Samuel Urlsperger (1685–1772): Augsburger Pietismus zwischen Außenwirkungen und Binnenwelt [Reprint 2015 ed.] 9783050071619, 9783050028248

Mehr als vier Jahrzehnte – von 1722 bis 1765 – stand Samuel Urlsperger an der Spitze der evangelischen Gemeinde der Reic

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German Pages 313 [316] Year 1996

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis
Einführung
I. Herkunft
Samuel Urlspergers Lebenslauf von ihm selbst verfaßt im Jahre 1748
Schulzeit und Studium Samuel Urlspergers
Sophie Urlsperger geborene Jäger von Jägersberg und der Familienkreis Urlsperger
II. Augsburger Wirken
Samuel Urlspergers Konflikt mit der Augsburger Orthodoxie
Die Botschaft der Predigt Samuel Urlspergers
Pietistische Pädagogik und Schulreformen im Augsburger Bildungswesen des 18. Jahrhundertszer
III. Korrespondenzen
The Relationship of Samuel Urlsperger to the ’Society For Promoting Christian Knowledge'
Samuel Urlsperger und der Hallische Pietismus
Zwischen Religion und Politik. Samuel Urlspergers Korrespondenz mit dem dänischen Außenminister Johann Hartwig Emst Graf von Bemstorff
Urlsperger und Eben-Ezer
'Zensur' im Dienst der Reich-Gottes-Propaganda? Zu Samuel Urlspergers Ausführlicher Nachricht' 1737-1741
IV. Anhang
Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers
Index der Orts- und Personennamen
Verzeichnis der Autoren
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Samuel Urlsperger (1685–1772): Augsburger Pietismus zwischen Außenwirkungen und Binnenwelt [Reprint 2015 ed.]
 9783050071619, 9783050028248

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Reinhard Schwarz (Hg.) Samuel Urlsperger (1685-1772)

Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg Colloquia Augustana Herausgegeben von Jochen Brüning und Johannes Burkhardt

Band 4

Samuel Urlsperger (1685-1772) Augsburger Pietismus zwischen Außenwirkungen und Β innen weit Herausgegeben von Reinhard Schwarz Redaktion: Sabine Ulimann

Akademie Verlag

Gedruckt mit Unterstützung der Stadt Augsburg und der Evangelischen Kirche

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Samuel Urlsperger (1685-1772): Augsburger Pietismus zwischen Aussenwirkungen und Binnenwelt / hrsg. von Reinhard Schwarz. - Berlin : Akad. Verl., 1996 (Colloquia Augustana ; Bd 4) ISBN 3-05-002824-6 NE: Schwarz, Reinhard [Hrsg.]; Colloquium Augustanum: Colloquia Augustana

ISSN 0946-9044 © Akademie Verlag GmbH, Berlin 1996 Der Akademie Verlag ist ein Unternehmen der VCH-Verlagsgruppe. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Das eingesetzte Papier entspricht der amerikanischen Norm ANSI Z.39.48 - 1984 bzw. der europäischen Norm ISO TC 46. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Druck: GAM Media GmbH, Berlin Bindung: Verlagsbuchbinderei Mikolai GmbH, Berlin Printed in the Federal Republic of Germany

Vorwort

Mit Samuel Urlsperger befaßte sich ein Symposium vom 3. bis 5. Dezember 1993, zu dem das Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg gemeinsam mit dem Evangelisch-Lutherischen Dekanat Augsburg eingeladen hatte. Urlsperger prägte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts die evangelische Gemeinde Augsburgs entscheidend. Durchdrungen von dem Geist des mit dem Namen August Hermann Franckes verbundenen Pietismus schuf er nicht nur in Augsburg eine ganz eigene innere Lebendigkeit der Religiosität, sondern auch einen weit über die Stadtmauern und über Deutschland hinausgreifenden Taterweis des Glaubens. Die Referate dieses Symposiums, ergänzt durch ein vollständiges Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers, werden mit diesem Band der Colloquia Augustana veröffentlicht. Für das Zustandekommen des Symposiums ist einerseits den Organisatoren, dem damaligen Geschäftsfuhrenden Direktor des Instituts Professor Dr. Jochen Brüning sowie dem Evangelisch-Lutherischen Dekan von Augsburg Dr. Rudolf Freudenberger und andererseits für die finanzielle Ermöglichimg der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu danken. Ein weiterer Dank gebührt den Institutionen, die zu den Druckkosten dieses Bandes die notwendigen Zuschüsse gegeben haben, das sind die Stadt Augsburg und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern. Seitens des Instituts für Europäische Kulturgeschichte kümmerte sich Frau Dr. Cornelia Weber umsichtig um die Durchführung des Symposiums. Frau Rosemarie Mix und Frau Ute Ecker-Offenhäußer übernahmen das Lesen der Korrekturen. Frau Sabine Ulimann hat die redaktionelle Arbeit mit viel Sorgfalt durchgeführt und mit ihrer Erfahrung aus den vorhergehenden Bänden ausgezeichnet bewältigt. Ein besonderer Dank gilt schließlich Herrn Karl Krauß, der eine Fotographie des in seinem Besitz befindlichen Ölbildes von Samuel Urlsperger zur Verfügung gestellt hat, und nicht zuletzt dem zuständigen Lektor des Akademie Verlages Herrn Manfred Karras fur die problemlose Zusammenarbeit bei der Herstellung des Buches. München, im März 1996

Reinhard Schwarz

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis Einführung Reinhard Schwarz

I. Herkunft Samuel Urlspergers Lebenslauf von ihm selbst verfaßt im Jahre 1748 Transkription Thilo Dinkel Schulzeit und Studium Samuel Urlspergers Thilo Dinkel Sophie Urlsperger geborene Jäger von Jägersberg und der Familienkreis Urlsperger Hansjochen Hancke

II. Augsburger Wirken Samuel Urlspergers Konflikt mit der Augsburger Orthodoxie Fritz Graßmann Die Botschaft der Predigt Samuel Urlspergers Martin Brecht Pietistische Pädagogik und Schulreformen im Augsburger Bildungswesen des 18. Jahrhunderts Madien Bregenzer

III. Korrespondenzen The Relationship of Samuel Urlsperger to the 'Society For Promoting Christian Knowledge' Gordon Huelin

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Samuel Urlsperger und der Hallische Pietismus Martin Brecht

161

Zwischen Religion und Politik. Samuel Urlspergers Korrespondenz mit dem dänischen Außenminister Johann Hartwig Ernst Graf von Bernstorff Horst Weigelt

177

Urlsperger und Eben-Ezer George Fertwick Jones

191

'Zensur' im Dienst der Reich-Gottes-Propaganda? Zu Samuel Urlspergers Ausfuhrlicher Nachricht' 173 7-1741 Dietrich Blaufuß

200

IV. Anhang Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers Wolfgang Mayer

223

Index der Orts- und Personennamen

305

Verzeichnis der Autoren

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Abkürzungsverzeichnis

AC ADB AFrSt Μ ASteStiA BGP Bü. BWKG Cod. Diss. fl. HStAS JUL kr. Lit. LKA LP Mag. NDB NF RGG SPCK SStBAug StadtAAug StBT TGP ThLZ ÜBT Urk. VfBKG WLB ZBKG ZHVS ZKG

Augsburger Confession Allgemeine Deutsche Biographie Archiv der Franckeschen Stiftungen Missionsarchiv Archiv der Anna Barbara von Stettenschen Stiftungen Augsburg Bibliographie zur Geschichte des Pietismus Büschel Blätter für Württembergische Kirchengeschichte Codex Dissertation Rheinische Gulden Hauptstaatsarchiv Stuttgart Juris Utriusque Licentiatus Kreuzer Litera Landeskirchliches Archiv Stuttgart Leichenpredigt Magistertitel Neue Deutsche Biographie Neue Folge Religion in Geschichte und Gegenwart Society For Promoting Christian Knowledge Staats- und Stadtbibliothek Augsburg Stadtarchiv Augsburg Evangelische Stiftsbibliothek Tübingen Texte zur Geschichte des Pietismus Theologische Literatur Zeitung Universitätsbibliothek Tübingen Urkunde Verein fur Bayerische Kirchengeschichte Württembergische Landesbibliothek Stuttgart Zeitschrift für Bayerische Kirchengeschichte Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben Zeitschrift für Kirchengeschichte

Abb. 1. Samuel Urlsperger. Ölgemälde auf Leinwand von unbekannter Hand und undatiert, 83 χ 65 cm. Privatbesitz des Urlsperger Nachkommen Karl Krauß, Erbendorf-Wildenreuth (Oberpfalz).

Einführung Reinhard Schwarz

Welches geistige Profil besaß Samuel Urlsperger (1685-1772), der Mann, der mehr als 40 Jahre an der Spitze der evangelischen Gemeinde in der Reichsstadt Augsburg stand und dessen Gemeindedienst eingespannt war in ein Netz von Beziehungen, die er zu auswärtigen Personen und Institutionen pflegte? Beides, das Augsburger Wirken und die weitgespannten Kommunikationen Samuel Urlspergers, werden in den vorliegenden Beiträgen beleuchtet. Dabei können auch Forschungen ausgewertet werden, die unabhängig von wissenschaftlichen Institutionen aus rein persönlichem Interesse an Bildungs-, Orts- und Familiengeschichte betrieben werden und auf deren Einsatz die Wissenschaft hier besonders angewiesen ist. Unsere Kenntnisse über Samuel Urlsperger waren bisher zu lückenhaft, um ihn in seinem Augsburger Wirken angemessen würdigen zu können. Wohl war bekannt, daß er als Pfarrer am Hof des Herzogs von Württemberg die Mätressenwirtschaft seines Landesherrn kritisierte und dafür Amtsenthebung auf sich genommen hat. Bekannt war auch, daß er sich als Augsburger Pfarrer später - seit 1731 - tatkräftig für jene Protestanten eingesetzt hat, die damals aus dem weltlichen Herrschaftsgebiet des Erzbischofs von Salzburg ausgewiesen wurden. Doch hatten wir bisher nur ein blasses Bild von dem geistigen Potential, aus dem dieser Mann in der langen Zeit seines Augsburger Wirkens geschöpft hat, und von dem weiten, alle Provinzialität sprengenden Horizont, innerhalb dessen er seinen Beruf ausübte. Er war im süddeutschen Raum zu seiner Zeit der einflußreichste Repräsentant des Pietismus, jener protestantischen Religiosität, die von Halle aus durch August Hermann Francke ihr spezifisches Gepräge empfing. Seitdem Gottfried Mälzer 1972 ein Verzeichnis der Werke der württembergischen Pietisten des 17. und 18. Jahrhunderts veröffentlicht hatte, zeichnete sich ab, mit wieviel Titeln Samuel Urlsperger auf dem Büchermarkt seiner Zeit vertreten gewesen ist. Die gezielten Nachforschungen, die im Zusammenhang mit dem Urlsperger-Symposium in der Augsburger Staats- und Stadtbibliothek betrieben

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Reinhard

Schwarz

wurden, haben die Liste von Urlspergers Publikationen erheblich erweitert. In dem von WOLFGANG MAYER erstellten Verzeichnis der Werke Urlspergers gehören nahezu 200 Titel in die Zeit von Urlspergers Augsburger Wirken.1 Bei weitem die meisten Publikationen Urlspergers spiegeln sein kirchliches Wirken in Augsburg wider und sind größtenteils auch dort gedruckt worden. Mehrere Jahrhundertfeiern zur Erinnerung an Ereignisse der Reformation fielen in Urlspergers Dienstzeit, das Reformationsfest 1717 noch in seine württembergischen Amtsjahre, in die Augsburger Zeit hingegen im Jahr 1730 das Gedenken an die Übergabe der Confessio Augustana, das Jubiläum des Westfälischen Friedens 1748 und des Augsburger Religionsfriedens 1755. Wegen der Verflechtung des Westfälischen Friedens mit der eigenen Kommunalgeschichte begingen die Augsburger schon damals die Erinnerung an dieses Ereignis alljährlich mit einem städtischen Friedensfest am 8. August. Die großen Jubiläen benutzte Urlsperger gerne, um die Gemeindemitglieder für außerordentliche Spendenaktionen zu gewinnen, etwa zugunsten der Dänisch-Hallischen Mission in Indien. Die Bibliographie vermittelt einen Eindruck davon, wie Urlsperger in den genannten Gedenkjahren sich zu eigenen Veröffentlichungen herausgefordert sah. Andere kulturgeschichtliche Gesichtspunkte ergeben sich z.B. aus der großen Zahl von Leichenreden, die Urlsperger angesehenen Augsburger Bürgern gehalten hat und dann drucken ließ, oder aus der langen, lückenlos von 1724 bis 1765 reichenden Reihe der Neujahrsgebete. Die Bibliographie fordert zwar einen aufmerksamen Leser, doch wer die Mühe der Lektüre nicht scheut, kann gerade durch die vollständige Wiedergabe der Titel Einblick gewinnen in die protestantisch kirchliche Kultur der Zeit. So ist die Bibliographie ein gewichtiger Bestandteil dieses Bandes und könnte weitere Forschungen anregen. Als der 37jährige Urlsperger 1722 nach Augsburg in eine Spitzenposition der evangelischen Gemeinde berufen wurde, hatte er bereits einen ungewöhnlichen Weg hinter sich. Seine Schul- und Universitätsjahre, die von THILO DINKEL unter die Lupe genommen werden, waren allerdings für den Sohn eines württembergischen Beamten ziemlich normal verlaufen. Nach den Tübinger Studienjahren war er jedoch schnell aus den begrenzten landeskirchlichen Verhältnissen herausgetreten und hatte in den Niederlanden und noch gründlicher in England den westeuropäischen Protestantismus mit seinem weiten überseeischen Blickfeld kennengelernt. In dieser Zeit wurde er zu einem engen Vertrauten von Anton Wilhelm Böhme, der damals als lutherischer Hofprediger des Prinzgemahls der englischen Das Verzeichnis enthält auch vier Leichenreden Urlspergers, die als ungedrucktes Manuskript in der Augsburger Staats- und Stadtbibliothek aufbewahrt werden (Nr. 31, 35, 54, 167). Auf dieses Verzeichnis bezieht sich in den Anmerkungen der Beiträge dieses Bandes jeweils der Verweis "W. Mayer, Verzeichnis'. Alle erwähnten Urlsperger-Schriften werden nach der Zählung in der von Wolfgang Mayer im Anhang angefertigten Bibliographie zitiert.

Einführung

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Königin Anna in London Dienst tat und ein Mann des Hallischen Pietismus war.2 Wie Urlsperger damals in London als Mitglied in die 'Society for Promoting Christian Knowledge' (SPCK) aufgenommen wurde, berichtet GORDON HUELIN aufgrund der Archivalien dieser bedeutenden, noch heute existierenden Vereinigung, mit der Urlsperger bis in seine letzten Lebensjahre in reger Verbindung blieb, so daß es sich wohl lohnen könnte, diese Londoner Archivalien für weitere Forschungen auszuwerten. In seinem 1748 selbst verfaßten Lebenslauf, der in einer Umschrift Thilo Dinkels den Beiträgen dieses Bandes vorangestellt wird, schildert Urlsperger recht ausfuhrlich diese Jahre vom Sommer 1708 bis zum Frühjahr 1713, die er nach seinem Studium außerhalb Württembergs zubrachte. In diesen Jahren hat er auch August Hermann Francke persönlich kennengelernt, denn er berichtet von zwei Aufenthalten in Halle. Inwieweit Urlsperger sich bereits während seiner Studienzeit dem Pietismus genähert hat, bleibt ungewiß. Thilo Dinkels Untersuchung läßt immerhin vermuten, daß Urlsperger schon in jenen Jahren in den Einflußbereich des Pietismus gekommen war, da Johann Andreas Hochstetter (1637-1720),3 der württembergische Prälat und Anhänger Speners, Urlsperger in persönlicher Beratung Richtlinien für sein Theologiestudium gegeben hatte, weil dieser aus Gesundheitsgründen sich seine theologische Bildung im wesentlichen zu Hause aus Büchern aneignen mußte. Urlspergers Vorfahren väterlicherseits stammten aus dem steiermärkischen Protestantismus; sein Vater hatte in das etablierte württembergische Bürgertum, die sogenannte Ehrbarkeit, eingeheiratet. Aus den Kreisen des in gehobenen landesherrlichen Diensten stehenden Adels kam dann auch Samuel Urlspergers Frau, so daß er im Honoratiorenmilieu gut verwurzelt war. Das lehren die familiengeschichtlichen Forschungen, die nicht nur Thilo Dinkel beigesteuert hat, sondern auch HANSJOCHEN HANCKE, dessen Ehefrau Ruth-Ingeborg Hancke zu den zahlreichen Urlsperger-Nachkommen gehört. In seinem Besitz befinden sich die reproduzierten Porträtstiche und die Medaille mit dem ansprechenden Bild des Ehepaars im 50. Jahr ihrer Ehe und seines Berufsdienstes. Das bisher unbekannte Ölbild hingegen, dessen verkleinerte Wiedergabe diesen Band eröffnet, ist im Besitz eines anderen Nachfahren. Bei den familiengeschichtlichen Beiträgen bedenke man auch, daß in den Kreisen der Pietisten Verwandtschaft und Freundschaft ganz bewußt für die religiöse Kommunikation genutzt wurden. Es waren einige Angehörige des gehobenen Augsburger Bürgertums, die bereits mit dem Hallischen Pietismus sympathisierten - allen voran Johann von Arno Sames: Anton Wilhelm Böhme (1673-1722). Studien zum ökumenischen Denken und Handeln eines Halleschen Pietisten. Göttingen 1990. Zum Eindringen des Spenerschen Pietismus in die württembergische Kirche vgl. Johannes Wallmann: Der Pietismus. Göttingen 1990 (Die Kirche in ihrer Geschichte, Bd. 4, Lfg. Ο 1). S. 126f. und Martin Brecht: Der Pietismus vom siebzehnten bis zum frühen achtzehnten Jahrhundert. In: Geschichte des Pietismus. Bd. 1. Hg. von M. Brecht. Göttingen 1993. S. 339f.

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Reinhard Schwarz

Stetten und 1722 die Berufimg Urlspergers nach Augsburg bewirkt haben und ihm dann Rückhalt gaben, als sich in der Augsburger Pfarrerschaft gegen ihn Widerstand regte. Aufgrund umfassender Archivstudien zeichnet FRITZ GRAßMANN ein genaues Bild von den Vorgängen um Urlspergers Berufimg und von den anschließenden Kämpfen. Während Urlspergers Hauptgegner hinter einem Pseudonym vor die Öffentlichkeit trat, hat Urlsperger für seine Position in aller Offenheit gefochten. Durch Graßmanns sorgfältige Untersuchung überblicken wir jetzt einen sozialgeschichtlich interessanten Vorgang. Gemeindeglieder, die offensichtlich dem kirchlichen und gesellschaftlichen Leben ihrer Stadt neue religiöse Impulse und einen weiteren Horizont geben wollten, konnten sich mit Urlspergers Berufung durchsetzen, und dieser konnte dann tatsächlich durch seine Beharrlichkeit Veränderungen herbeiführen. Die von Graßmann geschilderten Ereignisse haben exemplarischen Rang fur eine Zeit, in der das kirchliche Leben gleichzeitig einen breiten Sektor des kommunalen Lebens ausmachte und religiöse Mentalität unmittelbar im bürgerlichen Leben wirksam wurde. Ergänzend ist dem Beitrag von MADLEN BREGENZER ZU entnehmen, wie bereits vor Urlspergers Berufung renommierte Augsburger Bürger im Sozial- und Erziehungswesen Impulse des Hallischen Pietismus wirksam werden ließen und wie dann in stetiger Entwicklung das Schulwesen umgestaltet wurde, immer wieder vorangetrieben von reichen Bürgern, die sich besonders um die Pflege des unteren Schulwesens kümmerten. Daß Urlsperger in seinen religiösen Gedanken, wie schon aus der Biographie zu vermuten ist, dem Pietismus August Hermann Franckes anhing, ist das Ergebnis der von MARTIN BRECHT vorgelegten Analyse von Predigten aus der württembergischen und hauptsächlich aus der Augsburger Zeit Urlspergers. Wenngleich der Augsburger Senior auf seine Treue zum Augsburgischen Bekenntnis von 1530 Wert legte, brachte er in seinen Predigten weniger ein rechtgläubiges Lehrwissen zur Sprache, sondern suchte vielmehr mit bilderreicher Eloquenz die religiösen Affekte zu wecken und ein praktisches Christentum von innen her zu motivieren. Maßgebliche evangelische Bürger ließen sich offensichtlich gerne in diesem Sinne ansprechen. Die praktischen Konsequenzen lagen innerstädtisch in der Förderung des Schulwesens und ganz besonders im Ausbau einer sozialen Institution, die der Armut und dem Bettel zu Leibe rücken sollte, indem man Verarmte in einem gemeinschaftlichen Haus mit Arbeit versorgte und resozialisierte, allerdings in den damals üblichen Formen von 'Zucht'- und das heißt Erziehungsmaßnahmen. An einigen Stellen weckt das Referat über Urlspergers Predigt Neugier nach weiteren Aufschlüssen dieser Quellen für die Mentalitäts- und Kulturgeschichte sowie für die Eigenart dieser religiösen Rhetorik und ihren Umgang mit dem biblischen Text. Für den praktischen Einsatz des Christentums vermittelte Urlsperger den Augsburgern dank seiner Verbindungen nach Halle und England auch die Möglichkeit, finanzielle Mittel zu spenden, einerseits zur Unterstützung der

Einftihrung

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Dänisch-Hallischen Mission in Indien, andererseits zur Hilfe für die Salzburger Exulanten, von denen ein Teil im englisch-nordamerikanischen Siedlungsgebiet von Georgia eine neue Heimat finden konnte. Ansehnliche Kollekten für diese Zwecke hat Urlsperger nicht zuletzt durch seine zupackenden Predigten zustande gebracht. Unter welch schwierigen Bedingungen die Ansiedlung der Salzburger Exulanten in Georgia erfolgte und wie wichtig dabei die ständigen Korrespondenzen mit Urlsperger waren, beschreibt der Senior der Georgia-Forschung GEORGE FENWICK JONES.

Die ausgedehnten Korrespondenzen Urlspergers zeigen teils seine Aufmerksamkeit für die Ereignisse der Zeit, teils dienen sie einer vielseitigen christlich engagierten Personalpolitik, die nicht in provinzieller Selbstgenügsamkeit verharren wollte. Daß die Berichte von den in Georgia ansässig gewordenen Salzburger Emigranten, wie DIETRICH BLAUFUß zeigt, einer Art Zensur unterworfen oder wenigstens stilisiert wurden, ehe sie in Deutschland für ein breites Publikum veröffentlicht wurden, stimmt aufs erste bedenklich, löst dann jedoch die Frage aus, ob uns hier nicht ein Verfahren begegnet, das in ähnlicher Weise heutzutage im Journalismus angewendet wird, wenn es darum geht, auf die Lebensgewohnheiten des Publikums Rücksicht zu nehmen und bestimmte Reaktionen beim Leser hervorzurufen. Vieles von Urlspergers weitgespannter Korrespondenz ist, wie wir in dem Beitrag von HORST WEIGELT erfahren, leider ebenso wie Urlspergers eigener Nachlaß verschollen. Erhalten sind jedoch unter anderem eine Reihe wichtiger Briefe Urlspergers an August Hermann Francke und dessen Sohn, über die hier MARTIN BRECHT referiert, ferner aufschlußreiche Briefe an den dänischen Diplomaten Johann Hartwig Ernst Graf von Bernstorff,4 aus denen Horst Weigelt Informationen über Familiäres, über religiöse Aktivitäten und über politische Geschehnisse zusammenstellt. Wir bemerken Urlspergers Wachsamkeit für das Zeitgeschehen und die für diesen Protestantismus charakteristische weiträumige Weltwahrnehmung, die gepaart ist mit Entschlossenheit zur Aktivität. Die Aufsätze dieses Bandes liefern eine erste differenzierte Betrachtung von Samuel Urlspergers Augsburger Wirken. Der Band bietet damit ein Bild jener frühneuzeitlichen Religiosität des Protestantismus, die unter dem Namen Pietismus häufig in viel zu enger Perspektive gesehen wird, die jedoch in Wahrheit verbunden war mit bedeutenden sozialen und pädagogischen Aktivitäten und bewußt die überregionale Kommunikation suchte.

Außerdem sind Briefe Urlspergers noch erhalten im Archiv der Grafen Stolberg-Wernigerode. Nützlich wäre ein genauer Überblick über alle erhaltenen Briefe Urlspergers, einschließlich der im Londoner Archiv der SPCK aufbewahrten.

I. Herkunft

Samuel Urlspergers Lebenslauf von ihm selbst verfaßt im Jahre 1748 Φ

Transkription Thilo Dinkel

Herr Samuel Urlsperger, gebohren zu Kirchheim unter Teck im Herzogthum Würtemberg Anno 1685. den 20./31. Augusti. Stammete von angesehenen und wohlbegüterten Vorfahren aus Steyermarck und Ungarn ab, welche von dannen um der Evangelischen Religion willen weichen müssen; und war sein Herr Vater Hoch=Fürstl. Würtembergischer geistlicher Stabs=Verwalter zu besagtem Kirchheim in Stadt und Amt. Nachdem er nun, nebst Christlicher Erziehimg zu Hause, die Schule in seinem Vaterland frequentiret, und von Anno 1699. im Herbst in die niedere und höhere Klöster in diesem Herzogthum, auch nach 4. Jahren in das Hochfürstl. theologische Stipendium zu Tübingen aufgenommen worden, wurde er An. 1705. im Herbst in Magistrum, und zwar unter seinen zahlreichen Commilitonibus als primus promoviret, da er zuvor unter Herrn Professor Creuling über den andern Theil der Disputation de laterna magica publice respondiret: ein zugestossenes langwüriges Fieber nöthigte ihn sodenn nach Hause zugehen, und daselbsten vor sich und zwar nach der von *

Das gesamte Augspurgische/ Evangelische Ministerium/ in/ Bildern und Schrifften,/ von den erstem Jahren/ der/ Reformation Lutheri,/ bis auf Anno 1748./ oder das/ Jubel=Jahr/ wegen des Westphälischen Friedens,/ samt einer Vorrede/ vorgestellet/ und herausgegeben/ von/ Joseph Friederich Rein/ Kupfferstechem in Augspurg./ Erster Theil./ Gedruckt bey Samuel Finckens seel. nachgelassenen Wittib. Die Vorrede stammt vom Augsburger Senior Samuel Widemann (Augsburger Pfarrerbuch Nr. 270). Nach einem Brief Urlspergers an Bengel vom 28.3.1748 war der eigentliche Herausgeber Widemann, der von den dargestellten Personen, soweit sie noch lebten, Selbstbiographien anforderte. Urlsperger schrieb an Bengel, daß er seine Biographie fur dieses Werk verfaßt habe. Demnach ist anzunehmen, daß Widemann diesen Lebenslauf höchstens noch etwas redigiert hat, z.B. den Wunsch für ein langes Leben des Verfassers einfügte, der Rest aber von Urlsperger selbst stammt. Urlsperger legte fur Bengel einen Separatdruck der Biographie bei, was ein weiterer Beweis dafür ist, daß sie als authentisch angesehen werden muß. Urlsperger wird durch einen mit 186 bezeichneten Kupferstich von Rein dargestellt, was die Nummer der Biographie in diesem unpaginierten Werk angibt. Beim Geburtsdatum 20./31. handelt es sich bei der zweiten Ziffer um die Umrechnung neuen Stils.

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Lebenslauf von Samuel

Urlsperger

Herrn D. und Professor Theol. Joh. Andr. Hochstetter vorgeschriebenen Methode, die Theologiam zu studiren; doch wurde er An. 1707. von dem Hochfurstl. Consistorio nach Stuttgardt zu einer Predigt und Examen beruffen, und als beydes wohl überstanden war, kehrte er im Herbst dieses Jahrs nach Tübingen zurück, defendirte nebst andern die Quaestiones theologicas denuo tritiores des ältem Herrn D. PfafFens wider den Separatismum, praesidirte unter der Direction Herrn Professor Rößlers, als etlich und 20. Candidati Magistern theses philosophicas pro gradu vertheidigten, und respondirte in Gegenwart des Hochfurstl. Hofs, zerschiedener anderer fremden Printzen imd der Generalität, unter dem Herrn Canc. & D. Jaegero, in der Dissertation ratio & fides collatae contra Lockium & Poiretum. Als ihm nun hierauf die Gnade geworden, auf Hochfurstl. Kosten zu reysen, gieng er im Augusto 1708. zuerst auf Erlang, übte sich allda in der Französischen Sprache, hörte auf der Ritter=Academie die Institutiones Juris privatim, perorirte anbefohlener massen am Geburts=Tag des damaligen Durchl. Erb=Printzen, predigte auch einigemale, imd besuchte daneben die Universität Aldorf und die Reichs=Stadt Nürnberg. Nach dem kalten Winter Anno 1709. in welchem er einmal dem Erfrieren sehr nahe war, setzte er seine Reise nach Jena, Leipzig und Halle fort, an welchen Orten er die Theologos, und andere Gelehrte mit vielem Nutzen spräche und hörte; sodenn kam er im Augusto nach Wesel, und reysete von da in Gesellschafft Herrn Ant. Wilh. Böhmens, teutschen Hof=Predigers zu S. James in Londen, durch gantz Holland; da er nun über den Canal nach Engelland fahren wollte, trieb ihn ein entsetzlicher Sturm, der dem Schiff den Untergang drohete, völlig wieder zurück; imd da ihn gewisse Umstände determinirten in Holland zu bleiben, gieng er auf Utrecht, hatte den Access bey den vornehmsten Professoribus, unter welchen ihme insonderheit D. Leydecker ein Collegium privatissimum über die Controversias Coccejanas, Roelianas und Cartesianas ohne Entgeld gelesen; und predigte auch alldorten ein und andermal in der Evangelisch=Lutherischen Kirche. Er besähe darauf nochmahlen die wichtigste Oerter in Holland, erhielt eine Vocatio nach London, um daselbsten den Evangelischen Gottesdienst vornemlich in der Teutschen Kirche in der Savoy, und jezuweilen in des Printzen Georg Capell zu S. James, vor den nach Teutschland gereißten Hof=Prediger, Herrn Ruperti, biß zu dessen Wiederkunfft zu versehen. Vor seyner Reyse aber nach Engelland gieng er vom Haag und Rotterdam mit dem General-Major von Boineburg in seiner Jagd über Antwerpen nach Sass von Gent, und von dar allein über Gent, Courtrai und Lille zu der Alliirten Armee vor Douay, und von dar wieder zurück über Lille, Coutrai, Brugge nach Ostende. Von wannen er nicht ohne grosse Gefahr vor denen Capers nach Dovre übergesetzt wurde. In Engelland hatte er den Zutritt bey den vornehmsten geistlich= und weltlichen Stands=Personen, wurde zum Membro der Englischen Societät de promovenda cognitione Christi, in welcher er annoch stehet, aufgenommen; und gieng nach zwey Jahren, als er zuvor viele Oerter in Engelland, insonderheit aber die Universitäten Oxford und Cambridge besuchet,

Lebenslauf von Samuel Urlsperger

23

gegen das Ende des Julii 1712. nach Harwich über die See; weiter über Helvotsluys, Rotterdam, Haag, Leiden und Utrecht, woselbst damals der Friedenskongress war, und er durch den Herrn Envoye von Hespen vieles zu sehen und zu erfahren die schönste Gelegenheit hatte, ferner über Hamburg, Hannover, Helmstädt, Wolfenbüttel und Braunschweig wiederum nach Halle; woselbsten er, nach einer zuvor gethanen kurtzen Reise nach Berlin, Stendal, Magdeburg und Leipzig, predigte, über die Historie dieses Reichs einigen Studiosis privatim in Englischer Sprache läse, und sodenn auf erhaltenen Winck im Martio 1713. von seiner fast fünfjährigen Reyse, auf welcher er höchste, hohe und gelehrte Personen allenthalben gesehen, gesprochen und genutzet, sonderlich aber in Herrenhausen, nach abgelegten wichtigen Commissionen aus Engelland, betreffend die damalige Zeit=Läuffte, zum drittenmal bey den allerhöchsten Herrschaften gnädige Audienz hatte, nach Stuttgardt zurück kehrete, um Serenissimo und dem Hochfurstl. Geheimen=Rath Rechenschafft von seiner Reyse abzulegen. Als er nun in der Schloß=Capelle daselbsten gepredigt/ wurde er nach Stetten im Ramsthal zum Predigt=Amt das folgende Jahr aber zum Hof=Caplan/ und noch vor Ausgang desselben zum Hof=Prediger und Consistorial-Rath in Stuttgardt beruffen/ in welch wichtigen Aemtem er das Jubilaeum Reformationis gefeyret/ und die Anstalten darzu/ wie auch zur Collecte vor die Dänische Mission in Ost=Indien mit andern besorget/ auch An. 1715. die Nachmals gedruckte Rede bey Legung des Grundsteins der Hochfurstl. Hof=Capelle zu Ludwigsburg gehalten. Im Monat April 1718. machte ihn GOtt von seinen bißherigen Aemtern auf einmal frey/ und nachdeme er in der Stille ausgehalten/ auch in solcher Zeit manchen Antrag zu großen Kirchen=Aemtern bekommen/ gelangte er im Sept. 1720. zu der Superintendenz zu Herrenberg/ legte in solcher Zeit auf einer mit Erlaubniß Serenissimi gethanen Gesundheits=Reyse A. 1722. am Kinder=Frieden=Fest allhier eine ihm gütig aufgetragene nachmals gedruckte Gast=Predigt über Joh. 3. v. 16. ab/ und wurde am Ende dieses Jahrs zum Seniore des Evangelis. Minister« in Augspurg/ und zum Pastorat an der Haupt=Kirchen bey S. Anna beruffen/ und dieser Gemeine Dom. Judica folgenden Jahrs von Herrn Past. Weidnern/ weilen Herr Sen. Lomer kranck gelegen/ praesentiret: Hier celebrirte er nun das Jubilaeum A.C. und verfertigte zerschiedenes auf dasselbe; hat auch bey der grossen Saltzburgischen Emigration von ihrem Anfang biß jetzo/ nachdem von vielen Orten an ihn ergangenen ohnerwarteten ernstlichen Beruff die größte Arbeit willig über sich genommen; besorgt dahero nach dem von den Englischen Trustees der Georgianischen Colonie in America ihm zugesandten formlichen Patent die dahin aus emigrirten Saltzburgem gekommene Transporte/ und die von diesen gebaute Pflantz=Stadt Eben=Ezer in Georgien/ beruffet nach Christi Ordnung und Befehl die dahin gehende Herren Prediger/ Kraft der von den Herren Trustees und der Societät ertheilten Vollmacht/ Übermacht an diese Colonisten die in und ausser Teutschland vor sie von Liebes=Wohlthaten zusammenfliessende gantz willige

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Lebenslauf von Samuel

Urlsperger

Beyträge/ zumahlen derselbe auch erst in dem April 1747. von den gesamten Hochansehnlichen Herren Trustees von Georgien zu ihrem Mitgliede/ nebst den hiesigen Herrn Banquier von Münch/ erwählet worden/ und führet beständig/ zum besten der Kirche GOttes/ eine sehr weitläuffige und wichtige Correspondenz. Der HErr lasse diesen seinen treuen und nützlichen Knecht noch manche Jahre/ ungehindert der jezuweilen zustossenden Leibes=Schwachheit/ sein Reich in vollem Seegen bauen! er hat bißhero geschrieben den Lebens=Lauf Lutheri An. 1717. Bericht von der Dänischen Mission zu Tranquebar 1715. Der Krancken Gesundheit und der Sterbenden Leben 1723. ingleichem 25. Neu=Jahr= Betrachtungen/ von An. 1724. an/ nebst vielen im Namen des Seniorats verfertigten Piefen, als intimationen/ Vorreden/ z.E. zu dem hiesigen Schul=Buch/ neuen Gesang=Buch ec. ingleichen eine Vorrede zu des Herrn Inspector Rende Erklärung der Evangelien; Saltzburgische Emigranten= Predigt über Judä v.2o. biß 25. nebst mehrern hiehero gehörigen kleinen Schrifften 1732, sonderlich aber die Nachrichten von den Saltzburgischen Emigranten in America in 2 Tom. in 4. nebst andern solennen Predigten/ z.E. bey einer Mohren=Tauff7 über Act. 8,26-39. in der Hochfurstl. Hof=Capelle zu Stuttgadt/ auf die Geburt eines Ertz=Herzogs von Oesterreich: auf einen über die Türcken erhaltenen Sieg/ vor den Fürstl. Hof in Ludwigsburg; bey dem Tode Kayser Carl des VI. und VII. glorw. Anged. in Augspurg: und sonsten auf mehrere vornehme Todes=Fälle allhier ec. In Manuscripto aber liegt noch manches da/ sonderlich was einen gantz neuen Tractat, Kirchen= und Schulen=Staat in Engelland genannt/ ausmachet; und denn 12. Paßions=Predigten Anno 1746. gehalten/ die nechstens unter die Presse kommen sollen.

Schulzeit und Studium Samuel Urlspergers Thilo Dinkel

Samuel Urlsperger wurde am 20.8. (alten Stils) im Jahre 1685 in Kirchheim unter Teck als zehntes Kind geboren.1 Urlspergers Eltern waren der geistliche Verwalter Georg Reinhold Urlsperger, Sohn des aus dem Ansbachischen zugewanderten kaiserlichen Obristwachtmeisters Esajas Urlsperger, und Anna Katharina, eine Tochter des Kirchheimer Bürgermeisters Matthäus Haas.2 Mit dieser Heirat war Urlspergers Vater der Aufstieg in die württembergische Ehrbarkeit gelungen, denn die Familie Haas hatte schon damals einen Namen; ferner stellte und stellt sie der württembergischen Kirche bis heute eine ganze Reihe von Pfarrern. Schon an dieser Stelle muß ein kleiner Exkurs über den Beruf des Vaters eingeschaltet werden, da das Verständnis des württembergischen Verwaltungsaufbaus sowohl für Urlspergers späteren Lebenslauf als auch für seine Heirat nicht unwichtig ist. In Württemberg verlief die Entwicklung ziemlich anders als in den meisten protestantischen Territorien. Der ehemalige Kirchenbesitz wurde bei der Reformation nicht wie anderswo vom Herzog vereinnahmt, sondern weiterhin für kirchliche und schulische Zwecke getrennt verwaltet. Aus diesem Grund gab es in Württemberg eine politische und eine kirchliche Doppelstruktur. Der politische Vertreter der Regierung war in Kirchheim der herzogliche Vogt, ein Adliger, der einen Untervogt zur Seite hatte, welcher die eigentliche Verwaltungsarbeit machte. In Kirchheim war das u.a. Johann Christoph, ein Bruder von Urlspergers zukünftigem Schwiegervater.3 Der kirchliche Repräsentant war der Spezial (Dekan

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Vgl. Anhang 1, Α und B. Zu den Abkürzungen, die in den Anmerkungen und im Anhang verwendet werden, vgl. außer dem allgemeinen AbkürzungsVerzeichnis das spezielle Abkürzungsverzeichnis im Anhang. Da in den evangelischen Territorien die gregorianische Zählung erst im Jahr 1700 eingeführt wurde, sollte man es bei diesem Datum belassen und nicht durch Umrechnung auf den 31. August Verwirrung stiften. Vgl. Anhang 1, A. Zur Jäger-Verwandtschaft vgl. Anhang 1, B.

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bzw. Superintendent).4 Auf Landesebene war die entsprechende politische Institution der Oberrat, auf kirchlicher Seite das Konsistorium. Parallel dazu, aber sauber getrennt, lief die Finanzverwaltung. Ihre Vertreter waren in Kirchheim der weltliche Verwalter oder Keller, der die nichtkirchlichen Einkünfte des Staates und dessen Besitztümer verwaltete, während der geistliche Verwalter, also Urlspergers Vater, für die kirchlichen Einkünfte und Besitztümer zuständig war, soweit sie nicht die örtliche Pfarrbesoldung betrafen. Ungefähr gleichrangig waren daneben noch der Spitalverwalter, der den Besitz des sehr reichen städtischen Spitals verwaltete - Urlspergers Großvater Matthäus Haas hatte dieses Amt inne - , sowie der zukünftige Schwiegervater Urlspergers, Christian Friedrich Jäger von Jägersberg, der als Klosterverwalter für die Einkünfte und den Besitz des nicht unbedeutenden früheren Kirchheimer Dominikanerinnenklosters zuständig war. Wir dürfen wohl davon ausgehen, daß die Familien Urlsperger und Jäger miteinander befreundet waren und wegen des gleichartigen Berufes der Väter auch gleichartige Interessen hatten. Die weltliche Finanzbehörde in Stuttgart war die Rentkammer, die kirchliche Finanzbehörde nannte sich Kirchenrat. Gerade diese letztere Bezeichnung stiftet bei vielen Historikern Verwirrung, weil dieser Kirchenrat ständig mit dem Konsistorium verwechselt wird. Um es nochmals deutlich zu sagen: Das Konsistorium war die geistliche Leitung der Kirche. Der Direktor war zwar meist ein Jurist, zu Urlspergers Zeiten jedoch ein Theologe, Johannes Oslander,5 die Theologen, nämlich die beiden Hofprediger und der Stuttgarter Stiftsprediger, waren jedoch in diesem Gremium in der Mehrzahl. Das Konsistorium entschied in geistlichen Fragen, nahm die Pfarrerprüfungen ab, führte die kirchliche und schulische Aufsicht und benannte die Geistlichen, die Lehrer der Klosterschulen und teilweise auch der Lateinschulen. Urlsperger wurde später als Oberhofprediger von Amts wegen ebenfalls Konsistoriumsmitglied. Die Finanzverwaltung der Kirche lag jedoch in den Händen des Kirchenrats, der mehrheitlich aus Juristen bestand.6 4

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SpezialSuperintendenten waren in Kirchheim: 1685-1690 Erich (Ehrenreich) Weissmann und von 1693-1707 der aus Kirchheim stammende David Laitenberger. (Seine Mutter war Catharina, Tochter des Owener Pfarrers Johann Georg Wölfflin, der im Dreißigjährigen Krieg in der Nüitinger Kirche ermordet worden war und dessen Blutspuren noch in der Nüitinger Blutbibel erhalten blieben. Ihr Bruder war der bekannte Theologieprofessor Christoph Wölfflin.) 1707 Andreas David Carolus, Kirchenhistoriker, der gegen Gottfried Arnold seine Wirtembergische Unschuld' schrieb; 1708-1713 Georg Konrad Brotbeck; 1713-1724 Johann Christoph Aulber (Alber). ADB Bd. 24. S. 489. Zum ganzen Komplex vgl. Walter Bernhardt: Die Zentralbehörden des Herzogtums Württemberg und ihre Beamten 1520-1629. Stuttgart 1972 (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde, Reihe Β Forschungen, Bd. 70); James Allen Vann: Württemberg auf dem Weg zum modernen Staat 1593-1793. Stuttgart 1986 (Amerikanische Originalausgabe: The Making of a State. Württemberg 1593-1793. Cornell University Press. Ithaca, London 1984). Über den beiden genannten Leitungsgremien gab es noch eine weitere Ebene: auf weltlicher Seite die Regierung oder den Geheimen Rat, auf kirchlicher den Synodus, der über so wichtige Dinge ent-

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Die Akten des Konsistoriums befinden sich dementsprechend im Landeskirchlichen Archiv, während die Akten des für die Finanzen zuständigen Kirchenrats im Hauptstaatsarchiv aufbewahrt werden. In den meisten Fällen sind deshalb die Akten über einen Vorgang doppelt vorhanden, vor allem dann, wenn dieser Vorgang finanzielle Konsequenzen hatte. So findet man die Ernennungsakten Urlspergers nicht nur in den Konsistorialakten, sondern auch in den Kirchenratsakten, da sie bezüglich der Gehaltszahlungen auch finanzielle Auswirkungen hatten. Unterlagen über das Reisestipendium Urlspergers sind jedoch nur in den Kirchenratsakten zu finden, weil es dabei nur ums Geld ging. Die ehemaligen Klöster und ihr Besitz wurden ebenfalls gesondert vom übrigen Kirchenvermögen durch die Klosterverwalter verwaltet und mit dem Kirchenrat abgerechnet. In Kirchheim war die Klosterkirche schon 1538 abgerissen und ihr Gestein zum Ausbau der Stadtbefestigung verwendet worden. Der Klosterhofmeister Jäger wohnte mit seiner Familie im einstigen Hauptgebäude des Frauenklosters, in dem heute das Finanzamt untergebracht ist. Die Ökonomiegebäude standen noch und dienten der Speicherung der Naturalabgaben. Auch die Weinkellerei war noch in Betrieb.7 In den Mannsklöstern hatte man dagegen ursprünglich überall Internate eingerichtet, wo junge Württemberger nach bestandenem Landexamen eine kostenlose Gymnasialausbildung erhielten, die sie auf das Studium in Tübingen vorbereitete. Die Finanzierung wurde weiterhin durch den zum größten Teil verpachteten Klosterbesitz gesichert. Sehr schnell wurde jedoch die Zahl dieser Schulen wegen der immensen Kosten auf einige wenige reduziert. Weil das Tübinger Stift als ehemaliges Augustinerkloster (Bettelorden) keinen Grundbesitz hatte, mußten die Kosten für die Stipendiaten im Stift auf andere Weise aufgebracht werden. Dies geschah so, daß jedes Oberamt je nach seiner Finanzkraft die Kosten für eine bestimmte Zahl von Stipendiaten im Stift zu übernehmen hatte.8 Schon Urlspergers ältester Bruder Esajas Matthäus hatte die Kirchheimer Lateinschule besucht, die zu den ältesten im Lande gehörte. Im Gegensatz zu den meisten anderen Lateinschulen im Lande, die vom Staat über den Kirchenrat finanziert wurden, war sie in städtischer Regie geblieben und wurde teilweise über Spitaleinkünfte finanziert. Das Spital bezahlte nicht nur den Präzeptor, sondern schied wie die Einführung neuer Gesangbücher oder Liturgien. Außer den Mitgliedern des Konsistoriums nahmen daran noch die übrigen Prälaten und die Generalsuperintendenten teil. Ottilie Wildermuth schildert auf humorvolle Weise das Leben des Kirchheimer Klosterhofmeisters Christian Friedrich Scholl, ihres Großvaters mütterlicherseits, in der Geschichte 'Das Kloster1, enthalten im Zyklus 'Die alten Häuser von K[irchheim]'. So ähnlich darf man sich auch das Leben der Familie Jäger vorstellen. Diese Erzählungen wurden 1990 von dem Kirchheimer Buchhändler Schöllkopf wieder aufgelegt: Ottilie Wildermuth: Die alten Häuser von Kirchheim und andere Erzählungen. Kirchheim 1990. Zum ganzen Komplex der Klosterschulen vgl. Gustav Lang: Geschichte der württembergischen Klosterschulen von ihrer Stiftung bis zu ihrer endgültigen Verwandlung in evangelisch-theologische Seminare. Stuttgart 1938.

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auch das Schulgeld für jeweils acht arme Schüler.9 Für kostenlose Schulbücher und Stipendien sorgten weitere Stiftungen. Besonders hervorzuheben sind dabei die Stiftungen 10 der Obervögte Welling und Konrad Widerholts,11 des legendären Verteidigers des Hohentwiel im Dreißigjährigen Krieg. Samuel Urlsperger beantragte später für seinen Sohn Johann August das Widerholtsche Stipendium, erhielt jedoch nicht dieses, sondern 200 fl. aus der Wellingschen Stiftung.12 Vermutlich hatten Urlspergers Eltern für den jungen Samuel eine juristische Laufbahn vorgesehen. Wegen des großen Andrangs zum Landexamen und zu den Klosterschulen war verfügt worden, daß von jeder Familie nur einer als Schüler in die Klosterschule aufgenommen werden sollte. Da Urlspergers ältester Bruder diese Laufbahn schon absolviert hatte, bestand für seinen jüngeren Bruder also theoretisch zunächst keine Chance, ebenfalls diesen Weg zu beschreiten. Das sogenaimte Landexamen, das auch Pfingstexamen genannt wurde, weil es regelmäßig in der Woche nach Pfingsten in Stuttgart stattfand, öffnete die Tür zur kostenlosen Ausbildung in den Klosterschulen und zum Theologiestudium am berühmten Stift in Tübingen. Dementsprechend strebten alle Lateinschulen im Lande danach, möglichst viele erfolgreiche Kandidaten zu stellen. Die Konkurrenz war groß. Von 300 bis 350 Bewerbern wurden jeweils nur 25 bis 30 aufgenommen. Es war üblich, daß die Bewerber sich dem Examen drei- bis funfinal unterziehen mußten. Man schickte sie also schon mit elf oder zwölf Jahren erstmals ins Examen. 13 Die Vorbereitung bestand in einem geradezu unmenschlichen Drill im Auswendiglernen. Der Kirchenliederdichter Albert Knapp, der rund 140 Jahre später als Kirchheimer Diakon genau gegenüber der Lateinschule wohnte, schildert das in seiner Lebensbeschreibung so: Eine altwürtembergisch lateinische Schulzeit nach älterem Schlage gehört zu dem Unerquicklichsten und Farblosesten in der weiten Welt, zu einer Classe von Fabrikarbeiten, wobei nur die göttliche Gnade ein junges Herz vor frühem innerlichem Verwelken und Verdorren bewahren kann. Ein aufs Landexamen zu dressierender Schüler von Würtemberg und eine Nätherin von London sind, je nachdem der Schulmann hinter dem ersten her ist, voneinander zwar dem Zwecke, dem Zustand nach aber nicht allzuweit verschieden. Ihr Mark wird ihnen oft in der Jugend schon halb oder ganz, der Nätherin für andere, dem armen Lateinschüler, wofern er nicht starke Nerven besitzt, zu seinem eigenen 9

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Zum Kirchheimer Spital siehe Bettina Gerstmeier: Das Spital zum Heiligen Geist in Kirchheim unter Teck. Armenhaus, Fürsorgeanstalt, Pfründnerhaus und landwirtschaftlicher Betrieb. Kirchheim 1993 (Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck, Bd. 16). Beide Stiftungen waren mit 80 000 fl. bzw. 60 000 fl. Vermögen sehr gut dotiert. ADB Bd. 42. S. 386-388. Stadtarchiv Kirchheim A 555 vom 2.10.1747. Zum Thema Lateinschulen und Landexamen siehe G. Lang, Klosterschulen (Anm. 8); femer Rainer Kilian: Die Kirchheimer Lateinschule im 18. Jahrhundert. Kirchheim 1984 (Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck, Bd. 2). S. 72-93.

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Benefiz ausgebeutet, - und an der unvermeidlichen Concurrenz scheitern bisher die besten Mittel und Erfindungen,14 Nochmals 50 Jahre später beschreibt der Tübinger Theologieprofessor Karl Heim die Kirchheimer Lateinschule gar als schlimmste Prügelschule, deren eiserner Rektor aber in wilhelminischen Zeiten als das non plus ultra der Pädagogen galt.15 Bestätigt werden diese bitteren Erfahrungen auch von dem ehemaligen Landesbischof Theophil Wurm, der ebenfalls die Kirchheimer Schulbänke drückte.16 Ganz so schlimm scheint es jedoch in Urlspergers Zeiten nicht gewesen zu sein, denn er hatte das Glück, in Präzeptor Jeremias Speidel (Präzeptor 16821725) auf einen offensichtlich ganz hervorragenden Pädagogen zu treffen, der seine Schüler mit Liebe erzogen zu haben scheint.17 Man kann vielleicht sogar so weit gehen, bei Speidel eine Neigimg zum Pietismus zu vermuten. Viele seiner Schüler, auch solche, die nicht Theologie studierten, wurden Pietisten. Sein Nachfolger und Schwiegersohn Georg Konrad Mez (Präzeptor 1725-1754) war ebenfalls Pietist.18 Speidel predigte auch und veröffentlichte, wie aus einer Rezension hervorgeht, zum Schuljahrsabschluß gedruckte Schulschriften. Leider konnte bis jetzt keine einzige davon aufgefunden werden, so daß die obige Vermutung sich bis jetzt noch nicht verifizieren ließ.19 Seit der großen Kirchenordnung Herzog Christophs vom Jahre 1559 bestanden in Württemberg einheitliche Lehrpläne, Stundenpläne und Lehrbücher, die jedoch den sich ändernden Zeitbedürfhissen jeweils angepaßt wurden. In der Grundstruktur änderte sich aber bis um 1800 nicht viel. Dabei war die Kirchenleitung in gewissem Rahmen durchaus fur moderne Ideen aufgeschlossen. So waren z.B. die 14

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Lebensbild von Albert Knapp. Eigene Aufzeichnungen fortgeführt und beendigt von seinem Sohn Joseph Knapp. Hg. von Joseph Knapp. Stuttgart 2. Auflage 1867. S. 37. Adolf Köberle: Karl Heim. Denker und Verkündiger aus evangelischem Glauben. Hamburg 1973. S. 11 und S. 105, Anm. 105. Der damalige Rektor Ströhn ist der Großvater des Stuttgarter Oberbürgermeisters Ströhn im Dritten Reich. Theophil Wurm: Erinnerungen aus meinem Leben. Stuttgart 1953. S. 14. Jeremias Speidel war ein außerordentlich befähigter Pädagoge, so daß ihm der Übertritt ins Pfarramt verwehrt wurde. LKA A 13,1,1: Zeugnisbuch Π. Fol. 50 b. 11.8.1685: Jeremias Speidel, Tubingensis, Praeceptor zu Kirchheim under Teck hat verständlich geprediget und ziemlich respondirt. Hat Anno 1691 erlangt ex pulvere Scholastico ad Pastoratum aliquem [aus dem Staube des Präzeptorats auf irgendein Pfarramt] promovirt zu werden. Es hat aber das Consistorium Principal daftir gehalten, er möchte bey der Scholam bleiben, pp. donum singulare informandi [wegen seiner einmaligen Gabe zu unterrichten], wie Er denn andere praeceptores bonos nachgezogen, und daflir, wie Serenissi. decreto geschehen, eine jährliche addition von der Statt Kirchheim genießen. Er bekam eine Besoldung, die um das Doppelte höher lag als die anderer Präzeptoren. Dazu kamen noch die Einnahmen der Kostgänger, die bei ihm wohnten. So konnte er es sich leisten, in seinem Testament 1725 den Hausarmen ein Kapital von 30 fl. zu stiften und seinem Sohn und der Tochter Catharina Barbara, die den Nachfolger Georg Konrad Mez geheiratet hatte, 3 669 fl. zu hinterlassen. Vgl. Stadtarchiv Kirchheim. Inventuren und Teilungen Β 1929. Fol. 198f. R. Kilian, Lateinschule (Anm. 13) S. 78f. R. Kilian, Lateinschule (Anm. 13). Zu Speidel und Mez besonders die Seiten 78-85.

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Lehrbücher des Comenius sehr schnell eingeführt worden. Es wurde dann aber bemängelt, daß sie teilweise sehr gesuchte Wörter benutzten; außerdem seien die Präzeptoren in der neuen Methode wenig geübt. So beschloß man, kurz bevor Urlsperger auf die Kirchheimer Lateinschule kam, die Bücher des Comenius wieder abzuschaffen und durch einfachere zu ersetzen, die eigens für diesen Zweck von dafür beauftragten und besonders befähigten württembergischen Pädagogen geschrieben wurden. Johann Heinrich Schellenbauer, Stiftsprediger in Stuttgart und Professor am dortigen Gymnasium, dessen Tochter Maria Catharina später mit Urlspergers Bruder Esajas Matthäus verheiratet war,20 verfaßte eine Logica, zu der Hedinger Anmerkungen schrieb.21 Christoph Kaldenbach ist der Verfasser des 'Compendium Rhetorices, jussu domini Administratoris, Libri 3'.22 Beide Werke wurden 1683 an den Latein- und Klosterschulen eingeführt. Da außerdem bemängelt worden war, daß Ciceros Reden zu schwierig seien, weil man zu viel Historisches nebenbei erklären müsse, wurde jetzt als historische Lektüre Cornelius Nepos eingeführt, und von Cicero wurden nur noch die Briefe gelesen.23 Heute besuchen die Schüler zunächst vier Jahre lang die Grundschule, bevor sie ins Gymnasium kommen. Damals aber kamen sie gleich mit sechs Jahren in die Lateinschule und lernten lesen und schreiben anhand eines zweisprachigen 20

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Vgl. Anhang 1, A. Die andere Tochter Schellenbauers - Christiane Martha - war mit dem pietistischen Pfarrer und früheren Repetenten Johannes öchsün verheiratet (s.u. Anm. 74). Compendium logices ä Johan Henrico Schellenbauren. Stutgardiae 1702. 260 p. (ÜBT Ab 413.8°) Bis jetzt ist eine Auflage mit Anmerkungen Hedingers bibliographisch noch nicht nachgewiesen und fehlt auch bei Mälzer unter Hedinger. Vielleicht waren diese 'Annotationes' auch nur handschriftlich verbreitet, was sich bei der damals noch kleinen Zahl der Lateinschulen noch bewerkstelligen ließ. Zu Schellenbauer vgl. Sigel 73, 48; ADB Bd. 30, S. 762 (Theodor Schott; dort Schellenbaur); Ludwig Melchior Fischlin: Memoria Theologorum Wirtembergensium, Bd. Π. Ulm 1709. S. 357359, wo folgender Titel genannt ist: 'Compendium Logices pro Scholis in Ducatu Wirtembergico. Stuttgardiae, Anno 1682 & 1704'. Nach HStAS A 280 Bü 37 hat Schellenbauer aber sowohl ein Tirocinium' als auch ein 'Compendium logices' geschrieben. Woher Lang (vgl. Anm. 8) seine Angaben hat, ist mir unbekannt. Weder in der WLB noch in den Bibliotheken des evgangelischen Stifts oder des Evangelischen Oberkirchenrats konnte bis jetzt ein Exemplar des Tirociniums' nachgewiesen werden. Vielleicht liegt bei der WLB auch Kriegsverlust vor, und Lang hat das Buch damals noch vorgefunden; leider wurden und werden ganz allgemein von den Bibliotheken die Schulbücher sehr stiefmütterlich behandelt. Auch Schellenbauer dürfte Pietist gewesen sein. Darauf deuten nicht nur die Heiraten seiner Töchter Maria Catharina und Christine Martha mit Urlspeigers Bruder Esajas Matthäus bzw. dem pietistischen Pfarrer Johannes Oechslin (vgl. Faber 28, 86), sondern auch sein Buch: Schriftmässige Anweisung zum wahren lebendigen Christenthum. Stuttgart 1694 (WLB Theol. 4° 6149). Fehlt bei Mälzer. Christoph Kaldenbach: Compendium Rhetorices, jussu domini Administratoris, Libri 3. Tubingae 1682. 100 BU. (WLB HB 2722). Neuauflagen 1709; ca. 1720 und 1765. Über Kaldenbach siehe ADB Bd. 15, S.21f. G. Lang, Klosterschulen (Anm. 8) S. 396f.

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Brenzschen Katechismus. Dieser einseitige Lateindrill führte dazu, daß Albert Knapp schreiben konnte, er habe noch als Dreißigjähriger besser Latein als Deutsch gekonnt.24 Verwendet wurde u.a. das 'Vocabularium' des Cellarius und die 'Progymnasmata' des Pontanus.25 Griechisch lernte man an den sonntäglichen Evangelientexten, die am Samstagnachmittag traktiert wurden, wobei man sich der Grammatik des Crusius bediente.26 Hebräisch wurde an den Psalmen gelernt, die man auswendig rezitierte. Zwar war das ebenfalls kritisiert worden: Weil die Psalmen zu schwer seien, solle man historische Stücke aus den Büchern Mose nehmen. Zu Urlspergers Zeiten waren in Kirchheim weiterhin die Psalmen im Gebrauch, daneben aber auch die Sprüche Salomos, wie sich aus einem Stundenplan aus Urlspergers Zeit ergibt, der sich im Staatsarchiv erhalten hat. Als einer der berühmtesten Präzeptoren des Landes war nämlich Speidel um Vorschläge bei der geplanten Reform gebeten worden und hatte zu diesem Anlaß auch seinen Stundenplan eingereicht.27 Unterricht war im Winter täglich, auch samstags, von 8 bis 11 und von 13 bis 15 Uhr, anschließend war noch eine Übungsstunde. Viermal wöchentlich war von 11 bis 12 Uhr Musikunterricht. Nur der Montagnachmittag war theoretisch frei. Dazu kamen noch zwei Frühgottesdienste pro Woche und der Besuch des Hauptgottesdienstes am Sonntag, wo die Schüler auch als Sänger beschäftigt wurden. Auch zur musikalischen Umrahmung von Leichengottesdiensten wurden sie (nur zu) oft herangezogen.28 Leider sind keine Schüler- und Zeugnislisten vorhanden, sondern nur die Anmeldezeugnisse zum Landexamen. Erstmals taucht der Name Urlspergers in den Anmeldezeugnissen zum Landexamen von 1698 auf.29 Offensichtlich war er vorher nicht gemeldet worden, wie das üblich gewesen wäre. Wenn er nun trotzdem auf die Liste kam, so scheint dahinter nicht nur eine Sinnesänderung der Eltern zu stehen, sondern auch eine besondere (herzogliche?) Gnade, die man jedoch nur indirekt aus einer Randbemerkung erschließen kann. Im Begleitzeugnis heißt es nämlich: Außer disen vier discipulis, welche in höchsterwehnt Hochjurstl. gndstn befehl Benamset, findet Sich annoch ein expectans, nahmens Samuel Urelsperger, Georg Reinhold Urelspergers Geistlichen Verwalters allhier Ehelicher Sohn, welcher biß auf den 20: Aug: das 14: Jahr complirt, welcher ebenmäßig in Lat: & 24

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Zitiert bei Martin Leube: Die Stiftszeugnisse und behördlichen Verfugungen über Albert Knapp in seiner Studienzeit. In: BWKG 48. 1948. S. 73. Jacobus Pontanus: Progymnasmatum Latinitatis sive dialogoram de variis rerum generibus et annotationibus libri 4. (Sehr viele Auflagen und Nachdrucke an verschiedenen Orten seit 1589 bis Mitte 18. Jahrhundert). Grammatica Graeca major, pro scholis ducatus Wyrtembergici in formam succinctiorem redacta. Tübingen 1668. S. 332 und 363 (ÜBT Cb 27 a.80). R. Kilian, Lateinschule (Anm. 13) Abbildungen S. 79. R. Kilian, Lateinschule (Anm. 13) S. 78f. Stadtarchiv Kirchheim A 508.

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Thilo Dinkel Gr: wohl fundirt, und besonders mit Einer Vortrefflichen memoria begäbet, auch deßen Eltern, so beede annoch in vivis, von allen denen Vorigen, am aller besten im Vermögen stehen. Und gehet auch disem Discipulo an Seiner Leibesdisposition nicht das wenigste ab.

Am Rand findet sich die amtliche Anmerkung: ist nicht zu atendiren (sie !). wer hats befohlen? Aus dieser Bemerkung kann man den Schluß ziehen, daß Urlspergers Nennung von höherer Stelle veranlaßt wurde, nur gibt es darüber keine Unterlagen. Offensichtlich wurde er damals mit bestem Erfolg geprüft, denn er erscheint beim Anmeldezeugnis vom 15.7.1699 für die nächste Prüfung an erster Stelle der gemeldeten Kandidaten mit folgendem Zeugnis: Samuel Urlsperger ist allhier in Kircheim gebohren d. 20. Aug. 1685: deßen Eltern seind Georg Reinhold Urlsperger, vieljähriger Geistl. Verwalter allhier, deßen Mueter Anna Catharina, Eine gebohrene Haasin, Beede noch im leben, hat noch 5. Geschwistrigt, darinter 3. und 2. Schwestern. Diser hat alle praeeept: Gramat: hat: & Graecae zuesamt Tonologia, Ligic: Schellenb: Rhetoric: Caldenb: wohl memorirt, componirt hat: & graec: fein, machet Vers in Beeden Sprachen, liset auch fein Hebraeisch, eeponirt den Huth: Cornel. Nep: wohl und ist sonderlich wegen Seiner vortrefflichen memoria wohl zu Loben, auch nicht nur deßentwegen, auch da er in moribus sehr wohl gewohnet, guote Hoffnung Seinerprofectuum zue schöpfen. Der Elter Vermögen stehet wohl?0 Da er und Geiger, als zweiter der Liste, beim nächsten Zeugnis nicht mehr auftauchen, kann man schließen, daß beide das Landexamen bestanden und in die Klosterschule aufgenommen wurden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg und den Raubkriegen Ludwigs XIV., in deren Verlauf die Klosterschule Hirsau im Jahr 1692 in Flammen aufging, gab es nur noch zwei Klosterschulen, die niedere in Blaubeuren und die höhere in Bebenhausen. So ist anzunehmen, daß Urlsperger nach Blaubeuren kam. Leider ist die dortige Schülerliste erst ab 1708 vorhanden. Da das Kloster am 15.7.1703 wegen kriegerischer Ereignisse an der bayerischwürttembergischen Grenze im Zusammenhang mit dem Spanischen Erbfolgekrieg überstürzt geräumt und nach Maulbronn verlegt werden mußte, ist zu vermuten, daß die früheren Schülerlisten und Zeugnisse damals verlorengingen. Zwei Jahre waren die Schüler an der niederen Klosterschule und kamen danach für rund zwei Jahre auf die höhere in Bebenhausen, wo der württembergische Spener, der ebenfalls in Kirchheim als Sohn des Speziais geborene Johann Andreas Hochstetter, seit 1689 als Prälat die Leitung hatte.31 30 31

Stadtarchiv Kirchheim A 508. Hochstetter, Johann Andreas, Prälat; geboren 15.3.1637 in Kirchheim. Eltern: Konrad Hochstetter, Dekan, und Anna Regina, Tochter des Salomon Kieser, des Stadt- und Amtsvogts von Blaubeuren. Besuch der Lateinschule in Kirchheim und der Klosterschule Bebenhausen 1650 (Prälat Joh. Val Andreae), Stift 1651, Magister 15.2.1654. Repetent 1654/55? Vikar in Göppingen, in Kirchheim

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Das Leben in den alten Klostergemäuern war sicher ziemlich spartanisch, doch wurde schon damals von der Kirchenleitung darauf gesehen, daß die Ernährung abwechslungsreich war. Besonders Bebenhausen profitierte öfters von den herzoglichen Jagden im Schönbuch. Einerseits mußte der Klosterhofmeister für den Herzog eine Meute von Jagdhunden unterhalten, andererseits stiftete der Herzog des öfteren Wildbret für die Klosterküche. Etwas merkwürdig mutet uns heute an, daß die Klosterschüler eine tägliche Weinration bekamen. Auch die Kleidung wurde den Schülern gestellt und war mit jährlich vier Paar neuen Schuhen und je einem neuen Sommer- und Winterrock durchaus nicht kleinlich bemessen. Dazu kamen die Kutten, denn das Leben war noch sehr klösterlich; die Schüler mußten deshalb eine Art Mönchskutte tragen und sangen noch die Hören in der Klosterkirche. Die Erziehungsmaximen waren aber für damalige Zeiten überaus modern, denn die letzte bekannte Prügelstrafe wurde 1660 vermeldet! Im übrigen unterschied sich der Unterricht in der niederen Klosterschule kaum von dem der Lateinschule: Es wurden noch dieselben Schulbücher verwendet und bis zum Überdruß repetiert. Für rund 30 Schüler standen zwei bis drei Lehrer zur Verfügimg (zwei Präzeptoren und ein Collaborator bzw. Vikar), dazu kam noch der Prälat, ein älterer, verdienter Geistlicher, der meistens noch wichtige Nebenämter hatte, die ihn oft zu wochenlanger Abwesenheit nötigten (Hochstetter z.B. als Landtagsmitglied). Die Schülerleistungen wurden in den Klosterschulen wie im Stift in Quartalsprüfungen ermittelt und die Schüler entsprechend 'lociert'. Damals begann man, die Promotionen jahrgangsweise zu versetzen, wie das bis heute der Fall ist, führte das aber noch nicht konsequent durch, sondern gab die Schüler je nach den im Stift freiwerdenden Plätzen nach Tübingen ab. Die Stiftler konnten nämlich auch nach dem Konsistorialexamen so lange im Stift bleiben, bis sie eine und in Stuttgart. Diakon in Tübingen 1659. Pfarrer in Wahlheim 17.9.1668. Dekan und Stadtpfarrer in Böblingen 6.2.1672. Professor der griechischen Sprache und Stiftsephorus in Tübingen 30.10.1677. Professor der Theologie, Spezial und Stadtpfärrer in Tübingen 5.2.1681. Dr. theol. 6.2.1683. Hochfurstlicher Rat, Generalsuperintendent und Prälat von Maulbronn 1682/83-89. Prälat in Bebenhausen August 1689. Assessor im Größeren Ausschuß. Assessor im Engeren Ausschuß. Gestorben 8.11.1720. Sigel 26, 13; Leichenpredigt in WLB Fam. Pr. Fol. 491 und ÜBT L XVI. 17. 2° angebunden (durch Fr. Chph. Weissmann); NDB Bd. 9, S. 292f.; DGB Bd. 10. S 239f.; Heyd Vm, Χ, XI; Katalog Philipp Matthäus Hahn, Bd. 2. Stuttgart 1989. S. 531; Personalien ÜBT Mh 98; RGG 3. Aufl. Bd. ΠΙ S. 387; Bd. V S. 524 (Predigt); Bd. V S. 1100 (G.K. Rieger); Bd. VI S. 1825 (Württemberg); Christian Kolb: Anfange des Pietismus und Separatismus in Württemberg. Stuttgart 1902. S. 5-7; Wilhelm Claus: Württembergische Väter, Bd. I. Stuttgart 1887. S. 149; Carl von Weizsäcker: Lehrer und Unterricht an der evangelisch-theologischen Facultat der Universität Tübingen von der Reformation bis zur Gegenwart. Tübingen 1877. (Festprogramm der evangelisch-theologischen Facultät zur vierten Säcularfeier der Universität Tübingen im Sommer 1877). S. 80; Besondere Beilage des Staatsanzeigers Stuttgart 1905. S. 140f.; BWKG 1890, S. 86; EvKbl 1852, Nr. 45; Leube I und Π vielfech; G. Lang, Klosterschulen (Anm. 8) S. 214, S. 218, S. 220, S. 221 (in der Anmerkung), S. 227, S. 229, S. 245 (in der Anmerkung), S. 389, S. 393, S. 429 (in der Anmerkung).

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Anstellung erhielten. Wurden Plätze im Stift frei, dann rückte die entsprechende Zahl von Klosterschülern aus der oberen Klosterschule in Bebenhausen nach. Die dadurch in Bebenhausen freiwerdenden Plätze wurden dann durch Alumnen aus der unteren Klosterschule Blaubeuren wieder aufgefüllt. Wir können also nicht genau sagen, wann Urlsperger nach Bebenhausen kam. Nach der Selbstbiographie scheint Urlsperger aber nur die üblichen zwei Jahre in Blaubeuren gewesen zu sein. Wie aus einem Rezeß von 1700 hervorgeht, hatten dort inzwischen einige positive Veränderungen im Lehrplan stattgefunden. Mit der Einfuhrung des Cornelius Nepos in den Lateinschulen und in der unteren Klosterschule hatte der Geschichtsunterricht einen Anfang genommen, der in der oberen Klosterschule jetzt mit der 'Historia universalis' des Justin oder mit Florus32 weitergeführt wurde. Dazu kam die liistoria quartae monarchiae', die die deutschen Kaiser einschloß und wozu Pufendorfs 'Scripta historica' beigezogen wurden. Zwar wurde nicht gestattet, Matthiae 'Theatrum historicum'33 im Unterricht zu behandeln, weil es zu umfangreich sei, es wurde jedoch den Alumnen als Privatlektüre empfohlen. Auch die lateinischen Stilübungen wurden aus Pufendorf genommen. Für die exercitia extemporanea wurden jetzt auch andere materiae, morales et civiles, empfohlen. Im Griechischen blieb es beim Neuen Testament, doch wurden die griechischen Kirchenväter und besonders Chrysostomos als Privatlektüre vorgeschlagen.34 Auch Astronomie mit Arithmetik und Musiktheorie wurden betrieben. Schon zwanzig Jahre vorher hatte der Klosterpräzeptor Ehrenreich Weißmann, ab 1680 Spezial in Kirchheim, eine stärkere Berücksichtigung naturwissenschaftlicher Fächer verlangt.35 Der Grad des Baccalaureus wurde damals noch von der Klosterschule aus erworben und nicht erst nach Eintritt ins Stift. Der genannte Rezeß hebt ferner stark auf die Förderung der persönlichen Frömmigkeit ab und zeigt darin wohl schon pietistischen Einfluß. Ab 1704 erhielt jeder Klosterschüler oder Stiftler anstatt der Vulgata eine deutsche Bibel. Auch hier macht sich zweifellos der pietistische Einfluß bemerkbar. Die Disziplin scheint sich in Bebenhausen jedoch wegen der zu großen Nachsicht und öfteren Abwesenheit Hochstetters ziemlich gelockert zu haben, denn die Präzeptoren beschwerten sich deshalb über den Prälaten beim Konsistorium. Über Urlsperger erfahren wir aus dieser Zeit nichts, da so gut wie keine Akten von Blaubeuren und Bebenhausen vorhanden sind. Wir dürfen jedoch vermuten, daß sich zwischen Urlsperger und Hochstetter ein besonderes Vertrauensverhält32 33

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Lucii Annaei Flori reram Romanorum libri 4. Christian Matthiae: Theatrum historicum theoretico-practicum in quo quatuor monarchiae, nemque Babyloniorum et Assyriorum, secunda Medorum et Persarum, tertia Graecorum, quarta Romanorum, omnesque reges et imperatores qui Ulis regnarunt [...] describuntur. Francofiirti et Lipsiae 1689 (ÜBT Fn 7.a.4°). G. Lang, Klosterschulen (Anm. 8) S. 397f. Weissmann war auch der Verfasser des in den Latein- und Klosterschulen verwendeten Lexicon Latino-Germanicum et Germano-Latinum. Stuttgardi 1685 (ÜBT Cc 20.4°).

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nis herausbildete. Auch wenn Urlsperger seine Herzensbekehrung erst in spätere Zeit datiert und damals wohl noch kein Pietist war, so hat er doch fur sein Studium den Rat Hochstetters gesucht. Urlsperger war nämlich sehr kränklich und hielt sich als Student öfter zuhause auf. Laut seiner Selbstbiographie studierte er dabei für sich nach einer vom Prälat ausgearbeiteten Methode.36 Wie diese aussah, bleibt uns leider verschlossen, da weder der schriftliche Nachlaß Hochstetters noch deijenige Urlspergers bekannt ist. In Tübingen immatrikuliert wurde Urlsperger am 20.5.1701 von Bebenhausen aus.37 Dabei ist zu beachten, daß ganz allgemein das Immatrikulationsdatum nicht identisch ist mit dem Beginn des Studiums. Letzteres begann für Urlsperger erst im folgenden Jahr mit dem Eintritt ins Stift. Die frühe Einschreibung hatte zwei Gründe: Man wollte sich die 'Anciennität' wahren und sich außerdem als 'Civis academicus' die damit verbundenen Sonderrechte sichern. Zuerst studierten die Stiftler - wie überhaupt alle Studenten - nach altem Brauch die sieben freien Künste. Dieses Grundstudium wurde mit der Magisterprüfung beendet. Urlsperger Schloß sie am 23.9.1705 als Primus ab. Zweiter wurde der vermutliche Studienfreund Urlspergers, Georg Erich Remmelin.38 Der Kirchheimer Georg Reinhold Geiger wurde Elfter.39 Rektor war damals der ordentliche Professor für Moral Johann Eberhard Rosier, bei dem Urlsperger 1707 36 37

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Selbstverfäßter Lebens lauf Urlspergers, vgl. S. 21-25 in diesem Band. MUT Nr. 29 801. Albert Bürk, Wilhelm Wille: Die Matrikeln der Universität Tübingen, Bd. 2 und 3. Tübingen 1953 und Registerband 1954. Remmelin (Riimelin), Georg Erycus, Balingensis: geboren 12.12.1684. Eltern: Johann Konrad Rümmelin (1658-1693), Dr. med. und Physikus. Heirat mit Barbara, Tochter des Joh. Wässerer (Sigel 59, 37) Mag. 23.9.1705. Praeco Castrensis in Belgiis 1708-12. Diakon in Winnenden 1712. Stadtpferrer daselbst 1724. Abt in Munhardt 1734-38. NWDB 3477. Sigel 49, 23; Faber 105, 115b; BWKG 1906, S. 48f. als Feldprediger; mit ihm zusammen disputierte Urlsperger über die 'Laterna magjca'. Zur Familie: Großvater: Joh. Anastasius Rümmelin, Physikus in Kirchheim und Urach, verheiratet mit der Tochter des Pfarrers Wolfgang Glockengießer (Sigel 17, 10). Urgroßvater Johannes Rümmelin, Physikus in Ulm, verheiratet mit der Tochter des Pfarrers Johannes Vesenbeck (Sigel 116,1). Rüm(m)elin (Remmelin), Georg Ehrenreich (Erich), gewesener Pfarrer in Winnenden 1734, gestorben am 8. November 1738 in Winnenden bei der Durchreise bei seinem Schwiegersohn Geboren in Balingen 1684 als Sohn des späteren Physikus in Schorndorf Joh. Konrad R., durch erste Ehe in Stuttgart 1712 Tochtermann von Joh. Erhard Stegmaier, Kammerdiener; in zweiter Ehe Winnenden 1726 mit Maria Euphrosine, Witwe, war er Ehenachfahr von Lorenz Graiß, Proviantkommissär; in dritter Ehe 1727 mit Maria Judith, geb. Bardiii, wurde er Ehenachfahr von Joh. Friedrich Pistoris, Lammwirt. Die Liste der Magisterpromotionen: Johann Nicolaus Stoll: Sammlung aller Magister-Promotionen welche zu Tübingen von Anno 1477-1755 geschehen. Stuttgart 1756. ND Amsterdam 1972. S. 461; Johann Jacob Moser: Wirtembergische Bibliothec oder Nachricht von allen bekannten gedruckten und ungedruckten Schriften, welche das Herzogliche Haus oder Herzogthum Wirtemberg, oder Personen, derselben betreffen. Stuttgart 4. Auflage 1796. S. 451. Nach Moser soll aber der eigentliche Verfasser Mag. Samuel Gottlieb Jahn, abgesetzter Pfarrer von Reinerzau, gewesen sein.

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eine Dissertation über das Naturrecht verteidigen sollte.40 Kanzler war Johann Wolfgang Jäger,41 und Dekan der philosophischen Fakultät war damals der Professor für Natophilosophie und Mathematik Johann Conrad Creiling.42 Primus der vorausgehenden Magisterpromotion vom 10. September 1704 war Johann Albrecht Bengel gewesen. Dritter dieser Promotion wurde der ebenfalls aus Kirchheim stammende spätere Prälat von Murrhardt, Georg Reinhold Fronmüller, wie Bengel Pietist. In Bengels Promotion befanden sich zwei weitere Kirchheimer,43 so daß Urlsperger im Stift gleich mit mehreren Kirchheimer Mitschülern zusammen war. Leider liest man auch zu den Magisterprüfungen in verschiedenen Biographien Urlspergers mißverständliche Bemerkungen, als ob Urlsperger wegen seiner Disputation über die Laterna Magica44 zuerst Naturwissenschaft studiert und dann die Fakultät gewechselt hätte. Andere scheinen anzunehmen, daß das Theologiestudium mit der Magisterprüfung endigte, wie das heute an amerikanischen oder französischen Hochschulen der Fall ist. Beides ist falsch. Das Grundstudium der Freien Künste mußte jeder Student absolvieren. Infolgedessen finden wir auch bei späteren Theologen aus diesem Grundstudium Disputationen zu allen möglichen Themen, d.h. nicht nur zur Philosophie, sondern auch zu Jura, Medizin, Geschichte, Mathematik, Astronomie, Musik usw. Deshalb verteidigte Urlsperger zusammen mit seinem Studienfreund Remmelin z.B. diese Schrift des Mathemati40

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J.E. Roesler, Theses de principiis juris naturae. Vgl. Wolfgang Mayer: Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers. In diesem Band S. 223-304. Nr. 4. Rosier, Johann Eberhard (1668-1733), 1694 Informator der württembergischen Prinzen Alexander und Heinrich Friedrich, 1698 ord. Professor der Beredsamkeit und Dichtkunst, 1705 Rektor des akademischen Kontubemiums und Bibliothekar der Universität. Im selben Jahr noch ord. Professor der Praktischen Philosophie. In den Jahren 1705, 1715 und 1722/23 war er Rektor der Universität. Universitätsarchiv Tübingen 15/3 27f.; ADB Bd. 29, S. 24 lf. Jäger, Johann Wolfgang (1647-1720), Magister 1667, Erzieher der württembergischen Prinzen Carl Maximilian und Georg Friedrich, 1678 außerordentlicher Professor der Geographie, Mathematik, Stilübungen und der lateinischen Sprache, 1681 ordentlicher Professor der griechischen Sprache, 1684 Professor der Praktischen Philosophie und Ephorus des Stifts, 1689 Professor der Logik und Metaphysik, 1690 Professor supemumerarius der Theologie und Rektor 1690/91, 1694/95 Prälat von Maulbronn, 1698 Professor honorarius Theologiae im dritten Rang, 1699 Konsistorialrat und Stiftsprediger in Stuttgart, Visitator der Universität, 1702-20 erster Professor Theol., zugleich Kanzler 1704-20, zugleich Prälat und Generalsuperintendent von Adelberg 1709 (ADB Bd. 13, S. 651; NDB Bd. 10, S. 269f.; zur Familie s. Anhang 1, B). Creiling, Johann Conrad (1673-1752) war Stiftsrepetent gewesen und hatte sich 1699 selbst als Mathematiker und Physiker angetragen (ADB Bd. 4, S. 583). Christoph Friedrich Enslin, später Diakon in Heidenheim, und Adam Bengier, der aber relegiert und später Provisor an der Lateinschule in Schorndorf wurde, sowie Konrad Kreusser, später Pfarrer in Dettingen/Erms, hatten Beziehungen zu Kirchheim. Trotz seines guten Abschlusses wurde Fronmüller nicht Stiftsrepetent, weil man wegen seiner pietistischen Einstellung Bedenken hatte. J. C. Creiling, Phaenomena Latemae Magicae. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 1.

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kers Creiling über die Laterna Magica.45 Hier ist nun gleich eine weitere Anmerkung zu machen. Falsch ist nämlich auch die Annahme, diese Dissertationen seien von den Kandidaten selbst verfaßt worden. Das ist nur in den seltensten Fällen so und dann ausdrücklich angemerkt. Normalerweise wurde die Dissertation vom Professor geschrieben, der ihr Ergebnis in Thesen zusammenfaßte, die der betreffende Student (oder auch mehrere) dann in öffentlicher Disputation zu verteidigen hatte. Für den Druck hatte der Student aufzukommen und auch noch dem Professor ein paar Gulden zu verehren. So verschafften sich die Professoren damals eine Finanzierung für ihre Publikationen und ein kleines Nebeneinkommen. Es ist also falsch, wie es leider heute häufig geschieht, aus solchen Dissertationen die damalige theologische Einstellung des Studenten ablesen zu wollen. Im allgemeinen liegen nur von Stiftsrepetenten selbstverfaßte Dissertationen vor, nicht jedoch von Studenten. Das Grundstudium wurde also mit dem Grad des Magister Artium abgeschlossen. Erst dann begann das eigentliche Fachstudium, in unserem Falle also das Theologiestudium. Hier gab es keinen zeitlich vorgeschriebenen Abschluß. Die Studenten blieben solange im Stift, bis man für sie eine freie Stelle hatte. War eine solche Stelle freigeworden, dann berief man eine Gruppe von Stiftlem zum Konsistorialexamen nach Stuttgart. Im allgemeinen bekam der Beste die Stelle, die andern gingen ins Stift zurück, konnten jetzt aber, da examiniert, auch zu Vertretungsdiensten als Vikare oder Pfarrverweser eingesetzt werden. War ihr Vertretungsdienst beendet und kein anderer oder keine feste Anstellung in Aussicht, gingen sie wieder ins Stift zurück und setzten ihre Studien fort. So gab es Senioren, die mehr als zehn Jahre im Stift zubrachten! Unter den besten Kandidaten wählte man die Stiftsrepetenten, die dann auch ein Anrecht auf ganz bestimmte Pfarrstellen hatten. So war z.B. der erste Diaconus in Kirchheim immer ein ehemaliger Stiftsrepetent. Dem Primus einer Promotion war der spätere Titel eines Prälaten so gut wie sicher. All das war zwar nirgends schriftlich festgelegt, war aber praktisch Gewohnheitsrecht geworden, auf das man sich auch nachdrücklich berufen konnte. Über Urlspergers Studium sind wir aus schon genannten Gründen auf Konjekturen angewiesen, denn er fehlte häufig wegen Krankheit. Leider weist das Stiftsarchiv für den betreffenden Zeitraum ebenfalls eine große Lücke auf. Auch das 45

Vielleicht stammt aus dieser Zeit Urlspergers Interesse fur naturwissenschaftliche Fragen, das man wohl aus dem Versteigerungskatalog der Urlspergerischen Bibliothek erschließen kann. Natürlich könnte auch der Sohn Johann August diese Bücher angeschafft haben, was aber aus verschiedenen Gründen weniger wahrscheinlich erscheint. Sofindetman Kepler und Galilei, Dürers 'Unterweisung der Messung' und das berühmte Buch des Magdeburger Bürgermeisters Guericke 'Experimenta nova Magdeburgica de spatio vacuo'. Versteigerungskatalog seiner Bibliothek in ÜBT Ke XXIV 607. 8°: Verzeichniß der Urlspergerischen Bibliothek, welche außer vielen seltenen Büchern auch schöne Landcharten und Kupferstiche enthält, und den 26. Septb. 1808 einzeln versteigert werden soll. Augsburg 1808. 270 S.

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Universitätsarchiv läßt uns im Stich, denn ausgerechnet für die Zeit von 1700 bis 1715 fehlen die Vorlesungsverzeichnisse. Trotzdem läßt sich einiges indirekt erschließen. Die bereits oben erwähnte vorsichtige Reform der Lateinschule war auch auf das Studium an der Universität ausgedehnt worden.46 Zwar wurde die stur scholastische Behandlung des theologischen Kompendiums nicht abgeschafft, doch gestand man jetzt den anderen Fächern ein gewisses Eigenleben zu. Die Exegese wurde nicht mehr einseitig dazu mißbraucht, steinbruchartig das Material für die Kontrovers-Loci beizubringen, sondern jetzt sollten wieder ganze biblische Bücher gelesen werden, und zwar zügig. Wie die Geschichte an der Lateinschule zaghaft ihren Einzug hielt, so auch an der Universität die Kirchengeschichte. Der Professor Johann Wolfgang Jäger, ein Onkel von Urlspergers künftiger Frau, schrieb nicht nur ein neues theologisches Kompendium, sondern auch eine Kirchengeschichte.47 Damit sind wir schon bei den Professoren. Seit dem Dreißigjährigen Kriege wurde es üblich, daß sich die Theologieprofessoren zunächst in der Philosophie und Philologie emporzudienen hatten. Theoretisch hatte die Fakultät das Vorschlags- und Nominierungsrecht und versuchte eifrig, es zu wahren. Das hielt aber die verschiedenen Herzöge nicht davon ab, hin und wieder ihre Kandidaten dem Kollegium so nachdrücklich zu empfehlen, daß gar nichts anderes übrig blieb, als diese zu nominieren. Ehrlicherweise muß man zugeben, daß die Wahl des Herzogs, auch des vielgeschmähten Eberhard Ludwig, oft erstaunlich fortschrittlich war und zur Auflockerung des verkrusteten und meist auch unter sich verschwägerten Kollegiums positiv beitrug. An der theologischen Fakultät gab es normalerweise drei Ordinariate und ein Extraordinariat; dazu kamen aber zusätzliche Extraordinariate bei längerer Krankheit oder altersbedingtem Teilausfall eines Ordinarius oder bei absehbarer Promotion eines solchen auf eine Kirchenstelle. Der erste Professor hatte nach der Anweisung von 1696 üblicherweise Kontroverstheologie zu lesen und sollte jetzt vor allem auch Pietismus, Chiliasmus und Fanatismus behandeln; der zweite hatte das Alte Testament zu exegesieren, und zwar nicht nur 'dicta probanda', sondern ganze Bücher; ebenso der dritte das Neue Testament. Die 'Thesen' (Hafenreffers Kompendium;48 ab 1702 das von Jäger) sowie der Rest (Moral, Kirchengeschichte, Homiletik, Katechetik usw.) blieben normalerweise am vierten hängen, wenn nicht einer der Ordinarien irgendeines dieser Themen für sich reservierte. Daneben hatten die beiden ersten üblicherweise zusätzliche Funktionen am Stift als erster und zweiter Superattendent, während der dritte Ordinarius Stadtpfarrer und Stadtdekan an der St. Georgskirche 46 47 48

C. v. Weizsäcker, Lehrer und Unterricht (vgl. Anm. 31) S. 81-99. Historia ecclesiastica seculi decimi scptimi. Tubingae 1792 (ÜBT Gh 104.4°). Matthias Hafenreffer: Loci Theologici. Certa methodo ac ratione in Tres Libros tributi. Tubingae. Viele Auflagen ab 1600 (ÜBT Gf 952.8°).

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(Tübinger Stiftskirche) war. Die drei Ordinarii hatten das Recht, Disputationen zu veranstalten, was dem Extraordinarius nicht erlaubt war. Zu Urlspergers Zeiten lehrten folgende Theologieprofessoren an der Universität: Kanzler und erster Professor nach dem Tode des ultraorthodoxen Michael Müller war 1702 Johann Wolfgang Jäger geworden,49 ein Bruder von Urlspergers künftigem Schwiegervater.50 Jäger war wie Müller ein scharfer Gegner des Pietismus. Er war ein sehr fähiger, aber auch sehr von sich eingenommener Mann. Schon als Magister Domus des Stifts und als Philosophieprofessor hatte er sich mit Hilfe seiner engen Beziehungen zum Hofe und ungenierter Benützung der Ellenbogen ein fünftes theologisches Extraordinariat beschafft und war dann kontinuierlich aufgestiegen. Ihm ist es zu danken, wenn nun aus der rein auf Kontrovers-Loci fixierten Kontroverstheologie eine Art systematischer Theologie in heutigem Sinne wurde. Er verbindet nämlich Theologie und Moral miteinander, indem er immer auch auf den praktischen Zweck einer theologischen Aussage reflektiert. Allerdings ist er in den Lehrinhalten noch streng orthodox. Seine Anziehungskraft bestand deshalb auch vermutlich weniger im Inhalt seiner Vorlesung als vielmehr in seiner geschliffenen Vortrags- und Disputationskunst sowie in der neuen Darstellungsform der Föderaltheologie,51 die die Heilsgeschichte als eine Geschichte von Bundesschlüssen sieht. Jäger scheint auch ein glänzender Prediger gewesen zu sein. 1702 wurde in ganz Württemberg sein 'Compendium dogmaticum'52 eingeführt und blieb bis 1781 in Geltung. Er wagte es auch, den Reformatoren an einigen Punkten zu widersprechen, z.B. in der Lehre von der Erbsünde. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß Urlsperger auf seiner wissenschaftlichen Reise ausgerechnet bei Leydecker in Utrecht, dem schärfsten Gegner der Föderaltheologie, Privatlektionen über die coccejanischen Streitigkeiten nahm. Jäger bestritt rundweg die Möglichkeit, eine innere, göttliche Stimme vernehmen zu können, während umgekehrt Urlsperger diese Ansicht später vertreten zu haben scheint. Jäger hat außerdem neue Entwicklungen auch in der Theologie des Auslandes ziemlich rasch aufgenommen, wie die von ihm veranstalteten Disputatio49

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Schon 1692 hatte sich Müller in einer Vorlesung mit dem Pietismus auseinandergesetzt. Die Regierung verbot ihm aber eine entsprechende Publikation, weil man Ruhe in der Kirche wollte. Vgl. Maitin Brecht: Geschichte des Pietismus. Bd. I. Göttingen 1993. S. 339. ADB Bd. 13, S. 651; NDB Bd. 10, S. 269f.; Martin Leube: Geschichte des Tübinger Stifts. Zweiter Teil. 18. Jahrhundert (1690-1770). Stuttgart 1930. S. 23-25. Württembergische Nebenstunden. Stuttgart 1718; dort selbstverfaßter Lebenslauf S. 40-71. (Verfasser bzw. Herausgeber soll nach Mälzer Johann Jakob Moser gewesen sein); Wolfram Angerbauer: Das Kanzleramt an der Universität Tübingen und seine Inhaber 1590-1817. Tübingen 1972 (Contubernium 4). Jäger auf S. 91105, dazu Stammtafel 12 Α im Anhang. Christoph Kolb: Die Kompendien der Dogmatik in Württemberg. Kap. 6. Joh. Wolfgang Jäger (BWKG 51. 1951. S. 42-56). Nach Chr. Kolb, Kompendien (Anm. 50) war ihm aber die Föderaltheologie vom Synodus aufgezwungen worden, wogegen er sich zunächst sogar gewehrt hatte! Compendium Theologiae Methodo facili et perspicua exaratum per foedera pro scholis in ducatu Wurtembergico. Erstauflage 1702.

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nen zeigen. Leider sind wohl wegen seiner Arbeit am Kompendium und an verschiedenen Gutachten zwischen 1700 und 1705 von ihm keine gedruckten Disputationen vorhanden. Er hatte sich im Jahr 1700 vom Professorenamt entbinden lassen und war Prälat von Maulbronn, dann Stiftsprediger in Stuttgart geworden, hatte sich aber das Recht reserviert, weiterhin an der Universität Disputationen abzuhalten. 1702 kehrte er zum Mißvergnügen seiner Kollegen, denen er nun als Kanzler und erster Ordinarius vor die Nase gesetzt wurde, wieder an die Universität zurück. Seine erst 1705 erneut einsetzenden Disputationen befassen sich durchweg polemisch mit den neuen Strömungen des Mystizismus und Pietismus. 1706 läßt er Christoph Friedrich Stockmajer 'De enthusiasmo moderno'53 disputieren, 1707 Johann Albrecht Bengel und Wilhelm Ludwig Mohl 'De Theologia mystica, ejusque processu',54 1708 Georg Ludwig Gmelin 'De Jacobo Bohemio judicium Henrici Moribund Samuel Urlsperger über 'Judicium sine affectu de duobus adversariis Johan Lockio et Petro Poireto eorumque pugna de ratione et fide'.56 Später folgen noch weitere ähnliche Disputationen über die Madame de Bourignon, Jane Leade usw.57 Er behandelte also Themen, die auch bei den Stu53

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De enthusiasmo moderno. Respondent Christoph Friedrich Stockmajer. Tubingae 1706. 24 S. Diss. Theol. April 1706 (StBT 33 an q 1889). De theologia mystica, ejusque processu. Respondent Wilhelm Ludwig Mohl und Johannes Albert Bengel. Tubingae 1707. 64 S. Theol. Diss. 25 /26. Febr. 1707 (StBT 9 an q 1941); Gottfried Mälzer: Die Werke der württembergischen Pietisten des 17. und 18. Jahrhunderts. BGP 1. Berlin, New York 1972. Nr. 515. Die Meinung von Karl Hermann, daß diese Disputation nach dem in der WLB befindlichen, beschädigten Exemplar nur noch bruchstückhaft erhalten und im Ganzen verschollen sei, stimmt also nicht. Sie befindet sich auch in der Bibliothek des Tübinger Stifts. Überhaupt sind dort die Magisterdisputationen im allgemeinen viel vollständiger erhalten als in der Landes- oder in der Universitätsbibliothek. Vgl. Karl Hermann: Joh. Albrecht Bengel. Der Klosterpräzeptor von Denkendorf. Stuttgart 1937. Kap. 9, Anm. 14. De Jacobo Boehmio judicium Henrici Mori. Respondent Georg Ludwig Gmelin. Tubingae 1708. 28 S. Diss. Theol. Sept. 1708 (StBT q 1956). Johann Wolfgang Jäger: Judicium sine affectu. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 2. Jäger gab diese Disputation mit der Titelerweiterung gesondert heraus: Judicium sine affectu de duobus adversariis Joh. Lockio et Petro Poireto eorumque pugna de ratione et fide, pro materia disputationis propositum a Jo. Wolfgango Jägero. Francofiirti & Lipsiae 1708. 56 S. (StBT 3 an 8° 2872). Examen theologiae novae, et maxime celeberrimi Dn. Poireti, ejusque Magistrae Mad. de Bourignon, per praecipuos fidei christianae articulos. A. Jo. Wolfgango Jägero. Francofurti & Lipsiae 1708. 416 S. De labadismo. Respondent Philipp Sigismund Moser. Tubingae 1710. 16 S. Theol. Diss. Aug. 1710 (StBT 26 an q 1870). Spiritus miraculosus, propheticus et ecstaticus in provincia Sevennensi Gallica per aliquod tempus regnans. Respondent Johann Friedrich Liesching. Tubingae 1712. 14 S. (StBT 25 an q 1913). Separatismus sub examen vocatus. Respondent Joh(ann) Nicolaus Lindenmajer. Tubingae 1714. 64 S. Theol Diss. 22. Dez. 1714 (StBT 23 an q 1913). Examen quietismi, sive quietis mysticae. Adjectum est Speneri Judicium. Resp. Jacob Burckhard Knöbel und Joh(ann) Christoph Schüz. Tubingae 1715, 32 S. Theol. Diss. Febr. 1715 (StBT 27 an q 1913).

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denten mehr als aktuell gewesen sind. Da die Studenten aber auch schon damals aufinüpfig und zu Widerspruch geneigt waren, muß man sich natürlich fragen, ob er durch die Behandlung dieser Themen und seine scharfe Gegnerschaft gegen den Pietismus bei seinen Studenten nicht gerade gegensätzliche Einstellungen verstärkte.58 Selbst der Regierung wurde seine Polemik zuviel, so daß sie eine seiner Schriften stoppte und ihn zu Mäßigung verpflichtete.59 Der zweite Professor, Michael Förtsch,60 war ebenfalls ein scharfer Gegner des Pietismus. Er war gegen den Widerstand der Tübinger Fakultät vom Herzog persönlich nach Tübingen geholt worden.61 Der Herzog hatte ihn als badendurlachischen Hofprediger kennengelernt. Da Förtsch offensichtlich in Tübingen nie recht

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De Johannae Leadae vita, visionibus, ac doctrina. Resp. Joh(ann) Valentin Harpprecht. Ed. 2. Tubingae 1716. 127 S. (StBT 27 an q 1870). Zu den ersten deutschen anonymen Ausgaben der Leade siehe Martin Bircher: Deutsche Drucke des Barock 1600-1720. New York, München. 1977ff. Bd. 4. Kommt daher die ablehnende Einstellung der Mehrheit der Studentenschaft zu Jägers kontroverstheologischer Vorlesung, wofür sich ein Hinweis in den Negierten' des Universitätsarchivs zu finden scheint? (Unter 'Neglecten' versteht man Meldungen von nichtgehaltenen bzw. ausgefallenen Vorlesungen). Dort liest man aus Urlspergers Zeit, Mai 1705, folgende Meldung Jägers: 1705 im Mai habe man mit den älteren Magistri keine Vorlesung halten können, da sie alle ad vicarias operas plerumque vocantur. Was die Controversen betrifft: vix duo sunt in tot Stipendio, qui studio polemico, tarn necessario hac tempestate animum applicant. Nullum hie remedium quam Imperium Serenissimi! Hielt deshalb nur zwei Collegia, Theticum, alteram Examinatorio Explicatorium. Nunc in Antifanatico sudo, quod ex varias rationes ad calamum dicto. Disputationes publicas habui tres. (Universitätsarchiv Tübingen 27/1 Neglecten Bd. 4/42). Gunther Franz: Bücherzensur und Irenik. Die theologische Zensur im Herzogtum Württemberg in der Konkurrenz von Universität und Regierung. In: Theologen und Theologie an der Universität Tübingen. Beiträge zur Geschichte der Evangelisch-Theologischen Fakuhät. Hg. von Martin Brecht. Tübingen 1977 (Contubernium, Bd. 15). S. 123-194. Zu Jägers Einstellung gegenüber dem Pietismus besonders die S. 164-166. Zu Jägers Theologie der Aufsatz von Jörg Baur: Auf dem Wege zur klassischen Tübinger Christologie. Einfuhrende Überlegungen zum sogenannten Kenosis-KrypsisStreit. S. 195-269. Zu Jäger besonders S. 196-198. Ob allerdings Urlsperger beim Vorgehen gegen Jäger maßgeblich oder überhaupt mitwirkte, ist fraglich. Eingeleitet wurde die Untersuchung gegen Jäger von der pietistisch eingestellten Herzogswitwe Magdalena Sibylla (vgl. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 54) Nr. 1394-1405), wobei sie gegenüber dem Geheimen Rat nachdrücklich betont, daß ihre Intervention absolut geheimzuhalten sei. Der entsprechende Erlaß ist auch nicht von Theologen bzw. vom Konsistorium, sondern von den Geheimen Räten unterzeichnet, ohne den Herzog vorher darüber zu unterrichten; die genaue Analyse der Schrift Jägers stammt von dem Juristen Pregitzer, vermutlich auch einem Pietisten, der über Jägers Charakter ein geradezu vernichtendes Urteil 311t. Jäger war als ehemaliger Prinzenerzieher dagegen der unbedingte Parteigänger des Herzogs, dem allein er letztlich seine gehäuften Ämter zu verdanken hatte. Man hat den Eindruck, daß die Geheimen Räte durch die stille Rückendeckung der Herzogswitwe ermutigt wurden, dem Günstling des Herzogs eins auszuwischen. ADB Bd. 7, S. 195. Sigel 47, 13. Er hatte eine Tochter von Johann Philipp Storr geheiratet. Koecher, Johann Christoph: Michaelis Foertschii [...] vitam, scripta ac merita in ecclesiam exponit. Jena 1723 (StBT 24 an q 1830 und 1 an q 1856). G. Franz, Bücherzensur (Anm. 59), S. 196 und 198.

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warm wurde und auch als ehemaliger Gießener Student den Verdacht des Mentzerianismus nicht loswurde, war er wohl froh, als er 1704 einen Ruf nach Jena erhielt. Sein Nachfolger wurde der dritte Professor, Christoph Reuchlin,62 der als erster Superattendent des Stifts vielbesuchte pietistische Erbauungsstunden hielt und dadurch natürlich in deutlichem Gegensatz zu den beiden genannten Pietistengegnern stand.63 Als dritter Professor hatte er z.B. das Johannesevangelium gelesen und wird von Bengel besonders gelobt.64 Nach seinem viel zu frühen Tode im Jahr 1707 wurde Johann Christoph Pfaff sein Nachfolger.65 Bei diesem verteidigte Urlsperger im Herbst 1707 nach seinem Konsistorialexamen neben anderen Kandidaten die 'Quaestiones theologicas denuo tritiores'.66 Dritter Professor war also Reuchlin bis 1704, dann Pfaff bis 1707 und schließlich Andreas Adam Hochstetter,67 der Sohn des Prälaten und Spenerfreunds. Er war selber Pietist. Vierte Professoren waren Pfaff bis 1704, Hochstetter bis 1707, Johann Konrad Klemm68 bis 1711. Die Leitung des Stifts: Erster Superattendent am Stift war von 1699 bis 1705 der schon genannte Professor Michael Förtsch. Schon von 1695 bis 1699 war er zweiter Superattendent gewesen und soll seiner Aufgabe nicht gewachsen gewesen sein. Schon 1703 bezeichnet ihn Jäger als unfähig. Man kann sich leicht vorstellen, wie da ihr persönliches Verhältnis war. Vermutlich trug Förtschs Gegnerschaft zum damals im Stift stark verbreiteten Pietismus dazu bei, daß Polarisierungen noch verstärkt wurden und er bei vielen den Respekt verlor. Er kritisierte besonders Hedingers Anmerkungen zum Neuen Testament, das dieser 1704 herausgegeben hatte.69 Nachfolger war 1705-1707 Christoph Reuchlin, der, 62

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ADB 28, 279f.; L.M. Fischlin, Memoria Π (Anm. 21) S. 413^20; G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 54) Nr. 2196-2229. M. Leube, Tübinger Stift (Anm. 50) S. 265ff. Dort über den Pietismus speziell das Kapitel 12, S. 259-306. M. Leube, Tübinger Stift (Anm. 50) S. 266. Nach den 'Neglecten' im Universitätsarchiv aus dem Jahr 1705 scheint er mit dem Johannesevangelium nur sehr langsam vorangekommen zu sein. An Pfingsten fing er mit einer Psalmenvorlesung an. Außerdem hielt er ein 'Collegium Exegetico-homileticum' (Universitätsarchiv Tübingen 27/1, Bd. 6/67). Man sieht also, daß damals die ursprüngliche Verteilung der Vorlesungen nicht mehr konsequent eingehalten wurde. Verschiedene Bemerkungen in den Neglecten lassen sogar darauf schließen, daß die Professoren damals unter sich ein rollierendes System ausgemacht hatten und verschiedene Vorlesungen in jährlich wechselnder Besetzung lasen. ADB 25, 591f. In manchen Veröffentlichungen wird er auch Johann Christian genannt, was aber eindeutig falsch ist. Sein Vorname ist Johann Christoph. Die Originalausgabe konnte bis jetzt bibliographisch noch nicht nachgewiesen werden. Nachdruck: Sylloge quaestionum theologicarum denuo tritiorum, ä Joh. Christophoro Pfaffio. Ed. 2. Altdorfii Noriconim, Kohles, 1710, 86 S. (StBT 1 an q 679). G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 54) Nr. 1273-1337. ADB 16,153f. G. Mälzer, Württembeigische Pietisten (Anm. 54) Nr. 1097.

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wie schon erwähnt, eine gut besuchte pietistische Erbauungsstunde im Stift abhielt. 1707-1720 folgte Johann Christian Pfaff, der von 1699 bis 1705 schon zweiter Superattendent gewesen war und wohl eine Mittelstellung einnahm. Zweiter Superattendent war außer den schon genannten von 1705 bis 1707 Andreas Adam Hochstetter, der Sohn des Bebenhauser Prälaten. Von 1702 bis 1705 war er Professor der Moral an der Artistenfakultät gewesen und las hauptsächlich über naturrechtliche Themen sowie über Pufendorfs 'De officio hominis' und Thomasius 'Politicas Tabulas'. Ihm folgte 1707-1711 Johann Konrad Klemm, der schon von 1700 bis 1707 Magister Domus des Stifts und gleichzeitig Professor der Logik und Moral an der Artistenfakultät gewesen war. Wir sehen also, daß es in der Tübinger Theologischen Fakultät bezüglich des Pietismus diametral unterschiedliche Positionen gab, obwohl man nach außen hin Einheit in der Orthodoxie demonstrierte. Müller, Förtsch und Jäger waren ausgesprochene Pietistengegner, Reuchlin und Hochstetter überzeugte Pietisten. Johann Christian Pfaff nahm wohl eine Zwischenstellung ein.70 Das Leben im Stift war immer noch stark klösterlich bestimmt und theoretisch streng geregelt. Die Stiftler mußten z.B. immer noch Kutten tragen. Das hinderte aber die jungen Leute nicht daran, zuweilen kräftig über die Stränge zu schlagen.71 Da sich die Pietisten von derartigen Exzessen fern hielten, darf auch eine gewisse Polarisierung unter den Stiftlem vermutet werden. Im Stift befanden sich ungefähr 200 Stiftler in drangvoller Enge. Der bauliche Zustand war so schlimm, daß damals mehrfach Stiftler auf eigene Kosten die Stuben und vor allem die Fenster herrichten ließen, weil der Stiftsprokurator kein Geld hatte.72 Neben den schon erwähnten beiden Superattendenten und dem Magister domus gab es noch acht Repetenten. Diese waren begabte, ältere und schon 70

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Die theologische Einstellung der fünf Theologieprofessoren läßt sich sehr schön an den umfangreichen theologischen Gutachten ablesen, die sie in der Frage der Zensur von Hedingers kommentiertem Neuen Testament 1704 abgaben. Förtsch: cassiren; Jäger: cassiren oder neu drucken; Hochstetter: drucken und gegen Fehler toleranter sein; Reuchlin: drucken mit Zusätzen zu den Anmerkungen·, Pfaff: anderes Vorwort, Anmerkungen weglassen. LKA A 26,702. Ausfuhrlich berichtet Karl Hermann in den Kapiteln 7-9 seiner Bengel-Biographie über das Studium und die Professoren in Tübingen: K. Hermann, Bengel (Anm. 54) S. 488. Näheres findet man in M. Leube, Tübinger Stift Π (Anm. 50) S. 202. Aus Urlspergers Zeit berichtet er z.B. von einer Fastnachtsfeier auf einer Stube mit Fastnachtsküchle und einem Fastnachtsspiel mit Verkleidung. Als besonders verwerflich wurde die Tatsache vermerkt, daß die Beteiligten, nachdem sie die Nacht durchgemacht hatten, am Morgen zum Abendmahl gingen. Weil die Studenten damals Degen tragen durften und zwischen den Stiftlern und den Stadtstudenten eine Art Dauerfehde herrschte, kam es nicht selten auch zu tätlichen Auseinandersetzungen, die nicht nur mit blutigen Nasen endigten. Vgl. dort auch Kapitel 9: Stellung zur übrigen Studentenschaft. S. 217-223. Wie in den katholischen Klöstern mußte während des Mittagessens einer der Stiftler, an Feiertagen einer der Repetenten, von der im Speisesaal befindlichen Kanzel aus eine Predigt halten, die leider nur zu oft im allgemeinen Lärm unterging. Auch hier zeigten sich Spannungen zwischen den 'Frommen' und den "Weltlichen'. M. Leube, Tübinger Stift Π (Anm. 50) S. 176.

