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German Pages 181 [184] Year 1931
Religion, Uirche, Theologie Einführung in die Theologie
Lammlung ^ M ^ Töpelmann Die Theologie im Kbrih: Vand 8
lteligion Mrche Theologie Einführung in die Theologie von
Hermann Ntulert p»«f«ff»f w »Nel
Verlag von lllfreo Töpelmann i n Gießen
llll« Rechte, insbesondere das Necht der Übersetzung, vorbehalten
Printel» in Germany
«»n Münch»«Ich« U»vl»ck««i «Ott« lllndt Kirchentums eine Gefahr für den Protestantismus, za für das Christen» >tum bedeuten.
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Religion und «ilch« im Plat«ftanti«mu5
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lij wie bedonkllch k r Doppelsinn des w«rtes llitche ist. Konnten die älteren deutschen lutherischen Theologen die geistige Gemeinschaft der wahrhaft Frommen, die über die Grenzen der organisierten Kirchen hinwegreicht, unbedenklich Kirche nennen, weil «5 damals im lutherischen Deutschland selbständige kirchliche Organisationen nicht in nennenswertem Umfange gab, so muß heute, wo es solche auch oft an einem und demselben Grt mehrere Wissenschaften ihre Pfleg» statte, so bedeutet doch univel5it25 ursprünglich nicht universitas literarum, sondern univerzita» ma^iztrorum et 6i5centium, die Gesamtheil der Lehrer und der kernenden; die gebräuchliche Vezeichnung für Univei» sität war zunächst 5tu6iuni ßenerale, allgemeine Hochschule. 3ur Ve» gründung solcher erbat man, so lange die Autorität der katholischen Uirche so fest stand wie im Mittelalter, ein päpstliches Privileg- gründete in Deutschland ein Landesfürst eine solche, so verschaffte er sich daneben ein kaiserliches. Die ältesten im römischen Reich deutscher Nation begründeten Univer» sitaten sind Prag (van 1348), Wien (1365), Heidelberg (1386), Uöln (1388), Erfurt (1392), Leipzig (1409). Uöln und Erfurt sind, nachdem sie schon lange sehr unbedeutend geworden waren, Ende des 18. Jahr» Hunderts eingegangen, wie denn überhaupt in der napoleonischen Zeit, eine große Zahl kleiner deutscher Universitäten aufgehört haben; die Kölner Universität ist 1919 neu begründet worden, von den heute im Deutschen Reich bestehenden Universitäten stammen aus dem 15. Iahrhun» dert noch Rostock (1419), Greifswald (1456), Freiburg im Vreisgau (1457). Tübingen (1477), aus dem 16. Jahrhundert Wittenberg (1502,- diese Universität wandte sich unter Führung Luthers und INelanchthons der Reformation zu und gewann bald große Vedeutung, die aber seit dem 17. Jahrhundert sank), Marburg (1527, die erste als evangelisch gestiftete Hochschule), Königsberg (1544), Jena (1558), Würzburg (1582), aus dem 17. Jahrhundert Gießen (1607), Uiel (1665), Halle (1694,- mit ihr ist 1816 der Nest der wittenberger Universität vereinigt worden,- so nennd sie sich Halle-Wittenberg), aus dem 18. Jahrhundert Vreslau (1702)^ Göttingen (1733), Erlangen (1743). I m 19. und 20. Jahrhundert sind hinzugekommen Verlin (1810), Vonn (1818), München (1826, doch ist hierher die alte Universität verlegt worden, die früher lange in Ingo!» stadt gewesen war, dann kurze Zeit in Landshut),' 1872 wurde die alte straßburger Kkademie zur Universität umgewandelt (die bis 1919 deutsch, geblieben ist), 1914 die Kkademie in Münster,- im selben Jahre wurde die Universität Frankfurt am Main begründet, 1919 die in Hamburg (und. die Rölner wieder). von den ausländischen Universitäten haben die mittelalterliche V r ganisation wohl am zähesten die beiden alten englischen bewahrt, Oxford und Cambridge. I n Frankreich ist, obwohl die alten Universitätsformen z. T. erhalten geblieben oder (wie in Paris) wiederhergestellt worden find, seit der Zeit des ersten Napoleon die Organisation des Hochschulstudiums wesentlich anders als bei uns; es ist eine stärkere Londerung in Fachschulen eingetreten. Daß in allen romanischen Ländern der 3taat wenigstens zeitweise in Gegensatz zur katholischen Uirche trat, hat auch auf die Universitäten gewirkt. 3o liegt da« schmergewicht der ltusbildung.
Z 16 Zur 3tellung der theol. Fakultäten an den deutschen Universitäten
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der katholischen Priester für diese tänder in priesterseminaren und Grdensschulen, nicht an Universitäten. I n Rom bestehen neben der staatlichen Universität, die ohne theologische Fakultät ist, mehrere katholischkirchliche Hochschulen. Neben staatlichen Universitäten und gegen sie hat die katholische Uirche auch an anderen Grten rein katholische Univer» sitäten errichtet, für Velgien in Löwen (1834), für die Niederlande in Nymwegen (1923). Die Universitäten Deutsch-Österreichs, der 5chweiz, der Niederlande und der nordischen Länder sind in ihrer Knlage den deutschen nahe verwandt, wie aber in Amsterdam neben der städtischen Universität 1880 (durch Uuyper u. a.) eine „freie Universität" refor» mierten Vekenntnisses begründet worden ist, so sind in Nordamerika eine Knzahl Universitäten von religiösen Gemeinschaften begründet worden (wie die Harvard-Universität in Cambridge, Massachusetts, von den Unitariern) und sie weiden großenteils noch heute von diesen erhalten.
