahmen durch Sensitivitätsanalysen Rechnung getragen werden 7 *^.

33

Auch Fair bezeichnet es als eine offene Frage, welche quantitative Bedeutung die Lucas72) Kritik hat

. Falls aber Parameter sich in Abhängigkeit von Politikänderungen beträcht-

lich ändern und solche Politikänderungen auch häufig auftreten, ist es wahrscheinlich, daß Prognosetests diese Fehlspezifikation aufdecken. Weitergehend wird die Einschätzung ausgedrückt, daß Politikänderungen, wie sie Lucas im Auge hat, nur selten a u f t r e t e n ^ . Voraussetzung der Gültigkeit der Kritik von Lucas sind endogene Erwartungen, d.h., die Abhängigkeit der Erwartungen von Politikvariablen. In einer Reihe von empirischen Untersuchungen ist diese Voraussetzung überprüft worden. Die Ergebnisse sind nicht eindeutig. Während z.B. Grämlich nur schwache Evidenz für Änderungen der Erwartungsbildung der Konsumenten bezüglich der Inflationsrate findet^,

im Zeitraum

1956 bis 1980

kommt Van der Hoff zu dem Schluß, daß in Zeiten hoher Inflation das

Geldmengenwachstum einen größeren Einfluß auf die Inflationserwartungen der Konsumenten h a t ^ . Eine Reihe von Autoren macht auf den konstruktiven Gehalt der Lucas-Kritik aufmerksam, der darin besteht, daß sie den Versuch nahelegt, strukturelle Modelle im Sinne von "invariant gegenüber Politikeingriffen" zu konstruieren^. Das können Modelle sein, die die Hypothese rationaler Erwartungen inkorporieren, wie Wallis gezeigt h a t ^ . Allerdings wendet sich Sims dagegen, daß die Akzeptanz der Hypothese rationaler 78) Erwartungen als einziger Ausweg angesehen wird . Als Gegenargument gegen die Hypothese rationaler Erwartungen führt er unter anderem das Ergebnis von Kydland und Prescott an, daß unter der Annahme rationaler Erwartungen die optimale Politik zeit79) inkonsistent ist

. Die Frage nach dem Nutzen existierender großer ökonometrischer

Modelle beantwortet Sims: "Existing large-scale models are useful as they stand, and there are plenty of currently suggested lines of work, mostly not based on rational 80) expectations, which are likely to improve such models" In demselben Sinne plädiert auch Klein für die Weiterentwicklung der vorhandenen Modelle81).

34

2-8

Schätzverfahren

Das DIW-Langfristmodell umfaßt insgesamt etwa 380 Gleichungen. Rund 100 davon sind stochastische, die übrigen definitorische Gleichungen. Das Modell ist stark interdependent, es enthält einen simultanen Block von rund 275 Gleichungen. Der ökonometrische Instrumentenkasten hält eine Reihe von Schätzverfahren für interdependente Systeme bereit. Bei den weniger aufwendigen und verbreiteteren Verfahren wird jede Gleichung des Systems einzeln geschätzt, dagegen werden bei Systemschätzern alle Parameter gleichzeitig ermittelt, so daß sie einen erheblich größeren Aufwand verlangen. Das verbreitetste Einzelgleichungs-Schätzverfahren für interdependente Systeme ist die 82) zweistufige Methode der kleinsten Quadrate (Two-Stage-Least-Squares: 2 SLS)

. Im

allgemeinen nichtlinearen Regressionsmodell, das Nichtlinearitäten in den Variablen und in den Koeffizienten erlaubt, liefert das 2 SLS-Verfahren unter bestimmten Annahmen 83) konsistente und asymptotisch normale Schätzergebnisse

. Das heißt, daß für wachsenden

Stichprobenumfang die geschätzten Werte der Wahrscheinlichkeit nach gegen den wahren Wert konvergieren und ihre Verteilung sich der Normalverteilung annähert. In der ersten Stufe werden die Parameter der reduzierten Form mit dem gewöhnlichen KleinstQuadrat-Schätzverfahren (Ordinary Least-Squares: OLS) ermittelt. In der zweiten Stufe wird der aufgrund dieser Koeffizienten-Schätzwerte

ermittelte Schätzwert der en-

dogenen Variablen in den Strukturgleichungen eingesetzt und darauf OLS angewandt. Ein gewisses Problem stellt die Auswahl der Regressoren der ersten Stufe dar, weil bei nichtlinearen Modellen analytische Ausdrücke für die Gleichungen der reduzierten Form nicht bekannt sind und

bei großen Modellen eine sehr große Zahl vorherbestimmter

Variablen auftritt und sich dabei das Problem multikollinearer Abhängigkeiten stellt. Hier 84) muß man sich mit Faustregeln behelfen . Eine Alternative besteht in der Verwendung 85) iterativer Verfahen wie der Fix-Point-Methode . Systemschätzverfahren - wie das dreistufige Kleinst-Quadrat-Schätzverfahren (3-StageLeast-Squares: 3 SLS) oder das Maximum-Likelihood-Schätzverfahren mit voller Information (Full-Information-Maximum-Likelihood: FIML) - erfüllen die Forderung, alle verfügbaren Informationen in die Schätzung einzubeziehen. Unter relativ allgemeinen Bedin86) gungen liefern sie konsistente Ergebnisse . Die einzelnen Verfahren in dieser Klasse 35

unterscheiden sich bezüglich ihrer 87) asymptotischen Effizienz

Eigenschaften,

z.B. ihrer Robustheit und ihrere

. Allerdings sind sie sehr aufwendig» Sie erfordern je nach der

Größe des Modells einen erheblichen Stichprobenumfang. Deswegen wird ihre Anwendung im allgemeinen auf Teilmodelle beschränkt, bei denen sich die statistische Abhängigkeit der Gleichungen untereinander aus theoretischen Überlegungen ergibt oder bei denen 88) gleichungsübergreifende Parameterrestriktionen vorliegen

. Aber auch dann bleibt der

Rechenaufwand groß. Beim 3 SLS-Verfahren ergeben sich außerdem dieselben Probleme der Auswahl der Regressoren der ersten Stufe wie beim 2 SLS-Verfahren. Das OLS-Verfahren liefert im Falle des klassischen linearen Regressionsmodells, das durch nichtstochastische erklärende Variablen und nicht-serienkorrelierte Störterme mit konstanter Varianz und Erwartungswert Null gekennzeichnet ist, beste, lineare, unverzerrte Schätzungen. Im Falle von interdependenten Gleichungssystemen sind OLS-Schätzungen verzerrt. Allerdings ist das OLS-Verfahren offensichtlich ein sehr robustes Verfahren. Auch bei Verletzungen der Modellannahmen werden die Größenordnung und die Vorzeichen 89) der Parameter meist richtig erfaßt . Inzwischen sind eine Reihe von Schätzverfahren unter dem Gesichtspunkt der Robustheit 90) entwickelt worden

. Sie unterscheiden sich danach, wie Ausreißer bei den Fehlertermen

gewichtet werden. Ein Beispiel ist das Verfahren der kleinsten absoluten Abweichungen (Least Absolute Deviations: LAD). Die asymptotische Verteilung der LAD-Schätzwerte im allgemeinen nichtlinearen Regressionsmodell ist nicht bekannt, es ist in vielen Fällen aber robuster als OLS in Bezug auf Abweichungen von der Annahme eines normalverteilten Fehlerterms. Eine Verallgemeinerung für

interdependente Gleichungssysteme ist das

zweistufige Verfahren der kleinsten absoluten Abweichungen (Two-Stage-Least Absolute 91) Deviations: 2 SLAD)

. Auch für diesen Schätzer ist die asymptotische Verteilung im

allgemeinen nichtlinearen Modell unbekannt, im linearen Modell liefert er konsistente Ergebnisse. Allerdings sind robuste Schätzverfahren in der Praxis des ökonometrischen Modellbaus bisher wenig angewandt worden, weil es kaum praktische Anhaltspunkte für die Auswahl der Gewichtungsfunktion gibt. 92) Uber praktische Erfahrungen mit unterschiedlichen Schätzverfahren berichtet Fair

.

Das von ihm geschätzte Modell für die USA umfaßte dreißig stochastische Gleichungen mit 1699 3 Koeffizienten, davon wurden bei den Systemschätzungen 107 gleichzeitig ge) schätzt

. Der Rechenzeitbedarf für die verschiedenen Schätzer ist sehr unterschiedlich.

Im allgemeinen stellt aber der Rechenzeitbedarf kein unüberwindliches Problem dar. Eine 36

Ausnahme bildet die wiederholte Systemschätzung für die Durchführung stochastischer Simulationen, auf die wegen des damit verbundenen Rechenzeitaufwandes verzichtet wurde. So wurden für die Schätzung der Koeffizienten mit OLS 0,2 Minuten, mit 2 SLQ 3 Minuten, mit 2 SLAD 6,5 Minuten, mit 3 SLS 1,7 Stunden und mit FIML 3,5 Stunden Rechenzeit auf einer IBM 4341 verbraucht. Entscheidender für die Auswahl des Schätzverfahrens als der Rechenzeitbedarf sind aber die Schätzergebnisse selbst. Um sie zu beurteilen, werden zunächst die Schätzwerte miteinander verglichen und dann - aussagekräftiger - die sich jeweils ergebende Prognosegüte und die dynamischen Eigenschaften des Gesamtmodells. Zunächst wird überprüft, um wieviele Standardabweichungen die Koeffizientenschätzwerte von den 2 SLS-Ergebnissen entfernt sind. Es stellt sich heraus, daß alle Schätzungen außer den FIML-Ergebnissen eng beieinander liegen. Von den 169 mit OLS geschätzten Koeffizienten weicht nur einer um mehr als anderthalb Standardabweichungen von den mit 2 SLS ermittelten ab. Zur Überprüfung der Bedeutung der unterschiedlichen Schätzergebnisse im Modellzusammenhang werden Fehlermaße (Root Mean Squared Error) einer Prognose innerhalb des Schätzzeitraums verglichen. Die Ergebnisse lassen keine eindeutigen Schlüsse zu, auch die - inkonsistenten - OLS-Schätzer weisen keine systematisch größeren Fehler auf als die anderen. Dasselbe zeigt sich bei der Überprüfung der dynamischen Eigenschaften des Modells, die offenbar nicht sehr sensitiv in Bezug auf das ausgewählte Schätzverfahren einschließlich des OLS-Verfahrens sind. Wäre das Modell richtig spezifiziert, so wären alle Schätzer außer OLS und LAD konsistent und die Koeffizientenschätzwerte

würden sich nur wegen des endlichen

Stichprobenumfangs unterscheiden. Das ist offensichtlich nicht der Fall, so daß auf eine Fehlspezifikation des Modells geschlossen werden muß. Der Versuch, das Ausmaß der Fehlspezifikation für fünf verschiedene Modelle abzuschätzen, führt zu dem Ergebnis, daß dies bei allen ziemlich groß ist. Für die Auswahl des Schätzverfahrens schließt Fairs f l If one takes the view that all models are at least slightly misspecified, and thus that the Standard Statistical properties of the 37

estimators are not valid, the key question is which estimator yields a model that is the best approximation of the structure. The results are inconclusive on this matter, but to 94) some extent they show that the choice of estimator does not make much difference." \ Die Ergebnisse von Fair können keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit

erheben.

Dennoch erscheint es gerechtfertigt, dem Gedanken einer prinzipiellen Fehlspezifikation zu folgen und ein relativ einfaches Schätzverfahren zu wählen. Dies gilt für das DIWLangfristmodell umso mehr, als es erheblich größer ist als das USA-Modell von Fair und gleichungsübergreifende Parameterrestriktionen nicht berücksichtigt. Hinzu kommt, daß das Modell lediglich als ein Instrument gesehen wird, Erfahrungen und Urteile handhabbar zu machen und zu bündeln und daß von daher die Bereitschaft groß ist, Koeffizientenschätzwerte aufgrund begründeter Urteile zu modifizieren. Aus diesen Gründen ist das 95) DIW-Langfristmodell mit dem OLS Verfahren geschätzt worden . Ein Problem, das bei der Regression von Zeitreihendaten allgegenwärtig zu sein scheint, ist die Autokorrelation der Residuen. Sie führt dazu, daß die Varianz der Störvariablen und damit die der geschätzten Parameter tendenziell unterschätzt wird. Die häufigsten Ursachen für Autokorrelationen sind die Wahl einer falschen Funktionsform und die Vernachlässigung von wichtigen erklärenden Variablen. Von daher sind Hinweise auf vorhandene Autokorrelation der Störterme zunächst zum Anlaß zu nehmen, die Spezifikation des Modells zu überprüfen. Dabei stellt das Problem der Multikollinearität der erklärenden Variablen allerdings in der Regel eine enge Grenze dar. Handelt es sich bei den vernachlässigten erklärenden Variablen nämlich um solche, die mit den eingeschlossenen eng korreliert sind, so hat deren Einbeziehung die Folge, daß große Schätzfehler auftreten und den Variablen nicht mehr ihr tatsächlicher Einfluß zugerechnet wird. Es ist also ein pragmatischer Mittelweg zu wählen, so daß die wichtigsten Variablen berücksichtigt werden, ein gewisses Maß an Autokorrelation jedoch in Kauf genommen wird, um das Problem der Multikollinearität zu vermindern. Die Autokorrelationskoeffinzienten

können mit den anderen Parametern des Modells

geschätzt werden. Dazu sind iterative Algorithmen entwickelt worden. Als Verallgemeinerung des OLS Verfahrens ist die iterative Methode der kleinsten Quadrate entwickelt 96) worden

. Alle Gleichungen des DIW-Langfristmodells sind mit diesem Verfahren ge-

schätzt worden, um den Einfluß von Autokorrelation in den Residuen auf die Schätzwerte zu überprüfen. Die Ergebnisse zeigen, daß im allgemeinen selbst dann, wenn der Autokorrelationskoeffizient 38

signifikant von Null verschieden ist, die Parameterschätz-

werte gemessen in Standardabweichungen der GLS-Schätzer nahe bei denen der OLSSchätzungen liegen. Bei der Erstellung ökonometrischer Modelle wird typischerweise mit unterschiedlichen Spezifikationen experimentiert. Die Verfahren zur Auswahl der "besten" Schätzansätze können unter verschiedenen Gesichtspunkten systematisiert werden. Nach der methodischen Grundlage lassen sich statistische, ökonomische und deskriptive Verfahren unterscheiden. Nach dem Untersuchungsbereich lassen sich die Evaluierungsmethoden in vier Gruppen einteilen: die statistische Einzelgleichungsanalyse, die Strukturanalyse

des 97)

Modells und die Evaluierung und den Vergleich von Prognosen und Politiksimulationen

.

Diese Methoden stehen in engem Zusammenhang. Geht man davon aus, daß ökonometrische Modelle in beträchtlichem Maße fehlspezifiziert sind, muß man folgern, daß die Voraussetzungen der gebräuchlichen Testverfahren nicht gegeben sind. Zur Auswahl der Schätzansätze, die die beste Approximation an die Realität darstellen, müssen dann in erster Linie ökonomische Kriterien herangezogen werden. Das bedeutet, daß die Evaluierung der Vorzeichen und der Größenordnungen der Paramterschätzwerte und des Verhaltens des Modells bei Simulationen und Prognosen innerhalb und außerhalb des Schätzzeitraums entscheidend für die Spezifikationsauswahl ist. Statistische Prüfmaße wie das Bestimmtheitsmaß, die Durbin-Watson Statistik und schließlich die Konditionszahl der Datenmatrix, die das Ausmaß von Multikollinearität in 98) den erklärenden Variablen mißt , werden ergänzend herangezogen. Die Teststatistiken werden jedoch nicht strikt in dem Sinne angewandt, daß die Annahme der Gegenhypothese 99) zur Ablehnung einer Spezifikation führt

. Sie werden eher als Hinweise auf mögliche

Schwachstellen interpretiert.

39

3

Arbeitsmarkt

Im Arbeitsmarktteil des DIW-Langfristmodells werden Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage in einer Arbeitsmarktbilanz einander gegenübergestellt. Die zentralen Größen des Arbeitsmarktanteils sind Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, sie sind als wirtschaftspolitische Zielgrößen für sich genommen von erheblichem Interesse, dienen aber auch als Erklärungsgrößen in den anderen Teilen des Modells. Insbesondere ergibt sich zusammen mit der im Gütermarktteil ermittelten Produktion die Produktivitätsentwicklung; die daraus ermittelte Lohnentwicklung stellt mit dem Arbeitsvolumen die Verbindung von Arbeitsmarktteil zum Verteilungsteil her.

3.1

Arbeitsangebot

Das Arbeitsangebot wird durch das Erwerbspersonenpotential beschrieben. Das IAB zählt zum Erwerbspersonenpotential alle Personen, "die bei günstiger Arbeitsmarktlage bereit, geeignet und nach den persönlichen Voraussetzungen in der Lage sind, eine entsprechende Beschäftigung auszuüben"^. Damit schließt das Erwerbspersonenpotential auch die Stille Reserve als die über die registrierte Arbeitslosigkeit hinausgehende Erwerbslosigkeit ein. Sie umfaßt diejenigen Personen, die die Stellensuche vorübergehend bis zu einer Besserung der Arbeitsmarktlage aufgegeben haben, aber auch diejenigen, die bei der Suche nach einem Arbeitsplatz nicht das Arbeitsamt einschalten

2)

.

Zur Bestimmung des Arbeitsangebotes steht ein umfangreiches, nach Altersgruppen und Geschlecht und bei den Frauen außerdem nach dem Familienstand

disaggregiertes

Erwerbsbeteiligungs-Submodell zur Verfügung^. Es kann mit dem gesamtwirtschaftlichen Modell interdependent gekoppelt werden (s. Übersicht 1). Dabei werden im Erwerbsbeteiligungsmodell unter Vorgabe der Lohnsatzentwicklung und der Höhe der Arbeitslosigkeit aus dem gesamtwirtschaftlichen Modell das Erwerbspersonenpotential, die Stille Reserve und die Zahl der Erwerbspersonen ermittelt, diese Größe geht wiederum im gesamtwirtschaftlichen Modell in die Ermittlung der Arbeitslosigkeit ein.

40

Übersicht 1

Interdependente Kopplung von Erwerbsbeteiligungsmodell und gesamtwirtschaftlichem Modell

Bevölkerung

Erwerbsbeteiligungsmodell

Erwerbspersonenpotential Stille Reserve

4

Reallohnsatz Arbeitslosigkeit

Erwerbspersdnen

Eine solche Kopplung führt jedoch zu einer erheblichen Vergrößerung des Umfangs des Modells und damit zu einer Erschwerung seiner Handhabung. Beim Einsatz des Modells für Fragen, die sich nicht unmittelbar auf die Reaktionen der Erwerbsbeteiligung

der

einzelnen Bevölkerungsgruppen richten, wird deshalb das Erwerbspersonenpotential exogen vorgeben. Für die Stille Reserve wird eine einfache Reaktionsfunktion geschätzt, die dem Ergebnis des Erwerbsbeteiligungsmodells Rechnung trägt, daß sich die statistisch beobachtete Erwerbsbeteiligung in Abhängigkeit von der Arbeitsmarktsituation ändert. Danach impliziert eine Veränderung der Zahl der Nichtbeschäftigten - definiert als Arbeitslose 41

und Personen in der Stillen Reserve - um jeweils 1000 Personen eine Änderung der Stillen Reserve um rund 380 Personen. Dieses Ergebnis stimmt auch quantitativ gut mit der im Erwerbsbeteiligungs-Submodell ermittelten Größenordnung überein. Im Modell ist die Zahl der Erwerbspersonen nach dem Inlandskonzept (Beschäftigungsortkonzept) abgegrenzt. Da das Erwerbspotential nach dem Inländerkonzept

(Wohnort-

konzept) abgegrenzt ist, wird mit Hilfe der exogen vorgegebenen Zahlen der Ein- und Auspendler der Übergang zwischen beiden Abgrenzungen hergestellt.

3.2

Arbeitsnachfrage

3.2.1

Erwerbstätige und durchschnittliche Arbeitszeit

Bei der Modellierung des Arbeitsvolumens wird wegen der unterschiedlichen institutionellen Voraussetzungen nach den Sektoren Staat und Unternehmensbereich und bei letzterem zusätzlich nach den beschäftigten Arbeitnehmern und den Selbständigen unterschieden. Neben dem jährlichen Arbeitsvolumen werden auch seine Komponenten - die durchschnittliche jährliche Arbeitszeit und die Zahl der Erwerbstätigen - dargestellt. Mit der exogen vorgegebenen Zahl von Arbeitstagen pro Jahr ist es darüber hinaus möglich, auch die durchschnittliche tägliche Arbeitszeit anzugeben. Die Zahl der Erwerbstätigen im privaten Bereich wird mit Hilfe einer Schätzfunktion ermittelt. Die erklärenden Variablen, die in diese Funktion aufgenommen werden, ergeben sich aufgrund von Modellvorstellungen der Mikrotheorie der Unternehmung unter Berücksichtigung von Interdependenzen zwischen den Entscheidungen über die Zahl der Arbeitskräfte und der durchschnittlichen Arbeitszeit.

3.2.1.1

Das Nadiri-Rosen-Modell der Nachfrage nach Produktionsfaktoren

Ein Modell der Nachfrage nach Produktionsfaktoren, das die Interdependenzen zwischen den Entscheidungen über die Bestände an Produktionsfaktoren und ihrer Auslastung in den Vordergrund stellt, ist von Nadiri und Rosen entwickelt und für die USA geschätzt 4) worden

. Nadiri und Rosen gehen davon aus, daß ein Unternehmen unter dem Kriterium

der Kostenminimierung gleichzeitig über seine Bestände an Produktionsfaktoren und ihre Auslastung entscheidet, wobei es sowohl technologische Voraussetzungen der Produktion 42

als auch Marktbedingungen zu berücksichtigen hat. Dieser Entscheidungsprozeß kann durch ein Modell abgebildet werden, bei dem eine Kostenfunktion unter der Nebenbedingung einer Produktionsfunktion bezüglich der Produktionsfaktoren und ihrer Auslastung minimiert wird. Es läßt sich an Hand einer Cobb-Douglas Produktionsfunktion mit vier Inputs exemplifizieren: 4

Q = A l l (Y.) 1 i=l mit:

«1i

Q

Output

Y,

Bestand an Arbeitskräften Auslastung des Bestandes an Arbeitskräften Kapitalstock Kapitalleistungen pro Einheit Kapitalstock

A ist eine Funktion der Zeit T und beschreibt den exogenen technischen Fortschritt, die (X ¡ sind Parameter. Nimmt man die durchschnittliche Arbeitszeit

für die Auslastung des Bestandes an

Arbeitskräften, so ergeben sich mit den Lohnkosten pro Stunde w die Kosten des Einsatzes des Faktors Arbeit. Aufgrund von Überstundenzuschlägen und ähnlichen Regelungen ändern sich die Lohnkosten pro Stunde mit der intensitätsmäßigen Inanspruchnahme des Faktors Arbeit, w ist deswegen eine Funkton von Y F ü r die Ableitung der Faktornachfragefunktionen wird angenommen, daß sie stetig differenzierbar ist, obwohl dies der Realität nicht entspricht. Daneben existieren Arbeitskosten, die lediglich von der Zahl der Beschäftigten, nicht aber von der geleisteten Arbeitszeit abhängen. Dazu gehören etwa Such- und Ausbildungskosten und bestimmte soziale Leistungen. Diese Kosten können mit Hilfe von Annahmen über einen Diskontierungszinssatz und eine Fluktuationsrate

in

jährliche Beträge pro Beschäftigten s umgerechnet werden. Beim Anlagevermögen entsprechen die Kosten für die Nutzung des Bestandes den tatsächlichen Kosten nur dann, wenn die Kapitalgüter gemietet werden. Investieren die Unternehmer dagegen selbst, so lassen sich die Nutzungskosten nur als Opportunitätskosten erfassen. Zur Berechnung der Nutzungskosten c, die als implizierter Mietpreis für Kapitalgüter interpretiert werden können, müssen die Kosten, die mit dem Eigentum an Kapitalgütern verbunden sind, unter Berücksichtigung der Lebensdauer der Anlagen in jährliche Beträge umgewandelt und auf den Gegenwartszeitpunkt abdiskontiert werden (s. 43

Abschnitt 3.2.1.2), Die Lebensdauer der Anlagen hängt auch von ihrer intensitätsmäßigen Inanspruchnahme ab, deswegen sind die Nutzungskosten c eine Funktion der Kapitalleistungen pro Einheit Kapitalstock Y^. Die Kostenfunktion lautet unter diesen Annahmen

C = w ( Y j Y j ) + sY x + c Y y Mit der Produktionsfunktion als Nebenbedingung können daraus die kostenminimalen Faktoreinsatzmengen ermittelt werden. Die Lagrange-Funktion lautet

c = w (YjYj) + 8Ya + cY 3 + X(Q - AyJ S f

2

Y3ö3Y*4)

Daraus lassen sich die notwendigen Bedingungen für ein Minimum herleiten, dabei ist zu berücksichtigen, daß w = f (Y2) und c = f ( Y ^ ) : 6 C —y- =

5c

yT~

5_c - Y -

w Y

=

„c

-

-

2 + s

V

- X a

v „ X a

4

3

- X a

1

Q . - Y ^ = o

Q ! n -y- = 0

_Q_ y4

+

Y Y

3

dY4

L 0

Aus diesen notwendigen Bedingungen lassen sich folgende Schlußfolgerungen für

die

kostenminimale Nachfrage nach Arbeitskräften und nach der durchschnittlichen Arbeitszeit ziehen -

Der gewünschte Bestand an Arbeitskräften ist umso größer, je höher der Output, die Stundenlohnsätze und die Nutzungskosten für Kapitalgüter sind und je niedriger die stundenunabhängigen Lohnkosten sind. Außerdem nimmt der gewünschte Bestand an Arbeitskräften trendmäßig als Folge der Wirkungen des Technischen Fortschritts ab.

-

Die gewünschte durchschnittliche Arbeitszeit ist unabhängig vom Output und von den Nutzungskosten für Kapitalgüter, sie ist umso größer, je niedriger die Stundenlohn-

44

sätze und je höher die stundenunabhängigen Lohnkosten sind. Der Technische Fortschritt

bewirkt

eine trendmäßige

Abnahme der

gewünschten

durchschnittlichen

Arbeitszeit. Der entgegengerichtete Einfluß der Stundenlohnsätze auf den gewünschten Bestand an Arbeitskräften und die gewünschte durchschnittliche Arbeitszeit ist dadurch zu erklären, daß der Anstieg der Stundenlohnsätze relativ zu den stundenunabhängigen Lohnkosten dazu führt, daß Arbeitszeit durch Personen substituiert wird. Insgesamt führt jedoch ein Anstieg der

Stundenlohnsätze

zu einem Rückgang des Arbeitsvolumens, weil der

Arbeitszeiteffekt über den Personaleffekt dominiert. Bei der empirischen Überprüfung müssen Nadiri und Rosen aufgrund der Datenlage darauf verzichten, ihr Modell in dieser Form zu implementieren. Vor allem fehlt eine Zeitreihe für die stundenunabhängigen Lohnkosten. Sie verwenden deswegen in allen Regressionsgleichungen nur eine Variable für die relativen Preise, das Verhältnis von Lohnsatz zu den Nutzungskosten für Kapitalgüter und formulieren die Hypothese, daß dieses Preisverhältnis alle Arbeitsinputs negativ beeinflußt. Mit dieser Annahme lauten die Bestimmungsgleichungen für die langfristigen gewünschten Faktoreinsatzmengen in der Periode t In Y *

= a Q i + a u In Q t

+

a 2 i In ( w t / c t ) + a ^ T fc

Die gewünschten Faktoreinsatzmengen können nicht in jedem Zeitpunkt realisiert werden. Der Prozeß der Anpassung der tatsächlichen in Richtung auf die gewünschten Faktoreinsatzmengen wird durch ein erweitertes Partialanpassungsmodell abgebildet, nach dem die relative Veränderung jedes Inputs gegenüber der Vorperiode proportional zu der relativen Differenz zwischen gewünschten und tatsächlichen Faktoreinsatzmengen aller Inputs ist

ln Y

it •

l n Y

i t - i =£

ß

ij(ln

Y

it -

V i *

Auf diese Weise wird der Möglichkeit einer interdependenten Anpassung zwischen Produktionsfaktoren Rechnung getragen. Insbesonders ergibt sich hieraus die theoretische Begründung für Arbeitszeit

die Abhängigkeit

der Beschäftigtenzahl

von der

durchschnittlichen

und damit schließlich die Möglichkeit, die Beschäftigungswirkungen

von

Arbeitszeitverkürzungen abzubilden. 45

Für die kurzfristig realisierten Faktoreinsatzmengen erhält man aus den beiden letzteren Gleichungen Y.t =

c . 0 + c u ln Q t • c . 2 ln ( w ^ ) + c | 3 T fc + b

3.2.1.2

il

Y

lt-1

+ b

i2

Y

2t-1

+ b

i3

Y

3t-1

+b

i4

Y

4t-1

Exkurs: Berechnung der Nutzungskosten für Kapitalgüter^

Die Bestimmung der Nutzungskosten geht von der Annahme aus, daß ein Unternehmen solange zusätzliche Investitionen vornimmt, wie die abdiskontierten zusätzlichen Nettoerlöse größer sind als der Preis einer Einheit eines Kapitalgutes. Bei der Berechnung der Nettoerlöse einer Investition sind einerseits die Ersatzkosten für den Verschleiß der neuen Kapitalgüter und die Minderung des zusätzlichen Erlöses durch direkte Steuern, andererseits die Steuerersparnisse durch zusätzliche Abschreibungen zu berücksichtigen, (s. Übersicht 2) Der Output in jeder zukünftigen Periode steigt durch eine zusätzliche Investition um das Grenzprodukt des Kapitals 5 Q/ÖK; bei einem Preis p für jede Einheit Output steigt der Bruttoerlös um p(Ö Q/5 K). Wenn der Preis einer Einheit Kapital q beträgt und die Verschleißrate 6 , dann betragen die Ersatzkosten für eine Einheit Kapital in jeder zufünftigen Periode q6 . Dabei ist angenommen, daß der Verschleiß gleichmäßig über die Zeit stattfindet; die Verschleißrate Ö ergibt sich dann aufgrund der Lebensdauer L des Kapitalgutes als 1/L. Mit dem Steuersatz u betragen die zusätzlichen direkten Steuern in jeder Periode u

p (SoyöK). Der zusätzliche Bruttoerlös, die zusätzlichen Ersatzkosten und die zusätzlichen direkten Steuern einer Einheit Kapital sind unter den hier getroffenen Annahmen über die Zeit konstant. Mit dem Diskontierungssatz r, der einerseits die Kosten der Fremdfinanzierung, andererseits die Opportunitätskosten der Verwendung von Eigenmitteln reflektiert, ergeben sich als Gegenwartswerte^

46

Übersicht 2 Abdiskontierte zusatzliche Nettoerlose einer Investition Kosten- u. Erlöskomponenten abdiskontierte zusätzliche Bruttoerlöse -

abdiskontierte zusätzliche Kosten für den Verschleiß

-

abdiskontierte direkte Steuern auf die zusätzlichen Bruttoerlöse

+

abdiskontierte Steuerersparnisse durch steuerliche Abschreibungen auf die zusätzlichen Investitionen

+

abdiskontierte Steuerersparnisse durch steuerliche Abschreibungen auf die darüber hinaus durchgeführten Ersatzinvestitionen

=

Symbole*^ 6Q

1

HSpK

r

qfii u p

ÖQ 1 S * r

uqb

U0qb£

abdiskontierte zusätzliche Nettoerlöse

1) Zur Erläuterung siehe Text. Quelle: Blazejczak (1982, S. 156)

o

für die abdiskontierten Bruttoerlöse

o

für die abdiskontierten Ersatzkosten für den Verschleiß -i Z qS 1«1

0

(1+r)

1

= qf

7

und für die abdiskontierten zusätzlichen direkten Steuern auf die zusätzlichen Brutto erlöse 00

Z

1-1

UP

xn x"1 | S ( I T ) • UP

1

50 n

?



47

Zur Berechnung der abdiskontierten Steuerersparnisse durch steuerliche Abschreibungen muß der Gegenwartswert der steuerlichen Abschreibungen bekannt sein. Dieser hängt von der Verteilung der Abschreibungen über die Zeit ab, diese wiederum wird durch die Abschreibungsmethode bestimmt. Man kann annehmen, daß die Unternehmen diejenige Methode wählen, die den Gegenwartswert der steuerlichen Abschreibungen maximiert. Es ist gezeigt worden, daß das die degressive Abschreibung mit Übergang zur linearen nach der Hälfte der steuerlichen Nutzungsdauer i s t ^ . Berücksichtigt man, daß die degressive Abschreibung nur in doppelter Höhe des linearen Satzes, maximal jedoch zu 20 vH der Investitionsausgabe, vorgenommen werden darf, so gilt für die steuerlich zulässigen Abschreibungen auf eine Investition von 1 DM: 2

1

^e

4

für 0 < s < T*

T.

e

d(s) = ( — j * -

für T * < s < T, T > 5

für s >T

dabei bezeichnet s den Abstand vom Zeitpunkt

der Investition, T die steuerliche

Nutzungsdauer und T * die Zeit bis zum Übergang zur linearen Methode. Der auf den Zeitpunkt der Investition abdiskontierte Gegenwartswert der steuerlichen Abschreibungen einer Investition von 1 DM beträgt dann:

h

b s

2/T

F727T

n

(1

o

~

e

-(r+2/T)T\

}

-(2/T)T* _ e , - r T * ^ r pl\T (e ) r(T-T*) *e o

+

Eine Investition ruft Abschreibungen auf den ursprünglich investierten Betrag q hervor, deren Gegenwartswert beträgt qb und die entsprechende Steuerersparnis uqb.

48

Darüber hinaus sind Abschreibungen auf die mit der ursprünglichen Investition

verbun-

denen Ersatzinvestitionen vorzunehmen. Diese zusätzlichen Ersatzinvestitionen betragen für eine Einheit Kapital

q, wenn man annimmt, daß sie in dem Umfang erfolgen, in dem

ein Verschleiß des Kapitalgutes stattfindet. Der Barwert der Abschreibungen auf diese zusätzlichen Ersatzinvestitionen beträgt zum Zeitpunkt der Investition

qb. Da diese

Investitionen aber erst in der Zukunft stattfinden, sind die auf den Zeitpunkt der Investition bezogenen Abschreibungen auf die Gegenwart abzudiskontieren. Der Gegenwartswert beträgt

1

?6cb ( 1 + r ) 1.1 u 6 q b- .

entsprechende Steuerersparnis

-

6qb

und die

Die oben genannte Bedingung dafür, daß ein Unternehmen zusätzliche Investitionen vornimmt, kann jetzt als

P M

T '

q 6

7 "

u p

$

?

+

u q b

+

ü

*

q b

7

>

q

formuliert werden. Diesen Ausdruck kann man so schreiben, daß dem Erlös die Nutzungskosten c einer zusätzlichen Investition gegenübergestellt werden: q (r + 6 ) P $

6 K

>

(1 - ü b ) S

C

1-u

Diese Formulierung der Nutzungskosten für Kapitalgüter stellt eine erste Approximation dar, sie vernachlässigt insbesondere steuerliche Sonderregelungen. Die wichtigsten dieser Regelungen sind im vorliegenden Modell berücksichtigt worden: -

Investitionszuschüsse z, gemessen als Anteil an der Investitionssumme, verringern den Preis eines Investitionsgutes unmittelbar um zq.

-

Investitionsprämien g, ebenfalls gemessen als Anteil an der Investitionssumme, werden auf die zusätzliche Investitionssumme gewährt und sind sofort von der Steuerschuld abzuziehen. Darüber hinaus wird angenommen, daß sie auch auf die zusätzlichen Ersatzinvestitionen gewährt werden. Die abdiskontierten zusätzlichen Bettoerlöse einer Investition erhöhen sich dann um gq + gqÖ 49

50

Kapitalnutzungskosten

Kapitalnutzungskosten für die Anlageinvestitionen der Unternehmen ohne Wohnbauten

in der Modelldokumentation

Bedeutung

VerschleiOrate

Investitionsprämiensatz (Anteil der Investitionsprämien an einer*Investition)

Investitionssteuersatz (Anteil der Investitions- ITAX Steuer an einer Investition)

Ergänzungsabgabefaktor

Steuersatz

Sonderabschreibungssatz

Barwert der steuerlichen Abschreibungen einer Investition von 1 DM

8

g

h

v

u

k

b

Rendite festverzinslicher Wertpapiere

Anteil der Vermögensübertragungen der Gebietskörperschaften an Unternehmen an den Anlageinvestitionen der Unternehmen ohne Wohnbauten, Ausgangsgrößen in jeweiligen Preisen

ISAB

SSQE

SSZU1

Investitionsprämiensatz (Anteil der Investitionsprämien an einer Investition)

B.OW Barwert der steuerlichen Abschreibungen der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung auf eine Investition von 1 DM

Sonderabschreibungssatz

Steuersatz auf unverteilte Gewinne der Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit

Ergänzungsabgabefaktor

Investitionssteuersatz (Anteil der Investitionssteuer an einer Investition)

IPRAE

ABGR.OW Anteil der Abgänge am Bruttoanlagevermögen (am Jahresanfang) der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung, Ausgangsgrößen in Preisen von 1976

RE

Diskontierungszinssatz

G.OW

Preisindex der Anlageinvestitionen der Unternehmen ohne Wohnbauten (1976=100)

r

PI.OW

UC.OW

Anteil der Investitionszuschüsse an einer Investition

Symbol

z

q Preis einer Einheit Kapital

c

Bedeutung

in der Modellbeschreibung

Symbol

Berechnung der Nutzungskosten für Kapitalguter im DIW-Langfristmodell

Übersicht 3

-

Analog vermindert eine Investitionssteuer in Höhe eines Anteils h der Investitionssumme die abdiskontierten zusätzlichen Nettoerlöse um hq + hqö — r•

-

Um Steuerersparnisse aufgrund von Sonderabschreibungsmöglichkeiten wenigstens annähernd abzubilden, werden sie als Sonderabschreibungssatz k angegeben, um den sich der Barwert der steuerlichen Abschreibung erhöht.

-

Eine Ergänzungsabgabe kann durch Modifikation des Steuersatzes u mit einem Faktor v berücksichtigt werden.

Unter Berücksichtigung dieser zusätzlichen Kosten- und Erlöskomponenten ergeben sich als Nutzungskosten c = q ( ( 1 - z) r + 5 - (r 4 ) (g - h + vu (1 + k) b)) / (1 - uv) Zusätzliche Modifikationen und Erweiterungen sind denkbar. So kann als Diskontierungszinssatz ein mit dem Verhältnis von Eigen- zu Fremdmitteln gewichteter Durchschnitt aus den Renditen von Aktien und festverzinslichen Wertpapieren gewählt werden. Genauso können die unterschiedlichen

Steuersätze für entnommenene und nicht-entnommene

Gewinne mit den entsprechenden Anteilen gewichtet werden. Zu zeitlich variablen Verschleißraten kommt man durch die Berücksichtugung von Tendenzen zur Verkürzung oder Verlängerung der Lebensdauer von Investitionsgütern etwa aufgrund von Struktureffekten. Wie die Nutzungskosten in Abhängigkeit von den einzelnen Einflußgrößen variieren, kann durch Sensitivitätsanalysen gezeigt werden. Dazu sind unter alternativen Annahmen der Barwert der steuerlichen Abschreibungen und die Nutzungskosten als Anteile an der Investitionssumme errechnet worden. Die Ergebnisse sind - beispielhaft für den Sektor Mineralölverarbeitung - in Übersicht 4 dargestellt

8)

.

Im ersten Fall wurden die historischen Werte errechnet. Im zweiten Fall wurde angenommen, daß keine direkten Steuern zu zahlen sind; das reduziert die Nutzungskosten auf die Zins- und Abschreibungskosten. Dasselbe geschieht, wenn - im dritten Fall - angenommen wird, daß sofort

in voller

Höhe abgeschrieben werden darf; Steuerersparnisse und

zusätzliche Steuern sind dann gleich groß. In den folgenden drei Fällen schließlich wurde der Zinssatz gegenüber den historischen Werten erhöht. Dadurch wird der Barwert der 51

steuerlichen Abschreibungen gesenkt, gleichzeitig steigen die Zinskosten; beides zusammen erhöht die Nutzungskosten. Man sieht, daß bereits geringe Variationen des Zinssatzes die Nutzungskosten beträchtlich verändern.

Übersicht 4 Sensitivitätsanalyse der Nutzungskosten für den Sektor Mineralölverarbeitung

196; 1970 1977

0.754? 0,(879 0,7414

0,754? 1,0 0,7??8 0,666? 0,5944 0,6879 1.0 0,6609 0,61?? 0,5112 0,7414 1.0 0,7108 0.6557 0,5775 Nuttungskosten 196? 0,1008 0.0803 0.0803 0,1138 0,1406 0,1827 1970 0,1641 0,12? 0,1?? 0,1815 0,217? 0,3143 1977 0,1852 0,1393 0,13:: 0,2089 0.2581 0,3461 ill9 Angeben In DM pro Investierter OH. H ritt«: 1 historisch« Oeten. 2 keine direkt*« Steuern, 3 sofortig» tollt Abjchrtlbunq, 4 ?1nssett u« 1 Proientpunkt erhöht, 5 flnssetx um ? Protentpunkte erhöht, 6 Zlnssatt verdoppelt.

Quelle: Blazejczak (1982, S. 157).

3.2.1.3

Schätzgleichungen für die Zahl der Erwerbstätigen und die durchschnittliche Arbeitszeit

Auf der von Nadiri und Rosen entwickelten theoretischen Grundlage wird eine Schätzgleichung für die Erwerbstätigen im privaten Bereich formuliert. Dabei werden allerdings weitere Vereinfachungen

vorgenommen. So werden insbesonders die Interdependenzen

zwischen dem Einsatz von Arbeitskräften und der Höhe des Kapitalstocks und seiner Auslastung vernachlässigt. Dies erscheint unter dem Gesichtspunkt gerechtfertigt, daß das Modell nicht in erster

Linie

für

die Erklärung der Reaktionen auf

konjunkturelle

Abweichungen der gewünschten von den tatsächlichen Faktorinputs abstellt, sondern versucht, längerfristig stabile Relationen herauszuarbeiten. Die Schätzergebnisse zeigen, daß die Zahl der Erwerbstätigen (im privaten Bereich) kurzfristig mit einer Elastizität von rund 0,25 von der Nachfrage - repräsentiert durch 52

den realen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung in konstanten Preisen - abhängt. Die langfristige Elastizität beträgt 0,37. Das bedeutet, daß sich Nachfrageerhöhungen ceteris paribus kurzfristig zu drei Vierteln und langfristig zu knapp zwei Dritteln in einer Erhöhung der Personenproduktivität im privaten Bereich niederschlagen. Die Bedeutung der relativen Preise für die Beschäftigung ist gering. Eine Erhöhung der relativen Lohnkosten um 1 vH würde zu einem Rückgang der Erwerbstätigkeit um weniger als 0,04 vH führen. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit denen anderer Untersuchungen und deckt sich auch mit den empirischen Ergebnissen von Nadiri und Rosen für die USA (s. Tabelle 1). Aus dem geschätzten Koeffizienten des Zeittrends ergibt sich ein autonomer Anstieg der Personenproduktivität

aufgrund der Wirkungen des

Technischen Fortschritts von rund 1,3 vH pro Jahr. Änderungen der durchschnittlichen Arbeitszeit werden kurzfristig zu etwas mehr als einem Drittel durch Änderungen der Zahl der Erwerbstätigen ausgeglichen, der anfängliche Produktivitätseffekt einer Arbeitszeitverkürzung beträgt also rund zwei Drittel. Eine andauernde Verkürzung der durchschnittlichen Arbeitszeit führt langfristig allerdings zu höheren Beschäftigungseffekten, ceteris paribus beträgt der langfristige Produktivitätseffekt rund 40 vH.

Tabelle 1 EinfluQgrößen der Erwerbstätigenzahl Vergleich der geschätzten Elastizitäten mit den Ergebnissen von Nadiri und Rosen für die USA Geschätzte Elastizitäten DIW-Langfrist-

Nadiri u. Rosen

modell

Erwerbstätige im

Production

privaten Bereich

Nonproduction

Employees

Erklärende Variablen

Zeittrend

0,0130

-0,0040

0,0015

Output (bzw. Sales)

0,2360

0,4390

0,0530

Relative Preise (W/C)

-0,0360

-0,0177

-0,0112

durchschnittliche Arbeitszeit

-0,3740

0,4447

0,0057

0,3699

0,4575

0,7133

endogene lag-Variable

53

Das Verhältnis der Zahl der Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen zu der der Unselbständigen nimmt trendmäöig ab, allerdings verlangsamt sich diese Abnahme bei schlechten Arbeitsmarktbedingungen und beschleunigt sich bei günstigen. Dabei überlagern sich ökonomisch bestimmte Verhaltensweisen und sektorale Struktureffekte. Statt dafür auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene nach einem geeigneten Erklärungsansatz zu suchen, wird die Zahl der Selbständigen im Modell als exogene Größe behandelt. Auch die Zahl der beim Staat Beschäftigten wird exogen vorgegeben. Zwar beeinflussen ökonomische Bedingungen auch die Personalpolitik der öffentlichen Hand, es bleibt jedoch ein erheblicher

politischer Entscheidungsspielraum. Die Tendenzen der angestrebten

Politik lassen sich aus den jeweiligen mittelfristigen Finanzplänen erkennen. Das Modell von Nadiri und Rosen liefert auch einen Ansatz zur Erklärung der durchschnittlichen Arbeitszeit. In der vorliegenden Modellversion wurde jedoch einem anderen Ansatz der Vorzug gegeben. Die durchschnittliche jährliche Arbeitszeit der abhängig Beschäftigten im privaten Öereich wird in Abhängigkeit von der exogen vorgegebenen tariflichen jährlichen Arbeitszeit unter Berücksichtigung von Anpassungsverzögerungen in Form eines Koycklags erklärt. Die Wahl dieses Ansatzes ist dadurch begründet, daß die tarifliche Arbeitszeitentwicklung überwiegend wirtschaftspolitisch determiniert ist und daß das Modell nicht den Anspruch erhebt, das Verhalten der wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger zu erklären, sondern eher die ökonomischen Auswirkungen unterschiedlicher Entscheidungen aufzuzeigen. Die geschätzte kurzfristige Elastizität der tatsächlichen in Bezug auf die tarifliche Arbeitszeit beträgt rund 0,57, allerdings kommt es dann innerhalb relativ kurzer Zeit zu einer fast vollständigen Anpassung der tatsächlichen an die tarifliche Arbeitszeit. Im Gleichgewicht würde die Anpassung nach den Schätzergebnissen sogar über die ursprüngliche Änderung der tariflichen Arbeitszeit hinausgehen. Die Entwicklung der durchschnittlichen jährlichen Arbeitszeit der Erwerbstätigen beim Staat folgt derjenigen der abhängig Beschäftigten im privaten Bereich. Die geschätzte Elastizität liegt in der Nähe von Eins, damit veränderten sich die durchschnittlichen Arbeitszeiten beim Staat und im privaten Bereich etwa mit der gleichen Rate. Die durchschnittliche Arbeitszeit

der Selbständigen ist erheblich höher als die der

abhängig Beschäftigten, beide Größen haben sich auch in der Vergangenheit unterschied9) liehe entwickelt ; im Modell wird diese Größe deswegen exogen vorgegeben. 54

3.2.2

Arbeitsproduktivität

Für den Bereich der Unternehmen ohne die Wohnungsvermietung wird einerseits, ausgehend von der Verwendung des Sozialprodukts, der Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt rmittelt, andererseits das eingesetzte Arbeitsvolumen^. Daraus läßt sich als Kennziffer die Produktivität errechnen, deren Entwicklung kann auf ihre Plausibilität hin überprüft werden. Anders beim Staat: wegen des Problems der Bewertung öffentlicher Güter wird der Beitrag des Staates zum Bruttoinlandsprodukt zu jeweiligen Preisen von der Kostenseite her ermittelt. Die Berechnung preisbereinigter Angaben vor allem für den Bereich staatlicher Dienstleistungen ist mit besonderen theoretischen und praktischen Schwierigkeiten verbunden. Von daher sind auch Aussagen über den Produktivitätsverlauf in diesem Bereich beeinträchtigt. Das Statistische Bundesamt weist deswegen Angaben über die Produktivitätsentwicklung für den Staat (und die privaten Haushalte einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck) nicht gesondert aus*^. Implizit ist allerdings in den Angaben der VGR auch die Entwicklung der Bruttowertschöpfung des Staates in konstanten Preisen und damit die Produktivitätsentwicklung dieses Bereichs enthalten. Eine mit der VGR konsistente Darstellung verlangt also auch die Abbildung dieser Größen im Modell. Dabei wurde so vorgegangen, daß die trendmäßige Entwicklung der Stundenproduktivität des Staates geschätzt wird. Die geschätzte durchschnittliche Veränderungsrate beträgt rund 1,7 vH. Mit Hilfe der so ermittelten Stundenproduktivität und dem Arbeitsvolumen beim Staat läßt sich der reale Beitrag des Staates zum Bruttoinlandsprodukt ermitteln; zusammen mit dem von der Kostenseite her bestimmten nominalen Beitrag ergibt sich im Modell dann der implizite Preisindex der Wertschöpfung des Staates. Gegenüber der Alternative

einer

Trendfortschreibung

der Personenproduktivität

des

Staates hat das beschriebene Verfahren den Vorteil, daß Arbeitszeitverkürzungen ohne Neueinstellungen und ohne Anhebung der Stundenlohnsätze im Modell nicht zu einem Rückgang des Preisindex der Wertschöpfung des Staates führen. Zu demselben Ergebnis, daß Arbeitszeitverkürzungen sich nicht unmittelbar in Preissenkungen niederschlagen, würde auch eine Erklärung der Preisentwicklung durch eine Trendgleichung führen.

