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German Pages [586] Year 2013
Veronika Maria Seifert
Pius IX. – der Immaculata-Papst Von der Marienverehrung Giovanni Maria Mastai Ferrettis zur Definierung des Immaculata-Dogmas
V& R unipress
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-8471-0185-7 ISBN 978-3-8470-0185-0 (E-Book) Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Diözese Köln und der Stadtpfarrei St. Quirin, Neuss. Ó 2013, V& R unipress in Göttingen / www.vr-unipress.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Druck und Bindung: CPI Buch Bücher.de GmbH, Birkach Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
In Dankbarkeit an all jene, die zum Gelingen dieser Dissertation beigetragen und mich in den vergangenen Jahren auf vielfältige Weise unterstützt haben.
Inhalt
Zum Geleit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Abkürzungsliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Einleitung . . . . . . . Forschungsstand . . Quellenbesprechung Zielsetzung . . . . . Problembeschreibung Struktur . . . . . . .
31 32 35 38 42 44
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Teil I. Die Marienverehrung Giovanni Maria Mastai Ferrettis – Pius’ IX.: Kontext und Entwicklung 1. Die Marienverehrung im 19. Jh.: Die Marienfrömmigkeit im religiös-kulturell-politischen Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1. Die Marienverehrung des 19. Jhs. als Erbe des ausgehenden 18. Jhs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Die Restauration als wichtiger Faktor für den Aufbruch der Marienverehrung im 19. Jh. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3. Die Romantik als wichtiger Faktor für den Aufschwung der Marienverehrung im 19. Jh. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4. Der Aufschwung der Marienverehrung im 19. Jh. . . . . . . . . 1.5. Die Marienverehrung und der moderne Geist . . . . . . . . . . 1.6. Die Entwicklung der Mariologie im 19. Jh. . . . . . . . . . . . . 1.7. Die Kritik an der Marienfrömmigkeit der Restauration und der Romantik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.8. Die marianische Prägung im apostolisch-karitativen Wirken der Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
2. Lebensdaten und Spiritualität G.M. Mastai Ferrettis . . . . . . . 2.1. Das Lebensprofil von G.M. Mastai Ferretti . . . . . . . . . . 2.2. Die Spiritualität im Allgemeinen . . . . . . . . . . . . . . . 2.3. Die spirituellen Brennpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1. Der erste Brennpunkt: Christozentrismus . . . . . . . 2.3.1.1. Verehrung der Menschheit Jesu . . . . . . . . 2.3.1.2. Herz-Jesu-Verehrung . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1.3. Eucharistische Spiritualität . . . . . . . . . . . 2.3.2. Der zweite Brennpunkt: Apostolats- und Missionseifer 2.3.2.1. Apostolat durch Verkündigung . . . . . . . . 2.3.2.2. Apostolat durch die Feier der Liturgie . . . . . 2.3.2.3. Apostolat durch pastoralen Dienst . . . . . . . 2.3.2.4. Apostolat durch Belebung und Förderung des Ordenslebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2.5. Apostolat durch geistliche Erneuerung des Weltklerus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2.6. Apostolat durch Förderung der Mission . . . .
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77 77 82 89 90 90 93 96 99 100 101 102
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3. Die Marienfrömmigkeit von Papst Pius IX.: Ursprung und Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1. Das Elternhaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Das Piaristenkolleg S. Michele in Volterra . . . . . . . . . . 3.3. Der religiöse Kontext in Rom: Personen und Umfeld . . . 3.3.1. Die Wohngemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2. Die Bruderschaften und der römische Freundeskreis 3.4. Die Studienjahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5. Die theologisch-religiöse Lektüre . . . . . . . . . . . . . . 4. Der Marienkult im Leben von G.M. Mastai Ferretti – Pius IX. 4.1. Die Marienverehrung im Alltag . . . . . . . . . . . . . . 4.1.1. Die marianischen Andachtsübungen . . . . . . . . 4.1.2. Besondere Liebesbezeugungen . . . . . . . . . . . 4.1.3. Bevorzugte Marienanrufungen und -titel . . . . . 4.2. Die Verehrung der Marienbilder . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1. Die Mariendarstellungen in seinem Wohn- und Lebensbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.2. Die Krönung von Marienbildern . . . . . . . . . . 4.2.3. Die Prägung und Verehrung von Marienmedaillen 4.3. Der Pilger auf den Spuren Mariens . . . . . . . . . . . . 4.3.1. Der Marienwallfahrer . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
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188 190 192
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194 200 210
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230 234 235
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243 244 249 255 257 259
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262 263 267 268
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269 269 272
5. Die Mariologie von G.M. Mastai Ferretti: Doktrinäre Aspekte und existentielle Dimension . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1. Die Gottesmutterschaft Mariens und ihre Jungfräulichkeit . . . . 5.2. Maria im Leben Jesu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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4.3.2. Der »Nahwallfahrer« im Laufe des Kirchenjahres . . . . . 4.3.2.1. In der Diözese Spoleto . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.2.2. In der Diözese Imola . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.2.3. Im neapolitanischen Königreich: Gaeta, Neapel und Umgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.2.4. In der Diözese Rom und Umgebung . . . . . . . . 4.4. Der Förderer des Marienkultes . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.1. Förderung durch Verkündigung und lehramtliche Schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.2. Förderung durch die Approbation und Verbreitung von marianischen Schriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.3. Förderung durch die Gewährung von Ablässen, durch liturgische Erhöhung von Marienfesten sowie durch Bestätigung und Förderung von marianischen Bruderschaften und Kongregationen . . . . . . . . . . . . 4.4.4. Förderung durch öffentliche Gebetsinitiativen: Bitt- und Dankgebet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.5. Verteilung von Andachtsgegenständen . . . . . . . . . . . 4.4.6. Wohltäter und Förderer marianischer Kirchen und Kunst 4.5. Wunder und Gnaden, die Mastai Ferretti – Pius IX. auf die Fürsprache Mariens zurückführte . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.1. Körperliche Heilung und Priesterberufung . . . . . . . . 4.5.2. Die Rettung aus Gefahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.3. Wunder und Gnaden ganz besonderer Art . . . . . . . . . 4.6. Mastai Ferretti – Pius IX. und die Marienerscheinungen . . . . 4.6.1. Catherine Labour¦ und die Wundertätige Medaille . . . . 4.6.2. Die Erscheinung an Justine Bisqueyburu und das grüne Skapulier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6.3. Die Erscheinung und die Botschaft von La Salette . . . . 4.6.4. Das Augen-Wunder von Rimini . . . . . . . . . . . . . . 4.6.5. Die Erscheinung an Veronica Nucci . . . . . . . . . . . . 4.6.6. Zwei Marienerscheinungen nach 1854: Lourdes und Spoleto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6.6.1. Pius IX. und die Erscheinungen in Lourdes . . . . 4.6.6.2. Pius IX. und die Erscheinung in Spoleto . . . . .
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Inhalt
5.3. Die Privilegien Mariens: die Unbefleckte Empfängnis Mariens und ihre Aufnahme in den Himmel . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.1. Die Unbefleckte Empfängnis Mariens . . . . . . . . . . 5.3.2. Die Aufnahme Mariens in den Himmel . . . . . . . . . 5.4. Maria im Leben der Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.1. Die Heiligkeit Mariens in der Kirche . . . . . . . . . . . 5.4.2. Mariens Einfluss in der Kirche: ihre Vorbildstellung . . 5.4.3. Maria, Fürsprecherin am Throne Gottes . . . . . . . . . 5.4.4. Eine »vernünftige« Marienverehrung . . . . . . . . . .
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292 292 297 304 305 312 314 321
Teil II. Die Immaculata-Verehrung Giovanni Maria Mastai Ferrettis – Pius’ IX. und sein persönlicher Beitrag bei der Definierung des Dogmas 1. Die dogmatischen Voraussetzungen: Entstehung und Entwicklung der Immaculata-Verehrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1. Die ersten Hinweise auf eine Immaculata-Verehrung . . . . . . . 1.2. Die Ausbreitung der Immaculata-Verehrung und das Ringen der Schulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3. Die Stellungnahme des Lehramtes . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4. Die Entwicklung der liturgischen Festfeier . . . . . . . . . . . . . 2. Beginn und Entwicklung der Immaculata-Verehrung bei G.M. Mastai Ferretti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1. Seine Immaculata-Devotion als Laie und Priester . . . . . . . . . 2.2. Seine Immaculata-Devotion und sein Einsatz zur Verbreitung der Immaculata-Verehrung während seines Episkopats . . . . . . . . 2.3. Seine Immaculata-Devotion und sein Einsatz zur Verbreitung der Immaculata-Verehrung während seiner ersten Pontifikatsjahre (1846 – 1854) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1. Sein ständiger Einsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2. Die liturgischen Erneuerungen . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Auf dem Weg zum Dogma und seine Umsetzung . . . . . . . . . . 3.1. Die ersten zwei Pontifikatsjahre: erste Schritte hinsichtlich der künftigen Definierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Die Jahre im Exil: der Reifungsprozess . . . . . . . . . . . . . 3.3. Wieder in Rom: die Intensivierung der Vorbereitungen . . . . 3.4. Die Entwicklungsgeschichte der Definierungsbulle . . . . . . 3.4.1. Der erste Entwurf Deus omnipotens et clemens . . . . . 3.4.2. Der zweite Entwurf Quemadmodum Ecclesia . . . . . . 3.4.3. Der dritte Entwurf In Mysterio . . . . . . . . . . . . . .
329 329 331 341 346
351 351 355
359 359 369
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376 378 382 392 392 394 395
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Inhalt
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397 398 404 406 411
4. Die Bulle Ineffabilis Deus: eine synthetisch-analytische Darstellung . 4.1. Die Ineffabilis Deus: eine inhaltliche Zusammenfassung der Bulle. 4.2. Analyse der Definierungsformel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1. Das Subjekt der Definierungsformel . . . . . . . . . . . . . 4.2.2. Der Zeitpunkt der Vorherbewahrung . . . . . . . . . . . . 4.2.3. Das Objekt der Definierungsformel: die Vorherbewahrung vor der Erbsünde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.4. Die Bedeutung des Terminus »praeservatam« . . . . . . . . 4.2.5. Die »causa efficiens« des Marienprivilegs . . . . . . . . . . 4.2.6. Die Bedeutung des Terminus »privilegio« . . . . . . . . . . 4.2.7. Der Offenbarungscharakter des Marienprivilegs . . . . . . 4.3. Ein Kurzkommentar über die Bulle Ineffabilis Deus . . . . . . . . 4.3.1. Die Schriftargumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.2. Die Entwicklung der Traditionsbeweisführung . . . . . . . 4.3.3. Das Argument des »sensus Ecclesiae« . . . . . . . . . . . . 4.3.4. Die Art und Weise der Dogmaverkündigung – die Autorität des Papstes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.5. Die Ziele, mit denen Pius IX. die Dogmaverkündigung verband – insbesondere die Bekämpfung der Häresien . . . 4.3.6. Weitere offen gebliebene Themen . . . . . . . . . . . . . .
421 421 424 425 425
3.4.4. Der vierte Entwurf Sapientissimus . . . . . . . . . . . . . 3.4.5. Der fünfte bis achte Entwurf . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.6. Die von Pius IX. erarbeitete Endversion Ineffabilis Deus . 3.5. Die unmittelbaren Vorbereitungen auf die Dogmaverkündigung 3.6. Die Feierlichkeiten des 8. Dezembers 1854 . . . . . . . . . . . .
5. Pius IX.: Der Immaculata-Apostel nach der Definierung . . . . . . . . 5.1. Die Präsenz der Immaculata in den post-definitorischen Dokumenten Pius’ IX. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1. In der Allokution Singulari quadam vom 9. Dezember 1854 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.2. In späteren Dokumenten, Ansprachen, Briefen und Gebeten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2. Förderung der Immaculata-Verehrung im privaten und offiziellen Kult und die neue Immaculata-Festliturgie . . . . . . . . . . . . . 5.2.1. Die Entstehung der neuen Immaculata-Festliturgie . . . . . 5.2.2. Der Inhalt der neuen Immaculata-Festliturgie . . . . . . . .
426 428 431 433 434 435 435 438 441 443 444 448 453 453 454 456 462 462 465
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Inhalt
5.3. Pius IX.: Immaculata-Verehrer und Promotor der Immaculata-Devotion nach der Dogmaverkündigung . . . . . 5.3.1. Die Immaculata im Alltag des Papstes nach der Definierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.2. Die Immaculata-Gedenkmedaille . . . . . . . . . . . . . 5.3.3. Die Immaculata-Säule auf dem Spanischen Platz . . . . 5.3.4. Der Immaculata-Saal im Apostolischen Palast . . . . . . 5.3.5. Das Denkmal in S. Agnese fuori le mura . . . . . . . . . 5.3.6. Die Gedenksteine im Petersdom . . . . . . . . . . . . . 5.3.7. Die Definierungsbulle in allen modernen Sprachen und Dialekten der christlichen Welt . . . . . . . . . . . . . .
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474 475 476 478 479 482
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489 489 490 490 492 493
Quellen- und Bibliographieverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellenangaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sekundärliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
497 497 512
Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
547
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
563
Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
573
Schlusswort . . . . . . . . . Kind seiner Zeit . . . . . Marianische Spiritualität Seelsorger . . . . . . . . Immaculata-Papst . . . . Kritische Überlegungen .
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Zum Geleit
Das längste Pontifikat in der bisherigen Geschichte der Kirche (1846 – 1878) ist konfrontiert gewesen mit der sich neuformierenden Gesellschaftsordnung in Europa. Italien begann sich zu einem liberalen Nationalstaat herauszubilden, in Deutschland und ganz Europa gewannen revolutionäre Kräfte zunehmend an Einfluss, in deren Gesellschaftsentwurf kein Platz für eine eigenständige Kirche mehr war. Pius IX. wurde innerhalb dieser Strömungen zum Bewahrer und Beschützer der Kirche Jesu Christi. Es gelang ihm in einem ersten Konzil, das innerhalb des Vatikans abgehalten wurde,1 die Grundfrage nach der Verbindung von Glaube und Vernunft zu stellen und so eine fundamentaltheologische Diskussion freizulegen, die zum ureigenen Themenfeld der Theologie gehört. Mit der Definition des päpstlichen Jurisdiktionsprimates und der päpstlichen Unfehlbarkeit stärkt er die Position der Kirche gegenüber allen Versuchen, die seit der Französischen Revolution von unterschiedlichster Seite unternommen wurden, die Kirche inhaltlich zu schwächen, ihr den festen Glauben zu nehmen und sie dadurch anfällig zu machen für den Entwurf einer rein innerweltlichen Glaubensgemeinschaft. Angesichts der massiven Bedrohung der Kirche und des Kirchenstaates, aber auch im Blick auf die Kontroverse im sogenannten »Kulturkampf« in Preußen, ist es bewundernswert, mit welcher Klarheit Pius IX. die Kirche hinübergerettet hat in das 20. Jahrhundert. Politisch-territorial zwar geschwächt, ging sie gefestigt und gestärkt im Glauben hervor. Mit Milde und Gottvertrauen lenkte der Papst aus den italienischen Marken die ihm anvertraute Kirche durch die politischen und gesellschaftlichen Wirren seiner Zeit.2 Wer ihn ohne historische Verankerung im 19. Jahrhundert zu verstehen versucht, wird seiner Person und seinem Pontifikat nicht gerecht. Man würde ihn 1 Aus der Fülle der Veröffentlichungen zum Ersten Vatikanischen Konzil vgl. Klaus Schatz, Vaticanum I. 3 Bände, Paderborn 1992 – 94; Roger Aubert, Vaticanum I, Mainz 1965. 2 Zur Biographie und zum historischen Kontext vgl. Christian Schaller, Zeugen des Glaubens. Pius IX. begegnen, Augsburg 2003.
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Zum Geleit
unhistorisch aus dem Kontext herausgreifen. Wer aber seinen innovativen Stil mit den Augen seiner Zeitgenossen verstehen möchte, der anerkennt das Mühen um die christliche Archäologie, sein Verständnis für die neue Technik, für die Arbeit mit den Medien (Pius IX. gründete den »Osservatore Romano«) und vor allem sein Engagement für die weltweite Gemeinschaft der Glaubenden, das sich u. a. an der Wiederbelebung der Ad-Limina-Besuche ablesen lässt. Eine historische Einordnung seines Pontifikats darf auch nicht ohne die Erwähnung des Dogmas von der »Unbefleckten Empfängnis – Immaculata conceptio« von 1854 erfolgen. Folgt man der Intention des Dogmas, so rückt die christologische Ausrichtung in den Vordergrund. In der Gestalt der Gottesmutter erschließt sich das erlösende und Heil schaffende Handeln Christi selbst; seine Gnade ist nicht den räumlichen und zeitlichen Bestimmungen untergeordnet. Maria als die Vorerlöste erhält die Gnade der Erlösung bereits geschenkt und wird so zum Idealtyp des Menschen. Ihr eigener freier Wille, von der Gnade berührt, ließ sie zur Mutter des Herrn und Erlösers werden. Das Erlösungsgeschehen erhält vom Geschehen der Immaculata her die aufschlussreiche Dimension der menschlichen Geschichte, der menschlichen Bedingungen, der freien Willensäußerung und der Annahme des erlösenden Rufes des Herrn. Das von Pius IX. verkündete Dogma beschreibt daher über das Geheimnis Marias hinausgehend die Realität des Menschen, der von Gott angesprochen wird und dem der Mensch mit seiner ganzen Lebensentscheidung antwortet: »Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst und folge mir nach« (Mk 8, 34). Die vorliegende Arbeit wird für die Diskussion über die Gestalt des am 3. September 2000 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochenen Pius IX. eine Bereicherung darstellen und ein Thema seines theologischen Denkens in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken. Dem Buch wünsche ich eine weite Verbreitung und einen geneigten Leser, der sich in das 19. Jahrhundert begibt, um einer herausragenden Persönlichkeit der Kirchen- und Zeitgeschichte zu begegnen. Rom, 28. Mai 2013
†Gerhard Ludwig Müller Erzbischof Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre
Abkürzungsliste
Abkürzungen der benutzten Archive und Bibliotheken ACCS
Archivio Congregazione delle Cause dei Santi (Archiv der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse – Rom) ACDF Archivio della Congregazione per la Dottrina della Fede (Archiv der Glaubenskongregation – Rom) ACMV Archivio della Congregazione della Missione dei Padri Vincenziani (Archiv der Vinzentinerpater – Rom) ACP Archivio Celebrazioni Pontefice (Archiv der päpstlichen Zeremonienmeister – Vatikanstadt) ACSP/II Archivio Capitolare di San Pietro/II (Archiv des Kapitels von St. Peter – Vatikanstadt) ADI Archivio diocesano di Imola (Diözesanarchiv von Imola) ADS Archivio diocesano di Spoleto (Diözesanarchiv von Spoleto) APC Archivio parrocchiale del Carmine (Imola) (Pfarrarchiv der Karmelkirche – Imola) Archiv. Gen. O.M.I. Archivio Generale Congregatio Oblatorum Missionariorum B.M.V. Immaculatae (Hauptarchiv der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria – Rom) ASR Archivio di Stato di Roma (Staatsarchiv von Rom) ASV Archivio Segreto Vaticano (Vatikanisches Geheimarchiv) ASVR Archivio Storico del Vicariato di Roma (Historisches Archiv des Vikariats Roms) CMMF Casa Museo Mastai Ferretti (Haus-Museum Mastai Ferretti – Senigallia) CST Campo Santo Teutonico (Archiv des Campo Santo Teutonico – Rom) Inv. S. Pontificia Inventario della Sagrestia Pontificia (Inventar der päpstlichen Sakristei – Vatikanstadt) PUL Pontificia Universit Lateranense (Päpstliche Lateranuniversität)
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Abkürzungsliste
Verzeichnis der Abkürzungen 30 Tage
30 Tage in Kirche und Welt: internazionale Monatszeitschrift, hrsg. v. Andreotti, G., Roma 1,1991-. a. / aa. articulus / articuli AAS Acta Apostolicae Sedes, Rom 1,1909-. Acta Pii X Pii X Pontificis Maximi Acta 1 – 5, Graz 1971. Add. Mastai Ferretti, G.M.: Discorso inedito sulla Madonna Addolorata, hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 19 (1990) 190 – 193. AFH Archivum Franciscanum Historicum, Firenze 1,1908-. AGS Acta Gregorii Papae XVI – scilicet Constitutiones, Bullae, Litterae Apostolicae, Epistolae 1 – 4, hrsg. v. Bernasconi, A.M., Graz 1971. AHC Annuarium historiae Conciliorum, Paderborn 1,1969-. AHP Archivum historiae pontificiae, hrsg. v. Pontificia Universitas Gregoriana. Facultas historiae ecclesiasticae, Roma 1,1963-. All. Allocutio / Allocuzione AnGr – SFHE Analecta Gregoriana – Series Facultatis Historiae Ecclesiasticae, Roma 1,1930-. Antonianum Antonianum: periodicum philosophico-theologicum trimestre, hrsg. v. Pontificio Ateneo Antoniano, Roma 1,1926-. AOFM Acta Ordinis Fratrum Minorum, Roma 1,1882-. APN Pii IX Pontificis Maximi Acta: Pars Prima 1 – 7; Pars seconda 1 – 2, Graz 1971. Arch. part. di Pio IX, Ogg. Archivio particolare di Pio IX, Oggetti vari vari Arch. part. di Pio IX, Sovr. e Archivio particolare di Pio IX, Sovrani e particolari part. Asp. Asprenas: Rivista di scienze teologiche, hrsg. v. Accademia ecclesiastica napoletana »S. Pietro in Vinculis«, Napoli 1,1954-. ASS Acta Sactae Sedis – in compendium opportunae redacta et illustrata, Rom 1865 – 1908. Assun. Mastai Ferretti, G.M.: Omelie dell’Assunzione (1827 – 1830), hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 14 (1985) 173 – 193. Atti del Congresso MariAtti del Congresso Mariano Mondiale tenuto in Roma l’anno ano 1904 cinquantesimo anniversario della definizione dogmatica dell’Immacolato Concepimento di Maria, hrsg. v. Radini Tedeschi, G.M. – Stagni, P.M., Roma 1905. Atti Senigalliesi Atti del Io Convegno di Ricerca Storica sulla figura e sull’opera di Papa Pio IX (Senigallia 28 – 29 – 30 settembre 1973), hrsg. v. Mencucci, A. (Hg) – Centro Studi Pio IX, Senigallia 1973; Atti del IIo Convegno di Ricerca Storica sulla figura e sull’opera di Papa Pio IX (Senigallia 9 – 11 ottobre 1977), hrsg. v. Mencucci, A. – Centro Studi Pio IX, Senigallia 1978; Atti Senigalliesi,
Verzeichnis der Abkürzungen
Aubert-Martina Ausg. Avv. b. BBKL Bd / Bde Bellocchi 4
Ben. bes. Bf. BHCSR Biblioteca di Theotokos Bihlmeyer Breviarium Romanum BS BSTom bzw. c. Canestri Cant. Cath. Cattedrale di Imola Cattedrale di Spoleto Cenacolo serafico CFr CivCatt Congr. Indulg. e Reliquie, Carte diverse
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Bicentenario della nascita di Papa Pio IX (1792 – 1992) (Aprile 1992 – Maggio 1993), hrsg. v. Mencucci, A. – Brunetti, M., Senigallia 1993. Aubert, R.: Il pontificato di Pio IX (1846 – 1878) 1 – 2, übers. v. Martina, G. (= Fliche-Martin 21/1 – 2), Torino 1990. Ausgabe(-n) Avvenire, Roma 1,1968-. busta (= Dokumentenkasten) Biographisch – Bibliographisches Kirchenlexikon, hrsg. v. Bautz, F.W. – Bautz, T., Hamm 1,1990-. Band / Bände Bellocchi, U.: Tutte le encicliche e i principali documenti pontifici emanati dal 1740 4: Pio IX (1846 – 1878), Citt del Vaticano 1995. Benedictina, Fascicoli trimestrali di studi benedettini, Roma 1,1947-. besonders Bischof Bibliotheca historica Congregationis SSmi Redemptoris, Roma 1,1955-. Biblioteca di Theotokos, hrsg. v. Associazione mariologica interdisciplinare italiana, Roma 1,1998-. Bihlmeyer, K. – Tuechle, H.: Storia della Chiesa 4, Brescia 1990. Breviarium Romanum – ad usum Cleri Basilicae Vaticanae, Romae 1925. Bibliotheca Sanctorum 1 – 12 (+ Appendici 1 – 2), Roma 1961 – 2000. Biblioteca per la storia del tomismo, Citt del Vaticano 1,1974. beziehungsweise casetta (= Dokumentenkasten) Canestri, A.: L’anima di Pio IX – quale si rivelý e fu compresa dai Santi 1 – 4, Marino 1965 – 1967. Canticum Canticorum Salomonis (Vulg.) Catholicisme. Hier, aujourd’hui, demain, Paris 1,1948-. Faranda, F. (Hg): La Cattedrale di Imola – Storia Arte Culto, Imola 1998. Benazzi, G. – Carbonara, G.: La Cattedrale di Spoleto – Storia Arte Conservazione, Milano 2002. Cenacolo serafico, hrsg. v. Centro francescano di cultura della provincia del Ss. Cuore di Ges¾, Napoli 1,1961-. Collectania francescana, Assisi-Roma 1,1931-. La Civilt Cattolica, Roma 1,1850- (1871 – 1887 Firenze). Congregazione delle Indulgenze e SS. Reliquie, Carte diverse
18 Congr. Indulg. e Reliquie, Carte varie Congr. Indulg. e Reliquie, Misc. Const. d. Dan DBI Debellini
Abkürzungsliste
Congregazione delle Indulgenze e SS. Reliquie, Carte varie Congregazione delle Indulgenze e SS. Reliquie, Miscellanea
Constitutio distinctio Das Buch Daniel Dizionario biografico degli Italiani, Roma 1,1960-. ACSP/II: Debellini, E.: Diario della Basilica Vaticana 1846 – 1862 (= Diario 46 – 50), Nr. 9/2.35 – 9/2.39. Dec. Decreto De cultu mariano saeculis De cultu mariano saeculis XVII – XVIII, Acta congressus maXVII – XVIII riologici-mariani internazionalis in Republica Melitensi anno 1983 celebrati 1 – 7, hrsg. v. Pontificia Academia Mariana Internationalis, Romae 1987. De culto mariano saeculis De cultu mariano saeculis XIX – XX, Acta congressus marioXIX – XX logici-mariani internazionalis in sanctuario mariano Kevelaer (Germania) anno 1987 celebrati 1 – 7, hrsg. v. Pontificia Academia Mariana Internationalis, Romae 1991 – 1992. DES Dizionario enciclopedico di spiritualit 1 – 3, hrsg. v. Ancilli, Roma 1990. Devoz. Mastai Ferretti, G.M.: Meditazione sulla devozione di Maria SS., hrsg. v. Bertetto, D.: Tre discorsi mariani, in Pio IX 17 (1988) 101 – 107. DH Denzinger, H. – Hünermann, P. (Hg): Enchiridion Symbolorum – definitionum et declarationum de rebus fidei et morum, Freiburg i. Br. 1991. d. h. das heißt DHCJ Diccionario Histûrico de la CompaÇa de Jesffls: BiogrficoTemtico 1 – 4, hrsg. v. O’Neill, C.E. – Dominguez, J.M., RomaMadrid 2001. Diario di Roma Diario di Roma, Roma 1837 – 1848. Die Geschichte des Chris- Die Geschichte des Christentums – Religion Politik Kultur 10: tentums 10 Aufklärung, Revolution, Restauration (1750 – 1830), hrsg. v. Mayeur, J.-M. – Vauchez, L.P.A. – Venard, M., dt. Ausg. v. Brox, N. – Engels, O. – Kretschmar, G. – Meier, K. – Smolinsky, H., Freiburg i. Br. 2000. Die Geschichte des Chris- Die Geschichte des Christentums – Religion Politik Kultur 11: tentums 11 Liberalismus, Industrialisierung, Expansion Europas [1830 – 1914], hrsg. v. Mayeur, J.-M. – Vauchez, L.P.A. – Venard, M., dt. Ausg. v. Brox, N. – Engels, O. – Kretschmar, G. – Meier, K. – Smolinsky, H., Freiburg i. Br. 1997. Diocesi di Imola Magnani, G. (Hg): Il culto mariano nella Diocesi di Imola, Imola 1988. DIP Dizionario degli Istituti di Perfezione 1 – 10, hrsg. v. Pelliccia, G. – Rocca, G., Roma 1974 – 2003.
Verzeichnis der Abkürzungen
Dozza
D.S. DSp DspMon dt. DTh
DThC EC Eccli Eccl. Rev. Edit. Elenco dei Libri
Elenchus Scriptorum
Enc. Ep. Ep. Enc. Eph EphMar ErgBd. Esort. Ap. Est. Ecl. EstFranc
EstMar Etudes Oblates Exhort. Ap. f. / ff.
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Mastai Ferretti, G.M.: Discorso per la solenne Coronazione dell’Immagine di Maria in Dozza, 6 giugno 1843, 3a festa di Pentecoste, hrsg. v. Bertetto, D.: Tre discorsi mariani, in Pio IX 17 (1988) 93 – 98. Dictionnaire de Spiritualit¦ 1 – 16, Paris 1975 – 1994. Dictionnaire de Spiritualit¦ Asc¦tique et Mystique. Doctrine et Histoire 1 – 16 + Register, hrsg. v. Viller, M., Paris 1932 – 1995. Dizionario di spiritualit monfortana, hrsg. v. Fiores, S. De, Roma 2005. deutsch(-e/-en/-er) Divus Thomas (vor 1914: Jahrbuch für Philosophie und spekulative Theologie; ab 1954: Freiburger Zeitschrift für Theologie und Philosophie), Fribourg/Schweiz 1914 – 1954. Dictionnaire de Th¦ologie Catholique 1 – 15, Paris 1903 – 1950 + Tables g¦n¦rales 1 – 3, 1951 – 1972. Enciclopedia Cattolica 1 – 12, Citt del Vaticano, 1949 – 54 + ErgBd. 1969. Liber Ecclesiastes (Vulg.) The American Ecclesiastical Review: a monthly publication for clergy, New York – Washington 1,1889-. Editto ASV: Fondo part. Pio IX, c. 5, Nr. 1: Elenco de’ Libri appartenenti all’Illmo˜ e Rmo˜ Sig.o Ca˜ Don Giovanni Maria Conte Mastai. Romana seu Senogal. Spoletana seu Imolensi et Neapolitane: Beatificationis et Canonizationis Servi Dei Pii IX – Summi Pontificis, Elenchus Scriptorum, Romae 1954. Enciclica Epistula / Epistola Epistula Enciclica / Epistola Enciclica Beati Pauli apostoli epistula ad Ephesios (Vulg.) Ephemerides mariologicae: commentarii de re mariali, Madrid 1951-. Ergänzungsband, Ergänzungsbände Esortazione Apostolica Estudios Eclesiasticos, hrsg. v. Facultades de Teologa de la CompaÇa de Jesffls en EspaÇa, Madrid 1,1922-. Estudios franciscanos, revista cuatrimestral de ciencias eclesisticas de las Provincias Capuchinas Ib¦ricas, Barcelona 1,1907-. Estudios Marianos, hrsg. v. Sociedad Mariolûgica EspaÇola, Madrid 1,1942-. Etudes Oblates: Revue Trimestrielle publi¦e par les Oblats de Marie Immacul¦e de la Province du Canada, Canada 1,1942-. Exhortatio Apostolica folgende Seite / folgende Seiten
20 Falconi
fasc. Ferri: Pio IX prima del soglio
Fiores: In Geschichte Fiores: Sec. XIX
Fiores: Sec. XVIII
FKTh
fl. Fliche-Martin Fn. Fondo part. Pio IX Fons Lucis
fr. Franciscis
Frankfurt a. M. Freiburg i. Br. FS Gazzetta di Roma Gen Giornale di Roma GK Gregorianum Guadalupe
HDG
Abkürzungsliste
Falconi, C.: Il giovane Mastai. Il futuro Pio IX dall’infanzia a Senigallia alla Roma della Restaurazione (1792 – 1827), Milano 1981. fascicolo Ferri, A. (Hg): Pio IX prima del soglio – Fonti e materiali sull’episcopato imolese di Giovanni Maria Mastai Ferretti nell’Archivio Diocesano di Imola (1832 – 1846) (= Serie Documenti e Studi 1), Imola 2000. Fiores, S. De: Maria in der Geschichte von Theologie und Frömmigkeit, in HMar 1, 99 – 266. Fiores, S. De: Il culto di Maria nel contesto culturale dell’Europa occidentale dei secoli XIX e XX, in De cultu mariano saeculis XIX – XX 1, 9 – 72. Fiores, S. De: Il culto mariano nel contesto culturale dell’Europa nei secoli XVII – XVIII, in De cultu mariano saeculis XVII – XVIII 2, 1 – 58. Forum katholische Theologie, Vierteljahresschrift für das Gesamtgebiet der katholischen Theologie, hrsg. Scheffczyk, L. – Krenn, K. – Stickelbroeck, M. – Ziegenhaus, A., Rothenburg/Tbr., 1,1985-. Foglio / fogli (Seitenangabe in Archivdokumenten) Fliche, A. – Martin, V. (Hgg): Storia della Chiesa 1 – 25, Torino 1963 – 1994. Fußnote Fondo particolare di Pio IX Fons Lucis – Miscellanea di studi in onore di E.M. Toniolo, hrsg. v. Barbieri, R. – Calabuig, I.M. – Angelo, O. di, Roma 2004. französisch(e/en/er/es) Franciscis, P. de (Hg) – Pio IX: Discorsi del Sommo Pontefice Pio IX pronunziati in Vaticano ai fedeli di Roma e dell’Orbe dal principio della sua prigionia fino al presente 1 – 4, Roma 1872 – 1878. Frankfurt am Main Freiburg im Breisgau Franziskanische Studien, Münster-Werl 1,1914-. Gazzetta di Roma, Roma 1848 – 1849. Das Buch Genesis Giornale di Roma, Roma 1849 – 1870. Gestalten der Kirchengeschichte, Stuttgart 1 – 12,1984 – 1985. Gregorianum. Commentarii de re theologica et philosophica, Roma 1,1920-. Mastai Ferretti, G.M.: Panegirico per la Madonna di Guadalupe, hrsg. v. Bertetto, D.: Tre discorsi mariani, in Pio IX 17 (1988) 98 – 100. Handbuch der Dogmengeschichte 3: Christologie Soteriologie,
Verzeichnis der Abkürzungen
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Mariologie, Reich Gottes und Kirche, hrsg. v. Schmaus, M., Freiburg i. Br. 1.1 – 5.2,1965 – 1980. Hg (Hgg) Herausgeber Hierachia Catholica 7 Hierachia Catholica Medii et Recentioris aevi sive summorum pontificum – S.R.E. Cardinalium Ecclesiarum Antistitum Series e Documentis Tabuarii praesertim Vaticani Collecta Digesta Edita 7: A pontificatu Pii PP. VII (1800) usque ad pontificatum Gregori PP. XVI (1846), hrsg. v. Ritzler, R. – Sefrin, P., Patavii 1968. Hierachia Catholica 8 Hierachia Catholica Medii et Recentioris aevi sive summorum pontificum – S.R.E. Cardinalium Ecclesiarum Antistitum Series e Documentis Tabuarii praesertim Vaticani Collecta Digesta Edita 8: A pontificatu Pii PP. IX (1846) usque ad pontificatum Leonis PP. XIII (1903), hrsg. v. Ritzler, R. – Sefrin, P., Patavii 1978. HKG Handbuch der Kirchengeschichte 1 – 7, hrsg. v. Jedin, H., Freiburg i. Br. 1985. HKG 6/1 Die Kirche in der Gegenwart 1: Die Kirche zwischen Revolution und Restauration (= HKG 6/1), hrsg. v. Aubert, R. – Beckmann, J. – Corish, P.J. – Lill, R., Freiburg i. Br. 1985. HKG 6/2 Die Kirche in der Gegenwart 2: Die Kirche zwischen Anpassung und Widerstand (1878 – 1914) (= HKG 6/2), hrsg. v. Aubert, R. – Bandmann, G. – Baumgartner, J. – Bendiscioli, M. – Gadille, J. – Köhler, O. – Lill, R. – Stasiewski, B. – Weinzierl, E., Freiburg i. Br. 1985. Hl. / hl. Heilig(-e, -en, -er, -es) / heilig(-e, -en, -er, -es) Hld Das Hohelied HMar Handbuch der Marienkunde 1 – 2, hrsg. v. Beinert, W. – Petri, H., Regensburg 1996 – 1997. HPBI Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland, hrsg. v. Binder, F. – Jochner, G., München 1,1838 – 171,1923. hrsg. v. herausgegeben von / vom Il Tempo Il Tempo. Quotidiano indipendente, Roma 1,1944-. Immag. Mastai Ferretti, G.M.: Il culto delle Immagini di Maria e l’imitazione delle sue virt¾, hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 13 (1984) 84 – 91. Indice Biblioteca Pio IX PUL: Indice dei libri componenti la Privata Biblioteca di Sua Santit Papa Pio IX felicemente regnante 1 – 3. Ineff. Pius IX.: Ineffabilis Deus (8. 12. 1854) Litt. Ap., in APN I/1, 597 – 619. Ineff. (dt.) Pius IX.: Litterae Apostolicae »Ineffabilis Deus« 1854, in Graber, R. – Ziegenhaus, A.: Die Marianischen Weltrundschreiben der Päpste von Pius IX. bis Johannes Paul II. (1849 – 1988), Regensburg 1997, 22 – 37. Insegnamenti di Giovanni Insegnamenti di Giovanni Paolo II, Citt del Vaticano 1,1978 – Paolo II 28,2005.
22 Insegnamenti di Paolo VI Invit.Sac. Is it. Jes Jh. (Jhs.) Joh Iud Kap. Kard. KonGe.D L’88o vescovo di Imola Lateranum La voce di Pio IX (Riv.) La voce di Pio IX (Discorsi…)
Le Courrier de GenÀve Leflon Lett. Ap. Lettere
Lc LG L’Immacolata Madre
Litt. Ap. Litt. Enc. Lk LThK
L’Urbe
Abkürzungsliste
Insegnamenti di Paolo VI, Citt del Vaticano 1,1963 – 16,1978. Mastai Ferretti, G.M.: Invito Sacro (15. 5. 1844), in Ferri: Pio IX prima del soglio, 126. Prophetia Isaiae (Vulg.) italienisch(e/en/er/es) Das Buch Jesaja Jahrhundert (Jahrhunderts) Das Evangelium nach Johannes Liber Iudith (Vulg.) Kapitel Kardinal Konziliengeschichte, Reihe A: Darstellungen, Paderborn 1,1980-. Magnani, G. (Hg): L’88o vescovo di Imola – Il cardinale Giovanni Maria Mastai Ferretti, Imola 1992. Lateranum, hrsg. v. Facolt di Teologia della Pontificia Universit Lateranense 1,1976-. La voce di Pio IX – Bollettino d’informazione a cura della Postulazione, Roma 1,1954 – 94,1970. Pio IX (a cura del periodico romano L’Eco del Pontificato): La voce di Pio IX – ossia Discorsi di Sua Santit dal principio del suo pontificato fino ai nostri giorni 1 – 9, Roma 1876 – 1878. Le Courrier de GenÀve: GenÀve Quotidien, GenÀve 1,1868-. Leflon, J.: Restaurazione e crisi liberale (1815 – 1846) (= Fliche-Martin 20/2), übers. v. Naselli, C., Torino 1984. Lettera Apostolica Giovanni Maria Mastai-Ferretti (Pio IX) Lettere 1 – 4, hrsg. v. Cittadini, G., Napoli-Camerino-Acquasanta-Frascati 1990 – 1994. Evangelium secundum Lucam (Vulg.) Das Zweite Vatikanische Konzil: Dogmatische Konstitution über die Kirche »Lumen gentium« (21. 11. 1964). L’Immacolata Madre di Dio nel seicento – Apporti teologici e spirituali di Ippolito Marracci (= Biblioteca di Theotokos 14), hrsg. v. Carbonaro, D. – Petrillo, F., Roma 2006. Littera Apostolica Litterae Enciclicae Das Evangelium nach Lukas Lexikon für Theologie und Kirche, hrsg. v. Buchberger, M. (10 Bde, Freiburg i. Br. 1930 – 1938); hrsg. v. Höfer, J. – Rahner, K. (10 Bde u. Register-Bd, Freiburg i. Br. 1957 – 1967); hrsg. Kasper, W. u. a. (10 Bde u. Nachtrags- u. Register-Bd, Freiburg i. Br. 1993 – 2001); hrsg. v. Kasper, W. u. a. (10 Bde u. Nachtrags- u. Register-Bd, Freiburg i. Br. 2006). L’Urbe – Rivista Romana, Roma 1,1936 – 56,1996.
Verzeichnis der Abkürzungen
MadCarm
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La Madonna del Carmine – Periodico mensile dei PP. Carmelitani della Provincia Romana, Roma 1,1947-. MaEc Mater Ecclesiae, Roma 1,1965 – 16,1980. MaLex Marienlexikon 1 – 6, hrsg. v. Bäumer, R. – Scheffczyk, L., St. Ottilien 1988 – 1994. Mar. Marianum: Ephemerides mariologiae, hrsg. v. Pontificiae facultatis theologicae »Marianum« ordinis Fratrum servorum S. Mariae, Roma Marianum 1,1939-. Marchesi: In Novum Of- Marchesi, L.: In Novum Officium Immaculatae Conceptionis ficium B.M.V. – Animadversiones seu note, Florentiæ 1863; in B.M.V. Immaculata: Messa e Ufficio dell’Immacolata Concezione di Maria Vergine, sc. R. 351 a. Marchesi: Officium in Marchesi, L.: Officium in Festo et per Octavam Immaculatae Festo Conceptionis B.M.V., Florentiæ 1863, in B.M.V. Immaculata: Messa e Ufficio dell’Immacolata Concezione di Maria Vergine, sc. R. 351 a. Marcone Marcone, A. (Hg): La parola di Pio IX 1 – 2, Genova 1864 – 1871. Martina Martina, G.: Pio IX 1 – 3 (= MHP 38.51.58), Roma 1974 – 1990. Martina: Liberalismo Martina, G.: La Chiesa nell’et dell’assolutismo del liberalismo del totalitarismo – 3: L’et del liberalismo, Brecia 1983. Mgrs. Monsignore MHP Miscellanea Historiae Pontificiae, hrsg. v. Facultate Historiae Ecclesiasticae in Pontificia Universitate Gregoriana, Roma 1,1939-. Miles Immaculatae Miles Immaculatae. Rivista di dottrina mariana e di formazione kolbiana, Roma 1,1965-. Missions Missions de la Congr¦gation des Missionnaires Oblates de Marie Immacul¦e, Rome 1,1862-. Mondo Vaticano Re, N. del (Hg): Mondo Vaticano – Passato e presente, Citt del Vaticano 1995. Moroni Moroni, G.: Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica 1 – 103, Venezia 1840 – 1861. Moroni: Indice Moroni, G.: Indice generale alfabetico delle materie del Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica compilato dall’autore stesso cav. Gaetano Moroni, romano, ajutante di camera dei Sommi Pontefici Gregorio XVI e Pio IX 1 – 6, Venezia 1878 – 1879. Msgr. Monsignor MSt Mariologische Studien, Essen 1,1962-. Mt Evangelium secundum Matthaeum (Vulg.) MThZ Münchner Theologische Zeitschrift für das Gesamtgebiet der katholischen Theologie, München 1,1950-. NDL Nuovo Dizionario di Liturgia, hrsg. v. Sartore. D. – Triacca, A., Roma 1984.
24 NDM Notizie del giorno Nov.Imm.
Nr. NS NZSTh O. A. / o. A. O’Connor O. D. / o. D. Offb O. J. / o. J. O. N. / o. N. OR OR dt. o. S. O. T. / o. T. Ott.Ass.
p. PaCl PanCon. Pareri
PATH Pedrini: Cuore Pelczar Perrella: Piet Perrella: Teologia
Abkürzungsliste
Nuovo Dizionario di Mariologia, hrsg. v. Fiores, S. De – Meo, S., Cinisello Balsamo 1985. Notizie del giorno, Roma 1847 – 1848. Mastai Ferretti, G.M.: Novena inedita dell’Immacolata Concezione (1825), hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 12 (1983) 269 – 333. Nummer Neue Serie Neue Zeitschrift für systematische Theologie (ab 5,1963-): und Religionsphilosophie, Berlin 1,1959-. ohne Angaben / ohne Autor O’Connor, E.D.: The dogma of the Immaculate Conception: history and significance, Notre Dame-Indiana 1958. ohne Datum Die Offenbarung des Johannes ohne Jahresangabe ohne Nummerierung L’Osservatore Romano, Citt del Vaticano 1849 – 1852; NS 1,1861-. L’Osservatore Romano (dt. Wochenausgabe), Citt del Vaticano 1,1972-. ohne Seitenzahl ohne Titel Mastai Ferretti, G.M.: Cinque prediche per l’Ottavario dell’Assunta, hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 19 (1990) 273 – 295. pars Palestra del Clero: Rivista mensile di cultura e pratica ecclesiastica, Rovigo 1921 – 2000. Mastai Ferretti, G.M.: Panegirico della Concezione (1826), hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 11 (1982) 332 – 345. Pareri sulla definizione dogmatica dell’Immacolato Concepimento della B. Vergine Maria rassegnati alla Santit di Pio IX. P. M. in occasione della sua Enciclica data da Gaeta il 2 Febbraio 1849 1 – 10, Roma 1851 – 1854. Periodicum internationale editum a Pontificia Academia Theologica, Citt del Vaticano 1,2002-. Pedrini, A.: Pio IX e la devozione al Sacro Cuore di Ges¾, in Pio IX 15 (1986) 82 – 107. Pelczar, G.S.: Pio IX e il suo Pontificato sullo sfondo delle vicende della Chiesa nel secolo XIX 1 – 3, Torino 1909 – 1911. Perrella, S.M.: La piet mariana ai tempi di Pio IX (1846/ 1878), in Pio IX a Gaeta, 93 – 170. Perrella, S.M.: Teologia e piet mariana ai tempi del beato Pio IX. Per una memoria del secolo dell’Immacolata, in Mar. 63 (2001) 177 – 243.
Verzeichnis der Abkürzungen
PG
25
Patrologiae Cursus completus. Series graeca 1 – 156, Paris 1857 – 1866. Pio IX Pio IX – Studi e ricerche sulla vita della Chiesa dal Settecento ad oggi, Rivista Quadrimestrale, hrsg. v. Piolanti, A., Citt del Vaticano 1,1972 – 27,1998. Pio IX a Gaeta Pio IX a Gaeta (25 novembre 1848 – 4 settembre 1849) – Atti del Convegno di studi per i 150 anni dell’avvenimento e dell’elevazione della diocesi di Gaeta ad arcidiocesi (13 dicembre 1998 – 24 ottobre 1999), hrsg. v. Cardi, L., Marina di Minturno 2003. Pio IX – Arcivescovo di Pio IX – Arcivescovo di Spoleto (1827 – 1832). Atti del terzo Spoleto convegno di studi storici ecclesiastici su »La figura e l’opera di Pio IX« (Spoleto, 28 – 30. dic. 1977), hrsg. v. Centro Ricerche e Studi, Firenze 1980. Pio IX Beato Pio IX Beato (1792 – 1878) – Testi pubblicati da »L’Osservatore Romano« in occasione della solenne beatificazione del Pontefice Pio IX, Citt del Vaticano 2000. PL Patrologiae Cursus completus. Series latina 1 – 221, Paris 1844 – 1864. Polverari Polverari, A.: Vita di Pio IX 1 – 3 (= StPi 4 – 6), Citt del Vaticano 1986 – 1988. Pontificia Universit Late- La Pontificia Universit Lateranense – Profilo della sua storia, ranense dei suoi discepoli, Roma 1963. Positio Sacra Rituum Congregatione (Hg): Romana seu Senogal. Spoletana seu Imolensi et Neapolitane: Beatificationis et Canonizationis Servi Dei Pii IX Summi Pontificis 1: Tabella Testium et Summarium – Positio Super Introductione Causae, Romae 1954. Processo di Imola Processo di Imola per la Causa di Beatificazione e Canonizzazione del Servo di Dio Papa Pio IX, hrsg. v. Cani, A., Imola 1908. Processo di Roma Processo di Roma per la Causa di Beatificazione e Canonizzazione del Servo di Dio Papa Pio IX, hrsg. v. Cani, A., Torre del Greco 1908. Prov. Proverbiorum Liber (Vulg.) Ps Die Psalmen PuP Päpste und Papsttum, Stuttgart 1,1971-. Purificaz. Mastai Ferretti, G.M.: Discorso nella festa della Purificazione, hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 14 (1985) 298 – 301. q. quaestio(-nes) Qui pluribus ’46 Pius IX: Qui pluribus (9. 11. 1846) Enc., in APN I/1, 4 – 24. r recto Rassegna volterrana Rassegna volterrana. Rivista d’arte e di cultura, hrsg. v. Accademia dei Sepolti, Volterra 1,1924-. Ravennatensia Ravennatensia: Centro studi e ricerche sulla antica provincia ecclesiastica ravennate, Cesena 1971 – 2002.
26 Ref.Pecc.
Ricerche Rivista di Storia della Chiesa in Italia Romana seu Senogal.
Roma Sacra
Röm Roskovány
RQ RSCI RSRis RSRR RSSal Rütjes
S. S. Salesianum
Samnium Sap Sardi
Saur
sc. Schw. Scienza e Fede
Sec. Brev., Reg.
Abkürzungsliste
Mastai Ferretti, G.M.: Triduo in onore di Maria Santissima sotto il titolo di »Refugium Peccatorum«, hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 14 (1985) 90 – 101. Ricerche. Rivista trimestrale degli Scolopi in Italia, Roma 1,1980-. Rivista di Storia della Chiesa in Italia, hrsg. v. Vita e Pensiero, Roma 1,1947-. Romana seu Senogallien: Beatificationis et Canonizationis Servi Dei Pii IX – Summi Pontificis, Appendix ad Elenchum Scriptorum, Citt del Vaticano 1955. Roma sacra: guida alle chiese della Citt Eterna, hrsg. v. Soprintendenza per i beni artistici e storici di Roma, Napoli 1,1995-. Der Brief an die Römer Roskovány, A. De: B. Virgo in suo conceptu immaculata ex monumentis omnium saeculorum dimostrata 1 – 9, Budapest 1877. Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte, Freiburg i. Br. 1,1887-. Rivista di Storia della Chiesa in Italia, Roma 1,1947-. Rassegna Storica del Risorgimento, Roma 1,1914 – 30,1943 (1945). 31/33,1944/46. 34,1947. Ricerche per la storia religiosa di Roma, Roma 1,1977-. Rivista di studi salernitani, Salerno 1,1968-. Rütjes, H.G.: Leben, Wirken und Leiden Sr. Heiligkeit des Papstkönigs Pius IX. von seinen frühesten Jugendjahren bis zur Gegenwart, Oberhausen 1870. San, Sancta, Sant’, Santa, Santo Seite Salesianum: rivista trimestrale di cultura ecclesiastica, hrsg. v. Dei professori della Scuola superiore salesiana teologica e filosofica di Torino, Torino 1,1939-. Samnium: Rivista storica trimestrale, Benevento 1,1928-. Liber Sapientia (Vulg.) Sardi, V.: La solenne definizione del dogma dell’Immacolato Concepimento di Maria Santissima – Atti e Documenti 1 – 2, Roma 1904. Sauer, K.G. (Hg): Allgemeines Künstlerlexikon: die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, München-Leipzig 1,1992-. Scatola (= Dokumentenkasten) (Ordens-) Schwester La Scienza e la Fede – Raccolta religiosa – scientifica letteraria ed artistica che mostra come il sapere umano renda testimonianza alla Religione Cattolica, Napoli 1,1841 – 130,1883. Segreteria dei Brevi, Registra Brevium
Verzeichnis der Abkürzungen
Sedes Sapientiæ
Segr. Stato, Morte Pont. e Concl., Pio IX Segr. Stato, Spoglio Pio IX sel. Serafini SHCSR SM s.n. S.O. Söll: Mariologie SPFTM S. th. Stimme aus Maria-Lach StPi St. St. StT StTom ThGl Thieme-Becker
u. u. a. übers. v. Ubi primum ’49 Ubi primum’49 (dt.)
U.L.F. Una donna vestita di sole
u.s.w. VirgoImm
27
Mariologisches Jahrbuch »Sedes Sapientiæ«, hrsg. v. Internationaler Mariologischer Arbeitskreis Kevelaer (IMAK), Kevelaer 1,1997-. Segreteria di Stato, Morte Pontefici e Conclavi, Pio IX Segreteria di Stato, Spoglio Pio IX selig Serafini, A.: Pio IX – Giovanni Mastai Ferretti 1: Le vie della Provvidenza (1792 – 1846), Citt del Vaticano 1958. Spicilegium historicum Congregationis SS.mi Redemptoris, Roma 1,1953-. Sacramentum Mundi, Theologisches Lexikon für die Praxis 1 – 4, hrsg. v. Rahner, K., Freiburg i. Br.,1967 – 1969. serie nuova Sanctum Officium Söll, G.: Mariologie [= HDG 3/4], Freiburg-Basel 1978. Scripta Professorum Facultatis Theologicae »Marianum« de Urbe Ordinis Servorum Mariae, Roma 1,1953 – 12,1959. Thomas v. Aquin: Summa Theologiae Stimme aus Maria-Lach – Katholische Blätter, Freiburg i. Br. 1/1,1871 – 44/87,1914. Studi Piani, Citt del Vaticano 1,1974-. Stanza Storica Studi e testi, hrsg. v. Biblioteca Apostolica Vaticana, Citt del Vaticano 1,1900-. Studi tomistici, Citt del Vaticano 1,1974-. Theologie und Glaube, Paderborn 1,1909-. Thieme, U. – Becker, F. (Hgg): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart 1 – 37, Leipzig 1907 – 1950. und unter anderem übersetzt von Pius IX: Ubi primum (2. 2. 1849) Enc., in APN I/1, 162 – 166. Pius IX: Epistula Enzyklica »Ubi Primum« 2. Februar 1849, in Graber, R. – Ziegenhaus, A.: Die Marianischen Weltrundschreiben der Päpste von Pius IX. bis Johannes Paul II. (1849 – 1988), Regensburg 1997, 18 – 20. Unsere(r/n) Liebe(n) Frau Una donna vestita di sole – L’Immacolata Concezione nelle opere dei grandi maestri, hrsg. v. Morello, G. – Francia, V. – Fusco, R., Milano 2005. und so weiter Virgo Immaculata. Acta Congressus mariologici-mariani Romae anno MCMLIV celebrati 1 – 18, hrsg. v. Academia Mariana Internationalis, Romae 1955 – 1958.
28 Vita Nostra
Vulg. Z. a. / z. a. z. B. Zeug. v. Zeug. v. Acquaderni Zeug. v. De Angelis Zeug. v. D’Antonio Zeug. v. Baruzzi Zeug. v. Bertini Zeug. v. De Bisogno Zeug. v. Bonilli Zeug. v. Brandi Zeug. v. Campagnoli Zeug. v. Cancu Zeug. v. Caporali Zeug. v. Casoni Zeug. v. Ceccacci Zeug. v. Cianfrocca Zeug. v. Clementi Zeug. v. Corrado Zeug. v. Cossa Zeug. v. Fantini Zeug. v. Filippani Zeug. v. De Franciscis Zeug. v. Gentili Zeug. v. Jovino Zeug. v. J. Macchi
Abkürzungsliste
Vita Nostra – Bollettino interno di informazione, hrsg. v. Provincia Italiana dei Missionari del Prez.mo Sangue, Roma 1,1950-. Vulgata zitiert aus / auf zum Beispiel Zeugenaussage von Zeug. v. Ill. D. Joannes Comes Acquaderni, Fundator et Praeses Iuventutis Catholicæ, in Positio, 986 – 999. Zeug. v. R. D. Salvator De Angelis, vicarius curatus et beneficiarius Patriarch. Basilicae Vaticanae, in Positio, 491 – 501. Zeug. v. R. D. Josephus D’Antonio, in Positio, 1054 – 1056. Zeug. v. Rev. D.nus Dominicus Baruzzi, Archipresbyter Cathedralis, in Positio, 1017 – 1024. Zeug. v. Rev.mus Pater Nicolaus Maria Bertini, in Positio, 363 – 375. Zeug. v. Rev. Joseph De Bisogno, in Positio, 668 – 698. Zeug. v. Rev. D. Petrus Bonilli, Can. Poenit. Cathedr. Spolitinae, in Positio, 941 – 942. Zeug. v. R.mus P. Salvator Brandi, S.J., in Positio, 566 – 575. Zeug. v. R. D. Dominicus Campagnoli, Sacerdos, in Positio, 966 – 969. Zeug. v. Rev.mus D.nus Aloisius Mosconi Cancu, Can. Patriarchalis Basilicæ Liberianæ, nepos F. D., in Positio, 421 – 428. Zeug. v. Exc. D. Caietanus Caporali, Archiep. Hydruntinus, in Positio, 959 – 961. Zeug. v. Ill. D.nus Joannes Baptista Casoni, in Positio, 1001 – 1009. Zeug. v. D.nus Aristides Ceccacci, in Positio, 911 – 915. Zeug. v. Rev. D. P. RaphaÚl Cianfrocca, Adsistens Gen., in Positio, 626 – 646. Zeug. v. Rev. Prof. Joseph Clementi, sacerdos, in Positio, 750 – 788. Zeug. v. Rev. Joachim M. Corrado, Procurator Gen. C. R. a Matre Dei, in Positio, 652 – 660. Zeug. v. R. P. Laurentius Cossa, olim Sup. Gen. Congr. Cleric. reg. a Somascha, in Positio, 501 – 511. Zeug. v. D.nus Petrus Fantini, operarius, in Positio, 975 – 979. Zeug. v. R. Mater Julia Filippani, ex Inst. S. Cordis, in Positio, 97 – 207. Zeug. v. Rev. D. Paschalis De Franciscis, Proc. Gen. Congr. Piorum Operariorum, in Positio, 698 – 717. Zeug. v. Ill.mus Eques Prof. Petrus Gentili, in Positio, 428 – 445. Zeug. v. Rev. P. Salvator Jovino, O.M.C., in Positio, 1026 – 1034. Zeug. v. R. M. Julia Macchi, in Positio, 1061 – 1070.
Verzeichnis der Abkürzungen
Zeug. v. M. Macchi
29
Zeug. v. R. Mater Maria Macchi, ex Inst. S. Cordis, Positio, 16 – 56. Zeug. v. Manara Zeug. v. R. D. Aloisius Manara, parochus, in Positio, 974 – 975. Zeug. v. Marini Zeug. v. Rev. D.nus Antonius Marini, Antistes Urbanus, Can. Basilicæ S. Mariæ in Cosmedin, in Positio, 445 – 491. Zeug. v. Martinelli Zeug. v. Rev. D. Franciscus Martinelli, in Positio, 946 – 947. Zeug. v. Mengucci Zeug. v. Rev. Gustavus Mengucci, in Positio, 908 – 911. Zeug. v. Michalowska Zeug. v. Rev. Mon. Edwigis Theresia Michalowska, Priorissa Mon. v. di Fognano, in Positio, 961 – 965. Zeug. v. Pelczar Zeug. v. Exc.mus Josephus Sebastianus Pelczar, Episcopus Premisliensis, in Positio, 746 – 748. Zeug. v. Piscopo Zeug. v. R. D. Cirus Piscopo, in Positio, 1044 – 1048. Zeug. v. Provveduti Zeug. v. Rev.mus D.nus Gustavus Provveduti, Antistes Urbanus et Rector Ecclesiae S. Agnetis in Circo Agonali, in Positio, 413 – 421. Zeug. v. Romagnoli Zeug. v. R. D. Paulus Romagnoli, Archipresb., in Positio, 1009 – 1017. Zeug. v. Saraceni Zeug. v. Ill. Eques Benedictus Saraceni, in Positio, 884 – 897. Zeug. v. Scognamiglio Zeug. v. R. D. Stanislaus Scognamiglio, in Positio, 1048 – 1054. Zeug. v. Serafini Zeug. v. E.mus Dominicus S.R.E. Card. Serafini, in Positio, 835 – 838. Zeug. v. Servanzi Zeug. v. Ill.mus D.nus Comes Joannes Astolphus Servanzi, in Positio, 389 – 403. Zeug. v. Soderini Zeug. v. D.nus RaphaÚl Soderini, in Positio, 1129 – 1146. Zeug. v. Tolli Zeug. v. D.nus Philippus Prof. Tolli, in Positio, 577 – 606. Zeug. v. De Vio Zeug. v. R. D. Joseph Maria De Vio, Can. Archidiaconus, in Positio, 1146 – 1148. Zeug. v. Della Volpe Zeug. v. E.mus Franciscus Salesius S.R.E. Cardinalis Diaconus Della Volpe, in Positio, 63 – 97. Zeug. v. De Waal Zeug. v. Rev. D.nus Antonius Maria De Waal, rector hospitii Teutonici ad Campum Sanctum, in Positio, 235 – 258. Zeug. v. Zampieri Zeug. v. Ill. Comes Carolus Zampieri, in Positio, 982 – 985. Zeug. v. Zonghi Zeug. v. R.mus Joannes Maria Zonghi, Antistes Urbanus Secretarius particularis S.S. Pii IX, in Positio, 267 – 328. Ziegenhaus: Marianische Ziegenhaus, A. (Hg): Das Marianische Zeitalter : Entstehung Zeitalter – Gehalt – Bedeutung (= MSt 14), Regensburg 2002. Ziegenhaus: MarienerZiegenhaus, A. (Hg): Marienerscheinungen – Ihre Echtheit scheinungen und Bedeutung im Leben der Kirche (= MSt 10), Regensburg 1995. z. T. zum Teil
Einleitung
Steigt man zur Grabkapelle Pius’ IX. in S. Lorenzo fuori le mura hinab, kann man die prächtig ausgeschmückten Mosaikbilder bewundern, die in das Leben, das Wirken und die Spiritualität Giovanni Maria Mastai Ferrettis – Pius’ IX. einführen. Eigentlich erst beim Hinausgehen, wenn vielleicht nur noch wenig Zeit zur Besichtigung der Details übrig bleibt, fällt das Auge auf das große, zentrale und damit alles andere dominierende Mosaik auf der Wand über dem Ausgang, das an die Verkündigung des Immaculata-Dogmas erinnern soll.3 Auch bei der Beschäftigung mit dem langen und komplexen Leben und Pontifikat Pius’ IX., kann einem leicht das gleiche geschehen, wie dem Besucher in der Grabkapelle: Beim Studium seiner wesentlichen Lebensdaten, seiner vielfältigen Aktivitäten als letzter Papst-König, seiner unzähligen Dokumente und Briefe, schließlich seiner – im wahrsten Sinne des Wortes – universalen Spiritualität sowie seiner Gewohnheiten kann man die Stellung, die seine Marienverehrung in seinem Leben einnahm, leicht übersehen, ihr zu wenig Aufmerksamkeit widmen und ihr somit eine nur nebensächliche Rolle zuschreiben. Wer sich aber die Zeit nimmt und sich die Mühe macht, dieses Thema gründlicher zu erforschen, bemerkt bald die zentrale Stellung, die Maria in Pius’ Leben von Kindheit an besessen, und das unerschütterliche Vertrauen, das er in allen seinen Anliegen auf ihre mächtige Fürbittkraft gesetzt hat. Und schließlich fällt dem Betrachter auf, dass die Marienverehrung mit den anderen Sphären seines Lebens in einer Art Wechselbeziehung gestanden hat. In der vorliegenden Arbeit habe ich mir diese Zeit genommen und mir die Mühe gemacht, die marianische Spiritualität Giovanni Maria Mastai Ferrettis in ihren verschiedenen Aspekten zu erforschen. Damit wollte ich ergründen, welche Persönlichkeit der Protagonist der Dogmatisierung der Immaculata besaß und welche Hintergründe und Beweggründe ihn schließlich zur Verkündigung des Glaubenssatzes führten, die ein jahrhundertelanges Ringen um
3 Dazu: Anhang A, 547.
32
Einleitung
diese Wahrheit krönend abschloss. Das Ergebnis dieser Dissertation soll ein kleiner Beitrag zur Aufarbeitung der neuzeitlichen Kirchengeschichte sein.
Forschungsstand Wenn jemand an Pius IX. denkt oder über ihn schreibt, gehört die Erwähnung des Immaculata-Dogmas praktisch zu einem »Muss« der zu behandelnden Themen; umgekehrt kann keine marianisch-mariologische Abhandlung des Immaculata-Privilegs auf die Nennung seines Namens verzichten. In der Tat wird in vielen Biographien, Monographien und Aufsätzen die ImmaculataVerehrung bei Mastai Ferretti beleuchtet. Dabei greifen diese Studien bestimmte Standard-Themen auf, bei denen besonders die Entstehung (Familie Mastai Ferretti) und die Entwicklung (Piaristenkolleg) seiner Marienverehrung, die Verehrung der Madonna von Loreto und vor allem die wesentlichen Schritte in der Vorbereitungsphase des Immaculata-Dogmas sowie die Verkündigung selbst ausgeführt werden. Doch auch in den grundlegenden Biographien lassen sich oftmals nur Teilaspekte über Mastais Marien- und Immaculata-Verehrung finden: Aubert präsentiert in seinen zwei Bänden lediglich eine etwa dreiseitige Synthese über die Dogmageschichte,4 Martina bietet in seinen drei umfangreichen Bänden dagegen u. a. eine gelungene Darstellung über die Dogma-Entwicklung, setzt aber ansonsten keinen Schwerpunkt auf die marianische Spiritualität Pius’ IX.5 Vielmehr wird die als »zärtlich« qualifizierte Marienverehrung Mastai Ferrettis und sein gesundes Misstrauen gegenüber übernatürlichen Eingriffen, wie Marienerscheinungen und Wunder, kommentarlos neben die Behauptung gestellt, Pius IX. habe nach und nach den Sinn für die Realität verloren, die Bedeutung der Ereignisse nicht mehr begriffen, sondern vielmehr alles in einer übernatürlichen Perspektive gesehen und eine Art »Pseudo-Mystizismus« gelebt.6 Weder Aubert noch Martina gehen auf die vielfältigen Aspekte der Marienliebe Mastai Ferrettis ein und berücksichtigen erstaunlicherweise in ihrer Beurteilung nicht die Predigten und Allokutionen Mastai Ferrettis – Pius’ IX. Die drei Bände Polveraris sind im Laufe des Seligsprechungsprozesses entstanden und haben deshalb eher einen apologetischen Charakter.7 Der Autor stützt sich auf die allgemein bekannten Biographien, auf viele veröffentlichte Artikel sowie auf die Zeugenaussagen aus dem Seligsprechungsprozess, und so gelingt es ihm, eine gute Zusammenfassung der anagraphischen Lebensdaten 4 Vgl. Aubert, R.: Il pontificato di Pio IX (1846 – 1878) 1 – 2, übers. v. Martina, G. (= FlicheMartin 21/1 – 2), Torino 1990, bes. 1, 431 – 434. 5 Vgl. Martina, G.: Pio IX 1 – 3 (= MHP 38.51.58), Roma 1974 – 1990, bes. 2, 261 – 286. 6 Vgl. Aubert-Martina 2, 842 – 847. 7 Vgl. Polverari, A.: Vita di Pio IX 1 – 3 (= StPi 4 – 6), Citt del Vaticano 1986 – 1988.
Forschungsstand
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Pius’ IX., seines religiös-politischen Wirkens sowie seines Charakters, seiner Spiritualität und auch seiner Marienfrömmigkeit in ihren verschiedenen Aspekten darzustellen. Dabei berichtet er dem Leser von vielen Begebenheiten, die ein interessantes Licht auf Mastais Marienliebe werfen. Leider informiert Polverari nur in eher allgemeinen Zügen über das Immaculata-Dogma, hinterfragt nicht wirklich kritisch die Quellen, aus denen er schöpft, und bietet kein neues Archivmaterial. Trotz dieser Mängel besitzt sein Werk zumindest einen komplexen Fußnotenapparat. Kritischer dagegen ist Falconi, der in seinem Werk versucht, das geschichtlich-kulturell-sozial-religiöse Umfeld des Protagonisten aufzuarbeiten, wobei er besonders auf Mastais Familie, seine (Priester-)Freunde und die von ihm besuchten Vereinigungen eingeht.8 Dieses Buch ist ein hilfreiches Instrument vor allem bei der Rekonstruktion der Jugendjahre des jungen Grafen Mastais, gibt jedoch nur wenig Auskunft über die marianische Dimension in seinem Leben und seinem Umfeld. Das Werk Serafinis will keine historisch-kritische Biographie sein, sondern stellt dem geduldigen Leser auf 1760 Seiten das Leben Gianmarias von der Geburt bis zur Erhebung auf den Papststuhl anhand einer Auflistung von Dokumenten dar.9 Dieses Material, das neben einem Tagebuch hauptsächlich Briefe enthält, gewährt einen aufschlussreichen Einblick in das Denken und Tun Mastais und bietet wertvolle Indizien über seine Marienverehrung. Es liegt jedoch nicht in Serafinis Interesse, diese auszuwerten. Das gleiche gilt für die von Giovanni Cittadini herausgegebenen Bände mit den Briefen an und von Mastai Ferretti – Pius IX.10 Vor allem in der Zeitschrift Pio IX existieren neben diesen behandelten Standard-Themen einige wertvolle Teilstudien über einzelne, oftmals unbekanntere Aspekte bezüglich der Immaculata- und Marienverehrung Pius’ IX., die das allgemein bekannte Bild auf interessante Art und Weise ergänzen.11 Diese Zeitschrift wurde von der Postulation des Seligsprechungsprozesses veröffentlicht und hat deshalb ebenfalls eine stark apologetische Ausrichtung. In ihrem Rahmen sind auch die meisten und wichtigsten der Marienpredigten Mastai Ferrettis publiziert worden, die allerdings – wie der Herausgeber selber bedauernd feststellt – noch nicht ausgewertet worden sind.12 In dieser Zeitschrift sind außerdem verschiedene Aufsätze über die Marien- und speziell die Im8 Vgl. Falconi, C.: Il giovane Mastai. Il futuro Pio IX dall’infanzia a Senigallia alla Roma della Restaurazione (1792 – 1827), Milano 1981. 9 Vgl. Serafini, A.: Pio IX – Giovanni Mastai Ferretti 1: Le vie della Provvidenza (1792 – 1846), Citt del Vaticano 1958. 10 Vgl. Giovanni Maria Mastai-Ferretti (Pio IX) Lettere 1 – 4, hrsg. v. Cittadini, G., NapoliCamerino-Acquasanta-Frascati 1990 – 1994. 11 Vgl. Pio IX – Studi e ricerche sulla vita della Chiesa dal Settecento ad oggi, Rivista Quadrimestrale, hrsg. v. Piolanti, A., Citt del Vaticano 1,1972 – 27,1998. 12 Vgl. Bertetto, D.: La devozione all’Immacolata nei discorsi del Ven. Pio IX primo del Supremo Pontificato, in Pio IX 17 (1988) 7.
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Einleitung
maculata-Verehrung Pius’ IX. erschienen. Nennenswert ist besonders der von Piolanti verfasste Artikel, da der Autor – zumindest ansatzweise – auf die relevanten marianischen Momente im Leben Mastai Ferrettis eingeht.13 In deutscher Sprache existiert ein bemerkenswerter Aufsatz von Vrankic, in dem der Autor in einer gelungenen Synthese die Wurzeln der Marienverehrung Pius’ IX., den Werdegang des Dogmas sowie die pianische Mariologie schildert.14 Von Alfaro gibt es einen aufschlussreichen Beitrag über die historisch-doktrinäre Aufarbeitung des Immaculata-Dogmas.15 Dieser hat in Bezugnahme auf frühere päpstliche Verlautbarungen über das Immaculata-Privileg die von Sardi gesammelten Dokumente aus der Vorbereitungsphase des Dogmas sowie die Definierungsbulle Ineffabilis Deus auf ihren doktrinären Inhalt untersucht.16 Bis jetzt hat allerdings noch keiner näher erforscht, welche Informationen Sardis Dokumentensammlung über das persönliche Interesse Pius’ IX. und sein Eingreifen in die Dogmavorbereitung bietet. Auch der Aufsatz von Bertetto bezieht sich ausgiebig auf Sardi, beschränkt sich aber auf die Darstellung der wesentlichen Schritte und unterlässt dabei ebenfalls die Erwähnung der vielen kleineren Interventionen von Seiten des Papstes.17 Die beiden Studien von Söll und Le Bachelet sind fundamental für die geschichtlich-doktrinären Aspekte des Immaculata-Dogmas, beide beziehen sich auch auf Sardi, doch liegt es nicht in ihrer Absicht, jeden einzelnen von Pius IX. unternommenen Schritt zu untersuchen.18 Quadrio hat in seinem Beitrag die Präsenz der Immaculata in den Papstdokumenten beleuchtet und ist dabei besonders auf ihre Mittlerstellung im Kampf gegen die Häresien sowie ihr Eingreifen zum Wohl der Kirche und des Papstes eingegangen.19 Im Vergleich zu den vielen Abhandlungen über das Immaculata-Dogma existieren verhältnismäßig wenige über die Entwicklung der Immaculata-Liturgie unter dem Pontifikat Pius’ IX. Besonders zur Entstehungsgeschichte des 1863 approbierten Immaculata-Offiziums und der entsprechenden Festmesse habe ich kein veröffentlichtes Material finden können. Navoni bietet in seinem 13 Vgl. Piolanti, A.: L’Immacolata stella del pontificato di Pio IX, in Pio IX 17 (1988) 34 – 54. 14 Vgl. Vrankic, P.: Der Selige Pius IX. – der Papst der Immaculata, in Sedes Sapientiæ 8/2 (2004) 79 – 99. 15 Vgl. Alfaro, J.: La formula definitoria de la Inmaculada Concepcion, in VirgoImm 2, 201 – 275. 16 Vgl. Sardi, V.: La solenne definizione del dogma dell’Immacolato Concepimento di Maria Santissima – Atti e Documenti 1 – 2, Roma 1904. 17 Vgl. Bertetto, D.: Pio IX e la definizione del dogma dell’Immacolata, in Pio IX 12 (1983) 231 – 268. 18 Vgl. Söll, G.: Mariologie [= HDG 3/4], Freiburg-Basel 1978; Bachelet, X. Le: Immacul¦e Conception dans l’Êglise latine aprÀs le concile d’ÊphÀse, in DThC 7, bes. 979 – 1218. 19 Vgl. Quadrio, G.: L’Immacolata e la Chiesa nell’insegnamento di Pio IX, in VirgoImm 13, 1 – 24.
Quellenbesprechung
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Aufsatz einen vereinzelten Versuch: Er beschreibt kurz die wichtigsten Gebete der neuen Festliturgie und verweist auf ihren biblischen Ursprung.20 Als überaus nützlich für die Darstellung des marianisch-mariologischen Umfeldes des 19. Jhs. haben sich die Beiträge von De Fiores und Perrella herausgestellt, da beide die Entwicklung der Marienverehrung in ihrem kulturellphilosophisch-politisch-religiösen Kontext aufzeigen.21
Quellenbesprechung In dieser Arbeit habe ich mir zum Ziel gesetzt, alle wesentlichen Beiträge über die Immaculata- und Marienverehrung Pius’ IX. zu sammeln. Weiterhin möchte ich die oftmals nur globalen Behauptungen in den Biographien mit Beispielen belegen. Dabei bevorzuge ich zeitgenössische Biographien und Quellentexten. Die Quellen bestehen aus den folgenden Kategorien: von Mastai Ferretti persönlich verfasste sowie an ihn adressierte Schriften, von Augenzeugen und Zeitgenossen niedergeschriebene Berichterstattungen über seine Person und sein Wirken, die von ihm konsultierten Werke und gesammelte Zeugenaussagen. Zu seinem schriftlichen Nachlass gehören sein Reisetagebuch, seine Briefe, Predigten, Kundgebungen und Dokumente. Ein Großteil dieser Quellen sind schon veröffentlicht: Im Jahr 1958 hat Serafini in einem ersten Band vor allem Briefe und Dokumente aus dem Zeitraum vor der Papstwahl Pius’ IX. (1792 – 1846) editiert. Weiterhin plante er in einem zweiten Band die Herausgabe späterer Dokumente (1846 – 1878), der aber aufgrund seines vorzeitigen Sterbens nie veröffentlicht wurde und sich z. Z. wahrscheinlich in dem noch unzugänglichen Bestand Carte Serafini (Alberto) im Vatikanischen Geheimarchiv22 befindet. Später hat Cittadini dieses Projekt umgesetzt und in mehreren Büchern vor allem Briefe von, an und über Pius IX. publiziert. Weitere Briefe habe ich z. B. in Biographien derer gefunden, die mit dem Protagonisten in Kontakt standen. Auch im ASV existieren im Archivio particolare di Pio IX, Sovrani e particolari Briefe an und von Pius IX. Die Predigten von Mastai Ferretti aus dem Zeitraum 1819(?)-1846 befinden sich im ASV im Fondo particolare Pio IX; die meisten und wichtigsten Marienpredigten wurden transkribiert und zum größten Teil herausgegeben. Alle noch unveröffentlichten Predigten habe ich ebenfalls gesichtet und dabei noch weitere kleinere Marienpredigten gefunden; alle anderen Ho20 Vgl. Navoni, M.: La dottrina della Immacolata Concezione nelle fonti liturgiche occidentali: un sondaggio, in PATH 3 (2004) 481 – 506. 21 Vgl. Fiores, S. De: Il culto di Maria nel contesto culturale dell’Europa occidentale dei secoli XIX e XX, in De cultu mariano saeculis XIX – XX 1, 9 – 72; Teologia e piet mariana ai tempi del beato Pio IX. Per una memoria del secolo dell’Immacolata, in Mar. 63 (2001) 177 – 243. 22 Oft mit der allgemeinen Sigla ASV abgekürzt.
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Einleitung
milien untersuchte ich auf ihre marianische Dimension hin. Bei dieser Analyse ergaben sich auch aufschlussreiche Informationen über die von Mastai Ferretti konsultierten Autoren. Diese Angaben ergänzen konstruktiv die Studie über seine geistliche Lektüre, die ich zunächst anhand einer handgeschriebenen Auflistung der Werke im Besitz des Kanonikus Mastai zu rekonstruieren versuchte; diese Liste liegt im ASV Fondo Particolare Pio IX. Die drei in der Lateranbibliothek aufbewahrten voluminösen Register, in denen alle Bücher aus der damaligen Privatbibliothek Pius’ IX. erfasst sind, stellten sich als weniger aufschlussreich über die geistliche Lektüre Pius’ IX. heraus, da der Papst wohl die wenigsten der geschenkten Werke persönlich gelesen hat. Als weitere Quelle sind die von ihm veröffentlichten Notificazioni (Bekanntmachungen) und Inviti Sacri (Einladungen/Aufrufe) zu prüfen: Die während seiner Episkopatszeit verfassten Werke befinden sich z. T. in den Diözesanarchiven von Spoleto und Imola. Die imolesischen Dokumente wurden von Ferri herausgegeben.23 Weitere Kundmachungen aus der Episkopatszeit aber auch aus dem Pontifikat gibt es im ASV (Fondo particolare Pio IX und Segreteria di Stato, Spoglio Pio IX). Die Papstdokumente sind größtenteils veröffentlicht.24 Leider scheinen die Papstpredigten verloren gegangen zu sein: Im ASVArchivio particolare di Pio IX, Oggetti vari liest man den Vermerk: »Pio IX: Prediche e sermoni del medesimo [mancante]«.25 Es existieren zwar von de Franciscis und Marcone aufgezeichnete Papstansprachen, aber in diesen nimmt die marianische Dimension keinen großen Platz ein.26 Daten über das Immaculata-Dogma befinden sich einerseits im ASV Segreteria di Stato, Spoglio Pio IX, anderseits im Archivio della Congregazione per la Dottrina della Fede – jedoch sind diese für meine Themenstellung weniger informativ. Eine essenzielle Quelle für die historisch-doktrinäre Aufarbeitung der Vorbereitungsphase des Immaculata-Dogmas ist die von Sardi herausgegebene und nur wenig verbreitete Dokumentensammlung.27 Es handelt sich dabei um eine unumgängliche Quelle, die noch weiter ausgewertet werden kann. Noch unveröffentlichtes Quellenmaterial vor allem über die Entwicklung der Immaculata-Liturgie habe ich im Archivio Congregazione delle Cause dei Santi 23 Vgl. Ferri, A. (Hg): Pio IX prima del soglio – Fonti e materiali sull’episcopato imolese di Giovanni Maria Mastai Ferretti nell’Archivio Diocesano di Imola (1832 – 1846), (= Serie Documenti e Studi 1), Imola 2000. 24 Vgl. Pii IX Pontificis Maximi Acta: Pars Prima 1 – 7; Pars seconda 1 – 2, Graz 1971; Acta Sactae Sedis – in compendium opportunae redacta et illustrata, Rom 1865 – 1908. 25 Vgl. ASV: Arch. part. di Pio IX, Oggetti vari 10: Pio IX: Prediche e sermoni del medesimo [mancante]. 26 Vgl. Franciscis, P. de (Hg) – Pio IX: Discorsi del Sommo Pontefice Pio IX pronunziati in Vaticano ai fedeli di Roma e dell’Orbe dal principio della sua prigionia fino al presente 1 – 4, Roma 1872 – 1878; Marcone A. (Hg): La parola di Pio IX 1 – 2, Genova 1864 – 1871. 27 Vgl. Sardi, 1 – 2.
Quellenbesprechung
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entdeckt, in dem sich der Archivbestand der aufgelösten Congregatione dei Riti befindet. Die dort gefundenen Hinweise ergänzte ich durch weitere Manuskripte aus dem Archivio Celebrazioni Pontefice. Als weiteres Quellenmaterial über Mastai Ferretti und sein Wirken dienten mir zeitgenössische Werke, wie z. B. Biographien, römische Zeitungen, Zeitschriften, Tagebücher von Kirchen, Klöstern und Privatpersonen, Gedenkinschriften in Monumenten bzw. in Kirchen sowie Auftragslisten. Besonders nennenswert sind die Biographien, deren Autoren den Papst persönlich kannten. Als eine fast tagebuchähnliche Informationsquelle haben sich die Zeitungen und Zeitschriften wie z. B. Giornale di Roma oder La Civilt Cattolica herausgestellt,28 und auch in dem wohlbekannten Werk von Moroni befinden sich, verstreut auf die einzelnen Bände, Informationen ganz unterschiedlicher Art und Weise über das Leben Pius’ IX.29 Unter den verschiedenen handgeschriebenen Tagebüchern möchte ich vor allem den mehrbändigen, größtenteils unpublizierten Diario della Basilica Vaticana vorstellen.30 Manche wertvollen Informationen über Besuche, Geschehnisse und Schenkungen gehen auch aus den in vielen Gedenktafeln festgehaltenen Inschriften hervor. Um weitere Details über seine Zugehörigkeit zu den verschiedenen römischen Bruderschaften, deren Aktivitäten und die dortige Präsenz Mastai Ferrettis herauszubekommen, habe ich das Archivio Storico del Vicariato di Roma konsultiert, in dem sich die Archivbestände vieler Kirchen und Bruderschaften Roms befinden. In meiner Arbeit werde ich die Bestände Archivio S. Maria in Cosmedin – Unione S. Galla und Pia Unione di S. Paolo Apostolo zitieren. Über die Kontakte Mastai Ferrettis zu den Vinzentinern habe ich Material im Archivio della Congregazione della Missione dei Padri Vincenziani gesucht; leider erwies sich der für mich interessante Registerband der Konferenzbesucher des 19. Jhs. als unauffindbar. Jedoch fand ich dort noch neues Material über seine häufigen Exerzitien in deren Haus auf dem Montecitorio. Über die Unterstützung der Gründung einer marianischen Vereinigung in Imola habe ich Briefmaterial im Archivio parrocchiale del Carmine (Imola) entdeckt. Für die Darstellung der Förderung der Marienfrömmigkeit durch Verschenken marianischer Andachtsgegenstände (z. B. Bilder, Statuen, Medaillen) und Bücher während seines Pontifikats werde ich aufschlussreiche (Bestell-) Listen zitieren, die im ASV aufbewahrt werden. Dort befinden sich auch weitere Hinweise über die Förderung der Marienverehrung, wie z. B. durch den Erlass von Ablässen, sowie Angaben über seine Reisen und Kurzbesuche. In diesem 28 Vgl. Giornale di Roma, Roma 1849 – 1870; La Civilt Cattolica, Roma 1,1850- (1871 – 1887 Firenze). 29 Vgl. Moroni, G.: Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica 1 – 103, Venezia 1840 – 1861. 30 Vgl. ACSP/II: Diario della Basilica Vaticana, bes. 1846 – 1862.
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Einleitung
Zusammenhang ist auch der Bericht einer Verwandten Pius’ IX. aufschlussreich, der sich im Archiv Casa Museo Mastai Ferretti in Senigallia befindet.31 Schließlich gibt es noch eine weitere interessante Quelle über das Leben Pius’ IX. in den – für den Seligsprechungsprozess gesammelten und in der Kongregation der Selig- und Heiligsprechungen befindlichen Positio veröffentlichten – Zeugenaussagen direkter Augenzeugen oder deren Nachkommen. Diese unter Eid abgelegten Zeugnisse wurden freilich vorrangig gesammelt, um die Tugenden (bzw. Untugenden) des Dieners Gottes, Pius IX., aufzuzeigen,32 vermitteln aber darüber hinaus historische Angaben über sein Leben, seine Angewohnheiten und Taten.
Zielsetzung Obwohl es also viele Einzelstudien gibt, die in ihrer Darstellung aufschlussreiche Begebenheiten, Fakten und Aussprüche im Hinblick auf die Immaculata-Verehrung Pius’ IX. bieten, bedarf es noch einer systematisch-analytischen Zusammenstellung all dieser Informationen, um somit ein Gesamtbild bieten zu können. Mir ist es dabei wichtig, mich nicht auf vorgefertigte Urteile oder Pius IX. zugeschriebene Gefühle und Positionen zu stützen, sondern vor allem ihn durch seinen schriftlichen Nachlass, seine Taten und durch zeitgenössische Dokumente und Berichte selber sprechen zu lassen. Dabei ist es mein Anliegen aufzuzeigen, wie diese Angaben sich gegenseitig ergänzen, bestätigen oder auch widersprechen. Auf diese Weise möchte ich seine innere Haltung, seine Gefühle und damit seine Beweggründe aufdecken, die ihn veranlasst haben, der jahr31 Vgl. CMMF: Fondo Pio IX: Premier Centenaire de la naissance du Pape Pie IX 13 mai 1892 – La maison de Pie IX d¦crite et illustr¦e, avec des notes historique, m¦moires anedoctiques et lettres inedites du Pontife, Cristina Mastai Ferretti zugeschrieben, (Entwurf). 32 Obwohl die im Summarium gesammelten Zeugenaussagen natürlich hinsichtlich einer Seligsprechung eingeholt werden, müssen sie neben den positiven auch negative Beispiele über das Tugendleben des Dieners Gottes enthalten. Diese Aussagen bieten oftmals interessante Informationen über Gewohnheiten, Fakten, Begebenheiten und Charakterzüge der Person. Jedoch kann eine Deposition an objektivem Wert verlieren, wenn sie zu kurzgefasst ist, nur allgemeine Behauptungen besitzt, keine konkreten Fakten berichtet oder nach zu vielen Jahren verfasst wurde, so dass sich unter umständen objektive Fehler eingeschlichen haben. Mit Hilfe des Summariums wird die sogenannte Informatio verfasst. Sie ist der Teil einer Positio, in dem man das heiligmäßige Leben eines Dieners Gottes zu beweisen sucht. (Vgl. Beaudoin, Y.: Il culto dei martiri, canonizzazione vescovile e papale – la congregazione dei riti. La congregazione per le cause dei santi, in Studium – Corso formativo per istruire le cause dei santi 2: Parte Storico – Agiografica, hrsg. v. Congregatio de Causis Sanctorum, Citt del Vaticano 2005, bes. 41 – 44. Dazu: Sastre Santos, E.: La metodologia della ricerca storica applicata alle cause dei santi, in Studium – Corso formativo per istruire le cause dei santi 2: Parte Storico – Agiografica, hrsg. v. Congregatio de Causis Sanctorum, Citt del Vaticano 2005, 190.205.240 – 249.)
Zielsetzung
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hundertelang andauernden Debatte zwischen den Immaculisten und Maculisten ein definitives Ende zu setzen. Ziel meiner Arbeit ist es, seine persönliche Immaculata-Liebe als einen wichtigen Grund seiner Bemühungen aufzuzeigen. Dabei versuche ich, sein Denken und Wirken aus objektiver Sicht, d. h. auf Fakten begründet, darzustellen. Selbstverständlich vermitteln die Fakten eine wirklich objektive Sicht nur dann, wenn sie im Kontext ihrer Zeit gesehen werden. Darum bemüht sich mein Ansatz um eine Beurteilung der Tatsachen unter Berücksichtigung der damaligen Umstände. Auf diese Weise soll eine »postum-kritisch-distanzierte« Deutung – im Sinne eines heutigen Besserwissertums – vermieden werden. Da in den meisten der oben genannten Abhandlungen unklar bleibt, wie intensiv sich der Immaculata-Papst nun tatsächlich persönlich bei den Vorbereitungsarbeiten zur Definierung mit eingebracht hat – auch schon bevor er wenige Tage vor der Definierung die Endredaktion der Bulle selber in die Hand nahm –, versuche ich, diese Vorbereitungsphase mit Hilfe der gesammelten Dokumente zu rekonstruieren. In verschiedenen Abhandlungen werden einzelne Entscheidungen und Initiativen Pius’ IX. nicht ohne Einseitigkeit beurteilt und bekommen dadurch leicht einen negativen Aspekt.33 In meiner Arbeit greife ich an gegebener Stelle diese Punkte auf und stelle sie dem Leser in ihrem historischen Kontext neu vor Augen. Nach der Rekonstruktion der Vorbereitungsphase des Immaculata-Dogmas ist es nötig, die Definierungsbulle Ineffabilis Deus selber zu untersuchen, um zu verdeutlichen, wie Pius IX. ein für alle Mal das Immaculata-Privileg theologisch ausgelegt hat. Aus diesem Grund werde ich die Bulle in ihrem Inhalt darstellen und auswerten. Bei der Beschäftigung mit dem Immaculata-Thema kommt sehr bald die Frage auf, warum während des Pontifikats Pius’ IX. drei verschiedene Immaculata-Offizien und Messformulare approbiert worden sind. Die im Laufe meiner Forschungen von mir entdeckten aufschlussreichen Handschriften haben mir geholfen, dieses Problem weitgehend zu lösen: Durch das Archivmaterial ist es mir nun möglich, die Genese der Immaculata-Litugie von 1863 zu beschreiben und aufzudecken, warum diese Liturgie mit »einer gewissen Verspätung« (neun Jahre nach der Dogmaverkündigung) eingeführt worden ist.34 Um jedoch den Einfluss Pius’ IX. auf die Dogmaverkündigung und seine Position bezüglich des Immaculata-Privilegs richtig beurteilen zu können, reicht es nicht aus, nur den Anfängen und der Entwicklung der ImmaculataDevotion Pius’ IX. bis hin zur Dogmaverkündigung auf den Grund zu gehen. 33 Beispiele dieser Art lassen sich bei G. Martina und C. Falconi finden. (Dazu: Gherardini, B.: Il beato Pio IX – Studi e ricerche, Prato 2001, 231 – 252; Bogliolo, L.: Pio IX – Profilo spirituale (= StPi 7), Citt del Vaticano 1989, 17.20.29.35.143 – 145.157.169.) 34 Vgl. Martina 2, 285.
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Einleitung
Deshalb halte ich es für unumgänglich, ein ausgeglichenes Gesamtbild über seine Marienliebe und -frömmigkeit in ihren vielfältigen Manifestationen zu erarbeiten. Dabei verfolge ich nicht die Absicht, seine marianische Spiritualität als besonders originell aufzuweisen – was auch nur schwer möglich gewesen wäre, da sie sich von der Mariendevotion anderer großer Marienverehrer seiner Zeit, wie z. B. Vincenzo Pallotti, nicht sonderlich abhebt. Vielmehr möchte ich die von seinen Biographen in wenigen Worten als innig, zärtlich und intensiv skizzierte Marienliebe nun konkret untersuchen. Aus diesem Grund werde ich seine täglichen Liebesbezeugungen, die in seinen Gebeten und Gesten Ausdruck fanden, ausführlich behandeln. In einem weiteren Schritt gehe ich seinen vielen Bemühungen zugunsten der Verbreitung der Mariendevotion nach. Von Pius IX. weiss man, dass er übernatürlichen Phänomenen eher misstrauisch gegenüber stand.35 Deshalb ist es besonders interessant, seine Haltung im Bezug auf die von der hl. Jungfrau erbetenen und erhaltenen Gnaden zu untersuchen, aber vor allem ist zu klären, welche Position er hinsichtlich der Marienerscheinungen seines Jahrhunderts einnahm. Bei diesem Studium werde ich darauf achten, ob bei seinem Einschreiten Parallelen vorhanden sind. Nicht zuletzt muss dann noch der doktrinäre Inhalt seiner Marienpredigten in seinen verschiedenen Aspekten studiert werden. Um die Ursprünge des Immaculata-Dogmas aus der Perspektive der Marienverehrung Pius’ IX. zu betrachten und die Taten und Worte des Papstes im rechten Licht sehen zu können, müssen zuvor seine Epoche und sein direktes Lebensumfeld untersucht werden. Mit der Erforschung des religiös-politischen sowie marianisch-mariologischen Kontextes soll deshalb herausgearbeitet werden, welche Strömungen es zu seiner Zeit gab, welche Probleme dominierten und sein Eingreifen erforderten: Denn die letzten Auswirkungen des Jansenismus, das Erwachen einer neuen menschlicheren Spiritualität aber vor allem die zunehmende Säkularisierung bzw. Laisierung und das sich ausbreitende Phänomen des Antiklerikalismus sowie die sich häufenden Revolutionen bedurften oftmals sein entweder aufmunterndes oder aber zurückweisendes Dazwischentreten. In der hier folgenden Arbeit möchte ich auch aufzeigen, inwiefern Pius IX. gerade auch in der Verbreitung der Marienfrömmigkeit und insbesondere der Immaculata-Devotion ein geeignetes Heilmittel für die Probleme seines Jahrhunderts sah. Die Darstellung seines Umfeldes soll weiterhin aufdecken, welchen Einflüssen Mastai Ferretti ausgesetzt war, umso beurteilen zu können, ob er in seinen Taten und Worten einfach nur Kind seiner Zeit war oder aber sich bewusst auch gegen Zeitströmungen stellte. Mit der Beschreibung seines näheren Lebensumfeldes soll ferner geklärt werden, wo er eventuell äußere Einwirkungen in seiner Marien- und Immaculata-Liebe erfahren hat. Da 35 Vgl. Aubert – Martina 2, 843.845.
Zielsetzung
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der Mensch besonders in jungen Jahren die Beispiele seiner Umwelt rezipiert, werde ich auf diesen Punkt hin zunächst seine Familie, später seine Schule in Volterra, seine wissenschaftliche Ausbildung, seinen Freundes- und Bekanntenkreis sowie die frommen Vereinigungen und religiösen Kongregationen, mit denen er als junger Mann in Kontakt stand, untersuchen. Es soll festgestellt werden, ob er von einzelnen Personen oder Gemeinschaften geformt bzw. geprägt wurde und ob er von ihnen Gewohnheiten oder Ansichten nachweisbar übernommen hat. Zur Beantwortung dieser Fragen stelle ich einerseits die Verbindung dar, in der Graf Mastai Ferretti zu relevanten Persönlichkeiten und Institutionen stand, und andererseits – eher zusammenfassend – deren Marienfrömmigkeit. Auf diesem Hintergrund soll dem Leser die Marienverehrung Pius’ IX. vorgestellt werden. Um die Mariendevotion im Leben Mastai Ferrettis richtig einschätzen zu können, ist es erforderlich, einen Blick auf seine gesamte Spiritualität zu werfen: Sein Glaube an Gott galt als konstant, einfach, stark und unumstürzbar in allen Lebenslagen, und sein Vertrauen auf Gott und auf seine Vorsehung waren allgemein bekannt.36 Während seines Pontifikats intensivierte sich das christliche Leben durch seinen Einfluss.37 Diese Tatsache ist u. a. auf seinen unermüdlichen pastoralen Einsatz zurückzuführen. In welchem Verhältnis aber standen bei ihm die Christus-, Marien- und Menschenliebe, und in welchem Verhältnis stand seine Mariendevotion zu den Problemen seiner Zeit? Es wird behauptet, Pius IX. habe versucht, die Probleme zu lösen, ohne eine genaue Position zu beziehen, er habe vor allem »die christliche Mitte gesucht« und dabei immer mehr »den Kontakt zur Wirklichkeit verloren« bzw. alles aus einer »übernatürlichen Perspektive« betrachtet.38 Es kommt also die Frage auf, ob die Marienverehrung für ihn eine Art Flucht aus der Realität war und ob sie folglich überhaupt als ausgeglichen einzustufen ist.39 An dieser Stelle soll vorweggenommen werden, dass zu Lebzeiten Pius’ IX. viele in der Immaculata-Verehrung nicht etwa eine Realitätsflucht, sondern gerade das geeignete Heilmittel gegen die verschiedenen Übel der Zeit sahen. Im Laufe meiner Forschung wurde mir immer deutlicher, dass das Studium der Marienverehrung Mastai Ferrettis ein Licht auf seine gesamte Persönlichkeit, seine Denk- und Vorgehensweise und selbst auf seinen Charakter wirft. Letzterer wird – oftmals im Zusammenhang mit seiner Jugendkrankheit – als emotional, spontan, sentimental und sensibel beschrieben;40 aber ebenso werden seine Vorsicht, seine Ausgeglichenheit und – trotz widersprüchlicher Aussagen – auch 36 37 38 39 40
Vgl. Aubert – Martina 2, 841 f.847; Martina 3, 529.532. Vgl. Aubert – Martina 2, 760. Vgl. ivi., 845 f; Martina 1, 337.414 f.531. Vgl. Aubert – Martina 2, 846. Vgl. ivi., 840 – 842.844; Martina 2, 100.146.156 f.347; ivi. 3, 527.
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Einleitung
sein Realismus erwähnt.41 In dieser Arbeit werde ich deshalb untersuchen, ob bzw. wie diese Eigenschaften sich in seiner Marienfrömmigkeit bemerkbar machten. Pius IX. ist eine sehr umstrittene Persönlichkeit, und viele »heiße Themen« wie der Syllabus, das Erste Vatikanum mit dem Unfehlbarkeitsdogma oder die »Römische Frage« sind unumgänglich mit seinem Namen verbunden. Darauf genauer einzugehen hätte jedoch den Rahmen meiner Arbeit gesprengt. Darum werde ich diese Argumente nur so weit anschneiden, wie sie in einer Verbindung mit der Immaculata-Devotion Papst Mastai Ferrettis stehen und helfen, das Forschungsthema in seiner Komplexität zu ergründen. Die hier dargestellte Zielvorstellung lässt erkennen, dass die folgende Arbeit zwar einen kirchengeschichtlichen Schwerpunkt besitzt, weiterhin aber auch ganz spezifische Aspekte aus der Mariologie, Spiritualität, Liturgie und Dogmatik mit einbeziehen muss.
Problembeschreibung Bei der Verwirklichung dieses vielschichtigen Projekts war die Auffindung und Ordnung des umfangreichen Materials sicherlich eines der Hauptprobleme. Diese Arbeit führte mich in viele öffentliche und private Archive in der Vatikanstadt sowie in Rom, Senigallia, Spoleto und Imola. Auch die Sichtung der veröffentlichten Quellentexte sowie der zeitgenössischen Werke erforderte einen enormen Aufwand, nicht zuletzt, da einige Veröffentlichungen nur in wenigen Bibliotheken vorhanden sind. Viele aufschlussreiche und auch einzigartige Werke gehören zu der Biblioteca Pio IX in der Lateranuniversität, die jedoch in einer zentralen Phase meiner Recherche leider unzugänglich war. Eine zunächst nicht gerade einfache Aufgabe war auch das Lesen der handgeschriebenen Predigten. Viel Zeit und Geduld war zur Auffindung und Auswertung der Immaculata-Liturgie sowie zur Rekonstruktion ihrer Entwicklung notwendig. Trotz eingehender Untersuchungen ist es mir letztendlich nicht gelungen zu klären, warum Pius IX. die 1846 approbierte Immaculata-Liturgie als »nicht passend« gleich wieder verwarf und dann durch eine neue ersetzte, die meiner Meinung nach inhaltlich keinesfalls passender war. Ebenso erfolglos blieb die Recherche nach Informationen über die von Pius IX. errichtete Lourdes-Grotte in den Vatikanischen Gärten (die nicht mit der heutigen identisch ist!); ich kann einzig die sichere Tatsache ihrer Existenz nachweisen. 41 Vgl. Martina 2, XI.69.81.565.580.685; ivi. 3, 528. Neben den wenigen Punkten, in denen Martina Pius IX. durchaus Realismus zugesteht, spricht er ihm diesen an den meisten Stellen ab. (Vgl. ivi. 2, 40.99 f.107. 124.151.)
Problembeschreibung
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Bei der Abfassung dieser Arbeit musste ich ein grundlegendes Problem lösen: Sie beschäftigt sich mit der Immaculata-Verehrung eines Papstes. Kann man ein solches Phänomen isoliert, d. h. nur auf das Pontifikat bezogen, betrachten oder wird es erst im Kontext des gesamten Lebens verständlich? Im Laufe meiner Recherchen ist mir deutlich geworden, was schon G. Martina in seinem Werk über Pius IX. ganz allgemein behauptet hat: »Sale al pontificato, e la vita interiore non cambia.«42 Darum werde ich die Entstehung und Entfaltung der Marienverehrung Mastai Ferrettis als Gesamtpersönlichkeit untersuchen und dabei deren Kontinuität von der Privatperson zum Geistlichen (Priester, Bischof, Kardinal) bis hin zum Papst darlegen.43 Es ist somit unzweckmäßig, die verschiedenen Lebensabschnitte in den einzelnen Kapiteln getrennt zu behandeln – ein Unterfangen, das darüber hinaus die Abhandlung unverhältnismäßig langatmig und repetitiv gestaltet hätte. So beschreibe ich im ersten Teil die Fakten in logischen Sinneinheiten und so weit wie möglich in ihrer Kontinuität; im zweiten Teil, d. h. bei der Abhandlung seiner Immaculata-Verehrung, werde ich jedoch meine Methode ändern und streng zwischen den persönlichen bzw. den offiziellen Handlungen der Person (Laie, Priester und Kardinal) sowie des Papstes Mastai unterscheiden, da deren Stellenwert und Einfluss natürlich von ganz unterschiedlicher Natur waren.44 Aber auch dieser zweite Teil weist eine deutliche Kontinuität im Protagonisten auf: Der junge Festprediger des Immaculata-Privilegs, der Verteidiger und Förderer der Immaculata-Devotion (besonders als Kardinal bzw. als Papst) und schließlich der Promulgator des Immaculata-Dogmas sind nicht nur ein und dieselbe Persönlichkeit, sondern zeigen auch dieselben Vorstellungen, Interessen und Ziele. Der Mariologe Salvatore M. Perrella erklärt dazu: »Tutta la sua vita di credente e di pastore fu costellata dall’amore e venerazione alla Vergine Immacolata: la sua vita fu un atto preparatorio alla stessa definizione dogmatica del 1854.«45 Als Papst konnte Pius IX. endlich mit seiner ganzen Autorität den Kult fördern und approbieren; gleichzeitig war seine persönliche Immaculata-Devotion allgemein bekannt und übte somit einen außergewöhnlichen Einfluss auf die Universalkirche aus. Die Frage zur Kontinuität hätte man sehr gut auch anhand seiner Homilien analysieren können. Doch wie ich bei der Quellenbesprechung erwähnte, fehlen die handgeschriebenen Papstpredigten. So muss ich mich notgedrungen auf die 42 Aubert – Martina 2, 842. 43 Vgl. Martina 3, 527.529 f.532. 44 Um dem Leser verständlich zu machen, über welche Lebensphase Mastai Ferrettis ich gerade schreibe, benutze ich bei der Abhandlung des Themas jeweils die Namen und Titel, die diesen Moment gerade am besten zum Ausdruck bringen. 45 Perrella, S.M.: L’icona di Maria nell’epoca moderna e post-moderna. Dalla mariologia nel circuito dell’ »amplificatio barocca« alla mariologia »storico-salifica e interdisciplinare« del Post-Vaticano II, in L’Immacolata Madre, 209.
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Einleitung
vor-pontifikalen Marienpredigten beschränken und kann lediglich einige Vergleiche mit den Papstdokumenten oder den von Zeitgenossen mitgeschriebenen Ansprachen anstellen. Bei der Auswertung der vorhandenen Marienpredigten ist schließlich zu berücksichtigen, dass diese eine pastorale Sprache besitzen und somit keine theologischen Abhandlungen sein wollten. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, neben der Darstellung seiner »Mariendoktrin« besonderen Wert auf die Wiedergabe seiner persönlichen Formulierungen und der von ihm benutzten Metaphern zu legen. Dadurch besitzt dieses Kapitel keinen wirklich theologischen Charakter, jedoch erhöht diese Darstellungsform den historischen-wissenschaftlichen Wert meiner Arbeit. Eine weitere Frage ist, ob es angebracht sei, mich in einer wissenschaftlichen Arbeit ausführlich mit der Beschreibung übernatürlicher Phänomene in dem Leben Mastai Ferrettis zu beschäftigen. Da jedoch diese Phänomene objektiv wie subjektiv zum Verständnis seiner Marienverehrung wichtig sind, scheint es mir sinnvoll, zumindest die Wunder und besonderen Gnadenprivilegien zu behandeln, die Mastai selber – vor allem in Briefen – auf die Fürbitte Mariens zurückgeführt hat und die somit auch für den Historiker als Faktum relevant sind.
Struktur Um diesem weitgespannten Ziel zu genügen, versuche ich, die Arbeit vor allem thematisch und schließlich systematisch-chronologisch zu strukturieren. Demgemäß teile ich meine Arbeit in zwei Teile ein: Im ersten Teil werden sein Lebensumfeld, seine Spiritualität und vor allem seine Marienverehrung im Allgemeinen, im zweiten Teil schließlich konkret die Entwicklung und Manifestation seiner Immaculata-Devotion, seine Bemühungen zur Ausbreitung dieses Kultes und besonders sein persönlicher Einsatz in der Endphase der Geschichte des Immaculata-Dogmas behandelt. Im ersten Teil soll das erste Kapitel den gewünschten Einblick in den religiöskulturell-politischen Kontext der Marienverehrung im 19. Jh. gewähren, um dann im zweiten Kapitel kurz die wesentlichen Lebensdaten Pius’ IX. und vor allem seine Spiritualität vorzustellen. Vom dritten bis fünften Kapitel soll seine allgemeine Marienverehrung dargestellt werden. Ausgehend (im dritten Kapitel) von ihrem Ursprung und ihrer Entwicklung im Elternhaus, in der Schule, im Freundeskreis und während des Studiums beschreibe ich (im vierten Kapitel) ausführlich, auf welche vielfältige Weise sich seine Marienliebe äußerte: Bevorzugte Mariengebete, -bilder wie auch -titel werden vorgestellt, es folgt eine detaillierte – wenn auch bei weitem nicht vollständige – Darstellung seiner Marienwallfahrten. Ebenfalls nur sehr lückenhaft umschreibe ich mit vielen Beispielen, auf welche Art und Weise er in seinen verschiedenen Lebensphasen
Struktur
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die Marienfrömmigkeit bei seinen Mitmenschen und schließlich in der Universalkirche verbreitet hat. Dabei stehen im Mittelpunkt meiner Untersuchung sein Predigtamt, die Verbreitung marianischer Literatur, die Gewährung von Ablässen, Marienfesten sowie marianischen Vereinigungen und Kongregationen, die Aufrufe zu marianischen Gebeten, die Verteilung von marianischen Andachtsgegenständen wie auch die Unterstützung bzw. Restaurierung marianischer Kunstwerke und Kirchen. Ein weiterer Abschnitt gilt den Gnaden und Wundern, die Mastai Ferretti, alias Pius IX., auf die Fürsprache Mariens empfangen hat. Gleich im Anschluss beschäftige ich mich mit den Marienerscheinungen, die während seines Lebens stattgefunden haben. Das fünfte Kapitel soll einen Einblick in die Mariologie – oder besser gesagt – in den Marienglauben Mastai Ferrettis geben. Nach diesem detaillierten Vorstudium soll der zweite Teil zunächst mit einem geschichtlichen Abriss über die Entwicklung der Immaculata-Verehrung im Gottesvolk, in der Liturgie und im Lehramt beginnen (erstes Kapitel). Im zweiten Kapitel soll mit höchstmöglicher Genauigkeit und in chronologischer Abhandlung die Immaculata-Verehrung bei Mastai Ferretti, sein Einsatz zur Verbreitung dieser Devotion und schließlich seine Bemühungen zugunsten der Definierung vor und während seines Pontifikats untersucht werden. Neben den Devotionsbeweisen des Privatmannes muss vor allem sein Wirken als Stellvertreter Christi und Oberhaupt der Kirche erforscht werden. Im dritten Kapitel folgt eine Rekonstruktion der Dogmavorbereitungen und im vierten eine Zusammenfassung und dann vor allem eine Analyse und ein Kommentar der Definierungsbulle Ineffabilis Deus. Um der Arbeit ein abgerundetes Bild zu geben, soll zu guter Letzt (im fünften Kapitel) noch aufgezeigt werden, wie der Papst nach der feierlichen Verkündigung selber der Definierung gedachte, das Dogma auslegte und es feierte. In diesem ganzen zweiten Teil möchte ich darstellen, was Pius IX. im eigentlichen Sinn zum Immaculata-Papst gemacht hat.