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examinierte Stipendiaten, die, wie schon ihr Name sagt, die Vorlesungen mit den Studenten zu repetieren und diese nach den Quartalsexamina zu locieren hatten. Außerdem predigten sie in der Jakobuskirche und hatten nicht nur die Disziplin, sondern sowohl die übrigen Studien als auch die homiletischen Übungen der Stipendiaten zu überwachen. Außerdem begann damals eine Entwicklung in Richtung eigener Übungen oder Vorlesungen der Repetenten, den sogenannten StiftsLoci. Urlsperger wurde 1702 ins Stift aufgenommen. Da jedoch aus diesem Jahr kein Quartalszeugnis von ihm vorhanden ist, scheint er gleich zu Anfang krank gewesen zu sein. Erst im folgenden Jahr taucht er im Zeugnis von Fabian und Sebastian (20. Januar) auf, fehlt aber wieder an den restlichen Daten des Jahres, vom Jahr 1704 fehlen sogar alle Zeugnisse.73 Damals stand der Pietismus im Stift in voller Blüte. Spener hatte sich früher einige Zeit in Tübingen aufgehalten und hatte Freunde aus dieser Zeit. So fand auch der Pietismus früh in Tübingen eine Heimstatt. Rund 50 Stiftler, also ein Viertel, galten damals im Eintrittsjahr Urlspergers als Pietisten, allen voran die Mehrzahl der Repetenten.74 Schon 1702 gab es eine Anfrage des Konsistoriums an die Leitung des Stifts wegen Privatkonventen, die einige Stiftsrepetenten in Anschluß an ihre in der Jakobuskirche gehaltenen Predigten veranstalteten und die von Gmelin begonnen worden waren. Prälat Hochstetter setzte sich im Konsistorium und Synodus für diese Erbauungsstunden ein, und sie wurden nun erlaubt, mußten aber in der Kirche abgehalten werden.75 Nach Meinung des Professors Förtsch in einem Votum vom 26.8.1704 soll die bei den Studenten und Repetenten festzustellende kirchenkritische Haltung und Verachtung der Studien durch die Anmerkungen in Hedingers "Novum Testamentum glossatum'76 noch weiter angeheizt worden sein. Einige Repetenten und Stiftler wurden immer radikaler und zwangen die Kirchenleitung zum Einschreiten. Der ehemalige Repetent Gmelin, 1705 Diaconus in Herrenberg geworden, wurde ebenso entlassen wie Schmoller, 'der 1704 die Rosenbachischen und Hedingerschen Zensuren über Kirche und Kirchendiener'77 in seinen Kanzelvorträgen angewendet hatte. Die Stiftler Polykarp Jakob Bauer, 73

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So hat er wohl ein Ereignis nicht direkt miterlebt, das damals ganz Tübingen, aber besonders die pietistischen Stiftler erschütterte. Der Nürnberger Bernhard Brinkmann und der zur pietistischen Stiftlergruppe gehörige Jacob Andreas Oslander, als Sohn des gleichnamigen Pfarrers in Aidlingen geboren, hatten über Pfingsten in Weil im Schönbuch bei Oslanders Vater ausgeholfen, um sich im Predigen zu üben. Auf dem Rückweg am 12. Mai 1704 gerieten beide unweit Tübingens in ein Gewitter und wurden vom Blitz getroffen. Oslander war sofort tot, Brinkmann starb kurz darauf. Man müßte einmal ein Augenmerk daraufhaben, ob Urlsperger in einer seiner Predigten auf dieses Ereignis anspielt. M. Leube, Tübinger Stift Π (Anm. 50) S. 266f. Vgl. Anhang 2. Gutachten Hedingers handschriftlich in der Universitätsbibliothek Tübingen Mh 416a. M. Leube, Tübinger Stift Π (Anm. 50) S. 269; W. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 54) Nr. 1097. M. Leube, Tübinger Stift Π (Anm. 50) S. 271.

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Christoph Eberhard Denzel, Andreas Bardiii und Gmelins jüngerer Bruder Wilhelm Christian78 gingen ebenfalls den Weg in den Separatismus; die drei letzteren lenkten aber später ein und wurden wieder angestellt. Da die renitenten Separatisten Schmoller, Gmelin und Bauer alle im Jahr 1707 als junge Leute starben, darf man die Frage stellen, ob ihre Aufgeregtheit nicht auch pathologische Gründe hatte, z.B. eine Tuberkuloseinfektion.79 Hier im Stift Schloß Urlsperger vermutlich Freundschaft mit Johann Albrecht Bengel. Bengel gehörte zur vorausgehenden Magisterpromotion. Da er direkt vom Stuttgarter Gymnasium ans Stift kam, kann ihn Urlsperger nicht schon vorher in der Klosterschule kennengelernt haben. Ob Urlsperger damals aber schon überzeugter Pietist war, ist nicht ganz sicher. Seine Herzensbekehrung datiert er nämlich erst auf seinen Fast-Schiffbruch beim ersten Versuch, nach England überzusetzen.80 Daß aber pietistische Fragen und Themen heiß diskutiert und die von Jäger angegriffenen und angeblich 'refutierten' Bücher mit Eifer gelesen wurden, dessen können wir versichert sein. Als weiteren Freund Urlspergers dürfen wir wohl Georg Erich Remmelin, den zweiten von Urlspergers Promotion, ansehen, denn diese beiden verteidigten zusammen bei Creiling die Thesen über die Latema Magica. Sie erwarben zusammen mit weiteren 31 Kandidaten am 23. September 1705 die Magisterwürde, wobei Urlsperger Primus wurde.81 Creiling war ursprünglich ebenfalls Stiftler und Theologe. Auch er war pietistisch eingestellt und kam schon seit 1700 mit Georg Konrad Pregizer, dem späteren Hofprediger Frisch (der eine Tochter des Professors Jäger heiratete), dem späteren Konsistorialrat Aulber, dem späteren Prälaten Hochstetter, Spezialsuperintendent Bilfmger, Professor Bardiii und dem aus Kirchheim stammenden Präzeptor an der Anatolischen Schule Johannes Ferber in einem pietistischen Zirkel zusammen.82 Seine mathematischen Kenntnisse hatte 78 79

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W. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 54) Nr. 846-852. Dazu kommt noch Urlspeigers Kirchheimer Konpromotionale Georg Reinhold Geiger, der im selben Jahr starb. Vielleicht gibt es noch andere Todesfalle aus diesem Jahr unter den Stiftlern. Das alles verstärkt die Vermutung einer geradezu seuchenhaften Ansteckung. Dabei muß betont werden, daß sie nicht im Stift starben, sondern an ganz verschiedenen Orten, aber alle im selben Jahr. Siehe seine Selbstbiographie in diesem Band. Vgl. StoU,S.461. M. Leube, Tübinger Stift Π (Anm. 50) S. 261. Zu Georg Konrad Pregizer, Professor in Tübingen, siehe Anhang 2. Zu Johann David Frisch siehe Anhang 1, B, da er mit einer Tochter des Professors Johann Wolfgang Jäger verheiratet war. Er fehlt bei Mälzer ebenfalls und wird allgemein als orthodox bezeichnet, was aber wegen seiner Teilnahme an einem pietistischen Zirkel so nicht ganz stimmen kann. Gr erregte durch eine deutliche Bußpredigt in der Hofkapelle am Büß-, Bet- und Fasttag 1714 Anstoß. Weil er diese dem Herzog schriftlich vorlegen mußte, ist sie noch erhalten. Schon im September 1705 war er wegen harter expressiones auf der Kanzel vor das Konsistorium zitiert, ja sogar zeitweise suspendiert worden. Vgl. Christian Kolb: Zur kirchlichen Geschichte Stuttgarts im 18. Jahrhundert (BWKG 2, 1892, S. 158f ).

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sich Creiling zunächst als Autodidakt beigebracht und schließlich dafür den Lehrstuhl für Mathematik bekommen. 8 3 Remmelin gehörte später ebenfalls zur weiteren Verwandtschaft Urlspergers, denn seine Mutter Barbara geb. Wässerer hatte einen Bruder Jeremias Wässerer, der mit der Tochter Anna Maria des Expeditionsrats Johann Friedrich Jäger verheiratet war. 84 Remmelin und Urlsperger wurden auch in eine Pasquill-Sache verwickelt, die einzige Spur Urlspergers im Universitätsarchiv. 85 Es handelte sich um Schmähverse gegen eine noch nicht identifizierte Jungfer Harpprechtin, als deren Verfasser zunächst Urlsperger verdächtigt wurde. 86

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Aulber, Johann Christoph (1675-1743): Mag. 1693; Repetent 1699; Diakon in Leonberg 1705; Evangelischer Prediger und Superintendent in Preßburg in Ungarn 1705; Pfarrer in Lustnau 1711; Dekan in Kirchheim/Teck 1713; Probst in Herbrechtingen 1724-30, zugleich Konsistorialrat in Stuttgart 1727-30; auch Hofprediger daselbst 1727-31; Abt zu Königsbronn 1730 (Sigel 12,16; NWDB 3414). Hochstetten Andreas Adam: Sohn des Prälaten. Vgl. W. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 54) Nr. 1341-1344. Bilfingen Wohl Johann Ludwig Bilfinger (1675-1731): Zweiter Diakon in Göppingen 1700; erster 1713; Pfarrer in Walddorf und Amtsdekan der Tübinger Diözese 1723 (Sigel 41,17). Er war ein Sohn des Johann Wendel Bilfinger, zuletzt Abt in Blaubeuren, und damit ein Bruder des berühmten Georg Bernhard Bilfinger, des Verfassers des Pietistenreskripts. Bardiii, Johann Wendel, (1676-1761). Er war 1703-1710 Reiseprediger des Prinzen Max Emanuel von Württemberg, der in der Armee Karls ΧΠ. von Schweden diente. Der Prinz starb, und Bardiii machte nach der verlorenen Schlacht von Poltawa im Gefolge Karls XII. die berühmte Flucht mit, die er in einem Buch beschrieb. 1710 wurde er Prof. am Obergymnasium in Stuttgart, 1730 Propst von Herbrechtingen. Er fehlt bei Mälzer ebenfalls Ferber, Johannes (1674-1753): immatrikuliert Philippi und Jacobi (11.5.) 1694; Β 5.12.1694; Mag. 18.8.1697, Präz. in Bietigheim 1697, Präz. in Nürtingen 1700, Rector Scholae Anatolicae in Tübingen 1714. MUT 28 994; StoU 419.15; Inv. Β 1928, 381ff; Heyd Π, 369, Nr. 7207; Leube Π, 249 und 261; Geschichte des humanistischen Schulwesens in Württemberg. Hg. von der Kommission für geschichtliche Landeskunde. 3 Bde. Stuttgart 1912f. S. 193-198; Adelung II, Sp.1051. Porträt in: J.G. Biedermann: Nova Acta Scholastica. Leipzig 1749 Bd. I, Titelkupfer (in der Graph. Sammlung der LB und im Museum Kirchheim, abgedruckt in Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim, Nr. 6, 1987, S. 15). Teck-Bote Kirchheim 1953. S. 222; Stadtarchiv Kirchheim: Inv. Β 1928 (1724/25), 381ff; Georg Konrad Pregitzer (s.o.): Gottgeheiligte Poesie 1720,10; 1721,533; 1723,511; 1724,591f.; 1725,75ff; 1726,475^82; 1728, 27, 56 und 569ff; 1729,576; 1731,217, 225, 581; 1733,525; 1734,359; 1735,473ff. (Rede); 1736,770. Allerdings scheint es mit seinen mathematischen Fähigkeiten nicht weit her gewesen zu sein, denn Georg Bernhard Bilfinger schreibt im Lebenslauf des ebenfalls aus der Kirchheimer Lateinschule hervorgegangenen späteren Mathematikprofessors an der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Petersburg Christoph Friedrich Majer, dieser habe erst richtig mathematisch arbeiten gelernt, als er, Bilfinger, an die Tübinger Universität kam. WLB Cod. math. 4° 57. Vgl. Jäger-Genealogie Anhang 1, B. Universitätsarchiv Tübingen 27/4 Nr. 73. Tit: promerito. Auf die Angesonnene frag antwortet mein Bäßlin die Anna Maria Remlerin, daß der Stipendiat Urlsperger an Sie begehrt, der p. Jungfer Juliana Harpprechtin zu sagen, Sie soll Ihn ja nicht in Verdacht haben wegen des Pasquills, Er hab es nicht gemacht, es sey noch eines im Closter Bey 2. Kerln, das noch gröber laute. Sie wolltens auch herausgeben, aber Er habe Sie gewarnt, solten es nicht thun, oder er wolle Sie anzeigen, dann man zeihe es sonst wider ihn und den

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In den Senatsprotokollen über die deshalb angestellten Nachforschungen taucht dann aber Urlsperger nicht mehr auf und scheint demnach nicht mehr unter Verdacht zu stehen.87 Der dabei genannte Remelin ist offensichtlich der Studienfreund Georg Erich Remmelin (Rümelin). Die ebenfalls genannte Anna Maria Remlerin dürfte eine Verwandte, vielleicht sogar die Schwester von Urlspergers Studienfreund Remmelin gewesen sein. Da Remmelins Großvater Stadtphysikus in Kirchheim gewesen war, kann man schon frühere Bekanntschaft der Familien vermuten. Ziehen wir zu dieser Geschichte die doch sehr zurückhaltenden Noten zum Verhalten Urlspergers in den Quartalszeugnissen des Stifts heran (1705: mores haud devii; mores non sunt maligni. Erst 1707 heißt es dann: Mores recti, 1708 Mores non displicent), dann ergibt sich doch ein etwas gemischtes Bild. Allerdings muß man bei den Schwaben etwas vorsichtig sein, denn mit Lob war man damals sehr sparsam. Ob die kritische Benotung des Verhaltens, die doch deutlich von dem mores laudantur entfernt ist, ihren Grund in pietistischen Aktivitäten oder im Gegenteil hat, läßt sich vorerst nicht klären. Am 2.4.1707 wurde Urlsperger mit anderen zur Konsistorialprüfiing nach Stuttgart bestellt und Schloß sie mit gutem Ergebnis ab.88

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Remelin. Welches Sie auch dergestalten der Jgfr Harpprechtin ausgerichtet. Welche deposition insofern mit der frag übereinkomt, außer, daß darinn sich nicht findet von dem Urlsperger gehört zu haben, Er könte den Urheber benennen, wann es endlich seyn müßte, Allein, warm er die 2. zu offenbahren angehalten wirdt, welche sich mit dergl./ Ohngebühren gekützelt, dörffte etwan es doch zu hellerem Verrath kommen, und ob schon es eine ohnbedachtsame Fourberie von ohnverjohmen leütten: So were doch gut wann die Authores erkundiget, und pp. [propter] Casionem [laesionem honoris] bonorum parentum empfindlich gestrafft würden, erfahre ich unter der Hand und in der stille etwas, und kan des Urlspergers Handschriffi bekomen, werde es zusenden unter stetiger Verbleibung: d. 31. Xbris 1704 Meines Großgst. Hochgeehrtisten Herrn Schwager Ergebenster Diner Stattschreiber zu Tübingen Fridrich Isaac Andler. NWDB 2905: Andler, Friedrich Isaak [2], (1691-1718), war Sohn des Johann Christoph Andler, Sekretär in Neuenstadt/K. und heiratete 1689 die Pfarrerstochter Maria Elisabeth Wässerer. Das Bäslin Anna Maria Remlerin könnte eine Tochter des Schomdorfer Physikus Johann Conrad Rümelin sein, der mit Barbara Wässerer, Schwester von Andlers Frau, verheiratet war (vgl. Faber 105,115b). Doit werden drei Kinder des Rümelin genannt, allerdings keine Anna Maria. Sie wäre dann eine Schwester von Urlspergers Studienfreund Remmelin gewesen. Vermutlich war die Familie Urlsperger schon vorher mit den Remmelin (Rümelin) befreundet, denn der Schomdorfer Physikus war am 31.3.1658 in Kirchheim als Sohn des dortigen Physikus geboren worden. Der Adressat könnte Georg Konrad Pregizer gewesen sein, der mit einer Andler verheiratet war. Universitätsarchiv Tübingen 4/4 Fol. 136-146. LKA A 13 Nr. 1. Bd. 2. Fol. 158 b. Zeugnisbuch: Novum Examen d. 2.Apr. 1707: 4. M. Samuel Urlsperger KirchoTecc. Georg. Reinhold Urlsperger Gvwalt. ibid. filius, «.[=natus] 86. rec. [=Receptus im Stift] 1702. M.f. [=Magister factus] 1705. Bonus ingenio. InMoribus nn. desiderant. Cone, in Gal. VI. 14 non male, respondit expedite: Confirm, d: 24. Julij ao. 1714 als Hofcaplan in Stuttgard. eodem anno wurde reconfirmirt als Hojprediger. ao. 1718 an Georgii

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Bei einem im selben Monat stattfindenden Besuch des Herzogs in Tübingen, bei dem Urlsperger vor dem Herzog und ausländischen Gästen offensichtlich glänzend disputierte, wurde der Herzog auf ihn aufmerksam und gewährte ihm ein Reisestipendium von 600 fl. Davon war aber das Konsistorium keineswegs entzückt.89 Konsistorialrat Weißmann erklärte kategorisch, er halte in genere nichts auff das rayßen, während Zeller einwandte, daß es sich wohl um eine schon geschehene Sach handle. Daß tatsächlich nichts mehr gegen die höheren Orts beschlossene Sach zu machen war, beweist das Konsistorial-Protokoll vom 14.9.1708: Dem Mr. Urlsperger, Stipendiario, ist zu seiner bevorstehenden rayß ein General=recommendation in Form Eines offenen Patents mitzugeben.90 Dies ist im Augenblick alles, was wir über Schule und Studium Urlspergers mit einiger Sicherheit sagen können. Die Wahrscheinlichkeit, daß noch weitere Akten auftauchen, ist leider gering. Vermuten kann man, daß Urlsperger die entscheidenden Impulse für seine Theologie nicht an der Universität, sondern von Prälat Hochstetter und aus seinen von diesem angeleiteten Privatstudien empfangen hat. Aber auch hier könnten uns nur Zufallsfunde weiterhelfen, denn weder wissen wir bisher, wie Hochstetters System aussah, noch welche Bücher er Urlsperger zum Selbststudium empfohlen hat. Einige Bemerkungen zu Urlspergers späterem Lebensweg seien noch angeschlossen: Seine wissenschaftliche Reise scheint Urlsperger erst im September 1708 angetreten zu haben. Vorher soll er noch kurze Zeit als Vikar in Kirchheim gewirkt haben. Die Reise führte ihn zunächst nach Erlangen zur befreundeten Familie Jäger, wo er sich mit seiner späteren Frau verlobte. Seitdem geklärt ist, daß die Biographie Urlspergers in dem Augsburger Pfarrerbuch von Rein eine Selbstbiographie ist, darf man sich mit einiger Sicherheit an das dortige Itinerar halten. Dabei fällt der Abstecher Urlspergers zu den kaiserlichen Truppen vor Douai in Nordfrankreich auf. War Urlsperger als junger Mann so neugierig und kriegslüstern, daß er sich leichtfertig aufs Schlachtfeld begab? Ein Blick auf seine Magisterpromotion löst das Rätsel. Nicht weniger als vier seiner 32 Konpromotionalen, darunter sein Studienfreund Remmelin, standen damals

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entlaßen confirm, d. 2. Äugst. 1720 auf die StadtPfarr und Special=Supintendenz Herrenberg ist nach Augspurg als Senior vocirt und Gndgst. dimittirt worden ao. 1723. LKA. A 3 Nr.15. S. 554f: Consistorial-ProtokoU vom 13.4.1708: Mr. Samuel Urlsperger, Alumnus Stipendij, bittet umb gdgste consession (sie), eine rayß auff ein paar Jahr in herrschaftlichen Kosten, vomemmen zu dörffen. Die Fürstl. Resolution hierüber •wurde auch vorgelesen. H.Dr. Hochstetter: Seye ein Zeitlang Kranckh gewesen, Köndte noch wohl einige Zeit in Stipendio bleiben, u. mehrere fundamento legen. H. Weißmann: Halte in genere nichts auff das rayßen. H. Zeller: Glaube, daß es schon eine geschehene Sach, ob nicht der Superatt. untgsten Bericht, wegen dieses subjecti, zu begehren? H.Obk. Datt: wolle bey dem Fürstl. Kürchenrath die gedanckhen des Consistorij eröffnen. LKA. A 3. Nr. 16, S. 101.

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als Feldprediger bei den Truppen vor Douai. Einer von ihnen, Karl Ferdinand Bardiii aus Alpersbach, ist dort sogar im Winter 1711 an einer Seuche gestorben und wurde vor Douai bestattet. Wir gehen also sicher nicht fehl, wenn wir vermuten, daß Urlsperger ihnen einen Besuch abgestattet hat.91 Vermutlich hat Urlsperger seine Reise erheblich länger ausgedehnt als ursprünglich geplant. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Hatte er wie manche anderen pietistischen Stiftler einen gewissen Horror vor einem kirchlichen Amt, oder waren es gar die württembergischen Zustände, die ihn die Heimkehr hinausschieben ließen? Wir wissen es nicht, wenn nicht noch in irgendeinem seiner Briefe eine Bemerkung dazu auftaucht. Nach seiner Rückkehr berichtete er dem Herzog ausfuhrlich über seine Reise. Offensichtlich war dieser davon so angetan, daß er Urlspergers Reisestipendium verdoppelte und ihm also nochmals 600 fl. auf den Kirchenrat anwies.92 Damit man sich darunter etwas vorstellen kann, sei vermerkt, daß die Jahresbesoldung des Hofpredigers Malblanc mit 520 fl. oder des Kirchheimer Dekans mit 570 fl. noch darunter lag. Pikant ist, daß der Herzog dieses Stipendium in einem Moment anwies, wo er eigentlich schon längst hätte den Bankrott anmelden können. In dem selben Faszikel findet sich nämlich ein verzweifeltes Schreiben des herzoglichen Küchenschreibers an den Kirchenrat, in dem er klagt, daß er nicht mehr wisse, wie er in der nächsten Woche den herzoglichen Hof verköstigen solle, denn bei den Stuttgarter Kaufleuten könne er sich wegen der unbezahlten Schulden nicht mehr blicken lassen. Da der Herzog keinen direkten Zugriff auf die Kirchenkasse hatte, Urlsperger aber Theologe war, konnte der Herzog auf diese Weise die Kirchenkasse schröpfen, ohne die Urlsperger erwiesene 'Gnade' aus eigener Kasse bezahlen zu müssen. Vielleicht dürfen wir den späteren Verlust der 400 Gulden, die Urlsperger bei dem Stuttgarter Kaufmann Kerner piaziert hatte, in diesem Zusammenhang sehen. Es ist gut möglich, daß der Herzog diesen Kaufmann durch Nichtbezahlung von Lieferungen in den Bankrott trieb. Das ist um so wahrscheinlicher, als es Hinweise dafür gibt und Urlsperger über diesen Kaufmann keinerlei negatives Urteil abgibt.93 91

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Es muß noch geprüft werden, ob dieser Bardiii nicht der Bruder der Maria Judithe, Tochter des Leibmedicus Karl Bardiii und der Christiana Kurrer war, mit der sich Remmelin später verheiratete. HStAS Oberratsakten A 5 Bü 111: An die Fl. Visitation Demnach unsres Gnädigsten Fürsten und Herrn Frl. Dchl. in gnaden resolviret, daß der Pfarrer zu Stetten Mr. Urlsperger über die ihme bereiths durch Frl. Resolution angewiesene 600 fl, noch weitere 600 fl. u: also in allen zwölfhundert Gulden aus besondern genaden, u. bey andern ohne consequenz vor seine ReiseKosten von Flm KirchenRath bezahlet werden sollen; Alß laßen ihro Fl.Dchl. solches dero Geh. Rath KirchenRaths-Directorn und übrigen Rüthen zu weitherrer Verfiigung in gnd. notiflciren. Dato Waldenbuch d. 13. 8bris 1713. HStAS A 5 Bü 104, Schreiben Urlspergers: Durchleuchtigster Hertzog, Gnädigster Fürst und Herr,

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Völlig ungeklärt ist auch, ob nicht das Schicksal von Urlspergers Bruder Johann Christoph, der als Rentkammer-Rechenbanksrat im Dezember 1717 flüchtete, 9 4 im Zusammenhang mit dieser herzoglichen Bankrottwirtschaft steht. W a s war der Grund für die Flucht: eigene Verfehlungen oder die unerträglichen Pressionen des Herzogs gegenüber den Beamten, von denen Gehaltsabtretungen, Zwangskredite usw. verlangt wurden, oder gar die schon abzusehenden Maßnahmen gegen seinen Bruder Samuel? D i e Ernennimg auf die Pfarrstelle Stetten im Remstal erregte den Unmut des Konsistoriums aufs höchste. Der bisherige Pfarrer hatte sich schon w e g e n der Übertragung des Besetzungsrechts an die Grävenitz so aufgeregt, daß er sich auch nach heute noch bewährter Methode krankschreiben ließ. Der Amtmann von

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Obwohlen Ew. Hochflirstl. Durchl. mir seit dem Octobr. 1718 einen jährigen Unterhalt von 300 ft. gnädigst gegönnet, welche Gnade ich auch von benamster Zeit an bis hieher mit unterthänigstem Danck genossen. So hat doch solches nicht verhindern können, daß ich nicht an meinen ohne dem sehr wenigen Mitteln sehr entkräftet worden, theils weilen ich ein gantzes halbes Jahr ohne Besoldung gelebet, theils aber weilen ich die HaußMiete von obiger Summa bezahlet, und überhaupt solche in Stuttgart nicht zulänglich seyn wolte, meine Familie damit fortzubringen. Dazu noch kommen, daß als ich vor 2. Jahren aus Mangel einer Besoldung und Bedienstung, auch eigenen Wohnung meine dimission zuversichtlich suchte, und demnach meine Mobilien verkaufte, auch das erlöste Geldt von 400. fl. Da ich nach Ew. Hochf. Drchl. gnädigstem Willen in dem Land bliebe, dem Kaufmann Kerner auf einige Zeit gäbe, ich um ietzgemeldtes Geldt völlig gekommen bin. Bey solchen wahrhaften Umständen werden Ew. Hochftirstl. Drchl. nicht in ohngnaden vermercken, daß ich in unterthänigstem Vertrauen zu Ew. Hochftirstl. Drchl. mildesten Gnade um eine halbjährige Nachfolge unterthst bitte, damit ich bey der mercklichen Entkräftung meiner äußerlichen Mittel, und um der vergangenen und bevorstehenden großen Veränderung meiner oeconomie von Ew. Hochftirstl. Drchl. unterthst gebetener maßen erleichtert und getröstet werden mögte. Alles Zu Ew. Hochftirstl. Drchl. blosen Gnade demütig ausstellend verharre mit innigster Anwünschung göttlichen Schutzes und Seegens, auch pflichtschuldigster Versicherung meiner ewigen Treue Ew. hochftirstl. Drchl. Deynach d.28.Jun,1720 Unterthänigster und ohn= abläßiger Fürbitter bey Gott Samuel Urlsperger. Aus den Rentkammerprotokollen kann man entnehmen, daß der Stuttgarter Kaufmann Kerner (= Körner) mehrfach per Wechsel größere Summen an Augsburger Juweliere überwies für Kleinodien und Silbergeschirr, die der Herzog bestellt hatte. Zwecks Bezahlung wurde er dann vom Herzog an die Rentkammer verwiesen, die die allergrößten Schwierigkeiten hatte, diese Summen zusammenzubringen. HStAS A 250. Bü. 74. Fol. 4 verso vom 24.1.1718. Kemer machte wahrscheinlich deshalb Bankrott, weil er vom Herzog nicht rechtzeitig bezahlt wurde. Johann Christoph Urlsperger (geboren u. getauft in Kirchheim 15.9.1668), Renovator in Bietigheim, heiratete 1698 Magdalena Rosina, Tochter des Pflegers Zacharias Bechtlin in Beutelsbach. Später war er Landkommissarius, vom 3. Mai 1714 bis 20. Dezember 1717 Rentkammer-Rechenbanksrat und flüchtete dann. In den Rentkammerprotokollen des Jahres 1717 ließ sich keinerlei Spur von ihm feststellen, wohl aber die unglaubliche MißWirtschaft des Herzogs, der für seine Ludwigburger Bauten, für Schmuck, Silbergeschirr und Komödianten Unsummen ausgab. Die Beamten wurden mittels einer 'Beamten-Anlehnung' geschröpft, die rund 20 % des Einkommens ausmachte! Die Tübinger Ordinarii mußten z.B. je 100 fl. abgeben, der Hofprediger Malblanc wurde auf 400 fl. reduziert! (NWDB § 1662; § 1705. Ist er mit dem § 1885 um 1715/16 genannten Postkommissarius und Kammerrat Urlsperger identisch?). Sein Schicksal ist ungeklärt.

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Stetten erhielt von Regierungsrat Schütz die Anweisung, dem protestierenden zuständigen Spezial von Waiblingen in höflichen Terminis zu Bedeutten, daß sie dato von allem abstrahiren und ferneren SpecialBefehl erwarten müssen.95 Der Grävenitz nahm man besonders übel, daß sie nicht einmal vorher das Konsistorium wenigstens pro forma wegen dieser Besetzung konsultiert hatte. Der Direktor des Konsistoriums Johann Oslander ließ extra zu Protokoll nehmen, daß Er gelegenheit genommen, mit der Fraw Gräfin von Würben zu reden [...].96 Mehrfach wurde über die weiter zu ergreifenden Maßnahmen beraten. Schließlich übernahm Herr Geheimrat von Reischach97 die schwierige Aufgabe, mit dem Herzog über die Sache zu sprechen. Kraft herzoglicher Special-Resolution wurde Urlsperger schon im folgenden Jahr zum Hofkaplan ernannt98 und wurde noch im selben Jahr Hofprediger und Konsistorialrat." Besonders bitter war, daß ihm praktisch Hochstetter, der Sohn seines väterlichen Freundes, weichen mußte. Auch wenn sich mehrere Ursachen für die Entlassimg Urlspergers anführen lassen, so scheint heute doch sicher zu sein, daß der Wassertropfen, der beim Herzog das Faß zum Überlaufen brachte, Urlspergers Karfreitagspredigt vom Jahr 1718 war.100 Er wurde ohne Bezüge entlassen, mußte sofort die Dienstwohnung verlassen, aber in Stuttgart wohnen bleiben. Nachfolger in Stetten und dann als Hofkaplan wurde merkwürdigerweise wieder ein Pietist, der darüber hinaus gleich auf zweifache Weise mit Urlsperger verschwägert war. Johann Andreas Grammlich101 war nämlich mit der Schwester 95 96

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Landeskirchliches Archiv A 29/4319. Ortsakten Stetten im Remstal. Landeskirchliches Archiv A 3 Nr. 17. S. 958 vom 9.6.1713 (extrem schlecht lesbar): H. Director proponirte u. meldete, ad Protocoll. zu nehmen, daß Er gelegenheit genommen, mit der Fraw Gräfin von Würben zu reden, daß, weilen der Mr. Urlsperger, ohne Vorwissen des Consist, zur pfarr Stten, nach der von Ihro [... Durchl.?] geschützen, überlaßenen auch der Juri. [...] Episcop. seiner von Serenissimo z[...]c/'rt worden, mann rat. con[...\ationis [confirmationis?] auch in dem Consistorio Sich nicht melirte, es sey dann Sach, daß Ihre Hochfstl. Durchl. unser gndgster LandsFürst es expresse befehlen, vnd hochged. Fr. Gräfin bey dem Fürstl Cons, eintweder durch schriffiliche Vorstellung, es sähen [?] würde, welches Sie, zu fernerem nachdencken genommen, wurde ferneres in der Sach deliberirt, u. davor gehalten Forderist die Acta bey Fürstl. Regierungs=Rath zu begehn, umb weiters die Intentionem Serenissimi, wenn resolution ergangen, daraus haben zu ersehen, welche singuli lesen möchten. Vielleicht Georg Wilhelm von Reischach (NWDB 1199). Landeskirchliches Archiv. Konsistorialprotokolle A 3 Nr. 17. S. 958 vom 9.6.1713; S. 986 vom 11.7.1713; S. 1015 vom 4.8.1713; S. 1312 vom 15.6.1714; Nr. 18, S. 1. vom 24.7.1714. Landeskirchliches Archiv. Konsistorialprotokoll A 3 Nr. 18. S. 1 vom 24.7.1714. Landeskirchliches Archiv. Konsistorialprotokoll A 3 Nr. 18. S. 43. 7.9.1714 nachmittags. Der Vorgang der Entlassung Urlspeigers ist ausführlich dargestellt von Gustav Wais: Samuel Urlspergers Entlassung. In: Blätter für Württembergische Kirchengeschichte 1940 Bd. 44. S. 4-27. Er hatte 1713 bei Johann Wolfgang Jäger über das damals brandaktuelle Thema 'De moralitate concubinatus' disputiert. Tubingae, Reis 30 S. (StBT 22 an q 1874). Akten zu seiner Ernennung HStAS A 282 Bü 1727 (Akten des Kirchenrats). G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 54) Nr. 853-876.

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von Urlspergers Frau, Justine Dorothea Jäger, verheiratet, und Grammlichs Onkel Andreas Grammlich war Gatte von Urlspergers Schwester Anna Catharina.102 Es blieb also alles in der Familie, und gegen dieses typisch württembergische Verwandtschaftsgeflecht war auch der Herzog letztlich machtlos. Nach einem halben Jahr wohl intensiver Bearbeitung von verschiedenen Seiten fand er sich schließlich zähneknirschend bereit, Urlsperger ein Victalitium von 300 fl. jährlich zu bezahlen, während es bis zur Ernennung auf eine neue Stelle als Dekan in Herrenberg noch bis zum 5.7.1720 dauern sollte. Allerdings wurden ihm dann die 300 fl. als 'Dedomagierung' der erlittenen Verluste für ein weiteres Jahr gnädigst gewährt.103 Da Urlspergers handschriftlicher Nachlaß wohl endgültig verloren ist und er in seinen Briefen an NichtSchwaben auf einheimische Vorgänge nur am Rande eingeht, wäre es nun eine Aufgabe, nach Briefen zu fahnden, die innerhalb der schwäbischen Verwandtschaft gewechselt wurden. Mehrfach wurde bereits angedeutet, wie sehr Urlsperger und sein Bruder durch ihre Heiraten in die typisch schwäbischen Honoratiorenfamilien verflochten wurden. Vielleicht erwarten uns noch Überraschungen in Nachlässen der Jäger, Pregizer, Frisch, Grammlich usw. und ihrer Nachkommen. Besonders interessant wäre zu erfahren, was Urlsperger in den zwei Jahren machte, in denen er nach seiner Absetzimg in Stuttgart saß. Man kann ihn sich schlechterdings nicht untätig vorstellen. Es bleibt also noch ein weites Feld an Forschungen. Vielleicht erfahren wir auch noch etwas über seine Tübinger Zeit in Briefen und Aufzeichnungen von Mitstudenten, mit denen er ja vermutlich auch später noch Briefe wechselte. Urlsperger wird uns also noch einige Zeit beschäftigen.

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Vgl. Anhang 1, A. Ortsakten Herrenberg im Landeskirchlichen Archiv A 29/1972/19: Demnach Ihre Hochfiirstl. Dchl: der ehemalige Hofprediger Samuel Urlsperger, zum Special zu Herrenberg, gdgst verordnet, und anbey gdgst wollen, daß Ihme zu seiner übrigen dedomagierung die jenige - dreyhundert gulden, so Er bißhero genoßen, noch ein Jahr lang continuirt, ec. biß dahin fortgereicht werden sollen. Alß wirdt ein solches obgedachtem gewesenen Haffprediger Urlspergern, zur nachricht angeßigt, daß Er Freytag den 2. ten August/, nachmittags umb 2. Uhr bey Fürstl. Consistorio, wegen seiner confirmation zu dem Specialat Herrenberg, sich praesentiren möchte. Signatum Stuttgartdt den 26. ten Julij, 1720.

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Anhang 1: Die Verwandten Samuel Urlspergers A. Die Eltern und Geschwister Im Anhang und in den Anmerkungen wurde die folgende Literatur abgekürzt: DGB Deutsches Geschlechterbuch. Görlitz und Limburg 1889ff. EvKbl Evangelisches Kirchen- und Schulblatt für Württemberg Faber Ferdinand Friedrich Faber: Die Württembeigischen Familienstiftungen nebst einer genealogischen Nachricht über die zu denselben berechtigten Familien. 24 Hefte. Stuttgart 1882ff. Nachdruck von 1940 mit Fortsetzungen. Zitiert wird jeweils die Nummer der Stiftung und der die Persern betreffende Paragraph. Heyd Wilhelm Heyd: Bibliographie der württembeigischen Geschichte. Bd. 1-11. Stuttgart 1895-1974. Inv. Inventuren und Teilungen im Stadtarchiv Kirchheim unter Teck. Koch Eduard Emil Koch: Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. Stuttgart 3. Auflage 1866-87. Leube Ι/Π Martin Leube: Geschichte des Tübinger Stifts. Erster und zweiter Teil. 18. Jahrhundert (1690-1770). Stuttgart 1930. Mälzer Gottfried Mälzer: Die Werke der württembergischen Pietisten des 17. und 18. Jahrhunderts (Bibliographie zur Geschichte des Pietismus Bd. 1). Berlin, New York 1972. MUT Albert Bürk und Wilhelm Wille: Die Matrikel der Universität Tübingen. Bd. 2 und 3. Tübingen 1953. Registerband 1954. NWDB Walther Pfeilsticker: Neues württembergisches Dienerbuch. 3 Bände. Stuttgart 1957, 1963 und 1974. Sigel Christian Wilhelm Sigel: Das Evangelische Württemberg. Teil I und Π. Masch. Zitiert wird folgendermaßen: Die Ziffer vor dem Komma bedeutet die Nummer, die Sigel in seiner Pfarrstellenbeschreibung für die erste Gemeinde verwendet, an der der betreffende Pfarrer seine erste feste Anstellung erhielt. Die Ziffer nach dem Komma zeigt an, der wievielte evangelische Pfarrer seit der Reformation der betreffende auf dieser Pfarrstelle war. Stoll Sammlung aller Magister-Promotionen welche zu Tübingen von Anno 1477-1755 geschehen. Hg. von Johann Nicolaus Stoll. Stuttgart 1756. Neudruck Amsterdam 1972. (Nach J.J. Moser: Wirt Bibliothec 4. Aufl. S. 451 soll aber der eigentliche Verfasser M. Samuel Gottlieb Jahn, abgesetzter Pfarrer von Reinerzau, gewesen sein). Benutzt wurde die Familienkartei im Kirchenregisteramt Kirchheim/Teck Nr. 5512.

Georg Reinhold Urlsperger geistlicher Verwalter (vgl. NWDB 2304; 2500); gestorben in Kirchheim 8.4.1715; heiratet in Kirchheim 19. nach Trinitatis 1665 Anna Katharina Haas (geboren hier 28.7.1644; gestorben hier 29. April 1712), Tochter des Bürgermeisters Matthäus Haas und der Ursula geb. Daler. I. Esajas Matthäus geboren 16.11.1666 in Kirchheim; Magister 9.3.1686 (Stoll); II.8.1686 (MUT); Feldprediger 20.5.1691; Pfarrer in Jesingen bei Kirchheim 5.6.1694; Stadtpfarrer in Murrhardt 15.12.1705; Pfarrer in Walddorf 6.3.1711; Senior des Landkapitels Reutlingen und ab 9.3.1714 Spezial des Tübinger Amts; gestorben 19.10.1723 im Alter von 56 Jahren. Vgl. MUT 27 916; Sigel 553,13; Stoll 372.7; Faber 3,336; 26,4 A 98; 28,86; 64,413; Max Cramer: Ahnentafel der Familie Pregizer. 1. Ehe in Jesingen am 23.10.1694 mit Maria Katharina geb. Schellenbauer (geboren in Leonberg 6.10.1671; gestorben in Jesingen 13.7.1705), Tochter des Stifts-

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Predigers und Professors am Stuttgarter Gymnasium Johann Heinrich Schellenbauer, der ein sehr bekannter Pietist war. 2. Ehe in Murrhardt am 23.11.1706 mit Johanna Judith (geboren in Knittlingen 6.3.1673, gestorben in Nehren 25.1.1747), Tochter des Pfarrers Johann Friedrich Hochstetter (Sigel 7,39), die in 1. Ehe in Stuttgart 10.8.1697 mit Karl Bardiii (Sigel 907,46) verheiratet war. (HStAS LP J 67). (Johann Friedrich Hochstetter, zuletzt Propst von Herbrechtingen, war der Bruder des Johann Andreas Hochstetter, des 'württembergischen Spener'. Vgl. Anm. 31). Die Töchter des Esajas sind alle mit Pfarrern verheiratet: Justine Friederike mit PfaiTer Sixt David Brecht in Gomaringen (Sigel 380,18); Johanna Judith mit Pfarrer Johann Wolfgang Sutor in Hattenhofen (Sigel 428,19); Rosine Katharine mit Pfarrer Wilhelm Friedrich Vellnagel in Plattenhardt (Sigel 909,11). Die jüngste Tochter Maria Veronika (geboren in Walddorf 8.4.1712; gestorben bei ihrem Sohn, Pfarrer in Bondorf 19.3.1796) heiratete in Tübingen 5.6.1736 den Pfarrer in Nehren Christian Ulrich Pregizer (Faber 2,106; 3,336; 28,86; DGB Bd. 146,16; vgl. Leichenpredigt Maria Kath. Pregizer HStAS J 67 Bü. 77). 2. Johann Christoph (siehe Anm. 94). 3. Georg Reinhold ist früh gestorben. 4. Ursula Margaretha geboren 1.3.1672, heiratete am 28.11.1693 Johann Melchior Müller, Gerichtsschreiber in Asperg. 5. Anna Dorothea ist früh gestorben. 6. Simon Conrad, geboren 1676. Schicksal ungeklärt. 7. Anna Catharina, getauft 10.1.1678, heiratete in Jesingen 30.4.1695 den Denkendorfer Pfleger in Untertürkheim und späteren Stuttgarter Hoffourier Johann Andreas Grammlich (NWDB 2113; Faber 30,198), Sohn des Stuttgarter Visitationsrats, dessen Neffe Johann Andreas Grammlich, Hofkaplan, mit Justina Dorothea geb. Jäger, einer Schwester der Gattin Samuel Urlspergers, verheiratet war. 8. Emmanuel ist früh gestorben. 9. Maria Christina, geboren 24.11.1681. Schicksal ungeklärt.

B. Verwandtschaft Jäger Da die Jäger-Verwandtschaft wichtig ist, seien alle Geschwister von Urlspergers Schwiegervater hierher gesetzt. Hervorgehoben sind diejenigen Verwandten, die in der evangelischen Kirche eine Rolle spielten. Zitiert wird die Nr. der Stiftung und der die Person betreffende Paragraph.

Der Großvater von Urlspergers Gattin war Johann Friedrich Jäger, Visitations-Expeditions-Rat, Heirat in Stuttgart am 10.2.1640 mit Margarete, Tochter des Jacob Maurer.

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Kinder: 1. Johann Christoph Jäger (406), geboren 9.3.1645, gestorben 1713; Advokat, Amtmann in Liebenstein, Vogt in Kirchheim, Keller in Schorndorf; Heirat in Stuttgart 19. Trin. 1672 mit Maria Dorothea, Tochter des Philipp Ludwig Holland, Klosterhofmeister in Weil. Deren Kinder: a. Catharina Margarete (591), Heirat mit Johann Jakob Groß, Kriegsrat, württembergischer Pfleger in Heilbronn, Klosterhofmeister in Kirchheim. Kinder der Groß-Ehe: Christian Friedrich (1696-1742), Professor für Philosophie und Moral an der Akademie der Wissenschaften in Petersburg, Aufklärungsphilosoph und Diplomat (Braunschweig-Wolfenbüttelscher Legationsrat in Petersburg); war ebenfalls Kirchheimer Lateinschüler. Johann Jakob (702), Expeditionsrat in Stuttgart. Aus einer weiteren Ehe des Groß: Heinrich Gottfried, russischer Botschafter in Paris, Berlin, Dresden, Den Haag und London. b. Philipp Ludwig (1678-1751), Verwalter in Kaltenwesten (heute Neckarwestheim), dessen Sohn Johann Friedrich war Hofgerichtsadvokat. c. Johann Christoph (1678-1751), Kaufmann, Bürgermeister und Obeizoller in Waiblingen (592). d. Johannes, Kaiserlicher Notar, Vogt in Bürg; 1709 Heirat mit Maria Regina, Tochter des Gottfried Becht (Faber 139, 14). e. Maria Christiane (593), 1703 Heirat mit Christoph Becht, Rat und Stabskeller in Liebenstein (Faber 139,14). f. Johann Friedrich (594), Kaufmann in Liebenstein, Holzfaktor in Vaihingen. g. Ursula Elisabeth (595), erste Ehe in Liebenstein 1706 mit Gabriel Wagner, Stabskeller in Enzberg, Bauverwalter in Ludwigsburg. Zweite Ehe in Stuttgart 17.1.1719 mit Georg Gottfried Neuheuser, Rentkammersekretär in Stuttgart und Sohn des Oberrats Johann Gottfried Neuheuser. 2. Johann Wolfgang Jäger (407), geboren 17.3.1647 in Stuttgart; gestorben 1720, Theologieprofessor in Tübingen 1679, Prälat in Maulbronn 1694, Konsistorialrat und Stiftsprediger in Stuttgart 1699, Kanzler der Universität in Tübingen 1703, Prälat in Adelberg. Erste Ehe in Stuttgart Sexagesimae 1679 mit Anna Magdalena, Tochter des Johann Adam Osiander, Kanzler in Tübingen. Kinder aus erster Ehe: a. Anna Magdalena (596), Heirat mit Johann David Frisch, Prälat, Konsistorialrat, Stiftsprediger (Faber 65, A,9). b. Dorothea Juliane (597), Heirat mit Julius Stockmayer, Regierungsrat, Sohn des Expeditionsrats Georg Friedrich Stockmayer.

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Zweite Ehe mit Maria Katharina, Tochter des Kammerprokurators Albrecht Ludwig von Gülch und Witwe des Professor David Scheinemann in Tübingen. 3. Christian Friedrich Jäger (408), Klosterhofmeister in Kirchheim, Heirat mit Maria Dorothea, Tochter des Wolfgang Philipp Jäger, Klosterhofineister in Kirchheim/Teck (Faber 105,37). Kinder: a. Christian Adam, geboren in Kirchheim 1684, Expeditionsrat in Stuttgart, Heirat mit Elisabeth Margarete, Tochter des Johann Conrad Meurer, Vogt in Besigheim, der mit der Witwe des Geheimsekretärs Philipp Leonhard Breuning verheiratet war. Er war der bekannte pietistische Liederdichter, Hofmeister in Wernigerode, von dem viele Lieder im dortigen Gesangbuch standen (ADB 13, S. 657; Koch: Kirchenlied 4,495f.). b. Sophie Jakobine (598), geboren in Kirchheim 1689, Heirat in Erlangen 7.8.1713 mit Samuel Urlsperger. Bestattet in Augsburg am 24.2.1773. c. Justine Dorothea (599), 1716 Heirat mit Johann Andreas Grammlich, Pfarrer in Stetten/Remstal, Hofkaplan in Stuttgart (1689-1728). Er war an beiden Stellen Nachfolger Samuel Urlspergers. d. Juliane Dorothea (600), Heirat in Stuttgart 4. Trin. 1718 mit Johann Gottfried Salzmann, Rektor in Esslingen, Sohn des Sachsen-Merseburgischen Sekretärs Johann Jakob Salzmann. 4. Eberhard Jäger, Landschaftseinnehmer in Stuttgart, Heirat 1680 mit Maria Elisabeth, Tochter des Christoph Herbst, Rentkammerbuchhalter. 5. Johann Gottlieb Jäger, Kanzlist in Stuttgart, Heirat 1684 mit Maria Elisabeth, Tochter des Georg Friedrich Sigwart, Kanzlist in Stuttgart und der Witwe des Buchhalters Johann Christ. Jesinger. 6. Maria Magdalena (409), Heirat 1683 mit Johann Konrad Diez, Amtmann und Stabskeller in Heimsheim und Gemmrigheim (1644-1700). 7. Anna Margareta, geboren 9.7.1659, Heirat 1684 mit Wilhelm Christian Faber, Vogt in Rotenacker, Klosterverwalter in Blaubeuren, ökonomierat, Expeditionsrat in Stuttgart (dessen 2. Ehe; 1. Ehe Faber 29 B,19). Kinder: a. Christian Friedrich Faber (603), geboren in Blaubeuren am 13.2.1686, gestorben 29.2.1744, Diakon in Bietigheim, in Stuttgart 1714, Dekan daselbst 1733, Konsistorialrat 1739, Prälat in St. Georgen 1742; Heirat mit Christine Regine, Tochter des Georg Friedrich Stockmayer, Expeditionsrat (Faber 105,61). b. Johann Gottlieb (604), Expeditionsrat in Stuttgart, 1715 Heirat mit Maria Friederike, Tochter des Kammerdieners Johann Friedrich Pistor. c. Eberhard Ludwig, Expeditionsrat. d. Christine Magdalene (605), 1711 Heirat mit Georg Albrecht Fischer, Kommerzienrat in Stuttgart; der Sohn Johann Christian war zuerst Stiftler, ging zum französischen Militär und wurde Freikorpsfuhrer und Chef des Geheimdienstes Ludwigs XV.; (ADB 48, S. 568f.; Ribaucourt, E. de: La vie militaire et les exploits de

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J.C. Fischer, brigadier des armees du roi Louis XV, fondateur et commandant le corps des chasseurs (1743-1761), chef du service des renseignements. Paris s.d.). 8. Anna Maria, 1690 Heirat mit Jeremias Wässerer, Amtssubstitut in Balingen, Sohn des Dekans Johannes Wässerer in Schorndorf (Faber 105,70). 9. Maria Catharina, 1688 Heirat mit Christoph Heller, Forstverwaltungsadjunkt, Sohn des Forstverwalters Johann Friedrich Heller. 10. Johann Friedrich, Schicksal noch ungeklärt.

Anhang 2: Die Repetenten am Tübinger Stift in der Studienzeit Samuel Urlspergers 1. Pregizer, Georg Konrad, Pietist (geboren 1675; gestorben 25.9.1749), der zukünftige Professor und Verfasser der wichtigen Jahrbücher 'Gottgeheiligte Poesie', die merkwürdigerweise bei Mälzer fehlen, obwohl gerade sie für die Geschichte des Pietismus in Württemberg ganz besonders wichtig sind. Darin auch hin und wieder Nachrichten über Urlspergers Vater und Sohn. (Bd. 1-21, 17171737 in der Evangelischen Stiftsbibliothek Tübingen 8° 3825). Biographie in: Nachrichten von dem Charakter und der Amtsführung Rechtschaffener Prediger und Seelsorger. Halle 1774-79. Christenbote 1836,21. Auch er gehört zur Urlsperger-Verwandtschaft (z.B. sein Sohn Christian Ulrich heiratete eine Tochter von Samuel Urlspergers Bruder Esajas). 2. Schmoller, Christian Gottfried, der zukünftige Separatist (geboren 1675; gestorben April 1707). Mag. 25.9.1695; Repetent 1700-1705. Zu seinem Prozeß siehe Christoph Kolb: Die Anfange des Pietismus und Separatismus in Württemberg. Stuttgart 1902, hier speziell S. 94-96 (aus: Württembergische Vierteljahreshefte fur Landesgeschichte. N.F. Jg. 9-11, 1900-1902; Mälzer Nr. 845 und Nr. 2664; Sigel 123,222). Bisher wurde in der Pietismusforschung zu wenig beachtet, daß Schmoller ein Stiefbruder des Prälaten Hedinger war aus der zweiten Ehe von Hedingers Mutter Christiana geb. Schübel mit dem JUL Johann Bernhard Schmoller in Stuttgart. Die Witwe Hedingers lebte und starb in Kirchheim/Teck. In ihrem Hause fanden immer wieder Konventikel statt, worüber es Untersuchungsakten gibt. Auch Graf von Zinzendorf stattete ihr einen Besuch ab. 3. Gmelin, Sigmund Christian (geboren 1679; gestorben Okt. 1707 in Schwarzenau bei Berleburg). Mag. 18.8.1697; Repetent 1700; Diaconus in Herrenberg 1705; entlassen ob pietismum et separatismum 1796, Landesverweis. Bei Christoph Kolb speziell S. 89-92 (Mälzer Nr. 845; Sigel 493,45). 4. Weigen, Adam Gottlieb aus Waiblingen, Repetent 1701; Diaconus in Leonberg 1705, Pfarrer in Walheim 1711, gestorben 13.1.1727 (Sigel 651,41).

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5. Seybold, Johann Leonhard (geboren Göppingen 1677; gestorben 5.1.1750), Repetent 1701; Feldprediger 1703; Pfarrer in Kleinsachsenheim 1705; Diaconus in Calw 1709; zweiter Klosterpräzeptor in Blaubeuren 1716, erster 1722, Dekan daselbst 1723, pensioniert 1733 (Sigel 61,49). 6. Öchslin, Johann, Pietist (geboren 1676; gestorben 12.10.1738), Repetent 1701-1707. Stadtvikar in Stuttgart und Schorndorf. Diakon in Waiblingen 1707, an St. Leonhard in Stuttgart 1712, wo er gleich wegen seiner ersten, stark pietistischen Predigt Anstoß erregte. Diakon an der Hospitalkirche 1713, zweiter Diakon an der Stiftskirche 1714, erster 1719. Stadtpfarrer an St. Leonhard 1726, dritter, dann zweiter Hofprediger in Stuttgart 1728-1738, zugleich Beichtvater der Witwe des Herzogs Eberhard Ludwig, designierter Abt von St. Georgen, Landschaftsassessor des Größeren Ausschusses 1733-1738 (Mälzer Nr. 1790-1810; Sigel 50,20). öchslin war wie Urlspergers Bruder Esajas Matthäus mit einer Tochter des Stuttgarter Gymnasialprofessors und Pietisten Schellenbauer verheiratet. 7. Brech, Egidius Adam (geboren Tübingen 1676; gestorben 28.11.1747), Repetent 1702-05; Pfarrer in Talheim bei Tübingen 1707; in Gemmrigheim 1719 bis zum Tod (Sigel 356,14). 8. Engel, Ludwig Friedrich (geboren Tübingen 1675; gestorben 28.11.1758), Repetent 1702, Pfarrer in Oeschingen 1708 bis zu seinem Tod. (Sigel 881,17). 9. Rebstock, Jeremias, Pietist (geboren 1677; gestorben 10.10.1722). Er war ebenfalls in der Kirchheimer Lateinschule gewesen. Repetent seit 10.10.1702; Stadtvikar in Stuttgart bis 1709. Pfarrer in Kleinsachsenheim 1709, in Löchgau 1715. Verheiratet mit Tochter des Dekans Matthias Käuffelin (Sigel 602,15). Rebstocks Mutter, Anna Margaretha geb. Hochstetten war die Schwester des Bebenhauser Prälaten. Am 6. Mai 1709 erregte Rebstock als Stadtvikar in Stuttgart Aufsehen durch eine pietistisch gefärbte Predigt, die von dem Hospitaldiaconus Ludwig Melchior Fischlin, dem Verfasser der "Memoria Theologorum Wirtembergensium", in einer Gegenpredigt scharf angegriffen wurde. (Chr. Kolb: Zur Geschichte Stuttgarts im 18. Jahrhundert. BWKG 2,1892, S.154f.)

Sophie Urlsperger geborene Jäger von Jägersberg und der Familienkreis Urlsperger Hansjochen Hancke

Am 31. August 1763 fand im Hause Urlsperger in Augsburg ein festliches Ereignis statt, das dem 50jährigen Amts- und Ehejubiläum galt, ein Ereignis, welches das Jubelpaar ausschließlich im familiären Kreis beging. Der einzig überlebende Sohn Johann August hat aus diesem Anlaß eine Medaille prägen lassen, die beide, Samuel und Sophie, in vorzüglichem Porträt wiedergibt (Abb. 2, 3 und 4). Pfarrermedaillen aus Anlaß von Jubiläen hatte es auch früher schon gegeben. Das Besondere hier ist die Darstellung der Ehefrau, die - wie so oft in diesen Fällen hinter dem Amt des Mannes zurücktritt (Abb. 4). So kennen wir das Gesicht der Frau, die über ein langes Leben die Bürde eines großen und schweren Amtes mitgetragen hat.1 Die von dem Nürnberger Medailleur Johann Leonhard Öxlein (1715-1787) geschnittene Medaille wurde Samuel und Sophie Urlsperger in je einer Prägung in Gold und den insgesamt weiter anwesenden fünfzehn erwachsenen Familienangehörigen und Hausgenossen in Silber überreicht. Die Medaille zeigt auf der Vorderseite das Porträt des Jubelpaares und auf beiden Seiten ein Chronogramm, dessen römische Zahlbuchstaben jeweils die Jahreszahlen 1713 und 1763 ergeben. Die Rückseite enthält eine Widmung. Signatur auf der Vorderseite: I.L. OEXLEIN. Durchmesser der Medaille 47 mm. Herr Dr. Ulrich Klein vom Münzkabinett des Württembergischen Landesmuseums in Stuttgart hat seine Übersetzung der Originaltexte zur Verfügung gestellt. Ihm danke ich auch für die Erlaubnis zur fotografischen Wiedergabe der im Besitz des Münzkabinetts befindlichen Medaille. Literatur zur Medaille: Sammlung Urlspergerischer Jubelschriften von Anno 1763. Augsburg 1764; Abbildung der Medaille von der Hand des Herzoglich Württembergischen Hofkupferstechers Jacob Andreas Friedrich d.J. (1714-1779) auf dem Titelblatt, Erklärung mit Aufnahme des Chronogramms auch in der Übersetzung zum Beschluß des Vorberichts; Christian Binder: Württembergische Münz- und Medaillen-Kunde. Stuttgart 1846. S. 567f. und S. 583f., Nr. 75; Albert von Forster: Die Erzeugnisse der Stempelschneidekunst in Augsburg und Ph. H. Müllems, nach meiner Sammlung beschrieben, und die Augsburger Stadtmünzen. Leipzig 1910. S. 43, Nr. 307; Gustav Wais: Samuel Urlspergers Entlassung. In: BWKG. NF Jg. 44. 1940. S. 24-26; Barock in Baden-Württemberg. Vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Französischen Revolution. Hg. vom Badischen Landesmuseum. Redaktion: Gertrude von Knorre. Karlsruhe 1981. Bd. 1: Katalog. Abt. J Nr. 157; Guido Fano: Notgeld und Marken

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Der Ablauf dieses festlichen Tages ist auf Veranlassung des Sohnes in einer für einen weiteren Kreis gedachten Publikation festgehalten.2 Es ist dies eine wichtige Quelle für die persönlichen Verhältnisse im Hause Urlsperger und bedingt auch für Sophie Urlsperger. Erhalten ist auch die Leichenpredigt, die neben familienbezogenem Briefwechsel in solchen Fällen häufig die einzige Quelle darstellt. Dem Sohn lag daran, war er doch kinderlos verheiratet, das Andenken seiner Eltern im weiten Freundeskreis festzuhalten: Dessen Namen und Verdienste um das Reich Gottes die ganze evangelische Kirche in und ausser Europa kennet, sagt er im Vorwort über den Vater.3 So sind in dieser einzigartigen Zusammenstellung auch all die Glückwunschadressen abgedruckt, die das Jubelpaar an diesem Tag erreichten. Höhepunkt des persönlichen Erlebens am Jubeltag war schließlich die ganz überraschend eingegangene Nachricht von der Geburt der ersten Urenkelin im fernen Rudolstadt. Knapp zwei Jahre später ist die Enkelin Christiana Dorothea Schwartz geborene Wendrich mit eben dieser Urenkelin in Lebensgröße porträtiert worden; es handelt sich um eine Darstellung in öl, der ersten aus dem Familienkreis Urlsperger, die nachweisbar bis heute erhalten ist (Abb. 7). Darüber hinaus besteht jedoch die begründete Vermutung, daß zumindest einzelne der großen Porträtdarstellungen, die der vielfältigen Grafik über Vater (Abb. 5 und 6) oder auch Sohn Urlsperger zugrunde liegen, die Zeitläufte gleichfalls überdauert haben. Samuel Urlsperger und Sophie Jäger von Jägersberg haben am 7. August 1713 in Erlangen die Ehe geschlossen. Beide kannten sich aus Kindheitstagen in Kirchheim unter Teck. Sophie war dort am 30. April 1689 geboren als Tochter des Christian Friedrich Jäger von Jägersberg, des späteren Direktors der Ritterakademie in Erlangen, und Samuel am 20. August 1685 als Sohn des Georg Reinhold Urlsperger; beide Väter standen in herzoglichen Diensten in Kirchheim. Samuel und Sophie hatten ihre Beziehimg auch bei räumlicher Entfernimg seit den Studienjahren Samuels nicht verloren. Vor Beginn der langjährigen Studienreise hält sich Samuel Urlsperger einige Zeit im Hause Jäger von Jägersberg in Erlangen auf, um die Gelegenheit zur eigenen Fortbildung an der Ritterakademie zu nutzen. Hier erfolgt die Verlobung 1709. Mit elterlicher Billigung investiert Sophie Jäger von Jägersberg in die künftige Bindung und stützt die Bildungsreise durch Barmittel aus eigenem Vermögen.

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(Nachträge). Kirchheimer Medaillen (Teil II). Kirchheim unter Teck 1991 (Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim. Bd. 13). S. 112f.; Guido Fano: 25 Jahre Kirchheimer Münzfreunde. Kirchheim unter Teck 1993. S. 8-11. Sammlung Urlspergerischer Jubelschriften von Anno 1763. Vgl. Wolfgang Mayer: Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers. In diesem Band S. 223-304. Nr. A 5. Johann August Urlsperger: Vorbericht (a). In: Sammlung Urlspergerischer Jubelschriften (Anm. 2).

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Über das sehr persönliche Verhältnis beider gibt eine briefliche Äußerung Samuel Urlspergers gegenüber August Hermann Francke vom 1. Oktober 1713, alsbald nach der Eheschließung, Auskunft: Nebst diesem ist nicht zu leugnen, daß meine Umstände durch die neulichst getroffene Mariage schwehrer sind; jedtnach aber danke Gott, daß derselbe meiner Liebstin einen solchen Sinn gegeben, mit mir alles auszustehen, ehe ich mein Gewissen um ihretwillen verletzen solte. Zukünftig hören sie doch nicht auf vor mich zu bethen, denn ich versichere dies selber vor Gott, daß das letzte Gebeth, so sie mit mir verrichtet, noch immer in meinem Ohre schallet, und mir schon manchmalen einen rechten Muth gemachet, in denen verwirrten Zuständen, darein mich der Herr geworffen, auf ihn etwas zu wagen,4 Der Schreiber befand sich in einer von ihm als sehr belastend empfundenen Lage, die aus der Bindung des regierenden Herzogs an die Mätresse von Grävenitz entstanden war. Urlsperger hatte gerade in Stetten im Remstal seine erste Pfarrstelle angetreten. Dort hatte die Dame sich niedergelassen, und so ergab sich für ihn eine vielfaltige Zwangssituation. Der reiche Briefwechsel, insbesondere mit dem väterlich vertrauten Freunde Francke in Halle, ist äußerst rar an derart persönlichen Bekenntnissen. Der oben zitierte, bisher nicht zur Kenntnis genommene Brief aus Stetten ist eine wichtige Quelle für die Frage, wann die Konflikte mit Herzog und Hof beginnen, aber auch dafür, daß Urlsperger glaubt, mit Gottes Hilfe durch sein Amt Einfluß nehmen zu können. Gleich zu Beginn seines Schreibens sagt er: Mein dismaliges Ambt muß ich mit Angst und Zittern fuhren, und ist kein Mensch, den ich um Rath fragen kan, als meinen Gott. Denn die Umstände sind gar zu wunderlich beschaffen. Ich wünsche nichts mehreres, als Gelegenheit zu haben, meinem allerliebsten Herrn Professori den eigentlichen casum, den gewißlich von unseren Theologis anietzo niemand so wohl, als ich weiß, berichten zu können, um also dero väterlich treuen Rath darüber zu vernehmen. Allein dazu gehört eine recht sichere Addresse, damit ja nichts davon verlohren gehe. Und danach folgt die Ankündigung künftig zu verwendender Decknamen. Im zitierten Brief lesen wir weiterhin: Daß Ew. Hochwürden meine Wenigkeit dem Herzog von Merseburg zu einem Hoff-Prediger recommendiren wollen, davor sage ich Verpflichtesten Dank. Ich sehe daraus ihr väterliches Gemüth, und daß ich es nur mit einem einigen Herrn Prof. Francke zu thun habe. In Württemberg habe ich dergleichen affect nicht gefunden. Ach es fehlet bey uns an Erfahrung und Courage. Inzwischen habe von Merseburg selbsten noch keine Vocation erhalten. Solte eine kommen, so werde dieselbe meiner Herrschaft vorlegen. 4

Samuel Urlsperger an August Hermann Francke, datiert Stetten 1. Oct. 1713. Staatsbibliothek zu Berlin. Nachlaß. A.H. Francke. K. 21, 2.1 Fol. 9. Ebenso die folgenden Zitate.

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Urlsperger scheint von den vorgefundenen Verhältnissen überrascht worden zu sein, andererseits aber in der ihm übertragenen Aufgabe die Chance gesehen zu haben, auf Änderung eben dieser Verhältnisse hinzuwirken. Vielleicht hat er sogar die Eheschließung der Grävenitz mit Würben als einen solchen ersten möglichen Schritt betrachtet. Soweit der Exkurs. In den bisher zugänglichen Briefen von Samuel Urlsperger beschränken sich die Erörterungen zum Persönlichen auf die offensichtlich häufigen Erkrankungen, auf die körperlichen Schwächen schlechthin - wohl im Zusammenhang mit kontinuierlicher Überlastung - und auf das Geschehen um die Kinder bis zu der durch den Aufenthalt im eigenen Garten gewonnenen Erholung. In der Jubelschrift des Jahres 1763 werden in mancherlei Schilderungen und den oft in Gedichtform gekleideten Festadressen wichtige Ereignisse des Lebenslaufes der Ehegatten angesprochen, die Persönlichkeit der Mutter wird jedoch in der Regel ausgeklammert. Detailfreudiger ist der Nachruf des Sohnes auf die Mutter, der in seiner relativen Kürze auch durch die sprachliche Fassung insgesamt beeindruckt: Die merkwürdigste Führung Ihres Lebens war: da Sie mit volkommener Elterlicher Bewilligung dem damals auf Herzogliche Kosten sich auf Reisen befindenden Herrn M. Samuel JJrlsperger Ihre Neigung und Herz schenkte, und nicht nur in seine in fünf Jahre daurende Reise großmüthig einwilligte, sondern auch dieselbe, so viel hiezu noch weiter erfordert wurde, mit eigenem Vermögen unterstützte. Denn da hernach Gott Dieselbe im Jahr 1713 als Gattin wirklich unserm nun seligen Vater zuführete: so lag in dieser ehelichen und gegen sechszig Jahre daurenden gesegneten Verbindung der Grund aller so höchst merkwürdigen Schicksale, die Sie zugleich mit Demselben erfuhr, und alles des Segens den Sie aus Seinem erbaulichen Umgange durch Ihre ganze Ehe hindurch auf das reicheste schöpfen konte, und wovon gewiß noch in dem ewigen Leben sich gute Früchte der geschehenen Aussaat darstellen werden. Es ist aber unstreitig, daß gleichwie Gott unsere liebe Mutter durch das Band mit unserm seligen Vater vorzüglich glücklich machen wollen: also auch Er durch das Band mit Ihr glücklich gemacht werden sollen. Sie war vor Ihn nach gar vielen vorzüglichen Absichten recht gemacht, und bey allerley wichtigen Veränderungen in Seinem Leben, fand Er an Ihr eine gar sehr nöthige und treue Gehilfin. Ob Sie gleich auf dem Lande nicht erzogen war: so befremdete Sie doch so gar nicht, zum Anfang mit unserm seligen Vater in Stetten auf einem Dorfe zu wohnen, wohin Ihn Gott zuerst wunderbarlich berufen, daß Sie vielmehr in alle Umstände einer Landpfarrerin sich so gut richtete, als wenn sie Ihr von Jugend auf wären bekant gewesen. Nachdem Dieselbe aber noch vor Ende eines Jahres an den Herzoglich-Würtembergischen Hof als Hofpredigerin kam: so war auch unter der großen Welt zu seyn (so wie sich nach Pflicht und Gewissen im Predigerstande darunter seyn läßt) Ihr noch weniger ohngewohnt, da Sie von Ju-

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gend auf mitten unter den Großen und Größten der Welt Ihre Erziehung bekommen hatte. Bey der merkwürdigen Epoche der Abschaffung unseres seligen Vaters um der Wahrheit willen, bezeugte Sie sich sehr muthig, und half Ihm durch Ihr gesetztes Bezeugen, sein damaliges Kreuz sehr erleichtern. In Herrenberg als Superintendentin war Ihr der Aufenthalt in einem kleinen Landstädtgen bald gewohnt: und da Sie nach nicht gar drey Jahren denselben mit einer ansehnlichen Reichsstadt, unserm Augsburg, aufs neue verwechseln solte, und zu diesem Ende heute vor fünfzig Jahren just in dieser Stunde unter der Abendpredigt am Matthiastage in diesen St. Annahof nebst unserm seligen Vater und vier Kindern einführe (von welchen die Frau Gullmännin und die Frau Pfarrer Holeisen einen Jubeltag jetzt eben, doch mit Thränen feyren): so ist es jedermann bekant, daß Sie in alle augsburgische Verhältnisse und Gewohnheiten sich sogleich, und dieß bis an Ihr Ende so gut geschickt, daß Sie gewiß in so abwechselnden und überall sich mit Ruhme gleich bleibenden Veränderungen, darinnen unter die seltene ja seltensten Exempel von berühmt gewordenen Frauen zu rechnen ist.5 Nicht ohne Stolz wird im Nachruf darauf verwiesen, daß Sophie Jäger von Jägersberg mütterlicherseits von den Karpfen von Hohenkarpfen abstamme, was ja nichts anderes bedeuten soll, als auf die abstammungsbezogenen Verhältnisse zum herzoglichen Hause hinzuweisen. Sophie ist die Urenkelin der vierten KarpfenGeneration und gehört damit zu den Nachkommen des ältesten natürlichen Sohnes von Graf Eberhard im Bart,6 welcher von Kaiser Maximilian legitimiert worden ist. Über mehrere Generationen stellte diese Familie herzogliche Obervögte und war auch sonst in herausragendem Maße im Landesdienst tätig. Unter den persönlichen Leistungen Sophie Urlspergers hebt der Sohn hervor, in welchem Ausmaße sie bei dem langjährigen Wirken zugunsten der Salzburger Emigranten und überhaupt im sozialen Bereich aktiv tätig gewesen ist: In den wichtigen salzburgischen Emigrationszeiten hatte Sie besondere Verdienste der größten Sorgfalt und Arbeit die Sie zum Besten dieser Emigrirenden Übernahme, und dadurch unserm seligen Vater Seine bekante Bemühungen 5

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Johann August Urlsperger: Kurzgefaßter Lebenslauf einer zum Schluße ihres augsburgischen Jubeljahrs ihrem treuesten Eheherm in die Jubel des ewigen Lebens bald nachfolgenden ehrwürdigen Matrone, Frauen Sophia Jacobina Urlsperger, gebohrnen von Jägersberg, wie derselbe bey einer am Matthiastage den 24sten Febr. 1773 über Hebr. 13,14 im Trauerhaus gehaltenen erbaulichen Gedächtnißrede zum wohlverdienten rühmlichen Andenken Derselben abgelesen worden. In: Wohlverdientes Ehrengedächtniß. S.72-74. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. A 7. Wolfgang Philipp Jäger von Gärtringen, Forstmeister Zwiefalten 1651, Klosterhofineister Kirchheim unter Teck 1659, verstorben 1683, verheiratet mit Maria Jacobäa von Karpfen. Vgl. Johann August Urlsperger: Kurzgefaßter Lebenslauf. In: Wohlverdientes Ehrengedächtniß (Anm. 5)S. 71.

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zum Bau des Reiches Gottes merklich erleichterte, auch damit bis in ihr angehendes Alter mit vieler Freude beständig fortfuhr. Ueberhaupt war Sie gegen Elende und Arme mitleidig und wohlthätig auch sehr gastfrey, so daß gleichwie Sie auf häufigen Reisen mit unserm seligen Vater an Fürstlichen und Gräflichen Höfen, auch bey anderen hohen Standespersonen, oder Gönnern und Freunden, viele Gnade und Liebe gar reichlich genoß: also auch ohnaufhörlich in Ihrem Hause Fremde von hohem, mitlen und niedrigem Stande mit Freuden aufgenommen und verpfleget worden,7 Zu den persönlichen Eigenschaften heißt es: Auf gleiche Weise hatte Sie als besondere Wohlthat anzusehen, wenn Ihr Gott eine recht vortrefliche Natur und Gesundheit geschenket, die zwar im mitlern Alter dann und wann durch frieselhafte Anfälle etwas geschwächet wurde, in der Hauptsache aber sich doch bald wieder völlig erholete, daß Sie bis ins höchste Alter, zur Verwunderung sich lebhaft und stark und zumal bis an Ihr seliges Ende bey volkommenstem guten Verstände befand. Auf gleiche Weise hat man sich gar oft in Ihrem hohen und höchsten Alter sehr verwundern müssen, wenn man Sie häufig munterer als viel Jüngere den öffentlichen Gottesdienst oft täglich hat besuchen sehen, und weder die frühe Zeit solches Gottesdienstes, die im Sommer um sechs Uhr fält, noch auch die Witterung, Sie hievon in gesunden Tagen abhalten konte. Gott ließ sich auch mit seiner Gnade auf Ihrem Krankenbette an Ihrem Herzen nicht unbezeugt. Dadurch wurde dasselbse erbaulich, und Ihrer Familie tröstlich. Welches zumal bey dem Anfange Ihrer Krankheit, der zwar gefährlicher und schmerzlicher, aber um des vorhandenen Fiebers willen, doch in leiblichen Kräften lebhafter war, auf eine sehr rührende Weise statt gefunden. Man kan Ihr das Zeugniß geben, daß so lange es Ihre Kräfte duldeten, Sie dasjenige, alles was mit Ihr vom Weg zur Seligkeit und der Heilsordnung gesprochen worden, und worinn Sie die Ihrige, Ihr Herr Beichtvater, und andere Herren Prediger und gute Freunde beständig unterhielten, mit großem Hunger und Durst nach der Gnade Gottes in Christo Jesu angenommen; gleichwie Sie auch durch den Genuß des heiligen Abendmals Ihren Glauben an Ihren Heiland und Erlöser Jesum Christum auf Ihrem Krankenbette stärkete* Sophie Urlsperger wurde fast 84 Jahre alt, überlebte ihren am 20. April 1772 verstorbenen Ehemann um zehn Monate und verstarb am 19. Februar 1773, nachdem sie den Umzug in ihren Witwensitz innerhalb des Gebäudebereiches St. Anna eigenständig bewältigt hatte, und zwar derart, daß sie zum Erstaunen der Ihrigen 7

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Johann August Urlsperger: Kurzgefaßter Lebenslauf. In: Wohlverdientes Ehrengedächtniß (Anm. 5) S. 75. Johann August Urlsperger: Kurzgefaßter Lebenslauf. In: Wohlverdientes Ehrengedächtniß (Anm. 5) S. 76-78.

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Ihre ganze Einrichtung so traf, daß, wenn Sie auch dreyssig und vierzig Jahre jünger gewesen wäre, von Ihr ohnmöglich mehr hätte geforderet werden können.9 Die gemeinsame Grabstätte auf dem evangelischen Friedhof in Augsburg fiel der innerstädtischen Planung Mitte des 19. Jahrhunderts zum Opfer. Es fand sich auch unter den Nachkommen niemand, der eine Umbettung oder die Umsetzung des Grabmals bewirkt hätte. Die in den Augsburger Familienkreis heimkehrende verwitwete älteste Urlsperger-Tochter Dorothea Wilhelmina Wendrich hat sich zum Vertrauensverhältnis der Kinder zu ihren Eltern geäußert und dabei deren Fürsorge und besonders die Eigenschaften der Mutter ausdrücklich angesprochen: Da ich auf dem Wege war, in das Haus meiner theuersten Eltern zurücke zu kehren, überdachte ich die wichtigen Pflichten der Kinder gegen ihre Eltern. [...] Ich schätzte mich glücklich, Sie in der That mit Worten und Gedult, oder in der Beharrung, ehren zu können. Ob ich gleich dachte, wer ist hiezu tüchtig, dieser Pflicht eine Genüge zu thun? so ließ ich doch den Muth nicht sinken, weil ich wußte, daß eben der, ohne welchen wir nichts thun können, mich mit seiner wirkenden Gnade und Kraft unterstützen werde; und daß der Anblick dieser theuersten Eltern, und Ihr edles und gütiges Betragen gegen mich, mich immer aufs neue ermuntern und anfeuern werde. Und was soll ich von den Verheissungsworten und dem grossen Verspruch sagen, von der trefflichen Aussicht in das weite Feld vom Guten, von den Worten, die den Bewegungsgrund angeben? von den Worten: Auf daß ihr Segen über dich komme. Dieß ist ein Schatz, dem nichts zu vergleichen ist, ein Reichthum, dem keiner beykömmt. Die segnenden Hände des alten Vaters, die Gebethe dieses patriarchalisch gesinnten Mannes; die Fürbitte eines Mannes, der veste glaubet, daß GOTT kein Ding unmöglich sey; der aus der Erfahrung weis, daß alle Dinge möglich sind dem, der da glaubet; der GOTT täglich anflehet für sich und andere um die Stärkung im Glauben: Was versprechen diese Gebethe der Heiligen? Meine alte gute sorgfältige, liebenswürdige Mutter vereiniget sich gläubig mit diesem Gebethe, Fürbitte und Danksagung. Sie empfehlen mich, meine Kinder und Enkel, dem guten Hirten. Wohl uns! Nichts kann uns mangeln.10 Liebe und Zuneigung der Enkel werden in den 'Jubelschriften' an vielerlei Stellen deutlich - ganz besonders in dem Gedicht, mit dem die Enkelin Christiana Dorothea Schwartz geborene Wendrich aus Rudolstadt ihren Großeltern just zum 31. August 1763 die Geburt ihrer Tochter Juliana Sophia als erstes Urenkelkind anzeigt:

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Johann August Urlsperger: Kurzgefaßter Lebenslauf. In: Wohlverdientes Ehrengedächtniß (Anm. 5) S. 77. Wilhelmina Dorothea Wendrich: Gedanken auf der Reise. In: Sammlung Urlspergerischer Jubelschriften (Anm. 2) S. 88f.

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Geliebtester Urgroßpapa! Mir hat es neulich die Mama, Daß Du noch lebst, mit frohen Zungen Im Wiegenliede vorgesungen. Sie sang mir auch vom Jubelfest, Das Du an diesem Tag begehst, Und wollte mich im Schlummer wiegen, Allein ich horchte mit Vergnügen. Noch Säugling, noch ein zartes Kind, Weis ich nicht recht was Feste sind; Mir muß von diesen schönen Tagen Die liebe Mama weiter sagen. Genug, Du bist noch bey uns da: Ich glaubte nicht, Urgroßpapa! Daß ich beym Auftritt auf der Erde Solch einen Greisen finden werde. Du bist schon lang auf dieser Welt Zu einem Wunder aufgestellt: Ach meine Welt, in der ich lige, Sind noch die Windeln und die Wiege! Urgroßmama! auch Du bist noch In diesem Leben! Möchte doch In Deinem Schoose auf mein Lallen Dein Lächlen heut herunter fallen. Komm, habe an mir Deine Lust, Und drück mich segnend an die Brust: Ich wollte die Mama verlassen, Und Dich, Urgroßmama! umfassen. Ich werde Dich doch einst noch sehn: Du wirst noch lang nicht von uns gehn. Verziehe wenigstens auf Erden, Bis ich einst werde grösser werden.

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Da wird mein Geist, der itzt noch träumt Und aus dem schwachen Körper keimt, Die eingelegte Kraft enthüllen, Und Deine Hoffnungen erfüllen. Juliana Sophia Schwarzinn, gebohrenA. 1763 im Jubelmonat, den 25sten Aug.n Samuel Urlsperger aber sagt als Senior des Familienkreises in seiner Dankrede zum Beschluß der 'Jubelhandlung': Du hast, lieber und weiser GOTT! unter Deinen Verheissungen auch ein langes Leben und alt werden zu lassen unterschiedlichen Personen, sonderlich denen versprochen, die Dir, und ihren Eltern und Großeltern, auch ihren Lehrern, und wem man sonsten nach Deinem geoffenbarten Worte solches schuldig ist, von Herzen gehorchen. Ohnerachtet wir uns nun nie getrauet haben. Dich um ein langes Leben, und im Amt und Ehestand alt zu werden, zu bitten; weil wir ja nicht wußten, ob wir auch im Alter die Beschwerlichkeiten dieses Lebens, und so viele andere öfters sehr betrübte Zufälle, die im grossen und kleinen uns und die Unsrige, auch solche, die nach dem Lehramte einem Beichtvater auf die Schultern geleget werden, betreffen, zu ertragen im Stande seyn würden: So hast Du doch mit uns gehandelt, wie Du wolltest. Denn da wir nicht gebohren worden zu der Zeit, da wir, sondern da Du gewollt: so hast Du uns auch das Alter theils in unserm Leben überhaupt, theils in der Ehe und dem Amte, erreichen lassen, ohnerachtet wir so vielmalen zu Wasser und Land an den Pforten der Ewigkeit stunden, welches nicht wir, sondern Du wolltest, welches nicht wir, sondern Du abgemessen, und auf Dein Buch geschrieben; also, daß wir uns allein Deinem heiligen Rath und Willen überlassen haben, und noch, wie es ja das heilsamste für uns ist, ferner überlassen. Wolltest Du uns aber noch älter werden lassen, theils in unserm Ehestande, theils in meinem so sehr wichtigen Lehramte: so solle uns das eine immer mehrere Gelegenheit geben, andern, besonders aber den lieben Unsrigen, Kindern und Kindeskindern, ja auch Urenkeln; so denn auch allen, die theils meine, als des alten Lehrers, Beichtund Pfarrkinder, theils meine Correspondenten in Sachen, die nur das Reich Gottes und seine Kirche angehen, und welche in allen Theilen und Reichen der Welt, sonderlich in Tranquebar, EbenEzer und Smirna sind, nach dem grossen und treuen Vorgänger Abraham, zu verkündigen, was Du, ο dreyeiniger GOTT! Gutes an uns und den Unsrigen, zumalen aber in meinem, als des Aeltesten, Amte von je her, in der Nähe und Ferne, an so vielerley Orten, und unter so vielen herrlich überstandenen Prüfungen, ja was Du besonders an mir, Deinem allerunwürdigsten Knechte, auch durch die wundervolle und von den besten

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Christiana Dorothea Schwartz: Geliebtester Urgroßpapa. In: Sammlung Urlspergerischer Jubelschriften (Anm. 2) S. 92.

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Werkzeugen geschehene Zubereitung auf die höchst bedenkliche Abwechslungen in seinen Aemtern, von seinem 2Osten Jahre an, erwiesen hast. Ferner, wolltest Du uns noch älter werden lassen; o! so soll gewißlich das unsere vornehmste und recht beruhigende und erfreulichste Bemühung seyn: daß wir Dich hier desto länger, allein und gemeinschaftlich, öffentlich und in unsern Bethkämmerlein besonders, in und ausser den Gotteshäusern, loben und preisen; mithin das auf Erden verrichten, welches aller Engel und Auserwählten Freude und Geschaffte ist.12 Die Ehe von Samuel und Sophie Urlsperger wurde mit zehn Kindern gesegnet, von denen fünf überlebten - ein Sohn und vier Töchter.13 Der seit 1757 mit Anna Ouchterlony verheiratete Sohn Johann August, Pfarrer in St. Anna und Nachfolger des Vaters im Seniorat, hat die vielfältigen Kontakte des Vaters fortgesetzt, die Beziehungen zu den Salzburgern in Übersee intensiv gepflegt und insbesondere auf ausgedehnten Reisen die Interessen der zunächst von ihm begründeten Deutschen Christentumsgesellschaft zu fördern gesucht. Der besondere Stolz der Eltern war es, einem 'Predigerhaus' vorzustehen, denn der einzig überlebende Sohn und die vier Schwiegersöhne waren Geistliche und bis auf den Schwiegersohn Wendrich alle sogar in Augsburg. Dieser außerordentlichen Situation hat Samuel Urlsperger 1757 in einer besonderen Schrift Ausdruck verliehen, in der er seine Predigten bei diesen vier Ordinationen bzw. Präsentationen veröffentlichte und ausdrücklich den namentlich Genannten widmete: 'Vier öffentliche Worte [...] meinen in dem Herrn herzlichgeliebten vier Herren Schwiegersöhnen und meinem einigen auch herzlichgeliebten Sohne [...] zu einem Zeugnisse der unter uns wohnenden christlichen Eintracht'.14 Aus der Ehe der ältesten Tochter Wilhelmina Dorothea, verheiratet seit 1733 mit Georg Wendrich, Pastor in Gräfenthal, später in Pösneck, und Adjunkt des Superintendenten in Saalfeld, gingen vier Kinder hervor, drei Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn lebte als Handelsherr in Venedig. Der zweite studierte Jura in Jena und ging in das russische Kaiserreich, war in der Nähe von St. Petersburg und im Baltikum begütert. Er wurde 1776 Herzoglich-Württembergischer 12

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Samuel Urlsperger: Anrede und Gebeth. In: Sammlung Urlspergerischer Jubelschriften (Anm. 2) S. 78f. Für die Nachkommenschaft von Samuel und Sophie Urlsperger fehlt bisher eine umfassende genealogische Darstellung, jedoch sind bereits erhebliche Vorarbeiten geleistet. Im Druck liegt die Bearbeitung einzelner Linien vor: Robert William Theodore Günther und Amy Günther: Günther Family Records. With notes on the families of Nagel, Schlossberger, Planer, Andreä, Urlsperger, von Karpfen, Mcintosh etc. London 1910; Hugo Schwartz: Familie Schwartz im Wandel der letzten drei Jahrhunderte. Ostheim v. d. Rhön 1932; Wolfgang Mitterdorfer: Familien Mitterdorfer-Denzel und deren Verwandtschaft. Amstetten 1936. Vgl. jetzt auch den Beitrag von Thilo Dinkel in diesem Band. S. Urlsperger: Vier öffentliche Worte. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 187.

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Hofrat und 1785 von Kaiser Joseph II. nobilitiert.15 Seine zahlreichen Nachkommen leben in Einzelzweigen bis in die Gegenwart, ja sogar auch noch in St. Petersburg. Der jüngste Sohn Wendrich trat gleichfalls in russische Dienste und lebte zuletzt als Arzt in Moskau. Die einzige Tochter heiratete den späteren Kammerpräsidenten Johann Friedrich Schwartz in Rudolstadt und hat Nachkommen bis in die Gegenwart. Die zweite Tochter Johanna, seit 1739 verheiratet mit Gottfried Holeisen, Pastor der Barfüßer-Gemeinde, hatte unter ihren fünf Kindern wiederum mit dem Schwiegersohn Pastor Christoph Wilhelm Lüdecke aus Magdeburg und Samuel Christian Holeisen von der Barfüßer-Gemeinde Geistliche. Lüdecke ist herausgehoben durch seinen Einsatz fur die Smyrna-Mission als erster evangelisch-lutherischer Prediger in Smyrna und durch seine spätere Tätigkeit in Schweden. Die dritte Tochter Maria Elisabeth heiratete 1745 Ludwig Heinrich Burry, Diaconus an St. Anna. Von den sechs Kindern, die schon 1758 und 1762 ihre Eltern verloren, heiratete eine Tochter 1768 Philipp Christoph Graf, Pastor bei den Barfüßern und St. Jacob, und eine weitere Tochter 1774 Christoph Heinrich Denzel, Pfarrer in Zell und Altbach. Die Familie Denzel stellte über Generationen Pfarrer bis in unser Jahrhundert. Einer von ihnen wurde einige Jahre Prediger am Hof des Königs von Westfalen Jerome Bonaparte, der eine württembergische Prinzessin geheiratet hatte. Zu den Denzel-Nachkommen zählt auch der Unternehmer Carl Friedrich von Siemens. Die vierte Tochter Maria Magdalena heiratete 1751 Marcus Friedrich Krauß, ebenfalls Pastor bei den Barfüßern in Augsburg und späterer Senior, und hatte in dieser Ehe zwölf Kinder. Die Familie stellte über die Generationen viele bayerische Pfarrer. Samuel und Sophie Urlsperger haben insgesamt 30 Enkel und 13 Urenkel erlebt. Vier Schwiegersöhne und eine Tochter sind vor ihnen verstorben unter Hinterlassimg unmündiger Kinder. Die Großeltern haben diese Last unter starkem Einsatz mitgetragen. Für die innere Haltung, mit der Samuel Urlsperger diese Schicksalsschläge ertragen hat, soll ein besonders eindrückliches Zeugnis mitgeteilt werden. Bei der Beerdigung seiner 1758 verstorbenen Tochter Maria Elisabeth Burry war er an der Teilnahme verhindert. Auf seinen Wunsch wurde der Leichenpredigt die folgende Mitteilung angehängt: Ich, der alte Vater, habe mich heute den 14. Merz um XI. Uhr nochmalen zu dem Sarke meiner innigstgeliebten Tochter gemachet, und mit getrostem Herzen, unter Auflegung meiner treuen Vatershand auf ihr Haupt, folgendes gesprochen: "Meine Tochter, die du mich und ich dich geliebet, du bist bey GOTT bereits mit deinem Geiste. Im Jahre 1737 wärest du dabey in Christian 15

Reichsadel für Georg Wilhelm Wendrich, Wien 28. April 1785. Die in Wien erhaltenen Akten zum Reichs-Adelstand nehmen ausdrücklich Bezug auf die Familie Urlsperger.

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Hansjochen Hancke

Erlang, als ich mit deiner lieben alten Mutter auf einer Zurückreise aus Sachsen das Grab deines ein Jahr zuvor daselbst auf der Heimreise von Universitäten gewiß selig verstorbenen Bruders besuchte. Was ich nun damalen sagte, das sage ich auch itzo im Glauben und in der Hoffnung einer ewigen Seligkeit, aus Joh. XI. 25.26: 'Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubet der wird leben, ob er gleich stürbe. Und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubest du das?' [ebd. V. 27] Sie spricht zu Ihm: 'HErr, ja ich glaube'; Und ich, der alte Vater, spreche: 'HErr, ja ich glaube es auch'. Genug! Am Glauben ligts. Nun, meine liebe Tochter! das sind meine letzten Worte zu dir bey deinem Sarke. Dein Geist ist wirklich bey den Geistern der vollendeten Gerechten, und dein Leib wird an jenem Tage verkläret in der Kraft JEsu Christi auferstehen. Da sehe ich dich wieder mit einer ewigen und unaussprechlichen Freude. Eja; wären wir da!"16 Das 'Predigerhaus' Urlsperger hatte jedoch bereits Tradition. So hat zuerst Gustav Wais darauf hingewiesen, daß schon seit Generationen eine starke Bestimmung durch Geistliche in der Familie Urlsperger gegeben ist.17 Zunächst Samuel Urlspergers Bruder Esajas Matthäus, zuletzt 1711-1723 Pfarrer in Walddorf, zugleich Senior des Landkapitels Reutlingen und seit 1714 Spezial-Superintendent für das Amt Tübingen. Dann die beiden Onkel Urlspergers: M. Christoph Haas, zuletzt 1692-1726 Pfarrer in Holzmaden, und M. Johannes Mochel, zuletzt 1675-1714 Pfarrer in Bissingen. Auch Urlspergers Ururgroßväter mütterlicherseits waren Pfarrer: M. Johann Thaler, 1588-1615 Pfarrer in Gündringen, und M. Jakob Ehrhardt, zuletzt 1603-1623 Pfarrer in Talheim bei Tuttlingen. Und schließlich der Urgroßvater Johann Urlsperger, der am 16. Februar 1608 in Regensburg getraut wird mit Regina Binder, Tochter von M. Christoph Binder, 1586-1611 Pfarrer in Regensburg. In der Familie Jäger ist es vermutlich der Tübinger Kanzler Johann Wolfgang Jäger (1647-1720), einer der bekanntesten Theologen seiner Zeit, dessen Einwirkung für Urlsperger förderlich gewesen ist. Mancherlei Verflechtungen und Einflußnahmen auch auf internationaler Ebene - wie bei der Unterbringung der Salzburger - werden, da der eigentliche Nachlaß Urlspergers als verloren gelten kann, allenfalls durch sorgfältige Auswertung der zahlreichen, an unterschiedlichen Orten erhaltenen Briefe Urlspergers beurteilt werden können. Die Sammlung von Filmen dieses zerstreuten Materials bei der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg dürfte dafür ein vielversprechender Anfang sein. 16

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Marcus Friedrich Krauß: Die Seligkeit der Glaubigen im Himmel nach ihrer Mühseligkeit auf Erden. Bey der Bahr der S.T. Frau Maria Elisabeth Burry, gebohmen Urlsperger, aus Ihrem Leichentexte Offenb. Joh. 14,13 in einer öffentlichen Parentation bei St. Anna A.C. 1758 den 14ten Merz zu der Wohlseligen verdientem Ehrengedächtnisse vorgestellt. Augsburg 1758. S. 18. Gustav Wais: Samuel Urlspergers Entlassung. In: BWKG. NF Jg. 44. 1940. S. 26f.

Sophie Urlsperger

71 Text der Umschrift von Vorder- und Rückseite: LVSTRIS ANTE DECEM LAETIS Ε SORTIBVS ORTAS (1713) VRLSPERGERIADES HORAS CECINERE PIORVM (1763) Text im Abschnitt von Vorder- und Rückseite: PRIMORDIA OFFICII ET CONIVGII (1713) PSfalmus]. LXXXXII. V[ersus], 15. 16. CORAM DEO. SINCERO IVBILO RENOVATA. D[ie], XXXI. AVG[usti].( 1763) PS[almus]. LXXVIII. V[ersus], 4. ET 6.

Abb. 2. Silbermedaille z u m 50jährigen A m t s - u n d E h e j u b i l ä u m von S a m u e l u n d Sophie Urlsperger 1763 von Johann L e o n h a r d Öxlein (1715-1787). Vorderseite. M ü n z k a b i n e t t des W ü r t t e m b e r g i s c h e n Landesmuseums.

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Abb. 3. Silbermedaille z u m 50jährigen A m t s - u n d E h e j u b i l ä u m von Samuel und Sophie Urlsperger 1763 von Johann L e o n h a r d Öxlein (1715-1787). Rückseite. Münzkabinett des W ü r t t e m b e r g i s c h e n Landesmuseums.

Widmung auf der Rückseite: SAM[ueli] VRLSPERGER[o] MINfisterii], AVG[ustani], SENfiori], ET L. AN[n]OR[um], ECCLESfiastico]. ET IACOB[inae], SOPH[iae], Nfatae]. IAEGERSBERG. PER TOTIDEM ANNOS CONIVGI, V. FILIOR[um], ET V. FILIARfum]. IV. GENEROR[um], I. NVRVS XXVII. NEP[(P)otum], ET I. PROGENERI PARENTIBVS IVBILAEIS HOC GRATI PIIQVE ANIMI MONIMENTVM P[ie], P[osuerunt]. FILIVS, TRES FILIAE, GENER, PROGENERQVE CVM XX. NEP[(P)otibus], SVPERSTITES. Übersetzung der Umschrift von Vorder- und Rückseite: Die vor fünfzig Jahren aus glücklichem göttlichem Wirken entstandenen festlichen Stunden ihrer gottesfurchtigen Eltern haben die Angehörigen der Familie Urlsperger besungen. Übersetzung der Inschrift im Abschnitt von Vorder- und Rückseite: Der Beginn von Amt und Ehe ist im Angesicht Gottes in einer herzlichen Feier am 31. August erneuert worden. Übersetzung der Widmung auf der Rückseite: Für Samuel Urlsperger, den Senior im Augsburger Predigeramt und seit 50 Jahren im Kirchendienst Tätigen, und für seine Frau Jacobine Sophie, geborene (von) Jägersberg, die ebenso lange mit ihm verheiratet ist, den Jubeleltern von fünf Söhnen, fünf Töchtern, vier Schwiegersöhnen, einer Schwiegertochter, 27 Enkeln und einem Schwiegerenkel, haben die noch Überlebenden [das heißt ein Sohn, drei Töchter, ein Schwiegersohn und der Schwiegerenkel nebst 20 Enkeln] dieses Denkmal ihrer Dankbarkeit und kindlichen Liebe errichtet.

Abb. 4. Sophie Urlsperger geborene Jäger von Jägersberg (1689-1773), Bildnis der Medaille von Johann Leonhard Öxlein 1763. Privatbesitz.

Abb. 5. Samuel Urlsperger 1723, Bildnis von Gottfried Eichler (1677-1759), Kupferstich von Bernhard Vogel (1683-1737) im Ausschnitt. Privatbesitz.

Abb. 6. Samuel Urlsperger 1750, Bildnis von Johann Jacob Haid, Schabkunstblatt im Ausschnitt. Privatbesitz.

Sophie Urlsperger

IS

Abb. 7. Christiana Dorothea Schwartz geborene Wendrich (1734-1809) mit Tochter Juliana Sophia (1763-1765), deren Geburt den Urgroßeltern Urlsperger zum 31. August 1763 mit Gedicht angezeigt wurde (vgl. S. 66f.). Verheiratet mit Johann Friedrich Schwartz (1727-1806), Steuerassessor in Rudolstadt, später Geheimer Rat und Kammerpräsident des Fürstentums SchwarzburgRudolstadt. Bildnis in Öl eines unbekannten Künstlers 1765. Privatbesitz.

II. Augsburger Wirken

Samuel Urlspergers Konflikt mit der Augsburger Orthodoxie Fritz Graßmann

Die Berufung Die Augsburger 'Väter' des Urlspergerschen Pietismus Sein Eintritt in Augsburg war etwas schwer, schreibt der Sohn Johann August im Nachruf auf den eben verstorbenen Vater mit der gehörigen Zurückhaltung und fährt dann fort: So warf Ihn der Herr gleich zum Eintritt seiner Ankunft in Augsburg in den Feuerofen vieler Anfechtungen} Konkretes verrät der Sohn nicht über Samuel Urlspergers Augsburger Anfänge. War es der Kampf eines einzelnen gegen fast alle anderen, wie es Helmut Schobert in seiner pädagogisch orientierten Dissertation 1940 in kräftigen Farben auszumalen versucht?2 Ein Kampf, in dem Urlsperger zumindest vorläufig der Verlierer war? Oder waren es lediglich die Rückzugsgefechte einer längst geschlagenen orthodoxen Geistlichkeit; ein kurzes Durchgangsstadium auf dem Weg zur pietistischen Reform Augsburgs durch den überragenden Senior Urlsperger mehr nicht? Soviel wird man hier schon sagen können: Die Situation war kritisch, kritischer als es manche Darstellung erkennen läßt, die die Anfangsphase schon ganz im Licht der überragenden Stellung sieht, die Urlsperger zehn Jahre später eingenommen hat. Und andererseits: Urlsperger war - zu seinem Glück - nicht allein. Denn sonst hätte er den Kampf verloren, und es hätte nie einen Senior Urlsperger in Augsburg gegeben. Der Pietismus hatte es schwer in Augsburg. Die Gründe dafür lagen auch im mangelnden Reformwillen der Geistlichkeit - aber nicht nur. Das politische Rückgrat Augsburgs war seit dem Westfälischen Frieden die Parität. Profitiert von ihr haben von Anfang an vor allem die Protestanten. Daß aber auch die Parität nur begrenzten Schutz bieten konnte, hatte man zuletzt 1704 erfahren, als Augsburg 1

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Johann August Urlsperger: Wohlverdientes Ehrengedächtniß. S. 29. Vgl. Wolfgang Mayer: Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers. In diesem Band S. 223-304. Nr. A 7. Vgl. Helmut Schobert: Der pietistische Einfluß Urlspergers auf das Bildungswesen Augsburgs. Diss. Eisleben 1940. S. 100-105.

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im Zuge des Spanischen Erbfolgekriegs für einige Monate Teil des Kurfürstentums Bayern geworden war. Nicht von ungefähr waren gerade die Augsburger Protestanten glühende Gefolgsleute des katholischen Kaisers. Der Friedensvertrag von 1648 sicherte die Parität zwischen römisch-katholischer und evangelisch-lutherischer Bevölkerung. Der Pietismus aber stand, nicht zuletzt dank der auch in Augsburg immer wieder auftretenden Separatisten, in dem bedenklichen Ruf, es mit der Konfessionstreue nicht allzu ernst zu nehmen. Implizierte somit eine Öffnung für den Pietismus nicht auch politische Risiken? Auf der anderen Seite war auch an Augsburg die neue Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Im Gegenteil: Eine Reichsstadt, die inmitten der politisch und ökonomisch immer dominierender werdenden Territorialmächte überleben wollte, mußte ihrer Zeit möglichst voraus sein. Ein Mann wie Johann von Stetten, zum Zeitpunkt der Berufung Urlspergers schon Mitglied des engeren Führungskreises der Stadt, hatte das begriffen, und mit ihm andere. Ich nenne nur die Namen Johann Gullmann und Johann Thomas von Rauner d.Ä. Was sie und einige andere verband, waren Weltoffenheit, Tatkraft, Praxisorientierung und eine tiefe Frömmigkeit, die sich von den kontroverstheologischen Gefechten und formelhaften Predigten der orthodoxen Geistlichkeit zunehmend gelöst hatte. Daß sich diese Männer in besonderer Weise vom Hallischen Pietismus angezogen fühlten, verwundert nicht. Anstelle des Augsburger theologischen Provinzialismus versprach die Linie Halles ökumenische Weite, anstelle der fruchtlosen theologischen Kontroversen eine Hinwendung zum praktischen Engagement, anstelle der alten pädagogischen Zöpfe Realienunterricht, anstelle der dogmatisch-formelhaften Predigten Herzensbotschaft, anstelle des Pfarrermonopols in geistlichen Dingen eine Stärkung der geistlichen Kompetenz der Laien. Nachdem sich der Versuch, durch das Armenkinderhaus hallische Akzente in Augsburg zu setzen, vor allem aufgrund der Opposition der Pfarrerschaft als nur begrenzt erfolgreich erwiesen hatte, muß in diesem Kreis um Johann von Stetten irgendwann die Einsicht herangereift sein: Eine wirkliche pietistische Erneuerung des geistlichen Lebens in Augsburg kann nur gelingen, wenn sie aus der Mitte des hier 'Ministerium' genannten Pfarrkapitels selbst kommt.

Die Berufung des Außenseiters: Der Streit bahnt sich an Nicht nur bei Urlspergers Gegnern mußte der Eindruck einer geplanten Aktion entstehen. Urlsperger hatte 1720 Johann Thomas von Rauner kennengelernt. Mit dessen inzwischen verstorbenem Bruder, einem Pfarrer, war er seit seiner Englandreise bekannt gewesen. Nach einem erneuten Zusammentreffen im Juni 1722

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lud von Rauner ihn nach Augsburg ein.3 In Augsburg, wo man in naher Zukunft mit dem Freiwerden eines der beiden Seniorate rechnete,4 wurde Urlsperger in die maßgeblichen Kreise des Patriziats, der Kaufmannschaft und der Geistlichkeit eingeführt. Es war durchaus üblich, daß auswärtige Theologen in Augsburg Gastpredigten hielten. Urlsperger allerdings setzte alles daran, den Eindruck zu vermeiden, er wolle sich ins Gespräch bringen. So erklärte er sich erst auf eine ausdrückliche Bitte Johann von Stettens hin zur Gastpredigt in St. Anna bereit.5 Sie sollte dann der Höhepunkt seines Augsburger Aufenthalts werden. Johann von Stetten notierte damals, cum summo applausu et animarum commotione habe man die Gastpredigt aufgenommen.6 Urlsperger war von nun an Kandidat für ein Augsburger Seniorat. Das heißt, er wäre es gewesen. Denn während seines Aufenthalts in Augsburg hatte sich Entscheidendes verändert. Urlsperger erhielt einen Brief, in dem man nachfragte, ob er als Nachfolger des verstorbenen Anton Wilhelm Böhme nach London kommen wolle.7 Er wollte und er wäre auch gegangen,8 hätten sich seine Pläne nicht durch unerwartete Schwierigkeiten in London zerschlagen.9 3

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Vgl. Urlspergers eigene Darstellung der Ereignisse in seiner von 1722-1725 reichenden 'Species facti': StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578: Acta die Differenzen mit Herrn Sen. Urlsperger wegen seines Krankenbuches 1722-1727 Tom. 1-5. Bd. II. Fol. 81a. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578. Bd. II (Anm. 3) Fol. 83b. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578. Bd. II (Anm. 3) Fol. 83a. Vgl. Samuel Urlsperger: Vier Haupt=Bewegungs=Gründe. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 19. Die Notiz Johann von Stettens zu Urlspergers Predigt findet sich in einem ungeordneten Akt, der auch andere interessante Aufzeichnungen des Oberkirchenpflegers Johann von Stetten enthält: StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 517: Evangelische Kirchenkonvent Protokolla 1604-1747. Bd. IV. Johann Thomas von Rauner d.Ä. schreibt in einem an seinen Stabsvogt gerichteten Brief, den Urlsperger am 4.9.1722 auszugsweise August Hermann Francke mitteilt, Urlsperger habe sich durch seine Predigt einen allgemeinen Beifall erworben und alle Zuhörer zum Weinen gebracht. SB Berlin: Nachlaß August Hermann Francke. K. 21 (Salzburgiana). Fasz. 2,1 (Samuel Urlsperger) Fol. 152. Vgl. z.B. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 81b-82b. Urlsperger hatte sich in Augsburg noch nicht für die Annahme der Berufimg entschieden. Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 83a und auch den Brief an August Hermann Francke vom 4.9.1722: Urlsperger bekennt hier: Gott hat mein Gemüt bißhero so gefaßet, daß ich nicht widersprechen kann und darff, wann er mich haben will. Entsprechend hatte er, unterstützt von seiner Frau, seinen Freunden und Verwandten und Francke selbst, am 21.8.1722 über die Gräfin von Pfedelbach, die eine Vermittlerrolle in der Londoner Berufungssache einnimmt, einen Brief nach London gesandt. Darin signalisiert er seine Bereitschaft zu kommen. SB Berlin: Nachlaß A.H. Francke (Anm. 6). Fol. 150f. Das Hauptproblem war die schlechte Dotierung der Stelle. Außerdem war der Umzug der Familie nach London finanziell nicht gesichert. Dies schildert Urlsperger am 5.10.1722 in einem Brief an A.H. Francke, wobei er gleichzeitig seinen Wunsch bekräftigt, nach London zu gehen. In einem weiteren Brief vom 19.11.1722, wie der erste in Herrenberg verfaßt, teilt er Francke dann die Absage aus London mit. Vgl. SB Berlin: Nachlaß August Hermann Francke (Anm. 6). Fol. 154f. und 156f.

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Da traf es sich gut, daß etwa zur selben Zeit, als Urlsperger sich enttäuscht darauf einrichtete, nun doch weiter im kleinen, beschaulichen Herrenberg seinen Dienst zu tun, in Augsburg Senior Johann Baptist Renz von St. Anna verstorben war. Sofort fragte man bei Urlsperger nach, wie er zu einer möglichen Berufung stehe.10 Urlsperger signalisierte Bereitschaft, und in Augsburg begannen seine Gönner die Fäden zu ziehen. Am 9.12.1722 tritt der Oberkirchenkonvent zusammen, ein Gremium, bestehend aus den drei politischen Oberkirchenpflegern, den drei Adjunkten und den Geistlichen Augsburgs.11 Die achtzehn anwesenden Stimmberechtigten verteilten je zwei Stimmen auf mögliche Kandidaten. Das Ergebnis war eindeutig: Mit weitem Abstand führte Georg Ruprecht, bisher Diakon, wie man die Hilfsgeistlichen in Augsburg nannte, bei St. Anna. Er erhielt zwölf Stimmen. Ihm folgten Pfarrer Johannes Weidner von St. Ulrich mit sieben und Senior Gottfried Lomer von den Barfüßern mit fünf Stimmen. Urlsperger rangierte mit dem Diakon Degmayr von St. Jakob an vierter Stelle. Gerade vier Stimmen hatte er erhalten. Wir müssen uns klarmachen, daß es in diesen Jahren eindeutig die Regel war, daß sich der Sieger des 'Fidele Consilium1 auch in der folgenden 'Deputatio ad Sacra' durchsetzte. Nur selten kam es vor, daß ein deutlich abgeschlagener Kandidat berufen wurde.12 Am 16.12. trat dann die 'Deputatio ad Sacra', ein rein politisches Gremium, zusammen.13 Das Ergebnis war sensationell. Von den sieben Anwesenden stimmten sechs für Urlsperger und einer für Ruprecht.14 Was mag die Politiker dazu bewogen haben? Der Ruf Urlspergers, der tiefe Eindruck seiner Gastpredigt, ja ganz allgemein seines Aufenthalts in Augsburg oder einfach der große Einfluß Johann von Stettens, der als damaliger 'Baumeister' selbst Mitglied der 'Deputatio' war? Das Berufungsschreiben nennt folgende Gründe: Man berufe Urlsperger seiner Theologischen Prudenz, Geschicklichkeit im Predigen / und Eyfers im Gottesdienst / auch ehrbahren Lebens und Wandels / 10 11

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Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 83b. Der Augsburger Wahlmodus ist sehr gut dargestellt bei Helmut Baier: Die evangelische Kirche zwischen Pietismus, Orthodoxie und Aufklärung. In: Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Hg. von Gunter Gottlieb u.a. Stuttgart 1984. S. 520f. Die genaueren Umstände der Wahl Urlspergers sind dokumentiert in Wahllisten, die Johann von Stetten als Oberkirchenpfleger zusammengestellt hat. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 517 (Anm. 6) Bd. IV. Aus den Wahllisten ist zu ersehen: Bei immerhin 12 der 15 zwischen 1722 und 1724 stattfindenden Predigerwahlen setzt sich der Sieger des 'Fidele Consilium' auch in der 'Deputatio ad Sacra' durch. Der 'Deputatio ad Sacra' gehören der evangelische Stadtpfleger, die weiteren zwei evangelischen Mitglieder des Geheimen Rats, die zwei evangelischen 'Baumeister' und die drei evangelischen Bürgermeister an. Das Ergebnis ist also nicht, wie Horst Jesse meint, einstimmig. Auch ist Johann von Stetten damals noch nicht Stadtpfleger. Vgl. Horst Jesse: Die Geschichte der evangelischen Kirche in Augsburg. Pfaffenhofen 1983. S. 275.

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insonderheit aber der Friedfertigkeit halben.15 Ausdrücklich wird zudem darauf hingewiesen, daß in Augsburg beide Konfessionen praktiziert werden und es zu den Aufgaben eines Seniors gehöre, auch die Ruhe und Einigkeit in der bürgerlichen Gemeinde mit im Blick zu haben.16 Die bekannte konfessionelle Irenik der Pietisten konnte also unter den Bedingungen der Parität ein gewichtiges Argument sein und half dem Magistrat, die bittere Pille der zu erwartenden Konflikte mit den Geistlichen zu schlucken. Nun galt es, noch einige Hemmnisse in Württemberg aus dem Weg zu räumen,17 ehe der Umzug nach Augsburg beginnen konnte. Urlsperger selbst war sich seiner göttlichen Beauftragung, nach Augsburg zu gehen, gewiß.18 Da er zudem den Magistrat hinter sich wußte, konnte er seine neue Aufgabe selbstbewußt angehen. Er hatte mit Schwierigkeiten in Augsburg gerechnet. Der sofort nach seiner Berufung einsetzende, heftige Widerstand der Geistlichen kam für ihn, aber auch fur seine Augsburger Freunde trotzdem völlig überraschend.

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Augspurgisches Vocations-Schreiben zum Pastorat bey St. Anna und Seniorat Eines Rev. Ministerii in Augspurg an Samuel Urlspergem vom 16.12.1722. In: S. Urlsperger: Send=Schreiben an Einen vornehmen Theologum unserer Evangelischen Kirche. Anhang S. 2. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 28. Vgl. Anm. 15. Am 13.1.1723 erteilt der württembergische Herzog endlich die Demission. Dabei läßt er sich von Urlsperger, der als ehemaliger herzoglicher Stipendiat in seiner Schuldigkeit steht, bestätigen, daß er ihn jederzeit zurückrufen kann. Diese Einschränkung ist wohl als Warnung an Urlsperger zu verstehen. Er soll es nicht wagen, sich nun aus sicherer Entfernung mit offenen Vorwürfen gegen den württembergischen Hof hervorzutun. Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 87a und 175a. Auch der Augsburger Magistrat akzeptiert in einem Schreiben an den Herzog vom 26.2.1723 diese Einschränkung. Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 188f. Geleitet von einem starken Providenzglauben ist es Samuel Urlsperger außerordentlich wichtig, immer wieder seine vollkommene Passivität im Zusammenhang mit der Berufung nach Augsburg herauszustreichen. So etwa im Brief an Francke vom 29.11.1722: Ich wolle nicht wißen, daß Herr Senior Renz gestorben, bis ein anderer an seine Stelle vociret seye. Mein Gewißen erfordere, mich gantz passiv zu halten, laße deswegen auch nicht zu, irgendwohin in der Sache eine Feder anzusetzen. Und gewiß, es sind solche Umstände in Augspurg, dazu man eine rechte göttlich Vocation brauchte, wenn man sich darunter wagen solle. SB Berlin: Nachlaß August Hermann Francke (Anm. 6). Fol. 156b.

