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German Pages 393 [400] Year 1933
JOHANN
GUSTAV
D ROY S EN
JOHANN GUSTAV D ROYS E N POLITISCHE SCHRIFTEN
IM AUFTRAGE DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN HERAUSGEGEBEN VON
FELIX GILBERT
MÜNCHEN UND BERLIN 1933
VERLAG VON R. OLDENBOURG
Alle Rechte, einschließlich des Übersetzungsrechtes, vorbehalten Copyright 1933 by R. Oldenbourg, München
Druck von R. Oldenbourg, München und Berlin
Vorwort. Den im Jahre 1924 erschienenen „Aktenstücken und Aufzeichnungen zur Geschichte der Frankfurter Nationalversammlung aus dem Nachlaß Johann Gustav Droysens" und dem im Jahre 1929 von R. Hübner herausgegebenen Briefwechsel Droysens reiht sich hier eine weitere, der Kenntnis von Droysens Lebenswerk dienende Veröffentlichung an, eine Sammlung seiner politischen Aufsätze und Denkschriften. Ihr Ziel, eine bisher fast unbekannt gebliebene Seite aus dem Werk des großen Historikers ans Licht zu stellen und damit zugleich eine neue Quelle für die politische und geistige Geschichte Deutschlands im 19. Jahrhundert zu erschließen, bedarf keiner besonderen Rechtfertigung. Hier seien nur die Gesichtspunkte dargelegt, welche die Zusammenstellung dieser Sammlung bestimmt haben. Unter dem Zwange der gegenwärtigen Notlage waren dem Umfange der Publikation gewisse Grenzen gesetzt; es war deshalb nicht möglich, eine v o l l s t ä n d i g e Sammlung aller kleineren Arbeiten, die Droysen in politisch-publizistischer Absicht geschrieben hat, zu veranstalten, sondern es mußte eine Auswahl vorgenommen werden, bei der das Bestreben vorherrschte, bisher ungedrucktes oder an entlegener Stelle gedrucktes und deshalb nur schwer zugängliches Material zu veröffentlichen. Von vornherein blieben deshalb — mit zwei, unten näher begründeten Ausnahmen — diejenigen politischen oder auch historisch-politischen Arbeiten, die Droysen in seine von ihm selbst veranstalteten, unschwer zugänglichen Aufsatzsammlungen, die Kleinen Schriften und die Abhandlungen zur Neueren Geschichte, aufgenommen hat, von dieser Sammlung ausgeschlossen. Eine solche Aussonderung war um so eher möglich, als die von Droysen in diese Sammlungen aufgenommenen Aufsätze nur einen geringen Bruchteil seiner politisch-publizistischen Arbeiten umfassen, und daher auch ohne diese Aufsätze ein in sich geschlossenes, selbständiges Bild von Droysens politischer Wirksamkeit gegeben werden konnte. Den Grundstock der vorliegenden Sammlung bildete das Material des D r o y s e n s c h e n N a c h l a s s e s , der sich seit dem vorigen Jahre im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem befindet. Aus dem Nach-
III
laß werden drei umfangreiche Denkschriften aus dem Jahre 1849 (Nr. 15, 16 und 17), verschiedene zwar vollendete, aber wohl nicht gedruckte Aufsätze aus dem Jahre 1848 (Nr. 7, 8, 13), und endlich längere Abschnitte aus zwei größeren, nicht beendeten Arbeiten aus den Jahren 1847 und 1848 (Nr. 4 und 14) hier zum ersten Male veröffentlicht. Bei den beiden letzten Stücken schien, trotz ihrer Unvollständigkeit, eine Aufnahme in diese Sammlung deshalb gerechtfertigt, weil das eine aus dem Herbst 1847 stammende Fragment die einzige von Droysen herrührende, zusammenfassende Darlegung der ihn leitenden innerpolitischen Grundsätze enthält, das andere, Weihnachten 1848 geschriebene, ein für die Entwicklung des 48 er Jahres, für die Anschauungen der Paulskirche sehr charakteristisches Dokument ist. Soweit sonst noch in den im Nachlaß befindlichen Konzepten, Entwürfen und Fragmenten sich Gedankengänge von wesentlichem und neuem Gehalt finden, sind sie in den Anmerkungen verwertet; in besonders ausführlicher Weise ist dies geschehen, wenn es sich um Schriftstücke aus dem 48er Jahre handelt. Einige im Nachlaß liegende Gutachten über die dänische und schleswig-holsteinische Erbfolge sind, weil mehr juristischen und historischen als politisch-publizistischen Inhalts, in diese Sammlung nicht aufgenommen worden. Im großen und ganzen kann aber der politische Nachlaß Droysens — soweit es sich um von Droysen abgefaßte Schriftstücke handelt — mit dieser Publikation als ausgeschöpft gelten. An a r c h i v a l i s c h e m Material enthält die vorliegende Sammlung zwei Denkschriften Droysens aus dem Jahre 1848 (Nr. 5, 6), die sich in den Akten des Geheimen Staatsarchivs in Berlin-Dahlem befinden : die eine, aus dem Mai 1848, war bisher unbekannt, die andere ist die Denkschrift vom 29. April 1848, die von Droysen im Jahre 1849 in seinen „Beiträgen zur neusten deutschen Geschichte" publiziert wurde, die aber hier in der Fassung veröffentlicht wird, in der sie von Droysen im Mai 1848 dem preußischen Außenminister Heinrich von Arnim übergeben wurde. Diese Fassung weicht von dem in den „Beiträgen" gegebenen Text so weitgehend ab, daß man auch hier von einer erstmaligen Publikation sprechen kann. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß die andere Denkschrift Droysens, die in den „Beiträgen" abgedruckt ist, die Denkschrift vom 6. April 1848, wegen der kritischen Einwendungen, die gegen die Richtigkeit dieser Datierung und überhaupt gegen die Möglichkeit der Abfassung dieser Denkschrift im Jahre 1848 erhoben worden sind, von der Aufnahme in diese Sammlung ausgeschlossen wurde. — Sonstige archivalische Nachforschungen nach Denkschriften DroyIV
sens blieben ohne Ergebnis. Eine besondere Enttäuschung bedeutete es, daß sich somit unsere Kenntnis von der politischen Wirksamkeit Droysens in den Jahren 1859 bis 1864, als er, unter der Neuen Ära nach Berlin berufen, in engem Zusammenwirken mit M. Duncker, Verbindung und Einfluß in den die preußische Politik bestimmenden Kreisen gewonnen hatte, nicht erweitern ließ. Eine Denkschrift Droysens für den Kronprinzen vom 23. Februar 1863 über die polnische Frage, deren Existenz durch die Tagebücher des Kronprinzen bezeugt wird, und von der auch ein ganz kurzes Bruchstück in Droysens Nachlaß liegt, muß deshalb verloren gegeben werden, und die Frage, ob Droysen außer dieser noch andere Denkschriften für den Kronprinzen und die Königin Augusta verfaßt hat, offen bleiben; allerdings scheinen einige Briefe, die Droysen in diesen Jahren an Duncker schrieb, und die im Droysen-Briefwechsel veröffentlicht sind, eher politische Denkschriften als Briefe zu sein, und es ließe sich vorstellen, daß diese denkschriftartigen Briefe zur Vorlage an höherer Stelle bestimmt waren. In dem Verzeichnis sämtlicher politischer Schriften Droysens, das am Ende dieser Sammlung steht, sind deshalb auch diejenigen Briefe Droysens an Duncker, die einen solchen denkschriftartigen Charakter haben, angeführt. Neben dem bisher ungedruckten, aus dem Nachlaß Droysens und dem Berliner Staatsarchiv stammenden Material setzt sich die vorliegende Sammlung zum anderen Teil aus solchen politischen Arbeiten Droysens zusammen, die, an entlegener Stelle gedruckt, bisher fast unbekannt geblieben sind. Insoweit es sich um g r ö ß e r e A u f s ä t z e p o l i t i s c h - p u b l i z i s t i s c h e n I n h a l t s handelt, sind sie sämtlich aufgenommen worden: aus Droysens Kieler Zeit vor der Märzrevolution die drei Aufsätze, die diese Sammlung eröffnen (Nr. x, 2, 3), aus der nachrevolutionären Kieler Zeit das „Sendschreiben an Pechlin" (Nr. 21), dann aus der Jenaer Zeit der zweite Teil des Aufsatzes „Zur Charakteristik der europäischen Krisis" und der Aufsatz „Zur Situation" (Nr. 33, 34). Zweifelhaft konnte es sein, ob aus der ersten Kieler Zeit nicht auch die 1843 gehaltene Verdun-Rede und die 1844 im ersten Band der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft erschienene Bülau-Rezension in diese Sammlung gehört hätten; sie sind ausgeschlossen geblieben, weil die akademische Form der Verdun-Rede sie doch mehr in den Bereich von Droysens akademischer als in den seiner politisch-publizistischen Wirksamkeit gehören läßt, und weil in der Bülau-Rezension — in sehr ähnlicher Weise wie später in der Rezension von Pertz' Stein — der geschichtlich-wissenschaftliche Gehalt den politischen überwiegt.
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Außer diesen größeren politischen Aufsätzen enthält die vorliegende Publikation 17 Z e i t u n g s a r t i k e l Droysens (Nr. 9—12, 19, 20, 22—32). Wenn auch schon bisher bekannt war, daß Droysen in den Jahren 1849/51 ein häufiger Mitarbeiter der Reichszeitung und der Constitutionellen Zeitung gewesen ist, so hat sich doch erst bei den zum Zwecke dieser Publikation gemachten Nachforschungen herausgestellt, einen wie großen Umfang Droysens journalistische Tätigkeit gehabt hat. Da in den in Betracht kommenden Jahren Zeitungsartikel in der Regel nicht gezeichnet wurden, so waren die Feststellungen über das journalistische Wirken Droysens mit gewissen Schwierigkeiten verknüpft. Es konnte von den — allerdings nur kurzen und sehr allgemeinen — Angaben in dem in Droysens Nachlaß befindlichen eigenhändigen Schriftenverzeichnis ausgegangen werden. Dann mußte aber auf Grund des Stiles und des Inhalts — ob der Artikel Droysen eigentümliche Gedankengänge oder Mitteilungen über Tatsachen, die nur ihm bekannt waren, enthielt — geurteilt werden, und es sind in dieser Sammlung nur solche Artikel als von Droysen herrührend bezeichnet worden, bei denen diese verschiedenen Momente zusammentrafen und ein Zweifel über die Autorschaft Droysens nicht mehr möglich war. Am Kopfe der vollständig abgedruckten Artikel sind die Gründe, die die Autorschaft Droysens beweisen, stets angegeben worden. Bei diesen Feststellungen ist der Herausgeber von Herrn Geheimrat Hübner in Jena, dem Enkel Droysens und Herausgeber seines Briefwechsels, beraten worden, und es ist kein Zeitungsaufsatz Droysen zugeschrieben worden, bei dem über diese Zuschreibung zwischen Herrn Geheimrat Hübner und dem Herausgeber nicht völlige Übereinstimmung geherrscht hätte. Es dürfte deshalb der Kreis der Droysen zugeschriebenen Zeitungsaufsätze auch eher zu eng als zu weit gezogen sein. Es mag sich auch an entlegener Stelle noch ein oder der andere von Droysen verfaßte Zeitungsaufsatz finden. Entscheidend wird sich allerdings die Kenntnis von Droysens journalistischer Betätigung über die hier gemachten Feststellungen hinaus nicht mehr erweitern. — Es war nicht möglich, alle die Artikel, als deren Autor Droysen festgestellt werden konnte, in diese Sammlung aufzunehmen. Bei der Auswahl wurde nach folgenden Gesichtspunkten verfahren: Aus dem Revolutionsjahr sind, um der politischen Bedeutsamkeit von Droysens damaliger Tätigkeit willen, sämtliche Artikel, als deren Autor Droysen feststellbar war, aufgenommen worden; bei diesem Jahre wurde auch versucht — worauf sonst verzichtet wurde — die von Droysen herrührenden Zeitungskorrespondenzen festzustellen, und sie wurden, mit einer kurzen Wiedergabe ihres InVI
halts, in dem am Schluß der Publikation befindlichen Schriftenverzeichnis angeführt; bei den von Droysen verfaßten Nummern der Casino-Partei-Correspondenz wurde allerdings auf eine solche Inhaltsangabe verzichtet, da die gesamte Casino-Partei-Correspondenz demnächst von Professor Bergsträßer veröffentlicht werden wird. Aus den folgenden Jahren werden vollständig nur die charakteristischsten und inhaltlich wichtigsten Zeitungsaufsätze Droysens gebracht. Die übrigen Artikel, als deren Autor Droysen festgestellt wurde, sind aber in dem Schriftenverzeichnis angeführt und mit einer kurzen Angabe ihres Inhalts versehen. Ein Vergleich mit den vollständig abgedruckten Zeitungsaufsätzen Droysens zeigt allerdings deutlich, daß auf diese Art das Eigentümliche der journalistischen Arbeiten Droysens nicht getroffen wird, das sehr viel mehr im Ton, in der Methode der Argumentation, in beiläufigen Anspielungen als in der Gedankenführung liegt. Immerhin läßt sich aus diesen kurzen Inhaltsangaben doch erkennen, welche Stellung Droysen zu den einzelnen politischen Ereignissen dieser Jahre einnahm, und welche Gegenstände jeweils im Mittelpunkt seines politischen Interesses standen. Es bleibt noch übrig, zu rechtfertigen, warum auch in diese Sammlung der erste Teil des Aufsatzes „Zur Charakteristik der europäischen Krisis" und der Aufsatz „Preußen und das System der Großmächte" (Nr. 33, 18) aufgenommen wurden, obwohl sie schon in Droysens Kleinen Schriften bzw. seinen Abhandlungen zur Neueren Geschichte wieder abgedruckt sind. Der Aufsatz „Zur Charakteristik der europäischen Krisis" erschien in zwei Teilen in der Zeitschrift „Minerva". Der zweite Teil ist eines der interessantesten und bedeutendsten Stücke Droysenscher Publizistik, das — über seinen politischen Inhalt hinaus — ein wichtiges Dokument für die Entstehung von Droysens Historik darstellt und zeigt, in wie enger Verbindung bei ihm politische Überzeugung mit Weltanschauung und wissenschaftlicher Haltung steht; es ist aber sehr charakteristisch, daß die Basis für diese weitgespannten Betrachtungen des zweiten Teiles die rein außenpolitischen Erörterungen des ersten Teiles bilden. Gerade wegen der Bedeutung dieses Aufsatzes schien es nicht möglich, hier nur den zweiten Teil abzudrucken und damit diesen Zusammenhang zu zerreißen. — Für die Aufnahme der Flugschrift „Preußen und das System der Großmächte" auch in diese Sammlung war die Erwägung entscheidend, daß es sich bei diesem Aufsatz um eines der bedeutungsvollsten Zeugnisse von Droysens politischer Entwicklung handelt, das den Weg von einer vorwiegend innenpolitisch gerichteten zu einer außenpolitischen Betrachtungsart, von der Ideen- zur Machtpolitik
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wie kein anderes veranschaulicht, und in dem zugleich in einem bedeutenden Dokument der entscheidende Einschnitt sichtbar wird, den die Revolution von 1848 im politischen Denken Deutschlands bedeutete. Wie in dieser Arbeit gewissermaßen aus allen vorhergehenden politischen Arbeiten Droysens die Summe gezogen wird, so gehen auch alle späteren politischen Arbeiten Droysens von der in dieser Schrift erreichten Stufe seines politischen Denkens aus; durch den Zusammenhang aber, in den diese Schrift durch die Aufnahme in diese Sammlung gerückt wird, fällt auch zugleich auf sie ein neues Licht. Erst mit dem Wiederabdruck dieses Aufsatzes gibt die vorliegende Sammlung ein vollständiges Bild der politischen Entwicklung Droysens und damit ein Bild der Geschichte des deutschen Liberalismus in einem seiner hervorragendsten Vertreter. Durch das am Ende der Publikation befindliche ,,Verzeichnis der von Droysen verfaßten politischen Aufsätze" soll eine Übersicht über die gesamte politisch-publizistische Wirksamkeit Droysens ermöglicht werden; es wird durch eine Liste derjenigen Aufsätze Droysens ergänzt, deren Abfassung zwar bezeugt ist, die aber nicht mehr auffindbar waren und daher verloren zu sein scheinen. Das Titelbild ist eine verkleinerte Wiedergabe der im Jahre 1859 von Gebrüder Lincke in Berlin aufgenommenen, im dortigen Märkischen Museum befindlichen Photographie. Sie steht also der Abfassungszeit des letzten hier abgedruckten Aufsatzes (1858) sehr nahe, ist um 4 Jahre später als die im ersten Band der Kleinen Schriften zur Alten Geschichte veröffentlichte Zeichnung Eduard Bendemanns aus dem Jahre 1855 und um etwa neunzehn Jahre früher als die dem ersten Band des Briefwechsels beigegebene Photographie. Bei meinen Bemühungen um die Zusammenstellung dieser Publikation wurde mir von den verschiedensten Seiten freundliche Unterstützung zuteil. An erster Stelle sei den verschiedenen Archiwerwaltungen, die mir Benutzungserlaubnis gaben oder meine Anfragen bereitwilligst beantworteten, gedankt: Der Generaldirektion des Geheimen Staatsarchivs in Berlin-Dahlem, der Leitung des Preußischen Hausarchivs, des Hessischen Staatsarchivs in Darmstadt, dem „Vertreter des Reichsarchivs bei der Stadt Frankfurt", der Leitung des Thüringischen Staatsarchivs in Weimar. In der Preußischen Staatsbibliothek durfte ich Theodor Mommsens Handexemplar der Schleswig-Holsteinischen Zeitung benutzen. Eine Benutzung des PrimkenVIII
auer Archivs der Herzöge von Schleswig-Holstein wurde mir nicht gestattet. Herr Oberarchivrat Prof. Dr. L. Bergsträßer, der das einzig vorhandene Exemplar der Casino-Partei-Correspondenz zusammengestellt hat, war so liebenswürdig, mir zum Zwecke der Feststellung von Droysens Mitarbeit an der C.P.C. Einsicht in sein Manuskript zu gewähren. Vor allem schulde ich aber Herrn Geheimrat Hübner in Jena Dank, der vom Beginn der Publikation bis zur Beendigung der Korrektur mich mit seinen Ratschlägen unterstützt hat. Feiix Gilbert.
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Für die Benutzung der Publikation sei noch auf folgendes aufmerksam gemacht: Genaue Angaben über Manuskript, ersten Druckort usw. der in diese Sammlung aufgenommenen Arbeiten finden sich jeweils am Kopf des betreffenden Stückes. Soweit Manuskripte Droysens vorlagen, wurde — nach Bestimmung der Akademie — die Orthographie Droysens, sonst die des ersten Druckes beibehalten. Um den Anmerkungsapparat nicht unnötig zu belasten, finden sich alle Personennamen-Erklärungen im Register. In den Anmerkungen des ersten Abschnitts wurde danach gestrebt, für die in Droysens Text gegebenen historischen Tatsachen die Quelle anzugeben, aus der Droysen seine Kenntnis geschöpft haben kann, und somit in dieser Form eine Übersicht über die Werke zu geben, auf denen die historisch-politische Urteilsbildung in den 40 er Jahren des vorigen Jahrhunderts beruhte. Wenn keine anderen Angaben, so sind Werke Droysens immer in der ersten Auflage zitiert. „Droysen-Brf." bedeutet „Johann Gustav Droysen Briefwechsel. Herausgegeben von Rudolf Hübner, Stuttgart, Berlin, Leipzig, 1929." „Droysen, Freiheitskriege", „Vorlesungen über die Freiheitskriege von Johann Gust. Droysen, Kiel, 1846." „Hübner, Aktenstücke" „Aktenstücke und Aufzeichnungen zur Geschichte der Frankfurter Nationalversammlung aus dem Nachlaß von Johann Gustav Droysen. Herausgegeben von Rudolf Hübner, Stuttgart, Berlin, Leipzig. 1924."
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Infialtsverzeicfinis. I. A b s c h n i t t : K i e l 1840—1848. 1. Deutsche Briefe ( = Politische Fragmente) 1844 2. Die politische Stellung Preußens 1845 3. Die Preußische Verfassung 1847 4. Preußen und Deutschland 1847 II. A b s c h n i t t : F r a n k f u r t a. M. 1848/49. 5. Denkschrift, die deutschen Angelegenheiten im Monat April 1848 betreffend, 29. April 1848 6. Denkschrift, die Stellung der konstituierenden Nationalversammlung betreffend, 14. Mai 1848 7. Rückschau I, 2. Juni 1848 8. Die Extreme, 2. Juli 1848 9. Die Stellung der Bundesversammlung, 3. Juli 1848 10. Das deutsche Heer, 13. Juli 1848 11. Rückschau II, 1. August 1848 12. Die Schleswig-Holsteinische Frage, 29. August 1848 13. Die „Frage an Österreich", 25. Oktober 1848 14. Die Spitze des Reiches, Weihnachten 1848 15. Denkschrift, 6. Januar 1849 III. A b s c h n i t t : K i e l 1849—1851. 16. Denkschrift, an die hohe Statthalterschaft der Herzogtümer SchleswigHolstein, 14. Juli 1849 17. Denkschrift, den preußisch-dänischen Waffenstillstand betreffend, 25. Juli 1849 18. Preußen und das System der Großmächte, 7. August 1849 19. Leitartikel der Deutschen Reichszeitung, 23. September 1849 . . . 20. Leitartikel ebenda, 6. Oktober 1849 21. Sendschreiben an Pechlin, 12. November 1849 22. Leitartikel der Deutschen Reichszeitung, 21. November 1849 . . . . 23. Leitartikel ebenda, 30. Januar 1850 24. Leitartikel ebenda, 15. Februar 1850 25. Leitartikel der Constitutionellen Zeitung, 1. Juli 1850 26. Leitartikel ebenda, 31. August 1850 27. Leitartikel ebenda, 8. Oktober 1850 28. Leitartikel ebenda, 10. Oktober 1850 29. Leitartikel ebenda, 12. Dezember 1850 30. Leitartikel ebenda, 28. Januar 1851 31. Leitartikel ebenda, 5. Februar 1851 32. Leitartikel ebenda, 3. März 1851 IV. A b s c h n i t t : J e n a 1851—1859. 33. Zur Charakteristik der europäischen Krisis 1854 34. Zur Situation 1857 Verzeichnis der von Droysen verfaßten politischen Aufsätze Personen-Register
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ABSCHNITT I
KIEL 1840-1848
D r o y s e n , Politische Schriften.
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1. Deutsche Briefe Siehe oben S. 38. ) Siehe oben S. 144, Anm. 1. 8 ) Siehe oben S. 222, Anm. 1. s
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und erklärte jene Gebiete als vertragsmäßig unter russischer Obhut stehend1). Auch wir werfen der Politik Preußens vor, daß sie weder stolz noch energisch war. Aber ihre größte Verurtheilung liegt darin, daß es über sie eine andere Politik davontragen konnte, welche durch und durch u n d e u t s c h , welche verworfen und n i e d e r t r ä c h t i g war. Das Verlangen nach Durchführung der in früheren Verträgen den Donaufürstentümern bewilligten Autonomie führte dort im Sommer 1848 zu heftigen inneren Kämpfen, die durch eine russisch-türkische Militärintervention beendigt wurden. Von einem Eingreifen Preußens in diese Auseinandersetzungen ist nichts bekannt. Droysens Behauptung geht wohl zurück auf Mitteilungen, die ihm der preußische Generalkonsul in Bukarest gemacht hatte, vgl. Hübner, Aktenstücke, 829.
D r o y s e n , Politische Schritten.
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29. Von der Ostsee. Constitutionelle Zeitving — 12. Dezember 1850 — Nr. 430. Für die Autorschaft Droysens an diesem Artikel der Constitutionellen Zeitung vgl. die Bemerkung am Kopf des Leitartikels vom 8. Oktober, S. 282.
Auch wir bekennen uns zu dem alten preußischen Wahlspruch, den eine Zeitung von nur zu großer Bedeutung jeden Tag von Neuem schändet, — wir meinen jene Zeitung 1 ), welche täglich mit großen Lettern die Prinzipien und Rathschläge ihrer Partei, mit kleinen die Gemeinheit ihrer Mittel und die Bosheit ihres Eifers der Welt vorlegt. „Für König und Vaterland", sagt jener Wahlspruch, und es ist an der Zeit, seine Bedeutung einmal zu erörtern. Verständigen wir uns über den Unterschied zwischen absolutem und constitutionellem Königthum. Nichts seltener als eine solche Selbstherrlichkeit der Einsicht, des Willens und Charakters, wie Ludwigs des Vierzehnten bekannte Doctrin von der göttlichen Erleuchtung der Könige für Alle voraussetzt2). Aber es ist ein Unterschied, ob die Einflüsse, welche auf die Entschließungen des Souverains geübt werden, heimliche, zufällige, gewissen Interessen und Kreisen, dem Tisch und Bett und Beichtstuhl vorbehaltene sind, oder ob dieselben durch öffentliche Erörterung, in verfassungsmäßigen Formen, in nationaler Mitthätigkeit geübt werden. Der monarchische Eifer der Junker und Theologen — man weiß, wie jungen Ursprungs er ist — wächst mit der Gefahr für den höfischen Einfluß von ehedem, mit dem Übergewicht der Einsicht und patriotischen Hingebung in den anspruchsloseren Kreisen. Von tieferer Bedeutung ist ein zweiter Unterschied, und kaum noch, daß man ihn beachtet hat. Der größte Werth der Monarchie besteht in ihrer tiefen s i t t lichen Wurzelkraft. Gewiß, ein elendes Familienleben, wo das Elternhaus, das Verhältniß der Eltern und Geschwister nur als I n s t i t u *) Die Kreuzzeitung. ) Siehe oben S. 86, Anm. 1.
2
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tion nach dem Maße der N ü t z l i c h k e i t gewürdigt wird. In der Anhänglichkeit, in der Pietät hier wie dort liegt das Wesentliche. Nirgend mehr als in deutschen Landen hatte sie ihre Stätte. Nicht die deutschen Stämme trifft der Vorwurf, daß dies nicht mehr so ist. Jene frühere Weise hat in den Plünderungen von 1803, in dem Rheinbundsschacher 1806, in der Neugründung 1815 und in der Zeit des Bundestages erschütternde Stöße erlitten. Das Wesen der heiligen Allianz bestand darin, daß man im Gegensatz gegen die Territorialität die einzelnen Staaten als Commanditen des europäischen Monarchismus behandelte, und war Napoleon erstaunt gewesen, daß die hohen Verbündeten die Revolution, wie er es nannte, entfesselten, um ihn zu bekämpfen 1 ), so war die erste That der Sieger, gegen eben diese Revolution eine Assecuranz zu errichten, die sich alsbald in einer Reihe von Congressen und Interventionen bethätigte. Die Bedeutung der letzten drei Jahre liegt weder in der einfältigen Formel der Volkssouverainetät, noch in den sogenannten socialen Fragen, noch in der Alternative des parlamentarischen oder Camarilleneinflusses. Das größte Bedürfniß jedes Staatswesens ist, sich selber anzugehören, nach den eigenen Interessen und Notwendigkeiten bestimmt zu werden. Die Unerträglichkeiten des Systems von 1815, um so schwerer, als sie ideellerer Art waren, trieben zu dem' Unheil von 1848. Die Entscheidung der europäischen Frage ist bei Preußen; ihr Kern ist, ob Friedrich Wilhelm IV. mehr König oder mehr Preuße sein zu müssen glaubt. — Gewiß hat nach den Zermürbungen von 1848 und 1849 die frohe Hast, mit der Seiner Majestät wehrhaftes Volk seinem Rufe zu den Waffen Folge geleistet2), manche Voraussetzungen in Wien und Petersburg enttäuscht. Sie gab den Beweis, daß dieser in seinen Fundamenten unerschütterliche Staat — denn „die gesetzlich geordnete Bewaffnung der Nation", wie es in dem großen Gesetz vom 3. September 1814 heißt, ist „die sicherste Bürgschaft" seines Wesens — sich auf sich selber zu stellen vermag, nicht gleich gewissen andern ungleich größeren der „Solidarität der conservativen Interessen" bedarf, um sich gegen seine eigenen Glieder mit selbstmörderischer Barbarei zu behaupten. Kein Staat weniger als dieser Hohenzollernstaat ist dazu angethan, auf rheinbündnerische Weise außerhalb seiner selbst seine Gravitation zu suchen und im Innern die Formen der Repräsentation nur zur Steigerung des Büreaukratismus mißbraucht zu sehen. 2
Siehe oben S. 52, Anm. 1. ) Am 6. November war das preußische Heer mobil gemacht worden.
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2gi
Man hat oft die Virtuosität der französischen Polizei gerühmt, Erneuten hervorzurufen, wenn es wünschenswerth schien, Erneuten zu strafen. Wie verworren die Ansichten im Preußenlande gewesen sein mögen, der Jubel, mit dem die Jugend des Landes, will sagen die Männer bis zu den Vierzigern hin, zu den Waffen eilten, hätte Seiner Majestät Regierung belehren können, daß in der S o l i d a r i t ä t der preußischen Interessen jede Gefahr im Innern leicht und sicher überwunden wird, ja verschwindet. Ob irgend eine andere Solidarität sie zu ersetzen vermag, soll noch erst erwiesen werden; man wird sie mit Opfern erkaufen müssen, die an die Fundamente dieses Staates gehen. Gegen dies Institut der Landwehr nach dem erwähnten Gesetz sind 1819 nicht zum letzten Male Versuche der „Einflußreichen" gemacht1); man sprach im letzten Sommer von erneuten Versuchen: sie werden sich nach dem Olmützer System2) wiederholen müssen. Und mehr noch als die freilich beschworene Verfassungs-Urkunde ist die unvergleichliche Kriegs-Verfassung Preußens eine Gewähr, daß der König in der Treue und Kraft seines V o l k e s , und nur da seine Stärke suchen will. Herr von Manteuffel wird nicht mehr sagen, wie einst, daß er das ganze Volk für sich habe3), aber wir glauben, daß er auf dem Wege ist, Österreich und Rußland, ja vielleicht auch Baiern für sich au haben. *) Siehe oben S. 54, Anm. 2. 2 ) Am 29. November war das Abkommen von Olmtitz unterzeichnet worden. s ) Manteuffel hatte am 25. Oktober 1849 in der Kammer gesagt: „Wir werden auch ferner unserm Gewissen folgen, und in diesem Sinne werden wir das Volk für uns haben, und ich glaube, es steht in ungeheurer Majorität hinter uns."
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30. Aus Aitpreußen. Constitutionelle Zeitung — 28. Januar 1851 — Nr. 46. Für die Autorschaft Droysens an diesem Artikel in der Constitutionellen Zeitung vgl. Droysen-Brf. I, 704: , ,Ein Fragment Ihres Artikels aus Schleswig-Holstein gebe ich unter der Firma: aus der Provinz 1 ). Es durfte nicht verloren gehen. Kann die Tatsache, daß die 300 preußischen Offiziere lieber gegen die preußischen Falinen, als mit ihnen und mit ihrem Könige unter Napoleon kämpfen wollten, belegt werden ? . . ." Ein Manuskript des Artikels liegt nicht vor; er wird nach dem Abdruck in der Zeitung wiedergegeben.
— — Oder meint man, daß es mit derartigen Dingen keine Noth habe, so lange die Fürsten sich unter einander verstehen und „Roß und Reisige" haben ? Freilich das Gesindel, das das Zeughaus schändete und jene beiden Preußen, unsre Genossen, in Frankfurt mordete2), hat man nicht mehr zu fürchten; — und es ist natürlich, daß man den Muth der Barrikaden mit einer gewissen Zärtlichkeit animirt, denn er ist, kennt man ihn nur erst, ein b e q u e m e r Gegner. Aber es giebt einen anderen stilleren Feind; euer blindes Wüthen bezeugt, daß ihr ihn ahnet. J a , wer die G e d a n k e n würgen könnte! Täusche man sich nicht. Man wird sobald keine Erneuten und keine Barricaden mehr in deutschen Landen sehen; ja, man wird ein bequemes reactivirtes Leben haben, so lange man von den Unterthanen nichts braucht als S t e u e r n und G e h o r s a m . Aber die Geister der Nation sind von euch gewichen. Ihr lächelt: die „ c o n s e r v a t i v e n I n t e r e s s e n stehen zu uns." Was das glorreiche Haus der Hohenzollern erhöht und nach tiefster Demüthigung wieder erhöht hat — es war, daß jeder Preuße dem Könige diente mit Gut und Blut, wie es in dem alten Lehnsx ) Im Droysen-Briefwechsel ist hier irrtümlich angemerkt, daß es sich um den Leitartikel in Nr. 50 vom 30. Januar 1851 „Aus Schleswig-Holstein" handele; dieser ist aber, wie derselbe Brief wahrscheinlich macht, von Max Duncker, während die Erwähnung der ,,300 preußischen Offiziere" beweist, daß das „Fragment" der hier publizierte Artikel „Aus Altpreußen" ist, der ja auch als Fragment bezeichnet ist. 2 ) Anspielung auf den Berliner Zeughaussturm vom 15. Juni 1848 und die Ermordung Auerswalds und Lichnowskys.