8 16. Zur 3tellung der theologischen Fakultäten an den deutschen Universitäten Die stärkste Wandlung im Wesen der Universitäten ist im letzten Jahrhundert durch die Erweiterung der historischen Wissenschaften (auch der 3prachforschung) und der Naturwissenschaften bewirkt worden,- wo die alte Gliederung in Fakultäten besteht, ist die philosophische Fakultät dadurch weit über den Umfang der anderen Fakultäten hinausgewachsen. Und mit allgemeinen Wandlungen der geistigen Lage pflegen Veränderungen des Geistes an den Hochschulen in Wechselwirkung zu stehen, wenn nun seit dem 18., besonders seit dem 19. Jahrhundert Materialismus und Ktheismus sich verbreitet haben, so sind zwar die Wortführer solcher Denkweise nur z. T. Hochschullehrer gewesen (wie in Deutschland «er Jenaer Naturforscher haeckel, f 1919). ilber diejenigen, die den religiösen Glauben überhaupt ablehnen, pflegen, wie volle Trennung von 3taat und ttirchen, so auch Vefeitigung der theologischen Fakultäten der staatlichen Hochschulen zu verlangen. Daß das verlangen nach Trennung von 5taat und Uirche keineswegs nur van Ktheisten, sondern auch (und mit größerem lrfolg zuerst) von überzeugten Christen aus« gesprochen worden ist, die um reiner Innerlichkeit des Glaubens willen ihn von jedem behördlichen Zwang frei machen wollten, sei nur erwähnt. Und daß in Deutschland 1919 der Fortbestand der theologischen Fakul» täten an den staatlichen Hochschulen in der neuen lleichsverfassung fest» gelegt worden ist, ward bereits (3.4) bemerkt. Vhne theologische Fakultät sind von den heutigen reichsdeutschen Universitäten die drei zuletzt, z. T. aus privaten 3tiftungsmitteln, begründeten: Frankfurt a. M . , Uöln, Hamburg, von den übrigen haben nur eine katholisch-theologische Fakultät München, Würzburg, Freiburg i . V., eine katholisch- und eine evangelisch-theologische haben Vreslau, Vonn, Münster, Tübingen, nur eine evangelisch-theologische die übrigen: Königsberg, Greifswald, verlin,
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3ul Ltellung der theol. Fakultäten an den deutschen Universitäten
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Halle, Rostock, Uiel, Göttingen, Leipzig, Jena Marburg, Gießen, Heidelberg, Erlangen. Der deutsche Protestantismus ist bisher ganz überwiegend landes« Kirchlich gewesen. Immerhin haben auch die kleinen deutschen evangelischen Freikirchen sich theologische Vildungsanstalten geschaffen, so die herrnhuter Vrüdergemeine schon im 18. Jahrhundert ein theologisches seminar, das früher in Varby. und Gnadenfeld war, jetzt in Herrnhut ist. 3u seinen schillern haben schleiermacher und der Philosoph Fries gehört; nicht wenige seiner tehrer haben durch Förderung der theologischen Wissenschaft sich verdientes Knsehen erwarben. Daneben haben z. V . die preußischen Kitlutheraner ihr theologisches 3eminar in Vreslau, die bischöflichen Methodisten ein predigerseminar in Frankfurt a. M . , i>ie Laptisten in Hamburg. von landeskirchlichen Evangelischen sind zur theologischen Ausbildung der heioenmissionare, von denen man, kein Hochschulstudium forderte, verschiedene Missionsseminare errichtet worden, und in manchen Knstalten der Inneren Mission wird künftigen Viakonen, Gemeinoehelfern usw. ein z. T. theologischer Unterricht erteilt. I n neuerer Zeit aber sind von freien Verbänden auch für künftige landeskirchliche Pfarrer theologische schulen errichtet worden, zur Ergänzung des theologischen Universitätsstudiums oder als Gegengewicht gegen solches, sofern man die Theologie der. Universitäten zu kritisch fand. Lodelschwingh's Theologische schule in Vethel bei Vielefeld wurde bereits erwähnt (3. 16); in den letzten Jahren ist eine weitere in Elberfeld begründet wordene von den evangelisch-theologischen Fakultäten reichsdeutscher Universitäten sind lutherisch (wenn auch nicht durchweg im gleichen sinne) Rostock, Erlangen, Leipzig, Göttingen, Üiel; sehr zurückgetreten ist der lutherische Charakter in Tübingen und Jena, entsprechend der Krt von Volk und Uirche in schwaben und Thüringen, so wie andrerseits in Marburg der reformierte Charakter. Die übrigen evangelisch-theologischen Fakultäten sind, entsprechend der K i t ihrer Uirchengebiete wiederum nicht ganz im gleichen sinne, uniert. Kuch dort, wo nicht, wie in Kltpreußen, Laden usw., Lutheraner und Reformierte durch die Union ver» bunden sind, arbeiten doch lutherische und reformierte Theologen ungleich enger zusammen, als protestantische und katholische,- daß Lutheraner und Reformierte als Evangelische zusammengehören, diese Überzeugung hat sich durchgesetzt,- dabei mag gerade in neuester Zeit das auf beiden selten von Klters her vorhandene sondergut wieder stärkerem Interesse begegnen. Kber der konfessionelle Charakter der theologischen Fakultäten überhaupt ist, wie auf 5. 16 erwähnt, Knlaß geworden, ihnen eine mit der Pflicht zu freier Forschung unvereinbare Gebundenheit an das Vekenntnis der Uirche vorzuwerfen; so ist hier die auf 3. 19 aufgeworfene Frage zu beantworten, in welchem Maß und sinn die Lehrer und stuoierenden der Theologie beider Konfessionen, der katholischen wie der evangelischen, von kirchlichen stellen äußerlich abhängig sind. Einiges
§16
Zur Stellung der theal. Fakultäten an den deutschen Universitäten