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Der Streit um Urlspergers Person, Amt und Theologie Die Quellenlage Es ist hier natürlich nicht möglich, den Streit lim Urlspergers Krankenbuch umfassend darzustellen. Ich will mich darauf beschränken, erstens den Gegenstand des Streites zu umreißen, zweitens die Phasen des Streites in groben Linien zu skizzieren und drittens einige grundsätzliche Thesen zu den ersten Jahren des Seniorats Urlspergers zu formulieren. Die Darstellung der Ereignisse basiert auf einer ausfuhrlichen offiziellen Dokumentation des Streites durch die Oberkirchenpflege.19 Dazu kommen private Sammlungen und Aufzeichnungen der am Streit Beteiligten. Urlsperger selbst hatte einen Band mit einer ausfuhrlichen eigenen 'Species facti' zusammengestellt. In diesem Band überliefert er zudem weitere Akten, Originalbriefe aus der Anfangsphase des Streites und tagebuchartige Notizen Johann von Stettens.20 Johann von Stetten hatte außerdem einen eigenen Band zusammengestellt.21 Die hier gesammelten Privatnotizen des Politikers vermitteln wichtige Hintergrundinformationen darüber, wie die Politik in den Konflikt eingegriffen hat. Aber auch über die Position der Gegner Urlspergers im Augsburger Ministerium sind wir gut und authentisch informiert. Pfarrer Johannes Weidner von St. Ulrich hat einen Band mit Akten und Briefen hinterlassen.22 Diakon Esaias Schneider, Helfer bei St. Ulrich und der erbittertste Gegner Urlspergers, kommt nicht nur in den offiziellen Akten immer wieder zu Wort. Er war es ja auch, der mit der pseudoanonymen Schrift des Petraeus den Streit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte.23 Urlsperger antwortete mit seinem 'Sendschreiben.'24 Auf Urlspergers Schrift reagierte wiederum ein aufrichtiger Glau19

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StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3). Die offiziellen Akten sind gesammelt in den Bänden I und V. Band V bezieht sich auf die Ereignisse im Zusammenhang mit der Schrift des 'Petraeus'. Hier fehlt allerdings der zweite Band, der die Zeit von Juli bis zum Dezember 1725 umfaßt. Immerhin verfugen wir durch Band IV über eine Zusammenfassung des verlorenen Materials. Dieser Band wurde vom Ratskonsulenten Weng aus dem Aktenmaterial erstellt. Außerdem ist StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 552 'Acta einige Herrn Prediger A.C. betr. 1659-1725' zu nennen. Band II enthält einige fur das zweite Halbjahr 1725 interessante Akten. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 577: Herrn Senior Urlspergers Streitigkeiten mit Herrn Diaconus Jes. Schneider betr. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. III. Besonders interessant sind die Briefe, die andere Augsburger Pfarrer an Weidner verfaßt haben. In diesen Briefen bildet sich deutlich ab, wer auf wessen Seite steht. [Esaias Schneider], Schrifftmässiger Beweiß. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 25. S. Urlsperger, Sendschreiben (Anm. 15).

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bens-Genosse in Nieder=Sachsen.2> Urlsperger selbst hatte nicht noch einmal das Wort ergriffen. Unterstützung erhielt er aber von seinem Schwager Grammlich aus Württemberg. 26 Zu den gedruckten Quellen muß man darüber hinaus auch Urlspergers erste Augsburger Probepredigt rechnen, die 1723 in Augsburg veröffentlicht wurde. 27 Schließlich vermitteln einzelne Briefe, besonders die Briefe Urlspergers an seinen geistigen Vater August Hermann Francke, zusätzliche Einblikke.28

Der Gegenstand des Streites Nicht Theologie, sondern Kirchenpolitik war der eigentliche Gegenstand des Streites. Es ging um die Macht in der Augsburger evangelischen Kirche. Ein pietistischer Senior, noch dazu vom Format Samuel Urlspergers, bedeutete eine enorme Veränderung des Kräfteverhältnisses in der evangelischen Kirche Augsburgs. Dies galt es abzuwehren. So suchte man die Auseinandersetzung. Man eröffnete sie, wie konnte es in Augsburg anders sein, auf dem Feld der Parität. Unabhängig von der Qualität der Vorwürfe stand gewiß eines von vornherein fest: In einer Stadt, in der man - überspitzt - die Schweineställe nach katholisch und evangelisch unterschied, mußte der von allen evangelischen Geistlichen des Augsburger Kapitels erhobene Vorwurf, der neue Senior vertrete in seinem Buch katholisierende Thesen, höchste Brisanz haben. Konkret bezog man sich auf Urlspergers kürzlich erschienenes Trostbuch für Kranke und Sterbende,29 und hier vor allem auf einen ganz besonderen Abschnitt. Der Autor dieser Passage - es ist nicht Urlsperger30 - versuchte, sich an die 25

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Christi Wahmung: Halt / was du hast / daß niemand deine Crone nehme: Den Evangelischen in Augsburg, Durch gründliche Wiederlegung Des Urlspergischen / Pietistischen und Pabstentzenden Sendschreibens / Zu Gemüthe gefuhret / Von Einem aufrichtigen Glaubens-Genossen In Nieder=Sachsen. Anno Christi. 1725. Unterricht Von Dem Zustand der Seelig=Verstorbenen nach dem Todt / in Ansehung der hinterlassenen noch Lebenden / als eine abgenötigte Antwort Auf Die gemachten Einwürffe Des So genannten Ch. Leberecht Petraei V.D.M. In seinem falschlich= gemachten Schrift=mäßigen Unterricht / daß in Herrn Samuel Urlspergers, Pastoris bey St. Anna und Senioris in Augsburg Schnfftmäßigen Unterricht vor Krancke und Sterbende / theils anstößige Redens=Arten / theils aber offenbahr=falsche Lehren sich befinden / Von H.G.A.I. Anno 1725. S. Urlsperger: Ein Evangelisches Lätare, Oder Erste Prob=Predigt. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 20. SB Berlin: Nachlaß August Hermann Francke (Anm. 6). S. Urlsperger: Der Krancken Gesundheit Und der Sterbenden Leben. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 17. Da Urlsperger das Buch zu verantworten hat, spielt die Frage nach dem Verfasser im Streit keine größere Rolle. Urlsperger nennt den wahren Autor offenbar nur vertraulich gegenüber

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Grenze zwischen Diesseits und Jenseits heranzutasten, und formulierte in diesem Zusammenhang einige Thesen, die diese Grenze durchlässig erscheinen lassen. So findet sich der Satz, daß Gott durch seine Engel öfters die Lebenden benachrichtige von dem, was in der Ewigkeit geschieht.31 Und umgekehrt bestehe kein Zweifel, daß durch die Engel die Verstorbenen vom Schicksal ihrer Angehörigen hier in der Welt benachrichtigt werden.32 Ebenso brächten neu Verstorbene Informationen aus der diesseitigen in die jenseitige Welt. Ein dritter Angriffspunkt ist die These von der oftmahligen sehr lieblichen Erfahrung, da man nicht nur im Traum, sondern mit wachenden Augen, öfters die seinige[n] erblicke, vornehmlich in der letzten Todes-Stunde.33 Während dieser dritte Satz Urlsperger vor allem den Vorwurf der Schwärmerei einbringt, fuhren die anderen beiden Sätze angeblich direkt in das Feld der Heiligenverehrung hinein. Gibt es eine Kommunikation vom Diesseits ins Jenseits, dann mache es auch Sinn, Heilige um ihre Fürbitte bei Gott anzurufen - mit fatalen Folgen für die evangelische Rechtfertigungslehre. Die Katholiken müßten sich angesichts dieser Thesen die Hände reiben. So jedenfalls sehen es die Gegner Urlspergers, und in diesem Sinn erheben sie ihre Anklage gegen ihn. Andere unverdächtige Zeitgenossen haben die Angelegenheit weniger dramatisch beurteilt: In Valentin Ernst Löschers 'Fortgesetzter Sammlung von Alten und Neuen Theologischen Sachen' von 1724 findet sich das sehr moderate Urteil: Die Lehre von dem Nexu der Todten und Lebendigen, sonderlich von der Wissenschafft der Verstorbenen, wie es mit uns stehe, wird etwas weit getrieben34 Urlsperger und seine Freunde haben sich darauf berufen.35 Freilich erst 1725, in der zweiten Phase des Streits.

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Freunden. Am 22.3.1725 schreibt er an Francke, bei den besonders angefochtenen Passagen handle es sich um das Exzerpt einer Predigt des Stuttgarter Diakons Öchslin, die dieser 1717 ganz unter dem Eindruck des eben geschehenen Todes Andreas Adam Hochstetters gehalten habe. SB Berlin: Nachlaß A.H. Francke (Anm. 6). Fol. 164f. Vgl. S. Urlsperger, Der Krancken Gesundheit (Anm. 29) S. 767. Vgl. S. Urlsperger, Der Krancken Gesundheit (Anm. 29) S. 767. Vgl. S. Urlsperger, Der Krancken Gesundheit (Anm. 29) S. 769. Fortgesetzte Sammlung von alten und neuen theologischen Sachen Bd. 24. 1724. S. 895f. Vgl. S. Urlsperger (Anm. 15) S. 13.

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Die Phasen des Streites Der Widerstand gegen Urlspergers Berufung Der Mann, der den Streit auslöste, hatte allen Grund, Urlsperger und der evangelischen Obrigkeit gram zu sein. Es war Georg Ruprecht, Diakon bei St. Anna und, wie gesagt, aussichtsreichster Konkurrent Urlspergers im Berufungsverfahren.36 Er hatte die 'anstößigen' Stellen gefunden, Weidner und dessen Diakon bei St. Ulrich, Esaias Schneider, machten die Sache dann öffentlich. Es gelingt ihnen, Senior Lomer für ihre Vorwürfe einzunehmen.37 Lomer ist in einer mißlichen Lage. Er ist krank und muß daher Weidner das Feld überlassen.38 Zudem ist unbestreitbar, daß er selbst in zwei antikatholischen Streitschriften der Jahre 1699 und 1700 einer Argumentationslinie gegen die Heiligenverehrung gefolgt ist, die sich mit den betreffenden Passagen des Krankenbuchs nicht vereinbaren läßt.39 Andererseits weiß Lomer sich Johann von Stetten verbunden. Er teilt dessen Kritik an den geistlichen Verhältnissen in Augsburg. So gelingt es von Stetten, Lomer zu einem Vermittlungsversuch zu bewegen.40 Lomer schreibt am 11.2.1723 an Urlsperger, benennt das Problem und schlägt vor, Urlsperger solle zur Beruhigung der Gemüter eine Erklärung abgeben und seine Bereitschaft signalisieren, die betreffenden Passagen bei der nächsten Auflage zu korrigieren.41 Aber Urlsperger unterschätzt die Situation. War er zu selbstsicher? Lomers Brief läßt er unbeantwortet.42 In einem Brief an seinen Augsburger Freund Chri36 37

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StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 93a. Johann von Stetten berichtet: Am 9.2.1723 kommen die beiden Prediger von St. Ulrich zu Lomer und zeigen ihm die irrige propositiones in H. Urlspergers Kranckenbuch p. 764seqq de Apparitionibus beatorum an. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 114a. Am 10.2. beschließt der Konvent unter Leitung Weidners, daß die Thesen Urlspergers in Augsburg nicht geduldet werden können und man daher bei der Obrigkeit Anzeige erstatten werde. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 90a und 114a. Vgl. den Brief Lomers an Urlsperger: StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 90a und 166a. Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. Π. Fol. 114a. Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 166a und b. Mit gleichem Datum geht auch ein Brief Christian Rendes an Samuel Urlsperger, der inhaltlich mit dem von Lomer weitgehend übereinstimmt. Rende schreibt ausdrücklich als Mittelsmann Johann von Stettens. Sein Brief soll Urlsperger offenbar signalisieren, daß Lomers Vorschlag von Urlspergers Augsburger Freunden mitgetragen wird. Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 161f. Man hat diesen Affront in Augsburg deutlich zur Kenntnis genommen. Vgl. E. Schneider, Beweiß (Anm. 23) S. 44. Doch hatte wohl auch ein Brief Urlspergers nichts mehr ändern können. Auch der Brief an Rende ist nämlich erst am 23.2. angekommen. Das Ministerium hat aber bereits am 21.2. Anzeige erstattet. Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 89a.

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stian Rende, den Inspektor des Armenkinderhauses, geht er auf den Vermittlungsvorschlag nicht ein. Er sieht sich im Recht und in seinen Vorurteilen gegenüber der streitsüchtigen Augsburger Pfarrerschaft bestätigt.43 In Augsburg setzt sich unterdessen Weidner durch. Am 21.2. informieren er und Lomer den evangelischen Stadtpfleger Paul von Stetten.44 Am 22.2. übergibt Lomer dem evangelischen Geheimen Rat eine Aufstellung der beanstandeten Sätze in Urlspergers Buch.45 Alle 13 an den Augsburger Kirchen tätigen Geistlichen haben die Anzeige unterschrieben.46 Die Anzeige ist schroff formuliert. Urlsperger soll seine Aussagen widerrufen. Andernfalls will man sich auf keine Diskussion einlassen, sondern unverzüglich auswärtige theologische Gutachten einholen. Bis zur endgültigen Klärung wird jede Zusammenarbeit mit Urlsperger ausgeschlossen. Ein Kompromiß scheint fast unmöglich. Auch wenn der Geheime Rat weiterhin an einer schnellen Lösung interessiert bleibt,47 hat das Ministerium einen ersten Erfolg erzielt. Das normale Berufungsverfahren ist unterbrochen. Man will Urlspergers Erklärung zu den Vorwürfen abwarten. Urlsperger, seit 24.2. in Augsburg, übergibt seine Erklärung am 28.2.1723.48 Er verweigert kategorisch jeden Widerruf und beruft sich auf die Liberias Evangelica in non necessariis. Zurecht kann er darauf hinweisen, daß die württembergische Zensur seine Schrift nicht beanstandet habe. Allerdings hätte er sich im paritätischen Augsburg vorsichtiger gezeigt. Er macht einen Kompromißvorschlag: er werde nicht nur in Augsburg die betreffenden Aussagen niemals predigen, sondern sei auch bereit, die Passagen bei der nächsten Auflage des Buches zu ändern. Dazu wolle er sich der Zensur seiner Kollegen unterwerfen. Offenbar haben ihn hier seine Augsburger Freunde beraten.49 Abschließend appelliert Urlsperger an die Obrigkeit, seine Berufung nun rasch zum Abschluß zu bringen. 43

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Vgl. den Brief Urlspergers an Rende vom 16.2.1723. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 163. Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. la. Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. lb und 2. Am 25.2.1723 übergibt das Kapitel eine zweite, nachgebesserte Fassung der Anzeige. Sie ist unterschrieben von Senior Lomer von der Barfüßerkirche, den Pfarrern Johannes Weidner (St. Ulrich), Philipp Gottfried Harder (Hl. Kreuz), Gustav Adolf Jung (St. Jakob), Hieronymus Meiding (Spital), den Diakonen Georg Ruprecht (St. Anna), Esaias Schneider (St. Ulrich), Johann Gottfried Essich (Barfüßer), Johann Friedrich Pfeffel (Barfüßer), Friedrich Renz (Hl. Kreuz), Abraham Wagner (Barfüßer), Samuel Wiedemann (Barfüßer) und Andreas Degmair (St. Jakob). Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 3 und 4. Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 6. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. 1. Nr. 7. Die Erklärung ist außerdem abgedruckt in: E. Schneider, Beweiß (Anm. 23) Beylage A. Urlsperger hat seine Erklärung zumindest mit Johann von Stetten abgesprochen. Dies geht aus einem leider undatierten Brief Rendes an Urlsperger deutlich hervor: Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 22.

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Doch die Gegner geben sich noch lange nicht geschlagen. Am 2.3.1723 tagt der Oberkirchenkonvent. Alle Prediger erklären sich unzufrieden mit Urlspergers Deklaration.50 Urlsperger soll konkret Stellung beziehen. Eine Deputation der Geistlichen, bestehend aus den Pfarrern Weidner und Harder, der den erkrankten Lomer vertreten muß, sowie Diakon Ruprecht, soll nun die verbliebenen Einwände mit Samuel Urlsperger selbst erörtern.51 Am nächsten Tag trifft man sich.52 Urlsperger verspricht, die Passage bei der nächsten Auflage vollends wegzulassen und erklärt, mit dem Ministerium in allen antikatholischen Lehrsätzen übereinzustimmen. Man geht freundschaftlich auseinander. Die Sache scheint ausgestanden. Doch Weidner legt noch einmal nach. Am Nachmittag gelingt es ihm, eine Mehrheit des Ministeriums dafür zu gewinnen, auch diese neue, von Weidner ja selbst mit ausgehandelte Deklaration Urlspergers abzulehnen. Urlsperger soll eingestehen, daß er selbst unrecht, das Ministerium aber recht hatte.53 Doch für den Evangelischen Magistrat ist die Sache abgeschlossen.54 Weidners neuer Vorstoß wird von Johann von Stetten scharf zurückgewiesen, und das Berufungsverfahren nimmt seinen regulären Fortgang.55 Es folgt am 5.3.1723 die 'Gewöhnliche Conversation', in der der neu zu berufende Prediger in einem Gespräch mit seinen Kollegen seine Rechtgläubigkeit unter Beweis zu stellen hat.56 Am 7.3. hält Urlsperger seine zwei Monate später gedruckte erste Probepredigt 'Ein evangelisches Lätare [...]'.57 Weidner hatte schließlich, nachdem Urlsperger seine zweite Probepredigt am 10.3. gehalten hatte, die für ihn zweifelhafte Ehre, als Vertreter Lomers der St. Anna-Gemeinde Samuel Urlsperger als ihren neuen Pfarrer und Senior zu präsentieren.58 Am 21.3.1723 hält Urlsperger seine Antrittspredigt in St. Anna. Er ist am Ziel. Wie sehr ihm an dieser Stelle gelegen war, läßt sich vielleicht am besten daran ablesen, daß er am 1.3.1723, mitten in den heißesten 50

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StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 11 (Sitzungsprotokoll mit den Voten der einzelnen Prediger). Nr. 12 (Votum Lomers). Nr. 13 (Votum Weidners). StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 11. Wir sind über den Verlauf des Gesprächs, das Ruprecht protokolliert hat, ausfuhrlich unterrichtet: StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 14 und 15. Vgl. auch E. Schneider, Beweiß (Anm. 23) S. 57ff. So schildert es Johann von Stetten: StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 116a. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 16. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 116a.b. Vgl. die Schilderung Urlspergers: StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 92b und 93a. Ein Protokoll des eigentlichen Lehrgesprächs existiert leider nicht. S. Urlsperger (Anm. 27). Die Kontroverse der vergangenen Woche findet in dieser Predigt nur einen indirekten Niederschlag, wenn auch die eingeweihten Geistlichen manchen Satz auf die zurückliegende Diskussion bezogen haben mögen. Auffällig ist, wie häufig sich Urlsperger ausdrücklich zur evangelisch-lutherischen Lehre bekennt. Die Obrigkeit und die versöhnlich eingestellten Prediger mit Lomer, Harder und Ruprecht an der Spitze waren damit vollauf zufrieden, die erklärten Gegner mußten sich auf die Zunge beißen. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 94b.

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vielleicht am besten daran ablesen, daß er am 1.3.1723, mitten in den heißesten Kämpfen, ein doch scheinbar wie gelegen kommendes Angebot Franckes, als Nachfolger des verstorbenen Johann Daniel Herrnschmid nach Halle zu gehen, ablehnt. Er hat dafür gewiß Gründe gehabt.59 Aber erstaunlich bleibt es schon.

Letztes Aufbäumen der Gegner: Der Kampf mit 'Petraeus' Urlsperger selbst war sich sehr wohl bewußt, wie brüchig der Friede im Augsburger Konvent war.60 Besonders Schneider tut sich hervor. In Predigten im März 1724 erklärt er, es sei nicht verwunderlich, daß in Augsburg so viele Evangelische zum Papsttum abfallen, da man sich auf evangelischer Seite nicht entblöde, öffentlich päpstliche Lehren zu verbreiten.61 Eine Eingabe an den Magistrat soll die Vorwürfe bekräftigen.62 Doch der Magistrat beschließt, die Dinge auf sich beruhen zu lassen.63 Als Weidner im Sommer 1724 versucht, Urlsperger angesichts der Verzögerung einer Neuauflage des Krankenbuchs durch einen gemeinsamen Entschluß des Konvents zu einer erneuten Erklärung zu zwingen, weigern sich Lomer, Harder und Ruprecht, diesen Beschluß mitzutragen.64 Die einheitliche Opposition des Ministeriums gegen Urlsperger ist endgültig zerbrochen. Vor allem Lomer steht von nun an seinem Mitsenior deutlich näher als dessen Widersachern. Anfang 1725 scheint eine gewisse Beruhigimg einzutreten.65 Doch die Ruhe täuscht. Am Abend des 11.3.1725 bringt Lomer Urlsperger die Schrift eines gewissen 'Petraeus',66 die aus Leipzig über Nürnberg kommend seit kurzem bei den Buchhändlern Merz und Mayer in Augsburg zu haben ist. Dieser im Ton teilweise sehr polemische 'Schrifftmäßige Beweiß [...]',67 der sich durch die Vorrede als durch Gewissensnöte verursachtes Werk eines auswär59

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Gegenüber Francke begründet Urlsperger seine Absage damit, daß er sich einer Lehrtätigkeit nicht gewachsen fühlt. SB Berlin: Nachlaß A.H. Francke (Anm. 6). Fol. 160. So fugt er etwa, als er im Mai 1723 seine Probepredigt in Druck gibt, dieser ein Glaubenszeugnis des verstorbenen Magdeburger Generalsuperintendenten D. Johann Fischer bei, um nochmals seine Orthodoxie zu bezeugen. S. Urlsperger (Anm. 27) S. 77ff. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. IV. Fol. 8. Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 577 (Anm. 21) Nr. 7. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 574: Acta publica einige Predigten Herrn Diak. Schneiders betr. 1723. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. IV. Fol. lOf. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 96b und 97a. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 97b. Vgl. den Bericht Johann von Stettens: StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 577 (Anm. 21). 12. Mart[ius]. Vgl. Anm. 23.

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tigen, Urlsperger eigentlich positiv gegenüberstehenden Theologen vorstellt, bringt in der Sache wenig Neues. Ein erstes Kapitel notiert anstößige Dinge und Redensarten in Urlspergers Krankenbuch. Die zehn aufgeführten Punkte, zum Teil alte Vorwürfe aufnehmend, wirken recht konstruiert und haben eher die Funktion, durch die Fülle etwas Eindruck zu machen. Die Botschaft lautet: Urlsperger fehlt es auf breiter Linie an Glaubenstreue. Die eigentlichen, qffenbahre[n] und an dem Pabstthum schon längst gestrafte[ri\ lrrthümer folgen im zweiten Kapitel. Hier finden sich, breit behandelt, die bekannten drei Thesen betreffend den Nexus zwischen Diesseits und Jenseits. Hinzu kommt eine vierte These des Krankenbuchs, die ebenfalls bereits 1723 angesprochen wurde. Diese lautet: Würde die katholische Kirche den Artikel von der Rechtfertigung richtig lehren, etwa im Sinne Anselms von Canterbury, so könnte sich wohl ein Weg zur Vereinigung finden. Ihre Brisanz erhält die Schrift des Petraeus aber weniger durch ihre theologische Argumentation. Bedeutsam ist vielmehr zweierlei: Erstens sind nun der Streit und die Zweifel an Urlspergers Rechtgläubigkeit endgültig öffentliche Angelegenheit, und das nicht nur in Augsburg. Und zweitens wird die evangelische Obrigkeit von 'Petraeus' recht unverhohlen als Förderer und Kumpan des Irrlehrers Urlsperger herausgestellt. Diesem Zweck dient das dritte Kapitel, das beansprucht, einen historischen Abriß der Ereignisse zu Beginn des Jahres 1723 zu liefern. Stützen will der Autor seine Darstellung durch die Anfügung zweier interner Augsburger Dokumente, nämlich der beiden Erklärungen Urlspergers vom 28.2. und 4.3.1723. Der evangelische Magistrat ist zum Handeln gezwungen. Auf Antrag Urlspergers wird ein amtliches Verfahren eingeleitet und der Verkauf der Schrift in Augsburg untersagt.68 Urlsperger bekommt darüber hinaus die Möglichkeit, sich in einer öffentlichen Erklärung am 14.3. und mit einer Gegenschrift zu verteidigen.69 Das vom Geheimen Rat eingeleitete Verfahren bringt in kriminalistischer Kleinarbeit folgendes ans Licht:70 Die Schrift wurde nicht in Leipzig, sondern in Ulm durch Christian Ulrich Wolff gedruckt.71 Dieser gibt bei seinem Verhör durch den Ulmer Magistrat an, er habe das Manuskript aus Augsburg von seinen beiden Schwägern Merz und Mayer bekommen und 1 500 Exemplare dann nach Augsburg zurückgesandt. Die Augsburger Buchhändler werden unter Androhung von Strafen verhört.72 Sie sagen aus: Diakon Schneider habe ihnen das Manuskript übergeben, sie im Auftrag des anonym bleibenden Autors bezahlt und ihnen die Anweisung erteilt, die fertigen Exemplare nach Leipzig zu senden. 68 69 70

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StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 577 (Anm. 21). 12. Mart[ius], StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. V. Nr. 2 und Nr. 6. Die umfangreichen Untersuchungen des beauftragten Bürgermeisters Daniel WolfF sind ausführlich dokumentiert: StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. V. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. V. Nr. 36^3. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. V. Nr. 44-55 und Nr. 65-68.

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Von nun an konzentrieren sich die Untersuchungen ganz auf Schneider, der bereits zuvor einmal verhört wurde. Damals hatte er in sehr aggressivem Ton den Magistrat der Kumpanei mit Urlsperger bezichtigt und gedroht, die Sache vor das Corpus Evangelicorum in Regensburg zu bringen.73 Nach langem Hin und Her bestätigt Schneider am 30. Mai die Aussagen der Buchhändler, weigert sich aber, den Namen des Autors zu nennen.74 Nachdem er dies in einer neuerlichen Vernehmung bekräftigt75 und sich auch von Lomer und Weidner nicht zur Preisgabe des Autors bewegen läßt,76 beschließt der evangelische Geheime Rat, die Sache vor das evangelische Plenum, also die evangelischen Mitglieder des Kleinen Rates, zu bringen. Dieses beschließt am 23.7.1723 mit Mehrheit die sofortige Suspendierung Schneiders.77 Am folgenden Tag wird sie ihm gegenüber ausgesprochen.78 Zwei Wochen zuvor, am 11.7.1725, ist mit Genehmigung des Magistrats gegen den Willen mehrerer Geistlicher79 Urlspergers Verteidigungsschrift 'Sendschreiben an einen vornehmen Theologum unserer Evangelischen Kirche'80 herausgekommen. In ihr findet Urlsperger Gelegenheit, zu den Vorwürfen des Petraeus Stellung zu nehmen. Er erklärt, warum er sein Versprechen, bei einer Neuauflage die angefochtenen Stellen zu streichen bzw. zu verändern und dies mit einer befriedigenden Erklärung zu verbinden, bisher noch nicht erfüllen konnte.81 Da der Magistrat Urlsperger eine ausführliche Darstellung der Ereignisse unter Hinzunahme des Aktenmaterials verweigert,82 muß er sich auf eine formale Entgegnung zum dritten Kapitel des Petraeus beschränken.83 Ausführlich nimmt er zu den theologischen Vorwürfen Stellung. Dabei verfolgt er weiter die 1723 begonnene Linie: In der Sache zeigt Urlsperger sich kompromißbereit. Extreme Formulierungen des Krankenbuchs werden abgeschwächt. Nirgends aber findet sich ein direktes Eingeständnis theologischer Fehler oder gar ein Widerruf. 73

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Das Verhör fand am 26.3.1725 statt, nachdem Schneider schon damals durch Äußerungen verschiedener Personen in Verdacht geraten war. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. V. Nr. 33. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. V. Nr. 70 und Nr. 81. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. V. Nr. 91. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. V. Nr. 117f. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. V. Nr. 127f. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. V. Nr. 131. Auch die Verleger Merz und Mayer werden vom Magistrat verurteilt: zunächst zu acht, dann doch nur zu drei Tagen Turm bei Wasser und Brot. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. V. Nr. 120 und Nr. 122. Da Mayer die Sache vor Antritt der Strafe vor den gesamten, evangelischen und katholischen Magistrat bringt, kommt es zu einem langwierigen interkonfessionellen Rechtsstreit, der noch 1728 andauert. Ein kurioser Beleg für die lähmende Wirkung der Parität: StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. IV. Fol. 51-74. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. V. Nr. 109-113. Vgl. Anm. 24. S. Urlsperger, Sendschreiben (Anm. 15) S. 7-9. S. Urlsperger, Sendschreiben (Anm. 15) S. 16. S. Urlsperger, Sendschreiben (Anm. 15) S. 16f.

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Schneider hat seine Drohung wahr gemacht und sich am 4.8.1725 an das Coipus Evangelicorum beim Reichstag in Regensburg mit der Bitte um Beistand gegen den Augsburger evangelischen Magistrat gewandt.84 Er hat hier vor allem bei den Gesandten der großen mittel- und norddeutschen Territorien offene Ohren gefunden.85 Ein Vermittlungsvorschlag, nach dem der Augsburger Magistrat dem Autor Straffreiheit zusichern solle, damit Schneider ihn nennen kann,86 wird in Augsburg zurückgewiesen. Schneider, der sich gestärkt sieht und frech auf Wiedereinsetzung dringt,87 soll weiterhin zur bedingungslosen Nennung des Autors gezwungen werden. Nim droht die Entlassung. Schneider gibt nach und erklärt am 3.9.1725, selbst der Autor der Schrift zu sein.88 Der Magistrat verlangt Abbitte. Doch Schneider weigert sich.89 Aber schließlich muß er sich fugen. Am 10.12.1725 unterschreibt er die Deprekation.90 Erleichtert wird ihm die Unterschrift von Urlsperger. Er verzichtet großmütig auf eine Entschuldigung Schneiders ihm gegenüber.91 Am 12.12.1725 darf Schneider wieder mit dem Predigen beginnen. Der Streit um Urlspergers Krankenbuch ist damit aber noch nicht beigelegt. Nur erwähnt sei noch einmal das literarische Echo in Deutschland. In Augsburg selbst versucht Weidner noch einmal einzugreifen: Es gehe nicht an, daß Urlsperger die Möglichkeit erhält, sich durch sein Sendschreiben zu verteidigen, während sich das doch ebenso betroffene Ministerium nicht äußern darf. So kündigt er bereits am 11.7.1725 eine Gegenschrift an,92 die er dann am 25.10 vorlegt.93 Aber Weidner steht auf verlorenem Posten. Am 1. November treffen sich Urlsperger und Johann von Stetten und kommen überein, die Drucklegung der Schrift liege nicht im Interesse Augsburgs. Gleichzeitig einigen sich die beiden über die theo84

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Vgl. zu den Ereignissen der folgenden Monate den 'Extractus Actorum' des Ratskonsulenten Weng. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. IV. Aufschlußreich sind auch einzelne Akten aus StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 577 (Anm. 21) und StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 552 (Anm. 19) Bd. II. Vgl. den Brief des evangelischen Ratsmitglieds Wolfgang Jakob Sulzer nach Regensburg vom 20.8.1725. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 552 (Anm. 19) Bd. II. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 552 Bd. II (Anm. 19). Das reichsstädtische Kollegium auf dem Reichstag distanziert sich allerdings von diesem 'Conclusum' und beharrt auf der alleinigen Zuständigkeit des Augsburger evangelischen Magistrats. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 577 (Anm. 21). 21.8. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. IV. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 577 (Anm. 21). 18.9. und 26.9. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 552 Bd. II (Anm. 19). StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. IV. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 20b. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 24 und Nr. 25. Die Schrift trägt den Titel: Schriftmässige Untersuchung was von Englischen Offenbarungen und von Erscheinungen der Seelig Verstorbenen zu halten seye, aus dringender Noth gestellet Von Johannes Weidner, Evangelischer Prediger und Pastore der Kirche zu St. Ulrich Aug. Conf. in Augspurg A. 1725.

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logischen Zensoren.94 Und in der Tat gelingt es Johann von Stetten, als Zensoren Lomer, Harder und Ruprecht bestimmen zu lassen.95 Wie zu erwarten, lehnen die drei wie auch die beiden politischen Zensoren, einer davon ist wiederum Johann von Stetten selbst,96 die Veröffentlichung ab.97 Am 19.6.1726 übergibt Urlsperger dem Geheimen Rat seinen Entwurf fur die Veränderung seines Buches bei der nächsten Auflage.98 Dieser wird den Zensoren und kurz darauf dem Konvent unter Ausschluß Schneiders - vorgelegt und angenommen.99 Doch die Neuauflage des Buches verzögert sich. Erst 1750, als außer Urlsperger keiner der Hauptbeteiligten des Streites mehr am Leben ist, kann mit der revidierten zweiten Auflage der Schlußpunkt unter den Krankenbuchstreit gesetzt werden.100

Zusammenfassung 1. Der eigentliche Vater des Urlspergerschen Pietismus in Augsburg ist Johann von Stetten. Ihm verdankt Urlsperger seine Berufung. Ohne ihn hätte Urlsperger die schwierigen Anfangsjahre nicht überstanden. 2. Die besonders von Helmut Schobert geäußerte These, die Obrigkeit habe im Verbund mit den Geistlichen alles daran gesetzt, das Eindringen des Pietismus in Augsburg zu verhindern,101 ist falsch. Wenn man auch bei den anderen Politikern kein vergleichbares pietistisch-reformerisches Konzept wie bei Johann von Stetten erkennen kann, so wird man doch sagen müssen: Die Obrigkeit erscheint eher als Bündnispartner Urlspergers denn als unparteiischer Richter. 3. Es ist unmöglich, ein einheitliches Urteil hinsichtlich der Augsburger Pfarrerschaft zu fallen. Die einheitliche Front der ersten Tage darf nicht täuschen, das Ministerium ist gespalten. Zwar gibt es keinen ausgewiesenen Pietisten im Kollegium. Doch etwa die Hälfte der Pfarrer mit Senior Lomer an der Spitze sieht sehr wohl die Notwendigkeit von Reformen und steht Urlsperger nach den anfänglichen Spannungen gewogen gegenüber; im Gegensatz zur anderen, streng orthodox ausgerichteten Gruppe mit den beiden Geistlichen aus St. Ulrich, Pfarrer Weidner und Diakon Schneider, an der Spitze. 94 95 96 97

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StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 577 (Anm. 21) 1.9br [1. November], StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 27f. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 41. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 35. Der entsprechende Bescheid an Weidner ergeht am 22.2.1726. Nr. 43. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 47. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 50-69. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. I. Nr. 72f. Vgl. H. Schobert, Der pietistische Einfluß (Anm. 2) S. 103.

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4. Zur grundsätzlichen Auseinandersetzung zwischen Orthodoxie und Pietismus kommen bei diesem Streit andere Faktoren hinzu. Persönliche Motive wirken ebenso mit wie das zähe Festhalten der Geistlichen am alten System, das es einer fest im Sattel sitzenden Nomenklatura bisher erlaubt hatte, die einträglichen Augsburger Posten weitgehend eigenmächtig zu verschieben. Und schließlich war es vielleicht auch ein prinzipieller Kampf um die Vorherrschaft in der evangelischen Kirche Augsburgs, den die Geistlichen gegen eine mit dem Pietismus verbündete, immer selbstbewußter werdende Laienbewegung führten und wohl auch teilweise verloren. 5. Die Bevölkerung Augsburgs hat an diesem Streit regen Anteil genommen. Vorsichtig wird man sagen können: Die höheren Schichten tendieren zu Urlsperger,102 das niedere Volk ist für die holzschnittartige Kontroverstheologie der Gegner leichter zu gewinnen.103 Selbstverständlich spielt auch die natürliche Rivalität zwischen den Gottesdienstgemeinden von St. Anna und St. Ulrich eine nicht unerhebliche Rolle.104 6. Die katholische Kirche verhält sich auffällig ruhig und desinteressiert. Selbstverständlich haben vereinzelt katholische Stimmen versucht, aus der Verwirrung in der evangelischen Kirche kleinen Profit zu ziehen. Jede entsprechende Äußerung wurde dann von der Orthodoxie aufgegriffen und verbreitet. Man benutzte die katholische Seite und die paritätischen Verhältnisse, um den eigenen, eher dünnen Argumenten die notwendige Durchschlagskraft zu verleihen. 7. Urlsperger selbst schließlich ist aus dem Streit um sein Buch grundsätzlich als Sieger hervorgegangen.105 Allerdings mußte er nicht nur zurückstecken und 102

So schreibt Urlsperger an einen württembergischen Freund in der Anfangsphase des Streits (28.2.1723): Alle Η Polit., der größte Theil der Kauffmannschajft, o[mn]ei Sapientiores unter der Gemeinde erkennen meine Unschuld; Hiegegen fehlt es [...] nicht an solchen, die von ihren Beichtv. [ätera] aufgetrieben sind. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578/11, Fol. 28b. Entsprechend beschwert sich Weidner am 5.3. bei Johann von Stetten über die Lästerey so das Ministerii ausstehe: die vermögendsten Kaufleuthe u. andere seien auf seiner [=Urlspergers] Seiten. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578/11, Fol. 116a. Und Schneider wirft 1725 ungenannten Mitgliedern der höheren Schichten geradezu pöbelhaftes Benehmen vor. E. Schneider, Beweiß (Anm. 23) S. 46. 103 Entsprechende Andeutungen finden sich öfter aus dem Munde Urlspergers: Vgl. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 578 (Anm. 3) Bd. II. Fol. 95a. Kurz vor Schneiders möglicher Entlassung sehen sich Johann von Stetten und Urlsperger gar mit einer anonymen Morddrohung konfrontiert. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 577 (Anm. 21). 3. Xbr. [= 3. Dezember], 104 So setzt sich etwa der kaiserliche Resident in Augsburg, von Garben, als Mitglied der Ulrichsgemeinde 1725 mehrfach für den stark unter Druck geratenen Schneider ein und berät diesen in seinem Streit mit dem Magistrat: StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 577 (Anm. 21). 19. Aprill, 3. 7br. [= 3. September] und 8. 9br. [= 8. November], 105 H. Schobert, Der pietistische Einfluß (Anm. 2) S. 103. Schoberts Behauptung, Urlsperger habe widerrufen und sich zumindest vorläufig seinen Gegnern gefugt, ist nicht haltbar.

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Kompromisse schließen. Der Streit hat auch seine Kräfte über Jahre gebunden und sämtliche Reformversuche gelähmt. Außerdem mußte er zur Kenntnis nehmen, daß er sich den fruchtbaren Boden für seine Arbeit zu einem großen Teil erst noch schaffen mußte. Im Zusammenspiel mit seinen Freunden versucht er von nun an, sich selbst eine Hausmacht im Ministerium zu schaffen. Es ist kein Zufall, daß die beiden nächsten neu zu besetzenden Diakonstellen in Augsburg mit Johann Ulrich Hildebrand106 und Georg Michael Preu107 an Anhänger des Hallischen Pietismus gehen. Und selbst mit seinen orthodoxen Gegnern sucht er die Zusammenarbeit. Mit Weidner, seit 1729 als Nachfolger Lomers der zweite Senior, bereitet er die Feierlichkeiten anläßlich des 200jährigen Jubiläums der Confessio Augustana vor. Es scheint durchaus eine gelungene Kooperation gewesen zu sein. Allein mit Schneider war offenbar keine Versöhnung möglich.108 Mit Schneiders Tod am 4.4.1731 scheint auch die Kritik der Augsburger Pfarrerschaft an Urlsperger zu verstummen. Wenn Kritik kam, dann kam sie von nun an von anderer Seite. Urlspergers Konfessionstreue und Kirchlichkeit hat in den folgenden Jahrzehnten keiner mehr in Zweifel gezogen. Eher hat sich mancher Augsburger Pietist enttäuscht von diesem so fest im Sattel sitzenden Kirchenfürsten abgewandt und geistliche Erbauung anderswo, etwa bei den von Urlsperger bald massiv bekämpften Herrnhutern, gesucht. Aber wer dies Urlsperger vorwirft, verkennt ihn. Urlsperger suchte, als er nach Augsburg ging, nicht ein Feld, um 'Collegia pietatis' zu gründen, obwohl er auch das tat. Dafür hätte er auch in Herrenberg bleiben können. Urlspergers Hauptinteresse galt dem Einfluß, den weltweiten Beziehungen und dem Geld, über das diese Stadt damals wie kaum eine andere im süddeutschen Raum verfügte. Er wollte aus Augsburg ein Zentrum des Hallischen Pietismus machen mit seiner spezifischen Kombination aus persönlicher Ernsthaftigkeit im Glauben, Tatkraft, die auch Geld diakonisch einzusetzen weiß, und weltweitem Sendungsbewußtsein. Dafür hat man ihn wohl auch geholt. Und das ist ihm ja auch, zumindest für einige Jahrzehnte, gelungen.

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Seit 4.2.1729 Diakon bei St. Anna. Seit 23.2.1729 Diakon bei St. Jakob. Dies belegen die vier Briefe, die Schneider 1730 an Cyprian in Gotha schreibt: Theodor Wotschke: Neue Urkunden zur Geschichte des Pietismus. In: ZBKG Bd. 9. München 1934. S. 116-123.

Die Botschaft der Predigt Samuel Urlspergers Martin Brecht

Als württembergischer Hofprediger und vor allem als langjähriger Augsburger Senior gehört Samuel Urlsperger (1685-1772) mit seinem bekannten Engagement für die Mission und die Emigranten zweifellos zu den profilierteren Pietisten des 18. Jahrhunderts. Da es bisher eine genauere theologische Einordnung Urlspergers zwischen seinem württembergischen Hintergrund und den von Halle empfangenen Anregungen nicht gab, war die ursprüngliche Absicht dieser Untersuchung eine Darstellung seiner Theologie. Ein Blick auf Urlspergers durchaus nicht unbeträchtliche Bibliographie erweist jedoch, daß ein derartiges Vorhaben lediglich modifiziert durchfuhrbar ist.1 Die Veröffentlichungen Urlspergers bestehen überwiegend aus Predigten, zumal wenn man die die Salzburger Emigranten betreffenden Schriften außer Betracht läßt. Er präsentiert sich auch mit seinen gedruckten Werken durch und durch als kirchlicher Praktiker. Dies gilt ebenfalls für die meisten seiner Veröffentlichungen, die nicht auf Predigten zurückgehen. Bei den gedruckten Predigten wird man darauf achten müssen, daß viele davon ihre Veröffentlichung bestimmten Anlässen verdanken. Sie repräsentieren weder zeitlich noch in der Verteilung auf das Kirchenjahr die gesamte Predigttätigkeit Urlspergers. So überwiegen die Veröffentlichungen nach 1750. Dennoch dürften die veröffentlichten Predigten samt einigen weiteren pastoralen Schriften ein zuverlässiges Bild seiner Verkündigung vermitteln, zumal nicht wenige von ihnen einen programmatischen Anspruch beinhalten. Damit soll freilich nicht der Eindruck erweckt werden, Urlsperger gehöre zu den ganz großen Predigern des Pietismus. Bezeichnenderweise gibt es von ihm keine Postille oder ein umfassenderes Predigtbuch. Die Ausstrahlung der gedruckten Predigten dürfte lokal begrenzt gewesen sein. An die öffentliche Bedeutung Gottfried Mälzer: Die Werke der württembergischen Pietisten des 17. und 18. Jahrhunderts. BGP 1. 1972 Berlin, New York. Nr. 2839-2930. Vgl. nunmehr die vervollständigte Bibliographie von Wolfgang Mayer in diesem Band S. 223-304.

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seiner Publikationen, z.B. über die Auswanderer, kommen die Predigten schwerlich heran. Die Untersuchung stützt sich auf die beiden reichhaltigsten Bestände von Urlspergiana in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart und in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg mit insgesamt 46 Drucken einzelner Predigten, Predigtzyklen oder anderer einschlägiger Veröffentlichungen.2 Damit ist das homiletische Werk Urlspergers zwar nicht völlig komplett erfaßt, aber die wesentlichen Aspekte dürften repräsentiert sein. Die Anordnung des Stoffes könnte systematisch nach den Hauptthemen und Genera der Verkündigung Urlspergers erfolgen. Für die Veröffentlichungen aus der Augsburger Zeit (ab 1723), also den größten Teil des Materials, legt sich eine derartige Gliederung nahe. Hingegen sollen die Predigten des Hofpredigers (bis 1718) und des Herrenberger Spezialsuperintendenten (1720-1722) in ihrer chronologischen Abfolge behandelt werden. Sie bieten einen instruktiven Einblick in die Entwicklung Urlspergers und sind zum Teil biographisch oder sachlich besonders bemerkenswert.

Der Hofprediger Urlsperger war ursprünglich einer jener württembergischen Pietisten, die sich der Gunst Herzog Eberhard Ludwigs erfreuten. Ihm verdankte er das großzügige Reisestipendium, das ihm den für seine theologische Prägung so wichtigen Besuch in Halle ermöglichte, der dann zu dem mehrjährigen Aufenthalt bei Anton Wilhelm Böhme in London führte - Erfahrungen, die aus Urlspergers Horizont nicht mehr wegzudenken waren. Nach der Rückkehr erhielt er 1713 seine erste Pfarrstelle in Stetten im Remstal, das damals Wilhelmine von Grävenitz, der berüchtigten Mätresse des Herzogs, gehörte. Ob dabei besondere Protektion im Spiel war, ist umstritten. Der Problematik des illegitimen Verhältnisses des Herzogs für das Land und die Kirche war sich Urlsperger offensichtlich von Anfang an bewußt.3 Bereits ein Jahr später setzte der Herzog gegen das Konsistorium die Ernennung des noch nicht Dreißigjährigen zum Hofprediger und Konsistorialrat durch. Einigermaßen charakteristisch dürfte die Predigt des jungen Hofpredigers über 'Das Wohl gegründete Christliche Gemeine Wesen' gewesen sein, die er am 18. Mai 1716 bei der Grundsteinlegung der Hofkirche in Ludwigsburg gehalten hat.4 Die vorherrschende Verbindung von Kirche und Staat wird bejaht. Kein Staatswe2

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4

Inzwischen sind in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg weitere Urlsperger-Drucke zum Vorschein gekommen, die mir noch nicht zugänglich waren (vgl. Anm. 1). Vgl. dazu den von Hansjochen Hancke. S. 61 erwähnten Brief Urlspergers aus dem Jahre 1713. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2843. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 8.

Die Botschaft der Predigt

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sen sei ohne Religion gegründet. Der Grundstein ist Christus, und auf diesem Fundament ist die Kirche glückselig. Die Rede greift dann die unterschiedlichsten biblischen Erwähnungen des Bildes vom Stein auf, die keineswegs alle zum Thema passen. In seinen Wortassoziationen erweist sich Urlsperger übrigens auch später nicht immer als glücklich und spursicher, obwohl ihm auch eindrückliche Verbindungen gelingen. Steine, die nicht für Brot gegeben werden dürfen, die Erwähnung der steinernen Herzen oder des Mühlsteins für die Verworfenen belegt in der vorliegenden Predigt das Interesse an ethischer Dringlichkeit. Die Rede mündet dann aber ein in eine Rühmung des Herzogs als 'Säugamme' der Kirche. Konkret erwähnt Urlsperger die Fürsorge für die evangelischen Klosterschulen, das herzogliche Stipendium in Tübingen und die neue Gründung des Gymnasiums in Stuttgart. Auch das neue Stuttgarter Waisenhaus bezeichnet er als Befestigungssäule im Land. Hingewiesen wird auf die von Halle aus betriebenen Kollekten fur Moskau und für die Mission in Ostindien (die Urlsperger selbst initiiert hatte). Dabei weist es der Prediger von sich, flattieren zu wollen. Typisch für den Pietisten ist die Erwägung, daß das Christentum nicht an feste Stätten gebunden sei, aber der feste Ort für den Gottesdienst gilt dann trotzdem als berechtigt. Am Schluß wird ein Hoch auf den Herzog ausgebracht. Wenn man Urlsperger aufgrund dieser Rede als angepaßten Pietisten bezeichnet, tut man ihm wohl kein Unrecht. Einige Wochen zuvor hatte Urlsperger bei der Taufe eines vom Herzog aufgenommenen mohrenländischen Jünglings aus Guinea in der Stuttgarter Hofkapelle über Philippus und der Kämmerer (Apg 8,26-40) gepredigt:5 Um in das Reich Gottes zu kommen, muß man Gott willig und ohne Aufschub gehorchen. Die Liebe zu den geistlichen Dingen hat vor allem anderen Priorität. Urlsperger versäumt es nicht, den Kämmerer als Ideal eines frommen Staats- und Hofmannes hinzustellen, der das Arcanum Regium lehre: Fürchte Gott! Als beste Vorbereitung auf die Taufe wird die bußfertige und gläubige Seele bezeichnet. Hier klingen pietistische Voraussetzungen für den Heilsempfang an. Ein entsprechendes seelsorgerliches Amtsverständnis findet sich in der Aussage, daß der Prediger wie Philippus nach dem Zustand des Klienten zu fragen hat. Taufbund und Taufversprechen werden mit dem unglaubwürdigen Leben der Christen kontrastiert. Die von den bösen Mächten befreiende Macht der Taufe wird mit einem großen Lutherzitat dokumentiert. Die lutherische Grundorientierung seiner Theologie dürfte Urlsperger nie zweifelhaft gewesen sein. Eine, allerdings sehr vorsichtige, Kritik am Hofleben und ein ernster seelsorgerlicher Anspruch sind dieser Predigt immerhin zu entnehmen. Die beiden folgenden gedruckten Predigten sind am 30. und 31. Oktober 1717 anläßlich des 200. Reformationsjubiläums in Ludwigsburg gehalten und für die 5

G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2842. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 7.

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Veröffentlichung vermehrt worden.6 Bei diesen Reformationsfeierlichkeiten wurde u.a. auch ein von Urlsperger aufgesetzter Lebenslauf Luthers verlesen.7 Derartige das Geschichtsbewußtsein der Gemeinde wachhaltende Darstellungen hat Urlsperger später noch mehrfach verfaßt. Es ist von der Forschung bereits wahrgenommen worden, daß die erste der Reformationsfestpredigten schon den beginnenden Konflikt Urlspergers mit dem Herzog erkennen läßt, der dann im April 1718 zur Entlassung des Hofpredigers führte. 8 Nach einer Reminiszenz in der Predigt vom 28. Oktober 1753 mußte er in den ersten Frühestunden dieses Tages vor 36 Jahren einen zur wahren und Universal-Kreuzgemeine gehörigen Kelch zu trinken den Anfang machen [...], ohne welchen Tranck er schwerlich da stehen würde, wo er itzo prediget,9 Daß Urlsperger für bestimmte Daten ein auffallendes Gedächtnis hatte, verraten seine Predigten immer wieder. In diesem Falle muß es sich um ein Vorgehen des Herzogs gegen ihn gehandelt haben, nachdem Eberhard Ludwig bekannt geworden war, daß der Hofprediger Nachforschungen wegen des Konkubinats des Landesherrn angestellt hatte. Die zwei Tage später gehaltene erste Reformationsfestpredigt ließ das sehr nötige Wort Buße erschallen.10 Es gehe alle an, den Fürsten wie alle Stände. Der Zaun wahrer Zucht sei in der Kirche zerbrochen. Der Predigttext (Offenb 2,5) hatte es bereits in sich: Gedenke, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. Die evangelische Kirche habe es nötig, in herzlicher Buße zurück und auf das Künftige hin zu denken. Gott wird als Visitator vorgestellt. Schwerlich ohne Anzüglichkeit wird das Wort des Hofpredigers Nathan an König David nach dessen Sündenfall zitiert [2 Sam 12,5.7]: Du bist ein Mann des Todes. Die ursprünglichen Werke seien verlangt, keine platonischen Ideen oder ein bloß formales Christentum. Die Applicatio vergleicht beschämt die heutige Zeit mit dem Urchristentum oder den Anfängen der Reformation. Der Garten der Kirche sei sumpfig und morastig geworden, ohne klare Quellen. Die Kirchenzucht sei verloren, wenn sie überhaupt je da war. Es herrsche ein Syncretismus practicus mit entsetzlicher Entheiligung der Sakramente. In diesem Zusammenhang wird auch das Theater genannt, das den Pietisten immer ein Dorn im Auge war. Das Verderben an den Höfen und bei der Obrigkeit gilt als so groß, daß schwerlich jemand seine 6

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S. Urlsperger: Zwey Zeugnisse der Wahrheit. In: Celebrirung des zweyten Evangelischen Jubel-Festes. S. 83-144 und S. 11-169. Vgl. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2844. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 13. Dies wird von Urlsperger erwähnt in: S. Urlsperger: Das Verlangen der Glaubigen nach dem, was gut ist (1753) 1. Predigt. Vgl. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2875. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 169. Gustav Wais: Samuel Urlspergers Entlassung. In: BWKG 44. 1940. S. 4-27 in Korrektur von Christoph Kolb: Die Entlassung Urlspergers. In: BWKG 10. 1908. S. 31-49. S. Urlsperger, Das Verlangen der Glaubigen (Anm. 7) S. 33. S. Urlsperger, Zwey Zeugnisse der Wahrheit (Anm. 6).

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Seele retten kann. Wenn dagegen ein treuer Zeuge auftritt, rumort die Welt. Auch die Prediger kommen nicht besser weg als der Hof. Ärgernis und Ärgerliches im ganzen Handeln der Kirche werden konstatiert. Beiläufig erfährt man, daß Urlsperger schon Neujahr 1717 zur Buße gerufen habe. Unter anderem wird auf eine obrigkeitskritische Predigt Speners verwiesen. Man hat hier zweifellos eine der bemerkenswerten Fürstenpredigten des Pietismus vor sich, weshalb es erstaunlich ist, daß sie veröffentlicht werden durfte. Auf einen weithin anderen Ton ist die Predigt vom 31. Oktober über Ps 87,1-3 gestimmt." Sie handelt vom herrlichen Stand der evangelischen Kirche und von den herrlichen Dingen, die in derselben gepredigt werden. Es wird gesagt: Gott liebt die württembergische Kirche, obwohl deren am Vortag beschriebener Verfall nicht vergessen ist. Der Dank gilt der Errettung aus der papistischen Finsternis, die sehr polemisch dargestellt wird. Auffallend ist der Gedanke, das Evangelium lehre, auch einer wunderlichen (d.h. bedrückenden) Obrigkeit Untertan zu sein in Sachen, die nicht das Gewissen tangieren. Ein blühender Zustand der Kirche wird erwartet, wenn man dem Evangelium Raum gibt und die Regenten selbst gute Christen sind. Urlsperger hält daran fest, daß Gott Deutschland geliebt habe. Dies verbindet sich jedoch mit dem Eingeständnis: Wir sind ungehorsame Kinder. Die Kritik fehlt also auch in dieser Predigt nicht, tritt aber hinter den konfessionalistischen Ansatz zurück. Möglicherweise ist die Kritik in der ersten Predigt erst nachträglich erweitert worden. Es steht somit fest, daß Urlsperger nicht erst durch August Hermann Francke bei dessen Besuch in Stuttgart Mitte November 1717 - er wohnte damals bei Urlsperger - zur Konfrontation mit dem Herzog veranlaßt worden ist. Dennoch hat diese legendäre Überlieferung einen wahren Kern. Urlsperger erwähnt später, daß Francke in den dunkelsten Zeiten meines damaligen Amtslaufes ihm gesagt habe: [...] so du glauben würdest, du solltest die Herrlichkeit Gottes sehen (Joh 11,40) eine Aufmunterung, die er nicht mehr vergessen werde.12 Es muß in dieser Angelegenheit noch einen weiteren Kontakt Urlspergers mit Francke gegeben haben. 1765 erinnerte er an dessen Augsburger Predigt im Januar 1718 und an seine eigene damalige Situation, da er in dem Württembergischen unter einer großen Last von Drangsalen von Amtshalben läge, da ich den [seil. Francke] um einen recht theologischen Gewissensrath und Gemüthserleichterung in einem Brief ersucht hatte, auf das durchdringendste erquicket worden.13 Nimmt man die Zeitangabe strikt, so muß Urlsperger schon vor seiner Entlassung im April 1718 unter dem andauernden Druck des Herzogs gestanden haben. Nicht von ungefähr bezeichnete Urlsperger später in einem Gespräch mit König Friedrich Wilhelm I. Francke 11 12 13

S. Urlsperger, Zwey Zeugnisse der Wahrheit (Anm. 6). S. Urlsperger, Das Verlangen der Glaubigen (Anm. 7) Vorrede. S. Urlsperger, Von dem großen Nutzen des Hingangs Jesu Christi. S. 31. Vgl. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2892. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 210.

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als seinen geistlichen Vater.14 Daß diese Beziehung auch in den Predigten Urlspergers ihren Niederschlag gefunden hat, wird noch zu zeigen sein.

Spezialsuperintendent in Herrenberg Die nur zweieinhalbjährige Wirksamkeit Urlspergers in Herrenberg könnte man leicht übersehen. Sie weist jedoch einige interessante Aspekte auf. In das Verhältnis des Superintendenten zu seiner Gemeinde gibt die Predigt vom 1. Advent 1720 Einblick: 'Das Wort Gottes, so der Tochter Zion von dem Kommen ihres Königes gesagt worden, und noch immer gesagt werden solle, Als das erste Erweckungs-Wort in diesem Neuen Kirchen-Jahre' (Mt 21,l-9). 15 Eingangs wird zum Gebet mit dem Gefühl des Elends und der Armut aufgefordert. Der Prediger weist zunächst auf den Kairos hin: Es kommt ein Tag, da Rechenschaft von allen Kirchenjahren gegeben werden muß. Es ergeht ein kräftiges Wort, das selig machen kann, wo seine Wirkung nicht gehindert wird. Dieses Wort ist auszuposaunen durch Pfarrer, Schulmeister und einen jeglichen kraft des geistlichen Pries tertums. Damit wird ein Stichwort von Spener übernommen. Hingewiesen wird auf die jüngste Bibelverbreitung und die ostindische Mission, womit die Tätigkeit der Cansteinschen Bibelanstalt und die von Urlsperger schon früh unterstützte Missionstätigkeit hallischer Missionare in Tranquebar gemeint sind. Die Nutzanwendung fur mein liebes Herrenberg besteht in der Aufforderung: Zweifle nicht, daß er kommt. Die Bösen will er bekehren und ihnen helfen. Mit bloßem Anhören der Predigt, Besuchen der (pietistischen) Versammlungen und einer kalten Abendmahlsroutine ist es freilich nicht getan. Durchgebrochen muß es seyn. In hallischem Jargon wird auf fromme Verinnerlichung und Intensivierung gedrungen.

Die Christliche Versammlung in Herrenberg Dem Druck der Adventspredigt ist ein merkwürdiges Dokument angefügt, das Urlsperger zweifellos mit Bedacht mitveröffentlicht hat. Eine Formul, wie die vor einem Jahr angestellt gewesene Christliche Versammlung allhier, deren neue Einrichtung ein Hochfürstlicher Synodus dem Decanat-Amt übergeben, am 1. Advent-Sonntag öffentlich verkündet worden ist. 14 15

Chr. Kolb, Die Entlassung (Anm. 8) S. 13. Anm. 14. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2845. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 14.

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Es ist einer gantzen Gemeinde zu wissen zu thun, daß durch einen Hochfürstlichen Synodal-Befehl die neue Einrichtung der vor einem Jahr angestellt gewesene Christliche Versammlung dem Decanat-Amt allhier übergeben worden, da denn in dem Nahmen Gottes der Anfang künfftigen Freytag wiederum gemacht, und so weiter fortgefahren werden solle und zwar in folgender Ordnung, daß 1. den Tag betreffend der Freytag darzu bestimmet bleibe. 2. Daß es Nachmittag um zwey Uhr seinen Anfang nehme und sich um halb vier oder längstens um vier Uhr endige. 3. Daß die Versammlung mit freundlicher Bewilligung und Genehmhaltung einer löblichen Obrigkeit in der Rathstube auff dem Rathhause gehalten werden solle. 4. Daß so viel nur möglich, beyde Priester immer zugegen seyn werden. 5. Daß mit einem Gesang angefangen, hierauf von einem der anwesenden Prediger ein Seuffzer zu Gott gethan, denn das vorhabende Capitel aus der Apostolischen Geschichte verlesen und daraus eine nützliche Betrachtung angestellet, endlich aber mit einem hertzlichen Gebet und einem Gesang beschlossen werde. Dabey dann Jedermann die Freyheit haben solle, entweder wo etwas in dem Capitel onerkläret geblieben, oder wenn in dem Vortrage etwas dunckel vorgekommen, darüber zu fragen. Doch in gebührender Ordnung mit aller Bescheidenheit und Stille. Es sihet eine gantze Gemeinde, wie diese Anstalt nur derselben zu lieb angefangen wird und, daß also, wen nach dem Wort Gottes dürstet, frey kommen dörffe. Zwingen wird man niemand. Will aber solcher Erbauung sich einer nicht teilhafftig machen, der versündige sich wenigstens nicht durch freches Urtheil an Gottes Wort, thut es aber einer dannoch, oder hatte es ehedessen gethan, so wird ihm dafür keine andere Züchtigung gewünschet, als daß er endlich auch zu fragen vor seinem Gewissen genöthiget werde, [Apg 16,30]: was muß ich thun, daß ich selig werde? Ferner ist diese besondere Handlung des Worts darauff angesehen, daß man eine mehrere Gelegenheit habe, an das Herz unserer Zuhörer zu kommen. Der Zuhörer sind viel. Der Prediger nur zwey. Die Begierde bey den meisten der Gemeinde ist klein oder gar nicht nach der ewigen Gnade in Christo, so müssen denn wir Prediger auf allerhand Weise sehen, wie wir euch rege machen und ob sich ein und anderer, oder, welches uns ein Vorschmack des ewigen Lebens wäre, hauffenweiß zu Gott kehren wolle. Endlich da diese Versammlung eine gleichfalls öffentliche Handlung des Worts ist, so mögen in Gottes Nahmen Zöllner und Sünder, Huren und Ehebrecher kommen, das Wort des lebendigen Gottes wird sich nicht vor ihnen verkriechen, sondern es solle dasselbe auch auf diesem Plan getrost und frisch sie greiffen, wo möglich, daß sie alle dem Evangelio Christi unterthänig gemacht werden. Schließlich wird eine Christliche Obrigkeit um desjenigen höchsten Ober-Herren willen, deme sie Gericht halten solle, wohlmeynend erinnert und hertzlich gebeten, daran zu sein, daß wenn durch tückische und harte Hertzen, so ich doch nimmermehr von meiner lieben Gemeinde vermuthen will, auf ein oder andere Weise Unordnung zu machen versucht werden sollte, dieselbe nach der Macht, die Ihro von Gott und Gnädigster Herrschaft gegeben ist, dargegensetze und mit uns Predigern dahin trachte, daß mein Wunsch, den ich in der ersten Predigt all-

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hier gethan, in die Erfüllung kommen möge, daß unser Herrenberg ein Herberg des Evangelii werde und also das Wort Christi reichlich unter uns wohne, [vgl. Kol 3,16] damit wir in unseren Hütten mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen Liedern freudig singen mögen: Ps 68,16f, Ps 118,16-24. Das Erstaunliche an diesem Dokument ist zunächst dies, daß von dem aus Generalsuperintendenten und Konsistorium bestehenden kirchenleitenden Synodus 1720, genauer gesagt bereits 1719, eine sogenannte Christliche Versammlung genehmigt worden ist. Es muß sich dabei um ein freilich höchst eigentümlich geartetes 'Collegium pietatis' gehandelt haben. Generell wurden diese Veranstaltungen in Württemberg erst mit dem Pietisten-Reskript von 1743 gestattet. Bei der Herrenberger Versammlung handelt es sich also um einen frühen Sonderfall. Dies gilt auch fur die Ausgestaltung der Versammlung. Der Freitagnachmittag dürfte nicht unbedingt ein günstiger Termin gewesen sein. Daß die offiziöse Ratsstube als örtlichkeit zur Verfugung gestellt wurde, widerspricht an sich dem Charakter der erbaulichen Privatversammlungen. Sichtlich war damit beabsichtigt, Öffentlichkeit herzustellen. Die Beteiligung möglichst beider Prediger sollte den kirchlichen Charakter betonen. Der Verlauf bleibt ganz im Rahmen der 'Collegia pietatis'. Ausdrücklich wird den Laien Gelegenheit zum Fragen geboten, freilich soll es dabei ordentlich, bescheiden und still zugehen. Mit hartnäckigen und verbohrten Fragen drohten den Collegia immer Schwierigkeiten. Der Teilnehmerkreis ist ausdrücklich offengehalten, also kein abgesonderter frommer Klüngel. Darin besteht ein Widerspruch zum pietistischen Gemeinschaftsideal der 'Ecclesiola'. Gerechnet wird mit Kritik von Außenstehenden, wie sie schon bisher laut geworden war. Ihr wird mit einem Appell an die Gewissen entgegengetreten. Die Versammlung soll zum engeren Kontakt der Prediger mit den Gemeindegliedern beitragen. Hier bemerkt man das spezifische Interesse der pietistischen Pfarrer, nicht unbedingt das der Laienpietisten. Die ausdrückliche Einladung an die Sünder steht zwar in einer gewissen Spannung zum pietistischen Heiligkeitsideal, war aber mit der Intention der Bekehrung dennoch vereinbar. Ungewöhnlich ist die Inanspruchnahme der Obrigkeit bei etwaiger Unordnung. Wahrscheinlich richtet sich dies gegen die Gegner der Versammlung und nicht etwa gegen interne, z.B. zum Separatismus neigende Störenfriede, die es in den Jahren zuvor gerade in Herrenberg reichlich gegeben hatte. Am Schluß kommt Urlsperger - unter Hinweis auf seine Antrittspredigt (!) - mit einem typischen Wortspiel (Herrenberg = Herberge des Evangeliums) auf Speners Vorhaben hinaus, das Wort Gottes reichlicher unter die Leute zu bringen. Da die Herrenberger 'Christliche Versammlung' angeblich vom Synodus genehmigt war, muß über sie auch etwas in den Akten dieser Behörde zu finden sein. Der erwähnte Spezial-Synodalrezeß ist allerdings bis jetzt nicht zum Vorschein gekommen, wohl aber gibt das Synodusprotokoll von 1720 eine erste Aus-

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kunft. 16 Die 'Christliche Versammlung1 war um Weihnachten 1719 von dem Diaconus (zweiten Pfarrer) Georg Friedrich Zügel mit Zustimmung des Spezialsuperintendenten und des Vogts ins Leben gerufen worden. Man war zunächst nach dem Sonntagabendgottesdienst in der 'Teutschen Schul' zusammengekommen. Beteiligt hatten sich ca. 40 Personen. Als Zweck wird angegeben, nach des seeligen Speners Rath in Ecclesia Ecclesiolam zu samblen, den gemeinen Hauffen zu größerem Ernst und thätigen Christenthum zu erwecken und dem Separatismo zu währen. Abweichend von dem von Urlsperger beschriebenen Verlauf wurde eingangs von mehreren frei gebetet, danach ein Kapitel aus Arndts Büchern vom wahren Christenthum verlesen, woran sich eine Paraenesis (Ermahnung) des Diaconus anschloß. Dem folgte die Verlesung eines Kapitels aus dem Neuen Testament mit praktischer Erklärung und Anwendung. Den Anwesenden war freigestellt, ihre Gedancken zu eröffnen und beyzutragen. Als Effekt wird angegeben, daß ehemals erweckte gute Seelen, die in ihrem Eifer nachgelassen hatten, wieder in gute Bewegung gesetzt worden seien. Es sei zu einem Wachstum an geistlicher Erfahrung und im Gebet gekommen. Einige rohe Leute und gewesene harte Antipietisten seien zu Erkenntnis und Ablegung ihrer Gewohnheiten und groben Sünden, zu einem besseren Sinn gegen fromme Seelen und zu einem guten Anfang der Pietät gebracht worden. Die Separatisten seien, bis auf einen, ad reunionem cum ecclesia angetrieben worden. Behandelt hatte man die Passionsgeschichte, die Bergpredigt und den ersten Johannesbrief. Es wird nicht verschwiegen, daß die Versammlung manchen aus der Gemeinde und vom Magistrat nicht gefalle. Bei der Visitation war kritisiert worden, die Versammlungen dauerten im Winter zu lange; dies gebe zu Befürchtungen Anlaß, da der Kreis aus Personen beiderlei Geschlechts bestehe. Es seien Leute darunter, welche desto unfleißiger zur Kirche kommen, geistlich hoffärtig werden und andere verachten. Die Versammlung sei eine Tür zu Factionen und Trennungen. Gegen den Diaconus wurde allerdings nichts vorgebracht. Sein Eifer fand Anerkennung. Der Visitator hatte sich die Kritik nicht zu eigen gemacht und die Versammlung bestehen lassen. Die Magistratspersonen wurden von ihm zu fleißiger Inspection ermuntert. Die Rechtmäßigkeit der Veranstaltung begründete der Visitator mit Kol 3,16 f., ferner ex libertate fide Hum evangelica und aus dem ergangenen hochfürstlichen Edikt (welchem?). Als Entscheidung des Synodus ist am Rand notiert: Specialis möchte bedacht sein, wie diese Sach zu Winterszeit wegen der zu befürchtenden Inconventien anders könnte eingerichtet werden. Der Diaconus hatte also nach Spenerschem Vorbild ein stattliches 'Collegium pietatis' zusammengebracht. Als problematisch wurden der abendliche Termin, die Beteiligung von Männern und Frauen und die Tendenz zu frommer Absonderung empfunden. Solche Kritik wurde auch sonst an den 'Collegia pietatis' geübt. An16

Landeskirchliches Archiv Stuttgart. Synodusprotokoll 1720. 26b-27b.

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ders als der Visitator wollte der Synodus ihr Rechnung tragen. Das Ergebnis war der von Urlsperger abgekündigte veränderte Modus, der die pietistische Versammlung öffnete, die Mitwirkung der Laien zugunsten der der Pfarrer etwas zurückdrängte, aber gegen die Kritik an ihr festhielt. Diese Verkirchlichung nahm dann ihren Fortgang. 1721 wurde im Synodus berichtet: An statt der Abendpredigt wird der auf dem Rathaus gehaltene christliche Convent Sonntagabend in der Stadtkirche angestellt, diesmal ex Act. 14.17 Danach hört man nichts mehr von der Versammlung. Bei dem Herrenberger 'Collegium pietatis' hat Urlsperger vorsichtig mitgemacht. Dies besagt nicht, daß er an derartigen Veranstaltungen nur beschränktes Interesse hatte. Schon in Stuttgart hatte er sich mit gleichgesinnten Kollegen in einer kleinen Pastoralkonferenz getroffen, und in Augsburg gab es später eine als Predigtwiederholungsstunde deklarierte Zusammenkunft.18 Bezeichnenderweise riet Urlsperger aber 1739 hinsichtlich der Informationen über Erbauungsstunden sowie über Bekehrungserlebnisse in Eben-Ezer (Georgia) zur Zurückhaltung.19 Zu erwähnen ist noch eine Anfrage des Konsistoriums an Urlsperger vom 9. Juni 1722 wegen Änderungen des Katechumenenunterrichts ohne vorherige Mitteilung,20 deren Beantwortung jedoch nicht vorliegt. Vermutlich hatte Urlsperger wie viele pietistische Pfarrer in diesem Bereich Neuerungen vorgenommen.

Eine Büß- und eine Passionspredigt Für den 26. Januar 1721 war in Württemberg wegen einer drohenden Pestilentzialischen Seuche ein Bußtag angeordnet worden. Urlsperger legte den vorgeschriebenen Text Lk 13,2-9 an diesem sowie an zwei weiteren Bußtagen im Februar und im September unter den drei Aspekten Die Exemplarische, Schuldige und Eilfertige Besserung21 aus; das Vorwort des Drucks zeigt sich enttäuscht, daß kein rechtschaffener Ernst und keine Demütigung vorhanden seien. Die Gemeinde urteile Sich-Bekehrende oder Rückfällige ab und fühle sich durch Heuchler bestätigt. Man bemerkt hier etwas von den typischen Animositäten in der Gemeinde gegen die Pietisten. Gegen den Richtgeist in der Gemeinde will Urlsperger zwischen Schwachheitssünden und Todsünden unterschieden wissen. Pietistische Theologie mußte bei den Bekehrten diese problematische Differenzierung vor17 18 19 20 21

Landeskirchliches Archiv Stuttgart. Synodusprotokoll 1720. 28a. S. unten Martin Brecht: Samuel Urlsperger und der Hallische Pietismus. S. 165f. und S. 172. AFrSt, 5 A 8:1. Landeskirchliches Archiv Stuttgart. A29 1972 Herrenberg. Nr. 25. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2846. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 15.

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nehmen, um der auch noch bei ihnen vorhandenen Realität des 'Alten Adam' Rechnung zu tragen. Zugegeben wird allerdings, daß sich viele für bekehrt halten, die es gar nicht sind. Zwischen den tatsächlichen oder den angeblichen Frommen und der übrigen Gemeinde befindet sich der Prediger in einer schwierigen Situation. War doch die Gemeinde noch vor kurzem durch den betrüblichen Separatismus auch in ihrem äußerlichen Bestand zerschellet worden. So geht es dem Prediger mit der Gemeinde wie mit einem Trunckenen, dem man nicht aufs Pferd helfen kann. Immerhin sei man auch in der Gemeinde der Ansicht, daß es Zeit sei, sich des Verfalls anzunehmen. Urlsperger konnte bei manchen auch bereits kräftige Rührungen, also eine erste Stufe innerhalb des von Francke konzipierten Bekehrungsprozesses konstatieren. Mit dem Ruf: Bessere dich Württemberg, bessere dich Herrenberg soll eine Erweckung im Vaterland und in der Stadt erreicht werden, die vor der Strafe Gottes, wie sie sich mit der Epidemie in Frankreich bereits vollzieht, bewahrt. Als Fürsprecher bei Gott gelten die Stillen im Lande. Dringend ist die Buße, weil die gegebene Frist verstreichen kann. Urlsperger hat immer wieder die ernste Vorstellung vom festen Büß- und Gnadentermin vertreten, die bereits in den Jahrzehnten zuvor von der lutherischen Orthodoxie aufgrund der Universalität der Gnade kritisiert worden war. Moniert werden die Exzesse und Üppigkeiten bei Kirchweihen und das privilegierte Rausch-Trincken sowie die wilden und rohen Tänze bei Hochzeiten. Die Vereinigung von Kirche und Tanzboden bei dieser Gelegenheit ist für Urlsperger eine Unmöglichkeit. Diese typischen Konkretionen wirken doch etwas marginal. Urlsperger sieht Gottes Gericht bereits auch über Herrenberg heraufziehen und weist dafür auf plötzliche Unglücks- und Todesfälle hin. Urlspergers Interesse an einer Passionsfrömmigkeit wird bereits in der Predigt vom Sonntag Reminiszere 1722 erkennbar, der er den Titel gab: 'Eines andächtigen Passions-Hertzen Christliches Stunden-Glas Oder Eine kurtze Einleitung in die Geschichte von Jesu Leiden und Tod, Als eine Anweisung, Wie man sich alle zwölf Stunden eines jeglichen Tages eines oder des andern Stücks von dieser Geschichte heilsamlich erinnern könne'.22 Die Anlage wirkt archaisch, und Urlsperger gesteht eingangs selbst ein, daß er von seiner sonstigen Predigtmethode abweiche. Die Zahlenspielerei mußte manieriert ausfallen und war mit der Zunahme der Stunden nicht einmal mehr behältlich. Beispielsweise werden behandelt: die drei Gebete in Gethsemane und die drei Verleumdungen, die fünf Wunden, die sechs Blutvergießungen, die sieben Worte am Kreuz, die zehn Punkte der Leidensgeschichte, die elf Seligkeiten und die zwölf Jünger, unter ihnen der Verräter.

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G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2848. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 16.

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Die Gastpredigt in Augsburg Während einer Erholungsreise nach Augsburg wurde Urlsperger aufgefordert, dort am 12. August 1722 zu predigen. Er sprach über 'Vier Haupt-Bewegungs-Gründe das Hertz des Menschen zur Übergabe an Gott zu bringen'.23 Dabei handelt es sich zweifellos um eine seiner besten und eindrücklichsten Predigten, die dann zu seiner Berufung nach Augsburg beitrug. Bereits hier kombinierte er wie später häufig den eigentlichen Predigttext (Joh 3,16) mit einem weiteren Bibelwort (Spr 3,26), das die Zuspitzung und Kategorisierung des eigentlichen Textes ermöglichte. Auf diese Weise konnte der Prediger der Routine der alljährlich wiederkehrenden Predigtperikopen entkommen. Schon die Vorrede stellt wuchtig fest: Hauptzweck aller Predigten bleibt, die Herzen auf dem Weg der Buße und des Glaubens durch Christum mit Gott zu vereinigen oder darin zu befestigen. Der Prediger hofft, Erweckung bewirkt zu haben, daß es bei den Hörern nicht bei bloßen Bewegungen und Resolutionen geblieben ist, sondern daß sie durchgebrochen sind und in der Kraft des Evangeliums stehen. Das ist die Sprache der Hallischen Erweckungspredigt. Der Eingangsteil weist darauf hin, daß das Herz durch Betrug der Sünde ein Überläufer zu seinen eigenen Feinden geworden ist. Es fehle an der totalen Hingabe, nämlich der des Herzens, die doch die Voraussetzung ist, um andere Herzen zu Gott zu bringen. Dazu sind die Christen gegenüber dem dreieinigen Gott verpflichtet. Gott wird als Bettler vor der Tür des Herzens bezeichnet, der wie ein Supplikant vor dem Tor der Kanzlei seines Herrn steht. Entfaltet wird dann zunächst die allgemeine Liebe, der 'amor catholicus' Gottes gegen das gefallene Menschengeschlecht, die dem Menschen das Herz abgewinnen will. Als Argument dafür wird die ungleiche Proportion zwischen der Gabe Gottes, nämlich seinem Sohn, und der Hingabe des Herzens hervorgehoben. Darum darf nicht gezaudert werden. Der Glaube ist das Mittel, wodurch die Christen der Liebe Gottes teilhaftig gemacht werden. In der Alternative von Verlorenwerden und ewigem Leben wird ihnen hier ein Freibrief vom Tod zuteil. Die Applicatio ist voller eindrücklicher Bilder: Wir sollen Gott nicht umsonst lieben lassen, nachdem der Sündennagel aus dem Herzen gezogen ist, also uns nicht wieder festnageln und an den Sündenkarren schmieden lassen. Darum fordert der Prediger auf: Herab mit euren Hertzen von dem Sünden-Lager, hin zu Gott, dem Liebhaber, damit wir Candidaten des ewigen Lebens werden! Ο daß doch der gantze Hauffe der noch unbekehrten Sünder unter euch als ein Mann auffstünde und sagte: Nun, Herr Jesu, du hast gewonnen. Die Bitte Gottes um das Herz wird als beständiges Memoriale, als Wecker auf dem Lager, als Hüter beim 23

G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2847. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 19. Zu diesen und den beiden folgenden Abschnitten vgl. den Beitrag von F. Graßmann in diesem Band.

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Aufstehen und Niederlegen, als Zuchtmeister beim Tun und Lassen, als Hab-acht beim Umgang mit nach Hause gegeben. Die Zuhörer werden mit einem großen Baum verglichen, der nunmehr geschüttelt worden ist: Wohin wollt ihr eure Herzen fallen lassen?, in den Schooß des Vaters und in die Arme eures Hirten. Eine Gewißheit des Seelenzustandes soll erreicht werden. Wirkliche Umkehr besteht darin, sich das Herz nicht wieder stehlen zu lassen und nicht auf der alten Hefe sitzen zu bleiben. Auf von den Faul-Betten, von euren Bequemlichkeiten und Polstern, die euch der alte Adams-Sinn unterlegt hat! Den Hörern wird zugestanden, daß sie zum Teil bis an die (neue) Geburt gekommen sind, darum sollen sie Gottes Werk nicht so lässig treiben und wirklich Ernst machen. Dem Prediger geht es also um den Durchbruch. Es wird an die in Augsburg keineswegs selbstverständliche freie Verkündigung des Evangeliums erinnert. Sie ist nötig, weil der alte Eifer für die evangelische Religion abgenommen habe. Das Unkraut des Weltsinns, der Liebe zum Irdischen, der ungezähmten Frechheit, wider Gott und göttliche Wahrheiten zu reden, habe überhandgenommen. Hierbei dürfte es sich um Klagen der Vertrauensleute Urlspergers in Augsburg gehandelt haben. Dagegen wird gemahnt, das Herz ohne weiteres tergiversiren (Rückzugsbewegungen) zu Gott zu bringen. Wachsamkeit ist geboten. Keiner traue dem eigenen Herzen. Keiner meine, er könne mit Gott nicht inniger und vertrauter werden. Ist doch Gott ein solches Wesen, in welches man immer tiefer durch den Glauben eindringen kann, in dem ein unerschöpflicher Reichtum solcher Seligkeiten liegt, die die Herzen in Zeit und Ewigkeit immer mehr anziehen werden. Durch die gesteigerte Erkenntnis wird man auch fur andere erbaulicher werden. Gott hat angefangen. Nun kommt es auf das plus ultra bei den Hörern an. Gott ist bereit, die Gnade zu erzeigen, jetzt haben die Hörer zuzusehen, wie sie immer vollkommener werden. Es war also ein sprachgewaltiger Bußprediger, den man mit Urlsperger nach Augsburg holte. Von der Heilstat Gottes ausgehend, drang er energisch, aber durchaus evangelisch und nicht gesetzlich auf die entsprechende Reaktion des Menschen.

Das Krankenbuch und der anschließende theologische Konflikt Unter dem dialektisch schön formulierten Titel 'Der Krancken Gesundheit und der Sterbenden Leben' gab Urlsperger 1722 erstmals ein Buch heraus, das der Seelsorge an Kranken und Sterbenden dienen sollte. Es erlebte - nicht ungewöhnlich für dieses Genre - mehrere Auflagen und wurde so zum erfolgreichsten Werk

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Urlspergers. 24 Es gilt als das bedeutendste Krankenbuch des älteren Pietismus. Das Buch enthielt auch eine von Urlsperger erweiterte Anleitung zur Seelsorge, für angehende Kirchendiener sowie für die Angehörigen von Kranken von Johann Reinhard Hedinger (1664-1704). Einige Beiträge (Lieder) hatte der Herausgeber von Johann Albrecht Bengel und Philipp Heinrich Weißensee erbeten. Außerdem waren dem Werk eine Schrift des damaligen Nürnberger Geistlichen Bernhard Walther Marperger (1682-1746), ein Gutachten Speners sowie Gebete, u.a. von Johann Arndt, beigegeben. Das Vorwort stellt fest, daß ein derartiges Buch in Württemberg bisher gefehlt habe. Der Autor will die Kranken und Sterbenden auf die Heils- und Gnaden-Ordnung, wie sie in Buße und Glauben und in dem neuen rechtschaffenen Wesen des Geistes enthalten ist, weisen. Diß einzige reale gilt als die unverrückbare Grundlage für Patienten und Ärzte beim Umgang mit der Krankheit. Das Buch ist darum nichts anderes als ein göttlicher Büß- und Glaubens-Posaunen-Schall. Der Trost kann nicht unter Umgehung der Buße in Anspruch genommen werden. Die Kategorien entstammen dem theologischen Schema des Hallischen Pietismus. Der erste Teil ist eine Aufmunterung zur Annehmung der Heylsordnung als Leitstern und Richtschnur. Die Buße wird zwar lutherisch korrekt als Gottes Gabe und Werk bezeichnet, aber es gilt, Gottes Hand nicht zurückzustoßen, sich sogleich und nicht erst auf dem Sterbebett zur Buße bewegen zu lassen. Es werden dann zahlreiche Gebete geboten, (etwas krampfhaft) aufgeteilt auf die Wochentage, auf die geistlichen Zustände unter der Gnade, nicht unter der Gnade, für Angefochtene, Zweifelnde, Kämpfende, für unterschiedliche Krankheiten, Kuren und Behandlungen. Auch Danksagungen sind nicht vergessen. Dazu kommt ein Vorrat an Seuffzern, kurzen Bibelsprüchen oder Liedstrophen, wiederum aufgegliedert in Sparten, z.B. für Unbekehrte, Bekehrte und Bußfertige. Man wird davon ausgehen können, daß von diesen Seufzern beim Umgang mit Sterbenden vielfach Gebrauch gemacht wurde. Ein zweiter Teil bietet Betrachtungen mit neuen Gebeten und Liedern. Die Themen sind zum Teil ansprechend formuliert: Von der besten Vorbereitung auf den Tod, Schriftmäßiges Urtheil, woher die Krankheiten kommen und wohin sie zielen-, Von dem berühmtesten Arzt-, Von dem richtigsten Testament-, Von der angenehmsten Bezahlung des Arztes. Das Seelsorgebuch ist dann zunächst 1723 bei Mitgliedern der Augsburger Pfarrerschaft auf Kritik gestoßen, die Urlspergers Orthodoxie in Frage stellten und den neuen Senior auf diese Weise in Schwierigkeiten bringen wollten. Dies wurde von einer unter dem Pseudonym G. Lebrecht Petraeus erschienenen Schrift aufgenommen: 'Schrifftmässiger Beweiß, Daß in H.n Samuel Urlspergers Schrifftmässigem Unterricht von Krancken und Sterbenden theils anstössige Redens-Ar24

G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2904-2910. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 17. Endre Zsindely: Krankheit und Heilung im älteren Pietismus. Zürich, Stuttgart 1962. S. 25-31 und dann passim.

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ten, theils aber offenbar-falsche Lehren sich befinden, Samt einer Historischen Nachricht, was dißfalls in Augspurg vorgegangen' (angeblich in Leipzig, tatsächlich jedoch in Ulm gedruckt 1725). Die verschnörkelte Vorrede berichtet von einer fingierten Pastorenzusammenkunft, bei der die Kritik an Urlsperger zusammengetragen wird. Moniert wird die Warnung vor dem Aufschieben der Buße. Die Kritiker haben zutreffend bemerkt, daß Urlsperger die umstrittene Lehre vom 'terminus gratiae' vertrat. Auch die geforderte Scheidung von der Welt wird angeprangert. Urlsperger soll sichtlich in die Nähe des radikalen Pietismus, z.B. der Prophezeiungen der Rosamunde Juliane von der Asseburg, gerückt werden. Aufgegriffen werden einzelne, aus dem Zusammenhang gerissene Sätze und Wendungen, z.B. über das Gebet für die Toten. Als Verfasser entpuppte sich dann der Augsburger Diakon an St. Ulrich, Esaias Schneider, der aufgrund seiner Intrigen schließlich entlassen wurde. Urlsperger fiel es nicht schwer, sich in einem 'Sendschreiben' (1725)25 zu verteidigen, nachdem er zuvor schon den Dissens in Augsburg rasch hatte beilegen können. Für seine Auffassung vom Zustand der Toten berief er sich auf fromme Vertreter der Orthodoxie wie Philipp Nicolai und Arnold Mengering sowie auf Philipp Jakob Spener. Zudem sprang ihm ein Anonymus H.G.A.J. mit einem 'Unterricht von dem Zustand der Seelig-Verstorbenen nach dem Todt' (1725) gegen Petraeus bei. Der von Urlsperger vertretene (Hallische) Pietismus insgesamt war damals schon so etabliert, daß er nicht mehr erschüttert werden konnte. Der Vorgang zeigt allerdings bereits auch, daß es sich Urlsperger in Augsburg auf keinen Fall leisten konnte, den Ruf der Rechtgläubigkeit aufs Spiel zu setzen.26 Aber er selbst wollte wohl auch nie etwas anderes als ein pietistischer Lutheraner sein.

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G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2922. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 28. Der Streit um das Krankenbuch hat seinen Niederschlag auch in der zeitgenössischen Berichterstattung gefunden; so bei Johann Georg Walch: Historische und theologische Einleitung in die Religionsstreitigkeiten der evangelisch-lutherischen Kirche (1730-1739). Teil 3. S. 1008. Teil 5. S. 379-391 (am Schluß mit dem Hinweis auf den Streit um ein Gebetsformular 1726); Antonius Fabri: Europäische Staats-Cantzeley. P. 48. S. 116ff.; Johann Jakob Moser: Beitrag zu einem Lexico der jeztlebenden Lutherisch- und Reformirten Theologen in und um Deutschland. Teil 2. Züllichau 1740. S. 719fF. Diese Hinweise finden sich in der handschriftlichen Herrenberger Chronik des Vogts Gottlieb Friedrich Heß: Bd. 2. 1553. Württembergische Landesbibliothek Stuttgart. Cod. hist. Fol. 278 b. Heß stützt sich seinerseits auf Moser. (Diese Information verdanke ich Thilo Dinkel, Kirchheim-Ötlingen.) Vgl. außerdem Siegmund Jacob Baumgarten: Geschichte der Religionspartheyen. Hg. von Johann Salomo Semler. Halle 1766. S. 1296f.

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Senior in Augsburg Die Probepredigt Nach seiner Berufung hatte Urlsperger mit einer Prob-Predigt27 die Augsburger Gemeinde hinsichtlich seiner Orthodoxie zu versichern. Den apostolischen Graß adressierte er an die für die Kirchen- und Polizei-Sachen verantwortlichen Politiker, die Kollegen und Lehrer, die Kaufmannschaft und die Bürgerschaft, womit der Gliederung der Augsburger Gemeinde Rechnung getragen wurde. Er berief sich ausdrücklich auf das Zeugnis der Confessio Augustana. Sich selbst präsentierte er sprachlich geschickt mit seinem Vornamen als Samuel, als Bote des Friedens, der der (H)Anna, (Samuels Mutter, aber zugleich auch der Name der Gemeinde St. Anna) geschenkt worden sei (vgl. 1 Sam 1). Auf den alttestamentlichen Namensbezug der Gemeinde spielte der für biblische Anklänge sensible Urlsperger in seinen Predigten häufig an, wobei er das Verbum 'chanan' =gnädig sein mit einbezog. Text der Laetarepredigt war Gal 4,21-31, das Jerusalem, das droben ist. Urlsperger verstand darunter diejenigen, die die neue Geburt von oben haben und sich zugleich von Ismael, der nicht zu Gottes Volk gehört, trennen. Sich selbst stellte der Prediger dar als gedemütigt durch das eigene Verderben, das das Evangelium ihm aufgezeigt hat, und als angewiesen auf die Erlösung Christi. Die Rechtfertigimg durch die Werke wird abgelehnt, wohl aber wird ein Glaube erwartet, der die Heiligung wirkt. Der Prediger hofft, daß möglichst viele Gemeindeglieder zum oberen Jerusalem gehören; er benennt aber auch diejenigen, bei denen dies nicht der Fall ist, und dringt auf rechtschaffene Buße und Bekehrung. Urlsperger teilte also zumindest theoretisch A.H. Franckes Auffassung von der Kirche, die scharf zwischen den Kindern Gottes und den Kindern der Welt unterschied. Auf diesen Sachverhalt wird noch zurückzukommen sein.

Bußpredigten Urlsperger hat nicht wahllos Sonn- oder Festtagspredigten drucken lassen, vielmehr bevorzugte er ganz bestimmte Anlässe. Zum Teil hat auch seine Hörerschaft die Veröffentlichimg bestimmter Predigten erwartet. Nicht wenige der gedruckten Predigten sind Bußtagspredigten, was bei der Herkunft Urlspergers aus der theologischen Tradition Halles nicht einmal sonderlich verwundert. Seinem Selbstverständnis nach war Urlsperger eigentlich ständig Bußprediger. 27

S. Urlsperger: Ein Evangelisches Laetare (1723). Vgl. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2849. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 20.

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Unter dem Titel 'Ein Wort für Alte und Junge von dem ernstlichen Willen und Sinn der Frommen'28 veröffentlichte Urlsperger eine Bußtagspredigt von 1753 und eine Schulpredigt von 1754, beide über Ps 119,115, und widmete sie seinen Enkelkindern. Die Bußtagspredigt behandelte den ersten Halbvers: Weichet von mir, ihr Boshaften! Urlsperger kam deshalb auch hier auf seine Ekklesiologie zu sprechen. Er stellte zunächst klar, daß mit den Boshaftigen nicht dieser oder jener, sondern eine biblische Kategorie gemeint sei. Offensichtlich durfite der Prediger in der Stadt nicht zu konkret werden. Er war denn auch skeptisch: Wenig werde mit dieser Predigt ausgerichtet werden. Gefordert wird die Trennimg von den fleischlichen Menschen, mitgemeint sind die, die zum Tanz verfuhren. Man solle nicht mit den Gottlosen in Compagnien und Kräntzlein sein. Wahrscheinlich gab es mit der pietistischen Absonderung Schwierigkeiten. Die Schulpredigt handelte dann positiv vom ernstlichen Sinn der Frommen, wobei ausführlich Sir 51,18-37 zitiert wurde. Für das Friedensfest 1757 wählte Urlsperger geschickt Ps 85,8f. als Text und entfaltete von daher das Thema 'Ein Evangelisches Büß- und Friedensgebet'.29 Eingesetzt wird mit dem elenden Zustand der Sünde und mit der Erkenntnis, daß das Volk Ungnade auf sich geladen hat. Durch die Sünde ist eine Scheidewand zu Gott entstanden. Der Sünder muß darum im Gebet wieder zum Herrn kommen. Christus macht Frieden mit den bußfertigen Sündern, während die Gottlosen keinen Frieden haben. In der entsprechenden Haltung sollen die evangelischen Augsburger das Friedensgebet sprechen. Die Verheißungen von 5 Mose 28,6f. und 9f. werden auf sie bezogen. Erst das eigentliche Gebet geht konkret auf die Augsburger Verhältnisse ein. An dem auf Reminiszere 1757 fallenden Bußtag handelte Urlsperger aufgrund von Jes 59,1 'Von der Unveränderlichkeit Gottes'.30 Für den Prediger ist Gott unveränderlich in seiner Allmacht und Güte, mit denen er zu helfen vermag. Vorausgesetzt wird dabei allerdings auch die rechte, heilsame Ordnung der Buße und Bekehrung. Die Anwendung benennt drei Gruppen von Menschen, die den großen Gott zu einem veränderlichen Gott machen: Es sind zum einen die, die ohne Buße und Bekehrung selig werden wollen; sodann die, die teils aus Unglauben und bösem Gewissen, teils aus Kleingläubigkeit an Gottes Hilfe fast verzagen; schließlich die, die ein heiliges Leben für unmöglich halten, weil sie z.B. den Teufel fur viel zu stark halten. Der Prediger will zusammen mit dem Gottvertrauen auch die Bußordnung durchsetzen. 28

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G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2881. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 170. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2885. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 182. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2890. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 188.

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Am 4. Advent 1757, dem üblichen letzten Bußtag des Jahres, stellte Urlsperger wieder einmal 'Den grossen Unterschied zwischen den Kindern Gottes und den Kindern des Teufels' (1 Joh 3,10) dar.31 Das Routinechristentum wird als Selbstbetrug gekennzeichnet. Die Kinder Gottes sind identisch mit den Wiedergeborenen. Erkennen kann man sie an ihren Taten und an der Bruderliebe. Die Applicatio bezeichnet den Predigttext als scharfe Lection. Sie beruft sich dann auf Luthers Römerbriefvorrede, die den Glauben als actuoses göttliches Werk in uns bezeichnet. Dann wird gefragt: Wie hast du dich nach der Taufe als Kind Gottes gehalten? Es gelte, bußfertig zum Vater zurückzukehren, um das Kindesrecht wiederzugewinnen. Dieser Predigt schob Urlsperger 'Die Sammlung einiger Bußgedanken' 32 nach. Jeder habe sich zu fragen, wessen Kind bin ich? In einer Tabelle werden aus dem ersten Johannesbrief 30 Kennzeichen der Kinder Gottes erhoben. Dann wird erneut gefragt: Wo sind solche Kinder Gottes? Eine entsprechende Beschreibung der Kinder des Teufels schließt sich an. Für Urlsperger zerfallt die Menschheit in zwei große Reichsarmeen, die einander gegenüberstehen. Nim fragt sich: Zu welcher Armee gehörst du? Die Aufforderung lautet: Herausgetreten aus der TeufelsArmee in die Gottes! Die Argumentation ist also sprachlich anschaulich, aber nicht eigentlich konkret. Sehr streng ist die Bußtagspredigt von 1761 über 'Das Gericht der Verstockung' (2 Mose 10,27-29: Pharaos Verstockung):33 Gott straft alle, die die neue Geburt noch nicht erfahren haben, damit sie sich bekehren. Auf Sünden müssen Strafen folgen. Das allergrößte Gericht ist die Verstockung. Hier klingt wieder die Thematik des Gnadentermins an. Wer alle göttliche Rührung außer acht läßt, von dem zieht Gott seine Hand ab. Gleichwohl ist Gott nicht der Verursacher der Verstokkung. Sie ist vielmehr Sünde auf Seiten des Menschen und Gericht auf Seiten Gottes. Verglichen wird dies mit einem Menschen im Finstern, der das Licht ausschlägt. Als Folge trifft ihn Gottes Strafe. Die göttliche Verwerfung wird also anders als bei Luther moralisch begründet. Der Mensch hat Bedingungen zu schaffen, damit das Wort wirken kann. Die Unterdrückung von Bußeinsichten wird als pharaonische Buße bezeichnet. Außerdem wird vor dem Aufschieben von Buße und Bekehrung gewarnt. Wegen des jetzt ergehenden Bußrufes ist der heutige Tag Gnadenzeit. Die Gemeinde wird zwar als die Gemeinschaft der Bekehrten angesprochen, zugleich aber wird mit Johann Arndt auf Selbstprüfimg gedrungen. Umfassend, aber zunächst einmal auch wenig konkret wird beschrieben, was zum 31

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G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2887. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 183. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2886. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 185. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2891. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 198.

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ewigen Leben gehört: Gerechtigkeit und Heiligkeit, ein verklärter Mensch, immerwährende Beiwohnung Gottes und der Engel, Liebe und Frieden, volles Genügen, die himmlische, reine Wohnung, Ehre und Herrlichkeit, immerwährendes Lob Gottes und Christi samt seiner Gnade. Der scharfe Kontrast zum Schicksal der Verstockung war zweifellos beabsichtigt. Über 'Das Erbe der kleinen Herde, das ist der Glaubigen und Heiligen' (Ps 119,III) 34 predigte Urlsperger in der Leichenpredigt fur den Handelsherrn und Senior der Kaufmannschaft Johann Gullmann, sodann an einem Bußtag und an einem normalen Sonntag. Gullmann wird als einer der Stillen im Lande bezeichnet, stand also dem Pietismus nahe. Mehr als 40 Jahre war er Vorsteher des Augsburger Waisenhauses gewesen. Außerdem hatte er Waisen-, Armen- und Zuchthäuser sowie andere Anstalten und die Missionsarbeit unterstützt. Urlsperger klagt nunmehr: Die echten Gläubigen unter den Evangelischen in Augsburg haben abgenommen. Es besteht bei den Frommen das Gefühl, in der Minderheit zu sein. Der Prediger preist seine Sache bilderreich an: Das Wort Gottes, sonderlich das Evangelium, ist also das rechte Mittel, das Vehiculum, das Archiv, das Inventarium, der General- und Special-Capital-Brief der Heils- und Erbschafts-Güter der Kinder Gottes. Sooft man eine Predigt hört, wird ein Testament eröffnet. Die Bildmotive aus dem Bereich der Vermögenspapiere sollten wohl das reiche Bürgertum ansprechen. Aus dem Jahr 1753 ist u.a. auch einmal ein Zyklus von fünf normalen Sonntagspredigten mit dem Titel 'Das Verlangen der Glaubigen nach dem, was gut ist'35 überliefert. Sie beweisen, daß Urlsperger vorrangig Bußprediger war. Die Vorrede verrät einiges über sein Amtsverständnis: Es braucht nicht viele Künste, so man ein Lehrer ist (die einem öffentlichen Lehrer nöthigen Sprachen und Wissenschaften werden hie keyneswegs gemeynet oder verworfen), sich und andere selig zu machen, [...] sondern man muß nach Apostolischer Weise und nach dem Fürgang der ersten wahren Christen unter einem anhaltenden emstlichen Gebrauch der Gnadenmittel und einer fortwährenden evangelischen Gebetsübung und mit williger Aufnahme der Schmach Christi und Erduldung allerhand anderer Trübsalen in der evangelischen Bußordnung Glauben lernen, den Glauben bewahren und also zusehen, daß man rechtschaffene Früchte der Busse und des Glaubens thue. Für Urlsperger war in der Tat sein Auftrag etwas Einfaches, klar durch die Bußordnung Gegliedertes. Er beklagt jedoch überhandnehmenden Unglauben, laues Wesen, Gleichgültigkeit gegenüber Wahrheit und Lüge, Verstrickung des Dienstes Gottes mit dem Mammonsdienst und die fortwährende sündliche Gleichstellung 34

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G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2877. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 168. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2875. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 169.

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der Christen mit der Welt. Trotzdem fährt der Prediger auf dem Wagen des Evangeliums durch Dickes und Dünnes. Was sich dabei als Kot angehängt hat, fallt auch wieder ab. Wort bleibt Wort, alles andere muß fort. Die zunehmende Säkularisierung, vielleicht auch der Einfluß der Aufklärung werden zwar wahrgenommen, bewirken aber eigentlich keine Verunsicherung oder Resignation. Die Predigten selbst sind in der bereits bekannten Weise strukturiert. Die Bereitschaft zur Änderung muß da sein, sonst hilft aller Zuspruch nichts. Die göttliche Wohltat der Vergebung erkennt nur ein ehemals gottloser, nunmehr aber darüber erschrockener, zur Seligkeit reuiger und heilsam zerknirschter Sünder. Alle anderen Wohltaten, Hilfen und Errettungen werden durch die Vergebung gesegnet, gesalzt und gewürzet. Die Vergebung ist der Grund der Heiligung und des neuen Wandels. Beklagt wird, daß manche Leute am Wort Gottes überhaupt nicht interessiert sind, sondern an Fressen, Saufen und Unzucht. Es wird vom Maleficantentisch zur Gnadentafel eingeladen. Aber man hat sich zu prüfen, ob man bloß berufen oder auch auserwählt ist. Die Verächter der Gnade und der Gnadenmittel gedeihen nicht. Zu ihnen zählen blose Formalisten, Operisten und geistliche Comödianten mit ihrer elenden theatralischen Kleidung und Schmuck. Die Kritik an einem geschauspielerten Christentum läßt zugleich die alte Aversion gegen Theater und Oper erkennen. Urlsperger will das Trostwasser aus dem Bronnenkasten von Gottes Wort in die Herzensröhren leiten. Er lobt die gläubigen Häuser ohne geistlich tote Söhne und Töchter. Der Prediger fordert ein Leben, wo man sich nicht zusammen in die Hölle hinein tröstet, ohne Karten und Würfel, ohne üppiges Essen und Trinken, ohne liederliche und heillose Reden wider Gott, wider die Religion und deren öffentliche und besonders ernstliche Übung. Es wäre eine herrliche Stadt, die viele solche Häuser hat, deren Baumeister Gott selber ist, da ist gut zur Miethe sein. Aber wo gibt es diese Häuser? Der Herr reiße doch alle Sündenhäuser nieder und lasse durch das geistliche Bauamt ein neues über das andere gebaut werden. Konkret erkennt man aus der anschaulichen Rhetorik, daß sich der pietistische Lebensstil schwer durchsetzen ließ und sogar auf verbalen Widerspruch stieß. Urlsperger jedoch insistierte auf der Ordnung: Gott tröstet erst die Bekehrten, die eingeschläferten Gewissen erkennen den eigentlichen Schaden nicht. Bei der Ankunft der Salzburger Emigranten am 18. Juni 1732 in Augsburg predigte Urlsperger über 'Die Stellung der Glaubigen vor das Angesicht Christi' (Jud 20-25).36 Er hielt es fur angebracht, den theologisch bisher wenig informierten Emigranten die Heils- und Bußordnung darzulegen. Die Vorstellung des Vor-dasAngesicht-Christi-gestellt-Werden wird sogleich mit der anderen kombiniert, daß die Schafe Christi zu seiner Rechten piaziert werden. Dies geschieht zunächst in 36

G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2854. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 57.

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der Ordnung der Buße. Dabei fragt sich, ob die Übergabe der Herzen an Jesus geschehen ist. Weitere Stationen sind die wahre Selbstaufopferung, die Gewissensprüfung und schließlich die Begegnung mit Jesus, von der es heißt: Eia warn wir da. Gewarnt wird vor nicht näher bezeichneten Feinden des Kreuzes Christi in Augsburg.

Passionspredigten In Augsburg war es Sitte, daß abwechselnd einer der Prediger in der vorösterlichen Fastenzeit die gesamte Passionsgeschichte auslegte. Den Zyklus von 1746 ließ Urlsperger, dem diese Aufgabe sehr wichtig war, drucken und widmete ihn seinen Zuhörern und Beichtkindern von London bis Augsburg. Als Titel wählte er 'Das Wort vom Tod und Leben Jesu Christi als göttliche Kraft und Weisheit'.37 Damit wird schon erkennbar, daß die Leidensgeschichte von 1 Kor 1,18 her befragt wird. Die Einleitungspredigt will eine Handleitung bieten, damit die Wohltat unseres Bürgen und seiner Bürgschaft nicht vergessen werde. Man soll sich von Jesus zu ihm nehmen lassen. Dies geschieht äußerlich, indem man sich Zeit zum Lesen und Hören nimmt, und innerlich, indem man sich von der Weltliebe und den sündlichen Affekten absondert. Wer die Weisheit von oben empfangen will, muß sich vom Sündendienst freimachen. Wie auch sonst manchmal bedrängt der Prediger seine Hörer geradezu mit der Forderung, die Passionszeit nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Der Garten Gethsemane wird zum Aufhänger für die Warnung vor den Gartensünden wie Üppigkeit und allerhand Fleischeslüste. Auch hier wird wie in der Laetarepredigt die Ordnung der Buße und Bekehrung wieder vorgetragen. Weil Urlsperger 1752 wegen Krankheit nicht in der Lage war, erneut die Passionspredigten zu halten, veröffentlichte er eine sechsteilige Hinzufugung zu dem früheren Zyklus.38 Die Kategorien der Auslegung werden diesmal 2 Tim 3,16 'Alle Schrift, von Gott eingegeben' entnommen. Urlsperger geht es um eine lebendige Aneignung des Heilswerkes Christi zur völligen Beruhigung des Herzens und zur Stillung der Seele. Als Anfechtungen werden demgegenüber die verkehrtesten Sätze, die steigenden Verfolgungen und Ärgernisse der Weltweisen und ihrer Helfershelfer genannt. Damit dürfte die Religionskritik der Aufklärung gemeint sein. Außerdem wird geklagt über das ungeistliche Verhalten des äußerlichen Haufens der evangelischen Kirche, der, was fromm ist, auch bei anderen nicht leiden kann. 37

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G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2872. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 156. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2867. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 151. Die Teile 4 und 5 dieser Schrift lagen mir nicht vor.

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Wollust, Redouten (Maskenbälle), Komödien und viele andere sündliche Zeitverderbnisse werden mehr als Gott geliebt. Die Erwähnung von Redoutenhäusern und Komödiensälen läßt darauf schließen, daß es solche Etablissements in der Stadt gab. Kirchen- und Abendmahlsbesuch sind lediglich äußerliche Sitte. Auch in diesen Kreisen werden bei Gelagen böse Sätze verbreitet. Waffen dagegen bietet das Beispiel des Timotheus. Stark sind die, die das Wort mit dem Glauben vermengen, daß es zu ihrer Speise, Tranck, Arzney, Krafft und Leben wird. Das Vertrauen auf die rettende Kraft des Bibelworts ist ungebrochen. Die Züchtigung durch das Wort Gottes wird u.a. auf die Liebestätigkeit ausgeweitet: Heraus, heraus ihr Thaler und Dukaten, der Herr Jesus ist da und möchte dich gern sprechen. Man beachte, daß dabei nicht von Kleingeld die Rede ist. In der zweiten Hinzufugung wirkt sich die Heranziehung der Timotheusstelle moralisierend aus: Das Leiden Christi wird mit einem herrlich polierten Spiegel der allervortrefflichsten Tugenden verglichen. Seine Aneignung bedeutet, daß man die Lüste nicht mehr herrschen läßt. Die Mahnung, daß die Erlösimg kein Freibrief zum Sündigen sei, dürfte allerdings angebracht gewesen sein. Die dritte Hinzufugung bietet u.a. eine beachtliche Konkretion: Christus habe auch die Sünden gebüßt, die in Raths- und Gerichtsstuben, in grossen und kleinen Cabineten, bey Consultationen und Deputationen begangen werden. Politik und Rechtssprechung werden also keineswegs kritiklos betrachtet. In der sechsten Hinzufugung wendet sich der rechte Lehrer auftragsgemäß wieder gegen Mode und Galanterie sowie gegen Kritik an der christlichen Lehre. Aber er ist sich auch sicher, daß Gott noch in allen Ständen solche Patrioten hat, die das ewige Vaterland suchen. Polemisiert wird gegen einen in der Stadt kursierenden Fastenbrief eines katholischen Erzbischofs. Joseph von Arimathia wird als pius und damit wohl als Pietist charakterisiert. Ihm zur Seite wird dann der Urlsperger persönlich bekannte Carl Hildebrand von Canstein als Beispiel eines Politikers gestellt, von dem auch Theologen viel lernen können. Ο Schade, Schade, daß er nicht von Männern seines Standes, seines Ansehens, seines Vermögens mehrere Nachfolger hat. Wie fast zu erwarten, wird neben Canstein A.H. Francke mit seinem Gottvertrauen erwähnt.

