Reden am Sarge Hoßbach’s [Reprint 2022 ed.]
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VERLAGSARCHIV GEORG REIMER. Reden

am Zarge Hoßbach's. Von

Lic. P. Lirmß und Prediger Schmeidler.

(Abgedruckt aus der Protestantischen Kirchenzeitung, 1894 Nr. 34.)

Berlin. Druck von Georg Reimer.

1894.

Matth. 12,35: Ein guter Mensch bringet Gutes hervor aus seinem guten Schatz des Herzens. Werte Leidtragende! Liebe Gemeinde! Es ist vollbracht.

Der schwere Kampf ist

ausgelämpft.

Er hat nicht nur

Tage und Wochen gedauert, sondern länger als ein Jahr.

Er hat begonnen, als der Mann, der immer in kraftvollem

Wirken seine Freude

gefunden hat,

das Herannahen der

Krankheit, die Abnahme seiner Kräfte fühlte.

Das Licht,

das einst so hell geleuchtet hat, wurde matter und matter,

bis es still erloschen ist, weil es ihm an Nahrung gebrach. Wie er aber in allen Kämpfen seines Lebens sich bewährt hat, so auch in diesem letzten schwersten Kampf.

„Gott sei

Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christum!" Es ist vollbracht, auch das schwere Werk,

das die treue Gattin an der Seite des Kranken zu tun hatte,

in dem Bewußtsein, daß es nach einem reichbeglückten innigen

Zusammenleben die letzte Liebespflicht sei, die sie an ihm er­ füllen konnte.

Nun ist die Abschiedsstunde gekommen.

Sie

soll für uns eine Stunde der Erhebung, der Erbauung sein. Deshalb wollen wir nicht stehen bleiben bei dem Bilde des

Leidenden, sondern wir wollen zurückgehn und ihn anschauen

in seiner Kraft.

Wir wollen ihn uns vor

stellen suchen nach seinem innersten Wesen.

die Seele zu Und wenn wir

loben, was an ihm lobenswert war, so wollen wir doch nicht ♦

4 stehen bleiben beim Menschenlob, sondern uns erheben zum Lobe des großen Gottes, der uns ihn gegeben hat. In diesem Sinne, zum Lobe Gottes sammeln wir unsere Gedanken um das Wort des Erlösers Matth. 12 V. 35: Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus

seinem guten Schatz des Herzens.

Einen Schatz des Herzens hat sich unser Ent­ schlafener gesammelt.

Er war ein innerlich sehr reicher

Mensch, ein reich ausgebildeter und tief durchgebildeter Cha­

rakter. Wie sein leibliches Angesicht scharf ausgeprägte Züge trug, so auch sein inneres Wesen. Wenn das einerseits auf besonderer Anlage beruhte, auf einem guten Erbteil, das er

von seinen Eltern empfangen, so hat er doch auch vieles von dem, was ihm eigen war, im Streben und Lernen, in der Arbeit des Lebens, im Verkehr mit den Menschen ge­ sammelt. Mit scharfem Blick wußte er aus den Ereigniffen,

die an ihm vorüberzogen, aus den Menschen, mit denen ihn Gott zusammenführte, das für ihn Wertvolle herauszufinden.

So spiegeln sich in seinem Charakter die Verhältniffe und

geistigen Einflüsse wider, unter denen sein Leben gestanden hat. Wir können ihn in dieser Hinsicht recht eigentlich als ein Kind unsrer Gemeinde bezeichnen. Hier ist er geboren, hier

hat er gewirkt, hier ist er gestorben.

Aber nicht nur das:

aus ihr hat sich auch sein geistiges Leben genährt. Ein Sydow war sein väterlicher Freund; mit Lisco verbanden ihn die innigsten Bande geistiger Gemeinschaft; der greise Marot war ihm ein treuer wolwollender Führer; dem nun auch bereits Heimgegangenen Koellreutter hat er nahe ge­

standen, und vor allem sein Vater, besten Andenken auch heute noch unter uns in Ehren steht, hat ihn wenigstens durch einen Teil seiner Kindheit geleitet.

