Platon: Band 1 Eidos. Paideia. Dialogos [Reprint 2019 ed.]
 9783111707815, 9783111318271

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PLATON I E I D O S • PAIDEIA • DIALOGOS VON

PAUL FRIEDLÄNDER

B E R L I N UND L E I P Z I G 1928

WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G.J.Göschen'scheVerlagshandlung —J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer — Karl ]. Trübner — Veit & Comp.

PLATON E I D O S • PAIDEIA • DIALOGOS

VON

PAUL FRIEDLÄNDER

B E R L I N UND L E I P Z I G 1928

W A L T E R DE G R U Y T E R & CO. vormals G.J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag,Verlagsbuchhandlung Georg Reimer - Karl J. Trübner - Veit & Comp.

Printed in Germany

UDALRICO • DE • WILAMOWITZ-MOELLENDORFF TQI • A A l M O N I ß l

ANNUM • OCTOGESIMUM • VITAE FORTITER • INEUNTI

Was kann uns allein wiederherstellen? Der Anblick des Vollkommenen.

VORWORT. Diehiervorliegenden neunKapitel sind allerdings eine Einheit. Aber im Sinne des Verfassers wird das was er über Piaton zu sagen hat erst vollständig durch einen zweiten Band, der zu diesem ersten gehört wie das Besondere zum Allgemeinen. Er soll „Die platonischen Schriften" heißen und ist zum größten Teil niedergeschrieben. Beide zusammen wollenForm, Struktur,Morphe sichtbar machen im Ganzen und im Einzelnen und, weit entfernt sich an Piatons Stelle zu drängen, vielmehr eine Wegweisung hin zu ihm sein. 'Oöo? ävuu Kanu |iia xai airrrj. Wie der Verfasser, ausgehend von einzelnen Dialogen, über den platonischen Dialog überhaupt nachzudenken begann als die (nach Dilthey) „am meisten rätselhafte und komplizierte Form des Altertums", und wie er sich wiederum von dort aus die platonische Existenz überhaupt sichtbar zu machen suchte, so wird ihm zuletzt wieder jeder einzelne Dialog in seinem unerschöpflichen Sonderleben Gegenstand des Forschens. Vor fast genau zehn Jahren — in den unvergeßlichen Tagen der „deutschen Kriegsuniversität Wilna" — hat der Verfasser zum ersten Mal über Piaton gesprochen mit dem noch unbestimmten Bewußtsein, daß er über ihn etwas Eigenes und doch nicht nur Subjektives zu sagen habe. Wer die Jahre des Krieges hindurch in den Gräben vor Ypern und in russischen Hütten oft mit den platonischen Werken allein war, dem mußten diese Dramata, diese Welt von Philia und Neikos, mit bisher unbekannter Kraft lebendig werden. An irgendwelche wissenschaftliche Arbeit wurde dabei nicht von fern gedacht, wo jede Zukunft, und nun gar wissenschaftliche Zukunft, im Ungewissen verschwamm. Aber es war alles andere eher als Zufall, daß auf der wirren Grenze von Krieg und

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Vorwort.

Frieden Piaton der Führer wurde und an dieser nunmehr in wissenschaftliche Wege einlenkenden Arbeit die Rückkehr zur Wissenschaft überhaupt gelang. Daß hier einer eminent philosophischen Aufgabe jemand verfallen ist, der nie eine philosophische Schulung im strengsten Sinne durchgemacht hat, muß gleich im Voraus gesagt werden. Dabei wolle man bedenken, daß fundamentale Rätsel des Phänomens Piaton heut von der klassischen Philologie aus immer noch eher als von der Philosophie überhaupt auch nur in den Blick zu bekommen sind. Von dem vorliegenden Bande wurde im Jahre 1923 eine erste Skizze niedergeschrieben. Die neun Kapitel sind einzeln in den drei folgenden Jahren ausgearbeitet worden, während gleichzeitig die Arbeit am zweiten Bande voranging. Daß sich aus diesem allmählichen Entstehen eine gewisse Ungleichheit ergab, war unvermeidlich. Ausgleichende Überarbeitung ist aber schwerer als man denkt. Das Manuskript war zu Ende 1926 in allem Wesentlichen abgeschlossen. Was seither erschienen ist, kann erst im zweiten Bande berücksichtigt werden. Mannigfache Förderung durch Gespräche oder durch Kritik an schon Geschriebenem habe ich erfahren vor allem von Fritz Klingner, Nikolai Hartmann, Ernst Robert Curtius, Herbert Koch, Rudolf Bultmann, Martin Heidegger und zuletzt für einige Kapitel des zweiten Bandes von Hans-Georg Gadamer. Ihnen allen danke ich. Mein Dank richtet sich ferner an den Universitätsbund Marburg, der mir die zur Fertigstellung der Druckvorlage nötigeUnterstützung bereitwillig gewährt hat. Schließlich danke ich Herrn Regierungsbauführer Fick in Marburg dafür, daß er es sich nicht hat verdrießen lassen, die Vorlagen zu den Tafeln II und III nach meinen Angaben zu zeichnen. M a r b u r g , am 18. Januar 1928.

P. F.

INHÄLT Seite

KAPITEL KAPITEL

I: MITTE UND UMKREIS II: DAIMON

1 38

KAPITEL

HI: ARRHETON

68

KAPITEL

IV: AKADEMIE

98

KAPITEL

V: DAS GESCHRIEBENE WERK

125

KAPITEL

VI: SOKRATES BEI PLATON

146

KAPITEL VII: IRONIE

160

KAPITEL Vni: DIALOG

180

KAPITEL

199

EXKURS EXKURS

IX: MYTHOS I: PLATON ALS GEOGRAPH (Die Anfänge der Erdkugelgeographie)

242

II: PLATON ALS STÄDTEBAUER (Die Idealstadt Atlantis)