55

4

Gütermarkt

Bei der Behandlung des Gütermarktes im DIW-Langfristmodell (s. Übersicht 5) t r i t t die Verknüpfung von Nachfrage- und Angebotsaspekten sowie von keynesianischen und neoklassischen Elementen deutlich hervor. Auf der Nachfrageseite werden unter Berücksichtigung der Einkommensverteilung und relativer Preise die Verwendungskomponenten des Sozialprodukts zu jeweiligen Preisen und zu konstanten Preisen des Basisjahres 1976 bestimmt, die zentralen Elemente sind dabei die Konsum- und die Investitionsfunktion. Durch die Endnachfrage ist die Höhe der Produktion festgelegt. Die Investitionen tragen auf der Angebotsseite zum Wachstum des Kapitalstocks und zur Entwicklung der Produktivität bei und bewirken damit eine Erweiterung der Produktionsmöglichkeiten. Die Arbeitsproduktivität und der Lohnsatz sind entscheidend für die Höhe der Stückkosten, daneben werden weitere Kostenelemente wie Import- und Steuerstückkosten berücksichtigt. Die Stückkosten sind, zusammen mit der Auslastung des Produktionspotentials, die wichtigsten Bestimmungsfaktoren für die Preisentwicklung. Produktivität und Lohnsatz stellen gleichzeitig die Verbindung zwischen dem Güter-, dem Arbeitsmarkt und dem Einkommensverteilungsteil des Modells her. Von besonderer Bedeutung innerhalb des güterwirtschaftlichen Bereichs des Modells ist der Außenhandelsteil, ein zentrales Element dieses Teils ist die modellendogene Bestimmung des DM/US $Wechselkurses. Im folgenden Abschnitt werden zunächst die Ansätze zur Erklärung der inländischen Verwendungskomponenten des Bruttosozialprodukts und ihrer Preisindices dann wird die Modellierung des

dargestellt,

Kapitalbildungsprozesses und die Bestimmung des

Produktionspotentials und seines Auslastungsgrads beschrieben, schließlich werden die Hypothesen über die Entwicklung des Außenhandels und des Wechselkurses diskutiert.

56

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I

| Indnachfret-Pr*^ I j-i l—*

I totfuhr Haren •lenstlelstunfan hM Felifritil hii tiefUhr tfniiUiUtom und Fafcter>•»

VMtvtivvfMifW|iR

Privater VtrtrMcli iechfray* das Staates VerbrauchtfUUr und OlenstltlStunfM der Cefctetskttrperscharten der SeiletVersicherung •eltref Hi SUilit i» Iruttelnlandsprodufct lamitltMM *r Mletskdrperschaften der Sei1atVersicherung MwU Mlefelnvestltlunan

Übersicht 5

Der Gütermarkt des DIW-Langfristmodells

4.1

Güterverwendung im Inland

4.1.1

Privater Verbrauch

Im DIW-Langfristmodell wird der private Verbrauch zu konstanten Preisen in Abhängigkeit von einem preisbereinigten verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte erklärt, zur Deflationierung wird der Preisindex des privaten Verbrauchs verwendet. Hinter diesem Schätzansatz steht die Vorstellung, daß ein Haushalt sein Budget so auf Konsum und Ersparnis aufteilt, daß sein Nutzen aus diesen Aktivitäten maximiert wird. Die nachkeynesianischen Untersuchungen zum Konsumverhalten - besonders die von Klein, Brown und Friedman"^ - haben zu Formulierungen der Konsumfunktion geführt, bei denen die Verbrauchsausgaben nicht nur vom Einkommen des jeweiligen Jahres, sondern auch vom Einkommen früherer Jahre beeinflußt werden. Dabei kann man annehmen, daß ihr Einfluß mit zunehmendem Abstand von der Gegenwart sinkt. Werden vereinfachend geometrisch abnehmende Gewichte unterstellt, kommt man zu einer Formulierung, die neben der Einkommensvariablen des laufenden Jahres den Konsum des Vorjahres als erklärende Variable enthält. Die geschätzte kurzfristige marginale Konsumneigung beträgt etwas mehr als 0,6, die langfristige 0,83. Die vielfältigen

weiteren Einflüsse auf das Konsumverhalten werden nicht

explizit

2) berücksichtigt

. Hier haben detaillierte Strukturuntersuchungen anzusetzen. So ist zur

Untersuchung der Bedeutung der Verteilung der Einkommen nach sozialen Gruppen eine Modellversion entwickelt worden, bei der das verfügbare Einkommen und der private Verbrauch nach Selbständigen, Arbeitnehmern, Arbeitslosen und sonstigen Nichterwerbstätigen differenziert

i s t ^ . Das Ergebnis dieser Untersuchung war, daß die Schluß-

folgerungen bezüglich der Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung in der Bundes4) republik Deutschland werden mußten.

58

aufgrund dieser differenzierteren Betrachtung nicht modifiziert

4.1.2

Anlageinvestitionen der Unternehmen

Die privaten Bruttoanlageinvestitionen der Unternehmen sind ein Aggregat, das sich aus sehr unterschiedlichen Größen zusammensetzt.

Sie umfassen Ausrüstungs- und Bauin-

vestitionen, darunter auch die Wohnbauten. Diese Teilaggregate unterscheiden sich nicht nur in ihrem ökonomischen Charakter, sie unterliegen auch unterschiedlichen institutionellen Bedingungen. Im DIW-Langfristmodell wird dem in der Weise Rechnung getragen, daß die Anlageinvestitionen in Wohnbauten gesondert behandelt werden. Beim Einsatz des Modells

für

Prognosen wird diese Größe exogen vorgegeben; bei Politiksimulationen sind allerdings die Interdependenzen mit anderen Modellvariablen zu berücksichtigen. Die Formulierung der Erklärungsfunktion für die Anlageinvestitionen der Unternehmen ohne Wohnbauten beruht auf Arbeiten von Coen^, der den Ansatz von Jorgenson^ weiterentwickelt h a t ^ . Mit Hilfe des endogen erklärten Anteils der Bauinvestitionen an diesem Aggregat wird dann die Höhe der gewerblichen Bauten ermittelt. Die Elemente der Investitionsfunktion sind -

die Bestimmung des gewünschten Kapitalstocks aufgrund relativer Preise und der erwarteten Produktion;

-

eine Anpassungshypothese, nach der die Nettoinvestitionen die Lücke zwischen gewünschtem und tatsächlich vorhandenem Kapitalstock ganz oder zum Teil schließen;

-

die Hypothese, daß die Änpassungsgeschwindigkeit des tatsächlichen an den gewünschten Kapitalstock vom Verhältnis der Eigenmittel zum geplanten Investitionsvolumen abhängt.

Aufgrund von Kostenminimierungsüberlegungen, wie sie bei der Bestimmung der Arbeitsnachfrage (s. Abschnitt 3.2.1.1) bereits ausführlich dargestellt worden sind, ergibt sich für den gewünschten Kapitalstock u c

(1)

K t = a1

+

a2

t

+

a 3 Y.P t

59

mit «

*

t

=

gewünschter Kapitalstock am Periodenende

UCt

=

impliziter Mietpreis für Kapital (user cost of capital)

WR.P t

=

Nominallohnsatz

Y.P

=

Produktion

t

=

Zeitindex

Die Anpassungshypothese lautet (2)

It = ßfc(K;.(l-RSt)Kt-1)

dabei bezeichnen =

die Bruttoanlageinvestitionen

ß^

=

den (zeitvariablen) Anpassungsparameter

RS

=

die (zeitvariable) Abgangsrate

=

den tatsächlichen Kapitalstock am Periodenende

Der Ausdruck K * - (l-RS t ) K t _ x repräsentiert die geplanten Bruttoinvestitionen. Für den Anpassungsparameter gilt: (3)

ß t =u 0, +u ß

1 1

r r 2

*

K t - (1 - R S t ) K

t - 1

CF steht für die Eigenmittel (cash flow). Der Ausdruck C F

.

Kt

t-i -Cl-RS^K^

stellt den Anteil der Eigenmittel am geplanten Investitionsvolumen dar. 60

Gleichungen (1) und (3) werden in Gleichungen (2) eingesetzt, diese wird um 1 Periode verzögert, mit (l-RS^.) durchmultipliziert und von der Ausgangsgleichung abgezogen. Der Ausdruck ß

l

Ü-RS t > ( K ^ - U - R S ^ ) K t _ 2 )

wird dann umgeschrieben Q

i ö-RSt) i t . 2

8)

in

.

Die Investitionsfunktion lautet nach Umbenennung der Koeffizientens It

=

a, (l-RSt)

I

t - 1

+ a 2 ( C F U 1 - (l-RSt) C F t - 2 ) UC t + a

3

(

U

WR.P t "

( 1

"

R S

t

)

WR.Pt-1)

+ a 4 (Y.P t - ( l - R S t ) Y . P u l ) + a5 •

R

st

+et

Die Abgangsrate, das Verhältnis der Abgänge vom Kapitalstock zum Kapitalstock, hängt im wesentlichen von der Altersstruktur des Kapitalstocks ab, die sich im Zeitablauf ändert. Durch die Einbeziehung von Informationen der Kapitalstockrechnung des DIW ist es möglich, Veränderungen der Abgangsrate über die Zeit zu berücksichtigen. Allerdings weisen die Schätzergebnisse darauf hin, daß die Abgangsrate als eigener

zusätzlicher

Regressor ohne Bedeutung ist, er wird deswegen in der endgültig ausgewählten Schätzfunktion weggelassen. Zur Bestimmung des Anteils der Bauinvestitionen an den Anlageinvestitionen der Unternehmen (ohne Wohnbauten) wird eine ad-hoc-Hypothese benutzt. Danach nimmt dieser Anteil trendmäßig ab, Schwankungen um den Trend werden durch Auslastungsschwankungen erklärt.

61

Die EinfluQfaktoren der Vorratsveränderungen lassen sich analog zu denen des Kapital9) und Arbeitseinsatzes aus der Theorie der Faktornachfrage ableiten . Da es im Rahmen des DIW-Langfristmodells nicht so sehr auf die Erklärung zyklischer Lagerschwankungen ankommt als auf deren längerfristige Entwicklung, können die gewünschten Vorratsbestände vereinfacht

als abhängig von einem gleitenden Drei-Jahres-Durchschnitt

des

Beitrags der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung zum Bruttoinlandsprodukt angesehen werden. Die gewünschten Vorratsveränderungen entwickeln sich dann proportional zu den Änderungen jener Größe.

4.1.3

Nachfrage des Staates

Die preisbereinigte Entwicklung der Verbrauchsgüterkäufe des Staates - unterteilt nach denen der Gebietskörperschaften und der Sozialversicherung - und der Anlageinvestitionen des Staates - bei denen real und nominal nach Bauten und Ausrüstungen differenziert wird, während die Aufteilung nach Gebietskörperschaften und Sozialversicherung nur in laufender Rechnung erfolgt - werden bei Standardanwendungen des DIW-Langfristmodells exogen vorgegeben. Teilweise wird in der Literatur die Ansicht vertreten, daß die Zahl der exogenen Variablen möglichst gering sein s o l l t e ^ . Die Begründung dafür ist, daß die Modelle umso brauchbarer zur Erstellung bedingter Prognosen bei Vorgabe der exogenen Variablen sind, je kleiner deren Zahl ist. Dieser Ansicht folgend erfolgt die Behandlung von Variablen als exogen nur aufgrund modelltechnischer Gegebenheiten, nicht aber im Hinblick auf vorher festgelegte Untersuchungsziele*"^. Es ist aber klar, daß ein System umso komplizierter 12) wird, je kleiner die Zahl der exogenen Variablen ist . Man kann jedoch dafür argumentieren, im ersten Schritt ein möglichst einfach strukturiertes Modell zu entwickeln und dann in Abhängigkeit von konkreten Fragen dafür wichtige Teile des Modells auszudifferenzieren^. Das bedeutet, daß alle Variablen, die für den jeweils angestrebten Untersuchungszweck als von den übrigen Modellvariablen relativ unbeeinflußt angesehen werden können, zunächst als exogen zu behandeln sind. Hinzu kommt für die Komponenten der Nachfrage des Staates, daß bezüglich dieser Variablen

- besonders

mittel-

und langfristig -

ein erheblicher

Handlungsspielraum

besteht. Gerade bei Alternativsimulationen ist deswegen zu prüfen, ob die unterstellten 62

Verhaltensweisen der staatlichen Entscheidungsträger auch bei den alternativen Vorgaben als gültig angenommen werden können. An anderer Stelle ist gezeigt worden, wie sehr die Multiplikatoreffekte von Steuersenkungen von den Annahmen über die staatliche Budget14) politik abhängen

: in der Version

5 des Bonner Modells haben

kontraktive Wirkungen, weil die verringerten Einnahmen über

Steuersenkungen

Verhaltensfunktionen zu

verringerten Ausgaben mit negativen Multiplikatorwirkungen führen. Sicherlich ist aber die Annahme von solchen Verhaltensweisen nicht sinnvoll, wenn mit der Steuersenkung ein expansiver Impuls intendiert ist. Diese Überlegungen laufen ebenfalls auf eine exogene Behandlung der Verbrauchsgüterkäufe und Anlageinvestitionen des Staates hinaus. Der Beitrag des Staates zum Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen wird von der Kostenseite her aus der Summe der Entgelte für die beim Staat Beschäftigten, der Produktionssteuern und der Abschreibungen des Staates ermittelt. Handlungsspielräume bestehen in erster Linie bei der Zahl der Beschäftigten, die deswegen exogen vorgegeben wird. Die übrigen involvierten Größen - vor allem der Lohnsatz - sind demgegenüber nur in engen Grenzen politisch gestaltbar. Sie sind vielmehr mit anderen Variablen des Modells verknüpft und werden deswegen endogen erklärt. Der reale Beitrag des Staates zum Bruttoinlandsprodukt ergibt sich aus der Stundenproduktivität und dem Arbeitsvolumen beim Staat (s. Abschnitte 3.2.1.3 und 3.2.2).

4.2

Preisindices für die Komponenten der Güterverwendung im Inland

Die Preisbestimmung dient im DIW-Langfrist-Modell

nicht nur der Ermittlung des

Bruttoinlandsprodukts zu laufenden Preisen als Ausgangspunkt der Verteilungsrechnung. Von den Preisverhältnissen werden auch die Komponenten der Endnachfrage beeinflußt. Es ist deshalb erforderlich, ein detailliertes Preissystem zu modellieren.

4.2.1

Ansätze zur Modellierung der Preisbildung

Verbreitet ist - besonder in sektoral disaggregierten ökonomischen Modellen - ein zweistufiges Verfahren zur Bestimmung der Deflatoren der Verwendungskomponenten. Im ersten Schritt werden sektorale Erzeugerpreisindices erklärt, die dann im zweiten Schritt unter Verwendung der Informationen der Input-Output-Tablle in Preisindices für die inländischen Verwendungskomponenten konvertiert w e r d e n ^ . Je nach Modelltyp können 63

dabei entweder definitorische Beziehungen verwendet werden

, oder es werden zunächst

fiktive Preisindices berechnet, aus denen dann mit Hilfe zusätzlicher Variablen die tatsächlichen Endnachfragepreise erklärt w e r d e n ^ . Alternativ dazu werden die Endnachfragepreise direkt erklärt. Bei dem ersten Verfahren können die Kosteneinflüsse, bei dem 18) letzteren die Nachfrageinflüsse besser abgebildet werden

. Im DIW-Langfristmodell, das

keine tiefe Sektorgliederung enthält, ist der letztere Weg eingeschlagen worden. Bei der Bestimmung der Preisindices wird für die einzelnen Endnachfragekomponenten unterschiedlich verfahren. Die wichtigsten Preisindices - für den privaten Verbrauch und die privaten Anlageinvestitionen - werden aufgrund von Hypothesen klärt, die aus einem 19) Aufschlagsmodell abgeleitet sind. Die übrigen Preisindices können dann in Abhängigkeit von diesen Preisindices erklärt werden. Diese Vorgehensweise entspricht der Benutzung von Zinsstrukturgleichungen in 20) Modellen des monetären Sektors

. Abweichend davon werden der Beitrag des Staates

zum Bruttoinlandsprodukt und die Vorratsveränderungen behandelt, um ihren Besonderheiten Rechnung zu tragen. Für die aggregierten Größen ergeben sich die implizierten Preisindices aus den nominalen und realen Strömen. Die Theorie der Unternehmung führt unter der Annahme der Gewinnmaximierung zu dem Ergebnis, daß die Preise so gesetzt werden, daß ein Aufschlag auf die Grenzkosten erfolgt, der von der Preiselastizität der Nachfrage abhängt. Für empirische Untersuchungen wird angenommen, daß die Grenzkosten den variablen Stückkosten entsprechen und daß die Preiselastizität der Nachfrage durch eine Funktion der Kapazitätsauslastung beschrieben werden kann; die Kapazitätsauslastung dient gleichzeitig als Indikator dafür, inwieweit die Grenzkosten von den Durchschnittskosten abweichen. Teilweise wird die Einbeziehung der Kapazitätsauslastung als zusätzliche erklärende Variable auch damit begründet, daß dadurch Nachfragesog-Aspekte berücksichtigt werden sollen. Andere Modelle des Preissetzungsverhaltens gehen davon aus, daß besonders in den oligopolistischen Bereichen das Unternehmensziel damit beschrieben werden kann, daß bei einem "normalen" Output eine bestimmte Kapitalverzinsung erreicht werden soll, oder einfach davon, daß die Preise als Aufschlag auf die Stückkosten ermittelt werden. Der Aufschlagsfaktor kann dabei von der Höhe der Kapazitätsauslastung abhängen. Gemeinsam ist diesen Modellen, daß sie auf die Bedeutung der Kapazitätsauslastung und der 21) Stückkosten in den Preisfunktionen hinweisen . 64

Die Stückkosten umfassen im DIW Langfrist-Modell neben den Lohnstückkosten - definiert durch die Lohneinkommen im privaten Bereich einschließlich eines kalkulatorischen Einkommens der Selbständigen, bezogen auf den realen Beitrag der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung zum Bruttoinlandsprodukt - als wichtigster Größe auch noch die auf dieselbe Größe bezogenen Importe und indirekten Steuern.

4.2.2

Kosten- und nachfrageabhängige Preisindices

Ein signifikanter Einfluß des Auslastungsgrads wurde bei der Schätzung der Erklärungs-

22) gleichung für den Preisindex des privaten Verbrauches nicht gefunden

, er hängt

lediglich von den Stückkosten ab. Die geschätzte Elastizität beträgt 0,83. In diesem Schätzwert schlagen sich alle nicht explizit berücksichtigten Besonderheiten der Preisbildung für die einzelnen Endnachfragekomponenten nieder. Insbesondere können dabei die unterschiedliche Zusammensetzung aus Gütern mit jeweils unterschiedlichen Kostenstrukturen und Aufschlagsätzen eine bedeutende Rolle spielen. Auch für den Preisindex der Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen konnte eine Abhängigkeit vom Auslastungsgrad nicht festgestellt werden, die für dieses Aggregat ermittelte Elastizität des Preisindex in Bezug auf die Stückkosten beträgt 0,68. Der Preisindex der Bauinvestitionen der Unternehmen ohne die Wohnbauten reagiert mit einer Elastizität von 0,91 auf Änderungen der Stückkosten, daneben reagiert dieser Preisindex auch auf Änderungen des Auslastungsgrads für die Unternehmen ohne Wohnungsvermietung. Dieser Auslastungsgrad ist nicht geeignet zur Erklärung des Preisindex der Anlageinvestitionen in Wohnbauten, die Kapazitätsauslastung in dem dafür relevanten Bereich wird durch die Zugänge zum Bruttoanlagevermögen des Sektors Wohnungsvermietung approximativ beschrieben. In Bezug auf diese Variable weisen die Schätzergebnisse eine positive Elastizität aus. Die geschätzte Elastizität in Bezug auf die Stückkosten beträgt annähernd 1,1.

4.2.3

Preisstrukturgleichungen

Preisstrukturgleichungen erklären die Deflatoren für die Güterkäufe und die Bau- und Ausrüstungsinvestitionen des Staates. 65

Die Käufe des Staates von Gütern für die laufende Produktion (abzüglich der Verkäufe von Verwaltungsleistungen) stellen ein sehr heterogenes Aggregat dar. Zu einem erheblichen Teil enthalten sie Sachleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung, daneben aber auch alle militärischen Güter. Von daher erscheint es naheliegend, daß eine Beziehung des Deflators für die staatlichen Güterkäufe sowohl zu dem Preisindex des privaten Verbrauchs als auch zu dem der Anlageinvestitionen der Unternehmen besteht. Die geschätzten partiellen Elastizitäten betragen 0,72 in Bezug auf die erstere, 0,62 in Bezug auf die letztere Größe. Das bedeutet, daß sich bei einer Änderung der Stückkosten wie sie im DIW-Langfristmodell definiert sind um 1 vH der Preisindex der Güterkäufe des Staates 23) ceteris paribus um annähernd 1,1 vH verändert . Der Preisindex der Ausrüstungsinvestitionen des Staates hängt von demselben Preisindex für die Unternehmen ab. Die Schätzergebnisse zeigen, daß sich beide Größen mit derselben Rate ändern. Ebenso wird der Preisindex der Bauinvestitionen des Staates durch den entsprechenden der Unternehmen (ohne Wohnbauten) erklärt, auch hier beträgt die geschätzte Elastizität annähernd Eins. Auf die Bestimmung des Preisindex für den Beitrag des Staates zum Bruttoinlandsprodukt ist oben (Abschnitt 3.2.2) bereits eingegangen worden: Aus der Stundenproduktivität und dem Arbeitsvolumen beim Staat wird sein realer Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt ermittelt, mit dem von der Kostenseite her bestimmten nominalen Beitrag ergibt sich der implizite Preisindex. Ein Preisindex für Vorratsveränderungen kann nicht sinnvoll interpretiert werden, dennoch müssen zur Ermittlung des nominalen Bruttoinlandsprodukts die nominalen Vorratsveränderungen bekannt sein. Deswegen wird das Verhältnis der nominalen zu den realen Vorratsveränderungen schrieben.

66

in Abhängigkeit vom Preisindex des Bruttoinlandsprodukts

be-

4.3

Kapitalstock, Produktionspotential und Auslastung

4.3.1

Kapitalstock

Die Sektorgliederung des Bruttoanlagevermögens im DIW-Langfristmodell entspricht weitgehend derjenigen der Anlageinvestitionen. Es wird nach den Sektoren Staat und Unternehmen unterschieden, beim Bruttoanlagevermögen der Unternehmen wird der Sektor Wohnungsvennietung getrennt behandelt. Die Unterscheidung nach Ausrüstungen und gewerblichen Bauten fehlt. Die Fortschreibung der sektoralen Anlagevermögensbestände erfolgt im Modell ausgehend von einem Bestand am Jahresanfang ( K

f c

m i t den Zugängen (Z t ) und den Abgängen (A fc )

während des Jahres:

K

K

t =

t-i

dabei bezeichnet

+

z

t -

A

i

das Anlägevermögen am Jahresende.

Bei den Zugängen handelt es sich im Fall der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung um die neuen Anlagen, die sich von den Anlageinvestitionen dieses Bereichs hauptsächlich um die Käufe von gebrauchten Anlagen unterscheiden. Beim Sektor Wohnungsvermietung bestehen die Zugänge aus den Wohnungen, beim Staat aus den abnutzbaren Investitionen. Die Zugänge werden aus den entsprechenden Investitionsvolumina mit Hilfe von Anteilsziffern ermittelt, die ihrerseits exogen fortgeschrieben werden. Die Abgänge ergeben sich jeweils aus Anteilsziffern am Anlagevermögen. Die exogene Fortschreibung der Abgangsraten stützt sich auf Informationen aus der gesamtwirtschaft24) liehen Anlagevermögensrechnung des DIW

, bei der das gesamte Anlagevermögen durch

Zusammenfassung von 143 Einzelreihen ermittelt wird. Die Ermittlung der Anlagevermögensbestände erfolgt dort nach der perpetual-inventory25) Methode . Das Bruttoanlagevermögen ergibt sich dabei nach • V i .

1=1

9(i)

W

Dabei bezeichnen 67

das Bruttoanlagevermögen am Jahresende und die neu investierten Anlagen. g(i)

ist eine Überlebensfunktion, deren Werte angeben, welcher Teil eines Investitionsjahrgangs noch nicht aus dem Anlagevermögensbestand ausgeschieden ist.

Als Überlebensfunktion wird eine quasilogistische Funktion unterstellt g(i) = ( 1 + exp ( 1,1 . M

¿-)))"

1

g(i) = 0

f ü r

. ^

M

für i > M

M ist dabei die maximale Nutzungsdauer. Für die Berechung des Bruttoanlagevermögens im privaten Bereich, der auch den Sektor Wohnungsvermietung mit besonders langen Nutzungsdauern einschließt, wurde eine konstante maximale Nutzungsdauer von 70 Jahren 26) angenommen

. Nach 20 Jahren haben dann immer noch 90 % eines Investitionsjahrgangs

überlebt.

4.3.2

Produktionspotential und Auslastungsgrad

Das Produktionspotential für den Bereich der Unternehmen ohne den Sektor Wohnungsvermietung ist keine Größe, die direkt beobachtet werden kann. Es ist daher erforderlich, bestimmte Annahmen zu treffen, um Potentialgrößen aus beobachtbaren Größen ableiten 27) und Auslastungsziffern angeben zu können

. Ist dieses Verfahren konsistent, dann läßt

sich die Frage, ob eine bestimmte der vielen möglichen Vorgehensweisen sinnvoll ist, nur im Hinblick auf das angestrebte Untersuchungsziel beurteilen. Die Verfahren zur Berechnung des Produktionspotentials kann man grob danach einteilen, ob sie auf der Output-Seite ansetzen oder ob sie von der Bestimmung von Potentialwerten 28)

für die Inputs ausgehen

. Eine weitere Unterscheidung der Potentialkonzepte ergibt sich

daraus, ob nach dem maximal realisierbaren, nach einem durchschnittlichen oder nach einem kostenoptimalen Output gefragt wird. Im DIW-Langfristmodell wird ein inputorientiertes Verfahren zur Berechnung der mit minimalen Kosten realisierbaren Produktion angewendet. Als Produktionspotential wird der Output verstanden, der mit dem vorhandenen Kapitalstock unter gleichzeitig kostengünstigstem Arbeitseinsatz produziert 29) werden kann . 68

Ausgangspunkt

ist eine Cobb-Douglas Produktionsfunktions, die als Planungsrelation *

zwischen dem erwarteten langfristigen Output X. und dem gewünschten Arbeitseinsatz * * L- t und Kapitalstock AeV

verstanden wird: J

(K*f

(L*f

Um einen gegebenen Output mit minimalen Gesamtkosten zu produzieren, muß * * * * QQtKt = txWtLt *

*

erfüllt sein. Dabei bezeichnen Q j und

die erwarteten Preise für Kapital und Arbeit.

Setzt man den tatsächlichen Kapitalstock für den gewünschten, so erhält man das c Produktionspotential das oben definiert wurde xj;= A(ß/a) ß e * T ( q X )

6

Kf

ß

Im Gegensatz zu dem Vorgehen von Hickman und Coen werden aber im DIW-Langfristmodell die zur Berechnung des Produktionspotentials erforderlichen

Parameterschätz-

werte nicht aus den Faktornachfragefunktionen oder aus der Produktionsfunktion ermittelt, sondern direkt geschätzt. Hickman und Coen behandeln den gesamten Komplex Faktornachfrage und Produktionspotential innerhalb eines einzigen konsistenten Rahmens, indem sie die gemeinsamen Parameterrestriktionen berücksichtigen, die sich aus der Produktionsfunktion ergeben. Dieser Ansatz entspricht dem Anspruch nach geschlossenen theoretischen Konzepten, dem stehen allerdings andere Argumente entgegen*"^: Dem Modell wird eine zu große Korrektheit zugeschrieben, während es sich im Wirklichkeit nur um eine große Approximation handelt, das gilt a forteriori, wenn aufgrund von unzureichendem

Datenmaterial

zusätzliche

Annahmen getroffen

werden müssen. Hinzu

kommt, daß die verwendeten Daten hochaggregiert sind; es ist gezeigt worden, daß die tatsächlichen Relationen auf der Mikroebene aus aggregierten

Produktionsfunktionen

häufig nicht erkannt werden k ö n n e n ^ . Zur direkten Schätzung einer Erklärungsfunktion für das Produktionspotential ist eine Vergangenheitszeitreihe erforderlich, die der hier verwendeten Definition möglichst gut entspricht.

69

Eine Möglichkeit, eine Zeitreihe des Produktionspotentials zu ermitteln, bietet der vom 32) Ifo-Institut regelmäßig erfragte Auslastungsgrad

\ Diese Reihe wird zur Ermittlung des

Produktionspotentials im SYSIFO-Modell v e r w e n d e t ^ . Im Rahmen des Konjunkturtests für die Industrie werden die Unternehmer aufgefordert, den Grad der Kapazitätsauslastung in Prozent der betriebsüblichen Vollausnutzung anzugeben; eine exakte Definition der Begriffe wird vermieden. Die Befragung wird laufend im Bereich der verarbeitenden Industrie durchgeführt, wobei einige Industriezweige nicht erfaßt werden. Die Einzeler34) gebnisse werden mit den jeweiligen Umsatzanteilen zusammengewichtet . Die Auslastungsreihe des Ifo-Instituts enthält wertvolle Informationen über die Beurteilung der Kapazität aus der Sicht der Unternehmer'^. Da jedoch der Kapazitätsbegriff nicht genau definiert

ist, bleibt unklar, ob die Antworten auf die Auslastung des

Arbeitsvolumens oder des Kapitalstocks gerichtet sind* 5 ^. Hinzu kommt die Vermutung, daß Unternehmerbefragungen zu zyklisch verzerrten Maßen der Kapazität führen. Wenn in der Rezession Anlagen stillgelegt werden und die 'normale1 Zahl von Arbeitsstunden sinkt, wird die Kapazität niedriger eingeschätzt; im Boom, wenn solche Anlagen wieder in Betrieb genommen werden und die 'normale1 Zahl von Überstunden steigt, stellt sich die Kapazität höher d a r * ^ . Das bedeutet, daß sich die Unternehmer bei ihren Antworten an den kurzfristigen Möglichkeiten, die Produktion zu erhöhen, orientieren. Deswegen wird vorgeschlagen, Befragungsergebnisse 38) interpretieren

als Informationen über kurzfristige Engpässe zu

. Darüber hinaus ist zu beobachten, daß die Ergebnisse von Unternehmer-

befragungen in den Höhepunkten von Booms ein ungewöhnlich hohes Maß an ungenutzter Kapazität ausweisen. Daraus werden Zweifel daran abgeleitet, daß das Niveau der 39) Kapazitätsauslastung korrekt wiedergegeben wird . Schließlich sind die von solchen Auslastungsmaßen implizierten Werte des Produktionspotentials sehr flatterhaft, während überlicherweise davon ausgegangen wird, daß sie sich ohne heftige Schwankungen ent40) wickeln

. Obwohl die Daten des Ifo-Instituts die einzigen originär erhobenen Infor-

mationen über den Auslastungsstand darstellen, sprechen doch die genannten Schwächen gegen ihre Verwendung. Dabei fällt vor allem ins Gewicht, daß die Definition des Produktionspotentials der oben beschriebenen des DIW-Langfristmodells möglicherweise nicht entspricht. Das ist eher der Fall für die im Rahmen der Strukturberichterstattung des DIW ermittelte Zeitreihe des Produktionspotentials^. Die Bestimmungsgleichung für das Produktionspotential wird aus Faktornachfragefunktionen abgeleitet, die unter der Annahme gewinnmaximierenden Verhaltens ermittelt wurden. Allerdings wird dabei davon ausgegangen, 70

daß auf Branchenebene für jeden Investitionsjahrgang eine CES-Produk-tionsfunktion gilt, die über die Nutzungsdauer der Investition hinweg konstant bleibt. Bestandswerte für das Produktionspotential

lasen sich dann mit Hilfe

von Überlebensfunktionen nach der

perpetual-inventory-Methode ermitteln. Die Schätzung der Parameter der sektorspezifischen Bestimmungsgleichung für das Produktionspotential erfolgt so, daß die Summe der Abweichungsquadrate zwischen Produktionspotential und Bruttowertschöpfung unter der Nebenbedingung, daß die Potentialwerte immer über den Werten der Bruttowertschöpfung liegen, minimiert wird; soweit es nötig erscheint, werden Feinabstimmungen vorgenommen. Die so ermittelte

Zeitreihe stellt auf das mit dem Kapitalstock geschaffene

Produktionspotential ab und berücksichtigt kostenminimierendes Verhalten, es kann also davon ausgegangen werden, daß sie das im DIW-Langfristmodell verwendete Konzept - der Output, der mit dem vorhandenen Kapitalstock unter kostengünstigstem Arbeitseinsatz produziert werden kann - genügend gut approximiert. Das zeigt sich auch beim Vergleich der Erklärungsgleichung für das Produktionspotential im DIW-Langfristmodell mit dem für das mit einem Investitionsjahrgang geschaffene Produktionspotential in der DIW-Potentialrechnung: Beide beziehen dieselben Einflußgrößen - Preisrelationen, Kapital bzw. Investitionsgrößen und einen Zeittrend - ein. Hinzu kommt, daß das Produktionspotential der DIW-Potentialrechnung durch die Berücksichtigung der Sektor- und der Zeitstruktur der Investitionen einen relativ hohen Gehalt an originären Informationen aufweist. Bei der Schätzung der Bestimmungsgleichung für das Produktionspotential zeigte sich, daß die Parameterschätzwerte für den Kapitalstock und den Zeittrend nicht gleichzeitig ein plausibles Vorzeichen aufweisen; deswegen wurde der Zeittrend als Erklärungsgröße ausgelassen. Wegen der vielfältigen notwendigen Vereinfachungen muß darauf verzichtet werden, die Parameterschätzwerte in Bezug zu den Parametern der Produktionsfunktion zu interpretieren. Die gesöhätzte Elastizität in Bezug auf das Bruttoanlagevermögen beträgt etwa drei Viertel, das impliziert eine tendenzielle Zunahme des durchschnittlichen Kapitalkoeffizienten, soweit diese nicht aufgrund von Änderungen der relativen Preise kompensiert sind. Dieser Effekt ist jedoch von seiner Bedeutung her gering, die geschätzte Elastizität beträgt 0,05. Das Vorzeichen ist so zu interpretieren, daß bei einer relativen Verteuerung des Kapitaleinsatzes im Kostenminimum mehr Arbeit eingesetzt wird, bei gegebenem Kapitalstock bedeutet das einen Anstieg des Produktionspotentials.

71

4.4

Außenhandel und Wechselkurs

4.4.1

Einflußgrößen des Außenhandels

Anhaltspunkte für die Herleitung der Einflußfaktoren der Außenhandelsströme kann man 42) aus der Außenhandelstheorie gewinnen

. Die Außenhandelstheorie

beschäftigt

sich

einerseits als reine Außenhandelstheorie mit der Frage nach den Bestimmungsgründen der Richtung und des Ausmaßes des Außenhandels und der Austauschverhältnisse, andererseits 43) als Zahlungsbilanztheorie mit den Mechanismen des Ausgleichs der Zahlungsbilanz

. Als

Einflußgrößen der Außenhandelsströme lassen sich vor allem Kosten und Preise, Wechselkurse und Einkommen identifizieren. Diese Ergebnisse basieren - meist implizit - auf Annahmen über die Reaktion makroökonomischer Aggregate, die für repräsentative Wirtschaftseinheiten mit Hilfe mikroökonomischer Modelle hergeleitet werden können. So liefert

die Theorie der Unternehmung

Erklärungsansätze für die Vorleistungsimporte und im Zusammenhang mit theoretischen Vorstellungen über die gütermäßige Zusammensetzung der Investitionen auch über die 44) importierten Investitionsgüter . Analog läßt sich die Nachfrage nach importierten Gütern für den Konsum der privaten Haushalte aus Modellen des repräsentativen Haus45) halts ableiten . Genauso können Exportfunktionen aus Modellen für repräsentative 46) Unternehmen und Haushalte im Ausland hergeleitet werden

. Diese kurzen Hinweise

zeigen, daß auch mikroökonomische Überlegungen die Bedeutung von Preisen, Wechselkursen und Einkommen im In- und Ausland belegen. 4.4.2

Die Struktur des Außenhandelsteils im DIW-Langfristmodell

Im DIW-Langfristmodell wird bei der Ausfuhr und Einfuhr nach Waren und Dienstleistungen unterschieden, bei der Wareneinfuhr darüber hinaus nach den Importen von Erdöl, Erdgas und Mineralölerzeugnissen und von anderen Waren (s. Übersicht 6). Außerdem werden die Einkommensströme zwischen In- und Ausland dargestellt. Eine regionale Differenzierung des Außenhandels - also der Importe nach Herkunfts- und der Exporte nach Empfängerländern - erfolgt nicht, obwohl sie für eine Reihe von Fragen zusätzliche Erkenntnisse vermitteln würde. Im Vordergrund des Interesses steht jedoch im DIW-Langfristmodell die Ermittlung der Wirtschaftsentwicklung in der Bundesrepublik. Angesichts dessen und unter Berücksichtigung der Tatsache, daß eine detailliertere 72

Übersicht 6 Der Aiäenhandelstell des DlW-UngffristmodeUs1* Exporte reale Warenexporte

Deflator der Warenexporte

nominale Warenexporte

Einflußgrößen: • Volumenindex der Weltexporte • relative Preise (2-Jehresdurchschn.des Verhältnisses von Weltexportpreisen (in DM) 2) zum Preisindex für Warenexporte

Einflußgrößen: - Stückkosten * Weltexportpreise (in DM) 2)

deflatorisch ermittelt

reale Dienstleistunqsexporte

Defletor der Dienstieistunqsexporte

nominale Dienstleistung»exporte

definitorisch ermittelt

Einflußgrößen: - Preisindex der Warenexporte

Einflußgrößen: - nominale Warenexporte - endogene lag-Variable (zur Berücksichtigung von Anpassungsverzögerungen)

reale Exporte (Waren u. Dienstleist.)

Deflator der Exporte (Waren u. Dienstleist.)

nominale Exporte (Waren u. Dienstleist.)

definitorisch ermittelt

definitorisch ermittelt

definitorisch ermittelt

Importe reale Waren importe r

. bii)

Deflator der Werenimporte • ö l 3>

nominale Werenimporte ohne Ol 3)

Einflußgrößen: EinflußgröGen: - Warenexporte, real - Weltexportpreise (in DM) 2) • privater Verbrauch und Anlageinvestitionen der Unternehmen ohne Wohnbeuten, real

definitorisch ermittelt

ölimporte 3)

nominale ölimporte 3)

Deflator der Dlimporte 3)

EinflußgröGen: EinflußgröGen: - Bruttoinlandsprod., real - Weltexportpreise (in DM) 2) - Verhältnis der Preisindices der Ölimporte und der Anlageinvestitionen der Unternehmen ohne Wohnbeuten reale Dienstleistung»? importe

Deflator der Dienstleistungsimporte

definitorisch ermittelt

nominale Dienstleistung»importe

EinflußgröGen: EinflußgröGen • Privater Verbrauch» An- Preisindex der Warenimlageinvestitionen der porte ohne ö l Unternehmen ohne Wohnungsvermietung und Warenexporte, real

definitorisch ermittelt

reale Importe (Weren u. Dienst leist.)

Deflator der Importe (Weren u. Dienstieist.)

nomínele Exporte t Waren u. Dienst leist.)

definitorisch ermittelt

definitorisch ermittelt

definitorisch ermittelt

Dohne Faktoreinkommen von der und an die Qbrige Welt 2) Durchschnittwertindex der Weltexporte euf US-S-Basis, mit dem DM/US t-Kurs in D M umgerechnet. 3) Einfuhr von Erdöl, Erdgas und Mineralölerzeugnissen»

73

Modellierung des AuBenhandelsteils erhebliche Datenprobleme - und dabei nicht zuletzt solche der Abstimmung mit der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung - aufwirft, wird bei der vorliegenden Modellversion die übrige Welt als homogene Gesamtheit betrachtet. Als approximative Indikatoren der Einkommen und Preise der übrigen Welt werden im DIW-Langfristmodell der Volumenindex und der Durchschnittswertindex der Weltausfuhr verwendet; beide Variablen werden exogen vorgegeben.

4.4.3

Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen

Als die wesentlichen EinfluQfaktoren der Exportnachfrage erweisen sich einerseits das weltwirtschaftliche Aktivitätsniveau, andererseits die relativen Preise der inländischen Güter gegenüber den Konkurrenzprodukten auf dem Weltmarkt. In der Erklärungsgleichung für die realen Warenexporte wird der erste Einfluß durch den Volumenindex der Weltausfuhr (ohne Staatshandelsländer; in US-Dollar Berechnung) abgebildet, aus den Schätzergebnissen läßt sich für das Jahr 1982 eine Elastizität von 0,9 berechnen. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit wird durch einen Zwei-Jahresdurchschnitt des Verhältnisses von Weltexportpreisen in DM - das ist der Durchschnittswertindex der Weltexporte auf USDollar Basis, der mit dem DM-US-Dollar-Kurs auf DM umgerechnet ist - zum Preisindex der Warenexporte dargestellt. Nach den Schätzergebnissen verringert sich ceteris paribus die reale Warenausfuhr um 0,2 vH, wenn der Preisindex der Warenausfuhr in einem Jahr um 1 vH ansteigt. Zur Erklärung der Dienstleistungsexporte wird angenommen, daß diese proportional zu den Warenexporten sind - beide Variable werden dabei in jeweiligen Preisen gemessen. Anpassungsverzögerungen werden durch eine endogene lag-Variable berücksichtigt. Die Schätzergebnisse weisen aus, daß die Dienstleistungsexporte längerfristig um 18 vH der absoluten Erhöhung der Warenexporte steigen, im ersten Jahr macht der Anstieg rund 10 vH aus. Der Erklärung des Preisindex der Warenexporte liegen dieselben theoretischen Vorstellungen zugrunde wie der Herleitung der Einflußgrößen der Preisindices für die inländischen Verwendungskomponenten (s. Abschnitt 4.2). Die Kostenaspekte werden durch den Stückkostenindex beschrieben. Nachfrageeinflüsse werden indirekt erfaßt. Es wird angenommen, daß die Exporteure ihre Preise anpassen, wenn sich die Preise konkurrierender Güter auf den Weltmärkten ändern; dieser Einfluß wird durch die mit dem Wechselkurs im DM 74

umgerechneten Weltexportpreise modelliert. Die geschätzten partiellen Elastizitäten des Preisindex der Warenausfuhr betragen in Bezug auf die Stückkosten annähernd 0,6 und in Bezug auf die Welthandelspreise 0,22. Der Preisindex für die Dienstleistungsexporte wird in einer Preisstrukturgleichung durch den für die Warenexporte erklärt, die geschätzte Elastizität liegt bei 1,1. 4.4.4

Einfuhr von Waren und Dienstleistungen

Bei der Erklärung der realen Einfuhr von Waren ohne die Ölimporte und von Dienstleistungen wird auf die Komplementarität zu den Verwendungskomponenten abgestellt. Der empirische Nachweis von Substitutionsvorgängen aufgrund von Verschiebungen der relati47) ven Preise erweist sich auf diesem Aggregationsniveau als schwierig . Bei der Wareneinfuhr ohne Öl werden getrennte Elastizitäten für den privaten Verbrauch und die Anlageinvestitionen der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung einerseits und die Warenausfuhr andererseits ermittelt, um den unterschiedlichen institutionellen und verhaltensmäßigen Bedingungen Rechnung zu tragen. In Bezug auf die genannten inländischen Verwendungskomponenten, die ja auch Indikatoren für die Einkommensentwicklung und damit für die direkt zur letzten Verwendung bestimmten Importe sind, beträgt die geschätzte Elastizität knapp 1,3; in Bezug auf die Warenexporte ist sie erheblich geringer und beträgt ein Drittel. Bei der Bestimmungsgleichung für die Dienstleistungseinfuhr, die zum erheblichen Teil aus Reiseausgaben der Inländer im Ausland besteht, für die die Nachfragekomponenten als Einkommensindikator relevant sind, wird auf die Trennung der drei Endnachfragekomponenten verzichtet, die geschätzte gemeinsame Elastizität beträgt rund 1,4. Bei der Schätzung der Nachfrage nach Energieimporten erweist sich neben dem Zusammenhang mit dem Bruttoinlandsprodukt, das als Indikator für Produktion und Einkommen steht, auch der Einfluß

der relativen Preise, dargestellt durch das Verhältnis der

Preisindices für Erdöl, Erdgas und Mineralölerzeugnisse und für die Anlageinvestitionen der Unternehmen ohne Wohnbauten, als signifikant. Ein Anstieg der Ölpreise um 1 vH führt demnach ceteris paribus zu einer Verringerung der Öleinfuhr um rund 0,4 vH. Der hohe Schätzwert für die Elastizität der Öleinfuhr in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt von 2,8 muß bei Anwendungen des Modells für Prognosen erheblich nach unten angepaßt werden. 75

Indikator dient der Durchschnittswertindex der Weltausfuhr auf US-Dollar-Basis, der im DIW-Langfristmodell

exogen vorgegeben wird.

Zusammen mit

dem

DM-US-Dollar-

Wechselkurs bestimmt diese Variable die Preisentwicklung der Warenimporte. Bei den Waren ohne Öl beträgt die geschätzte Elastizität rund zwei Drittel, in diesem Schätzwert kommt vor allem der Unterschied der gütermäßigen Zusammensetzung der bundesdeutschen Importe zum Welthandelsvolumen zum Ausdruck. Bei den Energieimporten wird eine Elastizität von rund 2,5 geschätzt, sie kann als realer Ölpreisanstieg bezeichnet werden. Für Prognosen gilt auch hier, daß dieser Wert nach unten anzupassen ist. Der Preisindex der Dienstleistungsgüter wird in einer Preisstrukturgleichung mit dem Preisindex der Einfuhr von Waren ohne Öl erklärt. Die geschätzte Elastizität von 1,4 weist jedoch auf erhebliche strukturelle Unterschiede bei den beiden Aggregaten hin.

4.4.5

Faktoreinkommen

Zur Darstellung der kompletten Konten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung müssen die von der übrigen Welt bezogenen und die an die übrige Welt geleisteten Faktoreinkommen nach den empfangenden bzw. leistenden Sektoren aufgeschlüsselt werden. Zu diesem Zweck ist auch nach Einkommen aus unselbständiger Arbeit und Unternehmertätigkeit und Vermögen zu unterscheiden. Die Erklärungsansätze für die einzelnen Ströme sind in den Abschnitten beschrieben, die sich mit der Einkommensverteilung beschäftigen. Zur Darstellung des realen Außenbeitrages sind jedoch auch die Deflatoren

dieser

Einkommensströme zu ermitteln. In zwei Erklärungsgleichungen sind die Preisindices der von der übrigen Welt bezogenen und an die übrige Welt geleisteten Erwerbs- und Vermögenseinkommen mit den Preisindices der Ausfuhr bzw. Einfuhr von Dienstleistungen verknüpft, die geschätzten Elastizitäten liegen in beiden Fällen in der Nähe von Eins.

4.4.6

Wechselkurs

Zur Erklärung der Wechselkurse existieren im wesentlichen drei Theorien, die jeweils unterschiedlichen Aspekte in den Vordergrund rücken. 48) -

Die Kaufkraftparitätentheorie der Inflationsraten

76

erklärt Wechselkursänderungen aus der

Differenz

zwischen In- und Ausland. Empirische Untersuchungen dieses

Erklärungsansatzes zeigen, daß die Kaufkraftparitätentheorie 49) Wechselkursentwicklung zu erklären in der Lage ist . -

auf längere Sicht die

Die Einkommens- oder Leistungsbilanztheorie^ in ihrer einfachen Form ermittelt den Wechselkurs aus der Annahme, daß er die Leistungsbilanz zum Ausgleich bringt, dabei hängen die Importnachfragen des Inlands und des Auslands von den jeweiligen Realeinkommen ab. Bei gleichen Einkommenselastizitäten und normaler Reaktion der Leistungsbilanz auf Wechselkursänderungen führen ein stärkerer Realeinkommensanstieg als im Ausland und die daraus resultierende Tendenz zu Leistungsbilanzdefiziten zur Abwertung. In einer erweiterten Form dieser Theorie werden Zinsreaktionen und internationale Kapitalbewegungen berücksichtigt, dann kommt es im geschilderten Fall allerdings zu einer Auf- statt einer Abwertung. Dasselbe gilt für die Variante dieser Theorie, die auf monetäre Mechanismen abstellt: Bei gegebenem Geldangebot und steigender Geldnachfrage werden die Ausgaben für Importgüter eingeschränkt, die Verbesserung der Leistungsbilanz führt zur Aufwertung. Die empirischen Befunde sind uneindeutig. Leistungsbilanzabhängige Wechselkursreaktionen sind nicht unmittelbar e v i d e n t ^ . Die Erfahrungen mit dem Außenwert der DM gegenüber dem Dollar zeigen aber, daß die Leistungsbilanz als ein Indikator unter 52) vielen für die Leistungsfähigkeit eines Landes angesehen wird

-

Die Zinsparitätentheorie*^ richtet das Augenmerk auf die Bedeutung der Erwartungen der Marktteilnehmer und beobachtet dazu die Vorgänge auf den Finanzmärkten. Sie ist in erster Linie auf die Erklärung kurzfristiger Wechselkursschwankungen ausgerichtet. Die Ausgangsthese ist, daß gleichartige Finanzanlagen in unterschiedliche Währungen unter Berücksichtigung der erwarteten Wechselkursänderungen gleiche Renditen erzie54) len müssen. Die Zinsparitätentheorie bewährt sich gut

, kann aber allein nicht alle

Wechselkursbewegungen erklären*^. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die drei skizzierten Wechselkurstheorien als monokausale Erklärungsansätze nicht geeignet sind, eine Verknüpfung dieser Elemente kann aber durchaus eine befriedigende Erklärung der Wechselkursentwicklung im Zeitverlauf aufgrund ökonomischer Faktoren liefern. Ein kombinierter Erklärungsansatz, der auf Kaufkraftgefälle

sowie Zins- und Inflationsdifferenzen

zwischen In- und Ausland

abstellt, ist von Pohl empirisch getestet w o r d e n ^ . 77

Da im DIW-Langfristmodell eine regionale Strukturierung des Außenhandels fehlt, wird lediglich der DM-US-Dollar-Kurs als repräsentativer Wechselkurs erklärt. Diese Variable dient in erster Linie dazu, den Durchschnittswertindex der Weltausfuhr in US-Dollar Berechnung auf DM umzurechnen, diese Variable spielt dann eine Rolle bei der Bestimmung der Ex- und Importvolumina und der entsprechenden Preisindices. Außerdem wird er als Erklärungsgröße bei der Bestimmung einzelner Faktoreinkommensströme

zwischen

inländischen Sektoren und der übrigen Welt herangezogen. Das DIW-Langfristmodell stellt bei der Erklärung des DM-US-Dollar-Kurses auf die beiden längerfristigen

Einflußfaktoren

- Kaufkraftdifferenzen

und Leistungsbilanzungleichge-

wichte - ab. Maßgeblich dafür, Zinsdifferenzen nicht zu berücksichtigen, ist neben der Betonung der längerfristigen Aspekte auch, daß das Modell keinen Geldmarktteil besitzt. Als Indikator der Kaufkraftdifferenzen dient das Verhältnis der inländischen Stückkosten zur Preisentwicklung der Weltausfuhr auf Dollar-Basis. Ein Zurückbleiben der Entwicklung der inländischen Stückkosten hinter der auf den Weltmärkten führt zu einem niedrigeren DM/US-Dollar-Kurs, d.h. zu einer Aufwertung, so daß sich die Exporte für die ausländischen Käufer verteuern und sich die Importe für die Inländer verbilligen. Der Ausgleich der unterschiedlichen Preisentwicklung erfolgt nicht vollständig, die geschätzte Elastizität beträgt etwa zwei Drittel. Es ist festgestellt worden, daß die Leistungsbilanz als ein Indikator der Leistungsfähigkeit die Erwartungen der Marktteilnehmer und damit den Wechselkurs beeinflußt. Im DIWLangfristmodell wird dieser Indikator durch einen verzögerten Wert des realen Außenbeitrags abgebildet; ein Anstieg der Exporte um 1 Prozent würde ceteris paribus zu einem um 0,3 Prozent höheren Wechselkurs führen, so daß sich die Exporte entsprechend verteuern und sich eine Tendenz zum Ausgleich der Leistungsbilanz ergibt.

