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German Pages 296 [584] Year 1785
Schriften der
Berlinischen Gesellschaft naturforschender Freunde. Fünfter Band.
Mit
Kupfern-
Berlin 1784. Im Verlage der Buchhandlung der Realschule.
Vor bericht.
B
ey der Herausgabe des gegenwärtigen zten Bandes unserer Schriften,
maaßeN wir, in den Gesinnungen, welche wir in dm Vorberichten der vorhergehenden Bände geäußert, Uns nicht an, über dett
Werth der darin enthaltenen Abhandlungen
und Bemerkungen uns heraus zu lassen, und dem Urtheile der sachverständigen und
unbefangenen Leser vorzugreifen.
Auch in
diesem Bande haben die mehresten Aufsatze
auswärtige Mitglieder zu Verfassern und
iv
Vorbericht,
wir befürchten nicht, daß man dieses unsern Schriften als einen Fehler anrechnen, noch
daß uns deshalb von Jemanden ein Vor wurfgemacht werden könnte, der die Absicht
bey Errichtung unserer Gesellschaft von ihrer
ersten Entstehung an, nur einigermaßen kennt: wir glauben vielmehr, daß edel - und
billigdenkende
Naturforscher
auf
unsere
Schriften eben deswegen einen vorzüglichen
Werth setzen werden, weil darin nicht allein
Bemerkungen über alle Theile der Natur kunde vorkommen, sondern auch, weil solche
nicht einförmig und gleichsam über einen Leie sten, sondern auf eine abwechselnde und mannichfaltige Art von Gelehrten und Lieb habern naherund entfernter Länder bearbeitet
worden. Mit
Vorbericht.
v
Mit den lebhaftesten Empfindungen der
Hochschätzung
und Freude
erkennen wir
den ganzen Werth der willigen und kräftigen
Unterstützung, wodurch unsere edelmüthige Gönner und Freunde zur Beförderung unfe# rer
gemeinnützigen
Absichten mit wirken.
Ihnen vorzüglich danken wir es, daß wir
in einen Zeitraum von io Jahren, als so lange unsere Verbindung dauert, 9 Bande, zum Theil voller nützlichen und mancher neuen Bemerkungen, der gelehrten Welt vorlegen
konnten.
Die vier ersten Bande erschienen
nehmlich unter dem Titel:
der Beschäfti
gungen im Jahre 1775 1776 1777 und 1779/ die übrigen aber unter dem Nahmen:
der Schriften kamen im Jahre 1780 1781 1782 1783 heraus, und der gegenwärtige
a 3
§te
Vorbericht.
vi
5 re oder gtt von allen, in dem Laufe des Uten Jahres seit unserer Entstehung, jetzt 1784.
Bey dem Flore und stetem Wachsthum unserer Gesellschaft belebt uns die freudige
Hofnung, künftig jährlich mit einem Bande,
zur mehrern Ausbreitung und Vervollkomm nung der Naturgeschichte und der damit ver
bundenen nützlichen Wissenschaften, einen Nicht überflüßigen Beytrag liefern zu können.
Wir genießen des schmeichelhaften Vor zugs, daß eines unserer würdigsten Mit glieder, der Herr von Rochow, aufRekahn,
Domherr zu Halberstadt, uns die Austhei
lung von Preisen anvertrauet hat, welche er auf die besten Beantwortungen gemein nütziger
Aufgaben großmüthig
aussetzt«.
So ward im Jahre 1777 der Preis über
die
Vorbericht.
v»
die Frage: was ist überhaupt das Epidemische
in den
eigentlich sogenannten Epidemien?
dem berühmten Herrn Peter Camper in klein Lankum, ehemaligen Professor zu Franeker, von unsjzuerkannt, dessen Preisschrift indem
4ten Bande der Beschäftigungen abgedruckt ist. Die großmüthige Ueberlassung des Prei
ses an uns von Seiten des letztem, setzte uns
in den Stand, solchen für eine afe Frage: wie lange kann die Giftmaterie der Viehseuche bösartig, und des Ansteckens wegen gefähr lich seyn? zu bestimmen, und ihn Zem Herrn Doktor Weis zu Leer in Ostfriesland, im
Jahre 1781 zuzutheilen, wovon die Preis
schrift im zten Bande unsrer Schriften mit getheilt worden.