Jubiläumspredigten und Jubiläen Mit der Stadt Augsburg sind zwei Ereignisse der protestantischen Kirchengeschichte namentlich verbunden: die Confessio Augustana von 1530 und der Religionsfiriede von 1555. Außerdem verdankte die evangelische Kirche in Augsburg dem Westfälischen Frieden von 1648 die Garantie ihres Bestandes und die Rückgabe ihrer kirchlichen Gebäude, woran das jährliche Friedensfest erinnerte. Im evangelischen Augsburg gab es darum ein besonders ausgeprägtes Geschichtsbe-

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wußtsein. Urlsperger mit seinem Gedächtnis für persönliche und historische Daten stellte sich bereitwillig in diese Tradition. Die Predigt zum Friedensfest 1748 über 'Das dreyfache königliche Jubelwort' (Ps 119,162) wurde gedruckt.39 Der Senior hat auch bei dieser Gelegenheit nichts anderes als sonst gesagt. Voraussetzung für die Festfreude ist, daß man in der Ordnung einer wahren Bekehrung Gott eine Freude ist. Die ganze Bußordnung muß durchgemacht werden, es darf nicht mit dem bloßen Anfang, den ersten Rührungen, sein Bewenden haben. Die vom Psalmwort verheißene Beute bekommt man, wenn man mit dem Wort Gottes auf seine Bekehrung hinarbeitet. Hingewiesen wird auch hier auf die Erfolge der Mission in Ostindien und auf die Ansiedlung der Salzburger in Amerika. Den evangelischen Regenten der Stadt wird ihre Aufgabe, 'Säugammen' der Kirche zu sein, eingeschärft. Den Schluß bildet ein Aufruf zum Friedensschluß mit Gott. Für die Schuljugend hatte Urlsperger zu diesem Jubiläum einen "Nöthigen und Kurtzgefassten Unterricht theils von der Historie und Innhalts des [...] Westphälischen Friedens' in Fragen und Antworten verfaßt.40 Darin werden die historischen Umstände rekapituliert und die Wiederherstellung der Gewissensfreiheit sowie der Parität der Konfessionen hervorgehoben. Das rechte Gedenken des Jubiläums hat gegenüber Gott mit dem rechten Erkennen zu erfolgen. In diesem Zusammenhang wird auf die vertriebenen Salzburger hingewiesen. Die Anteilnahme in Augsburg für sie erklärt sich aus den eigenen schweren Erfahrungen der Evangelischen in der Stadt. Daraus wird dann auch die Verpflichtung hergeleitet, die Evangelischen in der Nähe mit Büchern und guter Erziehung (in Waisen- und Armenhäusern) zu unterstützen. Der Blick richtet sich aber auch in die Ferne mit der Aufforderung zu Gaben für die Salzburger in Amerika, für die Ostindien-, Juden- und Mohammedanermission. Eine entsprechende 'Catechetische Unterweisung von der Historie und Inhalt der Augsburgischen Confession'41 hatte Urlsperger bereits für das Jubiläum von 1730 verfaßt. Im historischen Teil wird das Einverständnis Luthers mit dem von Melanchthon verfaßten Bekenntnis betont. Die Confessio Augustana variata wird ausdrücklich abgelehnt. Gefordert wird ein Gedenken im Geist der Bekenner. Der fehlenden Bekenntnisfreudigkeit und der schändlichen Gleichgültigkeit hinsichtlich der Religionen und Konfessionen sucht Urlsperger zu wehren. Bezeichnend ist die Forderung, zwischen Guten und Bösen in der Kirche zu unterscheiden, sich aber trotz des gottlosen Haufens und des Mangels an Kirchenzucht nicht von der 39

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G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2860. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 119. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2925 und 2926. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 126. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2927. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 41.

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Kirche zu trennen. Die praktische Umsetzung heißt u.a., die Buße nicht aufzuschieben, nicht unwürdig zum Abendmahl zu gehen, mit Geist und Wahrheit am Gottesdienst teilzunehmen und nicht unter dem Vorwand der evangelischen Freiheit dem eigenen Trieb zu folgen. Mit einem Wort: Wir müssen dem alten Adam als dem inneren Wider-Christ und Widerwärtigen samt dessen Regungen in uns im Glauben recht widerstehen lernen, wann wir von dem grossen Anti-Christ und dessen Bewegungen ausser uns unbeschädiget und unumgestoßen bleiben sollen. Die Argumentation läßt die typisch pietistische Verinnerlichung des Bekenntnisses erkennen. Auch die 'Catechetische Unterweisung' hat neben Gott gleichfalls den Nächsten im Blick. Der evangelischen Obrigkeit ist die Fürsorge fur die Kirche aufgetragen. Das Evangelium ist mit den Predigern zu bekennen. Für die rechte Obrigkeit und den Erhalt der so teuer erworbenen Religionsfreiheit soll gebetet werden. Die übrigen Gruppen der Gesellschaft werden aufgefordert, den Glauben als in der Liebe tätig zu erzeigen, wozu auch hier der Einsatz fur die Ostindienmission gerechnet wird. Bezüglich der Katholiken wird folgendes gesagt: Man soll für die irrende Gegenseite beten und nicht alle unter dem Papsttum lebenden Menschen absolut verdammen. Gott hat auch noch unter ihnen seinen Samen. Manche Katholiken lesen mit oder ohne Erlaubnis die Heilige Schrift. Dennoch darf man nicht von der evangelischen Religion abfallen, und auch die Unterschiede sind nicht zu bagatellisieren. Die Hauptwahrheiten der eigenen Konfession werden folgendermaßen zusammengefaßt: Gott allein ist anzurufen, allein Christus erlöst sola fide, Christus allein ist das Haupt. Danach werden die Unterscheidungslehren ausführlich dargelegt. Man erhält einen Einblick in die damals bestehende konfessionelle Situation. Das lutherische Bekenntnis mußte in Augsburg in der fortbestehenden Konfrontation mit dem Katholizismus festgehalten werden. Einen weiteren derartigen historischen Katechismus verfaßte Urlsperger mit der TSIöthigen und nützlichen Anweisung von dem im Jahre 1555 in Augsburg geschlossenen und bestättigten Religionsfriden'.42 Als Ergebnis des Religionsfriedens für die Reichsstädte wird zutreffend die konfessionelle Parität herausgestellt. Die Schüler bekamen aus Anlaß des Jubiläums die Reproduktion eines Gemäldes, aus dem sie lernen sollten, daß die Kirche wie Christus verfolgt, aber auch bewahrt wird. Es wird den Schülern eingeschärft, als Kinder des Friedens zu wandeln und um die Erhaltung des Friedens zu beten. Die drei historischen Katechismen sind instruktive Dokumente für das Geschichtsbewußtsein und die Mentalität des evangelischen Augsburg, wobei zugleich die pietistische Färbimg, die Urlsperger beigetragen hat, gut zu erkennen ist. 42

G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2898. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 175.

Die Botschaft der Predigt

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Neuj ahrspredigten Es scheint in Augsburg Sitte gewesen zu sein, Neujahrspredigten zusammen mit einem einschlägigen Gebet zu drucken. Von Urlsperger ist 'Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Gottes von dem Hohen Werth der zu erlösen gewesenen Seele' (über Lk 2,21) aus dem Jahr 1725 überliefert.43 Die Seele gilt als das hohe Gut, für das sich der Erlöser hingibt, wenngleich auch der Leib nicht ausgeschlossen ist. Das Lösegeld ist das Blut Christi. Urlsperger vertritt hier unter Bezugnahme auf die Beschneidung Christi, ähnlich wie J.A. Bengel, eine besondere Lehre vom Blut Christi44 und beruft sich dafür auf Christian Scrivers 'Seelenschatz'. Die Nutzanwendung fordert, dementsprechend auf die eigene Seele zu achten, was freilich viele nicht tun. Wegen der Lüste und irdischen Begierden wird so Christi Einsatz mißachtet. Mit dem neuen Jahr macht Gott darum einen neuen Anfang. Die Hörer werden als Candidaten des Todes aufgefordert: Serva animam tuam! Dies wird wieder einmal dringlich gemacht mit dem Hinweis auf jähe Todesfalle, die beweisen, daß man vorbereitet sein muß: Manchem ist das Holz zur Bahre gehauen und trocknet in des Kistlers Haus, heißt es eindrücklich. Zu Beginn eines neuen Jahres fand in Augsburg jeweils der evangelische Oberkirchenkonvent zusammen mit den für die evangelische Kirche verantwortlichen politischen Instanzen statt. Urlspergers Reden zu diesem Anlaß aus den Jahren 1751 bis 1754 wurden gedruckt.45 1753 forderte er die Wiedergeburt aus und die Heiligung in der Wahrheit. Diese finde sich nur im Wort Gottes, nicht in der natürlichen Religion. Auch 1754 wird die Dauerhaftigkeit des Wortes Gottes betont. Die Ansprachen wenden sich dann jeweils direkt an die Obrigkeit und das Kollegium der Geistlichen, aber der Prediger bleibt dabei eher formell und wird wenig konkret. Irgendwelche Spannungen zwischen Pfarrerschaft und Obrigkeit werden nicht berührt. Ob es keine Konflikte gab oder ob Urlsperger sie mied, muß offenbleiben.

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G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2850. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 27. Vgl. Martin Brecht: Johann Albrecht Bengels Lehre vom Blut Jesu Christi. In: BWKG 73/74. 1973/1974. S. 22-46. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2879. Vgl. Nr. 2868. Dieser Druck lag mir nicht vor. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 164 und Nr. 157.

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Obrigkeit In derselben Allgemeinheit wie die Oberkirchenkonventsreden verbleibt die Predigt anläßlich der Wahl eines evangelischen Stadtpflegers 1751 über das Thema 'Der beste Regentengang' (Ps 119,133).46 Urlsperger beteuert, keine Komplimente machen zu wollen, tut es aber doch. Der beste Regentengang ist der gewisse Gang in und nach dem Wort Gottes. Orientiert an ihm wird kein Unrecht begangen. 1740 hatte der Senior die Gedächtnispredigt für Kaiser Karl VI. zu halten. Aus dem Text 5 Mose 32,39f. formulierte er das eigenartige Thema 'Der große Ich' (= Gott). 47 Er wollte keinen weltförmigen Panegyricus bieten. Auch das Fleisch des Kaisers ist vergänglich wie Heu. Zu seinen Lebzeiten sind ihm die Evangelischen nach der Anweisung von Gottes Wort mit Gebet, Danksagung, Treue, Gehorsam, Untertänigkeit, Ehrfurcht und Steuer begegnet. Die evangelische Religion verhält sich eben rechtschaffen gegenüber der Obrigkeit. Am Vorrang Gottes und Christi wird allerdings kein Zweifel gelassen. Auch Kaiser und Könige, Fürsten und Herren müssen - wollen sie lebendig gemacht werden unter die Gnaden-Flügel dieses großen dreyfachen Adlers - an sich das kaiserliche Wappentier - ganz gebeugt kriechen und fliehen. Augusta (= Augsburg), die Kaiserstadt, soll die Hand 'des großen Ich' ergreifen; das ist der Halt. Der evangelische Prediger hat sich der Pflichtaufgabe der Gedächtnispredigt sichtlich mit einiger Distanziertheit entledigt. Auf denselben Ton ist auch die Gedächtnispredigt für Karl VII. von 1745 über 'Die Anziehimg des Unvergänglichen' 48 gestimmt. Betont wird erneut die Vergänglichkeit: Gottes Geist wirft alles zusammen in Eine massam, bringt alles unter Einen Hut, des Kaysers, Königs, Fürsten, Grafen und Edelmanns Kopf wie der Bürger und Bauern Kopf und sagt einem wie allen und allen wie einem: Ihr seyd allzumal ein nichtig und vergänglich Fleisch. Auch Richter und Könige finden ihren Platz in den Totenregistern. Menschenworte, auch die der Großen, vergehen. Verwiesen wird auf die Devise des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen: Verbum Domini manet in aeternum.

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G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2865. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 143. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2855. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 84. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2857. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 108.

Die Botschaft der Predigt

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Präsentations- und Ordinationspredigten - Amtsverständnis Dem Senior oblag die Präsentation (= Investitur) und Ordination von Geistlichen. 1743 hatte er den neuen Pfarrer für die Hospitalkirche zu präsentieren. In Anspielung auf den Namen der Pfarrei hielt er die Predigt über 'Ein Wort vom Göttlichen Frey-Spital', wobei er eine Wendung aus dem Lied 'Jesus nimmt die Sünder an' aufgriff. 49 Der Herr des Hospitals ist Jesus. Er fordert Rechenschaft. Die Insassen sind die Sünder, die sich als solche zu erkennen haben. Das Hospital selbst ist die Seitenhöhle Jesu, eine Vorstellung, die gleichzeitig bei Zinzendorf beliebt war. Der Gedanke wird aber nicht weiter verfolgt. Vielmehr wird die Kirche gut lutherisch als geistliches Spital, als Findel-, Waisen-, Invaliden- und Armenhaus verstanden. Das Brot ist das himmlische Manna, getrunken wird aus dem geistlichen Fels, die Verpflegung besteht in Wort und Sakrament. Die brennende Ampel ist das bußfertige, mit dem Öl des Heiligen Geistes gefüllte Herz. Das kirchliche Amt tritt in dieser Predigt ganz hinter der barocken Beschreibung der Kirche zurück. Die Präsentationspredigt für Johann Ulrich Hildebrand von 1749 betont Gottes Güte in seiner Offenbarung und Forderung zur Rechenschaftslegung, 50 ferner im Erlaß von Schuld und Strafe. Die Barmherzigkeit Gottes wird aber nur in der Ordnimg der Buße empfangen. Gegen die Unbußfertigen wendet sich Gottes Ernst. Angewendet bedeutet dies: Die Buße ist ernstlich zu predigen. Gott ist nicht an die Gnade gebunden. Urlsperger hat nicht nur persönlich, sondern generell den Auftrag des kirchlichen Amtes als Bußpredigt verstanden. Hildebrands Nachfolger als Diakon an St. Anna wurde noch 1749 Ludwig Heinrich Burry, ein Schwiegersohn Urlspergers. Bei seiner Präsentation sprach Urlsperger über das Thema: 'Der seinem Jesu gleichgesinnte öffentliche Lehrer'. 51 Er dankte Gott für die Kollegen, die er immer wieder bekommen hatte. Er schärfte ein, daß das Amt ohne Ansehen der Person zu führen sei. Man darf keinen anders tractiren als sein [des Klienten] Seelenzustand wie auch sein Verhalten erfordert. Böse dürfen also nicht schönrednerisch als Auserwählte bezeichnet werden. Christus soll in den Herzen der Hörer Gestalt gewinnen. Der Anfang geschieht in der Wiedergeburt. Die Geburtswehen hat der Lehrer zu leiden, und zwar, anders als eine Frau, bis ins Alter.

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G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2858. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 102. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2862. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 148. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2861. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 136.

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Seinem Sohn Johann August schärfte Urlsperger bei dessen Ordination 1755 Gottes kräftige und kräftig mitwirkende Gegenwart ein.52 Er ist nahe in der Studierstube und beim Meditieren. Die conditio sine qua non besteht für Ordinierte darin zu tun, was Gott wohlgefällt. Ein (demütiges) Hinabfahren schadet nicht, wohl aber das eigenwillige und stolze Hinauffahren. Bei der Präsentation seines Schwiegersohnes Gottfried Holeisen als Pfarrer an der Barfußerkirche und seines Sohnes Johann August als Diakon an derselben Kirche 1757 predigte Urlsperger über das vierfache Ackerfeld (Lk 8,4-19).53 Nach 1 Kor 3,9 bezeichnete er die evangelische Gemeinde als Gottes Ackerwerk (griechisch: georgion). Von daher wird übrigens verständlich, warum er seinen Bericht über die Siedlung Eben-Ezer der Salzburger Auswanderer in Georgia 'Americanisches Ackerwerk Gottes'54 nannte. In der Präsentationspredigt wird das Bild weiter ausgeführt. Das Evangelium ist der unvergängliche Same, das Gesetz bereitet als Pflug den Acker zu. Beides zusammen macht als Buße und Vergebung die Ordnung des Heils aus. Gott ist der Prinzipal beim Ackerwerk, nach dessen Anweisungen man sich zu richten hat. Der Obrigkeit ist in allen bürgerlichen Angelegenheiten zu gehorchen. Aber in den Dingen, die das Wort Gottes betreffen, darf und kann man Menschen nicht gehorsam sein. Urlspergers Amtsverständnis als pietistischer Bußprediger kommt also auch in seinen Präsentations- und Ordinationsreden deutlich zum Vorschein. Auch die eigene Lebensgestaltung war daran ausgerichtet. Die Unabhängigkeit des Auftrags wird sowohl gegenüber der Obrigkeit als auch gegenüber der gesellschaftlichen Stellung der Gemeindeglieder behauptet. In einer anderen Predigt wird dazu ein eher orthodoxer Aspekt der Amtsauffassung hervorgehoben:55 Lehrer und Prediger haben über die Wahrheit zu wachen, und zwar gerade gegenüber den Katholiken.

Liebestätigkeit, Zucht- und Arbeitshaus, Geld und Geiz In der Tradition des Hallischen Pietismus war Urlsperger bekanntlich auch einer der großen Agenten der Mission, der Salzburger Emigranten sowie der karitativen Anstalten inner- und außerhalb Augsburgs. 1750 hielt er vier Sonntagspredigten 'Von der Neigung des Herzens zum Worte Gottes, und nicht zum Geize' 52

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G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2888. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 187. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2888. S. 53ff. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2896 und 2897. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 163. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2876. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 165.

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(Ps 119,36).56 Die Vorrede erwähnt, daß aufgrund einer der Predigten anonym 100 Gulden für das Armenhaus gespendet wurden. Sie klagt jedoch auch: Es will fast niemand mehr geizig sein, da doch alle Welt so sehr geizet. Der Prediger rät, man solle sich eher für geizig als fur nicht geizig halten und Gott um Bekehrung von diesem Laster bitten. Die erste Predigt versteht den Psalmvers als Gebet eines Wiedergeborenen und Bekehrten. Gott muß gegen die Versuchungen gleichsam gegen den Strom rudern helfen, und der Mensch muß den Wirkungen Gottes Raum geben. Vorgetragen wird einmal mehr die Heilsordnung der Bekehrung und der folgenden täglichen Erneuerung. Das Wort muß die natürliche Complexion der Sündhaftigkeit überführen und einen Eindruck von der Sünde geben. Durch das Evangelium soll im zerknirschten Herzen ein sehnliches Verlangen nach der Gnade Gottes gewirkt und so wahrer Glaube entzündet werden, der das Verdienst Christi begierig ergreift und in ihm von nun an seine Seligkeit sucht, hat und geniesset und auf ewig hofft. Femer soll der Wille zum Gehorsam gelenkt werden. Dazu helfen Betrachtung, Lesung und Anhörung des göttlichen Wortes. Ein äußerliches Vernehmen genügt freilich nicht, dadurch kommt es nicht zur Bekehrung, wie sich bei vielen zeigt. Eine Eröffnung des Herzens muß sich ereignen, sonst prediget sich ein ganzes [geistliches] Ministerium zu Tode und richtet doch nichts aus. Die Neigung muß etwas Reelles, Tätiges, Kräftiges, Gewisses und eine große Veränderung nach sich ziehen. Bei der ganzen Sache geht es nicht etwa nur um moralische Vorstellungen, wie sie auch Seneca und Sokrates vorzubringen wußten, sondern um übernatürliche, innere Wirkungen. Die bußfertige und beharrliche Annahme des Zeugnisses Gottes macht den Menschen hier und im Jenseits glückselig. Die zweite Predigt bezeichnet die Unbarmherzigkeit gegen die Sünden als die größte Barmherzigkeit eines Christen gegen sich selbst. Der Geiz gilt als ein ganz besonderes Hindernis für die Neigung des Herzens zum Wort Gottes. Geiz wird dabei sehr allgemein als Desinteresse am Göttlichen, als Kopf voll weltlicher Wissenschaften, als Windbeutel voller vergänglicher Lehren und als Schatzhaus voll solcher irdischer Lüste und Eitelkeiten bezeichnet, von denen nicht die geringste Frucht im Tod und im jenseitigen Leben bleibt. Die Geldsucht hat ihren Sitz gewöhnlich in den Augen, vor allem aber in den Begierden des Herzens. Die radikalen Aussagen werden dann allerdings angepaßt entschärft: Rechtmäßige Besitzung und die billige Achtung des Reichthums sind nicht gemeint; dieser ist nicht böse, sondern Gabe Gottes, aber seinetwegen dürfen das Wort Gottes und die Liebe nicht hintangesetzt werden. Die Moralität (!) oder deutlicher, das Wort Gottes schließt die Geizigen vom Reich Gottes aus und stellt sie mit Dieben, Trunkenbolden und Abgöttischen auf eine Stufe. 56

G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2863. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 149.

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Die dritte Predigt vergleicht den Geiz mit den Dornen, die den Samen des Worts ersticken. Akzeptiert wird allerdings wiederum der mit Recht und Billigkeit erworbene Reichtum, an den man das Herz nicht hängt. Etwaige Verluste sind gelassen hinzunehmen. Gottes- und Geldliebe können nicht in einem Herzen Zusammensein. Der Geizige ist enterbt von Gott. Die vierte Predigt will dem Geiz nunmehr den letzten schriftmäßigen Herzensstoß geben, indem sie ihn als Verstoß gegen alle Zehn Gebote erweist. Er gilt als Abgötterei. Konkret wird die Predigt beim vierten Gebot. Die Obrigkeiten saugen die Untertanen aus und nehmen Geschenke an. Die Untertanen und Bürger betrügen ihre Obrigkeiten, das Aerarium und das gemeine Wesen bei der Entrichtung der Zölle, Gefalle und Steuern. Im geistlichen Stand gibt es Miethlinge, die bloß nach der Wolle sehen. Die Zuhörer verhalten sich kärglich bei der Unterhaltung der Kirchen und Schulen. Im Haus werden die Kinder nur als Last empfunden. Der Hauptzweck der Erziehung ist auf den Gelderwerb gerichtet. Vormünder verwalten anvertraute Gelder untreu. Kinder wünschen Eltern den Tod. Wo kein Nutzen ist, kennt der Geizige keine Freundschaft (fünftes Gebot). Der Geiz motiviert Eheschließungen oder verhindert z.B. eine fromme Partie. Aufgrund des siebten Gebots werden Wucher, falsche Münze, falsches Gewicht, gefälschte Handschriften und Rechnungen beklagt, ebenso die ungerechte Zurückhaltung dessen, was man Kreditoren (Gläubigern) und Tagelöhnern schuldig ist, sowie der tückische Mißbrauch des Kredits. Der Geiz ist ein Erfinder theils unehrbarer und ärgerlicher, theils unnützer Künste, mithin ein Dieb, der das Gemeinwesen und besonders die Armen beraubt. Nicht zuletzt hebt er das Evangelium auf. Die Hörer sollen sich im Spiegel dieser Predigt selbst prüfen. Die geistlichen und materiellen Tatbestände werden also durchaus beim Namen genannt, obwohl der Prediger offensichtlich den Reichtum an sich nicht in Frage stellen durfte. 1755 veröffentlichte Urlsperger eine 'Aufmunterung und Ermahnung zu der Sammlung zur ferneren Einrichtung und Fortsetzung des Zucht- und Arbeitshauses'.57 Er verwies auf den Beschluß der Obrigkeit, den überhandgenommenen Kirchen·, Haus-, Gassen- und Kirchhof-, auch Garten- und Straßenbettel abzuschaffen. Bedürftige Bettler versorgt die Stadt, mutwillige werden im Zucht- und Arbeitshaus zur Furcht Gottes und fleißiger Arbeit angehalten oder aus der Stadt geschafft. Die Beschwerde und Last des Bettels wird darin gesehen, daß er meist Müßiggängern zugute komme. Der Bettelstand gilt als miserabler Stand, der sich meist in den Stricken des Satans befinde. Besonders bedauert werden die bettelnden Kinder, weil sie keine religiöse Erziehimg erhalten. Die obrigkeitliche Maßnahme wird aus 5 Mose 15,4 gerechtfertigt: Der Armut soll abgeholfen, und die Kinder sollen christlich erzogen werden. Mithin ist das löbliche Werk der Obrigkeit zu unterstützen, weil durch recht angelegte Almosen dem Übel des Bettels 57

W. Mayer, Verzeichnis Nr. 170. Fehlt bei G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1).

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entgegengesteuert werden kann. Der Bestand der Anstalt soll gesichert anstatt bezweifelt werden. Gott ist der Großmacher kleiner Anfänge. Das Betteln soll nicht weiter durch Gaben ermöglicht werden, wiewohl evangelische Arme weiterhin unterstützt werden können. Spenden bei der Hauptsammlung und dann bei den wöchentlichen Almosensammlungen helfen, vor viel Sünde zu bewahren. Urlsperger will von der Notwendigkeit solcher Liebestätigkeit überzeugen. Wie schon so oft tritt er als privilegierter Bettler für Gottes Sache auf und rühmt sich, noch nie eine Fehlbitte getan zu haben. Bei dem neuen Zucht- und Arbeitshaus handelte es sich, wie schon zuvor bei dem Armen-, Waisen- und Arbeitshaus Speners in Frankfurt, vorwiegend um eine obrigkeitliche Maßnahme, die dem Übel des Bettels wieder einmal begegnen sollte. Zur Finanzierung sollten die bisherigen Almosen beitragen. Anders als in Halle diente die Anstalt erst in zweiter Linie dem christlichen Zweck der Betreuung der Kinder. Urlsperger hatte jedoch offensichtlich keine Probleme, sich mit dem Projekt zu identifizieren. Gleichfalls 1755 hatte Urlsperger die Kapelle des neu errichteten Arbeits- und Zuchthauses einzuweihen.58 In seiner Predigt über den Gichtbrüchigen (Mt 9,1-8) hob er besonders auf die geistliche Abzweckung der Anstalt ab. Sie wird als Angebot bezeichnet, Jesus aufzunehmen. Der Gedanke wird jedoch sofort typisch verinnerlicht: Freilich muß Jesus eigentlich ins Herz kommen, um dort den Gehorsam des Glaubens aufzurichten. Die Kirche ist das Haus des Herrn, durch das die Armen, Elenden und besonders auch der inneren und äußeren Zucht Bedürftigen ihm zugeführet [...] werden. Wo Jesus hinkommt, findet er allenthalben Jammer und Elend vor. Im Zuchthaus sollen die Insassen also nicht nur äußerlich zurechtgebracht und versorgt, sondern auch zur Ordnung des Heils gewiesen werden. Deshalb ist der Glaube der Direktoren und Offizianten, aus dem Geduld und Liebe kommen, wichtig. Die Kur Jesu fangt bei der Seele an und verläuft selbstverständlich nach der von vielen freilich nicht für angemessen gehaltenen Ordnung der Buße mit Sündenerkenntnis, Reue und Gnadenhunger. Das sind die rechten Ptinktgen, da kommt die Seele in das eigentliche Zuchthaus des heiligen Geistes. Wieder einmal hat sich Urlsperger in seiner Bildersprache vergriffen. Zurückgewiesen wird das freche Urteil der Welt. Geschenkt wird nicht nur die Vergebung, sondern auch die Kraft zum neuen Wandel, gemeint ist die Heiligung. Dabei darf Schwachheit nicht vorgeschützt werden. Die Welt, das Zuchthaus nach dem Fall, ist nicht unsere bleibende Stadt. Dem Hallischen Pietismus ging es mit seinen diakonischen Anstrengungen vorrangig immer um die Rettung der Seelen. Urlsperger bleibt ganz in diesem Fahrwasser. Das wirkt hier bedrückend ernst und streng. 58

G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2882. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 172.

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Schule Für das Schulwesen setzte sich Urlsperger bereits 1744 in einer besonderen Predigt über das Thema 'Der Göttliche Wille von der Mittheilung allerley Gutes an die Unterrichtende' (Gal 6,6) ein.59 Nach der Auffassung Urlspergers und seiner Kollegen bedurften die Gehälter der Lehrer des Gymnasiums einer Erhöhung, was freilich auch auf Widerspruch stieß. Da die Kasse des an sich zuständigen Scholarchats die zusätzlichen Aufwendungen nicht bestreiten konnte, sollten, wie in anderen protestantischen Ländern und Städten, die Eltern in die Pflicht genommen werden. Die Schulpredigt wollte zu diesem Zweck die Pflichten der Schule und die Schuldigkeit der Eltern darlegen. Hingewiesen wird zunächst etwas penetrant auf Jesus, der schon als Schüler gelehrter als alle seine Lehrer und frömmer als seine Mitschüler gewesen sei. Sodann wird der Zusammenhang von Kirche und Schule herausgestellt. Das Wort Gottes ist das vornehmste Unterrichtsfach. Die Schule lehrt die biblischen Ursprachen. Mit dem Unterricht in Gottes Wort ist keinen Tag auszusetzen. Die Eltern werden auf ihr Haus-Lehreramt aufmerksam gemacht. Sie sind neben der Obrigkeit verpflichtet, die Lehrer zu salarieren (bezahlen). Begründet wird dies mit dem Willen Gottes, daß fur die Arbeiter an Gottes Wort zu sorgen sei. Das Vorbild des kinderlosen Carl Hildebrand von Canstein wird gerühmt, der in Kirchen und Schulen, Universitäten und Gymnasien, in die Armen-, Witwen- und Lazareth-Häuser reichlich hineingewuchert habe. Es wird aber auch auf die Schulschriften Luthers und der frommen orthodoxen Theologen verwiesen. Nicht vergessen ist der Dank an die für die Schule Verantwortlichen und die bisherigen Wohltäter des Gymnasiums. Die treue Verwendung der Spenden wird zugesichert. Von einem Versuch, die Obrigkeit allein für die angemessene Unterhaltung des Gymnasiums verantwortlich zu machen, ist nichts zu bemerken. Vermutlich war in Augsburg nur eine gemischte städtische und private Finanzierung der Schule möglich.

Eine Judentaufe 1752 kam es in Augsburg zu dem bis dahin einmaligen Ereignis einer Judentaufe an einem jüdischen Dienstboten.60 Urlsperger erinnerte bei diesem Anlaß an Johann Heinrich Callenbergs Institutum Iudaicum in Halle. Das katechetische Ver59

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G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2856. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 103. G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2869. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 158.

Die Botschaft der Predigt

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hör konzentrierte sich vor allem auf das Christusbekenntnis und war im übrigen nach dem Schema der Bußordnung angelegt. Wer also nicht zu Schanden werden will in dem oberen Hofgerichte oder in dem Stadtgericht des neuen Jerusalems, von welchem kein appelliren mehr Statt hat, der muß sich um die wahre innerliche Herzensfrömmigkeit [...] und eine ganze zeitige Frucht eines ungeschminkten Glaubens an den Dreyeinigen Gott bewerben. Der große Taufsegen spricht davon, daß der Gnadenhimmel für den Täufling aufgetan sei durch Jesus als die rechte Jakobsleiter, auf der man immer hinaufsteigen und vor den Gnadenthron mit Freuden treten soll. Der hohen Obrigkeit wird für allen Schutz, alle Gnade und andere Versorgung des Täuflings gedankt, ebenso dessen Lehrern und Wohltätern.

Abschiedspredigt Am 5. Mai 1765 hielt Urlsperger, nunmehr achtzigjährig, seine Abschiedspredigt 'Von dem großen Nutzen des Hingangs Jesu Christi' (Joh 16,5-15).61 Im Eingangsgebet fiel der Satz: Gott laß dein Werk nicht liegen, welches du an, mit und durch mich in 43 Jahren in dieser Gemeinde getrieben. Der Prediger blickte zurück auf seine Wirkungsstätten London, Stetten im Remstal, Ludwigsburg, Herrenberg und Augsburg. Die Predigt wandte sich zuerst an die Unbußfertigen, die sich in Sünden befinden, dann an die wahrhaft Gläubigen, die gewarnt wurden, nicht unvorsichtig zu sündigen. Noch einmal begegnet so die ekklesiologische Differenzierung. Den Gläubigen wird versichert: Ihr dürfet in der Gnaden- und Heilsordnung worin ihr stehet, sagen, es ist mir gut gewesen, daß du für mich hingegangen. Alles ist versöhnt, auch das, was Urlsperger in seinen langen Amtsjahren falsch gemacht hat.

Zusammenfassung Insgesamt dürften die gedruckten Predigten samt den dazugehörigen Veröffentlichungen Urlspergers einen genauen Eindruck von seiner Verkündigung und pastoralen Tätigkeit vermitteln. Unverkennbar ist seine theologische Prägung durch eine einfache, aus Halle stammende Bußtheologie mit solider biblischer Verankerung. Die Predigten sind fast immer aus der Auslegung geschöpft. Aus der sonstigen pietistischen Tradition sind ihm Arndt, Scriver und Spener sowie ein reiches 61

G. Mälzer, Württembergische Pietisten (Anm. 1) Nr. 2892. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 210.

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Liedgut geläufig. Dagegen hat die pietistische Eschatologie einschließlich der Bengels ihn nicht berührt. Als Urlsperger aus Württemberg wegging, lag die Konzeption Bengels noch nicht vor. Der Augsburger Senior verstand sich als bewußter Lutheraner, anders hätte er sein Amt nicht fuhren können. Unübersehbar sind freilich bestimmte aktionistische Akzentuierungen von der Bußtheologie her, die mit dem Dringen auf intensivierten Glauben zusammenhängen. Von daher erklärt sich zugleich der Emst der Amtsauffassung. Auch der dualistisch angelegte Kirchenbegriff geht über die lutherische Tradition hinaus. Das wichtigste Mittel, das dem Prediger zur Verfugung stand, war seine an der Bibel geübte Sprachkraft, die in manchem bis heute beeindruckt. Den Konflikt mit der Gemeinde oder der Obrigkeit wegen konkreter Mißstände hat Urlsperger vermieden, obwohl seine Bußtheologie oder seine Ekklesiologie dafür Ansätze geboten hätten. In dieser Hinsicht ließ Urlsperger eine gewisse Vorsicht walten. Die Sittenkritik bleibt zumeist ebenso schematisch wie die Auseinandersetzung mit der Aufklärung. Eine Veränderung der Verhältnisse hat Urlsperger eigentlich nicht angestrebt, eher ging es ihm um eine Stabilisierung der Frommen. Dagegen verstand er es offenbar, die Gemeinde zur Liebestätigkeit zu aktivieren, und das war die Grundlage fur seine weitreichenden Aktivitäten über Augsburg hinaus. Mit seiner Theologie und seiner Haltung verkörperte Urlsperger auf seine spezifische Weise wohl den pietistischen Geistlichen von Format, wie er gerade in den besonderen religiösen, konfessionellen und sozialen Verhältnissen Augsburgs in der Mitte des 18. Jahrhunderts seinen Platz finden konnte.

Pietistische Pädagogik und Schulreformen im Augsburger Bildungswesen des 18. Jahrhunderts Madien Bregenzer 1. Samuel Urlspergers Berufung nach 1722 - Johann Thomas I. von Rauner als Förderer des Erziehungswesens Samuel Urlsperger kannte bei seiner Bewerbung um das Augsburger Seniorat 1722 die dortige Schulsituation recht gut. Er war im gleichen Jahr zwei Wochen bei Johann Thomas I. von Rauner (1659-1735) zu Gast gewesen und hatte dort auch seine Freunde aus den Augsburger Patrizier- und Pfarrfamilien getroffen. Durch eine gleichsam zufällige Weise wurde er dem weiland weltberühmten Herrn Johann Thomas von Rauner, wohlseligen Andenkens bekannt, und hierdurch kam der damalige Superintendent Samuel Urlsperger 1722 auf einen Besuch nach AugsburgVon Rauner hatte u.a. Besitzungen in Württemberg. Als Augsburger Großkaufmann und Bankier mit Geschäftsbeziehungen in ganz Europa lieferte er Tafelsilber an den Württemberger Hof.2 Der Vater von Johann Thomas I., Narzissus Rauner (1631-1714), wirkte ab 1686 als Ephorus (Internatsleiter) des 'Collegium bei St. Anna'. Als weithin bekannter 'Poeta Laureatus Caesarea'3 verfaßte er eine neue deutsch-lateinische 1

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Johann August Urlsperger: Leichenpredigt für die Eltern Samuel und Sophia Jacobina Urlsperger: Wohlverdientes Ehrengedächtniß. II. Teil: Kurzer summarischer Lebenslauf. S. 28. Vgl. Vgl. Wolfgang Mayer: Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers. In diesem Band S. 223-302. Nr. A 7. Sylvia Rathke-Köhl: Geschichte des Augsburger Goldschmiedegewerbes vom Ende des 17. bis Ende des 18. Jahrhunderts. Augsburg 1964 (Schriftenreihe des Historischen Vereins für Schwaben Bd. 6). S. 81-83 und S. 161-163. Johann Thomas I. von Rauner: 12.06.165927.12.1735; Patricius Augustanus, Herr der Reichsherrschaft Hohen- und Nieder-Mühringen, Wiesenstetten, Dommeisberg, Egelstall und Mühlen am Neckar. Königlicher Majestät von Großbritannien, wie auch beider Kurfürsten zu Bayern und zu Braunschweig Lüneburg und hochfurstl. Durchlaucht zu Baden resp. Rath, Resident und Hof-Cammer-Rath, auch des Inneren Raths in der Hl. Römischen Reichsstadt Augsburg, Proviantherr, Oberpfleger über St. Martinsstiftung und Oberhausen, Administrator des Collegii Annaeani, Deputierter zum Hallamt, zum Münzwesen, zur neuen Armenanstalt. 'Kaiserlich gekrönter Dichter': Narziß Rauners Hauptwerk mit über 1 000 Seiten ist sein "Wolgestim[m]ter und mit doppelten Saiten neubezogener Davidischer Jesus-Psalter [...]' mit Hinweisen auf schon bestehende verwendbare Melodien zu den jeweiligen Psalmen. Den musikali-

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Psalmenübersetzung mit einem Vorwort seines Freundes, des Theologen Philipp Jacob Spener.4 Der Sohn J.Th. von Rauner wuchs in der Gedankenwelt des Pietismus auf, die verbunden war mit der Hinwendung zum 'praktischen Christentum'. Ein großes Betätigungsfeld bot sich in der Hilfe für Notleidende sowie der schulischen Förderung und christlichen Erziehung von Kindern aus den sozialen Unterschichten der Stadt, die als Waisen oder Halbwaisen aufwuchsen. Noch 1748 schreibt Samuel Urlsperger im neuen Katechismus zum 100jährigen Jubiläum des Westfälischen Friedens: Frage 84: Ey, sage mir, wie kann ich in der Nähe meinen Glaubensgenossen dienen? Antwort: Wann ich unter die Arme, welche es wohl anwenden wollen, Bibeln, Schulbücher, neue Gesang- und geistreiche Gebet-Bücher austheile; oder einige vom sündlichen und verderblichen Bettel in gute Erziehung befördere, wo sie zur nützlichen Arbeit und christlichen Ordnung angehalten werden, oder sonst die Notdurft der Evangelischen Kirchen und Schulen, Waysen- und Armenhäuser, auch andere gute Anstalten zu Hertzen nehme und das Meine dazu beytrage.5 Samuel Urlsperger nutzte 1748 seine Position als Senior und schließlich die Hochstimmimg im Jahr des 100jährigen Jubiläinns des Westfälischen Friedens, um auch an die Jugend verschiedene Schriften zu richten.6 Von Rauner wurde zum Vorbild für viele Patrizier als großer Mäzen des Kirchen-, Schul- und Armenwesens. Seit 1664 war die reichsstädtische Schulbehörde, das Scholarchat, zuständig für das sogenannte Bildungswesen. Doch um die Belange von Unterricht und Erziehung war es schlecht bestellt. Die Eltern der Elementarschüler und der Schüler des Gymnasiums bei St. Anna zahlten Schulgeld an die Lehrer, denn diese bekamen nur einen geringen Gehaltszuschuß von der Stadt. Die laufenden Unkosten des Jesuitengymnasiums St. Salvator konnten dagegen

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sehen Teil, auch mit neuen Kompositionen, besorgte der Augsburger Musikdirektor David Thomann von Hagelstein. Augsburg 1670. (SStBAug ThLtE 478). Philipp Jacob Spener (1635-1705) leistete in Berlin am Hof Friedrichs III. Unterstützung für die Gründung der pietistischen Universität Halle, die 1694 erfolgte. Vgl. RGG Bd. VI. 3. Auflage 1957 S. 238f. Dietrich Blaufuß: Reichsstadt und Pietismus. Neustadt a d. Aisch 1977 (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 53). Philipp Jacob Spener: Briefe aus der Frankfurter Zeit 1666-1686. Hg. von Johannes Wallmann Bd. 1. Tübingen 1992. Nr. 77 (Anm. 19) und Nr. 80 (Anm. 12). S. Urlsperger: Nötiger und kurtzgefaßter Unterricht, Theils von der Historie. Frage 84, S. 56. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 126. W. Mayer, Verzeichnis Nm. 41, 108, 175, 117,175 und 177.

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aus Zinsen des Ordensvermögens und einiger Stiftungen bestritten werden. 7 Eine Scholarchatskasse A.C., 8 Stiftungsgelder und Erträge aus dem Straßensingen der Schüler des Gymnasiums bei St. Anna dienten der Vergabe von Stipendien. Nur namhafte Beträge aus den Patrizierkreisen konnten Abhilfe schaffen, das Erziehungswesen A.C. zu verbessern. 9

2. Das Armenkinderhaus ab 1703 N a c h Kräften unterstützt von Johann von Stetten d.Ä. (1658-1738), 1 0 stiftete von Rauner 1703 ein Haus am Katzenstadel für das v o m Bortenmacher Bartholomäus Krauß 1695 ins Leben gerufene Armenkinderhaus. 11 V o n Anfang an herrschte dort der Geist des Pietismus Franckescher Prägung. 1702 übernahmen Johann Christian Rende als Inspektor und 1705 M. Johann Andreas Liscovius für den 7

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Franz Eugen Freiherr von Seida und Landensberg: Historisch statistische Beschreibung aller Kirchen-, Schul-, Erziehungs- und Wohltatigkeitsanstalten in Augsburg von ihrem Ursprung bis auf die heutige Zeit. Bd. I. Augsburg, Leipzig 1812. S. 255-260 und S. 301-313. Bei allen paritätischen Einrichtungen der Stadt Augsburg führten die protestantischen Amtsträger den Zusatz 'A.C.' = Augsburger Confession (Augsburger Bekenntnis). F.E. von Seida und Landensberg, Beschreibung (Anm. 7) S. 430-464 Collegium St. Anna / S. 475f. Scholarchatshauptkasse A.C. / S. 480f. Scholarchatsseparatkasse. Johann von Stetten d.Ä. 1658-1738: 1. Heirat: 1689 Euphrosine Hoser, gest. 1690 2. Heirat: 1691 Maria Magdalena Herwart, 12 Kinder; Studium in Jena, danach elf Jahre Reisen und Studienaufenthalte. Von 1688 an Ämterlaufbahn im Augsburger Stadtregiment, mit allen Voraussetzungen für einen 'Politicus und Regenten'. In diplomatischen Missionen in München, Regensburg und Wien, 1726-1735 Stadtpfleger A.C. Seiner Hinwendung zum Pietismus und der Freundschaft mit S. Urlsperger hatte dieser 1722 seine Berufung nach Augsburg zu verdanken. Von Stettens politischer Weitblick und seine großen Verdienste als Oberkirchenpfleger, Scholarchatsvorsitzender und Admininistrator des Collegium bei St. Anna mit August Hermann Francke als Vorbild, bedürfen besonderer Würdigung. S. Urlsperger: Die Treue Gottes. Vgl. Anm. 1, S. 28. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 78. Im Herbst 1703 wurde ein geräumiges Haus für 5 500 fl. gekauft, in der Nähe des Königstadels gelegen (Am Katzenstadel Nr. 6 und 8.). Das Armenkinderhaus, sofort mit 60-80 Personen belegt, stand wohl gegenüber auf dem Grundstück des heutigen Peutinger Gymnasiums. Bei dem schröcklichen französich-bairischen Bombardement vom 07.12.1703 gingen die meisten Häuser des Quartiers in Flammen auf. Die nahe gelegene brennende Bastei der 'Blauen Kappe' wurde auch dem Armenkinderhaus zum Verhängnis. [...] zerstört und in einen Jämmerlichen Steinhaufen verwandelt. Das im Keller gerettete Hab und Gut plünderten die Soldaten. Eine Neubebauung der Grundstücke ließ viele Jahre auf sich warten. Die Bewohner des Armenkinderhauses fanden fur zwei Jahre wieder Unterschlupf im 1702 angemieteten Haus an der Brühlbrücke. Vgl. Mag. Philipp Jacob Crophius: Das mit Kriegslast gedrückte und durch Wunder Hülff erquickte Augsburg [...]. Augsburg 1710. S. 32-34, 73 und S. 101 (SStBAug 236); Georg Andreas Degmair: Predigt zum 100jährigen Gedächtnis des Evangelischen Armenhauses, 22. Juni 1802. Evang. WeArA Β 8b 11; F.E. von Seida und Landensberg, Beschreibung (Anm. 7) S. 861-865; Grundbuchauszüge C 246a, StadtAAug.

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Schulunterricht die Leitung des Hauses. Beide waren im Pädagogium der Franckeschen Stiftungen in Halle ausgebildet. Die Erziehimg der Kinder ohne familiäre Bindung stand im Vordergrund. Sie wurde als Einheit gesehen mit dem Unterricht in Religion, Singen, Lesen, Schreiben, Rechnen, Predigt und Katechisieren, ganz nach dem hallischen Vorbild. Die Schulstunden in überschaubaren Klassen mit der Beteiligung der Schüler am Unterrichtsgespräch führte zu einem familiären Umfeld. Für die 'Deutschen Schulen' Augsburgs wurden hier neue Wege gewiesen.15 Nach dem Brand des Hauses am Katzenstadel im Dezember 1703 ermöglichten Spenden aus Ulm, Leipzig, Nürnberg und Regensburg, 2 000 Gulden aus Frankfurt sowie 3 000 Gulden aus Hamburg 1706 den Kauf eines in der Nähe der Annakirche gelegenen großen Anwesens am alten Heumarkt. Es handelte sich dabei um das heutige Maximilianmuseum. Deutlich spürbar scheint hier der Einfluß. von Rauners weitreichenden Geschäftsbeziehungen.13 Sehr günstig gelegen, entwickelte sich die Einrichtung des Armenkinderhauses zusätzlich zum Zentrum pietistischer Frömmigkeit. Die großen Räume boten die besten Rahmenbedingungen für Gebets- und Bibelstunden, Abenderbauungsstunden, Predigten und Katechisieren. Ein reges Gemeindeleben innerhalb dieses Kreises entfaltete sich dort, betreut vor allem von Pfarrer Lomer. Von 1731-1765 gehörte Samuel Urlsperger der Administration des Waisenhauses an, dem er ganz besonders zugetan war als einem Ort wirkungsvoller Seel-

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August Hermann Francke: Pädagogische Schriften nebst der Darstellung seines Lebens und seiner Stiftungen. Hg. von G. Kramer. Langensalza 2. Auflage 1885. (Bibliothek pädagogischer Klassiker Bd. 11); Darin: Kurzer und einfaltiger Unterricht, wie die Kinder zur wahren Gottseligkeit und christlichen Klugheit anzuführen sind, S. 17-71; Schulordnung, S. 114-154. 1544-1546 hatte der Kaufmann und Kaiserliche Rat Lienhard Boeck von Boeckenstein das repräsentative Bürgerhaus bauen lassen. Finanzschwierigkeiten zwangen ihn schon 1547 zum Verkauf, worauf verschiedene Besitzer folgten. Ab 1696 stand das Anwesen leer, bis es am 20.01.1706 vom Armenkinderhaus A.C. fur 10 000 Gulden erworben wurde. 1716 erfolgte der Zukauf des Rückgebäudes auf die Annastraße. Die städtebauliche Dominanz dokumentieren zwei Aquarelle des Malers Johann Simon Negges, die Schauseite zum Heumarkt darstellend mit der Rustikafassade und den schönen Erkern. Bei Erwähnung dieses Hauses verdient bemerkt zu werden, daß in dem Saal [im obersten Stock] die in den Sommermonaten gehaltenen sonntäglichen Abend-Erbauungsstunden schon im Jahr 1728 von dem um dieses Haus sehr verdienten älteren Herrn Sen. Urlsperger angefangen worden seien. Vgl. G.A. Degmair, Predigt (Anm. 11). Das gesamte Anwesen wurde 1854 an die Stadt Augsburg verkauft. Die Bewohner des Armenkinderhauses, das inzwischen den Namen 'Klauckehaus' trug, zogen um in den Neubau Lange Gasse 11. Robert Pfaud: Das Bürgerhaus in Augsburg. Tübingen 1976. S. 58-63; Welt im Umbruch Bd. I Ausstellungskatalog. Augsburg 1980. S. 276-278. Katalog Nr. 240; F.E. von Seida und Landensberg, Beschreibung Bd. II (s. Anm. 7) S. 863; Evangelische Kapitelbibliothek Augsburg. Verzeichnis des Evangelischen Ministeriums, Bd. 2, 1612-1782.

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sorge und pädagogischer Erneuerung. Ab 1728 hielt er dort die Abendgebetsstunden selbst, in späteren Jahren auch abgelöst von Pfarrer Degmair.14 Nur mit hoch dotierten Stiftungen konnte das Haus bei einer Belegung von ca. 70-120 Kindern gefuhrt werden, wobei sich die Summe auf ca. 90 000 fl. Kapital belief. Davon durften nur die Zinsen verbraucht werden. Bei aller Opferbereitschaft und dem Optimismus der Sponsoren stellte sich bald heraus, daß die Nachahmimg von August Hermann Franckes Modell unter den ganz anderen Voraussetzungen der festgefugten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten einer freien Reichsstadt nur in kleinen Schritten verwirklicht werden konnte. Francke selbst hatte bei seinem Aufenthalt in Augsburg 1718 das Armenkinderhaus mehrmals besucht und dessen Entwicklung weiterhin verfolgt. 15 Der Unterricht dort übte eine gewisse Vorreiterfunktion im pädagogischen Bereich der Elementarschulen aus. Die begonnene Ausbildung von Junglehrern innerhalb des Armenkinderhauses mußte an das Anna-Gymnasium abgetreten werden. Der Schwerpunkt dieser Institution lag aber als 'Lateinschule' auf der humanistischen Bildung mit dem Ziel der Studierfähigkeit, in Augsburg eine Schulbildung auf höchstem Niveau.

3. Die Donationshäuser im Annahof - eine Stiftung 1733 Zur Verbesserung der Wohnsituation von Pfarrern und Lehrern bei St. Anna vermachte von Rauner 1733 dem Evangelischen Wesen seine Häuser im Annahof als Donationshäuser, ein Komplex auf der Südseite der Kirche mit mehreren großen Wohnungen und Zubehör (Holzlege, Waschküche und Gartenanteil).16 Seinem 14

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Die Pfarrfamilie Degmair prägte über vier Generationen in Übereinstimmung mit S. Urlsperger und nach 1765 als seine Nachfolger im Seniorat Augsburgs das kirchliche Leben. Mag. Andreas Degmair 1680-1735. A.H. Francke ist Pate eines Sohnes. Matthias Friedrich Degmair 1708-1782: 1734 Reiseprediger bei den Salzburger Emigranten bis London. Georg Andreas Degmair 1740-1816: Vater von Johann Degmair 1777-1829: Pfarrer und Lehrer am neu gegründeten Stetteninstitut ab 1806 und Barbara Degmair 1773-1856. 1805-1855 war sie die erste Direktorin des 'A.B. von Stettenschen Töchter-Erziehungsinstituts'. J.F. Rein: Das gesamte Evangelische Ministerium [...] Augsburg 1749. Nr. 174/179 (SStBAug 4°; Aug 1247b). Hans Wiedemann: Augsburger Pfarrerbuch. Die Evangelischen Geistlichen der Reichsstadt Augsburg 1524-1806. Selbstverlag des VfBKG; Nürnberg 1962. S. 10. Die Niederschrift aller Ereignisse dieser Tage ist der einzige Augenzeugenbericht von August Hermann Franckes Aufenthalt in Augsburg ab dem 17.01.1718. David Ernst Thomann von Hagelstein 1698-1768: Tagebuch 1716-1719. (Handschrift ASteStiA). Johann Thomas I. von Rauner 1659-1735, Sohn des Narzissus Rauner. Heirat: 1688 Maria Magdalena Gullmann 1667-1741. J.Th. von Rauner gehörte zum engsten Kreis der einflußreichen Pietisten in Augsburg, ein Freund von Johann von Stetten (Anm. 2 und 10) und S. Urlsperger. Seine größte Schenkung fur das Ev. Wesen waren die Häuser Im Annahof 3.

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Schwiegersohn Johann Adolf von Amman d.Ä.17 (1692-1750) hatte ein Teil des Anwesens gehört. Nebenan im Pfarrhaus wohnte Samuel Urlsperger selbst. Für das Evangelische Wesen bedeutete die Schenkung einen großen Vermögenszuwachs.18 Johann Thomas von Rauner, Christoph von Rad, Philipp Adam Benz, die Brüder von Münch, Ferdinand Renz u.a. stifteten Beträge bis zu jeweils 6 500 fl. zur Verbesserung des Evangelischen Unterrichtswesens wie Lehrergehälter, Schulgeld, Stipendien, Bücher und Kleidung.19 Selbstverständlich war dies mit Samuel Urlsperger und Johann von Stetten als treibenden Kräften im Hintergrund möglich. Mit einer 1726 neu errichteten Scholarchatskasse beteiligte sich auch die Stadt mehr als bisher an den Kosten.

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8.1.1733 Donationsbrief von Rauners zu Gunsten des Ev. Wesens. [...] auch allen deren successoribus per donationem inter vivos, als eine unwiderrufliche Gab und Schenkung. Die Benützung ist festgelegt: Als freie Wohnung für den zweiten Pfarrer, den Diakon und den Lehrer der obersten (5.) Gymnasialklasse. Die Familie Amman behielt lebenslängliches Wohnrecht im Haus gegen die Reichsstraße und den Innenhof, im ersten oder zweiten Stock. Evang.WeArA Urk. 452, 454, 457, 460, Akten 709. Evang.WeArA: Urk. Annakolleg Nr. 7 (Grundriß der Wohnungen), Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienforschung Bd. XIII 42. Jg. Heft 11/12. 1979. (Familie von Rauner) (vgl. auch Anm. 2). Johann Adolf von Amman d.Ä. 1692-1750. 1717 Heirat: Maria Regina von Rauner 1693-1758 (Anm. 16). Ab 1716 in städtischen Ämtern: Er war als überragende und integre Persönlichkeit sehr um das Allgemeinwohl der Stadt besorgt. Große Verdienste um die Hauptkirche St. Anna und die Gemeinde. Freundschaft mit Samuel Urlsperger, Johann Thomas von Rauner, Johann Jakob Brucker. In der umfangreichen Leichenpredigt Urlspergers Würdigung seiner Persönlichkeit (vgl. Anm. 25). S. Urlsperger: Die beste tägliche Zubereitung auf ein seliges Ende. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 140. (ASteStiA Ka 21/V.) Die kinderreichen Pfarrer- und Lehrerfamilien benötigten geräumige Wohnungen, die als Mietwohnungen in der Stadtmitte sehr teuer waren. Mit den 'Donationshäusern' des Johann Thomas von Rauner kam der gesamte Wohnbereich um die Annakirche in den Besitz des Ev. Wesens. Ein Kapital von 1 000 fl. für Reparaturen hatte von Rauner zusätzlich gestiftet, um die Mietfreiheit zu gewährleisten. 1696 Gabriel Jenisch, 1699 Bartholomäus Krauß, 1710 Christoph von Rad, 1711/46 Balthasar und Markus von Schnurbein, 1712 Andreas Kieser, 1713/19 Ferdinand Renz; 1713 Evang. Wesenskasse gegründet, 1719 Johann Ulrich Krauß, 1725 Johann Thomas von Rauner, Christ, von Rad, 1733 Johann Thomas von Rauner, 1737 Philipp Adam Benz, 1734/45 Wolfgang und Leonhard Daniel Sulzer, 1752 Koch von Gailenbach, 1760 Andreas Kieser, 1761 Johann Kaspar Schaur, 1777/78/80 Brüder von Münch. 1801 haben Anna Barbara von Stetten und Johann Gottlieb Klaucke in ihren Testamenten große Summen für wohltätige Zwecke und Erziehung bestimmt und eine Reihe der bestehenden Stiftungen aufgestockt, insgesamt ca. 100 000 fl. Kapitalvermögen, in: F.E. Seida und Landensberg, Beschreibung Bd. II. (Anm. 7) S. 606-694.

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4. Die 'Deutschen Schulen' unter dem Einfluß von August Hermann Franckes Pädagogik Die 'Deutschen Schulen' der Stadtteile gehörten zu den jeweils sechs Pfarrsprengeln beider Konfessionen. Die Schüler waren dementsprechend paritätisch in getrennte Klassen und zusätzlich Mädchen und Knaben in verschiedenen Unterrichtsgruppen eingeteilt, was insgesamt 24 Kleinschulen ergab. Dazu kamen die 'Zwingerschulen' an der Stadtmauer für die Soldatenkinder.20 Jeweils 40 bis 60 Kinder aller Altersstufen wurden in einem Raum unterrichtet - Schulhäuser gab es nicht. Ein schematisierter Unterricht in Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen - mit viel Auswendiglernen, ohne jede Motivation - bot keine Entwicklungsmöglichkeiten, weder für die geistigen Fähigkeiten noch fur die Persönlichkeit. Im religiösen Bereich sorgte Samuel Urlsperger für neue Impulse: neue Gesang- und Gebetsbücher in den Jahren 1730, 1734, 1748 mit einer Fülle neuer Kirchenlieder zusätzlich, außer dem Standard des lutherischen Liedgutes aus dem 16. Jahrhundert. 1730 verfaßte Urlsperger für die kleinere und größere Schuljugend eine katechetische Unterweisung über die Augsburgische Konfession. Bekannt ist auch die Schulpredigt von 1747. Im Text der neuen Schulordnung von 1748 forderte das Scholarchat A.C.: Erziehung: 1. in dem wahren evangelischen Christentum, rechtschaffener Gottesfurcht und Gehorsam, 2. in allen löblichen Tugenden, wohlanständigen Sitten, guter Zucht und Ehrbarkeit, 3. im Lesen und 4. im Schreiben und Rechnen grundlich, fleißig und sattsam unterwiesen werde [...]. Der gesamte Inhalt dieser Neufassung von 1748 spiegelt Franckes Pädagogik wider, mit höher gesteckten Unterrichtszielen von Seiten des Scholarchates: Die Lehrer werden nur von ihm berufen; Voraussetzung für die Einstellung ist ein bestandenes Examen in: Christentum, Katechisieren, Lesen, Schreiben, Rechnen. Regelmäßige Unterrichtsvisitationen, für die drei geistliche und drei weltliche Visitatoren eingesetzt werden, sind vorgesehen. Einerseits wird größter Wert auf die christliche Erziehung gelegt, auf der Grundlage von Luthers Katechismus, verbunden mit Rendes katechetischen Erklärungen und Speners Katechismustabellen. An den Samstagen gehört die Vorbereitung des Sonntagsgottesdienstes mit allen Texten und Liedern zum Lehrplan. Die Lehrer führen die Kinder selbst in die Kirche. Andererseits er20

Die einstöckigen Häuser auf dem Wall der Stadtmauer zwischen dem Roten Tor und dem Alten Einlaß - mit insgesamt 274 Wohnungen - waren von den Familien der Stadtgarde bewohnt. Wegen der großen Zahl schulpflichtiger Kinder in den 'Zwingerhäusem' richtete das Scholarchat für die Soldatenfamilien eigene Elementarschulen ein. 1806 wurden mit der Auflösung der Stadtgarde die Zwingerschulen überflüssig. In: Augsburger Stadtlexikon. Augsburg 1985. S. 426; Martin Nießeler: Augsburger Schulen im Wandel der Zeit. Augsburg 1984. S. 21. Etienne Francois: Die Unsichtbare Grenze. Sigmaringen 1991. S. 23f.

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scheint erstmalig als zweiter Teil der Schulordnung Methodus und Lehrart mit fundierten Anweisungen: Wobei jedoch hauptsächlich auf des Kindes Alter und Ingenium zu sehen und bei allen die Lust zur Lernung bestmöglich zu erhalten ist. Noch zaghafte Gedanken im Sinne von Comenius, die sich mit einer kindgerechten Erziehimg befassen, werden hier eingeflochten.21 1773 erschien die nächste Schulordnimg, 1775 und 1779 folgten neue, fortschrittliche Lehrbücher, 1788 Bücher fur den Religionsunterricht, die inzwischen ganz im Geist der Aufklärung verfaßt sind. Das evangelische Armenkinderhaus blieb nach wie vor maßgeblich für den Fortschritt. 1780 hatte Senior Waßer den Administrationsvorsitz des Armenkinderhauses übernommen; er muß ein sehr engagierter Pädagoge gewesen sein, der 25 Jahre später auf allgemeinen Wunsch der Administration der neu gegründeten Mädchenschule (Stiftung der Anna Barbara von Stetten) vorstand und mit profunden Kenntnissen Lehrplan, Schulbücher und Methodik für den Unterricht im Institut festlegte. Samuel Urlspergers Stellung in Augsburg hatte sich seit ca. 1728 gefestigt, wozu die Rückendeckung einflußreicher Patrizier wie Johann Adolf Amman als Oberkirchenpfleger, Geheimer und Administrationsvorsitzender des Kollegiums bei St. Anna, und der neue Stadtpfleger Johann von Stetten d.Ä. beitrugen.

5. Das Memorandum des Johann von Stetten d.J. von 1735 und die Verbindung zur Fürstenschule in Neustadt a.d. Aisch 1735 verfaßte Johann von Stetten d.J. ein Memorandum zur Reformierung der Unterrichtsfacher und Lehrpläne am Anna-Gymnasium. Als Präsident der Schulvisitation seit 1731 hatte sein Wort Gewicht: Vor allem waren vermehrter Deutschunterricht, Geschichte (auch Augsburger Geschichte), Geographie und Sittenlehre gefordert. Ohnmaßgebliche Gedanken und Vorschläge, wie das Gymnasium Annaeanum in einen besseren Stand zu setzen' war der Titel.22 Die scharfe 21

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Deutsche Schulordnung 1748: Eines Hoch-Edel und Hochweisen Raths des Hl. Römischen Reichs Freyer Stadt Augsburg A.C. erneuerte und vermehrte Teutsche Schul-Ordnung. Publiciret Anno MDCCXLVIII (1748). Gedruckt bey Christoph Peter Detleffsen. Decretum in Senatu Secret: Evang. 1. Juni 1748 (SStBAug 4°Aug 1394a). Die wichtigsten Abschnitte der 'Denkschrift' sind in Dr. Karl Köberleins Artikel über den Rektor des Anna-Gymnasiums Mag. Philipp Jacob Crophius zitiert - leider ohne Quellenangabe. Johann von Stetten kritisiert nicht nur, sondern macht auch fundierte Reformvorschläge nach dem Vorbild: Was in dem Paedagogio in Halle gelehrt werde. Karl Köberlein: Mag. Philipp Jacob Crophius, Rektor des St. Anna-Gymnasiums in Augsburg 1701-1742. In: Blätter

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Kritik am Lehrplan, an der Methodik und Disziplin fand bei dem 69jährigen Rektor Ph.J. Crophius nicht die erhoffte Resonanz. Für einen so massiven Vorstoß war es ohnehin der ungünstigste Zeitpunkt, da der Rektor kurz vor dem verdienten Ruhestand keine Veranlassung sah, das Ideal humanistischer Bildung gegen einen noch nicht erprobten Schultyp mit dem Hauptgewicht auf 'Realfachern' einzutauschen. Die Qualifikation für praktische Berufe und neue Sprachen als Ergänzung nach dem Prinzip der "Nützlichkeit' konnte seinen Vorstellungen nicht entsprechen. Johann von Stetten hatte wohl nicht bedacht, wie lange die Anlaufzeit fur eine Neuorientierung sein mußte: Ausbildung der Lehrer, Unterrichtsräume, Fachräume, Bücher und Lehrmaterial für den Anschauungsunterricht. Vielleicht wollte er auch ganz bewußt provozieren. Im Bereich der 'Deutschen Schulen' hatte diese Maßnahme wohl ein Vorspiel: Nach Liscovius' Entlassung aus der pädagogischen Arbeit im Armenkinderhaus im Jahr 1722 entfiel dort die Präzeptorenausbildung. An ihre Stelle trat 1725 ein Schullehrerseminar am Anna-Gymnasium, vom Scholarchat verordnet. Obwohl die Unterklassen des Gymnasiums von den methodisch durchdachten Schulstunden profitierten, konnte Rektor Crophius sich damit und mit einer betont pietistischen Prägung der Unterrichtsgestaltung nicht anfreunden. Johann von Stetten d.J. hatte die Jahre 1713-1718 als Student in Halle verbracht. Mit Samuel Urlsperger befreundet, war er auch beteiligt an dessen Berufung nach Augsburg. Obwohl das Scholarchat den Neuerungen sehr positiv gegenüberstand und 1737 entsprechende Verfügungen herausgab, blieb es im AnnaGymnasium beim bisherigen Konzept der rein humanistischen Bildung. Johann von Stetten schickte seine beiden Söhne nun auf das mit Professoren aus Halle besetzte Gymnasium in Neustadt a.d. Aisch und nach Halle. Von 1730 bis ca. 1790 galt die 'Hochfurstliche Stadtschule zu Neustadt an der Aisch' als eines der besten Gymnasien im süddeutschen Raum zur Vorbereitung auf ein Universitätsstudium. Die Direktoren waren Georg Sarganeck (1702-43), Paul Eugen Layritz (1707-88) und Dr. Georg Oertel (1715-90). Die optimalen Voraussetzungen für das Amt mit den neu gestellten Aufgaben brachten sie durch ihre vorzügliche Ausbildung in Halle mit. Sie wirkten zudem als Vorbilder durch ihre vielseitigen Begabungen sowohl im sprachlichen und naturwissenschaftlichen Bereich als auch in der Pädagogik mit Sarganecks Prinzip 'Mehr Neigung als Zwang', womit das Interesse der Schüler an den leistungsorientierten Kursangeboten geweckt wurde. Die Bedeutung und der gute Ruf des Neustädter Gymnasiums reichten weit über Franken hinaus.23

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fur das Gymnasiale Schulwesen Bd. 41. Hg. vom Bayerischen Gymnasial-Lehrerverein. München 1905. S. 11-16. Hans Karl Beckmann: Die Pädagogik der 'Hochfürstlichen Stadtschule in Neustadt an der Aisch' in ihrer glanzvollen Periode im 18. Jahrhundert. In: ZBKG 55. 1986. S. 1-18; Marianne Doerfel: Lernen ohne Zwang [...] und Ein Bücher-Vorrath zum größern Flor dieser Schule. In:

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Johann Paul von Stetten (1722-1746) wird 1737 im Anna-Gymnasium unter den ausgetretenen Schülern geführt: Valedixerunt: Hallam Saxonum abiturus. Dort besuchte er 1737-41 die Ausbildungsstätten der Franckeschen Stiftungen, 1741-45 die Universität Halle. 1746 starb er in Augsburg, vermutlich an Tuberkulose. Sein jüngerer Bruder Johann Ferdinand24 (1723-1777) gehörte zwischen Schulbesuch und Jurastudium einige Jahre dem Regiment des Grafen von SeckendorfF an. Er ist uns bekannt als späterer Ehemann der Schulstifterin Anna Barbara von Stetten, geb. von Amman.25 Auch Samuel Urlspergers Sohn Johann August und ca. 30 weitere Augsburger Patrizier, Kaufmanns- und Pfarrerssöhne besuchten das Neustädter Gymnasium. In Neustadt war schon verwirklicht, was Samuel Urlsperger und sein Kreis fur Augsburg anstrebten. An die Stelle der rein humanistischen Ausrichtung traten auch neue Sprachen, naturkundliche Fächer und Mathematik. Das Klassensystem war ersetzt durch leistungsabhängige Kursgruppen. Praktische Arbeitsgruppen mit reichem Anschauungsmaterial und die Einfuhrung in verschiedene Handwerke boten ein nie geahntes Spektrum an Möglichkeiten. In der Naturkunde wurde nach dem neuen Linneschen System gearbeitet. Wir wissen nicht, wie weit die Wirklichkeit hinter dem 'Programm' zurückblieb. Gedanken der Aufklärung wie die "Nützlichkeit' des Lernens, Deutsch als Umgangssprache und Ausdrucksmittel der neuesten Literatur gehörten zum neuen Unterrichtskonzept.

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Streiflichter aus der Heimatgeschichte. Sonderheft zur Geschichte der Neustädter Lateinschule. Neustadt a.d. Aisch 1993. S. 65-74 und S. 75-80. Johann von Stetten d.J. 1694-1773: 1. Heirat: 1721 Anna Katharina Renz (gest. 1737) 2. Heirat: 1737 Sabina Barbara von Hößlin, zwei Söhne aus erster Ehe (vgl. Anm. 10). Anna Barbara von Stetten, geb. von Amman 1754-1805. Großvater: Johann Adolf von Amman d.Ä. 1692-1750 (vgl. Anm. 17). Vater: Johann Adolf von Amman d.J. 1723-81. Mutter: Sibylla Marianna, geb. von Welser 1732-94. Heirat: 1774 Johann Ferdinand von Stetten 17231777 (vgl. Anm. 24). Mit 23 Jahren verwitwet, "ward sie die unermüdliche Wohltäterin aller derer, die kräftiger Unterstützung bedurften", in: F.E. von Seida und Landensberg, Beschreibung (Anm. 7) Bd. I. S. 421f., S. 487, S. 489-506, Bd. II: S. 695-699, S. 813-815 und S. 864. Als ihre Hauptstiftung bestimmte sie die Gründung einer 'Bürgerlichen Töchterschule' (vgl. Anm. 37). ASteStiA Original-Testament, Ka la+b, Administrationsprotokolle 1805/06, A.B. von Stettensches Institut: M. Bregenzer: Jahresberichte 'Aus dem Archiv1 ab 1986; M. Bregenzer: Artikel zu Barbara Degmair S. 28f., Marie Schmidt S. lOlf. und Anna Barbara von Stetten S. 108f. In: Augsburger Frauenlexikon. Augsburg 1992; Festschriften: 1905, 1955 und 1980 zu den Schuljubiläen.

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6. Paul von Stetten d.J. als Reformer und die Verdienste des Rektors Hieronymus Andreas Mertens Innerhalb des Augsburger Stadtregimentes war seit ca. 1760 eine junge Generation mit neuen Impulsen nachgerückt. Samuel Urlsperger ging 1765 in den Ruhestand, nahm aber noch regen Anteil an allem Geschehen in Kirchengemeinde und Schulen. Paul von Stetten d.J.26 - Jurist, Historiker, Scholarch und Literat mit vielseitigen künstlerischen Ambitionen - ging unkonventionelle Wege, um endlich die Schulreform voranzutreiben. Er sammelte ab ca. 1764 im Freundeskreis praktisches Anschauungsmaterial fur den Unterricht am Anna-Gymnasium: vor allem mathematische und astronomische Instrumente und Modelle. Die Augsburger Patrizier waren seit Generationen eifrige Amateur-Astronomen mit der eigenen Sternwarte auf der Bibliothek des Anna-Gymnasiums. Ein naturwissenschaftlich interessierter Freundeskreis scharte sich um den Mechanicus Georg Friedrich Brander, Präzisionsmechaniker und Erfinder und Erbauer wissenschaftlicher Instrumente (Spiegelteleskop, Sternfmder, Glasmikrometer u.a.).27 26

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Paul von Stetten d.J. 1731-1808. 1755 Heirat: Euphrosine Elisabetha Magdalena von Stetten 1736-1829. Ab 1754 im Stadtarchiv tätig mit Arbeiten zur Geschichtsforschung. Hier die Grundlagen für seine Publikationen von 1762, 1779, 1788 und die Familiengeschichte. Sein Engagement galt auch der Besserstellung der Künstler und der Erfinder im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich (vgl. Anm. 27). Ab 1770 im Rat der Stadt, mit wechselnden Ämtern. 1774 Scholarchatsvorsitz; 1779 Wiedereröffnung der Kunstakademie (Anm. 30). 1792 Stadtpfleger A.C. bis zur Säkularisation 1806. Ingrid Batori: Paul von Stetten d.J. Augsburger Staatsmann in schwieriger Zeit. In: ZHVS 77. 1983. S. 77 und S. 103-124; Ingrid Batori: Die Reichsstadt Augsburg im 18. Jahrhundert. Verfassung, Finanzen, Reformen. Göttingen 1969 (Veröffentlichung des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Bd. 22); Günter Hägele: Paul von Stetten d.J. In: Gelehrtes Schwaben. Ausstellung Universitätsbibliothek Augsburg 1990/91 S. 65f; Franz Herre: Das Augsburger Bürgertum im Zeitalter der Aufklärung. Augsburg 1951; Siegfried Merath: Paul von Stetten d.J. Augsburg 1961 (Abhandlung zur Geschichte der Stadt Augsburg, Bd. 14). M. Bregenzer: Familie von Stetten. In: Augsburger Stadtlexikon. Augsburg, 2. Auflage (im Druck). Georg Friedrich Brander 1713-1783, seit 1734 wohnhaft in Augsburg. Heirat: 1754 Sabina Barbara Thenn. Ihr Vater Mag. Daniel Thenn war Lehrer am Anna-Gymnasium (vgl. Anm. 31). Brander hatte auch gute Handelsbeziehungen und war ein Spezialist von europäischem Rang. 1759 Gründungsmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Mitglied der Kaiserlich Franziskanischen Akademie in Augsburg, Beisitzer der Augsburger Stadtakademie. Branders Nachfolger und Schwiegersohn: Christoph Kaspar Höschel 17441820. Heirat: 1774 Euphrosina Barbara Brander, geb. 1754. Paten der Kinder sind u.a. Johann Thomas von Rauner d.J., Anna Barbara von Stetten und Sibylla Marianna von Amman (vgl. Anm. 25). Höschel war auch Lehrer am Anna-Gymnasium für die Wahlfacher Physik, Mechanik, Mathematik. Augsburger Stadtlexikon. Augsburg 1985. S. 54 und 170; Inge und Karl August Keil: Astronomie am Gymnasium bei St. Anna. In: 1531-1981. 450 Jahre

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Im Sinne dieser Neuorientierung wurden auch Naturalien, Mineralien, Atlanten sowie Bücher für den Kunstunterricht gespendet. 1769 setzte der Geheime Rat Paul von Stetten und Johann Christoph von Rauner, die ohnehin dem Scholarchat angehörten, als außerordentliche Visitatoren ein, mit der Befugnis zu jederzeitigem Unterrichtsbesuch. Ein schriftlicher Aufruf zu Geld- und weiteren Sachspenden für die Ausstattung des Gymnasiums hatte großen Erfolg.28 Noch heute ist die im Anschluß erstellte Sponsorenliste eindrucksvoll. Die Reichen und Bemittelten aus Patriziat und Kaufmannschaft waren vor allem angesprochen. Die Lehrplanreform sollte auch für künftige Kaufleute, Künstler und Professionisten den nötigen Anreiz bieten. Der schon vier Jahre nach dem denkwürdigen Memorandum (vgl. Anm. 27) verstorbene Johann Christoph von Rauner begriff die Probleme und Nöte der jungen Freiberuflichen aus Familien ohne Vermögen. In seinem Testament vom 09.10.1773 setzte er Legate aus für: [...] 2. Junge Leute, welche eine besondere Fähigkeit und Application zu einer Kunst zeigen, und sich darinnen vor anderen hervortun, sowohl bei Erlernung derselben, als auch auf ihren dahin abzweckenden Reisen, und bei ihrem Etablissement selbst nachdrucksam zu unterstützen. 3. Bekannten, redlichen fleißigen Künstlern, bei ermangelnder Arbeit, mit kleinen Vorschüssen zu 30 fl. bis höchstens 50 fl. mit möglichster Verschaffung einer Arbeit, wenn die Stiftung auch etwas dabei zusetzete oder mit sonstigen Beihilfen an Händen zu gehen.29 Ab 1773 sorgte eine verbesserte Seminarausbildung als Schulzweig des AnnaGymnasiums für Volksschullehrer für einen höheren Wissensstand mit einer fundierten pädagogischen Ausbildung. 1772 und 1774 wurden die Lehrergehälter insgesamt wesentlich angehoben. Das Scholarchat genehmigte auch eine 'Bürgerschule', die ungefähr der heutigen Realschule entsprach. Die verschiedenen Schulzweige, die weiten Bevölkerungskreisen gerecht wurden, trugen den Namen 'Stadtschule bei St. Anna'. Nur die Klassen IV-VI wurden im Gymnasium als humanistischer Zweig geführt, mit der Befähigung zum anschließenden Studium der klassischen Fakultäten (Theologie, Jura, Philosophie, Medizin). Am 10. Mai 1775 verlasen die Pfarrer die neuen Instruktionen für die Lehrer von allen Kanzeln. Die Hauptforderungen bestanden in größeren Ansprüchen an

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Gymnasium bei St. Anna. Hg. v. Gymnasium bei St. Anna Augsburg und Societas Annensis e.V. Augsburg 1981. S. 16-18. Paul von Stetten d.J. (vgl. Anm. 26) und Johann Christoph von Rauner 1735-73 erhielten 1769 vom Geheimen Rat der Stadt den Auftrag, als außerordentliche Visitatores die Unterrichtsreform des Anna-Gymnasiums voranzutreiben: Im Memorandum vom 02.03.1769 schildert Paul von Stetten die damalige Situation, mit dem Blick auf das angestrebte neue Schulsystem, dem Gedankengut der Aufklärung verpflichtet: Verzeichnis des in dem evangelischen Gymnasium bei St. Anna [...] angeschafften Vorats an Büchern. 125 großformatige Seiten (SStBAug Cod. 2° Aug 376). Evang. WeArA Fach 53, Nr. 182.

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Unterricht und Erziehung. Endlich fand die Elementarschule, gekoppelt mit dem Lehrerseminar, die nötige Beachtung. Als etwas Besonderes wurden Lehrerpräsenz und Absentenlisten verbindlich! 1779 gründete das Scholarchat - auf Betreiben von Paul v o n Stetten - in den Räumen des Anna-Gymnasiums eine Zeichenschule, die auch angehenden Kunsthandwerkern offenstand. 3 0 Leider erlebte Samuel Urlsperger, der 1772 gestorben war, nur noch die Anfänge dieser Entwicklungsphase der 70er Jahre mit. Der erst dreißigjährige Hieronymus Andreas Mertens ( 1 7 4 3 - 1 7 9 9 ) übernahm 1773 das Rektorat des Anna-Gymnasiums als Nachfolger von Gottfried Hecking, als dessen Adjunkt er schon 1767 v o m Scholarchat berufen worden war. 31 Als 'Kronprinz' v o m Scholarchat gefördert, studierte Mertens auch neue Sprachen in Erlangen und kannte sicher Samuel Urlsperger persönlich. W a s zwei Generationen an Schulreformen versäumt hatten, versuchte er mit großem Einsatz nachzuholen. Schülerprüfungen zum Jahresabschluß, Reden an die Eltern über Erziehung und - auf neuestem Stand - das Verhältnis von Lehrern, Eltern und Schülern zur Gesellschaft. 3 2 Er und Paul von Stetten verfaßten auch Schulbücher für die Bürgerschule, vor allem für die neuen Unterrichtsfächer w i e Naturkunde, Geographie und Deutsch. 3 3 Neben der Autorität des vielseitig gebildeten Paul von 30

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Während der Zeit, daß diese Bogen von zeichnenden und bildenden Künsten unter der Presse gewesen, hat sich mit der hiesigen Kunstakademie eine sehr vorteilhafte Veränderung zugetragen [...]. Am 30.01.1719 mit Zustimmung des Geheimen Rates Eröffnung einer Kunstakademie: 'Kunstübungen im Zeichnen, nach dem Leben, nach dem Runden, und nach Gewändern [...]'. Paul von Stetten d.J.: Kunst-, Gewerbe- und Handwerksgeschichte der Reichsstadt Augsburg. Augsburg 1779. S. 516. Mag. Gottfried Hecking 1687-1773 Rektor des Gymnasiums bei St. Anna 1743-73. Abschluß des Studiums in Halle bei Johann Justus Breithaupt und August Hermann Francke. 1718-43 Rektor in Heilbronn, 1743 Berufung nach Augsburg auf Betreiben Samuels Urlspergers, der an dieser zentralen Stelle des Augsburger Schulwesens den pietistischen Einfluß stärken wollte. 1756 verfaßte Pfarrer Mag. Thenn, Lehrer am Anna-Gymnasium, ein Gutachten wegen der 'Errichtung einer Real-Experimentierschule' (vgl. Anm. 27). In den letzten zehn Dienstjahren wurde der Rektor durch einen Rektoratsadjunkten entlastet. Er starb 86jährig. D. Blaufuß, Reichsstadt und Pietismus (Anm. 4) S. 37f. Karl Köberlein: Geschichte des Humanistischen Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg. Augsburg 1931. S. 226-239. Hieronymus Andreas Mertens 1743-1799: Gedruckte Reden des Rektors bei St. Anna 17721785. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 1054; Von einigen Hauptfehlern der heutigen Erziehung. Augsburg 1774 (SStBA 8° Aug 3267); Schreiben an das Scholarchat vom 07.08.1777. StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 1042 T.3.; Nachricht von der jetzigen Verfassung des Evangelischen Gymnasiums zu Augsburg 1778. München BSB: 4.H. Lit. ρ 238m; Nachtrag zu den Nachrichten von der jetzigen Verfassung, 1. Stück. Augsburg 1786. H.A. Mertens: Vorbereitung zur Erlernung der nützlichen Wissenschaften zum Gebrauch der mittleren Classen des Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg. Augsburg 1777; Entwurf einer vollständigen Geschichte der Gelehrsamkeit. Augsburg 1779/80, Bd. 1 und 2; München BSB: Η Lit. u 183m (1); Vorlesungen über die zeichnenden Künste. Augsburg 1783 (als Sachbuch), es sind umgearbeitete Vorlesungen für die Stadtakademie. Paul von Stetten d.J.: Der Mensch in

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Stetten und den sehr renommierten Scholarchatsmitgliedern hatte es Rektor Mertens nicht leicht. Der sicher berechtigten Kritik am Verhältnis SchuleEltemhaus widmete er viel Zeit und Kraft, da er als 'moderner' Pädagoge auch die Eltern in seine Erziehungsgedanken mit einbezog in dem Bestreben, hier eine echte Partnerschaft aufzubauen. In den jährlichen Reden zum Schuljahresende konnte er die neuen Ideen vorstellen: Die Schüler mußten durch Erziehung veredelt werden, ein Zustand, der dann konstant bleiben sollte. Hier öffnete sich die Perspektive, dem 'Menschenwohl' zu dienen. Die Zeiten sind vorbei, da das Erziehungsgeschäft verächtlich war, so Christian Gotthilf Salzmann, der in Schnepfental eine philanthropische Musterschule führte. Zu ihm wurde ein Augsburger Lehrer als Hospitant geschickt, der dann begeistert in der 'Chronik der Jugend' 1785 von spielerischem Unterricht, Sport, Naturkunde im Grünen u.a.m. berichtete. Ein Weg, den Mertens nicht einschlagen wollte und auch nicht konnte. Dagegen sorgte er für neueste Unterrichtsbücher von Joh. Heinrich Campe, Ernst Christian Trapp, Christian Gotthilf Salzmann, und auch die 17 Bände des Augsburger Pfarrers und Wissenschaftlers Gottlieb Tobias Wilhelm 'Unterhaltungen aus der Naturgeschichte' gehörten dazu. Das Zeitalter erzieherischer Eigenverantwortung Jugendlicher auf der Grundlage menschlicher Vernunft schien sich unbegrenzt in den verschiedensten Ausformungen zu öffnen. Doch nach 1790 verzögerten sich die Reformen wegen der leidigen Kriegstroubeln, wie Mertens gelegentlich erwähnt. Die Stadt steckte tief in einer Finanz- und Wirtschaftskrise. Paul von Stetten trat 1792 die Nachfolge des Stadtpflegers Paul von Amman an. Als Scholarchatsvorsitzender löste der Geheime Rat Johann Thomas von Amman Paul von Stetten ab.34

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seinen verschiedenen Lagen und Ständen fur die Jugend geschildert, mit 50 Kupfern. Augsburg 1779 (SStBAug 1584-1,2). Johann Thomas von Amman 1722-1802, Sohn von Johann A. von Amman d.Ä. (vgl. Anm. 17 und 25), Heirat: 1750 Maria Friederike Baronin von Göll 1727-82. Jurastudium in Halle, ab 1749 wieder in Augsburg im Dienst der Freien Reichsstadt. Anna Barbara von Stetten und Johann Th. von Amman waren die letzten Mitglieder der einst großen Familie. Senator Friedrich von Göll war durch die Verbindung mit S. Urlsperger aus Stuttgart nach Augsburg gekommen und heiratete 1724 Anna Sibylla von Rauner (vgl. Anm. 16). S. Urlsperger: Leichenpredigt fur J.A. von Amman, 26.03.1750 (vgl. Anm. 17), S. 25, ASteStiA Ka 21, Ka la; Testament der Anna Barbara von Stetten, Nachträge 1803 (Anm. 25), ASteStiA Ka 21, Ka la; Zu J.F. von Göll: in: P. von Stetten: Kunst-, Gewerbe- und Handwerksgeschichte [...] Augsburg 1779. S. 513.

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7. Die Neugliederung des Schul- und Erziehungswesens 1799-1801 Nach Mertens Tod 1799 nahm das Scholarchat kurzfristig in zehn Konferenzen eine Neuplanung des gesamten Schul- und Erziehungswesens in Angriff, durchgeführt von einer Kommission, bestehend aus Paul von Stetten, der Administration des Collegium bei St. Anna, Mitgliedern des evangelischen Ministeriums, Senior [Johann Jakob] Waßer, den Gymnasiallehrern, den Musikdirektoren und allen deutschen Schulhaltern. Am 16. Mai 1801 wurde Rektor Beyschlag zum Nachfolger von H.A. Mertens gewählt. Bereits am 5. Mai wurden sowohl der neue Lehrplan als auch Gehaltserhöhungen genehmigt. Am ersten Sonntag nach Trinitatis 1801 wurde die 'Verbesserung des gesamten evangelischen Schulwesens' von den Kanzeln verkündigt: Elementarschule - Bürgerschule - Gelehrtenschule. Konferenzen und Visitationen fanden statt, eine pädagogische Schulbibliothek wurde gegründet, moderne Lehrbücher wurden angeschafft.35 Auch der Notwendigkeit einer besseren Mädchenbildung versuchte man Rechnung zu tragen. Am 1.2.1803 wurde eine kleine 'Töchterschule' mit vier Lehrern und einer Lehrerin im Rektoratshaus von St. Anna eröffnet - ein Vorbote der drei Jahre später eröffneten Mädchenschule, einer 'Bürgerlichen Töchterschule mit Erziehungsanstalt'.

8. Die beiden großen Stiftungen für das Erziehungswesen im Jahr 1801 Mit zwei großherzigen Testamenten von 1801 schließt sich der Kreis der Stiftungen im Sinne von August Hermann Franckes bahnbrechendem Sozialwerk: Johann Gottlieb Klaucke, Silberjuwelier, setzt das Armenkinderhaus zum Alleinerben ein mit einem Betrag von ca. 400 000 fl. 35

Daniel Eberhard Beyschlag: Unvorgreifliche Gedanken über die Zeit - und arbeitsmäßige Einrichtung des gesamten Evangelischen Schulwesens in Augsburg. Augsburg 1801; ders.: Nachricht von der nunmehrigen Einrichtung des gesamten Evangelischen Schulwesens. Augsburg 1801; ders.: Nachricht von der nunmehrigen Einrichtung des gesamten Evangelischen Schul- und Erziehungswesens in Augsburg. Augsburg 1802; ders.: Nachricht, die Einrichtung einer Töchterschule betreffend. Augsburg 1802; ders.: Sonntagsschule 1803. In: •Nachrichten' (SStBAug 4° Aug 694, 1801-03); 1784 Seminar fur deutsche Schulhalter: StadtAAug. Evangelisches Wesensarchiv 1135; Ludwig Greiff: Beiträge zur Geschichte der deutschen Schulen Augsburgs. Augsburg 1858. S. 91-135 (SStBAug 853), (die Epoche von 1773-1806).

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Sein Testament v o m 17. Juli 1801 beginnt folgendermaßen: [...] zu etwelcher Betätigung meiner gegen Gott schuldigen Dankbarkeit für den mir in meinem Leben zugewandten Segen und reichliche Belohnung meiner Arbeiten, auch zur Bezeugung meines Wohlwollens und Liebe gegen meine Nebenmenschen und Freunde und in der redlichen Absicht, unter meinen Mitbürgern noch nach meinem Tode zu nützen, folgende Legate [...]. Klauckes Hinwendung zu Legaten im sozialen Bereich, im Schulwesen und zu einer Hauptstiftung trägt ähnliche Züge wie das Testament der Anna Barbara von Stetten aus dem gleichen Jahr. Auch hier eine Pädagogik-Beilage mit Abhandlungen über den Tagesablauf und die Erziehungsprinzipien im Waisenhaus. 3 6 D i e Stiftung 'Evangelisches Waisen- und Klauckehaus Augsburg 1 , seit einigen Jahrzehnten in Augsburg-Hochzoll angesiedelt, gilt heute als eines der bestgefuhrten Heilpädagogischen Kinderheime, auch für junge Erwachsene. Johann Gottlieb Klaucke 37 war mit Anna Barbara von Stetten verwandt, die als herausragende Frau bereits die Schuheform ihres Vetters Paul v o n Stetten mit geplant hatte. 38 So ist Frau von Stettens Testament mit ca. 100 Legaten das pädago36

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In Privatbesitz: Eine vidimierte Abschrift des ganzen Testamentes; Augsburger Stadtlexikon. Augsburg 1985. S. 203; F.E. von Seida und Landensberg, Beschreibung Bd. II. (Anm. 7) S. 870-875; Portrait Klauckes: Kupferstich 'aus den mittleren Jahren' mit der späteren Beschriftung: 'Durch die reichen Stiftungen seines letzten Willens hochverdienter Erhalter des Evangelischen Armenkinderhauses und Wohltäter seiner zweiten Vaterstadt'. Städtische Kunstsammlungen Augsburg. Inv. Nr. G 7178; M. Bregenzer: Anna Barbara von Stetten geb. von Amman. Ein Beitrag zu ihren Stiftungen und zu ihrer Biographie. In: ZHVS 87. Augsburg 1994. S. 143-162. Johann Gottlieb Klaucke 1719 Küstrin - 1805 Augsburg. Seit 1746 in Augsburg ansässig, zuerst als Angestellter des Silberhändlers Philipp Adam Benz. Erste Heirat: 1750 Sibylle Euphrosina Köpf (gest. 1761), Witwe des Philipp Adam Benz (gest. 1749). Klaucke führte als selbständiger Silberhändler und Handelsherr Benz' Firma weiter. Zweite Heirat: 1761 Juliana Barbara von Welser 1732-1807. Sie war eine Cousine der Sibylla Marianna von Amman, geb. Welser (vgl. Anm. 25). Nachdem Johann G. Klaucke die sechs Kinder aus erster Ehe ausbezahlt hatte, war ab 1769 das Vermögen ganz in seiner Hand. Vorerbe war dann Klauckes Frau Juliana Barbara, die ihn um zwei Jahre überlebte (vgl. Anm. 36). Daniel Eberhard Beyschlag: Kurze Geschichte des bey dem ev. Antheil in Augsburg zu den neuen Zeiten verbesserten Schul- und Erziehungswesen. Zu einem Denkmal inniger Verehrung und schuldiger Dankbarkeit bei dem den 13. Mai 1805 zu feiernden 50jährigen Ehejubiläo Sr. Hochwohlgebornen Herrlichkeit des Herrn Stadtpflegers Paul von Stetten, des Begründers und Beförderers unseres verbesserten Schulerziehungswesens, geweiht von dem Rektor und seinen Mitlehrern an dem Gymnasio St. Anna [...]. Augsburg 1805. S. 30f. (SStBAug 4° Aug 474): Eben in dieser Schulgeschichte wird auch eine bestimmte Nachricht von dem Institute gegeben werden, das erst im Werden ist, und den für unser Schulwesen so wichtigen von Stettischen Namenflir die Töchtererziehung ewig unvergeßlich machen wird [...]. Da die verordnete Administration aus sachkundigen Männern besteht, und ihre Wahl auf eine alles Zutrauen verdienende Direktorin gefallen: so hat man sich allerdings etwas Zweckmäßiges flir die weibliche Erziehung des Mittelstandes und vielleicht auch der höheren Stände zu versprechen [...]. Mir genügt zu sagen, daß seit der Stiftung des Kollegiums unser Erziehungs-

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gische Konzept als Beilage Β beigefügt, das in Augsburg alle bisherigen Vorstellungen von Schule, Internat, Erziehung und Verwaltung an Präzision hinter sich läßt. Sie bestimmte zum Haupterben eine zu gründende Mädchenschule als Denkmal meiner Liebe zu meiner Vaterstadt [und zum] Segen der weiblichen Erziehung und zum Heil der Menschheit. Ihre leiblichen Verwandten von Rauner, von Stetten, von Amman u.a. und die befreundeten Pfarrfamilien Krauß, Degmair und Brucker gehören auch mit zum engen Kreis um Samuel Urlsperger. Ihr Schulkonzept basiert sowohl auf der Ammanschen Familientradition des praktischen Pietismus und des sozialen Engagements als auch auf der Gedankenwelt der Aufklärung in den Bereichen der Methodik und Unterrichtsgestaltung. Der Erziehung im Heim sollte die Familie als Vorbild dienen mit möglichst viel persönlicher Zuwendung. Heute wird die Schule als Mädchengymnasium, Realschule, Internat und Tagesheim mit insgesamt ca. 1 000 Schülerinnen geführt. Aus heutiger Sicht erscheint uns die vielschichtige, komplizierte Entwicklung des Schulwesens in Augsburg in einem neuen Licht: Samuel Urlsperger, Johann von Stetten, Johann Thomas von Rauner und viele Gleichgesinnte waren von tiefer Frömmigkeit durchdrungen. Als Voraussetzung für ein Lebenskonzept mit unendlichen Möglichkeiten erscheint uns heute August Hermann Franckes Erziehungs- und Bildungsidee der Zeit um zwei Generationen voraus. Francke hatte sich mit den immer umfangreicher werdenden Einrichtungen in Halle einen eigenen Staat mit eigenen Gesetzen geschaffen, ein frühkapitalistisches Unternehmen über drei Kontinente. Faszinierend blieben dort das Spektrum enzyklopädischer Bildung auf allen Wissensgebieten, die Kontakte zum Ausland, die Missionseinrichtungen und anderes, alles eingebettet in die ungebrochene Glaubenswelt des frühen Pietismus. Samuel Urlsperger versuchte, diesen ganzen Komplex in Augsburg mit der bestehenden reichsstädtischen Gesellschaftsordnung ganz anderer Struktur, mit Menschen anderer Mentalität in Einklang zu bringen. Es würde viel zu weit führen, Vergleiche im einzelnen heranzuziehen. Erst um 1800 glückte die Erweiterung in ein stufisch gegliedertes Schulsystem für alle Bevölkerungskreise und Altersstufen auf der Grundlage eines breitgefacherten Angebotes: Erst jetzt sahen die Verantwortlichen der Stadt ein, daß Bildungseinrichtungen und schulische Weiterbildung als Lebensgrundlage zwar viel Geld kosteten, aber das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit und Verelendung darstellten. Es ist nicht hoch genug einzuschätzen, welche Verdienste sich die pietistischen Kreise um Augsburgs Bevölkerung erworben haben. Der Einsatz beschränkte sich nicht nur auf die Bereitstellung finanzieller Mittel, sondern er wurde auch effektiv durch den Ideenreichtum bei der Bewältigung wesen keinen günstigeren Zeitpunkt als den gegenwärtigen gehabt [...]. Am 19.02.1805 war Frau von Stetten verstorben; die Administration hatte sich im März konstituiert; Frau Barbara Degmair war zur Direktorin ernannt; alle Vorbereitungen für die Schule, die dann am 02.01.1806 eröffnet wurde, hatte die Administration in Angriff genommen (vgl. Anm. 25).

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sozialer Probleme. Persönliches Engagement mit Sensibilität für die Nöte des "Nächsten' und die Notwendigkeit gemeinnütziger Einrichtungen verbanden sich mit dem eigenverantwortlichem Handeln im Dienst der Vaterstadt. Samuel Urlsperger, der drei Generationen in Augsburg erlebte, blieb das große Vorbild.

III. Korrespondenzen

The Relationship of Samuel Urlsperger to the 'Society For Promoting Christian Knowledge' Gordon Huelin

It would be hard to find a more concise expression of the relationship of Samuel Urlsperger to the Society for Promoting Christian Knowledge than that contained in a letter addressed to Philipp George Frederick de Reck at Augsburg in January 1735, in which the latter was urged to consult Pastor Urlsperger who has long been their Correspondent and a member of their Society to whom they have always entrusted the direction of their affairs in Germany Yet in order to discover the origin of that relationship one has to go back to the London of the early eighteenth century. Anne, who became Queen of England in 1702, was a devout member of the Established Church which was then in a flourishing condition. One sign of this was the number of religious societies that had recently come into existence, among them being the Society for Promoting Christian Knowledge, usually referred to as the SPCK. This had been founded in 1698, and, besides its missionary efforts at home and abroad, was concerned with religious education and the publication of Christian literature.2 Although the SPCK did not then look with favour on religious dissenters at home, it happily adopted a more ecumenical outlook as regards Lutherans on the continent. News of the Orphan-House lately established by Professor August Hermann Francke at Glaucha, near Halle in Saxony, had already spread, and the founders of the SPCK with their educational interests, were anxious to learn more about it from two Germans who had recently been sent over to set up catechetical schools in England. The two men were therefore invited to attend the Society's meeting on 11 May 1699 and, with the help of its first secretary, John Chamberlayne, who acted as interpreter, they gave an account of the Halle Foundation. So 1

2

Henry Newman's Salzburger Letterbooks. Ed. by George Fenwick Jones. Athens, Georgia 1966. Pp. 150-51. William Kemp Lowther Clarke: A History of the SPCK. London 1959.

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moved were those present by what they heard that they there and then elected Professor Francke as one of the SPCK's Corresponding Members.3 Among Francke's disciples at Halle was a lutheran pastor, the Reverend Anton Wilhelm Boehme, who in the early 1700s decided that he should leave Halle for London. There, Queen Anne had opened for her husband, Prince George of Denmark, a german lutheran royal chapel "in a small wooden church situated in the middle of the now vanished south range of buildings which crossed Friary Court" at St. James's Palace.4 Despite his Lutheranism, the Prince was prevailed on by his wife to have the Anglican Prayer Book services in the Chapel. Boehme was invited to preach there, and after hearing his sermon George appointed him to the important post of Court Chaplain. When the Prince died in 1708, the Queen gave orders that the services in the German Chapel should continue, and Boehme remained as one of the Chaplains.5 He had already become acquainted with the SPCK, and in 1709, on the recommendation of John Chamberlayne, was admitted a Resident Member of the Society and soon established an intimate companionship with its newly-appointed Secretary from America, Henry Newman.6 This was the scene into which Samuel Urlsperger, another of A.H. Francke's disciples, was shortly afterwards to enter.7 When Urlsperger arrived at Halle in the early eighteenth century, Francke handed him over to Anton Boehme who was to have a decisive influence on the young man. Subsequently, Urlsperger set out from Halle on his travels abroad, but the ship in which he sailed was caught in a violent storm at sea off the Dutch coast, and he was forced to land in Holland. The experience of having escaped from death so narrowly led him to adopt a more serious attitude to life and resulted in his 'conversion'. While staying in Utrecht Urlsperger attended lectures until he received a letter from Boehme calling him to London to assist at the Lutheran Royal Chapel, since Andreas Ruperti, the other chaplain had been granted leave. Boehme's need of assistance in performing these clerical duties is indicated in a letter he addressed to Henry Newman on 1 January 1712. There he remarked that he had a great mind to be at the Society's New Year gathering at Bow Church, Cheapside, on that day, as well as at the committee meeting that evening, but since I can get nobody to read Prayers for me at our own Chapel I must attend it myself? 3 4

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A Chapter in English Church History. Ed. by Edmund Mc Clure. London 1888. P. 24. David Baldwin: The Chapel Royal: Ancient and Modern. London 1990. Pp. 403-404. I am indebted to the author for his help regarding the German Lutheran Royal Chapel. Johann Jacob Rambach: Memoirs of the Life and Death of the late Reverend Mr. Anthony William Boehme. London 1735. Leonard Cowie: Henry Newman: An American in London 1708-43. London 1956. P. 47. Bernhard Koch: 'Urlsperger, Samuel'. In: Realenzyklopädie fur protestantische Theologie und Kirche. Bd. 20. Leipzig 3. Auflage 1908. Pp. 342-46; Erich Beyreuther: 'Urlsperger, Samuel'. In: RGG. Bd. 6. Tübingen 3. Auflage 1962. Cols. 1194-95. British Museum Additional Ms. 4277f. 32.

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Urlsperger at once accepted Boehme's invitation, and after arriving in London shared lodgings with him at 'The Golden Angel' in the Strand, which is described as "next door to the Swan Tavern, near Somerset House".9 This would have been convenient for the German Savoy Church or Chapel, where Urlsperger is also alleged to have ministered. It must be said here that his name does not appear in the Registers of the German Lutheran Royal Chapel at St. James's, or in the Vestry Minutes of the German Savoy Church. In the case of the former - the 'Kirchenbuch der Königlichen deutschen Hofcapelle' - the first entry is June 1712, which was only a month before Urlsperger returned to Germany.10 As regards the latter the 'Protokollbuch der Londoner Kirchengemeinde 1695-1726' - this is in an imperfect condition with numerous gaps.11 However, an examination of the 'Register of Baptisms, Marriages and Burials of the German Savoy Church' now at the Public Record Office in London, shows that Urlsperger did officiate there in January 1712.12 How far Urlsperger was already familiar with the SPCK and its activities before he came to England we do not know; but there can be little doubt that as soon as he arrived in London, Boehme would have introduced him to both John Chamberlayne and Henry Newman. In any event, the relationship between him and the Society was cemented when, at its meeting on 1 May 1712, following Chamberlayne's proposal: The Reverend Mr Urlsperger, Chaplain to the Duke of Wirtemberg was chose a Corresponding Member.13 During his few remaining weeks in London, Urlsperger attended three ordinary meetings of the SPCK, which were held at the house of its Treasurer, the Reverend Henry Shute, in Bartlett's Buildings near Holborn. These would not only have given him the opportunity of making contact with such influential members of the Society as Robert Nelson, author of the popular 'Companion for the Festivals and Fasts of the Church of England' - which was translated into German; but also of enabling him to see the care taken by the Society in ensuring the well-being of the Charity School children, in the choosing of suitable books, and in spreading the Gospel through the regular dispatch of packets of literature to members and others.14 Urged by Anton Boehme and encouraged by its Secretary Henry Newman, the SPCK in 1710 assumed responsibility for the Protestant mission to the East Indies which had originally begun at Tranquebar under the protection of the King of Denmark, and was then being pioneered by two german lutheran pastors who had 9

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Frederick George Hilton Price: The Signs of the Strand: Street Signs of the 17th and 18th Centuries (reprinted 1985). Ρ 12. Public Record Office London Registrar General 4/4568. Westminster City Archives (Buckingham Palace Road Library, London) Ms. 90/3. Public Record Office London Registrar General 4/4625. SPCK Minute Book No. 5. 1. May 1712. SPCK Minute Book No. 5. 15. May, 29. May and 19. June 1712.

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been students under Professor Francke at Halle. A sub-committee of the Society was set up to deal with the affairs of this mission. It became known as the 'Malabar Committee', and the members were accustomed to gather together at St. Dunstan's Coffee House, Fleet Street in the City of London. Boehme regularly attended meetings, and the Minutes reveal that on two occasions Urlsperger was present.15 There he met Dr. Thomas Bray, the principal founder of the SPCK, who, with the concern which he showed for the protestant churches of the continent, would surely have extended a warm welcome to the newly-elected Lutheran Corresponding Member.16 Maybe Henry Newman was the one who introduced Urlsperger to the learned and pious Dr. Bray. Whether or not this was the case, there is preserved in the Archives of the SPCK in London, a hitherto unpublished letter dating from this time, addressed by Urlsperger to: Mr. Newman at the Lord Almoners Lodging over White Hall Gate, White-Hall. This letter, while chiefly intended to convey information regarding Henry Fincke who had been printer to the East Indies Mission, throws light on Urlsperger's relations with the Society and is here given in full:17 at the Golden Angel in the Strand the 6th Jun. 1712 Dear Sir, I design to go to Oxford next Wednesday, but I want some Letters of Recommendation: and because I know, you are acquainted in this place, I hope you will recommend me to one of your friends. I was very sorry that I could not get so much time to see you yesterday in order to acquaint you with the unfortunate or unexpected News of the death ofMr. Finck, who died of a burning fever the second day, after they were sailed from Brasil. This unhappy News came in a Letter written from Mr. Plutscho one of the Danish Missionaries, who is now at the Cape of Good Hope in his way to Europe being on board of an English Ship called the Tanquevill. The Latter is written to Mr. Boehm and dated the 6th of February. He tells us that Mr. Finks Ship came to the Cape of Good Hope, giving a short Account of his Effects left to him by the French. I don't question but you will be very sorry of hearing this News. But this being a Matter of a dark Providence, we must wholly rely upon the Will of God: You know That Things of such Nature meet with the greatest difficulties, And therefore I hope that the Honourable Society for propagating Christian Knowledge won't be discouraged, but rather encouraged to go on with this work, once happily begun by her: Sanguine Fundata est Ecclesia, sanguine crevit, Sanguine succrevit; sanguine fmis erit. I must confess that this was a very great Comfort, to see how there is a perpetual Harmony between the dispensation of the Christian Faith in the different 15 16 17

SPCK Ms. ME/m/3 13. May and 27. June 1712. Henry Paget Thompson: Thomas Bray. London 1954. P. 42. SPCK Original Letters CR2/2 No. 3090.

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Ages. Every one, who reads with Attention the Scripture and Ecclesiastical History, and above all, who is an Experimental Christian, must say: That the work of Conversion either in whole Nations or in single Men is never without difficulties: And that it is not such an easy Thing, as the Generality of the Christian World doth believe. I am for my part fully convinced of it, and I am sure whosoever understands practically the standing rules of the Lord J. our Master, he will fall in with me. Pray, Sir excuse the Length of this Letter and give my most humble Service to Mr Chamberlain; I am Dear Sir, Your most humble Servant Samuel Urlsperger. In the summer of 1712 Urlsperger, accompanied by several young Englishmen, returned to Halle. Members of the SPCK's Malabar Committee, who met at St. Dunstan's Coffee House on 24 December that year, had in front of them a single item of business: namely a letter from him at Halle desiring an Account of all the proceedings of the Society relating to the Protestant Mission to the East Indies, and also an Account of the Benefactions to it in order to be published in Germany. Evidently this was considered too formidable a task to tackle on Christmas Eve, and the matter was adjourned till the following week.18 Although the actual letter of Urlsperger no longer exists, there is in the SPCK's archives a substantial abstract of its contents as related to those who were present at the Society's meeting held on 1 January 1713.19 Besides the request already mentioned, Urlsperger let it be known that Monsieur de la Placette at the Hague was very inquisitive about the state of the Society and was very much pleased to hear of the order and harmony of the proceedings and promised to promote the interest of it when he should find the means of doing it. Another of the Society's supporters who was then at the Hague, Sieur D'Allone, did the same.20 Urlsperger went on to give a particular character of the five learned Professors in Divinity in the University of Halle, and of the tasks which they daily performed with great application, among whom Professor Francke very much distinguished himself. He then mentioned the fact that Francke had recently printed a book in German entitled 'Idea Studiosi Theologiae', and wished it was translated into English. In fact he recommended it to the Society to be at the charges of printing it as a thing that would be extraordinarily acceptable to the public, and do much good even to both the Universities. Doubtless, with their concern for education, those present at that meeting on 1 January would have welcomed the news in Urlsperger's letter of the remarkable progress at the Francke Foundation: so that, in his words, Halle had become the

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SPCK Ms. ME/m/3 24. December 1712. SPCK Abstract Letter Book CR1/4 No. 3412. Both these gentlemen were later elected as SPCK Corresponding Members.

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Salt of Germany.21 They would also have been pleased to learn that he had been appointed head of the new English House there, and that he was spending an hour every day by discoursing in the English language with such students as are desirous to see England. Moreover, in order to please such of the English Nation as understand very little in German he was accustomed to read the English Liturgy before them every Sunday in the English House - in this the experience which he had gained in London must surely have been of benefit. For some inexplicable reason there is, after this, a gap of more than thirteen years in the correspondence which exists between the SPCK and Samuel Urlsperger. Meanwhile, Newman continued to serve as the Society's Secretary; while, in 1722, Urlsperger was elevated to the position of Senior Lutheran Pastor of the Church of St. Anne at Augsburg. Then at the SPCK's meeting on 29 November 1726, there was read a letter from Mr. Jacobi in London.22 In this the writer stated that he had received a communication from the Pastor at Augsburg wherein he desires his service may be made acceptable to the Society, and that he should be glad to be favoured with an annual packet, having received none for several years. He desires it may be recommended to Sir John Philipps to beg a Bible, Worthington on Resignation, and a Manual of Devotion for a religious family. It was thereupon ordered that there should be despatched to Mr. Urlsperger a packet of such books as had been published since he left England, while those which he requested for the religious family were given to Sir John Philipps for Mr. Jacobi. It may be added here that the work referred to by name was Dr. John Worthington's 'The Great Duty of Self-Resignation to the Divine Will' which had been published in 1675, and appeared in the SPCK's list of books recommended for reading. It seems likely that 'Mr. Jacobi' was either the Chapel Keeper of that name at the German Lutheran Royal Chapel at St. James's with whom Urlsperger would have become well acquainted during his stay in London;23 or the John Christian Jacobi to whom, in November 1725, for his labour in translating Mr. Schultze's 'Journal' the SPCK paid five guineas,24 and who also later rendered into English Rambach's 'Memoirs of the Life and Death' of Anton Boehme. This and the fact that before making their payment for the Schultze translation the Society first sought the advice of Mr. Ruperti, the then Chaplain at the Lutheran Royal Chapel, even suggests that John Christian Jacobi and the Chapel Keeper may have been one and the same person. Of Sir John Philipps more will be said presently. 21

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For a recent account of the Francke Foundation: Die Franckeschen Stiftungen zu Halle an der Saale. Hg. von Paul Raabe. Wolfenbüttel 1990. I am grateful to Graham Jeffcoate of the British Library for acquainting me with this. SPCK Abstract Letter Book CR1/13 No. 9053. James Edgar Sheppard: Memorials of St. James's Palace. London 1894. Vol. II, P. 245. SPCK Minute Book No. 11 16. and 23. November 1725.

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Understandably, at the beginning of the eighteenth century most members of the SPCK were hostile towards Roman Catholics and fearful of attempts on their part to undermine protestantism. Especially so were Thomas Bray, who published a volume entitled 'Papal Usurpation and Persecution', and Robert Nelson who produced several anti-catholic publications, while the Society's Secretary Henry Newman remained a bitter opponent of popery throughout his life.25 These men must all have expressed their views in conversations with Urlsperger; and it is significant that in July 1712, shortly before he left England, he was given fifty copies of Ά Short History of the Attempts that have been made to convert the Popish Natives of Ireland to the Establish'd Religion' to disperse in Germany and other Foreign

Parts.26

This book of around seventy pages, printed by Joseph Downing of Bartholomew Close, Smithfield, London, the Society's printer at that time, was the work of the Reverend John Richardson, Rector of Annah in Ireland and a Corresponding Member, whom Urlsperger would have met on at least four occasions when present at committee meetings.27 To his 'Short History' Richardson added Ά Proposal for the Conversion of the Popish Natives of Ireland to the Protestant Religion', and those wishing to support this were invited to send subscriptions to Anton Boehme and Sir John Philipps among others.28 At a meeting of the SPCK's Secret Committee on Popery on 11 March 1713 those present learned that there had been prepared and given to Mr. W. a Paper of Instructions for his observation in travelling; and this having been read and approved of, it was ordered that a copy of the said Instructions be sent to Mr. Urlsperger in Germany.29 That such fears and countermeasures were amply justified was shown by the events which occurred less then twenty years later, but which in the so-called 'Age of Enlightenment' must have come as a profound shock. 'The Salzburger Saga', as it has been aptly named,30 and the part that Samuel Urlsperger played in it will be described later in this Symposium by a leading authority on the subject, Professor Dr. George Fenwick Jones; and I must therefore tread warily here. Yet this is not altogether easy: for the relations between Urlsperger and the SPCK, following that dark day in October 1731 when Count Leopold Anton Eleutherius von Firmian, the Archbishop of Salzburg, expelled thousands of protestants from their homes and land, became extremely close; and the

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Leonard Cowie, Henry Newman: An American in London 1708-43. London 1956. P. 30. SPCK Minute Book No. 6 3. July 1712. SPCK Minute Book No. 5. 15. May and 19. June 1712; Ms. ME/m/3 13. May and 27. June 1712. Boehme's address is given as 'at the Golden Angel near Somerset House in the Strand'. SPCK Ms. GM5. 11 March 1712/13. George Fenwick Jones: The Salzburger Saga. The University of Georgia Press 1984.

