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German Pages 80 Year 2003
Reinhold Merkelbach Piatons Euthyphron
PLATONS EUTHYPHRON griechisch und deutsch erklärt von
Reinhold Merkelbach
Κ · G · Saur München · Leipzig 2003
Bibliographic information published by Die Deutsche Bibliothek Die Deutsche Bibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data is available in the Internet at http://dnb.ddb.de. © 2003 by K. G. Saur Verlag GmbH, München und Leipzig Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten. All Rights Strictly Reserved. Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlages ist unzulässig. Gesamtherstellung: Diuckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, 99947 Bad Langensalza ISBN 3-598-73012-8
VORWORT Man hat sich immer darüber gewundert, daß Piatons Frühdialoge alle in der Aporie enden; welchen Zweck hatten diese Schriften? Ich schlage als Antwort vor: Diese Dialoge sind gar nicht für ein allgemeines Publikum gedacht. Sie dienten dem Unterricht seiner Schüler in dem Gymnasium, welches den Namen „Akademie" trug. Das war ein kleiner, elitärer Kreis. Dort wurden die Frühdialoge vorgelesen und besprochen. Der Dialog „Euthyphron" ist die fiktive Nachschrift eines Gesprächs des Sokrates mit dem Seher Euthyphron über die Frömmigkeit. Dieser Text wurde - so vermute ich - in der Akademie stückweise vorgelesen. Wenn Euthyphrons Antwort verlesen war, fragte der Meister, ob sie richtig oder falsch sei. Diese Frage konnte rasch abgetan sein, oder Anlaß zu einer längeren Diskussion, ja zu Exkursen geben, in denen die Probleme der platonischen Philosophie besprochen wurden. Diesen mündlichen Teil des Unterrichts hat Piaton als entscheidende Ergänzung seiner Bücher angesehen. Die Schüler sollten sich im Definieren üben, den Gedankengang mitvollziehen, korrekt argumentieren, die Fehler finden, nicht auf Trugschlüsse hereinfallen, in der Anwendung der platonischen Philosophie sicher werden, und das Suchen nach Erkenntnis nie aufgeben. Euthyphrons Versuche, das Wesen der Frömmigkeit zu bestimmen, scheitern. Sokrates übernimmt die Leitung des Gesprächs und fuhrt es bis zu einem Punkt, an dem die Lösung des Problems greifbar ist. Aber dann lenkt er seinen Partner - man könnte auch sagen, sein Opfer - mit Fangfragen ab; Euthyphron ist ratlos und geht ab.
Die Schüler in der Akademie sollten merken, an welcher Stelle Euthyphron den entscheidenden Fehler gemacht hat. Da sie schon einen guten Teil der platonischen Philosophie kannten, würden sie im Wetteifer die Lösung finden. Im Notfall mußte der Meister sie selber geben. Meine These ist also: Wie alle platonischen Frühdialoge endet auch der „Euthyphron" nur scheinbar in der Aporie. Er ist ein Text für den Unterricht, und dort wurde die Aporie gelöst. Der hier gebotene Text ist der Oxforder Edition von Ioannes Burnet (1905) entnommen. Ich füge keinen kritischen Apparat hinzu, denn die Varianten des Textes haben für den Sinn des Dialogs keine Konsequenzen. Abweichend von Burnet wurde jedoch das Wort εστίν an mehreren Stellen nicht als enklitische Kopula (εστίν), sondern als sinntragendes Wort (εστίν; siehe p. 10 A - l l B, hier S. 38-43) aufgefaßt. Ferner habe ich in 5 Β 7 αυτός, nicht αυτόν, geschrieben. Die Druckvorlage ist von Gesa Schenke, unter Beratung von Wolfgang Blümel, erstellt worden. Ich danke ihnen beiden.
Köln, im Januar 2003
vi
Reinhold Merkelbach
ΠΛΑΤΩΝΟΣ ΕΥΘΥΦΡΩΝ
PLATONS E U T H Y P H R O N
Das Gespräch ist erfunden. Piaton hat es auf den Tag vor dem Prozeß des Sokrates verlegt, der mit dessen Verurteilung zum Tode endete. Sokrates und der Seher Euthyphron treffen vor der Halle des „Königs" zusammen.
p. 2 A 1
2A5 2 Β 1
2 Β 3 2 Β 5
1 EUTHYPHRON Was für eine Überraschung, Sokrates, daß du die Unterhaltung im Lykeion verlassen hast und nun hier bist, bei der Halle des „Königs",1 du hast doch kaum einen Prozeß vor dem „König" wie ich? SOKRATES Die Athener nennen das nicht „Prozeß", sondern „Schrift", 2 Euthyphron. EUTHYPHRON Was Du nicht sagst! Offensichtlich hat jemand eine Klagschrift gegen dich eingereicht, denn daß du einen anderen anklagst, werde ich wohl kaum hören. SOKRATES Gewiß nicht. EUTHYPHRON Sondern ein anderer verklagt dich? SOKRATES SO ist es.
Wer ist das? Ich selbst kenne den Mann nicht so recht, Euthyphron; er scheint mir ganz jung und unbedarft zu sein. Sie nennen ihn Meietos, glaube ich. Er ist aus dem Bezirk der Pittheer. Vielleicht erinnerst du dich an einen Pittheer Meietos, so mit langem Haar. Er hat noch nicht viel Bart, aber eine Habichtsnase. EUTHYPHRON Ich kann mich nicht erinnern, Sokrates. Aber was für eine Klagschrift hat er gegen dich eingereicht? EUTHYPHRON
2Β7
2 Β 12
SOKRATES
' (2 A 3) Halle des „Königs": Das Gerichtsgebäude. Der Titel des Gerichtspräsidenten war „König". 2 (2 A 6) „Schrift" im Sinne von „Klagschrift". In Athen war eine Anklage etwas so Gewöhnliches, daß das einfache Wort „Schrift" genügte.
2
p. 2 A 1
1 ΕΥΘ. Tí νεώτερον, ώ Σώκρατες, γέγονεν, οτι σύ τάς έν Λυκείφ καταλιπών διατριβάς ένθάδε νυν διατρίβεις περί την του βασιλέως στοάν; ού γάρ που και σοί γε δίκη τις ούσα τυγχάνει προς τον βασιλέα ώσπερ έμοί.
2Α5
ΣΩ. Οΰτοι δή 'Αθηναίοι γε, ώ Εύθύφρων, δίκην αυτήν καλοΰσιν άλλα γραφή ν.
2Β1
ΕΥΘ. Τί φής; γραφήν σέ τις, ώς εοικε, γέγραπται· ού γαρ έκεΐνό γε καταγνώσομαι, ώς σύ ετερον.
2Β3
ΣΩ. Ού γαρ ούν. ΕΥΘ. Άλλα σέ άλλος;
2Β5
ΣΩ. Πάνυ γε. ΕΥΘ. Τίς ούτος;
2Β7
ΣΩ. Ούδ' αύτός πάνυ τι γιγνώσκω, ώ Εύθύφρων, τον άνδρα, νέος γάρ τίς μοι φαίνεται καί άγνώς· όνομάζουσι μέντοι αύτόν, ώς έγφμαι, Μέλητον. εστι δε των δήμων Πιτθεύς, εϊ τινα νφ εχεις Πιτθέα Μέλητον οίον τετανότριχα και ού πάνυ εύγένειον, έπίγρυπον δέ.
2 Β 12
ΕΥΘ. Ούκ έννοώ, ώ Σώκρατες· άλλα δή τίνα γραφήν σε γέγραπται;
3
2 C 2
S o K R A T E S Was fur eine Klagschrift? Keine unedle, scheint mir. Denn als junger Mann eine so wichtige Sache verstanden zu haben, ist nicht wenig. Dieser Mann sagt nämlich, er wisse, auf welche Weise die Jungen verdorben werden, und wer die Männer sind, die sie verderben. Und er scheint klug zu sein. Er hat durchschaut, daß ich in meiner Ahnungslosigkeit seine Altersgenossen verderbe, und wendet sich mit seiner Anklage gegen mich an die Polis wie an seine Mutter. Und mir scheint, daß er allein unter den Politikern es richtig anfängt; denn es ist richtig, sich darum zu kümmern, daß die Jungen so gut werden wie nur möglich, so wie ein guter Bauer sich natürlich zuerst um die jungen Pflanzen kümmert und danach erst um die anderen. Und so rottet Meietos5 wohl zuerst uns aus, die wir, wie er sagt, die Knospen der Jugend verderben. Danach, das ist klar, wird er sich auch um die Alteren kümmern und so für die Stadt der Urheber sehr vieler und allergrößter Güter sein, wie es zu erwarten ist von einem Mann, der seine Laufbahn auf solche Weise beginnt.
D
2 E U T H Y P H R O N Ich wäre damit schon einverstanden, Sokrates, aber ich furchte, daß das Gegenteil eintreten wird. Denn geradezu von Anfang an scheint er mir damit zu beginnen, der Stadt zu schaden, indem er es unternimmt, dir Unrecht zu tun. Sage mir doch, auf welche Weise verdirbst du nach seiner Behauptung die Jugend?