270

K A P I T E L I / MITTE UND U M K R E I S

E

inst als ich jung war" — so schreibt Piaton als hoher Siebziger in einem Briefe — „erging es mir wie ja vielen: ich gedachte, sobald ich erst mein eigener Herr wäre, stracks an die Geschäfte der Staatsgemeinde zu gehen. Und es trafen mich gewisse Schicksalsfälle im Staatsleben folgender Art. Da von vielen die damalige Verfassung angefeindet wird, so kommt es zu einem Umsturz. Und bei diesem Umsturz traten einundfünfzig Männer an die Spitze als Regierende, elf in der Stadt, zehn im Piräus, und dreißig bildeten die höchste Regierungsbehörde mit unumschränkter Gewalt. Unter ihnen hatte ich manche Verwandte und Bekannte, und so riefen sie mich denn sofort, als ob mir das zukäme, herbei zum Mittun an diesen Dingen. Und mir ging es, wie das bei meiner Jugend nicht verwunderlich war: ich glaubte, sie würden unter ihrem Regiment nunmehr den Staat aus einem Leben der Ungerechtigkeit zu gerechter Art führen. So richtete ich meinen Sinn sehr gespannt darauf, was sie tun würden. Wie ich denn nun sah, daß die Männer in kurzer Zeit die frühere Verfassungsform als reines Gold erwiesen — unter anderem wollten sie meinen älteren Freund Sokrates, den ich ohne jede Scheu den gerechtesten Mann jener Zeit nennen möchte, zusammen mit andern gegen einen der Bürger absenden, damit er diesen mit Gewalt zum Tode führe, offenbar um ihn zum Teilhaber an ihrem Tun zu machen, ob er mochte oder nicht; er aber verweigerte den Gehorsam und wollte lieber das Schlimmste auf sich nehmen, ehe er ihr Helfershelfer bei unfrommem Tun würde, — wie ich also dies alles mitansah und noch anderes durchaus nicht Unerhebliches von solcher Art, da überkam mich ein Ekel und ich zog mich zurück von jener Verderbnis. Nicht F r i e d l ä n d e r , Platan.

1

2

I. Mitte und Umkreis.

lange, so stürzten die Dreißig und mit ihnen jenes ganze System. Und wiederum zog mich, langsamer freilich, aber doch die Sehnsucht mitzutun an dem gemeinen Wesen. Es begab sich nun allerdings auch in der Wirrnis, wie sie damals herrschte, vieles, was einen empören konnte. Und es war ja auch nicht weiter zu verwundern, wenn manche Menschen schwere Rache an ihren Feinden nahmen im Verlauf der Revolution. Dabei befleißigte sich die damals zurückkehrende Partei großer Mäßigung. Und doch geschieht das neue Unheil, daß unseren Gefährten, eben diesen Sokrates, gewisse Machthaber vor Gericht ziehen, indem sie eine höchst verbrecherische Beschuldigung auf ihn werfen, die am allerwenigsten zu Sokrates paßte. Denn auf Frevel gegen die Götter des Staates lautete die Klage und erkannten die Richter und brachten den Mann zum Tode, der an der verbrecherischen Verhaftung eines Gesinnungsgenossen der damals verbannten Partei nicht hatte teilnehmen wollen, als sie selbst verbannt und im Elend waren. Wie ich nun diese Vorgänge betrachtete und die Menschen, die die Staatsgeschäfte in der Hand hatten, und die Gesetze und die Sitten, und je mehr ich alles dies durchschaute, und je mehr ich an Alter zunahm, um so schwerer schien es mir zu sein, in rechter Weise die Staatsgeschäfte zu fuhren. Denn ohne befreundete Männer und treue Gefährten war es überhaupt nicht möglich, etwas zu tun — und die waren unter den alten Bekannten nicht leicht zu finden, weil unser Staat nicht mehr in Sitte und Tun der Väter lebte, und andere neue zu erwerben war unmöglich ohne große Schwierigkeit — und andererseits nahm die Verderbnis in Gesetzgebung und Sitte in einem erstaunlichen Grade zu. So geschah es denn, daß mich, der ich anfangs so großen Trieb in mir verspürt hatte zum Wirken an dem gemeinen Wesen, schließlich ein Schwindel überkam, wenn ich auf diese Dinge blickte und alles ganz und gar dahinstürzen sah. Ich ließ zwar nicht ab, Betrachtungen darüber anzustellen, wie es besser werden könnte in eben diesen Dingen und überhaupt mit dem ganzen Staatswesen. Zum Handeln hingegen wartete ich immer den rechten Augenblick ab, bis ich schließlich zu der Einsicht kam über alle jetzigen Staaten, daß sie samt und sonders in schlechter Verfassung seien. Denn mit ihren Gesetzen steht es nahezu heillos, wenn nicht eine bewußte Tätigkeit von geradezu wunderbarer Art mit günstigem

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I. Mitte und Umkreis.

Zufall zusammentrifft. Und so fand ich mich denn gezwungen mit einem Preise auf die echte Philosophie auszusprechen, daß allein von ihr aus möglich sei, was im Staat gerecht ist und im Leben des Einzelnen, all dies zu erkennen. Also würden ihres Elends kein Ende finden die Geschlechter der Menschen, ehe nicht das Geschlecht derer, die echt und wahr philosophierten, zur Macht im Staat käme oder aber das der politischen Machthaber durch irgendwelche göttliche Fügung wirklich zu philosophieren begönne. Mit dieser Uberzeugung kam ich nach Italien und Sizilien, als ich zum ersten Mal dorthin ging1)." So blickte Piaton als Greis auf die Zeit seines geistigen Werdens zwischen dem 18. und dem 40. Lebensjahre. Vielleicht hat Goethe recht, daß „die eigentümliche Weise, wie der Einzelne sein vergangenes Leben betrachtet, niemand mit ihm teilen kann"2). Und wir würden dankbar alle Zeugnisse aufnehmen, die das Selbstzeugnis zu ergänzen oder das Bezeugte noch von anderswoher zu sehen uns erlaubten. Aber für die Erkenntnis, wie Piaton geworden ist, besitzen wir zuletzt garnichts als dieses Stück Autobiographie. Es widerspricht allerdings den verbreiteten Vorstellungen, die es von Piaton gibt. Ihn haben die großen Denker der späteren Jahrhunderte als ihren Vorgänger gesehen. Er gehört in die Geschichte der europäischen Metaphysik hinein. Er ist etwas innerhalb des großen Problemablaufs, dem der Historiker nachzugehen trachtet. Er entdeckt Wahrheiten auf dem Grunde von Wahrheiten, die etwa Parmenides, Heraklit, Sokrates entdeckt haben, und die anderen Philosophen fuhren seine Probleme weiter. „Nach den vorher genannten Philosophien trat die Lehre des Piaton auf, die im allgemeinen diesen folgte, in manchem aber auch Eigenes abweichend von der Philosophie der Italiker brachte." Kann man schöpferische Fülle schärfer auf eine ganz bestimmte, problemgeschichtliche Ebene projizieren, als Aristoteles (Metaphysik I 6) es hier tut? So ist er es, auf den sich jene Denkform berufen VH. Brief p. 324 B bis 326 B. ) In dem Aufsatz Notice sur la vie et les ouvrages de Goethe par Albert Stapfer, Ausgabe letzter Hand Bd. 46, 122. Anders gemeint ist gewiß die Skepsis Nietzsches: „Ich würde auch einer Lebensgeschichte Platon's, von ihm selber geschrieben, keinen Glauben schenken: so wenig als der Rousseau's oder der vita nuova Dante's". Fröhliche Wissenschaft § 91. 2