In diesem Kreise

hat er gelebt; in ihm ist er gereift; der Geist, der in diesem

Kreise lebte, hatte wonnen.

in ihm besonders lebendig Gestalt ge­

Auch als die Freunde seiner Jugend und seines

kräftigen Mannesalters längst dahingegangen waren, ist er

5 immer gern in liebevoller dankbarer Erinnerung zu jener Zeit zurückgekehrt und hat dort getrunken aus den Quellen,

aus denen einst seine Jugend sich genährt hat.

Neue Kirche seine Schule gewesen,

So ist die

seine geistige Heimat,

seine Wirkungsstätte. Hier hat er gelernt und gelehrt. Aber auch in anderer Beziehung hat er viel und gern in der Vergangenheit gesammelt an dem Schatz seines Herzens. Er hat die Geschichte zu seiner Lehrmeisterin gemacht. Die freilich meist karg bemesiene freie Zeit, welche seine amtliche

Tätigkeit ihm liefe, hat er dazu benutzt, denkend und for­ schend einzudringen in die Geschichte der Anfänge des Christen­

tums. Mit tiefem Verständnis hat er die großen Entdeckun­

gen verfolgt, welche

die theologische Wiffenschaft unseres

Jahrhunderts auf diesem Gebiete gemacht hat. Welche Freude

ist es da für ihn gewesen, wenn ein Schleier nach dem an­ dern fiel, wenn längst vergangene Zeiten vor seinem geisti­ gen Auge Gestalt gewannen und bisher Unverstandenes ihm klar wurde, wenn insbesondere das Bild dessen, der das

Licht der Welt ist, immer deutlicher vor seine Seele trat. Wie frei und weit wurde ihm da der Blick! Wie offenbarte

sich ihm da die einfache Hoheit des Evangeliums! Neben dieser größten Geschichte, die je auf Erden geschehen ist, hat

ihn besonders die vaterländische Geschichte innerlich gebildet.

Aufmerksam hat er die Wege Gottes in der Geschichte Preußens und Deutschlands verfolgt, hat teilgenommen an dem Sehnen

der

Vergangenheit

nach

einer

kraftvollen

Neugestaltung

der Dinge. Und wie hat dann sein Herz ahnungsvoll ge­ schlagen, als er sah, wie die Wege Gottes sich dem Ziele

immer mehr näherten, als die Gewißheit in der Luft lag: Jetzt muß bald die Zeit der Erfüllung kommen!

Wie hat

er mitgejubelt, als das, was die vergangenen Geschlechter gesucht, so herrlich verwirklicht vor uns stand! Daß er selbst durch die Tat als Feldprediger im Kriege von 1866 an diesem Werke hat mitarbeiten dürfen, gehört mit zu den erhebendsten Erinnerungen seines Lebens.

Ganz besonders aber hat er an dem Schatz seines

6 Herzens gesammelt in den persönlichen Führungen und Fü­ gungen, die ihm in seinem Leben zuteil geworden sind. Er hat ein reich gesegnetes Leben gehabt. Eine glückselige Kindheit hat er unter dem Schutz seiner Eltern verlebt, und besonders seine Mutter hat mit unendlicher Liebe ihre Kraft seiner Erziehung gewidmet und ihn durch die Jugendzeit auf Schritt und Tritt begleitet. Für die Segnungen der Freund­ schaft hatte er einen empfänglichen Sinn und jedem, der ihm einmal näher getreten, begegnete er immer wieder mit derselben alten Herzlichkeit. Er hatte ein offenes Auge und ein dankbares Herz für die Herrlichkeit Gottes in der Schöp­ fung. Wenn ihm auch die Arbeit nie leicht geworden ist, wenn er das, was er in sich trug, oft erst mühsam aus sich herausarbeiten mußte, so ist ihm dennoch oder vielleicht eben deshalb die Arbeit immer eine Freude gewesen, so lange er über seine Kraft gebot und so hat ihm auch die Arbeit immer ihren besten Lohn gegeben, sein Wesen immer fester, stiller, gesammelter gemacht. Oft gingen ihm die Worte Jesu durch den Sinn: „Ich muß wirken, so lange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann", und das andere: „Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat." Vor allem aber wollen wir hier des Segens gedenken, den er in seinem Hause empfangen hat. Das Hoßbach'sche Haus war eine Stätte stillen Frie­ dens mitten im Lärm der Großstadt, eine Stätte der Arbeit, wo jedes Tagewerk ein Gottesdienst war, eine Stätte edler geistiger Bildung, gemütvoller Geselligkeit, für viele, die keine Heimat wehr hatten, eine zweite Heimat. Seine Gattin, seine treue verständnisvolle Gehülfin und Mitar­ beiterin, hat viel von ihm empfangen, aber auch ihm viel gegeben. So hat er einen guten Schatz gesammelt in seinen Studien, besonders seiner Schriftforschung, im Verkehr mit den Men­ schen, in den Erfahrungen des Lebens. Worin hat dieser Schatz seines Herzens be­ standen? Zunächst in dem, was den Kern und Stern