Teil I. Die Marienverehrung Giovanni Maria Mastai Ferrettis – Pius’ IX.: Kontext und Entwicklung
1. Die Marienverehrung im 19. Jh.: Die Marienfrömmigkeit im religiös-kulturell-politischen Kontext
Giovanni Maria Mastai Ferretti war ein Kind seiner Zeit und erfuhr deshalb den Einfluss der im 19. Jh. verbreiteten Marienverehrung. Um deshalb seine persönliche Marienfrömmigkeit besser einordnen zu können, soll dieses erste Kapitel in die übliche Mariendevotion seines Jahrhunderts einführen und deren prinzipielle Elemente sowie ihre Entwicklung und ihre entscheidenden Faktoren kurz darstellen. In Bezug auf das apostolische Schreiben Papst Pauls VI., Marialis Cultus,46 bemerkt der Mariologe Stefano De Fiores ganz richtig, dass die Marienverehrung nie unabhängig von der Kultur gesehen werden darf, in der sie sich entwickelt und Gestalt angenommen hat.47 Darum werde ich in diesem Abschnitt cronologisch-(analytisch-)synthetisch die wesentlichen Manifestationen der Marienverehrung darstellen und gegebenenfalls auf den geschichtlich-politischsozialen Kontext eingehen. Das 19. Jh. ist eine Epoche der Gegensätze, in der Strömungen wie Restauration und Revolution, Traditionalismus und Liberalismus, Romantik und Aufklärung sich gegenüberstehen und einander abwechseln; neue Ideologien wie der Idealismus, der Marxismus und der Positivismus entwickeln sich, die Phänomene wie Indifferentismus, Antiklerikalismus, antikirchlicher Liberalis46 »Es darf nicht verwundern, daß die verschiedenen christlichen Generationen entsprechend ihrem jeweiligen soziologischen und kulturellen Kontext das Bild Mariens verschieden gezeichnet haben. (…) Immer wurde die Mutter Jesu als vollkommenstes Ideal einer Frau und als vollendetes Vorbild für ein Leben nach dem Evangelium hochgehalten, aber das wurde notwendigerweise im Empfinden und in Bildern der jeweiligen Zeit ausgesprochen. Wenn also die Kirche die lange Geschichte marianischer Frömmigkeit überblickt, freut sie sich zwar an der steten Kontinuität der Marienverehrung, legt sich dabei aber keineswegs fest auf die Denk- und Ausdrucksweise einer bestimmten Zeit oder die anthropologischen Begriffe die ihr zugrunde liegen.« (Paul VI.: Die rechte Pflege und Entfaltung der Marienverehrung – Apostolisches Mahnschreiben »Marialis Cultus« vom 2. Februar 1974, Leutesdorf am Rhein 1975, 74 f, Nr. 36. Vgl. Paulus VI: Marialis Cultus [2. 2. 1974] Exhort. Ap., in AAS 66 [1974] 147 f, Nr. 36.) 47 Vgl. Fiores: Sec. XVIII, 2.
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Die Marienverehrung im 19. Jh.
mus, Atheismus, Materialismus und Kommunismus treten auf und zusammen mit der Entwicklung der Technik und der Naturwissenschaft setzt die Industrialisierung ein.48 Das überkommene Bild des Menschen, der Gesellschaft und der Religion gerät in Krise.49 Nach dem Urteil des Kirchengeschichtlers Joseph Lortz ist die neuzeitliche Geschichte durch die »Zerstörung der geistig-religiöskirchlichen Einheit« charakterisiert, und erhält ihre neue Einheit nicht durch »Inhalte«, sondern durch »formale Tendenzen des geistigen Stils, eine einheitliche Färbung der geistigen Lage, nämlich der (…) subjektivistisch-autonomen Haltung«.50 De Fiores sieht als »continuum« des 19. Jhs. die »Instanz der Restauration«:51 Tatsächlich zeichnet sich besonders die erste Hälfte des zu behandelnden Zeitabschnitts durch die Wiederherstellung des Ancien R¦gime aus, in dem im religiös-kulturellen sowie im politischen Bereich die Überbleibsel der Französischen Revolution, der napoleonischen Besatzung und die der Aufklärung bekämpft wurden. Somit muss man die Strömungen in den ersten fünfzig Jahren des 19. Jhs. besonders als Gegenreaktion zu denen der vorangegangenen Epoche verstehen. Aus diesem Grund ist es angebracht, zunächst kurz über den Geist des 18. Jhs. zu sprechen, der auf seine Art und Weise in besonderem Maße auch die Marienverehrung beeinflusst hat, um dann genauer ihre Entwicklung im darauffolgenden Jahrhundert zu verstehen.
1.1. Die Marienverehrung des 19. Jhs. als Erbe des ausgehenden 18. Jhs. Das 18. Jh. war vor allem das Zeitalter der Aufklärung: Nach dem Zeitalter des Barocks,52 mit seiner grandiosen Kultur und seinen vielen irrationalen Tendenzen, folgte mit dem Ende des 17. Jhs. die Bewegung der Aufklärung, die im 18. Jh. – und besonders in Frankreich – ihren Höhepunkt erreichte.53 Nach Lortz gründete »die Weltanschauung der Aufklärung (…) wesentlich auf Relativismus, Indifferentismus, Skepsis« und produzierte in dieser Phase vor allem die Tol48 Vgl. Perrella: Piet, 103. 49 Vgl. ivi., 103.107. Dazu: Martina: Liberalismo, 13. 50 Lortz, J.: Geschichte der Kirche in ideengeschichtlicher Betrachtung 2: Die Neuzeit, Münster 1964, 10. Nach Lortz verliert »die Neuzeit als Ganzes die katholische, überhaupt die christliche, ja die religiöse Mitte.« (Ivi., 4.) 51 Fiores: Sec. XIX, 10 f. 52 Dazu: Fiores: Sec. XVIII, 2 – 31; Zoepfl, F. – (Plötzl, W.): Barock. I. Frömmigkeitsgeschichte, in MaLex 1, 373 – 376; Gemert, G. v.: Barock. III. Literaturgeschichte, in MaLex 1, 377 – 380. 53 Vgl. Vrankic, P.: Marianische Frömmigkeit und der Widerstand des Volkes z. Z. der Aufklärung und der französischen Revolution, in Ziegenhaus: Marianische Zeitalter, 64 f.
Die Marienverehrung des 19. Jhs. als Erbe des ausgehenden 18. Jhs.
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leranzidee.54 Kennzeichnend für diese Strömung war deshalb die hohe Einschätzung der Natur und besonders die des menschlichen Verstandes; dem Menschen wurde nun die zentrale Stellung zugeschrieben, die zuvor Gott besaß.55 Aus diesem Grund stand der »illuministische Geist« der Kirche im Allgemeinen und insbesondere den Frömmigkeitsübungen äußerst kritisch gegenüber und plädierte – ganz im rationalistischen Sinn – für eine »vernünftige Verehrung«.56 Diese neue Bewegung fand ihre Anhänger innerhalb und außerhalb der Kirche: Illuministisch orientierte Bischöfe und Priester (einige auch jansenistisch angehaucht57) setzten diese Forderung von innen her (»kirchliche Aufklärung«) um, und der sich ausbreitende Geist der Französischen Revolution – besonders durch die napoleonische Besatzung – verbreitete dieses Gedankengut von außen her. Gerade im Bereich der Marienverehrung kam es dadurch zu verheerenden Auswirkungen:58 Die Marienpredigten verloren oftmals ihren barocken, mitreißenden Stil und wichen meistens ins Moralische aus, die Mariengebete und Andachtsbücher, die Lauretanische Litanei und der Rosenkranz wurden mit Misstrauen betrachtet, Marienandachten, insbesondere die Devotion im Monat Mai, wurden eingeschränkt und teilweise verboten, und die Marienfeste wurden reduziert oder auf einen einfachen Ritus degradiert. Das Bruderschaftswesen, oftmals Zentrum vieler marianischer Frömmigkeitsübungen, hatte mit der Auflösung des Jesuitenordens im Jahre 1773 schon einen ersten Tiefschlag erlitten, da diese oftmals von Jesuiten betreut worden waren.59 Nun sahen sich überdies die Bruderschaften und die Frommen Vereinigungen selber starken Angriffen ausgesetzt. Im Zeitalter der Aufklärung ging man ebenfalls gegen das Wallfahrten vor ; aufgrund der Säkularisation sowie der Auflösung verschiedener Orden – wie schon des genannten Jesuitenordens – 54 Lortz, 265. 55 Vgl. Zoepfl, F. – Scheffczyk, L.: Aufklärung. I. Dogmengeschichte, in MaLex 1, 270 – 272; Ciafardone, R.: Aufklärung. I. Die Philosophie der Aufklärung, in LThK 1 (1993) 1208; Vrankic: Marianische Frömmigkeit, 65; Lortz, 256. 56 Vgl. Schmiedl, J.: »… Die Jungfrau Maria recht in ihrer himmlischen Vollkommenheit zu malen« (Wilhelm Heinrich Wackenroder) Der Marianische Aufbruch des 19. Jahrhunderts zwischen Aufklärung und Ultramontanismus, in Ziegenhaus: Marianische Zeitalter, 97 – 115. 57 Vgl. Bihlmeyer, 58. 58 Vgl. Fiores: Sec. XVIII, 31 – 48; Schuhmacher, J.: Das mariologische Konzept der römischen Theologie, in De culto mariano saeculis XIX – XX 3, 47; Graef, H.: Maria – Eine Geschichte der Lehre und Verehrung, Freiburg 1964, 386; Reinhardt, R.: Aufklärung. III. Kirchengeschichte, in LThK 1 (1993) 1212; Zoepfl, F. – Möckershoff-Goy, B.: Aufklärung. III. Frömmigkeitsgeschichte, in MaLex 1, 274 – 276. Dazu: Zoepfl, F. – (Plötzl, W.): Barock. I. Frömmigkeitsgeschichte, in MaLex 1, 373 – 376. 59 Vgl. Schmiedl, 100; Görg, P.H.: Inhalt und Rang der Mariologie in den dogmatischen Lehrbüchern seit der Aufklärungszeit, in Ziegenhaus: Marianische Zeitalter, 154 f; Zoepfl – (Plötzl): Barock, 373 f.
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Die Marienverehrung im 19. Jh.
wurden viele Wallfahrtsstätten ihrer spirituellen Betreuung beraubt und kamen so in Vergessenheit.60 Schließlich versuchte man, den Kult der Marienbilder zu unterdrücken: Prozessionen wurden verboten oder eingeschränkt, Marienkapellen aufgehoben und die darin befindlichen Gnadenbilder in die jeweilige Pfarrkirche übertragen.61 Im Bereich der Theologie kam es zu einem fast völligen Rückgang marianischer und mariologischer Literatur ;62 Maria erschien lediglich als »Annex zur Christologie«.63 Dieses Phänomen sollte erst in der ersten Hälfte des folgenden Jahrhunderts langsam wieder abnehmen.64 Die Folge dieser »Brachzeit der Mariologie«65 war jedoch, dass in der populären Marienfrömmigkeit Formen entstanden,66 die nicht mehr mit einer gesunden Mariendevotion und -lehre vereinbar waren und oftmals auch einen Zusatz von Aberglauben aufwiesen.67 Diese der Marienverehrung feindlichen Maßnahmen besaßen jedoch auch ihre positiven Effekte: Nach dem barocken Überschwang trug die Aufklärung zu einer Rückbesinnung auf das Wesentliche in der Mariendevotion, vor allem auf ihre ältesten Glaubensgrundlagen wie Bibel und Väterschriften, bei,68 und förderte dadurch ihre Läuterung von allen Tendenzen, die nicht mehr ganz mit der dogmatisch verankerten Stellung und Würde der Gottesmutter vereinbar waren. Auf diese Weise erfüllte also die Aufklärung eine unbestreitbar wichtige Rolle im Reinigungsprozess der Marienverehrung.69 In der Zeitepoche des Illuminismus 60 Vgl. Guth, K.: Geschichtlicher Abriß der marianischen Wallfahrtsbewegungen im deutschsprachigen Raum, in HMar 2, 430. 61 Vgl. Vrankic: Marianische Frömmigkeit, 67 – 75. Dafür exemplarisch sind die Vorschriften bezüglich der Marienverehrung, die unter der von Bischof Scipione de’ Ricci versammelten Synode in Pistoia (1786) verfasst wurden: In dieser Kirchenversammlung bezeichnete man die »Wirksamkeit, die man einer bestimmten Anzahl von Gebeten und frommen Grüßen beimißt« als abergläubisch und forderte eine geregelte Devotion. Ebenso wurde festgelegt, dass man Marienbilder nur mit biblischen Titeln anrufen könne; man ordnete an, dass in Kirchen nicht mehr als ein Muttergottesbild verehrt wird und schuf fasst alle Prozessionen ab. (Vgl. Fiores: Sec. XVIII, 43; Winter, A.: Pistoia, in MaLex 5, 240 – 243.) Die Synode wurde von Pius VI. mit der Konstitution Auctorem fidei vom 28. 8. 1794 verurteilt. (Vgl. DH 2600 – 2700, bes. 2664.2671.) 62 Vgl. Schuhmacher, 47; Görg, 155. 63 Scheffczyk, L.: Das Verhältnis von Marienlehre und Marienfrömmigkeit an Beispielen der Deutschen Aufklärungstheologie, in De cultu mariano saeculis XVII – XVIII 2, 280; Zoepfl – Scheffczyk: Aufklärung, 271. 64 Vgl. Schuhmacher, 47. 65 Köster, H.M.: Die Frau, die Christi Mutter war 1: Das Zeugnis des Glaubens (= Der Christ in der Welt VIII 9/1), Aschaffenburg 1961, 154. Vgl. Schuhmacher, 47. 66 Zu diesen übertriebenen Formen gehört z. B. das Blutgelübde zur Verteidigung des Privilegs der Unbefleckten Empfängnis Mariens. (Vgl. Courth, F.: Marianische Gebetsformen, in HMar 1, 562.) 67 Vgl. Schuhmacher, 47; Graef, 386. 68 Vgl. Reinhardt, 1212; Zoepfl – Scheffczyk: Aufklärung, 271. 69 Vgl. Zoepfl, F. – Möckershoff-Goy, B.: Aufklärung. V. Würdigung, in MaLex 1, 276.
Die Restauration als wichtiger Faktor
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gab es auch noch weitere positive Strömungen: An erster Stelle sind hier die eifrigen Verfechter der Marienverehrung zu nennen, unter denen in Italien vor allem der hl. Leonardo di Porto Maurizio († 1751) und der hl. Alfonso Maria de’ Liguori († 1787) sowie in Frankreich der hl. Louis-Marie Grignion de Montfort († 1716) herausragen.70 Außerdem wurde die Marienverehrung von höchster Stelle aus durch verschiedene Papstdokumente verteidigt und gefördert.71 Es entstanden neue Frömmigkeitsübungen wie die des Maimonats72 und andere verfestigten sich weiter unter den Gläubigen, wie z. B. die der Verehrung der Unbefleckten Empfängnis Mariens – Frömmigkeitsübungen, die im 19. Jh. eine noch gesteigerte Verbreitung erleben sollten. Die theologischen Traktate über Maria hatten im Zeitalter der Aufklärung vor allem apologetischen Charakter und beschränkten sich darauf, den Marienkult sowie die Marienprivilege zu rechtfertigen.73 Die Prediger griffen oftmals einfach die altbekannten mariologischen Inhalte wieder auf und ließen sich nicht von der Idee der »vernünftigen Devotion« beeinflussen.74 Das Gottesvolk selber blieb größtenteils von den oben genannten Strömungen verschont75 und praktizierte zahlreiche Andachsübungen, wobei es jedoch mehr Wert auf die Quantität der Gebete als auf die Verinnerlichung derselben achtete. Im Zusammenhang einer Multiplizierung der Gebete und einer tendenziell veräußerlichten Religiösität vermischte sich, besonders in Süd- und Mittelitalien, der Kult mit Aberglauben.76 Auf diese Weise verbreitete sich unmerklich unter dem einfachen Gottesvolk eine individuelle paraliturgische Spiritualität.
1.2. Die Restauration als wichtiger Faktor für den Aufbruch der Marienverehrung im 19. Jh. Zum marianisch-mariologischen Aufbruch kam es allerdings erst am Anfang des 19. Jhs., wobei mehrere Faktoren von religiös-kulturell-politischer Natur 70 Vgl. Fiores: Sec. XVIII, 47 – 55; Zoepfl – Scheffczyk: Aufklärung, 272. 71 Vgl. Fiores: Sec. XVIII, 44. Dazu z. B.: Bäumer, R.: Clemens XI., in MaLex 2, 70; Idem: Benedikt XIV., in MaLex 1, bes. 424 f. 72 Zur Verbreitung der Maiandachten veröffentlichte im Jahr 1725 der Jesuit A. Dionisi sein Buch Il mese di Maria, ossia il mese di maggio consacrato a Maria, con esercizi di vari fiori di virt¾ proposti ai vari devoti di Lei, und im Jahr 1785 folgte die erfolgreichere Veröffentlichung des Jesuiten A. Muzzarelli Il mese di Maria. (Vgl. Fiores: Sec. XVIII, 47.) 73 Vgl. ivi., 44 f. 74 Vgl. ivi., 47. 75 Vgl. Zoepfl, 373; Fiores: Sec. XVIII, 44. 76 Vgl. Naselli, C.A.: La cura pastorale e la spiritualit in Italia nella prima met dell’ottocento, in Leflon, 1112 – 1113; Goffi, T. – Zovatto, P.: La Spiritualit del Settecento (= Storia della Spiritualit 6), Bologna 1990, 155.
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Die Marienverehrung im 19. Jh.
positiv die Intensivierung der Marienverehrung in ihren verschiedenen Bereichen beeinflusst haben. Die jetzt folgende Epoche der Restauration stellte eine Gegenreaktion auf die Aufklärung dar, zu deren negativen Auswirkungen auch die Französische Revolution (1789) mit ihrem Terror und der Schreckensherrschaft der Guillotine zu rechnen ist. Diese wiederum zog die autoritäre Regierung Napoleons nach sich, der den Kirchenstaat besetzte und schließlich auflöste, einen Großteil des Kirchengutes verstaatlichte und Pius VII. in Frankreich gefangen hielt.77 Mit der triumphalen Rückkehr des Papstes (1814) und dem Wiener Kongress (1814 – 1815) begann die Phase der Wiederherstellung der vorrevolutionären und vornapoleonischen Ordnung sowie, im spirituellen Bereich, die Rechristianisierung.78 Wichtig für diesen kirchlichen Neuaufbruch waren eine Reihe von seeleneifrigen Bischöfen und Priestern. In Italien besaß der 1950 heiliggesprochene Bischof Vincenzo Strambi (1745 – 1824) eine gewisse Berühmtheit; er setzte sich – wie viele andere – für die Ausbreitung von Pfarrvisitationen, Volksmissionen, Katechesen, für die Intensivierung des Sakramenten-empfangs sowie für die allgemeine Wiederbelebung des religiösen Lebens ein und strebte eine grundsätzliche Verbesserung der Priesterausbildung an.79 Zu dieser sich ausbreitenden Neuevangelisierung trugen viele vorbildliche Priester und Ordensgründer bei unter denen sich auch große Marienverehrer und Heilige befanden, wie z. B. Gaspare Del Bufalo und Vincenzo Pallotti, die besonders in Rom und Umgebung gewirkt haben.80 Im Vergleich zum Barock, der in die Zukunft ausgerichtet war, und zur Aufklärung, die zur Regelung der Gegenwart tendierte, wandte sich die Strömung der Restauration wieder der Vergangenheit zu und wollte die alten Werte wiederherstellen, da sich aufgrund der schlechten Erfahrungen eine gewisse »Phobie« bezüglich jeder Neuerung eingestellt hatte.81 Es verbreitete sich ein verstärktes Interesse für das Mittelalter im Allgemeinen und für das Religiöse im
77 Vgl. Aubert, R.: Die katholische Kirche und die Revolution – 1. Die Französische Revolution und Pius VI., in HKG 6/1, 13 – 59; Idem: Die katholische Kirche und die Revolution – 2. Napoleon und Pius VII., in ivi., bes. 67 – 94; Martina: Liberalismo, 159. 78 Aufgrund dieser Verflechtungen ist es unmöglich »Religion von Politik, die Entwicklung des Landes von der Kirche, Rom von Italien zu trennen.« (Durand, J.-D.: Italien – Zwischen Erneuerung und nationaler Frage, in Die Geschichte des Christentums 11, 258.) Dazu: Martina: Liberalismo, 12 f; Leflon, 945 – 953; Papenheim, M.: Restauration. I. Begriff; II. Historisch-theologisch, in LThK 8 (1999) 1128 f; Rogger, I.: Italien, II. Kirchengeschichte, in LThK 5 (1960) 817 f. 79 Martina schreibt diesbezüglich: »Mentre diminuiva la quantit, cresceva la qualit del clero, sia dal punto di vista spirituale che intellettuale.« (Martina, G.: Pio IX Chiesa e mondo moderno, Roma 1976, 108.) 80 Vgl. Naselli, 1099 – 1111.1114.1119. 81 Vgl. Fiores: Sec. XIX, 16.19; Perrella: Teologia, 193.
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Besonderen.82 Aus diesem Grund ging man im Ancien R¦gime z. B. energisch gegen die von der Revolution geforderten Ideale der libert¦ und ¦galit¦ vor und schaffte die von ihm eingesetzten Verwaltungsmethoden wieder ab.83 Die Mentalität des Ancien R¦gime, zu den »gepriesenen alten Zeiten« zurückkehren zu wollen, hatte auch konkrete Auswirkungen auf die Marienverehrung, wie die folgenden Ausführungen deutlich zeigen sollen.84 Die religiöse Kultur der Restauration manifestierte sich in der Wiederaufnahme der im 18. Jh. entstandenen Andachtsübungen.85 An erster Stelle sind die Maiandachten zu nennen, die Mitte des 19. Jhs. in Frankreich, Deutschland, Belgien und Italien unter den Laien große Verbreitung fanden.86 Ebenfalls wurden zahlreiche Schriften marianischer Literatur der vergangenen Jahrhunderte (16.–18 Jh.) wieder neu aufgelegt, wobei man jedoch bei der Auswahl nicht unbedingt auf den theologisch-pastoralen Wert der Werke achtete.87 Als weitere Konsequenz ist die Wiedergeburt bzw. -entdeckung des Thomismus und der Scholastik zu nennen, die sich beide bestens für die Auseinandersetzung mit dem Geist der Aufklärung eigneten. Die scholastische Methode fand zudem ihre Anwendung in den Werken der großen Mariologen des 19. Jhs., wie z. B. bei Passaglia und Scheeben.88 Grund dieser »Umkehr zur Vergangenheit« war eine gewisse Angst, bei vielen sogar eine rigorose Ablehnung gegenüber allem Neuen. Auch wenn man zwischen der unveränderbaren Substanz der Offenbarungslehre und der veränderbaren Ausdrucksweise unterschied, verwarfen marianische Autoren oftmals alle Neuerungen. Zur Mentalität des Ancien R¦gime gehörte auch die Ablehnung des von der Französischen Revolution gepriesenen Prinzips der ¦galit¦ unter den Menschen, und so wurde die Existenz von Privilegien durchaus als legitim betrachtet. Die einzigartige und unerreichbare Stellung der Gottesmutter im 82 Vgl. Perrella: Piet, 108. 83 Aubert, R.: Die katholische Kirche und die Restauration – 3. Die katholische Kirche nach dem Wiener Kongress, in HKG 6/1, 123; Fiores: In Geschichte, 206. 84 De Fiores hat in seinem Artikel »Sec. XIX« die Einflüsse der Restauration intensiv studiert; auch Perrella hat diese Darstellung in seiner Studie über die Theologie und Marienfrömmigkeit im 19. Jh. übernommen. (Vgl. Fiores: Sec. XIX, 16 – 28; Idem: In Geschichte, 210 f; Perrella: Teologia, 192 – 194.) 85 Dazu: Zoepfl, 375 f. 86 Vgl. Stella, P.: I tempi e gli scritti che preparono il »mese di Maggio« di don Bosco, in Sal 20 (1958) 652. 87 An dieser Stelle nennenswert sind besonders das Werk von A.M. de’ Liguori Le Glorie di Maria, das in hundertfacher Auflage gedruckt wurde, sowie die 13 Bände von Bourass¦ Summa aurea de laudibus Beatissimae Virginis Mariae, eine umfangreiche Sammlung marianischer Schriften der letzten Jahrhunderte – herausgegeben 1862 in Paris. (Vgl. Fiores: Sec. XIX, 18.) 88 Die »rinascita« des Thomismus wurde auch von den Päpsten Pius IX. (Qui pluribus 1846) und Leo XIII. (Aeterni Patris 1879) unterstützt. (Vgl. Fiores: Sec. XIX, 18.)
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Heilsplan wurde darum als besonders geeignet angesehen, um die gesellschaftliche Sonderstellung einiger weniger gegenüber der Masse zu rechtfertigen. Da also das 19. Jh. außerordentlich empfänglich für die Idee des Privilegs war, ist – auch abgesehen von aller religiösen und theologischen Motivation – der allgemeine Enthusiasmus angesichts der Definierung der Immaculata Conceptio nur allzu erklärlich. Die Epoche der Restauration besaß einen stark apologetischen Charakter. Dies manifestierte sich ebenfalls in der marianischen Literatur, in der man oftmals die marianischen Mysterien den antikatholischen Strömungen im Protestantismus sowie den Positionen des religiösen Indifferentismus und des Atheismus entgegensetzte. Das berühmteste Beispiel in dieser Richtung war wohl die Idee, die Definierung der Unbefleckten Empfängnis Mariens mit der Verurteilung der sich ausbreitenden Irrlehren zu verbinden.89 Viele verstanden damals die Marienverehrung als ein wirksames Heilmittel, da sie von Natur aus zum Apostolat und zur Vervollkommnung im Sinne des Evangeliums motiviert. Allerdings war die Mentalität des Ancien R¦gime noch weit davon entfernt, die Frau in ihrer sozialen Stellung aufwerten zu wollen. Demzufolge wurde Maria vor allem in ihrer transzendenten Sonderstellung (wie z. B. als die Sonnenumkleidete) verehrt und gleichzeitig eine Betonung ihrer anthropologisch-femininen Identität generell vermieden: In dieser Linie stellte man Maria als eine »untypische Frau« dar und ließ ihre rein weiblichen Aspekte einfach unbeachtet, umso die Rolle der Frau nicht aufwerten zu müssen. Eine Ausnahme hierbei bildete der Autor A. Nicolas († 1888), bei dem sich zwar schon eine Betrachtung über den Bezug zwischen Maria und der Frau im allgemeinen abzeichnete, dessen Aussage im Endeffekt aber noch eher negativ blieb.90 Allgemein jedoch betrachtete die marianische Literatur des 19. Jhs. die Gottesmutter als ungewöhnliche Frau, und man betonte z. B. ihre Jungfräulichkeit während der Geburt Jesu sowie ihre »Unbewegtheit« (immobilit) unter dem Kreuz, die als Ausdruck besonderer Stärke verstanden wurde.91 Aus Mangel an psychologischer Sensi89 Vgl. Martina: Liberalismo, 183 f. 90 Vgl. Nicolas, A.: La Vierge Marie et le plan divin 4: La Vierge Marie vivant dans l’Êglise, Paris 1864: In diesem Werk sah der Autor Maria zwar als »Rehabilitationsprinzip« für die Frauen, gab diesem Begriff jedoch noch eine sehr eingeschränkte Interpretation: Er neigte zu einer »moralischen Befreiung«, nach der die Frau von Egoismus und Luxus, von der Sinnlichkeit und Faulheit sowie von ihrer Nichtigkeit emanzipiert wäre. In seiner Abhandlung sprach er die zivilen Rechte der Frauen nicht an und stand ihrem Apostolatsleben lediglich einen privaten Charakter zu. Als vorbildhaft für die Frau sah er die folgenden Tugenden der Gottesmutter : ihre Jungfräulichkeit und Nächstenliebe, ihr Martyrium und Apostolatseifer. (Vgl. Nicolas, 283 – 357, bes. 323 f.340 – 345. Dazu den Kommentar in Fiores: Sec. XIX, 26 f.) 91 De Fiorese spricht hierbei von einer »monophysistischen« Tendenz. (Vgl. Fiores: Sec. XIX, 23.25 f.)
Die Romantik als wichtiger Faktor
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bilität in Bezug auf innere Veränderungen und Reifungsprozesse neigte man in dieser Zeit außerdem dazu, Maria eine klare Schau und ein deutliches Vorwissen der Dinge zuzuschreiben. Wenn die Restaurationsmentalität – wie beschrieben – ein wichtiger Faktor für die Erneuerung und Vertiefung der Marienverehrung war, so stellte sie jedoch nicht deren einzige Ursache im 19. Jh. dar. Für diesen Neuaufschwung bedurfte es einer weiteren Mentalitätsveränderung, die die Romantik bewirkte. In der Tat bestimmte im ersten Drittel des 19. Jhs. die Romantik die katholische Geisteswelt mehr als die Aufklärung.92
1.3. Die Romantik als wichtiger Faktor für den Aufschwung der Marienverehrung im 19. Jh. Als Gegenreaktion auf die Überbewertung der ratio sowie auf die Abwertung der Traditionen durch die Aufklärung und die Französische Revolution verbreitete sich im 19. Jh. die Bewegung der Romantik, die den Menschen wieder empfänglich machte für die Sehnsucht nach Religion, Gefühlen und Mysterien: »Die Romantik hat die Gelegenheit geboten, die übernatürlichen Werte des Christentums wiederzuentdecken sowie auch die Gemeinschaft, das Gefühlsleben und die Tradition wieder aufzuwerten. Vor allem hat sie zu einer kämpferischen, jedoch tiefgehenden und überzeugten Spiritualität geführt.«93 Dieser Umschwung fand eigentlich außerhalb der katholischen Kirche wie auch des Christentums statt, förderte aber bald wesentlich den kirchlich-religiösen Neuaufbau:94 Angeregt vom Gedankengut eines »Chateaubriand in Frankreich, eines Stolberg in Deutschland, eines Schlegel in Österreich und eines Manzoni in Italien priesen die romantischen Künstler und Schriftsteller das Christentum als Garanten einer hohen Kultur und die katholischen Riten als fruchtbare Quelle künstlerischer Inspiration«.95 In diesem Zuge konnte man wiederum eine Rückwendung zum Mittelalter konstatieren.96 Auf der anderen Seite war diese neue Bewegung jedoch nicht ganz ungefährlich für den katholischen Glauben, da 92 Vgl. Dreyfus, F.-G.: Um 1830: Nationalismen, Religion und Kultur – I. Deutschland (1803 – 1830), in Die Geschichte des Christentums 10, 707. 93 Fiores: Sec. XIX, 15. Dazu: Seubold, G.: Romantik. I. Geistesgeschichtlich, in LThK 8 (1999) 1268 – 1272; Fischer, S.: Romantik. I. Kunstgeschichte, in MaLex 5, bes. 540. 94 Vgl. Lortz, 317 f; Fiores: Sec. XIX, 15. 95 Aubert: Die katholische Kirche und die Revolution, 112. Die Anfänge der Romantik gehen auf eine am Ende des 18. Jhs. entstandene literarisch-künstlerische Bewegung zurück. Wichtige Applikationen der Romantik auf die Religion gehen auf F. Schleiermacher († 1834) und R. Chateaubriand († 1840) zurück. (Vgl. Fiores: Sec. XIX, 12.14; Idem: In Geschichte, 207 f; Lortz, 291.318 f.321.325.327; Fischer, 540 – 543.) 96 Vgl. Seubold: Romantik, 1268.
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Die Marienverehrung im 19. Jh.
sie die Sittenlosigkeit sowie die Schwärmerei begünstigte, zum religiösen Sentimentalismus neigte und schließlich zur Unterbewertung des Intellekts bzw. zur Überbewertung des religiösen Gefühls tendierte. Letzteres führte dazu, dass der christliche Glaube manchmal mit einer Pseudomystik und einer vagen Religiosität verwechselt wurde.97 Diese neuerweckte Empfänglichkeit für das Übernatürliche übte auch einen entscheidenden Einfluss auf die Wiedererstarkung der Marienverehrung aus. Das machte sich ganz deutlich bemerkbar an der zunehmenden Bedeutung, die Maria im Leben der Kirche und im Leben der Privatpersonen erfuhr. Gerade in diesem letzten Bereich zeichnete sich jedoch die Entwicklung zu einer individualistischen Devotion ab, die sich oftmals ganz vom liturgischen Leben absonderte.98 Negative Auswirkungen hatte die Romantik auch im marianischen Schriftwerk. Der romantische Sprachstil war z. B. einer gesunden Marienverehrung nicht unbedingt förderlich, da er in der marianischen Lektüre, in Predigten und Gebeten zum Pathos tendierte, der in Extremfällen lächerlich wirkte.99 Typisch dafür waren die häufigen Liebesbezeugungen, wie man sie beim italienischen Autor Amoretti findet: »Io spesso estatico ti [Maria] contemplo (…). Oh amore! Oh Maria! Oh felicit! (…) ora che t’amo, ora À che veramente io vivo. Oh! Maria!«100 In dieser Phase fehlte noch der theologische Neuaufbruch in der Mariologie. Dies hatte zur Folge, dass die marianischen Schriften weniger theologisch-dogmatisch-informativ waren, als vielmehr asketisch, mit starker Betonung der verschiedenen Frömmigkeitsübungen und des gelebten Beispiels der Heiligen.101 In der Zeit der Romantik gab es schließlich auch solche, die – in einem übertrieben religiösen Gefühl – die Marienverehrung sogar als einen »religiösen Instinkt, eine unüberlegte Bewegung und eine Notwendigkeit des Herzens« bezeichneten.102 Wie und warum kam es zur Durchdringung von Romantik und Religion in der Marienfrömmigkeit? Dieses Phänomen ist nicht so einfach auf einen einzelnen Faktor, wie z. B. den Ultramontanismus, zurückzuführen – auf den ich weiter unten noch zurückkommen werde. Ebenso wenig kann man die Ursache auf die bestehende romantische Tendenz innerhalb des Klerus der nach-revo97 98 99 100 101 102
Vgl. Fiores: Sec. XIX, 31; Aubert: Die katholische Kirche und die Revolution, 112. Vgl. Fiores: Sec. XIX, 31. Vgl. ivi., 30. Amoretti, F.: A Maria Madre di Dio. Pio sfogo d’amore, Roma 1886, 57.354 f. Vgl. Naselli, 1120.1122. »[Il culto mariano À] una specie d’istinto religioso, un moto indeliberato, un bisogno del cuore.« (Ventura, G.: La Madre di Dio madre degli uomini, ovvero, spiegazione del mistero della Santissima Vergine a piÀ della croce, Roma 1845, 115.) Der Autor möchte eine naturalistische Sicht der Jungfrau (wie z. B. eine Darstellung ihrer rein menschlichen Affekte) überwinden, da diese – nach seiner Meinung – aufgrund ihrer priviligierten Sonderstellung nicht haltbar ist. (Vgl. Fiores: In Geschichte, 213.)
Der Aufschwung der Marienverehrung im 19. Jh.
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lutionären Generation reduzieren. Das Phänomen der Romantik ist vielmehr ein Klima, das das ganze 19. Jh. beeinflusste und wird somit zum »hermeneutischen Schlüssel« für die starke Gefühlsbetonung in der Religion.103
1.4. Der Aufschwung der Marienverehrung im 19. Jh. Trotz der erwähnten negativen Seiten der Romantik hat diese den Marienkult mehr gefördert als ihm geschadet. Zusammen mit der »Politik« der Restauration bewirkte sie die Wiedereinführung von Andachtsübungen, die heute oftmals als alte Traditionen dargestellt werden.104 Im 19. Jh. blühten die eucharistische Spiritualität, die Herz-Jesu-Verehrung und die Marienfrömmigkeit wieder auf. Das Rosenkranzgebet wurde wieder gepflegt, die Karfreitagsprozessionen, in denen Statuen des gestorbenen Jesus und der Schmerzhaften Gottesmutter mitgetragen wurden, erlebten ihre Wiederkehr, Wallfahrten zu Marienheiligtümern, die im 18. Jh. entstandenen Maiandachten und die Verehrung des Herzens Mariens kamen zu neuer Blühte.105 Ebenso erlebten die marianischen Bruderschaften einen neuen Aufschwung: Schon existierende wurden wiederbelebt und neue gegründet.106 Besonders nennenswert ist die 1836 vom Pfarrer Charles Desgenettes (1778 – 1860) in Paris ins Leben gerufene Erzbruderschaft »U.L.F. vom Heiligsten und Unbefleckten Herzen Mariens für die Bekehrung der Sünder«. Diese Bruderschaft erlebte eine außerordentliche Verbreitung auf der ganzen Welt und zählte schon 1850 zwischen 16 – 20 Millionen Mitglieder.107 Der hier beschriebene Aufbruch im Bereich des Marienkultes – und somit der Beginn des »Marianischen Zeitalters«108 – machte sich besonders von den Jahren 1830 – 1840 an bemerkbar und wurde durch verschiedene Faktoren entscheidend beeinflusst. Mit dem Jahr 1830 häufte sich das Phänomen der Marienerscheinungen, das jeweils zu organisierten Neuaufbrüchen führte:109 1830 erschien die Gottes103 104 105 106 107
Vgl. Fiores: Sec. XIX, 31. Vgl. Perrella: Teologia, 182; Bihlmeyer, 198 (§ 207, 5). Vgl. Graef, 408. Vgl. Aubert, R.: Licht und Schatten der katholischen Vitalität, in HKG 6/1, 669. Vgl. Köster, H.M.: Herz Mariä. II. Rel. Gemeinschaften. 7. (Erz)bruderschaft ULF vom Heiligsten und Unbefleckten Herzen Mariens, in MaLex 3, 166; Vrankic: Marianische Frömmigkeit, 91 f; Canal, J.-M. – Hahn, W.: Desgenettes, in MaLex 2, 173 f. 108 Zu Inhalt und Charakteristiken des »Marianischen Zeitalters«: Scheffczyk, L.: Kennzeichen und Gestaltkräfte des »Marianischen Zeitalters«, in Ziegenhaus: Marianische Zeitalter, 179 – 200. 109 Vgl. Naselli, 1117. Dazu: Söll, G.: Die Marienerscheinungen im 19. und 20. Jahrhundert und ihre Bedeutung für die Marienverehrung, in Ziegenhaus: Marienerscheinungen, bes. 16 – 28; Avidano, F.M.: Il pi¾ grande Messaggio e il pi¾ prezioso Dono di Maria nel secolo XIX ossia le Apparizioni della Medaglia Miracolosa 1, Casale 1953, 210 f.
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Die Marienverehrung im 19. Jh.
mutter der Catherine Labour¦ in der Pariser Rue de Bac und wünschte sich die Verbreitung der sogenannten Wundertätigen Medaille. Daraufhin nahm in den folgenden Jahren besonders die Verehrung der unbefleckt empfangenen Jungfrau zu, vor allem, nachdem 1842 die Immaculata dem Juden Alphonse Ratisbonne in Rom erschienen war, dessen Bekehrung nicht nur in Italien eine große Breitenwirkung erzielte. Im Jahr 1846 erschien Maria zwei Hirtenkindern in La Salette, und 1858 bestätigte die hl. Jungfrau mit ihrer Erscheinung in Lourdes das zuvor verkündete Dogma der Immaculata Conceptio. Für den italienischen Bereich ist dazu noch die Erscheinung in Spoleto nennenswert, wo im Jahre 1862 der Knabe Righetto Cionchi die Jungfrau gesehen hat.110 Als spontane Folge dieser Marienepiphanien kam es zu einem wahren Wallfahrtsboom. Erleichtert duch ein ständig wachsendes Schienennetz, suchte man nicht nur diese neuen Erscheinungsorte auf, sondern pilgerte auch wieder zu den alten Wallfahrtsstätten.111 Etwa mit dem Jahr 1840 setzte die Strömung des Ultramontanismus (= ultra montes, romzugewandt) ein: Die französisch- und deutschsprachigen Länder fanden ihren Orientierungspunkt in Lehre und Praxis der römischen Kirche;112 dies bedeutete nicht nur eine lebendige Papsttreue und -verehrung, sondern auch die Übernahme der römisch-italienischen Spiritualität.113 Die zuvor noch verbreitete rigorose Pietät nach dem Stil des Jansenismus114 wurde nun von einer gefühlsbetonten Frömmigkeit nach dem Stil Alfonso de’ Liguoris abgelöst;115 es verbreitete sich überall eine menschlichere Pietät, die in manchen Punkten zwar oberflächlicher, aber auch humaner, barmherziger und auf jeden Fall volksnäher war. Man räumte nun dem äußeren Kult mehr Platz ein, wobei man wieder größeren Wert auf eine verstärkte Teilnahme an den Sakramenten und auf die Praxis frommer Andachtsübungen legte.116 In dieser Zeit entstanden auch neue Marientitel – wie z. B. »Maria, Königin der Apostel«, »Maria, Königin vom 110 Vgl. Civiero, T.: Spoleto, in MaLex 6, 256. 111 Vgl. Vrankic: Marianische Frömmigkeit, 91; Martina: Pio IX Chiesa e mondo moderno, 119. 112 Vgl. Schatz, K.: Ultramontanismus, in LThK 10 (2001) bes. 360 f. Der Autor listet kurz und bündig die elementaren Merkmale dieser Bewegung auf. Dazu: Martina: Liberalismo, 67. 113 Man spricht von einer »Fortsetzung der Denk- u. Frömmigkeitsformen des nachtridentinischen, speziell jesuitischen (gegen Jansenismus und Gallikanismus gerichteten) Katholizismus und der damit zusammenhängenden antiaufklärerischen und antirevolutionären Haltung.« (Schatz: Ultramontanismus, 361.) Dazu: Aubert, R.: Die Fortführung der katholischen Erneuerung in Europa, in HKG 6/1, bes. 416 – 419; Fiores: Sec. XIX, 29; Schmiedl, 110 – 112. 114 Vgl. Martina 3, 536; Idem: Pio IX Chiesa e mondo moderno, 118.187; Idem: Liberalismo, 71 f. 115 Vgl. Perrella: Teologia, 216; Fiores: Sec. XIX, 29; Naselli, 1111 f. Mehr zum Jansenismus: Hildesheimer, F.: Jansenismus, in LThK 5 (1996) bes. 741.743. 116 Vgl. Perrella: Piet, 158; Martina: Pio IX Chiesa e mondo moderno, 118.
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Kostbaren Blut«, »U.L.F. von La Salette«, »U.L.F. von Lourdes«, oder »Maria, Versöhnerin der Sünder« –, die wiederum die Marienverehrung förderten.117 Zum Ansporn der Gläubigen reicherten Päpste und Bischöfe oftmals die Mariengebete mit großzügigen Ablässen an.118 Im Bereich der Liturgie manifestierte sich der Aufbruch in der Marienverehrung durch die Einführung neuer Marienfeste sowie durch die liturgische Festerhöhung schon bestehender.119 Wesentlich für den Aufschwung der Marienverehrung war die Definierung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens im Jahre 1854: Schon vor der Proklamation nahm der Immaculata-Kult eine immer zentralere Stellung in der Marienverehrung ein. Die Definierung selber gab schließlich Anlass zu allgemeiner Begeisterung bei den Gläubigen, die sich durch religiöse Feierlichkeiten in allen Städten Europas äußerte. Der Enthusiasmus für die Immaculata-Verehrung war so stark, dass diese noch über den Ausgang des 19. Jhs. hin für den Marienkult bedeutend blieb.120 Mit den 40er Jahren begann außerdem eine Neuausrichtung in der Priesterausbildung, und somit wuchs ein neuer Klerus heran, der nach einem kirchlichreligiösen Leben strebte. Im Allgemeinen besaßen diese Priester eine marianisch geprägte Spiritualität, die sie dann im pastoralen Dienst den Gläubigen vermittelten.121 Ein weiterer entscheidender Grund für die Ausbreitung der Marienverehrung in diesem Zeitraum war eine Welle von Neugründungen stark marianisch ausgerichteter Kongregationen, die schon in ihrer Namensgebung ihre auf Maria bezogene Spiritualität zum Ausdruck brachten.122 Aubert verweißt auf eine Studie, nach der es »von 1802 bis 1898 kein einziges Jahr ohne die Gründung einer und häufig mehrerer der hl. Jungfrau gewidmeter Kongregationen gab, 117 Vgl. Hauke, M.: Der prophetische Dienst Mariens. Inhaltliche Schwerpunkte der marianischen Botschaft seit 1830, in Ziegenhaus: Marienerscheinungen, 49 f; Holböck, F.: Geführt von Maria – marianische Heilige aus allen Jahrhunderten der Kirchengeschichte, Stein am Rhein 1987, 470. 118 Vgl. z. B. unten I. Teil, Kap. 4.4.3. 119 Vgl. z. B. unten I. Teil, Kap. 4.4.3. 120 Vgl. z. B. unten II. Teil, Kap. 5.3. 121 Vgl. Schmiedl, 111. 122 Vgl. Arnold, F.: Marianische Prägung der im 19. Jahrhundert gegründeten Orden, in Ziegenhaus: Marianische Zeitalter, bes. 126 – 130. Dazu: Aubert, R.: Das Erwachen der katholischen Lebenskraft – 12. Die Wiedergeburt der alten Orden und das Aufblühen neuer Kongregationen, in HKG 6/1, 247 – 259. Beispielhaft hierfür sind z. B. die folgenden Orden – hier mit Gründer und Gründungsjahr aufgelistet: Oblaten von der Unbefleckten Empfängnis (J.-E. de Mazenod, 1816), Maristen (J. Claude Colin, 1816), Marianisten (G.-J. Chaminade, 1817), Söhne des Unbefleckten Herzens Mariens, auch Claretiner genannt (A.M. Claret, 1849), Missionare U.L.F. von La Salette (P. de Bruillard, 1852). Mehr dazu: Köster, H.M.: Die marianische Spiritualität religiöser Gruppierungen, in HMar 1, bes. 576 – 579.
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wobei die Dezennien 1830/39 und 1850/59 besonders ergiebig waren«.123 Die marianische Prägung der neugegründeten Kongregationen war einerseits Frucht des allgemeinen Aufbruchs in der Marienverehrung und wurde andererseits selber wichtiges Element für ihre Ausbreitung sowie für eine allgemeine Rechristianisierung: Aufgrund ihrer karitativen Ausrichtung im Bereich der Kinder- und Jugenderziehung, der Kranken- und Altenpflege sowie der Mission wurden diese Kongregationen zu wichtigen Multiplikatoren im spirituellen Leben des 19. Jhs.124 In der Auflistung der Faktoren, die die Marienverehrung in besagter Zeitspanne beeinflusst haben, darf ein Wort über die Wiederauffindung (1842) des Manuskripts Trait¦ de la vraie d¦votion la Sainte Vierge – das sogenannte »Goldene Buch« – von Louis-Marie Grignion de Montfort nicht fehlen.125 Mit der Veröffentlichung dieses Werkes im Jahre 1843 und der im Jahre 1888 noch folgenden Seligsprechung Montforts erhielt die im Buch dargelegte Marienweihe eine schnelle Verbreitung und eine allgemeine Beliebtheit.126 Die Marienverehrung bekam auch noch im ausgehenden 19. Jh. immer wieder neue Anstöße: Vor allen Dingen ging Papst Leo XIII. mit seinen mehrfachen Rosenkranz-Enzykliken in die Geschichte ein.127 Weitere Anregungen erhielt der Marienglauben durch die marianischen Kongresse, die seit dem ausgehenden 19. Jh. auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene stattfanden.128
1.5. Die Marienverehrung und der moderne Geist Das 19. Jh. war eine Epoche politischer Umbrüche: Nach der Französischen Revolution und der dramatischen Situation zwischen Pius VII. und Napoleon versuchte man zwar wieder das Ancien R¦gime herzustellen, doch war das Rad der Zeit nicht mehr so leicht zurückzudrehen, da bei vielen das »archaische 123 124 125 126
Aubert: Licht und Schatten, 670. Vgl. Arnold, 121 – 140. Vgl. Perrella: Teologia, 199; Aubert: Licht und Schatten, 669. Vgl. Arnold, 126; Vrankic: Marianische Frömmigkeit, 90; Perrella: Piet, bes. 123; Epis, S.: Influsso in Italia, in DspMon, 930 – 934. 127 In den Jahren 1883, 1884, 1891 – 1898 und 1901 veröffentlichte er jeweils eine Enzyklika über den Rosenkranz. (Vgl. Bäumer, R.: Leo XIII., in MaLex 4, bes. 97.) Die dt. Version der Enzykliken in: Graber, R.: Die marianischen Weltrundschreiben der Päpste in den letzten hundert Jahren, Würzburg 1954, 29 – 35.41 – 126. 128 Der erste marianische Kongress fand 1895 in Livorno statt, die nächsten folgten 1898 in Turin und Lyon und 1902 – mit internationaler Beteiligung – in Fribourg. (Vgl. Köhler, O.: Formen der Frömmigkeit – 16. Veräußerlichung und Verinnerlichung der Spiritualität des 19. Jahrhunderts – Die Anfänge der Eucharistischen Kongreßbewegung – Die Verehrung der heiligen Therese von Lisieux, in HKG 6/1, 272.)
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vorrevolutionäre System«129 verhasst war. Es kam deshalb gerade in der ersten Hälfte des Jahrhunderts immer wieder zu Revolutionen, wobei vor allem die Jahre 1831 und 1848 als Revolutionsjahre in die Geschichte eingegangen sind. Besonders die 48er Revolution hatte starke Auswirkungen auf den Kirchenstaat:130 Nachdem Pius IX. klar zu verstehen gegeben hatte, dass er als »Vater aller Nationen«131 nicht militärisch gegen die Österreicher intervenieren würde, verlor er die Sympathie jener Liberalen, die sich eine nationale Einigung Italiens mit dem Papst an der Spitze erhofft hatten.132 In Folge der nun zunehmenden Unruhen floh Pius IX. aus Rom in die kleine Provinzstadt Gaeta, von wo aus er zusehen musste, wie 1849 der Kirchenstaat aufgehoben und die Römische Republik ausgerufen wurde. Vor allem mit der Hilfe französischer Soldaten wurde die alte Ordnung noch im gleichen Jahr wieder hergestellt, und Pius IX. kehrte 1850 aus seinem Exil im Königreich beider Sizilien in die Ewige Stadt zurück.133 Auch wenn Mastai in den ersten beiden Pontifikatsjahren zunächst einige Reformen eingeführt hatte, aufgrund derer man ihn überall als »liberalen Papst« pries, schlug er nach seiner Rückkehr aus dem Exil eine grundsätzlich antikonstitutionelle Linie ein.134 Doch der allgemeine Trend, liberale Institutionen zu schaffen, und vor allem das Vaterland zu einen und sich so von den fremden Mächten (wie Österreich) zu befreien, war unaufhaltsam: Nachdem die Neoguelfen ihre Hoffnung verloren hatten, der Papst werde sich an die Spitze eines geeinten Italiens stellen, gewann die revolutionär linke Bewegung des Risorgimento immer mehr an Bedeutung.135 Da man Pius IX. die Liebe zum geeinten Italien absprach, nahmen die Vereinigungsbestrebungen in den folgenden Jahren eine immer mehr antiklerikale und antiekklesiale Prägung an.136 Der letzte Papst-König musste mit ansehen, wie sich überall in Europa eine immer weiter wachsende Politik der Säkularisation verbreitete, unter der man die Zivilehe einführte, den Unterricht verweltlichte und Klöster auflöste.137 Schließlich wurde 129 Vgl. Aubert: Die katholische Kirche und die Revolution, 123. 130 Vgl. Gatz, E.: Kirchenstaat, in LThK 6 (1997) 61 f. 131 Vgl. Pius IX: Non semel (28. 4. 1848) All., in APN I/1, 96. Dazu: Martina: Liberalismo, 164 f. 132 Vgl. Schnürer, G.: Italien, in LThK 5 (1933) 655. 133 Vgl. Aubert, R.: Die Thronbesteigung Pius’ IX. und die Krise von 1848 – 25. Die ersten Jahre des Pontifikats Pius’ IX.: Vom Neoguelfischen Mythos zur römischen Revolution, in HKG 6/1, 479 – 486; Gadille, J.: Die Zeit des Liberalismus (1830 – 1860) – I. Politische Freiheiten – Soziale Frage, in Die Geschichte des Christentums 11, 21 – 23. 134 Vgl. Schatz, K.: Pius IX., in Greschat, M. (Hg): Das Papsttum 2 (= GK 12), Stuttgart 1984, 191. 135 Vgl. Aubert, R.: Kirche und Staat in Europa von 1830 – 1848 – 19. Der Beginn des Risorgimento, in HKG 6/1, 375 – 380; Herde, P.: Neoguelfen, in LThK 7 (1998) 735. 136 Vgl. Sale, G.: Pio IX e il movimento di unificazione nazionale, in CivCatt. 151 (2000) 250 f; Schuhmacher, 63. 137 Vgl. Aubert, R.: Die Auseinandersetzung zwischen Katholizismus und Liberalismus – 39.
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er Zeuge, wie der Kirchenstaat Stück für Stück an das junge Königreich Italien angegliedert wurde: 1859 verlor er die Romagna und 1860 die Marken sowie Umbrien, und zuletzt wurde am 20. September 1870 Rom eingenommen. Damit kam es zur endgültigen Aufhebung des Kirchenstaates.138 Neben diesen politischen Schwierigkeiten war die Gesellschaft im 19. Jh. von philosophisch-politischen Strömungen durchdrungen, die im Gegensatz zur Lehre der katholischen Kirche standen: Vom Rationalismus, der einzig die Vernunft als Erkenntnisquelle akzeptiert und damit die Notwendigkeit einer Offenbarung ausschließt; vom Naturalismus, der nichts außerhalb oder überhalb der Natur anerkennt und somit die gesamte Realität – ohne Eingriff eines transzendenten oder geistigen Prinzips – ausschließlich mit Naturgesetzen zu erklären versucht; vom Fideismus, dem anderen Extrem, nach dem die höchsten metaphysischen Wahrheiten nicht mit der menschlichen Vernunft erfassbar sind, sondern einzig durch den Glauben, d. h. durch die Annahme der Offenbarung Gottes zugänglich werden; vom Materialismus, der als einziges Fundament der Wirklichkeit die Materie sieht; vom Sozialismus, der durch Sozialisierung und Kollektivisierung des Privatbesitzes an Produktionsmitteln die Existenz von Klassenprivilegien aufheben möchte; vom Kommunismus, einer Sonderform des Sozialismus, der die gänzliche Auflösung aller Klassenunterschiede fordert und allen – als Gegenleistung zur Arbeit, die jeder nach seinen Fähigkeiten ausführt –, die vollständige Befriedigung der materiellen und spirituellen Bedürfnisse verspricht und, um das zu erreichen, die Notwendigkeit der Diktatur des Proletariats theoretisiert; vom Relativismus, der jede Existenz einer absoluten Wahrheit leugnet, da er alle Erkenntnis als relativ, weil vom jeweiligen Subjekt abhängig, versteht; vom Indifferentismus, der Gott und seiner Offenbarung gleichgültig gegenübersteht; von der Idee der Demokratie als eines Systems, dessen absoluter Souverän das Volk ist, das – unabhängig von der Existenz eines höheren Wesens – aufgrund von Mehrheitsentscheidungen alles beurteilen kann; vom politischen Liberalismus, der mit seinen Forderungen nach Freiheit und Selbstbestimmung des Individuums sowie mit der Negierung der Privilegien des Adels auch die Anerkennung der Rechte der Kirche verweigert, sofern es sich nicht um rein religiöse Fragen handelt; vom Laizismus, der danach strebt, den Einfluss von Kirche und Religion auf das öffentliche Leben einzuschränken oder gänzlich auszuschalten; vom Freimaurertum, das ausdrücklich die antiklerikale Haltung der liberalen Bewegung unterstützt; vom Die Offensive der liberalen Regierungen in den nichtdeutschsprachigen Ländern, in HKG 6/ 1, bes. 708 f; Bihlmeyer, 234; Franzen, A. – Bäumer, R. (Hg): Kleine Kirchengeschichte, Freiburg 1991, 348; Martina: Liberalismo, 48. 138 Vgl. Schatz: Pius IX., 194; Aubert, R.: Die Auseinandersetzung zwischen Katholizismus und Liberalismus – 38. Die Römische Frage, in HKG 6/1, 699 – 701; Gatz: Kirchenstaat, in LThK 6 (1997) 62; Martina: Liberalismo, bes. 168 – 171.
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Gallikanismus, der die Kirche und den Klerus der staatlichen Macht unterwirft.139 Als Antwort auf diese Zerrissenheit in Politik und Kultur entwickelten sich in der Kirche neue Kräfte, die jeweils einen Ausweg aus dem Dilemma suchten. In den Ländern jenseits der Alpen entstand der schon erwähnte Ultramontanismus, der sich gegen alle Strömungen stellte, die die Unabhängigkeit von Rom forderten, wie der Gallikanismus in Frankreich, der Josephinismus in Österreich und der Febronianismus in Deutschland. In der italienischen Kirche selber entwickelten sich zwei Tendenzen: auf der einen Seite die sogenannten cattolici liberali und auf der anderen die intransigenti (die Unversöhnlichen), die Konservativen.140 Die ersten versuchten, den Glauben mit der modernen Welt auszusöhnen, und stimmten aus diesem Grund für eine liberale Politik, befürworteten die Einigung Italiens und sahen allgemein auch mit mehr Objektivität die positiven Aspekte der neuen Ideale.141 Die zweiten vertraten eine streng traditionelle Linie und verschlossen sich prinzipiell jeder Neuerung.142 In dieser kirchenpolitisch und idealistisch äußerst gespannten Situation suchten Päpste und Gläubige oftmals ihre sichere Zuflucht bei der Gottesmutter, und in gewissem Sinne »instrumentalisierte« man diese Devotion in einer antimodernen Sichtweise.143 Ermutigt durch den »Boom« in der Marienverehrung vertraute man verstärkt auf Mariens Fürsprache, um in der schwierigen Situation einen Ausweg zu finden. Viele sahen in diesen Jahren eine Verbindung zwischen der Gottesmutter und den geschichtlichen Ereignissen – besonders im Immaculata-Privileg wurde ein wirksames Antidot gegen die sich ausbreitenden Häresien gesehen.144 Somit muss man die Marienverehrung des 19. Jhs. auch – d. h. jedoch nicht ausschließlich – in ihrer pastoral-apologetischen Perspektive sehen, und zwar als Waffe im Kampf gegen den »modernen Geist«.145 139 Vgl. Fiora, L.: La Madonna aiuto della Sede Apostolica nel secolo XIX, in L’ausiliatrice nel domma e nel culto (= Biblioteca del Salesianum 13), hrsg. v. Brocardo, P. – Castano, L. – Bertetto, D., Torino 1950, 149; Quadrio: L’Immacolata, 4 f; Weitere Studien über die verschiedenen philosophischen Tendenzen unter Pius’ IX.: Parente, P.: Pio IX l’uomo di Dio, in Pio IX 15 (1986) 11 – 37; Idem: Pio IX di fronte alla cultura dell’800, in Pio IX 3 (1974) 331 – 345. 140 Dazu: Aubert: Kirche und Staat in Europa von 1830 – 1848 – 19. Der Beginn des Risorgimento, 381 f.385 f; Aubert: Die Auseinandersetzung zwischen Katholizismus und Liberalismus – 39. Die Offensive der liberalen Regierungen in den nichtdeutschsprachigen Ländern, 712. 141 Vgl. Martina: Liberalismo, 127 – 145, bes. 144 f; Fiores: Sec. XIX, 11. 142 Vgl. Martina: Liberalismo, 103 – 127, bes. 124 – 127. 143 Dazu der Abschnitt Ges¾ e Maria nella ›politica delle devozioni‹: La risposta ecclesiastica allo ›spirito moderno‹, (vgl. Perrella: Teologia, 196 – 201). 144 Vgl. Mattei, R. de: Pio IX, Casale Monferrato 2000, 148. 145 Das gilt z. B. für die marianischen Enzykliken, die sich ab Pius IX. häuften: Diese Schreiben »stehen in besonderem Maß im Dienst des Glaubenslebens der Kirche und der Gläubigen.
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Diese enge Verbindung zwischen der Kirche (besonders dem Apostolischen Stuhl)146 und der Marienverehrung wird z. B. in der Einführung des liturgischen Festes Maria, Auxilium christianorum gesehen, welches von Pius VII. nach seiner Rückkehr aus der napoleonischen Gefangenschaft eingesetzt wurde:147 Im Dekret der Ritenkongregation sowie im Messformular der Auxiliatrix ist das Vertrauen auf diese mächtige Fürsprecherin in allen Gefahren und Betrübnissen ausgesprochen.148 Nach dem Revolutionsjahr 1831 veröffentlichte Papst Gregor XVI. die Enzyklika Mirari vos gegen die Irrtümer und Zeitforderungen des Liberalismus (Indifferentismus, Gewissens- und Pressefreiheit, Trennung von Kirche und Staat).149 In diesem Rundschreiben rief er ausdrücklich die Gottesmutter an, setzte auf sie seine Hoffnung und vertraute ihr vor allem die Vernichtung der Häresien an.150 Auch sein Nachfolger im Petrusamt, Pius IX., setzte diese Linie fort: In seinem langen Pontifikat verurteilte er immer wieder die »modernen Irrlehren« und stellte sich selber dabei oft unter das Patrozinium Mariens, der Schlangenzertreterin.151 Gleich vom Beginn seines Exils in Gaeta an intensivierte Papst Mastai die Vorbereitungsarbeiten für das ImmaculataDogma. Eine Zeitlang überlegte er auch, die Proklamation des Dogmas mit der Verurteilung der Irrlehre zu verbinden, da sich dieses Marienprivileg (Vorherbewahrung von der Erbsünde) gerade zur Widerlegung der Lehren des Rationalismus, des Materialismus und Naturalismus eignete.152 Nachdem Pius IX. von dieser Idee wieder Abstand genommen hatte, verkündete er 1854 das Mariendogma – in einer Zeit in der der Krimkrieg drohte und auf der italienischen Halbinsel der Antiklerikalismus zunahm.153 Am 10. Jahrestag des ImmaculataDogmas folgte schließlich die Verurteilung der »modernen Irrlehren« durch die
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(…) sie antworten auf konkrete innerkirchliche und zeitgeschichtliche Situationen und besitzen auch einen paränetischen Charakter«. (Bodem, A.: Enzykliken, in MaLex 2, 365.) In Bezugnahme auf das Protoevangelium (Gen 3, 14 – 15) und die Einsetzung des Petrusamtes (Mt 16, 18) stellt Fiora dar, dass die Namen Mariens und Petri eng miteinander verbunden sind, da beide den Sieg über ihre Feinde vorhergesagt bekamen und somit die gleiche Mission erhalten haben, die komplementär zu verstehen ist. (Vgl. Fiora, 140 f.) Vgl. Perrella: Teologia, 197; Fiora, 143. Der Marientitel wurde von Pius V. nach dem Sieg bei Lepanto eingeführt. (Vgl. Besutti, G.: Litanie, in NDM 764.) Vgl. dazu: Fiora, 143. Vgl. Schwaiger, G.: Gregor XVI., in LThK 4 (2006) 1023; Gatz, E.: Kirchenstaat, in LThK 6 (2006) 61. »Ut omnia haec prospere ac feliciter eveniat levemus oculos manusque ad sanctissimam Virginem Mariam, quae sola universas haereses interemit, Nostraque maxima fiducia, imo tota ratio est spei Nostrae. Suo ipsa patrocinio in tanta dominici gregis necessitate studiis, consiliis, actionibusque Nostris exitus secundissimos imploret.« (Gregorius XVI: Mirari vos [5. 8. 1832] Enc., in AGS 1, 174.) Vgl. unten I. Teil, Kap. 4.1.3., II. Teil, Kap. 5.3.5. und 5.3.1. Vgl. Fiora, 149 f; Mattei: Pio IX, 148 f. Vgl. unten II. Teil, Kap. 3.3.5, S. 389[2152] und 5.3.5.
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Enzyklika Quanta cura und den Syllabus.154 Ihre Veröffentlichung fand zu einem Zeitpunkt statt, in dem die Auflösung des Kirchenstaates schon halb vollzogen war.155 Dieses Dokument, das ein erneuter Mahnschrei an die Welt sein sollte, wurde am Immaculata-Festtag 1864 unterschrieben und damit dessen Anliegen unter den Schutz Mariens gestellt. Die Definierung der Unbefleckten Empfängnis Mariens sahen neben Pius IX. noch verschiedene Autoren des 19. Jhs. als das geeignete Mittel, um den sich ausbreitenden Häresien Einhalt zu gebieten.156 Man kann mit einigen Mariologen zu Recht von einer gesellschaftlichen Mittlerschaft (mediazione sociale)157 Mariens sprechen, insofern die Gottesmutter im Lauf der Jahrhunderte schon immer die Häresien zerschlagen hat und der Kirche, speziell dem Papst und dem Hl. Stuhl, stets eine mächtige Beschützerin und ein Bollwerk gegen die Feinde war.158
1.6. Die Entwicklung der Mariologie im 19. Jh. Dem charismatischen Aufschwung in der Marienverehrung folgte ein theologischer. In der zweiten Hälfte des 18. und der ersten des 19. Jhs. hatte die Mariologie in der Theologie nur eine marginale Rolle gespielt.159 Diese »Brachzeit der Mariologie« ging auf den Geist der Aufklärung zurück, der das Interesse an den Mariengeheimnissen stark reduziert und somit zwar den »ungesunden Ausschreitungen« Einhalt geboten, aber gleichzeitig auch alle gesunden Weiterentwicklungen in der Mariologie verhindert hatte.160 Die dogmatischen Lehrbücher dieser Zeit gelten allgemein als »marianisch kühl und mariologisch dürftig«.161 Nach einer Phase eines »mariologischen Minimalismus« während der Aufklärung begann ein qualitativer und quantitativer Neuaufbruch mit den Erscheinungen der Gottesmutter an Catherine Labour¦ (1830). Dieser erhielt dann einen wesentlichen Ansporn zunächst durch die Diskussionen über die mögliche Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis Mariens und schließlich durch die Proklamation selbst im Jahr 1854. In der zweiten Hälfte des 19. Jhs. kamen noch weitere Elemente hinzu, die zur Neuentdeckung der Bedeutung der Mariologie führten. Zu diesen positiven Faktoren gehörten 154 155 156 157 158 159 160 161
Vgl. unten II. Teil, Kap. 5.1.2. Vgl. Gatz: Kirchenstaat, in LThK 6 (2006) 62. Vgl. Perrella: Teologia, 196. Dazu: unten II. Teil, Kap. 5.1.2., S. 457 f.[2507]. Vgl. Quadrio: L’Immacolata, 1. Dazu: Mattai, G.: Sociologia, in NDM 1314 – 1322. Vgl. Quadrio: L’Immacolata, bes. 1.3.7.16. Vgl. Schmiedl, 102. Vgl. Schuhmacher, 47; Graef, 385 f. Vgl. Görg, 155.
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die weiteren Marienerscheinungen, die marianischen Enzykliken Pius’ IX. und seines Nachfolgers Leos XIII., die marianischen Kongresse sowie die mariologischen Zeitschriften und Arbeitsgemeinschaften.162 Trotz dieses beginnenden Aufschwungs waren zunächst viele der marianischen Veröffentlichungen theologisch eher noch mittelmäßig; in einigen Fällen war sogar der Eingriff des Hl. Offiziums erforderlich.163 Zum Teil wurden einfach alte Werke neu aufgelegt, ohne dabei auf ihre theologische Qualität zu achten.164 Oftmals hatten die mariologischen Schriften einen apologetisch-polemischen Charakter, der nicht selten gegen die Protestanten gerichtet war.165 Unter den neuen Veröffentlichungen in Italien, die eine weite Verbreitung fanden, seien vor allem genannt: Lambruschinis 1843 erschienene polemische Dissertation über die Immaculata Conceptio, die in den folgenden Jahren auch ins Englische, Französische und Deutsche übersetzt wurde, und Perrones Werk De immaculato Beatae Virginis Mariae conceptu an dogmatico decreto definiri possit von 1847, das 1852 bereits seine zehnte Auflage erlebte.166 Wesentlich für die Weiterentwicklung der Mariologie wurde die sogenannte »Römische Schule«. Diese Schule übte, nachdem sie einen erheblichen Anteil bei der Erarbeitung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens gehabt hatte, auch außerhalb Italiens einen wesentlichen Einfluss aus.167 Im Bereich der Mariologie sind in der »Römischen Schule« neben Giovanni Perrone besonders Carlo Passaglia und sein Schüler Clemens Schrader zu nennen.168 Nach dem Urteil von J. Schuhmacher, der »Das Mariologische Konzept der Römischen Theologie« studiert hat, »wäre die Geschichte der Theologie und der Frömmigkeit im Hinblick auf die Mariengestalt [ohne das Wirken der ›Römischen Schule‹] anders verlaufen, weniger organisch, weniger dynamisch und weniger ganzheitlich«.169 In der Methodik der »Römischen Schule« galt als Grundlage der Bezug auf die Hl. Schrift, die Hl. Tradition sowie die Kirchenväter – speziell die griechischen.170 Diese Schule zeichnete sich durch ihre Ablehnung der philosophischen Durchdringung des Glaubens aus, versuchte jedoch den theologischen Gegenstand in seiner Vielseitigkeit zu be162 Vgl. ivi., 175; Perrella: Piet, 131; Scheffczyk: Kennzeichen und Gestaltkräfte des »Marianischen Zeitalters«, 192 – 195. 163 Vgl. Aubert: Licht und Schatten, 670; Perrella: Piet, 127. Dazu das Urteil bei Scheffczyk: Kennzeichen und Gestaltkräfte des »Marianischen Zeitalters«, 194. 164 Vgl. Perrella: Teologia, 193.199. 165 So verteidigte z. B. Francesco de Paola in seinem Buch Grandezze di Maria (1803 – 1804) die Marienverehrung gegen ihre deklarierten und geheimen Feinde. (Vgl. Fiores: Sec. XIX, 16.21.) 166 Vgl. Schuhmacher, 48; Vloberg, M.: Bibliography (1830 – 1957), in O’Connor, 537.544.56 f.572.586. 167 Vgl. Görg, 175. 168 Vgl. Schuhmacher, 43.49 – 59; Aubert: Licht und Schatten, 675. 169 Schuhmacher, 64. 170 Vgl. Aubert: Licht und Schatten, 675.
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leuchten und untersuchte den heilsökonomischen Zusammenhang mit den anderen Glaubenswahrheiten. Aufgrund der Begrenztheit des menschlichen Begreifens zog die »Römische Schule« es vor, in Analogien zu denken. Auf diese Elemente gestützt, entwickelte sich eine weniger apologetisch-polemische Theologie, die jedoch aufgrund ihrer Vielseitigkeit eher kompliziert in ihrer Darstellung wirkte.171 In den dogmatischen Abhandlungen wurde Maria bis Mitte des 19. Jhs. lediglich als »Annex zur Christologie«172 (Gottesmutterschaft, Jungfräulichkeit) behandelt oder im Kontext der theologischen Anthropologie (Erbsündenfreiheit) und der Eschatologie (Assumptio),173 ohne dass es eine wahre organische Systematisierung der Mariologie selbst gab. Erst mit dem Beginn des »Marianischen Zeitalters« kam es zu einer Entwicklung, die schließlich zu einem eigenständigen Traktat führte.174 Ausschlaggebend dafür war u. a. die Zunahme an marianischen Themen, die bei den Mariologen das Bewusstsein förderte, dass diese Punkte zusammenhängend behandelt werden müssen.175 Auf diese Einsicht folgte aber ein ganz pragmatisches Problem: Es stellte sich die Frage, an welchem Punkt ein geschlossener mariologischer Traktat in der dogmatischen Gesamtkonzeption einzuordnen sei – ein Problem, das von den damaligen Mariologen noch ganz unterschiedlich beantwortet wurde.176 Bezüglich des theologischen Ansatzes in der Mariologie griff man in dieser Phase – ähnlich wie die »Römische Schule« – wieder mehr auf die Quellentexte zurück, d. h. auf die Hl. Schrift und – noch begrenzt – auf die Hl. Tradition. Von der zweiten Hälfte des 19. Jhs. an wurden die Kirchenväter und – mit dem Aufschwung der Neuscholastik – auch die mittelalterlichen Theologen und deren Mariologie neu entdeckt.177 In eben dieser Zeit sind im Bereich der Mariologie besonders die Beiträge von Matthias Joseph Scheeben (1835 – 1888) und John Henry Newman (1801 – 1890) zu nennen – zwei weitere Theologen, die auf diesem Gebiet durch ihre persönliche Leistung hervorgetreten sind.178 Scheeben, ein Anhänger der »Römi171 172 173 174
175 176 177
178
Vgl. Schuhmacher, 44 – 46. Vgl. Schmiedl, 102. Vgl. Görg, 153. Vgl. ivi. In Görgs Artikel »Inhalt und Rang der Mariologie in den dogmatischen Lehrbüchern seit der Aufklärungszeit« stellt der Autor die Entwicklung zur eigenständigen Abhandlung der Mariologie am Beispiel des deutschen Sprachraumes dar. (Vgl. ivi., bes. 155 – 169.) Dazu: Beinert, W.: Die mariologischen Dogmen und ihre Entfaltung, in HMar 1, 281. Vgl. Görg, 172 – 174. Vgl. ivi., 174. Vgl. Ziegenhaus, A.: Der Weg zu einem geschlossenen mariologischen Traktat in den dogmatischen Handbüchern des deutschsprachigen Raumes, in FKTh 12 (1996) 122. Dazu: Görg, 173 f. Mehr zur Neuscholastik: Walter, P.: Neuscholastik, Neuthomismus, in LThK 7 (1998) 779 – 782. Vgl. Aubert: Licht und Schatten, 670.
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schen Schule«, publizierte 1882 in der berühmtgewordenen Reihe »Handbuch der Dogmatik« seine Mariologie, wobei er ihr den Platz zwischen Christologie und Ekklesiologie zuwies.179 Scheeben gehörte schon zur Neuscholastik, und auch wenn er selbst noch keinen völlig abgeschlossenen Traktat verfassen konnte, gilt er als »größter Mariologe unserer Zeit«.180 Newman veröffentlichte 1866 seine einzige marianische Schrift A letter to Rev. E.B. Pusey on his recent Eirenicon, in der er sich um eine ausgewogene Darstellung der Mariengeheimnisse kümmerte und sich somit energisch gegen alle Übertreibungen wandte.181 Trotz ihrer persönlichen Leistungen blieben Scheeben und Newman in ihrer Zeit eher noch ungehört.182 Obwohl es ohne Zweifel im 19. Jh. einen Aufbruch in der Marienverehrung gegeben hat, ist bis auf den heutigen Tag bei den Forschern noch nicht geklärt, ob dieser Zeitabschnitt unter dem Gesichtspunkt der Mariologie als eine Phase sentimental-kultureller Mittelmäßigkeit zu beurteilen ist oder ob er für die Zukunft in gewisser Weise mystisch nutzbringend und grundlegend war.183
1.7. Die Kritik an der Marienfrömmigkeit der Restauration und der Romantik Wie bereits mehrmals angedeutet, beeinflussten die Romantik mit ihrer »Überbetonung« des Gefühlsmäßigen wie auch die Restauration mit ihrer übertriebenen Verherrlichung alles Vergangenen die Marienverehrung nicht nur positiv, sondern förderten in ihr auch verschiedene Exzesse. Im Zuge der Romantik tendierte der Marienkult gelegentlich zu einem ungesund religiösen Sentimentalismus.184 Ebenso entstanden unter dem romantischen Einfluss in der marianischen Literatur viele übertriebene Ausdrucksformen, die mit einer gesunden Marienverehrung nicht mehr vereinbar waren. Die Restauration hingegen, die nach den Zerstörungen der Aufklärung in den überkommenen Formen Halt suchte, begünstigte eine Vervielfältigung der Andachtsübungen, die schließlich eine individualistische Pietät zur Folge hatte, die – oftmals sogar getrennt von der offiziellen Liturgie –, zu Mechanismus und Formalismus neigte. Angesichts dieser Ausartungen ließen kritische Stimmen nicht auf sich war179 Vgl. Schmaus, M.: Mariologie, in SM 3, 360 f; Schuhmacher, 62 f; Görg, 166 f; Graef, 400 – 407; Perrella: Teologia, 199. 180 Vgl. Görg, 166.174; Perrella: Piet, 129. 181 Vgl. Schuhmacher, 62; Govaert, L.: Newman, in MaLex 4, 608 – 610, bes. 609. 182 Vgl. Aubert: Licht und Schatten, 670. 183 Vgl. Perrella: Piet, 146. 184 Vgl. Fiores: Sec. XIX, 31 f.
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ten.185 So beanstandete man einerseits die übertriebene religiöse Sentimentalität im Marienkult, die – ohne moralischen Einsatz – zu einer Religion ohne Pflichten führte und sogar schon teilweise in Aberglauben überging.186 Außerdem lehnte man den Mariazentrismus ab, der gelegentlich geradezu potentiell idolatrische Formen angenommen hatte.187 Andererseits kritisierte man das Überwiegen der vielen Andachtsformen, die darüber hinaus oft ganz auf den Gewinn von Ablässen ausgerichtet waren und nicht auf die eigene Heiligung. Man begriff, dass durch diese Formen sich der spirituelle Horizont vieler Gläubiger eingrenzte, und der Kontakt zur Hl. Schrift und zur Liturgie immer weiter verloren ging.188 Auf diese letztendlich spirituell »unfruchtbare« Marienverehrung machten besonders liberal eingestellte Persönlichkeiten wie Rosmini und Newman aufmerksam, die darauf bedacht waren, den richtigen Mittelweg zwischen »Emotion und Theologie, zwischen Glaube und begrifflichen oder kulturellen Ausdruckformen, zwischen Fortschritt und Treue zur Botschaft des Evangeliums« sowie zwischen äußeren Andachtsübungen und innerem Einsatz zur Heiligung zu finden.189 Beispielhaft hierfür ist die grundsätzliche Ablehnung der RestaurationsMentalität des soeben erwähnten Antonio Rosmini (1797 – 1855) sowie sein expliziter Wunsch, das Christentum mit der modernen Kultur zu versöhnen.190 Rosmini wurde der Urheber eines philosophischen Systems, das nicht in der scholastischen Linie steht, und war ein Befürworter einer liberaleren Politik. In seinem bekanntesten Werk Le cinque piaghe della Santa Chiesa (1848) forderte er eine Kirche, die einiger, volkstümlicher, vorbereiteter (pi¾ preparata) und außerdem frei von politischer Macht sein sollte, damit sie sich so einzig in ihrer geistlichen Mission engagieren könne.191 Innerhalb der Marienverehrung nahm er eine bemerkenswerte Stellung bezüglich der Definierung der Unbefleckten Empfängnis Mariens ein: Rosmini – wie auch andere Theologen einschließlich Newman – erklärte auf die Anfrage Pius’ IX. hin, dass er – obwohl überzeugt, dass das Privileg »moralisch sicher« sei – die Proklamation des Dogmas für »nicht opportun« halte, und begründete in seinem Votum diese Position mit einer Reihe von pastoral-geschichtlich-ökumenischen Argumenten.192 Auf185 186 187 188 189 190 191 192
Vgl. ivi., 31. Vgl. ivi., 33; Aubert-Martina 2, 705 f; Perrella: Piet, 159. Vgl. Fiores: Sec. XIX, 33. Vgl. Aubert-Martina 2, 705 f. Fiores: Sec. XIX, 33.36. Vgl. Perrella: Piet, 138. Vgl. Conzemius, V.: Rosmini-Serbati, in LThK 8 (2006) 1312; Fiores: Sec. XIX, 36. Vgl. dazu die kurze aber interessante Darstellung von Masciarelli, M.G.: Pio IX e l’Immacolata, Citt del Vaticano 2000, 43.45 – 53. Dazu auch: Söll: Mariologie, 209; Perrella: Teologia, 190 f.
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grund seines reservierten Standpunkts empfahl er dem Papst, eine Meinungsumfrage mit Hilfe einer Enzyklika durchzuführen.193 Rosmini hat zwar kein systematisches Werk über Maria verfasst, jedoch gibt es von ihm verschiedene kleinere Schriften über die Gottesmutter,194 die im Ganzen gesehen die hl. Jungfrau oft unter rein devotionalen Aspekten behandeln. Dieser Ansatz weist darauf hin, dass seine liberale Einstellung nur in begrenztem Maße Einfluss auf seinen persönlichen Marienkult ausgeübt hat.195 Anders war die Grundhaltung von Newman, der – aus einem ganz anderen geschichtlich-kulturellen Kontext stammend – den Marienkult als solchen uneingeschränkt akzeptierte, gleichzeitig aber die existierenden Missbräuche sowie die abergläubischen Tendenzen kritisierte und eindeutig Abstand von einer übertriebenen, gefühlsbetonten Ausdrucksform nahm, wie sie besonders in Italien zu finden war.196 Im Gegensatz zu Restauration und Romantik übte die liberale Strömung mit ihrer Offenheit für die modernen Ansätze trotz dieser und weiterer Kritiken im 19. Jh. noch keinen großen Einfluss auf den Marienkult aus.197
1.8. Die marianische Prägung im apostolisch-karitativen Wirken der Kirche Im 19. Jh. existierte eine deutliche Verknüpfung zwischen Marienverehrung und apostolisch-karitativ ausgerichtetem Leben. Dieses besondere Merkmal äußerte sich in wiederbelebten bzw. neugegründeten Laienvereinigungen wie Bruderschaften, Fromme Vereinigungen oder Assoziationen sowie in religiösen Kongregationen und in Dritten Orden.198 Die Marienverehrung wurde für diese Gruppierungen oftmals Inspiration, Kraftquelle und Erkennungszeichen. Zusammen mit der Gottesmutter versuchte man, eine spezifische Antwort auf die
193 Vgl. Söll: Mariologie, 209. 194 Dazu sei lediglich die Ausgabe Rosmini, A.: Alcuni scritti sopra Maria Santissima, Roma 1904 erwähnt. 195 Vgl. Fiores: Sec. XIX, 36.38. 196 Vgl. ivi., 34 – 36. Dazu auch: Graef, 390 – 400. 197 Vgl. Fiores: Sec. XIX, 38. 198 Zur Verdeutlichung müsste eine detaillierte Auflistung folgen. Exemplarisch seien hier nur einige wenige Namen genannt, die aufgrund ihrer Bekanntheit oder Wichtigkeit für Rom oder Italien herausstechen: die Pia Unione di S. Galla, die von Gaspare del Bufalo gegründete Missionare und Erzbruderschaft vom Kostbaren Blut, die Salesianer-Familie Don Boscos (Salesianer, Mariahilfschwestern und der Dritter Orden: die Gemeinschaft der Salesianischen Mitarbeiter).
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Nöte der Zeit zu geben. Dabei erstreckte sich das Apostolat vor allem auf drei Gebiete:199 – Unterricht und Schule: Durch eine religiöse Erziehung wollte man den Mangel an Glaubenswissen bekämpfen. – Volks- und Auslandsmission: Durch Exerzitien und Jugendarbeit im Inland strebte man eine Glaubensvertiefung bei den Christen an, und durch die Evangelisierung in nichtchristlichen Ländern und Kulturen setzte man sich für die Verbreitung des christlichen Glaubens ein. – Karitative Tätigkeit: Entsprechend den sozialen Nöten am Anfang des Industriezeitalters gründete man soziale Einrichtungen wie Heime und Krankenhäuser und setzte sich für Menschen in ihren verschiedenen Notlagen ein, wie z. B. für Frauen aus gescheiterten Ehen oder Obdachlose. Diese Initiativen von Seiten marianisch geprägter Gruppierungen unterschieden sich im Wesentlichen nicht von denen anderer apostolischer Gemeinschaften aus dem gleichen Zeitraum; charakteristisch für die ersten ist jedoch ihr Ausgangspunkt: Sie verstanden ihr Apostolat als Werk Mariens. Besonders deutlich wird diese Ausrichtung in den marianischen Kongregationen: Einige von ihnen führten ihre Gründung direkt auf die Initiative der hl. Jungfrau zurück und betrachteten sie z. B. als ihre eigentliche Gründerin oder ihre immerwährende Oberin.200 Vor allem nahmen sie sich Mariens Leben oder ganz spezifische Tugenden der Gottesmutter für ihr apostolisch-karitatives Wirken zum Vorbild. Im Bestreben, das harmonische Zusammenspiel von Aktion und Kontemplation im Leben der hl. Jungfrau zu imitieren, bemühten sie sich, wie Maria zu denken, zu urteilen, zu handeln – kurz, aus ihrem Leben zu leben.201 In diesem Sinne nahm man sich ihre Jungfräulichkeit, ihre Armut, ihre Offenheit für den Willen Gottes und ihre Nächstenliebe als konkretes Beispiel für das Ordensleben.202 Im 19. Jh. entstanden viele religiöse Gemeinschaften, deren marianische Spiritualität sich schon ganz deutlich in der Namensgebung der Kongregation widerspiegelte: Ihre Mitglieder erklärten sich als Söhne, Töchter, Schwestern oder Mägde Mariens; manchmal bezog man sich im Ordensnamen auf bestimmte Ereignisse aus dem Leben der Gottesmutter, wie z. B. auf ihre Unbefleckte Empfängnis oder ihren Besuch bei Elisabeth. In anderen Fällen setzte man besondere Tugenden der Gottesmutter wie ihre Demut, Reinheit, Liebe oder Barmherzigkeit in den Mittelpunkt der eigenen Spiritualität; oder aber man brachte die karitative Tätigkeit mit den verschiedenen heilsge199 200 201 202
Vgl. Arnold, 125 f. Vgl. ivi., 126 f.131. Vgl. ivi., 131. Vgl. ivi., 132.
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schichtlichen Aufgaben Mariens in Verbindung und berief sich so z. B. auf Maria als die Trösterin, die Helferin oder die Immerwährende Hilfe.203 Diese stark marianische Färbung ist bezeichnend für das apostolisch-karitative Leben des 19. Jhs. Dabei fällt auf, dass diese Laienvereinigungen und religiösen Kongregationen, spirituell gesehen, zwar mit dem Blick in die Vergangenheit schauten und, angespornt von der Romantik-Bewegung, viele barocke Devotionen wieder aufgriffen, im aktiv-karitativen Leben jedoch sich durch ihren konkreten Blick auf die Nöte der Gegenwart auszeichneten. Dieser kurze Überblick hat verdeutlicht, dass die Marienverehrung des 19. Jhs. unter ganz verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden muss: nicht nur in ihren eigenen Manifestationen und ihrer Entwicklung, sondern auch in ihrem »Sitz im Leben«, d. h. in ihrer Beziehung zum kirchlich-gesellschaftlichen Rahmen. Aus der Darstellung des religiös-kulturell-politischen Kontexts der Marienverehrung im 19. Jh. geht klar hervor, wie Letztere in enger Symbiose mit ihrem Umfeld stand, da sie z. T. Ausdruck der existierenden Strömungen war, z. T. aber auch ihr erklärter Gegenpol. Hieraus folgt, dass die Marienfrömmigkeit nicht isoliert von ihrem »Sitz im Leben« studiert werden darf: Ihr schlagartiger Aufbruch war eine Gegenreaktion auf antimarianische Tendenzen im Zeitalter der (katholischen) Aufklärung und der vielen politischen Umbrüche des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jhs., insbesondere der Französischen Revolution – ein Zeitraum, in dem speziell beim höheren Klerus ein Zurücktreten der marianischen Frömmigkeit stark verbreitet war.204 Die Marienverehrung im 19. Jh. muss man also auch in ihrer Wechselwirkung mit dem religiös-kulturell-politischen Kontext sehen: Sie erfuhr auf der einen Seite einen Einfluss, der ihr zum Vorteil gereichte (so z. B. durch die Romantikund Restaurations-Bewegung), und auf der anderen Seite wurde sie zum Schutzwall gegen die sich ausbreitenden Häresien und gegen einen falschen Begriff von Modernität. In diesem zweiten Fall war die Marienfrömmigkeit das Erkennungszeichen einer antimodernen Grundeinstellung; viele eifrige Priester und Laien, die alle kirchenfeindlichen Geistesströmungen bewusst bekämpfen wollten, hatten sich die Marienverehrung geradezu »auf ihre Fahne geschrieben«. Vielleicht gab es kein weiteres Jahrhundert, in dem die Marienverehrung so stark und so umgreifend mit ihrem Umfeld in Wechselbeziehung stand. Neben diesen äußeren Faktoren ragen natürlich die inneren hervor, ohne die es nicht zu diesem phänomenalen Aufbruch in der Marienfrömmigkeit gekommen wäre. In der spirituell armen Zeit zu Beginn des 19 Jhs. lebten große 203 Vgl. ivi., 128 f. 204 Vgl. Vrankic: Marianische Frömmigkeit, 92 f.
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Persönlichkeiten, die sich für die Förderung des Glaubens zusammen mit einer Ausbreitung der Marienverehrung einsetzten. Außerdem erfuhr der Marienglaube im 19. Jh. seinen Aufbruch aufgrund der außerordentlichen Marienepiphanien, durch einen erstaunlichen Wallfahrtsboom zu den Erscheinungsorten und Marienwallfahrtsstätten sowie im Zuge der allgemeinen Steigerung der Verehrung der Immaculata Conceptio bis hin zur feierlichen Proklamation des Dogmas, das die ganze Kirche damals in Atem hielt. Ebenfalls wurde die Marienverehrung durch den sich schließlich einsetzenden Aufschwung in der marianischen Literatur wesentlich gefördert – ein Element, das alle Schichten der Kirche prägte. Auch die Neugründungswelle marianischer Kongregationen wurde Stimulation und zugleich Manifestation der Marienfrömmigkeit im 19. Jh. Die Marienverehrung löste in der Kirche viele positive Kräfte aus, allen voran im karitativ-apostolischen Bereich: Viele marianische Kongregationen setzten sich für die Entstehung eines sozialen Netzes ein oder zogen in die Mission. Das Marianische erhielt somit nicht nur beim innerkirchlichen Aufbau eine ganz wichtige Bedeutung. Man kann also zu Recht von einem »Marianischen Zeitalter« sprechen.
2. Lebensdaten und Spiritualität G.M. Mastai Ferrettis
2.1. Das Lebensprofil von G.M. Mastai Ferretti Pius IX. kam am 13. Mai 1792 als neuntes Kind des Grafen Girolamo Mastai Ferretti und der Gräfin Caterina Solazzi in Senigallia zur Welt und wurde noch am gleichen Tag auf den Namen Giovanni Maria getauft.205 Die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte er bei seinen Eltern.206 Von 1803 – 1809 besuchte er das von den Piaristen geführte Adelskolleg S. Michele in Volterra.207 In diesem letzten Jahr manifestierte sich plötzlich eine Krankheit, die allgemein als Epilepsie gedeutet wird.208 Trotz dieser Erkrankung erhielt er in Volterra am 26. September 1809 die Tonsur209 und ging im Oktober des gleichen Jahres nach Rom,210 um seine Studien in Philosophie, Physik und Mathematik am Collegium Romanum fortzusetzen. Doch die politische Situation, die Gefangennahme Papst Pius’ VII. und ein ständig wachsender Antiklerikalismus in Rom zwangen ihn, diesen ersten Aufenthalt in der Ewigen Stadt schon nach kurzer Zeit abzubrechen.211 Im Jahre 1814, als Papst Pius VII. nach seiner Gefangenschaft unter dem Jubel der Bevölkerung durch den Kirchenstaat nach Rom zog und dabei auch die Heimatstadt Mastai Ferrettis besuchte, entschloss sich dieser, dem Papst zu folgen, um bei dessen triumphalen Einzug in Rom anwesend zu sein.212 Damit begann ungeplant sein eigentlicher Romaufenthalt, der für den zukünftigen Papst besonders prägend sein sollte, da er in dieser Zeit nämlich – direkt oder indirekt – mit vielen Persönlichkeiten in Kontakt kam, die das damalige 205 206 207 208 209 210 211
Vgl. Polverari 1, 14 – 16. Vgl. ivi., 16 – 21. Vgl. ivi., 22 – 31. Vgl. unten I. Teil, Kap. 4.5.1. Vgl. Polverari 1, 21. Vgl. Pelczar 1, 21. Nach Pelczar verließ er Rom schon wieder im Juni 1810. (Vgl. Pelczar 1, 27.) Dazu: Aubert: Die katholische Kirche und die Revolution, 86 – 92. 212 Vgl. Polverari 1, 44 f.
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Lebensdaten und Spiritualität G.M. Mastai Ferrettis
spirituelle Leben Roms bestimmten, u. a. Carlo Odescalchi, Gaspare Del Bufalo, Vincenzo Pallotti. Außerdem schrieb er sich in verschiedene Bruderschaften und religiöse Kongregationen ein. Auf Betreiben seines geistlichen Begleiters, des Kanonikus Storace, begann Giovanni Maria ab 1815 eine zunächst allabendliche Mitarbeit im Hospiz Tata Giovanni, die jedoch bald seinen ganzen Einsatz forderte.213 Am Anfang des darauf folgenden Jahres schrieb er in einem seiner Briefe, dass er sich jetzt deutlich zum Priestertum berufen fühlte und dieser Berufung folgen wollte.214 Daraufhin nahm er seine Studien mit Entschlossenheit wieder auf. Um als Angehöriger des Adels nicht automatisch in eine Laufbahn ekklesialer Hochkarriere zu geraten, sondern sich ganz der Seelsorge widmen zu können, vermied er jeden höheren akademischen Abschluss.215 Am Karsamstag, dem 10. April 1819, wurde Giovanni Maria Mastai Ferretti zum Priester geweiht und zum Kanonikus der Kirche S. Maria in Via Lata ernannt.216 Im gleichen Jahr erhielt er vom Direktor des Hospiz Tata Giovanni, seinem geistlichen Begleiter Cesare Storace, die Ernennung zu dessen Koadjutor.217 Im Jahre 1823 richtete der chilenische Staat an Papst Pius VII. die Bitte um Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit dem Ziel einer Wiederbelebung des kirchlichen Lebens. Als sich der Papst entschied, Giovanni Muzi als apostolischen Nuntius nach Chile zu schicken, stellte sich Mastai Ferretti nach Rücksprache mit seinem geistlichen Vater spontan als Begleiter für diese gefährliche Reise zur Verfügung, vor allem weil sie neben ihrer diplomatischen Aufgabe auch missionarische Ziele verfolgte.218 Bei ihrer Ankunft in Chile stellten die Geistlichen jedoch fest, dass inzwischen ein gewaltsamer Machtwechsel stattgefunden hatte, durch den jegliche kirchliche Arbeit der Kontrolle des antiklerikalen Systems unterworfen war. Damit erwies sich ihre Mission als nicht mehr durchführbar, und der Nuntius entschied, die Unternehmung abzubrechen. Auch wenn diese diplomatische Reise objektiv scheiterte, war sie subjektiv ge213 Vgl. ivi., 56 f. 214 Vgl. ivi., 62 f. 215 Mastai studierte in den folgenden Jahren am Collegium Romanum Philosophie, an der römischen Universität Sapienza Jurisprudenz und an der kirchlichen Akademie der römischen Universität Theologie. (Vgl. ivi., 63.) 216 Vgl. ivi., 62.68. 217 Bei den biographischen Angaben bei Weber wird Mastai fälschlicher Weise als Direktor des Hospitz’ angeführt. (Vgl. Weber, C.: Kardinäle und Prälaten in den letzten Jahrzehnten des Kirchenstaates, Elite – Rekrutierung, Karriere – Muster und soziale Zusammensetzung der Kurialen Führungsschicht zu Zeit Pius IX. [1846 – 1878] [= PuP 13/2], Stuttgart 1978, 482.) In diesem Zeitraum wurde er auch zum Abgeordneten (deputato) der Waisenhäuser, des religiösen Zentrums bei der Ponte Rotto und des Sussidio Ecclesiastico gewählt. (Vgl. Pelczar 1, 38.) 218 Von dieser Missionsreise berichtete Mastai Ferretti selber in seinem Reisetagebuch. (Vgl. Serafini, 253 – 389, bes. 245 f.348 f.401 – 405; Polverari 1, 72 – 81.)
Das Lebensprofil von G.M. Mastai Ferretti
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sehen eine einschneidende Erfahrung für den jungen Mastai: Sein ganzes Leben hindurch sollte ihm die Mission in besonderer Weise am Herzen liegen. Ebenso prägend war für ihn diese erste Konfrontation mit der Realität einer antiklerikalen Revolution. Als ein weiterer Effekt dieser Reise trat er nun doch in die Prälatenlaufbahn ein und wurde wegen seiner damals einzigartigen Erfahrungen als päpstlicher Berater für Südamerika-Fragen herangezogen. In diesem Zusammenhang muss betont werden, dass der spätere Papst Pius IX. der erste Papst war, der den südamerikanischen Kontinent persönlich bereist hatte. Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Chile im Jahre 1825 wurde Mastai Ferretti von dem regierenden Papst Leo XII. zum Direktor des großen apostolischen Hospiz S. Michele a Ripa ernannt, das über tausend Menschen beherbergte und vor dem finanziellen Ruin stand. Innerhalb von zwei Jahren gelang ihm die vollkommene wirtschaftliche Sanierung. Damit bewies er überraschende Fähigkeiten auf dem Gebiet der Verwaltung.219 Nur zwei Jahre darauf, am 3. Juni 1827, dem Hochfest von Pfingsten, wurde er zum Bischof geweiht und zum Erzbischof von Spoleto ernannt. Neben allen pastoralen und administrativen Aufgaben musste er sich auch mit den Konsequenzen der politischen Aufstände von 1831 und des Erdbebens von 1832 auseinandersetzen.220 Noch 1832 erfolgte seine Versetzung nach Imola, wo er 1840 die Kardinalswürde erhielt.221 Die Episkopatszeit Mastai Ferrettis war gekennzeichnet durch große Bemühungen um eine Reform des Klerus, der Orden und der Religiosität des Volkes sowie durch etliche weitere Initiativen zum moralischen und materiellen Wohl der Diözese.222 Man kann diese Zeit gleichsam als eine Vorübung für seine spätere pastorale Tätigkeit betrachten. Am 16. Juni 1846 wurde er als Nachfolger Papst Gregors XVI. auf den Stuhl Petri gewählt.223 Mastai Ferretti war in Kardinalskreisen nicht nur bekannt, sondern auch geschätzt; trotzdem bedeutete diese Entscheidung des Konklave allgemein, vor allem aber für ihn selbst eine Überraschung. Als Papst Pius IX. regierte er 219 Vgl. Serafini, 131 – 222; Polverari 1, 81 – 85; Martina, G.: Un duplice centenario: Pio IX e Vittorio Emanuele II, in CivCatt 129 II (1978) 537. In diesem Zeitraum wurde er auch zum Segretario dei Conservatori di Roma ernannt. (Vgl. Pelczar 1, 68.) 220 Vgl. Alberti, O.P.: Episcopato di G.M. Mastai Ferretti a Spoleto, in Atti Senigalliesi 2, 117 – 172; Fabbi, A.: Monsignor Mastai Ferretti e i moti del 1831, in Pio IX – Arcivescovo di Spoleto, 95 – 105; Sensi, M.: Monsignor Mastai Ferretti e i terremoti del 1832, in Pio IX – Arcivescovo di Spoleto, 114 – 150. 221 Kard. Mastai wurde daraufhin auch Mitglied folgender Kongregationen: Episcoporum et regularium, Indulgentiarum et reliquiarum, S. Congr. Rituum sowie der Fabricae Ecclesiae S. Petri. (Vgl. Pelczar 1, 89[1].) 222 Vgl. Polverari 1, 109 – 153; Martelli, M.: Pastoralit di G.M. Mastai Ferretti Vescovo e Cardinale di Imola (1832 – 1846), in Atti Senigalliesi 2, 173 – 202. 223 Die Erwählung von Mastai Ferretti zum Papst wurde u. a. von Pius VII., Vincenzo Pallotti, der sel. Anna Maria Taigi und von Agnese Chiara del Sacro Costato (Teresa Steiner) vorausgesehen. (Vgl. Polverari 1, 155 – 157; Lettere 3, 411 – 413.)
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Lebensdaten und Spiritualität G.M. Mastai Ferrettis
32 Jahre lang bis 1878. Dieses bisher längste Pontifikat in kurzen Worten zu umreißen, ist keine leichte Aufgabe,224 zumal es in eine Zeit des allgemeinen Umbruchs fällt. Der größte Teil seines Pontifikats stand unter dem Schatten der Auflösung des fast tausend Jahre alten Kirchenstaates und der Wirren im Zuge der Einigung Italiens. Schon 1848 wurde der Kirchenstaat mit der Ausrufung der Römischen Republik für kurze Zeit aufgehoben. Während dieser Zeit ging Pius IX. nach Gaeta ins Exil. Zwar gelang mit Hilfe der französischen Streitkräfte eine Wiedererrichtung des Kirchenstaats, doch musste Pius IX. mit ansehen, wie das Patrimonium Petri ab dem Jahr 1859 Stück für Stück dem entstehenden Italien angegliedert wurde. Dieser Prozess gipfelte in der Einnahme Roms am 20. September 1870. Um nicht zum Spielball des neuen antiklerikalen Italiens zu werden, beschloss Papst Mastai, als »Gefangener« im Vatikan zu bleiben. Pius IX. sah sich nun in der schwierigen Situation, in einem zunehmend antiklerikalen Klima die Glaubenswerte verteidigen zu müssen, ohne dabei – wie zuvor – den Schutz des Kirchenstaates genießen zu können. Die politische Situation dieses durchaus nicht einfachen Pontifikats, das mit vielen für Pius IX. schmerzlichen Entscheidungen verbunden war, lähmte jedoch nicht seine pastorale Tätigkeit. Entschlossen nahm er die innere Erneuerung der Kirche in Angriff: Um den direkten Kontakt mit den Bischöfen zu fördern, führte er den Brauch der Ad-Limina-Besuche wieder ein. Er verbesserte die Priesterausbildung und sorgte für die Reformierung der Klöster. Im Rahmen seiner begrenzten Möglichkeiten feierte er die Jubiläumsjahre von 1850 und 1875 und nutzte jede weitere Gelegenheit, die Gläubigen zum öffentlichen Gebet aufzurufen.225 Als wirklicher Hirte suchte er stets den Kontakt mit der Bevölkerung und vermehrte zu diesem Zweck die Audienzen für einzelne Personen und Gruppen. Allen Neuerungen seines Pontifikats waren von seinem pastoralen Denken bestimmt. In dieser für den Glauben schwierigen Situation lag es ihm besonders am Herzen, dem Rationalismus, der religiösen Gleichgültigkeit und der zunehmenden Säkularisierung entgegenzutreten. In diesem Zusammenhang standen sein Einsatz für die Verbreitung der Herz-Jesu-Verehrung und seine 224 Selbst die drei äußerst informativen, umfangreichen Bände von Martina beschränken sich auf die Erforschung der innerkirchlichen sowie politischen Aktivitäten des letzten PapstKönigs und gehen nur begrenzt auf den pastoralen Charkter seines Pontifikats, seine Persönlichkeit sowie Spiritualität ein. (Vgl. Martina, G.: Pio IX 1 – 3, Rom 1974 – 1990.) Einen synthetischen Eindruck über sein vielfältiges Wirken für die Jahre 1846 – 1851 bietet Moroni in seinem tagebuchähnlichen Artikel Pio IX. (Vgl. Moroni 53, 188 – 235.) 225 Pius IX. erteilte neben den »Heiligen Jahren« noch acht weitere Jubiläumsablässe, wie z. B. anlässlich seiner Inbesitznahme des Laterans 1846 und der Dogmaverkündigung 1854. (Vgl. Martina 2, 700; Hülskamp, F.: Papst Pius IX. in seinem Leben und Wirken, Münster 1873, 212; Aubert: Licht und Schatten, 663; Pelczar 2, 28 f.)
Das Lebensprofil von G.M. Mastai Ferretti
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Erklärung des hl. Josef zum universalen Schutzpatron der Kirche (1875) sowie die während seines Pontifikats erfolgten 222 Selig- und 52 Heiligsprechungen. Auch die lehramtlich bedeutungsvolle Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis Mariens (1854) – einer der Höhepunkte seines Pontifikats – erwies sich als eine Entscheidung von weitreichender pastoraler Wirkung. Über diesen unmittelbaren Bereich seiner Seelsorge hinaus setzte er sich mit großer Energie für die Mission ein. Er approbierte neue Missionsgemeinschaften und errichtete drei Delegationen für die Missionsländer. Als eine weitere Maßnahme zur Stärkung des Glaubens und zur Strukturierung der Kirche in den verschiedensten Ländern schloss Pius IX. 18 Konkordate, schuf 33 Vikariate und 15 Präfekturen. Zur Bewahrung des Glaubensgutes verfasste er neben vielen anderen Dokumenten die Enzyklika Quanta cura (1864) zusammen mit dem Syllabus und berief schließlich das Erste Vatikanische Konzil ein (1869 – 70), in dem die Konstitutionen Dei Filius und Pastor aeternus approbiert wurden (1870). Neben weiteren pastoralen Initiativen setzte sich Pius IX. auch für die Modernisierung des Kirchenstaates ein.226 So veranlasste er den Ausbau des Eisenbahnnetzes sowie des Schiffs- und Postverkehrs. In Rom verbesserte er die Trinkwasserversorgung und führte die Gasbeleuchtung ein. Er setzte sich für die Förderung der Kunst und die Verschönerung der Basiliken ein und unterstützte die Ausgrabungen in den Katakomben. Damit leistete er einen wesentlichen Beitrag zur Entstehung der christlichen Archäologie. Seine Sorge und Mühe um das materielle Wohl seiner Gläubigen veranlassten ihn dazu, sich stets selbst ein Bild von den Zuständen im Kirchenstaat zu machen. Deshalb ließ er es sich nicht nehmen, Kirchen, Schulen, Heime, Institute, Spitäler, Gefängnisse und Heiligtümer Roms und des Kirchenstaates persönlich zu besuchen und den Menschen mit Wort und Tat zur Seite zu stehen. Bei solchen Visiten übergab er oft großzügige Almosen, so dass der Volksmund von ihm sagte, er habe maßlos großzügige Hände (mani buccate).227 So verwundert es nicht, dass Papst Mastai anlässlich seines goldenen Bischofsjubiläums (1877) aus aller Welt Glückwünsche erhielt. Nach 32 Jahren Pontifikat starb Pius IX. am 7. Februar 1878 im Rufe der Heiligkeit. Am 3. September 2000 wurde Pius IX. von Johannes Paul II. seliggesprochen. Bei diesem Anlass betonte der Papst, dass Pius IX. »von vielen geliebt, von anderen aber gehasst und verleumdet« wurde.228
226 Vgl. dazu: Torre del Tempio di Sanguinetto, P. dalla: Opera riformatrice ed amministrativa di Pio IX fra il 1850 e il 1870, in Pio IX 14 (1985) 114 – 164. 227 Vgl. Bisogno, G. de: Testimonianza sulla vita, le virt¾ e la fama di santit di Pio IX, in Pio IX 12 (1983) 35.40 f; Zeug. v. De Bisogno, in Positio, 678, § 2190. 228 Johannes Paul II.: Die neuen Seligen – bewährte Vermittler geistlicher Impulse. Predigt vom 3. September 2000, in OR dt. 36 (8. 9. 2000) 8.
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2.2. Die Spiritualität im Allgemeinen Um die wahre Dimension der Marienfrömmigkeit von Mastai Ferretti richtig beurteilen zu können, muss sie im Kontext seiner allgemeinen Spiritualität gesehen werden.229 Es würde weder den Kernpunkt dieser Spiritualität erfassen, noch ihrem Reichtum gerecht werden, wollte man Mastai Ferretti ausschließlich als großen Marienverehrer darstellen. Eine authentische Marienliebe entspringt der Liebe zu Gott, ebenso wie eine wahre Liebe zu Gott die Verehrung Mariens und der Heiligen einschließen sollte. Dieses Kapitel möchte zeigen, dass die Spiritualität Mastai Ferrettis keinesfalls weltfremd oder unausgeglichen war, sondern ganz im Gegenteil ein geradezu beispielhaftes Zusammenspiel von tiefem Gottvertrauen und radikalem Realismus, von Christozentrismus und Heiligenverehrung darstellt – ein wahres Vorbild gelebter Frömmigkeit und Tugend. Bei der Betrachtung des Lebens von Mastai Ferretti beeindruckt seine tiefe Religiosität, die bereits in früher Jugend auffällt: Seine Aufzeichnungen während seiner Exerzitien, seine Briefe, Predigten und Aussprüche, ja, sein gesamter Lebensstil geben davon Zeugnis. Nicht umsonst behauptete sein älterer Bruder : »Mio fratello À prete! Tagliatelo a pezzi, ma ricomponendo i pezzi vedrete che non potr venir fuori altro che sempre il prete.«230 Aber aus welchen »Stücken« bestand dieser Priester? Aus welchen Elementen setzte sich seine Spiritualität zusammen? Das ganze Leben und Wirken von Mastai Ferretti war geprägt durch seinen tiefen Glauben an einen liebenden, allgegenwärtigen und allmächtigen Gott. Wie wir später noch sehen werden, wurde Gianmaria schon von früher Kindheit an – besonders durch das Beispiel seiner tieffrommen Mutter und der religiösen Erziehung im Kolleg von Volterra – daran gewöhnt, sich im täglichen Gebet immer wieder auf Gott zu besinnen. Aus den guten Vorsätzen, die er regelmäßig am Ende seiner Exerzitien niederschrieb, entnimmt man, wie wichtig für ihn das tägliche und zudem oft wiederholte Gebet im Laufe des Tages war.231 Dass es nicht nur bei den guten Vorsätzen blieb, wurde von vielen Zeitgenossen bezeugt.232 Nicht wenige berichten von der Innigkeit, mit der Mastai Ferretti die hl. Messe feierte und während seiner anschließenden Danksagung einer zweiten Messfeier beiwohnte. Nachmittags suchte er gewöhnlich eine Kirche auf, um dort vor dem Tabernakel zu beten; abends pflegte er das häusliche Rosen229 Dazu: Pedrini, A.: Le componenti della Spiritualit di Pio IX desunte dalla Positio, in Pio IX 18 (1989) 3 – 43. 230 Bogliolo: Pio IX – Profilo spirituale, 38. 231 Vgl. Serafini, 169 – 179. 232 Vgl. Minoccheri, 11 – 13.16.35 f.44.100; Zeug. v. Bertini, in Positio, 371, § 1166; Zeug. v. Mengucci, in Positio, 909, § 2855.