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eide heißt, Alles freudig opferte für die Krone, ihre Ehre, ihre Macht. Nicht die conservativen Interessen waren es, an die des Königs Aufruf 1 8 1 3 mahnte; „welche Opfer, so heißt es in demselben, auch von jedem Einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die h e i l i g e n G ü t e r nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, P r e u ß e n und D e u t s c h e zu sein." Für diese heiligen Güter ward der Kampf begonnen und glorreich vollendet, der Preußen zum zweiten Mal gründete. Jene Solidarität der conservativen Interessen macht die Liebe zu einem Vaterland auf beschämende Weise überflüssig, ihnen ist die Krone, ihnen das Vaterland nur Mittel zum Zweck, zu i h r e n Z w e c k e n . Man braucht kein Preuße zu sein, um sein Feld bestellen, sein Gewerbe treiben, seine Zinsen verzehren, seinem Gott dienen zu können. Was immer Löbliches, Tugendsames, Behagliches auf dem Mistbeet der „conservativen Interessen" wachsen mag, p r e u ß i s c h e r S t o l z w ä c h s t da n i c h t , und ohne diesen Stolz, ohne sein Recht und seine P f l i c h t ist Preußen ein verwitternder Sarg. O ihr Communisten der conservativen Interessen! Egoisten oder Feiglinge unter modischem Namen, Preußen seid ihr nicht. In den Mitteln wie in den Zielen um nichts patriotischer, um nichts minder cosmopolitisch und ohne den adelnden Stolz des Vaterlandes als die, welche nach der gesühnten Schmach von Jena wieder den ersten Schandfleck, den des Barrikaden-Heldenthums, auf die stolze Fahne dieser Monarchie brachten. Und wenn euch und eure Führer jetzt ein preußischer Mann fragt, einer, den die Wunden von 1813 noch zieren: Wo nun ist der Stolz unsres Staates, der den Vorkampf für die Erhebung Deutschlands führte ? Wo die Ehre, der so viele kleinere Staaten sich anvertraut ? Wo die Erfüllung jener hochherzigen Verheißungen, an denen nur die Lüge oder der Wahnsinn sollte zweifeln können? Wo ist u n s e r P r e u ß e n — so wird man ihm antworten mit der Aussicht auf das hergestellte gutsobrigkeitliche Landleben, mit jenen Actenstükken, welche die Freundschaft Österreichs für Preußen erläutern, mit dem Trost: daß man mit der Revolution endlich brechen wolle — uneingedenk, daß nach dem Schwur auf die Verfassung solch ein Wort entweder eine Beleidigung oder ein Epigramm ist — mit dem Hohn auf die hessischen Offiziere, die, den geschwornen Eid nicht zu verletzen, ihren Abschied forderten 1 )—uneingedenk, daß einst 300 preu1 ) Im Verlauf des Verfassungskonflikts in Kurllessen hatte am 9. Oktober 1850 fast das gesamte Offizierkorps seinen Abschied gefordert.
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ßische Offiziere ihren Abschied nahmen1), nicht weil es an ihren Eid ging, sondern ihrer politischen Meinung folgten, da sie lieber gegen die preußischen Fahnen, als mit ihnen und mit ihrem Könige unter Napoleon kämpfen wollten; und das waren die Chasot, Clausewitz, Alvensleben, Natzmer, Dohna — ja, Herr Hofrath Schneider, der jetzt noch in Ostpreußen commandirende General Graf Dohna war unter diesen. Auch Stein und Gneisenau und Grolmann waren jener Zeit unter den politischen Flüchtlingen; und als Napoleon 1813 für die „Verträge", für die „Ordnung" und die „conservativen Interessen" und gegen die „Revolution" ins Feld zog, sagte er in seiner Proclamation vom 3. Mai2), es gelte gegen die Russen, précédés de tout ce que l'Allemagne, la France et l'Italie ont de mauvais sujets et de déserteurs, pour y prêcher la révolte, l'anarchie, la guerre civile, le meurtre ; ils se sont fait les apôtres de tous les crimes ! So wenig neu sind die Begriffe der Gegenwart, so illegitimen Ursprungs! *) Vgl. dazu auch die Darstellung Droysens in Yorck I, 329. Diese Erzählung taucht zuerst in den 1846 veröffentlichten „Erinnerungen" des Grafen Henckel von Donnersmarck und dann in den 1848 erschienenen Bruchstücken aus den Memoiren Knesebecks (als selbständiges Buch Magdeburg 1850) auf. Bei M. Lehmann, Knesebeck und Schön, Leipzig 1875, wurde dann diese Erzählung ebenso wie andere Partien der Memoiren Knesebecks als übertrieben nachgewiesen und auf ihre tatsächliche Grundlage zurückgeführt. Droysen änderte dementsprechend in der 7. Auflage des Yorck seine Darstellung. 2 ) An seine Armee nach der Schlacht bei Lützen.
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31. „Aitpreußische" Tatkraft und „Neupreußiscfie" Doktrin. Constitutionelle Zeitung — 5. Februar 1851 — Nr. 60. Für die Autorschaft Droysens an diesem Artikel in der Constitutionellen Zeitung vgl. die Bemerkung am Kopf des Leitartikels vom i. Juli 1850, S. 275.
Vor Kurzem schrieben die Zeitungen eine der anderen nach: „FeldmarschallvonMüffling ist inErfurt gestorben."1) Kaum einehat es gemahnt, dem Gedächtniß dieses Namens einen Blick rückwärts zu weisen; wenige werden gewußt haben, was sie versäumten. Und doch, er war der letzte aus dem stolzen Kreise von Namen, die die glorreichste Zeit Preußens bezeichnen, — sagen wir bezeichnen müßten, wenn es nicht in der Übung dieses Staates gelegen hätte und läge, den Ruhm der eigenen Geschichte möglichst in den Archiven zu vergraben und der launenhaften Privatindustrie die zufälligen Reste von Anecdoten, Gleichgültigkeiten oder unklaren Einzelheiten zu überlassen, aus denen dann die fable convenue, preußische Geschichte genannt, gemacht wird. Die starken Lichter, die endlich Steins Biographie umherwirft2), zeigen nur, was da alles versäumt, vergessen, todtgeschwiegen worden ist. Wo ist ein Denkmal des stolzedlen Gneisenau? Ist nicht heut noch Yorcks „rettende That" von 1812 in ein zweideutiges Dunkel gehüllt ? Und von Knesebecks großartiger strategisch-staatsmännischer Thätigkeit weiß noch heut die Welt so wenig als damals, als er sich den Feldmarschalltitel verbat, weil es in der Armee auffallend sein würde3). Was ist geschehen, um an dem „Staatsmann von perikleischer Hoheit" 4), an Wilhelm v. Humboldt, die jüngere Generation ein Muster zu edelster Nacheiferung finden zu lassen ? — Weiß es Gott, unsre derzeitigen Lecoq und Manteuffel und Schleinitz Müffling war am 16. Januar gestorben. Bald nach seinem Tode erschienen seine Memoiren, die Droysens Urteil über Müffling beträchtlich wandelten, vgl. DroysenBrf. I,,702, Anm. 1. Immerhin ist sowohl dieser wie auch der folgende Artikel (siehe S. 302) für die Art, wie damals die Zeit der Befreiungskriege betrachtet, und wie diese Anschauung politisch wirksam gemacht wurde, sehr charakteristisch. 2 ) 1849 war der erste Band von Pertz, Das Leben des Ministers Freiherrn vom Stein, erschienen. 3 ) Siehe oben S. 295, Anm. 1. 4 ) Siehe oben S. 41, Anm. 2.
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dürften inne werden, welchen Tiefen der Erkenntniß, welcher Erhabenheit der Gesinnung und der Gedanken diese Monarchie ihre Geschicke am liebsten und sichersten anvertraut, und wie wohl ihr der Stolz eines eigenen großen Willens, eines eigensten Lebens ansteht; wie wir denn nicht müde werden wollen, dem feigen und unpreußischen Angstruf nach der Solidarität der conservativen Interessen die stolze und kühne S o l i d a r i t ä t a l l e r p r e u ß i s c h e n I n t e r e s s e n und dies Vorbild unsrer großen Männer und großen Zeiten entgegenzustellen. Unter denen, die uns das Recht einer solchen Stellung, solcher Selbstgarantie — denn sie unterscheidet ein Reich von den unglücklichen Halbexistenzen, die nur in dem Neid der Großen und von dem Abfall ihrer Eifersucht leben — unter denen, die unser Preußen so emporgehoben, ist Müffling einer der Thätigsten gewesen. Nicht ohne die bittere Schule tiefsten patriotischen Schmerzes durchgemacht zu haben; mit Scharnhorst an Blüchers Seite war er bei dem tapferen Häuflein, das 1806 in Lübeck der Schande von Jena am letzten und am wenigsten beschämend erlag. Dann während der Jahre des napoleonischen Übermuthes — mit seiner thüringischen Heimat war er dem preußischen Staate entrissen worden — ward er in Weimar ein Mittelpunkt jener weitverzweigten Verständnisse, die — „denn über den Tractaten steht das Recht der Nationen" hatte es in des Königs Proclamation von 1806 1 ) geheißen — auch da noch an das Vaterland und dessen Rettung glaubten, als so viele deutsche Fürsten ihren Vortheil in der Erniedrigung gegen den Fremdling suchten und fanden, als der Erzherzog Karl das herbe Wort sprach: „Die Welt könne nur durch Männer, nicht im Fürstenstande geboren, gerettet werden." Dann folgte der Winter von 1812, Yorcks kühner Griff, jener Aufruf von Kaiisch 2 ), der die Herstellung des deutschen Vaterlandes „aus dem ureignen Geist der Nation" verkündete, den rheinbündnerischen Fürsten verkündete, daß „wer von ihnen der deutschen Sache abtrünnig sein und bleiben wolle, sich reif zeige der verdienten Vernichtung durch die Kraft der öffentlichen Meinung und durch die Macht gerechter Waffen." In jenem glorreichsten Kriege stand Müffling an Gneisenaus Seite, von seiner Hand waren die Entwürfe jener großen Bewegungen, jener Schlachten, die trotz des Zauderns der Österreicher, trotz der Eifersucht — nicht Alexanders, aber seiner Generale — die verbündeten Mächte von Sieg zu Sieg fortrissen. Daß diese EiferBei Ausbruch des Krieges am 9. Oktober. 2
) Siehe oben S. 8, Anm. 1. 297
sucht — wir erinnern die wenigen Kundigen an den Tag von Laon — nicht zu ärgerem Schaden ausschlug, war vor Allem Müfflings Sorge und sein Verdienst; seine Siegesberichte traten absichtlich dem Yorckschen Corps zu nahe, um die Russen bei guter Stimmung zu erhalten, und unsere „Heurichs" waren stolz genug, diese Eitelkeit zu verlachen1). Man weiß, wie beflissen Gneisenau war, allen Ruhmesglanz auf des alten Marschall Vorwärts Haupt zu lenken; und unser C. v. W.2) in seiner meisterhaften Geschichte jener Feldzüge erwähnt auch nicht mit einer Silbe des eigenen Verdienstes, um das seines Feldherrn und des „Denkers der Schlachten" an dessen Seite desto heller strahlend der Nachwelt zu überliefern. So waren diese Preußen. Hat nicht der Kronprinz von Schweden für den Schöpfer des großen strategischen Planes von Trachenberg gegolten, der sich in der Schlacht von Leipzig vollendete ? Und des jetzt regierenden Königs Majestät war Zeuge, wie derselbe zweideutige Kronprinz Knesebeck auf dem Markt von Leipzig umarmte, ihm Glück wünschend zu dem glänzenden Erfolg des von ihm gemachten großen Kriegsplanes3). Ist nicht wider dessen Willen und Befehl bei Großbeeren und Dennewitz gesiegt worden ? Und Bülows schonende Berichte ließ Fürst Wittgenstein in den Berliner Zeitungen streichen, um des Kronprinzen Selbstberäucherungen als Wahrheit auf die Nachwelt kommen zu lassen4). Und wie dachten unsre Gneisenau, Grolmann, Müffling, Knesebeck von den diplomatischen Kartenkunststücken in Paris ? Wir kennen Briefe von ihnen an des Königs Majestät und an Hardenberg, die uns überzeugen, auf welcher Seite wie damals so jetzt der preußische Patriotismus und das wahre „mit Gott für König und Vaterland" ist. Noch einmal erwache doch endlich unsre Geschichte; erwache sie jetzt, daß wir uns an der Tugend und an dem Stolz besserer Zeiten aufrichten, — aber auch, daß wir der Künste derer inne werden, die uns die Wirkungen jener Zeiten nach Außen und im Innern gekürzt haben. Jener westfälische Bülow, jener Tzschoppe und Kamptz, jene stilleren, die Boyen und Grolmann und Wilhelm Humboldt verdrängten — Dagegen betont Droysen, Yorck III, 185—192 die Mißstimmung des Yorckschen Korps über die Müfflingschen Schlachtberichte. 2 ) Unter dem Namen C[arl Freiherr von Müffling gen.] v[on] W[eiß] hatte Müffling die Geschichte der Feldzüge 1813/14 und 15 geschrieben. s ) Die Behauptung, daß Knesebeck, der preußische Vertreter beim Kriegsrat von Trachenberg, für die Konzeption des Kriegsplanes entscheidend gewesen sei, geht wieder auf Erzählungen Henckels zurück, siehe oben S. 295, Anm. 1. 4 ) Siehe oben S. 40, Anm. 1.
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erforsche man sie und ihr Thun, ihre Mittel und ihre Ziele. Dann erst wird man erkennen, was — vielen unerkannt — 1840 bedeutete, und was die Tage von Olmütz bedeuten, die nicht über Radowitz und Union und Märzmonarchie, die über 1840 den Stab gebrochen haben. Denn was 1813/15 errungen zu sein schien, die Herstellung eines europäischen Gleichgewichts durch die Erneuung eines wahrhaft national-monarchischen Principes unseres Staates, das ward durch jene Künste im Äußern verwetzt und vertüncht, im Innern verbrökkelt und an sich selber irre gemacht. Umsonst rangen — das Äußere anlangend — patriotische Männer danach, Preußen zu seiner alten Bedeutung zurückzuführen, es als fünfte Großmacht die Wage der europäischen Ponderation halten zu lassen. Kaum einzelne Versuche der Art setzte der Eifer der Treusten durch. In diesem Geiste war Müfflings Sendung nach Constantinopel1), sein Werk war der Friede von Adrianopel — und man achte wohl, daß demselben sofort jene russisch-französischen Verabredungen folgten, deren Projecte auf die Rheingränze nur der klägliche Sturz der Bourbonen abörtiren ließ. Die drohenden Schreckbilder der Revolution drängten 1830 schnell von dem eigenen Wege ab, und die segensvolle Gründung des Königreichs Belgien, die Preußen nur nicht hinderte, ward durch den Untergang des S t a a t e s Polen, den Preußen förderte, mehr als paralysirt. Auch größere Mißstände in der europäischen Stellung Preußens hätte des hochseligen Königs P e r s ö n l i c h k e i t unschädlich zu machen vermocht. Um so nachtheiliger ward die Gewöhnung derer, die das Wirken der stillmächtigen Hand dem System und den Einrichtungen als Vorzug anrechneten. Wer erinnert sich nicht des Erstaunens, mit dem man 1840 den Mangel an Personen empfand? Den geistvollsten Skizzen fehlten die rechten Werkmeister. Auch war es, um ein neues System durchzubilden, nicht genug, daß man alte, nicht immer unanmaßliche Beziehungen lockerte; dem Mißtrauen und der Rührigkeit derer, die man mit Rücksichten und Zutrauen verwöhnt hatte, entsprach keineswegs die zuvorkommende Hingebung und der Eifer derer, denen man sich mehr als bisher zuwenden mußte. Louis Philipp konnte seine kleinen Klugheiten nicht lassen, und Lord Palmerston gefiel sich und gefällt sich in Unberechenbarkeiten; den russisch-österreichischen Verabredungen dem Patent vom 3. Februar 1847 gegenüber2) entsprach kein Schritt der westlichen Mächte, und mit den *) Im Jahre 1829 zur Vermittlung des Friedens zwischen Rußland und der Türkei. 2 ) Siehe oben S. 222, Anm. 1. 299
Schweizer-Insolenzen1) trieb man Preußen in eine falsche Alternative. Doch wir schweifen von unserem Thema zu weit ab. Wir glauben zu wissen, daß ähnliche Betrachtungen Müffling auf das Lebhafteste beschäftigten. Diplomat im großen Sinne, war er jenen kleinen armseligen Künsten, die in1 neuester Zeit wieder zu so hohen Ehren gelangen, völlig fremd; in dem Zutrauen, daß das w a h r e Interesse der Staaten nicht zu gegenseitiger Schädigung und Schadenfreude, sondern zu Verständigungen und positivem Verhalten führen müsse, in diesem großartig liberalen Sinn die Verschiedenartigkeit staatlicher Formen und Richtungen nicht blos zu ertragen, sondern in ihnen einen Hebel höchster humaner Verwirklichungen zu suchen, in diesem staatsmännischen Geiste, der die Polizeiangst und Vortheilmacherei unserer heutigen Diplomatie nicht zu begreifen scheint, bethätigte er sich fort und fort an den höchsten Interessen unseres Vaterlandes. Merkwürdig, wie kühn und scharf er die wirren Dinge seit 1848 auffaßte 2 ). Er hatte Schlachten genug erlebt, um nicht von dem wüsten Gedräng der nächsten Zufälligkeiten irre gemacht zu werden; er begleitete die Frankfurter, die Erfurter Verhandlungen mit eingehender Theilnahme, nicht mit jenem blasirten nur pathologischen Interesse, das sich jetzt so Mancher als Tugend anrechnen will. Er sah in den schleswig-holsteinschen Dingen eine Vitalfrage für Preußen, in ihrer d e u t s c h e n Lösung die einzige Rettung für Dänemark, und das als ein Freund und Begünstiger des, wie ihm schien, politisch sehr bedeutenden dänischen Nationalcharakters. Nicht die socialen Folgen der Revolution, nicht die Gefahr für die conservativen Interessen machte ihn bange; das größere Unheil, j e d e Gefahr sah er in der Störung der europäischen Ponderation, die mit der Machtbedeutung Preußens stehe und falle. Genug der Aphorismen. Möchte man in Preußen — und der Wunsch wendet sich mehr noch an die abstrusen Doctrinairs der Kreuzzeitung und die noch abstracteren und obenein nur dienstmäßig doctrinairen Bureaulisten der Deutschen Reform als an die Herren Demokraten, welche seit gewissen officiellen Belobungen3) eine Art AnSiehe oben S. 162, Anm. 4. ) Droysen war mit Müffling im März 1850 in Erfurt zusammengetroffen, vgl. Droysen-Brf. I, 629 f. 3 ) Wohl Anspielung auf eine Rede Manteuffels vom 29. Januar 1850 in der ersten Kammer, in der er sagte; „Ich erkenne vollkommen auch die Berechtigung der Demokratie, der verständigen, reinen Demokratie an. Der preußische Staat beruht in vielen Punkten auf demokratischen Basen." 2
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recht haben, gesittet pfui zu sagen — möchte man sich die Mühe nehmen, etwas mehr preußische Geschichte und preußische Char a k t e r e zu studiren; möchte man nicht aus leidiger Unkunde sich klüger halten als die Klugen sonst, und aus noch unleidlicherer Demuth besser als die Besten, wenn sie nicht in die fromme Regel passen; möchte man namentlich begreifen, daß die gottseligsten Doctrinen und die organisch-lebensvollsten Staatslehren unendlich werthlos sind dem positiven Rechtsbestande einer Verfassung gegenüber, die, durch die Eumeniden des Eides überwacht, die Thatsache einer Versöhnung großen Haders, den Abschluß einer wilden Zeit der Erinnyen bezeugt. Wehe denen, die diesen Frieden brechen; und er ist gebrochen, wenn man solches Mittel als letzte rettende Möglichkeit denkt. Gott schütze Preußen!
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32. Leitartikel. Constitutionelle Zeitung — 3. März 1851 — Nr. 104. Die Autorschaft Droysens an diesem Artikel in der Constitutionellen Zeitung wird durch Briefe Theodor von Schöns an Droysen vom 10. Januar und 22. Februar 1851 bewiesen — vgl. Bf. I, 692—696 und 7 1 4 — 7 1 6 —, in denen eine der hier über Hardenberg berichteten Anekdoten Droysen mitgeteilt wird. — Ein Manuskript des Artikels liegt nicht vor; er wird nach dem Abdruck in der Zeitung wiedergegeben.
Es dürfte nicht ohne Interesse sein, gerade jetzt an ein Paar Momente aus H a r d e n b e r g s L e b e n zu erinnern, von denen wenigstens der eine bisher nur in engsten Kreisen bekannt gewesen sein dürfte. Von dem großen Könige ist diesem Staate und diesem Volke der Zug des hochpolitischen Lebens so tief eingeprägt, die Unmöglichkeit einer subalternfen Rolle, eines S y s t e m s der Unterordnung unter fremde Interessen oder Tendenzen so in das Wesen preußischer Staatsmänner gelegt worden, daß man selbst in dem Moment tiefsten Sturzes die Erleichterungen verschmähte, welche die Verleugnung jener Fundamentalsätze p r e u ß i s c h e r Politik hätte gewähren können. Als 1807 Rußland, trotz der im vollsten Maße bindenden Verpflichtungen der Bartensteiner Verträge, den Frieden zu schließen eilte, da der Krieg den russischen Gränzen nahte, und Preußens Interessen daran gab, um selbst ein Stück preußisches Gebiet zu profitiren, als Kalkreuth und Goltz „mit beispielloser Gedankenlosigkeit und Leichtsinn" die Friedensparagraphen für Preußen verhandelt hatten — da meinten diese Herren noch ein Mittel zu haben, um die furchtbare Lage des Staates zu verbessern; sie hofften durch Verkürzung der Unabhängigkeit Preußens einen größeren Territorialbestand des Staates zu retten; sie sandten Herrn von Nagler nach Memel an Hardenberg, der auf Napoleons Befehl seines Amtes entlassen war, aber nach dem Willen des Königs noch um Rath gefragt werden sollte; sie meldeten ihm, daß nach Andeutungen von Talleyrand der Eintritt Preußens in den Rheinbund mit den und den Vortheilen belohnt werden würde. Hardenberg war außer sich vor Entrüstung, er warf das Schreiben mit Heftigkeit hin, er rief aus: „ D i e S k l a v e n ! die 302
K n e c h t s s e e l e n ! L i e b e r den s c h l e c h t e s t e n F r i e d e n als die A u f o p f e r u n g der S e l b s t ä n d i g k e i t der p r e u ß i s c h e n K ö n i g s k r o n e ! " In diesem Geist war sein Antwortschreiben nach Tilsit, wo der König war — und vom Rheinbund war nicht mehr die Rede 1 ). Wir Älteren erinnern uns noch, wie furchtbar die Zeiten waren, die diesem Frieden folgten. Das Unheil zu mehren, wandte sich gegen Stein und dessen große Reformen die wachsende Erbitterung derer, welche bisher in dem Niederhalten des Bürger- und Bauernstandes ihr Vorrecht und ihren Vortheil gehabt hatten; man weiß, welchen Intriguen er endlich erlag. Die Verwaltung, welche ihm folgte, war so dürftig in ihren Mitteln, so niedrig in ihren Auffassungen, daß sie nach etwa fünfzehn Monaten ihres Bestandes dem Könige bekannte, der Staat sei nicht im Stande, die Contributionen zu zahlen, und Seine Majestät möge die A b t r e t u n g S c h l e s i e n s an Zahlungsstatt vorschlagen. Hardenbergs Wiedereintritt rettete den Staat vor diesem feigen Mittel, mit dem die Existenz Preußens m i t t e n im F r i e d e n vernichtet worden wäre, wie Hippel sagt 2 ). Von Neuem 1 8 1 1 trat an Preußen die Forderung heran, in den Rheinbund tretend, sich für immer und für alle auswärtigen Verhältnisse der Politik des übermüthigen Kaisers-Protector zu unterwerfen; das mehr als zweideutige Benehmen Rußlands steigerte die Gefahr für die fast erdrückte Monarchie, selbst die allerhöchste Person ward bedroht. Auf des Königs m ä n n l i c h e n Muth und s c h l i c h t e Char a k t e r s t ä r k e gestützt, vermochte Hardenberg auch diesmal, den G r u n d s a t z der vollkommenen Selbständigkeit Preußens zu retten; wie bitter es auch empfunden werden mochte, daß Preußen für Napoleon mit ins Feld ziehen mußte, der Staat trat nicht in die rheinbündnerische Vasallenschaft, der König blieb dem R e c h t e n a c h vollkommen frei und seiner Entschließungen Herr, er war nicht weiter, als der Wortlaut des Vertrages besagte, weder moralisch noch politisch gebunden. Und nun beachte man wohl, was das bedeutete. Oder meint man, daß Yorcks unvergeßlicher Schritt ohne jene Prämissen möglich gewesen wäre ? Freilich weiß die Geschichte von 1813 allerlei zu erzählen von dem patriotischen Abfallen der Rheinbündler; Baiern, Würtemberg u. s. w. gaben dem Protector eben so den Eselsfußtritt, wie sie 1806 Kaiser und Reich verlassen hatten, Vgl. hierzu die Erzählungen, die Schön Droysen brieflich von diesem Geschehnis gab, Bf. I, 695 und 7 i s f . 2 ) Diese Erzählung steht bei Xh. G. von Hippel, Beiträge zur Charakteristik Friedrich Wilhelms III., Bromberg 1841, 44 und 236.
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wie sie denn bei jedem derartigen Geschäft sich ihren Vortheil vorweg zu sichern wußten; und wenn Generale und Truppenkörper dieser Staaten theilweise ihren Fürsten zuvorkommend dem Zug ihres Herzens folgten1), so drückte man damals ein Auge zu, und freute sich der „rettenden Thaten" und der „deutschen Begeisterung", wenn sie auch in etwas gegen Pflicht und Ehre angingen. Anders Preußen. Der alte Yorck möchte dem übel gedient haben, der ihm eine Rolle zu spielen hätte rathen wollen, wie sie etwa General Normann und General Ryssel bei Leipzig spielten. Und hätte König Friedrich Wilhelm III. einmal die Pflichten des Rheinbundes auf sich genommen, er würde sie nicht zu einem Doppelspiel benutzt haben, wie der baierische Souverain, einem Doppelspiel, das schon im September 1813 begann und erst endete, als der Ausgang der Schlacht von Leipzig entschieden war. Den König band an Frankreich nicht ein verfassungsmäßiges S y s t e m wie die Rheinbundfürsten, und geflissentlich verharrte Yorck fort und fort den französischen B e f e h len gegenüber in der völligen P a r i t ä t , der General seines selbständigen Monarchen zu sein. In jener unvergeßlichen Convention konnte Yorck und durch ihn Preußen ohne Verletzung irgend welcher Pflicht Europa retten, indem es kraft der mit unglaublichen Opfern erhaltenen und durchgeretteten Selbständigkeit handelte. Es bleibe dahin gestellt, ob sich seitdem die völkerrechtlichen, politischen und sittlichen Begriffe verändert haben; und die Dresdener Verhandlungen2) werden ja bald genug ergeben, wie die derzeitigen preußischen Staatsmänner über die Stellung des Hauses Hohenzollern denken. Herr von der Pfordten soll ja bereits die ächt baierische Idee ausgesprochen haben, daß sich hinfort die preußische Pickelhaube nur noch im Dienst Österreichs d. h. in Slavonien neuen Ruhm erwerben werde. Wir älteren Preußen haben schon einmal arge Zeiten durchlebt und selbst da nicht den Glauben an das Vaterland aufgegeben, als man uns auf den Tod zerbrochen glaubte. Möchten Seiner Majestät Minister eingedenk sein, daß, wie leicht auch die Stimme der Gegenwart zu blenden, zu übertäuben, zu fälschen, irre zu leiten ist, ihre Namen, sei es in Ehren oder in Schanden, der Geschichte angehören werden; der Geschichte werden sie v e r a n t w o r t l i c h sein. Anspielung auf den Übergang des württembergischen Korps unter General Normann und des sächsischen unter General Ryssel zu den Verbündeten in der Schlacht von Leipzig. 2 ) Die „Freien Konferenzen" in Dresden über die Neugestaltung der deutschen Verhältnisse, zu der die österreichische und preußische Regierung gemeinsam am 12. Dezember eingeladen hatten, waren am 23. Dezember eröffnet worden; die Schlußsitzung fand am 15. Mai statt.
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ABSCHNITT IV J E N A
D r o y s e n , Politische Schriften.
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1851-1859
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33. Zur Charakteristik der europäischen Krisis. Der folgende Aufsatz erschien in der Zeitschrift „Minerva. Ein Journal für Geschichte, Politik und Literatur von D. Friedrich Bran in Jena und L. W. Fischer in Frankfurt a. M.", im Jahrgang 1854, und zwar der erste Teil (bis S. 321) in Bd. 2 im Juni, S. 271—289, der zweite Teil (S. 321—342), „geschrieben Anfang Oktober", in Bd. 4 im November, S. 2 1 5 — 2 4 5 ; der erste Teil ist von Droysen in seine Kleine Schriften, Heft I, Zur Schleswig-Holsteinischen Frage, 1. Auflage, Berlin 1863, 20—35, aufgenommen worden, mit einigen ganz geringfügigen stilistischen Abweichungen. Der zweite Teil ist nicht wieder gedruckt worden. — Ein Manuskript des Aufsatzes liegt nicht vor, er wird hier nach dem Abdruck in der „Minerva" wiedergegeben. I.
Es ist nicht schwer, einzusehen, was die gegenwärtige europäische Krisis 1 ) den deutschen Interessen bedeutet. Auch ist die öffentliche Meinung darüber nicht im Geringsten unklar; die Presse, so weit nicht russische Sympathien, dynastische Incredibilien und die wachsende Prämie auf Servilismus und Heuchelei ihre Äußerungen bestimmen, ist in achtungswerther Weise bemüht, die Bedeutung des für Deutschlands Geschicke hochwichtigen Momentes zum Bewußtsein zu bringen. Man wird nicht sagen können, daß unsre Publicistik nur Literatenarbeit ist. Viele ehrenwerthe Männer, wackere Patrioten fühlen sich durch den Ernst der Verhältnisse und in der Überzeugung, wirken zu können, getrieben, ihre Erwägungen, ihre Rathschläge, ihre Mahnungen zu veröffentlichen. Sie hoffen, daß die Macht der Wahrheit durchdringen müsse. Warum nur wird nicht auf sie gehört? Wollte man sich die Mühe tiefern Nachdenkens ersparen, so könnte man sagen: es ist nicht genug, zu erkennen, was wahr, recht, nothwendig ist, sondern solche E r k e n n t n i ß bedarf der P e r s o n e n , die sie auszuführen die äußern Mittel und den innern Drang haben; nicht die Ideen, sondern der Mann, nicht die intellectuellen, sondern die sittlichen Potenzen sind das, worauf es ankommt. Die Erfahrung der letzten Jahre hat uns Deutsche lehren können, Im Krimkrieg waren bei Erscheinen des Aufsatzes, im Juni 1854, Entscheidungen noch nicht gefallen. 20*
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wie wenig es verschlägt, in noch so überzeugender Weise das politisch Nothwendige, den geschichtlichen Beruf eines Staates, die Wege, die er zu dem Ende einschlagen muß, die Mittel, die er dafür hat, darzulegen, wenn die wollende Persönlichkeit fehlt. Alle Beweise, aller Eifer des Hoffens und Wünschens, aller Ernst der Mahnung hilft nichts, wenn man an entscheidender Stelle immer nur weiß, was man nicht will und sich die Schwäche als Tugend und die Entschlußlosigkeit als christliche Demuth anrechnet. Es ist der natürliche Verlauf patriotischer Stimmungen, sich in solchen Fällen zunächst und mit Bitterkeit gegen die Person zu wenden, die, wie es dann scheint, nur anders zu sein brauchte, um Großes zu leisten und Hoffnungen zu erfüllen, für deren Vereitelung man sie nun verantwortlich macht. Ein geistvoller Fürst1) hat in dem Beginn seiner Regierung das schöne Wort gesagt: der Könige Wege seien thränenreich und thränenwerth, wenn Geist und Herz ihrer Völker nicht mit ihnen sei. — Mag einst die Geschichte ihr gerechtes Urtheil fällen, wessen die Schuld war, wenn Geist und Herz des Volks sich von dem abwandte, dem die stolzesten Hoffnungen entgegenkamen. In politischer Erwägung muß man anders verfahren, als die öffentliche Meinung thut; man muß auch den mangelnden Entschluß, die Unberechenbarkeiten an maßgebender Stelle als Factor in die Rechnung nehmen, oder sie wird im Ergebniß falsch. Dem aufmerksameren Beobachter der Zeitereignisse fällt nichts mehr auf, als das hastige Umschlagen der schwebenden Frage in immer neue Formen, ihr Wachsen zu immer furchtbareren Dimensionen. Kaum reichten die Forderungen hüben und drüben hin, um auch nur den Schein eines Kriegsanlasses zu geben, so stürzte man schon auf einander los, selbst ehe noch die Mittel zum Kampfe erwogen, vorbereitet, zur Stelle waren. Man konnte den Moment nicht erwarten, einen Kampf zu beginnen, der — seit 1815 der erste europäische — die Grundlage des damals gegründeten Staatensystems in Frage stellt. Verfolgt man den Gang der Verhandlungen, so erkennt man deutlich, daß weder Rußland noch England gemeint waren, es auf das Äußerste kommen zu lassen. Wie oft war man daran, die Formel Friedrich Wilhelm IV. in der Rede bei der Huldigung in Berlin, siehe oben S. 29, Anm. 3.
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zu gewinnen, in der man sich gegenseitig zum Frieden geben konnte. Aber stets war eine verhängnißvolle Hand da, die schon angesponnenen Fäden zu zerreißen, die Leidenschaft des russischen Kaisers zu steigern und die Friedensliebe Aberdeens zu beschämen. Wessen war die Hand? Erinnere man sich, daß es in Anlaß einer in Petersburg gefallenen Äußerung war, wenn Louis Napoleon sich in einer seiner tendenziösen Reden als Parvenü bezeichnete 1 ). Man erzählt, daß er seit jener russischen Antwort auf die Anzeige seiner Thronbesteigung — sie versagte ihm die zwischen den Monarchen übliche Anrede 2 ) — seinen Entschluß gefaßt habe: zwar nicht in so hastiger Weise, wie einige seiner Vertrauten empfahlen; — es war in der Zeit, wo England alles Ernstes eine französische Invasion erwartete und zur Abwehr rüstete; — „erst müsse, so soll Louis Napoleon entgegnet haben, eine Allianz mit England gewonnen sein und Preußen-Österreich Front gegen Rußland stehen, dann werde die vorgeschlagene Kriegserklärung gegen Rußland erfolgen." Und diesen damals bis zum Lächerlichen kühnen Plan hat Louis Napoleon mit der ihm eigenen fatalistischen Sicherheit hinausgeführt; es bleibe dahingestellt, ob mehr Verständniß der Dinge oder mehr Menschenverachtung dazu gehörte, so zu rechnen und sich nicht zu verrechnen. Nur Anlaß war ihm die Frage der heiligen Stätten und was weiter am Bosporus folgte. Nur Mittel zu s e i n e n Zwecken war ihm die große, man kann wohl sagen, weltgeschichtliche Gegenstellung von Rußland und England, in der, wenigstens seit Canning, das Geheimniß der europäischen Politik ruhte. Aber Frankreichs Zweck ? „Frankreich bedarf nach so ungeheuern Erschütterungen einer langen i n n e r n Ruhe, um zu gesunden; nur eine neue dynastische Continuität kann diese gewähren, und Frankreichs höchstes Interesse ist, endlich diese zu gewinnen; in diesem Bedürfniß ruht die Stärke der neuen Monarchie, ihre Sicherheit in Frankreich. Nicht minder einfach ist ihre europäische Stellung. Nur durch ein großes Verdienst um Europa, durch eine Politik, welche die Völker an den Bestand des neuen Frankreich knüpft, kann sie dem Argwohn der alten von Rußland dependirenden Legitimitäten entgegentreten." So äußert man sich im vertrauteren Kreise. *) In der Rede, mit der er am 22. Januar 1853 dem Gesetzgebenden Körper seine Vermählung ankündigte: „en prenant franchement . . . la position de parvenu, titre glorieüx lorsqu'on parvient par le libre suffrage d'un grand peuple". a) Der Zar hatte Napoleon die Anrede „Mein Herr Bruder" verweigert und sie durch die Formel „Sire und guter Freund" ersetzt.