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über die Rechtslage der theologischen Fakultäten zwischen 3taat und Kirchen ist auch bereits 5. N 6 — N 9 dargelegt. Zunächst erscheint es vielen befremdlich, daß überhaupt eine Fakultät noch von anderen 5tellen abhängig ist, als von der staatlichen Unterrichts^ Verwaltung. I n der Tat findet sich derartiges bei anderen Fakultäten nicht. Kber diese Sonderstellung der theologischen Fakultäten hängt damit zusammen, daß bei uns solche mächtige und dauerhafte, dem 5taat selbst vergleichbare Organisationen, wie die Kirchen sind, nur die Religion schuf. Manche wirtschaftsverbände mögen heute mehr materielle Macht haben als die Kirchen, und sie mögen als Mächte erscheinen, die dem 3taat bedrohlich weiden können. Kber sie sind jung und es ist sehr fraglich, wie lange diese jetzigen wirtschaftsverbände bestehen werden, während die Kirchen Jahrhunderte alt sind. Denkbar wäre auch, daß die mancherlei vereine, die bei uns zur Pflege der Kunst und der ästhetischen Er? Ziehung bestehen (Dürerbund, Vachgesellschaft, Mhnenvolksbund usw.) sich zu einem großen verband zusammenschlössen und der 3taat dann dessen Vertretern irgend welchen Einfluß auf die Vesetzung der 3ehistühle an den Kunstakademien und der kunstwissenschaftlichen Lehrstühle an den Universitäten gewährte. Kber da es tatsächlich bei uns auf keinem anderen Gebiet, als dem religiösen, verbände von solcher stärke und folcher Dauer (neben dem 3taat) gibt, wie die volkskirchen es sind, ist begreiflich, daß der 3taat bei Vesetzung der theologischen Fakultäten, an denen die Diener dieser Kirchen ausgebildet werden, auf die wünsche der Kirchen in irgendwelchem Maße Rücksicht nimmt. Nur liegen die Dinge eben auch hier für die katholische Kirche und für die evangelischen Kirchen grundsätzlich und tatsächlich verschieden, wie z. T. bereits 3. N 7 dargelegt. Tatsächlich würde auf katholischer Leite der Vischof, auch wenn der 3taat ihm nicht das erwähnte Recht «ingeräumt hätte, Professoren der Theologie abzulehnen, doch jederzeit die Lehrtätigkeit eines solchen Professors im wesentlichen lahmlegen können. Er brauchte nur den 3tudenten der katholischen Theologie zu verbieten, solchen Lehrer zu hören. Cr kann das, denn diese 5tudenten sind vom Vischof abhängig. Zum guten Teil schon während ihres Studiums, da sie in bischöflichen llnstalten (Konvikten und dgl.) zu wohnen pflegen, vor allem aber im Vlick auf das Ziel ihres 3tudiums: Priester wird nur, wen der Vischof dazu weiht, und auch die katholischen Religion»» lehrer an höheren 3chulen und die Professoren und Dozenten der katholischen Theologie sind sämtlich Priester. Dieses ganze 3ystem ist folge» richtig- haben Papst und Vischöfe die religiöse Wahrheit, dann ist es heilige Notwendigkeit, sicher zu stellen, daß alle, die jetzt oder künftig den Glauben lehren, den Vischöfen gehorchen. Die evangelischen Theologen dagegen sind während ihres 3tudiums von der Kirchenbehörde entweder überhaupt nicht abhängig oder doch nicht in einer weise, die der eben geschilderten, auf katholischer Seite vor»» handenen, ähnlich wäre. Ins Pfarramt treten kann man allerdings nur mit Zustimmung der Kirchenbehörde. Die Vielheit und Mannigfaltigkeit 3«»: Mulllt. NeNgilln
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Di« Einteilung der Theologie und der Gang de« theol. Lwoiumg
Z l?
unserer tandeskirchen kann hier, wie erwähnt, eine Erleichterung bedeuten, andrerseits müssen diejenigen evangelischen Theologen, die gar nicht Pfarrer werden wollen, sondern Neligionslehrer, damit rechnen, daß auch auf den Religionsunterricht unserer staatlichen schulen die Uirchen irgendwelchen Einfluß besitzen, llber wichtiger als alle Einrichtungen und Vefugnisse, als alles Nutzere, alle formalen Verpflichtungen der Pfarrer (von denen in § 19 noch die Nede sein wird) ist das Innere: das Vewußt» sein der Pflicht, dem evangelischen Christentum und der Gemeinschaft evangelischer Christen zu dienen. Und wer diese Pflicht fühlt, der soll andrerseits, wie besprochen, wissen, datz sein Glaube ihn nicht an freiem wissenschaftlichen Forschen hindert, und daß der evangelische Pfarrer und Neligionslehrer seinem Verufe nur dann treu dient, wenn er sich immer wieder um selbständige Erkenntnis und selbständige Überzeugung gewissenhaft bemüht. hieraus ergibt sich wesentliches für die stellung der Hochschullehrer der evangelischen Theologie, die den künftigen evangelischen Pfarrer und Neligionslehrer auf seinen Veruf wissenschaftlich vorzubereiten haben. Daß, wer dem evangelischen Christentum innerlich ganz fremd würde, schließlich auch nicht mehr Professor der evangelischen Theologie würde bleiben wollen, braucht kaum gesagt zu weiden. Kber es können für den akademischen Lehrer der protestantischen Theologie keine schranken wissen» schaftlichen Forschens bestehen, soweit in Universität«- oder Fakultätssatzungen eine Veziehung der theologischen Fakultät zur Uirche ausgesprochen ist, können solche sätze keinen dieser Freiheit des Forschens und Behrens widerstreitenden sinn haben. Ist schon eine unverbindliche gutachtliche Mitwirkung der Uirchenbehörden bei Verufung von theologischen Professoren, wie (3. N 8 ) gezeigt, starken grundsätzlichen Einwendungen ausgesetzt, so würde jeder versuch, evangelischen Uirchenbehörden ein solches Nichteramt über theologische Wissenschaft und deren Vertreter zu geben, wie es die katholischen Vischöfe über die katholischen Theologen haben, dem Wesen evangelischen Christentums stracks widerstreiten.