Die Spiritualität im Allgemeinen
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kranzgebet im Kreis seiner Hausgemeinschaft. Daneben gab es die vielen stillen und oft unbeobachteten Gebetsmomente wie das innere Gebet und die Stoßgebete233 und selbstverständlich das Breviergebet, die Betrachtungen, die geistliche Lektüre und darüber hinaus viele Novenen.234 Für Mastai Ferretti war es ein inneres Bedürfnis, viel zu beten und um viel Gebet zu bitten. In seinen Briefen taucht immer wieder der Ausdruck »bisogna pregare« – man muss viel beten – auf.235 Durch das Gebet suchte er immer wieder sich in die Gegenwart Gottes hineinzubegeben und darin zu leben: ihn um Licht zu bitten für seine Anliegen und um die Kraft, sich in ausweglosen Situationen ganz seiner Vorsehung anzuvertrauen. Einer Ordens-schwester erklärte er einmal seine Devise: »Tutto in Lui, per Lui e con Lui: e allora tutto va bene.«236 Geprägt durch die typische Spiritualität seiner Zeit, hielt er es zwar auch für notwendig, stets die Barmherzigkeit Gottes anzurufen und »Gottes Zorn« zu besänftigen, doch schien in ihm der Wunsch, sich vertrauensvoll der liebenden Gegenwart Gottes zu überlassen, deutlich vorzuherrschen. Einmal riet er seiner geistlichen Tochter Schwester Chiara Teresa:237 »Orazione e continuo esercizio della presenza di Dio, e non temete di nulla.«238 Das häufige Gebet, die Sehnsucht, ständig in der Gegenwart Gottes zu leben und sich ganz mit Gott zu vereinen, drängten ihn, die gesamten Alltagspflichten und besonders auch die Alltagslasten immer als Gelegenheiten zur Heiligung anzunehmen.239 Dabei legte er besonders großen Wert darauf, gerade die kleinen unscheinbaren Dinge gut zu verrichten.240 So war er 233 »Con Dio benedetto non sono necessari lunghi colloqui, ma l’intensit di una sola anche brevissima giaculatoria basta a farci capire da Lui e a dargli tutti noi stessi.« (Serafini, 1582.) 234 Vgl. ivi., 812.1517. 235 Vgl. ivi., 1418.1424.1515. Woanders heißt es »preghiamo molto il Signore«. (Ivi., 1326.) Oft bat er auch um Gebet, damit man für ihn und in seinen Anliegen betete. (Vgl. ivi., 411.432 f.443.887.895.928.1468.1517.1522.1525.1691 f.) Mastai empfahl Gott stets alle Menschen (vgl. ivi., 570.927), betete besonders für die Bekehrung der Sünder (vgl. ivi., 1363.1375.1381.1418.1468) und für die Abwendung jeder Art von Geißeln (flagelli). (Vgl. ivi., 529.1225 f.1282.1359.1367.1399 f.) Um alle Gläubigen immer mehr zum Gebet zu motivieren, öffnete er als Bischof und Papst immer wieder die Gnadenschätze der Kirche und erteilte Ablässe. (Vgl. Hülskamp, 211 f.) Bezeichnend für Mastai Ferretti ist das Vertrauen in die Kraft des Gebetes und sein inniger Wunsch mit dem Herzen zu beten (vgl. Serafini, 1282.1354.1417), um – wenn nicht Erhörung – zumindest Trost, Stärkung und innere Ruhe im Gebet zu finden. (Vgl. ivi., 352.600.1518.) 236 Besutti, G.: Pio IX e la Serva di Dio Maria Luisa Ascione, fondatrice delle Suore di Maria SS. Addolorata, in Pio IX 7 (1978) 136. 237 Es handelt sich dabei um Schwester Chiara Teresa del Sacro Cuore di Maria, mit dem Mädchennamen Cleofe Giovagnoni. (Vgl. dazu: Bogliolo, L.: Il futuro Pio IX maestro e guida spirituale durante l’episcopato di Spoleto e di Imola, in Pio IX 21 [1992] 55 – 57.) 238 Ivi., 75 – Brief 10 (9. 2. 1829). 239 »Tutto ci umilia e c’invita a stringerci sempre pi¾ a Dio.« (Serafini, 1347.) 240 »State attenta alle cose piccole e fatele bene.« (Bogliolo: Il futuro, 70 – Brief 8 [16. 11. 1828].)
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schon gut 100 Jahre vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil davon überzeugt, dass sich die Heiligung einer Person durch die treue Pflichterfüllung und insbesondere durch die Annahme aller Unannehmlichkeiten vollzieht.241 Eine Frucht seines Gebetslebens war eine immer tiefere Vereinigung mit dem Willen Gottes.242 Mastai Ferretti wusste sehr genau, dass man nur so den inneren Frieden finden kann. Wie groß sein Wunsch war, den Willen Gottes zu leben, wird vor allem in seinen Briefen deutlich, wo dieser Gedanke wie ein Refrain ständig wiederkehrt.243 Weil Pius IX. in allem den Willen Gottes zu erfüllen suchte, konnte er z. B. die schrittweise Auflösung des Kirchenstaates mit so viel Gelassenheit annehmen.244 Diese Gelassenheit war ein Zeichen seiner unbegrenzten Hingabe an Gott (abbandono). Mastai Ferretti war überzeugt, dass alles von der Gnade Gottes abhängt. Aus diesem Grund legte er alles in die Hände Gottes (»mettere le cose nelle mani di Dio«)245 und erhoffte sich alles von Gott, der das Böse zum Guten wenden kann.246 Die Suche nach dem hl. Willen Gottes, die Hingabe an Gott, das grenzenlose Gottvertrauen, der Glaube an die Vorsehung247 und an die Barmherzigkeit Gottes248 verliehen Mastai in allen Lebenssituationen innere Stärke, Frieden, Optimismus, Dankbarkeit und Freude;249 nicht umsonst wurde seine gute Laune geradezu sprichwörtlich.250 Ein weiteres Charakteristikum seiner Spiritualität ist seine tiefe Überzeugung, dass es »in der Welt kein Glück gibt«.251 Er war davon überzeugt, dass diese Welt für uns Menschen nur der Ort der Vorbereitung auf das ewige Glück ist. Mastai Ferretti erhoffte sich kein langes Leben, sondern hatte vielmehr immer den Tod vor Augen. Oft wünschte er sich, das »Tal der Tränen« verlassen zu 241 Vgl. dazu: ivi., 59 f – Brief 45 (13. 2. 1832). 242 »Non voglio scostarmi un apice dalla Divina Volont.« (Serafini, 1682.) 243 Vgl. Serafini, 123.143.307.312.316.371.378 f.390.423.597 f.739.791.797.807.1679 – 1704; Lettere 1, 133. 163.175.177; ivi. 2, 129; ivi. 3, 264. 244 Den Willen Gottes lebte Mastai auch im Gehorsam gegenüber dem Lehramt und der Hierarchie: Alle Ernennungen und Versetzungen nahm er im Gehorsam an und erbat sich vor besonderen Amtshandlungen die erforderlichen Genehmigung. (Vgl. Serafini, 584.586.597 f.663; Elenchus Scriptorum, 100 – 102.) 245 Vgl. Serafini, 371.376. 246 Vgl. ivi., 1421. 247 Vgl. ivi., 247.269.275[100].499.538.814. Das Vertrauen in die göttliche Vorsehung ist jedoch nicht als untätiges Vertrauen »inerte fiducia« (vgl. Martina 2, 150) zu interpretieren, da Mastai Ferretti stets Gottvertrauen mit persönlichem Einsatz zu verbinden wusste. 248 Vgl. Serafini, 1363.1380[358].1507.1518.1529. 249 Vgl. ivi., 37.274[91].306.474.823.1362.1583[125].1590; Bogliolo: Il futuro, 71 – Brief 78 [o. D.]. 250 Vgl. Decreto sulle virt¾ eroiche del ven. Pio IX – promulgato il 6 luglio 1985 dalla Congregazione per le Cause dei Santi, in Pio IX 15 (1986) 9. Dazu: Serafini, 1334. 251 »La mia salute« – so erklärt der junge Mastai Ferretti seiner Jugendfreundin in einem Brief – »mi ha fatto pi¾ chiaramente conoscere che in questo mondo non vi À felicit, e che per questo À il luogo dove l’uomo deve prepararsela.« (Masetti Zannini, 51 [20. 4. 1816].)
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können und möglichst schnell in den Himmel »befördert« zu werden.252 Ihm war bewusst, dass der Weg der Heiligkeit viele Hindernisse bereithält und dass deshalb viel Mut erforderlich ist, um die täglichen Kämpfe zu überstehen. Seiner geistlichen Tochter riet er : »Fatevi dunque coraggio e ricordatevi che la vita di un’anima cristiana À un continuo combattimento, e senza combattere non si va in Paradiso.«253 Man kann sagen, dass Mastai Ferretti sein ganzes Leben und Sterben auf Gott ausgerichtet hatte und nur von dem einen Gedanken beseelt war, den Namen des Herrn zu preisen und seine Ehre zu mehren.254 Aussprüche wie »facciamoci santi davvero, davvero…«, »perch¦ ardentemente bramo di piacere a Dio« und »ascendiamo« drücken immer wieder die große Sehnsucht nach Heiligkeit aus.255 Mit Recht kann man also Pius IX. als tief religiösen Menschen bezeichnen. In allen Religionen jedoch streben die Menschen danach, Gott zu lieben, ihm zu vertrauen und zu dienen und sich selber zu heiligen. Die Elemente, die bis jetzt behandelt wurden, sind noch keine spezifisch christlichen. Darum soll nun die Spiritualität des großen Pontifex mit weiteren Fragen ergründet werden: Wie sah seine persönliche Beziehung zum Dreifaltigen Gott aus? Wie und in welchem Maße spiegelte sich dieser Wunsch nach Heiligkeit in der Beziehung zu den Engeln und Heiligen wider? Das Merkmal der christlichen Religion liegt in der Offenbarung der Dreifaltigkeit: Der gesamte christliche Glaube setzt dieses Geheimnis voraus und lebt es in jeder liturgischen Handlung und in jedem Gebet, das sich durch Christus im Hl. Geist an den Ewigen Vater richtet. Diese zentrale Stellung der Hl. Dreifaltigkeit kommt immer wieder in den Predigten Mastais zum Ausdruck – vor allem anlässlich des Dreifaltigkeitssonntags.256 Zu jeder der drei göttlichen Personen hatte er eine enge persönliche Beziehung. Pius IX. erklärte einmal selber, was seine Strategie sei: »[Il] Padre nostro« – so sagte er – »À la mia politica, e siate sicuri che trionfer.«257 Was bedeutet das im 252 Vgl. Serafini, 621.1518 f. Mehr dazu: ivi., 833.879 ff.882.883[138].1045. Mit Interesse las und verbreitete Mastai das Buch des Jesuiten ColombiÀre (1641 – 1682) Il pensier della morte Rettor della vita. Dieses Buch verdeutlicht dem Leser, was der Tod für den Menschen bedeutet und von ihm fordert. (Vgl. Colombièr, C.: Il pensiero della Morte Rettor della Vita, Roma 1828; Serafini, 459.) Weiterhin predigte er gerne über den spirituellen Profit bei der Betrachtung des Todes. (Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 67 – 70.) Bezeichnend ist auch, dass Mastai sich sein persönliches Zimmer – in dem von ihm gegründeten Exerzitienhaus in Imola – gleich einer Grotte mit Totenschädeln und Knochen ausmalen ließ. (Vgl. Polverari 1, 120.) 253 Serafini, 1544 f – Brief vom 21. 10. 1828. Dazu: Bogliolo: Il futuro, 71 – Brief 78 (o. D.). 254 In seinen Briefen trifft man häufig auf die Formulierungen »Sit nomen Domini benedictum« (vgl. Serafini, 143.294[151].307.440.697.791.825.859.866.1267) und »a gloria di Dio«. (Vgl. ivi., 788.887.905 f. 1017.) 255 Vgl. ivi., 137.835.864.1206. 256 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 25.102. 257 Marcone 1, 134; ivi. 2, 55. Vgl. Rütjes, 482.
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Hinblick auf die Spiritualität Mastais? In erster Linie zeigt es seinen Glauben an Gott Vater und sein Vertrauen in den, der nicht nur der Schöpfer aller Dinge ist, sondern auch in seiner göttlichen Vorsehung alles in Händen hält. Die Politik des Vaterunsers… sucht vor allem die Verherrlichung des Namens Gottes und die Ausbreitung des Gottesreiches auf Erden. Für Pius IX. hatte dieses Gebet nicht nur eine persönliche, sondern auch eine universale Dimension. Das »(…) wie auch wir vergeben unsern Schuldigern« realisierte er in seinem täglichen Leben, besonders aber gegenüber den Hauptverantwortlichen für die Zerstörung des Kirchenstaates.258 Diese »Politik« zeigt, dass im Leben Papst Mastais die übernatürlichen Werte immer den Vorrang hatten. Vor allem war jedoch die mastaianische Spiritualität christozentrisch ausgerichtet; darauf soll an späterer Stelle eigens ausführlicher eingegangen werden. Für Mastai war Jesus gleichzeitig »in Celo [sic!] col Padre, e sulla terra con noi; (…) in Celo [sic!] nostro mediatore ed avvocato presso il Padre, in terra nostro cibo e bevanda in un sacramento«.259 »Im Hl. Geist«: Die pneumatologische Dimension in der Spiritualität Pius’ IX. ist den wenigsten bekannt. Der italienische Professor Arnaldo Pedrini, hat sich die Mühe gemacht, der Pneumatologie Mastais auf den Grund zu gehen.260 In seinem Denken war der Hl. Geist der Urheber aller Heiligung: Er wohnt in den Herzen der Gläubigen wie in einem Tempel, um diese mit seinem Licht zu erleuchten und mit seinen Gaben zu erfüllen. Mastai Ferretti riet nicht nur in seinen Briefen, sich an den Hl. Geist zu wenden, um von ihm in fortwährendem Gebet Licht und Kraft zu erbitten, sondern betonte auch in seinen lehramtlichen Schreiben die Notwendigkeit des göttlichen Parakleten für das Leben der Kirche. Er hob immer wieder hervor, wie unverzichtbar es für die Kirche und jeden einzelnen Gläubigen sei, stets den Geist der Wahrheit zur Seite zu haben. Auch ist es der Hl. Geist, der neue Berufungen und Kongregationen in der Kirche aufkeimen lässt und der die Menschen heiligt, allen voran Maria. Nur die Gottesmutter, so betonte Pius IX., wurde schon vom ersten Moment ihres Lebens an mit den Gnaden und Gaben des Hl. Geistes erfüllt. Somit zog Pius IX. auch die besondere Verbindung zwischen dem Hl. Geist und seiner Braut, der Jungfrau Maria, in Betracht. Wenn man berücksichtigt, wie hoch Pius IX. das Wirken des Hl. Geistes im Leben der Kirche einschätzte, ist es nicht verwunderlich, dass er 258 Pius IX. rief kurz vor dem Tod des ersten italienischen Königs aus: »Ich werde alles tun, damit Viktor Emanuel vor dem Richterstuhl Gottes mit meiner Verzeihung erscheinen kann.« (Faraoni, V. – Schenker A. [Hg]: Der Papst der Immaculata – Leben und Werk Pius’ IX., Stein am Rhein 1973, 107 f.) Und nach der Todesnachricht wiederholte der Papst dreifach »Friede seiner Seele – Sia pace all’anima sua«. (Polverari 3, 243.) 259 Mastai Ferretti: Panegirico del SS.mo Cuor di Ges¾ (1828), z. a.: Serafini, 1496. 260 Vgl. Pedrini, A.: La dottrina dello Spirito Santo negli scritti e nel magistero di Pio IX (aspetti storico – ascetici), in Pio IX 16 (1987) 117 – 165.
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oft einzelnen Personen empfahl, die Pfingstsequenz oder das Veni Creator zu beten.261 Beim Versuch, die Spiritualität von Pius IX. zu umreißen, ist es unmöglich, seine Heiligenverehrung zu übersehen. Mastai vertraute auf ihre Fürsprache, versuchte ihre Tugenden nachzuahmen und suchte in der Heiligenlektüre Trost und Kraft.262 Es ist schwer zu sagen, welchen Heiligen Mastai nach Maria am meisten verehrte.263 Vielleicht den hl. Josef, dessen Kult er als Papst ausweitete, indem er ihn zum Patron der ganzen Kirche proklamierte. Aber vielleicht galt seine besondere Verehrung auch dem hl. Luigi Gonzaga, den er von jung auf verehrte und dessen Statue ihn immer begleitete.264 In vielen Predigten stellte er den Jugendlichen immer wieder die Tugenden des hl. Luigi vor Augen, besonders seine Reinheit, seine Gottverbundenheit und seine aufopfernde Nächstenliebe.265 Mit dem Eintritt in die Pia Unione di S. Galla hatte sich Mastai dazu verpflichtet, täglich in den Schriften von FranÅois de Sales zu lesen. Zahlreiche Briefe bezeugen, wie präsent daraufhin dieser Heilige in den Gedanken von Mastai Ferretti war.266 Viele Zeitgenossen berichten von seiner großen Heiligenverehrung; oft wird dabei eine Collage aus Heiligenbildern erwähnt, die er häufig voller Andacht küsste.267 Von Anfang seines Pontifikates an ließ es sich Pius IX. nicht nehmen, persönlich die Heiligengräber aufzusuchen. So besuchte er z. B. am Festtag des hl. Vincent Depaul das Missionshaus der Vinzentiner auf dem Montecitorio, betete am Festtag des hl. Camillo de Lellis an seinem Grab in der Kirche S. Maria Maddalena, suchte jeweils am 5. Mai das Grab von Pius V. auf und verweilte am 261 Seiner geistlichen Tochter empfahl er : »Raccomandatevi in questi giorni allo Spirito Santo: e spero che Ges¾ Cristo dir anche a voi come ai suoi Apostoli: »accipietis virtutem supervenientis Spiritus Sancti in vos«. Pregate il vostro Sposo celeste che vi riempia di Spirito Santo e che vi comunichi una parte del lume, dell’ardore della forza che comunicý ai suoi apostoli. Se otterrete una s grande grazia, avrete un Maestro perpetuo dentro di voi, che vi consoler, vi illuminer e vi dar pace.« (Bogliolo: Il futuro, 81 – [o. A.].) 262 Vgl. ivi., 75 – Brief 112 (4. 6. 1838). 263 Zu den von Mastai Ferretti verehrten Heiligen gehören auch die Apostelfürsten Petrus und Paulus, Johannes der Täufer und Evangelist, Francesco d’Assisi, FranÅois de Sales, Catarina di Siena, Filippo Neri, Pius V., Giuseppe Calasanzio, Paolo della Croce, Ignacio de Loyola, Veronica Giuliani, Alfonso Maria de’ Liguori und viele andere. (Vgl. dazu: unten I. Teil, Kap. 3.5.) Briefe aus dem Jahr 1833 geben klar zu verstehen, dass Mastai unter seinen Gläubigen die Verehrung der hl. Philomena förderte. (Vgl. Lettere 3, 356 f.363 f. 373.) 264 Vgl. Bogliolo: Pio IX – Profilo spirituale, 153 f. 265 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 7.11.61; ivi. b. 10, 46.63.124.125.127; Serafini, 29 – 34.226.429.564. 879.928.1389. 266 Vgl. Pedrini, A.: Pio IX si ispira nella pratica e nella dottrina alla spiritualit di s. Francesco di Sales, in Pio IX 8 (1979) 197; Serafini, 690 f.694.785.791.813.857.1351.1519.1693; Lettere 1, 157.185. 267 Vgl. Zeug. v. Della Volpe, in Positio, 75 f, § 259. Dazu Abbildung: Anhang N, 557.
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Festtag des hl. Ignacio de Loyola in der Kirche Il Ges¾ im Gebet.268 Seiner persönlichen Verehrung der Heiligen gab er auch durch ganz konkrete Gesten Ausdruck: So ließ er z. B. 1855 die Gebeine der hl. Caterina von Siena von einer Seitenkapelle in S. Maria sopra Minerva unter den Hauptaltar umbetten, wobei er ihr im Moment der Überführung seinen Papstring an ihren Finger steckte. Elf Jahre später, 1866, ernannte er sie zur zweiten Patronin Roms.269 Neben der Heiligenverehrung besaß Papst Mastai auch eine innige Beziehung zu den Engeln, insbesondere zu seinem hl. Schutzengel. Gerne stellte er sich unter seinen Schutz und nahm ihn sich zum Vorbild im Gebet.270 Einen Einblick in die Akzente seiner Spiritualität lieferte der achtzehnjährige Mastai Ferretti durch die folgende Notiz anlässlich eines Exerzitienkurses: »In nome della SS.ma Trinit, della Vergine SS.ma, dei SS. Gaspare, Giov. Battista., Giov. Evang., Luigi Gonzaga, Filippo Neri, Giuseppe Calasanzio, L’Angelo Custode e S. Francesco d’Assisi.«271 Mastai verehrte nicht nur die verschiedensten Heiligen, sondern fühlte sich auch zu den unterschiedlichsten Spiritualitäten hingezogen.272 Aus diesem Grund wurde er Sodale in verschiedenen Bruderschaften und Vereinigungen (pie unioni)273 und erwog sogar ernsthaft, in einen 268 Vgl. Diario di Roma 58 (21. 7. 1846); ivi. 59 – Supplemento (25. 7. 1846); ivi. 61 (1. 8. 1846); Zeug. v. Della Volpe, in Positio, 75 f, § 259. Bei den Zitierungen der zeitgenössischen Zeitungen wie z. B. Diario di Roma oder Giornale di Roma erübrigt sich die Nennung der Seitenzahl, weil die Aktivitäten des Papstes immer auf der Titelseite (Seite Nr. 1) angegeben sind. 269 Vgl. Cartotti, A. A.: Santa Caterina da Siena e Pio IX, in Pio IX 6 (1977) 456 – 469, bes. 467 f. Dazu: Giornale di Roma 238 (19. 10. 1854). 270 Vgl. Serafini, 185.190. 271 Ivi., 29. 272 Vgl. Bogliolo, L.: La spiritualit di Pio IX, in Pio IX 10 (1981) 24 – 27; Idem: Profilo spirituale, 44.46.118.142. 273 Im Jahr 1815 schrieb sich Mastai in die Congregazione mariana dell’Annunziata ein, und ab 1818 war er Mitglied der Pia Unione di Santa Galla. Während der Volksmission in Senigallia wurde er zusammen mit den Missionaren in die Compagnia del S. Cuore in Senigallia aufgenommen. 1819 schrieb er sich in die Arciconfraternita del S. Cuore di Ges¾ in der Kirche S. Teodoro ein. (Vgl. Polverari 1, 66.70 f; Serafini, 230.) Ab 1820 frequentierte er sporadisch die Pia Unione di San Paolo Apostolo, die die theologisch-pastorale Formation des Klerus zum Ziel hatte. (Vgl. Montani, F.: Della Pia Unione di San Paolo Apostolo e dei vantaggi da essa renduti alla societ e alle scienze sacre – Ragionamento istorico, Roma 1856; ASVR: Pia Unione di S. Paolo Apostolo – Palchetto 151, Nr. 14: Registro dei Nomi degli ˜ i e Rm ˜ i Sigri Cardinali, Prelati, Sacerdoti e Cherici intervenuti all’Adunanza dei Casi Em Morali dalli 17 Novembre 1819 att8 li 13 Sett. 1830 per le frequenze da cavarsene gli Attestati; ˜ i e Rm ˜ i Sigri Cardinali, Prelati, Sacerdoti e Cherici interivi.: Registro dei Nomi degli Em venuti all’Adunanza dei Casi Morali dall 15 Novembre 1830 att8 il ___ per le frequenze da cavarsene gli Attestati.) Als Priester gehörte er zum sogenannten Sussidio Ecclesiastico, einer Vereinigung von Priestern, die sich für die Priesterausbildung armer Mitbrüder einsetzte. (Vgl. Falconi, 684.) Am Tag seiner Bischofsweihe (3. 6. 1827) schrieb sich Mastai Ferretti in die Arciconfraternita della Santissima Trinit dei pellegrini ein; diese Erzbruderschaft wurde gegründet, um ihren Mitgliedern auf dem Weg zur christlichen Voll-
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Orden einzutreten, wobei er besonders an die Jesuiten und an die Passionisten dachte.274 Auch wenn sich dieser Wunsch nicht realisierte, haben doch die kongregationsspezifischen Charismen Eingang in seine religiös veranlagte Seele gefunden: Für Mastai sollte das Leiden Jesu immer ein wichtiger Betrachtungspunkt sein, und das Motto der Jesuiten »Alles zur größeren Ehre Gottes« spiegelt sich im mastaianischen Vorsatz, »per la gloria di Dio«.275 Es wird noch gezeigt, dass außerdem die Spiritualität Vincent Depauls (und insbesondere sein karitatives Leben) Mastai Ferretti beeinflusst hat, wie auch die FranÅois de Sales’.276 Von Jugend an hegte Gianmaria ebenso eine besondere Verehrung für den hl. Francesco d’Assisi.277 So kam es, dass er sich – nachdem sein Wunsch, eine »Berufung in der Berufung« zu leben, sich nicht verwirklichte – im Jahr 1821 in den Dritten Franziskanerorden einschrieb und acht Jahre darauf, am 25. September 1829, die Profess ablegte.278 Vielleicht aufgrund dieser Neigung zum franziskanischen Ideal lebte Mastai selbst als Papst in größter Einfachheit.279
2.3. Die spirituellen Brennpunkte Will man die Spiritualität Mastai Ferrettis mit einem Wort umschreiben, dann eignet sich wohl am besten das Wort »katholisch« – allumfassend. Doch was sind die Brennpunkte in seinem spirituellen Leben? Nach meiner Auffassung lässt sich seine Spiritualität in drei großen Punkten zusammenfassen: an erster Stelle
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kommenheit zu helfen. (Vgl. Nurra, F.: La confraternita della Santissima Trinit dei Pellegrini e Convalescenti: un esempio di accoglienza sempre attuale, in Cerscentini, C. – Martini, A.: Le confraternite romane – Arte Storia Committenza, Roma 2000, 207 – 214; Lazzerini, A. [Hg]: Arciconfraternite e Confraternite – La Societ cristiana a Roma e in Italia dalla riforma ai giorni nostri, Roma 2000, 16 – 27; Repertorio degli archivi delle confraternite romane, in RSRR 6 [1985], 404 – 407.) Vgl. Polverari 1, 69. Nicht nur Mastai fühlte sich zu den Jesuiten hingezogen, auch viele Mitglieder seines Freundschaftskreises (z. B. Del Bufalo) wollten entweder Jesuiten werden (vgl. Conti, B.: San Gaspare Del Bufalo Apostolo del Sangue di Cristo, 66; Polverari 1, 69), wurden selber Jesuiten, wie z. B. Odescalchi, (vgl. Mellinato, G.: Odescalchi, Carlo, in DHCJ 3, 2860) oder standen mit ihnen in engen Kontakt, wie z. B. mit Pietro Caprano. (Vgl. Moroni 9, 216 f.) Vgl. unten I. Teil, Kap. 3.3.1. und 3.3.2. In seiner Heimatstadt besuchte er wahrscheinlich regelmäßig zwei den Söhnen des hl. Francesco anvertraute Kirchen: S. Maddalena und S. Maria delle Grazie. (Vgl. Mencucci, A.: Senigallia e la sua diocesi: Storia – Fede – Arte 1, Fano 1994, 899. Dazu: unten II. Teil, Kap. 2.1.) Vgl. Quaglia, A.: Pio IX Terziario Francescano, in Pio IX 9 (1980) 326 – 336; Serafini, 29. Dazu: Peruffo, P.A.: Il Terz’Ordine Francescano nel pensieri dei Papi – Da Pio IX a Pio XII (1846 – 1943), Roma 1944, 3 – 15; Auf den Seiten 16 – 44 sind die Privilegien aufgelistet, die Pius IX. dem Dritten Franziskanerorden gewährt hat. Vgl. Bogliolo: La spiritualit di Pio IX, 45.
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steht der Christozentrismus, begleitet von einer tiefen Verehrung der Gottesmutter, und sozusagen als Konsequenz dieser zwei spirituellen Brennpunkte ergibt sich sein Missions- und Apostolatseifer.280
2.3.1. Der erste Brennpunkt: Christozentrismus Während der zwanziger Jahre des 19. Jh. begann die von FranÅois de Sales und Alfonso de’ Liguori ausgestreute Saat weitreichende Frucht zu tragen: Man wollte das Leben Jesu wieder neu kennen und lieben lernen und seinem Beispiel folgen. So wuchs Mastai – auch unter dem Einfluss seiner geistlichen Freunde – in eine spirituelle Atmosphäre hinein, die vor allem christozentrisch ausgerichtet war : Durch den Kontakt zu den Jesuiten lernte er die Herz-Jesu-Verehrung besser kennen, durch die Passionisten fand er tieferen Zugang zur Betrachtung der Leiden Jesu, und alle setzten sich für die Ausbreitung der eucharistischen Anbetung und die häufige Kommunion ein. In dem mastaianischen Christozentrismus tritt vor allem die Verehrung der Menschheit Christi, die eucharistische Frömmigkeit und die Herz-Jesu-Verehrung hervor. 2.3.1.1. Verehrung der Menschheit Jesu Mastai Ferretti wusste sehr genau, wie wichtig für eine Seele, die nach Gott sucht, die Betrachtung gerade des Gottmenschen ist. Durch die Betrachtung des Lebens Jesu versuchte Mastai, das Geheimnis der Liebe Gottes immer mehr zu ergründen, umso in sich eine dankbare Gegenliebe zu erwecken. Mastai Ferretti bemühte sich, die Tugendbeispiele Jesu nachzuahmen, und so diente ihm die Betrachtung gleichzeitig zur Gewissenserforschung. Vor allem aber bewirkte sie, dass er sich immer mehr in Gott »verliebte«. »Le meditazioni sono tutte buone. La Passione di Ges¾ Cristo À la pi¾ eccellente.«281 – hatte Mastai Ferretti einmal zu seiner geistlichen Tochter gesagt. Und immer wieder riet er ihr, die Geheimnisse Jesu zu betrachten, besonders diejenigen, die gerade im Kirchenjahr gefeiert wurden: »Entrate nello Spirito della Chiesa anche nel modo di passar l’anno. La Chiesa comincia l’anno dall’Avvento: Le verit gravi che ci annunzia dispongono il cuore alla penitenza e a ritrovare nella Culla l’aumento della grazia. Dal Natale a Pas-qua dobbiamo meditare la vita infantile e nascosta di Ges¾; quindi la sua Predicazione, i sui miracoli, la sua Passione, la sua morte, e tutto ciý per innamorarsi della sua infinita bont. Da Pasqua a 280 In diesen Abschnitt werde ich ausschließlich auf Mastais Christozentrismus und Apostolatseifer eingehen, da die Marienverehrung in den folgenden Kapiteln behandelt wird. 281 Bogliolo: Il futuro, 75 – Brief 15 (o. D.).
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Pentecoste dobbiamo far voti di perseveranza nel bene, come fu perseverante la Risurrezione di Ges¾ Cristo. Da Pentecoste all’Avvento dobbiamo sempre crescere nella strada della perfezione mediante i lumi e i doni dello Spirito Santo. Ieri la Santa Chiesa meditava la Circoncisione. Anche voi procurate di tagliare e recidere nel vostro cuore tutto ciý che puý spiacere a Dio.«282
Dieser Abschnitt zeigt deutlich, wie sich Mastai Ferretti durch die Schwerpunkte, die das Kirchenjahr setzt, in die Betrachtung der Geheimnisse Jesu führen ließ, um daraus die jeweils spezifischen Gnaden zu schöpfen. Deshalb versuchte er, sich mit Hilfe von Novenen und entsprechenden Gebeten auf die liturgischen Feste vorzubereiten.283 Wie sehr er die Gnaden für sich und seine Mitmenschen ersehnte, bezeugen noch heute alle geistlichen Glückwünsche, die er gewöhnlich zu den Kirchenfesten verschickte.284 Diese Anlässe waren für ihn Quellen des Trostes und der Freude, die er auch allen anderen vermitteln wollte. So bot ihm das Kirchenjahr vielfältige Gelegenheiten zur Umkehr, um sich immer neu auf das Wesentliche zu konzentrieren.285 In den Äußerungen Mastai Ferrettis fällt immer wieder die feste Überzeugung auf, dass Gott die Gnaden, die mit einem Fest verbunden sind, wirklich an den verteilt, der ihn darum bittet. Das Ziel, das er bei der Betrachtung des Lebens Jesu immer vor Augen hatte, war seine eigene Heiligung und die aller Priester und Gläubigen: »Le meditazioni date com’egli le d [er sprach von Pater Odescalchi, der ihm in Imola die Exerzitien für den Klerus gepredigt hatte], sono sommamente efficaci ed utilissime: fa considerare la vita di Ges¾ privata e nascosta, pubblica, paziente, a conformare la nostra vita alla sua, o almeno sforzarci di conformarla; sono queste le vere meditazioni specialmente pel Clero.«286
Wenn Mastai jede Meditation für fruchtbar hielt, so hatte jedoch die Meditation über die Passion Jesu für ihn – wie bereits gesagt – einen besonderen Stellenwert. Aus den Briefen an seine geistliche Tochter kann man erkennen, mit welchem Einfühlungsvermögen er die Heilsgeheimnisse betrachtete und welchen inneren Gewinn er daraus zog. So erklärte er z. B. einmal: »Non lasciate la Passione di Ges¾ Cristo in questo tempo: la considerazione delle sue tristezze raddolciscano [sic!] le vostre; e vi faranno [sic!] sopportare con rassegnazione i tedi che vi molestano.«287 Außerdem riet er ihr, über den »roten Brief« – wie er die Passion 282 Serafini, 1582 – Brief vom 2. 1. 1836. 283 Dazu gehörte z. B. die Weihnachtsnovene. (Vgl. Serafini, 812.) 284 Zu Weihnachten wünschte er so z. B. »ogni felicit da Ges¾ Bambino« (ivi., 154) oder dass der neugeborene Jesus die Person mit Segen, Gnade und Trost erfüllen möge. (Vgl. ivi., 161.1518.) 285 Vgl. dazu z. B. seinen Gedanken über die Adventszeit. (Vgl. ivi., 1581 – Brief vom 30. 10. 1835.) 286 Ivi., 859. 287 Ivi., 1583 – Brief vom 20. 2. 1836.
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Jesu Christi nannte – zu meditieren, und bezeichnete das Kreuz als den Brief, den sie nicht nur lesen, sondern »buchstäblich« betrachten bzw. befolgen sollte.288 Eine besondere Verehrung pflegte Mastai für die fünf Wunden Christi289 und das Kostbare Blut Jesu. Durch den Kontakt mit dem römischen Freundeskreis und speziell durch den Einfluss von Gaspare Del Bufalo lernte Mastai diese besondere Frömmigkeitsform kennen und machte sie sich zu Eigen.290 Mastai sah in dem Blut, das Jesus für uns vergossen hatte, das Mittel für die Rettung und Heiligung der Seelen. Wie immer, wenn Mastai Ferretti eine besondere Vorliebe zu einer bestimmten Devotion hatte, übte er sie nicht nur selber aus, sondern wurde auch ihr Apostel: In seinen Briefen an seine geistliche Tochter ermunterte er sie, im Monat Juni besonders das Kostbare Blut Jesu zu verehren;291 als Papst setzte er mit dem Dekret Redempti sumus vom 10. August 1849 das Fest ein,292 und in seinen Lehramtschreiben und Ansprachen kam er immer wieder auf diese Verehrung zurück.293 Warum aber haben gerade das Kreuz und die Leiden Christi eine so zentrale Stellung in der Spiritualität Mastais? Seiner geistlichen Tochter erklärte er ein-
288 »Ragionate sulla lettera rossa, sulla Passione di Ges¾ Cristo e sulla di lui vita.« (Bogliolo: Il futuro, 76 – Brief 63 [13. 11. 1833].) »Quello À la lettera che avete da leggere, il Crocifisso: e osservatela appunto alla lettera.« (Ivi., 75 – Brief 41 [o. D.].) Zur zentralen Stellung der Leiden Christi in der mastaianischen Spiritualität: Serafini, 111.115.158.412.436.751.761.786 f.825.866.885.993.1426.1469.1517.1583 f.1586. 289 Vgl. Pedrini, A.: Pio IX e Carmelitane del »Corpus Domini« di Roma – Le visite del Pontefice al monastero, in Pio IX 19 (1990) 253 f. 290 Bezüglich allen biographischen und bibliographischen Angaben über die Verehrung des Kostbaren Blutes nach Del Bufalo: I. Teil, Kap. 3.3.2. Dabei ist besonders aufschlussreich: Pedrini, A.: Pio IX e il Sangue di Cristo (Aspetti storico-ascetici), in Triacca, A.M. (Hg): Il mistero del Sangue di Cristo e l’esperinza cristiana 2, Roma 1987, 776 – 826. 291 »Il mese di maggio p.v. À bello, poich¦ À il mese della Madonna SS.: quello di Giugno À bellissimo perch¦ À quello del Preziosissimo Sangue di Ges¾!« (Z. a.: Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, 773.) Bemerkenswert ist hierbei der Superlativ, der nicht, wie man annehmen könnte, im Hinblick auf die Marienverehrung, sondern im Bezug auf die Leiden Christi benutzt wurde und somit eindeutig auf Mastais christozentrische Spiritualität hinweist. 292 Es scheint, dass Pius IX. das Fest auf Anregung Giovanni Merlinis, dem zweiten Nachfolger von Del Gaspare, einführte. Dieser hatte dem Papst geraten: »Estenda la festa del Preziosissimo Sangue a tutta la Chiesa universale, beatissimo Padre, e potr tornare a Roma prima che essa si celebri la prima volta.« (Pedrini, A.: La Devozione al Sangue di Cristo Giovanni Merlini e Pio IX, in: Triaccia, A.M. [Hg]: Giovanni Merlini [1795 – 1873] Tempi e Personalit, Roma 1998, 366.) Und wirklich, am 30. 6. 1849, kapitulierten die Republikaner und am 1. Juli (Gedenktag vom Kostbaren Blut) war Rom wieder frei. (Vgl. ivi., 367.) 293 In dem Artikel Pio IX e il Sangue di Cristo präsentiert Pedrini eine Zusammenfassung der Lehre Pius’ IX. über das Blut Christi; bei der Analyse bezieht er sich auf Mastais Lehrschreiben, Ansprachen, geistige Ratschläge und Stoßgebete. (Vgl. Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, 797 – 823.)
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mal: »Siamo destinati a passare i giorni fra le lacrime e le aridezze mescolate colla soave misura di qualche celeste consolazione.«294 Mastai Ferretti erkannte klar, dass der Alltag mehr Tränen und Trockenheit für den Menschen bereithält als Tröstungen. Er wusste, dass der Weg der Heiligkeit ein dorniger Weg ist, auf dem es keinen größeren Trost gibt als die Betrachtung der Leiden Christi:295 Vielleicht gerade aus diesem Grund besuchte Pius IX. in Momenten großer Bedrängnis gerne die Scala Santa, wie z. B. am 19. September 1870, dem Tag vor der Einnahme Roms.296 Auch in vielen Predigten griff Mastai immer wieder das Leiden Christi als Thema auf, besonders in einer Predigt über die letzten Worte Jesu.297 Die Betrachtung der Leiden Jesu erweckten in Mastai vor allem Dank, Liebe und Vertrauen: »Egli À morto per noi; e se fosse stato necessario sarebbe morto per voi sola. Contemplate quelle piaghe, piangete sulla memoria della sua passione, accompagnatelo con le Marie nel suo sepolcro, offritegli tutta voi, ditegli con confidenza le vostre miserie, e sentirete quanto Egli À amabile, e come Egli À pronto ad esaudirvi.«298
2.3.1.2. Herz-Jesu-Verehrung Ein weiteres Element der christozentrischen Spiritualität Mastai Ferrettis war die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu, die zu seiner Zeit bereits stark verbreitet war. Nachdem Jesus 1673 zum ersten Mal Margherita Maria Alacoque erschienen war, hatte sich diese Andachtsform schnell in allen Ländern ausgebreitet. Überall entstanden Bruderschaften und wurden Herz-Jesu-Bilder verehrt.299 Vor allem in den Bruderschaften, wie z. B. in der Pia Unione di S. Galla, der 294 Serafini, 1580 – Brief vom 22. 9. 1835. 295 Vgl. Serafini, 1580 – Brief vom 10. 8. 1835; ivi., 290; Bogliolo: Il futuro, 65 – Brief 93 (12. 10. 1836). Diese Spiritualität ist sinnbildlich für Mastai Ferrettis Leben. Sein schwieriges Pontifikat entspricht in der Tat der »Vorhersage Malachias«, nach der Pius IX. der Titel »Crux de Crux« zukommt. (Vgl. Richter, M. – Allendorff, J.: Malachias, in LThK 6 [1997] 1233; Rütjes, 391.395 f; Palazzini, P.: La spiritualit di Pio IX il Papa della Croce, in Pio IX 6 [1977] 4.) In einer Aussage heißt es über die Heiligkeit Pius’ IX.: »La grandezza spirituale e la santit di Pio IX maturata nel Pontificato, sta tutta qui, ripetiamo, nell’aver accettata la Croce senza compromessi e, una volta caricatala sulle spalle, di averla portata fino alla vetta del Calvario della sua esistenza terrena.« (Palazzini: La spiritualit, 14.) 296 Vgl. Polverari 3, 207; Cempanari, M.: Pio IX e il riordinamento del Santuario della Scala Santa, in Pio IX 19 (1990) 161 f; Marcone 2, 183. 297 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 4. Die Predigt wurde in den Jahren 1820, ’21, ’22, ’23, ’26, ’28 und ’39 gehalten. Weitere themenbezogene Predigten: ivi. b. 9, 44.99; ivi. b. 10, 10.81. Zum Thema Leiden gehören im weiteren Sinne auch die Homilien über den Tod und das Fegefeuer : ivi. b. 9, 10.14; ivi. b. 10, 4 – 7.48.67 – 70.120. 298 Bogliolo: Il futuro, 75 – Brief 12 (18. 4. 1829). 299 Vgl. Darricau, R.: Margherita Maria Alacoque, in BS 8, 804 – 809; Brun, J. Le: MargueriteMarie Alacoque (sainte), in D.S. 10, 350 – 354.
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Compagnia del S. Cuore, der Arciconfraternita del S. Cuore di Ges¾ in S. Teodoro am Palatino und in der Unione di San Paolo Apostolo kam Mastai mit der HerzJesu-Verehrung in Kontakt.300 Als Freund, Priester, Bischof und Papst gab er immer wieder Zeugnis von dieser seiner Frömmigkeit. Auf seiner Missionreise nach Chile nahm er u. a. kleine Vordrucke mit, die als eine Art formlose Beitrittserklärung zur Herz-Jesu-Familie dienen sollten (pagelle di aggregazione al Cuor di Ges¾), und zusätzlich viele Herz-Jesu-Bilder, um auch dort die HerzJesu-Verehrung zu fördern.301 In Predigten und zahlreichen privaten Briefen äußerte er immer wieder den Wunsch, ganz mit dem Herzen Jesu vereint zu sein. Aussprüche wie: »facciamo una santa lega e uniamoci tutti intorno al Cuore di Ges¾«, »Voi mi supponete fra le delizie del Sacro Cuore, e vi son realmente, perch¦ quel Cuore À sempre delizioso, sia che consoli sia che mortifichi« und »À necessario che io entri pi¾ addentro nella devozione del SS. Cuore di Ges¾« bezeugen diesen innigen Wunsch.302 Als Bischof in Imola gründete er das Institut Perpetue Adoratrici del Sacro Cuore, zusammen mit einer seiner geistlichen Tochter – Schwester Maria Annunziata Andreucci, Klarissin aus dem Kloster S. Chiara in Trevi (Umbrien) und große Herz-Jesu-Verehrerin.303 In der Karmelkirche in Imola unterstützte Mastai die Gründung einer Herz-Jesu-Bruderschaft und ließ aus diesem Anlass auch ein Herz-Jesu-Bild malen.304 In einem Hirtenbrief aus dem Jahr 1841 forderte er Klerus und Gläubige seiner Diözese auf, die Herz-Jesu-Verehrung in den Pfarreien zu verbreiten.305 In gleicher Weise förderte Mastai später als Papst diese Andachtsform: Mit dem Dekret vom Jahr 1856 führte Pius IX. offiziell das Herz300 Vgl. unten I. Teil, Kap. 3.3.2. 301 Vgl. Serafini, 252[23]. 302 Serafini, 805.1485.1464; Lettere 1, 124; ivi. 2, 133.142.158 f. Vgl. dazu: Pedrini: Cuore, 89 f. 303 Mastai Ferretti schrieb am 9. 8. 1839 an seinen Freund Falconieri: »La monachina santa colla quale sono in carteggio, sempre m’invita a spargere nei monasteri la perpetua adorazione del Sacro Cuore.« (Serafini, 160.) Nach der Beurteilung Serafinis ist es jedoch Mastai, der die Herz-Jesu-Verehrung dieser Ordensschwester wesentlich beeinflusst hat. Auf jeden Fall besteht ein inhaltliches Übereinkommen zwischen den Betrachtungen der Schwester und den Predigten Mastais. (Vgl. ivi., 1528.) Vgl. dazu: Lettere 1, 124 f; Canestri 1, 258 – 263; Martelli, M.: Il Vescovo d’Imola G.M. Mastai Ferretti rifondatore in Romagna. Dal Monastero delle Agostiniane di Lugo alle Adoratrici Perpetue del S. Cuore, in Pio IX 13 (1984) 109 – 130. Msgr. Mastai rief z. B. auch die Schwestern vom Guten Hirten von Angers – ebenfalls große Herz-Jesu-Verehrerinnen – in seine Diözese nach Imola. (Vgl. Pedrini: Cuore, 92.) 304 Vgl. Pedrini: Le componenti della Spiritualit, 24. 305 Vgl. Idem: Cuore, 93. Der Text dieses Rundschreibens in: Ferri: Pio IX prima del soglio, 110 f. In diesem Schreiben forderte er u. a.: »una societ di perpetui adoratori del Sacro Cuore di Ges¾« mit dem Ziel »amare questo Cuore SS.mo con tanto maggiore affetto, quanto pi¾ sotto questi simboli si manifestano la tenerezza e l’affetto di Ges¾ Cristo«. (Ivi., 110.) Dazu: Ciappi, M.L.: Pio IX e la devozione al S. Cuore di Ges¾, in Pio IX 13 (1984) 105.
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Jesu-Fest ein,306 acht Jahre später, 1864, erhob Pius IX. Margarete Maria Alacoque zur Ehre der Altäre, nachdem er schon gleich am Anfang seines Pontifikats vor den Schwestern von der Heimsuchung in Rom diesen Wunsch geäußert hatte.307 In verschiedenen Allokutionen sprach er über die Herz-Jesu-Verehrung und setzte sich für den Bau der Salesianerkirche zur Ehre des Heiligsten Herzens Jesu in Rom ein.308 1875, sozusagen als Krönung seiner vielen Bemühungen und auf Wunsch vieler Nationen, weihte Papst Mastai die Gesamtkirche dem Heiligsten Herz Jesu.309 Mit Freude bemerkte Pius IX., dass sein fünfzigjähriges Bischofsjubiläum auf das Herz-Jesu-Fest fiel. In dem apostolischen Schreiben zur Erhebung von FranÅois de Sales zum Kirchenlehrer betonte er, dass dieser in seinen Schriften die Herz-Jesu-Verehrung im »Samen« schon vorbereitet hatte310 – ein Same, der dann später aufkeimen sollte, als diese Frömmigkeitsform von Margarete Maria Alacoque, einer Schwester aus der geistigen Familie des FranÅois de Sales, aufgrund einer Offenbarung verbreitet wurde. In einer Predigt anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Arciconfraternita del S. Cuore di Ges¾ in S. Teodoro am Palatin fasst Mastai zusammen, was für ihn die Herz-Jesu-Verehrung bedeutet.311 In dieser Predigt von 1828 beleuchtet Mastai Ferretti besonders drei Aspekte: Zum einen unterstreicht er, dass Jesus in seinem Herzen – dem Zentrum aller Gefühle (»principio del moto e quindi ancor della vita«) – alle Leiden seines Lebens, seiner Passion und besonders die von Gethsemani verspürt hat, und zwar nicht nur sein eigenes Leid, sondern alles Leid und alle Sünde der ganzen Welt und aller Zeiten. Des weiteren stellt er das Herz Jesu als Quelle der ewigen Heilsmysterien (»sorgente di eterni misteri«) dar, aus der die Kirche, die Evangelien und die sieben Sakramente entspringen.312 In seinem dritten Gedankengang steht die Liebe des in den Himmel aufgefahren Jesus im Vordergrund: Vom Himmel aus erbittet Jesus für 306 Vgl. Pedrini: Cuore, 95; Scienza e Fede 32 (1856) 538 f. Im Jahr 1871 approbierte Pius IX. das Dekret der Ritenkongregation, mit dem das Fest auf »doppelten Ritus erster Klasse« erhoben wurde. (Vgl. Ciappi: Pio IX, 106.) 307 Vgl. Pedrini: Cuore, 95 f; Idem: Pio IX e la Visitazione di Roma, in Pio IX 8 (1979) 299 f. 308 Vgl. Idem: Cuore, 98 – 101. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch der zweiteilige Artikel: Idem: Don Bosco e la devozione al S. Cuore. Il tempio di Roma a memoria e a glorificazione di Pio IX, in Pio IX 16 (1987) 257 – 291 und Pio IX 17 (1988) 170 – 203. 309 Vgl. Idem: Cuore, 103 f. Der Weihetext in latein-italienischer Version in: Pascotto, E.: Il centenario della morte del P. Henri RamiÀre († 1884) e la formula di consacrazione al S. Cuore promulgata da Pio IX, in Pio IX 13 (1984) 261 – 263. 310 Vgl. Pius IX: Dives in misericordia (16. 11. 1877) Litt. Ap., in APN I/7, 461; Pedrini: Cuore, 104 f. 311 Vgl. Serafini, 1491 – 1496 – mit Predigttext; Ciappi: Pio IX, 105. Mastai wiederholte diese Predigt auch zu weiteren Anlässen. (Vgl. Serafini, 892.) Weitere Predigten über das Heiligste Herz Jesu: ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 41; ivi. b. 10, 28.32. 312 Der gleiche Gedanke, z. T. mit den gleichen Formulierungen, kommt auch in späteren Ansprachen vor. (Vgl. Franciscis 2, 353.422 – 428. Dazu: Serafini, 1495.)
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uns alle »heiligmachenden Gnaden« (»doni santificanti«). In seiner großen Liebe hat das Herz Jesu einen Weg gefunden, im Himmel zu thronen und gleichzeitig uns Menschen in der Eucharistie immer nahe zu sein.313 Demzufolge war für Mastai das Herz Jesu Inbegriff und Quelle aller Liebe und Tugenden. Aus diesem Grund wollte er sich mit dem Herzen Jesu immer mehr vereinen.314 Weiterhin stand für ihn die Herz-Jesu-Verehrung in engem Zusammenhang mit der Verehrung der Leiden Jesu und der Verehrung Jesu in der Eucharistie; ebenfalls schließt sie die Sühne der Sünden ein315 und erweckt den Wunsch nach Heiligkeit sowie den Apostolatseifer. Zusammenfassend kann man sagen, dass es in besonderem Maße Pius IX. zu verdanken ist, wenn das 19. Jh. als das »Jahrhundert des Heiligsten Herzens« in die Kirchengeschichte eingegangen ist.316
2.3.1.3. Eucharistische Spiritualität Mastai Ferretti verband die eucharistische Spiritualität aufs engste mit der HerzJesu-Verehrung, da aus dem geöffneten Herzen Jesu die Kirche und die Sakramente hervorgehen. Wenn die Herz-Jesu-Verehrung schon in Wort und Tat eine besondere Stellung im Leben von Pius IX. einnahm, dann erst recht die eucharistische Spiritualität: Der Eucharistische Jesus war das Zentrum seines ganzen Lebens.317 Schon von klein auf wurde er zunächst durch seine Mutter und später im Piaristenkolleg mit der Gewohnheit vertraut gemacht, täglich in die hl. Messe zu gehen.318 Es ist anzunehmen, dass Mastai diese Angewohnheit auch in der Zeit der Neuorientierung nach Abschluss seiner Schullaufbahn nicht verloren hat. Aus den Vorsätzen, die er am Ende eines Exerzitienkurses im Jahr 1810 schriftlich festhielt, geht wahrscheinlich nur deshalb ein täglicher Besuch der
313 Vgl. ivi., 1490 – 1497, passim. 314 Vgl. dazu: Pedrini: Cuore, 107[78]. 315 Vgl. Serafini, 1454; Goffi, T.: Spiritualit dell’Ottocento (= Storia della Spiritualit 7), Bologna 1989, 124. 316 Vgl. Aubert: Licht und Schatten, 667. 317 Dazu: Mencucci, A.: Pio IX e la devozione eucaristica, in Atti Senigalliesi, 267 – 275. 318 Vgl. Piolanti, A.: Introduzione, in Nocella, C.: Le gesta e le virt¾ di Pio IX, Citt del Vaticano 1988, 8; Vilá-Palá, C: Pio IX studente in Volterra, in Rassegna Volterrana 54 – 55 (1979) 31. Zur Eucharistie-Verehrung Mastais noch folgende Daten: Aus einer Predigt vom 2. 2. 1833 weiß man, dass er dreißig Jahre zuvor an eben diesem Tag zur ersten hl. Kommunion gegangen ist. (Vgl. Polverari 1, 20; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 75.) Anlässlich der Volksmission von 1818 wurde Mastai, zusammen mit anderen Missionaren, in die Confraternita della Croce e Sacramento in Senigallia aufgenommen. (Vgl. Polverari 1, 66 f.)
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Messfeier nicht hervor, weil das schon zu seinen festen Gewohnheiten gehörte.319 Wir können also als sicher annehmen, dass Mastai von Kind an täglich an der Messfeier teilnahm, und dass sie auch in noch so schwierigen Situationen, wie bei der Schiffüberfahrt nach Lateinamerika und auf der Flucht im Revolutionsjahr 1831, ein fester Bestandteil seines Tagesablaufs blieb.320 Wie bereits erwähnt, erzählten Zeitgenossen, wie Mastai Ferretti als Priester, Bischof und Papst täglich mit großer Andacht die hl. Messe feierte und während der Danksagung einer zweiten Messe beiwohnte.321 Selbst bei Krankheit und im fortgeschrittenen Alter legte er diese Gewohnheit nicht ab, sondern verfolgte entweder die hl. Messe vom Bett aus oder feierte sie im Sitzen.322 Wie schon hinsichtlich der Meditation bemerkt, orientierte sich Mastai Ferretti in seinen täglichen Gebeten am liturgischen Kirchenjahr. Aus diesem Grund zelebrierte er für gewöhnlich die Messe vom Tag – wünschte jedoch, dass die Dankmesse als Votivmesse gefeiert würde.323 Oft ergriff Pius IX. die Gelegenheit, seine Messe in den Heiligtümern Roms zu feiern oder zumindest einer Messe am Grab eines Heiligen beizuwohnen.324 Pius vertraute mit ganzem Herzen auf die Wirksamkeit des Messopfers. Aus diesem Grund zelebrierte er es für alle seine persönlichen und kirchlichen Anliegen und bestellte zudem auch Messen, die in diesen Anliegen zelebriert werden sollten.325 Der Höhepunkt jeder Messfeier war für ihn sicherlich die hl. Kommunion. Schon früh plädierte Mastai für einen häufigen Kommunionempfang326 und hielt seine geistliche Tochter stets zur »comunione frequente« an.327 Als Papst forderte er die Gläubigen zum Empfang der Eucharistie auf und ergriff oft die Gelegenheit, die Kommunion selbst auszuteilen.328 319 Vgl. Serafini, 29 f. Dazu: ivi., 176.178. Im Dezember 1815 gehörte die tägliche Messe auf jeden Fall zum Alltag des jungen Mastais. (Vgl. ivi., 170.) 320 Vgl. Polverari 1, 101; Serafini, 253 – 388, bes. 271.352.388. 321 Vgl. Rütjes, 481 f; Pedrini: Le componenti, 19; Minoccheri, 12.35; Sparisci, E.: L’Arcivescovo Giovanni Zonghi Segretario di Pio IX e teste delle sue virt¾, in Pio IX 22 (1993) 78. 322 Vgl. Bisogno, 45 f; Sparisci: L’Arcivescovo Giovanni Zonghi Segretario di Pio IX e teste delle sue virt¾, 78. 323 Vgl. z. B. Zeug. v. Zonghi, in Positio, 282, § 893. 324 Vgl. Diario di Roma 14 (16. 2. 1847). Dazu: Giornale di Roma 69 (26. 3. 1851); ivi. 73 (31. 3. 1851); ivi. 85 (14. 4. 1851). 325 Vgl. Minoccheri, 36. 326 Auch wenn erst mit dem Dekret Sacra Tridentina Synodus (16. bzw. 20. 12. 1905) von Pius X. die tägliche Kommunion offiziell empfohlen wurde, gab es im 19. Jh. schon eine große Strömung, die für den häufigen Kommunionempfang plädierte. Zu dieser Bewegung gehörte auch der römische Freundeskreis Mastais. (Vgl. DH 3375.3379. Dazu: unten I. Teil, Kap. 3.3.2.) 327 Vgl. Serafini, 1578 – Brief vom 2. 2. 1835; ivi., 1578 f – Brief vom 15. 6. 1835; ivi., 1580 – Brief vom 22. 9. 1835; ivi., 1581 – Brief vom 29. 11. 1835; ivi., 1582 – Brief vom 2. 1. 1836; ivi., 1583 – Brief vom 20. 2. 1836; ivi., 1584 – Brief vom 24. 8. 1836; ivi., – Brief vom 12. 10. 1836. Diese Auflistung könnte noch fortgesetzt werden. 328 Vgl. Diario di Roma – Supplemento al No 59 (25. 7. 1846); Marcone 2, 190 f.
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Doch weshalb war für Papst Mastai die regelmäßige Kommunion so wichtig? An dieser Stelle ist es interessant, ihn selber sprechen zu lassen, um zu begreifen, welche Bedeutung sie für ihn hatte. Aus seinen Aussprüchen geht immer wieder hervor, dass für ihn die häufige Kommunion die Kraftquelle für den Alltag war : »Comunicatevi con frequenza e con fiducia, e nella comunione troverete tutta la vostra forza.«329 Derselbe Gedanken findet sich an anderer Stelle noch deutlicher formuliert: »Seguitate costantemente la frequenza della SS. Comunione, unico conforto in questa valle di miserie. Voi non ve ne accorgete, ma À di l che prendete forza per fare tutto quel bene che fate…«330 Der Kommunionempfang war ihm nicht nur Kraftquelle, sondern auch eine sichere Freudenquelle: »Ricordatevi che voi avete bisogno di molta ilarit di spirito: e per ottenerla intendetevela con Dio stesso, praticando il mezzo della frequente comunione.«331 Der Empfang der Eucharistie gab ihm schließlich den nötigen Mut, die täglichen Pflichten und Probleme anzugehen: »La comunione quotidiana vi dar sempre nuovo coraggio e nuova lena per proseguire, e per farvi rimanere vittoriosa. L’orazione À, dopo quella, il secondo pascolo dell’anima.«332 Das Geheimnis für die innere Stärke, den steten Optimismus, die unzerstörbare Freude, die für Papst Mastai und sein Pontifikat so bezeichnend sind, lag also in seiner innigen Vereinigung mit dem eucharistischen Jesus. Das Geheimnis seiner Spiritualität fasste er selber mit den folgenden Worten zusammen: »Coraggio, orazione, sacramenti e allegria.«333 Wie bereits erwähnt, nahm das tägliche Gebet ebenfalls eine zentrale Stellung in seinem Leben ein. In besonderer Weise liebte er es, nachmittags in einer Kirche etwa eine halbe Stunde lang in innigem Gebet vor dem Tabernakel zu verharren und alles, was ihn bewegte, Gott zu Füßen zu legen:334 »Visitatelo spesso nel SS.mo Sacramento, e mettete ai piedi suoi tutte le vostre miserie.«335 Während seines Pontifikats endeten diese nachmittäglichen Besuche mit Vorliebe in den Kirchen, in denen das Allerheiligste ausgesetzt war oder gerade Novenen, Triduen oder andere Feste gefeiert wurden.336 In den Chroniken der von Papst Mastai häufig aufgesuchten Klöster wird eigens erwähnt, dass es der ausdrückliche Wunsch von Pius IX. war, vor dem Tabernakel zu beten.337 Er 329 330 331 332 333 334 335 336
Bogliolo: Il futuro, 76 – Brief 77 (11. 3. 1835). Ivi., 76 – Brief 84 (20. 11. 1835). Ivi., 71 – Brief 78 (o. D.). Ivi., 77 – Brief 111 (26. 4. 1838). Serafini, 1590 – Brief vom 10. 5. 1837. Vgl. Minoccheri, 12. Serafini, 1584 – Brief vom 30. 5. 1836. Vgl. Diario di Roma 52 (30. 6. 1846); ivi. 98 (7. 12. 1846); ivi. 14 (16. 2. 1847); ivi. 98 (7. 12. 1847). 337 Vgl. Pedrini, A.: Pio IX e le Carmelitane del »Corpus Domini« di Roma – Le visite del Pontefice al monastero, in Pio IX 19 (1990) 252 – 263; Pedrini, A.: Pio IX e la Visitazione di Roma, 303.305; Diario di Roma 85 (24. 10. 1846).
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nahm jede Gelegenheit wahr, dem eucharistischen Jesus seine Liebe zu bezeugen. So unterbrach er einmal seine Spazierfahrt, um mit einer Kerze in der Hand einen Priester zu begleiten, der gerade die letzte Wegzehrung zu einem Sterbenden brachte.338 In seiner Privatkapelle wechselte Pius IX. für gewöhnlich das Ewige Licht persönlich aus.339 Auch die Restaurierung vieler Gotteshäuser, z. B. die von S. Lorenzo fuori le Mura und von S. Paolo fuori le Mura – um nur zwei der bedeutendsten zu nennen – sind letztendlich Ausdruck seiner Liebe zum Altarssakrament.340 Höhepunkt des eucharistischen Kultes im Kirchenjahr war das Fronleichnamsfest. Um dieses Fest in rechter Weise zu feiern, bereitete Bischof Mastai Ferretti seinen Klerus und die Gläubigen mit Hilfe von Bekanntmachungen (Notificazioni) auf dieses Hochfest vor, in denen außer technischen Hinweisen auch geistliche Impulse gegeben wurden.341 Natürlich ließ er es sich als Bischof nicht nehmen, selbst an der feierlichen Prozession teilzunehmen.342 In solchen und ähnlichen Momenten predigte Mastai gerne über das Geheimnis der hl. Eucharistie, um bei seinen Hörern die eucharistische Spiritualität zu vertiefen und Missstände abzuschaffen.343
2.3.2. Der zweite Brennpunkt: Apostolats- und Missionseifer Mastai Ferretti – ein Jugendapostel, ein Volksmissionar, ein Missionar in Chile, ein begeisterter und begeisternder Prediger, ein Organisator von Volksmissionen, ein Bischof, der auf unzähligen Pastoralreisen durch seine ganze Diözese den persönlichen Kontakt mit seinen Gläubigen pflegte: ein von Gott faszinierter und erfüllter Priester, der – wie er selbst häufig sagte – alles »per la gloria di Dio e la salute delle anime – zur Ehre Gottes und zur Rettung der Seelen« unternahm.344 Diesen Ausspruch kann man wie ein Motto für sein ganzes Leben betrachten.345 338 Vgl. Giornale di Roma 73 (31. 3. 1851). 339 Vgl. Pedrini, A.: Vita e santit di Pio IX nella rievocazione di Don Berto segretario di Don Bosco, in Pio IX 11 (1982) 171. 340 Dazu: Cacchiatelli, P.: Le scienze e le arti sotto il pontificato di Pio IX 1 – 2, Roma 1860 – 1863; Spagnesi, G.: L’architettura a Roma al tempo di Pio IX (1830 – 1870), Roma 2000; Torre, 173. In einer Zeugenaussage heißt es diesbezüglich: »Il suo zelo pel decoro della Casa di Dio si desume dalle molte chiese di Roma, che restaurý, fra le altre quella di S. Lorenzo al Verano, Santo, a cui egli aveva special devozione.« (Zeug. v. De Waal, in Positio, 246, § 789.) 341 Beispielhaft hierfür sind die Bekanntmachungen aus den Jahren 1833 – 1835 und 1841 – 1843. (Vgl. Serafini, 708.) 342 In einem Brief an Falconieri bedauerte Mgsr. Mastai, dass er aufgrund der Konklave nicht selber an der Fronleichnamsprozession teilnehmen konnte. (Vgl. Serafini, 708 f.) 343 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 18.102.104.106.110; ivi. b. 10, 31.38.53.112. 344 Vgl. Serafini, 887.895.905 f.1017.1513.
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Schon in seiner Kindheit zeigte sich bei Gianmaria eine »missionarische Ader«, wenn er seinen Spielkameraden kleine Predigten hielt.346 Doch so richtig entwickelte sich dieses Talent erst durch die Kontakte mit Odescalchi, Strambi, Del Bufalo, Pallotti, Storace und den vielen anderen Priestern, die sich in der ersten Hälfte des 18. Jhs. mit unermüdlichem Missionseifer für die Wiederbelebung des religiösen Lebens nach der französischen Besatzung einsetzten.347 In diesen Kreisen lernte Mastai Ferretti, dass für eine erfolgreiche Mission an erster Stelle die Heiligkeit des Priesters entscheidend ist, seine gute theologische Ausbildung und seine uneingeschränkte Liebe zu den Menschen, als Frucht einer intensiven Gottesbeziehung. Der Apostolatseifer von Papst Mastai ist ein so umfangreiches Thema, dass hier nur einige Akzente gesetzt werden können.
2.3.2.1. Apostolat durch Verkündigung Die Katechese und das Predigtamt gehören zur Lehrtätigkeit (Munus docendi) eines jeden Priesters. Während seines Aufenthaltes in Rom hatte Mastai viele Möglichkeiten gehabt, gute Predigten zu hören. Deshalb wusste er aus eigener Erfahrung, wie wirksam sie für die Gläubigen sein können, und ermahnte alle Priester, ihre Predigten gewissenhaft vorzubereiten. Er selbst handelte schon als junger Mensch nach der Devise: »studiare per istruirvi e istruire nella via della grazia«348 und gab sich niemals mit mittelmäßigen Predigten zufrieden.349 Darum wurde er schon früh wegen seiner Predigtkunst geschätzt und bereits als junger Priester in Rom von Klöstern, Bruderschaften und auch vom Collegium Romanum oftmals als Gastprediger eingeladen.350 Feste, Novenen, Triduen, Volksmissionen, Visitationen (sacre visite) und Bekanntmachungen (notificazioni) waren ihm eine willkommene Gelegenheit, um die ihm anvertrauten Gläubigen durch das Wort Gottes zu unterrichten.351 Die Predigtthemen waren ganz unterschiedlichen Charakters, doch immer auf die religiös-spirituelle Er345 Dieses Motto übernahm Mastai aller Wahrscheinlichkeit nach von seinem Seelenführer Storace (vgl. unten I. Teil, Kap. 3.3.2.), der in einem Brief an Mastai eben diesen Ausspruch verwendete. (Vgl. Cittadini: Un grande arcivescovo, 153.) 346 Vgl. Faraoni, 13. 347 Vgl. unten I. Teil, Kap. 3.3.2. 348 Serafini, 30. 349 In einem Brief erklärte er : »Sapete meglio di me quanto ci voglia a fare un buon panegirico, che in bocca di un Vescovo deve essere ottimo.« (Serafini, 926. Dazu: ivi., 905 f.) Die Predigten im ASV zeigen, mit wie viel Mühe sich Mastai Ferretti auf sein Verkündigungsamt für gewöhnlich vorbereitete. 350 Vgl. Bogliolo: Pio IX – Profilo spirituale, 60 – 63; Serafini, 226 f.1477[104]. 351 Vgl. ivi., 916. Die Inviti sacri enthielten oft eine Katechese. (Vgl. z. B. Giornale di Roma 108 [10. 5. 1851]; ivi. 272 [27. 11. 1852].)
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ziehung seiner Zuhörer ausgerichtet.352 Zudem waren sie stark katechetischmoralisch orientiert und mit biblisch-patristisch inspirierten Unterweisungen angereichert. Der Predigttitel L’ignoranza in materia religiosa forma gli increduli verdeutlicht besonders gut, warum Mastai sich so sehr für das Predigtamt einsetzte und nicht nur von sich selber, sondern von allen seinen Gastpredigern eine gut ausgearbeitete Predigt verlangte.353 Der Biograph Serafini sagt am Ende seines Kapitels L’apostolato della sacra parola zusammenfassend: »L’apostolato della sacra parola egli l’aveva nel sangue, nella pi¾ intima ragione della sua vocazione sacerdotale: salvare le anime mediante la istruzione sulle verit cristiane, predicandole (…) Combattere, combattere sempre contro l’ignoranza colla predicazione delle verit della Fede, in ogni campo …«354
2.3.2.2. Apostolat durch die Feier der Liturgie Neben dem Verkündigungsamt nahmen die liturgischen Feiern eine wichtige Rolle in seiner pastoralen Tätigkeit ein. Mastai Ferretti ließ sich in der Seelsorge keinen Anlass entgehen, die Gläubigen zum liturgischen Gebet und zum Empfang der Sakramente einzuladen und mit gutem Beispiel voranzugehen, indem er an den Funktionen selbst teilnahm. Schon als Neupriester zog er eine gemeinschaftliche Messfeier mit den Kindern vom Tata Giovanni sogar einer privaten Messe in einer der Basiliken Roms vor.355 Während seines Episkopats in Spoleto und Imola stand an erster Stelle seiner pastoralen Aufmerksamkeit die Feier der Hochfeste mit ihren Novenen und Oktaven. Als Bischof und Papst versuchte Mastai Ferretti Klerus und Volk zu einer fruchtbaren Mitfeier der Feste zu bewegen. Oft veröffentlichte er zu diesem Zweck Einladungen (Sacri Inviti) und Bekanntmachungen (Notificazioni), in denen er zu Novenen, Triduen und Prozessionen aufrief.356 Das Ziel bei all diesen Aktivitäten war immer das glei-
352 Die Predigtthemen sind christologisch (Leiden und Liebe Christi), trinitarisch, marianisch, sakramentarisch, liturgisch, agiographisch, eschatologisch oder auch disziplinarisch ausgerichtet. (Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9 – 10; Serafini, 225 – 237.429.436.441.457f.705.) 353 Dazu: ivi., 241. Bei Priesterexerzitien, Volksmissionen und Fastenzeitpredigten forderte Mastai als Bischof und Papst explizit gute und heiligmäßige Prediger an und verlangte von ihnen, ihr Wort mit einem vorbildhaften Leben zu verbinden. (Vgl. ivi., 225.535.570.700 f.706 – 710.731.859.901; Marcone 1, 7.15.) 354 Serafini, 240 f. 355 Vgl. Zeug. v. D’Antonio, in Positio, 1055, § 3310; Zeug. v. Filippani, in Positio, 106, § 368. 356 Vgl. Serafini, 651 ff.694.888 f.889[12].906.924 f.929.933; Maioli, G.: Pio IX da vescovo a Pontefice (lettere al Card. Luigi Amat: agosto 1839 – luglio 1848), Modena 1949, 121 f. Während seines Pontifikats wurden die Inviti sacri und Notificazioni in der Regel auch in der Zeitung veröffentlicht, besonders nach der Rückkehr von Gaeta. In den Monaten August bis Dezember des Jahres 1851 gab es mindestens sieben dieser Inviti sacri. (Vgl. Giornale di
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che: »promuovere sempre pi¾ e mantenere viva la devozione dei fedeli«.357 Inhaltlich spiegelten diese liturgischen Feiern die Spiritualität von Mastai Ferretti: Feierliche Messen mit aufbauenden Predigten und Kommunionempfang, Anbetungsstunden mit Sakramentalem Segen und Prozessionen waren ihm ein Hauptanliegen. Gern bereicherte er diese Funktionen durch das Beten von Litaneien oder des Rosenkranzes sowie durch andere Mariengebete und -gesänge.358 2.3.2.3. Apostolat durch pastoralen Dienst Die Vielfalt der pastoralen Aktivitäten von Mastai Ferretti zeigt, wie ernst er sein Hirtenamt nahm und mit welchem Eifer er die Frohe Botschaft zu den Gläubigen seiner Diözese und der ganzen Weltkirche trug.359 Dabei war keine Personengruppe von seiner Seelsorge ausgeschlossen: Tänzerinnen,360 gefallene Frauen (donne traviate),361 Soldaten,362 Gefangene,363 zum Tode Verurteilte364 erfuhren genauso seine Fürsorge wie Kinder und Jugendliche, Familien,365 Kranke,366 Seminaristen, Priester und Ordensleute. Während seiner Episkopatsjahre in Spoleto und Imola besuchte er alle Pfarreien, auch die noch so abgelegenen, umso die Situation seiner Diözese kennen zu lernen und gleichzeitig seine Diözesankinder durch sein gutes Beispiel im Glauben zu stärken.367 Neben diesen Pfarrvisitationen (Visite Sacre) sind auch
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Roma 177 [4. 8. 1851]; ivi. 197 [28. 8. 1851]; ivi. 210 [13. 9. 1851]; ivi. 229 [7. 10. 1851]; ivi. 251 [3. 11. 1851]; ivi. 274 [29. 11. 1851]; ivi. 278 [4. 12. 1851].) Serafini, 652. Vgl. ivi., 929. Dazu z. B.: ivi., 1012.1017 f.1032.1111. Vgl. Serafini, 981; Martelli, M.: Realizzazioni sociali del vescovo d’Imola G.M. Mastai Ferretti: »Il Buon Pastore«, in Pio IX 14 (1985) 207 – 255. Mastai Ferretti gründete in Imola die Casa di Rifugio detta del Buon Pastore zugunsten moralisch instabiler Frauen, die von den Schwestern vom Buon Pastore von Angers geleitet wurde. (Vgl. Serafini, 764 – 768; Martelli: Realizzazioni sociali, 207 – 255.) Vgl. Serafini, 1271. Vgl. ivi., 1418; Martina 2, 8. Vgl. Serafini, 921. Vgl. ivi., 934 – 956.1210. Mastai setzte sich für die Verbesserung der Krankenhäuser ein, besuchte persönlich die Kranken und Sterbenden und tröstete sie mit den Sakramenten. Als im August 1854 in Rom die Pest wütete, weigerte er sich trotz der Ansteckungsgefahr die Stadt zu verlassen, und besuchte sogar die Sterbenden in den Krankenhäusern. (Vgl. Martina 2, 8; Faraoni, 114; Alatri, B. da: Pio IX nell’agosto 1854 visitý i colerosi negli ospedali di Santo Spirito e di S. Giovanni in Laterano, in Pio IX 18 [1989] 177 – 181.) Bei der Visitation im Kapitel zu Imola stellte Msgr. Mastai eine Frageliste von 40 Punkten auf, um sich so ein genaues Bild von der Situation machen zu können. Um die Gemeinden im Glauben zu stärken, betete er für gewöhnlich während den Visitationen allabendlich den Rosenkranz mit den Pfarrkindern. (Vgl. Serafini, 274.622. Mehr über seine Visitationen: ivi., 134.179.270 – 274.432 – 436.621 ff.)
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die Volksmissionen in den Jahren 1836 und 1846 in Imola, sowie die Volksmissionen während seines Pontifikats (z. B. im Mai 1851) als besondere Momente seines pastoralen Einsatzes zu erwähnen.368 Das Ziel dieser Missionen war die Heiligung der Gläubigen und die Umkehr der Sünder.369 Als Papst setzte er diese Art der Seelsorge durch die häufigen Besuche in Kirchen und anderen Einrichtungen fort. Nicht zu vergessen ist die Reise durch den Kirchenstaat im Jahr 1857.370 Als Oberhaupt der Kirche hatte er natürlich noch viel mehr Möglichkeiten, das religiöse Leben seiner Gläubigen zu fördern: Jubiläumsjahre,371 Erweiterung der Gewährung von Ablässen,372 Selig- und Heiligsprechungen,373 Erhebungen zu Kirchenlehrern,374 Hirtenbriefe, das Mariendogma, die Ernennung des hl. Josefs zum universalen Patron der Kirche, die Herz-Jesu-Weihe – all das diente stets diesem einen Zweck. Auch der Syllabus und das Erste Vatikanische Konzil sind aus dieser missionarischen Perspektive zu betrachten, da beide das Ziel verfolgten, die Säkularisierung, den Atheismus und die Gleichgültigkeit in ihren verschiedenen Formen zu bekämpfen und somit den Glauben zu schützen, zu fördern und zu festigen.375 Ein weiteres Herzensanliegen Mastai Ferrettis war die Jugendseelsorge. Die Zeit im Hospiz von Tata Giovanni und der Aufenthalt im apostolischen Hospiz S. Michele a Ripa hatten in ihm eine besondere Liebe für die Jugendlichen geweckt.376 Während seines Episkopats in Spoleto und Imola gründete er ähnliche Einrichtungen, in denen gefährdete Heranwachsende aufgenommen werden sollten. Ebenso kümmerte er sich um die Schulausbildung der Kinder und Jugendlichen, da er wusste, wie wichtig sowohl eine religiöse Erziehung als auch 368 Mehr über diese Volksmissionen: ivi., 884 – 903.1026 – 1032; Giornale di Roma 108 (10. 5. 1851). 369 Vgl. Serafini, 884. 370 Vgl. Martina 2, 8.24 – 29; Polverari 2, 136 – 179; Martelli, M.: Pio IX in Romagna nel 1857; in Pio IX 16 (1987) 166 – 176.292 – 313 und Pio IX 17 (1988) 254 – 297. 371 Vgl. Hülskamp, 212; Martina 2, 700. 372 Vgl. Hülskamp, 211 f. Später wird dieses Thema noch vertieft. An dieser Stelle sei allein die Publikation La Scienza e la Fede – Raccolta religiosa – scientifica letteraria ed artistica che mostra come il sapere umano renda testimonianza alla Religione Cattolica erwähnt, in der man die Veröffentlichungen etlicher Ablässe findet. (Vgl. Scienza e Fede, bes. die Jahre 1841 – 1854.) 373 Vgl. Palazzini, P.: Beatificazioni e canonizzazioni del pontificato di Pio IX, in Pio IX 5 (1976) 159 – 181; Martina 2, 701 – 704. 374 Pius IX. erhob Hilarius von Poitiers (1851), Alfonso Maria de’ Liguori (1871) und FranÅois de Sales (1877) zu Kirchenlehrern. (Vgl. Pedrini, A.: Pio IX e i tre santi da lui creati Dottori della Chiesa: Ilario di Poitier, Alfonso M. de Liguori, Francesco de Sales, in Pio IX 20 [1991] 281 – 294.) 375 Vgl. DH 2890 – 2980.3000 – 3075; Parente, P.: Pio IX l’uomo di Dio, in Pio IX 15 (1986) 11 – 37, bes. 16 f.25.29. 376 Vgl. Serafini, 131.175.191 ff.196 – 220. Mehr über das Hospiz Tata Giovanni: unten I. Teil, Kap. 3.3.1.
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eine intellektuelle Ausbildung für ein moralisch gesundes Leben ist.377 Auch als Papst verlor Pius nicht seine besondere Liebe zu den Kindern. Sein Interesse für seine Schützlinge von Tata Giovanni,378 die vielen persönlichen Eingriffe zugunsten von armen Kindern, die Förderung der Abendschule (scuola notturna)379 und nicht zuletzt die Unterstützung der neu entstanden Institute und Gründungen wie die von Don Bosco380 und die der »Katholischen Aktion« (Azione cattolica)381 bezeugen seine stete Sorge um das geistige und materielle Wohl der Jugendlichen. Ein fundamentales Anliegen Mastai Ferrettis war die gesunde moralische Grundhaltung seiner Gläubigen. Darum kämpfte er mit viel Energie gegen jede Art von Unmoral: Er ging gegen die Ausartungen in der Karnevalszeit vor, versuchte den Lebensunterhalt der Tänzerinnen anzuheben, um dadurch zu vermeiden, dass sie auf unmoralischen Nebenverdienst angewiesen sind, kämpfte gegen gottlose Lektüre und setzte sich gleichzeitig für die Verbreitung von religiösen Schriften ein.382 Wohlwissend, dass im Kampf gegen die Sünde die Beseitigung der Unmoral Hand in Hand gehen muss mit einer steten Sicherung und Besserung der allgemeinen Lebensqualität, setzte sich Mastai mit viel Realismus und Sinn für das Praktische für die Verbesserung des Verwaltungsund Gesundheitswesens, der karitativen Einrichtungen und der Infrastruktur ein, wobei er gewöhnlich mit Großzügigkeit diese Werke finanziell unterstützte.383 Bei all dem waren auch seine politischen Interventionen stets seelsorglich motiviert.384 2.3.2.4. Apostolat durch Belebung und Förderung des Ordenslebens Das ganze Leben Papst Mastais war geprägt von dem Wunsch nach Vollkommenheit. Beseelt von dieser Idee der radikalen Nachfolge erwog er als junger Mann sogar eine Zeitlang, selbst das Ordensleben zu ergreifen.385 Auch wenn sich dieser Wunsch nicht realisierte, sorgte er sich als Bischof und später als 377 Vgl. Serafini, 443.453 ff.1028.1655.1669. 378 Vgl. Ceccarius (Ceccarelli, G.): Tata Giovanni, in La carit cristiana in Roma, Bologna 1968, 317. 379 Vgl. z. B. mit: Notizie del giorno 10 (11. 3. 1847). 380 Vgl. Pedrini, A.: Pio IX e Don Bosco – Santit e reciproca stima, in Pio IX 23 (1994) 251 – 265. 381 Vgl. Aubert-Martina 2, 573. 382 Vgl. Serafini, 974 – 984.1318; Martina 2, 7. 383 Vgl. Serafini, 124.883.1035 – 1039.1061 ff.1094.1195 – 1199.1224 ff.1298 – 1300; Martina 2, 2 – 15; Torre, 114 – 146; Disposizione del Prof. Filippo Tolli sulle virt¾ di Pio IX, in Pio IX 24 (1995) 285. 384 Vgl. Serafini, 482.712 f.1229. Die ausführliche Darstellung Serafinis zeigt, wie sich Msgr. Mastai stets auch um eine politisch ruhige Situation bemühte. (Vgl. ivi., 1229 – 1429.) 385 Vgl. Polverari 1, 69 – 71. Dazu: oben I. Teil, Kap. 2.2.
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Papst immer um die Erneuerung und Intensivierung des Ordenslebens und setzte sich mit Wort und Tat dafür ein. In erster Linie »missionierte« Mastai Ferretti die Ordensleute mit seinen ermahnenden Worten in Predigten, Ansprachen und Briefen, in denen er wiederholt zu größerer Liebe und Opferbereitschaft aufrief.386 In dem tiefen Bewusstsein, dass das gelebte Beispiel mitreißender ist als die schönsten Reden, besuchte Mastai als Bischof und Papst mit Vorliebe Klöster – besonders Klausurorden –, um dort durch gemeinsames Gebet das religiöse Leben zu intensivieren.387 Wenn er es für nötig befand, griff er mit viel Realismus und Umsicht in die Struktur des Ordenslebens ein. Dabei bemühte er sich in erster Linie um die Spiritualität der Ordensleute, ohne jedoch ihre finanziell-materielle Situation aus den Augen zu verlieren.388 Ebenso lag ihm ihre Gesundheit am Herzen: Er war davon überzeugt, dass man an der gesunden Ernährung und medizinischen Versorgung der Schwestern nicht sparen durfte.389 Bei seinen Interventionen war er stets bemüht, die eigentlichen Probleme zu erfassen und ihnen auf den Grund zu gehen. Dazu versuchte er, sich – gegebenenfalls durch Einzelgespräche – ein persönliches Bild von der Lebenssituation in der jeweiligen Ordensgemeinschaft zu machen.390 Immer wieder ermahnte er die Ordensleute zur Einhaltung der Ordensregel und zu Disziplin. Um ein Sinken des religiösen Niveaus zu vermeiden, riet er u. a., bereits bei der Aufnahme ins Noviziat besondere Klugheit walten zu lassen. Jede Berufung musste nach seiner Ansicht gut geprüft sein.391 So weit es nötig war, griff er als Papst auch persönlich bei den Neuwahlen der Generaloberen ein.392 Wie wichtig für Mastai die Erneuerung des gottgeweihten Lebens war, zeigen ebenfalls seine Eingriffe während seines langen Pontifikats: Einerseits seine Approbationen vieler neuer Kongregationen,393 andererseits seine zahlreichen Aufrufe zur Reform, in denen 386 Zur Vertiefung dieses Themas müsste man die an die Ordensleute gerichteten Predigten, Ansprachen und Briefe systematisch analysieren. 387 Pedrini verdeutlicht, was Pius IX. mit diesen Besuchen beabsichtige: »Di rincuorare quelle anime votate al silenzio di una clausura; dare ardore e slancio per favorire la volont di continuare a rendere sempre pi¾ perfetta la loro vita di totale oblazione.« (Pedrini: Pio IX e le Carmelitane, 250.) Während der 1857 unternommenen Reise im Kirchenstaat besuchte Pius IX. mit Vorliebe die Klöster. (Vgl. dazu: Polverari 2, 138 – 176.) 388 Vgl. Serafini, 124 – 126.1438 – 1453.1516 – 1529.1662. 389 Vgl. ivi., 1516.1617. 390 Vgl. ivi., 1478.1530. 391 Vgl. ivi., 1659. 392 Pius IX. designierte 1850 den Reformator Don Casaretto als neuen Abt von Subiaco und in den Jahren 1856, 1862, 1869 ernannte er die Ordensgenerale der Franziskaner. (Vgl. Pelczar 2, 28; Aubert: Licht und Schatten, 651 f.) Martina erwähnt noch weitere Designationen. (Vgl. Martina 2, 231 – 235; Idem: Pio IX Chiesa e mondo moderno, 99.) 393 Vgl. Pius IX. soll ca. 48 Männer- und 139 Frauenkongregationen approbiert haben. (Vgl. Mencucci, A.: Alcuni aspetti dell’intensa azione pastorale svolta nei trentadue anni di
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er im Grunde nichts anderes tat, als seine auf Diözesanebene gewonnenen Erfahrungen auf die Weltkirche zu übertragen.394 Seine Reformen lassen sich unter zwei verschiedenen Aspekten zusammenfassen: Zum einen versuchte er, durch drastische, für alle Institute und Ordensleute gültige Erneuerungen das Niveau des Ordenslebens zu verbessern, zum anderen strebte er dasselbe Ziel an durch die Erziehung der Novizen zu einer rigorosen Einhaltung der Ordensregeln.395 2.3.2.5. Apostolat durch geistliche Erneuerung des Weltklerus Aufgrund der Erneuerungsbemühungen Pius’ IX. wuchs unter seinem Pontifikat eine neue Klerus-Generation – der nach ihm benannte clero pio – heran,396 die sich durch ein deutlich gehobenes Niveau auszeichnete. Die Anfang des 19. Jhs. allgemein bekannte Reformbedürftigkeit des Klerus veranlasste ihn, für eine bessere intellektuell-religiöse Ausbildung der Priesteramtskandidaten und für die spirituelle Erneuerung des Klerus zu sorgen. Mastai Ferretti wünschte sich eifrige Hirten (pastori zelanti) als Priester, da diese schließlich die Multiplikatoren im Glauben waren.397 Schon als junger Priester gehörte die Priesterausbildung zu seinen Anliegen. Aus diesem Grund trat er dem Sussidio Ecclesiastico bei, einer Vereinigung, die sich armer römischer Seminaristen annahm, indem sie ihnen eine finanzielle Unterstützung gewährte und sie zusätzlich auch auf ihre pastorale Tätigkeit vorbereitete.398 Als Bischof setzte er zuerst in Spoleto und später auch in Imola sein Engagement in der Priesterausbildung fort. So erneuerte er z. B. in Imola das Seminarleben und erweiterte den Lehrplan durch Vorlesungen in Liturgie und Exegese.399 Überzeugt, dass die Priesteramtskandidaten gründlich ausge-
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pontificato, in Pio IX Beato, 68 f.) Dazu: Pelczar 28, 28; Aubert: Licht und Schatten, 654ff; Martina: Pio IX Chiesa e mondo moderno, 102ff; Fernesssole listet in seinem Werk jene Institute auf, die in den Jahren 1870 – 1877 unter Pius IX. approbiert worden sind. (Vgl. Fernessole, P.: Pie IX pape [1792 – 1878] 2, Paris 1963, 365. Dazu: Decreto sulle virt¾ eroiche del ven. Pio IX, 6.) Wenige Monate nach seiner Wahl, am 7. 10. 1846, instituierte er eine spezielle Kongregation, welche die Krisensituation der Orden nach den Ordensaufhebungen unter Napoleon studieren und Auswege suchen sollte. Ein Jahr später veröffentlichte Pius IX. die Allokution Ubi Primum, in der er den Wert und die Aufgabe der Orden pries, zur Erneuerung des Ordenslebens aufrief und ihnen seinen Beistand versicherte. (Vgl. Pius IX: Ubi primum [17. 6. 1847] All., in APN I/1, 70 – 77. Dazu: Polverari 2, 103 – 108; Martina 2, 213 – 245; Idem: Un duplice centenario, 540; Aubert: Licht und Schatten, 651.) Vgl. Martina 2, 219 – 241, bes. 219. Vgl. Paolo VI: Il Papa dell’Immacolata e del Concilio Vaticano I. – Omelia di Paolo VI durante la messa per il centenario di Pio IX (5. 3. 1978), in Insegnamenti di Paolo VI 16 (1978) 182 f. Vgl. Serafini, 431; Martina: Pio IX Chiesa e mondo moderno, 108 f. Vgl. Falconi, 684; Serafini, 221. Zu Beginn seines Episkopats in Imola war das Seminar von den österreichischen Soldaten
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bildet sein müssen, ließ es sich Msgr. Mastai nicht nehmen, die Seminaristen vor ihrer Weihe persönlich zu prüfen.400 Um die Ausbildung der Priester zu fördern, unterstützte Pius IX. in verschiedener Weise das schon bestehende Seminarium Romanum und gründete 1853 in Rom das Seminario Pio, 1858 das Nordamerikanische und noch im gleichen Jahr das Lateinamerikanische Seminar.401 Damit gelang es ihm Schritt für Schritt, durch Überwindung nationaler Partikularismen im Klerus, die Einheit in der Weltkirche zu festigen.402 Der spirituellen Erneuerung des Klerus nahm Mastai sich auch persönlich an: Als Bischof in Imola reformierte er das Kapitel,403 besuchte in Spoleto und Imola alle Pfarreien,404 rief gelegentlich den Klerus zusammen, um seinen Priestern geistliche Unterweisungen zu erteilen (z. B. über die Sakramente),405 und verfasste Pastoralbriefe.406 In Imola gründete er speziell für den Klerus ein Exerzitienhaus und nahm selbst an den Exerzitienkursen teil, umso seinem Klerus mit gutem Beispiel voranzugehen.407 Er war sich bewusst, welchen positiven Einfluss sein persönliches Zeugnis als Bischof und Priester auf seinen Klerus ausübte.408 Mit Liebe und Geduld nahm er sich auch der disziplinarischen und finanziellen Probleme seines Klerus an.409 Gleich zu Beginn seines Pontifikats betonte Pius IX. in der Antrittsenzyklika Qui pluribus seinen Willen zur Reform des Klerus und kam auf dieses Thema später in seinen Predigten und Ansprachen immer wieder zurück.410 Doch begnügte er sich nicht allein mit Ermahnungen, sondern setzte sein Vorhaben in vielen Bereichen in die Tat um.411
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in Beschlag genommen. Msgr. Mastai erlangte das Gebäude zurück und konnte somit den Seminaristen wieder ein spirituell, moralisch und hygienisch gesunde Unterkunft bieten. (Vgl. Serafini, 679 – 685.687; Lettere 1, 183.) In Bezug auf seine Aktivität in der Diözese Spoleto: Serafini, 430.444ff; Alberti, O.P.: L’episcopato di G.M. Mastai Ferretti a Spoleto, in Pio IX 10 (1981) 271. Vgl. Serafini, 686.1018. Vgl. Alberti, O.: I. Vicende storiche della Pontificia Universit Lateranense, in Pontificia Universit Lateranense, 8; Martina 2, 249 – 255; Polverari 2, 92 – 102; Rocciolo, D.: Dalla soppressione della Compagnia di Ges¾ al pontificato di Leone XIII, in Mezzardi, L. (Hg): Il Seminario romano – storia di un’istituzione di cultura e di piet, Milano 2001, 104 – 125. Schatz dazu: »Die Entwicklung zur kirchlichen Zentralisierung und vor allem zur stärkeren emotional-religiösen Bindung der Katholiken an Rom hat Pius in jeder Hinsicht systematisch gefördert.« (Schatz: Pius IX., 192. Vgl. dazu: Einleitung – Pius IX nach 1848 (o. A.), in HKG 6/1, 514 f.) Vgl. Serafini, 621 – 632. Vgl. ivi., 134.179.270 – 274.432 – 436.621 ff. Vgl. z. B.: ASV: Fondo Pio IX, b. 9, 12.15.18.60.102.104; ivi. b. 10, 112. Vgl. Serafini, 431.705 f. Vgl. ivi., 693 – 711, bes. 696.699. Vgl. ivi., 135.696.699.912.926. Vgl. ivi., 712 – 748. Vgl. Pius IX: Qui pluribus (9. 11. 1846) Enc., in APN I/1, 19 f; Aubert: Licht und Schatten, 656 f.
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Dieser Kampf um eine spirituelle Erneuerung des Klerus war nicht leicht, denn Pius musste dabei gegen letzte Strömungen des Jansenismus und gegen einen oftmals verweltlichten Klerus angehen. Bei diesen Bemühungen übten seine persönliche Frömmigkeit und vor allem seine Herz-Jesu-Verehrung einen großen Einfluss aus, so dass am Ende seines Pontifikats der Klerus allgemein als disziplinierter, frömmer und eifriger beschrieben wird.412 2.3.2.6. Apostolat durch Förderung der Mission Pius IX. sollte als der erste Papst, der die Neue Welt persönlich kannte, in die Geschichte eingehen. Als im Jahr 1822 die Republik Chile um die Entsendung eines apostolischen Nuntius bat, entschloss sich Pius VII., eine päpstliche Delegation nach Chile zu schicken, die – nach der Revolution gegen die spanische Krone – die verwirrten kirchlichen Verhältnisse wieder regeln sollte. Nachdem sich dem jungen Priester Mastai alle Türen zum Ordensleben verschlossen hatten, sah er in der geplanten Missionsreise eine neue Möglichkeit, sich voll und ganz in den Dienst Gottes zu stellen, nur seiner Sache zu dienen und zum Heil der Menschen zu wirken.413 Begeistert (»elettrizzato«) von dieser Idee, zögerte Mastai nach Absprache mit seinem Beichtvater nicht lange und bat um die Aufnahme in das Missionsteam. Aus diesem Anlass schloss er sich noch vor seiner Abreise nach Chile als »Aushilfsmissionar« der Kongregation vom Kostbaren Blut an.414 An der Seite des apostolischen Vikars Msgr. Munzi verließ Mastai in der Position eines Botschaftsrates (Uditore) am 3. Juni 1823 Rom und sollte erst wieder im November 1825 dorthin zurückkehren.415 Auch wenn die päpstlichen Diplomaten am Ende ihre Mission nicht erfüllen konnten,416 wurde diese Reise für Mastai zu einem prägenden Erlebnis: Neben den äußeren – oftmals unbequemen, wenn nicht sogar lebensgefährlichen – Umständen, erschütterte Mastai die unzureichende sakramentale Versorgung, vor allem in Bezug auf die Firmung.417 Der Priestermangel, den Mastai dort erlebte, erweckte in ihm den 411 Vgl. dazu: Martina 2, 245 – 259. Martina fasst die Bemühungen in diesem Feld wie folgt zusammen: »Reiterate costanti pressioni presso i vescovi per una miglior selezione e formazione dei seminaristi; per un’astensione del clero dalla politica, e da un tenore di vita mondano; per un impegno pastorale pi¾ intenso; creazione a Roma di vari seminari, nel quadro della politica ultramontana che costituisce una delle linee costanti di tutto il pontificato.« (Martina 2, 245.) 412 Vgl. Aubert-Martina 2, 689 – 693; Martina: Pio IX Chiesa e mondo moderno, 118.187. 413 Vgl. Serafini, 306.316. 414 Vgl. Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, 783. 415 Vgl. Serafini, 246 – 389; Polverari, 72 – 81, Faraoni, 18 – 21. 416 Vgl. Serafini, 354 – 356. Dazu: oben I. Teil, Kap. 2.1. 417 Vgl. Serafini, 280.288. Aber auch kirchenpolitisch sollte dieser Aufenthalt eine wichtige
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Wunsch, in Chile zu bleiben, um sich hauptsächlich um die geistliche Betreuung der Landbevölkerung zu kümmern. Doch im Gehorsam gegenüber dem Vikar kehrte er nach Rom zurück, wo er, wie gesagt, als Amerikaexperte oft von höchster Stelle konsultiert wurde.418 Die Erlebnisse in Südamerika beeinflussten Mastai mehr, als man vielleicht denken mag, und so ist es nicht verwunderlich, dass er sich während seines Pontifikats sehr für die Missionsgebiete im Allgemeinen und im Besonderen in Latein- und Mittelamerika einsetzte.419 Neben dem Einsatz des Präfekten der Propaganda Fidei, Kard. Barnabý – einer allgemein als Kapazität im Verwaltungswesen hoch geschätzten Persönlichkeit –, lag Pius IX. besonders der seelsorgliche Aspekt der Mission am Herzen. Darum ermutigte, approbierte bzw. segnete er viele der alten und neuen Orden, die sich für die Ausbreitung des Glaubens in den Missionsländern einsetzen sollten:420 Als herausragendes Beispiel dafür ist sein Interesse an dem »Missionsinstitut für Afrika« – Nigrizien genannt – anzusehen. In der Gründungsphase empfing Papst Mastai den Stifter Comboni mehrere Male in Privataudienzen, ermutigte ihn immer wieder und stand ihm mit Rat und Tat zur Seite.421 Sogar die Gründung des Südamerika-Seminars in Rom hatte in seinen Augen auch einen missionarischen Aspekt: Dadurch sollte auf lange Sicht die kirchliche Struktur in den Missionsländern weiter ausgebaut und die sakramentale Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden. Um dem religiösen Leben überall den notwendigen strukturellen Unterbau zu verleihen, versuchte er, wo immer es ihm möglich war, den Aufbau der kirchlichen Hierarchie einzuleiten bzw. fortzusetzen und durch Konkordate rechtlich abzusichern. In diesem Zusammenhang sind besonders zu erwähnen die Wiederherstellung der Hierarchie in England (1850) und die Wiedererrichtung des lateinischen Patriarchats von Jerusalem (1847). Weltweit errichtete er neben den schon genannten Vikariaten und apostolische Präfekturen 5 neue Erzbistümer und 132 neue Bistümer.422
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Erfahrung werden: Zum ersten Mal erlebte er, was es heißt, wenn die Religionsausübung vom Staat kontrolliert wird. (Vgl. ivi., 348 ff.) Vgl. Polverari 1, 81; Serafini, 391.401. Vgl. Martina 2, 425 – 495, bes. 483 ff. Vgl. Polverari 3, 90 – 98, bes. 93 f; Martina 2, 415 – 420; Beckmann, J.: Die Missionen von 1840 bis 1870, in HKG 6/1, 615 – 649, bes. 616 f. Der Autor geht u. a. auf die Stellung und Leistung von Kard. Barnabý ein. (Vgl. ivi., 615. Dazu: Pio IX: Atti del Convegno »Pio IX e le Missioni« [Roma, 6 febbraio 2004], Roma 2004.) Vgl. Chiocchetta, P.: Pio IX e la Missione dell’Africa centrale (1860 – 1878) – Ricerca di archivio, in Pio IX 5 (1976) 182 – 244, bes. 189.193ff; Martina 2, 418 f; Interessant dazu ist der folgende Vortrag: González-Fernández, F.: San Daniele Comboni, il Beato Pio IX e Propaganda Fide. Le Missioni comboniane nella scia missionaria del Pontificato di Pio IX, in Pio IX: Atti del Convegno »Pio IX e le Missioni«, 215 – 239. Vgl. Mencucci: Alcuni aspetti, 67 f; Martina 2, passim; Polverari 2, 180 – 203; Faraoni, 52. Dazu: oben I. Teil, Kap. 2.1.
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Worin besteht nun eigentlich das Kennzeichnende in der Spiritualität Mastais? Mit anderen Worten: Kann man von einer ureigenen Spiritualität Pius’ IX. sprechen?423 In diesem Kapitel habe ich Mastai Ferretti als einen ganz und gar auf Christus – und speziell auf seine Gegenwart in der Eucharistie, auf sein Kreuz und auf sein Herz als Quelle der Mysterien der Kirche – ausgerichteten Beter dargestellt. Diese enge Beziehung zu Christus inspirierte seine Verehrung für Maria, für die Heiligen und für die Engel – eine Verehrung, die wiederum in einer Art Wechselwirkung sein Verhältnis zum dreifaltigen Gott intensivierte und vertiefte. All das erzeugte in ihm den Wunsch, auch anderen den Weg zu einem erfüllten Leben aus dem Glauben zu erschließen. Darum wurde er zu einem glühenden Apostel des Wortes und zu einem eifrigen Seelsorger mit wachem Interesse für die Mission. Sucht man also in dieser breit gefächerten Spiritualität nach dem spezifisch Mastaianischen, so wird man gewahr, dass man dieses nicht etwa an äußeren Erscheinungen wie z. B. der Einführung bzw. Förderung neuer Gebetsoder Frömmigkeitsformen festmachen kann. Die Spiritualität Pius’ IX. zeichnet sich dadurch aus, dass er es verstand, die Vielfalt der verschiedenen spirituellen Strömungen, mit denen er in Kontakt kam,424 zu einer vitalen Synthese zu verbinden. Auf diese Weise konnte er – als ein Papst mit großer geistlicher Ausstrahlung – der Weltkirche mit ihren unterschiedlichsten spirituellen Strömungen ein einfühlsamer und zugleich führungsstarker Vater und Hirte sein.425 Das hier entworfene spirituelle Mosaikbild soll im weiteren Verlauf dieser Arbeit dazu dienen, die Marienverehrung Pius’ IX. in das richtige Licht zu setzen.
423 Vgl. Bogliolo: La spiritualit di Pio IX, 21. 424 Wie schon erwähnt, haben Mastai Ferretti besonders die Spiritualität der Piaristen, Jesuiten, Passionisten, Franziskaner und vor allem auch die Spiritualität von FranÅois de Sales sowie die von Margareta Maria Alacoque beeinflusst. 425 Vgl. Bogliolo: La spiritualit di Pio IX, 44.
3. Die Marienfrömmigkeit von Papst Pius IX.: Ursprung und Entwicklung
»Allgegenwärtig und doch nicht immer auf den ersten Blick wahrnehmbar« – so könnte man die Marienfrömmigkeit des Papstes beschreiben, der allgemein als der »Papst der Immaculata« bekannt ist. Doch wo liegt der Ursprung dieser tief gelebten Frömmigkeit, durch welche Faktoren wurde seine Marienverehrung begünstigt?
3.1. Das Elternhaus Die Ursprünge der Marienfrömmigkeit von Gianmaria – wie er von den Seinen gerufen wurde – sind sicherlich im Elternhaus zu suchen. Auch wenn es über das Leben seiner Eltern nur wenig geschichtlich gesichertes Material gibt,426 ist bekannt, dass sein Vater Girolamo Mastai Ferretti zu den führenden Männern von Senigallia gehörte.427 Seine Mutter, die Gräfin Caterina Solazzi, kümmerte sich um die Erziehung ihrer Kinder, wobei ihr das religiöse Element besonders am Herzen lag. Sie wird allgemein als tieffromme Frau geschildert, die eine enge innere Beziehung zur hl. Eucharistie und zur Schmerzhaften Gottesmutter besaß:428 Pius IX. erzählte später selber, dass seine Mutter gewohnt war, sich am frühen Morgen in die Servitenkirche (S. Martino) zu begeben, um dort die Messe 426 In einem noch vorhandenen Brief der Eltern Mastais an ihren Sohn, gerade junger Kanonikus in Rom, kann man den tiefen Glauben beider Elternteile erahnen. In diesem Brief vom 10. 8. 1820 schrieb der Vater: »La fiera fin senza che sia caduta alcuna disgrazia per misericordia di Dio (…) Iddio vi benedica« und die Mutter ihrerseits rief den Sohn zum Gebet auf: »vi prego di raccomandarla [seine Schwester Isabella] al Signore, per poter ottenere questa grazia (…) Pregate per me il Signore. Vi benedico«. (Cittadini, G.: Un grande arcivescovo cardinale Giovanni Maria Mastai Ferretti [Pio IX]: da Lettere edite ed inedite e Carteggi dell’Archivio Segreto Vaticano e di Stato sui moti rivoluzionari del 1831, Napoli 1988, 148 f.) 427 Der Vater hatte mehrere Male das Amt des Gonfaloniere inne. (Vgl. Polverari 1, 14.) 428 Vgl. Bogliolo: Profilo spirituale, 22.