7 seines Lebens, die Kraft seines Wirkens ausgemacht hat, in

seinem Glauben.

Weil ihm der Glaube

seines Wesens war,

das Heiligtum

eine Sache nicht neben oder über dem

Leben, sondern vielmehr die jede Regung unsres Daseins durch­

dringende Kraft, deshalb hat er von seinem eigenen Glauben, von seinem persönlichen religiösen Leben wenig Worte gemacht.

Er konnte auf Fernerstehende den Eindruck kühler verstandes­ mäßiger Nüchternheit machen.

Wer ihm aber näher trat, hörte

durch sein Handeln und Reden hindurch das Rauschen verborge­ ner Quellen. „Euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott."

Bei seiner selbständig ausgeprägten Persönlichkeit mußte not­ wendig auch sein Glaube eine eigenartige Gestalt annehmen. Bei aller Innigkeit seiner Liebe zu Gott und Christus, bei aller Ehrfurcht vor den über

alles Denken und Verstehen

hinausgehenden Geheimnissen des Lebens der Seele in Gott

strebte

allem nach Klarheit und Einfachheit.

er vor

Der

Glaube, in dem er lebte, war einfach, klar und warm, wie

der ganze Mensch.

Er hat scharf geschieden zwischen ewigem

Inhalt und vergänglicher Form.

Was nach seiner Ansicht an

der Ueberlieferung nicht Leben und Tat werden kann in der lebendigen Gegenwart,

das legte er beiseite.

Er war als

Protestant entschieden im Verneinen, aber als evangelischer

Christ ebenso

entschieden im Bejahen.

ihm der Schatz seines Herzens,

mit dem Gewiffen erfaßte, punkt des Lebens aus

Der Glaube war

eine Ueberzeugung, die er

damit derselbe dann vom Mittel­

sein ganzes Leben beherrschte.

Er

stand mit seinem Denken und Empfinden ganz auf dem Bo-

den der heutigen Zeit, und er war doch durch und durch ein Christ.

Das Christentum und die neue Zeit, die sonst oft

scheu vor einander fliehen, hatten sich in ihm zu einem Gan­ zen verschmolzen.

Ja ein Mann, der den Glauben mit dem

Gewiffen erfaßt hatte, deshalb hat er mutig und tapfer ohne Furcht vor den Menschen getan, was sein Gewiffen ihm be­

fahl, und ausgesprochen, was er als Wahrheit erkannt hatte.

Er hat sich nie vor Menschen gefürchtet, nie der Menschen Gunst gesucht, weil er sich leiten ließ

von seinem in Gott

8 gebundenen Gewissen.

Aus diesem seinem Gewiffensglauben

kamen die Tugenden, die wir an ihm verehrt haben.

Dieser

tapfere Mann war ein bescheidener demütiger Mann, den es

peinlich überraschte, als die Ereignisse der Zeit seinen Namen in die weiteste Oeffentlichkeit trugen. Er war ein Mann, bei dem Handeln und Reden nur immer der schlichte Ausdruck seines inneren Wesens

war,

der es mit dem Worte Jesu hielt:

„Eure Rede sei Ja Ja, Nein Nein, was darüber ist, das ist vom Uebel." Er besaß eine rührende Aufopferungsfähig­ keit; seine Linke wußte nicht, was seine Rechte tat. Wenn

er seinem verewigten Freunde Lisco vor fieben Jahren das Wort Jesu von dem treuen Haushalter nachrief, so ist er

wahrlich selbst ein solcher treuer Haushalter gewesen, peinlich gewissenhaft bis ins einzelste und kleinste.

kam aus seinem Gewissensglauben.

er auch in die Zukunft geschaut.