2
6
3
(2 D 2 und 2 D 3) έπιμεληθήναι und 3 A 3 επιμεληθείς: Wortspiel mit dem Namen Meietos. 4
2C2
ΣΩ. "Ηντινα; ούκ άγεννή, εμοιγε δοκεΐ· το γαρ νέον οντα τοσούτον πράγμα έγνωκέναι ού φαΰλόν έστιν. εκείνος γάρ, ώς φησιν, οιδε τίνα τρόπον οί νέοι διαφθείρονται καί τίνες οί διαφθείροντες αυτούς, καί κινδυνεύει σοφός τις είναι, καί την έμήν άμαθίαν κατιδών ώς διαφθείροντος τους ήλικιώτας αύτοΰ, ερχεται κατηγορήσων μου ώσπερ προς μητέρα προς την πόλιν. καί φαίνεται μοι των πολιτικών μόνος άρχεσθαι όρθώς· όρθώς γάρ έστι τών νέων πρώτον έπιμεληθήναι οπως έσονται δτι άριστοι, ώσπερ γεωργόν άγαθόν τών νέων φυτών εικός πρώτον έπιμεληθήναι, μετά δε τοΰτο καί τών άλλων, καί δή καί Μέλητος ίσως πρώτον μεν ημάς έκκαθαίρει τους τών νέων τάς βλάστας διαφθείροντας, ώς φ η σ ι ν επειτα μετά τοΰτο δήλον δτι τών πρεσβυτέρων έπιμεληθείς πλείστων καί μεγίστων αγαθών αίτιος τη πόλει γενήσεται, ώς γε το εικός συμβήναι έκ τοιαύτης άρχής άρξαμένφ.
2D 6
2 ΕΥΘ. Βουλοίμην άν, ώ Σώκρατες, άλλ' όρρωδώ μη τουναντίον γένηται· άτεχνώς γάρ μοι δοκει άφ' έστίας αρχεσθαι κακουργειν την πόλιν, έπιχειρών άδικείν σέ. καί μοι λέγε, τί καί ποιοΰντά σέ φησι διαφθείρειν τους νέους;
5
3Β 1
3Β5
3 C 6
S O K R A T E S Wenn man es so hört, Wunderbarer, scheint es unsinnig. Er sagt nämlich, ich erschaffe neue Götter, und klagt mich deswegen an, weil ich — wie er sagt - neue Götter erschaffe, aber die alten nicht nach dem rechten Brauch ehre. EUTHYPHRON Ich verstehe, Sokrates, weil du manchmal sagst, dir erscheine der kleine Dämon. Er hat also diese Klageschrift eingereicht, weil du hinsichtlich der Götter ganz neue Wege gehst, und geht vor Gericht, um dich zu verleumden, im Bewußtsein, daß man in solchen Dingen die Menge4 leicht ungünstig beeinflussen kann. Denn auch mich, wenn ich ihnen in der Volksversammlung etwas über die göttlichen Dinge voraussage, verlachen sie als Wahnsinnigen. Und doch hat sich alles, was ich voraussagte, bewahrheitet. Aber sie neiden es uns allen, die wir5 von anderer Art sind. Man soll sie aber gar nicht beachten, sondern gegen sie antreten. 3 SOKRATES Lieber Euthyphron, das Ausgelacht-werden ist wohl nicht besonders schlimm. Denn den Athenern ist es, wie mir scheint, ziemlich gleichgültig, ob sie irgendjemanden für sehr gut halten, aber nicht einen, der seine Weisheit lehren will. Wenn sie glauben, daß einer auch andere so machen will wie sich selbst, dann sind sie zornig, entweder aus Neid, wie du meinst, oder aus einem anderen Grund.
4
(3 Β 6) Die „Vielen" sind bei Piaton immer töricht. Vgl. 4 A 12, 5 A 1, 6 Β 6, 6 C 6, 6 D 6, 6 D 10, 8 C 5, 13 E 12, 14 A 5. Umgekehrt ist das „Eine" immer gut. 5 (3 Β 9) „wir": Euthyphron stellt sich auf dieselbe Stufe wie Sokrates, was lächerlich ist. 6
3Β1
ΣΩ. "Ατοπα, ω θαυμάσιε, ώς οϋτω γ' άκούσαι. φησί γάρ με ποιητήν είναι θεών, καί ώς καινούς ποιούντα θεούς τούς δ' αρχαίους ού νομίζοντα έγράψατο τούτων αυτών ενεκα, ώς φησιν.
3Β5
ΕΥΘ. Μανθάνω, ώ Σώκρατες· οτι δή σύ τό δαιμόνων φης σαυτώ εκάστοτε γίγνεσθαι, ώς οΰν καινοτομούντός σου περί τα θεια γέγραπται ταύτην την γραφήν, καί ώς διαβαλών δή ερχεται εις τό δικαστήριον, είδώς οτι εύδιάβολα τα τοιαύτα προς τούς πολλούς, καί έμού γάρ τοι, δταν τι λέγω έν τη εκκλησία περί τών θείων, προλέγων αύτοις τα μέλλοντα, καταγελώσιν ώς μαινομένου· καίτοι ουδέν οτι οΰκ αληθές εϊρηκα ών προειπον, άλλ' δμως φθονούσιν ήμιν πάσι τοις τοιούτοις. άλλ' ουδέν αύτών χρή φροντίζειν, άλλ' όμόσε ίέναι.
3C6
3 ΣΩ. ΤΩ φίλε Εύθύφρων, άλλα τό μέν καταγελασθήναι ίσως ουδέν πράγμα. Άθηναίοις γάρ τοι, ώς έμοί δοκεΐ, ού σφόδρα μέλει άν τινα δεινόν οϊωνται είναι, μή μέντοι διδασκαλικόν της αύτού σοφίας· δν δ' άν καί άλλους οϊωνται ποιειν τοιούτους, θυμούνται, εϊτ' οΰν φθόνω ώς σύ λέγεις, ε'ίτε δι' άλλο τι.
7
3 D 3 3 D 5
3 E4
3 E7
EUTHYPHRON Was das betrifft, bin ich nicht besonders begierig zu erproben, wie sie sich gegen mich verhalten. SOKRATES Es sieht aber doch immerhin so aus, daß du dich rar machst und nicht bereit bist, deine Weisheit mitzuteilen. Ich aber furchte, daß es für sie den Anschein hat, daß ich aus Liebe zu den Menschen alles ausschütte, nicht nur ohne Lohn, 6 sondern es sogar gerne jedem schenke, wenn man mir nur zuhören will. W e n n sie also, wie ich vorhin sagte, mich nur auslachen würden, wie du das über dich sagst, dann wäre es ganz hübsch, unsere Zeit vor dem Gerichtshof scherzend und lachend zu verbringen; wenn sie es aber ernst meinen, dann kann niemand wissen, wie die Sache ausgeht. EUTHYPHRON Aber es wird, Sokrates, wohl keine besonderen Schwierigkeiten geben, 7 sondern du wirst deinen Streit nach deinem Sinn ausfechten, wie auch ich, denke ich, den meinigen. 4 SOKRATES Aber welchen Prozeß hast du denn vor dir, Euthyphron? Bist du Angeklagter oder Kläger? EUTHYPHRON Kläger.
3 E 10
4A2
SOKRATES U n d w e n verklagst du?
EUTHYPHRON Man wird meinen, ich sei verrückt, ihn zu verklagen. SOKRATES Was! Verklagst du einen, der fliegt? EUTHYPHRON Kein Gedanke an Fliegen, er ist schon ganz schön alt.
6
(3 D 8) „ohne Lohn": Piaton hielt es fur verächtlich, die Weisheit zum Gegenstand eines Tauschgeschäftes zu machen. 7 (3 E 5) Nach Ansicht des Euthyphron wird Sokrates seinen Prozeß gewinnen. - Mit der Voraussicht dieses Sehers ist es nicht weit her.
8
3D3
ΕΥΘ. Τούτου ούν πέρι οπως ποτέ προς έμέ έ'χουσιν, ού πάνυ έπιθυμώ πειραθηναι.
3D5
ΣΩ. "Ισως γαρ συ μεν δοκείς σπάνιον σεαυτόν παρέχειν και διδάσκειν ούκ έθέλειν την σεαυτού σοφίαν· έγώ δε φοβούμαι μή υπό φιλανθρωπίας δοκώ αύτοίς δτιπερ έχω έκκεχυμένως παντί άνδρί λέγειν, ού μόνον αν ευ μισθού, άλλα και προστιθείς αν ήδέως εϊ τίς μου έθέλει άκούειν. εί μεν ούν, ö νυνδή ελεγον, μέλλοιέν μου καταγελάν ώσπερ συ φης σαυτού, ούδέν αν εϊη άηδές παίζοντας καί γελώντας έν τω δικαστηρίφ διαγαγειν· εί δε σπουδάσονται, τούτ' ήδη δπη άποβήσεται αδηλον πλην ύμΐν τοις μάντεσιν.
3Ε4
ΕΥΘ. Άλλ' ϊσως ούδέν έσται, ώ Σώκρατες, πράγμα, άλλα σύ τε κατά νουν άγωνιη την δίκην, οΐμαι δέ καί έμέ την έμήν.
3Ε7
4 ΣΩ. "Εστίν δέ δή σοί, ώ Εύθύφρων, τίς ή δίκη; φεύγεις αύτην ή διώκεις; ΕΥΘ. Διώκω.
3 Ε 10
ΣΩ. Τίνα; ΕΥΘ. "Ον διώκων αύ δοκώ μαίνεσθαι.
4Α2
ΣΩ. Τί δέ; πετόμενόν τινα διώκεις; ΕΥΘ. Πολλού γε δει πέτεσθαι, ος γε τυγχάνει ων ευ μάλα πρεσβύτης.
9
4 A 5
SOKRATES Wer ist es denn? EUTHYPHRON Mein Vater. SOKRATES Dein Vater, Bester?
4 A 7
EUTHYPHRON J a .
4 A 9
SOKRATES Was ist denn der Klagepunkt, und worum dreht sich der Prozeß? EUTHYPHRON U m Mord, Sokrates.
4 A 11
SOKRATES Donnerwetter! Es ist wohl so, Euthyphron, daß die M e n g e nicht weiß, w o (in welcher Höhe der Weisheit) du dich befindest; denn es ist nicht Sache eines beliebigen Mannes, so etwas (wie eine Klage gegen den Vater) richtig zu machen, sondern Sache eines Mannes, der in der Weisheit schon weit fortgeschritten ist.