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Verstehe man wohl: dieser Napoleonische Thron ruht auf der europäischen Bewegung von 1848, ist deren reife Frucht. Man weiß, welche Anathemen über sie „das heilige Rußland" ausgegossen; und nicht bloß die Tollheiten jener Zeiten, sondern Alles, auch das Berechtigte, Wahrhafte, Zukunftreiche, was damals mit auf dem Plane gewesen, man hat es niedergebrochen und als „Abfall von Gott" verworfen; überall sonst hat die große europäische Reaction gesiegt, nur in Frankreich hat sich die wilde Bewegung zu einer neuen positiven Gründung concentrirt. Und das alte Europa hat es geschehen lassen, ist obenein noch dankbar gewesen, daß da Jemand eintrat, der Ruhe und Ordnung handhabte; für solchen Vortheil opferte man gern die Principien, denen man daheim Alles zu opfern für Pflicht und Tugend hielt, und das um so lieber, als sich der neue Thron in Frankreich ungefähr mit denselben Mitteln gründete, deren sich die alten bedienten, um ihre erschütterten Grundlagen neu zu befestigen. Gewiß haben die Stahl und Genossen Recht, wenn sie behaupten, nicht der Straßenlärm, die Barricade, die Revolte u. s. w. sei die Revolution1). Aber ebenso gewiß ist, daß sie nicht mit dem Moment abgethan ist, wo sie sich in monarchistischer Gestalt fixirt hat; ein Bekenntniß, das nur denen peinlich sein kann, welche gewordene neue Rechtszustände trotz Eid und Pflicht für nichts zu achten als Vorrecht ihrer frommen und conservativen Gesinnung in Anspruch nehmen. Soviel von einem Moment, das für das Verständniß der gegenwärtigen Krisis von hervorragender Wichtigkeit ist. Der nachdenkende Leser wird die gegebenen Andeutungen weiter verfolgen. Es bedeutet etwas, daß jenes 1848 in der einzig practischen und positiven Gestaltung, die es hervorgebracht, gleich im Beginn der europäischen Krisis in den Vordergrund tritt, ja sie eigentlich zur Perception gebracht hat. Man würde sehr Unrecht thun, aus der derzeitigen Situation zu folgern, daß Louis Napoleon in principiellem Gegensatz gegen die russische Autocratie, in principieller Übereinstimmung mit dem parlamentarischen England stehe. Gewiß wird er in der jetzt geschlossenen Verbindung bleiben, so lange sie ihm vortheilhaft ist, und ebenso sicher, wenn sie ausgebeutet ist, die entgegengesetzte suchen und finden, um sie ebenso zu benutzen. Das Wesentliche für ihn ist, daß !) Anspielung auf Stahls Rede: „Was ist die Revolution ?", die am 8. März 1852 im Evangelischen Verein für kirchliche Zwecke gehalten worden war.
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die stärkste Polarität des europäischen Lebens, deren Gegensätzlichkeit zugleich weit über Europa hinausreicht, endlich einmal zur Thätigkeit und Thätlichkeit gebracht ist. Er rechnet ganz richtig, daß dieser Kampf, nachdem er einmal entbrannt ist, sobald nicht enden wird, und daß der Gewinn weder England noch Rußland zufallen wird. Er rechnet darauf, daß in einer langen und schweren Krisis aller europäischen Existenzen die Ausschließlichkeiten, deren er recht empfindliche hat erproben müssen, in einer tiefen Verwandlung aller maßgebenden Momente des socialen und staatlichen Lebens untergehen werden. Louis Napoleon hat es verstanden, die Stellung zu gewinnen, welche in dem Napoleonischen Zeitalter Rußland so geschickt auszubeuten verstanden hat. Damals war der große Gegensatz: England und die Revolution; er blieb, mochte die Revolution noch so stark ihre äußerliche Gestalt ändern. Es war nicht a l l e i n ein Gegensatz der Interessen, wenn schon die amerikanische, die holländische Frage in den achtziger Jahren zeigen konnte, daß sie sich gegenseitig ausschlössen; der Gegensatz war mehr noch ein principieller, er umfaßte die Summe der inneren Zustände, ihrer Grundlagen und Formen, man kann sagen, die gesammte Denk- und Anschauungsweise beider Länder und Völker. Ihr Kampf war auf Leben und Tod, sie setzten jeder alle Mittel in Bewegung, des Andern Herr zu werden, — Napoleon, um die Seetyrannei Englands zu brechen, die es ihm unmöglich machte, durch Erneuerung friedlichen Wohlstandes im Innern endlich fest zu wurzeln, — England, um die continentale Übermacht Frankreichs zu brechen, welche den ganzen socialen und politischen Zustand Europas auf lange hinaus verwandelte. Zwischen beiden her und hin oscillirend gewann Rußland unermeßlich. Es begann damit, zum Kampf gegen die Revolution stachelnd den polnischen Staat hinwegzutilgen. In dem Feldzug von 1799 siegte Suwarow in Italien; dann ward plötzlich zur innigsten Freundschaft mit Frankreich übergegangen: der ganze Norden, Preußen mit eingeschlossen, vereinte sich unter Rußland zum Bunde der Seeneutralität; es war ein Schritt weiter zur Herrschaft über die Ostsee. Freilich Kaiser Pauls Ermordung und die Seeschlacht von Kopenhagen trieb den neuen Czaren zur Verständigung mit England; aber schon bei den nächsten großen Verhandlungen verstanden sich wieder Rußland und Frankreich, die „unbetheiligten Mächte 1 )", in Siehe oben S. 6, Anm. 2. 311
der tödtlichen Schwächung Deutschlands. Dann wieder 1805 eilte Nowosilzoff nach London, jene großen europäischen Arrangements zu verabreden, deren Möglichkeit wesentlich Preußen und Österreich erkämpfen sollten. Der Phantasiekrieg von 1805 brachte Rußland keinen Verlust, die Niederlagen von 1807 gar Gewinn, freilich auf Kosten des unglücklichen Bundesgenossen. Damals in Tilsit schloß Alexander jene herzinnige Freundschaft mit Napoleon, die in Erfurt besiegelt wurde; sie brachte Finnland, brachte 1809 die Hälfte Galiziens, brachte Napoleons Beistimmung zu jeglicher Erweiterung nach der Donau hin. Und als man hier so viel gewonnen, als möglich war, ward den französischen Wünschen der Rücken gekehrt und das Äußerste gewagt. Nicht der Monarch der Revolution, aber der russische wagte die Völker zum Kampf gegen den Despotismus aufzurufen, wie England in Spanien schon mit Erfolg begonnen hatte. Drei Jahre Kampf und Alexander zog an der Spitze des verbündeten Europa in Paris ein; er stand, sagt Lord Stewart1), auf der höchsten Staffel menschlicher Größe, die je ein Monarch erstiegen. Die Engländer waren sehr erstaunt, zu sehen, daß nicht bloß Napoleons Macht gebrochen, sondern auch England durch Rußland in den Schatten gestellt sei. Völlig klar ward dieß in der Gründung des neuen europäischen Systems und in der Art, wie es gegründet wurde. „Alexander nahm, sagt derselbe Lord Stewart2), jenen Ton der Überlegenheit an, welcher den Entschluß ankündigte, die Anordnungen, die Rußland interessiren, nicht mehr als Gegenstand freier und freundschaftlicher Unterhandlung zu behandeln, sondern zu einer Sache der Dictatur und der Gewalt zu machen." Und das System selbst? In wie fern kann man es ein russisches nennen? Die Herstellung Europas von der Zurückführung der Bourbonen an bis zur Zerreißung Sachsens und zur Cassirung Genuas war von der Art, daß die Machthaber sehr begreifliche Sorge empfanden über die tiefe und gerechte Mißstimmung ihrer Völker. Dem „revolutionären Geist" gegenüber gab die heilige Allianz einen vortrefflichen Rückhalt. Man resignirte auf den alten Vorzug der Monarchie, durch und durch dem eigensten Land und Volk anzugehören; man sah sich in erster Reihe als ein Glied der monarchistischen Solidarität, und je mehr man sich daheim wurzellos fühlte, desto erwünschter war es, daß sich Krone an Krone hielt. Das ist, schreibt Kaiser Alex*) Charles Stewart, Marquis von Londonderry, Geschichte des Kriegs von 1 8 1 3 und 1814 in Deutschland und Frankreich, übers, von Ekendahl, Weimar 1836, II, 1 5 3 . 2 ) Londonderry, a. a. O. II, 139.
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ander an Lord Castlereagh, das wahre Gleichgewicht, daß in der Stunde der Gefahr alle das gleiche Interesse haben 1 ). Es lag in den Macht- und Culturverhältnissen Europas, daß dieß System durchaus als ein russisches wirkte, wie es denn namentlich seit 1831 entschieden und absichtsvoll so weiter geführt worden ist. Das Bewunderungswürdige in diesem Systeme ist, daß die Störungen, die es in sich selber hervorruft, immer dazu dienen müssen, die Kraft zu ihrer Unterdrückung zu steigern, um mit desto stärkerem Druck desto stärkere Störungen hervorrufend, um so größere Gewalt zu ihrer Bewältigung zu rechtfertigen2). So arbeitet dieß System für Rußland; und der Russe ist zu stolz auf die Macht und die Größe seines Czaren, als daß er nicht gern darüber vergessen sollte, was er sonst zu leiden hat und geopfert hat ; auch höher cultivirte Völker haben für die Eitelkeit des Mächtigerseins als andre, des Herrseins über andere sich gern knechten lassen. Mag immerhin dieser Weg der einzige sein, wie das russische Reich zu halten und zu handhaben ist, mag der größte Herrscher unsrer Zeit, der Kaiser Nicolaus, der immerhin richtigen Erkenntniß sein, daß das höchste Interesse des russischen Reiches, das der Selbsterhaltung, ihm dieß System vorschreibt und kein anderes gestattet, — jedenfalls ist damit nicht Europa verpflichtet, sich diesem System zu unterwerfen und die auf den russischen Nationalstolz gegründete Czarenherrschaft dadurch möglich zu machen, daß es sich der russischen Superiorität beugt. Das System hat länger als ein Menschenalter vorgehalten. Es hat seine letzte und stärkste Probe in der Bewältigung der Revolutionen von 1848 bestanden. Kaiser Nicolaus war, als ihm Ungarn zu Füßen lag, als sein drohender Finger Preußen zur Ruhe wies, als England in der Unterzeichnung des Londoner Protocolls über die dänische Erbfolge nach seiner Pfeife tanzte, auf der höchsten Staffel europäischer Macht; er fühlte sich in seiner ganzen Stärke, er hob den Arm zum gewaltigsten Schlage. Oder ist es richtiger zu sagen: er mußte sich erheben, ihn zu versuchen ? Man hört viel davon, daß ganz Rußland erfüllt sei von Enthusiasmus für diesen heiligen Krieg, für die Befreiung der griechischen Christen, die unter dem Islam schmachten, für die Eroberung Siehe oben S. 257, Anm. 1. ) Vgl. dazu die ähnliche Formulierung in „Preußen und das System der Großmächte" oben S. 2 1 7 : „Ein System, gleich bewunderungswürdig . . .". 2
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der St. Sophia. Geschieht es etwa dem Kaiser, daß nun ihn die mächtige Erhebung des nationalen Geistes, dieselbe Gewalt, die er aller Orten sonst als Revolution bekämpft hat, zu h a n d e l n zwingt? Wie hat er in jenen wüsten Tagen von 1848 seine Russen beloben und mit Lobpreisungen über ihre Treue, ihren Glauben, ihren loyalen Eifer verwöhnen zu müssen geglaubt. Ist er nun des ekstatischen Eifers seiner 50 Millionen Leibeigenen selbst nicht mehr Herr ? Es ist kein Geheimniß, daß seine bewährtesten Diplomaten ihn gewarnt, ihn beschworen haben, sich nicht gegen die Türkei zu hazardiren. Er ist zu klug, um das übrige Europa so zu verachten, wie er es müßte, wenn er sich aus freien Stücken in diesen Handel begeben hätte; er ist zu mächtig, als daß ihn unersättliche Herrschgier, er ist zu bejahrt, als daß ihn Heldenlust dahin geführt haben könnte. Wie man die Sache wenden mag, man kommt immer wieder auf den Punkt, annehmen zu müssen, daß wie andere Fürsten 1848 etwa mit der deutschen Fahne umhergeritten1), andere mit Anerbietungen breitester Basis vorangegangen sind2), so nun der Herrscher aller Reußen von dem altrussischen Fanatismus gezwungen worden ist, ein Unternehmen zu beginnen, das, wie es auch sonst enden mag, vorerst einmal Rußlands stille Gewalt über Europa zerrissen, das feine System von 1 8 1 5 gesprengt hat. Der letzte Dienst dieses Systems ist der Sieg über die Revolution von 1848 gewesen. E r war nicht vollständig; man war gemeint, Frankreich sich in sich selber zerfleischen zu lassen. Frankreich hat seinen Herrn gefunden, den Erben der Revolution. Und ihm dankt Rußland diesen Krieg. Es ist sehr abgeschmackt, sich in Vorwürfen über Rußlands Herrschsucht, Willkür, Hoffahrt zu ergehen. Wollte Gott, daß jeder Staat mit so großer Einsicht seine Interessen verstünde, mit so großer Consequenz sie verfolgte, mit solchem Aufwand von geistiger und materieller Kraft sie durchzusetzen verstünde. Ich wüßte kein lehrreicheres Studium für den Staatsmann als das der auswärtigen Politik Rußlands. Hier, wenigstens hier ist Rußland unübertrefflich. Aber darum hat man wahrlich nicht nöthig, die russischen Principien als allgemein preiswürdigste zu empfehlen oder in der Fortdauer des russischen Systems das Heil für Europa zu suchen oder J
) Anspielung auf den Umritt Friedrich Wilhelms IV. durch Berlin am 21. März. ) Neben Preußen (siehe oben S. 267, Anm. 1) hatte auch Österreich im Manifest vom 6. Oktober 1848 eine Verfassung auf den „breitesten Grundlagen" verheißen. 2
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die historische Kritik mit der Behauptung herauszufordern, daß ja dieser russische Druck auf Europa nirgends zu fühlen, der Schade, den derselbe gebracht, nirgends nachzuweisen sei. Jene pflegen einzuwenden: wenn dieser Druck vorhanden, dieser Schaden so groß ist, wie hat er so lange ertragen werden können ? Die Antwort ergiebt sich theils aus dem früher Bemerkten: nach der juste repartition des forces von 1815 1 ) war das monarchische Princip auf dem Continent so falsch gestellt, daß es schließlich auf Rußland gravitirte. Theils und besonders kam ein andrer Umstand hinzu, jene Erscheinung, die allerdings auffallend ist, möglich zu machen. Wie war man jüngst voll Erstaunen, als die blauen Bücher die Eröffnungen des Kaisers Nicolaus an England in Betreff des „kranken Mannes" mittheilten2), aus denen freilich das große Publicum mit tugendhafter Entrüstung lesen sollte, daß der Kaiser die Stirn gehabt habe, dem englischen Cabinet eine vorläufige Disposition über das dem Ende zueilende türkische Reich anzubieten, während sich dem Kundigeren nur ein B e i s p i e l mehr für das maßgebende Verhältniß in dem europäischen Staatensystem der letzten dreißig Jahre ergab. Es ist oben erwähnt worden, daß Altengland am Ende des großen Napoleonischen Krieges sich von Rußland überholt fühlte. Es machte damals einen Versuch, dieß Ubergewicht zu brechen, mit dem Angriff auf die russische Besitznahme des Großherzogthums Warschau. Trotzdem, daß in dem ersten Pariser Frieden die weitere Anordnung über die ehemals polnischen Lande der freundschaftlichen Verständigung der drei östlichen Mächte vorbehalten war, forderte England die Herstellung Polens; der Kaiser erwiederte3): ,,Er sei bereit, Polen zurückzugeben, wenn man Europa in die Lage zurückbringen könne, die es vor den polnischen Theilungen gehabt habe; das sei unmöglich, besonders darum, weil England seinen ungeheuren Ländererwerb (in Indien u. s. w.) nicht werde zurückgeben wollen, überdieß durch Zerstörung so vieler Flotten einen durch nichts aufzuwiegenden Vorsprung habe." Natürlich war daran nicht zu 1
) Siehe oben S. 10, Anm. 1. ) Im März hatte die englische Regierung dem Parlamente das Blaubuch vorgelegt, in dem von den Angeboten, die der Zar an Seymour über eine Aufteilung der Türkei hatte ergehen lassen, und in denen der Zar die Türkei als einen „kranken Mann" bezeichnet hatte, Mitteilung gemacht worden war. 3 ) Das Memorandum Castlereaghs sowie die Antwort Alexanders bei Flassan, Histoire du Congrès de Vienne, Paris 1829, I, 56. 2
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denken; wohl aber ward der Angriff nun auf Preußen gerichtet; Preußen, das, um zu seinem früheren Machtumfang hergestellt zu werden, das Land des mit den Waffen in der Hand gefangenen Sachsenkönigs erhalten sollte — eine gerechte Strafe für dessen immoralité politique, sagte Lord Castlereagh in einem Briefe vom i i . Oct. 1814 1 ) — Preußen, ward nun von England, Österreich, Baiern u . s . w . gesagt, dürfe Sachsen um keinen Preis erhalten; und da Baiern durch Österreich bereits das früher preußische Franken erhalten, Hannover für die Subsidien Englands bereits das früher preußische Ostfriesland nebst Hildesheim und Lingen erworben hatte, so blieb, da die sonstige disponible Masse von Land und Leuten in Deutschland nicht mehr ausreichte, zur Entschädigung Preußens nur übrig, auf polnisches Gebiet zurückzugreifen. Dem schnöden Bündniß vom 3. Januar 1815, in dem England und Österreich sich mit Frankreich, mit Baiern zu Schutz und Trutz verbanden, wäre ein Krieg gegen Rußland und Preußen gefolgt, wenn Preußen sich nicht mit einem T h e i l e Sachsens begnügt hätte; und auf die Bemerkung, daß dieß das Übelste sei, daß eine dauernde Gährung der Gemüther in dem zerrissenen Lande die Folge sein werde, äußerte Kaiser Franz: „Desto besser, das wollen wir halt eben, dann kommen sie desto eher wieder zusammen". Das Verständniß der englischen Politik zu vervollständigen, muß ein zweites Moment ins Auge gefaßt werden. Dem Kampf gegen Napoleon zur Seite ging ein anderer bedeutsamer Krieg. Napoleon hatte unablässig, aber vergebens gegen die Seetyrannei Englands und für die Gründung eines vernünftigen Völker-Seerechts gerungen. Um für den Kampf gegen ihn Englands Mitwirkung und Subsidien zu erhalten, ließen die continentalen Mächte bereitwillig die Fragen des Seerechtes zur Seite, ja sie boten auf dem Wiener Congreß in der eigenthümlichen Formulirung des Verbots gegen den Sclavenhandel die Hand dazu, daß auch für die beginnende Friedenszeit eine Seepolizei möglich und nöthig blieb, deren Handhabung in dem Durchsuchungsrecht völlig zu Gunsten Englands ausschlug. Aber für jene Fragen des Seerechts war Nordamerica aufgetreten; es wagte den Krieg; England stürzte sich auf die junge Marine der Union, auf ihren aufblühenden Handel, als gälte es beide für immer zu vernichten ; sengend und brennend bis Washington hin zeigte es sich „in seiner ganzen Majestät und Macht". Und als Nordamerica den Kaiser Alexander ersuchte, den Frieden zu vermitteln, und Flassan a. a. O. I, 54.
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dieser sich dazu bereit erklärte, wies England die Vermittelung von der Hand. Freilich, es ward in die Congreßacte wohl die Phrase aufgenommen, man wolle rétablir en Amérique et en Asie l'équilibre commercial si intimement lié à l'équilibre politique1). Aber es blieb eben eine Phrase. Einst hatte das europäische Staatensystem auch die andern Welttheile als zu seiner Competenz gehörend behandelt; in den Napoleonischen Kriegen war dieser Zusammenhang factisch durchrissen und auf England ausschließlich übergegangen. Dieser Zustand begann sich mit dem Wiener Congreß völkerrechtlich zu fixiren. Als der Abfall der spanischen Colonien begann, als die heilige Allianz den Versuch machte, auch diese Revolutionen in ihre Obhut zu nehmen und England — es geschah auf dem Congreß von Verona — aufforderte, im Interesse der spanischen Legitimität einzuschreiten, da weigerte England nicht bloß seine Mitwirkung, sondern verbat sich jede Intervention. Die heilige Allianz versuchte eine Ausgleichung dieser Differenz : man wolle die Unabhängigkeit der Colonien anerkennen, wenn das britische Cabinet zugeben wolle, legitime Fürsten auf die neuen Throne Americas zu bringen, um das monarchische Princip aufrecht zu erhalten und einen großen Scandai zu vermeiden. Auch das verweigerte England2). Für Rußland blieb der Continent, für England die oceanische Welt. Man hat Canning hochgepriesen, daß er allein die Sache der Freiheit vertreten gegen die überwuchernde Gewalt des Systems der heiligen Allianz. Wenigstens mit der Revolution zu drohen verstand er3). Und was ist gar von denen, die ihm folgten, Tories wie Whigs, geschehen, um dem weiterfressenden Schaden zu wehren, über den man sich wenigstens seit der Absorption Polens nicht mehr täuschen konnte ? Und doch immer wieder, auch heute noch wendet sich alle Hoffnung derer, welche die Freiheit im Munde führen, auf Altengland. Man tritt den Staatsmännern Englands nicht zu nahe, wenn man ihnen diesen zweideutigen Ruhm bestreitet. Sie sind in ihrem guten Recht, wenn sie über Englands Interesse wachen, und sie selbst werden nur danach beurtheilt werden wollen, wie sie es verstehen und in welchem Maße sie es geltend zu machen verstanden haben. Eine solche Bestimmung ist in der Wiener Kongreßakte nicht enthalten. ) Anspielung auf die Verhandlungen über Chateaubriands Vorschlag vom Jahre 1823, in Südamerika bourbonische Monarchien einzusetzen. 3 ) Siehe oben S. 62, Anm. 1. 2
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Die Freiheit ist ihnen ein Geburtsrecht der Engländer; am wenigsten für den naturrechtlichen Begriff derselben und dessen Propaganda sind sie interessirt. So bewunderungswürdig die innere Politik Englands ist, — denn sie versteht es, mit dem höchsten Maß echter bürgerlicher Freiheit zu regieren — so wenig fein, vorausdenkend, ja correct ist ihre Handhabung der äußern Verhältnisse. Der Grund ist leicht erkennbar; bei der Energie der öffentlichen Meinung in England haben außer den Machtinteressen des Staats, ja oft über denselben, die der Privaten, ihr Handel, ihre Capitalanlagen im Auslande, selbst ihre Vorurtheile etc. eine solche Wucht, daß die parlamentarische Regierung selten oder nie anders als in ihrem Kielwasser fahren kann. Zugleich sind die innern Verhältnisse so complicirt, daß kein englisches Ministerium eine wichtigere Pflicht hat, als jeden Anlaß zu einer langen und schweren Anspannung der Nationalkraft, wie sie etwa der 1793 begonnene Kampf gegen die Revolution im Gefolge hatte, zu vermeiden, weil aller Wahrscheinlichkeit nach unberechenbare Umgestaltungen im Innern die Folge sein würden. Die Wirkung der Kriege gegen die Revolution war, daß der Bauernstand in England unterging, daß die agrarische Bevölkerung bis auf 23 Procent der Gesammtbevölkerung sank, daß England ein bis zum Übermaß fabricirendes Land und damit ein ungestörter und fort und fort wachsender Verkehr über die ganze Welt die Lebensbedingung dieses Staates wurde. England ist auf einem Punkte angekommen, wo die Staatsschuld, das Handelsbedürfniß, die Übervölkerung ebenso viele Motive zu einer im höchsten Maße conservativen Politik sind. Für England giebt es seit 1815 — denn Frankreich, Österreich, Preußen, von andern kleineren Staaten nicht zu sprechen, haben nur europäische, d. h. für England nur secundäre Bedeutung — für England giebt es zwei ihm wesentlich polarische Machtbildungen, das ungeheure continentale Rußland mit seinem militärischen Absolutismus und das maßlos wachsende democratische Nordamerica. „Frieden mit Rußland, mit Nordamerica um jeden Preis," das ist seit 1815 die Parole jedes englischen Staatsmannes. Uns geht hier nur Rußland an. Es ist wohl zu beachten, was England sich alles hat gefallen lassen, um mit Rußland im Frieden zu bleiben. Natürlich nichts geradezu Verletzendes oder Unehrenhaftes. Und die russische Politik verstand es in ihrer großen Feinheit und Vorsicht vortrefflich, allen Vortheil dieses Verhältnisses wahrzunehmen, ohne jemals auch den Schein davon in Anspruch zu nehmen; es machte dem Engländer die Selbsttäuschung leicht, ohne 3i8
die schon längst der prädestinirte Gegensatz der beiden größten Machtentwicklungen, die Europa aufzuweisen hat, zu einer ungeheuern Krisis zusammengestoßen wäre. Nie ist ein Krieg leichtsinniger, unvorbereiteter, diplomatisch unmotivirter unternommen worden als der, zu dem Louis Napoleon jetzt England und Rußland getrieben hat. Der Kaiser der Franzosen ist wie ein Spieler am Pharotisch; er setzt immer wieder seinen ganzen Gewinn; noch ein glücklicher Wurf, und er hat die Bank gesprengt. Mag Kaiser Nicolaus dem Drange des russischen Nationalgeistes gefolgt sein, auf die so oft erprobte Nachgiebigkeit Englands und die unzweifelhafte Schwäche des übrigen Europa gerechnet haben, als er die geballte Faust erhob wie zum Schlage gegen den Sultan, wenigstens mit Geld, mit Truppen, mit diplomatischer Tactik war er so weit vorbereitet, daß er mit dem Schlage selbst zu schrecken hoffen durfte. Ein Irrthum, so verhängnißvoll wie der Napoleons, als er mit Moskau den Frieden zu haben glaubte. Denn einmal in diesen Krieg verwickelt, kann weder Rußland noch England zurück; die Gewalt des Verhängnisses zwingt sie, den Holmgang zu machen: auf Leben und Tod. Rußland hat seit lange diesen endlich unvermeidlichen Kampf mit England kommen sehen, sich auf ihn, man kann sagen, in staunenswürdiger Weise gerüstet: während seine ganze Aufmerksamkeit darauf gewandt schien, durch die Kunst seiner Diplomatie den Conflict hinauszuschieben oder doch so viel wie möglich die übrigen Cabinete für denselben zu neutralisiren, hat es sich darauf eingerichtet, mit England zugleich ganz Europa zum Angriff herankommen zu sehen. England dagegen hat wenigstens in seiner europäischen Politik verfahren, als wenn es zu dem Conflict mit Rußland niemals kommen könne und werde. Nur aus solchem Köhlerglauben läßt sich das wahrhaft unglaubliche Verfahren, das England seit lange — ja seit Pitts Tod — auf dem Continent getrieben hat, begreifen und erklären. Jetzt, wo es endlich mit den Illusionen ein Ende hat, zeigt sich die Wirkung der Phantasiepolitik, welche sich selbst mit dem untoward event ihr Epigramm gemacht hat. Bedarf es der Beispiele ? Ich will von der Zeit der Congresse, von 1840, von der immer wieder versuchten und immer wieder trügenden 319
Verbindung mit Frankreich nicht sprechen; je mehr die continentale Übermacht Rußlands wuchs, desto stärker mußte England sein Augenmerk auf Mitteleuropa wenden. Aber was that es, um da aufzuklären, zu gewinnen, festen Fuß zu fassen ? Oder wenn es Österreich und Preußen in ihrer derzeitigen Form doch für unrettbar an Rußland gekettet hielt, was that es denn seit 1847 ? Wollte England die österreichische Monarchie brechen, so mußte es die Revolution in Italien, in Ungarn offen und energisch unterstützen; begriff es, daß Österreich erhalten werden könne, also müsse, so mußte es dazu thun, daß der furchtbare innere Kampf der Monarchie so rasch als möglich zu Ende kam und so schnell als möglich ausgeheilt wurde. Statt dessen gefiel sich Lord Palmerston in jener wenig ehrenhaften Zweideutigkeit, deren Erfolg nur der desto elendere Zustand Italiens, der Sieg Rußlands in Ungarn, die Schwächung der Monarchie auf langehin war. Oder: begriff England, daß am meisten Preußen durch das Ubergewicht Rußlands gefesselt sei, und daß am meisten diese Stellung Preußens die continentalen Verhältnisse verschoben habe, — wie bemühte man sich nicht vor Allem darum, mit diesem Staate, den die wichtigsten Interessen an England weisen, die engsten Beziehungen zu knüpfen? In Preußen selbst war seit 1840 dieser Wunsch an höchster Stelle dominirend, und wurden dort wiederholt die entgegenkommendsten Versuche gemacht1); es wurde die Abkehr von Rußland2) ebenso stark bezeichnet wie der Wunsch der Annäherung an England. Wie englischerseits erwidert wurde, hat sich zuerst offenkundig in dem Besuche im Schloß Stolzenfels gezeigt3). Die dänische Frage, die 1846 eine so acute Bedeutung erhielt und für Louis Philipp eine erwünschte Gelegenheit war, sich Rußland angenehm zu machen, vermochte England nicht über die Lage der Dinge aufzuklären ; und was auf Preußens Veranlassung deutscherseits gegen den „offenen Brief" geschah4), nahm man in England so hin, als läge die Frage im Monde. Die Collusionen zwischen Frankreich und Rußland 1847 konnten England nicht unbekannt bleiben6); aber statt auf 1
) Anspielung auf die Versuche zu einem engeren Zusammenwirken mit England, die Friedrich Wilhelm IV. zu Anfang seiner Regierung bei der Gründung eines evangelischen Bistums in Jerusalem, durch die Ernennung Bunsens zum Gesandten in London, bei seiner Reise nach England 1842 gelegentlich der Taufe des Prinzen von Wales machte. 2 ) Droysen könnte hier die Nichterneuerung des preußisch-russischen Handelsvertrages im Auge haben. s ) Siehe oben S. 162, Anm. 3. 4 ) Siehe oben S. 240, Anm. 2. 5 ) In der Schweizer Angelegenheit, siehe oben S. 162, Anm. 4.
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Joinvilles maritimen Eifer1) mit einer Annäherung an Preußen zu antworten, zu der das Patent vom 3. Februar 1847 einen Anlaß mehr gab, da in Folge dessen zwischen Wien und Petersburg sehr bestimmte Verabredungen getroffen wurden2) — statt dessen griff man mit plumper Hand in die Schweizer Verhältnisse hinein und verwirrte damit die ganze Situation. Was soll man gar erst von dem Verhalten Englands in den deutschen und preußischen Interessen seit 1848 sagen. Es ist wahr, auch Rußland war einen Augenblick decontenancirt; aber doppelt schnell war es mit seiner Diplomatie zur Hand, das verlorne Terrain wieder zu gewinnen, während England nur lässiger, plumper, turbulenter, sprunghafter als je zuvor operirte. Zur Entschuldigung hieß es nachmals wohl, daß mit diesem ganz unberechenbaren Berliner Cabinet nichts anzufangen gewesen sei; die russische Diplomatie verstand es zu berechnen, sich zum Mittelpunkt einer Partei zu machen, unerhörte Siege zu gewinnen. Rasch genug fand sie den entscheidenden Punkt: in der schleswig-holsteinischen Frage traf sie Preußen auf der empfindlichsten Seite — und England half! Dem guten Lord Westmorland zur Seite operirte Herr Howard: so zum Wohlgefallen Dänemarks, daß ihm die dänische Dankbarkeit in sehr werthvollen Bezeugungen ausgedrückt werden durfte. Rußland handelte vollkommen in seinem Interesse, wenn es Preußen so tief demüthigte, wie in jener Frage, in den Differenzen mit Österreich, in der weiteren Entwickelung der Bundesangelegenheiten geschehen ist; aber England bezahlte für das Huldlächeln des Czaren einen Preis, der nur dann nicht zu hoch war, wenn es feststand, daß es nie zu dem großen Kampfe mit Rußland kommen werde. Und nun stürzt sich England in den Kampf — richtiger, es erwartete, daß sich auf sein erstes Hurrah Preußen und Österreich auf Rußland stürzen sollten!! II. Der Krieg, welcher jetzt Europa beschäftigt, würde schon durch den Umfang der aufgewandten Mittel, durch die Größe der ausgesprochenen Zwecke, durch die unerhörten Verbindungen und Gegenstellungen, die er bringt, unermeßlich bedeutungsvoll sein. Kühnere Publicisten glauben, sich hoch zu schwingen, wenn sie sagen: er ist ein Gleichgewichtskrieg. Andere phantasiren von der Rettung der Der Prinz v o n Joinville, ein Sohn Louis Philippes, h a t t e eine Schrift über die französischen Seestreitkräfte erscheinen lassen, die v o n der Möglichkeit eines englischfranzösischen Kriegs ausging; sie erregte in E n g l a n d lebhafte Besorgnisse. 2)
Siehe oben S. 222, A n m . 1.
D r o y s e n , Politische Schriften.