1*

4

I. Mitte und Umkreis.

darf. Ja ob nicht Piaton selbst bereits sich in dieser Dimension sehen konnte, ließe sich fragen, wenn man im Phaidon den Sokrates über sein eigenes philosophisches Werden berichten hört. Aber das bleibt ohne Antwort, und in dem Brief jedenfalls ist nichts davon. Nun ist die Überschau des Briefes gewiß nicht vollständig. Das würde schon der Begriff „Philosophie" beweisen, der am Schluß aufspringt, ohne daß irgendwie gesagt würde, wie es zu dieser Philosophie gekommen sei. Noch weniger soll geleugnet werden, daß Piaton eine metaphysische Welt, die Welt des ewig und wahrhaft Seienden, entdeckt hat und daß diese Entdeckung seine größte Tat ist. Die echte Philosophie, von der er in dem Briefe spricht, das ist eben seine Erkenntnis der ewigen Formen. Aber auch er zog nicht aus, diese neue Welt zu erreichen. Er suchte den Staat, und auf der Suche nach dem wahren Staat fand er das Ideenreich. Wie das genauer zu verstehen ist, und daß es garnicht anders sein konnte, wird deutlicher aus den geschichtlichen Bedingungen, unter denen Piaton heranwuchs. Er war durch Ort und Zeit seiner Geburt und die Gesellschaftsschicht, der er entstammt, nicht dazu bestimmt, als Philosoph sein Leben zu führen, wie seit Jahrhunderten ein Mensch hineingeboren wird — und nicht zuletzt durch Ihn — in ein großes Philosophieren, das durch die Geschlechter der Menschen geht. „Als ich in die Philosophie eintrat", schreibt Dilthey einmal. Piaton hätte so nicht sagen können. Denn völlig anders war die geistige Lage für einen Menschen, der zu Beginn des großen Krieges in Athen aus vornehmem Geschlechte geboren wurde. Attika lag, ein kleines Land von Grundherrn, Bauern und Schiffern, noch im Dämmern seines eben anbrechenden Tages, damals als die Sonne Homers schon hell über Ionien stand. Von der Welle der Wissenschaften und der Metaphysik, die sich in Milet erhob und in das italische Kolonialland hinüberschlug, wurde Athen nicht berührt. Während Thaies undAnaximander Sonnenfinsternisse berechneten oder Erdkarten entwarfen und dem Urgrund des Weltwesens nachsannen, bauten Solon und Peisistratos den Athenern ihren Staat und schafften den reichen Künsten des Ostens Eingang bei dem jugendlichen Volk. Während in Ionien und in GroßGriechenland das eine gegensatzfreie Sein und das Gesetz des

I. Mitte und Umkreis.

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ewigen, ewig gegensätzlichen Werdens wechselweis zu Beherrschern der Welt erhoben wurden, dann ein jüngeres Geschlecht über den Aufbau des Weltstoffes dachte, gründet Athen den Staat freier Bürger, schlägt den Perser und schenkt der Welt die Tragödie. Freilich ordnete die ionische Naturphilosophie nach Athen ihren ersten großen Vertreter in Anaxagoras ab, dessen neue Weisheit sich den Herrscher Perikles ebenso wie den Dichter Euripides gewann. Aber er war ein Fremder, und Fremde waren wohl auch die jüngeren „Physiologen" alle, die in Athen auf Beifall, Gelächter oder Feindschaft stießen. Und bald war es an der Zeit, daß man aus den Widersprüchen dieser Physiologie und aus den „erkenntnistheoretischen" Gedanken der Früheren die skeptischen Folgerungen zog. Auch Gorgias und Protagoras, die Sophisten, kamen als Gäste nach Athen. Ihnen lief die athenische Jugend zu, weil sie dort eine neue Art des geliebten Wettkampfes kennen lernte und ihrer Gier nach Macht sich bisher unbekannte Waffen darboten. Aber wenn man den Verkäufer dieser neuartigen Ware mit Ehren empfing, sein Gewerbe hätte kein Athener ausüben mögen. „Würdest du dich nicht schämen vor den Hellenen als Sophist zu erscheinen?" so fragt Sokrates bei Piaton einen jungen Athener, der garnicht früh genug Schüler des eben zugereisten Protagoras werden kann. Und seine Antwort: , J a beim Zeus, mein Sokrates, wenn ich sagen soll was ich denke", wäre das Bekenntnis jedes wohlgewachsenen Atheners gewesen (Protagoras 312 A). Aristoteles berichtet, da wo er die Philosophie seines Lehrers in die Folge der metaphysischen Systeme einreiht (Met. I 6), Piaton sei von Jugend an mit dem Herakliteer Kratylos in vertrautem Umgang gewesen und habe durch ihn die Lehre vom ewigen Fluß und von der Unmöglichkeit wahrer Erkenntnis erfahren. Dann aber habe ihm Sokrates in den ethischen Begriffen etwas gezeigt, was nicht der Wahrnehmungswelt angehört, und so habe er dies „Ideen" genannt. Man kann den Aristoteles kaum ärger mißverstehen, als wenn man diese Konstruktion, die nur in ihrer Richtung auf seine eigenen Probleme Sinn hat, zu einem geschichtlichen Bericht über Piatons wahre geistige Entwicklung umdeutet. Dann freilich ist es nicht mehr schwer, der skeptischen Periode in dessen Leben noch eine materialistische vorausgehen zu lassen. Man braucht nur das was Sokrates im

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I. Mitte und Umkreis.