4 Β 3
EUTHYPHRON Sache eines weit Fortgeschrittenen, beim Zeus, Sokrates. SOKRATES Ist der Mann, der durch deinen Vater umgekommen ist, einer von deinen Verwandten? Aber das ist ja wohl klar, denn für einen Fremden würdest du ihn wohl kaum wegen Mordes anklagen.
4 Β 4
4 Β 7
EUTHYPHRON Sokrates, es ist lächerlich zu meinen, es mache einen Unterschied, ob der T o t e ein Angehöriger oder ein Fremder ist; sondern man muß allein dies betrachten, ob der Töter gerecht getötet hat oder nicht. Wenn gerecht, muß man die Sache auf sich beruhen lassen; wenn nicht, eine Strafverfolgung einleiten, auch wenn der Töter ein Haus- und Tisch genösse ist; denn die Befleckung ist dieselbe, wenn du Bescheid weißt und mit einem solchen Mann U m g a n g hast und dich und den anderen nicht wieder rein und fromm machst, 8 indem du ihn (4 C 1) „gereinigt und fromm machst" (άφοσιοίς). Erste Erwähnung des Dialogthemas, dann wieder in 4 D 9. 8
10
4A5
ΣΩ. Τίς ούτος; ΕΥΘ. Ό έμος πατήρ.
4Α7
ΣΩ. Ό σός, ώ βέλτιστε; ΕΥΘ. Πάνυ μεν ούν.
4Α9
ΣΩ. "Εστίν δε τί το έγκλημα καί τίνος ή δίκη; ΕΥΘ. Φόνου, ώ Σώκρατες.
4 Α 11
4Β3
ΣΩ. Ήράκλεις. ή που, ώ Εύθύφρων, αγνοείται υπό των πολλών δπη ποτέ όρθώς εχει· ού γαρ οίμαί γε του έπιτυχόντος {όρθώς} αύτό πράξαι ά λ λ α πόρρω που ήδη σοφίας έλαύνοντος. ΕΥΘ. Πόρρω μέντοι νή Δία, ώ Σώκρατες.
4Β4
ΣΩ. "Εστίν δε δή τών οικείων τις ό τεθνεώς υπό του σου πατρός; ή δήλα δή; ού γαρ αν που ύπέρ γε άλλοτρίου έπεξήσθα φόνου αύτω.
4Β7
ΕΥΘ. Γελοΐον, ώ Σώκρατες, οτι οϊει τι διαφέρειν εϊτε αλλότριος είτε οικείος ό τεθνεώς, ά λ λ ' ού τούτο μόνον δείν φυλάττειν, εϊτε έν δίκη εκτεινεν ό κτείνας εϊτε μή, καί εί μεν έν δίκη, έάν, εί δέ μή, έπεξιέναι, έάνπερ ό κτείνας συνέστιός σοι και ομοτράπεζος ή · 'ίσον γαρ τό μίασμα γίγνεται έάν συνής τω τοιούτω συνειδώς καϊ μή άφοσιοις σεαυτόν τε
11
4
E
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4
gerichtlich verfolgst. Also, der Getötete war ein Tagelöhner bei mir, und als wir in Naxos das Feld bestellten, hat er bei mir gearbeitet. Er hat sich besoffen und in Wut einen unserer Sklaven erschlagen. Da hat mein Vater ihn an Füßen und Händen gefesselt und in eine Grube geworfen und hierher (nach Athen) einen Mann geschickt, um beim Kenner des göttlichen Rechts (Exegetes) anzufragen, was geschehen solle. In der Zwischenzeit hat er sich nicht um den Gefesselten gekümmert und ihn als einen Mörder vernachlässigt, als ob es keine besondere Sache sei, wenn er stürbe. Das ist dann auch geschehen, denn vor Hunger und Kälte und Fesseln stirbt der Mann, bevor der Bote von dem Kenner der Überlieferung zurückkam. Darüber also entrüstet sich der Vater und die anderen Verwandten, daß ich für den Mörder eine Mordanklage gegen den Vater erhebe, der ja — wie sie sagen - überhaupt nicht getötet habe; aber selbst wenn der Vater wirklich getötet haben sollte, dürfe man sich um den Toten keine weiteren Gedanken machen, der ja ein Mörder gewesen sei; man dürfe sich nicht auf seine Seite stellen; denn es sei unfromm, wenn ein Sohn gegen den Vater Klage erhebt. Sie wissen schlecht Bescheid, Sokrates, darüber, wie es sich mit dem Göttlichen in bezug auf das Fromme und das Unfromme verhält. SOKRATES Aber beim Zeus, Euthyphron, glaubst du, so genau darüber Bescheid zu wissen, wie es mit den göttlichen Dingen steht und mit den frommen und unfrommen, daß du, wenn die Ereignisse so vorgefallen sind, wie du sagst, nicht furchtest, selber eine unfromme Handlung zu begehen, wenn du gegen deinen Vater vor Gericht gehst?
4C3
καν εκείνον τη δίκη έπεξιών. έπεί ο γε αποθανών πελάτης τις ήν έμός, καί ώς έγεωργούμεν έν τη Νάξω, έθήτευεν έκεν παρ' ήμίν. παροινήσας ούν καί όργισθείς των οίκετών τινι των ημετέρων άποσφάττει αύτόν. ό ούν πατήρ συνδήσας τους πόδας καί τάς χείρας αύτοΰ, καταβαλών εις τάφρον τινά, πέμπει δεΰρο άνδρα πευσόμενον του έξηγητού δτι χρείη ποιείν. έν δέ τούτω τω χρόνω του δεδεμένου ώλιγώρει τε καί ήμέλει ώς άνδροφόνου καί ούδέν δν πράγμα εί καί άποθάνοι, δπερ ούν καί επαθεν· ΰπό γαρ λιμού καί ρίγους καί των δεσμών αποθνήσκει πρίν τον άγγελον παρά τού έξηγητοΰ άφικέσθαι. ταύτα δη ούν καί άγανακτει ö τε πατήρ καί οί άλλοι οικείοι, δτι έγώ ύπέρ τού άνδροφόνου τω πατρί φόνου έπεξέρχομαι οΰτε άποκτείναντι, ώς φασιν έκεΐνοι, οϋτ' ει δτι μάλιστα άπέκτεινεν, άνδροφόνου γε οντος τού άποθανόντος, ού δειν φροντίζειν υπέρ τού τοιούτου - άνόσιον γαρ είναι το ΰόν πατρί φόνου έπεξιέναι - κακώς είδότες, ώ Σώκρατες, το θείον ώς εχει τού όσιου τε πέρι καί τού άνοσίου.
4Ε4
ΣΩ. Συ δέ δη προς Διός, ώ Εύθύφρων, ούτωσί άκριβώς οϊει έπίστασθαι περί τών θείων δπη εχει, καί τών οσίων τε καί άνοσίων, ώστε τούτων οϋτω πραχθέντων ώς συ λέγεις, ού φοβη δικαζόμενος τφ πατρί οπως μή αύ σύ άνόσιον πράγμα τυγχάνης πράττων;
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4 E 9
5A4
5Β8
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E U T H Y P H R O N Ich wäre ein ganz unnützer Mensch, Sokrates, und in nichts würde Euthyphron sich von den vielen Menschen unterscheiden, wenn ich nicht über alle diese Dinge genau Bescheid wüßte. 5 S O K R A T E S Wäre es dann nicht für mich das Beste, dein Schüler zu werden, werter Euthyphron, und vor dem Prozeß gegen Meietos ihm genau dasselbe vorzuwerfen (wie er mir) und zu sagen, ich habe auch in der früheren Zeit immer großen Wert darauf gelegt, über die göttlichen Dinge Bescheid zu wissen; und jetzt, wo er sagt, ich gehe meinen eigenen Weg und erschaffe Neuigkeiten im Bereich des Göttlichen, sei ich dein Schüler geworden, und wenn ich sagte: „Wenn du mit mir darin übereinstimmst, Meietos, daß Euthyphron in diesen Dingen weise ist, dann sei überzeugt, daß auch ich mich an den rechten Brauch halten werde, und prozessiere nicht gegen mich; aber wenn du nicht übereinstimmst, dann strenge vor dem Prozeß gegen mich einen gegen ihn, meinen Lehrer, an, weil er die alten Leute verdirbt, mich und seinen Vater, mich durch den Unterricht und ihn, indem er ihn tadelt und strafen will," und wenn er nicht von dem Prozeß abläßt oder an meiner Stelle dich anklagt, (wird es dann nicht für mich das Beste sein) vor dem Gericht eben dasselbe (gegen ihn) vorzubringen, was in der Anklage gegen mich vorgebracht wird? E U T H Y P H R O N Beim Zeus, Sokrates, wenn er es unternehmen sollte, mich anzuklagen, dann würde ich, denke ich, schon herausfinden, wo seine schwache Stelle ist, und dann wäre vor Gericht viel mehr die Rede von ihm als von mir.
4E9
ΕΥΘ. Ουδέν γαρ αν μου δφελος ε'ιη, ώ Σώκρατες, ούδέ τφ αν διαφέροι Εύθύφρων των πολλών ανθρώπων, εί μή τα τοιαύτα πάντα ακριβώς είδείην.