8 17. Die Einteilung der Theologie und der Gang des theologischen Ltuoiums hat der Protestantismus im Gegensatz zum Katholizismus allein der Vibel religiöse Autorität zugeschrieben, nicht der kirchlichen Tradition, so hat dies doch die Gestaltung der älteren protestantischen Theologie nur z. T. bestimmt. Dogmatik (von der die Ethik zunächst noch nicht gesondert wurde) und Polemik (gegen die anderen christlichen Konfessionen) haben zeitweise im protestantisch-theologischen studienbetrieb eine größere Rolle gespielt, als Vibelforschung und Vibelauslegung. Die Geschichte der christ» lichen Uirche, auf lutherischer seite zuerst bearbeitet in den Magdeburger Zenturien, hat neben vogmatik und Polemik noch lange nur wenig Raum gehabt, ebenso die Anweisungen für die kirchliche Praxis.
§17
Die Einteilung der Theologie und bei Gang des theol. Studiums
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I n einer Hinsicht hat allerdings die Vetonung der Vibelautorität stark gewirkt. Die ältere protestantische Dogmatik und Ethik wollte durchaus schriftgemätze, biblische Lehre bieten. Die Unterscheidung zwischen der „biblischen Theologie", der Darstellung der religiösen Anschauungen, die wir in der Vibel finden, und der Dogmatik und Ethik, in denen wir unsere religiösen und sittlichen Gedanken entwickeln, ist erst um 180N aufgekommen. Diese Unterscheidung setzt voraus, das; wir nicht in allem die biblische Lehre festhalten können, vielleicht auch, daß die biblischen Gedanken unter sich nicht einheitlich sind, zum mindesten, daß wir vor teilweise anderen Fragen und Aufgaben stehen, als die Ur» christen. Dann ist die „biblische Theologie" ein Stück geschichtlicher Fovschung,- von ihr unterscheidet sich nun die systematische Theologie als Entwicklung u n s e r e r christlichen Glaubensgedanken, unserer religiös» sittlichen Denkweise. von ilndreas Hyperius an (6e tkeolo^o seu 6e ratione 8tu6ü t k e o lo^ici, zuerst 1556) sind die einzelnen theologischen Arbeitsgebiete in verschiedener weise zusammengeordnet worden. I n besonders selbständiger weise tat das 3 chleiermach er in seiner „tlurzen Darstellung des theol. Studiums". Er teilt die Theologie in philosophische, historische und praktische. Das Wesen des Christentums und der christlichen tlirche hat die philosophische Theologie zu behandeln, die sich in Apologetik und Polemik gliedert. Jene legt das Wesen des Christentums und der ein^zelnen christlichen Konfessionen geschichtsphilosophisch dar, diese ist eine ilrt Pathologie des religiösen und kirchlichen Lebens innerhalb der ein» zelnen Konfessionen, wie Zchleiermacher diese philosophische Theologie nicht ausgeführt hat, so haben auch nur wenig andere die hier bezeichneten Kufgaben nach seinem llufritz zu behandeln gesucht,- dieser Teil seines theologischen Programms ist wesentlich Programm, Projekt geblieben. Zur historischen Theologie rechnet er Uenntnis vom Urchristentum (Exegese, überhaupt Wissenschaft vom Neuen Testament, hinter die bei ihm die vom Klten Testament sehr zurücktritt), von der weiteren Geschichte des Christentums (Uirchengeschichte, Dogmengeschichte, Geschichte des christlichen Lebens) und von der kirchlichen Gegenwart,- hierher rechnet er erstens die kirchliche Statistik (eine Ittrchenkunde der Gegenwart, die erst neuerdings eifrig betrieben wird, teils als ein Stück der praktischen Theologie, teils in der itonfessionskunde), zweitens aber die Dogmatik (und die christliche Sittenlehre) als Darlegung der gegenwärtig in einer christlichen Uirche geltenden Anschauungen. (Er wollte diese lln» schauungen nicht unkritisch darlegen, nicht etwa bei der Darlegung unserer Glaubensgedanken die wahrheitsfrage ausschalten, war aber überzeugt, daß ein erhebliches Matz von Gemeinschaft des Glaubens und der thea» logischen Lehre in der evangelischen Uirche auch der Neuzeit bestehe.) Um Ausgestaltung des dritten Teils der Theologie, der praktischen, hat er selbst sich besonders verdient gemacht,- er scheidet hier die Lehre vom Uirchendienst und die vom ltirchenregiment,- unter letzterem versteht er
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Die «lintellung der Theologie und der Gang d«5 theol. Ztudiums
§ I?