78

5

Einkommensverteilung

Die Verteilungsrechnung zeigt, wie sich das Sozialprodukt aus allen in einer Periode entstandenen Einkommen zusammensetzt. Dies ist nicht nur für sich genommen von Interesse, sondern auch deswegen, weil eine Reihe gesamtwirtschaftlicher SchlüsselgröGen direkt oder indirekt von der Einkommensverteilung abhängt. Darüber hinaus ist die Abbildung der Einkommensverteilung nach Sektoren im Modell auch deswegen erforderlich, weil nur so geschlossene Sektorkonten erstellt werden können, die die Konsistenz der Modellergebnisse gewährleisten. Die Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit ergeben sich aus dem eingesetzten Arbeitsvolumen und dem Lohnsatz. Die Bruttoeinkommen aus Unternehmenstätigkeit und Vermögen werden dem Vorgehen in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung entsprechend als Restgröße gegenüber dem Nettosozialprodukt der Faktorkosten ermittelt, das sich aus der Summe der Verwendungskomponenten unter Berücksichtigung von Abschreibungen, indirekten Steuern und Subventionen ergibt.

5.1

Ermittlung des Nettosozialprodukts zu Faktorkosten

Ausgangspunkt der Verteilungsrechnung ist das Nettosozialprodukt zu Faktorkosten. Es ergibt sich aufgrund der Bewertung der in einem Zeitraum produzierten Gütermenge mit den dabei entstandenen Faktoreinkommen. Aus dem Bruttosozialprodukt, das auf die Bewertung dieser Gütermenge mit den bei ihrem Verkauf erzielten Marktpreisen abstellt, und das sich im Modell aus der Verwendungsrechnung ergibt, wird es durch Abzug der Abschreibungen und der Saldos von indirekten Steuern und Subventionen ermittelt.

5.1.1

Abschreibungen

Nach den Konventionen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird bei der Berechnung der Einkommen nur der Teil der Bruttowertschöpfung einbezogen, der nach Erhaltung des realen Vermögensbestandes übrigbleibt. Gemessen wird die Wertminderung des reproduzierbaren Anlagevermögens durch die Abschreibungen. Diese werden vom Statistischen Bundesamt ermittelt, indem die einzelnen Investitionsjahrgänge zu konstanten Preisen nach Gütergruppen linear auf ihre erwartete wirtschaftliche Nutzungsdauer aufgeteilt und 79

mit jeweiligen Preisen der entsprechenden Investitionsgüter, d.h. zu Wiederbeschaffungspreisen, bewertet werden^. Im DIW-Langfristmodell werden die Abschreibungen getrennt nach denen des Sektors Wohnungsvermietung, der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung, der privaten Organisationen ohne Erwerbscharakter und des Staates abgebildet. Als wesentliche EinflußgröGe der Abschreibungen der Unternehmenssektoren ist in Approximation der Berechnungsmethode des Statistischen Bundesamtes das mit dem Preisindex der Anlageinvestitionen bewertete Anlagevermögen zu konstanten Preisen anzusehen. Die geschätzten Koeffizienten einer logarithmischen Regression liegen in der Nähe von Eins; sie zeigen, daß das Verfahren des Statistischen Bundesamtes auf einer über die Investitionsjahrgänge aggregierten Ebene genügend gut nachgebildet werden kann. Die Abschreibungen der privaten Organisationen ohne Erwerbscharakter sind von ihrer Größenordnung her weniger bedeutend (im Jahr 1982 betrugen sie weniger als 3 Mrd DM). Da Informationen über den Kapitalstock der privaten Organisationen im DIW-Langfristmodell nicht enthalten sind, wird ihre Entwicklung durch einen logarithmischen Zeittrend beschrieben. Für den Staat, von dessen Investitionen ein großer Teil wie Straßen, Brücken u.ä. nicht abgeschrieben wird, ist der Anteil der Abschreibungen am Bruttoanlagevermögen exogen vorgegeben worden. Zur Aufteilung auf Gebietskörperschaften und Sozialversicherung wird aus Vergangenheitsdaten ein durchschnittlicher Anteilswert geschätzt.

5.1.2

Indirekte Steuern

Zur Berechnung der Einkommen wird das Sozialprodukt auch um die indirekten Steuern, die vom Staat bei Produzenten erhoben werden und bei der Gewinnermittlung abzugsfähig sind, vermindert. Endogen bestimmt werden im DIW-Langfristmodell die Produktionssteuern der Unternehmen, die Produktionssteuern des Staates, die nichtabzugsfähige Umsatzsteuer und die Einfuhrabgaben. Die indirekten Steuern von privaten Organisationen ohne Erwerbscharakter werden exogen vorgegeben. Die Produktionssteuern umfassen eine Vielzahl von Einzelsteuern mit unterschiedlichem Charakter 2 ^ Es kann aber für die Zwecke des DIW-Langfristmodells davon ausgegangen 80

werden, daß sie in mehr oder weniger engem Zusammenhang mit der Wertschöpfung stehen. Bei der Erklärung der Produktionssteuern der Unternehmen durch das Bruttosozialprodukt bewährt sich eine logarithmische Funktionsform am besten; die geschätzte Elastizität liegt in der Größenordnung von 1/2. Die Produktionssteuern des Staates werden in Abhängigkeit vom Beitrag des Staates zum Bruttosozialprodukt

erklärt, aus der

Vergangenheitsentwicklung ist ein marginaler Anteil von 0,13 vH geschätzt worden. Mit Hilfe einer exogenen Vorgabe für die Sozialversicherung werden die Produktionssteuern des Staates auf die beiden im DIW-Langfristmodell unterschiedenen Funktionsbereiche aufgeteilt. Zur Bestimmung der nichtabzugsfähigen Umsatzsteuer ist die Bemessungsgrundlage approximativ nachgebildet worden und daraus mit Hilfe des Mehrwertsteuersatzes ein hypothetisches Aufkommen errechnet worden, das als Erklärungsgröße in einer linearen Schätzgleichung verwendet wird. Die approximative Bemessungsgrundlage enthält den privaten Verbrauch, die Käufe von Gütern für die laufende Produktion und die Anlageinvestitionen des Staates und die Anlageinvestitionen in Wohnbauten. Der geschätzte Regressionskoeffizient der nichtabzugsfähigen Umsatzsteuer auf das hypothetische Aufkommen beträgt 0,75 , seine Abweichung von Eins spiegelt alle vernachlässigten Einzelheiten und Sonderregelungen wider. Die Einfuhrabgaben, die nicht nach den leistenden Sektoren unterteilt sind, werden durch die Einfuhr von Waren erklärt; die geschätzte Elastizität beträgt rund 1/3. In diesem Schätzwert schlagen sich auch die Strukturbrüche in der Zeitreihe der Einfuhrabgaben aufgrund von häufigen institutionellen Änderungen bis in die jüngere Vergangenheit nieder, bei der Prognose ist an dieser Stelle des Modells eine Überprüfung und ggf. eine Feinanpassung erforderlich.

5.1.3

Subventionen

Den indirekten Steuern stehen Zuschüsse des Staates an die Unternehmen für laufende Produktionszwecke entgegen; sie werden in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung als Subventionen bezeichnet. Der Erklärungsgleichung für die Subventionen von Gebietskörperschaften an Unternehmen liegt die Vorstellung zugrunde, daß die Ausgabenneigung des Staates durch die Entwick81

lung der Einnahmen bestimmt wird, und zwar in der Weise, daß langfristig die Ausgaben durch normale Einnahmen gedeckt werden^. Dabei werden unter den "normalen" die laufenden Einnahmen abzüglich der Zinsen auf öffentliche Schulden verstanden» Weitere Erklärungselemente des staatlichen Ausgabenverhaltens sind die Fortschreibungshypothese, nach der die Ausgaben basierend auf vorausgegangenen Aktivitäten fortgeschrieben werden, und die Vorstellung, daß eine kurzfristige Anpassung der Ausgaben in Abhängigkeit von der Kassenlage erfolgt. Beide Bestimmungsgrößen scheinen jedoch für die Subventionen keine wesentliche Rolle neben den durchschnittlichen Einnahmen zu 4) spielen . Die geschätzte Elastizität der Subventionen der Gebietskörperschaften in Bezug auf die durchschnittlichen normalen Einnahmen beträgt 1,4, sie spiegelt die hohen Zuwachsraten in den sechziger und siebziger Jahren wider. In jüngerer Zeit haben Überlegungen zum Subventionsabbau eine erhöhte Aufmerksamkeit erfahren,, dies ist bei Prognoserechnungen zu berücksichtigen. Subventionen im Rahmen von staatlichen Förderprogrammen werden getrennt berücksichtigt, dies ist aufgrund der Datenlage allerdings nicht für die Vergangenheit möglich. Für Alternativsimulationen werden Annahmen darüber gemacht, welche zusätzlichen Investitionen mit einem bestimmten Förderanteil mobilisiert werden können, und diese Vorgaben werden in das Modell eingespeist. Die Subventionen der Sozialversicherung sind gegenüber denen der Gebietskörperschaften unbedeutend, es wird angenommen, daß sich beide proportional entwickeln.

5.2

Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit

Zur Bestimmung der Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit werden zunächst die unter Einschluß der Sozialleistungen der Arbeitgeber berechneten Stundenlohnsätze für die abhängig Erwerbstätigen im privaten Bereich und für die Beschäftigten beim Staat ermittelt. Zusammen mit den im Arbeitsmarktteil erklärten Arbeitsvolumina erhält man die Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit bei Unternehmen und privaten Haushalten einerseits und beim Staat andererseits. Zur Ermittlung der von Inländern empfangenen Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit müssen davon jeweils die der Einpendler abgezogen und die der Auspendler hinzugerechnet werden. 82

5.2.1

Lohnbildung

Trotz einer umfangreichen theoretischen und empirischen Literatur

gehört die Erklärung

der Lohnbildung noch immer zu den offenen Fragen der angewandten Ökonometrie^. In den vorliegenden Ansätzen spiegelt sich letztlich der fehlende Konsens bei der Antwort auf die Frage "Macht oder ökonomisches Gesetz?11. Während in einigen Modellen deswegen auf eine exogene Erklärung des Lohnsatzes ausgewichen wurde, ist hier unter dem Gesichtspunkt der Eignung für mittelfristige Trendprognosen ein pragmatischer Ansatz gewählt worden, der die in der Literatur am besten bestätigten Erklärungsfaktoren einbezieht^. Der nominelle Stundenlohnsatz im privaten Bereich wird durch die Stundenproduktivität der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung und den Preisindex des privaten Verbrauchs erklärt. Die geschätzten Elastizitäten liegen in der Nähe von Eins, für die Stundenproduktivität beträgt sie 1,1, für den Preisindex des privaten Verbrauchs 0,9. Das bedeutet, daß längerfristig

die Lohnsatzsteigerungen

der Summe aus Produktivitätsfortschritt

und

Preissteigerungsrate entsprechen und daß damit die Lohnpolitik annähernd verteilungsneutral ist. Abweichungen von einer verteilungs neutralen Lohnpolitik werden im DIWLangfristmodell nicht erklärt. Trotzdem ist es möglich, ihre Auswirkungen durch Veränderung der geschätzten Elastizitäten zu simulieren. Der Lohnsatz im staatlichen Bereich kann durch eine lineare Funktion des Lohnsatzes im privaten Bereich erklärt werden. Steigt der Stundenlohnsatz im privaten Bereich um 1 DM, erhöht sich der im Staatssektor um 1,14 DM. Diese Differenz ist angesichts der unterschiedlichen Beschäftigungsstrukturen plausibel.

5.2.2

Sektorale Verteilung

Die Summe der bei Unternehmen und privaten Haushalten entstandenen Einkommen aus unselbständiger Arbeit teilt sich auf in die bei privaten Haushalten entstandenen und die, die von Unternehmen an private Haushalte und an die übrige Welt geleistet werden. Für die bei den privaten Haushalten entstandenen Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit ist eine Elastizität im Bezug auf die Einkommen aus unselbständiger Arbeit bei Unternehmen und privaten Haushalten in der Nähe von Eins geschätzt worden. Als Einflußgrößen der von Unternehmen an die übrige Welt geleisteten Einkommen aus 83

unselbständiger Arbeit, die hauptsächlich aus den Einkommen der Einpendler bestehen, werden der Lohnsatz und die Arbeitzeit im privaten Bereich und der Wechselkurs berücksichtigt. Mit den exogen vorgegebenen Einkommen aus unselbständiger Arbeit, die vom Staat an die übrige Welt gezahlt werden, ergeben sich die gesamten an die übrige Welt geleisteten Arbeitseinkommen. Ihnen stehen die von der übrigen Welt empfangenen gegenüber, die von der Zahl der Auspendler, dem Lohnsatz und der Arbeitszeit im privaten Bereich abhängen.

Übersicht 7

Empfangene und geleistet* Einkommen aus uneelbetfindiger Arbeit Variablenbezeichnungen Im Modell und Werte in Mrd. DM im Jahr 1984 von

Gebietskörperschaften

Sozialversicherung

Unternehmen

Private Heushelte

Übrige Welt

an Private Haushalte

übrige Welt

L.GKP L.PP L.SV L.UP Y.WX YW.GKW YW.UW

-

L.GKP 172,22

( • ) YW.GKW 3,82

L.SV 11,23

L.UP 727,35

(s) L.PP 31,04

(:) Y.WX 5,42

(:) YW.UW 3,14

Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit von den Gebietskörperschaften an private Haushalte Bei den privaten Haushalten entstandene Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit Geleistete Einkommen aus unselbständiger Arbeit der Sozialversicherung Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit von Unternehmen an private Haushalte Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit von der übrigen Welt (Auspendler) Einkommen aus unselbständiger Arbeit vom Staat an die übrige Welt Einkommen aus unselbständiger Arbeit von Unternehmen an die übrige Welt

(+) kennzeichnet exogene, (:) in stochastisehen Gleichungen bestimmte endogene Variablen des Modells« nicht bezeichnete Variablen werden aufgrund definitorischer Beziehungen ermittelt (s. Text).

5.3

Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen

Als Restgröße aus dem Volkseinkommen und den von Inländern empfangenen Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit ergeben sich die von Inländern empfangenen Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen. Die Ermittlung als Restgröße wird dem wirtschaftlichen Charakter der Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen gerecht, sie entspricht Gesamtrechnung. 84

auch der

Berechnungsmethode

in der

Volkswirtschaftlichen

Übersicht 8

Empfangene und geleistete Einkommen eus Unternehmertätigkeit und Vermögen Variablenbezeichnungen im Modell und Werte in Mrd. D M im Jahr 1984

von

Gebietskörperschaften

Unternehmen

Gebietskörperschaften

( : ) 2I.GKGK

G.UGK 25,42

Sozialversicherung

( : ) ZI.GKSV 0,48

(:) Q.USV 4.52

Zl.GKV

(t) 2I.HR 17,42

Unternehmen

>8,26

Private Haushalte

übrige Welt

G.UGK Q.UP Q.USV YP.GKW YP.UW YP.WGK YP.WP YP.WU ZI.GKGK ZI.GKP Z1.GKSV Zl.GKU ZI.HR

-

0,66

(s) ZJ.GKP 6,34

( • ) YP.GKW 6,90

Private Haushalte

übrige Welt

( * ) YP.WGK

0,12

G.UP

( : ) YP.WU 36,21

(s) YP.WP 3,65

(:)YP.UW 27,73

Vermögenseinkommen von Unternehmen an die Gebietskörperschaften Einkommen eus Unternehmertätigkeit und Vermögen der Unternehmen an private Haushalte Vermögenseinkommen von Unternehmen an die Sozialversicherung Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen vom Staet an die übrige Welt Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen von Unternehmen an die übrige Welt Einkommen eus Unternehmertätigkeit und Vermögen von der übriqen Welt an den Staat Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen von der übrigen Welt an private Haushelte Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen von der übrigen Welt an Unternehmen Zinsen auf öffentliche Schulden von Gebietskörperschaften an Gebietskörperschaften Zinsen auf öffentliche Schulden von Gebietskörperschaften an private Haushalte Zinsen auf öffentliche Schulden von Gebietskörperschaften an die Sozialversicherung Zinsen auf öffentliche Schulden von Gebietskörperschaften an Unternehmen Zinsen auf Konsumentenschulden

( • ) kennzeichnet exogene, (:) in stochastischen Gleichungen bestimmte endogene Variablen des Modells, nicht bezeichnete Variablen werden aufgrund definitorischer Beziehungen ermittelt (s. Text).

Zur Darstellung geschlossener Sektorkonten ist es erforderlich, die primäre Verteilung der Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen zu beschreiben. Der insgesamt zu verteilende Gewinn setzt sich aus den im Inland entstandenen Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen, den Zinsen auf öffentliche und Konsumentenschulden und den von der übrigen Welt an Inländer gezahlten Gewinnen zusammen. Er wird an den Staat, die privaten Haushalte und die übrige Welt verteilt, und die Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit behalten Gewinne ein. Das bedeutet, daß sich die von Inländern empfangenen Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen aus dem Gewinnsaldo des Staates (Entnommene Gewinne und Vermögenseinkommen des Staates nach Abzug der Zinsen auf öffentliche Schulden) und der privaten Haushalte (Empfangene Zinsen auf öffentliche Schulden und Einkommen aus Unternehmer tätigkeit und Vermögen 85

von Unternehmen und der übrigen Welt abzüglich der Zinsen auf Konsumentenschulden) und den umverteilten Gewinnen der Unternehmen mit eigener

Rechtspersönlichkeit

zusammensetzen. Da die Summe ausgehend von der Verwendungsrechnung bereits bestimmt ist, ist eine der Komponenten als Restgröße zu ermitteln. In dieser Restgröße kann es bei Simulationen zu Fehlerkumulationen kommen, es ist deswegen sinnvoll, die Variable mit dem größten Betrag auszuwählen, bei der der prozentuale Wert eines bestimmten absoluten Fehlers klein ist; unter diesem Gesichtspunkt wurden die von Unternehmen an private Haushalte geleisteten Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen ausgewählt.

5.3.1

Gewinnströme zwischen inländischen Sektoren und dem Ausland

Die Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen von der übrigen Welt fließen zu Gebietskörperschaften, zu Unternehmen und zu privaten Haushalten. Die zu Gebietskörperschaften fließenden sind exogen vorgegeben. Die zu Unternehmen und privaten Haushalten fließenden werden jeweils in Abhängigkeit von einem Index des Welthandelswertes zu jeweiligen Preisen auf DM-Basis erklärt. In die Berechnung dieser erklärenden Variablen gehen der Volumen- und der Durchschnittswertindex der Weltaus fuhr in US-Dollar - Berechnung und der Wechselkursindex

des US-Dollars ein. Die

Gewinneinkommen aus dem Ausland sind im Durchschnitt der Vergangenheit rascher angestiegen als der Wert des Welthandels, die geschätzten Elastizitäten liegen in der Größenordnung von 1,5. Für die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen, die von Unternehmen an die übrige Welt geleistet werden, wird unterstellt, daß sie sich proportional zu den von Inländern empfangenen verändern; der geschätzte Proportionalitätsfaktor beträgt rund 10 vH. Die Zinsen auf öffentliche Schulden an die übrige Welt werden ad hoc mit einem logarithmischen Zeittrend beschrieben, der geschätzte Koeffizient beschreibt also die jährliche Wachstumsrate, sie beträgt knapp 10 vH. Mit den Gewinnströmen zwischen inländischen Sektoren und dem Ausland ergeben sich auch die im Inland entstandenen Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen.

86

5.3.2

Umverteilte Gewinne der Körperschaften

Zur Ermittlung der umverteilten Gewinne der Körperschaften werden einmal ihre gesamten Unternehmensgewinne

erklärt,

zum anderen werden in Abhängigkeit davon die

Ausschüttungen bestimmt. Die Unternehmensgewinne der Körperschaften entwickeln sich ähnlich wie die gesamten von Inländern empfangenen Gewinneinkommen. Eine Besonderheit stellt der relativ hohe Anteil der Fremdfinanzierung der Körperschaften dar, so daß

8) ein inverser Zusammenhang mit dem Zinssatz zu erwarten ist

. Deshalb wird als

zusätzliche erklärende Variable die Rendite festverzinslicher Wertpapiere berücksichtigt. Es kann angenommen werden, daß sich die Ausschüttungen längerfristig proportional zu den Unternehmensgewinnen der Körperschaften entwickeln. Kurzfristig dürften Bestrebungen in Richtung auf eine Verstetigung der Ausschüttungen aber dazu führen, daß diese nur teilweise an Änderungen der Gewinnsituation angepaßt werden, dies kann durch ein Partialanpassungsmodell abgebildet werden. Die Schätzergebnisse sind so zu interpretieren, daß kurzfristig etwa 1/4, langfristig knapp 40 vH der Unternehmensgewinne ausgeschüttet werden. Die These, daß die Körperschaften bestrebt sind, durch die Dividende eine marktübliche Rendite zu gewährleisten, und daß deswegen ein positiver Einfluß des Zinssatzes zu erwarten sei, wird durch die Daten nicht bestätigt.

5.3.3

Gewinnsaldo des Staates

Der Gewinnsaldo des Staates ergibt sich aus seinen Gewinneinkommen abzüglich der Zinsen auf öffentliche Schulden. Die Gewinneinkommen, soweit sie nicht aus dem Ausland kommen, sind Vermögenseinkommen der Gebietskörperschaften und der Sozialversicherung von Unternehmen. Zinsen auf öffentliche Schulden fließen von den Gebietskörperschaften - außer in das Ausland - zum Unternehmenssektor und zu den privaten Haushalten. Außerdem sind Zinszahlungen der Gebietskörperschaften an die Sozialversicherung und zwischen den Gebietskörperschaften sowohl auf der Einnahmen- wie auf der Ausgabenseite des Staatskontos zu berücksichtigen. Die Vermögenseinkommen der Gebietskörperschaften

von Unternehmen umfassen im

wesentlichen Ausschüttungen von Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit, darunter auch die Gewinnabführung der Bundesbank und der Bundespost. Wegen des politischen Gestaltungsspielraums ist bei dieser Größe von vornherein damit zu rechnen, daß bei 87

Prognosen externe Informationen einzubeziehen sind. Es ist deswegen darauf verzichtet worden, die institutionellen und verhältensmäßigen Bestimmungsgrößen abzubilden; für die Vergangenheitsbeschreibung ist nur die Korrelation mit den von Inländern empfangenen 9) Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen ausgenutzt worden . Die Gewinneinkommen, die die Sozialversicherungen von Unternehmen beziehen, bestehen zum überwiegenden Teil aus Zinseinnahmen. Die Erklärung dieser Variablen im Modell hätte deswegen von der Höhe und Struktur der Forderungen auszugehen. Stattdessen wird approximativ das Nettogeidvermögen der Sozialversicherung als Erklärungsgröße verwendet, da es ohne zusätzliche Annahmen von den Werten der Bundesbank-Finanzierungsrechnung aus mit dem Finanzierungssaldo der Sozialversicherung der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung modellendogen fortgeschrieben werden kann. Unter Verwendung der Rendite festverzinslicher Wertpapiere können aus dem Nettogeidvermögen approximativ die Zinseinnahmen berechnet werden. Der geschätzte Koeffizient dieser Einflußgröße beträgt 0,6. Darin zeigt sich, daß die Forderungen der Sozialversicherung mit ungünstigen Zinskonditionen ausgestattet sind. Zur Erklärung der Zinszahlungen der Gebietskörperschaften an Unternehmen wird zunächst der Bestand an Verbindlichkeiten der Gebietskörperschaften ermittelt. Wie für die Sozialversicherung kann das Nettogeidvermögen mit dem endogen bestimmten Finanzierungssaldo fortgeschrieben werden. Die Forderungen der Gebietskörperschaften

fallen

gegenüber den Verbindlichkeiten durchaus ins Gewicht. Sie werden deswegen im Modell bestimmt und zwar durch einen linearen Zeittrend; aus der Vergangenheitsentwicklung ergibt sich dabei eine durchschnittliche Zunahme um rund 8 Mrd DM pro Jahr. Auf den Bestand an Verbindlichkeiten wird als Zinssatz die Rendite festverzinslicher Wertpapiere angewandt, für die so ermittelte Erklärungsgröße wird ein Koeffizient geschätzt. Der Schätzwert liegt in der Größenordnung von 0,6, er weist zumindest für die Vergangenheit auf relativ günstige Konditionen für die Verbindlichkeiten der Gebietskörperschaften hin. Die Zinszahlungen der Gebietskörperschaften an private Haushalte machen nur einen kleinen Bruchteil derjenigen an Unternehmen aus. Statt zu versuchen, diese Größe über eine Strukturierung der Verbindlichkeiten zu erklären, ist auch hier lediglich die Korrelation zwischen Zinszahlungen an Unternehmen und denen an private Haushalte benutzt worden. Die geschätzte Elastizität von 1,4 weist auf Strukturverschiebungen in Richtung auf einen höheren Anteil und/oder höhere Zinsen der Verbindlichkeiten der Gebietskörperschaften gegenüber privaten Haushalten hin. 88

Innerhalb des Staatssektors fließen Zinszahlungen von den Gebietskörperschaften zur Sozialversicherung und zwischen Gebietskörperschaften unterschiedlicher Ebenen. Da sich diese Größen im Staatskonto mit der jeweiligen Gegenbuchung saldieren, sind sie für die generellen Modellergebnisse ohne Bedeutung, dennoch sind sie in das Modell aufzunehmen, wenn komplette Konten auch für die beiden großen staatlichen Bereiche erstellt werden sollen. Für beide Größen wird deswegen auf eine Erklärung durch institutionelle Bedingung verzichtet. Sie werden vielmehr durch logarithmische Zeittrends extrapoliert. Die aus der Vergangenheit

geschätzten Wachstumsraten

betragen 9,6 vH für

die

Zinszahlungen

zwischen Gebietskörperschaften und 3,5 vH für die von den Gebietskörperschaften an die Sozialversicherung.

5.3.4

Gewinnsaldo der privaten Haushalte

Der Gewinnsaldo der privaten Haushalte ergibt sich aus den Zinszahlungen von Gebietskörperschaften und den Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen von Unternehmen und der übrigen Welt auf der Einnahmenseite und den Zinsen auf Konsumentenschulden an Unternehmen auf der Ausgabenseite. Von diesen Größen sind lediglich die Transaktionen mit Unternehmen bisher nicht behandelt. Während die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen aus den oben beschriebenen Gründen residual ermittelt werden, ist für die Zinsen auf Konsumentenschulden eine Schätzgleichung zu formulieren.

Will man nicht die Höhe der Konsumentenschulden

bestimmen, um von daher analog zum Vorgehen bei den Gebietskörperschaften die Zinsen zu ermitteln, kann man alternativ dazu die wichtigsten Einflußgrößen direkt als Regressoren einer Schätzfunktion verwenden. Es ist zu vermuten, daß die Höhe der Konsumentenschulden in einem Zusammenhang mit dem privaten Verbrauch steht, diese Größe wird deshalb als erklärende Variable benutzt. Außerdem hängt die Höhe der Zinszahlungen der privaten Haushalte auch von den jeweiligen Zinssätzen ab; für diesen Einfluß steht die Rendite festverzinslicher Wertpapiere.

89

6

Umverteilung

6.1

Direkte Steuern

Bei den direkten Steuern, die an die Gebietskörperschaften geleistet werden, ist nicht nur nach den leistenden Sektoren - Unternehmen, private Haushalte und übrige Welt - zu unterscheiden, sondern auch nach Steuerarten. Auf diese Weise können die unterschiedlichen institutionellen Gegebenheiten besser erfaßt werden, und es ist möglich, die Nettoeinkommen aus unselbständiger Arbeit und Unternehmertätigkeit und Vermögen zu berechnen.

6.1.1

Direkte Steuern der Unternehmen

Im Unternehmenssektor

werden die direkten Steuern der Unternehmen mit

eigener

Rechtspersönlichkeit gebucht. Dabei handelt es sich einmal um die Körperschaftsteuer einschließlich der Ergänzungsabgabe dazu und zum anderen um die auf die Körperschaften entfallenden Teile der nichtveranlagten Steuern vom Ertrag, der Vermögensteuer und der laufenden Lastenausgleichsabgaben^. Die wesentlichen institutionellen Gegebenheiten des Körperschaftsteuertarifs

sind der

gespaltene Proportionaltarif für ausgeschüttete und einbehaltene Gewinne sowie verschiedene Sonderregelungen wie Ergänzungsabgaben, Konjunktur- und Stabilitätszuschläge, die für die Modellierung des Körperschaftsteueraufkommens

zu einem Ergänzungsabgabe-

faktor auf Körperschaftsteuer zusammengefaßt-werden. Die Bemessungsgrundlage der Körperschaftsteuer ist das zu versteuernde Einkommen der Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit, wie es aus den Körperschaftsteuerstatistiken hervorgeht. Diese Größe kann von dem nach dem Konzept der Volkswirtschaft-

2) liehen Gesamtrechnung ermittelten Gewinn erheblich abweichen

. Da das Modell auf dem

konsistenten Zahlenwerk der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung aufbaut, sind deren Gewinngrößen als Approximation der Bemessungsgrundlage zu verwenden. Zur approximativen Schätzung der ausgeschütteten Gewinne eignen sich die modellendogen ermittelten Ausschüttungen der Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit (s. Abschnitt 5.3.2). Die dem Steuersatz für einbehaltene Gewinne unterliegende Bemessungsgrundlage kann durch die Ersparnis der Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit 90

zuzüglich der Körperschaftsteuer abgebildet werden; die in den umverteilten Gewinnen der Körperschaften

enthaltenen übrigen laufenden Übertragungen

(Sonstige

direkte

Steuern, Saldo der sozialen Leistungen und empfangenen Sozialbeiträge und Saldo der sonstigen laufenden Übertragungen) unterliegen nicht der Körperschaftsteuer, Da wegen der Veranlagung die Steuerschuld nicht sofort bezahlt wird, wird in der Schätzgleichung die um ein Jahr verzögerte approximierte Bemessungsgrundlage herangezogen.

Übersicht 9

Direkte Steuern Variablenbezeichnungen im Modell und Werte in Mrd. D M im Jahr 1984 von

Unternehmen

Private Haushalte

übrige Welt

an

( : ) TV.KGK 4,53

TL.LGK1) 134,87

( j ) TL.LM 0,20

TK.KGK2) 30,30

( ; ) TL.PEN 4,52

( • ) TD.QM -1,11

Gebietskörperschaften ( : ) TD.QGK 35,61 ( : ) TC.LGK 4,13

1)

(:) TLXLGK - ( • ) KZR.TL 134,87 0,0

2)

(:) TKXKGK - ( • ) KZR.TK 30,30 0,0

3)

(:) TDXQGK - ( * ) KZR.TQ • ( • ) TD.QM 36,72 0,0 -1,11

KZR.TK KZR.TL KZR.TG

-

TC.LGK TD.QGK TDXQGK

-

TD.QM TK.KGK TKXKGK TL.LGK TLXLGK

-

TL.LM TL.PEN TV.KGK

*

Konjunkturzuschlagserstattung auf Körperschaftsteuer Konjunkturzuschlagserstattung auf Lohnsteuer Konjunkturzuschlagserstattung auf direkte Stauern aus Unternehmertätigkeit und Vermögen Steuern im Zusammenhang mit dem privaten Verbrauch Direkte Steuern auf Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen Direkte Steuern auf Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen vor Erstattung des Konjunkturzuschlags und ohne Gewinnsteuern von der übrigen Welt Gewinnsteuern von der übrigen Welt Körperschaftsteuer Körperschaftsteuer vor Erstattunq des Konjunkturzuschlags Lohnsteuer auf von Inländern empfangene Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit Lohnsteuer auf von Inländern empfangene Bruttoeinkommen eus unselbständiger Arbeit vor Erstattung des Konjunkturzuschlags Lohnsteuer der Einpendler Lohnsteuer euf Pensionen Sonstige direkte Steuern von Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit

( * ) kennzeichnet exogene, (:) in stochastlschen Glelchunqen bestimmte endogene Variablen des Modells nicht bezeichnete Variablen werden aufgrund definitorlscher Beziehungen ermittelt Ca. Text).

91

Im Rahmen dieser institutionellen Gegebenheiten gibt es erhebliche Gestaltungsspielräume der Unternehmen zum Aufschub von Steuerzahlungen^. Typischerweise werden die Unternehmen Möglichkeiten zur Zahlungsverzögerung um so eher ausnutzen, je schlechter die Liquiditätslage ist, für die als Indikator die Rendite festverzinslicher Wertpapiere 4) geeignet erscheint . Der Koeffizientenschätzwert der approximierten Steuerschuld liegt mit rund 0,6 deutlich unter Eins, da die Gewinne der Körperschaften in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung systematisch höher ausgewiesen sind als die anders abgegrenzten entsprechenden Größen der Steuerstatistik. Der geschätzte Koeffizient der Zinsvariablen zeigt das zu erwartende negative Vorzeichen, sein Wert kann so interpretiert werden, daß ein Anstieg um einen Prozentpunkt im Durchschnitt der Schätzperiode zu einer Verringerung des Körperschaftsteueraufkommens um rund 0,9 Mrd. DM geführt hat. Die sonstigen direkten Steuern der Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit umfassen im wesentlichen die Vermögensteuer und nichtveranlagte Steuern vom Ertrag. Diese Steuern bemessen sich nach dem zu versteuernden Vermögen und den zu versteuernden Kapitalerträgen der Körperschaften^. Das zu versteuernde Vermögen der Kapitalgesellschaften besteht größtenteils aus dem Betriebsvermögen, das in enger Beziehung zum Bruttoanlagevermögen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung steht. Zur approximativen Schätzung der zu versteuernden Kapitalerträge werden die Ausschüttungen der Körperschaften verwendet.

6.1.2

Direkte Steuern der privaten Haushalte

Die direkten Steuern der privaten Haushalte sind im DIW-Langfristmodell unterteilt nach der Lohnsteuer auf von Inländern empfangene Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit und auf Pensionen, direkte Steuern auf von Inländern empfangene Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen und Steuern im Zusammenhang mit dem privaten Verbrauch, wie die Kraftfahrzeugsteuer der privaten Haushalte. Die Zeitreihen für die Lohnsteuer und die direkten Steuern auf Einkommen aus Unternehmertätigkeit

und

Vermögen enthalten Mehr- bzw. Mindereinnahmen aufgrund verschiedener Sonderregelungen. Besonders gravierend erscheint der Strukturbruch durch die Erstattung des Konjunkturzuschlags, die Daten werden deswegen vor der Schätzung um diese Beträge bereinigt.

92

In der Version 9 des Bonner Modells - und in der fast identischen Version 9.1 - wurde auf die Modellierung der Aufkommensfunktion für die Lohnsteuer unter Berücksichtigung der steuerlichen Einkommen, der Abzüge, des Steuertarifs und der Zahlungsregelungen besonderes Gewicht gelegt, einerseits um der fiskalischen und sozialpolitischen Bedeutung der Lohnsteuer gerecht zu werden, andererseits um Simulationsexperimente mit unterschiedlichen Indexierungen von Steuern durchführen zu können^. Im Hinblick auf die Aufgabe des DIW-Langfristmodells, mittelfristige

Trendprognosen zu ermöglichen, wurde eine

stark vereinfachte Lohnsteuerfunktion als hinreichend angesehen. Die Lohnsteuer auf von Inländern empfangene Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit hängt hier allein von den entsprechenden Bruttoeinkommen ab. Die Funktionsform ist log-linear, der geschätzte Koeffizient der erklärenden Variablen von 1,5 gibt deswegen die Elastizität des Lohnsteueraufkommens

in bezug auf die

Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit an. Alle Steuerrechtsänderungen im Schätzzeitraum, die die Lohnsteuer betrafen, sind implizit miterfaßt. Wird diese Gleichung zur Prognose verwendet, so ist damit unterstellt, daß auch in Zukunft in derselben Weise Änderungen des Lohnsteuertarifs vorgenommen werden, wie in der Vergangenheit. Die Prognose des Lohnsteueraufkommens, die mit dieser Gleichung im Modellzusammenhang erstellt wird, kann durch Kontrollrechnungen mit einem im DIW verfügbaren detaillierten Lohnsteuermodell überprüft werden, das eine direkte Abbildung des Steuertarifs enthält und in dem Aufkommenselastizitäten aus Vorgaben für die Zahl der abhängig Beschäftigten und der Bruttolohn- und -gehaltssumme über eine Einkommensschichtung berechnet werden^. Analog zur Lohnsteuer auf von Inländern empfangene Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit wird die Lohnsteuer auf Pensionen in Abhängigkeit

von der Höhe der

öffentlichen Pensionen erklärt. Die geschätzte Elastizität ist niedriger als die für die Lohnbezieher ermittelte; sie beträgt rund 1,3. Die direkten Steuern auf Einkommen aus Unternehmentätigkeit und Vermögen umfassen im wesentlichen die Einkommensteuer und die nicht auf Körperschaften entfallenden Teile der Vermögensteuer und der nichtveranlagten Steuern vom Ertrag. Die Nachbildung des Einkommensteuertarifs bietet noch größere Schwierigkeiten als die des Lohnsteueraufkommens; so bestehen nicht nur erhebliche Abweichungen zwischen den in der Volkswirtschaftlichen

Gesamtrechnung und der Finanzstatistik

ausgewiesenen 93

Größen, auch können im Rahmen der Veranlagung und durch zahlreiche Sondervergünstigungen Höhe und Zahlungszeitpunkt der Einkommensteuerschuld beeinflußt werden. Auch eine direkte Nachbildung des Aufkommens an Vermögensteuer gestaltet sich schwierig, da Zeitreihen für das zu versteuernde Vermögen und die zu versteuerenden 8) Kapitalerträge, nach denen sie sich bemißt, kaum aufzustellen sind . Aufgrund dieser Schwierigkeiten wird im DIW-Langfristmodell auf eine direkte Nachbildung der institutionellen Gegebenheiten bei diesen Steuern verzichtet. Stattdessen wird eine Schätzgleichung formuliert, die Instrumentvariablen für die wesentlichen Einflußgrößen des Aufkommens an direkten Steuern der Gewinnbezieher enthält. Von einer solchen Erklärungsgleichung kann nicht erwartet

werden, daß sie die

kurzfristigen

Schwankungen des Steueraufkommens nachzeichnet, die längerfristige Trendentwicklung sollte allerdings nachvollzogen werden. Die direkten Steuern auf Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen dürften in einem engen Zusammenhang mit den von Inländern empfangenen Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen stehen; diese Einkommensgröße approximiert die Bemessungsgrundlagen. Zeitlich begrenzte steuerliche Sonderregelungen werden durch die Gewichtung der Einkommensvariablen mit einem Ergänzungsabgabenfaktor berücksichtigt. Diese Erklärungsgröße geht in die Schätzgleichung sowohl unverzögert als auch um ein Jahr verzögert ein, um das Veranlagungsverfahren zu berücksichtigen. Zusätzlich wird eine Zinsvariable aufgenommen, die wie bei der Erklärung des Körperschaftsaufkommens die Inanspruchnahme von Gestaltungsmöglichkeiten in Abhängigkeit von der Liquiditätssituation erfassen soll. Die Steuern im Zusammenhang mit dem privaten Verbrauch sind anders als die übrigen direkten Steuern der privaten Haushalte weder den Lohn- noch den Gewinneinkommen direkt

zurechenbar. Bei der Berechnung des verfügbaren Einkommens der privaten

Haushalte werden sie erst nach der Ermittlung der Nettoeinkommen berücksichtigt. Die Kraftfahrzeugsteuer ist die bedeutendste Position der Steuern im Zusammenhang mit dem privaten Verbrauch. Zu ihrer Prognose wird der exogen vorausgeschätzte Bestand an 9) Personenkraftwagen herangezogen .

94

6.1.3

Direkte Steuern von der übrigen Weit

Von der übrigen Welt fließen Lohn- und Gewinnsteuern an die Gebietskörperschaften. Bei der Lohnsteuer handelt es sich um die der Einpendler. Da die Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit der Einpendler modellendogen bestimmt werden (s. Abschnitt 5.2.2), bietet es sich an, analog zur Erklärung der Lohnsteuer der Inländer zu verfahren, indem die Lohnsteuer der Einpendler mit Hilfe einer log-linearen Funktion durch die entsprechende Einkommensvariable erklärt wird. Die geschätzte Elastizität in Bezug auf die Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit der Einpendler beträgt rund 1,4, sie liegt damit in der Nähe der entsprechenden Elastizität für die Inländer. Die Gewinnsteuern von der übrigen Welt sind ihrer Größe nach unbedeutend, sie werden deswegen exogen vorgegeben. 6.2

Soziale Leistungen

Soziale Leistungen fließen von Unternehmen, von den Gebietskörperschaften und den Trägern der Sozialversicherung und von privaten Haushalten als Geldleistungen an private Haushalte und an die übrige Welt. Über diese Unterscheidung nach leistenden und empfangenden Sektoren hinaus, sind im DIW-Langfristmodell die sozialen Leistungen von der Sozialversicherung und von den Gebietskörperschaften an private Haushalte nach Trägern bzw. Arten differenziert, um unterschiedlichen institutionellen Gegebenheiten besser Rechnung tragen zu können. 6.2.1

Soziale Leistungen der Sozialversicherungsträger an private Haushalte

Die sozialen Leistungen der Sozialversicherungsträger an private Haushalte setzen sich zusammen aus den -

Geldleistungen der Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten,

-

Geldleistungen der knappschaftlichen Rentenversicherung, der Zusatzversicherung im öffentlichen Dienst und der landwirtschaftlichen Alterskassen,

-

Geldleistungen der gesetzlichen Unfallversicherung,

-

Geldleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung, öffentlichen Pensionen und

-

Beihilfen u.ä. 95

Zur Bestimmung der Geldleistungen der Rentenversicherung wird vom Vorjahreswert ausgegangen 10 ^ Änderungen ergeben sich aufgrund von Variationen in der Zahl der Rentenfälle einerseits und aufgrund von Erhöhungen jeder einzelnen Rente andererseits. Die Zahl der Rentenfälle wird exogen in einem detaillierten Rentenmodell aufgrund demographischer Faktoren v o r a u s g e s e t z t 1 1 ^ . Der Rentenanpassungssatz für die einzelnen Renten richtete sich bis 1982 nach der Änderung des durchschnittlichen Bruttoarbeitsentgelts aller Arbeiter und Angestellten im Mittel des dreijährigen Zeitraums zwei Jahre vor dem laufenden. Seit 1984 erfolgt die Anpassung der allgemeinen Bemessungsgrundlage mit der Änderungsrate des Bruttoarbeitsentgelts des Vorjahres gegenüber dem davorliegenden. Zur Approximation der Werte des durchschnittlichen Bruttoarbeitsentgelts wird das Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit bezogen auf die abhängig Erwerbstätigen verwendet. Die Definitionsgleichung für den Rentenanpassungssatz ist so eingerichtet, daß bei Prognoseläufen mit dem Modell ein Übergang zur Nettorentenanpassung auf der Grundlage der durchschnittlichen Nettolöhne und -gehälter des Vorjahres simuliert werden kann. Übersicht 10 Sociale Letatmjan Verleb lenbezeichnunoen im Model! und Werte In Mrd. D M Im Jahr 1984

von

Privat« Haushalt»

übrig« Walt

Gebietskörperschaften

Sezialversicherunq

Unternehmen

LT.GKH1* 77,39

LT.SVH2) 189.16

(i) LT.UH 22.14

(*) LT.GKW 2,19

(«) LT.5VW 6,35

(*)LT.UW 0,13

1)

(t)LT.SH • ( • ) LT.KG • ( • ) LT.KF • LT.PE.GK • LT.SK.GK • 16,73 14,24 11.86 26,75 2,62

(:)LT.SO 3,19

2)

LT.SRAA • (:) LT.SRSO • ü) LT.SU • LT.SK.SV • LT.PE.SV • 143,69 24,44 7,79 10,25 0,93

(•JLT.BH 04)6

LT.BH LT.GKH LT.GKW LT.HH LT.KF LT.KG LT.PE.GK LT.PE.SV LT.SH LT.SK.GK LT.SK.SV LT.SO LT.SRAA LT.SRSO

. • -

LT.SU LT.SVH LT.SVW LT.UH LT.UW LT.WR

-

Privat« Haushelte

(i) L T . H H .1,96

übrige Welt

(j)LT.WR 0.38

Beihilfen u.E. von der Sozialversicherung an private Haushalte Sozial« Leistungen dar Gebietskörperschaften an privat« Haushalte Sozial« Leittungen dar G«bi«tekörperseheften an dia übrige Welt Sozial« Leistungen der privaten Hausnalte. für die Sozialbaiträg« unterstellt werden K neos folge lasten oer Gebietskörperschaften Gesetzliches Kindergeld öffentliche Pensionen von Gebietskörperschaften an private Haushalte Öffentlich« Pensionen von der Sozialversicherung en private Haushalte Geldleistungen der Arbeitslosenhilfe, der Sozialhilfe und der Kriegsopferfürsorga Beihilfen ietd UnterstütZungen im öffentlichen Dienst von Gabiattkörparschaftan Geldleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung übrige soziale Leistungen der Gebietskörperschaften einschließlich Ausbildungsbeihilfen und Wohngeld Geldleistungen der Rentenversicherung der Arbeiter und Ang«stallt«n Geldleistungen der kneppschaftlichen Rentenversicherung, der ZuaatzVersicherung im öffentlichen Dienst und dar landwirtschaftlichen Alterskasaen Geldleistungen dar gesetzlichen Unfallversicherung Soziale Leistungen der Sozialversicherung an private Haushalte Soziale Leistunoen der Sozialversicherung an dia übrige V/elt Soziale .Leistungen von Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit an private Haushalte Soziale Leistungen der Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit en die übrige Walt Soziale Laistungan von der übrigen Walt

( • ) kennzeichnet exogene. (:) in stochest¡sehen Gleichungen bestimmte endogene Variablan des Modells, nicht bezeichnete Variablen werden aufgrund deflatorischer Beziehungen ermittelt (s. Text).

96

Eine Regression des tatsächlichen Wachstümsfaktors der Geldleistungen der versicherung der Arbeiter

Renten-

und Angestellten auf den Wachstumsfaktor, der aus der

Änderung der Zahl der Rentenfälle und dem Rentenanpassungssatz berechnet ist, ergibt einen Koeffizientenschätzwert, der sehr nahe bei Eins liegt. Dieser Wert zeigt, daß keine systematischen Abweichungen zwischen dem Erklärungsansatz des Modells und der Realität bestehen. Die Geldleistungen der knappschaftlichen Rentenversicherung, der Zusatzversicherung im öffentlichen Dienst und der landwirtschaftlichen Alterskassen sind im Modell zusammengefaßt. Informationen über die Zahl der Anspruchsbererechtigten liegen für diese Renten nicht vor. Die Fortschreibung dieser Renten erfolgt deshalb lediglich aufgrund des oben beschriebenen Rentenanpassungssatzes. Der geschätzte Regressionskoeffizient liegt in der Nähe von Eins, daraus kann gefolgert werden, daß die Anpassung der einzelnen Renten zutreffend beschrieben ist und daß sich die Zahl der Rentenfälle nicht systematisch verändert hat. Die Geldleistungen der Arbeitslosenversicherung werden durch eine log-lineare Regressionsgleichung beschrieben, in der als erklärende Variable die Zahl der Arbeitslosen multpliziert mit dem durchschnittlichen Nettoeinkommen der abhängig Erwerbstätigen verwendet wird. Die geschätzte Elastizität in Bezug auf diese Größe beträgt rund 0,8. Daß sie niedriger ist als Eins reflektiert die Tatsache, daß Geldleistungen der Arbeitslosenversicherung nicht nur vom durchschnittlichen Bestand an Arbeitslosen, sondern auch von weiteren Dimensionen der Arbeitslosgikeit

abhängen, besonders von der Dauer der

Arbeitslosigkeit, die in den letzten Jahren stark zugenommen hat und zu einer erheblichen Verringerung der Berechtigtenquote geführt hat. Bei Prognoserechnungen ist zu prüfen, ob eine Anpassung dieses Koeffizientenschätzwerts erforderlich ist. Soweit sich die Zahl der Schadensfälle im Zeitablauf nicht systematisch ändert, richten sich die Geldleistungen der gesetzlichen Unfallversicherung nach der Einkommensentwicklung. Sie werden deswegen lediglich durch die Bruttolohn- und -gehaltsumme beschrieben. Die Geldleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung, die in ihrem Umfang deutlich hinter den Sachausgaben zurückbleiben, sind wegen der gemeinsamen Einflußfaktoren mit den von den Gebietskörperschaften geleisteten Beihilfen und Unterstützungen im öffentlichen Dienst zusammengefaßt. Auch für diese Größe ist eine systematische Änderung der Zahl der Schadensfälle im Zeitablauf nicht zu erkennen. Sie werden im Modell deswegen 97

durch den Preisindex der Käufe von Gütern für die laufende Produktion des Staates erklärt, der die Honorare für Gesundheitsdienstleistungen widerspiegelt. Die geschätzte Elastizität liegt nahe genug bei Eins, um die Erklärungsphypothese zu stützen. Der Anteil der von den Gebietskörperschaften geleisteten Beihilfen und Untersützungen wird exogen vorgegeben. Die von Gebietskörperschaften und von der Sozialversicherung gezahlten öffentlichen Pensionen werden gemeinsam analog zu den Geldleistungen der Arbeiter- und Angestelltenrentenversicherung erklärt und dann mittels eines exogen vorgegebenen Anteilswertes aufgeteilt. Die Höhe der öffentlichen Pensionen ergibt sich ausgehend vom Vorjahreswert aufgrund von Veränderungen der Zahl der Versorgungsempfänger

sowie dem Anpas-

sungssatz für die Pensionen. Dieser wird aus der Veränderung der Durchschnittseinkommen beim Staat errechnet. Neben den bereits erwähnten sozialen Leistungen der Sozialversicherung gewähren diese geringfügige Beträge als Beihilfen und ähnliches an private Haushalte; sie werden exogen vorgegeben.

6.2.2

Soziale Leistungen der Gebietskörperschaften an private Haushalte

Die sozialen Leistungen de Gebietskörperschaften an private Haushalte sind relativ 12) detailliert aufgegliedert , sie umfassen Geldleistungen der Arbeitslosenhilfe, der Sozialhilfe und der Kriegsopferfürsorge, Gesetzliches Kindergeld, Kriegsfolgelasten, -

Öffentliche Pensionen, Beihilfen und Unterstützungen im öffentlichen Dienst und weitere soziale Leistungen einschließlich Ausbildungsbeihilfen und Wohngeld.