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Civilisation vor der Barbarei, ja von dem „Regenbogen der Freiheit", der „Despotie" des russischen Kaisers gegenüber, hat der Retter Frankreichs gesprochen1), wenn auch die in seinem Munde zu pharisäische Phrase dann öffentlich verleugnet worden ist. Es ist nicht der Mühe werth, über diese banalen Antithesen und das Mehr oder Weniger von Wahrheit, was in ihnen sein mag, Erörterungen anzustellen. Es handelt sich für Europa um ganz andere Dinge. Wer im Stande ist, ruhig zu beobachten und klar zu denken, muß die Überzeugung gewinnen, daß sich seit zwei Menschenaltern alle Voraussetzungen und Bedingungen des europäischen Lebens, alle socialen und staatlichen Kräfte, alle geistigen und materiellen Factoren verwandelt haben. Sind zu so verwandeltem Inhalt neue Formen gefunden, den neuen Impulsen neue Richtungen gewiesen, für die gährenden, explosiven Gewalten mehr als der Druck, der sie momentan niederhält, organisirt? Beachte man wohl, bis zum Ausgange des vorigen Jahrhunderts gab es eine europäische Civilisation, jene Gemeinsamkeit milder, humaner, idealer Weltanschauung, in der die glückliche Überlegenheit der europäischen Gesittung begründet war — jene Gemeinsamkeit politischer und socialer Formen, die, so mannigfach modificirt und verschliffen sie bereits waren, doch immer nur Variationen desselben feudalistischen Grundschemas blieben. Und damit war in dem Güterleben Europas derselbe Grundtypus der Naturalwirtschaft festgehalten, in dem das kleine Handwerk und die kleine Landstadt, damit der schlichte Bürgerstand so fröhlich gedieh. Dem entsprach es, daß überall locale Kreise, landschaftlich geschlossene Gruppen mit stark ausgeprägtem Heimathssinn, Sonderrecht, eigner Tracht und Sitte Volk und Staat bildeten, oder richtiger, mit diesen Abstractionen zusammengefaßt wurden. Denn diese großen Einheiten lagen außer dem Gesichtskreise und Bewußtsein jener Kreise, wie denn das so viel mißverstandene l'état c'est moi nichts Anderes besagt, als daß nur in dem Könige die staatliche Gemeinsamkeit aller jener Gruppen und Kreise beruht, gewußt wird, activ ist. Es ist hier nicht die Aufgabe, die Momente nachzuweisen, welche diese „gute alte Zeit" gestört haben. Der aufmerksame Leser wird sich selber vergegenwärtigen, wie weit die Zerstörung bereits gediehen 1 ) Es handelt sich wohl um die Botschaft Napoleons an den Corps législatif am 2. März 1854, in der er den Krieg gegen Rußland begründete.
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und was an die Stelle des Zerstörten getreten ist. Es mag hier nur auf einige Gesichtspunkte aufmerksam gemacht werden. Einmal: jene Gemeinsamkeit europäischer Zustände umfaßte nur die romanisch-germanische Welt und von der Slavenwelt nur das, was seit Jahrhunderten, so zu sagen, germanisch überrieselt war. Rußland stand außerhalb dieser Zusammenhänge, wenn es auch seit Peter dem Großen europäische Schminke aufgelegt hat. Sodann: die alten Formen des Staates wie der Gesellschaft sind in ihren Voraussetzungen, in ihren Grundlagen zerstört, nicht durch Doctrinen, sondern aus der Consequenz der Gegebenheiten, welche die Doctrin nur zuerst aussprach und immerhin fehlerhaft begründete. Mit dem Begriff der Gleichheit, die unter den Fersen des l'état c'est moi und der humanen Bildung erwuchs, ist das Wesen der Freiheit verwandelt, um nicht zu sagen, verloren. Wie die große Maschinenindustrie das kleine Handwerk fort und fort absorbirt, so zehrt der Staat, aus einem Inbegriff von gegebenen und in sich ruhenden socialen und Rechtszuständen verwandelt in eine Institution, Macht zu erzeugen und zu üben, die Autonomie aller untern Kreise auf, braucht und fordert die Omnipotenz, Jeden und Jedes in jedem Augenblick nach diesem höchsten Zwecke zu verwenden, anders und anders zu bestimmen, zu mobilisiren. Es ist nicht nöthig zu erörtern, wie aus solchen Prämissen sich die rettenden Thaten, die Octroyirungen, der Cäsarismus ergeben, Erscheinungen, welche nur zeigen, daß für das Neue noch keine Formen gefunden, daß noch nicht wieder Zustände möglich geworden sind. Und dann: früher war jeder Staat im Wesentlichen auf sich gestellt, der Ausdruck seiner Interessen und Gegebenheiten. Dann folgte eine Periode, wo die europäische Staatengemeinschaft, vertreten durch die Pentarchie, die Normen setzte, denen sich Alles, gut oder übel, beugen mußte. Je einseitiger das Princip war, das als normativ aufgestellt wurde, desto mehr wurde der lebensvolle Zusammenhang zwischen den Zuständen eines Landes und seiner Verfassung unterschnitten. Beide wurden in immer peinlicherer Weise unwahr; sie stürzten zusammen. Mochten die geordneten Massen über die ungeordneten siegen oder das allgemeine Stimmrecht über die höchste Gewalt entscheiden, in beiden Fällen war in den breiartig gewordenen innern Verhältnissen weder ein noch lebenskräftig Altes wiederherzustellen, noch die Lebenskraft eines schöpferisch Neuen zu finden. Mit den staatlichen Umgestaltungen hielten die Wirkungen der Geldwirthschaft gleichen Schritt. Sie wirkten da, wohin die poli21*
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tische Zersetzung nicht zu dringen vermochte, um so ungestörter und zu dem gleichen Ziel. In dem Maße, als der moderne Staatszweck Alles in fungible Sachen verwandelt, lehrt und lernt man in Grund und Boden nur die Rente zu sehen, an den Personen nur die Arbeitskraft zu calculiren, die Ersparnisse (das Vermögen) in Credit aufzulösen, die — denn in dieser Verwandlung entwickelt das Geld eine Expansivkraft wie Wasserdampf — dann Zins bringen von fictiven Werthen, von Capitalien, die weder vorhanden waren, noch erworben werden. Was hat dagegen der bloße Fleiß, die kleine Arbeit, die Mittellosigkeit der unendlichen Mehrzahl der Menschen einzusetzen ? Sie werden zu fluctuirender Masse. Wie soll sich dagegen das kleine Eigenthum und die Freiheit der kleinen Leute behaupten ? Der w i r t schaftliche und moralische Ruin dringt immer furchtbarer, immer rascher vorwärts. In der Schwindelhaftigkeit des Staatscredits, in der Ubermacht und Unverantwortlichkeit des Geldes, das ihn ermöglichen muß, in der Verarmung, Pulverisirung, Verpöbelung der untern Schichten, der auch schon die mittlem hülflos anheimfallen, in der breiartigen Gährung und der wachsenden Rechtlosigkeit, welche schon nur die immer stärkere Compression, die immer kostspieliger gesteigerte Staatsmacht in Schranken hält, die damit immer maßloser wachsende Creditwirthschaft, Geldherrschaft, Verarmung, Zuchtlosigkeit etc. — in diesem in sich selbst steigernden System, das die gegenwärtigen Zustände fordern und erzeugen, liegt die unüberwindliche Gewalt, mit der die Zerstörung des Alten fortschreitet. Sie gipfelt sich in den Bereichen des geistigen Lebens in einer Weltanschauung, die, was man auch von ihr sagen mag, in einem großen Bereiche wissenschaftlicher Thätigkeiten und Anwendungen bereits die glänzendste Rechtfertigung gefunden hat und wieder von ihnen aus Methode und systematische Begründung empfängt. Es wäre lächerlich, sich nicht an den herrlichen Fortschritten der mathematisch-physikalischen Disciplinen zu erfreuen; daß ihre Voraussetzungen, ihre Methode, ihre Resultate bereits als die allein wissenschaftlichen, maßgebenden, zuverlässigen Geltung gewinnen, ist kein Vorwurf für sie, höchstens ein Tadel für diejenigen Bereiche des wissenschaftlichen Lebens, die sich ihrer nicht zu erwehren vermögen. Ihre Voraussetzung ist die Materie und die immanente Causalität, nach der sie sich bestimmt und ihre Erscheinungsformen wechselt. Ihre Methode ist beobachtend, in den Erscheinungen das Normative, die Bedingungen und Formen ihrer Genesis zu finden und die Formel der gefundenen Analogie als Gesetz auszusprechen, für welches einen s c h ö p f e r i s c h e n Grund oder Zweck zu finden oder zu suchen der 324
Basis dieser wissenschaftlichen Methode widersprechen würde. Ihr Resultat endlich ist — abgesehen von unermeßlichen Wirkungen für das Güterleben —, daß man zum Verständniß der Dinge, die da sind, zur Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse und zur Beherrschung der Natur, das ist der Summe aller berechenbaren Lebensbedingungen, keine andere Voraussetzung braucht und brauchen kann, als die Ewigkeit der Materie und die Continuität des Stoffwechsels. Bei den evidenten Erfolgen dieser Methode in der Erforschung der Erscheinungswelt liegt es nahe, mit ihr und von den gewonnenen Resultaten aus auch die Brücke zu schlagen nach denjenigen Gebieten, welche man bis dahin die des Geistes nannte. Schon dringt man auch in das innere seelische Leben des Menschen und der Menschheit ein. Man verfolgt in den Verletzungen dieser, jener Theile des Gehirns die unmittelbar folgenden Störungen bestimmter Seelenthätigkeiten, die sich somit als eben diesen Gehirntheilen zugehörig erweisen. Das Gedächtniß, die Fähigkeit des Combinirens, der Entschluß, die Willenskraft zeigt sich als Function bestimmter Stücke des Gehirns; schon ist die Muthmaßung geäußert, daß das Gewissen, ich glaube, die Zusammenwirkung gewisser Frictionen oder Ausschwitzungen sei. Begreiflich, daß auch solche wissenschaftliche Gebiete, in denen bisher der Einfluß der speculativen Richtungen wenigstens die letzten Ziele bestimmte, sich diese Methode anzueignen suchen, daß man die sogenannte geschichtliche Entwickelung auf ihren allein wissenschaftlichen Kern, die Statistik, zurückzuführen unternimmt, daß man statt der Philologie eine Linguistik sucht, welche wo möglich aus der Physiologie der Sprachwerkzeuge und der Projection der Sinneseindrücke auf das Gehirn die Gesetze des Sprechens und der Sprache normirt u. s. w. Es liegt hier überall der mehr oder weniger gewußte Drang zum Grunde, aus der Natur der Dinge selbst ihr Werden und Wesen zu erkennen, durch das Finden ihrer Gesetze den Bereich schöpferischer Einwirkungen mehr und mehr zu beschränken. Schon ist das Gottesbewußtsein als ein allerdings vorhandener, aber pathologischer Zustand der menschlichen Natur, als eine jener combinirten Functionen unsrer Leiblichkeit dargelegt worden. Wie denn überhaupt, wenn einmal die ersten Prämissen zugestanden sind, die Consequenzen unerbittlich weiter schreiten: freilich auch die, daß derartige Betrachtungen und Resultate eben auch nur Ausschwitzungen sein dürften und für die Sinneswahrnehmungen, auf denen das ganze System ruht, keinerlei Zuverlässigkeit bleibt, wenn das beobachtende Ich keine bessere Logik hat als den Stoffwechsel der jedesmaligen Verdauung. 325
Diese materialistische Betrachtungsweise, von den Naturwissenschaften, die das Recht haben, sich auf dieselbe zu gründen, durch die Faßlichkeit ihrer Beweise, die Augenfälligkeit ihrer Experimente, die Größe ihrer Resultate popularisirt und durch die erstaunliche Einfachheit ihrer logischen Mittel empfohlen, ist in unermeßlichem Umsichgreifen, beherrscht schon das gebildete Bewußtsein; sie befriedigt die erschlafften Seelen in dem Maße, als die intellectuelle Entwicklung über die ethische, das Klügerwerden über das Besserwerden in die Höhe geschossen ist. Freilich bei dieser Anschauungsweise verliert das Ich jenen Zusammenhang seines Ursprungs und seines Berufs, jenes starke Gefühl seines Werths, seiner Verantwortlichkeit und seiner Rechtfertigung, in der sonst die Willenskraft, der Stolz der Freiheit, der Adel der Gesinnung, die Macht des Glaubens erwuchs; es wird auf eine völlig andere Basis verpflanzt, eine Basis, auf der ihm nichts bleibt, als in dem allgemeinen Stoffwechsel eine zufällige Erscheinungsform zu sein. Aber dafür entschädigt, daß eine Menge hemmender, quälender, die Ruhe und den Genuß störender Rücksichten und Vorurtheile beseitigt wird; und während die frühere ethisch-ideale oder, wenn man will, historisch-philosophische Bildungsweise immer etwas Unanschauliches, in sich Schwieriges, Ausschließliches an sich hatte, das den Vielen nur eben in der Form des PositivReligiösen zugänglich wurde, vermag das Neue, wie es denn ohne alle Mystik, dem Verstand leicht faßlich und den practischen Interessen förderlich ist, einem unermeßlich größeren Kreise von Menschen zugänglich zu werden. Das ist der Typus der modernen Weltanschauung — wenn auch das Mormonenthum eine anticipirte Nutzanwendung derselben genannt werden müßte. Unsre Aufgabe ist nur, die Diagnose der Gegenwart zu ziehen, die Thatsachen zu constatiren. Jene moderne Weltanschauung läßt, wenn sie ihrer Consequenz Raum giebt, höchstens ein unmotivirtes, gleichsam sensualistisches Gottesgefühl, jenen pathologischen Zustand übrig, in dem man wohl allerlei Sinneserregungen und Nervenerschütterungen, wie der jesuitische Katholicismus deren ein so kunstvolles System entwickelt hat, brauchen, nicht aber jenes Darangeben der ganzen innersten Persönlichkeit, jenes mächtige „Du mußt es selbst beschließen", jene tiefe Arbeit der „Rechtfertigung durch den Glauben allein" sich zumuthen kann. Wahrlich, es hat seinen Sinn, daß die plötzliche Lockerung und Verwirrung im Bereich der evangelischen Welt mit jenen Zersetzungen zusammenfällt. Es sind unermeßliche Wandelungen, die sich vor unsern Augen vollziehen. Frankreich an der Spitze der katholisch-romanischen Welt 326
ist bereits und nicht erst seit 1848 in diesem modernen Charakter; jetzt ist auch Deutschland und damit die protestantisch-germanische Welt in diesen Strudel hineingerissen. Das Niveau unseres geistigen Lebens sinkt reißend schnell; es schwindet die Hoheit, die Idealität, die Gedankenmächtigkeit, in der es sich bewegte. Und in der Angst vor der politischen Gefahr, die dorther entstanden sein soll, ist man beflissen, die Freiheit des geistigen Lebens und was uns in derselben erwachsen ist, auszutilgen und der A u t o r i t ä t , dem Positivismus Raum zu schaffen, ohne zu erkennen, daß die Wunden, die der Achillesspeer geschlagen, nur durch den Rost desselben Speers zu heilen sind. Man sehe zu, wohin es führt, wenn der religiöse Glaube nicht mit der gesammten Weltanschauung in Übereinstimmung ist; man sehe zu, ob die zur Zeit empfohlene Weise des kirchlichen Positivismus die Kraft haben wird, jener Weltanschauung Herr zu werden; denn innerlich besiegen kann sie sie nicht, weil sie auf logisch gleicher Grundlage steht. Inzwischen wächst die Popularität und die Verbreitung der Realien, es blühen die Anstalten, deren .Zöglinge dereinst als Landwirthe, Fabrikanten, Kaufleute, Techniker u. s. w. den höheren unabhängigen Mittelstand bilden, mit ihrer ganzen Bildungsund Anschauungsweise in dem Niveau der materiellen Interessen stehen werden. In demselben Maße sinken die Universitäten, nur das Brodstudium hat dort noch Geltung; was soll auch der künftige Jurist und Cameralist, was gar der Theolog oder Pädagog mit allgemeiner, mit freier Ausbildung des Geistes ? Es kommt ja nur darauf an, daß er sich zu den einmal beliebten Positivitäten und Tendenzen bekennt. Und in demselben Maße verändert sich die Stellung des Beamtenstandes, der Diener der Schule und Kirche; sie stehen nicht mehr an der Spitze der Bildung; trotz gehäufter Titel und Orden sinken sie in der Achtung in dem Maße, als die Unabhängigkeit ihrer Gesinnung zweifelhaft wird. Es genüge mit diesen euphemistischen Andeutungen. Hier gilt es nur zur Anschauung zu bringen, daß es sich zur Zeit um noch viel Anderes handelt, als um den Krieg, der in so raschem Zuge wächst. Es ist nicht nöthig, die Gesammtheit der Erscheinungen um uns her unter denselben Gesichtspunkten zu erläutern, nachzuweisen, wie die Wandelungen auf dem wissenschaftlichen und kirchlichen Gebiete mit denen der socialen und politischen Zustände in Wechselwirkung stehen, sich gegenseitig bedingen und steigern. Auch die politischen. Ich spreche nicht von der Zerrüttung aller Verfassungssysteme, von dem Absolutismus Rußlands, der wenigstens seinen Heiligenschein eingebüßt hat, bis zur prostituirten 327
Straßendemocratie hinab. Unendlich schwerer fällt ein Moment ins Gewicht, welches die Gravitationspunkte unsers gesammten staatlichen Daseins betrifft. Das Princip der dynastischen Legitimität, vor dem seit Jahrhunderten die kraftvolle Stätigkeit des europäischen Lebens ankerfest zu liegen schien, und das die Diplomatie von 1815 mühsam und nicht ohne bedenkliche Ausnahme, wenn auch mit um so schrofferer Doctrin erneute, — seit den letzten Jahren hat es Stoß auf Stoß erlitten. Nicht so sehr durch die wüste Bewegung der Massen, vielmehr überall — Frankreich ist keine Ausnahme — hüteten sie sich, da zu rütteln. Desto ungenirter war die hohe Politik. Soll man an das Londoner Protocoll1) erinnern ? Oder soll man die legitime Selbstverleugnung bewundern, welche den 2. December2) hinnahm, als wäre Alles in seiner Ordnung ? Oder erhöht und stählt es den guten Glauben der Menschen, wenn zwischendurch in Neapel3), in Hessen4) die ganze Expansivkraft der Gewalt auf Conto der Legitimität versucht wird ? Oder ist es weniger bedeutsam, wenn an die Stelle dessen, den, wie er ist, Gottes Vorsehung zum Throne hat geboren werden lassen — denn diese, nur diese providentielle Geburt ist die Legitimität — in der Stille des Palastes von der fürstlichen Familie und ihren Rathgebern irgend ein Nachgeborner statt seiner auserwählt und bestellt und so der Wille der Vorsehung listig corrigirt wird5) ? So ist die Gegenwart; Alles im Wanken, in unermeßlicher Zerrüttung, Gährung, Verwilderung. Alles Alte verbraucht, gefälscht, wurmstichig, rettungslos. Und das Neue noch formlos, ziellos, chaotisch, nur zerstörend. Endlich zu dem Allen der „Treiber des Unheils", ein Krieg in furchtbarsten Dimensionen. Wir stehen in einer jener großen Krisen, welche von einer Weltepoche zu einer neuen hinüberleiten, einer Krisis, ähnlich der der Kreuzzüge, die das wilde Ritterthum mit dem Kampfe für das heilige Grab weihte, der der Reformationszeit, mit der America in den Horizont der Geschichte trat. 1
) Droysen meint hier das Londoner Protokoll vom 8. Mai 1852, durch das Prinz Christian von Sonderburg-Glücksburg zum Erben der Gesamtmonarchie Dänemark-Schleswig-Holstein eingesetzt wurde. 2 ) Also den Staatsstreich und die Thronbesteigung Louis Napoleons. 3 ) Auf die Schreckensherrschaft der Reaktion in Neapel und Sizilien hatte Gladstone im Juli 1851 durch einige Briefe die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gelenkt. 4 ) Seit der Aufhebung der Verfassung von 1831 durch die Exekution des Bundestags war eine Einigung mit den Ständen über eine neue Verfassung nicht gelungen. 6 ) Hier wird auf die Thronbesteigung Kaiser Franz Josephs angespielt.
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Auch daran darf erinnert werden, daß die Krisis der Kreuzzüge mit der furchtbaren, der kaiserlosen Zeit schloß, in der Deutschland, noch schwelgend in der reichsten poetischen und künstlerischen Thätigkeit, in seiner schönsten Literaturblüthe, plötzlich in Ohnmacht und Zersplitterung versank. Und wieder die Reformationszeit, einsetzend mit hoffnungsreichen Versuchen der Reichsreform, getragen von der Kraft des erwachsenen Mittelstandes, sie schloß mit dem dreißigjährigen Kriege und erneuter Erniedrigung Deutschlands. Die neue Weltepoche hat an die Thür gepocht, als sich America vom Mutterlande losriß. Soll Deutschland zum dritten Male — die poetisch künstlerische Blüthe hat nicht gefehlt, auch um mißlungene Reformen sind wir ohnmächtiger und hoffnungsloser — soll Deutschland zum dritten Male der Märtyrer der unaufhaltsamen Entwickelungen werden? Ist Deutschland „der kranke Mann"? Noch bewegt sich, scheinbar bewegt sich noch die gegenwärtige Krisis in dem Bereiche des europäischen Staatensystems. Es ist in dem früheren Artikel dargelegt worden, wie der Selbstherr aller Franzosen sie herbeigeführt, wie er die weit über Europa hinausreichende Gegenstellung von England und Rußland zum Kriege getrieben hat, aus Motiven, die in seiner usurpatorischen Gewalt liegen. Schon regt sich die dritte Weltmacht, Nordamerica, und ihre auch politische Gravitation beginnt in der europäischen Krisis fühlbar zu werden. Und in der vierten, China, vollzieht sich eine Revolution1), die, wenn sie vollendet ist, das Band zerrissen haben wird, mit dem die Nomaden des hohen Mittelasiens an die östliche Culturwelt geknüpft und damit festgehalten waren. Versäume man nicht, wenn man die Zukunft erwägt, auf die Lawine zu achten, die sich dort loslöst, um entweder den Weg Sultan Babers oder der goldnen Horde einzuschlagen. In dem Jahrhundert vor der Reformation hatte sich inmitten der rudimentären Staatenbildung des ausgehenden Mittelalters wenigstens Italien zu einem Staatensystem crystallisirt, das sich vollendete, als zu Neapel und Rom, Venedig und Mailand das kluge Florenz als fünfte Macht trat. Es folgte ein Menschenalter des Gleichgewichts, die glücklichste Zeit Italiens. Dann zog der päpstliche Stuhl und Spaniens, Frankreichs Rivalität um Neapel die größeren europäischen Interessen in das italienische System hinein; die beginnende Reformation steigerte die Gewalt und den Umfang des Kampfes. Es folgte das Tridentinum; ,,es war, sagt ein katholischer Schriftsteller, als 1 ) Der Aufstand der Taiping, einer christlich-kommunistischen Sekte, breitete sich damals von Kanton Ober ganz China aus.
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wenn die Kirche zu Italien sprach: ich tödte dich, aber dein Tod soll meine Welt beherrschen." Und aus der Zerrüttung, dem Untergange des italischen Lebens begannen sich die Anfänge eines europäischen Staatensystems zu bilden, wüst her- und hinwechselnd, bis zu den Bourbonen und Habsburgern England und Rußland in den Vordergrund trat und endlich Preußens straffe Macht sich zwischen die vier stellend, das europäische Staatensystem schloß, jene Epoche des europäischen Gleichgewichts herbeiführend, die die schönsten Blüthen europäischer Bildung und das Gefühl unendlichen Fortschreitens bezeichnen. Dieß Staatensystem überwand eine gewaltige Krisis, erneute sich in den Verträgen von 1815. Die andern Staaten, mittlere und kleinere, haben, wie einst in Italien ähnlich geschehen, sich darin gefunden, der Oligarchie der Fünf die Summe der europäischen Interessen zu überlassen. Taucht etwa jetzt am Horizont der Geschichte ein W e l t s t a a t e n system auf? Knüpft es in eben der Krisis, die jetzt den Boden unter unsern Füßen erzittern macht, seine ersten Maschen an das zusammenbrechende europäische, wie dieß mit dem spanisch-französischen Zuge nach Neapel an das italische anknüpfte ? Es ist schon erkennbar, daß zwischen Nordamerica und Rußland, zwischen China und England ein ganz anderer Gegensatz der Lebensprincipien ist als in der verschliffenen, in ihren Crystallisationen immer wieder gestörten Völker- und Staatenwelt des alten Europa. Oder ist die Freiheit Englands der Nordamericas zu verwandt ? Bedarf die Zukunft in ihrer Weltöconomie eines democratiseh-cäsarischen, romanisch-katholischen Factors? Wächst darum die französische Seemacht in der Freundschaft und Unterweisung der englischen heran? Ist es französischen Imperatoren beschieden, die romanisch-africanischen Länder des Mittelmeeres mit den Romanen und Negern Südamericas zu combiniren ? Und wo ist die Stelle der dereinstigen fünften Macht ? Soll man sie da suchen, wo sich der Ost- und Westocean am nächsten berühren ? Panama würde für die neue, Suez für die alte Welt entscheiden. Oder wird Australien, mit der zersplitterten Sundischen „Kleinstaaterei" hinter sich, die Rolle übernehmen, zu der die wachsende deutsche Einwanderung1) sie zu prädestiniren scheint ? Manchem meiner geneigten Leser mag es sehr überflüssig erscheinen, sich um so unabsehbare Künftigkeiten zu kümmern; und auch Die seit den 40er Jahren immer anwachsende deutsche Auswanderung erreichte im Jahre 1854 mit 215000 Auswanderern ihren Höhepunkt; veranlaßt durch die Goldfunde in Australien, begann sich die Auswanderung gerade damals in stärkerem Maße dorthin zu richten.
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die nachsichtigsten werden kaum absehen, in welchem Zusammenhange alle diese „nicht aufzuwerfenden Fragen" mit dem bezeichneten Zweck dieses Aufsatzes stehen. Freilich die Diplomatie glaubt genug zu thun, wenn sie Masche an Masche knüpfend, den geschäftlichen Zusammenhang dessen, was geschieht, festhält. Genug, wenn sie findet, was im gegebenen Falle geschehen kann, und für das, was denn einmal geschehen ist, die Formel giebt. Wenn es aber der leitenden Staatsweisheit in erster Reihe gilt, zu wissen, was geschehen muß, — und zum rechten Müssen finden sich auch die Mittel und die Formen — so drängt es sie über den Berg in die Ferne zu spähen; denn nicht von der Vergangenheit, sondern von der Zukunft fordert sie ihre Instructionen; der beschränkte Unterthanenverstand hat das Recht, von ihr zu fordern, daß sie richtig spähe und sicher leite. Je größer der Horizont ist, in dem sie sich zu orientiren vermag, desto sicherer wird ihre Wahl auch der Wege, die sie einzuschlagen, der nächsten Schritte, die sie zu thun hat, sein. Wenn unsere Beobachtung in Betreff der gegenwärtigen Krisis, ihres Umfangs und ihrer Tiefe richtig ist, so ergiebt sich, so scheint es, die Nothwendigkeit, für die politische Berechnung und Entschließung noch andere Momente zu Rathe zu ziehen, als nur die Ponderation, noch andere Factoren zu beachten, als die Eventualitäten einer Kriegführung, wie sie ihres Gleichen noch nicht in der Welt gehabt hat. Nicht bloß der Größe der Mittel und dem Umfange der streitigen Interessen nach; am merkwürdigsten ist dieser Krieg dadurch, daß er nicht sowohl ein Krieg, als eine Revolution des europäischen Staatensystems, nicht Herstellung des gestörten Friedensstandes, wie es bis zur Störung war und galt, sondern Correction der Geschichte seit mehr als Einem Menschenalter, „Revision der Verträge" sein will: man kann sagen, die Überleitung des P r i n c i p s der Revolution aus dem Staatsrecht in das Völkerrecht, wie denn die incarnirte Revolution von 1848 der Hebel dieses Krieges ist. Wer Louis Napoleons sibyllinischen Styl zu lesen versteht, der liest in der Proclamation an die Soldaten, die nach den Alandsinseln eingeschifft wurden, die Absicht des Kaisers, seiner Zeit zur Armee zu gehen und Petersburg stürmend, gleichsam auf die Barricade zuspringen1). Das Schauspiel wird für den nächsten Frühling vorbereitet, die Schiffe, die J)
Dieser Satz geht auf eine Information Arendts zurück, vgl. Droysen-Brf. II,
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Sebastopol genommen haben werden, eilen, in Boulogne neue Armeen aufnehmend, in die Ostsee, landen ihre Truppen zu beiden Seiten des finnischen Meerbusens u. s. w. — Falls nicht bis dahin die Americaner sich in Monaco ansaugen und sonst wo dem engagirten England die Sterne der Union das Nahen der Nacht ankündigen; dann würde schnell Frieden werden können, wenn anders man in Petersburg wollen wird. So eine der Möglichkeiten, es giebt deren auch andere. Welche auch eintrete, es ist ein Kampf „bis aufs Messer". Und wie er auch verlaufe, während desselben gehen die europäischen Zersetzungen und Zerrüttungen vorerst ihren ungestörten, dämonischen Gang, sie sind durch ihn wie in ein Treibhaus gesetzt und wuchern, die geistige so gut wie die materielle Verarmung, Verpöbelung, Umformung in breiartige Massen, in der die lebendig empfundenen, persönlichen, spontanen Kräfte mehr und mehr wegfaulen, um nur noch statistisches Material übrig zu lassen. Sei's wie es sei. Man braucht nicht zu der Classe der Russenfreunde zu gehören, um zu erkennen und anzuerkennen, daß in der gegenwärtigen Krisis vor Allem Rußland, um nicht zu sagen nur Rußland, eine Stellung hat, die über den Moment hinausdauern wird. Nicht bloß, weil es der Natur seines Gebietes nach auch Frieden schließend nur Waffenstillstand machen wird; sondern darum, weil es 60 und mehr Millionen Menschen mit demselben sprachlichen, nationalen, religiösen Stempel zu prägen verstanden hat — bis nach Polen hinein. Diese Gemeinsamkeit, mit welchen Mitteln immer sie hervorgebracht worden, sie ist nun da und ist nun die Natur jener Massen; ihre Denk- und Staatsformen, wenn auch der Name geändert würde, der sie commandirt, stehen in dem Maße fest, als die zersetzenden Kräfte der abendländischen Cultur dort Menschenalter wirken müßten, ehe sie das Niveau zwischen Europa und Rußland herstellten. Täusche man sich darüber nicht, in Wandelungen und Prüfungen, wie sie jetzt beginnen, halten nur die stärksten n a t ü r l i c h e n Bindungen, nur Zusammenhalte, die aus unmittelbarsten Impulsen, welche das menschliche G e m ü t h beherrschen, erwachsen sind. Das Interesse von Mein und Dein, wie schwindelhaft und gesteigert es sein mag, jene Staatsschuld, von der man hat sagen können, daß sie den Staat ankerfest gelegt habe, seine Dauer garantire, jene unendlich verschlungenen Gesellschaftsformen, in denen dem Maximum von Bedürfnissen die Concurrenz tausendfacher Angebote, unermeßlicher Noth der Vielen die nur noch größere Sorge, sie nicht auf das Äußerste kommen zu lassen, gegenübersteht — das Alles sichert 332
wohl den Friedensstaat, führt auch wohl, wenn es Erschließung neuer Handelsgebiete, Vernichtung fremder Industrieen, Zerstörung bedrohlicher Concurrenz gilt, Kriege und glorreiche Kriege, so lange mit Geld und Maschinen auszureichen ist; aber es stählt nicht für Prüfungen, welche mit andern sittlichen Motiven als der Alternative von Arm und Reich bestanden sein wollen. So überherrlich Karthago blühte, ein Stoß in das eigne Gebiet ließ diese punische Herrlichkeit zusammenbrechen. — Und wieder, wenn alles Völkerrecht in seinen Fundamenten erschüttert und in Frage gestellt ist, dann helfen Verträge und Garantieen nichts mehr, wie künstlich sie Zusammengehörendes zerrissen, Fremdartiges zusammengeballt haben mögen; dann bricht das so oft und so gewaltsam beseitigte Verlangen nationaler Gestaltungen, der Haß entwürdigter Völker in desto wilderen Flammen hervor und der eben noch stolzeste Bau sinkt in Trümmern, die eben noch hochfahrendste Staatsweisheit sucht vergebens nach Mitteln, zum zweiten Mal die Treue der Einen zu mißbrauchen, den guten Glauben der Andern zu berücken, die Eitelkeit Aller zu kitzeln. — Dann ist nur Macht, was auf jenen natürlichen Grundlagen, auf jenen unmittelbarsten Impulsen und Leidenschaften ruht, was damit die Antäuskraft hat, niedergeworfen sich nur um so stärker zu erheben. Ja, niedergebrochen erst wird es inne, was seine Kraft und sein Recht ist, welche Gewalten es aufbieten kann und zu seinem und ihrem Schutze aufbieten muß, welche Bedenken, welche Rücksichten, welche diplomatische Spinneweben es durchreißen muß, damit die Wahrheit der seienden, nicht bloß fictiven Dinge, ihr Wesen und ihr Zweck gerettet werde und zu ihrer Macht komme. Das Erkünstelte, Unnatürliche, Unwahre fällt dann vor dem Ernste der so sich erhebenden Macht, versinkt in ihr. Doch zurück zur Sache. Vielen ist es ein Trost, sich zu wiederholen, daß die Gewalt Napoleons III. ebenso schnell zerronnen sein kann, wie sie gewonnen ist. Sie übersehen, daß Frankreich jene feudale Basis seiner innern Zustände bereits völlig zerstört hat, daß es durch die ungeheuern Verschmelzungen seit 1789 eine compacte Masse von 36 Millionen ist, eine Staatseinheit, die sich in ihrem Selbstgefühl, in ihren Leidenschaften und Interessen durchaus gleich bleibt, mag die Formel ihrer Verfassung Democratie oder Monarchie lauten und der Staatschef ein Parvenü sein oder eine Clique oder der Pöbel von Paris. So ausgedörrt und innerlich unfruchtbar dieß Romanenthum sein mag, es wird, so lange es noch Beute und Ehre zu holen giebt, sich auf Kosten Anderer zu nähren wissen. Vorerst ist die Stärke Frankreichs, daß es jener Continuität der europäischen Gesittung 333
gründlichst und für immer Valet gesagt hat — wie es die Stärke Rußlands ist, in sie gar nicht eingetreten zu sein. Und vergesse man nicht, daß es 1814 der russische Kaiser war, der nach dem vollkommensten Siege Europas über den großen Napoleon sagte1): Frankreich groß und stark durch sich selbst müsse erhalten werden. Der Moment wird kommen, wo Napoleon III. sagen wird: Rußland groß und stark durch sich selbst, muß erhalten werden. Beide sind, wie wenig es im Augenblicke danach aussehen mag, natürliche Bundesgenossen. Und zwischen Beiden steht unser armes, müdes, vielgetheiltes Deutschland. Alle Bewunderung für das menschenkluge, kecke, neu galvanisirte Österreich. Näher als in den Zeiten Ferdinands II. und seiner Caraffas — auch sie folgten einer Revolution, welche die Monarchie zu zersprengen drohte — scheint es jetzt daran, die deutsche Frage zu lösen, ja hat es sie theilweise gelöst, — wenn auch wieder in der unvermeidlichen Wendung: „ich will dich tödten, aber dein Tod soll meine Welt beherrschen", wenn auch wieder mit dem ebenso unvermeidlichen Darangeben aliquoter Theile deutschen Landes und Volkes. Denn was an der Eider derartiges geschehen, war nur erst der Anfang dieser österreichischen Lösung der deutschen Frage. Es wäre ebenso lächerlich, sich darüber zu täuschen, wie darin einen Vorwurf zu sehen. Österreich ist durchaus an die Interessen seiner eigentümlich combinirten Monarchie gebunden, und es ist um soviel mehr als jeder einzelne deutsche Staat in seinem Recht, sein Sonderinteresse geltend zu machen und demselben jede andere Rücksicht, namentlich die auf Deutschland, hintanzusetzen, als es ungleich schwierigere und complicirtere Aufgaben zu verfolgen hat als jeder von diesen andern deutschen Staaten, der Bruchtheile und nur Bruchtheile des deutschen Landes und Volks umfaßt. Es ist vollkommen in der Ordnung, nicht bloß tadellos, sondern der höchsten und für den Staatsmann allein maßgebenden Pflicht entsprechend, wenn Österreich nicht nach etwaigen deutschen, sondern nach den complicirten österreichischen Interessen seine europäische Politik gestaltet, wenn es in diese, wie seit 1850 mit so glücklichem Erfolge geschieht, die Politik der übrigen deutschen Staaten zu compliciren beflissen ist, wenn es die Summe der officiellen Zustände und Gestaltungen in Deutschland auf das österreichische Niveau zu bringen strebt. Man kann die deutsche Auswanderung2) unter mannigfachen Ge2
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In der Proklamation nach dem Einzug in Paris. ) Siehe oben S. 330, Anm. 1.