keineswegs nur die Uirchenbehörden, sondern auch die freie Wirksamkeit wissenschaftlicher Theologen und kirchlicher Schriftsteller. haben die meisten Theologen der folgenden Zeit statt der von Schleiermacher angenommenen drei vielmehr vier Teile der Theologie unterschieden, Vibelwissenschaft, Geschichte des Christentums, systematische und praktische Theologie, so lassen sich diese vier doch auf zwei zurück» führen. Die Vibelwissenschaft von der Erforschung der weiteren Geschichte des Christentums ihrem Wesen nach scharf zu scheiden, ist offenbar nur möglich, wenn man der Vibel eine Sonderstellung von solcher Krt gibt, daß sie über alle sonstige Geschichte Hinausgehaben wird. Das leistete die altprotestantische veibalinspirationslehre, die sich als unhaltbar er» wiesen hat. Noch so hohe Schätzung der Person Jesu Christi und anderes Inhalts der Vibel schließt es aber nicht aus, daß man die Vibel und die in ihr berichtete Geschichte zunächst als ein Stück des geschichtlichen Gefamtverlaufs erfasse und darstelle. So gehören Vibelwissenschaft und weitere Geschichte des Christentums zusammen als historische Theologie. Und wie in der Rechtswissenschaft neben der Nechtsgeschichte die grundsätzliche Erörterung des Rechts und die Anweisungen für die Praxis des Rechtslebens stehen, in der Uunstwissenschaft neben der Kunstgeschichte die Theorie der Uunst und die Anweisungen für praktische Uunstübung, so stehen in der Wissenschaft von der Religion, besonders vom Christentum, neben der Geschichte von Religionen und Christentum die Er« örterungen über Wesen und Wahrheit der Religion und des Christen» tums und über Gesetze des religiösen Seelen- und Gemeinschaftslebens, und praktische Anweisungen zur Pflege des religiös-kirchlichen Lebens. M a n kann fragen, ob solche praktische Anweisungen zur Rechtspflege, Uunstpflege, Pflege kirchlichen Lebens überhaupt wissenschaftlichen Charakter tragen, ob also die praktische Theologie, soweit sie solche Anweisungen gibt, zur theologischen Wissenschaft gehöre. Kber wenn doch Wissenschaft und Leben nicht zu trennen sind, das wissenschaftliche Studium von den meisten nicht zu dem Zweck getrieben wird, daß sie Forscher werden, sondern, damit sie, wissenschaftlich geschult, nachher im öffentlichen Leben den Mitmenschen dienen, so muß die Vehauptung, die praktische Theologie sei von der Wissenschaft abzutrennen, als ebenso gekünstelt und gewaltsam erscheinen, wie der Satz, die Strafrechtslehre sei in ihren der Praxis zugewandten Teilen keine Wissenschaft. ium «es Theolagen gilt, nicht in erster Linie eine 3ache des Verstandes ist, bedarf der Theologe der Gemüts» und Herzensbildung ebenso wie der wissenschaftlichen Vildung. Und da der Pfarrer fast immer Leute aus den verschiedensten ständen in seiner Gemeinde haben, auch der Religionslehrer schüler von sehr verschiedener Herkunft vor sich haben wird, soll der Theolog Gewandtheit des Umgangs mit allen volksblassen und Gesellschaftskreisen besitzen, wahrlich nicht bloß mit denjenigen, aus denen er selbst stammt. Für den städter ist Verständnis der Gedanken- und Empfindungswelt der Lauern, für den aus bürgerlichem Hause stammenden Verständnis des Proletariats oft mindestens ebenso schwer wie für den, der aus bescheidenem stände kommt, die Gewöhnung an den Verkehr in der sog. vornehmen Gesellschaft, was die Franzosen politesse 6e coeur nennen, wird von ernsten Menschen in allen ständen für wichtiger gehalten werden als die Gewandtheit in bestimmten gesellschaftlichen Formen, was letztere angeht, so wird das Rechte auch hier zwischen zwei Grenzen liegen: so wenig es gut ist, wenn das wort über einen jungen Mann in Ljörnsons Leonarda zutrifft: „er ist blöde und linkisch,- er ist ja Theologe", so wenig steht es dem berufsmäßigen Vertreter des Christentums an, salon» lö'we zu sein. Davon und vom wert körperlicher Leistungsfähigkeit für den Theologen soll hier nicht weiter die Rede sein,- Turnen und spart spielen ja heute erfreulicherweise für studenten aller Fakultäten eine viel größere Rolle als früher. Dagegen soll kurz auf die Vedeutung vier autzertheologischer studiengebiete für den Theolagen hingewiesen werden: Philosophie, schöne Literatur, Geschichte, Politik und wirtschaftslehre. P h i l o s o p h i s c h e studien waren früher die selbstverständliche Vorschule jedes akademischen Fachstudiums, und wenn heute die meisten Juristen, Mediziner und Naturwissenschafter nur noch wenig zu solchen kommen, dürfen wir Theologen ihnen darin nicht folgen. Zwar gibt es eine llrt, Philosophie zu treiben, die von allem Religiösen weit abliegt, und die Kit, wie früher formale Logik studiert und dann in der systematischen Theologie verwendet wurde, hat zu sehr schulmäßiger, verstandesmäßiger Vehandlung von Fragen des Glaubens geführt, llber abgesehen hiervon bleiben Philosophie und Theologie einander nahe verwandt, sofern der Philosoph dem Grund alles Leins, dem sinn des Weltlaufs nachsinnt, der Theolage die Gedanken des Christentums über die höchste Macht entfaltet, die den Weltlauf leite und zu seinem Ziele führe. Christliche Ethik wird sich, wo immer philosophische Ethik besteht, mit dieser auseinandersetzen müssen, und wenn Metaphysik und Erkenntnistheorie bisweilen den christlichen Glauben haben stützen oder doch ihm seinen Platz haben sichern wollen, bisweilen vielmehr zur VeKämpfung des Gottesglaubens verwendet worden sind, so ist Uenntnis dieser philosophischen Arbeit, ihrer Hauptmotive und Leitideen, für den Theologen notwendig, wobei der eine mehr eine umfassende historische wrientierung anstreben mag, der andere einzelnen grundsätzlichen Fragen ein stärkeres Interesse zuwenden.