98

Den Geldleistungen der Arbeitslosenhilfe, der Sozialhilfe und der Kriegsopferfürsorge liegen relativ komplexe und heterogene institutionelle Regelungen zugrunde. Eine auch nur annähernde Abbildung dieser Regelungen wäre nur sinnvoll, wenn gleichzeitig Informationen über die personelle Einkommensverteilung vorlägen. Deswegen wird ein Schätzansatz gewählt, mit dem versucht wird, die wichtigsten Einflüsse indirekt zu erfassen. Es ist zu vermuten, daß die Komponenten dieses Aggregats mehr oder weniger eng an die Lohnentwicklung, repräsentiert

durch das Durchschnittseinkommen der beschäftigten

Arbeitnehmer, gekoppelt sind. Außerdem werden sie durch die Arbeitsmarktsituation beeinflußt, für die in der Schätzgleichung die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenzahl als grober Indikator steht. Die in jüngerer Zeit erheblich verstärkte Inanspruchnahme der Arbeitslosenhilfe aufgrund der höheren Dauer von Arbeitslosigkeit kann mit einem solchen einfachen Ansatz nicht erfaßt werden; dem ist durch Feinanpassung des Modells Rechnung zu tragen. Die gesetzlichen Grundlagen der Kindergeldzahlungen sind in der Vergangenheit mehrfach einschneidend geändert worden. Deshalb ist es schwierig, eine Schätzgleichung zu formulieren,

die für einen genügend langen Zeitraum der Vergangenheit gültig ist.

Gleichzeitig bestehen zwischen den für die Prognose der Kindergeldzahlungen relevanten demographischen Faktoren und den Modellvariablen keine Interdependenzen. Ähnliches gilt für die Kriegsfolgelasten.

Deswegen erscheint es berechtigt, diese Leistungen

aufgrund externer Informationen exogen vorzugeben. Die öffentlichen Pensionen und die Beihilfen und Unterstützungen im öffentlichen Dienst werden im Modell zusammen mit den entsprechenden Leistungen der Sozialversicherung erklärt (s. Abschnitt 6.2.1). Die weiteren sozialen Leistungen der Gebietskörperschaften, die u.a. Ausbildungsbeihilfen und Wohngeld enthalten, stehen noch stärker als andere soziale Leistungen zur Disposition der Finanzpolitik. Es erscheint daher angemessen, hier ebenso wie bei den Subventionen (s. Abschnitt 3.1.3) einen an den Einnahmen orientierten Erklärungsansatz zu benutzen. Die gechätzte Elastizität der hier zusammengefaßten sozialen Leistungen in Bezug auf einen Zwei-Jahres-Durchschnitt der laufenden Einnahmen der Gebietskörperschaften, soweit sie nicht für Zinszahlungen zu verwenden sind, beträgt rund 2. Dieser Wert reflektiert noch die Phase des Ausbaus des Sozialen Netzes; zur Berücksichtigung der Leistungsbeschränkungen in diesem Bereich in jüngerer Zeit ist bei Prognoserechnungen eine Anpassung nach unten erforderlich. 99

6.2.3

Soziale Leistungen der Unternehmen und der privaten Haushalte an private Haushalte

Auch von Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit einschließlich der netto im Haushalt verbuchten öffentlichen Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit werden soziale Leistungen gezahlt. Teilweise stehen diese im Zusammenhang mit tatsächlichen Sozialbeiträgen, zum Beispiel bei den Leistungen von Lebensversicherungsunternehmen, Pensionskassen und Versorgungswerken für

Selbständige. Einem anderen Teil stehen

lediglich unterstellte Sozialbeiträge gegenüber, hierbei handelt es sich etwa um Betriebspensionen und Beamtenpensionen von öffentlichen Unternehmen. Da ein so heterogenes Aggregat nicht direkt aufgrund der institutionellen Gegebenheiten zu erklären ist, eine weitere Aufgliederung aber über den im DIW-Langfristmodell angestrebten Detiallierungsgrad hinausginge, werden die sozialen Leistungen der Unternehmen an private Haushalte mit denen der Sozialversicherung verknüpft. Strukturunterschiede zwischen beiden Aggregaten drücken sich in der geschätzten Elastizität von rund 0.8 aus. Bei den sozialen Leistungen von privaten Haushalten an private Haushalte handelt sich sich hauptsächlich um Pensionen kirchlicher Organisationen und direkt gezahlte Ruhegelder der Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit; diesen Leistungen stehen keine tatsächlichen Sozialbeiträge gegenüber. Im Modell werden sie vereinfacht

mit dem

Beitrag der privaten Haushalte zum Bruttoinlandsprodukt (inflationiert mit dem Preisindex des Bruttosozialprodukts) verknüpft.

6.2.4

Soziale Leistungen von der übrigen Welt an die übrige Welt

Von den Sozialversicherungsträgern, den Gebietskörperschaften und den Unternehmen fließen soziale Leistungen auch in die übrige Welt. Im Verhältnis zu den sozialen Leistungen an inländische private Haushalte handelt es sich dabei um relativ geringe Beträge, so daß eine modellexogene Behandlung gerechtfertigt erscheint. Die sozialen Leistungen der Unternehmen an die übrige Welt werden vorgegeben, die der Sozialversicherung und der Gebietskörperschaften werden mit Hilfe von Zeittrends mit geschätzten konstanten Änderungsbeträgen fortgeschrieben. Für die sozialen Leistungen der übrigen Welt an inländische private Haushalte ist angenommen worden, daß sie proportional zu den gesamten sozialen Leistungen sind, die dieser Sektor empfängt. 100

6.3

Sozialbeiträge

Den sozialen Leistungen stehen Sozialbeiträge gegenüber. Diese werden von privaten Haushalten im Inland und in der übrigen Welt an Unternehmen, an den Staat, an private Haushalte, die auf der Ebene der Umverteilung auch die Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit einschließen, und an Institutionen in der übrigen Welt geleistet. Neben der Aufgliederung nach leistenden und empfangenden Sektoren, die im DIWLangfristmodell zur Darstellung geschlossener Sektorkonten erforderlich ist, wird weiter nach tatsächlichen und unterstellten Sozialbeiträgen unterschieden, wobei letztere den Gegenwert für direkte gezahlte oder zurückgestellte soziale Leistungen der Arbeitgeber darstellen. Im Folgenden werden zunächst die tatsächlichen Sozialbeiträge der inländischen privaten Haushalte an die Sozialversicherung, dann die unterstellten an den Staat, schließlich die an die übrigen Sektoren dargestellt. Ergänzend werden die Sozialbeiträge der Einpendler und die Aufteilung auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge beschrieben.

6.3.1

Tatsächliche Sozialbeiträge inländischer privater Haushalte an die Sozialversicherung

Bei den Sozialbeiträgen inländischer privater Haushalte an die Sozialversicherung, die den wesentlichen Teil der Sozialbeiträge ausmachen, wird nach Sozialversicherungsträgern differenziert. Im einzelnen werden unterschieden -

Tatsächliche Sozialbeiträge für gebietsansässige Arbeitnehmer zur Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten

-

Tatsächliche Sozialbeiträge für gebietsansässige Arbeitnehmer zur knappschaftlichen Rentenversicherung und zur Zusatzversicherung im öffentlichen Dienst

-

Tatsächliche

Sozialbeiträge

für

gebietsansässige

Arbeitnehmer

zur

gesetzlichen

für

gebietsansässige

Arbeitnehmer

zur

gesetzlichen

Krankenversicherung -

Tatsächliche

Sozialbeiträge

Unfallversicherung -

Tatsächliche Sozialbeiträge für gebietsansässige Arbeitnehmer zur Arbeitslosenversicherung 101

Übersicht 11 Sozielbeitreqe Variablenbezeichnunaen im Modell und Werte in Mrd. DM * im Jahr 1984 Privete Haushalte

Gebietskörperschaften

( : ) B.LSP.GK 20,81

Sozielversicherung

B.PSV15 283,77

Unternehmen

B.RK2) 29,65

Private Heushalte

(s) B.HH 3,56

Übrioe Welt

(:) B.LX 0,23

1)

Übrige Welt

(:) B.LM 0,93

(:) B.L5RAA • (:) B.LSRSO • (:) B.L5K 4 (:) B.LSU 4 (:) B.L5A • (:) B.SOPS 121,85 8,52 69,18 9,62 31,66 4,03 • (:) B.SOST 4 (:) B.SOUE 4 (:) B.L5P.5V 28,85 9,05 1,01

2)

(:) B.U.RK 4 (:) B.T.RK 23,67 5,98

B.HH B.LV B.L5A

-

B.LSK

-

B.LSP.GK B.LS^.SV . B.LSRAA B.LSRSO

-

B.LSlJ

-

B.LX B.PSV B.RK

-

B.SOPS B.SOST

-

B.SOUE

-

B.T.RK B.U.RK

-

Sozia'beiträae von oriveten Haushalten an private Organisationen Soziälbeiträge von Einpendlern Tatsächliche Sozialbeitraoe für gebietsansässiae Arbeitnehmer zur Arbeitslosenversicherung Tatsächliche Sozialbeiträge für gebietsansässiae Arbeitnehmer zur gesetzlichen Krankenversicherung Unterstellt Sozialbeitraoe von privaten Haushalten en die Gebietskörperschaften Unterstellte Sozialbeiträqe von privaten Haushalten an die Sozialversicherung Tatsächliche Sozialbeiträqe für oebietsansässiqe Arbeitnehmer zur Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten Tatsächliche Sozialbeitraoe für gebietsansässiae Arbeitnehmer zur knappschaftlichen Rentenversicherung und zur Zusatzversicheruno im öffentlichen Dienst Tatsächliche Sozialbeiträge für gebietsansässiae Arbeitnehmer zur gesetzlichen Unfallversicherung Soziälbeiträqe von Ausoendlern Sozialbeiträqe inländischer privater Haushalte an die Sozialversicherung Sozialbeiträge von privaten Haushalten en Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit Pflichtbeiträge der Selbständigen en die Sozielversicherunq Sozialbeitraoe des Stsates für Empfänger sozialer Leistungen en die Sozialversicherung eb 1983 einschl. Eigenbeträqe der Empfänqer sozieier Leistungen Sozialbeiträqe der Selbständigen (ohne Pflichtbeiträge), Heusfrauen u.a. en die Sozialversicherung Tetsächliche Sozialbeiträqe en Unternehmen mit eioener Rechtspersönlichkeit Unterstellte Sozielbeitrege en Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit

( * ) kennzeichnet exogene, (:) in stochestisehen ftleichunoen bestimmte endogene Verieblen des Modells, nicht bezeichnete Veriehlen v/erden eufgrund definitorischer Beziehungen ermittelt.

102

-

Pflichtbeiträge der Selbständigen an die Sozialversicherung

-

Sozialbeiträge des Staates für Empfänger sozialer Leistungen

-

Sozialbeiträge

der Selbständigen (ohne Pflichtbeiträge),

Hausfrauen u. ä. an die

Sozialversicherung Die Sozialbeiträge zur Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten ergeben sich mit dem gesetzlich festgelegten Beitragssatz aus den sozialversicherungspflichtigen Einkommen, für die eine Beitragsbemessungsgrenze in Abhängigkeit von der Einkommensentwicklung festgelegt ist. Die Beitragsbemessungsgrenze muß im Modell vernachlässigt werden, solange nicht die personelle Einkommensverteilung abgebildet wird. Als Indikator für die sozialversicherungspflichtigen Einkommen wird die Bruttolohn- und -gehaltsumme verwendet. Der geschätzte Koeffizient weist aus, daß die Rentenversicherungsbeiträge im Durchschnitt um rund 15 vH niedriger waren als der Betrag, der sich durch die Anwendung des Beitragssatzes auf die Bruttolohn- und -gehaltsumme ergibt, darin drückt sich hauptsächlich die Vernachlässigung der Beitragsbemessungsgrenze aus. Von den Sozialbeiträgen zur knappschaftlichen Rentenversicherung und zur Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst haben letztere das größte Gewicht. Deswegen wird ihre Entwicklung durch diejenige der Entgelte für die beim Staat Beschäftigten beschrieben. Das erscheint

auch deswegen gerechtfertigt,

weil diese Erklärungsgröße

in engem

Zusammenhang mit der allgemeinen Einkommensentwicklung steht, die ihrerseits auch für die Sozialbeiträge zur knappschaftlichen Rentenversicherung von entscheidendem Einfluß sein dürfte. Die Höhe der Sozialbeiträge wird im allgemeinen an die Entwicklung der Ausgaben angepaßt. Das geschieht bei den unterschiedlichen Sozialversicherungsträgern auf unterschiedliche Weise. Bei der Rentenversicherung und der Arbeitslosenversicherung wird der Beitragssatz gesetzlich festgelegt. Im DIW-Langfristmodell ist auf eine Modellierung dieses Verhaltens verzichtet

worden, die Beitragssätze werden exogen vorgegeben.

Allerdings wird bei Prognosen darauf geachtet, daß nicht über längere Zeit erhebliche Überschüsse oder Fehlbeträge bei den einzelnen Sozialversicherungsträgern

entstehen

und gegebenenfalls die Betragshöhe entsprechend angepaßt wird. Anders bei den Beiträgen zur gesetzlichen Krankenversicherung. Hier wird das Beitragsaufkommen direkt an die Ausgabenentwicklung geknüpft. Für die Ausgaben steht der Anteil der Sozialversicherung am Staatsverbrauch, der größtenteils (rund 90 vH) aus 103

Käufen von Verbrauchsgütern und Dienstleistungen besteht, die ihrerseits im wesentlichen die Sachausgaben der gesetzlichen Krankenkassen ausmachen. Der geschätzte Koeffizient impliziert, daß das Beitragsaufkommen der gesetzlichen Krankenversicherung rund 70 vH des Anteils der Sozialversicherung am Staatsverbrauch ausmacht. Die Beiträge zur gesetzlichen Unfallversicherung richten sich nach dem Entgelt der Versicherten, die Beitragssätze differieren zwischen Unternehmen nach der Unfallgefahr. Als Indikator für das Entgelt der Versicherten wird die Bruttolohn- und -gehaltsumme verwendet. Der Regressionskoeffizient der Unfallversicherungsbeiträge auf diese Einkommensgröße kann als ein (über die Zeit und über die Unternehmen) durchschnittlicher Beitragssatz interpretiert werden, er beträgt 1,2 v H * ^ . Wie für die Beiträge zur Rentenversicherung gilt auch für die zur Arbeitslosenversicherung der gesetzlich festgelegte Beitragssatz und die von der Einkommensentwicklung abhängige Beitragsbemessungsgrenze. Aus den oben genannten Gründen muß auch für die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung

die Beitragsbemessungsgrenze

unberücksichtigt

bleiben. Als Erklärungsgröße wird dann vereinfacht die Größe berücksichtigt, die sich aus der Anwendung des Beitragssatzes auf die Bruttolohn- und -gehaltsumme ergibt. Soweit die Beitragsbemessungsgrenze wirksam wird ist zu erwarten, daß der Regressionskoeffizient unter Eins liegt, der geschätzte Wert beträgt 0,9. Hier ist angenommen worden, daß die Entwicklung der Pflichtbeiträge der Selbständigen über gemeinsame Einflußgrößen wie die Einkommensentwicklung eng mit derjenigen der Sozialbeiträge für gebietsansässige Arbeitnehmer verknüpft ist. Die mit dieser Hypothese geschätzte Elastizität beträgt rund 0,8, darin drückt sich möglicherweise die Änderung der Relation von Selbständigen zu abhängig Beschäftigten aus. Ähnlich wie für die Pflichtbeiträge der Selbständigen kann für die Sozialbeiträge des Staates für Empfänger sozialer Leistungen , die als Übertragungen der privaten Haushalte an die Sozialversicherung gebucht werden, argumentiert werden, daß sie über gemeinsame dritte Einflußgrößen mit den Sozialbeiträgen für gebietsansässige Arbeitnehmer korreliert sind. Zusätzlich ist allerdings der Umfang zu berücksichtigen, in dem Sozialbeiträge für Empfänger sozialer Leistungen zu zahlen sind. Als Indikator dafür wird die Zahl der Arbeitslosen verwendet. Die geschätzten Elastizitäten betragen 1,25 in Bezug auf die Sozialbeiträge für gebietsansässige Arbeitnehmer und 0,15 in Bezug auf die Arbeitslosenzahl. 104

Über die Pflichtbeiträge hinaus leisten die Selbständigen wie z. B. auch Hausfrauen freiwillig Beiträge an die Sozialversicherung. Für diese Beiträge wird eine Elastizität von Eins in Bezug auf die Sozialbeiträge für gebietsansässige Arbeitnehmer ermittelt.

6.3.2

Unterstellte Sozialbeiträge inländischer privater Haushalte an den Staat

In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung werden als Gegenwert für direkt gezahlte soziale Leistungen bei den privaten Haushalten Sozialbeiträge unterstellt. Der Staat gewährt soziale Leistungen, denen keine tatsächlichen Sozialbeiträge gegenüberstehen, hauptsächlich für die Beamtenversorgung. Das Statistische Bundesamt berechnet die dafür unterstellten Beiträge an fiktive Pensionsfonds als Prozentsatz der Bezüge der aktiven Beamten für die Gebietskörperschaften bzw. in Höhe der gezahlten Pensionen für die 14) Sozialversicherung.

Zur annähernden Nachbildung der Berechnungsmethode des Stati-

stischen Bundesamtes ist hier angenommen worden, daß der fiktive Beitragssatz sich ähnlich verändern muß wie der Beitragssatz zur Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten. Als Indikator der Beamtenbezüge dient das Einkommen aus unselbständiger Arbeit beim Staat. Da die von der Sozialversicherung gezahlten Pensionen nicht inhaltlich erklärt, sondern mit Hilfe eines exogen gegebenen Anteilswerts aus den gesamten öffentlichen Pensionen errechnet werden, ist auch bei den Beiträgen an fiktive Pensionsfonds der Ansatz vorgezogen worden, der die gesamten unterstellten Sozialbeiträge von privaten Haushalten an den Staat approximativ erklärt und dann auf Gebietskörperschaften und Sozialversicherung aufteilt. Dies erscheint auch unter dem Aspekt berechtigt, daß der Anteil der auf die Sozialversicherung entfallenden Beiträge an fiktive Pensionsfonds klein ist (1982 rund 4 vH). Die Beiträge an fiktive Pensionsfonds machen durchschnittlich rund 60 vH der Beträge aus, die sich durch Anwendung des Beitragssatzes zur Rentenversicherung auf die Entgelte für die beim Staat Beschäftigten ergeben. Größtenteils erklärt sich dieser Wert dadurch, daß nur ein Teil der beim Staat Beschäftigten unter die Pensionsregelungen fällt (1984 waren rund 45 vH der Vollbeschäftigten im öffentlichen Dienst Beamte oder Richter*"^).

105

6.3.3

Sozialbeiträge der inländischen privaten Haushalte an private Organisationen, Körperschaften und die übrige Welt

Der Sektor der privaten Haushalte umfaßt

auch die privaten Organisationen ohne

Erwerbscharakter, auf der Ebene der Umverteilung aber darüber hinaus auch die Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit. Diese gewähren als Arbeitgeber direkt soziale Leistungen. Als Gegenwert dafür werden innerhalb des Haushaltssektors unterstellte Sozialbeiträge gebucht. Die vom Haushaltssektor gewährten sozialen Leistungen, für die Sozialbeiträge unterstellt werden, sind im Modell abgebildet (s. Abschnitt 6.2.3). Es liegt nahe, den direkten Zusammenhang zwischen diesen Variablen auszunutzen. Die geschätzte Elastizität der unterstellten Beiträge in Bezug auf die Leistungen der privaten Haushalte beträgt 1,2. Die Sozialbeiträge an Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit umfassen solche Beiträge, die an Unternehmen der Versicherungswirtschaft gezahlt werden, darunter auch gesetzlich vorgeschriebene Pflichtbeiträge von Selbständigen an Versorgungswerke der berufsständischen Selbstverwaltung, bespielsweise der Ärzte und Apotheker. Zum weit überwiegenden Teil stellen sie aber unterstellte Sozialbeiträge dar. Dabei handelt es sich vor allem um Gegenbuchungen für die Pensionszahlungen der im Unternehmenssektor verbuchten öffentlichen Unternehmen wie Bundesbahn, Bundespost und Bundesbank und für betriebliche Ruhegeldverpflichtungen anderer Unternehmen. Die Berechnung der unterstellten Sozialbeiträge an Körperschaften für Beamtenpensionen öffentlicher

Unternehmen erfolgt teilweise als Prozentsatz der Bezüge der aktiven

Beamten (Bundesbahn, Bundespost), teilweise in Höhe der gezahlten Pensionen (Bundesbank). Für betriebliche

Ruhegeldverpflichtungen

privater

Unternehmen

mit

eigener

Rechtspersönlichkeit orientiert sie sich im wesentlichen an den laufenden Betriebsrenten und den Nettozuführungen zu Rückstellungen. Als Erklärungsgröße der unterstellten Sozialbeiträge an Körperschaften wird deswegen die Summe aus sozialen Leistungen und Vermögensübertragungen der Körperschaften an Haushalte, die Nettozuführungen

zu

Rückstellungen im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung enthalten, ausgewählt. Die geschätzte Elastizität liegt knapp über Eins, dies zeigt, daß das Berechnungsverfahren des Statistischen Bundesamtes gut approximiert wird. Für die tatsächlichen Sozialbeiträge an Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit wird die Korrelation mit den an die Sozialversicherung gezahlten Sozialbeiträgen ausge106

nutzt, die sich aufgrund der gemeinsamen Einflüsse auf beide Variablen ergibt; die geschätzte Elastizität liegt in der Nähe von Eins. In den tatsächlichen Sozialbeiträgen an Körperschaften sind die Pflichtbeiträge

von

Selbständigen enthalten. Diese Variable wird im Modell zur Berechnung der Nettoeinkommen benötigt, ihr Anteil wird deswegen endogen erklärt. Aus der Schätzung ergibt sich ein Prozentsatz von rund 33 vH. Bei den Sozialbeiträgen an die übrige Welt handelt es sich um die der Auspendler. Sie hängen von den im Modell abgebildeten Bruttoeinkommen der Auspendler ab* Als geschätzter durchschnittlicher Beitragssatz ergibt sich 6 vH dieser Einkommen.

6.3.4

Von der übrigen Welt geleistete Sozialbeiträge und Arbeitgeber betrage

Die Sozialbeiträge von Einpendlern werden als Transaktionen von der übrigen Welt an die Sozialversicherung gebucht. Wie für die Sozialbeiträge von Auspendlern wird angenommen, daß sie in einem linearen Zusammenhang zu den Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit dieser Gruppe stehen. Der geschätzte Regressionskoeffizient läßt sich als ein durchschnittlicher

Grenz-Sozialbeitragssatz

der Einpendler interpretieren, er beträgt

knapp 30 vH. Die von Inländern empfangenen Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit repräsentieren die Kosten des Faktors Arbeit, sie enthalten deswegen nicht nur die Bruttolöhne und -gehälter, sondern auch die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung. Diese umfassen alle unterstellten Sozialbeiträge der inländischen privaten Haushalte sowie den Teil der tatsächlichen Sozialbeiträge, die vom Arbeitgeber entweder aufgrund gesetzlicher Vorschriften oder freiwillig geleistet werden. Die tatsächlichen Sozialbeiträge, die in Frage kommen, sind Beiträge für gebietsansässige Arbeitnehmer an die Sozialversicherung, die tatsächlichen Beiträge an Körperschaften soweit es sich nicht um Pflichtbeiträge der Selbständigen handelt und die Beiträge der Auspendler. Die Schätzgleichung weist aus, daß durchschnittlich rund 55 vH der so abgegrenzten tatsächlichen Sozialbeiträge Arbeitgeberbeiträge sind.

107

6.4

Sonstige laufende Übertragungen

Unter den sonstigen laufenden Übertragungen werden die Transaktionen zwischen den Sektoren gebucht, die sich nicht einer der anderen Arten von laufenden Übertragungen - Steuern, soziale Leistungen, Beiträge und Subventionen - zuordnen lassen. Es handelt sich dabei um Ströme mit unterschiedlichem ökonomischen Charakter von Schadenversicherungsleistungen über Straßenbenutzungsgebühren an die DDR und Heimatüberweisungen ausländischer Arbeitnehmer bis hin zu Gewinnen aus staatlich genehmigten Spielen*^. Daher schließt sich eine direkte inhaltliche Erklärung weitgehend aus, stattdessen muß sie sich meist auf Korrelationen mit Markoaggregaten stützen. Das bedeutet gleichzeitig, daß bei Prognosen mit dem DIW-Langfristmodell diese Ströme darauf zu überprüfen sind, ob sie sich mittel- und längerfristig plausibel entwickeln.

Übersicht 12

Empfangene und geleistete sonstige laufende Übertragungen VeriebJenbezeichnungen im Modell und Werte in Mrd. DM Im Jahr 1986 Gebietskörperschaften

Sozialversicherung

Geb ietsk örperschef ten

Unternehmen

Private Haushalte

(:) TR.KGK

(t) TR.PGK 7,76

1,86

Sozialversicherung

(t) TR.GKSV 40,35

(:) TR.KSV 1,57

( • ) TR.PSV 0,07

Unternehmen

(:) TR.GKK 5,86

(s) TR.UU 48,40

(:) TR.PK 25,82

Private Haushalte

(:) TR.GKP 9,57

(:) TR.KP

übrige Welt

TR.GKK TR.GKP TR.GKSV TR.GKW TR.KGK TR.KP TR.KSV TR.KW TR.PGK TR.PK TR.PSV TR.PW TR.SVW TR.UU TR.WGK TR.WK TR.WP

-

TR.GKW 22,70

(:) TR .KW

1,06

( : ) TR.WK 0,84

(t) TR.PW 12,42

Sonstige laufende Übertragungen von GebietskÖrperscheften an Unternehmen Sonstige laufende Übertragungen von Gebietskörperschaften en private Organisationen Sonstige laufende Übertragungen von Gebietskörperschaften an die Sozialversicherung Sonstige laufende Übertragungen von Gebietskörperschaften an die übrige Welt Sonstige leufende Übertragungen von Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit en Gebietskörperschaften Schadenversicherungsleistungen von Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit en privete Haushalte Sonstige laufende Übertragungen von Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit an die Sozialversicherung Sonstige laufende Übertragungen von Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit an die übrige Welt Sonstige leufende Übertragungen von privaten Haushalten an Gebietskörperschaften Nettoprämien für Schadenversicherungen der privaten Haushalte (an Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit) Sonstige laufende Übertragungen von privaten Haushalten en die übrige Welt Internationale private Übertragungen von privaten Haushalten an die übrige Welt Sonstige laufende Übertragungen der Sozielversicherung an die übrige weit Sonstige laufende Übertragungen zwischen den Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit Sonstige laufende Übertragungen von der übrigen Welt an GebietskÖrperscheften Laufende Übertragungen von der übrigen Welt an Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit Internetionele private Übertragungen von der übrigen Welt an private Heushalte

(+) kennzeichnet exogene, (:) in stochestisehen Gleichungen bestimmte endogene Variablen des Modells, nicht bezeichnete Variablen werden aufgrund de fini torischer Beziehungen ermittelt (s. Text).

108

TR.WGK 9,95

(:) TR .V/P 0,36

26,16

( • ) TR.SVW 2,03

übrige Welt

Die folgende Darstellung geht von den leistenden Sektoren aus, dabei ist zu beachten, daß der Haushaltssektor auf der Ebene der Umverteilung auch die Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit und der Unternehmenssektor dementsprechend nur die Körperschaften umfaßt. Die Gebietskörperschaften leisten sonstige laufende Überrtragungen an Körperschaften, an private Organisationen ohne Erwerbszweck, an die übrige Welt und an die Sozialversicherung. Außerdem fließen sonstige laufende Übertragungen zwischen verschiedenen Einrichtungen der Gebietskörperschaften. Bei den sonstigen laufenden Übertragungen an Körperschaften handelt es sich um Nettoprämien für Schadenversicherungen, Zahlungen an die Bundesbahn für die Versorgung verdrängter Beamter und an die Pensionskasse deutscher Eisen- und Straßenbahnen. Es wird angenommen, daß diese Zahlungen in Abhängigkeit von den durchschnittlichen normalen Einnahmen der Gebietskörperschaften gestaltbar sind. Der geschätzte durchschnittliche Anteil an diesen Einnahmen beträgt knapp 1 vH. Die Gebietskörperschaften gewähren Zuschüsse an private Organisationen ohne Erwerbszweck, wie Verbände der freien Wohlfahrtspflege,

Religionsgemeinschaften,

Arbeit-

nehmerverbände, politische Parteien usw. Es wird unterstellt, daß deren Höhe mit der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung

- beschrieben durch das Bruttoinlandsprodukt

zu

jeweiligen Preisen - korreliert ist. In den sonstigen laufenden Übertragungen an die übrige Welt sind als wesentliche Positionen Beiträge an die Europäischen Gemeinschaften und Leistungen im Rahmen der Entwicklungshilfe enthalten. Die wirtschaftspolitische Diskussion über die Höhe dieser Zahlungen bezieht sich vielfach auf deren Anteil am Bruttosozialprodukt. Um hier den Spielraum für die politische Gestaltung deutlich zu machen, wird dieser Anteil modellexogen vorgegeben. Die sonstigen laufenden Übertragungen der Gebietskörperschaften an die Sozialversicherung enthalten beispielsweise Zuschüsse des Bundes an die Rentenversicherungen. Diese hängen von der Finanzsituation dieser Organisationen ab. In einem Modell wie dem DIWLangfristmodell, das zwar soweit disaggregiert ist, daß etwa für die Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten Beitragseinnahmen und Geldleistungen einander gegenübergestellt werden können, in dem aber keine kompletten Konten für die einzelnen Sozialver109

sicherungsträger erstellt werden, ist dieser Zusammenhang nicht ohne weiteres abzubilden. Hinzu kommt, daß diese Größe lediglich zu einer Bilanzverlängerung des Staatskontos führt. Da sich das Erkenntnisinteresse normalerweise auf die wesentlichen Positionen des Staatskontos insgesamt und vor allem auf seinen Finanzierungssaldo richtet, erscheint eine vereinfachte

Abbildung gerechtfertigt.

Deswegen wird die Entwicklung dieser

Transfers über eine geschätzte Elastizität mit der durchschnittlichen Einkommensentwicklung der abhängig Erwerbstätigen verknüpft. Auch die sonstigen laufenden Übertragungen zwischen den Gebietskörperschaften führen lediglich zu einer Bilanzverlängerung und sind ohne Bedeutung für die zentralen wirtschaftspolitischen Zielgrößen, insbesondere den staatlichen Finanzierungssaldo. Im Modell werden sie deswegen exogen vorgegeben. Die Sozialversicherung leistet sonstige laufende Übertragungen lediglich an die übrige Welt. Sie sind ihrer Höhe nach weniger bedeutend, so daß auch sie exogen vorgegeben werden können. Unter den von Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit geleisteten sonstigen laufenden Übertragungen werden insbesonders die Schadenversicherungsleistungen von Versicherungsunternehmen an die übrigen Sektoren, aber auch Nettoprämien für Schadenversicherungen von Körperschaften an Versicherungsunternehmen, gebucht. Außerdem erscheinen hier Strafen u. ä. an den Staat und an die übrige Welt. Die sonstigen laufenden Übertragungen der Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit an Gebietskörperschaften ebenso wie die zwischen diesen Unternehmen, die im wesentlichen Schadenversicherungsleistungen bzw. -prämien betreffen, sind mit dem Sozialprodukt korreliert. Im ersten Fall bewährt sich eine lineare, im zweiten eine logarithmische Funktionsform. Die Sozialversicherung erhält Ersatzleistungen privater Haftpflichtversicherungsunternehmen. Da - wie auch bei den entsprechenden Leistungen an andere Sektoren - Informationen über Schadensverläufe nicht vorliegen, ist hier angenommen worden, daß diese einen festen Anteil der laufenden Einnahmen der Sozialversicherung

ausmachen. Als Indikator

der

von Versicherungsunternehmen

zu

deckenden Schäden bei den privaten Haushalten, privaten Organisationen und Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit

sind die Sozialbeiträge inländischer

privater

Haushalte an die Sozialversicherung verwendet worden. Die Schadenversicherungsleistungen der Versicherungsunternehmen an die übrige Welt stehen mit den Nettoprämien in 110

Zusammenhang, die in den sonstigen laufenden Übertragungen von der übrigen Welt an Körperschaften enthalten sind, so daß diese sich zur Erklärung anbieten. Die von privaten Haushalten, privaten Organisationen ohne Erwerbszweck und Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit geleisteten sonstigen laufenden Übertragungen an den Staat umfassen Rückerstattungen z. B. im Rahmen der Sozialhilfe, Strafen, Verwaltungsgebühren und ähnliches. Der größere Teil, der an Gebietskörperschaften fließt, wird mit der Sozialproduktentwicklung in Zusammenhang gebracht; der Teil, den die Sozialversicherung empfängt, wird exogen vorgegeben. Auch die an Körperschaften

gezahlten

Nettoprämien für Schadenversicherungen stehen in Zusammenhang mit der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung, in diesem Fall erweist sich der private Verbrauch als ein besserer Indikator als das Sozialprodukt. Die sonstigen laufenden Übertragungen der privaten Haushalte an die übrige Welt umfassen im wesentlichen die Heimatüber Weisungen ausländischer Arbeitnehmer. Da eine Aufteilung der Erwerbspersonen auf Inländer und Ausländer im Modell nicht vorgenommen wird, wird als Erklärungsgröße die allgemeine Entwicklung der Pro-Kopf-Einkommen der abhängig Erwerbstätigen benutzt. Wie für die sonstigen laufenden Übertragungen von den Gebietskörperschaften an die übrige Welt wird auch für die zwischen diesen beiden Sektoren in umgekehrter Richtung fließenden sonstigen laufenden Übertragungen, die vor allem Zahlungen verschiedener Fonds der Europäischen Gemeinschaften darstellen, ein bestimmter Anteil am Sozialprodukt exogen vorgegeben, um politische Entscheidungen in diesem Bereich abbilden zu können. Die von der übrigen Welt an inländische Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit

geleisteten sonstigen Übertragungen

umfassen neben

Schadenversicherungs-

leistungen von ausländischen Versicherungsunternehmen Nettoprämien für Schadenversicherungen. Sie werden im Modell mit den sonstigen laufenden Übertragungen vom Haushaltssektor an Körperschaften verknüpft, die ebenfalls Nettoprämien für Schadenversicherungen darstellen. Die von der übrigen Welt zum Haushaltssektor fließenden sonstigen laufenden Übertragungen werden im Modell an die Preisentwicklung für Güter des privaten Verbrauchs im Inland gekoppelt.

6.5

Nettoeinkommen und verfügbares Einkommen der privaten Haushalte

Nach der Verteilung der Erwerbs- und Vermögenseinkommen und nach der Umverteilung über empfangene und geleistete laufende Übertragungen ergibt sich das verfügbare 111

Einkommen der Wirtschaftssektoren. Es steht den Wirtschaftssektoren für den letzten Verbrauch und die Ersparnisbildung zur Verfügung. Relevant ist das Konzept des verfügbaren Einkommens in erster Linie für die privaten Haushalte, dort ist diese Größe die entscheidende Determinante des privaten Verbrauchs. Die folgende Darstellung beschränkt sich deswegen auf die Ermittlung des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte im DIW-Langfristmodell. Für die übrigen Sektoren ergibt sich die Ermittlung der verfügbaren Einkommen aus der kontenmäßigen Darstellung des Modells (s. Kapitel 8). Wie erwähnt, schließt der Sektor der privaten Haushalte auf der Ebene der Verteilung und Umverteilung die Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit ein. Dementsprechend enthalten das verfügbare Einkommen und die Ersparnis der privaten Haushalte zunächst auch die nichtentnommenen Gewinne der Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit. Wegen des besonderen wirtschaftlichen Charakters dieser Größe ist es jedoch sinnvoll, sie bei der Angabe des für den privaten Verbrauch relevanten verfügbaren Einkommens auszuschließen. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte (ohne nichtentnommene Gewinne der Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit) läßt sich nach Einkommensarten darstellen"^. Dabei wird nach der Nettolohn- und -gehaltsumme, entnommenen Gewinnen und Vermögenseinkommen und empfangenen laufenden Übertragungen

unterschieden.

Diese Aufteilung kann für wirtschaftspolitische Fragestellungen durchaus relevant sein, wenn man etwa an die unterschiedlich hohen Sparquoten der drei Gruppen von Einkom18) mensempfängern denkt

Bestimmte Aufwendungen der privaten Haushalte allerdings

sind den genannten Einkommensarten nicht zuzurechnen. Das gilt beispielsweise für die Steuern im Zusammenhang mit dem privaten Verbrauch. Um diese Beträge ist die Summe der nach Arten gegliederten Einkommen zu vermindern, um zum verfügbaren Einkommen zu gelangen. Die Nettolohn- und -gehaltsumme ergibt sich ausgehend von den von Inländern empfangenen Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit durch Abzug der Lohnsteuer auf diese Einkommen und der Sozialbeiträge der inländischen privaten Haushalte, soweit sie den Lohnbeziehern zurechenbar sind. Den Lohnbeziehern nicht zurechenbar sind die freiwilligen Beiträge und Pflichtbeiträge der Selbständigen an die Sozialversicherung und an Versicherungsunternehmen und die Sozialbeiträge des Staates für Empfänger sozialer Leistungen.

112

Nach der primären Einkommensverteilung ergeben sich die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen der privaten Haushalte als Summe der von Unternehmen und der übrigen Welt empfangenen Gewinneinkommen und der Zinsen auf öffentliche Schulden abzüglich der Zinsen auf Konsumentenschulden (s. Abschnitt 5.3). Zur Ermittlung der Nettoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen der privaten Haushalte einschließlich der nichtentnommenen Gewinne der Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit sind davon die direkten Steuern auf Einkommen aus Unternehmertätigkeit, soweit sie nicht von der übrigen Welt stammen, und die Pflichtbeiträge der Selbständigen an die Sozialversicherung und an Versicherungsunternehmen abzuziehen. Soweit die unterstellten Sozialbeiträge der privaten Haushalte an private Organisationen und Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit die sozialen Leistungen der privaten Haushalte als Arbeitgeber übersteigen, erhöhen sie die Nettogewinneinkommen der privaten Haushalte. Zum getrennten Ausweis der nichtentnommenen Gewinne der Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit und der entnommenen Gewinne und Vermögenseinkommen der privaten Haushalte wird in einer Schätzgleichung der Anteil der letzteren Größe an der Summe ermittelt. Der geschätzte Koeffizient impliziert, daß die Zunahme der Entnahmen ständig größer ist als die der gesamten Gewinneinkommen der privaten Haushalte. Tatsächlich weist auch die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung für die nichtentnommenen Gewinne der Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit negative Werte aus. Bei der Interpretation ist jedoch zu beachten, daß dieser Wert vom

Statistischen

Bundesamt aus der Vorgabe des Finanzierungssaldos der privaten Haushalte aus der Finanzierungsrechnung der Deutschen Bundesbank ermittelt wird, so daß sich darin auch 19) eine Reihe von Abgrenzungsschwierigkeiten niederschlägt Mit den nichtentnommenen Gewinnen der Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit und der ebenfalls im Modell ermittelten Ersparnis der Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit ergeben sich die nichtentnommenen Gewinne der Unternehmen nach der Umverteilung. Andererseits lassen sich die entnommenen Gewinne und Vermögenseinkommen nach der Umverteilung als Summe der entnommenen Gewinne und Vermögenseinkommen der privaten Haushalte und des Staates (hier nach Abzug der Zinsen auf öffentliche Schulden) ermitteln. Zusammen bilden diese Aggregate die Nettoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen, die den von Inländern empfangenen Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen gegenübergestellt werden können, um die Abzüge hierauf zu ermitteln. Deren Entwicklung im Verhältnis zu den Abgaben auf Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit stellt eine wichtige wirtschaftspolitische Kenngröße dar. 113

Als dritte Einkommensart empfangen die privaten Haushalte laufende Übertragungen. Sie setzen sich zusammen aus den sozialen Leistungen abzüglich der Lohnsteuer auf Pensionen und der Sozialbeiträge des Staates für Empfänger sozialer Leistungen, den sonstigen laufenden Übertragungen von Gebietskörperschaften an private Organisationen und internationalen privaten Übertragungen. Die diesen drei Einkommensarten nicht zurechenbaren geleisteten laufenden Übertragungen der privaten Haushalte umfassen Steuern im Zusammenhang mit dem privaten Verbrauch, Sozialbeiträge der Selbständigen (ohne Pflichtbeiträge), Hausfrauen u. ä. an die Sozialversicherung, sonstige laufende Übertragungen an Gebietskörperschaften und an die Sozialversicherung, den Saldo der Nettoprämien für

Schadenversicherungen und

Schadensversicherungsleistungen von Unternehmen mit eigener Rechspersönlichkeit und internationale private Übertragungen.

114

7

Vermögensbildung

Das verfügbare Einkommen der Wirtschaftssektoren wird auf den letzten Verbrauch und die Ersparnis aufgeteilt. Die Ersparnis dient zusammen mit dem Saldo der Vermögensübertragungen der Vermögensbildung der Sektoren. Sie vollzieht sich als Sachvermögensbildung in Form von Nettoanlageinvestitionen und Vorratsveränderungen und als Geldvermögensbildung (oder -abnahme) in Form von Veränderungen der Forderungen und Verbindlichkeiten in Höhe der Finanzierungssalden der Sektoren. Als Vermögensübertragungen

definiert

die Volkswirtschaftliche

Gesamtrechnung alle

Geldleistungen ohne spezielle Gegenleistungen, die zumindest für eine der beteiligten Wirtschaftseinheiten eine unmittelbare Vermögenszu- oder -abnahme darstellen^. Die Vermögensübertragungen berühren also die laufende Rechnung der Sektoren nicht und haben keinen Einfluß auf ihr verfügbares Einkommen und ihre Ersparnis. Sie wirken sich allerdings auf ihre Finanzierungssalden und ihre Vermögensbildung aus. Untergliedern lassen sich die Vermögensübertragungen nach Investitionszuschüssen und sonstigen Vermögensübertragungen. Letztere umfassen auch fiktive Vermögensübertragungen, die notwendig sind, um wirtschaftliche Tätigkeiten einer rechtlich selbständigen Einheit in verschiedenen Sektoren nachzuweisen wie es z. B. für den Wohnungsbau der privaten Haushalte der Fall ist, der als Aktivität des Unternehmenssektors verbucht wird. Da das DIW-Langfristmodell komplette Sektorkonten bis hin zu den Finanzierungssalden ausweisen soll, ist auch die vollständige Darstellung der Vermögensübertragungen nach leistenden und empfangenden Sektoren erforderlich. Teilweise handelt es sich dabei allerdings um relativ kleine Beträge, so daß von daher in vielen Fällen eine modellexogene Vorgabe gerechtfertigt erscheint. Die folgende Beschreibung der Abbildung der Vermögensübertragungen im DIW-Langfristmodell geht von den leistenden Sektoren aus. Die von den Gebietskörperschaften an Unternehmen geleisteten Vermögensübertragungen machen rund zwei Drittel der vom Staat an andere Sektoren geleisteten Vermögensübertragungen aus. Sie enthalten Investitionszuschüsse und sonstige tatsächliche und fiktive Vermögensübertragungen.

Für Prognosezwecke wird im Modell nach Vermögensüber-

tragungen im Rahmen von Investitionsprogrammen und anderen unterschieden, ex post ist eine solche Aufteilung nicht möglich. Während die Vermögensübertragungen im Rahmen von Investitionsprogrammen exogen vergeben werden, wird der "normale" Verlauf der 115

Vermögensübertragungen durch die durchschnittlichen normalen Einnahmen der Gebietskörperschaften bestimmt, dabei werden Anpassungsverzögerungen in Form eines Koycklags berücksichtigt. Nach den geschätzten Elastizitäten führt ein Anstieg der durchschnittlichen normalen Einnahmen um 1 vH kurzfristig zu einem Anstieg der Vermögensübertragungen von Gebietskörperschaften an Unternehmen um knapp 0,6 vH, langfristig allerdings um 1,24 vH. Die unter dem Stichwort "Subventionsabbau" geführte wirtschaftspolitische Diskussion läßt es allerdings geraten erscheinen, diese langfristige Elastizität bei Prognoserechnungen sorgfältig zu überprüfen und ggf. zu modifizieren.

Übersicht 13

Empfangene und geleistete VermflgeneGbertregungen Variablenbezeichnungen im Modell und Werte in Mrd. DM im Jahr 1984 Gebietskörperschaften

GebietskÖrperscheften

( • ) V.GKGK 4,25

Sozialversicherung

( • ) V.GKSV 0,03

Unternehmen

(x) VXGKU 25,73

Private Heushalte

( • ) V.GKH 4,72 V.GKW 2,39

übrige Welt

1)

Sozialversicherung

( • ) V.5VGK

0,10

Unternehmen

V.UGK 1) 4,25

Private Haushalte

(s) VT.HGK 1,57

übrige Welt

( • ) V.WST 0,07

(•> V.HSV

(:) V.HU 39,57

( • ) V.SVU 1,93

( • ) V.WP 0,04

( i ) V.UH 16,50 ( • ) V.SVW

( • ) V.PW 0,41

( # ) VT.UGK • (:) VOT.UGK 4,25

V.GKGK V.GKH V.GKSV V.GKW V.HSV V.HU V.PW V.SVGK V.SVU V.SVW V.UGK V.UH

-

V.WP V.WST VOT.UGK VT.HGK VT.UGK VXGKU

-

Vermögensübertregungen zwischen Gebietskörperschaften Vermögensübertragungen von Gebietskörperschaften an private Haushalts Vermögensübertragungen von Gebietskörperschaften en die Sozialversicherung Vermögensübertragungen von GebietskÖrperscheften en die übrige Welt Vermögensübertregungen von privaten Haushalten an die Sozialversicherung Vermögensübertragungen von privaten Heushalten an Unternehmen (fiktive Vermögensübertragungen) Vermögensübertragungen von privaten Haushalten en die übrige Welt Vermögensübertragungen der Sozialversicherung en Gemeinden Vermögensübertragungen der Sozialversicherung an Unternehmen (Investitionszuschüsse) Vermögensübertragungen der Sozialversicherung an die übrige Welt Vermögensübertragungen von Unternehmen en Gebietskörperschaften Vermögensübertragungen von Unternehmen an private Heushalte (einschlieOlich Nettozuführungen zu Rückstellungen im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung) Vermögensübertragungen von der übrigen Welt an private Haushalte Vermögensübertragungeh von der übrigen Welt an GebietskÖrperscheften (Investitionszuschüsse) Sonstige Vermögensübertragungen von Unternehmen en Gebietskörperschaften (ohne vermögenswirksame Steuern) Vermögenswirksame Steuern von privaten Haushalten en Gebietskörperschaften (Erbschaftssteuer) Vermögenswirksame Steuern von Unternehmen en Gebietskörperschaften (Ablösebetrfige von Lesteneüsgleichsabgaben) Vermögensübertregungen von Gebietskörperschaften en Unternehmen

(*) kennzeichnet exogene, (:) in stochestisehen Gleichungen bestimmte endogenge Variablen des Modells, nicht bezeichnete Variablen werden eufgrund deflatorischer Beziehungen ermittelt (s. Text).

116

Die

übrigen

von

den

Gebietskörperschaften

geleisteten

Vermögensübertragungen

- zwischen Gebietskörperschaften, an die Sozialversicherung, an den Hausbaltssektor und an die übrige Welt - werden exogen vorgegeben oder im letzeren Fall mit Hilfe eines exogen gesetzten Anteilswerts am Sozialprodukt bestimmt, weil sie entweder nur zu einer Bilanzverlängerung des Staatskontos führen, von ihrer Höhe her weniger bedeutend sind oder eine Reihe von heterogenen Leistungen umfassen. Dasselbe gilt für die von der Sozialversicherung geleisteten Vermögensübertragungen an Gebietskörperschaften, Unternehmen und die übrige Welt, die alle nur geringfügige Beträge ausmachen. Die Unternehmen leisten Vermögensübertragungen an die Gebietskörperschaften. Die früher als vermögenswirksame Steuern verbuchten Ablösebeträge von Lastenausgleichsabgaben sind seit 1975 in den direkten Steuern enthalten, sie sind modellexogen. Die übrigen Vermögensübertragungen

von Unternehmen an Gebietskörperschaften

werden in Ab-

hängigkeit vom Bruttoinlandsprodukt erklärt, die geschätzte Elastizität beträgt rund 1,3. Außerdem leisten die Unternehmen Vermögensübertragungen an private Haushalte. Als Gegenposition für Nettozuführungen zu Rückstellungen stehen sie im Zusammenhang mit der Verbuchung tatsächlicher und unterstellter Sozialbeiträge (s. Abschnitt 6.3). Aus diesem Grunde werden sie durch die Sozialbeiträge von privaten Haushalten an Körperschaften erklärt. Unberücksichtigt bleiben im Modell die Vermögensübertragungen zwischen Unternehmen. Die von den privaten Haushalten geleisteten Vermögensübertragungen machen zum ganz überwiegenden Teil fiktive Vermögensübertragungen an Unternehmen für die Zuteilung von Bauspareinlagen und die Tilgung von Bauspardarlehen aus. Sie werden im Modell in Abhängigkeit von den Investitionen in Wohnbauten in jeweiligen Preisen erklärt. Die geschätzte Elastizität beträgt rund 1,7. Daraus ergibt sich, daß ein immer größerer Teil der Wohnungsbauinvestitionen über Bauspardarlehen finanziert wird. Neben den Vermögensübertragungen von privaten Haushalten an Unternehmen spielen die an die Gebietskörperschaften eine gewisse Rolle. Dabei handelt es sich um Erbschaftsteuern. Sie sind mit

den direkten Steuern auf Einkommen aus Unternehmertätigkeit

und Vermögen

verknüpft. Die an die Sozialversicherung und die übrige Welt geleisteten Vermögensübertragungen sind unbedeutend. Sie werden exogen fortgeschrieben. Die übrige Welt leistet Vermögensübertragungen an den Staat als Investitionszuschüsse und an inländische private Haushalte im Zusammenhang mit Erbschaften u. ä. Beide Ströme sind unbedeutend, sie werden exogen gesetzt. 117

8

Das Modell in der Darstellung des Kontensystems der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

Die Datenbasis des DIW-Langfristmodells ist im wesentlichen die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung für die Bundesrepublik Deutschland. Diese vermittelt ein umfassendes quantitatives Gesamtbild des wirtschaftlichen Geschehens^. Sie ist als Kreislaufanalyse konzipiert, stellt also auf die Transaktionen zwischen den Wirtschaftssubjekten ab. Daher liegt die Darstellung der Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung in Form eines geschlossenen Kontensystems mit doppelter Buchung aller Vorgänge nahe. Die Darstellung als geschlossenes Kontensystem erfordert die strikte Einhaltung von zwei Buchungsprinzipien -

2)

:

Jeder Buchung entspricht eine Gegenbuchung mit demselben Betrag auf der entgegengesetzten Seite eines anderen Kontos (eines anderen Sektors, wenn es sich um eine Transaktion handelt, oder desselben Sektors, wenn es um zwei Aspekte desselben Vorgangs geht).

