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German Pages 588 [592] Year 1848
Reise um die Erde durch
Nord-Asien und die beiden Oceane in d e n J a h r e n
1 8 2 8 , 1829 u n d
1830
ausgeführt
Adolph
Er
man.
In einer historischen und einer physikalischen Abtheilung dargestellt und mit einem Atlas begleitet.
B e r l i n , v e r l e g t
bei
G.
1 8 4 8.
R e i m e r .
Reise um die Erde durch
Nord-Asien und die beiden Oceane in d e n J a h r e n
1828,
1829 und 1830
ausgeführt von
Adolph
Erste
Er
man.
Abtheilung-:
Historischer Bericht. Dritter Die O c h o z k e r
Küste,
B and.
das O c h o z k e r
Meer
und die
Reisen auf K a m t s c h a t k a im Jahre 1829.
B e r l i n , v e r l e g t
b e i
G.
R e i m e r .
1848. (Eine Englische Uebersetzung dieses Bandes hat der Verf. sich vorbehalten.)
V o r w o r t .
D er Zusammenhang
zwischen
den
einzelnen
Wahrneh-
mungen auf K a m t s c h a t k a , welche ich in mehreren Abschnitten dieses Bandes darzustellen versucht habe, zum Theil aufs wesentlichste,
bedingt durch die gegen-
seitige Lage der Punkte an denen sie stattfanden. wohl
wird,
So-
meine eigenen Ortsbestimmungen im Innern dieser
Halbinsel, als die der Capitaine B e e c h e y deren Ostküste,
und L ü t k e an
hatten nun aber die älteren graphischen
Darstellungen derselben aufs iiusserste verändert und vervollständigt, und ich entschloss mich demnach schon vor mehreren Jahren zum Elitwurfe und zur selbständigen Herausgabe einer p h y s i k a l i s c h e n
Karte von K a m t s c h a t k a ,
auf welcher unter anderm die (|ueerdurchmesser des Landes in der Zone von 5(i" bis 5 8 ° Breite auf weniger als die Hälfte ihrer vermeintlichen Gröfse zu reduziren, viele der wichtigsten Ortschaften hinzuzufügen, einige
andere
VI
VORWORT.
für Erdichtungen der früheren Kartenzeichner zu erklären und
zum erstenmale
eine
erfahrungsmäfsige
Darstellung
eines kettenförmigen und dennoch vulkanischen Bergzuges zu versuchen waren, welcher den Längendurchmesser desselben einnimmt.
In dem nachfolgenden T e x t e ist überall
wo es nöthig schien auf d i e s e Karte verwiesen, obgleich der Verleger meines Reiseberichtes deren Einverleibung in diesen Band nicht für rathsam gehalten, sondern der besondren Beziehung derselben durch die R e i m ersehe Buchhandlung oder durch die Kartenhandlung von S. S c h r o p p den Vorzug gelassen hat. — Es werden dagegen zugleich mit diesem Bande 11 Tafeln lithographischer Zeichnungen ausgegeben, von denen sich die eine auf einige N o r d - A s i a t i s c h e Kunstprodukte bezieht, die übrigen aber F e l s - und G e b i r g s parthien aus dem L e n a - T h a l e ,
dem A l d a n i s c h e n und
M a r e k a n i s c h e n Systeme, so wie aus der erloschenen und der aktiven Vulkanreihe auf K a m t s c h a t k a len.
darstel-
Ich habe hier gegen meinen Freund Herrn F. H.
v. K i t t l i t z
eine angenehme Pflicht der Dankbarkeit zu
erfüllen, indem ich den liebevollen Eifer und die gewissenhafteste Vorsicht erwähne,
mit
dem er theils den von
mir und oft nur in gröfster Eile, mit unvollkommensten Hülfsmitteln skizzirten Umrissen, theils einigen von ihm selbst, ein Jahr zuvor, auf K a m t s c h a t k a entworfenen, die beabsichtigte Ausführung verliehen hat.
Auch ist es nach
so wünschenswerther Behandlung nur der Unvollkommen-
VII
VORWORT.
heit des vorhandenen Materiales, so wie auch einer der künstlerischen Mufse nicht ganz günstigen Gegenwart zuzuschreiben,
wenn
die nun vorliegenden
Steinzeichnun-
gen, neben dem geognostischen Charakter, nicht auch die ausserordentliche
Schönheit
vieler
Kamtschatischen
Landschaften veranschaulichen. Es ist endlich diesem Baude auch das Verzeichniss einiger w e s e n t l i c h e n Druckfehler in demselben hinzugefügt, während für unbedeutendere die Nachsicht der etwanigen Leser meines Reiseberichtes erbeten wird.
Berlin, im Juni 1 8 4 8 .
A.
Erman.
Inhalt des dritten Bandes.
Seit« XV. A b s c h n i t t . Aufenthalt in Oolio/.k und Exkursion zum ¡Vlarekanischcn Gebirge
1
XVI. A b s c h n i t t . Einschiffung im Kuchtui und Ueberfahrt nach Kamtschatka . . . .
102
K a m t s c h a t k a . XVII. A b s c h n i t t . Die Tigiler Küste und die Reise über das Mittelgebirge bis J e t o w k a 135 XVJII. A b s c h n i t t . Reise zu dem Virfkan Schiweltitsch und Besteigung desselben . . . 261 XIX. A b s c h n i t t . Schifffahrt bis zum
Dorfe Kliutschi
und Besteigung des K'liu-
tschewsker Vnlkni XX. A b s c h n i t t . Schifffahrt, auf dem Kamtschatka-Flusse
MS
XXI. A b s c h n i t t . Reise durch die Siidspitzc der Halbinsel
. . 488
XXII. A b s c h n i t t . Petropaulshafen
390
XV. Abschnitt. Aufenthalt in Ochozk und Excursion zum Marekanischen Gebirge.
Das
Akulkow'sche
meine T u u g u s i s e h e n
Haus
in O c h o z k ,
vor
welchem ich
nun
Begleiter und die mit 00 Bünden bespann-
ten Narten entliess, hatte ein weit Europäischeres Ansehen, als man im Innern von S i b i r i e n
zu
findeu
gewohnt wird.
Die Balken-
wände waren mit Brettern bekleidet und geweifst, man hatte Glasscheiben in den F e u s t e r n , und vor denselben, zu beiden Seiten der H a u s t h ü r , einen viereckigen Platz bis dicht an das F l u s s u f e r , mit einem zierlichen Pfahlgitter umgeben.
Er w a r ,
so wie ähnliche in
Deutschen Dörfern, zu einem Garten bestimmt, obgleich noch erst, mn ihn tauglich zu machen, vou weither einige weichere Erde auf den nackten Geröllbodeu gebracht werden sollte.
Hier hatten See-
leute gebaut, und was als Verfeinerung der S i b i r i s c h e n Sitte auffiel,
war ihnen durch allmälilige Tradition von Osten her über den
Ocean zugekommen. bezogen, 111. Band.
Auch das H a u s g e r ä t h in den Zimmern die w i r
mit der Aussicht auf den mächtigen Strom und auf das i
2
XV. Abschnitt
1829.
bewaldete Gebirge iin Westen, schien Jurten
Mai. dem au
Tungusische
Gewöhnten wie eine seltsame Erinnerung an die Heimath.
