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German Pages 191 [192] Year 1845
» f W f f l e
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J r r c f V t ) «
in
iïjren
Uebergängeit.
(5tn 93crfud) jut nähern Örgrünbung ¿roeifelfcaftet ©cclcnjufiänbc,
für Ättminaliften unb
©eri^töcirjte. Son D r . fiati .oiogen itfcergebe, »erfie^Ie fo roenig tte SttigMiligung, ber
mir eben
mi# »oit ©rite
mannet ^fydjiatrifer burd) meine, ifiren 2ltt(testen wi* berffoeBenbcn Behauptungen auSfejje, afe bie (Bfyme* rigfeiten, bie mit ber 2lufce$tfiaUung tiefer 23e$aup= tungen öcrbunben ftnb.
fc^Be
namlidj) ju errorifen
gefugt, baf) bie »ergebenen Styatigfeiten ber menfefcti^en ©eeie unb betf menf^ii^en ®emütp$, wie ber
IV
organifche i e i b , » e r g e b e n e n © r a t e n bei ötfranfcnö auigefefct ftnb; baf ber 23egriff ber (Seelen-- unb ©e= m ü t ^ f l o t u n g e n einen »eitern Ärete umfaffe, at$ man t i ^ e r anjunehmen geneigt w a r ; baff, wie in ber H x perlichen,
fo auch in ber geijKgen «nb gemütlichen
@p$are nur eine r e i a t t o e ©efunbheit angenommen werben fonne, unb bajj üble ©eroohnheiten,
©genhei*
ten, ©ijarrerien unb anbere geiftige unb gemütliche Aberrationen alö franfhafte Srfcheinungen ber ^Jfpche j u betrauten ftnb, bie ¿umeüen bie Unterlage ber eigentlichen ©eelenflorungen bilben, unter begünfKgenben Umflanben aber auch in fie übergeben fönnen.
3irb, bafj fie b i ö j u e i n e m g e r o i f f e n ^ J u n f t unter ber £ e r r * fchaft beö SÖUlenä flehn, wenn fie aber biefe © r ä n j e
V
Übertritten, t>ic 5BiUen$fraft überwältigen unb »cr-möge bei ©efebei ber ©ewofm^eit beut 5)?enft^cn jur anbern Statur werben, fo bafj et für bie barauö peroorgepenben $anbiungen ni ber fdjmeidjetyaften Hoffnung pinjugeben, biefeö ££ema erfctyöpft ober, tute man ju fagen pflegt, ben ÜJiagel auf ben Äopf getroffen ¿u £aben.
»erfc^weige mir ni$t, baß ftd> ntei*
nen Behauptungen mandje gewichtige ©egengrünbe wer^ ben entgegen fiellcn iaffen; ja, tt^ würbe eö felbfi »erfötnerjen Fönnen, wenn mir ein übeiwollenber tifer wegen meiner 2lnft$ten einen
unter einer
ber ßiaffen »on ©eifteägeftörten anweifen wollte, bie t= íi^e S ß i b e r i e g u n g foU mir nûllïommen fet;n, feemt n>a$
fucfje, ift — S ß a ^ r ^ e i t ! 4S ilbfcurgtyaufen, im 3uttt 1845.
© e r SScrfaffev.
§. 1. ^5eber, ber ftd) mit bem großen unb weifen .Ipauefjait ber •Jiatur etwaö vertraut gemacht fjat, ntu§ attefy bie 2Baf>rne£= mutig gemacht l)aben, bafj fic in ber Slnorbttuitg ifjrer manre Sluöleger, bte W l e n f ö e n , fiepen, fonbern ¿wifdjen ifjre »ergebenen 9ieid>e, ßiaffen unb Drbnungen immer einzelne ©lieber einjuf^ieben pflegt, bie Uebergaitgöfornten bilbett unb SJferfntaie jeigen, welche einem unb bem embern 9?aturreicty, einer unb ber anbern Slaffe u. f. w. gemeiufcfyaftlid) jufom= men. ©o giebt e£ Uebergangsformeit jwtfc^en ^flanjen unb Spieren, jwtfcpen einzelnen £fnerciaf[en unb Drbttungen u.f.w. bie anormalen 3uftänbe lebenber SBefen, bie Äranfijeiten, machen Ijieröon feine Sluönaptne. Sludj ber franfe 3uftanb ift von bem gefunben ntd;t firenge abgesoffen unb eö giebt attcf) |>ier 3wif^enäu(iänbe, bie einen atimäligen Uebcvgang beö einen in ben anbern beseiteten unb entweber met?r auf Seite ber $ranff>eit ober ber ©efunbfjeit neigen. (Solche 3wii^c«Jufiänbe ftnb j. 33. bte üerft^iebenen Äranf* Ijeitöaniagen, bie, obgieiify fte notfy nicfyt ju ben abnormen 3«ftänben geregnet werben föititen, boc^ bie gäljigfeit beö Drganiömuö bejett^nen, bergteitfyen 3uftänbe W i« entwirfein. Sleljniidje 3«ftänbe ftnb ferner bie, welifye wir mit bem tarnen: Unpäfjiicfyfeit, Äränfiid)feit belegen, jwi= \
2 f$en ©efunb^eit unb £ranff>eit futí unb i>er ft^wanft, balb met>r auf bie eine, batb auf bie anbcrc ©fite neigenb; bei welken bet in biefen Bwif^cnjufianb »erfefcte 9Menft franf, ober wo bie beginnenbe ©törung von ibm felbft ni$t, woM aber »on Slnberen wahrgenommen unb an SBeränberungen bcr •Jtypftognomie, ber Hautfarbe, beö SPene^menö u . f. w. crfannt wirb. D e r ledere 3 " f t o n b ift ein SJorläufer »ieler $ranfyeiten unb feine Dauer b e f ö r ä n f t ficfy jitweilen n i $ t etwa bloö auf Xage unb SBocfyen, fonbem auf SKonate unb 3 a £ r e . giebt SÄenfdjen, benen ber ©tempel ber Äranftjeit lange bor bem eigentlichen ßrfranfen fo beutli$ aufgebrücft iji, baß eben fein funftoerftánbigeé 2Iuge baju gehört, tfm ju erfennen; oft aber »erbergen ftd) bie tiefflen unb fdjwer-ßen Seiben innerer Drgane hinter fd) einbar unbebeutenben äußeren ütterfmalen, wie fíe nur ein geübter unb erfahrener ©inn wa$r)une$men oermag. £rantyafte ©efü^le enblich, obwohl fíe fcfyon in ben Äreiö anormaler Sebenöjuflänbe geboren, werben burd) län= gere D a u e r unb ©ewohnheit fo jur anbern 9tatur, baß fíe, inébefonbere bei 3nbioibuen, bie geringe ©enfibilität befifcen unb »on 3ugenb auf an eine härtere iebenöweife gewöhnt ftnb, íaum alé franfíjaft pereipirt werben unb cö bei nad)-folgenben Äranfheiten bem Slrjte oft ft^wer wirb, fie jur 93en>ottjtänbigung beö Äranfheitöbilbeö aufjufpüren. Ueberhaupt aber gehört bei mannen franfhaften 3uf*änben ein gewiffer © r a b t o n ©Übung baju, um fíe für D a o }u nehmen, waö fíe fínb, unb té ftnb mir in meinem praft i f i e n íeben gälie »orgefommen, wo ich burety bie ©ieief)-güítigfeit unb Unwiffenheit mancher 2>?enfung in fo cielen ilranft>eiten bee 2*ienfd)en ben Sctymerj ¿um 2GBäcf>tev aufgehellt, ¿ur Erinnerung baran, ba #ülfe ¿u fuchen, wo e$ noch 3eit iji, folche ¿u finben. Die meifien tranf^eiten be= gleiten ba^er auch f(t>on bei ihrem Seginnen bergleichen fchmerjhafte, unangenehme, beläfiigenbe ©efühle, benen ber s JDienfon föranfyeiten, wo biefe fchmcrjhaften ©efühle fehlen ober wo, wenn fie auch oorhan-ben fei>n follten, jle nicht alö fchmerjhafte pereiptrt werben ober aber bie gähigfeit, fie Slnberen burch SSJorte unb ©e= berbeit funb ¿u geben, fehlt. meine bie fogenannten ©eijieöfranfjjeiten. ßö gehört grabe ¿um SBefen, wenn nicht aller, boch ber meiften biefer Äranfheiten, bafj ber Äranfe nicht weif}, bafj er franf ift unb baher weit entfernt, ftd> i *
4 über feinen fvanfen 3 " f t a n b 3« beflagen unb ípüífe itnb Sinterung bagegen ju fueren, tnelmejjr ftdj aßen £>eil»erfu= d>en wiberfefct unb, ftrer (Srfenntniß in befonberen gallen, unb eé ift faft in jebem einjelnen bem Slrjte ber ©eweié jugefctyoben, burcf> anbere ©rünbe barju= tljun, baß ® a é wirflid) fep, waé ber Äranfe negirt, ja, waé »ielleicfjt Sftnbere, bie nic^t fo tief in baé SBefen ber Äranf^ Ijeit unb beé Äranfen eingebrungen fínb, até ber Slrjt, gleit^ fallé negiren. 2llleé tt>aé fonfi a u é ben Älagen beé &ran= fen jur geftfiellung ber Diagnofe entnommen werben fann, fe^lt fner; ber Slrjt muß gleicfjfam ben Kläger unb 3ücf)ter in e i n e r Herfen machen. Slber ¿u biefer ©cfjwierigfeit tritt nocfy eine anbere, nicfyt weniger wichtige £inju. S i e © r ä n j e j w i f ^ e n (Seelen = ©e= funb^eit unb ßtanfljeit ift feine fc^arfgejogene; eé giebt audy ljier SDZitteljuftänbe, »on benen man nid)t weiß, gehören fíe ber einen ober ber anbern «Seite beé Setené an, fteljt ber SDienfd), um beffen ^Beurteilung eé ftd? £ier fmnbelt, nocí) auf bem ©ebiete ber ©efunb^eit ober f ^ o n auf ber weKe in baé ber 9iarr^eit, ober aber ift er fd>on jum23ürger beé 3rren|>aufeé »ollfommen reif. Grnblicf) aber giebt eé franfljafte «Seelenjufiänbe beé 9Wenf$en, über bie uñé ¿war bei genauerer gorfcfyung unb (Srgrtinbung fein S t e i f e t bleibt, baß fte ben franffwften beú jujätylen ftnb, allein bie ßrgrünbung felbft ift oft bei allem ©cfyarffttm unb aller (Srfaljrung beé unterfucfyenbeu Slrjteé, mit ben allergrößten ©cfyroierigfeiten »erbunben unb felbft bem gewanbten unb mit biefem ©egenfianbe »ertrauten 3rrenarjte
5 tonnen galle begegnen, wo er lange unfälüffig bleibt, ob er ben gall ju ben ©eelenjlörungen retinen foll ober nid>t. §. 3. Stuf bie 2öi4)tigfeit biefeó ©egenftonbeö für ben Slrjt, ben ®ericf)téarjt, ben 9ted>ttfgelet>rten aufmertfam ju ina$en, »erlo^nt fid> faum ber Daó nadjtyeilige Cic^i, wel-d>e$ auf einen SWenfc^en fallt, ben man ju ben SÖa&nfinnü gen jä^tt, bie golgen, bie ein folget trantyafter 3uftonb, wirb fein SBorJjanbenfepn einmal als conßatirt angefejm, für feine ^Jerfon, für feine gamilie, für feine Stellung im Staate, für bie menfd>li(fye ©efellfcfyaft u. f. w. nat, finb ju grof?, alö bafj eine 33erwe$felung eineö 3rren mit einem ©eelengefunben, unb umgefe^rt, ju ben Dingen gehörte, bie man allenfalls ju ben oerjei^ltd)en 3rrtJ>ümern rennen fönnte, unb wenn au# £ier, wie in allen menf$(i$en Slngelegenljeü ten, 3rrt^um möglid> ijl, fo follte bo$ tein Slrjt in einem gegebenen galle, über ben von i£m ein Urteil geforbert wirb, fein £aupt ru^ig nieberlegen, biö er f\áj felbfi fagen tann, er f>abe StUeé getyan, waö in feinen Gräften flanb unb waö er mit £ülfe berffiijfenföaftunb Srfa^rung £abe fyun tonnen, um bie 28a$r£eit ju ergrünben unb ft$ unbStnbere »or einem 3rrt£um unb feinen golgen ju bewahren. Die SBorjeit £at teiber manchen galt auf bem ©ewiffen, wo arme, unfcfyulbige 3rren, aué Unfenntnifj unb 9Wfyttty tungtyreé3«P®nl»eé, bem (Schwerte ber ©ere^tigfeit ober vielmehr Ungeredjtigfeit überliefert würben. Stber Unfennt^ nifj, unjeitige 9la4>firänft unb eö i£m babur$ möglich gemalt $at, fein unb Slnberer Gebert unb 2Bo$lfa£rt ju gefä^rben. 3n neuren 3«ten ifi nun ¿war bie üttöglid>feit folcfyer 2Wifj--
6 griffe fe£r befcfyränft »orten; man $at We SBiffenfc^aft ber ©eelen^eilfunbe auf eine ©tufe erboten, wie ju»or nod) nie gefd>e£en, man tjat i£r auf 2lfabemien ?el>rflül)le unb Älini-!en errietet; unfere ©erid)tö£öfe finb aufmerffamer geworben auf jweifetyafte 3 u fiänbe unb £üten fiel) wenigflenö »ov föneilen Urt£eilöft>rüd>en, bevor fee ni$t Slerjte um iijre Meinung befragt $aben; unfere ©eri^téárjte itnterfutíjen ge-nauer unb nehmen e$ in ber Segrünbung tyrer Urteile föär-fer; unfere 3rrenl>eilanflalten finb freunblt^er unb jwetfmä* fjiger eingerichtet, fo baß fid) 93erwanbte unb greunbe weni= ger freuen, if>nen iíjre 3rren anvertrauen u. f. n>. Slüein beffen o£ngea$tet motzte it$ nid>t behaupten, baß nidjt noc^ gälle »orfommen, wo ÜÄenfctyen mit franfen ©eelenjuftänben für ©efunbe genommen »erben unb umgefe^rt. §. 4. Seit 3a$ren föon pabe id) folgen gallen meine befonbere Slufmerffamfeit jugewenbet unb meine breifacfye Stellung aló praftif^er Slrjt, ©eridjtöarjt unb SBorfianb einer Keinen 3rrenanftalt baju benüfct, biejenigen unter ilmen fdjarf tnö Huge ju nehmen, wo baö Urteil unfic^er unb fcfjwanfenb ifl unb bie jur 2Rotit>irung eineä folgen Urt^eiíé erforber^ litten ©rünbe wegen Dunfetyeit unb £rügli$feit ber Meinungen föwer aufjufinben finb. großen 33erbien|te anrennen, wenn
3dj würbe mir eö jum burd) biefe gorfd)un=
gen bafiin gelangt wäre, allgemeine ©runbfä^e aufjuftellen, nac^ benen man ftd) in ber SBeurtf) eilung folget gälte ju rieten »ermöd>te, wenn
gewiffe
einungen angeben
fönnte, an benen man fíe immer erfennen unb ben irren 3u= fianb »on bem gefunben unterföeiben fönnte.
Slllein einer
folgen Aufgabe $alte id) mid> ni$t geworfen unb wenn id) mid) aud) einer größeren gertigfeit in ber Grrfenntnifj unb
7 ^Beurteilung folget gälle, wie id) miv fie burcl) fdjárfere ^Beobachtung erworben, rühmen büvfte, fo würbe mir eé bodj nid)t gelingen, ba»on aud; Slnberen Diedjenfdjaft ju geben, unb25aé, waé mir ju jener gertigfeit »erpilft, jum33ewufjtfeirn ju ergeben. Man
erwarte ba^er tn bern golgenben feine allgemeinen
Siegeln, welche in allen gallen jur SBegrünbung eineé jt^ern Urtljeilé über jweifeljjafte ©eelenjuftäube auéreitfyen.
®er=
gleiten Siegeln laffen fict) eben fo wenig geben, alé in ber fpeciellen £f)etapte $ranfl?eítóbílber aufteilen, welche für alle »orfommenben ííranffjeitéfalle paffen.
3Me9iatur gefällt ftd)
tyier in einer 3)ian^faltigfeit »on formen unb ber 3ufall wirft oft eine Kombination t>on Umflänben jufammen, bie ft($ n i m
SBoraué beregnen laffen.
@é mag baljer ge-
nügen, ^ier auf diejenigen ©eelenjuftanbe Jtfnjuweifen unb fte näf>er ju bejei^nen, welche eineé SCljeílé alé Slnlage baju anjufefjen fíínb, tí)cité bie Uebergangsftufen baju bilben unb alé folcfye, fetyon in baé ©ebiet ber Äranf^eit gehören, autfy uon Seite beé 2lr¿teé alle biejenigen Diüiffixten nötjng machen, bie iljnen alé franfyaften 3uflänben gebühren.
be-
fcfyränfe míd; baíjer in golgenbem barauf 1) ju ¿eigen, baß eé ©eelenjuftänbe giebt, bie ben franf^aften fo nalje ftefien, baß eé in einjelnen gälten |iöc^(i fc^wierig ijl, beibe »on einanber ju unterf^eiben; bafj bemnad) bie ©rängen jwif^en ©eelenfranfjiieit unb eit unöermerft in einanber übergeben; 2) werbe id> biejenigen franfen ©eelenjuftanbe nacfjjuweifen fudjen, in benen bie Girfenntniß fd>wer, ber 3rr= tljum leidjt unb bie größte Sßorftc^t unb Umfielt nötljig iji, um in feinem Urteil nid)t fehlzugreifen. üDiein ganjeé 33efireben babei wirb inébefonbere barauf gerietet fepn, in Siebten unb 9íerten bie Ueberjeugung ¿u erweefen, baß eé galle giebt, wo nur gereifte (¡Erfahrung, l>inreienbe
8 Kenntniffe unb Scharf finn entleiben fönnen, ob wirflicfy ein irrer Buftanb »orpanben ift ober nityt, baß in ¿weifetíjaften gälten etnjelne Sieben wnb Jpanblungen beö Äranfen eben fo wenig p r e i s e n , até einige ©efudje beò Slrjteé imb baß enb= l i $ in fold;en gälten, wo eö ftibuumö panbelt, b o $ immer lieber auf bie í e p tere até auf bie erjìere erfannt werben möge. leifìe bamit ber gerichtlichen 3Webicin feinen Sßor^ f, anftatt ipre Sompetenj in ^Beurteilung gweifelljafter ©eelenpjiänbe fefier ju begrünten, »ielmeljr nod; auf eine unb bie anbere iljrer fcfywadjen Seiten in bie= fem £í>eile i£>reá 53ereíd;¿ aufmerffam madje, ityre Aufgabe Ijöljer fielle, alé man fíe gewb£ntidj ju nehmen pflegt unb fíe mit ©djwierigfeiten unb 3weifeln betajie, bte fíe bei einer weniger fc^arfen 93ead)tung beé ©egenfianbeö, nityt ju Ijaben fc^eint, bie man überfielt, weil man überhaupt baö franfe Seelenleben n o $ nid)t in alle feine mögtidjen SSerjweigungen »erfolgt unb bie © r ä n j e ned) nicljt genau befiimmt l?at, bie eö »on bem gefunben fdjeibet. í>a&e 8 e Ö ett t>en nitfytá einjuwenben, baß derjenige juredjnungöfä^ig fep, ber im 3ufìanb ber »oltfommenen SBíUenéfreítjeít ^anbete, aber id) patte eö für unenblidj fcfywer, in manchen gallen ju be= fiimmen, ob ein f o l c i r Buftanb »orpanben fep ober nidjt, unb glaube, baß eé franfíjafte ©eelenjuftänbe giebt, wo man ipn mit Unreal »orauöfefst, weil man fíe nícf)t für 2>aé ljält, waö fíe fínb unb weil man ftcfy bei ityrer 23em> tljeilung mit 3Werfmalen begnügt, bie ¿war für gewöpnli^ einen folgen Sufianb bejeid>nen, aber nit mit ber Slnwenbung allgemeiner Regeln begnügen, wie fie bie gerichtliche 9)?ebicin »orfchreibt, fonbem bei ber ©eurtheilung beffelben fich alle möglichen 2lbweid>ungen »ergegenwärtigen, benen baé (Seelenleben auégefefct ift unb ftch nic^t, rote cé oft geflieht, burch baé ©rängen »on ©erichté* fjöfen ju »orfchnellen, ber gehörigen Steife ermangelnben U r teilen verleiten laffen.
D i e menfchliche Seele ift fein 9fa=
turprobuct, baé man auf ben Präger
eineé
ÜJíifroéeopé
bringen unb nach ©elicben befchauen fann, baö Unergrünbliehe íhteé SBefenö fpricht fich im fronten
nit^t
weniger aué, alé im gefunben unb nur ein g e i f l i g eé Sluge »ermag in ihre verborgenen liefen ju flauen. nicht, baß eé galle oon Seelenftörungen
3crfd)wunbett ftnb. SRir felbft ftnb gätte ttorgefommeit, woföranfe,bie ben Sendeten ¿u golge notorifd) wafm finnig unb iurj t>or ber Slufna^me in bie 3rrenheilanjlalt not befleljenbe ßrfdjeinungert j u
fefjen ober in
©emeinfdjaft
warnen,
mit
Jjöpern
SSefen
ju
flehen
waö
gleichfalls nur einem iranffjaften 3"ftant> 3ugefcf)rte£»en werben m u ß . 2Öenn ntan aud) ¿ugeben muß, baß an biefen franffjaf^ ten 3 « P ä n b e n Sintbert £ a t ,
ber Seele bie förderliche Drganifation ifiren fo läßt
» o n (grsie^ung,
bod> nid)t läugnen,
baß i n golge
©ewofmfieit, 23ef$äftigung
u . f. w.
aud)
bie ©eele j u r Qrntwidelung berfelben mit beiträgt. 2lud) itjre » e r g e b e n e n Äräfte fönnen i m V e r l a u f beö Sebent
einfeitig
auögebilbet werben ober hinter bem normalen 3 u f i a n b ¿urücf= bleiben.
Ueberbliden wir bie üflaffe ber ÜWenfc^en, fo ftnben
w i r bei iljnen bie öerfcfyiebenen ©eelentl?ätigieiten auf fetjr »erfc^tebenen S t u f e n ber Sluöbilbung,
unb eö läßt ftd) nid)t
»erfennen, baß oft einige ber feiten in einem © r a b e »or^errfdjenb werben ober jurütf bleiben,
fo baß babei ber gefunbe
3 n f i a n b n i $ t me|>r befielen i a n n . SKic^t bloö ©eelenfranfe,
in
Srren^äufern
fonbern
fte ftnb
befxnben
über
ftd)
bergleittyen
bie ganje
menfd>lid)e
©efefljcfyaft »erbrettet, bisweilen aber ftnb if>re geifiigen 2Ino= malien fo unbebeutenb, baß fte leicht überfeinen werben; biS= weiten #ält fte berjenige, bem fte eigen ftnb, fo berfiecft, baß fte nic^t j u r öffentlichen f u n b e
fommen;
bisweilen ftnb eö
© g e f e i t e n , Monomanien, bie m a n bem Äranfen wegen an* berer » o r j ü g l i ^ e r @igenfc$aften j u © u t e £ätt ober nid)t beamtet, weil jte weber if>m nod) Slnberen j u m
s
Jiad)t!}eil ge-
12 reinen u. f. w. £>ft aber fínb bergleicfyen geifiigc Sino m a lten aud) bie SSorläufer vom fpätent SBaJmftnn. 3 á ) glaube nictytö Ueberflüfjtgeö j u tljun, wenn iá) ee Ijier unternehme, beut Sefer eine 9fei£e foldjer ben ©eifieé= franfljeiten »erwanbter ober fdjoti in bas ©ebiet ber ©eeten= franfljeiten geprcnber 3uftänbe »or Säugen j u j M e n , unb auf bie 2ßid)tigfeit berfetben für ben @eeíenar¿t írinjuweifen, benn biefe ©eelenjuftänbe »erbienen ntcfyt allein beftyalb unfere ganje 2tufmerffamfeit, weit fte ¿um Zfyeil fd)on in baö ©ebiet ber ©eetenfranfljeiten übergreifen ober bodj na£e an ber © r ä n j e berfelben fielen, fonbern aucf) befjljalb, weit fíe Ijäuftg ben S o b e n bitben, aué bem jene Ijervorwac^fen. 2 l u $ b e m © e m ú t ^ e jtnb fotcfjeAnomalien eigen. S i e treten auf nteberer ©tufe atö e r p ^ t e Gsmpftnblidjfeit, ©igen= ftnn, © t a r r f t n n , Gsitetfeit, Uni>erträglid>feit, 9tafctyi>aftigfeit, üttangel an gro^ftnn u. f. w. fervor, auf höherer aber até Ceibenf^aft. ©leid) jenen geizigen Anomalien Rängen audj biefe gemütljtioti gab jebe
16 £()üíf(fwetíe ju l;üpfen, nidjt fíe wie an b ere 9Wenfd;en jit überfd)reíten.