5Α4
5 ΣΩ. ΤΑρ' ούν μοι, ώ θαυμάσιε Εύθύφρων, κράτιστόν έστι μαθητη σφ γενέσθαι, καί προ της γραφής της προς Μέλητον αύτά ταύτα προκαλεισθαι αυτόν, λέγοντα δτι εγωγε καί έν τφ εμπροσθεν χρόνφ τα θεια περί πολλού έποιούμην είδέναι, καί νυν έπειδή με έκεινος αύτοσχεδιάζοντά φησι καί καινοτομούντα περί των θείων έξαμαρτάνειν, μαθητής δή γέγονα σός - "καί εί μέν, ώ Μέλητε," φαίην άν, "Εύθύφρονα ομολογείς σοφόν είναι τα τοιαύτα, {καί} όρθώς νομίζειν καί έμέ ήγού καί μή δικάζου· εί δε μή, έκείνφ τω διδασκάλφ λάχε δίκην πρότερον ή έμοί, ώς τους πρεσβυτέρους διαφθείροντι έμέ τε καί τον αυτού πατέρα, έμέ μέν διδάσκοντι, εκείνον δέ νουθετούντί τε καί κολάζοντι" - καί αν μή μοι πείθηται μηδέ άφίη της δίκης ή άντ' εμού γράφηται σε, αύτά ταύτα λέγειν έν τω δικαστηρίφ α προυκαλούμην αΰτός;*
5Β8
ΕΥΘ. Ναι μα Δία, ώ Σώκρατες, εΐ άρα έμέ έπιχειρήσειε γράφεσθαι, εϋροιμ' αν, ώς οίμαι, δπη σαθρός έστιν, καί πολύ αν ήμΐν πρότερον περί έκείνου λόγος έγένετο έν τφ δικαστηρίφ ή περί έμού.
' αύτός Merkelbach, αύτόν die Handschriften.
15
5C 4
5D 7 5
D 8
S O K R A T E S Und weil ich das weiß, lieber Freund, möchte ich dein Schüler werden, weil ich weiß, daß vielleicht auch mancher andere und jedenfalls dieser Meietos dich geradezu überhaupt nicht zu sehen scheint, mich aber so scharf und schnell durchschaut hat, daß er mich wegen Unfrömmigkeit anklagt. Darum sage mir jetzt, beim Zeus, was genau zu wissen du soeben behauptet hast: Was ist das Ehrfurchtige und das Nicht-Ehrfurchtige in Bezug auf Mord und die anderen Dinge? Ist nicht das Fromme 9 in allen Handlungen dasselbe, und das Unfromme andererseits der Gegensatz zu allem Frommen, es selbst immer sich gleich, von einerlei Gestalt hinsichdich der Unfrömmigkeit und allem, was unfromm ist? EUTHYPHRON Gewiß, Sokrates. 6 SOKRATES SO sag, was ist das Fromme und was das Unfromme? 10 EUTHYPHRON Ich sage also: „Das Fromme ist, was ich tue: einen Mann verfolgen, der Unrecht getan hat durch Morden oder Diebstahl heiliger Geräte oder sich in ähnlicher Weise vergangen hat, ob das nun der Vater getan hat oder die Mutter oder sonst irgendein anderer, unfromm
9
(5 C 9) ε υ σ ε β έ ς , 5 D 2 δ σ ι ο ν : Die beiden Wörter werden synonym gebraucht, denn sie bezeichnen dasselbe (ταύτόν), die „eine" Idee des Frommen. Das ταύτόν . . . α ύ τ ό αύτώι όμοΐον ist ein zentraler Begriff i m Weltschöpfungsmythos des Timaios (das Gleiche; p. 35 A ff.). Vgl. zu 6 D 11 (Anm. 16). 10 (5 D 8) Erster Definitionsversuch Euthyphrons. Bei der Besprechung des Textes in der Akademie dürfte der Meister hier gefragt haben: „Was ist v o n dieser Definition zu halten?" Die Fehler sind so offenkundig, daß sie nicht aufgezählt zu werden brauchen.
16
5C4
ΣΩ. Καί εγώ τοι, ώ φίλε εταίρε, ταύτα γιγνώσκων μαθητής έπιθυμώ γενέσθαι σός, είδώς οτι καν άλλος πού τις καί ό Μέλητος ούτος σε μεν ούδέ δοκεΐ όράν, έμέ δέ οϋτως οξέως {άτεχνώς} και ραδίως κατειδεν ώστε ασεβείας έγράψατο. νυν ούν προς Διός λέγε μοι δ νυνδή σαφώς είδέναι διισχυρίζου, ποιόν τι το ευσεβές φής είναι καί το άσεβες καί περί φόνου καί περί τών άλλων; ή ού ταύτόν έστιν έν πάση πράξει το δσιον αύτό αύτω, καί το άνόσιον αΰ του μεν όσίου παντός έναντίον, αύτό δέ αύτφ δμοιον καί έχον μίαν τινά ίδέαν κατά την άνοσιότητα πάν οτιπερ αν μέλλη άνόσιον είναι; ΕΥΘ. Πάντως δήπου, ώ Σώκρατες.
5D7 5D8
6 ΣΩ. Λέγε δή, τί φής είναι το οσιον καί τί το άνόσιον; ΕΥΘ. Λέγω τοίνυν οτι τό μεν δσιόν έστιν δπερ έγώ νΰν ποιώ, τφ άδικοΰντι ή περί φόνους ή περί ιερών κλοπάς ή τι αλλο τών τοιούτων έξαμαρτάνοντι έπεξιέναι, έάντε πατήρ ών τυγχάνη έάντε μήτηρ έάντε άλλος όστισοΰν, το δέ μή
17
5E 2
6A 6
6Β 5
aber, das nicht zu verfolgen." Denn sieh, Sokrates, was für einen großen Beweis für dieses Gesetz ich dir bringen kann — was ich auch anderen schon gesagt habe, daß es zu Recht so geschieht - man soll es dem Gottesfrevler nicht durchgehen lassen, auch nicht, wenn er noch so mächtig sein mag. Denn die Menschen glauben, daß Zeus der beste und gerechteste der Götter sei, und sie stimmen darüber überein, daß er seinen Vater gefesselt hat," weil dieser seine Söhne in ungerechter Weise verschlungen hat, und daß jener seinerseits seinen Vater entmannt hat, aus ähnlichen Gründen. Uber mich aber sind sie entrüstet, weil ich meinen Vater, der Unrecht getan hat, gerichtlich verfolge. Und so widersprechen sie sich selbst hinsichtlich der Götter und meiner. SOKRATES Das ist wohl der Grund, Euthyphron, warum ich in diesem Prozeß angeklagt bin, daß ich unwillig werde, wenn jemand so etwas über die Götter sagt. In diesem Punkt, könnte einer sagen, verfehle ich mich. Jetzt, wo auch du, der du über diese Dinge gut Bescheid weißt, dasselbe sagst, muß ich wohl zwangsläufig zustimmen. Aber sage mir, beim Zeus der Freundschaft, meinst du wirklich, daß alles dieses sich so ereignet hat? EUTHYPHRON Aber es gibt noch viel erstaunlichere Dinge, Sokrates, von denen die Vielen nichts wissen.
" (5 E 6) Euthyphrons Vater hat den T a g e l ö h n e r gefesselt wie Z e u s seinen Vater Kronos.
18
5E2
έπεξιέναι άνόσιον • έπεί, ώ Σώκρατες, θέασαι ώς μέγα σοι έρώ τεκμήριο ν του νόμου οτι οϋτως εχει - δ καί άλλοις ήδη είπον, δτι ταύτα ορθώς αν εϊη οΰτω γιγνόμενα - μή έπιτρέπειν τω άσεβοΰντι μηδ' αν όστισοΰν τυγχάνη ών. αύτοί γαρ oi άνθρωποι τυγχάνουσι νομίζοντες τον Δία των θεών άριστον καί δικαιότατον, καί τούτον όμολογοΰσι τον αύτοΰ πατέρα δήσαι οτι τους ύεις κατέπινεν οΰκ έν δίκη, κάκεινόν γε αύ τον αύτοΰ πατέρα έκτεμειν δι' ετερα τοιαύτα- έμοί δε χαλεπαίνουσιν οτι τω πατρί έπεξέρχομαι άδικοΰντι, και οϋτως αύτοί αύτοις τα εναντία λέγουσι περί τε τών θεών καί περί έμοΰ.
6Α6
ΣΩ. 7 Αρά γε, ώ Εύθύφρων, τοΰτ' εστίν {ού} οϋνεκα την γραφήν φεύγω, δτι τα τοιαύτα έπειδάν τις περί τών θεών λέγη, δυσχερώς πως αποδέχομαι; διό δή, ώς εοικε, φήσει τίς με έξαμαρτάνειν. νύν ούν εί και σοι ταΰτα συνδοκει τω εύ είδότι περί τών τοιούτων, ανάγκη δή, ώς εοικε, καί ήμιν συγχωρείν. τί γαρ καί φήσομεν, οϊ γε καί αύτοί όμολογοΰμεν περί αύτών μηδέν είδέναι; ά λ λ ά μοι είπε προς Φιλίου, σύ ώς αληθώς ήγη ταΰτα οϋτως γεγονέναι;
6Β 5
ΕΥΘ. Καί έ'τι γε τούτων θαυμασιώτερα, ώ Σώκρατες, α οί πολλοί ούκ ϊσασιν.
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6Β7
6 C 5
6 C 8
6D 5 6D 6
SOKRATES Glaubst du wirklich, daß es bei den Göttern Kriege gegeneinander gibt12 und schlimme Feindschaften und viele derartige Dinge, wie sie von den Dichtern erzählt werden, und wie die gutgläubigen Maler sie uns in den Heiligtümern bunt geschmückt haben, und beim großen Athenafest wird der Mantel der Göttin, voll von solchen bunten Schilderungen,13 in Prozession auf die Akropolis gebracht. Sollen wir dies alles als wahrhaftig nehmen, Euthyphron? EUTHYPHRON Nicht nur dieses, sondern - wie ich dir soeben gesagt habe - vieles andere werde ich dir, wenn du willst, über die göttlichen Dinge erzählen; ich bin sicher, du wirst staunen, wenn du das hörst.14 7 SOKRATES Das sollte mich nicht wundern. Aber das sollst du mir ein andermal in Ruhe erzählen; jetzt aber versuche, mir klarer zu sagen, wonach ich dich eben gefragt habe. Denn du hast mich, Freund, nicht ausreichend belehrt, als ich dich fragte, was das Fromme sei, sondern hast gesagt, das Fromme sei, was du tust, indem du den Vater wegen Mordes anklagst. E U T H Y P H R O N Aber ich habe die Wahrheit gesagt, Sokrates. SOKRATES Mag sein; aber, Euthyphron, du sagst doch, es gebe noch viele andere fromme Dinge. EUTHYPHRON Gibt es auch.