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Die Marienfrömmigkeit von Papst Pius IX.: Ursprung und Entwicklung
zu hören und vor dem Bild der Schmerzensmutter zu beten.429 Aus dem Besitz der Mutter existiert in der Casa Museo Mastai Ferretti noch das von Girolamo Bold¾ verfasste und 1762 herausgebrachte Andachtsbuch Considerazioni sopra la Cantica esposte alle sagre Vergini – Per uso delle loro Meditazioni in ciascun giorno del Mese. Con un divoto trattamento per i giorni della Novena nell’Espettazione del Parto di M.V.430 Dieses Gebetbuch beinhaltet Betrachtungen über die verschiedensten Aspekte des christlichen Lebens wie z. B. die Bedeutung des Gebetes, die Wichtigkeit der Einsamkeit, der Armut und der christlichen Vollkommenheit. Diese allgemeinen Betrachtungen sagen nichts besonderes über die Marienverehrung der Mutter Mastai Ferrettis aus. Nur in der sich im Anhang befindlichen Weihnachtsnovene lassen sich einige Marienanrufungen, wie Madre amorosa und Sede della Sapienza, Avvocata und Vergine Immacolata finden; dort werden auch das Herz der Gottesmutter sowie ihre Empfängnis ohne jeden Makel der Erbsünde gerühmt.431 Es liegt nahe, die Mutter Caterina mit all den vielen anderen Priestermüttern zu vergleichen, die ihren Söhnen ein religiöses Umfeld bereiteten, das für eine Priesterberufung förderlich ist.432 So gilt die Mutter des kleinen Mastai als »Prima educatrice e maestra del piccolo Gian-Maria, [che] gli instillý la profonda devozione alla Madonna, e la piet del prossimo.«433 Es wird berichtet, die Gräfin Caterina habe ihren Sohn der Gottesmutter geweiht.434 Sicher ist, dass der 429 Kard. Nocella, enger Mitarbeiter Pius’ IX., berichtete vom Papst: »Narrý che la sua madre era devotissima di Maria SS.ma Addolorata e che soleva la mattina in Senigallia di buona ora recarsi alla chiesa dei Padri Serviti ad ascoltare la Messa e trattenersi ad orare innanzi alla Madonna«. (Piolanti: Introduzione, 8.) Beschreibung der Kirche und des Bildes in: Mencucci: Senigallia e la sua diocesi, bes. 865. Dazu: Anhang C, 549. 430 Vgl. dazu: Polverari 1, 15. 431 Vgl. CMMF: Boldù G.: Considerazioni sopra la Cantica esposte alle sagre Vergini – Per uso delle loro Meditazioni in ciascun giorno del Mese. Con un divoto trattamento per i giorni della Novena nell’Espettazione del Parto di M.V., Venezia 1762, 221 f.226.240.244.252. 432 Vgl. Bogliolo: Profilo spirituale, 21. 433 Zeug. v. Clementi, in Positio, 754, § 2409. 434 Jedoch stimmen die Aussagen über den genauen Moment dieser Weihe nicht überein. Einige setzen diese Marienweihe gleich nach der Geburt an, da der Gesundheitszustand des Kleinen wohl bedenklich gewesen sein muss. (Vgl. Castillo Lara, R.J.: Pio IX e Don Bosco alla luce dell’Immacolata – Omelia del 6. 2. 1988, in Pio IX 17 [1988] 112.) Das erklärt auch, warum man den Neugeborenen noch am gleichen Tag noch taufte. (Vgl. Polverari 1,14.) In einer anderen Aussage wird als Weihejahr das Jahr 1795 angeführt, ohne jedoch einen besondere Anlass zu erwähnen. (Vgl. Pedrini, A.: Vita e Santit di Pio IX, in Pio IX 11 [1982] 90.) Die meisten berichten jedoch einfach von der Weihe an die Gottesmutter, ohne auch nur auf die näheren Umstände einzugehen. (Vgl. z. B. Processo di Imola per la Causa di Beatificazione e Canonizzazione del Servo di Dio Papa Pio IX, hrsg. v. Cani, A., Imola 1908, 22.) Auch Don Bosco beschreibt ganz allgemein »fu un giorno [la madre] che, prostratasi ginocchioni ai piedi di una immagine della Madre Addolorata, elevandosi il pargoletto sulle proprie braccia, le disse: O Maria, d¦gnati di adottarlo come adottasti il discepolo prediletto: a Te lo consacro, a Te l’abbandono.« (Bosco, G.: Fatti ameni della vita di Pio IX, Torino 1893,
Das Elternhaus
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Neugeborene im Dom zu Senigallia – unter den Augen des Gnadenbildes der Madonna della Speranza, die im Dom zu Senigallia besonders verehrt wird, – als einziger Sohn der kinderreichen Familie auf den Namen Maria getauft wurde.435 Elf Jahre später empfing Gianmaria am 2. Februar 1803, dem Festtag der Madonna della Speranza, an dem ihr geweihten Altar die hl. Erstkommunion.436 Zu diesem Anlass schenkte ihm seine Mutter eine Kopie des Gnadenbildes der Madonna della Speranza.437 Es ist anzunehmen, dass die Mutter des kleinen Gianmaria ihren Sohn oftmals vor dieses Bild führte, um dort zusammen mit ihm zur himmlischen Mutter zu beten.438 Die folgende Begebenheit, die gerne aus der Kindheit Mastais erzählt wird, gibt einen kleinen Einblick in die religiöse Erziehung im Hause Mastai: In der Zeit, in der Papst Pius VI. als Gefangener nach Frankreich verschleppt wurde, »unterbricht der kleine Johannes Maria die
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33.) Bei dem Biographen Pelczar heißt es über die Mutter : »Offerendolo spesso a Dio con lagrime e sospiri, ed invocando sopra di lui la protezione della Vergine.« (Pelczar 1, 16.) In einer deutschen Biographie wird berichtet: »Seine fromme Mutter warf sich eines Tages vor dem Bilde der schmerzhaften Mutter nieder, hob den kleinen Johannes empor und sprach: »O Maria, nimm ihn an Kindes statt an, wie du seinen Schutzpatron, den Liebesjünger, angenommen hast! Dir weihe ich ihn, dir überlasse ich ihn ganz.«« (Ballsieper, T.: Der Diener Gottes Papst Pius IX., Bamberg 1960, 7.) Ab 1894 – also zirka 100 Jahre später – entwickelte sich in Senigallia die Tradition, dass die Mütter vor dem Bild der Madonna della Speranza jeweils am Sontag in der Festoktav ihre Kinder der Gottesmutter weihen. (Vgl. Andreoli, G.M.: La Madonna del Duomo di Senigallia, Senigallia 1898, 18; Mencucci: Senigallia e la sua diocesi 1, 582.) Vgl. Polverari 1, 14; Serafini, 48 f. Piolanti kommentiert dieses Faktum mit dem Spruch: »Omen in nomine«. (Piolanti, A.: L’Immacolata stella del pontificato di Pio IX, in Pio IX 17 [1988] 36.) Über der Tür des Domes liest man folgende Inschrift: »Riverenti Entrate E Festosi/ Nostrani E Stranieri/ Il Fonte È Qua Dove Ebbe Battesimo Il Grande Pio/ Qua l’Immagine Augusta/ Strumento A Lui Di Tanti Carismi/ Di Tanta Gloria.« (Andreoli, 2*.) Mehr zu dem Gnadenbild in Mencucci, A.: Il duomo di Senigallia – Guida storica artistica religiosa del tempio ove fu battezzato Pio IX, Senigallia 2002, bes. 46 – 52. Ebenso unten I. Teil, Kap. 4.2.1. Dazu: Anhang D, 550. Vgl. Pelczar 1, 20. Im Dom zu Senigallia steht folgende Inschrift: »N.S. Della Speranza/ Venerata Dal 1598/ Nel Duomo Di Senigallia/ Quale Protettrice// A Lei/ Tolto Dal Sacro Fonte/ Fu Presentato/ Pio IX/ A Lei Dinanzi/ Egli Pregava Fanciullo Giovinetto/ Nel 2 Febbraio 1803/ Cibò La Prima Volta/ Il Pane Angelico/ Pontefice/ Il 26 e 27 Maggio 1857/ Tutto Effuse Il Cuore// Fu Obietto/ Al Pellegrinaggio/ Del 10 Centenario/ Dal Nascimento/ Di Tanto Pontefice// Delle Grazie/ O Vergine/ Che Largisti/ Al Grande Pio/ Chiunque Te Invoca/ Parte Almeno Impetri.« (Andreoli, 1*f.) Im Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica beschreibt Moroni die Schönheit dieses Marienaltares. (Vgl. Moroni 66, 204.) Vgl. Andreoli, bes. 15 f; Polverari 1, 20; Canestri 1, 19 f. Im Dom zu Senigallia heißt es dazu in einer Inschrift: »Vergine Madre/ Àncora Di Nostra Salvezza/ Guarda Con Occhio Di Predilezione/ Chi Viene Pellegrinando A Te/ In Questa Immagine/ Dalla Quale Sin Da Fanciullo/ Sul Tuo Fedel Servo/ Pio IX/ Tante Elette Grazie Spargesti/ Da Farlo Spettacolo Agli Uomini/ Agli Angeli.« (Andreoli, 3*.) In der oben zitierten Inschrift heißt es u. a.: »A Lei Dinanzi/ Egli Pregava Fanciullo Giovinetto.« (Andreoli, 1*. Vgl. oben Fn. 11.) Mehr zur Geschichte des Bildes in: Mencucci: Senigallia e la sua diocesi 3, 1167 – 1178.
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Gebete der Mutter und fragt: »Mama, sind denn diese Franzosen alle böse?« »Nein, mein Lieber«, antwortet die Mutter, »die meisten sind gut und beten und trauern mit uns, und wir müssen umso eifriger für die Kirche und den Heiligen Vater beten, damit auch die anderen sich bekehren mögen.«»439 Als Papst Pius im Jahr 1863 einmal anlässlich eines Besuches im Kloster Trinit dei Monti mit den Schwestern in deren Garten war und all die reifen Früchte an Bäumen und Sträuchern sah, fragte er, ob es im Kloster etwa auch der Brauch sei, auf das frische Obst, wenn es zum ersten Mal im Jahr auf dem Tisch erscheint, zu verzichten. Und er erzählte, dass er »auf den Knien seiner Mutter« gelernt habe, dieses kleine Opfer zu Ehren der Gottesmutter zu bringen.440 Der römische Prozess für die Selig- und Heiligsprechung folgert aus all diesen Begebenheiten, dass Gianmaria die Marienfrömmigkeit praktisch »zusammen mit der Muttermilch aufgenommen« habe.441 Im Elternhaus Gianmarias übte aber nicht nur die Mutter Caterina den religiösen Einfluss aus, auch wenn sicherlich sie es war, die ihre Kinder täglich zum Gebet versammelte. In der Familie Mastai Ferretti besaß der Glaube im Allgemeinen und speziell die Marienverehrung traditionell einen besonderen Stellenwert. Alte Tagebuchaufzeichnungen der Familie aus dem 18. Jh. bezeugen, dass sie einen besonderen Wert auf die marianischen Feste und Prozessionen, die Verehrung der Madonna della Speranza im Dom zu Senigallia sowie auf die Pilgergänge nach Loreto legte.442 Das gilt z. B. auch für Gianmarias Großvater, den Grafen Ercole: In einem Brief an einen Verwandten berichtete Pius IX., wie sein Großvater immer das Marienbild in der Eingangshalle mit ein oder zwei Ave Maria beim Vorbeigehen begrüßte.443 Vorbild in der Marienverehrung waren sicherlich auch die zwei Priesterbrüder seines Vaters, Andrea und Paolino Mastai. Der Kanonikus, Msgr. Andrea Mastai (†1822), hatte auf seinen kleinen Neffen in dessen ersten Kinderjahren bestimmt einen gewissen Einfluss, da er im Hause seines Bruders lebte, Gianmaria taufte und später auch die Schule für ihn 439 Faraoni, 13. Dazu: Bosco, 34 f; Pelczar 1, 18. 440 Vgl. Canestri 1, 16 f. 441 »Questa tenerissima divozione egli succhiý col latte su le ginocchia della pietosa sua madre, che sommamente divota della Madonna e massime dei suoi dolori, ne infervorý con l’esempio e con la parola il figlio.« (Processo di Roma per la Causa di Beatificazione e Canonizzazione del Servo di Dio Papa Pio IX, hrsg. v. Cani, A., Torre del Greco 1908, 141.) 442 Der Inhalt dieser Tagebücher wurde größtenteils veröffentlicht. Hier interessieren die folgenden Seiten: Anselmi, S. (Hg): Soldati corsari regne nella Senigallia del settecento 1707 – 1739 (= Dalle Memorie di Casa Mastai 1), Senigallia 1986, 11.105 – 107; Idem: Soldati epidemie edilizia nella Senigallia del settecento 1739 – 1746 (= Dalle Memorie di Casa Mastai 2), Senigallia 1987, 10; Idem: L’ampliazione di Senigallia 1747 – 1762 tomo 1 anni 1747 – 1754 (= Dalle Memorie di Casa Mastai 3), Senigallia 1988, 82 – 89.114; Idem: In presenza di mal contagioso e con penuria di pane gran stridolenza 1762 – 1778 (= Dalle Memorie di Casa Mastai 4), Senigallia 1990, 65.92. 443 Vgl. Falconi, 29.
Das Elternhaus
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ausgesucht haben soll.444 Msgr. Paolino Mastai († 1820) hingegen hielt sich hauptsächlich in Rom auf. Aus diesem Grund sollte er, als Gianmaria später nach Rom kam, vor allem in der ersten Zeit noch eine wichtige Rolle für ihn spielen, und zwar zum einen, weil er seinem Neffen das tägliche Mittagessen sicherte, und zum andern, weil er den Neuankömmling in die römischen Kreise einführte.445 Nicht nur die Atmosphäre in der Familie, sondern auch das religiöse Umfeld in den Marken prägte den jungen Gianmaria. Man kann davon ausgehen, dass der dort übliche Marienkult auch in der Familie Mastai Ferretti praktiziert wurde: Allem Anschein nach waren speziell die Pilgergänge nach Loreto ein fester Bestandteil der Frömmigkeitsübungen in der Grafenfamilie.446 Als Papst soll Mastai Ferretti einmal erzählt haben: »I miei genitori avevano l’abitudine di recarsi ogni anno alla Santa Casa e di condurci seco i miei fratelli e me, e dall’annunzio della partenza io non dormivo pi¾.«447 Man kann davon ausgehen, dass ebenso das Gebet in der Nacht zum 10. Dezember – dem Festtag U.L.F. von Loreto, an dem der »Überführung des hl. Hauses« gedacht wurde – zum religiösen Programm der Grafenfamilie gehörte.448 Mastai Ferretti kannte und verehrte von Kindheit an U.L.F. vom Berge Karmel. Nach mündlicher Überlieferung der Karmeliter in Senigallia, besuchte der junge Gianmaria zusammen mit seiner Familie regelmäßig die Karmelkirche, wo er auch bei der hl. Messe gedient haben soll.449 Vielleicht bekam er dort in dieser Zeit das braune Skapulier vom Berge Karmel aufgelegt. Auch wenn man das wohl kaum mehr nachweisen kann, wissen wir durch ein persönliches Zeugnis Pius’ IX. mit Sicherheit, dass er diese Devotion von Kindheit an besaß: In einen kostbaren Kelch aus Gold und Silber, den der Papst den Karmeliten in S. Maria in Traspontina schenkte, ließ er in den Fuß die folgende Inschrift eingravieren: »Pio IX, Pontefice Massimo, Confratello del Carmine sin dalla Sua Infanzia.«450 444 Vgl. Polverari 1, 22; Falconi, 31 f.641. 445 Vgl. Masetti Zannini, 53; Polverari 1, 48. 446 Vgl. Andreoli, 32 – 34: Der Autor spricht kurz die traditionellen Pilgergänge von Senigallia bis nach Loreto an und erwähnt u. a. den Adeligen G.B. Mastai Ferretti – Vorfahre –, der schon im 18. Jh. zusammen mit der ansässigen Bruderschaft an dieser Wallfahrt teilnahm. (Dazu der Stammbaum der Familie Mastai Ferretti in: Mencucci, A.: La genealogia della famiglia Mastai-Ferretti, Senigallia 2005, 42 f.) 447 Montanari, M. – Schiaroli, A.: Santi e Beati a Loreto, Loreto 2005, 217. 448 Vgl. Alberoni, A.: Caratteristiche della spiritualit di Pio IX, in Atti Senigalliesi 2, 399 f. 449 Vgl. Soler y Garrigosa, L.: Pio IX y el Carmelo, in Revista Carmelitana 26, Barcelona 1878, 25; Martino, A.: Pio IX Confratello del Carmine, in MadCarm 17/Nr. 7 – 8 (1963) 468. Eine Beschreibung der Kirche in: Mencucci: Senigallia e la sua diocesi 1, bes. 1046 f.1055. 450 Martino, A.: Pio IX pontefice dell’Immacolata visita conventi e monasteri Carmelitani 2, in MadCarm 8/Nr. 6 (1954) 186. Leider ist der Kelch in den Wirren der Zeit abhandengekommen; wahrscheinlich als in den Jahren der Einigung Italiens u. a. der Besitz von S. Maria in Transpontina konfisziert wurde.
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In den Jahren 1796 – 1797, zur Zeit der napoleonischen Besatzung, ereigneten sich in verschiedenen italienischen Städten außergewöhnliche Phänomene: In manchen Kirchen wurde beobachtet, wie die Augen der Marienbilder oder -statuen sich bewegten. Dieses sogenannte »Augenwunder« setzte viele Gläubige und Neugierige in Bewegung, und die Marienverehrung erfuhr einen allgemeinen Aufschwung. Dieses Phänomen war sicher auch im Hause Mastai ein Gesprächsthema, wenn man nicht sogar zu einem dieser »wundertätigen Bilder« gepilgert ist.451 Ein Altersgenosse Mastais berichtete in seiner anlässlich der Papstwahl Pius’ IX. geschriebenen Biographie, dass der junge Gianmaria bereits als Kind eine besondere Verehrung zur Gottesmutter besaß: Damals schon habe er seine Freunde aufgerufen, die Marienfeste zu feiern; und persönlich habe er sich immer mit einer Abtötung vorbereitet und den Festtag mit dem Empfang der hl. Kommunion gefeiert (solennizzare).452 Zusammenfassend kann man mit Roger Aubert sagen, dass Gianmaria in einer Atmosphäre tiefer Frömmigkeit (»ardente piet«) aufwuchs.453 In seiner marianischen Bulle Ineffabilis Deus gedachte Pius IX. später seiner »von früher Kindheit an gehegten Verehrung und Liebe zur allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria«.454 Und in der Enzyklika Ubi Primum schrieb er : »Schon ganz früh und noch Kind war Unser Sinnen nur darauf gerichtet, wie Wir die seligste Jungfrau besonders fromm und innig verehren und wie Wir in Hingabe an sie nur das vollführen könnten, was zu ihrer größeren Ehre und Verherrlichung Uns dienlich erschien und was ihre Verehrung fördern könnte.«455
451 Dieses Phänomen wurde am 30. 6. 1796 bei den folgenden drei Marienbildern in der Diözese Senigallia wahrgenommen: Madonna della Rosa, Madonna dei Sette Dolori in S. Francesco und Maria Apparve. (Vgl. Mencucci: Senigallia e la sua diocesi 3, 1215.) Dazu: Falconi, 39 – 53. Weitere Literatur zu diesem Phänomen: Ragnini, R.: La prodigiosa immagine di Maria Regina di tutti i santi che si venera nella Cattedrale di Ancona, memorie storiche e critiche, Ancona 1896. 452 »Il giovinetto« – erzählte ein Zeitgenosse – »(…) era in modo particolare devoto della Vergine, come egli era sempre il primo a invitare i suoi compagni a celebrarne le festivit, preparandovisi costantemente con qualche mortificazione e poi sempre solennizzandole con accostarsi in tali d devotamente alla mensa eucaristica.« (Toscani, J.: Notizie biografiche intorno al Sommo Pontefice Pio IX dalla di lui infanzia fino al pontificato, Pisa 1846, 4 f. Dazu: Piolanti: L’Immacolata, 37.) 453 Vgl. Aubert-Martina 1, 28. 454 »(…) quam pro summa Nostra vel a teneris annis erga sanctissimam Dei Genitricem Virginem Mariam veneratione, pietate et affectu.« (Ineff., 613; dt. Version z. a.: Ineff. [dt], 33.) 455 »Equidem hujusmodi vota pergrata, perque jucunda Nobis fuere, qui vel a teneris annis nihil potius, nihil antiquius habuimus, quam singulari pietate, et obsequio, atque intimo cordis affectu Beatissimam Virginem Mariam colere, et ea peragere, quae ad majorem ipsius Virginis gloriam, et laudem procurandam, cultumque promovendum conducere posse videantur.« (Ubi primum ’49, 163; dt. Version z. a.: Ubi primum’49 [dt.], 18.)
Das Piaristenkolleg S. Michele in Volterra
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3.2. Das Piaristenkolleg S. Michele in Volterra Als Giovanni Maria elf Jahre alt war, wurde seine intellektuelle und religiöse Erziehung den Piaristen in Volterra übertragen. Wie oben erwähnt, hatte sein Onkel, Msgr. Andrea Mastai, diese Schule für seinen kleinen Neffen ausgewählt. Diese Entscheidung fiel aufgrund seiner persönlichen Bekanntschaft mit einigen allgemein besonders geschätzten Lehrern. Das spezielle Charisma der Piaristen ist die religiöse, zivile und literarische Erziehung der Jugendlichen.456 Dabei legte der Gründer, Giuseppe Calasanzio († 1648), immer sehr hohen Wert auf die religiöse Formung, die er als »pietatem praecipue et doctrinam christianam pueros docere« verstand.457 Darum war der Tagesablauf durch das gemeinsame Morgen-, Mittag- und Abendgebet sowie die tägliche Messfeier gegliedert, wie auch durch eine geistliche Lektüre und das Studium und Auswendiglernen der christlichen Doktrin, im Besonderen des Katechismus des hl. Bellarmino. Außerdem sah der Erziehungsplan eine monatliche Beichte und den Kommunionempfang vor.458 Neben dieser allgemeinen christlichen Ausrichtung nimmt auch bei den Piaristen die Marienverehrung einen besonderen Stellwert ein. Sie geht auf den Ordensgründer und großen Marienverehrer Calasanzio zurück. Schon die Wahl seines Ordensnamens, Joseph von der Gottesmutter (Giuseppe della Madre di Dio), steht für die marianische Ausrichtung seines Ordens sowie für die marianische Orientierung in der religiösen Erziehung der Jugendlichen.459 So gehörten zum Beispiel das Rosenkranzgebet, die Lauretanische Litanei, das Kleine Muttergottesoffizium, Mariengebete und Lieder, die Feier der Marienfeste sowie deren Novenen und Triduen,460 das Fasten in der Vigil461 und das Tragen einer gesegneten Medaille zum festen Bestandteil der Spiritualität der Piaristen und 456 Vgl. Polverari 1, 22. 457 Z. a.: Ausenda, G: La pedagogia calasanziana, in Braido, P. (Hg): Esperienza di Pedagogia cristiana nella storia 1: sec IV – XVII, Roma 1981, 346. Dazu: Gramignoli, G.: Joseph v. Calasanza, in MaLex 3, 440 f; Santoloci, Q.: Giuseppe Calasanzio, in BS 6, 1321 – 1330. 458 Vgl. Ausenda: La pedagogia calasanziana, 346 – 350. 459 Mehr über die Marienverehrung Calasanzios in: Ferraironi, F. – Picanyol, L.: Calasanz et la Madone, in Manoir, H. Du (Hg): Extrait du Tome II de Maria. Êtudes sur la Sainte Vierge, Paris 1952, 925 – 928. 460 Vgl. Esercizi di piet che si praticano nel loro oratorio dai Signori Convittori del Collegio di Volterra dei PP. Delle Scuole Pie, Firenze, Stamperia di S. Giuseppe Calasanzio, 1818. 461 Die Tradition, am Vorabend eines Marienfestes ein Opfer zu bringen, wird im Allgemeinen mit dem Fest der Empfängnis Mariens erwähnt. Jedoch geht aus der Regel des Piaristenkollegs Nazareno in Rom hervor, dass dies normalerweise bei allen Marienfesten üblich war : »Nelle vigilie di ciascuna festa della B.V., in onore, e gloria della medesima faranno qualche particolare mortificazione.« (Pucci, A.: La Congregazione Lauretana – nel 350o Anniversario del Collegio Nazareno [= Quaderni degli Accademici Incolti 4], Roma 1980, 10.92; Vilá-Palá: Pio IX studente in Volterra, 41.)
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somit ihrer Schüler.462 Im römischen Archiv der Piaristen wird noch ein Andachtsbuch vom Piaristenkolleg in Volterra aus dem Jahre 1818 aufbewahrt. Zwar gehörte Gianmaria zu dieser Zeit nicht mehr zu den Studenten von Volterra, doch wird sich die Gebetstradition auch nach neun Jahren nicht wesentlich verändert haben. Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis des Andachtsbuches hilft an dieser Stelle, eine bessere Vorstellung von den religiösen Schwerpunkten im Kolleg von Volterra zu bekommen:463 Litanie della Madonna Preci per la mattina di Comunione Triduo per la Purificazione di M.V. Triduo per l’Annunziazione di M. V. Preci per gli esercizj spirituali Preci da dirsi nella mattina di S. Marco Evangelista Triduo nei giorni 1, 2, 3 di Maggio Preci da dirsi nelle tre mattine delle Rogazioni Triduo per S. Filippo Neri Triduo per l’Assunzione di M.V. Triduo per S. Giuseppe Calasanzio Triduo per la Nativit di M.V. Sere dei giorni 1, 2, 3 di Novembre Triduo per la Concezione di M.V. Ringraziamento per l’ultimo giorno dell’Anno Esercizj diversi di piet fra l’Anno Esercizio per ascoltar la S. Messa Distribuzione dell’ore per gli Esercizj spirituali
pag. 5 6 7 7 23 35 ivi 40 50 60 67 77 85 86 87 98 100 109
Aus diesem Inhaltsverzeichnis geht deutlich hervor, dass die Marienverehrung – neben der allgemeinen Heiligenverehrung – im Piaristenkolleg großgeschrieben wurde. Alle sieben Marienfeste hatten einen besonderen Stellenwert im Schulalltag, und um diese Tage mit größerer Festlichkeit begehen zu können, hatten die Schüler an allen wichtigen Marienfesten schulfrei.464 Gleich zu Anfang des Andachtsbüchleins steht die Lauretanische Litanei, mit dem Vermerk, »che prima della Cena si cantano dopo svelata la Madonna in ciascun Sabato e nelle sere precedenti la Santissima Comunione, nell’Oratorio del Collegio«.465 Es sei an dieser Stelle vorweg genommen, dass Mastai in seinem Leben immer gerne die Lauretanische Litanei anstimmte und auch je nach Situation sich die Marientitel zu Eigen machte. Besonders die Anrufungen Salus
462 463 464 465
Vgl. Pucci, 10.91 – 102. Vgl. Esercizi di piet, 110. Vgl. Pucci, 10. Ivi., 3.
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infirmorum, Rifugium peccatorum und Auxilium Christianorum begleiteten ihn durch sein ganzes Leben.466 Auch wenn es nicht nötig ist, alle Marientriduen aus dem Andachtsbuch auf ihren doktrinären Inhalt hin zu untersuchen, ist es jedoch von Interesse, die Betrachtungstexte von Mariæ Empfängnis und Mariæ Himmelfahrt näher zu beleuchten, da diese beiden Marienprivilegien damals noch nicht dogmatisch festgelegt waren. In dem Triduum zum Fest Mariæ Empfängnis taucht fast wie ein Refrain immer wieder der Gedanke auf, dass Maria durch ein besonderes Privileg vom ersten Moment ihrer Existenz an – durch eine besondere Vorwegnahme des Erlösungswerkes und im Hinblick auf ihre Gottesmutterschaft – von der Erbsünde verschont und voll der Gnaden und Heiligkeit war.467 Neben dieser orthodoxen Darstellung behauptet der Betrachtungstext jedoch auch, dass Maria aufgrund dieses Privilegs schon vom ersten Moment ihrer Existenz an ihren Schöpfer erkannte und liebte – ein Gedanke, der auch in Mastais Predigten, jedoch nicht in seinen lehramtlichen Äußerungen zu finden ist.468 Der Text fällt besonders durch seine pastorale Ausrichtung auf (Aufruf zur Erweckung der Abscheu vor der Sünde sowie zur vermehrten Marienliebe) und endet mit einem deutlich christologisch-eucharistisch orientierten Schlussgebet. Außerdem befinden sich in diesem Betrachtungstext viele der biblischen Bilder, die später in der Definitionsbulle verwendet werden sollten.469 Ob und inwiefern nun dieser Meditationstext Mastai Ferretti beeinflusst hat, bleibt unklar. Sicher ist, dass Pius IX. 1857 während seines Besuches in Volterra den Piaristenpatres eine silberne Medaille mit dem Motiv der Immaculata überreichte.470 In den Betrachtungen über das Fest Mariæ Himmelfahrt sind im Wesentlichen die folgenden Themen behandelt: die Sehnsucht Mariens, ihren Sohn in der Ewigen Herrlichkeit wiederzusehen, ihr Abschied von den Aposteln, ihr Tod, die Notwendigkeit, dass der Körper Mariens – aufgrund der Verdienste Christi – nicht verweste, ihre Himmelfahrt und Herrschaft über die Engel. Der Text schließt mit dem Gedanken, dass Maria, aufgefahren in den Himmel, für uns Fürsprache einlegt und alles von ihrem Sohn erhält, was zu unserer Rettung 466 Vgl. ivi., 3 – 4. Dazu: unten I. Teil, Kap. 4.1.3. Unter den Anrufungen kommen auch die Titel Mater purissima, Mater castissima und Mater inviolata vor; hingegen war die Anrufung der (Unbefleckten) Empfängnis Mariens nicht Bestandteil der im Andachtsbüchlein abgedruckten Litanei. 467 Vgl. Esercizi di piet, 86 – 97. 468 Vgl. unten I. Teil, Kap. 5.4.1. 469 Zu diesen biblischen Bildern und Symbolen gehören die folgenden: die Feindschaft zwischen der Frau und der Schlange, Maria als Tempel Gottes, als Tabernakel, als Arche Noah, als Lilie ohne Dornen und als reine Taube. (Vgl. Esercizi di piet, 90 f; Ineff. [dt.], 28 – 30.) 470 Vgl. Vilá-Palá: Pio IX studente in Volterra, 50.
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dient.471 In diesem Triduum fällt vor allem die noch ungenaue Terminologie über das Geheimnis der Himmelfahrt Mariens auf. Nicht umsonst wurde das Dogma erst Mitte des 20. Jhs. proklamiert. In dem oben genannten Gebetsheft befindet sich für die Schüler ein Tagesplan für die regelmäßig abzuhaltenden Exerzitien. Dieser Exerzitienplan fasst die Schwerpunkte der piaristischen Spiritualität zusammen: Messe, Meditation, Bußpsalmen und sakramentaler Segen wechseln sich mit den typisch marianischen Gebeten wie dem Kleinen Muttergottesoffizium, dem Stabat Mater und dem Rosenkranzgebet ab.472 In diesem religiösen Umfeld festigte und vertiefte sich in Gianmaria die ihm aus seiner Kindheit bereits vertraute Marienverehrung. Wenn man vom »Papst der Immaculata« spricht, fügt man häufig hinzu, dass die Liebe zur Immaculata besonders in der Accademia dei Costanti im Piaristenkolleg und im Beten der Coroncina delle dodici stelle ihren Ursprung habe.473 Diese Aussage ist jedoch eher unsicher, da es scheint, dass die Coroncina in der Zeit von Gianmaria nicht mehr praktiziert und erst um 1835 wieder neu verbreitet wurde.474 Jedes Piaristenkolleg gründete auf Wunsch von Calasanzio eine Akademie, die unter das Patrozinium der Aufnahme Mariens in den Himmel – oder eines anderen Marientitels – gestellt werden sollte. In diesen Akademien sollten die besten Schüler der Kollege ihr Wissen in Literatur, Philosophie oder der bildenden Kunst vertiefen, die Mariengeheimnisse studieren und das Gemeinschaftsgebet pflegen.475 Gianmaria war als guter Schüler nicht nur einfaches Mitglied in der Accademia dei Costanti,476 sondern erhielt auch die Stelle des Konsuls. Die Mitgliedschaft von Mastai Ferretti in der Akademie wird deshalb besonders betont, da die Akademie in Volterra unter dem Schutz der Immaculata stand.477 Nach den Statuten sollte eines der Mitglieder einmal jährlich zu Ehren der Immaculata einen Vortrag halten, und alle waren verpflichtet, in der Vigil zum Fest zu fasten und am Festtag selbst die hl. Kommunion zu empfangen.478 Es wurde vermutet, dass auch Gianmaria, zumindest als Konsul der Akademie, einen Vortrag über die Unbefleckte Empfängnis Mariens gehalten habe. Es 471 Vgl. Esercizi di piet, 60 – 66. Dazu: DH 3900 – 3904. 472 Vgl. Esercizi di piet, 109. 473 Vgl. Vilá-Palá: Pio IX studente in Volterra, 48. Bei diesem Gebet handelt es sich um eine Art Rosenkranz, bei dem die Privilegien Mariens und somit auch ihre makellose Empfängnis betrachtet wird. Dazu: unten II. Teil, Kap. 2.1. 474 Vgl. Vilá-Palá: Pio IX studente in Volterra, 48 – 50; Gramignoli, 441. 475 Vgl. Falconi, 82 f; Gramignoli, 440. 476 Vgl. Vilá-Palá: Pio IX studente in Volterra, 33 f.57 f. 477 »Constantium Academia ad majorem Litterarum progressum instituta, Virgini Mariae sine labe conceptae patrocinio dicata est.« (Ivi., 41.) 478 Vil-Pal beschreibt Gianmaria’s Werdegang innerhalb der Akademie: 1807 Ernennung zum Zensor und wahrscheinlich 1809 zum Konsul. (Vgl. ivi., 42 f.)
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scheint jedoch, dass auch dieser Brauch zur Zeit Mastais nicht mehr üblich war.479 Inwiefern nun die Akademie wirklich die Verehrung der Immaculata bei Mastai Ferretti gefördert hat, ist schwer zu sagen; einerseits sieht es so aus, dass Mastai im Kolleg und besonders in der Akademie mit diesem Marientitel in Kontakt gekommen ist, andererseits jedoch scheint die Beeinflussung nicht so stark gewesen zu sein, wie man oftmals geglaubt hat.480 Sicher ist, dass Mastai in den Jahren in Volterra jährlich das Triduum zu Ehren der Immaculata gefeiert hat. Auch wenn es nicht das einzige Triduum war, galt es im Kolleg als eines der wichtigsten und zeichnete sich durch einen besonders feierlichen Ritus aus.481 Zusammenfassend kann man sagen, dass der Aufenthalt im Piaristenkolleg in Volterra entscheidend für die intellektuelle Ausbildung und vor allem auch für die religiöse und marianische Prägung Mastai Ferrettis gewesen ist. Das tägliche Gemeinschaftsgebet, die Feier der Kirchenfeste – insbesondere der Marienfeste – die Übermittlung der Glaubenswahrheiten und schließlich das gelebte Beispiel tiefer, marianisch geprägter Frömmigkeit der Piaristenpatres werden die Marienverehrung und allgemein das spirituelle Leben des jungen Mastai bestärkt haben. Nicht umsonst bat Mastai am Ende seines Aufenthalts im Kolleg um die Tonsur und erhielt sie im September 1809.482
3.3. Der religiöse Kontext in Rom: Personen und Umfeld Als Giovanni Maria im Mai 1814 zum zweiten Mal nach Rom reiste, war der direkte Anlass nur sein Wunsch, bei dem triumphalen Einzug Pius’ VII., der aus der französischen Gefangenschaft zurückkehrte, persönlich in der jubelnden Menge zugegen zu sein.483 Da sein Gesundheitszustand immer noch nicht stabil war, hatte er noch keine konkreten Zukunftspläne. So dachte er nicht an die Wiederaufnahme seiner Studien.484 Auch von einer eventuellen Berufung zum 479 Weder die Jahrbücher noch die Sitzungsberichte der Akademie geben irgend einen Hinweis auf eventuelle Vorträge. (Vgl. ivi.) 480 Vgl. Polverari 1, 28. Diese Vermutung finden wir z. B. bei: Carniello, R.: Pio IX e il suo periodo giovanile a Volterra, in Atti Senigalliesi 2, 112 – 114; Rocchiccioli, G.: Pio IX e l’Immacolata – Alimentý il suo spirito mariano fra gli educatori calasanziani, in Ricerche 67 (2001) 9 – 11; Pontrandolfi, G.: Pio IX e Volterra – Nel cinquantenario della morte di Pio IX, Volterra 1928, 24; Cianfrocca, G.: La formazione del giovane Mastai Ferretti nel Collegio di S. Michele a Volterra (= Archivum Scholarum Piarum 49), Roma 2001, 126. 481 Vgl. Vilá-Palá: Pio IX studente in Volterra, 51. 482 Vgl. Polverari 1, 28ff; Pelczar 1, 21. 483 Vgl. Polverari 1, 44 f. 484 Giovanni Maria kam 1809 zum ersten Mal nach Rom um dort seine Studien im Hinblick auf seine Priesterberufung fortzusetzen. Aufgrund der politischen Situation musste er jedoch
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Priestertum war bei ihm in dieser Zeit keine Rede. Anfangs wusste er noch nicht einmal, wie lange er in Rom bleiben, geschweige denn, was er in Rom anfangen würde. Später sollte sich jedoch ausgerechnet dieser Zeitraum als providentiell herausstellen, da er gerade in dieser Phase der Suche und Neuorientierung mit den spirituellen Zentren Roms und der geistlichen Elite in Kontakt kam.485 Doch welches waren die Kreise und die Persönlichkeiten, denen er wesentliche neue geistige Impulse verdankte und inwiefern beeinflussten sie seine Marienliebe?
3.3.1. Die Wohngemeinschaften Nachdem Mastai im Mai 1814 nach Rom gekommen war,486 wohnte er zunächst im Pfarrhaus der Kirche S. Maria Maddalena, dem Sitz der Kamillianer, zog aber schon im August 1815 in das Missionshaus der Vinzentiner um. Während der Zeit, die Mastai mit den Kamillianern verbrachte, lernte er sicher, Maria unter dem Titel »Maria, Heil der Kranken« (Madonna Salus Infirmorum) anzurufen. Camillo de Lellis († 1614), der Gründer der Kamillianer, der »Regularkleriker vom Krankendienst« war nämlich selber ein großer Marienverehrer: De Lellis legte am Festtag der Unbefleckten Empfängnis 1591 die erste feierliche Ordensprofess ab und sah vor allen Dingen in Maria die Mitbegründerin seines Ordens.487 Nach dem Tod des Ordensgründers wurde der Kirche S. Maria Maddalena ein schon seit längerer Zeit verehrtes Gnadenbild eines unbekannten Künstlers geschenkt,488 das bald unter dem Titel Salus Infirmorum bekannt wurde. Dieser Titel der Muttergottes war Pius IX. besonders lieb, und bei allen Krankheitsfällen, die ihm zu Ohren kamen, rief er sie gern mit diesem Namen an.489 Doch nicht nur dieser Ehrentitel der Madonna sollte Mastai durchs Leben begleiten, sondern auch die Erinnerung an seine Errettung aus dem brennenden
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seinen Romaufenthalt frühzeitig abbrechen und in seine Heimatstadt zurückkehren. Hierauf folgten fünf Jahre der »Neuorientierung«. (Vgl. ivi., 32 – 41.45.) Falconi und Polverari beschreiben, wie diese sozialen Kontakte zustande kamen. (Vgl. Falconi, 170; Polverari 1, 48.) Der genaue Ankunftstag in Rom ist nicht klar ; bekannt ist, dass Gianmaria am 5. Mai noch in Senigallia weilte (vgl. Masetti Zannini, 33), jedoch beim Einzug Pius’ VII in Rom (am 24. Mai) schon in Rom war. (Vgl. Aubert: Die katholische Kirche und die Revolution – 2. Napoleon und Pius VII., 103; Masetti Zannini, 36.) Vgl. Weber, D: Kamillianer, in MaLex 3, 501. Schon Papst Pius V., ein großes Vorbild Pius’ IX., soll im Jahr 1571 während der Schlacht vor Lepanto vor diesem Bild gebetet haben. (Vgl. Colonna, D.: Santa Maria Maddalena, in Roma Sacra 8 [1996] 48 – 55; Sonntag, C. – Spellucci, J. [Hg]: Die Ewige Stadt – Ihre Heiligtümer und Kulturdenkmale in Wort und Bild, Bozen 1987, 380.) Vgl. Zeug. v. Zonghi, in Positio, 287, § 918.
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Zimmer im Pfarrhaus der Maddalena: Den guten Ausgang führte er auf das Eingreifen Mariens zurück.490 In seiner zweiten Bleibe befand sich Mastai Ferretti ebenfalls in einem marianisch geprägten Umfeld, dem Missionshaus der Vinzentiner auf der Piazza Montecitorio, das hauptsächlich als Exerzitienhaus für die Weihekandidaten, Pfarrer und Beichtväter Roms diente.491 Die Missionare des hl. Vincent versuchten, nach dem Vorbild ihres Ordensgründers, Vincent Depaul († 1660), den Christozentrismus von B¦rulle in praktische Nächstenliebe umzusetzen. Als großer Marienverehrer nahm der hl. Vincent sich Maria im karitativen Wirken zum Vorbild. Vor allem rief er seine geistlichen Söhne und Töchter auf, Maria in ihren Tugenden nachzuahmen und immer auf ihre Fürsprache zu vertrauen. Giovanni Maria nahm während seines Aufenthaltes bei den Vinzentinern nicht direkt an ihrem spirituellen Leben teil; er wurde anfänglich sogar vom Gemeinschaftsleben ausgeschlossen. Erst nach einiger Zeit bekam er Zugang zu den täglichen Rekreationen und konnte somit Kontakte knüpfen und geistliche Gespräche führen.492 Einige Jahre später – in Vorbereitung auf seine Subdiakon-, Diakon- sowie Priesterweihe – nahm Mastai an den Exerzitienkursen bei den Vinzentinern teil und konnte somit deren Spiritualität noch intensiver kennen lernen.493 Ungelöst bleibt die Frage, ob der junge Mastai während seiner Wohnzeit auf dem Montecitorio an den Aktivitäten des Hauses teilgenommen hat. An erster Stelle hätte er die wöchentlichen Conferenze del marted besuchen können, welche die religiös-moralische Unterweisung der Priester zum Ziel hatten.494 Diese Teilnahme ist jedoch eher unwahrscheinlich, denn zu diesem Zeitpunkt (ab 1815) war der junge Graf schon fest bei den allabendlichen Aktivitäten im Hospiz dell’Assunta, dem so genannten Tata Giovanni, eingespannt, in das er 1818 sogar übersiedelte und dort bis zu seiner Abreise nach Chile wohnte.495 490 Vgl. Serafini, 171. Dazu: unten I. Teil, Kap. 4.5.2. 491 Vgl. Chierotti, L.: Vincenzo Depaul, in BS 12, 1155 – 1168; Arata, A.: Tre secoli di vita romana della »Casa della Missione«, in Annali della Congregazione della Missione e della Compagnia delle Figlie della Carit 50, Roma 1943, 29.37 f; Weitere Lektüre über das Exerzitienhaus: ACMV: Carrozio, F. (1681 – 1763): Manuskript (o. T.), in Memoria della Casa di Montecitorio, 1 – 17; ACMV: Libro cronologico dalla fondazione all’anno 1814 sotto il pontificato di Pio VII 1, 14 f. 492 Vgl. Falconi, 684 f. 493 »Pio Papa IX. Giovanni Maria Mastai di Sinigaglia [sic!] fece gli esercizii spirituali nel 1818 nei quattro tempi di Dicembre per il Suddiaconato; nel 1819 nei quattro tempi delle Ceneri, per il Diaconato, e nell’ordinazione di Sabato Santo dell’istesso anno per il Presbiterato.« (ACMV: Elenco dei pi¾ distinti, 1.) 494 Vgl. Arata: Tre secoli di vita romana della »Casa della Missione«, 37 f. Leider lässt sich im Archiv der Vinzentiner (ACMV) nicht das Register der Konferenzbesucher des 19. Jhs. finden. 495 Vgl. Serafini, 169 f.191.
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Aber wie sah das Leben im Tata Giovanni aus? Das Hospiz beherbergte entlaufene und verstoßene Kinder und Waisenkinder, die tagsüber in der Stadt ein Handwerk erlernten und abends von den freiwilligen Helfern unterrichtet wurden. Das von Priestern gegründete und geführte Hospiz legte dabei großen Wert auf die religiöse Erziehung der Kinder und Jugendlichen, die durch gelebtes Beispiel und Katechese angewiesen wurden, das irdische Leben als einen Pilgerweg zu sehen. Neben den täglichen Unterweisungen gehörte die Anleitung zum persönlichen und gemeinschaftlichen Gebet – besonders der abendliche Rosenkranz – und natürlich der Sakramentenempfang zum Alltag der Kinder.496 Das Hospiz wurde nicht nur von Jugendlichen frequentiert, sondern war gleichzeitig ein Treffpunkt vieler Priester.497 Im geistig-geistlichen Austausch mit ihnen machte Mastai wesentliche Erfahrungen, die seinen weiteren religiösen Werdegang beeinflussten.498
3.3.2. Die Bruderschaften und der römische Freundeskreis Der Aufenthalt an der Piazza Montecitorio wurde dennoch bedeutungsvoll für den jungen Grafen: Dort lernte er den um zwei Jahren jüngeren Chiarissimo Falconieri kennen,499 der bald sein bester Freund wurde. Gemeinsam entdeckten sie ihre Begeisterung für Gott und vertieften ihre Marienfrömmigkeit. Nach ihrem ersten zufälligen Zusammentreffen 1815 im Exerzitienhaus auf dem Montecitorio kreuzten sich ihre Wege immer wieder. Sie wuchsen in den gleichen Freundeskreis hinein, hatten in Storace den gleichen Seelenführer, waren in den gleichen Bruderschaften und von den gleichen Idealen fasziniert.500 496 Vgl. Morichini, L.: Di Tata Giovanni. Memoria, Roma 1830, 20 – 23; Canestri 1, 76 – 81, bes. 78; Pelczar 1, 28 f. 497 Vgl. Falconi, 191. 498 Vgl. ivi., 241. 499 Der Adlige Chiarissimo Alessio Falconieri Mellini (1794 – 1859), war zunächst Edelknabe in der Korte Napoleons, erfuhr jedoch nach dessen Niederlage eine Art Konversion. Nach einer Zeit der Pilgerreisen kehrte er zurück nach Rom, um dort in die Nobelgarde (corpo delle Guardie nobili) einzutreten. Doch unter der Führung des Priesters Felice Guidi – Mitarbeiter des Kanonikus Storace im Hospiz Tata Giovanni – entschied er sich zum Priestertum. (Vgl. Serafini, 130 – 145; Falconi, 195 f.685; Re, N. Del: Il Cardinale Chiarissimo Falconieri Mellini – Grande elettore e amico di Pio IX, in Pio IX 21 [1992] 87 – 113; Montani, F.: Elogio storico del cardinale Chiarissimo Falconieri Millini Arcivescovo di Ravenna, Roma 1860; Weber : Kardinäle und Prälaten, 461; Cittadini: Un grande arcivescovo, 133 – 144.) 500 Falconieri war z. B. genauso wie Mastai Sodale in der Unione dei sacerdoti di Santa Galla, in der Confraternita del Preziosissimo Sangue in S. Nicola in Carcere sowie in der Pia Unione di S. Paolo Apostolo (vgl. ASVR: Pia Unione di S. Paolo Apostolo – Palchetto 151, Nr. 14: ˜ i e Rm ˜ i Sigri Cardinali, Prelati, Sacerdoti e Cherici intervenuti Registro dei Nomi degli Em all’Adunanza dei Casi Morali dalli 21 Novembre 1814 att8 li Sett. 1819 frequenze da ca-
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Man kann davon ausgehen, dass sie sich gegenseitig auf ihrem Glaubensweg anfeuerten, auch wenn es scheint, dass Falconieri eher der Vorreiter war, da er schon 1818 die Priesterweihe, 1826 die Bischofsweihe (am Fest Maria Himmelfahrt) und schließlich 1830 die Kardinalsernennung erhielt. Falconieri wurde zu seinen Lebzeiten wegen seiner Frömmigkeit und seiner Nächstenliebe gepriesen und als Kardinal von Ravenna liebevoll »Angelo di Ravenna, vero Angelo di pace« genannt.501 Seine besondere Verehrung für Maria, die er bereits durch seine Mitgliedschaft in den marianisch geprägten Bruderschaften in Rom und durch seine Kontakte mit marianisch orientierten Priestern vertieft hatte, kam – ebenso wie wenig später bei seinem Freund Mastai – in seiner Tätigkeit als Hirte seiner Diözese zum Tragen. Als Erzbischof von Ravenna sandte er an Papst Gregor XVI. zwei Bittschriften, welche die Marienverehrung betrafen. In der ersten (1838) bat er darum, den Titel Immaculata in die Marien-Präfation aufzunehmen, und in der zweiten (1843), die Anrufung Regina sine labe originali concepta in die Lauretanische Litanei einzugliedern. Mastai Ferretti hingegen unternahm den entsprechenden Schritt erst einige Monate später.502 Innerhalb der Diözese versuchte Falconieri, auch bei seinen Gläubigen die Verehrung der Immaculata zu steigern: »La divozione all’immacolata Madre di Dio, che nei Ravennati puý ragionevolmente dirsi ereditaria, fu resa onor pi¾ viva dalla parola e dall’esempio del Falconieri, che continuo onorava l’altissima Reina con tributi d’ossequio, ma mille tanti pi¾ studiavasi di propiziarla a s¦ e al suo popolo con i splendidi riti e con ogni sfolgorata magnificenza s nei giorni che tra l’anno ricorrono sacri a lei, e s in quelli eziandio prefissi a compiere il corso delle missioni.«503
Selbstverständlich waren bei Falconieri die Marien- und die Gottesliebe untrennbar miteinander verbunden.504 Der Wunsch, die große Gottesmutter zu ehren, drängte ihn sogar noch wenige Monate vor seinem Tod, nicht auf die Teilnahme an der Jahrhundertfeier der Madonna del Sudore zu verzichten, obwohl er gerade erst von einer anstrengenden Reise aus Rom zurückgekommen und außerdem sein allgemeiner Gesundheitszustand bereits bedenklich war.505
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varsene gli Attestati) und in der Arciconfraternita della Santissima Trinit dei Pellegrini. Ebenso war er ein großer Verehrer von FranÅois de Sales und setzte sich wie Mastai für karitative Werke ein. (Vgl. Farabulini, D.: Vita del Cardinale Chiarissimo Falconieri – Arcivescovo di Ravenna, Roma 1860, 4.65; Serafini, 130.) Abgesehen von den gemeinsamen Interessen existierte zwischen den beiden auch ein tiefes persönliches Einvernehmen. (Vgl. dazu: Serafini, 881.888.1027 f.1048.) Ivi., 791. Vgl. Roskovány 4, 3.8. Dazu: unten II. Teil, Kap. 2.2. Farabulini, 18. Vgl. ivi., 65. Vgl. Re: Il Cardinale Falconieri Mellini, 112. Die Madonna del Sudore wird als wundertätig
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Aus den mehr als 600 Briefen, die Mastai Ferretti an seinen Freund Falconieri richtete, gehen kaum Hinweise auf Falconieris Marienfrömmigkeit hervor.506 Dass die Marienverehrung jedoch beiden am Herzen lag, deutet der Brief vom 2. Juli 1844, dem Fest Mariæ Heimsuchung an. In diesem Brief lud Mastai Ferretti seinen Freund zu einem Besuch in Imola ein und bat ihn, »wenigstens einen Teil der Gnaden mitzubringen«, die Maria zu Elisabeth getragen hat.507 Mastai lernte nicht nur den jungen Falconieri kennen, sondern wuchs immer mehr in das religiöse Leben Roms hinein: Ab 1815 engagierte sich der junge Graf immer häufiger in Bruderschaften oder ähnlichen religiösen Zusammenschlüssen, in denen er mit der Priesterelite Roms in Kontakt kam.508 Doch inwiefern haben diese religiösen Aktivitäten die Marienliebe von Mastai Ferretti wirklich beeinflusst? Haben die Bruderschaften bzw. die Personen, mit denen Mastai in Kontakt kam, Einfluss auf seine Marienfrömmigkeit genommen? Es sei vorweggenommen, dass dieses Umfeld in erster Linie die Priesterberufung von Mastai Ferretti favorisierte. Die Beeinflussung im Bereich der Marienfrömmigkeit war eher ein »Nebeneffekt«, da alle seine Priesterfreunde zugleich große Marienverehrer waren. Ein knappes Jahr nach seiner Ankunft in Rom trat Mastai in die am römischen Kolleg angesiedelte Congregazione mariana dell’Annunziata ein, die auch als Prima Primaria bekannt ist. Diese von dem belgischen Jesuiten Johannis Leunis 1563 gegründete marianische Kongregation wollte Studenten, die nicht dem Jesuitenorden angehörten, die Möglichkeit einer religiös-karitativen Prägung bieten.509 Aus diesem Grund besaß die Kongregation eine zweifache Ausrichtung: Durch gemeinsames Gebet und geistliche Lektüre wollte man das religiöse Leben der jungen Menschen fördern, und gleichzeitig sollten sich die Mitglieder in der Nächstenliebe üben und apostolisch tätig werden.510 Der Gründer wollte den Jugendlichen außerdem eine besondere Liebe zur Gottesmutter vermitteln, die sie vor allem als Madonna dell’Annunziata verehrten.
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verehrt, da sie in verschiedenen Gelegenheiten, wie Pest und Besatzung, Tränen geweint und Blut geschwitzt haben soll. Diese Madonna ist die Patronin von Ravenna. (Vgl. ivi., 112.) Die Briefe haben in der Regel eher einen pragmatischen Charakter, es fehlt jedoch nicht an humorvollen Bemerkungen. Die Anreden und Verabschiedungen besitzen oftmals geradezu einen liebevollen Stil. (Vgl. z. B. Serafini, 131.) »Rispondo nel giorno della Visitazione, giorno indicatissimo per trattare di Visita. Venite dunque quando volete, giacchÀ non mi muovo da Imola, e portatemi se non tutto, una parte almeno delle benedizioni, che Maria SS.ma seco recý nella casa di quella Santa Donna.« (Serafini, 142.) Vgl. Falconi, 244. Zur Entstehung und Geschichte der marianischen Kongregation: Baragli, E.: Alle origini della Congregazione mariana Prima Primaria, Roma 1964, 11 – 17; O’Sullivan, P.: Prima Primaria, in DHCJ 4, 3232; Idem: Congregaciones Marianas, in DHCJ 1, 914 – 918; Repertorio degli archivi, 197 f. Vgl. Baragli, 16.
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Inspiriert wurde diese Verehrung auch durch eine Darstellung der Verkündigungsszene von Zuccari – allgemein Madonna della Prima Primaria genannt – die die Atmosphäre der Kapelle prägte.511 Alle Sodalen sollten sich der Gottesmutter weihen und täglich den Rosenkranz und das Kleine Muttergottesoffizium beten. Neben diesen typisch marianischen Gebeten waren die Mitbrüder außerdem angehalten, wöchentlich zu beichten, am ersten Sonntag im Monat die hl. Kommunion zu empfangen, täglich an der hl. Messe teilzunehmen, nachmittags eine halbe Stunde lang zu meditieren und an Sonn- und Feiertagen die Vesper zu beten.512 Pius IX. selber erinnerte sich in einer der Congregazione Prima Primaria im Jahre 1875 gewährten Audienz mit Freude an diese seine Mitgliedschaft: »La vostra presenza mi consola col risvegliarmi le memorie dei primi anni della mia giovent¾, quand’io non ero ancora entrato nel corso dei Ministri del Santuario. Mi ricorda ancora la mia ammissione nella Congregazione (…) che chiamate Primaria. BenchÀ quei momenti non erano cos pericolosi per la giovent¾, non dimeno mi posi anch’io sotto la protezione di Maria Santissima. (…) Una delle pi¾ dolci rimembranze À quella di ripensare a quei cari momenti, in cui tanti giovani insieme uniti facevamo in comune le nostre preghiere in congregazione.«513
Die Einschreibung Mastais in die Prima Primaria erfolgte am 25. März 1815 durch den damaligen Direktor, den Abt Caprano.514 Pietro Caprano (1759 – 1834) war ein allgemein geschätzter Priester wegen seiner überdurchschnittlichen Intelligenz, seiner Urteilsfähigkeit und Ausgeglichenheit. Aus diesem Grunde vertraute man ihm die verschiedensten Ämter an. In der Zeit, in der Mastai ihn kennen lernte, war er gerade Professor am römischen Kolleg (ab 1786), wurde jedoch schon 1816 zum Erzbischof von Iconio ernannt, war Sekretär der Kongregation für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten (Affari ecclesiastici 511 Baragli versucht in seinem Artikel zu klären, von welchem Marienbild die Prima Primaria ihren Namen erhalten hat, weil die Kongregation sich nicht – wie bisher angenommen – vor der Verkündigungsszene Zuccaris vereinte, da dieses Bild erst späteren Datums ist. In diesem Kontext fragt sich Baragli, ob der Gründerkreis der Prima Primaria wirklich so marianisch war, wie man bisher vermutete oder ob nicht vielmehr die Katholizität – im eigentlichen Sinne des Wortes – im Vordergrund der Spiritualität gestanden hat. (Vgl. Baragli, 31 – 89.) 512 Vgl. Villoslada, R.G.: Storia del Collegio Romano dal suo inizio (1551) alla soppressione della Compagnia di Ges¾ (1773) (= AnGr – SFHE 66), Roma 1954, 127 – 132; Baragli, 13 – 16. 513 Franciscis 3, 435. Schon im Jahr 1871 hatte Pius IX. die Kongregation in Audienz empfangen und dabei an seine persönliche Teilnahme erinnert: »Il S. Padre« – so heißt es in der Aufzeichnung – »mostrý da prima di ricordar con piacere quei momenti, nei quali con culto pi¾ speciale si dedicý a Maria Santissima ascrivendosi alla congregazione; poi accenný di quanto conforto sia la protezione della Gran Madre di Dio, e come in questo turbamento di cose convenga star presso a lei, e la guida sua seguire fedelmente.« (Franciscis 1, 51.) 514 Vgl. Masetti Zannini, 44; Pelczar 1, 30.
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straordinari) sowie in der Propaganda Fide und wurde zuerst in pectore (1826) und schließlich offiziell ab 1828 zum Kardinal kreiert.515 Es ist unklar, wie weit die Persönlichkeit Capranos einen Einfluss auf den jungen Mastai ausübte. Fraglich ist auch, wie lange Mastai Ferretti als aktiver Sodale in der Kongregation mitwirkte, da er schon am Ende des gleichen Jahres fest im Hospiz Tata Giovanni engagiert war.516 Sicher ist zumindest, dass die Kontakte zu Caprano nicht abbrachen, denn Mastai Ferretti wurde von ihm und in seiner Privatkapelle im Palazzo Doria zum Priester geweiht.517 Neben der Congregazione mariana dell’Annunziata trat Mastai in den folgenden Jahren noch in verschiedene andere Bruderschaften und Fromme Vereinigungen ein, und vor allem wurde er – wie bereits erwähnt – freiwilliger Mitarbeiter im Hospiz Tata Giovanni. Alle Vereinigungen waren durchaus marianisch orientiert, sind jedoch nicht als rein marianisch einzustufen. Eine zur Zeit Mastais besonders lebendige Vereinigung war die katechetischkaritativ ausgerichtete Pia Unione di Santa Galla,518 die nach den Wirren der Revolution von 1798 durch Carlo Odescalchi und vor allem durch Del Bufalo in den Jahren 1806 – 1807 wiederbelebt wurde.519 Sie war damals ein Treffpunkt vieler Priester, denen die Seelsorge besonders am Herzen lag. Mastai Ferretti schloss sich ihr anscheinend erst am 1. April 1818 an.520 In diesem Zentrum der Evangelisierung, in dem die Kinder der unteren Bevölkerungsschichten durch 515 Vgl. Moroni 9, 216 f; Raco, F.: Caprano, in DBI 19, 163 – 165. 516 Vgl. Serafini, 171.193. 517 Vgl. Polverari 1, 68; Falconi, 288.707. Falconi weißt darauf hin, dass damals nur der Generalvikar des Papstes in Rom die Priester weihen durfte; demzufolge muss Caprano eine Sondererlaubnis besessen haben. 518 Nach der Legende zog sich das Mädchen Galla nach dem Tod ihres Vaters zu einem kontemplativen Leben zurück. Es heißt, die Gottesmutter habe das Mädchen mit ihren Visionen beglückt. (Vgl. Proja, B.: Santa Galla di Roma, in http://www.santiebeati.it/dettaglio/90992 [14. 12. 2006]; Idem: Mons. Marco Antonio Anastasio Odescalchi, fondatore dell’ospizio di S. Galla in Roma, Citt del Vaticano 1977, 68 – 103; Papasogli, G.: Vita e Tempi di San Gaspare Del Bufalo, Roma 1977, 66; Repertorio degli archivi, 289 f; Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, 771 – 178.) 519 1806 verbündete sich Del Bufalo mit Odescalchi, um die Pia Unione di Santa Galla – nach ihrem quasi Untergang während der Revolution von 1798 – wiederzubeleben. Nach dem Tod des überalterten Direktors Diotallevi († 1806) wurde der zwanzigjährige Del Bufalo im gleichen Jahr noch zum Direktor des Werkes ernannt. (Vgl. Papasogli: Vita e Tempi di San Gaspare, 68 f.) 520 In der Auflistung der Mitglieder sind leider nicht die Eintrittsdaten vermerkt. Unter der Nummer 472 taucht der Name »Mons. Don Giovanni Maria Mastai Arcivesc.« mit der Ergänzung »Card.« Auf. Es ist anzunehmen, dass diese Liste erst in späteren Jahren angelegt wurde, da allgemein das Jahr 1818 als Einschreibedatum angegeben wird. (Vgl. Polverari 1, 70.) Vor Mastai waren schon Storace, Polidori, Pallotti, Falconieri, Caprano der Pia Unione beigetreten. (Vgl. ASVR: Archivio S. Maria in Cosmedin – Unione S. Galla, Palchetto 142, Nr. 99: Elenco degli Ascritti alla Pia Unione dei Sacerdoti Secolari eretta in Roma nella Venerabile Chiesa di Santa Galla nell’Anno 1702, fl. 45 – 73.)
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Katechismusunterricht auf die Erstkommunion vorbereitet wurden, stand die Katechese, die Predigt und das gemeinsame Gebet im Mittelpunkt. Schwerpunkte waren die Feier der hl. Messe und die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu und der Gottesmutter. Letztere wurde vor allem am Fest Mariæ Darstellung im Tempel sowie am 17. Juli, dem Fest der Manifestazione dell’Immagine di ˜ a a Santa Galla, in besonderer Weise gefeiert. Darüber hinaus galt ihr Maria SSm an jedem Samstag und in den Vigilien zu den Marienfesten eine spezielle Verehrung.521 Außerdem gehörten zum täglichen Programm das Rosenkranzgebet und die Litaneien.522 Die marianische Ausrichtung der Pia Unione di Santa Galla, die sich aus diesen Angaben ersehen lässt, wird letztlich auch durch die Tatsache bestätigt, dass in der Zeit der Aufhebung des Jesuitenordens alle am römischen Kolleg angesiedelten marianischen Kongregationen dieser Pia Unione anvertraut wurden.523 Wenn man davon ausgeht, dass Mastai der Pia Unione die Santa Galla am 1. April 1818 beitrat,524 stellt sich die Frage, weshalb er zu diesem Zeitpunkt noch ein weiteres Arbeitsfeld übernahm, obwohl er doch schon seit 1815 im Hospiz Tata Giovanni tätig war. Es ist nicht auszuschließen, dass er neben seiner Begeisterung für das Apostolat vor allem daran interessiert war, mit der Priesterelite in Kontakt zu bleiben, um von diesen außergewöhnlichen Persönlichkeiten zu lernen. Eine der wichtigsten Priestergestalten in der Pia Unione di Santa Galla war Carlo Odescalchi (1785 – 1841), den man sicher als eine weitere Schlüsselfigur im Leben Mastais betrachten kann. Odescalchi wurde zunächst als Volksmissionar bekannt, nahm ungern, jedoch im Gehorsam gegenüber den Oberen 1823 die Kardinalsernennung an, bat dann aber bereits 1838 um die Demission, um als einfacher Jesuit wieder predigen zu können. Giovanni Maria lernte den Missionar wahrscheinlich durch seinen Onkel, Mons. Paolino, kennen. Außerdem frequentierten sie beide die römischen Familien Doria und Pianciani, das Exerzitienhaus auf dem Montecitorio und die gleichen Frommen Vereinigungen. Schließlich begleitete Mastai Ferretti den älteren Freund im Jahr 1818 bei der Volksmission in Senigallia.525 Die Freundschaft begrenzte sich jedoch nicht nur auf die ersten Jahre seines Aufenthalts in Rom, sondern dauerte – wie man auch
521 ASVR: Archivio S. Maria in Cosmedin – Unione S. Galla, Palchetto 142, Nr. 99: Memorie della Pia Unione in S. Galla – Tomo 2, fl. 29 – 31. 522 Vgl. ivi. 523 Vgl. Proja: Mons. Marco Antonio Anastasio Odescalchi, 89 f; Repertorio degli archivi, 289. 524 Vgl. Pelczar 1, 30. 525 Vgl. Angelini: Storia della vita del p. Carlo Odescalchi della Compagnia di Ges¾, Roma 1850, 41.126.146 – 149; Schmid, J.J.: Odescalchi, in BBKL 6, 1106 – 1108; Falconi, 172.241; Mellinato: Odescalchi, Carlo, in DHCJ 3, 2860; Polverari 1, 66.70.
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aus vielen Briefen entnehmen kann – über Jahrzehnte hinweg.526 In dieser Beziehung war Mastai ganz klar derjenige, der bei seinem älteren Freund »in die Schule ging«. Dieser war ihm Vorbild als Priester, Prediger und Missionar. In Odescalchi begegnete Giovanni Maria einem von Gottesliebe entbrannten Priester, einem glühenden Anbeter der Menschheit Christi, einem Verehrer des hl. Luigi Gonzaga, des hl. Filippo Neri und des hl. Giuseppe Calasanzio, und schließlich einem glühenden Marienverehrer: Genauso wie Mastai hatte auch Odescalchi von seiner Mutter Valeria Giustiniani die Liebe zur Gottesmutter in die Wiege gelegt bekommen. In seinem Leben bezeugte er immer wieder, dass seine Gebete zur Jungfrau Maria nie unerhört blieben.527 Für ihn war es eine Freude, über die Geheimnisse Mariens zu predigen, Prozessionen zu Ehren der Gottesmutter und feierliche Liturgien anlässlich der Krönung von Marienbildern zu halten.528 Die Stellung Mariens war für ihn – wie übrigens auch für Mastai Ferretti – die der Vermittlerin: »intermediatrice potente tra la grandezza di Dio e la nullezza dell’uomo, tra la grazia e la colpa, tra la terra e il cielo«.529 Aus der Lebensbeschreibung des Odescalchi geht hervor, dass er für gewöhnlich nachmittags seine Spaziergänge mit einem Kirchenbesuch verband, wobei er am liebsten die altbekannten Marienheiligtümer aufsuchte.530 Genau die gleiche Gewohnheit hatten noch viele weitere Zeitgenossen, wie z. B. Del Bufalo und auch Mastai Ferretti.531 Schließlich war Odescalchi einer der vielen, die sich um die Verbreitung des Glaubens und des Kultes der Unbefleckten Empfängnis bemühten: Zuerst als einfacher Prediger und später als Kardinal, indem er für den römischen Weltklerus und den ihm anvertrauten Orden die Genehmigung erbat, im Offizium der Empfängnis Mariens die Bezeichnung »unbefleckt« und in die Lauretanische Litanei die Anrufung Regina sine labe originali concepta einfügen zu dürfen.532 Gewissermaßen als Neugründer der Pia Unione di Santa Galla galt Gaspare Del Bufalo (1786 – 1837).533 Mastai Ferretti lernte ihn wahrscheinlich 1814 durch die Vermittlung Odescalchis kennen. In den Jahren 1818 – 1828 sollte sich ihre Bekanntschaft intensivieren. Die noch vorhandenen Briefe bezeugen, dass Del 526 Vgl. Pirri, P.: Vita del Servo di Dio Carlo Odescalchi gi Cardinale di S. Chiesa e Vicario di Roma morto religioso della Compagnia di Ges¾, Isola del Liri 1935, 303.446; Serafini, 701.857. 527 Vgl. Angelini, 318; http://www.bautz.de/bbkl/o/odescalchi.shtml (16. 07. 2007). 528 Vgl. ivi., 138.203.315. 529 Ivi., 314. 530 Vgl. ivi., 315. 531 Vgl. Minoccheri, 12; Conti, B.: San Gaspare Apostolo del Sangue di Cristo (= Collana Sangue e Vita 17), Roma 2002, 29. Dazu: unten I. Teil, Kap. 4 passim. 532 Vgl. Angelini, 316. 533 Vgl. Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, 776. Mehr über das Leben Del Bufalos in: Conti: San Gaspare Apostolo del Sangue di Cristo, passim.
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Bufalo den jungen Kanonikus Mastai Ferretti schätzte und ihn auch immer wieder als Prediger anforderte.534 In Gaspare Del Bufalo lernte Mastai Ferretti nicht nur einen redebegabten Priester kennen, sondern vor allem einen begeisterten Apostel des Kostbaren Blutes Christi.535 Er war es, der die Praxis der Verehrung des Kostbaren Blutes im Monat Juni einführte. Seine besondere Beziehung zu diesem Geheimnis verband er mit einer innigen Verehrung der Gottesmutter.536 Del Bufalo war immer bedacht, alle seine Werke mit Maria zu beginnen: »Niente senza di lei«, lautete seine Devise.537 Am 2. Juli 1807, am Fest Mariæ Heimsuchung, vertraute Gaspare der Gottesmutter die Gründung seiner Bruderschaft an, wobei er selbst das Gelübde ablegte, nichts anderes auf der Erde zu suchen, als die Ehre Gottes.538 Auch die Verbreitung der Volksfrömmigkeit im Marienmonat Mai lag ihm am Herzen. In seinen spirituellen Schriften befinden sich z. B. 31 Kurzpredigten für jeden Tag im Monat Mai.539 Wie innig seine Liebe zur Gottesmutter war und wie eng bei ihm die Gottes-, die Marien- und die Nächstenliebe zusammenhingen, zeigt das folgende Wortspiel aus einer seiner Marienpredigten:540 M = misericordia A = amor’ di Dio R = remissione dei peccati I = illuminazione della mente A = aquisto della grazia e della gloria.
Auch die Tatsache, dass die Kongregation der Missionare vom Kostbaren Blut offiziell am Fest Mariæ Himmelfahrt 1815 gegründet wurde, zeugt von dem großen Vertrauen, das er in Maria setzte.541 Del Bufalo gehörte zu den Verfechtern der Unbefleckten Empfängnis: Wie viele andere, legte auch er das 534 Vgl. Serafini, 148; Gaspare Del Bufalo, S.: Epistolario 2 (1821 – 1823), hrsg. v. Conti, B., Roma 1986, 188.231; Idem: Epistolario 4 (1826 – 1827), hrsg. v. Conti, B., Roma 1986, 377; Idem: Epistolario 5 (1828 – 1830), hrsg. v. Conti, B., Roma 1988, 141 f.157. 535 Vgl. Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, 765 – 826; Pedrini: La Devozione al Sangue, 359 – 377; Repertorio degli archivi, 230 f. 536 Leider gibt es bis jetzt noch keine tiefgehende Studie über die Marienverehrung Del Bufalos (die es ebenso wenig über fast alle weiteren Personen gibt, die hier behandelt werden). Aufschlussreich ist jedoch der Artikel im Marienlexikon, in dem u. a. auf drei Merkmale der christozentrischen Mariologie Bufalos hingewiesen wird. (Vgl. Klein, W.: Bufalo, MaLex 1, 607.) 537 Vgl. Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, 773. 538 Vgl. Papasogli: Vita e Tempi di San Gaspare, 235. 539 Vgl. Bufalo, G. del (S.) – Conti, B. (Hg): Scritti Spirituali 1, Roma 1995, Nr. 55, 180 – 192. In den oft stichpunktartigen Niederschriften seiner Predigten finden wir Betrachtungen über alle Mariengeheimnisse. (Vgl. ivi., Nr. 3.40.41.48.152; ivi. 2 [1996], Nr. 110.146.186.238.239; ivi. 3 [1996], Nr. 252.267.283.387; ivi. 4 [1996], Nr. 438.) 540 Vgl. ivi. 1, Nr. 55: 26. Tag der Maipredigten. 541 Vgl. Conti: San Gaspare Apostolo del Sangue di Cristo, 96.
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Blutgelübde ab und war somit bereit, für die Immaculata sein Leben zu lassen.542 Doch besonders verehrte er »seine Madonna«, die Madonna del Preziosissimo Sangue.543 Es handelt sich dabei um ein Gnadenbild, das ebenfalls unter den Titeln Auxilium Christianorum«, Madonna delle Missioni und Madonna del Calice bekannt ist, das er jedoch unter dem Titel »Madonna vom Kostbaren Blut« bevorzugte. Diese Bezeichnung lässt erkennen, dass in der Spiritualität von Del Bufalo Maria die Rolle der Vermittlerin zwischen ihrem Sohn und den mit seinem Blut erlösten Menschen einnahm. Es ist anzunehmen, dass auch der junge Mastai Ferretti bereits vor diesem Gnadenbild gebetet hat. Eine Kopie des Bildes hängt heute in der Kirche S. Maria in Trivio in Rom. Dieses Gotteshaus hatte Pius IX. 1854 der Kongregation vom Kostbaren Blut übergeben.544 Auch wenn Mastai Ferretti nie offiziell bei den Missionaren vom Kostbaren Blut eintrat, nahm der dennoch an einer ihrer Missionen teil.545 Im Jahr 1818 begleitete Mastai Odescalchi bei einer Volksmission in Senigallia und lernte dabei den Passionistenpater Msgr. Strambi kennen. Der hl. Vincenzo Strambi (1745 – 1824) war ein gesuchter Seelenführer, gehörte zu den Missionaren vom Kosbaren Blut und wurde 1801 zum Bischof geweiht.546 Die Bekanntschaft mit diesem Passionistenpater bestärkte in Mastai den Gedanken, bei den Passionisten einzutreten. Auch wenn dieser Wunsch sich nicht verwirklichte, hielt die Bewunderung für Strambi an, und noch oft zitierte Mastai diesen hl. Mann in seinen Briefen.547 Darüber hinaus sollte er auch immer die Kontakte zu den Passionisten aufrechterhalten.548 In diesem hl. Bischof begegnete Mastai einem begeisterten Apostel Gottes, der nichts anderes suchte, als die Ehre Gottes zu vermehren. Daneben galt seine besondere Liebe der Gottesmutter Maria: »La dolce Regina« – so berichtete man – »aveva rapito il suo cuore, ed era diventata, dopo Ges¾, l’unica sua speranza; ne aveva sovente il Nome sulle labbra, e nel pronunciarlo o nell’udirlo pronunciare si scopriva il capo e inchinava la testa, quasi che avesse voluto umiliare il suo cuore dinanzi a Lei. Incontrandosi in qualche sua immagine, si recava a renderle omaggio nel suo santuario della Misericordia.« (…) 542 543 544 545 546
Vgl. Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, 781. Vgl. Conti: San Gaspare Apostolo del Sangue di Cristo, 229 – 233. Vgl. Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, 794 f. Vgl. Polverari 1, 66 f; Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, 765 – 826. Vgl. Papasogli: Vita e Tempi di San Gaspare Del Bufalo, 238 f; Falconi, 251.695; Madey, J.: Strambi, in BBKL 11, 13 f; Addolorata, F. Dell’: Vincenzo Maria Strambi, in BS 12, 1178 – 1180. 547 Eines der schönsten Zitate ist wohl dieses: »Strambi diceva che gli affari della diocesi dovevansi trattare pi¾ ai piedi del Crocifisso che cogli uomini.« (Serafini, 1702 – Brief vom 30. 8. 1845.) 548 Vgl. Addolorata, S. Dell’: Vita di S. Vincenzo Maria Strambi – Passionista – Vescovo di Macerata e Tolentino, Roma 1949, 633 f; Cempanari, M. – Luzi, M.A.: La Biblioteca Privata di Pio IX alla Scala Santa in Roma (= Itinerari d’arte e di cultura. Luoghi), Roma 1995, 9 – 29; Serafini, 1702.
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Nessuna occasione sfuggiva a Vincenzo, quando si trattava di estendere il regno della Vergine Immacolata; e avrebbe voluto che anche i suoi preti facessero altrettanto, non disgiungendo mai l’amore di Ges¾ da quello della sua divina Genitrice.«549
Somit war auch Msgr. Strambi ein weiterer Priester im Umkreis Mastais, der einen gelebten Christozentrismus mit einer innigen Marienliebe zu vereinen wusste. Diese Liebe belohnte Maria auf ihre Art und Weise: Als sich der Passionistenpater im November 1788 in Ancona befand, fiel von einem Marienbild ein Lichtstrahl auf seine Brust, und während er die hl. Messe zelebrierte, wurde er Zeuge, wie sich die Augen des wundertätigen Marienbildes bewegten.550 Unter den vielen Priestern, die Mastai Ferretti in seiner religiös-theologischen und – wie ich hinzufügen möchte – marianischen Formationen beeinflussten, befanden sich junge wie alte aus einfachem wie auch aus adeligem Stand. Zu den älteren Priestern gehörte sicher auch Msgr. Paolo Polidori († 1847), der spätere Kardinal und Titularbischof von S. Prassede. Er war ein tieffrommer Mann mit hervorragenden Tugenden. Zu seiner Zeit war er als ausgezeichneter Prediger und Kanonist bekannt und gehörte nach der französischen Besetzung neben Storace zum geistigen Mittelpunkt Roms.551 Msgr. Mastai Ferretti und seinem Freund Falconieri stand das gute Beispiel dieses heiligmäßigen Priesters immer vor Augen, und oft schloss Mastai seine Briefe an seinen Freund mit dem Gruß »in osculo sancto polidoriano«.552 Serafini vermutet übrigens, dass Kard. Polidori in den Zusammenkünften vor dem Konklave von 1846 die Stimmen auf Mastai lenkte.553 Zu den jungen Priestern im Freundeskreis hingegen gehörte Giuseppe Graziosi (1793 – 1847), Philosophie- und Theologieprofessor an verschiedenen Universitäten Roms und bekannt für seine Fremdsprachenkenntnisse. Trotz seiner Jugend war er ein gesuchter Prediger, Beichtvater und Seelenführer.554 Wie später noch gezeigt wird, unterrichtete der nur um ein Jahr ältere Graziosi Giovanni Maria in Theologie. Die beiden hatten weiterhin die Möglichkeit, ihre 549 Addolorata: Vita di S. Vincenzo, 569.572. 550 Es scheint sich dabei um die Madonna di San Ciriaco in der Kathedrale in Ancona gehandelt zu haben. (Vgl. Ragnini: La prodigiosa immagine di Maria Regina, 99 – 102; Addolorata: Vita di S. Vincenzo, 205; Falconi, 44.644.) 551 Vgl. Serafini, 126 – 129; Falconi, 718 f; Weber : Kardinäle und Prälaten, 508. 552 Vgl. Serafini, 127. Die noch existierende Korrespondenz zwischen Polidori und Mastai lässt das große Vertrauensverhältnis zwischen den beiden erkennen. (Vgl. ivi., 127 – 129.877.) 553 Vgl. ivi., 127.1750. 554 Vgl. Ventura, G.: Lo specchio dei sacerdoti ovvero Elogio Funebre di D. Giuseppe M. Graziosi – teologo romano e canonico dell’Arcibasilica Lateranense recitato ne’ solenni funerali celebratigli dal clero e dal popolo di Roma nella chiesa di S. Andrea delle Valle il d 2 ottobre 1847, Roma 1847, 5.30; Montani, F.: Elogio del Canonico Giuseppe Maria Graziosi – romano, professore di teologia, Roma 1847, passim; Rütjes, 89 – 102; Alberti, O.: Can. Giuseppe Graziosi, in Pontificia Universit Lateranense, 103 f; Falconi, 269 – 276.699 f.
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Freundschaft im Dienst an den Jugendlichen im Tata Giovanni zu vertiefen, da Graziosi – in der Funktion als Beichtvater – in diesem Hospiz ebenfalls ein- und ausging.555 In Graziosi begegnete Mastai Ferretti einem Freund der Armen, einem vorbildlichen Priester und vor allem einem Freund Gottes und der Gottesmutter : Der Rosenkranz gehörte zu seinen täglichen Gebeten, und mit Innigkeit bereitete er sich auf alle Marienfeste vor. Vielleicht hatte Mastai auch aus seinem Munde persönlich den Ausspruch gehört, dass »der Dienst an der Gottesmutter gut verrichtet sein muss«.556 Graziosi schätzte seinen Schüler, und es heißt, er habe über ihn gesagt: »Mastai À un giovane di largo sapere e di rara virt¾, nel suo petto batte un cuore di Papa.«557 Pius IX. bekundete seine Wertschätzung seinem Theologieprofessor gegenüber, indem er ihn nach seiner Ernennung zum Papst zu seinem Beichtvater ernannte und ihn mehrfach in verschiedenen Angelegenheiten konsultierte. Nach dem frühzeitigen Tod Graziosis ordnete Pius IX. einen Ehrentrauerzug an, der sonst nur Päpsten zustand.558 Wie Mastai Ferretti stammte auch sein Cousin, Gabriele Ferretti (1795 – 1860), aus den Marken.559 Fasst gleichaltrig studierten sie gemeinsam in Rom und begeisterten sich für die missionarische Tätigkeit von Del Bufalo.560 Nach seiner Priesterweihe 1817 wollte Gabriele Ferretti anfangs auf jede höhere kirchliche Laufbahn verzichten und sich als einfacher Priester ganz dem pastoralen Dienst widmen, doch auf Wunsch Leos XII. wurde er im gleichen Jahr wie Mastai zum Bischof geweiht. Zu den herausragenden Persönlichkeiten mit einzigartiger Marienfrömmigkeit gehörte auch der um drei Jahre jüngere Vincenzo Pallotti (1795 – 1850). Die erste Begegnung der beiden geht wohl schon auf Mastais ersten Romaufenthalt im Jahr 1809 zurück, da sie in diesem Jahr beide Philosophie am römischen Kolleg studierten. Sechs Jahre später begegneten sie sich in Rom wieder ; inzwischen waren beide auf dem Weg zum Priestertum. Sie besuchten die gleichen religiösen Versammlungen und hatten dieselben Freunde.561 Allgemein bekannt 555 556 557 558 559
Vgl. Alberti: Can. Giuseppe Graziosi, 103. Vgl. Ventura: Lo specchio dei sacerdoti, 10. Polverari 1, 63. Vgl. Piolanti: Pio IX e la rinascita del tomismo, 13 – 16; Falconi, 699. Vgl. Monsagrati, G.: Ferretti, Gabriele, in DBI 47, 72 – 77; Natalucci, M.: Un segretario di Stato di Pio IX: il Card. G. F. di Ancona (1795 – 1860), in Pio IX 1 (1972) 413 – 432; Falconi, 721; Weber : Kardinäle und Prälaten, 462 – 464. 560 Wie Mastai Ferretti wurde auch Gabriele Ferretti von Del Bufalo als Prediger angefordert. (Vgl. Gaspare Del Bufalo, S.: Epistolario 3 [1824 – 1825], hrsg. v. Conti, B., Roma 1987, 28.71; Idem: Epistolario 4, 80.) 561 Beide frequentierten die Versammlungen in S. Maria del Pianto, die Exerzitien bei der Ponto Rotto und die Versammlungen der Unione dei Sacerdoti secolari di Santa Galla. (Vgl. Kupka, J.: Vincenzo Pallotti e Papa Pio IX, in Apostolato Universale – continuit e svillupo 5, hrsg. v. Istituto S. Vincenzo Pallotti, Roma 2001, 10 – 27.)
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ist die Episode, in der Pallotti dem jungen Grafen unmittelbar nach der Ablehnung seines Gesuches um Aufnahme in die Nobelgarde vorhersagte: »Invece di guardare, sarete guardato.«562 Vincenzo Pallotti war schon vor seiner Priesterweihe (1818) ein begeisterter Missionar und Mitarbeiter von Odescalchi und Del Bufalo. Später wurde er Seelenführer und Beichtvater am römischen Kolleg und gründete 1835 die Gesellschaft des katholischen Apostolats, die sogenannten Pallottiner.563 In Pallotti begegnete Mastai einem fast gleichaltrigen jungen Mann, der ebenso wie er den Wunsch hatte, das Priestertum in seiner ganzen Radikalität zu leben. Der Briefwechsel zwischen den beiden und die häufigen Besuche Pallottis bei Pius IX. – anscheinend war Pallotti in den Jahren 1846 – 48 der Beichtvater des Papstes – geben Zeugnis von einer anhaltenden Freundschaft.564 Pallotti war wie Mastai in einem marianisch geprägten Umfeld aufgewachsen. In seinem Leben ließ er sich nie eine Gelegenheit entgehen, seiner Verehrung zur hl. Jungfrau Ausdruck zu verleihen und gleichzeitig seine Mitmenschen zu einer immer größeren Marienliebe anzuregen. Selbst Sodale in verschiedenen marianischen Bruderschaften,565 erneuerte er täglich seine Marienweihe bis hin zu seiner mystischen Vermählung mit Maria (31. 12. 1832).566 In den Straßen Roms ging er nie an den Marienbildern vorbei, ohne sie zu grüßen und unterließ nie seine täglichen Übungen wie das Rosenkranzgebet und die Lauretanische Litanei. Mit besonderer Liebe bereitete er sich auf die Marienfeste vor. Unter den vielen Marientiteln bevorzugte er die Anrufung »Maria, Königin der Apostel«.567 In seinem Eifer versuchte er auch, das Gebet »Täglicher Ehrendienst« (Tributo quotidiano) wiederzubeleben, und verfasste außerdem drei Bände mit Marienandachten.568 Bei alldem muss jedoch hervorgehoben werden, dass – ebenso wie bei Mastai – Pallottis Verehrung für Maria ihren letzten Grund in seiner tiefen Liebe zu Gott hatte. Entsprechend seinem Motto versuchte Pallotti, alle Menschen zu begeistern, »alles zur unendlichen Ehre Gottes« zu tun.569 Eine der wichtigsten Personen im Leben von Mastai Ferretti war der römische 562 563 564 565
566 567 568 569
Vgl. Polverari 1, 57 f. Vgl. dagegen Kupka: Vincenzo Pallotti e Papa Pio IX, 10 – 13. Vgl. Schulte, H.: Vinzenz Pallottis »Katholisches Apostolat«, Limburg 1947, passim. Vgl. Serafini, 148. Er trat der Rosenkranzbruderschaft, der Skapulierbruderschaft U.L.F. vom Berge Karmel, der Theatiner Bruderschaft von der Unbefleckten Empfängnis Mariens, der Serviten Bruderschaft von den Sieben Schmerzen Mariens sowie der Herz-Mariæ Bruderschaft bei. (Vgl. Holböck, 468.) Vgl. Köster, H.M.: Pallotti, in MaLex 5, 71. Von Anfang an war auch die von ihm gegründete Gesellschaft des Katholischen Apostolats »Maria, der Königin der Apostel«, geweiht. Pallotti verstand Maria als »höchste Leiterin des Verbandes«. (Vgl. Schulte, 62.113 f.) Vgl. Holböck, 466 – 477. Vgl. Todisco, F.: San Vincenzo Pallotti profeta della spiritualit di comunione, Roma 2004, bes. 141.
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Kanonikus Storace, den Mastai durch seinen Freund Falconieri kennen lernte. Cesare Storace (1770 – 1828), ein beliebter Prediger und Beichtvater, wurde 1814 von Pius VII. zusammen mit Felice Guidi zum Direktor des Hospiz der Assunta (Tata Giovanni), ernannt.570 Trotz dieser anspruchsvollen Tätigkeit nahm Storace auch durch sein Wirken in vielen Bruderschaften und Frommen Vereinigungen am religiösen Leben Roms teil.571 Er sollte bald einen wichtigen Platz im Leben des jungen Mastai einnehmen,572 und zwar nicht nur, weil beide im Hospiz wohnten und zusammen arbeiteten – Storace ernannte ihn bald zum stellvertretenden Direktor –,573 sondern vor allem, weil er sein geistlicher Begleiter wurde.574 Storace unterstützte Mastai in seiner Entscheidung, Priester zu werden, riet ihm jedoch gleichzeitig ab, bei den Jesuiten einzutreten.575 Die spirituelle Prägung Mastais durch Storace ist deutlich erkennbar : Beide waren große Herz-Jesu-Verehrer und ließen sich von den Schriften des hl. FranÅois de Sales inspirieren. Die allgemeine geistliche Atmosphäre, in der sich beide bewegten, legt die Vermutung nahe, dass auch Storace ein inniger Marienverehrer war.576 Diese Annahme wird durch dessen Briefe an seinen Schützling Gianmaria bestätigt. So empfahl ihm Storace einmal, sich in allem voll Vertrauen an die Gottesmutter zu wenden: »Non lasciate li vostri soliti esercizi di piet e l’orazione, state tranquillo, e ricorrete con fiducia in tutte le occasionj alla B.V.«577 Und in einem anderen Brief schrieb er, dass er nochmals zu dem Marienheiligtum in Fabriano zurückgekehrt sei, um dort für Mastais Genesung zu beten.578 Aus diesen Darstellungen geht hervor, dass der zweite Rom-Aufenthalt Mastais Marienliebe wesentlich prägte, indem er ihm viele neue Aspekte der römisch-katholischen Marienverehrung des beginnenden 19. Jhs. vermittelte.
570 Vgl. Serafini, 191 – 194; Falconi, 196. 571 Storace gehörte zum Sussidio Ecclesiastico, zur Pia Unione di S. Galla und war ein Stammgast bei den Konferenzen der Pia Unione di S. Paolo Apostolo. (Vgl. Falconi, 188 – 193.683; Serafini, 191 – 194; Polverari 1, 85; ASVR: Archivio S. Maria in Cosmedin – Unione S. Galla, Palchetto 142, Nr. 99: Elenco degli Ascritti alla Pia Unione dei Sacerdoti Secolari eretta in Roma nella Venerabile Chiesa di Santa Galla nell’Anno 1702, fl. 68, Nr. 335; Registro dei Nomi 1.) 572 Bezüglich der Freundschaft zwischen Mastai und Storace ist die Bemerkung Gaetano Mastai Feretttis in einem Brief vom 8. 5. 1827 aufschlussreich: »Storace vi À amico di cuore.« (Cittadini: Un grande arcivescovo, 162.) 573 Vgl. Serafini, 169 f.191.193 f. Dazu: oben I. Teil, Kap. 2.1. 574 Vgl. hierzu die im Jahr 1818 von Storace geschriebenen Briefe an den jungen Mastai Ferretti. (Vgl. Cittadini: Un grande arcivescovo, 150 – 160.) 575 Vgl. Serafini, 181. 576 Vgl. Falconi, 236.684. In den konsultierten (Lebens-)Beschreibungen ließen sich leider keine genaueren Angaben über seine Marienfrömmigkeit finden. 577 Cittadini: Un grande arcivescovo, 152. 578 Vgl. ivi., 158 f. Mehr hierzu unten I. Teil, Kap. 4.5.1.
Die Studienjahre
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3.4. Die Studienjahre Bevor wir dieses Thema behandeln, muss zunächst erwähnt werden, dass die intellektuelle Bildung Mastais bei den Historikern noch ein umstrittenes Thema ist. Einige gehen davon aus, dass die Ausbildung Mastais in seinen Jugendjahren mangelhaft war und nie vervollständigt wurde,579 andere erkennen zwar die Begrenztheit seiner Ausbildung an, erinnern jedoch gleichzeitig an das besondere Niveau seiner Schule und seiner Lehrer, verweisen auf die allgemeine Anerkennung, die er später als Ratgeber und Redner in religiösen und praktischen Fragen bei seinen Zeitgenossen erfuhr, und betonen seinen »theologischen Instinkt«.580 Mastai Ferretti nahm sein Theologiestudium in einer Zeit auf, als die Priesterausbildung überall noch in der Krise war. Außerdem war er sich anfänglich seiner Berufung zum Priestertum noch nicht sicher.581 Aus dieser ersten Phase ist ein Tagesplan erhalten, den er anlässlich eines Exerzitienkurses am 30. Dezember 1815 aufstellte und aus dem hervorgeht, dass er eine Stunde Studium am frühen Morgen und den Besuch in der »Schule« eingeplant hatte.582 Im ganzen widmete er in dieser Zeit etwa drei bis vier Stunden täglich dem Studium.583 Im März und April 1816 teilte er seiner Jugendfreundin in zwei Briefen seinen eher unerwarteten, jedoch unwiderruflichen Entschluss mit, Priester zu werden.584 In dem zweiten Brief berichtete er, dass er nun seinen Lebensstil entschieden auf dieses Ziel ausrichtet (»Ho intrapreso una condotta conveniente alla 579 Besonders Martina, bemängelt u. a. Mastais unzureichende wissenschaftliche und theologische Ausbildung in den Jugendjahren, die – nach seiner Ansicht – nie vervollständigt wurden und somit dessen Leben und Entscheidungen beeinflusst habe. Diesen Mangel führt Martina einerseits auf die schwierigen Zeiten des beginnenden 19. Jhs., andererseits auf Mastais schwachen Gesundheitszustand zurück. (Vgl. Martina: Liberalismo, bes. 162; Idem: Un duplice centenario, 538. Dazu: Schatz: Pius IX., 184.) Diese negative Beurteilung über Mastais Bildung ist im gewissen Sinne Spiegelbild Mastais Selbsteinschätzung, da er aus Demut dahin tendierte, seine Fähigkeiten unterzubewerten: So befürchtete er z. B. ein schlechtes Ergebnis für die der Bischofsweihe vorangehende Prüfung (vgl. Serafini, 411) und erinnerte auch noch Jahre später Kard. Polidori an diesen unglücklichen Ausgang, um somit seine Ernennung zum Nuntius von Paris zu verhindern. (Vgl. ivi., 1690.) Gegen diese negative Selbsteinschätzung dieses Examens sprechen jedoch drei Briefe, in denen jeweils der überaus positive Prüfungsausgang gelobt wird. So heißt es in einem Brief vom 20. 5. 1827: »Mi rallegro assai, assai dell’esame, e che À stato infinitamente applaudito tanto da Sua Santit che da tutti gli esaminatori.« (Cittadini: Un grande arcivescovo, 46. Dazu: ivi.) 580 Vgl. Gherardini, B.: Il beato Pio IX – Studi e ricerche, Prato 2001, 131; Falconi, 435; Serafini, 131. 581 In einem Briefe vom 7. 9. 1814 schrieb er : »Il miglior partito sarebbe di prendere il collare, ma disgraziatamente non ne ho ancora la vocazione.« (Masetti Zannini, 54.) 582 Vgl. Serafini, 169 f. 583 Vgl. ivi. 584 Vgl. Masetti Zannini, 56 f; Serafini, 173 f.
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serit della strada che voglio correre.«).585 Das bedeutet, dass er nun auch seine intellektuelle und insbesondere seine philosophisch-theologische Ausbildung mit ganzem Ernst in die Hand nahm. Er wählte jedoch nicht den normalen Weg eines Priesteranwärters, da er nicht in ein Seminar eintrat, sondern weiterhin im Missionshaus auf dem Montecitorio wohnen blieb, um später dann in das Hospiz Tata Giovanni überzuwechseln.586 Man muss ihn also als externen Studenten einstufen.587 Zudem hatte er von Anfang an den klaren Plan, eine seinem Stand entsprechende Prälatenlaufbahn auszuschließen (»non mi ci sprona, di pormi nel giro prelatizio«).588 Falconi stellt den schwierigen Versuch an, den Studiengang des Studenten Mastai zu rekonstruieren.589 Dabei geht er jedoch mehr auf die Beschreibung der damaligen Studiensituation, einzelner Professoren und Institutionen ein,590 als objektiv nachweisbare Fakten über den konkreten Studiengang Mastais zu bringen. Tatsächlich sind darüber bis heute kaum verlässliche Quellen gefunden worden. Mit Sicherheit weiß man, dass Mastai Ferretti im Collegium Romanum eingeschrieben war ;591 ob er dort Philosophie bei Professor Conti studierte, ist bereits ungewiss.592 Alle sind sich so weit einig, dass der oben erwähnte Graziosi ihn in Theologie unterrichtete und dabei den Schwerpunkt auf die Lektüre der Hl. Schrift, das Studium der Kirchenväter und der Summa Theologiae von Thomas von Aquin setzte. Die Moraltheologie Graziosis basierte hingegen auf den Schriften des hl. Alfonso Maria de’ Liguori.593 Wie intensiv Mastai sich mit 585 Vgl. Masetti Zannini, 56 f. 586 Falconi begründet die Entscheidung Mastais, nicht in das Seminar oder das kirchliche Studentenheim (studentato di ecclesiastici) einzutreten, mit seinem instabilen Gesundheitszustand und – damit verbunden – seinem Wunsch, seine Krankheit zu verbergen, um auf diese Weise seine Laufbahn nicht aufs Spiel zu setzen. (Vgl. Falconi, 228.) Jedoch gehörte, wie Falconi selber erinnert, das Exerzitienhaus auf dem Montecitorio zu den meist frequentierten Orten Roms. Mastai hätte deshalb unmöglich seine Anfälle verbergen können. 587 Vgl. Aubert-Martina 2, 764 f; Serafini, 679. 588 Masetti Zannini, 57. 589 Vgl. Falconi, 255 – 286. 590 Ein Beispiel dafür ist der Abschnitt über L’Acccademia di Religione Cattolica: Mit der Vermutung, dass Mastai dort Mitglied gewesen sei, präsentiert Falconi diese Einrichtung mit großer Ausführlichkeit. Obwohl Falconi in seinen Fußnoten auf das Buch von Piolanti L’Accademia di Religione Cattolica verweißt, übersieht er, dass nach dieser Recherche Mastai die Accademia zwar kannte, jedoch nie dort eingetreten ist. (Vgl. Falconi, 277 – 286, Piolanti, A.: L’Accademia di Religione Cattolica – Profilo della sua storia e del suo tomismo, Ricerca d’Archivio [= BSTom 9], Citt del Vaticano 1977, 71 – 132.209.) 591 Vgl. Martina, G.: Storia della Compagnia di Ges¾ in Italia (1814 – 1983), Brescia 2003, 47. 592 Vgl. Polverari 1, 63; Falconi schließt hingegen Conti als Philosophieprofessor von Mastai aus und weißt auf, dass dieser lediglich der philosophischen Fakultät vorstand und bis 1824 den Lehrstuhl für Physik und Mathematik besaß. (Vgl. Falconi, 267.698; Alberti, O.: I Papi alunni e Professori dell’Universit – Pio IX, in Pontificia Universit Lateranense, 60.) 593 Vgl. Ventura: Lo specchio dei sacerdoti, 28. Die Meinungen differieren hinsichtlich der
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der Hl. Schrift und den Kirchenvätern beschäftigt hatte, bewies er in allen seinen Predigten. Weitere Indizien über sein Studium geben uns Mitschriften von Vorlesungen über Exegese und Kirchengeschichte.594 Daneben existieren auch kleinere theologische Ausarbeitungen, die in den Jahren 1822 – 1826 entstanden sind und somit bezeugen, dass er mit dem Erreichen der Priesterweihe noch längst nicht sein theologisches Studium als abgeschlossen betrachtete.595 Allgemein geht aus den Schriften und Predigten Mastais immer wieder hervor, wie viel Wert er auf das Lehramt legte.596 An der Römischen Universität Sapienza absolvierte Mastai die Studien der Rechtswissenschaften (Studi Giuridici). Sein Lehrer war dort der Advokat Giuseppe Capogrossi, ein geschätzter Kirchenrechtler und Lehrer sowohl an der Sapienza als auch an der Accademia Ecclesiastica. Dass Mastai auch diese Materie beherrschte, bewies er immer wieder in seinem Wirken als Bischof.597 Neben dieser philosophisch-theologischen und juristischen Ausbildung legte Mastai auch Wert darauf, seine humanistischen Studien zu vertiefen. Das war wohl der Grund, warum er auch in die Accademia degli Arcadi, ein Zentrum literarischer Forschungen, eintrat.598 Vielleicht nutzte er diese Zeit ebenfalls, um seine Französischkenntnisse zu erweitern und Spanisch zu lernen. Jedenfalls besaß er Bücher in französischer Sprache; mit der spanischen Sprache kam er spätestens auf seiner Missionsreise in Chile in Kontakt. Im Heiligsprechungsprozess heißt es über die Sprachkenntnisse Papst Mastais: »Usava la lingua italiana con gli italiani, con i francesi la loro lingua ed anche con gli spagnoli la lingua loro poich¦ anche queste due lingue possedeva bene.«599 Wie sicherlich zu erkennen ist, bedeutet die Entscheidung Mastai Ferrettis, auf die höheren Studien zu verzichten, keineswegs, dass man ihm eine unzureichende kulturelle Ausbildung zuschreiben kann oder dass er den theologi-
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äußeren Umstände dieser Lektionen: Falconi versucht nachzuweisen, dass in dem Zeitraum, in dem Mastai von Graziosi unterrichtet wurde, Letzterer keine feste Anstellung besaß, oder bestenfalls als Stellvertreter am Collegium Romanum fungierte. (Vgl. Falconi, 269 – 271.) Piolanti behauptet hingegen, dass Graziosi bis 1824 am römischen Kolleg dozierte und anschließend, bis zu seinem Tod, im Seminarium Romanum. (Vgl. Piolanti, A.: Pio IX e la rinascita del tomismo [= BSTom 3], Citt del Vaticano 1974, 10; Ciccolini, S.: Biografia del Can. Giuseppe M. Graziosi, Roma 1847, 14.) Vgl. Polverari 1, 64. Die theologischen Ausarbeitungen haben hauptsächlich einen kirchenrechtlich-sakramentalen Charakter. (Vgl. Polverari 1, 64 f.) Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, bes. 13.82; Serafini, 721. Vgl. Polverari 1, 63; Falconi, 268 f. Auch der persönliche Besitz von vielen literarischen Werken wie Ovid, Cicero, Horatius sowie Bücher über die italienische Literaturgeschichte, Kunst und Musik zeugen von einem literarischen Interesse des jungen Kanonikus. (Vgl. Falconi, 391 – 396; Elenco dei Libri.) Aubert lobt weiterhin Mastais Kenntnisse im Bereich der Wissenschaft und Ökonomie. (Vgl. Aubert-Martina 2, 841.) Zeug. v. Della Volpe, in Positio, 74, § 251.
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schen Themen nicht gewachsen war. Im Gegenteil war er stets bemüht, sein Wissen durch private Lektüre und die Teilnahme an Kursen zu vertiefen.600 Als besonders schwierig erweist sich jedoch der Versuch einer Rekonstruktion der marianischen Formung Mastais, da diesbezüglich keine genauen Angaben vorhanden sind. Wie jedoch im ersten Kapitel verdeutlicht wurde, behandelte man damals die Lehre über die Gottesmutter vor allem innerhalb der Christologie.
3.5. Die theologisch-religiöse Lektüre Als externer Student gewann Mastai Ferretti sein Wissen vor allem auch durch die Privatlektüre. Es stellt sich also die Frage, welche Bücher er studierte und insbesondere welche davon wohl seine marianische Spiritualität beeinflusst haben. Da die marianischen Themen Bestandteil des christlichen Glaubensgutes sind, reicht es nicht aus, sich auf die rein marianischen Titel zu beschränken. Es ist vielmehr notwendig, eine globale Übersicht über Mastai Ferrettis religiöse Lektüre zu bekommen. Nach fast 200 Jahren ist es jedoch nicht einfach nachzuvollziehen, welche Bücher er wirklich gelesen hat. Als wichtige Quelle dient eine handgeschriebene Auflistung aller Werke im Besitz des jungen Kanonikus Mastai Ferretti Elenco de’ Libri appartenenti all’Illmþ e Rmþ Sig.o C¼ Don Giovanni Maria Conte Mastai.601 Außerdem liefern die Zitate in seinen Marienpredigten und Äußerungen in seinen Briefen weitere Indizien über seine Lektüre. Da er als Mitglied der Pia Unione di Santa Galla verpflichtet war, täglich in den Schriften des hl. FranÅois de Sales zu lesen, kann man davon ausgehen, dass auch die marianische Spiritualität dieses Heiligen ihn beeinflusst hat.602 600 Mastai erbat 1821 die Dispens, auch die auf dem Index stehenden Bücher lesen zu dürfen. (Vgl. Serafini, 223 f.) 601 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, c. 5, Nr. 1. Neben der hier angegebenen Liste hat ebenfalls Cittadini einen Elenco dei libri appartenenti all’Ill.mo e R.mo Sig. Can.co Giovanni M. Mastai. da Notare veröffentlicht. (Vgl. Cittadini: Un grande arcivescovo, 160 f.) Dabei handelt es sich wahrscheinlich um eine frühere Auflistung, da die oben im Text zitierte Liste weitaus mehr Titel enthält und dabei auch alle Werke der früheren Liste einschließt. Aus beiden Auflistungen geht nicht hervor, aus welchen Jahren sie stammen, doch die zweite ist wahrscheinlich im oder nach dem Jahr 1834 entstanden. Im benannten Jahr bekam Msgr. Mastai – wie es in einem Brief heißt – das Buch Maria Rime di Neralco geschenkt und bestellte daraufhin noch weitere Exemplare, wahrscheinlich zum Verschenken. (Vgl. Lettere 3, 365.) Damit erklärt sich die Existenz zweier Exemplare dieses Werkes in der zweiten Auflistung. Das Inventar der Privatbibliothek Pius’ IX. ist wie gesagt für dieses Thema nicht von Interesse. (Vgl. oben Einleitung: Quellenbesprechung.) 602 FranÅois de Sales trat für die Lehre der Unbefleckten Empfängnis Mariens (in Annecy hatte er eine Bruderschaft von der Unbefleckten Empfängnis gegründet), ihrer Himmelfahrt, ihrer Mittlerschaft und ihrer Teilnahme am Erlösungswerk ein. (Dazu z. B.: Sales F. de:
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Man kann nur vermuten, dass Mastai im Pfarrhaus der Maddalena, bei den Vinzentinern und später im Tata Giovanni genügend Möglichkeit hatte, sich die gewünschte Lektüre auszuleihen – jedoch fehlen darüber wieder die notwendigen Informationen.603 Der nun folgende Abschnitt bringt vor allem eine Darstellung jener Bücher, die Mastai persönlich besessen hat. Der Besitz der Werke sagt natürlich nichts darüber aus, ob er sie auch wirklich gelesen hat. Zur Vervollständigung dieses Themas verweise ich auf das fünfte Kapitel, in dem – zusammen mit der Darstellung der Mariendoktrin Mastais – auch die Autoren erwähnt werden, die er in seinen Marienpredigten zitierte,604 und die darum in gewissem Sinne eine noch sicherere Quelle für seine geistige Lektüre darstellen.605 Zu den zitierten Kirchenautoren gehören z. B. Ephräm der Syrer, Bernard de Clairvaux, Bonaventura, Thomas von Aquin, Antonius Rampegolus, Bernardino de Busto und Toms de Villanueva. Besonders häufig griff er auch auf das vom spanischen Jesuiten Luis De La Puente verfasste Werk Meditazioni zurück, aus dem er z. T. große Abschnitte Wort für Wort übernahm.606 Allein diese kurze Auflistung zeigt, dass Mastai Ferretti sich in seinen Marienpredigten nicht nur auf die großen Kirchenschriftsteller, sondern auch auf die weniger bekannten aus allen Epochen bezog.
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Sermon 67: Sermon pour la fÞte de l’Immacul¦e Conception de la Sainte Vierge, in Oeuvres de Sainte FranÅois de Sales – ¦vÞque et prince de GenÀve et docteur de l’Êglise: ¦dition complÀte d’aprÀs les autographes et les ¦ditions originales enrichie de nombreuses piÀces in¦dites d¦di¦e a N.S.P. le Pape L¦on XIII et honor¦e d’un bref de sa Saintet¦ publi¦e sur l’invitation de Mgr Isoard, ¦vÞque d’Annecy, par les soins des Religieuses de la Visitation du 1er MonastÀre d’Annecy 10, Annecy 1898, 399 – 405, bes. 404; Söll: Mariologie, 198.) Weiterhin bestimmte er das Fest Maria Heimsuchung zum Hauptfest seiner Kongregation. (Vgl. Pauels, H.: Franz v. Sales, in MaLex 2, 516 f; Idem: Maria in der Spiritualität des hl. Franz von Sales, in Petri, H. [Hg]: Christsein und marianische Spiritualität [=MSt 6], Regensburg 1984, 205 – 223 bes. 213 f; Weismayer, J.: Franz v. Sales, in LThK 4 [1995] 52 f.) Wie wichtig für Pius IX. die gute Lektüre der Seminaristen war, bezeugt die großzügige Schenkung seiner Privatbibliothek: Die asketische Literatur vermachte er dem von ihm gegründeten Passionistenkonvent an der Hl. Stiege und alle restlichen Bücher hinterließ er dem von ihm gegründete Seminario Pio. (Vgl. Falcone, L.: La Biblioteca personale di Pio IX conservata presso l’Universit Lateranense, in Idem [Hg]: La Biblioteca privata di Pio IX al Laterano – Le letture di Pio IX: manoscritti e libri dalla sua raccolta libraria conservati presso la Pontificia Universit Lateranense, Citt del Vaticano 1997, 12. Dazu: Sandri, L.: La Biblioteca privata di Pio IX, in RSRis 16 [anno 25, fasc. 10 ottobre 1938] 1426 – 1432.) Dort werde ich mich einzig auf die in seinen (edierten) Marienpredigten zitierten Autoren beziehen. In seinen unveröffentlichten Predigten mit ganz unterschiedlichsten Themen lassen sich u. a. folgende Namen finden: Augustinus, Ambrosius, Bernard de Clairvaux, Cyprian, Chrysologus, Gregor der Große, Hieronymus (wahrscheinlich von Karthago), Tertullian, Thomas von Aquin, Carlo Borromeo, Filippo Neri, Luigi Gonzaga. Unter der Kategorie »Lehramtschreiben« sind vor allem das Konzil von Trient und Schreiben von Benedikt XIV. zitiert. (Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9 – 10.) Vgl. unten I. Teil, Kap. 5. Vgl. unten I. Teil, Kap. 5.3.1. auch 5.4.1.
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Das Buch, in dem Mastai wohl am meisten gelesen hat, ist die Hl. Schrift. Schon sein Theologieprofessor Graziosi hatte seine Schüler dazu aufgefordert. Wie gut Mastai die Bibel kannte, bewies er immer wieder in seinen Predigten, die gewöhnlich von einem Bibelzitat ausgingen und mit vielen weiteren biblischen Bildern angereichert waren.607 Entsprechend dieser Vorliebe zur Hl. Schrift besaß er schon als Kanonikus verschiedene Bibelausgaben, spezielle Ausgaben der Psalmen, Bibelkommentare, ein vierbändiges Bibellexikon und entsprechende Meditationsbücher für jeden Tag.608 In einem Brief an seine geistliche Tochter schrieb Mastai Ferretti: »Mi consolano le vite dei Santi e pi¾ di tutto il santo Evangelo.«609 Neben der Hl. Schrift studierte Mastai die Kirchenväter und Kirchenlehrer. In seinem persönlichen Besitz waren die gesammelten Werke des hl. Basilius, des hl. Leos I. und die Bekenntnisse des hl. Augustinus.610 Als wichtigsten Vertreter der Kirchenlehrer studierte Mastai den hl. Thomas von Aquin. In seinem persönlichen Besitz befand sich zwar nur als Sekundärliteratur das Werk Tutissimaque Divi Thomae Dogmata von P.F. Antonio Gauderi, doch seine Predigten bezeugen seine guten Kenntnisse der Doktrin des Aquinatens.611 Wie sah die weitere religiös-theologische Bildung Mastai Ferrettis aus? Seit seiner Schulzeit in Volterra kannte Mastai schon den großen und den kleinen Katechismus des hl. Bellarmino – den kleinen sogar auswendig.612 In beiden Ausgaben ist die marianische Dimension immer eng mit der christologischen verbunden. Bellarmino behandelt im Artikel über die Menschwerdung Christi sowie bei der Erklärung des Ave Maria-Gebetes die Gottesmutter : Er spricht von der unbefleckten Jungfrau, weist auf ihr Freisein von der Erbschuld und der persönlichen Sünde hin, erläutert ihre Jungfräulichkeit vor, in und nach der Geburt Jesu und betont die Wirkkraft ihrer Fürsprache; das Rosenkranzgebet ist als eine Betrachtung des Lebens Jesu dargestellt.613 Ein unentbehrlicher Weg-
607 Weiterhin tauchen auch in seinen Briefen an seine geistliche Tochter immer wieder Vergleiche und Bilder aus der Hl. Schrift auf. (Vgl. ASV: Fondo part. di Pio IX, b. 9 – 10; Bogliolo: Il futuro, 70.73.75.76.81; Serafini, 43.) 608 Vgl. Elenco dei Libri. 609 Serafini, 1586 – Brief vom 12. 10. 1836. In der anlässlich der Eröffnung der Akademie für die Hl. Schrift in Imola gehaltenen Predigt betonte Mastai ebenfalls, dass man wahren Trost und Frieden im Leid nur in der Bibel finden kann. (Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 117.) 610 Vgl. Elenco dei Libri. 611 Vgl. ivi. 612 Msgr. Mastai wünschte als Bischof von Imola, dass man in der Klosterschule in Fognano eben diesen Katechismus verwendete. (Vgl. Serafini, 1654 – 1656; Ausenda: La pedagogia calasanziana, 348 f.) 613 Vgl. Bellarmino, R.: Dottrina Cristiana breve perch¦ si possa imparare a mente, in Idem: Roberti Bellarmini Opera omnia – ex editione veneta, pluribus tum additis tum correctis, iterum edidid Justinus FÀvre, Parisiis 1874, 262.264.267; Idem: Dichiarazione pi¾ copiosa
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begleiter – im wahrsten Sinne des Wortes – wurde Mastai der Römische Katechismus, den er sogar mit nach Chile nahm.614 Der Römische Katechismus behandelt die Mariendogmen vor allem im christologischen Kontext. Doch auch in der Abhandlung über die legitime Verehrung von Heiligenbildern geht er auf Maria ein, und im Abschnitt über das Gebet wird Maria als mächtige Fürsprecherin präsentiert.615 Zur Vertiefung der Glaubenswahrheiten und zur religiösen Erbauung besaß Mastai eine ganze Reihe von Schriften, in denen die religiösen Themen meist mit praktischen Beispielen aus dem Leben der Heiligen veranschaulicht wurden.616 Einige dieser Bücher waren speziell auf die Unterweisung von Jugendlichen ausgerichtet,617 was vermuten lässt, dass Mastai sich ihrer bei seinem Katechismusunterricht bediente, wie z. B. im Tata Giovanni. Eine weitere Kategorie von Büchern aus der Bibliothek dienten ihm bei der Ein- und Ausübung seiner priesterlichen Pflichten, wie Beichtehören und Seelenführung von Gottgeweihten.618 Schließlich fällt noch sein Interesse für die Lehramtsaussagen und für das Kirchenrecht auf.619 »Mich trösten die Heiligengeschichten.«620 Betrachtet man diesen Ausspruch isoliert, ohne seine restliche Lektüre zu kennen, könnte man dahinter einen weltfremden Menschen vermuten. Berücksichtigt man hingegen das ausgeglichene Interessengebiet von Mastai Ferretti,621 bekommt dieser Satz seine wahre Bedeutung: Mastai diente die Heiligenlektüre nicht zur Weltflucht, sondern als Kraftquelle. Und so verwundert es nicht, dass er in einem seiner Tagespläne sogar zwei Momente für die Heiligenlektüre eingeräumt hatte.622 Wie aus einem Brief an seine geistliche Tochter hervorgeht, nahm er sich die Heiligen zum Vorbild, versuchte durch die Heiligenlektüre mit Gott ins Gespräch zu kommen
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della Dottrina Cristiana composta in forma di Dialogo, in Idem: Roberti Bellarmini Opera omnia, 287 f.302 – 304. Vgl. Serafini, 252. Vgl. Concilio di Trento – Pio V: Catechismo Romano per i parocchi, Parte I, Art. III; Parte III, Primo Comandamento; Parte IV, L’orazione. Unter diesen Büchern befanden sich u. a.: Dane[s]: Doctrinae Cristianae; P. Nocolai: Ragionamenti sopra la Religione; Unica Speranza del peccatore; Busi: Saggio Teologico. (Vgl. Elenco dei Libri.) Dazu gehört: Humbert, Hubert (1686 – 1778, S.J.): Istruzione cristiana per la giovent¾ ad ogni sorte di persone, arricchiete di molti tratti d’Istoria e d’Esempi edificanti; O giovanette cristiane su cui si fondono le pi¾ belle speranze della societ. (Vgl. Elenco dei Libri.) Vgl. ivi. Vgl. ivi. Dazu: oben I. Teil, Kap. 2.2. In seiner kleinen Bibliothek befanden sich Geschichtsbücher, Stadtführer, Literatur über das Verwaltungswesen, verschiedene wissenschaftliche Abhandlungen, Wörterbücher, klassische Literatur sowie ein Werk über die Musikentwicklung. (Vgl. Elenco dei Libri.) Vgl. Serafini, 176.