SQBitrbe er burtí) irgenb ein Jpínbernífj am
hüpfen gehört, fo blieb er lieber außerhalb ber £f>üre unb betrat ní$t baé 3twtner, ju bem fte führte. Der Sßtelf^reiber S R o r i j in 33eríín übte ftcf) eine 3«* lang im «Steden auf einem ©eine; píotjítd) faßt i^m ein, beibe güfje in bie ?uft ju flreden unb er fiel auf bie 9tafe. @r fdjrie unb jammerte, bafj er beibe güfje gebrochen ljabe, f4>ríeb fogar foít^eé an SWenbeífoljn, ber iljn jum 2lbenb= tifd) eingetaben ijatte; ber SEßunbarjt fanb aber M e é im na= türlic^en 3uftanbe unb legte nur ju feiner 33erul)igung ein ^öffafter auf. 3 u ben fonberbaren SJebeangewoljnljeiten mancher 3Wen= ft^en gehören bie befannten (Sútf(fyíebungé = t r a f e n :
„fagt
itfy, fagt er/' ober: „|>ab ity gefagt, Jjat er gefagt," wie fíe befonberé in Deftretd) fiäuftg gehört werben, ferner: ,,baé Ijeifjt," ober: „näntiitty, jum Seifpiel it. f. w."
ßin
íe^rter pflegte immer bie Sßorte ein5ufd>ieben: „ober tueU meíjr."
©o j. 33. fagte er eíitjl, aíé »on einem anbern
©eleljrten bie Diebe war: „ D ,
ber ifi mein guter greunb,
ober metmejjr er ift nicfyt mein grettnb, fottbern td) jjabe i$n gut gefannt, ober »ietmepr tct> Jjabe ífm níd)t perfönitcf) ge= fanrtt, fonbern td) bin mit tinn in Sorrefponbenj gewefen." (Sin anberer befannter ©elefirter unb ^rofeffor fd>ob wäf;renb feiner afabemtfcf)en Vorträge immer bie Sorte ein: „ftntemal unb bem alfo."
@tn 2Utffef>er ber Saríéafabemte
ju Stuttgart Jjatte ftd) gewöhnt ju fagett: „QÉítté ober baé Slnbere, wie eö benn aud) ntd)t anberö ift."
S i n 6d)uttef^
rer, ber überaíí fein Unten uttb Dben anjubringen pflegte, braute eö aud; bei feinem #eiratl?öantrage an: ,,id) bin re= folmrt, mtd) in beit peiligen ©jeftanb ju »erfügett unten unb oben, ba baö Slßeinfe^n »on ©Ott nid;t für gut erfiärt unb
17 überhaupt petnlith ift unten unb oben; — fo will ich hiermit mein Jperj ber ehrfamen, tugenbljaften Jungfer Sufanna üWaria angetragen haben, benn fie fleht mit an »on unten unb oben unb id> werbe gewig, fallé fíe mich mit einer putböotten 3íefolution erfreut, nací) SSergnügen Sllleö für jie tljun unten unb oben." Saö fonberbarfle 33etfpiel einer fol= cfyen 3tebe=Angewöhnung aber erjäplte mir mein »erworbener 33ater. @in Sauer nämitcfy, ben er felb|l fannte, patte bie ©ewohnheit, wäjjrenb ber Siebe immer bie unftnnige gloéfel einfließen jit íaffen: „Sotten bo beö benn hin unb wteber unb bergleichen." Sagten bie3uhörer, waé begreife li^er Söetfe nicht ausbleiben fomtte, fo pflegte er bann woljl 3u fagen: „ 3 $ wetfj wohl, warum 3h r lacht," aber in ber nächflen 9Winute patte ftd; fcfyon wieber bie »erfrüppelte gj^irafe auf bie Sippe gebrängt,
(Sigent^ümlícJje ©eberben, Sonberbarfeiten im benehmen, tn ber Spaltung beé Äörperg, im ©ange, tn ber (Sprache, Afecten, ieibenfchaften u. f. w., bie bei mannen 5D?enf($en $ur ©ewohnheit geworben ftnb, erben md;t feiten auch a u f bie iiinber fort. SGBte jtch ber Körperbau unb manche 3ln= lagen ¿u tranfljeíten, j. 23. jur Sungenfucht, 5um Seiten »öllig fo »ererben, até förderliche ®efcf>affen{ieiten. (Sé bietet ber fiie= ftge SWarftatt »iete ©etegenljeit, bergleic$en Erfahrungen
ju
fammeln, woöon foígenbe alé 33eífpíet bienen fönnen. S t r a n g f^tagen ift allgemein até erbítcf) beobachtet, anbere 23oé£eiten beégleúfcen.
2Bir Ratten im ©eftüte eine englifcfye ©tute,
J u n o , bie fo boéfjaft unb angewöjmif^ w a r ,
baß fte nie
jum Sienfie, Weber jum Díeíten noc£ jurn garren, gebraust werben fonnte.
3wei i^rer Töchter waren ebenfo, anbere
gölten etwaé beffer unb ein £engft »on il>r wirfltd) fromm ju pennen.
$ o n gälten wo eigentümliche S a n i e r e n unb
©ewo£n£eiten fid; »ererbten, íann golgenbeé até 33eifaieí bienen: (Sin33efd;áter im SJíarflatle, Nobelman, fu£r fc^retf-í>aft ¿urücf unb riß babei nidjt fetten baé Halfter ab, wenn ijjrn baé Jpeu auf bie Síaufe gefleát würbe,
(Sin ©o|m *>on
biefem £engfte, young Nobelman, ber Jjier im SDíarfiatt alé íanbbefc§ater alt geworben w a r , £atte g a n j bíefe ©ewolm* |>eit ererbt unb behielt fie burd) fein ganseé Seben.
2)er
»erftorbene Direftor £ a » e m a n n , mein Vorgänger an J>ie= ftger £fnerarjneifct)ule, fannte im ÜOíarftaíle einen ®efc^ater, ber bie ©ewojjnljeit jjatte beim Süttiflen fein Jpíntert|>eil auf ben 9íanb ber i'atirwanb feineé Sía^baré ju brängen unb fo ben Sttift in beé -Jtatybaré ©treu abjufefcen, unb ein ©ofm biefeé ^ferbeé |>atte g a n j biefetbe, fafi beifpteííofe ©e= wo^n^eit angenommen."
19
33ei ben 50?enf(fyen erben bergíetcfyen ©ewoímljeiten oft in einem ©rabe fort, baß baé Äinb, wenn eä biä j u einem gewiffen • 2Uter forígefcíjrtííen i f t , n u r bie wteberaufiebenbe ßopie beé SSaterö ober ber SRutter j u fepn fnítcfyfte, Ijat biefeíbe üble @ewo^n^eít angenommen, wäljrenb atte Uebrigen baoon frei geblieben ftnb. — g i n Stiabe, ber.ftdj burcfj fein guteé folg* fameé ©etragen bie Siebe feiner SDiutter wie feineé Se^rerö im fo^en ©rabe erworben Ijatte, f a m auf einmal i n ben 33erbaut Meiner Diebfiä^le, »on benen ftdj bodj erwieé, baß i£nen feine eigennützigen 2lbftd)ten j u ©runbe lagen, © o j . 33. £atte er einem 3íaá)bar eine $ade entwenbet unb fte auf bem 33oben feiner 2Bofinung i n ein g a ß gefiecft, beögleicfien |>atte er Semanben einen £opf weggenommen unb i^n irgenbwo im ipaufe »erflecft. 3 u v Sßerantwortung gebogen, gejianb er fofort fein SSerge^en unter uielen g r a n e n etn. ©ein ieljrer wußte biefen Jpang jurn Sntwenben mit feinen übrigen guten Sigenfcfjaften nic^t in Sinflang j u bringen, feine B u t t e r aber »erfegte er in große Setrübniß. SBmtberbarer SBetfe ergab eö fíá), baß fein »erworbener 33ater.fwty mehrere Diebfta^le ijatte j u ©Bulben fommen laffen unb i m 3ud)tljaufe gejlorben war, aíé jebocf) ber t n a b e erft ein 3¡aí>r a í t w a r . ©elbfl fieine Stngewo^n^eiten, a l $ : bie Strt unb S e i f e 2*
20 ber SBerbeugung, bie Gattung beim Sefen ober ©djretben, beim Schnupfen einer sprife £abad u. f. w. íjabe icfy auf ctynlicfye SBetfe forterben feljen. 2luá> »on 33ererbung ber ©emütyéart unb ber ieiben* fäaftett fommen $af>lretd)e SBeifpíeíe cor. ©o fannte icfy eine Dante, wetc^e tijre ©parfamfeit fo weit trieb, baß fíe jebe Kleinigfeit, bie fie im £aufe fanb, forgfältig aufbot» unb fo eine 3)ienge unnötiger ©egenfiänbe aufgefpei^ert Ijatte, »on betten fie nie im Seien ©ebraud) machen fonnte. 3£r @o|m jtel, alé er erwacfyfen war, in benfelben geiler. 33on 10 Äinbern eineö ber 5£runfenl>ett ergebenen SBateré würben 6, unter benen audj eine £ocfyter, gleichfalls trunffü^tig, olw geachtet mehrere biefer Äinber üjren frülje »erworbenen SBater faum gefannt Ratten. (£3 läßt fi$ jwar ninen entfernt werben unb jene ©ewofm^ Reiten unb Seibenfjfyaften botf> annehmen, tfi e$ wol>l erlaubt, an eine foldje SBererbuttg ju glauben. Daß eö aber bergleid>en gälte gebe, lefirt bie täglidje grfa^rung. Db intellectuelle unb gemütl>lit erwiefen, aber bodj fe£r w«f>rfd)etnltd;. Der allgemeine SBolféglaube fyridit ba= für unb mir felbfl ift ein Seifyiel »orgefommen, weldjeá wenigjtená fefjr auffallenb tfl, wenn eé aud> alé einjelneé bie ©ad>e nod) nid)t außer 3weifel fefct. ein fejir redjtli4>er, orbnungéliebenber Wann jeugte mit feiner eben fo brauen grau »ier Äinber. Drei berfelben, welche bie Wutter
21 felbjì Milite, würben an Sieberfett unb 33rat>£eit beò rafterä ben Sltern ganj gleich.
©er ¿weite @otm aber
mußte wegen Äranfljeit ber ÜKutter einer pcfyfi leic&tfmnigeu unb lieberlid>en Slmme übergeben »erben,
©iefer
@ol»t
nun, obglei baö »ollfomtnene (gbenbilb feiner Slmme.
Sitte Äünfie ber
férjieljung, alle Littel unb Söege, feinen Seidjtfmn unb feinen Jpang jur Sieberlicfjfeit ju Jörnen, fd)lugen fefjl unb ber befümmerte Söater war enblicfy genötigt, ijjn nad) Sinterifa ¿u fcfjtcfett. §. 10. ©elbft ber ftd) in gewiffen eigentümlichen ©cfyranfen tyaltenbe, glei^bleibenbe @ljarafter einzelner Nationen unb Korporationen weift auf eine fotcfye SJererbung £in.
@o
Wie man burd> erfünfielte 23ermif$ung unb giortyflanjung mancher Tierarten gewiffe pJ^ftfcfje Sigenf^aften »ererben unb fte gleidjfam tppifcfy ma^en fann, fo wie
5. 23. ber
Önglänber eine eigene ©orte leichter Sienner ober fcfywerer Äoljlenpferbe unb unter bem 9iinbt>iel> eine Slrt ©tiere erjie^t, bie gute unb fette ienbenbraten liefert, fo wie ferner gleifdjer^unbe, beren SBoreltern man burdj mehrere @enera= tionen bie ©4>wänje abgehauen, enbltrf) fdjwanjlofe 3unge gebären, fo fdjetnen ftd) aud), unter begünjiigenben flimatif$en unb anbern 23ert)ä(tniffen nadj unb na$ geijiige unb gemüt^lid;e @igenf$aften fortjupflanjen unb allmälig baé ©gentium ganjer Nationen ¿u werben.
D u r i ) bie Unter-
brüdung ber Solonijìen ifì baé »ormalö fanfte, jutrault^e unb nid)t unterne^menbe Jpirtenuolf ber Söufc^männer eine wanbernbe £orbe tro^iger, mifjtrauifttyer unb rad)füc^tiger, an ©itten unb Neigungen ben wilben g i e r e n
älmli^er,
22 Stäubet geworben, bei benen bt3 fefct alle SBeri"ud;e jur (Siötlifation frud)tioö gewefen ftnb. ®er ©efetmaur bleibt feit Safirlmnberten immer berfelbe abergläubifcfie, ber Sßieiweiberei ergebene SBolfäflamm, ber feine grauen unb S o f t e r alö@efc^öpfe anberer 2lrt betrachtet, über bie er nacfj Vergnügen fc^aiten unb bte er oime@ci)acmt preisgeben fann, unb einer münblictyen SDiittljeilung be$ £errn » o n SBartiuö ¿ufolge ftnb bie 33otofuben eine fo unfügfame, für Ijöljere ©efüi>le unb Sötlbmtg fo bur^auö unjugängitrf)e SWenf^enra^e, baß biefer üftaturforfdjer jieben Serfud), fte ju ciöiltftren, für »er* lorene 5D?ül>e 9ii4>t weniger jeicfjnen fttfy cituliftrte Nationen burcfy m eine gute ®r$ie{>ung geben, aUein fein ©ebäc^tnifj w a r unb blieb f $ t e $ t , fo baß er narf) einem breijä^rigen Untete richte, a l é er fiarb, nod) n i $ t é , aló bie nötjiigfien ©ebürf= nijfe beö Sebenö in englifdjer Sprache j u forbern im ©tanbe w a r . .Ipier^er gehören enblttf) auef) bie @efd)id)ten eiltet 2Äenfd>en auó S ä t t i g unb eined 2>?¿bd)ená a u é Champagne. D e r elftere war i m fünften 3 a £ r e feineé Sllteré »erloren ge= gangen unb 1 6 3 a £ r e fpäter erfl wieber aufgefunben worben. G r fcfttte inbeffen feinen ©erudj bergefialt gefäärft, baß er babunfc eßbare äöurjeln, bie feine 9?a£rung$mittel waren, in ber en aue K a m p a g n e hingegen w a r ofmge* fä&r 1 0 3 a £ r e a l t , a l é eé in einem Dorfe bei j a l o n é in ©efangenfcfjaft geriet^. (Sé w a r ungemein befjerjt, unb wußte f t $ mit einer Äeule fo gefdnrft j u »ertbeibigen, b a ß ein großer £ u n b , welken man loé ließ, um e i fefi j u galten, b a $ Ceben t>erlor. Sluf ben S ä u m e n fletterte eö faji wie ein Grießem £ e r u m , inbem eä f t $ an ben Heften mit
28 feinen D a u m e n feftfneit, bte ba»ott a u $ weit bxrfcv w a r e n , alö fte »ott 9 i a t u r Ratten feyn folien.
Saufen foitnte eö mit
erftounlidjer ©efcfywinbigfeit, oime jebot^ große (Schritte ¿u tttadjett.
@f>en fo üerftanb eö aucfy bie Ämtjl j u fc^wimmen
unb unterjutaudten, u m gtfdje unb gröfd)e j u f a n g e n , eö ro|> i?erje{)tte, fefjt »ollfontmen.
Uttt ben S e i t ,
bie
welker
weiß au3faf>, alö eß abgewafdjen w a r , Ijatte eö ein fteli ge= bunben.
Sieben fonnte eö a n f a n g t eben fo wenig, w i e bie
» o r i g e n , aber £ernaty lernte eö bie f r a n j ö f t f ^ e S p r a c h e unb gewöhnte ftc§ mit Sßertuji feiner ©efunbjjeit a n eine menfdj* lic^e Cebenöart. 2Ran fragte eö fobann, wie eö in bie 2Bitb= n i ß gefontmen unb w a ö ba 2llleö mit i£>m »orgefatten fcp, atiein e i wußte ficf) weiter a u f nicfjtö j u e r i n n e r n , alö
baß
eö nodj eine ©efeflfdjafterin gehabt |>abe, mit w e i t e r eö einji über ein breitet
Sßaffer gefcfywontmen fep unb biefe, feine
©efettfdjafterin £af>e eö f u r j »or^er, elje eö gefangen worben, wegen beö 23eft§eö eineö ©pieljeugeö getöbtet. * ) 2tud) in neuerer
ftnb
tynlifye
SJeifpieie öorgefom»
tnen. @o fa£ ify felbfi » o r 12 3 a £ r e n in einem f ü r (Jretinö bejiimmten Jpoäpital j u re
m a n wenige
j u o o r in ben
©ebirgen biefeö i a n b e ö j u f ä t t i g aufgefunben £atte unb w e l tn einem ©cfjweinfiall mit ©djweinen auferjogen worben war.
® a ö SJJätxtyen ¿eigte in alien ©eberben unb üWienen
ben tljierif. ». ©Hubert, bie Sranf^citm unt> Störungen trr rnrnf^* li(t»tn ©efir. 1845. 164.
30 nieberen ©tufe getfKger ©Übung fielen ober »ort Ätitb^eit an im 33erfel>r mit g i e r e n , t>on biefen ©itten unb ©ewoljn= Reiten annimmt unb wie baburd) in tfim ber göttliche gunte ber SBernunft an feiner Sluéftrafjtung ge^inbert wirb, läfjt fiel) leicht begreifen. 9?icf)t minber bcgteiflid) ifteé, wie ein= 3eine ßorporationen ber 3)íenfcí)en, ja ganje 33ölfer erfaßt » O t t e i n e m erhabenen ©ebanfen, »on e i n e m in jeber23rufi Wieberflingenben @efüí)í, gcmeinfd>aftítá) j u begetfternben Staaten unb i)anblungett fortgertffen. werben, um fo rnefir, wenn biefer ©ebanfe, biefeé @efüf?í ein 23ebürfnt£ trifft, wa$ in Stilen fd?on burefy unb SBerljältniffe »orgebilbet unb ¿um gemeinfamen geworben war. ©eltjam aber muß e$ uns bebünfen, wie bie wiberftnnigjien ©ebanfen unb #anblungen, Einfälle, wie ftc nur ber Äopf eineö 2Bapnf«n= nigen au^ugebären üermag, eben fo »on 3nbitubuum ju 3nt>i»ibuum fortpflanjen unb gleidj einer Sawine Sllleé in iljrem galle mit ftd) fortreifen, unb wie bergleicljen Un¿ ftnn SWenfdjen »on allen Staffen unb con alien ©raben ber S i l b u n j j ergreifen, ftre lang erhalten fann. gaji bie ©efc^ic^te aller 3af>r|mnberte ^at bergleictyen geifiige Spibemien aufjuweifen. ©tatt »ieler Seifpiele möge Jner nur folgenbeö eine ©teile-ftnben. 3 m 13.3aJ>rljunbert begannen juerfi in Italien jene befannten 33ufj= unb fahrten unb bauerten big gegen baé 1 4 . Sajjrfmnbert fort. 9íaen SSegeifierung folgenbeö ©emälbe: „ 3 m Saufe jener 3 a ^ u n b e r t e , alö »iele Safter unb 33erbred;en 3talien fen Sßölfer 3tatten¿. 3 n folgern ©rabe fam bie guretyt CihrifH über fie, baf gble unb Uneble, ©reife unb 3üngltnge, ja felbft Äinber von fünf 3aJ»ren, nadenb bié auf bie Scfjaamtheile, ohne ©cheu, paanveife, in feierlichem Slufjuge burch bie ©tragen tvanber^ ten.
3eber hatte eine ©eifjel von lebernen Siemen in ber
£ a n b ; mit biefer fdjlugen fíe (ich unter ©eufjen unb SBeinen heftig auf bie ©chultern, biö baé©lut ^eraMicf. Unter enb* lofen X^ränen, gleich alö erblicften fie baö Seiben be$ £ei= lanbeö mit ihren leiblichen 2lugeit, riefen fie auf Tlägltdje Söeife bie fflarmherjigfeit ©otteé unb ben ©eifianb ber f>ei= ligen 3ungfrau an; fie baten, bafj er, ber fo jahllofen ©ü= fjenben vergehen h«be, auch ^ n e n f " r bie erfannten ©ünben 33erjeihung augebeihen laffen möchte,
©ie jogen nicht nur
am Sage fonbern felbft jur Slachtjeit, unb mitten im fireng* fien SBinter, ju £unberten, £aufenben, ja oft }u 3fí>ntau= fenben, unter 2lnfüt>rutig uon ^rieftem, mit brennenben Äer;en, mit Äreujen unb gähnen, burch bie ©täbte nach ben Äiron berfelben befalien. £>ie Gapelle, worin jener SSorfall fi$ ereignet hatte, blieb mehrere £age unb 9iächte offen, unb »on ij>r auö »erbreitete |ld) bie Ärantyeit mit ber Schnelligfeit eines 33li(jeö ju ben benachbarten «Stätten Samborne, Jpelflon, SEruro, s
j>enrün unb galmouty unb beren anliegenben Dörfern. 6 0
wie fie fi^) tiefen Drten nährte, nahm fie ba, wo fie juerjt entjianben war, einigermaßen ab; überall, wo fie fich jeigte, befchränfte fie fich aber burchauö auf bie Sapelle jener ©ecte. Sie entjknb, wie gefagt, baöon, baß 3emanb jene SBorte auörief, unb fte £at »oraüglich unter Ceuten »on ber aller* geringften SBerftanbeäbilbung ge|)errfd>t (whose inlellect is of the very lowest class).