Zum ersten Male war mir, als sei nun weit mehr als die Hälfte des W e g e s um die Erde zurückgelegt, und, wie gewöhnlich der erste Eindruck eines Ortes der entscheidende zu sein pflegt, so ist mir auch dieses täuschende Gefühl, während des ganzen Aufenthaltes in O c h o z k unverändert geblieben*). Gleich anfangs gesellte sich dazu ein greller Abstand zwischen der vollendeten Unbefangenheit der T u n g u s e n , und dem fanatischen Aberglauben der O c h o z k e r an die Auserlesenheit ihres Volkes, und an die alleinige Wahrheit der ihm eigenen Religion.
Dergleichen, für den Westen der Erde so
auszeichnende, Ueberzeugungen, wurden vor fast 200 Jahren hierher verpflanzt, und während sie sich an ihrem Ursprungsorte ein wenig milderten, blieben sie in der Einsamkeit dieser entlegensten Colonieeu ungeschwächt, und verleihen nun gerade diesen einen u l t r a E u r o p ä i s c h e n Charakter. — Mein neuer Gastfreund, H e r r P e t e r Akulkow, Wüchse.
war
ein bejahrter Mann von hagerem und riesigem
Er hatte früher auf den Schiffen und in den Werkstätten
des O c h o z k e r Geschwaders gedient, dabei aber wie alle S i b i r i s c h e n und K a m t s c h a t i s c h e n Bürger, das schwer zu definirende Gewerbe des P r o m u i « l getrieben (vergl. I. 1. S. 466. 522. u. a.). Jetzt lebte er nur für diesen und zählte zu den Reichsten des Ortes. Eine zurückhaltende Schüchternheit gegen die vornehmere Race der Russischen Ankömmlinge konnte er dennoch nicht überwinden.
Ich
habe ihn nach der ersten, und wie immer feierlichen, Begrüssung kaum wieder gesprochen.
Es wäre aber auch kaum Zeit dazu ge-
blieben, neben der redseligen Geselligkeit unserer Hausfrau.
Mach
„christlicher Sitte" f r a g t e diese zuerst nach meinem Taufnamen, sagte mir, dass sie A n n a l w ä n o w n a heisse und bat mich schon um das Zutrauen eines Sohnes, unter Versicherung ihrer mütterlichen Theilnahme, während sie uns beim Ausschneiden meines Gepäckes aus den J a k u t i s c h e n Rindshäuten behUlflich war.
Sie mochte bei
diesem Geschäft eine sehr verzeihliche Neugier über die r ä t s e l h a f ten Kasten meiner Mess-Instrumente empfinden, denn aus dem An-
*) In der That ist es doch von Ochozk bis zum Meridian von Berlin, gegen Osten fast zweimal so weit als gegen Westen.
XV. Abschnitt.
1829.
Mai.
3
blick derselben scbloss sie sogleich, dass ich wohl zu der Art von Reisenden gehören m ö g e , die man hier vor 40 Jahren, bei der Billingscben Expedition gesehen hatte.
Dann f u h r sie f o r t , von den
Vorzügen und Hülfsqiiellen der O c h o z k e r Gegend, die sie f ü r mich zu benutzen g e d e n k e , und von den früheren und jetzigen Bewohnern der »Stadt zu erzählen und mir bei Zeiten sehr k l u g e Verhaltungsregeln für den Umgang mit den Wichtigsten unter ihnen einzuschärfen.
A n n a I w ä n o w n a trug iin H a u s e ,
wie
alle
älteren
O c h o z k e r i n n e n , eine K u k i j a n k a , d. i. ein K a m t s c h a t i s c h e s Rennthierkleid, welches den O s t j a k i s c h e n P a r k e n zwar ähnlich, aber noch zierlicher als diese, auf der äufseren Lederseite roth g e f ä r b t , und mit einem über die Brust herabhängenden L a t z e aus schwarzen und weifsen Fellstreifen verseheu ist. acht christlichen Ursprung
In solcher T r a c h t glaubte sie ihren
selbst durch eine weifse Gesichtsfarbe
und durch deutliche Spuren von Europäischer Schönheit nicht genügend
bewiesen,
denn
sie erklärte
ausdrücklich,
wie
ihnen
die
K u k i j a n k a von dem hiesigen Klima nur alluiälig a u f g e n ö t h i g t worden sei, uud versicherte mir, dass ich alle j ü n g e r e n Bewohnerinnen des Ortes und auch sie selbst
bei passenden
Gelegenheiten
„in
z i t z e n e u K l e i d e r n " sehen würde. Dergleichen uud noch dazu alles Wesentliche der P e t e r s b u r g e r Sitte zeigte mir dann auch sogleich ein Besuch bei dem Hafen-Capitaiu und Gouverneur von Ocbozk, Herrn A l e x a n d e r witsch
Walront.
Stepäno-
Er bewohnte eines der beiden zweistöckigeu
aber ebenfalls hölzernen Gebäude,
welche die S t a d t enthielt.
Ich
w e r d e noch ferner die Freundlichkeit dieses w ü r d i g e n Seemannes zu erwähnen liaben, und die Bemühungen (Jelisaweta
durch die seine
Gemahlin
P h i l ä t j e w n a ) in den wenigen Jahren ihres hiesi-
gen Aufenthaltes eiue seltene Annäherung zwischen den a l t e r t ü m lichen Bewohnern von O c h o z k und denen von moderner Russischer Sitte bewirkt hatte.
Bei den ersten Besuchen w u r d e nur die Fort-
setzung meiner Reise besprochen. — Hier bei O c h o z k
war
das
Schneeschmelzen schon so weit v o r g e r ü c k t , dass man die meisten Z u g h u n d e freigeliissen hatte").
Ich d u r f t e daher j e t z t nicht mehr
h o f f e n , auf einer Landreise läDgs der Küste, über I / i g i n s k nach In der nächsten W o c h e wurden auch die ü b r i g e n e n t l a s s e n .
1*
4
XV. Abschnitt.
1829.
Mai.
der Westküste von K a m t s c h a t k a , die nöthige Anzahl von bespannten Narten oder von Rennthieren zum Reiten und Tragen, hei den Wintersitzen der L a m u t e n oder S e e - T u n g u s e n , und weiterhin bei denen der K o r j a k e n zu
finden.
In sehr dringenden Fällen hat
man wohl auch hier den Naturverhältnissen zu trotzen versucht, indem man noch auf dem letzten Schnee die nur für den Winter bestimmten Reisemittel in Bewegung setzte.
Man findet aber dann
fast alle Renntliiere in dem eigentümlichen Zustande der Ermattung der zu ihrer Entlassung ins Gebirge auffordert"), und überall ist dann der Vorrath au getrockneten Fischen schon so erschöpft, dass man nur mühsam, und indem man es den Menschen entzieht, für eine kleine Zahl von Hunden das spärliche Futter auftreibt.
Wer
dergleichen gewagte Reise wohl gar mit einem starken Gepäcke unternimmt, hat es sich selbst beizumessen, wenn er unterweges von den sonst so gutartigen Eingebornen verlassen, und in der dann endlos scheinenden Oede dem Bungertode ausgesetzt w i r d " ) . Zu einer Landreise nach K a m t s c h a t k a blieb mir zwar noch eine zweite Möglichkeit, wenn ich in O c h o z k die J a k u z k e r Pferde abw a r t e t e , welche die Sendungen für die Kaiserlichen Magazine und die Kaufmannsgüter für den hiesigen Jahrmarkt bringen. sind dann käuflich und schon früher zu Waarentransporten
Diese nach
J / i g i n s k gebraucht worden. Herr Walront sagte aber richtig voraus, dafs wohl noch mehr als ein Monat bis zur Ankunft dieser ersehnten Karavanen vergehen würde, und richtete meine Hoffnung gleich anfangs auf eine der diesjährigen Schiffsverbindungen mit der Halbinsel.