Für die Zte wozu der Herr
von Rochow uns ebenfalls den Stoff dar6 4
g*-
gebothen,
hat es ihm gefallen uns wieder
io Stück Friedrichsd'or einzuhändigcn; und
sie geht auf die beste Auflösung der Frage: welche Art der Pflanzenkenntniß zu ökono
mischen Absichten aus der übrigen Gewächs kunde eigentlich diejenige sey, durch die wir
in den Stand gesetzt werden, die natürliche Beschaffenheit, Tragbarkeit und Unart des Grundes jn den Forsten, Feldern, Wiesen rc.
bey künftiger Würdigung der Grundstücke
hinreichend zu bestimmen? Da die bis den isten Juli d. I. ange setzte Zeit noch nicht verlaufen; so können
wir erst im künftigen Bande davon die nähere Nachricht mittheilen.
Jn der Michaelismesse 1782 erschien zu Leipzig im Crusiusschen Verlage der iste
Vorbericht.
u
Theil des vollständigen systematischen Ver zeichnisses aller Gewächse Deutschlands,
welches ein sehr verdientes Mitglied her sellschaft, bisher ohne Angabe seines 97a#
mens, mit außerordentlichem Fleiße ausgear-
beitet, und davon das Honorarium unserer Kasse großmüthig überlassen hat. Wir wün schen, daß der Herr Verleger von diesem für
die Oekonomen sowohl als für die Gelehr ten sehr nützlichen Werke einen solchen Ab gang haben möge, daß derselbe den schon in
Händen habenden »ten Th. bald folgen lasse. Da während der ersten ro Jahre un serer Vereinigung manche wesentliche Abän
derungen bey unserer Einrichtung haben vor
genommen werden müssen, wovon wir m hm Vorreden der vorigen Bäyde Nachricht
a 5
ge-
x
V o r b e r i ch t.
gegeben haben; so schien es uns, selbst zur Bequemlichkeit unserer ältern verehrungs
würdigen Mitglieder, nöthig, den Plan und
die Gesetze, nach unserer jetzigen Lage verbes sert und abgeändert, von neuem drucken zu lassen, und hierbeyzufügen.
Zugleich ha
ben wir das im vorigen Bande versprochene Verzeichniß aller jetzt lebenden Mitglieder hier so vollständig als möglich geliefert.
Wir sagen, so vollständig als möglich; denn es könnte wohl seyn, daß einer oder der am
dere ausgelassen wäre der noch lebte; allem man wird uns die Schuld davon nicht bey
messen können, wenn solche Mitglieder in vielen Jahren nichts von sich haben hören
lassen, und wir sie folglich für todt halten
müssen ,
und weil wir mit einer langen Rev»
V o r b e r i ch t.
xi
Reihe von leeren Namen zu prangen für
pns nicht anständig finden. Sollten derglei
chen vergessene Freunde uns aber in der Folge angenehme und überzeugende Proben von
ihrem Leben und beharrlichem Eifer für un sere Gesellschaft geben; so werden wir mit Freuden unsern Fehler in den folgenden Ban
den anzeigen« Die stärkere Anzahl der eingeschickten nützlichen Abhandlungen verhindert uns, daß
wir so wenig das Verzeichniß unserer Bib liothek, als die Fortsetzung von der im zten Bande der Beschäftigungen angefangenen Beschreibung unserer Naturaliensammlung
hier mittheilen können.
Indessen können
wir nicht umhin unsern Freunden anzuzeigen, daß wir von dem berühmten Ritter Herrn
Mil-
*«
V o r b e r i ch t.