Phaidon von seinem philosophischen Werden erzählt, biographisch zu nehmen und auf Piaton zu übertragen 1 ). Aber von derlei modernen Erfindungen abgesehen: wir wissen nicht im mindesten, wie tief ihm überhaupt solche „philosophischen" Gedanken damals gegangen sein mögen, die etwa durch Kratylos und gewiß auch durch andere an ihn herankamen. Und selbst wenn es zu einer Verzweiflung an aller Erkenntnis gekommen wäre—was freilich mehr nach Doktor Faust als nach einem antiken Menschen klingt — so gab es ja noch die Welt des Handelns. Und hätte er handeln können, dann wären vielleicht alle Grübeleien verflogen, nicht viel anders als Byronischer Weltschmerz und Feuerbachische Skepsis für den jungen Bismarck vorbei war, da er das Leben zu packen bekam. Nein, ein Athener in dessen Ahnentafel Solons Name stand, konnte auch am Ende des 5. Jahrhunderts nur Staatsmann werden wollen. „Führender Mann in der Polis werden", das will jeder mit zwanzig Jahren oder noch früher: Alkibiades in Piatons gleichnamigem Dialoge, Piatons Bruder Glaukon in Xenophons Erinnerungen, Piaton selber in dem Rückblick des großen Briefes. Nur mit dem Unterschiede, daß für ihn hier jene tiefe Problematik einsetzt, die in seinem Leben die Wende bringt. Je mehr eines Menschen Leben in das Wesentliche hineinreicht, um so symbolhafter sieht er, was vor ihm geschieht. Piaton sah die Zersetzung Athens in dem Schicksal des Sokrates unmittelbar. Wenn Athen seinen treuesten Diener nicht mehr ertrug, der immer für diese Stadt zu sterben bereit war und wirklich für ihre Gesetze starb — wenn die aristokratischen Revolutionäre ihn zum Mitschuldigen an ihrer Gewalttat machen wollten, ihn, der immer die Mehrheitsherrschaft des Demos bekämpft und das Regiment der „Besten" gefordert hatte — wenn mit einer unerhörten Verkehrung alles Sinnes eben die demokratische Restauration ihn verurteilte, ihn, der sich den Oligarchen verweigert hatte gerade gegen einen Angehörigen der Demokratie — dann gab es den Staat nicht mehr, den die Vorfahren geschaffen und in dem sie gewirkt, sondern sein Raum war erfüllt durch ein politisches Treiben, welches sich von den tiefsten Wurzeln gelöst hatte. Staatsmann sein: das war für Piaton, als er noch entschlossen war es zu werden, nicht ein vom Leben gesonderter Beruf. *) Frank, Plato und die sogenannten Pythagoreer 122.

1. Mitte und Umkreis.

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Denn Aristoteles hat mit seiner Definition des Menschen als eines „staatlichen Wesens" nur das in Begriffe gefaßt, was jedermann lebte. Wie gewinne ich Arete und wie werde ich Staatsmann: das waren die Fragen, die vor jedem Werdenden standen, und beide waren zuletzt eine. Konnte man nicht Staatsmann werden, so war das nicht — wie etwa heute — die Aufforderung einen anderen Beruf zu wählen, sondern der Mensch war in seinem Wesen verneint. Also bedeutete jene Unmöglichkeit, die Piaton in dem Schicksal des Sokrates bildhaft sah, entweder die Vernichtung des Lebens oder die Forderung, es auf einer ganz anderen Ebene neu zu gründen. Das aber hieß — da die Zeit noch lange nicht gekommen war, die den Einzelnen ohne das vermittelnde Glied seiner Gemeinschaft in das All hineinstellte — Neugründung des Menschen und zugleich seines Staates. Und hatte nicht eben Sokrates gezeigt, wie man das anfangen müsse? Nicht mehr an Institutionen galt es zu flicken, die Substanz mußte erneuert werden. Auf die Menschen kam es an. Ohne daß sie „tugendhaft" gemacht würden, war an die Arete des Staates nicht zu denken. Indem Sokrates nach der „Tugend" fragen lehrte, hatte er das Werk der Erneuerung schon begonnen. Er hatte allein gewußt was notwendig war, er war der einzige wahrhaft politische Mensch gewesen (Gorgias521 D). Wenn durch seinen Mund Piaton die Forderung erhob, die Philosophen müßten Herrscher sein oder die Herrscher Philosophen, so war das nicht ein „Exzeß des philosophischen Selbstbewußtseins" (Burckhardt)1), sondern in ein Epigramm gedrängt die Einsicht, die gerade dem Politiker aus dem Erlebnis jener Weltstunde und des somatischen Daseins in ihr aufstieg. Wir können doch zuletzt nicht anders als „die eigentümliche Weise, in der Piaton sein vergangenes Leben betrachtet, mit ihm teilen"2). ') Griechische Kulturgeschichte IH 393. Ganz ähnlich schon die g e h ä s s i g e Piatonkritik des Altertums bei Athenaeus XI 507 d Kai TÖ iröXiv bi 0eXf| Länge: Breite > 5 : 3 , so wirkt die aristotelische Ansicht fast wie eine Korrektur der eudoxischen, und noch in der Abweichung ist die Verwandtschaft unverkennbar. Ob Eudoxos sich den übrigen Teil der Oberfläche durch Meer ausgefüllt dachte, oder ob er noch andere Landmassen annahm, wissen wir nicht. Worin er aber mit Aristoteles stimmt, das sei hier nochmals hervorgehoben. Beide setzen die Erdkugel verhältnismäßig klein an. Aristoteles benutzt als Beweis die Veränderung der Meridianhöhen, für welche eben Eudoxos die im ganzen Altertum berühmteste Entdeckung gemacht hatte. Auf dieser Kugel erstreckt sich bei beiden die Landmasse Europa, Asien, Afrika aus der nördlichen kalten bis mindestens in die südliche gemäßigte Zone. Über das Verhältnis von Länge zur Breite unserer Oikumene sind zwar die beiden Autoritäten nicht derselben Meinung, aber der Unterschied spricht eher für einen Zusammenhang, als daß er ihn ausschlösse. — Bei Eudoxos und den Gewährsmännern des Aristoteles finden wir über Piaton hinaus die entscheidenden Schritte für die Erkenntnis der Erdoberfläche getan. Es ist dieselbe Linie, die später unter den Antoninen von Marinus und Ptolemäus fortgesetzt wird2). Auch für diese gibt es eine einzige mächtige Landmasse, die sich durch die nördliche und die südliche Halbkugel erstreckt und freilich eine viel größere ost-westliche Ausdehnung hat als bei Eudoxos und wenigstens in der einen aristotelischen Theorie. Die bekannte Länge betrug nach Marinus 225°, während Ptolemäus sie auf 180° reduzierte. Wie weit sich das feste Land noch über Sera und Kattigara nach Osten hindehne, darüber enthielten sich jene in Kenntnissen wie in Entsagung fortgeschrittenen Forscher jeder Hypothese. ') Agathemeros I 2 (Geogr. Gr. min. II 471) EöboEo? bi TÖ M^KO? burXoOv TOÜ TtXdrou?. a ) VgL Berger, Die Stellung des PoBidonius zur Erdmessungsfrage, Ber. d. sächs. Gesellsch. d. Wiss. 1897, 73.