sichtspunkten betrachten. Daß man schon nach Hunderttausenden die Zahl der jährlichen Auswanderer, die Zahl derer rechnet, welche den heimischen Boden, die Gewohnheit der Heimath, die Gemeinde, den Staat, denen ihre Anhänglichkeit, ihr patriotischer Stolz gehören sollte, verlassen — man könnte es als Folge der Armuth bezeichnen, wenn nicht meist leidlich Wohlhabende gingen, oder als Folge der Übervölkerung, wenn nicht das schwach bevölkerte Mecklenburg sein reichliches Contingent stellte. Es mag dahingestellt bleiben, ob dereinst die vaterländische Geschichtschreibung darin eine K r i t i k der derzeitigen deutschen Zustände finden wird; wenigstens ist diese neue Völkerwanderung deutscher Menschen seit 1850 in raschem Wachsen. Seit 1850! Diejenigen, welche in der Kette von Ursächlichkeiten immer nur den letzten Ring und diesen wo möglich microscopisch ansehen, vergessen, wie Österreich mit gezücktem Messer vorwärts ging, der russischen Zustimmung, des englischen Beifalls, der französischen Schadenfreude, vor Allem des alten deutschen Neides gewiß, der damals in allen den Kreisen seine Orgien feierte, in denen es herkömmlich ist, aus Furcht vor dem Regen ins Wasser zu springen. Es soll hier nicht erörtert werden, was jenes Jahr 1850 für Deutschland gebracht, was es bedeutet hat, daß Preußen und die evangelische Kirche in die Defensive geworfen wurden. Und doch — denn hier ist der Faden der allgemeinen Betrachtung wieder aufzunehmen — auch jetzt noch, jetzt mehr wie je ruht alle Hoffnung auf beiden. Nicht bloß die Hoffnung Deutschlands. Wenn irgend in den ungeheuern Umwandlungen, die oben bezeichnet sind, in der unermeßlichen Gährung aller Verhältnisse und aller Anschauungen, die jetzt Europa in Fiebergluthen sich schüttern machen, Gesundes, Wahrhaftes, Zukunftreiches sich gestalten, wenn irgend der Zusammenhang in der Entwicklung nicht bloß von heute zu morgen, sondern der geschichtlichen Epochen und des menschlichen Geschlechts gerettet, das schon Durchlebte und Erworbene in seinen Resultaten der Zukunft überliefert werden soll, so hat nur der deutsche Geist, und mehr wie jemals jetzt nur noch der deutsche Geist die arbeitende Geduld, die sinnende Kraft, die ernste Vertiefung — es hat nur der nicht romanisch-deutsche, nur der protestantische Geist die innere Freiheit und den zwingenden Impuls, das zu leisten, was noththut. Nur in dem Bereiche des deutsch-protestantischen Lebens und, soweit es dazu äußerer Sicherung und rettenden Zusammenhaltens bedarf, nur in dem altgesunden Machtkern, den es sich in Preußen gepflanzt und auferzogen hat, kann es seinen 335
politischen Träger finden. Das ist Preußens Beruf, Preußens Aufgabe; und ein Staat stirbt nicht, bevor er seine Aufgabe gelöst hat. An Preußen ist es, die Stellung zu erringen und zu schirmen, die unser Volk in der werdenden Zukunft der Welt einnehmen wird. Soviel, um Farbe zu zeigen. Ist der gegenwärtige Krieg und die ganze politische Verworrenheit, die er mit sich bringt, nur ein Moment, ja nur eine Äußerung, nur e i n e der großen Krisis, in der das Staaten- und Völkerleben Europas und der civilisirten Welt steht — so ist es freilich nicht genug, ad vocem der jedesmal neuesten falschen Nachrichten, die der Telegraph bringt, Politik zu machen. Die Beurtheilung der allgemeinen Situation und der Stellung, der Aufgabe, der Verantwortlichkeit jedes einzelnen Staates gewinnt einen andern Maßstab. Zum Schluß mag es gestattet sein, von diesen Gesichtspunkten aus nicht über die Politik, die Preußen bisher befolgt hat, — Gott sei Dank, daß es noch freie Hand hat, die Situation reif werden zu lassen — sondern über diejenige Partei zu sprechen, welche, so bedeutend ihr Einfluß sein mag, doch mit Unrecht für identisch mit Preußen gehalten wird. Sie rühmt sich gern des Namens Reaction. Abgesehen von den Mitteln, die sie gebraucht, von den besondern Interessen, die sie verfolgt haben mag, ihre Bedeutung ist: daß sie versucht hat, der gewaltig arbeitenden europäischen Krisis sich entgegenzuwerfen, jenen still weiterwühlenden Umwandlungen in den Zuständen wie in den Gemüthern, Preußen, Deutschland, wo möglich Europa zu entreißen, mit der gesammelten Kraft des Alten, was sich vordem bewährt hat, die Deichbrüche zu stopfen und der Überschwemmung zu wehren. Sie empfahl eine innere Gestaltung des Staats, welche auf eben jene Formen, die einst der romanisch-germanischen Welt gemeinsam waren, zurückgreifend und die seit fünfzig Jahren erwachsenen Neuerungen beseitigend, in der Durchführung des alten Princips, dem sich der Hohenzollernstaat seit lange entfremdet hatte, ihre Kraft und Gewähr finden sollte. Sie stellte für die deutsche Politik Preußens in erster Reihe den Grundsatz, daß Preußen seinem wohlerworbenen Einfluß keinerlei verfassungsmäßigen Ausdruck geben dürfe, sondern die historisch gewordene Form des Particularismus gegen das freilich ebenso historisch erwachsene Bedürfniß und Verlangen nationaler Einheit vertreten müsse. Sie glaubte in Betreff der auswärtigen Politik Preußens, daß um jeden Preis Österreichs Eifersucht gegen 336
Preußen beschwichtigt, Rußlands hochmüthige Strenge versöhnt werden müsse; sie hoffte, daß Preußen im aufrichtigen Verein mit ihnen die untergehende Weltepoche werde festhalten und für lange hinaus fixiren können. Sie rechnete auf die noch dauernde Geltung jenes Grundsatzes, auf den Kaiser Alexander 1 8 1 5 das europäische Staatensystem gegründet nannte: daß alle Regierungen im Augenblick der Gefahr ein gemeinsames Interesse hätten 1 ). Man weiß, wie sehr andere Consequenzen Österreich aus der so unerwartet glücklichen Wendung der Dinge zog; ja, es war die Sendung Leiningens, der Menschikoffs herausforderndes Auftreten in Stambul folgte. Und nun setzte die zu practischer Gestalt umgeprägte Revolution von 1848 ihre Hebel an, riß England mit sich; immer mehr zu ihnen neigte sich Österreich hin. Die ganze Gegenstellung, auf welche jene Partei ihre europäischen Combinationen gegründet hatte, war antiquirt. Wie überzeugt die Männer der Partei von der Richtigkeit ihrer Ideen sein, wie zuversichtlich sie gerathen haben mochten, Preußens deutsche und europäische Stellung für den Moment und scheinbar daran zu geben, um sie in der mit Österreich und Rußland gemeinsam vollzogenen Reaction bei einer allgemeinen Herstellung Europas zu desto festerer Dauer und in reinerer Gestalt zu erneuen — in dem Maße, als ihr Patriotismus aufrichtig, als ihr preußisches Empfinden stärker ist als ihr doctrinärer Eifer, müssen sie inne werden, daß der Erfolg gegen sie spricht. Man muß die Gerechtigkeit haben, anzuerkennen, daß diese Partei es verschmäht hat, einen der vielen Momente zu benutzen, wo sie ihre sich mehr und mehr isolirende Stellung verlassen und in eine Bahn einlenken konnte, welche sie, wie der Ausdruck lautet, möglich erhalten hätte; sie zog es vor, die Consequenz ihrer christlich-germanischen Doctrin so weit zu treiben, daß sie sich endlich offen zu der Sache Rußlands bekannt hat. Der frechen Alternative, die für Europa geweissagt worden: „kosakisch oder democratisch" 2 ), weiß oder wagt die Partei nicht mehr das energische Nein einer gesunden und lebensvollen d e u t s c h e n Entwickelung entgegenzustellen; sie entschließt sich einstweilen auf die russische Seite zu treten. Das ist die nächste Folge der falsch gestellten Aufgabe. Eine andere nicht minder augenfällige ist, daß in anderen deutschen Staaten, wo es der Partei gelang, für ihre Principien Theilnahme zu gewinnen und sie zu organisiren, sofort die entschiedenste Abkehr gegen das Siehe oben S . 2 5 7 , A n m . 1 . *) Siehe oben S . 2 2 9 , A n m . 1 . D r o y s e n , Politische Schriften.
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officielle Preußen an der Tagesordnung war; und wenn gar, wie da und dort geschah, Männer jener Partei aus Preußen als Minister dieses oder jenes deutschen Staates berufen wurden, so wandte sich solcher Staat sofort derjenigen Politik zu, welche ausgesprochener Weise Preußen zu aviliren bezweckte1). In eben dieser Richtung lag es, wenn dieselbe Partei, Allem, was seit 1808 in Preußen gestaltet, mißtrauend, auch in confessioneller Beziehung der evangelischen Union entgegenarbeitete und den Lutheranismus in derjenigen Gestalt zu erneuen beflissen war, in welcher er am wenigsten dem Geist der Reformatoren und der Wahrheit des evangelischen Lebens entsprach, in derjenigen Gestalt, welche den Zeiten des crassesten Dogmatismus, aber allerdings auch des siegenden Jesuitismus angehört, und gegen welche vor 150 Jahren Spener und Francke eine an innerm Segen so reiche, wahrhaft evangelische Richtung ins Leben riefen. Es konnte geschehen, daß begabteste Sprecher der Partei die Rückkehr zur römisch-katholischen Kirche als das ersehnte Ziel ihres Strebens bezeichneten und dabei durch und durch Lutheraner zu sein erklärten; es konnte geschehen, daß sie den Begriff der Autorität in Sachen der Religion so faßten und geltend machten, daß der Ultramontanismus entgegnen konnte, die Herren gehörten ihm, wenn sie auch öffentlich der Ketzerei zu entsagen Anstand nähmen2). Auch das Absurde fehlte nicht: von den Wissenschaften ist alles Ernstes eine „Umkehr" gefordert3), es ist gesagt worden: schon das sei ein glückliches Land, wo jeder Schuft sich so benehmen müsse, als sei er ein guter Christ. Das definitive Glück wird wohl sein: daß sich jeder Schuft so benehmen kann, nur daß das mehr römisch als protestantisch und mehr jesuitisch als katholisch wäre. Doch zurück zur Sache. Die Partei hatte richtig erkannt, daß es sich in der seit 1848 augenfälligen Krisis der europäischen Entwickelung um mehr als Verfassungsparagraphen handelte. Sie versuchte den Kampf gegen die ganze, längst eingeleitete, nun in gewaltigem Umsturz vordringende Umwandlung; sie hoffte mit der Herstellung des Alten, des in früheren historischen Entwickelungen Geformten zu siegen. Sie anerkannte nicht, daß in der T h a t s a c h e dieser Umwandlung auch das R e c h t einer historischen Entwickelung sei, sie würdigte nicht die Macht dieses Rechts, sie glaubte sich stark *) Geht auf die Berufung Hassenpflugs aus Greifswald nach Kurhessen im Jahre 1850. 2 ) Wohl vor allem Anspielung auf Heinrich Leos Stellung zum Katholizismus. 3 ) Anspielung auf das Wort Stahls: „ D i e Wissenschaft bedarf "der Umkehr", das er am 12. Dezember 1852 bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Feste gesagt hat.
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genug, den mächtig fluthenden Strom rückwärts laufen zu machen; sie hielt dafür, daß man neuen Most in alte Schläuche fassen könne; sie gewann es über sich, dem jüngsten, strebendsten, rüstigsten Staat Europas die Restauration zu rathen, gleichsam das Wiederanlegen eines Kleides, das seiner Zeit ganz gut gepaßt hatte, das aber dem weiter gewachsenen Körper ohne Zweifel zu eng geworden, ihn in aller Bewegung hemmen, ihm zu einer Zwangsjacke werden würde. Man wird sagen dürfen, daß diese Partei, deren Diagnose der Gegenwart durchaus richtig war, sich in den Mitteln für die Heilung vergriff; sie hat sich die Aufgabe falsch gestellt; sie hat damit in dem Maße, als ihre Thätigkeit, ihr Einfluß, ihr Muth wuchs, nur augenfälliger erwiesen, daß sie nicht die Rettung bringen kann, deren es bedarf. Sie hat so mißgreifend, mißleitend und die Heilung verzögernd nur eben dem Vorschub geleistet, was sie selbst mit aufrichtigem Eifer bekämpft und zu überwinden gehofft hat. Die Aufgabe aber, um die es sich handelt, ist um so klarer geworden. Leugnen, daß in der historisch herangewachsenen Umwandlung aller Verhältnisse und Anschauungen auch Berechtigtes, auch ein Recht und eine Macht ist, heißt darauf verzichten, daß die göttliche Weltordnung noch jetzt wie immer in den Geschicken der Menschen waltet. Es gilt, wie wüst auch noch die Gährung, wie verworren die Vorstellungen sind, das Lebensvolle und Wahrhafte, was in ihnen ist, zu erkennen, zu erfassen, zur Gestaltung zu bringen. Man muß eben durch! Und vor Allem Preußens Feldgeschrei ist: Vorwärts! Durch! Zur Zeit des großen Kurfürsten — in der ungeheuren Krisis des dreißigjährigen Krieges — erhob es sich, indem es sich über die falschen Alternativen: „bourbonisch oder habsburgisch, lutherisch oder calvinistisch, ständische oder dynastische Politik" stellte; Alternativen, an denen der Staat, auf welchen sich — ich erinnere an das Stralendorfsche Gutachten von 16091) — alle Hoffnung der evangelischen Welt gerichtet hatte, fort und fort schwankend an den Abgrund des Verderbens gerathen war. Vergesse man nicht, daß es die eifrigen Lutheraner und die getreuen Stände, Prälat- und Ritterschaft und Stadtmagistrate waren, welche unter des großen Kurfürsten Vater den Staat bis zur verächtlichen Ohnmacht niedergebeugt hatten, Hand in Hand mit jenem Grafen Schwarzenberg, der auch gewiß x ) Das Stralendorfsche Gutachten hat Droysen 1860 in einer besonderen Abhandlung untersucht, die er später in seine Abhandlungen: Zur neueren Geschichte, 387 ff. aufnahm. Es hat sich durch die späteren Untersuchungen Stieves und Meineckes als eine Fälschung herausgestellt.
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aus vollster Uberzeugung gut österreichisch gesinnt war und in dieser Verbindung des Staates Heil zu sehen glaubte. Dann aber kam der jugendliche Fürst, der im Lager vor Breda und in dem Umgange mit de Tromp und Moritz von Oranien seine Schule gemacht hatte. Indem er sich an die Spitze der bewegenden Gedanken der Zeit stellte, blieb er der furchtbaren Bewegung Meister; indem er über „bourbonisch oder habsburgisch" das deutsche Interesse, über ,,calvinisch oder lutherisch" die lebendige evangelische Gleichheit und Einheit, über „ständisch oder dynastisch" die monarchische Idee des Staates erhob, rettete er, Neues gestaltend, die Resultate der durchlebten Zeit. Es gilt in ähnlicher Weise kühn v o r w ä r t s und hindurch zu schreiten, wieder über lutherische Rechthaberei und ständische Anmaßungen, die durch die Hinterthür der Union und der Constitution ihren Weg gefunden haben, das Selbstgefühl des preußischen Namens, das jene nicht aufhören zu martern, sich emporschwingen zu lassen. Und noch ein Anderes soll gesagt werden. Jene Partei hat das Verdienst, die Probe gemacht zu haben, ob auf dem Wege der Reaction und der Restauration zu retten ist. Und dieser Versuch hat mehr eingebracht, als die bloße Erkenntniß der Unmöglichkeit. Zeigt sich überall dem ernster Forschenden und Beobachtenden etwas eigenthümlich Providentielles in den Schickungen Preußens, glücklichen wie unglücklichen, so ist auch recht eigentlich providentiell die Einwirkung, welche jene Partei mit der versuchten Reaction geübt hat. Keinem Staate war es nothwendiger, seine Regsamkeit und Lebendigkeit tief hinab, das unmittelbare Mitleben und Mitstreben jedes Einzelnen, jenes evangelische „Du mußt es selbst beschließen" auch in den vaterländischen und öffentlichen Dingen zu erhalten und zu nähren; ohne solches Lebendigsein des Allgemeinen in jedem Einzelnen würde die hochentwickelte Volksbildung ein Unsegen, die unvergleichliche Pädagogik des Heer- und Landwehrdienstes ein Mechanismus, und die spannende und tief eingreifende Verwaltung machte die Verwalteten um so sicherer unmündig, als sie geordneter, verständiger, vortrefflicher war. Nicht der schablonenmäßige Liberalismus der dreißiger Jahre, nicht die despotisirenden Massenbewegungen von 1848 halfen gegen diese Übelstände; sie steigerten nur den Aberglauben dürrer Abstractionen, sie entfernten das Bewußtsein nur mehr von dem lebendigen Verständniß des Seienden, sie vergrößerten nur den Bereich der formlosen Masse. Der Reaction gebührt das Verdienst, da Wandel geschaffen zu haben. Tausend vergessene und verlorene Momente lebendigen Lebens tief hinab, localer Interessen, 340
maßgebender Vorbedingungen sind wieder belebt und die steif gewordenen Glieder des Staats- und Volkslebens regen sich wieder, in der schon breiartig werdenden Masse erneuen sich die Ansätze lebensvoller Gemeinsamkeiten. Selbst die Einseitigkeiten und Übertreibungen, in denen die Partei sich bewegte, weckten das Bewußtsein dessen, was man unbeachtet und gleichgültig besaß, durch die Gefahr, die ihm drohte; helfend oder widerstrebend erwachte Selbstgefühl, Rüstigkeit, Verständniß der Dinge, um die es sich handelte; wo sonst dem Mechanismus der öffentlichen Gewalt eben Alles überlassen war, ringen jetzt lebendige Kräfte mit dem Recht und der Pflicht, selbst ihre Interessen wahrzunehmen. Auf dem religiösen Gebiete zwingt die Energie der Reaction die vornehme Gleichgültigkeit daran zu geben, in der der Nihilismus so fröhlich gedieh und die Kraft des evangelischen Wesens vermoderte; war man doch so weit, über die höchsten Fragen nur noch in den so zu sagen technischen Kreisen und in theoretischem Interesse zu sprechen. Jetzt tritt an jeden Einzelnen wieder die Forderung, sich ihrer zu erinnern, sich in ihnen zu entscheiden, für seine Entscheidung einzustehen. In der That, die Reaction hat sich selbst die Momente erweckt und herangezogen, die sie unmöglich machen und die zugleich eine durchaus andere und wahrhaftere Lösung der Krisis, als sie für nothwendig hielt, ermöglichen und in Aussicht stellen. Gerade Preußen und das protestantische Deutschland gewannen damit jene innere und individualisirende Lebendigkeit wieder, in der allein das heilvoll Neue, der Sieg über die Verwirrung unsrer Tage zu erringen ist. Und schon tritt unverkennbar auch dasjenige Moment hervor, das in dem wirthschaftlichen Bereich denselben Segen in sich trägt. Die sociale Frage gipfelte sich in dem Untergange der selbstständigen ländlichen Bevölkerung, in der Mobilisirung von Grund und Boden, in der unseligen Doctrin von dem gleichen Anrecht Aller auf die äußern Lebensgüter und ihren Genuß. Seit hundert Jahren arbeitet Europa daran, die richtige Formel für die Masse der ländlichen Bevölkerung zu finden. England kam dahin, sie zum größten Theil in Fabrikarbeiter umzuwandeln; von Englands Bevölkerung ist kaum noch ein Viertel mit Ackerbau beschäftigt. Frankreich schlug den nicht minder bedenklichen Weg der Theilbarkeit des Grundeigenthums ein; mit unverhältnißmäßig geringer Zunahme der Bevölkerung ist es zu einem Zustande des Landvolks gekommen, den nur die wirkliche Übervölkerung erklären, aber auch erträglich machen würde. Auf ähnlichem Wege hat sich ein großer Theil von Mittel- und SüdDeutschland zu Grunde gerichtet, und in Preußen war die Gesetz34i
gebung der Art, daß dieselben Resultate in Aussicht standen. Nicht die abstracten Theorien von 1848, wohl aber die Reaction hat sich dem entgegengeworfen1); sie fordert Geschlossenheit des Bauerngutes, sie fordert die untheilbare Erbhufe. Wird dem Folge gegeben, so sind die 73 Procent ländlicher Bevölkerung, die Preußen hat, fortan auf neuer Grundlage organisirt: es ist ausgesprochen, daß in der ländlichen Bevölkerung die Familie das Dauernde sein, nicht ihre Glieder immer von Neuem zu democratischen Atomen werden sollen. Es ist damit auch den abgetheilten Geschwistern eine Heimath, eine andere als die polizeiliche für die Verarmenden erhalten; und an dem Namen der bäuerlichen Familie haftet eine Ehre und eine sittliche Macht, deren Segen der herrliche Bauernstand in Schleswig-Holstein bewährt hat. Es ist damit der Familiensinn, der Wohlstand der ländlichen Bevölkerung gerettet, und ihr Wohlstand sichert die Nahrhaftigkeit der kleinen Städte und des kleinen Bürgerthums, während — man sehe nach Thüringen, nach Franken — an der Verarmimg des umgebenden Landvolks und dessen Demoralisation, beides Folge der Güterzertheilung, das kleine Städteleben zu Grunde geht. Von welchen patrimonialen Gesichtspunkten immer die Reaction für die geschlossene Hufe gesprochen haben mag, am wenigsten zu den paradiesischen Zuständen mecklenburgischer Gutsherrlichkeit und Bauernlosigkeit ist auf diesem Wege zu gelangen; der gesunde und gesicherte Bauernstand wird die Reaction unmöglich und unnöthig machen. Also ihr Verdienst soll der Partei der Reaction dankbarlichst anerkannt werden. Es ist nicht nöthig, die Gegenrechnung zu machen, was darüber verletzt, aus den Fugen getrieben, an sich selber irre gemacht, mit welchen Mitteln gekämpft, mit welcher Hast jeder Erfolg ausgebeutet wurde. Das ist einmal Kriegsschicksal; nicht die verlorne Schlacht, sondern der Rückzug kostet Menschen. Aber das Verlorne ist zu ersetzen; auf 1806 folgte 1813, auf Ligny BelleAlliance. Wahrlich, es bedarf nur des ersehnten Rufes: vorwärts! und Alles erhebt sich, Alles ist gesund, froh, voller Kraft, unbezwinglich. Auch wir andern Deutschen: wie oft hörte man die Besten an jenes Wort Wellingtons erinnern: „Ich wollte, die Preußen wären da!" So Gott will, sie werden nicht fehlen, wenn es gilt! Droysen hat hier wohl Gerlachs Antrag aus dem März 1853 über die Befreiung des Grundeigentums von denjenigen Dispositionsbeschränkungen, die ihm die Gesetzgebung seit 1848 auferlegt hatte, im Auge.
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34. Zur Situation. Anfang Oktober. Der folgende Aufsatz erschien in der Zeitschrift „Minerva. Ein Journal in zwanglosen Heften für Geschichte, Politik etc., zugleich als Weimarisch-Jenaisches Jahrbuch für deutsche Literatur, schöne Kunst und Kulturgeschichte, redigiert von Dr. Friedrich Bran", Oktober 1857 (N. F. 1. Bd. 1858, 144—158); er ist nicht wieder gedruckt worden. Ein Manuskript des Aufsatzes liegt nicht vor, er wird nach dem Abdruck in der „Minerva" wiedergegeben.
Unser größter Historiker nennt unter den Ursachen der französischen Revolution von 1789 als eine der wirksamsten die tiefgesunkene europäische Bedeutung des damaligen Frankreich 1 ): „Das Nationalbewußtsein eines großen Volkes fordert eine angemessene Stellung in Europa, und jede Nation wird es empfinden, wenn sie sich nicht an der ihr gebührenden Stelle erblickt." Auch für unser Volk wird dieß historische Axiom gelten dürfen. Soll man sagen: die deutsche Nation glaubt, die ihr angemessene Stellung in Europa zu haben ? Oder ist sie — nach dem schönen Rausch von 1813, etwa durch die Erfahrungen von 1848 entnüchtert, — zu der Einsicht gekommen, daß ihre nationale Einheit kein politischer Begriff, sondern eine Erfindung müssiger Köpfe sei? Freilich nach jenem glorreichen Kriege ward der deutsche Bund mit der Bezeichnung eröffnet: „ I m Bunde geeint trete Deutschland wieder in die Reihe der Großmächte Europas;" es schien diese Bundesform wenigstens „keinerlei Verbesserung auszuschließen2)." Wenn nicht durch sie, doch in ihr wuchs das Gefühl der nationalen Einheit; seit 1840 gewann ihre Hoffnung bestimmteren Ausdruck. Jetzt ist die Bundesverfassung hergestellt, nur ohne die Hoffnung von ehedem; was jetzt gilt, ist nur die Todtenmaske des Früheren. Die deutsche Flotte ist verauctionirt, auf die deutschen Farben wird da und dort polizeilich gefahndet. Sind die einzelnen deutschen Staaten um so viel stärker, gesättigter, in sich sicherer geworden, stark genug, um allenfalls die ergänzende Kraft deutscher Vaterlands1 2
) Ranke in „die Großen Mächte", siehe oben S. 43, Anm. 1. ) Siehe oben S. 8, Anm. 2.
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liebe entbehren und dem Genuß ihrer particulären Selbstgenügsamkeit leben zu können? Der völkerrechtliche Verein der souveränen deutschen Fürsten und freien Städte ist ein unauflöslicher; muß er um so viel loser sein, so lose, daß jeder Betheiligte, auch der König von Dänemark für Holstein, in jener Bestimmung keine Schranke zu empfinden hat ? Unauflöslich, wie er ist, war und ist dieser Verein nur ein völkerrechtlicher; wie dann, wenn andere völkerrechtliche oder Familienverbindungen dem einen oder andern Gliede des Bundes mehr Reiz bieten, mehr Gewinn und Ehre in Aussicht stellen? Auch die Lenker der deutschen Geschicke haben erkannt, daß die Dinge nicht sind, wie sie sein sollten. An Plänen, Berathungen, an schätzbarem Material haben sie es nicht fehlen lassen; aber aus so vielen Interessen und Vorurtheilen wollte nicht e i n Gedanke werden, und der eine Gedanke, der helfen konnte, die höchste Pflicht tritt jedem hinter die kleinere nächste Pflicht gegen das „engere Vaterland", gegen „Haus und Land" zurück: als wäre man des Eigenen gewiß, wenn das Ganze hinsiecht, von dem es ein Theil ist, nur ein Glied des Körpers. So fand uns die schwere orientalische Krisis; es begann sich die gewaltige Attraction von Westen, von Osten fühlbar zu machen: schon konnte man die Stellen zeigen, wo sich die Planken vom Schiff zu lösen im Begriff waren. Es gelang, den Krieg zu „localisiren"; es kam ein Friede zu Stande, der die großen Fragen vertagte oder vertünchte. Die deutsche Politik konnte fortfahren, vor dem Winde zu treiben. Da kam — in den letzten Wochen — ein Ereigniß, das die Weltlage plötzlich veränderte. Mit dem Abfall Indiens 1 ), dessen erster blutiger Act jetzt noch die mitleidsvolle, aber schadenfrohe Neugier Europas beschäftigt, ist eine unabsehbare Reihe von Ereignissen eingeleitet ; es beginnt schon wie ein dunkles Wetter auch an dem Horizont Europas emporzuziehen; „es hört auf zu tröpfeln," wie der griechische Tragiker sagt. Versuchen wir, zunächst die Bedeutung der indischen Vorgänge, so weit es für unsere Betrachtung nöthig ist, zu constatiren. Nie hat man so bestimmt empfunden, daß Englands Reichthum und Weltmacht auf Indien gravitire. Seit 1815 ist das englische Herrschaftsgebiet in Indien unablässig gewachsen, um mehr als das dop1 ) Im Frühjahr 1857 war der Sepoyaufstand ausgebrochen, der bis zum Jahre 1859 dauerte.
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pelte Areal, das die östreichische Monarchie enthält; von den 190 Millionen Seelen, die unter englischem Scepter stehen, gehören 140 Millionen Indien an. Das ist es, was durch jene Empörung auf dem Spiele steht. Begreiflich, daß man in England selbst nur erst daran denkt, die Empörer niederzuwerfen, Rache zu nehmen, das bewältigte und, wenn es sein muß, wieder eroberte Indien mit festerer Hand zu fassen, durch neue Organisation für immer zu sichern. Aber einstweilen ist der Eckstein der englischen Macht, der Schwerpunkt ihrer Weltstellung verrückt. Wird ihr Zeit gelassen werden, alle Kraft dorthin zu wenden, um zu siegen, zu strafen, Neues zu schaffen ? Wird England bei seiner höchst unzulänglichen Militärverfassung die Streitkräfte aufbringen können, um der weiter rasenden Feuersbrunst Herr zu werden ? Wird, wenn es gelungen ist, eine Herstellung, eine Fortführung der Herrschaft möglich sein, welche nicht die moralischen und materiellen Mittel Englands übersteigt, nicht die indische Herrschaft zu einem fressenden Capital, zu einem Krebsschaden für England macht? Den Gedanken, daß man Indien etwa bis auf leicht zugängliche und für den Handel wichtige Küstenpuncte aufgeben müsse, um die Kräfte des Mutterlandes für die Behauptung der übrigen Besitzungen, zur Wahrung so vieler politischer und mercantilischer Interessen disponibel zu behalten — diesen Gedanken wird der englische Stolz nicht gestatten: aber die Behauptung Indiens als Ehrensache behandeln, heißt möglicher Weise immer neue, immer größere Capitalien in eine schlechte Concursmasse werfen. Schon ist die chinesische Frage zur Seite gelegt; der Perserschah entschlägt sich des vor Kurzem geschlossenen Friedens und behält Herat besetzt1). Im Parlament der ionischen Inseln sind bereits höchst bedenkliche Äußerungen gefallen 2 ); und das verbreitetste irische Journal jubelt über jede neue Schreckensnachricht vom Ganges: jede Niederlage Englands, sagt es, ist eine Freude und Hoffnung für Irland. Mit der äußersten Anstrengung betreibt England die Rüstungen, die nach Indien gehen sollen; im ersten und zweiten Monat wurden je 9000 Mann abgesandt, schon im dritten kann man nicht mehr Nicht richtig; Persien räumte Herat, wie es sich in dem April 1857 geschlossenen Frieden verpflichtet hatte. 2 ) Das Parlament der unter englischer Schutzherrschaft stehenden „Vereinigten Staaten der Jonischen Jnseln" sprach 1857 den Wunsch auf Vereinigung mit Griechenland aus.
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die gleiche Zahl Truppen schaffen. Es wird immer neuer Nachsendungen bedürfen; um so viel schwieriger wird es werden, sie aufzubringen, um so viel schwächer steht England den europäischen Verwickelungen gegenüber. Und eben damit treten diese Verwickelungen selbst in eine neue Phase. Schon durch die einfache Thatsache, daß eins der entscheidenden Gewichte in der bisherigen Pondération unwirksam ist, haben alle politischen Verhältnisse ihren Charakter und ihr Maß verändert. Die unruhige Bewegung in den höchsten Regionen zeigt, daß das Wetter umsetzt. Aber, so wird man sagen, die Zusammenkünfte in Osborne, Stuttgart, Weimar1) sind ja die Zeichen besten Einvernehmens, eine Bürgschaft für die Zukunft. Die Dinge sind mächtiger als die Menschen. Man erinnere sich, wie Ungarn durch die russischen Waffen besiegt wurde; kein Vernünftiger hat der Wiener Politik einen Vorwurf daraus machen können, daß sie demnächst, wo es das Interesse Ostreichs galt, die Empfindungen der Dankbarkeit außer Rechnung ließ. Wie nah stand Kaiser Nicolaus dem preußischen Königshause; aber es fiel ihm nicht ein, in dem verhängnißvollen Herbst von 1850 auch nur einen Augenblick das russische Interesse zu verläugnen, das dann freilich in Warschau den Triumph feierte, den Tag von Olmütz und die österreichische Besetzung Holsteins einzuleiten. Louis Napoleon hat eine Laufbahn hinter sich, die ihn wie ein Fatum beherrscht. Seine cäsaristische Stellung weiß er darauf gegründet, daß er nicht aufhört zu steigen; er ist Frankreichs so lange und nur so lange gewiß, als er die europäische Initiative zu behalten weiß. Nicht umsonst ist er der Erwählte der Massen, der Chef der „organisirten Democratie". Als er nach dem Mißlingen von Straßburg, von Boulogne zum dritten Mal ansetzte, standen nur Rußland und England von der Revolution unberührt da, die beiden Staaten, zwischen denen sich seit 25 Jahren die Geschicke Europas polarisirt hatten; aber während Rußland mit regem Eifer Partei nahm gegen die Revolution, waren die Sympathieen Englands auf Seiten der Bewegung, nur ohne Plan Am 6.—10. August 1857 fand ein Besuch des französischen Kaiserpaares in Osborne statt, am 25. September trafen sich Napoleon und Alexander II. in Stuttgart, am 1. Oktober trafen sich Alexander II. und Kaiser Franz Joseph in Weimar.