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und bediente sich ihrer bei seiner täglichen Gewissenerforschung.623 Sicherlich inspirierten sie auch seine Marienverehrung. Welche Heiligen nahm Mastai sich zum Vorbild? Anhand der erwähnten Bücherliste,624 seiner Briefe,625 Notizen626 und verschiedener anderer Quellen kann man feststellen, welche Gestalten er mehr oder weniger gut kennen und lieben lernte. Im vorangegangenen Kapitel habe ich schon kurz die Heiligen dargestellt, die im Leben von Pius IX. eine besondere Rolle spielten. Wir können davon ausgehen, dass sie alle eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Liebe zur Gottesmutter besaßen. Zu diesen Marienverehrern gehörte z. B. der hl. Ignacio de Loyola. Mastai besaß nicht nur seine Lebensbeschreibung, sondern auch die Geschichte und die Regel des Jesuitenordens, der im Laufe der Jahrhunderte viele große Marienverehrer hervorgebracht hat.627 Eine besondere Verehrung besaß Pius IX. auch für den Dominikanerpapst Pius V., der nach dem Sieg bei Lepanto das Rosenkranzfest eingesetzt hatte.628 Regelmäßig suchte Papst Mastai am Festtag dieses hl. Papstes dessen Grab in der Basilika S. Maria Maggiore
623 Im Brief heißt es: »(…) e forse vi sentirete nascere in cuore maggior coraggio. In ogni vita [dei santi] si trova qualche cosa che fa per noi: e allora si comincia a parlare con Dio, a conoscere qualche nascondiglio della propria coscienza ed a fare dei buoni atti.« (Bogliolo: Il futuro, 75 – Brief 112 [4. 6. 1838].) 624 In seiner kleinen Privatbibliothek befanden sich viele Werke über mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten: Francesco d’Assisi, Giuseppe Calasanzio, Paolo della Croce, dem hl. Josef, die Apostel Petrus und Paulus, Vincenzo de Paoli, Francesca Romana, Gabriele Ferretti, Giovanni Battista della Concezione, Pater Alvarez, Sr. Maria Crocefissa Satellico, Abt Don Pier Luigi Galletti, Madre Angela Merici sowie ein Buch über verschiedene Würdenträger aus dem Kapuzienerorden. (Vgl. Elenco dei Libri.) 625 Da heißt es, er habe die Lebensbeschreibungen der hl. Caterina da Bologna und der Margherita Maria Alacoque gelesen. (Vgl. Serafini, 1464.) Weiterhin kannte er das Tagebuch von einer im »Ruf der Heiligkeit gestorbenen Person« (vgl. ivi., 788); dabei handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Teresa Gardi († 1837), eine Terziarin und Mystikerin aus Imola, die die Leiden Jesu an ihrem eigenen Leib verspührt hat. (Vgl. Falconi, W.: Figure esemplari in diocesi di Imola durante l’episcopato del futuro Pio IX, in L’88o vescovo di Imola, 60 – 62.) In den Briefen an seine geistliche Tochter, Chiara Teresa, sind die folgenden Heiligen zitiert: Alacoque, Alfonso de’ Liguori, Berchmans, Caterina da Bologna, Caterina da Genova, Chiara di Montefalcro, Francesco d’Assisi, FranÅois de Sales, Gaetano da Bergamo, Giovanni della Croce, Gregorio Magno, Kempis, Lodovico da Ponte, Luigi Gonzaga, Pietro di Alcantara, Teresa d’Avila, Tosetti, Veronica da Rinasco. (Vgl. Bogliolo: Il futuro, 59.) 626 In seinen persönlichen Notizen während der Exerzitien, die seiner Bischofsweihe vorausgingen, bezog sich Mastai auf die Schriften des in Heiligkeit verstorbenen Bischofs Gregorio Barbarigos (1625 – 1697), der durch sein unermüdliches Wirken zum Vorbild vieler seiner Amtsbrüder wurde. (Vgl. Serafini, 414; Paschini, P.: Barbarigo, in EC 2, 817 – 819; Daniele, I.: Gregorio Giovanni Gaspare Barbarigo [vesc. di Padova, santo], in BS 7, 387 – 403.) 627 Vgl. Elenco dei Libri; Stierli, J.: Jesuitenorden, in MaLex 3, 373 – 375. 628 Vgl. Holböck, 356 – 358.
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auf.629 Weiterhin las Mastai das Leben630 und vor allem die Schriften des großen Marienverehrers Alfonso de’ Liguori, über den er einmal behauptete: »Egli À un Santo emulatore delle virt¾ di S. Vincenzo de Paoli, vorrei porterlo imitare.«631 Anlässlich der Papstwahl bekam Pius IX. vom General der Jesuiten das Tagebuch der hl. Veronica Giuliani überreicht, welches er zwei Jahre auf seinem Schreibtisch liegen hatte, bevor er es den Klarissinnen von Citt di Castello überreichte.632 Aus diesem Tagebuch wissen wir, dass die Heilige eine authentische Marienfrömmigkeit lebte, die mehr aus persönlichen Erfahrungen als aus biblischen Daten schöpfte.633 Dass Mastai sich die unterschiedlichsten Heiligen zu Vorbildern nahm, lässt seine Offenheit für die verschiedensten spirituellen Richtungen erkennen. Allen gemeinsam – wenn auch nicht immer in derselben Intensität – ist jedoch die Marienverehrung.634 Zu einer anderen Kategorie gehören die asketisch-mystischen Bücher. In der genannten Bücherliste des Kanonikus Mastai erscheint z. B. das dem Thomas von Kempen zugeschriebene Werk »Die Nachfolge Christi« sowie die »Philothea« von FranÅois de Sales.635 Obwohl in dieser Liste nicht vorhanden, kannte er auch das Werk »Theotimus«. Zu der asketisch-mystischen Kategorie gehören ebenso die »Ignatianischen Exerzitien«, an denen Mastai mehrfach teilgenommen hatte. Neben der christozentrischen Ausrichtung der Exerzitientexte spielt in ihnen auch Maria als Modell der Heiligkeit und mächtige Mittlerin bei Gott eine wesentliche Rolle. Es bleibt jedoch fraglich, ob die ignatianischen Betrachtungen die Marienfrömmigkeit von Mastai wesentlich beeinflusst haben. Zumindest zählt der von Ignacio am häufigsten benutzte Marientitel »Herrin« (SeÇora) nicht zu den von Mastai Ferretti bevorzugten.636 Zu der religiösen Lektüre gehörten auch die schon oben erwähnten Andachtsbücher.637 Obwohl diese Art von Lektüre eigentlich in den Bereich der später noch zu behandelnden Andachtsübungen fällt, sind diese Bücher jedoch auch als Quellen der Spiritualität ausschlaggebend, da die oft wiederholten Gebete und Betrachtungstexte 629 Vgl. Zeug. v. Della Volpe, in Positio, 75 f, § 259. Eine Auflistung der Besuche am Festtag Pius’ V.: unten I. Teil, Kap. 4.3.2.4. 630 Vgl. Lettere 3, 368. 631 Serafini, 973; Bogliolo: Il futuro, 75. Dazu: Lettere 1, 142. bes. 151; Holböck, 431 – 439. 632 Vgl. Palazzini: La spiritualit, 3 f. 633 Vgl. Fiores, S. De: La mariologia al tempo di santa Veronica Giuliani, in Miscellanea Monografie 1 – 11, Roma-Marianum 1983, 33 – 35. 634 Vgl. dazu die aufschlussreiche Zusammenstellung Holböcks über die Marienverehrung bei den Heiligen: Holböck, bes. 90 ff.117 – 123.260 – 268.277 – 283.348 – 356.365 – 370.389 – 397. 635 Vgl. Elenco dei Libri. 636 Vgl. Ignazio di Loyola: Esercizi Spirituali – Ricerca sulle fonti, Edizione con testo originale a fronte, hrsg. v. Schiavone P., Milano 1995, 26.146.148.442. In den vier Predigten über die Assumpta kommt dieser Titel z. B. nur ein einziges Mal vor. (Vgl. Assun. ’29, 184.) 637 Vgl. oben: I. Teil, Kap. 2.1 und 2.2.
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das Denken des Betenden beeinflussen. Verschiedene Zeitzeugen sprechen immer wieder von einem »abgegriffenen Andachtsbuch«, das Pius IX. ständig benutzte.638 Sie gehen davon aus, dass er schon in seiner Jugend daraus gebetet hat. Leider werden keine weiteren Angaben, wie Titel oder Inhalt, über dieses Gebetbuch gegeben. Im Vatikanischen Geheimarchiv befindet sich zwischen den handgeschriebenen Predigten ein unscheinbares Büchlein mit Betrachtungen über die letzten sieben Worte Jesu: Devozione alle Tre ore dell’Agonia di Ges¾ Cristo nostro Redentore. Composto in Lima nel Per¾ in Lingua Spagnola dal P. Alfonso Messia della Compagnia di Ges¾. Roma MDCCCVI. Dieses Andachtsbüchlein ist deshalb von Interesse, weil Mastai Ferretti sich zu jeder Betrachtung seine eigenen Notizen gemacht hatte, die ihm dann wohl als Predigtvorlage dienten.639 Doch welche marianischen Bücher besaß Mastai in seiner kleinen Privatbibliothek? In der Bücherliste selber tauchen erstaunlicherweise nur drei Marienlektüren auf. Jetzt könnte man meinen, dass es sich bei diesen drei Werken wenigstens um besonders berühmte oder bedeutungsvolle handelt, jedoch auch in diesem Punkt werden die Erwartungen enttäuscht: Bei den marianischen Schriften handelt es sich um Le Grandezze di Maria von Duquesne, Il vero amante di Maria von Saggese und Maria Rime di Neralco von Ercolani.640 In dieser Liste erscheint nicht einmal der marianische »Beststeller« Le Glorie di Maria von De’ Liguori, obwohl andere Werke von diesem Autor vorhanden sind.641 Welcher Art sind nun diese Marienbücher, die in seinem Besitz waren? In Mastai Ferrettis Eigentum befand sich das zweibändige Werk von Duquesne Le Grandezze di Maria – esposte in meditazioni per ogni ottava delle festivit della Santissima Vergine. Wie der Titel schon besagt, enthalten diese zwei Bände Betrachtungen für die Oktavtage der Marienfeste. Der erste Band behandelt so z. B. die Unbefleckte Empfängnis, die Geburt Mariens, ihre Darstellung im Tempel und die Verkündigungsszene; der zweite Band beschreibt den Besuch bei Elisabeth, die Reinigung Mariens im Tempel (Maria Lichtmess) und ihre Aufnahme in den Himmel. Im Hinblick auf die dargelegten Themen könnte man das Werk praktisch als kleines Marienkompendium bezeichnen.642 638 Vgl. Zeug. v. Della Volpe, in Positio, 75 f, § 259; Zeug. v. Cossa, in Positio, 507, § 1633. 639 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 4. Über das Thema »Tod« bestellte Msgr. Mastai 60 Kopien der Broschüre: Colombière, C.: Il pensier della morte: Rettore della vita, das die Bedeutung des Todes zusammenfasst und die Wichtigkeit eines guten Sterbens darstellt. (Vgl. Serafini, 459[160]; Lettere 3, 261; Colombière, C.: Il pensiero della vita Rettor della Vita, Roma 1828.) In einem Brief an seinen Freund Falconieri berichtete Mastai, dass er die Broschüre Trenta Meditazioni von Arcangelo Polidori († 1843), Bischof von Foligno (1834 – 43), hat nachdrucken lassen. (Vgl. ivi., 824.) 640 Vgl. Elenco dei Libri. 641 Vgl. PUL: Indice dei libri. 642 Vgl. Arnaud Bernard d’Icard Duquesne (Priester, 1732 – 1791): Le Grandezze di Maria
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Vergleicht man jetzt Le Grandezze di Maria mit Mastais Marienpredigten, könnte man auf dem ersten Blick eine gewisse Ähnlichkeit annehmen: Beide Autoren arbeiten mit refrainartigen Wiederholungen, Klimaxe, pathetischen Ausdrucksformen, rhetorischen Fragen.643 Beide Marienprediger legen Wert auf eine pastorale Anwendung der Mariengeheimnisse und beenden ihre Betrachtungen vorzugsweise mit frei formulierten Gebeten an die Gottesmutter.644 Doch abgesehen von diesen gemeinsamen Elementen, unterscheiden sich die Autoren eindeutig in ihren Formulierungen, Ausdrücken und Vergleichen, Bildern sowie Beispielen, so dass man wohl kaum von einer erwähnungswerten Beeinflussung Mastais durch Duquesne sprechen kann.645 Nicht viel anders schaut es bei einem Vergleich zwischen den Marienmeditationen von dem Minoritenpater Gaetano Saggese in seinem Buch Il vero amante di Maria und den Marienpredigten Mastais aus:646 Saggese präsentiert in seinem von kirchlicher Autorität approbierten Buch alle Mariengeheimnisse, betrachtet die verschiedenen Tugenden Mariens und erklärt, worin sich der richtige und falsche Kult zur Gottesmutter unterscheidet. Seine 71 Meditationen sind jeweils in drei Abschnitte aufgeteilt und schließen mit Marienerlebnissen mehr oder weniger unbekannter Marienverehrer sowie mit einem innigen Gebet an die Gottesmutter ab. Die Darstellungen sind generell durch einen romantischen Sprachstil charakterisiert, wobei der Autor zur Bekräftigung seiner Gedanken gerne auf die Kirchenväter und -schriftsteller aus allen Jahrhunderten verweist. Ein vergleichender Blick auf die Marienpredigten Mastais zeigt, dass auch er viele dieser Autoren zitiert, jedoch nicht in den gleichen Zusammenhängen. Weiterhin basiert der zukünftige Papst seine Homilien weitaus mehr auf biblische Bilder, und die von Saggese erzählten Marienerlebnisse finden bei Mastai überhaupt keinen widerhall. Auch inhaltlich gibt es keine Parallelen: Die Abhandlungen der verschiedenen Marienthemen, ihr Aufbau, die Wortwahl differieren auch diesmal in einer Weise, dass man nicht davon ausgehen kann, Mastai habe sich in der Ausarbeitung seiner Marienpredigten an diesem Werk inspiriert. Als letztes Buch über die Gottesmutter taucht in Mastais Liste – gleich
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esposte in meditazioni per ogni ottava delle festivit della Santissima Vergine 1 – 2, Napoli 1827 bzw. 1836. (Die hier angefügten Seitenzahlen beziehen sich auf zwei verschiedene Ausgaben: Bd 1: 1827; Bd 2: 1836.) Vgl. Duquesne 1, 17.20. Vgl. ivi. 1 – 2, passim. Dazu: unten I. Teil, Kap. 4.4.1. und 5.4.4. So z. B. sprechen beide in ihrer Immaculata Conceptio-Betrachtung von der hl. Jungfrau als die sich von Gott vorbereitete Wohnstätte. Dabei bezeichnete Duquesne Maria als monte, arca und santuario (vgl. Duquesne 1, 17), Mastai wählte hingegen die Bilder cielo, trono, paradiso und tempio. (Vgl. NovImm. 3, 288.) Vgl. Saggese, G.: Il vero amante di Maria, Assisi 1804.
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zweimal angefügt – das Buch Maria Rime di Neralco von Ercolani auf.647 Bei diesem Buch handelt es sich um eine Reimsammlung, die in poetischer Form die Schönheiten Mariens besingt. Da der Inhalt der Reime oft für den Leser eher unklar bleibt, werden in einer Art Anhang die Gedichte näher erläutert. Der Dichter dieser Reime behandelt, wie die beiden vorherigen Autoren, alle wichtigen Mariengeheimnisse, wobei er sich dabei häufig auf Bernard de Clairvaux bezieht; wie Duquesne und Saggese nimmt aber auch er bezüglich der Unbefleckten Empfängnis Mariens Abstand von Bernards Sichtweise. Anscheinend hat Mastai dieses »bekannte und gepriesene« Werk (»note ed applaudite rime«) selber gelesen und es außerdem als lesenswert beurteilt; zumindest schrieb er in seinem Brief vom 28. Juni 1834, dass er ein Exemplar geschenkt bekam und daraufhin noch weitere 4 – 6 Ausgaben erwerben wollte.648 Von den hier betrachteten drei Marienbüchern interessieren besonders die Werke von Duquesne und Saggese. Diese beiden Bücher sind in einem typisch romantischen Stil verfasst: In oftmals pathetischen Meditationen werden Mariens Privilegien und Tugenden beschrieben, wobei sich die Autoren häufig auf die Kirchenväter und -schriftsteller beziehen, insbesondere auf den Bernard de Clairvaux. In ihren Beschreibungen fehlt es nicht an Übertreibungen: So schreiben sie z. B. Maria von Klein auf eine einzigartige Erkenntnis der Dinge zu649 oder übertreiben in den Anrufungen ihrer Person (»Divina Maria«)650 oder in der Beschreibung ihrer Macht im Himmel (»Maria divenuta la plenipotenziaria dell’onnipotente«).651 Beide Autoren betonen mit Nachdruck die Notwendigkeit und Wichtigkeit der Marienverehrung,652 wobei Saggese und Duquesne jeweils eine gesunde Marienfrömmigkeit fordern, die sich nicht auf äußere Werke beschränkt, sondern sich vielmehr durch die Ausübung der christlichen Pflichten auszeichnet – ganz wie Mastai später selber immer in seinen Predigten und Ansprachen betonen würde.653 Eine direkte und bedeutende Beeinflussung seiner Marienpredigten durch Saggese, Duquesne und erst recht Ercolani ist nach einer Konfrontation der Gedanken(gänge) eher auszuschließen. Diese Annahme wird dadurch bestärkt, dass Mastai diese Autoren nie in seinen Marienpredigten zitiert hat. Dieser kurze Überblick über die geistliche Lektüre Mastai Ferrettis zeigt die große Spannweite seiner Spiritualität: Sie umfasst Vertreter verschiedener 647 Vgl. Ercolani, G.M.: Maria. Rime di Neralco, pastore Arcade, Brescia 1731. Dazu: Mencucci: Senigallia e la sua diocesi 1, 279. 648 Vgl. Lettere 3, 365. 649 Vgl. Saggese, 101; Duquesne 1, 66. 650 Duquesne 2, 139. 651 Saggese, 243. 652 Vgl. ivi., bes. 299 – 334; Duquesne 2, 150 – 197. 653 Vgl. Saggese, bes. 5 – 7; Duquesne 2, 188. Dazu: unten I. Teil, Kap. 5.4.4.
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Orden, Mystiker und Heilige verschiedener Jahrhunderte und unterschiedlicher geistlicher Strömungen, lehramtliche Schriften sowie deren authentische Auslegungen. Vor allem aber schöpfte Mastai stets aus der Hl. Schrift, die er – wie seine Predigten immer wieder beweisen – bestens kannte. Auch wenn typisch marianische Lektüre in der Bibliothek von Mastai Ferretti keinen großen Raum einnahm, bedeutet das keineswegs, dass er auf diesem Gebiet nicht bewandert war. Im Gegenteil, aufgrund der Kenntnis der oben angeführten Autoren war Mastai auch über die unterschiedlichsten Auslegungen der noch offenen marianischen Fragen – wie die der Unbefleckten Empfängnis und die der Aufnahme Mariens in den Himmel – informiert. Zudem kann man davon ausgehen, dass er noch andere marianische Werke kannte, die nicht in seiner ersten, kleinen Bibliothek vorhanden waren, wie z. B. Le Glorie di Maria von Alfonso Maria De’ Liguori, die er später – zusätzlich zum Gesamtwerk dieses Autors – sogar mehrfach in seiner Papstbibliothek besaß.654 Aus der Präsentation der ersten großen Etappen im Leben des Mastai Ferretti – seinem Elternhaus, der Piaristenschule, den Aktivitäten in Rom und dem damit verbundenen Freundeskreis – geht deutlich hervor, dass er stets in einem religiösen Umfeld gelebt hat, das stark marianisch geprägt war : Dem gelebten Glauben der verschiedenen Ordensgemeinschaften, Kongregationen, Bruderschaften und Personen, mit denen er in Kontakt stand, lag trotz deren unterschiedlichen Ausrichtungen eine christozentrische Spiritualität mit einer tiefen Verehrung der Gottesmutter zugrunde. Die Analyse der Ursprünge der Marienfrömmigkeit im Leben Mastai Ferrettis bezeugt, dass er in der Auswahl seiner Lektüre stets aus dem Glaubensgut der Kirche schöpfte und somit auch das Fundament seiner Marienverehrung nicht von der Tradition abwich. Allerdings strebte er weniger nach einer theoretischspekulativen, sondern mehr nach einer praxisbezogenen intellektuellen Ausbildung, die ihm ganz konkret in der katechetischen Unterweisung nützlich sein sollten.655 Damit setzte er ganz praktisch seinen Entschluss um, vor allem Seelsorger zu werden und auf eine Prälatenlaufbahn zu verzichten,656 wählte sich aber gleichzeitig gute Lehrer wie Graziosi aus. Man hätte allerdings erwarten können, noch mehr marianische Schriften in seinem Besitz zu finden. Die drei genannten Werke ragen weder durch ihre Berühmtheit noch durch ihren Inhalt hervor; sie sind vielmehr typisch für die mittelmäßige marianische Lektüre am Anfang des 19. Jhs. Der Leser und Forscher bleibt bei diesem Resultat wohl eher enttäuscht, jedoch ist diese Tatsache keineswegs ein Gegenargument für die Marienfrömmigkeit Mastais, es zeugt 654 Vgl. Indice Biblioteca Pio IX 2, 27. 655 Dazu bes.: Zitat oben I. Teil, Kap. 2.3.2.1. (Serafini, 30.) 656 Vgl. oben I. Teil, Kap. 2.1.
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vielmehr von einer reifen und ausgeglichenen Spiritualität. Die Marienverehrung zeichnet sich zwar als ein essenzielles Element der von Christus offenbarten Dreifaltigkeitslehre aus, eigentlich ist sie dabei jedoch nicht Zielpunkt, sondern lediglich Weg und Wegbegleitung im spirituellen Leben eines Gläubigen.
4. Der Marienkult im Leben von G.M. Mastai Ferretti – Pius IX.
Nachdem wir die Ursprünge der Marienverehrung Mastais untersucht haben, ist es an der Zeit, den oben noch nicht behandelten dritten spirituellen Brennpunkt in seinem Leben näher zu betrachten. Es stellt sich die Frage, wie sich seine Marienverehrung im Alltag und insbesondere in seinem Gebetsleben manifestierte. Welche Marientitel, Marienbilder und Marienheiligtümer er bevorzugte, welche Gnaden er auf die Fürsprache Mariens zurückführte und wie er sich selber für die Verbreitung des Marienkultes einsetzte.
4.1. Die Marienverehrung im Alltag 4.1.1. Die marianischen Andachtsübungen Im Leben verfolgte Mastai Ferretti vor allem den Wunsch, stets zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen zu wirken. In seiner Familie, in der Schule und in seinem römischen Freundeskreis hatte Gianmaria gelernt, durch Maria zu Jesus zu gehen und sich in allen Anliegen und Sorgen der Gottesmutter anzuvertrauen. Aus diesem Grund drängte es Mastai Ferretti in seinen vielen Gebeten immer wieder bei Maria Zuflucht zu suchen. Im dritten Kapitel wurde bereits erwähnt, wie Mastai von Kind an mit seiner Mutter Caterina das Ave Maria betete. Wir haben gesehen, dass er spätestens seit seiner Schulzeit in Volterra begann, täglich den Rosenkranz zu beten sowie die Lauretanische Litanei und das Kleine Muttergottesoffizium. Dazu kamen noch weitere marianische Grundgebete wie der Angelus, das Salve Regina und das Ave Maris Stella.657 Gerne betete er außerdem die Stabat Mater-Sequenz, deren 657 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, Nr. 85, fl. 9. Es heißt, dass Mastai in einem täglichen Gebet all seine Sünden Maria zu Füßen legte und mit Anrufung des hl. Josefs Gott um die Verzeihung der selben bat. Das Gebet begann mit den Worten: »Umilmente prostrati al vostro sacro piede, o santissima Vergine, vi confessiamo i nostri peccati, cos numerosi, cos gravi.« (Vgl. Stramare, T.: Pio IX e San Giuseppe, in Pio IX 7 [1978] 224.)
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Strophen er auswendig kannte und als Papst mitunter auch bei seinen Ansprachen zitierte.658 Aufgrund der Aussage eines Prälaten aus der Hausfamilie des Papstes ist bekannt, dass Pius IX. täglich ein Gebet verrichtete, das sich auf einem Gebetszettel befand, den er in seinem persönlichen Andachtsbuch aufbewahrte. Der Text lautet:659 »A’ vostri sacratissimi piedi, o Santissima Vergine, umilmente prostrati confessiamo che i nostri molti e gravi peccati armano il flagello contro di noi della Giustizia divina; onde dolenti e pentiti percuotendoci il petto, ecco che a Voi, rifugio dei peccatori, confidentemente ricorriamo. Deh, pietosissima Madre, non ci negate il vostro aiuto! Chiediamo alla Divina Misericordia perdono. Perdono, o Signore, a tante nostre scelleraggini, perdono, a tanti peccati del Cristianesimo, perdono pei meriti del vostro preziosissimo Sangue, perdono pei meriti della vostra Santissima Madre, di San Giuseppe suo purissimo Sposo, vostro putativo Padre nostro protettore nelle agonie, e di tutti i Santi e Sante del Cielo. Pace, Signore pace, Vergine benignissima, fra noi e Dio, e pace tra i Cristiani; cos sia.«660
Es wurde schon erwähnt, dass Pius IX. ein unermüdlicher Beter war. An dieser Stelle sei noch betont, dass er seine christozentrische Spiritualität immer wieder mit seiner innigen Marienliebe zu vereinen wusste. Es wird z. B. berichtet, dass er am Schluss der hl. Messe – so wie es für die Diözese Rom vorgeschrieben war – das Dio sia benedetto, drei Ave und das Salve Regina betete.661 Bezüglich seiner täglichen Gewohnheiten heißt es, dass er sich nach der Rückkehr vom nachmittäglichen Spaziergang in seine Privatkapelle für das Stundengebet zurückzog, das er immer zur Zeit des Ave Maria (Angelus) abschloss. Dabei fiel den Anwesenden auf, dass er dieses Gebet für gewöhnlich kniend betete.662 Mastai Ferretti legte sein Leben lang wert auf das gemeinsame Gebet mit seinen Hausangestellten: So betete er zusammen mit ihnen den »Engel des Herrn«, so manche Novene und den täglichen Rosenkranz.663 Weiterhin war es seine Angewohnheit, seinen Geist oft in Stoßgebeten und mündlichen Gebeten zur Gottesmutter zu erheben; dabei lag es ihm nicht daran, besonders »ausgewählte« oder »außergewöhnliche« Worte zu finden, sondern vielmehr ihr alles zu Füßen zu legen, ihr alle Nöte anzuvertrauen, seine seelischen Verwundungen, Mängel 658 Vgl. Piolanti: L’Immacolata, 52; Franciscis 3, 65.324. 659 Der Gebetszettel soll aufgrund seiner täglichen Benutzung ganz abgenutzt (»logoro e consunto«) sein; es heißt sogar, dass der Pontefice dieses Gebet von seiner Jungend an täglich betete. (Vgl. Preghiera che il Santo Padre Pio IX recitava ogni giorno, in La voce di Pio IX [Riv.] 7 [1955] Einschlagsseite.) 660 Ivi. 661 Vgl. Pelczar 3, 377[3]. 662 Vgl. ivi., 380. 663 Vgl. ivi.
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und Versuchungen zu zeigen.664 Beispielhaft für sein »einfaches« Gebet ist die folgende Angewohnheit, die ein Hausangestellter, der gleich im Raum neben dem Schlafzimmer Pius’ IX. schlief, beobachtete: Auch noch am späten Abend – bezeugte dieser – sang der Papst religiöse Melodien vor sich hin oder rief die Namen Jesu und Mariens an.665 Ein anderer aus der Hausfamilie berichtete, wie der alte Papst hinter verschlossener Tür vor Schmerzen um die Hilfe der hl. Jungfrau bat.666 Es ist naheliegend, dass der hl. Rosenkranz zu seinen bevorzugten Gebeten gehörte.667 Man kann davon ausgehen, dass er den Rosenkranz schon im Elternhaus erlernte; in Volterra gehörte er – wie erwähnt – zum täglichen Gebetsprogramm, und auch später sollte Mastai diese Gewohnheit nicht mehr aufgeben. Explizit fasste er als dreiundzwanzigjähriger während der Exerzitien im Dezember 1815 den Vorsatz: »NÀ lasciare mai di recitare il Santo Rosario.«668 Anlässlich seiner Subdiakonweihe bekräftigte er diese Absicht am 19. Dezember 1818 noch einmal: »Non lasciare le opere buone cui mi sono gi accostumato, specialmente il S. Rosario.«669 Diesen Vorsatz befolgte er treu während seines ganzen Lebens; es scheint sogar, dass Pius IX. den gesamten Psalter betete.670 Im Kolleg zu Volterra hatte er die Gewohnheit angenommen, allabendlich den Rosenkranz in Gemeinschaft zu beten. Auch als Bischof und Papst versammelte er am Abend seine Hausgemeinschaft zum Rosenkranz wobei er wert darauf legte, dass alle anwesend waren.671 In der Positio heißt es: »Relativamente alla devozione alla Vergine SS.: ogni sera egli, raccolti intorno a s¦ nella Cappella i suoi famigliari, recitava con essi devotamente il Rosario.«672 Es wurde schon erwähnt, dass Msgr. Mastai, wenn er sich auf Visite in den Diözesen Spoleto oder
664 Vgl. Devoz., 106 f. 665 Vgl. Pelczar 3, 380. 666 »Talora si metteva ad origliare, alla porta della camera di lui [Pio IX], e sentiva, che il Servo di Dio gemeva, raccomandandosi alla Vergine SS.ma. perch¦ lo avesse aiutato, poichÀ era molto sofferente.« (Zeug. v. Cancu, in Positio, 426, § 1345.) 667 Im Casa Museo Mastai Ferretti wird ein kostbarer Rosenkranz mit Malachit-Perlen und einer goldenen Immaculata-Medaille aufbewahrt, von dem es heißt, Pius IX. habe ihn persönlich benutzt: »Corona del Rosario usato dal Papa Pio IX.« (Dazu: Flamini, G. – Mariotti, A.: Senigallia Museo Pio IX e Museo Diocesano [= Musei d’Italia – Meraviglie d’Italia], Bologna 1991, 162.) 668 Serafini, 170. 669 Ivi., 178. 670 Vgl. Zeug. v. Saraceni, in Positio, 887, § 2779; Minoccheri, 35. 671 Vgl. Serafini, 170.176.1019.1336.1507; Minoccheri, 13; Processo di Imola, 22. Auch im Tagesplan der Exerzitienkurse legte er für alle Teilnehmer das Rosenkranzgebet auf den Abend fest. (Vgl. Lettere 1, 142.) 672 Zeug. v. Gentili, in Positio, 433, § 1370.
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Imola befand, die Abende nutzte, um den Rosenkranz mit der jeweiligen Pfarrgemeinde zu beten.673 Doch welche innere Einstellung steht hinter dieser Gebetsdisziplin? Was bedeutete für Mastai Ferretti z. B. das Rosenkranzgebet? In einer improvisierten Ansprache forderte Pius IX. die anwesenden Gläubigen auf, sich persönlich in die Rosenkranzgeheimnisse hineinzubegeben: »E proverete una grande dolcezza nel trovarvi colla Vergine SS.ma, nel momento che l’Angelo le annunziava la nascita del Redentore, accompagnarla alla visita a S. Elisabetta, unirsi ai Pastori nella grotta di Betleem, etc.«674 Mit diesen Worten gibt er uns Einblick in seine eigene Betrachtungsweise der Rosenkranzgeheimnisse. Und was empfand Papst Mastai dabei? In der gleichen Ansprache versicherte er den Gläubigen, dass sie beim Beten einen großen Trost (dolcezza) empfinden würden; und wir können davon ausgehen, dass Mastai aus Erfahrung sprach. Selber bemüht, jede Art von Zerstreuungen beim Gebet zu vermeiden, ermahnte er in einer seiner Predigten: »Cessate specialmente da quella vergognosa disattenzione, per cui mentre recitate il Santo Rosario o l’ufficio di Maria o fate qualunque altra preghiera vi andate divagando colla mente per divertimenti, per inutilit, per scempiaggini.«675 Pius IX. war allgemein für seine ergreifende Andacht bekannt. Von einem Besuch im Kloster Trinit dei Monti wird berichtet, wie Pius IX. vor dem Marienbild Mater Admirabilis drei Ave Maria und das Salve Regina mit einer so rührenden Andacht betete, dass alle ergriffen waren.676 Wie bereits gesagt, war Mastai davon überzeugt, dass sich die Heiligung im Alltag und durch die Erfüllung der Standespflichten vollzieht. Bei der Erfüllung dieser Pflichten war er darum ständig bemüht, in der Gegenwart Gottes und Mariens zu leben und sie mit häufigen Stoßgebeten anzurufen. Seiner geistlichen Tochter gab er den Ratschlag: »Coraggio, rassegnazione, ilarit, frequenti aspirazioni a Ges¾ e Maria.«677 Aus diesem Grund nahm er sich schon 1815 vor: »Il nome di Ges¾ e di Maria stia spesso nei labbri e specialmente innanzi tutte le operazioni.«678 Beim Angelus-Läuten unterbrach er sogar seine Arbeit und betete mit den Anwesenden den Englischen Gruß.679 Im Abschnitt über die Spiritualität 673 Vgl. Minoccheri, 13.23.100 f; Alberti, O.P.: L’episcopato di G.M. Mastai Ferretti a Spoleto, in Pio IX 10 (1981) 274. Dazu: oben I. Teil, Kap. 2.3.2.3. 674 Zeug. v. Servanzi, in Positio, 398, § 1244. 675 Devoz., 105. 676 Vgl. Zeug. v. Filippani, in Positio, 147, § 486. Dazu: Dumax, V.: Charakteristische Züge aus dem Leben Pius IX., Mainz 1868, 177. 677 Serafini, 1583. 678 Ivi., 170. In einer Predigt erklärte Pius IX.: »(…) invitando cioÀ a tutto ciý che facciamo la celeste Compagnia di Ges¾ e della Sua Madre Ssma. Prima d’intraprendere un affare qualunque esso siasi, sopra tutto, prima di abbracciare uno stato, preghiamo Ges¾ ad illuminarci e Maria Ssma. a concederci la sua assistenza.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 115, fl. 1.) 679 Vgl. Maioli: Pio IX da vescovo a Pontefice, 29.
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Mastais wurde bereits erwähnt, dass er in seinem Leben alles »per la gloria di Dio« verrichten wollte. Don Bosco schreibt in seiner Biographie von Pius IX., dass dieser sogar das Gelübde abgelegt habe, in seinem Leben alles der Ehre Gottes (gloria) und Mariens (onore) zu weihen.680 Diesen Vorsatz wusste Mastai Ferretti in konkrete Nächstenliebe umzusetzen, und so liest man in den Akten für den Seligsprechungsprozess, dass er »Nel dolce nome di Maria accoglieva i traviati ed i peccatori, col dolce nome di Maria confortava gli afflitti ed i tribolati, con questo caro nome animava i moribondi dicendo: Confidiamo in Maria Santissima che sapr proteggerci e perorare la nostra causa avanti il Divin suo Figlio.«681 Bei der Anrufung Mariens benutzte er gerne die verschiedenen Titel aus der Lauretanischen Litanei.682 Besonders in den vielen heiklen Situationen seines Lebens kam der Name Mariens spontan auf seinen Lippen.683 Wenige Jahre vor seinem Tod, als er schon längst nicht mehr den Vatikan verließ und sich in einer Situation ohne konkreten Ausweg befand, erklärte er einmal: »Quando mi sentirý come abbandonato parendomi che Dio faccia il sordo alle mie preghiere, allora alzerý gli occhi all’Immacolata: essa pregher con noi e per noi.«684 Auch bei Schlaflosigkeit aufgrund der vielen Probleme hörte er nicht auf, sich ganz Maria anzuvertrauen und sang deshalb gerne das Magnifikat vor sich hin.685 Es ist nicht möglich zu sagen, welche Gebete der selige Pius besonders liebte, doch kann man vermuten, dass er das Memorare besonders schätzte, da er dieses Gebet gleich zu Beginn seines Pontifikats um einen weiteren Ablass anreicherte.686 Neben dem täglichen Beten der traditionellen Mariengebete war Mastai Ferretti eine gute Vorbereitung auf die Marienfeste besonders wichtig; seit der Zeit in Volterra war er gewohnt, zu diesen Anlässen eine Novene zu beten.687 Es 680 681 682 683
684 685 686 687
Vgl. Bosco, 38. Processo di Imola, 18. Vgl. Zeug. v. Zonghi, in Positio, 321, § 1002. Vgl. unten I. Teil, Kap. 4.5.2. und II. Teil, Kap. 5.3.5. Man könnte sicher noch viele Beispiele für solche spontanen Anrufungen der Gottesmutter finden, so heißt es z. B. in der Positio: »Un’altra volta, noi del Collegio, avendo presentato al S. Padre un’immagine della Vergine di Czenstochowa, dono dei Polacchi, il Servo di Dio levate le mani, le indirizzý questa preghiera: ›Salve, Regina, mater misericordiæ, vita, dulcedo, spes nostra et spes Poloniæ, salve‹« (Zeug. v. Pelczar, in Positio, 747, § 2386.) Bezüglich der damaligen Schwierigkeiten in der polnischen Kirche: Aubert-Martina 2, 619 – 621. Pelczar 3, 357. Vgl. Zeug. v. Provveduti, in Positio, 416, § 1313. Vgl. Scienza e Fede 13 (1847) 220 f. Vgl. Serafini, 925.929.933.1050. Vgl. oben I. Teil, Kap. 3.2. In einem Brief an Falconieri bekundete Mastai sein Bedauern, dass er es nicht geschafft habe, die Novene zum anstehenden Marienfest zu beten, jedoch erklärte er gleichzeitig, dass er in Vorbereitung auf das Fest jeden Tag etwas mache: »Veramente« – schrieb er – »la scusa non sarebbe bastante, ma confido nella misericordia della Prima [di Maria].« (Lettere 2, 142.)
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braucht nicht extra betont zu werden, dass Mastai bemüht war, die Marienfesttage mit besonderer Andacht zu feiern. So wird berichtet, dass er schon gleich in den ersten Jahren nach seiner Priesterweihe »appagati celermente i santi suoi desideri, si die’ a frequentar l’Oratorio del Collegio Romano, (…) dove nei giorni sacri alla Vergine talvolta celebrava la Messa solenne«.688 Ein weiterer marianischer Höhepunkt im Kirchenjahr war und ist der Monat Mai. Rütjes schreibt in seiner Biographie: »Bei der ungemeinen Verehrung, welche Pius IX. zu Maria im Herzen trägt, ist es wohl selbstredend, dass auch er der frommen Sitte der Maiandacht mit Freuden huldigt.«689 Weiter berichtet der gleiche Biograph, Pius IX. sei im Maimonat abendlich mit seinem Hofe in die Petersbasilika hinabgestiegen, wo er in der sogenannten Gregorianischen Kapelle vor dem Gnadenbild der Madonna del Soccorso innig gebetet habe.690 Diese Besuche werden allerdings im Tagebuch des Petersdomes nicht erwähnt, obwohl eine solche Frömmigkeitsübung durchaus ganz im Sinne der Marienverehrung Pius’ IX. lag.691 Gut dokumentiert hingegen sind seine Besuche am 5. Mai in der Basilika S. Maria Maggiore, wohin ihn zwei verschiedene Gründe zogen: der Todestag des großen Marienverehrers Pius’ V. und der Wunsch, die Maikönigin in ihrem Haus zu begrüßen.692 Jeden Morgen im Mai wünschte der Hl. Vater, dass man während der Dankmesse jeweils eine Votivmesse zu Ehren der Gottesmutter zelebrierte. In einer Zeugenaussage heißt es: »Per questa devozione (all’Immacolato Concepimento) volle, che nella Messa di ringraziamento dopo la sua nel Maggio si facesse l’esercizio del Mese Mariano, e in altri tempi si facessero i Tridui o le Novene, che occorrevano, nelle principali Festivit della Madonna.«693 Das Gebet zur Gottesmutter war eine feste Komponente in Mastai Ferrettis Leben: Stets hat er darauf vertraut, dass Maria ihn zum Himmel begleiten werde.694 In dieser Hoffnung wendete er sich bis zum letzten Moment seines Lebens an die Gottesmutter : An seinem Sterbebett beteten die Anwesenden das Gebet Maria Mater gratiae und Pius IX. fuhr ergänzend fort: »Mater Misericordiae, tu nos ab hoste protege et mortis hora suscipe.«695 Es heißt, die am Totenbett des Papstes Anwesenden hätten im Moment seines Sterbens gerade
688 689 690 691 692 693 694 695
Castaldi, B.: Pio IX e i suoi tempi, Roma 1882, 8. Rütjes, 668. Vgl. ivi. Es ist noch zu zeigen, dass nach den Tagebucheintragungen Debellinis es in den Jahren 1846 – 1854 im Maimonat keine Besuche Pius’ IX. in der Basilika gegeben hat. (Vgl. unten I. Teil, Kap. 4.3.2.4.) Vgl. Rütjes, 668. Dazu: unten I. Teil, Kap. 4.3.2.4. Zeug. v. Zonghi, in Positio, 282, § 893. Dazu z. B.: Serafini, 925. Vgl. Processo di Imola, 18. Vgl. ivi., 194 f; Pelczar 3, 394.
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das vierte Geheimnis des schmerzhaften Rosenkranzes gebetet, während die Glocken zum Ave Maria läuteten.696 Was waren die Beweggründe Mastais, sich so häufig an Maria zu wenden? In verschiedenen Äußerungen wird immer wieder deutlich, dass er für sich und seine Mitmenschen ihren Schutz und Beistand sowie ihre Mittlerschaft bei den täglichen Pflichten und in allen Nöten erhoffte.697 Dabei war sein Vertrauen auf Maria jedoch nie losgelöst von seinem unerschütterlichen Vertrauen auf Gott, sondern vielmehr darauf ausgerichtet: »Confido perý nel braccio del Signore, e nel Patroncinio di Maria SS.ma, che seguiteranno ad assisterci e proteggerci.«698
4.1.2. Besondere Liebesbezeugungen Mastai betete nicht nur mit einer beispielhaften Innigkeit zu Maria, sondern drückte seine Verehrung auch durch verschiedene kleine Liebesgesten aus. So beobachtete z. B. die Hausgemeinschaft Pius’ IX., dass der Papst, der beim allabendlichen Rosenkranzgebet gern in der päpstlichen Privatbibliothek auf und ab schritt, jedes Mal den Kopf leicht zum Gruß verneigte, wenn er an der Marmorbüste der Schmerzhaften Gottesmutter vorbeikam.699 Zudem hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, wenn er im Laufe des Tages an dieser Statue vorbeiging, jeweils ein Stoßgebet zu Maria zu schicken.700 Gesten wie diese waren charakteristisch für Mastais Marienverehrung; von seiner Kindheit an lassen sich viele ähnliche Beispiele in seinem Leben finden. Bei seinen Spaziergängen in Rom grüßte er als Papst – aber sicher schon vorher – die Marienbilder an den Hauswänden.701 Aus verschiedenen Berichten 696 Vgl. ivi. 697 Vgl. Serafini, 123 f.185.761.825.1201.1213.1359.1383.1397.1675.1692.1697; Maioli: Pio IX da vescovo a Pontefice, 21. Diese Intention geht auch deutlich aus einem von Pius IX. eigenhändig verfassten Gebet hervor. (Vgl. Bosco, 45 f – Zitat: unten I. Teil, Kap. 4.6.6.2., S. 273.) Bezüglich des Wunsches heißt es z. B. in einem Grußwort: »augurandovi le benedizioni di Maria SS.ma«. (Serafini, 1357.) 698 Ivi., 503 f. Eine ähnliche Aussage findet sich in einem Brief vom 17. 6. 1847 an den Kard. Amat: »Andiamo dunque avanti con coraggio, e con piena fiducia in Dio e in Maria SS.ma.« (Maioli: Pio IX da vescovo a Pontefice, 112 f. Dazu: ivi., 117.) 699 Vgl. Sacchi Lodispoto, G.: Mons. Giuseppe De Bisogno di Casaluce, in Pio IX 12 (1983) 15. 700 Vgl. Zeug. v. De Bisogno, in Positio, 669, § 2169. Bei dieser Mariendarstellung handelt es sich um eine Marmorbüste von Ignazio Jacometti († 1883), dem damaligen Direktor der Vatikanischen Museen, der die Schmerzensmutter zum dreißigsten Pontifikatsjahr Pius’ IX. anfertigte und dem Hl. Vater als Geschenk überreichte. Pius beauftragte daraufhin den Architekten Virginio Vespignani († 1882) für diese Büste eine Säule samt Base anzufertigen. Die Base erhielt die Inschrift »Beati qui lugent«. (Vgl. ivi. Dazu: Sacchi Lodispoto, G.: Mons. Giuseppe De Bisogno di Casaluce, in Pio IX 12 [1983] 15; Lavagnino, E.: Vespignani, in EC 12, 1321 f.) 701 Vgl. Zeug. v. Gentili, in Positio, 433, § 1370.
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geht hervor, wie Pius IX. immer wieder innig vor Statuen betete und deren Füße küsste.702 In anderen Momenten stützte er vertrauensvoll und kindlich seine Stirn auf die Hände der Marienstatuen.703 Seinen Neffen Luigi forderte er auf, an Samstagen und an den Marienfesten ein Licht zur Ehren der Gottesmutter anzuzünden.704 Da Pius IX. für gewöhnlich persönlich das Licht beim Allerheiligsten auswechselte,705 ist anzunehmen, dass auch er selbst Maria diese kleine Ehre erwies. Immer wieder wurde Pius IX. beim Küssen von Andachtsbildchen beobachtet. Vor allem handelte es sich dabei wohl um eine selbstangefertigte Collage aus neun verschiedenen Heiligenbildern, die von einer Abbildung einer gekrönten Marienbüste dominiert war.706 Diese Heiligencollage hat der Papst anscheinend sorgsam aufbewahrt; sie ist jedoch durch den häufigen Gebrauch ganz abgenutzt.707 Diese Collage zeugt von Mastais Heiligenverehrung, aber gleichzeitig spricht sie für seine Marienliebe, da sich im oberen Bereich die erwähnte Madonna befand.708 Es wird weiterhin berichtet, dass Pius IX. eine kleine Darstellung der Immaculata in seinem Brevier aufbewahrte. Zur Erinnerung an diese vom Papst geschätzte Marienabbildung fertigte Hatzori eine Kopie davon in Übergröße an und versah sie mit der Aufschrift: »Riproduzione dell’immagine detta l’Immacolata di / Pio IX perch¦ fatta eseguire per ordine di quel / Pontefice che l’ebbe tanto cara da conservare / gelosamente copia nel suo breviario.«709 Pius IX. war ein großer Verehrer von Reliquien. Er liebte es, in seiner Privatkapelle anlässlich der Novenen zu den Herren- und Heiligenfesten Reliquien aufzustellen, nicht selten auch Marienreliquien: »Nelle Novene, che il Servo di Dio faceva, durante la secondo parte della Messa di ringraziamento nella sua 702 Vgl. Bosco, 47. 703 Vgl. Piolanti, A.: Pio IX e le tre tentazioni dell’Ottocento, in Pio IX 11 (1982) 245. 704 Vgl. Mencucci, A.: La riapertura del museo »Pio« in vista delle celebrazioni di Senigallia, in Pio IX 6 (1977) 121. 705 Vgl. Pedrini, A.: Vita e santit di Pio IX nella rievocazione di Don Berto segretario di Don Bosco, in Pio IX 11 (1982) 171. 706 Vgl. Meditazione sulla vita interiore del Servo di Dio Pio IX, in La voce di Pio IX (Riv.) 12 (1956) 27 f. Neben der Beschreibung der Heiligencollage fügt der Autor auch ein Foto bei. (Vgl. Anhang N, 557.) 707 Einen Hinweis auf diese Heiligencollage befindet sich auf in der Positio: »Dopo che fu morto, io ebbi occasione di vedere un’immagine appartenuta al Servo di Dio, annerita dai suoi baci e conservata in un suo libro di devozione. Essa era composta di tante piccole immagini in incisione, staccate dal Servo di Dio da altri fogli e incollate in una presso all’altra, essendo esse di piccolissimo formato. Rappresentava la Madonna, S. Pietro e Paolo.« (Zeug. v. Della Volpe, in Positio, 76, § 259; Pedrini: Le componenti, 11.) 708 An einer Stelle in der Positio spricht man von Madonna mit Kind, jedoch zeigt das Foto im Anhang lediglich eine Mariendarstellung. (Vgl. Zeug. v. Cossa, in Positio, 507, § 1633; Dazu: Anhang N, 557.) 709 Vgl. Flamini – Mariotti, 51.
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Cappella segreta, si soleva esporre la Reliquia di Nostro Signore, o della Beata Vergine, o del Santo di cui si faceva la Novena.«710 Zusätzlich besaß Pius IX. eine Marienreliquie,711 die er tagsüber auf der Brust trug und abends mit den Worten »Per intercessionem Sanctae Mariae Verginis libera me, Deus, ab omni malo« unter sein Kopfkissen legte.712 Als weiteren Schutz trug er, wie schon erwähnt, von Jugend an das Skapulier U.L.F. vom Berge Karmel.713 Studiert man die verschiedenen Papstporträts Pius’ IX., fällt dem aufmerksamen Betrachter auf, dass er auf den meisten Bildern und Fotos immer mit dem gleichen Papstring abgebildet wurde, den eine Büste ziert.714 Bei dieser Büste handelt es sich nach einer Beschreibung um eine Darstellung Mariens in Kamee.715 Neben diesem Ring trug Pius IX. auch eine kleine Tabakdose bei sich, die mit einer sternengekrönten Immaculata-Darstellung verziert war.716 In die710 Zeug. v. Zonghi, in Positio, 323, § 1010. 711 Im Casa Museo Mastai Ferretti sind u. a. zwei Marienreliquien ausgestellt, die in einer nicht dokumentierten Verbindung (Waren sie in seinem Besitz? Schenkte er sie an Verwandte?) mit Pius IX. stehen. (Vgl. Flamini – Mariotti, 160 – im Führer ist nur eine der beiden Reliquien erwähnt.) Wie das Verbot einer Festmesse eines Heiligen – dessen Reliquien nicht als authentisch zu beweisen waren – zeigt, nahm Pius IX. die Echtheit eines solchen Andachtsgegenstandes nicht leichtgläubig an. (Vgl. Mencucci: Senigallia e la sua diocesi 1, 588.) 712 Pedrini: Le componenti, 25. Ein weiteres Beispiel für seine Devotion gegenüber Marienreliquien gab er seinen Zeitgenossen in Perugia während seiner Reise im Jahr 1857: Im Dom – so heißt es – »trennte er sich nur ungern von der kostbaren Reliquie der hl. Jungfrau« (Dumax, 176. Dazu: Moroni 97, 240) und wollte zum Abschluss der Andacht die Reliquie persönlich dem jungen Herzog der Toskana zur Verehrung reichen. (Vgl. Bosco, 53.) Mit dieser Reliquie ist der in der Volksfrömmigkeit sogenannte Ehering Mariens gemeint, der in der Kathedrale in Perugia in der Capella del Sant’Anello aufgewahrt wird. (Vgl. Umbria, hrsg. v. Touring Club Italiano, Milano 2004, 115; Moroni 2, 73 f, Pelczar 2, 189.) 713 Vgl. oben I. Teil, Kap. 3.1. Dazu: Menconi, V.: Il trionfo dell’Immacolata – Le pi¾ belle pagine sulla Madonna, Roma 1982, 415. 714 Über den Ring heißt es: »L’anello che portava, non era con gemme preziose, ma preferiva un cammeo raffigurante la Madonna, e non ho veduto, che mai lo cambiasse.« (Zeug. v. De Bisogno, in Positio, 691, § 2246; Bisogno, 46.) Diesen Ring sieht man z. B. auf folgenden Papstporträts Pius’ IX.: Rütjes, (Deckblatt); Tornielli, A.: Pio IX – l’ultimo Papa Re (= il Giornale – Biblioteca Storica 19), Milano 2004, (Einschlags-bild); L’88o vescovo di Imola, 151; Aubert-Martina 2, Tafel II; Pelczar 1, (Deckblatt); Castella, G.: Papstgeschichte 2: Von der Wiedererneuerung der katholischen Kirche bis Leo XIII., Frechen 1999, 493; Falcone: La biblioteca privata, 82; Flamini – Mariotti, 43.46.88. Die Umrisse des Ringes erkennt man ebenso in: Tesi-Passerini, C. – Zannelli, P.: Pio Nono e il suo tempo 2, Firenze 1879, 234 f und auf der Pius-Statue von Ignazio Jacometti in der Confessio in S. Maria Maggiore. (Vgl. Sclocchi, S.: Jacometti, Ignazio, in DBI 62, 5.) Dazu z. B. Anhang EH, 551 – 553. 715 Es heißt, dass die Pönitentiare beim Ankleiden des verstorbenen Pius’ IX. diesem einen Ring mit einem Marienbild an den Finger gesteckt haben. (Vgl. Pelczar 3, 396.) Vielleicht handelt es sich dabei um eben diesen Ring; heute trägt Pius IX. in seinem Grab jedoch einen anderen. 716 Vgl. unten II. Teil, Kap. 5.3.5.
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sem Zusammenhang ist auch eine andere kleine Begebenheit mit einem Papstring zu berichten: Als Mastai während seines Exils von Portici aus am 31. Oktober 1849 nach Benevento reiste, besuchte er dort das Heiligtum Maria SS. delle Grazie. Von diesem Marienbild ergriffen, streifte er seinen Papstring ab und legte ihn zu den anderen Wertgegenständen, die das Bildnis umrahmten.717 Die Liebesbezeugungen der Gottesmutter gegenüber beliefen sich nicht auf ein paar fromme Gesten oder das Tragen von Andachtsgegenständen oder Ähnlichem, sondern besaßen auch asketische Züge: Bereits in seiner Kindheit hatte Gianmaria begonnen, der himmlischen Mutter kleine Opfer zu bringen. Von seiner Mutter hatte er gelernt, als Erstlingsgabe auf jenes Obst zu verzichten, das in der jeweiligen Jahreszeit zum ersten Mal auf den Tisch kommt.718 Im Kolleg von Volterra gewöhnte er sich daran, am Vorabend der Marienfeste zu fasten,719 und als junger Mann verzichtete er der Gottesmutter zuliebe samstags auf jede Art von Vergnügungen: »Un Sabato si recava il Servo di Dio in una famiglia di suoi parenti, dove si faceva musica bene spesso ed egli era ricercatissimo essendo abile suonatore. Egli era arrivato fino alla porta d’ingresso e forse gi aveva suonato, quando si sovvenne, che era Sabato. Allora si dispose immediatamente a ritornare indietro, mentre una persona di quella casa aveva aperta la porta, e riconosciutolo lo fermý sulle scale, chiedendogli come mai se ne volesse ritornare. Gian-Maria, confuso disse sulle prime che doveva ritornar via, perch¦ si era scordato di una cosa, e tentý schivare di dire la vera ragione, ma poi messo alle strette, per non dare occasione a qualche indecorosa interpretazione, si determiný a dire la vera ragione; che era questa: che, essendo Sabato, per devozione alla Madonna, era suo desiderio astenersi da qualunque divertimento.«720
Aus der Zeit in Imola wird bezeugt, dass Msgr. Mastai zu Ehren der hl. Jungfrau samstags bei Wasser und Brot fastete und dabei sogar einen Ohnmachtsanfall in
717 Vgl. Rienzo, A. de: Pio IX a Benevento, in Samnium 1/4 (1928), 16 f. Zuvor hatte Mastai schon seinen Bischofsring an die Hand der seligen Chiara von Montefalco und einen anderen Papstring an den Finger von Alfonso de’ Liguori gesteckt. (Vgl. Nessi, S.: L’arcivescovo Mastai Ferretti e Montefalco, in Pio IX – Arcivescovo di Spoleto, 177; Esposito, R.F.: La cronistoria dell’esilio di Pio IX in due »Diari« inediti dell’Archivio Storico Diocesano di Napoli, in Pio IX 3 [1974] 265.) 718 Vgl. Zeug. v. Filippani, in Positio, 101 f, § 355. Vgl. oben I. Teil, Kap. 3.1. 719 Vgl. oben I. Teil, Kap. 3.2.; Piolanti: L’Immacolata, 37. 720 Zeug. v. Clementi, in Positio, 755, § 2417. Diese Szene ist wahrscheinlich in den Zeitraum einzuordnen, der von einigen Biographen als der Zeitraum des Vergnügens und der Orientierungslosigkeit bzw. Neuorientierung bezeichnet wird. (Vgl. Falconi, 127 – 197; Polverari 1, 32.) Da Mastai im Begriff war, Verwandte zu besuchen, ist es anzunehmen, dass sich diese Episode in Senigallia oder zumindest in den Marken abgespielt hat. Diese Begebenheit bezeugt, dass Mastai schon als junger Mann eine außergewöhnliche Liebe zur hl. Jungfrau besaß und dass selbst alle Vergnügungen ihn nicht von der Marienverehrung abhielten.
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Kauf nahm.721 Doch bei all diesen besonderen Liebestaten für Maria, vor allem für sie als die »Immaculata«, ging er nie soweit – es gibt zumindest keinen einzigen Hinweis darauf –, das sogenannte Blutgelübde abzulegen.722 Auch die jetzt folgenden Beispiele stehen für die bedeutende Stellung, die Maria in Mastais Leben einnahm; sie zeigen zudem, dass seine Marienfrömmigkeit keinesfalls seinen Realitätssinn beeinträchtigte. In seinen Briefen an seine Freunde, Bekannten und an verschiedene weitere Persönlichkeiten fällt einerseits auf, mit welcher Natürlichkeit er z. B. auf die Gottesmutter zu sprechen kam, sie anrief, sich ihr oder anderen Personen anvertraute oder einfach nur an ihre Feste erinnerte.723 Andererseits verwundert es, dass er z. B. in seinen hunderten von Briefen an seinen Freund Falconieri im Ganzen gesehen nur selten marianische Themen behandelte, dafür aber kontinuierlich ganz konkrete Probleme und Fragen ansprach. Es scheint sogar, dass Mastai als Bischof und später als Papst wirklich nur zu besonderen Anlässen marianische Themen in seinen Briefen aufgriff, wobei eine immer wiederkehrende Gelegenheit natürlich die damals aktuelle Immaculata-Frage war : Es wird noch gezeigt, wie er sich schon als Bischof und dann als Hl. Vater mit verschiedenen Persönlichkeiten austauschte, um gemeinsam effektiver die nächsten Schritte zugunsten der Ausbreitung und Anerkennung des Immaculata-Kultes zu erwägen.724 Besonders jene Briefe, die aus dem Zeitraum vor der Dogmaverkündigung der Unbefleckten Empfängnis Mariens stammen, bezeugen sein Vertrauen auf Mariens Schirmherrschaft sowie auf ihre mächtige Mittlerrolle und drücken seine Hoffnung auf eine baldige Definierung des Immaculata-Geheimnisses aus.725 Im Laufe dieser Dokumentation wird auf einige Beispiele später noch ausführlich eingegangen. Jedoch darf man aus diesen Briefen keine falschen Schlüsse zie-
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Vgl. Zeug. v. Caporali, in Positio, 959, § 2999. Vgl. Courth: Marianische Gebetsformen, 562. Vgl. z. B. Lettere 2, 149.233.238.241.276; ivi. 3, 288.302.303.387.402. Vgl. unten bes. II. Teil, Kap. 2.2. und 3.1. Vgl. Piolanti: L’Immacolata, 51; Piolanti, A.: Prefazione, in Salgado, J.M.: Le Bx de Mazenod et Pie IX (= StPi 2), Citt del Vaticano 1976. Zu diesen Persönlichkeiten gehörten z. B. sein enger Mitarbeiter Kard. Lambruschini (vgl. Manzini, L.M.: Il Cardinale Luigi Lambruschini [= StT 203], Citt del Vaticano 1960, 413 – 421; Piolanti: L’Immacolata, 40), der Immaculata-Apostel Placido Baccher in Neapel, (vgl. Orlando, P.: Pio IX e il ven. don Placido Baccher, in Pio IX 13 [1984] 147.150 f), der König von Neapel Ferdinando II. (vgl. Russo, G.: Documenti napoletani per la definizione dommatica dell’Immacolata Concezione, in Asp. 10 [1961] 63.65 f.69 f.72 f.86 – 89.93; Cittadini, G.: Carteggio privato di Papa Pio IX e Ferdinando II re di Napoli – Esistente nell’Archivio statale di Napoli coll’aggiunta del Diario della Rivoluzione di Roma del Marchese Luigi Lancellotti, Macerata 1968, 137 f.141.155.158.160.178.180.185 – 187.217) sowie der bekannte Don Bosco. (Vgl. Castillo Lara, R.J.: Pio IX e don Bosco alla luce dell’Immacolata [Omelia – 6. 2. 1988], in Pio IX 17 [1988] 117 f.)
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hen:726 Mastai Ferretti war als Bischof und Papst weit davon entfernt, sich in frommen Überlegungen zu verlieren und die realen Probleme in Kirche und Welt zu vergessen. Es erstaunt deshalb nicht sonderlich, dass z. B. aus den Jahren nach der Definierung keine Gespräche über marianische Themen überliefert sind; ebenfalls in den von Marcone und De Franciscis aufgezeichneten Audienzansprachen des Immaculata-Papstes lassen sich nur wenige Verweise auf Maria finden. Auch in der Korrespondenz mit verschiedenen großen Marienverehrern, wie z. B. Luigi Monti, dem Gründer der Fratelli Ospitalieri dell’Immacolata Concezione, kommen vielmehr praktische Themen zur Sprache.727 Ähnlich sieht es bei dem überaus regen Briefwechsel mit EugÀne de Mazenod, dem Bischof von Marseille und Gründer der Congr¦gation des Missionnaires Oblats de Marie Immacul¦e, aus:728 Nur in den drei Briefen, die Mazenod wenige Tage vor der Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis an den Papst schrieb, kam er auf Maria zu sprechen.729 Pius IX. seinerseits beantwortete anscheinend diese Briefe nicht, jedenfalls werden sie in der gut dokumentierten Biographie Mazenods nicht erwähnt. In der restlichen Korrespondenz zwischen dem Kirchenoberhaupt und dem Bischof von Marseille überwiegen eindeutig kirchenpolitische Themen ganz anderer Art.730 Doch seien an dieser Stelle noch weitere besondere Liebesbezeugungen für Maria im Leben Mastais erwähnt. Wie die folgenden Beispiele verdeutlichen, war es eine auffällige Angewohnheit von ihm, wichtige Aufgaben, Angelegenheiten, Reisen, besondere Anlässe oder Schwierigkeiten unter den mächtigen Schutz 726 Piolanti behauptet ebenfalls, dass es solche mündlichen oder schriftlichen Gespräche auch mit anderen großen Marienverehrern gegeben hat, wie z. B. mit J. Chevalier, L. Casoria, L.M. Monti oder E. de Mazenod. (Vgl. Piolanti: L’Immacolata, 51.) 727 In den noch vorhandenen Briefen an Pius IX. dankte Monti vielmehr dem Papst für all die Wohltaten zugunsten der entstehenden Kongregation, ohne dabei mit einer Bemerkung auf die Gottesmutter einzugehen. (Vgl. Giampetruzzi, M.: Lettere e memorie del Servo di Dio Padre Luigi Maria Monti fondatore 1: 1852 – 1884, Roma 1999, 65 – 67.72 f.84. Dazu: Spreafico, E.M.: Il servo di Dio P. Luigi M. Monti nella sua vita e nelle sue opere 1, Saronno 1947, 128.130.322.) 728 Vgl. Holböck, 477 – 485; Salgado, J.M.: Le Bx de Mazenod et Pie IX, 38; Idem: Relations personnelles du Bienheureux Charles Joseph EugÀne de Mazenod avec le Pape Pie IX de 1846 1854; in Pio IX 4 (1975) 34 – 40. Dazu: Mühlek, K.: Mazenod, Charles-Joseph-EugÀne de, in BBKL 5, 1117 f. 729 Vgl. Rambert, T. le: Vie de Monseigneur Charles-Joseph-EugÀne De Mazenod ¦vÀque de Marseille fondateur de la Congr¦gation des Missionnaires Oblats de Marie Immacul¦e 2, Tours 1883, 420 – 428. Dazu: unten II. Teil, Kap. 3.5. 730 Vgl. bes. die 17 Briefe die Pius IX. in den Jahren 1848 – 1860 an Mazenod geschrieben hat. (Vgl. Archiv. Gen. O.M.I.: Pie IX – M [1848 – 60]: 16.) Weiterhin: Rambert, 262 – 268.296 – 314.315.364 – 366.400 – 442.494 – 498.524 f.550 – 553.563.574 f; Beaudoin, Y.: Pie IX, pape de 1846 1878, in Dictionnaire historique des Missionnaires Oblats de Marie Immacul¦e 1: En France au temps du Fondateur, hrsg. v. Association d’Etudes et de Recherches Oblates, Rome 2004, 591 f.
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Mariens zu stellen – dazu bat er nicht selten Gläubige und Freunde um ihr Gebet.731 Hier einige Beispiele: Gerade zum Bischof von Spoleto erwählt, feierte er am Tag nach seiner Ankunft in seiner Diözese, dem 29. Juni 1827, seine private Messe an dem Altar der Marienikone im Dom. In den Memoiren heißt es dazu: »Veniva nella Cattedrale, e celebrava Messa all’altare della taumaturga Immagine di Maria, la SS. Icone, benedetto Santuario di grazie per la nostra citt, ove il novello Pastore, il futuro Pontefice della Immacolata disfogava i suoi singolarissimi sentimenti di devozione per la Madre di Dio, e metteva se stesso, il suo governo, il suo gregge sotto la potentissima protezione di Lei.«732
Vor der Inbesitznahme des neuen Bischofssitzes in Imola wollte er nach Loreto pilgern: Am 27. Dezember 1832 schrieb Msgr. Mastai seinem Mitbruder im Bischofsamt, Msgr. Teloni, Bischof von Macerata: »Non vado al possesso della nuova diocesi senza prima aver implorato gli aiuti di Maria SS.ma in Loreto.«733 Während seiner Reise nach Loreto machte er ebenfalls in seiner Heimatstadt Senigallia Station, wo er in dem gleichen Anliegen vor der Madonna della Speranza gebetet haben soll.734 Als Mastai Ferretti sich im Juni 1846 zum Papst gewählt sah, war er sich bewusst, dass es kein leichtes Pontifikat werden würde.735 Aus diesem Grund wollte er sich und die Kirche der mächtigen Schirmherrschaft Mariens anvertrauen, wobei er vor einem Marienbild das folgende Gebet formuliert haben soll: »O Maria Immacolata, mio amore, mio conforto, mio aiuto, al validissimo tuo Patrocinio raccomando la Navicella di Pietro; a Te, o Maria, che sei la Madre del Salvatore, raccomando i milioni e milioni d’anime alle Pastorali mie cure affidate.«736 Darüber hinaus wollte er auch U.L.F. von Loreto um ihren Beistand bitten. Da er jedoch nicht selber nach Loreto pilgern konnte, sandte er seinen treuen Mitarbeiter Msgr. Stella mit einem kostbaren Brustkreuz und zwei wertvollen Ringen. In dem apostolischen Begleitschreiben vom 22. August 1846 bestimmte er diese Geschenke für das Loretoheiligtum und bat gleichzeitig um 731 Vgl. Lettere 2, 148 f.235; Serafini, 928.1711; Romana seu Senogal., 45 Nr. 129; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 43, 5. So schrieb er z. B. in einem Brief vom 25. 6. 1839 anlässlich einer bevorstehenden Reise: »Un Ave pel buon viaggio che sto per cominciare.« (Lettere 4, 177.200.) 732 Memorie dei primordi dell’episcopato della santit di nostro Signore Papa Pio IX nella Chiesa Spoletina pubblicate dal capitolo metropolitano della medesima per la ricorrenza del Giubileo Episcopale del gloriosissimo Pontefice celebrato con plauso straordinario di tutta l’orbe cattolico il III giugno MDCCCLXXVII, Roma 1877, 23. 733 Serafini, 149.602.609. Aus dem gleichen Grund befand er sich dort nach seiner Kardinalsernennung. (Vgl. ivi., 1717.) Serafini vermutet Mastai auch in Loreto vor Beginn seiner Episkopats in Spoleto, jedoch bietet weder er noch ein anderer Autor sichere Beweise für diesen Besuch. (Vgl. ivi., 1433.) 734 Vgl. Andreoli, 50. 735 Vgl. Bogliolo: Profilo spirituale, 139. 736 Giorgio, A.: A Pio IX nel suo Giubileo Episcopale, Padova 1877, 18.
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Gebet für Kirche und Papst.737 Als Pius IX. im Jahr 1848 mit ansehen musste, wie die Unruhen im Kirchenstaat immer weiter anwuchsen, stellte er im Schreiben vom 2. August L’agitazione che presentemente si À impadronita degli animi Roma unter den mächtigen Schutz der hl. Jungfrau und der beiden Apostelfürsten.738 Kaum wieder aus seinem Exil nach Rom zurückgekehrt, dankte der Papst in der Allokution Si semper antea vom 20. Mai 1850 offiziell der göttlichen Barmherzigkeit für den guten Ausgang und führte seine Rettung explizit auf die Gottesmutter zurück: »Itemque Sanctissimae Dei Genitrici Immaculatae Virgini Mariae, cujus potentissimo patrocinio salutem Nostram acceptam referimus.«739 Sein Bedürfnis, bei der Gottesmutter Zuflucht zu suchen, fiel auch seinen Zeitgenossen auf. Der Geschichtsschreiber Gregorovius bemerkte dazu am 7. November 1860 in seinem Tagebuch: »Pius IX. befindet sich in einem Labyrinth, dessen Ausgang er nicht sieht, nicht einmal zu suchen scheint. Seine Lage im verräterischen Schutze Frankreichs, welches ihn immer hinhält, immer täuscht, immer demütigt, ist Mitleiderregend. Aber dieser
737 Dazu heißt es in einer Biographie: »Da principio, con un segno di pubblica devozione, Pio IX volle dedicare tutto se alla gloriosa Vergine Maria, e sotto il singolare suo patrocinio mettere l’esercizio del supremo Pontificato. (…) Per questo effetto, cadente l’agosto, aveva spedito in Loreto al commissario della s. Casa, (…) mons. G. Stella suo familiare, portatore di una preziosa croce pettorale tutta formata di gemme, unitivi due anelli di gran valuta, con un breve apostolico, nel quale ordinava che di questi oggetti si fosse fatta presentazione in suo nome a quel incomparabile santuario della Madre di Dio; e insieme esprimeva ardentissima volont che mai non si fosse cessato di pregare ivi la clementissima Vergine, che pigliasse la Chiesa cattolica e lui suo primario Pastore in ispecial protezione, fra le triste vicissitudini dei tempi ne’ quali si mirava egli sublimato al Seggio di San Pietro.« (Ballerini, R.: Le prime pagine del Pontificato di Papa Pio IX – Opera postuma, Roma 1909, 104 f.) Das apostolische Schreiben schloss mit den Worten: »ð nostro vivo desiderio che i sentimenti del nostro amore rimangano in questa augustissima e religiosissima Casa, che con inaudito prodigio dalla Galilea fu trasportata in Italia.« (Bollini, F.M.: Pio IX pellegrino a Loreto nel 1857, in Pio IX 14 [1985] 39.) Auch in späteren Momenten seines Lebens überreichte Pius IX. dem Loretoheiligtum Geschenke: Am 14. 8. 1855 ließ er eine eigenhändig unterschriebene Kopie der Definierungsbulle Ineffabilis Deus überbringen und im Jahr 1856 empfahl er sich und die Kirche erneut U.L.F. von Loreto an und schenkte ihr ein Pluviale, ein Messgewand, zwei Dalmatiken sowie weitere kostbare Sakralgegenstände. (Vgl. Montanari – Schiaroli, 217.) 738 Dort heißt es: »Dio perý veglia a custodia della Italia, dello Stato della Chiesa e di questa Citt, e ne commette la immediata tutela alla grande Protettrice di Roma MARIA SANTISSIMA, ed ai Principi degli Apostoli.« (Arch. part. di Pio IX, Ogg. Vari, 469 – Atti pontefici). Vgl. dazu: Moroni 53, 199. Schon in seiner Bischofszeit wendete er sich an die Muttergottes, um durch sie von Gott Ruhe und Frieden zu erlangen. So ordnete er z. B. in Imola im Jahr 1833 eine Prozession mit dem Marienbild Madonna delle Grazie an und erklärte dazu: »onde impegnarla [Maria] ad ottenere da Dio una costante serenit, tanto necessaria alle campestri operazioni«. (Romana seu Senogal., 82, Nr. 249.) 739 Pius IX: Si semper antea (20. 5. 1850) All., in APN I/1, 229. Dazu: Moroni 53, 225; Guth, 425.
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weichherzige Romantiker seufzt Gebete an die Madonna, und in seinen weibisch erschlafften Zügen prägt sich kein großes Gefühl, nur Ermüdung aus.«740
Um den Schutz Mariens für seine jeweiligen Unternehmungen anzurufen, legte Mastai Ferretti diese besonders gern auf Marienfeste, wie z. B. die Eröffnung eines neuen Hospizes in Spoleto.741 In Imola eröffnete er an einem Festtag der Gottesmutter ebenfalls ein Hospiz, über das er 1831 in einem Brief schrieb: »Il ˜ a fin dal 1829, si manmio ospizio aperto il giorno del Patrocinio di Maria SSm tiene ancora e spero che si manterr sotto un Patrocinio s augusto.«742 Ähnlich geschah es am 24. Juli 1836, als Msgr. Mastai ein Haus für verlassene Kinder eröffnete und dieses ebenso unter Mariens Schutz stellte.743 Zehn Jahre später, 1846, feierte er in seiner Diözese die Erstkommunion bewusst an Mariæ Verkündigung.744 Als Papst unterzeichnete er oft Dokumente an Marienfesttagen.745 Das »berühmteste« Beispiel und das beliebteste Datum ist wohl der 8. Dezember : An diesem Tag wurde das Dogma der Unbefleckten Empfängnis definiert (1854), der Syllabus (1864) veröffentlicht und das Erste Vatikanische Konzil (1869) einberufen. Als ihn seine Nichte bat, die Erstkommunion am 13. November 1870 feiern zu können, antwortete er ihr, dass für diesen Anlass der 8. Dezember weitaus geeigneter sei.746 Aus Verehrung zur Gottesmutter schrieb sich Mastai in seinem Leben in mehrere marianische Bruderschaften ein. Pelzcar berichtet in seiner Biographie, 740 Gregorovius, F.: Römische Tagebücher 1852 – 1889, hrsg. v. Kruft, H.-W. – Völkel, M., München 1991, 113. 741 Vgl. Alberti: L’episcopato di G.M. Mastai, 275. 742 Romana seu Senogal., 44, Nr. 127. 743 In einem Brief vom 24. 7. 1836 an Falconieri heißt es: »Questa mattina ho aperto l’adunanza dei poveri ragazzi abbandonati. Piaccia a Maria SS.ma di benedirla, avendola messa sotto la sua Protezione.« (Lettere 4, 145.) 744 Vgl. Archivio Capitolare di Imola: Memorie della Chiesa Cattedrale e del Reverendissimo Capitolo d’Imola dal 1753 in avanti raccolte dal Canonico Penitenziere Salvatore Leziroli per continuazione di quelle scritte dal benemerito Canonico Imolese Francesco Maria Mancurti e per Corredo maggiore dell’Archivio di essa Chiesa e Capitolo cui l’estensore si pregia offrirle in argomento di vera stima ed ossequio MDCCCXLI Memorie continuate dal canonico Antonio Fantini sino alla fine del 1846, hrsg. v. Ferri, A.: L’episcopato Mastai Ferretti a Imola nelle cronache capitolari, in Ferri: Pio IX prima del soglio, 53. 745 So veröffentlichte er z. B. bis einschließlich 1854 die folgenden Dokumente an einem Marienfesttag: Pio IX: Nei giorni (16. 7. 1846) Editto, in Bellocchi 4, 12; Idem: Praedecessores nostros (25. 3. 1847) Enc., in APN I/1, 37; Ubi primum ’49, 166; Idem: Noscitis et Nobiscum (8. 12. 1849) Enc., in APN I/1, 223; Pius IX: Exultavit cor Nostrum (21. 11. 1851) Enc., in APN I/1, 347; Idem: Ex aliis nostris (21. 11. 1851) Enc., in APN I/1, 352; Idem: Nemo certe ignorat (25. 3. 1852) Enc., in APN I/1, 360; Idem: Neminem vestrum (2. 2. 1854) Enc., in APN I/1, 579; Ineff., 619. 746 Vgl. Pedrini, A.: Pio IX e il monastero Olivetano di Tor de’ Specchi in Roma, in Pio IX 21 (1992) 348. Dazu: Corradini, S.: La devozione mariana di Pio IX Papa marchigiano, in Tomassini, G. (Hg): Studi Storici per Angelo Antonio Bittarelli, Camerino 2001, 292.
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was Pius IX. in Erinnerung eines solchen Eintritts gesagt haben soll: »Ricordo con gioia quell’istante in cui mi sono consacrato particolarmente alla Madre di Dio entrando nella Congregazione dei suoi figli. A Lei conviene attaccarci, Lei eleggersi per condottiera e seguirla fedelmente.«747 Auch wenn Pelzcar keine genaueren Angaben über die näheren Umstände macht, kann man sich gut vorstellen, dass Mastai ähnliche Gefühle und Motive bewegten, als er sich am Fest Mariæ Verkündigung 1815 in die marianische Bruderschaft dell’Annunziata, der sogenannten Prima Primaria einschrieb,748 1847 in die Erzbruderschaft S. Maria della Divina Provvidenza Ausiliatrice dei Cristiani (ansässig in der Kirche S. Carlo ai Catinari),749 am 31. Dezember 1848 – kurz nach seiner Ankunft im Exil in Gaeta – in die Erzbruderschaft der Madonna dei Sette Dolori (ansässig in der Kirche S. Maria delle Grazie in Toledo),750 und später in die Erzbruderschaft der S. Casa di Loreto dei Piceni.751 Sein Wille, der hl. Jungfrau seine Liebe bis über den Tod hinaus zu bezeugen, äußerte sich auch in dem Wunsch, wie sein Vorgänger und Vorbild, der hl. Papst Pius V., in S. Maria Maggiore begraben zu werden.752 Auch wenn Pius IX. diese Idee wieder aufgab – wahrscheinlich 1864 – und als Grabeskirche die Basilika von S. Lorenzo wählte,753 zeugt sein ursprünglicher Plan von seiner Liebe zur Gottesmutter sowie von seinem Vertrauen auf ihre konstante Fürsprache.754 Selbst in seinem Testament rief er direkt nach der Heiligsten Dreifaltigkeit die hl. Jungfrau an.755 Auf dem Sterbebett erhielt er von einem Karmelitenbischof die Absolution und den mit dem braunen Skapulier verbundenen päpstlichen 747 748 749 750 751
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Pelczar 3, 357. Vgl. Masetti Zannini, 44; Franciscis 3, 435 (dazu Zitat: oben I. Teil, Kap. 3.3.2., S. 95). Vgl. Gnolfo, G.: Il culto di Maria Ausiliatrice a Roma (Note storiche), Napoli (o. D.), 14. Vgl. Blois, G.: Narrazione storica, religiosa, politica, militare, del soggiorno nella Real Piazza di Gaeta, del Sommo Pontefice Pio IX dal d 25 nov. 1848 al d 4 sett. 1849, Napoli 1854, 30; Moroni 53, 216. Vgl. Repertorio degli archivi, 258. Zu diesen kommt noch die Ehrenmitgliedschaft in weiteren marianischen Bruderschaften, wie z. B. in der Bruderschaft vom Heiligsten Herzen Mariens in Paris anlässlich der Krönung U.L.F. vom Sieg am 9. 7. 1853. (Vgl. Bartolotti, F.: Medaglie e Decorazioni di Pio IX [1846 – 1878], Rimini 1988, 117.) Vgl. Zeug. v. De Waal, in Positio, 246, § 789; Bosco, 39. Gerade in den Ansprachen während seiner letzten Lebensjahre vertraute Pius IX. immer wieder seine Sterbestunde der Gottesmutter an: »Vi preghiamo ad assisterci nell’estremo dei nostri giorni; e quando le labbra fredde e tremanti pronunzieranno con lunguida voce il vostro nome, voi col vostro Sposo castissimo accogliete queste anime, le quali non altro desiderano che lodare e benedire Iddio in tutti i secoli.« (Franciscis 3, 324.) Dazu: ivi. 2, 67; ivi. 3, 65.324. Vgl. Pelczar 3, 401[2]; Bosco, 39. Dazu: Ferretti, L.: Il sepolcro di Pio IX, in Pio IX 19 (1990) bes. 205 f. In seinen letzten Lebensjahren betete er wiederholt die letzte Strophe aus der Stabat MaterSequenz: »Quando corpus morietur, fac ut animae donetur Paradisi gloria. Amen.« (Franciscis 3, 65.324.) Vgl. Pelczar 3, 401.
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Segen. Sicherlich hatte er selbst sein Leben lang das Skapulier in dem Bewusstsein getragen, dass alle Skapulierträger das ewige Heil erlangen.756
4.1.3. Bevorzugte Marienanrufungen und -titel Bei der Frage, welche marianische Anrufung Pius IX. wohl am liebsten war, wird der spontane Gedanke eines jeden wohl auf den Titel »Maria Immaculata« gerichtet sein. Als Papst der Immaculata erwartet man sich auch keine andere Antwort. In Wirklichkeit gibt diese Aussage nicht den Reichtum seiner marianischen Spiritualität wieder. Pius IX. hatte die Lauretanische Litanei so verinnerlicht, dass er je nach Situation die passenden marianischen Titel anrief. In den Zeugenaussagen heißt es dazu: »Il Servo di Dio era devotissimo della Madonna, ed amava invocarla spesso, anche per altri con qualcuno dei titoli, che le si danno nelle Litanie.«757 Einige dieser Marientitel hatte Mastai schon in seinem Elternhaus oder in seiner Schulzeit liebgewonnen. Andere hingegen lernte er schätzen, weil sie seinen Anliegen und Sorgen Ausdruck verliehen. Zu der ersten Kategorie von bevorzugten Marientiteln gehörte sicherlich die Anrufung der Schmerzensmutter. Die Liebe zu diesem Titel hatte er – wie schon erwähnt – von seiner Mutter in die Wiege gelegt bekommen. Von dieser Verehrung zeugen seine Predigten über die Schmerzensmutter,758 seine Devotion zu den »Ore di Maria Desolata«759 und die Verehrung einer Marmorbüste der Schmerzhaften Ma-
756 Der Karmelitenbischof Salvatore A.M. Demartis berichtet von diesem Besuch: »Noi siamo andati a Lui… non pi¾ per conferire sugli affari importanti per i quali eravamo venuti, ma s bene per dare a Lui moribondo l’assoluzione e benedizione papale del sacro scapolare del Carmine… per applicarGli le sante indulgenze dell’Ordine che dai Suoi verdi anni prediligeva ed indi confortava da Papa con il Suo amore… Noi dunque dall’Arcana Provvidenza siamo stati designati ad assistere allo straziante spettacolo di confortare la partenza di Lui da questa vita con la preghiera con che sono coadiuvati i devoti della Vergine Santissima del Carmelo.« (Martino: Pio IX Confratello, 469.) Dazu: Suso Frank, K.: Skapulier, in LThK 9 (2000) 654; Hösler, M.: Sabbatina, Bulla S., in LThK 8 (1999) 1406. 757 Zeug. v. Zonghi, in Positio, 321, § 1002. 758 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 4; ivi. b. 10, 10.15. 759 In Portici wünschte Pius IX. im Jahr 1850 ausdrücklich an dieser Devotion teilzunehmen. Dazu heißt es in der Positio: »Durante la dimora del Sommo Pontefice qui in Portici, nella settimana santa del 1850, il Monsignor Gentilucci che era del seguito del Papa, volle predicare la pia pratica delle Ore di Maria Desolata e avevano stabilito di farla in questa nostra Chiesa. Perý quando andammo a darne notizia al S. Pontefice ed a prendere la sua benedizione, Egli si mostrý dispiaciuto che sarebbe rimasto escluso dall’assistere a questa devota pratica tanto tenera, e chiedeva premurosamente di trovar modo per farne prendere parte anche lui. E noi allora per contentarlo gli proponemmo di fare questo esercizio non in questa Chiesa, ma nella Cappella Paladina del Real Palazzo dove Egli dimorava. Il Servo di Dio ne
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donna.760 Ferner zeugt dafür auch der Altar zu Ehren der Addolorata, den Mastai in der Chiesa dei Servi in Imola neu gestalten ließ761 und die Krönung der Schmerzhaften Gottesmutter in der Chiesa dei Sette Dolori in Neapel.762 Der charakteristische Titel für Maria, mit dem Pius IX. in die Geschichte einging, ist jedoch jener der Immaculata. Wie wir noch sehen werden, taucht diese Anrufung immer wieder in seinen Predigten, Apostolischen Schreiben und Ansprachen auf. Auch in Gefahrensituationen, wie bei dem Unfall in S. Agnese, rief Mastai die Unbefleckte an.763 Zu den bevorzugten Titeln gehörte weiterhin sicher auch der der Assumpta. Pius IX. hielt sich nicht für würdig, auch dieses Dogma noch zu verkünden, doch das Geheimnis begleitete ihn durch sein Leben:764 Viele Kirchen, in denen er wirkte, waren der Assumpta geweiht, wie z. B. die Kirche im Tata Giovanni, in der Mastai nach eigener Aussage seine ersten hl. Messen feierte765 oder der Dom in Spoleto.766 Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sich im Vatikanischen Geheimarchiv noch viele Predigten über dieses Marienprivileg befinden.767 Im Kloster Trinit dei Monti in Rom wurde das wundertätige Marienbild Madonna del Giglio verehrt, das Pius IX. gleich bei seinem ersten Besuch in Mater Admirabilis umbenannte und später immer wieder aufsuchte.768 Auch Refugium peccatorum gehörte zu den bevorzugten Titeln. Mastai liebte diesen Titel vielleicht so sehr, weil er sich selber einerseits als Sünder fühlte und andererseits mit ansehen musste, wie so viele Herzen von der Sünde beherrscht wurden und deshalb der Fürsprache Mariens, der »Zuflucht der Sünder«, bedurften.769 In einer Zeugenaussage heißt es: »A questo proposito posso notare, che la carit del Servo di Dio verso il prossimo, e insieme la sua devozione alla Madonna, apparivano spesse volte quando nelle lettere, che riceveva da alcune persone, specialmente madri di famiglia, si raccomandavano alle sue preghiere, per ottenere o la conversione di qualche figlio traviato, o la provvidenza, o la liberazione da qualche angustia, etc. Il Sevo di Dio esclamava subito: –
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fu molto contento e cos dalla tribuna assistette a quel lungo esercizio divoto con grande raccoglimento e con comune edificazione.« (Zeug. v. Jovino, in Positio, 1029 f, § 3223.) Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.1.2. Vgl. Zeug. v. Campagnoli, in Positio, 967, § 3024. Dazu: unten I. Teil, Kap. 4.4.5. Vgl. Zeug. v. Piscopo, in Positio, 1047, § 3281. Vgl. unten II. Teil, Kap. 5.3.5. Vgl. Serafini, 239. Vgl. Zeug. v. Provveduti, in Positio, 417, § 1316; Canestri 1, 73. Auch hätte Pius IX. gerne sein fünfzigstes Priesterjubiläum im Tata Giovanni, am Altar der Assumpta, gefeiert, doch war die Kirche zu klein. (Vgl. Marcone 2, 217.) Vgl. Umbria, 431. Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1.54; ivi. b. 10, 48 – 53; Serafini, 428. Vgl. Zeug. v. Zonghi, in Positio, 321 f, § 1002; ivi., 148 f, § 491. Dazu: unten I. Teil, Kap. 4.3.2.4. Vgl. Serafini, 896; Ref.Pecc., 90 – 101.
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Refugium peccatorium, ora pro eo –, oppure, – Auxilium Christianorum, ora pro ea –, oppure, – Consolatrix aflictorum – o, – Salus infirmorum, ora pro ea –, secondo i casi.«770
Die Anrufung Salus infirmorum gehörte ebenso zu den Marientiteln, die er liebgewonnen hatte: Selber von seiner Krankheit geheilt, hatte er außerdem einige Zeit in der Pfarrei von S. Maria Maddalena gewohnt, wo das Marienbild eben unter diesem Titel angerufen wird.771 In Imola organisierte Msgr. Mastai im Jahr 1836 anlässlich des 200sten Jahrestages der Krönung des Gnadenbildes Salute degli Infermi eine Volksmission; in Rom gab er der Madonna di S. Spirito in der Krankenhauskirche S. Spirito in Sassia den neuen Titel Salute degli Infermi.772 Auch der Titel Auxilium Christianorum war Mastai Ferretti gut vertraut. Nachdem sein Vorgänger und Vorbild, Pius VII., nach seiner Rückkehr aus Frankreich das Fest »Maria, Hilfe der Christenheit« am 26. September 1815 eingesetzt hatte, flehte nun Pius IX. ihre Fürsprache an und schrieb sich dazu – wie erwähnt – in die ihr geweihte Bruderschaft in S. Carlo ai Catinari ein.773 So wie Pius VII. schon Maria unter diesem Titel besonders in allen Nöten der Kirche angerufen hatte – der Titel besaß besonders im 19. Jh. auch eine politisch-zivile Bedeutung –, vertraute sich ihr auch Pius IX. besonders im Kampf gegen die Irrlehren und in der bedrängenden politischen Situation an.774 So sagte er in einer Ansprache: »Ma la nostra Rachele À in cielo, ed À la Madre di Dio e la Madre nostra. Ella l’Aiuto dei Cristiani, Ella il Rifugio dei peccatori, Ella distruggitrice di ogni eresia, di ogni errore, sia la Nostra protettrice.«775 In diesem Sinn rief er sie auch schon in seiner ersten Allokution Amplissimum consessum und in der Bulle Ineffabilis Deus als »Hilfe der Christenheit« an.776 Schließlich unterstützte er die Verehrung Mariens unter diesem Titel im aufblühenden Heiligtum »della Stella« in Spoleto, für das er auch eigens ein Gebet verfasste. Nachdem von Spoleto auch nach Rom und selbst in den Quirinalpalast eine Kopie des Gnadenbildes gebracht wurde, konnte der Hl. Vater in seinen eigenen Räumen
770 Zeug. v. Zonghi, in Positio, 287, § 918. 771 Vgl. Colonna, 48.51. 772 Vgl. Serafini, 884; Ferri: Pio IX prima del soglio, 26; Mazzini, A. (Hg): Le Parrocchie e le chiese della diocesi, in Mazzini, A. – Visani, A. (Hg): Diocesi di Imola – sui sentieri dello spirito – Tutte le chiese della diocesi, Imola 2000, 55 f; Dejonghe, M.: Roma Santuario Mariano (= Galassi Paluzzi, C. [Hg]: Roma Cristiana 7), Bologna 1969, 234 f. 773 Vgl. Gnolfo: Il culto di Maria, 13 f. Papst Gregor XVI. hatte der Madonna Mater Divinae Provvidentiae den Titel Auxiliatrix hinzugefügt. (Vgl. ivi., 14.) 774 Vgl. Idem: Sociologia cattolica e culto della Ausiliatrice sotto il Pontificato di Pio IX, in Atti Senigalliesi 2, bes. 412 f; Idem: Pio IX e Maria SS. Ausiliatrice, 312 f. 775 Vgl. Franciscis 1, 327. 776 Vgl. Pius IX: Amplissimum consessum (27. 7. 1846) All., in APN I/1, 2 f; Ineff., 617. Dazu: Fiora, 144.149 f.
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»Maria als Hilfe der Christenheit« verehren.777 Das Vorhaben Don Boscos, die geplante Kirche in Turin unter den Schutz der Auxiliatrix zu stellen, befürwortete er aus ganzem Herzen und gab sofort eine erste Spende von 500 Franchi.778 Später – anlässlich seines fünfzigjährigen Priesterjubiläums – wurde eine Medaille mit Pius IX. in Priesterkleidung und, auf der Rückseite, Maria als Auxilium Christianorum geprägt.779 Mastai Ferretti vertraute immer auf den Rat Mariens. Aus diesem Grund hatte er nicht nur das Bild der »Muttergottes vom Guten Rat« auf seinem Schreibtisch stehen, sondern nahm oft bei ihr seine Zuflucht: »Io sempre dico che abbiamo tutti, ed io pel primo, gran bisogno di far novene a Maria Ssma. del Buon Consiglio.«780 Auf ihren Schutz vertraute er,781 und um ihre Fürsprache zu erbitten, pilgerte er als Papst 1864 zu dem Gnadenbild in Genazzano.782 In den untersuchten Marienpredigten und Notificazioni Mastais findet sich außerdem immer wieder die Anrufung Mariens als Advocata, oftmals gekoppelt mit dem Titel Mediatrix.783 Als Mediatrix rief Mastai die hl. Jungfrau auffallend häufig an: Diese Bezeichnung drückt genau das aus, was er sich von Maria erhoffte, nämlich ihre Mittlerschaft. In der gleichen Hoffnung wendete er sich auch an das Herz Mariens, das er eng verbunden mit dem Herzen Jesu sah.784 Später wird noch 777 Vgl. Gnolfo: Il culto di Maria, 23. 778 Aufgrund der Erzählung Don Boscos dachte man lange Zeit (vgl. z. B. Bertetto und Quadrio), Pius IX. habe bei der Überweisung der Spende auch den Titel der Kirche (Auxiliatrix) bestimmt: »Mandý la sua prima graziosa offerta di franchi 500, facendo sentire che Maria Ausiliatrice sarebbe stato un titolo certamente gradito all’Augusta Regina del Cielo.« Jedoch geht diese vermutete Approvation sowie die Spende auf einen Zeitpunkt zurück (Don Bosco erhielt die Spende erst 1864), zudem Pius IX. durch einen Brief Don Boscos vom 13. 2. 1863 schon von dem geplanten Titel Auxiliatrix unterwiesen worden war. Man vermutet, dass Don Bosco – überzeugt, dass der Hl. Vater den Titel für gut geheißen hätte – diesem die Auswahl zugeschrieben hat, um somit der neuentstehenden Kirche eine größere Bedeutung und ein größeres Prestige zu geben. (Vgl. Brocardo, P.: Maria Ausiliatrice: la Madonna di Don Bosco, in Pderini, A. [Hg]: La Madonna dei tempi difficili [= Accademia Mariana Salesiana 12], Roma 1980, 112 f; Bertetto, D.: Pio IX e la definizione del dogma dell’Immacolata, in Pio IX 12 [1983] 262 – 265; Gnolfo: Il culto di Maria, 22 f; Quadrio: L’Immacolata, 12 – 15.) 779 Vgl. Pio IX nelle monete e nelle medaglie, hrsg. v. Comitato celebrazioni Centenarie (1878 – 1978), Roma 1979, 100. Die Marienabbildung auf dieser Medaille ähnelt in ihrer Komposition dem Marienbild in Genazzano, die jedoch bekanntlich unter dem Titel Madonna del Buon Consiglio angerufen wird. 780 Serafini, 1362. 781 Vgl. Lettere 1, 178.185. 782 Vgl. Serafini, 1692; Divinamente apparve questa Immagine, hrsg. v. Santuario Madonna del Buon Consiglio, Genazzano – Roma 2003, 104 – 108. 783 Vgl. Nov.Imm. 1, 274.278; ivi. 3, 289; ivi. 5, 301; Purificaz., 298; Ref.Pecc. 2, 96; Assun. ’27, 177; ivi. ’30, 193; Devoz., 101; Dozza, 95; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 43, 2 (7). 784 In dem Zeitraum, indem sich Msgr. Mastai für die Confraternita del Cuore di Maria in der Diözese Imola einsetzte, tauchte in den Briefen an seinen Freund Falconieri eine neue Grußformel auf: Den bisherigen Gruß »vi abbraccio nel SS.mo Cuore« (vgl. Lettere 2,
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beschrieben, wie sich Mastai schon als Bischof für die Ausbreitung der Congregazione del Cuore di Maria einsetzte.785 Unter den vielen Titeln, mit denen Mastai Ferretti die Gottesmutter anrief, befindet sich schließlich auch jener die Regina, oftmals begleitet von verschiedenen Attributen wie Königin des Himmels, der Märtyrer, der Jungfrauen oder der Sünder.786 Auffallend häufig fügte Mastai in seinen Marienpredigten den verschiedenen Marientiteln die Attribute amorosa und amabilis hinzu. Anrufungen wie Maria, Madre oder Vergine amorosissma, Madre amorosa geben zu verstehen, wie bewusst Mastai die Liebe Mariens zu den Menschen war.787 Seine Ausrufe wie Mater amabilis, amabilissima und amatissima sind dagegen deutlicher Ausdruck für die zärtliche Liebe, die er selber für die Gottesmutter empfand.788 Nicht umsonst erklärte ein Augenzeuge: »Tale era la devozione alla Madonna, che quando ne parlava, si commoveva fino alle lacrime.«789 Am Ende dieses Abschnitts lässt sich konstatieren, dass die von Mastai Ferretti bevorzugten Marientitel im Großen und Ganzen zu den altbekannten und besonders im 19. Jh. allgemein verwendeten Marienanrufungen gehören. Einschränkend muss man jedoch sagen, dass die in diesem Zeitraum aufgekommenen »Modetitel«, wie Regina Apostolorum (nach Vincenzo Pallotti) und Madonna oder Regina del Preziosissimo Sangue (nach Del Bufalo), auf ihn keinen Einfluss genommen haben.790
4.2. Die Verehrung der Marienbilder 4.2.1. Die Mariendarstellungen in seinem Wohn- und Lebensbereich Mastai Ferretti war von Kind an gewöhnt, seine Marienverehrung mit verschiedenen Mariendarstellungen zu verbinden, wie z. B. mit jener im Eingangsbereich des Familienpalastes, vor dem sein Großvater Ercole regelmäßig zum Gebet innehielt.791 Es scheint, dass es im Palazzo Mastai auch ein Marienbild von Francesco Raibolini († 1517) gegeben hat, auf dem die thronende Jungfrau
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165.170.262) wandelte er nun oftmals in »vi abbraccio nei Santi Cuori« um. (Vgl. ivi., 205.209.251; ivi. 4, 185.187; Serafini, 1380.) Vgl. ivi., 1436 f. Dazu: unten I. Teil, Kap. 4.4.3. Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1.16.84; ivi. b. 10, 4.10.16.53.56.64; Ref.Pecc., 91. Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 80; Nov.Imm. 6, 313; Assun. ’29, 185; Ott.Ass. 6, 293; Add., 193; Guadalupe, 99 f; Dozza, 94; Devoz., 105. Vgl. Nov.Imm. 6, 310; Purificaz., 301; Ref.Pecc. 1, 91; ivi. 3, 101; Ott.Ass. 6, 291; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 43, 5. Zeug. v. De Franciscis, in Positio, 709, § 2296. Vgl. Holböck, 470; Conti, B.: La Madonna del Preziosissimo Sangue, in Vita Nostra 3 (2002) 188 – 193. Vgl. Mencucci: La riapertura del museo »Pio«, 121.
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mit Jesuskind, Engeln und mit den Heiligen Andreas, Johannes und Hieronymus dargestellt war ; zumindest geht aus einem Breve vom 30. März 1857 hervor, dass dieses Bild im Besitz der Familie war und von Pius IX. eben durch dieses Breve für die Privatkapelle bestimmt wurde.792 Auch die Madonna della Speranza im Dom zu Senigallia wird ihn durch seine Kindheit begleitet haben, besonders, da er als Erinnerung an seine Erstkommunion vor diesem Marienaltar eine Kopie des Bildes von seiner Mutter Caterina geschenkt bekam.793 Diese Reproduktion sollte ihn immer mit seiner Heimat verbinden. Es heißt sogar, er habe als Papst dieses Bild über seinem Bett aufhängen lassen.794 Gerne ergriff Mastai jede Gelegenheit, an diesen Altar in Senigallia zurückzukehren, um dort im Gebet zu verharren.795 Während seines langen Lebens hörte Mastai nicht auf, Maria in ihren Bildnissen und Statuen zu ehren, und so befanden sich in seinem Lebensbereich verschiedene Mariendarstellungen, die ihn durch seinen Alltag begleiteten. Über viele Jahre hinweg hat ihn sicherlich die Assumpta-Darstellung über dem Altar in Sant’ Anna dei Falegnami sowie das Marienbild Madonna della Callarelli begleitet, um die sich das spirituelle Leben des Hospizes Tata Giovanni abspielten.796 Außerdem zelebrierte er in seinen ersten Priesterjahren dort re792 Vgl. CMMF: Fondo Pio IX: Premier Centenaire de la naissance du Pape Pie IX 13 mai 1892 – La maison de Pie IX d¦crite et illustr¦e, avec des notes historique, m¦moires anedoctiques et lettres inedites du Pontife, Cristina Mastai Ferretti zugeschrieben, (Entwurf), 21; Gronau, G.: Francia, Francesco, in Thieme-Becker 12 (1916) 319 – 323. Ein unscharfes Foto von der Hauskappelle samt Marienbild befindet sich auf der folgenden Seite des oben genannten Entwurfs. Im schon zitierten Museumsführer ist es den Herausgebern nicht gelungen, dieses Bild zu identifizieren, da sie sich lediglich auf eine unscharfe Abbildung als Quelle gestützt haben. Der einzige Kommentar lautet dort: »una tela che, data anche la difficile lettura della foto, non À pi¾ stato possibile identificare«. (Flamini – Mariotti, 1 f.) Auf den hier erwähnten Fotos sieht man auf dem Altar, in Augenhöhe des Priesters, noch eine kleine (23x18 cm) Marienikone byzantinischen Stils, realisiert im 19. Jh.; man kann davon ausgehen, dass diese zumindest seit dem Besuch Pius’ IX. dort verehrt wird. (Vgl. Flamini – Mariotti, 2.203.) 793 Vgl. Polverari 1, 20. Pelczar behauptet, dass sich im Casa Museo Mastai Ferretti in Senigallia unter den von Pius IX. im Besitz gewesenden Objekten auch das Marienbild befinden soll, das er von Kindheit an verehrt hat. Im heutigen Casa Museum ist es nicht mehr vorhanden; nach Aussage der Zuständigen des Museums sind viele Gegenstände mit der Zeit verkauft, bzw. weggegeben worden oder verschwunden. (Vgl. Pelczar 3, 414[1]. Dazu: Anhang D, 550.) 794 Vgl. Andreoli, 15. 795 Msgr. Mastai feierte z. B. 1833 an diesem Altar den Jahrestag seiner Erstkommunion (vgl. ivi., 115) und verweilte vor diesem Bild ebenso am 26. und 27. 5. 1857. (Vgl. Mencucci: Il duomo di Senigallia, 51.) 796 Die Kirche wurde später zerstört; der Altar hingegen soll von der Gräfin Cerosi in die Chiesa dell’Ospizio dell’Addolorata per i convalescenti auf den Celio übertragen worden sein. (Vgl. Zeug. v. Provveduti, in Positio, 417, § 1316.) Es ist anzunehmen, dass die Madonna della Callarelli ebenfalls eine große Verehrung im Hospiz genoss, da dieses Bild später in der Hauskapelle der neuen Gebäude das Altarbild wurde. (Vgl. Tata Giovanni – Bollettino
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gelmäßig die hl. Messe. Mit seiner Ernennung zum Bischof von Spoleto lernte er die im Dom verehrte byzantinische Ikone kennen und lieben, deren Hauptfest an Mariæ Himmelfahrt gefeiert wird. Nach seiner Papstwahl schenkte das Kapitel von Spoleto ihrem ehemaligen Bischof eine Kopie dieser Ikone.797 Unter den vielen Gnadenbildern, denen Mastai in Rom, Spoleto und Imola798 begegnete, ist vielleicht besonders die Madonna orante erwähnenswert, die Mastai in der Kapelle seines Exerzitienhauses Piratello in Imola aufhängen ließ. Dieses Bild soll sogar im Auftrag Mastais von dem Künstler Giuseppe Manara nach einem französischen Original angefertigt worden sein.799 Noch aufschlussreicher für die persönliche Marienverehrung Papst Pius’ IX. sind die Mariendarstellungen, mit denen er sich in seinem privaten Lebensbereich umgab. In seinem Schlafzimmer hing über dem Bett eine typische Darstellung der Unbefleckten Empfängnis: die sonnenbekleidete Frau mit dem Mond unter ihren Füßen.800 Auch während seines Exils in Portici soll er ein Bild von der unbefleckten Jungfrau in seinem Schlafzimmer verehrt haben.801 Anlässlich der Verkündigung des Dogmas erhielt Pius IX. eine Immaculata-Statue des Künstlers C. Forzani.802 Diese Statue befand sich über fünf Jahre lang in seiner Bibliothek, nach anderen Aussagen im Schlafgemach.803 In der Lebensbeschreibung schildert Don Bosco, wie der Papst jeden Morgen in tiefem Gebet
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mensile dell’Associazione fra gli ex-alunni di Tata Giovanni, Numero straordinario pubblicato in occasione della ricorrenza centocinquantenaria della fondazione dell’Istituto [Anno 6 ottobre 34 XII], Roma 1934, 5.12.) Vgl. ADS: Libro Capitolare settimo dal 1819 a tutto il 1. xbre 1853, 160r. Mehr zu den marianischen Gnadenbildern in Rom, Spoleto und Imola unten I. Teil, Kap. 4.3. Die offizielle Beschreibung des Bildes (Ministero per i beni culturali e ambientali) lautet: »Testa e busto della Vergine immacolata a mani giunte con velo; indossa una veste rossa e un manto azzurro con risvolti verdi.« (Vgl. ADI: Madonna Orante). Vgl. unten I. Teil, Kap. 4.4.5. Ein Stich (von Stranghi ?) gibt einen Teil vom Schlafzimmer Pius’ IX. wieder : An der Wand über dem Papstbett hängt eine Immaculata-Darstellung, zu ihrer rechten ein Kruzifix, vor dem eine Kniebank steht. (Vgl. Tesi-Passerini 1, 397.) Vgl. Zeug. v. Scognamiglio, in Positio, 1051, § 3293. Vgl. Plantaporêt, Le: La statue de Notre-Dame: le cadeau d’un pape, in Le Courrier de GenÀve (19./20. 9. 1982) 14 ; Treyel, R.: Frozani, C., in Saur 42 (2004) 527. Nach der Erzählung Don Boscos befand sich die Statue im Schlafzimmer. Es ist jedoch fraglich, ob er schon bei seiner ersten Audienzen im Jahr 1858 die Papstgemächer betreten durfte, ein Privileg, dass er ganz sicher 1877 hatte. (Vgl. Castillo Lara, 117.119.) Aus diesem Grund ist es unwahrscheinlich, dass Don Bosco persönlich die Statue im Schlafzimmer gesehen hat und es ist denkbarer, dass die Statue sich in der Bibliothek befunden hat: »Lors d’une audience qu’il accorda l’abb¦ Gaspard Mermillod en d¦cembre 1859, le pape exprima le d¦sir de lui offrir un don pour la nouvelle ¦glise genevoise. Au cour d’une seconde entrevue, il lui dit: J’ai trouv¦ ce qu’il faut Notre-Dame. Je possÀde dans ma bibliothÀque une statue de la Sainte-Vierge, devant laquelle je prie chaque jour depuis la proclamation du dogme de l’Immacul¦e Conception. J’y tiens beaucoup… » (Plantaporêt, 14 – Kursiv vom Autor.)