§ 18
Vll5 lluheitheo logische 3tudium des Theologen
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Das Studium eines wichtigen Gebietes der Philosophie, der Psychologie, ist bei vielen Theologen in dem Matze zurückgetreten, als diese zur physiologischen, experimentellen, Laboratoriums-Psychologie wurde. Kber das ist nur ein Teil oder nur die eine 3eite der Psychologie. Der Philosoph Lotze, der selbst von Haus aus Mediziner war, soll am schluß seiner Vorlesungen über Psychologie, die wesentlich naturwissenschaftlichen Charakter trugen, den Hörern gesagt haben, nun sollten sie hingehen und die wahre Psychologie von shakespeare und anderen großen Dichtern leinen. I n der Tat: das Gewebe der menschlichen Leidenschaften, von schuld und schicksal, der Triebfedern zu gutem und bösem Tun wird uns nirgends so lebenswahr gezeigt wie bei diesen Dichtern. Darauf ruht der wert des studiums schöner L i t e r a t u r für den seelsorger, den religiösen Erzieher, den Pfarrer, den Theologen. Nicht daß wir unsere predigten mit vielen poetischen Zitaten zu schmücken versuchen sollten. Kber wenn sich bei Prüfungen zeigt, datz Theologen aller» einfachste und bekannteste Gedichte weltanschaulichen Inhalts von schiller, wie die Worte des Glaubens und die Worte des Wahns, die früher selbstverständlich schon auf den schulen eingeprägt wurden, überhaupt nicht kennen, so ist das ein verderblicher Mangel an allgemeiner Vildung. Lolches Gedankengut der besten Dichter unseres Volks ist unzähligen ernsten Männern und Frauen unseres Volks auf ihrem Lebensweg eine unschätzbare Hilfe geworden. Uennt ein Pfarrer es nicht, so kann er ihnen das nicht sein, was sie mit Necht von ihm erwarten. Gb der Idealismus unserer großen deutschen Dichter und Denker und das Christentum zusammengehören oder vielmehr tief verschieden bleiben, mag gründlicher Erörterung bedürfen, llber niemand wird ein tauglicher Vertreter des Christentums in den geistigen Uämpfen der Gegenwart, der so verderblichen Mangel an allgemeiner Vildung aufweist. Und Lätze wie der schluß von schillers Vraut von Messina: Das Leben ist der Güter höchstes nicht, der Übel größtes aber ist die schuld sprechen tiefste Wahrheiten des Christentums in so klassischer Form aus, daß sie wert sind, neben den Ferngesprächen der Vibel zu stehen. Nuch sonst sind christliche Wahrheiten oder Forderungen oft bei Dichtern auch der Neuzeit so wirksam ausgesprochen, daß man gern auf solche Dichtung hinweisen wird: die furchtbaren Tatsachen der Vererbung der Zünde in Ibsens Gespenstern, die Tiefe des Gegensatzes zwischen Gutem und Vösem in Gotthelfs schwarzer spinne, der Ernst des „Folge mir nach!" in Tolstois Kuferstehung, protestantischer Vekennermut in schön» herrs Glaube und Heimat oder Lotis Judith Nenaudin, christliche Ewig» keitshoffnung am schlusse des Goethischen Faust oder bei Dante. Kuch soweit Dichter gegen christliche Glaubensgedanken stellung genommen haben, soll der berufsmäßige Vertreter des Christentums davon Uenntnis haben, die hier wirksamen Motive würdigen,- der Verzicht auf Unsterblichkeitshoffnung tritt uns elegisch in Nückerts sterbender Vlume, ent»
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Das außeitheologische 3tudium de« Theologen
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schieden« bei Gottfried Keller und 5torm, mit bitterem Haß (und stärkstem Echo aus der sozialistischen Welt) in Heines Deutschland entgegen, vor dem allen aber steht eine ebenso schlichte wie bedeutsame Tatsache: der nächste, der erste wert ästhetischer Bildung für den Theologen besteht darin, daß er erst mit ihrer Hilfe vieles in der Bibel, vieles aus dem Reichtum ihrer poetischen Schönheit recht würdigen bann.- das hat schon Herder deutlich gemacht. Das Ztudium der Geschichte wird für den Theologen immer in doppelter Hinsicht von wert sein. Einmal sofern Betrachtung der Ge» schichte unmittelbar zum christlichen Gottesglauben hinleiten kann. Erfüllt uns Begeisterung für die Helden der Geschichte, für die gewaltigen Leistungen, die manche von ihnen unter großen Zchwierigkeiten vollbracht haben, dann geht solche Begeisterung leicht über in das Bewußt» sein, daß wir hier Fußspuren des lebendigen Gottes ahnen, den 3aum seines Gewandes berühren, heldenverehrung ist nicht Religion, kann geradezu deren surrogat werden, kann sich aber mit ihr verbinden. Mancher große Historiker war ein rückwärts gewandter Prophet, w i r dürfen aber die itugen auch nicht verschließen vor dem vielen Traurigen und Zinnlasen in der Geschichte, wie denn auch die Geschichte des Christentums, die Kirchengeschichte, neben ihrer Lichtseite ihre dunkle 3eite hat. Kußer ihrem religiösen Ertrag aber hat Beschäftigung mit der Geschichte für den Theologen wert, sofern sie ihn die Kirchengeschichte besser verstehen lehrt. kann man die rasche ltusbreitung des ältesten Christentums verstehen, ohne sich klar zu machen, daß wirklich in vielem Zinne die Zeit erfüllt war, daß in der Einheitlichkeit der hellenistisch» römischen Welt ungemein günstige Vorbedingungen für die klusbreitung der jungen Religion lagen? Ebenso kann man die mittelalterlichen kämpfe zwischen Päpsten und deutschen Königen unmöglich rein van der Kirchengeschichte her verstehen, Luther verstehen, ohne die wirtschaftlichen und politischen Zustände seiner Zeit zu kennen, besonders auch die Geschichte «er katholischen Kirche