-

Jedes Konto muß ausgeglichen sein.

Diese Buchungsprinzipien schaffen einen Zwang zur Konsistenz, der für die Zusammenfassung der vielfältigen Einzelinformationen, die in die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung eingehen, von entscheidender Bedeutung ist. Es liegt auf der Hand, daß die Forderung nach formaler Konsistenz auch für Prognosen und Alternativsimulationen unabdingbar

sie stellt das erste Beurteilungskriterium dar. Um diesem Erfordernis zu

genügen, ist das DIW-Langfristmodell so konzipiert worden, daß sich seine Ergebnisse in Form geschlossener Konten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung darstellen lassen (siehe Tabelle 2 bis 7). Das bedeutet

vor allem den Verzicht auf die Zusammenfassung von Strömen, die

unterschiedliche Sektoren betreffen. Solche Zusammenfassungen sind in ökonometrischen Modellen üblich. Sie können gerechtfertigt sein, um den Modellumfang zu verringern. Sie schränken jedoch auch die Möglichkeiten zur Konsistenzprüfung ein. Dies läßt sich an Beispielen verdeutlichen. Im Bonner Modell 9 wird beispielsweise ein korrigierter Gewinn der Gebietskörperschaften 4) mit einer stochastischen Funktion erklärt . Diese Größe stellt den Saldo der Einkommen 118

der Gebietskörperschaften aus Unternehmertätigkeit und Vermögen und der Zinszahlungen der Gebietskörperschaften dar. Sie enthält also Transaktionen, die die Unternehmen, die Sozialversicherung, die privaten Haushalte und die übrige Welt betreffen. Eine korrekte Gegenbuchung ist also nicht möglich. Um beispielsweise das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte oder den Leistungsbilanzsaldo zu ermitteln, ist es erforderlich, den Gewinnsaldo der inländischen Sektoren mit der übrigen Welt in einer stochastischen Funktion zu erklären. Beide Variablen - der korrigierte Gewinn der Gebietskörperschaften und der Gewinnsaldo mit der übrigen Welt - enthalten aber implizit dieselbe Größe 'Zinsen auf öffentliche

Schulden an die übrige Welt 1 . Durch die Doppelerklärung geht eine

Möglichkeit der Konsistenzprüfung verloren. Das Problem der impliziten Doppelerklärung findet sich auch in der DIW-Version des kurzfristigen ökonometrischen Modells der Wirtschaftsforschungsinstitute^. Dort werden zum Beispiel sowohl die vom Staat geleisteten laufenden Übertragungen (ohne Subventionen) als auch die Transfereinkommen der privaten Haushalte, die sich damit zu einem großen Teil decken, in stochastischen Gleichungen erklärt. Konsequenterweise verzichten die meisten Modelle, die kein geschlossenes Kontensystem darstellen, auf den Ausweis von Finanzierungssalden für jeden Sektor, meist fehlen die der Unternehmen und aes Auslands. Ein anderer, unter dem Gesichtspunkt der Konsistenz nicht weniger problematischer Weg, wird im Modell der Deutschen Bundesbank eingeschlagen^. Dort wird die Differenz zwischen dem Außenbeitrag und dem Leistungsbilanzsaldo stochastisch erklärt. Dann wird die Bedingung, daß die Summe der Finanzierungssalden Null beträgt, ausgenutzt, um den Finanzierungssaldo der Unternehmen zu berechnen. Konsistent 1 sind allerdings die Modellergebnisse nur deswegen, weil das Modell es nicht zuläßt, den Finanzierungssaldo der Unternehmen ausgehend von der Wertschöpfung über den Anteil am Volkseinkommen und die Ersparnis gegenzurechnen. In der an dieser Stelle klaffenden Differenz schlagen sich die aus den impliziten

Doppelerklärungen

herrührenden Inkonsistenzen nieder. Sie sind nur durch eine Plausibilitätsprüfung der Modellergebnisse aufzudecken. Die Sektorgleichung des DIW-Langfristmodells entspricht der der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, allerdings sind hier nicht alle vom Statistischen Bundesamt ausgewiesenen Untersektoren dargestellt. Im Modell werden für folgende Sektoren geschlossene Konten ausgewiesen:

119

-

Unternehmen

-

Staat Gebietskörperschaften Sozialversicherung Private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck^ übrige Welt

Unberücksichtigt bleibt also die Aufteilung der Unternehmen in Produktionsunternehmen, Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen und die des Sektors Private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck in die beiden Untersektoren. Die in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung dargestellten wirtschaftlichen Tätigkeiten betreffen

die Produktion, Verteilung und Verwendung von Gütern, die damit

verbundene Entstehung, Verteilung und Verwendung von Einkommen und die Aufnahme und Gewährung von Krediten. Diesen Aktivitäten entsprechen die im Kontensystem des Statistischen Bundesamtes eingerichteten Konten: für alle Sektoren ein zusammengefaßtes Güterkonto, für jeden Sektor ein Produktionskonto, ein Einkommensentstehungskonto, ein Einkommensverteilungskonto, ein Einkommensumverteilungskonto, ein Einkommensverwendungskonto, ein Vermögensveränderungskonto, ein Finanzierungskonto, ein zusammengefaßtes Konto der übrigen Welt für alle Vorgänge mit

sämtlichen

inländischen Sektoren. Aufgrund der Konzeption des DIW-Langfristmodells kann dieses Kontensystem nur verkürzt dargestellt werden, ohne daß allerdings seine Geschlossenheit aufgegeben wird. Da die intersektorale Verflechtung der Volkswirtschaft über die Vorleistungen im DIWLangfristmodell nicht dargestellt wird, fehlen diese auch bei der Darstellung des Aufkommens und der Verwendung vdn Gütern im zusammengefaßten Güterkonto. Auf der rechten Seite werden also nur die im Gütermarktteil des Modells abgebildeten Verwendungskom120

ponenten letzter Verbrauch, Bruttoinvestitionen und Ausfuhr dargestellt. Auf der linken Seite, die normalerweise das Aufkommen an Gütern aus der inländischen Produktion und *

*

der Einfuhr darstellt, stehen dementsprechend nur die Bruttowertschöpfung,

die im

Kontensystem des Statistischen Bundesamtes als Differenz zwischen Produktionswerten und Vorleistungen in den Produktionskonten der Sektoren ermittelt wird, und die Einfuhr. Damit wird das zusammengefaßte Güterkonto zu einem zusammengefaßten Güter- und Produktionskonto; die Darstellung sektoraler Produktionskonten entfällt. Da die rechts gebuchte Güterverwendung die nichtabzugsfähige Umsatzsteuer und die Einfuhrabgaben einschließt, werden diese auch auf die linken Seite als Korrekturposten gebucht. Die Ermittlung der Bruttowertschöpfung der Sektoren kann im Modell also wegen des fehlenden Ausweises der Vorleistungen nicht durch Differenzenbildung zwischen Produktionswerten und Vorleistungen erfolgen. Stattdessen wird im Modell folgendermaßen vorgegangen. Die gesamte Bruttowertschöpfung der Volkswirtschaft ergibt sich aufgrund der Verwendungsrechnung als Summe der letzten Verwendung von Gütern abzüglich der Einfuhr von Waren und Dienstleistungen, der nichtabzugsfähigen Umsatzsteuer und der Einfuhrabgaben (s. Tabelle 2). Daneben ergibt sich die Bruttowertschöpfung der Gebietskörperschaften, der Sozialversicherung und der privaten Haushalte aus den im Modell abgebildeten

Abschreibungen,

Produktionssteuern

und ihrer

Tabelle 4, 5 und 6). Um den Konsistenzerfordernissen

Nettowertschöpfung

(s.

zu genügen, muß also die

Bruttowertschöpfung der Unternehmen als Restgröße ermittelt werden. Das geschieht im Modell in der Weise, daß aus der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung zunächst die Nettowertschöpfung

errechnet

wird. Daraus werden durch Abzug der im Inland

entstandenen Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit (die neben den von Unternehmen geleisteten Einkommen aus unselbständiger Arbeit die Nettowertschöpfung

von

Gebietskörperschaften, Sozialversicherung und privaten Haushalten enthalten) die im Inland entstandenen Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen ermittelt. Bezüglich der übrigen Konten entspricht das Modell dem Kontenschema des Statistischen Bundesamtes. Dies ist aus den Tabellen 3 bis 7 ersichtlich. Dort wird für jede Kontenposition die entsprechende Variablenkurzbezeichnung aus dem Modell angegeben (siehe auch die Modelldokumentation im Anhang). Soweit solche Bezeichnungen fehlen, werden die entsprechenden Größen im Modell nicht explizit abgebildet, sie lassen sich aber - soweit es sich nicht um die Bruttowertschöpfung der Sektoren handelt (siehe oben in diesem Abschnitt) - unmittelbar als Summe oder Saldo aus anderen im Modell abgebildeten Variablen errechnen. 121

122

CABN

. . Einfuhrabgaben

CAOM

.

Nlchtabzugsfähige Umsatzsteuer

30,88

USTN

Ä

1 261 f 27

Zeichnung Im Modell

C.PNO

KurzbePosition

Privater Verbrauch

iA oi 14,81

101,38

440,74

*

X • GSNO

I.IGN I. IPN I.ISTN

I- 5V

J;SJK

*FpN

Sozialversicherung

^blet^körperschaften

ir^ter^hiS^

Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen

479,03

-11 • 50 -11,50

1,21

44|o5

281163

918,05 225,51 100,68 315,39

326,19

19B2 Mrd. DM

Vorratsverönderungen Unternehmen Staat (Gebietskörperschaften)

Bruttoinvestitionen

C.5T Staats verbrauch 178,69 C.GK Gebietskörperschaften 108,90 C.SV Sozialversicherung

Einfuhr von Waren und Dienstleistungen

Private Haushalte und Private Organisationen

189,58 Gebietskörperschef ten Sozialversicherung

Unternehmen

1982 Mrd. DM

M.GSNO



• • •

Staat

Bruttowertschöpfung





Position

kurzbezeichnung im Modell

Tabelle 2

Zusammengefaßtes GOterkonto

Tabelle 3 Konton der Unternehmen Kurzbezeichnung im Modell

Position

1982 Mrd. D M

Kurzbezeichnunq im Modell

Position

1982 Mrd. D M

Einkommensentstehunqskonto R.U

Abschreibungen

TIPRO.U

Geleistete Produktionssteuern an Gebietskörperschaften



186,83

«

Bruttowertschöpfung

1261,27

Empfanqene Subventionen 85,70

Beitraq zum Nettoinlandsprodukt zu Faktorkosten (Nettowertschöpfung)

1018,6?

SUB.GKU SUB. SV

29,42

von Gebietskörperschaften von der Sozialversicherung

28,96 0,46

Einkommenaverteilungskonto •

Geleistete Einkommen aus unselbständiger Arbeit

L.UP YW.UW •

Q6E.K

an an an an

Gebietskörperschaften die Sozialversicherunq private Haushalte die übrige Welt

Anteil am Volkseinkommen (umverteilte Gewinne)

1018.42

691,52 2,93

an private Haushalte an die übriqe Welt Geleistete Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermöqen

Q.UGK G.USV Q.UP VP.UW

Beitrag zum Nettoinlandsprodukt zu Faktorkosten (Nettowertschöpfung)

694,45

Empfanqene Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen

357,56 23,27 5,71 298,13 30,45

Z1.GKU Z I . HR VP.WU

83,46

von Gebietskörperschaften (Zinsen euf öffentliche Schulden) von privaten Haushalten von der übrigen V/elt

32,75 19,44 31,27

Anteil am Volkseinkommen (unverteilte Gewinne)

49,87

Empfangene Sozialbeiträge von privaten Haushalten

26,30

Sonstiqe empfanqene laufende Übertragungen

48,64

49,87 Einkommensumverteilungskonto 1)

TD.KGK

LT.KR LT.UH LT.UW

Geleistete direkte Steuern an Gebietsk örperschaf tan Soziale Leistunqen an private Hauhalte an die übrige Welt Sonstige oeleistete laufende Übertraounqen

TR.UU TR.KGK TR.KSV TR.KP TR.KW

an an an an an

Unternehmen Gebietskörperschaften die Sozialversicherung private Haushalte die übriqe Welt

Verfüqbares Einkommen

27,14

21,01

GBE.K

B.RK

20,91

0,10

47,44 12,60 1,57 1,42 30,70 1,15

TR.UU TR.GKK TR.PK TR.WK

von von von von

Unternehmen Gebietskörperschaften privaten Haushalten der übrigen Welt

12,60 3,80 31,39 0,85

29,20 Einkommensverwendunqskonto 1)

S.K

Ersparnis

I.PN

Bruttoinvestitionen

29,20



Verfüqbares Einkommen

29,20

29,20

Vermöqensveränderungskonto

l.FPN MPN

Anlaqe invest itionen Vorratsveränderung Geleistete Vermögensübertraqungen 2)

V.UGK V.UH

an Gebietskörperschaften an private Haushalte Finanzierungssaldo

270.13

S.K

Ersparnis

281,63 -11,50

QNE.Q

Nichtentnommene Gewinne der Unternehmen bh.. eigene Rechtspersönlichk.

-47,41

18,57

R.PR

Abschreibungen

189,84

4,83 13,74

R.U R.P

-58,24

•2) V.GKU V.HU V.SVU

a) 1)

der Unternehmen der privaten Organisationen Empfangene Vermögensübertraqungen von Gebietskörperschaften von privaten Haushalten von der Sozialversicherung

186,83 3,01 58,83 21,97 35,80 1,06

Zur Ermittlung der Bruttowertschöpfung der Unternehmen siehe Abschnitt 6 im Text. Nur Vorgänge, die Unternehmen mit eigener Rechtpersönlichkeit betreffen. 2) Ohne Vermögensübertragungen zwischen Unternehmen.

123

Konten < Kurzbezeichnung im Modell

Position

R.GK

Abschreibungen

TIPRO.GK

Geleistete Produkt ionssteuem en Gebietskörperschaften



Beitreg zum Nettoinlendsprodukt zu Faktorkostan (Nettowertschöpfung)

1982 Mrd. D M

Tabello 4

Kurzbezeichnunq im Modell

Position

1982 Mrd. D M

Bruttowertschöpfung

178.69

Beitrag zum Nettoinlendsprodukt zu Fektorkoeten (Nettowertschöpfung)

167,59

Einkommeneentstehungskonto 10,87

«e)

0,23 167,59 Einkommensverteilungskonto

L.GK L.GKP YW.GKW 2I-GKR ZI.GKU Zl.GKGK Zl.GKSV Zl.GKP YP.GKW

Geleistete Einkommen aus uneelbstfendiger Arbeit an private Haushalte an die übrige Welt Geleistete Vermögenseinkommen (Zinsen auf öffentliche Schulden) an an an an an

Unternehmen Gebietskörperschaften die Sozielversicherung private Heushelte die übrige Weit

«

Anteil em Volkseinkommen

SUB.GKU

Geieistete Subventionen an Unternehmen

• 167,59 167,57 0,02 Q.RGK 44,01 32,73 0,49 0,60 4,26 5,93

G.UGK ZLGKGK YP.WGK

Empfengene Verrnögeneeinkommen von Unternehmen von Gebietskörperschaften von der übrigan Walt

23,89 23,27 0,49 0,13

-20,12 Einkommensumverteilungskonto

LT.GKR LT.GKH LT.GKW

TR.GKR TR.GKK TR.GKSV TR.GKP TR.GKW «

Sor 1 sie Leistungen en prívete Heushalte an die übrige Welt

Sonstige geleistete leufende Übertragungen 1) en en en en

Unternehmen die Sozielversicherung prívete Heushalte die übrige Welt

Verfügbare« Einkommen



Anteil em Volkseinkommen

-20,12

79,66



Empfengene indirekte Steuern

201,89

77,39 2,27



28,96

78,34 3,80 45,92 9,27 19,35 222,39

TIPRO.U TIPRO.GK TI.SVGK Tl.HGK

Produktionesteuern von von von von

Unternehmen Gebietskörperschaften der Sozielversicherung privaten Haushalten

USTN

Nichtabzugsftthige Umsatzsteuer

EABN

Einfuhrabgaben

• TD.KGK •b) •c) B.LSP.GK

85.70 85,44 0,23 0,01 0,02 101,38 14,81

Empfangene direkte Steuern

193,18

von Unternehmen von privaten Haushalten von der übrigen Welt

27,14 166,12 -0,08

Empfangene Sozialbeltrüge von privaten Haushalten

19,55

TR.RGK

Sonstige empfengene laufende Übertragungen 1)

14,85

TRXGK TR.PGK TR.WGK

von Unternehmen von privaten Haushalten von dar übrigen Welt

1,57 6,41 6,87

Einkorn mensvei wenrtiiigskimto C.GK

St set ver brauch (Anteil)

S.GK

Erspemis



Bruttoinvestitionen

225,51



Verfügbares Einkommen

222,39

-3,12 VermögensverSnderunqskonto

I.GK LISTN V.GKR V.GKU V.GKH V.GKW V.GKSV FS.GK

Anlegeinvestitionen Vorratsverinderungen Geleistete Vermögen»Übertragungen 2) en an an an

Unternehmen private Heushelte die übrige Welt die Sozialversicherung

Finenzierungsseldo

S.GK

Ersparnis

-3,12

R.GK

Abschreibungen

10,87

52,04

V.RGK

Empfengene Vermögensübertragungen 2)

28,01

21,97 5,99 2,31 21,77

V.UGK V.SVGK VT.HGK V.WST

44,05 44,05 -

von Unternehmen von der Sozielversicherung von privaten Haushelten von der übrigen Welt

4,83 21,80 1,27 0,11

-60,33

s) R.GK • TIPRQ.GK «• L.GK b) TL.LGK • TL.PEN - TL.LM • TD.QGK - TD.QM • TC.LGK c) TL.LM • TD.OM 1) Ohne sonstige teufende Übertragungen zwischen Gebietskörperschef ten 2) Ohne Vermögens Übertragungen zwischen den Gebietskörperschaften

124

Tabelle 5 Konten der Sozialversicherung Kurzbezeichnunq im Modell

Position

1982 Mrd. DM

Kurzbezeichnunq im Modell

Position

1982 Mrd. DM

Einkommensentstehunqskonto R.SV

Abschreibungen

TI.SVGK

Geleistete Produkt ionssteuern an Gebietskörperschaften

#

Beitraq zum Nettoinlandsprodukt zu Faktorkosten (Nettowertschöpfunq)

0,40

* a)

Bruttowertschöpfung

10,89

0,01 10,48 Einkommensverteilungskonto

L.SV

Geleistete Einkommen aus unselbständiger Arbeit an private Haushalte Anteil am Volkseinkommen

Beitrag zum Nettoinlandsprodukt zu Faktorkosten (Nettowertschöpfung)

10,48 6,29

O.RSV O.USV ZI.GKSV

Empfangene Vermögenseinkommen von Unternehmen von Gebietskörperschaften

10,48 6,31 5,71 0,60

Einkommensumverteilungskonto SUB.SV

Geleistete Subventionen an Unternehmen

LT.SVR

Soziale Leistunqen

LT.SVH LT.SVW TR.SVW

an private Haushalte an die übrige Welt Sonstiqe geleistete laufende Übertragungen an die übriqe Welt Verfüqbares Einkommen

0,46

*

Anteil am Volkseinkommen

207,46

B.RSV

Empfangene Sozialbeiträge

264,93

204,41 3,05

B.PSV B.LM

von privaten Haushalten von der übrigen Welt

264,10 0,83

0,21 110,43

TR.RSV TR.KSV TR.GKSV TR.PSV

Sonstige empfanqene laufende Übertragungen von Unternehmen von Gebietskörperschaften von privaten Haushalten

6,29

47,34 1,42 45,92

Einkommensverwendungskonto

C.SV

Staatsverbrauch (Anteil) Ersparnis

S.SV

100,68



Verfügbares Einkommen

110,43

9,75 Vermöqensveränderungskonto

l.SV

Bruttoinvestitionen

1.21

S.SV

Ersparnis

9,75

V.SVR

Geleistete Vermögpnsübertragunqen

1.14

R.SV

Abschre i bunoen

0,40

1,06 0,08

V.RSV

Empfanqene Vermöqensübertragungen

V.SVU V.SVGK V.SVW FS.SV

e)

an Unternehmen an Gebietskörperschaften an die übrige Welt Finanzierunossaldo

V.GKSV V.HSV

von Gebietskörperschaften von privaten Haushalten

0.05 0,05

7,85

R.SV 4 TI.SVGK 4 L.SV

125

Tebelie 6 Kanton dm Privaten Haushalte ta»d Priveten OrgantseÜorwn ohnt C n M r t m w M k Kurzbezeichnung

Position

1962 Mrd. D M

Kürzt»zeichnunq Im Modell

Position

1982 Mrd. D M

Einkommensentstehungskonto R.P

Abschreibungen

3,01

TLHGK

Geleistete Pro B.SV B.RK B.LSP.GK B.PSV B.HH BJ-X

LTJHH TR-PR TR.PK TR.PGK TR.PSV TR.PW YV-H

Geleistete direkte Steuern en den Stoet

166,12

Geleistete SozialbeftrMge

313,18

en Unternehmen an Gebietskörperschaften en die Sozielversicherung private Heushelte an die übrige Welt

26.30 19,55 264.10 3.01 0,22

Soziele Leistungen en privete Heushelte

1,79

Sonstige geleistete teufende Übertragungen en en an an



Anteil em Volkseinkommen

B.HH

Empfengene SozielbeitrMge von priveten Heushelten

3,01

Empfengene soziele Leistungsn

304,83

von Unternehmen von GebietskÖrperscheften von dar Sozielversicherung von priveten Haushelten von dar übrigen Walt

20.91 77,39 204,41 1.79 0,33

LT.RH LT.UH LT.GKH LT.SVH LT.HH U.WR TR.RP

Sonstige empfengene teufende Übertragungen

40,41

TR MP TR.GKP TR.WP

von Unternehmen von Gebietskörperschaften von dsrübrigsn Welt

30.70 9.27 0,44

49.62 31.39 6,41

Unternehmen Gebietskörperschaften die Sozielversicherung die übrige Welt

-

1107,48

11,82 1005,02

Verfügberes Einkommen 2)

Einkommens verwendungskonto 1) C-PNO

Prlveter Verbrauch

&H

Ersparnis 2)

ONE.O

Nichtentnommene Gewinne dar Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit

yjHR

Geleistete Vermögensübertregungen

918,05

YVJH

Verfügbares Einkommen 2)

1005,02

66,97 Vei indgonsver inderungskonto

VJHU VT.HGK V.HSV VJ»W •

a) 1)

126

en an an an

Unternehmen GebietskÖrperscheften die Sozielversicherung die übrige Weit

Finanzlerungsssldn

86.97

SJH

Erspornis 2)

37,52

VJRH

Empfangana Vermögensübertregungen

35,80 1.27

V.UH V.GKH V.WP

-47,41

*

von Unternehmen von Gebietskörperschaften von dar übrigen Welt

19.76 13,74 5,99 0,03

0,45 116,62

R.P • TLHGK • L.PP b) T L X G K • T U P E N - T L X M • T O O G K - TO.GM • T C X G K EinschlieOlich Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit Z ) Ohne nichtentnommene Rechtspersönlichkeit

Gewinns

dar

Unternahmen

ohne

eigene

Tabelle 7 Zueommengefafitee Konto dar Obrlgen Welt Kupibfsoiehnung Im Modoll

Position

J 982 Mrd. DM

Kurzbosolehnung Im Modoll

X.QSNO

KMufo von Woron und Dlonatlotatungen

479,0)

M.GSNO

VerkHufe von Woron und Dlonat-. loiatungon



Gololatoto Erwtrtoi- und VormttgonaoinWommen

*

Empfangono Erwarbt- und Vormögonaoinkommon

V.WX

Elnkommon oui unaelbatëndlgor Arbolt on privoto Houaholto

38,51 Y.WM 5,10 YW.UW YW.GKW

Y.PX

Elnkommon oui Unternehmertëtlgkolt und Vormttgen

YP.WU YP.WGK YP.WP UC.WR

on Untomohmon on Gebletekttrperacheften on privoto Houaholto Goleiatete Obortrogungon

• a)

Dlrekto Stouorn on Gobiotakflrporaehofton

B.LM

SoilolboltrMge on dio Soxlolvoralehorung

LT.WR



Soilolo Lolatungon on privoto Houaholt*

Sonatlçr Uafende Ubortrogungen

TR.WK TR.WGK TR.WP •

on Untornehmon on Gtbiotaktfrporaehofton on privoto Houaholto VormttgenaUbertregungon

V.WST V.WP

on GebietakBrporicheften on privoto Houaholto

V.PM 33*4] 31,27 0,13 2,01 9,36

YP.UW YP.GKW UE.RW

1982 Mrd. D M

440,74 39,33

Elnkommon oua unaolbatMndigor Arbalt

2,95

von Unternehmen von Goblotakörporaehofton

2,93 0,02

Einkommen oua Unternehmertätigkeit und Vermögen von Untomohmon von Goblotakörporaehofton Empfangene Übertragungen

36,38 30,43 5,93 40,93

-0,08 B.LX

SoiiolboitrHgo von prlvoton Houahollon

LT.RW

Soziale Loiatungon

0,83 0,33

LT.UW LT.GKW LT.SVW

8,14



0,83 6,87 0,44

TR.KW TR.GKW TR.SVW TR.PW

0,14



0,11 0,03

V.GKW V.SVW V.PW FS.W

o)

Poaltlon

von Unternehmen von Goblotakörporaehofton von dor Soilolvoralehorung Sonstige laufende Übertragungen von von von von

Untomohmon Goblotakörporaehofton der Soilolvoralehorung prlvoton Houaholton

Vormögonaübortrogungon von Goblotaköporaehofton von der Sozialversicherung von prlvoton Houaholton Loiatungabllonsaoldo

0,22 5,42 0,10 2,27 3,05 32,53 1,15 19,35 0,21 11,82 2,76 2,31 0,00 0,45 5,90

TL.LM • TD.OM

Nicht abgebildet werden die Finanzierungskonten, in denen gezeigt wird, wie sich der Finanzierungssaldo aus Veränderungen der Forderungen und Verbindlichkeiten zusammen-

8) setzt

. Die Verkürzung des Kontenschemas um die Finanzierungskonten ist gerechtfer-

tigt, weil diese lediglich den Übergang zur Finanzierungsrechnung der Deutschen Bundesbank herstellen, die aber im DIW-Langfristmodell nicht abgebildet wird.

127

Teil II

Modellevaluierung

129

9

Überprüfung der Glaubwürdigkeit ökonometrischer Modelle

9.1

Bedeutung

Makroökonomische Zeitreihen, die die Datenbasis für ökonometrische Modelle der hier verwendeten Art darstellen, enthalten nur eine begrenzte Menge an Informationen. Zwar ereignen sich in der Realität "Experimente", ihre Bedingungen sind aber nicht kontrolliert, so daß nicht ausgeschlossen ist, daß gleichzeitig Strukturveränderungen

stattfinden"^.

Deswegen ist die Isolierung von kausalen Zusammenhängen nicht oder nur schwer möglich, zumal die Verfahren der statistischen Inferenz mindestens implizit auf der Annahme kontrollierter Experimente beruhen und dem iterativen Prozess des Modellbaus nicht

2)

angemessen sind . Aus diesen Gründen ist der ursprünglich mit dem ökonometrischen Modellbau verbundene Optimismus bescheideneren Ansprüchen an die Leistungsfähigkeit ökonometrischer Modelle gewichen. Teilweise wird lediglich gefordert, daß das Modell eine Sicht des Zusammenhangs zwischen Ziel- und Instrumentvariablen auf nachvollziehbare Weise darstellt"^. Im Allgemeinen aber hofft man, eine angemessene Approximation 4) an die Realität zu erreichen Daß ökonometrische Modelle ein, wenn auch vereinfachtes, so doch korrektes Abbild der Realität darstellen, erscheint als Voraussetzung dafür, mit den Ergebnissen ökonometrischer Modelle als Argumente in der wirtschaftspolitischen Diskussion überzeugen zu können. Deswegen wird es als notwendig erachtet, in einem Prozess der Validierung eines Modells seine Glaubwürdigkeit zu überprüfen^. Die Möglichkeiten festzustellen, ob ein Modell im Sinne einer angemessenen Approximation an die Realität genügend glaubwürdig ist, sind begrenzt. Prinzipiell stehen dazu zweierlei Verfahren zur Verfügung: solche, die letzlich auf die Überprüfung der Anpassungsgüte abstellen, und solche, bei denen das "Verhalten" von Modellen an Hand von a priori Wissen beurteilt wird. Statistische Tests messen lediglich anhand unterschiedlicher Kriterien, wie gut ein Modell den historischen Daten entspricht. Da makroökonomische Daten aber durch viele unterschiedliche Modelle gut angepaßt werden können, reichen solche Verfahren nicht aus, die Glaubwürdigkeit eines Modells zu begründen^. Auch Prognosetests innerhalb der Stichprobenperiode stellen nur auf die Anpassungsgüte des Modells ab. Häufig wird die Prognosegüte außerhalb der Stichprobenperiode als 130

Kriterium dafür angesehen, ob von einem Modell erwartet werden kann, auch "richtig" auf Politikänderungen zu reagieren und damit Politikanalysen zu ermöglichen^. Gegen dieses Verfahren wird allerdings eingewandt, daß das Zurückhalten von Daten bei der Schätzung für ex-post-Prognosetests außerhalb der Stichprobenperiode einen ineffizienten Gebrauch

8) der Daten darstellt und einer Untermenge von Daten ein zu großes Gewicht einräumt

.

Auch eine Überprüfung der ex-ante Prognoseleistung von Modellen erlaubt nicht, zwischen ihnen nach dem Grad ihrer Glaubwürdigkeit entscheidend auf

die Modellbenutzer

zu unterscheiden, weil es dafür

und deren Fähigkeit

auch

ankommt, die exogenen

9) Variablen vorauszuschätzen

. Zwischen der Eignung von Modellen zur Prognose und zur

Politikanalyse wird oft sogar ein Gegensatz gesehen. Das Bestreben, zutreffende - meist relativ kurzfristige -Prognosen abzuliefern, kann sich nachteilig auf die Eignung der Modelle zur Politikanalyse a u s w i r k e n ^ . Die Präokkupation mit Prognosen führt zu trägen Modellen, die zwar eine konservative Vorsichtsmaßnahme gegen Fehlprognosen darstellen, aber für

Politikanalysen ungeeignet sind. Außerdem beruhen besonders kurzfristige

Prognosen sehr stark auf autoregressiven Charakteristika ökonomischer Zeitreihen und auf augenfälligen Korrelationen, unabhängig davon, ob diese strukturelle

Zusammenhänge

widerspiegeln. Für mittelfristige Politikanalysen können Modelle auch dann geeignet sein, wenn sie bei Prognosetests weniger gut abschneiden. Vor allem bei der Beurteilung von Politikoptionen durch Abweichungen zwischen Referenz- und Alternativsimulation eines Modells können die Fehler kleiner ausfallen als bei Anwendungen für Prognosen*^. Verzerrungsfehler heben sich durch die Differenzbildung auf. Außerdem kann die Varianz des Simulationsfehlers kleiner sein als die des Prognosefehlers. Wenn die Fehler zweier Simulationsläufe l / H und U ( f 2 ) . betragen, ist die. Fehlerdifferenz und ihre t+i t+i t+i t+i m f * m (?) Varianz var (IT 0 + var ( U u ; ) - 2 cov ( U u ; LP 0. Da beide Fehler durch den gleichen Prozess generiert werden, dürfte die cov ( U ^ l / ^ ) positiv und groß sein, so daß die Varianz der Differenz kleiner sein kann als die jeder einzelnen Simulation. Aufgrund der im Vorhergehenden genannten Argumente sind die Validierungskriterien, die im weiteren Sinne auf die Anpassung an die Daten abstellen, in ihrer Bedeutung für Modelle, die zur Politikanalyse eingesetzt werden sollen, zu relativieren. Zu einem zusätzlichen wichtiqen Beurteilungskriterium

wird deswegen die Konfrontation

von

12) Modellergebnissen mit theoretischen Vorstellungen und mit Plausibilitätsüberlegun gen Insgesamt erscheint es erforderlich, sich ein mosaikartiges Bild von der Glaubwürdigkeit von Modellen aufgrund von Indizien zu machen, die durch viele unterschiedliche Validierungstests gewonnenen worden sind.

131

9.2

Verfahren zur Überprüfung der Anpassungsgüte eines Modells

Bei den herkömmlichen Verfahren zur Überprüfung der Anpassungs- und Prognosegüte werden die Ergebnisse ökonometrischer Modelle mit historischen Daten verglichen. Dazu sind eine Reihe von zusammenfassenden Fehlermaßen vorgeschlagen worden. Die Fehlermaße können für sich betrachtet, aber auch denen anderer Prognoseverfahren gegenübergestellt werden. Vergleichsmaßstäbe können naive Ansätze wie das no-change-oder samechange-Modell, ARIMA-Prozesse^

und Expertenprognosen, wie die der wirtschafts-

wissenschaftlichen Forschungsinstitute oder des Sachverständigenrats sein. Auch unterschiedliche ökonometrische Modelle können anhand von Fehlermaßen miteinander verglichen werden. Solche Vergleiche sind allerdings häufig durch fehlende Standardisierung 14) beeinträchtigt

. Ein Problem in diesem Zusammenhang ist, daß im allgemeinen die

Fehler umso größer werden, je länger der Simulationszeitraum ist, und daß die Prognosefehler bei nichtlinearen Modellen von den Werten der exogenen Variablen abhängen und damit über die Zeit variieren. Ein anderes ergibt sich daraus, daß sich verschiedene Modelle bezüglich der Zahl und der Art der exogenen Variablen unterscheiden und daß die Sensitivität der endogenen in bezug auf die exogenen Variablen unterschiedlicher Modelle unterschiedlich i s t " ^ . Im allgemeinen werden Punktprognosen miteinander verglichen. Die Vergleiche können aber auf Intervallprognosen und die Beurteilung von qualitativen oder diskreten quantitativen (ja/nein) Aussagen ausgedehnt w e r d e n ^ . Ein Spezialfall ist die Untersuchung von Prognosen konjunktureller Wendepunkte. Dieses Kriterium

wird in der Literatur

als

besonders streng angesehen^, obwohl es nicht durch Besonderheiten in der statistischen 18) Spezifikation von Modellen begründet ist . Die Anpassungsgüte kann bereits bei der Erstellung eines Modells für einen ex-postZeitraum, für den Daten vorliegen, überprüft werden. Eine andere Überprüfungsmöglichkeit besteht darin, die ex-ante Prognoseleistung eines Modells zu evaluieren, indem Prognosewerte für einen Zeitpunkt t+i, die zum Zeitpunkt t erstellt worden sind, nach dem Ablauf von i Perioden mit den realisierten Werten verglichen werden. Daraus können Fehlermaße abgeleitet und denen anderer Prognoseverfahren gegenübergestellt werden. Aus der ex-post-Prognoseleistung innerhalb der Stichprobenperiode können keine Schlüsse bezüglich der Eignung für Politiksimulationen abgeleitet werden. Eine gute Anpassung innerhalb der Stichprobenperiode kann allein auf data-mining, die Suche nach der am 132

besten passenden von vielen Gleichungen, zurückzuführen sein, ohne daß strukturelle Zusammenhänge gut erfaßt sind. Bei ex-post Simulationen außerhalb der Stichproben periode ist es wahrscheinlich, daß solche Schwächen sichtbar werden. Damit ist umso eher zur rechnen, je länger der Simulationszeitraum ist. Dieses Argument gilt a forteriori für ex-ante Prognosen. Allerdings ist bei der Evaluierung solcher Prognosen nicht zwischen der Leistungsfähigkeit

des Modells und der des

Prognostikers zu unterscheiden. Das liegt daran, daß ex-ante Prognosen natürlich auf vorausgeschätzten Werten der exogenen Variablen beruhen müssen und außerdem in der Regel subjektive Anpassungen des Modells vorgenommen werden, wenn es zur ex-ante Prognose eingesetzt wird. Besondere praktische Probleme ergeben sich bei der Evaluie19) rung der ex-ante Prognoseleistung aus Datenrevisionen . Als eine Möglichkeit, zwischen dem Beitrag des Modells und dem des Modellbenutzers zum Prognosefehler

zu trennen, ist vorgeschlagen worden, die Fehler von ex-ante Prognosen

mit denen von ex-post Prognosen (außerhalb der Stichprobenperiode) zu vergleichen, die auf den tatsächlichen Werten der exogenen Variablen und den bei der ex-ante Prognose 20) vorgenommenen Anpassungen beruhen . Der einzige Unterschied ist dann der Fehler bei 21) der Vorausschätzung der exogenen Variablen im Fall der ex-ante Prognosen

. Wie sich

dabei zeigt, schneiden die ex-ante Prognosen besser ab, so daß davon auszugehen ist, daß die Modellbenutzer Fehleinschätzungen über die exogenen Variablen (und Fehlspezifikationen) durch Anpassungen kompensieren

22)

.

23)

In jüngerer Zeit ist die Technik stochastischer Simulationen angewandt worden, um die Anpassungsgüte ökonometrischer Modelle zu überprüfen. Die dazu von Fair vorgeschlagenen Methoden erlauben es, vier Quellen für mögliche Prognosefehler zu identifi24) zieren

. Es handelt sich dabei um Unsicherheiten aufgrund der Fehlerterme, der

Koeffizientenschätzwerte,

der Vorausschätzungen der exogenen Variablen und einer

möglichen Fehlspezifikation

des Modells. Die Bedeutung der Unterscheidung dieser

Fehlerquellen liegt darin, daß sie bei der Beurteilung der Eignung von Modellen zur Politikanalyse unterschiedlich zu beurteilen sind. Falsche Vorausschätzungen der exogenen Variablen haben im allgemeinen keine oder nur geringe Bedeutung für die Politikanalyse, während vor allem Fehlspezifikationen des Modells zu Fehlurteilen führen können. 25) Die Technik stochastischer Simulationen kann folgendermaßen beschrieben werden

:

Stochastische Simulationen verlangen Annahmen über die Verteilung der Störterme

133

und/oder

Koeffizientenschätzwerte.

Üblicherweise

wird

stochastischen Gleichungen die Störterme u t =

angenommen,

daß

bei

m

u m t ) unabhängig und identisch

multivariat normalverteilt N(0,S) sind. Die geschätzte Verteilung der Koeffizientenschätzwerte ist dann

v ) * wobei mit dem k x 1-Vektor der Koeffizientenschätz-

f

A

A

wertett auch deren k x k-dimensionale Kovarianz-Matrix V geschätzt wird. Ein Schätzwert für die m x m Kovarianz-Matrix der Störterme S kann aus der m x T - Matrix der Werte der Residuen u als S = i Ü Cl 1

geschätzt werden.

A

A

^

Aus den Verteilungen N (0,S) der Fehlerterme und N ( u « V ) der Koeffizientenschätz*

*

werte können Stichproben u t der Fehlerterme für die Periode t und (X der Koeffizienten gezogen werden. Für diese Werte der Fehlerterme und Koeffizienten kann das Modell in einem Lösungslauf j gelöst und so beginnend vom Zeitpunkt t eine k-Perioden Prognose y / ^ der endogenen Variablen i ermittelt werden. Bei J Simulationsläufen ist

i

~

v y

itk

=

* J

3

r

J

L ~ j=l y i t k

eine Schätzung für den Erwartungswert

der Variablen i. Ein Schätzwert für die Varianz des Prognosefehlers 1 ^ i 2 als CT = E (^ - - ) ermittelt werden. J y y itk j=l itk itk

2 CT - t J
,fl 55.9 71,0 56.1 71,7 56,9 21,3 57,0 6,5 6.3 6.3 6.3 6.4 6.4 Ausfuhr 74.3 40,6 17,9 76,3 10,6 77,5 19.4 7B,5 71,4 33.» 77,0 36,0 0.4 0.3 0.3 0,3 0.3 0.3 Einfuhr 57.7 107,8 4S.0 76.3 46.3 7B,3 65,5 77,n 66.6 7J.R 46, B 74,0 1,0 O.B O.B O.fl O.B O.B Narhr. Auflenbeitraq -33.4 -67.7 -77.1 -49.9 -77.7 -50.B -76.0 -4R,5 -73.7 -40.5 -72,B -40,0 . . . . . . Bruttosozialprodukt 171,6 713.1 91,7 151,7 "»3.9 155.6 9B.0 159,B 106,1 179,7 107,9 JR2.0 O.B 0.6 0.6 0.6 0.7 0.7 E inkommensverwendunq /u Preisen von 1976 Privater Verbrauch 16.0 77.7 9,6 15.» 9.B 16.6 B.9 15.3 7.7 17.1 7.5 11,9 0.3 0.7 0,7 0,7 0,7 0,1 Anlaqeinvest. der Unternehmen 77,9 30,3 76,1 35,5 26.6 36.1 76.6 35,B 75,7 34.6 75,7 34,6 1 .2 1,1 1.1 1.1 1.1 1.1 Anlaqeinvest. des Staates 11.6 28,4 11.6 2B.4 11,6 2R.4 11.6 28,4 11,6 78.4 11.6 7H.4 6,0 6.0 6.0 6.0 6.0 6.0 Ausfuhr 1.5 7.7 1.4 7.7 1.4 7,7 1,7 7,0 O.B 1,0 0,7 0,9 0.0 0,0 0.0 0,0 Finf.ihr 23,0 36.9 1B.I 28.7 18,6 78.fl 18,0 78.0 17,0 25,5 17.0 25.5 0.7 0.5 0.5 0,5 0,5 0.5 Narlvr. Auflenheitraq -21.5 -34.7 -16,7 -25.9 -17.2 -26,6 -16,B -26,1 -16,3 -24,5 -16,3 -24,5 . . . . . . Bruttosozialprodukt 36,6 62.4 32.5 56.6 33,0 57,2 32.2 56.3 30,7 53.1 30,4 52,9 0,4 0.4 0,4 0.4 0.3 0.3

1995

Variante 4

Variante 5

I">ifferen7en qeqeniiber dem Referen7S7enarin in den Niveaus in Mrd. DM

Einkommens verwenrhmq zu jeweiligen Preisen

1990

Variante 1

Tabelle 29

Auswirkungen dn Sondarve.nrtöqena "Arbeit und Umwelt"

Die Wachstumsbeschleunigung gegenüber dem Referenzszenario hat auch eine Zunahme der Einfuhren zur Folge. Bei annähernd unverändertem Ausfuhrwachstum verringert sich der reale AuQenbeitrag, im Jahr 1995 ist er um rund 35 Mrd DM niedriger als unter status quo Bedingungen, sein Anteil am BSP ist um mehr als 2 Prozentpunkte niedriger. Der Preisauftrieb für die inländische Güterverwendung und die Exporte beschleunigt sich aufgrund der höheren Auslastung und stärker gestiegener Importstückkosten um etwas mehr als 0,3 Prozentpunkte. Da gleichzeitig die unter status quo Bedingungen erwartete Aufwertung der DM wegen der höheren Inflationsrate und des niedrigen Außenbeitrags schwächer ausfällt, steigen auch die im DM gerechneten Importpreise schneller an. Im Ergebnis entwickeln sich die Terms of Trade nur geringfügig günstiger als im Referenzszenario. Unberücksichtigt bleibt dabei, daß durch die zusätzlichen Umweltinvestitionen Technologieschübe ausgelöst werden können, die zu einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und zu einer Steigerung des Anteils am Welthandelsvolumen führen. Die Selbstfinanzierungsquote der Bruttoinvestitionen der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung verringert sich um rund 5 Prozentpunkte, obwohl die Eigenmittel und dabei insbesonders die Abschreibungen (1995: + 36 Mrd DM) zunehmen. Die Neuverschuldung des Staates im Jahr 1995 ist um rund 33 Mrd DM höher als im Referenzszenario. Der Vergleich zu den zusätzlichen Bruttoinvestitionen (+ 58 Mrd DM) zeigt, daß diese sich (unter Berücksichtigung der Wirkungen der zusätzlichen Investitionen der Unternehmen) zu rund 43 vH selbst finanzieren; im Jahr 1990 beträgt diese Selbstfinazierungsquote der zusätzlichen staatlichen Investitionen sogar 78 vH. Der Bestand an Verbindlichkeiten der Gebietskörperschaften ist im Jahr 1995 um annähernd 200 Mrd DM höher, sein Anteil am BSP erhöht sich um knapp 3,5 Prozentpunkte.

15.2.1.2

... ohne Beschleunigung des Produktivitätsfortschritts ...

Für Umweltinvestitionen ist kennzeichnend, daß sie zwar den Kapitaleinsatz pro OutputEinheit erhöhen (der Kapitalkoeffizient für die Unternehmen ohne Wohnungsvermietung wächst um rund 0,25 Prozentpunkte p.a. schneller), aber nicht zu einer Erhöhung der Arbeitsproduktivität führen. Es ist deswegen eine Variante gerechnet worden, bei der der 235

Anstieg der Stundenproduktivität für die Unternehmen ohne Wohnungsvermietung genauso hoch ist wie im Referenzszenario. In dieser Form dürfte jedoch diese Annahme unrealistisch sein. Über das beschleunigte Produktwachstum und induzierte Investitionen in produktiven Bereichen dürfte es durchaus zu einem stärkerem Produktivitätsfortschritt kommen. Das tatsächliche Ergebnis wird irgendwo zwischen denen der Simulationsläufe 1 und 2 liegen. Unter der Voraussetzung derselben Produktivitätsentwicklung wie im Referenzszenario könnte die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 1995 um rund 1 Million Personen höher sein als unter status quo Bedingungen; damit dürfte die Obergrenze der Beschäftigungseffekte gekennzeichnet sein; Mit einem geringeren Produktivitätsfortschritt

ist

auch ein geringeres Wachstum des

realen privaten Verbrauchs verbunden, das aber noch immer um 0,2 Prozentpunkte über dem des Referenzszenarios liegt (siehe dazu und zum Folgenden Abschnitt 14.2). Es kann angenommen werden, daß sich die durch höhere Umweltinvestitionen hervorgerufene Abschwächung des Produktivitätsfortschritts nicht auf die qualitätsmäßige Wettbewerbsfähigkeit und das Außenhandelsvolumen auswirkt, so daß die Wachstumseinbußen relativ gering sind.

15.2.1.3

... mit öffentlicher Förderung ...

Ein Teil der zusätzlichen Investitionen wird durch Auflagen u.ä* erzwungen, ein anderer Teil im Rahmen des Programms "Arbeit und Umwelt" gefördert. Der Zusammenhang zwischen öffentlicher Förderung und zusätzlichen Umweltinvestitionen ist hier jedoch nicht untersucht worden, sondern wird unterstellt. Bei den zusätzlichen Umweltinvestitionen der Unternehmen beträgt der geförderte Anteil ein Drittel. Im Modell wird die Förderung durch zusätzliche Vermögensübertragungen der Gebietskörperschaften an die Unternehmen dargestellt, und zwar

in Höhe von 25 vH der zusätzlichen Beträge für

geförderte Umweltinvestitionen. Sie betragen 1,6 Mrd DM im Jahr 1986, 2 Mrd DM im Jahr 1990 und 2,5 Mrd DM im Jahr 1995, der kumulierte Betrag macht rund 20 Mrd DM aus. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der geleisteten Vermögensübertragungen des Staates im Zeitraum 1986 bis 1995 beschleunigt sich dadurch um 0,8 Prozentpunkte. 236

Die zusätzlichen Investitionsbeträge der Gebietskörperschaften werden zu zwei Dritteln gefördert. Im Modell werden die Vermögensübertragungen zwischen

Gebietskörperschaf-

ten erhöht, der Förderungssatz wird wie bei den Unternehmen mit 25 vH angesetzt. Die zusätzlichen Vermögensübertragungen machen 1986 0,5 Mrd DM, 1990 3,3 Mrd DM und 1995 9,1 Mrd DM aus, im gesamten Zeitraum werden rund 41 Mrd DM aufgewendet. Da im Modell nicht nach Ebenen innerhalb der Gebietskör perschaften unterschieden wird, kommt es dadurch lediglich zu einer Bilanzverlängerung des Kontos der Gebietskörperschaften. Durch die zusätzlichen Vermögensübertragungen an Unternehmen

verbessert sich die

gesamtwirtschaftliche Selbstfinazierungsquote der Unternehmensinvestitionen geringfügig (um 0,3 Prozentpunkte), sie bleibt damit weiter deutlich unter dem Wert des Referenzszenarios. Dem steht eine Verschlechterung des Finanzierungssaldos des Staates gegenüber, die im Jahr 1995 mit -3 Mrd DM etwas höher ist als die zusätzlichen Vermögensübertragungen an Unternehmen. Der Grund dafür sind im wesentlichen höhere Zinsbelastungen, der Bestand an Verbindlichkeiten ist 1995 um rund 25 Mrd DM höher, sein Anteil am BSP steigt dadurch aber um weniger als einen Prozentpunkt. Der Anteil der Übertragungen

an Unternehmen am Einkommen- und Körperschaftsteueraufkommen

erhöht sich um rund zwei Prozentpunkte. Abgesehen von den Umweltinvestitionen, die annahmegemäß erst durch die Vermögensübertragungen ausgelöst werden, sind die weiteren Auswirkungen auf die Entstehung und Verwendung des Sozialprodukts unbedeutend. D.h., die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen zusätzlicher Umweltinvestitionen auf Entstehung und Verwendung des Sozialprodukts unterscheiden sich nicht, wenn diese entweder gefördert oder durch Auflagen erzwungen werden. Unberücksichtigt bleibt dabei aber etwa eine Einschränkung anderer staatlicher Ausgaben aufgrund der höheren Neuverschuldung (Umschichtung).