EXKURS II / PLATON ALS STÄDTEBAUER

Die Idealstadt Atlantis. Zu Tafel II und IIL

Text zu Tafel II: Die S t r a n d e b e n e von Atlantis. Breite 3000 Stadien, Tiefe landeinwärts 2000 St. (118A). Ringsum zieht sich der große Entwässerungskanal ( T a c p p o g ) , 1 Plethron tief, 1 St. breit, 10000 St. lang, nämlich 2 X 3000 + 2 X 2000. Dieser Kanal trifft die Stadt von beiden Seiten (evöev Kai evöev) und geht ins Meer (118D). Das im folgenden zu rekonstruierende System der Gräben wird bezeichnet als „oberhalb der Stadt" (avujöev dir' auTfi? 118D5). Daher war es die wahrscheinlichste Lösung, die Stadtmauer den Hauptkanal tangieren zu lassen. Dann mußte für eine Ableitung ins Meer gesorgt werden, und da nun ein großer Verbindungskanal vom Meere bis in das Innere der Stadt fuhrt (s. u.), so lag es nahe, diesen Verbindungskanal ganz durch die Stadt durchzuleiten, bis er auf den die Ebene umziehenden Entwässerungskanal trifft. Eine andere Lösung scheint wegen £vÖev Kai 2v9ev denkbar: daß die Stadt zur Hälfte einschnitte in das Kanalsystem, anstatt es zu tangieren. Gegen diese Lösung hat Ä. E. Brinckmann (mündlich) eingewandt, sie enthalte ein unklassisches, barockes Motiv, eine Durchdringung. In demselben Sinne spricht das Wort dvuuGev und die sachliche Erwägung, daß das System der Landlehen (s. u.) durch das Einschneiden gestört werden würde. Das verlangt eine ungebrochene Führung des Kanalnetzes in reinen Rechtecken. Die rechteckige Ebene innerhalb des großen Randkanals ist durchzogen von Gräben (biwpuxes). Abstand von einem zum andern 100 St. Breite eines Grabens „höchstens" 100 Fuß. Die Zahl muß also 29 sein. In dieser Rechnung hat Piaton den Raum, den die Kanal-

Die Idealstadt Atlantis.

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breiten ergeben würden (20 X höchstens 100 Fuß) nicht berücksichtigt. Von den Längsgräben, welche die Ebene durchschneiden (&iv) im Zuge der Durchstiche (Kaiot ras rfjs OaXarrtis öiaßdcrei?) nach beiden Seiten hin (¿Kaaxaxocre) errichtet. Das kann heißen links und rechts (was vorher evöev Kai Iv6tv war), aber auch am Eingang und Ausgang jeder Brücke. Sichere Entscheidung sehe ich nicht. Im ganzen ergeben sich von der äußeren Mauer abgesehen 4 Mauerringe, die der beiden Ringinseln und der Äkropolisinsel, viertens die Umfassungsmauer (irepißoXo?) des inneren Heiligtums. Sie sind der Reihe nach mit Kupfer, Zinn, Bergerz und Gold bekleidet. Gebäude und Anlagen. Im innersten Peribolos der Tempel des Poseidon, 1 St. lang, 3 PL breit (116CD). Die innere und die äußere Ausstattung übergehen wir. Sie würde bei einiger Phantasie eine eigene bildliche Rekonstruktion erlauben. Vor dem Tempel der große Altar. In demselben Mauerring der Königspalast, ferner der Hain des Poseidon (117A). Im Mittelpunkt der kreisförmigen Insel, d. h. also zugleich der ganzen Stadt, steht auf einer Stele von Bergerz das heilige Staatsgesetz (119 CD). Auf der mittleren Insel entspringt eine warme und eine kalte Quelle (113E). Beide sind als Brunnen gefaßt, von Bäumen und Badehäusern umstanden (117 A). Das Wasser in Leitungen in den Poseidonhain gefuhrt und über die Brücken fort auf die Ringinseln. (Wasserleitungen nicht eingezeichnet.) Auf den Ringinseln Heiligtümer, Gärten, Gymnasien. Die größere Insel ist wieder in 3 Ringe geteilt. Der mittlere ist der große Hippodrom. Auf den beiden äußeren stehen die Häuser der Leibwächter,

273

Die Idealstadt Atlantis.