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versunken vor dieser Statue kniete und abschließend deren rechten Fuß innig küsste.804 Diese Statue vermachte Pius IX. 1859 dem Rektor der Basilika NotreDame in Genf, dem zukünftigen Bischof – dann Kardinal – Gaspard Mermillod († 1892), mit dem Wunsch, dass sie in der neuerrichteten Basilika zur Ehre der Unbefleckten Jungfrau aufgestellt werden sollte. Nach dieser Schenkung erhielt die Statue auch den Titel Madonna di Pio IX.805 Nach den Aussagen verschiedener Zeitgenossen zu urteilen, muss der Papst in seinen Wohnräumen aber auch noch andere Mariendarstellungen besessen haben. Dass Pius IX. gegen Ende seines Pontifikats die Marmorbüste der Schmerzhaften Gottesmutter von Jacometti in seiner Privatbibliothek verehrte, wurde schon erwähnt. In seinem Arbeitszimmer befanden sich verschiedene Marienbilder auf seinem Schreibtisch; es scheint, dass Pius diese von Zeit zu Zeit auswechselte – zumindest werden in den Zeugenaussagen ganz unterschiedliche Marienbilder erwähnt. In einem Bericht wird die Madonna del Sassoferrato genannt.806 Dabei handelte es sich um eine Kopie des ca. 1650 entstandenen Bildes des berühmten Madonnen-Mahlers Giovanni Battista Salvi († 1685), das unter dem Titel Madonna mit Kind oder Madonna auf der Mondsichel bekannt wurde.807 In der Kunst wird dieses Bild ebenfalls zu den Immaculata-Bildern gezählt.808 Das Original erhielt Pius IX. 1857 als Präsent von der spanischen Königin Isabella II., mit der er in Briefkontakt stand.809 Er übergab es noch im gleichen Jahr zusammen mit anderen kostbaren Gemälden der damals gerade eingeweihten Vatikanischen Pinakothek, wo es noch heute aufbewahrt wird.810 Dass der Papst diese Mariendarstellung besonders geschätzt haben muss, beweist auch die Tatsache, dass er am 30. August 1857 in Siena eine Marmorkopie dem Großherzog schenkte,811 und 1876 eine weitere Kopie seinem Neffen Luigi nach Senigallia sandte, damit dieser es im Treppenhaus seines Familienpalastes 804 Vgl. Bosco, 47. Pius IX. soll selber gesagt haben, dass er seit der Dogmaverkündigung jeden Tag vor der Statue gebetet hat. (Vgl. Vloberg, M.: The Immaculate Conception in arte, in O’Connor, Plate XXIV [o. S.].) 805 Mermillod gewann bei einem längeren Romaufenthalt (1854 – 55) das Vertrauen Pius’ IX., der ihn später im Jahr 1865 zum Bischof weihte. (Vgl. Plantaporêt, 14; Bischof, F.X.: Mermillod, in BBKL 5, 1325 – 1328, bes. 1325; Villefranche, J.M.: Pie IX – Sa vie, son histoire, son siÀcle, Lyon 1876, 247; Piolanti: L’Immacolata, 50.) 806 Vgl. Zeug. v. Zonghi, in Positio, 282, § 894. Dazu: Anhang B, 548. 807 Vgl. Braun, A.C.: Salvi, in MaLex 5, 650 f. 808 Vgl. Aureli, C.: Maria immacolata nell’arte, Roma 1910, 18.21. 809 Vgl. Pellegrini, E.: 95. Giovan Battista Salvi detto il Sassoferrato, in Una donna vestita di sole, 274 f. Dazu: Polverari 2, 188. Neben politischen Angelegenheiten kamen in diesen Briefen auch religiöse Themen zur Sprache. In einem Brief aus dem Jahr 1855 bekundete Pius IX. der spanischen Königin z. B. seine Freude über ihre Marienverehrung. (Vgl. ASV: Arch. Part. Pio IX, Sovrani e particolari, 1146.) 810 Vgl. Moroni 88, 244; Braun, 650 f. Dazu: Anhang B, 548. 811 Vgl. Moroni 97, 258.
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an die Stelle des verdunkelten Marienbildes hängte.812 Nach einer Aufzeichnung einer Verwandten Pius’ IX, der Gräfin Cristina Mastai Ferretti († 1947), soll sich eine weitere Kopie des Bildes im Schlafzimmer Pius’ IX. befunden haben, als er im Jahre 1857 für einige Tage in seine Heimatstadt zurückkehrte.813 Ein anderer Zeuge hat auf Mastais Schreibtisch ein Bild der Unbefleckten und eines der Mutter vom Guten Rat gesehen, und die Redemptoristen behaupten, das von ihnen geschenkte Marienbild von der Immerwährenden Hilfe habe sich zunächst im Arbeitszimmer und später in der päpstlichen Privatkapelle befunden.814 Ein besonders vielsagender Beweis für seine enge Beziehung zu Mariendarstellungen sind auch die verschiedenen Gemälde und Stiche, auf denen Pius IX. sich damals abbilden ließ: Auf ihnen sieht man oftmals entweder im Hintergrund ein Bild bzw. eine Statue der Gottesmutter oder aber zu seiner Seite auf einem Tisch ein Kreuz mit Marienstatue; nicht selten handelt es sich dabei um eine Darstellung der Immaculata.815 Es fällt auf, dass ein großer Teil seiner Marienbilder eine sanfte, zärtliche und milde Gottesmutter darstellt: sicherlich ein Hinweis auf sein persönliches Verhältnis zu Maria.
812 Vgl. Mencucci: La riapertura del museo »Pio«, 121. Über dieses Bild liest man in dem der Gräfin Christina zugeschriebenen Bericht folgende Zeilen: »A mi chemin de l’escalier, qui du premier ¦tage va au second, et sur le mur en face du visiteur, il y a un beau petit tableau repr¦sentant l’Immacul¦e Conception. Ce pr¦cieux tableau fut envoy¦ par Pie IX au Comte Louis son neveu bien aim¦, pÀre de la propri¦taire actuelle du palais, la Comtesse Christine Mastai Ferretti, et il fut envoy¦ dans le dermiÀres ann¦es de son pontificat. La figure de la Madone est graci¦use et expressive. Sous l’assistance du Comte Louis furent execut¦s de trÀs modestes ornements en stuc autour du tableau selon le d¦sire de Sa Saintet¦. Les Mastai ont toujours eu un culte special pour la Madone. On a encore l’habitude dans la maison d’allumer la nuit du samedi au dimanche une lampe l’huile devant le tableau envoy¦ par Sa Saintet¦, en signe d’hommage et de v¦n¦ration pour la mÀre de Dieu, et de respect et vive reconnaissance pour l’oncle auguste qui envoya la Madone du Sassoferrato protection de sa famille.« (CMMF: Fondo Pio IX: Premier Centenaire de la naissance du Pape Pie IX, 23 f.) Neben der Beschreibung des Bildes befindet sich dort ebenso ein Foto, das die Anbringung im Treppenhaus wiedergibt. Heute befindet sich das Bild in der Privatkapelle im Palazzo Mastai in Senigallia. (Vgl. Flamini – Mariotti, 4.17 [mit Foto].) 813 Vgl. CMMF: Fondo Pio IX: Premier Centenaire de la naissance du Pape Pie IX, 15. Dort heißt es: »Du cút¦ gauche du lit une Madone du Sassoferrato.« Und weiter: »Dans cette chambre tout a ¦t¦ laiss¦ dans l’¦tat o¾ elle se trouvait quand Pie IX y dormit pour la dermiÀre fois en 1857.« 814 Vgl. Zeug. v. Cianfrocca, Adsistens Gen., in Positio, 639, § 2054; Henze, C.M.: Pio IX e la Madonna del Perpetuo Soccorso, in La voce di Pio IX (Riv.) 10 (1956) 6. 815 Vgl. Tesi-Passerini 1, (Anfang).396; ivi. 2, 128.250; ivi. 3, 246.374; Aubert-Martina 2, Bildtafel II; Flamini – Mariotti, 44; Falcone: La biblioteca privata, 82; Faraoni, 72; La voce di Pio IX (Riv.) 27 (1959) – Titelbild. (Vgl. z. B. Anhang H-J, 553 – 555.)
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4.2.2. Die Krönung von Marienbildern Die gekrönten Marienbilder kann man im Allgemeinen in drei verschiedene Kategorien einteilen: 1. jene, die vom Vatikankapitel gekrönt wurden, 2. jene die von Päpsten persönlich gekrönt wurden und schließlich 3. jene, die aufgrund eines Breves, d. h. im Namen des Hl. Vaters gekrönt wurden.816 In dem hier folgenden Abschnitt interessieren natürlich nur die letzten zwei Kategorien als weitere Beispiele für die Marienverehrung Pius’ IX. So sollen kurz die verschiedenen Krönungen von Marienbildern angeführt werden, die Mastai Ferretti als Bischof und Papst persönlich vorgenommen oder unterstützt hat. Wie aus einer seiner Predigten anlässlich einer solchen Krönungsfeierlichkeit hervorgeht, bedeutete für ihn dieser Akt eine »plumpe Nachahmung« (»rozzamente adombrare«) der Krönung Mariens im Himmel und sollte gleichzeitig als Aufruf für die Gläubigen dienen, ebenfalls nach der Krone des ewigen Lebens zu streben.817 Dieser hier angeführte Gedanke stammt aus einer Predigt, die Kard. Mastai am 6. Juni 1843 in dem Oratorio della Beata Vergine del Calanco in Dozza hielt, wo er das gleichnamige Marienbild krönte818 – ein wundertätiges Bild, das die Himmelfahrt Mariens darstellt.819 Doch zuvor schon hatte Mastai in der Diözese Imola am 17. Juli 1836 die Madonna delle Grazie in S. Pietro Apostolo in Fontanelice gekrönt.820 Während seines Aufenthaltes in Neapel krönte Pius IX. am 3. Februar 1850 die Ikone der Madonna dei Sette Dolori, die in der Kirche S. Maria Ognibene verehrt wird; ebenso krönte er noch im gleichen Jahr in Neapel die Madonna delle Grazie.821 In den Chroniken wird berichtet, wie Papst Mastai während den Zeremonien Marienlieder anstimmte (Sub tuum praesidium, Regina Coeli oder die Antiphon Corona aurea super caput ejus), persönlich die Marienstatuen krönte und beweihräucherte, um dann den feierlichen Akt mit dem Te Deum zu be-
816 Vgl. Altari, O. da: Istituzione dell’Incoronazione, in Reno Centese, A. da: Catalogo delle immagini mariane incoronate dal Reverendissimo Capitolo Vaticano, Isola del Liri 1933, 11. 817 Vgl. Dozza, 94 f. Dieser Gedanke taucht auch noch später in seinen Festpredigten auf, z. B. anlässlich der Krönung der Madonna di San Luca am 10. 6. 1857: »Con un tal rito noi abbiamo stipulato con l’Immacolata gran Vergine un contratto. E cioÀ io, per me e per voi, ho pregato Maria che, siccome noi la incoroniamo qui in terra, cos Ella voglia coronarci poi tutti nell’eterna gloria del cielo.« (Piolanti: L’Immacolata, 51.) 818 Vgl. Serafini, 932.1018; Lettere 2, 209. 819 Vgl. Mazzini: Le Parrocchie e le chiese della diocesi, 135. 820 Vgl. ivi., 182. 821 Moroni beschreibt kurz die Krönung der Madonna dei Sette Dolori: »Celebrý messa all’altare maggiore, bened la corona d’oro fregiata di gemme e l’impose sul capo della statua della Regina degli angeli.« (Moroni 53, 220.) Vgl. Esposito: La cronistoria, 279 – 284; Giornale di Roma 31 (7. 2. 1850); Zeug. v. Piscopo, in Positio, 1047, § 3281; Bartolotti, 112.
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enden.822 Am 8. Dezember 1854 wollte Pius IX. die Gottesmutter nicht nur mit der Dogmaverkündigung ehren, sondern auch mit einem wertvollen Golddiadem, mit dem er das Bild der Unbefleckten Jungfrau in der Chorkapelle im Petersdom krönte.823 An dieser Stelle sei das Fresko des Malers Francesco Podesti erwähnt, der den Krönungsakt im Saal der Unbefleckten Empfängnis in den heutigen Vatikanischen Museen festgehalten hat.824 Auch in den folgenden Pontifikatsjahren schmückte der Papst immer wieder Marienbilder mit einer Krone: Während der Reise von 1857 am 10. Juni die Madonna di San Luca in Bologna (dabei handelt es sich um die zweite Krönung des Bildes) und in Volterra am 27. August das sogenannte Marienbild Madonna di San Sebastiano.825 Auf den Wunsch bzw. mit der Einwilligung Pius’ IX. wurden in den nächsten Jahren noch viele Marienbilder gekrönt, wie z. B. am 12. Mai 1867 die Madonna von der Immerwährenden Hilfe in S. Alfonso auf der Via Merulana in Rom.826 Aus der Auflistung L’incoronazione delle immagini mariane geht hervor, dass Pius IX. vier Mariendarstellungen persönlich gekrönt hat, dass er besonders in den Jahren 1855 – 1857 (8) und 1873 – 1875 (17) viele Bilder in seinem Namen oder mit seiner Erlaubnis krönen ließ und dass insgesamt 43 in seinem Namen gekrönt wurden.827 Dejonghe behauptet, Pius IX. habe anlässlich der Eröff822 Vgl. Esposito: La Cronistoria, 282 f. Einige wollen auch wissen, dass in Anwesenheit des Hl. Vaters am 2. 7. 1851 die berühmte Marienstatue Madonna del Parto in der Kirche von S. Agostino in Rom vom Vatikankapitel gekrönt wurde (vgl. Bartolotti, 102), nach den Aufschriften des Vatikankapitels nahm Papst Mastai jedoch nicht teil. (Vgl. Debellini 1849 – 1851, 620.625 – 640.723 – 725.) 823 Vgl. Dejonghe, 232. 824 Vgl. Pietrangeli, C.: Pio IX e la sala dell’Immacolata in Vaticano, in Pio IX 9 (1980) 49; Sonntag, 64; Aureli, 27 f. Dazu: Anhang L, 556. Acht Tage nach der Dogmatisierung, am 15. 12. 1854, krönte nicht Pius IX. (wie Dejonghe, 248 behauptet), sondern das Vatikankapitel das Immaculata-Bild in S. Lorenzo in Damaso, das damals schon gut 500 Jahre lang dem Kult der Empfängnis Mariens geweiht war. (Vgl. Sardi, 453.) 825 Vgl. Polverari 2, 164.174; Marcone 1, 38ff; Bosco, 53; Moroni 103, 75; Pelczar 2, 191 f. 826 Vgl. Dejonghe, 174 f. Mehr über dieses Gnadenbild in S. Alfonso: unten I. Teil, Kap. 4.4.6. Auf Wunsch Pius’ IX. wurden ebenfalls die nun folgenden Mariendarstellungen gekrönt: am 1. 6. 1856 durch den Ortsbischof von Ventimiglia, Msgr. Biale, die Herz-Mariæ-Statue in Taggia, die im März zuvor die Augen bewegt hatte (vgl. Moroni 93, 213), am 4. 6. 1872 die Madonna Salute degli Infermi in S. Spirito in Sassia in Rom (vgl. Dejonghe, 234 f), am 11. 7. 1875 die wundertätige Madonna U.L.F. vom Berge Karmel in Neapel – bekannt unter dem Titel della Bruna (vgl. Soler y Garrigosa, 26) sowie am 3. 7. 1876 die Marienstatue in Lourdes. (Vgl. Aubert-Martina 2, 713.) Im Auftrag des Papstes wurde auch das »schmerzhafte Gnadenbild« von Marienthal im Elsass gekrönt. (Guth, 432.) Pelczar erwähnt noch weitere Krönungen, die auf den Wunsch Pius’ IX. vollzogen wurden. (Vgl. Pelczar 2, 43.) 827 Vgl. Reno Centese, A. da: Catalogo delle immagini mariane incoronate dal Reverendissimo Capitolo Vaticano, Isola del Liri 1933, 28 – 30. Diese Auflistung scheint allerdings nur annäherungsweise zuverlässig zu sein, da im Vergleich mit anderen Quellen noch weitere oder aber gegenteilige Angaben hervorgehen, so schreibt der Autor z. B. Pius IX. habe auch
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nungsfeierlichkeiten zum Ersten Vatikanischen Konzil das Immaculata-Mosaik in der Chorkapelle im Petersdom ein zweites Mal gekrönt, jedoch lassen sich diesbezüglich keine Angaben in den Tagebüchern der Vatikanbasilika finden.828
4.2.3. Die Prägung und Verehrung von Marienmedaillen Im Zusammenhang mit der Verehrung von Marienbildern darf ein Wort über die Verehrung von Marienmedaillen und die Prägung von Madonnenmünzen nicht fehlen, insofern das bewusste Tragen (und Verschenken) einer Andachtsmedaille sowie die Prägung von Marienmedaillen und -münzen Ausdruck für die persönliche Marienverehrung sind: Die Auswahl des Madonnenmotivs und der Legende sowie der Prägungsanlass bezeugen und veranschaulichen zugleich die Marienfrömmigkeit des Auftraggebers.829 Spontan kommt die Frage auf, ob Mastai Ferretti eine Medaille der Gottesmutter als Andachtsgegenstand bei sich getragen hat. Mastai hätte diesen Brauch von den Piaristen in Volterra übernehmen können, da diese darauf achteten, dass jeder Schüler im Besitz einer Medaille war, ohne jedoch vorzuschreiben, um welche Medaille es sich handeln sollte.830 Allerdings lässt sich weder aus Zeugenaussagen, noch aus seinen Ansprachen ein entsprechender Hinweis entnehmen. Man weiß aber, dass Mastai von der schützenden Kraft einer getragenen Medaille überzeugt war : Nicht umsonst hatte er in Imola mit eigenen Augen gesehen, wie ein junger Maurer, der eine Medaille der Muttergottes trug, bei einem Sturz aus beträchtlicher Höhe unverletzt blieb.831 Aus diesem Grund ergriff Mastai Ferretti als Bischof und später als Papst jede Gelegenheit, Medaillen an seine Gläubigen zu verteilen.832 Sehr aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang ein Brief an seinen römischen Bekannten Matteo Chiocca:833 Im
828 829 830 831 832 833
die Krönung (die vierte) von der Madonna Salute degli Infermi in S. Spirito in Sassia (1872) persönlich vorgenommen. Vgl. Dejonghe, 232; ACSP/II: Diaria Basilicae Vaticanae ab an. 1825 ad a. 1873 (= Diari 8), Nr. 9/1.8; ACSP/II: Diario della Basilica Vaticana 1869 (= Diario 53), Nr. 9/2.42; ACSP/II: Ottavi: Diario e Funzioni della Basilica Vaticana 1868 – 1872 (= Diari 57), Nr. 9/2.46. Ziegenhaus, A.: Die Darstellungen Mariens auf Münzen – Ein unbeachtetes Forschungsgebiet, in Fons Lucis, 377. Vgl. Pucci, 10. Vgl. Minoccheri, 25 f. Dazu: unten I. Teil, Kap. 4.5.2. Vgl. Zeug. v. De Angelis, in Positio, 494, § 1583; Zeug. v. Scognamiglio, in Positio, 1051, § 3294; Zeug. v. Filippani, in Positio, 153, § 512. Matteo Chiocca (1775 – 1838) – Römer, zweifacher Witwer und Angestellter an der Zecca – genoss das Vertrauen Mastai Ferrettis. Als Bischof sandte Mastai nicht weniger als 295 Briefe an Chiocca und vertraute ihm dabei oftmals verschiedene Erledigungen an. (Vgl. Lettere 3, 237.241.)
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Hinblick auf die Volksmission 1836 bat Msgr. Mastai ihn am 11. April 1836, ihm schnellstmöglich 200 oder besser 300 Wundertätige Medaillen zu senden. »Ho le Missioni in Citt. Avrei bisogno a posta corrente di almeno 200 medaglie della nota Madonna della Concezione. So che se ne son fatti vari coni, onde ci saranno anche quelle a buon mercato. Se fossero anche 300 sarebbe meglio: me le mandi anche di pi¾ sorte e la prego a far subito subito. In tutta fretta.«834
Aufgrund dieser kleinen Notiz können wir mit Sicherheit behaupten, dass Mastai schon als Bischof die Wundertätige Medaille kannte, schätzte und verbreitete. Als Papst konnte Mastai Ferretti das Beisichtragen von Medaillen noch effizienter Fördern: Gleich seinen Vorgängern im Petrusamt gewährte er allen Gläubigen, die Medaillen trugen, großzügige Ablässe, besonders wenn diese Medaillen von ihm gesegnet worden waren.835 Wie jeder Papst, so ließ auch Pius IX. viele verschiedene Papstmedaillen prägen.836 Bei diesen Medaillen muss man zwischen den Gedenkmünzen, die in jedem Pontifikatsjahr (Jahresmünzen) oder aufgrund außerordentlicher Ereignisse herausgegeben wurden, und den Andachtsmedaillen unterscheiden. Gleich zu Beginn des Pontifikats erschienen verschiedene Münzen der erstgenannten Kategorie, auf denen z. B. der thronend-sitzende Jesus zwischen Maria und Johannes dem Täufer oder auch Pius IX. selber zusammen mit der Gottesmutter abgebildet waren und sich marienbezogene Umschriften wie »Marie conÅue sans P¦ch¦ Priez pour nous« oder »Maria Mater Dei – Sine Labe concepta« befanden.837 Auch hier gilt, dass Motivwahl und Legende dieser Münzen ein Zeugnis für die persönliche Marienverehrung Papst Pius’ IX. sind. Insbesondere die Legende drückt das Anliegen der Verehrung und der Fürbitte aus.838 Während 834 Lettere 3, 390 f. Aus Msgr. Mastais Korrespondenz geht hervor, dass er sich bei seinen Kontaktpersonen in Rom mehrfach die Wundertätige Medaillen bestellt hat, um sie dann in seiner Diözese zu verteilen. Schon im Januar 1836 erbat er sich bei Signor Chiocca eine »gute Anzahl« (»buon numero«) Wundertätiger Medaillen. (Vgl. ivi., 386.) Auch im April 1842 ersuchte er einen gewissen Kanonikus Pompei um den Gefallen, ihm Medaillen zu schicken und bestellte für die Volksmission von 1846 bei seinem römischen Agenten Benedetto Filippani Medaillen und Heiligenbildchen. (Vgl. Serafini, 897.908.) Leider geht jedoch bei diesen letzten zwei Bestellungen nicht hervor, welche Medaillen Mastai bestellte. 835 Vgl. Pio IX (Card. Asquini, Praefectus): Indulgenze che la Santit di Nostro Signore Pio Papa IX. concede a’ fedeli che ritenendo appresso di se alcuna delle corone, rosarj, croci, crocifissi, statuette, o medaglie benedette dalla stessa Santit Sua, adempiranno le respettive opere pie infrascritte, Roma 1853, 3. Gregor XVI. hatte zuvor schon ein ähnliches Schreiben herausgegeben, das Msgr. Mastai am 6. 5. 1836 in seiner Diözese Imola veröffentlicht hatte. (Vgl. Mastai Ferretti, G.M.: Sommario delle indulgenze concedute da N.S. Papa Gregorio XVI [6. 5. 1835], in Ferri: Pio IX prima del soglio, 84.) 836 Eine Auflistung der verschiedenen Darstellungen z. B. in: Medagliere di S.S. Pio IX, in Atti Senigalliesi 1, 431 – 440; Flamini – Mariotti, 57 – 79. 837 Vgl. Bartolotti, 6 – 9. 838 Vgl. Ziegenhaus: Die Darstellungen Mariens auf Münzen, 386.
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des Pontifikats Pius’ IX. wurde die Krönung von Mariendarstellungen oftmals auf Münzen verewigt: 1850 die der Madonna delle Sette Dolori in Neapel, 1851 die der B.V. del Parto in S. Agostino, 1852 die der B.V. delle Grazie von Neapel; die Jahresmünze von 1859 erinnert an die Krönung der Madonna di S. Luca.839 1877 wollte man mit der Darstellung der hl. Familie zusammen mit der Allegorie der Religion auf die Erhebung des hl. Josefs zum universalen Patron der Kirche hinweisen.840 Auch schon in den ersten Pontifikatsjahren tauchte immer wieder das Motiv der hl. Familie auf, umgeben von Heiligen wie Elisabeth und Johannes dem Täufer.841 Es existieren auch Medaillen von der Madonna del Pozzo a Capurso (Bari) und der Arciconfraternita del S. Cuore di Maria (gekrönte Mariendarstellung mit Kind und doppelter Anrufung Refugium Peccatorum und Auxilium Christianorum).842 Unter den vielen italienischen und ausländischen Münzen und Medaillen, die anlässlich der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis geprägt wurden, ragt die Gedenkmedaille für die Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe hervor, die auf Wunsch Pius’ IX. angefertigt und beim Konsistorium vom 9. Dezember 1854 den Anwesenden überreicht wurde.843 In der folgenden Zeit dominierte bei der Motivwahl für die Andachtsmedaillen ebenfalls die Immaculata: So wurden 1855 Immaculata-Medaillen geprägt, deren Rückseiten mit den unterschiedlichsten Darstellungen geziert waren. Dabei gehörten zu den meistgewählten Abbildungen das hl. Herz Jesu, der hl. Josef mit Jesuskind, der hl. Schutzengel und der hl. Luigi Gonzaga – alles typische Darstellungen für die Spiritualität Pius’ IX.844 Bei den traditionellen Jahresmünzen wählte man erstaunlicherweise nicht sofort im Anschluss an die Dogmaverkündigung das Immaculata-Motiv, sondern erst im Jahr 1857.845 Die hier aufgeführten Medaillenmotive zeigen deutlich, wie sehr sich in der Numismatik des 19. Jhs. die marianische Spiritualität Mastais widerspiegelt: Marienabbildungen veranschaulichen seine Marienliebe; die Darstellung der Gottesmutter zusammen mit dem Jesuskind steht für die Mittlerposition Mariens; und die hl. Jungfrau zwischen den bevorzugten Heiligen und Patronen Mastais erinnert an die Fürbittkraft der triumphierenden Kirche. Schon allein die Existenz so vieler und zudem verschiedener marianischer Andachtsmedaillen verweist auf seine Marienverehrung. Die gewählten Marienmotive wie 839 840 841 842 843 844 845
Vgl. Bartolotti, 93.102.112.174. Vgl. ivi., 321. Vgl. ivi., 16.17.48.57.73. Vgl. ivi., 106.117. Vgl. ivi., 130 f. Dazu: unten II. Teil, Kap. 5.3.2. Vgl. ivi., 131 – 135. Vgl. ivi., 151. Diese Entscheidung ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass man für die Kardinäle schon die Gedenkmünze geprägt hatte.
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die Immaculata, Maria mit Jesuskind, Maria Auxilium Christianorum, Mater Creatoris, Mater Misericordiae, Virgo-Mater, die Schmerzensmutter, die betende Maria unter dem Kreuz sowie die Abbildung von Wallfahrtsorten wie Loreto und Lourdes veranschaulichen seine Marienfrömmigkeit ganz konkret.846 Die oben genannten Jahresmünzen schließlich besitzen neben ihrem künstlerischen vor allem einen historischen Wert, da sie oftmals an besondere Pontifikatshandlungen erinnern, bei denen Pius IX. seiner Marienverehrung bewusst Ausdruck verleihen wollte.
4.3. Der Pilger auf den Spuren Mariens Giovanni Maria Mastai Ferretti konzipierte sein Leben als Pilgerweg zur ewigen Heimat und richtete sein Sehnen und Streben auf das Himmelreich aus. Dabei war er fest davon überzeugt, dass Gott am Ende siegen würde. In einer Predigt schrieb er über das Erdenleben: »Tu avevi riguardato la terra come tua Patria, ed Essa altro non era che il Luogo del tuo pellegrinaggio.«847 Auf dieser irdischen Pilgerreise liebte es Mastai Ferretti, die Heiligtümer Gottes aufzusuchen und verspürte dabei oftmals »den Himmel auf Erden«. Neben vielen Gräbern von Heiligen waren vor allem Marienheiligtümer das Ziel dieser Pilgergänge. Darum könnte man Pius IX. als den großen Marienpilger bezeichnen.848 Als junger Mann pilgerte er nach Loreto und als Priester, Bischof und Papst unterließ er es nicht, die Marienwallfahrtsorte in seiner jeweiligen Umgebung aufzusuchen.849 Bei seinen Pilgerwegen muss man zwischen Wallfahrten im eigentlichen Sinne und den täglichen kleinen Besuchen beim Allerheiligsten unterscheiden, die häufig in Marienkirchen stattfanden.
4.3.1. Der Marienwallfahrer Es sind nicht viele große Wallfahrten, die Pius IX. in seinem Leben unternommen hat, und gerade deshalb fällt auf, dass er immer wieder nach Loreto pilgerte, dem Ort, wo schon seit Jahrhunderten im hl. Haus von Nazareth die Schwarze Madonna angerufen wird.850 Dieser Wallfahrtsort ist schon seit Jahrhunderten das Anlaufsziel unzähliger Gläubiger, besonders der Bewohner der Marken. Wie schon erwähnt, war es auch in Senigallia, der Geburtsstadt Pius’ IX., üblich, 846 847 848 849 850
Vgl. ivi., 123.359 f. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 70. Vgl. Corradini, 300. Vgl. Piolanti: L’Immacolata, 49. Vgl. Pötzel, W.: Loreto – Frömmigkeitsgeschichte, in MaLex 4, 151 – 153.
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alljährlich zu diesem großen Wallfahrtsort zu pilgern.851 So war schon der kleine Gianmaria mit diesem Ort vertraut und sollte sein ganzes Leben lang immer wieder in besonderen Lebenssituationen Zuflucht und Fürsprache bei der Schwarzen Madonna suchen. Der erste dokumentierte Pilgergang fand im Winter 1815/16 statt. Damals wusste Gianmaria aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht, wie seine Zukunft aussehen würde. Auf Anraten Pius VII. hin, pilgerte er nach Loreto.852 Mastai bat dort Maria um Heilung von seiner Krankheit und um Erleuchtung für seine Berufung. Er wurde erhört: Das Übel stellte sich nicht mehr ein, und kurze Zeit später stand für ihn fest, dass er Priester werden wollte.853 In der Positio heißt es über diese Pilgerreise: »Si recý (…) a S. Giovanni e Paolo, dove si fermý in ritiro per undici giorni, chiedendo lume al Signore, (…) di l usc coll’animo nauseato di Roma e del suo mondo, e si ritirý in Senigallia passando per Appianano e Loreto a venerarvi la Madonna, che ebbe sempre nella sua vita parte importante.«854
Diese Erfahrung ist wohl der Grund, warum Mastai immer wieder zum hl. Haus pilgerte, besonders in wichtigen Momenten seines Lebens, z. B. – wie schon erwähnt – vor der Inbesitznahme des Bischofsstuhles in Imola: Es scheint, dass Msgr. Mastai dieses Vorhaben in den Tagen zwischen dem 21. und 26. Januar 1833 realisierte, da er am 21. Spoleto verließ, um über Foligno, Macerato und Loreto nach Senigallia zu fahren, wo er vor der Übernahme der neuen Diözese seine Familie besuchte.855 Auch nach seiner Kardinalsernennung im Dezember 1840 pilgerte er im Januar 1841 zum hl. Haus von Nazareth, um dort Maria einen Besuch abzustatten.856 Dieser Besuch im Marienheiligtum fand wohl zwischen dem 21. Januar 1841, dem Tag seiner Abreise aus Rom, und dem 31. des gleichen Monats, dem Tag seiner Ankunft in Senigallia, statt.857 Auch anlässlich seiner Wahl zum Nachfolger Petri machte er U.L.F. von Loreto seine Aufwartung, diesmal durch seinen Vertrauten, Msgr. Stella, der dem Marienheiligtum im Namen des Hl. Vaters kostbare Geschenke überbrachte.858 Da er als Papst nicht
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Vgl. oben I. Teil, Kap. 3.1. Vgl. Rütjes, 77. Dazu: unten I. Teil, Kap. 4.5.1. Vgl. Alberoni, 399. Zeug. v. Clementi, in Positio, 759, § 2429. Vgl. Polverari 1, 115. Vgl. Serafini, 1717. Vgl. Polverari 1, 133; Serafini, 1717; Lettere 2, 162 f. Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.1.2. Die Angabe, dass Msgr. Mastai auch auf dem Weg zur Konklave am 16. 6. 1846 in das Heiligtum eingekehrt sein soll (vgl. Bollini, 39) entspricht nicht der Realität: Abgesehen davon, dass er am 16. schon aus der Konklave als Papst hervorging, ist er aller Wahrscheinlichkeit nach über die Via Flaminia direkt nach Rom gereist. Polverari weißt darauf hin, dass Pelczar aufgrund mangelnder Ortskenntnisse angenommen hat, dass
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mehr so frei war, spontan in sein geliebtes Marienheiligtum zu pilgern, suchte er vor allem am Gedenktag (oder in der Vigil) der »Überführung des hl. Hauses«, dem 10. Dezember 1860, 1863 und 1868 das Loretoheiligtum im Piaristenkolleg Nazareno in Rom auf.859 Wie sehr Pius IX. Loreto schätzte, erklärte er selber einmal in dem apostolischen Schreiben Inter omnia am 26. August 1852: »Inter omnia Sanctissimae Dei Genitrici Immaculatae Virgini Mariae dicata Templa mirandum in modum eminet atque refulget religiosissima et augustissima Lauretana Aedes, quae divinis consecrata mysteriis, ac tot nobilitata miraculis, totque populorum concursu frequentiaque celebrata universum, qua late patet, catholicum orbem sui nominis fama replevit, omniumque gentium et nationum venerationem merito, atque optimo jure vel maxime excitavit.«860
Ein einziges Mal während seines langen Pontifikats kehrte Papst Mastai in dieses Heiligtum zurück. Nachdem er ein Unglück in S. Agnese am 12. April 1855 – auf das später noch genauer eingegangen wird –, wunderbarerweise unverletzt überstanden hatte, gelobte er, zum Dank nach Loreto zu pilgern.861 Diese Wallfahrt unternahm er im Jahr 1857. Auf Anraten von Kard. Antonelli wurden noch weiter Ziele hinzugefügt,862 so dass Pius IX. nicht nur den Marienwallfahrtsort an der Adriaküste aufsuchte, sondern sich während einer vier Monate langen Reise auch ein Bild über die Situation im Kirchenstaat machen und noch viele weitere Heiligtümer aufsuchen konnte.863 Dass ihm jedoch der Besuch in
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der zukünftige Papst über Senigallia, Ancona und Loreto nach Rom gefahren sei. (Vgl. Pelczar 1, 104; Polverari 1, 156[6].158.) Vgl. Perrone, A.M.: Visite di Pio IX a case scolopiche, in Ricerche 67 (2001) 27 – 31; Diario di Roma 81 (10. 10. 1846). Der Papst fühlte sich weiterhin mit diesem Ort verbunden, da er dort in den Jahren 1826 – 1827 als Beichtvater fungierte. (Vgl. Vannucci, P.: Il Collegio Nazareno, Roma 1930, 175.178.) Vgl. Pius IX: Inter omnia (26. 8. 1852) Litt. Ap., in APN I/1, 373. Der gleiche Gedanke lässt sich auch in späteren Ansprachen finden: »Fra tutti i santuari di Maria, l’Immacolata Vergine, uno si trova al primo posto e brilla d’incomparabile fulgore. La devotissima e augustissima Casa di Loreto, consacrata dai misteri divini, illustrata da prodigi senza numero, onorata dal concorso e dall’affluenza dei fedeli, riempie tutto l’orbe cattolico della gloria del suo nome ed À, a buon diritto, l’oggetto del culto di tutte le stirpi.« (I Vescovi delle Marche hanno rinnovato al Papa la domanda di beatificazione di Pio IX, in Pio IX 9 [1980] 3.) Später wird noch Msgr. Mastais Gründung der Pia Unione della Madonna di Loreto behandelt. (Vgl. unten I. Teil, Kap. 4.4.2.) Vgl. unten I. Teil, Kap. 4.5.2. In einer Zeugenaussage wird diese Pilgerfahrt auch als Dankwallfahrt nach der Dogmaverkündigung dargestellt: »Ebbe viva devozione verso la Vergine Santissima e specie verso la Vergine di Loreto; e fece voto di andare a Loreto se fosse riuscito a definire il Domma dell’Immacolata Concezione; a Loreto si recý realmente e si trattenne qualche giorno; e fece parecchi regali alla S. Casa.« (Zeug. v. Ceccacci, in Positio, 915, § 2878.) Vgl. Polverari 2, 136. Auf dieser Reise besuchte er noch die folgenden Marienheiligtümer : Die byzantinische Ikone im Dom zu Spoleto, die Verkündigungsszene von Hilarius von Viterbo (S. Maria degli Angeli: Portiunkulakapelle), die Madonna del Pianto (Fermo), die Madonna Regina di tutti
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Loreto am wichtigsten war, zeigte sich ganz deutlich in der Innigkeit, mit der Pius IX. in dem Heiligtum betete, und vor allem durch seinen spontanen Wunsch, nach dem offiziellen Besuch vom 14.–16. Mai 1857 auch zum Fest Christi Himmelfahrt (21. Mai) wieder in das hl. Haus zurückzukehren.864 Bei dem ersten der beiden Besuche ging er direkt nach seiner Ankunft in Loreto in die Basilika, empfing den Eucharistischen Segen am Altar der Annunziata und trat in das hl. Haus ein, wo er sich zum Gebet zurückzog: »Si mette in ginocchio in una silenziosa e prolungata preghiera.«865 Die folgenden Tage in Loreto waren geprägt durch stilles Gebet im hl. Haus, Anbetung, Zelebration der hl. Messe und häufigen Gesang der Lauretanischen Litanei. Daneben gewährte der Papst auch verschiedene Audienzen. Als Abschiedsgeschenk hinterließ er dem Heiligtum einen drei Kilogramm schweren goldenen Kelch. Wie aus dem oben angeführten Zitat hervorgeht, kam für Pius IX. kein weiteres Marienheiligtum Loreto gleich.866 Aus diesem Grund suchte er wahrscheinlich nur wenige andere Marienwallfahrtsorte auf, die sich nicht in seiner unmittelbaren Umgebung befanden. Zu diesen wenigen gehörte bereits in seiner Jugendzeit das Kapuzinerinnenkloster in Fabriano, in dem die wundertätige Statue der Madonna del Mare verehrt wird. Diese Statue wurde den Schwestern von einem Unbekannten übergeben, der sie zuvor aus einem brennenden Schiff gerettet hatte. Sofort entstand dort eine große Devotion, und viele Gnaden i santi (San Ciriaco – Ancona), die Madonna delle Grazie (Karmelitenkirche – Jesi), die Madonna della Speranza (Dom – Senigallia), S. Maria del Ponte (Fano), die Madonna delle Grazie (Pesaro), die Madonna del Lago (Forl), die Madonna del Fuoco (Forl), die Madonna del Piratello (Imola), die Madonna di San Luca (Monte della Guardia – Bologna), die Maria delle Grazie (Cattedrale – Ferrara), die SS. Annunziata (Firenze), die Madonna del Voto (Immaculata-Kapelle im Dom der Assumpta – Siena), die Madonna di San Sebastiano (Bischofssitz – Volterra), die Madonna della Quercia (Viterbo), die Immaculata-Säule (Ascoli). (Vgl. Polverari. 2, 141 – 176; Moroni 97, 243.245 f; ivi. 102, 393; ivi. 103, 75; Sonntag, 450 – 453; Ragnini, R.: La prodigiosa immagine di Maria Regina di tutti i santi che si venera nella Cattedrale di Ancona, memorie storiche e critiche, Ancona 1896 [48 ed Osimo 1927], bes. 33 – 41.88 f.128; Marcone 1, 38ff; Falconi, 660; Bosco, 53; Mori, L.: Tu es Petrus, Siena 1996, 56.71 f; Martina 2, 24 – 29; Martino, A.: Pio IX pontefice dell’Immacolata visita conventi e monasteri Carmelitani 1, in MadCarm 8/Nr. 5 [1954] 150 – 152.) Dazu: Corradini, 301. 864 Vgl. Polverari 2, 146 f.149 f; Bollini, 46. Weitere Lektüre über den Aufenthalt Pius’ IX. in Loreto: Grimaldi, F. – Brignoccolo, L.: Pio IX a Loreto, in Pio IX – cent’anni dopo. Atti e testimonianze delle manifestazioni celebrative, hrsg. v. Santa Sede – Comitato Celebrazioni Centenarie »Papa Pio IX« di Roma, Citt del Vaticano 1979, 281 – 300; Moroni 97, 241 f. 865 Polverari 2, 146. In einer Biographie heißt es über diesen Loretoaufenthalt: Loreto »(…) bildete bekanntlich einen der Hauptzwecke seiner Reise, und hier war es, wo er in kindlichem Vertrauen sein Gemüt zur heiligen Jungfrau erhob.« (Dumax, 177.) 866 In zwei Ansprachen an das Archisodalizio dei Piceni (14. 6. 1871 und 15. 2. 1872) drückte Pius IX. jeweils seine besondere Verbundenheit zu dieser Gnadenstätte aus. In beiden Reden forderte der Papst die Sodalen zum Gebet für die Umkehr der Gottlosen auf, umso zu verhindern, dass das hl. Haus (aufgrund der steigenden Gottlosigkeit in Italien) ein zweites Mal versetzt werden würde. (Vgl. Franciscis 1, 102.346.)
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wurden auf die Fürsprache der Madonna del Mare zurückgeführt. So wurden die Kapuzinerinnen schon damals um ihr Gebet für die Genesung und Priesterberufung des jungen Mastai Ferrettis gebeten.867 Darum pilgerte Mastai nach seiner Priesterweihe als Danksagung zur Madonna del Mare. Aus der Klosterchronik geht hervor, dass er während seines Episkopats in Spoleto ein weiteres Mal das Heiligtum aufsuchte.868 Als Papst erinnerte sich Pius IX. mit dankbarem Herzen an diesen Gnadenort und ließ den Schwestern mehrere Male reiche Geschenke zukommen. Dabei bat er jedes Mal die Schwestern um inniges Gebet bei der Madonna del Mare und gewährte außerdem auf ein bestimmtes Gebet zu ihr einen reichen Ablass.869 Auf dem Weg nach Genua, von wo aus der junge Mastai mit der Missionsgruppe nach Chile fahren sollte, machte er zusammen mit Msgr. Muzi noch einen Umweg, um das bei Rapallo gelegene Heiligtum Nostra Signora di Montallegro zu besuchen. Dort steht im Zentrum der Verehrung die kleine orientalische Ikone Transizione della Vergine.870 Es scheint, dass sich die beiden Pilger für diesen Exkurs vom Rest der Missionsgruppe absetzten, um dem Gnadenbild an ihrem Festtag, dem 12. Juli, die Ehre zu erweisen, und wahrscheinlich auch, um für einen guten Ausgang ihrer Reise zu beten.871 Während der Wartezeit vor der Abfahrt begleitete Mastai außerdem den apostolischen Vikar auf einen Besuch nach Turin, wobei allerdings nicht bekannt ist, ob die Reisenden auch ein marianisches Ziel aufsuchten.872 Hingegen weiß man, dass Mastai nach seiner Rückkehr aus Übersee in Savona das sogenannte Heiligtum Nostra Signora della Misericordia aufgesucht hat.873 Dieser Marienwallfahrtsort ist im 16. Jh. dort entstanden, wo dem Bauern Antonio Botta am 18. März 1536 die Gottesmutter erschienen sein soll.874 Um Rom herum besuchte Pius IX. während seines langen Pontifikats viele der kleinen Marienheiligtümer, Gnadenkapellen und wundertätigen Marienbilder. Zu diesen Heiligtümern gehört z. B. die in den Albaner Bergen bei Rocca di Papa gelegene Kirche der Madonna del Tufo Caduto, so genannt, weil an dieser 867 Vgl. unten I. Teil, Kap. 4.5.1. 868 Die Aussagen sind nicht zuverlässig, da sie ungenau und teilweise falsch sind. In der Chronik heißt es z. B. über Mastai »un’altra volta venne pure, e celebrý messa essendo ancora Arcivescovo di Spoleto nel settembre del 1834«. (Sparisci, E.: Pio IX e il monastero delle Cappuccine a Fabriano, in Pio IX 18 [1989] 252.) Jedoch war Mastai zu diesem Zeitpunkt schon längst Bischof in Imola. (Vgl. ivi., 252 – 257.) 869 Vgl. ivi., 253.258 – 267, bes. 264 f; Zeug. v. Zonghi, in Positio, 318, § 996. 870 Vgl. Liguria, hrsg. v. Touring Club Italiano, Milano 2005, 591. 871 Vgl. Serafini, 254[27]. 872 Vgl. ivi., 254 f. 873 Vgl. Belardo, M.: Itinerari liguri del futuro Pio IX – Il ritorno a Genova, in OR 276 (28. 11. 1980) 6. 874 Vgl. Liguria, 354 f.
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Stelle im Jahr 1490 ein herabrollender Tuffsteinbrocken, der einen Mann zu erschlagen drohte, bei Anrufung des Namens Mariens stehen geblieben sein soll.875 Pius IX. besuchte das von den Trinitariern betreute Heiligtum am 13. September 1852.876 Mehrere Male pilgerte Pius IX. zu der Madonna delle Grazie in der Kathedrale von S. Clemente I. zu Velletri, unweit von Castel Gandolfo. Die ersten Zeugnisse über dieses antike Marienbild gehen auf das Ende des 16. Jhs. zurück. Nach der Überlieferung ist das Bild in der Zeit des Ikonenstreites von Griechenland nach Velletri gekommen; aber wahrscheinlich handelt es sich um ein italienisches – vielleicht siennesisches – Kunstwerk, aus dem späten 13. Jh. Die thronende Madonna mit dem segnenden Jesuskind wurde im Laufe der Generationen zur Patronin der Kleinstadt und bei allen Gefahren wie Pest und Krieg angerufen. 1682 wurde das Marienbild vom Vatikanischen Kapitel gekrönt und 1685 zum Schmuck mit einer Silberplatte bedeckt.877 Dieses von den Einwohnern Velletris so verehrte Marienbild wurde von Pius IX. im Ganzen vier mal aufgesucht: Zunächst am 6. April 1850 auf der Rückkehr von Gaeta, das zweite Mal am 18. Mai 1855 und das nächste Mal als der Hl. Vater im Jahr 1862 nach der Besichtigung der neugebauten Eisenbahnstation und des Viadukts sich wünschte, vor seiner Abreise noch das verehrte Marienbild zu begrüßen. Im Mai 1863 fand schließlich sein letzter Besuch statt, bei dem er volle drei Tage in Velletri verweilte.878 Im Jahr 1871 erinnerte sich der Papst in einer Audienz für eine Deputation aus Velletri an dieses Gnadenbild, und noch kurz vor seinem Tod, im Jahr 1877, wollte er mit einem Geschenk – einer wertvollen Monstranz – das Marienbild ehren.879 Unter den vier Besuchen ist besonders der erste nennenswert, weil Papst Mastai – nach einem Moment stillen Gebetes – zur Verwunderung aller bat, auf den Altar steigen zu können, umso aus der Nähe die Gesichter Jesu und Mariens besser bewundern zu können.880 Pius IX. besuchte ebenfalls das wundertätige Gnadenbild der Madonna di Galloro, das sich am Hauptaltar einer der Unbefleckten Empfängnis geweihten
875 Vgl. Cipollone, P.: Il santuario della Madonna del Tufo – Storia e arte. Triplice messagio spirituale, Rocca di Papa (Roma) 1999, 9; Cataldo, V. dell’Immacolata: La Regina dei Colli Albani – Memorie Storiche sul Santuario della Madonna del Tufo Caduto in Rocca di Papa, Napoli 1972, 11; Roma e Dintorni, hrsg. v. Touring Club Italiano, Milano 1977, 712. 876 Vgl. Moroni 97, 234 f. Das Marienbild wurde vom Vatikankapitel am 18. 8. 1872 gekrönt. (Vgl. Cipollone, 12.) 877 Vgl. Ercolani, F. (Hg): Breve storia del santuario della Madonna delle Grazie nella Basilica Cattedrale di S. Clemente I P.M. Velletri, Velletri 1982, 8 – 26. 878 Vgl. Moroni 89, 56 f; Ercolani, 32 f; Cronaca contemporanea, in CivCatt 10 IV (1862) 354 f. 879 Vgl. Franciscis 1, 113 f; Ercolani, 33. 880 Vgl. ivi., 32 f.
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Kirche in der Stadt Galloro befindet.881 Obwohl sich der Papst schon in den Jahren 1847 und 1850 ganz in der Nähe dieses Heiligtums aufhielt, scheint sein erster Besuch in der Kirche auf das Jahr 1851 zurückzugehen, als er am 3. Juli zusammen mit dem neapolitanischen König Ferdinando II. (1830 – 1859) und dessen Familie die Madonna di Galloro besuchte.882 Zu diesem Gnadenbild pilgerte Pius IX. außerdem am 8. Oktober 1859, am 11. Oktober 1862 und am 2. August 1864: 1862 feierte er dort am Marienaltar die hl. Messe, und es heißt, 1864 habe er in diesem von Jesuiten geführten Marienheiligtum einer hl. Messe beigewohnt und anschließend die Ordensleute und Gläubigen zum Fußkuss zugelassen.883 Als Abschiedsgeschenk hinterließ er dem Gnadenbild einen kostbaren, in Gold eingefassten Juwel.884 Ebenfalls im Monat August 1864 wallfahrtete der Pontifex auch nach Genazzano, wo das Original des berühmten Marienbildes Madonna del Buon Consiglio verehrt wird. In dem Abschnitt über die Verehrung der Marienbilder wurde bereits darauf hingewiesen, dass Pius IX. auf seinem Schreibtisch ein Bild von Maria vom Guten Rat stehen hatte und schon immer gerne mit Stoßgebeten und Novenen um ihren Beistand bat. Es ist also nur natürlich, dass Papst Mastai den Wunsch hatte, ihr Heiligtum in Genazzano aufzusuchen. Der Ursprung des Heiligtums der Madonna del Buon Consiglio geht auf das Jahr 1467 zurück. Damals soll während der Vesper am 25. April auf wunderbare Weise ein Bild an einer Wand in der Kirche erschienen sein, das zuvor beim Eindringen der Türken in Albanien aus einer Kirche in Scutari verschwunden war und – nach der Tradition – von Engeln bis nach Genazzano getragen wurde. Der historische Ursprung des Bildes ist nicht geklärt; einige ordnen das Bild der umbrischsienesischen Schule zu, nach einer Theorie wird es der Hand des Malers Gentile da Fabriano († 1427) zugeschrieben.885 Pius IX. begab sich von seinem Sommersitz Castel Gandolfo aus am 15. August 1864, dem Fest Mariæ Himmelfahrt, nach Genazzano, wo er gleich am Morgen am Marienaltar der hl. Messe und dem Gebet der Lauretanischen Litanei beiwohnte. In der Chronik wird berichtet, wie Pius auch hier das Bild direkt aus der Nähe betrachten wollte, umso besser die feinen Gesichtszüge Mariens sehen zu können. Nach den obligatorischen Audienzen und der Mittagsruhe wollte er am Nachmittag der Madonna del Buon Consiglio erneut seine Aufwartung machen. Noch heute verweist ein Bild mit Inschrift in der Gnadenkapelle auf diesen Aufenthalt.886 Auch ein Gedenkstein 881 882 883 884 885
Vgl. Moroni 57, 182 f. Vgl. ivi. 57, 203; ivi. 53, 232; ivi. 97, 234. Vgl. ivi. 97, 267; Cronaca contemporanea, in CivCatt 10 IV (1862) 355 f. Vgl. Bosco, 53 f. Vgl. Divinamente apparve questa Immagine, passim; Chorherr, E.: Genazzano, in MaLex 2, 613 f; Kolb, K.: Typologie der Gnadenbilder, in HMar 2, 461. 886 Die Gedenkschrift unterhalb des Freskos lautet: »Papa Pio IX/ il 15 Agosto 1864/ visitava
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über der Tür des Zimmers, in dem er geschlafen hat, erinnert den heutigen Pilger noch an den Besuch des Papstes. Diese Gedenktafel ist ein Beispiel für noch viele weitere Inschriften, in denen der Besuch Pius’ IX. in unzähligen anderen Kirchen und Marienwallfahrtsorten gedacht wird.
4.3.2. Der »Nahwallfahrer« im Laufe des Kirchenjahres »Anche prova del suo straordinario fervore di fede e di carit fu il visitare i principali santuari della Madonna di Roma e fuori, allorch¦ trovavasi in viaggio. Anche da mio padre e familiari ho saputo che il Servo di Dio soleva visitare il SS.mo Sacramento nelle Chiese di Roma dov’era esposto per le SS. Quarantore e le Stazioni.«887
Neben den großen Wallfahrten nahmen im Leben des seligen Pius IX. vor allem die täglichen Besuche beim Allerheiligsten eine bedeutende Rolle ein. Bei diesen Gängen wählte er mit Vorliebe die Kirchen aus, in denen Anbetungen stattfanden oder besondere Gnadenbilder oder Reliquien verehrt wurden. Diese täglichen Kirchenbesuche – oder »Nahwallfahrten«888 – kann man im Fall Mastai Ferrettis mit Recht als Pilgergänge bezeichnen, da sein gesamtes Leben alle typischen Elemente eines Wallfahrers beinhalteten:889 Im Mittelpunkt seines Lebens stand das Gebet, und für gewöhnlich ließ er sich keine Gelegenheit entgehen, Ablässe zu gewinnen.890 Seinen Alltag lebte er in franziskanischer Bescheidenheit891 und trennte sich gerne von Hab und Gut, wenn er einem anderen damit eine Freude machen konnte.892 Seine Seele kann man gut als Büßerseele bezeichnen, da er stets in den Anliegen Gottes betete, sich gegebenenfalls selber Gott als Opfer anbot893 und es nicht einmal scheute, sich selber zu geißeln,894 immer darum bemüht, die Geißeln Gottes (flagelli) von der Menschheit fern zu halten.895
887 888 889 890 891 892 893
questo santuario/ e dalla Madre del Buon Consiglio/ impetrava materno conforto/ divina assistenza/ per il futuro Concilio Vaticano 18.« (Divinamente apparve questa Immagine, 104.) Die Inschrift ist jedoch vielmehr eine Interpretation des Künstlers als eine Wiedergabe historischer Tatsachen, da Pius IX. nämlich erst drei Jahre später, am 26. 6. 1867, offiziell den Wunsch äußerte, ein Konzil auszurufen. (Vgl. Polverari 3, 149.) Zeug. v. Soderini, in Positio, 1135, § 3543. Vgl. Pötzel, W.: Marianisches Brauchtum an Wallfahrtsorten, in HMar 2, 496. Vgl. Rosso, S.: Pellegrinaggi, in NDM 1091 – 1093; Courth, F.: Wallfahrten zu Maria, in HMar 2, 25 f. Vgl. z. B.: Zeug. v. Acquaderni, in Positio, 991, § 3100. Vgl. Bisogno, 45 f.51; Bogliolo: La spiritualit di Pio IX, 45; Pedrini: Le componenti, 26.34 f. Vgl. Bisogno, 35.40 f. So z. B. 1831 während der Erdbebengefahr in Spoleto (vgl. Alberti: Episcopato di G.M. Mastai Ferretti a Spoleto, 147) oder am 19. 9. 1870 vor der Einnahme Roms. (Vgl. Zeug. v. Corrado, in Positio, 657, § 2124.)
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Seine »Pilgergänge« besaßen neben der asketischen auch eine pastorale, praktische und wohltätige Dimension. Er suchte dabei gerne den Kontakt mit der Bevölkerung, kam mit Jung und Alt ins Gespräch, fragte nach ihren Katechismuskenntnissen, betete mit ihnen und verteilte oft großzügige Almosen.896 Gleichzeitig nutzte Mastai Ferretti, besonders als Papst-König die Gelegenheit, sich durch diese Ausflüge ein direktes Bild von der Stadt, ihren Gebäuden, Kirchen und Menschen zu machen. Doch ohne Zweifel nahm das persönliche Bittgebet vor dem Tabernakel bzw. vor einer Mariendarstellung eine zentrale Stellung bei seinen täglichen Kirchenbesuchen ein.897 Oftmals besuchte er auch Klöster, besonders Klausurschwestern. Bei diesen Visiten ließ er sich nicht die Gelegenheit nehmen, zusammen mit den Ordensfrauen in deren Kirchen zu beten, und nicht selten stimmte er dabei Gebete und Gesänge zur Gottesmutter an.898 Einmal sagte er zu ihnen: »Il povero papa (…) ha bisogno di stare un po’ solo con Ges¾: ha tante cose da dirgli, tanti lumi da chiedergli, tanti consigli, tante grazie. Io metto qui nel tabernacolo tutto ciý che ho di pi¾ bello e di prezioso: tutto per lui, il grande Signore e Maestro.«899 Gemäß seiner Grundeinstellung brachte Mastai seine Anliegen nicht ohne die mächtige Fürsprache Mariens und der Heiligen vor den Thron Gottes. Aus diesem Grund wählte er bei seinen täglichen Pilgergängen vor allem Marienheiligtümer aus, die er je nach Fest, Novene oder Gelegenheit bestimmte. Ein detaillierter Bericht seiner täglichen Pilgergänge würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Aus diesem Grunde werde ich mich hier auf mehr oder weniger exemplarische Beispiele beschränken und sie geographisch und zugleich chronologisch ordnen. Die meisten der hier dokumentierten Nahwallfahrten fanden natürlich während seines Episkopats und vor allem während seines Pontifikats statt. Doch ist nicht auszuschließen, dass er schon früher diese Gewohnheit besaß. So wird z. B. berichtet, wie er 1823 und 1825, in der Wartezeit vor und nach seiner großen Missionsreise, in Genua die Marienheiligtümer della Madonnetta und Oregina aufsuchte, an denen jeweils die Gottesmutter erschienen war.900 Im zuerst ge894 895 896 897 898 899
Vgl. ivi., 589, § 1886. Vgl. oben I. Teil, Kap. 2.2. Vgl. Minoccheri, 13.36; Zeug. v. Bonilli, in Positio, 941, § 2932. Vgl. Courth: Wallfahrten zu Maria, 26. Vgl. Pedrini: Pio IX e la Visitazione di Roma, 305; Esposito: La Cronistoria, 254. Palmaro, M.: Pio IX – Giovanni Maria Mastai Ferretti (1792 – 1878), in: Gnocchi, A. – Palmaro, M.: Formidabili quei Papi – Pio IX e Giovanni XXIII due ritratti in controluce, Milano 2000, 21. 900 Vgl. Belardo, M.: Itinerari liguri del futuro Pio IX, in Pio IX 12 (1983) 215; Idem: Itinerari liguri del futuro Pio IX – Con la Missione Pontificia in partenza per il Cile, in OR 262 (12. 11. 1980) 14. Genauere Daten sind hierüber nicht bekannt, da auch Mastai in seinem Reisebericht keine Auskunft über seine Besuche von Marienkirchen und -heiligtümern in Genua und Turin (wo er ebenfalls für einige Tage verweilte) gab. Es heißt dort lediglich: »La lunga
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nannten Heiligtum besuchte Mastai die dort verehrte Marienstatue mit Jesuskind im Arm, die im Volksmund Madonnetta genannt wird.901 Nach dem Wunsch des Gründers sollte in diesem Pilgerort durch die Fürsprache Mariens die göttliche Barmherzigkeit erfleht werden.902 Bei dem Santuario di Oregina handelt es sich um ein Loretoheiligtum: So konnte der junge Missionar Mastai auch weit entfernt von seinem geliebten Heimatheiligtum zu U.L.F. von Loreto pilgern, wo nach einer Erscheinung Mariens im 18. Jh. nochmals in besonderer Weise die SS. Concezione verehrt wird.903
4.3.2.1. In der Diözese Spoleto Mit seiner Ernennung zum Bischof von Spoleto hatte Msgr. Mastai die Möglichkeit, regelmäßig den der Assumpta geweihten Dom und die darin verehrte wundertätige Marienikone aufzusuchen. Gleich an seinem ersten Tag in Spoleto, dem Hochfest von Peter und Paul, feierte er am Altar dieser Marienikone seine erste Messe und stellte somit sich selber sowie seine Herde unter den Schutz der Gottesmutter.904 Bei dieser Ikone handelt es sich um ein byzantinisches Gemälde, das höchstwahrscheinlich aus dem 12. Jh. stammt, jedoch als Lukasbild gilt und schon in der Hagia Sophia in Konstantinopel verehrt wurde. Von dort soll es in der Zeit des Bilderstreites in Sicherheit gebracht worden sein; nach der Zerstörung der alten Kathedrale Spoletos wurde es von Kaiser Friedrich Barbarossa im Jahr 1185 der Stadt Spoleto als Versöhnungsgeschenkt überreicht.905 Somit befand sich Mastai in der Nähe eines Marienheiligtum und die Vermutung liegt nahe, dass er sich häufig dort zum Gebet zurückzog. Bezüglich dieser Ikone heißt es in einer Gedenkschrift: »(…) veniva esposta sopra l’altare maggiore
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stazione che si andava facendo in Genova ci dette luogo a conoscere i suoi stabilimenti, le sue fabbriche e l’indole degli abitanti in genere piuttosto devoti.« Und »Ci occupavamo degli oggetti che presenta Genova ad osservarsi.« (Serafini, 255.) Die Entstehung des Heiligtums Madonnetta geht auf P. Carlo Giacinto (1658 – 1721) zurück, der zuerst in der Pfarrkirche S. Giacomo besagte Marienstatur aufstellte und aufgrund des großen Pilgerstroms das Santuario errichten ließ. (Vgl. http://www.madonnetta.oadnet. org/italiano/index.htm [1. 08. 2006]; http://www. madonnetta.oadnet.org/italiano/fonda tore.htm [1. 08. 2006].) Vgl. http://www.madonnetta.oadnet.org/italiano/index.htm (1. 08. 2006). Die Erscheinung fand in der Nacht vom 9. auf den 10. 12. 1746 statt, als gerade ein entscheidender Kampf gegen die Österreicher in der Stadt herrschte: Ein Franziskaner, Observantenpater Candido Giusso, sah vom Klosterfenster aus im bewölkten Himmel die SS. Concezione, mit der Schlange zu ihren Füßen und der Fürbitte haltenden hl. Caterina da Genova. (Vgl. http://www.nsloretogenova.it/ [1. 08. 2006].) Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.1.2. Vgl. Umbria, 432; Memorie storiche della vita episcopale in Spoleto del Santo Padre Pio IX pubblicate per cura della Commissione del Santuario di Maria Santissima Auxilium Christianorum compiendosi il L.mo Anno dell’Episcopato di Lui, Roma 1877, 29; Civiero, T.: Spoleto, in MaLex 6, 256; Serafini, 426.
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quell’augusta Icona della Beata Vergine, a cui Mons. Mastai, come tutti gli Spoletini, professava una peculiare devozione.«906 In diesem Mariendom feierte er mit besonderem Aufwand das Patronatsfest Mariæ Himmelfahrt. Seine Predigten zu diesen Gelegenheiten existieren noch.907 Zur Ehre der Ikone ordnete er Triduen908 an und trug das wundertätige Marienbild in Prozession durch die Stadt.909 Am 15. August 1827, dem Tag seiner offiziellen Einführung in die Diözese, feierte er zum ersten Mal das Fest Mariæ Himmelfahrt in Spoleto. Darüber heißt es im Tagebuch der Kanoniker : »Nella mattina del giorno vi pontificý per la prima volta nella Messa solenne Mons˜ Arcivescovo, che prosegu tutta la funzione inclusivamente alla benedizione, e processione fatta colla Immagine della SS.a Icona. (…) Nella mattina del giorno sedici si cantý Messa solenne alla quale assistette con abiti pontificali Mons. Arcivescovo.«910
Als Bischof von Spoleto und später von Imola befolgte Msgr. Mastai die Anordnungen des Trienter Konzils, alle Pfarreien seiner Diözese zwecks Visitation aufzusuchen. Auf diese Weise besuchte er alle Kirchen, Kapellen und Oratorien.911 Dort pflegte er vor den jeweiligen Gnadenbildern zu beten und rief auch die Pfarrmitglieder zum gemeinsamen Rosenkranzgebet zusammen.912 Obschon besondere Pilgergänge Mastais in der Diözese Spoleto nicht belegbar sind, besuchte er zumindest im Zusammenhang seiner Pfarrvisiten auch alle Marienheiligtümer seiner Diözese, z. B. 1828 während seiner Visitation in Giano die Madonna del Pianto in der Kapelle der Missionare vom Kostbaren Blut.913
906 Memorie storiche della vita episcopale in Spoleto, 7. 907 Dazu: oben I. Teil, Kap. 4.1.3. und unten I. Teil, Kap. 5.3.2. 908 So z. B. während der Krankheit Leos XII., der – aus Spoleto stammend – diese Ikone besonders verehrte. (Vgl. Memorie storiche della vita episcopale in Spoleto, 29.) Auch nach der Wiederherstellung des päpstlichen Regimes nach den Unruhen von 1831 ordnete Mastai in der Osteroktav (8.–10. 4. 1831) ein Triduum an. (Vgl. ivi., 62 – 64.) 909 Vgl. Memorie storiche della vita episcopale in Spoleto, 27.29. Msgr. Mastai wurde auch die finanzielle Verwaltung der Ikone anvertraut: Um den Streit der Kanoniker bezüglich des Einkommens der Ikone zu schlichten, ernannte Leo XII. mit einem Schreiben vom 6. 7. 1827 den Ortsbischof Mastai zum Apostolischen Visitator der Marienikone. (Vgl. Serfafini, 422 – 428.) 910 ADS: Libro Capitolare settimo dal 1819 a tutto il 1. xbre 1853, 60r. 911 Vgl. Alberti: L’episcopato di G.M. Mastai Ferretti a Spoleto, 270.273; Idem: Episcopato di G.M. Mastai Ferretti a Spoleto, 130. Ein späterer Bischof der Diözese Spoleto, Mrsg. Serafini (1852 – 1918), bestätigte, dass er die Unterschrift Msgr. Mastai Ferrettis in allen Pfarreien, Kirchen und Oratorien gefunden habe. (Vgl. Zeug. v. Serafini, in Positio, 835, § 2647; http:// www.catholic-hierarchy.org/bishop/bserad.html [23. 01. 2007].) 912 Vgl. Minoccheri, 100 f; Memorie storiche della vita episcopale in Spoleto, 43; Alberti: L’episcopato di G.M. Mastai Ferretti a Spoleto, 274; Idem: Episcopato di G.M. Mastai Ferretti a Spoleto, 131. 913 Vgl. Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, 783 f.
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4.3.2.2. In der Diözese Imola Mastai schrieb in seinem Invito sacro vom 15. März 1844 über die Marienverehrung in der Diözese Imola: »ð troppo nota la devozione verso MARIA in tutte le parti della Diocesi, ove non solo le Citt, le Terre, i Castelli, ma i pi¾ nascosti Villaggi si pregiano di aver Santuari, Cappelle, Immagini a Lei sacre.«914 Man kann sich gut vorstellen, dass Bischof Mastai während seiner Visitationen in der Diözese Imola sich vor diesen vielen Marienikonen zum Gebet gesammelt hat. Es ist deshalb an dieser Stelle nur möglich, kurz auf die wichtigsten Heiligtümer einzugehen, wohlwissend, dass einige dieser Marienbilder in anderen Zusammenhängen schon erwähnt wurden oder noch werden. In bevorzugter Weise suchte Mastai immer wieder das Marienheiligtum Piratello auf. Es entstand, nachdem ein Loretopilger aus Cremona im 15. Jh. beim Beten vor einem Marienstock die Stimme Mariens hörte, die sich an dieser Stelle eine Kapelle wünschte.915 Neben diesem verehrungswürdigen Marienbild befand sich in der Kirche auch eine Immaculata-Kapelle, von der behauptet wird, es sei die älteste in Italien.916 Mastai weilte im Piratello nicht nur während seiner regelmäßigen Teilnahme an den Exerzitien, – wozu er sich dort sogar sein Zimmer als Grotte ausmalen ließ –, sondern steuerte auch bei seinen nachmittäglichen Ausfahrten nicht selten dieses Heiligtum an. So erwähnen die zwei Biographen Minoccheri und Bonetti in Bezug auf die täglichen Spaziergänge an erster Stelle Piratello als häufiges Ziel.917 In der Positio heißt es dazu: »Infatti ogni anno per pi¾ volte si recava presso il Santuario del Piratello.«918 Viele Biographen betonen, dass sich Mastai in eben diesem Heiligtum befand, als er die Nachricht von seiner Promotion zum Kardinal und später die über den Tod von Gregor XVI. erhielt.919 Jährlich reiste der Bischof von Imola auch in das Karmelkloster von Lugo, das sich direkt im Stadtzentrum befand und an die dortige Karmelkirche anschloss. An diesen Ort zog es Mastai wohl auch, weil er ein 914 Mastai Ferretti, G.M.: Invito sacro (15. 3. 1844), in Ferri: Pio IX prima del soglio, 126. Dazu: Magnani, G. (Hg): Il culto mariano nella Diocesi di Imola, Imola 1988. 915 Vgl. Cortini, G.F.: La Madonna del Piratello presso Imola, Imola 1939, 18 f; Mazzini: Le Parrocchie e le chiese della diocesi, 67; Gollini, C.: La Madonna del Piratello, in Diocesi di Imola, 3 f. 916 Vgl. Magnani, G.: L’Immacolata Concezione, in Diocesi di Imola, 141. 917 Vgl. Minoccheri, 12: »Il pomeriggio, tempo permettendo (…) usciva in legno per la passeggiata fuori di qualche porta, ove ordinariamente scendeva a visitare il Santissimo in qualche Santuario, per esempio alla Chiesa del Piratello ove si venera una prodigiosa immagine di Maria SS.ma, di cui era molto devoto. Altre volte alla Chiesa dei Cappuccini.« 918 Zeug. v. Romagnoli, in Positio, 1012, § 3165. Dazu: Zeug. v. Campagnoli, in Positio, 967, § 3024; Zeug. v. Fantini, in Positio, 977, § 3060; Zeug. v. Zampieri, in Positio, 983 f, § 3080. 919 Vgl. Cortini: La Madonna del Piratello presso Imola, 201; Zeug. v. Romagnoli, in Positio, 1012, § 3165. Mastai berichtete Falconieri, dass er die Nachricht vom Tod des Papstes im Piratello erhalten habe. (Vgl. Lettere 2, 288.)
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treuer Skapulierträger war ; ähnlich wie im Piratello stand ihm dort im Kloster ein Zimmer zu Verfügung.920 In der oben genannten Biographie von Minoccheri erwähnt der Autor noch weitere mastaianische Pilger-Ziele vor den Toren von Imola; namentlich führt er die Kapuzinerkirche S. Bartolomeo sowie die Kirche S. Michele, im Volksmund Chiesa dell’Osservanza, auf.921 In der zuerst genannten Kirche befindet sich das verehrte Halbrelief-Gnadenbild der Madonna del Conforto.922 Man kann sich gut vorstellen, dass Mastai oft vor diesem Bild Trost und Rat im Gebet gesucht hat. In der Kirche der Osservanza befindet sich das Fresko Madonna Pacificatrice (Maria, Friedensstifterin) – eine Darstellung, die der Schutzmantelmadonna ähnelt. Es ist nicht zu vergessen, dass direkt neben dem Hauptportal dieser Kirche das kleine Heiligtum des wundertätigen Gnadenbildes Madonna delle Grazie liegt.923 Mastai wird wahrscheinlich die beiden Besuche miteinander verbunden haben. Von der Kirche S. Francesco in Lugo heißt es, Msgr. Mastai habe dort oft vor der Immaculata-Statue die hl. Messe gefeiert. Seine besondere Beziehung zu dieser Kirche zeigte er während seiner Reise durch den Kirchenstaat 1857, als er dort noch einmal vor dieser Mariendarstellung zelebrieren wollte und der Stadtverwaltung für die Zimmer des Bürgermeisters eine silberne Marienstatue schenkte.924 Die meisten dieser nachmittäglichen Besuche endeten jedoch in der Kathedrale von Imola. Vor allen Dingen kehrte Mastai dort ein, um eine Zeit vor dem Allerheiligsten zu beten, da er nicht die Erlaubnis bekommen hatte, die hl. Eucharistie im bischöflichen Palais selbst aufzubewahren.925 Doch wird sich Mastai in seinen Gebeten auch an Maria gewendet haben, die in der Kathedrale gleich an mehreren Altären verehrt wird. Gleich in der zweiten Kapelle links hängt das Marienfresko Madonna delle Laudi, eine Mariendarstellung mit Jesuskind. In der anschließenden Kapelle befindet sich eine dem Jacopo Bertucci zugeschriebene Darstellung der Himmelfahrt Mariens. Dieses Bild zeigt in der unteren Ebene das leere Grab mit den elf Aposteln und in der oberen die Gottesmutter, die von einer Wolke und Engeln umgeben gen Himmel fährt.926 Die Mariendarstellung Bertuccis erinnert stark an die Frau in der Apokalypse, von 920 Vgl. Martino: Pio IX pontefice 1, 152. Auch auf seiner Rundreise durch den Kirchenstaat kehrte Pius IX. in diesem ihm vertrauten Kloster ein. (Vgl. ivi.) Msgr. Mastai stand ebenfalls mit der in Imola angesiedelten Karmelkirche in guter Verbindung. (Vgl. Fiorentini, R.: Il Carmine d’Imola in Borgo S. Giacomo, Imola 1981, 318 – 321.) 921 Vgl. Minoccheri, 12. 922 Vgl. Mazzini: Le Parrocchie e le chiese della diocesi, 39. 923 Vgl. ivi., 34 – 36. 924 Vgl. Magnani: L’Immacolata Concezione, 144. 925 Vgl. Serafini, 459. 926 Vgl. Mazzini: Le Parrocchie e le chiese della diocesi, 33; Pedrini, C.: Testimonianze artistiche dall’antica e dalla nuova Cattedrale, in Cattedrale di Imola, 140.146 – 149.
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der es heißt: »Mit der Sonne umkleidet, der Mond unter ihren Füßen«.927 Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein Altarbild der hl. Familie mit dem hl. Johannes dem Täufer zu sehen.928 Und schließlich gibt es auf der rechten Seite vom Hauptaltar eine der Immaculata geweihte Kapelle, in der seit 1823 die Immaculata-Statue aus der ehemaligen Kirche S. Francesco verehrt wird.929 Es ist gut denkbar, dass Mastai sich von diesen Darstellungen in seiner Meditation der Geheimnisse aus dem Leben Mariens anregen ließ. 4.3.2.3. Im neapolitanischen Königreich: Gaeta, Neapel und Umgebung Der Zeitraum des politischen Exils in Gaeta, Portici und Neapel war für Pius IX. eine schwere Prüfung: Die Souveränität der Kirche, Rom als Sitz des Hl. Vaters und der Jahrhunderte alte Kirchenstaat waren nicht mehr gesichert. Trotz dieser politischen Extremsituation resignierte Papst Mastai nicht, noch vernachlässigte er seine pastoralen Pflichten; wie die vielen apostolischen Besuche in sozialen Einrichtungen und Klöstern bezeugen, blieb er stets sensibel für die Bedürfnisse der Menschen. Doch wie hielt Pius IX. diesen psychologischen Druck, die Spannung, die Ungewissheit aus? Auch in dieser Situation interpretierte Mastai die Notlage wieder als Konsequenz der Sünden und versuchte durch Intensivierung seiner Gebete von Gott die Gnade eines guten Ausganges zu erbitten. Unter diesem Aspekt besitzen die vielen Kirchbesuche und Pilgergänge neben den gewöhnlichen nachmittäglichen Gebeten vor dem Allerheiligsten noch eine weitere Bedeutung. Mit Recht widmet Polverari in seiner Biographie ein ganzes Kapitel dem Thema Il pellegrino apostolico nel napoletano.930 Nach der Flucht aus Rom kam Pius IX. am 25. November 1848 in Gaeta an, wo eigentlich nur ein Zwischenaufenthalt vorgesehen war, da man geplant hatte, von dort mit einem spanischen Schiff weiterzufahren, ohne eine genaue Zielvorstellung zu haben.931 Doch auf die eindringlichen Bitten Ferdinandos II., dem König vom Königreich Neapel, blieb der Hl. Vater in Gaeta, das durch die Anwesenheit des Papstes »gewissermaßen Rom wurde«.932 927 928 929 930 931 932
Offb 12, 1. Vgl. Pedrini: Testimonianze artistiche dall’antica e dalla nuova Cattedrale, 151.156. Vgl. Magnani: L’Immacolata Concezione, 141. Vgl. Polverari 2, 34 – 48. Vgl. Parente, U.: Pio IX a Gaeta, in Pio IX a Gaeta, 60. Ferdinando II. überzeugte Pius IX. davon, dass es besser für ihn sei, Italien nicht zu verlassen. Er lud ihn weiterhin ein, in Gaeta zu bleiben, da diese Stadt gleich an den Kirchenstaat angrenzte, militärisch sowie religiös gesehen sicherer war und schließlich ein mildes Klima besitzt. (Vgl. Cinquant’anni fa – Roma 12 aprile 1850 – Ritorno del Papa. Supplemento straordinario al n. 83 de La Voce della Verit, Roma 12 aprile – Anno Santo – 1900. Veröffentlicht in: La Voce della Verit [Appendice I], in Pio IX a Gaeta, 409; Rütjes, 838 ff. bes. 845.) Dazu: Blois, 19.30: Dieses Werk ist eine kostbare Quelle für die Aktivitäten
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Sofort begann Pius IX. wieder bei seinen nachmittäglichen Spaziergängen die umliegenden Heiligtümer aufzusuchen.933 Aus einem Polizeibericht geht z. B. hervor, dass er zusammen mit Ferdinando II. gleich am 19. Dezember 1848 zu dem Heiligtum der Madonna della Catena pilgerte: »S.M. verso il mezzogiorno si À recata a piedi unita al Santo Padre a visitare il Santuario della Madonna della Catena, sito lontano quasi tre miglia da questa Citt.«934 In dieser Kirche wird unter dem Titel Madonna della Catena die Immaculata verehrt, die – so sagt man dort – die Mächte der Unterwelt in Ketten legt.935 In der Positio heißt es über die Pilgergänge Pius’ IX. in Gaeta: »Durante la sua dimora in Gaeta il S. Padre visitý tutti i Santuari e si recava spesso a pregare in una chiesetta detta della Grotta innanzi ad un quadro della Madonna Immacolata.«936 Bei dieser »Grotta« handelt es sich um eine kleine Kapelle, die an die Kirche der Annunziata angrenzt. Die Kirche selbst beherbergt verschiedene Marienbilder (Nativit, Madonna, Epifania und Presentazione di Ges¾, Annunciazione, Transito e Assunzione di Maria), doch das berühmteste ist wohl das Bild von Scipione Pulzone († 1598), die Concezione di Maria in der oben erwähnten Grotta d’Oro – auch Cappella dell’Immacolata genannt.937 Von dieser Kapelle sagt man, Pius IX. habe dort über das Dogma der Immaculata Conceptio meditiert.938 Sicher ist auf jeden Fall, dass der Papst mit einem Dokument vom 15. Juni 1849 diesem Altar das Privilegio perpetuo gewährte.939 Neben den vielen inoffiziellen Besuchen kehrte Pius IX. auch an Mariæ Verkündigung (25. 3. 1849) und in der Karwoche, vielleicht am Karsamstag (5. 4. 1849), in diesem Heiligtum ein.940 Am 10. Februar 1849 pilgerte der Papst zusammen mit König Ferdinando II., der ebenfalls ein großer Marienverehrer und Befürworter der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis war,941 zu dem Heiligtum der Madonna della Cvita auf dem Berg Fusco bei Itri, nördlich von Gaeta. Dort wird ein altes byzantinisches Marienbild verehrt, das nach der Legende zur Zeit der Ikonoklastie von Kostantinopel über Messina auf den Berg Cvita (Monte Cvita)
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Pius’ IX. in Gaeta, weil der Autor persönlicher Augenzeuge war. (Vgl. Mancini, L.: Pio IX a Gaeta. Il pellegrinaggio al Santuario della Civita [Itri, 10 febbraio 1849], in Pio IX a Gaeta, 77.) Der Vollständigkeit halber seien hier auch die beiden Pilgergänge (28.11. und 15 – 16.12.1848) zum Santuario della SS. Trinit, bekannt unter Montagna spaccata, genannt. (Vgl. Esposito: La Cronistoria, 246.) Cittadini, G.: La fuga e il soggiorno di Pio IX nel Regno di Napoli, Napoli 1989, 222. Vgl. Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, 787 f. Zeug. v. D’Antonio, in Positio, 1155, § 3593. Vgl. Lazio, hrsg. v. Touring Club Italiano, Milano 1964, 573. Vgl. Zeug. v. De Vio, in Positio, 1148, § 3571. Dazu: Andrisani, G.: Pio IX a Gaeta (= Quaderni della »Gazzetta di Gaeta« 6), Gaeta 1974, 39. Vgl. Andrisani, 39. Vgl. Esposito: La Cronistoria, 246 f. Vgl. Polverari 2, 40; Russo: Documenti napoletani, 59 – 93.
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gekommen sein soll. Nach den Initialen (L.M.P. = Lukas Me Pinxit) handelt es sich um ein weiteres sogenanntes Lukasbild; es wird unter den Titeln Madonna di Costantinopoli oder Immaculata verehrt.942 Es scheint, dass Pius IX. schon früher den Wunsch geäußert hatte, das wundertätige Gnadenbild aufzusuchen, doch kam es zu diesem Besuch erst, nachdem die Stadt Itri ihn offiziell eingeladen hatte. Für diesen Anlass legte man den 10. Februar fest, genau fünf Tage nach der Einweihung des neuerrichteten Heiligtums.943 Nach den Berichten betete Pius IX. kniend vor dem Gnadenbild, bestaunte die Schönheit des Bildes und feierte dort die hl. Messe.944 Als Andenken seines Besuches überreichte er nach der Messe dem Direktor des Heiligtums einen vergoldeten Kelch mit den Worten: »Nelle attuali mie ristrettezze null’altro ho che questo; il dono À meschino, lo conosco! Ma la Vergine vede il mio cuore.«945 Außerdem hinterließ er im Heiligtum zehn Goldmünzen für Messintentionen und eine Widmung: »Gloriosa dicta sunt de te, civitas Dei. Die decima Februarii 1849. Pius PP. IX.«946 Bis auf den heutigen Tag verwahrt man in einer Vitrine die Albe, die der Papst während der Messe getragen hat, und eine Gedenktafel erinnert an seinen Besuch.947 Nach einem anderen Bericht soll ein weiteres beliebtes Ziel Pius’ IX. die Kirche der Madonna di Conca gewesen sein. Über diese Besuche heißt es:
942 Vgl. Polverari 2, 40; Pedrini, A.: Pio IX e il santuario mariano della Cvita. Visita: 10 febbraio 1849 (testimonianze e ricordi), in Pio IX 20 (1991) 137; Perrella: La piet mariana ai tempi di Pio IX, 95 f. Das Marienbild wurde 1815 von Pius VII. feierlich in Itri gekrönt. (Vgl. Lazio, 475.536.) 943 Vgl. Polverari 2, 41. 944 Blois beschreibt ausführlich diesen historischen Besuch Pius’ IX. in Itri und dem sich dort befindenden Marienheiligtum. Über den Besuch in dieser Kirche heißt es: »Indi giunti all’altare della venerata miracolosa Immagine, genuflessi orarono entrambi [der Papst und Ferdinando II.] (…) e non puý esprimersi il fervore e la devozione che il ciglio di ognuno inumidito manifestava, di modo che questa vista produsse negli astanti lagrime di tenerezza e di ammirazione. Dopo di ciý il Santo Padre celebrý sull’altare della Vergine l’incruento sacrificio, assistito dai testÀ nominati Porporati ed ebbe la benignit di porgere con la Sua mano il Pane Eucaristico a molti fedeli ivi raccolti. Terminata la Messa, entrý nella Sacrestia, ove fÀ dono al santo luogo del calice indorato, col quale aveva celebrato, e nel consegnarlo disse cos a quel Rettore – Nelle attuali mie ristrettezze null’altro ho che questo; il dono À meschino, lo conosco [sic!]! Ma la Vergine vede il mio cuore -. Lasciý pure dieci monete di oro per celebrarsene messe. A supplichevole premura del Rettore, per la futura memoria di quella visita, Sua Beatitudine lasciý scritto di sua propria mano su di un foglio di carta, che gelosamente vien tenuto e custodito in un quadro, l’Epigrafe seguente in lode della Beata Vergine: Gloriosa dicta sunt de te, Civitas Dei. Die decima Februarii 1849. Pius PP.IX.« (Blois, 84 f.) 945 Vgl. I Ricordi di Pio IX (Appendice III), in Pio IX a Gaeta, 433 ff. Dazu: Pedrini: Pio IX e il santuario mariano della Cvita, 141 f, bes. 142. 946 Ivi., 142. Zeug. v. De Vio, in Positio, 1148, § 3571; Mancini: Pio IX a Gaeta, 81. 947 Vgl. I Ricordi di Pio IX (Appendice III), 436; Mancini: Pio IX a Gaeta, 82.
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»Tra le passeggiate preferite da Pio IX era quella alla capella della Madonna di Conca (…). In questa capella si recava Pio IX. Giungeva con una carrozza regale (…) fino a Conca e faceva a piedi la stradetta di raccordo. Spesse volte lo accompagnava Ferdinando II.«948
Polverari behauptet, Pius IX. sei am häufigsten im Dom zu Gaeta zu Besuch gewesen, und begründet diese Aussage mit einer Auflistung der offiziellen Anlässe wie z. B. am 8. Dezember 1848 oder 2. Februar 1849 und in der Karwoche 1849.949 Dabei berücksicht er jedoch nicht die vielen privaten alltäglichen Besuche des Papstes beim Allerheiligsten. In Gaeta blieb Pius IX., wie es in einer Zeugenaussage heißt, »9 Monate, 9 Tage und 9 Stunden«. Am 4. September 1849 er seinen Wohnsitz nach Portici, bei Neapel, wo er bis zum 4. April des folgenden Jahres verweilte.950 In Portici residierte der Hl. Vater im Königspalast (Palazzo Reale),951 von wo aus er häufig die Pfarrkirche S. Maria della Nativit e di S. Ciro besuchte und dort mit Vorliebe vor der Madonna delle Grazie betete.952 Von Portici aus unternahm Papst Mastai unzählige Besuche, die wie immer einen politisch-religiösen Charakter annahmen. Allein zwanzigmal953 war er in Neapel und suchte dort alle wichtigen Kirchen auf.954 Aus diesem Grund sollen ein paar Beispiele genügen, an denen der marianische Aspekt seiner Pilgergänge erkennbar wird. 948 949 950 951
Andrisani, 32. Vgl. Polverari 2, 40.42 f; Esposito: La Cronistoria, 247. Vgl. Zeug. v. De Vio, in Positio, 1147, § 3567; Esposito: La Cronistoria, 248 f. Es scheint, dass in der Hauskapelle im Palazzo Reale eine majestätische Marienstatur verehrt wurde. (Vgl. Russo: Documenti napoletani, 62.) 952 Vgl. Esposito: La Cronistoria, 218 f.250; Zeug. v. Jovino, in Positio, 1029, § 3222; Zeug. v. Scognamiglio, in Positio, 1051, § 3293. Im Führer wird dieses Gnadenbild nicht erwähnt; lediglich eine Empfängnis Mariens und eine Nativit. (Vgl. Napoli, hrsg. v. Touring Club Italiano, Milano 1976, 500; Napoli, hrsg. v. Touring Club Italiano, Milano 2005, 461.) 953 Nach der Darstellung von Esposito handelt es sich um 20 Besuche in Neapel; Orlando, der sich nur auf das Diario dei Cerimonieri della Cattedrale di Napoli begrenzt und jenes von Cav. Stanislao auslässt, zählt nicht den Besuch des Hl. Vaters am Geburtstag des Königs Ferdinando II. und kommt deshalb nur auf 19 Besuche. (Vgl. Esposito: La Cronistoria, bes. 278; Orlando, P.: Pio IX pellegrino apostolico a Napoli [Le visite da novembre 1849 a marzo 1850], in Pio IX 16 [1987] bes. 184.) 954 Die besuchten Kirchen: 1. (6. 9. 1849): S. Gennaro (Duomo); 2. (9.9.): Chiesa del Ges¾ Vecchio; 4. (15.9.): S. Maria di Piedigrotta; 6. (20.9.): Duomo; 7. (27.9.): S. Maria del Popolo degl’Incurabili, S. Patrizia, S. Maria Regina Coeli; 8. (1.10.): S. Gregorio Armeno, S. Maria Donnaregina; 9. (5.10.): Ges¾ delle Monache, S. Maria dei Miracoli; 10. (11.10): S. Maria della Sapienza, S. Andrea delle Dame, Chiesa della Croce di Luca; 11. (17.10.): SS. Trinit dei Pellegrini, (Ss. Severino e Sossio), (S. Marcellina e Festo); 12. (19.10.): S. Ferdinando, S. Maria delle Grazie, Romite di S. Orsola; 13. (26.10.): S. Giacomo degli Spagnoli, S. Maria Donnalbina, Chiesa dello Spirito Santo, Chiesa del Ges¾ Nuovo, S. Maria del Divino Amore; 14. (10.11.): S. Paolo Maggiore, S. Maria Egiziaca, Annunziata, S. Giovanni a Carbonara; 15. (21.11.): S. Maria della Sanit, (Misericordiella ?), (S. Giuseppe dei Nudi ?), Chiesa di Ges¾ e Maria, (Chiesa delle Cappuccinelle ?); 16. (8.12.): S. Francesco di Paola; 17. (20.12.): S.
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Wenige Tage nach seinem offiziellen Antrittsbesuch im Dom zu Neapel am 6. September 1849 lenkte Pius IX. seine Schritte zu dem vielleicht bekanntesten Zentrum der Verehrung der Immaculata im neapolitanischen Gebiet: Am 9. September 1849, dem Fest Mariæ Geburt, besuchte Pius IX. die Kirche Ges¾ Vecchio in Neapel, wo er außerdem einem großen Marienverehrer, dem Priester Placido Baccher, begegnen wollte,955 der als großer Apostel der Madonna und vor allem der Immaculata bekannt war.956 In dieser Kirche wohnte der Hl. Vater einer hl. Messe bei und stieg im Anschluss die Treppe hinauf, die zu der Abbildung der Unbefleckten Jungfrau führt, um sich wieder einmal die Gesichtszüge der Gottesmutter aus unmittelbarer Nähe anzusehen. Dieser Besuch sollte aber besonders deshalb in die Geschichte eingehen, weil sich Pius IX. dort, nach einem Akt der Verehrung des Bildes, schriftlich dem Schutz der Immaculata anvertraute.957 In den folgenden Tagen und Wochen sollte der Papst seine Pilgergänge fortsetzten: Am Oktavtag von Mariæ Geburt (15. 9. 1849) besuchte er die stark frequentierte Kirche Madonna di Piedigrotta, in der das gleichnamige Marienbild verehrt wird.958 Am 17. Oktober 1849 begab sich der Hl. Vater gleich in zwei Kirchen, in denen die Immaculata verehrt wurde: Zunächst besuchte er die Kirche der SS. Trinit dei Pellegrini, wo es einen Immaculata-Altar gegeben haben soll;959 anschließend zog Pius in die Kirche der hl. Severino e Sosio, wo sich neben vielen anderen Marienbildern eine Immaculata-Darstellung von Antonio Stabile (16. Jh.) befindet.960 In der Chronik heißt es über den Moment, in dem Pius IX. das Bild betrachtete: »Per osservarla bene si À avvicinato al quadro.«961
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Gennaro extra moenia; 19. (3. 2. 1850): Duomo, S. Pietro ad Aram, S. Maria del Carmine; 20. (6.3.): S. Agostino della Zecca, Chiesa della S. Croce, (Gerolimini ?), S. Lorenzo Maggiore, (Giorgia ?). (In Klammern stehen jene neapolitanischen Kirchen, die der Beschreibung nach Pius IX. aufgesucht hat; jene Kirchen hingegen, die mit einem Fragezeichen versehen sind, wurden aus der Beschreibung lediglich übernommen, ohne dass ich sie kontrollieren konnte. Die hier angegebene Nummerierung [1 – 20] stammt aus dem Artikel Esposito: La Cronistoria, 250 – 285.) Mehr über das Leben und die Immaculata-Verehrung bei Placido Baccher, sowie über die Gründung des Marienheiligtums in: Luisi, G.: Il venerabile don Placido Baccher apostolato dell’Immacolata, Napoli 1972. Vgl. unten II. Teil, Kap. 3.2. Vgl. Orlando: Pio IX e il ven. don Placido Baccher, 144; Polverari 2, 44; Zeug. v. Piscopo, in Positio, 1047, § 3281. Dazu: unten II. Teil, Kap. 3.2. Vgl. Esposito: La Cronistoria, 255; Napoli (1976), 312. Vgl. Esposito: La Cronistoria, 266; Napoli, hrsg. v. Touring Club Italiano, Milano 1931, 131. Vgl. Stabile, A., in Thieme-Becker 31 (1937) 430; http://www.consiglio.basilicata.it/co noscerebasilicata/ cultura/pittura/II%20raccolta/Antonio%20Stabile.pdf (22. 05. 2007). Esposito: La Cronistoria, 266: Esposito gelang es nicht, den Namen der Kirche in der Chronik vollständig zu entziffern: »(…) passato alla Chiesa del (… illeggibile) Sosio«. Doch nach der angegebenen Beschreibung muss es sich um die oben genannte Kirche handeln. Dazu: Napoli (1976), 150 – 152.
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Am 19. Oktober reiste der Papst zur »Madonna delle Grazie a Toledo«.962 Damit ist wohl die Kirche auf der Via Roma gemeint, die bis 1870 Via Toledo hieß.963 Ein knappes Jahr zuvor, am 31. Dezember 1848, wurde Pius IX. in der dort ansässigen Erzbruderschaft der Madonna delle Sette Dolori als Sodale aufgenommen.964 Am 8. Dezember 1849 feierte der Hl. Vater zusammen mit der königlichen Familie in der 1846 fertiggestellten Kirche S. Francesco di Paola das Hochamt; auch in dieser Kirche wird die Immaculata verehrt.965 Von Portici aus besuchte Pius IX. noch weitere Städte und Heiligtümer.966 Am 22. Oktober 1849 reiste er nach Sorrento, wo er u. a. das Kloster S. Maria delle Grazie aufsuchte, und auf dem Rückweg verehrte er in Meta die gotische Holzstatue Madonna del Lauro.967 Vom 30. Oktober bis 2. November 1849 verweilte er in Benevento. An diesem Aufenthalt interessiert besonders, dass Pius IX. dort am 31. Oktober die Kirche Madonna delle Grazie aufsuchte, wo er vor dem Gnadenbild ganz spontan »O bellezza di Paradiso« ausrief. Zu Tränen gerührt, hinterließ er dem Marienbild seinen Papstring.968 Am 15. Dezember pilgerte er zu dem am Vesuv (Monte di Somma) gelegenen Marienheiligtum, der wundertätigen Madonna dell’Arco – ein Fresko aus dem 15. Jh.969 Nach der Wiedereinnahme Roms (1. 7. 1849) wurden die Rufe nach der Rückkehr des Papstes immer stärker. Doch aufgrund der politischen und zivilen Unsicherheit in der Ewigen Stadt wartete er damit bis zum 4. April 1850.970 Auf der Rückreise nach Rom durchzog Pius nochmals 8 Tage lang verschiedene italienische Städte, und auch diesmal unterließ er es nicht, den verehrungswürdigen Marienabbildungen seine Aufwartung zu machen. Ein Beispiel ist der schon erwähnte Aufenthalt in Velletri, wo er die Madonna delle Grazie verehrte.971 Der mehrfach zitierte Autor Esposito kommentiert die Zeit Pius’ IX. im neapolitanischen Exil mit den Worten: »La piet mariana costitu forse il pi¾ delizioso fra i punti d’incontro di Pio IX col popolo e con la corte napolitana.«972
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Vgl. Esposito: La Cronistoria, 267; Moroni 53, 217. Vgl. Napoli (1976), 159; Moroni 53, 216. Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.1.2. Vgl. Esposito: La Cronistoria, 274; Napoli (1976), 110. Pius IX. besuchte Nocera de’ Pagani (Grab von Alfonso M. de’ Liguori) und Salerno (Grab von Gregor VII.) (8. 10. 1849), Pompei (22.10.), Benevento (30.10 – 2.11.), Nola und Mugnano (7.11.) und Caserta (24.12). (Vgl. Esposito: La Cronistoria, 265 f.268 ff.277.) Vgl. Moroni 53, 217; Napoli (2005), 577 f. Vgl. Rienzo, 16 f; Esposito: La Cronistoria, 269; Moroni 53, 217. Vgl. Esposito: La Cronistoria, 275; Napoli (1976), 406; Scienza e Fede 18 (1849) 484. Vgl. Polverari 2, 58 – 67. Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.3.1. Esposito: Cronistoria, 216.
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4.3.2.4. In der Diözese Rom und Umgebung Die Zeit, die Mastai Ferretti in Rom verbrachte, lässt sich in drei Abschnitte einteilen. Der erste fällt mit seinem Aufenthalt im Jahr 1809 – 1810 zusammen, der zweite beginnt 1814, dem Jahr, in dem Gianmaria nach Rom kam, um den zurückkehrenden Pius VII. zu feiern, und endet grob gesehen mit der Übernahme der Diözese Spoleto, der dritte Abschnitt beginnt mit seinem Pontifikat und endet in gewissem Sinne mit der Einnahme Roms, der Breccia di Porta Pia, am 20. September 1870, dem Tag, von dem an Pius IX. den Vatikan nicht mehr verließ. Die ersten beiden Zeitabschnitte sowie die Besuche in Rom anlässlich einer feierlichen Heiligsprechung im Mai 1839 und einer Kardinalserhebung im November 1840 bleiben wegen mangelnder Dokumentation hier weitgehend unberücksichtigt.973 Im dritten soeben erwähnten Zeitabschnitt spielt die Basilika S. Maria Maggiore eine herausragende Rolle im Leben von Papst Pius IX. Sie ist ohne Zweifel die wichtigste, schönste und älteste Marienkirche Roms. Berühmt aufgrund ihrer vielen Mosaik- und Ölbilder, die das Leben Mariens illustrieren, beherbergt sie auch das bekannte Gnadenbild Maria, Salus Populi Romani – Maria, Heil des römischen Volkes. Nach der Überlieferung zählt es zu den Lukasbildern.974 Während seines ganzen Lebens sollte Pius IX. eine spezielle Verehrung für dieses Gnadenbild bezeugen. Wahrscheinlich hatte er schon im Jahr 1809 am Festtag Mariæ Empfängnis die Gottesmutter mit seinem Besuch in S. Maria Maggiore geehrt;975 1826, ebenfalls am 8. Dezember, hielt er in »questo Maggior Tempio a Lei dedicato«, wie es in der Predigt heißt, die Festpredigt.976 Immer wieder kehrte er in diese Marienkirche zurück, die er liebevoll »abitazione di Maria« oder »casa di Maria« nannte:977 In seinen ersten Pontifikatsjahren setzte er die Tradition der vorangegangenen Päpste fort, in der Weihnachtsvigil, am Ostersonntag, und an Mariæ Himmelfahrt978 das Pontifikalamt 973 Vgl. Serafini, 835. Einzig aufgrund seiner verschiedenen Aktivitäten, wie z. B. in den Bruderschaften und Hospizen sowie aufgrund seiner Predigttätigkeit, kann man noch einige Besuche in Marienkirchen und -heiligtümern belegen. 974 Vgl. Sonntag, 204 – 213, bes. 208 ff. Bezüglich des Gnadenbildes: Kolb, 455. 975 »Alla Festa della Concezione del 1809 Gian-Maria gi si trovava in Roma, e fece le sue devozioni in S. Maria Maggiore, come egli stesso racconta in uno dei discorsi raccolti dal P. De Franciscis.« (Zeug. v. Clementi, in Positio, 755, § 2415.) 976 PanCon., 340. Vgl. ivi., 333. 977 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 17, fl. 4; ivi. 24, fl. 6. 978 Pius IX. nahm z. B. im Jahr 1846 an der Novene zu Mariæ Himmelfahrt (6.8.) teil und feierte dort am 15. August die hl. Messe. (Vgl. ACP: Repertorio di notizie per gli anni 1845 e 1846. Tomo primo, 314 f.) Im darauffolgenden Jahr nahm er am 6., 12. und 13. August an der Novene und am 15. an der Festmesse teil. Im Anschluss an die hl. Messe erteilte er von der Benediktionsloggia aus den apostolischen Segen. (Vgl. ACP: Repertorio di notizie e memorie. Tomo secondo, 44 f.) Weiterhin besuchte er die Marienbasilika an Mariæ Himmel-
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in S. Maria Maggiore zu feiern. So zelebrierte Pius IX. die Christmette in den Jahren 1846, 1847 und 1850 – 1853 in Maria ad praesepe, wie die Basilika aufgrund der dort aufbewahrten Krippenreliquien auch genannt wird.979 Dem Beispiel seiner Vorgänger folgend, insbesondere dem des großen Marienverehrers Papst Benedikt XIV. († 1758), unterzeichnete Pius IX. in den Jahren vor seinem Exil mehrer Dokumente in dieser Basilika und stellte damit die praktische Umsetzung dieser Texte unter den sicheren Schutz Mariens.980 Alljährlich suchte Pius IX. am 5. Mai, dem Festtag des großen Marienverehrers Pius V., dessen Grab in der Sixtinischen Kapelle in S. Maria Maggiore auf, ehrte das Grab seines heiligen Vorgängers und grüßte das Marienbild.981 Im Jahr 1850 legte Pius IX. am 28. November in einer feierlichen Zeremonie die während der Römischen Republik in Sicherheit gebrachten Krippenreliquien wieder in die Urne zurück und versiegelte sie.982 Am Fest Mariæ Verkündigung des Jahres 1852 weihte Pius IX. die Kirchturmglocke ein und feierte dort somit gleichzeitig das Marienfest.983 Oftmals ehrte der Hl. Vater diese Basilika mit seinen spontanen Besuchen.984 In der Zeitung Giornale di Roma lesen wir, wie ein solcher Besuch sich gestaltete: »Si recý alla Cappella Sistina, e dopo avervi adorato l’Augustissimo Sagramento e venerato la tomba dell’illustre Pontefice Pio V, passý alla Cappella Borghesiana ad orare d’innanzi alla divotissima Immagine della Vergine, la quale erasi a tal scopo scoperta.«985 Ebenso beteiligte er sich an verschiedenen Triduen, die man in dieser Mari-
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fahrt des Jahres 1848. (Vgl. ivi., 109.) Dazu: Moroni, G.: Le Cappelle Pontificie Cardinalizie e prelatizie – opera storico-liturgica, Venezia 1841, 28 f.318 f.333.377. Vgl. Fabi Montani, F. De’ Conti: Dell’Antica Immagine di Maria Santissima nella Basilica Liberiana e del suo culto – Memorie storiche, Roma 1861, 33 f.53; Rütjes, 609 f. Dort unterzeichnete Pius IX. in den ersten zwei Jahren folgende Dokumente: am 16. 7. 1846 das Edikt Nei giorni, am 25. 3. 1847 die Enzyklika Praedecessores nostros, am 17. 6. 1847 die Allokution Ubi primum, am 14. 3. 1848 das Dekret Nelle istituzioni (vgl. Bellocchi, U.: Tutte le encicliche e i principali documenti pontifici emanati dal 1740 4: Pio IX [1846 – 1878], Citt del Vaticano 1995, 34 – 44), am 14. 3. 1848 die Proklamation Romani, e quanti (vgl. Bellocchi 4, 32 f) und am 28. 4. 1848 die Allokution Non semel. (Vgl. APN I/1, 92 – 98.) Vgl. Fabi Montani, 123. Vgl. ivi. Vgl. ivi., 124; Moroni 55, 336; ivi. 63, 201. Vgl. Fabi Montani, 126. In den römischen Zeitschriften lassen sich im Zeitraum von 1846 – 1854 folgende – z. T. spontane – Besuche in S. Maria Maggiore konstatieren: 9. 8. 1846 (vgl. Diario di Roma 66 [18. 8. 1846]), 9. 2. 1847 (vgl. ivi. 14 [16. 2. 1847]), 5. 5. 1847 (vgl. Notizie del giorno 18 [6. 5. 1847]), 7., 13. und 14. 8. 1847 (vgl. Diario di Roma 66 [17. 8. 1847]), 4. 12. 1847 (vgl. ivi. 98 [7. 12. 1847]), 5. 5. 1848 (vgl. Notizie del giorno 18 [6. 5. 1848]), 15. 4. 1850 (vgl. Giornale di Roma 87 [16. 4. 1850]), 20. 4. 1850 (vgl. ivi. 92 [22. 4. 1850]), 28. 4. 1850 (vgl. ivi. 98 [29. 4. 1850]), 24. 12. 1850 (vgl. ivi. 1 [2. 1. 1851]), 15. 8. 1851 (vgl. ivi. 187 [16. 8. 1851]), 16. 10. 1851 (vgl. ivi. 239 [18. 10. 1851]), 24. 12. 1851 (vgl. ivi. 295 [26. 12. 1851]), 25. 3. 1852 (vgl. ivi. 71 [29. 3. 1852]), 15. 8. 1852 (vgl. ivi. 186 [16. 8. 1852]), 14. 10. 1852 (vgl. ivi. 238 [18. 10. 1852]), 15. 8. 1853 (vgl. ivi. 184 [15. 8. 1853]), 15. 8. 1854 (vgl. ivi. 185 [16. 8. 1854]). Ivi. 238 (18. 10. 1852).
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enbasilika abhielt, wie z. B. im Mai 1848, als für einen guten Ausgang für die anstehende Wahl der Abgeordneten gebetet wurde.986 Aus dem Tagebuch von Agostino Chigi geht hervor, dass Pius IX. am 24. März sowie am 15. und 22. Mai 1848 jeweils an einem Triduum in S. Maria Maggiore teilgenommen hat. Diese häufigen Besuche gewinnen noch an Bedeutung, wenn man die Aussage des Tagebuchschreibers berücksichtigt, nach der Pius IX. in dem genannten Zeitraum nur selten den Papstpalast verließ987 – da sich in jenen Tagen die politische Situation immer mehr zuspitzte.988 Nachdem der Papst aus seinem Exil am 12. April 1850 wieder nach Rom zurückgekehrt war, suchte er gleich am 15. des Monats spontan das Marienheiligtum auf. Nur wenige Tage später, am 20. April, war er erneut in der Basilika, um persönlich am letzten Tag des Danktriduums für den guten Ausgang des Exils teilzunehmen.989 Als anlässlich der von Pius IX. gewollten Volksmission im Jahre 1860 das römische Gnadenbild in die Kirche Il Ges¾ übertragen wurde, pilgerte Papst Mastai selber am 15. Juli mit großer Andacht zu diesem Marienbild.990 Neben S. Maria Maggiore spielte auch die Kirche S. Maria del Popolo eine wichtige Rolle in der päpstlichen Tradition. Seit Mitte des 17. Jhs. war es Brauch, dass der Papst mit seinem Gefolge (Cappella papale) jährlich am 8. September, Fest Mariæ Geburt, zu dem alten Marienbild S. Maria del Popolo pilgerte.991 Das wundertätige Gnadenbild zählt ebenfalls zu den sogenannten Lukasbildern, die in Rom allgemein aufgesucht werden.992 Pius IX. setzte diese Tradition fort: »Fedele al patto e alla consuetudine de’ suoi predecessori, devotissimo di questa venerabile immagine, soleva recarsi in questa basilica in tutta solennit.«993 Aus den konsultierten Zeitungsberichten geht hervor, dass Pius IX. in den Jahren 1846 – 1854, mit Ausnahme seiner Exilzeit (1849), regelmäßig am 8. September zur Marienkirche S. Maria del Popolo pilgerte.994 In der Basilika SS. 12 Apostoli feierte man für gewöhnlich die Immaculata986 Vgl. Martina 1, 269; Canestri 2, 142 f; Pelczar 1, 375 f. 987 Vgl. Chigi, A.: Il tempo del Papa – Re. Diario del Principe Don Agostino Chigi dall’anno 1830 al 1855, con la Prefazione di Fabrizio Sarazani (= Europa Vecchia e Nuova 6), Milano 1966, 228.238 – 240. 988 Vgl. Mattei: Pio IX, 52. 989 Vgl. Giornale di Roma 87 (16. 4. 1850); ivi. 92 (22. 4. 1850); Fabi Montani, 123. 990 Vgl. Zeug. v. Marini, in Positio, 469, § 1500. 991 Papst Alexander VII. zog zum ersten Mal in treno papale am 8. 9. 1657 zu S. Maria del Popolo. (Vgl. Colantuoni, R.: La Chiesa di S. Maria del Popolo negli otto secoli della prima sua fondazione 1099 – 1899. Storia e Arte, Roma 1899, 215.) Dazu: Moroni: Le Cappelle Pontificie, 29.321. 992 Vgl. Roma, 170ff; Sonntag, 172 ff. 993 Colantuoni, 219. Vgl. Rütjes, 557 f. 994 Vgl. Diario di Roma 73 (12. 9. 1846); ivi. 36 (9. 9. 1847); Notizie del giorno 36 (9. 9. 1848); Giornale di Roma 207 (9. 9. 1850); ivi. 206 (9. 9. 1851); ivi. 206 (9. 9. 1852); ivi. 204 (9. 9. 1853); ivi. 205 (9. 9. 1854). Auch: Pelczar 1, 297.313.