Wilhelm von Hamilton als einem der edel
sten und theilnehmendsten Mitgliede unserer Gesellschaft/ int vorigen Jahre mit seinem
prächtigen Werk über die Feuerspeienden Ber ge, Campt phlegräi, in 3 Bänden nebst dem
Supplement, sind beschenkt worden, und daß wir zugleich bey seiner Durchreise die
Ehre und das Vergnügen hatten, seine leut-
secligen Gesinnungen und durchdringenden Beobachtungsgcift, in einer Versammlung
bey uns kennen und lieben zu lernen.
Zur Bereicherung unsrer Bibliothek ha ben außer den gewöhnlichen Geschenken unsrer
Mitglieder, deren Namen künftig bey dem Bücherverzeichniß angeführt werden sollen, folgende Buchhändler freygebig bcygetragen,
Herr Raspe aus Nürnberg mit allen seinen phy-
physikalis Verlagsschriften; Hr. Pauli allhier desgleichen^ Hr. Lange mit der gemeinnü
tzigen Naturgeschichte des Thierreichs mitillummirten Kupfern, und Hr.Eisfeld milden
Mannichfaltigkeiten. Welches wir hier dankbarlichst zu rühmen nicht unterlassen können.
Als neu aufgenommene Mitglieder in -em verlaufenen Jahre haben sich zur Bear beitung
unserer
gemeinnützigen
Absichten
folgende Gelehrte von bekannten Verdiensten mit uns verbunden; Herr Joseph Nicolaus vonJacsiUM, Kay
ser!. König!» Bergrath und Professor der Botanik zu Wien. Herr Ignaz Schiffermüller, Abt und geist
licher Rath zu Linz. Herr Carl Ehrenbert von Moll, Ritter und Oberöstreichischer Edler Landmann zu All im Zillerthal.
nv
Vorberich k.
Herr Johann Christian Gerning, Banquier
zu Frankfurt am Mayn, und Herr Johann Fiebig, Doktor der Arzney-
gelahrtheit zu Mainz. Dagegen sind unserer Gesellschaft in
diesem Jahre drey sehr verdiente Mitglieder
durch den Tod entrissen wprden, nehmlich der Herr Apotheker Cappel in Kopenhagen, der Herr Professor Spielmann in Straß
burg und der Freyherr von Gleichen, genannt Rußworm zu Bonnland, von welchen bey
den letzter» wir diesem Bande nur kurze Le
bensbeschreibungen haben beyfügen können, weil vom erstem uns keine Nachrichten des
falls mitgetheilt sind. Berlin, den rosten April 1784.
Plan
Plan und Gesetze der
Gesellschaft Naturforschender Freunde. ie hiesige Gesellschaft Naturfsrsthendek Freunde, zu deren Stiftung der selige D. Martini durch einen, in den hiesigen Neuen Mannigfaltigkeiten S 37 bis 41 bekannt ge machten und mit einigen hiesigen Freunden verabre deten Entwurf die erste Veranlassung gegeben, hielt am yten Julius 1773 die erste LcrarhschlagungöVersämmlung, und rechnet, weil noch an selbigem Tage die ersten Grundregeln der Gesellschaft, mit allgemeiner Einstimmung der versammleten Freunde, ftstgesetzet wurden, von diesem Tage an den Zeitpunkt ihrer Entstehung. Da in so wohl eingerichteten und glücklichen Staaten, als der unsrige, jede beträchtliche gesell schaftliche Verbindung dem Staate selbst bekannt ge macht werden muß; so war auch die erste Sorg«
der
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Plan und Gesetze
der hiesigen Mitglieder dahin gerichtet, einem bobert Staatsratb sogleich die Absicht und Einrichtung unsers Institutes unterthäuig zur Prüfung und zur Genehmigung vorzulegen. Wir waren auch so glück lich, daß uns in einem gnädigsten Rescript vom 2 stcn Oktober 1773, zu Verschickung gedruckter Diplome an auswärtige Kenner und Freunde der Natur, als einer Privatgesellschaft Naturforscbender Freunde/ sogleich ein eignes em obern Kiefer des Originals, erreicht auf seiner Grundfläche nach der Lange kaum einen Zoll, da wo diefer Zahn
an den gegrabenen immer etwa 16 oder 18 Linien
hat. Eben so sind die beyden andern nach Verhält niß verschieden. Auf diese Weise mißt die untere Kinnlade an dem Eisbär bloß i6 Zoll in der Lange,
da wo man sie zehen und oft mehr an denen in Gailenreuth gefunden hat. Eben so ist die Breite der Mapille verschieden.