Andere noch treuere Wächter wohnen auf der inneren Ringinsel, auf der Akropolis selbst um den Königspalast die treusten. (Diese Häuser hätten wohl im Vergleich mit dem Poseidontempel und dem Königsschloß kleiner gezeichnet werden sollen.) Nicht eingezeichnet sind die Schiffshäuser, die als Felskammern in den gewachsenen Stein je beiderseits der Ringkanäle eingearbeitet sind. (116Ä. 117D). — Hier ist nun die These zu belegen (oben S. 233), daß Piatons Bild von Atlantis „ideisierter Orient" sei. Man muß dazu vergleichen des Herodot und Ktesias Beschreibung von Babylon und Ekbatana oder des Hekataios von Abdera Ägyptische Geschichten1). Im Stadtkern von Atlantis umschließt der goldene Mauerring das Königsschloß und das Heiligtum. Im Tempel sind goldene Götterstatuen und rings um ihn Bildwerke und zahlreiche Weihgeschenke, vor ihm ein Altar, dessen Größe und schöne Arbeit dem Übrigen entspricht. Babylon ist zweiteilig. Die eine Stadthälfte hat in der Mitte das Königsschloß, von einem starken Mauerring eingeschlossen, die andere Hälfte den Belos-Tempel mit bronzenem Tor. Im Tempel die goldene Statue des Gottes. Draußen ein goldener Altar und viele Weihgeschenke. Zu dem Grabmonument des Ägypterkönigs Osymandyas gehört ein Altar, erbaut aus dem schönsten Stein, durch die künstlerische Arbeit ausgezeichnet und durch seine Größe bewundernswert. Hat Ekbatana nach Herodot 7 Mauerkreise, deren Zinnen nacheinander schwarz, weiß, rot, blau, mennigrot, silbern und golden sind, so verwendet Piaton die Farben Schwarz, Weiß und Rot für die Steine seiner Häuser und 4 an Wert sich steigernde Metalle, zuletzt Silber und Gold, für die Verkleidung seiner Mauerringe. Mit Silber und Gold ist der Poseidontempel überzogen wie Salomos Jahvetempel oder Heiligtümer Nebukadnezars2). Auch der Kanal, der vom Meere aus in die 'J Man vergleiche Kritias 115C ff. mit Herodot 198,181 —185, Diodor 148, II 7—9. In der Geschichte der Ekphrasis, die ich früher skizziert habe (Johannes von Gaza ttnd Paulus Silentiarius, Einleitung) fehlt wunderlicherweise gerade der Kritias. Er wäre am ehesten in dem Kapitel „Roman" zu behandeln gewesen und schließt an vieles an, was in dem Kapitel „Geschichtsschreibung" behandelt wurde. So scheint sich auch hier wieder die Bedeutung der ionischen Historie für die Geschichte der Ekphrasis zu bestätigen. Auch für das, was über den Wechsel von ruhender Beschreibung und Erzählungsmomenten ausgeführt worden ist, ist der Kritias heranzuziehen. *) Vgl. z. B. Langdon-Zehnpfund. Die neubabylon. Königsinschr. Nr. 9, 29 •. „Das Heiligste, die Wohnung seiner Herrlichkeit, mit strahlendem Golde belegte

Friedldnder, Piaton.

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274

II. Exkurs. Platon als Städtebauer.

Stadt fuhrt, hat seinesgleichen in dem Kanal, den Semiramis nach Diodor (Ktesias) von dem einen Palast zu dem andern zieht. Hier wie dort werden genaue Maße für Länge, Breite und Tiefe gegeben. So ließen sich noch manche Ähnlichkeiten aufzeigen zwischen den Elementen, aus denen hier und dort die Städte errichtet sind. Aber wichtiger ist das Allgemeine des Bauplanes. Was Babylon in Herodots oder noch mehr in Diodors Schilderung gegenüber allen, wenigstens älteren, griechischen Städten auszeichnet, ist die geometrische Regelmäßigkeit des Grundrisses1). Bei der Hauptstadt der Atlantier ist das noch gesteigert und weithin die Vierecksform durch die vollkommenere des Kreises ersetzt. Wenn nun hier auch das flache Land mit seinen Kanälen einbezogen ist in die Regelmäßigkeit des Bebauungsplanes, so muß man an das Kanalsystem Babyloniens und Ägyptens denken (Herod. 1193). Erwogen muß sogar werden, ob nicht die Kreisform des Stadtgrundrisses auf orientalische Vorbilder zurückgeht. Nach den arabischen Beschreibungen war das früh-islamische Bagdad eine Rundstadt. Rekonstruktion bei Herzfeld-Sarre, Archäologische Reise im Euphrat- und Tigrisgebiet II 106 ff., Abb. 180 Ebenda wird (S. 132) der kreisförmige Stadtgrundriß zurückverfolgt über die persische Ruine Qala i Darad aus der arsakidischen Epoche, dann Hatra aus dem I. Jh. v. Chr. (Wissensch. Veröff. d. Orientgeselisch. 1908 und 1914) bis zu Sendschirli (Ausgr. v. S. II Taf. 29) etwa um 2000 v. Chr. In die Lücke zwischen Sendschirli und Hatra treten die runden Heerlager der Assyrer (z. B. HungerLamer, Altoriental. Kultur im Bilde Abb. 139). Gänzlich ungewiß ist nur, wie Piaton zu solchen Kenntnissen sollte gekommen sein. Und die Möglichkeit, daß die Ubereinstimmung in diesem ich seine Lehmwandung. Kadug-Lisug überzog ich mit Gold." Ähnliches oft. Salomonischer Tempel: m . Reg. 6, 20 ff. (Goldüberzug), I. Chron. 29, 4 (Goldund Silberüberzug). Für die Buntheit der Steinbauten läßt sich ganz von fern vergleichen: Stadtmauer von Erythrai, in der je 3 Lagen weißer Kalksteinquadern mit einer Lage dunkelroter Trachytquadern abwechseln (Ath. Mitt. 26, 105). x ) Diese Regelmäßigkeit ist jetzt wieder im Stadtplan von Koldewey, Das wiedererstandene Babylon Abb. 256, ersichtlich. Herodot läßt vermuten, daß sie noch größer erscheinen würde, wenn die Stadthälfte auf dem Westufer ebenso bekannt wäre wie die auf dem Ostufer. Diese Regelmäßigkeit Babylons hat mit der geometrischen Aufteilung des „hippodamischen" Stadtplans vielleicht nichts zu tun. Wenigstens bestreitet A. v. Gerkan, Griechische Stadtanlagen 30 f., jeden Zusammenhang.

Die Idealstadt Atlantis.

275

Punkte zufällig ist, kann mindestens nicht durchaus geleugnet werden1). Ganz zuletzt ist die Frage wenigstens aufzuwerfen, ob Piatons Atlantis auf die Renaissance-Konstruktionen der Idealstadt gewirkt hat. Ä. E. Brinckmann, Platz und Monument 41, bezeichnet das als wahrscheinlich. Sieht man die Pläne an, die in dem genannten Buch und in der Stadtbaukunst desselben Verfassers 40 ff. abgebildet sind, so findet man wohl weit mehr Verwandtschaft der Baugesinnung als Übernahme einzelner Motive. Auch in Filaretes theoretischen Schriften (Quellenschriften für Kunstgeschichte N. F. VIII) ist mir keine unmittelbare Berührung begegnet. Gemeinsam ist den Renaissance-Architekten mit Piaton, daß die reine geometrische Form einem Herrscherwillen dienstbar gemacht wirdDer Tafel mit dem heiligen Gesetz im Mittelpunkt des Ganzen entspricht dort etwa ein Kuppelbau oder ein Befestigungsturm, der das radiale Straßensystem beherrscht. Die Analogien sind ebenso bezeichnend wie die Unterschiede. Auf diese Übereinstimmung hat nach dem Vorgang anderer zuletzt Bossert, Oriental. Lit.-Ztg. 1927, 654 aufmerksam gemacht. Freilich wird dort nicht dem Phantasieplan Piatons nachgefragt, sondern die Frage geht, wie das bei manchen Geographen und Afrikanisten beliebt ist, auf das Gespenst des ..wirklichen" Atlantis-Landes. — In Exkurs II sind Literaturnachweise von P. Jacobsthal dankbar benutzt.