bis in die neueste Zeit, die Zeit des Weltkriegs, hinein verstehen, ohne die weltlichen Machtinteressen des Papsttums zu würdigen, wiederum haben hervorragende Historiker, die außerhalb der theologischen Fakultät standen, der theologischen llrbeit reiche Anregung gegeben. Um nur ein paar deutsche Reformationshistoriker zu nennen: Ranke, Lenz, Fr. v. Vezold, llrnolo Beiger, Gerhard Ritter. Bleibt Kenntnis der p o l i t i s c h e n Geschichte namentlich der neueren Zeit nicht totes wissen, so setzt sie sich um in politische Bildung, hilft wenigstens zu solcher, zu selbständigem politischem Urteil. Und je Klarer wir seit 1914 gesehen haben, wie sehr auch das kirchliche und religiöse Leben durch politische und wirtschaftliche Zustände und Wandlungen bestimmt ist, und je heftiger heute in Deutschland und anderwärts die politische Erregung ist, um so nötiger ist für den evangelischen Theologen politische Bildung.
obwohl viele Pfarrer und erst recht viele Gemeindeglieder, wie jedermann weiß, ihnen nicht zustimmen können. welche Reformen in unseren Kirchen durchgeführt werden, darauf hat der Einzelne unter uns nur sehr bescheidenen Einfluß, ebenso wie auf die Gestaltung der 3chicksale unseres 3taates und Volkes, wie die gegenwärtigen innerpolitischen kämpfe in Deutschland ausgehen werden, kann niemand voraussagen. Kber gleichviel ob es im 3taatsvolk bald wieder zu mehr Einigkeit kommt oder nicht, die Diener der Kirche, die berufsmäßigen Vertreter des Christentums, die Theologen sollen über die politischen Gegensätze hinweg allen zu dienen suchen, die diesen Dienst annehmen, allen, die guten Willens sind. Das ist unsere ltufgabe nach außen,' die nach innen ist, die Lvannungen, die in unserem Verufe liegen^ nicht voreilig auszugleichen, sondern sie mit ganzem Ernste zu durchleben. Immer wieder mußte in diesem Vuche von solchen 3pannungen die Nedü sein, werden nicht bei wissenschaftlicher Veschäftigung mit dem Christentum die einen dahin kommen, daß sie bei zunehmender Klarheit der Erkenntnis die Ehrfurcht vor dem Geheimnis, den 5inn für das^ Ewige einbüßen, die anderen dahin, daß starke Frömmigkeit des Heizens den wissenschaftlichen sinn schädigt? Und doch soll beides verbunden bleiben, so gewiß wir Gatt im Geiste und in der Wahrheit anbeten sollen und nicht in dumpfem Gefühlsrausch. Die Tiefen des Lebens werden wir nie rational ausschöpfen, weder die unseres eignen Erlebens, noch die Tiefen der Welt, noch vollends die Tiefen Gottes. Kber weil er uns die Fähigkeit gab, nachzusinnen, darum wird meist nur derjenige Theolog, der es mit den Pflichten seines wissenschaftlichen 3tudiums ernst nahm^ in seiner späteren Verufstätigkeit dem höchsten recht dienen. Die 3tudentenjahre sind es, in denen den Meisten der llbstank zwischen wollen und können schmerzlich zum Lewußtsein kommt. Und wer beim Übergang zu praktischer Tätigkeit auf seine 3tudienjahre zurückschaut oder sonst auf ein abgeschlossenes 3tück seines Lebens zurückblickt» muß stark empfinden, wie vieles, was er sich vornahm, nicht zur ttus» führung gekommen ist,- manches unterblieb, weil es unsere Kräfte überstieg, manches aber durch unsere eigne schuld. 3chiller spricht in einem seiner bekanntesten Gedichte davon, wie Vieles von dem, was man in der Iugend anstrebe, dann nicht erreicht werde. Trost bot ihm besonders die unermüdliche Krbeit, die jede noch vor uns liegende 3tunde gewissenhaft ausnützt, « ,....,. ,. . ' ^ Veschaftlgung, die me ermattet, die langsam schafft, doch nie zerstört, die zu dem Lau der Ewigkeiten zwar 3andkorn nur um 5andkorn reicht, doch von der großen 3chuld der Zeiten Minuten, Tage, Jahre streicht. Daß wir für die Krbeitszeit, die uns gegeben ist, verantwortlich sind, verantwortlich sind wie für den rechten Gebrauch der uns verliehenen Gaben und Kräfte, das ist dem Christen im Gleichnis von den anvertrauten
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Der Veiuf d«z Theologen
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Pfunden gesagt. Neben und über dem schmerz um verlorene Zeit und Uraft, der als Gefühl der Schuld gegenüber Gott im Christen tief sein soll, steht bei ihm die Hoffnung, datz Gott uns solche schuld vergibt, und mit dem Vewußtsein der Pflicht, nun um so treuer zu arbeiten, verbindet sich bei ihm das vertrauen, daß Gott noch manches 3tück unserer Lebensarbeit zur Ernte reifen lassen kann und uns weiter hilft. Darum hat klnnette vroste in ihrem „Abschied von der Jugend" das Empfinden, das wir bei diesem llbschied haben, zwar zunächst mit dem schmerz verglichen, den ein Verbannter beim scheiden aus der Heimat hat,- aber schließlich siegt über diesen schmerz tapferes Gattvertrauen: so an seiner Jugend scheide steht ein herz voll stolzer Träume, blickt in ihre Paradiese und der Zukunft öde Näume, seine Neigungen verkümmert, seine Hoffnungen begraben, alle stehn am Horizonte, wollen ihre Träne haben. Und die Jahre, die sich langsam, tückisch reihten aus Minuten, alle brechen auf im herzen, alle nun wie Wunden bluten. M i t der armen kargen habe, aus dem reichen schacht erbeutet, mutlos, ein gebrochner Wandrer, in das fremde Land er schreitet. Und doch ist des sommers Garbe nicht geringer als die Vlüten, und nur in der feuchten schölle kann der frische Ueim sich hüten. Über Fels und öde Flächen mutz der ström, daß er sich breite, und es segnet Gottes Rechte übermorgen so wie heute.