An dem Original habe ich sie
18 Linien betragend, aber an jenen meistens gegen 2i gefunden. Nichts desto weniger aber ist der auf seinen Kinnladen liegende Kopf des Eisbars hö her als einer von den bisher aus diesen Grüften zum Vorschein gekommenen Köpfen. Seine Anlage fallt
mehr ins Breite, ins Zusammengeschobcne, inS Runde, ich möchte fast sagen ins Mopsartige aus. Die Kopfscelete auS den Höhlen sind außerordent lich schmal, ungemein ins Lange gestreckt; sie haben
zu diesem Bau ungleich längere Kinnladen und nach dem Verhältniß auch die längsten stärkeren Zähne
gebraucht. Doch hat es Schwierigkeit, über diese Abweichungen, bey so viel überein kommendem, auf eine andere Thierart jh verfallen. Ich meyne viel mehr , aus diesen so verjährten Ueberbleibseln der äl
teren Welt, Erläuterung für die Thiergeschichte der neuesten Zeiten zu finden. Der Herr Graf von Büffon hat in dem neue sten Theil seines vortreflichen Werks eine Abbildung von dem urfus maritimus L. gegeben. Dieses Ge
schöpf hat in derselben einen ganz ungewöhnlich inS Lange gezogenen Kopf. Es kommt dem Ameisen,
Osteolithen-Höhlen.
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bar der Bauart nach gleich, zufolge des Verhältniffes ist er noch mehr ins außerordentlich Lange und Schmale gestreckt. Sollte die Zeichnung eines sogroßen Naturkündigers fo gar viel Unrichtiges haben? Ich glaube nicht. Indessen hak in den mir so vieler Sorgfalt gezeichneten Vorstellungen des Hru. SchreberS der Eis bar wieder eine ganz andere Gestalt. Auch das Urbild dieser so sehr abweichenden Figur ist nach einer Eng lischen Originalzeichnung gemacht. Hier ist der Kopf dieses Thiers rund, dick und nach Art der Mopse gebaut. Werden wir in der Namr aber selbst nicht gerade diese Verschiedenheit gewahr? Doch ist mir ein Original deö Eisbars nach der Zeichnung des Hrn. Schrebers unter die Hände gekommen. In den Gailenreucher Grüften werden Köpfe nach der Buffonschen Abbildung gefunden. Es sind die ins Runde gebauten ebenfalls da. Vermuthlich muß es also verschiedene Spielarten, oder wol gar Specieö von dem Ursus maritimus ehedessen gegeben haben, oder noch geben, ohne daß man bisher darauf aufmerk sam gewesen. Eine derselben hat den so ins Lange arigelegtcn, die andere jenen ins Runde zusammen geschobenen Kopf. Beyde sind in den Gailenreuther Grüften vorhanden, von beyden werden wieder Ab weichungen angelroffen, welche vielleicht nur ein Gesthlechtsunterschied find.