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Novene.995 Pius IX. besuchte diese Minoritenkirche vor allem am Vigiltag des Festes. So nahm der Papst z. B. in den Jahren 1846, 1847 und 1850 – 1853 jeweils am 7. Dezember dort an der Liturgiefeier teil und erteilte am Schluss den Segen mit dem Allerheiligsten.996 Es war ebenso üblich, dass die Päpste an Mariæ Verkündigung die Dominikanerkirche S. Maria sopra Minerva aufsuchten – in der Tat eine passende Wahl, da in dieser Kirche mehrere Verkündigungsszenen dargestellt sind.997 Pius folgte dieser Tradition und besuchte diese Marienkirche in verschieden Jahren, wie z. B. im Jahr 1847, 1851 und 1862.998 Dass ein Marienverehrer an Marienfesten mit Vorliebe Marienkirchen aufsucht, ist nur verständlich, und so wundert es nicht, dass Pius IX. am ersten Sonntag im Oktober 1846 (4.10.) – nach dem alten Liturgiekalender Festtag U.L.F. vom Rosenkranz – die Kirche SS. Domenico e Sisto aufsuchte, wo die Madonna del Rosario von Giovanni Francesco Romanelli verehrt wird.999 In der genannten Dominikanerkirche befand sich zudem das damals sehr verehrte Marienbild Madonna di San Luca. Von diesem antiken Gnadenbild behaupten einige, es sei das erste Lukasbild in Rom.1000 In einer geschichtlichen Abhandlung über dieses Gnadenbild wird erwähnt, dass Pius IX. mehrfach die Madonna di S. Sisto aufsuchte, so z. B. am 4. August 1847, am 9. Oktober 1851 und Jahre später am 17. Januar 1864.1001 Eine weitere Kirche, die Papst Mastai immer wieder mit seinem Besuch ehrte, ist S. Maria in Via Lata. Mit dieser Kirche verbanden ihn die Erinnerungen an seine ersten Priesterjahre, da er dort als Diakon und Priester dem Kanonikus Msgr. Annibale Gregorio Schmid zur Hand ging.1002 Es lässt sich schlussfolgern, 995 Vgl. Moroni: Le Cappelle Pontificie, 333. 996 Vgl. ACP: Repertorio [1846], 334; ACP: Repertorio [Tomo secondo], 70; Giornale di Roma 284 (9. 12. 1850); ivi. 281 (9. 12. 1851); ivi. 281 (9. 12. 1852); ivi. 279 (9. 12. 1853). Auch in späteren Jahren nahm Pius IX. dort an der Vigil teil, so z. B. im Jahr 1869, am Vortag der Eröffnung des Ersten Vatikanischen Konzils. (Vgl. Mari, C.: Appunti della gita a Roma in occasione di accompagnatura di S.E. Rev.ma Mons. Arcivescovo di Firenze al S. Generale Ecumenico Concilio incominciato ed aperto solennemente da S. Santit Pio Papa IX nel d 8 del mese di dicembre 1869, in Feo, F. De: Testimonianze inedite su Pio IX prima di Porta Pia, in Pio IX 12 [1983] 193 f.) 997 Vgl. Roma, 182 – 185. Dazu: Moroni: Le Cappelle Pontificie, 29. 998 Vgl. Martina 1, 126; Diario di Roma 25 (27. 3. 1847); Giornale di Roma 69 (26. 3. 1851); Marcone 1, 73; Pelczar 1, 313. Papst Mastai besuchte diese Kirche ebenfalls am 17. 10. 1854, weil er dort die Umgestaltungsarbeiten begutachten wollte. (Vgl. Moroni 70, 36.) 999 Vgl. Diario di Roma 80 (6. 10. 1846); Roma, 325. 1000 Vgl. Berthier, G.: La Vergine Acheropita dei SS. Domenico e Sisto a Roma, Ferrara 1889, bes. 15 ff. Seit 1931 befindet sich das wundertätige Marienbild in der Klosterkirche S. Maria del Rosario auf dem Monte Mario in Rom. 1001 Vgl. Berthier, 102; Spiazzi, R. (Hg): Cronache e fioretti del monastero di San Sisto all’Appia, Bologna 1993, 718 f. 1002 Offiziell wurde er am 28. 3. 1819 zum Kanonikus von S. Maria in Via Lata ernannt und
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dass ihm in dieser Zeit auch das dortige Gnadenbild Madonna Avvocata, ein weiteres sogenanntes Lukasbild, besonders lieb geworden ist.1003 Diese Marienkirche war zunächst der Assumpta geweiht, deren Bild die Apsis ziert. Doch mit der unter dem Pontifikat von Alexander VII. durchgeführten Restauration wurde die Kirche der Immaculata geweiht, wie die Inschrift in der neugebauten Fassade angibt: Deiparae Virgini Semper Immaculatae MDCLXII.1004 Es heißt, Pius IX. sei am 16. Juni 1846, dem Tag seiner Papstwahl, auf dem Weg zum Petersdom mit viel Prunk in die der Immaculata geweihten Kirche gezogen, umso feierlich sein Pontifikat unter ihren Schutz zu stellen.1005 Dass dieser Besuch wirklich am Tag seiner Erwählung stattgefunden hat, ist eher unwahrscheinlich, da seine Wahl am späten Abend erfolgte und die feierliche Bekanntmachung sogar erst am folgenden Tag.1006 Sicher belegt ist jedoch sein mehrfacher Besuch ein paar Tage später : Traditionell feierte man in dieser Kirche die Novene von Peter und Paul, und zu diesem Anlass besuchte der neugewählte Papst an den Tagen vom 25. bis 27. Juni 1846 das ihm gut bekannte Gotteshaus.1007 Auf Anordnung Benedikts XIV. durfte in dieser Kirche ebenso die Oktav der beiden Apostelfürsten gefeiert werden. Während seines Pontifikats nahm der selige Pius mehrfach, ganz sicher jedoch in den Jahren 1846 und 1847, an diesen Feierlichkeiten teil. In einem Bericht heißt es: »Fino al 1870 questa messa pontificale si celebrava il 2 luglio (…) e durante la novena e l’ottava dei SS. Apostoli Pietro e Paolo vi si recava talvolta anche il Papa.«1008 Ein Gnadenbild, das Pius IX. ebenfalls einige Male aufsuchte, wird in der Kirche S. Apollinare verehrt. Diese Kirche gehörte damals zum Seminarium Romanum, das in dieser Zeit im Palazzo Apollinare untergebracht war : Das Bild der Madonna di S. Apollinare, auch Regina Apostolorum genannt,1009 wurde nach der Tradition im Jahr 1494 mit Kalk überzogen, um es auf diese Weise vor Schändungen durch die französischen Soldaten Karls VIII. zu schützen, die damals dort einquartiert waren. Als am 13. Februar 1647 ein Teil der Verputzung bei einem Erdbeben abbröckelte und das Bild wieder zum Vorschein kam, wurde
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blieb es bis 1827. (Vgl. Lozza, L.: Il legame di Pio IX e di Giovanni XXIII con la chiesa di S. Maria in Via Lata, in OR [1. 8. 2004] 7.) Auf dem Bild steht unten: Fons Lucis Stella Marias. (Vgl. Buchowiecki, W.: Handbuch der Kirchen Roms – Der römische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart 3, Wien 1974, 267.) Vgl. Buchowiecki 3, 259.263; Lozza, 7. Vgl. Cavazzi, L.: La diaconia di S. Maria in Via Lata e il Monastero di S. Ciriaco. Memorie storiche, Roma 1908, 158.443; Lozza, 7. Vgl. Polverari 1, 160. Vgl. ACP: Repertorio [1846], 276; Buchowiecki 3, 262. Cavazzi, 153. Vgl. Diario di Roma 52 (30. 6. 1846); ivi. 53 (3. 7. 1847). Der Titel Regina Apostolorum bezieht sich auf die beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus, die zur linken und rechten der thronenden Gottesmutter mit Kind abgebildet sind.
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es sogleich als wundertätig verehrt.1010 Pius IX. pilgerte sofort am Anfang seines Pontifikats zu diesem Marienbild (10. 9. 1846), kehrte dorthin am 200. Jahrestag der Wiederfindung des Bildes, dem 13. Februar 1847, zurück und feierte dort die hl. Messe.1011 Es ist nicht auszuschließen, dass der Hl. Vater bei seinen häufigen Besuchen im Seminarium Romanum immer wieder auch dieses wundertätige Marienbild aufsuchte, wie z. B. am 10. Oktober 1853: Damals begutachtete der Papst die Umstrukturierungsarbeiten im Palazzo Apollinare und stieg im Anschluss in die Kirche hinab, um dort vor dem Allerheiligsten und der hl. Jungfrau zu beten.1012 In diesen Seiten habe ich gezeigt, dass Pius IX. an bestimmten Festen, besonders natürlich an den Marienfesten, bevorzugt in Marienkirchen einkehrte. Um diesen Bericht weiter zu vervollständigen, müssen noch seine »traditionellen« Besuche in der Sixtinischen Kapelle genannt werden. Diese berühmte Kapelle wurde von Sixtus IV. 1477 der Assumpta geweiht.1013 Es ist bekannt, dass der Hl. Vater neben den vielen »privaten« Visiten, die er der Sixtina im Laufe des Jahres abstattete,1014 dort mit einer gewissen Regelmäßigkeit (1851, 1852, [1854?]) das Fest Mariæ Lichtmess (heute Darstellung des Herrn) feierte.1015 Im Jahr 1854 beging er dort auch das Fest Mariæ Verkündigung (heute Verkündigung des Herrn).1016 Bei seinen Pilgergängen in Rom kehrte Pius IX. ein bis zweimal im Jahr in das Kloster Trinit dei Monti ein. Gleich bei seiner ersten Visite, am 20. Oktober 1846, suchte er das Marienbild Madonna del Giglio auf, das zwei Jahre zuvor von einer jungen französischen Sacre-Coeur-Schwester im Privatoratorium der Schwestern gemalt worden war.1017 Bei diesem ersten Besuch gab er dem Marienbild den Titel Mater Admirabilis.1018 Bei seinen zukünftigen Besuchen unterließ er es nie, dieses Gnadenbild aufzusuchen:
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Vgl. Buchowiecki 1, 418.421; Moroni 11, 291 – 294. Vgl. Diario di Roma 75 (19. 9. 1846); ivi. 14 (16. 2. 1847); Moroni 64, 20. Vgl. ivi., 22. Vgl. Giacometti, E. – Mauro, F.: Cappella Sistina, in Mondo Vaticano, 213.215. Dort feierte er z. B. im Jahr 1851 den Aschermittwoch, den ersten, zweiten und vierten Fastensonntag, den Passionssonntag, den Karfreitag und -samstag. (Vgl. Giornale di Roma 53 [5. 3. 1851]; ivi. 57 [10. 3. 1851]; ivi. 63 [17. 3. 1851]; ivi. 73 [31. 3. 1851]; ivi. 79 [7. 4. 1851]; ivi. 90 [19. 4. 1851]; Rütjes, 652.) Vgl. Giornale di Roma 27 (3. 2. 1851); ivi. 26 (3. 2. 1852); ivi. 27 (3. 2. 1854). Vgl. ivi. 70 (27. 3. 1854). Vgl. Caselli, V.: Ricordi di un itinerario – Visite a Maria in centoundici Chiese romane, Roma 1957, 86. Vgl. Zeug. v. Zonghi, in Positio, 321 f, § 1002.
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»Il Servo di Dio soleva venire una volta all’anno, e talvolta due, e fatta prima la visita al SS.mo Sacramento, si recava nel corridoio a visitare la Cappellina della Vergine SS.ma dal titolo di S. Maria del Giglio, titolo, che il Servo di Dio, poi mutý nell’altro di Mater Mirabilis.«1019
Wie bereits erwähnt, hatte sich der selige Pius IX. in die Erzbruderschaft S. Maria della Divina Provvidenza Ausiliatrice dei Cristiani in der Kirche S. Carlo ai Catinari eingeschrieben, umso die mächtige Hilfe Mariens zu erflehen.1020 Dabei beließ es Papst Mastai jedoch nicht: Direkt nach seiner Rückkehr aus dem Exil pilgerte er in die besagte Kirche zum Gnadenbild der Madonna della Divina Provvidenza, um dort eine Dankmesse zu feiern. Auch in den Jahren 1851, 1855, 1860 und 1861 suchte der Hl. Vater diese Barnabitenkirche auf, um dort das Marienbild zu verehren; eine Gedenktafel erinnert noch heute an seinen Besuch am zweiten Sonntag im November 1861.1021 Unter der Schirmherrschaft Pius’ IX. wurden in den Jahren 1857 – 1861 die notwendigen Restaurierungen und Verschönerungen der Kirche durchgeführt. In dieser Zeit besuchte der Papst mehrmals dieses Gotteshaus, um die Arbeiten zu begutachten, und schließlich wollte er am 7. November 1861 mit einer hl. Messe die offizielle Wiedereröffnung der Kirche persönlich feiern.1022 Eine weitere Kirche, die immer wieder von Pius IX. aufgesucht wurde, ist S. Maria in Traspontina. Die Karmeliten selber beschrieben seine Besuche als »außergewöhnlich häufig« (»inusitata frequenza«).1023 Diese Tatsache erklärt sich einerseits leicht aus der günstigen Lage zum Vatikanpalast, sicherlich hängt sie andererseits aber auch mit Mastais Verehrung zur Skapuliermadonna zusammen.1024 Die häufigen Besuche in den Marienkirchen Roms nahmen ein plötzliches Ende mit dem »freiwilligen Zwangsaufenhalt« Pius’ IX. im Vatikan ab 1870. Doch so weit es Papst Mastai noch möglich war, setzte er seine ihm liebgewordene Gewohnheit fort: In einer Zeugenaussage wird berichtet, dass der Papst auch 1019 Zeug. v. J. Macchi, in Positio, 1063, § 3340. Pius IX. besuchte dieses Bild ebenfalls am 20. 10. 1846, im Jahr 1854 und am 20. 7. 1860. (Vgl. Diario di Roma 85 [24. 10. 1846]; Marcone 1, 26; Zeug. v. Filippani, in Positio, 149, § 492.) 1020 Vgl. Gnolfo: Il culto di Maria, 14. Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.1.2. 1021 Vgl. Gnolfo: Il culto di Maria, 14. Bei diesem Bild von Scipione da Gaeta († 1597) handelt es sich um eine Madonna mit Kind. (Vgl. Erba, A.M.: Chiesa di San Carlo ai Catinari – Roma, Roma 1984, 14.27.31.) 1022 Vgl. Erba, 11.23. 1023 Vgl. Martino: Pio IX Confratello, 468; Soler y Garrigosa, 25. 1024 Vgl. Martino, A.: Pio IX pontefice dell’Immacolata visita conventi e monasteri Carmelitani 2, in Mad Carm 8/Nr. 6 (1954) 186. Pius IX. kehrte wiederholt in Karmelkirchen oder -klöster ein: Neben S. Maria in Traspontina und S. Martino ai Monti in Rom besuchte er 1850 eine Kirche in Neapel und während seiner Rundreise im Jahr 1857 weitere in Senigallia, Ancona, Jesi, Lugo, Bologna, Florenz. (Vgl. Martino: Pio IX pontefice 1, 150 – 152; Idem: Pio IX pontefice 2, 183 – 186.)
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noch im hohen Alter in den Vatikanischen Gärten1025 spazieren ging und dabei jeweils zuerst die Nachahmung der Lourdesgrotte aufsuchte (die er nach dieser Zeugenaussage selbst erbaut haben soll), um dort im Gebet zu verweilen: »Le sue devozioni speciali erano specialmente quella alla SS.ma Vergine, e finchÀ potÀ andare a passeggio in giardino, anche quando vi era portato in sedia colle ruote, la prima cosa che faceva, era recarsi ad un fac-simile della Grotta di Lourdes che era stata costruita a sua iniziativa in fondo a un viale coperto, che finisce vicino alla statua con fontana, chiamata la Zitella; il Servo di Dio aveva benedetto l’acqua, che esce dalle fontanelle di quella Grotta, dove giunto recitava un’Ave Maria, unitamente alla sua Corte.«1026
Von der gleichen Gewohnheit berichtet ebenso Pelczar in seiner Biographie: »Con qualche prelato od altri personaggi appoggiato al suo bastone faceva una breve passeggiata per le logge di Raffaello o per il viale del giardino che conduce alla grotte di Lourdes.«1027 Hierbei handelt es sich selbstverständlich nicht um die aktuelle Lourdesgrotte in den Vatikanischen Gärten, da diese erst 1902 unter dem Pontifikat Leos XIII. erbaut wurde, sondern um ein Vorgängermodell, das im Vergleich zur jetzigen Grotte in den Atti del Congresso Mariano Mondiale als »piccolo e meschino« beschrieben wurde.1028 Im Vatikan besuchte Papst Mastai immer wieder gerne den Petersdom. Dabei liebte er es, neben der Sakramentskapelle, der Petersstatue und der Confessio auch der Madonna del Soccorso in der Gregorianischen Kapelle einen Besuch abzustatten: Aus dem Tagebuch der Kanoniker der Petrusbasilika kann man entnehmen, dass er – wenn er in die Basilika zum Gebet hinabstieg – auch bei 1025 Da Pius IX. nach der Einnahme Roms aus Protest nicht mehr italienischen Boden berühren wollte, nahm er nicht mehr den üblichen Weg – über die Zecca – um in die Vatikanischen Gärten zu kommen, da diese Straße eine öffentliche war, sondern benutzte den unterirdischen Tunnel, der vom sogenannten Grottone bis zur Casina Pio IV geht. Den gleichen Weg nahmen, bis zur Gründung des Vatikanstaates unter Pius XI., auch alle Nachfolger Pius’ IX. (Vgl. mündliche Überlieferung.) 1026 Zeug. v. Della Volpe, in Positio, 75 f, § 259 f. 1027 Pelczar 3, 379. In einem Artikel über die Entstehung der aktuellen Lourdesgrotte heißt es: »Gi fin da’ tempi di Pio IX di s. m. una piccola grotta era stata posta nei Giardini Vaticani, e il dolce Pontefice soleva nelle sue passeggiate, di tempo in tempo, recarvisi a pregare.« (Lourdes – come ebbe origine la grotta di Lourdes nei Giardini Vaticani, in Atti del Congresso Mariano, 593.) 1028 Über die Grotte wird berichtet: »Ma il santuario era piccolo e meschino, nÀ in alcun modo ritraeva le fattezze di quello dei Pirenei.« In einem Bericht aus dem Jahr 1875 liest man: »[Un viale…] in fondo al quale si alza una riproduzione in miniatura della Grotta di Lourdes, con la statua della Vergine e la fontana miracolosa.« (L’Eco del Vaticano: La giornata di Pio IX, in La voce di Pio IX [Riv.] 74 [1967] 23.) Bezüglich der aktuellen Lourdesgrotte: Boissarie, (o. A.): Lourdes e Roma, in CivCatt 57 III (1906) 77 f; Martini, A.: Grotta di Lourdes nei Giardini Vaticani, in Mondo Vaticano, 588.
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diesem altehrwürdigen Bild verweilte,1029 und dass er zu diesem Gnadenbild besonders gerne im Oktober pilgerte.1030 »Gioved 20 ottobre 1853. Un’ora e mezzo avanti il mezzod la Santit di N.S. Papa Pio IX con treno semipubblico si condusse dal Palazzo Quirinale, luogo di sua dimora, alla visita della nostra SS. Basilica, ove fu ricevuto dal Rmo˜ Capitolo e Clero presso la porta enea, o grande, presentandole l’aspersorio coll’acqua, Monsig.r Rmo˜ Pio Bighi Arciv. di Filippi nostro Vicario: poich¦ la Santit Sua ebbe visitato il SS.mo˜ Sagramento, Maria SSma ¨ della Cappella Gregoriana, baciato il piede alla statua enea del Prinicipe degli Apostoli, visitata la S. Confessione, ed avere osservato l’addobbo per la prossima Beatificazione part dalla Basilica per la porta enea, per cui era entrato.«1031
Diese lange Ausführung über Pius IX. als »Pilger auf den Spuren Mariens« verdeutlicht, wie er sich mit kindlicher Liebe immer wieder vor den Marienaltären und -bildern zum Gebet sammelte und um die Fürsprache Mariens bat. In dieser oftmals recht pragmatischen Darstellung der besuchten Marienkirchen habe ich bewusst auch die offiziellen Anlässe aufgelistet, da anzunehmen ist, dass Mastai in seinem Innersten auch diese Visiten in »Pilgergänge« umzu1029 Vgl. Debellini 1846 – 1848, 260.426.449; ivi. 1849 – 1851, 478.589.616; ivi. 1852 – 1854, 17 f.88.168.313. 360 f.383. Oftmals kann man aus den Tagebucheintragungen nicht erkennen, ob Pius IX. bei seinen verschiedenen Besuchen auch die Gregorianische Kapelle aufgesucht hat: So liest man z. B. mehrmals die Anmerkung, dass er zur Messfeier in die Grotten gekommen sei; doch nur einmal wird dabei explizit sein Besuch bei dem Gnadenbild erwähnt. Oftmals sind seine Besuche auch einfach nur mit »wie immer« (»secondo il solito«, »visita consueta«) vom Tagebuchschreiber kommentiert und geben somit keine präzise Information. Aus einer Eintragung geht jedoch hervor, dass es in der Basilika Brauch war, immer auch den Altar der Gregorianischen Kapelle mit Kerzen und Kniekissen für diesen hohen Besuch vorzubereiten: »Fu cos improvvisa la venuta del S. Padre, che non si ebbe tempo di accendere secondo il solito le condele agli altari del SSmo˜ Sagramento e della Gregoriana, e i falcoletti alla statua di S. Pietro: solo si poterono porre agl’inginocchiatorj, ove orý Sua Beatitudine, i cuscini di velluto rosso in seta.« (Ivi. 1852 – 1854, 383.) Dazu: Feo, F. De: Testimonianze inedite su Pio IX prima di Porta Pio, in Pio IX 12 (1983) 199. 1030 Vgl. Debellini 1846 – 1848, 170 f.348 f.351.546; ivi. 1852 – 1854, 168. Am 12. 5. 1850 betete er in den Vatikangrotten in der Kapelle der Madonna della Bocciata, wo damals gerade der Kopf des hl. Andreas zur Verehrung ausgestellt war. (Vgl. ivi. 1849 – 1851, 465.) Dieses Marienbild wird ebenfalls seit Jahrhunderten verehrt; es soll im 15. Jh. mit einem Stein beschädigt worden sein, woraufhin Blutstropfen aus der »Wunde« getreten sein sollen. (Vgl. Le Grotte Vaticane [= Roma Sacra 26 – 27], hrsg. v. Soprintendenza speciale per il Polo Museale Romano – Fabbrica di San Pietro, Roma 2003, 78 f.) 1031 Vgl. Debellini 1852 – 1854, 168. Pius IX. stieg auch regelmäßig zusammen mit seinen Kardinälen an den März-Freitagen in den Petersdom zum Gebet hinunter. (Vgl. ivi. 1846 – 1848, 257.260.267.282.426.444.449; ivi. 1849 – 1851, 595.598 f; ivi. 1852 – 1854, 14.17 f.94. 96.98.319 f.322.325.) Obwohl er nach verschiedenen Eintragungen dabei auch die Madonna della Gregoriana aufsuchte (vgl. ivi. 1846 – 1848, 260.426.[449]; ivi. 1852 – 1854, 17 f; Mari, 199), war sein primäres Anliegen vielmehr, dem Todestag Christi zu gedenken, der traditionsgemäß auf einen Freitag im März gefallen sei. (Aufschlussreich ist hierzu der Bericht in Moroni 90, 192, bes. 193, auch wenn sich der Autor auf das Jahr 1856 bezieht.)
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wandeln verstand; denn stets brachte er voll Vertrauen alle seine Anliegen durch die Hände Mariens vor den Thron Gottes. Sein wiederkehrender Wunsch, Marienbilder aus nächster Nähe zu betrachten, zeigt, wie wesentlich ihm die Gesichtszüge der Gottesmutter auf den jeweiligen Darstellungen waren; es scheint, als ob die für gewöhnlich zarten, milden und zugleich königlichen Gesichtsausdrücke Mariens seine Gebete inspirierten und ihm Mut und Vertrauen auf die mächtige Fürsprache Mariens einflößten. Vielleicht betrachtete er Mariens Gesichtszüge aber auch so genau, um auf diese Weise ihr Wesen und ihre Güte immer besser ergründen und nachahmen zu können, um auf diese Weise durch Maria Jesus näher zu kommen. Im Dekret über die heroischen Tugendakte heißt es passend hierzu: »Etenim devotio Marialis necessario pietatem erga Iesum Eucharisticum secumfert; etenim omne Sanctuarium Marianum, semper etiam centrum pietatis Eucharisticae fieri consuevit.«1032 Im Laufe der Jahre besuchte Mastai Ferretti die berühmtesten Marienbilder Roms und viele in ganz Italien, u. a. viele sogenannte Lukasbilder.1033 Dabei beruhte seine besondere Vorliebe für diese letztgenannten Bilder weniger auf ihre legendäre Entstehungsgeschichte, als vielmehr auf der Tatsache, dass es sich um jahrhundertlang verehrte Marienbilder handelte.1034 Auffällig häufig zog es Pius IX. auch immer wieder in Karmelkirchen – ein unmissverständliches Zeichen dafür, dass er bewusst das Skapulier trug und sich deshalb gerne Maria unter dem Titel U.L.F. vom Berge Karmel anvertraute. Dieser Abschnitt verdeutlicht sehr gut, dass man Pius IX. zu Recht als unermüdlichen Marienpilger bezeichnen kann, der am Ende seines Lebens diese ihm liebe Gewohnheit nur gezwungenermaßen – als »freiwilliger Gefangener« im Vatikan – aufgab bzw. einschränkte.
1032 Decreto sulle virt¾ eroiche del ven. Pio IX, 7. 1033 Neben den schon erwähnten Marienbildern, die dem hl. Lukas zugeschrieben werden (S. Maria Maggiore, S. Maria del Popolo, S. Maria in Via Lata, SS. Domenico und Sisto, S. Agostino, auf den Berg Cvita [Itri], in Monte della Guardia [Bologna]), war Pius IX. auch in folgenden Kirchen, wo die sogenannten Lukasbilder verehrt werden: S. Maria in Aracoeli (vgl. Giornale di Roma 226 [5. 10. 1854]; ivi. 239 [20. 10. 1854]), S. Maria in Trastevere (vgl. Zeug. v. Marini, in Positio, 467 f, § 1494), Chiesa Antiqua (S. Maria delle Grazie) (vgl. Giornale di Roma 187 [16. 8. 1851]), S. Maria Rotunda (Pantheon) (vgl. Cronaca contemporanea, in CivCatt 5 IV [1854] 327), Sant’ Alfonso (vgl. Henze, 6). Dazu: Trenner, F.: Lukasbild, in MaLex 4, bes. 184; Jung Inglessis, E.-M.: Madonne romane – immagini mariane a Roma dall’era delle catacombe al tempo presente, Citt del Vaticano 2001, 148 – 164. 1034 In einer Predigt in S. Maria in Cosmedin heißt es: »S, quel volto miracoloso che la devozione risveglia di chi lo rimira, o egli sia opera di un Evangelista, od opera sia di angelica mano o chechesia del suo autore (…) condotta a termine con una special divina assistenza.« (Immag., 85.)
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4.4. Der Förderer des Marienkultes Marienliebe ohne Apostolatseifer ist keine richtige Marienverehrung. In diesem Sinne ist nur selbstverständlich, dass Mastai den ihm nahestehenden Menschen wie Freunden und seiner geistlichen Tochter die Marienverehrung empfahl: »A me stesso ha raccomandato pi¾ volte la devozione verso Maria.«1035 Aus seiner Kindheit wird berichtet, dass er schon seine Kameraden zur Feier der Marienfeste einlud.1036 Jedoch nicht nur im kleinen Kreis, sondern auch in seinen vielen Aufgabenbereichen als Priester, Bischof und Papst verbreitete Mastai auf ganz unterschiedliche Art und Weise die Marienverehrung.
4.4.1. Förderung durch Verkündigung und lehramtliche Schreiben Mastai Ferretti war ohne Zweifel ein großer, begeisterter und begeisternder Marienverehrer! Man weiß, dass er schon als junger Priester ein gern gesuchter Prediger war und selber jede Gelegenheit wahrnahm, andere im Glauben zu unterweisen. So predigte er in den Jahren nach seiner Priesterweihe nicht nur in seinem Tätigkeitsgebiet, dem Tata Giovanni oder auf Anfrage Del Bufalos,1037 sondern z. B. auch in der Kapelle der marianischen Kongregation Prima Primaria – der Kongregation, in die er selber als Student eingetreten war – und hielt dort mitreißende Panegyriken.1038 Wenn man jetzt Mastai Ferretti als Förderer der Marienverehrung durch sein Wort betrachten will, ist es nötig, zwischen seinen Äußerungen als einfacher Priester, als späterer Bischof und schließlich als Papst zu unterscheiden. In einem weiteren Schritt muss man selbstverständlich die Aussagen, die einen offiziellen Charakter haben, wie z. B. seine Lehrschreiben (Enzykliken, Allokutionen), und die dementsprechend vorbereitet, durchdacht und abgewägt wurden, von jenen abheben, die vielmehr einen »privaten« Charakter besitzen, an ein begrenztes Publikum gerichtet waren und/oder eher improvisiert wurden.1039 Unter den 336 noch auffindbaren Predigten im Vatikanischen Geheimarchiv 1035 Zeug. v. Fantini, in Positio, 977, § 3060. Vgl. dazu die Bemerkungen an seine geistliche Tochter. (Vgl. Serafini, 1559 – Brief vom 31. 8. 1831; ivi., 1565 – Brief vom 2. 8. 1832.) 1036 Vgl. Toscani, 4 f – z. a.: Piolanti: L’Immacolata, 37. Dazu Zitat: oben I. Teil, Kap. 3.1., S. 84[27]. 1037 Vgl. oben I. Teil, Kap. 3.3.2., S. 98. 1038 »[Mastai] talvolta nella capella detta Prima Primaria recitava de’ panegirici pieni di unzione con grande utilit degli scolari che vi assistevano insieme al fiore della cittadinanza.« (Castaldi, 8.) 1039 Vgl. Marcone 1, III.
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(gehalten in den Jahren 1819[?]-1846) wurden 31 Marienpredigten publiziert.1040 Die meisten Marienpredigten (11)1041 behandeln die Himmelfahrt Mariens.1042 Daneben spielt die Novene sowie der Panegyrikus über die Unbefleckte Empfängnis (10) eine besondere Rolle.1043 Die restlichen Marienpredigten haben folgende Themen: Maria, Zuflucht der Sünder (3), Maria, Schmerzensmutter (2), Maria Verkündigung (1), die Madonna von Guadalupe (1), die Marienverehrung im Allgemeinen (1), der Kult der Marienbilder (1) und die Krönung eines Marienbildes (1).1044 Ohne an dieser Stelle auf den genauen Inhalt der Predigten eingehen zu wollen, soll ein Wort über den Stil von Mastai Ferretti nicht fehlen, mit dem er die Gläubigen zur Marienliebe aufrief. Seine Predigten enthalten zahlreiche stilistische Mittel wie rhetorische Fragen, Ausrufe (Oh, Ah, Deh), Wiederholungen von Ausdrücken in zentralen Punkten (se, quindi, chi) sowie eingehende Schlüsselwörter und Bibelzitate.1045 Oftmals benutzt Mastai Klimaxe, Superlative und Repetitionen, und dies nicht selten, um die Größe Mariens zu betonen.1046 Um die Tugenden und die Sonderstellung Mariens zu beschreiben, griff Mastai häufig auf alttestamentliche Bilder und Allegorien zurück, wie z. B. die Wurzel Jesse1047 oder den Baum des Propheten Daniels,1048 oder verwies auf Vorbilder wie Sara, Rahel, Mirjam – die Schwester Aarons – oder 1040 Die Anzahl von 336 Predigten (305 Homilien mit verschiedenen Themen und 31 Marienpredigten) ergibt sich aus der Summe der einzelnen Tage der Novenen, Triduen und Oktaven sowie aus verschiedenen Predigtschemata. Ein kleiner Vergleich: Von den 305 Predigten sind allein 12 über den hl. Luigi Gonzaga. (Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9 – 10, bes. b. 9, 22.29; ivi. b. 10, 48 – 52.) In den noch unveröffentlichten Homilien taucht Maria oftmals noch nicht einmal namentlich auf, und in nur wenigen lässt sich am Schluss ein Gruß oder eine Anrufung Mariens finden. Jedoch erstaunt dies nicht sonderlich, wenn man berücksichtigt, dass die Marienpredigten des hl. Bernard de Clairvaux, dem Doctor Marianus, nur insegesammt 3,5 % seines Gesamtpredigtwerkes ausmachen, und in einem der Hauptwerke von L.M. Grignion de Montfort (Brief an die Freunde des Kreuzes) der Autor Maria nicht einmal erwähnt. (Vgl. Stegmüller, O. – Riedlinger, H.: Bernhard v. Clairvaux – I.: Leben und Werk, in MaLex 1, bes. 445 f; Graber, R.: Vorwort zur 15. Auflage, in Montfort, L.M. Grignion de: Das goldene Buch, hrsg. v. Firtel, H., Freiburg Schweiz 1985, XV.) 1041 Die Zahl in der Klammer gibt an, wie viele Predigten mit diesem Thema veröffentlicht worden sind. 1042 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1.36.42.54.64; ivi. b. 10, 48 – 53. 1043 Vgl. ivi. b. 9, 22.34. 1044 Vgl. ivi., 28.29.112; ivi. b. 10, 10.15.55 f.83. Aus einem von Mastais Briefen geht hervor, dass er bei einer Visitation im Mai 1829 ebenfalls eine Marienpredigt gehalten hat: »Prosegu la Visita nel Vicariato di Trevi e nel 19 maggio predicý nella chiesa di S. Francesco dei Minori Conventuali sulle glorie di Maria.« (Cittadini: Un grande arcivescovo, 57.) 1045 Dazu: Bogliolo: Profilo spirituale, 60. 1046 Zum Beispiel: Nov.Imm. 1, 273.275 – 277; ivi. 2, 281; ivi. 3, 287; PanCon., 345; Immag., 85 f; Assun. ’27, 176; ivi. ’30, 190. 1047 Vgl. Nov.Imm. 1, 273. 1048 Vgl. ivi. 1, 276.
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Debora.1049 Zum Teil wirkt Mastais Stil pathetisch, in manchen Momenten sogar schwülstig, doch im Ganzen bewegt er sich damit in dem für das 19. Jh. üblichen Rhetorikstil; ja man kann ihn als einen ausgezeichneten Vertreter dieses Stils bezeichnen. Ausdruck für seine unermüdlichen Bemühungen, die Mariendevotion unter den Gläubigen zu verbreiten, sind die häufigen Ermahnungen in den Predigten, in allen Nöten zu Maria zu beten, sie zu verehren, sie anzurufen, sich ihr zu weihen und ihre Fürsprache zu erbitten.1050 Dabei betonte er klar, dass jeder – ob Gerechter oder Sünder – in allen Lebenslagen, an jedem Ort und in jeder Angelegenheit zu Maria beten sollte.1051 Mastai leitete die Gläubigen an, mit einfachen Worten bei allen »plagenden Leidenschaften«, in allen Gefahrenkrisen und generell in allen Schwierigkeiten sich vertrauensvoll an die Gottesmutter zu wenden.1052 Diese Aufrufe zu einem größeren Vertrauen auf Maria finden wir auch in seinen Inviti Sacri, Indulti und Notificazioni, in denen Msgr. Mastai zuweilen schon seine Einladung zur Teilnahme an einem Marienfest mit einer Katechese über das Festgeheimnis verband.1053 Zur Förderung des Marienkultes gehört ebenso die Verteidigung der Ehre Mariens: In einer Notificazione schritt er energisch gegen das Fluchen und unehrenhafte Aussprechen der hl. Namen Gottes und Mariens ein.1054 Bei der Lektüre seiner vielen Aufrufe zur Marienverehrung fällt auf, dass er oftmals betonte, dass die Mariendevotion keinesfalls auf äußere Akte beschränkt sein dürfe, sondern aus dem Herzen kommen müsse.1055 So ermahnte Mastai seine Gläubigen, bei allen Unterfangen um die himmlische Begleitung von Jesus und Maria zu bitten, besonders bei der Wahl des Lebensstandes.1056 Manchmal lud er in seinen Predigten die Gläubigen ein, bestimmte Mariengebete – wie den Rosenkranz – zu beten oder Marienbilder zu verehren.1057 In einem Invito Sacro von 1844 regte er alle Familien an, über der 1049 Vgl. z. B. ivi. 6, 308. 1050 Vgl. Dozza, 96 f; Devoz., 106 f; Immag., 84 – 90; Assun. ’27; 177 f; ivi. ’28, 180; ivi. ’29, 187; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 84, fl. 3; ivi. b. 10, 64, fl. 15. 1051 Vgl. Devoz., 107. 1052 Vgl. ivi. 1053 Vgl. z. B. ADS: Cartella Pio IX: Mastai Ferretti, G.M.: Indulto – per la quaresima dell’Anno MDCCCXXIX, Spoleto 18. 2. 1829. 1054 Vgl. Mastai Ferretti, G.M.: Notificazione (20. 6. 1834), in Ferri: Pio IX prima del soglio, 78. 1055 »(…) quelle cioÀ che non limitano la lor devozione alla esterna pompa e apparato delle Feste, ma che si studiano ornar pi¾ il Cuore a onor suo, che gli Altari, le invito a pregarla con tutto il fervore ispirato dalla carit.« (Invit.Sac.) 1056 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 115, fl. 1. 1057 Vgl. Immag., 85 – 88; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 85, fl. 9; ivi., 32, fl. 1; ivi., b. 43, 2 (5.8). In einer Ermahnung zur Fastenzeit vom 27. Jannuar heißt es: »E in fine esortiamo ciascuno a recitare ogni giorno la terza parte del SS. Rosario.« (Ferri: Pio IX prima del soglio, 95.)
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Wiege ihrer Kinder ein Marienbild anzubringen: »Se ne affigga la Immagine anche sopra la cuna dei Bambini, affinch¦ questa Madre pietosa gli apra il Cuore alla sua devozione prima che si aprano i loro occhi alla corruzione del Mondo.«1058 Aber neben diesem äußeren Kult wollte Mastai die Gläubigen vor allem zum wahren Marienkult anhalten, und so empfahl er, Maria vor allem »im Herzen aufzustellen« (collocare), besonders die unandächtigen Gebete abzulegen und Maria in der Kontemplation der Geheimnisse Gottes nachzuahmen.1059 Andere Male zog er es vor, den Gläubigen vor Augen zu halten, wie sehr Maria es wünsche, von uns verehrt zu werden, um uns so leichter helfen zu können.1060 In einer seiner Predigten erklärte Mastai, weshalb er sich so für die Verbreitung der Mariendevotion einsetzte: »Voglio adunque in questo oggi giustificar la devozion di Maria, e incoraggiare i peccatori a proseguire a praticarla, giacch¦ À un segno evidente di predestinazione e salute.»1061 Da Mastai wusste, dass zur Vertiefung der Marienverehrung ein basiertes Glaubenswissen nötig ist, stellte er einerseits mit großer Genauigkeit und angemessener Fachterminologie die einzelnen Mariengeheimnisse vor, malte andererseits aber die Geheimnisse auch recht phantasievoll aus. Der Stil aller seiner Predigten lässt auf ein brennendes Priesterherz und einen eifrigen Seelenhirten schließen, der seine Zuhörer einerseits zur größeren Marienliebe bewegen wollte und andererseits bemüht war, anhand des Beispiels Mariens die Gläubigen von der Sünde abzubringen und zum christlichen Tugendleben zu motivieren.1062 Dabei fällt auf, dass Mastai sich als Prediger nicht damit zufrieden gab, nur seine Zuhörer zu ermahnen, sondern dass er sich durch die Verwendung der ersten Person Singular oder Plural regelmäßig in die Predigt miteinbezog. Für alle seine Homilien und somit auch für seine Marienpredigten gilt, dass er durch sein Wort den Glauben seiner Zuhörer stärken und vertiefen wollte, um sie zur ständigen Umkehr zu Gott zu bewegen. In seinem Antrittsschreiben erklärte Pius IX.: »[Die Priester] Christum Crucifixum praedicantes, sanctissimae nostrae religionis dogmata, praecepta juxta catholicae Ecclesiae et Patrum doctrinam gravi ac splendido orationis genere populis clare aperteque annuncient, peculiaria singulorum officia accurate explicent, omnesque a flagitiis deterreant, ad pietatem inflamment, quo fideles Dei verbo salubriter imbuti atque refecti vitia omnia declinent, virtutes sectentur, atque ita aeternas poenas evadere, et caelestem gloriam consequi valeant.«1063
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Invit.Sac. Vgl. Immag., 88 f; Invit.Sac.; Nov.Imm. 5, 301.304. Dazu: unten I. Teil, Kap. 5.4.4. Vgl. Guadalupe, 99 f.104; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 93, fl. 3; Invit.Sac. Ref.Pecc. 3, 101. Vgl. Assun. ’28, 183. Vgl. Bogliolo, L.: Introduzione, in PanCon., 338. Vgl. Qui pluribus, 18 f.
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Auch in den überlieferten Audienzansprachen des Papstes nimmt die marianische Dimension quantitativ gesehen keine herausragende Stellung ein, doch je nach gegebenem Anlass formulierte er gerne einige aufmunternde Worte über die Marienverehrung.1064 So betonte Pius IX. in einer Rede, wie sehr sich Gott die Verbreitung der Maiandachten in der ganzen Welt wünsche.1065 Ähnlich verhält es sich bei den Lehramtsschreiben Pius’ IX.: Die Konsultation von 79 Papstdokumenten hat z. B. ergeben, dass nur fünf einen rein marianischen Charakter besitzen, in weiteren acht Schreiben taucht im Text ein mehr oder weniger langer Bezug zu Maria auf und in anderen 16 folgt am Ende der Dokumente eine kurze Anrufung Mariens.1066 Im Gegensatz zu den Marienpredigten kam Pius IX. in mehreren Dokumenten mehrmals auf seine eigene Marienverehrung zu sprechen und gab somit implizit der gesamten Weltkirche ein Zeugnis seiner persönlich gelebten Marienfrömmigkeit. Aus diesen Schreiben geht hervor, dass er die Gottesmutter von Kindheit an verehrte, sich ihr besonders zu Beginn seines Pontifikats anempfahl und stets bemüht war, diese Devotion zu fördern. Zudem bezeugen diese Dokumente allgemein, dass er sich selber Licht und Beistand von Maria erbat sowie auf ihre Gnadenvermittlung vertraute; explizit führte er den guten Ausgang des Exils in Gaeta auf ihre mütterliche Fürsprache zurück.1067 Aber vor allem mit der Definierung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis wollte Papst Mastai die Marienverehrung favorisieren: In der Allokution vom 1. Dezember 1854 drückte er seine Freude und Hoffnung darüber aus, dass auf diese Weise die Marienfrömmigkeit im gesamten kirchlichen Leben gesteigert werde: »Nulla quidam maior laetandi causa Nobis in hac vita contingere poterat, cum eiusmodi decretum vel maxime conducat ad magis atque magis augendum fovendumque hic in terris honorem, cultum et venerationem erga gloriosissimam illam Virginem.«1068 Studiert man die Lehramtsschreiben, fällt auf, dass der Immaculata-Titel neben den altbekannten Marientiteln wie Gottesgebärerin (Dei Mater, Dei Genitrix, Dei Parens, Deipara) und Jungfrau in den Papstdokumenten am häufigsten vorkommt.1069 Immer wieder taucht in seinen 1064 Vgl. z. B.: Franciscis 1, 36.51.172.199.289; ivi. 4, 21 f.31.40.42.48.77 – 79.98.178.187. 203 f.209.215.223. 275.345.353 f.405.484.653; Marcone 1, 3.39 f.76; ivi. 2, 135 f.171; La voce di Pio IX (Discorsi…) 1, 116. 129.135; ivi. 2, 72; ivi. 3, 49; ivi. 4, 76.95.208; ivi. 8, 38. 1065 Vgl. Marcone 1, 137. Das Datum dieser Ansprache ist nicht bekannt, sie geht aber auf die Jahre 1846 – 1864 zurück. 1066 Vgl. Bellocchi 4. Die Ausgabe enthält eine Auswahl der wichtigsten Enzykliken, Bullen, Dogmatischen Konstitutionen, Dekrete, Breven, Episteln, Allokutionen, Edikte und Proklamationen Pius’ IX. 1067 Vgl. Ubi primum ’49, 163; Si semper antea, 229. 1068 Pius IX: Inter graves (1. 12. 1854) All., in APN I/1, 594. 1069 Vgl. Qui pluribus, 23; Ubi primum ’49, 162; Pius IX: Quibus quantisque (20. 4. 1849) All., in APN I/1, 194; Noscitis et Nobiscum, 222; Si semper antea, 229; Exultavit cor nostrum,
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Schreiben der Begriff des Patroziniums – der Schutzherrschaft – Mariens auf: »cujus potentissimo patrocinio salutem Nostram acceptam referimus«, »cujus nullum praesentius, nullum validius apud Deum patrocinium«, »potentissimo Immaculatae Sanctissimaeque Deiparae Virginis Mariae patrocinio implorato«.1070 In der anlässlich der Seligsprechung verfassten Positio von Imola heißt es ganz richtig: »Nutriva sicura speranza nel suo potente patrocinio e nella sua intercessione.«1071 Obwohl der Privatsekretär Zonghi behauptete, dass Pius IX. »nei suoi discorsi parlava frequentemente della Madonna«,1072 zeigt das vorliegende Material, dass der Papst in seinen Predigten, Ansprachen sowie Dokumenten weder regelmäßig auf Maria zu sprechen kam, noch die Angewohnheit hatte, diese mit ein paar Worten über Maria abzuschließen. In den Abschnitten jedoch, in denen er sich auf Maria bezog, vermittelte er sein tiefes Vertrauen auf Maria: »Grande era la speranza nei meriti di Ges¾ Cristo e nell’intercessione della SS. Vergine come ne fanno fede i suoi discorsi.«1073
4.4.2. Förderung durch die Approbation und Verbreitung von marianischen Schriften In diesem Abschnitt soll an einigen Beispielen aufgeführt werden, ob und wie sich Mastai als Bischof und Papst auch für die Verbreitung guter marianischer Schriften einsetzte und somit direkt oder zumindest indirekt die Marienverehrung förderte. Da ich in dieser Arbeit noch an anderer Stelle auf die meisten dieser Werke eingehen werde, seien hier nur kurz die wesentlichen Daten genannt.
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345; Pius IX: Apostolicae nostrae (1. 8. 1854) Ep. Enc., in APN I/1, 592; Ineff., 600.617 f; Pius IX: Singulari quidem (17. 3. 1856) Ep. Enc., in APN I/2, 524; Idem: Cum Sancta Mater (27. 4. 1859) Ep. Enc., in APN I/3, 65; Idem: Maximo animi (26. 9. 1859) All., in APN I/3, 126; Idem: Nullis certe (19. 1. 1860) Ep. Enc., in APN I/3, 136; Idem: Novos et ante (28. 9. 1860) All., in APN I/3, 188; Idem: Multis gravibusque (17. 12. 1860) All., in APN I/3, 215; Idem: Maxima quidem (9. 6. 1862) All., in APN I/3, 460; Idem: Quanto conficiamur (10. 8. 1863) Ep. Enc., in APN I/3, 620; Idem: Quanta cura (8. 12. 1864) Ep. Enc., in APN I/3, 699; Idem: Multiplices inter (25. 9. 1865) All., in APN I/4, 27; Idem: Aeterni Patris (29. 6. 1868) Litt. Ap., in APN I/4, 418; Idem: Respicientes ea (1. 11. 1870) Ep. Enc., in APN I/5, 276; Idem: Beneficia Dei (4. 6. 1871) Ep. Enc., in APN I/5, 325.328; Idem: Costretti (16. 6. 1872) Ep. italica, in APN I/6, 50. Vgl. auch: Bellocchi 4, 23.52.71.85.88.91.94.128.133 – 136.139 – 142.167.183.191.196.208.213.232.239. 271.286.297.347.361.363.377. Si semper antea, 229; Exultavit cor nostrum, 345; Cum Sancta Mater, 65. Vgl. ebenso: Maximo animi, 126; Nullis certe, 136; Novos et ante, 188; Multis gravibusque, 215; Maxima quidem, 460; Quanto conficiamur, 620. Processo di Imola, 18. Zeug. v. Zonghi, in Positio, 282, § 894. Zeug. v. Acquaderni, in Positio, 991, § 3101.
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Der Marienkult im Leben von G.M. Mastai Ferretti – Pius IX.
Als junger Bischof bekam Mastai Ferretti das Buch Maria. Rime di Neralco, pastore Arcade von G.M. Ercolani geschenkt, das er mit Interesse las und als lesenswert beurteilte. Aus einem von ihm am 28. Juni 1834 geschriebenen Brief geht hervor, dass er daraufhin selber einige Exemplare zur Verbreitung des Werkes erwerben wollte.1074 In Imola förderte er die Confraternita del Cuore di Maria.1075 Zur Unterstützung ihrer Devotion setzte er sich zunächst für die Verteilung von Broschüren der Confraternita ein und besorgte darüber hinaus die entsprechenden Andachtsbücher.1076 Als Lambruschini im Jahr 1843 sein Werk Sull’Immacolato Concepimento di Maria. Dissertazione polemica in Rom herausbrachte, sprach Msgr. Mastai über diese Veröffentlichung nicht nur mit seinem Freund Falconieri, sondern wies auch einen anderen Kardinal auf diese Schrift hin, wobei er seine Hoffnung ausdrückte, dieses Buch möge im Prozess der offiziellen Aufnahme der Immaculata-Anrufung in die Liturgie seinen Beitrag leisten.1077 Später, als Papst, sollte sich Pius IX. noch mehrfach und auf verschiedene Art und Weise für die Verbreitung von Büchern über das Immaculata-Privileg einsetzen. Gleich am Anfang seines Pontifikats, im Jahr 1847, veröffentlichte der Jesuit Perrone sein Werk De Immaculato Deiparae conceptu. Der Autor erbat sich die Gnade, dieses Buch Pius IX. widmen zu dürfen. Moroni berichtet, dass Pius IX. diese Bitte am 25. Oktober 1847 mit dem Breve Nihil certo nobis gratius mit Freuden angenommen hatte.1078 In den folgenden Jahren wurden unzählige neue Werke über das Immaculata-Privileg geschrieben. 1850 erschien in Frankreich das Buch von Gu¦ranger M¦moire sur la Question de l’Immacul¦e Conception de la TrÀs Sainte Vierge. Schon Ende 1851 wurde das Buch auch in Rom verbreitet. Msgr. Fornari ließ dem Hl. Vater dieses Werk zukommen, der darüber gesagt haben soll, es sei das Beste, was er je über dieses Argument gelesen habe.1079 Mit diesem positiven Urteil sorgte Pius IX. zumindest indirekt für die Verbreitung des Buches. Ein weiteres Werk, das einen besonderen Eindruck auf den Hl. Vater hinterlassen hatte und deshalb von ihm persönlich verbreitet wurde, ist die Abhandlung des Jesuitenpaters Passaglia De immaculato Deiparae semper Virginis conceptu. Der erste Band erschien 1854 in der Endphase der Vorbereitungen auf das Immaculata-Dogma. In dieser Zeit bestimmte der Papst, dass eben dieses Buch auch den Kardinälen aus der Sonderkommission ausgehändigt 1074 1075 1076 1077 1078
Vgl. oben I. Teil, Kap. 3.5. Vgl. unten I. Teil, Kap. 4.4.3. Vgl. Serafini, 1436 f; Lettere 2, 209. Vgl. Serafini, 1434. Dazu: unten II. Teil, Kap. 2.2. Vgl. Moroni 53, 193. Woanders wird das Schreiben auf den 28. 10. 1847 datiert. Dazu: unten II. Teil, Kap. 2.3.1. 1079 Vgl. Laurentin, R.: The role of the Papal Magisterium in the Development, in: O’Connor, 309 f. Dazu: unten II. Teil, Kap. 3.4.2.
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werden solle, und ließ ihnen in einem Begleitbrief die Zusendung der noch nachfolgenden Bände aus dieser Reihe ankündigen: »Il sottoscritto d’ordine della Santit di N.S. si fa un dovere di rimetere [sic!] a Vostra ˜ a il 1.0 volume dell’opera del R.P. Carlo Passaglia d.C.d.G. sull’ImmacoEminenza Rm lata Concezione di Maria Santissima: aggiunge poi che si recher a premura di farle tenere i successivi volumi tostochÀ l’un dopo l’altro saranno pubblicati.«1080
Auf den speziellen Befehl Pius’ IX. vom 20. September 1850 wurden die aus aller Welt eingegangenen Voten zur Enzyklika Ubi primum gesammelt und gedruckt; der erste von den zehn Bänden Pareri sulla definizione dogmtica1081 erschien am 21. Juni 1851 und wurde sogleich – wie später auch die weiteren Bände – auf Wunsch des Papstes an alle Konsultoren und Kardinäle, die mit der Vorbereitung des Immaculata-Dogmas beschäftigt waren, übersandt.1082 In den zehn Bänden, die in der folgenden Zeit herausgegeben wurde (der neunte Band erschien schon 1852) ließ der Papst nicht nur die Voten, sondern auch alle wichtigen Werke über die Immaculata Conceptio, Dissertationen, Rundschreiben von Bischöfe und Universitäten sowie Predigten von Kirchenschriftstellern veröffentlichen.1083 Somit lieferte er nicht nur fundamentales Arbeitsmaterial für das Studium der Konsultoren, sondern stellte auch eine Studienreihe über das Immaculata-Privileg zusammen. Genauso wie Pius IX. einerseits die Verbreitung guter Bücher unterstützte, verhinderte er andererseits die Ausbreitung von Werken mit zweifelhaftem Inhalt und setzte diese durch die Glaubenskongregation auf den Index.1084 Auch in 1080 Sardi 2, 102. Dazu: unten II. Teil, Kap. 3.3. 1081 Der vollständige Titel lautet: Pareri sulla definizione dogmatica dell’Immacolato Concepimento della B. Vergine Maria rassegnati alla Santit di Pio IX. P. M. in occasione della sua Enciclica data da Gaeta il 2 Febbraio 1849 – Parte prima – Vol. 18, Roma Coi Tipi della Civilt Cattolica 1851. 1082 Vgl. Sardi 1, 778 f; Dazu: unten II. Teil, Kap. 3.3. So heißt es in einer am 11. 9. 1851 handgeschriebenen Mitteilung Pius’ IX. an Msgr. Pacifici: »Dimenticai dirle jeri sera che dispensasse una copia dai tre Tomi usciti, a contenenti la lettera dall’Episcopato sulla Concez.˜ di M.a SSma˜ ai qui sottoscritti Cardinali.« [Es folgt die Auflistung der Namen.] (Sardi 1, 778.) 1083 Vor allem im fünften Band wurden verschiedene Werke veröffentlicht, die im 19. Jh. geschrieben worden sind: u. a. die Dissertazione polemica von Lambruschini (vgl. Pareri 5, 123 – 179), das Werk vom Dominikanerpater M. Spada (vgl. ivi., 581 – 661), das von G. Rivarola (vgl. ivi., 9 – 97) sowie der Artikel Congruenze sociali von Calvetti (vgl. ivi., VII – XXVI). (Mehr zu den Werken: unten II. Teil, Kap. 1.2., 2.2. und 3.3.) Im achten Band befinden sich die verschiedenen Rundschreiben und im zehnten die erwähnten Predigen. 1084 Es wurden z. B. die folgenden marianischen Bücher verboten: Im Jahr 1852: De la croyance l’immacul¦e Conception de la Ste. Vierge, en reponse aux divers ¦crits qui ont paru de nos jours sur cette controverse; ¦crit soigneusement revu et retouch¦ par l’auteur (vgl. Cronaca contemporanea VII, in CivCatt 3 III [1852] 714), im Jahr 1855: Laborde, M.: R¦lation et m¦moire des opposants au nouveau Dogme de l’Immacul¦e Conception et la Bulle Ineffabilis. (Vgl. Cronaca Contemporanea – 10. Libri proibiti, in Civ Catt 6 [1855] 101.) Dazu:
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der Definierungsbulle Ineffabilis Deus bestimmte er direkt nach der feierlichen Dogmaverkündung, dass alle in die vom kirchlichen Recht bestimmte Strafe fallen, die mündlich oder schriftlich etwas anderes über das Immaculata-Privileg zu verkünden wagen, als von der Kirche festgelegt wurde.1085 Ein Werk hat im 19. Jh. besonderes Interesse geweckt: Gerade in dem Zeitraum, als man in Rom den Seligsprechungsprozess von Louis-Marie Grignion de Montfort eingereicht hatte (1841 – 42), fand der Montfortanerpater Pierre Rautureau am 22. April 1842 ein bis dahin verschollenes Manuskript des Gründers wieder, dem man bei der ersten Ausgabe 1843 den Titel Trait¦ de la vraie D¦votion la Sainte Vierge1086 gab, auch wenn es sich im eigentlichen Sinne nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung handelte.1087 Im Zusammenhang mit dem laufenden Seligsprechungsprozess war es nach der Sicherstellung der Authentizität des Manuskripts nötig, dieses zur Ritenkongregation nach Rom zu senden, wo es mehreren Theologen zur Prüfung vorgelegt wurde. Am 7. Mai 1853 wurde offiziell erklärt, dass sich in den Schriften Montforts nichts gegen seine Seligsprechung stelle, und der Papst approbierte und bestätigte am 12. Mai das Reskript der Kongregation.1088 Über die persönliche Position Pius’ IX. bezüglich der »Abhandlung über die wahre Andacht zu Maria« ist nicht viel bekannt. Man weiß, dass er bereits zu Beginn seines Pontifikats mit Freude die Widmung eines Buches entgegennahm, dass er diese Abhandlung allen Lesern empfahl und dem Autor des besagten Buches seinen apostolischen Segen erteilte. Dabei soll der Papst behauptet haben, es handle sich bei dem Werk von de Montfort um die beste Devotion zur hl. Jungfrau.1089 Ob er selber ein Exemplar besessen hat, ist schwer zu sagen: Man könnte annehmen, Pius IX. habe eine
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1088 1089
unten II. Teil, Kap. 3.3.: Das 1849 verbotene Werk von Pietro Cavalieri Concordia della ragione con alcune importantissime verit cattoliche ossia propagazione del peccato originale e prova diretta dell’Immacolato Concepimento della Vergine SS., Bologna 1849. (Vgl. Libri Proibiti nel 1850, in CivCatt 1 III [1850] 691.) Bezüglich seiner allgemeinen Bemühung zur Verbreitung guter und Unterdrückung schlechter Lektüre vgl. z. B. Noscitis et Nobiscum, 207 f. Vgl. Ineff., 616.618. Der deutsche Titel lautet: »Abhandlung über die wahre Andacht zu Maria«; jedoch ist dieses Werk im deutschen Sprachraum vielmehr unter dem Titel »Das goldene Buch« bekannt. (Vgl. Graber : Vorwort, bes. XIII.) Die erste Ausgabe erhielt am 18. 12. 1842 die Druckerlaubnis vom Bischof von LuÅon, Ren¦-FranÅois Soyer. Es ist nicht klar, ob die erste italienische Ausgabe schon vor dem Jahr 1853 erschien; bekannt ist nur jene aus dem Jahr 1857. (Vgl. Graber : Vorwort, X; Bossard, A.: Trattato della vera devozione, in DspMon, 1735.1737; Epis, S.: Influsso in Italia, in DspMon, 931; Cortinovis, B.: Compagnia di Maria in Italia, in DspMon, 391.) Vgl. Vienne, M.-C. – Gendrot, M.: B¦atification et Canonisation de Louis Marie Grignion de Montfort, in Dictionnaire de Spiritualit¦ montfortaine, hrsg. v. Fiores, S. De, Novalis 1994, 143. Vgl. Postulation Generale Montfortaine (Hg): Introduction, in Trait¦ de la Vraie D¦votion la Sainte Vierge – Par le Bienheureux Louis-Marie Grignion De Montfort, hrsg. v. Postulation Generale Montfortaine, Roma 1942, XXX.
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Ausgabe in einer Audienz überreicht bekommen, doch gibt es darüber keine Berichte (mit Sicherheit wurde 1908 Pius X. eine Ausgabe dieses Buches übergeben).1090 Auch in der Auflistung der Bücher aus der Privatbibliothek Pius’ IX. konnte ich dieses Werk nicht finden.1091 Pius IX. muss große Mengen von Büchern während seines Pontifikats verschenkt haben. So finden sich z. B. im Vatikanischen Geheimarchiv undatierte Auflistungen von Büchern, die er dem Seminario Pio, der Sapienza-Universität und verschiedenen Krankenhäusern zukommen ließ; erstaunlicherweise findet sich unter diesen Schriften kein einziges marianisches Werk.1092 Aus einer anderen Auflistung von Büchern geht jedoch hervor, dass bei einer vorhergehenden Schenkung an das Seminario Pio der Immaculata-Papst seinem Priesterseminar wenigstens die Betrachtungen (Meditazioni) von Puente überreicht hatte1093 – das Werk, das er selber schon als junger Priester in seinen Marienpredigten verwendete.1094 Diese wenigen Beispiele zeigen, dass Pius IX. gerne und viele Bücher verteilte. Noch in seinem Testament bestimmte er, den Großteil seiner Privatbibliothek dem Seminario Pio und nur die asketisch-hagiographischen Werke dem Heiligtum der Scala Santa zukommen zu lassen.1095 Abschließend ist jedoch festzuhalten, dass er – abgesehen von der Vorbereitungsphase des Mariendogmas – nicht primär marianische Lektüre verschenkte, sondern allgemein – dem jeweiligen Empfänger entsprechend – darauf bedacht war, gute Bücher zu verbreiten.
4.4.3. Förderung durch die Gewährung von Ablässen, durch liturgische Erhöhung von Marienfesten sowie durch Bestätigung und Förderung von marianischen Bruderschaften und Kongregationen Mastai Ferretti vertraute auf die Wirksamkeit der Ablässe. Nicht umsonst war er selber immer bemüht, solche für sich und die Verstorbenen zu gewinnen.1096 Wie schon mehrfach bemerkt wurde, gewährte Msgr. Mastai und später Pius IX. oft neue Ablässe auf Gebete und Besuche von Heiligtümern.1097 Seine Motive waren 1090 1091 1092 1093 1094 1095 1096
Vgl. Epis: Influsso in Italia, 935. Vgl. Indice Biblioteca Pio IX 1 – 3. Vgl. Arch. part. di Pio IX, Ogg. Vari, 1950. Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, 20, 3: S. Apollinare – Rendiconto e Consegna. Vgl. dazu: oben I. Teil, Kap. 3.5. Vgl. Cempanari – Luzi, 14.24. Vgl. Zeug. v. Filippani, in Positio, 149, § 496. Er bestieg die hl. Stiege auch nach Erhalt der Nachrichten vom Tod zweier seiner Brüder. (Vgl. Marcone 2, 219 f.) 1097 Hier weise ich nur global auf die vielen anderen Ablässe hin, die zu gegebener Stelle in der Arbeit erwähnt werden.
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Der Marienkult im Leben von G.M. Mastai Ferretti – Pius IX.
religiös-pastoraler Natur : Die Gläubigen zu regelmäßigem Gebet und zu Pilgerfahrten zu motivieren und gleichzeitig ihnen die Möglichkeit zu geben, für sich und ihre Verstorbenen die Sündenstrafen zu tilgen; außerdem hoffte er, dadurch die Gläubigen auch zum regelmäßigen Empfang des Bußsakramentes zu bewegen. Papst Mastai gewährte alle Arten von Ablässen, doch als großer Marienverehrer und überzeugt von der mächtigen Fürsprache Mariens bewilligte er mit Freude besonders solche, die zugleich die Marienfrömmigkeit förderten. Marienwallfahrtsorten, die aufgrund von Marienerscheinungen oder Gnadenbildern entweder neu entstanden oder wiederbelebt wurden, erteilte er Ablässe, umso das spirituelle Leben an den jeweiligen Orten zu fördern. Ebenso genehmigte er die Krönung von Mariendarstellungen und approbierte neue Andachtsgegenstände.1098 Die folgenden Seiten sollen auch dazu dienen, eine Vorstellung von den vielen Ablässen zu bekommen, die Mastai im Zusammenhang mit Mariengebeten und mit dem Tragen von Marienmedaillen und verschiedenen Skapulieren genehmigte.1099 Schon als junger Bischof gestattete er 1828 während seiner Visitation in Giano all jenen einen Ablass von 40 Tagen, die vor dem Bild der Madonna del Pianto in der Kapelle der Missionare vom Kostbaren Blut ein Ave beteten.1100 Gleich am Tag nach seiner Erwählung zum Papst, am 17. Juni 1846, bestätigte er eine Reihe von Ablässen, in denen das Rosenkranzgebet, das Kleine Muttergottesoffizium und das Angelusgebet besonders privilegiert wurden.1101 Diese Konzessionen erneuerte er am 14. Mai 1853.1102 Außerdem gewährte er von Beginn seines Pontifikats an Ablässe auf viele Mariengebete wie z. B. 1846 auf das Memorare, 1851 auf »Oh meine Gebieterin, oh meine Mutter« sowie das Rosenkranzgebet (12. 5. 1851) und später noch auf das Salve Regina und das »Unter deinem Schutz 1098 Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.2.2. und unten I. Teil, Kap. 4.6. 1099 Vgl. Pio IX: Indulgenze, passim; Enchiridion Indulgentiarum – Preces et Pie opera, Citt del Vaticano 1952, 268 f; Roschini, G.M.: Maria Santissima nella storia della salvezza. Trattato completo di Mariologia alla luce del Concilio Vaticano II 4, Isola Liri 1969, 379 f.382ff; Rütjes, 1077; Scienza e Fede 22 (1851) 158; ivi. 30 (1855) 240 f; ivi. 35 (1858) 64; ivi. 47 (1862) 439 f. In diesem Zusammenhang wäre eine Studie der Dokumente der Penitentieria Apostolica sowie des Enchiridion Indulgentiarum aufschlussreich, da erst mit der Publikation der Acta Sanctae Sedis ab dem Jahr 1865 genaue und verfügbare Daten über die damals erteilten Privilegien veröffentlicht sind. (Vgl. Besutti: Ricerche sulla storia della mariologia dall 1800 al Vaticano II, Magistero 23 f.) 1100 Vgl. Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, 783 f. 1101 Vgl. Indulgenze che la Santit di Nostro Signore Pio Papa IX concede a’ fedeli, che ritenendo appresso di sÀ alcuna delle corone, rosarj, croci, crocifissi, statuette, o medaglie respettive opere pie infrascritte, Roma 17. 6. 1847. (Ein Exemplar dieses Manifest befindet sich in: ASV: Congr. Indulg. e Reliquie, Carte diverse, 6.) 1102 Vgl. Indulgenze che la Santit di Nostro Signore Pio Papa IX concede a’ fedeli, che ritenendo appresso di se alcuna delle corone, rosarj, croci, crocifissi, statuette, o medaglie respettive opere pie infrascritte, Roma 14. 5. 1853. (Manifest und gebundene Version in verschiedenen Sprachen: ASV: Congr. Indulg. e Reliquie, Carte diverse, 6.)
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und Schirm«.1103 Um die Andachtsform des Marienmonats Mai unter den Gläubigen weiter auszubreiten, reicherte er die Maiandachten mit Ablässen an; auf die gleiche Weise förderte er marianische Stoßgebete (z. B. O Domina Mea! O Mater mea [1851], Dolce Cuore di Maria, siate la salvezza mia [1852]) und wiederum das Kleine Muttergottesoffizium.1104 Im 19. Jh. lebte, u. a. durch den Einsatz von Vincenzo Pallotti und Luigi Monti, die dem hl. Bonaventura zugeschriebene Andachtsübung des Tributo quotidiano a Maria SS. wieder auf. Dabei handelt es sich um eine Art Breviergebet mit einer Reihe ausgesuchter Psalmen, die – inhaltlich leicht abgewandelt – ein Lobpreis Mariens waren.1105 Pius IX. unterstützte auch diese Frömmigkeitsübung durch die Bewilligung der erbetenen Ablässe und half somit den Pallottinern und den geistlichen Söhnen Montis bei der Verbreitung dieses marianischen Gebetes.1106 Auf ähnliche Weise unterstützte der Papst durch Gewährung unzähliger Privilegien viele weitere marianisch ausgerichtete Kongregationen und Orden bei der Verbreitung ihrer spezifischen Marienverehrung: Dem Generaloberen der Theatiner gab er die Vollmacht, Welt- und Ordenspriester mit der Segnung und Auferlegung des »Skapuliers der Unbefleckten Empfängnis Mariens« zu beauftragen.1107 Den Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria genehmigte Pius ebenfalls »in perpetuum« die Verbreitung des »Skapuliers von der Unbefleckten«;1108 auch gewährte er weitere Zugeständnisse den Skapulierträgern U.L.F. vom Berge Kar1103 Vgl. Scienza e Fede 13 (1847) 220 f; ivi. 22 (1851) 158.372; ivi. 46 (1862) 61; Pio IX: Indulgenze, 8; Enchiridion Indulgentiarum, 228; Istruzioni generali sulle sante Indulgenze ed elenco di alcune indulgenze annesse a particolari opere di piet, Roma 1892, 35. Am 2. 2. 1850 gewährte er einen Ablass auf das Gebet: »O Clementissime Jesu, amator animarum, obsecro Te per Agoniam Cordis Tui Sanctissimi, et per dolores Matris Tuae Immaculatae, lava in Sanguine Tuo peccatores totius mundi nunc positos in agonia, et hodie morituros. Amen.« (Vgl. Fede e Scienza 21 [1851] 477.) 1104 Vgl. Enchiridion Indulgentiarum, 229.259; Scienza e Fede 49 (1863) 218; ivi. 64 (1867) 287. Um die Betrachtung der Schmerzen Mariens zu fördern, reicherte Pius IX. die Gebete aus dem folgenden Andachtsbuch mit großzügigen Ablässen an: Il Mese di settembre ossia considerazioni ed affetti divoti sopra i dolori di Maria Ssma ad uso di ciascuna persona divota della Medesima Madre di Dio con indulgenza concessa dal Regnante Pontefice Pio Papa IX, Roma 1857. Die Ersterscheinung des Buches – noch ohne jede Ablassgewährung – war im Jahr 1846. Roschini schreibt, dass Pius IX. am 26. 11. 1876 die dort enthaltenden Frömmigkeitsübungen mit Ablässen ausgestattet habe. (Vgl. Roschini: Maria Santissima nella storia della salvezza 4, 384 f.) 1105 Vgl. Tributo quotidiano di preghiere e lodi a Maria Santissima. Tratto dalle opere di S. Bonaventura e manuale di pie pratiche indulgenziate, hrsg. v. Societ di S. Giovanni Evang., Roma 1951. 1106 In der Einführung des soeben zitierten Tributo quotidiano ist eine Reihe von Ablässen aufgelistet, die Pius IX. (Breve vom 9. 12. 1856) und später Leo XIII. (Reskript vom 15. 9. 1888) gewährt haben. (Vgl. ivi. Dazu: Roschini: Maria Santissima nella storia della salvezza 4, 382 f.) 1107 Vgl. Moroni 72, 37. 1108 Vgl. Missions 97, 328.330; ivi. 287, 23.
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mel.1109 Am 25. Juni 1847 approbierte Pius IX. – nach einer persönlichen Anfrage des Generaloberen der Vinzentiner J.B. Etienne – mit einem Reskript das sogenannte »Rote Skapulier« oder das »Skapulier vom bittern Leiden Christi und von dem heiligsten Herzen Jesu und dem mitleidenden Herzen Mariens«, das die Vinzentinerin Apolline Andriveau (1810 – 1895) während einer Erscheinung Jesu am 26. Juli 1846 erhalten hatte.1110 Weiterhin soll Pius IX. in den Jahren 1853 und 1870 durch den General Prokurator der Lazzaristen, Pater Giuseppe Borgono, den Gebrauch des »grünen Skapuliers« autorisiert haben. Dieses Skapulier trug die Madonna, als sie im Jahr 1840 in Paris der Vinzentinernovizin Justine Bisqueyburn erschien.1111 Viele Ablässe dienten auch zur Förderung der Verehrung der Addolorata; neben verschiedenen Gebeten und Frömmigkeitsübungen begünstigte Pius IX. besonders den Monat September als Monat der Schmerzensmutter.1112 Zur Verbreitung des Immaculata-Kultes gestattete der Hl. Vater teilweise persönlich, teilweise durch die Sacra Congregazione delle Indulgenze besonders im Jahr der Dogmaverkündigung auf verschiedene Gebete zur Immaculata großzügige Ablässe.1113 Neben den Herrenfesten bewilligte Pius IX. auch an den Marienfesten die Möglichkeit, besondere Ablässe zu gewinnen, und motivierte somit die Gläubigen, die Gottesmutter an ihren Festtagen mit mehr Enthusiasmus zu verehren und gleichzeitig noch mehr auf ihre Mittlerschaft zu vertrauen: Im Juni 1850 gewährte er z. B. allen Gläubigen, die das Fest Mariæ Heimsuchung begingen, und 1855 denen, die das Herz-Mariæ-Fest feierten, einen Ablass.1114 In der Positio liest man diesbezüglich: »Concesse indulgenze innumerevoli, ed egli stesso si recava a prendere il perdono d’Assisi nella Chiesa di S. Francesco a Ripa, 1109 Vgl. Scienza e Fede 30 (1855) 240 f. 1110 Auf der einen Seite des Skapuliers ist der gekreuzigte Jesus umgeben mit den Passionswerkzeugen dargestellt und auf der anderen die heiligsten Herzen Jesu und Mariens mit der Umschrift »Heiligste Herzen Jesu und Mariæ, beschützet uns!« In der Erscheinung am 14. September erklärte Jesus der Schwester Apolline, dass alle, die das Skapulier mit Liebe tragen, jeden Freitag in Glaube, Hoffnung und Liebe wachsen. (Vgl. Castagnoli, P. [Hg]: San Vincenzo de’ Paoli – Memorie di famiglia, Roma 1961, 330; I doni celesti alle famiglie vincenziane – gli scapolari verde e rosso, hrsg. v. Cooperazione Vincenziana, Genova 1991, 12 – 15; Castrica, M.: Pio IX e i Vincenziani, in Vincenziana – informazione 2, Napoli 2001, 8; Avidano 1, 256; http://www.mariadinazareth.it/, www2005/Scapolari/Scapolare%20Rosso/Storia.htm [04. 05. 2006] 1 f.) 1111 Vgl. Avidano 1, 256; Besutti, G.: Ricerche sulla storia della mariologia dall 1800 al Vaticano II – Appunti per il Corso dell’Anno Accademico 1983 – 1984, Roma (Marianum) 1984, Manif. Straord. 39. Vgl. unten I. Teil, Kap. 4.6.2. 1112 Die Ablässe gehen z. B. auf die Jahre 1848, 1850, 1857 und 1876 zurück. (Vgl. Enchiridion Indulgentiarum, 254 f.) 1113 Vgl. Enchiridion Indulgentiarum, 230 f.238.264 – 266. So z. B. Pius IX. durch das Reskript Manu propr. vom 7. 9. 1854 für ein Gebet von Alfonso M. de’ Liguori (Santissima Vergine immacolata e Madre mia Maria…). (Vgl. ivi., 230 f.) 1114 Vgl. Pio IX: Indulgenze, 5 f; Scienza e Fede 20 (1850) 117; ivi. 30 (1855) 508 – 520.
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nella quale occasione si fermý pi¾ volte a visitare le nostre Religiose di S. Rufina. Di indulgenze arricch il nostro Santuario di ›Mater Admirabilis‹ e tutto il nostro istituto.«1115 Es ist nur natürlich, dass Pius IX. Kirchen und Heiligtümern, mit denen er sich speziell verbunden fühlte, gerne neue Privilegien gewährte, so z. B. in den folgenden Fällen: Auf ein Mariengebet zur Madonna della Speranza in Senigallia, seiner Heimatstadt, gestattete er am 23. September 1849 300 Tage Ablass.1116 Den Marienaltar im Marienheiligtum Piratello erklärte er im Juni 1853 als privilegiert und bestimmte, dass die Ablässe auch auf die Verstorbenen übertragbar seien. Einige Jahre später, mit dem Reskript vom 7. August 1857, bewilligte er ebenfalls die Gewinnung des Porziuncola-Ablasses im PiratelloHeiligtum.1117 Im Jahr 1851 genehmigte er der Kirche der Somastiker S. Maria in Aquiro in Rom zwei verschiedene Privilegien: Mit einem Indult vom 28. Januar gestattete er allen, die am Immaculata-Altar der Madonna degli Orfani die Messe feierten, den vollkommenen Ablass, der ebenfalls auf die Armen Seelen übertragbar war. Am 1. Dezember gestattete er zusätzlich all denen einen vollkommenen Ablass, die während der Novene zur Immaculata vor besagtem Marienbild beteten.1118 Seine spontane Handlung, unter das Bild der Madonna degli Orfani eigenhändig den Satz: »Ab ungue leonis Averni libera eas, Domina« zu schreiben, bringt seine persönliche Verehrung zum Ausdruck und wurde zugleich ein Anreiz zur allgemeinen Verehrung.1119 Zugunsten der Devotion des altehrwürdigen Marienbildes der Madonna di S. Sisto, das – wie schon erwähnt – mehrfach von Pius IX. aufgesucht wurde, genehmigte der Papst den Dominikanerschwestern, die den Kult dieses Bildes wieder neu beleben wollten, in einem Breve vom 14. Juli 1848 die fast uneingeschränkte Feier des Festes der Traslazione mit den dafür vorgesehenen zwei Vespern.1120 Weiterhin bestimmte Pius IX., nach seiner Rückkehr aus Gaeta (ein weiteres Zeichen seiner Dankbarkeit für den guten Ausgang des Exils!), dass in dieser Kirche jedes Jahr in Vorbereitung auf das Weihnachtsfest eine Novene zu Ehren der Gottesmutter gefeiert werden sollte; diese Andacht fand zum ersten Mal im Advent 1852 statt.1121 Während seines Pontifikats setzte er neue Mariengedenktage ein, wie das 1115 Zeug. v. Filippani, in Positio, 149, § 496. Dazu: ivi., 494, §1583; ivi. 1063, § 3340. 1116 Vgl. Andreoli, 13*. 1117 Vgl. Cortini, G.F.: La Madonna del Piratello e le feste centenarie dell’anno MDCCCLXXXIII, Imola 1889, 250.258. 1118 Vgl. Carrozzi, L.: Il servo di Dio Pio IX e i PP. Somaschi, Foligno 1956, 15. 1119 Vgl. ivi. 1120 Später folgte noch das Privileg, dieses Fest auch in der Fronleichnamsoktav feiern zu können: Reskript vom 22. 5. 1862. (Vgl. Berthier, 98 f.133 f; Spiazzi, R. [Hg]: San Domenico e il monastero di San Sisto all’Appia, Bologna 1993, 152 f.) 1121 Vgl. Spiazzi: San Domenico e il monastero, 153.
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soeben genannte Fest Mater Admirabilis, und erhob schon bestehende Marienfeste in einen höheren liturgischen Rang:1122 So gab z. B. die Ritenkongregation am 31. Mai 1850 ein Dekret heraus, mit dem das Fest der Heimsuchung Mariens auf Doppelten Ritus zweiter Klasse erhoben wurde.1123 Als der König Ferdinando II. den Papst um die Erlaubnis bat, aus Dank für all die erhaltenen Gnaden in seinem Reich das Fest der Darstellung Mariens im Tempel feiern zu dürfen, gewährte er es ihm mit dem Dekret Ut Beatissimam Virginem vom 30. November 1849.1124 1805 gestattete Pius VII. allen, die eine schriftliche Anfrage eingereicht hatten, das Herz-Mariæ-Fest (Cuore purissimo di Maria) mit den liturgischen Texten vom Fest Maria Schnee zu feiern. Nachdem sich diese Devotion immer weiter ausgebreitet hatte, wurden 1855 unter Pius IX. eigene Texte für die Messe sowie für das Offizium approbiert, die sich allesamt an denen von Jean Eudes inspirierten. Johannes XXIII. erinnerte an diese Tat in einer Mittwochsaudienz und fügte seinen Vorgänger Pius IX. zu Recht in die Folge jener Päpste ein, die in der Geschichte die Verehrung zum Unbefleckten Herzens Mariens gefördert haben.1125 Jedoch blieb die Zelebration immer noch den Priestern vorbehalten, die zuvor den Hl. Stuhl um Erlaubnis gefragt hatten.1126 Durch all diese Initiativen wollte Pius IX. einerseits seiner eigenen Devotion Ausdruck verleihen, andererseits damit die Wichtigkeit der einzelnen Festgeheimnisse unterstreichen und auf diese Weise die persönliche Marienverehrung und liturgische Teilnahme der Gläubigen begünstigen. Das wohl bekannteste Beispiel sind seine Bemühungen zur Verbreitung der liturgischen Gedenkfeier für die Unbefleckte Empfängnis Mariens, auf die zu gegebener Zeit noch ausführlicher eingegangen wird. An dieser Stelle sei lediglich erwähnt, dass er gleich seinem Vorgänger im Pe-trusamt, Gregor XVI., vielen die Petition gewährte, auf 1122 Vgl. Zeug. v. Filippani, in Positio, 149, § 492. In einem zweiten Moment baten die Ordensschwestern den Papst um ein eigenes Festformular. »Beatissimo Padre, Le Religiose del Sacro Cuore di Ges¾ presso la Santissima Trinit al Monte Pincio, prostrate ai piedi della Santit Vostra umilmente La supplicano volersi degnare concedere la facolt della Messa propria nella festa della Santissima Vergine sotto il titolo di Mater Admirabilis, la quale per sovrano rescritto di Vostra Beatitudine si celebra il d 20 Ottobre in memoria della prima visita fatta da Vostra Santit a questa devota Imagine nel 1846.« (Als Anlage zu diesem leider undatierten Brief befindet sich das zu approbierende Messformular.) (ACCS: B.M.V. Mater Admirabilis, sc. R 351 M.) 1123 Vgl. Scienza e Fede 20 (1850) 117; Giornale di Roma 157 (13. 7. 1852). Dazu: Kleinheyer, B. – August, J.: Maria in der Liturgie, in HMar 1, 494. 1124 Vgl. Moroni 55, 172. 1125 Vgl. Giovanni XXIII: Il Cuore Immacolato di Maria (22. 8. 1962), in Discorsi, messaggi, colloqui del Santo Padre Giovanni XXIII 6 (28 ottobre 1961 – 28 ottobre 1962), Citt del Vaticano 1963, 849. 1126 Vgl. Maggioni, C.: L’icona di Maria nella liturgia, in La Vergine Maria dal rinascimento a oggi (= Fine d’anno con Maria 19), Roma 1999, 202. Die liturgischen Texte findet man in: Scienza e Fede 30 (1855) 508 – 520.
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Diözesanebene oder in einzelnen Ordensfamilien den Titel Immaculata in die Präfation und die Anrufung Regina sine labe originali concepta in die Lauretanische Litanei einzufügen, und sich wiederholt für die Ausarbeitung geeigneter liturgischer Texte zum Immaculata-Fest einsetzte.1127 Die nächsten Beispiele zeigen, wie sich Mastai Ferretti als einfacher Priester, dann als Bischof und schließlich als Papst um die Förderung marianischer Bruderschaften und Kongregationen bemühte. Wie bereits erwähnt, war er selber schon früh in verschiedenen marianischen Kongregationen eingeschrieben und wusste somit gut, welch spirituelles Wohl eine solche Mitgliedschaft mit sich bringt. Dies wird wohl auch für ihn das Motiv gewesen sein, weshalb er gleich in den ersten Jahren seines Priestertums in Senigallia, seiner Heimatstadt, eine marianische Kongregation gründete.1128 Ohne nähere Angaben zu dieser Gründung zu machen, gab er vor seiner Abreise nach Chile die schriftliche Anordnung: »Gradirei di pi¾ che si dessero annui scudi 12 alla Congregazione Mariana da me eretta in Sinigallia, acciý si spendano in quel modo che si creder il pi¾ opportuno per il vantaggio della medesima.«1129 Während seiner Episkopatszeit approbierte Msgr. Mastai mit Freuden verschiedene Bruderschaften; in Imola z. B. die 1835 in der Kirche S. Agostino angesiedelte Pia Unione della Madonna del Buon Consiglio und einige Jahre später die von ihm selbst gewünschte (»voluta da Pio IX nel 1842«) Pia Unione della Madonna di Loreto in der Kirche der Madonna della Regola.1130 Auf Bitten des Pfarrers der Karmelitenkirche in Imola, Don Brini († 1880), errichtete Msgr. Mastai Ferretti 1841 dort kanonisch die Pia Unione del Sacro Cuore di Maria, nachdem er von der Stammbruderschaft in S. Eustachio in Rom die Erlaubnis der Aggregation erhalten hatte.1131 In der Kanonika der Karmelitenkirche wird heute noch eine Herz-Mariæ-Statue aufbewahrt, die Msgr. Mastai Ferretti nach Angaben von Don Brini beim imolesischen Künstler Giuseppe Tozzi in Auftrag gegeben hatte. Die Statue fand schließlich ihren Platz in einer Nische in der Karmelkirche, in der die Herz-Mariæ-Union errichtet wor1127 Vgl. unten II. Teil, Kap. 1.4., 2.3.2. und 5.2.1. 1128 Leider sind selbst dem Archiv Casa Museo Mastai Ferretti keine näheren Angaben über diese Gründung bekannt. 1129 Serafini, 253[24]. Vgl. dazu: ivi., 252. 1130 Vgl. Magnani, G.: La chiesa di Santa Maria in Regola, in Diocesi di Imola, 132; Idem: La Madonna del Buon Consiglio, in Diocesi di Imola, 158. 1131 Vgl. APC: Carteggio Brini: Literæ adgregationis ad primam confraternitatem seu piam unionem sub titulo Sacri Cordis B. Mariæ Virginis in perinsigni collegiata, et ven. ecclesia paræciali S. Eustachii almæ urbis canonice erectam; APC: Carteggio Brini: Inventario del 17. 12. 1851; APC: Carteggio Brini: Lettera »Eminenza Reverendissima« (1841): Bei diesem Brief handelt es sich um die Anfrage zur Aggregation in die Congregazione primaria, angesiedelt in S. Eustachio in Rom. Dieses Schreiben besteht aus zwei Teilen: den Zeilen des Pfarrers Brini sowie dem Begleitschreiben von Kard. Mastai Ferretti, der es persönlich am 13. 11. 1841 unterschrieben hatte. Dazu: Repertorio degli archivi, 235 f.
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den war.1132 In der mündlichen Überlieferung heißt es,1133 Don Brini sei der Beichtvater von Msgr. Mastai Ferretti gewesen, und einige meinen auch zu wissen, dass es sich bei der Marienstatue um ein persönliches Geschenk des Ortsbischofs an Don Brini gehandelt habe.1134 In den folgenden Jahren setzte Msgr. Mastai sich ebenfalls für die Ausbreitung der Confraternita del Cuore di Maria1135 in den Pfarreien seiner Diözese ein, indem er durch Plakate und entsprechende Formulare für die Einschreibung in diese Bruderschaft warb. Außerdem sorgte er für die Verteilung von Broschüren der Confraternita, die er als »trostbringend und aufbauend« (»consolanti ed edificantissime«) bezeichnete, und organisierte schließlich die entsprechenden Andachtsbücher.1136 Diese Bruderschaft verehrte unter dem Zeichen des Herzens Mariens die einzigartige Heiligkeit der Seele der Gottesmutter und insbesondere ihre brennende Liebe zu Gott und ihrem Sohn Jesus sowie ihre mütterliche Sorge für die von ihrem Sohn erlösten Menschen. Aus diesem Grund betete man in dieser Bruderschaft primär für die Bekehrung der Sünder und feierte in dieser Intention die hl. Messe.1137 In einem Brief vom 28. Januar 1843 erklärte Msgr. Mastai seinem Freund Falconieri – der sich in seiner Diözese Ravenna ebenfalls für die Verbreitung dieser Bruderschaft einsetzte – den Grund für seine Bemühungen: »Il Cuor di Maria, ossia la Confraternita del Cuor di Maria, ottiene grazie continue e segnalate, specialmente per la conversione dei peccatori. Vorrei tentare di far qualche piccola cosa ancor io per lo stesso oggetto.«1138 Dass sein Wohlwollen und seine Bemühungen zugunsten dieser Erzbruderschaft nicht nur kurzfristig waren, zeigt ein 1132 Vgl. APC: Carteggio Brini: Inventario del 17. 12. 1851. 1133 Diese Angabe beruht auf der Aussage eines Priesters aus der Karmelitenkirche in Imola. 1134 Vgl. Fiorentini, 318. Dieses großzügige Geschenk entspräche zumindest Mastais Charakter. Auch ist eine nähere Bekanntschaft der Beiden nicht auszuschließen, zumindest enthalten mehrer Briefe von Don Brini eine persönlich, handgeschriebene Antwort Pius’ IX. (Vgl. APC: Carteggio Brini – z. B. die Briefe an Pius IX. in den Jahren 1847 und 1853. Dazu: Fiorentini, 318 f.) 1135 Diese »Erzbruderschaft U.L.F. vom Heiligsten und Unbefleckten Herzens Mariens für die Bekehrung der Sünder« wurde, nach der Erscheinung an Catherine Labour¦, von dem Pfarrer Carlo Eleonoro Dufriche-Desgenettes in seiner Pfarrei Notre-Dame des Victoires in Paris gegründet und erfuhr sofort eine enorme Verbreitung. (Vgl. Serafini, 1437; Köster, H.M.: Herz Mariä II. Rel. Gemeinschaften. 7. [Erz]bruderschaften ULF vom Heiligsten und Unbefleckten Herzen Mariens, in MaLex 3, 166; Avidano 1, 197 f.) 1136 Vgl. Serafini, 1436 f; Lettere 2, 209. 1137 Vgl. Maroni Lumbroso, M. – Martini, A.: Le confraternite romane nelle loro chiese, Roma 1963, 115 f; Serafini, 1437. 1138 Ivi., 1436. Auch in: Lettere 2, 204. Mastais Symphatie für diese Bruderschaft sollte sich auch während seines Pontifikats zeigen: Nicht nur, dass er für das Herz-Mariæ-Fest ein eigenes Festoffizium approbierte, sondern er unterstützte auch die Ausbreitung der Bruderschaft durch das Breve vom 26. 11. 1861, in dem er die Gründung derselben auch in allen religiösen Einrichtungen wie z. B. Erziehungshäusern gestattete, insofern sich dort ein Altar für die Zelebration der Messe befand. Schließlich approbierte Pius 1877 auch ein Skapulier vom Unbefleckten Herzen Mariens. (Vgl. Maroni Lumbroso – Martini, 116.)
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weiterer Brief Mastais vom 16. Dezember 1844, in dem er u. a. lobend betonte, wie viele hl. Messen dort für die Bekehrung der Sünder gefeiert werden,1139 vor allem aber seine Einstellung während seines Pontifikats: Gleich Gregor XVI. gestattete er der Archiconfr¦rie großzügige Ablässe und behielt ihr gegenüber immer seine väterliche Güte. Beispielhaft hierfür ist die folgende Begebenheit zwischen Papst Pius und einem französischen Priester : »›TrÀs Saint PÀre [soll der Priester gesagt haben], encore une b¦n¦diction pour l’Archiconfr¦rie.‹ Pie IX, surpris, le regarde un moment et lui dit: ›Quelle Archiconfr¦rie? Est-ce celle de Notre-Dame des Victoires?‹ – ›Oui, TrÀs Saint PÀre.‹ – ›Oh! De tout mon cœur‹, reprit le Saint PÀre. Et il daigna ajouter : ›Dites-leur que je leur recommande de prier Dieu et la TrÀs Sainte Vierge pour l’Eglise et pour moi.‹«1140
Als Papst hatte Pius IX. in seinem langen Pontifikat noch oft die Gelegenheit, sich zugunsten marianischer Bruderschaften einzusetzen. So approbierte er am 20. Juni 1847 auf Anfrage des Generaloberen der Vinzentiner, Pater J.B. Etienne (†1874), die »Vereinigung der Marienkinder« (Association des Enfants de Marie Immacul¦e):1141 Diese Fromme Vereinigung wurde auf direkte Bitte der Gottesmutter von der Seherin Catherine Labour¦ sowie ihrem geistlichen Begleiter Pater Aladel gegründet und verbreitete sich sofort in den Häusern der Vinzentinerinnen.1142 Dieser Vereinigung – Seconda Primaria genannt – genehmigte
1139 Vgl. Lettere 2, 246. 1140 Roy, A. Le: L’Archiconfr¦rie du TrÀs Saint et Immacul¦ Coeur de Marie, in Atti del Congresso Mariano, 190. In einer Unterredung mit einem Bischof soll Pius IX. ebenso seine Gunst für diese Bruderschaft geäußert haben: »›Avez-vous ¦tabli l’Archiconfr¦rie du TrÀs Saint Cœur de Marie dans vos missions?‹ disait un jour le Saint PÀre Mgr. Monnet, vicaire apostolique de Madagascar. Sur la r¦ponse affirmative de l’EvÞque missionnaire, et l’annonce des conversions produites, Pie IX regarda Mgr. Brunelli, alors Secr¦taire de la Propagande, et lui dit: ›L’Archiconfr¦rie du Saint et Immacul¦ Cœur de Marie, c’est l’œuvre de Dieu, c’est une pens¦e du ciel qui l’a produite sur la terre. Elle sera la ressource de l’Eglise‹ Pius s’adressant Mgr. Monnet: ›Etablissez-la partout o¾ vous irez, et dites vos confrÀres de l’¦tablir partout o¾ ils iront: c’est l’œuvre de Dieu.‹« (Ivi., 190 f.) 1141 Vgl. Castagnoli, 271 f; Avidano 1, 135.175; Castrica 2, 8; Aubert: Die Fortführung der katholischen Erneuerung in Europa, 440. 1142 Im Jahr 1876 gewährte Pius IX. weiterhin, dass in diese Vereinigung auch all jene eintreten könnten, die weder die Schulen noch weitere Einrichtungen der Vinzentinerinnen besuchten. (Vgl. Avidano 1, 135.) In Rom wurde die erste Associazione delle Figlie di Maria im Jahr 1862 gegründet; 1864 entstand durch die Marquise Costanza Lepri und Don Alberto Passeri eine neue Form, die losgelöst von den Vinzentinern in den Pfarreien wirkte: Diese Associazione wurde von Pius IX. als die Terza Primaria approbiert (16. 2. 1866) und nannte sich von nun an Pia Unione delle Figlie di Maria sotto il Patrocinio della Vergine Immacolata e di S. Agnese V.M. (Vgl. Avidano 1, 139; Epis, S.: Associazioni mariane, in NDM 155 f.)
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der Papst neben ihrer Anerkennung auch all jene Ablässe, die der Prima Primaria im Collegium Romanum gewährt worden waren.1143 Schon im Jahr 1853, also noch vor der Dogmaverkündigung, bestätigte er die neue Bruderschaft von der Unbefleckten Empfängnis in Rom.1144 Weiterhin billigte und reicherte er mit Ablässen die Bruderschaft U.L.F. von La Salette, die Arciconfraternita della Vergine Patrona degli Infermi (1856) und die Arciconfraternita della Vergine nostra Speranza (1848) an; Letzterer übergab er 1863 als Sitz eine Kapelle in S. Maria della Concezione dei PP. Cappuccini.1145 Verschiedene Male setzte sich Pius IX. auch für die »Erzbruderschaft U.L.F. auf dem deutschen Gottesacker bei Sankt Peter« ein und gestattete ihr großzügige Ablässe.1146 Die Congregazione della S. Casa di Loreto berechtigte er mit dem apostolischen Schreiben Inter omnia vom 26. August 1852, weitere Kirchen und Kapellen aufzunehmen und diese an den eigenen Ablässen teilnehmen zu lassen.1147 Der Einsatz zugunsten marianischer Kongregationen beschränkte sich nicht nur auf ihre Approbation oder die Gewährung von Ablässen zur Intensivierung ihres spirituellen Lebens; im Fall der Arciconfraternita S. Casa dei Piceni schrieb sich Pius IX. selber als Sodale ein, um auf diese Weise die Bruderschaft zu fördern und wiederzubeleben.1148 Papst Mastai Ferretti genehmigte außerdem viele neue Kongregationen, die sich unter den Schutz Mariens gestellt hatten.1149 Unter seinem Pontifikat wurden z. B. gleich 1846 die »Missionare von den heiligsten Herzen Jesu und Mariens« approbiert.1150 Die gegen 1705 gegründete Societas Mariae Montfortana, kurz Montfortaner, erhielt unter Leo XII. das Decretum laudis, doch erst mit dem von Pius IX. erlassenen Dekret vom 14. November 1853 nahm die Gesellschaft offiziell die Gestalt einer Kongregation mit einfachen Gelübden päpstlichen Rechts
1143 Vgl. Castagnoli, 318; Roschini: Maria Santissima nella storia della salvezza 4, 381; Holböck, 500; Avidano 1, 135. 1144 Vgl. Guth, 425. 1145 Vgl. Buchowiecki 2, 560. Oder handelte es sich um die Arciconfraternita della Vergine della santa Speranza (1863)? (Vgl. Lumbroso – Martini, 434.) 1146 Vgl. CST: Lib. 171: Abschriften und Regesten von Papsturkunden und zahlreichen Korrespondenzen jüngeren Datums mit Kardinälen, Erzbischöfen, Bischöfen, Botschaftern, Behörden usw, 75 f.106 f; Repertorio degli archivi, 323. 1147 Vgl. Inter omnia, 373 – 382; Pelczar 2, 43. 1148 Vgl. Repertorio degli archivi, 258. 1149 Roschini listet insgesamt 93 Männer- und Frauen-Institute auf, die im 19. Jh. gegründet wurden und sich unter den Schutz Mariens stellten. Von diesen entstanden 45 unter dem Pontifikat Pius’ IX. (Vgl. Roschini: Maria Santissima nella storia della salvezza 4, 412 – 420.) 1150 Vgl. Annuario Pontificio 2005, Citt del Vaticano 2005, 1438.
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an.1151 Im selben Jahr erhielt der Frauenzweig der Montfortaner, die Figlie della Sapienza, die gleiche Anerkennung.1152 Unter Pius IX. wurden z. B. auch die Maristen (1865), die Claretiner (1870), die Assumptionisten (1864) approbiert.1153 Ebenso bestätigte Papst Mastai viele neu gegründete Fraueninstitute, wie z. B. die »Schwestern (von) der Unbefleckten Empfängnis (blaue Schwestern) in Castres« (1852), die »Schwestern von der christlichen Liebe, Töchter der Unbefleckten Empfängnis« (1863), die Figlie di Maria SS. dell’Orto (1868), die Suore di Carit di N.S. del Buono e Perpetuo Soccorso (Decretum laudis: 1871) und nicht zu vergessen die von Don Bosco und M.D. Mazzarello gegründeten »Töchter Mariens, Hilfe der Christen« (1872), von denen es heißt, Pius IX. habe Don Bosco zur Gründung ermutigt.1154 Wiederholt setzte sich Pius IX. für die von Luigi Monti gegründeten Fratelli Ospitalieri dell’Immacolata Concezione, kurz Concezionisti, ein: Diese Kongregation hatte viele organisatorische und finanzielle Anfangsschwierigkeiten und hätte wohl sicherlich nicht wachsen können, wenn der Hl. Vater nicht mehrfach für sie eingeschritten wäre: Er sorgte sich um die spirituelle Betreuung dieser Brüderkongregation, ließ ihnen ein Noviziat in Trastevere bauen und beglich ihnen mehrmals ihre Schulden.1155 Nicht umsonst erinnerten die Concezionisti den Papst während der Audienz am 15. Juli 1877 voller Stolz daran, dass er selber sich als ihr Begründer bezeichnete.1156 In der Tat soll Pius IX. einmal gesagt haben: »O s! Io voglio molto bene ai miei Concettini (…) li ho fatti io! (…) Ogni d nella santa messa prego il Signore per loro in particolare.«1157 Und als besonderer Ausdruck seines väterlichen Wohlwollens übergab er ihnen am Schluss der eben genannten Audienz ein ansehnliches
1151 Vgl. Nava, P.L.: Compagnia di Maria, in DspMon, bes. 365 f.370 f; Rum, A.: Compagnia di Maria, in DIP 2, 1344 f. 1152 Vgl. Rocca, G.: Figlie della Sapienza, in DIP 4, 12 f. 1153 Vgl. Annuario Pontificio 2005, 1439.1441 f; Lozano, J.: Missionari Figli del Cuore Immacolato di Maria (Claretiani), in DIP 5, 1440 – 1444. 1154 Vgl. Dette, N.: Schwestern von der christlichen Liebe, Töchter der Unbefleckten Empfängnis, in DIP 2, 329; Pettinati, G.: Figlie di Maria Santissima dell’Orto, in DIP 3, 1634 f; Rocca, G.: Carit di Nostra Signora del Buono e Perpetuo Soccorso, in DIP 2, 345 f; Capetti, G.: Figlie di Maria Ausiliatrice, in DIP 3, bes. 1609; Unbefleckte Empfängnis – 2: Rel. Gemeinschaften, in MaLex 6, 525 f. Weitere Auflistungen der Orden und Institute, die unter dem Pontifikat Pius’ IX. gegründet oder approbiert wurden, in: Mirabile fioritura di Congregazioni Religiose nel Pontificato di Pio IX, in La voce di Pio IX (Riv.) 4 (1955) 16 – 19; ivi. 5 (1955) 10 – 12; ivi. 6 (1955) 18 f. 1155 Vgl. Perniola, E.: Luigi Monti – Fondatore dei Figli dell’Immacolata Concezione 1, Saronno 1983, 478.548 f.561.577 f; Giampetruzzi, 42. 1156 Vgl. Perniola, 560 f.566; Giampetruzzi, 42. Der Einsatz Pius’ IX. in der Gründungsphase verschiedener Kongregationen war so enorm, dass noch viele andere ihn als ihren »Zweiten Begründer« betrachteten, ein klassisches Beispiel sind die Salesianer Don Boscos. (Vgl. Mencucci: Alcuni aspetti, 68.) 1157 Spreafico, 351. Vgl. Perniola, 561.
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Immaculata-Bild von Capparoni Silveri († 1907) und segnete dieses eigenhändig.1158 Die Vielfalt der hier angesprochen Initiativen, die Menge der erlassenen Privilegien, Konzessionen und Approbationen sind bezeichnend für die Marienfrömmigkeit Pius’ IX., spiegeln aber auch das Aufblühen der allgemeinen Marienverehrung wider.
4.4.4. Förderung durch öffentliche Gebetsinitiativen: Bitt- und Dankgebet Die Zeit Mastai Ferrettis musste kleine und große Katastrophen in Religion, Politik und Umwelt erleben: Indifferenz und Antiklerikalismus im Bereich der Religion sorgten für Verunsicherung der Bevölkerung, die ohnehin durch politische Unruhen bis hin zu der dramatischen Lösung der Römischen Frage, durch Pest, Erdbeben, Hagel, Trockenheit und Überschwemmungen oftmals in Angst und Schrecken versetzt wurde. Mastai rief für gewöhnlich in diesen schwierigen Momenten seine Gläubigen zum innigen Gebet zur Gottesmutter auf, so wie er es selbst als Kind gelernt hatte. Mit diesen Initiativen wollte er einerseits mit vereinten Kräften die mächtige Fürsprache Mariens in der jeweiligen Geißel (flagello) erflehen und andererseits den Menschen einen Hoffnungsschimmer geben. Nach Erhörung der Gebete organisierte Mastai Dankandachten zur Ehren der Gottesmutter – wie z. B. Triduen, Prozessionen und Andachten vor bestimmten Marienbildern. Angesichts der herrschenden religiösen Indifferenz waren Mastai auch alle Gelegenheiten – wie z. B. Mariengedenktage – lieb, um im Volk durch Intensivierung der Marienverehrung den Glauben allgemein zu stärken. Einige Beispiele sollen die Vielzahl seiner Initiativen verdeutlichen. Als im Jahr 1831 nach dem Tod Pius’ VIII. schließlich am 2. Februar Gregor XVI. gewählt wurde, rief Msgr. Mastai mit einer Kundgebung seine Diözese Spoleto zum Dankgebet für den neuen Papst auf. Neben dem Allmächtigen sollte dabei besonders auch der hl. Jungfrau Dank gesagt werden, »poichÀ nel giorno della sua Purificazione ebbe luogo l’avvenimento felice«.1159 Ein häufiger Grund, seine Gläubigen zum Gebet aufzurufen, waren die immer wieder aufkommenden bösartigen Seuchen – die im 19. Jh. besonders in den Sommermonaten auftraten. Darum rief Msgr. Mastai Ferretti seine Diözese durch öffentliche Bekanntmachungen (Notificazioni) zu innigem Gebet auf, um entweder die drohende Gefahr abzuwenden oder der Seuche Einhalt zu gebieten. 1158 Vgl. ivi. Dieses Bild soll Pius IX. für 500 Lire gekauft haben. (Vgl. Spreafico, 324[3].) Es befindet sich heute im Generalat der Concezionisten in Rom. 1159 ASV: Fondo part. Pio IX, b. 43, 2 (6).
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So lud er in Spoleto seine Gläubigen am 5. Juni 1831 zum Rosenkranzgebet gegen die Pestgefahr ein. Da die Pest sich jedoch ausbreitete und auch in den folgenden Monaten weiter wütete, forderte er am 21. August des gleichen Jahres zu einer Novene zur Madonna, Salute dei poveri Infermi auf. Diese Novene sollte vor dem Gnadenbild im Dom zu Spoleto sowie in den Pfarrkirchen gehalten werden.1160 Als nur wenige Jahre später in Imola die gleiche Gefahr aufkam, rief Mastai am 7. August 1835 zu einer Reihe von Triduen auf, u. a. zur Ehre der Madonna degli Infermi in der Servitenkirche in Imola, wobei er die Gläubigen aufforderte, sich der Gottesmutter »Maria, Heil der Kranken« anzuempfehlen.1161 Als im Jahr 1841 von Rom die Order kam, zu öffentlichem Gebet für Spanien aufzurufen, wo sich in dieser Zeit die antiklerikale Politik immer stärker durchsetzte,1162 organisierte Msgr. Mastai in den Tagen vom 4. bis 6. März 1842 in der Kathedrale ein Triduum (triduo di penitenza) und stellte zu diesem Anlass die Immaculata-Statue auf dem Hauptaltar aus.1163 Auch im Jahr 1844 suchte er aufgrund der politischen Unruhen1164 seine Zuflucht bei Maria und veröffentlichte am 15. März die Einladung zu einem Triduum zur Ehren der Immaculata.1165 Während seines Pontifikats vermehrte Pius IX. diese Aufrufe an die Gläubigen, in allen Nöten zur Gottesmutter zu beten. Schon gleich im Revolutionsjahr 1848 bestimmte er für Rom, dass nach den Konventualmessen vom 7. Juni bis zum 2. Juli für den Frieden gebetet werden sollte, und forderte weiterhin alle auf, die Lauretanische Litanei zu rezitieren.1166 In besonderem Maße intensivierte der Papst nach seiner Rückkehr aus dem Exil in Gaeta im Jahr 1850 seine Gebetsaufrufe: An Marienfesten gewährte er beim Besuch von Marienkirchen zusätzliche Ablässe,1167 lud alle Gläubigen zur Feier der Marienfeste, samt ihren Novenen, Triduen und Oktaven, ein und befahl oftmals zu diesen Anlässen die
1160 Vgl. ivi., (10). 1161 Vgl. Mastai Ferretti, G.M.: Notificazione (7. 8. 1835), in Ferri: Pio IX prima del soglio, 85. Dazu auch: Idem: Notificazione (11. 1. 1836), in Ferri: Pio IX prima del soglio, 88 und Idem: Notificazione (8. 7. 1836), in Ferri: Pio IX prima del soglio, 92; Serafini, 1274; ebenso der Brief vom 6. 1. 1836 an Falconieri, (vgl. Lettere 4, 139). 1162 Vgl. Aubert, R.: Die katholische Reaktion gegen den Liberalismus – 31. Entspannung in der iberischen Welt, in HKG 6/1, 578 – 583. 1163 Vgl. Memorie della Chiesa Cattedrale, 34. Seinem Freund Falconieri berichtete Mastai in einem Brief, welche Gebete er für das Triduum vorgeschrieben hatte. (Vgl. Lettere 2, 189.) 1164 Vgl. Magnani, G.: Tempi difficili, in L’88o vescovo di Imola, bes. 14. 1165 Vgl. Serafini, 933. 1166 Vgl. Cittadini: La fuga e il soggiorno, 75. Ein Zeitgenosse kommentierte diese Initiative mit den Worten: »Il Papa va raddoppiando le Orazioni a Maria SS.ma per ottenere la quiete e la pace.« (Ivi.) 1167 Vgl. Giornale di Roma 197 (28. 8. 1851).