Von den drei Kaiserlichen Fahrzeugen
welche in
diesem Augenblick im Bereich des O c h o z k e r Hafens, und zwar sämmtlich am Ufer des K u c k t u i l " , ° ) auf's Trockene gezogen lagen, war das Boot D e n i s (Dionysius) zum Abbrechen bestimmt, eine kleine Brigg, J e k a t a r i n a , wurde eben ausgebessert und eine grössere,
Vergl. oben 1. 2. S. 403. n. f. Die Bremsenlarven, welche im Frühjahr schnell wachsen und die ich im Mai dem Auskommen nahe fand, schienen mir am meisten zu diesem krankhaften Zustande beizutragen. " ) Die dringende Lebensgefahr, in die H e r r Dobell zwischen I / i g i n s k und O c h o z k bei einer solchen Gelegenheit gerieth, fand icb hier noch in frischem Andenken. * " ) Dieser Name ist dreisilbig.
X V . Abschnitt.
18-29.
Mai bis Juli.
5
die K a m t s c h a t k a , w a r im Bau und der Vollendung nahe.
Diese
sollte ein ähnliches F a h r z e u g ersetzen, welches im vorigen J a b r e unter Cap. W. M. Sacbarow an der W e s t k ü s t e von K a m t s c h a t k a bei der Mündung der B o l s c h a j a r j e k a gescheitert war°). beabsichtigte damals noch,
Man
die beiden letzteren im L a u f e des Juli
nach P e t r o j i a u l s h a f e n abzufertigen, und ich beschloss
mit der
Kamtschatka zu g e b e n , die ihre Reise zwar später antreten sollte, aber weit besser zu segeln versprach als J e k a t a r i n a 0 0 ) . F ü r mich höchst günstige Umstände haben später an diesem anfänglichen Vornehmen manches geändert. Mein Aufenthalt in O c h o z k währte aber dennoch 70 T a g e (von M a i 19 bis J u l i 28) und es fehlte mir somit nicht an Erfahrungen über eine G e g e n d , die durch ihre geologischen und atmosphärischen Verbältnisse, so wie durch ihre Pflanzen- und T h i e r w e l t , den lehrreichsten Uebergang von dem Festlande zu der K a m t s c h a t i s c l i e n Halbinsel darbietet,
leb versuche
hier zuerst diejenigen Eigentbiimlichkeiteu von O c h o z k hervorzuheben, die sich aus wiederholten Wahrnehmungen während des dortigen Aufenthaltes, und durch deren Anschluss an früher Gesehenes ergaben.
Was ich dann in chronologischer Ordnung von besonde-
ren Erlebnissen zu erwäbuen h a b e , dürfte dadurch an Anschaulichkeit gewinnen. [ M a i bis J u l i ] Die Grofsartigkeit des Gebirges
über
g r ä n z e des Alten Continents g e l a u g t e n ,
welches
war,
wir
zur Ost-
auffallender Weise,
von früheren Reisenden nicht beachtet oder doch nicht gebührend erwähnt worden.
Freilich hatte keiner von ihnen ein Mittel zum
Höhenmessen gehabt, denn das einzige Barometer welches, vor dem
") Z w e i
andere
Schiffe der O c h o z k e r E s k a d e r ,
und das B o o t B o r i s k e h r t e n
im Juli,
die andere v o n den nördlichen K ü s t e n überwintert hatten,
eine v o n
die B r i g g
Nikolai
Petropaulshafen,
des P e n / i n s k e r
Meeres, w o
sie
zurück — und endlich sah ich im O k t o b e r zu P e t r o -
p a u l s h a f e n n o c h ein s i e b e n t e s
O c h o z k c r Schiff, die B r i g g
die w a h r s c h e i n l i c h e r s t im A u g u s t v o n die R h e d e
die
Jelisaweta,
ihrer v o r j ä h r i g e n B e s t i m m u n g auf
zurückkam.
" ) Für unerheblich gilt
dieser Umstand
hier n i c h t ,
denn m a n c h e der
O c h o z k e r Schiffe b r a u c h e n n o c h j e t z t 2 0 T a g e zu dem W e g e nach P e t r o paulshafen,
der n u r 2 0 0 bis 2 4 0 D . M e i l e n b e t r ä g t und
guten Segler in 4 bis 5 T a g e n zurückgelegt w e r d e n
daher v o n j e d e m
kann.
6
XV. Abschnitt.
1829.
Mai bis Juli.
meinigen, nach O c h o z k gelangte, ist nur wie eine andere Waare dahin geführt, unterweges aber nicht gebraucht worden. Sie hätten indess schon aus der Dauer ihres Ueberganges auf die Höhe des Hauptpasses schliessen können. So hatten wir von J a k u z k bis zur Meeresküste bei O c h o z k 26 T a g e auf einem W e g e von nur 112 geogr. Meilen, und vom A l d a n bis an die O c h o t a bei A r k i , sogar 18 T a g e auf nur 55 geogr. Meilen gebraucht!
Innerhalb der zu-
letzt genannten Strecke waren wir aber iin Durchschnitte täglich neun Stunden lang ununterbrochen geritten oder, mit Ausschluss der zwei Ruhetage in G a r n a s t a c h , zusammen etwa 144 Stunden. Unsere Rennthiere hatten demnach in mittleren Fällen die Meile in 157 Minuten zurückgelegt, d. i. mit einer Langsamkeit, die nur allein durch die Gestalt des Terrains zwischen dem A l d a n und der g r o s s e n O c h o t a zu erklären ist"). Fast genau in der Mitte zwischen der A l d a n i s c h e n F ä h r s t e l l e und O c h o z k , liegt der W e g über den K a p i t a n - B e r g 3800 Par. Fufs über dem Meere 011 ), und der über 4000 P a r . Fufs hohe Gipfel dieses Berges, giebt den höchsten Punkten des U r a l nichts nach.
Während aber die letzteren
nur vereinzelt vorkommen, hat der Kamm des A l d a u i s c h e u Systemes offenbar auf weite Strecken
eine so bedeutende Höbe.
So ist
jener 3800 Fufs hohe Pafs, von den T u n g u s e n ganz sicher nur als der niedrigste und bequemste der Gegend, zum Uebergang gewählt worden — auch liefs die Ansicht der umgebenden Berge hierüber kaum einigen Zweifel (I. 2 S. 378).
Alle Gipfel, die mit dem
K a p i t ä n noch aus einerlei Felsmasse — der so merkwürdig krystallinischen Grauwacke — bestehen, sind zu parallelen Ketten vereinigt, von denen die weiter östlich gelegenen ganz ununterbrochen und mit fast ebenem Kamme erscheinen.
Aber auch das kesseiför-
mige Thal, in welches man gegen Süden hineinsieht, ist kein Pafs,
*) Die Schlittenrennthiere der O s t j a k c n legen die geogr. Meile in 53 Minuten zurück, (1. i. d r e i m a l so schnell als unsere T u n g u s i s c h e n . " ) D e r K a p i t a n b e r g liegt bei e t w a 137°,4 Ost von Paris und 60°,83 Breite und mithin nach meiner Bestimmung für A l d a n s k j i P e r e w o s ( 1 3 3 ° 13' 4 3 " 0 . v. P. 6 1 ° 53' 2 2 " Br.) und für O c h o z k (140° 51' 10" 0 . v . P. 5 9 ° 21' 2 9 " Br.)
in gerader Linie 33,9 Meilen von dem ersten und 34,0 Meilen von letzte, rem Punkte.