15.2.1.4

... und Finanzierung der Fördermittel durch Verbrauchssteuererhöhungen

Wird zunächst angenommen, daß nur die zusätzlichen Vermögensübertragungen an Unternehmen durch zusätzliche indirekte Steuern in gleicher Höhe finanziert

werden, so

betragen diese unter Einschluß indirekter Effekte rund 2,2 Mrd DM im Jahr 1990 und 2,7 Mrd DM im Jahr 1995, die jährliche Steigerungsrate der indirekten Steuern beschleunigt sich lediglich um etwa 0,1 Prozentpunkte. Der Anteil der indirekten Steuern am BSP 237

steigt um 0,1 Prozentpunkte, auch die gesamte Steuerquote verändert sich praktisch nicht. Der Finanzierungssaldo des Staates verbessert sich etwa im Umfang der zusätzlichen indirekten Steuern, hinzu kommen im Laufe der Zeit Einsparungen bei den Zinsbelastungen. Aufgrund der höheren Steuerstückkosten kommt es anfangs zu Preissteigerungen, die involvierten Größenordnungen sind jedoch zu gering, als daß sich die Entwicklungspfade der gesamtwirtschaftlichen Aggregate merklich verändern würden. Dies ändert sich, wenn angenommen wird, daß außer den zusätzlichen Vermögensübertragungen an Unternehmen auch diejenigen an Gebietskörperschaften durch zusätzliche indirekte Steuern finanziert

werden, dies läuft auf eine teilweise steuerfinanzierte

Erhöhung der öffentlichen Investitionen hinaus. Die zusätzlichen indirekten Steuern gegenüber einer Situation ohne Steueranhebungen betragen dann im Jahr 1990 rund 6 Mrd DM, im Jahr 1995 rund 13 Mrd DM, die Zuwachsrate beschleunigt sich um rund 0,4 Pro zentpunkte. Der Anteil der Steuern am BSP erhöht sich bis 1995 um 0,3 Prozentpunkte. Die mit den höheren indirekten Steuern verbundenen Stückkostensteigerungen beschleunigen den Preisauftrieb für die inländischen Verwendungskomponenten und die Exporte. Das reale Bruttosozialprodukt ist im Jahr 1995 um rund 4 Mrd DM niedriger als ohne Steuererhöhungen, im wesentlichen geht das auf den niedrigeren realen privaten Verbrauch zurück, hinzu kommen induzierte Effekte bei den Investitionen und Importen. Der stärkere Exportpreisanstieg dämpft auch das Wachstum des Exportvolumens. Die Erhöhung der indirekten Steuern vermindert die Beschäftigungseffekte der zusätzlichen Umweltinvestitionen um 70 Tausend (1990) bis 110 Tausend Personen (1995). Der Finanzierungssaldo des Staates verbessert sich durch die Steuererhöhungen um rund 10 Mrd DM im Jahr 1995, also weniger als die zusätzlichen indirekten Steuern ausmachen (13 Mrd DM), die Ursache dafür sind in erster Linie durch höhere Preissteigerungsraten verursachte Mehrausgaben.

238

15.2.1.5

Preisüberwälzung und Gesamtszenario

Hier wird zusätzlich angenommen, daß die durch Auflagen erzwungenen zusätzlichen Investitionen des Unternehmensbereichs durch Überwälzung auf die Preise finanziert werden. Die Abbildung dieser Hypothese im Modell kann folgendermaßen verdeutlicht werden: Die durch Auflagen erzwungenen zusätzlichen Investitionen des Unternehmens«

bereichs betragen im Jahr 1986 13,6 Mrd DM zu konstanten Preisen von 1976. Die Nutzungskosten für Kapitalgüter - das ist der Preis einer Investition umgerechnet auf die einzelnen Jahre der Nutzung dieser Investitionen -betragen 0,18 DM pro 1 DM Kapital. Damit ergeben sich zusätzliche Kosten von 2,45 Mrd DM pro Jahr. Bei einer Wertschöpfung der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung zu konstanten Preisen von 1976 von rund 1080 Mrd DM erhöhen sich die Stückkosten um 0,0023 DM Kosten pro 1 DM Wertschöpfung. Die Preisfunktionen des DIW-Langfristmodells beschreiben, wie die Preisindices der Komponenten der inländischen Güterverwendung sich in Abhängigkeit von Veränderungen der Stückkosten verändern, dabei werden die durchschnittlichen Reaktionen in der Vergangenheit auf Stückkostenänderungen abgebildet. Aufgrund der Erhöhung der Stückkosten erhöht sich der Preisindex der Güterverwendung im Inland (1976 = 100) um rund 0,2 Indexpunkte. Weiter ist unterstellt worden, daß die zusätzlichen Preissteigerungen nicht zu Lohnsteigerungen führen. Dazu wird angenommen, daß der Lohnsatz im privaten Bereich, dessen Änderung im Modell mit Hilfe geschätzter Elastizitäten aus den Steigerungsraten der Stundenproduktivität und des Preisindex des privaten Verbrauchs ermittelt wird, sich so verändert, als hätte sich der Preisindex des privaten Verbrauchs nicht anders entwickelt als in einer Situation ohne die beschriebene

Preisüberwälzung der zusätzlichen Kapital-

kosten. Die Lohnquote fällt dadurch geringer aus und entspricht der des Referenzszenarios. Die involvierten Größenordnungen sind auch in diesem Fall so gering, daß Wirkungen auf Konsum und Export und weitere gesamtwirtschaftliche Variablen praktisch nicht ins Gewicht fallen. Insgesamt entfaltet das Programm "Arbeit und Umwelt", so wie es hier abgebildet worden ist, allerdings erhebliche Auswirkungen. Die Beschleunigung des Wachstumstempos um 0,3 Prozentpunkte fällt bei den erwarteten Wachstumsraten durchaus ins Gewicht, ebenso die Verbesserung der Arbeitsmarktsituation um bis zu 900 Tausend zusätzliche Erwerbstätige. Diese Verbesserung bei den gesamtwirtschaftlichen Zielgrößen wird erreicht, ohne daß es zu einer gravierenden Verschlechterung der Verschuldungssituation der öffentlichen 239

Haushalte kommt. Auch die Verringerung des Außenbeitrags dürfte hinzunehmen sein, selbst wenn es zu der hier erwarteten geringfügigen Verbesserung der Terms of Trade nicht kommt. Der AuGenbeitrag dürfte außerdem höher ausfallen, wenn es zu den hier unberücksichtigten Energieeinsparungen kommt. Der verstärkte Preisauftrieb geht auGer auf die erhöhte Auslastung hauptsächlich auf gestiegene Importstückkosten - d.h. auf einen gestiegenen Importanteil

an der Wertschöpfung - zurück; er ist insofern als

unvermeidlich anzusehen. Würde es also gelingen, ein zusätzliches Investitionsvolumen von 2 vH des Sozialprodukts über einen 10-Jahres-Zeitraum zu mobilisieren, so wäre in der Tat mit Beschäftigungseffekten zu rechnen, die eher noch gröGer wären, als sie von den Initiatoren des Sondervermögens "Arbeit und Umwelt" in Verbindung mit der verschärften Anwendung des Verursacherprinzips erwartet werden. Modellrechnungen zum Programm "Arbeit

und Umwelt" sind auch vom Ifo-Institut

durchgeführt worden^. Bei isolierter Betrachtung der Ausgabenseite des Programms führen sie zu dem SchluG, daG mit 10 Mrd DM zusätzlicher Umweltinvestitionen rund 200 000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Etwa zur Hälfte würden sich die zusätzlichen Ausgaben des Staates durch ein vermehrtes Steueraufkommen selbst finanzieren. Die durch die zusätzliche Verschuldung in Höhe der anderen Hälfte ausgelösten Verdrängungseffekte werden als nicht gravierend eingeschätzt. Bei der Interpretation des Modellergebnisse mahnt das Ifo-Institut zur Vorsicht. Es weist darauf hin, daG strukturelle und qualitative Aspekte des Programms vernachlässigt und seine Auswirkungen auf die Erwartungen der Wirtschaftssubjekte nicht erfaGt sind.

15.2.2

Zusätzliche Umweltinvestitionen im Linternehmensbereich als Element einer Modernisierungsstrategie

Bezüglich der Realisierung eines so dimensionierten Programms zur Mobilisierung zusätzlicher Umweltinvestitionen gibt es allerdings Vorbehalte^. Bei den in die Gemeinlast fallenden Umweltschutzinvestitionen erscheint vor allem die unterstellte - und bei den oben vorgelegten Rechnungen nicht näher untersuchte (s. Abschnitt 15.2.1.3) - Relation von Zinssubventionen und Investitionszuschüssen zu den hierdurch induzierten Investitionen - es wird eine Mobilisierungsquote von 4 angenommen - als unrealistisch hoch. 240

Untersuchungen des DIW zur Frage der Fernwärmesubventionierung z. B. haben gezeigt, daß selbst Mobilisierungsquoten von 2 nur unter sehr günstigen Bedingungen zu erreichen 8) sind.

Bei der Sanierung von Altlasten muß sogar eher mit Mobilisierungsquoten von 1

gerechnet werden. Zweifel an der angenommenen Mobilisierungsquote der Umweltschutzinvestitionen äußert 9) auch Klemmer

. Er kommt zu dem Ergebnis, daß die Effekte des Programms überschätzt

werden, weil die Zinsreagibilität zu hoch angenommen und die anwachsende Kapitalintensität und deren negativer Einfluß auf die Kapitalrentabilität nicht berücksichtigt wird (ohne sich allerdings mit Möglichkeiten der Preisüberwälzung auseinanderzusetzen). Auch werden Entzugseffekte nicht berücksichtigt, die seiner Ansicht nach direkt über die geplante Energiesteuer und indirekt über Kosten- und Kapitalmarktauswirkungen auftreten. Eher an der Obergrenze liegt auch die genannte Größenordnung von jährlich rund 18 Mrd. DM, die für zusätzliche Umweltschutzinvestitionen angenommen wird, die als Folge einer strikten Anwendung des Verursacherprinzips in Form von Geboten, Auflagen und Abgaben zu erreichen wären. Dabei ist zu berücksichtigen, daß mit der Großfeuerungsanlagenverordnung ein Investitionsvolumen von insgesamt rund 15 bis 20 Mrd. DM bereits induziert ist. Die Einschätzung wird auch vom Ifo-Institut g e t e i l t " ^ . Investitionen in Höhe von 2 vH des Sozialprodukts werden als wenig realistisch angesehen, bereits eine Größenordnung von 1 vH wäre als bedeutend anzusehen. Als Element einer gebündelten Strategie zur Modernisierung der deutschen Volkswirtschaft hat das DIW ein wesentlich kleiner dimensioniertes Programm zur Förderung und Durchsetzung von Umweltinvestitionen vorgeschlagen, dessen Realisierungschancen allerdings wesentlich optimistischer zu beurteilen sind (s. Tabelle 28)*^. Das angenommene zusätzliche jährliche Investitionsvolumen für den Umweltschutz beträgt rund 8 Mrd. DM. Dabei ist an die Durchsetzung des Verursacherprinzips durch Auflagen und Abgaben vor allem

im

Bereich

Energieerzeugung

(Entschwefelung,

Entstickung)

und Entsorgung

(Wasser, Müll) gedacht. Die zusätzlichen Umweltinvestitionen werden deshalb in dem hier vorgestellten Szenario im Unternehmensbereich durchgeführt und auch in erster Linie durch die Unternehmen finanziert, die die Kosten teilweise in den Preisen weitergeben. In geringem Umfang

- im Durchschnitt

zu 10 vH der Investitionssumme - werden die 241

zusätzlichen Umweltinvestitionen durch Übertragungen des Staates an die Unternehmen gefördert. Es ist oben darauf hingewiesen worden, daß Umweltinvestitionen

trotz der damit

verbundenen Erhöhung des Kapitalkoeffizienten keine oder nur geringe direkte Auswirkungen auf die Arbeitsproduktivität haben. Die indirekten Produktivitätswirkungen sind kaum quantitativ abzuschätzen, vor allem wenn man dabei an die von Umweltinvestitionen ausgelösten Produkt- und Prozessinnovationen denkt. Längerfristig sind solche Wechselwirkungen mit ihren Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit sicher in Rechnung zu stellen, bei den hier vorgelegten mittelfristigen Rechnung wird jedoch unterstellt, daß sich die Arbeitsproduktivität nicht anders entwickelt als im Referenzszenario. Die von den zusätzlichen Umweltinvestitionen ausgelöste Wachstumsbeschleunigung fällt vor allem im Vergleich zur Innovationsstrategie gering aus. Dafür ist einerseits die mit der Erhöhung der Anlageinvestitionen der Unternehmen einhergehende Beschleunigung des Importwachstums verantwortliche, andererseits - nach dem Abklingen der Primärwirkungen des Investitionsstoßes - eine Dämpfung des Anstiegs des realen privaten Verbrauches gegenüber dem Referenzszenario, die sich aufgrund der angenommenen Überwälzung der Finanzierungskosten der zusätzlichen Umweltinvestitionen auf die Preise ergibt. Wenn - wie angenommen - Umweltinvestitionen in dem hier betrachteten mittelfristigen Zeitraum keine Produktivitätswirkungen auslösen, ergibt sich im Jahr 1990 gegenüber dem Referenzszenario eine Zunahme der Beschäftigung um rund 150 000 Personen. Die Beschleunigung des Wachstums und des Preisanstiegs führen dazu, daß sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben des Staates stärker steigen als im Referenzszenario, allerdings

ist die Beschleunigung bei den Einnahmen stärker, zumal der Staat die

zusätzlichen Umweltinvestitionen nur in geringem Umfang fördert. Der Finanzierungssaldo des Staates verbessert sich daher in erheblichem Umfang.

15.3

Ausweitung und Verstetigung von Infrastrukturinvestitionen

Zu den Elementen einer breit angelegten Modernisierungsstrategie

gehört auch die

Schaffung und Erhaltung einer modernen, leistungsfähigen Infrastruktur. Die Gestaltung der Infrastrukturinvestitionen unter diesem Gesichtspunkt verlangt allerdings, auf den 242

Einsatz

von Infrastrukturinvestitionen

als kurzfristiges

steuerung in Form von abrupten diskretionären

Instrument

der

Konjunktur-

Änderungen zu verzichten und sie

stattdessen auf einem ausreichend hohen Niveau zu verstetigen. Das wird im Folgenden am Beispiel der Verkehrsinfrastrukturinvestitionen im Zeitraum 12) 1973 bis 1980 gezeigt

Für dieses Beispiel wird auch der Einfluß unterschiedlicher

Finanzierungsformen auf die Einkommens- und Beschäftigungswirkungen von zusätzlichen Infrastrukturinvestitionen dargestellt. Ein weiterer Abschnitt setzt sich mit dem Argument der Verdrängung privater Investitionen durch die staatliche Nachfrage auseinander. Anschließend wird - aufgrund der dabei gewonnenen Ergebnisse - eine mittelfristige Verstetigung der Infrastrukturinvestitionen auf ausreichend hohem Niveau als Element einer Modernisierungsstrategie untersucht"^.

15.3*1

Einkommens- und Beschäftigungswirkungen von Infrastrukturinvestitionen

Zunächst wird anhand der staatlichen Investitionen im Bereich Verkehr gezeigt, welche Multiplikatorwirkungen Infrästrukturinvestitionen haben. Dazu wurde eine Modellsimulation durchgeführt, bei der die Bauinvestitionen in diesem Bereich in jedem Jahr um einen Betrag von 1 Mrd. DM zu konstanten Preisen von 1976 gegenüber den tatsächlichen Bauinvestitionen erhöht wurden. Tabelle 30 zeigt die wichtigsten Ergebnisse. Aufgrund der um 1 Mrd. DM höheren realen staatlichen Verkehrsinvestitionen ist das jährliche Bruttosozialprodukt um mehr als 2 Mrd. DM höher. Den größten Anteil an dieser Steigerung hat der private Verbrauch, der durch die im Prozess entstehenden höheren Einkommen ermöglicht wird. Dabei steigt zunächst kurzfristig die Sparquote an, so daß der Verbrauchsanstieg gedämpft wird; wenn sich aber die Einkommenserhöhung als dauerhaft herausstellt, kehrt sie auf ihr normales Niveau zurück. Hauptsächlich wegen der höheren Nachfrage, aber auch wegen der verbesserten Gewinnsituation sind auch die Anlageinvestitionen der Unternehmen höher als unter status quo Bedingungen. Ein Teil der zusätzlichen Nachfrage richtet sich auf ausländische Güter, so daß die Multiplikatorwirkungen

der Verkehrsinfrastrukturinvestitionen

durch eine

Verringerung des Außenbeitfags gedämpft werden. Der Auslastungsgrad des Produktionspotentials steigt nur geringfügig an, da nicht nur die Produktion, sondern wegen des Kapazitätseffektes der induzierten privaten Anlageinvestitionen auch das Produktionspotential zunimmt. Mit der höheren Produktion ist auch eine Verringerung der Arbeits243

losigkeit verbunden. Dieser Effekt wird allerdings durch eine höhere Arbeitsproduktivität gedämpft; dabei sind auch die konjunkturellen Produktivitätsgewinne berücksichtigt, die durch den Abbau der Unterauslastung des Arbeitseinsatzes (labor-hoarding) entstehen, nicht aber ein produktivitätssteigemder Effekt der zusätzlichen Verkehrsinfrastruktur. Als Fazit ist festzuhalten, daß die Verkehrsinfrastrukturinvestitionen - wie auch andere staatliche Investitionen - spürbare Einkorn mens- und Beschäftigungswirkungen haben und daher ihre Höhe von Bedeutung für wesentliche wirtschaftspolitische Ziele ist.

Tabelle 30 Wirkungen einer Erhöhung der staatlichen Investitionen im Verkehrsbereich um 1 Mrd. DM zu Preisen von 1976 pro Jahr im Zeitraum 1973 bis 1980 - Veränderungen gegenüber der Referenzsimulation 1973 2,1

2,4

2,5

1,7

Mrd.DM

1,0

1,3

1,3

1,0

Anlageinvestitionen der Unternehmen

zu Preisen

0,7

0,8

0,8

0,4

VorratsVeränderungen

von

0,3

0,3

0,3

-0,1

Exporte

1976

0,0

0,0

0,1

0,1

Importe

0,9

1,0

0,9

0.7

Auslastungsgrad in vH

0,2

0,2

0,2

0,0

-9

-14

-16

-9

Bruttosozialprodukt Privater Verbrauch

Arbeitslose in 1000 Personen

Quelle:

244

Wirkungen im Jahr 1974 1975 ...1980

Blazejczak, Voigt (1985, S. 96).

An diese Feststellung schließt sich die Frage nach den Stabilisierungswirkungen der Verteilung der staatlichen Verkehrsinvestitionen über den Konjunkturzyklus an. Um zu prüfen, ob eine andere Verteilung der staatlichen Verkehrsinfrastrukturinvestitionen über den Zeitraum 1973 bis 1980 eine wesentliche Dämpfung konjunktureller Schwankungen hätte bewirken können, wurde in einer weiteren Simulationsrechnung eine gleichmäßige Verteilung des Investitionsvolumens in diesem Zeitraum unterstellt. Für die Bauinvestitionen des Staates im Verkehrsbereich wurde ein konstanter jährlicher Betrag von 12,2 Mrd.DM und für die Anlageninvestitionen von 0,29 Mrd.DM zu Preisen von 1976 angenommen; diese Werte entsprechen dem jahresdurchschnittlichen Investitionsvolumen dieses Zeitraumes. Das Investitionsvolumen in den übrigen staatlichen Aufgabenbereichen wurde beibehalten. Insgesamt ergeben sich die in Tabelle 31 ausgewiesenen Anlageinvestitionen des Staates. Wie aufgrund dés - im Verhältnis zu den gesamten staatlichen Investitionen kleinen Investitionsvolumens im Verkehrsbereich zu erwarten, wäre durch die gleichmäßige Verteilung dieser Investitionen allein noch keine Verstetigung der Investitionen des Staates erreicht worden. Die Simulationsergebnisse zeigen, daß die Schwankungen des Bruttosozialprodukts auch bei konstanten Verkehrsinvestitionen nicht wesentlich gedämpft worden wären, der Auslastungsgrad des Produktionspotentials hätte sich in keinem Jahr um mehr als 0,2 Prozentpunkte verändert. Auch positive Wachstumswirkungen sind nicht zu erkennen: im gesamten Zeitraum heben sich beim Bruttosozialprodukt positive und negative Abweichungen von den tatsächlichen Werten annähernd auf. Es ist festzuhalten, daß eine Politik, die sich auf die gleichmäßige Verteilung der staatlichen Investitionen im Verkehrsbereich allein richtet, ohne die übrigen Staat liehen Investitionen einzubeziehen, nicht erfolgreich sein kann. Nicht geprüft werden kann mit dem nicht sektoral disaggregierten DIW-Langfrist-Modell, wie sich die Kapazitätsauslastung der wichtigsten Liefersektoren unter den getroffenen Maßnahmen verändert hätte* Die Ergebnisse einer Input-Output-Analyse zeigen allerdings, daß rund 40 vH der durch Verkehrsinfrastrukturinvestitionen ausgelösten Erwerbstätigeneffekte auf den Sektor Tiefbau entfallen, so daß für diesen Wirtschaftsbereich eine 14) deutliche Verbesserung der Auslastung zu vermuten ist . Anders ist allerdings eine Aufstockung des Investitionsvolumens zu beurteilen. Ein Programm, bei dem auf das Jahr 1975 begrenzt zusätzliche staatliche Verkehrsinfrastrukturinvestitionen in Höhe von 5 Mrd.DM zu Preisen von 1976 durchgeführt worden 245

246

40,67

39,24

38,06

39,39

41,15 4,5

41,89 1,8

1975

1976

1977

1978

1979

1980

Quelle:

41,80 6,6

1974

1265,5

1241,6

1194,0

-3,0

-3,5

-2,7

1080,8

1075,9

1,9

4,0

3,5

1154,1

1123,0

1063,9

0,5

38,99

38,13

40,27

41,99 4,0

4,0

38,81 1,8 40,37

2,8

5,6

-1,6

41,81 7,2

Blazejczak, Voigt (1985, S. 9 9 ) .

3,5

39,22

1973

Jahr

-5,3

-1,9

1264,9

1239,9

1193,2

41,05

1080,8

2,0

3,9

3,3

1154,7

1125,1

-1,8

0,5 1064,6 2,6

5,7

-1,5

bei konstanten Invest. im Verkehrsbereich Bruttoanlaqeinv. ßruttosozialProdukt VerändeWerte runqsrate Werte runqsrate in vH in vH

1075,4

tatsächlich Bruttoanlaqeinv. Bruttosozialdes Staates Produkt des Staates Verände- Verände- VerändeWerte runqsrate Werte runqsrate in vH in vH

- in Mrd. DM zu Preisen von 1976

Wirkungen einer gleichmäßigen Verteilung der staatlichen Investitionen im Verkehrsberich

Tabelle 31

wären, hätte den RUckgang des realen Bruttosozialprodukts in diesem Jahr wesentlich dämpfen können* Es wäre um rund 10 Mrd.DM höher gewesen als unter status quo Bedingungen. Auch der Rückgang des Auslastungsgrades des Produktionspotentials wäre schwächer ausgefallen, allerdings nicht so stark, daß bereits von einer stetigen Auslastung die Rede sein könnte. Produktivitätsgewinne und die Mobilisierung von Arbeitskräften in der Stillen Reserve hätten dazu geführt, daß die Wachstumswirkungen sich auf dem Arbeitsmarkt kaum ausgewirkt hätten, der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahr 1975 hätte durch eine Aufstockung der staatlichen Investitionen im Verkehrsbereich kaum vermindert werden können. Gegenüber dem status quo wäre die Zahl der Arbeitslosen lediglich um 50 000 Personen niedriger gewesen. Die auf das Jahr 1975 begrenzte Erhöhung 0er staatlichen Verkehrsinvestitionen gegenüber dem status quo um 5 Mrd.DM hätte auch in den unmittelbar folgenden Jahren positive Wachstumswirkungen in der Größenordnung von rund 1 Mrd.DM gehabt. Mittelfristig allerdings wirkt eine solche Maßnahme destabilisierend, weil sie Anpassungsreaktionen auslöst, die dazu führen, daß das

Sozialprodukt

¡ n den beiden letzten Jahren des

Simulationszeitraums niedriger gewesen wäre als unter status quo Bedingungen. Aufgrund dieser Ergebnisse ist zu folgern, daß weder eine gleichmäßige Verteilung noch eine aiif ein Jahr begenzte Aufstockung der staatlichen Investitionen im Verkehrsbereich gleichzeitig in Bezug auf daä Stabilitäts-, Wachstums- und Beschäftigungsziel erfolgreich ist. Ihr Stellenwert ist ihnen vielmehr im Rahmen von kombinierten und auf Stetigkeit ausgerichteten Programmen zuzuweisen.

15u3,2

Wirkungen unterschiedlicher Finanzierungsformen

In Zusammenhang mit den Einkommenswirkungen der staatliche Investitionen im Verkehrsbereich sind auch die Wirkungen unterschiedlicher Finanzierungsformen zu untersuchen. Hier sind zunächst drei Finanzierungsalternativen - eine Kreditfinanzierung, eine Finanzierung über Steuern und eine Finanzierung durch Umschichtung von Ausgaben betrachtet worden (siehe Tabelle 32), Für die Finanzierungswirkungen sind natürlich die nominalen Ausgaben und Einnahmen entscheidend. Da die Preisindices für die Bau- bzw. Ausrüstungsinvestitionen des Staates sich im Niveau unterscheiden, bedeuten gleich hohe reale Bau- und Ausrüstungsinvestitionen unterschiedlich hohe Ausgaben, insofern ist die Zusammensetzung der staatlichen Verkehrsinvestitionen von Bedeutung für die Finanzierungswirkungen. 247

248

2fl

0,1

0,2

0,3

0,1 -0,1

0,4 -0,1

^ 0 0,4

1,0

0,3

0,4

0,2

0,8

1980

Öielle: Blazejczak, Voigt (1985, S. 102),

(1976=100)

Preisindex des Bruttosozialprodukts

1,7

1,0

1973

Finanzierungssaldo d. Staates in MrdiDM zu jeweiligen Preisen -0,3 -1*1

Privater Verbrauch in Mrd.DM zu Preisen von 1976 1,0 Anlägeinvestitionen d. Unternehmen ip Mrd.DM zu Preisen v.1976 0,7

zu Preisen v.1976

Bruttosozialprodukt in Mrd.DM

Kreditfinanzierung

0

0

1980

0

0

0 -0,4

0,7 -0,2

0,2 -0,1

0

1,3

1973

Steuerfinanzierung (indirekte Steuern)

0

0

0

0

-0,1

1973

0

0

1980

Steuerfinanzierung (direkte Steuern)

1973

Umschichtung

Wirkungen unterschiedlicher Finanzierungsarten zusatzlicher staatlicher Investitionen im Verkehrabereich - Veränderungen gegenüber der Referenzsimulation -

Tabelle 32

1980

Die Multiplikatorwirkungen einer kreditfinanzierten Erhöhung der staatlichen Bauinvestitionen im Verkehrsbereich um 1 Mrd.DM zu konstanten Preisen von 1976 sind oben bereits dargestellt worden (siehe Tabelle 30). Zu jeweiligen Preisen bedeutet diese Maßnahme zusätzliche staatliche Investitionsausgaben von 0,9 Mrd.DM im Jahr 1973 und von 1,4 Mrd.DM im Jahr 1980. Diesen höheren Ausgaben des Staates stehen allerdings höhere Einnahmen etwa bei den Steuern und Minderausgaben etwa bei den Leistungen der Arbeitslosenversicherung gegenüber, die insgesamt dazu führen, daß sich der Finanzierungssaldo des Staates nur um einen Bruchteil der zusätzlichen Investitionsausgaben erhöht, er beträgt im Jahr 1973 rund 32 vH, im Jahr 1980 dann allerdings schon rund 77 vH. Dieser Anstieg ist einerseits auf die allmählich schwächer werdenden Multiplikatoreffekte zurückzuführen, andererseits gewinnen wegen der Zunahme des Bestands an Verbindlichkeiten zusätzliche Zinszahlungen des Staates allmählich an Gewicht. Werden die zusätzlichen Ausgaben des Staates für Bauinvestitionen im Verkehrsbereich durch zusätzliche indirekte Steuern finanziert, so ändert sich der Finanzierungssaldo des Staates gegenüber dem status quo praktisch nicht. Allerdings sind die Mulitplikatorwirkungen einer solchen Alternative erheblich geringer. Das ist darauf zurückzuführen, daß die höheren Steuern zum großen Teil über die Preise auf die privaten Haushalte überwälzt werden, so daß deren verfügbares Einkommen in realer Rechnung weniger stark z;unimmt als bei einer Kreditfinanzierung. Zwar verbessert sich gleichzeitig die Ausstattung der Unternehmen mit Eigenmitteln, ohne Nachfrageimpulse auch vom privaten Verbrauch schlägt dies jedoch nicht so stark auf die private Investitionstätigkeit durch, daß von daher ein Ausgleich erfolgt. Nimmt man an, daß eine Erhöhung der Lohnsteuer im Umfang der zusätzlichen Investitionsausgaben nicht über Lohnerhöhungen zurückgewälzt wird, dann belastet sie die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte unmittelbar, die Kostensituation der Unternehmen bleibt davon unberührt. Die Multiplikatorwirkungen sind anfangs etwas höher, später etwas niedriger als bei einer Finanzierung über indirekte Steuern, sie bleiben aber wesentlich hinter denen einer kreditfinanzierten Ausgabenerhöhung zurück. Schließlich wurden die Auswirkungen einer Verringerungen der Verbrauchsgüterkäufe der Gebietskörperschaften in Höhe der zusätzlichen Investitionsausgaben untersucht. Um durch Minderausgaben bei den Verbrauchsgüterkäufen Mehrausgaben bei den staatlichen Bauinvestitionen zu kompensieren, müssen erstere in realer Rechnung stärker eingeschränkt werden. Per Saldo findet also eine Kürzung der realen Staatsausgaben statt. Dies 249

erklärt die negativen Multiplikatorwirkungen einer solchen Politik, die allerdings nicht so gewichtig sind, daß nicht von einer Neutralität einer solchen Politik in bezug auf wirtschaftspolitische ZielgröGen gesprochen werden könnte. Als Ergebnis der Untersuchung des Einflusses unterschiedlicher Finanzierungsalternativen läßt sich festhalten, daß eine Finanzierung zusätzlicher staatlicher Investitionen über Einnahmeerhöhungen oder Ausgabenkürzungen die Einkommenswirkungen gegenüber einer Kreditfinanzierung verringert und damit ihre Wirksamkeit in bezug auf das Wachstumsund Beschäftigungsziel entscheidend beeinträchtigt.

15.3.3

Verdrängung privater Investitionen

Bei der Diskussion der Wirkungen kreditfinanzierter Investitionen des Staates wird darauf hingewiesen, daß eine zusätzliche Inanspruchnahme des Kapitalmarktes durch die öffentliche Hand zinstreibend wirke und zur Verdrängung privater Investitionen führe. So kommt die Bundesbank in einer ökonometrischen Untersuchung zu dem Schluß, daß "...die private Investitionsnachfrage in wachsendem Umfang durch die staatliche Nachfrage verdrängt (wird)."**^ Eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Ergebnis der Bundesbank findet sich bei Zwiener. Er vollzieht die Untersuchung der Bundesbank mit Hilfe der DlW-Version des ökonometrischen Konjunkturmodells der Wirtschaftsforschungsinstitute (DIW-Konjunkturmodell)"''^, das im Gegensatz zum DIW-Langfristmodell einen detaillierten monetären Sektor enthält, nach

.

Von den in der Literatur

genannten Wirkungsmechanismen, durch die es zu einer.

Abschwächung bzw. Umkehrung der ursprünglich expansiven Multiplikator-Akzelleratoreffekte öffentlicher Investitionen kommen kann, werden die Zinseffekte und die Preiseffekte empirisch überprüft, während Erwartungseffekte als empirisch nicht zugänglich (und für den Analysezeitraum 1974 bis 1981 nicht relevant) ausgeklammert werden. Die Preiseffekte, die sich bei hoher Kapazitätsauslastung und unvollkommenen Märkten ergeben, sind im DIW-Langfrist-Modell in ähnlicher Weise wie im DIW-Konjunkturmodell berücksichtigt. Die Rückwirkungen der Preiseffekte auf die Ausgaben der Privaten und die Wettbewerbsfähigkeit im Außenhandel hängen davon ab, in welchem Umfang Lohn- und Wechselkursanpassungen stattfinden.

250

In der Untersuchung von Zwiener wird gezeigt, daß im Bundesbank-Modell eine sich selbst verstärkende Preis-Lohn-Spirale für das Crowding-Out verantwortlich ist. Bei exogen vorgegebenen nominalen Staatsausgaben kommt es dann zu einer einschneidenden Kürzung der realen Staatsausgaben, die erhebliche negative Multiplikatorwirkungen auslöst. Realistisch erscheint demgegenüber eine gedämpfte Anpassung der Löhne an die Preise, wie sie in den DIW-Modellen angenommen wird. Außerdem erscheint es mindestens unter dem analytischen Aspekt, die Wirkungen einer Erhöhung der staatlichen Investitionen zu isolieren, sinnvoll, die übrigen Staatsausgaben auf ihrem realen Niveau festzuhalten. Zinseffekte können durch die stärkere Beanspruchung des Kapitalmarktes durch den Staat und durch eine höhere private Kreditnachfrage ausgelöst werden, daneben können ein insgesamt höheres Transaktionsvolumen und Vermögenseffekte zinssteigernd wirken. Die höheren Zinsen wirken über die Investitionsgüternachfrage aber auch auf andere Nachfragekomponenten zurück. Im DIW-Langfristmodell ist der Realzinssatz praktisch exogen vorgegeben. Im Gegensatz dazu enthält das DIW-Konjunkturmodell ein monetäres Teilmodell, in dem Geld- und Kapitalmarktzins, der Bargeldumlauf sowie die Mindestreserven und die freien Liquiditätsreserven der Banken endogen erklärt werden, wobei die Geldmengenpolitik exogen vorgegeben und in Abhängigkeit davon die Zinspolitik unter Berücksichtigung von Zinseinflüssen aus dem Ausland und Preiserwartungen im Inland modellendogen bestimmt wird. Wenn das Zentralbankgeldangebot

(Bargeldumlauf + Mindestreserven + Liquiditätsre-

serven) auch bei angenommenen höheren Investitionen von 4 Mrd. DM jährlich unverändert auf dem tatsächlichen Stand gehalten wird, die Geldmengenpolitik die expansive Finanzpolitik also nicht akkommodiert, entstehen am Ende des Simulationszeitraums (1979 bis 1981) vergleichsweise große Zinseffekte (bis zu 0,7 Prozentpunkten bei den Kapitalmarktzinsen). Die freien Liquiditätsreserven der Banken werden mehr und mehr reduziert, da bei dem beschleunigten Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Transaktionskasse steigt; die daraus resultierenden

Aktivität der Bedarf an

Zinssteigerungen

am

Geldmarkt

schlagen teilweise auf den Kapitalmarkt durch. Außerdem t r i f f t die Verknappung der Liquidität in diesen Jahren mit ohnehin geringen freien Liquiditätsreserven zusammen. Der resultierende Zinsanstieg reduziert die Multiplikatoren für die privaten Investitionen und das Sozialprodukt.

251

Wird unterstellt, daß die Bundesbank die beschleunigte gesamtwirtschaftliche Entwicklung akzeptiert und versucht, die negativen monetären Wirkungen zu reduzieren, indem sie die Liquiditätssituation der Banken unverändert läßt, so gehen vom Geldmarkt kaum noch zinssteigernde Wirkungen aus und der Kapitalmarktzins steigt nur infolge der Preiseffekte und der höheren Inlandsnachfrage an (bis zu 0,2 Prozentpunkten). Als Resümee läßt sich festhalten, daß in einer über längere Zeit angespannten Geldmarktsituation die expansiven Effekte von staatlichen Investitionen gedämpft werden und im Grenzfall völlig verschwinden, daß aber bei einem Festhalten der Geldpolitik am potentialorientierten Kurs von den öffentlichen Investitionen stark expansive gesamtwirtschaftliche Effekte ausgehen.

15.3.4

Stabilisierung der Entwicklung der Infrastrukturinvestitionen auf ausreichend hohem Niveau

Aus dem vorher Dargestellten ergibt sich, daß es sinnvoll ist, die Entwicklung der Infrastrukturinvestitionen auf einem ausreichend hohen Niveau zu verstetigen. Die Auswirkungen einer solchen Politik in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre sind in einer 18) Alternativrechnung mit dem DIW-Langfristmodell dargestellt worden (s. Tabelle 28)

.

Unter Bedarfsgesichtspunkten erscheinen eher niedrigere Zuwachsraten als in der Ver19) gangenheit gerechtfertigt

. Aufgrund des außerordentlich niedrigen Niveaus der öffent-

lichen Investitionen - im Jahr 1983 betrugen sie kaum mehr als 80 vH derjenigen des 20) Jahres 1978 -gewinnt allerdings der Ersatzbedarf ein zunehmendes Gewicht

. Daher

erscheint es angemessen, im Rahmen einer Modernisierungsstrategie für die zweite Hälfte der achtziger Jahre, eine jährliche Zuwachsrate der realen Anlageinvestitionen des Staates von 4 vH anzunehmen. Zusätzliche Infrastrukturinvestitionen bedingen Folgekosten, die im Rahmen dieses Szenarios nicht vernachlässigt werden dürfen. In. erster Linie ist dabei an den zum Betrieb der Infrastruktureinrichtungen notwendigen Personaleinsatz zu denken. Hier ist angenommen worden, daß bei der höheren Zunahme der staatlichen Investitionen von derselben Kapitalintensität - verstanden als Kapitalstock zu konstanten Preisen bezogen auf die Zahl der beim Staat Beschäftigten -auszugehen ist, wie im Referenzszenario.

Damit

ergibt sich eine etwas höhere Zunahme des realen Staatsverbrauchs (1,1 statt 1 vH p.a.). 252

Die Beschleunigung des Sozialproduktwachstums gegenüber dem Referenzszenario fällt - entsprechend der Dimensionierung dieses Programmelements - nur gering aus (2 f 0 statt 1,9 vH p.a), ebenso die dadurch bewirkte zusätzliche Beschäftigung (150 000 Personen im Jahr 1990). Allerdings finanzieren sich die zusätzlichen Infrastrukturinvestitionen

zu

einem beträchtlichen Teil selbst. Im Jahr 1990 ist das Finanzierungsdefizit des Staates bei zusätzlichen Investitionsausgaben von 12 Mrd DM und zusätzlichen Personalausgaben von 5,5 Mrd DM nur um 6 Mrd DM höher als im Referenzszenario.

15.4

Ausweitung des Angebots an sozialen Dienstleistungen

In der Bundesrepublik arbeiten - pro Kopf der Bevölkerung gerechnet - weniger Personen im Bereich sozialer 21) ländern

Dienstleistungen als in den meisten vergleichbaren

Industrie-

\ Daher liegt es nahe, eine Ausweitung des Angebots an sozialen Dienstlei-

stungen als Element einer gebündelten Strategie zur Modernisierung der deutschen Volkswirtschaft und zur Verringerung der Arbeitslosigkeit zu untersuchen

22)

.

Im institutionellen Rahmen der Bundesrepublik Deutschland betrifft eine Ausweitung des Angebots an sozialen Dienstleistungen sowohl den staatlichen Bereich als auch private Institutionen wie Wohlfahrtsverbände, Kirchen und andere Organisationen ohne Erwerbscharakter. Im staatlichen Bereich wird eine beschleunigte Zunahme der Zahl der Beschäftigten (um rund 40 000 Personen im Jahr mehr als im Referenzszenario) angenommen. Auch der Anstieg der Verbrauchsgüterkäufe der Gebietskörperschaften wird höher angesetzt (2,5 vH p.a. statt 1 vH im Referenzszenario); dabei ist an eine ausreichende Sachmittelausstattung der öffentlichen Infrastruktureinrichtungen gedacht. Angesichts der vorherrschenden wirtschaftspolitischen Sicht, die das öffentliche Dienstleistungsangebot fast ausschließlich unter dem Gesichtspunkt von weiteren Einsparungen sieht, erscheint es allerdings zweifelhaft, daß eine Ausweitung des öffentlichen Angebots sozialer Dienstleistungen durchsetzbar ist, wenn sich infolgedessen der Finanzierungssaldo des Staates verschlechtert. Es ist deswegen hier angenommen worden, daß die Lohnpolitik im öffentlichen

Dienst dem Rechnung trägt. Die Ausweitung der Beschäftigung im

genannten Umfang einschließlich der verbesserten Sachmittelausstattung wäre unter Berücksichtigung von Selbstfinanzierungseffekten ohne eine Ausweitung des staatlichen 253

Defizits

gegenüber

dem Referenzszenario

möglich, wenn die Bruttoeinkommen

Beschäftigtem beim Staat mit einer um 0,2 Prozentpunkte schwächeren

je

Jahresrate

steigen würden als im Referenzszenariö. Das bedeutet ein Zurückbleiben um einen Prozentpunkt gegenüber dem jährlichen Anstieg der Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit je Beschäftigtem im privaten Bereich. Im privaten Bereich wird eine zusätzliche jährliche Zunahme der Beschäftigung um 30 000 Personen zur Verbesserung des Angebots an sozialen Dienstleistungen angenommen. Darin sind die im Unternehmensbereich darüber hinaus ausgelösten indirekten Beschäftigungseffekte nicht enthalten. Die Verlagerung der Gewichte bei der Beschäftigung hin zu den Dienstleistungen hat Struktureffekte, die das Wachstum der Produktivität gegenüber dem Referenzszenario verringern (um 0,2 Prozentpunkte). Gleichzeitig ergibt sich aufgrund von Multiplikatorprozessen eine, wenn auch geringfügige Beschleunigung des Sozialproduktwachstums (um 0,1 Prozentpunkte). Die Verringerung

der Scherenentwicklung von Produktivität

und

Wachstum hat erhebliche Beschäftigungseffekte: Im Jahr 1990 ist die Zahl der Beschäftigten um rund eine halbe Million Personen höher als im Referenzszenario.

15.5

Forcierte Arbeitszeitverkürzungen

Die Auswirkungen von verstärkten Arbeitszeitverkürzungen für die Beschäftigungssitua23) tion werden durchaus kontrovers beurteilt

. Soweit sich die Einschätzungen allerdings

auf empirische Untersuchungen stützen, werden - auch wenn in unterschiedlichem Umfang - mindestens unter bestimmten Bedingungen positive Beschäftigungseffekte

von

Arbeitszeitverkürzungen ermittelt. Das Ifo-Institut hat zur Untersuchung der gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen einer Arbeitszeitverkürzung von 40 auf 38 Wochenstunden im Auftrag des Bundesministers für 24) Wirtschaft zwei unterschiedliche ökonometrische Modelle verwandt

. Obwohl die quan-

titativen Ergebnisse im Einzelnen recht unterschiedlich sind, lassen sich folgende Auswirkungen festhalten:

254

Arbeitszeitverkürzungen haben positive Beschäftigungseffekte, deren Ausmaß stark von der Art des Lohnausgleichs abhängt -

Arbeitszeitverkürzungen führen zu Wachstumseinbußen

-

Arbeitszeitverkürzungen beschleunigen den Preisanstieg, das Ausmaß hängt stark von dem des Lohnausgleichs ab

-

Arbeitszeitverkürzungen

haben nur geringen Einfluß auf das außenwirtschaftliche

Gleichgewicht Arbeitszeitverkürzungen vermindern insgesamt das Defizit des Staates. Dieser Effekt ist besonders groß, wenn ein Lohnausgleich nur im Umfang der durch die Arbeitszeitverkürzung ausgelösten zusätzlichen Produktivitätsfortschritte erfolgt (in der genannten Veröffentlichung des Ifo-Instituts wird dieser Fall als Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich bezeichnet). Der Konsolidierungseffekt kommt zustande, weil bei den Gebietskörperschaften die Einsparungen bei den Personalausgaben größer sind als die Einnahmeausfälle, weil nach den Annahmen des Ifo-Instituts nicht gleichzeitig mit der Arbeitszeitverkürzung entsprechende Effekt

Neueinstellungen vorgenommen werden. Dieser

überwiegt den, nach Ansicht des Ifo-Instituts, entgegengesetzten bei den

Sozialversicherungen, wo die Einnahmeausfälle größer sind als die Ausgabeneinsparungen, da die Anpassung der Ausgaben an die Entlohnung nur längerfristig erfolgt. Modellrechnungen zu den Auswirkungen forcierter Arbeitszeitverkürzungen mit dem RWI25) Konjunkturmodell sind von Heilemann vorgelegt worden

. Die Ergebnisse unterscheiden

sich je nachdem, ob die Arbeitszeitverkürzungen mit Lohnausgleich - d.h. Stundenlohnsätzen des Referenzszenarios - oder ohne Lohnausgleich - d.h. mit den unveränderten "Lohnfonds11 des Referenzszenarios - stattfinden. Die Arbeitszeitverkürzungen haben in beiden Fällen positive Beschäftigungseffekte, die allerdings aufgrund von Substitutionsvorgängen im Laufe der Zeit geringer werden. Die Wachstumswirkungen sind im zweiten Jahr der Maßnahme auch bei vollem Lohnausgleich negativ, weil es in diesem Fall durch eine Beschleunigung des Preisanstiegs zu Reallohnsenkungen kommt. Bei fehlendem Lohnausgleich kommt es zu Wachstumseinbußen durch die Auswirkungen des Rückgangs der staatlichen Transfers auf den privaten Verbrauch; Preiseffekte ergeben sich in diesem Fall praktisch nicht. Die durch einen vollen Lohnausgleich ausgelösten zusätzlichen Preissteigerungen dämpfen die Exportentwicklung, durch die gleichzeitige Dämpfung der Einfuhrentwicklung bleiben allerdings die Wirkungen auf den Außenbeitrag gering. In beiden Fällen kommt es auch zu einer Verbesserung der Finanzierungsposition des Staates. Insgesamt decken sich also die wesentlichen Schlußfolgerungen dieser Untersuchung mit denjenigen der Studie des Ifo-Instituts. 255

Von diesen Ergebnissen her erscheint es sinnvoll, forcierte Arbeitszeitverkürzungen als Element einer mittelfristig angelegten Strategie mit dem Ziel einer Verringerung des 26) Arbeitsmarktungleichgewichts zu berücksichtigen . Arbeitszeitverkürzungen über das im Referenzszenario angenommene Ausmaß hinaus werden in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre nur schrittweise und nur unter Berücksichtigung aller Arten von Arbeitszeitflexibilisierung und -Verkürzung möglich sein. Hier werden nur die Formen berücksichtigt, die sich in einer Änderung der durchschnittlichen jährlichen Arbeitszeit niederschlagen. Die Reduzierung der Lebensarbeitszeit, die in den kommenden Jahren hauptsächlich in Form von Vorruhestandsregelungen stattfinden dürfte, schlägt sich in einer Verringerung des Erwerbspersonenpotentials nieder; deren Auswirkungen sind bereits im Abschnitt 14.1 behandelt worden. Die Reduzierung der durchschnittlichen jährlichen Arbeitszeit ist in Form einer Verkürzung der täglichen oder wöchentlichen Arbeitszeit aber auch etwa einer Urlaubsverlängerung möglich. Auch eine Ausweitung der Teilzeitarbeit, Flexibilität

von Arbeitszeitregelungen

die durch eine

verstärkte

zu erreichen wäre, führt zu einer geringeren

durchschnittlichen Arbeitszeit. Bei Ausnutzung all dieser Formen von Arbeitszeitverkürzung erscheint es nicht urlrealistisch, von 1986 an einen Rückgang der tariflichen jährlichen Arbeitszeit (nach der IAB-Arbeitszeitrechnung) mit einer Jahresrate anzunehmen, die um 1,5 Prozentpunkte niedriger ist als im Referenzszenario. Unter Berücksichtigung der gegenüber dem Referenzszenario unveränderten Arbeitszeitentwicklung der Selbständigen ergibt sich für die effektive durchschnittliche Arbeitszeit aller Erwerbspersonen im Zeitraum 1984 bis 1990 damit ein jährlicher Rückgang um 1,9 vH gegenüber 1 vH im Referenzszenario. In früher

veröffentlichten

Modellrechnungen mit der DIW-Version des kurzfristigen

ökonometrischen Modells der Wirtschaftsforschungsinstitute wurden die Auswirkungen von Arbeitszeitverkürzungen bei unterschiedlichen Annahmen über ihre Produktivitätseffekte 27) und über Varianten des Lohnausgleichs untersucht

. Bei der Simulationsrechnung mit

dem DIW-Langfristmodell, deren Ergebnisse hier vorgelegt werden, ist auf die Untersuchung einer Bandbreite von Produktivitätseffekten verzichtet worden, und stattdessen nur mit dem sich aus den entsprechenden Schätzfunktionen ergebenden Effekt gerechnet worden, der eher der in der früheren Untersuchung gesetzten Untergrenze entspricht. Das bedeutet nicht, daß diesem eine höhere Wahrscheinlichkeit zugeordnet wird, die Ergebnisse sind nach wie vor unter Berücksichtigung der verbleibenden Unsicherheit an dieser 256

Stelle zu interpretieren. Bezüglich der Varianten des Lohnausgleichs beschränkt sich die vorliegende Darstellung auf den Fall, in dem ein Lohnausgleich in Höhe der induzierten Produktivitäts- und Preiseffekte erfolgt. Die hier vorgelegten Ergebnisse sind mit der entsprechenden Variante der Rechnungen mit dem Konjunkturmodell des DIW auch quantitativ vergleichbar. Wie bereits in der genannten früheren Untersuchung des DIW gezeigt, hängt die Höhe der Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung auf die Beschäftigung entscheidend von den Annahmen über das Verhalten des Staates ab. Hier ist angenommen worden, daß der Staat die verstärkte Arbeitszeitverkürzung nicht zum Anlaß für eine zusätzliche Konsolidierung nimmt, sondern daß zusätzliche Einstellungen erfolgen. Unterstellt man auch für den staatlichen Bereich, wenn auch in geringem Umfang, Produktivitätseffekte der verstärkten Arbeitszeitverkürzung, so ist bei gleichem realem Beitrag des Staates zum Bruttoinlandsprodukt wie im Referenzszenario gegenüber dem Referenzszenario

die Verstärkung des Beschäftigungszuwachses

entsprechend geringer als die zusätzliche Arbeits-

zeitverkürzung. In Anlehnung an die genannte frühere Untersuchung des DIW zur Arbeitszeitverkürzung wird ein Produktivitätseffekt von 20 vH der Reduzierung der Arbeitszeit 28) angenommen

. Gesamtwirtschaftlich ergibt sich unter den genannten Annahmen für den

Staat im Zeitraum 1984 bis 1990 bei der um 0,9 Prozentpunkte verstärkten jährlichen Arbeitszeitverkürzung eine Beschleunigung der jährlichen Zunahme der Stundenproduktivität um 0,4 Prozentpunkte, der implizierte Produktivitätseffekt von Arbeitszeitverkürzungen beträgt also etwas weniger als 50 vH. Für die Lohnpolitik im privaten Bereich wird angenommen, daß der Anstieg der Stundenlohnsätze wie im Referenzszenario etwa der Summe aus Produktivitäts-und Preissteigerungrate entspricht. Das heißt, daß bei Arbeitszeitverkürzungen ein Lohnausgleich nur im Umfang der Beschleunigung des Produktivitätsfortschritts

erfolgt. Im Ergebnis bleibt

allerdings die Beschleunigung des Lohnanstiegs hinter der des Produktivitätsfortschritts zurück. Verringerte Auslastung und Importstückkosten geben den Anstoß zu verringerten Preissteigungsraten, die zu niedrigeren Lohnsteigungsraten führen. Über niedrigere Lohnstückkosten verstärkt sich dieser Prozess mit dem Ergebnis, daß die Lohnstückkosten um 0,2 Prozentpunkte langsamer steigen als im Referenzszenario,

so daß es durch die

Arbeitszeitverkürzung also per Saldo zu einer Kostenentlastung der Unternehmen gegenüber dem Referenzszenario kommt, die in niedrigeren Preissteigungsraten in der gleichen Größenordnung weitergegeben wird.