Ueberall brüefte ftcfy t>ie-2Cngfi der-
jenigen , welche in golge beö Seifpielö »on bem Uebel be= fallen würben, burch 3udungen ber ©lieber auö, fo wie bei fielen baburd;, baß fie auf bie furc^tbarfie SOßeife aufriefen, 3
34 ber 2ll(mäcfyttge werte fogietd) feilten 3ortt über fte fdjütten; baS ©efd;ret ber gequälten ©etfier erfülle tijte Dpren unb fte fäljen bte £ölle offen ju iljrem (Empfange. @ o balb al$ bie @eiftlid)en bte Seute wä^retib ber ^rebigten auf folcfye Söeife ergriffen faljen, rebeten fte benfelben brtn= genb ju, t^re ©ünbenerfenntnifj $u »erftärien; jugieid; ie= m i e t e n fte ftcf> fefr eifrig, iljnen bie Ueberjeuguttg einzuflößen, bafj fte $>on 9?atur gieinbe ß j m j l i fepen, baf? befiljalb ©otteö Born über fte fomrne unb bafj, wenn ber £ o b fte in tfjren ©ünben überraf^e, bie nie eriöfci>enbe D u a l ber fy'i>U lenflammen iljr Sinti)eil fepn würbe. Diejenigen, ¿it benen fte auf folr ©ewalt befarn, ging
es j u ben obern ©liebmafjen über;
bann fd)lugen bie Seute 3 *
36 bíc ©ruft mit ben £ ä n b e n , falteten i^re Jpänbe jufammen unb m a t t e n eine Wenge manc^faltiger ©eberben. 3 n feinem »on ben gälten, »on benen 3cuge war, Ijabe icí) be= werft, bafj bie untern ©liebmafjen auf g l e i t e SOBeife litten. Sßenn biefe Steile befallen würben, fo gefdjat) ber Singriff mit einer wirflicfy flaunenéwertljen Jpeftigfeit unb batet Itfelt er eine bié ¿wei ©tunben unb länger an nacf) bem SWaafje »on Äraft ber befallenen ^erfonen. 3 n einigen gälten er= fäöpfte ftd) bie Dferöenfraft in wenigen SDiinuten; gewö^nlid; bauerte aber ber Slnfall weit länger; ja man Irnt t^n felbft fiebjig biö a$t¿ig ©tunben lang bauern feljen. (Sin großer SEIjeil fcon benjenigen ^erfonen, welche beim eintritt beé 2ln= fallé [agen, beugten wä^renb bejfelben tyren Äorper rafcfy »orwärtö unb rütfwärtö, mit entfpredjenben ^Bewegungen ber 5lrme, wie 3emanb ber Jpotj fägt. Slnbere j a u ^ j t e n , fpran= gen umf>er unb jerrten i£>ren ftörper in jebe Stellung, bereu berfelbe nur fäi»g w a r , unb fegten baS fo lange fort, bis iljre ^ r a f t ftcfy e r f c p p f t Ijatte. ©ä^nen geigte ftd) a n f a n g t alé eine befiänbig öor^anbene Grrfcfjeinung, £inbeutenb auf eine Slnftäufung beö SBIutö in ben Jperjfjöitfen, nad) 2>em, w a é 3 i n t m e r m a n n fagt, baß baö Jperj, wenn ein auf)er= orbentlidjer (Sinbrutf auf bajfelbe einwirft, fo jufammen falle, baß eé weber © l u t aufnimmt nodj auöfenbet. 2ßte j'ebo4> baé Uebel an $ r a f t junatym, flieg bie aufjerorbentlitfye 3luf= regung beö t o r c e r é fo feljr, baß ber Kreislauf unb baé Siemen befc^leunigt würben unb baé ®efíd)t ein gefcfywol^ leneé unb aufgetriebene^ Slnfefen befam. S e n n bie Äraft ber ergriffenen ^erfonen feljr erfc^öpft w a r , fo würben fie gewöljnlicf) ojmmäcfytig, unb blieben bann fo lange in einem ftarren unb bewegungétofen 3 u f a n b e , bié bie 3íuí>e »on ber Slnfkengung, bie frifáte Cuft ober irgenb ein anberer fiärfe^ rer 3íeij fie in ben ©tanb fegte, ijjrern feltfamen ©emütfjs-
37 juflaitbe entgegen ju wirfen ober bemfelben ein Qrnbe ju ma^eit. 9 t a $ aufmerf famer Seobatyung bet auf foleit fe£r viel 2le£nli(f)feit mit bein 33eitetanj, gegen ba$ gnbe ber SlnfäHe (lieg fíe aber ju einer folgen Jpeftigfeit, bafj id> eine ^rauenéperfon ben Slnflrengungen »on t>ier ober fünf fräftigen üttännern, welche fie Raiten wollten, 2Öiber> ftanb leiflen fa£. 3eber 9Serfud), ftranfe biefer 2lrt wä£-renb ber 33erfe, bei mehreren sperfonen hervorgerufen, erzählt Laurent in Sedillots Journal général de médecine, 33anb 6 3 . rift f. pfytfr. S t e r t e ,
l 8b.
255.
39 t r o p e a ¿u tnarfd)iren, um bafelbft bei Sluéfv fam unfere aar, j>i>(f)fi ermübet, an bem £ r t e i$rer ©efiimmUHg a n . SGBeií mir am weiteren herfamen, unb jule$t eingetroffen waren, fo warb uñé bie f$Ied;tejie SBohnung j u Xtyeil. Slc^t^unbert íDJann, woraué baé S a t a i l l o n beftanb, würben in eine feit langer 3eit leerflejienbe Slbtei einquartirt, bie genau genommen nur bie # ä l f t e bequem j u beherbergen im ©taube w a r . Die Seute würben an ber ß r b e in engen 3»«nmern auf ein wenig «Stroh jufammengepadt, unb fonnten fid) nic^t a u é * fieiben, weil eé an Detfen fehlte. D i e ginwohner fagten uñé, baé SatatUoit fönnte in ber Slbtei nicht bleiben, weil ba alle 9?ärecfttct>eö © e f $ r e i wiebertöuen hörten unb fämmtlicfye Solbaten fion ber gejwungenen «Stellung, in bet bie ©olbaten f^lafen mußten, »erbunben mit ber Sinwirfung bet »erbünnten unb »iettei irgenb eine fcf)äbtior, obgleich baffelbe Sataillon einige -Kaie eben fo fehlest einquartirt war. (Sä fc^eint mir bielmehr ber in allen ©olbaten burch bie or ein. ÜKan benfe an bie Unglück liehe ®emagogen-3eit, an baö h e W! |»epp! baä ein (Straßen* junge einem 3"ben nachrief unb baä ftd> »on einem Snbe ber SBelt biö jum anbern erfheefte, an baö neue Sieb üont freien, teutf^en 9t^ein u. f. w. Der l l n - unb 33a$njtnn ftnbet ba fo gut feine Ceute, bie i^tt weiter fortpflanzen, alö bie SBahrh^ wenn eben 3«* unb Umflänbe bafür gängig finb, bieß beweifen bie Flagellanten, bie ©itßenben am ©rabe beä Slbt ^5ariö u. f. w. SOBir ^aben aber eben nicht nöthig in bie früheren ten ^urücfjugel>en. ©elbji bie neuejle 3eit liefert unö bie
42 eflatanteften S e » e i f e fold;eit Unfttmeö, ber »on einem tariert unb b a r r e n auégeljenb, eben fo fctnteíí eine S d ; a a r antever Marren ti ad) ftd; $iej;t. grattfreid; trat juerft S t . S i m o n mit einer ©lüdfelígfeítélefn'e a u f , bie felbjt in Steutfdjlanb unter mehreren, md;t eben ungefd;eiten ftöpfen SlnMttger fanb. 9iad; i^m farn C o u r i e r unb enblidj ber S($neibergefelie i ö e i t l i n g in ber S d w e i j . g o u r i e r ftetit alé oberften S a £ Ijüt: „ © e n u ß ift baé £öd)fte tn ber S e i t , baé. 3 i r i aller Skftrebungen; nur auf ©enitjj íommt eé an, unb ¿war nur auf ö e u u f j ber S i n n e unb ber ^ a u t a f i e . Sein ber 2Jienfd)l?eit i f b 3eber muß öom beften gleifd; effen, öom heften S e i n trinfen, mit fo Dielen SÖeibern er » i l l , ftd; abgeben fönnen; j'efcev barf nur fcaö arbeiten, » a á er gerne arbeitet unb unter ben erleid;ternbften Umftäubett. Silier O r u n b unb S o b e n auf ber ganzen S r b e wirb ©entein^ gut, alte Äinber werben gemeinfd;aft£icfy erjogen, alle S r = »atf)fene »erben in großen Käufern gemeinfant gereift, ar= beiten aud) gemeinfain unb genießen, ba buvd) bie @emein= f(^aftli(|£eit ungeheuer »tei Arbeit, 3 « t unb Soften erfpart werben, befto meljr i>om S r t r a g • unb »om Slustaufd) ber Arbeit. £>a¿u fommt bie Suft ber ©jelofigfeit, ber täglidje 2Bec()fel ber S e i b e r , ba bie Äinber -Jiiemanb j u r Saft fallen, fonbern »om S t a a t über nominen »erben, — je 1 8 0 0 — 2 0 0 0 ^erfonen bilben eine f a l a n g e mit eigener Sffenage unb b e l » r . 3 j » Sßorfiefier ift wählbar, beileibet fein Slmt immer nur furje 3 « t unb beißt Uttard). (Sine ©fillion $i?alangen fteften unter bem £)uard;en unb alle inögefantint auf bem ganjen (ärbenrunbe unter Dnniardjen, it. f. » . — go.tt ^ r i e r ift fo fejtr oon ber äftadjt feiner 3bee eingenommen, baß er fogar ntd)t j»cifelt, bie 3iatuv felbft »erbe ftd; bem (Einfluß berfelben fügen, unb fobalb erft alle sDfenfd)en in feine ^ a l a t t g e n abgeheilt fei;u »erben, fo »erbe aud) bie
43 ber neuen Einrichtung 6equemen." 3 « t r f i wirb «m ben Storbpol fleh eine iichtfrone bilben, bie Ceben unb SSörme über bie falten iänber ber 3 nörbltc^en Srbt^etie »erbreitet, analog ben f i n g e n beö S a t u r n S . D a n n wirb bie gebärbet, alé h«be ihn eine höhere SWa^t »Ott feinen Letten befreit, obgleich ihm nur ber ©efangen= Wärter babei behülftid) gewefen w a r , ifl jwar ein Falsum, läßt aber beßhalb nocí) nicht baé IBerbammungéurtheíí über ihn ausbrechen, benn eé íam bem eitel« (Schwärmer gar ju
51 gelegen, feinen S t i f t e r n b u r f bie E j j a t j u jeigen, wie l e i f t e i ben gu feinem Dienjie fle^enben ÜWäften fep, i£n itjrem öinfluß j u entjie$>en. 2Nit einem wahren £ r i u m p £ e geigte er ben 9iid)ter auf bie g r a g e , wie er f i f benn fyabe f r e ü matten fönnen ? auf bie an ber 2 B a n b £ängenben Letten |>iu, inbem er ^injufe^te, man möge eö n u r » e r f u f e n , unb i£n noc^ fefier a u f f l i e g e n , ber e r f o l g werbe berfelbe feyn. (Sben fo wenig f p r i f t ber Umftanb, baß i ! . baö gafien tatest länger ertragen f a n n , unb einräumen muß, J>öl>ere 2 W ä f t e tonnten ifm n i f t gegen 23er£ungeru unb Serburfien f f ü$en, für bloße 23erflellung unb S e t r u g , benn ein öiertägigeö g a ^ jien fann woljl a u f einen S c h w ä r m e r a u f anbere ©ebanfen bringen, unb wenigftenö für einige 3 « t «n feinem @y|lem irre werben iaffen. £>ie SJorftellung, baß er ein von ©Ott 2lu«Serwä£lter unb unter feinem unmittelbaren @ f u ( j ©te= Jjenber fey, fann u n m r ü c f t in feinem 3 n n e r n fielen, aber im ÜJorauö fann er eben fo wenig berechnen, wie weit biefer ( 5 f u£ fld; erjlrecft, alö weld;en g r o b e n man i£n untere werfen wirb, um i£n t>otn ©egent^eil gu überführen. §. 14. ß i n e eigene 2irt p f y f i f f e r Slberrationen, bie ¡ e b o f ge^ w ö l j n l i f n i f t j u ben franfiwften 3 u j t ä n b c n gerechnet wirb, bilbet bie 3 e r f i r e u t i > e i t . 2Btr müffen aber £ier u n t e r f f e ü ben g w i f f e n ber 3«rftreut£eit, w e i f e eine golge t»on tiefen ÜKebitationeit, >?on bem unwrrücften g e h a l t e n an e i n e m abjlraften ©egenjtanb, a u f ben bie S e e l e g l e i f fam Jrinjlarrt, um ijjn gu ergrünben unb babei alle übrigen fte umgebenben ©egenjiänbe oergißt, unb ber 3erfireut£eit, w e i f e , abgefeljen »on jener tiefern SRebitation, f t f » o n jebem beliebigen © e genfianb bergefialt in 2 l n f p r u f nehmen l ä ß t , baß b a b u r f bie Slufmerffamfeit auf alleö Slnbere verloren ge£t. SBenn 4 *
52 bie er flete alé eine ju große Slufmerffamfeit anf e i n e n $ u n f t , ein ©i$»erlieren in e i n e n ©egenftanb, fo tnuß bie anbere überhaupt alé ÜWangel an Hufmerffamfeit t»ejetd>net »erben, grftere finbet ftd) »orjugéweife bei ^ i l o f o p £ e n , 3Rat£ema= tifent, STOet&anifem u . f. w . , ledere ift allen W e n f ^ e n flaffen gemein. S e f a n n t ift bie Hnefbote »on N e w t o n . Diefer berühmte 3Jíat^ematifer J>atte namltcf) lange auf feinem ©tubierjimnter gefeffen unb w a r , trofcbem i£n feine ftöt^in me^reremale jum Sffen gerufen £atte, immer n i $ t gefommen. SWittlerweile tritt ein greunb in'é g r i m m e r unb £ört bie Älage ber S ö $ i n , baß N e w t o n ni ni$t, baß id> f $ o n gegeffen J>atte!" D i e anbere SSrt »on 3ttffreut£eit fommt häufiger »or unb eé finbet ftd) faft fein Ort, ber nic^t ein ober baé an» bere gremplar ba»on aufjuweifen Irétte. Sité ein S i r t u o é barin galt ber befannte Somponifl © e n b a . Unter Slnberem ftanb er einmal »om (Slatúer auf unb eilte in baé 9tebenjimmer, um ju »ernennten, wie f t $ fein ©piel l>ier auéne^me. 2llé feine g r a u geftorben w a r , fragte tyn einer feinet ©efannten, ob er aucf> biefen £obeéfall fcfjon feinen greunben $abe anfagen laffen. S r verneinte eé, öffnete bie 2 $ ü r e unb rief feine g r a u beim t a r n e n , um ipr biefeé ©ef ^ ä f t aufjutragen. ßinfl ging er auf baé £ e r j o g l . © $ l o ß
53 mit bein Sßafdjnapf in ber £ a n b , ben er für fein 9?otenbu4> £ielt, unb einer Äleiberbürfie unter bem 2lrm, fiatt bei peau^bai. öinen mir wofrtbefannten ©eijlli^en fragte feine g r a u : „Sßeifjt D u benn fetyon, Stcbcr, bajj unferei 9la4>bari «Rief« $en ben 2lrm getrogen t>at?" „ ® a i iß ja reetyt g u t ! " war bie Slntwort. 2lli fein eigener Änabe b a i ©ein ge= broen patte unb eben »erbunben worben w a r , würbe er erfuetyt, ben Änaben b o $ ju befugen, @r fam a u $ , fe$te aber in ber 3erffreuung auf baö ©ett unb bai Sein bei Ättaben, fo baß biefei »on Beuern eingerichtet werben mußte. — Sin Slrjt labet eine ©efellfdjaft »on mehreren ^erfonen ju fid) ein. Die g r a u , bie baoon nidjti weiß, fommt bei ber änfunft ber ©efetifc^aft in große Verlegenheit. Der Wann felbjt ifl nirgenbi ju ftnben; er £at ei »ergeffen. S a l b barauf £at er © e f u $ bei fic£, er fü^rt biefen in fein ©ibliot^efjimmer, um i£m feine fcfjöne ©üctyerfammlung ju jeigen, läuft barauf fort, um etwai ju £olen, f^ließt aber bie Xtyüxe ab unb fommt nietyt wieber. Sin anbereimal legt er swei gelb£ü£ner, bie er getauft, in ein gater lag ei gerabe £ier baran, einen ©ttbrucf ju madjen; beiwegen fagte er: „ a u $ ify" unb ni." 2 7 ) Der 9tyeincanal fann n i ^ t beföifft werben, weil er bai SEBaffer ni$t galten fann. 2 8 ) Cutter, geboren ju ©fenacf), befugte bie ©d>ulen ju (Siileben. 2 9 ) ©e$en ©ie, wenn ©ie biefen ©a$ ni$t richtig überfegen, fo Hingt ei gerabe fo, ali ob ©ie ® a i , wai ©ie überfefct ^aben, nid>t richtig überfegt Ratten. 3 0 ) Die dürften auf bem SEBormfer 9lei$itage fagen in »ier
57 ©palten jwei golio=©eiten ein. 31) Die »ornejnnjhen Ceute, »on beffen Seben wir ni$té wiffen, ljaben bieg nie getyan. 32) ©agen ©ie mir einmal, warum fe$en ©ie benn fleté 36ren ffopf auf ben 9tücfen? 33) £>ur$ bie m p e beé ütfeereé fommt eé, baß bort bie Äälte fe£r »erfüllt wirb. 34) Die teutfcfyen Sßaprfagertnnen waren meijlentyeilö grauen. 35) Domitian war ein fo großer 2Büt£eri$, baß er menfctylid>e fliegen tobt fd)lug. 36) ©ie ©öre ber au$genoffen waren fhrenge ange=
* ) © . aDgemtint 3eitung. Hr. 303. 3«&rg. 1842.
60 nnefen, in fte j u fügen, irgenb ein 33efud;, ber ftd) jur (Sfjjlunbe j u tfjtn öerirvte, würbe unerbittlich abgewiefen. SÖie in bet 3 e i t " n ^ e t i u n g , fo war er aud) ein 23irtuo$ in ber i)äu3tuf)eu Drbttung. Sllleö lag an feinem befHmmten $ l a $ e unb welje bem, ber ftd) unterfangen f>ätte barin eine Slenberung »orjunepmen. D i e Temperatur feinet 3 " n m e r $ mußte im S i n t e r immer genau auf 9 ° erhalten »erben. (Snblicfy gehören Ijierper autfy notfy jene ©cfywä&er, bie feinen Slnberen j u SBort fommen iajfen, unb ftd) barin gefallen, nur immer ftd) fprerfjen j u p r e n , eine Sttenfdjengattung, bie fd)on j u J p o r a j e n ö nicfyt fremb war. m nur nod) eine fieine palte ©tunbe j u m 2Bege nadj bem SSatynljofe übrig bleibt, ma^)t er ber @ac§e gewaltfam ein Snbe, reifjt ftd) loö unb eilt fort; ber ©cfywäfcer aber ifjm natfy, fiält iljn beim Siode feji unb pre= bißt fo lange in ipn Jjinein, bt3 bie ©tunbe ber 2lbfa£rt vorüber ijl. (gut anberer on ber ganzen e nid;tö üerjte^t, will eö i£m überlaffen, ob er ben Accent aubringen will, ober nidjt. Slber nun beginnt ber ©eleprte eine 23orlefung über bie 28id)tigfeit ber A c cente, bie fein (Snbe nimmt. D i e g r a u bei SSerlegerö \d)Uifyt fta= pitel »on ben Accenten nod) immer ni($t ¿u Qrnbe ifi. (£nblitfy na£t ber erfejmte Slugenblid, wo ber unermübete ©d)Wm bie treppe f>iminter ju leuchten, ba — ber ££üre
ergreift ípn n o $
ait
einmal bie ©egeifterung für
feine Accente, er fegt baé Sienta fort, i>iö enblid> um 2 Ubr
in ber 9Ja$t feine mübe 3«nge baé
lang erfejmte:
Sute Wadjt! auéfpridjt. 3)ie ©egenfüfíler biefer ©djwäfcer fínb bie ©d>tteigfamen, (Sinfylbigen, aué
benen man mit alien #ebeln
unb
Schrauben fein Söort $erau$jubringen »ermag. gerner gehören pierfyer bie ^rojefjfüdjtigen.
fannte
einen gebilbeten ÜWann, ber aué Unjufriebenpeit unb weil er fein Siecht fínben ju fönnen glaubte, feinen S o f o r t »iermal änberte unb an jebern neuen Drte neue ^Jrojeffe anfing. 2lm legten ¡Drte wohnte er abgefonbert, aufjerfjalb ber ©tabt unb hatte nur einen, fe$r friebfertigen 9?a$bar.
Slbet attcf) mit
biefem geriet^ er balb in ©treit unb jroar barüber, weil beä 9ía^baré (¡friten bie treppe feineö 2ßobnl?aufe$ verunreinigt hatten. § . 17. 2Btv £aben bieder eine SRetye »oit anomaíen @eelenju= fiänben betrautet, roeldje gewiffermafjen no würbe einji wegen einer uome^men, gebilbeten wnb itbrigenä g a n j »ernünftigen D a m e um 9tat£ gefragt, weiche i>on ber fonberbaren SSorfieüung gequält würbe, bafj fie burd) irgenb einen ©egenfianb, ben fie berührte, angekeift werben fönne. S i e fegte fti, fein om9opat$te im Sickte betf gefunben 2Ktnfd>en»erftonbe$. Stuttgart 1834.
71
taf; fíe glaube, felbft angeftecft worben ju fet;n, bemt feít ber 3eít babe fíe an btefcit Steilen ganj eígentbümlídje, fdjmeiv pafíe @efw|?íe» 3d; glaubte, fíe woíítc burd) biefeö 2ÄäI)rdjett nur eine auf attbere SBeífe erlangte ft^fiííítifdje 2lnftetfung »erbeifen unb braitg auf Uuterfudmng, bíe fte aitd) fogleic^ bewilligte, wobei ftd; aber nícfyt eine @pur einer un= reinen ©e^aftung ergab. 3d; tröftete fte hierauf mit ber a3erfid;erung, auf biefem SSege, burd) bíoije Slnfcfrauung, fei; bei einer folgen f r a n f p e i t -gar feine Slnftecfung möglich «Sie ging, ol?ne inbeß burd) meine £roftgrünbe beruhigt ju fe^n, benn nac^) einigen £agen fam fte fd)on wieber, »erfidjerte mid), ba(5 bíe fdauerhaften ©efitbie ftd) »on £ a g ju S a g fteigerten unb brang auf nochmalige genauere Unterfud;ung, bie jebo$ eben fo wenig etwaö ergab, alé bíe erftere. S a l b barauf fam fte 5um brittenmal mit berfelben ftíage. Db= gleid) nun aud; je 13t bie tlnterfudmng ein gletcfjeö negatweö 9iefuttat ergab, fo wollte id; bod; bie arme g r a u nic£)t län= ger tbrer ©elbftqwat überlaffen unb öerorbuete ein gleic|gül^ tigeö SWittel, S i e fam ttod; mefn'eremale, um ftd) »erorbnen ju laffeit, würbe aber enbíid; öon ifjrem 3 m v a f ; n c gepeilt burd) — etwaö gefärbte^ Sffiaffer. gälte, wo bergleídjen ©eifteéfranfe mir ©peifen, tränfe unb anbere ©egenftänbe b r a u t e n , um fte djeroifd) j u unterfud)en, weil fíe btefelben für vergiftet erflärten, finb mir mehrere »orgefommen unb werben wo|>l aumli$feiten ju íerfd;äffen, fonbern war aud) fo reíd) itn Ilmgang mit ifjrem ge= íiebten Oatten, baß fíe gerne aííen änfprüdjen entfagte, unb rneljr, aíé eé nötfng, ja, mef>r als eö wo£l für fte gut war, ben 33erfefir mit anbeten SDienfc^ett befc^ränite. S i e wußte fir üoriae, mit ifjr in ben langen äßinterabenben fid; unter-Itfett u. f. w. 3Äit einem Söorte, fte führten jufammen ein Seben wie linternón unb 23aucí3 unb bieß jwar lange Sajjre unb bié in'é Ijofte 2líter. ©ie Ratten einen einigen ber entfernt »01t ifmen tebte, unb weitem bie Sftutter in frü^ Deren 3af>ren mit großer Siebe ¿ugetljan war, gegen ben fte aber fpäterljin, waprfc^emlicfy in golge nad^etííger (Sinflit-ßerungen t>on Síenfcfyen, bie t£m übet wollten, ein großes Mißtrauen $egte, baö iftr felbji bur$3ureben ifireS SOianneS nid;t auégerebet »erben fomtte. S i e f>örte, baß er mit fönen in Sßerbinbung getreten war, bie fte nid)t leiben fomtte, glaubte, baß burd) ben Umgang mit ifmen feine Siebe ge^ gen fte SIbbrud; erlitten f>abe unb öermutf>ete fogav, baß er ftd> baburd) herleiten íaffe, gegen if?r unb i^reé C a n n e s 3n= tereffe ju ímnbeln. @ o ftanben bie Sachen, alé píoglid? i£r 2Äantt ßarb. SiefeS traurige ßreigniß madue auf fie bett
73 tiefften (itufciucf;
fte g l a u b t e ,
tiefen S?erluft nicht ertragen
j u fönnen u n b tbr einziger © e b a n f e w a r n u r b e r , m i t i h m b a l b burch ben £ o b vereinigt j u werben, Sflanneö Softer
Stöbe
50g iftr © o f m m i t
S a l b n a d ; if>reö
feiner
liebenSwürbigett
i h r i n ' ö J p a u ö , aber obfdwtt ftd) beibe a u f baö
(Sifrigfte bemühten,
if>r i h r e n K u m m e r erträglid; u n b
baö
S e i e n angenehm j u machen, fo blieb bort) 5Itieö biefeö olme (Srfolg, tpr 9)fifjtrauen gegen ben © o ^ n , j u bem biefer a u d ; nicht bie entferntefte S e r a n l a f f u n g g a b , fteigerte ftdj m i t je^ bem £ a g e u n b eS inibete ftch i n i h r bie ftre SSorftellung a u ö , berfelbe beabfichtige, fte n o $ bei if)ren Sehweiten u m ben 23eft(} tprer © ü t e r j u b r i n g e n u n b unterhalte b e ^ a l b geheime ® e r = b i n b u n g e n m i t a u s w ä r t i g e n SSerwanbten u n b
Regierungen.
beftanb ihrer M e i n u n g nach ein ge^eimeö (Somplot gegen fte, w o r a n bie SWinifter 9?. i m Königreiche 1 5 r . u n b 31. i m Königreiche 2 3 . Sintijeii n a h m e n ,
© e l b j i ifir unbefannte u n b
m i t t|?r nicht i n ber entfernteren SSerbinbung ftefjenbe fönen, a l s ben S i n t e r 3 ? . u n b einen ® a r o n v . 2 ß . glaubte fte i n biefeö ß o m p l o t » e r w i d e l t .