X V . Abschnitt:.
1829.
der einen niedrigeren Uebergang sondern
nur
durcli
linie entstanden.
Mai bis Juli.
über
eine Krümmung Mau würde
7
die H a u p t k e t t e und T h e i l u n g
an j e n e r Stelle
gewährte,
ihrer
Gipfel-
die grösste Höhe
etwas frülier überschreiten, als ain K a p i t a n , dann aber, nach dem D u r c h g a n g durch die mit Eis bedeckte S e n k u n g , zum zweiten Male eine eben so grosse. — Das breite L ä n g e n t b a i der welches die Kalkformation und einige
kalkige
Allachjuna,
Schiefer von
der
kiesligen G r a u w a c k e trennt, und das ihm ähnliche, das von den östlichsten Abhängen geschichteter Felsen und von den westlichsten P o r p h y r k e t t e n nocli schroffer begränzt wird, und in welchem zugleich die Wasserscheide zwischen dem Eismeere und dem grossen Ocean liegt, und dann endlich jene plutonischen Massen selbst, von denen die einzelnen Gipfel doch gegen 800 F u f s über die Thalsoblen hervorragen,
sind
Bergsystemen
Erscheinungen, findet.
die
inan
nur
in
ausgedehnteren
Noch g r o f s a r t i g e r erschien aber das A l d a -
n i s c l i e G e b i r g e , wenn man seine Breite mit der von bekannteren Europäischen
Systemen
verglich.
Von B j e l s k j i
Perewos
bis
jenseits A r k i an der O c h o t a , d. h. auf einer S t r e c k e von 52 g e o g r . Meilen, hatte ich jeden P u n k t seines Querschnittes um mehr als 750 P a r , Fufs über dem Meere g e f u n d e n , während dieselbe Minimumg r ä n z e f ü r die Höhe, in dem Querschnitt der A l p e n , nur zwischen B a s e l und dem C o r n e r S e e . d. h. auf 25 Meilen, vorkömmt. S a g e von sogenannten Tafelländern oder P l a t e a u s , in Asien
so häufig seiu sollten, mag meist durch
Die
die namentlich unvollständige
Schilderung von dergleichen breiten Gebirgsketten entstanden sein. Auch diese werden wohl bei g e n a u e r e r Bekanntschaft ein eben so deutliches Streichen und eine so regelmässige Neigung ihrer Abh ä n g e zeigen, wie das A I d ä n i s c h e G e b i r g e nach meinen Höhenmessungen und Ortsbestimmungen.
W e n n man von der Gipfellinie
beim K a p i t a n b e r g e an zählt, so findet man den Flufslauf in demselben bei:
8
XV. Abschnitt s . a
an der A n t s c h a an derselben am S e e T i i n g o r
. .
JS
« «
•b
a
U 4)
!S » CO-s Par. F.
Hg w. am A l d a n an der B j c l a j a . . . an derselben
1829. a àu a. £ £ H= S2 o.
Mai bis Juli. M IV u4> -C — • V 4) »s EQ-O Par. F.
34,5 30,8
390 714
25,5
156
an der O c h o t a .
21,0
812
28,8 12,8
924
1092
an derselben. an derselben.
2000
15,5 5,5
2328
an der J u d o m a .
7,8
2244
4,5
2292
. .
woraus sowohl ciue sehr regelmässige Neigung beider Abhänge, als auch eine etwas steilere für deu östlichen als für den westlichen hervorgeht").
An beiden Abhängen wird aber die Oberfläche wel-
che die aufeinanderfolgenden Flufsthäler verbindet, von den Wänden ihrer Thäler oder den einzelnen Gipfeln des Gebirges bedeutend überragt; so in der Kalkkette bei G a r n a s t a c h um 1112 P. F. von dem G l a g t s c h a n , und um eben so viel von den «Sein C h r e b t i ; in der Grauwackeukette um 1500 F. von den Kämmeu bei
Ju-
d o m s k , und in der Porpbyrkette, selbst da wo sie die O c h o t a durchschneidet, um 800 P. F. von vielen einzelnen Kegeln. Eben so wie ich diese Bergmasse zwischen 60° und 61° Breite kennen gelernt hatte, so scheint sie sich aber auch noch 140 Meilen weiter gegen das Eismeer zu erstrecken, denn noch unter 70° Breite liegt zwischen der J a n a und I n d i g i r k a ein hoher Landstrich, auf welchem Thonschiefer und Grauwacke anstehen.
Herr
S l o b in sah diese, als er, bald nach unserem Zusammentreffen in J a k u z k (vergl. oben 1. 2. S. 268), seine Reise bis nach U s t j a n s k und von dort ostwärts gegen die I n d i g i r k a fortsetzte.
J a etwa
30 Meilen nördlich von dem O c h o z k e r W e g e ist sogar die Breite des A l d a n i s e h e n Systemes noch grösser, als wir sie gefunden haben.
Dessen mittlere oder Grauwackenketten
reichen dort west-
wärts bis an die Wasserscheide zwischen dem A l d a n Quellflüssen der J a n a , Bergen
oder den sogenannten
und den
Werchojansker
— am E n d o b u r , der von diesen Bergen gegen Süden
zum A l d a n fliesst, ist bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts, eini-
Vergl. die Höheubestiramungen II. 1. S. 386.
X V . Abschnitt.
1829.
Mai bis Juli.
g e r Bergbau auf Silber getriebeu worden
9
(in der A n d u i b a l d e r
Grube) — und dennoch bilden iu dieser Breite die O i n e k o u s k e r Berge
(1. 2. S. 3 7 5 ) ,
die, nach S a u e r ' s und
¡S&rytschew's
Angaben, weit östlich von dem Meridiane von A r k i (139°,9 0 . v. P a r . ) liegen, den Hauptkamm des Gebirges. Die NNO.liehe Richtung welche # der A l d a n f l u f s , schon von 30 Meilen
oberhalb
der Fährstelle
an
der wir ihn überschritten,
so wie auch von noch weiter südlich, die in ihn mündende u n t e r e M a j a , beide zusammen also von 58° bis 62° Breite befolgen, läfst dann ferner sehr deutlich erkennen, dafs dasselbe Gebirge sich auch südlich von dem O c h o z k e r W e g e unter g a n z ähnlichen Erscheinungen fortsetzt.
Auch dort
fliessen
die A l l a c h j u n a
und die J u -
d o m a in der letzten Hälfte, die M a j a aber in der Mitte ihres L a u fes, g e r a d e s o w i e wir es von der B j e l a j a zwischen den S i e b e n R ü c k e n und B j c l s k j i P e r e w o s lern
nämlich,
welche
die
gesehen h a b e n : in
Kalkketten
Querthä-
durchsetzen
und
deren Richtung eben deshalb kaum mehr als von W S W . bis W N W . variirt.
Diese alle münden aber endlich in das sie senkrecht durch-
schneidende L a n g e n t h a l der u n t e r e n M a j a und des A l d a n ,
wel-
ches längst des äul'sersten Westrandes des Systemes den gröfsten T h e i l seiner W a s s e r der L e n a zufijhrt").