Ich rechne die kleineren Kinnladen mit den gros sem , ins Hakenförmige gebogeneil Fangzähnen hieher. Rach meinem Urtheil also wäre die in den Gailen reuther Hohlen so ungeheure Menge von Osteoli then vormals dem Nordischen Eisbär zuständig ge wesen. Ich finde eben so wenig Bedenken, die Löwenartigen Zahne für Stücke des Gebisses sthr
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großer
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Reift zu de« Gaikenreuther
großer Löwen, oder Leoparden zu halten. A« s bis 6 andere hier verschüttete Thierarten, sind mir Unkenntlich geblieben. Aber von dem Aequaror uNd Polarzirkel Geschöpfe mitten yi Franken in einem von der Natur angelegten Fclscngrabe beysammen! Dies wird Niemand befremden, wem bekannt ist,, daß man ohnweit Paris Reunchiergerippe in denen von der Societät der Wissenschaften für ungestört erkannten Erdschichten; daß man ein Croko-ill in dem Mannsfeldischen Schiefer; daß man ein der« sieinertes Bantbusrohr auf dem Harz;, daß man an dem Ohio, Gerippe von Yem Nilpferd , Elephanten« kn och en inMepifo, da ganz Amerika keine lebendige» hat, sa deren Zähne auf den Alpen, ip Sibirien Copische Gazellen, an dem Eismeer Afrikanische Büffel,. und über die ganze Erde Ueberbleibsel zur Zeit noch ganz unbekannter Thiere, auch sogar bis« her meist unbekannter Pflanzen in dem Mineralreich gefunden hat. So viel ist gewiß, daß kein Eisbar auf hem festen Lande so west von dem Meer, als unser Fran« feit davon entlegen ist, in dem Grade der Wärme,
welchen wir haben, zu leben vermag. Island, dfe Hudsonsbay, Grönland, die Meerenge Weygaz, diesesp unfruchtbare kalten Erdstrichs, sind die einzigen Aufenthaltsorte derselben. In unserm Clima würde ihr Blut, so gut als bey den Rennthieren, mit dem ersten Sommer bereits aufgelöst, und sie hem um fehlbaren Tode ausgesetzt seyn. Bloß hurch Zufall, durch Stürme werden einzelne derselben auf Eis« feldern zri Zeiten 'an die Norwegische Küste getrieben. Sie verweilen sich aber gar nicht lange dgselbst, sie ver lassen das Land und gehen eiligst mit der nächsten Eisscholle nach hem Nordischen Meer. Hier sinh todte
Osteolithe» - Höhlen.
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lebte Wallfische und Seehunde ihr gewöhnlicher Fraß. Wer sollte ihnen zu etlichen Tausenden, dergleichen Nahrungsmittel um Gailenreuth herum zu vcrschaffen im Stande gewesen seyn? Gewiß alle Thiere in Franken werden dieser dort begrabenen Menge nicht auf einen Monat Unterhalt gegeben haben. Etliche tausend Zähne in einer der kleinsten Grüfte erfordern auf einen Tag zu ihrer Beschäftigting die Thiere von ganzen Provinzen. Nach und nach durch Folgen von Jahrhunderten hat sie kein Zufall hier zue fommcn gehäuft. Ihre Ueberbleibsel liegen unter den Felsen des Gebürges bedeckt. Wenn die FelSMaterie einmal über solche Gerippstücke hingestürzt war, so konnte nichts neues mehr vyn dergleichen Produkten zu selbigen kommen. Es ist auch gar zu sehr Hypothese, wann man annehmen wollte, daß etliche hundert Jahre lang die Grönländischen Eis bäre, hie Asiatischen Löwen, die unbekannten Thiere eines vielleicht noch verborgenen Winkels der Erde, sollten den Trieb gehabt haben, sich in die Gailen-
reuther Grüfte begraben zu lassen. Nein! ein ge waltsamer Zufall hat sie hierFamilienweis, die ganz verlebten, wie ihre abgenagten Zahne es zeigen, die saugenden, deren Daseyn die ihre Milchzahne noch habenden Gebisse beweisen, die frischesten und lebhaf testen von dem besten Alter, deren Knochen annoch vorhanden sind, unfehlbar zusammcngebracht. Aber, welcher Zufall, in der Natur hat diese Wir kungen haben können? Wir finden von Wasser rund gespielte Steine unter diesen rathselhaften Produkten. Wir sehen Eindrücke von Schaalthieren der See selbst an dem Gebürge. Wir finden Canäle dltrch die Felsen geflößt. Die neu entdeckte Höhle gleicht Oeffmwgen, welche Wasser durch weichere Materien
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macht.