3 3 o n S a g ¿ u £ a g e glaubte
fie, e£ werbe e t w a s g e s e h e n , w a g if>re Stufte ffören u n b fte i n bem redjtmäfjtgen 23eft(5 ii>reö (Sigentbumö beeinträchtigen fönne, o b w o h l v o n feiner S e i t e auch
mtr
ber geringfte 2ln=
l a ß j u tiefen ^Befürchtungen v o r b a u t e n w a r . »tele
@o lebte fte
i>inburc^> i n fteter S l n g j i u n b (Sorge.
2lber ber
© r u n b aller it;rer ^Befürchtungen w a r i n ihrer 23ruft v e r g r a = b e n ; m i t -Jtiemanb fprad) fie b a v o n , a l s m i t ihrer K a m m e r * j u n g f e r u n b m i r , i h r e m Slrjte.
© e g e n ihren © o f m u n b ihre
(Snfelin w a r fie fcfjetntar freunblich u n b wobigeftnnt, fonnte aber über b a S SDii^trauen gegen ben erftoen nie .Sperr wer* ben u n b hatte felbfl bie 2lbftd>t, i h n j u enterben, w o v o n fie jeboch a u f m e i n wieberholteö ernftlicheS 3 u r e b e u abftanb. en fonnte.
3 n bett
legten Sauren ihreö iebenö betrat ich nie ihr 3iwmer, ohne ba£ fie bie ängfilichegrage an mich ftettte, ob ify nichts ge* hört habe von geheimen Slnfchlägen auf fte unb mußte ein langet Sramen befielen, weit fie in meinen ©efichtöjügen ju lefen glaubte, baß ich etroaö Unangenehme^ auf bem £erjen ^abe unb eö »hr nur nicht mittheilen wolle. holte ©etheuerungen tonnten fte beruhigen.
9lur wieber® a fie wußte,
baß ich ber Königin von 33, perföntiety befannt war, fo bat fie- mi(^ einfl biefer ju fcjjreiben unb fie ju bitten, im galle etwaö gegen fte im SBerfe fep, eö mir mit^nt^eHen unb fie in ihren
ju nehmen,
tiwt e$ ju ihrer © e r u f c
gung unb erhielt bie gewünfehte gnäbige
3uftcfyerung
unb
ben £roft, baß man bte jeljt von feinen geheimen 2lnfchtcu gen auf fte etwa£ wiffe.
3Meß feinen fie feljr ju beruhigen,
aber kennet »erfäumte fie nicht, m.«h bei jeber ©elegenheit baran 3» erinnern, fte bem ©djug ber Königin anf'ö 9?eue ju empfehlen.
3«
biefem beängftigten
lebte bie
gute g r a u noch viele 3ahre, bi$ entließ ihr fehnlicher.SBunfd), mit ihrem ©atten »ereint 511 fepn, erfüllt warb, ihr ©eheimniß mit in'3 ©rab,
betrauert von Slllen,- benen
fie im ieben wohlgethan hatte unb auch len ihren ©efannten
©te nahm "on
ahnet nur von ferne, baß bie gute
g r a u im ieben au einer folgen SSerftanbeöverwirrung geiit= ten hat, ja m^n würbe mich Cügen ftrafen, wenn ich gegen fie mit einer folgen Behauptung hervortreten wotite.
3tbar ift, welche vielmehr im £one eineö votliom-
75 menen »ernünftigen unb ftd) feiner felbft bewußten 2Wcnfd;eit gefdjrieben ftnb. £abe fyiex entließ einer Staffe 9)ienf(i;en j u ge= benfen, bie burd; befonbere SSorjüge beö ©cijieö ober burtfy ein befonbereé l a t e n t auögejei^met gu f e p glauben, oljne bajj fte jebodj btefe Sßorjüge wtrflid) beftgen. 2lu# IKer wirb baö Sewu^tfepn folget erträumten SSotjüge p r SBhi* nomante, 333ie i o r b © t a n i e p feinen einjigen © t o i j in bte Äwifi, une ein 9)?eerfd)roetnd)cn j u quiefen, fegte, fo Slnbere in ba$ l a t e n t ber » i d j t f u n f i , 3iebefunft, 2Huftf u. f. t». fannie einen jungen gebilbeten ÜRamt, ber ftcf> einbilbete, rerf)t fc§ön fingen j u fönnett unb btefeé £alent bei jeber @elegentjeit in ©efettföaft probuciren j u müffett glauWe, ofyit= geachtet atte Mutvefenben Ritten bacon laufen, mögen, wenn er feine S t i m m e ermatten lief. S i n Slnberer, Cefjrer an einer gelehrten ©d)uie, bübete ftd) ein, ein vortrefflicher. 3iei= ter j u feipn, fo baf? ftety ein StaUmeifter baö SSergnügen i n a t t e , i^n j u einem g era etnfd)affliegen ©pajierritt e i n g a b e n unb i£n bei biefer (Gelegenheit burd; 2ln£aften fei* ne$ ^Jferbe^, roäljrenb beö heftigen £raben$ plöfciicfy1 j u m Slbft$en b r a u t e . S i n ®c£ultej>rer bünfte ftd? ein grofjeö ©djrtftfìetter genie j u fe$n, gab ein SBeri ttad) bem anbern in ® r n ( f , fd>rieb fte aber atte aué anberen jufatnmen, bebteirte fte großen Herren, fdjidte fte an befannte ©eletyrte uub gelehrte 3 n f t U tute, unb fanb e$ unbegreiflich, baf? et bei tfmen ieine erfennung finbe. Sine eben fo große SJorftettung Ijatte er »on feinem moralifdjen SBertl) unb feinem tugenb^aften 2öan= bei, oi>ngeam curiren laffen, fünbigt atten Sterben ben Ärteg an unb wie ber Jpeitanb fpracfy: ftefje auf, nimm bein Sett unb wanbte, fo fagt er ju jiebem Äranfeit, ber eine für je ©ebraucf)
77 con ben göttli^cn 9toturfräften, bie er i£m[trenti, gemalt: r,fle|>e auf, ge$e tyinaué in bie freie, göttli^e 9latur unb treife unti banfe ©Ott für feine unenblit^e ©üte unb ©nabe, für beine©enefung!" — SDiorifoné Ritten £at er in feine 6urmet£obe aufgenommen unb bat>on binnen einem 3at>re felbft na£e an 3500 e ifl, überlaffen bleiben. £in
80 ©eftd>t aué ber Styofafypfe yerwirfltctyen wollenb, »erfcfylang er í>en größten Xfyeií eineé Sibelerempíartf, trug aber flatí ber g e ä f f t e n @rlcuof} mit ^íjloíen t>on ber t a n j e l unb t>erwun= bete wirflid; einen bei feiner ^rebigt eingef^íafenen 9Wann, auf ben er mit ben SBorten fcfcofj; „btc^ will wecfen!" 3 n l i s t e n 3nter»allen jeigte er tuet ©ei(l, w o r a u f fein »er* trauter Umgang mit H a m a n n , S í a n t , J p i p ^ e l , © o c f , S B e r n e r unb anbern genialen t o p f e n erflärlid) wirb. @nb= lief) — w o j u auii) melleíctyt ©ewiffenéregungen Slnlafj gege= ben £aben mögen, fiel er in t>öilige 9iaferei unb würbe in einem 'prfoatjjaufe an f e i t e n gelegt, bocf> nacfj mehreren naten wieber fjergefiettt. 211$ 2 ) . einft mit ipm bei bem Jpaufe »orfcei ging, worin er eingefperrt gewefen, geigte er barauf |>in unb fagte: „ 2 ) a liegt meine 33ufj = unb h a r t e r * f a m m e r ; ba fíat»' iá) gelitten unb bin oft bíutig gepeitfdjt worben; mir ijl fc^on redjt gefcpepen; iá) 1jafee gegen ben gefrevelt, unb in beffen ©eftalt Somöbie gefpielt, barin be= trogen, in ber ©ejtalt beffen, ber für unö M e gelitten pat, unb gehörten ift," bei welker Siebe er laut j u weinen anfing, fo bafj bie bei uñé 23orübergepenben aufmerffam wur= ben. (Sr befugte ¿uweilen 2 ) . elterlichem £ a u ö unb führte bunfele apotali;ptif4> ílingenbe ®efpräm erreichbar. £ i e r empfing er aud> bic 33efud)e — er w a r burdjauö ferngefunb; fein Slnblüf war nic^t ber angene^mfie, benn für bie 9icinlic§feit w a r wenig geforgt. D e r lebhafte ÜWann bewegte fiefy mit großer i e beubigfett, richtete fid; auf, warf flcf) wieber Ijin, fprad) unb gejhculirte heftig, bic ©ettbeefen, feine Rapiere flogen um 6
82 tyn her. S o n feiner fei tfamen ©rille burfte nid>t gebrochen werben. Grr ftarb im hohen Sllter.*) S- 19. dergleichen Monomaniaci gelten ju Dugenben in ber 2Belt untrer, jeteé Äinb fennt fie, fíe finb bie ßarricaturen jur ©elufitgung ber ©efellfdhaft, »orauögefefct, baß fte ibtc firen 3been nid>t, wie meine »orneóme Dame, in fich *>er= f l i e ß e n , fonbern fíe ber ÜWenge ^)reió geben; fie fielen in SEBürbe unb 2lmt, beforgen eigene unb frembe Angelegenheit ten, fo lange ihre fire 3bee nicht in frembe 3ntereffen ein» greift; man refoeertrt ihre 3«»gniffe "er ©eri^t, man »er-traut ihnen ©elb unb @ut an, mit einem SBorte, fíe gelten fo »iel, alé anbere Seute auch, obwohl einer unb ber anbere an ihrer gefunben ©ernunft jweifeln ober fte im ©rillen beläc^eln mag. 3 h r e ©rüber finben wir in ben 3rren$äufern, bort fínb fie bie Äaifer, Äönige, £erjöge u. f. w., bort finb fie unfähig, irgenb ein Slmt j u »erwalten, ihren eigenen ober fremben Angelegenheiten corjufte^en, 3eugniß t>or ©eridjt abjulegen u. f. w. SGBaö macht fie unfähig baju, währenb man benen außer bem 3rrenl>aufe, bie bod> an gleiten firen 3been leiben, alle jene ©efugniffe jugeflebt? Jpabcn fie etwa nicht bie gä^igfeit über ©egenfiänbe, bie mit ibren firen 3been in feiner ©erbinbung fielen, richtig j u urteilen? feblt eé ihnen an Sinfid^t, gut unb böfe t>on einanber ju unter= Reiben? Äeineewegö. 2Barum aber, frage ich, fperrtman fie ein, währenb man jene frei laufen läßt? D^ne 3">eifel, beftyalb, weil ihre SSahn&orflellungen in bie 3ntereffen 2ln-berer eingreifen, weil fie ber öffentlichen 9tuhe unb Sicherheit
*) $>enri$ S t e f f e n * , roaö icfc erlebte. IX. St>. ©. 173.
83 gefäfjrlitfy werben föniten. @o lange ber eingebiibete Äaifer unb Äönig mit fetner SBürbe int ©titten jufrteben ift, fo lange er nicfyt bie frone etneá wirflidjen Äönigö in 2lnfprucf) nimmt, nicfyt Ijaben Witt, baf) wir unfereÄniee »or itymbeu^ gen folien, fo lange er bei feiner Äönigöwürbe ntcf)t »erab= fäurnt, waé er aíá Staatsbürger, alé SSeamter u. f. w. ju tíjun unb ju íeijlen fiat, mag et immerhin föntg fep woí= len, waö fümmert eé uñé? Slber, frage icf>, ftnb wir aucfy im ©tanbe, in atten ptten bie ©ränse genau anzugeben, wo ber Monomaniacus nocfy auf feine eigene Jpanb an feinem ?uftfcf>Ioffe baut ober wo er Ruberen bamit baö ?inftnnö beftnben, unb ba# eá babei gteidjöiel ijt, ob fíe im ©titten gehegt unb ge= pflegt werben, ober aller Sffielt jur en ©efeliföaft, »on fccm größeren ober geringeren @ e » i $ t , baö er auf feine franf£afte SBorjtellung legt unb bon anbern Umjlänben ab.
X)er
©ele^rte, ber feine SBajmöorßetlung in feinem £>ad)flübd)en auöbrütet unb groß jiebt unb Slnberen iiidjt bamit ju nape tritt, Wirb ^ödjflenä »on feinen greunben unb Sefannten »erlaßt, »ä^renb ber SBeamte, ber Kaufmann u. f. » . , ber mit ber 2Öeit im fteten Sßerfe^r ßeljt, bamit atientjjalben anflögt.
Deß^alb Ijören aber beibe nid)t auf, Monomaniaci ju
fepn.
©ie »erben eö auf bemfelben SSBege, wie Äinber, auf
beren übele 2lnge»ol>nI>etten man nid>t jeitig genug aufmerffam ijl, unb fo »ie biefe oft ntcfyt wiffen, baß fiefolcfyeShu gewojmljeitcn l>aben, fo fc^leicfyt ftd) auc§ bei tynen un»cr^ merft bie falfäe 33or|Mung ein unb nimmt einen tppifctyen Ctyarafter a n ; ja, biefe SBorßeliung genießt am ßnbe g l e i t e Siebte, »ie bie »abre, ben lügenhaften Srjä^lungen mancher 3)ienf^en gleid), bie ftc fo oft e r j a g e n , biö fie am ßnbc felbjl baran glauben, ©cf>on G ö q u i r o l erinnert baran, baß eigentyümlie Gapricen, ©e»o£n£eiten, Unregetmäßigfeiten, wenn fie bei Äinbern »orfommen unb nicljt bon Gritern unb ®rjie£ern überwacht »erben, bie ©runblagen ju barauf foU genben ©cifteifranffjeitcn legen.
§. 20. @Ieidj»ie bie übrigen ©celentyätigfeiten, fo iß auefy baö © e m ü t £ »on bergleicljen Anomalien n i $ t frei.
Unter aU
len, bem Seelenleben angefangen Vermögen iji eö baö » a n belbarße, unb bietet bie ¿a£lreid>flen $ianon in $ i n f t $ t ber angeborenen ©emütjjöanlagen berrfcfyt unter ben 2Kenf$en eine große 33erfd;ieben£eit.
Söäljrcnb
ber eine ru^ig, iß ber anbere unftät, unfdjlüfftg unb unbeßänbig; »ä^renb ber eine munter, Reiter, frcunbliti)
unb
85 jufrieben, ifl ber antere traurig, mùrrifch unb unjufrieben; »»ä()renb ber eine offen unb trcujjerjig, ifl ber anbere t>erfd)Ioffen unb in ftcf> gefebrt; wäljrcnb ber eine ntutj»g unb befjerjt, ifl ber aitbcre furdjtfam unb ängfllich u. f. n>., unb frf)cit im fröhlichen Sllter jeigen ftch (Spuren biefer »crfchie^ benen O e m ü t ^ a n l a g e n . 2)üt ber Seibeöconflitution fteljt baö ©emüt& in enger S3erbinbung. ©eine Slnlagen, feine S t i m m u n g unb fein @ha= rafter geflattert fleh mit bem vcränberten 3 " P « n b e ber Seibeikonflitution u m ; Neigungen unb Slbneigungen, Segierben unb i'eibenfchaften werben anberä, je nad;bem ber p£i;fifdje 3uflanb eine Unnvanblung erleibet. (5ben fo fielen bieleib^ lid;en Ärantyeiten ¿um gemütlichen Ceben in genauer S c » ¿iefmng, inbem fie ben bpnantifchen 3uflanb beö Crganiömuö m ä n b e r n unb baburch inibefonbere auf baö öefüplööermögcn nnrfen, j a eö ifl wobt feinem Bweifci unterworfen, bafj Äranf^eiten mand;er D r g a n e eben fo gewiffc ©emùthèbewe^ gungen in if>rein ©efolge haben unb erregen, alö biefe wic-ber jene hervorrufen, wie j . S . Äranffjciten ber Ìeber eine Sornige, ber SMilj eine ärgerlid;e, bcö £ e r j e n ö eine ängfllidje ©emüthöflimmung e r j e u g e n . * ) 3 u jenen Slnomalien beé ©cmüthö gehören namentlich ? I f f e t t e unb i e i b e n f ü n f t e n . (Sie ftnb gleichfam a l s Slranfpeitcu ber gemüt(;lid;cu S p f w c anjufeheit ober fönnen biefj wcnigflenö werben, wenn fie einen fyofycn © r a b erreid)cn. SBir fönnen gewiffermafjcn ben2lffect einem einzelnen gicbcryaroryémué vcrglcid;en, ber balb vorüber geht unb nur einen unbehaglidjen 3«|tonb äurücfiäfjt, waljrenb bie Cetben= fcf>aft einer hartnaefigen Ärantycit ähnlich ifl, bie nicht aHein
* ) ©iefre S t a r i t i atlgem. l)Jaif>clo.jic. II. 2(btf>. © . 1270.
86 lange bauet*, fonbern aud; burd; bte Dauer feibft «od; au 3ntettfliät gewinnt unb burd) feine Arjneimittel gehoben wer-ben fann. §. 21. Effecte unb Ceibenfdjaften fielen aber aud) in einer ticU gieren SBejieljung junt 2Saf>nfüut. ©ie ftnb in vielen gälten bie (gingangöpforten ju biefem franfen ©eetenjuftanbe unb mandje Strien »on SEBaJwfinn ftnb nichts Slnbereö, al$ ju ti= nem ercefftoen ©rabe gejieigerte Seibenfd;aften. Die Seiben^ f^aft breitet ficf) in folgen gäUen mit folget 2)iad)t über alle @efü{>le unb igfeiten auö, baß fte teuere un^ umfdjränft bej)errf4>t unb enbli^ 33eftnnung unb 23ewußt= fepn öerloren ge£en. Äepren nun aud; leitete bei ¿wecfmä^ ßiger ©eljanblung wieber, unb gewinnt bie Selbfibejjerrfc^ung in fo weit bie Dberljanb, um einigermaßen ben ercefftoen (Sefüljlen unb Segeljrungen 3cium unb 3üget anzulegen, fo läßt jtdj bo^> bie ^eibenfdjaft feiten in fo weit bejä^men, baß alle Anregungen baju auf immer »erfc^wänben unb fte nicf)t bei günfiigen 23eranlaffungen wieber auf's 9?eue per»or= bräche, eine Semerfung, bie in ber Srrenpraxiö fef>r oft ju matten (Gelegenheit gehabt habe. ©o lange ber 3rrenod; burcf) Sieben, £anblungeu, ja felbfl burcf) »erflo^lene iölitfe unb ©eberben eine Hinneigung ju ber Seibenfcfyaft jeigt, bie i£n in Sßafmftnn jiürjte, fann man auf bauernbe Leitung niä)t rennen; ja, feibft bann, wenn feine fold;e SJterfmale »or^anben ftnb, bie auf eine fortbauernbe 33efcf)äftigung ber ^^antafte mit bem ©egenftanbe ber Ceibenfc^aft hinweifen, läßt ft$ biefe nidjt verbürgen. SOfan glaubt ftch oft einer gelungenen Sur erfreuen ju föitnen, wenn ber tränte nidjt nur im »oltfommenen 33eftlj feiner ©eelenfräfte ift, fonbern aud) im @efpräd)e feine Abneigung, ja feibft feinen Abfc^eu
87 gegen frühere in ber üeibejifäaft begangene £>anblungien ju erfennen giebt. 2lber man barf babei ittd)t »ergeben, ba§ bem ílranfen, eingefdjlojfen in biettierSBänbe einet 3rren= anfialt unb entfernt »on ben ?odungen ber äußern 2öelt, alie ©elegenbeit, feiner ?eibenfd>aft ju frören, genommen ifi. ßr würbe gefunb bleiben, müßte er nietyt wieber mit 2ßelt unb Wengen in 93erfe£r treten, unb brängen núfyt alie SBer^ fnd>ungen wieber auftyttein, bie früher ber Erregung unb Unterhaltung feiner ?eibenfinreicí>enbe Selbfibeberrfäung jutraute, um wieber in i£re früheren 33er-Ijältniffe jurücfjutreten, faum einige üage entlaffen, wieber in ií>re früheren laßerljaften ©ewolm^eiten unb in golge biefer au$ intyrefrühere tranftjeit jurücf fielen. §. 22. Unter ben Slffeeten ifi ber 3rn fd>on »on ben Sitten liuor brevis genannt worben unb man l>at felbfi in ber ge^ rid)tlici>cn ÜWebicin einen ©rab biefeö Slffeeteö anerfannt, bei welkem bie in bemfelben begangenen £anblungen in £infic$t auf i^rc 3u"4»tungöfä£igfcit auf gleicher iinie mit benen ber £obfuen beö ©eifaliö abjugewinnen.
SBechfel ber 2ßo|jnuitgen, ber bie--
nenben ^5erfonen, berSlerjte, 9?ichtö fonnte fte jufvieben ftel-len.
S e l b f t bafj Sllieö fle »erlief}, weil cö 9?iemanb mehr
mit ihnen a u s h a l t e n vermochte, b r a u t e fte nid;t a u f a n b e r e ©efinnungen unb n u r ber T o b glid) bie ärgerlichen 3 ü g c , bie fleh
tic lange bauernbe ©elbftqual ihrem ©eflchte
eingeprägt hatten, wieber a u ö . GiuÖlücf für bie 2i?enfchhcit, bafj bergleid;cn 2?ci|>tclc n u r feiten vovfommen.