18*

I. Namen- und Sachverzeichnis. A. Ägypten 231f., 274. Aischines 53, 184. Aischylos 12, 139. Akademie 63, 98 ff. Alexis 114. AI Ghazzali 86. Alkidamas 128 ff. Alkmaion 222, 230. Amphis 114f. Ananke 217. Anamnesis 211. Anaxagoras 216, 229, 250. Anaximander 9, 252ff. Angelus Silesius 88. dviaroi 215, 224. Antiphanes 114f. Antiphon 99. Antisthenes 184. Archelaos 255. Archytas 256. Argonauten 260. Aristippos 184. Ariston 162. Aristonymos 118. Aristophanes 112. Aristoteles 3, 5, 14, 19, 31, 73, 111, 117, 207, 262 ff. Asklepiosopfer 162. Astronomie 33, 109. Athen 4 ff., 99, 232. Athenagoras 261. Atlantis 231 ff., 256 ff, 270 ff. Auge der Seele 12. Augustinus 15, 85 f. B. Babylon 273 f. Bhagavod-Gita 87.

Bildende Kunst 12, 114, 139, 149, 157, 270 ff. Biologie 110 f. Böhme 86. Bonaventura 81. Buch 126, 193. Buddha 84 f., 190 f. Burckhardt 7. C. Chairon 119. Chion 119. Cicero 157. D. Daimon, Daimonion 38 ff. Dante 43, 62, 84, 85, 148, 159, 240 f. Dareios 234. Demetrios von Phaleron 195. Demokratie 233 ff. Demokrit 229, 254 f., 258. Desmos 50. Diairesis 110. Dialektik 37, 74 ff., 196 f. Diogenes von Apollonia 229, 250. Diogenes Kyon 181. Dion 106, 120 ff. Dionysiosü von Syrakus 120 ff. Dionysios Areopagita 87. Diotima 48 f., 173ff. Dissoi Logoi 10, 22. Doxa 28, Dschelalledin 92. Dunkel und Licht 76, 84. E. Eckart 88, 91, 92.

Eidos 16 ff., 36 f., 60 ff., 69 ff, 158, 172 ff., 222, 224, 231. Einsamkeit 180. Eiron 160 f. Ekbatana 273. Ekphrasis 273. Elenktik 182. Eleusis 82. Empedokles 12, 146, 229, 237. Ephippos 114f. Epicharm 12. Epideixis 180. Epikrates 110. Epikur 120. émcrrpocpri 85. Erastos 106, 119. Erdkugel 111, 216, 242 ff. Eros 51 ff., 104, 158, 166, 202, 207 ff. Erziehung 98 ff., 182. Eschatologie 209 ff., 237, 242 ff. Euaion 119. Eudaimonie 81. Eudoxos 106, 108, 266 ff. Euphraios 106 f., 119. Euripides 10, 139. F. Filarete 275. Freundschaft 59 f. Führung 78. Q. Gefängnis 76, 84. Geminus 254. Geographie 111 ff., 242 ff. Geometrie 33, 107.

Namen- und Sachregister.

277

Geophysik 112, 216,248 ff. Kunstphilosophie 138. Gesetzgebung 134f., 155f. Kyrene 188. Goethe 23, 41, 52, 59, 74, Kyros 234. 84, 160, 169, 195, 197. L. H. Landkarten 253. Lehrschriften 147. Hegel 168, 211, 239. Leukipp 229. Hekataios 147, 253. Licht 80, 84, 186. Helikon 106. Herakleides Pontikos 106. Logos 73 f., 125ff., 153,200, 216. Herakleitos 8 f., 28 ff., 34, Lysias 128. 146. Xüoti; 77. Hermann K. F. 144. Hermetica 84, 89. M. Hermias 119. Mania 37. Hesiod 146. Marinus 269. Herodot 147, 253, 273. Mathematik 107 ff. Hippias 10, 31, 109. Maximus 48. Hippocratea 12 f., 37. Metaxy 48 ff., 209. Hippodamas 274. Mikrokosmos 37. Historie 147. Mimesis 138f. Höhle 76. Minnesprache 87. Hölderlin 51, 59. HÖYtS 77. Humor 174. Monarchie 234. Musik 217. I. Mysterien 81 ff. I d e e . . . s. Eidos Mystik 71, 83 ff. Indien 190ÍF., 261. Mythos 198 ff., 247. Intuition 21. Isokrates 99, 127 ff. N. J. Natorp 21,73,74, 103,211. Naturphilosophie 155f., Jean Paul 153, 160. Johannesevangelium 84. 222. 229f. Justi 20, 185. Neuplatoniker 85, 87, 120, 144, 201, 218. K. Nietzsche 59, 152, 193. Nikagoras 266. Kabbalah 88. NU 265 ff. Kallikles 195. Novalis 195. Kallippos 120, 124. Kant 23, 169. O. Kanobos 267 f. 8 ianv 25, 158. Kierkegaard 161, 166. Oikumene 244, 256. koT\oS 244 ff., 252 ff. Olympiodor 213. Komödie 114. övtuui; 25. Koriskos 106, 119. Orient 233 ff., 273. Kosmas 223, 258. Kosmos 33, 36, 64, 216 ff. Orphik 34, 82, 212. Osymandyas 273. 221. Kratylos 24. P. Ktesias 273f. iraibid 138, 140, 143f. Kulturentstehung 204.

Parmenides 9,12,25ff.,35, 146, 204, 223, 229, 243. Parrhasios 139. Pascal 86, 90. Perdikkas III 107, 118. Persien 234. Phaidon 184, 189. Philippos v. Opus 47, 108. Philolaos 223, 246. Philosophenkönige 22,116. Phokion 119. Phormion 118. Pindar 10, 12, 206. Plotin 15,65ff.,87,91,93 ff. Plutarch 4 f. Polygnot 139. ttövo; 77. Poseidonios 43. Proklos 15, 43f., 51, 188. Protagoras 203 ff. Pseudos 200, 208, 240. Ptolemaios 269. PythagoraB 30, 32, 104. Pythagoreer 32, 104, 112, 217.