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many letters which passed between him as a Corresponding Member and Henry Newman are contained in several volumes in the Society's archives in London. 31 It could scarcely be otherwise in view of the fact that the SPCK constantly forwarded to Urlsperger sums of money raised for the distressed protestants; recommended those unfortunate victims to the trustees who were concerned with establishing a new colony in Georgia; and paid the salaries of John Martin Boltzius and Israel Christian Gronau - both of whom had been employed in the Francke Foundation at Glaucha - who served as the first Pastors to the Salzburger emigrants at Eben-Ezer. Urlsperger's recognition of this is shown in the fact that the Reports of the two pastors which he himself edited were dedicated to the Trustees of the colony as well as to all the most honourable members of the very praiseworthy Society for Promoting Christian Knowledge32 Moreover, as I discovered when representing the SPCK in October 1989 at the unveiling of a fountain to commemorate the Salzburgers in Savannah, Georgia, the contribution which the Society made over two-and-a half centuries ago is still remembered there with gratitude. I trust therefore that I shall not be trespassing on Professor Fenwick Jones's territory in saying something of the relationship between Samuel Urlsperger and three SPCK personalities who were deeply involved in Salzburger affairs. The first is Sir John Philipps who lived at Picton Castle in Pembrokeshire, Wales, became a member of the SPCK a month after the Society was founded, and remained one of its most influential supporters until his death in 1737. Whether Urlsperger met Sir John during the short time that he was in England we do not know; but the letter which he addressed to Mr. Jacobi in 1726 already referred to, indicates that the two were well acquainted. Few of the Salzburger benefactors were as generous as Sir John Philipps: a fact which Urlsperger acknowledged when, in a letter conveying his respects to the Society, he mentioned particularly Sir John whom I value very much.33 He even went so far as to send two medals of which Sir John was to have first choice. In thanking him for the gift Newman carefully pointed out that Sir John Philipps was but one of several Gentlemen concerned as a Trustee in behalf of the Society for the Salzburg Exiles.M Of those gentlemen the second who had a close relationship with Urlsperger was the Honourable James Vernon. Vernon was both a member of the SPCK and one of the trustees charged by King George II with the establishment of the colony of Georgia, and his name frequently occurs in Urlsperger's correspondence and edited reports. His estimation of Urlsperger is obvious from the words addressed in his letter to de Reck at Augsburg with which I began this lecture. The third figure 31 32

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SPCK Mss. CR 1, 2 and 3; CS 1 and 2. Samuel Urlsperger: Detailed Reports on the Salzburger Emigrants who settled in America. Ed. by George Fenwick Jones. The University of Georgia Press 1968. Vol. 1, Introduction P. XVI. SPCK Ms. CR1 P. 47. SPCK Ms. CRIP. 19.

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was William Tillard who acted as the SPCK's treasurer for the Salzburgers. His address in London is given at Spital Square off Bishopsgate:35 a district then inhabited largely by French Huguenots who had been forced to leave their country because of the intolerance of the French King Louis XIV. So, as William Tillard daily witnessed around him these sufferers from roman catholic aggression, his sympathy would surely have increased for those others whose hearts God inclined - as he and his friends Sir John Philipps and James Vernon remarked to Urlsperger in a letter - rather to quit andforsake their All, than to sin against him by wounding and Violating their Consciences.36 Of all who laboured to relieve the victims of this unhappy affair none did so more earnestly than the Secretary of the SPCK in London and the Senior Lutheran Pastor in Augsburg. The debt which those religious exiles owed to Samuel Urlsperger is amply summed up in what may well be the final letter that Henry Newman addressed to him: A thousand thanks to you for all your ten thousand good offices in their behalf ?7 After the death of Newman in 1743 the relationship between Urlsperger and the SPCK became less close; and such correspondence as remains in the Society's Archives relates almost entirely to the Salzburgers. Thus, a note in the minutes of a Meeting held in June 1745 refers to a letter to be addressed to Mr. Urlsperger requesting the favour of him to provide a proper associate for Mr. Bolzius with all convenient dispatch?* The Society promised that whoever was appointed would receive the same salary as had been allowed to Mr. Gronau, the former assistant minister, though they could do nothing more. Subsequently, a letter was read from Urlsperger relating to the business of Mr. Lemke, and he was duly thanked for his good offices therein.39 We learn from another source that this concerns Hermann Lemke who was then chosen assistant pastor - and who by marrying the widow of Gronau saved the SPCK from having to pay her a pension.40 The next reference occurs in the minutes of a meeting in July 1756 when a letter from Urlsperger was read to those members present.41 There, Urlsperger let it be known that, in spite of the material prosperity of the Salzburger emigrants, he was anxious about their spiritual well-being. He accordingly begged the SPCK to use its interest with the Lords of Trade and the Governor of Georgia to ensure that they might obtain some religious as well as the secular favours and advantages which he had specified in his letter. 35 36 37

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The Intelligencer or Merchants Assistant. London 1738. P. 146. SPCK Ms.CSI P. 5. SPCK Ms.CN2 7 Pp. 95-96. SPCK Minute Book No. 20. 11. June 1745. SPCK Minute Book No. 20. 17. September 1745. George Fenwick Jones, The Salzburger Saga (Anm. 30) Pp.87-8. SPCK Minute Book No. 22. 6. July 1766.

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By 1764 Samuel Urlsperger was approaching his eightieth birthday, and the time had arrived for him to retire from active life. Moved perhaps by memories of the long and fruitful relationship with a christian society whose aims and ideals were so close to his own, he made it a present of a silver medal. This was enclosed in a letter addressed to the SPCK in February 1765 by the Reverend Friedrich Michael Ziegenhagen, who was then Chaplain of the German Royal Lutheran Chapel at St. James's in London:42 for which, in due course, thanks were returned to the donor. The last reference to Urlsperger occurs in the October minutes of 1766,43 when it was ordered that a letter of condolence should be written to him and to Dr. Francke44 on the death of Pastor Boltzius, the Society's late worthy missionary in Georgia. To recommend a suitable successor - as the letter went on to request was no easy task; and Samuel resolved to delegate it to his son and heir Johann August Urlsperger. One would have expected, or at least hoped for, some mention in the SPCK's minute books or annual reports of the death on Easter Day 19 April 1772 of the man who had been its corresponding member for so long, and whose name had appeared so often in its records in days gone by. The England of the 1770s was, however, very different from that where Samuel Urlsperger had spent a brief sojourn sixty years earlier. In the Society for Promoting Christian Knowledge those whom he had known and accounted his friends were no longer there to pay the last respects to one who, like them, had fervently laboured on behalf of the Kingdom of God; while there may already have disappeared the portrait of himself which Urlsperger had sent to Newman in 1737.45 Nevertheless, the wish of the Society and of its Secretary which had been expressed in a letter containing thanks for that portrait was now indeed fulfilled: May you long live in health to Succour those that are persecuted for the Sake of Truth.46

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SPCK Abstract Letter Book CR1/24 No. 26004; Minute Book No. 24. 5. February 1765. SPCK Minute Book No. 25. 21. October 1766. This was Gotthilf August Francke, the son and successor of Professor A.H. Francke. SPCK Ms. CS2, P. 100. SPCK Ms. CS2, P. 100.

Samuel Urlsperger und der Hallische Pietismus Martin Brecht

Horst Weigelt zum 60. Geburtstag Daß Samuel Urlsperger zumindest seit seiner Bildungsreise in intensiven Beziehungen zum Hallischen Pietismus stand, ist bekannt. Daß sie von einem größeren Zuschnitt waren als die der meisten Anhänger A.H. Franckes, weiß man gleichfalls. Ein wirklich genaues Bild vom Verhältnis Urlspergers zu Halle besitzen wir jedoch nicht. Dies zeigt exemplarisch schon die bis heute fortbestehende Unklarheit über A.H. Franckes Rolle bei der Entlassung Urlspergers als württembergischer Hofprediger im Jahre 1718. Für eine präzise Verortung Urlspergers in der Geschichte des Pietismus bedarf es jedoch der Klärung, inwiefern er dem Hallischen Pietismus zuzuordnen ist. Dies hat auch Relevanz fur den Augsburger Pietismus des 18. Jahrhunderts. Umgekehrt läßt sich von Urlsperger und seinem Werk her etwas ausmachen über die Wirkungsgeschichte des Hallischen Pietismus, nicht zuletzt in der späteren, durch G.A. Francke bestimmten Phase. Die Durchmusterung der Verkündigung Urlspergers hat ergeben,1 daß er nahezu ganz den Schemata der Hallischen Theologie gefolgt und somit dieser Spielart des lutherischen Pietismus zuzurechnen ist. Von daher drängt sich die Frage auf, wie Urlspergers persönliches Verhältnis zu den Repräsentanten des Hallischen Pietismus gestaltet war und welcher Art der Austausch mit ihnen war. Antworten sind in erster Linie aus der Korrespondenz Urlspergers mit Halle zu erwarten, wobei allerdings anzunehmen ist, daß seine Beziehungen zu Halle auch in seinem sonstigen Briefwechsel eine Rolle spielen. Dies kann jedoch erst genauer eruiert werden, wenn die Korrespondenz Urlspergers vollständig gesammelt und auswertbar ist. Wie zu zeigen sein wird, hat Urlsperger keineswegs nur mit August Hermann Francke und seinem Sohn, sondern auch mit deren Mitarbeitern Briefe gewechselt. Dies hatte unmittelbar mit der zu spezifizierenden Eigenart und den Gegenständen dieser Korrespondenz zu tun. Die vorliegende Untersuchung beschränkt sich jedoch auf die dem Verfasser zugänglich gemachten Briefe Vgl. oben Martin Brecht: Die Botschaft der Predigt Samuel Urlspergers.

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Martin Brecht

zwischen Urlsperger und den beiden Franckes, die zweifellos das Zentrum dieser Beziehungen dokumentieren. Diese Korrespondenz ist in einem beachtlichen Umfang bekannt und zugänglich. Es liegen Briefe vor aus den Jahren 1715-1718 und 1725 (zu Lebzeiten A.H. Franckes) und aus den Jahren 1730-1734, 1737, 1739, 1740-1743, 1745 und 1765-1770 (aus der Zeit G.A. Franckes).2 Die Fülle des Materials kann nicht über die offenkundigen Lücken hinwegtäuschen. Die erhaltene Korrespondenz mit A.H. Francke ist relativ begrenzt, die mit G.A. Francke weist erstaunliche Zeitlücken bis zu zwei Jahrzehnten auf. Es muß derzeit offenbleiben, ob eigentliche Unterbrechungen der Korrespondenz, die schwer vorstellbar sind, unvollständige Sammlung des Materials bzw. eingetretene Verluste oder mangelnde Erschließung hierfür die Ursache sind. Falls es tatsächlich noch mehr als die derzeit bekannten Briefe gegeben hat, haben sie zweifellos auch zusätzliche, wertvolle Informationen enthalten. Das erhaltene Material dürfte jedoch ausreichen, um exemplarisch das Verhältnis Urlspergers zu Halle zu bestimmen. Dies soll in der Weise geschehen, daß chronologisch den einzelnen Briefkomplexen und ihren Themen nachgegangen wird. Die mit einfließenden, eher persönlichen Informationen werden gleichfalls weitgehend erfaßt.

1. Die Kollekte für die ostindische Mission Zwei Briefe Urlspergers an A.H. Francke aus dem Jahre 1715 beziehen sich auf die von Urlsperger initiierte Kollekte für die Mission in Tranquebar. Der Sachverhalt ist sofort ganz charakteristisch: Urlsperger engagiert sich für bestimmte mit Halle zusammenhängende Aktivitäten, und dies macht den überwiegenden Inhalt seiner Korrespondenz aus. Von Ausnahmen abgesehen, ist alles andere eher beiläufig und Nebensache. Mit Bedauern muß man z.B. zur Kenntnis nehmen, daß kaum theologische Erörterungen angestellt werden. Die gemeinsame theologische Basis wird sichtlich als selbstverständlich vorausgesetzt. Was anlag, waren bestimmte konkrete Aufgaben. Am 20. August 1715 gab Urlsperger Francke ein Dekret Herzog Eberhard Ludwigs zur Kenntnis,3 mit dem dieser eine Deputation eingesetzt hatte, die den Modus der Kollekte erörtern sollte. Urlsperger war im Begriff, aus diesem Anlaß die 'Kurtze Historische Nachricht von dem Missions- und Bekehrungs-Werk auf der Cüste von Coromandel'4 abzufassen. Er hielt einen Besuch des damals in 1 3 4

Zwei einschlägige Briefe aus dem Staatsarchiv Berlin aus dem Jahre 1761 lagen mir nicht vor. AFrSt, Halle A 168:78. Gottfried Mälzer: Die Werke der württembergischen Pietisten des 17. und 18. Jahrhunderts. BGP 1. Berlin, New York 1972. Nr. 2915. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 6.

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Deutschland weilenden Missionars B. Ziegenbalg in Württemberg für wünschenswert. Am 25. September 1715 erwähnt Urlsperger großen Widerspruch gegen die Kollekte, ist aber zuversichtlich.5 Ein Postskriptum vom folgenden Tag vermeldet dann die endgültige Zustimmung des Herzogs zur Kollekte. Das Missionskollegium in Kopenhagen und die Missionare sollen sich dafür bedanken. Der Hauptgegenstand dieses Briefes ist die Behandlung der pietistischen Separatisten in Württemberg, wobei Francke einige Hoffnungen auf Urlsperger setzte.6 Die Auffassungen über den Umgang mit dem Separatismus waren im Konsistorium und in der Regierung gespalten. Der Tübinger Theologieprofessor und Kanzler Johann Wolfgang Jäger hatte Anfang des Jahres den 'Separatismus hodiemus' in einer Disputation scharf angegriffen und drang auf eine Ausweisung der Separatisten. Urlsperger gehörte zu denen, die die stillen und nicht agitierenden Separatisten unbehelligt lassen wollten, obwohl er klagte, welche schola patientiae der Umgang mit ihnen sei. Jägers eigenmächtige Veröffentlichung hatte einen Teil der Konsistorial- und Regierungsräte so verärgert, daß sie die Disputation hatten konfiszieren lassen. Jäger beschwerte sich darüber unmittelbar beim Herzog, trug ihm seine harte Linie vor und hätte im Juli fast das von ihm gewünschte scharfe Edikt erreicht. Das Verdienst, dies verhindert zu haben, schreibt Urlsperger sich selbst zu. Zwar habe die Partei Jägers im Geheimen Rat das Ohr des Herzogs, doch hoffe es seye noch ein kleines Ecklein in meines Gnädigsien Landesfürsten Hertzen, durch Weichs der liebe Gott, der mächtiger ist als alle Menschen, penetriren werde. Tatsächlich ist dann ein solches Edikt nicht zustande gekommen. Urlspergers Anteil an dieser Entwicklung war bisher ebenso unbekannt wie Franckes Interesse an den württembergischen Vorgängen. Der Brief belegt außerdem, daß Urlsperger damals meinte, einen gewissen Einfluß auf den Landesherrn zu haben.

2. August Hermann Franckes Besuch in Württemberg und Urlspergers Entlassung Zu diesem einschneidenden Ereignis in Urlspergers Biographie ist merkwürdigerweise die Korrespondenz mit Francke bisher nie erschöpfend herangezogen worden. 7 Zwar hat Gustav Wais 8 die Darstellung Christoph Kolbs 9 modifiziert, und in 5 6

7

AFrSt, Halle A 168:91 und 92. Vgl. zum folgenden Christoph Kolb: Die Anfange des Pietismus und Separatismus in Württemberg. Stuttgart 1902. S. 189-198. Allerdings verrät der Aufsatz von Bernhard Koch: Samuel Urlsperger und seine Liebesarbeit an den Glaubensgenossen. In: Bilder aus Augsburgs kirchlicher Vergangenheit. Augsburg 1906. S. 97-140 eine Kenntnis dieser Korrespondenz.

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den Predigten Urlspergers ließen sich Hinweise finden, daß Francke ihm in dieser schwierigen Zeit Beistand geleistet hat,10 aber die Korrespondenz bietet nochmals einen näheren Einblick in die Vorgänge. Nachdem Francke noch im November aus Stuttgart abgereist war, ist zunächst ein Brief Urlspergers an ihn in Ulm vom Sonntag, den 16. Januar 1718, erhalten.11 Urlsperger redet Francke als Mein Hertzenspapa an und unterschreibt von nun an als gehorsamer Sohn, während er Francke zuvor zwar mit größter Hochschätzung, aber doch förmlich tituliert hatte. Daraus ist zu schließen, daß sich die beiden in Stuttgart außerordentlich nahegekommen sein müssen. Sofort der erste Satz setzt sehr spontan ein: Das ist wahr, der Sieg ist über mein Vermuthen. Eine entspre-

chende Mitteilung Franckes war also vorausgegangen. Wahrscheinlich nimmt Urlsperger Bezug auf den Triumph, der Francke nach anfanglichen Widrigkeiten in Ulm doch noch zuteil geworden war.12 Darauf wird am Schluß des Briefes nochmals angespielt. Es könnte aber auch ein unbekanntes Erfolgserlebnis Urlspergers gemeint gewesen sein. Jedenfalls hatte Franckes Mitteilung Urlsperger in einer kritischen Situation gewaltig gestärcket. Am Vortag war er nämlich davor gewarnt worden, sich in der Predigt gegen den höfischen Karneval zu wenden, hatte dann aber dennoch mit Freudigkeit ein publiques Zeugniß dagegen

abgele-

get. Der Herzog war allerdings nicht unter den Hörem gewesen, weil er in Ludwigsburg Hirsche besichtigte. Von diesem zusätzlichen Konflikt wegen des Karnevals war bisher nichts bekannt. Im übrigen zeigt der Brief Urlsperger als Agenten Franckes: Er sendet diesem den Druck von dessen Tübinger Predigt sowie die Relation (Bericht) von Franckes Aufenthalt über Weihnachten in der Klosterschule Blaubeuren. Das Nachwort erwähnt einen besonderen Brief von Franckes Reisebegleiter Georg Heinrich Neubauer mit lauter Commissionen, die Urlsperger erledigen will. Schon am 19. Januar schrieb Urlsperger den nächsten Brief.13 Er berichtet von einer Zusammenkunft mit Professor Weißman, den Herren Lächele, Öchslin und Jäger, alle wohl Stuttgarter Geistliche, sowie mit dem Hofkaplan Grammlich, bei der sie unsre künftige Erbauung regliert [geregelt] hätten: Wir kommen alle Dienstag von 5 bis 7 Uhr zusammen; fangen jederzeit mit einem Gesang an und schließen mit Gebet. Zwischen diesem aber reden wir von einer in unser Amt laufenden materie, die alle 8 Tage von dem, der das nech8

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10 11 12

13

Gustav Wais: Samuel Urlspergers Entlassung. Blätter für württembergische Kirchengeschichte 44. 1940. S. 4-27. Christoph Kolb: Die Entlassung Urlspergers. Blätter für württembergische Kirchengeschichte 10. 1908. S. 31-49. Vgl. M. Brecht, Botschaft S. lOlf. AFrSt, Halle A 170 a:34. Vgl. August Hermann Francke: Predigten II. Hg. von Erhard Peschke. TGP 11,10. Berlin, New York 1989. S. 266-269. AFrSt, Halle A 170 a:35.

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stemal den Anfang machet und bethet, zuvor angezeiget wird. Ich versichere, daß alle obstacula [Widerstände] zwischeneinander gehoben sind. Diese Stuttgarter Geistlichen hatten also eine Art Pastoralkonferenz miteinander begonnen. Urlsperger scheint in diesen Kreis völlig integriert gewesen zu sein. Er berichtet dann von einem Brief, den er von dem Schneider Caspar Leutbecher (Leutbecker) erhalten hatte, der mit A.W. Böhme in Halle gewesen und 1717 nach Pennsylvanien ausgewandert war.14 Dieser hatte ihm geschrieben: Wenn er das Schwerdt, das ihm Gott gegeben hat, in seinem Amt, darinnen er nun stehet, recht gebrauchet, wird es mir eine große Freude seyn, wenn ich es hören solte, heuchelt er aber seinem Fürsten, so wäre es ihm beßer eine Heerde Sau zu hüten als einen Fürsten; dieses ist meine kurtze Erinnerung meinem herzlieben Freund. Urlspergers Kommentar lautet: Obwohl nun dieses sehr derbe geschrieben, so hat es mir doch zu einer großen Aufmunterung gedienet, und ist gewißlich nicht von ohngefehr, daß eine Stimme aus Westindien mich anschreyet [?] mein amt zu thun. Fiat in nomine Domini. Indirekt werfen diese Informationen ein Schlaglicht auf Urlspergers bereits gefährdete Situation. Der Brief schließt mit Grüßen aus Urlspergers Kreis an Francke und seine Reisegefährten sowie mit der Bitte: Ach trücken Sie uns doch in ihrem Gebet öfters an das Hertze Jesu. Urlspergers Brief vom 23. Januar setzt mit Jes 33,22 ein und berichtet sodann von einer herzoglichen Ordre an das Stuttgarter geistliche Ministerium, den Karneval nicht mehr auf der Cantzel zu nennen, widrigenfalls an einem oder dem andern ein Exempel statuieret werden solle. Hierauf sind die Ministri [Geistlichen] zusammengetreten und haben eine bewegliche Schrift aufgesetzet, darinnen sie die Sündigkeit des Karnevals solide bewiesen.15 Das Memorial wurde dem Konsistorium vorgelegt mit der Bitte, die Geistlichen zu unterstützen, und dieses äußerte sich dementsprechend, die Geistlichen könnten nicht auf einmal von ihrer Kritik an dem noch sechs Wochen andauernden Karneval abstehen. Urlsperger war als Hofprediger nicht mit einem derartigen Verbot belegt worden, fragte sich jedoch, ob es ratsam sei, mit der Kritik am Karneval fortzufahren. Femer bat er Francke um Rat, ob die Stadtgeistlichen es mit ihrem Gewissen vereinbaren könnten, die namentliche Nennung des Herzogs zu unterlassen, falls dieser auf seiner Ordre beharre. Der Umstand, daß der Herzog schon drei Sonntage Urlspergers Gottesdienst in der Hofkapelle nicht besucht hatte, war für diesen ein Indiz, daß er seines Hofpredigers gern loß seyn wolte. Der Brief berührt nochmals kurz die Vorgänge in Ulm und erwähnt außerdem wiederum ein Schreiben Neubauers.

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15

Vgl. Die Korrespondenz Heinrich Melchior Mühlenbergs. Bd. 1. Hg. von Kurt Aland TGP III, 2. Berlin, New York 1986. S. 367 Anm. 13. AFrSt, Halle A 170 a:36.

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In dem Brief vom 26. Januar klingen immer noch die positiven Reminiszenzen an Franckes Besuch in Blaubeuren und Ulm nach.16 Urlsperger ist mit der Versendung der nunmehr gedruckten Blaubeurer Predigt Franckes befaßt. Außerdem hat er zu vermelden, daß er auf dem Karneval als Spottfigur präsentiert worden sei. Auch im folgenden Brief vom 30. Januar geht es zunächst um die Verteilung der von Francke in Blaubeuren und Tübingen gehaltenen Predigten. Dann jedoch erfährt man Neues über Urlspergers eigenen Fall:17 Ich bin vergangenen Donnerstag und Freytag in der bekannten Sache 12 Stunden vor 3 Fürstlichen Rathen examinirt worden. Ich sehe, daß man mir auf den Leib will; Gott erhalte die Seele und laße mich auch in diesem Stück eine wahre Glaubensübung haben, davon der Herzenspapa Anno 1700 geprediget über das heutige Evangelium. Die Verfolgung ist groß. Doch können Sie mir weiter nicht als abschaffen. Dominus providebit. Der Konsistorialdirektor (Oslander), der ihn eben aufsuche, lasse Francke herzlich grüßen. Das Zitat verrät, daß Urlsperger Franckes Predigt ('Über die Stillung des Sturms') nachgeschlagen hatte. Wichtiger ist der Hinweis, daß schon im Januar so etwas wie eine behördliche Untersuchung gegen Urlsperger lief. Für ihn selbst kann seine spätere Entlassung nicht mehr überraschend gekommen sein. Am 6. Februar wies Urlsperger dann darauf hin, daß Francke die Frequenz ihrer Korrespondenz unmöglich durchhalten könne. Er solle selbsten beurtheilen, wie oft und worinnen Sie nötig finden, mich mit ihrem Zucker als ein Kind zu erfreuen,18 Das Bild läßt ebenso wie die intime Anrede auf ein fast infantiles Verhältnis Urlspergers zu Francke schließen. Dieser hatte Urlsperger (in einem verlorenen Brief) am 30. Januar seine Gedanken über den Karneval mitgeteilt, die mit denen der Geistlichen um Urlsperger übereinstimmen. Dies war wohl der Gewissensrath Franckes, an den sich Urlsperger noch 1765 erinnerte.19 Urlsperger faßt zusammen: Will man aber diese Kappe [der Heuchelei] nicht über seine Predigten ziehen, so mus man die Sünde mit Ernst und Namen nennen und die Sünder mit Erbarmung warnen. Auf eine namentliche Kritik am Herzog wurde also wohl verzichtet. Aber selbst dies war eine härtere Haltung als zuvor. 1717 hatte der ehemalige Hofprediger A.A. Hochstetter Urlsperger abgeraten, den Karneval ausdrücklich zu kritisieren. Aber diese Vorsicht hatte, wann ich es rund heraus sagen solle, mehr die Vernunft als den Glauben zum Grund. Über Urlspergers eigene Situation heißt es diesmal: Ich schreibe zwischen Himmel und Erden und erwarthe mit Gelaßenheit den Willen meines Gottes. Serenissimus sei wieder zwei Sonntage in meiner predig geweßt. Aber der Konsistorialdirektor Oslander habe ihm ange16 17 18 19

AFrSt, Halle A 170 a:37. AFrSt, Halle A 170 a:38. AFrSt, Halle A 170 a:39. Vgl. M. Brecht, Botschaft S.lOlf.

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deutet, es werde wohl mein periodus am Hofe den längsten Theil gewähret haben.

Der kurze Brief vom 9. Februar enthält nur eine Bemerkung über Urlspergers Befinden: Mit mir ist es widerum still; ach! daß nur das Gemüthe immer stille seye. Doch weiß ich nicht, wie lang es währen dörfte.20

Nunmehr klafft in dem Briefwechsel eine Lücke bis zum 26. April.21 Urlsperger weiß, daß Francke nach Halle zurückgekehrt ist, und bittet, eine Commission [Auftrag] wegen einer Frantzösin einstweilen zu sistieren, maßen vergangenen Samstag [23. April] aller meiner Ämter entlaßen worden, und also nicht weiß, die Resolution mag so beharret werden oder nicht, wo ich selbsten ins künftige bleiben werde. Ohnaußsprechlich ist die Gnade Gottes bey diesem Zufall über mich, indem meine Seele in zimmlicher Ruhe und Stille sich befindet. Mein Hertzenspapa helfe mir ringen. Mein armes und in dem Geist mit mir vereinigtes Weib grüßt [...].

Auffallend ist die Kürze der Information, die freilich in höchster Eil geschrieben ist. Urlsperger weiß jedenfalls noch überhaupt nicht, was aus ihm wird. Der Entlassungsbescheid hatte sich darüber nicht geäußert. Er ist gefaßt und befindet sich doch in einem Ringen. Das Postskriptum gibt die neue Adresse an und erwähnt einen Brief an Neubauer. Den Brief vom 30. April gab Urlsperger einem württembergischen Kandidaten der Theologie mit, der sein Studium in Halle fortsetzen wollte.22 Er berichtet, seine eigene Situation sei unverändert. Wenn der Herzog auf seinem - bisher allerdings nicht publizierten - Reskript gegen Urlsperger beharre, so bin ich genötiget, mich nicht nur von hier, sondern noch weiter zu begeben. Urlsperger rechnete

also damit, in Württemberg keine Anstellung mehr zu erhalten und darum außer Landes gehen zu müssen. Er fahrt dann fort: Jetz[ t] brauche ich Glauben! Nun kommt es auf das Sprüchlein an: Hab ich dir nicht gesagt, so du glauben würdest, du soltest die Herrligkeit Gottes sehen. [Joh 11,40], Mein Papa, helfen sie mir nur recht ringen, damit der Name des allmächtigen Gottes durch dieses geheiliget werde. Dominus providebit. [...] Der Herr seye gepriesen, daß er mich auf die Abrahamische Glaubens Weege führet.

Aus einer späteren Reminiszenz Urlspergers geht hervor, daß Francke ihn mit dem erwähnten Sprüchlein aus Joh 11,40 zuvor getröstet hatte.23 In seiner Einsamkeit erbaute sich Urlsperger mit der Lektüre von Franckes pastoraltheologischer Schrift "Nicodemus'. Auch dieser Brief erwähnt u.a. einige Commissionen, wie die Abrechnung von Franckes gedruckter Tübinger Predigt mit Neubauer und die Vertei20 21 22 23

AFrSt, Halle A 170 a:40. AFrSt, Halle A 171:157. AFrSt, Halle A 171:158. Vgl. M. Brecht, Botschaft S. lOlf.

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lung der Druckexemplare der Ulmer Predigt an die Herzogin und an die Erbprinzessin. Den Schluß bilden die Grüße Urlspergers an Franckes Familie. Der einzige vorliegende Brief Franckes an Urlsperger datiert vom 8. Mai 1718.24 Es handelt sich um ein beachtliches Dokument. Urlsperger wird als Vir Summe reverende ob crucem Christi! angeredet. Die zu erwartende Anrede als Sohn ist somit durch eine Titulatur ersetzt, die dem Respekt vor Urlspergers schwieriger Situation geistlichen Ausdruck gibt. Nach der Bestätigung des Empfangs von Briefen Urlspergers an Neubauer und Francke wird geradezu rhetorisch eingesetzt: Was bedeutet das wegen Württembergs, wegen des Herzogs und der Herzogin, wegen aller guten Personen und jeder einzelnen, die mir bekannt oder unbekannt ist? Denn wegen der ganzen Evangelischen Kirche bedaure ich, daß du aus Deinen Ämtern entlassen worden bist; Dir selbst aber gratuliere ich ganz nachdrücklich wegen des Kreuzes Christi und der ihm folgenden Herrlichkeit.25 Die Entlassung Urlspergers gilt Francke als schmerzliches Ereignis für die ganze Kirche, der unmittelbar Betroffene jedoch wird wegen des erlittenen Kreuzes höchlichst beglückwünscht. Nur scheinbar schweift der Brief dann ab mit der Nachricht vom Tod Justinus Töllners, des Aufsehers über die Schulen des Waisenhauses. Denn Töllner war 1697 wegen eines Konfliktes über die Kirchenzucht aus der kursächsischen Gemeinde Panitzsch entlassen und dann von Francke aufgenommen worden. Dementsprechend fährt der Brief fort: Komm auch du. Mein Bruder mit Frau und Kindern zu uns; ich werde dir etwas zu tun geben. Und du wirst bei uns nicht untätiger und unfruchtbarer sein, als du in deiner Heimat gewesen bist. Deine Ehre kann ich dir nicht wiederherstellen. Aber zur höchsten Ehre wird es dir später gereichen, von der Welt verworfen worden zu sein. [Der folgende Satz deutsch bei Francke:] Aber ich will meinen Bißen Brod mit ihm und seinem Weib und seinen Kindern theilen, daß ihr nicht Hunger leiden sollet. Was wird sein, falls ich sterbe? Falls mir gleiche Widrigkeiten begegnen? Es lebt der Herr, der mich und euch alle geschaffen, erlöst, geheiligt hat. Er wird uns entweder in den Himmel aufnehmen oder nährt uns, wenn wir am Leben bleiben. Er ist der allgegenwärtige Vater, und wo er ist, ist das Vaterland.26 24 25

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AFrSt, Halle A 171:161 (Kopie). Ob Wtirtembergiam, ob Serenissimum et Serenissimam, ob bonos omnes atque singulos, notos mihi ignotosque in Wtirtembergia, quid? quod ob ecclesiam totam Euangelicam doleo te fiinctionibus Tuis esse solutum; Tibi autem de cruce Christi et de secutura earn gloria impensissime gratulor. Veni tu etiam, Mi Frater, cum uxore et liberis ad nos; dabo quod agas. Nec otiosior nec infructuosior apud nos eris, quam fuisti in patria. Honores restituere tibi nequeo. Sed summo Tibi honori imposterum erit, α mundo esse reiectum. Aber ich will meinen Bißen Brod mit ihm und seinem Weib und seinen Kindern theilen, daß ihr nicht Hunger leiden sol-

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Francke bot Urlsperger samt dessen Familie damit eine Bleibe, eine Aufgabe und Unterhalt an. Die verständlichen Sorgen, was nach Franckes etwaigem Tod sein werde, solle man Gott überlassen. Auch Francke trägt Grüße auf an alle, die von ihm in Gott geliebt werden. Auch wenn er wegen Arbeitsüberhäufung auf ihre Briefe nicht antworten könne, liebe er sie doch herzlich. Gott mache alle Worte, die ich zu ihnen gesprochen und geprediget habe, zu Feuer und Flammen der wahren Gottes- u. NechstenLiebe und des lebendigen Vertrauens auf Seine Hülfe in ihrer aller Seelen. Wie schon in den Briefen Urlspergers wird hier über die Distanz hinweg etwas von der Verbundenheit nicht nur einzelner Personen, sondern der Familien und der Bekanntenkreise innerhalb des Hallischen Pietismus sichtbar. Urlspergers Korrespondenz mit Francke aus dem Jahre 1718 spiegelt etwas von der süddeutschen Phase von dessen großer Reise ins Reich, bei der Urlsperger einer der Agenten Franckes war. Am wertvollsten sind zweifellos die konkreten Informationen über den Fall Urlsperger einschließlich der diesbezüglichen persönlichen Zeugnisse, die Wesentliches zum Bild des damals angefochtenen Urlsperger beitragen. Im Hintergrund wird Francke als Seelsorger erkennbar. Möglicherweise handelt es sich hierbei um ein bedeutenderes Thema, als bisher wahrgenommen wurde. Die gängigen Topoi von Franckes Theologie begegnen dabei kaum. Sie dürften als selbstverständlich vorausgesetzt gewesen sein. Erkennbar sind die kritische Einstellung und das Gefühl der Überlegenheit gegenüber der Welt auf der Basis eines tiefen Gottvertrauens. Aufgrund dieser Einstellung konstituiert sich der kleine, aktive Kreis der Frommen. Daß es noch weitere, gewichtige Briefe Franckes an Urlsperger gegeben hat, bezeugt eine Bemerkung vom 30. September 1765, die an G.A. Francke gerichtet ist.27 Ο was hat mein Herz seit 8 tagen erfahren, da des /[ieben] seligen Herrn Papa Briefe von 1715 bis 1722 durch meine Hand gingen.

3. Urlspergers Behauptung gegenüber der Augsburger Orthodoxie 1725 Erst nach einem Zeitraum von sieben Jahren ist noch ein letzter Brief Urlspergers an Francke vom 2. August 1725 vorhanden.28 Daß die Überlieferung erhebliche Lücken aufweist, geht schon aus dem Verweis auf einen früheren Brief vom Mai

27 28

let. Quid? si ego moriar? si mihi paria sint adversa habenda? Vivit Dominus, qui me et vos omnes creavit, redemit, sanctificavit. Is nos aut in coelum recipiet, aut superstites alet. Est Pater omnipraesens, et ubi is, ibi patria. AFrSt, Halle 5 Β 2:26. AFrSt, HalleA 116:513-516.

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hervor. Mit seinem beachtlichen Krankentrostbuch 'Der Krancken Gesundheit und der Sterbenden Leben' (1723)29 hatte Urlsperger die Kritik seiner orthodoxen Kollegen auf sich gezogen. 1725 war unter dem Pseudonym G. Lebrecht Petraeus angeblich in Leipzig, tatsächlich jedoch in Ulm eine Gegenschrift erschienen. Über diesen Vorgang informierte Urlsperger Francke. Bei den Nachforschungen des Augsburger evangelischen Magistrats nach dem Verfasser war der dringende Verdacht auf den Diakon Schneider von St. Ulrich gefallen. Dieser war jedoch nicht geständig, wurde deshalb seines Amtes enthoben und entfernte sich nach Regensburg. Urlsperger berichtet: Sie können leicht erachten, daß dergleichen Dinge auf Seiten meiner nicht ohne vieles Leyden, auf Seiten der Gemeinde aber nicht sine motibus [Unruhen] abgehen. Aber Urlsperger hatte sich behauptet. Der Rat erlaubte ihm, der Schrift von Petraeus mit einem Sendschreiben entgegenzutreten, das allerdings der Zensur unterworfen werden mußte. Urlsperger ging darum sehr vorsichtig vor. Er ließ das Sendschreiben zunächst den Patrizier Johann von Stetten, den Senior Lomer und zwei weitere Geistliche lesen. Erst danach wurde es der Zensur und dem Geheimen Rat vorgelegt, wobei sich keine Anstände ergaben. Weil Urlsperger sich aber auch über die Kritik seiner Kollegen an dem Krankentrostbuch ausgelassen hatte, ließ der Geheime Rat das Sendschreiben dem gesamten geistlichen Ministerium vorlesen. Aufgrund der Reaktionen erfährt man, wie sich die Augsburger Pfarrerschaft gegenüber dem Pietisten Urlsperger gruppierte: Der Senior Lomer sowie die Diakone Ruprecht und Cristel stimmten Urlsperger uneingeschränkt zu. Der Pastor Hardter sowie die Diakone Renz und Pfeffel brachten lediglich unerhebliche Desiderien vor. Der Pastor (und spätere Senior) Weidner hingegen, welcher immer gegen mich übelgesinnet bleibet, wollte seine Meinung nicht eröffnen und bat sich das Sendschreiben nach Hause aus. Ihm schlossen sich der Pastor Jung sowie die Diakone Meiding und Degmair an, wohl um sich nicht äußern zu müssen. Der Diakon Widemann wollte die Schrift des Petraeus nicht als lieblos und untheologisch bezeichnet wissen, wodurch sich aber der gute Mann nicht wenigprostituirte. Weidner protestierte dann, allerdings ohne Erfolg, gegen die Druckerlaubnis für den Sendbrief und plante, selbst gegen Urlsperger zu schreiben. Urlsperger hoffte jedoch, es solte als etwas sehr ohnnötiges supprimirt werden. Den Ausgang der Affäre faßt Urlsperger so zusammen: Bey dieser Sache ist Gott vornemlich zu loben, 1. daß H. Diac. Schneider ietzo nicht um meinetwillen oder um des Innhalts willen der petraeischen Schrijft, sondern um seines Ungehorsams willen gegen seiner Obrigkeit leidet. 2. daß ich und Herr Senior Lomer auf das genaueste verbunden. 3. daß major et melior pars Ministerii Herrn Pastor Weidners neues ohnruhiges beginnen, so viel ich weis, nicht adprobiret. 29

Vgl. zum folgenden M. Brecht, Botschaft S. 109f.

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Die Gegenpartei war also isoliert. Man kann den Brief als typisches Dokument des Hallischen Pietismus gegenüber der Orthodoxie bezeichnen. Nicht die inhaltlichen theologischen Fragen werden erörtert, sondern die personellen Konstellationen. Auch der Schluß des Briefes fügt sich in diese Tendenz ein. Er verrät außerdem Urlspergers anhaltendes Interesse an den Verhältnissen in Württemberg. Berichtet wird von einem Besuch des Diakons (wohl Wilhelm Gottlob) Tafinger aus Tübingen, des Schwiegersohnes des Pietisten A.A. Hochstetten Er schlage aber seinem Schwiegervater nicht nach, halte sich zu der Wölfischen und Bülfingerschen Parthey, sei gegen Halle eingenommen und vertrage sich nicht mit dem dem Pietismus nahestehenden Tübinger Dekan Christian Eberhard Weismann. Schließlich erkundigt sich Urlsperger nach dem Zustand Franckes, von dem er seit Mai nichts mehr gehört habe.

4. Die Kollekte für die ostindische Mission zum Augustanajubiläum 1730 Auch mit Gotthilf August Francke war Urlsperger persönlich bekannt, aber sein Verhältnis zu ihm war naturgemäß ein anderes als zu August Hermann Francke. G.A. Francke war für Urlsperger der Hocherwürdige Professor und zugleich Mein in dem Herrn Jesu iheuersler Bruder. Brüderlich-kollegial wurden die gemeinsamen Aufgaben angegangen. Die schon bestehende Verbundenheit der Familien und Bekanntenkreise hielt sich durch. Zeitweilig besuchten zwei der Kinder Urlspergers die Schulen des Waisenhauses. Am 6. April 1730 konnte Urlsperger G.A. Francke mitteilen, daß die evangelische Obrigkeit aus Anlaß des Augustanajubiläums eine Kollekte für die ostindische Mission bewilligt habe.30 Den Verantwortlichen in Augsburg sollten die gedruckten 'Malabarischen Nachrichten' zugestellt werden. Eine Woche später mußte Urlsperger dann vermelden, daß der Satan allerlei Kritik, Zweifel und Fragen gegen die Mission und die für sie bestimmten Spenden erregt habe. 31 Urlsperger wollte dies mit einer gedruckten informierenden Ankündigung der Kollekte abfangen. Außerdem sollte von Halle eine Zusammenfassung der Historischen Umstände der Mission zur Verfügung gestellt werden. Ferner sollte ein Mitglied des dänischen Missionskollegiums gebeten werden, den Vorwürfen gegen die Mission entgegenzutreten.32 G.A. Francke zerstreute daraufhin am 20. April den Vorwurf, das Waisenhaus profitiere von den Spenden für die Mission, und machte 30 31 32

AFrSt, Halle III A 2:2. AFrSt, Halle III A 2:3. Der Entwurf dazu befindet sich im AFrSt, Halle III A 2:4.

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deren finanziellen Bedarf durchsichtig.33 Die Vorschläge Urlspergers wollte er nach Möglichkeit verwirklichen. Aus dem Brief Urlspergers vom 3. Juni geht hervor, daß die Angelegenheiten bis dahin abgewickelt waren. 34 Anfang Juli konnte er dann mitteilen, daß die Kollekte gesegnet gewesen sei und die stattliche Summe von 1 100 Reichstalern erbracht habe,35 sowie die Modalitäten von deren Übersendung erörtern.36 Man erfährt, daß aus diesem Anlaß auch ein Kupferstich der evangelisch-ostindischen Kirche angefertigt worden war. Das Augustanajubiläum war für die Identität der Evangelischen in Augsburg ein Ereignis. Daß Urlsperger sie bei diesem Anlaß für die Missionskollekte gewinnen konnte, darf als bemerkenswert gelten. Beiläufig wird erwähnt, daß es damals eine Widerholungs-Stunde gab, die sogar der Stadtpfleger Johann von Stetten noch beständig unter williger Aufnahme der Schmach Christi frequentiret. Es dürfte sich dabei um ein als Predigtwiederholung deklariertes 'Collegium pietatis' Urlspergers gehandelt haben, das aber im lutherischen Augsburg gemeinhin in einem negativen Ruf stand und von dem auch Urlsperger wohl bewußt wenig Aufhebens machte. Der Brief vom 20. November 1730 beginnt mit einer Kondolation zum Tod des Theologieprofessors Paul Anton in Halle, die die Verbundenheit Urlspergers mit den hallischen Theologen eindrücklich dokumentiert.37 1739 wird auf den Tod J.A. Freylinghausens in ähnlicher Weise eingegangen.38 Ein weiterer Zweck des Briefes war die Mitteilung der korrekten Titulaturen der evangelischen Rats- und Magistratsmitglieder sowie der Geistlichen, die die Indienmissionare in ihren Dankschreiben verwenden sollten. Da Urlsperger wegen eines dringenden Krankenbesuches - solche Bemerkungen begegnen in manchen seiner Briefe - den Missionaren nicht selbst schreiben konnte, ließ er sie wissen, daß ich alle morgen insbesondere bey ihnen in Ostindien seye, auch daß andere Knechte und Kinder Gottes ihrer in dem Gebet fleißig gedencken. Wollen Sie aber mein Herz weiter entdeckt finden, so dörffen Sie solches nur suchen in denen Brieffen so ich aus London und Wirttemberg an die damaligen Herrn Missionarios geschrieben. Insonderheit conformire ich mich mit denen Brieffen, so ihr theuerster seliger, lieber Herr Vater so öfters an Sie hat abgehen laßen. Ο es müsten noch alle die Wünsche in die Erfüllung gehen, weilen doch alles zur Ausbreitung des Reiches Jesu Christi abzwecket.

33 34 35 36

37 38

AFrSt, Halle III A 2:6. AFrSt, Halle III A 2:12 a. AFrSt, Halle III A 2:12 b. Um die Übersendung der Kollekte und die in diesem Zusammenhang entstandenen Schriften geht es auch in dem Brief vom 8. Juli 1730 (AFrSt, Halle III A 2:13). AFrSt, Halle III A 2:13. AFrSt, Halle 5 A 8:5/6.

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Der Passus zeigt, wie ursprünglich Urlspergers Engagement für die Mission war und wie sehr er sich darin A.H. Francke verbunden wußte. Möglicherweise hat sich Urlsperger am 19. Juli 1731 selbst in Halle aufgehalten.39 Am 20. September 1731 übersandte Urlsperger zwei Einzelspenden fur die Mission.40 Einen neuen Seegen erwartete er, wenn die Nachricht von der in Ostindien angelangten Kollekte in Augsburg eintreffen würde. Beiläufig erfährt man hier und dann noch mehrfach, daß Urlsperger einen Teil seiner Korrespondenz mit Halle mit dem dortigen Pastor Johann August Majer abwickelte, der mit Redaktionsarbeiten für die Publikationen des Waisenhauses befaßt war.

5. Rückendeckung bei der Aufnahme der Salzburger 1732 Am 18. September 1732 bat Urlsperger G.A. Francke, ein Mitglied der theologischen Fakultät Halle möge die Zurückweisung einer polemischen Predigt des Jesuiten Pfyffer anläßlich der Ankunft der Salzburger Emigranten übernehmen. Es dürfte nicht weitläu fig, sondern nur gründlich seyn; doch auch christlich gesaltzen. [...] Wir dörffen hier nicht, wie wir wollen, sonst wolte damit keine Mühe macheti.41 Die evangelischen Geistlichen in Augsburg mußten auf die bikonfessionelle Situation in der Stadt Rücksicht nehmen. Ihre Predigten bei der Ankunft der Salzburger hatten auch bei den Katholiken Eindruck gemacht, und dies sollte nun nicht durch Polemik nivelliert werden. Außerdem setzte sich Urlsperger dafür ein, daß der preußische König den nach Preußen ausgewanderten Salzburgern rechtschaffene Prediger gebe. Nach Urlspergers Erfahrung waren die sittlichen Verhältnisse keineswegs bei allen Salzburgern konsolidiert. Mithin wird das Wort der Buße recht durchschneiden müßen. Hier deutet sich in der Korrespondenz einmal der Stellenwert der Buße in Urlspergers Hallischer Theologie an. Die erbetene Zurückweisung wurde in Halle verfaßt und von Urlsperger redigiert.42

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Von Halle aus unterzeichnet Urlsperger an diesem Tag seinen Beitrag zum Stammbuch des Grafen Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode. Ort und Datum könnten allerdings auch sekundär hinzugefugt worden sein. Vgl. Eduard Jacobs: Das Stammbuch des Grafen ChristianErnst zu Stolberg-Wemigerode der Jahre 1730-1744. In: Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte der Provinz Sachsen 13. 1916. S. 13-75, hier 18f. AFrSt, Halle 3 C 6:38. AFrSt, Halle 5 C 4:90. AFrSt, Halle 5 C 5:39, vgl. auch 5 C 5:75.

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6. Angelegenheiten der Auswanderer in Georgia Von 1733 an waren Urlsperger und G.A. Francke ständig gemeinsam mit den Angelegenheiten der deutschen Auswanderer in Georgia befaßt. 43 Vielleicht hängt damit ein weiterer Besuch Urlspergers am 22. Juli 1733 in Halle zusammen. 44 Eine der Aufgaben bestand darin, aufgrund der Briefe und Diarien aus Eben-Ezer in Deutschland über diese Niederlassung zu informieren. Am 11. September 1734 unterbreitete G.A. Francke Urlsperger einen entsprechenden Vorschlag. 45 Der Bitte der Prediger in Eben-Ezer, ihnen die politische Verwaltung durch Übersendung eines Justitiars abzunehmen, konnte nicht entsprochen werden, weil kein geeignetes Subjectum zur Verfugung stand.46 In der dichten Korrespondenz des Jahres 1739 nimmt dann die Redaktion der 'Ausfuhrlichen Nachrichten von der Königlich-Gross-Britannischen Colonie der Saltzburgischen Emigranten in America' einen großen Raum ein.47 Aber es ging nicht immer lediglich um Geschäftliches. Im Blick auf das persönliche Verhältnis Urlspergers zu G.A. Francke ist ein Abschnitt aus dem Brief vom 17. Dezember 1739 bemerkenswert: 48 Ο wie herzlich wünschte ich, daß wir doch in diesem Leben noch einmal sprechen möchten, doch alles nach Gottes Willen. Meine Gesundheit ist öfters sehr wanckend und ich gehe in meinem 55. Jahr, daß ich also schwehrlich mehr nach Sachsen kommen werde. Können Sie nicht zu uns einmal kommen? 1741 hatte Urlsperger erneut die Auswanderung einer Gruppe von Salzburgern nach Georgia zu organisieren.49 In einem besonderen Komplex von Briefen aus den Jahren 1742 und 1743 geht es um die Ausreise von Johann Ulrich Driessler

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Vgl. zunächst AFrSt, Halle 5 A 1:14 und 31; Martin Schmidt: Die Anfange der Kirchenbildung bei den Salzburgern in Georgia. In: Lutherische Kirche in Bewegung. Festschrift fur Friedrich Ulmer. Hg. von Gottfried Werner. Erlangen 1937. S. 21-40. Gerhard Reichel: Die Entstehung einer Zinzendorf feindlichen Partei in Halle und Wernigerode. In: ZKG 23. 1902. S. 547-592, hier 553. AFrSt, Halle 5 C 4:38. AFrSt, Halle 5 A 7:34 (12. Januar 1739). Am Schluß dieses Briefes schreibt Urlsperger G.A. Francke zur Übernahme des Prorektorates: Der, so in dem Magnificat Mariae angeprießen wird als der Grund aller Hülfe, Errettung und Trostes, seye mit Ihnen bey Übernehmung des Amtes eines Magnifici, wie alle die Sie hier lieben, noch weiter darum bitten werden. Die Briefe AFrSt, Halle 5 A 7:28 und 29 (1739), betreffend den Auswanderer Sanftleben und seine Schwester, werden hier nicht weiter berücksichtigt. Vgl. G. Mälzer (Anm. 4). Nr. 2916 und W. Mayer, Verzeichnis Nr. 90. Darauf wird hier nicht eingegangen, da diese Briefe in dem Beitrag von Dietrich Blaufuß ausgewertet werden. Vgl. S. 200-220 in diesem Band. AFrSt, Halle 5 A 8:13. AFrSt, Halle 5 A 9:30, 26 und 27.

Samuel Urlsperger und der Hallische Pietismus

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als Pfarrer für Frederica (Georgia),50 die durch den englisch-spanischen Krieg in Frage gestellt war. Da Driessler außerdem Beziehungen zu den Herrnhutern hatte, machen sich in den Briefen die Aversionen gegen diese deutlich bemerkbar. Am 21. Januar 1742 schließt Urlsperger seinen Brief wieder sehr persönlich:51 Vor ihren und der Ihrigen mir u. den Meinigen gethanen hertzlichen Wunsch bin brüderlich verbunden, Gott erfülle denselben und gebe auch Ihnen in Ihrem Amt u. Hause, was mein, ja unser Hertz Ihnen aus der Fülle Immanuels wünschet. Wir wollen für einander beten, mit einander glauben u. leiden aber auch in Gemeinschaftlichkeit siegen und singen [Ps 118,15]: Die Rechte des HErrn behält den Sieg. Adjeu. Treffender läßt sich die Gemeinschaftlichkeit zwischen Augsburg und Halle kaum beschreiben. Nachdem 1745 der Prediger Israel Christian Gronau in Eben-Ezer gestorben war, bemühte sich Urlsperger in Halle um einen Nachfolger, der dann auch rasch in Hermann Heinrich Lemke gefunden wurde.52 Warum selbst die Eben-Ezer betreffende Korrespondenz zwischen Urlsperger und G.A. Francke erst 1765 wieder einsetzt, ist derzeit nicht erklärbar. Der letzte Briefkomplex von 1765 bis 1768 fällt bereits in die Zeit nach Urlspergers Rücktritt vom Augsburger Seniorat.53 Zum Teil führt nunmehr schon J.A. Urlsperger anstelle seines Vaters die Korrespondenz. Das beherrschende Thema ist die Gewinnung eines neuen Predigers für Eben-Ezer, nachdem J.M. Boltzius und dann auch Lemke gestorben waren. Sowohl in Halle als auch in Augsburg fiel es schwer, eine geeignete Person zu finden, was möglicherweise auch mit dem alt gewordenen Hallischen Pietismus zusammenhing. Nach wie vor wurden von Augsburg Spenden für die Mission und für Eben-Ezer nach Halle übermittelt.54 Auffällige persönliche Bemerkungen sind in diesen Briefen selten. Unter den letzten von ihm unterzeichneten Brief vom 3. und 4. August 1768 setzte Urlsperger die beiden Bibelstellen: Offenb. Joh. 2,17. Psal. 84 ganz,55 beide sichtlich im Sinne seiner eigenen Jenseitshoffhung gemeint. Die Korrespondenz zwischen Urlsperger und G.A. Francke wurde wegen der gemeinsamen Aufgaben, hauptsächlich wegen der Mission und der Salzburger in Georgia, geführt; auch andere Betätigungsfelder Halles wurden gelegentlich in 50

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AFrSt, Halle 4 C 1: 6, 11, 14, 16f„ 18, 20, 21, 23f„ 25, 27, 29, 32, 34, 38f., 40, 41, 42, 45, 46, 48, 50, 51, 53, 55. Schon 1740 geht es um die Ausreise des württembergischen Pfarrers Tobias Wagner nach Pennsylvanien. AFrSt, Halle 4 C 1:29. AFrSt, Halle 5 C 2: 4, 16, 18, 20. AFrSt, Halle 5 Β 2: 16, 17, 18, 26, 32, 34, 35, 36, 39, 40, 41, 42, 43, 45 ,46, 47, 48, 50, 51, 52, 55; C 494: 35. Einige Briefe betreffen auch die Angelegenheiten des Missionars Lüdike (Ludike). AFrSt, Halle 5 Β 2:55.

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den Blick gefaßt. Hinsichtlich dieser Aufgaben bestand zwischen den Briefpartnern grundsätzlich Übereinstimmung, die Differenzen in der Einschätzung blieben minimal, Verstimmungen machten sich nicht bemerkbar. Wie nicht wenige beiläufige Bemerkungen ausweisen, wurden die Aufgaben von beiden neben einem übergroßen sonstigen Arbeitspensum bewältigt. Die Basis des Zusammenwirkens war eine nur selten ausfuhrlich benannte Übereinstimmimg in der pietistischen Überzeugung und dem sich daraus ergebenden Handeln. Dieser Überzeugung waren sich beide so sicher, daß es darüber nie zu einer Erörterung kam. Darum erfährt man aus den Briefen erstaunlicherweise kaum etwas über die tragende Hallische Theologie. Man kann sich fragen, ob die an sich durchaus effektive Ausrichtung auf die praktischen Aktivitäten nicht auf die Dauer zu einem Theoriedefizit führte, das neue Herausforderungen nicht mehr reflektierte. Was nebenbei an theologischer und frommer Motivation erkennbar wird, wirkt allerdings fast immer lebendig und eigentlich nicht verengt oder erstarrt. Besonders hervorzuheben ist, daß so etwas wie die 'Familia Hallensis' in den Blick kommt, die auf beiden Seiten die Angehörigen sowie die gleichgesinnten Kollegen und Mitarbeiter einschloß und sich in Augsburg auch auf die vornehmen Freunde Urlspergers erstrecken konnte, die zugleich die großzügigen Geldgeber für die pietistischen Projekte waren und zum Teil auch ihre Kinder in Halle erziehen ließen. Bekanntlich tendierten die Pietisten zur Bildung geschlossener Gruppen. Das Verhältnis Urlspergers und seines Umfeldes zu Halle zeigt, daß damit länderübergreifende Offenheit nicht ausgeschlossen war. Für den weiten Horizont sorgten schon die eigens entwickelten (publizistischen) Kommunikationsnetze sowie das Medium der Korrespondenz.

Zwischen Religion und Politik. Samuel Urlspergers Korrespondenz mit dem dänischen Außenminister Johann Hartwig Ernst Graf von Bernstorff Horst Weigelt

Schon wiederholt wurde in der Forschung darauf hingewiesen, daß Samuel Urlsperger, zweifelsohne der bedeutendste Repräsentant des Hallischen Pietismus in Süddeutschland, einen weltweiten, ökumenischen Briefwechsel geführt hat. Zu seinen Korrespondenten zählten Könige und Bürger, hohe Militärs und Minister, Kirchenfuhrer und Missionare, Theologen und Laien. Leider ist dieses Briefkorpus zum allergrößten Teil nicht mehr greifbar und muß wohl als verloren gelten. Erhalten geblieben ist - zumindest in größerem Umfang - die Korrespondenz, die Urlsperger mit dem dänischen Staatsmann Johann Hartwig Emst Graf von Bernstorff1 über Jahrzehnte geführt hat.

I.

Die überlieferte Korrespondenz Urlspergers mit Bernstorff setzt Heiligabend 1740 ein und endet am 5. Mai 1766; sie umfaßt insgesamt 29 Briefe mit zahlreichen handschriftlichen und gedruckten Anlagen.2 Zu Johann Hartwig Ernst von Bernstorff s. K. Lorentzen: Bernstorff, Johann Hartwig Emst B. In: ADB. Bd. 2. Leipzig 1875. S. 499-504; Hans Jensen: Bernstorff, Johann Hartwig Ernst. In: Dansk Biografisk Leksikon. Bd. 2. Hg. von Pol Engelstofi, Svend Dahl. Kobenhavn 1933. S. 526-536; Hermann Kellenbenz: Bernstorff, Johann Hartwig Ernst. In: NDB. Bd. 2. Berlin 1955. S. 140f. Die Briefe Urlspergers an Bernstorff befinden sich in: Rigsarkivet Kopenhagen, Privatarkiv, 5129, J. Η. E. Bernstorff, Wotersen, Nr. 51; sie sind nicht numeriert und unpaginiert. Deshalb beschränkt sich die Zitation im Folgenden auf die Angabe des jeweiligen Briefdatums. Briefe Bernstorffs an Urlsperger konnten nicht eruiert werden; sie müssen wohl als verlorengegangen gelten. Zitate aus den Briefen Urlspergers sind im Folgenden buchstabengetreu wiedergegeben. Alle Zusätze des Verfassers (Buchstabenergänzungen, Worterklärungen, Hinweise auf gram-

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Wie aus dem Inhalt des Briefes vom 24. Dezember 1740 hervorgeht, handelt es sich hierbei keineswegs um das erste Schreiben, das Urlsperger an Bernstorff gerichtet hat. Allerdings dürfte der Beginn der Korrespondenz zeitlich nicht wesentlich weiter zurückliegen. Bernstorff war nämlich erst seit 1737 dänischer Gesandter beim 'Immerwährenden Reichstag' zu Regensburg, wo er Holstein in der Reichstagsversammlung zu vertreten hatte. Im Jahre 1740 war er dann vom dänischen Hoffe [...] avertirt worden, sich der Stadt Augsburg, zumalen Evangelischen Theils bedütfendenfalls anzunehmen, u. mit guten [!] Rath zu assistiren.3 Seit dieser Zeit hat Urlsperger nach seinem eigenen späteren Zeugnis manche Briefe aus Dänmarck u. Wernigerode in seinem Couvert an Bernstorff weitergeleitet.4 Der Briefwechsel zwischen Urlsperger und Bernstorff dürfte also im Jahr 1740 oder kurz zuvor seinen Anfang genommen haben. Ob der Brief vom 5. Mai 1766 Urlspergers letztes Schreiben an Bernstorff ist, läßt sich nicht mit Sicherheit ausmachen. Inhalt und Form lassen jedoch auf eine sehr wahrscheinliche Fortsetzung ihrer brieflichen Verbindung schließen. Wie bereits angedeutet, ist die Korrespondenz lückenhaft; aus den erhaltenen Briefen Urlspergers an Bernstorff wird ersichtlich, daß eine ganze Reihe von ihnen verlorengegangen ist. Von den Briefen Bernstorffs an Urlsperger ist kein einziger erhalten. Die Korrespondenz Urlspergers mit Bernstorff ist durch eine rasch zunehmende Vertraulichkeit gekennzeichnet. Schloß er beispielsweise sein erstes Schreiben vom 24. Dezember 1740 mit: Ewer Excellenz unterthäniger Diener Sam. Urlsperger,5 so lautete der Gruß im letzten überlieferten Brief: Ich verharre in tiefsten [!] Respect Euer hochfreyherrlicher Excellenz unterthäniger Diener u. treuester Vorbitter Samuel Urlsperger, in seinem nächstens 82. ten Lebensjahr, alles mit eigner Hand, ohne Augengläser u. Zittern: Alles von Gottes Gnade.6 Zu dieser Vertraulichkeit hat wesentlich die persönliche Begegnimg beigetragen, die 1743 in Augsburg stattfand. Wiederholt gedachte Urlsperger in den Briefen der mehrmaligen Unterredungen im Gullmannischen Garten,1 einem der schönsten Prachtgärten vor dem Jakobertor. Förderlich für ihre Beziehung war auch, daß

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matische Fehler etc.) sind durch eckige Klammem gekennzeichnet; dagegen stammen die runden Klammem innerhalb von Zitaten von Urlsperger. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 1. Oktober 1756. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 2. November 1750. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 24. Dezember 1740. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 5. Mai 1766. Briefe: Urlsperger an Bernstorff, 1. Oktober 1756 und 5. Februar 1759. Dieses gärtnerische Kleinod mit seiner beeindruckenden Symmetrie war von dem Großkaufmann Johann Balthasar Gullmann d.Ä. (1637-1714), Kirchenpfleger der Barfußerkirche und Ehegerichtsassessor, angelegt worden. Zu Gullmann und dessen Nachkommen vgl. besonders Sylvia Rathke-Köbl: Geschichte des Augsburger Goldschmiedegewerbes vom Ende des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Sigmaringen 1964 (Schwäbische Geschichtsquellen und Forschungen, Bd. 6). S. 151-153.

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Urlspergers Sohn Johann August im Sommer 1755 auf seiner Bildungsreise in Kopenhagen bei Bernstorff, seit 1751 Leiter der deutschen Kanzlei und der dänischen Außenpolitik, eine überaus freundliche Aufnahme erfahren und hiervon dem Vater begeistert berichtet hat.8 In welchem Umfang Urlsperger zu Bernstorff Vertrauen gefaßt hat, zeigt sich vor allem darin, daß er ihm persönliche und auch familiäre Angelegenheiten mitteilte. Er flocht in seinen Briefwechsel immer wieder Ereignisse aus seinem Leben ein. Beispielsweise erwähnte er seine mehrjährige europäische Studien- und Bildungsreise, die ihn mit den Königshäusern von Dänemark und England in persönliche Verbindung gebracht hatte.9 So sei er 1708 in Nürnberg dem dänischen König Friedrich IV. und dessen Hofstaat vorgestellt worden;10 später habe der König Briefe und gedruckte Sachen11 von ihm gelesen. Er ging auf seinen Konflikt mit der Maitresse des Herzogs Eberhard Ludwig von Württemberg Christiane Wilhelmine von Grävenitz, ein,12 dessentwegen er im April 1718 in allerhöchsten Ungnaden cassirt worden13 war. Er erinnerte sich an seine Begegnimg mit den Salzburger Exulanten, deren Ausweisung aufgrund des Emigrationspatentes vom 11. November 1731 - angeblich wegen Rebellion und Ruhestörung - erfolgt und deren erster Treck am Silvesterabend 1731 vor den Toren Augsburgs eingetroffen war.14 Natürlich berichtete er auch von seiner Predigt- und Seelsorgetätigkeit als Senior ministerii und Pfarrer an St. Anna in Augsburg. Über die Feier der Amtseinführung seines Sohnes Johann August als Diakon sowie seines Schwiegersohnes Gottfried Holeisen als Pfarrer an der Barfüßerkirche am 13. Februar 1757 wußte der 70jährige Senior beispielsweise zu erzählen, daß er vor mehr als 4000 Zuhörern sieben Viertelstunde [!], Gott Lob! munter und daß mich jederman deutlich verstehen können, geprediget und geredet habe. Meine 8

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Briefe: Urlsperger an Bernstorff, 22. Oktober und 29. Dezember 1755. Bezüglich Johann August Urlspergers Bildungsreise vgl. auch Horst Weigelt: Johann August Urlsperger, ein Theologe zwischen Pietismus und Aufklärung. In: ZBKG 33. 1964. S. 67-105, hier: S. 73-75. Briefe: Urlsperger an Bernstorff, 8. Januar 1761 und 5. Mai 1766. Urlspergers ausgedehnte Studien- und Bildungsreise ist noch kaum erforscht. Über den Besuch des Königs Friedrich IV. von Dänemark Ende des Jahres 1708 finden sich einige Hinweise in: Staatsarchiv Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Stadtrechnungsbelege: Rep. 54 all, Nr. 1190; Ratserlässe: Nr. 3153. Fol. 27r-28r. 29r-v und Nr. 3153. Fol. 95r-v. Freundliche Auskunft des Staatsarchivs Nürnberg vom 10. Januar 1994. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 8. Januar 1761. Über die Auseinandersetzungen, die zu Urlspergers Suspendierung führten, vgl. Gustav Wais: Samuel Urlspergers Entlassung. In: Blätter zur württembergischen Kirchengeschichte 44. 1940. S. 4-27. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 17. Juni 1760; vgl. Brief vom 31. August 1760. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 17. Juni 1760. Über Urlsperger und die Salzburger Exulanten s. u.a. Horst Weigelt: Der hallische Pietismus und die Salzburger Exulanten in Eben-Ezer in Georgien in Amerika. In: Horst Weigelt: Pietismus-Studien. I. Teil: Der spener-hallische Pietismus. Stuttgart 1965 (Arbeiten zur Theologie, Reihe II, Bd. 4). S. 64-89.

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alte /[iebe] Seniorin [Sophie] von 68 Jahren war mit unsern 3 Töchtern, der jezigen Pfarrerin Holeisen [Johanna Sofia], der Diaconißen [Elisabeth] Burty und der Diaconißen [Maria Magdalena] Kraußin, nebst einer schönen Anzahl Enkelkinder zugegen.15 Selbstverständlich hat er auch von seinen körperlichen Gebrechen, besonders von der immer wiederkehrenden Attaque seiner rechten Hand und von seinen seelischen Nöten geschrieben.16 So klagte er beispielsweise über die Risse, die Gott seiner Familie im Jahre 1758 durch den Tod seines Schwiegersohnes Gottfried Holeisen und seiner Tochter Elisabeth, die mit dem Diakon Ludwig Heinrich Burry verheiratet war, innerhalb von drei Wochen zugefugt habe.17 Hinsichtlich seiner familiären Mitteilungen dominieren eindeutig diejenigen, die sich auf seinen Sohn Johann August beziehen. Er berichtete 1747 von dessen gymnasialer Abschlußarbeit,18 die die praestantias der Georgischen Colonie bestätiget, 19 von dessen Theologiestudium in Tübingen, wo er 1748 mit zwei Söhnen des Oberhofmeisters am Tübinger Collegium Illustre, Sylvius Karl von Franckenberg,20 bei Israel Gottlieb Canz ein Collegium privatissimum über die ganze Philosophie21 besuchte, und über dessen mehrmonatige Bildungsreise durch Deutschland und Dänemark im Jahre 1755.22 Ferner erwähnte er seine Ordination am 3. Dezember 1755 und den Eintritt in den Dienst der Augsburger Kirche,23 dessen Ernennimg zum vierten Diakon in der Barfüßergemeinde im Jahre 175724

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Brief: Urlsperger an Bernstorff, 14. und 24. Februar 1757. Bezüglich Urlspergers Ansprache bei dieser Amtseinführung s. S. Urlsperger: Vier öffentliche Worte. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 176. Zu den im Zitat genannten Personen s. Hansjochen Hancke: Sophie Urlsperger, geborene Jäger von Jägersberg und das familiäre Umfeld Samuel Urlspergers. S. 59-75. Briefe: Urlsperger an Bernstorff, 4. Januar 1751; 29. Dezember 1755; 13. Oktober 1759. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 5. Februar 1759. Der Titel dieser gedruckten Arbeit lautet: De praestantia coloniae Georgico-Anglicanae prae coloniis aliis [...] XVIII. Septembris MDCCXXXXVII. [...] praeside Gottfrido Heckingio gymnasii Annaeani rectore [...] disseret [...] a[uctor] et r[espondens] Ioannes Augustus Urlspergerus Augustanus. Augustae Vindel. [Augsburg]. [1747]; vgl. H. Weigelt, Urlsperger (Anm. 8) S. 68. Vorhanden UB Jena: 4° Diss. phil. 88 (41). Brief: Urlsperger an Bernstorff, 25. März 1748. Zu Franckenberg s. Walther Pfeilsticker: Neues württembergisches Dienerbuch. Bd. 1. Stuttgart 1957. §§ 28, 726, 1118, 1118 Β III; Bd. 2. Stuttgart 1963. §§ 2565, 2573, 2918, 3010. Bei den beiden hier genannten Söhnen handelt es sich wohl um Eberhard und Karl von Franckenberg; s. die Matrikel der Universität Tübingen. Bd. 3. 1710-1817. Hg. von der Universitätsbibliothek Tübingen. Tübingen 1953. S. 141 (Nr. 34530 und 34531; Immatrikulation am 19. April 1748). Brief: Urlsperger an Bernstorff, 19. Mai 1748. Briefe: Urlsperger an Bernstorff, 22. Oktober und 29. Dezember 1755. Über Urlspergers Bildungsreise s. H. Weigelt, Urlsperger (Anm. 8) S. 73-75. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 29. Dezember 1755; vgl. Weigelt, Urlsperger (Anm. 8) S. 75. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 14. und 24. Februar 1757.

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sowie dessen frühe literarische Arbeiten.25 Die Dominanz Johann Augusts in der Korrespondenz ist wohl vor allem psychologisch zu verstehen: Johann August hat von Urlspergers fünf Söhnen - sieht man von dem ältesten, plötzlich verstorbenen ab - als einziger ein höheres Alter erreicht. Auf ihm ruhte nun die nicht unberechtigte Hoffnung des Vaters, er werde seine Arbeit unterstützen und einst fortsetzen. Sachlich kreist Urlspergers Korrespondenz mit Bernstorff immer um die zwei Themen 'Reich Gottes' und 'Politik' - im weitesten Sinn verstanden - , wobei letzteres, wie deutlich werden wird, durchaus vom ersteren her fokussiert ist.

II. Nahezu in jedem Schreiben, das Urlsperger an Bernstorff sandte, wurde EbenEzer, die 1734 von Salzburger Exulanten in Georgia gegründete Siedlung, berührt.26 Urlsperger berichtete über die religiöse und wirtschaftliche Entwicklung dieser ersten lutherischen Gemeinde deutscher Sprache auf amerikanischem Boden, aber auch über deren innere und äußere Bedrängnisse. Dafür war er insofern kompetent, als er mit den Kolonisten und deren Pfarrern Johann Martin Boltzius und Israel Christian Gronau sowie nach dessen Tod im Jahre 1745 mit Hermann Heinrich Lemke in regem Briefkontakt stand. Als beispielsweise ökonomische Rivalitäten und Konflikte mit Savannah ausbrachen, schrieb er am 1. Oktober 1756: Der Gouverneur [John Reynolds] ist unserm EbenEzer gewogen; aber von andern sind ihm die Hände gebunden. Gott muß seines Volcks einiger u. der rechte große Flügel Adjutant seynP Im Jahr darauf drückte er seine Befürchtung aus, daß die List der Franzosen, die Sünden der Europäer (der teutschen u. Engeländer) u. die Gewalttätigkeit einiger reiche [!] Planteurs28 in Georgia zu einem Indianerkrieg29 führen werde. Um Bernstorff noch eingehender mit der Situation der Exulantensiedlung vertraut zu machen, legte er seinen Briefen wiederholt 25 26

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Briefe: Urlsperger an Bernstorff, 25. März 1748 und 5. Mai 1766. Hierzu und dem Folgenden vgl. Weigelt, Eben-Ezer (Anm. 14). Urlsperger war seit 1. Mai 1712 korrespondierendes Mitglied der SPCK (vgl.: London, Archiv der SPCK: Minute Book, Vol. V, Fol. 276v) und persönlich bekannt mit deren Sekretär Henry Newman; deshalb wandte er sich 1731 an diese Gesellschaft mit der Bitte, den Salzburger Vertriebenen zu helfen. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 1. Oktober 1756. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 14. und 24. Februar 1757; vgl. Brief vom 31. August 1760. Es handelt sich um 'The French and Indian War'. Zur geschichtlichen Situation teilte mir George Jones am 21. Dezember 1993 freundlicherweise mit: "Der gefurchtete Indianerstamm waren die Cherokees, die in den Bergen wohnten. Sie sind nie nach Eben-Ezer gekommen, aber die nachbarlichen Creek Indianer haben Greuelgeschichten erzählt, damit die Weißen an der Grenze ihre Plantagen verlassen würden, als Beute für die Creeks. Deswegen kamen viele Flüchtlinge unnötigerweise nach Eben-Ezer. Die Pflanzer in Georgia hatten nichts damit zu tun."

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Auszüge aus den Diarien der Prediger in Eben-Ezer sowie seiner Korrespondenz mit diesen und den 'Trustees of Georgia' bei. Natürlich wies er auch auf seine Eben-Ezer betreffenden Publikationen hin, besonders auf die 'Ausführlichen Nachrichten Von der Königlich-Groß-Britannischen Colonie Saltzburger Emigranten in America' 30 und das 'Americanische Ackerwerk Gottes'. 31 Daneben wird aus der Korrespondenz deutlich, welche ihrer gemeinsamen Bekannten und Freunde sich besonders für Eben-Ezer interessiert und engagiert haben, wie Regierungspräsident Forstner oder Hofmarschall Moltke, der in seinem Testament an Eben Ezer mit 200 Gulden gedacht hat?2 Übrigens scheute sich Urlsperger auch nicht, Bernstorffs weitreichende Verbindungen fur Angelegenheiten Eben-Ezers in Anspruch zu nehmen, so als einmal eine große Postsendimg nach Eben-Ezer auf dem Weg von Frankfurt am Main nach London verlorengegangen zu sein schien. 33 Urlsperger hatte erfahren, daß man entgegenkommenderweise seine Postsendung dem königlichen Segelschiff (paquebot) mitgegeben habe, von dem aber in Dover zwei Felleisen mit nach England bestimmten Briefen weggecapert und nach Fontainebleau oder Versailles gebracht worden wären. Da er nun befürchtete, daß sich in diesen Behältern auch seine Briefe befunden hatten, schrieb er an den in Paris als Gesandten weilenden Bemstorff: Nun fraget sich: Ob es nicht möglich diese Briefe zurückzubekommen, weil weder Staatssachen noch andere Geheimniße darinnen enthalten sind, sondern lauter Dinge, die privatos angehen? Ew. Exc. pardoniren, daß [ich] so frey bin, und mit dieser Anfrage beschwehrlich falle. Übrigens sind Ew. Exc. an dem Ort, wo alles, was auf dem Schauplatz dieser Welt vorgehet, durch Nachrichten zusammenflüßet. Sodann erwähnte Urlsperger mehrfach die 1706 von August Hermann Francke ins Werk gesetzte Mission 34 in der kleinen dänischen Kolonie Tranquebar an der südlichen Ostküste Indiens.35 Am 8. Januar 1761 schrieb er, daß er mit der dänischen Mission in Malabar bis auf diese Stunde in einer genauen Connexion u. Correspondenz stehe, so, daß kein Jahr dahin gehet, in welchem nicht mehr oder

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S. Urlsperger: Ausfuhrliche Nachricht. Vgl. Wolfgang Mayer: Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers. In diesem Band S. 223-302. Nr. 90. S. Urlsperger: Americanisches Ackerwerk Gottes. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 163. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 24. Juli 1746; vgl. Brief vom 24. Dezember 1740. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 10. November 1745; die folgenden zwei Zitate sind ebenfalls diesem Brief entnommen. Vgl. Brief vom 24. Juli 1746. Über die ostindische Mission s. Erich Beyreuther: Bartholomäus Ziegenbalg. Berlin 1953; Arno Lehmann: Es begann in Tranquebar. Die Geschichte der ersten evangelischen Kirche in Indien. Berlin 1956; Martin Brecht: August Hermann Francke und der Hallische Pietismus. In: Geschichte des Pietismus. Bd. 1. Hg. von Martin Brecht, Klaus Deppermann, Ulrich Gabler, Hartmut Lehmann. Göttingen 1993. S. 440-539, hier: S. 527-531. Briefe: Urlsperger an Bernstorff, 22. August 1748, 8. Januar 1761 und 5. Mai 1766.

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weniger durch meine Hände nach Tranquebar zu weiterer Förderung des Evangelii abgehet. Halleluja!16 Dagegen wird in der erhaltenen Korrespondenz der Judenmission des von Johann Heinrich Callenberg 1728 gegründeten Institutum Judaicum nur ein einziges Mal gedacht, und zwar unter Beifügung eines Teiles des Reiseberichtes von Stephan Schulz.37 Darin berichtet dieser hallische Kandidat der Theologie höchst anschaulich von seiner äußerst beschwerlichen und gefahrvollen Reise nach Polen, Litauen und Ungarn (1. Mai 1747 - 31. Januar 1748) und seinen Begegnungen und Unterredungen mit dortigen Juden.38 Neben der Mission nimmt in Urlspergers Korrespondenz sein Engagement für den Protestantismus in katholischen Ländern einen breiten Raum ein. Hierbei galt zweifelsohne sein besonderes Augenmerk den Evangelischen in den habsburgischen Territorien. Aufmerksam beobachtete er deren Lage in Österreich und Ungarn und setzte Bemstorff davon in Kenntnis. So unterrichtete er ihn 1746 über die andauernden Verfolgungen der Protestanten in Ungarn, wo in zwei Komitaten innerhalb eines Vierteljahres bey 22 Kirchen theils völlig weggenommen, theils geschlossen worden39 waren. Zwei Jahre später meldete er die Eskalation der Unterdrückung und zitierte aus Original-Briefen von Kirchenbeschlagnahmungen, Bücherkonfiskationen, Reglementierungen in der schulischen Unterweisung, dabey das Schlimmste, daß ihnen bey der höchsten Ungnade u. schwersten Straffe verboten, ihre Noth nirgends zu klagen,40 Abschließend fragte Urlsperger in diesem Brief bittend: Was düncket Ew. Exc. hierbey? Könnte nicht von Seiten der hohen Protest. Mächte (!) unter der Hand cuncta communis, blos zur Intercessierung, gemacht u. diese Sache bey einer paciflcare generali betrieben werden? Ew. Excellenz vergeben mir diese Freyheit. Fast noch stärker engagierte sich Urlsperger für den österreichischen Protestantismus. Immer wieder informierte er seinen Briefpartner über die bedrängte Lage der Evangelischen in Österreich, wobei er auch auf Einzelschicksale einging, so auf das der im März 1757 des Landes verwiesenen Gertraud Reistenauer.41 Diese 40jährige ehemalige Bäuerin aus Klein Hub bei Werfen, etwa 30 Kilometer südlich von Salzburg gelegen, war um ihres evangelischen Bekenntnisses willen nach 36 37 38

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Brief: Urlsperger an BernstorfF, 8. Januar 1761. Brief: Urlsperger an Bemstorff, 22. August 1748 und Anlage. Vgl. Fortwährende Bemühung um das Heil des Jüdischen Volks überhaupt. Zweites Stück. Hg. von Johann Heinrich Callenberg. Halle 1752. S. 44. Ein ausfuhrlicher Bericht von dieser Reise findet sich in Stephan Schultz: Der Leitungen des Höchsten nach seinem Rath auf den Reisen durch Europa, Asia und Africa. Bd. 2. Halle 1772. S. 115-272. Brief: Urlsperger an Bemstorff, 24. Juli 1746. Brief: Urlsperger an Bemstorff, 19. Mai 1748. Das folgende Zitat entstammt ebenfalls diesem Schreiben. Brief: Urlsperger an Bemstorff, 25. März 1757. Die folgenden Zitate stammen aus diesem Brief.

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wochenlangem Arrest zuletzt vom Mann hinweg u. ins Bruderhaus nach Salzburg gethan und schließlich expatriiert worden. Ich habe Sie, schrieb Urlsperger, am Fest Maria Verkündigung, also am 25. März, in dem Namen des Herrn Jesu aufgenommen; u. will sehen, daß Sie noch lesen lernt, u. daß Sie bald tüchtig zum H. Abendmal werde. Um ihren Leidensweg zu illustrieren, legte er ihren sogenannten Amveisungs Schein in das Rom. Reich in Kopie bei. Auch unterließ er es nicht, seinen einflußreichen Gönner gelegentlich - zumindest indirekt - um Vermittlung zu bitten. Als 1755 die österreichische Gesandtschaft beim Magistrat von Regensburg schriftlich Klage führte, weil man hier Protestanten aus habsburgischen Ländern Aufnahme u. Schutz42 gewähre und hierbei besonders auf den evangelischen Pfarrer und Consenior Christoph Jakob Esterlin43 hinwies, verfaßte Urlsperger ein Promemoria. Dies sandte er an etlichen [!] Örter seiner Correspondenz, so u.a. nach Nürnberg, Ulm, Ravensburg, Memmingen und Lindau. Auch Bernstorff ließ er eine Kopie dieser Denkschrift zugehen, in der er die Rechtmäßigkeit des pastoralen Handelns von Esterlin betont und zugleich den Wunsch ausgedrückt hatte, daß ein höchstpreißl. Corpus £Va«g[elicorum] durch einen gemeinschafftl. Schluß die Conduite des Herrn Prediger Esterlin approbirte.44 Ein solches gemeinsames Vorgehen dürfte seiner Meinimg nach eine gewünschte Würkung haben, zumal dieser Mann bey der bewußtermaßen ohne alle seine Veranlassung Anno 1732 vorgegangenen Saltzburger Emigration und bey all andern dergl. Vorfällen sich ohntadelhaft und weißlich, jedoch als ein christl. evangel. Prediger, der niemand von sich stoßen darf, so Rath vor seine Seele bey ihm suchet, bezeiget hat. Auch die Lage der Hugenotten wurde in den Briefen kurz angesprochen,45 wobei zu beachten ist, daß Bernstorff von 1744 bis 1750 als dänischer Gesandter in Paris weilte. Dieser hatte Urlsperger auch von der Lage des französischen Protestantismus unterrichtet.46 Offensichtlich hat sich Urlsperger aber hier nicht weiter engagiert. Er äußerte lediglich die Überzeugung: Das Elend währe aber so lang, als es wolle, so wird doch vor [fur] alle solche betrengten Hauffen eine Erlösung kommen. Diese Hoffnung verknüpfte er mit der Mahnung aus der Johannesapokalypse: Hier ist Geduld der Heiligen,47 Hieraus wird übrigens zugleich auch exemplarisch deutlich, daß sich seine Fürsorge immer zuerst und vor allem auf die 42

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Brief: Urlsperger an Bernstorff, 23. Oktober 1755; auch das folgende Zitat ist diesem Schreiben entnommen. Christoph Jakob Esterlin (1697-1763), ein gebürtiger Regensburger, war seit 1749 Consistorialis und Consenior in seiner Vaterstadt; 1759 wurde er dann dort Senior. Das Promemoria hatte Urlsperger seinem Brief vom 23. Oktober 1755 beigefügt. Die folgenden Zitate sind diesem entnommen. Briefe : Urlsperger an Bernstorff [nach dem 14. April 1743] und 25. März 1748. Vgl. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 25. März 1748. Die folgenden Zitate sind diesem Schreiben entnommen. Apk. 14,12.

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Lutheraner bezogen hat. Ja, er konnte sich sogar dezidiert gegen die Reformierten wenden, wenn er meinte, sie stellten eine Bedrohung für die Lutheraner dar. Seine schroffe Intervention gegen den Bau einer reformierten Kirche in Frankfurt am Main im Jahre 1750 macht dies besonders evident.48 Er ersuchte Bernstorff, sich dieser Angelegenheit anzunehmen, und drückte seine Überzeugung aus, daß Hochdieselbe viele Gelegenheit haben, sowohl an dem dänischen Hoffe selbst, als auch sonsten dieser guten Stadt bestes herinnen zu befördern. Sölten Ew. Excellenz Zeit haben, die beygelegte Extracte zu lesen, so würden Hochdieselbe noch mehr bekräftiget werden, wie hohe Ursach diese Stadt habe, alles anzuwenden, daß sie von dieser großen Gefahr befreyet werde.*9 Urlspergers Engagement für das 'Reich Gottes' zeigte sich schließlich in seinem Bestreben, Pietisten Stellen zu vermitteln oder sie auf vorteilhafte Posten zu bringen. So erkundigte er sich bei Bernstorff, ob Waldemar Graf von Schmettau, der seit 1746 in dänischen Diensten stand,50 in Kopenhagen nicht etwas für den Sohn seines Schwagers Christian Adam Jäger von Jägersberg,51 des bekannten pietistischen Liederdichters, tun könne. Dieser hielt sich damals in Kopenhagen auf, wo er eine Compagnie zu bekommen hoffte, was sich aber zerschlug. Deshalb verwandte sich nun Urlsperger für ihn und wies darauf hin, daß er Studio u. viele schöne Gaben habe und - was wohl ausschlaggebend war - sein Vater Hofmeister in Wernigerode sei.52 In den Jahren 1760 und 1761 setzte sich Urlsperger, um ein anderes Beispiel anzuführen, intensiv dafür ein, dem Kaufmann Robert Anderson den Titel eines dänischen Konsuls zu verschaffen. Anderson leitete ein Handelsunternehmen auf der ionischen Insel Zakynthos, die damals im Besitz von Venedig war. Um diese Vermittlung war Urlsperger von den rechtschaffenen und von Gott reichlich gesegneten53 Kaufleuten Schalkhauser und Hügel, die in Venedig Handelsniederlassungen besaßen, aus Geschäftsinteresse gebeten worden. Es handle sich, so versicherte Urlsperger seinem Gönner Bernstorff, bei ihnen nicht 48

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Erst am 10. Februar 1788 konnte der erste reformierte Gottesdienst innerhalb der Stadtmauern Frankfurts durch Pfarrer Justus Christoph Krafft gefeiert werden. Allerdings hatte die reformierte Gemeinde bereits 1786 um eine Genehmigung zur Abhaltung von Gottesdiensten innerhalb Frankfurts beim Magistrat nachgesucht. Diese Genehmigung wurde am 12. Dezember 1787 fur Privathäuser erteilt; vgl. Hermann Dechent: Kirchengeschichte von Frankfurt am Main seit der Reformation. Bd. 2. Leipzig 1921. S. 249-250. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 2. November 1750. Über Schmettaus dänische Dienste und seine Beziehungen zu Bernstorff s. Matthias Gottfried v. Schmettow: Schmettau und Schmettow. Geschichte eines Geschlechts aus Schlesien. Düsseldorf 1961. S. 264-325. Urlspergers Frau Sophie war eine geborene Jäger von Jägersberg. Vgl. den Beitrag von Thilo Dinkel in diesem Band S. 54f. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 22. August 1748. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 31. August 1760. Das folgende Zitat ist ebenfalls diesem Brief entnommen.

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nur um sehr renommirte Kaufleute, sondern um sehr dienstfertige Männer [...]; wie denn kein Jahr vergehet, daß Sie nicht auch ihr Brod über Waßer nach Tranquebar u. Ebenezer fahren lassen. Wie wichtig Urlsperger der Erhalt und vielleicht sogar die Steigerung der Spendenfreudigkeit dieser beiden Kaufleute war, zeigt sich darin, daß er im nächsten Brief noch einmal ausdrücklich auf seine Bitte zurückkam. H. Anderson in Zante wünschet das Consulat vornemlich deßwegen, um von denen Griechen mehr respectirt, u. dadurch in Stand zu seyn, seine Geschäfte u. seiner Freunde Intere[ss]e beßer besorgen zu können, weilen (wie meine brave u. noch immer nach Tranquebar u. Eben-Ezer mit Wohlthun ausfließende Correspondenten in Venedig schreiben) in Levante ein Consul so viel Ansehen haben solle, als ein Königlicher Gesandter in Teutschland.54

III. Bei der beruflichen Position, die Bernstorff zunächst als Gesandter beim 'Immerwährenden Reichstag' in Regensburg, dann als dänischer Gesandter in Paris sowie schließlich als Leiter der Deutschen Kanzlei und als dänischer Außenminister innegehabt hat, ist es nicht verwunderlich, daß die 'Politik' in Urlspergers Korrespondenz mit diesem einen relativ breiten Raum einnahm. Das Politische wurde von ihm keineswegs marginalisiert, wohl aber, wie deutlich werden wird, instrumentalisiert. Thematisiert wurden in den Briefen Urlspergers der Einfall Friedrichs II. in Schlesien und die Auseinandersetzungen um die österreichische Erbfolge,55 der Zweite Schlesische Krieg und der Friede von Füssen am 22. April 174556 sowie vor allem der Siebenjährige Krieg. Urlsperger informierte Bernstorff wiederholt über Truppenbewegungen im süddeutschen Raum,57 über einzelne Gefechte58 und die Stimmung in der Bevölkerung. 1756 berichtete er von einer zunehmenden antipreußischen und vor allem antifriderizianischen Einstellung.59 So habe ein blinder und grober Eyferer gesagt: Er [sc. Friedrich II.] ist ärger als der Türck u. Schwede.60 Allerdings gäbe es auch noch Moderate unter allen Ständen, wobei er

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Brief: Urlsperger an Bernstorff, 8. Januar 1761. Briefe: Urlsperger an Bernstorff, nach dem 14. April 1743 und 21. Juli 1743. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 10. November 1745. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 22. Juli 1758. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 1. Oktober 1756. Briefe: Urlsperger an Bernstorff, 1. Oktober und 11. November 1756. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 11. November 1756. Auch die vier folgenden Zitate sind diesem Schreiben entnommen.

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auf das Rundschreiben 61 des Würzburger Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim vom 19. Oktober 1756 verwies. Darin seien die Dekanate angewiesen worden, daß die Priester nur um einen baldigen Frieden beten, das Volck zur Buße ermahnen, von allen Religionsdisputen schlechterdings abstrahiren, u. ihren Gemeinden mit guten Exempel vorgehen sollten. Skeptisch fugte Urlsperger jedoch unter Anspielung auf Matth. 23,3 hinzu: Dicunt, scribunt, sed non faciunt. Er äußerte deshalb die Befürchtung, daß der Krieg sich zu einem Religionskrieg entwickeln könnte. Ohnerachtet dieser Krieg bis dato kein Religions-Krieg ist, so will man doch mit Gewalt einen erzwingen. Immer sehnsüchtiger erwartete er deshalb von dem neutralen Dänemark und seinem Außenminister einen friedensstiftenden Einfluß. Gott mache doch Ihro Mag. dero allergnädigste König und Herrn zu einem Europäischen Justice of peace und segne dazu Ew. Excellenz Rathschläge. Wegen seiner Ausgleichsbemühungen redete er Bernstorff seit 1759 in seinen Briefen wiederholt mit Salomon an. Mit diesem Namen wollte er ihn als Mittler zwischen den erbitterten Kriegern61 kennzeichnen. Abgesehen von diesen Mitteilungen über die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen 1740 und 1763 finden sich in der Korrespondenz manche Hinweise auf politische Ereignisse in Deutschland, Europa und Amerika. Sie waren Urlsperger dank seines weltweiten Briefwechsels möglich. Zur politischen Dimension des Briefwechsels gehört es außerdem, daß Urlsperger eifrig darauf bedacht war, einflußreiche Stellen mit Personen zu besetzen, die dem Pietismus aufgeschlossen oder sogar freundlich gegenüberstanden. Deutlich wird dies u.a. bei dem 1756 erfolgten überraschenden Weggang des Tübinger Kanzlers Christoph Matthäus Pfaff aus Württemberg. Sogleich schaltete sich Urlsperger ein, berichtete Bernstorff davon und äußerte den Wunsch: Ew. Excellenz lieben m. Vaterland u. also auch Tübingen. Gott gebe doch einen tüchtigen u. gottesfürchtigen Canzler dahin.63 Tatsächlich konnte dann durch Vermittlung Bernstorffs 1757 der Württemberger Jeremias Friedrich Reuss, seit 1742 Oberkonsistorialrat zu Rendsburg und Generalsuperintendent der Herzogtümer

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Dieses Rundschreiben vom 19. Oktober 1756 (vorhanden in: Archiv des Erzbistums Bamberg, Sign. Pfarrarchiv Banz, Nr. 33/3) war gerichtet an die Stifte und Klöster, Pfarreien und Verwaltungsbehörden des Fürstbistums Würzburg. Jedoch wird in diesem Rundschreiben mit keinem Wort die Unterlassung aller konfessionellen Polemik angeordnet. Allerdings wird die Hoffiiung ausgedrückt, Gott möge durch Gebet und Buße sowie sittlichen Lebenswandel bewegt werden, daß die Christliche Potentaten vereiniget, die geist= und leibliche Wohlfarth des Teutschen Vatterlandes, sonderlich aber Unseren Fürstl. Hochstiffts=Landen beförderet werden. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 13. Oktober 1759. Zum Problem des Religionskrieges in dieser Zeit vgl. Johannes Burkhardt: Abschied vom Religionskrieg. Der Siebenjährige Krieg und die päpstliche Diplomatie. Tübingen 1985 (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom, Bd. 61). Brief: Urlsperger an Bernstorff, 8. April 1756; vgl. Brief vom 12. Juli 1756.

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Schleswig und Holstein, für dieses Amt gewonnen werden.64 Dankbar merkte Urlsperger am 22. Juli 1758 an: H. Canzler D. Reuss in Tübingen arbeitet im Seegen.6* Bezeichnend ist auch Urlspergers Unterstützung für den Reichsfreiherrn Christoph Karl Ludwig von Pfeil. Dieser württembergische Geheimrat bemühte sich 1760/61 um eine Stellung in dänischen Diensten.66 Urlsperger leitete sein diesbezügliches Ansuchen an Bernstorff weiter mit dem Wunsche, daß dieser geschickte und erfahrne Mann employirt werden möchte.67 In den Bereich des Politischen gehört schließlich auch, daß sich Urlsperger wiederholt brieflich bei seinem Gönner dafür verwandte, daß Militärs und Politikern, die Nachteile erlitten hatten oder in Ungnade gefallen waren, zu ihrem Recht verholfen würde. Das wohl bekannteste Beispiel stellt das Schicksal des Reichsgrafen Friedrich Heinrich von Seckendorff, Reichsfeldmarschall und Gouverneur von Philippsburg, dar. Mit ihm war Urlsperger jahrzehntelang freundschaftlich verbunden, wofür der wöchentliche Briefwechsel Zeugnis ablegt. Als Urlsperger nun erfuhr, daß der bayerische Kurfürst Maximilian III. Joseph nicht bereit war, Seckendorff größere Soldrückstände aus der Zeit seiner Dienste als Feldmarschall im österreichischen Erbfolgekrieg68 auszuzahlen, bat er Bernstorff, der Seckendorf ebenfalls gut kannte, zu intervenieren.69 Auch rechnete er fest damit, daß die Auszahlung der rückständigen Gelder etwas für Eben-Ezer abwerfen werde. Am 25. März 1748 schrieb er: Sind Ew. Exc. in Stande die Hand zu bieten, so wolte darum unterth\ämg\l[ic\\\ gebeten haben, weilen doch der Verspruch der 50. Rom. Monate anerkannt wird, der //[err] i^eld] A/[arschall] darauf gewiesen ist, dieser Held auch gem jedermann dienet, ich aber endl[ich] wegen Eben-Ezer ein besonder Interesse dabey habe, indem daßelbe, so die Gelder eingehen, es zu genießen haben wird.

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Briefe: Urlsperger an Bernstorff, 11. und 23. November 1756. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 22. Juli 1758. Briefe: Urlsperger an Bernstorff, 31. August 1760 und 8. Januar 1761. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 8. Januar 1761 nebst Anlage. Das folgende Zitat ist diesem Brief entnommen. Hierüber s. Andreas Kraus: Bayern im Zeitalter des Absolutismus (1651-1745). In: Handbuch der bayerischen Geschichte. Bd. 2. Hg. von Max Spindler. München 2. Auflage 1977. S. 410472, hier S.466-472 (Das wittelsbachische Kaisertum und der österreichische Erbfolgekrieg). Brief: Urlsperger an Bernstorff, 25. März 1748.

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IV. Auffallend ist, daß Kunst und Kultur in Urlspergers Korrespondenz mit Bernstorff kaum, Unterhaltung und Amüsement sogar nur abwertend berührt werden. Hinsichtlich der Kunst erwähnt er lediglich einmal einen Ring, den der Augsburger Goldschmiedemeister Johann Daniel Jordan70 angefertigt und ihm zum Andenken geschenkt habe.71 Dieser Ring, von Urlsperger als Confessions Ring bezeichnet, werde nicht nur allgemein bewundert, sondern sogar von Künstlern als ein Meisterstück gehalten. Inzwischen hätten einige hochgestellte Persönlichkeiten den Ring für sich nachbestellt, so der Fürst von Oettingen, der Feldmarschall Friedrich Heinrich von Seckendorf und der württembergische Staatsmann Johann Eberhard Georgii. Um den Ring weiter bekannt zu machen, habe er, Urlsperger, davon einen Kupferstich herstellen lassen; einen Abzug davon lasse er Bernstorff zugehen. Da Urlsperger in der Briefpassage aber sogleich auch noch den Preis des Ringes, nämlich 30 Rheinische Gulden, mitteilt und als wohlfeil hinstellt, liegt die Vermutung nahe, daß es ihm weniger um den Ring als Kunstwerk ging, sondern darum, dem Goldschmied neue Aufträge zu verschaffen. Aus dem Bereich der Kultur findet sich in Urlspergers Korrespondenz lediglich der Hinweis auf das Naturalienkabinett seines 1755 verstorbenen Augsburger Arztes Georg Ulrich Schmid.72 Nach dessen Tod sah sich die Witwe genötigt, diese ganz auserlesene Sammlung aller Schön- u. Seltenheiten ex tribus Naturae Regnis73 für 6 000 Gulden zu veräußern.74 Urlsperger wandte sich daraufhin an Bernstorff mit der Frage, ob nicht der dänische König Friedrich IV. als Käufer in Betracht käme; denn dieser sei einer der allergrößten Kenner u. Liebhaber solcher Seltenheiten als lauter Beweise der Allmacht u. Weisheit des Schöpfers in 70

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Zu dem Goldarbeiter Johann Daniel Jordan (ca. 1710-1785) s. Helmut Seling: Die Kunst der Augsburger Goldschmiede 1529-1868. Bd. 3. Meister, Marken, Beschauzeichen. München 1980. S. 362. Nr. 2265. Vgl. auch Sylvia Rathke-Köhl: Geschichte des Augsburger Goldschmiedegewerbes vom Ende des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Augsburg 1964 (Schwäbische Geschichtsquellen und Forschungen, Bd. 6). Passim. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 23. November 1756. Die beiden folgenden Zitate sind diesem Brief entnommen. Zu Schmid s.: Catalogue medicorum Augustorum conscriptus ab Josepho Ahorner ab Ahornrain p.A. decano Colleg. med. Augustani 1800. Nr. 181. SStBAug, Aug. LS 120. Über Schmids Naturaliensammlung und deren Schicksal s. Paul von Stetten d.J.: Kunst- Gewerbund Handwerksgeschichte der Reichsstadt Augsburg. Augsburg 1779. S. 218f. Brief: Urlsperger an Bernstorff, 23. November 1756. Auch das folgende Zitat stammt aus diesem Schreiben. Vgl. den Auktionskatalog: Elenchus pinacothecae sive collectionis praeclarae, ex tribus naturae regnis, cum multis artificiosis et diversis curiosis, quae existit Augustae Vindel. [Augsburg] 1756. Hierbei handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Schmids Naturalienkabinett.

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seinen Geschöpfen. Er hat also das Naturalienkabinett letztlich ausschließlich unter physiko-theologischer Perspektive gesehen, die kulturelle jedoch völlig ausgeblendet. Übrigens wird daraus evident, daß die Physikotheologie nicht nur für die Aufklärungstheologie, sondern auch für den späteren Pietismus von großer Bedeutung gewesen ist. Eine negative Akzentuierung erfuhr dagegen der Bereich des Vergnügens. Am 29. Mai 1748 meldete Urlsperger Bernstorff, der damals in Paris als dänischer Gesandter weilte, daß vor wenigen Wochen in Augsburg auch der Flötenspieler Lambroni mit schnatternden Enten aufgetreten sei, die in Paris so viel Spectateurs gehabt hätten, und fuhr fort: Gestern ist ein Rhinoceros angekommen.75 Diese Mitteilung Schloß er mit dem Seufzer: Ο wie unterschieden sind die Arten, sein Brod zu gewinnen! Doch [ist] dieserley nicht von den besten! Jacques de Vaucanson, ein französischer Mechaniker, hatte 1738 einige in Europa vielbewunderte Automaten entwickelt, u.a. einen mechanischen Flötenspieler76 und eine gehende, schnatternde, fressende und verdauende Ente. Diese Automaten, der Flötist, genannt Lambroni, und seine schnatternden Enten, wurden nun, nach einer spektakulären Aufführung in Paris, auch in Augsburg im Gasthof Drei Mohren präsentiert und waren für einen Eintrittspreis von 36 kr. zu sehen. Daß es sich bei diesen musizierenden Figuren um technische Meisterleistungen von hervorragender Präzision handelte, hat Urlsperger überhaupt nicht bemerkt.77 Wenig später fand dann - wie erwähnt - noch die Zurschaustellung eines lebendigen Rhinozerosses statt.78 Der Unterhaltungssektor hatte mit dieser Notiz nicht nur eine Ausgrenzung, sondern auch eine Abwertung erfahren. Dieser gehörte für den Pietisten Urlsperger - ganz im Sinne des Hallischen Pietismus - zum Bereich der Welt. Vergnügungsveranstaltungen lehnte er nicht nur für sich ab, sondern diskriminierte sie. Hier liegen aber nicht nur die Grenzen Urlspergers, sondern des gesamten Hallischen Pietismus.

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Brief: Urlsperger an Bernstorff, 19. Mai 1748. Jacques de Vaucanson: Le mecanisme du fluteur automate, presente ä messieurs de l'academie royale des sciences. Paris 1738. Über diese Präsentation in Augsburg s. Wolfgang Wüst: Höfische „divertissements" in der Bürgerschaft. Das kulturelle Leben in der Reichs- und Residenzstadt Augsburg. In: Forschungen zur schwäbischen Geschichte. Hg. von Pankraz Fried. Sigmaringen 1991 (Augsburger Beiträge zur Landesgeschichte Bayerisch-Schwabens, Bd. 4). S. 153-174; hier S.164. In der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg findet sich ein Kupferstich des Augsburger Künstlers Johann Elias Ridinger mit einer Darstellung dieses Rhinozerosses (Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek. Graph 29/80). Der Stich trägt die Unterschrift: 'Anno 1748 im Monath May und Junio ist dises Nashorn Rhinoceros In Augsburg lebendig gleich wie in den vornehmsten Staedten Deutschlandes gesehen worden.' Freundliche Auskunft von der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg vom 17. Dezember 1993.

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Als der Erzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian im Jahre 1731 seine protestantischen Untertanen zur Auswanderung zwang, zogen viele davon über Augsburg, wo Urlsperger als Senior des evangelischen Ministeriums der Stadt ihre Unterkunft, Verpflegung und Weiterführung übernahm. Als Nachkomme steirischer Vertriebener konnte er ihr Leiden gut verstehen. Die erzwungene Auswanderung der Salzburger Lutheraner hat das ganze protestantische Europa erschüttert, besonders England, den selbsterwählten Beschützer der unterdrückten Protestanten Europas. Sofort hat die SPCK, die Gesellschaft für die Förderung christlicher Erkenntnis, angefangen, Geld für die Ausgewiesenen zu sammeln. Diese Gesellschaft wandte sich direkt an Urlsperger, der ihr korrespondierendes Mitglied war, seit er als Prediger an der St. Mary's Church in the Savoy in London gedient hatte. Das von der SPCK gesammelte Geld war zunächst für alle Salzburger Emigranten bestimmt, wurde aber bald nur auf diejenigen Emigranten beschränkt, die sich anboten, in die neue Kolonie Georgia auszuwandern. Dadurch konnten die englischen Spender nicht nur ihren Brüdern in Christo helfen, sondern gleichzeitig das Gedeihen ihres Weltreiches fördern. Das Geld wurde an Urlsperger in Augsburg überwiesen, wo es von Christian von Münch verwaltet wurde, einem frommen Bankier, der seinen Mitmenschen gerne half und auch von kommerziellen Beziehungen mit Georgia träumte. Als die ersten Emigranten Salzburg im Jahre 1731 verließen, war Georgia nur eine Phantasievorstellung in den Köpfen verschiedener philanthropischer englischer Herren, die eine Zuflucht für gute, aber unbemittelte Engländer und fremde, unterdrückte Protestanten gründen wollten, ein Land, das auch als Festung gegen die Spanier in Florida dienen und Rohstoffe für die englische Industrie liefern sollte. Da die Waldenser und Hugenotten zur Zeit kein Problem mehr darstellten, hieß 'unterdrückte Protestanten' soviel wie Salzburger.

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Der Führer der Treuhänder für Georgia, 'the Trustees for Establishing a Colony in Georgia', war James Edward Oglethorpe, ein junger Edelmann, der gegen die Türken gekämpft hatte und der die Deutschen hochschätzte. Weil ein guter Freund von ihm in einem Schuldnergefängnis gestorben war, trat er für die Schuldner und andere arme Leute ein und wollte ihnen eine zweite Chance in Georgia geben. Gleichgesinnt war sein Kollege John Percival, späterer Earl of Egmont, der die Erfahrungen der Georgia-Salzburger oft in seinem Tagebuch erwähnte. 1 Mehrere der Trustees waren auch Mitglieder der SPCK und deshalb Bekannte von Urlsperger, der dann später auch korrespondierendes Mitglied des Trusts wurde. Es war ein Glück, daß der König von England, obgleich Oberhaupt der anglikanischen Kirchen, im Privatleben Lutheraner war und seine eigene lutherische Hofkapelle hatte. Hofprediger dort war Friedrich Michael Ziegenhagen, der zusammen mit Urlsperger und Gotthilf August Francke einer der drei 'Reverend Fathers' der Georgia-Salzburger wurde. Wie Urlsperger war auch Francke ein korrespondierendes Mitglied der SPCK. Als Seelsorger des Königs konnte Ziegenhagen viel für die Salzburger leisten. Gotthilf August Francke war der Sohn von Hermann August Francke, dem Begründer der Franckeschen Stiftungen in Halle, bei dem Samuel Urlsperger studiert hatte und den er sein Leben lang hochschätzte. Um christliches Mitgefühl für die Salzburger Exulanten zu erwecken, veröffentlichte die SPCK im Jahre 1732 in London 'An Account of the Sufferings of the Persecuted Protestants in the Archbishopric of Salzburg'.2 Bis zum 25. April 1733 sammelte die SPCK zwischen drei- und viertausend Pfund für die Georgia-Salzburger. 3 Von der SPCK finanziell gesichert, lud Urlsperger die Salzburger Emigranten ein, nach Georgia auszuwandern. Der lange, barocke Titel seiner Einladung, eigentlich eine ausführliche Inhaltsangabe, fing mit den Worten an Georgia, Oder: Kurtze Nachricht von dem Christlichen Vorhaben Der Königlich-Englischen Herren Commissarien.4 Obgleich die große Masse der Vertriebenen schon längst nach Preußen und in andere norddeutsche Staaten ausgewandert war, blieben doch einzelne und kleine Gruppen von Salzburgern, die einen Wohnsitz in schwäbischen Städten wie Augsburg, Lindau und Memmingen gefunden hatten, zurück. Bis August 1733 hatte Urlsperger achtundsiebzig von diesen Vertriebenen überredet, seine Einladung anzunehmen, aber einige davon haben es sich nochmals überlegt und schließlich 1

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John Percival: The Journal of the Earl of Egmont. Hg. von Robert G. McPherson. Athens, Georgia, 1962. Die Bände 2 und 3 dieses Tagebuches erschienen in Band V der Colonial Records of the State of Georgia. Ed. by Allen D. Chandler. Vols. 1-19, 21-26. Atlanta 1904-13. Vols. 20 and 27ff. Ed. by Kenneth Coleman, Milton Ready. Athens, Georgia, 1975ff. DeRenne Collection of the University of Georgia's Hargrett Collection. Percival, Egmont (vgl. Anm. 1) S. 20. S. Urlsperger: Georgia, Oder: Kurtze Nachricht von dem Christlichen Vorhaben Der Königlich-Englischen Herren Commissarien. Frankfurt 1733. Vgl. Wolfgang Mayer: Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers. In diesem Band S. 223-302. Nr. 60.

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doch abgelehnt; nur siebenundfünfzig hielten an ihrem Versprechen fest.5 Urlspergers Sorge für das geistliche und körperliche Wohlbefinden seiner Schützlinge wird gut illustriert durch die Anweisungen, die er für ihren Reiseleiter, Philipp Georg Friedrich von Reck, schrieb.6 Diese Emigranten wurden im evangelischen Armenhaus in Augsburg untergebracht, bis sie am 31. Oktober 1733 unter der Leitung des jungen hannoveranischen Edelmanns von Reck die Stadt verließen. In dem Vorwort zu seinen 'Ausführlichen Nachrichten', auf die wir im folgenden eingehen werden, erzählt Urlsperger von ihrer Reise zu Fuß über Dinkelsbühl nach Markt Stefit am Main, dann den Main hinunter bis zum Rhein und dann bis Rotterdam, wo sie ihre beiden Pfarrer, Johann Martin Boltzius und Israel Christian Gronau trafen.7 Boltzius war vorher 'Inspector Vicarius' der Lateinischen Schule des Waisenhauses in Halle gewesen, wo Gronau als 'Praeceptor' diente. Beide waren von Gotthilf August Francke warm empfohlen worden. Von Rotterdam aus reisten die Emigranten nach Dover, dann weiter nach Charleston, Südcarolina und endlich nach Georgia. Oglethorpe, Hauptbegründer der Kolonie Georgia, führte von Reck und seine Leute in eine Gegend etwa vierzig Kilometer nordwestlich von Savannah, wo von Reck den genauen Ort der Niederlassung aussuchen durfte. Leider hatte Oglethorpe die Gegend aus militärischen Gründen gewählt, da er diesen Teil der Grenze besiedeln wollte. Getäuscht von der scheinbaren Fruchtbarkeit dieser Gegend, gründeten die Salzburger ihre Stadt, die sie Eben-Ezer nannten, d.h. 'Stein der Hilfe'. Der Legende nach sollen sie einen Stein errichtet haben, wie in 1 Sam 7,12, was aber unmöglich ist in einer Gegend, in der es keine Steine gibt. Die Salzburger haben ihre Felder fleißig bebaut, aber unter dem Humus gab es nur Sand, und so blieb die Ernte aus. Der Eben-Ezer-Fluß, der ihre Wasserstraße nach Savannah bilden sollte, erwies sich als unschiffbar. Da die ersten Berichte aus Georgia höchst optimistisch waren, stellte Urlsperger sofort eine zweite Reisegruppe zusammen und schickte sie nach Eben-Ezer, obgleich trotz strenger Zensur schlechte Nachrichten einzutreffen begannen. Dieser zweite Transport unter der Leitung von Jean Vat, einem Schweizer aus Biel, reiste am 23. September 1734 aus Augsburg ab und kam am 28. Dezember in Georgia an.8

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Henry Newman's Salzburger Letterbooks. Hg. von George Fenwick Jones. Athens, Georgia 1966. S. 336. Ein Verzeichnis erscheint in Detailed Reports on the Salzburger Emigrants. Ed. by George F. Jones. Athens, Ga., Vol. 10, pp. 7-10. Η. Newman, Letterbooks (Anm. 5) S. 348-50. S. Urlsperger: Ausfuhrliche Nachrichten Bd. 1. S. 13-17. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 90. Vats Reiseberichte befinden sich in H. Newman, Letterbooks (Anm. 5) S. 486-487, S. 49-492. Namenverzeichnis S. 412-413.