90 §. 23. 3 u ben Öeibenföaften, weiche einer folgen Slueartung fäf»ig finb, bafj fíe f í $ bem SEBaljnfinn nähern ober wo^l felbft itt tyn übergeben, gehört befonberä bie S i e b e , fíe möge nun mejir auf bie m o r a l i c e ober auf bie pljpfifcfje 33olU fommenbeit ber geliebten ^erfon gegrünbet feyn, alé »ernünftige 3uneigung ober aló bloö finnlidje Segierbe auftreten, obwohl, wie iá) glaube, aud) bei ber erfteren immer ein, wenn aucf> geringerer © r a b »on ©innti^feit bie golie btlbet, benn ba¿ Serlangen nad) ober bie 23erbinbung mit ei= ner^)erfon, bie fí abgehalten wirb, ober wenn fíe f$on im 33efí# beffelben, feiner burd) ben l o b ober anberweitige Trennung »erlufHg ge^t. 3Han £at Seifpiele, bafj ÜKánner j u grauen unb umgefe^rt grauen j u SWännern eine fo unwiberfteijlitfye unb unbeftegbare 9?eu gung faxten, bafj fíe, ofme baß fíe je ein 3ci^ein>on ©egenliebe erhalten, ja o£ne nur bem ©egenfianb tbrcr Siebe baö ©eftänbnifj berfelben abgelegt ju jiaben, fid> in ftillem©ram »erje^rten ober fid) lebenöfatt freiwillig bem £obe überlieferten. 3d) felbfl ^abe baö Seifpiel etneö üJianneä erlebt, ber, nattybem er mehrere 3a^re in glücflidjer attc, nie wiebcr frö^litty würbe, unb aud © r a m über i&ren 33erlufl, fcfycn nac^ wenigen 3a£ren i£r tn'ö ©rab folgte, ©eifpiele, in benen Siebenbe, benen eine cljcliá)t Bereinigung verfagt war, biefe burd; einen gemeinfctyaftlichen (Selbflmorb ju erreichen
91 fugten, ftnb nicfytfeiten; icf) pafce aber au$ ¿wei gälle er= lebt, wo ber «Wann feine ©eliebte ofme ifjr 33orwiffen burefy ©ift töbtete wnb ftcf) barauf felbfi baö Veben nafjtn, um we= nigfienö feinem Slnberen ben 33eftg ju laffen. 3ur Siebe gefeilt ftcf)gerne bie ßiferfuc^t, wenn ein Slnberer t>on einer »on unö geliebten ^erfon fcfieinbarober wirflicty begünftigt wirb. (Sie Ijat an ftcf> einen eblen ©rttnb, wenn fte in ben ©ränjen ber SOiäßigfeit bleibt, benn waö ifi natürlif^er, alé baß ber Siebenbe t>on bem geliebten @egen= flanbe, bem er feine ganje Siebe fcfyenft, auet) wieber in bem SRaaße geliebt fe^n, baß er fein $er5 ganj unb ungeteilt b e f t t j e n Witt? < S i e í a n n a b e r i n e i n e m © r a b e a u s a r t e n , b a ß fte an Unvernunft gränjt, ja ju einer Dual für ftcfy unb Slnbere werben, bie jebe wojjlwollenbe Siegung be£ ©emütjjS, felbfi bie Siebe' ju bem geliebten ©egenflanbe erflieft unb in Jpaß unb ©raufamfeit »erfeljrt. 35er @iferfücf>tige belaufet jeben £ritt unb Stritt feiner ©eliebten, ein SMicf, uon bem er glaubt, er gelte einem Slnbern, fann ifm in SButj) oer= fegen, er »erfagt ftcf)felbfi jebe gefelltge greube, um nur »erft^ert ju fepn, baß ftcf)fein Slnberer bem ©egenflanbe feiner Siebe nafren fönne. ©ferfücfytige, tton bem SDiaaß*) erjä^lt, ging in feinem Slrgwo^in fo weit, baß er oft, unter bem S3orwanbe einer Steife, 5£age lang auf einem S t u r m e f a ß , w o e r b a é # a u ö f e i n e rV e r l o b t e n w a t j r n e f i m e n fonnte, um feben gußtritt, ber bort ein= unb ausgeben möchte, 31t beobachten, ©elbft in bie graufamfle unb itriüerfd^nltcf)fle 3iacf)e fann bie (Siferfudjt auflagen, jte fcfjeut fogar ben £ob ntcf)t, wenn fte nur ben ©egenfianb iljreé #affeö mit ftdj in'á SBerberben flürjen fann. 9?acf) 23 o ß **) warf ein *) 3Setfu$ über bie Seibenfcfcaften. n. * * ) ©efd>ire in einer großen ©tabt »cr= lebt haten.
Sie
oft
bie 3ügeltofigfeit jum Sffiahnjtnn
führt, bejeugen alle großen 3nenanjlalten;
wie aber baö
taflet ber Unju^t felbft, wenn eö ben böchjlen ©rab erreicht unb jum ©eiverbe wirb, fchon eine 3errüttung ber «Sinne »erauöfe&t ober boch an ber Schwelle beö 3rrefcvn$ fleht,
93 läßt ficf> fcfyon barauö fd;licßcn, baß babei nidjt aliein jebc Siegung von 2 d ; a m , fonbcrn aitd; alie ©efüble ber Äinbeö= liebe, bcr Elternliebe u. f. w. in bcm weiblichen Jpcrjcrt jit ©runbe gefeit. S e t mcleit feilen Dirnen iji j w a r nic^t eigentlich bie ©efriebigung beö ©efchlechtötricbeö baö 5D?oiii> t^rcr liebcrlid;en Scbeitöweife, fonbern vielmehr bie 9iotb unb ber f a n g e t . S i c finb gcnötfjiget, baviit ein SJiittcl beö werbcö j u fuc^cn, tveit fle fein anbereö ftnbcn ober fmben mögen. 3 b r täglichcö ©ewerbe gewährt ibiten wef>l aud; feinen Qenuß mebr. 2lbcr eö giebt bagegen 5 r a u f > 1 " " b Stäbchen, wcld;c ftch auö einer unbejähntbaren ftnnlidjen ©egierbe jebcin Spanne in bie Sinne werfen unb fclbft in fpätcrcn f a h r e n nid)t aufhören, ifjrcn Cüflen j u fröhnen, ja, wie mir fclbjt gälie vorgefommen finb, aud; bann nod) M ä n n e r für einen Dicuft b e j a h e n , bcr ihnen auö 3 u " f ' 9 u , 1 8 nicht mebr gclciftct werben faitn. 3 n S a u v e r g n c ' ö © u d ; : „bie legten S t u n b c n unb ber l o b " wirb von einem 2Räbd;en auö bcm böseren S t a u b e erjählt, baö in g e i g e einer fold;cn unbcjwinglichen Neigung j u m ©cfd>lechtögcnuß jeben Slbcnb bic S t r a f e n von ^ a r i ö burd;jog unb fid; jebem Spanne in bie Slrme warf. D a ö unnatürliche Cajler bcr Ä n a b e n f d ; ä n b u n g bat jum ©lücf bei unö nod; nidjt eine fold;e Ausbreitung er* langt, alö bei ben alten Römern unb ©ricd;cn. Slber merf= würbig i|1 eö, baß, wo cö vorfommt, eö meiftenö von ge* bilbeten ÜÄenf^en auö £öl>eren S t ä n b e n geübt wirb, unb j w a r mit einer ©charrlicfjfeit unb ©egierbe, ber felbji fein Jpinberniß j u groß i|t unb bie ftd; felbfi burety ©eleibigungcn unb P r ü g e l nicht abfehreefen läßt. SWöchte man nicht auö Sichtung vor bcr SWenfchenwürbe an bcr «Seelengefunb^eit Derer jwcifeln, bie folgen unb ähnlichen, ^icr nicht weiter ju bcrüljrcnben, unnatürlichen Slrten ber Sinneölufl verfallen?
94 gewiß muß man annehmen, baß bei einzelnen SBölfern unb Sorporationen, wo bergletchen unnatürliche Softer »orfommen, f$on eine geifKge unb moraliföe ©efunfenheit eorautf ge= gangen fepn muffe. 3fl aud; baä 8aßer bev D n a n i e ein weniger ffraffäU ligeö, weil feine (intfie^ung raeifi in eine 3cit beä M e n ö fällt, wo ber üttenfch bie nachteiligen folgen beffelben noch nicht ju würbigen weiß, wo baö erfte (irwachen ber ©e= föle^tölufi bie Stnbilbungöfraft meljr befchäftigt, als in fpä= teren 3eiten, ber SEBitle noch nicht fräftig genug iß, i^r ju wiberftehen unb baö ©efühl ber Scham fowie ftrenge S e * »ormunbung unb ßonuenienj feine anbere ©efriebigung ju= läßt, fo ijt eä boch ein burch ©ewohnheit bei weitem feßer an^ängenbeö, fchwerer ju beftegenbeä, alö jebe anbere 2trt »on ©innenlufi.
giebt Dnaniftat, welche baö 33erberblier-berbliche ©ewohnheit |>äuftg in ©tumpf= unb ©löbftnn en= bigt, ift befannt, aber auch wahnfinnige 3ußänbe fobt ich barauf erfolgen feben.
Schwer ifi eö bann oft, bie ©ränje
ju beflimmen, wo ber Söahnftnn anfängt, unb ich mache befonberö gerichtliche Slerjte barauf aufmerffam, ba wo eö fich um 3urechnungö= ober Unjurechnungöfähigfeit eineö £>na= niflen hantelt, bieß ffrenge in'« Stuge ju faffen.
ÜWanche,
bie biefer oerberblichen ©ewohnheit ergeben finb, fchleichen längere 3eit in einem jerfireuten, träumenben 3uftonbe umher, fo baß man nicht recht weiß, waö man »on ihnen halten
95 foli; if>t ^erccptionömmögcn, ihr ©ebächtniß unb ihre U r t^citofraft Reiben fc^on (Schiffbruch gelitten, ehe cö bemerft wirb, unb manche mfebrte Dieben nnb Jpanblungen fommen vor, bie man nicht beamtet, weit man ben eigentlichen ©runb batton nicht abnet unb fie nicht fcfjarf genug beobachtet. ÜWir ift ber gall
eines gearteten unb beliebten ^rebigerö
unb
tfebrerö befannt, bev ftcf> »on tiefer fchänbltcheit ©ewohnheit fo weit pinrei^en ließ, baß er ibr in ©egenwart feiner ©chü= (erittnen auf bein Äatbeber fröljnte, fo baß ber cjiaculirtc ©amen auf ben ©oben fprigte unb »on ben SWäbchen, bie ihm junächft faßen, weggewifcht würbe. 3ch f r a 8 £ tiieinc Cefer, ifl cö möglich, baß ein ÜJfenfch mit gefunben ©innen begleichen tljunfann? § . 24. Sluch
Jpat> futi> t unb ber © e i j gewinnen juweilen
eine folche Jperrfchaft über ben 2>fenfchen, baß man bie barauö entfpringenben #anblungen nicht mehr mit bem freien ©ebrauch ber ©eißeöfräfte jufammen ju reimen vermag. wahre ©eijige ffrebt nach Gittern, beffen er h ^ h 0 ^
Der
werben
fann, um fein SDermögen ju vergrößern unb weid;t Slllem auö, waö biefeö mminbern, ihn in bem 93e|t$ bejfelben be= einträchtigen fann.
(£r überlegt nid;t, baß er babei oft bie
»erfehrten ü)?ittel wählt, um ju feinem 3wecfe ju gelangen, baß, wenn er eine n ö t i g e Sluögabe »enneibet, ihm ein größerer 33erlufi juwächft, wenn er nur bie Sefriebigung pat, baß er fein @elb ausgeben barf, baß baö ©rfparte nicht abnimmt.
(Sr läßt j. 23. fein Jpauö erfi burch Siegen unb
©chnee »erberben, ehe er fleh entfließt, einige £ h a i e r Sluäbefferuitg beö Dachet ju »erwenben.
iur
©in ©eijiger, ber
einige h"nbert ^haler in einer benachbarten ©tabt ju be= jablen pat, giebt fie, jur grfparung beö ^ofigelbeö, einem, gerate cor feiner £ h " r c erfcheinenben 33ettler mit, ber auch
96 bes SBeged geljt unb bebenft in fetner Slinb^eit nit, bafj er, um einige ©rofdjen ju erfparen, mehrere £unbert £f>aler auf'$ on einem reiben 2Äanne, ber, um bie Unterhaltung eines £ofbunbeö ju erftaren, unb bod) jugleicty baS £ a u $ »or Dieben ju ficfjern, bie ©efd;äfte beö £unbeö felbft »er= richtete. 6 r jlanb jebe 9iadjt mehrmals a u f , ging auf bem # o f e umljer unb bellte wie ein ^>unb. S e i Dielen ©eijigen liegt bem Crrfparen burdjauö fein i « © r u n b e ; fie fammeln ni(f)t etwa, um bamit irgenb ein © u t ju erwerben, an beffen ©enufj fie f i $ erfreuen, ober um bercinjt Slnbere glücf= liä) ju matten ober irgenb eine große 3bee jum SBotyl ber 2Wenf$l>eit ju realifiren; ber le^te ®runb i£rer £abfwt)t ift immer nur baö ©efü^l bet meljr ruf>ig, unb e$ ift feine llebertrcibung, wenn man »on ©eijigen er= jä£lt, bie, um iljreö fflefigeö ft$er ju fepn, i£re 2Bo£nung nicfyt me£r »erliefen unb i|?ren ÜWammon ftetö »or Slugen Ratten, ja bic, weil fie jum Srwerben größerer SReidjtljümcr unfähig würben, mit bem ©ebanfen quälten, bercinfl barben ju müffen. fann wo£l faum geläugnet werben, bafj ©eij unb £>abfu$t, wenn fte einmal einen folgen © r a b crrcid;t fjabrn,
*) I. c. ©. 437.
97 onbercn Strien »on Monomanien ganj gletcf) Sllic ifräfte beö SJerfianbeö unb ber Ginbilbungefraft concentriren jtd> nur irt bem einen fünfte beö ©ewinneé unb beé @d>uj= ¿e¿ t>or Sßertufi, unb bie ^oberen Gefühle bcr Ciebe, ber greunbfdjaft, beö ÜWitleibeö u. f . «5. £aben in bem meitfd^ liefen Jperjen feine ©tätte me{>r. íDer Jpabfut^t »erwanbt ijl bie © p i e l f u d j t , womit jebod) nid)t jene jwar aud> gewiffermafjcit in Öeibcnfdjaft auö-artenbe Neigung, íecre ©tunben bur$ baö Spiel auójufüU len, jene, manche -¡Dfenfctyen mit magifd>er ©ewalt feffelnbe ©ewo^njieit, hombre ober SStyijt ju fpícíen, wenn ber Slbenb jjerannabt, gemeint ift, fonbern jene uitwiberfiel>tid)e, manche ÜÄenfcfyen unt alie Sefinnung briitgenbe unb tn'ö ©erberben ftürjenbe Söegierbe, burefy £ajarb = unb ©órfenfpteíc ju bereitem. Qi ift merfwürbig, wie biefe Segterbe ben -¡Dien= fcfyen oft buref) baó ganje Ceben wie ein böfer Seift »erfolgt, wie er felbfi bann nicf)t uon tf>r lägt, wenn er ifjr 2llleö ge= opfert £at unb ij?n 2Kangel unb 9iot£ »erfolgen. £abe ©pieler gefannt, welche in ber Lotterie i£r ganjeo -Vermögen »erfpielt Ratten, unb con Sllmofen lebenb, felbfi biefcö, wenn fíe nid>t ftrenge beauffid>tigt würben, burefy bie britte #anb irgendeinem Sollecteur jufcfyidten, um ijir ©lud ju »erfud)en. 35er engltfd)e £>id)ter ®en£am war ein feiger ©pie= ler, bafj fein SBater tyn ju enterben bro^te, er fdjrteb fein Essay upon Gailling, ber Sßoter war jufrteben, aber faum war biefer tobt, fo »erfpielte er baö SBermögen! Stroit bei ben alten X)eutfcf)en ging biefe ©pielfucf)t fo weit, baß fíe fogar grau unb Sínber, ja, enblicf) i|»re eigene ^Jerfoit auf'é ©piel festen, unb, wenn fie »erloren, mit eben ber ©leittygültigfeit in bie Äne^tf^aft wanberten, alé fíe 2ömb unb Äinb ba^in übergeben faljen. giebt Ü)ieuf$en, bie ftdj in allen S3er£ältniffen beö?ebenö ^öc^fi vernünftig benehmen, 7
98 aííe íímen übertragene sJ5fltd;ten mit ber größten $ ü n í t í i $ = feit ttnb ©ewiffentyaftigfeit erfüllen,
ai*er fíd) in
gewagte
Speculationen 51t ftitrjen, ift irrten fo jvtr anbern 3íatur gewerben, bafj fte felbfl für bíe ©tímme beé Unglück, bie i|?= nen ba¡5 möglidje SDiifjlingen berfelbett laut genug aníünbigt, fein D p r mejjr |>aben. D i e £abfud)t äußert fíd) enblid) frei mannen SDienfc^ett alé eine eigene Suffc, Slnberen etwaé j« entwenben. 3d) meine ítier nid>t jene ©teljtfucfyt, weiche burdj 9íotí?, 9lrbeitáfd)eu, ©enufsfucfyt 11» bgí. bebingt ifi, fonbern jene eigentümliche Neigung mancher fünft gebilbeter ^erfonen, in ©efellfdjaft ober fonfi wo irgenb etwaö tton SBertJ), einen ftlbernen 8öf= fei u. bgí. einjujtetfen unb mítjunefjmen.
goberé
fübrt
baö Seiftríel feinet eigenen 33ebienten, eineö fonft fein' religiöfen, bratten unb befdjeibenen 33urfd)ett, an, ber eö ntd)t íaffen fomtte, if>m ober Slnberen irgenb etwag, oft S i n g e öon fel?r geringem Sßertije, fjetmítd) ¿u entwenben, obwoíjí er bao ©djänblicfye biefer ipanblungen »ollfommen einfat),
goberé
í>rad;te i{m in eine 3rrenanflalt, in ber er, auf lange unb wieberl;olte groben gefteíít, en b it d; »on feiner ©teblfudjt ge= {teiít fduen unb alé SBärter angeftellt würbe.
Stüer nad;
unb nad> »erfiel er wieber in feine alte @ewo{mJ)eit unb enblid;) in Sßafmftnn. Seífptel.
g e q i t i r o l erjagt etnä^nlic^eö
@in 2)iann »on 40 3aJ)ren begab ftd> nad) ben
©türmen ber 9iet>olution nad; granireid), wo er eine febr anftänbige (Sríften¿ fanb.
3wei 3aljre fpäter liefen ft$ 2lb=
wefenfieiten beé Oebäc^tniffee
au iljm bemerfen unb feine
grettnbe nahmen aud; eine SSeränberung in feinem ©jarafter waljr.
ßnblid) fpeifete er einmal bei einem ber legieren unb
na^m me^rereé »on ©Über mit,
3 n ^arté läf?t er ftd) in
einem (Eaffeeljaufe eine SCaffe Sljocolabe geben, trinft biefe, Qtí)t fort, o^ne ¿u bejafilen unb nimmt einen iöffel unb eine
99 Untertaffe mit. © n e r meiner greunbe íannte einen gebilbe-ten unb angefefienen Dfftjter, ber längere 3eit biefeS ;Diebe$Ijanbwerf trieb, eíje eö entbecft würbe unb immer ba, wo er ju £ifcf)e gebeten würbe, bie ftlbernen Söffel ctnftecfte. @injimalö Ijatte er biefj wieber get^an unb bte Cöffel einem ©olbfdjmteb cerfauft, ba aber ber Gtigentlmmer ¿u allen ©olbfd>mieben ber frage fyielt, iam bfe tebflaf)l ergriffen, öon einem ^3olijei= offtjianten unter großem ßufammenlauf beé 33olfeá burcfy bie ©trafen geführt würbe. Stber nidjt immer ifi baá SDíotio einer folgen heimlichen (Sntwenbung bie $abfucf)t. 3Äan pat ©eifpicle/ wo SDtaufc^en bergletdjen geflogene ©egenftänbe m t y t a f e l t e n , fon= bern fie, wenn eé mit guter Slrt g e s e h e n lonnte, ihren (Si* gentfiümern wieber ¿unid: gaben. 3 n folgen gällen fafm ber ©runb beé ©teflené nur in einer gewiffen ßitelfeit, in bem SBergnügen liegen, welche^ baä ©efüjjl ber Schlauheit unb ©efd)icilid)feit in ber Slrt, ftd> ber «Sachen j u bemäc(j= tigen, gewährt. ftetyt in biefer gorm bem Sßa^nftnn nod) um einen © r a b näher, alé in ber »origen, wenn eé n i ^ t wirfltch SBahnfmn ift. ©inen merfwürbigen hierher gehörü gen galt ljabe ich an einem im Ijieftgen 3uchthaufe befxnblú d>en Sträfling beobautet, ber in ben Sagren ber ^5ubertatáentwidelung, wegen mehrerer Sranbjiiftungen auf baé über^ gebene ©utachten eineé unferer ausgezeichneten SWänner im g a $ e ber gerichtlichen Webtjtn, ¿u mehrjähriger 3ucf)thau$7*
100 ftrafe t>erurtí>e¡ít Worten » a v . @v íjatte närnlid; bic © e = woljnljeit feinen SOiitgefangenen beúnlt'cfy allerlei ©egenftänbe ju entwenben, fíe aber níd)t ju behalten, fonbern fíe Slnberen unter ifmen unbemerft ín bie £afd)en ju fteefen ober irgenbwo in ípren 3«Iíen ju üerbergett. görperlid;e © t r a f e n t r a u t e n ti. itad> unb nad) bafñn, baß er tton bíefer ©ewojjnljeit abflanb. S p ä t e r aué bem entlaffen, würbe er ein fefjr brauchbarer unb fleißiger S u r f t e unb i?erft(í;erte rnity, er l>abe fowo{>l baé geuerlegen a U baö © t e i l e n nící)t auö 2lbfid)t unb ©cfyabenfreube, fonbern auö einer 2lrt b e w u ß t lofen SEriebeö gettjan, über ben er fid) (eine 3icd;cnfd;aft habe geben fönnen. § . 25. Unter aßen Seibenf^aften füjirt feine fo leíctjt jura SBaJjnftnn, alé ber übermäßige © t y r t r i e b unb © t o l j . Sitte Srrenanftatten finb 3 e u g e b a » o n . Síber o|me nod> wívttídj tn , 2Baímfmn. auéjufdjlagen, giebt eé einen © r a b tiefer Sei* benfd>aft,bet w e i t e m man billig ¿weifeln m u ß , ob ber ba« o n ergriffene SDíenffy aud) wtrflicfy feiner © i n n e mächtig ijl ober nicfyt. SGBie ber .¡pabfücfytige nie mit bem ¿ufrieben ift, •rcaá:er.£at, unb nur immer nad) 23erme£rung fetner 9ieid;* tfjümev fhebt, fo begnügt ftd) a u $ ber en feine eingebiíbeten S3evbíenfte nid)t anerfenneit wolien, unterläßt er nidjt, fte allenthalben geltenb jtt matten unb w i e man i m gemeinen Ceben ju fagen pflegt, Slitbere über bie 2l($fel anjufe^en. giebt t>on btefer Seibenf^aft fe|>r fciele © r a b e unb SDJobiftcationen unb fafi fein SDienfcf) ift con fleinen ©itelfeiten f r e i , beren er fid) entweber felbft nid)t bewußt ift ober über bie er nid>t Jperr ju werben t>er=
101
mag. Daö oonberbarfie babei ift, baß üiele üWenfdjen ©ereicht auf gewiffe eingebilbetc 33orjüge legen, bie fie nicfyt befreit, tväbrenb fie anberc, tynen wirfitety jufommenbe, gar nic^t in 2Infd)lag bringen. tö weniger alé fd>öne -¡Kenten 2Bertí> auf tyre äußere ©eflalt unb glauben baburety befonberen (Sinbrud auf ba$ ftfyöne ©efd>led)t ju macf»cii, otyne ftcf> ifjter geizigen Söorjüge, mit benen fie bei ¿wertmäßiger Slnwenbung üiel leichter Spo$e machen wür^ ben, bewußt ju fepn. Slnbere bilben fiety mel ein auf il>r Voctifc^eö Talent, auf tyren ©efang, auf i£reftertigfeitim leiten, Zanjen, SWalen u. f. w., wä^renb bie 2Belt »on allen biefen 33orjügen feinen einjigen gelten läßt. felbjl fannte einen befannten unb beliebten Dieter, ber ft$ auf fein (Slaöierfpiel »iel ju Oute t£at, wä^renb alle 3u$örer Ijätten ba»on laufen mögen, wenn er fpielte. ©o vermag bie Grinbilbung vermeinter 23orjüge au$ bie ©ebilbetjten unb öerjlänbigjten über fid> unb über tyren wahren SEBerty ju verblenben. Der «Stolj grünbet ftdj aber ni$t allein auf angebo^ rene Talente unb auf SBerbienjle unb SBorjüge, beren 23ejt$ mit ü>fü£e errungen worben iß, fonbern au$ auf jufällige ©üter unb Seftyt^ümer, ju benen ber SDfenfö oft ojme feitt 3ut£un gefommen ift. feitégefü£l, würbigen t>erab, inbem fie fic§ ju ergeben glauben unb machen ft^i cor Slnberen läcfyetlid), ojme e$ felbjl ju bemerfen. 34) fannte einen bo^gejiellten Staatsmann, ber aué Süelfeít auf bie »ielen Drben an feinem bleibe, fo unöerwanbt auf fie l?infdjaute, baß er enbli$ einen fdjiefen £al¿ befam. ©n anberer Staatsmann erwieberte bie freunblicfye Slnrebe eine« alten 33efannten, ber naefj langer jufättig mit i&m ju-
102 fammcntraf: „ 3 $ freue mi$, mein lieber greunb, ©ie enb-l t $ einmal n a $ f© langer 3eit lieber ju f e ^ e n m i t ber grage: „ S i e wiffen wo£l ni$t, bajj icf) SDlinifier, ©e^eitneraty unb (gtcettenj geworben b i n ? "
©elbji 2lrmutb ttnb
SJerluft aller ©lücfiguter vermögen in bem Slbelfioljen bie Sbeen von eingebildeter £o£eit ntcf)t ju verbrängen unb eö finben ft$ n o $ fceutigeä Stageä in ber wirfti^en 2öelt (£rem-plare, wie fie Äofcebue in feinem einft beliebten unb befannten öußfpiel: Don Ranudo de Colibrados fo treffenb aufgehellt $at.