R.

Reinheit 80. Rotes Meer 262. Rundstädte 274. S. Salomon. Tempel 273 f. Sankara 86. Schiller 23. Schlegel Fr. 160f., 170 ff. Schleiermacher 192, 206. Schopenhauer 22, 39. Schrift 126ff. Scotus 88. Seele 34, 44, 213, 221 ff. Seinsspekulation 25. Seuse 85, 88. Shakespeare 52. Sokrates lf., 6, 11, 18, 25, 65, 68f., 99 f., 104£, 148 ff., 200 ff. Solger 160. Sophisten 5,10,42,98,147, 149, 166 f., 181. Sophokles 139. Speusippos 108, 110. aTroubri 140.

Namen- und Sachregister.

278

Staat 6 ff., 22, 36, 63, 102, Upanischaden 88, 92, 190, Weltperioden 224, 236. 208. Weltschöpfung 228. 116 ff., 218. Urathen 232. Stufenweg 76. X. Urpflanze 23 f. Sufismus 84, 87. Xenokrates 48. Usener 110, 259. T. Xenophanes 146. Hl. Teresa 86. Xenophon 53 f., 147, 181. V. Theophrast 112, 161 f. Valéry 125. Y. Thomas von Celano 86. Timolaos 119. Vorsokratiker 4, 221, 229. Yoga 86. Tragödie 139, 193, 199. Z. U. W. Zeuxis 139. Unsterblichkeit 34, 209. Zopyros 53. Wächter 107. Weg 75.

II. Platonische Werke. (Nur die wichtigeren Anführungen.) Alkibiades Gr. 35, 41, 47, 57 f., 164, 166, 196, 227. Apologie 40, 100, 183 f., 202 f., 209 f. Brief n 132, 152. Brief m 132. Brief VI 119. Brief VII1ff.,63,69f., 74 ff, 100, 121 ff., 132 f., 152f., 196. Brief Vm 123 f., 132. Charmides 55, 158, 164f., 187. Euthydem 40, 169, 181, 185 ff. Gesetze 46,117f., 155,233f. Gorgias32,100,181,185,196, 202 f., 210 ff., 242f., 251.

Hippias Kl. 182. Kratylos 38. Kritias 156, 231, 235. 256. Kriton 122. Laches 158, 165. Lysis 58 ff., 164, 185, 187, 199. Menexenos 231. Menon 100, 164, 211, 219. Parmenides 30. Phaidon 36, 44, 64, 74 ff, 90,103, l l l f . , 130,212 ff, 219, 242 ff, 257. Phaidros 40,61f., 64,74 ff, 91,129 ff, 144,162,175 ff., 193, 199, 219 ff. Politikos 46, 117, 134 ff, 155, 176 ff., 235 ff.

Protagoras 56, 132, 157 f., 181, 186,193,199,203 ff, 235. Sophistes 37, 155, 176 ff. Staat 44, 71 ff, 74 ff., 102, 107, 116, 138, 172, 192, 196, 213 ff, 242 f. Symposion 57, 60, 64, 66, 91, 103, 151, 162 ff., 166, 173, 187, 202,207 ff., 226. Theages 40 ff., 55, 58, 150 Theaitet 42, 192. Thrasymachos 167, 206f., 213. Timaios 44, 64, 103, 108, 112, 156, 204, 228, 235, 253 ff.

4

Tafel I.

Abb. 1—3: Zum Phaidon. 1: Erdkugel mit den Höhlungen. 2 3: Schnitt durch einen Teil der Erdkugel. Abb. 4: Erdku

jen. 2: Schnitt durch die (halbe) Höhlung unserer Oikumene. Erdkugel des Ttmaios. Abb. 5: Erdkugel nach Aristoteles.

Tafel IL

Strandebene vor

l a f e l III.

Hauptbild : Innenstadt der Atlantier.

]

itier.

Nebenbild: Stadt der Atlantier.

Von

demselben

Herakles.

Verfasser:

Sagengeschichtliche Unter-

suchungen (Philologische Untersuchungen XIX). Berlin, Weidmann 1907.

Johannes von Gaza und Paulus Silen-

tiarius. Kunstbeschreibungen justinianischer Zeit. (Sammlung wissenschaftlicher Kommentare.) Leipzig und Berlin, Teubner 1912.

Der Große Alcibiades. Ein Weg zu

Plato. Bonn, Cohen 1921. Zweiter Teil: Kritische Erörterung. Ebenda 1923.

Die Aufgabe der klassischen Studien an Gymnasium und Universität von P. F. und Walther Kranz. Mittler 1922.

Berlin,

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WERNER JAEGER JÄHRLICH 4 HEFTE / REICH ILLUSTRIERT VIERTER JAHRGANG I 1928 ABONNEMENTSPREIS JÄHRLICH M. 40.— DIE MITGLIEDER DER „GESELLSCHAFT FÜR ANTIKE KULTUR" ERHALTEN DIE ZEITSCHRIFT GEGEN ZAHLUNG DES MITGLIEDBEITRAGES VON JÄHRLICH M. 30.— KOSTENLOS ZUGESTELLT

Drei Urteile: „ . . . Ausgestattet ist es auf überaus noble Weise mit Tafeln und Illustrationen zu den Kunstaufsätzen. Damit w ä r e denn ein prachtvoller Anfang gemacht 1 So, gerade so mußte die Zeitschrift, m u ß t e die Wirksamkeit aussehen, deren wir bedurften." Künstwart und Kulturwart. „ . . . Man kann es, glaube ich, s e h r knapp, a b e r doch richtig charakterisieren: in der Ausstattung und inhaltlich vornehm. Es ist eine Freude, zu sehen, d a ß jetzt in Deutschland eine solche Zeitschrift erscheint!" Deutsches Philologenblatt. „ . . . Sie ist vornehm, in einer angenehmen Antiqua gedruckt; hervorragend schön sind die Bildbeilagen, ebenbürtig denen einer modernen Kunstzeitschrift. Die Aufsätze zeigen eine geschmackvolle Gelehrsamkeit, verbunden mit unpreziöser Anteilnahme an gegenwärtigen Dingen." Neue Zürcher Zeitung.

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