12
(6 Β 7) Krieg der Götter gegeneinander: Ilias Buch 20. (6 C 2) A u f dem Mantel der Athena war der Kampf der Götter gegen die Giganten abgebildet. Das waren keine Phantasien der Dichter, soll sich der Schüler in der Akademie sagen, sondern Bestandteil der Staatsreligion. 13
20
6Β7
ΣΩ. Kai πόλεμον άρα ήγη σύ είναι τώ δντι έν τοις θεοίς προς άλλήλους, και έχθρας γε δεινάς καί μάχας καί άλλα τοιαύτα πολλά, οία λέγεται τε υπό των ποιητών, καί υπό των αγαθών γραφέων τά τε άλλα ιερά ήμιν καταπεποίκιλται, καί δή καί τοις μεγάλοις Παναθηναίοις ό πέπλος μεστός τών τοιούτων ποικιλμάτων ανάγεται εις την άκρόπολιν; ταΰτα άληθη φώμεν είναι, ώ Εΰθύφρων;
6C5
ΕΥΘ. Μη μόνον γε, ώ Σώκρατες, άλλ' δπερ άρτι είπον, καί άλλα σοι έγώ πολλά, έάνπερ βούλη, περί τών θείων διηγήσομαι, ä σύ άκούων εύ οίδ' δτι έκπλαγήση.
6C8
7 ΣΩ. Ούκ άν θαυμάζοιμι. άλλα ταΰτα μέν μοι εις αύθις έπί σχολής διηγηση· νυνί δε δπερ άρτι σε ήρόμην πειρώ σαφέστερον ειπείν, ού γάρ με, ώ έταιρε, το πρότερον ίκανώς έδίδαξας έρωτήσαντα το δσιον δτι ποτ' εϊη, άλλά μοι είπες δτι τούτο τυγχάνει δσιον δν ο σύ νύν ποιείς, φόνου έπεξιών τω πατρί.
6D5 6D6
ΕΥΘ. Καί άληθη γε ελεγον, ώ Σώκρατες. ΣΩ. "Ισως. άλλά γάρ, ώ Εύθύφρων, καί άλλα πολλά φης είναι δσια. ΕΥΘ. Καί γάρ εστίν.
14 So zum Beispiel, daß Zeus seine Gattin Metis (Klugheit) verschlungen hat, die schwangere Metis im Leib des Zeus die Athena gebar, und Zeus dann Athena aus seinem Kopf gebar.
21
6 D 9
SOKRATES Erinnere dich doch, daß ich dir nicht aufgetragen habe, eine oder zwei aus den vielen frommen Handlungen zu nennen, sondern j e n e „Form" selbst,15 durch welche alle frommen Handlungen fromm sind. Du sagtest doch, 16 das Unfromme sei durch E I N E „Gestalt" unfromm, und das Fromme fromm? (Pause) Oder erinnerst du dich nicht? EUTHYPHRON D o c h .
6 E 3
SOKRATES Belehre mich also, welche „Gestalt" das ist, damit ich auf sie blickend und sie als Muster nehmend dasjenige fromm nenne, was von deinen oder eines anderen Handlungen von derselben Art ist, aber nicht dasjenige, was von anderer Art ist.
6 E 7
EUTHYPHRON Wenn du es so willst, Sokrates, dann kann ich es dir auch sagen. SOKRATES J a , das will i c h .
6 E 10 7 A2
EUTHYPHRON Also, fromm ist, was den Göttern lieb ist, und unfromm, was ihnen nicht lieb ist.17 SOKRATES Sehr schön hast du, Euthyphron, nun geantwortet, und so, wie ich die Antwort wünschte. Ob freilich richtig, das weiß ich noch nicht; aber du wirst mich selbstverständlich noch weiter darüber belehren, daß das stimmt, was du sagst. 15 (6 D 11) Der Sokrates dieses Dialogs setzt Piatons Ideenlehre voraus; dasselbe gilt fur die Schüler in der Akademie, für die der Dialog geschrieben ist. Die W ö r t e r είδος und ι δ έ α („eine") werden synonym gebraucht. 16 (6 D 12) „du sagtest": Vgl. 5 D 8. Indem Euthyphron sich auf die Priorität des Einen eingelassen hat, ist er — der Mann des Vielen - verloren und kann nichts verstehen. 17 (6 E 10) Zweiter Definitionsversuch. Anschließend Frage des Meisters: „Was ist von dieser Definition zu halten?"
22
6D9
ΣΩ. Μέμνησαι ούν δτι ού τοΰτό σοι διεκελευόμην, εν τι ή δύο με διδάξαι των πολλών όσίων, άλλ' έκεΐνο αυτό το είδος φ πάντα τα δσια δσιά έστιν; έ'φησθα γάρ που μια ιδέα τά τε ανόσια ανόσια είναι καί τα δσια δσια· ή ού μνημονεύεις; ΕΥΘ. Έγωγε.
6Ε3
ΣΩ. Ταύτην τοίνυν με αύτήν δίδαξον την ίδέαν τίς ποτέ έστιν, ϊνα εις έκείνην αποβλέπων καί χρώμενος αύτη παραδείγματι, δ μεν αν τοιούτον ή ών αν ή σύ ή άλλος τις πράττη φώ δσιον είναι, δ δ' αν μή τοιούτον, μη φώ.
6Ε7
ΕΥΘ. Ά λ λ ' ει οϋτω βούλει, ώ Σώκρατες, καί οϋτω σοι φράσω. ΣΩ. Άλλα μην βούλομαί γε.
6 Ε 10
ΕΥΘ. "Εστί τοίνυν το μεν τοις θεοις προσφιλές δσιον, τό δε μή προσφιλές άνόσιον.
7Α2
ΣΩ. Παγκάλως, ώ Εύθύφρων, καί ώς έγώ έζήτουν άποκρίνασθαί σε, οϋτω νύν άπεκρίνω. εί μέντοι αληθώς, τούτο οΰπω οίδα, άλλα σύ δήλον δτι έπεκδιδάξεις ώς έστιν άληθή α λέγεις.
23
EUTHYPHRON G e w i ß .
7 A 6
8 SoKRATES Also gut, laß uns untersuchen, wie du es meinst. Das Gottgeliebte und der gottgeliebte Mensch ist fromm, das Gottverhaßte und der gottverhaßte Mensch ist u n f r o m m ; das ist nicht dasselbe, sondern der vollständige Gegensatz, das Fromme und das U n f r o m m e ; ist das nicht richtig? EUTHYPHRON Allerdings.
7 A 11 7 Β 3
7 Β 6
SoKRATES Und es scheint gut gesagt zu sein? EUTHYPHRON Ich denke, Sokrates. SOKRATES U n d auch, daß die Götter in zwei Parteien zerfallen und miteinander streiten und daß es Haß zwischen ihnen gibt, Euthyphron, auch das haben wir gesagt? EUTHYPHRON Ja, das haben wir gesagt. SOKRATES Ü b e r welche Streitobjekte, Bester, wird so gestritten, daß es zu Haß und Zorn kommt? (Pause) W e n n wir beide, ich und du, (zwei Geldhäufchen vor Augen) uns nicht darüber einigen könnten, welcher von beiden an W e r t der höhere ist, könnte dann die unterschiedliche Ansicht uns zu Feinden machen, die einander grollen, oder w ü r d e n wir nachrechnen, u n d der Streit wäre bald beigelegt? EUTHYPHRON Sicher.
7 C 3
SOKRATES U n d w e n n wir verschiedener Ansicht wären über „größer" und „kleiner", dann w ü r d e n wir es ausmessen, und die verschiedene Ansicht wäre rasch vergessen? E U T H Y P H R O N SO ist es.
24
ΕΥΘ. Πάνυ μεν ούν. 7Α6
8 ΣΩ. Φέρε δή, έπισκεψώμεθα τί λέγομεν. το μέν θεοφιλές τε καί θεοφιλής άνθρωπος δσιος, το δέ θεομισές καί ό θεομισής ανόσιος· ού ταύτόν δ' έστίν, άλλα το έναντιώτατον, το δσιον τω άνοσίφ · ούχ οΰτως; ΕΥΘ. Οϋτω μέν ούν.
7 Α 11
ΣΩ. Καί εύ γε φαίνεται είρήσθαι; ΕΥΘ. Δοκώ, ώ Σώκρατες. ( ε'ίρηται γάρ}.
7Β3
ΣΩ. Ούκοΰν καί οτι στασιάζουσιν οί θεοί, ώ Εύθύφρων, καί διαφέρονται άλλήλοις καί έχθρα έστίν έν αύτοίς προς αλλήλους, καί τοΰτο ε'ίρηται; ΕΥΘ. Ε'ίρηται γάρ.
7Β6
ΣΩ. "Εχθραν δέ καί όργάς, ώ άριστε, ή περί τίνων διαφορά ποιεί; ώδε δέ σκοπώμεν. άρ' αν εί διαφεροίμεθα έγώ τε καί συ περί αριθμού όπότερα πλείω, ή περί τούτων διαφορά έχθρούς αν ημάς ποιοι καί όργίζεσθαι άλλήλοις, ή έπί λογισμον έλθόντες περί γε των τοιούτων ταχύ αν άπαλλαγειμεν; ΕΥΘ. Πάνυ γε.