Reise zu hen Gailenreuther macht. Die Höhlen selbst gehen durch Cataracten, durch Falle, wie cinstürzende Fluchen selbige bilden.
Hier sind unfehlbar große Wasser wirksam gewesen. Gewiß aber wundernswürdige Fluchen, welche die Eisbäre quS dem nordischen Meer und die südlichen Lhwen hier zusammengeführt haben. Ich fühle das ^reffende dieser starken Einwendungen in ihrem vol len Gewicht. Ich nehme zu den Archiven der erstem Velt meine Zuflucht, um sie zu Ibsen. Nirgend steht unsre Erde mehr verwüstet, glS an. dem
Norder - und Südev - Pol aus, An den Küsten der dasigen Meere, auf den Inseln werden häufige Feuerauöwürfe, Bimsteine, Lava und Asche gefunden. Solander und Banks sind davon in Absicht auf den Südpol unverwerfliche Zeugen; an dem Freto Magellanico bey der Terra del Fuago glühen noch wirk liche Vulkane, Zugleich haben gedachte Reisend häufige Seckörpcr auf den dasigen Bergen gefunden, Sie sind meist von einer Größe, daß die uustigen ihnen lange nicht gleichen, Folglich war der fetzig? Boden daselbst ehedcssyn mit Meeren bedeckt. Die Vulkanischen Auswürfe, von Süden her durchge hends abgerissene und gegen diese Seite steile Vorgebürge zeigen genugsam, daß unter dem Boden der See hie Erde durch Gewalt innerer Feuer ge« horsten. Von dem Wiedereinsinken der durchschmyk«. jenen Pole ist die Figur der Erde nach den Maupertuifchen Messungen unlaugbar ins Flache gedrückt. Musten nun die südlichen Meere, wenn sich durch die über alles Denken mächtige Wirkungen tratet# irrdischer Feuer, ihr Boden erhoben, nicht gegen di nördlichen Gegenden über hie eine Hälfte der Erd fich stürzen ? Nahmen diese wüthenden Fluchen nicht älleö, was Thier hieß, in ihren gegen Nochen wal lenden
Osteolithen - Höhlen. lenden Strom unfehlbar mit ?
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Ist es hier schwer
zu begreifen, wie die Elephanten nach Teutschland
gekommen? Nach einer mit den Gesehen der Bewe# gting sehr harmonischen Theorie getraue ich mir, bin# ncn 24 Stunden, binnen der täglichen Umwälzung unserer Erde, nach Sibirien so gar, sie sehr leicht
Nun zeigen uns die Ruinen an dem Nordpol, daß es dort gerade solche Umstürze ein mal gegeben, Die dasigen Meere sind eben so und zu bringen.