9?amentli$ erjäjrtt 3Ratt|>ifon irgenbwo
ein foln, alö baß er fie ganj fyätte aufgeben mögen.
bei SBaffer unb Srob, braute ben gan= jen SBinter im ©ette ju, um bie Neuerung ju fparen, unb mieb feineä fafl bettetyaften 2lufjugeö wegen jebett Umgang, älber mit ber SGBieberfetjr feineö ©ebiirtötageä fucfyte er feine rei# gattonirten Äleiber £ervor, begab jid> in baö erjie £otel ber mit feinem Äutf$er unb gab i£m ben Slbfcfjieb.
9tad> einigen lagen fam
biefer reuevoll ju feinem Jperrn unb bat i £ n , er möge i|»n bod> ni$t brobloö matten, ber Sinter fep vor ber SCfcure unb er wijfe ni$t, wie er ftcf) unb feine gamilie fortbringen
103
folle. Der £err erwieberte, er wolle bie ©attye in lieber^ legung neunten unbtymin einigen £agen ©eftf>etb fagen. 2Uö bet Kutfc^et nac§ einigen Jagen wieber fommt unb feine Sitte wieber^olt, fagt bet £err: „9tun ja, bie ©attye fann gefcen, mein lieber £an$, Du mußt Dir aber juoor eine 33ittfrift matten? Der 2lb*>ocat t$ut e$ ni#t umfonfi unb id> £abe fein ©elb." Da greift ber #err in bie £af bünft, baß wenn auefy auö ben obigen furjen 33e= tra^tungen über bie üeibenf^aften ni$t auf eine 3*>entität berfelben mit ben ©cmütyöfranfReiten gefäloffen werben fann, man boef) ¿ugeben muffe, baß jte, bei eineinfyofyen©rabe i£rer Sntwüfelung, biefen fe£r naf>e flehen. SBir galten ben Ceibenföaftlictyen für feinen SBaJmfinnigen, weil wir bei i£m einen ©rab von Urttjeilöfraft »orauöfefcen, ber £inrei$enb iß, um baö ©erfej>rte, Unrechte, 9ta jie^en fann, einjufe^en, unb weil wir i£n für »illenöfräftig genug galten, bem 2lntriebe, ben bie ^eibenf^aft in i£m hervorruft, ju regier 3cit unb am rechten Drte ju begegnen. Slber frage worauö fönnen wir jenen ©rab von llrtyeilöfraft beurteilen, worauö auf ben jur ©efämpfung ber 8eibenfd>aft erforberlid^en ©rab von 2Öißen$fraft fließen, alö au3 ben hieben unb Jpanblungen be$ SDtenföen? wenn aber biefe »on ber 2lrt ftnb, bafj |ie
104 alien unb jeben ©ebraud; ber gefunden Vernunft a u s l i e ßen, baß fie eine Ueberma^t ber Seibenfc^aft befmtben, welche bie »orljanbene SSittenöfraft überwältigt? SOian wirb ba= gegen anfüftren, baß ber ?eibenfd)aftli$e auger bem leiben^ fcfyaftlid;en Anfalle uoKfommen geifieögegenwärtig, befonnen, ftd? be3 llnredjté, waé er in biefern SinfaKe begangen, be= wüßt, mit einem Sorte: con aller «Seelenfiorung frei fep. 3lttein tji bieß ntd;t berfelbe gali mit bem 2Bafm finnigen, ber an t>orüberge|>enber ©eelenftörung leibet, wenn ber 2lnfatt vorüber ift? Sllievbtngö finbet jwifc^en beiben 3"ftän= ben noci; einiger Unterfc^ieb ftatt, namentlich fommt bei bem lederen noci; »orjügii^ baö 23enet;men furj r>or, wäljrenb nnb naci) bem Slnfail unb bie bamit in SSerbinbung fteitenbe Sewußtlofigfeit unb Unfreiheit in 33etrad;t, irtjwifc^en giebt eö einzelne galle yon leibenfdjaftlicfyer lieber»ältigung beö SewitßtfeynS unb ber SBillenéfraft, bie jenen »orübergeljenben Unfällen fces 2Balmfttmö roenigftenö feljr na^e fielen unb ju iftrer richtigen SBürbigung unb Seurtfteiiung allen @r weiß, wenn er ftdj ibrer fctyulbig tnac^t. Geben fo ge£t eö mit bem iErieb ju f i n n i g e n ©enüffen, bie am ö n b e jum SBerbrecfyen führen. 2luö einem unfd>einbaren, geringfügigen Seime £er»orfprof-fenb, wät^fl er jum mächtigen S t a m m e Ijeran, ber n\6)t mel>r ju bewältigen ijt. 93etra$ten wir ben SßollüjHing, ben Dnaniflen. Gr giebt einmal in einer fen S t u n b e ber Segierbe n a $ ftnnli^em ©enuffe nac$, ftnbet ©efaüen baran unb befriebigt fie enblid> fo oft, baß er n i $ t mejjr jurücf !ann unb öon i£r in einem ©rabe bcl)errf3>t wirb, baß ba= gegen feine SBillencfraft «tcf)tö me£r vermag unb er o£ne tyre ©efriebigung nic^t me£r leben fann. ©etracfyten wir ferner ben £runffücf)ttgen. (Sin fleineö © l a ö ©ranntwein reicht a n f a n g t £in, eine S o r g e ober eine trübe S t i m m u n g , bie gerabe in feiner Seele ifjren © i ß aufgef^lagen £at, ju t>erf4>euott ju lajfen, j a , biö enblid) ber £rieb baju ein frantyafter, nw&t >ne{»r ju bewältigenber wirb. 9iadj © r ü £ l , G r a m e r , S l a r u ö , £ e n f e u . 21. giebt eö nid)t wenige unter biefen £runffücf>tigen, bie eö auf baö Üebbafteße f ü l l e n , wie enteljrenb nietyt bloö in ben Singen Slnberer, fonbern audj an fte Uebel ifh S i e faffen öfter ben feftat S3orfa$, fiety 3wang anjutyutt unb bem Erunfe ¿u entfagen; wenn aber h-r 3eitpunft ber (periobtfe^en) Xrunfenljeit eintritt, fo bitten
110 fíe fleljentlidj um Branntwein, wenn man timen beníctben gewaltfam »orentbält, unb yerftc£)crtt, baf? eé ein mächtiger, unüberwiitblidjer Briefe, ein Drang fep, ber fíe jum ©enuffe beé ©ranntweinö füljre, unb bie äufjerfte D u a l , wenn er nicfyt befriebigt werbe. ißerglei^en wir nun bie fuer angeführten (Sxfcfy einungen bei £runffüd)tigen mit ben obigenSluéfageit ber ©ottfrieb, fo läfjt fid) eine Slnalogie beiber triebe nidjt »erlernten. 2lud) bei iljr bilbete fict> ber£rieb ju vergiften anfangs aué ber Segierbe na$ 33efriebigung fínnlidjer ©enüffe íjeraué unb würbe burd) öftere gelungene unb unentbecit gebliebene 33erfud>e genährt, bié er enblicf» ju einer núfyt meljr ju be^ fjerrfdjenben ©elbflflänbtgfeit gelangte/ 3 « biefer £tye gebieten, lagen tljm feine ra$fücf)tigen ober gewinnfücf)ttgen Slbficfyten rneljr jum ©runbe. „3ulel}t alé nad) fo »telem ©lüd unb ©reuel bod) fein fícfytlidjeé ju ergreifenbeé Diefultat für fíe ba war, aló ©orge unbüftoty i£r brocen, alé fíe einfam ba ftonb, »on furchtbaren ©efpenfiern geneát unb umgeben, ba fdjweifte aud) ifjr@inn untrer, unb wie eine £runfene unb am íeben Berjweífelnbe »ergiftete fíe barauf loé, wen unb wie eé traf, nur um Befestigung ju Ijaben unb in ber Sefdtäfttgung 2Sergeffenl>eit iljrer felbfi ju ftnben." Sluf ganj gleite Sßeife mifctyte bie 3tt>anaiger aßenfäen ©ift unter ©Reifen unb ©etränfe, bie fíe nie beleibigt i>at= ten unb burd) beren £ob if>r auf feine SBeife ein ©ewinn erwachen fonnte, nur um ju vergiften. 216er aur, fonbern ein gebunbener, frantyafter. Dabei muf ich jeboch bemerfen, bajj ich »hn n u r *>ann f« r einen folgen halte, wenn er buref» lange ©ewohnheit unb Uebung jum unwi* berflehlichen triebe unb gleich anbeten ©ewohnheiten unb Seibenfäaften ber ^errft^enbe geworben ift, ben feine 2Bil» lenefraft mehr ju bewältigen »ermag. 3n ber3ugenb, wenn bie ©efriebigung ftnnlicher ©egierben bem ÜÄenfchen noch nicht jur anbern 9latur geworben, wenn ©eijl unb ©emüth noch bilbfam unb guten Sinbrücfen jugänglich ftnb, vermögen Qrrjiehung, namentlich ernjte SBorfiettungen unb jur regten 3eit angewenbete Strafen bergleichen Angewöhnungen ein ©egengewicht ju geben unb thre SDiac^t über ben SKenfchen unwirffam ju machen, wie wir biejj täglich hei Äinbern fehen,
112 bei benen bie Neigung ju allerlei fonberbaren ©ewolmbeiten unb Unarten eine fo häufige Srfcfjeinung iß, unb gegen reelle ©toen 2lnge-wöbnungen, mögen ei nun unbebeutenbe Spielereien, ®e-berbenfpiele, Unarten unb Seibenfctyaften ober finnti$e S3e= gierben »on größerer ©ebeutung fepn, einmal mächtig ge^ worben unb ^aben fie glei$ ©$lingpflanjen bie SBillendfraft überwarfen, fo ftnb meifl alle ©orftellungen unb alle ©tra^ fen »ergebli^. Der 4Dienfd> ift ij>r©cla»e geworben; er ijat ft$ gleicfyfara bem ©Öfen öerfcfyrieben, ber it>n nirf)t auö fernen Klauen läßt, unb wenn felbft ©algen unb 9iab auf bem ferneren ©erharren bei feiner f^Iimtnen @eroo£ni>eit ftänbe. 3a, man wctyne nur nicfyt einen ©erbrecfjer, bei bem ein fol-$er übermächtig geworbener $rieb einmal jur ftren 3bee geworben ifi, burd) ©trafen aliein ju beffern, benn feine ©träfe ifi radd>tig genug, bie verloren gegangene ©elbftbe^etrfönng wieber in einem ©rabe bei i£m ju erweden unb bergefialt wacf> ju erhalten, baf baburcf) ber bei jeher 93eranlaffung auftau^enbe unb jur anbern 9iatur geworbene £tieb jum ©öfen niebergefämpft werben fönnte. Die ÜRit= tel allein, bie frier helfen fönnen, wenn anberd nocfy Rettung rnöglid) ifi, finb: 3folirung unb ung. Durcfj bie erftere erretten wtr, wad bet 9Wenfd> in ber 3«ftauung ber 2Belt ni(^t erlangen fann, ^nfi^g^c1 in felbft, allmd^ltged ©ergeffen unb Entfernen ber ftren 3bee, bie bisher bie «Seele allein be^errfetyt ljatte, unb SWangel an (Gelegenheit, bem i)errf4>füc^tigen triebe unbefdjranft ^olge ju lei fien. Durcfj (Srjieljung unb bie i£r ju ©ebote jte^enben SKittel: ©elel>= rung, »ernünftige ©orftellungen, ©eifpiel, jwetfmäfjige ©efääftigung, ©ewöjmung an Crbnung unb ©efcorfam, ©tra= fen u. f. w. bewirten wir, wie bei bem ftinbe, baß allmäljlig
113 ber beffere I im 3Henf Äaifer ober Äönig ju fepn wähnt, nad) unb na^ burch ®efränften Jperrft^fccgierbc aufgeben müffe, baß er 95flitefie gegen ihn, fo fann aurf) aHmälig ber ©iftmtfäer ju ber Ueberjeugung gebracht werben, baß jeher Slnbere gleit}) ihm, gleite Siebte auf baö Ceben habe, baß, flänbe bem Slnberen glei£eit ju gewinnen unb wirb gleich 9iiemanb bie ©ürg= fc&aft übernehmen wollen, baß (ie ihrem f^redli^en triebe ¡um ÜRorbe für immer entfagt haben, unb wirb man (Ie beß= ^alb ihr ganje* Seben gleich blutburfligen Sepien in fixere Verwahrung nehmen müffen, fo muß eö unä bot!) jur ruhigung gereilen, {Ie auf bem Söege ber CErjiehung für ftch felbfl wiebergewonnen, unb fie auö ber SBerbumpfung unb Umnachtung, in bie fie »erfunfen, wieber jum Sickte ber Sahr^eit h^angejogen ju haben. Stuf jieben galt ftheint 8
114 mir wenigftoté ein folies Díefultat ber äßürbe ber 9ttenf4>; heít unb bem ©efetje bev chriftti^en Siete «ngemeffener, até fíe, metyt gur 23eluftigung ber 9teugierbe benn gur 2lbfd>ref-fung, einer
öffentlichen Einrichtung burd> Jpenferé £anb
^reié gu geben.
(£é wirb eine 3 " t fommen, wo man ber-
gleiten 5Berbrec|>er, gíeíd) anbeten ©eelenfranfen, níá)t mef>r ín 3uá)t^áufern, fonbern ítt 3rrenhäufern unterbringen wirb, unb 'hoffentlich gelingt eé einft unferen Slnatomen, auün= fchen wäre, bafi man fid) inel;r, alö biß ie£t gefd;eljen, ber ieid>enöffnungen t>on 33erbred)ern unterstehen unb bem möglichen ¿ufammen^iange t^rcv Äranfljeiten mit ijjrem ©eelettguftanbe eifriger nachfptiren möge,
gür ben befdjäftigten unb
beobadjtenben Slrjt ift es ^atfadte,
bafj manche fc^itmme
Neigungen, ©ewohnljeiten, Saunen, Ceibenfdjaften u. f. w. in p|>9ftfd)en Abweisungen üon bem Stormatgufknbe unb in franfijaften 3uft«"ben wurzeln, gegen bie ber SOSiííe unb bie bejfere Uebergeugung beö SWenfchen umfpnfi anfämpft, weit er fíe nicht gu befeitigen üerrnag.
2öenn wir nun au$ nicht
bie ©ehauptung gu rechtfertigen im ©taube finb, bafj in atíen folgen gäUen ©eifi unb ©emiitf» burch phítfífche Abweichungen gebunben felpen unb alie unb jebe 3uvecfmungi5fäiu0feit aufhöre, fo finb wir boch weit bat>on entfernt, bie ©ränge bestimmen gu fönnen, wo bie SDfadjt beé SBiílené ober bie ber franfhaften ©efülrte bie ftärfere unb überwiegenbere fep; noch weniger aber vermögen wir gu befiimmen, ob nicht mand;e Äranfheitöguflänbe »erbrechende triebe unb .Ipanblungen »eranlaffen iönnen, bie ben irren 3ufiänben gang gleich fiemen. sitorius,
bei manchen irren 3ufiänben, bem Furor tranber geuerluft, ben íDelirien u. f. w. ift einefotehe
gegenfeitige Sibhängigfeit fchon alé erwiefen angenommen.
115 2Ber bärgt und aber bafür, ob fie n i $ t aut§ bei anberen £anblungen bie ©runblage bilbet, bie man bté$er lebiglid» einem »erbred>erifier baé @efe(3 ber ©ewoljnjjeit, auf baé oben bingewiefen, einer genaueren 33erüt aufjer 2l eine immer wieberfe^renbe üerbre^erif^e Jpanblung, wenn tyr fein an* bereö ÜÄoti» ju ©runbe liegt, alö eben ber jur anberen 9Ja= tur geworbene £rieb baju, eine frantyafte Slnreijung gut ©runblage baben fönne. neunte f>ier fttr ben S3erbre$er feine »eitere ©t{gen, betn ©ranbfltftcr mit bem triebe jur geuerlujt, bem 3 o m mütbigen, beren franffjafte 3"fl«nbe j[a aud) erft in neuerer 3eit alé bem Sßalmfinn »erwanbt erfannt worben finb, an= gebetyen lägt. Um aber ba¿ auö einem unwiberftej>lit »erübten ju unterfd>eiben, bürften befonberä folgenbe Momente in nähere Srwágung gejogen werben: 1) bie erbli^e Slnlage; 2) bie (Srjiebung unb ber b a b u r t erlangte @rab von Anteiligen} unb fittlicfyer 23ii= bung; 3 ) bie etwa früher »or^anbenen bijarren ©ewojm^ei* ten, eigentümlichen Neigungen, ftnnlidjen ©egierben unb ieibenföaften; 4 ) baö beharrliche gefi^aítcn unb Oewö^nen an g e w i f f e »erbrecherifche £anblungen, mit 2luóf$lu{? aller übrigen, fa bafj biefe gletchfam jum &ebürfni$, jur Cujt werben, wie bei ber © o t t f r i e b unb 3 w a n j i g e r bie Cufl am Vergiften; 5) ber 3«jtonb ber©eelenfräfte, inöbefonbere 8*
116 bie ©tdrfe ober ber 9BtHendfraft; 6 ) ber ptyfifäe ©efunbJ>eit$jußanb, unb enbti$ 7 ) baö ©ene^men beä 8 e r hrttyet* w>r unb n a $ ber Xfyat, tnöbefonbere ob fein mütfi n o $ einiger SRü^rung unb beä ©efitylä ber wirfli^en SReue fä^ig iß, ober ni$t, unb ob er n i $ t vielmehr eine beharrliche Steigung j u ber »on i$m begangenen »erbre$eri= f$en £anblung a u $ bann n o $ behält, wenn er bereit* bef£alb j u r 9te$enf$aft gebogen worben iß. Die Ueberjeugung, red)t ge^anbelt ju £aben unb bie Neigung ba$ 93erbred)en ju wieber^olen, fobalb bie äußere ©efdjränfung wegfällt, wie f i $ folt, fefct immer entweber einen gänzlichen f a n g e t an (Srfenntniß ber ©trafwftrbigfeit ber £anb^ lung ober eine Ueberwältigung ber SBtüenöfraft b u r $ einen unwiberßehltcfcen, blinben Xrieb »orauö. §. 2 9 . 3 n neuerer $at 3 a c o b i *) fiifd)en beiben 3»ßänben bezeichnet werben foO, erftdrt, unb td> ßimme t£m barin ooQforamen bei. ©ünbe iß feine ftranfyeit unb obwohl leibenfchaftliche 3ußdnbe ju biefen führen fönnen, fo ftnb fte boaftli$e £anbtungen, lange genug geübt, gteidjfam auf automatifdje SBeife, oljne baß e$ baju einer befonberen 2Billen$beßimmung bebarf. 2lud) ju iljnen fomrnt berSmpuW ungerufen unb fie reiben alle Ueberlegung, alle S3eftnnung mit (icf) fort. Sebenfailö tritt a u $ ^ier ein spunft ein, wo baö 'JJfpcfytfcije in baö e übergreift unb in biefent eine 3nvpreffton jur gotge Ijat, bie nun an i|>rer ©teile wieber auf jeneö beftimmenb jurücfwirlt. Ueberljaupt ifi ber 3"ftanb ber SBillenloftgfeit, in ben ber SDienfdj, auf biefem ^Junft einmal angefomnten, bur^> bie Uebermacf)t ber Seibenf^aft »erfe&t wirb, ein fo eigentümlicher, baß wir, bie wir nod) bie ©timme beö ©ewifienö in unö »ernennten unb n o $ n i ^ t bie Jpevrf^aft beö Söttienö über un£ »erioren £aben, unö gar nid>t in i^tt »erfefcen fönnen. Slber annäljernbe 3uftönbe batton finben ftc^> in jebeö Sliettf^en geben, wenn er f t ^ erinnert, wie fc&wer e$ tjjm wirb, ftcf) »on gewijfen ©ewojw^eiten loejureißen unb wie er täglicfj £anblungen übt, bie iljm jur anberen 9>latur geworben finb unb bie er ju üben mcfyt unterlaßt, o£ne bo4> burcfc einen befonberen 2Sillenöact baju aufgeforbert ju werben. §. 30. Die pf9c$if bergeftalt bent Körperlichen tmprimirt, baß biefeö nun oljne geifiigen 3mpulö fortfefct, waö b u r $ jeneö eingeleitet worben ift. 2Wenf$en, bie immer nur if>r Sluge
121 auf naije ©egenfidnbe rieten, fönnen nictyt me$r in bie gerne fe£en; fot^e, bie immer nur gteifäfoft genießen, verlieren bie gä^igfeit jur SBerbauung von »egetabtiifc^er Wahrung; fol^e, reelle ber ÜRa^nung jur täglichen Dartnercretion niarrliaftiic^er iEriebe }u einem 3ufJanbe, ber biefem wenigftenö fe£r na£e fte^t, wo ni baburen ©eftimmung au nictyt nm ein ^Kiar breit (Suttrop. Ceibenfc§aftli bon ber 5DZoral t>orf biefe betflren= gerer Prüfung unt> n a $ gewonnener, tieferer Sinfi^t fdjon befeittgen laffen.