7C3
ΣΩ. Ούκοΰν καί περί του μείζονος καί έλάττονος εί διαφεροίμεθα, έπί το μετρείν έλθόντες ταχύ παυσαίμεθ' αν της διαφοράς; ΕΥΘ. "Εστί ταύτα.
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7 C 7
SOKRATES Und des Abwiegens würden wir - so meine ich - uns bedienen, wenn wir über das Schwerere und das Leichtere verschiedener Ansicht wären? EUTHYPHRON Natürlich.
7 C 10
SOKRATES Was ist also jenes, wegen dessen wir streiten und, wenn wir zu keiner Entscheidung kommen können, einander feind sind und grollen? (Pause) Vielleicht ist die Antwort dir nicht so zur Hand, aber wenn ich es sage, sieh zu, ob es nicht dieses ist: Das Gerechte und das Ungerechte und das Schöne und das Häßliche, das Gute und das Schlechte, ist es nicht eben dasjenige, über das wir Menschen uns entzweien, einander fremd werden, ich und du und alle Menschen?
7 D 6
EUTHYPHRON Ja, darin liegt der Zwist, Sokrates, und über diese Dinge.
7D8
SOKRATES W i e steht es nun mit den Göttern, Euthyphron? Ist es nicht so, daß sie, wenn sie verschiedener Ansicht sind, über eben diese Dinge verschiedener Ansicht sind? EUTHYPHRON Ja, das ist absolut zwingend.
7 Ε 1
SOKRATES Also halten nach deiner Meinung, edler Euthyphron, auch bei den Göttern die einen das eine, die anderen das andere für gerecht und ungerecht, schön und häßlich, gut und schlecht; denn sonst würden sie nicht in zwei Parteien zerfallen, wenn sie nicht darüber verschiedener Ansicht wären? (Pause) Oder nicht?
7 E 5 7 E 6
EUTHYPHRON Was du sagst, ist richtig. SOKRATES Nun ist es doch so, daß ein jeder das, was er für gut und schön hält, auch liebt, das Gegenteil davon aber haßt? EUTHYPHRON G e w i ß .
26
7C7
Ι Ω . Καί έπί γε το ίστάναι έλθόντες, ώς έγφμαι, περί του βαρυτέρου τε καί κουφοτέρου διακριθειμεν αν; ΕΥΘ. Πώς γαρ ου;
7 C 10
ΣΩ. Περί τίνος δέ δή διενεχθέντες καί επί τίνα κρίσιν ού δυνάμενοι άφικέσθαι εχθροί γε αν άλλήλοις είμεν καί όργιζοίμεθα; ϊσως ού πρόχειρόν σοί έστιν, ά λ λ ' έμού λέγοντος σκόπει ει τάδε εστί τό τε δίκαιον καί το άδικον καί καλόν καί αίσχρόν καί αγαθόν καί κακόν, άρα ού ταύτά έστιν περί ών διενεχθέντες καί ού δυνάμενοι έπί ίκανήν κρίσιν αύτών έλθεΐν εχθροί άλλήλοις γιγνόμεθα, οταν γιγνώμεθα, καί έγώ καί συ καί οί άλλοι άνθρωποι πάντες;
7D 6
ΕΥΘ. Ά λ λ ' εστίν αΰτη ή διαφορά, ώ Σώκρατες, καί περί τούτων.
7D8
ΣΩ. Τί δέ οί θεοί, ώ Εύθύφρων; ούκ ε'ίπερ τι διαφέρονται, δι' αύτά ταύτα διαφέροιντ' άν; ΕΥΘ. Πολλή ανάγκη.
7Ε 1
ΣΩ. Καί των θεών άρα, ώ γενναίε Εύθύφρων, άλλοι άλλα δίκαια ηγούνται κατά τον σον λόγον, καί καλά καί αισχρά καί άγαθά καί κακά- ού γάρ άν που έστασίαζον άλλήλοις εί μή περί τούτων διεφέροντο • ή γάρ;
7Ε5 7Ε6
ΕΥΘ. Όρθώς λέγεις. ΣΩ. Ούκοΰν απερ καλά ηγούνται έκαστοι καί άγαθά καί δίκαια, ταύτα καί φιλούσιν, τά δέ έναντία τούτων μισούσιν; ΕΥΘ. Πάνυ γε.
27
7 E 9
S o K R A T E S U n d dieselben Dinge, sagst du, halten die einen für gerecht, die anderen für ungerecht, und darüber streiten sie auch und zerfallen in Parteien und führen Krieg gegeneinander? (Pause) Ist es nicht so? E U T H Y P H R O N SO ist es.
8
A 4
SOKRATES Also werden dieselben Dinge von den G ö t tern gehaßt und geliebt und alle wären dann gottverhaßt und gottgeliebt? E U T H Y P H R O N SO s c h e i n t es.
8 A 7
SOKRATES
U n d f r o m m und u n f r o m m wären dann dasselbe, Euthyphron, nach dieser Überlegung? EUTHYPHRON Ich fürchte, ja.
8 A 10
9 SOKRATES Also hast du, Seltsamer, nicht auf meine Frage geantwortet, denn ich habe nicht danach gefragt, was gleichbleibend sowohl f r o m m als auch u n f r o m m ist und nicht nach dem, was gottgeliebt und gleichzeitig - wie es scheint — auch gottverhaßt ist; so daß es nicht verwunderlich ist, w e n n dasjenige, was du n u n tust, Euthyphron, indem du deinen Vater züchtigen willst, dem Zeus lieb ist, aber d e m K r o n o s u n d U r a n o s verhaßt, 1 8 u n d d e m Hephaistos lieb, aber der Hera verhaßt; 19 und w e n n v o n den anderen Göttern einer mit d e m anderen über etwas streitet, geht es ihnen ebenso.
18
(8 Β 2) „ D e m Z e u s lieb, aber d e m K r o n o s u n d d e m U r a n o s verhaßt": vgl. 5 E 6.
28
7E9
ΣΩ. Ταύτα δέ γε, ώς σύ φής, οί μεν δίκαια ηγούνται, οί δέ άδικα, περί α καί αμφισβητούντες στασιάζουσί τε καί πολεμοΰσιν άλλήλοις · άρα ούχ οϋτω; ΕΥΘ. Οϋτω.
8Α4
ΣΩ. Ταΰτ' άρα, ώς εοικεν, μισείται τε υπό των θεών καί φιλεΐται, καί θεομισή τε καί θεοφιλή ταΰτ' αν εϊη; ΕΥΘ. "Εοικεν.
8Α7
ΣΩ. Καί όσια αρα καί ανόσια τα αύτά αν εϊη, ώ Εύθύφρων, τούτω τω λόγφ; ΕΥΘ. Κινδυνεύει.
8 Α 10
9 ΣΩ. Ούκ αρα δ ήρόμην άπεκρίνω, ώ θαυμάσιε, ού γαρ τοΰτό γε ήρώτων, δ τυγχάνει ταύτόν δν δσιόν τε καί άνόσιον· δ δ' αν θεοφιλές ή και θεομισές έστιν, ώς εοικεν. ώστε, ώ Εύθύφρων, δ σύ νυν ποιείς τον πατέρα κολάζων, ουδέν θαυμαστόν ει τούτο δρών τφ μέν Διί προσφιλές ποιείς, τω δέ Κρόνω καί τω Ούρανφ έχθρόν, καί τφ μέν Ήφαίστφ φίλον, τη δέ "Ηρα έχθρόν, καί εϊ τις άλλος τών θεών ετερος έτέρω διαφέρεται περί αύτοΰ, καί έκείνοις κατά τα αύτά. " (8 Β 3) „Dem Hephaistos lieb, aber der Hera verhaßc": Als Zeus aus seinem Kopf die Tochter Athena geboren hatte, war Hera eifersüchtig und wollte auch allein, ohne die Mitwirkung ihres Mannes, ein Kind gebären. Sie gebar auch tatsächlich einen Sohn, den Hephaistos, aber der war lahm. In W u t schleuderte sie ihn vom Olymp hinab ins Meer; aber Thetis rettete ihn und zog ihn auf. Er wurde ein kunstvoller Schmied und rächte sich an Hera, indem er einen goldenen T h r o n schmiedete, der unsichtbare Fesseln hatte. Er schickte diesen Thron angeblich als Ehrengabe an die Mutter auf den Olymp; Hera setzte sich darauf und war gefesselt. Sie wurde erst durch die Intervention des Dionysos wieder befreit.
29
8 Β 7
EUTHYPHRON Aber über diesen Punkt, Sokrates, meine ich, daß keiner mit einem anderen streiten kann, daß der Mann bestraft werden muß, der einen anderen ungerecht tötet.
8 Β 10
8 C 3
SOKRATES Wie, Euthyphron? Hast du schon jemanden gehört, der bestreitet, daß ein Mann bestraft werden muß, der ungerecht getötet oder was auch immer ungerecht getan hat? EUTHYPHRON Immerhin, man streitet darüber ununterbrochen andernorts und vor den Gerichtshöfen, denn die Leute, die alles mögliche zu Unrecht getan haben, tun und reden alles mögliche, wenn sie angeklagt werden.
8 C 6
SOKRATES Kommt das auch vor, Euthyphron, wenn sie eingestehen, Unrecht getan zu haben, daß sie dennoch sagen, sie verdienten keine Strafe? EUTHYPHRON Nein, das kommt nicht vor.
8 C 9
SOKRATES Also tun und sagen sie nicht ganz alles. Denn, mir scheint, sie trauen sich nicht zu sagen oder gar zu bestreiten, daß sie, wenn sie wirklich Unrecht getan haben, nicht bestraft werden sollen, sondern, mir scheint, sie sagen, daß sie kein Unrecht getan haben, oder? EUTHYPHRON Das ist wahr.
8 D 4
SOKRATES Also bestreiten sie nicht, daß der bestraft werden muß, der Unrecht getan hat, sondern sie streiten darüber, wer es ist, der Unrecht getan hat und was es war und wann? EUTHYPHRON Das stimmt.