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und Entschluß. Rußland erschien als der rettende Hort für die alte Ordnung der Dinge, jeder Sieg über die Revolution kam der Macht Rußlands zu Gute. Als endlich Louis Napoleon mit jenem blutigen Gewaltstreich an die Stelle der Republik sein Kaiserthum setzte, jauchzte das conservative Europa; und England rüstete sich, als stehe eine französische Landung bevor. Rußland war in der vollen Höhe seiner Macht; nur von England hatte es sich bisher gehemmt, beobachtet, im Schach gehalten gefühlt; jetzt, wo England durch nähere Gefahr gelähmt schien, eilte Kaiser Nicolaus, den lang vorbereiteten Schlag gegen die hohe Pforte zu führen. Es war der kühnste und großartigste Zug der cäsaristischen Politik, daß sich Louis Napoleon, den europäischen Stimmungen gegen Rußland vertrauend, an die Spitze der Gegenbewegung stellte, England mit sich riß. Wie lange, mit welcher Sorgsamkeit hatte England den Krieg gegen Rußland gemieden; aber einmal entbrannt schien derselbe „bis aufs Messer" geführt, Rußlands drohende Macht für immer gelähmt werden zu müssen. Nur zu bald zeigte sich die militärische Unbehülflichkeit Englands; Frankreich hatte den besten Theil des Ruhms, seine Marine war wie unter dem Schutz Englands emporgewachsen; Louis Napoleon hatte, was er wollte; er eilte, den Ruhm des Friedensstifters zu gewinnen. Seit dem dritten Pariser Frieden ist er Herr der Situation; mit jedem Monat weiter ist es fühlbarer geworden, wie er in Europa die entscheidende Stimme hat, wie er sie behutsam, aber sicher zu üben weiß. Er war beflissen, mit Rußland sich völlig zu verständigen; er ließ es England fühlen, wie er freie Hand habe, seine Partie zu wählen. Der Versuch Ostreichs, mit England der wachsenden Traulichkeit zwischen Paris und Petersburg das Gegengewicht zu halten, scheiterte in der moldauischen Frage1). Wer die Andeutungen, die Louis Napoleon in seine Reden einzuflechten versteht, wer die bedeutsame Wahl der Tage, der Locale, der Personen, wenn er Wichtiges unternimmt, beachtet, der wird inne werden, wie auf weite Ziele hinaus, einem strategischen Netze gleich, die napoleonische Politik angelegt ist. Ist es Revanche für die Niederlagen von 1813—1815 ? Ist es Revision der Karte Europas, der Verträge von 1815 ? Gilt es die Rheinprovinzen ? Gilt es ein KaiserWährend die übrigen Mächte auf eine Ungültigkeitserklärung der Wahlen in den Moldau-Donaufürstentümern infolge Wahlterrors drangen, hatten England und Österreich die Pforte zu decken versucht; England hatte dann aber nachgegeben.
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thum über das romanische Eurpa? Gilt es „das treulose Albion", das neue Carthago zu beugen und zu beerben ? — Wer will die Gedanken dieses dunkeln und fatalistischen Geistes berechnen. Aber man wird sich von ihm der überraschendsten Entwürfe, ihrer kühnsten Ausführung zu versehen haben. Und das Schicksal arbeitet ihm in die Hände. Es mag sein, daß Rußland jetzt vor Allem an Reform und innere Entwickelung denkt; die großen Erfahrungen des letzten Krieges beginnen schon ihre Früchte zu tragen, und die milde, herzgewinnende Art des Kaisers weckt, so scheint es, ein inneres Leben, wie es dort nur zu lange niedergehalten worden ist. Aber auch Alexander I. war der Bildung, der Reform, dem Frieden zugewandt, und doch führten die Ereignisse ihn auf eine Bahn, die seiner Natur fremd war, und lehrten ihn, sich in der Heldenrolle gefallen. Der Ideenkreis eines stolzen Volkes, die Politik einer großen Macht ändert sich nicht über Nacht. Nach so vielen glorreichen Kriegen der erste, der nur Niederlagen gebracht hat und mit dem Verzicht auf das, was man gewollt, schloß, er muß in den Seelen einen Stachel zurückgelassen haben. Nicht England, nicht Frankreich hatten Grund, gegen Rußland dankbar zu sein; aber das Vorrücken Ostreichs in die Donaufürstenthümer1) war wie ein Stiletstich von der Hand dessen, den man eben erst vor dem Untergange gerettet; kein Russe macht ein Hehl daraus, daß die Stimmung in Heer und Volk gegen Ostreich gerichtet sei. In diesem Zusammenhang erhält der Streit über die Zukunft der unteren Donau seine volle Bedeutung. Es ist die Frage zwischen Ostreich und Rußland, und in ihr hat Louis Napoleon der Petersburger Politik die Hand gereicht. Nur formeller Natur ist, was bisher geschehen: mit schwerem Herzen hat Ostreich die Vernichtung der Wahlen, welche die Geschiedenheit der Fürstenthümer verbürgten, zugestanden2); es will und kann nicht zugeben, daß auf Grund der neuen Wahlen dort ein rumänischer Staat entstehe, der die Donaumündungen beherrschen würde; und es ist „eine geographische N o t wendigkeit" für Ostreich, in dieser Frage nicht zu erliegen. Ostreich hat seiner Zeit nicht anerkennen wollen, daß es sich in der schleswig-holsteinischen Frage um eine gleiche geographische Nothwendigkeit für Preußen handelte; oder vielmehr, es hatte dies r
) Während des Krimkriegs. ) Siehe oben S. 347, Anm. 1.
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nur zu gut erkannt, und machte eben darum mit dem Ausland Chorus, es ermöglichte endlich mit seiner Stimme jenes unheilvolle Londoner Protokoll, in dem deutsches Recht und deutsche Legitimität auf wahrhaft unerhörte Weise mit Füßen getreten wurde. Es war nur eine von vielen Wendungen, in denen sich jene Schwarzenbergische Politik, Preußen zu „aviliren", aussprach. Es liegt vor Augen, in welchem Umfang sie Erfolge hatte; in der einmal erprobten Gewißheit, daß der Starke einen Schritt zurücktrete 1 ), drängte sie schonungslos weiter; nur in Einem irrte sie, in der Hoffnung, daß Ostreich gewinne, was Preußen verliert. E s wäre eine zu weite Aufgabe, die vielen Combinationen, die nun denkbar sind, zu suchen und zu erörtern. War der Kuß in Weimar herzlicher als der Händedruck in Stuttgart, ist in Osborne Revision der Verträge von 1815 wiederholentlich, aber vergebens in Anregung gebracht, hat Prinz Murat in Stuttgart 2 ) auf Neapel oder die Donaulande gezielt — in jedem Fall zeigt der Guckkasten ein anderes Bild. Nur eine der Möglichkeiten mag eingehender besprochen werden; vielleicht enthält sie Einiges von den Grundzügen aller. Man spricht jüngster Zeit mit einer gewissen Emphase davon, daß die Folge jener Zusammenkünfte allseitige Reduction der Armeen sein wird, daß nicht mehr mit der Gewalt der Waffen über die Differenzen der Staaten entschieden werden soll. Die größere Gefahr ist, daß man hinfort diplomatisch über die Dinge zum Schluß zu kommen lernen wird, in denjenigen Formen, in denen nicht das Recht, nicht Geist und Kraft der Völker, nicht die großen und edlen Leidenschaften eine Stelle finden, sondern die „papiernen Künste," das Raffinement der leisen Mittel, die Unberechenbarkeiten von Eigenschaften, die sich an den hohen und höchsten Stellen zusammenfinden. Allerdings scheint Louis Napoleon so seine Mission, sein l'empire c'est la paix 3 ) zu verstehen, wenn er auch zur rechten Zeit merken „Der Starke tritt wohl einen Schritt zurück," hatte Manteuffel am 3. Dezember 1850 in der Preußischen Kammer gesagt, in der Rede, mit der er Olmütz zu rechtfertigen suchte. 2 ) Murat ist wohl ein Irrtum. Walewski hatte Napoleon dorthin begleitet und mit Gortschakow verhandelt. 8 ) Diese Worte hatte Napoleon als Präsident der Französischen Republik am Oktober 1852 bei einer Rundreise durch Frankreich gesprochen, und mit ihnen Trollte er auf seine Thronbesteigung vorbereiten, sowie die Stimmung des Auslandes beruhigen.
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zu lassen weiß, daß er furchtbar sein könnte, wenn er es sein müßte. Oderint dum metuant, war auch Tiberius' Devise. Die russische Politik, wie sie jetzt ihre Aufgabe zu formuliren scheint, konnte sich unbedenklich dieser napoleonischen Tendenz, die der Überlegenheit der russischen Diplomatie so entsprechend ist, bis auf Weiteres anschließen: es wird keine Schwierigkeit haben, in den scandinavischen, deutschen, italischen Verhältnissen die Punkte der Ubereinstimmung zwischen den russischen und französischen Interessen zu finden. Und England macht vorerst keine Sorge; es wird zufrieden sein, wenn Rußland nicht seine Hebel in Asien in Bewegung setzt, wenn Frankreich nicht seine alten Verbindungen mit Mysore und den Sheiks am Hydaspes 1 ) wieder aufnimmt. Man wird nicht läugnen wollen, daß in dieser Lage der Dinge eine große Gefahr ist, und daß diese Gefahr genau so groß ist, wie die Rivalität zwischen Ostreich und Preußen. Wer sähe nicht mit Bewunderung auf die Kraft und die Kühnheit, mit der sich das verjüngte Ostreich aus der Revolution, die gewissen Untergang drohte, hoch empor gerichtet hat. Aber wie nur mag sich diese neuöstreichische Politik deutsch nennen ? Warum nicht eben so italienisch ? Ihre Consequenz wäre, Deutschland auf die politische Lage Italiens, auf einen geographischen Begriff zu reduciren. Zu Josephs II. Zeit hatte es eine gewisse innere Berechtigung, wenn es Ostreich noch einmal versuchte, die deutschen Dinge auf seine Prämissen zu construiren. Damals waren die belgischen Lande, es waren wichtige Landschaften am oberen Rhein, an der oberen Donau östreichisch, die geistlichen Churlande am Mittel- und Niederrhein waren auf den Schutz des Kaisers angewiesen, der kaiserliche Name konnte ein Recht auf die Hoffnungen der Nation in Anspruch nehmen. In den Friedensschlüssen von 1815 sorgte die Wiener Politik vor Allem, die Monarchie zu einer fest geschlossenen Masse zu arrondiren, ihre Gebiete innerhalb der drei großen Bastionen Böhmen, Tirol und Siebenbürgen zu schließen; fortan lag der Westen Deutschlands, namentlich das Land der oberen Donau, wie ein Glacis vor Ostreich. Preußen ward so hergestellt, daß es seine Gebiete bis über den Rhein hinaus erhielt; den ganzen Norden Deutschlands mußte es, offen nach allen Seiten wie es war, mit seinem Festungssystem umDroysen meint den Aufstand Haider Alis, des Herrschers von Maisur (Mysore), der den 1 7 7 8 zwischen Frankreich und England ausgebrochenen Krieg benützte, um einen großen Aufstand gegen die englische Macht hervorzurufen.
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fassen; es gränzte innerhalb Deutschlands an nahezu alle deutschen Staaten. Mitten unter ihnen stehend und auf mannigfache, unmittelbarste Gegenseitigkeit mit ihnen angewiesen, erhielt es ein völlig anderes Verhältniß zu den übrigen Bundesstaaten als Ostreich; es war, zugleich durch seine Toleranz, seine Bildung, seine materielle Rührigkeit, in ganz anderem Sinn eine deutsche Macht als Ostreich; es war der Natur der Sache nach die deutsche Großmacht. Die Verträge von 1815 hatten den Rheinbund aufgelöst, aber es blieb der größere Theil seiner Principien, nur daß in der Form der Bundesverfassung das Protectorat Frankreichs auf die beiden deutschen Großmächte überging. Es war ein sachgemäßer Antrag Preußens, die Leitung des Bundes so zwischen beiden zu ordnen, daß Ostreich das Präsidium, Preußen das Directorium übernähme; es wäre damit die Leitung der inneren deutschen Verhältnisse an Preußen gekommen und zwar in einer Form, welche die Conformität der deutschen Dinge mit den europäischen Interessen Ostreichs sicher gestellt hätte. Ostreich nahm das Präsidium an unter der mündlichen Zusage, das Directorium an Preußen zu überlassen, eine Zusage, die später abgeläugnet worden ist. 1 ) Derselbe Gedanke unter der Formel des engeren und weiteren Bundes ist dann 1848 in Frankfurt erneut, von Preußen eine Zeit lang verfolgt worden; Ostreich stellte ihm jene Vorschwebungen eines mitteleuropäischen Reiches entgegen, Entwürfe, welche die übrigen Mächte Europas in dem Maaße allarmirt haben würden, als sie ihren Zweck erfüllt und die deutsche Nation verlockt hätten, ihre Selbstbestimmung zu opfern, um an der östreichischen Machtübung und Übermacht in Europa Theil zu nehmen. Wenigstens in dieser Schlinge ließ sich Preußen nicht fangen. Die Politik der Staaten ruht schließlich auf ihrer militärischen Bedeutung. Die beiden deutschen Großmächte werden sich Angesichts der jetzigen Weltlage nicht länger darüber täuschen können, wie sie nur vereint sicher sind. Nur Preußen kann durch seine vorspringende Stellung am unteren Rhein einen französischen Angriff á cheval der Alpen beherrschen, nur Ostreich kann von den Karpathen her den gegen Preußen gerichteten Keil der russisch-polnischen Offensivstellung hemmen. Nur vereint sind sie in der Lage, das diplomatische Übergewicht, das Frankreich im Verein mit Rußland gegen sie geltend machen 1 ) Diese Darstellung der Verhandlungen entspricht der von Pertz, Leben des Ministers Freiherrn vom Stein, IV, Berlin 1851, 128 f.
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könnte, an sich heran kommen zu lassen; denn sie brauchten die ultima ratio regum nicht zu fürchten, in der jenes Übergewicht seinen Nachdruck suchen müßte; vereint wären und blieben sie Deutschlands gewiß und hätten dann weder die Bewegungen in Italien, noch die Velleitäten Scandinaviens zu fürchten. Gewiß, sie wäre schwer herzustellen, diese feste und solidarische Einigung; man müßte auf beiden Seiten viel vergessen, viel aufgeben, viel ändern. Und selbst dann würde es schwer sein, noch jetzt das schon Versäumte nachzuholen, die schon verlornen Stellungen wieder einzunehmen, die schon wieder angeknüpften russischen und französischen Fäden in Deutschland zu zerreißen. Aber es steht Großes auf dem Spiel, und die rasche Bewegung der Dinge läßt voraussehen, daß jeder spätere Moment größere Schwierigkeiten, größere Gefahr bieten würde. Vielleicht wäre gerade jetzt der Moment besonders günstig. Die Alternative der holsteinischen1) und moldauischen2) Frage böte den natürlichen Anlaß. Gegen Dänemark hätte man unzweideutigstes Recht gegen frevelhafte Willkür und Nichtachtung der Verträge geltend zu machen; in Betreff der Donaufürstenthümer würde man sich auf den so wiederholt proclamirten Zweck des orientalischen Krieges, die Integrität der Pforte zu retten, stellen dürfen. Würden beide Fragen zur diplomatischen Entscheidung gestellt, so müßte es jetzt leicht sein, auch England trotz der jüngst eingestandenen Eifersucht auf Norddeutschland3) in der dänischen Frage für die deutsche Ansicht zu gewinnen; und wollten Rußland und Frankreich bedrohliche Mienen zeigen, so stände man ihnen Rücken an Rücken völlig sicher gegenüber. Die Sache scheint völlig leicht, völlig einfach; wie würde die deutsche Nation sich aufrichten, wenn sie Holstein gerettet, wenn sie endlich einmal deutsche Ehre und ein deutsches Recht gewahrt sähe! Wage man nur nicht zu fürchten! Es gehört keine Prophetengabe dazu, vorauszusagen, daß die Dinge nicht so verlaufen werden. In Preußen hat man sich zu weit von dem deutschen Gedanken entfernt; es herrschen diejenigen Richtungen, welche „das alte ehrliche brandenburgische Preußen zu erIm August war den Ständen ein neuer Verfassungsentwurf für Holstein und Lauenburg vorgelegt worden, in dem über die Stellung Holsteins zu Deutschland und über die Erbfolge nichts vorgesehen war; die Stände hatten sich zum Schutz gegen diesen Entwurf an den Bundestag gewandt. a ) Siehe oben S. 347, Anm. 1. s ) Wohl Anspielung auf den Widerstand, den England Preußen in der Neuenburger Frage leistete.
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neuen für ihr Ziel halten." Und in Ostreich gedenkt man der über Preußen errungenen Erfolge mit zu viel Genugthuung und weiterer Hoffnung, als daß man plötzlich umkehren könnte; die römische Kirche hat nicht umsonst ihr östreichisches Concordat: das evangelische Deutschland in der schon ermattenden Defensive, in dem scheußlichen Hader der Theologen zu sehen, erneut ihr Gelüste von 1618.
Die Geschicke müssen sich erfüllen. Schon läßt man erkennen, daß Holstein aufgegeben werden soll; es ist eine Aufmerksamkeit, die man den beiden kaiserlichen Nachbarn schuldet; man muß Ombrage vermeiden u. s. w. Der Geist der Nation wird zucken und schweigen. Dann wird es — gleichgültig ob da oder dort zuerst — weiter bröckeln; die französische Rheinbrücke bei Straßburg 1 ) ist ein freundnachbarlicher Anfang; mit der HelenaMedaille2) wird mehr als sondirt, sie giebt Anlaß, sich um die einfachsten nationalen Empfindungen herumzulügen. Und schon fragt die schadenfrohe Demokratie, ob denn dieß Erinnerungszeichen an tapfere Kriegsjahre schlimmer sei als russische Orden für Gefälligkeiten oder Hofdienste. Hat Hannover schon seine Einwendungen in Betreff des Jahdebusens aufgegeben3) ? Und Preußen scheint in Betreff der Cölner Rheinbrücke4) nicht weichen, nicht auf die Rheinschiffahrtsacte Rücksicht nehmen zu wollen. Wer Anlässe sucht, findet deren unzählige. Man wird sie diplomatisch behandeln. Sei es. Nicht bloß die Kapitalien haben sich zu größeren Wirkungen zu sammeln gelernt; auch wir lernen allmählig, daß noch so große Kapitalien von nationaler Kraft und Tüchtigkeit ungesammelt weniger leisten, als sie könnten, in der Concurrenz erliegen. Der Verkehr, die Eisenbahn, die Bildung arbeitet still, aber unwiderstehlich, die Starrheiten und Scheidungen innerhalb unsrer Nation hinwegzuthun; und die kleinen Künste, welche die christlich-germanische Hypokrisie empfiehlt und anwendet, um uns neue Spannungen und Spaltungen, neuen Neid und Haß zu schaffen, sie werden den einmal eingeleiteten gewaltigen Proceß nur beschleunigen. Mag es gelingen, 1
) Damals war der Bau der Rheinbrücke zwischen Straßburg und Kehl begonnen worden. 2 ) Die von Napoleon III. damals geschaffene Helena-Medaille konnten sich alle, die an den Feldzügen von 1792—1815 unter französischen Fahnen teilgenommen, verleihen lassen; auch viele Deutsche ließen sie sich geben. ') Es handelt sich um den Bau einer Eisenbahn nach dem Jadebusen, vgl. Droysen-Brf. II, 492. *) Diese wurde 1 8 5 5 — 5 9 gebaut. D r o y s e n , Politische Schriften.
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den Friedensstand mit obligaten diplomatischen Beängstigungen und Verständigungen herzustellen, die begonnenen Umwandlungen gehen wie Strömungen in der Tiefe unablässig fort; wie große Interessen auf die Schwäche und Ohnmacht in dem Herzland Europas gestellt und sie zu verewigen beflissen sein mögen, es ändern, vereinfachen, klären sich die Prämissen der deutschen Frage, die Bedingungen der deutschen Politik, die Ideen der Nation. Und wenn dann endlich doch die kleinen Künste und die großen Verständnisse nicht weiter helfen, wenn dann doch die Stunde der gewaltigen Entscheidung kommt, dann wird man sich erinnern, auf welchen Ruf die Nation sich erhebt und des Sieges gewiß ist. In hoc signo!
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Verzeichnis der von Droysen verfaßten politischen Aufsätze
23'
355
Jahr 1844
Titel
Deutsche Briefe.
Kieler Petition, 11. Nov.
Bestimmung bzw. erster Druck
Jahrbücher der Gegenwart, ed. Schweg1er, Tübingen 1844, 2. Sem., 397 ff-
Wiederabdruck bzw. Inhalt
Oben S. 3.
Kleine Schriften, Heft 1. Zur An die Ständeversammlung des Her- Schleswig-Holsteinischen Frage, Berlin 1863, 48 ff. zogtums Holstein.
1845
Die politische Stel- Allgemeine Literatur-Zeitung 1845, lung Preußens. Bd. 1, Sp. 1 ff.
Oben S. 30.
J847
Allgemeine LiteraDie Preußische Vertur-Zeitung, 1847, fassung. Bd. 2, Sp. 1 9 3 ff.
Oben S. 65.
Preußenu. Deutschland. Herbst.
Oben S. 103.
Die gemeinsame Selbständige FlugVerfassung für Däne- schrift, erschienen in mark und die Her- Kiel 1848. zogtümer SchleswigHolstein, 5. Febr.
Kleine Schriften a. a. O. 65 ff.
1848
Promemoria über Beiträge zur neusten deutschen BundestagsprotoVolksbewaffnung, kolle 1848, 425 ff.; Geschichte, Braunschweig 1849, Marine, Auswärtiges Roth und Merck, 8 ff. (eingegeben 12. Apr.). Quellensammlung z. deutschen öffentlichen Recht seit 1848, Erlangen 1850, I, 300 ff. Korrespondenz : Der Artikel macht Mitteilungen Schleswig-Holstei„Vom Main, I4-Apr." nische Zeitung Nr. 5, über die Verhandlungen, die im 50er und 17er Ausschuß über 20. April 1848. Schleswig-Holstein stattfanden, und die Einwirkungen, die nötig waren, bis der Bundestag zum Beschluß vom 12. April kam. Von der in Frankfurt herrschenden
357
Jahr
Titel
Bestimmung bzw. erster Druck
1848
Wiederabdruck bzw. Inhalt
Stimmung über die Zukunft Schleswig-Holsteins wird gesagt: „ J e t z t muß ganz Schleswig bis zur Königsaue rein und klar an uns, an Deutschland kommen; es ist jetzt eine Ehrensache Deutschlands, daß es geschehe, daß die Dänen die schwarz-rot-goldene Fahne tagtäglich vor Augen sehen." Über die allgemeine Stimmung wird berichtet: „Man fürchtet nicht mehr die Anarchie, die vor 14 Tagen allerdings drohte, noch weniger Reaktion, wenigstens in den nächsten Wochen und Monaten nicht, die uns, so Gott will, eine feste, gesunde, einheitliche Verfassung und Leitung Deutschlands bringen werden." Denkschrift, die deutschenAngelegenheiten betreffend, 29. April. Für den preußisch. Denkschrift, die Stellung der konsti- Gesandten v. Usetuierenden National- dom. versammlung betreffend, 14. Mai. Rückschau, 2. Juni.
Beiträge zur neusten deutschen Geschichte 41 ff. Oben S. 121. Oben S. 137.
Oben S. 143.
Diese Korrespondenz bringt Korrespondenz: Aus Schleswig-HolsteiOldenburg, 16. Juni. nische Zeitung Nr.56, einen Brief Droysens vom 28. Mai an seinen Wahlbezirk, in dem über 18. Juni. die Einrichtung der Geschäftsordnung und die Wahl Heinrich v. Gagems, „eines Staatsmanns in hohem Stil", zum Präsidenten der Nationalversammlung bericht e t wird. „Mit dieser Wahl bezeichneten wir vor allem, daß wir jeder nationalen Repräsentation ebenbürtig zu sein gedenken, und zum ersten Male als staatliche Einheit auftretend uns so wichtig und mächtig auch dem Ausland gegenüber fühlten wie nur irgend." E s wird dann Mitteilung über die Verhandlungen über den Antrag Zitz gemacht, durch die die Versammlung gezeigt habe: sie will
358
Jahr
1848
Titel
Bestimmung bzw. erster Druck
Wiederabdruck bzw. Inhalt
„nicht Feindin der Regierungen sein, will nicht die noch bestehenden Ordnungen zerrütten und zerreißen, will nicht Revolution, sondern Reform". Die Korrespondenz wendet sich Korrespondenz, Schleswig-HolsteiFrankfurt, 17. Juni. nische Zeitung Nr.60, gegen die übliche Klassifizierung der Nationalversammlung in Par23. Juni. teien und Fraktionen, die nach falschen Kategorien, „nach dem alten Begriffsschema", geordnet sind. Die einzige entscheidende Alternative, die die Versammlung spaltet, sei, „ o b unser weiterer Weg die Revolution sein muß oder noch die Reform sein kann". Auf der Stärke des Einheitsgedankens beruhe die Hoffnung für eine unrevolutionäre Entwicklung, und so sei die Nationalversammlung dabei, eine Zentralregierung zu schaffen. „ D a m i t ist der alte Monarchismus und Föderalismus Deutschlands, der Quell aller unserer Schmach und Erniedrigung seit geradezu 200 Jahren, überwältigt, und nun endlich wird Deutschland wieder e i n e R e g i e r u n g haben, und diese Regierung wird sich stützen auf das Parlament, d. h. auf die Souveränität der einigen Nation." E r erwarte auch die Beistimmung der Regierungen, und der Unterschied der Parteien sei nur der, „ o b man diese neue Gestaltung mit dem guten Willen der Regierungen zu gewinnen suchen soll, und gewinnen zu können das Zutrauen haben kann — oder ob man ihnen mißtrauen und sie als schon nichts mehr übergehend allein durch das Parlament und aus demselben die provisorische Exekutivgewalt der deutschen Einheit schaffen soll". Zum Schluß wird über die Behandlung der Grundrechte im Verfassungsausschuß berichtet, einer magna Charta, „wie kein Volk sie freisinniger, republikanischer, zum Heil der unteren Stände umfassender h a t " .
359
Jahr
1848
Titel
Bestimmung bzw. erster Druck
Oben S. 149.
Die Extreme, 2. Juli. Die Stellung der Bundesversammlung.
Frankfurter Oberpostamtszeitung Nr. 185, 3. Juli 1848.
Die Grundzüge der Deutsche Zeitung Wehrverfassung. Nr. 187, Beilage, 6. Juli.
Das deutsche Heer.
Rückschau.
Korrespondenz, Frankfurt, 30. Juli.
Frankfurter Oberpostamtszeitung Nr. 195. 13- JuliFrankfurter Oberpostamtszeitung Nr. 214, Beilage, 1. Aug.
Oben S. 153.
Der Artikel bespricht die gleichnamige Broschüre eines „alten deutschen Offiziers", des Obersten Mösle, deren Inhalt — die Fruchtbarmachung der Gedanken der preußischen Militärreform für eine allgemeine deutsche Volksbewaffnung — ausführlich wiedergegeben wird. Oben S. 157.
Oben S. 161.
Frankfurter OberDie Korrespondenz berichtet postamtszeitung Nr. über den Gang der Beratungen im Verfassungsausschuß; es wird ins2 1 4 , 1. Aug. besondere betont, daß der Entwurf über den Umfang der Reichsgewalt, der in die Öffentlichkeit gedrungen sei, auf Preußen berechtigte Rücksicht nehme — wie Preußen ja auch im März und April in zahlreichen Erklärungen sein Einverständnis mit der Konstituierung einer einheitlichen Reichsgewalt ausgesprochen habe. Preußen sei eingedenk, „daß Deutschland in den Gefahren, die ihm drohen, von Osten und Westen, sich auf die K r a f t Preußens stützen muß; sei es gewiß, daß das dankbare Vaterland wissen wird, welche Stelle dem Staate von 16 Millionen, der unsere Marken im Osten und Westen zu hüten hat, in dem künftigen Reiche gebührt".
Die Schleswig-Hol- Frankfurter Obersteinische Frage. postamtszeitung Nr. 239, 29. Aug.
36o
Wiederabdruck bzw. Inhalt
Oben S. 168.
Bestimmung bzw. erster Druck
Jahr
Titel
1848
Die Frage an Österreich, 25. Okt.
Oben S. 172.
Korrespondenz, Berlin, 31. Okt.
Q
Deutsche Zeitung, Die Korrespondenz gibt den Nr. 294, 3. Nov. Eindruck, den der Berliner Demokratenkongreß und die Berliner Nationalversammlung gemacht habe, wieder; das preußische Ministerium sei auf Verständigung zwischen Frankfurt und Berlin bedacht, Auerswald sei der geeignete Mann für die Stelle des Reichsaußenministers, wie auch die Debatte über die §§ 2 und 3 in Berlin einen glänzenden Eindruck gemacht habe (zum Teil übereinstimmend mit Tagebuch bei Hübner, Aktenstücke, 826 ff. und Droysen-Briefwechsel I, 471 ff.)
Korrespondenz, Berlin, 4. Nov.
Q
Deutsche Zeitung, Nr. 299, 9. Nov.
Die Korrespondenz berichtet — in Übereinstimmung mit Tagebuch und Droysen-Briefwechsel I, 475 ff. — über die Audienz der Deputation der preußischen Nationalversammlung beim König und die preußische Ministerkrise.
Korrespondenz, Frankfurt, 15. Dez.
Casino-Partei-Correspondenz Nr. 8.
Publikation in Vorbereitung Herausgeber Bergsträßer. Oben S. 178.
Die Spitze des Reiches, Weihnachten 1848.
1849
Wiederabdruck bzw. Inhalt
Korrespondenz, Frankfurt, 30. Dez.
C. P. C., Nr. 19.
Publikation Bergsträßer.
Korrespondenz, Frankfurt, 3. Jan.
C. P. C., Nr. 21.
Publikation Bergsträßer.
Denkschrift, 6. Jan.
An Graf Bülow
Oben S. 186.
Korrespondenz, Frankfurt, 2. Febr.
C. P. C „ Nr. 50.
Publikation Bergsträßer.
Korrespondenz, Frankfurt, 5. Febr.
C. P. C., Nr. 52.
Publikation Bergsträßer.
Korrespondenz: Aus Oldenburg, 7. März.
Correspondenzblatt Diese Korrespondenz bringt ein und Kieler Wochen- Schreiben Droysens an seinen blatt Nr. 59, 9. März. Wahlbezirk vom 28. Februar, in dem er seine Überzeugung ausspricht, daß „ein Bundesstaat, wie viele Staaten er denn auch vorerst umfassen mag, Zustandekommen wird. Freilich mit der Gefahr eines großen europäischen Krieges". Die
361
Jahr
Xitel
Bestimmung bzw. erster Druck
1849
Wiederabdruck bzw. Inhalt
Rücksicht auf diese Gefahr ist wohl auch der Grund, daß Preußen die Herzogtümer in den Verhandlungen mit England nicht genügend deckt. Korrespondenz, Frankfurt, 19. März.
C. P. C., Nr. 9 3 .
Publikation Bergsträßer.
Denkschrift Ob. den An die Statthalterpreußisch-dänischen schaft der Herzogtümer. Waffenstillstand, 14. Juli.
Oben S. 193.
Denkschrift üb. den An die Statthalterpreußisch-dänischen schaft der Herzogtümer. Waffenstillstand, 25. Juli.
Oben S. 201.
Selbständige FlugAbhandlungen. Zur neueren Preußen und das System der Groß- schrift, Berlin 1849. Geschichte, Leipzig 1876, 135 ff. Oben S. 212. mächte, 7. Aug. Leitartikel, Kiel, 17. Aug.
362
Der Artikel legt die verhängnisCorrespondenzblatt und Kieler Wochen- vollen Folgen dar, die ein Sieg der demokratischen Partei in den blatt Nr. 196, Herzogtümern haben würde und 18. Aug. tritt — einem Antrag des Abg. Claussen und seiner Parteigenossen gegenüber — für die Statthalterschaft und das bisherige Regierungssystem ein.
Der politische Wit- Deutsche Reichszeitung, Nr. 202, terungswechsel. A 2. Ausg., 25. Aug.
Der Artikel behandelt die Situation, die durch die Niederwerfung des ungarischen Aufstandes entstanden ist. Er betrachtet die Gefahren, die die deutsche Entwicklung bedrohen, wenn die erneute österreichische Macht auch wieder zur alten Metternichschen Politik zurückkehrt, und betont demgegenüber, daß das Gelingen der preußischen Unions-Politik eine europäische Notwendigkeit sei, im wohlverstandenen Interesse aller Großmächte liege.
Der Wendepunkt in Deutsche Reichszeitung 2. Ausg., Deutschland. A Nr. 203, 26. Aug.
Der Artikel wendet sich gegen die Absicht der Stände in Hannover und Oldenburg, entgegen der preußischen Unions-Politik das Festhalten an der Reichsverfassung der Paulskirche zu proklamieren. In dieser Situation, wo
Jahr
Titel
Bestimmung bzw. erster Druck
1849
Wiederabdruck bzw. Inhalt das wiederhergestellte Österreich seine Aufmerksamkeit von neuem den deutschen Zuständen zuzuwenden beginne, werde Preußen durch solche Gegnerschaft in Rußlands Arme getrieben und jeder Versuch einer deutschen einheitlichen Entwicklung für lange Zeit unmöglich.
Mahnung an Preu- Deutsche Reichsßen. A zeitung, 2. Ausg., Nr. 227, 23. Sept.
Oben S. 230.
Zur Charakterisie- Deutsche Reichsrung Preußens und zeitung, 1. Ausg., Österreichs. A Vom Nr. 231, 28. Sept. Main.