°) D e r H a u p t k a m m
oder
ilicAxe
sehr n a h e identisch mit der Linie
des
A 1 d a n g eb i r g es
durch den K a p i t a n b e r g
1 3 7 ° , -1 0 . v. P a r . ) u n d d u r c h die in d e r B r e i t e v o n O m c k o n s k S t e l l e d e r g r ö f s t e n H ö h e (63°, 4 0 B r . 1 4 4 ° , 1 0 . v . P a r . ) . ist d e m n a c h
am
Kapitan berge
selbst,
nach
N. 47°,
ist g e w i f s
(60", 83 B r . gelegene
Ihre Richtung 77 0 .
oder
der
g r ö f s t c K r e i s , d e s s e n P o l bei 2 l ° . ] r > N . B r . u n d 2 ° , 5 3 0 . v . P a r . l i e g t . — D i e V e r l ä n g e r u n g d i e s e r R i c h t u n g g e g e n S ü d e n , g e h t d u r c h die B e r g e Peking
bei
(17 Meilen N W . l i c h von d e r Stadt), d u r c h s c h n e i d e t das N ü . - E n d e
von S u m a t r a ,
und e r r e i c h t ihre s ü d l i c h s t e
Breite
( 6 8 ° , 8 5 ) bei 3 ° , 5 3
0 . v . P a r . , w o sie, m i t ö s t l . S t r e i c h e n , s e h r n a h e m i t d e r K ü s t e d e s S ü d Polarlandes zusammenfällt.
Von d o r t n o r d v v e s t w ' a r t s g e w a n d t ,
d e t s i e ilie O s t k i i s t e v o n S ü d - A m e r i k a g e h t genau durch C o q u i m b o Anden,
durch P a n a m a
bei d e r M ü n d u n g
des
durchschneiColorado,
an d e r W e s t k ü s t e u n d , i m m e r n a h e a n
und d u r c h d a s N O . - E n d e d e s
den
Mexicanischen
M e e r b u s e n . Im I n n e r n von N o r d - A m e r i k a fallt sie zwischen 4 0 ° und
55°
Br. mit
den
den
Rocky
Mountains
hohen Gipfeln derselben ( B i g h o r n liegt.
Von
Neu-A rchangelsk
zusammen,
indem
sie namentlich
41°, B r o w n e - B e r g auf
iSitcha
53°) sehr nahe
bleibt sie 80 Meilen
land-
e i n w ä r t s , u n d t r i t t e n d l i c h d u r c h K o t z e b u e - S u n d w i e d e r in N o r d - A s i e n
X V . Abschnitt.
10
1829.
Mai bis Juli.
Dieses östlichste der A s i a t i s c h e n B e r g s y s t e m e hat nun dicht an der O c h o t a eine weit g e r i n g e r e Ausdehnung g e g e n das Meer als zu beiden Seiten dieses Flusses. Meta,
Dean
während
noch sechs Meilen von der K ü s t e ,
wir
f a n d e n , ist rechts von unserem W e g e
der U r a k f l u s s
zu seiner Mündung
von
(4 Meilen W S W .
schon
bei
das letzte Anstebeude Ochozk)
sogar bis von Felseu
umgeben, und in der Mitte seines k u r z e n L a u f e s von bewaldeten Bergen.
Die Quelle dieses Flusses ist nur 9 Meilen vom grofsen
Ocean e n t f e r n t , und nur (die P f e r d e b e r g e Gebirgssee
ein schmaler
oder K o n n i j a
dessen W a s s e r ,
K r e s t in die J u d o m a , (I. 2. S. 391)°)
aber
schroffer
gorui)
trennt
durch ein Querthal, bei
und mit dieser
zum
Bergrücken sie von dem Judomskji
E i s m e e r e abfliefst.
So wie aber im W e s t e n j e n e Felsen am
und g e g e n N W . der P o r p h y r von M e t a ,
Urak
so bilden im Osten und
noch in g r ö f s e r e r Nähe die M a r e k a n i s e b e n Felseu, einen steilen Rand um die niedrige und dürre Ebene von O c h o z k (vergl. unten Juni 30). Offenbar war hier einst anstatt dieser, ein halbrunder Einrifs in die hohe K ü s t e vom Meere
gefüllt.
Der
Kuchtui
und die
O c h o t a , die sich, von NO und von N N W , mit reifsender Strömung in diese Bucht ergossen, haben darin von j e h e r , gerade so wie jetzt, ungeheure Mengen von runden trUmmern angespült.
und blank
geschliffenen Porphyr-
Die Fluthwellen und Brandungen warfen diese
ein, w o sie zuerst (68°, 85 B r . 183°,53 0 . v. P a r . ) mit östlichem S t r e i c h e n die K ü s t e des E i s m e e r s b e g l e i t e t , alsilann aber endlich die F l ü s s e O m e k o t i und K o l u i u i a an d e n j e n i g e n Stellen d u r c h s c h n e i d e t , w o dieselben, nach der K a r t e von Admiral W r a n g e l , eine schroffe Ausbiegling nach N W . , g e r a d e w i e Q u e r t h ä l e r des A.1 d a n g e b i r g e s , besitzen. — Auch dies(> Result a t e , n a m e n t l i c h aber die g e g e n s e i t i g e L a g e des A 1 d a n gebirges und der R o c k y m o u n t a i n s , sind mithin der V e r m n t h u n g nicht u n g ü n s t i g , dafs v o n den G e b i r g s k e t t e n der E r d e je m e h r e r e a u f d e m k ü r z e s t e n W e g e (d. h. als T h e i l e von einerlei gröfstein K r e i s e ) z u s a m m e n h a n g e n . °) D o r t liegt also die W a s s e r s c h e i d e z w i s c h e n dem E i s m e e r e und dem g r o s s e n O c e a n diesem l e t z t e r e n noch w e i t n ä h e r als in d e m L ä n g e n t h a l e z w i s c h e n J u d o m s k und K e t a n d a (I, 2. S. 393). D e r W e g ü b e r die K o n n i j a g o r u i w i r d im S o m m e r von allen J a k u z k e r Reisenden v o r g e z o g e n , und viele derselben g e h e n auch von dort noch in dem U r a k t h a l e s t r o m a b w ä r t s bis zur K i i s t e .
XV. Abschnitt. gegen die Küste zurück.
1820.
11
Mai bis Juli.
Sie haben davon immer neue und neue
Wälle an ihrem felsigen Rande a b g e s e t z t , bis dafs endlich nur die Flufsbetten offen blieben, alles Uebrige aber bis in uuergründete T i e f e mit Gerollen gefüllt, und aus denselben auch, zwischen den M a r e k a n i s c h e n Felsen und denen vom U r a k , ein geradliniger Strand gebildet wurde.
Wohl mag auch hier eine noch fortdauernde He-
bung der Küste bei diesem grofsartigen Zuwachs des Festlandes thätig gewesen sein, und die Gestalt der parallelen Dünenwälle, die sich in, vom Meere aus, etwas zunehmenden Höhen finden, ist kaum ohne eine solche Annahme zu erklären. J e t z t münden die beiden Ströme | Meilen von eiuander in das östliche und westliche Ende eines seichten und ringsum von Schichten jener Porphyrgerölle
umgebenen Haffes, welches
Ochozkji
p r i l i w , d. i. die Ocbozker Flutbbncht, genannt w i r d : d e r K u c h t u i ganz ungetheilt. die O c h o t a aber in vier Armen: dem Hauptflul's, der K i i l a j a
oder
sauren,
und der B u l g i n k a ,
der B y s t r a j a
oder
reissendeu
— Bei hohem W a s s e r erstreckt sich dieses
Haff etwa eine halbe Meile landeiuwärts, und ist vom Meere getrennt durch eine niedrige Insel, die in der Richtung der Küste 4 Werst, in der darauf senkrechten aber, j e nach dem um 10 Fufs wechselnden Wasserstande, nur von 200 bis 800 Schritt breit ist. An der Ostseite dieses schmalen Landstückes fanden schon die ersten Russischen Ansiedler eine gegeu 1500 Fufs breite Mündung, durch welche die damals vereinigten W a s s e r des K u c h t u i und der O c h o t a abflössen.