30
8Β7
ΕΥΘ. Ά λ λ ' οιμαι, ώ Σώκρατες, περί γε τούτου των θεών ούδένα ετερον έτέρφ διαφέρεσθαι, ώς οΰ δει δίκην διδόναι εκείνον δς αν αδίκως τινά άποκτείνη.
8 Β 10
ΣΩ. Τί δέ; ανθρώπων, ώ Εύθύφρων, ήδη τινός ήκουσας αμφισβητούντος ώς τον αδίκως άποκτείναντα ή άλλο αδίκως ποιούντα ότιούν ού δει δίκην διδόναι;
8C 3
ΕΥΘ. Ουδέν μεν ούν παύονται ταύτα αμφισβητούντες καί άλλοθι καί έν τοις δικαστηρίοις· άδικούντες γαρ πάμπολλα, πάντα ποιούσι και λέγουσι φεύγοντες την δίκην.
8C6
ΣΩ. "Η καί όμολογούσιν, ώ Εύθύφρων, άδικειν, καί όμολογούντες ομως ού δειν φασί σφάς διδόναι δίκην; ΕΥΘ. Ούδαμώς τοΰτό γε.
8C9
ΣΩ. Ούκ άρα πάν γε ποιούσι καί λέγουσι· τούτο γαρ οίμαι ού τολμώσι λέγειν ούδ' άμφισβητειν, ώς ούχί εϊπερ άδικούσί γε δοτέον δίκην, ά λ λ ' οίμαι οϋ φασιν άδικειν - ή γάρ; ΕΥΘ. 'Αληθή λέγεις.
8D4
ΣΩ. Ούκ άρα έκεΐνό γε άμφισβητούσιν, ώς ού τον άδικούντα δει διδόναι δίκην, ά λ λ ' έκεΐνο ϊσως άμφισβητούσιν, το τίς έστιν ό άδικών καί τί δρών καί πότε; ΕΥΘ. 'Αληθή λέγεις.
31
8 D 8
SOKRATES Geht es nun nicht auch den Göttern ebenso, wenn sie denn — wie du sagst - über Recht und Unrecht streiten:20 Die einen sagen, daß die anderen ihnen Unrecht angetan haben, die anderen leugnen das? (Pause) Denn jenes, du Sonderbarer, wagt wohl keiner zu sagen, daß der Missetäter nicht bestraft werden soll? EUTHYPHRON Ja, was du sagst, ist richtig, Sokrates, in dem Hauptpunkt.
8 E 3
SOKRATES Aber über jeden einzelnen Punkt der Ereignisse, Euthyphron, streiten sowohl die Menschen wie die Götter, wenn die Götter denn streiten. Wenn sie über irgendeine Handlung streiten, sagen die einen, sie sei rechtens geschehen, die anderen, zu Unrecht. (Pause) Ist es nicht so? EUTHYPHRON J a .
9 A 1
10 SOKRATES Also gut, bester Euthyphron, belehre mich auch, damit ich klüger werde, was für ein göttliches Zeichen du dafür hast, daß alle Götter der Meinung sind, jener Mensch sei zu Unrecht getötet worden, der als Lohnarbeiter einen Menschen erschlagen hat und dann, von dem Herrn des Getöteten eingesperrt, in den Fesseln gestorben ist, bevor der Einsperrende von den Kennern des göttlichen Rechts erfahren hatte, was mit ihm zu tun sei, und ob es in einem solchen Fall richtig sei, daß der Sohn den Vater wegen dieses Mannes anklagt und ihm Mord vorwirft. Wohlan, für diesen Fall versuche mir deutlich zu zeigen, daß alle Götter ganz gewiß der Meinung sind,
(8 D 9) W e n n sie denn streiten: Die ganze Vorstellung, die Götter im Plural, fuhrt in die Irre.
20
32
8 D 8
ΣΩ. Ούκούν αυτά γε ταύτα καί οί θεοί πεπόνθασιν, εϊπερ στασιάζουσι περί των δικαίων καί άδικων ώς ό σος λόγος, καί οί μέν φασιν αλλήλους άδικειν, οί δε οϋ φασιν; έπεί έκεΐνό γε δήπου, ώ θαυμάσιε, ουδείς οΰτε θεών οϋτε ανθρώπων τολμά λέγειν, ώς ού τφ γε άδικοΰντι δοτέον δίκην;
8 Ε 3
ΕΥΘ. Ναί, τούτο μέν αληθές λέγεις, ώ Σώκρατες, τό γε κεφάλα ιον. ΣΩ. Ά λ λ '
εκαστόν γε οίμαι, ώ Εύθύφρων, τών πρα-
χθέντων άμφισβητοΰσιν οί αμφισβητούντες, καί άνθρωποι καί θεοί, ε'ίπερ άμφισβητοΰσιν θεοί- πράξεώς τίνος πέρι διαφερόμενοι οί μέν δικαίως φασιν αυτήν πεπράχθαι, οί δέ άδίκως· άρ' οΰχ οΰτω; ΕΥΘ. Πάνυ γε. 9 Α 1
10 ΣΩ. "Ιθι νυν, ώ φίλε Εύθύφρων, δίδαξον καί έμέ, ϊνα σοφώτερος γένωμαι, τί σοι τεκμήριόν έστιν ώς πάντες θεοί ηγούνται έκεινον άδίκως τεθνάναι, δς αν θητεύων άνδροφόνος γενόμενος, συνδεθείς υπό τοΰ δεσπότου τοΰ άποθανόντος, φθάση τελευτήσας δια τα δεσμά πριν τον συνδήσαντα παρά τών εξηγητών περί αύτοΰ πυθέσθαι τί χρή ποιείν, καί υπέρ τοΰ τοιούτου δή όρθώς έ'χει έπεξιέναι καί έπισκήπτεσθαι φόνου τον ύόν τω πατρί; ϊθι, περί τούτων πειρώ τί μοι σαφές ένδείξασθαι ώς παντός μάλλον πάντες θεοί ηγούνται
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diese Handlung sei richtig; und wenn du mir dieses hinlänglich beweist, werde ich niemals aufhören, dich wegen deiner Weisheit zu preisen. 9 Β 4
EUTHYPHRON Aber das wäre vielleicht nicht so kurz auszufuhren, Sokrates, denn ich könnte dir das ganz klar beweisen.
9 Β 6
SOKRATES Ich verstehe; ich scheine dir schwerer von Begriff als die Richter, denn denen wirst du ja wohl ganz klar beweisen, daß es sich u m ungerechte Handlungen handelt und daß alle Götter sie hassen? EUTHYPHRON Ganz klar, Sokrates, mindestens, wenn sie mir zuhören.
9 C 1
11 SOKRATES Sie werden dir zuhören, jedenfalls wenn du gut zu sprechen scheinst. Aber mir ist ein Gedanke g e k o m m e n , während du sprachst. Ich habe bei mir gedacht: „Selbst wenn Euthyphron mich darüber belehrt, daß alle Götter einen solchen T o d für ungerecht halten, was habe ich dann von Euthyphron darüber gelernt, was das Fromme und das U n f r o m m e ist? Denn diese Tat wäre dann eben gottverhaßt. Aber damit wäre, wie sich gezeigt hat, das Fromme und U n f r o m m e noch nicht definiert, 21 denn es hat sich gezeigt, daß das Gottverhaßte auch gottgeliebt ist." So will ich dir, Euthyphron, dies erlassen, wenn du es so willst, mögen alle Götter diese Handlung für ungerecht halten und alle sie hassen. Wir wollen statt-
21 (9 C 8) Sokrates unterläßt es ausdrücklich festzustellen, daß Euthyphrons Definition gescheitert ist. D e r Meister in der A k a demie wird daraufhingewiesen haben.
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όρθώς εχειν ταύτην την πράξιν· καν μοι ίκανώς ένδειξη, έγκωμιάζων σε έπί σοφία ουδέποτε παύσομαι. 9Β4
ΕΥΘ. Ά λ λ ' ϊσως ούκ ολίγον έργον εστίν, ώ Σώκρατες, έπεί πάνυ γε σαφώς έ'χοιμι αν έπιδείξαί σοι.
9Β6
ΣΩ. Μανθάνω· οτι σοι δοκώ των δικαστών δυσμαθέστερος είναι, έπεί έκείνοις γε ένδειξη δήλον οτι ώς άδικά τέ έστιν καί oi θεοί άπαντες τα τοιαύτα μισοΰσιν; ΕΥΘ. Πάνυ γε σαφώς, ώ Σώκρατες, έάνπερ άκούωσί γέ μου λέγοντος.
9C 1
11 ΣΩ. Άλλ' άκούσονται. έάνπερ εύ δοκης λέγειν, τόδε δέ σου ένενόησα άμα λέγοντος καί προς έμαυτόν σκοπώ· "Εί οτι μάλιστά με Εύθύφρων διδάξειεν ώς oi θεοί άπαντες τον τοιούτον θάνατον ηγούνται άδικον είναι, τί μάλλον εγώ μεμάθηκα παρ' Εύθύφρονος τί ποτ' έστίν το δσιόν τε καί το άνόσιον; θεομισές μεν γαρ τοΰτο το έργον, ώς εοικεν, εϊη άν. άλλα γάρ ού τούτω έφάνη άρτι ώρισμένα το οσιον καί μή· το γάρ θεομισες δν καί θεοφιλές έφάνη." ώστε τούτου μεν άφίημί σε, ώ Εύθύφρων- εί βούλει, πάντες αύτο ήγείσθων θεοί άδικον και πάντες μισούντων. άλλ' άρα τοΰτο
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9 D 2
dessen lieber neu ansetzen22 und sagen: „Was alle Götter hassen, ist unfromm, was sie lieben, fromm. Was die einen lieben, die anderen hassen, ist keines von beiden oder beides." Ist es dir recht, daß wir das Fromme und Unfromme so definieren? EUTHYPHRON Was spricht dagegen, Sokrates?