257

Die angenommenen zusätzlichen Einstellungen beim Staat sind nur wahrscheinlich, wenn der Anstieg der Bruttoeinkommen je Stunde für die beim Staat Beschäftigten nicht wesentlich höher ausfällt als im Referenz szenario. Die Sozialleistungen sind großenteils an die Pro-Kopf-Einkommen gebunden. Da der Anstieg der Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit je beschäftigtem Arbeitnehmer um fast einen Prozentpunkt niedriger ausfällt als im Referenzszenario, ergibt sich - wenn nicht entgegenwirkende

politische Regelungen getroffen

werden - ein

entsprechend

schwächerer Anstieg der Sozialleistungen. In erster Linie ist diese Annahme der Grund dafür, daß sich das Finanzierungsdefizit des Staates gegenüber dem des Referenzszenarios halbiert. Es wäre allerdings nicht unrealistisch anzunehmen, daß in diesem Fall die 29) Sozialbeiträge entsprechend gesenkt werden würden

. Die hier angenommenen unver-

änderten Regelungen in diesem Bereich bedeuten tendenziell eine Verringerung der Zunahme des verfügbaren Einkommens (insgesamt um 0,4 Prozentpunkte p.a.) und damit des privaten Verbrauchs als einer wesentlichen Wachstumskomponente. Die durch die verstärkte Arbeitszeitverkürzung ausgelöste Wachstumsabschwächung ist relativ gering. Der reale private Verbrauch nimmt mit einer um 0,2 Prozentpunkte langsameren jährlichen Rate zu als im Referenzszenario. Da aufgrund des abgeschwächten Wachstumstempos der Güterverwendung auch die Einfuhr langsamer steigt, fällt der Außenbeitrag höher aus als im Referenzszenario. Die Wachstumsrate des Sozialprodukts ist nur geringfügig kleiner als unter den Bedingungen des Referenzszenarios. Die Beschäftigungseffekte der Arbeitszeitverkürzung machen im Jahr 1990 insgesamt 750 000 Personen aus. Davon entfallen rund 250 000 Personen auf den Staat, die übrigen 500 000 auf den privaten Bereich. Die Arbeitslosigkeit könnte sich um rund eine halbe Million Personen verringern. Dabei ist eine Mobilisierung von Personen in der Stillen Reserve unterstellt, wie sie bei einer Verbesserung der Beschäftigungslage im Durchschnitt der Vergangenheit erfolgte. Unberücksichtigt bleibt also, daß die Verkürzung und Flexibilisierung der Arbeitszeit

in

überdurchschnittlichem Umfang zu einer Mobilisierung der Stillen Reserve führen k a n n ^ .

258

15.6

Verstärkte Lohnzurückhaltung

15.6.1

Theoretische

und

empirische

Argumente

zum

Reallohn-Beschäftigungs-

Zusammenhang Ob eine verstärkte Lohnzurückhaltung ein Element einer mittelfristigen Strategie zur Verringerung der Arbeitslosigkeit sein kann, ist umstritten. Obwohl sich seit dem Ende der siebziger Jahre eine Akzentverschiebung ergeben hat, so daß heute in der Argumentation stärker auf die Lohnstruktur als auf das Lohnniveau als wesentliche - wenn nicht entscheidende - Determinante der Beschäftigungssituation abgestellt w i r d ^ , wird in der wirtschaftspolitischen Diskussion in der Bundesrepublik regelmäßig die These eines inversen Zusammenhangs zwischen Lohnhöhe und Beschäftigung vertreten. Die theoretische Begründung für einen solchen inversen Zusammenhang stützt sich vor 32) allem auf folgende drei Wirkungsmechanismen

. Eine Reallohnsenkung erlaubt im Modell

des gewinnmaximierenden Unternehmens bei vollkommener Konkurrenz ein niedrigeres Grenzprodukt des Faktors Arbeit. Das bedeutet bei substitutiven Produktionsfaktoren eine geringere Kapitalintensivität

und dies bei (kurzfristig) gegebenem Kapitalstock eine

höhere Beschäftigung. Mittelfristig führen "zu hohe" Reallöhne zu einer "zu niedrigen" Kapitalrentabilität und dies zu einer unzureichenden Investitionstätigkeit, die schließlich eine Kapitalmangel-Arbeitslosigkeit h e r v o r r u f t ^ . Schließlich wird auf Vorstellungen über die Produktion des Technischen Fortschritts rekurriert, indem darauf verwiesen wird, daß "zu hohe" Reallöhne in Richtung auf arbeitssparenden Technischen Fortschritt wirken, so 34) daß langfristig technologische Arbeitslosigkeit resultiert . Ein weiteres Argument für einen inversen Zusammenhang zwischen Lohnhöhe und Beschäftigung bezieht sich auf außenwirtschaftliche Effekte: Lohnerhöhungen führen über eine stärkere Kostenbelastung zu Preiserhöhungen, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit verschlechtern. Die Folge ist eine Verschlechterung der Leistungsbilanz. Teilweise wird die Argumentation weiter geführt, indem darauf verwiesen wird, daß die Leistungsbilanzverschlechterung

den Spielraum der Wirtschaftspolitik

einengt so daß

weitere kontraktive Prozesse ausgelöst werden können. Wechselkursanpassungen spielen für die Wirkungen einer Lohnpolitik nur eine geringfügige R o l l e " ^ , zumal ein kurzfristiger und vollständiger Ausgleich von international unterschiedlichen Preisentwicklungen über den Wechselkurs nach den Erfahrungen der letzten Jahre unwahrscheinlich ist. 259

Die Position eines inversen Zusammenhangs zwischen Lohnhöhe und Beschäftigung ist jedoch zu relativieren. Insbesonders stellt die Argumentation ausschließlich auf die Kosteneffekte einer Lohnänderung ab, vernachlässigt aber deren Kreislaufwirkungen. Die Erhöhung der Lohneinkommen kann unter bestimmten Bedingungen zu steigenden Konsumausgaben führen. Soweit die Höhe der Nachfrage von Bedeutung für die Investitionstätigkeit ist, wird ein Multiplikator-Akzeleratorprozess in Gang gesetzt, der schließlich zu einer Verbesserung der ursprünglich verschlechterten Gewinnsituation führen kann. Von entscheidender Bedeutung für den Erfolg einer Lohnpolitik sind die Preisreaktionen der Unternehmen. Von ihnen hängt es ab, ob eine Nominallohnänderung - und darum handelt es sich ja bei jeder Lohnänderung zunächst - im Endeffekt überhaupt zu einer Reallohnänderung führt. Auch die Wirkungskette Lohnerhöhung, Kapitalexporte, Abwertung, Preiserhöhung kann tendenziell zu einem Reallohnausgleich führen. In diesem Zusammenhang wird auch die Bedeutung der Geldpolitik für den Erfolg einer Lohnpolitik klar. Empirische Untersuchungen können die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Lohnhöhe und Beschäftigung nicht eindeutig klären. Je nach theoretischem Ausgangspunkt und methodischem Ansatz kommen sie zu unterschiedlichen Ergebnissen. So ergibt sich in einer Untersuchung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft für den Zeitraum 1973 bis 1981, daß ein um einen Prozentpunkt niedrigerer Anstieg der Nominallöhne innerhalb von drei Jahren zu einem Anstieg der Beschäftigtenzahl um rund 175 000 Personen f ü h r t " ^ . Eine andere Untersuchung desselben Instituts für die siebziger Jahre kommt zu dem Ergebnis, daß eine Reallohndämpfung von 1 vH nach drei Jahren zu einer Mehrbeschäftigung von annähernd 400 000 Personen führen könnte"^. Diese Untersuchungen können aber keinen Anspruch darauf erheben, alle relevanten Aspekte des Problems berücksichtigt zu haben, weil sie sich auf Einzelgleichungsmodelle stützen und Kreislaufzusammenhänge nicht berücksichtigen. Eine empirische Untersuchung für Belgien, die sich auf eine Reihe von ökonmetrischen Modellen für dieses Land stützt, und darunter auch solchen, die durch Berücksichtigung des vintage-Gedankens den Prozess des Auf- und Abbaus von Kapazitäten explizit abbilden, kommt zu dem Ergebnis, daß die kurzfristige Beschäftigungselastizität von 38) Reallohnänderungen sehr klein ist

. Längerfristig

allerdings wird ein signifikanter

negativer Wert ermittelt, der hauptsächlich auf Kapazitätseffekte durch Änderungen der Verschrottungsrate zurückzuführen ist. 260

15.6.2

Simulation verstärkter Lohnzurückhaltung mit dem DIW-Langfristmodell

Simulationen mit dem DIW-Langfristmodell

zu den Auswirkungen einer

verstärkten

Lohnzurückhaltung führen zu dem Ergebnis, daß in dem betrachteten 7-Jahres-Zeitraum praktisch kein Zusammenhang zwischen Reallohnhöhe und Beschäftigung besteht. Allerdings ist bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten, daß sie in erster Linie auf die Kreislaufzusammenhänge abstellen und damit nicht den Anspruch erheben können, den Problembereich vollständig zu erfassen. Zur Darstellung der Auswirkungen einer verstärkten Lohnzurückhaltung sind zwei Szenarien mit extremen Annahmen über die Preispolitik der Unternehmen gerechnet worden. Im ersten Fall wird unterstellt, daß die Verringerung des Stückkostenanstiegs in dem Umfang, der aus der Vergangenheitsentwicklung geschätzt worden ist, in Form von geringeren Preissteigerungen weitergegeben wird. Im anderen Fall wird angenommen, daß die Preise rigide in bezug auf die niedrigeren Stückkosten sind. Das tatsächliche Verhalten dürfte sich zwischen diesen Extremen bewegen. In beiden Szenarien bleibt die Lohnsatzentwicklung um mehr als einen Prozentpunkt hinter der Summe aus Preis- und Produktivitätsanstieg zurück, so daß es zu einer Verringerung der Lohnquote gegenüber dem Referenzszenario kommt. Dementsprechend verringert sich der Anstieg der Lohnstückkosten. Im ersten Fall führt der verringerte Stückkostenanstieg dazu, daß sich auch der Preisanstieg für die inländischen Verwendungskomponenten und die Ausfuhr erheblich verlangsamt. Die Relation zwischen Ausfuhrpreisen und den in DM gerechneten Weltmarktpreisen verschiebt sich zugunsten der deutschen Exporteure. Nur teilweise wird diese Tendenz durch eine stärkere Aufwertung ausgeglichen, die in Reaktion auf die Verschiebung der Preisrelation und auf die Verbesserung des realen Außenbeitrags erfolgt. Die verstärkte Aufwertung hat all die Auswirkungen, die im Abschnitt 14.3.2 im einzelnen dargestellt worden sind. Insbesonders ist damit zu rechnen, daß sich auch der Preisanstieg für importierte Güter verlangsamt. Dieser Effekt ist allerdings nicht so stark wie die Verlangsamung der Ausfuhrpreisentwicklung, so daß sich unter den gemachten Annahmen im Ergebnis die Terms of Trade erheblich stärker als im Referenzszenario verschlechtern. Aufgrund der stärkeren Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit wächst die Ausfuhr mit höheren Raten als im Referanzszenario. Die Einfuhrentwicklung ist haupt261

Tabelle

Auswirkungen einer verstSrkten Lohnzuruckhaltung Entwicklung wichtiger Kenngrößen in den Szenarien Durchschnittliche jährliche VerSnderungsraten im Zeitraum 1984 bis 1990 in vH

Einkommensverwendung zu jeweiligen Preisen Privater Verbrauch Anlageinvestititonen der Unternehmen Ausfuhr Einfuhr #v Nachr. AuGenbeitrag in Mrd. DM Bruttosozialprodukt

4.1 6,0 6.3 6,2 66,0 4,5

2,1 3,9 4.9 5,1 47,0 2,4

3,8 5,8 6,1 5,7 80,0 4,2

1.5 3,1 1.2 3,4 3,0 75,0 1,9

1.2 2,9 1.2 3.6 2.7 93,0 1,9

•1.1 2,9 1.2 3,3 2.8 79,0 1,7

2.7 2,8 3.0 -0.2 2,6

0.9 1.3 2,3 -0,1 0,5

2,6 2,7 2.8 -0.1 2.5

2,8 25 290 2 290 5,1 4,3

2.8 25180 2 300 2.5 1.7

2,6 25 280 2 230 3,9 3,2

4.7 54.1 4,2

3,4 52,3 2,1

6,3 51.1 3.8

3.1

3,1

3.1

4,3 -1,0

4,3 -1.9

M

M

4.3 -1.3 0.3 3,1

Einkommensverwendung zu Preisen von 1976 Privater Verbrauch Anlageinvestitionen der Unternehmen Anlageinvestitionen des Staates Ausfuhr Einfuhr Nachr. AuBenbaitreg in Mrd. DM Bruttosoz ialprodukt Preisindizes Güterverwendung im Inland Ausfuhr Einfuhr Nachr. Terms of Trade Bruttosozialprodukt

Einkommensverteilung und Arbeitsmarkt Arbeitsproduktivität (DM/SturaJa) Erwerbstätige in 1000 Personm Arbeitslose in 1000 Personen Stundenlohnsatz Bruttoeinkommen aus unselbst. Arbeit Bruttoeink. aus Unternehmertätigkeit und Vermögen Lohnquote (Prozentpunkte) Verfügbares Einkommen

Außenwirtschaftliche EinfluBfaktoren Welthandelsvolumen Durchschnittswertindex des Welthandelsvolumen auf $-Basis DM/US-$ Wechselkur» Minpcelpleinfuhrzu Preisen vpn 1976 Preisindex der Mineraloieinfunr • ) absolute Werte im Jahr 1990. Quelle: Eigene Berechnungen.

262

sächlich aufgrund der schwächer wachsenden inländischen Verwendung gegenüber dem Referenzszenario gedämpft, hin zu kommt die Verschlechterung der relativen Preise importierter gegenüber inländischen Gütern. Die Mengeneffekte im Außenhandelsbereich resultieren in einer Erhöhung des realen Außenbeitrags gegenüber dem Referenzszenario von 18 Mrd. DM im Jahr 1990. Aufgrund der ungünstigeren Entwicklung der Terms of Trade entspricht dem aber keine Erlösverbesserung, der nominale Außenbeitrag ist um fast ein Drittel niedriger als im Referenzszenario. Im Ergebnis läuft das Szenario darauf hinaus, daß ein größerer Teil des Sozialproduktes ohne Gegenleistung in Form von Ansprüchen auf zukünftige Rückflüsse der übrigen Welt zur Verfügung gestellt wird. Die preisbereinigte

Entwicklung der privaten inländischen

Endnachfragekomponenten

bleibt trotz des höheren Außenbeitrags hinter der des Referenzszenarios zurück. Bei den Anlageinvestitionen der Unternehmen wirken verschiedene entgegengesetzte Einflüsse. Die Finanzierungsbedingungen verbessern sich deutlich: die Selbstfinanzierungsquote ist im Jahr 1990 um einen Prozentpunkt höher als im Referenzszenario. Die relativen Preise der Produktionsfaktoren werden durch das Verhältnis des Lohnsatzes (im privaten Bereich) zu den Nutzungskosten für Kapitalgüter abgebildet. Die wichtigsten Einflußgrößen der Nutzungskosten sind der Preisindex für Investitionsgüter und ein längerfristiger Zinssatz. Bei einer Lohnzurückhaltung, bei der die geringeren Stückkosten in den Preisen weitergegeben werden, kommt es nicht nur zu einem verminderten Anstieg der Lohnsätze, sondern gleichzeitig zu einem verstärkten Rückgang der Nutzungskosten, weil sich die Preise der Investitionsgüter weniger schnell entwickeln und gleichzeitig die Nominalzinssätze niedriger sind als im Referenzszenario. Daraus resultiert in diesem Szenario ein um einen Prozentpunkt stärkerer

Anstieg der relativen Preise, so daß sich die Anreize

für

Rationalisierungsinvestitionen verstärken. Dämpfend auf den Investitionsanstieg wirkt, daß es bei niedrigerer Produktion - gemessen an der Güterverwendung insgesamt - zu einer Verschlechterung der längerfristigen Absatzerwartungen kommt. Per Saldo nehmen die Investitionen der Unternehmen etwas schwächer zu als im Referenzszenario. Die Entwicklung der Reallohnsätze bleibt in diesem Szenario hinter dem Produktivitätsanstieg zurück. Demzufolge steigen auch die Einkommen aus unselbständiger Arbeit mit einer erheblich geringeren Rate als im Referenzszenario. Hinzu kommt der oben beschriebene Terms of Trade-Effekt einer verstärkten Aufwertung. Durch die Entnahmen und die Übertragungen kann das nicht ausgeglichen werden, so daß der Anstieg des verfügbaren Einkommens stärker hinter dem des Referenzszenarios

zurückbleibt, als es nur der

Abschwächung des Preisanstiegs entsprechen würde. Nur teilweise und vorübergehend wird 263

dies durch eine niedrigere Sparquote ausgeglichen, im Endeffekt wird die Entwicklung des privaten Verbrauchs gedrückt. Die Verschiebung der relativen Preise zugunsten der Kapitalkosten gegenüber dem Referenzszenario führt dazu, daß sich die Beschäftigung trotz der fast unveränderten Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts ungünstiger entwickelt. Im zweiten Fall werden die niedrigeren Stückkosten nicht in den Preisen weitergegeben. Wenn die Preissteigerungsraten trotzdem geringfügig unter denen des Referenzszenarios liegen, kommt darin die niedrigere Auslastung aufgrund des verringerten Wachstums, das schließlich aus dieser Konstellation resultiert, zum Ausdruck. Auch in diesem Fall verstärkt sich die Aufwertungstendenz der D-Mark, der Grund liegt in der Verbesserung des realen Außenbeitrags gegenüber dem Referenzszenario. Die Folge ist, daß sich die Einfuhr gegenüber dem Referenzszenario verbilligt, während sich die Preisrelation der Exporte gegenüber dem Weltmarkt verschlechtert. Im Gegensatz zu dem Szenario ohne Preisrigidität wird demzufolge die Exportentwicklung - wenn auch nur geringfügig - gedämpft. Bei der Einfuhr wird deren Verbilligung gegenüber dem Referenzszenario durch die Effekte, die von dem verlangsamten Wachstum ausgehen, überkompensiert. Hauptsächlich aus dem verringerten Importanstieg resultiert ein realer Außenbeitrag, der etwas über dem des Referenzszenarios liegt. Da sich die Terms of Trade etwas günstiger entwickeln als im Referenzszenario, verbessern sich auch die Erlöse aus dem Außenhandel deutlich. Die Lohnzurückhaltung hat zur Folge, daß die Nettolohn- und -gehaltsumme im Jahr 1990 um rund 50 Mrd. DM niedriger ist als im Referenzszenario; gleichzeitig sind auch die Transfereinkommen der Haushalte, die zum Teil an die Lohnentwicklung gekoppelt sind, um 18 Mrd. DM niedriger. Dies kann durch die Zunahme der entnommenen Gewinne und Vermögenseinkommen um rund 35 Mrd. DM gegenüber dem Wert des Referenzszenarios nicht ausgeglichen werden, so daß sich das verfügbare Einkommen entsprechend langsamer entwickelt. Bei nur geringfügig verringertem Preisanstieg kommt es zu erheblichen Nachfrageausfällen beim privaten Verbrauch; das gilt, obwohl bei der Sparquote der Struktureffekt

durch die Verschiebung zu den Gewinneinkommen durch den zyklischen

Effekt bei sich verlangsamender Einkommensentwicklung überkompensiert wird und im Ergebnis die Sparquote niedriger ist als im Referenzszenario.

264

Der Anstieg der Selbstfinanzierungsquote der Unternehmensinvestitionen gegenüber dem Referenzszenario macht mehr als zwei Prozentpunkte aus. Die Verbesserung der Finanzierungsbedingungen kann aber die Verschlechterung der Absatzerwartungen nicht wettmachen, so daß die Investitionsentwicklung sich gegenüber dem Referenzszenario abflacht. Sie ist trotz des unterschiedlichen Gewichts der einzelnen Einflüsse im Ergebnis etwa genauso groß wie im Fall verstärkter Lohnzurückhaltung ohne Preisrigidität. Durch das verlangsamte Produktionswachstum gegenüber dem Referenzszenario wird auch die Entwicklung des Arbeitskräftebedarfs gedämpft. Die Effekte sind allerdings geringer (die kurzfristige Elastizität beträgt etwa ein Viertel, die langfristige etwas mehr als drei Viertel), weil sich das Produktivitätswachstum verlangsamt. In dieselbe Richtung wirkt der verlangsamte Anstieg (um etwa einen Prozentpunkt) der Lohnsätze im Verhältnis zu den Nutzungskosten für Kapitalgüter. Im Ergebnis resultiert dieselbe Entwicklung des nachgefragten Arbeitsvolumens wie im Referenzszenario. Bei unveränderter durchschnittlicher Arbeitszeit bedeutet das, daß die Erwerbstätigkeit genauso hoch ausfällt wie im Referenzszenario. Die theoretischen Argumente und die empirischen Ergebnisse

machen klar, daß der

Zusammenhang zwischen Lohnhöhe und Beschäftigung in starkem Maße unsicher ist. Mit 39) den Worten von Malinvaud

: "... neither economic theory nor macro-econometric models

can give today the kind of clearcut answers that would be directly useful for policy makers." Aus einer ähnlichen Einschätzung aufgrund der genannten empirischen Untersuchung für Belgien ziehen Dréze und M o d i g l i a n i ^ den Schluß: "•.. that these conclusions give support to a policy of constant real labour incomes, of comprehensive efforts to redistribute work through shorter working hours or related schemes, and of selective efforts to slow down capacity scrapping." Wichtig für die Formulierung wirtschaftspolitischer Strategien ist auch der Hinweis, daß es auch unter der Annahme einer inversen Beziehung zwischen Lohnhöhe und Beschäfti41) gung Alternativen zu einer verstärkten Lohnzurückhaltung gibt

: "Eine besteht in einer

Verringerung des Arbeitsangebots, also in Arbeitszeitverkürzung. Eine andere in einer Modernisierungsstrategie, d.h. in dem, was Keynes im Auge hat, wenn er 'squeezing the higher wages out of increased efficiency 1 empfiehlt." Für die Formulierung einer gebündelten Strategie zur Verringerung der Arbeitslosigkeit wird gefolgert, daß eine Lohnzurückhaltung über das im Referenzszenario angenommene Ausmaß hinaus kein sinnvolles Element einer solchen Strategie ist. 265

15.7

Eine gebündelte Strategie

Keine der oben untersuchten Einzelmaßnahmen reicht aus, die Arbeitslosigkeit in einem auch qualitativ bedeutenden Ausmaß einzudämmen. Auch bei forcierten Arbeitszeitverkürzungen, von denen für sich genommen unter den genannten Bedingungen die größten Entlastungswirkungen auf dem Arbeitsmarkt erwartet werden, würde die für das Jahr 1990 erwartete Arbeitslosigkeit in der Größenordnung von 1,8 Millionen Personen liegen. Eine stärkere Dimensionierung der Maßnahmen stößt an Grenzen, die oben im Einzelnen aufgezeigt wurden; sie liegen hauptsächlich in den dann zu erwartenden bruchhaften Verhaltensänderungen. Hinzu kommt, daß jede einzelne Maßnahme spezifische Nachteile in bezug auf bestimmte wirtschaftspolitische Ziele hat, daß sie sich aber als Elemente einer gebündelten Strategie ergänzen (s. Tabelle 34).

Tabelle 34 Zielverietzung bei unterschiedlichen wirtachaftspoli tischen Optionen Wachstum^

Arbeitslosig2

AuQenbeitrag 3

losigkeit ^

BSP

nom *

Finanzie4

real ^

rungssaldo3^

Referenzszenario

1,9

2,29

2,6

66

75

-21

Innovationen

2,4

2,17

2,4

72

56

9

Umweltinvestitionen

1,9

2,20

2,7

57

68

-14

Infrastrukturinvestitionen

2,0

2,20

2,7

56

69

-27

Soziale Dienstleistungen

2,0

1,93

2,5

63

73

-21

Arbeitszeitverkürzungen

1,8

1,79

2,4

72

81

-9

1) 2) 3) 4)

Durchschnittliche jährliche Veränderungsrate in vH Millionen Personen Mrd. DM zu jeweiligen Preisen Mrd. DM zu Preisen von 1976

Quelle: Eigene Berechnungen.

266

Inflation^

Während die Strategie einer beschleunigten Einführung von Innovationen in der Industrie zu einer erheblichen Verbesserung der Wachstumsaussichten führen würde, sind ihre Arbeitsmarktwirkungen im Verhältnis dazu gering. Umgekehrt wird die Entlastung des Arbeitsmarktes

durch

forcierte

Arbeitszeitverkürzungen

mit

einer

Dämpfung

des

Wachstums bezahlt. Die Verstärkung von Umweltinvestitionen würde tendenziell zu einer Verstärkung des Preisauftriebs, aber zumindest mittelfristig kaum zu einer Verbesserung von Wachstum und Beschäftigungslage führen. Bei den hauptsächlich in die Verantwortung des Staates fallenden wirtschaftspolitischen Optionen - Ausweitung von Infrastrukturinvestitionen und Dienstleistungsangebot - ist zumindest mit keiner Verbesserung der Finanzierungsposition des Staates zu rechnen. Zentrale Elemente einer gebündelten Strategie sind die beschleunigte Einführung von Innovationen in der Industrie, ergänzt durch verstärkte Umweltinvestitionen und flankiert 42) von forcierten Arbeitszeitverkürzungen

. Die Verwirklichung dieser Aufgaben hängt in

erster Linie vom Verhalten der Wirtschaftssubjekte ab. Der Staat kann hier lediglich Impulse geben und Unterstützung leisten. Die Spielräume, die der Staat gewinnt, wenn es zu solchen Verhaltensänderungen kommt, kann er nutzen, in seinem Verantwortungsbereich zu einer Modernisierung der Volkswirtschaft beizutragen, indem er für eine moderne leistungsfähige Infrastruktur sorgt und gleichzeitig den Strukturwandel

zu personenbezo-

genen Dienstleistungen in Richtung auf den Standard vergleichbarer

Industrieländer

voranbringt. Ungeeignet als Element einer gebündelten Strategie erscheint eine verstärkte Lohnzurückhaltung, die zu Verteilungsrelationen führen würde, die außerhalb des Erfahrungsbereichs seit Beginn der sechziger Jahre lägen. Dafür spricht nicht nur, daß ihre Auswirkungen durchaus unsicher sind, sondern auch, daß die Modernisierung der Wirtschaft durch gemeinsame Anstrengung aller am Wirtschaftsprozess Beteiligten nur gelingen kann, wenn der soziale Konsens nicht in Frage gesteilt wird. Eine bloße Addition der bei den einzelnen Elementen getroffenen Annahmen ist nicht sinnvoll, weil auch dadurch Grenzen in den Größenordnungen erreicht werden würden, jenseits derer mit bruchhaften Verhaltensänderungen zu rechnen wäre. Für die im Unternehmensbereich zusätzlich mobilisierbaren autonomen Investitionen - d.h. über das Volumen hinausgehend, das sich aufgrund der Konstellationen der in der Investitionsfunktion berücksichtigten Einflußgrößen ergibt - wurde in dem Sechsjahreszeitraum 1985 bis 1990 ein Volumen von 60 Mrd DM zu Preisen von 1976 angenommen, das 267

sich auf

innovative und Umweltschutzinvestitionen aufteilt. Der Staat fördert

und

unterstützt diese Innovationen. Zur Berücksichtigung der damit verbundenen Kosten werden zusätzliche Übertragungen von den Gebietskörperschaften an die Unternehmen in Höhe von 10 vH der zusätzlich mobilisierten Investitionssumme angenommen. Im Zuge der beschleunigten Einführung von Innovationen wird der Kapitalstock der Unternehmen verjüngt, auf der Seite der Abgänge stellt sich das als Erhöhung der Abgangsrate dar; im Jahr 1990 ist sie - wie im Szenario verstärkter Innovationen -um 0,3 Prozentpunkte höher als im Referenzszenario (3,6 vH). Aufgrund der vestärkten Einführung von Innovationen in der Industrie ergibt sich eine autonome - d.h. von den EinflußgröGen in den entsprechenden Modellgleichungen unabhängige - Beschleunigung des Produktivitätsfortschritts

im Unternehmensbereich. Dieselbe

Wirkung haben die forcierten Arbeitszeitverkürzungen. Der gemeinsame Effekt wird durch eine Erhöhung der Rate des autonom arbeitssparenden Technischen Fortschritts abgebildet. Dabei ist berücksichtigt, daß die zusätzlichen Umweltinvestitionen mittelfristig keine Beschleunigung des Produktivitätsfortschritts auslösen. Die sich für das Gesamtszenario ergebende Produktivitätsbeschleunigung gegenüber dem Referenzszenario

erfaßt

aber

darüber hinaus eine weitere - endogen ermittelte - wachstumsinduzierte Beschleunigung des Produktivitätsfortschritts. Auf die Rate des Produktivitätsanstiegs für die gesamte Volkswirtschaft wirken darüber hinaus die entgegengesetzten Einflüsse der Ausweitung des personenbezogenen Dienstleistungsangebots durch zusätzliche Beschäftigung bei den privaten Organisationen und der Arbeitszeitverkürzung beim Staat. Insgesamt ist die Beschleunigung des Produktivitätsanstiegs beachtlich (s. Tabelle 35). Es erscheint unrealistisch, daß die Arbeitnehmer daran nicht oder nur im geringen Umfang teilnehmen, wie es für das Innovationsszenario

angenommen worden war. Es wird

deswegen unterstellt, daß der Gewichtungsfaktor für die Zusammensetzung des produktivitätsorientierten Referenzszenarios

Anstiegs der Stundenlohnsätze aus dem des Alternativmit

0,75 zwischen denen des Innovationsszenarios

und des

(0,5) und des

Szenarios forcierter Arbeitszeitverkürzungen (1) liegt. Im Ergebnis führt diese Annahme dazu, daß sich die Lohnquote im Jahr 1990 gegenüber der des Referenzszenarios praktisch nicht verändert. Die Beschleunigung des Produktivitätsanstiegs, die nicht vollständig in höheren Lohnsteigerungsraten weitergegeben wird, führt zu Kostenentlastungen und in der Folge zu einer Dämpfung des Preisanstiegs. Für die Ausfuhrpreise wurde demgegenüber angenommen, 268

Tabelle

5

Eine gebündelte Strategie Entwicklung wichtiger Kenngrößen in den Szenarien Durchschnittliche jährliche Veränderungsraten im Zeitraum 1984 bis 1990 in vH Referenzsszenario

Gebundelte Strategie

Einkommensverwendung zu jeweiligen Preisen Privater Verbrauch Anlageinvestititonen der Unternehmen Ausfuhr Einfuhr Nachr. Außenbeitrag in Mrd. DM Bruttosozialprodukt

4.1 6,0 6,3 6.2 66,0 4,5

4,4 7,3 6,9 7.0 58,0 5.1

Einkommensverwendung zu Preisen von 1976 Privater Verbrauch Staatsverbrauch Anlageinvestitionen der Unternehmen Anlageinvestitionen des Staates Ausfuhr Einfuhr Nachr. Außenbeitrag in Mrd. DM Bruttosozialprodukt

1,5 1,0 3.1 1.2 3,4 3,0 75,0 1,9

2,1 1.7 4.8 3.8 3.9 4,5 49,0 2,5

2.7 2.8 3,0 -0,2 2,6

2,4 2,8 2.4 0,4 2.5

Preisindizes Güterverwendung im Inland Ausfuhr Einfuhr Nachr. Terms of Trade Bruttosozialprodukt

Einkommensverteilung und Arbeitsmarkt Arbeitsproduktivität (DM/Stun(J&) Erwerbstätige in 1000 Personen Arbeitslose in 1000 Personen Stundenlohnsatz Bruttoeinkommen aus unselbst. Arbeit Bruttoeink. aus Unternehmertätigkeit und Vermögen Lohnquote (Prozeritpunkte) Verfügbares Einkommen

2,8 25 290 2 290 5.1 4,3

3,5 26 940 1 170 5,5 4,7

4,7 54,1 4.2

6,2 54,0 4,5

4,4 3,8 -21,0

4,9 4,0 0,0

öffentliche Haushalte Einnahmen Ausgaben Finanzierungssaldo in Mrd. DM * ) Werte im Jahr 1990. Quelle:

DIW (1984, S. 368).

269

daß sie sich so entwickeln, als würde die Stückkostenentwicklung nicht anders verlaufen als im Referenzszenario. Trotz der Exportpreisrigidität kommt es im Ergebnis insgesamt zu einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten, die sich in einer gegenüber dem Referenzszenario erhöhten Elastizität der Warenexporte in bezug auf das Welthandelsvolumen und damit Anteilsgewinnen am Welthandel in demselben Umfang wie im Innovationsszenario niederschlägt, weil sich durch die Innovationsanstrengungen die Qualität deutscher Produkte verbessert. Gleichzeitig reagieren die Importeure mit Preiszugeständnissen, um angesichts der Verschiebung der Wettbewerbsfähigkeit ihre Marktanteile zu behaupten. Wie im Innovationsszenario wird dies durch eine Reduzierung der Elastizität der Importpreise in bezug auf den Durchschnittswertindex des Welthandels von 0,65 auf 0,45 berücksichtigt. Die Beschleunigung der Arbeitszeitverkürzung im Rahmen der gebündelten Strategie entspricht der, die im Szenario forcierter Arbeitszeitverkürzungen angenommen worden ist: die tarifliche jährliche Arbeitszeit vermindert sich von 1986 an jährlich um 2,3 vH statt um 0,8 vH. Mit Verzögerung passen sich die effektiven Durchschnittsarbeitszeiten im privaten Bereich und beim Staat daran an. Zur Sicherung einer leistungsfähigen Infrastruktur wird die Zuwachsrate des Staates auf höherem Niveau verstetigt. Die realen Anlageinvestitionen nehmen von 1985 an mit einer Jahresrate von 4 vH zu. Zur Ausstattung der Infrastruktureinrichtungen mit ausreichenden Sachmitteln werden im Rahmen der gebündelten Strategie die Verbrauchsgüterkäufe der Gebietskörperschaften in realer Rechnung von 1985 an mit einer jährlichen Rate von 2,5 vH erhöht. Zum Ausgleich für die Verkürzung der durchschnittlichen Arbeitszeit, zur Personalausstattung von Infrastruktureinrichtungen und zur Verbesserung des öffentlichen Dienstleistungsangebots stellt der Staat zusätzliche Beschäftigte ein. Allerdings wurde die Zahl der Beschäftigten auf 4,4 Millionen Personen im Jahr 1990 - das sind rund 300 Tausend Personen mehr als im Referenzszenario - begrenzt. Wie im privaten Bereich findet auch beim Staat bei Arbeitszeitverkürzungen ein teilweiser Lohnausgleich im Umfang der durch die Arbeitszeitverkürzung ausgelösten Produktivitätsbeschleunigung statt, die allerdings beim Staat erheblich geringer angesetzt wird, als sie sich im privaten Bereich ergibt. Gleichzeitig wird aber im Zusammenhang mit der Einstellung zusätzlicher Beschäftigter zur Verbesserung des öffentlichen Leistungsange270

bots von einer zusätzlichen Dämpfung des Lohnanstiegs im öffentlichen Dienst ausgegangen. Es wird angenommen, daß deshalb die pro Arbeitsstunde gerechneten Einkommen der beim Staat Beschäftigten im Jahr 1990 um rund 0,6 DM niedriger ausfallen, als sie es ohne diese zusätzliche Dämpfung wären. Die

Wachstumswirkungen

einer

solchen

gebündelten Strategie

sind angesichts

der

Wachstumsaussichten unter status-quo Bedingungen beachtlich: das reale Bruttosozialprodukt würde mit einer jährlichen Rate von 2,5 vH (statt 1,9 vH im Referenzszenario) zunehmen. Dieses verstärkte Wachstum wird von einer beschleunigten Zunahme aller Komponenten der Güterverwendung getragen. Besonders stark fällt die Beschleunigung des Investitionswachstums aus, so daß im Jahr 1990 der Anteil der Bruttinvestitionen am Bruttosozialprodukt in realer Rechnung um 2 Prozentpunkte höher ist als im Referehzszenario und damit etwa dem Wert des Jahres 1973 entspricht, allerdings mit einem stärkeren Gewicht der Investitionen gegenüber denen des Staates als in diesem Jahr. Die Einfuhr reagiert mit einer Elastizität, die wesentlich größer als 1 ist, auf die Beschleunigung der Zunahme der gesamten Güterverwendung, zumal es aufgrund der Durchsetzung von Innovationen zu Preiszugeständnissen der Importeure kommt. Daraus »

resultiert im Jahr 1990 ein realer Außenbeitrag, der um ein Drittel niedriger ausfällt als im Referenzszenario. Aufgrund der wegen der erfolgreichen

Innovationsanstrengungen

durchsetzbaren verbesserten Preisrelationen im Außenhandel bleiben aber die Erlöse aus dem Außenhandel nicht im gleichen Ausmaß hinter denen des Referenzszenarios zurück. Etwa im gleichen Ausmaß wie das reale Sozialproduktwachstum beschleunigt sich auch der pro Arbeitsstunde gerechnete Produktivitätsfortschritt, so daß das Arbeitsvolumen in etwa dem des Referenzszenarios entspricht. Bei einer Verringerung der durchschnittlichen Arbeitszeit, die im Jahresdurchschnitt 1984 bis 1990 rund 2 vH ausmacht und damit rund 1 Prozentpunkt über der des Referenzszenarios liegt, bedeutet das eine Mehrbeschäftigung von 1,65 Millionen Personen und damit eine Halbierung der Arbeitslosigkeit innerhalb von sechs Jahren. Der durchschnittliche Preisanstieg für das Bruttosozialprodukt liegt geringfügig unter dem des Referenzszenarios (0,1 Prozentpunkte). Bei einer Verbesserung der Terms of Trade um 0,4 vH p.a. (gegenüber einer Verschlechterung um 0,2 vH p.a. im Referenzszenario) bedeutet das einen jährlichen Preisanstieg für die inländische Güterverwendung, der merklich (0,3 Prozentpunkte) unter dem des Referenzszenarios liegt. Bei der geringeren 271

Preissteigerungsrate fällt der jährliche Anstieg der Stundenlohnsätze um 0,4 Prozentpunkte höher aus als im Referenzszenario, die jährlichen Reallohnsteigerungen - gemessen als Differenz zwischen dem Anstieg des Preisindex der Güterverwendung im Inland und des Stundenlohnsatzes -betragen 3,1 vH gegenüber 2,4 vH im Referenzszenario, Bei beschleunigtem Produktivitätsfortschritt ist trotzdem der jährliche Anstieg der Lohnstückkosten mit 1,8 vH niedriger als im Referenzszenario (2,2 vH). Die Lohnquote sinkt bei dieser Konstellation von 54,8 vH im Jahr 1983 auf 54,0 vH im Jahr 1990 und entspricht damit in etwa der des Referenzszenarios. Der Staat profitiert in erheblichem Umfang von der Wachstumsbeschleunigung, begünstigt durch die von seinen Beschäftigten in Kauf genommenen geringeren Lohnsteigerungen und dem geringen Anstieg der an die pro-Kopf-Einkommen gebundenen Sozialleistungen. Per Saldo steigen die Einnahmen mit einer um fast einen Prozentpunkt höheren Jahresrate als die Ausgaben, (im Referenzszenario betrug die Differenz 0,6 Prozentpunkte). Das Ergebnis könnte ein im Jahr 1990 annähernd ausgeglichener Finanzierungssaldo sein. Es wäre allerdings gerechtfertigt, wenn der Staat die auf diese Weise gewonnenen Spielräume nutzen und damit zu einer zusätzlichen Stärkung der Wachstumskräfte beitragen würde.

272

Fußnoten Fußnoten zu Kapitel 1 1)

Siehe z.B. Martiensen (1984, S. 10).

2)

Siehe z.B. Heilemann (1985).

3)

Siehe DIW (1984) und DIW (1987).

4)

Diese Terminologie weicht von der in der Entscheidungstheorie gebräuchlichen ab. Dort wird der Begriff Risiko zur Kennzeichnung von Entscheidungssituationen angewandt, in denen die Wahrscheinlichkeiten für das Eintreffen verschiedener Umweltzustände bekannt sind. Siehe dazu Schneeweiß (1967, S. 12), der sich bei dieser Festlegung auf Knight (1921) stützt.

Fußnoten zu Kapitel 2 1)

Siehe DIW (1978).

2)

Siehe Krelle, Beckerhoff, Langer, Fuß (1969).

3)

Siehe Uebe (1978).

4)

Siehe Martiensen (1984, S. 10).

5)

Siehe Krelle (1974) und Quinke (1978).

6)

Siehe Krelle, Pauly (1976).

7)

Siehe Heike (1973), Heike, Blazejczak, Nnamoko (1978), Blazejczak (1978) und Nnamoko (1979).

8)

Siehe Blazejczak (1979).

9)

Siehe DIW (1979).

10)

Siehe Krupp (1980), Blazejczak, Teichmann, Zwiener (1980), Blazejczak (1981), Birg, Blazejczak, Görzig, Kirner, Müller, Stille (1981), DIW, EWI, RWI (1981), Krupp (1981), Birg, Voigt (1982), Blazejczak (1984), Filip-Köhn, Horn (1985).

11)

Vgl. Martiensen (1984, S. 10).

12)

Siehe Zwiener (1980), Pohl, Zwiener (1982) und Zwiener (1984) sowie Erber, Haas, Kiy (1984).

13)

Siehe Intrilligator (1978, p. 2).

14)

Vgl. Taylor (1981, p. 177).

15)

Siehe Heike (1973, S. 23).

273

16)

Siehe Howrey, Klein, McCharthy, Schink (1981, p. 27).

17)

Siehe Grunfeld, Griliches (1960). Siehe auch Fair (1984, p. 19).

18)

Siehe Sims (1980).

19)

Vgl. Sims (1980, p. 3).

20)

Vgl. Sims (1980, p. 3).

21)

Vgl. Sims (1982, p. 123).

22)

Siehe Heike (1973, S. 30) und Danzer, Heike (1982, S. 14).

23)

Siehe Fair (1976, p. 11).

24)

Vgl. Danzer, Heike (1982, S. 14).

25)

Siehe Heike (1973, S. 31).

26)

Siehe Hansen, Sargent (1980). Die darin enthaltene Kritik am traditionellen Ansatz begründet die Lucas-Kritik.

27)

Siehe Fair (1984, p. 12).

28)

Siehe Howrey, Klein, McCharthy, Schink (1981, die das am Beispiel der Homothetizitäts-Annahme für die Produktionsbedingungen darstellen.

29)

Vgl. Fair (1984, p. 13).

30)

Vgl. Howrey, Klein, McCarthy, Schink (1981, p. 31).

31)

Siehe Engle, Hendry, Richard (1983).

32)

Siehe Christ (1966, p. 155).

33)

Zu diesen Konzepten s. Christ (1966, pp. 152-162, 226-233).

34)

Siehe z.B. Wu (1973).

35)

Siehe Engle (1984).

36)

Siehe Engle, Hendry, Richard (1983). Siehe auch Holly (1983).

37)

Vgl. Krelle (1974, S. 5).

38)

Vgl. Kiy (1984, S. 38).

39)

Vgl. Krelle (1974, S. 5).

40)

Vgl. Christ (1966, p. 158).

41)

Siehe Blazejczak (1985).

274

42) 43)

Siehe Maddala (1983), der sich an dieser Stelle mit dem entsprechenden Vorschlag von Hendry und Spanos auseinandersetzt. Siehe auch Hendry, Richard (1982). Fair verweist z.B. auf Barro, Grossman (1971).

44)

Siehe Fair (1974, p. 3).

45)

Siehe Fair (1974, p. 149).

46)

Siehe Fair (1976).

47)

Siehe Maddala (1986, p. 1681).

48)

Eine der frühesten Arbeiten auf diesem Gebiet war die von Fair und Jaffee. Siehe Fair, Jaffee (1972).

49)

Siehe Fair (1974, p. 192).

50)

Siehe Maddala (1986, p. 1645).

51)

Vgl. Maddala (1986, p. 1646).

52)

Siehe Ando (1981, p. 319).

53)

Siehe Ando (1981, p. 339).

54)

Siehe Fair (1984, p. 15).

55)

Siehe Muth (1961).

56)

Siehe Fair (1984, p. 22).

57)

Siehe z.B. Fair (1984, p. 95).

58)

Siehe Isaac (1986).

59)

Siehe Fair (1984, pp. 397-399).

60)

Siehe z.B. Fair (1984, p. 23), Klein (1986, p. 2069) und Sims (1982, p. 114).

61)

Siehe Kröger, Westphal (1976, S. 14). Sie schlagen für dieses Modell der Erwartungsbildung die Bezeichnung "beschränkte strukturelle Erwartungen" vor.

62)

Siehe Fair (1984, pp. 106-109).

63)

Siehe Fair (1984, p. 23) und Kröger, Westphal (1976, S. 14).

64)

Siehe Lucas (1976).

65)

Statt von der Lucas-Kritik wird häufig auch allgemeiner von der Kritik der Schule rationaler Erwartungen gesprochen (Siehe Klein (1986), Sims (1982)). Die Hypothese rationaler Erwartungsbildung ist aber nicht Voraussetzung der Kritik von Lucas. Aus der Annahme rationaler Erwartungen ergibt sich eine weitergehende Kritik jeder aktiven Wirtschaftspolitik, sei sie modellunterstützt oder nicht (Siehe Klein (1986, p. 2068)). 275

66)

Siehe Muth (1961).

67)

Siehe Sims (1982, p. 112).

68)

Daraus leitet Lucas eine Präferenz für eine regelgebundene Politik ab. Diese normative Deutung weist Sims zurück (Siehe Sims, 1982, p. 114).

69)

Siehe Gordon (1976).

70)

Siehe Gordon (1976) und Sims (1982).

71)

Siehe Gordon (1976).

72)

Siehe Fair (1984, p. 14).

73)

Siehe Sims (1982), diese Sicht teilt Goldfeld (1982).

74)

Siehe Grämlich (1983).

75)

Siehe Van der Hoff (1986).

76)

Siehe z.B. Taylor (1986).

77)

Siehe Wallis (1980).

78)

Siehe Sims (1982, p. 112).

79)

Siehe Kydland, Prescott (1977).

80)

Vgl. Sims (1982, p. 123).

81)

Siehe Klein (1986).

82)

Siehe Läufer (1973).

83)

Vgl. Fair (1984, p. 211), der auf Bierens (1981) verweist. Siehe auch Amemiya (1983).

84)

Vgl. Fair (1984, p. 215f.), der in diesem Zusammenhang auf Fisher (1965) und McCarthy (1971) verweist.

85)

Siehe Friedrich (1974).

86)

Siehe dazu Amemiya (1983) und Phillips (1983).

87)

Siehe Fair (1984, S. 221), der auf Amemiya (1977) verweist.

88)

Vgl. Kiy (1984, S. 49) und Hansen (1981, S. 175).

89)

Vgl. Kiy (1984, S. 48).

90)

Siehe Krasker, Kuh, Welsch (1984).

91)

Siehe Amemiya (1982).

276

9)

Siehe

a

(19).

93)

Zum Fair-Modell siehe Fair (1974) und Fair (1976).

94)

Vgl. Fair (1984, p. 409).

95)

Zu Gründen gegen die Benutzung von Simultanschätzern und für die Verwendung von OLS siehe Hansen (1981).

96)

Siehe Cochrane, Orcutt (1949).

97)

Vgl. Martiensen (1984, S. 14f.). Zum Modellvergleich siehe NcNees (1981).

98)

Siehe Belsley, Kuh, Welsch (1980).

99)

Siehe Hansen (1981).

Fußnoten zu Kapitel 3 1)

Vgl. Klauder, Kühlewind (1980, S. 9f.).

2)

Vgl. Thon (1984, S. 442).

3)

Das Modell ist beschrieben in Blazejczak (1981b), eine Anwendung findet sich in DIW (1981).

4)

Siehe Nadiri, Rosen (1973).

5)

Coen (1968), König (1976) und Blazejczak (1982).

6)

Die Annahme einer unendlichen Nutzungsdauer erlaubt die Transformation der geometrischen Reihe in einen einfachen Ausdruck; bei endlichen Lebensdauern ist diese Umformung als eine Approximation zu betrachten.

7)

Siehe König (1976).

8)

Vgl. Blazejczak (1982, S. 157).

9)

Im Zeitraum 1973 - 1978 betrug die durchschnittliche jährliche Arbeitszeitverkürzung für die Selbständigen etwa 0,1 vH, während die der beschäftigten Arbeitnehmer 0,9 vH ausmachte, im Zeitraum 1978 - 1982 hingegen blieb diese mit rd. -0,6 vH hinter jener mit -0,9 vH deutlich zurück.

10)

Dabei wird im Modell das Arbeitsvolumen des Sektors Wohnungsvermietung (im Jahr 1981 rund 0,2 Mrd. Stunden, das entspricht knapp 0,5 vH des gesamten Arbeitsvolumens) dem übrigen Unternehmensbereich zugerechnet.

11)

Vgl. Statistisches Bundesamt (1984, S. 112).

277

Fußnoten zu Kapitel 1)

Siehe Klein (1950), Brown (1952) und Friedman (1957).

2)

Siehe dazu Ferber (1973).

3)

Zum Datenmaterial siehe DIW (1984b).

4)

Siehe DIW (1984).

5)

Siehe Coen (1968) und Coen (1971).

6)

Siehe Jorgenson (1963) und Jorgenson (1965),

7)

Siehe Krelle (1978).

8)

Vgl. Coen (1968, p. 207).

9)

Siehe Nadiri, Rosen (1973).

10)

Vgl. Krelle (1974, S. 5).

11)

Vgl. Kiy (1984, S. 38).

12)

Vgl. Krelle (1974, S. 5)

13)

Siehe Blazejczak (1985).

14)

Siehe Blazejczak (1985b).

15)

Siehe Schultze, Tyron (1965).

16)

Siehe z. B. Kiy (1984).

17)

Siehe z. B. Sysifo (1982).

18)

Siehe Janssen, Mously (1978).

19)

Siehe Eckstein, Fromm (1968) und Eckstein (1972).

20)

Siehe Klein (1978).

21)

Siehe Tobin (1972).

22)

Über Schwierigkeiten, einen sinnvollen signifikanten Nachfrageeinfluß stellen, berichtet auch Nordhaus (1972, p. 35).

23)

Die exakte Änderung hängt vom jeweiligen Anteil der Ausrüstungen und der gewerblichen und Wohnbauten an den Anlageinvestitionen der Unternehmen ab.