Sein West-Eudc hing aber noch mit dem am
rechten Ufer der O c h o t a gelegenen Lande (dem sogenannten U r a k i s c h e n S t r a n d e , U r a z k a j a k o s c h k a ) zusammen, bis dafs ein Durchbruch im Jahre 1810 die Landzunge oder Nährung in eine Insel verwandelte.
Im Mai jenes Jahres verstopfte sich nämlich die
damals einzige Mündung des Halles, weil einmal auf beiden, durch den Gebirgsschnee geschwollenen, Strömen das Eistreiben gleichzeitig erfolgte.
Der Untergang der Stadt stand bevor, und obgleich man
aus der Hafenbatterie gegeu den Eisdamm feuerte, der sich
aus
Schollen und Blöcken gethürmt hatte, so blieben doch solche Sprengungsversuche
vergeblich, bis endlich das gestaute
West-Ende der Landzunge durchbrach.
Wasser
das
Seit dieser Zeit hat sieb
der Strom aus dem Haffe für immer gespalten und noch jetzt bc
72
6°,7
3°,0
9°,5
O c h o z k J u l i 20. 17o.30
10°,5
9°,5
11°,2
O c h o z k J u n i J.
und in diesen eben zeigt sich einerseits eine ungewöhnlich schwache Wirkung der Sonne, von der anderen aber auch eiue eben so seltene Kleinheit des Wärmeverlustes, den dort die Erdoberfläche durch die nächtliche Ausstralung erleidet. dem
niedrigen
Maximum
zu
Man erkennt
dem sich
die erstere an
die Lufttemperatur
bei
*) Es sind namentlich anzunehmen: Die Temperatur im Mittel für
in Jakuzk
iu Ochozk
December, Januar, F e b r u a r . . . — 30° — 9° Juni, Juli, August - j - 14° 9° Mithin ist in O c h o z k das Wintervierteljahr um 21° wärmer, und das
SommerYierteljahr nur uia 5° kühler als in J a k u z k .
XV. Abschnitt
1829.
Mai bis Juli.
23
O c h o z k selbst am wärmsten T a g e erbebt, und ein Zusammenwirken beider genannten Umstände, an der Kleinheit des Unterschiedes der Extreme.
Noch deutlicher treten aber diese Nachtheile und
Vortheile des O c h o z k e r
Sommers durch folgende Vcrgleichung
derselben Zahlen mit ihnen entsprechenden Beobachtungsresultaten fiir das östliche E u r o p a , und für andere Gegenden « S i b i r i e n s hervor.
Ich habe diese nach den T a g e s l ä n g e n (d. i. den in wahrer
Zeit ausgedrückten Intervallen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang) geordnet, weil sie an jedem einzelnen T a g e n u r a l l e i n v o n d i e s e n n b h a n g e n w ü r d e n , w e n n die U n g l e i c h h e i t e n E r d o b e r f l ä c h e ohne E influss auf die
der
Wärmeverhältnisse
wären: Für J u n i
Für J u l i 20.
1.
Lufttemperatur.
Lufttemperatur.
V bo £" ä*
s*
68
8« SZ
BZ Irkuzk . . • Tobolsk . . Ochozk Petersburg Jakuzk
••
1G«,32 9°,4 17« ,42 8°,4 17»,72 ö°,7 17«, 92 11 »,0 18«,50 7°,2
1°,8 15°,4 15«,92 13°,7 5°,2 19°,5
2°,2 11°,5 17«,02 11°, 3 7°,1 15°,1 3°,0 9°,5 J7«,30 10°,5 9°,5 11°,2 5°,4 14°,3 17«,50 14°, 1 9°,9 16°,7 00,0 12°,3 18«,07 15°,9 8°,2 21",3
Die Mittage der wärmsten Jahreszeit sind also an keinem S i b i r i s c h e n Orte so kühl wie in O c h o z k .
Am meisten stehen sie
aber gegen die, nahe tropische, Mittagsbitze zurUck die, zur selben Jahreszeit, in J a k u z k und auch in I r k u z k herrscht, d. i. gerade an den beiden Orten die auf dem kältesten Boden liegen. — Von der anderen Seite ist aber auch nirgends im Innern des Continents die Abkühlung der Luft nach Sonnenuntergang so geringe, nnd deshalb
die
Temperatur
der
Sommernächte
so
hoch,
als
bei
Ochozk. Man wird nicht zweifeln dafs die N ä h e d e s M e e r e s am meisten zur Auszeichnung der O c h o z k e r
Sommertemperaturen
vor
den M i t t e l - A s i a t i s c h e n beiträgt, wenn man jene ersteren noch mit einigen auf K a m t s c h a t k a und an der Westküste von A r n e -
XV. Abschnitt.
24
1829.
r i k a vorkommenden vergleicht.
Mai bis Juli.
Die folgenden Zahlen welche sieb
aus Beobachtungsjournalen die ich bei der Fortsetzung meiner Reise erhalten habe ergeben, zeigen in der T h a t dal's O c h o z k in den genannten thermischen ßeziehungen mit R o s s auf C a l i f o r n i e n , so wie auch mit i S i t c h a und P e t r o p a u l s h a f e n , weit näher als mit irgend einem Punkte im Innern von S i b i r i e n übereinstimmt. Für J u l i 20.
Für J u n i 1. 4) 60 a :aj S o CS H Ochozk Neu-Archangelsk") Petropaulshafen") Ross"0)
17»,72 17»,18 16»,32 14»,50
Luft emper atur. V k. 6aC • b£> .a :w d H« "< m s v Si < « . bft Ce 6c vM « a"! h M Um n â BZ
Luft .empei atur. •aM to
'3
k é
us dem E u r o p ä i s c h e n R u s s l a n d und dein U r a l zu beschreiben hat;en (in R u s s i a a n d t h e U r a l m o u n t a i n s und G é o l o g i e de la R u s sie d ' E u r o p e . London und Paris 1845. 4to.) kömmt keine aus dem Geins M o d i o l a vor. In W o l h y n i e n bat Herr D u b o i s , ausser einem Abhuck im quaternären Kalke von der noch lebenden und in allen Meeren verbreiteten Mod. l i t h o p h a g a , nur zwei äusserst kleine (2 und 3 Lin. ange) M o d i o l e n in t e r t i ä r e i n S a n d e gefunden ( C o n c h i l i o l o g i e ' o s s i l e etc. du p l a t e a u W o l h y n o - P o d o l i e n . , Berlin 1 8 3 1 . . p a g . , 6 8 . )
172
XVII. Abschnitt.
1829.
August.
Nabe oberhalb dieser Stelle öffnete sieb zu unserer Linkeil die Aussiebt auf eioe, tbeils felsige, tbeils bewaldete Hügelkette, an welcher die hier nur mit lichtem Gesträuche bestandene Kbene am rechten Flussufer abschneidet.
Diese ist die Ebene von T i g i l s k
und der Theil jener Hügel der sich, um etwa 4 Werst stromaufwärts, zunächst über jener Ortschaft erhebt, wird die R o t h e K u p p e ( K r a # n a j a Ä o p k a ) genannt, obgleich weder ihre Gestalt noch ihre Farbe einer solchen Bcnenuung zu entsprechen schienen.