Sollten aber ducf> Säße borfommen, wo
ei jweifefyaft bliebe, ob eine t>erfcredKrifeit annehmen, bajj eé ©eelenjußänbe giebt, wo bie leibenfäaftltc^en triebe ju fr anhaften werben, wo baö Uebergewufct berCeibenföaft über bie Vernunft nic^t me£r ein tranfitotif^er 3ußanb tft, fonbern jum perennirenben wirb, wo ba£erau$ ni$t mej>t bie Vernunft in einem unentfóiebenen 3ußanbe, jwiföen ©ut unb ©öfe, 9ie$t unb Unrecht befangen iß, fonbern, wo nur ber £rieb gum ©Öfen bie 2Hlein$errf$aft an ft$ geriffen £at. S é ftnb bieg jene 3ußänbe, wo ber 2Renf$ an baé íafter, wie Xantalué an ben Seifen ge* fömiebet, ju einem ewigen ©ünbnifj mit tym »erbammt iß, wo er tym willenlos folgen mujj, wie er etwa ber ©efriebigung feiner täglichen ©ebürfniffe folgt. S o ber Xrunf* fü^tige, ber 3ornmút^ige, ber Dnaniß, ber ©iftraiföer u. f. w., wenn er fein »etberbli$e¿, fünbfcafteé Spiel lange ge= nug getrieben £at. Slber a u # nur bann, wenn baä Untere ber gall iß, wenn fortgefefcte ©efriebigung feiner fünbjmften 5Criebe unb ©ewofm^etten ba$ J^ierifcfye in bem SWenf^en über bie SBernunft gehoben fcaben, wenn ber leibenf$aftli$e £rieb gum ©ebürfmf» geworben iß, ben feine innere unb
125 äußere S e f ö r ä n f u n g me}r bewältigen fattn, nur bann ifi bie ©egenwart etneö abnormen 3uftonbe¿ benfbar, an bem bie pfpcfyif^e wie bie fomatifäe ©p£äre gleiten Hntyeü nehmen. Den 3 « t y u n f t , wenn ein folget eintritt, j u beftim= men, $ a t freiließ in jebem einzelnen gatie feine großen o^>í geeig= net, von 2(erjten unb Criminalicen n i $ t ganj außer 3 t $ t gelaufen j u werben. 2Ba$ nun aber ben ^)unft ber 3»"^nungéfaí>igfeit in biefen 3uftänben betrifft, fo ifi man freiließ baíb im Steinen, wenn man mit Jp e t n r o t ^ annimmt, „wenn ber SWenfä j u r 33eftie werbe, fo fep ei feine bei ber f$íet alö u n f r e i e é , fonbern a l é m o r a l i f c f y e ä SBefen, er f e ? f h a f b a r n i $ t w e g e n
* ) © v f l e m ber p f p ^ i W - a t r i ^ t l t ^ f n
OTebicin.
1825.
©.
326.
136 be* S ^ a t im unfreien 3uftanbe, fonbern wegen be$ unfreien 3ujta«beä felbfl, in ben er fith »erfefcte, unb welker biefe 21i)«t erjeugte u. f. w . " g u t bae Verbrechen im 3uftanbe beä Siauf^ei begann gen, fann man btefe 3Mre^nungöfä^igffit jugeben, benn et ift ein tranfitottfcfjer 3 u f t a n & , anö bem ber 2Äenf felbft fommt, unb ben er hätte »ernteiben ftnnen; wenn aber J p e i n r o t h bie 3«*'e eine franfbafte ©eelenäufjerung fe^, tnbem tdj tnicfy £ier auf ein Terrain begeben würbe, baò n o $ ju tvenig befejiigt ift, um allen ben Kämpfern mit Grntfd)ieben£eit ent* gegen ju treten, bie mid> pier mit eingelegter Sanje erwarten würben. Slttein bie (Sacfje fc^etnt mir bei altem 25em n o $ feineòwegeò entfliehen ju fepn. äöenn wir aud> mit bem geifhreidjen D a m e r o w an^ nennen, bafj ber © e i f t beò SDJenftfyen feiner S r f r a n f u n g unterworfen feyn iönne, fo bleibt bieg beefy für bie ©eele unb namentlich f ü r bie ©ette berfelben, welche wir ©emüt£ benennen, nod) fef»r jweifetyaft. ® a ò @emüt£ jie^t ebenfo unter ber ^)etrfc^aft beò i'eibeö, ber @efü£le, ber (Tnníi^en ßinbrücfe, aló unter ber beò Oeifteò, ja jene ifl bem ÜWeiu f4>en eben fo notljwenbig, alò biefe, benn wollte er ftd> rer fo öiel alò mögli entfdjlagen, fo würbe er ben ©cfywàr^ mern unb ©äulenj>eiligen g l e i t e n , aber nimmermehr feine waj>re Sefttmmung alé SWenfdj erfüllen. 9?ur in bem Ö l e i d ^ gewichte iwifdjen geijhger 23i(lenefraft unb finnlttf>en 33e= gierben, wie eó unò »orjugòweife burtf) baò religiöfe ©e» wufjtfepn eröffnet unb geboten i fi, befielt ba£er bte ©efunb* peit beò getfhgen Sebenò. 3eneò @leid)gewid?t fann aber auf jweifadje SBeife gefiört werben, einmal baburefy, bafj bie geizige SBillenòfraft erlahmt, ober n i $ t biò ¡u bem ©rabe auògebilbet worben i fi, um ben ftnnlidjen ©egierben mithin* rei^enber ©tärfe entgegen wirfen ju fönnen; 2 ) b a b u r $ , bafj bie ftnnlidjen ©egierben fo fiarf werben, baß a u $ ein an unb für fid> nid>t f $ w a $ e r ifflille b o $ tprer m $ t £ e r r
128 »erben fann, weit er relativ ju fd>tx>a$ ift, b. ben übermächtigen ©egierben gegenüber nicht obftegen fann. 3Wan hat ba^er fe£r unrecht, wenn man bie »orherrfchenbe ?eibenfchaftlior$anben unb babei boch bie Ceibenfchaftlichfeit fe£r gering fepn, weil ber ®rab ber finnlichen ©egterben nur ein fe£r geringer ift. Die SBurjel ber finnlichen ©egierben liegt aber nicht allein in ber geizigen «Sphäre beé SWenfchen, fonbern auch in ber leiblichen. SBarum follten fie ba^er nicht eben fo gut einer f r a n f b a f ten (Steigerung unb Sluéartung fähig fepn, wie jebe anbere mit bem Äörper »erbunbene ifraft? ©djon bie tägliche en SBeränberungen, ieibenfchaften, für bie wir boch wohl ben armen förderlich 9Jiebergebrücften nicht verantwortlich machen wollen. SBarum folien fíe aber fonfl nicht aud biefer Duelle entfyringen, nicht auch alé (Symptome eineé franfyaften3"ftanbeé gelten, wo= für fíe bort genommen werben? Stwa weil ber Ceibenfchaftliche f c h e i n b a r gefunb i ß ? 2Benn nun aber berfranfhafte 3uflanb bie Seibenf^aft ju feinem ©pmptome hätte?
129 wenn baö 2Bed;fel»er£ältnif} jwifd>ett Seele unb Körper »on ber 2lrt wäre, bafj eß ein Uebergewic^t finrrticf)er Segierben bebingte, äf>nlt(^ bem Uebergewidjt ber Senfibilität ober ber s))robuctimtät in manchen Körpern? Dag bctn fo ifi, be= weifen aber fon jene gälle, in betten ftd> gewiffe Seibenfdjaften erblich fortpflanzen. 3d> fmbe oben S . 20 einen galt angeführt, in weitem fid) bie £runffuc$t von bem Sßa= ter auf 6 gamilienglieber »ererbte, mir finb aber audj gälle befannt, wo baö Safler ber Unjucfjt fid> auf ä$nti$e Sffieife fortpflanze. SBirb matt nidjt in biefen gällen anjunefunen genötigt, bafj picv fdjoit bie Stniagc ju biefen Ceibenfd;aften in einer befonbcreit Drgaitifation »Ott Seiten ber Seele wie beö Äorperö bcgrünbet fep? Slber aud; im Skrlauf beö Cebenö fann bie ?eibenfrf;aft jutn franffjaften 2luöwud;$ werben unb g(eid) einem förperlid;en ^araflten atie ebteren ©efü^le ber Seele überwarfen unb mtilgeit. X>aö beweifen jene Säufer, jene SSBollüftlingc, jene £iebe tt. f. w., bie feine (5nna|muttg, feilte Strafe jur llinfe^r auf ber S3a|m beö Caflerö bewegen fann. ©leic^wie bie Jpeilfraft ber 9fatur bem Einbringen unb gortwuetyern mancher förderlichen iiranfyeitöprojeffc in matteten gälten feine ©rängen ju fegen »ermag, fo »ermag eö auc§ |>ier bie SBilleitöfraft incfyt mefjr, weil fte alle Jperrfc^aft über bie finnlidjen ©egierben »erloren £at. 3d> bin barauf vorbereitet, baß man ber f>ter auöge= fprocfyenen 2lnfid;t v»on ber frantyaften 9iatur ber Seibenfdjafteit »ott »ortte herein ben Stab brechen unb babei alle fitt* lid;e unb göttliche Sffiürbe beö ÜKenfc^en in ®efa£r fefjen wirb. Slber ntid) bünft, beim Sickte befe^en, fe? bie @efa£r eben fo groß nic^t. 2llleö würbe bleiben, wie eö bieder ge« gewefett; nur bie bisherigen Straffpjleme würben einige 2len= berung erleiben. 93en Diac^e, 58crgeltung unb £obeöftrafe 9
130 würbe id> begreiflicher 2Beife ganj abfhra^iren. Wein »ermeintlie ßranfe meift vollfominen vernünftig unb fähig über?lile$ richtig ju urtheilen, wae innerhalb ber ©ränjen ihrer geifligen gähigfeiten unb Silbung liegt; ja, fte wiffen ihre verfemten unb ercentrifd;en £anblungen im^ mer burch ©rünbe ju vertheibigen unb ju entfdjulbigen, bcnen man auf ben erfien Slnblicf unb ohne in eine tiefere Un^ terfuchung berfelbcn einzugeben, nid;tö entgegen ju fegen vermag. 3n manchen gällen erfolgt ber Uebergang von bem ge= funben 3"ftonbe jum franfen fo allinälig, bafj er faum bemerft wirb, inebefonbere aber bann, wenn eigentümliche Neigungen unb ©ewohnheiten, Eigenheiten im Seitebmen unb ereentrifche £anblungen fchon von 3ugenb auf jum SBefen folcher franfen gehörten unb biefe bann beim Uebergang in
133 ftranfhcit nur eine 3"na!»ne un& Steigerung erleiben. fönen, welche mit folgen Traufen umgeben, flnb an folche Eigenheiten fo gewöhnt, bafj fie ben liebergang in wirfliche Seelenftörung ntc^t wahrnehmen. fann mir hier nicht »erfagen, einen $all einführen, ber mir i>or einiger S ur ©egutachtung »oit uttferer üanbeöregicrnng »orgelegt würbe. Gö ^anbelte firf) nämlidj barurn, ob in biefem gälte eine Herfen aus ber l'anbeöirren anftalt entlaffen werben bürfe ober nicht. Daö barüber Don mir ermattete ©utadjten war folgenbeä: 2lm 21. gebruar 1842 würbe on £>. nach 0 . in gefängliche £aft gebraut, »eil jte nach Slutffage beö "^farrerö unb ber metften ©cmcinbeglieber, ber öffentlichen Sid;erheit gefährlich werbe, tobe, §albe dächte h»nbur würbe »on ben genannten Verfetten auigefagt, ba§ fie bem ©ranntwein fel>r ergeben fei; (waö jebod; fte uitb ihr Solm burchauö in Slbrebe flellen), unb mit ihren Äinbern unb ibrer Schwiegertochter in fortwahrenbem Unfrieben unb 3«"f tebc, ohne »on ihnen baju Veranlagung erhalten ju fabelt. Unter bem 24. Märj berichtet ber ^ f i f u ö X>. SP. über genannte örigcn ÜWeffer, ©abeln, Stufen, furj Slllei, waö if>r juerfi jur £ a n b fomme, werfe u. f. w. 3 a , fie befanb fid) bainalsJ in einem fo aufgeregten ten 3 " i t e " b c , unb benahm fid; fo wiberfpenftig unb heftig, baf? ntan iljr bie
anjulegen »erfuchte.
nochmaliges ©utachten beö ^ ^ f «
2luf ein
"Pv
franf fey, würbe fie jum jweitenmal in bie ?anbeanblungen fo gut burdj ÖJvünbe ju rechtfertigen unb ju bcfdjönigcn, baß man barin wenigfienö feine ®crcd;tigung fxfibet, fte alö ©eweife eitteö irren Seclcnjufianbcö 51t nel;inen. 3nbeffcit alö mit einem gefunben ©eelenjufianb oer= träglid) ftnb fte aut fepr irre, and) ber »orliegenbe gali bcijujäplen ijt. s )5inei war ber erfte, ber auf iini aufmerffatn würbe unb ipn mit bein freilief) nid;t fetjr paffenben 9îamen: emportement maniaque sans délire bejeid^nete unb anbere autfgejeicfyncte 3rrenärjte, alö: Gäquirol, ©eorget, üttarc, s Pri4>arb (ber il)n Moral insanity nannte) traten il;nt bei. S ä q u i r o l fagt Don biefern 3ufîanbe: „Sei ben mcifìcit bie^ fer Äranfen ifì eô uninöglidj aud; nur eine einjige wirflid) irre 33or(lellung aufjufïnben, ipr delirium bejiept bloö in ibren £anblungen, in ipren ntoralifdjen ©efitplen, unb eine SBerfeprtpeit beé Urtpeilä ift nur im pöd;fkn ©rabe ber Sïranfpeit wabräunepmen. — 2Jîan finbet bergleid)cn ftranfe, bie einen SBiberwilien gegen 'perfonen faffen, bie ipnen bie îpeuerften ftnb, fte fdjimpfen, mißpanbeln, mciben, in golge ipreö Sflißtrauenö, ipreö SIrgwopné unb iprer gurtet. — 2)iefe inoralifd>e Sllienation ifi fo confiant, baß id) fte für
140 baé eigentlich (S^araftcrifif^c ber ©emüth^örung anfe^en möchte. 6$ giebt 3rre, be» benen eö fch»er tfi, irgenb cine (Spur von £aUueination aufjuftnben, aber e¿ giebt feinen, bei bem bie üeibenföaften unb moralicen ©efu^Ie nicht ge= ftört, netfcbri ober ganj verloren gegangen wären, flttir tfi wenigftene fein (oleteó SBeifpiet üorgefommeit." — 2llé befonbere gorrn be í feé moralicen 3rrefeyn$ bejeid>nel ^richarb baó ungewöhnc il he 93orherrfchen von 3orn unb boé= haften Regungen. „(Sö giebt galle »on (Seelenflörung," fagt er, „bei welken bie ganje Äranfheü ober wenigjlená tbte ganje Srf^etnungéfonn in einer Neigung ju heftigen 3ont-auöbrüchen o^nc Urfadje beruht, 3oniauebrüd)e, bie nicht feiten ju gewatlfamen £anblungen führen fönnen. Der á)rte fagt berfelbe Slutor: „(Srcentricität in bem 9)e-tragen, eigentümliche unb abfurbe ©cwohnheiten, Neigung, bie gewöhnc il hen 33errichtungen beé Cefrenö auf anbere äßeife auöjufübren, aló bieg ^erfömmlicb, ift jwar in manchen gäi* len auc^ e'n 3ug beö inoralifct>en ©eelenleibené, fann aber faum alö |>n i red i >enber ©eleg für feine ßriffcnj angefeheu werben. SBenn aber berge lc i hen Girfcheinungen in Serbin^ bung mit en i em mürrifd)en, unlenffamen ß^arafter, mit sDJan= gel an focialen ©efüljlen unb Jlbneigung gegen bie nächfe in SJerwanbten, mit en i em Sorte: mit einer Umwanblung beé moralifd;en Gtyarafteré beö ^nbioíbuumó, beobachtet werben, fo fpricht fich barin bie Sache fiar genug auö." 3ch weifj recht gut, bajj fich manche beutfd;e unb fran-i sine Söfifd>e Slerjte gegen bie Griftcnj einer feieren Mana delirio erflärt h«ben, ja c i h felbft h^c ©öquirol längere 3cit baran gejweifelt, biö ich cnblich, burch Grfah-rung genötigt würbe faft baran ju glauben. 2u l d> follte ich
141 meinen, bajj Slutoritäten, wie bie oben genannten mit ibren reiben (¡Erfahrungen ein gröf?ereö ©ewic^t in bte SBagfchale legten, alä biejenigen, bte fich gegen bie (Sriftenj biefer K r a n N beit erflärten, ofjne fie, n>ie iolifchen 3n|lanbesJ getreten ift. Die Äranfe erjäljlt nämlich, baß fic norcnb berfelben nicht gearbeitet, feinen rubigen Schlaf gebabt, fliti unb t?crfd)lojfen, gleichgültig ge^ gen ihre Umgebungen gewefen fey, feine 3uncigung ju SDiann unb Sinbern empfunben pabe, »on biefen jum ßffen unb junt Shtögebcn babe genötigt werben muffen u. f. w. 3 m Verlauf biefeö «Stabiumó feyen wieber Cif^tpunfte cingerne ten, in benen fie fid; ganj wohl befuitben l;abe, bann fey eo|>í über fein
früjjereé »erfet;lteé Ceben, até über feine gegenwärtige @tei= tung jur SOBeit unb ben SDíenfcfyen auéfagte, unbebingt unter= ^reiben.
9)fan mußte annehmen, baß er wirflid; jur (5in=
feljr in fiel) fetbfl unb ¿u einer Haren (Sinfid^t in alie feine früheren SSerirrungen unb gebier gefotnmen feip; ber ©pie= gel, in bent er fid) erbíicfte, warf txnvfitcfy ein treueé 33i(b feineé ganjen bisherigen 2ebené unb Sfjarafteré jurücf. 2lber babei blieb eé nid)t.
23alb mifd)te ftd) bie irre Sßorftettung
ein, baß er nád;ftené feiner »ieifadjeit geiler unb feiner 9iad)= läfftgfeit in amtlid;en 33erl)áítiuffen wegen ¿ur Verantwortung gejogen unb gefänglich eingesogen werben würbe.
S e i je=
bem ©eräufch, bei jebem Auftritte ober ftopfen an ber ^ ü r e wähnte er, jefjt würben Oeri^tsbiener fomrnen, i int wegführen, in fetten legen u. f. w.
©ein 3uftonb war ber eúteé
SBerjweifelten unb mandjc feiner ,!panblungen Tiegen fürchten, baß er mit ©ebanfen umging, fid) fetbft baé Seben ju nehmen, fo baß er unter fteter ftrenger 23eauffíi$tígung gehalten werben mußte. 3 n biefem traurigen ©emüthéjuftanbe »erharrte er über H
würbe er attmätig ¿»gängiger, heiterer, bié
er am Qrnbe wieber ganj in feinen früheren eraltirten 3«= fianb jurüefftet, wieber »crfchwenberifch, gefchwätjig, aufbrau^ fenb, t>ergnügungéfü burch allerlei Sijarrerien unb alberne ©treibe auszeichnete u. f. w., fo bafj er enbltd) unter gerichtliche Kuratel geftellt »erben mußte. 3n biefem 3uf*anbe blieb er lieber mehrere 3a^re, biö wieber ein Shtfall »on SDfelancholie »on 3ahre4anger Dauer eintrat, ber bann »on Beuern in ben eraltirten 3uftonb überging. 2Baö bann weiter auä bem Äranfen geworben ifl, h®be erfahren, ba ich ihn auö bem Oefic^t verloren babe. §. 37. Diefer gall ift aber nicht altein merfwürbig wegen ber 5lehtilichfeit ber Uebergangöperiobe in baö ntelancholifche fall$ ein ÜWoment bei ber ^räbiäpojition biefer P f e i fchen Äranfimten, fo wie benn überhaupt baran nicht ju jweifetn tjl, bafj ber ^araüeliemuö, ber jwifchen förperlicher ©iibung unb geifiigen gähigfeiten befielt, weiter reicht, alä er biä je$t fchon in ben »erfümmerten ©Übungen ber 3bio= ten unb Sretinen anerfannt iß. SEBollen wir auch g a n j abfehen »on © a l T ä jum Theil " i b bi$ je#t noch feht geringe Sluöbeute liefernben ^Beobachtungen unb ©el>auptun= gen über biefen ©egenftonb, fo laffen boch bie neueren geijlreichen Unterfuctyungen »on S a r u i feinen 3«>eifel über b a i ©eßehen eineö folgen ^aratleliämuö übrig, unb eö bürfte leicht g e s e h e n , bafj man fünftig bei fortgefefctem tieferem ©tubium ju ber gertigfeit gelangte, an bem förderlichen *) griebreict», aUgem. XMagnoß. btr pf>>($. Sranty. 2. 2tufl. 3 . 106.
154 Drgantémué bei 3rren unb inßinctipen 58erbre$er (wie id> fie nennen möchte) bie angeborene Anlage .ju tyten anomalen ©eelenjuftánben ebenfo na i n
©eifteöjerrüttung
a n feine pbilofopi>ifcf)en g o r f c ^ u n g e n eigent£ümlid;eit
«Stabtgeric^t^
ein liebeitöroürbiger
» o r t r e f f i i < $ e r Ü K e n f c f y , £ a t t e jitfy b c m
fe£r
ru£e »erlorcn
@eelengefunb£eit
meiner greunbe,
i n Grrlangen,
biefer ^f>ilofop£ie i n einem nidjt allein
tfjrc
3e»t D a ö
öewanbteö
(1807)
ebirte
Slbfolute. * )
5£j>ema e r eine ©$ärfe
leü Heine beö
* ) 3 h r 3 n h a l t ift j u cbaraiteriftifch f ü r feinen © e i f t e i j u f l a n b , a l i b a f i ich nicht b a r a u ö » e n i g f l e n ö bie e t f k n b r e i © ä f c e b e ö erften Slbfchnitteö J i e r m i t j u t h e i l e n m i r e r t a u b e n f o l l t e : l. „ 3 m S t i c h t f e y n ift a l ( e $ © e y n u n m ö g l i c h u n b a u f g e h o b e n : ti e n t f p r i c h t b a h e r b c m 9 ? i c $ t f e y n f e i n 3 f i , ti flieht ( e i n 9lic$>tfeyn. 9iidptfcv" / © t g e n f a f c beö @ e y n $ , (önnte, u m i n ihm fclbft w a ^ r ) u feyn, (eine anbere l e n b e n j haben a l s bie n i c h t j u f e y n . D a a b e r i m SRichtfeyn a l l e i i f t , u n b f o n a c h auch J e n b e n j , a W e i n g t r c a é read b a ifi, n i c h t i f t , f o i f t b a i SRichtfeyn b u r e a u « ( e i n f e y e n b e ö , c ö » e r m a g fich nicht i m 9tii,
Sßctfaffer baß
er
nicfct a b -
ft$
in
eine
ii. • D a r a u s , bafi e i n 9lioppe, wie fte uné ©ufcfow giebt:*) ,,©onber= bare Umfe^r ber 3«ten! SBor einigen 3a£ren würbe biefer rührige ©taatöbiener »on bem jefcigen Äönige penfionirt unb iji feitbem, wie alle berieten, im 3«P«nbe einer »eiligen ©eifieöauflöfung »erworben. 9?od) mef>r, man ma^t feiner 3eitfd>rift tne£r ein Sßerbrec^en barauö, wenn fte bie »ertrauü^e SWittyeilung bringt, baß Jperr ». Xjftroppe fd>on »or 3a£ren, alò er no$ in »oller Slmtötyätigfeit wirfte, bebenflic^e ©puren »on 2Ba£nfinn jeigte. 2Bir benufcen bie= fen erfreulichen gortfcfyritt beò freien SBorté unb feilen ci= nige grinnerungen an biefen ©taatöbiener mit, bie wir leiber
*) allgemeine 3«tung. 9?o. 305. 3a&rg. 1842. H *
164 nur aué eigener Gitteret (5rfal>rung fchöpfen fönnen.
Die
Umjlänbe matten cd mir jur unumgänglichett ©ebingung, bem ßl>ef beé gefammten allgemein literarifc^en Serbádjtú gungewefené perfönlich aufjuwarten. ©iutige S^ränen weinte mein innerfter SWenf^.... 3 $ mufjte £errn t>. £ j f c h o p p e jweimal fejien.
iji biejj fefct fcc^d 3a£re J>er.
jweitemal jlatib et auf bem
$aö
feineé ©lücfé unb war
fäon im ©infen begriffen. Q i war biejj furj t>or bem!Eobe griebrid) 5Bilf>elmö III.