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Als von Reck einen dritten Transport, diesmal überwiegend aus den in Regensburg befindlichen Kärntnern und Oberösterreichern, im Jahre 1736 nach EbenEzer führte, wurde die Salzburger Siedlung zusammen mit dem Namen Eben-Ezer zum Roten Berg an den schiffbaren Savannah-Fluß verlegt, wo man einen besseren Boden fand. Der Fehlschlag der ersten Siedlung kostete Urlsperger natürlich unendlich viel Mühe, Enttäuschung und Verlegenheit. Wie andere pietistische Missionare aus Halle waren Boltzius und Gronau und ihre Nachfolger verpflichtet, ein Amtstagebuch zu fuhren und regelmäßig nach Halle zu schicken. Zu erbaulichen und propagandistischen Zwecken hat Urlsperger zusammen mit seinem Sohn Johann August später diese Berichte von 1735 bis 1751 unter dem Titel 'Ausfuhrliche Nachrichten von den Saltzburgischen Emigranten, die sich in America niedergelassen haben' und von 1751 bis 1760 unter dem Titel 'Americanisches Ackerwerk Gottes oder zuverlässige Nachrichten, den Zustand der americanischen englischen und von saltzburgischen Emigranten erbauten Pflanzstadt Eben-Ezer in Georgien betreffend' veröffentlicht.9 Außer den Amtsdiarien enthielten diese Veröffentlichungen auch Hunderte von Briefen der Missionare hauptsächlich an Urlsperger, der auch lange Vorworte zu jedem Band und jeder Continuation oder Fortsetzung schrieb. Da es der Hauptzweck der 'Ausfuhrlichen Nachrichten' war, die Leser zu großzügigen Spenden zu ermuntern, durften sie nichts Heikles erwähnen. Als Boltzius und von Reck darüber klagten, wie grausam der Schiffskapitän sie behandelte, schrieb Urlsperger, daß er die Klage unterdrücken werde, damit die Hauptunternehmung keinen schlechten Ruf bekomme. Ahnlich mußte Urlsperger alles unterdrücken, was Boltzius über die Herrnhuter in Savannah schrieb, damit die Leser nicht glaubten, die Salzburger wären von ihrer Ketzerei angesteckt. Alle Briefe von den Salzburgern in Georgia an ihre Freunde wurden abgefangen und verschönert oder unterdrückt.10 Leider hat Urlsperger viele Personennamen gestrichen und durch N. oder N.N. ersetzt, was ein großer Verlust für die Historiker und Genealogen Georgias ist. Der unterdrückte Name kann jedoch oft erraten werden; wenn zum Beispiel Boltzius schreibt, er habe heute den bösen Simon Reiter besucht, gibt Urlsperger nur den bösen N. an. Aber schon zwei Wochen später schreibt Boltzius, als ich vor zwei Wochen bei Simon Reiter war, und damit ist die Katze aus dem Sack. Sobald Boltzius eine gedruckte Kopie von seinen entstellten Berichten erhielt, wußte er, was er später schreiben und nicht schreiben sollte, und er machte seine eigene Zensur. Die Begebenheiten der Jahre 1744 und 1745 konnte Boltzius aber nicht verschleiern, und Urlsperger hat die 'Ausführlichen Nachrichten' für diese 9

10

Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 90 und 163. Beide im Verlag des Waisenhauses in Halle gedruckt. Urlspergers Brief an Vat vom 15. Oktober 1734. Vgl. H. Newman, Letterbooks (Anm. 5) S. 494.

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Jahre nicht veröffentlicht. Die unerwünschten Stellen handelten vom Ende des berühmten Waisenhauses als solchem, für das die Wohltäter so viel Geld ausgegeben hatten. Die Salzburger brauchten die Waisenkinder als Knechte und Mägde. Urlspergers Anwerbimg und Leitung der Georgia-Salzburger bis 1739 gehen auch in viele Briefe seiner Korrespondenz mit der SPCK ein, die in zwei Briefbänden von Henry Newman, dem amerikanischen Sekretär der Gesellschaft, in englischer Übersetzung gesammelt wurden.11 Obgleich Urlsperger eine zeitlang in England gelebt hatte, schrieb er seine Briefe meistens auf deutsch oder französisch. Seine Briefe an die SPCK wurden von J.C. Martini, Ziegenhagens Sekretär, übersetzt. Die wenigen Fehler in diesen Übersetzungen stammen wahrscheinlich von den Schreibern, die nach Diktat schrieben,12 wenn zum Beispiel Heiliges Römisches Reich als The wholly Roman Empire wiedergegeben wurde. Andere Briefe von Urlsperger, auch in englischer Sprache, befinden sich im British Record Office in Kew13, wovon die meisten auch in den 'Colonial Records of the State of Georgia' zu finden sind.14 In den 'Colonial Records' wird Urlsperger mehr als siebenundsiebzigmal erwähnt, meistens als Verfasser eines Briefes, der den Trustees vorgelesen wurde.15 Es erscheinen auch etwa ein Dutzend Briefe und Auszüge aus seinen Briefen an Ziegenhagen, Newman, Martyn und die Trustees, einige davon in französischer Sprache.16 Die vielen Briefe aus Eben-Ezer gingen zuerst an Ziegenhagen in London, der einen großen Teil direkt an Urlsperger schickte, und dieser hat sie dann, oft mit Verspätung, an Francke weitergeschickt. Die Amtsdiarien hat Urlsperger gründlich zensiert, ehe er sie nach Halle zur Publikation schickte. Glücklicherweise existieren die 'verbesserten' Handschriften vieler Amtsdiarien mit ihren Veränderungen, so daß wir den ursprünglichen Wortlaut noch lesen können.17 11 12 13 14 15

16

17

H. Newman, Letterbooks (Anm. 5). Die Kopien folgten nie der Orthographie und Interpunktion der Originale. British Record Office. Colonial Office Papers. Class 5. Vols. S. 636-712. Colonial Records (Anm. 1). Colonial Records (Anm. 1) Band I: S. 118, S. 134, S. 137, S. 139, S. 140, S. 181, S. 186, S. 379, S. 499, S. 517, S. 546; Band II: S. 46, S. 53, S. 257, S. 265, S. 426; Band III: S. 428; Band V: S. 81, S. 400, S. 454, S. 482, S. 483, S. 488, S. 522, S. 550; Band XXI: S. 132, S. 246, S. 301, S. 389, S. 406, S. 407, S. 434, S. 448, S. 457, S. 473, S. 474, S. 495, S. 509; Band XXII Part I: S. 144, S. 250, S. 300, S. 332, S. 342, S. 357; Part II: S. 120, S. 258; Band XXIII: S. 18, S. 27; Band XXIV: S. 13, S. 14; Band XXV: S. 89, S. 188, S. 194, S. 204, S. 206, S. 327, S. 334, S. 481; Band XXVI: S. 72, S. 198; Band XXIX (neu): S. 172, S. 175, S. 257; Band XXX (neu): S. 23, S. 42, S. 164; Band XXXI (neu): S. 47, S. 62, S. 77, S. 101, S. 105, S. 137, S. 188, S. 204; Band XXXII (neu): S. 91; (alt): S. 433, S. 474. Colonial Records (Anm. 1) Bd. XXI: S. 301f„ S. 389-392, S. 405-413, S. 446-448 (franz.), S. 457f., S. 473f.; Band XXII Part I: S. 144f., S. 250; Part II: S. 258f. (franz.); Band XXIII: S. 18-22 (franz.); Band XXIV: S. 13f.; Band XXV: S. 89-93 (franz.), S. 194f. (franz.),S. 327f. (franz.), S. 48If. (franz.). Die von Urlsperger gestrichenen Stellen sind in den Bänden 2 bis 6 wieder eingefügt.

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Während dieser ganzen Zeit hat Urlsperger Geld für die Georgia-Salzburger gesammelt, viel davon von den Lesern seiner 'Ausführlichen Nachrichten'. Mit diesen Geldern haben die Einwohner Eben-Ezers ihre Jerusalem-Kirche gebaut sowie die Getreide- und Sägemühlen und das berühmte Waisenhaus, das erste in Nordamerika, welches eine Kopie des Waisenhauses in Halle sein sollte. Unter den gesammelten Geldern waren auch großzügige Geschenke für die Armenkasse in Eben-Ezer, oft bestimmt für gewisse Notleidende, die Boltzius in den 'Ausführlichen Nachrichten' erwähnt hatte. Urlsperger hat nicht nur Gelder für die Salzburger gesammelt, er hat auch versucht, wenngleich vergeblich, den Besitz, den sie in der Heimat hatten zurücklassen müssen, zu retten.18 Er war außerdem bemüht, Schulden von Arbeitgebern und Freunden der Salzburger in ihrer Heimat einzutreiben.19 Wegen der hohen Preise aller Waren in Georgia wurden die Spenden meistens in Form von Naturalien geschickt, zum Beispiel als Arzneien, Kleider oder Bücher. Die Arzneien stammten fast ausschließlich aus der Apotheke der Franckeschen Stiftungen in Halle, aber ein Lieblingsheilmittel in Eben-Ezer war Schaurs 'Balm', das von Johann Caspar Schaur in Augsburg destilliert wurde. Die Kleider waren meistens neu, aber es kamen auch getragene Kleider als Geschenk. Die Bücher waren zum großen Teil im Verlag des Waisenhauses in Halle gedruckte Bibeln, Gebetbücher, Gesangbücher und erbauliche Traktate, aber es waren auch praktische Schriften darunter, wie Leonhard Christoph Sturms 'Vollständige Mühlen Baukunst'. Das Erstaunliche bei allem ist, daß trotz Sturm und Krieg keine der großen Kisten mit Geschenken verlorenging. Die Salzburger bekamen sogar eine, die eigentlich für die lutherische Mission in Ostindien bestimmt war. Urlsperger mußte diese unzähligen Geschenke nicht nur sammeln und einpacken, sondern sie auch sorgfaltig in Listen erfassen. Im Jahre 1739 hat Urlsperger noch eine Reisegruppe nach Eben-Ezer geschickt. Ein schlesischer Zimmermann namens Georg Sanftleben reiste von EbenEzer nach Deutschland zurück, um seine Schwester und auch Handwerker und ledige Frauen für die Salzburger zu gewinnen, und diese kleine Unternehmung hat Urlsperger unendlich viele Briefe gekostet. Fünf Jahre nach der Ankunft des dritten Transports in Eben-Ezer fehlte es den Einwohnern noch an Arbeitskräften, daher schrieben sie an Urlsperger, daß es ihnen gut gehe, aber daß sie gerne noch einen Salzburger Transport haben möchten. Noch einmal hat Urlsperger mit großem Fleiß und Können reagiert, und im Jahre 1741 kam der vierte und letzte Transport Salzburger in Eben-Ezer an.20 18 19 20

Colonial Records (Anm. 1) Bd. II: S. 53, S. 265; Bd. XXII Part 1: S. 144f. H. Newman, Letterbooks (Anm. 5) S. 370. Die Reisediarien der beiden Führer erscheinen in George F. Jones: The Fourth Transport of Georgia Salzburgers. Concordia Historical Institute Quarterly 56 (1983). S. 3-26, S. 52-64.

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Wegen der ungesunden Umgebung an der subtropischen Küste Georgias hatten die Salzburger in Alt-Eben-Ezer die meisten ihrer Kinder verloren, und den abgearbeiteten Eltern fiel es schwer, ihre Plantagen ohne Knechte und Mägde zu betreuen. Aber treue Knechte waren kaum zu haben an einem Ort, wo ein jeder sofort fünfzig Morgen Land unentgeltlich bekam und auf sich gestellt war. Im Jahre 1746 haben die Salzburger zwar eine Anzahl Pfälzer Arbeiter (meistens aus Württemberg!) bekommen, die verpflichtet waren, ihre Reisekosten durch fünf Jahre Arbeit abzuverdienen, aber ihrer waren viel zu wenige.21 Drei Jahre später bekamen einige Salzburger wieder Pfalzer Knechte, aber wieder zu wenig.22 Mit dem Transport von 1746 kam auch Hermann Heinrich Lemke als Ersatz für Gronau, der kurz zuvor gestorben war. Um der SPCK die Pension für die Witwe Gronau zu ersparen, hat Lemke sie geheiratet. Da die Prediger für Eben-Ezer alle aus den Franckeschen Stiftungen stammten, hatte Francke bei der Wahl vielleicht etwa so viel zu sagen wie Urlsperger. Nur bei der Wahl des fünften Predigers, Christoph Friedrich Triebner, hat Urlsperger entschieden, zum Unglück EbenEzers. Da der Mangel an Knechten weiter andauerte, haben sich die Salzburger erneut an Urlsperger gewendet. Dieser beschloß mit Hilfe des Bankiers von Münch, Leute aus dem Territorium der freien Reichsstadt Ulm an der Donau anzuwerben, da der Herzog des umliegenden Württemberg gegen die Auswanderung seiner Landeskinder eingestellt war. Um diese Anwerbung zu beschleunigen, verfaßte Urlspergers Sohn und Nachfolger Johann August ein Förderungspamphlet betitelt 'De praestantia coloniae Georgiensis prae coloniis aliis', worin er geschickt für Georgia warb, ebenso gut, wie die Georgia-Trustees es getan hatten.23 Da er seine Schrift auf lateinisch verfaßte, muß er die Pfarrer Ulms im Auge gehabt haben. Der wichtigste Anwerber unter diesen Klerikern war Conrad Daniel Kleinknecht aus Leipheim. Er wurde der Hauptanwerber und wählte eine tüchtige Gruppe von Bauern und Handwerkern aus. Christian von Münch, der dahinter steckte, war wie Urlsperger schon im Jahre 1747 wegen seiner Verdienste um die Salzburger korrespondierendes Mitglied der Georgia-Trustees geworden.24 Der erste schwäbische Transport erreichte Georgia am 29. Oktober 1750 auf der 'Charming Martha' unter der Leitung von Johann Friedrich Vigera, einem Bür21

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Diese kamen mit der Loyal Judith am 22. Januar 1746. Auf dem Schiff waren auch Lemke, der neue anglikanische Pfarrer Bartholomäus Zauberbühler und der zukünftige Gouverneur von Georgia Johann Adam Treutlen. Diese kamen am 2. Oktober 1749 auf der Charles Town Galley an. Sie waren aus Saltzburg and Wirthenburgh: Colonial Records (Anm. 1) Bd. XXXI. S. 137. De praestantia coloniae Georgico-Anglicanae prae coloniis aliis [...] XVIII. Septembris MDCCXXXXVII. [...] praeside Gottfrido Heckingio gymnasii Annaeani rectore [...] disseret [...] a[uctor] et r[espondens] Ioannes Augustus Urlspergerus Augustanus. Augustae Vindel. [Augsburg], [1747]; dieses war eine abgekürzte Fassung seiner Dissertation desselben Jahres. Colonial Records (Anm. 1) Band 31. S. 77.

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ger von Straßburg. Fast ein Jahr später kam ein zweiter schwäbischer Transport in Georgia an, diesmal unter der Leitung von Johann Gerhard Wilhelm von Brahm, einem früheren kaiserlichen Offizier, den Urlsperger zum Protestantismus bekehrt hatte. Von Brahm war dazu bestimmt, die Plantagen zu verwalten, die von Münch und dessen drei Söhnen und dem Schwiegersohn gehörten, aber daraus ist nichts geworden. Mit diesem Transport schickte von Münch auch einen Kaufmann aus Ravensburg, David Kraft, der einen Handel in Gang bringen sollte. Ein Jahr später schickte Urlsperger noch einen dritten schwäbischen Transport. Weil Boltzius und Lemke etwas kränklich und schon sehr überlastet waren, mußten Urlsperger und Francke noch einen Pfarrer fur die neuen Ansiedler beschaffen. Die SPCK hatte sich geweigert, einen dritten Pfarrer zu besolden, und deswegen mußte Urlsperger Gelder sammeln, um eine Predigerplantage zu errichten, die den dritten Pfarrer unterhalten sollte. Dieser Pfarrer, Hermann Rabenhorst, heiratete die Witwe Kraft. Urlsperger hat den Salzburgern nicht allein in materiellen Angelegenheiten geholfen, sondern auch in Gewissenssachen. Als Boltzius an Urlsperger einen langen Brief gegen die Sklaverei schrieb, hat dieser am 1. August 1746 selber einen langen Brief an die Trustees geschickt, der diese gegen die von vielen Ansiedlern erwünschte Einführung der Sklaverei gestimmt haben soll.25 Nachdem Boltzius unter schwerem Druck der Pro-Sklaverei-Partei in Savannah endlich seinen Widerstand gegen die Einfuhrung der Sklaverei aufgegeben hatte, schickte ihm Ziegenhagen am 11. Juli 1750 einen Brief, der ihm versicherte, daß man, wenn es nötig sei und man nichts anderes machen könne, Sklaven halten dürfe, im Glauben und mit dem Zweck, sie zu Christus zu fuhren. Dann wäre eine solche Tat keine Sünde, sondern sie würde sich als Segen erweisen.26 Der Brief kam von Ziegenhagen, aber es ist noch umstritten, ob Ziegenhagen oder Urlsperger der Verfasser ist. Urlsperger hat sich bis zu seinem Tode bemüht, regelmäßig an seine lieben Kinder in Eben-Ezer lange predigtartige Briefe zu schreiben.27 Boltzius hat ihm, vielleicht teilweise aus politischen Gründen, fast soviel für diese geistlichen Gaben wie für die Kisten mit materiellen Geschenken gedankt. Lange Stellen aus Urlspergers Briefen, sogar ganze Briefe, wurden der Gemeinde vorgelesen und dann immer wieder zitiert. Urlsperger und Francke mußten nicht nur Seelsorger und Lehrer für ihre Schützlinge in Eben-Ezer anwerben, sondern auch Ärzte; und es kostete viel Zeit und Mühe, ihnen den Arzt Christian Ernst Thilo zu schicken. Johann Ludwig Meyer, den Urlsperger mit dem vierten Salzburger Transport geschickt hatte, hat als Chirurg und auch als Arzt gedient. 25 26 27

Colonial Office Papers, Class 5.642, S. 32f. (Anm. 13). AFrStM5. A. 11, S. 329-332. Für ein typisches Beispiel, s. H. Newman, Letterbooks (Anm. 5) S. 495f.

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Urlsperger bemühte sich nicht nur um Eben-Ezer, sondern auch um Frederica, eine Festung, die Oglethorpe an der Grenze zu Florida gründete, um Georgia gegen die Spanier zu verteidigen. Um Arbeiter für sein Festungswerk und Ackerleute für seine Felder zu bekommen, kaufte er mit eigenen Mitteln eine ganze Fracht deutscher und schweizerischer Arbeiter, die sich dem Schiffskapitän auf fünf Jahre für ihre Passage verkauft hatten. Diese Leute, die einzigen fleißigen Arbeiter und Ackerleute in Frederica, verlangten bald einen Pfarrer, und Urlsperger hat sich unendliche Mühe gegeben, einen geeigneten Kandidaten zu fmden, bis er endlich Johann Ulrich Driessler aus Crailsheim im Württembergischen wählte. Nach mehr als zwei Jahren Verhandlungen kam Driesler endlich in Frederica an, wo er treu diente und von der deutschen Gemeinde sehr geliebt wurde.28 Wegen seines scheinbaren Erfolges mit den Georgia-Salzburgern wurde Urlsperger als Vorkämpfer aller verfolgten Protestanten angesehen, was zu seinem regen Briefwechsel viel beitrug. Zum Beispiel schrieb ihm am 12. März 1737 Johann Peter Hek, ehemaliger Stadtschreiber aus Pedersheim in der Pfalz, daß er wegen seines evangelischen Glaubens seine Stelle verloren habe.29 Einen Monat später, am 24. April, schrieben die Führer von 300 Pfalzern, daß sie wegen ihres Glaubens verfolgt seien und keine Zukunft in der Pfalz sähen, wo die römische Kirche sich ausbreitete.30 Urlsperger war nicht nur der 'Reverend Father' der lutherischen Kirche in Georgia. Er war, man könnte sagen, einer der Gründer der Kolonie Georgia, denn die 'Pflanzstadt' Eben-Ezer, mit den Salzburgem und Schwaben, die er dorthin geschickt hat, war in den ersten Jahrzehnten der Kolonie die einzige erfolgreiche Siedlung in Georgia.

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Die Geschichte von Driesler und den Deutschen in Frederica wird am besten erzählt in Hermann Winde: Die Frühgeschichte der Lutherischen Kirche in Georgia. Halle-Wittenberg 1960. Unveröffentlichte Dissertation, Martin Luther Universität. Auch in George F. Jones: The Georgia Dutch. Athens, Georgia 1992, S. 57-67. Colonial Office Papers (Anm. 13) Class 5. Vol. 609. Part II: S. 238f„ S. 361-363v; Colonial Records (Anm. 1) Bd. XXI. S. 389-392, S. 406. Colonial Records (Anm. 1) Bd. XXI. S. 407-413.

'Zensur' im Dienst der Reich-Gottes-Propaganda? Zu Samuel Urlspergers 'Ausfuhrlicher Nachricht' 1737-1741 Dietrich Blaufuß

Die weglassung oder beysetzung eines ein[z]igen wörtleins öfters sehr vieles thun kan [,..].1 Für welche Publikationen kann man sich eine derart brisante Lage vorstellen? Man ist geneigt, an hochpolitische Äußerungen zu denken, an möglicherweise weitreichende diplomatische Verwicklungen, vielleicht an risikobeladene Vermittlungsversuche in einem mit hohem Einsatz ausgetragenen Konflikt; an ein periodisches Publikationsorgan aus dem Pietismus des zweiten Drittels des 18. Jahrhunderts hingegen denkt man wohl kaum zuerst. Doch genau darum geht es. Obige Feststellung aus einem vermutlich 1739 an Gotthilf August Francke in Halle geschriebenen Brief des Augsburger Seniors Samuel Urlsperger2 bezieht sich auf die 'Ausfuhrliche Nachricht von der königlich-großbritannischen Kolonie Salzburger Emigranten in Amerika' - wie der Titel im noch lange nicht vollen Wortlaut heißt.3 Ihre Verfasser Johann Martin Boltzius, gelegentlich auch Israel Christian Gronau, wirkten in Eben-Ezer in Georgia unter den dort sich ansiedelnden Salzburgern. Für die Veröffentlichung dieser Diarien, deren Abfassung zu den Dienstpflichten gehörte, mußte Samuel Urlsperger die aus dem oben zitierten Votum nur zu deutlich sprechende penible Vorsicht walten lassen.4 Siehe unten S. 214 mit Anm. 38. Samuel Urlsperger in einer Begleitnotiz, die dem Manuskript der 'Ausfuhrlichen Nachricht', Diarium, 28.2.-21.3.1738 (wohl für Gotthilf August Francke) beilag; siehe Anm. 2. Samuel Urlsperger [wohl fur Gotthilf August Francke], o.O, o.D. [Augsburg, wohl 1739]; eigenhändig, ohne Unterschrift. Zur Zeitbestimmung vgl. am Ende: hier folgt ein Stück des Diarii vom 28. febr. 1738 bis 21. Mart, ejusd. anni. AFrSt, Missionsarchiv Halle. 5 A 8:1, Bl. lv. - Ich danke Professor Martin Brecht/Münster für das freundlicherweise überlassene handschriftliche Material aus Halle. S. Urlsperger: Ausfuhrliche Nachricht. Vgl. Wolfgang Mayer: Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers. In diesem Band S. 223-304. Nr. 90 (die Einzelteile haben im Titel den Singular 'Ausfuhrliche Nachricht'). Beiseite bleibt in vorliegender Studie die Fülle der ebenfalls in der 'Ausführlichen Nachricht' veröffentlichten Briefe, die S. Urlsperger übrigens besonders genau vor ihrer Veröffentlichung

'Zensur' im Dienst der Reich-Gottes-Propaganda?

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Auf Grund der besonderen Quellenlage, die noch zu schildern sein wird, wird hier der Frage nachgegangen, was die 'Ausführliche Nachricht' fur die Klärung des ihr innewohnenden Maßes an Vertrauenswürdigkeit, Stimmigkeit und Geschlossenheit hergibt. Dies an einem ab 1735 erscheinenden, in mehrfacher Hinsicht wirksamen Periodikum aus dem Pietismus einmal exemplarisch nachzuprüfen, läßt vielleicht auch relevante Fragen zur - im weitesten Sinn verstanden - Historiographie dieser "bedeutendsten protestantischen Frömmigkeitsbewegung diesseits von Luther überhaupt"5 erhoffen.

1. Die Redigierung der 'Ausführlichen Nachricht' unter Zensurverdacht? Die Quellen und die Art ihrer Bearbeitung Am Beginn des Nachfragens stehen mehr Probleme als Lösungsansätze. Was haben wir an Beispielen des Einblicks in die 'Zensur', die Redigierung und Gestaltung von Periodika aus dem Bereich des Pietismus im 18. Jahrhundert? Was kann die germanistische Literaturwissenschaft oder die historische Publizistik zu unserem Problem beitragen? Ist gar zu hoffen, auf eine auch methodisch exemplarischwegweisende Untersuchung von Periodika aus dem 18. Jahrhundert zu stoßen, die zur sachgemäßen Nachahmung erfolgreicher Untersuchungswege einlädt - nun für ein Periodikum aus dem Pietismus dieser Zeit? Die 'Ausfuhrliche Nachricht' darf man in dem Sinne Urlspergers 'Ausführliche Nachricht' nennen, daß seine - auf den ersten Blick geurteilt - auf die Vorworte beschränkte Verfasserschaft6 ihm

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prüfte (s. Anm. 40). Sie kamen im übrigen sehr oft erheblich eher zum Druck als die zeitlich dazugehörenden Diarien. Karlmann Beyschlag: [Rezension über] Handbuch der Kirchengeschichte. Bd. 5. Hg. von Hubert Jedin. In: ThLZ 101. 1976. Sp. 448-452, hier Sp. 451. Die Vorworte S. Urlspergers zur 'Ausfuhrlichen Nachricht' lohnen eine zusammenhängende Auswertung. Es wird dort eine Fülle von Korrespondenzen und sonstiger Resonanz genannt, aber auch - schon in der zweiten Continuation, unter dem 23.3.1739 - kritisch auf negative Berichte in ausländischen Zeitungen eingegangen (blv). Die Rezension der zweiten Continuation in den Acta Historico-Ecclesiastica 3 (Anhang). 1739, S. 1084-1094, besonders S. 1090 z.B. fand sowohl in der 'Ausfuhrlichen Nachricht' S. 2072 als auch im Vorwort zur vierten Continuation (1.12.1739) rasche Beachtung. Interessante Zusammenhänge werden deutlich, verfolgt man Urlspergers Werk und die dafür eingegangenen Verbindungen und Verpflichtungen, auch die Wege der Spenden. In 'frommen' Zeitschriften wird man fündig, wie z.B. in "Neue Hertzerfreuliche Zeitungen Aus allen Theilen der Welt Von der Ausbreitung deß glorwürdigsten Reichs Unsers GOtts [...]'. Ohne Ort (Basel?): Auf Kosten guter Freunde gedruckt [Fruchtbringende Gesellschaft] 1741, I. Stuck Vorbericht S. 10-11. Hier wird auf die unbedingt zuverlässige Verwendung der Gaben, aber auch auf die unter Gottes besonderem Schutz stehenden Schiffe verwiesen, die "Natural-Gaberi wie Bücher der Gottseligkeit, item Leinwand

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gerade die Urheberschaft des Zustandekommens der 'Ausführlichen Nachricht' noch lange nicht abzusprechen vermag. Denn jene beschränkte Verfasserschaft gäbe nur sehr vorläufig ein Recht, die 'Ausfuhrliche Nachricht' Urlsperger abzusprechen. Zudem ist Samuel Urlsperger als ursprünglicher Empfänger vieler in der 'Ausführlichen Nachricht' abgedruckter Schreiben ja dann doch erheblich mehr als nur über die Vorworte beteiligt.7 Etwas tieferes Eindringen in das Gelingen des Projekts 'Ausfuhrliche Nachricht' läßt sehr rasch die Rede von Urlspergers Autorenschaft im Sinne von persönlicher, literarischer, organisatorischer, im weiten Sinn publizistischer Urheberschaft als berechtigt erscheinen.8 Verpflichtend bleibt dabei freilich von Anfang an auch, Martin Johann Boltzius und Israel Christian Gronau als Verfasser der Diarien in dem Gesamtgeschehen von der 'Ausführlichen Nachricht' nicht zu übergehen.9 Ab einem gewissen Maß an Differenz zwischen verfaßtem Text und publizierter Version haben Verfasser zusätzlich das Recht, davor geschützt zu werden, für das von ihnen nicht mehr mitgestaltete Endprodukt in allem verantwortlich gemacht zu werden. Es wäre voreilig, behaupten zu wollen, dieses die Verfasser aus der Verantwortung entlassende Maß an Differenz zwischen ursprünglichem Text und veröffentlichter Form der 'Ausführlichen Nachricht' sei erreicht. Einen relevanten Modifizierungsvorgang auf dem Weg vom Urtext zur gedruckten Version bestreiten zu wollen, scheint mir allerdings schon jetzt nicht mehr möglich - trotz der auch hier vorläufigen, notgedrungen unvollständigen Durchleuchtung der Redigierung der 'Ausführlichen Nachricht', und trotz des hier natürlich nötigen Verzichts der Einbeziehung weiterer vergleichbarer Periodika wie etwa der 'Halleschen Nachrichten'.10

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und Kleider transportieren. - Ich danke dies dem freundlichen Hinweis von Dr. phil. Hanspeter Marti/Engi (CH), der an einem großen Zeitschriftenerschließungs-Projekt arbeitet. Das geht freilich von der Voraussetzung aus, daß von Urlsperger empfangene Briefe als Urlspergeriana zu gelten haben. Dies ist, wie zu sehen, in der das 17. Jahrhundert betreffenden kirchengeschichtlichen Korrespondenzerforschung, und zwar für Philipp Jacob Spener (16351705), leider nicht common sense. Dazu ist, die Diskussion aufgreifend, grundsätzlich votiert bei Dietrich Blaufuß: Der Briefwechsel Philipp Jacob Speners (1635-1705). Zur Revision editorischer Konzeptionen. In: editio. Internationales Jahrbuch für Editionswissenschaft 4. 1990. S. 112-132, hier S. 125-129 "3. Der Brief als Dialog-Dokument", auch D. BlaufUß: Ph. J. Speners Briefe aus seinem Briefwechsel 1666 bis 1674. In: ThLZ 119. 1994. Sp. 837-846, hier Sp. 844-846 Ziff. (5). Die völlig integrierende Aufnahme der 'Ausführlichen Nachricht' in Urlsperger-Bibliographien ist der literaturwissenschaftliche Ausdruck des oben erklärten Sachverhaltes. Ich habe in meiner Kurzvorstellung der 'Detailed Reports' ausdrücklich auf Boltzius und Gronau jeweils verwiesen. Dietrich Blaufüß: Urlsperger, Samuel: Detailed Reports [...] Bd. Iff. 1968ff. - Hinweis. In: ZBKG 60. 1991. S. 238-240. Der gewaltige Umfang der 'Ausfuhrlichen Nachricht' verfuhrt zu einem tendenziell erspürten Urteil, als liege in der deutschen Druckfassung eine doch 'originale' Gestalt vor. Dies letztlich quantifizierende und damit hermeneutisch defizitäre Urteil ist mithin nicht zulässig. Die qualitative Veränderung eines Textes hängt - siehe Eingangszitat - für Urlsperger nicht an dem Umfang der Veränderung, sondern an der Art und - dadurch wird das ganze Geschehen nicht

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Samuel Urlspergers 'Ausführliche Nachricht' gehört nicht dem Bereich des Pietismus zu, dem die germanistische Literaturwissenschaft vornehmlich Aufmerksamkeit widmet. Priorität hat dort der radikale, schwärmerische, z.T. separatistische Pietismus. Die 'Ausfuhrliche Nachricht' aber ist eine Frucht des kirchlichen Pietismus im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts - Augsburg und Halle zusammenschließend. Die Rede von einem 'Periodikum' aus dem Pietismus ab 1735 muß sich dieser unscharfen Beschreibung der Quelle bedienen, fehlt doch bislang eine solide literaturwissenschaftliche Quellenkunde pietistischer Texte. Hans-Jürgen Schräders überaus kundiger Pietismus-Beitrag im 'Literatur Lexikon' legt pointiert den Ton auf autobiographisches Schrifttum.11 Das bietet die 'Ausfuhrliche Nachricht' auch - beileibe nicht nur. Im Pietismus hat man indes auch ein Gespür für das 'argumentum ex historia' gehabt. Man mag es einen Hang zur empirischen Verifizierung der 'Fußstapfen des lebendigen Gottes' in unserer Welt nennen diesen Wesenszug trägt die 'Ausführliche Nachricht' durchaus an sich. Und man wird schließlich in pietistischer Literatur das Anliegen des Pietismus nicht am schlechtesten vertreten sehen in Exemplifikationen biographischer Art - viel lebensnäher, viel bezwingender vermittelbar, viel anziehender als systematischtheoretische Abhandlungen; auch davon hat Urlspergers 'Ausfuhrliche Nachricht' mehr als eine Spur an sich: Die Verdichtung menschlicher Existenz am Einzelbeispiel, auch hinsichtlich des scheinbaren oder wirklichen Scheiterns? Hier eröffnen sich erhellende Perspektiven, wenn wir einen Blick auf den Redaktionsschreibtisch werfen können - wo über Gelingen und Scheitern ja möglicherweise ganz anders gedacht und demgemäß gehandelt wird, als wir das für richtig halten; und wo der nachträgliche Betrachter gefordert ist mitzubedenken, wie bei dem Prozeß des Umgangs mit den Texten Scheitern und Gelingen, passend und unpassend, hilfreich oder destruktiv immer auch von der möglichen Wirkung einer Aussage und nicht nur von ihrem Inhalt her bedacht und bearbeitet wird! Daß wir für einen bestimmten Zeitraum diesen Blick auf die Redaktionsschreibtische der 'Ausführlichen Nachricht' werfen können, verdanken wir einem wissenschaftlichen Langzeituntemehmen in den Vereinigten Staaten - der Publikation von 'Detailed Reports' durch George Fenwick Jones und einem respektablen Team, dem die Arbeit an den inzwischen 16 Bänden nicht zuviel wurde.12

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leichter zu fassen - an der Rezipierung der Texte. - Zum Sachverhalt der 'Zensur' in den ab 1744 erscheinenden 'Halleschen Nachrichten' siehe jüngst Thomas J. Müller: Kirche zwischen zwei Welten. Die Obrigkeitsproblematik bei Heinrich Melchior Mühlenberg und die Kirchengründung der deutschen Lutheraner in Pennsylvania. Stuttgart 1994 (Transatlantische Historische Studien, Bd. 2). S. 34. Hans-Jürgen Schräder: Pietismus. In: Literatur Lexikon. Bd. 14. Begriffe, Realien, Methoden. Hg. von Volker Meid. Gütersloh, München 1993. S. 208-216. Die von D. Blaufuß, Detailed Reports (Anm. 9) S. 239 falschlich behauptete Nichtkenntlichmachung der Ergänzungen unvollständiger Texte in 'Detailed Reports' ist berichtigt in Dietrich Blaufiiß (Redaktion): Berichte über Forschungsprojekte [in deutschen Landeskirchenge-

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Der in Deutschland auch durch Rezensionen13 nicht überwundene, beschämend geringe Bekanntheitsgrad von 'Detailed Reports' hat hoffentlich die längste Zeit gewährt - ist freilich in einer Zeit lebhafter Pietismusforschung nicht verwunderlich, die in Gesamtdarstellungen auf den Namen Samuel Urlsperger verzichten zu müssen meint.14 Die in respektablem Umfang vorhandene handschriftliche Überlieferung zur 'Ausfuhrlichen Nachricht', auch Redaktionspost, läßt schon früh Umrisse des Unternehmens erkennen - ohne dies hier einzeln darstellen zu können. Im Jahre 1734 geht es um die Perspektive einer regelmäßigen Continuierung von Extrakten aus Diarien und Briefen, als Nachrichten verbreitet, welches umso viel nöthiger wäre, wenn Gott denen Saltzburgischen Predigern auch unter denen Heyden eine Thüre aufthun solte.1! Das ist unmittelbar vor dem Erscheinen der ersten Folge der 'Ausführlichen Nachricht', am Ende der Vorbereitungsphase, zum Ausdruck gebracht. Die Details des Werdens der 'Ausfuhrlichen Nachricht' müssen hier auf sich beruhen - ein doch wohl vom Markt durchaus angenommenes Angebot präsentiert sich heute in dickleibigen Quartanten von insgesamt gut 5 000 Seiten bis 1752; 1 000 Seiten kommen abermals von 1754 bis 1767 unter dem Namen 'Amerikanisches Ackerwerk Gottes in Amerika' hinzu.16 "Urlsperger it was who [...] kept their [i.e. Salzburger] memory evergreen by a series of monumental tomes."17 Auch Selbstverständnis und Absicht der an der 'Ausfuhrlichen Nachricht' Beteiligten können hier nicht lange erörtert werden. Martin Johann Boltzius (gest. 1765) und Israel

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schichtsvereinen]. In: Die evangelischen Kirchen und die Revolution 1848. Erstes Symposium der deutschen Territorialkirchengeschichtsvereine Schweinfurt 3. bis 5. Juli 1992. Neustadt a.d. Aisch 1993 (Studien zur deutschen Landeskirchengeschichte, Bd. 1 = ZBKG 62). S. 160189, hier (Verein für bayerische Kirchengeschichte. S. 165-169) S. 168 Anm. 4. Klaus Deppermann [f] und Dietrich Blaufuß: Pietismus-Bibliographie 1986 [1987 bzw. 1988], In: Pietismus und Neuzeit 12. 1986. S. 215-239, hier S. 230 Nr. 156; Pietismus und Neuzeit 13. 1987. S. 302-331, hier S. 330 (zu 12/156); Pietismus und Neuzeit 14. 1988. S. 267-301, hier S. 289 Nr. 258 verzeichnet die Bände 7 und 8 (1740 und 1741) von 'Detailed Reports' sowie drei Rezensionen dazu. Hier Versäumtes wird die vorbereitete kumulierende 'Pietismus-Bibliographie 1971-1990' nachholen. Martin Schmidt: Pietismus. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1972, 2. Aufl. 1978. S. 73 (SPCK) und S. 80-81 (Halle und Georgia) hätte auf S. Urlsperger hinweisen können. Johannes Wallmann: Der Pietismus. Göttingen 1990 (Die Kirche in ihrer Geschichte, Bd. 4 Lieferung Ο 1). S. 79 erwähnt nur G. A. Franckes Sendung Mühlenbergs nach Pennsylvanien 1742. Vgl. zu Wallmann: Pietismus die Rezension von Dietrich Blaufuß in ZBKG 59. 1990. S. 291-302. Halle, AFrSt Μ 5 C 9:38. S. 105. NN [Gotthilf August Francke?] an Samuel Urlsperger, Halle 11. Sept. 1734. S. Urlsperger: Amerikanisches Ackerwerk Gottes. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 163. Mit S. Urlsperger: Detailed Reports Bd. 15. Hg. von George Fenwick Jones begann die englische Edition von 'Amerikanisches Ackerwerk'. W. Reginald Ward: 'An Awakened Christianity'. The Austrian Protestants and their Neighbours in the Eighteenth Century. 1989. In: W. R. Ward: Faith and Faction. London: Epworth 1993. S. 153-176, hier S. 157.

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Christian Gronau behalten selbstredend ihren Platz im Kreis der hier Involvierten. Auch jede Schilderung der Einzelumstände der Auswanderung selbst, ihrer Phasen, ihrer Förderer und Hemmnisse muß hier unterbleiben18 - zugunsten des Gegenstandes, der nun wahrlich einmal die Anstrengung verdient, aber sogleich auch seines relativen, ambivalenten Charakters nicht beraubt werden darf: Primär kann nicht ein (neues) Bild der 'Ausfuhrlichen Nachricht' entstehen, sondern die Frage nach der 'Zensur' ist ja gerade diejenige nach den Vorstufen. Es ist die Frage nach dem Bestand an Inhalten, Tendenzen, Geschehnissen, die man gerade als nicht dem wohlverstandenen Interesse der Sache dienend bewertete - entwertete? - , samt der daraus folgenden Maßgabe: nämlich diesen Nachrichten gerade dadurch keine Zukunft zu geben, daß man aus den Nachrichten keine öffentliche Kundgebung, keine Quelle werden ließ. Es ist dieses hochdifferenzierte hermeneutische Ineinander von theologischen Implikationen und historiographischen Entscheidungen hier nicht zu entflechten. Das Reden von 'Zensur' ist vielleicht bereits unzulässige Interpretation, weil dies den Intentionen ihrer Urheber nicht entspricht. Und diese Urheber wären sozusagen solche interner Art, weil es sich ja nicht um eine Zensur von außen handelt, sondern quasi um eine 'Selbstzensur'. Daß es hier eine Fülle von theologischen, aber natürlich auch sehr viel banalen Implikationen gibt, braucht bei einem Propagandaunternehmen wie der 'Ausfuhrlichen Nachricht' nicht zu verwundern und zu erschrecken. Wer eine Sache vertritt, die der Propaganda wert ist - d.h., die es verträgt, ja erfordert, durch geeignete Publikationsmittel andere Menschen in ihrer Meinung fur sich zu gewinnen - , der darf hier nichts dem Zufall und dem Wildwuchs überlassen - es sei denn um den Preis von Professionalität und Zielgerichtetheit. Und Samuel Urlspergers 'Ausfuhrliche Nachricht'? Hier besteht fur einige Zeitphasen die Möglichkeit, einen Blick auf den Prozeß des - im Sinne der Herausgeber - Purgatoriums hinsichtlich nicht fur öffentlichkeitsfahig erachteter Nachrichten zu werfen. Es handelt sich hier um das Jahr 1737, zwei Monate aus dem Jahr 1739 und das Jahr 1741. In dieser Zeit hat George Fenwick Jones Mehrfachüberlieferungen zur Verfugung gehabt.19 Hinzu kommt handschriftliches Redaktionsmaterial außerhalb der genannten Zeitspanne. 18

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Neuestens - auch gut zusammenfassend! - Daniel L. Brunner: Halle Pietists in England. Anthony William Boehm and the Society for Promoting Christian Knowledge. Göttingen 1993 (Arbeiten zur Geschichte des Pietismus, Bd. 29). S. 165-176 "The Salzburger Emigration". Unentbehrlich ist natürlich jetzt auch George Fenwick Jones: The Georgia Dutch. From the Rhine and Danube to the Savannah, 1733-1783. Athens, London 1992. Beide Werke enthalten jeweils einen ausführlichen Schrifttumsnachweis, Jones nennt (S. 33 lf.) 30 eigene Vorarbeiten. Der wirklichen Auswertung für Samuel Urlsperger harrt die wichtige Quellenpublikation durchaus noch: Henry Newman's Salzburger Letterbooks. Transcribed and edited by George Fenwick Jones. Athens 1966. (Wormsloe Foundation Publications, Bd. 8). Professor Georg Fenwick Jones teilte mir in Augsburg mit, daß inzwischen handschriftliches Material auch für Bände aufgetaucht ist, die er seiner Zeit ohne diese Ergänzungsmöglichkeit

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Konkret bleibt - nun ohne jeden vorschnellen Versuch der systematischen Bewertung - festzuhalten: Die 'Ausfuhrliche Nachricht' in ihrer vorliegenden gedruckten deutschen Fassung aus dem 18. Jahrhundert repräsentiert eine fragmentarische Wiedergabe von 'Diarien' aus Amerika. Den Fragment-Charakter kann man z.T. sehr genau bestimmen. In mindestens vierfacher Weise ist diese Bestimmimg möglich (was noch kurz am Ende dieses ersten Teiles benannt werden soll). Der zweite Teil der vorliegenden Studie soll dem Inhalt der Eingriffe in die Texte gelten. Auf erkennbare Absicht, Methode und Prinzipien wird zum Schluß im dritten Teil eingegangen. Die Druckfassungen fur sich genommen sind hier nur spröde auskunftsbereit: Dem aufmerksamen Leser allein (5 000 Seiten sind nicht immer nur anregende Lektüre!) fällt wohl bei der gemeldeten Rückkehr eines Gemeindegliedes die nie gemeldete Abreise desselben auf, und das läßt dann auf eine Streichimg schließen. Aber muß diese Abreise auch verzeichnet gewesen sein? Demgegenüber können natürlich die durch vorhandene positive handschriftliche Quellenüberlieferung aufzuweisenden Lücken völlig eindeutig bestimmt werden. Sodann könne man aus dem Fehlen von Tagen - jeder Tag sollte nämlich durch einen Eintrag festgehalten sein! - "sicher entnehmen, daß Urlsperger sie getilgt hat."20 Eine vierte Form der Fragmentierung besteht in der massenhaften Tilgung von Namen, was z.T. aus der Schonung für die Betroffenen herrührt. Es ist dies aus zeitgenössischer und früherer vergleichbar personenbezogener Literatur - man denke nur an Korrespondenzen21 - wohlbekannt. Angemerkt sei hier nur, daß von Urlspergers 'Ausfuhrlicher Nachricht' in einer Hinsicht vielleicht cum granu salis zu reden ist: Seine Herausgeberschaft im umfassenden Sinn war unterstützt von Helfern, vielleicht in Augsburg, auf jeden Fall aber in Halle. Genannt werden müssen hier der Diaconus von St. Ulrich in Halle Johann August Majer22 und der in Briefen oft genannte Rath Cellarius23 - ganz abgesehen von Gotthilf August Francke und seinen Helfern.

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erarbeitet hat. Dr. Thomas Müller, Leiter des Archivs Franckesche Stiftungen Halle (Saale), bestätigte mir dies und erklärte, daß hier weitere Studien erforderlich sind. Über die nachträgliche Berücksichtigung dieses Materials ist nachzudenken. George Fenwick Jones: Introduction. In: Samuel Urlsperger (Hg.): Detailed Reports [...] Vol. 6, 1739. Hg. von G. F. Jones. Athens 1981. S. XI (aus dem Englischen übersetzt). Vgl. die Vernachlässigung diesbezüglicher Forschungen zu den Briefwechseln Johann Georg Gichteis und Philipp Jacob Speners: Dietrich Blaufuß: [Rezension über] Verzeichnis der gedruckten Briefe deutscher Autoren des 17. Jahrhunderts. 1992. In: Evangelische Kirchen und die Revolution (Anm. 12). S. 231-235 und ZBKG 63. 1994. S. 277-280. Johann August Majer ist wohl der in 'Detailed Reports' Bd. 8, 1741. Athens 1985. S. 460, 464 und S. 477 genannte. Ludwig Johann Cellarius (gest. 27.12.1754 in Drehna/Niederlausitz), Gräflich Promnitzscher Rat, 1728-1741 'Vorsteher der Hauptcassen-Expedition, auch Consulent und Oeconomie-Inspector des Waisenhauses1; dies in einer für Halle kritischen Lage. Vgl. A.H. Köhler: Be-

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2. Die 'Ausfuhrliche Nachricht': Der Sachgehalt der Zensur Der Versuch einer inhaltlichen Erschließung der redigierenden Tätigkeit an der 'Ausführlichen Nachricht' ist umfassend hier nicht zu leisten. Die Sinnlosigkeit eines vollständigen Überblicks ist nach gründlicher Durchsicht des Materials der Jahre 1737, 1739 und 1741 völlig deutlich. Um des exemplarischen Charakters willen wende ich mich kurz zwei Beispielen zu, in denen das biographische Element bei der Redaktion eine große Rolle spielt: Entstand nicht fast eine 'Historie Der Nicht-Wiedergebohrnen' mit pädagogischer Absicht? Sodann wird ein Seelsorge-'Fall' in den Blick kommen, der der Redaktion zum Opfer fiel. Schließlich muß ein knapper Ausblick auf den Gesamtrahmen verdeutlichen, wie breit weitergehende Studien angelegt sein müßten.

2.1 Das biographische Element Unter dem 7. Juli 1737 erfolgt - deutsch veröffentlicht - eine lange Schilderung des Todes des Schusters Ά.' - Arnsdorff kann aus der Handschrift ergänzt werden. Wiederholtes Besäufnis wird von ihm berichtet, den Zugang zum Abendmahl hat er sich betrügerisch erschlichen, der Tod durch Ertrinken freilich sei - so Zeugen - kaum möglich gewesen, da die Situation im ganzen völlig ungefährlich gewesen sei. Doch Boltzius deutet von keinem Zweifel geplagt: [...] das göttliche Gericht es wohl möglich machen konnte.2* Den so plötzlichen Tod vermag Boltzius durchaus als schnelles Gericht Gottes zu deuten, des Gottes, der sich ob der genannten Abendmahlserschieichung nicht spotten lasse. Nun sei der unselige Schuster von der untern und obem Kirche eher excludiret, eh es von uns, seinen unwürdigsten Knechten, geschehen können.25 Eine ausfuhrliche Schilderung der früheren Gnadenwege Gottes mit diesem Schuster rundet den Bericht ab - aber nur scheinbar. Denn von der wohl doch verhängnisvollen Verwertung dieses traurigen Schicksals durch Boltzius in seiner Seelsorgepraxis ist im Druck der 'Ausführlichen Nachricht' nichts mehr zu erkennen: Der von Samuel Urlsperger in der kurz geschilderten Weise veröffentlichte Bericht über den Schuster Amsdorff findet nämlich folgende Fortsetzung: Eine Frau wendet sich mit ihrer Angst um das Schicksal ihres Arbeit suchenden Sohnes an Boltzius. Doch der Geistliche hat nun nichts anderes zu sagen, als daß sie und ihr Sohn angesichts des schrecklichen

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Schreibung des Hallischen Waisenhauses [...]. Halle 1799. S.181. Freundlicher Hinweis von Dr. Rainer Lächele/Essingen. S. Urlsperger, Ausfuhrliche Nachricht (s. Anm. 3) S. 2076. S. Urlsperger, Ausfuhrliche Nachricht (s. Anm. 3) S. 2075.

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Todesfalls doch an sich denken sollten - oder Gottes Gericht komme ebenso über sie. Und ohne wahre Bekehrung könne sie nicht zur Seligkeit aufsteigen. Wundert es uns, daß berichtet wurde, wie die Frau hier in Rage geriet, rüde Worte ausstieß sowie sich schreiend und fluchend davonmachte? Nach kurzer Zeit kehrte die Frau zurück, das Gespräch scheint in ruhigeren Bahnen verlaufen zu sein. Sie wies auf ihren und ihres Sohnes tadellosen Lebenswandel in Memmingen hin den dortigen Geistlichen möge Boltzius doch befragen. Dieser aber hielt es für richtiger, sie auf ihre noch nicht erfolgte Bekehrung durch eine Erläuterung des dritten Kapitels des Johannesevangeliums hinzuweisen. Die Frage nach ihrer wahren Bekehrung bejahte die Frau mit dem Hinweis auf ihre Taufe. Aber keine Chance hatte sie damit bei ihrem Seelsorger, der sie durch den Verweis auf den Bundesbruch in panische Angst versetzte und sie abermals zur Flucht bewegte. Nach der wiederum bald erfolgten Rückkehr traf die Frau einen unbeugsamen Geistlichen an, was zu einem dritten schnellen Aufbruch führte - von Geschrei und tränenreichem Schluchzen begleitet.26 Wahrlich eine turbulente Seelsorgesitzung - neuzeitliche Poimeniker mögen den Bericht einmal genauer analysieren. Unsere Redakteure der 'Ausfuhrlichen Nachricht' hielten das fur zu stark, eliminierten diesen Bericht und beraubten dadurch die nun voreilige Schlußfolgerung - die Menschen lassen sich durch solche Strafgerichte wie den furchtbaren Tod des Schusters nicht mehr aus der Ruhe bringen27 - ihres eindrücklichen Fundaments und machen aus ihr eine allgemeine Floskel, wo sie ursprünglich höchst konkret provoziert war. Ein zweites Beispiel der Propaganda mit Hilfe biographischer Exempel findet sich unter dem 15. März 1736. Überaus breit wird das bunte Leben eines inzwischen erkrankten Mannes festgehalten: Frühes Lesenlernen, Erlernen des Schneiderhandwerks, Ausstattung mit katholischen Devotionalien für die Wanderjahre, Soldatenzeit in Ungarn, Einsicht in die Wahrheit der lutherischen Kirche, Verfolgung als Bekenner Christi - höchst anschaulich wird all das geschildert. Bibellektüre schließlich verwandelte den weit Herumgekommenen. Indes blieb er stark in seine katholische Verwandtschaft involviert - zwei Reisen führten ihn nach Rom, eine nach Ungarn. Nichts steht der erbaulichen Wirkung dieses nun zu druckenden frommen Exemplum im Wege. Aber handschriftliche Unterlagen verraten uns, daß es den Hallensem bekannt war, wie in Sachen Katholizismus u.U. größte Vorsicht angebracht war. Die diesbezügliche Anfrage der Hallenser an Samuel Urlsperger zu der vorgesehenen Druckfassung erbrachte die Streichung von abgöttisch als Qualifizierung fur den Katholizismus, das Verschweigen der Tatsache, daß - neben seinem Beichtvater - die Jesuiten ihm, dem lutherisch Bekennenden, hart zu26 27

Detailed Reports Bd. 4. 1737. Athens 1976. S. 124-125. Man darf urteilen, daß hier wohl jemand aus der Ruhe gebracht wurde - durch das (der Seelsorgelehre des Hallischen Pietismus widersprechende?) doch recht unsensible Anwenden einer Gerichtsdrohung Gottes!

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gesetzt haben, und schließlich wurde sogar noch ein neuer Zusatz in den Text eingefugt.28 Hier wird wie nebenbei deutlich, daß man sich die Wirkung der 'Ausfuhrlichen Nachricht' keinesfalls durch scharfe antikatholische Polemik und durch vermeidbare Schärfen mindern lassen will.

2.2 Seelsorge zwischen Anspruch und Ablehnung Sehr häufig ist in gestrichenen Passagen der 'Ausfuhrlichen Nachricht' von Kirchenzuchtmaßnahmen in Form des Abendmahlsausschlusses die Rede. Solche Maßnahmen öffentlich mitzuteilen, wurde offenbar als kontraproduktiv eingeschätzt. Eindrücklich hingegen ist ein - ebenfalls getilgtes! - Beispiel des Bemühens Boltzius' um eine Abendmahlsverweigerin. Der im Druck völlig fehlende 14. August 1741,29 in der Jones-Edition mehr als vier Druckseiten, enthält einen höchst aufschlußreichen Gesprächsbericht. Es ist dies geradezu ein Verbatim des seelsorgerlichen Gesprächs mit mehr als einem Dutzend Gesprächszügen! Dies kann hier natürlich nicht entfaltet werden. Was wird aber deutlich? Die penetrante Nachfrage Boltzius' bei dem Ehemann nach den Gründen der Abendmahlszurückhaltung des Ehepaares stößt auf unverhohlene Kritik: Das habe, so die Antwort, etwas mit der Freiheit der Christen zu tun - seine Frau wünsche in Ruhe und Frieden zu leben, die angebliche Fürsorge des Geistlichen um sie empfinde sie als Störung.30 In den gestrichenen Passagen taucht dieses Moment auch sonst häufig auf: Gemeindeglieder lassen sich den wohl etwas aufdringlichen Seelsorgedienst nicht mehr gefallen, fühlen sich belästigt und sagen dies auch so deutlich, daß es in Boltzius' Diarien einfließt - aber natürlich nicht in der 'Ausfuhrlichen Nachricht' gedruckt wird. Das fragliche Seelsorgegespräch vom 14. August 1741 vermag mit biblisch-dogmatischen Richtigkeiten den Betroffenen nicht mehr zu erreichen. Versucht der Geistliche, die Rücksicht auf Schwache in der Gemeinde zu beschwören und damit den Abendmahlsgang zu fordern, tappt er wohl blinden Auges in die selbstgestellte Falle hinein: Sein Gegenüber dreht geschickt den Spieß um und erklärt sich zu einem solchen Schwachen, der gerade dadurch in Gewissensbedrängnisse gebracht werde, daß er aus Rücksicht auf andere Gemeindeglieder zum Abendmahl gehen solle.31 Was bleibt dem seelsorgerlich Bemühten da 28

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Auch einige kleine Streichungen wurden vorgenommen. Siehe unten Anm. 37 den genauen, über das oben Beschriebene hinausgehenden Wortlaut; die o.g. Punkte siehe in Anm. 37 Ziff. [1], [4] und [5], Detailed Reports Bd. 8, 1741. Athens 1985. S. 354-358. - Aus der Handschrift im Archiv Franckesche Stiftungen bietet unten der Anhang den deutschen Text, auf dessen Absätze sich die Ziffern in Anmerkung 30-34 beziehen. Vgl. unten Anhang, Absatz [1] - [6] und [10], [13], [16], Vgl. unten Anhang, Absatz [13],

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noch anderes übrig als ein plumper Trick: plötzlich dem Gemeindeglied zu unterstellen, er würde um Menschen willen zum Abendmahl gehen; das ist ja wohl eine Verdrehung des Sachverhaltes, da eben dies ursprünglich das Ansinnen von Boltzius gewesen war.32 Dieses Vorgehen scheint nicht mehr ganz redlich und verfangt auch nicht. Vielleicht war es Boltzius ganz recht, den Ehemann auf die reformierte Herkunft seiner Frau verweisen33 und die möglicherweise daher rührende Distanz zum Sakrament biographisch erklären zu können, sie damit auch ein Stück weit zu entschärfen. Doch weder sein Angebot der besseren Unterrichtung in der lutherischen Lehre noch dasjenige der Überlassung zweier einschlägiger Francke-Schriften werden akzeptiert: Daß man also wohl sieht, sie wollen sich nicht überzeugen laßen,34 Dieser Bericht erfährt im Sinne der Augsburger und Hallenser Redakteure sein 'nicht frei zum Druck!', und dementsprechend wurde entschieden. Das nimmt diesem Bericht für uns nichts von seiner Aussagekraft im Rahmen der Geschichte der Seelsorge im Pietismus. Die publizistische Nicht-Verwertung aber für die 'Ausfuhrliche Nachricht', sofern hier aus sachlichen und nicht nur aus Umfangsgründen gestrichen wurde, wirft den Schatten eben auf die 'Ausführliche Nachricht', daß zu dieser Frage hier nicht ausreichend Auskunft gegeben wird. Wir haben nicht reale Widerspiegelungen der seelsorgerischen Wirklichkeit in Eben-Ezer vor uns, sondern eine geschönte Fassung davon - und diese im gewünschten Sinn der sich für das Georgia-Werk geistlich-theologisch verantwortlich Fühlenden. 'Zensur' mag ein hartes Wort sein. Im Rahmen der nicht negativ zu wertenden Propaganda für die Eben-Ezer-Sache spielen hier andere Gesichtspunkte als Textvollständigkeit eine Rolle! Das noch nicht absehbare Gesamtbild dieses ganzen Prozesses scheint aber doch in dieser Richtung zu suchen zu sein, vor allem wenn wir noch etwas besser über die Motive solcher massiven Texteingriffe Bescheid wüßten.

2.3 Beiträge für ein Gesamtbild der Zensur in der 'Ausführlichen Nachricht1 In Richtung eines Gesamtbildes deuten die folgenden kurzen, allgemeinen Hinweise zu dem in Halle und Augsburg als Ausschußmaterial betrachteten Textbestand. Die schon genannten massenhaften Anonymisierungen von Personen und Orten können hier übergangen werden - wo möglich, wurden sie in der amerikani32 33 34

Vgl. unten Anhang, Absatz [11], [5], Vgl. unten Anhang, Absatz [13], Detailed Reports Bd. 8, 1741. Athens 1985. S. 358. Vgl. unten Anhang, Absatz [15] und [17] Ende.

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sehen Übersetzung rekonstruiert. Wichtiger sind die Themen, die dem Schnitt der Redaktion zum Opfer fielen: Über 50 Einträge enthält eine aus den drei Bänden 4, 6 und 8 gewonnene Sachübersicht: von 'Abendmahl' bis 'Zensur' und 'Zuwanderung von Nicht-Salzburgern'. Demnach hat die vorliegende Druckfassung der 'Ausfuhrlichen Nachricht' das Ausmaß der schlimmen äußeren Zustände erheblich abgeschwächt: Wie massiv hat doch Boltzius in seinen Diarien auf die sehr bedrohlichen Nicht-Einhaltungen von Versprechungen bezüglich der Landzuweisungen in fruchtbaren Gegenden hingewiesen. Welch große Rolle spielt in den zurückgehaltenen Passagen der verzweifelte Versuch, von Lord Oglethorpe verbindliche Zusagen zu erhalten. Wie bekümmert muß über die ungeklärte Kompetenzzuweisung in weltlichen Angelegenheiten berichtet werden - wie gesagt, alles gestrichene Passagen. Gedruckt wird dann freilich eine die ja nicht ganz zu verschweigenden Schwierigkeiten abfedernde Deutung. Man werde - so nun die öffentliche Lesart! - von Mißlichkeiten als Prüfungen Gottes gewiß zu reden haben. Aber das werde nun wohl nicht zum Nachteil der Wohltäter (!) des Georgia-Werkes geraten, wie es Moses auch nicht zum Nachteil Gottes und zur Geringschätzung von Gottes Wohltaten habe gereichen lassen wollen, wenn er (Mose) die mannigfaltigen Mängel, Hunger und Durst der Israeliten in der Wüste so sorgfältig markiert habe. Ja: Mangel und Not werden sogar als Mittel gegen Undankbarkeit publizistisch instrumentalisiert.35 Hier bleibt Boltzius weit hinter dem Lindauer Matthias Burgsteiner zurück. Dieser diktierte einen Brief fur seinen Vater dem Seelsorger Boltzius in die Feder. Und Boltzius mußte am 2. Mai 1737 folgende doch nicht unkritische Bemerkung zu Papier bringen: Wenn er [Matthias Burgsteiner] den Saltzburgern in Lindau alles, wie es hier zustehet, Gutes und Böses [!], aufrichtig sagen solte, es würde keiner zurück bleiben, sondern sie zögen alle hieher.36 Hat hier nicht der im Schreiben Ungeübte an einem Punkt, dem der ehrlichen Nüchternheit, von einer inneren Schwierigkeit des Georgia-Werkes mehr erspürt als der so schreibselige Boltzius? Hat - man kann es nur mit großer Vorsicht fragen - Burgsteiner etwa hierin auch die wichtigen Manager im alten Europa eingeholt oder gar übertroffen? Ein weiterer Blick auf Themen gestrichener Passagen stößt auf die nahezu völlige Eliminierung der Meldungen zu den Herrnhutern. Mindestens erfolgt Anonymisierung, wenn wenigstens ein hoher Erbauungswert einer einschlägigen Passage vorliegt. Hier schlagen natürlich die kontinentalen Kontroversen zwischen Herrnhutertum und Hallischem Pietismus durch! Sodann haben brisante Meldungen zu John Wesley keine Chance auf Veröffentlichimg. Zum Beispiel fällt hier Wesleys 35

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S. Urlsperger: Dritte Continvation der ausführlichen Nachricht von den Saltzburgischen Emigranten [Expl.: Nürnberg, Landeskirchl. Archiv/Bibliothek: Signatur Scheurl 168], S. 1008, 28. Februar 1737. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 90,4. S. Urlsperger, Dritte Continvation (s. Anm. 35) S. 1040, 2. Mai 1737; entsprechend Detailed Reports Bd. 4, 1737. Athens (1976). S. 63.

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bewußt festgestellter Drang, die Taufe als Ganztaufe vorzunehmen, der Streichung zum Opfer. Auch alles, was über George Whitefields rüde vertretene calvinistische Lehre vom 'decretum absolutum' berichtet wird - neben vielen anderen Hinweisen - , empfindet man bei der Bearbeitung der Diarien für die 'Ausfuhrliche Nachricht' offenbar als überflüssig - jedenfalls finden diese Nachrichten nicht den Weg in die deutsche Druckfassung. Spielt es hier eine Rolle, daß man den Eindruck vermeiden wollte, als seien hier Hinweise auf eine bedrohliche Gefährdung des lutherischen Bekenntnisstandes der Eben-Ezer-Gemeinde auszumachen? In weite Bereiche des Alltagslebens von Eben-Ezer werden wir durch immer wieder berichtete Vermittlungen in Streitfällen, Beratungen in Familienfragen und Eingriffe in Rechtsangelegenheiten gefuhrt. Hier muß einmal auch auf das Recht der redaktionellen Eingriffe verwiesen werden. Die Augsburger und Hallenser sollen mit ihrer Zensur, die ja Selbstzensur bedeutete, nicht zu Monstern der Meinungsunterdrückung stilisiert werden. Nicht jeder von Boltzius berichtete Ehekrach war es wert, auch noch für alle Zeiten dem gedruckten Diarium einverleibt zu werden; und vergleichbare Beispiele gibt es mehr. Die Dinge stellen sich bei ersten Schritten hin auf ein Gesamtbild eben ambivalent dar. Klagen über sinkende Moral, Berichte über Morddrohungen, lange Niederschriften über einen unfähigen Englischlehrer, merkwürdige Stellungnahmen auf sexualethischem Gebiet: Kein verantwortlicher Redakteur, der etwas für seine Sache tun will, wird hier in falschen Purismus bezüglich Vollständigkeit und Buchstabentreue gegenüber eingereichten Manuskripten verfallen wollen, ja dürfen. Wir sind heute aber natürlich schon etwas gehemmt dadurch, daß vieles auch von den theologischen Fragen wie dem lutherisch-reformierten Verhältnis und dem aus vielen einzelnen Nachrichten zu erhebenden Gottesverständnis knapp vor der Mitte des 18. Jahrhunderts verborgen blieb. Zu letzterem ist an die Episode zu erinnern, als Boltzius sich mit einem Gemeindeglied auseinandersetzen muß, welches nach Verzögerungen der Landzuteilung barsch feststellt: Wenn Gott nicht helfe, müßten wir uns selber helfen! Diese wahrlich nicht unbekannte Formel deutet auf den faktischen Abschied von einem ungebrochenen Vorsehungs- und Gottesglauben hin.

3. Methode und Prinzip bei der Revision der 'Ausfuhrlichen Nachricht' Es muß bei ersten Hinweisen bleiben, die eine intensive, weiter eindringende Forschung erfordern, um dann etwa aus der Gegenüberstellung von gedrucktem und ungedrucktem Bestand das faktische Ausmaß der Bearbeitung überhaupt präzise orten zu können. Dabei ist eine qualitative Wertung - wie oben schon vermerkt -

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noch einmal etwas ganz anderes. Möglichkeiten und Grenzen der interdisziplinären Kooperation mit der Publizistikwissenschaft sind hier auszuloten. Methodisches Verfahren, Absicht und Prinzipien sollen noch ein wenig in den Blick kommen. Samuel Urlsperger war zweifellos der anerkannte Mentor des ganzen Unternehmens - Gotthilf August Francke tritt für den auf Samuel Urlsperger blickenden Betrachter etwas in den Hintergrund. Um so bereitwilliger war man deshalb auch in Halle, alles zu vermeiden, was Urlspergers Ruf hätte beschädigen können. Bei der oben schon erwähnten, den Katholizismus berührenden Nachricht erfolgte besorgte Anfrage aus Halle - nicht etwa Bitte aus Augsburg - , ob man nicht mildern müsse. Man mußte, wie Urlsperger sehr präzise nach Halle meldete.37 Aber das hatte auch seinen Grund in Augsburg. Urlsperger läßt sich wie folgt vernehmen: 37

S. Urlsperger, Zweite Continvation der ausfuhrlichen Nachricht [Expl.: Nürnberg, Landeskirchl. Archiv/Bibliothek: Signatur Scheurl 168], S. 640-643, unter dem 15.3.1736 Schilderung des Lebens des Schneiders Hernb[erger], Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 90,3. Die Anfrage aus Halle dazu lautet in einem Specimen was man in dem EbenEzer. Diario vom Monath Januario 1736 wegzulassen vor gut angesehen. (Halle, AFrSt Μ 5 A 8:2, Bl. 2v): [...] Vor Abgang dieses w[nd] da man in Durchsehung des Ebenezerschen Diarii vom Jahr 1736 fort gefahren, findet sich einiges Bedenken, bey der passage unter dem 15 Merz, da des Schneider Herrenbergers gedacht ist, ob es neml. rathsam sey, daß alles dasienige, was daselbst von der Cathol. religion, denen Jesuiten pp vorkomt, mit gedrucket werde. Hiesiges Ortes findet man dabey keinen Anstand, man weiß aber nicht ob man solches auch in Augspurg vor gut ansehe, w[nd] erwarte dahero des theuersten H. Sen. Meynung davon. S. Urlspergers elf Änderungen enthaltende eigenhändige Antwort (Halle, AFrSt Μ ebd.) wird hier wiedergegeben; die betroffenen Stellen des Druckes von 1739 sind in [ ] genau vermerkt: Resp. Es kan stehen bleiben, aber mit diesen Änderungen: [1] an Statt verdächtig abgöttisch, setze nur verdächtig [S. 641 Z. 7], [2] durch Verßhrung unter die kavserl Soldaten, kayserl. bleibt weg [S. 641 Z. 13], [3] der träum, so erzehlet, wird, bleibt ganz weg, [4] [Eingefügt: An Stadt:] von den Jesuiten u. s. beichtVater. setze nur, von [gestr.: den Jei] seinem beichtVater [S. 641 Z. 7 v.u.], [5] zu den worten haben ihn nur immer zum heil. Abendmahl, adde [!], ohne auf des hertzens beschaffenheit dabey zu sehen, zu gehen gedrungen [S. 642 Z. 1-2], [6] die liebe zu den Seinigen habe ihn, [eingef.: auch] wider in s. päpstisches feingef.: Vaterland| (NB. baverland bleibt weg) getrieben [S. 642 Z. 7-8!], [7] an Stadt, zu erfahren, ob das leben der Angehörigen des papstes so arg seve - als - /es in der Offenbarung Johannis und andern Büchern [ergänzt aus dem Diarium selbst: Halle, AFrSt Μ 5 D 2, 97-102]/ setze, zu erfahren, wie es mit den Angehörigen des Papstes beschaffen, er habe aber das Elend (an Statt greuel) [S. 642 Z. 21-22], [8] [am Rand *:] Er hat mir die menge der Clerisey, [gestr.: /?/] ihre Reichthümer, Wohlleben etc. (Pfaffen, geitz, wollust, bosheit bleibt weg) [S. 642 Z. 4-3 v.u.], [9] An Stadt in Ungarn, setze Jn N. N. [,] ohnweit Temeswar bleibt weg [S. 643 Z. 6], [10] [**] An Stadt der worte: weil vielmal — setze: weil er an den meisten Orten das leben der Christen der lehre Christi u. s. Apostel gantz — [S. 643 Z. 12-14], [11] [***] die [gestr. .leisten] worte: bey nümberg - bis - geben konnte bleiben ganz weg [...].' [Vgl. S. 643/15.3.1736 Ende], Aus diesem Text auch unten Anm. 43 zitiert.

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Es ist um des hiesigen paritätischen Zustandes und eines sehr giftigen Mannes wegen alhier, der auf alle meine worte lauret, die äußerste Vorsichtigkeit nötig. [lv] [...] Weil ich hier gar einen delicaten ort habe - so Urlsperger weiter soll (der schon genannte) Johann Ulrich Majer jede Lieferung noch einmal revidire[n], weil ihm die umstände hiesigen orts u.d.g. besonders wohl bekannt sind, da die weglassung oder beysetzung eines ein[z]igen wörtleins öfters sehr vieles thun kan.38 Majer wird von Urlsperger auch ein weiteres Mal in der Verantwortung für die Redaktion weit nach vorne geschoben: In Urlspergers Namen soll er handeln, doch so, daß mit meinen gel. Bruder in allem, was nötig ist und Seine Sachen verlangen, communiciret werde.39 Indes: Urlsperger behält es sich vor, alles selbst durchzusehen, ich finde solches um so viel nötiger, weil nicht nur hier, sondern auch anderswo laurer sind, die sich gern hier und da an einige Ausdrücke hängen, um eine Sache wieder Eben Ezer, die dasige\n\ prediger und mich zu haben. Vor allem die zu druckenden Briefe müsse er - Urlsperger - unbedingt vorher sehen.40 Nachdem auch Urlsperger den Hallensem die Rücksicht auf ihre Interessen zugebilligt hat, bricht er in den Ausruf aus, der wohl die 'Ausführliche Nachricht' als Halle-Augsburgisches Gemeinschaftswerk richtig charakterisiert: In commune laboramus[,] legimus, scribimus etc.41 Das zwischen Halle und Augsburg praktizierte Verfahren der Zusammenarbeit kann gelegentlich rekonstruiert werden. Die hier aussagekräftigen Redaktionsunterlagen fordern für einen kritisch zu edierenden deutschen Auswahlband aus der 'Ausfuhrlichen Nachricht' natürlich volle Berücksichtigung. Leider haben wir manchmal nur Listen von wegzulassenden Passagen, jeweils mit Anfangs- und Schlußwort gekennzeichnet, aber nicht mehr die Texte selbst enthaltend.42 Wenn aber dann auf solchen Listen, wohl der Einfachheit halber, urschriftlich die Fragen 38

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S. Urlsperger wohl fur [G.A. Francke], [Augsburg, 1739 (?)] (Anm. 2). Halle, AFrStM 5 A 8:1, Bl. lr/v. Samuel Urlsperger an Gotthilf August Francke, Augsburg 12. Nov. 1739. Halle, AFrSt Μ 5 A 8:11, Bl. lv. Samuel Urlsperger an [Gotthilf August Francke], Augsburg 17. Nov. 1739. Halle, AFrSt Μ 5 A 8:13, Bl. lv. Zitatfortsetzung [mit dreifachem Strich am Rand!]: Eben dieses zu evitiren, so bitte, daß mir die an gel. brüder u. andere in dortiger gegend aus EbenEz. geschriebene briefe, die zum Druck kommen sollen, zuvor gesandt werden, damit ich sie lesen u. dies und jenes wegthun oder mit einem wort ändern möge. Ebd., Bl. 2r. - Die oft etwas zu sehr im Schatten des Vaters beurteilte Gestalt Gotthilf August Franckes hat jüngst eine neue Gesamtwürdigung erfahren: Udo Sträter: Gotthilf August Francke, der Sohn und Erbe. Annäherungen an einen Unbekannten. In: Reformation und Neuzeit. 300 Jahre Theologie in Halle. Berlin 1994, S. 211-232. Specimen [...] (Anm. 37). Halle, AFrStM: 5 A 8:2, 2 Bll. - Vgl. zur Forderung, einen deutschen Auswahlband aus der 'Ausfuhrlichen Nachricht' kritisch zu edieren, Dietrich Blaufuß: Entdecken und Erinnern. Samuel Urlsperger in Augsburg und der ökumenische Pietismus im 18. Jahrhundert. In: ZBKG 63. 1994. S. 226-232.

'Zensur' im Dienst der Reich-Gottes-Propaganda?

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einerseits und die Antworten andererseits notiert sind, fallen doch manchmal Details ab wie z.B. für die Empfehlung eines Krankenbuches aus der Feder eines Mediziners, den wir so als den aus Öhringen im Hohenlohischen stammenden, in büdingischen und berleburgischen Diensten stehenden Radikalpietisten Samuel Carl (1676-1757) identifizieren können.43 Sei dem, wie ihm wolle. Die 'Ausfuhrliche Nachricht' kann man unter dem Vorzeichen einer sehr bewußt gehandhabten, auch nötigen Bearbeitung lesen, die unterschiedlich genau nachgewiesen werden kann. Die in der Literatur schon öfter aufgewiesenen prinzipiellen Einzelgesichtspunkte waren fünf: 1. Verschweigen oder Streichen von Namen bei Nachteiligem. 2. Bei catholicis vorsichtig formulieren. 3. Privaterbauung etc. nicht als absolut nötig hinstellen. 4. Behutsame Ausdrucksweise in Fragen der zeitlichen Festlegung von Bekehrung u.ä. 5. Autoren, die noch in einigem Verdacht stehen, nicht nennen.44 Vor allem die Punkte eins, zwei und fünf haben sich bei unserer ersten Durchsicht bestätigt. Für die Punkte drei und vier müßte die Drucküberlieferung aus dem 18. Jahrhundert genau untersucht werden - was hier nicht der Schwerpunkt war. Erschöpfend freilich sind die fünf genannten Punkte m.E. bei weitem nicht, vor allem für das Jahr 1741 sind doch erhebliche Passagen des Diarium insgesamt entfallen, wo ja dann die genannten fünf Punkte nicht mehr greifen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Augsburg und Halle, ebenso wie das Prinzip der Förderung der Sache des Reiches Gottes in Georgia sind bei der Bearbeitung der 'Ausfuhrlichen Nachricht' - soweit zu sehen - sehr zielstrebig im Auge behalten worden. Die Eingriffe in die aus Amerika einlaufenden Diarien sind erheblich. Schonimg und Förderung des 'Ackerwerkes Gottes in Amerika', so 43

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S. Urlsperger, Zweyte Continvation der ausführlichen Nachricht [Expl.: Nürnberg, Landeskirchliches Archiv/Bibliothek: Signatur Scheurl 168], (s. Anm. 37) S. 592, 27. Januar 1736: [...] Als ich gestern vor meinem Weggehen auf eine wahre Zubereitung zum seligen Sterben mit ihr zu reden kam, so versprach [ich] ihr etwas zum eigenen Nachlesen zu schicken. Es war eines Medici geistlicher Rath und Unterricht für Kranke und Sterbende. Diese Vorstellung eines Medici hatte ihr Gewissen noch mehr gedrungen, mit einem offenherzigen Bekantniß von ihrem Sünden-Wesen heraus zu gehen. [...] - Specimen [...] (Anm. 37). Halle, AFrStM: 5 A 8:2, Bl. 2v (von Samuel Urlspergers Hand): Not. ad 27. [Jan. 1736] [...] An Statt es war D. Carls, setze, es war eines Medici. [...]. Zu Samuel Carl siehe Hans-Jürgen Schräder: Literaturproduktion und Büchermarkt des radikalen Pietismus. Johann Henrich Reitz' 'Historie Der Wiedergebohrnen' und ihr geschichtlicher Kontext. Göttingen 1989 (Palaestra, Bd. 283). S. 89-93 und S. 402-403 (erschöpfende Literaturangaben: S. 588-606) und sehr oft Register. Horst Weigelt: Der Hallische Pietismus und die Salzburger Exulanten in Georgien in Amerika. In: Horst Weigelt: Pietismus-Studien I. Teil. Der spener-hallische Pietismus. Stuttgart 1965 (Arbeiten zur Theologie, II. Reihe, Bd. 4). S. 64-89 und 149-151, hier S. 84-85; "bedeutsam" anstelle - richtig - behutsam.

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später der Name, sind die allgemeinen Motive. Apologetische Notwendigkeiten kamen hinzu, als die Weimarer 'Acta Historico-Ecclesiastica' über Georgia unfreundlich berichtet hatten. Aber letztlich liegt natürlich eine Notwendigkeit der Zensur auch bei Boltzius selbst. Er schrieb am 9. Juni 1741 nieder, daß vieles in Briefen und Diarien aus Unerfahrenheit und Verbitterung festgehalten worden sei, was uns hinterher Unruhe machte und Kummer bereitet.*5 Natürlich wurde auch dies nicht der Öffentlichkeit kundgetan. Die Zusammenarbeit zwischen Halle und Augsburg an der Gestaltung der 'Ausfuhrlichen Nachricht' soll freilich nicht der einzige Fragehorizont bleiben, wo Werden und Wesen dieses Periodikums aus dem Pietismus des zweiten Drittels des 18. Jahrhunderts untersucht wird. Der Hinweis Georg F. Jones' darauf, daß Boltzius seinerseits dann die Diarien in Amerika anders abgefaßt habe, als er der ersten Continuationen der gedruckten Fassung der 'Ausfuhrlichen Nachricht' ansichtig wurde und sah, was aus seinen eingereichten Diarien wurde, ist sehr wohl zu beachten, tut freilich neue Aufgabenfelder auf. Es muß dann z.B. eine entschlossen innertextliche Analyse der sich in Boltzius' Diarien verschiebenden Schwerpunkte erfolgen. Möglich ist dies aber nur bei einer ausreichend transparenten Quellenlage. 46 Ein Element in der Revision vermag man nicht als durchgehend zu entdecken, dessen selbstkritische Potenz von ähnlicher Evidenz wäre wie in einem Brief der Salzburger aus Amerika an diejenigen in Deutschland. Dort heißt es: Es hat uns zum theil der Selbst-Betrug in der vorigen Zeit viel Schaden gethan, (*) da wir uns eingebildet, wir müsten um des willen allein schon gut Evangelische Christen seyn, weil wir um des äuserlichen Bekenntnisses willen zumm Evangelio, unser Vaterland\ die Unsrigen, und einige zeitliche Güter verlassen haben. Und weil man uns darüber geliebet und gelobet hat, so sind wir in diesem Selbst-Betruge noch mehr gestärcket worden [...].47 Ich meine, die 'Ausfuhrliche Nachricht' liegt tendenziell auf der Linie des (hier selbstkritisch-nüchtern reflektierten!) Lobes von Glaubensmut, einem Glaubensmut, von dem dieser Schreiber aber jedenfalls wußte, daß er nicht konservierbar ist. 45 46 47

Detailed Reports Bd. 8, 1741. Athens (1985). S. 114. Professor Georg Fenwick Jones mündlich in Augsburg. Lands-Leute, Freunde und Bekandte [hier folgen 32 Namen] An alle Saltzburger in und ausser Teutschland, sonderlich an diejenigen, welche mit den Saltzburgern in Eben-Ezer in America bekandt und verwandt gewesen. Eben-Ezer 29. Oktober 1739. In: S. Urlsperger, Fünfte Continvation der ausführlichen Nachricht. Vgl. W. Mayer, Verzeichnis Nr. 90,6 [Expl.: Nürnberg, Landeskirchl. Archiv/Bibliothek: Signatur Scheurl 168], III. Stück (S. [2576]-2582 Vorwort S. Urlspergers 28. Mai 1740) Nr. II. S. 2591-2596 (P.S. vom 3. Juni 1740 S. 25962598), hier S. 2592. Unter der Anmerkung (*) schrieb S. Urlsperger einen den Brief-Text mildernden Hinweis zu dem vielen Guten, was man [...] zumalen an alten und erfahrnen Saltzburgischen Emigranten, zum Lobe GOttes mit Vergnügen wahrgenommen hat [...].

'Zensur' im Dienst der Reich-Gottes-Propaganda?

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Tages-Bericht Johann Martin Boltzius 14. August 1741 Handschrift AFrStM 5 D 8: pp. 455-459. Ausführliche Nachricht sub dato: gestrichen. Druck: Detailed Reports (DR) 8, S. 354-358 (ins Englische übersetzt). Vorbemerkung: Es handelt sich um das oben S. 209 behandelte Beispiel einer intensiven Bemühung, eine Frau von der Abendmahlsenthaltung wieder abzubringen. Abendmahlsaskese war faktisch der einzige Weg des 'Kirchenaustritts' und stand unter dem Verdacht der Separation. Möglicherweise handelt sich um ein Mitglied eines der drei bis 1741 bereits in Georgia angekommenen Transporte von Pfälzern. Der Hinweis auf die reformierten Eltern der Frau legt diese Vermutung nahe. Der Text enthält einen Bericht über den Rahmen, die Selbstreflexion des Verfassers und den Duktus des Gesprächsgangs zwischen dem Geistlichen und dem Ehemann der Frau. Gründe fur die Eliminierung aus der Druckfassung gibt es viele. Ganz allgemein wird man vermuten dürfen, daß eine Beunruhigung der Leserschaft vermieden werden sollte. - Die über 12 Schritte des 'Dialogs' sollen durch [ ] angedeutet werden, ohne daß Bericht und Selbstreflexion immer scharf auseinanderzuhalten sind.

Freytag, den 14. Aug. [1741] Ich kam in N.N. Wohnung, und weil seine Frau eben sowol als er selbst, lange zeit den Christlichen Gebrauch des Heil. Abendmahls beyseite gesetzt, so [1] fragte ich sie; was doch wol die Ursach solcher Versäumniß wäre? Sie möchte mir sie eröfiien, Vielleicht könte ich ihr aus Gottes Wort zurechte helffen, Ich wolte hoffen, sie würde wieder das Amt des Evangelii, so auch mir anvertrauet sey, keinen Scrupel und Anstoß haben. [2] Sie antwortete: Sie hätte die Ursache von der bisherigen Unterlaßung des Gebrauchs des Heil. Abendmahls ihrem Manne angezeigt, und wieder das Lehr-Amt hätte sie nichts: Was die Rheinlaenderin von ihr ausgesagt, als ob sie sich in gar üblen Urtheil an uns und unserem Amte versündiget hätte, sey eine Unwahrheit. [3] Ob ich wol begehrte, sie möchte mir, da ihr Mann nicht zugegen, den Scrupel gegen das Heil. Abendmahl auch eröfiien, [4] so wolte sie doch nicht dran. Heute kam er auf mein Begehren, mir das ihm anvertraute Anliegen seiner Frauen zu entdecken, damit ich mich in sie zu schicken wüßte, selbst auf meine Stube, da [5] ich ihn denn zuförderst meines neulich mit ihm gehaltenen Gesprächs erinnerte, daß nemlich die Pflicht eines wahren u. [in] der Armuth des Geistes stehenden Christen sey, das Heil. Abendmahl als einen theuren Schatz unserer Seligkeit, nach Christi ausdrücklichen befehl offt zu gebrauchen, und daß er mir zur Antwort gegeben: Christus habe kein Gesetz vorgeschrieben, wie offt man es gebrauchen solle, sondern das stehe in Christlicher Freyheit. Seine Art sey von dem letzten Gebrauch an eine neue Zubereitung auf den bevorstehenden Gebrauch des Heil. Abendmahls anzustellen, und da könne er nicht sagen, wenn er

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damit fertig werde. (DR 8, S. 355) Ich fragte, ob er denn mit dieser Zubereitung, die mir gantz ungewöhnlich und unerhört, auch in Gottes Wort und praxi Christiana ungegründet (AFrSt Μ 456) vorkomme, noch nicht fertig sey? weil er auch diesesmal den Gebrauch des Heil. Abendmahls unterlaßen. Ich that hinzu, Ich könte ihn vor Gott und nach dem zeugniß meines gewissens versichern, daß ich eine hertzliche und redliche Liebe zu ihm in mir spühre, und wolte daher gern mit ihm recht zusammen fließen, auch bey der Gemeine gern auf alle mögliche Weise sein Bestes suchen, ich würde aber daran durch seine lange Entziehimg vom Heil. Abendmahl gehindert, denn die Leute müßen sich an ihm, und auch an mih[r] stoßen, wenn ich mit einem solchen, der nicht κατα τάξιν και ευσχημοσυνην (1. Cor. XIV.40.) handelte, familier umginge. [6] Er fiel bald darein, und sagte: Was denn ein Christ auf andere zu sehen hätte, er hätte ja wol genug auf sich zusehen, das sey gar nichts, daß sich leute daran stoßen wolten, daß er nicht so offt wie andere hinzugienge, man laße einen jeden seine freyheit und richte nicht so gleich. [7] Ich sagte: es gäbe schwache und starcke Christen unter uns, die Schwachen stoßen sich allerdings und nehmen Schaden, zumal da man eigentlich keine Ursach seines wegbleibens anzeigen könte. Er würde ja den Spruch wissen [Mt 5,16]: Laßet euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie euere gute Wercke sehen, und euren Vater etc. wie denn dieses durch solche Wege geschehen könte? Und weil er weiter keine Ursach von seiner auch diesmaligen Beyseit-Setzung des Heil. Abenmahls anzuführen wüßte, als seine noch immerwährende, fast kein Ende nehmende Zubereitung zu dem neuen Gebrauch, so sagte ich ihm unter andern folgendes zur Antwort: Ich traue es ihm zu, er sey ein Christ, und alle Tage bereit zu sterben - , wenigstens müßte er sich täglich dazu ernstlich zubereiten, und mit solcher Zubereitung auch fertig werden: Ergo würde er ja auch sein Hertz anschicken können, mit andern Christen würdiglich zum Tisch des HErrn zu gehen. Gott verlange von uns keine Vollkommenheit die in diesem Leben nicht zu erreichen, der Mensch soll nur in Armuth des Geistes, in wahrem Hunger und Durst kommen; habe er den nicht, so könne ja durch ein demüthig und gläubig Gebet alles erlanget werden. Daß aber das Heil. Abendmahl offt solle gebraucht werden, erkennen wir aus Christi Befehl im Ν. T: solches thut, so offt ihrs etc., welches der liebe Apostel Paulus 1. Cor. XI.26. der es vom HErrn empfangen hatte, mit mehrern einschärfft. (DR 8, S. 356 Was "offt" heiße, wisse er wohl, und könne es auch ex praxi primitivae Ecclesiae, des seel. Lutheri und anderer Kern-Christen, die ihm selbst aus der Kirchen-Historie bekanndt sind, zur Gnüge erkennen, dabey wol zu glauben stünde, daß die lieben Apostel und die ersten Christen, die es so fleißig und eifrig gebraucht haben, den Sinn der Worte Christi: solches thut, so "offt" ihrs thut etc. gar wohl eingesehen, (AFrSt Μ S. 457) und uns mit ihren Exempel auch wegen des öfftern Gebrauch dieser theuren Mahlzeit sehr heilsame Erinnerungen gegeben haben. Wo er glaube, daß in dem würdigen Gebrauch des Heil. Abendmahls ein unvergleichlich köstlicher Schatz, nemlich, der gantze Heyland mit seiner gantzen

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Versöhnung und verdienten Heils-Schätzen, welche dem gläubigen Communicanten zu seinen überschwenglichen Trost individualiter applicirt werde, liege und mitgetheilt werde, und diese Schätze recht hoch hielte, auch seine Noth und Elend fuhlete, so würde sich der Hunger und Durst darnach wohl einstellen, wie er aus den beyden letzten Fragen der Frag-Stücke des seel. Lutheri (welche von manchen nicht ohne große Versündigung eben wie der gantze Catechismus geringe geachtet werden) und denen beygesetzten Sprüchen deshalb mehrern Unterricht finden könte. [8] Er antwortete wenig darauf, doch war es schon so viel, daß ich erkennen konte, er ist durch keine Gründe von dem Irrthum seiner Meynung, wodurch er auch durch äuserliches Verhalten bey andern Aergerniß und uns Betrübniß anrichtet, abzubringen. Er brauchte etlichemal die Worte: Es sey ja zu glauben, es werde der Heil. Geist die jenigen, die sich ihm überlaßen, in alle Wahrheit leiten, und hätte bald sagen wollen, daß er die Gläubigen auch wol ohne Mittel leite und sein Werck in ihnen thue; er konte aber damit, sonderlich in Absicht auf die Leute, welche die Mittel des Heils, wie wir in Eben Ezer ordentlich, zulänglich und kräffiig haben, nicht aufkommen, sondern [9] ich bezeugte, daß uns Gott an die Mittel gebunden, und stehe uns nicht frey, zu scheyden, was Gott zusammen gefuget hat [vgl. Mt 19,6], und also versündigen sich diejenigen, welche z.E. wie er und seine Frau zwar das Evangelium fleißig, aber das eine Siegel des Evangelii, nemlich des Heil. Abendmahl entweder gar nicht, oder sehr selten gebrauchen. Wolte ein Patiente, wenn er wüßte zu seiner Gesundheit und Kräffte zu kommen, sich nicht nach der Vorschrifft des Medici richten und die Mittel in gehöriger Ordnung gebrauchen, würde man ihm nicht glauben, daß es ihm um sein Gesund-werden ein rechter Ernst sey. [10] (DR 8, S. 357) Er kam endlich auf seine Frau, und auf ihre ihm eröfhete Ursach, warum sie sich so lange vom Gebrauch des Heil. Abendmahls zurückgehalten. Sie lasse sich nemlich nicht gern in der Ruhe der Seelen Stohren, welches aber geschehen würde, wenn sie einem Menschen zu gefallen solte zum Heil. Abendmahl gehen. [11] Ich erstaunte über diese unvermuthete Ursach, und sagte ihn, daß ein wahrer Christ nicht einmal blos Menschen zu gefallen eine äuserliche Arbeit verrichtete nach Col. 111,23. wirklich weniger thue er eine so heilige Sache, als das Heil. Abendmahl sey, aus einem so unlauterm Grunde, und zu einem solchen verwerflichen zweck. Er solte mir doch sagen, wer es ihr zumuthe, daß sie Menschen zu gefallen, soll in die Kirche kommen, in Gottes Wort lesen und zum Heil. Abendmahl gehen: dem Herrn Christo solle sie es zu gefallen thun, deßen Befehl sey es, und er habe dabey die (AFrSt Μ S. 458) allersüßeste und theuerste Verheissung gegeben, die armen Sünder, die ihre Noth und Schwachheiten fühlen, zu sich und zu seinem Abendmahl zu locken. Ich sagte ihm zugleich meine Besorgniß, daß sie nemlich so lange sie mit ihm im Ehestande lebe, im Christenthum sehr abgenommen habe, welches deutl. aus ihren jetzigen Verhalten gegen das Heil. Abendmahl, auch wol aus dem kaltsinnigen Besuch des öffentlichen Gottesdienstes zu erkennen sey. Sie hätte sichs wohl bei ihrer Ver-

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heyrathung sehr gut vorgenommen, auch sichs, wie er mir neulich selbst eröfnet hätte, ausgebeten, ihre Freyheit zubehalten, sich ordentlich zum Gottesdienst zu halten, aber sie habe wol Schaden genommen. Wie rechtschaffen sie sich in ihren ledigen Stand vor und nach dem erstmaligen Gebrauch des Heil Abendmahls bewiesen, davon werde er Spuren im Diario, das er sich von uns ausgebeten, finden. [12] Er bezeugte, er wisse es, sie liebe den HErrn Jesum, und es thue ihr so leyd, daß sie ihn so spät geliebet. [13] Ich aber konte es nicht faßen, wie einer den HErrn Jesum lieben, und doch sein ausdrückliches Gebot verachten oder übertreten kan 1. Joh. 11,3-6. Die wunderliche vorgedachte Ursache, die er zu ihrer Entschuldigung wegen bisheriger Unterlaßung des Heil. Abendmahls anführte, brachten mich auf die Gedancken, die ich ihm auch deutlich heraus sagte: Sie sey, wie er wisse, von Reformirten Eltern gebohren, vielleicht hange sie noch an der irrigen im Heidelbergischen Catechismo vorgetragenen Lehre vom Heil. Abendmahl, und halte es vor eine Stöhrung ihrer Ruhe, wenn sie Menschen zu gefallen in Unserer Kirche zum Heil. Abendmahl gehen solte. Wäre dieses, daß sie allezeit nudum Significationem, und nicht realem Participationem Corporis et Sanguinis Christi geglaubet hätte, so wäre es sehr bedencklich, daß sie sich in unserer Kirche öffentlich confirmiren laßen, (DR 8, S. 358) und sey darauf etlichemal, sonderlich vor ihrer Verheyrathung, zum Heil. Abendmahl gegangen, welches freylich Menschen zu gefallen heiße, und nichts anders als Unruhe bringen könte. [14] Er wußte darauf gar nichts zu sagen. [15] Ich zeigte femer an, daß ich mich nicht darein finden könte, daß sie sich meines Amtes privatim nie, wie doch andere Gnaden-Hungrige Zuhörer thun, bediene: sie begehre mich nie zu sich, oder komme nie zu mir, wegen ihres Christenthums einigen Rath und Unterricht zu holen, sondern sie lebe so vor sich hin. Sie müßte sich also schon selbst vor Klug halten, und der Lehren ihres Raths, Zuspruchs und Hülfe im Gebet nicht nöthig zu haben meynen. Wenn sie sich wegen des Heil. Abendmahls aus Gottes Wort wolte zurecht weisen laßen, möchte sie zu mir kommen, oder ich wolte bey ihr einsprechen. [16] Er sagte aber: Sie liebe die Ruhe (AFrSt Μ S. 459) und Stille, [17] und also soll der Zuspruch auch eines Lehre[r]s eine Stöhrung der Ruhe seyn, da doch unsre redliche Zuhörer den ρπναί-Besuch vor eine sehr große Wohlthat achten, und sich nicht wenig betrüben, wenn sie deßen lange Zeit entbehren müßen. Der Nutzen davon ist auch bisher Gott Lob! recht mercklich gewesen. Ich bot ihm und seiner Frauen zum Nachlesen des seel. HEn. Prof. Franckens und seel. Hn. Past. Freylinghausen sehr gründliche und an Vielen gesegnete predigten an: Nöthige Prüfung sein selbst etc., und die Hoch- und Heilig-Haltung des Heil. Abendmahls, er begehrte sie aber nicht, daß man also wohl sieht, sie wollen sich nicht überzeugen laßen.

IV. Anhang

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers Wolfgang Mayer

Die Idee zu diesem Verzeichnis entstand bei Katalogisierungsarbeiten an der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Zum einen waren zahlreiche 'unterschriebene' Werke Urlspergers in den bekannten Bibliographien nicht nachgewiesen; zum anderen fand sich selbst bei nur wenig intensivem Nachforschen im Bestand der Staats- und Stadtbibliothek eine große Anzahl von Werken, die bisher noch nicht als Arbeiten Urlspergers erkannt worden waren. Dies betrifft vor allem die kleineren, alltäglichen Produkte seiner Tätigkeit, wie Leichenreden, Epicedien, Gebete und amtliche Drucksachen des evangelischen Ministeriums. Das Verzeichnis ist streng chronologisch angelegt, um einen besseren Überblick über das Schaffen Urlspergers zu ermöglichen. Innerhalb desselben Jahres sind die Titel alphabetisch angeordnet. Die ersten fünf Titel des Hauptverzeichnisses sind die Disputationen, in denen Urlsperger als Respondent auftrat. Danach folgen die Werke Urlspergers, mit Ausnahme seiner handschriftlichen Briefe. Der zeitliche Rahmen wurde bis zum Erscheinungsjahr 1900 gesteckt. Im Anschluß daran sind in einem ersten Anhang verschiedene, die Person Samuel Urlsperger betreffende Werke aufgeführt. In einem zweiten Anhang finden sich zum einen die Urlsperger falschlich zugewiesenen Werke, zum anderen die nicht existierenden Ausgaben (die 'bibliographischen Geistertitel'). Zur Erschließung dient ein alphabetisches und ein sachliches Register. Zum leichteren Auffinden sind Neujahrsgebete, Leichenreden, Vorworte und Trauergedichte unter ihren formalen Titeln in das Alphabet eingereiht worden. Im alphabetischen Register sind jedoch auch die wirklichen Titel dieser Werke aufgenommen worden. Als bibliographisches Standardzitat bei allen Titeln wird die Nummer bei Mälzer (vgl. abgekürzt zitierte Literatur) angegeben, da diese Bibliographie das neueste und umfangreichste Verzeichnis der Werke Urlspergers darstellt. Das Fehlen bei Mälzer wird deshalb auch ausdrücklich vermerkt.

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Wolfgang Mayer

Dank schulde ich vor allem meinen Kolleginnen und Kollegen an der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Ebenfalls zu danken ist allen Kollegen in den aufgeführten Bibliotheken, die mir infreundlichsterWeise entweder die Originale oder zumindest Filme der gesuchten Werke zukommen ließen. Besonders darf ich Herrn Thilo Dinkel danken, der mir die Titel einiger Werke aus der Bibliothek des Evangelischen Stifts in Tübingen mitteilte.

Abgekürzt zitierte Literatur GV alt

Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums (GV) 1700-1910. München. Bd. 1-160. 19791987.

LR Darmstadt

Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt. Hrsg. von Rudolf Lenz. Sigmaringen 1990. Bd. 1-2.

Mälzer

Gottfried Mälzer: Die Werke der Württembergischen Pietisten des 17. und 18. Jahrhunderts. Berlin 1972.

Meu

Johann Georg Meusel: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen Teutschen Schriftsteller. Leipzig Bd. 14 (1815). S. 213-215.

MM

Stoll

Urlspergische Jubelschriften

Folgende Schriften des Herrn Autoris dieser Predigten sind in der Mertz- und Mayrischen Buchhandlung noch zu bekommen. - Buchhändleranzeige in Nr. 170. Katalog der fürstlich Stolberg-Stolbergschen Leichenpredigten-Sammlung. [Verfasser: Werner Konstantin von Amswaldt], Leipzig. Bd. 1-4. 19271935. Sammlung Urlspergerischer Jubelschriften von A° 1763. Augsburg. 1764. Vgl. Nr. 205 und A5.

Siglen der Bibliotheksstandorte 4 7 9 12 14 15 17 21 23

Universitätsbibliothek Marburg Universitätsbibliothek Göttingen Universitätsbibliothek Greifswald Bayerische Staatsbibliothek München Landesbibliothek Dresden Universitätsbibliothek Leipzig Hessische Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt Universitätsbibliothek Tübingen Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers 24 29 35 37 70 122 156

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Württembergische Landesbibliothek Stuttgart Universitätsbibliothek Erlangen Niedersächsische Landesbibliothek Hannover Staats- und Stadtbibliothek Augsburg Landesbibliothek Coburg Stadtbibliothek Ulm Fürstlich Hohenzollersche Hofbibliothek Sigmaringen Bibliothek des Evangelischen Dekanats Augsburg öffentliche Bibliothek der Universität Basel Bibliothek der kirchlichen Hochschule Bethel Bielefeld Studienbibliothek Dillingen Hauptbibliothek der Franckeschen Stiftungen Halle Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg Landeskirchliches Archiv der EvangelischLutherischen Landeskirche in Bayern Nürnberg Bibliothek des Evangelischen Stifts Tübingen Zentralbibliothek Zürich

AugEv Ba Bet 1 Di 1 Ha 33 Ν 1 Ν 26 StBT Zü 1705

1

Phaenomena laternae magicae III Respondent Creiling, Johann Conrad: PHAENOMENA LATERNAE || MAGICAE || ad Stateram expensae || DISSERTATIONE ACADEMICA || per || Principium Isodynamicum || explicate, || Favente Supremo Numine || PRAESIDE || JOHANNE CUNRADO CREILINGIO, || Philosophiae Naturalis & Mathematicae Professore || Publ. Ord. p. t. Decano. || Publicae Ventilationi exposita || ä || SAMUELE URLSPERGERO, Kircho- Teccense, || GEORGIO ERICO REMMELINO, Schomdorffense, || Philosophiae & Magisterii Candidatis. || In Aula Philosophorum Nova. || d. [...] Julij MDCCV. || TVBINGAE, II Typis JOHANNIS GRAEZII. || [1705] [1] Bl., 64 S. : 1 Taf. ; 4° Nur das Exemplar in 21 eingesehen. Dort fehlt möglicherweise eine Lage. Mälzer 2918/19

Standorte: 17; 21

1707

2

Sylloge quaestionum theologicarum denuo tritiorum III Respondent Pfaff, Johannes Christoph: SYLLOGE II QUAESTIONUM || THEOLOGICARUM || denuo tritiorum, || Quam || [syn theo] II PRAESIDE, || JOH. CHRISTOPHORO PFAFFIO, || S. S. Th. Doct. Professore & p. t. Decano, || Publicae [syzetesis] || exponent || M. SAMUEL URLSPERGER, KürchoTeccensis. || M. GEORG-ERYCUS REMMELIN, Balingensis. || M. PHILIPP-SIGISMUNDUS MOSER, Stuttgardianus. || M. CHRISTIANUS FRIDERICUS FABER, Stuttgardianus. || M. JOH. WILHELMUS SCHMUCKER, Görlingensis. || M. WILHELMUS FRIDERICUS LENTILIUS, Nördling. || Ad d. [...] Sept. || TVBINGAE, II Literis JOH. CONRADI EITELII, || A. [M.D]CCVII. || [1] Bl., 96 S . ; 4° Neuauflage 1710 vgl. Nr. 5.