Wir
landeten hier an dem rechten Ufer, und legten den übrigen Theil unseres Weges auf einem äusserst schmalen, aber tief ausgetretenen, Fufssteig zurück.
Er windet sich wohl noch 2 Werst weit in der
Nähe des Wassers, durch ein dichtes und amnuthiges Gehölz von strauchartigen salicifolia)').
Spiraeen
(Spiraea
betulaefolia
und
Sp.
Sie waren jetzt mit rosenrothen Blüthentrauben be-
deckt, deren herrlicher Mandelduft zuerst seltsam unterbrochen und daun völlig verdrängt wurde, von einem anderen, durch den sich jede gesegnete Ortschaft auf K a m t s c h a t k a schon weit hinaus ankündigt.
Ich meine den Geruch des reinsten .Schwefelwasserstoffs,
welches die Fische an den T r o c k e t i g e r ü s t c n oder B a l a g a n e n in erstaunlicher Menge entwickeln. Die T i g i l e r N i e d e r l a s s u n g in deren Mitte wir uns bald darauf befanden, fuhrt zwar, wie die vier anderen Russischen Wohnplätze auf K a m t s c h a t k a " ) den Namen einer Festung ( T i g i l s k j i o s t r o g oder auch sogar T i g i l s k a j a k r j e p o s t ) . keine Spur mehr von den P a l i s s a d e n
Man s&h aber
( o s t r o g I. 1. S. 220.
und zwei durch Graf K e y s e r l i n g beschriebene M o d i o l c n \oiu Westabhange des Ural (M. P a l l a s i i und M. s i m p l a ) finden sich in den, zwischen der K o h l e und dem J u r a gelegene», p e r m i s c h e n S c h b h t e n , mit denen die offenbar ungleich jüngeren Kamtschatischen in keinem Falle zu vergleichen sind. Herrn G i r a r d ' s Beschreibung und eine Abbildung der in Rede stehenden M o d i o j a j u g a t a finden sich in: A r c h i v f ü r W i s s e n s c h a f t ] . K u n d e v o n R u s s l a n i l Bd. III. pag. 539. Auch S p i r a e a i l i g i t a t a , Sp. A r u n c u s und S p . C a m t s c h a t i c a stehen bei T i g i l s k , dessen Flora durch den Reichthum an Artei dieser schönen Pflanzengattung mit den Nord-Amerikanischen übcreiistimmt und sich von den Europäischen unterscheidet. ") Ni/nei Kamtschatsk, Werchnei Kamtschatsk, Btlsche* r e z k und P e t r o p a w l o w s k — T i g i l s k ist später als diese Tier und namentlich erst um das Jahr 1744 gegründet worden.
XVII. Abschnitt.
1829.
August.
173
I. 2. S. 248.), mit denen gewöhnlich in solchen Ortschaften die Kirche, die W o h n u n g der A m a n a t i oder der Geifseln welche die Urbewoliner stellten, und eiuigc Vorrathshäuser unigeben wurden.
An
dem Ufer des Flusses liegen, zwischen den niedrigen Balkenjurten der Kosaken und einigen umzäunien G e h ö f t e n , welche höhere und zierlichere Holzhäuser umgeben, d i e B a l a g a n e , an denen jetzt die durchschnittenen Hälften von silberglänzenden
und röthlich durch-
scheinenden Lachsen, und unzählige R o o g e n s ä c k e , wie lange T r a u ben aus hellglänzendem Bernstein, hingen.
Ein H e e r von Schwal-
ben flog zwitschernd und mit gewohnter Aemsigkeit über dem W a s ser und über diesen H ä u s e r n ' ) , von denen schmale S t e i g e
nach
mancherlei Richtungen zu den höber gelegenen W o b n u n g e n f ü h r t e n und zu der Kirche und dem hölzernen Glockenthurm neben derselben, um welche die übrigen Gebäude mit gefälliger Willkür vertheilt sind.
D a s Ganze gleicht einem G a r t e n ,
denn über dem g r ü -
nen Rasen den nur j e n e Steige unterbrechen, ./imoloststräuche
mit ihren
erbeben sich viele
dunkelblauen FrUchten, und näher
am Flusse hohe Staudengewächse mit vielfarbigen Blüthen.
Erst
am B e r g e sieht man weidende Kühe zwischen den Zirbelgebüschen, welche sich auf dem steinigeu Boden wieder einfinden. Z u diesem behaglichen Aeusseren des Ortes kamen in dem Gou* verneurshause, in welchem ich die nächsten T a g e v e r l e b t e , manche Erinnerungen an Deutschen Geschmack, die selbst im Europäischen Russland nicht zu den gewöhnlichen gehören.
S o besafs Capitain
S a b j c l o w einige wissenschaftliche Bücher und chemische Apparate welche ihm die Mitglieder der L ü t k e s c h e n Aufenthalt in P e t r o p a u l s h a f e n
Expedition bei ihrem
(oben S. 76.) überlassen hatten,
auch w a r e r — wohl in Folge seiner K l e i n r u s s i s c h e n
Abkunft
— unter den Beamten die ich in ( S i b i r i e n kennen lernte, der e r s t e eifrige J ä g e r
und
der
einzige
der einen
Hühnerhund hielt und
*) Ich überzeugte laich durch eine derselben, welche ich schoss und abbalgte, ilafs sie zu der Varietät der Hausschwalbe gehört, die P a l l a s fiir O s t - i S i b i r i e n charakteristisch erklärt ( F a u n a R o s s i c a Tom. I. pag. 531.) und welche sich von der Europäischen durch den Mangel des w e i s s e n B r u s t f l e c k e s auszeichnet. Sie ist vielmehr an der Unterseite ihres Leibes von vorn bis hinten ziegelroth gefärbt.
174
XVII. Abschnitt.
1829.
August.
ScJirotfliDten (anstatt d e r W i n t o w k i I. 1. S. 329), um Plugwild zu schiefsen"). Ich habe übrigens von diesem genussreichen T a g e auch nocli ein betrübendes Ereigniss zu erwähnen, denn ich verlor an demselben den Hund
den ich liebgewonnen hatte, weil nur e r mir, bei
stetem Wechsel meiner übrigen Begleiter, 7 Monate lang und mehr als 800 Meileu weit gefolgt war. H e r r S a b j e l o w verweigerte ihm bei der Abfahrt von der T i g i l m ü n d u n g einen Platz in dem Batt welches wir zusammen bestiegen, und schilderte mir
fälschlicher
Weise das Land an dem linken Ufer, auf dem er uns folgen sollte, weit wegsamer als ich es bald darauf kenDen lernte. Aach wartete ich vier T a g e lang vergeblich auf den Verirrten. Die ungewöhnliche K r a f t und Gewandtheit dieses Hundes war übrigens, durch seine inüfsige Lehensart während der letzten Monate, einer el>en so ausserordentlichen Trägheit gewichen"), und er wird daher wohl iu dem Dickicht am T i g i l oder auf der T u n d r a
verhungert sein,
noch ehe er die Sitten der freigelassenen K a i n t s c h a t i s c h c n Hunde erlernte. [ A u g u s t 17.] Neben den Ortsbestimmungen und magnetischen Beobachtungen, die ich an diesem T a g e auf einem freien Platze zwischen Herrn S a b j e l o w ' s Hause und der
nahe gelegenen Kirche
anfing""),
schien mir eine etwas längere Reihe von Barometerahlesungen in T i g i l s k vor allem erwünscht. Höheninessuugen
die ich
Nicht uliein als Hülfsmittel zu den
im Innern der Halbinsel
beabsichtigte,
sondern noch entschiedener wegen meiner früher erwähnten Erfahr u n g über die a n o m a l e K l e i n h e i t
d e s L u f t d r u c k e s an der
W e s t s e i t e des O c b o z k e r M e e r e s ,
die sich nun auch schon
f ü r P e t r o p a u l s h a f e n durch das mir mitgetheilte BeobachtungsJournal von
Herrn S t a n i z k j i
(oben S. 76.) bestätigt h a t t e f ) .