Jperr
itjfc^oppe war ein Hei-
ner, nod> jugenblicher SWann, ©lonbfopf mit angenehmen Steuern.
Chr fprad» inel unb lebhaft, ©ein Diateft gehörte
ber föleftfc^fächfifchen 2>iifd>ung an, er farad), wie man in ber 9Neberlauft& fari^t, me£r ftngenb alö fprechenb.
SSeit
entfernt bie ©egenfiänbe ju berühren, wegen beren man i£n befugte, fprang er auf ínmbert entfernt liegenbe Dinge über, ©tatt inic^ über bie ©ebrängniffe, bie man meiner literaria fd>en ^^ätigfeit fefcte, ju beruhigen, fpraety er »on Norwegen unb ben SRomanen Jpenrid) ©tejfenó, bie if>m entfliehen mißfielen.
33ou ©teffené fprang er auf Sernabette, »on
©ernabotte auf ben ©reiner 2Baltf¡f$fang über, unb entlief mion einem geiffrei(f)cn, f l a u e n unb burd)triebencn Äepf mpfhficirt gu fe^en.
2)er Srfolg bewieö aber, bafj Daö, waö id> für
ftlug^eit gehalten hatte, fd>on bie bebrejjlichen Anfänge einer völligen ©eificéf^wadje waren,
©eim ¿weiten ©efud> O o r
2 3aljren) £ätt' id> feine Ärantyeit üoraué fagen fönnen. £err »oit £ j f c h e v p e ferien mir liebelte würbiger geworben, aber es ift fctylimm, wenn man erft wabnjinnig werben mufj, um erträglich gu erfcfyeinen.
Statt mit mir über bie fortge-
festen ©ebrüdungen ber treffe gu reben, führte mich #err »on Stgfd;oppe in feine ©ibliotbef, 50g eine hebräifdje ©ibel
unb fagte: „ S i c muffen mir ba$3eugnifj geben,
165 b a ß id> gebübet bin, beun id> f a n n fogar I j e b r ä i f d j ! " D a b e i befiieg er eine Seiter itnb fletterte an einem 33üd)erfd>ranf h i n a u f , a u ö W e i t e m er ein alteö £ e f t vergilbter R a p i e r e botte, bie er m i r mit grofjcr Smp^iafe unb ben SBortcn über= r e i f t e : „ S e ^ e n © i e b a , pier ijaben © i e meine ^ebräiftfyen s))räparationen." -¡flicht genug, mid> a u f fo fomifwad>e SWann £atte bie Slfcficfjt, ©efdjicfytfcfyreiber » o n © ö r l i # j u » e r b e n . Ä a u m jjatte er biefen ©egenftanb e r f ä ö p f t , fo trieb i£n eineängft= Iicrn, großen © a m m e i w e r f e n unb fnüpfte an jeben biefer Folianten bie curiofefkit Detail«* a u ö feiner © t u b i e n j e i t . ßnblicf> fcfyien il>n wieber ein 33erni$tuitgögebanfe j u iiberfommen. S ö fiel tbm feine inquifitorifttye S t e l l u n g ein, unb mit einer ÜJiieitc, bie mir Slngfl m a ^ t e , fragte e r : „SBiffen © i e , wie Sllba auögefe^en £ a t ? " 2Äan erfuhr, ba{? Sllba fein £ e l b w a r . @ r fiieg wieber bie Seiter h i n a u f unb £olte mir einen alten £ o l j f $ n i t t , ber feljr getreu b a ä befannte P o r t r a i t beö nieberlänbifdjen SBürgerö wiebergab. „2Bel(^e © r ö j j e in biefen 3ügen." £err X j f l o p p e »erlor fttfj in bie tieffte unb anbädjtigjie Betrachtung feinet £ i j l o r i f $ - - p o l i t i f ö e n 3 b e a l $ . @ n b l i $ , um mir noty j u m @ $ l u f j einen S e g r i f f »on feiner großen 2 l l l m a $ t j u geben, jeigte er a u f eine gef^loffene ÜKappe, bie fo eben ein Äanjleibote g e b r a u t £atte; „Sßiffen © i e , w a ä hierin enthalten i f t ? " © # o n g a n j erf^öpft von
166 tiefer fonberbarfien aller äubienjen, fdjwieg «h mit leibenber (Stwgrtuug.
D e r neue ©ücher-Sllba öffnete uttb jetgte
mit eine Cifle aller ber ^5erfonen, bie ben Slbenb »or^er un* entgeltlich im föntglit^ett J^eater gewefen waren.
Obgleich
bie ?ijle wo£l nur jur ftnanjiellen ßontrole angefertigt war, fo wel>te eö mich bot| ganj fchauerlich unb geheimpoltjetUch an.
SDiit ber (tyarafterifhföen ©emerfung:
ber ^rofeffor 9iaupach atö X£eaterbid>ter entließ mich £err
SEjfchoppe.
„3$
war eö,
angejlelit
^at!"
3re 1809 trugen bie SBerwanbten in SBerbin-
bung mit ihren Äirt^en - unb ©emeinbeoorjtehern auf feine öntlajfung an, weil er, wie fte behaupteten, »öllig »ernünf* tig fe?, fie veranlagten jugleid) jwei Sonboner Slerjte: Dr. ßlutterbucf
unb Dr. © . © i r f b a c f ,
ßanb nä^er j u prüfen.
feinen Seelenju-
2)iefe befugten ben SDtatthewö vier-
m a l , wobei ber Slrjt beé Jpoépitalé, D r . 2 R u n r o , einmal jugegen w a r .
íiac^bem fie an bem ÜÄanne nicfyté bemerft,
*) « ä f f t , 3citf$rift für
Síctstc. I. 53b. ©. 142.
168 roaä ben längeren Aufenthalt beffelben in bem hätte nothwenbig matten fönnen, gaben fie t>or ber S i n g ' ö - S e n c h ba$ burch einen © b erhärtete 3cuflnt§ ab, Jperr ÜJfatthewä fev bei »öllig gefunben ©eijteäfräften. ©ie erwähnen in ihrer vor ©ericht aufgenommenen Sludfage, bet Dr. W u n r o fep j w a r bei tijrcr S l ü i f p r a ^ e mit ihm anberer Meinung gewefen; er tjabe erflärt, ein gewiffeö © e f ü ^ l , auf baö er f t $ üerlaffen fönne, fage ihm, baß ber SWann oerrücft ober fo etwaö Slehnlicheö fei?; er habe befonberö ben Utnfianb, baß berfelbe feine ©enefung »on einem bei if>m »or^anben geroefenen 2Bahnfinn Weber anerfennen, noch f ü r bie in bem £ o ö p i t a l genoffenen 2Bo£U£aten, bie barin ijerfömmlit^e Danfbejeugung habe abflauen wollen, fo » i e bie unt>erminberte Slbneigung beffelben gegen ben 2lrjt u n b ben Slpothefer bei Kaufes f ü r feine Anficht angeführt; bieg aber fei? nach ihrer Weinung nicht £inreid)enb, um befjhalb ben W a n n f ü r »errücft j n Raiten. ® i e 93erwanbten trugen nun gerichtlich auf bie Sntlaffung a n . D a jebocf) alle ärjttid>en $)erfonen beö £ a u f e $ a u ä einer mehrjährigen ^Beobachtung bei Äranfen, fefl üon ber 93errücft|)ett beffelben überzeugt waren, fo warb bie Sache »or bie ßommiffton von Slerjten gebracht, welche »on ber ^Regierung jur llnterfuchung irrer Äranfen in ^ r b a t h ä u f e r n befallt ift, unb j u ber bie Doctoren 8 . = 9i. 5D. S ö i l l i ö , t barjutlmn, bafj man ilm o£ne allen ©runb unb oljne jebe 33cfugnifj unter bem SBorwanbe, bafj er níc^t in bem 33efiç feiner SSernunft fey, in ein 3rren^auö fdjänblicfyerweife ein* gefyerrt £abe. ßr nennt eô gerabeju einen greuel an ber ÜMenfc^eit, wenn man Söa^nftnnige baburd) unfdjäblid» ju ma^cn fud)t, bafj man fíe in einen fiebern ©ewa^rfam bringt. 6ie foücn frei um^erwanbeln, inbem eé Sfliemanben jufommt, fíe in tyren SWec^ten ju befcf>ranfen. 2Benn wir ber ©e Vergeben flraft man fie farter, alé Ratten fíe fd;were SBerbrecfyen begangen. 2Ran fieljt, in biefem Sßajmftitn ifl ©îetljobe; bie in tym ©efangenen »ollen aud> i^ren SC|>eil an ber Sßelf pa.= ben, unb wären fíe nicfyt in ber Minorität, wer weif, ob fíe ni$t aud) eine 2)îa$t bilbeteti, bie ben Sernünftigen ©efeçe »orfd>riebe. S. 43.
So ergiebt fiety benn auö biefer ganjen Unterfu^ung, bafj bie Ärantyeiten in tyren »erfdjiebenen gormen fein ifolirteö gactum ftnb, wie man biô^er annahm, unb bafj man geiftige Srfranfte nidjt nur in ben 3"en£äufern ju fud>en pat, fonbern bafj Abweisungen in ber geifKgen unb
172 gemütíjíicíjen
Sphäre
in
geringerem ober ftärferem ©rabe
allentfialben in ber menfd)ftcf)en ©efeíífdtaft anzutreffen ftnb. £>en 3 r r e n a n j k l t e i t fatten in ber Siegel n u r biejenigen ju, bie
in
iljrem 3 r r w a | m e entweber
ftd) felbfl ober
Slnberen
fdjäbliö^ ren bie Diücfficfyt auf pfycpifcfye Slnomalien, bie bent S3erbre= $ e n fo nape fiepen, ni«£t öerabfäumen mögen. Siner unfe= rer auégejeicpnetfien ©cpriftfieller im ©ebiete ber ©eelenfunbe f p r i ^ t fitp hierüber in foígenben, wopl j u beperjigenben 2Bor^ ten a u ä : „ D i e mancpfacpen, complicirten Uebergangö* unb SDíiftpungéformen jwiftpen Söapnftnnigen unb SBerbrecpern, b. p. jwifc^en benen, welcpe ber fittlire lang wegen i|>rer Jpanblungen firafred)tlid; in ©efängniffe, rectioné = unb 3uc|t£äufev untrer gefteít waren,
@or=
¡ulegt erft
bajnn abgegeben würben, vuo^in fie gíeid; SInfangö geborten, näm(id) in Jrrenanftalten, íeíber aber in golge jeneö frü{>e= reit 33erfaí>rené n i $ t meljr für .£>etíanftaíten,
fonbern
nur
für $}flegeangalten, a l s unheilbare geeignet w a r e n ! " * ) noen
baé K i n b bie SRutterbrufi »eriaffen, unb
»eriiigen.
unb faunt pat
fängt an, fid> mit
ber äußeren SBeít in SBejieJjung ju fetjen, fo t>erfud)t eö fcfyon feinen eigenen 2Öeg ju gefjen, balb fd;on geigen ftd) bie33or= läufer feinet fünftigen Stemperamentö, feiner 3 » = unb $16= neigungen, fdjaften,
aué
benen ficty fpäter feine SJffeete unb Reiben*
fo wie bie befonbereit S t i f t u n g e n
£l?ätigfeiten entwideln.
feiner geiftigen
2ln unb für ficty liegt hierin n o $
feine Aberration, eö ifi lebiglid) nur bie (Sntwidelung inbi= üibueííer Kräfte, wie fíe baé 3nbúubuunt bejeifnen unb bie ftd; etwa fdjon »errat^enben Aberrationen würben
in
iljre
©ränjen surütfgewiefen, baé ©leidjgewidjt ber Kräfte er|>ak ten werben, wenn nid)t bie erflen QÉinwirfungen, benen baö finbiidje ©emütlj auégefefjt ifi, von 9ftenfd)en ausgingen, bie felbft nityt fehlerfrei finb, »on (¡Eigenheiten, übeín @ewoím= Reiten, Neigungen unb 2eibenfd;aften beijerrfdjt werben unb
:f:
} ¡ D a m e r o » ) tn atlgem.
getid)tlící>e «Webtctn.
I. S b .
3eitfc^nftfür$Pfp$íatríeunb
3. f>ft.
428.
177 äfmli^e
in bem
legte SBeife
ü i n b e ttod> f d r t u m m e n t b e Ä e i m e a u f
„3ebe
fittlicfje
©gent$ümli4>feit
3 e a n
^Saul
„Uebrigenö
bleib'
an
ficf> j u
ju
erwecfen,
jufügt. ©eele
eö
© o nic^t
3 i i $ t e r
@efeg,
fd»wäc$en,
(Sbre u n b
welche
werbe
¿um
etwan
fie
lleberwacfyung unb
b a u ö l i g e n fprung,
leichter
an
—
bem
©anjen
Ü b e r w e g nur
feine anbere
liebenbe
bie ÜWac^t werbe
fonbern
ber ber
nurliebenb
feinen
im
Effecte
fie
eö rtötptg ift, b i e S e f d j r ä n =
biö unb
auf
befreien. feinte
U nb bem
»on
i^rem
Ur=
Säuge
ent=
fie iit i £ r c n o r m a l e n wäfjrenb co fpätcr, ft$
mehreren feine
tne£r feineö
fieinen
?eibenfd>aften
@rän= w o
felbfl
über= ni
wie
fetten
gerabe
Äinbe
bie
rechten Heilmittel
Aberrationen?
ber
2llterö
ja oft unmöglich
pf^ifdjer
ber
beobactytenbe
gewinnt, mit
m u ß
b e n n je nätyer
baä
fönnen,
höcf>fl f c ^ w i e r i g ,
häusliche Srjie^ung erften
33erein
?e£rern
fann, ju
46.
auögeljen,
©elbjtänbigfeit
Neigungen,
biefe
eine
fonbern
befto leichter w e r b e n
laffen ifi, u n b
batton
£armonif4>
i n il>r » c r f t ä r f t ; f o
w o
wirb
jen jurüefgewiefen werben
werben
ftd)
geinütylidjer A b w e i s u n g e n ,
Srjte^ung
befto
beefen, u n b
t>on
i£r gegenüber bie
nirfjt f u r t t y t f a m g e m a l t ,
geiziger unb
IRenfdj
Settana.*)
gebitbet."
S i e
s
feiner
©ränjbeiiraftyolä,"
nur
auöge^ärtet,
§. fung
in
Seifpiel
ber £larf>eit » e r b '
fiug
tyrer
b a j[ebe Ä r a f t h e i l i g t f i ,
fonbern
burcf>
füftne Gbarafter unb
g r .
bebarf
be$ entgegengefefcten
ric^tigung jur Slucbilbung fagt
unüber*
hervorriefen.
bietet wie
oft
tyn bie gegen
ifi
fie
* ) 3 t « n ^ « u l ' t f f ä m m t l i ^ e SBerfe. V I » . Sieftr. r . » b . © . 4 2 . S3trl. 1 8 2 7 . 12
178 m $ t gcrabe ber ©runb unb ®oben, in b r n fte wurjefa? SBie viele 93äter unb SWütter gtebt eö n i $ t , bie in bet fenliebe i^rer Äinber fo weit gef»en, baß fte tynen feinen SEBunfö »erfagen j u bürfen glauben? bie manche not$ ftf>lummernbe ftnnli^e ©egierbe burdj aufgebrungene ©enüffe erjl wetfen, ©eele unb@emürt> b u r $ unjeitige 9ta$giebigfeit »er-w e i $ l i $ e n , ja ftity fogar an mannen Unarten unb f$le$ten Angewohnheiten belufiigeit, unb felbft, wenn fie (trafen, burd> ?eibenf(haftlid>feit unb Unbefonnenheit mehr »erberben, alö gut matten? 2Bie »iele (Sltern enblidj giebt ei nicht, bie in ©egenwart ihrer Äinber janfen, ftreiten, lügen, mit einem SEBorte, ihren Effecten unb Seibenfd>aften ben 3ügel fließen lajfen unb fo biefen einSBeifpiel ju geben, baö einbringli^er unb nachhaltiger wirft, alö alle Ermahnungen unb fittlichen ie^ren eines ganjen 3a^reö. iBon welkem tjeiifamen gin= fluf? im ©egentheil baö Setfpiel ber Siebe unb Dulbung ift, biefj beweifen bie Äinber ber D u ä f e r , bie, obfctyon fie för-perlidh nii^t geftraft werben, b o $ ftränfung unb 23er= tilgung geiziger unb gemüthlidKr Aberrationen ijt bie © d>ule, obwohl fte ba, wo bie £äu$li$e grjiehung ihrer Sejiimmung ein ©enüge teifket, alö mitwirfenbeö üflittel »on großer 99e= beutung erfcheint. 2Bo aber bieg n i $ t ber gall ijt, ba ftnb Cehre unb ©etfpiel unjureictyenb, benn mag immerhin ber Ce^rer »erbieten unb bejtrafen, wa$ Unrecht ijt, bulben eö nur bie ßitent ober fanetioniren eö b u r $ ihr eigenes 23ei^ fpiel, fo bleibt bie @ntf$eibung beö Ä'inbeö in ber Siegel n i $ t ¿weifelhaft, j a ein fokfjeö 2Jfifj»erhältnifj führt obenbrein jur Heuchelei; baö Äinb befämpft feine Übeln
179 gewohnheiten, feine geiler unb £eibenfchaften, fo lange eö unter ben 3lugen beé Sehrerä ijt, um ihnen ju £ a u f e bejlo freier unb ungeftörter ju fröhnen. D a j u fommt, baß eö eine für ben i'ehrer unlösbare Aufgabe ifl, bei einem größeren Sxeii »on Äinbern bie 2ln= gettoimpeüen unb geiler bei (Sinjelnen ^inrei^enb ju über^ wachen, unb fich mit ber ©efeitigung unb Sluömerjung ber* felben fpejtell ju befchäftigen. fatlenbe .Segler »»erben.
unb
9lur große unb in bie Augen
Vergehen fönnen gerügt unb beftraft
Aber auch tjier bringt bie 9iüge unb ©träfe feiten
biä auf ben eigentlichen Äern beò Uebelé. Umänberung beö 6i»arafterö wirb baburch feiten bewirft, auffproffenbe Ccibenfchaften »erben nicht im Seime erfKcft, übele ©ewoljnheiten nicht vertilgt. 2>aju gehört eine fiete 23aon einer anberen Seite ein fräftigeä ©egenmittel gegen biefelben, infofern fie burch Erweiterung ber SBerftonbeèfphwtff burth religiöfe Silbung, unb b u r c h i e £inweifung auf
bie
großen
gerichtlichen SJorbilbcr 12 *
beé
180 2Scnfóengefóle^tS ben SBillen frdftigt unb baö fittliche ©e-fü£l erwecft unb ftärft. ijt feinem 3«>cifel unterworfen, baf) burch (intnncfelung ber 3ntelligen$ unb burch tiefere ©nficht in baé 2ßefen ber S i n g e , ft> wie burch bie ftete Stiftung unb £inweifung auf baé fittliche Moment, ber SD?enfon bem Biete einer allgemeinen STOenfchenbilbung entfernt? wie viele Kínber ber ärmeren Solféflaffe befuchen bie Schule entweber gar nicht ober boch nur feiten, tyeifó weil fte fchon im frühen Cebenäalter bie (Eltern in ber Arbeit untetftü^en unb bie jum 8e= benéunterhalt nöthigen SWittel h^beifchaffen müffen, theilä weil fie auö 9?achläfftgfeit bie Schule nicht befuchen mögen unb von lei^tfinnigen Altern unb Lehrern nicht baju ange-
181 halten werben? S o entbehren benn ntc^t wenige Ü)?enfd)en uon Siinbfjeit an fc^on beò fräftigften SWittelä, ftd) in ber 3ufunft »or geifitgen unb gemütlichen Aberrationen, »or bem 33erfinfen in bie 2lbgrünbe ber €eibenf(haft unb en beftnben, bie in Jpinficfjt itjrer fittlid>en 33il= bung jenen Reiben wenigffcnö glei$, wo nitfyt unter ifmen fielen. SSon welker bcbeutenben einwirfung aber ber per= fönli^e aSerfe^r einjelner £er»orragenber, jutn #erjen beö 33olfó fpre^enber 2)iänner auf baó flttli4)e ©efityl ift, bieg beweift in neueren Skifpiel beó ©ater tj>ew in Srlanb. 28o£in wir au$ blitfen mögen, ein fol=
felbfi, jur grmutyigung im Äampfe gegen feine finnlicfyen ©egterben unb ?eibenfd>aften befttmmen fönnte, feplt unö ganj. 2Bir forbern eine folcfje (Srmannung aló t unb @ beffere Srjie=
185 |>ung u n b befferen Unterricht une burcf) fortgefegten U m g a n g mit gebitbeten u n b gefitteten W e n g e n borf) auf einem f e i e ren f t t t t i ^ e n S o b e n flehen, n i $ t minber fcfywer w i r b , n u r über unfere ffetnen ?eibenfd>aften Jperr j u » e r b e n ; j a , » t r bebenfen nic^t, n?ie unenblic^ met fernerer ber S i e g bemje-nigen werben m u f j , bem niä)t atiein jene S i l b u n g d ^ u n b Ä r ä f t i g u n g e m i t t e l fehlen, fonberit aittf) nod> (intbetjrung, 9iotf>, K u m m e r u n b © o r g e b a ö g e h a l t e n an Dlecf)t u n b 2Bat>rtjeit erfd)tt>eren. (5ö ifi fd;ir>cv j u f a g e n , wie biefem Hebel abjut>etfen fep. ® o d ; ¿eigen flcf) t n e r u n b ba einjetne © t e r n e , bic ben SBeg bejeid;nen, w e i t e r cinjufctylagen feyn möchte. ^ ) e f t a = t o j j i u n b naefy i^m @ m a n u e t R e t t e n b e r g in .frofwtjl w a r e n mtUeidjt bie erften, benen bie beö SSotfeö j u Jperjen ging u n b bie burc£ iljre ©rjietmngeinftitute bie beitöfä^igfeit mit ber fittlictyen S i t b u n g gleichmäßig j u ent^ wiefetn u n b fo bie unteren Staffen auf einen ^oberen © t a n b = pttnft j u ergeben f u g t e n . 2Bat>rfcheinlid) in g o t g e ijtreö S e i f p i e t ö entflanben bie fdjtveijerifdje 3iettungöanftatt f ü r K n a b e n in ber © ä s t e t e n bei S e r n unb bie Slrinenfotonic D f h v a t b bei S t r a s b u r g . * ) 3it Deutfcfylanb befielt meineö Sßiffenö bi$ je(jt feine äfjntictye Slnflalt, >vo£t aber fabelt ftd) a n mehreren C r t e n Vereine j u r 33cfferung unb U n t e r b r i i u g u n g yott S t r ä f l i n g e n u n b j u r (Srjicfntng m w a l j r l o f i e r $ i n ber gebitbet, bie guten g o r t g a n g j u haben f ^ e i n e n . 2tn ben fegenöreidjen g e i g e n foldjer 2lnftottcn unb Vereine ifi nid>t j u jweifetn. 23efonberö ift j u Ijoffcn, bafj bie t e u e r e n nid;t attein m a n n e n erft im Stnfang ber verbred)crifd)en i a u f b a b n Gegriffenen ber menfd)Iid)cn ®efetlfd;aft »vieber gewinnen,
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£ > c u t f $ e SBicrtcljiifcröfcfcrift. i .
1845. © . 5 1 .
186 fonbern aud; im Allgemeinen bte menf$ litten Jperjen gegen fotc^c ©efaflene weiter ftimmen werben, bamit man nid)t immer nur an 2li>f$redung unb ©träfe, fonbern au$ anSBefferung unb Sd)u(3 üor ferneren 33ergeben benfe, unb bie einmal in /ene Jpäufer ber ©djanbe unb beé 23erberfcené Verbannten nad) ifjrer Sntíaffutig nicfyt me^r giei