9 D 8
SOKRATES Von mir aus nichts, Euthyphron. Aber überlege du deinerseits, ob du, diese Definition zur Grundlage nehmend, mir am besten die Auskunft geben kannst, die du versprochen hast.
9 Ε 1
EUTHYPHRON Ich würde also sagen: „Fromm ist, was alle Götter lieben", und umgekehrt, „was alle Götter hassen, ist unfromm." 23
9 Ε 4
SOKRATES Wollen wir nicht auch hier wieder untersuchen, Euthyphron, ob dieser Satz richtig ist, oder wollen wir das unterlassen und es so durchgehen lassen bei uns und den anderen und wenn einer nur sagt, das und das sei so und so, zugeben, daß es so ist?24 (Pause)
Oder muß
geprüft werden, ob der Satz richtig ist?
22 (9 D 2) Sokrates schlägt eine neue Fassung der zweiten Definition vor. 23 (9 E 1) Euthyphron greift den ersten Teil der Definition des Sokrates auf, läßt aber den zweiten Teil w e g („Was die einen lieben, die anderen hassen, ist keines von beiden oder beides"). E r hat also ein entscheidendes Argument gegen seine Definition ignoriert. Ich stelle mir vor, daß Piatons Schüler in der Akademie gelacht und gerufen haben: „Und w o bleiben die anderen, welche von den einen geliebt, von den anderen aber gehaßt werden? Diese
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δ νυν έπανορθούμεθα έν τφ λόγω - ώς ö μεν αν πάντες oi θεοί μισώσιν άνόσιόν έστιν, δ δ' αν φιλώσιν, δσιον· δ δ' αν οι μεν φιλώσιν oi δέ μισώσιν, ουδέτερα ή αμφότερα - άρ' οΰτω βούλει ήμίν ώρίσθαι νυν περί του όσίου καί του άνοσίου; ΕΥΘ. Τί γαρ κωλύει, ώ Σώκρατες; 9D8
ΣΩ. Ουδέν έμέ γε, ώ Εΰθύφρων, άλλα συ δή το σον σκοπεί, εί τοΰτο ΰποθέμενος οϋτω ραστά με διδάξεις δ ύπέσχου.
9Ε 1
ΕΥΘ. Ά λ λ ' έ'γωγε φαίην αν τοΰτο είναι το δσιον δ αν πάντες οί θεοί φιλώσιν, και το εναντίον, δ άν πάντες θεοί μισώσιν, άνόσιον.
9Ε4
ΣΩ. Οΰκοΰν έπισκοπώμεν αϋ τοΰτο, ώ Εύθύφρων, εί καλώς λέγεται, ή έώμεν καί οΰτω ημών τε αυτών άποδεχώμεθα καί τών άλλων, έάν μόνον φη τίς τι έ'χειν οΰτω συγχωροΰντες εχειν; ή σκεπτέον τί λέγει ό λέγων;
Definition taugt nichts". W e n n Platon fur ein breiteres P u b l i k u m geschrieben hätte, hätte er den Fehler deutlich kenntlich g e m a c h t . Sokrates (Piaton) ü b e r g e h t d e n F e h l e r , er hat w o h l m i t d e r I n t e r v e n t i o n der H ö r e r g e r e c h n e t . I m n a c h f o l g e n d e n T e x t w i d e r l e g t Sokrates die T h e s e des E u t h y p h r o n v o n einer a n d e r e n Seite her. D e r Satz, „ w a s alle G ö t t e r l i e b e n , ist f r o m m " , ist falsch; es m u ß h e i ß e n „alle G ö t t e r lieben es, weil es (seinem W e s e n nach) fromm ist". •>4
(9 E 4) D i e s e r Satz ist a u c h e i n e M a h n u n g an P i a t o n s S c h ü l e r in d e r Akademie.
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EUTHYPHRON ES muß geprüft werden, aber ich m e i nerseits meine, daß dieser Satz nun richtig ist. 10 A 1
1 2 SOKRATES Darüber, mein Bester, werden wir bald klarer sehen. 2 5 U b e r l e g e
bitte
Folgendes:
Wird
das
Fromme deshalb von den Göttern geliebt, weil es (in sein e m Wesen) fromm ist,76 oder ist es fromm, weil alle Götter es lieben? 10 A 4
EUTHYPHRON
Ich verstehe nicht, was du meinst,
Sokrates. 10 A 5
SOKRATES SO will ich versuchen, mich deutlicher auszudrücken. W i r benutzen doch Wörter wie „tragend" und „getragen" oder „geführt" und „führend" oder „gesehen" und „sehend" und viele solche Ausdrücke. Verstehst du, daß sie verschieden sind, und inwiefern? EUTHYPHRON Ich glaube zu verstehen.
10 A 10
SOKRATES Also gibt es auch ein „Geliebtes" und
-
davon verschieden — ein „Liebendes"? EUTHYPHRON Klar.
10 Β 1
SOKRATES N u n sag mir: Ist das Getragene ein Getragenes, weil es getragen wird, oder aus einem anderen Grund? EUTHYPHRON Nein, aus diesem Grund.
( 1 0 A 1 - 1 0 D 14) Dieser Abschnitt ist, w e g e n der verschiedenen grammatischen Struktur des Griechischen einerseits und des Deutschen (und der anderen m o d e r n e n Sprachen) andererseits, kaum zu übersetzen. In den m o d e r n e n Sprachen gibt es zwei genera ( D i a t h e s e n ) des V e r b u m s , A k t i v und Passiv; i m Griechischen sind es drei, Aktiv, M e d i u m und Passiv. Das M e d i u m ist entweder aktivisch oder passivisch wiederzugeben. 25
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ΕΥΘ. Σκεπτέον· οΐμαι μέντοι εγωγε τοΰτο νυνί καλώς λέγεσθαι. 10ΑΙ
10 Α 4 10 Α 5
12 ΣΩ. Τάχ', ώγαθέ, βέλτνον είσόμεθα. έννόησον γαρ το τοιόνδε· αρα το οσιον οτι οσιον εστίν φιλείται υπό των θεών, ή οτι φιλείται δσιόν έστιν; ΕΥΘ. Ούκ οίδ' οτι λέγεις, ώ Σώκρατες. ΣΩ. Ά λ λ ' έγώ πειράσομαι σαφέστερον φράσαι. λέγομέν τι φερόμενον καί φέρον καί άγόμενον καί άγον καί όρώμενον καί όρων καί πάντα τα τοιαύτα μανθάνεις οτι ετερα αλλήλων έστί καί ή ετερα; ΕΥΘ. "Εγωγέ μοι δοκώ μανθάνειν.
10 Α 10
ΣΩ. Ούκοΰν καί φιλούμενόν τί έστιν καί τούτου ετερον το φιλοΰν; ΕΥΘ. Πώς γαρ ου;
10 Β 1
ΣΩ. Λέγε δή μοι, πότερον το φερόμενον διότι φέρεται φερόμενόν έστιν, ή δι' αλλο τι; ΕΥΘ. Ουκ, άλλα δια τοΰτο.
Man weiß daher bei den medialen Formen nie, ob sie in unseren D e n k kategorien als Passiva oder als Activa zu verstehen sind. Es bleibt nichts anderes übrig, als zu versuchen, den Sinn in freier Ubersetzung wiederzugeben. 26 Das εστίν ist nicht enklitisch (δσιόν έστιν), sondern trägt den Akzent (οσιον εστίν). So auch in 10 D 4, 10 D 6, 10 E 2, 11 A 5, 11 A 7, 11 Β 4. Das Verbum ε ί ν α ι wird hier von Sokrates (Piaton) nicht als Kopula gebraucht, sondern als selbständiges Verbum im Sinne von „sein, existieren".
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10 Β 4
10 Β 7
SOKRATES Und das Geführte, weil es geführt wird, und das Gesehene, weil jemand es sieht? EUTHYPHRON Gewiß. SOKRATES Es wird also nicht deshalb gesehen, weil es ein Gesehenes ist, sondern umgekehrt, es ist ein Gesehenes, weil es gesehen wird; und es wird nicht geführt, weil es ein Geführtes ist, sondern es ist ein Geführtes, weil es geführt wird; und es wird nicht getragen, weil es ein Getragenes ist, sondern weil es getragen wird, ist es ein Getragenes. Ist nun klar, Euthyphron, was ich meine? Ich meine es so: Wenn etwas wächst 27 oder wenn es etwas erleidet, so wächst es nicht, weil es ein Wachsendes ist, sondern es ist ein Wachsendes, weil es wächst; und es erleidet nicht, weil es ein Erleidendes ist, sondern es ist ein Erleidendes, weil es etwas erleidet. Das gibst du doch zu? EUTHYPHRON J a .
10 C 6
SOKRATES Ist nun nicht das Geliebte entweder ein Wachsendes oder ein Erleidendes? EUTHYPHRON Gewiß.
(10 C 1 - 3 ) Das E x e m p e l mit dem Wort γ ί γ ν ε σ θ α ι „werden, wachsen" läßt sich i m Deutschen k a u m mit nur einem Wort w i e d e r g e b e n , da das W o r t „ w e r d e n " auch als Hilfsverbum gebraucht wird. S o habe ich in 10 C 1 - 3 γ ί γ ν ε σ θ α ι mit „wachsen" übersetzt, in 10 D 6 mit „werden". (10 C 3 - 4 ) Hier verzweifle ich an der Übersetzung. Es wird das Wort π ά σ χ ε ι ν ,,(er)leiden" gebraucht, in aktivischer Form. Aber mit demselben Wort wird grammatisch das Passiv bezeichnet. So ist in 10 C 3 - 4