Dieser beste Tbeil der jetzigen Jägerei gilt noch überall in N o r d A s i e n , s o w i e vor 100 Jahren in Deutschland, f ü r einen leichtsinnigen unil Pulver-verschwendenden Missbrauch. " ) I. 2. S. 18. 20. 100. 365. 410. • " ) Vergl. II. 1. S. 210. 289 f ) Damals freilich nur w e n n man das von diesem Beobachter gebrauchte Instrument so nahe richtig v o r a u s s e t z t e , wie es sich bei der
XVII. Abschnitt.
1829.
August.
175
Herr S a b j e l o w fand sich zu einem so verdienstlichen W e r k e so bereit, wie es seine mehr als hinlängliche Mufse erwarten liefs. Es blieb uns aber zuvor die schwierige Aufgabe: in T i g i l s k Heberbarometer anzufertigen,
zu
dem wir keine
ein
anderen Vor-
arbeiten besafsen als einiges Quecksilber, welches ich in I r k u z k , und zwei von den Glasröhren, die ich in der T e l i n a e r Fabrik erhalten hatte (I. 2. S. 59.).
Ein durchbohrtes stählernes Knie zur
Verbindung der beiden Schenkel wurde indessen bald, mit Hülfe eines der hiesigen Kosaken hergestellt, der sich schon bisher durch Ausbesserung der Gewehrschlösser weithin verdient gemacht hatte — auch gelang es uus endlich, wiewohl mit weit gröfserer Mühe, eine schlecht zugeschmelzte Glasröhre von neuem auszuziehen und zu schliefsen.
Wir verrichteten diese entscheidende Arbeit in der
Schmiede, die ein schon vor längerer Zeit nach
Kamtschatka
verbannter Z i g e u n e r eingerichtet hatte und unterhielt, und welche, wie die Essen der B u c h a r e n , der S c h m i e d e - T a t a r e n und anderer Nord-Asiaten (1,1. S. 502) aus einem mit Steinen ausgesetzten Loche im Erdboden bestand, in dem man das Kohlenfeuer mit einem Handbalgc unterhielt.
Denuoch stand diese Anstalt in bedeutendem
und wohlverdientem Ansehen, und wurde von dem Besitzer hinter ciuem Bretterzaune sorgfältig verschlossen gehalten.
Ich habe das
Barometer, welches wir nach diesen Vorarbeiten mit stark erwärmtem Quecksilber füllten, und auf einem passenden Brette mit einer Theilung versahen, sehr sorgfältig mit meinem eigenen verglichen und den zwischen den Angabeu beider, stattfindenden Unterschied von nur 0,4 Par. Linien so constant gefunden, dafs Herrn S a b j e 1 o w's spätere Beobachtungen mit demselben. für ebeu so zuverlässig gelten d ü r f e n ' ) ,
wie die Temperatur * Bestimmungen, zu
denen
päteren Vcrgleichung mit dein meinigen wirklich gefunden bat. Vergl. iber die Resultate der Barometerbeobachtungen in P e t r o p a u l s h a f e n I. ] . S. 395. und A n n a l e n d e r P h y s i k B. 98. *) Sie finden sich bei meinen Höhenmessungen II. 1. S. 391. wurden ber leider w e i t früher- unterbrochenen als die ebenfalls seit meiner Anvesenheit begonnenen Temperaturbeobachtungen in T i g i l s k , w e i l das s o lühsam errungene Barometer — w i e mir Herr S a b j e l o w mit der nachten Hundepost (1830 Januar 9. n. St.) schrieb „ b e i m W a s c h e n d e r D i e e n i n s e i n e r W o h u u n g " ein schnelles Ende fand.
176
XVII. Abschnitt.
1829.
August.
nen ich ihm eines von rneiuea B e r l i n e r
Thermometern
hinter-
liefs. Wir gingen darauf zu einer wasserreichen Quelle am Westabhange d e r K r a « n a j a ¿ ' o p k a u n d verfolgten dieselbe aufwärts, zuerst wiederum durch ein dichtes Gebüsch von blühenden Spiraeen und dann über die offene Ebene bis zu ihrem Ursprung in einem Becken des felsigen
Bodens.
Ihre Temperatur fand ich j e t z t :
2°,20, während die der Luft im Durchschnitt für die verschiedenen Tagesstunden etwa -+• 10°,9 betrug.
Im Laufe des Winters
hat aber die erstere noch um 0°,51 abgenommen 0 ), wonach denn die m i t t l e r e Q u e l l e n t e m p e r a t u r bei T i g i l s k offenbar höchst nahe mit der in O c h o z k beobachteten d. Ii. mit
1°,S überein-
stimmt. W a s aber sodann die übrigen Wärmeverhältnisse für T i g i l s k betrifft, so sind zunächst die oben erwähnten Lufttemperaturen für die Mitten der Monate November, December und Januar (oben S. 20.) aus folgenden direkteren Beobachtungsresultaten hervorgegangen: Lufttemperatur 2U
20» 1829. — — — — T—
November November November December December December
5. 15. 25. 5. 15. 25.
1830. Januar 5.
in
— 4°,10 — 9 ,07 — 8 ,89 — 4 ,29 — « ,88 — 8 ,13 — 14 ,16
-1— — — —
— —
Tigilsk. Tagesimttel.
10»
0° ,62 o ,97
— —
5 ,89 ,73 5 ,88 7 ,17 12 ,17
3 ° , 25 6 ,97
— 8 — 4 — 7 — 8 — 13
6 2 S 1+0,0046875 r
und C = 1534
- f 0,0046875. r ^ * .
-
innerhalb der Grinzen unserer Versuche für hinreichende Annäherungen halten. Die Ausströmungsgescbwindigkeuen, welche aus dein letzteren folgen sind a b e r :
X I X . Abschnitt.
1829.
September.
Farbenwechsel der über seine Undurcbsichtigkeit keinen
351 Zweifel
liefs, denn man sah ihn entweder durchaus schwarz, oder gelblich und dann oft glänzend gefärbt, je nachdem die von uns abgewandte oder die uns zugekehrte Seite desselben beleuchtet war. Diese undurchsichtige Wolke dereu Inhalt ich bald darauf in gröfster Menge untersucht habe (Sept. 10 u. f.) zog und entleerte sich in diesem T a g e nicht über K l i u t s c h i , sondern über der Osts e i t e des K e g e l s ,
leb erfuhr daher über dieselbe für jetzt nur
dafs die feste Substanz aus der sie besteht, unter dem Russischen Namen Saja
bekannt sei, welcher so viel als R u f s oder F l u g -
k o h l e bedeutet,
und dafs sie sich ungeheuer weit über das Land
verbreite, indem sie oft einerseits an der U k a e r Küste (30 bis 40 Meilen von dem Krater des Vulkanes) niederfalle und dann von der anderen mit SO-wind über das Mittelgebirge ziehe und den Meeresstrand am T i g i l ( 3 5 Meilen vom K l i u t s c h e w s k e r eben so reichlich bedecke.
Gipfel)
Im Sommer sei dieser Niederschlag we