24)

Siehe Görzig, Kirner (1976) und Görzig (1982).

25)

Siehe Kirner (1968).

278

festzu-

26)

Görzig und Kirner zeigen, daß die Höhe des Anlagevermögens wenig sensitiv in bezug auf die angenommene maximale Nutzungsdauer ist. Vgl. Görzig, Kirner (1976, S. 21).

27)

Siehe OECD (1977), Boneß (1969) und Perry (1973).

28)

Siehe Schoenfeld (1967).

29)

Siehe Hickman, Coen (1976).

30)

Vgl. Nadiri, Rosen (1973, p. 56).

31)

Siehe Fisher (1971).

32)

Siehe Marquardt, Strigel (1959).

33)

Siehe Stark, Westphal (1982).

34)

Vgl. Strigel (1976, S. A6).

35)

Vgl. Strigel (1976, S. A2-A3).

36)

Vgl. Sachverständigenrat (1968, S. 104) und Artus (1977, S. 6).

37)

Vgl. OECD (1977, p. 35 und 40), Boneß (1969, S. 204-205) und Perry (1973, pp. 710713).

38)

Vgl. Artus (1977, p. 7).

39)

Vgl. OECD (1977, p. 35).

40)

Vgl. OECD (1977, p. 35).

41)

Siehe Görzig (1983).

42)

Siehe Krelle (1969).

43)

Siehe z. B. Rose (1974), Learner, Stern (1973) und Stern, Francis, Schumacher (1978).

44)

Siehe z. B. Blazejczak (1982) und Kiy (1984).

45)

Siehe Kiy (1984).

46)

Siehe Sandermann (1975).

47)

Eine disaggregierte Analyse für die Vorleistungsimporte findet sich bei Blazejczak (1982).

48)

Siehe Officer (1976).

49)

Siehe Sauernheimer (1981) und DIW (1985).

50)

Siehe Mundell (1968). 279

51)

Siehe Sauernheimer (1981).

52)

Siehe DIW (1985).

53)

Siehe Tsiang (1959).

54)

Siehe Sauernheimer (1981).

55)

Siehe DIW (1985).

56)

Siehe DIW (1985) und Pohl (1988).

Fußnoten zu Kapitel 5 1)

Vgl. Statistisches Bundesamt (1984, S. 89).

2)

Siehe Statistisches Bundesamt (1984, S. 90).

3)

Siehe dazu und zum Folgenden: Krelle, Pauly (1976, S. 143ff.).

4)

Vgl. Krelle, Pauly (1976, S. 152f.).

5)

Siehe Schloenbach (1972) und Pauly (1978).

6)

Vgl. Pauly (1978, S. 299f.).

7)

Siehe Tobin (1972).

8)

Siehe dazu und zum Folgenden: Krelle , Pauly (1976, S. 138f.).

9)

Vgl. Krelle, Pauly (1976, S. 79).

Fußnoten zu Kapitel 6 1)

Vgl. Statistisches Bundesamt (1984, S. 97).

2)

Vgl. dazu Krelle, Pauly (1976, S. 128) und Dorow (1974, S. 250).

3)

Siehe z. B. Teichmann (1974, S. 229 f.) und Münzer, Spahn (1974, S. 407ff.).

4)

Vgl. Krelle, Pauly (1976, S. 133).

5)

Siehe dazu und zum Folgenden Krelle, Pauly (1976, S. 139f.).

6)

Siehe Krelle, Pauly (1976, S. 81 ff) und Krelle, Pauly (1977,S. 315ff.).

7)

Der ursprüngliche Ansatz von Spahn wurde von Teichmann modifiziert und auf den aktuellen Stand gebracht. Siehe Spahn (1972).

8)

Vgl. Krelle, Pauly (1976, S. 127).

9)

Siehe Krelle, Pauly (1976, S. 120f.). Zur Vorausschätzung des PKW Bestandes siehe DIW (1985b, S. 420ff.).

280

10)

Siehe Krelle, Pauly (1976, S. 166f.).

11)

Siehe DIW (1985c).

12)

Im Bonner Modell 9 wird lediglich ein Transfersaldo zwischen Gebietskörperschaften und Haushalten erklärt. Siehe Krelle, Pauly (1976, S. 153f.).

13)

Vgl. Krelle, Pauly (1976, S. 158f.). Dort werden durchschnittliche Beitragssätze zwischen 1,4 und 1,7 vH für den Zeitraum 1957 - 1973 geschätzt.

14)

Vgl. Statistisches Bundesamt (1984, S. 99).

15)

Vgl. Statistisches Bundesamt (1985, S. 439).

16)

Zur Art der sonstigen laufenden Übertragungen siehe Statistisches Bundesamt (1984, S. 100f.).

17)

Vgl. dazu und zum Folgenden Statistisches Bundesamt (1984, S. 125f.).

18)

Siehe DIW (1984b). Siehe auch Abschnitt 2.1.1.

19)

Vgl. Statistisches Bundesamt (1984, S. 102f.). Siehe auch DIW (1978, S. 81ff.).

Fußnoten zu Kapitel 7 1)

Vgl. Statistisches Bundesamt (1984, S. 103).

Fußnoten zu Kapitel 8 1)

Vgl. dazu und zum Folgenden: Statistisches Bundesamt (1984, S. 54).

2)

Vgl. Stobbe (1972, S. 100f.).

3)

Weitergehend ist die Forderung nach theoretischer Konsistenz. Darunter ist zu verstehen, daß das Modell die aus wirtschaftstheoretischen Vorstellungen hergeleiteten Bedingungen in allen Teilen erfüllt.

4)

Siehe Krelle, Pauly (1976, S. 79).

5)

Siehe Zwiener (1984).

6)

Siehe Deutsche Bundesbank (1982) und Deutsche Bundesbank (1983).

7)

Dieser Sektor wird in der vorliegenden Arbeit im allgemeinen nur kurz als Sektor Private Haushalte bezeichnet.

8)

Lediglich für die Gebietskörperschaften wird diese Aufteilung im Modell vorgenommen. Siehe Abschnitt 3.3.3.

281

Fußnoten zu Kapitel 1)

Siehe Tobin (1977).

2)

Siehe Kachere, Kuh (1982).

3)

Siehe Tobin (1977).

4)

Siehe Kachere, Kuh (1982).

5)

Siehe Klein (1977) und Howrey, Klein, McCarthy, Schink (1981).

6)

Siehe Chow (1982).

7)

Siehe Salmon, Wallis (1982).

8)

Siehe Nerlove (1982).

9)

Siehe dazu McNees (1981).

10)

Siehe dazu und zum Folgenden Tobin (1977).

11)

Siehe Klein (1977).

12)

Siehe Chow (1982).

13)

Siehe Nelson (1972).

14)

Siehe McNees (1981).

15)

Siehe Fair (1984, p. 264).

16)

Siehe dazu Hildebrand, Laing, Rosenthal (1980).

17)

Siehe Heike (1974).

18)

Siehe Fair (1984).

19)

Siehe Oliver (1979).

20)

Siehe Evans, Haitovsky, Treyz, (1972).

21)

Siehe Kromphardt (1974).

22)

Siehe Heike (1974).

23)

Siehe Schink (1971).

24)

Siehe zum Folgenden Fair (1984, p. 261-274).

25)

Vgl. Fair (1984, p. 252-253).

26)

Siehe Bianchi, Calzolari (1982).

282

27)

Siehe Schink (1971).

28)

Siehe Fair (1980).

29)

Siehe Bianchi, Calzolari (1980).

30)

Siehe Mairesse (1982).

31)

Siehe Haitovsky, Wallace (1972).

32)

Vgl. Fair (1984, p. 274).

33)

Heilemann (1980) berichtet z.B., daß sich die Beurteilung der Data-ResourcesModelle unter anderem auf Mulitplikatoranalysen stützt.

34)

Siehe Chow (1975) und Fair (1984).

35)

Siehe den Kommentar von Krelle (1977) zu Helberger (1976).

36)

Siehe Martiensen (1984).

37)

Siehe Martiensen (1984).

38)

Siehe Helberger (1974).

39)

Siehe Hickman/Coen (1976), die solche Multiplikatoren in Anlehnung an Fromm/Taubman (1967) und Fromm (1969) als "fiskalische Multiplikatoren" bezeichnen. Demgegenüber hält Helberger (1974) solche Multiplikatoren für weniger aussagefähig.

40)

Mit der Frage, welche dieser beiden Multiplikatoren - nicht normierte oder normierte - berechnet werden sollen, beschäftigt sich Helberger (1976) ausführlicher. Er stellt fest, daß nicht normierte und normierte Multiplikatoren erhebliche Unterschiede aufweisen, macht jedoch nicht deutlich genug, daß beide völlig andere Fragestellungen beantworten, so daß nur in bezug auf das jeweilige Untersuchungsziel beurteilt werden kann, ob ihre Verwendung sinnvoll ist.

41)

Siehe z.B. Hickman/Coen (1976), die zur Untersuchung der Wirkungen von Änderungen der in den USA üblichen 'tax credit rate 1 so verfahren.

42)

Dieser Vorschlag stammt von Fromm (1969). Siehe auch Heike 1974).

43)

Siehe Fromm (1969).

44)

Diese Vorgehensweise wurde zuerst von Ando, Modigliani (1969) benutzt, um das FRB-MIT-Modell zu untersuchen; dieselbe Technik wurde von Hickman, Coen (1976) verwendet.

45)

Siehe Chow (1975).

46)

Siehe Chow (1982).

47)

Siehe Chow (1981).

48)

Siehe Kuh, Neese (1982) sowie Deleau, Malgrange (1978). 283

Fußnoten zu Kapitel 10 1)

Vgl. Klein (1974, p. 243).

2)

Das wird von Theil (1958, p. 34) an einem Beispiel gezeigt.

3)

Siehe Blazejczak (1985).

4)

Siehe Theil (1958).

5)

Siehe Mincer, Zarnowitz (1969).

6)

Siehe z.B. Duggal, Klein, McCarthy (1976).

7)

Siehe KLein, Su (1975), Blazejczak (1978).

8)

Siehe Blazejczak (1979).

9)

Siehe DIW, EWI, RWI (1981, S. 43ff.).

10)

Siehe DIW (1979).

11)

Veröffentlicht in Statistisches Bundesamt (1979).

12)

Veröffentlicht in DIW (1979).

13)

Siehe DIW, EWI, RWI (1981).

14)

Siehe DIW, EWI, RWI (1981) und Birg u.a. (1981).

15)

Siehe DIW (1981).

16)

Siehe DIW (1982).

Fußnoten zu Kapitel 11 1)

Siehe Blazejczak (1984, S. 253).

2)

Siehe Langer, Martiensen, Quinke (1978).

3)

Siehe Martiensen (1984, S. 48).

4)

Berechnet an den Tabellen in Martiensen (1984, S. 53-66).

5)

Die Ergebnisse des IBM-Modells für das Jahr stellen einen Ausreißer dar und wurden nicht in den Modellvergleich einbezogen.

6)

Siehe dazu und zum folgenden Blazejczak (1985b).

7)

Siehe Helberger (1976).

8)

Siehe auch Helberger (1976).

284

9)

Siehe Krelle (1977).

10)

Siehe Krelle/Pauly (1976).

11)

Siehe Dieckheuer (1978).

12)

Siehe Helberger (1976, S. 138).

13)

Siehe Helberger (1976), dem der Preismultiplikator der Version 5 in seiner Höhe problematisch erscheint.

14)

Siehe Fromm/Klein (1973) und Fromm/Klein (1976). Siehe auch Vesper (1979),

Fußnoten zu Kapitel 12 1)

Siehe Klein (1977).

2)

Siehe Ando, Palash (1977).

3)

Siehe Intrilligator (1978).

4)

Siehe Tobin (1977).

5)

Siehe Heike (1974).

6)

Die größte Relevanz für die quantitativ-emprische Modellierung sozio-ökonomischer Systeme dürfte neben dem ökonometrischen der System-Dynamics-Ansatz haben. Siehe z.B. Forrester (1973). Eine ausführliche Darstellung des Ansatzes findet sich auch bei Zwicker (1981).

7)

Siehe z.B. den von Kmenta und Ramsey herausgebenen Konferenzband: Kmenta, Ramsey (1981).

8)

Siehe Ando, Palash (1977).

9)

Vgl. Howrey, Klein, McCarthy, Schink (1981, p. 21).

10)

Ein Beispiel für ein reduziertes-Form-Modell für die USA findet sich bei Anderson, Carlson (1970).

11)

Siehe Ando (1974).

12)

Siehe Modigliani, Ando (1976).

13)

Siehe Tinbergen (1956).

14)

Siehe Theil (1958).

15)

Siehe Pindyck (1973).

16)

Eine Möglichkeit angesichts dieses Problems besteht darin, Sensitivitätsanalysen der optimalen Politik in bezug auf unterschiedliche Zielfunktionen durchzuführen. Siehe Heike, Rossa (1983), die gezeigt haben, wie sich die Bevorzugung des Vollbeschäftigungs- bzw. Preisstabilitätsziels auf optimale Trajektorien auswirkt. 285

17)

Die im Folgenden verwendeten Bezeichnungen entsprechen denen bei Fair (1984) mit der Ausnahme, daß dort die Begriffe 'prediction' und 'forecast 1 synonym zu 'Simulation1 verwendet werden.

18)

Siehe zum Folgenden Klein (1977).

19)

Siehe Chow (1975).

20)

Dies entspricht den Bezeichnungen bei Klein (1974, p. 241). Anders bei Fair (1984, p. 248); siehe dazu Fußnote 15.

21)

Siehe Howrey, Kelejian (1971).

22)

In einigen Fällen existieren diese Momente nicht, wie gezeigt worden ist. Siehe Phillips (1983, p. 493). Dieses Problem wird aber im allgemeinen dadurch umgangen, daß die Praxis der Lösung ökonometrischer Modelle dem Ziehen von Zufallsstichproben aus abgeschnittenen Verteilungen entspricht, für die die Momente gewöhnlich existieren. Siehe Fair (1984, p. 253-254).

23)

Siehe Fair (1980) und Fair (1984, p. 256) und die dort angegebene Literatur.

24)

Siehe Intrilligator (1978).

25)

Vgl. Fair (1984, p. 303).

26)

Siehe z.B. Jahnke (1985) und Gauron, Guillaume, Maurice, Milleron (1982).

27)

Siehe Klein (1974).

28)

Siehe z.B. Fischer (1975), Lucas (1976), Lucas, Sargent (1981). Zu einer Auseinandersetzung mit dieser Position siehe Sims (1982). Zu einer Kritik aus anderen Gründen siehe Cooper (1972).

29)

Siehe Howrey, Klein, McCarthy, Schink (1981).

30)

Vgl. Krelle (1980, S. 189).

31)

Vgl. Helberger (1976).

32)

Siehe Krelle, Pauly (1976).

33)

Siehe Lucas (1976).

34)

Siehe Spivey, Wrobleski (1979).

35)

Siehe Malinvaud (1981).

36)

Siehe Fromm, Klein (1976).

37)

Siehe Hickman, Coen (1976). Weitere Beispiele finden sich bei Ando, Modigliani (1969) und Fromm, Klein (1976).

38)

Siehe Fromm, Klein (1976), Dieckheuer (1975) und Dieckheuer (1976).

286

39)

Siehe Evans (1969).

40)

Siehe z.B. Helberger (1976).

Fußnoten zu Kapitel 13 1)

Vgl. Klein (1974, p. 242).

2)

Siehe Hujer, Cremer, Knepel (1979).

3)

Siehe Hujer, Cremer (1978).

4)

Siehe Blazejczak (1979).

5)

Siehe Lützel u.a. (1984).

6)

Siehe DIW (1984g).

7)

Siehe Goldfeld (1975).

8)

Siehe Blazejczak (1978).

9)

Siehe dazu und zum Folgenden DIW (1984, S. 360).

10)

Siehe DIW (1984, S. 360f.).

11)

Siehe dazu und zum Folgenden DIW (1984, S. 361).

12)

Siehe dazu DIW (1984, S. 358 u. S. 360).

13)

Siehe DIW (1985f).

14)

Siehe DIW (1984f).

15)

Siehe DIW (1984, S. 356 u. S. 358),

16)

Siehe dazu und zum Folgenden DIW (1984, S. 358).

17)

Siehe DIW (1984, S. 358).

18)

Siehe DIW (1984, S. 361).

19)

Siehe dazu auch Klauder, Schnur, Thon (1985, S. 55f.).

20)

Siehe dazu und zum Folgenden DIW (1984, S. 361).

21)

Siehe Dostal (1982).

22)

Vgl. Klauder, Schnur, Thon (1985, S. 55).

23)

Siehe DIW (1984, S. 361f.).

24)

Zu den Formen von Arbeitszeitverkürzung siehe Teriet (1983). Eine Literaturübersicht findet sich bei Kühlewind (1979). 287

25)

Siehe DIW (1984, S. 362).

26)

Vgl. Klauder, Kühlewind (1980, S. 9f.). Siehe auch Abschnitt 3.1.

27)

Siehe DIW (1981).

28)

Siehe DIW (1984c).

29)

Siehe DIW (1984d).

30)

Siehe DIW (1984, S. 362).

31)

Siehe DIW (1984, S. 362).

32)

Zur Preisentwicklung im Außenhandelsbereich siehe DIW (1984, S. 358).

33)

Siehe DIW (1984, S. 362).

34)

Siehe DIW (1984, S. 363).

35)

Siehe DIW (1984, S. 358f.).

36)

Siehe Rathjens, Schmidt (1985) und Fritzsche, Heilemann, von Loeffelholz (1985).

37)

Siehe dazu und zum Folgenden DIW (1984, S. 360).

38)

Siehe DIW (1984e) und Gerken, Jüttemeier, Schatz, Schmidt (1985).

39)

Siehe Thormälen (1985).

40) 41)

Siehe DIW (1984, S. 359). Im Januar 1986 wird der Finanzierungssaldo des Staates für 1985 mit -19,6 Mrd DM und für 1986 mit -16,5 Mrd DM angegeben. Siehe DIW (1986).

Fußnoten zu Kapitel 14 1)

Eine Synopse verschiedener Prognosen des Arbeitskräfteangebots, die auch einen guten Eindruck von der Größe der Unsicherheitsbereiche gibt, findet sich in IAB (1984).

2)

Siehe DIW (1984d).

3)

Siehe DIW (1984c).

4)

Vgl. Schäfer (1984).

5)

Vgl. Klauder, Schnur, Thon (1985, S. 51).

6)

Siehe Deutscher Bundestag (1984).

7)

Siehe DIW (1984d).

8)

Siehe DIW (1984, S. 366.)

288

9)

Vgl- Martiensen (1984, S. 71).

10)

Siehe dazu und zu den Auswirkungen eines stärkeren Anstiegs des Welthandelsvolumens DIW (1984, S. 365).

11)

Siehe Pohl (1985).

12)

Vgl. Pohl (1985, S. 308f).

13)

Vgl. Asche, Lehner, Rellig (1985, S. 26) und Fair (1984, S. 345).

14)

Die Reaktionen der Bundesbank können durch eine Endogenisierung des Zentralbankverhaltens erfaßt werden. Die Implikationen einer solchen Vorgehensweise diskutieren Goldfeld, Blinder (1972). Ein Versuch, eine Reaktionsfunktion für die Deutsche Bundesbank zu schätzen, findet sich bei Kröger, Westphal (1978).

15)

Siehe DIW (1985e).

16)

Siehe dazu Larsen, Llewellyn (1983).

17)

Siehe dazu und zum Folgenden Filip-Köhn, Horn (1985, S. HOff.).

18)

Eine ähnliche Annahme wird von der Bundesbank gemacht. Siehe Deutsche Bundesbank (1981).

19)

Siehe dazu DIW (1984, S. 356).

20)

Siehe DIW (1984, S. 356).

Fußnoten zu Kapitel 15 1)

Siehe dazu und zum Folgenden DIW (1984, S. 367).

2)

Siehe Görzig (1983).

3)

Siehe Passeron, Zagam6 (1985).

4)

Siehe Deutscher Bundestag (1984b) und SPD (1984).

5)

Zur umweltpolitischen Bedeutung des Programms siehe Simonis (1985).

6)

Siehe Ifo (1985).

7)

Siehe DIW (1985h).

8)

Siehe Diekmann, Horn, Ziesing (1985).

9)

Siehe Klemmer (1985).

10)

Siehe Ifo (1985).

11)

Siehe dazu DIW (1984, S. 369). 289

12)

Siehe dazu Blazejczak, Voigt (1985, S. 84ff.).

13)

Siehe dazu DIW (1984, S. 369f.).

14)

Siehe Blazejczak, Voigt (1985).

15)

Vgl. Deutscher Bundestag (1982, S. 32ff.).

16)

Siehe Zwiener (1984) und Pohl, Zwiener (1982).

17)

Siehe Zwiener (1983).

18)

Siehe DIW (1984, S. 369f.).

19)

Siehe DIW (1984d).

20)

Siehe DIW (1985f) und DIW (1985g).

21)

Siehe DIW (1983), DIW (1984h) und DIW (1985i).

22)

Siehe dazu DIW (1984, S. 370).

23)

Siehe etwa Wissenschaftlicher Beirat beim BMWi (1983) und die Stellungnahme dazu von Daviter u.a. vom 21.9. 1983.

24)

Siehe Krumper und Mitarbeiter (1983).

25)

Siehe Heilemann (1983).

26)

Siehe dazu DIW (1984, S. 370f.).

27)

Siehe DIW (1983b).

28)

Vgl. DIW (1983b, S. 387).

29)

Vgl. DIW (1983b, S. 393).

30)

Siehe Galler, Wagner (1983).

31)

Siehe Kalmbach (1985), der dies anhand der Gutachten des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung 1977/78, Ziffer 297 und 1984/85, Ziffer 376 belegt.

32)

Siehe dazu Kalmbach (1985).

33)

Siehe Giersch (1983) und Malinvaud (1982).

34)

Siehe Giersch (1983) und Malinvaud (1982).

35)

Siehe Rosner, Tintner, Wörgötter, Wörgötter (1985).

36)

Siehe Lehment (1982).

37)

Siehe Roth (1982).

290

38)

Siehe Drèze, Modigliani (1981).

39)

Vgl. Malinvaud (1982, p. 1).

40)

Vgl. Drèze und Modigliani (1981, p. 1).

41)

Vgl. Kalmbach (1985, S. 376).

42)

Siehe dazu und zum Folgenden DIW (1984, S. 370f.).

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310

In:

Viertel-

Anhang A Modelldokumentation Die hier vorgelegte Dokumentation bezieht sich auf den Stand des Modells M i t t e des Jahres 1984, der Stützbereidh umfaßt die Jahre 1960 bis 1983. Inzwischen ist das Modell mit Daten der revidierten volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung bis 1986 neugeschätzt worden.

311

Inhalt Seite 1. Erklärungsbereiche des Modells

313

Die Gleichungen des Modells sind nach Kategorien des volkswirtschaftlichen Rechnungswesens zu Gruppen zusammengefaßt; dieser Abschnitt ist gleichzeitig Inhaltsverzeichnis für den folgenden Abschnitt.

2.

Gleichungen

317

Die Gleichungen des Modells werden in der im 1. Abschnitt des Anhangs dargestellten Reihenfolge aufgelistet. Bei jeder Gleichung werden die verwandten Kurzbezeichnungen erläutert. Die angegebenen Koeffizientenwerte sind OLS- Schätzungen, in Klammern werden die geschätzten Standardabweichungen ausgewiesen.

3.

GLS-Schätzungen

380

Für alle stochastischen Gleichungen werden in diesem Abschnitt in Tabellenform die GLS-Schätzungen mit ihren geschätzten Standardabweichungen sowie dem geschätzten Autokorrelationskoeffizienten und dem Bestimmtheitsmaß und der Durbin-Watson-Statistik unter Annahme eines autokorrelierten Prozesses erster Ordnung angegeben. Die Reihenfolge der Koeffizienten entspricht der bei der Auflistung der entsprechenden Gleichungen im 2. Abschnitt.

4. Kreuzreferenz der Variablen des Modells

388

Für alle endogenen und exogenen Variablen werden in diesem Abschnitt die Nummern der Gleichungen (s. 2. Abschnitt) angegeben, in denen diese Variablen enthalten sind.

5. Verzeichnis der Variablen

398

In alphabetischer Reihenfolge werden in diesem Abschnitt die Kurzbezeichnungen für die Variablen des Modells erläutert.

>r

312

1. Erklärungsbereiche des Modells Die Gleichungen des Modells sind nach Kategorien des volkswirtschaftlichen Rechnungswesens zu Gruppen zusammengefaßt; dieser Abschnitt ist gleichzeitig Inhaltsverzeichnis für den folgenden Abschnitt.

313

Gleichungen 1.

Arbeitsmarkt 1.1

1.2

1.3

2.

Arbeitsangebot

1-2

1.1.1

1-2

Erwerbspersonen und stille Reserve

Arbeitsnachfrage

3-21

1.2.1

Arbeitsproduktivität

1.2.2

Arbeitsvolumen

1.2.3

Arbeitszeit

12 - 17

1.2.4

Erwerbstätige

18 - 21

3-5 6-11

Arbeitsmarktbilanz

22 - 23

1.3.1

22 - 23

Arbeitslose und Arbeitslosenquote

Einkommensverteilung und -Umverteilung

24 - 256

2.1

Abschreibungen

24 - 34

2.2

Steuern

35 - 57

2.2.1

Nicht vermögenswirksame Steuern

35 - 56

2.2.1.1 Direkte Steuern

36 - 49

2.2.1.2 Indirekte Steuern

51 - 56

2.2.2 2.3

Vermögenswirksame Steuern

Laufende Übetragungen 2.3.1

57 58 - 152

Empfangene und geleistete laufende Übertragungen der Gebietskörperschaften

58 - 59

2.3.2

Sonstige laufende Übertragungen

60 - 89

2.3.3

Soziale Leistungen

2.3.4

Sozialbeiträge

122 - 147

2.3.5

Subventionen

148 - 152

90 - 121

2.4

Vermögensübertragungen

153 - 171

2.5

Einkommen aus unselbständiger Arbeit

172 - 191

2.5.1

Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit

2.5.2

314

1-23

Nettolohn- und -gehaltsumme

172 - 190 191

Gleichungen 2.6

Nettosozialprodukt zu Faktorkosten

2.7

Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen 2.7.1

2.9

194 - 218

Nettoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen

2.8

194 - 225

Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen

2.7.2

192 - 193

219 - 225

Verfügbares Einkommen und Ersparnis der privaten Haushalte

226 - 230

Einnahmen und Ausgaben des Staates

231 - 252

2.9.1

Einnahmen

231 - 238

2.9.2

Ausgaben

239 - 244

2.9.3

Finanzierungssalden

245 - 247

2.9.4

Forderungen, Verbindlichkeiten und Nettogeidvermögen

248 - 252

2.10 Geleistete und empfangene Übertragungen der übrigen Welt 3.

253 - 256

Gütermarkt

257 - 370

3.1

257 - 294

Reale Verwendung 3.1.1

Privater Verbrauch

3.1.2

Nachfrage des Staates

258 - 267

3.1.3

Private Investitionen

268 - 274

3.1.4

Ausfuhr

275 - 279

3.1.5

Einfuhr

280 - 286

3.1.6

Bruttosozialprodukt und Bruttoinlandsprodukt

3.2

Nominale Verwendung

257

287 - 294 295 - 329

3.2.1

Privater Verbrauch

3.2.2

Nachfrage des Staates

296 - 309

3.2.3

Private Investitionen

310 - 317

3.2.4

Ausfuhr

318 - 321

3.2.5

Einfuhr

322 - 327

295

315

Gleichungen 3.2.6

Bruttosozialprodukt und Bruttoinlandsprodukt

3.3

Preisindices Privater Verbrauch

3.3.2

Nachfrage des Staates

331 - 336

3.3.3

Private Investitionen

337 - 341

3.3.4

Ausfuhr

342 - 346

3.3.5

Einfuhr

347 - 352

3.3.6

Terms of Trade

3.3.7

Bruttosozialprodukt und

353

354 - 355 356 - 370

3.4.1

Kapitalstock

356 - 367

3.4.2

Produktionspotential und 368 - 370

EinflußgröQen der privaten Investitionen und des Außenhandels 4.1

316

330

Kapitalstock und Produktionspotential

Auslastungsgrad

4.

330 - 355

3.3.1

Bruttoinlandsprodukt 3.4

328 - 329

371 - 381

Kapitalnutzungskosten, Cash Flow und Zinssatz

371 - 375

4.2

Wechselkurs

376 - 377

4.3

Stückkosten

378 - 381

2. Gleichungen Die Gleichungen des Modells werden in der im 1. Abschnitt des Anhangs dargestellten Reihenfolge aufgelistet. Bei jeder Gleichung werden die verwandten Kurzbezeichnungen erläutert.

Die angegebenen Koeffizientenwerte

sind OLS-Schätzungen,

in

Klammern

werden die geschätzten Standardabweichungen ausgewiesen.

317

Das S u f f i x

«_.RE b e z e i c h n e t Residuen

C CH IMY C C H I M Y . K CCRW CEST CEST.K CESU CESU.K CEWRP CEWRP.K C F X C F X . K CIX CIX.K CLFEMP CLFfcMP.K C L T S O C LT SO .K CM OIL CMOIL.K CMS CMS.K CPCP C P C P . K C P G K S C CPGKSC.K CPGKSI C P G K S I . K C P I A O W C P I A 0 W . K CPIBOW CPIBOW.K C P I W O C P I W O . K CPMG CPMG.K CPOIL CPOIL.K C P X G CPXG.K CGNAQ C O N A Q . K CQUGK C0U6K.K C R E C V G K U CVHU K CWRG CWR6 K CWRP TLEKUTLE ' ' CXG CXG.K F.CPR F . C P R . K F.L.GK FMGOO FMGOO.K FZI FZI.K

Parameter dienen dazu, bei Prognosen und A I t e r n a t i v s i m u l a t i o n e n die Koef1 i e n t e n s c h ä t z w e r t e zu m o d i f i z i e r e n

Parame ter :

ABGR.OW A B G R . S T A B G R . W O AB SR.ST ANI.GK A N U A N A T P J A W O A N BSSA BSSR FC.GK FC.SV F I . S T GKANTPE GKANTSK HW.JPT H W . T S A I.FP.WO I.ISTN IA.OW.P IB.OW.P IPRAE ISAB I T A X K Z R . T K K 7 R . T L K 7 R . T 0 L F »E MG LF.P LF.P.GM LF.P.GX LF.SEP LT.6H LT.KF L T . K G L T . U W P . X W PENS PL RB S CH ROAN SSER.E SSER.K SSOA SSOE SSTI SSZU1 S W . N E R k TD.ÛM TI.HGK T I . S V G K TIME T R . G K G K T R . P S V T R . S V W T R G K W A N T R W G K A N V.6KGK V . G K H V . G K S V V.HSV V.PW V . S V G K V . S V U V . S V W V . W P V . W S T VGKUPROG VGKWANT VT.UGK X.W YP.WGK Y W . G K W

Exogene V a r i a b l e n werden im Folgenden durch * gekennzeichnet

Exogene V a r i a b l e n :

A.GK A.ST A . S V ABG.OW ABG .ST ABG .WO ANBI.OW A N B I . S T B . A G S V B . A G S V . T b.HH B.l B .LH B . L S A B . L S K B . L S P . G K B . L S P . S T B . L S P . S V B • L S R A A B . L S R S O B.LSU B.LXf a . O W B . P S R K B . P S V B.RK Ü.RSV B.SOPS B.SOST B.SOUE B.SV B.T B . T . R K B.ü B.Ü.RK B DL C . G K C.P.R C.PNO C.ST C.ST.R C.SV CF.OW CH IMY CRH E.GK E.ST E.SV EABN EABR ETA ETA.OW ETA.ST FOB .GK F S . G K FS.ST FS.SV FS.W FX F X.SU2 G.OW GKS.GK GKS.GKN GKS.STN GKS.STR G KS • SV G K S * S V N' HW H W . A H W . A D HW.AS HW.DEP HW.DP H W . G HW.JGA HW.JPA HW.P HW.SEP H W . T A I.FP.OW l.FP.OWA I.FP.R I.FPN I.FPNOW I.FPNWO I.GK I .IGN I.IGR I.IPN I.PN I.ST I.ST.R I.ST.RA I.SV IA.OW.N IA.OW.R IA.ST.N IA.ST.R IB.OW.N IB.ÛW.R IB.ST.N I B . S T . R I S S U K.FP K.FP.OW K.FP.WO KAPINT KAPPA KF.ST KKOHY L.GK L.GKP L.PP L . S V L.UP LB LD.ST LF LF .DP LF.DP.F LF.EM LF.EMP LF.SR LFA.6K LFA.ST LFA.SV L F E . G K L FE. ST L F L . S V L F U . G K R L FU.HR LFU.RGK LFU.RH LKD L K D G LN L T . G K H L T . G K R L T . G K W LT.HH LT.KR LT.PE.GK L T . P E . S V LT.RH LT.RW LT.SA L T . S A . P K LT.S H LT. S K L T . S K . G K LT.SK.SV LT.SO LT.SR LT.SR.PK L T . S R A A L T . S R S O LT.STR LT.SU LT.SVH LT.SVR L T . S V W LT.UH LT.UR L T . W R M M.G H.GMO M.GOO K.GOONO M .G S M.GSNO M .NO M.OIL H . O I L N O M.S M.SHO r.Y N A . O W N A . W O N E . G K NED .GK NGV .GK N G V . S T N G V . S V P.BIP P.CP P.GKS.ST P.H P.MG P.MGOO P.MS P.MY P . O I L P.ST P . X F . X G P . X G S P »XS P.XY P.YNP PAS P C . S T PEN P I PI.OW P I . S T PI.WO PIA.OW PIA.ST PIB.OW PIB.ST O . R G K Q . R S V Q.UGK Q.UP Q . U S V OB ,K UbA .K QBE .K UN UN.U Q N A Q N A . Q Q N A . S T ONE QNE .0 O S . R S T C S . R W R R . G K R . O W R . O W . R A T R .P R.PR R . P R . R A T R .ST lî.ST.R R .SV R.WO RAS RE RHOMY S.H S.K SBPROG S B X G K U SCHROTT SUB.GKU SUÜ.ST SUB.SV T .GK T C . L G K TD T D . G K T D . K G K T D . L G K TD.OGK TDXOGK TERMS T I . G K TIPRO.GK T I P R O . S T T I P R O . U TK.KGK T K X K G K TL.LGK T L . L M T L . P E N T L . R G K T L X L G K TR.GKK TR.GKP TK.GKR T R . G K S V T R . G K W T R . K G K T R . K P T R . K R T R . K S T T R . K S V T R . K W T R . P G K T R . P K TR.PR T R . P S T TP.PW TR.RGK TR .RK TR.RP TR.RST T R . R S V T R . S T K TR.STR T R . S T ST TR.UU T R . W G K T R . W K T R . W P T R S . G K P 1 R S . W P TV .KGK U UC .OW U F . R W UE.WR U L S . W UNCO UNCOL UNCOM UNCOT UNE T .H UP USTN USTR V . G K R V.GKU V.GKW V.HR V.HU V . R G K V.RH V.RST V . R S V V . S T R V . S V R V . U G K V.UH VBB.GK VOT.UGK VS.GK VS.ST V S . S V VT VT.HGK VXGKU WR.G WR.P WR.P.R X X.G X.GNO X . G S X . G S N O X . N O X . S X.SNO X . Y Y.DP Y . D W Y.P Y.PM Y . P X Y . W Y .WG Y . W M Y . W P Y . W X YD P Y D P . G K N YDP.HH YDP.NO Y D P . O W Y D P . S T YDP.STN YDP.SVN YDP.WO YF YNP YNP.NO Y P . G K W YP.UW YP.WP YP.WU YV.H YW.UW Zl.GKGK Z I . G K P ZI .GKR 7 1 . G K S V ZI.GKU ZI .HR

Endogene V a r i a b l e n :

2:

1:

LF

-

Erwerbspersonen (Inlandskonzept) Erwerbspersonenpotential S t i l l e Reserve Im Inland e r w e r b s t ä t i g e Einpendler In der übrigen W e l t e r w e r b s t ä t i g e Auspendler

LF .SR U

- St i IU Reserve - Arbeitslose

5:

4:

3: E T A «

- Stundenproduktivität der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung - B e i t r a g der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung zum liruttoinlandsprodukt - A r b e i t s v o l u m e n im privaten B e r e i c h

D W « 0.59

- Parameter

- Stundenproduktivität beim S t a a t - Zeittrend

CEST.CEST.K

ETA.ST TINE

RSO * 0.9743

L O G ( E T A . S T ) = 1 .7050 4 (0 .0173+CE S T ) * T I M E - C E S T * C E S T . K + E T A . S T . .RE (0.0453) (0.0006)

ETA .ow YOP.OW HW.P

DU = 0.82

- Stundenproduktivität a l l e r W i r t s c h a f t s b e r e i c h e - Bruttoinlandsprodukt zu P r e i s e n von 1976 - A r b e i t s v o l u m e n in allen W i r t s c h a f t s b e r e i c h e n

E T A . 0 W == Y D P . 0 W / H W . P

ETA YDP HW

YDP/HW

RSO = 0.9742

L F . S R « -0.0500 «• 0.3797 • ( L F . S R * U ) * L F .SR . .RE CO.C 15 5) (,0.0138)

LF • IF.P LF.SR •LF.P.GM •LF.P.GX

== L F . P - L F . S R + L F . P . G M - L F . P . G X

Arbeitsmarkt Arbe i tsar.t, ebot E r w e r b s p e r s o n e n und S t i l l e R e s e r v e

1.2 Arbeitsnachfrage 1.2.1 A r b e i t s p r o d u k t i v i t a t

1. 1.1 1.1.1

in P r e i s e n von 1976

11:

10:

9s

8:

7r

6:

- A r b e i tsvoluinen in allen Wi rt schaf ts berei chen - A r b e i t s v o l u r n e n im p r i v a t e n B e r e i c h - A r b e i t s v o l u m e n beim S t a a t

- Arbeitsvolumen im privaten B e r e i c h - A r b e i t s v o l u m e n der abhängigen E r w e r b s t ä t i g e n im p r i v a t e n B e r e i c h - A r b e i tsvoluraen der S e l b s t s t ä n d i g e n und H i t h e l f e n d e n

-

Arbeitsvolunen der abhängigen E r w e r b s t ä t i g e n im p r i v a t e n B e r e i c h Abhängige E r w e r b s t ä t i g e im p r i v a t e n B e r e i c h D u r c h s c h n i t t l i c h e a r b e i t s t ä g l i c h e A r b e i t s z e i t der abhängigen E r w e r b s t ä t i g e n im p r i v a t e n B e r e i c h A r b e i t s t a g e pro Jahr nach der DIW-VGR

-

D u r c h s c h n i t t l i c h e a r b e i t s t ä g l i c h e A r b e i t s z e i t der Selbständigen Arbeitsvoluraen der Selbstständigen und Mithelfenden S e l b s t s t ä n d i g e und mithelfende Familienangehörige A r b e i t s t a g e pro Jahr nach der D I W - V G R

- Arbeitsvolumen beim Staat - D u r c h s c h n i t t l i c h e j a r l i c h e A r b e i t s z e i t der E r w e r b s t ä t i g e n beim S t a a t - E r w e r b s t ä t i g e beim S t a a t

HW•DEP HW.DP HW.G

- Arbeitsvolumen der abhängig E r w e r b s t ä t i g e n - A r b e i t s v o l u m e n der abhängigen E r w e r b s t ä t i g e n im p r i v a t e n Bereich - Arbeitsvolunen beim S t a a t

HW .D EP " HW.DP + HW.G

HW.G HW.JGA •LF.EMG

HW.G == H W . J G A * L F . E M G / 1 0 0 0

*HW*TSA HW.SEP *LF .SEP ATPJ

H W . S EP == H W . T S A * L F . S E P * A T P J / 1 0 0 0

HW.DP LF.DP.P MW.TA ATPJ

HW.DP == L F . D P . P * H W . T A * A T P J / 1 0 0 0

HW.P HW.DP HW . S EP

H W . P == HW.DP-*HW .SEP

HW HW.P HW.G

hW == H W . P + H W . G

1.2.2 A r b e i t s v o l u m e n

17s

16:

15:

14:

- D u r c h s c h n i t t l i c h e • r b e i t s t ä g l iche A r b e i t s z e i t der abhängig E r w e r b s t ä t 1 gen im privaten B e r e i c h - D u r c h s c h n i t t l i c h e j ä h r l i c h e A r b e i t s z e i t der abhängig E r w e r b s t ä t i g e n im p r i v a t e n B e r e i c h - A r b e i t s t a g e pro Jahr nach der D I W - V G R

- D u r c h s c h n i t t l i c h e j ä h r l i c h e A r b e i t s z e i t der abhängig E r w e r b s t ä t i g e n im p r i v a t e n B e r e i c h - T a r i f l i c h e j ä h r l i c h e A r b e i t s z e i t nach der 1 A B - A r b e i t s z e i t r e c h n u n g

1.87

(0.0336)

- D u r c h s c h n i t t l i c h e j ä h r l i c h e A r b e i t s z e i t der abhängig E r w e r b s t ä t i g e n im p r i v a t e n B e r e i c h

HW.JPA

HW.AS HW.sEP •LF.SEP

MW.AS «

- Durchschnittliche j ä h r l i c h e A r b e i t s z e i t der Selbständigen und Hithelfenden - Arbeitsvalumen der Selbständigen und Mithelfenden - S e l b s t s t ä n d i g e und m i t h e l f e n d e Familienangehörige

1000+HW.SEP/LF.SEP

- Abhängig E r w e r b s t ä t i g e

LF .DP

( B e s c h ä f t i g t e Arbeitnehmer, nach dem Inlandskonzept)

- Durchschnittliche jahrliche A r b e i t s z e i t der abhängig E r w e r b s t ä t i g e n - Arbei tsvoluinen der abhängig E r w e r b s t ä t i g e n

HW.AD HW. D EP

H W . A =* 1000*MW/LF.EM MW.A - Durchschnittliche j ä h r l i c h e A r b e i t s z e i t in allen W i r t s c h a f t s b e r e i c h e n HW - ArbeitsVolumen in allen W i r t s c K a f t s b e r e i c h e n LF.EM - E r w e r b s t ä t i g e im Inland M W . A D «« 1000+HW.DEP/LF.DP

- D u r c h s c h n i t t l i c h e j ä h r l i c h e A r b e i t s z e i t der E r w e r b s t ä t i g e n beim S t a a t

HW.JGA

RSQ « 0.9793 DW » 0.79

(0.2525)

LOG(MW .JGA) = -0.2377 • 1 .0303*106(MW.JPA)*HW.JGA. .RE

MW.JPA HW.JPT

RSQ = 0 .9825 DW *

LOG (MW . JPA) = -0.9989 • 0 . 5 6 7 1 * L O G ( H U . J P T ) * 0 . 5 6 2 9 * L O G ( M W . J P A ( - 1 ) ) • H W . J P A . „ R E ( C . 4 0 7 2 ) (0.1592) (0,1202)

HW.TA HW.JPA •ATPJ

H W . T A == H H . J P A / A T r j

Arbeitszeit

12:

1.2.3

21s

20:

19s

18:

- E r w e r b s t ä t i g e im Inland - E r w e r b s t ä t i g e im p r i v a t e n B e r e i c h - E r w e r b s t ä t i g e beim S t a a t

LF.EM IF.EMP •LF.EMG

LF.EMP-LF.SEP

LF.DP.P+LF.EMG

LF.DP - Abhängig E r w e r b s t ä t i g e ( B e s c h ä f t i g t e Arbeitnehmer, nach dem Inlandskonzept) L F . D P . P - Abhängig E r w e r b s t ä t i g e in p r i v a t e n B e r e i c h +LF.EMG - E r w e r b s t ä t i g e beim S t a a t

LF.DP «

L F . D P . P - Abhängig E r w e r b s t ä t i g e im privaten B e r e i c h L F . E M P - E r w e r b s t ä t i g e im privaten B e r e i c h •LF.SEP - S e l b s t s t ä n d i g e und mithelfende Familienangehörige

LF.DP.P «

C L F E M P , CLFEMP.K

- Parameter

- D u r c h s c h n i t t l i c h e a r b e i t s t ä g l i c h e A r b e i t s z e i t der abhängig E r w e r b s t ä t i g e n im p r i v a t e n B e r e i c h

HW.TA

•TIME

uc.ow

- E r w e r b s t ä t i g e im p r i v a t e n B e r e i c h - b e i t r a g der unternehmen ahne Wohnungsvermietung zum BcuttamLand&produkt in Preisen von 1976 - L o h n s a t z der abhängig E r w e r b s t ä t i g e n im p r i v a t e n B e r e i c h (Einkommen aus unselbständiger A r b e i t bei Unternehmen und privaten H a u s h a l t e n bezogen auf das A r b e i t s v o l u m e n der abhängig E r w e r b s t ä t i g e n im p r i v a t e n B e r e i c h ) - Kapitalnutzungskosten (user c o s t s of c a p i t a l ) für die A n l a g e i n v e s t i t i o n e n der Unternehmen ohne Wohnbauten - Zeittrend

LF.EMP YDP.OW WR.P

RSO = 0.9434 DW s 0.95

- 0 . 3 7 3 7 * L O G ( H W . T A ( - 1 ) ) * 0 . 3 6 9 9 * L O G ( L F . E M P ( - 1 ) ) - C L F f c M P * C L F E M P . K * L F . E M P . .RE (0.2522) (0.1905)

LOG(LF.EMP) = 2 . 0 8 8 0 • 0.2361*LOGCYDP.OW)-0.0362*L0G(WR.P/UC.OW)•(-0.01334^CLFE*P>*TIHE (0.8451) ( 0 . 0 7 4 0 ) (0.0191) (0.0041)

LF.EMP+LF.EMG

LF.EK «

Erwerbstätige

23:

22:

UR

- Arbeitslose - Erwerbspersonen (Inlandskonzept) - E r w e r b s t ä t i g e im Inland

u LF •LF.SEP

UR

- Arbeitslosenquote ( A r b e i t s l o s e bezogen auf das Erwerbspersonenpotential ohne S e l b s t s t ä n d i g e und m i t h e l f e n d e Familienangehörige) - A r b e i t s lose - Erwerbspersonen (Inlandskonzept) - S e l b s t s t ä n d i g e und mithelfende Familienangehörige

100*U/(LF-LF.SEP)

U Lf LF.EM

U «» LF-LF.EM

1.3 Arbeitsmarkttilanz 1.3.1 A r b e i t s l o s e und Arbeitslosenquote

1.2.4

2. ?.1

R.PR R .OW R.wo R.P

-

Abschreibungen Abschreibungen Abschreibungen Abschreibungen

der der des der

Unternehmen e i n s c h l i e s s l i c h der p r i v a t e n Organisationen Unternehmen ohne Wohnungsvermietung S e k t o r s Wohnungsvermietung privaten Organisationen

- Abschreibungen - A b s c h r e i b u n g e n der Unternehmen e i n s c h l i e s s l i c h der p r i v a t e n Organisationen - A b s c h re ibunkert d e s S t a a t e s

R . P R == R . O W + R . W O + R . P

R R .PR R.ST

R == R . F R + R . S T

30:

29:"

28:

27:

DW *

0.21

- Abschreibungen d e r Unternehmen ohne Wohnungsvermietung - P r e i s i n d e x der A n l a g e i n v e s t i t i o n e n der unternehmen ohne Wohnbauten (1976 *

RSQ = 0.9987

(0.1009) (0.0086)

100)

Abschreibungen d e s S e k t o r s Wohnungsvermietung P r e i s i n d e x der A n l a g e i n v e s t i t i o n e n in wohnbauten (1976 = 100) Bruttoanlagevermögen der Wohnungsvermietung (am J a h r e s e n d e ) i n P r e i s e n von 1976 = -8.6357 • 1 . 0 9 1 9 * L O G ( P I . O W * K . F P . O W ) + R . O W . .RE

DW = 0.35

der

Organisationen

DW = 0.27

R - Abschreibungen der p r i v a t e n •TIME - Zeittrend

RSQ * 0.9928

R .OW .RAT « 100*R.OW/(K.FP.OW(-1)*PI.OW(-1)) R . O W . R A T - Abschreibun&srate der unternehmen ohne Wohnungsvermietung (Abschreibungen bezogen auf d a s Bruttoanlaijevermögen der Unternehmen ohne wohnungsVermietung in P r e i s e n von 1976 (am J a h r e s a n f a n g ) , inflationiert mit dem P r e i s i n d e x der A n l a g e i n v e s t i t i o n e n der Unternehmen ohne Wohnbauten) R.ow - Abschreibungen der unternehmen ohne Wohnungsvermietung tc.FP.ow - B r u t t o a n l a g e v e r m ö g e n der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung (am J a h r e s e n d e ) in Preisen von 1976 Pl.OW - P r e i s i n d e x der A n l a g e i n v e s t i t i o n e n der Unternehmen ohne Wohnbauten (1976 = 100) L O G ( R . P ) = - 7 . 7 4 4 3 • 0 .1090*TIME*R.P. .RE ( 0 . 1 4 4 2 ) (0.0020)

K .F P ÜOW - ü rut toan läge ve r mögen der Unternehmen ohne Wohnungsve niii etung (am J a h r e s e n d e ) in Preisen von 1976

R.0W Pl.OW

R.WO PI.WO K.FP.WO LOG(R.OW)

RSQ * 0.9999

( 0 . 0 2 2 2 ) (0.0019)

L O G ( R . W O ) = -9.7105 • 1 . 0 6 3 2 * L O G ( P I . W O * K . F P . W O ) + R . W O . .RE

R . P R . R A T - A b s c h r e i b u n g s r a t e der Unternehmen (Abschreibungen bezogen auf das B r u t t o a n l a g e v e r m ö g e n Unternehmen in P r e i s e n von 1976 (am J a h r e s a n f a n g ) , i n f l a t i o n i e r t m i t dem P r e i s i n d e x der A n l a y e i n v e s t i t i o n e n der unternehmen) R .PR - A b s c h r e i b u n g e n der Unternehmen e i n s c h l i e s s l i c h der p r i v a t e n Organisationen K.FP - Bruttoanlaijevermögen der unternehmen (arn J a h r e s e n d e ) in P r e i s e n von 1976 PI - P r e i s i n d e x der A n l a g e i n v e s t i t i o n e n der Unternehmen (1976 = 100)

26: R.PR .RAT == 1 0 0 * R . P R / < K . F P ( - 1 ) * P I ( - 1 ) )

25:

24:

Einkonmensverteilung und - u m v e r t e i t u n g Abschreibungen

- Abschreibungen d e s S t a a t e s - P r e i s i n d e x der A n l a g e i n v e s t i t i o n e n des S t a a t e s ohne wohnbauten (1976 « 100) - Abschreibungen d e s S t a a t e s in P r e i s e n von 1976

- Abschreibungen der Gebietskörpersch»!ten - A b & c h re it>un