226

Wolfgang Mayer Mälzer -; Standorte: 37 Urlspergische Jubelschriften S. 57, Anm. 12

3

Sign.: SStBAug: 4°ThS 1670

T h e s e s d e principiis juris naturae III Respondent Roesler, Johann Eberhard: Theses de principiis juris naturae Präses: Johann Eberhard Roesler; Defendent: Samuel Urlsperger Tübingen, 1707 Mälzer Standorte: 21

1708 4

Judicium sine affectu de duobus adversariis Joh. Lookio & P e t r o Poireto e o r u m q u e pugna de ratione et fide III Respondent Jaeger, Johann Wolfgang: JUDICIUM II SINE AFFECTU || DE DUOBUS ADVERSARIIS || JOH. LOOKIO & PETRO POIRETO || EORUMQUE PUGNA || DE || RATIONE || ET FIDE, || PRO MATERIA DISPVTATIONIS || PROPOSITUM. || ä || JOH. WOLFGANGO JÄGERO, || Cancellario Tubingensi. || & || Die Martij A. MDCCVIII. || defensum || ä || RESPONDENTE II M. SAMUELE URLSPERGERO, Kircho-Teccens. || inque Stip. Illust. Theol. Stud. II TUBINGAE, II LITERIS JOHANN-CONRADI REISII, || Anno MDCCVIII. || 40 S . ; 4° Mälzer 2913

Standort(e). 9; 14; 37; Ha 33

Sign.: SStBAug: 4°Phil 449

1710 5

Sylloge quaestionum theologicarum denuo tritiorum III R e s p o n d e n t Pfaff, Johannes Christoph: Sylloge quaestionum theologicarum denuo tritiorum a Joh. Christophoro Pfaffio AJtdorfii Noricorum : Kohles, 1710 86 S. Neuauflage von Nr. 2. Mälzer -

Standorte): StBT

1715 6

K u r z e historische Nachricht von dem Missions- und B e k e h r u n g s w e r k auf der K ü s t e von Coromandel Kurtze II Historische Nachricht || Von || Dem Missions- und Bekehrungs=Werck || auf der Cüste von Coromandel bey den Ma- || labarischen Heyden in Ost=Jndien/ || samt der Erinnerung zu einer || Christlichen Beysteuer/1| Aus Gelegenheit || Der/ in Sr. Hoch=Fürstlichen Durchleucht deß jetzt= || Regierenden Herm Hertzogen zu Würtemberg II gantzem Lande zur Außbreitung deß Evangelii unter || den Heyden || Gnädigst a b geschriebenen II Freywilligen Collecte, || Und damit solche von allen Cantzeln verlesen werden möchte; || Entworffen || Von || Samuel Urlspergern/ Consistorial-Rath || und Hof=Prediger. ||

227

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

STUTTGART/ II Gedruckt bey Christian Gottlieb Rößlins/ Hof= und Canzeley=Buchdr. seel. Wittib. || 1715. || [1] Bl., 21 S.; 4° Mälzer 2915

Standort(e): 21; 24

Sign.: SStBAug: 4°ThH 3087 (Kopie)

1716

7

Philippus und der Kämmerer Philippus II Und der || Kämmerer: || Wie solche || Jn der Hoch=Fürstl. Würtembergischen Hof= II Capelle in Stuttgart || Bey || Der Tauffe || Eines || Mohrenländischen || Jünglings || zusammen kommen/ || Und in einer den 1. Martii 1716. gehaltenen jetzo || aber auif Begehren zum Druck beförderten Predig zur Er= || bauung fürgestellet worden || Von || Samuel Urlsperger/ Consistorial-Rath || und Hof=Prediger daselbst. || Stuttgart / Zu finden bey Bernhard Michael Müllem. || [1716] 38 S. ; 4° Neuauflage 1766 vgl. Nr. 211. Mälzer 2842

8

Standort(e): 24; Ba; Ha 33

Sign.: SStBAug: 4°ThPr 1160 (Kopie)

Das wohl gegründete christliche Gemeine Wesen Das Wohl gegründete || Christliche Gemeine Wesen: || Oder || Rede/ || Welche/ || Als der Durchleuchtigste Fürst und Herr/ || HERR || Eberhard Ludwig/ || Hertzog zu Würtemberg und Teck/ Graf zu || Mömpelgard/ Herr zu Heydenheim/ rc. || Der Rom. Kayserl. Majest. deß H. Rom. Reichs/ und deß || Löbl. Schwäbischen Crayses General-Feld=Marechall, auch Obrister/ || sowol über ein Kayserl. Dragoner- als Schwäbisches || Crayß=Regiment zu Fuß/ rc. II Den Ersten || Eck= und Grund=Stein || Zu einer Fürstl. Hof=Kirche in || Ludwigsburg || Mit Hoher Hand den 18. Maji, Anno 1716. geleget/1| Auf Gnädigste Special·Verordnung sowol gehalten/1| als dem Druck überlassen || Samuel Urlsperger. || Hoch=Fürstl. Würtembergis. Consistorial-Rath und Hof=Prediger. || Stuttgart/ gedruckt bey Christian Gotttlieb Rößlins/ Hof= und Canztley=Buchdr. seel. Wijttib. II [1716] 36 S. ; 4° Mälzer 2843

Standort(e): 21; 24; 156

Sign.: SStBAug: 4°ThPr 1161 (Kopie)

1717

9

Das Leben des seligen Manns Gottes Doktor Martin Luthers Das Leben || Des Seel. Manns GOTTES || D. Martin Luthers /1| Welches || Nach seiner innerlichen und äusserlichen Beschaffenheit || betrachtet / aus || Hoch=Fürstl. Gnädigstem Befehl / || damit es auf den 28. Octob. so da ist der Widergedächtniß=Tag der beeden H. Apostel Simonis und Judae / || Von allen Cantzeln || Des || Hertzogthums Württemberg / || Zu gründlicherem Unterricht und Vorbereitung || Auf das || Den 31. Octobr. 1717. angeordnete II Jubel=Fest || Der Evangelischen Kirche || abgelesen werde / || Zusammen getragen / und in den Druck gegeben worden. || [von Samuel Urlsperger] Stuttgardt / Gedruckt bey Christian Gottlieb Rößlins / Hoch=Fürstl. Hof= und Cantzley=Buchdr. seel. Wittib. || [1717]

228

Wolfgang Mayer [4] Bl, 66 S.; 4° Wiederabgedruckt in der Festschrift zum Jubeliahr 1717. Vgl. Nr. 12. Eine stark überarbeitete Fassung erschien in Augsburg in den Jahren 1730, 1748, 1750 und 1763. Vgl. Nr. 43, 120, 138 und 203. Mälzer -

10

Standorte): 24, TÜS

Predigt anläßlich der Geburt eines Erzherzogs von Österreich [Predigt anläßlich der Geburt eines Erzherzogs von Österreich] [um 1717] Dieser Text konnte außer in den Selbstaussagen Urlspergers nicht nachgewiesen werden. Mälzer -; Urlspergische Jubelschriften S. 69/70, Anm. 32

11

Predigt über einen Türkensieg [Predigt über einen Türkensieg] [um 1717] Dieser Text konnte außer in den Selbstaussagen Urlspergers nicht nachgewiesen werden. Mälzer -; Urlspergische Jubelschriften S. 69/70, Anm. 32

1719

12

Das Leben des seligen Manns Gottes Doktor Martin Luthers III in: Celebrirung || Des zweyten Evangelischen || JubeNFestes || Den 31. Octobr. MDCCXVII. II Zu Ludwigsburg und Stuttgardt || Jn dem || Hertzogthum Würtemberg || Unter || Dem Durchl. Fürsten und Herrn || HERRN || Eberhard Ludwigen || Hertzogen zu Würtemberg und Teck, Gra= || fen zu Mömpelgard/ und Herrn zu Heydenheim. rc. || Jhro Käyserl. Majest. des H. Römischen Reichs/ und des || Löbl. Schwäbischen Crayses GeneralFeld=Marechaln, auch Obristen || über drey Regimenter zu Roß und Fuß/ || Samt dem || Was vorher gegangen und nachgefolget || gedruckt/ || Zum Angedencken dessen/ was dieses Falls auch in dem || gantzen übrigen Hertzogthum Würtemberg geschehen. || STUTTGARDT/ || Gedruckt und verlegts/ Christian Gottlieb Rößlin, Hof= und || Cantzley=Buchdrucker/ 1719. || 694 S. : Front. ; 4° Enth. S. 39-80: Das Leben || Des Seel. Manns GOTTES || D. Martin Luthers/ || Welches || Nach seiner innerlichen und äusserl. Beschaffenheit betrachtet/ aus || Hoch=Fürstl. Gnadigstem Befehl/ || Damit es auf den 28. Octobr. so da ist der Widergedächtniß= || Tag der beeden H. Apostel Simonis und Judä/ von allen Cantzeln || Deß || Hertzogthums Würtemberg/ II Zu gründlicherem Unterricht und Vorbereitung || auf den 31. Octobr. 1717. angeordnete II Jubel-Fest || Der || Evangelischen Kirche abgelesen werde/ || Zusammengetragen/ und in den Druck gegeben. || [...] [von Samuel Urlsperger] Wiederabdruck von Nr. 9. Mälzer 2844

13

Standort(e): 24

Sign.: SStBAug: MF 4°ThH 3089

Zwei Zeugnisse der Wahrheit III in: Celebrirung || Des zweyten Evangelischen || Jubel=Festes || Den 31. Octobr. MDCCXVII. II Zu Ludwigsburg und Stuttgardt || Jn dem || Hertzogthum Würtemberg || Unter || Dem Durchl. Fürsten und Herrn || HERRN || Eberhard Ludwigen || Hertzogen zu Würtemberg und Teck, Gra= || fen zu Mömpelgard/ und Herrn zu Heydenheim. rc. || Jhro

229

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

Käyserl. Majest. des H. Römischen Reichs/ und des || Löbl. Schwäbischen Crayses General-Feld=Marechaln, auch Obristen || über drey Regimenter zu Roß und Fuß/ || Samt dem || Was vorher gegangen und nachgefolget || gedruckt/ || Zum Angedencken dessen/ was dieses Falls auch in dem || gantzen übrigen Hertzogthum Würtemberg geschehen. || STUTTGARDT/ || Gedruckt und verlegts/ Christian Gottlieb Rößlin, Hof= und || Cantzley=Buchdrucker/ 1719. || 694 S. : Front.; 4° Enth. S. 81-168 mit Separattitel: Zwey || Zeugnisse der Wahrheit/ || Welche || Bey öffentlicher Begehung || Des || Andern Hundertjährigen || Jubel=Fests || Der || Evangelischen Kirche/ II Vor der || Damahls in Ludwigsburg gegenwärtig= || gewesenen || Hof=Gemeine/ || Zu ihrer nöthigen Besserung und Glaubens-Gründung/1| den 30. und 31. Octobr. im Jahr Christi 1717. abgeleget/1| Und || Zum allgemeinen Gebrauch/ auch ewigen Denkmaal in der in solcher || Zeit den Menschen-Kindern angebotenen Gnade || GOttes/ || Mit einiger Vermehrung zum Truck übergeben worden || Von || Samuel Urlspergem/ || Hoch=Fürstl. Würtembergischen Consistorial-Rath || und Hof=Predigern. ||. - Stuttgardt gedruckt bey Christian Gottlieb Rößlin. || [1719] Mälzer 2844

Standort(e): 24

Sign.: SStBAug: MF 4°ThH 3089

1720

14

Das Wort Gottes so der Tochter Zion von dem Kommen ihres Königes gesagt worden Das II Wort GOttes || so || Der Tochter Zion || von || Dem Kommen ihres Königes || gesagt worden / || und || noch immer gesagt werden solle / || Als || Das erste Erweckungs=Wort || in diesem Neuem Kirchen=Jahre/ || Am Isten Advents=So[n]ntage || An. 1720. aus Matth. 21/ 1-5 II Der || Herrenbergischen Gemeinde || vorgetragen || von || Samuel Urlspergem / Superintendenten und Stadt=Pfarrer in || Herrenberg. || TUBINGEN, II Gedruckt bey Joseph Sigmund. || [1720] 41, [1]S., [3] Bl.; 8° Mälzer 2846

Standort(e): 24; Ba

1721

15

Die exemplarische, schuldige und eilfertige Besserung Die II Exemplarische/ schuldige || und eilfertige || Besserung: || Dazu in || Drey unterschiedlich=gehaltenen || Buß=Predigten, || Auß Gelegenheit des || Von unserer höchsten Landes=Obrigkeit || Zur Abwendung || Der Pestilentzialischen Seuche || Gnädigst=verordneten II Buß= Bet= und Fast=Tags, || Den man den 26. Jan. 1721. in dem || gantzen Hertzogthum Würtemberg || gefeyret hat /1| Auß Luc. 13 / 2-9. || Die || Herrenbergische Gemeine II erwecket worden || von || Samuel Urlspergem/1| Superintendenten und Stadt=Pfarrer in || Herrenberg. || TUBINGEN, II druckts und verlegts Georg Friderich Pflicke. || [1721] 116 S. ; 8° Wiederabgedruckt in Nr. 155 Mälzer 2846

Standort(e): 24; Ba

230

Wolfgang Mayer

1722

16

Eines andächtigen Passionsherzen christliches Stundenglas Eines andächtigen || Passions=Hertzen || Christliches || Stunden=Glas/ || Oder || Eine kurtze Einleitung || Jn die || Geschichte || Von || JESU Leiden und Tod, || Als Eine Anweisung/ || Wie man sich durch alle zwölf Stunden || eines jeglichen Tages eines oder des andern || Stückes von dieser Geschichte heilsamlich || erinnern könne /1| Nach Gelegenheit des Evangelischen Texts || Luc. XVIII, 31-43. || Am Sonntag Esto mihi Anno 1722. || Der Herrenbergischen Gemeinde || vorgestellet /1| Und auf einiger Verlangen zum Druck || übergeben || Von || Samuel Urlsperger /1| Special-Superintendenten und Stadt=Pfarrer || in Herrenberg. || Tübingen /druckte und verlegte Georg Friderich Pflicke. || [1722] 92 S.; 8° Mälzer 2848

17

Standort(e): 24

Der Kranken Gesundheit und der Sterbenden Leben Der II Krancken Gesundheit || Und der || Sterbenden Leben; || Oder || Schrifftmäßiger Unterricht II Vor II Krancke und Sterbende/1| Nach der Göttlichen Heils=Ordnung/ mit nöthigstem und möglichstem Unter= || scheid der besondern Seelen= und Leibs=Zuständen/ wie nicht weniger/ zerschie= || dener Curen und Zeiten/1| Jn neu=gemachten || Gebetern/ Betrachtungen/ und Liedern || entworffen/ mit schönen Kupffern gezieret; Auch || Mit einer auß einigen in Manuscriptis hinterlassenen Überbleibseln || Des Seel. Herrn D. Hedingers || gezogenen/ und von dem Autore dieses Unterrichts über die Helffte ergäntzten || Zulänglichen Handleitung || so wohl || Vor angehende Prediger/ || Als auch vor Krancke und Sterbende selbsten/ und vor die/ so mit ihnen umgehen/ was beyde || Theile vor besondere Pflichten zu beobachten haben/ nebst einem kurtzen Unterricht von der Zube= || reitung der Maleficanten/ auff Begehren ans Licht gegeben || Von || Samuel Urlspergern Special-Superintendenten und Stadt=Pfarrern zu Herrenberg. || Stuttgart/ Druckts und verlegte Bernhard Michael Müller. 1722. || [9] Bl„ 906 S„ [7] Bl.; 8° Titelauflage 1723 vgl. Nr. 21. Neuauflagen des Krankenbuchs erschienen in den Jahren 1750, 1756 und 1857. Vgl. Nr. 139, 179 und 214. Mälzer 2904

18

Standort(e): 15; 37

Sign : SStBAug: ThPr 2680; Η 2326

Trauergedicht auf Georg Gottfried Amman III in: Ruprecht, Georg: Eines || Gottseeligen Regenten || Sorgfalt || für seine Seeligkeit, || Bey || Christlich/ Stand=mässig und Trauer=voller || Leich=Bestattung || Deß || Hoch=Edelgebornen und Hochweisen Herrn, || HERRN || Georg Gottfried || Amman, || gewesenen hochansehnlichen und hoch=meritirten || deß Geheimen Raths, Einneh= || mers, auch Praesidis der Ober=Kirchen=Pflege || A. C. und der Administration deß Evangeli= || sehen Collegii allhier, || Als Derselbe sein Ruhm=volles Leben Anno 1722. den 11. Octobr. || seeliglich geendiget, und darauf den 15. ejusdem in seine Grufft zu || S. Anna eingesencket worden, || in damaliger grosser Trauer=Versamlung || aus Ps. XXV. v. 15. 16. 17. 18. geprediget || von II M. Georg Ruprecht, Diac. Ann. || Augspurg/ gedruckt bey Andreas Maschenbauern/ Stadt=Buchdruckem. || [1722] 57 S. ; 2° Enth.: Trauergedicht von Samuel Urlsperger Mälzer-

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 23

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

19

231

Vier Hauptbewegungsgründe, das Herz des Menschen zur Übergabe an Gott zu bringen Vier II Haupt=Bewegungs= || Gründe/ || das Hertz des Menschen || Zur || Ubergab an GOTT II zu bringen/ || Den 12. Aug. 1722. als an dem Evan= || gelischen so genannten || Kinder=Friden=Fest/ || aus Joh. 3/ 16. || Jn einer an ihn von den Obern || verlangten/ und in der St. Anna Kirchen || zu Augspurg abgelegten Predigt/ der || Evangel. Gemeinde daselbst II furgehalten/ || Und auf vielfältiges Begehren || zum Truck überlassen von || Samuel Urlsperger/1| Superintendenten und Stadt=Pfarrer || zu Herrenberg im Hertzogthum || Würtemberg. || Augspurg/ druckts David Zacharias 1722. || Zu finden bey Johann Christoff Hecht || in der Judengassen. || 90 S . ; 8° Neuauflage ca. 1740 vgl. Nr. 87 Mälzer 2847

Standort(e): 29; Ba

1723

20

Ein evangelisches Lätare Ein II Evangelisches Laetare, || Oder Erste || Prob=Predigt/1| Welche/1| Nach empfangenem göttlichen || Beruff zu dem Pastorat bey St. Anna || und dem Seniorat eines Wohl=Ehrw: || Ministerii in Augspurg/1| auf Obrigkeitlichen Befehl/1| in der Evangelischen Kirche zu St. Anna || am Sonntag LAETARE 1723. || über die gewöhnliche Sonntägliche || Abend=Lection || aus Gal. IV. 21 - 31. || gehalten/ und auf sehr vieler innstän= || diges Begehren dem Truck übergeben || worden von || Samuel Urlsperger || Pfarrer bey St. Anna und eines || Rev. Minist. A. C. Seniore. || AUGSPURG/ II druckts David Zacharias 1723. || Zu finden bey Johann Christoff Hecht. || 88 S . ; 8° Mälzer 2849

21

Standort(e): 24; 29

Der Kranken Gesundheit Und der Sterbenden Leben Der II Krancken Gesundheit || Und der || Sterbenden Leben; || Oder || Schrifftmäßiger Unterricht II Vor II Krancke und Sterbende/1| Nach der Göttlichen Heils=Ordnung/ mit nöthigstem und möglichstem Unter= || scheid der besondern Seelen= und Leibs=Zuständen/ wie nicht weniger/ zerschie= || dener Curen und Zeiten/1| Jn neu=gemachten || Gebetem/ Betrachtungen/ und Liedern || entworffen/ mit schönen Kupffern gezieret; Auch || Mit einer auß einigen in Manuscriptis hinterlassenen Überbleibseln || Des Seel. Herrn D. Hedingers II gezogenen/ und von dem Autore dieses Unterrichts über die Helffte ergäntzten || Zulänglichen Handleitung || so wohl || Vor angehende Prediger/ || Als auch vor Krancke und Sterbende selbsten/ und vor die/ so mit ihnen umgehen/ was beyde || Theile vor besondere Pflichten zu beobachten haben/ nebst einem kurtzen Unterricht von der Zube= || reitung der Maleficanten/ aufF Begehren ans Licht gegeben || Von || Samuel Urlspergem Special-Superintendenten und Stadt=Pfärrern zu Herrenberg. || Stuttgart/ Druckts und verlegts Bernhard Michael Müller. 1723. || [9] Bl„ 906 S., [7] Bl.; 8° Titelauflage von Nr. 17. Mälzer 2905

Standort(e): 7; 9; 12; 17; 21; 24; 37 Sign.: SStBAug: ThPr 2681

232

22

Wolfgang Mayer

Leichenrede auf Anna Rosina Sultzer Der II Gottesfurchtigen || Letztes Bestes || aus || Sirach I. 13. || Bey Hoch=ansehnlicher || Leich=Begängnuß || Der Weiland || Wohl=EdeIgebohrnen/ Hoch= Ehr= und || Tugend=begabten FRAUEN || Anna Rosina Sultzerin || einer gebohrnen Bardilin/ || Deß || Wohl=Edelgebohrnen und Hochweisen HERRN || Georg Gottfried Sultzers/ || Des Jnnern Raths allhier/ auch wohl=meritirten Ober= || Pflegers und Taxier=Herm || treu=gewesenen Frau Ehe=Liebsten/ || Als Dieselbe den 23. Junii in dem 50ten Jahr Jhres Alters in || Christo eingeschlaffen/ und den 27. Junii darauf als am 5ten || Sonntag nach Trinit. || Unter Volckreicher Begleitung zu Grabe gebracht worden/ || der Evangelischen Gemeinde || in einer bey St. Anna gehaltenen Leichen=Predigt || vorgetragen || Von || Samuel Urlsperger/1| Pastore und Ministerii Seniore. || Augspurg/ druckts Peter DetlefFsen. || [1723] 32 S . ; 2° Mälzer-; Stoll. I, 98

23

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 1228

Leichenrede auf Daniel Koch Die II Gedoppelte Lust || eines || wahren Christen || aus || Philipp. I. 23. || Bey hochansehnlicher II Leich=Begängnüs || deß Weyland || Hoch=Edlen/ Gestrengen und Hochgelahrten || HERRN II Daniel Koch, || Juris Utriusque Doctoris, || und hochangesehenen ältesten Augspurgischen || Raths=Consulenten/ || Als Derselbe den 14. April in dem 77. Jahr seines Alters II in Christo seelig eingeschlaffen/ und den 18. April darauf/ || als am Sonntag Jubilate, unter Volck=reicher Begleitung || zu Grabe gebracht worden/ || Der || Evangelischen Gemeinde || Jn einer/ bey S. Anna, gehaltenen Leichen=Predigt || vorgestellt || von || Samuel Urlsperger, || Pastore, & Ministerii Seniore. || Augspurg/ gedruckt bey Andreas Maschenbauern/ Stadt=Buchdruckern/ 1723. || 76 S. : Portr., Noten ; 2° Enth. auch ein Trauergedicht von Samuel Urlsperger Mälzer -; Stoll. II, 508

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 560

1724

24

Neujahrsgebet 1724 Eine || Evangelische Erweckung || Durch das || Wort GOttes || und Gebet/ || Auf den || ersten Tag des 1724. Jahrs/ || Nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heylandes || JEsu Christi/ || Als || an welchem das Gebet || von allen Cantzeln der Evangelischen || Pfarr=Kirchen nach der Früh= und Abend= || Predigt gesprochen worden II in des H. Rom. Reichs freyer|| Stadt Augspurg/1| Sprichw. Salom. c. 18. v. 10. || Der Name des HERRN ist ein vestes || Schloß; der Gerechte läufft dahin/ und || wird beschirmet. II [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ II Gedruckt bey Johann Christoph Wagner. || [1724] [10] Bl. ; 8° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1724)

233

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

1725 25

Briefe und Erklärung an den Rat in Sachen seines Krankenbuches III in: Schneider, Esaias: Schrifftmässiger Beweiß/1| Daß in || Hr. Samuel Urlspergers/1| Ehemahligen Specials zu Herrenberg im Würtemberger Land/1| jetzo aber Pastoris bey St. Anna und Senioris in Augspurg/ II Vor zwey Jahren herausgegebenen/ sogenandten || Schrifftmässigen Unterricht vor Krancke || und Sterbende/1| Theils anstössige Redens=Arten/ theils aber offenb a r II falsche Lehren sich befinden/ || Samt || Einer Historischen Nachricht/ || Was dißfalls in Augspurg vorgegangen/ || Zusammen getragen || Von || Etlichen Evangelischen Predigern/ II Und ausgefertiget || Von || G. Lebrecht PETRAEO, V. D. M. || [=Esaias Schneider] Leipziger Neue=Jahrs=Messe/ Anno 1725. || [Gedruckt in Ulm von Wagner, im Auftrag von Merz & Mayer in Augsburg] [4] Bl., 60 S. ; 4° Anderer Druck als Nr. 26. - Enth. S. 52-56: An den Hoch- und Wohl-Löblichen Herrn Stadt-Pfleger und Geheimen Rath Aug. Conf. gehorsame Declaration [...] mein ediertes Krancken-Buch betreffend / Samuel Urlsperger. - S. 56-60: Erklärungen [...] über die ausgestellte Puncta in deinem Krancken-Buch. Mälzer -

26

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 1719; 4°Aug 1719a

Briefe und Erklärung an den Rat in Sachen seines Krankenbuches III in: Schneider, Esaias: Schrifftmässiger Beweiß, || Daß in || Hr. Samuel Urlspergers, || Ehemahligen Specials zu Herrenberg im Würtemberger Land, || jetzo aber Pastoris bey St. Anna und Senioris in Augspurg, II Vor zwey Jahren herausgegebenen, sogenandten || Schrifftmässigen Unterricht vor Krancke || und Sterbende, || Theils anstössige Redens=Arten, theils aber offenb a r II falsche Lehren sich befinden, || Samt || Einer Historischen Nachricht, || Was dißfalls in Augspurg vorgegangen, || Zusammen getragen || Von || Etlichen Evangelischen Predigern, II Und ausgefertiget || Von || G. Lebrecht PETRAEO, V. D. M. || [=Esaias Schneider] Leipziger Neue=Jahrs=Messe, Anno 1725. || [Gedruckt in Ulm von Wagner, im Auftrag von Merz & Mayer in Augsburg] [4] Bl., 60 S. ; 4° Anderer Druck als Nr. 25. - Enth. S. 52-56: An den Hoch- und Wohl-Löblichen Herrn Stadt-Pfleger und Geheimen Rath Aug. Conf. gehorsame Declaration [...] mein ediertes Krancken-Buch betreffend / Samuel Urlsperger. - S. 56-60: Erklärungen [...] über die ausgestellte Puncta in deinem Krancken-Buch. Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 1720

234

27

Wolfgang Mayer

Neujahrsgebet 1725 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort GOttes || von dem || Hohen Werth der zu erlösen || gewesenen Seele/ || und durch das || Gebet || auf den || ersten Tag des 1725sten Jahrs II nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heylandes || JESU Christi/ II als an welchem das || Gebet || von allen Cantzeln der Evangelischen jj Pfarr=Kirchen nach der Früh= und Abend= || Predigt gesprochen worden || in des Heil. Rom. Reichs freyer || Stadt Augspurg. || Klag=Lieder Jer. 3, 24. || Der HERR ist mein Theil/ spricht meine || Seele/ darum will ich auf Jhn hoffen. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ druckts Johann Christoph Wagner. || [1725] [15] Bl.; 8° Mälzer 2850

28

Standorte): 24; 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (17259

Sendschreiben an einen vornehmen Theologum unserer Evangelischen Kirche Samuel Urlspergers/ || Pastoris bey St. Anna und Senioris E. Rev. Mini- || sterii Aug. Conf. zu Augspurg/1| Send=Schreiben || an || Einen vornehmen Theologum unserer Evan= II gelischen Kirche/1| Darinnen || von des sogenannten || G. Lebrecht Petraei, V. D. Μ. II edirtem || Schrifftmäßigen Beweiiß rc. || wider meinen || Schrifftmäßigen Unterricht vor Krancke || und Sterbende rc. || die nöthige Nachricht gegeben/ || und || der ohnbilliche Verdacht || anstößiger Redens=Arten und offenbahr=falscher Lehren || kürtzlich/ doch gründlich/ abgeleinet wird. || Mit Genehmhaltung E. Hoch=Löbl. Evangel. Geh. Raths || Und nach vorhergegangener ordentlichen Censur. || AUGSPURG/ II Verlegt von Paul Kützens seel. Wittib. || druckts Joh. Christoph Wagner. 1725. II [1] Bl., 48, 30 S. ; 4° Mälzer 2922

Standort(e): 12; 24; 37; Ha 33

Sign.: SStBAug: 4°Aug 1528; 4°S 544 - 9

1726

29

Neujahrsgebet 1726 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort GOttes || Von der || Eitelkeit der Zeit/ und dem || Trost in der Zeit/1| und durch das || Gebet/ || auf den || ersten Tag des 1726sten Jahrs II nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heylandes || JESU CHRJSTJ; || Als an welchem das || Gebet || von allen Cantzeln der Evangel. Pfarr= || Kirchen nach der Früh= und Abend=Predigt || gesprochen worden || in des H. Rom. Reichs Freyer || Stadt Augspurg. || Nehem. 13/ 31. || Gedencke meiner/ mein GOtt! im besten. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ druckts Johann Christoph Wagner. || [1726] [10] Bl. ; 8° Mälzer -

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1726)

1727

30

Leichenrede auf Johann Sebastian Mylius Der II an seinen Kindern unter den Versuchungen || sich getreu erzeigende GOTT || wurde/ || Als der weil. || Ehren= und Vorgeachte/ auch Kunstberühmte || HERR || Johann Sebastian || Mylius/ || Gewester wohlangesehener Burger/ Goldarbeiter || und Jubelier allhier in Augspurg/ || Den 13. Sept. Anno. 1727. im 71sten Jahr seines Alters selig || ver-

235

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

schieden/ und darauf den 17. Sept. Christlich zur Erden || bestattet worden/1| Jn einer in der Haupt= und Pfarr=Kirchen || zu St. Anna allhier aus dem von dem || Wohlsel. Herrm Mylius II selbst erwählten Leichen=Text 1. Cor. 10, 13 gehaltenen Predigt/|| Bey einer Volckreichen Trauer=Versammlung || vorgestellet || und || auf Verlangen || Der Tit. Hochbetrübten und Hochbetagten || Frau Wittwe || Dem Druck überlassen || Von || Samuel Urlsperger/ des Evangelischen Ministerii Seniore || und der Kirche bey St. Anna Pastore in Augspurg. II AUGSPURG/ Druckts Samuel Fincke mit Detleffsischen Schriften. || [1727] [18] Bl.: Portr.; 2° Mälzer-; Stoll. III, 171

31

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 712

Leichenrede auf Paul von Stetten den Jüngern [Leichenrede auf Paul von Stetten d.J. von Samuel Urlsperger] [Handschrift, 1727] [58] Bl.; 4° Mälzer -

32

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: 4°Cod Aug 7 1 - 1

Neujahrsgebet 1727 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort GOttes || von der Beschneidung des Hertzens/1| als dem sichersten Mittel zu einem || guten Neuen Jahr/ || und durch das || Gebet II auf den || ersten Tag des 1727sten Jahrs || nach der gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heilandes || JESU CHRJSTJ/1| als an welchem das || Gebet |j von allen Cantzeln der Evangelischen || Pfarr=Kirchen nach der Früh= und Abend= jj Predigt gesprochen worden || in des Heil. Rom. Reichs freyer || Stadt Augspurg. || Psalm 27/ 1. II Der HERR ist mein Licht und mein Heil/ fur wem solt || ich mich furchten? der HERR ist meines Lebens || Krafft/ für wem solte mir grauen? || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ druckts Johann Christoph Wagner. || [1727] [10] Bl. ; 8° Mälzer -

33

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1727)

Trauergedicht auf August Hermann Francke III in: Francke, Johann Georg: Einen treuen Lehrer der Kirche, || welcher in dem Vertrauen zu GOtt und || seiner Gnade arbeitet, || Stelte || An dem Exempel || Des um die gantze Evangelisch=Lutherische Kirche Hochverdienten Theologi, || Des weyland Hoch=Ehrwürdigen, in GOtt Andächtigen und || Hochgelahrten Herrn, || HERRN || Aug. Hermann || Franckens, || Hochberühmten Professoris SS. Theologiae Ordinarii bey allhiesiger || Hochlöblichen Friedrichs Universität/ Pastoris bey der Kirche zu St. Ulrich/1| des Gymnasii Scholarchae Senioris, wie auch Directoris des Paedagogii || Regii und Wäysen=Hauses in Glauchau/ || Als Derselbe, nach GOttes allweisen Rath, || Am Fest der Hochheiligen Dreyfaltigkeit, war der 8. Junii dieses ietztlaufenden 1727. Jahres, nach einer || sehr erbaulichen und exemplarischen Todes Bereitung, zu seines HErm || Freude, der Seelen nach, eingegangen, || Und Dessen Solennes Leichen=Begängnis, || Den 17. ejusdem, bey Volckreicher Begleitung, gehalten wurde, || Aus dem erwählten Text Esaiae c. XL, 31. || Jn der/ in gedachter Kirche zu St. Ulrich/ gehaltenen II Leichen=Predigt || Vor || Johann George Francke || Königl. Preußl. ConsistorialRath im Hertzogthum Magdeburg, Ε. E. Ministerii der || Stadt Halle und im Saal=Creyse Inspector, Ober Pfarr und Pastor bey der || Kirche zur L. Frauen, wie auch des Gymnasii Scholarcha. || HALLE, gedruckt im Wäysenhause, MDCCXXVII. ||

236

Wolfgang Mayer 27, [1], 18, 16, 12, 18, 14, 202 S . ; 2° Enth.: Trauergedicht von Samuel Urlsperger Mälzer -; Stoll. I, 579

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Bio 96 I - 44

1728

34

Leichenrede auf Anna Lydia Mylius Wie II wir alle unsterblich werden können/ || wurde/ || Als die weil. || Viel Ehren= und Tugendreiche II FRAU II Anna Lydia || Myliusin/ || gebohrne Hopfnerin/ || Nunmehro wohlsel. Angedenckens/1| Den 19. Mart. 1728. in dem 84sten Jahr Jhres Alters selig || eingeschlaffen/ und darauf den 24. Mart. Christlich beerdiget || worden/1| Jn einer in der Haupt= und Pfarr=Kirchen || bey S. Anna allhier aus dem von der || Wohlsei. Frau Myliusin || selbst erwählten Leichen=Text Joh. XI. 25. 26. gehaltenen || Predigt/ || Bey einer Volckreichen Trauer=Versammlung || Schrifft=:mäßig erwogen || und || auf Verlangen || Des Tit. tieftraurenden Herrn Tochtermann || und || der Tit. Hochbetrübten Frau Tochter || Dem Druck überlassen || Von || Samuel Urlsperger/ des Evangelischen Ministerii Seniore || und der Kirche bey S. Anna Pastore in Augspurg. || AUGSPURG/ druckts Samuel Fincke/ mit Detleffsischen Schrifften. || [1728] [20] Bl. : 2° Mälzer-; Stoll. II, 369

35

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug. 2°Aug 202 - 711

Leichenrede auf Johann Thomas von Rauner den Jüngern [Leichenrede auf Johann Thomas von Rauner d.J. von Samuel Urlsperger] [Handschrift, 1728] 88, 41 S . ; 4° Mälzer -

36

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: 4°Cod Aug 71 - 2

Neujahrsgebet 1728 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort GOttes || von dem Heilbrunnen JESU/ II und durch das || Gebet/1| auf den || ersten Tag des 1728sten Jahrs || nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heylandes || JESU Christi/1| als an welchem das || Gebet || von allen Cantzeln der Evangelischen || Pfarr=Kirchen nach der Früh= und Abend= || Predigt gesprochen worden || in des Heil. Rom. Reichs freyen || Stadt Augspurg; || Joh. 7, 37. || Wen da dürstet/ spricht Christus/ der komme || zu mir/ und trincke. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ II Druckts Johann Christoph Wagner. || [1728] [12] Bl.; 8° Mälzer -

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1728)

1729

37

Leichenrede auf Balthasar von Schnurbein Das II ARCANUM || Eines guten POLITICI, || wurde/1| Als der weil. || Hoch=Edelgebohrne und Hochweise Herr/1| HERR || Balthasar || von Schnurbein || auf Unter=Meitingen/ || Des Jnnern Raths/ Steur=Meister/ wie auch Depu- || tirter an das Getraid=Aufschlag=Amt allhier/1| hochseeligen Angedenckens/ || Den 3. May/ 1729. durch

237

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

einen schnellen/ doch seeligen Tod aus dieser || Zeit von GOtt hinweggenommen/1| Und || Den 8. darauf unter Volckreicher Begleitung und mit grosser Betrübnis/ || Standesmäßig in Seine Grufft eingesencket worden/|| Einer Christlichen Traur=Versammlung/ || in einer Leichen=Sermon in der Haupt= || und Pfarr=Kirche bey St. Anna || aus Nehem. XIII. 31. || vorgestellet || von || Samuel Urlsperger/ E. Evangel. Ministerii Seniore || und Pastore bey St. Anna. || AUGSPURG/ II Druckts Samuel Fincke mit Detleffsischen Schriften. || [1729] 75 S.; 2° Mälzer 2853; Stoll. IV, 179

38

Standorte): 17; 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 995

Leichenrede auf Gottfried Lomer Den II Frieden mit GOtt/ als eine Frucht || der Rechtfertigung/ || stellte || Als der || um unsere Evangelisch=Lutherische Kirche || hochverdiente Lehrer/1| Der weyland || Hoch=Ehrwürdige/ Großachtbare || und Hochgelahrte || HERR || M. Gottfrid Lomer/1| E. Rev. Ministerii Aug. Conf. best=meritirter Senior, || und treu=wachtsamer Pastor bey der Evangel. Kirche zu denen || Barfussern allhier/ || Nach Gottes heiligem Rath/1| Am 7. Decemb. des vergangenen 1728. Jahrs/ nach einer Glaubens=vollen und || Exemplarischen Todesbereitung in dem HERRN JESU || seelig eingeschlaffen/1| Und Dessen solennes Leichen=Begängnis den 12. ejusdem, bey Volckreicher || Begleitung gehalten wurde/ || Aus dem von dem wohlseel. Herrn SENIORE erwählten Text || Rom. V. v. 1.1| Jn der gehaltenen Leichen=Predigt || vor || Samuel Urlsperger/ Ε. E. Ministerii Aug. Conf. Senior, || und Pastor in der Haupt=Kirche zu S. Anna allhier. || AUGSPURG/ II Gedruckt bey Johann Christoph Wagner. || [1729] 107 S.; 2° Mälzer 2852; Stoll. II, 705

39

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 647

Leichenrede auf Paul von Stetten den Altern Die II Entsündigung durch das Blut JEsu || Christi/ des Sohnes GOttes/ || Bey Standsmässiger Leich=Begängnus || des Weiland || Wohlgebohmen Herrn/ || HERRN || Paulus von Stetten, || Jhro Rom. Kayserl. Majest. Rath/ || und hochtheuerst= und hoch=meritirten || Pflegers || dieser des Heil. Rom. Reichs Stadt || Augspurg/1| nunmehro Hochseeligen Angedenckens/1| Als Derselbe || am Heil. Charfreytag 1729. in dem HErm || seelig entschlaffen/ II Einer Volckreichen Christlichen Versammlung/ in der || Evangelischen Haupt=Pfarr=Kirchen zu St. Anna || am dritten Oster=Feyertage || aus der 1. Joh. 1, 7. || furgehalten || von || Samuel Urlsperger/ Ε. Ev. Ministerii Seniore || und Pfarrer an bemeldter Kirche. || AUGSPURG/ druckts Samuel Fincke/ mit Detleffsischen Schrifften. || [1729] 68 S . ; 2° Mälzer -; Stoll. IV, 396

40

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 1184

Neujahrsgebet 1729 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort Christi: || So seyd nun wacker allezeit und betet/1| und durch das || Gebet/ || auf den || ersten Tag des 1729sten Jahrs || nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heylandes || JESU Christi/ || als an welchem das || Gebet || von allen Cantzeln der Evangelischen || Pfarr= Kirchen nach der Früh= und Abend= || Predigt gesprochen worden || in des Heil. Rom. Reichs freyen ||

238

Wolfgang Mayer Stadt Augspurg. || Marc. 13. 37. || Was ich aber euch sage/ das sage ich allen: || Wachet! || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ drucks Johann Christoph Wagner. || [1729] [8] Bl.; 8° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1729)

1730

41

Catechetische Unterweisung von der Historie und Inhalt der Augsburgischen Confession Catechetische || Unterweisung || von der || Historie und Jnnhalt || der || Augspurgischen || CONFESSION, || wie auch || von Christlicher Begehung || unsers/ || Wegen der/ den 25. Jun. 1530 gesche= || henen/ Ubergab der hiesigen Confession, auf || eben diesen Tag/ und die zwey folgende || des jetztlauffenden 1730. Jahrs/ || angestellten || Jubel=Festes/ || Vornemlich fur die kleinere und grössere || Schul=Jugend/ so dann auch für andere || abgefasset. II [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ druckts Samuel Fincke/ mit Detleffsischen || Schrifften/ auch daselbst zu haben. II [1730] 56 S. : Front.; 8° Mälzer 2927

42

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1160 - 4; Aug 2435

Der evangelischen Kirche in Augsburg Jubelfreude Der Evangelischen Kirche || in Augspurg || Jubel=Freude, || Oder || Dancksagung, Bitte || und II Gebeth/ || So || auf das Anno 1730. angestellte || allgemeine || Jubel=Fest/ || Fürnemlich wegen der Anno 1530. den || 25. Junii allhier verlesenen ind übergebenen || Augspurgischen II CONFESSION, || von || allen 6. Evangelischen Cantzeln der || Gemeinde Gottes allhier fürge= || sprochen wird. || Psalm. 68/ 36. GOTT ist wundersam in seinem Hei= || ligthum. Er ist GOtt Jsrael/ Er wird dem Volck || Macht und Krafft geben. Gelobt sey GOtt. II [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ Verlegts Mertz und Meyer/ Buchh. || [1730] [8] Bl.; 8° Mälzer -

43

Standort(e): 37

Historia B. Lutheri Historia B. Lutheri, || Oder || Historische Nachricht || von der Geburt/ Lehre/ Le= || ben und Sterben des Seeligen || Mannes GOttes || D. Martin Luthers/, || Aus Mathesii Historie vom II Luthero, des Herrn von Secken= || dorffs Lutheranismo und an= || dem Authoribus || kürtzlich zusammen getragen || und mit einigen dazu tauglichen || Kupffern gezieret. || Jn diesem || Jubel=Jahr 1730 || herausgegeben. || [von Samuel Urlsperger] Zu finden bey Elias Bäck a Η. Kupfferstecher/ || in Augspurg. |{ [1730] 88 S. : Front., III.; 8° Stark bearbeitete Neuauflage von Nr. 9. Weitere Auflagen vgl. Nr. 120, 138, 203 Mälzer -

44

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Bio 4827

Intimation oder Verkündigung des innstehenden Evangelischen Jubelund Dankfestes Intimation oder Verkündigung || des innstehenden || Evangelischen || Jubel= und Danck= || Festes || dieses 1730. Jahrs; || Wie solche || Dom. II. post Trinit. d. 18. Junii || vor denen

239

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

Morgen=Predigten/ || nach dem Vorlesen/ || Von allen Cantzeln/ in den 6. Evangelischen || Pfarr=Kirchen in der Freyen Reichs=Stadt || Augspurg || solle abgelesen werden; || Auf Ober=Herrliche Verordnung || in Druck gegeben. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ zu finden bey Mertz und Mayer. || [1730] [10] Bl. ;4° Mälzer -

45

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4 Ή 234 (Beibd. 4)

Kurze historische Nachricht aus den Berichten der königlich dänischen Missionarien in Ostindien zu Tranquebar auf der Küste Coromandel Kurtze historische Nachricht || aus den || Berichten || der Königl. Dänischen Missionarien || in Ost=Jndien/1| zu Tranquebar auf der Cüste Coromandel, || von dem || Bekehrungs-Werck || der || Ost=Jndischen Heyden/ || und || denen dahin gehörigen || mannigfaltigen Anstalten/ || Aus Gelegenheit der auf unser instehendes || Evangelisches Jubel=Fest || Zu weiterer Beförderung solchen Wercks und || Ausbreitung des reinen Evangelii unter den II Heyden || allhier resolvirten Collecte, || aufgesetzt und || zu dienlicher Wissenschaft/ besonders derer/ die || von diesem Werck zuvor nichts gründliches || erfahren. || Nebst einem gedoppelten Anhang || nach vorher gegangener ordentlichen Censur || in Druck gegeben. II [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ zu finden bey Mertz und Meyer/ 1730. || 47 S . ; 8° Mälzer -

46

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1159 - 2

Leichenrede auf Lukas Schröck Das II ARCANUM II Eines || Christlichen Medici || wolte || Als der || Magnificus, Hoch=Edelgebohme/ und Hochgelahrte || HERR || Lucas Schröck, || Der Medicin und Philosophie Welt=berühmt || und Höchsterfahrner || DOCTOR, || Comes Palatinus Caesareus, Kayserl. || Leib=Medicus, Academiae Naturae Curiosorum || Leopoldino-Carolinae höchst=ansehnlicher Praeses, der berühm= || ten Republic Augspurg Physicus Primarius, des Collegii Medici || daselbst Vicarius Perpetuus und Hochgepriesener || SENIOR || Hochseeligen Angedenckens/ || Anno 1730. d. 3. Jan. in Augspurg/ in dem 84. Jahr Sei= jj nes Preiß=würdigen Alters mit Jacob und Simeon || im Frieden aufgelöset/ || Und den 8. Dito unter sehr Volckreichem Leich=Conduct und allgemeiner || Betraurung in Sein Ruhe=Kämmerlein eingesencket worden/ || Aus dem von unserm Hochseeligen Herrn Doctore || erwählten Text Psal. 90, 12. || Jn einer bey St. Anna gehaltenen Leichen=Predigt der Christ= || liehen Gemeinde und Trauer=Versammlung zur Erbauung vorstellen/1| und auf Begehren zum Druck überlassen || Samuel Urlsperger/ Ε. E. Ministerii Aug. Conf. Senior || und bey ermeldter Kirchen Pastor. || AUGSPURG/ druckts Samuel Fincke mit Detleffsischen Schriffien. || [1730] 40 S„ [1] Bl. : 2° Mälzer-; Stoll. IV, 225

47

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 1069

Neujahrsgebet 1730 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort Gottes/ || Von der Gabe der Gerechtigkeit II JEsu Christi/ als der Christen || besten Neu=Jahrs=Gabe/1| und durch das || Gebet/ || auf den || ersten Tag des 1730sten Jahrs || nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heylandes || JESU Christi/ || als an welchem das || Gebet || von allen

240

Wolfgang Mayer Cantzeln der Evangelischen || Pfarr=Kirchen nach der Früh= und Abend= || Predigt gesprochen worden || in des Heil. Rom. Reichs freyen || Stadt Augspurg. || Jes. 45, 24. || Jm HERRN habe ich Gerechtigkeit und || Stärcke. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ druckts Johann Christoph Wagner. || [1730] [8] Bl.; 8° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1730)

1731

48

Leichenrede auf Marx Christoph Welser Das II Sehnliche Verlangen der Kinder GOttes || nach Jhrer Erhaltung in der Noth || Wurde/ || Als der weyland || Hoch=Edelgebohrne und Hochweise || HERR || Marx Christoph II Welser/ der Aeltere/ || Geweßter des Geheimen Raths/ Hospi= || tal=Pfleger und Forstmeister/ wie auch der Ober= || Kirchen=Pfleg PRAESES, und des Evangelischen || COLLEGII ADMINISTRATOR, || Hochseeligen Angedenckens/ || Den 18. May 1731. in seinem Erlöser seelig verschieden/ || Und || den 22. selbigen Monats mit Stands=mäßigen Ceremonien/ || unter Volck=reichem und höchst=betraurendem Leichen=Conduct, || zu seiner Erb=Begräbnus gebracht worden/ || Einer Christlichen Trauer=Versammlung/ || in einer Leichen=SERMON || in der Evangelischen Haupt= und Pfarr=Kirche bey S. Anna || Aus Psalm. XXVII. 9. || vorgehalten || von || Samuel Urlsperger/ E. Evangelischen Ministerii Seniore und Pastore || bey S. Anna. || AUGSPURG/ gedruckt bey Johann Jacob Lotter. || [1731] 62 S.; 2° Mälzer-; Stoll. IV, 656

49

Standort(e): 37

Sign: SStBAug: 2°Aug 202 - 1384

Neujahrsgebet 1731 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort GOttes || vom Erbauen auf unsern aller= || heiligsten Glauben/ || und durch das || Gebet/ || auf den || ersten Tag des 1731sten Jahrs II nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heylandes || JESU Christi/ II an welchem das || Gebet || von allen Cantzeln der Evangelischen jj Pfarr=Kirchen nach der Früh= und Abend= || Predigt gesprochen worden || in des Heil. Rom. Reichs freyen || Stadt Augspurg. || 1. Cor. 3, 11.1| Einen andern Grund kan niemand legen/ aus= || ser dem/ der geleget ist/ welcher ist JEsus || Christus. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ II Druckts Johann Christoph Wagner. || [1731] [12] Bl.; 8° Mälzer -

50

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1731)

Trauergedicht auf Paulus Antonius III in: Breithaupt, Joachim Justus: Christliches Denck=Maal, || Welches || Dem Seligen || HERRN || D. Paulo Antonio/ || Königlichen Preußischen CONSISTORIAL-1| Rath im Hertzogthum Magdeburg, Professori II Theologiae Ordinario auf der Friedrichs= || Universität und ersten Inspectori || im Saal=Creyse || aufgerichtet worden. || [von Joachim Justus Breithaupt] HALLE im Waysenhaus MDCCXXXI. || 82, 20 S. ; 2° Enth.: Trauergedicht von Samuel Urlsperger Mälzer -; Stoll. I, 60B

Standort(e): 23

241

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers 1732

51

Der Evangelisch dänischer Herren Missionarien zu Tranquebar in Ostindien Danksagungsschreiben III Hrsg. Der II Evangelisch=Dähnischen || Herren MISSIONARIen || zu Tranquebar || in Ost=Jndien || Dancksagungs= || Schreiben/1| Wegen der || vor zwey Jahren bey denen Evange= || lischen Gemeinden allhier gesammleten || und ihnen übersandten || Liebes=Steuer/1| nebst || einem kurtzen Vorbericht || und || einer hieher gehörigen || INTIMATION, || zur allgemeinen Nachricht dem Druck || übergeben. || [hrsg. von Samuel Urlsperger] Augspurg/ zu finden bey Mertz und Mayer/ 1732. || 31 S . ; 8° Mälzer -

52

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: ThPr 1732 (Beibd. 3)

Examen, welches auf Befehl eines Hochlöbl. Geh. Raths A. C. von denen beiden Herren Senioribus Rev. Min. zu Augsburg mit denen Salzburgischen Emigranten vor einer, in Sachen wohlverordneter Deputation, in dem Schaurischen Garten daselbst den 28. Jan 1732. ist gehalten III Hrsg. EXAMEN, II Welches || Auf Befehl eines Hochlöbl. Geh. Raths || A. C. || von denen beeden Herren SENIORIBUS Rev. Min. || zu Augspurg || mit denen Saltzburgischen Emigranten II vor einer in Sachen wohlverordneter || DEPUTATION || in dem Schaurischen Garten daselbst den 28. Jan 1732. || ist gehalten/1| Und darauf || Nebst der allerunterthänigsten Anzeige/ Klag und Bitte des || Magistrats=Theils Aug. Conf. contra den Catholischen || Magistrats=Theil der Stadt Augspurg/ || Sowohl an || Jhro Kayserl. Maj. || Als auch an || Ein Hochlöbliches || Corpus Evangelicorum || zu Regenspurg || von hieraus gesandt worden. || [hrsg. von Samuel Urlsperger] Augspurg/ zu finden bey Johann Jacob Lotter. || [1732] [4] Bl.; 4° Mälzer -

53

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 2449

J. A. D. Gärtners in dem evangelischen Waisenhause zu L. Ermunterungsschreiben III Hrsg. D., J. Α.: J. A. D. II Gärtners in dem Evangelis. || Waysen=Hause zu L. || Ermunterungs= || Schreiben II An die || Um der Evangelischen Religion || willen emigrirende || Saltzburger/ || Einem Christlichen Freund || übersandt || Und || Auf Viler Verlangen dem Druck || überlassen von dem II EDITORE. || [=Samuel Urlsperger?] [Augsburg?, 1732] [8] Bl. ; 8° Mälzer -

54

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: ThH 739

Leichenrede auf Christian Traugott Jordan [Leichenrede auf Christian Traugott Jordan von Samuel Urlsperger] [Handschrift, 1732] [14] Bl.; 4° Mälzer -; Stoll. II, 421

242

55

Wolfgang Mayer

Neujahrsgebet 1732 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort GOttes || Vom Beten durch den || H. Geist/ II und durch das || Gebet/ || auf den || ersten Tag des 1732sten Jahrs || nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heylandes || JESU Christi/ || an welchem das || Gebet || von allen Cantzeln der Evangelischen || Pfarr=Kirchen nach der Früh= und Abend= || Predigt gesprochen worden || in des H. Rom. Reichs freyen || Stadt Augspurg. II Klagl. Jer. 3/ 41. || Lasset uns unser Hertz samt den Händen auf= || heben zu GOTT im Himmel. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ II Druckts Johann Christoph Wagner. || [1732] [12] Bl.; 8° Mälzer -

56

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1732)

Der noch lebende Joseph Schaitberger Der noch lebende || Joseph Schaitberger/ || Oder: || Eine von diesem theuren vor 47. Jahren II ausgegangenen || Saltzburgischen Bekenner || der Evangelischen Religion/ || in einem an II Tit. Herrn Heinrich Newman, || Secretarium der Hochlöblich=Engelländischen || Gesellschaft/ die von Fortpflantzung der || Erkänntnis Christi den Namen hat/ || erlassenen Schreiben || kürtzlich ertheilte || zuverläßige Nachricht; || So nunmehro auf Verlangen dem Druck II überlassen worden || von || Samuel Urlsperger/1| Seniore des Evangelischen Ministerii, und || Pfarrern bey St. Anna in Augspurg. || AUGSPURG/ II Zu finden bey Mertz und Mayer, 1732. || 47 S. ; 8° Enth.: Kurzer Abriss [...]/ Joseph Schaitberger Mälzer 2929

57

Standort(e): 12; 21; 37

Sign.: SStBAug: Aug 1969 - 7; ThH 1068 (Beibd. 1)

Die Stellung der Gläubigen vor das Angesicht der Herrlichkeit Jesu Die II Stellung || Der || Glaubigen || Vor das || Angesicht || Der || Herrlichkeit JEsu, || Jn || Der Evangelischen Haupt=Kirche || zu St. Anna in Augspurg, || den 18. Jun. 1732. || Vor etlich hundert Evangeli= || sehen Saltzburgern und einer grossen || Menge Einheimischen aus der Epi= || stel St. Judä v. 20-25. || in der Furcht des HERRN erwogen, || Und auf vieler anhaltendes Verlangen || dem Druck überlassen || Von || Samuel Urlsperger, || Seniore des Evangelischen Ministerii, und Pa- || store bey St. Anna allhier. || Augspurg, bey Mertz und Mayer. || [1732] [8] Bl., 63 S. ; 8° Neuauflage 1767 vgl. Nr. 212 Mälzer 2854

58

Standort(e): 14; 24; 37; 122

Sign.: SStBAug: Aug 1969-8; Η 2327; Phil 4060 (Beibd.)

Trauergedicht auf Johann Georg Pritius III in: Ritter, Johann Balthasar: Das unzertrennliche || Liebes= und VereinigungsBand GOttes || mit den Seinigen, bevorab in II Leiden und Trübsal; || aus den Lehr= und Trostreichen Worten des H. Apostels Pauli in der Epistel an die Römer Cap. VIII. ν. 35-39. || bey volkreicher und ansehnlicher || Leich=Begängniß des Weyland || Hochwürdigen, in GOtt andächtigen, Großachtbarn || und Hochgelahrten || HERRN || JOH. GEORGII || PRITII, || der H. Schrifft Hochberühmten DOCTORIS, II wie auch des || MINISTERII in Franckfurth am Mayn, || bey dasiger Evangelischen Kirche in die XXI. Jahr Hochverdienten || SENIORIS, || in der || Kirche zu St. NICOLAI, II woselbst || Sein entseelter Leichnam ins Grab versencket || worden, ||

243

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

Mittwochs den 27ten Monaths Augusti des MDCCXXXII. Jahrs, || der || Gemeine des HErrn zur erbaulichen Betrachtung || vorgestellet || Johann Balthasar Ritter, || Evangel. Prediger daselbst. || Gedruckt bey Heinrich Ludwig Brönner. || [Frankfurt/M, 1732] 116 S . ; 2° Enth.: Trauergedicht von Samuel Urlsperger Mälzer -; Stoll. III, 360

59

Standort(e): 23

Vorwort III in: Schul= II Büchlein, || Auf || ObrigkeitI. Verordnung, || fürnemlich || für die Evangelische || Jugend II der Teutschen Schulen || in des || Heil. Rom. Reichs Stadt || Augspurg || von neuem verfasset. || Jn Verlegung eines Wol=Löbl. Scholarchats, || Und zu finden || Jm Mertz= und Mayerischen Buchladen, || 1732. || [Augsburg] [12] Bl., 278 S„ [3] Bl.: Front.; 8° Enth. Bl. [2]-[12]: Vorrede [von Samuel Urlsperger] Neuauflage 1740 und 1759 vgl. Nr. 88 und 194 Mälzer Standorte): 37 Sign.: SStBAug: Aug 2160

1733

60

Georgia GEORGIA, II Oder: || Kurtze Nachricht || Von dem || Christlichen Vorhaben || Der Königlich=Englischen Herren Commissarien || Zu Aufrichtung der neuen Colonie Georgia in Süd= II Carolina in America, || Wie auch || Der in London sich befindenden Societaet, || So von Fortpflanzung der Erkäntniß Christi den Namen hat, || Dreyhundert Protestantische || Emigranten || nach ermeldtem Georgia aufzunehmen, || Jngleichen von || Den guten Conditionen || dieser Aufnahme, || Und denen Bereits gemachten schönen Anstalten, solche, so aus ihrem Vaterlande || um der Religion willen Friedens=Schluß=mässig ausgehen, und sich II nach Georgia freywillig zu gehen gehöriger Orten angegeben, || dahin sicher zu bringen, || Unter || Königl. Groß=Britannischer Majestät || Und Dero Parlaments || Allerhöchst= und Hohen Genehmhaltung, || Auch auf Verlangen || Hoch=ermeldten Königlichen Herren Commissarien || Und der Hoch=Löblichen Societaet, || Dem Druck überlassen. || [von Samuel Urlsperger] Franckfurt, Anno 1733. || [Ulm : Wagner] [4] Bl. ; 2° Mälzer -

61

Standort(e): 37

Neujahrsgebet 1733 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort GOttes || Von der Behaltung in der || Liebe GOTTes/ || und durch das || Gebet/ || auf den || ersten Tag des 1733sten Jahrs || nach der Gnadenreiche[n] Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heylandes || JESU CHRJSTJ/ II an welchem das || Gebet || von allen Cantzeln der Evangelischen || Pfarrkirchen nach der Früh= und Abend= || Predigt gesprochen worden; || Jn des Heil. Rom. Reichs freyen || Stadt Augspurg. || 1. Joh. 4/ 16. || GOtt ist die Liebe/ und wer in der Liebe || bleibet, der bleibet in GOtt/ und GOtt || in ihm. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ druckts Joh. Christoph Wagner. [1733] [12] Bl.; 8° Mälzer-

Standort(e): 37

Sign : SStBAug: Aug 1661 (1733)

244 62

Wolfgang Mayer

Sendschreiben an einen guten Freund Send=Schreiben || An || einen guten Freund / || Darinnen || auf einige || gegen die Aufnehmung II Dreyhundert protestantischer || EMIGRANTen || in die Groß=Britanische neue || COLONIE GEORGIA || in Süd=Carolina in || AMERICA || gemachte EinwürfFe || kurtz / doch gründlich geantwortet /1| und || solches als eine || Zugabe || zu der letzt=hin heraus gegebenen kurtzen Nachricht || von || GEORGIA || durch den Druck gemein gemacht wird. II [von Samuel Urlspergerj Franckfurth, Anno 1733. || [3] Bl.; 2° Mälzer -

63

Standort(e): 37

Trauergedicht auf Rosinus Lentilius III in: Oechslin, Johannes: Der durch GOttes Gnade || Sich selbst heißende Artzt, || Oder: Grund=Evangelische Gedancken, || Von dem seeligen Tod GOtt=ergebener Menschen. || Wie solche || Weyland || HERRN II Rosinus Lentilius, || Weit=berühmter Medicinae Practicus, || Jhro Hoch=Fürstl. Durchl. zu Würtemberg/ wie auch anderer || fürnehmen Fürsten und Stände des Reichs/ Viel=Jährig treu=verdien= || ter resp. Rath und Leib=Medicus, auch der Kayserl. Leopoldinischen Academiae |j Nat. Curiosorum ältestes Mit=Glied d. Oribasius. || Nunmehro Seeligen Angedenckens/ || Bey seinen Leb=Zeiten über die Worte von Enoch Gen. V, 2124. II in und aus seinem Hertzen selbst zusammen gesammelt/ und in einer || weitläufigen Schrifft uns zur allgemeinen Erbauung || hinterlassen hat; || Auch || Nach Desselben || Den 12. Febr. dieses 1733. Jahrs auf ein standhafft=überstandenes ban= || ges und beschwerliches Krancken=Lager erfolgten sanfft und seeligen Abieiben/ || Und nach der || Den 15. ejusd. angestellter solennen Beerdigung auf dem äussern allhiesi= || gen Spital=Kirch=Hof/ am Sonntag Esto mihi, vor einer Volck=reichen ansehn= || liehen Versammlung in der Hospital=Kirchen vorgetragen worden, || Durch den Dienst || Johannes Oechslins/ Hoch=Fürstl. Würtembergis. Raths und Abten || zu St. Georgen/ auch Predigers in der Fürstl. Schloß=CapeIle in Stuttgart. || Gedruckt daselbst bey Bernhard Michael Müller. || [Stuttgart, 1733] 96 S. : Portr. ; 2° Enth.: Trauergedicht von Samuel Urlsperger Mälzer -; Stoll. II, 644

64

Standort(e): 23; 24

Trostschrift auf den Tod der Maria Magdalena Langenmantel III in: Hildebrand, Johann Ulrich: Wie es möglich werden könne/ || Unsern Willen in des HERRN Willen zu ergeben/ || Hat || Bey dem zwar höcht=betrübten jedoch seeligen Absterben || Der weyland || Hoch=Edel=Gebohrnen Frau || Maria Magdalena || Langenmantlin/ || Gebohmen von Rauner/ II Des II Hoch=Edel=Gebohrnen und Hochweisen Herrn || Martin Hieronymus || Langenmantels/ || Geheimen Raths und Hospital=Pflegers allhier/ || Hertz=geliebtesten Frau Gemahlin/II Als Dieselbe Sonntags d. 14. Junii Anno 1733. in dem 44sten Jahr || Jhres Alters zu Christo/ Jhrem Erlöser/ in die himmlische Freude || heimgegangen/ || Und darauf Mittwochs den 17. ejusd. Jhr verblichener Leichnam unter Zahlreicher || Leichen=Versammlung in jhr Erb=Begräbniß zur Ruhe gebracht worden/ || Jn einer bey S. Anna gehaltenen Leichen=Predigt || vorgetragen, || Und nunmehro/1| zu gesegnetem An-

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

245

dencken der Wohlseligen Frau/ || auf Verlangen, dem Druck überlassen || M. Johann Ulrich Hildebrand/1| Diaconus bey S. Anna. || AUGSPURG/ gedruckt bey Johann Jacob Lotter. || [1733] 92 S . ; 2° Enth.: Trostschrift von Samuel Urlsperger Mälzer -; Stoll. III, 394

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 628

1734

65

Eben-Ezer in Georgia EBEN-EZER || Jn || GEORGIA, || Das ist, || Zuverläßige Nachrichten || Von der auf der Reise nach Georgien in Ame= || rica begriffen gewesenen, und aus dem Salzburg || gischen, der Religion wegen emigrirten || Groß=Britannischen Colonisten, || Den 11. Mart, dieses Jahres glücklich geschehenen An= || kunfft zu Savanna in Georgien, und würcklicher Besitzneh= || mung Jhres Theils Landes, so von ihnen mit dem || durchhin fliessenden Fluß II EBEN-EZER || genennet worden, || Nebst einer Vor= und Nachrede zum Preiß Gött= II licher Güte herausgegeben || Von || Samuel Urlsperger, Seniore eines Evangel. || Ministerii und Pastore bey S. Anna allhier. || Augspurg, zu finden bey Mertz und Mayer, 1734. || [11] Bl.; 4° Mälzer 2901

66

Standort(e): 12; 24; 122

Sign.: SStBAug: 4°ThH 2315-11 (Kopie)

Neujahrsgebet 1734 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort GOttes || Von dem Warten auf die Barmher= || tzigkeit unsers HErrn JEsu Christi || zum ewigen Leben/ || und durch das || Gebet/ || auf den || ersten Tag des 1734sten Jahrs || nach der Gnadenreichen Menschwerdung II und Geburt unsers einigen Heylandes || JESU CHRJSTJ/1| an welchem das || Gebet II von allen Cantzeln der Evangel. Pfarr= || Kirchen nach der Früh= und Abend=Pre= || digt gesprochen worden || in des Heil. Rom. Reichs freyen || Stadt Augspurg. || Rom. 8 v. 25. II So wir aber deß hoffen/ das wir nicht sehen/ || so warten wir sein durch Gedult. || [von Samuel Urlsperger] AUGSPURG/ druckts Johann Christoph Wagner. || [1734] [15] Bl. ; 8° Mälzer -

67

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1734)

Zuverläßige Nachrichten von denen auf der Reise nach Georgien in America begriffenen, und aus dem Saltzburgischen, der Religion wegen, emigrierten Groß=Britannischen Colonisten III Hrsg. Zuverläßige Nachrichten || Von denen || auf der Reise nach Georgien in America begriffenen/ II und aus dem Saltzburgischen/ der Religion wegen/ || Emigrierten Groß=Britannischen || Colonisten/1| Worinnen || Von dieser Leute Ankunfft/ Aufenthalt und Auf= || fuhrung zu Dover in Engelland/ auch von den Jhnen zuge= || wandten Wohlthaten/ und Jhrer von daraus d. 8. Jan. lauf= || fenden Jahrs geschehenen Abseglung/ || So denn || von dem Wort Trustee, und von der neuen aus solchen || Gliedern aufgerichteten Societät || ein kurt-

246

Wolfgang Mayer zer Bericht || zu finden ist/1| Nebst einer Vorrede || herausgegeben || von || S. U. P. und S. in Α. II [Hrsg: Samuel Urlsperger] AUGSPURG/ II Zu finden im Mertz und Mayrischen Buchladen/ 1734. || 16 S . ; 8° Mälzer 2917

Standort(e): 12; 24; 37

Sign.: SStBAug: ThH 1517; 4°ThH 2315-6

1735

68

Avertissement von Annahme eines dritten Transports nach Georgien AVERTISSEMENT || Von Annahm eines dritten Transports || nach Georgien. || [...] [von Samuel Urlsperger] [Augsburg, 1735] [1] Bl. ; 4° Mälzer -

69

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 86

Kurze Relation aus denen [...] aus England erhaltenen [...] Briefen III Hrsg. Kurtze II RELATION || aus denen vom 5. 9. und 12. Nov. 1734. || aus Engelland || erhaltenen / theils geschribenen theils gedruckten || Brieffen || Von dem in Gravesend und Lon- || den angelangten / aus 57 Köpften bestehen= || den und nach Georgien in West=Indien gehenden II zweyten Transport || Saltzburgischer || EMIGRANTEN, || Als || Groß=Brittannischer || Colonisten, || Woraus zu ersehen ist / mit was vor einer unge= || meinen Liebe dieser Transport von der Englischen Nation || aufgenommen worden / und mit was vor einer gantz besondem || Sorgfalt die Herren von der Societaet sich dieser Leuthe so || geist= als leibliche Wohlfährt sich anbefohlen || seyn lassen. || [hrsg. von Samuel Urlsperger] [Augsburg, 1735] [4] Bl.; 4° Mälzer -

70

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: ThH 1517 (Beibd.)

Neujahrsgebet 1735 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort GOttes || Von JESU unserm König/1| und durch das || Gebet/ || auf den || ersten Tag des 1735sten Jahrs || nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heylandes || JESU CHRJSTJ/ || an welchem das II Gebet || von allen Cantzeln der Evangel. Pfarr= || Kirchen nach der Früh= und Abend=Pre= || digt gesprochen worden || in des Heil. Rom Reichs freyen || Stadt Augspurg. II Esai 33. v. 23. || Der HERR ist unser Richter/ der HERR ist || unser Meister/ der HERR ist unser König/ || der hilft uns. || [von Samuel Urlsperger] AUGSPURG/ druckts Johann Christoph Wagner. || [1735] [18] Bl. ;8° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1735)

247

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers 1736

71

Leichenrede auf Johann Thomas Rauner den Altern Der II einige Heil=Brunnen || wurde/1| Bey solenner, || und Standesmäßiger Leichen-Begängni£ || des Weiland || Hoch=Edelgebornen und Hochweisen Herrn || Johann Thomas || von Rauner, Aelter, || auf hohen und niedern Mühringen/ Wiesenstätten/ || Dommelsperg, und Mühlen am Neckar, || Jhro Königl. Groß=Britannischen Majestät || und Chur=Fürstl. Durchl. zu Braunschweig Lüneburg/ || wie auch einiger andern Chur= und Fürsten respective Raths, || und Residenten, und bey allhießig Wohl=Löbl. Reichs=Stadt Augspurg resignierten || des Jnnem Raths/ verordnet geweßten Proviant-Herm/ Ober=Pflegers über St. Martins= || Stiftung und Oberhausen/ Ober=Kirchen=Pflegers/ Administratoris des Collegii || Annaeani auch Deputirten zum Hall=Amt/ Müntz=Wesen || und neuer Armen=Anstalt rc. || in einer || den 1. Jan. 1736. in der Haupt= und Pfarr=Kirche zu S. Anna || über Es. 53, 5. || gehaltenen Leichen=Predigt || einer || Christlichen und zahlreichen Trauer=Versammlung || in der Furcht des HERRN || gezeiget || von || Samuel Urlsperger/ deß Evangel. Ministerii Seniore || und Pastore bey S. Anna. || AUGSPURG/druckts Samuel Fincke. || [1736] [1] Bl., 60 S . ; 2° Enth. auch ein Trauergedicht von Samuel Urlsperger Mälzer-; Stoll. III, 394

72

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 799

Leichenrede auf Johannes Weidner Christus II Seiner Glaubigen Alles || Wurde/1| Als der weyland || Hoch=Ehrwürdige/ Groß=Achtbar und Hochgelahrte || HERR || Johan[n]es Weidner, || Eines Hoch= und Wohl=Erwürdigen Ministerii A. C. || Wohl=verordneter SENIOR, || und der Evangelischen Gemeinde zu St. Ulrich allhier || Hochverdienter PASTOR, || Wohlseeligen Angedenckens/ || Jm Jahr 1735. den 3. Dec. im 64. Jahr seines Alters von GOtt schnell abgefordert/ II und darauf den 7. dito || unter Zahlreicher Leichen=Begleitung zur Erden bestattet worden/ || in der Evangelischen St. Ulrichs=Kirche || der versammleten T r a u e r Gemeinde II in einer Predigt vorgehalten/ || und auf Begehren zum Druck überlassen || von II Samuel Urlsperger/ || des allhiesigen Evangelischen Ministerii SENIORE, und der Haupt=Kirche || bey St. Anna Pfarrer. || AUGSPURG/ II Gedruckt bey Johann Jacob Lotter, 1736. || 68 S . ; 2° Mälzer -

73

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 1322

Neujahrsgebet 1736 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort GOttes || Von dem rechten Frieden/ || und durch das || Gebet/ || auf den || ersten Tag des 1736sten Jahrs || nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heylandes || JESU CHRJSTJ/ || an welchem das II Gebet || von allen Cantzeln der Evangel. Pfarr= || Kirchen nach der Früh= und Abend=Pre= || digt gesprochen worden || in des Heil. Rom. Reichs freyen || Stadt Augspurg. II Ephes. 2/ 14. || ER (Christus) ist unser Friede. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ II Druckts Johann Christoph Wagner. || [1736] [18] Bl.; 8° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1736)

248

74

Wolfgang Mayer

Sendschreiben [...] von Conrad Schnellers, acht- und achtzigjährigen salzburgischen Emigranten, erbaulichen Glaubenswandel und darauf in dem evangelischen Armenhaus in Augsburg erfolgten seeligen Ende Send=Schreiben || an die || Evangelische Gemeinde || der || zu EbenEtzer in America || nidergelassenen || Saltzburgischen Emigranten || Von || Conrad Schnellers/ || acht und achtzigjährigen Saltzburgischen || Emigranten || erbaulichen Glaubens=Wandel/ || und darauf II in dem || Evangelischen Armen=Haus in Augspurg || erfolgten seeligen Ende; || Abgelassen II von II Samuel Urlsperger/ SENIORE des || Evangelischen Minister« und Pastore || zu St. Anna in Augspurg. || 1. Sam. 2, 30. || Wer mich ehret/ den will ich auch ehren. || Gedruckt bey Johann Jacob Lotter, || und zu haben || in dem Evangelischen Armenhaus allhier. || [Augsburg, 1736] 22 S. ; 8° Mälzer 2921

75

Standorte): 9; 12; 37

Sign.: SStBAug: S 920

Zuverläßiges Sendschreiben von den geist- und leiblichen Umständen der Salzburgischen Emigranten, die sich in America niedergelassen haben III Hrsg. Zuverläßiges Sendschreiben || Von den || geist= und leiblichen Umständen || Der || Saltzburgischen II Emigranten, || die sich in America niedergelassen haben, || Wie sich solche bis den lsten September 1735. befunden, || und || von denen || Herren Predigern in EbenEzer und eini= || gen Saltzburgem selbst || nach Teutschland überschrieben worden, || herausgegeben II von II Samuel Urlsperger, || Des Evangelischen Ministerii der Stadt Augsburg Seniore und Pastore || der Haupt=Kirchen zu St. Annen. || HALLE, in Verlegung des Wäysenhauses, 1736. || 14 S . ; 4 ° Mälzer 2923

Standort(e): 12; 37; 70; Ν 1

Sign.: SStBAug: 4°ThH 2315-7

1737

76

Neujahrsgebet 1737 Eine || Evangelische Erweckung || Durch das || Wort GOttes || von JEsu unserm Könige/1| dem II Gerechten/1| und durch das || Gebet/ || auf den || ersten Tag des 1737sten Jahres j| nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heylandes || JESU CHRJSTJ/ II an welchem das || Gebet || von allen Cantzeln der Evangel. Pfarr= || Kirchen nach der Früh= und Abend=Pre= || digt gesprochen worden; || in des Heil. Rom. Reichs freyen || Stadt Augspurg. || 2. Tim. 2/ v. 19. || Der veste Grund GOttes bestehet/ und hat die= II sen Siegel: Der HErr kennet die Seinen; || Und es trete ab von der Ungerechtigkeit/ wer II den Namen Christi nennet. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ druckts Johann Christoph Wagner. || [1737] [12] Bl.; 8° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1737)

1738

77

Leichenrede auf Johann Christoph Amman Das von einem Glaubigen/ seinem JESU/1| als der mit ihme alles wohlmachenden Liebe/ || gebrachte Lob/1| Wurde/1| Als der weyland || Hoch=Edelgebohrne und Hochweise || HERR II Johann Christoph || Amman, || Geweßter des Geheimen Raths/ Einneh= || mer und Deputirter zu den Reichs= und Crayß=Tägen; || wie auch der Evangelischen Ober=Kir-

249

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

chen=Pfleg PRAESES, || und ADMINISTRATOR des Evangelischen || COLLEGII, || Hochseligen Angedenckens/ || Den 9. Septembr. 1737. || zu gröster Betrübniß seines gantzen Hoch=Adelichen Hauses/1| selig verschieden, und den 13ten darauf || unter Volck=reicher Begleitung Standes=mäßig zur Erden bestattet worden, || Jn einer Christlichen Leichen=Sermon in der Haupt= und Pfarr=Kirche || bey S. Anna aus Jesai. 12, 2. || erwogen || von || Samuel Urlsperger/ || E. Evangelischen Minister« Seniore und Pastore bey S. Anna. || AUGSPURG, gedruckt bey Johann Jacob Lotter, 1738. || 75 S. : Portr.; 2° Mälzer -; Stoll. I, 43

78

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202-42

Leichenrede auf Johann von Stetten den Altern Die II Treue GOttes || wurde, || als der weil. || Wohlgebohme Herr, || HERR || Johann von Stetten, || der Aeltere/ || Der Rom. Kays, und Königl. Cathol. Majest. || hochbetrauter würcklicher Rath, || und des Heil. Rom. Reichs Freyen Stadt Augspurg, ehemals || hochangesehener und best=meritirtester, nachmahls aber resignirter || Pfleger || hochseel. und theuresten Angedenckens, || Jm Jahr Christi 1738. den 15. April in dem 80. Jahr seines II Ruhm=vollen Alters in Christo recht sanft und seelig || entschlafen, || Und darauf den 20. dito in Sein Erb=Begräbnus einge= || sencket worden, || Der bey S. Anna unter vielen Thränen anwesenden Ge= || meinde und Traur=Versam[m]lung über die Worte Pauli || 2. Cor. 1. 18. II Ο ein treuer GOtt! || vorgehalten || von || Samuel Urlsperger, des Evangelis. Ministerii Seniore || und der Haupt=Kirche bey S. Anna Pastore. || AUGSPURG/ druckte Samuel Fincke. || [1738] 81 S. : 1 Taf.; 2° Mälzer -; Standort(e): 37 Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 1139 Stoll. IV, 396

79

Neujahrsgebet 1738 Eine || Evangelische Erweckung || Durch das || Wort GOttes || von JEsu unserm Könige/1| dem II Helfer/1| und durch das || Gebet/1| auf den || ersten Tag des 1738sten Jahres || nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsers einigen Heylandes || JESU CHRJSTJ/ II an welchem das || Gebet || von allen Cantzeln der Evangel. Pfarr= || Kirchen nach der Früh= und Abend=Pre= || digt gesprochen worden; || in des Heil. Rom. Reichs freyen || Stadt Augspurg. || Ebr. 13. v. 6. || Der HERR ist mein Helfer. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ druckts Joh. Christoph Wagner. || [1738] [16] Bl.; 8° Mälzer -

80

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1738)

Trauergedicht auf Albrecht Ludwig Jakob Harder III in: Wiedemann, Samuel: CHRJSTUS II der uns seelig macht || als das || Haupt=Thema Evangelischer Prediger || wurde || bey der Christlichen und ansehnlichen Leichen=Begängniß || des weyland jj Wohl=Ehrwürdigen Großachtbaren und Wohlgelehrten || HERRN || Albrecht Ludwig Jacob II Harder || Wohlverdienten und treu=fleißigen Predigers || und Diaconi der Evangelischen Kirche || zu St. Ulrich, || Als derselbige nach Göttlichem Rath den 14. Julii A. 1738. II von Seinem Lehr=Ampt durch den zeitlichen Tod || seelig abgefordert || und darauf den 18. ejusdem || in Sein Vätterliches Erb=Begräbniß || mit Christlichen Ceremonien ein-

250

Wolfgang Mayer gesencket wurde || über den erwählten || Leichen=Text || der volckreichen Gemeine GOttes || in einer || Leichen=Predig || verkündiget || von || Samuel Widemann Pfarrern der Evangelischen || Kirche zu St. Ulrich. || AUGSPURG/ druckts Samuel Fincke || [1738] 52 S.; 2° Enth.: Trauergedicht von Samuel Urlsperger Mälzer -

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 426

1739

81

Neujahrsgebet 1739 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort GOttes || Von dem Tragen des Na= || mens JEsu || vor die Gemeinden/1| und durch das || Gebet/1| auf den || ersten Tag des 1739sten Jahrs || nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsere einigen Heilandes || JESU CHRJSTJ/ || an welchem das || Gebet || von allen Cantzeln der Evangel. Pfarr= || Kirchen nach der Früh= und Abend=Pre= || digt gesprochen worden || in des Heil. Rom. Reichs=freyen || Stadt Augspurg. || Apost. Gesch. 10/44. || Von diesem (JEsu) zeugen alle Propheten/ daß durch || seinen Namen alle/ die an Jhn glauben/ Verge= || bung der Sünden empfahen sollen. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ druckts Johann Christoph Wagner. || [1739] [15] Bl.; 8° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1739)

1740

82

Anhang zu der Hallischen wöchentlichen Relation der merkwürdigsten Sachen Anhang || Zu der Hallischen wöchentlchen Relation der || merkwürdigsten Sachen von der in Augsburg wegen || des höchst bedauerlichen Absterbens Weyland Jhro Käy= || serl. Majestät, Carl des Sechsten, Glorwürdigsten || Andenckens, von E. Hochlöbl. Magistrat Augsburgi= || scher Confeßion, in allen 6. Evangelischen Kirchen da= || selbst verordneten und den 20 Nov. a. c. began= || gene Traur= und Gedächtniß=So=lennitäten. || [von Samuel Urlsperger] [Halle: Waisenhaus, 1740] [4] Bl.; 4° Mälzer -

83

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Cod Aug 149 (Beil.)

Gebet, welches an dem, wegen des den 20ten Octobr. 1740. erfolgten höchstbetrübten Todesfalls, weyland Ihro Rom. Kays. Maj. CAROLI VI. [...] Gebeth, || Welches an dem, || wegen des den 20ten Octobr. 1740. || erfolgten höchstbetrübten Todes=Falls, || Weyland || Jhro Rom. Kays. Maj. || CAROLI VI. || unsere allergnädigsten Kaysers und Herrn, || glorwürdigsten Angedenckens, || allhier || in des Heil. Rom. Reichs Stadt || AUGSPURG/1| auf den 23. Sonntag nach Trinitatis, || das ist den 20.

251

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

Nov. II Oberherrlich verordneten || Solennen Trauer=Tage/1| in allen 6. Evangelischen Kirchen II nach den gehaltenen Früh= und Abend= || Predigten || gebetet worden. || [von Samuel Urlsperger] Zufinden im Mertz u. Mayrischen Buchladen || auf dem Brod=Marckt. || [Augsburg, 1740] [7] Bl. ; 8° Mälzer -

84

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Cod Aug 149 (Beil.)

Leichenrede auf Kaiser Karl VI. Der grosse Jch, || wie solcher || an dem || wegen des den 20. Oct. 1740 geschehenen höchstschmertzlichen Absterbens || Weyland || Jhro Rom. Kayserl. Majestät || CAROLI VI. || Unsere/ in seinem Leben/ geweßten || Allergnädigsten Kaysers und Herrn, || Von Einem allhiesigen Hoch=Edlen und Hochweisen Magistrat || Evangelischen Theils/ || auf den 23. Sonntag nach Trinitatis, welcher war der 20. Nov. || Hochverordneten Solennen || Traur= und Gedächtniß=Tage, || in der Haupt=Kirche bey S. ANNA || aus denen im 5. Buch Mos. XXXII. v. 39. 40. befindlichen || Textes=Worten/1| der daselbst versammlet=gewesenen Evangelischen Gemeine, || bey diesen weit=aussehenden Zeiten zu ihrer || rechten Glaubens=Gründung || in einer || Vormittags-Predigt || vorgehalten: || Diese aber auf hiesiges und auswärtiges Verlangen, || zu einem Zeugniß auf die künftige Zeiten || dem Druck überlassen worden || v o n | Samuel Urlsperger/1| des Evangelischen Ministerii Seniore, und Pastore der Haupt=Kirche || bey S. ANNA. || AUGSPURG, II Zu finden im Mertz= und Mayrischen Buchladen. || Druckts Matthias Schöneck. || [1740] [1] Bl., 26 S.; 2° Mälzer 2855

85

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 64 - 12

Leichenrede auf Martin Hieronymus Langenmantel Den Ruhm || der Gläubigen || Wollte/ || Als der weyland || Wohlgebohme Herr/ || HERR || Martin Hieronymus || Langenmantel, || Der Rom. Kayserl. und Königlich=Catholischen Majestät || Rath/1| und der des Heil. Römischen Reichs freyen Stadt Augspurg || Höchst=verdientester Pfleger/1| Hochseeligen Angedenckens/1| Jm Jahr 1739. den 20. Februarii im HERRN seelig entschlaffen, || und darauf || Dessen verblichener Leichnam || den 24. dito, als an dem Feyertag Matthiä, || in Sein Erb=Begräbniß in der Kirche bey S. Anna || unter vielen Thränen beygesetzet worden, || Uber Rom. 8/ 31. in einer Gedächtniß=Predigt || vorstellen || und selbige auf Erfordern dem Druck überlassen || Samuel Urlsperger/ || des Evangelischen Ministerii SENIOR und PASTOR bey S. Anna. || Augspurg/ II Gedruckt bey Johann Jacob Lotters Seel. Wittwe, 1740. || 96 S . ; 2° Mälzer-; Stoll. II, 609

86

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2° Aug 202 - 629

Neujahrsgebet 1740 Eine || Evangelische Erweckung || durch das || Wort GOttes || Von dem Tragen des Na= || mens JEsu || vor den Gemeinden || als einer Gabe GOttes/ || und durch das || Gebet/ || auf den II ersten Tag des 1740sten Jahrs || nach der Gnadenreichen Menschwerdung || und Geburt unsere einigen Heilandes || JESU CHRJSTJ/ || an welchem das || Gebet || von allen Cantzeln der Evangel. Pfarr= || Kirchen nach der Früh= und Abend=Pre= || digt gespro-

252

Wolfgang Mayer chen worden. || in des Heil. Rom. Reichs=freyen || Stadt Augspurg. || Rom. 8/ 32. || Wie sollte Er uns mit Jhm nicht alles schencken? || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ druckts Johann Christoph Wagner. || [1740] [12] Bl.; 8° Mälzer -

87

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1740)

Vier Hauptbewegungsgründe, das Herz des Menschen zur Übergabe an Gott zu bringen Vier II Haupt=Bewegungs= || Gründe/1| das Hertz des Menschen || Zur || Ubergab an GOTT II zu bringen/ || Den 12. Aug. 1722. als an dem Evan= || gelischen sogenannten || Kinder=Frieden=Fest/ || aus Joh. 3/ 16. || Jn einer an ihn von den Obern || verlangten/ und in der St. Anna Kirchen || zu Augspurg abgelegten Predigt/ der || Evangel. Gemeinde daselbst II furgehalten/ || Und auf vielfaltiges Begehren || zum Druck überlassen von || Samuel Urlsperger/1| Superintendenten und Stadt=Pfarrer || zu Herrenberg im Hertzogthum || Würtemberg/ || nunmehrigen Seniore E. Rev. Ministerii || und Pfarrern bey St. Anna in Augspurg. II Die zweyte Auflage. || Druckts Samuel Fincke. || [Augsburg, um 1740] 92 S . ; 8° Neuauflage von Nr. 19 Mälzer 2851

88

Standort(e): 37; Ha 33

Sign.: SStBAug: Aug 2448; Aug 2448a

Vorwort III in: Schul= II Büchlein, || Auf || Obrigkeitl. Verordnung, || furnemlich || für die Evangelische || Jugend II der Teutschen Schulen || in des || Heil. Rom. Reichs Stadt || Augspurg || von neuem verfasset. || Augspurg, II Zu finden im Mertz= und Mayerischen || Buchladen, 1740. || [12] Bl., 278 S„ [3] Bl.: Front.; 8° Enth. Bl. [2]-[12]: Vorrede [von Samuel Urlsperger], Neuauflage von Nr. 59. Mälzer -

89

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 2161

Zwei Schreiben aus der Neuen Welt III Hrsg. Zwey Schreiben || aus der || Neuen Welt || der || Zu Eben=Ezer in dem Americanischen || Georgien etablirten ehemaligen Saltzburgischen || Emigranten/ nun Groß=Britannischen jj Unterthanen und Colonisten da= || selbst: || I. Ein Dancksagungs=Schreiben an alle ihre bißherige || Wohlthäter in und ausser Teutschland. || II. Ein Ermahnungs=Schreiben an ihre, sonderlich mit || ihnen bekannte und verwandte, Lands=Leute in || und ausser dem Reich; || Herausgegeben || von || Samuel Urlsperger/ || des Evangel. Ministerii in Augspurg Seniore, und der Haupt=Kirche || bey St. Anna Pastore. || AUGSPURG/ II Zu finden im Mertz und Mayrischen Buchladen. 1740. || [11] BL ; 4° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°ThH 2315 - 8

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

253

1741

90

Ausführliche Nachrichten von der Königlich Großbritannischen Kolonie Salzburger Emigranten in America ///Hrsg. Der ausführlichen Nachrichten Von der Königlich-Groß-Britannischen Colonie Saltzburger Emigranten in America [...] Theil herausgegeben von Samuel Urlsperger [Bd. 1-3] 1.

Der ausfuhrlichen || Nachrichten || Von der Königlich=Groß=Britannischen Colonie || Saltzburgischer Emigranten || in America || Erster Theil. || Worin || Von der Gelegenheit und anderen Umständen ihrer Aufnahme, ih= || rem dreyfachen Transport aus Teutschland nach Georgien in America, Beschaffenheit dieses || Landes, Ankunft darin, erstem Anbau in Eben=Ezer, überstandenen mannigfaltigen Schwie= || rigkeiten, schönem Zustand im geistlichen, auch nach und nach immer besser erfolgten äusserli= || chen Einrichtung, und andern dahin gehörigen Merckwürdigkeiten, ein umständ= || licher und bis auf das Ende des Jahrs 1738. sich erstreckender || Bericht ertheilet wird, || Von der Ersten ausfuhrlichen Nachricht an bis zu der || fünften Continuation derselben || Nebst einem vollständigen Register II herausgegeben von || Samuel Urlsperger, || Des Evangel. Ministerii in Augspurg Seniore und Pastore der Haupt=Kirche bey St. Annen. || HALLE, in Verlegung des Wäysenhauses, [1735-] MDCCXXXXI. || [1] Bl., 2598[=1698] S„ [20] Bl.; 4° Enth.: [l=l.l]=Außfuhrliche Nachricht [...] 1735 [2=1.2]=Erste Continuation [...] 1738 [3=1.3]=Zweyte Continuation [...] 1739 [4=1.4]=Dritte Continuation [...] 1740 [5=1.5]=Vierte Continuation [...] 1740 [6=1.6]=Fünfte Continuation [...] 1740

2.

Der ausfuhrlichen || Nachrichten || Von der Königlich=Groß=Britannischen Colonie || Saltzburgischer Emigranten || in America || Zweyter Theil; || Worin || Von der VI. bis zur XII. Continuation derselben, || So wol || Von einem immittelst noch dazu gekommenen vierten Transport, || Als auch von Jhrer iiiler fernerem Anbau in Neu=EbenEzer, völliger || Anrichtung ihrer Plantationen, insonderheit von Erbauung zweyer Kirchen, in der Stadt und auf || den Plantagen, erbaulicher Einrichtung ihres öffentlichen Gottesdienst es, fortwährenden geistlichen || Segen, wunderbaren Errettung in dem Spanischen Einfall, und vielen andern Merckwürdig= || keiten ein umständlicher und bis auf den Schluß des 1743 Jahres reichender || Bericht mitgetheilet wird, || Mit einer allgemeiner Vorrede und Registern II herausgegeben von || Samuel Urlsperger, || Des Evangel. Ministerii in Augspurg Seniore und Pastore der Haupt=Kirche bey St. Annen. || HALLE, in Verlegung des Wäysenhauses, [1741-] MDCCXXXXVI. || 2139[=1639] S., [26] Bl. ; 4° Enth.: [7=2.1]=Sechste Continuation [...] 1741 [8=2.2]=Siebte Continuation [...] 1741 [9=2.3]=Achte Continuation [...] 1742 [10=2.4]=Neunte Continuation [...] 1743 [ll=2.5]=Zehnte Continuation [...] 1744 [12=2.6]=Elfte Continuation [...] 1745 [13=2.7]=Zwölfte Continuation [. . .] 1746

3.

Der ausfuhrlichen || Nachrichten || Von der Königl. Großbrittannischen Colonie || Salzburgischer Emigranten || in America || Dritter Theil: || Worinnen || Von der XIII. bis zur XVIII. II Continuation || derselben, || Die weitere Einrichtung und Anwachs dieser Colonie/ II ihr geistlicher und leiblicher Zustand, Segen und Prüflingen/ || worein sie der HErr gesetzet hat, durch Tageregister und Briefe || von 1747. an bis 1751. mit vielerley physikalischen und ökonomi= || sehen Anmerkungen, Fragen und Beantwortungen, || enthalten sind, Nebst einem vollständigen Register || herausgegeben von || Samuel Urlsperger, || Des

254

Wolfgang Mayer evangelischen Ministerii in Augsburg Seniore und Pastore der Hauptkirche zu St. Annen. II HALLE, in Verlegung des Waisenhauses, [1746-] MDCCLII. || 1004 S., [11] Bl. ; 4° Enth.: [14.1=3.l]=Der Dreyzehnten Continuation [...] 1. Teil [...] 1747 [14.2=3.2]=Der Dreyzehnten Continuation [...] 2. Teil [...] 1749 [15=3.3]=Die Vierzehente Continuation [...] 1749 [16=3.4]=Die Fünfzehente Continuation [...] 1749 [17=3.5]=Die Sechzehente Continuation [...] 1750 [18=3.6]=Die Siebzehente Continuation [...] 1752 [19=3.7]=Die Achtzehente Continuation [...] 1752 Mälzer 2916

91

Standort(e): 4; 7; 9; 14; 15; 21; 23; 35; 37; 70; Ha 33; Zü

Sign.: SStBAug: ThH 2097

Avertissement Avertissement. || [...] || Augspurg den 27. Nov. || 1741. || Samuel Urlsperger. || [Augsburg, 1741] [1] Bl.; 4° Mälzer -

92

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°ThH 2315 - 9

Danksagungsbrief der Gemeinde zu Eben-Ezer III Hrsg. Dancksagungs=Brief || Der Gemeine zu Eben=Ezer an den Tit. Senio- || rem Urlsperger in Augspurg vom 6. Jun. st. v. || 1741. || [hrsg. von Samuel Urlsperger] [Augsburg, 1741] [1] Bl.; 4° Mälzer -

93

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°ThH 2315 - 9.3

Danksagungsschreiben der evangelischen Herren Prediger in EbenEzer III Hrsg. Bolzius, Johann Martin: Dancksagungs=Schreiben || Der Evangel. Herren Prediger in Eben=Ezer || an alle ihre, und der Saltzburgischen Emigranten Gemeinde || daselbst, Wohlthäter in= und außer Teutschland, II vom 6. Junii st. v. 1741. || [...] Johann Martin Bolzius, Israel Christian Gronau. || [Hrsg. von Samuel Urlsperger] [Augsburg, 1741] [1] Bl.; 4° Mälzer -

94

Standort(e): 37

Kurze Aufmunterung zu bessteuer

Sign.: SStBAug: 4°ThH 2315 - 9.2 einer

christlichen

und

freiwilligen

Lie-

Kurtze Aufmunterung || Zu einer || Christlichen und freywilligen || Liebes=Steuer || Für die Evangelische Gemeinde || Der ehemaligen || Saltzburgischen Emigranten, || Nun || Groß=Brittannischen Colonisten || Zu || EbenEzer in Georgien, || Wie solche || Jn der dritten Continuation der ausführlichen || EbenEzerischen Nachrichten || zu lesen, || Anjetzo aber || Nebst einem AVERTISSEMENT und Anhang/1| bey Gelegenheit des in der Mitte

255

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

des Monats Junii 1741. || mit Göttlicher Hülffe dahin abgehenden vierten Transports || auf Verlangen besonders gedruckt worden ist. || [von Samuel Urlsperger] [Stuttgart, 1741] [4] Bl. ; 4° Laut dem Vorwort zur 7. Continuation der ausfuhrlichen Nachrichten [...] in Stuttgart gedruckt. Mälzer 2899

95

Standort(e): 24; Ba

Sign.: SStBAug: 4°ThH 2315-12 (Kopie)

Neujahrsgebet 1741 Eine Aufmunterung || zum Sehen || des Grossen Jchs/ || oder || Königes JEsu/ || als || dessen Name || vor den Gemeinden stets getragen wer= || den solle, || samt einem öffentlichen || Gebet/ || welches an dem || ersten Tage des 1741sten Jahrs || von allen Cantzeln in der des jj Heil. Rom. Reichs Freyen || Stadt Augspurg || nach den Vor= und Nachmittags=Predig= || ten gesprochen worden. || Jes. 45. vers 22. || Wendet euch zu mir/ so werdet ihr seelig aller Welt II Ende: Dann Jch bin GOtt und keiner mehr. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ druckts Joh. Christoph Wagner. || [1741] [16] Bl.; 8° Mälzer -

96

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1741)

Der Salzburgischen Emigrantengemeinde zu Eben-Ezer in Georgien in America Schreiben an ihre Landsleute III Hrsg. Der Salzburgischen Emigranten=Gemeinde || zu Eben=Ezer in Georgien in America Schrei= || ben an ihre Landes=Leute in Preussen und Litthauen || vom 6. Junii st. v. 1741. II [...] [hrsg. von Samuel Urlsperger] [Augsburg, 1741] [2] Bl.; 4° Mälzer -

97

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: 4°ThH 2315 - 9.1

Die Sammlung und Führung des 4. Transports Salzburgischer Emigranten Die II Sammlung und Führung || des IVten Transports || Saltzburgischer Emigranten || und nach Eben=Ezer in dem Americanischen || Georgien von den Hn. Hn. Trustees in London || gnädig beruffenen Groß=Brittannischen || Colonisten: || Das ist: || Eine ausfuhrliche Nachricht: II Wie sie zu diesem Beruff gekommen, was ihnen bey ihrem || Aufbruch, auf dem March bis nach Canstatt, und vor, bey und nach ih= || rer Embarquirung daselbst auf dem Nekkar, vor vieles Gute, || sonderlich von dem Hertzogthum Würtemberg || wiederfahren; || Als II Ein Beweis des noch lebenden alten guten GOttes, || zu seinem Preis, und zur Stärckung des Glaubens in die= || sen Zeiten, auch aus Danckbarkeit gegen die respecti- || ve höchste, hohe, und andere Christliche Wohl= || thäter dieses Transports und der Eben= || Ezerischen Gemeine, || besonders ediret || von || Samuel Urlsperger, || Des Evangelischen Ministerii in Augspurg Seniore und Pastore || der Haupt=Kirche zu St. Annen. || HALLE, II Jn Verlegung des Wäysenhauses, MDCCXLI. || 52 S. + 1 Taf.; 4° Mälzer 2920

Standort(e): 12; 21; 24; 37

Sign.: SStBAug: 4°ThH 2315 - 10

256

Wolfgang Mayer

1742

98

Christliches Dankgebet Christliches || Danck=Gebet, || Welches an dem, || wegen der zu Franckfurt am Mayn den || 24. Jenner dieses 1742ten Jahrs || glücklich geschehenen allerhöchsten || Kaysers=Wahl |j allhier || in des H. Rom Reichs Stadt || Augspurg || auf den Sonntag Esto mihi, || das ist den 4. Febr. || Oberherrlich verordneten || Solennen || Danck= und Freuden=Fest/ jj in allen 6. Evangelischen Kirchen || nach den gehaltenen Früh= und Abend= || Predigten || gebetet worden. || [von Samuel Urlsperger] Zu finden im Mertz und Mayrischen || Buchladen auf dem Brodt=Marckt. || [Augsburg, 1742] [7] Bl.; 8° Mälzer -

99

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Cod Aug 149 (Beil.)

Leichenrede auf Philipp Jacob Crophius Das II Danckbare Jacobs=Hertz || wurde, || als der weil. || Wohl=Ehrwürdig/ Großachtbar und Wohlgelahrte || HERR || M. Philipp Jacob || CROPHIUS, || Berühmter Kayserl. gekrönter Poet, II Des Evangelischen Gymnasii zu St. Anna alhier || bisheriger wohlverdienter Rector, und wohlangesehener || Stadt=Bibliothecarius, || auch der lateinischen Societät zu Jena Membrum hono-1| rarium, sei. Angedenckens, || Nach Seinem den 23. Sept. 1742. erfolgten seligen Ende || den 28sten ejusdem bey Volckreicher Versammlung || zur Erden bestattet worden, || in der Einer Christlichen Τraur=Versammlung || in der Haupt=Kirche bey St. Anna über 1. Mos. 32, 10. || gehaltenen Predigt || vorgeleget, || und dem Druck verlangter massen überlassen || von || Samuel Urlsperger/ || des Evangel. Ministerii Seniore und Pastore || bey St. Anna. || Augspurg, druckts Samuel Fincke. || [1742] 64 S.: Front.; 2° Enth. auch ein Trauergedicht von Samuel Urlsperger Mälzer-; Stoll. I, 384

100

Standort(e): 37

Sign : SStBAug: 2°Aug 202 - 185

Neujahrsgebet 1742 Die II Losung der Glaubigen: || Fürchte dich nicht/1| glaube nur. || Wie solche auf das 1742ste Jahr II zum Praeservativ || gegen einen verzagten Muth || in duncklen Zeiten/|| kürtzlich erwogen, || und das darauf gerichtete || Gebet || An dem ersten Tag des Neuen Jahrs II nach allen Predigten || in den Evangelischen Gemeinden || in des H. Römischen Reichs y Freyen Stadt Augspurg || andächtig gesprochen worden. || 1. Mos. 15, l.|| Fürchte dich nicht/ Abraham. Jch bin dein || Schild/ und dein sehr grosser Lohn. || [Samuel Urlsperger] AUGSPURG/ II Druckts Johann Christoph Wagner || [1742] [16] Bl. ; 8° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1742)

257

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers 1743

101

Neujahrsgebet 1743 Die II Evangelische Losung || der Glaubigen || JESUS Immanuel; || Wie solche auf das 1743ste Jahr || zur Stärckung || eines in noch anhaltenden || duncklen Zeiten || öfters fast wanckenden Muths || schriftmäßig betrachtet || Und das darauf unter Göttlichem Bey= || stand verfaßte || Gebet, || An dem durch des HErrn Gnade erlebten || ersten Tage des Neuen Jahrs || in den sechs Evangelischen Gemeinden || Jn der des H. Rom. Reichs freyen Stadt II Augspurg || Nach allen Vor= und Nachmittags=Predigten || GOtt gebe! im Geist und in der Wahr= || heit gesprochen worden. || Jes. 8, 10. || Hie ist IMMANUEL. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ zu finden im Mertz und Mayris. Buchladen. || [1743] [16] Bl. ; 8° Mälzer -

102

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1743)

Ein Wort vom göttlichen Freispital Ein Wort || Vom || göttlichen || Frey=Spital || Wurde || An dem 22sten Sonntag nach Tri= || nitatis 1743. || Jn der Evangelischen || Hospital=Kirche || Zum Heiligen Geist in Augspurg/ II Zu seiner Zeit, d. i. || Bey Oberherrlich=Verordneter || Praesentation || Des zu dieser Gemeinde erwählten und || beruffenen Herrn Pfarrers, || Uber den gewöhnlichen Evangelischen Text II Aus Matth. 18/ 23. seqq. || geredet || Von || Samuel Urlsperger/1| Des Evangel. Ministerii Seniore und der Haupt= || lürche zu St. Anna Pfarrer. || AUGSPURG/ II gedruckt bey Andreas Brinhaußer. || [1743] 46 S., [1] Bl.; 8° Bei Mälzer [um 1750] Mälzer 2858

Standort(e): 9; 37

Sign.: SStBAug: Aug 2458; Aug 2458a

1744

103

Der Göttliche Wille von der Mitteilung allerlei Gutes an die Unterrichtenden Der Göttliche Wille || Von der || Mittheilung allerley Gutes || An die || Unterrichtende, || Wurde || Den 1. Nov. als am 22sten Sonntag post Trinitatis 1744. || Jn der Ersten || Zu Augspurg auf Obrigkeitliche Verordnung eines || Hochlöbl Evangelischen Geheimen Raths II Uber Galat. 6/ 6. || Jn der Haupt=Kirche zu St. Anna || Gehaltenen Schul=Predigt II Öffentlich gezeiget || Und nebst einer kurtzen Vorrede dem Druck überlassen || Von || Samuel Urlsperger, || Seniore Eines Evangelischen Ministerii und Pastore bey St. Anna. || Augspurg/ druckts und verlegts Andreas Brinhaußer, Stadt=Buchdrucker. || [1744] [4] Bl., 20 S. ; 4° Mälzer 2856

104

Standort(e): 12; 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 1529; 4°Aug 1529a

Leichenrede auf Jacob Gabriel Laire Der II um die Gebets-Erhörung rin= || gende Pilgrim || wurde, || als der Weiland || Ehrendeste und Wohlfurnehme || HERR || Jacob Gabriel || Laire, || berühmter Hand e l s h e r r allhier/II Wohlseligen Angedenckens/|| den 13. Mart. 1744 im HErrn seelig

258

Wolfgang Mayer eingeschlafen/ || und den 17. darauf Christlöbl. zur Erden bestattet || worden, || in einer || über Ps. 39/ 13. gehaltenen || Gedächtnis=Rede || Der in der Haupt=Kirche bey S. Anna gegenwärtigen Trauer=Ver= || samlung vorgestellet, || von || Samuel Urlsperger/ || des Evangel. Minister« Seniore, und Pfarrern zu S. Anna. || AUGSPURG/gedruckt bey Johann Jacob Lotters seel. Erben. || [1744] 50 S . ; 2° Mälzer-

105

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 613

Neujahrsgebet 1744 Die II Bestätigung || der Glaubigen Losung: || Fürchte dich nicht/ glaube nur; || Wie solche auf das 1744ste Jahr || zu noch mehrerer Stärckung || in denen fort=dauernden || sehr dunckeln Zeiten || unsers geliebten Teutschen Vaterlandes || kürtzlich und Schrift=mäßig erwogen, || Und das darauf unter Göttlichem || Beystand verfaßte || Gebet, || An dem durch des HErrn Gnade erlebten || ersten Tage des Neuen Jahres || in den sechs Evangelischen Gemeinden || Der || des H. Rom. Reichs freyen Stadt || Augspurg || Nach allen Vor= und Nachmittags=Pre= | digten, GOtt gebe! in JEsu Namen und || durch den H. Geist von allen unsern Gemeinden | gesprochen worden. || Ps. 46/ 6. || GOtt ist bey ihr drinnen/ darum wird sie (die Stadt | GOttes) wohl bleiben; GOtt hilft ihr frühe. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ zu finden im Mertz= und Mayrischen Buchladen. || [1744] [15] Bl. ; 8° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1744)

1745

106

Christliches Dankgebet Christliches || Danck=Gebet/ || welches an dem || Wegen der zu Franckfiirth am Mayn || den 13. Septembr. dieses 1745ten Jahrs || glücklich geschehenen allerhöchsten || Wahl || Eines || Römischen Königs/|| und der darauf || Den 4. Octobr. daselbst erfolgten Krönung II Eines || Römischen Kaysers/ || allhier || Jn des Heil. Römischen Reichs Stadt || Augspurg II Auf den || Wieder=Gedächtnis=Tag der beyden Heiligen || Apostel Simonis und Judae, || Das ist den 28. Octobr. || Oberherrlich verordneten solennen || Danck= und Freuden=Fest || in allen 6. Evangelischen Kirchen || Nach den gehaltenen Früh= und Abend=Predigten || gebetet worden; || Nebst einer den 19. Sept. vorhergegangenen || Danck= und Wunsch=Formul/ wie auch der den || 19. Sonntag nach Trinit. verlesenen Intimation des II Festes, ingleichen der am Fest selbst musicirten || CANTATA, und einem Verzeichnis || der abgesungenen Lieder. || [von Samuel Urlsperger] Zu finden im Mertz= und Meyerischen Buch=Laden. || [Augsburg, 1745] [7] Bl.; 8° Mälzer -

107

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Cod Aug 149 (Beil.)