zu gleicher Zeit aus gleicher Ursache nach dem Ae-
guaror gewallt,
Bey ihrem Zusammenstoß unter der
Linie brach die Ernste der Erde von der alle Dor stellung übersteigenden Gewalt. Hier würben die
der jetzt jdie Erde umfließenden Meere da durch gemacht, Dergleichen Hin - und Herströmun
Beete
gen musten sich verschiedene ergeben,
bis sich die
durchbrochenen Pole wieder geschloffen, bis sich alles gesetzt, bis der Meerboden unser jetziges Land gänz
lich entblöst, bis durch diesen allgemeinen Umsturz die Erde, so wie sie jetzt ist, gebildet gewesen, Nun führten die nördlichen Ströme unfehlbar die Mitter#
Nachtwarts lebenden Thiere, die Eisbaren, mit sich, Aber wie sind sie gerade in die Muggendorfer Höhle gekommen? Sie liegen nicht hier allein. Eben diese Osteolithen sind durch ganz Deutsch!and zerstreut. Zn den karpathischen Gebürgen, auf dem Harz, m
dem Eichstädtischen werden sie gleichfalls gefunden,
Wüthende Fluchen haben sie willkührlich zerstreut. Doch die Gailenreuther Grüfte sind die Hauptnieder# lqgen derselben ! Alles zeigt, daß hier ein Catarakt gewesen. Wenn der Meerboden bey Meffina einmal hloß würde, so sollte die Scylla vielleicht in Gestalt ähnlicher Grüfte erscheinen, Doch gäben diese un-
fehlbar Schlünde von hinein weit größeren Umfang
0 z
von
10$ Reife zu den Gail. Osteol. Höhlen. Yon viel ungeheueren Grüften. Sind denn aber die Gailenreuther Höhlen der ganze Wirbel? oder sinh sie nur Stücke, nur übrige Canäle Yes ehemaligen Ganzen? Mich daucht, sie sind nur ausgehende Canäle davon gewesen. Vielleicht waren die Schlünde des Wizerloches, der Moggaser Abgründe, des Schö
nensteins , des Holenbergs, *) dieser in einer Meile herumliegenden Grüfte, nur Seitencanale des ringe« heuren Trichters, darein die ausgetretenen Wasser gestürzt. Ihre Oeffnmig, die so abgerissen, die aus so steilen Felsenwänden bestehet, scheint mir ejn Be weis , daß Stücke dieser Mündung in die Tiefe ge
sunken ;
die Thaler nächst an denselben mögten dies
poch mehr beweisen. ' Der sonst so ungeheure Trich ter dieser Catarakten ist in den Abgrund gestürzt. Zog nun ein dergleichen Wirbel nicht mit den« einstürzendcn Wasser die in Meilen weiten Entfernun gen dahin treibenden Thiere nach der Tiefe? konnten sie nicht in Haufen angcschüttet, konnten sie nicht in die Seitenäste dieser Catarakcen eingeführt, oder mit
Schlamm überschüttet, oder auf diese Art in dies« Grüfte eingeführt worden seyn, wo wir sie jetzt im Trockenen finden?
I) Diese find in einem befbnbern Werk« beschriebe«, welches vom Hrn. Esper herauSgekommr« ist.
VL Be-
VI.
Beschreihung der
russigen Meerquappe mit .einer Bartfaser, vom
p. Wallhau«.
en allgemeinen Namen Quappe oderTrütsche, auf Lateinsch Muflela, haben die alten Schriftsteller der Naturgeschichte mancherley Fischen gegeben, welche dem äußerlichen Ansehen nach darin Übereinkommen, daß sie einen aalförmigen Körper, der hinten schmaler als vorn ist, Haut,
eine schlüpferige
einen hervorragenden Bauch ,
Rückenflosse,
eine
rundliche
und
eine lange niedergedrückte
Schnautze haben. Allein die neuern Naturforscher haben auf andern Merkmalen als dem äußerlichen Ansehen ihr System eingerichtet, und folglich die
Quappen so weit von einander getrennet,
daß sie theils zu den Scocksischen, theils zu den Rohßschen,
theils zu den Welsen und zu den Lampreten sind ge sellet worden.
Doch ist Jacob Theodor Rlem
picht so weit- von der Methode her allen Schrift» stellen
Tog
Beschreibung der russigen
stellst qbgegqngenr sondern hat die mshresten unter die Ordnung der aalfbrmigen Fische, welche er (En* chelyypi nennt, zusammen gebracht. x)
r. Die russige Meerquappe, welche besonders hier beschrieben ist, wird von Lmnee2) Ström3) und ttlulkr 4) zu den Rotzsischen, und, wie escheinet, von pennant 5) zu den Stocksischen, Gadi genannt, gesellet, welchem letzten Schriftsteller ich auch bei)pflichte: weil diese Quappe mehr Charak« tere von einem Stocksische, als von einem Rotzsische an sich hat. Sie kann also in dem Linneischen Sy* stem füglicher zwischer - dem Gadus Lota und Gadus Muflela gesetzt werhen.