Der Artikel sucht das Argument zu entkräften, daß ein deutsches Interesse vorhanden sei, Österreich beim deutschen Bunde zu erhalten. Österreich habe seine deutsche Stellung stets nur zu seinem eigenen Interesse ausgenutzt: so im vorigen Jahre, da es, entgegen den Weisungen Frankfurts, in den Donaufürstentümern die Russen unterstützt habe, so jetzt, da es sich durch die deutsche Sache der Herzogtümer in seinen Beziehungen zu Dänemark nicht stören lasse.
Zur Beurteilung der Deutsche Reichsösterreichischen Ka- zeitung, 1. Ausg., Nr. 232, 29. Sept. binettspolitik. A
Der Artikel hebt den Gegensatz hervor, der zwischen der preußischen Politik, die Österreich in Italien voriges Jahr frei habe schalten lassen, und der österreichischen Politik, die Preußen in den Herzogtümern nicht freie Hand gebe, hervor; Österreich lasse sich nicht durch sein wahres Interesse, das an Preußen einen Bundesgenossen gegen Rußland zu finden verlange, sondern durch Feindseligkeit gegen Preußen leiten.
Schleswig, Kopen- Deutsche Reichshagen und Berlin. A zeitung, 1. Ausg., Nr. 236, 4. Okt.
Der Artikel behandelt die Stimmung in den Herzogtümern, in Kopenhagen und Berlin. Während die Herzogtümer sich keineswegs besiegt fühlten, sei man in Kopenhagen infolge der schweren Verluste von Fridericia mehr entmutigt. In Berlin dagegen lasse
363
Jahr
Titel
Bestimmung bzw. erster Druck
1849
die Stimmung der Armee kaum mehr zu, daß Preußen nicht zu energischem Vorgehen schreite. Preußen und die Deutsche ReichsStammeseifersucht. Y zeitung, 1. Ausg., Nr. 238, 6. Okt. Tatsachen für Deutsche ReichsSchleswig. A zeitung, 2. Ausg., Nr. 245, 14. Okt.
364
Wiederabdruck bzw. Inhalt
Oben S. 234.
Der Artikel wirft den Leitern der preußischen Politik vor, in der schleswig-holsteinschen Frage unter dem Einfluß des russischen Gesandten zu handeln. Dabei handele es sich nicht einmal darum, das konservative System Dänemarks gegen die revolutionären Herzogtümer zu schützen, sondern während der dänische König unter dem Druck der Demokratie stehe, verträten die Herzogtümer das konservative Interesse.
Die auswärtigen Beziehungen Preußens. A
Deutsche Reichszeitung, 1. Ausg., Nr. 251, 21. Okt.
Der Artikel geht von dem Satze aus, daß das gemeinsame Interesse der Staaten die Bekämpfung der Revolution verlange. Preußen habe durchaus diesem Interesse entsprochen, wenn es die Sache der konservativen Herzogtümer vertreten habe. England dagegen, das in dieser Sache einen Frontwechsel vollzogen habe, handele jetzt wider Interesse wie Prinzip dadurch, daß es durch Unterstützung des dänischen Standpunktes zugleich der russischen Absolutie beistehe.
DiplomatischeWühlerei in Norddeutschland. Y
Deutsche Reichszeitung, 1. Ausg., Nr. 254, 25. Okt.
Der Artikel weist auf die Arbeit der österreichischen Politik in Norddeutschland hin; ihre Spuren seien in der norddeutschen Publizistik zu finden, Hannover sei ein „Mittelpunkt der allerloyalsten Intrige gegen den deutschen Bundesstaat", es werden Versuche angedeutet, die Landesverwaltung in Schleswig zu beeinflussen. Für Preußen gäbe es dagegen nur das Mittel, „die Schlacht anzunehmen".
Sendschreiben an Pechlin, 12. Nov.
Selbständige Flugschrift, erschienen Kiel 1849.
Oben S. 239.
Titel
An Preußen. A
Diplomatische Agitationen gegen Preußen und Lord Palmerston.- Y .
Bestimmung bzw. erster Druck
Deutsche Reichszeitung, 2. Ausg., Nr. 277, 21. Nov. Deutsche Reichszeitung, 1. Ausg., Nr. 283, 28. Nov.
Deutsche Reichszeitung, 1. Ausg., Nr. 26, 30. Jan. Deutsche ReichsDie preußische Politik in Schleswig- zeitung, 1. Ausg., Holstein und die rus- Nr. 32, 6. Februar. sische Diplomatie. Y (Dazu die Berichtigung in Nr. 37, 1. Ausg., 12. Febr.) Stolz für Preußen. Y
Deutsche ReichsDie Herzogtümer und Preußens deut- zeitung, 1. Ausg., Nr. 36, 10. Febr. sche Politik. Y
Deutsche ReichsDie Bedeutung des zeitung, 1. Ausg., 6. Februar. Y Nr. 40, 15. Febr. Schleswig, die preußische Machtfrage.
Deutsche Reichszeitung, 1. Ausg., Nr. 50, 27. Febr.
Wiederabdruck bzw. Inhalt
Oben S. 261.
Der Artikel behandelt — im Anschluß an Droysen von Arendt (Droysen-Briefwechsel I, 581) gemachte Mitteilungen — die Bestrebungen in der europäischen Diplomatie, Palmerston zu stürzen und Preußen von England abzuziehen. Allerdings liege eine Gefahr für Preußen, wie seine Geschichte zeige, nicht so sehr in einer Isolierung, sondern in der Entschlußlosigkeit des Königs. Oben S. 265.
Der Artikel wendet sich gegen den Einfluß, den die russische Diplomatie auf Berlin ausübe. Er zeigt, wie völlig die dänische Politik unter Rußlands Einfluß handele, und wie gerade die preußenfeindlichen Maßregeln Dänemarks in den Herzogtümern von Rußland inspiriert seien. Der Artikel geht von einem gegen Preußen gerichteten Passus der dänischen Thronrede aus. Damit sei die Gelegenheit zu energischem Vorgehen gegen Dänemark gegeben. Preußen könne den unhaltbar gewordenen Zuständen in den Herzogtümern ein Ende bereiten und hier beweisen, daß sein Interesse mit dem Deutschlands identisch sei. Oben S. 270.
Die Unterstützung der Herzogtümer durch Preußen sei für dieses keine Prinzipien-, sondern eine Interessenfrage; wie Friedrich II. im bairischen Erbfolgekrieg Baiern unterstützte, weil es die Machtstellung Preußens verlangte, so ist jetzt die Sache der Herzogtümer die für Preußens deutsche Stellung entscheidende Machtfrage.
395
Jahr
1850
366
Xitel
Bestimmung bzw. erster Druck
Zur Aufklärung der Deutsche ReichsKopenhagener März- zeitung, 1. Ausg., vorgänge. y Nr. 75, 28. März.
Wiederabdruck bzw. Inhalt
Der Artikel stellt einen "Nachtrag zum Droysen-Samwerschen Buch dar, er bringt einen Bericht über eine Audienz beim dänischen König im März 48, der einen Beweis für die „Unfreiheit" des dänischen Königs in seinen Entschließungen darstellt.
Leitartikel.
Der Artikel betrachtet das VerConstitutionelle Zeitung Nr. 45, 30. Apr. hältnis Preußens zu den Herzogtümern. Unter den gegebenen Umständen sei es gerechtfertigt, daß Preußen sich aus der Auseinandersetzung der Herzogtümer mit Dänemark herausgezogen habe; nur hätten die Herzogtümer das Recht, von Preußen e i n e Bedingung erfüllt zu sehen. Es müsse jede Einmischung einer fremden Macht, Rußlands, in diese Auseinandersetzung verhindern, „sie als casus belli betrachten".
Leitartikel.
Der Artikel vertritt — unter Constitutionelle Zeitung Nr. 84, 24. Mai. Bezugnahme auf die DroysenSamwersche Schrift — die These, daß seit dem März 48 in Kopenhagen die revolutionäre Partei herrsche, während die konservativen Interessen durch die Herzogtümer vertreten würden. Preußen solle diesen Standpunkt auch Rußland gegenüber zur Geltung bringen und darauf hinweisen, daß sich eine Unterstützung Kopenhagens mit dem monarchischen Prinzip nicht rechtfertigen lasse.
Leitartikel.
Constitutionelle Zeitung Nr. 148, i.Juli.
Leitartikel.
Constitutionelle ZeiDer Artikel behandelt die Erbtung Nr. 181, 20. Juli folgefrage in den Herzogtümern. Er wendet sich gegen die russischen Ansprüche, für die keinerlei Rechtsgründe vorlägen, und begrüßt den Protest Bunsens gegen das Londoner Protokoll. Preußen sei zwar auf das „Glacis seiner Festung zurückgedrängt", es könne aber auch nicht zur Übergabe gezwungen werden.
Oben S. 275.
Bestimmung bzw. erster Druck
Jahr
Titel
Wiederabdruck bzw. Inhalt
1850
Leitartikel.
Der Artikel fordert Preußen zu Constitutionelle Zeitung Nr.204, 2.Aug. entscheidendem Handeln auf. Es sei jetzt — gegenüber dem Drucke, den Rußland auf Dänemark ausübt, und gegenüber den Versuchen Österreichs, den Bundestag zu reaktivieren — der letzte Augenblick zu entschlossenem Vorgehen. ,,In dem Augenblicke daher, wo Preußen sich in edlem Zorn aufrichtet, würden die Parteien im Innern verstummen, würden die geschäftigen Spukgestalten deutscher Diplomatie in nichts verkommen, würde die Seifenblase österreichischer Pläne zu einem Tröpfchen ungenießbaren Wassers zusammenplatzen — es würde der große Zar stutzen, und Albion würde den Dreizack schwingen."
Leitartikel.
Constitutionelle Zeitung Nr. 254, 3 I.Aug.
Oben S. 278.
Der Artikel geht von der MögLeitartikel: Von der Constitutionelle Zeitung Nr.29Q, 21.Sept. lichkeit aus, daß infolge des LonOstsee. doner Protokolls Holstein durch eine englische Exekution den Dänen unterworfen werden würde. Er erinnert an Tauroggen, die Militärrevolution von 1813, die den „übel beratenen, diplomatisch umstrickten und von fremdländischen Flüsterungen betäubten König" mit sich riß. Leitartikel.
Constitutionelle Zeitung Nr. 317, 8. Okt.
Oben S. 282.
Leitartikel.
Constitutionelle Zeitung Nr. 322, xo. Okt.
Oben S. 285.
Leitartikel.
Der Artikel behandelt die österConstitutionelle Zeitung Nr. 326,12. Okt. reichische Politik gegenüber Schleswig-Holstein. Bis in den April 1848 hinein habe Österreich die Rechtsansprüche der Herzogtümer anerkannt. So sei es durchaus inkonsequent, daß es jetzt die dänischen Ansprüche unterstütze.
Leitartikel.
Der Artikel geht von der ErbConstitutionelle Zeitung Nr. 332,16. Okt. folgefrage der Herzogtümer aus. E r wendet sich gegen die russischen Ansprüche und verteidigt
367
Jahr
Titel
Bestimmung bzw. erster Druck
1850
Wiederabdruck bzw. Inhalt
die Ebenbürtigkeit der Augustenburger. Rußland vertrete in der Schleswig-Holsteinschen Sache keineswegs irgendwelche Prinzipien, es handle nur nach seinem Interesse. Leitartikel: Von der Constitutionelle ZeiDer Artikel geht von einer MelElbe. tung Nr.336, 2.Nov. dung aus, daß Preußen mit einem Einfall Frankreichs in die Rheinlande und Rußlands in Schlesien bedroht worden sei. Es gebe — als Antwort auf Rußlands deutliches Bestreben, Preußen lahm zu legen — für Preußen nur den Krieg. Leitartikel: Von der Constitutionelle Zeitung Nr.430, 12.Dez. Ostsee.
1851
Leitartikel: Aus Schleswig-Holstein.
Schleswig-Holstein.
Constitutionelle ZeiDer Artikel berichtet über die tung Nr. 8, 6. Jan. in den Herzogtümern herrschende Stimmung, über die Verachtung, mit der Preußen dort angesehen wird. Seit Preußen sich Österreich gebeugt und der Solidarität gegen die Revolution sich angeschlossen habe, sei der Kampf der „letzten und schneidendsten Prinzipien in der europäischen Welt" unvermeidlich. Der Artikel betont den durchConstitutionelle Zeitung Nr. 31, ig. Jan. aus revolutionären Charakter des Vorgehens der Dänen in den Herzogtümern und hebt dagegen die rechtliche Unangreifbarkeit der Position der Herzogtümer hervor.
Leitartikel: Aus Constitutionelle ZeiAlt-Preußen (Frag- tung Nr. 46,28. Jan. ment) .
Oben S. 293.
Altpreußische TatConstitutionelle Zeikraft und Neupreu- tung Nr. 60,5. Febr. ßische Doktrin.
Oben S. 296.
Constitutionelle Zeitung Nr. 104,3.März.
Oben S. 302.
Leitartikel. Zur Holsteinischen Erbfolge.
368
Oben S. 290.
Neue Preußische (Kreuz-) Zeitung Nr. 274, 23. Nov.
Der Artikel behandelt die russischen Erbansprüche auf Holstein und weist nach, daß sie gegenüber denen des Herzogs von Augustenburg zurückstehen (vgl. DroysenBriefwechsel II, 85).
Jahr
1852
1854
Bestimmung bzw. erster Druck
Titel
Zur dänischen Erb- Neue Preußische (Kreuz-) Zeitung folge. Nr. 80, 3. April.
Wiederabdruck bzw. Inhalt
Der Artikel polemisiert gegen eine Broschüre, die die Legitimität der Ansprüche des Prinzen Christian von Sonderburg nachzuweisen sucht (vgl. DroysenBriefwechsel I I , 85 f.).
Zur Lehre von der Legitimität, 4. Mai.
Minerva, ed. Bran, Jahrg. 1852, 2. Bd. 174—193-
Von der Elbe, 7- Juli-
Preußisches Wochenblatt Nr. 33, 17. Juli.
Artikel: Berlin, 6. Jan. A
Der Artikel wendet sich gegen Weimarische Zeitung Nr. 8, 10. J a n . die Partei der Kreuz-Zeitung, gegen ihre Innen- wie Außenpolitik. In der Innenpolitik verteidigt er die preußische Bürokratie gegen die Kreuz-Zeitung: „Freilich auf die hohe und edlere Bildung, die bisher den Beamtenstand Preußens auszeichnete, macht man in den Kreisen, in welchen Herr Bismarck und von Kleist-Retzow glänzen, keinen Anspruch, man ist dafür desto krasser und einseitiger in seinen Vorurteilen, desto unkundiger in den großen Verhältnissen und desto verblendeter in den kleinen." In der Außenpolitik wirft er der Kreuz-Zeitungs-Partei die schnöde Behandlung der Sache der Herzogtümer vor. Die Politik der Partei im Innern und nach Außen sei mit der von Wöllner und Bischofswerder zu vergleichen, „wie sie endlich einmal in dem treff-
D r o v s e n , Politische Schriften.
24
Kleine Schriften a. a. O. 1 ff.
Der Artikel geht von der Ratifikation des Londoner Protokolls aus, die als Aufhebung der Legitimität in Dänemark bezeichnet wird. Wenn es in Europa noch ein öffentliches Recht gäbe, sei dieser Vertrag „null und nichtig"; wenn er durchgeführt würde, würde er zerrüttender als jede Revolution wirken. Aber es handele sich um eine Maßnahme aus einem politischen Prozeß, der gegen Preußen gerichtet sei, und in dem das Vorgehen gegen die Herzogtümer nur den ersten Schritt darstelle.
369
Jahr
Titel
Bestimmung bzw. erster Druck
liehen Buch von Sybel dargestellt ist".
1854 Artikel Weimar, 18. Jan.**
Preußen.
1855
1857
1859
370
Wiederabdruck bzw. Inhalt
Weimarische ZeiDer Artikel ist die Antwort auf tung Nr. 16, 19. Jan. eine Polemik der Kreuz-Zeitung gegen den vorigen Artikel Droysens in der Weimarischen Zeitung. Er weist die Vermutung, daß Wydenbrugk der Autor des Artikels in Nr. 8 sei, zurück und enthält vor allem eine Verteidigung und Hervorhebung der Verdienste Wydenbrugks. Der Artikel betont, daß die Weimarische Zeitung Nr. 122, 25.Mai. Zurückhaltung, die Preußen im Krimkrieg ausübt, durchaus der preußischen Lage angemessen ist. England könne nach der Politik, die es seit 1840 Preußen gegenüber geführt hat, nichts anderes erwarten. Diese Billigung der preußischen Politik bedeute aber keine Rechtfertigung der preußischen Machthaber. Denn bei ihnen entspringe diese Haltung nicht dem preußischen Selbstgefühl, sondern schwächlicher Angst.
Zur Charakteristik der europäischenKri-
Minerva, ed. Bran und Fischer, 1854, 2. Bd., Juni, 271 bis 289.
Kleine Schriften a. a. O. 20 ff. Oben S. 302.
Fortsetzung des Vorigen.
Minerva x 854,4. Bd. November, 215—245.
Oben S. 321.
Für den König von Der Krimkrieg und die baltische Frage. Belgien, vgl. Droy23. Nov. sen-Briefwechsel II, 378.
Kleine Schriften a. a. O. 36 ff.
Zur Situation, Oktober 1857.
Minerva, ed. Bran, Jahrg. 1858, Bd. 1, 144—158.
Von der Jade, 13. April.
Der Artikel geht von der NachWeser-Zeitung Nr. 4779, 16. April. richt der Reise Erzherzog Albrechts nach Berlin aus. E r begrüßt sie als ein Zeichen dafür, daß Österreich die Notwendigkeit erkannt habe, mit Preußen auf dem Fuße der Gegenseitigkeit zu verhandeln: es seien damit die Hindernisse für ein Zusammenwirken Preußens und Österreichs
Oben S. 343.
Jahr
Titel
1862
Wiederabdruck bzw. Inhalt
in der italienischen Frage aus dem Wege geräumt.
1859
1861
Bestimmung bzw. erster Druck
Droysen-Briefwechsel bis 6 3 9 .
Brief an Max Duncker, 12. Febr.
Droysen-Briefwechsel II, 728 bis 732, dazu auch 735—737.
Brief an Arendt, 16. April.
749-
Brief an Max Duncker (nach dem 11. März).
II,
635
Brief an Max Duncker, 5. Nov.
Droysen-Briefwechsel I I , 745 bis Droysen-Briefwechsel II, 785 bis 787.
Droysen-Briefwechsel II, 796 bis 798Der Vertrag vom Spenersche Zeitung Kleine Schriften a. a. O., 2. Aufl., 8. Mai 1 8 5 2 . 2 6 . No- Nr. 2 8 0 , 2 9 . Nov. 9 3 ffvember. Brief an Max Duncker, 3. Sept.
1863
1867
Droysen-Briefwechsel An das Wahlkomi- Norddeutsche Alltee in Kolberg, Ende gem. Zeitung Nr. 56, bis 8 8 2 . 7. März. Januar.
24*
II,
879
37i
Liste nidit mehr auffindbarer politischer Aufsätze Droysens 1846 mehrere kleine Aufsätze im Kieler Correspondenzblatt: Angabe darüber in dem in Droysens Nachlaß befindlichen eigenhändigen Schriftenverzeichnis. 1853 ein A u f s a t z : „ Z u r
Verständigung":
Angabe darüber in Droysen-Briefwechsel II, 206. 1856
28. September:
Gutachten
über
eine Zeitschrift
politischen
Inhalts f ü r den Großherzog v o n Weimar: Angabe darüber im Schriftenverzeichnis. 1858 A u f s a t z
über
die preußischen
Parteien
f ü r die Preußischen
Jahrbücher, der dort nicht erschien: Angabe darüber im Schriftenverzeichnis; vgl. dazu auch Ausgewählter Briefwechsel R. Hayms, (hg. von H. Rosenberg), Berlin 1930, 158. 1863 1 1 . F e b r u a r : Denkschrift für den Kronprinzen über die polnische Frage: Angabe darüber in Kaiser Friedrich III. Tagebücher von 1848 bis 1866, ed. H. O. Meisner, Leipzig 1929, 188.
372
Personen- register. A b d u l M e d s c h i d , türkischer Sultan, regierte 1839—1861. 319. A b e l , Karl von, 1788—1859, 1837—47 baierischer Minister des Innern. 23. A b e r d e e n , George Lord, 1784—1860, 1852—55 englischer Premierminister. 309. A l b r e c h t , Erzherzog von Österreich, 1817—95. 370. A l e x a n d e r I., Kaiser von Rußland, 1777—1825, regierte seit 1801. 39, 50, 56, 108, 122, 210, 217, 219, 257, 297, 311, 312, 313, 315, 316, 334, 337, 348. A l e x a n d e r II., Kaiser von Rußland, 1818— 81, regierte seit 1855. 346, 348. A l v e n s l e b e n , preußischer Offizier. 295. A r i s t o t e l e s 22, 140. A r n d t , Ernst Moritz, 1769—1860. 25, 99. Arnim-Boitzenburg, Adolf-Heinrich Graf von, 1803—68, preußischer Staatsmann, 1842—45 Minister des Innern, 19.—29. März 1848 Ministerpräsident, 1849—53 Mitglied der zweiten Kammer. 266. A u e r s w a l d , Alfred von, 1797—1870, preußischer Staatsmann, 1847 Mitglied des Vereinigten Landtags, März— Juni 1848 Minister des Innern. 89, 102, 266. A u e r s w a l d , Hans Adolf Erdmann von, 1792—1848, preußischer Offizier, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, beim Septemberaufstand ermordet. 293. A u e r s w a l d , Rudolf von, 1795—1866, Juni—September 1848 preußischer Ministerpräsident und Minister der Auswärtigen Angelegenheiten. 361. A u g u s t e n b u r g , siehe Christian, Friedrich Christian. A u g u s t e n b u r g e r 368. A u g u s t u s 18.
B a b e r , Sultan, 1483—1530, Eroberer Indiens. 329. B a d e n , siehe Karl. B a i e r n , siehe Karl V I I . , Ludwig I., Maximilian II. B a r d e n f l e t h , Karl Emil von, 1807—57, dänischer Staatsmann, 1848—52 Minister. 268. B e c k e r a t h , Hermann von, 1801—70, Bankier in Krefeld und Politiker, 1847 Mitglied des Vereinigten Landtags, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Reichsfinanzminister, 1849 bis 1852 Mitglied der zweiten preußischen Kammer. 102, 266. B e n n i g s e n , Alexander Levin Graf von, 1809—93, 1848—50 hannoverscher Ministerpräsident. 232. Bernadotte, 1763—1844, seit 1810 Kronprinz von Schweden, seit 1818 König Karl X I V . 197, 255, 298. B e r n s t o r f f , Christian Günther Graf von, 1769—1835, dänischer und preußischer Staatsmann, 1818—32 preußischer Minister der Auswärtigen Angelegenheiten 54. 86.
B e r s t e t t , Wilhelm Freiherr von, 1769 bis 1837, 1816—31 badischer Außenminister. 23. B e s e l e r , Georg, 1809—88, Rechtsgelehrter, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und der zweiten preußischen Kammer, Freund Droysens. 13. B e s e l e r , Wilhelm, 1806—84, Advokat in Schleswig und schleswig-holsteinischer Politiker, 1848 Präsident der Provisorischen Regierung in Kiel, 1849 bis 1851 Statthalter der Herzogtümer Schleswig-Holstein. 193, 194, 197, 201, 263, 268.
373
B e y m e , Karl Friedrich, 1765—1838, preußischer Staatsmann, 1808—10, 1816—19 Staats- und Justizminister. 25. B i e d e r m a n n , Karl, 1812—1901, Historiker und Publizist, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 81. B i e g e l e b e n , Ludwig Freiherr von, 1812 bis 1872, 1848/49 Unterstaatssekretär im Reichsaußenministerium, seit 1850 in österreichischen Diensten. 282. B i g n o n , Louis Baron, 1771 — 1841, französischer Diplomat. 35. B i s c h o f f s w e r d e r , Johann Rudolf von, 1741 —1803, Vertrauter Friedrich Wilhelms II. 369. B i s m a r c k 76, 266, 369. B l ü c h e r 36, 41, 263, 269, 297, 298. B l u m , Robert, 1804—48, Mitglied der Linken der Frankfurter Nationalversammlung. 147, 150, 159. B o d e l s c h w i n g h , Ernst von, 1794 bis 1854, 1845—48 preußischer Minister des Innern. 75. B o e c k h , August, 1785—1867, Altphilologe, Lehrer Droysens. 41. B o n i n , Eduard von, 1793—1865, 1848 bis 1850 kommandierender General der Schleswig-Holsteinischen Armee, 1852 bis 1854, 1858 preußischer Kriegsminister. 195, 202, 276. B o t h m e r , Karl Friedrich von, 1797 bis 1861, hannoverscher Staatsmann, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1851 — 53 Bevollmächtigter am Bundestag. 236. B o u r b o n e n 50, 339, 340. B o y e n , Hermann von, 1771 — 1848, preußischer Generalfeldmarschall. 25, 86, 298. B r a n d e n b u r g , siehe Friedrich Wilhelm, Georg Wilhelm. B r a n d e n b u r g , Friedrich Wilhelm Graf, 1792—1850, 1812 Adjutant Yorcks in Rußland, 1848—50 preußischer Ministerpräsident. 265, 275. B r a u n s c h w e i g , siehe Karl. B r e n t a n o , Clemens, 1778—1842. 12. B r u c k , Karl Ludwig Freiherr von, 1798 bis i860, österreichischer Staatsmann, 1848—51 Handelsminister. 264.
374
B ü l o w , Bernhard Ernst von, 1815— erst dänischer, dann deutscher Dip'°" mat. 282, 283. Bülow-Cummerow, Ernst Gottfried von, 1775—1851, Großgrundbesitzer und politischer Schriftsteller. 81, 86. B ü l o w , Friedrich von, 1762—1827, erst hannoverscher, dann preußischer Beamter, 1820 Mitglied des Staatsrats und der Kommission zur Untersuchung der demagogischen Umtriebe. 298. B ü l o w , Friedrich Wilhelm von, Graf von Dennewitz, 1755—1816, preußischer Feldherr. 40, 298. B ü l o w , Hans Graf von, 1807—69, 1848 bis 1849 Unterstaatssekretär im preußischen Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten. 186, 193. B ü l o w , Heinrich Freiherr von, 1792 bis 1846, preußischer Diplomat, 1842—45 Minister der Auswärtigen Angelegenheiten. 40. B u n s e n , Christian Karl Josias Freiherr von, 1791 — 1860, 1842—54 preußischer Gesandter in London. 162, 194, 279. 366. Buol-Schauenstein, Johann Graf von, 1763—1834, österreichischer Diplomat, 1816—23 Präsidialgesandter am Bundestag. 8, 1 1 , 21, 101, 218. B u r k e , Edmund, 1730—97. 271. C a m p h a u s e n , Gottfried Ludolf, 1803 bis 1890, 1848 preußischer Ministerpräsident, 1849—51 Mitglied der ersten Kammer. 266. C a n n i n g , George, 1770—1827, englischer Staatsmann, 1807—09 und seit 1822 Außenminister. 62, 100, 219, 277, 309, 317C a r a f f a , Anton Graf von, gest. 1693, österreichischer Feldherr. 334. C a s t l e r e a g h , Robert Stewart, Marquis of Londonderry, 1769—1822, englischer Staatsmann, seit 1812 Außenminister. 33. 313, 316. C a v a i g n a c , Louis Eugène, 1802—57, französischer Staatsmann, 1848 Kriegsminister und Ministerpräsident. 166.
C e t t o , Karl, rheinischer Politiker, Mitglied der Linken der Frankfurter Nationalversammlung. 163. C h a s o t , Ludwig Graf von, 1763—1813, preußischer Offizier, bildet 1812 die russisch-deutsche Legion. 295. C h a t e a u b r i a n d , 1768—1848, französischer Schriftsteller und Staatsmann, 1822—24 Außenminister. 317. C h r i s t i a n , Herzog von A u g u s t e n b ü r g , 1798—1869. 194. C h r i s t i a n II., König von D ä n e m a r k , 1481 — 1559, regierte 1513—23. 72. C h r i s t i a n VII., König von D ä n e m a r k , 1749—1808, regierte seit 1766, war geisteskrank. 1 1 3 . C h r i s t i an VIII., König von D ä n e m a r k , 1786—1848, regierte seit 1839. 258. C h r i s t i a n (IX.), Prinz von Glücksburg, seit 1863 König von D ä n e m a r k , 1818 bis 1906. 369. C l a u s e w i t z , Karl von, 1780—1831, preußischer General und Militärschriftsteller. 295. C l a u s s e n , Hans Reimer, 1804—95, schleswig-holsteinischer Politiker. 362. C o n r i n g , Hermann, 1606—81, Rechtsgelehrter. 14. C o t t a , Johann Friedrich Freiherr von, 1764—1832, Verlagsbuchhändler. 82. C r o m w e l l 70, 271. D a h l m a n n , Friedrich Christoph, 1785 bis 1860. 15, 271. D ä n e m a r k , siehe Christian II., Christian VII., Christian VIII., Christian I X . , Friedrich III., Friedrich VI., Friedrich VII., Juliane Marie. D a n t e 264. D a n t o n 135, 136. D e m o s t h e n e s 110. D e t m o l d , Johann Hermann, 1807—56, Mitglied der Rechten der Frankfurter Nationalversammlung, 1849 Reichsminister, 1850 hannoverscher Bevollmächtigter am Bundestag. 237, 282. D e u t s c h e r Kaiser, siehe Ferdinand II., Ferdinand III., Franz I., Joseph II., Karl IV., Karl V., Karl VII., Leopold I., Maria Theresia, Rudolph II.
D o h n a , Friedrich Graf zu, 1784—1859, preußischer Generalfeldmarschall, 1812 in russischen Diensten. 295. D ö n n i g e s , Franz Alexander von, 1814 bis 1872, Historiker und Diplomat, Vertrauter König Maximilians von Baiem. 148. D u n c k e r , Max, 1 8 1 1 — 86, Historiker und Politiker, Freund Droysens. 193, 201. D u r a s , Amedee-Bretagne, Herzog von, 1770—1838, Anhänger der Bourbonen. 35-
D u r a s , Ciaire Herzogin von, geb. Gräfin Kersaint, Gemahlin des Vorigen, 1779 bis 1828, Schriftstellerin. 35, 36. D y h r n , Konrad Adolf Graf von, 1803 bis 1869, Großgrundbesitzer und liberaler Parlamentarier. 89. E i c h h o r n , Johann Albert Friedrich, 1779—1856, 1840—48 preußischer Kultusminister. 288. E n g l a n d , siehe Heinrich VIII., Wilhelm III. E r n s t A u g u s t , König von Hannover, 1771 —1851, regierte seit 1837. 124, 132. E u g e n von Savoyen. 173. E u l e n b u r g , Botho Heinrich Graf zu, 1804—79, preußischer Diplomat, 1849 bis 1850 Mitglied der Landesverwaltung des Herzogtums Schleswig. 267. F e r d i n a n d II., 1619—37 Deutscher Kaiser. 174, 176, 213, 214, 334. F e r d i n a n d III., 1637—57 Deutscher Kaiser. 72, 213, 214. F e r d i n a n d I., Kaiser von Ö s t e r r e i c h , 1793—1875, regierte 1835—48. 235. F e r d i n a n d VII., König von S p a n i e n , regierte 1814—33. 50. F i c h t e , Johann Gottlieb, 1762—1814. 74-
F i s c h e r , Ferdinand, 1805—80, Jurist, preußischer Parlamentarier und Publizist. 81, 86. F l e u r y 46. F l o r e n c o u r t , Franz von, 1803—86, Publizist. 80.
375
F o u c h 6 , Joseph, Herzog von Otranto, 1759—1820, französischer Polizeiminister. 35, 36. F r a n c k e , August Hermann, 1663—1727. 338. F r a n c k e , K a r l Philipp, 1805—70, schleswig-holsteinischer Politiker, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Freund Droysens. 237. F r a n k r e i c h , siehe Joinville, Louis Philippe, Ludwig X I I . , Ludwig X I V . , Ludwig X V I I I . , Napoleon I., Napoleon I I I . F r a n z i . , Kaiser von Ö s t e r r e i c h , 1792 bis 1806 als deutscher Kaiser Franz I I . 9, 49. 54. 143. 287, 316. F r a n z J o s e p h , Kaiser V o n ö s t e r r e i c h , regierte 1848—1916. 226, 328, 346. F r i e d r i c h I I I . , König von D ä n e m a r k , 1609—70, regierte seit 1648. 13, 14. F r i e d r i c h VI., König von D ä n e m a r k , 1768—1839, regierte seit 1808. 15. F r i e d r i c h V I I . , König von D ä n e m a r k , 1808—1863, regierte seit 1848. 193, 194, 196, 202, 210, 240, 243, 245, 248, 249, 250, 260, 262, 268, 364. F r i e d r i c h II., König von P r e u ß e n . 6, 12, 3 1 , 45, 47, 57, 58, 59, 63, 165, 179, 188, 214, 2 1 5 , 216, 228, 261, 281, 286, 287, 302, 365. F r i e d r i c h der Weise, Kurfürst von S a c h s e n . 264. F r i e d r i c h A u g u s t I., König von S a c h s e n . 140, 235, 3x6. F r i e d r i c h A u g u s t II..König von S a c h s e n , 1797—1854, regierte seit 1836. 1 2 4 F r i e d r i c h C h r i s t i a n , Herzog von A u g u s t e n b u r g , 1765—1814. 255,369. F r i e d r i c h W i l h e l m I., Kurfürst von Hessen-Kassel, 1802—1875, regierte 1847—66. 124. F r i e d r i c h W i l h e l m , der Große Kurfürst. 70, 206, 261, 267, 269, 339, 340. F r i e d r i c h W i l h e l m II., König von P r e u ß e n . 277, 285. F r i e d r i c h W i l h e l m I I I . , König von P r e u ß e n . 26, 32, 38, 54, 59, 67, 7 1 , 75, 87, 218, 294, 298, 299, 302, 303, 3°4. 367F r i e d r i c h W i l h e l m IV., König von P r e u ß e n . 29, 56, 66, 68, 69, 71, 76,
376
93. 95• 96. 97. 99. 100. 102, 124, 134, 136, 142, 167, 190, 221, 230, 238, 265, 266, 267, 270, 272, 273, 275, 276, 277, 298, 304, 308, 320, 361.