Gebet, welches an dem, wegen des den 20ten Januar. 1745. erfolgten höchst betrübten Todes=Falls, Weyland Jhro Rom. Kays. Maj. CAROLI VII. [...] Gebet, || Welches an dem, || wegen des den 20ten Januar. 1745. || erfolgten höchst betrübten Todes=Falls, || Weyland || Jhro Rom. Kays. Maj. || CAROLI VII. || unsers allergnädigsten Kaysers und Herrn, || glorwürdigsten Angedenckens, || allhier || in des Heil. Rom. Reichs Stadt || AUGSPURG/ || auf den Sonntag Septuagesimae, || das ist, den 14. Febr. || Oberherrlich verordneten || Solennen Trauer=Tage/1| in allen 6. Evangelischen Kirchen ||

259

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

nach den gehaltenen Früh= und Abend= || Predigten || gebetet worden. || [von Samuel Urlsperger] Zu finden im Mertz u. Mayrischen Buchladen || auf dem Brod=Marckt. || [Augsburg, 1745] [7] Bl. ; 8° Mälzer Standort(e): 37 Sign.: SStBAug: 2°Cod Aug 149 (Beil.) 108

Leichenrede auf Kaiser Karl VII. Die II Anziehung des Unvergänglichen || wurde || an dem || Wegen des den 20. Jan. 1745. geschehenen höchst= || schmerzlichen Absterbens || Weyland || Jhro Rom. Kayserl. Majestät II CAROLI VII. || Unsere, in seinem Leben, geweßten || Allergnädigsten Kaysers und Herrn, || Von Einem || allhiesigen Hoch=Edlen und Hochweisen Magistrat || Evangelischen Theils, II Auf den Sonntag Septuagesima, welcher war der 14. Febr. || verordneten solennen II Traur= und Gedächtnis=Tage, || Jn der Haupt=Kirche bey S. ANNA, || Aus denen in 1. Petr. 1, 24. 25. befindlichen || TEXTES-Worten, || Der daselbst versammlet=gewesenen Evangelischen Gemeinde, || in Betrachtung, daß alles, was sichtbar, vergänglich ist, || Jn einer || Vormittags=Predigt || Auf eine dem göttlichen Wort geziemende Weise, und in der Furcht II des HErrn eingeschärfet || Von || Samuel Urlsperger/ || Seniore des Evangelischen Ministerii und Pastore der Haupt=Kirche || bey S. ANNA. || AUGSPURG, II Zu finden im Merz= und Mayrischen Buchladen || [1745] [4] Bl., 28 S. ; 2° Mälzer 2857

109

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 64 - 17

Neujahrsgebet 1745 Das Erste || Durch des HErrn Gnade erlebte || Heute || Des Ein tausend, Siebenzehen hundert und fünff || und Viertzigsten Jahres || Nach der Heil=vollen Geburt JEsu Christi || Des Heilandes der Welt; || geheiliget || theils durch eine schriffimäßige Betrachtung || Des || Einigen Wortes II Heute || theils durch ein öffentliches || Gebet, || wie solches an dem ersten Tage II Dieses Neuen Jahrs || Zum Heil und Seegen auf alle in demselben fol= || gende Tage II in den sechs Evangelischen Gemeinden || Der || Des Heil. Rom. Reichs Freyen || Stadt Augspurg || Nach allen Vor= und Nach=Mittags=Predigten, || GOtt gebe! in JEsu Namen und Geist/1| Von allen unsern Gemeinden gesprochen worden. || Eph. 5, 16. Schikket euch in die Zeit. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ zu finden im Mertz/ und Mayrischen Buchladen. || [1745] [14] Bl.; 8° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1745)

1746 110

Leichenrede auf Heinrich August Breyer III in: Tafinger, Wilhelm Gottlieb: Trauer= und Trostes=Denckmahl || An || Vatter und Sohn, || Jn II Stuttgart und Augspurg/1| Den 19. Apr. 1746. || Jn Christlicher Leich=Predig, || Des Weyland || Hoch=Edel=Gebohrnen und Hochgelehrten || HERRN, || Ludwig Friederich || Breyers, || MEDICINAE DOCTORIS, auch Hoch=Fürstl. Wür= || tembergischen Raths und Leib=Medici Ordinarii, welcher in Sei= || nem 72. Jahr zu Stuttgart in Christo seelig verschieden, || gestifftet von || M. Wilhelm Gottlieb Tafinger, Stiffts=Predigern, Hoch=Fürstl. Con- || sistorial-Rath, General-Superintendenten, und Prälaten des Closters Adelberg. || Deßgleichen || Jn einer Stands=Rede || Den 12. Apr. 1746. || Bey der Leiche || Des Weyland || Wohl=Ehrwürdigen und Wohlgelehrten || HERRN, || M. Heinrich August || Breyers, || Denominirten Repetenten des Fürstlichen Theologischen || Stipendii zu Tübingen, welcher in dem 26sten Jahr Seines Alters, || an einer hitzigen Kranckheit, in Augs-

260

Wolfgang Mayer burg, seelig verstorben; || Abgefaßt und vorgetragen || Von || Μ. Samuel Urlspergem, Hochverdienten Theologo, und Seniore || des Evangelischen Ministerii zu Augspurg, auch Pastore bey S. Anna daselbsten. || STUTTGART, Gedruckt bey Johann Nicolaus Stoll. || [1746] 100 S . ; 2° Enth. auch ein Trauergedicht von Samuel Urlsperger Mälzer 2859; Stoll. I, 166

111

Standort(e): 9; 21; 37

Sign.: SStBAug: 2°Bio 96 I - 16

Leichenrede auf Johann Paul von Stetten Standes=Rede || Bey || Der Standes=mässigen Beerdigung || Des weiland || HochEdelgebohmen || HERRN || Johann Paul || von Stetten || Patricii Augustani, || Wohlseeligen Angedenckens || Den 11. May im Jahr 1746. Nachmittags nach 4. Uhr || bey dem obern Altar in der Evangelischen Haupt= || Pfarr=Kirche bey St. Anna gehalten || von || Samuel Urlsperger/ II Seniore des Evangelischen Ministerii und Pfarrern der Haupt= || Kirchen bey St. Anna. || AUGSPURG/ II Gedruckt bey Andreas Brinhaußer/ Stadt=Buchdrucker. || [1743] 32 S. ; 4° Mälzer-; Stoll. IV, 396

112

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 821 - 339

Leichenrede auf Marcus von Schnurbein Der II dem HErm von seinen Knechten || gebrachte Ruhm || wurde, || als der Weyland || Hoch=Edelgebohme und Hochweise || HERR || Marcus || von Schnurbein, || Herr auf Meitingen/ rc. || des Innern Raths/ Pfleger über S. Jacobs=Pfnindt/ || wie auch Deputirter zum Müntz=Wesen || in Augspurg, || Wohlseeligen Angedenckens/ || Anno 1746. den 26. Martii, Abends zwischen 4. und 5. Uhr, || in dem 75. Jahr Seines Ruhm=vollen Alters seelig entschla= || fen; und den 30sten darauf Sein erblaßter Leichnam in Seine Erb=Grufft bey || S. Anna unter einer reichen Thränen=Saat || der Hochadelichen || von Schnurbeinischen FAMILIE, II Standes=mäßig beygesezet worden, in einer Christlichen || Gedachtniß=Predigt II Schrifft=mäßig erwogen, || von || Samuel Urlsperger/ || Seniore des Evangelischen Ministerii, und Pfarrern in der Haupt=Kirche zu S. Anna. || Gedruckt, bey Johann Jacob Lotters seel. Erben. || [Augsburg, 1746] 68 S . ; 2° Mälzer -; Stoll. IV, 179

113

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 1041

Neujahrsgebet 1746 Ein II Lob= Gebet= und Aufmunterungs= || Hosianna/ || Wie solches in eine schriftmäßige II Betrachtung || verfasset, || Und in einem offentlich=gesprochenen || Gebet || an dem ersten Tage || dieses Eintausend, Siebenhundert und Sechs= || und vierzigsten Jahres || in den sechs Evangelischen Kirchen || Der || Des Heil. Römischen Reichs freyen Stadt || AUGSPURG II nach allen Vor= u. Nachmittags=Predigten || dem grossen GOTT || Von allen unsern Gemeinden || im Geiste des Glaubens || geopfert worden. || Psal. 118, 25. || Ο HERR, hiltf Ο HERR/ laß wohl= || gelingen. || [von Samuel Urlsperger] Jm Mertz= und Meyerischen Buchladen. || [Augsburg, 1746] [15] Bl.; 8° Mälzer -

Standort(e). 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1746)

261

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers 1747

114

Erste An- und Zuspräche an die Gemeinde bei St. Anna Die den 8. Aug. 1747. als an des Evangelischen Augspurgs || jährlichen Friedens=Feste geschehene Erste An= und Zuspräche an die Gemeinde || bey St. Anna, darinnen die Collecte zum Reparations=Bau dieser || Evangelischen Haupt=Kirche noch weiter recommendiret worden von Sa= || muel Urlsperger des Evangelischen Ministerii Seniore || und Pfarrern bey dieser Kirche. || [...] [Augsburg, 1747] [2] Bl.; 4° Mälzer -

115

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 760 - 3

Intimation an die evangelischen Gemeinden allhier Oberherrlich approbirte || INTIMATION || An die Evangelischen Gemeinden alhier, || wegen || Einer den 8ten Augusti als an unserm jährlichen || Friedens=Feste || dieses 1747sten Jahrs || Und an dem darauf folgenden 1 lten Sonntag nach Trinitatis || vorhabenden II Kirchen=COLLECTE || Zu || Reparirung und Auszierung der Evangelischen Haupt= II Pfarr=Kirche || bey || Sanct Anna/1| Wie solche || Den lOten Sonntag nach Trinitatis in allen Gemeinden nach der || Predigt abgelesen worden. || [von Samuel Urlsperger] Jm Mertz= und Mayrischen Buchladen. || [Augsburg, 1747] [4] Bl. ; 4° Mälzer -

116

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 760 - 4

Neujahrsgebet 1747 Ein Wort der Ermahnung || von der || Unvergänglichkeit || des || Göttlichen Worts/ || Und das II Gebet, || wie dieses 1 an dem ersten Tage || Des || Eintausend, Siebenhundert und Sieben und II vierzigsten Jahres || in allen sechs Evangelischen Kirchen || Der || Des Heil. Römischen Reichs freyen Stadt || AUGSPURG/|| nach allen Vor= u. Nachmittags=Predigten || GOTT zu Ehren || gesprochen worden/1| Beydes aber noch weiter in denen Häusern || zur Erbauung gebraucht werden solle. || Psal. 119, 96. || Jch habe alles Dinges ein Ende gesehen; aber || Dein Gebot währet. || [von Samuel Urlsperger] Jm Mertz= und Meyerischen Buchladen. || [Augsburg, 1747] [16] Bl.; 8° Mälzer -

117

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1747)

Eine öffentliche Dankrede Eine öffentliche || Danck=Rede || wurde || im Evangelischen Armen=Hause || zu Augspurg den 23. May || das ist, || am Pfmgst=Dienstage || 1747. || zur Christlichen Erinnerung des diesem Hause || seit einem ganzen Jahre wieder zu geflossenen || Göttlichen Segens || Nach Anleitung des 8. und 9ten Cap. der 2. Epistel Pauli || an die Corinther || dermalen gehalten, II und auf Begehren dem Druck, wie gewöhnlich, überlassen || von || Samuel Urlspergern, || des Evangelischen Ministerii Seniore und Pastore || der Haupt=Kirche bey S. Anna, als ältesten Vor= || Steher dieses Armen-Hauses. || Gedruckt bey Samuel Finckens nachgelaßner Wittib. || [Augsburg, 1747] 19 S . ; 4° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 1112 (1747)

262 118

Wolfgang Mayer

Vorwort III in: Rende, Johann Christian: Kurtze Erklärung || der || Evangelien || auf alle || Son[n]= u. Fest=Tage || des gantzen Jahrs, || mit beygefügten Fragen || worauf die Antwort aus der || Erklärung zu nehmen, || der lieben Jugend zum Besten || verfasset, || und || mit einer Vorrede || Tit. Hm. Samuel Urlspergers, || des Evang. Ministerii Senioris u. Pastoris || bey der Haupt= und Pfarr=Kirche II zu St. Anna in Augspurg || heraus gegeben || von || Johann Christian Rende, || Inspectore und Catecheta des Evangel. Ar= || men=Hauses. || AUGSPURG, II verlegte Philipp Ludwig Klaffschenckel, 1747. || [16] Bl., 508, 347 S . ; 8° Enth.: Bl. [2]-[13] Vorrede von Samuel Urlsperger. Neuauflage 1762 vgl. Nr. 202 Mälzer -

Standorte): AugEv

Sign.: SStBAug: ThPr 4464

1748

119

Das dreifache königliche Jubelwort Das II dreyfache Königliche || Jubelwort/ || welches || an dem 8ten Aug. 1748. || wegen des || im Jahre 1648. geschlossenen || Westphälischen Fridens || verordneten Augspurgischen j| Jubelfestes || aus Psal. 119, 162. verkündiget worden, || wollte || nebst einer || Zuschrift jj an unsre, GOtt gebe! über hundert Jahre || von neuem jubilirende || evangelische Nachkommenschaft || dem Drucke überlassen || Samuel Urlsperger || Senior des evangelischen Ministerii alhier/1| und Pfarrer in der Hauptkirche zu St. Anna. || Augspurg, zu finden im Klaffschenkelischen Buchladen. || [1748] [7] Bl., 5 I S . ;8° Mälzer -

120

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 760 - 8

Historia B. Lutheri Historia B. Lutheri, || Oder || Historische Nachricht || von der Geburt/ Lehre/ Le= || ben und Sterben des Seeligen || Mannes GOttes || D. Martin Luthers/ || Aus Mathesii Historie vom II Luthero, des Herrn von Secken= || ckendorffs Lutheranismo und an= || dem Authoribus II kürtzlich zusammen getragen || und mit einigen dazu tauglichen || Kupffem gezieret. II Jn diesem || Jubel=Jahr 1748 || heraus gegeben. || [von Samuel Urlsperger] AUGSPURG, II Zu finden bey Johann Georg Nicolaus Hillmer, || Buchbinder allda. || [1748] 88 S. : Front., III.; 8° Neuauflage von Nr. 43 Mälzer -

121

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Η 1411

Intimation der christschuldigen Begehung eines auf den 8ten August 1748, als auf das ohnehin jährlich gewöhnliche Evangelische Friedensfest, obrigkeitlich verordneten hundertjährigen Angedenkens wegen des in anno 1648 den 24. Octobris geschlossenen Westphälischen Reichs- und Religionsfriedens INTIMATION || Der || Christschuldigen Begehung || Eines || Auf den 8ten August. 1748. als auf das || ohnehin jährlich gewohnliche Evangelische || Frieden=Fest || Obrigkeitlich Verordneten || Hundertjährigen Angedenckens || Wegen || Des in Anno 1648. den 24. Octobr. II geschlossenen Westphälischen Reichs= und || Religions=Friedens; || Wie solche || Dom. VIII. p. Trin. den 4. Aug. vor denen || Morgen=Predigten nach dem Vorlesen || von

263

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

den Cantzeln der hiesigen Evangelischen || Pfarr=Kirchen in der Freyen Reichs= || Stadt || Augspurg II abgelesen werden solle. || Auf Oberherrliche Verordnung dem || Druck übergeben. II [von Samuel Urlsperger] Jm Mertz= und Mayrischen Buchladen. || [Augsburg, 1748] [6] Bl.; 8° Mälzer -

122

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1160 - 7

Leichenrede auf Johannes von Brandhofer Die II durch das Wort GOttes und Gebet || geheiligte || Traur=Versammlung || bey || Christlicher Beerdigung || des S. Tit. || HERRN || Johan[n]es von Brandhofer || wohlseligen Angedenckens/1| weitberühmten Wechsels=Herm || allhie; || Geschehen den 16. Mart. 1748. in der grossen Sacristey || der Evangel. Haupt= und Pfari=Kirche || bey S. Anna || und auf Verlangen dem Druck überlassen]! von || Samuel Urlsperger/1| des Evangel. Ministerii Seniore und Pastore bey S. Anna. || Augspurg/ gedruckt bey Christoph Peter Detleffsen. || [1748] 30 S. ; 4° Mälzer -

123

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 821 - 35

Nachricht von allem, was an dem, hochfeierlich begangenen Jubelfest, auch vor und nach, geschehen Die in einem an Eine || Hohe Standes=Person || unterthänig erlassenen Schreiben || enthaltene II Nachricht II von allem/ was an dem/|| auf || Obrigkeitliche Verordnung/|| den 8. Aug. 1748. II in dem Evangelisch=Augspurgischen || Zion || hochfeyerlich=begangenen || Jubel=Fest || wegen des || im October 1648. geschlossenen || Westphälischen Reichs= || und Religions-Friedens/1| auch vor und nach, geschehen, || zu der auswärtigen Religions=Ver= || wandten Wissenschafft || auf Gutbefinden dem Druck übergeben. || [von Samuel Urlsperger] Zu finden im Klaffschenckelischen Buchladen. || [Augsburg, 1748] 16 S. ; 8° Mälzer 2914

124

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1160 - 5

Nachricht von allem, was an dem, hochfeierlich begangenen Jubelfest, auch vor und nach, geschehen Die in einem an Eine || Hohe Standes=Person || unterthänig erlassenen Schreiben || enthaltene Nachricht || von allem/ was an dem/1| auf Obrigkeitliche Verordnung/1| den 8. Aug. 1748.|| in dem Evangelisch=Augspurgischen Zion || hochfeyerlich=begangenen Jubel=Fest || wegen des im October 1648. geschlossenen || Westphälischen Reichs= und Religions=Friedens/1| auch vor und nach, geschehen, || zu der auswärtigen Religions=Verwandten Wissenschafft auf Gutbefinden dem Druck übergeben. || [...] [von Samuel Urlsperger] [1] Bl., doppelseitig bedruckt; gr-2° Paralleldruck zu Nr. 123. Gehörte wohl zu einem großformatigen Kupferstich, der sich jedoch nicht ermitteln ließ. Mälzer -

125

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 970

Neujahrsgebet 1748 Der beste und nöthigste Wunsch: || Eines Liebhabers des göttlichen || Wortes: || Ο daß mein Leben deine Rechte mit || gantzem Ernst hielte; || Wie solcher || auf das merckwürdige 1748ste Jahr zu || Erweckung mehrerer Liebe und Hochachtung vor || dem Wort des

264

Wolfgang Mayer HErrn schriftmäßig erwogen/ || Und das darauf, unter göttl. Beystand von oben || verfaßte II Gebet || an dem ersten Tage || dieses || Neuen Jahres || Jn den Sechs Evangelischen Gemeinden || der des Heil. Rom. Reichs Freyen Stadt || Augspurg || Nach allen Vor= und Nachmittags=Pre= || digten gesprochen worden, || Beydes || aber noch weiter in den Hütten der Gerechten || gebrauchet werden solle. || Psalm 119, 175. || Laß meine Seele leben/ daß sie dich lobe/ und || deine Rechte mir helfen. || [von Samuel Urlsperger] Jm Mertz= und Mayrischen Buchladen. || [Augsburg, 1748] [17] Bl.; 8° Mälzer -

126

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1748)

Nötiger und kurzgefaßter Unterricht teils von der Historie und Inhalt des auf einen dreißigjährigen Krieg endlich in dem Jahre 1648 erfolgten und durch Gottes Gnade bereits hundert Jahre daurenden Westphälischen Friedens Nöthiger und kurtzgefaßter Unterricht || Theils von der || Historie und Jnnhalt || Des || Auf einen dreyßig jährigen Krieg endlich || in dem Jahre 1648. erfolgten und durch || GOttes Gnade bereits hundert Jahre || daurenden || Westphälischen Friedens, || Besonders auch || Jn Ansehung der hieran Theil nehmenden || des H. R. R. Freyen Stadt || Augspurg, || Und der darinnen, Krafft solchen Friedens und || dessen Executions=Recesses/ auf immer vestgestellten || Regiments=Paritaet: || Theils von || Christschuldiger Begehung || Eines auf den 8ten August. 1748. als auf || das ohnehin wegen dieses Friedens jährlich || gewohnliche Evangelische || Friedens=Fest || Obrigkeitlich verordneten || Hundertjährigen Jubel=Angedenckens || Zum || Besten anderer, sonderlich der Lateinischen und || Deutschen Schulen unsers Evangelischen Augspurgs/ || abgefasset. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg, zu finden im Mertz= und Mayrischen || Buchladen. || [1748] [4] Bl., 60 S . ; 8° Neuauflage 1755 und 1858 vgl. Nr. 177 und 215 Mälzer 2925/26

127

Standort(e): 9; 37

Sign.: SStBAug: Aug 2163 - 2; S 1683

Oberherrlich approbirte Intimation an die evangelische Gemeinde der Haupt- und Pfarrkirche bei St. Anna allhier Oberherrlich approbirte || INTIMATION || An || die Evangelische Gemeinde || der Haupt= und Pfarr=Kirche || bey St. Anna allhier/ || Wegen || Einer den 10. Nov. als auf den XXIIsten Sonntag || nach Trinitatis dieses 1748sten Jahres/ || Das ist: || An dem Wiedereinleitungs= oder Einfiihrungs= || Feste in das neu=reparirte Gotteshauß bey St. Anna || vorhabenden II Dritten || Kirchen=COLLECTE || Zum besten der nun fast völlig geendigten Reparirung || und Auszierung || obermeldter Kirche, || Wie solche || den XXIsten Sonntag nach Trinitatis in allen Gemeinden || vor denen Früh= Mittags= Eins= und Nachmittags=Pre= || digten abgelesen worden. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg/ im Mertz= und Mayrischen Buchladen. || [1748] [4] Bl.; 4° Mälzer-

128

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 760 - 4 (Beibd. 2)

Ordnung des öffentlichen Gottesdienstes in der neureparierten Evangelischen Haupt- und Pfarrkirche zu St. Anna Die Ordnung || des öffentlichen || Gottes=Dienstes || in der neureparirten Evangel. || Haupt= und Pfarrkirche || zu St. Anna/1| Da in derselben || Am XXIIsten Sonntage nach Trinitatis, || Das ist: || den 10. Nov. 1748. || Die ersten drey resp. || Einleitungs= || und ||

265

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

Dancksagungs=Predigten || gehalten worden. || Nebst dem Abdrucke || dreyer hierinnen benamster Lieder. || [von Samuel Urlsperger] Augspurg, im Mertz und Mayrischen Buchladen. || [1748] [7] Bl. ; 8° Mälzer -

129

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1262 - 1

Schriftliche An= und Zuspräche an die evangelische St. Anna-Gemeinde in Augsburg Schriftliche An= und Zuspräche an die Evangelische || St. Anna=Gemeinde in Augspurg, betreffend die Recommendi= || rung der auf den 31. Mertz, als auf den Sonntag Judica 1748. Ober= || herrlich verordneten zweyten Kirchen=Collecte, zu gesegneter Fortsetzung II und dauerhaften Vollendung der wohlangefängenen Reparirung und || Auszierung der Evangelischen Haupt=Pfarr=Kirche bey St. Anna, || von Samuel Urlsperger, des allhiesigen Ministerii Seniore || und obermeldter Kirche Pastore. || [Augsburg, 1748] [2] Bl. ; 4° Mälzer-

130

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 760 - 1

Vorwort III in: Altes und Neues || aus dem || Lieder=Schatz || der Evangelischen Kirche/1| oder || vermehrtes geistreiches || Gesang=Buch || zum Schriftmäßigen Gebrauch || bey || öffentlicher und besonderer Uebung || eines vernünftigen Gottesdienstes || in Kirchen/ Schulen und Häusern II dieser || des Heil. Römischen Reichs freyer Stadt || Augspurg || mit Oberherrlicher Genehmigung || zusammen getragen || und || in diese gründliche Ordnung gebracht. || AUGSPURG, II Verlegt und zu finden, im Merz= und Mayrischen || Buchladen; || Gedruckt und auch zu haben bey Andreas Brinhaußer, || Stadt=Buchdrucker, 1748. || [7] Bl., 840 S„ [12] Bl., 55, [1] S.: Front. ; 8° Enth. Bl. [2]-[7]: Vorrede [von Samuel Urlsperger] Neuauflage 1749, 1759, 1764 und 1776 vgl. Nr. 137, 193, 207 und 213 Mälzer -

131

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: S 538

Zweyte An= und Zuspräche an die evangelische St. Anna-Gemeinde in Augsburg Zweyte || An= und Zuspräche || An die Evangelische || St. Anna=Gemeinde || in Augspurg II Zu weiterer Beförderung der recommendirten Collecte zu dem || vorhabenden Reparations=Bau der Haupt=Kirche || bey St. Anna. || [...] [von Samuel Urlsperger] [Augsburg, 1748] [2] Bl. ; 4° Mälzer-

132

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 760 - 2

Zweyte Intimation an die evangelischen Gemeinden allhier Die Zweyte || Oberherrlich approbirte || INTIMATION || An die Evangelischen Gemeinden alhier, || wegen || Einer den 31sten Mertz als auf den Sonntag Judica die= || ses 1748sten Jahrs vorhabenden allgemeinen || Zweyten || Kirchen=COLLECTE || Zu || Gesegneter Fortsetzung und dauerhaften Vollen= || dung der wohlangefangenen Reparirung und Auszie= II rung der Evangelischen Haupt=Pfarr=Kirche || bey || Sanct Anna/ || Wie solche || Den 24sten laufenden Monats, d. i. am Sonntag Laetare in || allen Gemeinden vor allen

266

Wolfgang Mayer Frühe= Vormittags= Eins= und || Nachmittags=Predigten abgelesen worden. || [von Samuel Urlsperger] Jm Mertz= und Mayrischen Buchladen. || [Augsburg, 1748] [4] Bl.; 4° Mälzer Standort(e): 37 Sign.: SStBAug: 4°Aug 760 4 (Beibd.)

1749

133

Jubelschrift auf das SO. Ehejubiläum des Grafen Friedrich Heinrich von Seckendorf zu Meuselwitz [Personalschrift auf die Jubelfeier [50. Hochzeitstag] des Herrn Grafen [Friedrich Heinrich] v. Seckendorf zu Meuselwitz] [von Samuel Urlsperger] Dieser Text konnte außer in den Selbstaussagen Urlspergers nicht nachgewiesen werden. Mälzer 2912

134

Leichenrede auf Philipp Adam Benz Das II Gedenken an seinen Schöpfer || in seiner Jugend || wurde || bey der Beerdigimg || Des weilamnd || Tit. || HERRN || Philipp Adam || Benz/ || berühmt gewesenen Jubeliers und Handeslsherm/ || wie auch E. Ehrlöbl. Ehegerichts Assessors || sei. Angedenkens, || der in der Haupt= und Pfarrkirche zu St. Anna || gegenwärtigen Trauerversammlung || an dem Tage St. Johannis des Täufers/ || welches war der 24ste Junii 1749. || aus Pred. Salom 12/ 1. II schriftmässig vorgetragen und erwogen || von || Samuel Urlsperger/ || Seniore des evangelischen Ministerii und Pastore obgedachter Kirche. || AUGSPURG, II gedruckt bey Christoph Peter Detleffsen. || [1749] [6] Bl., 32 S.; 2° Mälzer -; Stoll. I, 137

135

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 105

Neujahrsgebet 1749 Das bewährteste Praeservativ || oder || Verwahrungs=Mittel || gegen das grosse Übel der Sünde || Wurde || Den Evangelischen Gemeinden || zum Segen auf das 1749ste Jahr || nachdrücklich angepriesen; || Das || Gebeth || Aber || An dem ersten Tage desselben in allen II Sechs Evangelischen Kirchen der des || Heil. Rom. Reichs Freyen || Stadt || Augspurg II Nach allen öffentlichen Gottesdiensten in || JEsu Namen gesprochen. || Psalm 119, 56. II Das ist mein Schatz, daß ich deine Befeh= || le halte. || [von Samuel Urlsperger] AUGSPURG, II Jm Merz= und Mayrischen Buchladen. || [1749] [31] Bl.; 8° Mälzer -

136

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1749)

Der seinem Jesu gleichgesinnte öffentliche Lehrer Der II seinem JESU || gleichgesinnte öffentliche || Lehrer, || wurde || Bey der am 23sten Sonnt, nach Trinit. || 1749. || in der evangelischen Hauptkirche zu || St. Anna || in Augsburg II geschehenen Präsentation || Sr. WohlEhrwürden/1| Hrn. M. Ludwig Heinrich Burry || bisherigen IVten Diak. bey den Baarfüssem, || zu dem || Diakonat oberwähnter

267

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

Kirche || der versammelten Gemeinde vorgestellet || Von || Samuel Urlsperger/1| des Evangel. Ministerii Senior und Pfarrer bey St. Anna. || AUGSBURG, II Gedruckt bey Andreas Brinhausser, Stadtbuchdr. || [1749] 40 S. ; 8° Mälzer 2861 137

Standorte): 24; 37; Ha 33

Sign.: SStBAug: Aug 2449

Vorwort III in: Altes und Neues || aus dem || Lieder=Schatz || der Evangelischen Kirche/ || oder || vermehrtes geistreiches || Gesang=Buch || zum Schriftmäßigen Gebrauch || bey || öffentlicher und besonderer Uebung || eines vernünftigen Gottesdienstes || in Kirchen/ Schulen und Häusern II dieser || des Heil. Römischen Reichs freyer Stadt || Augspurg || mit Oberherrlicher Genehmigung || zusammen getragen || und || in diese gründliche Ordnung gebracht. || Augspurg, II Verlegt und zu finden im Merz= und Mayerischen || Buchladen, ANNO 1749. II Und auch zu haben bey Andreas Brinhauser, || Stadt=Buchdnicker. || [13] Bl., 618 S„ [5] Bl.: Front.; 8° Neuauflage von Nr. 130 Mälzer -

Standort(e): AugEv

1750 138

Historia B. Lutheri Historia B. Lutheri, || Oder || Historische Nachricht || von der Geburt/ Lehre/ Le= || ben und Sterben des Seeligen || Mannes GOttes || D. Martin Luthers/ || Aus Mathesii Historie vom II Luthero, des Herrn von Secken= || dorffs Lutheranismo und an= || dem Authoribus || kürtzlich zusammen getragen || und mit 16. dazu tauglichen || Kupffern gezieret. || Jn diesem II Jahr 1750 || heraus gegeben. || Historia B. Lutheri, [...] [von Samuel Urlsperger] AUGSPURG, II Gedruckt bey Andreas Brinhaußer, || Stadt=Buchdrucker. || [1750] 88 S. : Front., III.; 8° Neuauflage von Nr. 43 Mälzer -

139

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: Bio 4828

Der Kranken Gesundheit und der Sterbenden Leben Der II Kranken Gesundheit || und der || Sterbenden Leben; || oder || Schriftmässiger Unterricht II fur II Kranke und Sterbende || nach göttlicher Heilsordnung, und den meisten || zerschiedenen Seelen= und Leibeszuständen, Zeiten, || und Curen, || in || Gebethern/ Betrachtungen und Liedern || verfasset/ || und nebst || einer aus schriftlichen Ueberbleibseln des seligen II Herrn D. Hedingers gezogenen und um die Hälfte ergänzten || Handleitung || für angehende Prediger, || auch Kranke und Sterbende, und die mit ihnen um= || gehen, nach beiderseitigen besondem Pflichten; || sammt kurzem Unterrichte von Zubereitung der Ma= || leficanten/ || zum 2tenmal herausgegeben || von || Samuel Urlsperger/ || des evangelischen Ministerii in Augsburg Senior und Pastor bey St. Anna. || Gedruckt, bey Andreas Brinhaußer, Stadtbuchdr. 1750. || [Augsburg] [9] Bl., 521, [5], 284 S„ [2] Bl.; 8° Das Exemplar Mälzer 2906 (Ha33) ist identisch mit Mälzer 2907 Exemplar (9). 2. Auflage von Nr. 17 Mälzer 2907; 2906

Standort(e): 9; 15; 21; Ha 33

268

140

Wolfgang Mayer

Leichenrede auf Johann Adolf Amman Die II beste tägliche Zubereitung || auf ein seliges Ende || wurde, || als Der weiland || HochEdelgebohrne und Hochweise || HERR || Johann Adolph || Amman, || des geheimen Raths und Einnehmer, || wie auch der Oberkirchenpfleg hochansehnlicher || Präses und Administrator des evangelischen || Collegii in Augsburg, || hochsei. Angedenkens/ || den 26sten Merz 1750. unter standesmässigen Ceremonien || in Sein Erbbegräbniß bey St. Anna || beygesetzet worden, || einer zahlreichen Traurversammlung/ in der evangelischen || Hauptkirche bey St. Anna, || aus Psal. 143/ 10. || vorgehalten || von || Samuel Urlsperger/ jj Seniore des evangelischen Ministerii und Pastore itztgedachter Kirche. || Daselbst gedruclrt bey Christoph Peter DetlefFsen. || [Augsburg, 1750] [1]B1„ 31 S. ;2° Mälzer-; Stall. I, 43

141

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 41

Leichenrede auf Juliana Magdalena Sulzer Jch bin Dein, hilf mir. || Ueber diese Worte/ || wie sie in dem 94sten Vers des 119ten Psalms gelesen werden, || redete bey der || den 2ten May 1750. gegen Abend geschehenen | standesmässigen Beerdigimg || Der || HochEdelgebohrnen Fräule || Juliana Magdalena j Sulzerin, || wohlseligen Angedenkens/1| vor dem untern Altar der Annäanischen Kirche j Samuel Urlsperger/ || des evangelischen Ministerii Senior und Pastor bey dieser Kirche. || AUGSBURG, gedruckt bey Christoph Peter Detleffsen. || [1750] 22 S. ; 4° Mälzer -

142

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 821 - 365

Neujahrsgebet 1750 Der Ausbund || alles || göttlichen Trostes; || Wie solcher || Auf das 1750ste Jahr || Aus Joh. 3, 16. schriftmäßig betrachtet, || und das darauf || mit göttlicher Hülfe verfasste || Gebet || An dem ersten Tage dieses || Neuen Jahrs || Jn den || Sechs Evangelischen Gemeinden, || Der II des Heil. Rom. Reichs Freyen Stadt || Augspurg || Nach allen Vor= und Nachmittags=Predigten II gesprochen worden. || 1. Joh. 4, 10. 11. || Darinnen stehet die Liebe: nicht/ daß wir GOtt || geliebet haben/ sondern daß ER uns geliebet || hat/ und gesandt seinen Sohn zu Versöh= |j nung für unsere Sünde. Jhr Lieben! hat || uns GOtt also geliebet: so sollen wir uns || auch untereinander lieben. || [von Samuel Urlsperger] Jm Mertz= und Mayrischen Buchladen. || [Augsburg, 1750] [16] Bl. ; 8° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1750)

1751

143

Der beste Regentengang Der II beste Regentengang || wurde || aus dem 133sten Vers des 119ten Psalms, || bey || der den 27sten Julii 1751. || vorgenommenen ausserordentlichen freyen || Wahl || eines Evangelischen II Pflegers || dieser des H. R. Reichs freyen Stadt || Augsburg, || in einer zuvor an diesem Tage in der Evangelischen Hauptpfarrkirche || bey St. Anna || deswegen ausserordentlich gehaltenen || Wahlpredigt || dem || Evangelischen Regentenstande || allhier in GOTTES Namen vorgeleget, || und auf Verlangen dem Drucke übergeben || von || Samuel Urlsperger/ || des Evangelischen Minist. Senior, und Pastor itztgedachter Kirche. || Augsburg II Zu finden im Merz und Mayrischen Buchladen. || [1751] [4] Bl., 14 S. ; 2° Mälzer 2865 Standort(e): 37 Sign.: SStBAug: 2°Aug 344; 2°Aug 344a

269

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

144

Erweckliche Präsentationsrede Erweckliche || Präsentations= || Rede || gehalten || in der || Evangel. Baarfusser=Kirche || zu Augsburg den 2. Novembr. || 1749. || von || Jhro Hoch=Ehrwürden || Herrn Samuel Urlspergern, || hochverdienten Seniore Ministerii, || und Pastore bey S. Anna. || AUGSBURG, II zu finden bey Philipp Ludwig Klaffschenckels || sei. Wittib. 1751. || [1] Bl., 16 S . ; 8° Ist auch als zweiter Teil des Sammeldruckes Mälzer 2862 erschienen. Vgl. Nr. 148, Teil 2. Mälzer 2864

145

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 2453

Ein kräftig Wort von der Güte und dem Ernst Gottes Ein II kräfftig Wort || von || der Güte und dem Ernst || GOTTES || in einer || Präsentations=Predigt II über das Evangelium Matth. 18, || 23. - fin. || vorgetragen || zu Augsburg den 2. Nov. 1749. || von dem || Hoch=Ehrwürdigen, Hoch=Achtbaren || und Hochgelahrten Herrn || Samuel Urlspergern/1| hochverdienten Seniore Ministerii, und || Pastore der Haupt=Kirche bey S. Anna, || alß || der ehemalige Diaconus bey S. Anna || zum Pastore || der Evangel. Gemeinde bey den Baarfussem || vorgestellet worden || AUGSBURG/ II zu finden bey Philipp Ludwig Klaffschenckels || sei. Wittib. 1751. || 22 S. ; 8° Ist auch als erster Teil des Sammeldruckes Mälzer 2862 erschienen. Vgl. Nr. 148, Teil 1. Mälzer 2866

146

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 2459

Leichenrede auf Wolfgang Jacob Sulzer Ehrenmahl || aufgerichtet || dem || wohlgebohrnen Herrn, || HERRN || Wolfgang Jacob || Sulzer, || weil. Kayserl. Maj. Maj. Carls VI. und Carls VII. || glorwürdigsten Andenckens, || auch || glorreich regierender Kayserl. Majestät || Francisci des Ersten || würcklichen Rath, || des H. Rom. Reichs freyen Stadt Augsburg || Pfleger und Reichslandvogt, || hochsei. Angedenckens, || zum || Ehrengedächtnisse || seines || den 30. Tag Brachmonats 1751. II erfolgten || Abschiedes aus dieser Welt. || [von Samuel Urlsperger] AUGSBURG, gedruckt bey Johann Andreas Erdmann Maschenbauer. || [1751] [2] Bl., 84 S . ; 2° Mälzer -

147

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 1264

Neujahrsgebet 1751 Ein zwiefaches || Ehren=Wort || so GOTT selber geredet || 1. Sam. 2, 30. || Wer mich ehret, den will ich auch || ehren; || Wie solches als eine || geistliche Erstlings=Garbe [| des 1751sten Jahres || an desselben erstem Tage || vor den Evangelischen Gemeinden || in Augspurg II durch eine darüber angestellte und in Druck || gebrachte || Betrachtung/1| Wie auch II vor dem HERRN || durch ein in allen 6. Evangelischen Pfarr= || Kirchen nach den Früh= und Nachmittags= || Predigten gesprochenes || Gebeth || gewebet worden. || [von Samuel Urlsperger] Jm Mertz= und Mayrischen Buchladen. || [Augsburg, 1751] [20] Bl.; 8° Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1751)

270 148

Wolfgang Mayer

Vier besondere Vorträge aus dem Wort Gottes Vier besondere || Vorträge aus dem Wort GOttes || bestehend in zweyfacher [| Vorstellungs= II Predigt und Rede, || wie auch in zweyen || Abschieds= und Antritts= || Predigten, || sämtlich über die ordentliche Evangelien= || und Epistel=Texte am 22. und 23sten Sonntage II nach Trinitat. des Heyl=Jahrs 1749. || und gehalten bey || geistlichen Amts=Veränderungen II in der || des H. R. R. Freyen Stadt Augsburg || theils von Jhro Hoch=Ehrwürden || Herrn Samuel Urlspergern, || hochverdienten Seniore Ministerii, || und Pastore bey S. Anna, || theils von || M. Johann Ulrich Hildebrand/ || vormals Diacono bey S. Anna, || nunmehro aber || Pastore bey der Evang. Gemeinde zu den Barf. || Augsburg, bey Phil. Ludw. Klaffschenckels sei. Wittib. || [1751] [2] Bl., 22 S., [1] Bl„ 16, 25, 27 S.; 8° Enth.: [0.]=[Vonvort]. - [2] Bl. [l.]=Urlsperger, Samuel: Ein Kräftig Wort [...] 1751 [=Nr. 145] [2.]=Urlsperger, Samuel: Erweckliche Präsentations-Rede [...] 1751 [=Nr. 144] [3.]=Hildebrand, Johann Ulrich: Das treue Hirten-Herz [...] 1751 [4.]=Hildebrand, Johann Ulrich: Jesum, dem Meister [...] 1751 Die vier enthaltenen Predigten waren auch als Einzeltitel erhältlich Mälzer 2862; 2864;2866

149

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 2459

Vier öffentliche Zeugnisse aus Psal. 119, 36. von der Neigung des Herzens zum Worte Gottes, und nicht zum Geize Vier II öffentliche Zeugnisse || aus || Psal. 119, 36. || von der || Neigung des Herzens || zum Worte Gottes, || und || nicht zum Geize; || welche || in vier ordentlichen || Sonntagspredigten 1750.|| an II seine Gemeinden abgeleget, || und || auf mehrmaliges Verlangen dem Drucke, || zu weiterer Erbauung, übergeben worden || von || Samuel Urlsperger, || des evangelischen Predigtamts Senior und Pastor || der Hauptkirche bey St. Anna. || Augsburg, zu finden bey Phil. Ludw. Klaffschenkels || sei. Wittib. || [1751] [3] Bl., 65 S . ; 8° Mälzer 2863

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 2463

1752

150

Dank- und Wunschrede III in: Rende, Johann Christian: Eben Ezer, || oder || Denckmal || der || Hülfe GOttes, || welche || das Armenhaus in Augspurg II fünfzig Jahr lang || von Anfang bis hieher || genossen, || am Pfingst=Dienstag 1752.|| aufgerichtet II von || Johann Christian Rende, || 50jährigen Inspect, und Catecheta. II AUGSPURG, II gedruckt bey Samuel Finckens seel. nachgelassenen Wittib. || [1752] 35 S . ; 4° Enth. S. 31-35: Dank- und Wunschrede / von Samuel Urlsperger Mälzer -

151

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°S 482

Etwas, so zu dem als göttliche Kraft und göttliche Weisheit in zehen Fastenpredigten im Jahr 1746 abgehandelten Wort vom Leiden und Sterben Jesu Christi, im Jahr 1752 als ein Beitrag hinzugetan worden

[1.] Etwas, II so || zu dem als || göttliche Kraft || und || göttliche Weisheit || in zehen || Fastenpredigten II im Jahr 1746. abgehandelten || Wort || vom Leiden und Sterben Jesu Chri= ||

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

[2.]

[3.]

[4.]

[5.]

[6.]

271

sti, im Jahr 1752. als ein Beytrag || hinzugethan worden, || von || Samuel Urlsperger/ || des evangel. Predigamts Senior und Pastor || bey der Hauptkirche zu St. Anna in Augsburg. || Augsburg, bey Johann Jacob Lotters sei. Erben, 1752. || 62 S. ; 8° - Sign. 37: Aug 2443 Das II zweyte Etwas || so || auf den zweyten Sonntag in der Fasten 1752. || Reminiscere genannt, || als ein Beytrag zu dem in dem Jah= || re 1746. || als göttliche Kraft || und || göttliche Weisheit || abgehandelten || Worte || vom Leiden und Sterben Jesu Christi, || nach Maaßgab des zweyten Stücks der || dießjährigen Einleitung || der aus den vier Evangelisten zusam= II mengetragenen || Leidensgeschichte || unsers Erlösers hinzugethan worden, || von II Samuel Urlsperger/ || des evangel. Predigamts Senior und Pastor bey der || Hauptkirche zu St. Anna in Augsburg. || Augsburg, bey Johann Jacob Lotters sei. Erben, 1753. || 46 S. ; 8° - Sign. 37: Aug 2444 Das II dritte Etwas || so || auf den dritten Sonntag in der Fasten 1752. || Oculi genannt, || als ein Beytrag zu dem in dem Jah= || re 1746. || als göttliche Kraft || und || göttliche Weisheit II abgehandelten || Worte || vom Leiden und Sterben Jesu Christi, || nach Maaßgab des dritten Stücks der || dießjährigen Eintheilung || der aus den vier Evangelisten zusam= || mengetragenen || Leidensgeschichte || unsers Erlösers hinzugethan worden, || von || Samuel Urlsperger/II des evangel. Predigamts Senior und Pastor bey der || Hauptkirche zu St. Anna in Augsburg. || Augsburg, bey Johann Jacob Lotters sei. Erben, 1753. || 56 S . ; 8° - Sign. 37: Aug 2445 Das II vierte Etwas || so || auf den vierten Sonntag in der Fasten 1752. || Lätare genannt, || als ein Beytrag zu dem in dem Jah= || re 1746. || als göttliche Kraft || und || göttliche Weisheit y abgehandelten || Worte || vom Leiden und Sterben Jesu Christi, || nach Maaßgab des vierten Stücks der dieß= || jährigen Einleitung || der aus den vier Evangelisten zusam= || mengetragenen || Leidensgeschichte || unsers Erlösers hinzugethan worden, || von || Samuel Urlsperger/II des evangel. Predigamts Senior und Pastor bey der || Hauptkirche zu St. Anna in Augsburg. || Augsburg, bey Johann Jacob Lotters sei. Erben, 1752. || 48 S . ; 8° Das II fünfte Etwas || so || auf den fünften Sonntag in der Fasten 1752. || Judica genannt, || als ein Beytrag zu dem in dem Jah= || re 1746. || als göttliche Kraft || und || göttliche Weisheit II abgehandelten || Worte || vom Leiden und Sterben Jesu Christi, || nach Maaßgab des fünften Stücks der || dießjährigen Eintheilung || der aus den vier Evangelisten zusam= || mengetragenen || Leidensgeschichte || unsers Erlösers hinzugethan worden, || von || Samuel Urlsperger/II des evangel. Predigamts Senior und Pastor bey der || Hauptkirche zu St. Anna in Augsburg. || Augsburg, bey Johann Jacob Lotters sei. Erben, 1753. || 48 S. ; 8° Das II sechste Etwas || so || auf den sechsten Sonntag in der Fasten 1752. || Palmtag genannt, II als ein Beytrag zu dem in dem Jah= || re 1746. || als göttliche Kraft || und || göttliche Weisheit || abgehandelten || Worte || vom Leiden und Sterben Jesu Christi, || nach Maaßgab des sechsten Stücks der || dießjährigen Eintheilung || der aus den vier Evangelisten zusam= II mengetragenen || Leidensgeschichte || unsers Erlösers hinzugethan worden, || von II Samuel Urlsperger/1| des evangel. Predigamts Senior und Pastor bey der || Hauptkirche zu St. Anna in Augsburg. || Augsburg, bey Johann Jacob Lotters sei. Erben, 1753. || 48 S. ; 8° - Sign. 37: Aug 2446 Mälzer 2867

Standort(e): 9 [T.4]; 21; 37 [T. 1,2,3,6]; StBT

Sign.: SStBAug: Aug 2443; Aug 2444; Aug 2445; Aug 2446

272 152

Wolfgang Mayer

Leichenrede auf Regina Euphrosina Gullmann Rede || bey der Beerdigung || der weiland || Hoch Edlen Frauen || Euphrosina Regina || Gullmannin, || gebohrner von Schnurbein, || wohlseligen Angedenkens, || den 21. Octobr. 1752. vor dem obem Altar in der || evangelischen Hauptpfarrkirche zu St. Anna || gehalten II von II Samuel Urlsperger, || des evangelischen Ministerii Seniore und Pastore der Haupt= II kirche zu St. Anna in Augsburg. || Augsburg, gedruckt bey Abraham Detleffsen. || [1752] 28 S . ; 4° Mälzer -

153

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 8 2 1 - 9 0

Neujahrsgebet 1752 Die II allerunseligste || Unveränderlichkeit || wurde || den evangelischen Gemeinden || in Augspurg, II aus Psalm 55, 20. || zum heilsamen Nachdenken || auf || das 1752ste Jahr || an dessen erstem Morgen vorgeleget, || und das || Gebeth || in den 6. evangelischen Kirchen nach allen || am || Neuenjahrstage || gehaltenen Predigten || in JESU Namen gesprochen. || Offenb. Joh. 2, 10. || Sey getreu bis an den Tod/ so will Jch dir || die Krone des Lebens geben. II [von Samuel Urlsperger] Jm Merz= und Mayrischen Buchladen. || [Augsburg, 1752] [28] Bl. ; 8° Mälzer 2928

154

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1752)

Trauergedicht auf Johann Albrecht Bengel III in: Tafinger, Wilhelm Gottlieb: Worte GOttes, || Zu Erweckung und Trost der Stutt= || gardtischen Gemeinde, || Bey || Hochbetraurlicher Leiche || Des || Hochwürdigen, Hochachtbaren, und || Hochgelehrten jj HERRN II Johann Albrecht || Bengels, || Der heiligen Schrifft Doctors, Hertzoglich= jj Würtembergischen Consistorial=Raths, und || Prälaten zu Alpirspach/ auch Landschafftlichen II Engern Ausschusses Ersten Assessors, || Welcher || Seinen Lebens=Lauf zu vieler Erbauung selbst beschrie= || ben, und Donnerstags den 2ten Novembris, im Jahr Chri= || sti 1752. in seinem Erlöser glaubig entschlaffen, auch Sonntags || darauf zur Erde bestattet worden, || Jn der Hospital=Kirche vorgetragen, || Von || Wilhelm Gottlieb Tafinger/ || Der heiligen Schrifft Doctom, Stiffts=Predigern zu Stutt= || gardt, und Prälaten zu Adelberg, Hertzoglich=Würtembergischen Consi= || storial=Rath, General=Superintendenten, und Landschafftlichen || Engem Ausschusses Assessorn. || STUTTGARDT, || Verlegt und zu finden bey Joh. David Hallberger, gnädigst=privilegirtem Antiquario. || [1752] 60 S., [2] Bl. : Portr ; 2° Enth.: Trauergedicht von Samuel Urlsperger Mälzer -; LR Darmstadt Nr. 108 (S. 18)

155

Sign.: SStBAug: 2°Bio 96,1 - 5m (Kopie)

Die Wahrnehmung der von dem großen Apostel Jesu Christo, zu einer exemplarischen, schuldigen, und eilfertigen Besserung gehaltenen Casualpredigt Die II Wahrnehmung || der von dem || großen Apostel Jesu Christo/ || zu einer || exemplarischen, schuldigen, und eilfertigen || Besserung/1| Luc. 13/ 2-9. gehaltenen || Casualpredigt, II in Vier || in den Jahren 1721. und 1751. || zu || Herrenberg und Augsburg/ || an aus-

273

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

serordentlichen und ordentlichen || Bustagen/1| gethanen Reden || den Gemeinden Gottes eingeschärfet || von || Samuel Urlsperger. || AUGSBURG, II verlegts Philipp Ludwig Klaffschenkels sei. Wittib, 1752. || 124 S.; 8° Vgl. Nr. 15 Mälzer 2871

156

Standort(e): 9

Sign.: SStBAug: Aug 4368 (Kopie)

Das Wort vom Tod und Leben Jesu Christi als göttliche Kraft und Weisheit Das Wort || vom || Tod und Leben || Jesu Christi || als || göttliche Kraft und Weisheit || in || zehen Fasten= || und || zwey Osterpredigten || abgehandelt, || von || Samuel Urlsperger/ jj des evangelischen Pre selber die ganze heilige Jubelhandlung beschlossen hat III in: Sammlung: Sammlung || Urlspergerischer || Jubelschriften || von || A° 1763. || AUGSBURG, II Jn Verlag Eberhard Kletts sei. Witwe, || 1764. || Daselbst gedruckt bey Christoph Peter Detleffsen. || [10] Bl„ 180 S. : III.; 4° Enth. S. [75J-84: Anrede und Gebeth, womit der hochwürdige Herr Jubilarius selber die ganze heilige Jubelhandlung beschlossen hat / Samuel Urlsperger Mälzer -

206

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4 Ή 526; 4°S 492

Neujahrsgebet 1764 Das Nichtweichen || von den Zeugnissen GOttes || wurde || als die alleredelste Entschliessung II aus dem 157. Vers des 119. Psalms, || wo es heißt: || Jch aber weiche nicht von deinen II Zeugnissen, || an dem || Ersten Tage || des 1764. Jahres. || denen sämtl. Evangelischen Gemeinden || zur Erbauung vorgeleget, |] und das darauf || folgende Gebeth || in allen Evangelischen Kirchen nach || denen öffentlichen vor und Nachmittags || gehaltenen Gottesdiensten II dem HErm im Geist und in der Wahrheit || mit Herz und Mund geopffert. || Ebr. 8, 10. II Jch will geben meine Gesetze in ihren Sinn, || und in ihr Herz will ich sie schreiben; und will ihr || GOtt seyn, und Sie sollen mein Volk seyn. || [von Samuel Urlsperger] AUGSBURG, II zu finden bey Johann Daniel Mertz. || [1764] 44 S.; 8° Mälzer -

207

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: Aug 1661 (1764)

Vorwort III in: Altes und Neues || aus dem || Lieder=Schatz || der Evangelischen Kirche, || oder || vermehrtes geistreiches || Gesang=Buch || zum Schriftmäßigen Gebrauch || bey || öffentlicher und besonderer Uebung || eines vernünftigen Gottesdienstes || in Kirchen/ Schulen und Häusern Κ dieser || des Heil. Römischen Reichs freyer Stadt || Augspurg || mit Oberherrlicher Genehmigung zusammen || getragen, || und || in diese gründliche Ordnung gebracht. || Augspurg, 1764. || Verlegt und zu finden bey Johann Daniel Merz. || Gedruckt und auch zu haben bey Andreas Brinhaußer, || Stadt=Buchdrucker. || [7] Bl., 288 S„ [3] Bl., 25, [1] S. : Front. ; 8° Enth. Bl. [2]-[4]: Vorrede [von Samuel Urlsperger] Neuauflage von Nr. 130 Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: S 22

287

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers 1765

208

Christliches Dankgebet Christliches Dankgebeth, || welches an dem || wegen der zwischen des Römischen || Königs Majestät || JOSEPH! || des Zweyten || und weiland Carl des VII. Kaiserl. || Majestät Glorwürdigsten Angedenckens || hinterlaßenen jüngsten Tochter, || Prinzeßin || Maria Josepha || Königl. Maiestät || glücklichst getroffenen und den 23. Jenner || laufenden Jahres durch die Persönliche Trauung || höchst erfreulich bestätigten Vermählung, || allhier || in des Heil. Römischen Reichs Freyen Stadt || Augsburg || auf den 17. Febr. das ist, auf den Sonntag || Esto mihi Oberherrlich verordneten || solennen Dankfest || in allen 6. Evangelischen Kirchen II nach denen gehaltenen Frühfestpredigten || im Namen JEsu gebethet worden. || [von Samuel Urlsperger] Zu finden bey Johann Daniel Merz. 1765. || [Augsburg] 16 S . ; 8° Mälzer Standort(e): 37 Sign.: SStBAug: 2°Cod Aug 149 (Beil.)

209

Neujahrsgebet 1765 Gottes gerettete Unschuld || bey Betrachtung des unter den Menschen || befindlichen großen Verderbens || wurde || aus dem 5. B. Mos. 32, 5. 6. || an dem || Ersten Tage || des 1765. Jahres || denen sämtlich=Evangelischen Gemeinen || zur Erbauung vorgeleget || und das darauf || folgende Gebeth || in allen Evangelischen Kirchen nach den || öffentlichen Vor= und Nachmittags gehaltenen || Gottesdiensten || dem HErm unserm GOTT im Geist || und in der Wahrheit, mit Herz und Mund || geopfert. || Es. 45. v. 22. || Wendet euch zu mir/ so werdet ihr selig/ || aller Welt Ende: Denn Jch bin GOTT || und keiner mehr. || [von Samuel Urlsperger] AUGSBURG, II Zu finden bey Johann Daniel Merz. || [1765] 36 S. ; 8° Mälzer -

210

Standort(e): 37

Sign.. SStBAug: Aug 1661 (1765)

Von dem großen Nutzen des Hingangs Jesu Christi Von dem großen Nutzen || des Hingangs || Jesu Christi || redete || den 5ten May 1765 || in der Frühpredigt || über den Evangelischen Text Joh. 16, 5-15. || am Sonntag Cantate || und nahm zugleich || seinen Abschied || von der || Evangel. St. Anna Gemeinde || nach geschehener ordentlicher Niederlegung || seiner öffentlichen Kirchenämter || Samuel Urlsperger, || bisheriger Senior des Evangelischen Mi= || nisterii und Pfarrer in der Evangelischen jj Hauptkirche bey St. Anna. || AUGSBURG, Κ gedruckt und zu finden in der Späthischen || Buchdruckerey. || [1765] 51 S. ;8° Mälzer 2892

Standorte): 37; Ba

Sign.: SStBAug: Aug 2451

1766

211

Philippus und der Kämmerer Philippus und der Kämmerer: || wie solche || in der Herzoglich Würtembergischen Hofkapelle II in Stuttgardt || bey der Taufe || eines || Mohrenländischen Jünglings || zusammen gekommen, II und in einer den ersten März 1716 gehaltenen, || hernach aber sogleich auf Begehren II das erstemal in Stuttgardt, || und nun || das anderemal nach fünfzig Jahren zu Augsburg II im Monat März 1766 || zum Druck beförderten Predigt || zu immer weiterer Erbauung furgestellet worden || von || Samuel Urlsperger, || in den Jahren 1714 biß 1718 geweßten Herzoglich || Würtembergischen Hofprediger und Consistorialrath || von 1723

288

Wolfgang Mayer Augsburg || im Monat März 1766 || zum Druck beförderten Predigt || zu immer weiterer Erbauung furgestellet worden || von J| Samuel Urlsperger, || in den Jahren 1714 biß 1718 geweßten Herzoglich || Würtembergischen Hofprediger und Consistorialrath || von 1723 aber biß 1765, || und doch von Gottes Gnaden noch lebenden ein und achtzig || jährigen, und seit einem halben Jahre resignirten || Augsburgischen Seniore des Evangelischen || Ministerii und Pfarrer bey der evangel. || Haupt= und Pfarrkirche zu || St. Anna. || Augsburg zu finden bey Johann Georg Merz, || im Millerischen Eckhause in der Steingasse. II [1766] 66 S. ; 8° Neuauflage von Nr. 7 Mälzer 2894

Standorte): 29; 37

Sign.: SStBAug: Aug 2452

1767

212

Die Stellung der Gläubigen vor das Angesicht der Herrlichkeit Jesu Die II Stellung || der Glaubigen || vor das Angesicht || der || Herrlichkeit JESU, || in der Evangelischen || Haupt=Kirche zu St. Anna || in Augsburg, || den 18. Jun. 1732. || Vor etlich hundert emigrirten Evangeli= || sehen Salzburgern und einer sehr grossen || Menge einheimischer Zuhörer || von beyderseits Religionen || aus der Epistel St. Judä v. 20-25. || in der Furcht des HErrn treulich erwogen, || und || auf vieler anhaltendes sehnliches Verlangen II damals sogleich dem Druck allhier überlassen; || Nach 35. Jahren aber in seinem 83sten || Lebensjahre zum zweyten mal, am Ende || des 1767sten Jahres bedächtlich unter die II Presse gegeben || von || Samuel Urlsperger, || seit dritthalb Jahren resignirten Seniore des Evan- || geTischen Ministerii, und Pastore bey St. Anna || allhier. || Augsburg, gedruckt bey Joh. Mich. Späth, 1767. || 56 S. ; 8° Neuauflage von Nr. 57 Mälzer 2894

Standort(e): 24; 37

Sign.: SStBAug: Aug 1969 - 9

1776

213

Vorwort III in: Altes und Neues || aus dem || Lieder=Schatz || der Evangelischen Kirche, || oder || vermehrtes geistreiches || Gesang=Buch || zum Schriftmäßigen Gebrauch || bey || öffentlicher und besonderer Uebung || eines vernünftigen Gottesdienstes || in Kirchen, Schulen und Häusern II dieser || des Heil. Römischen Reichs freyen Stadt || Augspurg || mit Oberherrlicher Genehmigung zusammen || getragen, || und || in diese gründliche Ordnung gebracht. || Augspurg, 1776. || Gedruclrt, bey Johann Jacob Lotter. || [7] Bl„ 288 S„ [3] Bl„ 33, [1] S. : Front.; 8° Enth. Bl. [2]-[4]: Vorrede [von Samuel Urlsperger] Neuauflage von Nr. 130 Mälzer -

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: S 538

1857

214

Der Kranken Gesundheit und der Sterbenden Leben. Der II Kranken Gesundheit || und der || Sterbenden Leben. || Ein Buch || für Kranke und Sterbende || von || Samuel Urlsperger. j| Aufs Neue herausgegeben || von || Karl Friedrich

289

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers Ledderhose, || evangel. Pfarrer in Brambach bei Lörrach. || Ludwigsburg, || Druck und Verlag von Ferd. Riehm, || 1857. || XVI, 300 S. ; 8° Neuauflage von Nr. 17 Mälzer 2910

Standort(e): 24; Bet 1;N 26

Sign.: SStBAug: Aug 4369 (Kopie des Vorworts)

1858

215

Kurzer Unterricht über das Hohe Friedensfest Kurzer Unterricht || Uber || das Hohe Friedensfest. || Ein Denkmal der Erinnerung || fur das II Evangelische Augsburg. || Neu herausgegeben und vermehrt || von || D. Heinrich Puchta, II evangelischem Pfarrer bei den Barfüßern. || Preis 18 kr., in Parthien ermäßigt. || [von Samuel Urlsperger] Augsburg, 1858. || Jn Commission der v. Jenisch & Stage'schen Buchhandlung. || IV, 50 S., [1] Bl. ; 8° 3. Auflage von Nr. 126 Mälzer 2924

Standort(e): 9; 12; 37

Sign.: SStBAug: Aug 1820

Anhang A 1749 A 1

Einige wenige Umstände || von den Personalien || Tit. || HERRN || Samuel Urlspergers, || Eines Evangelischen Ministerii zu Augspurg || SENIORIS, || und bey der Haupt=Pfarr=Kirche zu St. Anna || PASTORIS, || wie solche || in die Leben || der Evangelischen Herren Prediger || zu Augspurg || nebst Jhren Bildnissen || die man von Anfang der seel. Reformation bis auf das || Jahr 1748. zusammen getragen, || eingerücket; || Jezo aber || vor Gönner und Freunde, || die ein Verlangen darnach hatten, || besonders abgedrucket worden. || [von Samuel Urlsperger selbst ?] AUGSPURG, II gedruckt bey Samuel Finckens seel. nachgelaßnen Wittib. || [1749] [2] Bl.; 4° Auszug aus Rein: Augsburg. Ministerium, 1749 (A 2) Mälzer -

A 2

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 1720 (Beibd.)

Das gesamte Augspurgische || Evangelische Ministerium || in || Bildern und Schrifften, || von den erstem Jahren || der || Reformation Lutheri, || bis auf Anno 1748. || oder das || Jub e l j a h r II wegen des Westphälischen Friedens, || samt einer Vorrede || vorgestellet || und herausgegeben || von || Joseph Friederich Rein, || Kupfferstechern in Augspurg. || Erster

290

Wolfgang Mayer Theil. || [111. von J. F. Rein; hrsg. von Samuel Wiedemann] Gedruclrt bey Samuel Finckens seel, nachgelassenen Wittib. || [Augsburg, 1749] [ca. 250] Bl.: zahlr. 111.; 4° Enth. unter Nr. 186 Biographie und Bild von Samuel Urlsperger Mälzer -

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 1297; 4°Aug 1297a; 4°Aug 1297b; 4°Aug 1297c; 4°Aug 3

1763 A3

An dem fünfzigsten || Gedächtniß= und Jubeltage || eines von dem Oberhirten JEsu anvertrauten II evangelischen Zeugenamtes || und zugleich || einer fünfzig Jahre im Segen geführten Ehe II bezeugte mit innerster Regung des Herzens || ihrem theuresten Aeltesten || und || Mitarbeiter an dem Werke des HErrn || dem || Hochehrwürdigen Großachtbarn und Hochgelahrten II HERRN II Samuel Urlsperger, || des evangelischen Predigamts in Augsburg || hochverdienten vierzigjährigen || Seniori und Pastori || an der Hauptkirche zu St. Anna || den 31. des Erndtemonats im Jahr 1763. || als Seinem neun und siebenzigsten Geburtstage II ihre jubilierende Mitfreude und herzlichen Segenswunsch || das || evangelische Ministerium in des H. R. R. Stadt Augsburg. || Gedruckt bey Johann Jacob Lotter. || [Augsburg, 1763] [5] Bl. ; 2° Von Mälzer irrtümlich als Werk Urlspergers aufgeführt Mälzer 2903

A 4

Standort(e): 37; Ba

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 1286

Denkmal || der Hochachtung und Ergebenheit || bey dem || Amts= und Ehejubelfeste, || welches der || HochEhrwürdig/ Hochachtbare und Hochgelahrte || HERR || Samuel Urlsperger, II eines Hoch= und wohlehrwürdigen Ministerii || hochverdienter Senior und treueifriger Pastor der evangel. Gemeinde || zu St. Anna in Augspurg, || mit seiner theuresten Frau Eheconsortin, || der Wohledelgebohrnen/ Hochehren und Tugendgepriesenen || FRAU II Sophia Jacobina, || gebohrnen von Jägersberg, || durch GOttes sonderbare Gnade, bey gesegnetem Wohlergehen, || mit GOttpreisendem Munde und Herzen || 1763. den 31sten August begienge; || ehrerbietigst aufgerichtet || von || Rectore und Collegen des evangelischen Gymnasii. || Augsburg, gedruckt bey Andreas Brinhaußer, Stadt=Buchdrucker. || [1763] [2] Bl. ; 2° Von Mälzer irrtümlich als Werk Urlspergers aufgeführt Mälzer 2900

Standort(e): 37; Ba

Sign.: SStBAug: 2°Aug 202 - 1285

1764 A 5

Sammlung || Urlspergerischer || Jubelschriften || von || A° 1763. || AUGSBURG, II Jn Verlag Eberhard Kletts sei. Witwe, || 1764. || Daselbst gedruckt bey Christoph Peter Detleffsen. || [10] Bl., 180 S. : III.; 4°

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

291

Enth. S. [75]-84: Anrede und Gebeth, womit der hochwürdige Herr Jubilarius selber die ganze heilige Jubelhandlung beschlossen hat / Samuel Urlsperger Vgl. Nr. 205 Mälzer-

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4 Ή 526; 4°S 492

1772 A 6

Urlsperger, Johann August: Gebt unserm Gott die Ehre! || Eine || seinem zärtlich verehrten Vater || S.T. Herrn || Samuel Urlsperger, || Fünfzigjährigen, || nun zur Ruhe gesetzten Seniors, || zugeeignete || und am Sontage Lätare || zum freudigen Angedencken der Wunder, die Gott an Jhm || in 49 zurück gelegten Jahren gethan hat, || übergebene Rede, || wurde 1772. den 23. März || in einer Hochansehnlichen || Oberkirchenconvents=Versammlung || bey seiner Oberherrlichen Vorstellung || als eines Mitältesten in hiesigem Predigtamte || unter göttlichen Beystande gehalten || und aus angeführten Gründen zum Druck überlassen || von || Johann August Urlsperger, || der evangelischen Gemeinde zum heiligen Kreutz Pfarrers, || des hiesigen evangelischen Predigtamts Seniors. || Augsburg, gedruckt bey Christoph Peter Detleffsen. || [1772] 23 S. ; 4° Mälzer -

Standorte): AugEv

Sign.: SStBAug: 4°Aug 821 - 38la

1773 A 7

Wohlverdientes || Ehrengedächtniß || eines in Jhrem Leben zärtlich verbimdenen/ || und || durch einen in Einem Jahre erfolgten seligen Hingang bald wieder vereinigten || Jubelpaares/ II Tit. Herrn || Samuel Urlspergers, || Seniors und Pastors zu St. Anna in Augsburg, || wie auch || Tit. Frauen || Sophia Jacobina gebohmen von Jägersberg, || ihren unvergeßlichen Eltern || von sämtlichen Kindern derselben dankbarst gestiftet: || gesammelt und herausgegeben {| von II Johann August Urlsperger, || der Pfarrgemeinde zum heiligen Kreuz Pastor, des alhiesigen evangelischen || Predigtamts Senior. || Augsburg, gedruckt bey Christoph Peter Detleffsen, 1773. j| [4] Bl„ 79 S . ; 8° Mälzer-

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°Aug 821 - 381

1808 A 8

Verzeichniß || der || Urlspergerischen || Bibliothek, || welche || außer vielen seltnen Büchern II auch schöne || Landcharten und Kupferstiche || enthält, || und den 26. Septb. 1808 || auf dem Beckenhause auf der Karolinenstraße || Lit. C. Nro. 18 || einzeln versteigert werden II soll. II Augsburg, II gedruckt bei Abraham Geiger, 1808. || Mälzer -

Standorte): 37

Sign.: SStBAug: Aug 2495

292

Wolfgang Mayer

Anhang Β 1734

Β1

Ausführliche Historie derer Emigranten oder vertriebenen Lutheraner aus dem Erzbistum Salzburg Ausfuhrliche || Historie || Derer || EMIGRANTEN || Oder || Vertriebenen Lutheraner || Aus dem II Ertz=Bißthum Saltzburg, || und andern Römisch=Catholischen Ländern/ || Vierdter Theil. II Derne beygefügt || Johann Gottlob Fischers Reise=Beschreibung || derer Emigranten nach Cadsand im Holländischen || Flandern/ || und || D. Jacob August Franckensteins Gedancken || vom Emigrations-Rechte. || Nebst vollständigen Registern. || [Angeblicher Verfasser: Samuel Urlsperger] LEJPZIG, 1734. || Zu finden in Teubners Buchladen. || [7] Bl., 250 S., [18] Bl., 40, 60 S.; 8° Ist sicher nicht von Samuel Urlsperger Mälzer -; GV alt

Standort(e): 37

Sign.: SStBAug: 4°ThH 1443 - 4

1750

Β2

Der Kranken Gesundheit und der Sterbenden Leben Der Kranken Gesundheit und der Sterbenden Leben; [...] Von Samuel Urlsperger O. 0., 1750 Diese Ausgabe bei Mälzer ist die Ausgabe Nr. 139. Mälzer 2906

1751

Β3

Der Kranken Gesundheit und der Sterbenden Leben Der Kranken Gesundheit und der Sterbenden Leben; [...] von Samuel Urlsperger Augsburg, 1751 Bei Meu wohl irrtümlich für die Ausg. 1750, Verz. 139. Mälzer 2908; Meu 214

1752

Β4

Ein zwiefaches Neues vom Jahre Ein zwiefaches Neues vom Jahre [...] von S[amuel] U[rlsperger] Augsburg : Merz und Mayer, 1752 Ist Nr. 157! Die Zuschreibung dieses Titels an Merz und Mayer erfolgte wohl auf Grund der Aufführung in MM. Mälzer 2868

Standort(e): 9

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

293

1753

Β5

Amerikanisches Ackerwerk Amerikanisches Ackerwerk von Samuel Urlsperger Augsburg : Merz und Mayer, 1753 Ist sicherlich falsche Jahresangabe fur Nr. 163! Das Vorwort des 1. Teils ist auf den 17. Dez. 1753 datiert, so daß der Druck möglicherweise schon Ende 1753 beendet war. Doch hat es sicher keine eigene Ausgabe von 1753 gegeben. Mälzer 2895; MM

Β6

Das Verlangen der Gläubigen nach dem was Gut ist Das Verlangen der Glaubigen nach dem was Gut ist [...] von Samuel Urlsperger Augsburg : Merz und Mayer, [1753] Mälzer 2875 ist falsch datiert und mit Mälzer 2880 identisch. Ist Nr. 169. Mälzer 2875

Standort(e): 37

1754

Β7

Der seinem Jesu gleichgesinnte öffentliche Lehrer Der seinem Jesu gleichgesinnte öffentliche Lehrer wurde Bey der am 23sten Sont. nach Trinit 1749 [...] geschehnen Präsentation [...] Ludwig Heinrich Burry [...] vorgestellet von Samuel Urlsperger Augsburg : Merz und Mayer, [1754?] In der Verlagsanzeige MM ist kein Erscheinungsjahr angegeben. Es handelt sich mit Sicherheit um Nr. 136! Mälzer 2878; MM 38/7

1755

Β8

Das Erbe der kleinen Herde Das Erbe der kleinen Heerde, das ist der Glaubigen und Heiligen wurde [...] in dreyen Predigten [...] vorgehalten von Samuel Urlsperger Augsburg: Merz und Mayer, 1755 Die Jahresangabe bei Meusel ist sicher falsch. Ist Nr. 166. Mälzer 2883; Meu 215

1758

Β9

Vier öffentliche Worte Vier öffentliche Worte in zweyen Predigten bey Ordination zweyer Candidaten von Samuel Urlsperger Augsburg, 1758 Die Jahresangabe bei Meusel ist sicher fälsch. Ist Nr. 187. Mälzer 2889; Meu 215

294

Wolfgang Mayer

1762 Β 10

T a u f - und Leichenpredigten Tauf- und Leichenpredigten von Samuel Urlsperger Ulm ; Augsburg, 1752. 1760. 1762 Dieser Titel existiert nicht. Es handelt sich hier um einen fiktiven Sammeltitel für die in Di 1 zusammengebunden vorhandenen Werke Nr. 158, 196 und 200. Mälzer 2870

Standorte): Di 1

1774 Β 11

A u s f ü h r l i c h e Nachrichten von den salzburgischen E m i g r a n t e n [...] wie auch eine Beschreibung von Georgien Außführliche Nachrichten von den saltzburgischen Emigranten [...] wie auch eine Beschreibung von Georgien von Samuel Urlsperger Halle : Waysenhaus, 1774 Mälzer -; GV alt

295

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers

Alphabetisches Register Altes und Neues aus dem Lieder=Schatz der Evangelischen Kirche Altes und Neues aus dem Lieder=Schatz der Evangelischen Kirche Altes und Neues aus dem Lieder=Schatz der Evangelischen Kirche Altes und Neues aus dem Lieder=Schatz der Evangelischen Kirche Altes und Neues aus dem Lieder=Schatz der Evangelischen Kirche Americanisches Ackerwerk Gottes Americanisches Ackerwerk Gottes Americanisches Ackerwerk Gottes An dem fünfzigsten Gedächtniß= und Jubeltage Der ausführlichen Nachrichten Von der Königlich-Groß-Britannischen Colonie Saltzburger Emigranten in America [...] Theil 1-3 Bolzius, Johann Martin: Dancksagungs=Schreiben Breithaupt, Joachim Justus: Christliches Denck=Maal Burry, Ludwig Heinrich: Zwey Denkmale des Glaubens Celebrirung Des zweyten Evangelischen Jubel=Festes Creiling, Johann Conrad: Phaenomena laternae magicae D., J. Α.: J. A. D. Gärtners in dem Evangelis. Waysen=Hause Dancksagungs=Brief Der Gemeine zu Eben=Ezer Denkmal der Hochachtung und Ergebenheit Einige wenige Umstände von den Personalien Tit. Herrn Samuel Urlspergers Der Evangelisch=Dähnischen Herren MISSIONARIen zu Tranquebar in Ostindien Danksagungsschreiben Faber, Christian Friedrich [Def] Fragen und Antworten Francke, Johann Georg: Einen treuen Lehrer der Kirche Das gesamte Augspurgische Evangelische Ministerium Gronau, Israel Christian: Danksagungsschreiben Hildebrand, Johann Ulrich: JESUM, den Meister Hildebrand, Johann Ulrich: Das treue Hirten=Herz des HErrn Hildebrand, Johann Ulrich: Wie es möglich werden könne Jaeger, Johann Wolfgang: Judicium sine afFectu Kraus, Marcus Friedlich: Die Seligkeit der Glaubigen im Himmel Kurtze RELATION aus denen vom 5. 9. und 12. Nov. 1734 Ledderhose, Karl Friedrich [Hrsg.] Lentilius, Wilhelm Friedrich [Def..] Moser, Philipp Sigismund [Def.] Oechslin, Johannes: Der durch GOttes Gnade Sich selbst helffende Pfaff, Johannes Christoph: SYLLOGE QUAESTIONUM THEOL. Pfaff, Johannes Christoph: Sylloge quaestionum theologicarum Puchta, Heinrich [Hrsg.] Remmelin, Georg Erich [Def.] Remmelin, Georg Erich [Def.] Rende, Johann Christian: Eben Ezer, oder Denckmal der Hülfe GOttes Rende, Johann Christian: Kurtze Erklärung der Evangelien Rende, Johann Christian: Kurtze Erklärung der Evangelien Ritter, Johann Balthasar: Das unzertrennliche Liebes= Roesler, Johann Eberhard: Theses de principiis juris naturae Ruprecht, Georg: Eines Gottseeligen Regenten Sorgfalt Der Salzburgischen Emigranten=Gemeinde zu Eben=Ezer Sammlung Urlspergerischer Jubelschriften Schaitberger, Joseph: Kurtzer Abriß Schmucker, Johann Wilhelm [Def.] Schneider, Esaias: Schrifftmässiger Beweiß Schneider, Esaias: Schrifftmässiger Beweiß Schul=Büchlein

1748 1749 1759 1764 1776 1753 1754 1760 1763

130 137 193 207 213 Β5 163 195 A3

1741 1741 1731 1758 1719 1705 1732 1741 1763 1749

90 93 50 190 12, 13 1 53 92 A4 A1

1732 1707 1752 1727 1749 1741 1751 1751 1733 1707 1758 1735 1857 1707 1707 1733 1707 1710 1858 1705 1707 1752 1747 1762 1732 1707 1722 1741 1764 1732 1707 1725 1725 1732

51 2 159 33 A2 93 148 148 64 4 191 69 214 2 2 63 2 5 215 1 2 150 118 202 58 3 18 96 A5 56 2 26 25 59

296 Schul=Büchlein Seckendorff, Friedrich Heinrich: Trauer- und Ehrenmal Tafinger, Wilhelm Gottlieb: Trauer= und Trostes=Denckmahl Tafinger, Wilhelm Gottlieb . Worte GOttes Trauer= und Ehrenmaal zum Gedächtnisse Urlsperger, Johann August: Gebt unserm Gott die Ehre! Schul=Büchlein Urlsperger, Samuel Die allergrößte und höchste Gabe Urlsperger, Samuel Die allerunseligste Unveränderlichkeit Urlsperger, Samuel Amerikanisches Ackerwerk Urlsperger, Samuel Amerikanisches Ackerwerk Gottes Urlsperger, Samuel Amerikanisches Ackerwerk Gottes Urlsperger, Samuel An dem fünfzigsten Jubel- und Gedächtnistage Urlsperger, Samuel Der an seinen Kindern unter den Versuchungen Urlsperger, Samuel Eines andächtigen Passionsherzen Urlsperger, Samuel Eines andächtigen Passionsherzen Urlsperger, Samuel Das andere zwiefache Neue vom Jahre Urlsperger, Samuel Anhang zu der Hallischen wöchentlichen Relation Urlsperger, Samuel Anrede und Gebet Urlsperger, Samuel Die Anziehung des Unvergänglichen Urlsperger, Samuel Das ARCANUM Eines Christlichen Medici Urlsperger, Samuel Das ARCANUM Eines guten POLITICI Urlsperger, Samuel Eine Aufmunterung und Ermahnung Urlsperger, Samuel Eine Aufmunterung zum Sehen des Grossen Jch Urlsperger, Samuel Das aufs lieblichste gefallene Looß Urlsperger, Samuel Der Ausbund alles göttlichen Trostes Urlsperger, Samuel Ausfuhrliche Nachrichten Urlsperger, Samuel Ausfuhrliche Historie derer Emigranten Urlsperger, Samuel Außfuhrliche Nachrichten Urlsperger, Samuel Avertissement Urlsperger, Samuel Avertissement von Annahme eines dritten Transports Urlsperger, Samuel Die Bestätigung der Glaubigen Losung Urlsperger, Samuel Der beste Regentengang Urlsperger, Samuel Die beste tägliche Zubereitung Urlsperger, Samuel Der beste und nöthigste Wunsch Urlsperger, Samuel Das bewährteste Praeservativ Urlsperger, Samuel Einige wenige Umstände von den Personalien Urlsperger, Samuel Briefe und Erklärung an den Rat Urlsperger, Samuel Briefe und Erklärung an den Rat Urlsperger, Samuel Catechetische Unterweisung Urlsperger, Samuel Die Christliche Eilfertigkeit Urlsperger, Samuel Christliches Dankgebet Urlsperger, Samuel Christliches Dankgebet Urlsperger, Samuel Christliches Dankgebet Urlsperger, Samuel Christliches Denck=Maal Urlsperger, Samuel Christus Seiner Glaubigen Alles Urlsperger, Samuel CHRJSTUS der uns seelig macht Urlsperger, Samuel Das Danckbare Jacobs=Hertz Urlsperger, Samuel Dank- und Wunschrede Urlsperger, Samuel Danksagungsbrief der Gemeinde zu Eben-Ezer Urlsperger, Samuel Danksagungsschreiben Urlsperger, Samuel Deine Gebote sind eitel Wahrheit Urlsperger, Samuel Der dem HErm von seinen Knechten gebrachte Urlsperger, Samuel Den Frieden mit GOtt Urlsperger, Samuel Den Ruhm der Gläubigen Urlsperger, Samuel Denkmal der Hochachtung und Ergebenheit Urlsperger, Samuel Drei Davidische Festpredigten Urlsperger, Samuel Das dreifache königliche Jubelwort Urlsperger, Samuel Die durch das Wort GOttes und Gebet geheilte

Wolfgang Mayer 1740 1757 1746 1752 1757 1772 1759 1763 1752 1753 1754 1760 1763 1727 1722 1752 1754 1740 1764 1745 1730 1729 1755 1741 1762 1750 1741 1734 1774 1741 1735 1744 1751 1750 1748 1749 1749 1725 1725 1730 1753 1742 1745 1765 1731 1736 1738 1742 1752 1741 1741 1754 1746 1729 1740 1763 1753 1748 1748

88 186 110 154 186 A6 194 204 153 Β5 163 195 A3 30 16 156 164 82 205 108 46 37 171 95 200 142 90 Β1 Β 11 91 68 105 143 140 125 135 A1 25 26 41 162 98 106 208 50 72 80 99 150 92 93 165 112 38 85 A4 160 119 122

297

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,'Samuel Urlsperger,ISamuel Urlsperger, ISamuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger, Samuel Urlsperger, iSamuel Urlsperger, 1Samuel Urlsperger, ISamuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger, ISamuel Urlsperger, 1Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,! Urlsperger, Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger, Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger, Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger, Samuel Urlsperger, !Samuel Urlsperger, 1Samuel Urlsperger, 1Samuel Urlsperger, 1Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger, iSamuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger, ISamuel Urlsperger,!Samuel Urlsperger, ISamuel Urlsperger,!Samuel Samuel

Der durch GOttes Gnade Sich selbst helffende Eben-Ezer in Georgia Ehrenmahl Der einige Heil=Brunnen Die Entsündigung durch das Blut JEsu Christi Das Erbe der kleinen Herde Das Erbe der kleinen Herde Ein Erinnerungs=Wort Erste An- und Zuspräche Das Erste Durch des HErrn Gnade erlebte Heute Erweckliche Präsentationsrede Etwas, so zu dem als göttliche Kraft Der Evangelisch dänischer Herren Missionarien Eine Evangelische Einladung und Aufmunterung Eine Evangelische Erweckung Durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Eine Evangelische Erweckung Durch das Wort Eine Evangelische Erweckung Durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Eine Evangelische Erweckung durch das Wort Die Evangelische Losung der Glaubigen JESU Der evangelischen Kirche in Augspurg Jubelfreude Evangelischer Christen mit dem Neuen Jahre Ein Evangelisches Büß- und Friedensgebet Ein evangelisches Lätare Examen Die exemplarische, schuldige und eilfertige Besserung Feyerliche Einweihungsrede Fragen und Antworten Gebet, welches an dem, wegen des den 20ten Gebet, welches an dem, wegen des den 20ten Gebt unserm Gott die Ehre Das Gedenken an seinen Schöpfer Die Gedoppelte Lust eines wahren Christen Der geoffenbarte Trost Georgia Das Gericht der Verstockung Das gesamte augsburgische evangelische Ministerium Das gesegnete Zurückdencken an die Zeit Das glaubige und kindliche Gespräch mit GOtt Das gnädige Jahr des HErrn Der Göttliche Wille von der Mitteilung Gottes gerettete Unschuld GOTTES ohnbeschreibliche Preißwürdigkeit Der Gottesfurchtigen Letztes Bestes Eines Gottseeligen Regenten Sorgfalt Der grosse Jch Der grosse Unterschied zwischen den Kindern

1733 1734 1751 1736 1729 1754 1755 1761 1747 1745 1751 1752 1732 1755 1724 1725 1726 1727 1728 1729 1730 1731 1732 1733 1734 1735 1736 1737 1738 1739 1740 1743 1730 1758 1757 1723 1732 1721 1755 1752 1740 1745 1772 1749 1723 1755 1733 1761 1749 1757 1760 1754 1744 1765 1762 1723 1722 1740 1757

63 65 146 71 39 166 Β8 199 114 109 144 151 51 174 24 27 29 32 36 40 47 49 55 61 66 70 73 76 79 81 86 101 42 189 182 20 52 15 172 159 83 107 A6 134 23 173 60 198 A2 184 196 168 103 209 201 22 18 84 183

298 Urlsperger, Samuel: Historia B. Lutheri Urlsperger, Samuel: Historia B. Lutheri Urlsperger, Samuel: Historia B. Lutheri Urlsperger, Samuel: Historia B. Lutheri Urlsperger, Samuel: Die in den anhaltenden Zeiten der Demüthigung Urlsperger, Samuel: Das in den Zeiten der Demüthigung heilsame Urlsperger, Samuel: Intimation an die evangelischen Gemeinden Urlsperger, Samuel: Intimation der christschuldigen Begehung Urlsperger, Samuel: Intimation oder Verkündigung des innstehenden Urlsperger, Samuel: J. A. D. Gärtners in dem evangelischen Waisenhause Urlsperger, Samuel: Jch bin Dein, hilf mir Urlsperger, Samuel: Jubelschrift auf das 50. Ehejubiläum Urlsperger, Samuel: Judicium sine affectu de duobus adversariis Urlsperger, Samuel: Ein kräftig Wort von der Güte und dem Ernst Urlsperger, Samuel: Der Kranken Gesundheit und der Sterbenden Urlsperger, Samuel: Der Kranken Gesundheit Und der Sterbenden Urlsperger, Samuel: Der Kranken Gesundheit und der Sterbenden Urlsperger, Samuel: Der Kranken Gesundheit und der Sterbenden Urlsperger, Samuel: Der Kranken Gesundheit und der Sterbenden Urlsperger, Samuel: Der Kranken Gesundheit und der Sterbenden Urlsperger, Samuel: Der Kranken Gesundheit und der Sterbenden Urlsperger, Samuel: Kurze Aufmunterung zu einer christlichen Urlsperger, Samuel: Kurze historische Nachricht aus den Berichten Urlsperger, Samuel: Kurze historische Nachricht von dem Missionarien Urlsperger, Samuel: Kurze Relation aus denen [...] aus England Urlsperger, Samuel: Kurzer Unterricht über das Hohe Friedensfest Urlsperger, Samuel: Das Leben des seligen Manns Gottes Doktor Urlsperger, Samuel: Das Leben des seligen Manns Gottes Doktor Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Amman, Johann Adolf Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Amman, Johann Christoph Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Benz, Philipp Adam Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Brandhofen Johannes von Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Breyer, Heinrich August Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Crophius, Philipp Jacob Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Gullmann, Regina Euphrosina Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Haider, Sabina Barbara von Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Herttenstein, Euphrosina von Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Hillenbrand, Anna Maria Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Jordan, Christian Traugott Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Kaiser Karl VI. Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Kaiser Karl VII. Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Koch, Daniel Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Köpf, Sibylla Elisabetha Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Laire, Jacob Gabriel Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Langenmantel, Martin Hieronymus Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Lomer, Gottfried Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Mylius, Anna Lydia Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Mylius, Johann Sebastian Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Rader, Regina Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Rauner, Johann Thomas d. Ä. von Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Rauner, Johann Thomas d. J. von Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Schnurbein, Balthasar von Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Schnurbein, Marcus von Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Schröck, Lukas Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Stetten, Johann d. Ä. von Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Stetten, Johann Paul von Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Stetten, Paul d. Ä. von Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Stetten, Paul d. J. von Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Sultzer, Anna Rosina

Wolf gang Mayer 1730 1748 1750 1763 1760 1759 1747 1748 1730 1732 1750 1749 1708 1751 1722 1723 1750 1750 1751 1756 1857 1741 1730 1715 1735 1858 1717 1719 1750 1738 1749 1748 1746 1742 1752 1753 1762 1754 1732 1740 1745 1723 1760 1744 1740 1729 1728 1727 1756 1736 1728 1729 1746 1730 1738 1746 1729 1727 1723

43 120 138 203 197 192 115 121 44 53 141 133 4 145 17 21 139 Β2 Β3 179 214 94 45 6 69 215 9 12 140 77 134 122 110 99 152 161 200 167 54 84 108 23 196 104 85 38 34 30 180 71 35 37 112 46 78 111 39 31 22

299

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Sulzer, Juliana Magdalena Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Sulzer, Wolfgang Jacob Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Weidner, Johannes Urlsperger, Samuel: Leichenrede auf Welser, Marx Christoph Urlsperger, Samuel: Ein Lob= Gebet= und Aufinunterungs= Hosianna Urlsperger, Samuel: Die Losung der Glaubigen: Fürchte dich nicht Urlsperger, Samuel: Nachricht von allem Urlsperger, Samuel: Nachricht von allem Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1724 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1725 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1726 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1727 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1728 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1729 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1730 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1731 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1732 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1733 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1734 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1735 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1736 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1737 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1738 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1739 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1740 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1741 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1742 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1743 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1744 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1745 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1746 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1747 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1748 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1749 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1750 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1751 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1752 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1753 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1754 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1755 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1756 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1757 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1758 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1759 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1760 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1761 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1762 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1763 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1764 Urlsperger, Samuel: Neujahrsgebet 1765 Urlsperger, Samuel: Das Nichtweichen von den Zeugnissen GOttes Urlsperger, Samuel: Der noch lebende Joseph Schaitberger Urlsperger, Samuel: Nötige und nützliche Anweisung Urlsperger, Samuel: Nötiger und kurzgefaßter Unterricht Urlsperger, Samuel: Notifikationsschreiben von dem Tode Urlsperger, Samuel: Oberherrlich approbirte Intimation Urlsperger, Samuel: Eine öffentliche Dankrede Urlsperger, Samuel: Ordnung des öffentlichen Gottesdienstes Urlsperger, Samuel: Phaenomena laternae magicae

1750 1751 1736 1731 1746 1742 1748 1748 1724 1725 1726 1727 1728 1729 1730 1731 1732 1733 1734 1735 1736 1737 1738 1739 1740 1741 1742 1743 1744 1745 1746 1747 1748 1749 1750 1751 1752 1753 1754 1755 1756 1757 1758 1759 1760 1761 1762 1763 1764 1765 1764 1732 1755 1748 1758 1748 1747 1748 1705

141 146 72 48 113 100 123 124 24 27 29 32 36 40 47 49 55 61 66 70 73 76 79 81 86 95 100 101 105 109 113 116 125 135 142 147 153 162 168 174 181 184 189 192 197 199 201 204 206 209 206 56 175 126 190 127 117 128

1

300 Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger, Urlsperger,

Wolfgang Mayer Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue Samue

Philippus und der Kämmerer Philippus und der Kämmerer Predigt anläßlich der Geburt eines Erzherzogs Predigt über einen Türkensieg Pro Memoria Rede bey der Beerdigung Rede bey der Ordinationshandlung Der Salzburgischen Emigrantengemeinde Die Sammlung einiger Bußgedanken Die Sammlung und Führung des 4. Transports Sammlung Urlspergerischer Jubelschriften Schriftliche An= und Zuspräche Eine schriftmäßige Anweisung Das Sehnliche Verlangen der Kinder GOttes Der seinem Jesu gleichgesinnte öffentliche Lehrer Der seinem Jesu gleichgesinnte öffentliche Lehrer Die Seligkeit der Glaubigen im Himmel Sendschreiben an einen guten Freund Sendschreiben an einen vornehmen Theologum Sendschreiben von Conrad Schnellers Standes=Rede Bey Der Standes=mässigen Beerdigung Standesrede bey der Beerdigung Standesrede bey der Beerdigung Die Stellung der Gläubigen Die Stellung der Gläubigen Summarischer, historisch und praktischer Unterricht Sylloge quaestionum theologicorum Sylloge quaestionum theologicorum Tauf- und Leichenpredigten Theses de principiis juris naturae Trauer= und Ehrenmaal zum Gedächtnisse Trauer= und Trostes=Denckmahl An Vatter Trauergedicht auf Amman, Georg Gottfried Trauergedicht auf Antonius, Paulus Trauergedicht auf Bengel, Johann Albrecht Trauergedicht auf Breyer, Heinrich August Trauergedicht auf Burry, Maria Elisabeth Trauergedicht auf Crophius, Philipp Jacob Trauergedicht auf Francke, August Hermann Trauergedicht auf Harder, Albrecht Ludwig Jakob Trauergedicht auf Koch, Daniel Trauergedicht auf Lentilius, Rosinus Trauergedicht auf Pritius, Johann Georg Trauergedicht auf Rauner, Johann Thomas d. Ä. von Trauergedicht auf Seckendorf, Clara Dorothea von Die Treue GOttes Einen treuen Lehrer der Kirche Trostschrift Der um die Gebets-Erhörung ringende Pilgrim Das unzertrennliche Liebes= und Vereinigungs-Band Verkündigung der öffentlichen, Gott zu Ehr Das Verlangen der Gläubigen Das Verlangen der Gläubigen Vier besondere Vorträge aus dem Wort Gottes Vier Hauptbewegungsgründe Vier Hauptbewegungsgründe Vier öffentliche Worte Vier öffentliche Worte Vier öffentliche Zeugnisse aus Psal. 119

1716 1766 1717 1717 1755 1752 1754 1741 1757 1741 1764 1748 1756 1731 1749 1754 1758 1733 1725 1736 1746 1753 1756 1732 1767 1755 1707 1710 1762 1707 1757 1746 1722 1731 1752 1746 1758 1742 1727 1738 1723 1733 1732 1736 1757 1738 1727 1733 1744 1732 1755 1753 1754 1751 1722 1740 1757 1758 1751

7 211 10 11 176 152 163 96 185 97 A5 129 181 48 136 Β7 191 62 28 74 111 161 180 57 212 177 2 5 Β 10 3 186 110 18 50 154 110 191 99 33 80 23 63 58 71 186 78 33 64 104 58 178 Β6 169 148 19 87 187 Β9 149

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers Urlsperger, Samuel: Von dem großen Nutzen des Hingangs Jesu Urlsperger, Samuel: Das von einem Glaubigen/ seinem JESU/ Urlsperger, Samuel: Vorwort zu Altes und Neues Urlsperger, Samuel: Vorwort zu Altes und Neues Urlsperger, Samuel: Vorwort zu Altes und Neues Urlsperger, Samuel: Vorwort zu Altes und Neues Urlsperger, Samuel: Vorwort zu Altes und Neues Urlsperger, Samuel: Vorwort zu Rende Urlsperger, Samuel: Vorwort zu Rende Urlsperger, Samuel: Vorwort zum Schulbüchlein Urlsperger, Samuel: Vorwort zum Schulbüchlein Urlsperger, Samuel: Vorwort zum Schulbüchlein Urlsperger, Samuel: Die Wahrnehmung der von dem großen Apostel Urlsperger, Samuel: Wie es möglich werden könne Urlsperger, Samuel: Wie wir alle unsterblich werden können Urlsperger, Samuel: Das wohl gegründete christliche Gemeine Wesen Urlsperger, Samuel: Wohlverdientes Ehrendenkmal Urlsperger, Samuel: Wohlverdientes Ehrengedächtnis Urlsperger, Samuel: Ein Wort der Ermahnung Urlsperger, Samuel: Ein Wort für Alte und Junge Urlsperger, Samuel: Das Wort Gottes so der Tochter Zion Urlsperger, Samuel: Ein Wort vom göttlichen Freispital Urlsperger, Samuel: Das Wort vom Tod und Leben Jesu Christi Urlsperger, Samuel: Worte GOttes, Zu Erweckung und Trost Urlsperger, Samuel: Ein Zeugnis von der Unveränderlichkeit Gottes Urlsperger, Samuel: Zugabe von der Kraft der Auferstehung Urlsperger, Samuel: Zuverläßige Nachrichten Urlsperger, Samuel: Zuverläßiges Sendschreiben Urlsperger, Samuel: Zwei Schreiben aus der Neuen Welt Urlsperger, Samuel: Zwei Zeugnisse der Wahrheit Urlsperger, Samuel: Zweyte An= und Zuspräche Urlsperger, Samuel: Zweyte Intimation Urlsperger, Samuel: Ein zwiefaches Ehren=Wort so GOTT Urlsperger, Samuel: Ein zwiefaches Neues vom Jahre Urlsperger, Samuel: Ein zwiefaches Neues vom Jahre Urlsperger, Samuel: Zwo heilige Reden Urlsperger, Samuel [Def] Urlsperger, Samuel [Def] Urlsperger, Samuel [Def.] Verzeichniß der Urlspergerischen Bibliothek Wiedemann, Samuel: CHRJSTUS der uns seelig macht Wiedemann, Samuel: Zwo heilige Reden Wohlverdientes Ehrengedächtniß Zwey Schreiben aus der Neuen Welt

301 1765 1738 1748 1749 1759 1764 1776 1747 1762 1732 1740 1759 1752 1733 1728 1716 1754 1773 1747 1754 1720 1743 1752 1752 1757 1752 1734 1736 1740 1719 1748 1748 1751 1752 1752 1752 1705 1707 1708 1808 1738 1752 1773 1740

210 77 130 137 193 207 213 118 202 59 88 194 155 64 34 8 166 A7 116 170 14 102 156 154 188 156 67 75 89 13 131 132 147 157 Β4 158 1 2,3 4 A8 80 158 A7 89

302

Wolfgang Mayer

Sachregister Abschiedspredigt Amman, Georg Gottfried Amman, Johann Adolph Amman, Johann Christoph Antonius, Paulus Armenwesen Bardil, Anna Rosina Bengel, Johann Albrecht Benz, Philipp Adam Brandhofen Johannes von Breyer, Heinrich August Burry, Ludwig Heinrich Burry, Maria Elisabeth Bußpredigten Crophius, Philipp Jacob Dissertation Eben-Ezer Ehejubiläum Fastenpredigten Francke, August Hermann Friedensfest 1757 Friedensgebet Geburtspredigt Gedicht Georgia Gesangbuch Grundsteinlegung Ludwigsburg 1716 Günzer, Regina Gullmann, Anna Maria Gullmann, Johannes Gullmann, Regina Euphrosina Halder, Sabina Barbara von Harder, Albrecht Ludwig Jacob Herttenstein, Euphrosina von Hildebrand, Johann Ulrich Hillenbrand, Anna Maria Hohenwarth, Clara Dorothea von Hopfiier, Anna Lydia Indienmission Jordan, Christian Traugott Joseph Jubelfest 1717 Jubelfest 1730 Jubelfest 1748 Jubelfest 1755 Judenmission Kaiserkrönung Karl Karl Kinderfriedensfest 1722 Kirchenkonventreden

210 18 140 77 50 117, 150, 171, 172 22 154 134 122 110, 156 136 191 14, 15, 16, 155, 156, 170, 183, 185, 188, 198 99 1, 2, 3, 4, 5 60, 62, 65, 67, 69, 75, 89, 90, 92, 93, 94, 96, 97, 163, 195 133 151 33 182 182 10 18, 23, 33, 50, 58, 63, 71, 80, 99, 110, 154, 186, 190, 191 60, 62, 65, 67, 69, 75, 89, 90, 92, 93, 94, 96, 97, 163, 195 130, 137, 193, 207, 213 8 180

167 166 152 161 80 200 148 167 186 34 6, 45,51 54 208 9, 12, 13 41,42, 44, 45,51 119, 121, 123, 124, 125, 126, 177, 215 175, 177, 178 158, 159 98, 106 82, 83, 84 98, 107, 108 19, 87 157, 164

Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers Koch, Daniel Königswahl Köpf, Sibylla Elisabetha Krankenbüchlein Laire, Jacob Gabriel Langenmantel, Maria Magdalena Langenmantel, Martin Hieronymus Laterna magica Leichenrede

Lentilius, Rosinus Lomer, Gottfried Looke, John Ludwigsburg Grundsteinlegung 1716 Luther, Martin Maria Josepha Münch, Christian von Mylius, Anna Lydia Mylius, Johann Sebastian Naturrecht Neujahrsgebet

Ordinationspredigt Orthodoxie-Streit Passionspredigten Pestpredigten Poiret, Pierre Präsentationspredigt Pritius, Johann Georg Probpredigt Prosyletentaufe Rabenhorst, Christian Rader, Regina Rader, Sibylla Elisabetha Ratswahl 1751 Rauner, Johann Thomas von Rauner, Johann Thomas von Rauner, Maria Magdalena von Religionsbuch Salzburger Emigranten Schaitberger, Joseph Schneller, Conrad Schnurbein, Balthasar von Schnurbein, Marcus von Schnurbein, Regina Euphrosina von Schnurbein, Sabina Barbara von Schröck, Lucas Schulbuch Schulpredigt Seckendorff, Clara Dorothea von

303 23 98, 106 196 17, 21, 25, 28, 139, 179, 214 104 64 85 1 22, 23, 30, 31, 34, 35, 37, 38, 39, 46, 48, 54, 71, 72, 77, 78, 84, 85, 99, 104, 108, 110, 111, 112, 122, 134, 140, 141, 146, 152, 161, 166, 167, 180, 196, 200 63 38 4 8 9, 43, 120, 138, 203 208 190 34 30 3 24, 27, 29, 32, 36, 40, 47, 49, 55, 61, 66, 70, 73, 76, 79, 81, 86, 95, 100, 101, 105, 109, 113, 116, 125, 135, 142, 147, 153, 162, 168, 174, 181, 184, 189, 192, 197, 199, 201, 204, 206, 209 187 25, 26, 28 16 15 4 102, 136, 144, 145, 148, 187 58 20 7, 158, 159,211 163 180 196 143 71 35 64 41 52, 53, 56, 57, 60, 62, 65, 67, 68, 69, 74, 75, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 96, 97, 163, 176, 190, 195, 212 56 74 37 112 152 161 46 59, 88, 194 103, 170 133, 186

304 Seckendorff, Friedrich Heinrich von St. Anna Renovierung Stetten, Johann von Stetten, Johann Paul von Stetten, Paul von Stetten, Paul von Sultzer, Anna Rosina Sulzer, Juliana Magdalena Sulzer, Wolfgang Jacob Trostschrift Türkenpredigt Unold, Euphrosina Urlsperger, Maria Elisabeth Vorrede Wahlpredigt Weidner, Johannes Welser, Marx Christoph

Wolfgang Mayer 133 114, 115, 127, 128, 129, 131, 132 78 111 39 31 22 141 146 64 11 200 191 59, 88, 118, 130, 137, 193, 194, 202, 207,213 143 72 48

Index der Orts- und Personennamen

Im folgenden Index wurden alle im Text und in den Fußnoten genannten Personen-, Orts- und Territoriennamen verzeichnet, mit Ausnahme der Personen, die in den genealogischen Anmerkungen und Anhängen an sekundärer Stelle genannt werden. Ebenso wurde für alle Beiträge auf einen eigenen Registereintrag 'Augsburg' und 'Samuel Urlsperger' verzichtet. Bei Frauen, die sowohl unter ihrem Familiennamen als auch unter dem Namen ihres Ehemannes in den Texten genannt werden, wurden entsprechende Verweise eingefugt. Landesherren sind unter dem Namen des Territoriums aufgenommen, lediglich Päpste, Kaiser und Könige finden sich unter dem Vornamen. Es wurden folgende Abkürzungen verwendet: Kg. König Ks. Kaiser

— A — Alt-Eben-Ezer s. Eben-Ezer Amman

- Karl Ferdinand 45; 49 Bauer, Polykarp Jakob 44f.

- Anna Barbara von 138; 140; 146 - Johann Adolf von d.Ä. 136; 138

Bayern -Kurfürst Maximilian III. Joseph 188

- Johann Thomas von 144

Bebenhausen, Klosterschule 32-35

- Paul von 144

Bengel, Johann Albrecht 36; 40; 42; 45; 110; 121;

Anderson, Robert 185

130

Anna, Königin von England 151 f.

Benz, Philipp Adam 136; 146

Anton, Paul 172

Bemstorff, Graf Johann Hartwig Ernst von 177-190

Arndt, Johann 110

Beyschlag, Daniel Eberhard 145f.

Amsdorff, Schuster 207

Bilfinger

Asseburg, Rosamunde Juliane von der 111

- Georg Bernhard 46; 171

Aulber, Johann Christoph 45f.

- Johann Ludwig 45f. - Johann Wendel 46

— B — Bardiii -Andreas 45 - Johann Wendel 46

Binder -Christoph 70 -Regina 70 Blaubeuren, Klosterschule 32; 34; 164

306

Index der Orts- und Personennamen

Boeckenstein, Lienhard Boeck von 134 Böhme

Degmair -Andreas 82; 88; 135; 170

-Anton Wilhelm 81; 98; 152f.; 156f.

-Barbara 135

- August Wilhelm 165

- Georg Andreas 135

Boltzius, Johann Martin 158; 160; 175; 181; 193f.; 200; 202; 207; 209-212; 216f. Bourignon, Madame de 40

-Johann 135 - Matthias Friedrich 135 -Pfanfamilie 147

Brahm, Johann Gerhard Wilhelm von 198

Den Haag 155

Brander, Georg Friedrich 141

Denzel

Bray, Thomas 154,157

- Christoph Eberhard 45

Brech, Egidius Adam 58

- Christoph Heinrich 69

Brucker

Douai 48f.

-Johann Jakob 136

Downing, Joseph 157

-Pfarrfamilie 147

Driessler, Johann Ulrich 174; 199

Burgsteiner, Matthias 211 — E —

Burry - Ludwig Heinrich 69; 123; 180

Eben-Ezer 67; 106; 158; 174; 181; 194-200; 214

- Maria Elisabeth s. Urlsperger, Maria Elisabeth

Ehrhardt, Jakob 70

— c —

Engel, Ludwig Friedrich 58 England, Königshaus 179

Callenberg, Johann Heinrich 128; 183

Erlangen 60; 143

Campe, Johann Heinrich 144

Essich, Johann Gottfried 88

Canstein, Carl Hildebrand von 118; 128

Esterlin, Christoph Jakob 184

Canz, Israel Gottlieb 180 — F —

Carl, Samuel 215 Cellarius, Ludwig Johann 206

Faber, Christian Friedrich 56

Chamberlayne, John 151-153

Ferber, Johannes 45

Chrysostomos s. Johannes 1.

Fincke, Henry 154

Cicero, Marcus Tullius 30

Florus, Lucius Annaeus 34

Comenius, Johann Arnos s. Komensky, Jan Arnos

Förtsch, Michael 41 A4

Crailsheim 199

Francke

Creiling, Johann Conrad 36f.; 45f. Crophius, Philipp Jacob 138f.

-AugustHermann 61; 85f.; 90; 101; 107; 112; 118; 135; 147; 151f.; 154f.; 158; 160-173; 193 - Gotthilf August 161f.; 169; 171-175; 192f.;200;

— D — Daler, Ursula 53

206; 213 Franckenberg, Sylvius Karl von 180

Index der Orts- und Personennamen

307 — H —

Frederica 175; 199 Freylinghausen, J.A. 172; 220 Friedrich IV., Kg. von Dänemark 179; 189 Friedrich Wilhelm I , Kg. von Preußen 101 Friedrich Wilhelm Π., Kg. von Preußen 186 Frisch, Johann David 45; 55 Fronmüller, Georg Reinhold 36

Haas - Anna Katharina 53 -Christoph 70 - Matthäus 25f.; 53 - Ursula, geb. Daler 53 Hagelstein, David Ernst Thomann von 132; 135 Halle 97f.; 134; 139; 147; 152; 155; 161; 192; 203; 213

Gailenbach, Koch von 136 Gärtringen, Wolfgang Philipp Jäger von 63 Geiger, Georg Reinhold 35 Georg Π., Kg. von England 158 Georg, Prinz von Dänemark 152 Gmelin - Georg Ludwig 40; 44f. - Sigmund Christian 57 - Wilhelm Christian 45 Graf, Philipp Christoph 69 Gräfenthal 68 Grammlich -Andreas 52 - Johann Andreas 51; 54; 56 Grävenitz, Friederike Wilhelmine Christiane von, vereh. Gräfin Würben 50f.; 98; 179 Gronau, Israel Christian 158f.; 175; 181; 193; 200; 202 Gullmann - Dorothea Wilhelmina s. Urlsperger, Dorothea Wilhelmina -Johann 80; 115 - Johann Balthasar d.Ä. 178 - Maria Magdalena 135

- Franckesche Stiftungen 140 -Universität 140,155 Hamburg 134 Harder, Philipp Gottfried 88-90; 94 Harpprecht, Jungfer 46 Hecking, Gottfried 143 Hedinger, Johann Reinhard 110 Heim, Karl 29 Hek, Johann Peter 199 Herrenberg 63; 82, 102-106 Hermschmid, Johann Daniel 90 Hildebrand, Johann Ulrich 96; 123 Hirsau, Klosterschule 32 Hochstetter -Andreas Adam 4 2 ^ 5 ; 51; 86; 166; 171 - Johann Andreas 32; 35; 48; 54 - Johanna Judith 54 Holeisen - Gottfried 69; 124; 179 - Johanna Sophia, geb. Urlsperger s. Urlsperger, Johanna Sophia - Samuel Christian 69 Holland 152 Holland - Maria Dorothea 55 - Philipp Ludwig 55

308

Index der Orts- und Personennamen

Holstein, Herzogtum 188

Karpfen, Maria Jacobäa von 63 Kemer, Kaufmann in Stuttgart 49

— J — Jacobi, Johann Christian 156 Jäger

Kieser, Andreas 136 Kirchheim unter Teck 25f.; 31f.; 37; 60 - Lateinschule 30

-AnnaMaria 57

Klaucke, Johann Gottlieb 136; 145f.

- Christian Friedrich 56

Klein Hub, bei Salzburg 183

- Eberhard 56

Kleinknecht, Conrad Daniel 197

-Familie 48

Klemm, Johann Konrad 42f.

- Johann Christoph 25; 55

Knapp, Albert 28; 31

- Johann Friedrich 46; 54; 57

Komensky, Jan Arnos 138

- Johann Gottlieb 56

Kopenhagen 163; 179

- Johann Wolfgang 36; 38f.; 42f.; 45; 55; 70; 163

Kraft, David 198

- Justine Dorothea 52

Krauß

- Maria Catharina 57

-Bartholomäus 133; 136

- Maria Dorothea, geb. Holland 5. Holland,

- Johann Ulrich 136

Maria Dorothea

- Marcus Friedrich 69 - Maria Magdalena, geb. Urlsperger s.

Jägersberg - Christian Adam Jäger von 185 - Christian Friedrich Jäger von 26; 60

Urlsperger, Maria Magdalena -Pfanfamilie 147

- Sophie Jakobine Jäger von 59-70 — L —

Jena 42 Jenisch, Gabriel 136

Lambroni, Flötenspieler 190

Johannes I. Chrysostomos 34

Layritz, Paul Eugen 139

Jordan, Johann Daniel 189

Leade,Jane 40

Jung

Leipheim 197

- Gustav Adolf 88

Leipzig 22f.; 90f.; 111; 134; 170

-Pastor 170

Lemke, Hermann Heinrich 159; 175; 181; 197 Leutbecher (Leutbecker), Caspar 165

Justinus 34

Leydecker 39 — K —

Lindau 184; 192;211

Kaldenbach, Christoph 30

Linne, Carl von 140

Karl

Liscovius, Johann Andreas 133,139

-VI., Kaiser 122

Litauen 183

-VH., Kaiser 122

Lomer, Gottfried 82; 87-90; 92; 94; 96; 134; 170

Kärnten, Emigranten 194

London 81; 98; 117; 151-153; 160; 191

309

Index der Orts- und Personennamen

Löscher, Valentin Emst 86

Newman, Henry 152-160; 195

Louis XIV., Kg. von Frankreich 159

Nicolai, Philipp 111

Lüdecke, Christoph Wilhelm 69

Nürnberg 110; 134; 184; 213

Lüdike (Ludike), Missionar 175 Ludwigsburg 98f. Luther, Martin 100; 119; 128; 137

Oberösterreich, Emigranten 194 Öchslin, Johann 58; 86

— M — Majer

Oertel, Georg 139 Öhringen 215

- Johann August 173; 206

Österreich 183

- Johann Ulrich 214

öxlein, Johann Leonhard 59

Malabar 182

Oglethorpe, Lord James Edward 192f.;211

Marperger, Bernhard Walther 110

Oslander

Martini, J.C. 195

-JohannAdam 55

Meiting, Hieronymus 88

- Johannes 26;51

Melanchthon, Philipp 119

Ostindien, Mission 99; 119; 171

Memmingen 184; 192

Ouchterlony, Anna, geb. Urlsperger s. Urlsperger,

Mengering, Arnold 111

Anna

Mertens, Hieronymus Andreas 141; 143-145 — P —

Merz und Mayer, Buchhändler in Augsburg 90; 92 Meyer, Johann Ludwig 198

Panitzsch in Kursachsen 168

Mez, Georg Konrad 29

Paris 184

Mochel, Johannes 70

Percival, John 192

Mohl, Wilhelm Ludwig 40

Petraeus, G. Lebrecht 84; 90-94; 110f.; 170

Moskau 99

Pfaff

Müller, Michael 39; 43 Münch

- Christoph Matthäus 187 - Johann Christoph 42f.

- Brüder von 136

Pfeffel, Johann Friedrich 88; 170

- Christian von 191; 197

Pfeil, Freiherr Christoph Karl Ludwig von 188 Philipps, John 157-159

— N —

Polen 183

Negges, Johann Simon 134

Pontanus, Johannes Iovanus 31

Nelson, Robert 153; 157

Pösneck 68

Nepos, Cornelius 30; 34

Pregizer, Georg Konrad 45; 57

Neubauer, Georg Heinrich 164

Preu, Georg Michael 96

Neustadt an der Aisch, Fürstenschule 138-140

Pufendorf, Samuel Freiherr von 34; 43

Index der Orts- und Personennamen

310

— R — Rabenhorst, Heimann 198 Rad, Christoph von 136

Sachsen, Kurfürst Johann Friedrich 122 Salzburg -Emigranten 97; 116; 124; 173f.; 191-194; 200 - Eizbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian

Rauner - Johann Christoph von 142 - Johann Thomas I. von 80; 131-136; 147

157,191 Salzmann, Christian Gotthilf 144 Sanftleben, Georg 196

-Narzissus 131

Sarganeck, Georg 139

Ravensburg 184; 198 Rebstock, Jeremias 58 Reck, Philipp Georg Friedrich von 151; 158; 193 Regensburg 134; 170; 194 - Immerwährender Reichstag 92f.; 178 Reischach, Geheimrat von 51 Reistenauer, Gertrud 183

Schaur, Johann Kaspar 136; 196 Schellenbauer - Johann Heinrich 30; 54 - Maria Catharina 30 Schleswig, Herzogtum 188 Schmettau, Waldemar Graf von 185 Schmid, Georg Ulrich 189

Reiter, Simon 194 Remlerin, Anna Maria 47 Remmelin (Rttmelin), Georg Erich 35f.; 45-47

Schmoller, Christian Gottfried 44f.; 57 Schneider, Esaias 84; 87f.; 90f.; 93f.; 96; 111; 170 Schnepfental 144

Rende, Johann Christian 88; 134; 138 Schnurbein

Rendsburg 187

- Balthasar von 136

Renz

-Markus von 136

-Christian 170

Schulz, Stephan 183

-Ferdinand 136

Schwartz

-Friedrich 88 - Johann Baptist 82 Reuchlin, Christoph 42f. Reuss, Jeremias Friedrich 187

- Christiana Dorothea, geb. Wendrich s. Wendrich, Christina Dorothea - Johann Friedrich 69 - Juliana Sophia 65

Reynolds, John 181 Richardson, John 157 Rösler, Johann Eberhard 35f.

Scrivers, Christian 121 Seckendorff, Reichsgraf Friedrich Heinrich von 140; 188

Rudolstadt 69 Ruperti, Andreas 152,156 Ruprecht, Georg 82; 87-90; 94; 170

Seybold, Johann Leonhard 58 Shute, Henry 153 Smyrna 69

— s — Saalfeld 68

Speidel, Jeremias 29; 31 Spener - Johann Jakob 104; 110

311

Index der Orts- und Personennamen

—u—

- Philipp Jakob 44; 101; 111; 127; 132; 137 St. Petersburg 68

Ulm 134; 164; 184; 197

Stetten

Ungarn 183; 213

- Anna Barbara von, geb. von Amman s. Amman, Anna Barbara von - Johann Ferdinand von 140 - Johann Paul von 140 - Johann von 80-84; 87; 89; 93f.; 136; 138; 147; 170; 172

Urlsperger - Anna Catharina 52; 54 - Anna Dorothea 54 -Anna 68 - August Johann 79; 179 - Barbara, geb. Wässerer s. Wässerer, Barbara

- Johann von d.Ä. 133; 138f. - Johann von d.J. 138-140 -Paul v o n d J . 88; 141-146 Stetten im Remstal 50,61,98 Stockmajer, Christoph Friedrich 40 Stolberg-Wemigerode, Graf Christian Emst zu 173 Straßburg 198

- Dorothea Wilhelmina, verh. Wendrich, verh. Gullmann 65 -Emmanuel 54 -Esajas 25 - Esajas Matthäus 27; 30; 53; 70 - Georg Reinhold 25; 53f.; 60 -Johann 70

Sturm, Leonhard Christoph 196 Stuttgart 28; 40; 99; 106; 164 Sulzer

- Johann August 28; 59; 68; 124; 140; 175; 180; 194; 197 - Johann Christoph 50; 54

- Leonhard Daniel 136 -Wolfgang 136

- Johanna Judith, geb. Hochstetter s. Hochsletter, Johanna Judith

- Wolfgang Jakob 93 — T —

- Johanna Sophia 69; 180 - Maria Christina 54 - Maria Elisabeth 180

Tafinger, Wilhelm Gottlob 171 Temeswar 213 Thaler, Johann 70 Thilo, Christian Emst 198 Thomasius, Christian 43 Tillard, William 159 Töllner, Justinus 168 Tranquebar 67; 102; 153; 162; 182 Trapp, Emst Christian 144 Triebner, Christoph Friedrich 197 Tübingen 28; 35; 39; 41; 44; 99; 180

- Maria Katharina, geb. Schellenbauer 5. Schellenbauer, Maria Catharina - Maria Magdalena 180 - Simon Conrad 54 - Sophie Jakobine, geb. Jäger von Jägersberg s. Jägersberg, Sophie Jakobine Jäger von - Ursula Margaretha 54 Utrecht 39; 152

Index der Orts- und Personennamen

312

— V —

-Daniel 91 Worthington, John 156

Vat, Jean 193 Vaucanson, Jacques de 190

Würben, Gräfin Friederike W.C. von s. Grävenitz, Friederike W.C. von

Vernon, James 158f. Vigera, Johann Friedrich 197 — w — Wagner -Abraham 88 -Tobias 175 Waiblingen 51 Waßer, Johann Jakob 138; 145 Wässerer -Barbara 46 -Jeremias 46 -Johannes 57 Weidner, Johannes 82; 84; 87-89; 92-94; 96; 170

Wurm, Theophil 29

Württemberg - Herzog Christoph von 29 - Herzog Eberhard Ludwig 38; 98; 100; 162; 168; 179 - Malblanc, Hofprediger 49 - Prinz Alexander 36 - Prinz Carl Maximilian 36 - Prinz Georg Friedrich 36 - Prinz Heinrich Friedrich 36 - Prinz Max Emanuel 46 Würzburg, Fürstbischof Adam Friedrich 187

Weigen, Adam Gottlieb 57

— z —

Weismann, Christian Eberhard 171 Weißensee, Philipp Heinrich 110 Weißmann, Ehrenreich 34; 48 Wendrich - Dorothea Christina 64; 70 - Dorothea Wilhelmina, geb. Urlsperger .V. Urlsperger, Dorothea Wilhelmina -Georg 68 - Georg Wilhelm 69 Wesley, John 211 Whitefield, George 212 Widerholt, Konrad 28 Wiedemann, Samuel 88; 170 Wilhelm, Gottlieb Tobias 144 Wolff -Christian 171 - Christian Ulrich 91

Ziegenbalg, B. 163 Ziegenhagen, Friedrich Michael 160,192 Zügel, Georg Friedrich 105

Verzeichnis der Autoren

Dr. theol. Dietrich Blaufiiß Oberstudienrat in Erlangen Prof. Dr. Martin Brecht Lehrstuhl fur Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der EvangelischTheologischen Fakultät der Universität Münster Madien Bregenzer Archiv der A.B. von Stettenschen Stiftungen in Augsburg Thilo Dinkel Pfarrer in Kirchheim unter Teck Fritz Graßmann Pfarrer in Augsburg Dr. Hansjochen Hancke Bibliotheksdirektor an der Universität Siegen Prof. Dr. Gordon Huelin Leitender Mitarbeiter der Society For Promoting Christian Knowledges in London Prof. Dr. Georg Fenwick Jones em. Professor am German Department der Universität Maryland/Baltimore Prof. Dr. Reinhard Schwarz Lehrstuhl für Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität München Prof. Dr. Horst Weigelt Lehrstuhl fur Historische und Systematische Theologie an der EvangelischTheologischen Fakultät der Universität Bamberg