Der x) Histor. pifimm. M. IV. 52. a) Sysi. nat. edit. 12. T. I. p. 444, 3) Deskrtvelse der Fogperier SöndmHk ?- 362. 4) Zeologia Danica prodromus. p. 43»
5^ Britisch Zoologia. T. 111. Editio M 8- pag. Itzs. tabt 32. Es ist zwar hieselbst derselbe Fisch, wie es schetnl, nicht beschrieben; weil aber der Gadys trifurcatus in den meiste» Theilen mit ihm überein kömmt, und nur durch die drey borstenförmigen Strahlen der Bauchstoffen und kleinen Höckern an per Seitenlinie von ihm abweichet; so trage ich kein Bedenken, chn asthier wir eine Abänderung fVarietas^ Anzuführen. Werden aber in der Folge des Pen# vanrs Charakrere durch genaue Wahrnehmungen als einer besondern Art bestätiget; so muß ihm hoch der nächste Platz hey der russigen Quappe
Wgeräumet werden.
Meerquappe.
109
H- v
Der Name, welchen unsere Fischer diesem Fische geben, ist Seequabbe; obwohl derselbe meh rten Arten von dieser Gattung zukömmt. s)h. L.. Gt. Müller nennet ihn oder eine Abänderung des selben in der Uebersetzung des Linneischen Systems
Froschsisch nach dem lateinschen Blennius raninus L., welches eigenttlich froschahnlicher Rohfisch bedeu tet: weil aber durch die Benennung Froschfisch der Lophius pifcatorius von andern Schriftstellern an gedeutet wird; so ist sie hier nicht gut angebracht. In Schweden wird er nach des Lmuei Berichte 6)
Ahlkuffa, auch in Norwegen Aalekuse, ingleichett Aalequabbe geheißen; 7) doch dieser letzte Name
wird auch von einigen der Flußquabbe 8) und von unsern
9)
7)
Siehe Fauna Suecica p. 11). ArteHi in Synonymik. p. tu. leget diesen schwedischen Namm brr Fluß quappe bey, welche er in fciwnSpecies p sc p. ic/* unter dem Titel Silurus cirro unico in mente be schrieben hat. Siehe Mülleri Zeologia Danica prcdr, p. 43. — " — die Mitte der verschlossenen
0 i
i
Ohrlöcher. » — bis zum Anfänge des Schulterküs»
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sens —»
Ende desselben,
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L I
— bis an den Oberarm,
—
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dir Lenden»
— bis zum Hintern» * — dar Arme sammt deN FlngerN»
Q 2
3 4
a
r
4 7 7 io
ii 8 8an;
244
Beschreibung eines
Länge.
— —— — — — — — — — — — — — — —
des Oberarm-, ♦ ♦ des Unterarms. ♦ der flachen Hand. ♦ des Daumens. des zweyten Fingert. 4 < des dritten — i des vierten — ♦ der Füße. e des Schenkels. i des Schienbeins, e der Fußröhre. ♦ des Mittelfußes. des ersten oder innersten Fingers. des zweyten — des dritten — des vierten — des fünften —
Zoll. Linien.
i i o o o o o 5 i
i
o o o o o o o
Die Breite des Kopfes bey dem äußer, sten Ende des Unterkiefers senkrecht. o — überzwerch. o — bey den Naselöchertt senkrecht. o — überzwerch. o — bey der Mitte der Augen senkrecht. o — überzwerch. I — bey dem Mundwinkel senkrecht. o — überzwerch. X *— des Rumpfes bey dem Anfänge des Rückens senkrecht. I — überzwerch. 1 *- bey dem Hintern Ende der Schult«, I küssen senkrecht. , ** überzwerch. St
L I
6 6 4
6 4 6 7 8 ii
9 st
3
6 io r
5 6 6 6 9 3 9 9 3
7
io IO Läng«»
Meerfrosches,
245
Breite. Zoll. Linien. — hinter der Mitte deS Rückens an dem Buckel senkrecht. * s o