106, 194, 268, 291,
in, 197, 269, 292,
G a g e r n , Hans Christoph Freiherr von, 1766 bis 1852, Diplomat. 9. G a g e r n , Heinrich Freiherr von, 1799 bis 1880, 1848 Minister in Hessen, Präsident der Frankfurter Nationalversammlung, 1848—49 Präsident des Reichsministeriums. 137, 138, 146, 186, 188, 194, 266, 358. G e n t z , Friedrich von, 1764—1832. 32, 78, 82, 87, 143, 238. G e o r g W i l h e l m , Kurfürst von Brandenburg. 339. G e r l a c h , Leopold von, 1790—1861, preußischer General, Generaladjutant Friedrich Wilhelms IV. 238, 342. G e r l a c h , Ludwig von, 1795—1877, Bruder des Vorigen, Jurist und Politiker. 238. G e r v i n u s , Georg Gottfried, 1805—71, Historiker. 74, 81, 82, 86, 87, 88, 89, 93. 95. 96, 98, 104. G l ü c k s b u r g , siehe Christian I X . G n e i s e n a u , August Graf Neidhardt von, 1760—1831. 33, 36, 40, 267, 295, 296, 297, 298. G o l t z , August Friedrich Ferdinand Graf von der, 1765—1832, 1807—14 preußischer Außenminister. 302. G ö r t z , Georg Heinrich Freiherr von Schlitz gen. von, 1668—1719, Minister des Herzogs von Gottorp, Vertrauter Karls X I I . 197. G o r t s c h a k o w , Fürst, 1798—1883, russischer Staatsmann. 349. G r a f f e n , hamburgischer Resident in Wien. 63. S r o l m a n n , Karl von, 1777—1843, preußischer General. 25, 295, 298. G r u n e r , Kurt Justus von, 1777—1820, preußischer Staatsmann. 25. G u i z o t , Guillaume, 1787—1874, französischer Staatsmann und Historiker, 1840—48 französischer Außenminister. 12.
Habsburg-Lothringen, habsburgisch usw. 45, 57, 60, 135, 161, 176, 213, 214, 230, 339, 340. Siehe auch Österreich. H a n n o v e r , siehe Ernst August. H a n s e m a n n , David, 1790—1864, Bankier und Parlamentarier, 1848 preußischer Ministerpräsident. 102, 272. H a r d e n b e r g , Karl August Fürst von, 1750—1822, preußischer Staatskanzler. 24, 25, 26, 40, 41, 49, 54, 75, 86, 88, 89, 90 92, 96, 109, 134, 216, 221, 298, 302, 3°3H a u g w i t z , Christian Graf, 1752—1832, preußischer Staatsmann. 86, 277. H a s s e n p f l u g , Hans Daniel, 1794—1862, 1832—37, 1850—55 kurhessischer Minister, inzwischen in preußischen Diensten. 276, 282, 283, 338. H a y n a u , Julius Jakob Freiherr von, 1786—1853, österreichischer Feldzeugmeister, kommandierte 1848 in Italien, 1849 in Ungarn. 263. H e g e l , Georg Friedrich Wilhelm. 17. H e i n r i c h VIII., König von England. 78. H e r t z b e r g , Ewald Friedrich Graf von, 1725—1795, preußischer Staatsminister unter Friedrich II. und Friedrich Wilhelm II. 86, 217, 261. Hessen-Darmstadt, siehe Ludwig I. Hessen-Kassel, siehe Friedrich Wilhelm I., Wilhelm I. H i p p e l , Theodor Gottlieb von, 1775 bis 1843. 303. H i r s c h f e l d t , Alexander Adolf von, gest. 1858, preußischer General, 1849 Divisionskommandeur der preußischen Truppen in Schleswig-Holstein. 263. H o h e n s t a u f e n 6, 135, 136, 184, 261. H o h e n z o l l e r n , hohenzollernsch usw. 134. 135. 136, 195, 218, 230, 261, 262, 264, 277, 304, 336. H o w a r d , George William, 1802—64, Mitglied des englischen Unterhauses, interpelliert im Mai 1848 in der schleswig-holsteinischen Frage. 321. H u m b o l d t , Wilhelm von. 25, 26, 38, 40, 41, 49, 54, 61, 86, i n , 134, 296, 298. J a r c k e , Karl Ernst, 1801 — 52, katholischer und konservativer Publizist. 79.
J e f f r e y , Francis Lord, 1773—1850, englischer Staatsmann. 55. J o c h m u s von Cotignola, August Freiherr, 1808—81, Offizier, zeitweise in türkischen Diensten, 1849 Reichsaußenminister. 237. J o h a n n , Erzherzog von Österreich, 1782 bis 1859, 1848—49 Reichsverweser. 31, 160, 184, 224, 237, 262. J o h a n n M o r i t z von Oranien, Graf von Nassau, 1604—79, niederländischer Feldherr. 340. J o i n v i l l e , Prinz von, 1818—1900, Sohn Louis Philippes. 321. J o r d a n , Sylvester, 1792—1861, liberaler kurhessischer Politiker. 31. J o s e p h II., Deutscher Kaiser. 27, 57, 89, 98, 135, 174, 179, 282, 285, 350. J u l i a n e M a r i e , Königin von Dänemark, 1729—96, Gemahlin Friedrichs V., leitete für den geistesschwachen Christian VII. von 1772—84 die Politik in nationaldänischem Sinn. 255. J ü r g e n s , Karl Heinrich, 1801—60, politischer und theologischer Schriftsteller, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 143. K a l k r e u t h , Friedrich Adolf Graf von, 1737—1818, preußischer Generalfeldmarschall, Unterhändler beim Tilsiter Frieden. 302. K a l k s t e i n , Ludwig von, Führer der preußischen Stände gegen den Großen Kurfürsten. 70. K a m p t z , Karl Albert von, 1769—1849, preußischer Staatsmann, Demagogenverfolger, 1817 Direktor im Polizeiministerium, 1822 im Unterrichtsministerium, 1832 Justizminister. 79, 86, 298. K a n t 40. K a p o d i s t r i a s , Johann Anton Graf, 1776—1831, russischer und griechischer Staatsmann. 37. K a r l IV., Deutscher Kaiser. 176. K a r l V . , Deutscher Kaiser. 38, 57, 173, 213, 223, 229, 236, 264. K a r l VII., Deutscher Kaiser. 46, 161, 174, 214.
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K a r l , Großherzog von B a d e n , 1786 bis 1818, regierte seit 1 8 1 1 . 22. K a r l , Herzog von B r a u n s c h w e i g , 1804 bis 1873, regierte 1823—30, vom Bundestag für regierungsunfähig erklärt. 20 K a r l , Herzog von M e c k l e n b u r g , 1785 bis 1837, preußischer General, Präsident des Staatsrats. 54. K a r l , Erzherzog von Ö s t e r r e i c h , 1771 bis 1847, der Sieger von Aspern. 38, 39, 288, 297. K a t h a r i n a , Großfürstin von Kußland, Gemahlin König Wilhelms I. von Württemberg. 38, 39, 288. K e l l e r von Steinbock, Friedrich Ludwig, 1799—1860, Rechtsgelehrter, seit 1847 in Berlin. 266. Kleist-Retzow, Hans von, 1814—92, konservativer preußischer Politiker, 1851—58 Oberpräsident der Rheinprovinz. 369. K n e s e b e c k , Karl Friedrich von dem, 1768—1848, preußischer Generalfeldmarschall. 296, 298. L a i n g , Samuel, 1780—1868, englischer Schriftsteller. 55. L a n c i c o l l e , Karl Wilhelm von, 1796 bis 1871, preußischer Archivdirektor, konservativer Jurist und Historiker. 108. L e Coq, Karl Emil von, 1799—1880, preußischer Diplomat, Unterstaatssekretär im Außenministerium. 296. L e h m a n n , Orla, 1810—70, dänischer Staatsmann, Führer der Eiderdänen. 268. L e i n i n g e n , Christian Grafvon,i8i2—56, österreichischer Feldmarschalleutnant, 1853 Überbringer eines österreichischen Ultimatums in Konstantinopel. 337. L e o p o l d I., Deutscher Kaiser, 1640 bis 1705, regierte seit 1658. 226. L e p e l , Viktor Freiherr von, 1784—1860, hessischer Diplomat. 137, 1 4 1 . L i c h n o w s k y , Fürst Felix von, 1814—48 Mitglied der Rechten der Frankfurter Nationalversammlung, beim Septemberaufstand ermordet. 150, 166, 293. L i n d e , Justin Freiherr von, 1797—1870, Jurist und Politiker, seit 1850 Ge-
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sandter für Liechtenstein am Bundestag. 282. L o m b a r d , Johann Wilhelm, 1767—1812, preußischer Geh. Kabinettsrat. 277. L o u i s P h i l i p p e , König der Franzosen, Ï773—1850, regierte 1830—48. 123, 299, 320. L u c c h e s i n i , Girolamo, 1 7 5 1 —1825, Diplomat, 1780—1807 in preußischen Diensten. 277. L u d w i g I., König von B a i e r n , 1786 bis 1868, regierte 1825—1848. 22, 304. L u d w i g X I I . , K ö n i g v . F r a n k r e i ch. 75. L u d w i g XIV., König von F r a n k r e i c h . 38, 45, 72, 86, 107, 290. L u d w i g X V I I I . , König von F r a n k r e i c h , 1755—1824. 35, 36, 37. L u d w i g I., Großherzog von H e s s e n D a r m s t a d t , 1753—1830, regierte seit 1790. 20. L u i s e , Königin von Preußen. 109. L u t h e r 3, 78, 84, 215, 338, 339, 340. M a c a u l a y , Thomas Babington, 1800 bis 1859, englischer Staatsmann und Historiker. 273. M a c d o n a l d , Jacques-Etienne, Herzog von Tarent, 1765—1840, Marschall von Frankreich. 267. M a c i r o n n e , politischer Agent. 36. M a n t e u f f e l , Otto Freiherr von, 1805 bis 1882, preußischer Staatsmann, 8. November 1848 Minister des Innern, Dezember 1850 bis November 1858 Ministerpräsident und Minister der Auswärtigen Angelegenheiten. 232, 265, 272, 292, 296. M a r i a T h e r e s i a , Deutsche Kaiserin. 46, 174, 214. M a r m o n t , Auguste-Frédéric, Herzog von Ragusa, 1774—1852, Marschall von Frankreich, seit 1814 Anhänger der Bourbonen. 35. M a r w i t z , Friedrich August Ludwig von der, 1777—1837, preußischer General und konservativer Politiker. 108. M a t t h i a s Corvinus, König von Ungarn 1458—90. 176. M a x i m i l i a n II., König von Baiern, 1 8 1 1 bis 1864, regierte seit 1848. 237.
M e c k l e n b u r g , siehe Karl. M e n s c h i k o f f , Alexander Fürst, 1787 bis 1869, russischer Feldherr, 1853 m i t d e r F ü h r u n g der Verhandlungen vor Ausb r u c h des Krimkriegs in K o n s t a n t i nopel b e t r a u t . 337. M e t t e r n i c h 4, 23, 30, 32, 35, 39, 4 1 . 5487, 124, 134, 135, 136, 143, 144, 162, 174, 179, 216, 218, 224, 240, 287, 362. M e y e n d o r f f , Baron Peter von, 1796 bis 1863, russischer Diplomat, 1839—50 Gesandter in Berlin, 1850—54 in Wien. 272, 364. M i c h e l s e n , Andreas Ludwig, 1801 — 81, J u r i s t und Historiker aus SchleswigHolstein, Mitglied d e r F r a n k f u r t e r N a tionalversammlung. 237. M i g u e l , Dom, portugiesischer Prinz, 1802—66, f ü h r t e 1828—34 eine reakt i o n ä r e H e r r s c h a f t in Portugal. 5. M o l t k e , Wilhelm Graf von, 1785—1864, dänischer S t a a t s m a n n , 1848—52 Ministerpräsident. 268. M o n r a d , Detlev Gothard, 1811—87, dänischer Theologe und S t a a t s m a n n , 1848 Unterrichtsminister. 268. M o r a n d , Charles Comte, 1771 — 1835, französischer General. 36. M o r i t z von O r a n i e n , Graf von N a s s a u , 1567—1625. 114. M o r i t z von Sachsen, 1521 — 53. 46. M o s e r , Justus, 1720—94, Historiker u n d S t a a t s m a n n . 55. M ü f f l i n g , K a r l Freiherr von, 1775—1851, preußischer Generalfeldmarschall, 1813 Generalquartiermeister der schlesischen Armee. 296, 297, 298, 299, 300. M ü l l e r , Adam, 1779—1829, konservativer Staatstheoretiker. 71. M ü l l e r , Johannes von, 1752—1808, Historiker. 215, 216. M ü n s t e r , E r n s t Friedrich H e r b e r t Graf zu, 1766—1839, hannoverscher Staatsm a n n . 4, 18, 23. M u r a t , Prinz, 1803—78, französischer Politiker. 349. N a g i e r , K a r l Ferdinand von, 1770 bis 1846, preußischer S t a a t s m a n n , 1807 R a t im Außenministerium. 302.
N a p o l e o n I. 7, 34, 35, 36, 38, 40, 47, 51, 52, 53. 56. 58, 59. 67, 72, 87, 97, 104, 108, 109, 117, 132, 136, 146, 179, 183, 215, 217, 2x8, 224, 229, 231, 234, 235, 256, 283, 284, 288, 291, 295, 297, 302, 303. 3 " . 312, 315, 316, 317, 319, 334. N a p o l e o n I I I . 309, 310, 3 1 1 , 314, 319, 322, 329, 331. 333. 334. 34 6 . 347. 348. 349, 350. N a s s a u , siehe J o h a n n Moritz, Moritz. N a t z m e r , Oldwigvon, 1782—1861, preußischer General. 295. N a u w e r c k , Karl, Orientalist u n d Politiker, Mitglied der Linken der F r a n k f u r t e r Nationalversammlung. 80, 81, 86. N e e r g a r d - B r u u n , J e n s von, 1820—66, schleswig-holsteinischer Politiker, Mitglied d e r F r a n k f u r t e r Nationalversammlung. 237. N i k o l a u s I., Kaiser von R u ß l a n d , 1796 bis 1855, regierte seit 1825. 309, 313, 314. 315. 319. 321. 322, 346, 347. N o r m a n n , K a r l Friedrich von, 1784 bis 1822, württembergischer Offizier. 304. N o w o s i l z o f f , Nikolai Graf, 1761 — 1836, russischer S t a a t s m a n n . 312. O r a n i e n , siehe J o h a n n Moritz, Moritz. O s k a r I., König von Schweden, 1799 bis 1859, regierte 1844—57. 193. Ö s t e r r e i c h , siehe Albrecht, F e r d i n a n d l l . , Ferdinand I I I . , Ferdinand I., F r a n z I., F r a n z Joseph, J o h a n n , Joseph I I . , K a r l V., Karl, Leopold I., Maria Theresia, Rudolph I I . O t t o n e n 6, 184, 261. P a l m e r s t o n 164, 205, 280, 299, 320, 365. P a u l I., Kaiser von R u ß l a n d , 1754—i8ox, regierte seit 1796. 311. P e c h l i n , Friedrich Christian B a r o n von, 1789—1865, dänischer D i p l o m a t , 1825 bis 1848 Bundestagsgesandter f ü r Holstein. 239, 262. P e r t z , Georg Heinrich, 1795—1876, Historiker. 296. P e t e r d e r Große. 323. P f o r d t e n , Ludwig Freiherr von der, 1 8 1 1 bis 1880, 1848—49 sächsischer Außen-
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minister, 1849—59, 1864— 66 bairischer Ministerpräsident. 237, 238, 263, 272, 273, 277, 304. P i t t 58, 319. P l a t o 12. P o m b a i , Sebastian Marquis von, 1699 bis 1782, portugiesischer Staatsmann des Aufgeklärten Absolutismus. 89. P o r t u g a l , siehe Miguel. P o z z o di Borgo, Karl Andreas Graf, 1764 bis 1842, russischer Diplomat. 78. P r e u ß e n , siehe Friedrich XI., Friedrich Wilhelm, Friedrich Wilhelm II., Friedrich Wilhelm III., Friedrich Wilhelm IV., Luise. P r i t t w i t z , Karl von, 1790—1871, preußischer General, März 1848 Befehlshaber in Berlin, 1849 Befehlshaber des Reichsheeres in Schleswig. 195. 198, 199, 268. P u f e n d o r f , Samuel von. 70, 235, 261. R a d e t z k y , Joseph Wenzel Graf, 1766 bis 1858, österreichischer Feldmarschall 182. R a d o w i t z , Josef Maria von, 1797—1853, preußischer Staatsmann, Vertrauter Friedrich Wilhelms IV., Mitglied der Rechten der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Außenminister. 93, 144, 150, 222, 230, 299. R a n k e , Leopold von. 43, 343. R a u m e r , Friedrich von, 1781—1873, Historiker. 63. R a v e a u x , Franz, 1810—51, Politiker, Mitglied der Linken der Frankfurter Nationalversammlung. 146. R e v e n t l o w (Reventlou), Graf Friedrich von, 1797—1874, schleswig-holsteinischer Politiker, 1848 Mitglied der Provisorischen Regierung, 1849—51 Statthalter der Herzogtümer. 194, 197, 201, 263, 268. R i c h e l i e u 53. R i c h m o n d , Charles Lennox, Herzog von, 1764—1819, englischer General. 35R i n t e l , Karl Gustav, 1809—54, katholischer Publizist. 81. R o b e s p i e r r e 287.
380
R ö m e r , Friedrich von, 1794—1864, württembergischer Politiker, 1848—49 Justizminister, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 224, 236, 237. R o t h (Rohde), Hieronymus, Führer der städtischen Opposition gegen den Großen Kurfürsten. 70. R u d o l p h II., Deutscher Kaiser, 1552 bis 1612. 174, 177. R ü g e , Arnold, 1802—80, Philosoph und Politiker, Mitglied der Linken der Frankfurter Nationalversammlung. 150. R u ß l a n d , siehe Alexander I., Alexander II., Katharina, Nikolaus I., Paul I., Peter. R y s s e l , Anton, 1773—1833, sächsischer dann preußischer Offizier. 304. S a c h s e n , siehe Friedrich der Weise, Friedrich August I., Friedrich August II., Moritz. S a l i e r 184. S a m w e r , Karl, 1819—82, schleswigholsteinischer Politiker. 15, 366. S a v i g n y , Friedrich Karl von, 1779 bis 1861. 74. S c h a r n h o r s t , Gerhard David von, 1756 bis 1813. 40, 95, 297. S c h a u m a n n , Adolf, 1809—82, Historiker. 30, 33, 34, 39, 42, 43, 45, 51. 52, 53. 55. 58. 64. S c h l e i e r m a c h e r 25. S c h l e i n i t z , Alexander Freiherr von, 1807—85, Juli 1848, 1849—50, 1858 bis 1861 preußischer Minister der Auswärtigen Angelegenheiten. 261, 262, 263, 265, 280, 296. S c h l i e f f e n , Martin Ernst von, 1732 bis 1825, hessischer Minister, dann in preußischen Diensten. 53. S c h m e r l i n g , Anton Ritter von, 1805 bis 1893, österreichischer Staatsmann, 1848 österreichischer Bevollmächtigter am Bundestag, Reichsinnenminister und Ministerpräsident, 1849 österreichischer Bevollmächtigter bei der Zentralgewalt, 1849—51 österreichischer Justizminister. 234, 236, 238, 263, 264, 269. S c h n e i d e r , Louis, 1805—78, Schauspieler, Militärschriftsteller, Vorleser
Friedrich Wilhelms IV., bekannt als Russenfreund. 295. S c h o d e r , Adolf, 1 8 1 7 — 5 2 , württembergischer Politiker, Mitglied der Linken der Frankfurter Nationalversammlung. 163. S c h ö n , Theodor von, 1778—1856. 90, 92. S c h r e c k e n s t e i n , Ludwig Freiherr R o t h von, 1789—1858, preußischer General. 263. S c h w a r z e n b e r g , Adam Graf, 1584 bis 1 6 4 1 , brandenburgischer Staatsmann. 339S c h w a r z e n b e r g , Felix Fürst zu, 1800 bis 1852, österreichischer Staatsmann, seit 1848 Ministerpräsident. 208, 269, 280, 349. S c h w a r z e n b e r g , K a r l Fürst zu, 1 7 7 1 bis 1820, österreichischer Feldmarschall 288. S c h w e d e n , siehe Bernadotte, Oskar I. S c h w e r i n - P u t z a r , Maximilian Graf, 1804—72, preußischer liberaler Parlamentarier. 76, 89. S e r v i u s Tullius 8 1 . S e y m o u r , Sir Georg Hamilton, 1797 bis 1880, englischer Diplomat, bei Ausbruch des Krimkriegs Gesandter in Petersburg. 3 1 5 . S h a k e s p e a r e 268. S i m o n , Heinrich, 1805—60, preußischer Parlamentarier, Mitglied der Linken der Frankfurter Nationalversammlung. 81, 86, 163. S i m o n , Ludwig, 1 8 1 0 — 7 2 , Jurist, Mitglied der Linken der Frankfurter Nationalversammlung. 150. S o l o n 81. S o u l a v i e , J e a n Louis, 1 7 5 2 — 1 8 1 3 , französischer Diplomat und Historiker. 46. S p a n i e n , siehe Ferdinand V I I . S p e n e r , Philipp J a k o b , 1635—1705, 338. S t a h l , Friedrich Julius, 1802—61, konservativer Rechtsgelehrter und Politiker. 266, 310, 338. S t e i n , K a r l Freiherr vom und zum. 4, 12, 22, 24, 4 1 , 7 1 , 74, 86, 87, 89, 90, 92, 93, 109, 1 1 7 , 295, 296, 303. S t e w a r t , Charles, Marquis of London-
derry, 1778—1854, englischer General und Diplomat. 3 1 2 . S t r a l e n d o r f , Leopold Freiherr von, katholischer Staatsmann im Dienst Rudolphs I I . 339S t r e c k f u ß , K a r l , 1778—1844, preußischer Beamter und Schriftsteller, Mitglied des Staatsrats. 91. S t r u e n s e e , Johann Friedrich Graf von, 1737—72, dänischer Staatsmann des Aufgeklärten Absolutismus. 89. S t u a r t s 271. S t ü v e , Johann K a r l Bertram, 1798 bis 1872, hannoverscher Staatsmann, 1848 bis 1850 Minister des Innern. 148, 234, 238, 263, 277. S t u h r , Peter, 1 7 8 7 — 1 8 5 1 , Philosoph und Geschichtsschreiber in Berlin. 8 1 , 82, 83S u w a r o w , 1729—1800, russischer Feldherr. 3 1 1 . S y b e l , Heinrich von, 1817—95. Historiker. 370. T a l l e y r a n d 36, 37, 47, 48, 122, 302. T h a d d e n - T r i e g l a f f , Adolf von, 1796 bis 1882, Gutsbesitzer, religiös-konservativer Politiker, Mitglied des Vereinigten Landtags. 108. T h i e r s , Adolphe, 1797—1877, französischer Staatsmann und Historiker, 1836 und 1840 Ministerpräsident und Außenminister. 12. Thun-Hohenstein, Friedrich Graf von, 1 8 1 0 — 8 1 , österreichischer Diplomat. 284. T i b e r i u s 18, 350. T r o m p , Maartende, 1597—1653, niederländischer Seeheld. 340. T ü r k e i , siehe Abdul Medschid. T z s c h o p p e , Gustav Adolf von, 1794 bis 1842, preußischer Beamter, Demagogenverfolger, Mitglied des Oberzensurkollegiums. 86, 298. U n g a r n , siehe Matthias Corvinus. U s e d o m , K a r l Georg Guido Graf von, 1805—84, preußischer Diplomat, 1848 Gesandter a m Bundestag. 1 3 7 . U w a r o w , Sergej Graf, 1 7 8 5 — 1 8 5 5 , russischer Staatsmann und Gelehrter. 78.
381
V i n c k e , Georg Freiherr von, 1 8 1 1 — 75, preußischer Parlamentarier, liberales Mitglied des Vereinigten Landtags, Mitglied der Rechten der Frankfurter Nationalversammlung. 89, 102, 150. V o g t , Karl, 1817—95, Naturforscher, Mitglied der Linken der Frankfurter Nationalversammlung. 236. W a l e w s k i , Alexander Graf, 1810—68. 1855—60 französischer Außenminister, 349W a s h i n g t o n 136. W e l c k e r , Karl Theodor, 1790—1869, badischerPolitiker und Rechtsgelehrter, 1848 Bevollmächtigter am Bundestag, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. 128, 153, 155. W e l l i n g t o n 5, 33, 36, 342. W e s t m o r l a n d , John Fane Lord, 1784 bis 1859, englischer Diplomat, 1841 bis 1851 Gesandter in Berlin. 321. W i l h e l m l l L , K ö n i g v o n E n g l a n d . 271. W i l h e l m l . , Kurfürst vonH esse n-Kassel, 1743—1821, regierte seit 1785. 19. W i l h e l m l . , König von W ü r t t e m b e r g , 1781—1864, regierte seit 1816. 21, 30, 39, 288. W i l l i s e n , Wilhelm Freiherr von, 1790 bis 1879, preußischer Offizier, 1850 Oberbefehlshaber der schleswig-holsteinischen Armee. 276. W i t t e l s b a c h e r 215, 284. Siehe auch Baiern. W i t t g e n s t e i n , Wilhelm Fürst von, 1770 bis 1851, 1812—19 preußischer Polizeiminister. 298. W i t z l e b e n , Job von, 1783—1837, preußischer General, Generaladjutant Friedrich Wilhelms III. 1 1 1 .
382
W ö l l n e r , Johann Christoph von, 1732 bis 1800, preußischer Staatsmann. 86, 108, 369. W r a n g e l , Friedrich Graf von, 1784 bis 1877, preußischer Generalfeldmarschall, April bis August 1848 Oberbefehlshaber der preußischen und Bundestruppen in Schleswig-Holstein. 263, 269. W r e d e , Karl Fürst von, 1767—1838, baierischer Feldmarschall und Diplomat. 235. W ü r t t e m b e r g , siehe Katharina, Wilhelm I. W u t t k e , Heinrich, 1818—76, liberaler Historiker und Publizist, Führer der Großdeutschen in der Frankfurter Nationalversammlung. 238. W y d e n b r u g k , Wilhelm von, 1815—76, Mitglied der Linken der Frankfurter Nationalversammlung, 1848—54 Staatsminister in Sachsen-Weimar. 164, 370 Y o r c k von Wartenburg, Johann David Ludwig Graf, 1759—1830, preußischer Generalfeldmarschall. 267, 275, 296, 297. 298, 303, 304. Y o r c k von Wartenburg, Ludwig Graf, 1805—65, Sohn des Vorigen, Mitglied des Vereinigten Landtags. 89. Z e d l i t z , Karl Abraham Freiherr von, 1731—93, preußischer Justiz- und Unterrichtsminister. 86. Z e l l , Friedrich Joseph, 1814—81, rheinischer Politiker, Mitglied der Linken der Frankfurter Nationalversammlung. 163 Z i m m e r m a n n , Gustav, 1808—74, hannoverscher Diplomat und Publizist. 42. Z i t z , Franz Heinrich, 1803—77, Advokat Mitglied der Linken der Frankfurter Nationalversammlung. 146, 358.
Johann Gustav Droysen und die preußisch-deutsche Frage. Von Felix G i l b e r t . i ; 4 S . 8°. 1931. Brosch. M. 6.40. INHALT: I. Droysens politische Gedankenwelt zu Beginn der 30er Jahre. - II. Die Fortbildung der geschichtstheoretischen Anschauungen Droysens 1832-1842. - III. Droysens politisches System 1840-1847. - I V . Der Zusammenbruch des Systems in der Deutschen Revolution. Berlin und Frankfurt 1848/49. - Schluß: Die „Geschichte der preußischen Politik". Exkurs über die Bearbeitung der Beiträge zur neuesten deutschen Geschichte. In dieser Arbeit, für die der Nachlaß Droysens benutzt wurde, wird die Frage behandelt, wie es möglich war, daß Droysen, der Begründer der „borussischen Geschichtsschreibung", zu denen gehört hat, die im Jahre 1848 anPreußen die Forderung auf Aufgehen in Deutschland richteten und wird gezeigt, daß Droysen sich schon im Jahre 1831 zu diesem Gedanken bekannt hat, und der Zusammenhang dieser Idee mit den Droysens Studienzeit beherrschenden Bildungsmächten untersucht. Weiter wird dargestellt, daß dieser Gedanke aus einer, das geschichtliche Leben spiritualisierenden und ethisierenden Betrachtungsart entstammt, daß er das bezeichnendste Kernstück eines ganzen politischen Systems bildet. Eingehend wird die Bedeutung Droysens für die Entwicklung des preußisch-deutschen Problems in der Paulskirche geprüft und gezeigt, daß er an den Gedanken seines Systems bis in den Dezember 1848, bis zur Oktroyierung der preußischen Verfassung, festgehalten hat, die für ihn den entscheidenden Wendepunkt von einer von universalistischen Vorstellungen beherrschten Systempolitik zu einer neuen realpolitischen Betrachtungsart bedeutete: erst jetzt wurde er zum Vertreter des Machtstaatsgedankens. Im Schlußabschnitt wird Droysens „Geschichte der preußischen Politik" als Abschluß und Ergebnis seines Ringens mit dem preußisch-deutschen Problem gekennzeichnet und dargelegt, wie in den Grundgedanken dieses Werkes sich der Niederschlag der gesamten Entwicklung dieses Problems im Denken Droysens erkennen läßt. Die Berliner Märztage von 1848. Von W. B u s c h . 74 S. 8°. 1899. Geb. M. 1.50. Antihistorismus. Von Benedetto C r o c e . 14 S. 8°. 1931. Brosch. M. -.80. Entwicklungsgeschichte Bayerns. Von M. D o e b e r l . Bd. III: Vom Regierungsantritt König Ludwigs I. bis zum Tode König Ludwigs II. mit einem Ausblick auf die innere Entwicklung Bayerns unter dem Prinzregenten Luitpold. Hrsg. v. M. Spindler. 656 S. Gr.-8°. 1931. Brosch. M. 21.-, in Leinen geb. M. 24.-. Bayern und die deutsche Frage in der Epoche des Frankfurter Parlaments. Von M. D o e b e r l . 276 S. 8°. 1922. Brosch. M. 4.50, geb. M. 6.-. Bayern und die Bismarckische Reichsgründung. Von M. D o e b e r l . 328 S. 8°. 1925. Brosch. M. 8.50, in Leinen geb. M. 10.-. Bayern und das preußische Unionsprojekt. Von M. D o e b e r l . 183 S. 8°. 1926. Brosch. M. 5.50, in Leinen geb. M. 7.-. Der Bericht des Herzogs Ernst II. von Koburg über den Frankfurter Fürstentag 1863. Von K. D o r i e n . 186 S. 8°. 1910. Brosch. M. 2.80. Johann Peter Friedrich Ancillon und Kronprinz Friedrich Wilheln IV. Von P. Haake. 183 S. 8°. 1920. Brosch. M. 3.20.
Studien übet die deutsche Polenfreundschaft in der Periode der Mätzrevolution. Von Wolfg. H a l l g a r t e n . 144 S. Gr.-8°. 1928. Brosch. M. 4.90. Friedrich Daniel Bassermann und die deutsche Revolution 1848/49. Von A . v . H a r n a c k . 1 1 7 S. 8°. 1920. Brosch. M. 2.-. Treitschke und Schleswig-Holstein. Der Liberalismus und die Politik Bismarcks in der schleswig-holsteinischen Frage. Von H. H j e l h o l t . 271 S., 3 Tafeln. 8°. 1929. Brosch. M. 9.-. Heinrich von Treitschke und die preußisch-deutsche Frage von H. K a t s c h . 177 S. 8°. 1919. Brosch. M. 3.20.
1860 -1866.
Von
Die Überleitung Preußens in das konstitutionelle System durch den zweiten Vereinigten Landtag. Von H. M ä h l . 280 S. 8°. 1909. Brosch. M. 4.50. Rankes Begriff der Weltgeschichte. Von G. M a s u r . 141 S. 8°. 1926. Brosch. M. 4.50. Weltbürgertum und Nationalstaat. Von Friedr. M e i n e c k e . 7. Aufl. 570 S. 8°. 1928. Brosch. M. 16.50, in Halbperg. geb. M. 19.80. Deutscher Staat und deutsche Parteien. Friedrich Meinecke zum 60. Geburtstag dargebracht. 388 S. Gr.-8°. 1922. Brosch. M. 5.-. Preußisch-deutsche Geschichts- und Staatsauflassung im Wandel der Zeiten. Von H. O. M e i s n e r . 40 S. 8°. 1931. Brosch. M. 1.80. Bayern im Jahre 1866 und die Berufung des Fürsten Hohenlohe. V o n K . A . v . M ü l l e r . 308 S. 8°. 1909. Brosch. M. 4.50. Die Geschichtsphilosophie Lorenz von Steins. Von H. N i t z s c h k e . 145 S. 8°. 1932. Brosch. M. 6.-. Englands Stellung zur deutschen Einheit Brosch. M. 4.50.
1848/18J0.
Heinrich von Treitschkes Lehr- und Wanderjahre 2. Aufl. 303 S. 8°. 1898. Geb. M. 4.-.
Von H. Precht. 192 S. 8°. 192;.
1834-1867.
Von Th. S c h i e m a n n .
Edwin von Manteuffel, als Quelle zur Geschichte Friedrich Wilhelms IV. Von E. S c h m i t z . 98 S. 8°. 1921. Brosch. M. 1.80. Ranke und Hegel. Von E. S i m o n . 220 S. 8°. 1928. Brosch. M. 5.80. Anton Graf zu Stolberg-Wernigerode, ein Freund und Ratgeber König Friedrich Wilhelms IV. Von Otto G r a f zu S t o l b e r g - W e r n i g e r o d e . 144 S. 8°. 1926. Brosch. M. 4.80. Die erste deutsche Nationalversammlung. Von Veit V a l e n t i n . 180 S. 8°. 1919. Brosch. M. 2.80, geb. M. 4.20. Die hessische Politik in der Zeit der Reichsgründung (1863-1871). Von E. V o g t . 239 S. 8°. 1914. Brosch. M. 4.80. Welt- und Staatsauffassung des deutschen Liberalismus. Von O. W e s t p h a l . 326 S. 8°. 1919. Brosch. M. 5.50. Feinde Bismarcks. Geistige Grundlagen der deutschen Opposition 1848-1918. Von O. W e s t p h a l . 304 S. Gr.-8°. 1930. Brosch. M. io.-, in Leinen geb. M. 12.-.
R . O L D E N B O U R G , M Ü N C H E N 32 U N D
BERLIN