Und

alles das

Mit diesem Glauben hat

Weil das, woran er glaubte,

in ihm Wirklichkeit, Tatsache geworden war, deshalb war ihm auch der Sieg dieses Glaubens in der Zukunft gewiß. Es war ost ergreifend, mit welcher Ruhe und Gewißheit dieser Mann, der um seines Glaubens willen die schmerzlichsten

Anfechtungen durchgemacht hat, von der Zukunft unsrer Kirche und unsres Volkes sprach, wie mutig er glaubte an ein neues

Kommen des Gottesreichs, das von keiner menschlichen Ge­

walt aufgehalten werden kann, an eine neue freie machtvolle

Entfaltung des christlichen Geistes. Dabei wußte er recht gut, daß das Reich Gottes nicht kommt, so wie wir Menschen es uns denken, daß Gott oft ganz andre Mittel und Wege wählt,

als die wir für die richtigen halten.

Wenn die Entwickelung

der Verhältnisse nicht seinem Sinn entsprach, wenn Formen unseres Volkslebens, Richtungen und Bestrebungen, auf die er

einst große Hoffnungen gesetzt hatte, ihre Zugkraft verloren,

veralteten, beiseite geschoben wurden, da pflegte er zu sagen: „Es kommt eine neue Zeit; alte Formen zerbrechen; aber was nach Gottes Willen werden soll,

das muß doch werden."

Auch wo die Zeit ihm unverständlich wurde, da ahnte er die geheimen Wege Gottes.

9 Das war der gute Schatz seines Herzens, diese fromme Sittlichkeit, diese sittliche Frömmigkeit. Ihn hat er sich ge­ sammelt, wie Gott es ihm verliehen, ihn hat er behütet und gemehrt, wo er konnte. Aus ihm hat er den Menschen ge­ geben, so viel er konnte. Denn ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus seinem guten Schatz des Herzens. Er sagte sich: Gott hat dich gesegnet, so mußt du nun zum Danke dafür alles daran setzen, den Menschen ein Segen zu werden. Alles, was er gesagt hat in Predigt und Unterricht, am Altar, am Taufstein, am Grabe, das hat er alles herausgearbeitet aus dem Schatz seines inneren Lebens. In seinem Wort lag seine Persönlichkeit, sein warmes Herz, sein klarer Verstand, seine gewisseste Ueberzeugung. Wer ihn reden hörte, hatte das Gefühl: Dieser Mann tritt mit seiner ganzen Persönlichkeit ein für das, was er sagt. Anderer­ seits: Es war ihm unmöglich, etwas zu sagen, was nicht durch diesen Schatz seines Herzens hindurchgegangen war, was ihm nicht auf eigner innerer Erfahrung, Empfindung, Erkenntnis beruhte. Nichts war ihm so zuwider als das leere Wort, die überlieferte Phrase. Diese Echtheit, sowie ferner die durchsichtige Klarheit, die folgerichtige Entwickelung und das Bestreben, überall die christliche Wahrheit auf das Leben anzuwenden, das Christentum des Lebens und der Tat, das in ihm lebte, der Gemeinde ans Herz zu legen, das war es, was seiner Rede Kraft über die Herzen der Men­ schen gegeben hat. Er hat heiß mit der Aufgabe gerungen, die Menschen der heutigen Zeit für Christus zu gewinnen, und alles, was er in seinem amtlichen und öffentlichen Auf­ treten getan hat, hat er nur im Dienste dieser Aufgabe ge­ tan. Auch da, wo er mit aller Schärfe seine Ueberzeugung aus­ sprach, auch da, wo er mit seinem Wort Andere angriff, vielleicht verletzte wo er mit aller Entschlossenheit die Fahne der Partei hochhielt, auch da hat er nichts anderes gewollt, als die Hinderniffe beseitigen, welche der Wirksamkeit des Christentums in un­ serer Zeit entgegenstehen, als dem Gottesgeist freie Bahn in un­ serm Volksleben zu machen. Ja dieser kampfesmutige Mann

10 seines Herzens

war im Innersten

ein Kind des Friedens.

Er hat nur gekämpft, damit Friede werden könnte unter den

Menschen.