Namenregister aithaus Xl f.. 41 f. Kmbrosius 68 llmmon I N llnselm 68 Kristoteles 8, 139 Nrnald, Gottfr. 98 Nugustin42,61,68 Vach 145 Vär XII Varth, Fr. XI —,«.37—41,43,98,130 Vauer, Vr. 121 Vaumgarten, Mich. 122 —, Vtto XI f. Vedel, «ug. 106 Vehm. Ioh. XI vellarmin 87 Vender. Iul. 35 f. Verger, 3rn. 154 V l zdd , Fr. F o. 154 Viedermann 125 Viörnson 152 Vismaick 11, 106 Vlumhardt 121 Vodelschwingh 144 Vanaventura 141 Vanhöffer XII varnemann, w . XII Vossuet 112 Vousset 125 Vrunner, «. 42. 76, 130 Vuddha 17 Vüchsel. 5 i . XII Vülck XII Vultmann 39, 130 Vurckhardt, Jak. 102 Vywn 16
«lnmmxll 112 81 vamaschk« 103 vant« 153 vechent XI veißmann XII. 112 De w«tt« XI Vibeliu5, G. 76, 96 vlliner, tlug. XI vl«n», p. 61 vrast«.liülshaff 167 vür«r 145 Dun« Lcatu« 141 112 «kckert, lllfl. XI «lichharn, ttlb. 155 Eugen IV. 83 Fein« XII F«u«rbach, c. 22 Fischer, Uuno 6 Faelster, Erich 95 Franck«, l l . h. 39 Frank, g l . XI Franz v. tlssisi 47, 112 Fl«nls«n 64 Flick, h. XII Fri«drich l>. Gr. I I Friedi. Wilhelm IV. 117 Fries, Iah. Jak. 144
Gerhardt, p. 61, 112 Gervinu« 124 Girgensohn XI f. Gloeg« XII Goeth« 47, 54, 71, 153, 156 f. lalvin 42. 91. 112 Gagalten 39, 130 «hamdeilain, h. 5t. 10 Gotthelf 153 ll«ud»U5, M . 66 Groß XI Il«m«n« v. akzandria I4U Glützmacher, lt. XI Crem«, H. 125 Gut XI
tzaeckel 143 tzaering XI hagenbach XI Hamann 10 ljarnack, tl. XII, 117. 122, 125, 130 f., 162 auer XII >upt, 2. 52 «ine 154 einrici XI, 149 !«nk«, «. PH. Ih. 60 yeldet XI, 112. 154. 157 helimann, w . 125 Hesiod 139 lzofmann, I . Ihr. «. 65, 121 yoll 130 Homer 12, 139 hyperiu; 147 Ibsen 153 Ignatiu« v. c«r>ala 112 Ihmels 41 Iienäu« 42 Iwand XI Ialwbus (Vrulxr Jesu) 80 Ieremia« 70 Iesaias 17 Jesus Christus 9, 13. 15, 20, 24, 38, 46 f., 50 f.. 53, 55—58, 62, 67, 76 bis 80, 85. 88—90, 102, 121, 128. 131, 140. 148, 162, 165 Iohanne« Chrqsostamuz 64 — v. Damaskus 141 M i c h « XII, 158 «ähler, M . XI, 56 «aftan, I u l . 126 —, Th. XII, 26, 125 «ant II, 28, 35 «attentmschXIf.
Namenregister
«autzsch 126
«eller, Vottfr. 154 «ierkegaard 48, 70 «not« 130 «onstantin 83, 104 «rauh 107 «utt«r 98 «uyper 143 cagarde 9. 12, 17, 70 ta llochefaucaulö 16 c«euw, van der 62, 69 tehmann, H. V . X l l teimdach 130 c«mm« XI lenz. M . 154 c«o, y. 124 chotzkn 98 cipstus. lt. a. 125 cöber. . 4H« Mk., geb. b m».
Religion. Kirche. Theologie ElNfUhl»!»« i n >l« Th««l«gl« oon pl»f, H«nn««N Mul««, «iel. 192!. 4HN M k , geb. b M k .
Verlag von lllfred Töpelmann in Gießen
UonMonskunde von
Prof. v . Hermann Mulert Kiel 1927. Geh. 12 Mk., geb. 14 M k . Man hat diese Uonf«ssion«kund« als die beste jemals erschien««« bezeichnet, Die« Urteil wird kaum zu hoch gegriffen sein.