Dieses selbe Streben hat ihn geleitet,

wenn er

andererseits den Menschen das Evangelium zu einem sanften Die Tore

Joch, zu einer leichten Last gemacht hat.

der

Kirche hat er weit gemacht für das zweifelnde suchende Ge­ dabei das Wort von

schlecht der heutigen Zeit, ohne doch

der engen Pforte und dem schmalen Weg der Selbstverleug­

nung, der Buße und des Gewissensernstes zu vergessen. Und so hat er auch im engeren Verkehr aus dem Schatz

seines guten Herzens viel Gutes hervorgebracht.

Wir, seine

Freunde, haben aus seinem Munde manches gute feine und treffende Wort in Scherz und Ernst gehört. vernahmen sein mildes Trostwort.

Die Betrübten

Den Suchenden gab er

seinen wolüberlegten Rat. So manchem Hülfsbedürftigen, be­ sonders so manchem jungen Menschen, der mit den Schwie­ rigkeiten des Lebens rang, ist er ein unermüdlicher Helfer

geworden.

Und

wenn ihm ein solches Werk gelang,

verklärte dann stille Freude sein ernstes Gesicht. sitzender

der Gemeindeorgane

gesehen,

daß

hat

er seinen Stolz

in dieser Zeit häßlichen Streites

meinde immer

eine Gemeinde

wie

Als Vor­

darin

unsre Ge­

Friedens gewesen

des

ist.

Auch mir ist es ein Bedürfnis, in dieser Abschiedsstunde dem

Dankes nachzurufen

treuen Freunde

Worte des

dafür,

seit ich als Fremdling in

daß er,

innigsten

diese Stadt ge­

kommen bin, mir und den Meinen immer den Schatz seines guten Herzens aufgetan hat.

Wir alle wollen Gott danken,

daß er uns diesen Mann gegeben. seine Gattin,

Vor allem aber möge

nachdem sie mit Gottes Hülfe

schwere letzte Pflicht

die

unendlich

an dem Dulder erfüllt hat,

mit dem

weiteren Verwandtenkreis zusammen Auge und Herz mit in­ nigem Dank erheben

zu

dem großen

Gott,

der ihr

den

Schatz dieses treuen Herzens anvertraut hat, und durch den bittren Schmerz des Abschiedes wie durch die trüben Stun­ den der Einsamkeit möge das freudige Bekenntnis hindurch­

klingen: „Der Herr hat Großes an uns getan."

11 So wollen wir alle das Vermächtnis aufnehmen, das er uns hinterlaßen hat.

Wir wollen weiter kämpfen den

guten Kampf, den er gekämpft hat und weiter arbeiten an dem Werke, an dem er gearbeitet hat, an dem Aufbau einer

Kirche der Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit. Du, liebe Gemeinde, laß in deinem Herzen allezeit seinen Namen leuchten wie der Sterne Glanz! Liebet euch unter einander in der Liebe Christi, die er gepredigt hat! Ihr, die ihr von ihm eingeführt worden seid in

das Wort der

Wahrheit, bleibet in dem, was ihr gelernt habt und was euch vertraut ist!

So wird der Tote unter

und sein jetzt verstummter Mund wird sich

uns leben,

wieder auftun

und wird auch fernerhin zu euch reden, bis wir hinaufkom­

men, wo sich die Gemeinde der Vollendeten sammelt unter dem himmlischen Haupte Jesus Christus. Amen.

Am Grabe sprach Prediger Schmeidler Folgendes: Von Erde bist du gekommen rc.

Die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christo Jesu,

unserem Herrn. Wir bringen dich zu Grabe, lieber Freund, daß du ruhest an der Seite der Eltern und bei unseren Toten, da Aber unser letztes

auch dein Leib in Staub zerfallen wird.

Wort an dieser Stätte des Todes sei der Widerspruch gegen den Tod aus dem Glauben an den, der nicht ein Gott ist der Toten, sondern der Lebendigen, und an den, der sprach: ich lebe und ihr sollt auch leben! aus deinem Glauben

heraus, der es wußte, daß, ob wir leben oder sterben, wir des Herrn sind,

daß in unseres Vaters Hause viele Woh­

nungen sind, und daß Christus hingegangen ist, uns die

Stätte zu bereiten.

Sie haben dir alle gedankt, die da redeten an deinem Sarge, und die ihrer Rede gelauscht haben; sie haben dir

alle gedankt, weil sie fühlen,

daß die Gaben,

die sie von

deinem Leben empfangen haben, nicht von vergänglichem,

sondern von ewigem Werte sind. dir sehr bange sein;

Es wird uns allen nach

denn du bist uns genommen in sturm­

bewegter Zeit, da es sich wieder einmal entscheiden muß, ob das Salz des evangelischen Protestantismus aus den großen

Tagen der Reformation in unserer Kirche noch kräftig ist, oder ob ihre Entwickelung eine Erstarrung sein soll. Wir möchten aufblicken zu dem Herrn über Leben und Tod und möchten ihn fragen: warum hast du uns jetzt diesen Freund und Bruder genommen, da wir Menschen meinten, ihn nicht entbehren zu könnend Aber vor dem Allmächtigen wollen

wir schweigen in unserem Schmerz und des Wortes gedenken:

durch Stillesein und Hoffen werdet ihr stark sein.

Sind wir

aber auch nach deinem Hingang wieder berufen zu den Menschen zu reden, so werden wir deiner nimmermehr ver­ gessen als

eines schlichten treuen Bekenners seiner Ueber-

13 zeugung, als eines allezeit ehrlichen Charakters, der es mit

unserem Luther nicht geraten fand, etwas wider das Gewissen zu tun, und der dadurch seiner Kirche auf das beste gedient

hat.

War doch dein Herz voll der Liebe zu Christus, und

wolltest du doch nichts anderes,

als mit bauen an seinem

Reiche in der Einigkeit im Geiste mit allen,

die aus der

Wahrheit sind.

Wir danken dir für deine Siebe, denn dein Herz stand uns allezeit offen — das wußte deine Gemeinde und das wußten deine Freunde. Du hast dich mit uns gefreut, wenn wir fröhlich waren, und warst so gern der Gehülfe unserer

Freude in deinem gastlichen Hause oder bei Anderen, immer in dem Sinne unseres Herrn, der auch die irdische Freude

verklärt mit seinem Geiste.

Und du hast auch mit uns ge­

trauert, wenn wir traurig waren, und so Mancher unter uns

durste an dir fich aufrichten in schweren Stunden. Dir dankt auch Jerusalem, meine Gemeinde, denn Jerusalem und die Neue Kirche sind Schwestern von altersher und ihre Geist­

lichen waren Brüder; möchte dein Brudergeist unser Erbe

sein für alle künftigen Zeiten! Wir haben die Gaben, die dein Gott dir gegeben, ge­ schaut als das ewige Leben in Christo Jesu unserm Herrn, und darum sind wir auch an deinem Grabe getrost.

Darum

aber danken wir dir, Vater im Himmel, an dieser Stätte, daß du uns diesen Bruder geschenkt, und geben dir die Ehre für allen Segen, der von ihm ausgegangen ist.

Fürbittend

gedenken wir Aller, die da trauern um den Entschlafenen,

daß du sie erquickest mit deinem Trost! Vor allem schließen wir ein in unsere Fürbitte unsere liebe Freundin, die treue

Gefährtin seines Lebens.

Sie dankt es dir ja, daß du bis

zuletzt sie ihm erhalten hast zur Pflegerin auch in seinen Leidenstagen; aber nun hast du ihr eine große Einsamkeit beschieden. O, sie weiß es wol, daß sie dich allezeit findet,

wo sie dich sucht; gib ihr auch das Vertrauen, daß, wo ihr Herz verlangt anzuklopfen an eines Freundes Tür, daß diese

ihr allezeit offen steht.

Erfülle uns alle mit dem ernsten

-

14 —

Gedanken des Todes und mit der Hoffnung des ewigen Lebens. Gib, daß wir, die wir hier bleiben, in guten wie

in bösen Tagen Glauben halten und in der Liebe bleiben und das Gewißen unverletzt bewahren.

Hilf, daß wir leben

in deiner Furcht, sterben und hinfahren in deinem Frieden, ruhen im Grabe unter deinem Schutz, auferstehen durch deine

Kraft und erben das ewige Leben, zu dem du uns berufen hast durch Jesum Christum unsern Herrn.

Amen!