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Enthüllung der verehrungswürdigen Marienbilder Roms.1168 »Se ricorriamo con fervore e fiducia [zu Maria]«, so heißt es in einem Invito Sacro vom 4. August 1854 anlässlich der Novene auf Mariæ Himmelfahrt, »le nostre speranze non anderanno deluse, ed in qualche modo, sia con allontanarci il flagello, sia con ottenerci rassegnazione e perdono, sempre conseguiremo le divine misericordie.«1169 In dieser Linie ist auch die Proklamation des Dogmas zu verstehen: Papst Mastai wollte mit der Verkündigung dieser Glaubenswahrheit die Marienverehrung stärken und gleichzeitig die Gottesmutter und mächtige Siegerin allen Häresien und Schwierigkeiten der Zeit entgegenstellen.1170 Aufgrund der Ausbreitung von Sakrilegien und im besonderen nach der Entehrung einiger Marienbildstöcke im Jahr 1851 rief Pius IX. zu einem feierlichen Triduum auf und gewährte allen Teilnehmern einen großzügigen Ablass.1171 Schon in seiner Diözese in Imola hatte Msgr. Mastai nach der Schändung eines Marienbildes im Jahr 1843 eine Sühnefeier angesetzt, an der er selber teilnahm und die Gläubigen mit ernsten Worten ermahnte.1172 Die eben erwähnte Enthüllung berühmter Marienbilder ordnete Pius IX. mehrmals auch in besonders schwierigen Momenten und Krisenzeiten seines Pontifikats an; so z. B. einerseits anlässlich der Cholera von 1854 und andererseits in außergewöhnlicher Weise im Jahr 18711173 – nach der Einnahme Roms –, als Pius IX. durch seinen Kardinalvikar von Rom, Costantino Patrizi (1798 – 1876),1174 die Ausstellung der bekanntesten Marienbilder Roms im Turnus anordnete, damit alle Gläubigen die Möglichkeit hatten, an jedem Tag eines jeden Monats diese Marienbilder zu verehren.1175 Diese Gebetsinitiative »per la situazione grave
1168 Vgl. ivi. 177 (4. 8. 1851); ivi. 229 (7. 10. 1851); ivi. 274 (29. 11. 1851); ivi. 195 (29. 8. 1853); ivi. 178 (7. 8. 1854); ivi. 178 (7. 8. 1854). 1169 Patrizi, C.: Invito sacro (4. 8. 1854), in Giornale di Roma 178 (7. 8. 1854). 1170 Vgl. Patrizi, C.: Notificatione vom 2. 12. 1854, in Giornale di Roma 276 (4. 12. 1854); Ineff., 617; Pius IX: Singulari quadam (9. 12. 1854) All., in APN I/1, 620 – 631. 1171 Vgl. Giornale di Roma 210 (13. 9. 1851). 1172 Vgl. Serafini, 932; Lettere 2, 222 f. Von einem weiteren Sakrileg berichtete Mastai in einem Brief vom 1. 4. 1845. (Ivi., 257 f.) 1173 Im Mai 1871 wurde vom italienischen Parlament die »legge delle guarentigie« approbiert. (Vgl. Martina: Liberalismo, 170.) 1174 Die Inviti sacri wurden im Auftrag Pius’ IX. fast alle von Kard. Patrizi unterschrieben. (Vgl. z. B. Giornale di Roma 178 [7. 8. 1854]; ivi. 238 [19. 10. 1854]; ivi. 243 [25. 10. 1854]; ivi. 276 [4. 12. 1854].) In der Positio heißt es, dass Pio IX. »Per le cose religiose e spirituali, si valeva moltissimo del consiglio dell’E.mo Cardinal Patrizi, che credo fosse un tempo anche suo Confessore.« (Bisogno, 41.) Patrizi war bei seinen Zeitgenossen als frommer Priester und großer Marienverehrer bekannt. Beispielhaft für seine Marienliebe ist sein Wunsch, vor dem Marienbild Madonna del Transito in der Lateranbasilika begraben zu werden. Mehr über Patrizi in: Aubert-Martina 1, 441; Dejonghe, 111 f; bezüglich seiner Karriere: Weber : Kardinäle und Prälaten, 500 f. 1175 Vgl. Giornale di Roma 213 (19. 9. 1854). Der Invito sacro geht auf den 30. 8. 1871 zurück.
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della Chiesa« unterstützte der Papst außerdem, indem er allen Besuchern großzügig 100 Tage Ablass gewährte.1176 Als Bischof lud Mastai Ferretti seine Gläubigen gerne zu feierlichen Prozessionen ein. Dabei ging es ihm nicht nur um die Abwendung drohenden Unheils, sondern primär um die Förderung der Marienverehrung im Hinblick auf die Festigung der christlichen Werte. Um eine gesteigerte Teilnahme unter den Gläubigen zu sichern, nahm er zusammen mit dem Domkapitel oft selber daran teil. So z. B. 1833 in Imola, als man aufgrund der anhaltenden Regenfälle zu einer öffentlichen Prozession mit der Madonna delle Grazie aufrief,1177 weiterhin im April 1836, als man anlässlich der Volksmission die Statue der Addolorata aus der Servitenkirche durch die Straßen trug.1178 Zum Jahrhundertfest des Bildes Salus Infirmorum brachte man in einer Prozession das Gnadenbild aus dem Piratello in die Kathedrale und trug es ein paar Tage später wieder zurück (8. und 12. 5. 1836).1179 Bezüglich einer in Ancona durchgeführten Prozession mit dem Gnadenbild Regina di tutti i Santi aus dem Dom schrieb er 1836 seiner geistlichen Tochter : »[Die Prozession] ha risvegliata la fede! (…) richiamando molti dalle vie del peccato a quelle della penitenza. La devozione alla Madonna SS.ma vi si À risvegliata in modo veramente grandioso (…) À stato un trionfo di Maria ed uno spettacolo di devota tenerezza«.1180 Auf diese positive Erfahrung hin führte er selber noch im gleichen Jahr eine weitere Prozession durch, diesmal in seinem Dom in Imola mit dem Bildnis der Immaculata, und erhoffte sich ebenso »di promuovere sempre pi¾ e mantenere viva la devozione dei fedeli«.1181 Während seines Pontifikats ist besonders nennenswert die im Jahr 1860 veranstaltete feierliche Prozession, in der Pius IX. das Gnadenbild Salus Populi Romani nach Il Ges¾ übertragen ließ, wo es vom 8. bis 29. Juli anlässlich einer Volksmission zur öffentlichen Verehrung ausgestellt wurde.1182 Wie gesagt, vergaß Mastai nie, nach gutem Ausgang einer heiklen Situation und nach Erhörung einer erbetenen Gnade der Gottesmutter Dank zu sagen: So fand gleich nach seiner Rückkehr aus dem Exil in S. Maria Maggiore ein offi-
1176 1177 1178 1179 1180
1181 1182
(Vgl. Dejonghe, 37 – 41, bes. 38 – auf S. 39ff folgt eine Auflistung der Kirchen, in denen die Marienbilder enthüllt wurden.) Vgl. Patrizi, C.: Invito Sacro (30. 8. 1871), in ACSP/II: Diario della Basilica Vaticana 1871, Anhang. Vgl. Serafini, 651. Vgl. ivi., 889. Vgl. Memorie della Chiesa Cattedrale, 50 – 52. Ragnini, R.: Pio IX, Maestro di Spirito alle religiose, ossia 124 lettere ad una monaca agostiniana per la sua direzione spirituale scritte dal Pontefice Pio IX mentre era Arcivescovo e Vescovo di Spoleto e d’Imola, per la prima volta pubblicate ed annotate, Siena 1900, 136 f. Bezüglich der in Ancona üblichen Prozession: Battaglini, C.: Il prodigio della Madonna del Duomo – Ancona 1796, Ancona 1996, 45. Serafini, 652. Vgl. Fabi Montani, 127 – 131.
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zielles Danktriduum statt, nachdem er dort einige Tage zuvor schon persönlich Maria gedankt hatte.1183 Auch als 1854 in der Ewigen Stadt eine wütende Pest besiegt war, rief der Bischof von Rom durch seinen Vikar (»per volont di Pio IX«) alle Gläubigen zu einem allgemeinen Danktriduum in den Patriarchalbasiliken, den Pfarreien und in allen Marienkirchen auf, bei dem drei Vater unser, Gegrüßet seist du Maria, die Lauretanische Litanei und der Segen mit dem Allerheiligsten vorgeschrieben waren.1184 Auch dieser Überblick macht deutlich, wie Mastai seine ihm anempfohlenen Gläubigen zu jeder Zeit durch den Marienkult in der Marienverehrung zu verankern suchte, um ihnen auf diese Weise zu zeigen, dass sie sich in allen Lebenssituationen an die Gottesmutter wenden können.
4.4.5. Verteilung von Andachtsgegenständen Pius’ Vorliebe zum Rosenkranzgebet und sein Vertrauen auf die Andachtsmedaillen wurden bereits erwähnt. Es fehlt noch ein Wort über die Verbreitung dieser Andachtsgegen-stände. Der Hl. Vater betete nicht nur den Rosenkranz für sich, mit seiner Hausgemeinschaft oder auch mit den Gläubigen bei seinen Visitationen, sondern verschenkte ebenso gerne Rosenkränze, umso die Beschenkten zum Rosenkranzgebet anzuregen. Nicht selten kam es vor, dass Mastai als Bischof und später als Papst bei seinen nachmittäglichen Gängen Rosenkränze verteilte. Oftmals waren die Empfänger Kinder, die er zuvor nach ihrem Katechismuswissen gefragt hatte. Gewöhnlich erteilte er den glücklichen Beschenkten auch seinen apostolischen Segen und nicht selten kleine Almosen.1185 Auf den Spaziergängen, bei den Volksmissionen in Imola (als Bischof) und Rom (als Papst), bei Papstaudienzen und vielen weiteren Gelegenheiten verteilte er gerne verschiedene weitere Andachtsgegenstände. Aufschlussreich hierüber ist das Buch Della Munificenza di Sua Santit Papa Pio IX von Alessandro Atti.1186 In diesem Werk listete der Autor in seinem zwölften Kapitel die von Pius IX. verteilten Geschenke mit dem Kommentar auf: »Impossibile cosa di noverare tutti i doni del sommo Pontefice – Se ne scelgono parecchi«.1187 Interessant sind die monatlichen Abrechnungen der Limosineria Apostolica: Aus der Spalte Medaglie in Cameo geht hervor, dass jeden Monat für gewöhnlich 8 Kameen und in Gold eingefasste Muscheln in Auftrag gegeben wurden, auf denen 1183 1184 1185 1186
Vgl. Giornale di Roma 87 (16. 4. 1850); ivi. 92 (22. 4. 1850); Fabi Montani, 123. Vgl . Giornale di Roma 238 (19. 10. 1854); ivi. 240 (21. 10. 1854). Vgl. Minoccheri, 13; Marcone 1, 67.102; ivi. 2, 205; Rütjes, 998. Vgl. Atti, A.: Della munificenza di Sua Santit Papa Pio IX felicemente regnante, Roma 1864. 1187 Ivi., 636; Für diesen Abschnitt sind besonders die Seiten 594 – 603 interessant.
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oftmals Madonnen abgebildet waren.1188 Unter der Spalte Pagamenti Straordinari findet man Abrechnungen über Medaillen, (Andachts-) Bücher und Rosenkränze, Marienbilder und Kreuze, die zur späteren Verteilung bestellt wurden. So schenkte er z. B. einmal einigen Kindern zwei Kameen mit einer Mariendarstellung und der Ehefrau eines französischen Kommandanten überreichte er ein kostbares Skapulier.1189 Pelzcar überliefert die Worte, die Pius IX. in einer Audienz an ein armes Ehepaar richtete: »Mi piacerebbe« – so sagte er – »donarvi una corona di rosario, una medaglia«.1190 Als Don Bosco dem nach Gaeta geflüchteten Papst als Ausdruck seiner herzlichen Verbundenheit eine kleine Geldsumme überbringen ließ, sandte Pius IX. den Schützlingen Don Boscos zusammen mit seinem apostolischen Segen ein Paket mit 720 Rosenkränzen.1191 Meistens jedoch verteilte er Medaillen. Auch wenn diese in den Berichten nicht näher beschrieben werden, kann man angesichts der vielen verschiedenen Marienmedaillen, die unter dem Pontifikat von Pius IX. geprägt worden sind, vermuten, dass es sich zumeist um Marien- und Herz-Jesu Medaillen handelte.1192 Anlässlich der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis und auch später verschenkte Pius IX. gerne Medaillen mit einer ImmaculataAbbildung.1193 Diese Beispiele geben sicherlich nur einen kleinen Einblick in seine Gewohnheit, marianische Andachtsgegenstände zu verschenken. Mastai Ferretti war aufgrund seiner Großzügigkeit bei seinen Zeitgenossen bekannt; dort wo er eine Freude machen konnte, ließ er sich nicht lange bitten, erst recht nicht, wenn es darum ging, das religiöse Leben im Allgemeinen und speziell die Marienverehrung bei seiner ihm anvertrauten Herde zu stärken.
4.4.6. Wohltäter und Förderer marianischer Kirchen und Kunst Papst Mastai war ein großzügiger Förderer christlicher Kultorte. Gerne überreichte er zu den verschiedensten Anlässen Geschenke wie Kelche, Monstranzen, Kerzenständer, Vasen, Bilder, umso seiner eigenen Frömmigkeit Ausdruck zu verleihen, das jeweilige Gotteshaus zu verschönern und gleichzeitig die Devo1188 Die Motive variierten: Neben nicht näher spezifizierten Madonnen wurden die Immaculata, die Piet, die Schmerzensmutter, die Madonna von Sassoferrato und die hl. Familie in Auftrag gegeben. (Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, 35. Dazu: Atti, 594 – 603.) 1189 Vgl. Marcone 2, 130.194.205.238; Serafini, 897.908; Fabi Montani, 131; Rütjes, 970. 1190 Pelczar 3, 365. 1191 Vgl. Bosco, G. (Bosco, T. [Hg]): Memorie, Torino 1986, 180. 1192 Vgl. Bartolotti, bes. 123.130.359 f. 1193 Vgl. Marcone 2, 194.206; Bartolotti, 123.133 – 135.
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tion der Gläubigen zu beleben.1194 In diesem Sinne unterstützte Mastai auch die Marienheiligtümer : Er ließ neue Kirchen zur Ehre der Gottesmutter erbauen, heruntergekommene Marienkirchen und Gnadenkapellen renovieren oder ausschmücken.1195 Andere Male übergab er den Kirchen Marienbilder und Statuen oder krönte die schon vorhandenen. In anderen Momenten wurde schon auf einige seiner vielen großzügigen Geschenke hingewiesen. Hier seien noch andere Beispiele erwähnt, ohne damit den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Gleich am Tag seiner feierlichen Einführung in die Diözese Spoleto am Fest Mariæ Himmelfahrt (15. 8. 1827) schenkte der neue Bischof der dort verehrten Ikone einen Kelch samt Patene aus vergoldetem Silber.1196 Auch nach seiner Papstwahl vergaß er seine erste Diözese nicht, »mit der er sich immer eng verbunden gefühlt hat«.1197 In Spoleto beteiligte er sich großzügig an der Instandsetzung des Glockenturmes und der Fassade des Mariendomes, nachdem diese durch Blitzschlag am 18. März 1846 beschädigt worden waren.1198 Neben verschiedenen Gebrauchsgegenständen für die Liturgiefeier,1199 die der Papst dem Dom der Assumpta auch in den folgenden Jahren hinterließ, ist vor allem sein Geschenk anlässlich seines Besuches in Spoleto während seiner Rundreise im Kirchenstaat zu nennen: Am letzten Tag seines Aufenthaltes überreichte er dem Kapitel eine Marienstatue zusammen mit einem Reliquiar mit Haaren von der Gottesmutter.1200 Bei diesem Reliquiar soll es sich um ein kostbares Werk der 1194 Vgl. z. B. Mariotti Puerini, A. (Hg): Munera – i doni di Pio IX, Senigallia 2000, 94 – 103.108 f.118 f; Atti, passim; Gori, M.C.: La fabbrica attraverso ottocento anni di storia, in Cattedrale di Imola, 188; Jantsch, F.: Mariazell – Das Heiligtum der Gnadenmutter Österreichs, in Zum Marianischen Jahr 1954, Graz-Wien-Köln 1954, 118 f. 1195 Eine aufschlussreiche Auflistung über die großzügige Freigebigkeit Pius’ IX. zur Errichtung, Renovierung und Verschönerung von Kirchen in Urbi et Orbi in: Atti, 17 – 138. 1196 Im Tagebuch der Kanoniker steht der Vermerk: »[Regalo di Mons. Archiv.] Nella mattina del giorno quindici Mons.re Arcivescovo mandý a regalo alla SS.a Icone un Calice con sua Patena di argento dorato.« (ADS: Libro Capitolare settimo dal 1819 a tutto il 1. xbre 1853, 60r.) 1197 Vgl. Ceccarelli, G.: Il Museo Diocesano di Spoleto, Spoleto 1993, 69.90. 1198 Vgl. dazu vor allem die Eintragung vom 13. 7. 1846 im Tagebuch der Kanoniker von Spoleto: ADS: Libro Capitolare settimo dal 1819 a tutto il 1. xbre 1853, 160; Fausti, L.: Il duomo di Spoleto – Bollettino mensile in preparazione al VII Centenario della Canonizzazione di S. Antonio di Padua 12 (30. Maggio 1232 – 30. Maggio 1932), Spoleto 1927, 495; Moroni 69, 116. Aus Dankbarkeit beschloss das Kapitel am 18. 7. 1847 eine Buste Pius’ IX. samt Gedenktafel im Dom anzubringen. (Vgl. ADS: Libro Capitolare settimo dal 1819 a tutto il 1. xbre 1853, 160r; Varagnoli, C.: L’Ottocento: dall’abbellimento al restauro, in Cattedrale di Spoleto, 142.) 1199 Vgl. Masci, M.: I paramenti sacri della Cattedrale, in Cattedrale di Spoleto, 355. 1200 Im Tagebuch des Kapitels heißt es dazu: »Il S. Padre fe dono al Capitolo di una statua di Maria SS. Assunta in cielo contenente la reliquia dei di Lei Capelli collocata su di un piedestallo.« (ADS: Libro Ottavo delle risoluzioni del Rev˜mo Capitolo della Metropolitana di Spoleto 1854 – 1878, 10r.)
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Silberschmiedekunst gehandelt haben, auf dem zwei marianische Kirchenlehrer dargestellt waren und das eine mit Lapislazuli und Jaspis besetzte Fassung in Tempelform besaß, auf der ein Kamee mit einer Marienabbildung angebracht war.1201 Diese Großzügigkeit verstärkte Mastai in der Diözese Imola. In der Immaculata-Kapelle im Dom zu Imola wurden 1836 notwendige Arbeiten für die Beisetzung einer Reliquie abgeschlossen. In diesem Zusammenhang stiftete Bischof Mastai zwei silberne Hängelampen (lampade) und zwei dazu passende Vasen.1202 Darüber hinaus verschönerte Mastai Ferretti schon drei Jahre später (1839) auch den Altar der Immaculata-Statue mit Alabasterglas.1203 Das Geld (1000 scudi), das Mastai anlässlich seiner Kardinalsernennung von der Stadt Imola bekommen hatte, bestimmte er für die Ausschmückung der Kapelle der Schmerzhaften Gottesmutter in der Servitenkirche: 1842 bekam die Kapelle einen neuen Marmoraltar und eine Eisenbalustrade. An diese großzügige Stiftung erinnern das Wappen Mastais in Altar und Balustrade sowie zwei Gedenktafeln an den Seitenwänden der Kapelle.1204 Im Diözesanmuseum in Imola befindet sich heute das Bild der Madonna orante. Es soll die Kopie eines französischen Originals sein, das Msgr. Mastai vom imolesischen Künstler Giuseppe Manara anfertigen ließ und für die Exerzitienkapelle im Piratello bestimmte.1205 Dem Seminar in Imola schenkte der Kardinal ein Bild mit der Abbildung des Unbefleckten Herzens Mariens; die Inschrift bezeugt die Herkunft der Mariendarstellung: Card.lis Joannes Maria Mastai Imaginem hanc ritu solemni benedixit anno 1843.1206 Unter seinem Episkopat in Imola wurden in verschiedenen 1201 Vgl. Angelucci, S. – Barroero, L.: Le oreficerie del Duomo dal Cinquecento all’Ottocento, in Cattedrale di Spoleto, 359. 1202 Vgl. Serafini, 652 f. 1203 Vgl. Gori: La fabbrica attraverso ottocento anni di storia, 188; Mazzini: Le Parrocchie e le chiese della diocesi, 32. 1204 Vgl. Mazzini: Le Parrocchie e le chiese della diocesi, 56; Zeug. v. Campagnoli, in Positio, 967, § 3024; Zeug. v. Manara, in Positio, 975, § 3052. Im ASV existieren noch Dokumente (Skizzen, Unkostenaufstellung, Briefe, Angaben zum Maler) bezüglich der Arbeiten am Altar. (Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, c. 11: Documenti riguardanti l’altare di Maria Addolorata [1841 – 42].) 1205 Künstler und Entstehungszeit des Bildes sind umstritten, von einigen wird es auch Innocenzo da Imola (16. Jh.) zugeschrieben. (Vgl. ADI: Ministero per i Beni culturali e ambientali Istituto centrale per il catalogo e la documentazione – Soprin. Beni artistici e storici, BO 08/00026512.) Im Jahr 1854 wünschte der Pontifex den Ausbau einer Viale von Imola bis zum Marienheiligtum Piratello, umso den Pilgern den Weg zu erleichtern. Als er bei seinem Aufenthalt in Imola 1857 die Arbeiten noch immer nicht vollendet sah, ordnete er die sofortige Fertigstellung der Straße an. Während dieses Aufenthaltes hinterließ Pius IX. im Heiligtum einen kostbaren Silberkelch. (Vgl. Cortini: La Madonna del Piratello e le feste, 256 f.) 1206 Vgl. Meditazione sulla vita interiore del Servo di Dio Pio IX, in La voce di Pio IX (Riv.) 7 (1955) 6 f.
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Kirchen Maria zu Ehren Verschönerungen vorgenommen; so z. B. in S. Cassiano am Altar der Immaculata oder in dem soeben erwähnten Marienheiligtum Piratello, dem er einen weißen Marmoraltar gestiftet haben soll.1207 Später, als Papst, schenkte er der Madonna del Piratello einen kostbaren Kelch.1208 In der Kirche S. Maria Assunta in San Michele in Tossignano erhielt die dort verehrte Madonna mit Kind eine angemessenere Kollokation in einer Kapelle, die von Mastai Ferretti am 25. August eingeweiht wurde,1209 und das heruntergekommene Oratorio della Beata Maria Vergine del Presidio wurde 1835 wieder aufgebaut.1210 In den Jahren 1838 – 1842 wurde die Pfarrkirche Nativit di Maria Vergine in Bubano den neuen Bedürfnissen angepasst.1211 Auch dort, wo die dementsprechenden Finanzen für die Verschönerung des Kultes fehlten, setzte sich Mastai Ferretti ein. So erbat er sich in einem Brief die nötigen Gelder zur Erhaltung und Ausstattung (sacri arredi) einer stark besuchten Marienkapelle bei Massalombarda.1212 Als Bischof von Rom und Papst standen Pius IX. zur Förderung der Kunst noch größere Mittel zur Verfügung. In vielen Kirchen und Basiliken Roms ließ Pius IX. im Laufe seiner 32 Pontifikatsjahre Arbeiten durchführen.1213 Seine Aufmerksamkeit beschränkte er nicht nur auf die große Marienbasilika S. Maria Maggiore, in der auf seine Initiative hin die Confessio mit kostbarem Marmor ausgeschmückt (und von ihm persönlich am 17. April 1864 geweiht) wurde, und in der er später auch die im linken Seitenarm befindliche Sixtinische Kapelle komplett restaurieren ließ.1214 Er veranlasste ebenso Arbeiten an der Marienkirche S. Maria ad Martyres, die allgemein unter dem Namen Pantheon bekannt ist.1215 Daneben kümmerte er sich auch um viele kleinere und unbekanntere Objekte.1216 Gleich in den ersten Wochen nach seiner Papstwahl übereignete er 1207 Vgl. Mazzini: Le Parrocchie e le chiese della diocesi, 32; Magnani, G.: Pio IX e la Madonna del Piratello, in L’88o vescovo di Imola, 88. 1208 Vgl. Atti, 58. 1209 Vgl. Mita, W. – Conti, F.: Tossignano e la sua Madonna, in Diocesi di Imola, 46; Mazzini: Le Parrocchie e le chiese della diocesi, 194; Serafini, 1017; Lettere 1, 111. 1210 Vgl. Mazzini: Le Parrocchie e le chiese della diocesi, 220. 1211 Vgl. ivi., 238. 1212 Vgl. Serafini, 1011. 1213 Nach der Rückkehr aus dem Exil musste Pius IX. zunächst den von der Römischen Republik finanziell heruntergewirtschafteten Kirchenstaat wieder aufbauen. (Vgl. Pelczar 2, 1.6 f.) 1214 Vgl. ACV: Diaria Basilicae Vaticanae ab an. 1825 ad a. 1873 (= Diari 8), loses Blatt; Marcone 1, 112 f; Zeug. v. Marini, in Positio, 468, § 1495; ivi., 246, § 789; Sonntag, 206.210; Roma, 366 f. 1215 Vgl. Roma, 186. 1216 So z. B. die Pfarrkirche S. Maria del Carmine auf der Via Portuense (vgl. Moroni 70, 127), S. Maria della Quercia, del Suffragio, dell’Umilt und S. Maria Addolorata. (Vgl. Buchowiecki 3, 175.182 f.198; ivi. 4, 564.)
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z. B. der Kirche S. Maria in Via Lata, in der er als junger Priester Kanoniker gewesen war, ein Messgewandt (Pianeta), später einen wertvollen Kelch und einen kostbaren Reliquienschrein in Silber. Außerdem veranlasste und bezahlte er die Ausschmückung des Innenraums der Kirche.1217 Ein weiteres Gotteshaus, dem er sich persönlich verbunden fühlte, ist die Kirche S. Maria in Aquiro: Dort liegt einerseits sein Onkel Msgr. Paolino Ercole Mastai Ferretti († 1820) begraben,1218 zum anderen kannte er die Kirche und das angrenzende Waisenhaus aus der Zeit, in der er als Direktor im Hospiz S. Michele und als Sekretär der Konservatorien Roms tätig war.1219 In dieser der Immaculata geweihten Kirche ließ er 1853 die Kapelle der Madonna degli Orfani restaurieren, und drei Jahre später, 1856, setzte er sich für die Restauration und Verschönerung der ganzen Kirche ein. Seitdem gilt dieses Gotteshaus bei einigen Kennern als die beste restaurierte Kirche unter dem Pontifikat Pius’ IX.1220 In den Jahren 1855 – 1859 ermöglichte Papst Mastai den Redemptoristen den Bau einer Marienkirche auf der Via Merulana und gewährte ihnen am 1. Dezember 1865 die Bitte, in dieser neuen Kirche das antike Gnadenbild der Madonna del Perpetuo Soccorso aufstellen zu dürfen.1221 Damit kehrte das Gnadenbild wieder in eine Kirche zwischen der Lateranbasilika und S. Maria Maggiore zurück, wo es – nach einer alten Legende – verehrt werden wollte.1222 Daraufhin wurde am 26. April 1866 dieses berühmte Bild von der »Mutter von 1217 1218 1219 1220
Vgl. ACP: Repertorio [1846], 276; Lozza, 7; Buchowiecki 3, 259.266. Vgl. ivi. 2, 476. Vgl. Polverari 1, 85; Serafini, 198. Vgl. Carrozzi, 14 f; Roma, 188. In diesem Gotteshaus sollte die Verehrung der Immaculata und Pius’ IX. eine besondere Stellung haben: 1885 wurde in der Kirche die Arciconfraternita di Nostra Signora di Lourdes gegründet, worauf hin eine Seitenkapelle der Madonna di Lourdes geweiht wurde; dort befindet sich ein Bild Pius’ IX. im Gebet vor der Lourdesmadonna. (Vgl. Repertorio degli archivi, 345 f; Buchowiecki 2, 477.) 1221 Vgl. http://www.cssr.com/deutsch/whoarewe/iconstory.shtml (16. 05. 2006) 4. Auf die schriftliche Anfrage des Generaloberen der Redemptoristen antwortete Pius IX. eigenhändig auf der Rückseite der Bittschrift: »Il Cardinal Prefetto della Propaganda chiamer il Superiore della Comunit di Santa Maria in Posterula dicendogli che À Nostro desiderio che l’immagine della Santissima Vergine, di cui in questa petizione, sia nuovamente collocata fra San Giovanni e S. Maria Maggiore; i Redentoristi provvederanno a sostituire con un’altra immagine adeguata.« (http://www.cssr.com/italiano/whoarewe/iconstory.shtml [18. 05. 2006]; Henze, bes. 5.) Im Jahr 1876 bewahrte Pius IX. ebenfalls das Gnadenbild Madonna delle Grazie vor der Zerstörung oder zumindest vor dem Vergessen: Als die gleichnamige Kirche zerstört werden sollte, bewilligte er die Überführung des Bildes, zusammen mit ihrem Altar, in die römische Kirche S. Maria della Consolazione. (Vgl. Buchowiecki 2, 573.) 1222 Das Bild wurde zuvor in der Kirche S. Matteo in der Via Merulana verehrt, die jedoch in den Tagen der napoleonischen Besatzung (1810) zerstört wurde; daraufhin gelangte es zuerst nach S. Eusebio, dann nach S. Maria Posterula und schließlich nach S. Alfonso. (Vgl. http://www.cssr.com/deutsch/whoarewe/iconstory. shtml [16. 05. 2006] 2 f; Kolb, 456; Buchowiecki 3, 725 – 727; Repertorio degli archivi, 336; Jung Inglessis, 161.)
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der immerwährenden Hilfe« in die S. Alfonso geweihte Kirche übertragen und erfuhr sofort eine besondere Verehrung. Pius IX. besuchte dieses Gnadenbild schon acht Tage nach dieser Überführung, am 5. Mai 1866.1223 Es heißt, der Papst habe den Redemptoristen selber aufgetragen, dieses Bild überall zu verbreiten;1224 der Hl. Vater selber soll nicht wenige Kopien von diesem Marienbild gesegnet und aus eigener Initiative ein Exemplar den Katholiken in Zitomir in Russland geschickt haben, als diese um ein in Rom verehrtes Marienbild gebeten hatten.1225 Um die Verehrung des Bildes weiter zu fördern, wurde es auf seinen Wunsch hin gekrönt.1226 Nach einem spontanen Besuch in der antiken Marienbasilika S. Maria in Trastevere drückte der Papst sein Bedauern über den Zustand dieser Basilika aus. In einer Zeugenaussage heißt es dazu, dass gleich am darauffolgenden Tag die Kanoniker dieser Kirche zum Hl. Vater gingen und ihn von dem Vorhaben, die Basilika zu restaurieren, unterrichteten.1227 Auf Wunsch Pius’ IX. wurde 1862 die Porta Pia restauriert, und in diesem Zuge wurde der römische Künstler Silverio Capparoni († 1907) beauftragt, ebenso wie auf den anderen Stadttoren Roms, auch auf der Porta Pia ein großes Marienbild zu gestalten. Den Anordnungen folgend entwarf der junge Maler eine thronende Madonna mit einem segnenden Jesuskind.1228 Auch außerhalb Roms, insbesondere in seiner Heimatstadt Senigallia, kümmerte er sich um die Förderung von Bauwerken zu Ehren der Madonna. Mit der Bulle Inter cetera vom 8. März 1851 begründete und finanzierte der Hl. Vater in Senigallia die kanonische Errichtung von drei neuen Pfarreien. Zunächst S. 1223 Vgl. Henze, 6. Auch bei diesem Besuch fiel den Anwesenden auf, dass der Papst das Bild aus nächster Nähe bewundern wollte und dabei ausgerufen haben soll: »Oh, come À bella!« Und er fügte hinzu: »L’anteponiamo certamente a quella copia che ci avete regalata.« (Ivi.) 1224 Vgl. http://www.cssr.com/deutsch/whoarewe/iconstory.shtml (16. 05. 2006) 4. 1225 Vgl. Henze, 7. 1226 Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.2.2. Dazu: Dejonghe, 174 f; Sonntag, 219. Besonders im Jahr 1876 sollte Pius IX. sich erneut für die Verbreitung der Verehrung dieses Marienbildes einsetzten: In jenem Jahr erhob er die 1871 gegründete Pia Unione della Madonna del Perpetuo Soccorso e di s. Alfonso de Liguori mit einem Breve vom 31. März zur Arciconfraternita, wobei er sich gleich selber als Erster in diese neu errichtete Erzbruderschaft einschreiben wollte. Nur zwei Monate später gewährte er dieser weiterhin noch viele großzügige Ablässe (Breve vom 20.3. und 19. 5. 1876). (Vgl. Repertorio degli archivi, 337; Henze, 6.) 1227 »La Basilica di S. Maria in Trastevere era un po’ mal tenuta, e bisognosa di restauri. Un giorno Pio IX andý all’improvviso a visitare la Chiesa; e manifestý il suo dispiacere alla vista delle condizioni della Basilica. Il giorno appresso i Canonici andarono dal Papa a manifestargli l’intenzione di restaurare la Chiesa.« (Zeug. v. Marini, in Positio, 467 f, § 1494.) Bezüglich der Renovierungsarbeiten vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, 20, 16; Roma, 481 – 483; Franciscis 2, 302 – 304. 1228 Vgl. Grioni, J.S.: Le edicole sacre di Roma, Roma 1975, 47 – 49; Parsi, P.: Edicole di fede e di piet per le vie di Roma, Milano-Roma 1939, 181 f.
Der Förderer des Marienkultes
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Martino – die Kirche, in der seine Mutter täglich zur Messe ging und vor der Schmerzensmutter betete.1229 In dem genannten Schreiben traute er diese Kirche in perpetuo den Serviten an.1230 Die zwei weiteren neuen Pfarrkirchen wurden S. Maria delle Grazie und S. Maria della Pace geweiht.1231 Nach der Erbauung der letztgenannten Kirche (Pius IX. schenkte der Kirche auch ein gleichnamiges Bild) ließ der Papst die Hafenpfarrkirche, die aufgrund der Feuchtigkeit stark baufällig geworden war, völlig neu errichten; sie erhielt bei ihrer Einweihung den Namen S. Maria del Ponte.1232 Im Zentrum der Stadt schließlich wurde auf seine Kosten die Kirche der Assunta von außen und innen verschönert und auf Wunsch des Papstes bei der Wiedereinweihung dem Immacolato Concepimento di Maria SS.ma gewidmet.1233 Schließlich ließ er am Ende seines Pontifikats ebenfalls die Fassade des Domes neu errichten – der Kirche, in der er getauft worden war und dessen Marienbild, die Madonna della Speranza, er immer verehrt hatte.1234 Neben diesen großen Projekten zur Erbauung und Verschönerung von marianischen Objekten sei noch einmal auf die Großzügigkeit Pius’ IX. hingewiesen, die sich auch in vielen »kleineren« Geschenken zeigte, die er verteilte, so oft sich eine Gelegenheit dazu bot. Der Madonna in S. Agostino in Rom schenkte er kostbare Juwelen; wertvolle Juwelen-Ohrringe zusammen mit einer Kette und weiteren Schmuckstücken übergab er der Madonna delle Grazie in Velletri; ebenso großzügig beschenkte er die Madonna di Galloro und die Madonna di Genazzano.1235 Ampollen, Kelche, Messgewänder und weitere sakrale Gegenstände ließ er der Madonna Mater divini amoris in der Kirche S. Rocco, den Gotteshäusern Maria Maggiore, S. Maria in Via Lata, Madonna de’ Monti, S. Carlo a Catinari und der Kapelle vom Collegio Nazareno zukommen.1236 An dieser Stelle wären noch die vielen sakralen Gegenstände sowie das Immaculata-Bild zu erwähnen, die der Papst dem Seminario Pio schenkte, diese Ausführung folgt jedoch in einem späteren Kapitel, in dem über die Gründung, Finanzierung und Ausstattung dieses Seminars berichtet wird.1237 Im Vatikanischen Geheimarchiv befindet sich eine Liste mit dem Titel Nota di quadri donati a diverse Chiese con ordine di Sua Santit Papa Pio IX.1238 Aus 1229 1230 1231 1232 1233 1234 1235 1236 1237 1238
Vgl. oben I. Teil, Kap. 3.1. Vgl. Mencucci: Senigallia e la sua diocesi 1, 856.878; ivi. 3, 592. Vgl. ivi. 1, 803.806.897 – 899; ivi. 3, 592 – 595; Moroni 66, 205 f; Serafini, 108.113. Vgl. Mencucci: Senigallia e la sua diocesi 1, bes. 781.789.808; ivi. 3, 604.606. Vgl. ivi. 1, 1249.1256; ivi. 3, 606 – 610. Dazu: unten II. Teil, Kap. 2.3.1. Vgl. ivi. 3, 610 – 614. Vgl. Atti, 590. Vgl. ivi., 590 – 593. Vgl. unten II. Teil, Kap. 2.3.1. Vgl. ASV: Arch. part. di Pio IX, Ogg. Vari, 823; ASV: Palazzo Apostolico, Titoli, 10.
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dieser Auflistung geht hervor, dass die meisten dieser Empfänger auch eine Mariendarstellung erhielten. Die hier erwähnte Aufzählung von verschenkten Bildern umfasst wahrscheinlich nur einen kurzen Zeitraum und ist gerade deshalb beispielhaft für sein gesamtes Pontifikat. Ebenfalls im besagten Geheimarchiv lassen sich noch etwa 15 Marienstatuen (allein sechs ImmaculataStatuen) nachweisen, die zwar von Kard. Antonelli, jedoch vermutlich mit der Einwilligung oder sogar auf Wunsch des Papstes, in Auftrag gegeben wurden.1239 So heißt es z. B., dass der Hl. Vater auch bei dem Maler Friedrick Overbeck († 1869) verschiedene Bilder bestellt hat, u. a. »Mutter Anna erzieht Maria« und »Maria Heimsuchung«.1240 Beispielhaft für solche Geschenke ist ebenfalls die schon erwähnte Kopie von der Madonna del Sassoferrato, die Pius IX. 1876 seinem Neffen Luigi für den Eingangsbereich im Familienpalast Mastai übersandte.1241 Wie aus einem späteren Brief an diesen Neffen hervorgeht, verfolgte Papst Mastai Ferretti mit der Erhaltung und Verschönerung marianischer Andachtsgegen-stände nicht nur das Ziel, die Bewunderung der Betrachter hervorzurufen, sondern er wollte diese zur Verehrung des Gegenstandes bewegen (»L’immagine […] voi dite, che À ammirata da tutti. Ma caro mio nepote, sarebbe meglio che fosse anche venerata da tutti…«).1242 Nicht zu vergessen sind ebenfalls seine vielen Geschenke, die er während seiner Rundfahrt durch seinen Kirchenstaat verteilte; der Papst überreichte z. B. eine kleine silberne Immaculata-Statue all jenen Erzbischöfen und Bischöfen, deren Diözesen er während seiner Rundfahrt 1857 aufsuchte.1243 Besonders nennenswert ist in diesem Zusammenhang die silberne Immaculata-Statue mit Kind,1244 die er der Kathedrale in Ancona, S. Ciriaco, übergab und die heute im dortigen Diözesanmuseum aufbewahrt wird.1245 Seine großzügigen Geschenke 1239 Vgl. ASV: Palazzo Apostolico, Computisteria, 2183, 119; ivi., 2184, 231.336. Nach den Angaben soll die Anfertigung der Statuen einem Künstler namens Filippo VesgÀ (?) anvertraut worden sein. 1240 Vgl. Flamini – Mariotti, 200; Koch, L.: Overbeck, in MaLex 5, bes. 44. 1241 Vgl. Mencucci: La riapertura del museo »Pio«, 121. Vgl. dazu: oben I. Teil, Kap. 4.1.2. und 4.2.1. 1242 Serafini, 122 – Brief vom 14. 12. 1873. 1243 Vgl. Atti, 600. Dort wird das Jahr 1837 genannt, es handelt sich aber selbstverständlich um das Jahr 1857. 1244 Diese in Augsburg angefertigte Statue stammte zusammen mit anderen religiösen Kunstgegenständen aus aufgelösten Ordenshäusern in der Schweiz. Juden kauften diese Kunstwerke auf und brachten sie nach Frankreich. 1851 erwarb Pius IX. alle Kunstgegenstände durch seinen Nuntius und ließ sie nach Rom bringen; zur gegebenen Zeit wollte er sie den Ordenhäusern zurückerstatten, reservierte sich aber das Recht, über einzelne Stücke selber verfügen zu können. (Vgl. Zizzi, S.: 106. Vergine Immacolata con Bambino, in Una donna vestita di sole, 288; Polverari 2, 152; Mariotti Puerini, A. [Hg]: Munera – i doni di Pio IX, Senigallia 2000, 100 f.) 1245 Vgl. Caldari, C.: Vergine Immacolata con Bambino, in Mariotti Puerini: Munera – i doni di Pio IX, 100 f. In dieser Kathedrale wird die Madonna di San Ciriaco verehrt, die im
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reichten auch weit über die Grenzen der italienischen Halbinsel hinaus: So sandte er z. B. eine silberne Lampe in das Marienheiligtum in Altötting, schenkte der Notre-Dame des Victoires in Paris sowie der Kirche in Berdyczûw (Ukraine) – mit dem Breve vom 2. September 1853 – jeweils kostbare Kronen und ließ den österreichischen Erzherzögen Albert und Rainer je eine Miniaturanfertigung der Immaculata-Säule vom Spanischen Platz überbringen.1246 Dieser langer Abschnitt hat gezeigt, auf wie viele verschiedene Arten Papst Mastai es verstanden hat, der Gottesmutter seine Liebe zu bezeugen und gleichzeitig die Marienverehrung in der Kirche zu fördern. Im römischen Seligsprechungsprozess heißt es dazu: »In tutto il corso di sua vita ebbe come speziale caratteristica una vera filiale divozione per Maria ss.ma, e ne zelý il culto, ne propagý le glorie, ne promosse le feste.«1247 Zu diesem Thema hinterließ der hl. Don Bosco, Zeitgenosse und Vertrauter von Pius IX., ein interessantes Zeugnis: »Farebbe mestieri di grossi volumi per raccontare una parte anche sola del quanto fece Pio IX a gloria di Maria Immacolata. Come infatti annoverare le Madonne miracolose coronate sotto il suo pontificato? Chi potrebbe registrare tutti i privilegi onde arricch i tanti santuarii della Madre di Dio, le indulgenze accordate alle pratiche per onorarla? Dall’epoca della definizione dogmatica dell’Immacolata Concezione, in tutto il mondo si passý ad erigere una moltitudine di statue e di chiese alla Regina delle vergini. Scorrendo gli annali della Chiesa difficilmente trovasi un Papa che abbia contribuito quanto Pio IX alla gloria di Maria e alla diffusione del suo culto.«1248
4.5. Wunder und Gnaden, die Mastai Ferretti – Pius IX. auf die Fürsprache Mariens zurückführte In einer Biographie aus dem 19. Jh. heißt es: »Maria legte Fürbitte für den ihr Geweihten ein; und mehr als einmal entging Mastai Gefahren, die ohne besonderen göttlichen Schutz unbedingt todbringend waren.«1249 Mastai Ferretti führte als großer Marienverehrer Gnaden wie Heilung und Rettung aus Gefahr für gewöhnlich auf die mächtige Fürsprache Mariens zurück. Serafini schreibt diesbezüglich über Mastai Ferretti: »[Lui era] devotissimo della Madonna – alla quale egli ripeteva tutte le grazie e i favori che aveva ricevuti nella sua vita fisica e morale.«1250 Und tatsächlich geht aus vielen Aussagen Mastais hervor, dass er sich und seine Mitmenschen in allen Gefahren Gott und Maria anempfahl und
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Jahr 1796 die Augen geöffnet und geschlossen haben soll. (Vgl. Ragnini: La prodigiosa immagine di Maria, bes. 33 – 41.88 f.128.) Vgl. Pelczar 2, 43; Atti, 602. Processo di Roma, 142. Bosco, 54 f. Blum, J.: Das Leben des hl. Vaters Papst Pius IX. – Ein Volksbuch, Einsiedeln 1876, 6. Serafini, 240.
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nach Erhalt einer Gnade ihnen Dank, Anerkennung und Liebe schenkte.1251 Kennzeichnend ist dabei, dass er die Gnaden nicht allein auf Maria zurückführte, sondern auf ihre mächtige Fürsprache am Throne Gottes.
4.5.1. Körperliche Heilung und Priesterberufung In jungen Jahren litt Mastai Ferretti unter Anfällen, die allgemein – ohne dass es je eine medizinische Diagnose gegeben hätte – als epileptische Anfälle gedeutet wurden.1252 Den Ursprung der Krankheit führen einige auf einen Unfall zurück,1253 bei dem der kleine Gianmaria beim Spielen in den kleinen See bei Roncitelli fiel und nur im letzten Augenblick von einem heraneilenden Diener vor dem sicheren Ertrinken gerettet wurde.1254 Ob dieser Unfall wirklich die Ursache der Anfälle war, bleibt unklar, besonders, da die erste Manifestation dieser Krankheit erst am Ende der Kollegszeit in Volterra, im Oktober 1809, auftrat.1255 Serafini versucht, diese Anfälle unter besonderer Berücksichtigung des Alters und der Entwicklung Gianmarias mit der Pubertät in Verbindung zu bringen.1256 Bogliolo hingegen geht davon aus, dass es sich wirklich um Epilepsie gehandelt hat;1257 Martina spricht sogar von einer »grave forma di epilessia«.1258 Im Zeremonienheft der Seligsprechung von Pius IX. wird nicht näher auf die Krankheit eingegangen, sondern nur allgemein »suo male« – sein Leiden erwähnt.1259 Sicher ist, dass der junge Graf kurze Zeit nach seinem ersten Anfall das 1251 So z. B. im Jahr 1837, als Mastai Ferettis Mutter Caterina († 1842) zwischen Leben und Tod gestanden hat. Seinem Freund Falconieri schrieb er damals: »Per una grazia speciale di Maria SS.ma, mia Madre dopo essere stata spedita dai Medici, e dopo avere io ricevuto pi¾ lettere dallo stesso Ordinario nelle quali mi si annunziava la imminente sua morte, si À ora non dico ristabilita, ma uscita dal grave pericolo, e d qualche remota speranza di guarigione. Faccia Iddio quello che meglio torna alla sua gloria.« (Lettere 4, 160.) 1252 Mastai beschrieb in einem Brief vom 5. 5. 1814 die Folgen eines solchen Anfalls: »Dopo un replicato colpo epilettico, avuto da poco pi¾ di 15 giorni a questa parte, non sono stato pi¾ bene per i continui giramenti e sbalordimenti di testa.« (Masetti Zannini, 51.) 1253 Vgl. Pelczar 1, 21. 1254 Vgl. Rütjes, 22 f; Berluti, A.: Un mondolfese e Pio IX. Su un episodio significativo della fanciullezza di Giovanni Maria Mastai Ferretti, in Pio IX 27 (1998) 102 – 121; Polverari 1, 36. 1255 Vgl. Serafini, 10. Im Jahr 1857 sagte Pius IX. während seines Besuchs in Volterra: »Qui fui preso per la prima volta dalle convulsioni epilettiche.« (Perrone: Visite di Pio IX a case scolopiche, 27.) 1256 Vgl. Serafini, 10. 1257 Vgl. Bogliolo: Profilo spirituale, 33. 1258 Martina, G.: Pio IX, in Enciclopedia dei Papi 3, hrsg. v. Treccani G., Istituto della Enciclopedia Italiana, Roma 2000, 560. 1259 Vgl. Santa Sede (Hg): Beatificazione Piazza S. Pietro (3. 9. 2000), Citt del Vaticano 2000, 7.
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Kolleg verließ, da ohnehin die Schullaufbahn so weit abgeschlossen war.1260 Die im September 1809 erbetene und erhaltene Tonsur als erster Schritt in Richtung einer klerikalen Laufbahn – die sich auch seine Mutter für ihn erhoffte1261 – schien somit gleichzeitig auch der letzte Schritt gewesen zu sein. In den folgenden Jahren empfand Gianmaria eine Minderung seiner intellektuellen Fähigkeiten und klagte über Melancholie.1262 Aus diesem Grund versuchte er, sich mit sportlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten abzulenken.1263 Im Hinblick auf die allgemeine Wehrpflicht kam ihm sein Übel zugute, da er sich so vom Militärdienst freistellen lassen konnte. Allerdings wurde für ihn damit auch eine Militärlaufbahn unmöglich, die sich sein Vater für ihn gewünscht hätte.1264 Auch die Idee, in die päpstliche Nobelgarde einzutreten, scheiterte aufgrund eines erneuten Anfalls, der sich 1815 im Eingangsbereich vom Hospiz Tata Giovanni ereignete.1265 Kurze Zeit nach diesem Zwischenfall hatte Mastai eine Audienz bei Pius VII., in der dieser dem jungen Mann riet: »Tranquillatevi figlio mio. Chiss che Dio non abbia intralciati tutti i vostri disegni per tirarvi interamente a sÀ? Confidate pertanto nella sua bont. Confidate anche nel cuore di Maria amatissima di cui portate il nome e raccomandatevi al suo possente aiuto.«1266 Daraufhin pilgerte Mastai zu seinem Lieblingsheiligtum Loreto, wo er die Schwarze Madonna um körperliche Heilung und Klarheit in der Berufungsfrage bat. Beides, die Heilung und die Gewissheit in der Berufungsfrage, stellten sich nicht sofort ein, sondern erst mit der Zeit. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Heilung jedoch früher anzusetzen ist, als von manchen Biographen behauptet wird.1267 Mastai selber erklärte in dem Brief vom 13. Mai 1838, bis wann er unter diesem Übel litt: »(…) gli antichi incomodi di salute e i frequenti attacchi di epilessia che mi afflissero fino al 1818.«1268 Damit trat die vollkommene Heilung 1260 1261 1262 1263 1264 1265 1266
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Vgl. Polverari 1, 30. Vgl. Masetti Zannini, 10. Vgl. Zeug. v. Clementi, in Positio, 755, § 2416; Masetti Zannini, 51; Serafini, 21 ff. Vgl. Masetti Zannini, 19 f; Serafini, 12; Falconi, 118 – 120.134.137. Falconi übertreibt seine Darstellung dieser Lebensphase Mastais, indem er sie als einen Moment der »Entmoralisierung« schildert. (Vgl. ivi., 148.665 f.668.) Vgl. Serafini, 12; Blum, 10. Vgl. Canestri 1, 58. Masetti Zannini, 46. Vgl. Schaller, 15; Pelczar 1, 30. Polverari wählt einen Bericht, in dem keine Anspielung auf Maria vorkommt, erwähnt jedoch die auf die Audienz folgende Pilgerfahrt nach Loreto und verweist auf die Darlegung anderer Autoren. (Vgl. Polverari 1, 57.58[7].) Canestri hingegen beschreibt ebenfalls, wie Pius VII. dem jungen Mastai rät, sich der Gottesmutter anzuvertrauen. (Vgl. Canestri 1, 59.) Martina behauptet, Mastai habe unter der Epilepsie bis etwa zu seinem dreißigsten Lebensjahr gelitten, d. h. bis zirka 1822. (Vgl. Martina: Pio IX, in Enciclopedia dei Papi 3, 560.) Schatz geht davon aus, dass Mastai zumindest noch bis zum Moment seiner Priesterweihe (1819) mit dieser Krankheit zu tun hatte. (Vgl. Schatz: Pius IX., 184 f.) Serafini, 1690.
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noch vor der Priesterweihe ein.1269 Doch aufgrund Mastais Krankheitsgeschichte erhielt er die Erlaubnis zur Priesterweihe zunächst nur unter der Bedingung, dass er die hl. Messe stets in Anwesenheit eines Assistenten feierte. Es scheint aber, dass der junge Mastai sofort um die Befreiung von diesem Indult gebeten hat, was zunächst zeitlich begrenzt, schließlich aber ganz gewährt wurde.1270 Pelzcar berichtet, dass sich der junge Kanonikus Mastai auch in diesem Anliegen erfolgreich an die Gottesmutter wendete: »Ottenne dapprima (3 aprile 1819) una dispensa per tre mesi; ma, desideroso di togliere ogni impaccio alla fervente celebrazione quotidiana, ricorse nuovamente alla Madonna, e poi si recý al Quirinale.«1271 Angesichts der langsamen Besserung und der schrittweisen Reifung der Berufung erhebt sich die Frage, ob man diese überhaupt mit seiner Pilgerreise nach Loreto in Verbindung bringen kann. Die Biographen führen mehr oder weniger einstimmig die Heilung Mastais auf die Fürsprache Mariens zurück, hauptsächlich auf die Fürsprache U.L.F. von Loreto.1272 Leider fügen die Autoren bei ihrer Behauptung weder ein klärendes Zitat noch einen eindeutigen Verweis an, die diese Aussage belegen würden.1273 Es ist auf jeden Fall zu einfach, die Heilung 1269 In dem Bericht Storia segreta dei conclavi von Oscar Piosulle (1876) heißt es: »Aveva ventisei anni: era chierico, ma non prete. La vita ordinata dell’ospizio ebbe una influenza benefica sulla sua salute. Gli accessi di epilessia si fecero pi¾ rari, poi si dileguarono. Un medico attestý ch’egli era guarito da quella malattia, che avrebbe posto impedimento alla ordinazione sacerdotale e una dispensa gli concesse di ricevere tutti gli ordini sacri fino al sacerdozio.« (Cittadini, G.: Il conclave dal quale usc Giovanni Maria Mastai-Ferretti Papa, Napoli 1986, 69.) 1270 Vgl. Serafini, 183; Pelczar 1, 37; Piolanti: L’Immacolata, 37; Falconi, 105 f.663; Zeug. v. Filippani, in Positio, 105 f, § 368. 1271 Pelczar 1, 37. Weiter berichtet Pelczar, dass bei diesem Besuch im Quirinal Pius VII. zu Mastai gesagt haben soll: »›Caro figlio, ti dý anche il permesso di celebrare la S. Messa da solo, perch¦ io spero, che d’ora in avanti non si rinnoveranno pi¾ gli attacchi della tua malattia.‹ Queste parole furono profetiche: la malattia scomparve per sempre.« (Ivi.) 1272 Vgl. z. B. Polverari 1, 59; Canestri 1, 60.67 f; Tornielli, A.: Pio IX – l’ultimo Papa Re (= Il Giornale – Biblioteca Storica 19), Milano 2004, 56 f; Bogliolo: La spiritualit di Pio IX, 38. 1273 Man findet z. B. folgende Kommentare: »Alla Madonna di Loreto dovette la guarigione dall’epilessia che gli avrebbe impedito l’accesso al sacerdozio.« (Castillo lara, R.J.: Pio IX e don Bosco alla luce dell’Immacolata [Omelia – 6. 2. 1988], in Pio IX 17 [1988] 112.) »Allora si recý al Santuario di Loreto e per tutta la vita affermý che nella Santa Casa egli ottenne quella guarigione, che lentamente ma completamente consegu negli anni di preparazione al sacerdozio, tanto da poter salire all’altare senza l’assistenza di un sacerdote o di un diacono, come gli era stato imposto.« (Piolanti: L’Immacolata, 37.) »Ma non bisogna dimenticare che il Mastai riteneva la sua guarigione una grazia di Maria SS.ma: ›un evidente miracolo‹.« (Serafini, 36.) »ð sicuro che la cessazione evidente per tutti si ebbe soltanto in coincidenza coll’ascesa al sacerdozio nel 1819. Il fatto À stato variamente commentato: ma il Mastai ha sempre parlato della persistente protezione della Vergine Santissima, e non risulta che abbia mai assentito ad altre versioni.« (Serafini, 183 f. Ebenso: Schaller, 15.) Rütjes fügt dem gewöhnlichen Kommentar noch den Verweis
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allein auf seine Loretowallfahrt zurückzuführen, auch Mastai selber tat dies nicht. Polverari listet eine Reihe von Faktoren auf, denen Mastai selber seine Heilung zugeschrieben haben soll: der Fürsprache der Madonna von Loreto, dem Gebet der Kapuzinerinnen vor der Madonna del Mare, der Segnung von Pius VII. in der oben genannten Audienz, dem hl. Luigi Gonzaga und dem Gebet der Seligen Elisabetta Canori.1274 Polverari bezieht sich dabei in allen Fällen auf Zeugenaussagen von Zeitgenossen Pius’ IX., d. h. nicht auf eine direkte Aussage des Papstes. Jedoch scheint seine Auslegung überzeugend. Im Kapuzinerinnenkloster in Fabriano betete man vor der wundertätigen Statue der Madonna del Mare um die Genesung Gianmarias. Aus den verschiedenen Quellen geht hervor, dass sowohl Mastais Mutter als auch sein Beichtvater Storace bei diesem Gnadenbild Zuflucht gesucht hatten. In der Chronik der Kapuzinerinnen steht, dass die Mutter Caterina die Ordensschwestern um das Gebet für ihren kranken Sohn bat.1275 Und in einem Brief an seinen Schützling Mastai berichtet Storace, dass er wiederholt diese Statue aufgesucht hat. In diesem Brief beauftragt Storace den jungen Mastai Ferretti, sich bei einem Bischof, der nach Rom kommen sollte, ein Pulver abzuholen und mit Vertrauen zur hl. Jungfrau zu beten und ihr zu versprechen, nach eingetroffener Heilung und Erlangung der Priesterweihe zu ihrem Heiligtum zu pilgern. In diesem Brief vom 10. August 1818 heißt es: »All’andare a Fabriano pensai di portarmi per voi a visitare di nuovo la Beatissima Vergine del Mare e designai di farci una promessa, che gradirei notificasse allorch¦, se ancora il Vescovo À in Roma, vi facciate dare la polvere che ha portata seco e vi raccomandiate con fiducia alla B.V. promettendogli, se guarirete ed averete la consolazione di ascendere al Sacerdozio, di andarci a celebrare la S. Messa. E perch¦ questa preghiera possa avere fondamenti maggiori di sperarne la grazia, questa volta ciý piaccia a S.D.M. ed abbia ad essere di vostro ed altrui spirituale profitto feci chiamare la Superiora e ci dissi che io ero tornato a posta in quella Chiesa per questo motivo e che esse avessero implorato dalla B.V. la detta grazia e caritatevolmente me lo promisero.«1276
In der Positio wird ebenfalls von der Intervention des Beichtvaters bei der Madonna del Mare berichtet, jedoch wird dort lediglich erwähnt, dass dieser
hinzu: »Mit innigem Dank gegen Gott und Maria hat der heil. Vater zu wiederholten Malen – bei gegebenen Veranlassungen, (namentlich auch auf seiner feierlichen zweiten Wallfahrt im Jahre 1857) dieser seiner Pilgerschaft nach Loretto [sic!] Erwähnung gethan und sie als die heilbringende Quelle bezeichnet, woraus ihm die Gnade vollkommender Heilung (…) zugeflossen.« (Rütjes, 86.) 1274 Vgl. Polverari 1, 59 f[12]. 1275 Vgl. Sparisci: Pio IX e il monastero delle Cappuccine a Fabriano, 252. 1276 Cittadini: Un grande arcivescovo, 158 f.
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schriftlich – und nicht persönlich – die Schwestern mit diesem Gebet beauftragt habe.1277 Elisabetta Canori Mora (1774 – 1825),1278 Familienmutter und Mystikerin, wurde ebenfalls um Gebet »für einen jungen Mann« – Mastai Ferretti – gebeten, damit seine Krankheit nicht zu einem Hindernis für das Priestertum würde. Es heißt, Elisabetta habe ihm daraufhin mit den Worten: »Ditegli soprattutto che abbia fede e sar guarito« Heilwasser geschickt.1279 An welcher Stelle aber behauptet Pius IX. selbst, dass seine Heilung aufgrund der Fürsprache Mariens eingetreten sei? Außer einem eher allgemeinen Hinweis sind keine konkreten Aussagen zu dieser Frage zu finden: In einem Brief an seinen Bruder Gaetano, der Jahre später ebenfalls an einer Krankheit litt, die vom Nervensystem ausging und Melancholie verursachte, empfahl ihm Pius IX. das zu tun, was ihm selber geholfen hatte: »ð perciý necessario il coraggio, prima medicina di tutti i mali. State dunque di buon animo, confidate in Dio e in Maria SS.ma, e non temete di nulla.«1280 Auf dieser denkwürdigen Pilgerreise nach Loreto betete Mastai auch um Klarheit für seine Priesterberufung. Papst Pius VII. hatte ihm in seiner Audienz schon angedeutet, dass Gott ihn vielleicht ganz »an sich ziehen wollte«. In manchen Berichten wird noch ein geradezu prophetischer Ausspruch Pius’ VII. hinzugefügt: »Studiate poi fatevi prete e … chiss dai preti si fanno i Vescovi e dai Vescovi anche i Cardinali e dai Cardinali gi si fa anche il Papa. Andate vi benedico.«1281 Hatte Mastai am 7. September 1814 in einem Brief an seinen Freund Giovanni Marchetti noch geschrieben, dass er leider keine Berufung zum Priestertum verspüre (»Il miglior partito sarebbe di prendere il collare, ma disgraziatamente non ne ho ancora la vocazione.«1282), so änderte sich diese Situation mit der Zeit durch den Einfluss seines jungen Freundes Falconieri – der den Weg zum Priestertum schon eingeschlagen hatte – und seiner Priesterfreunde, durch die Anspielung Pius’ VII. und nicht zu letzt durch den Pilgergang nach Loreto.1283 Wie im Fall der Heilung stellte sich die Entscheidung, Priester zu werden, auch nicht sofort nach der Pilgerreise ein, sondern reifte mit der Zeit, bis Mastai an einem Morgen im Februar 1816 in der Kirche S. Maria dell’Orazione e Morte auf der Via Giulia in Rom während einer Messe (»se non isbaglio ne serv 1277 Vgl. Zeug. v. Zonghi, in Positio, 270, § 854; Sparisci: Pio IX e il monastero delle Cappuccine a Fabriano, 253 f. Dazu: oben I. Teil, Kap. 4.3.1. 1278 Vgl. Raimondo della Purificazione: Canori Mora, Elisabetta, in BS 3, 750 f (Ergänzung in BS 15, 241). 1279 Predizioni della Beata Anna-Maria Taigi su Pio IX (o. A.), in Pio IX 21 (1992) 371. 1280 Serafini, 35 f. 1281 Zeug. v. Baruzzi, in Positio, 1018, §§ 3184 f. 1282 Masetti Zannini, 54. 1283 Vgl. Rütjes, 77.85 f. Dazu: oben I. Teil, Kap. 3.3.
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una«1284) den festen Entschluss fasste, Priester zu werden. Diese Entscheidung war für ihn plötzlich so klar, dass er sie unmittelbar nach der Messe seinem Freund Chiarissimo Falconieri mitteilte.1285 Oftmals wird die Berufung zum Priestertum als Konsequenz der Pilgerreise nach Loreto geschildert, Mastai Ferretti hingegen setzte seine Berufung vielmehr mit den aufmunternden Worten Pius’ VII. und seiner Freunde sowie mit der Überwindung seiner Krankheit in Verbindung.1286 Trotzdem wird Mastai seine Priesterberufung auch auf Maria zurückgeführt haben, da er fest davon überzeugt war, dass Gott seine Gnaden durch Maria schenkt.1287 In jedem Fall stand ihm in dem Moment, als er nach langem Überlegen im Gebet den Entschluss fasste, Priester zu werden, die Gottesmutter in dem wundertätigen Marienbild S. Maria dell’Orazione in der Kirche S. Maria dell’Orazione e Morte zur Seite.1288
4.5.2. Die Rettung aus Gefahren In seinen Briefen, Schriften und Predigten empfahl sich Mastai immer wieder in allen Problemen und Gefahren Gott, der hl. Jungfrau und seinen Schutzheiligen. Wie die folgenden Seiten zeigen werden, führte er oft seine Errettung aus Gefahrensituationen auf das Eingreifen Gottes und die mächtige Fürsprache Mariens zurück.1289 In der Zeit, zu der der junge Mastai im Pfarrhaus der Maddalena wohnte, geriet eines nachts sein Schlafzimmer in Brand: Bei der Lektüre überwältigte ihn der Schlaf, und dabei fiel ihm die brennende Kerze aus der Hand. Sein im Nebenzimmer schlafender Diener hatte zum Glück das Feuer bemerkt und seinen jungen Herrn noch rechtzeitig geweckt. Diese Episode erzählte Pius IX. am Ende seines Lebens in einer Audienz und schloss seine Erzählung mit den 1284 Vgl. Zeug. v. Clementi, in Positio, 759, § 2430; Serafini, 173 f. 1285 Vgl. ivi.; Canestri 1, 63. 1286 Normalerweise führte Mastai Ferretti die folgenden Gründe für seine Entscheidung, Priester zu werden, an: 1. Die Ermunterung Pius’ VII. (vgl. Zeug. v. Baruzzi, in Positio, 1018, § 3185), 2. Seine Gesundheit, die ihm gezeigt hatte, dass es in dieser Welt kein Glück gibt, sondern, dass man es sich hier vorbereitet muss (»À il luogo dove l’uomo deve prepararsela«) (Serafini, 172 – Brief vom 20. 4. 1816), 3. Die Ratschläge seiner Freunde, die ihn in seinen Überlegungen unterstützt haben. (Vgl. Serafini, 172 – Brief vom 30. 3. 1816.) 1287 Vgl. dazu: unten I. Teil, Kap. 5.4.3. 1288 Das Marienbild S. Maria dell’Orazione wird seit 1577 in der Kirche S. Maria dell’Orazione e Morte verehrt. Bei den vielen Gedenksteinen, die sich im linken Korridor hinter der Kirche befinden, erinnert keiner an diese denkwürdige Entscheidung, einzig erinnert eine Inschrift an die drei Besuche Pius’ IX. während der Oktav für die Verstorbenen in den Jahren 1846, 1855 und 1861. 1289 Vgl. Serafini, 187.273[89].278.283[133].288.1584.
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Worten: »La grazia l’ebbi, credo dalla Maddalena, e certo assai pi¾ dalla Vergine Santissima.«1290 Einige Jahre später, auf der Missionsreise in Chile, befand sich der Kanonikus Mastai nach eigener Aussage gleich dreimal in direkter Lebensgefahr.1291 Gleich bei der Überfahrt geriet das Schiff in einen gefährlichen Sturm, dem es knapp entkam. Später, bei der Durchquerung des Landesinneren, verließ er mit seiner Missionsgruppe gerade noch rechtzeitig ein Dorf, das drei Tage später überfallen wurde, wobei 20 Personen ums Leben kamen. Ein drittes Mal sah sich Mastai dem Tode gegenüber, als er einen schmalen und unwegsamen Gebirgspfad auf dem Muli passieren musste. In seinem Reisetagebuch und in Briefen beschrieb er diese und weitere gefährliche Situationen und erzählte dabei für gewöhnlich, wie er stets auch die Gottesmutter um ihren Beistand angerufen hatte oder aber einfach den guten Ausgang auf ihre Vermittlung zurückführte. So berichtete er z. B. seiner Mutter über eine stürmische Nachtfahrt auf dem mit Kliffen versehenen Rio della Plata mit folgenden Worten: »Si passý la notte in gravi timori, perchÀ il Rio della Plata À pieno di banchi e di scogli, e col furor della tempesta poco giovan le carte per la cognizione topografica dei medesimi. Il Signore perý coll’intercessione di Maria SS.ma ci volle salvi.«1292 Nachdem die Missionsgruppe eine gefährliche Tagesetappe durch Indianergebiet ohne Zwischenfälle überstanden hatte, schrieb er in sein Reisetagebuch: »E cos il misericordiosissimo Ges¾ per la intercessione della cara Madre e degli Angeli Custodi, ci liberý anche da questo pericolo, giacchÀ tutti assicuravano che dopo questo punto non vi era pi¾ timore.«1293 Mit einem gewissen Galgenhumor beschrieb er, wie er mit geschlossen Augen auf einem Muli sitzend und Stoßgebete betend einen Gebirgspfad überwand: »Vi sono passi che mettono orrore; ed in alcuni luoghi il miglior espediente si À quello di chiudere gli occhi, perchÀ non giri la testa, lasciarsi guidar dalla mula, e raccomandarsi a Dio, a Maria SS.ma e a S. Antonio.«1294 In der Diözese Imola sah sich Msgr. Mastai Ferretti Gefahren ganz anderer Art ausgesetzt. Aus verschiedenen Berichten geht hervor, dass er mehrere Unfälle mit seiner Kutsche hatte, die jeweils auch tödlich hätten enden können, sich jedoch auf Sachschaden begrenzten. Aufgrund der unterschiedlichen Angaben 1290 Franciscis 4, 652 f; Serafini, 171. 1291 Vgl. ivi., 307. 1292 Ivi., 276. Ein anderes Mal war nicht er selber in Lebensgefahr, sondern ein Matrose, der auf offenem Ozean ins Meer gefallen war. Mastai, der die Hilfeschreie hörte und den ins Wasser Gefallenen von seinem Kabinenfenster aus sah, rief spontan den Beistand des Himmels an. In seinem Reisebericht hielt Mastai seine Reaktion fest: »Mi raccomandai al Signore, a Maria SS.ma, a S. Nicola per quello che era caduto.« (Ivi., 273.) 1293 Ivi., 283[133 f]. 1294 Vgl. ivi., 288.
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über Datum, Ort und Umstände muss man von mindestens fünf solchen Unfälle ausgehen; zwei sind von besonderem Interesse. Am 16. August 1839 befand sich Mastai in Gesellschaft von Kard. Amat und zwei Vertretern aus Politik und Adel, als in der Nähe vom Castel del Rio eines der Kutschräder auf einer noch im Bau befindlichen Brücke, Redigaggio genannt, von Steinen blockiert wurde. Da die Brückengeländer noch fehlten, fiel eines der vier Pferde durch den starken Ruck in die Tiefe und hätte beinahe die gesamte Kutsche nachgezogen, wenn nicht die Zügel gerissen wären, so dass das baumelnde Pferd allein hinabstürzte. Dieses Glück im Unglück führte Mastai auf das mächtige Eingreifen Mariens zurück, da er kurz zuvor ein an die Hauswand gemaltes Marienbild gegrüßt hatte.1295 Aus Dankbarkeit wollte Mastai eine hl. Funktion organisieren, doch kam ihm der Magistrat des Ortes zuvor und übernahm Organisation und Unkosten für ein Danktriduum zur Ehre der Madonna della Consolazione.1296 Msgr. Mastai seinerseits ließ an einem der Brückenpfeiler eine Gedenktafel mit Inschrift und einer Immaculata-Abbildung anbringen.1297 Bei solchen Gelegenheiten erkannte er mit Dankbarkeit den Beistand der Gottesmutter an (»per grazia di Maria SS.ma« oder »sempre benedetta Maria SS.ma«),1298 doch versuchte er gleichzeitig den Mitmenschen gegenüber mit einem humorvollen Kommentar die Gefahr herunterzuspielen. So schrieb er anlässlich eines Unfalls: »Certo À che in quest’anno nel giorno della stessa festa (vigilia di Maria SS.ma) ho avuto una solenne ribaltatura andando al Borgo di Tossignano per varie funzioni che dovevo fare. Sia perý sempre benedetta Maria SS.ma e gli Angeli Custodi che niun male À da ciý provenuto, e tutti, tutti siamo rimasti immuni dalla pi¾ piccola contusione: dirý che nemmeno la paura ha avuto luogo. L’unico mobile ch’À andato all’ospedale À stato il legno.«1299
Der bekannteste unter den Unfällen ereignete sich im Mai 1844, als zwei Pferde direkt vor dem Marienheiligtum der Madonna del Molino scheuten, woraufhin die Kutsche in den angrenzenden Graben fiel. Trotz des gefährlichen Sturzes konnte der Kardinal jedoch unversehrt aus der Kutsche heraussteigen. Über der Sakristeitür des genannten Marienheiligtums hängt eine Gedenktafel in der, wie Mastai Ferretti selber sagte, der gute Ausgang des Unfalls auf den Schutz Mariens zurückgeführt wird.1300 Pius IX. sollte in Zukunft immer wieder seine Dank1295 1296 1297 1298
Vgl. Minoccheri, 22 f. Vgl. Magnani, G.: Incidenti sul Percorso, in L’88o vescovo di Imola, 162 f. Vgl. ivi., 164. Leider wurde der Pfeiler samt Gedenktafel 1904 abgerissen. (Vgl. ivi.) Vgl. Serafini, 876 f[126]; Lettere 2, 241: Mastai berichtete von diesem Kutschunfall in einem Brief vom 27. 11. 1839. 1299 Minoccheri, 23; Serafini, 1019. 1300 »Pius IX Pont. Max – Cardinal. Adhuc – et episcop. Foroconeliensis – hoc prope templum – A. MDCCCXLIV – Praecipiti Lapsu – ex Aversa Rheda – Capitis Disc-
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barkeit gegenüber der Madonna del Molino zeigen: 1846 schenkte er dem Gnadenbild zwei kostbare Goldkronen, mit denen – in seinem Namen – die Madonna und das Jesuskind am 8. September 1856 gekrönt wurden; und im Mai 1874, anlässlich der ersten feierlichen Bittprozession, übergab Pius IX. dem Marienheiligtum eine Monstranz.1301 Im Übrigen ließ Mastai in Imola auch eine Pfarrkirche zu Ehren der Madonna del Molino errichten, die 1856 fertiggestellt wurde.1302 In einem Brief vom 17. September 1843 berichtete Mastai Ferretti den Ablauf eines Unglücks ganz anderer Art: Während des Rosenkranzgebetes am Abend des 16. stürzte etwa die Hälfte des Gesimses des imolesischen Bischofspalastes herunter.1303 Besorgt begutachtete der Kardinal sofort selber das Ausmaß des Unglücks und kontrollierte persönlich, ob nicht eine Person verschüttet geblieben war. Der Lärm des herunterstürzenden Gesteins und die vielen Fackeln der zusammenströmenden Menschen hatten unterdessen die Aufmerksamkeit der Ordnungstruppen erregt, die mit einer zwanzig Mann starken Patrouille anrückten, weil sie das allgemeine Chaos als einen Überfall auf den Bischofssitz durch bolognesische Rebellen deuteten. Es fehlte nicht viel, und die Patrouille hätte gegen die vermeintlichen Rebellen das Feuer eröffnet – eine akute Lebensgefahr auch für den Kardinal von Imola. Msgr. Mastai berichtete von diesem Zwischenfall seinem Freund Falconieri sowie einer Ordensschwester und pries in beiden Briefen die Barmherzigkeit Gottes – ohne jedoch den Namen Mariens zu erwähnen. Dennoch kann man davon ausgehen, dass Mastai das doppelte Glück im Unglück ebenfalls auf den Schutz Mariens zurückgeführt hat, da er in beiden Briefen betonte, dass er im Moment des Unglücks mit seinen Hausgenossen den Rosenkranz betete.1304 Noch deutlicher wurde er in einem späteren Brief an Falconieri: »Mi pare che nella vigilia di Maria SS.ma Addolorata mi cadesse nell’anno scorso il cornicione (…) Sia perý sempre benedetta Maria SS.ma e gli Angeli Custodi.«1305 Minoccheri, einer seiner Hausgenossen, bezeichnete den guten Ausgang beim Einschreiten der Patrouille als besondere Gnade Mariens (»grazia speciale di Maria santissima«).1306 Mastai beschloss, auf
1301 1302 1303 1304 1305 1306
rimen evasit – Praesenti numine Manifesto – Virginis Mariae – cuius imaginem Prodigalem – A. MDCCCLVI – Beneficii Haud immemor – aureo serto gemmis – distincto coronavit.« (CAVALLINI, T. [Hg]: Lugo – Santuario della Madonna del Molino, Lugo 1996, 92.) Vgl. Cavallini, 92.106; Pedrini, A.: Pio IX nel ricordo di due sacerdoti romagnoli: il Can. Carlo Cavina e Mons. Paolo Taroni, in Pio IX 13 (1984) 167 f. Vgl. Golfieri, A.: La Madonna del Molino – Protettrice della citt di Lugo (Sunto Storico), Lugo 1896, 127. Auf den Seiten 142 – 144 wird der Unfall geschildert und klar als Wunder dargestellt. Vgl. Serafini, 1019. Vgl. ivi., 1019.1336[275].1507. Ivi., 1019. Vgl. Minoccheri, 24 f.
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seine Kosten das heruntergefallene Gesims erneuern zu lassen. Bei diesen Arbeiten stürzte aus etwa zwölf Meter Höhe ein junger Maurer beim Tragen von Wasserkübeln in die Tiefe. Mastai, der gerade im Bergriff war, in die Kathedrale einzutreten, um seinen gewöhnlichen Besuch beim Allerheiligsten zu machen, bemerkte den Sturz und schrie mit lauter Stimme »Ah Maria Ssma!« Dann eilte er – auf das Schlimmste gefasst – zu der Unglückstelle. Nachdem Msgr. Mastai den halb besinnungslosen Mann in den Bischofssitz gebracht hatte, musste er zu seinem Erstaunen feststellen, dass sich der junge Arbeiter keine schlimmen Verletzung zugezogen hatte. Überrascht kontrollierte der Kardinal daraufhin, ob der Mann einen Andachtsgegenstand bei sich hatte, und stellte zu seiner Genugtuung fest, dass dieser an einer Halskette eine Marienmedaille trug.1307 In vielen Momenten seines Lebens und in ganz unterschiedlichen Situationen durfte Mastai den besonderen Schutz Mariens erfahren. In Imola geriet er am Abend des 24. Februar 1846 zur Zeit des Angelus-Gebetes (»era l’Ave Maria«) in der Sakristei der Kathedrale zwischen zwei befeindete Gruppen. Die aufrührerischen Liberalen hatten die Hilfspolizisten (Centurioni bzw. Volontari Pontifici) bis in die Sakristei verfolgt, um den schon tödlich Verletzten und seine Begleiter umzubringen. Mastai gab sich in diesem gefährlichen Moment den Liberalen als Kardinal zu erkennen und gebot den jungen Männern Einhalt. Glücklicherweise gehorchten die Rebellen und verließen die Kirche, doch für den Verwundeten kam jede Hilfe zu spät. Aus den Berichten geht zwar nicht eindeutig hervor, dass Mastai den guten Ausgang mit dem Eingriff Mariens in Verbindung brachte, doch betonte er in seinen Berichten immer, dass diese blutige Auseinandersetzung sich in dem Moment ereignet hatte, da man gewöhnlich den »Engel des Herrn« betete.1308 In dem Brief an Kard. Lambruschini vom 1. März 1846 schrieb Kard. Mastai über den Zwischenfall: »Feci portar dei lumi perch¦ era l’Ave Maria, e lode appunto a Maria SS.ma, quando mi videro e mi conobbero, ubbidirono alla mia voce e partirono.«1309 Schon seit mehreren Jahren beobachte Msgr. Mastai Ferretti mit Sorge das Sich-Ausbreiten von Unruhenherden. In einem Brief aus dem Jahr 1833 kommentierte er die angespannte Situation mit den Worten: »ð un vero miracolo di ˜ a se non sono succeduti e non succedono maggiori interventi.«1310 Maria SSm Einige Zeit später sollten Rebellen versuchen, Mastai zusammen mit seinen Amtsbrüdern Kard. Amat und Kard. Falconieri gefangen zu nehmen: Am 8. September 1843, zum Festtag Mariæ Geburt, befand sich Mastai zusammen mit vielen Gästen im Landhaus Torano (casino di campagna) nahe bei Imola. 1307 1308 1309 1310
Vgl. ivi., 25 f. Vgl. Serafini, 1423; Elenchus Scriptorum, 185, Nr. 605. Vgl. Minoccheri, 26 – 29. Serafini, 1423. Romana seu Senogal., 73, Nr. 218.
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Neben dem gemeinsamen Mittagessen war auch eine Übernachtung im Landhaus eingeplant. Dieser Aufenthalt hätte beinahe einen verheerenden Ausgang genommen, da eine Bande von bolognischen Revolutionären die Gefangennahme der Kardinäle geplant hatte. Zum Glück erreichte die Gefahrenmeldung noch rechtzeitig die Anwesenden, so dass sich alle in Sicherheit bringen konnten und die Revolutionäre nur noch einen menschenleeren Ort vorfanden.1311 Während der Volksmission 1846 wäre beinahe in der voll besetzten Kathedrale eine Bombe explodiert und hätte sicherlich unzählige Opfer gefordert, wenn nicht im letzten Moment ein geistesgegenwärtiger Priester die Situation erfasst und die in die Taufkapelle geworfene Tüte mit dem Sprengsatz eilends in die Sakristei gebracht hätte, wo er den noch qualmenden Inhalt mit Wasser löschte. Mastai war damals fest davon überzeugt, dass »per grazia di Maria« der Priester diese rettende Tat vollbracht hat: »Un sacerdote« – berichtete er – »accorso, ha preso il cartoccio ancora fumante, e per grazia, credo io, di Maria SS.ma, ha percorso la Chiesa fino alla Sagrestia, gridando – non À niente, non À niente – Giunto in Sagrestia ha tuffato il cartoccio nell’acqua.«1312 Nicht nur in der Durchführung dieser Heldentat sah Mastai den Beistand Mariens, sondern auch in dem Faktum, dass alle Kirchbesucher die Ruhe behalten hatten und somit eine gefährliche Paniksituation ausgeblieben war : »Senza questa grazia di Maria SS.ma la molta gente avrebbe prodotto una confusione per fuggire, con la frattura forse di qualche gamba, e anche qualche morto.«1313 Letztendlich hatte das Attentat sogar den Ausgang der Volksmission noch positiv beeinflusst, da die Teilnehmerzahl eher stieg statt sank.1314 Dieser Anschlag war kein Einzelfall. In Imola versuchte man weitere Male, Msgr. Mastai Ferretti zu töten. So wird z. B. im Seligsprechungsprozess von Imola berichtet, wie der Bischof einmal während einer religiösen Funktion in seiner Privatkapelle plötzlich anordnete, sofort die Kerze zu löschen, die man ihm zuvor geschenkt hatte und die vor einer Mariendarstellung brannte. Als man im Anschluss diese Kerze untersuchte, erwies sich, dass sie wirklich eine Mine enthielt und somit sicherlich Mastai umgebracht hätte.1315 1311 Vgl. Magnani: Tempi difficili, 12 f; Serafini, 1330 f; Minoccheri, 29 – 31. Minoccheri hat die Angaben etwas durcheinander gebracht: Nach ihm fand dieser Zwischenfall im Jahr 1845 statt, im »casino di campagna detto di Turano« und ohne die Anwesenheit von Falconieri. 1312 Serafini, 899. 1313 Ivi., 900. Auch in einem anderen Brief kommentierte Mastai diesen Zwischenfall: »Egli ha giovato assai questa S(anta) Missione. Si rallegri con lui, ma prima con Maria SS.ma di quella tranquillit di spirito che adoperý nel caso funesto ed empio accaduto nella mattina del martedi.« (Ivi.) 1314 Vgl. ivi., 900; Lettere 2, 285. 1315 Vgl. Processo di Imola, 39 f. Pelczar berichtet die gleiche Begebenheit, nur fand nach seiner Angabe dieser Anschlag während des Pontifikats Pius’ IX. statt. (Vgl. Pelczar 3, 381.)
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Es ist anzunehmen, dass Pius IX. während seines langen Pontifikats noch oftmals Grund hatte, der himmlischen Mutter für ihren Schutz zu danken.1316 Einer der dramatischsten Augenblicke war wohl jener der Belagerung des Quirinals durch die Rebellen im Jahr 1848,1317 als der einzige Ausweg für ihn in der Flucht bestand: Während dieser Belagerung wurde Msgr. Palma, einer der Sekretäre des Papstes, erschossen. In einer Zeugenaussage heißt es, dass sich dieser einem Fenster genähert hatte und dabei mit Pius IX. verwechselt wurde, da auch er – als Kanoniker der Lateranbasilika – weiß gekleidet war.1318 Nach dem Exil im neapolitanischen Königreich bedankte sich Pius IX. in der Allokution Si semper antea zunächst bei Gott für seine glückliche Rückkehr nach all den traurigen Ereignissen und drückte unmittelbar danach seine Dankbarkeit gegenüber der unbefleckten Jungfrau aus: »Itemque Sanctissimae Dei Genitrici Immaculatae Virgini Mariae, cujus potentissimo patrocinio salutem Nostram acceptam referimus.«1319
4.5.3. Wunder und Gnaden ganz besonderer Art Der 8. Dezember 1854 war vielleicht der gnadenreichste Tag im Leben Pius’ IX. Einerseits, weil er sich von Gott auserwählt sah, das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens zu verkünden, andererseits, weil er als Stellvertreter Christi an diesem Tag einen besonderen Beistand Mariens erfuhr, der auch von den Anwesenden in der Basilika wahrgenommen wurde: Im ersten Augenblick der Definierung versagte es dem Papst vor Erregung zunächst die Stimme, doch dann nahm sie ein solches Volumen an, dass man seine Worte bis in den hintersten Winkel der Basilika ohne Lautsprecher verstehen konnte. Weiterhin wurde der Papst samt seinem Thron in diesem Moment von einem hellen
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Ohne Hinweis, ob Mastai die Errettung auf die Fürsprache Mariens zurückführte, wird noch von einem weiterem Mordanschlag berichtet: Einmal weigerte sich Msgr. Mastai, von Gott erleuchtet, eine heiße Schokolade zu trinken, und es stellte sich heraus, dass – ohne, dass dem Koch oder dem Diener etwas aufgefallen wäre – jemand tödliches Gift hinzugefügt hatte. Zur Probe gab man einem Hund von diesem Getränk, der daraufhin alle Anzeichen einer Vergiftung zeigte. (Vgl. ivi., 39.) So wollte ihn z. B. einmal ein als Frau verkleideter Mann während einer Audienz umbringen; der plötzliche Tod (!) dieser Person im Wartesaal hat dem Papst wohl das Leben gerettet. (Vgl. Pelczar 3, 381.) Allgemein kann man sagen, dass die innere Ruhe und Ausgeglichenheit trotz vieler Gefahren an sich schon eine Gnade Gottes und Mariens war. (Vgl. Lettere 3, 18 f.) Vgl. Zeug. v. Filippani, in Positio, 117, § 399; Polverari 1, bes. 205; Villefranche: Pie IX, 83; Castagnoli, 521; Skizzen aus der römischen Revolution von 1848 (Mitteilungen aus den Tagebüchern von deutschen Augenzeugen) 6. Artikel, in HPBI 26 (1850) bes. 111 – 115. Vgl. Zeug. v. Filippani, in Positio, 117, § 399. Si semper antea, 229. Vgl. dazu: Moroni 53, 225.
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Lichtstrahl umhüllt. Das Erstaunliche dabei war nicht nur, dass zuvor der Himmel über Rom vollkommen bedeckt war, sondern auch, dass der Lichtstrahl durch ein Fenster hineinfiel, durch das er eigentlich um diese Uhr- und Jahreszeit nicht hätte eindringen können.1320 Dieses außergewöhnliches Ereignis kann man leicht als ein besonderes Zeichen der Gottesmutter verstehen, da der Lichtstrahl durch das Fenster oberhalb des Altars der Madonna della Colonna hineinfiel.1321 Im Jahre 1857 wurde Pius IX. bei seinem Besuch in Imola von den Schwestern del Buon Pastore d’Angers – denen er die Führung des Kinderheimes anvertraut hatte – gefragt, was er im Moment der Dogmaverkündigung verspürt hatte. Bereit-willig öffnete der selige Pius sein Herz und erklärte: »Ciý che io ho provato, ciý che io appresi nel definire quel domma, À tale che la lingua umana non potrebbe esprimerlo.«1322 Der Papst berichtete, seine Seele sei von unbeschreiblichem Glücksgefühl übergequollen – eine Wonne, die nicht irdischen Charakters sei und die nirgends wahrgenommen werden könne außer im Himmel: »Ed io non temo di affermare che il Vicario di Dio ebbe bisogno di una grazia speciale per non morire di dolcezza sotto l’impressione di cotesta cognizione, e di cotesto sentimento della bellezza incomparabile di Maria Immacolata.«1323 Auch wenn es ein Moment unaussprechlicher Wonne war, handelte es sich nach der Erklärung Pius’ IX. während der Dogmaverkündigung weder um eine Ekstase noch um eine Erscheinung Mariens.1324 Von einer Art Ekstase berichtet jedoch ein Zeuge in einem anderen Zusammenhang: Unter Eid sagte er aus, dass sein Onkel und weitere Hausgenossen persönlich gesehen haben, wie der Hl. Vater beim Gebet vor dem Bild der Unbefleckten in seiner Privatkapelle leicht über der Erde schwebte. Nachdem der Papst wieder in sich zurückgekehrt war und begriff, dass man ihn beobachtet hatte, ermahnte er die Eingeweihten, nichts darüber verlauten zu lassen.1325 1320 Piolanti erklärt, dass er durch seine langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse der Petrusbasilika bestätigen kann, dass in keinem Moment des Jahres, erst recht nicht im Dezember, durch die Fenster des Petersdomes ein Lichtstrahl eindringt, der die Apsis erleuchtet. Somit bestätigt Piolanti die Zeugenaussage, die diesen Lichteinfall als übernatürlich erklärt. (Vgl. Piolanti: L’Immacolata, 42; Zeug. v. Filippani, in Positio, 129, § 437.) 1321 Vgl. Faraoni, 55; Bertetto: Pio IX e la definizione, 252; Polverari 2, 120; Zeug. v. R. Mater Maria Macchi, ex Inst. S. Cordis, Positio 24, § 78; Zeug. v. Filippani, in Positio, 129, § 437; Zeug. v. Gentili, in Positio, 430, § 1357; Zeug. v. Cossa, in Positio, 503, § 1619; Zeug. v. Tolli, in Positio, 582, § 1859; Zeug. v. Casoni, in Positio, 1004, § 3142. 1322 Polverari 2, 120 f. 1323 Ivi. 2, 121. 1324 Vgl. Piolanti: L’Immacolata, 44. 1325 In der Positio heißt es: »So che mio zio Francesco Benedetti, cameriere segreto (particolare) di Sua Santit riferiva, me presente, ai due fratelli Canonici Pompei che un giorno essendo entrato nella Cappella Del Servo di Dio, mentre il S. Padre pregava dinanzi all’immagine
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Die hier angeführten Begebenheiten zeigen deutlich, dass Mastai in seinem ganzen Leben besondere Gnadengeschenke durch die Gottesmutter erhielt und dass ihm Maria in außerordentlicher Weise in den verschiedenen Situationen seines Lebens beistand. Diese außergewöhnliche Präsenz Mariens blieb schließlich bis zu seinem Tod ein besonderes Charakteristikum: Seine letzte Messe feierte er am Festtag »Darstellung Mariens im Tempel« am 21. November 1877, und sein Leben hauchte er beim Glockenklang des Angelus aus.1326
4.6. Mastai Ferretti – Pius IX. und die Marienerscheinungen Während des Lebens Mastai Ferrettis häufte sich das Phänomen der Marienerscheinungen, von denen viele im Nachhinein von der kirchlichen Autorität als echt anerkannt wurden. Diese Erscheinungen gehören zu den markanten Punkten des sogenannten »marianischen Zeitalters«. Welche Haltung aber nahm Mastai als Bischof und Papst gegenüber diesem Phänomen ein? In einem Artikel heißt es: »Zeitereignisse wie die Marienerscheinungen der Catherine Labour¦ (…), von La Salette (…) und vor allem die bis heute wirkenden »Visionen« von Lourdes (…) spielten bei seinem [Pius IX.] dogmatischen Entscheid überhaupt keine Rolle.«1327 Doch trifft das wirklich zu? Wie reagierte Mastai Ferretti als Bischof und Papst auf diese Phänomene? Haben diese Erscheinungen seine Marienfrömmigkeit beeinflusst? Hat er zu diesen Ereignissen Stellung bezogen? Und schließlich: Haben die Erscheinungen das Mariendogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens beeinflusst? dell’Immacolata in atto di orante, lo vide sollevato un palmo da terra, in estasi. Non volle turbarlo, chiamý anche altri perch¦ constatassero il fatto e tutti poterono verificarlo. Pi¾ tardi essendo tornato in s¦ il S. Padre ed accortosi che era stato spiato, raccomandý che non si fosse detto nulla del fatto. Quando io assistevo a questa narrazione avevo quindici o sedici anni.« (Zeug. v. Martinelli, in Positio, 947, § 2954.) Aus seiner Episkopatszeit in Imola wird berichtet, wie er einmal beim Hereintragen der Madonna di Piratello in den Dom zu Imola »assorto in contemplazione ed illuminato da insolito splendore« gesehen wurde. (Zeug. v. Manara, in Positio, 974 f, § 3051.) Mehr über den ekstatischen Zustand während seines Betens auch in: Zeug. v. Filippani, in Positio, 149, § 495. 1326 Vgl. Processo di Roma, 195; Minoccheri, 57; Piolanti: L’Immacolata, 53 f. Nach einer Aussage soll Pius IX. während des vierten Gesetzes des Rosenkranzes gestorben sein, wobei er die Augen nach oben gerichtet hielt, als ob er etwas bewunderte, das die anderen nicht sehen konnten und ihm jedoch großen Trost und Freude (dolcezza) bereitete. Die Anwesenden vermuteten, dass er in diesem Moment die hl. Jungfrau Maria gesehen habe. (Vgl. Pedrini, A.: Pio IX nell’elogio funebre di Mons. Gaetano Alimonda [10. 2. 1878], in Pio IX 27 [1998] 137. Mehr zum Prediger : Beugnet, A: Alimonda, GaÚtan, in DThC 1, 830.) 1327 Dantine, W. – Hultsch, E.: Lehre und Dogmenentwicklung im Römischen Katholizismus, in Andresen, C. (Hg): Handbuch der Dogmen – und Theologiegeschichte 3: Die Lehrentwicklung im Rahmen der Ökumenizität, Göttingen 1984, 387 f.
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Zum ersten Mal wurde Mastai wahrscheinlich als Kleinkind mit dem Phänomen konfrontiert, als 1796 – 1797 sich auf vielen Marienbildern – besonders im Kirchenstaat – die Augen bewegten. Es ist nicht überliefert, ob Gianmaria persönlich bei einem solchen Ereignis anwesend war, jedoch hatte er als Kind bestimmt unzählige Male den Berichten der Erwachsenen gelauscht.1328 Als Papst zeigte er sich auf jeden Fall durchaus nicht skeptisch oder gar ablehnend gegenüber diesem Phänomen, vielmehr besuchte er während seiner Reise 1857 ganz offiziell die Madonna di Ciriacco in der Kathedrale von Ancona, die ebenfalls damals wiederholt die Augen bewegt hatte, und schenkte der Kathedrale – wie schon erwähnt – eine kostbare Marienfigur.1329 Die Haltung von Bischof Mastai Ferretti gegenüber den Marienepiphanien war jedoch keinesfalls leichtgläubig oder unreflektiert, da er von Natur aus eher zur Vorsicht neigte und weitsichtige Beurteilungen traf.1330 Zudem wollte er stets über alles gründlich informiert werden1331 und war gewohnt, vor wichtigen Entscheidungen und Einschätzungen zuerst die zuständigen kompetenten Instanzen zu konsultieren.1332 Diese Vor- und Umsicht verband er mit einem tiefen Gehorsam gegenüber der kirchlichen Autorität. Dies erklärt, warum Mastai einerseits zwar ein großer Marienverehrer war, andererseits aber eine gesunde Vorsicht gegenüber den Marienepiphanien besaß. Die für ihn charakteristische Position kann man sehr gut aus der Sachlichkeit eines kleinen Berichtes an seinen Freund Falconieri erkennen, dem er in einem Brief vom 24. März 1845 von einem Wunder schrieb: »Ieri una persona tutta devota raccontava un fatto prodigioso succeduto a Ferrara entro una Chiesa, ove a qualcuno À parso di riconoscere in una Signora che pregava Maria SS.ma. Se sia vero, o sia un sogno della buona persona nol so. Certo À che Maria SS.ma prega assai, e guai a noi se nol facesse.«1333
Bewusst sah er davon ab, sich über die Wahrheit der Begebenheit zu äußern, machte sich aber sofort deren »Botschaft« zu eigen: Die Gewissheit, dass die hl. Jungfrau für alle betet und die Menschen ihre Fürsprache benötigen. 1328 Falconi berichtet von einigen Madonnen in Senigallia, bei denen man ein ähnliches Phänomen bemerkt hatte. (Vgl. Falconi, 39 – 53.) Es gibt allerdings keine Hinweise, ob Gianmaria einmal selber Augenzeuge gewesen ist. Jedoch erinnert ein Ausdruck in einem von Mastais Briefen an Schwester Terese del S. Cuore di Maria (Cleofe Giovagnoni) an diese Phänomene: »Vi dirý che siamo in hac lacrimarum valle, e da qui preghiamo la mamma nostra Maria SS.ma a voler piegare misericordiosa le sue pupille verso di noi.« (Bogliolo: Il futuro, 78 – Brief 91 [o. D.].) 1329 Vgl. Caldari: Vergine Immacolata con Bambini, 100 f. Dazu: oben I. Teil, Kap. 4.4.5. 1330 Vgl. Serafini, 363.584 ff.595.820. 1331 Vgl. ivi., 149.155.421.820. 1332 Vgl. ivi., 664.687.691.876. 1333 Lettere 2, 256.
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4.6.1. Catherine Labouré und die Wundertätige Medaille In der Zeit, als Mastai Ferretti noch Bischof in Spoleto war, erschien 1830 in Paris in der Rue de Bac die Gottesmutter der hl. Catherine Labour¦ (1806 – 1876) und beauftragte sie, eine Marienmedaille mit der Immaculata-Darstellung und der Innschrift »O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht nehmen« zu verbreiten.1334 Ab 1832 wurde die Medaille zunächst in Frankreich geprägt, doch aufgrund der vielen Bekehrungen und Heilungen, die man ihr zuschrieb, verbreitete sie sich schnell auch in vielen anderen Ländern und erhielt den Beinamen »Die Wundertätige Medaille«.1335 Auch in Rom fehlte es nicht an Befürwortern dieser neuen Devotion: Kard. Luigi Lambruschini ließ sich die Medaillen aus Frankreich kommen und verteilte sie in Rom; Kard. Agostino Rivarolo regte die Prägung der Medaille auf seine Kosten in Rom an, um der immer steigenden Nachfrage nachkommen zu können; die Generaloberen der in Rom ansässigen Orden setzten sich für die Verbreitung ein, und selbst der amtierende Papst Gregor XVI. (1831 – 1846) verteilte die Medaille als Zeichen besonderen Wohlwollens und ließ sie sogar zu Füßen eines Kruzifixes in seinen Privatgemächern anbringen.1336 Es wurde bereits erwähnt, dass Mastai schon als Bischof von Imola von der Existenz der Wundertätigen Medaille wusste und sich diese mehrfach in beträchtlichen Mengen für seine Diözese aus Rom schicken ließ.1337 Sein Interesse und sein Vertrauen auf die Wirkkraft dieser Marienmedaille lässt sich in einem Brief an seinen Freund Falconieri erkennen, in dem er von den Juden berichtete, die nach der spektakulären Konversion des Juden Alphonse Ratisbonne zum katholischen Glauben übergetreten waren. Mastai schrieb darüber : »La conversione dell’ebreo Ratisbonne ha prodotto a Strasburgo la conversione di altri 22 correligionari.«1338 Leider findet man in den Briefen Mastais keinen unmittelbaren Kommentar zu der aufsehenerregenden Bekehrung des Juden Ratisbonne, der – als Atheist die Wundertätige Medaille tragend – im Jahre 1842 in der Kirche S. Andrea delle Fratte in Rom die Immaculata gesehen hat.1339 Aus dem ge1334 Vgl. Holböck, 496 – 504. 1335 Allein in einer Münzprägefirma (von einem gewissen Herrn Vachette) wurden in ca. 3,5 Jahren (1832 – 1836) 2.247.238 Wundertätige Medaillen geprägt. (Vgl. Castagnoli, 285.) Vgl. auch: Petri, H.: Marienerscheinungen, in HMar 2, 35 f.40. 1336 Vgl. Cassinari, E.: Il Io centenario della Medaglia Miracolosa (1830 – 1930), Roma 1930, 145 f; Moroni 73, 43; Avidano 1, 174. 1337 Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.2.3. und 4.5.2. 1338 Serafini, 793.1218 – Brief vom 9. 3. 1842. Mastai konnte seinem Freund diese Neuigkeit mitteilen, da er – auch wenn er in den Jahren nicht nach Rom reiste – durch seine römischen Informatoren stets auf dem Laufenden gehalten wurde. (Vgl. Serafini, 162 ff.) 1339 Ratisbonne (1814 – 1884) bekehrte sich vom überzeugten Antikatholizismus zum Katholizismus, nachdem er am 20. 1. 1842 in der Kirche S. Andrea delle Fratte in Rom die
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nannten Brief geht lediglich hervor, dass Kard. Mastai Ferretti von den Vorgängen wusste. Später, im Jahr 1852, sollte Pius IX. als Papst noch die Gelegenheit haben, den inzwischen zum Priester geweihten Ratisbonne persönlich in einer Privataudienz kennen zu lernen. Während dieser Audienz gewährte der Hl. Vater ihm die Bitte, aus dem Jesuitenorden in die von Th¦odore Ratisbonne gegründete Kongregation N.S. di Sion überzutreten.1340 Es scheint, dass Mastai – zumindest anfänglich – keine präzisen Kenntnisse über die Marienerscheinungen der Catherine Labour¦ gehabt hat; dementsprechend sind seine Angaben in einem Brief vom 13. Januar 1836 auch eher ungenau. In diesem Schreiben bestellte er die »Medaglie della Concezzione [sic!], e precisamente di quelle che hanno relazione con la Immagine di Maria SS.ma comparsa in Francia a certa anima devota sotto il d.o Mistero della Concezzione.«1341 Jedoch muss man natürlich bedenken, dass die Seherin bis zu ihrem Tod im Jahr 1876 offiziell unbekannt blieb und dass noch bis heute die Medaille und weniger die Seherin im Mittelpunkt der Botschaft steht.1342 Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass Papst Mastai später über die Fakten der Erscheinung noch besser informiert wurde, besonders, da er in freundschaftlicher Verbindung mit der Kongregation der Vinzentinerinnen stand, die sich von Anfang an für die Verbreitung der Wundertätigen Medaille einsetzten.1343 Aufgrund dieses Interesses und seines Vertrauens auf diese Medaille, ist es nicht verwunderlich, dass Pius IX. von seinen ersten Pontifikatsjahren an die Wundertätige Medaille prägen ließ, sie mit Ablässen anreicherte, segnete und persönlich an Gläubige verteilte.1344 In einer Audienz, in der man dem Papst von
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Gottesmutter gesehen hatte. Zuvor schon überredetete ihn ein Freund seines Bruders Th¦odore (dieser trat schon im Jahr 1827 zum katholischen Glauben über und wurde 1830 zum Priester geweiht), provoziert von Alphonses Antiphatie gegen die Kirche, versuchsweise die Wundertätige Medaille zu tragen und das Mariengebet Memorare zu beten. Mehr zur Bekehrungsgeschichte von A. Ratisbonne: Decreto dell’Eminentissimo Card. Vicario di Roma, che dichiara miracolosa la conversione al cristianesimo di A.M. Ratisbonne in Scienza e Fede 4 (1842) 367 f; Lettera del sig. A.M. Ratisbonne sulla concersione sua 1 – 3, in Scienza e Fede 4 (1842) 34 – 47.276 – 289.359 – 367; Avidano 1, 230 – 248; Cassinari, 120 – 131, bes. 123 f; Holböck, 537 – 545; Wahle, H./ Baier, W.: Ratisbonne, Th¦dore, in MaLex 5, 411. Vgl. Wahle, H. (Baier, W.): Ratisbonne, Alphonse, in MaLex 5, 411; Moretti, G.: Ratisbonne, in EC 10, 548; Avidano 1, 246. Lettere 3, 386. Vgl. Castagnoli, 79; Holböck, 503. Vgl. Cassinari, 97 f; Avidano 1, 215 f. Schon als Bischof von Imola rief Mastai die Vinzentinerinnen in seine Diözese (vgl. Polverari 1, 126) und als Papst besuchte er ihre Häuser und »bediente« sich ihrer in vielen Gelegenheiten; nicht zuletzt rief er sie auch in verschiedene soziale Einrichtungen wie z. B. in das Krankenhaus S. Spirito in Sassia. (Vgl. Castagnoli, 21.63 f.263.425; Castrica, M.: La semplice storia delle Figlie della Carit a Roma, Roma 2000, 15 f.39 f.48.) Vgl. Zangari, A.: Simbologia della Medaglia Miracolosa – Storia – Teologia – Archeologia – Arte – Numismatica, Genova 1976, 255; Cassinari, 149; Bartolotti, passim.
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den Wundern berichtete, die auf die Medaille zurückgingen, soll er ausgerufen haben: »Es la Virgen la que contesta con milagros a mis oraciones y a las de la Iglesia Catûlica, respecto de su Inmaculada Concepciûn. Hay que propagarla con profusiûn.«1345 Wie schon oben erwähnt, unterstützte Pius IX. die religiösen Aktivitäten, die im Zusammenhang mit der Wundertätigen Medaille entstanden: Als Zeichen seiner Anerkennung und Devotion sowie auf Anfrage der Vinzentiner errichtete Papst Mastai 1847 kanonisch die Association des Enfants de Marie Immacul¦e, deren Erkennungszeichen (Devisa) die Wundertätige Medaille wurde1346 und approbierte am 16. Februar 1866 die Terza Primaria, die ebenfalls die Wundertätige Medaille als Devisa übernahmen.1347 Der letzte offizielle Akt Pius’ IX. zugunsten der Verbreitung dieser Marienmedaille war wahrscheinlich im Jahr 1876, als er bewilligte, dass alle jungen Mädchen, ohne jede Einschränkung, sich in die marianischen Kongregationen der Vinzentinerinnen einschreiben dürfen.1348 Haben die Erscheinung und die Medaille von der Rue de Bac die Marienfrömmigkeit Mastai Ferrettis und vielleicht sogar die Formulierung des Dogmas beeinflusst? Man kann wohl behaupten, dass die Erscheinung der Immaculata und ihre Medaille die allgemeine Verehrung der Unbefleckten verstärkte und somit viele Personen bewegte, die Aufnahme dieses Titels in die Festpräfation und die Laurentanische Litanei zu erbitten und eine offizielle Petition für die Dogmatisierung einzureichen. Die Aktualität dieser Devotion ging sicherlich nicht spurlos an dem Immaculata-Papst vorbei.1349 Im Unterschied zu seinem Vorgänger Gregor XVI. fand die letztgenannte Petition bei Pius IX. ein offenes Ohr, und bestärkt durch weitere Ereignisse – die an gegebener Stelle noch behandelt werden – leitete er die ersten Schritte zur Dogmatisierung ein.
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Orzanco, H.: La Medalla Milagrosa – Puntos predicables, Madrid 1931, 210. Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.4.2. Vgl. Epis, 155 f. Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.4.2. Vgl. Cassinari, 149. Vgl. Zangari, 187. Die vielen verschiedenen Marienabbildungen im Wohnbereich Pius’ IX. erinnern aber wohl mehr zufällig an die Mariendarstellung auf der Wundertätigen Medaille. Hales behauptet, dass die Mariensäule von Piazza di Spagna die »Statue der Jungfrau, wie sie die Novizin Catherine Labour¦ in Paris erschienen« ist, trägt. Jedoch gibt es einige kleinere Unterschiede; so steht die Figur auf der Mariensäule z. B. auf einer Mondsichel. (Hales, E.E.Y.: Pius IX. – Europäische Politik und Religion im 19. Jahrhundert, Graz-Wien-Köln 1957, 208.)
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4.6.2. Die Erscheinung an Justine Bisqueyburu und das grüne Skapulier Im Jahre 1840 sah Justine Bisqueyburu (1817 – 1903), ebenfalls eine Vinzentinerin, mehrfach die Gottesmutter. Die erste Erscheinung erlebte sie am 28. Januar, wobei die hl. Jungfrau in ihrer rechten Hand ihr Unbeflecktes Herz hielt.1350 Bei einer Erscheinung am 8. September bekam die Schwester Justine das HerzMariæ-Skapulier – das sogenannte »grüne Skapulier« – gezeigt, welches auf der einen Seite Maria mit verwundetem Herzen, auf der anderen das durchbohrte flammende Herz der Gottesmutter mit der Umschrift »Unbeflecktes Herz Mariæ, bitte für uns, jetzt und in der Stunde unseres Todes« zeigt. Dieses Skapulier sollte vor allem für die Umkehr der Kranken und Ungläubigen, besonders in der Todesstunde, dienen.1351 Die Skapulierträger oder -besitzer sollten sich einzig verpflichten, täglich einmal das auf dem Skapulier abgedruckte Gebet zu sprechen.1352 In noch weiteren Manifestationen sah Justine die Gottesmutter mit ausgebreiteten Händen, aus denen leuchtende Strahlen zur Erde fielen – ähnlich wie bei der Wundertätigen Medaille.1353 Wie im Fall der Catherine Labour¦ wurde der Name der Seherin erst nach ihrem Tod bekannt.1354 Während ihres Lebens pflegte die Ordensschwester die Verwundeten während des Krimkrieges, arbeitete später im Militärkrankenhaus in Rennes und kam schließlich nach Rom, wo sie die päpstlichen Soldaten im Krankenhaus S. Spirito in Sassia umsorgte. Dort lernte Pius IX. die Seherin Justine persönlich kennen. Es heißt, der Papst habe sie sehr geschätzt und ihr wiederholt Zeichen seiner väterlichen Gunst erwiesen.1355 Aus den Beschreibungen geht leider nicht eindeutig hervor, ob man Pius IX. unterrichtet hatte, dass Justine die Empfängerin des »grünen Skapuliers« gewesen ist. Die Approbation des Skapuliers erfolgte einige Jahre später : Ohne sich über die Authentizität der Erscheinung zu äußern, genehmigte Pius IX. dieses Skapulier insgesamt zweimal; zunächst im Jahr 1863 und später im Jahr 1870.1356 Bei der letzten Approbation soll er darüber gesagt haben: »ð una bella e pia immagine. Dý ogni permesso a questo scapolare. Scrivete a quelle buone Suore che le autorizzo a confezionare e distribuire questo scapolare.«1357 1350 Vgl. Castagnoli, 430. In den Jahren während der Erscheinung hatte Schwester Justine, wie Catherine Labour¦, den Pater G. Aladel als geistlichen Begleiter. 1351 Vgl. Ernst, R.: Bisqueyburu, in MaLex 1, 496. 1352 Macdonald, (o. A.): Das Herz-Mariä-Skapulier – Das Grüne Skapulier, (Faltblatt – o. A.), 6. 1353 Vgl. I doni celesti alle famiglie vincenziane, bes. 9. 1354 Lo scapolare verde per i peccatori ostinati, Bologna 1969, 3. 1355 Vgl. Castagnoli, 430. In einem Faltblatt wird sie auch »die Vertraute des Hl. Vaters Pius IX.« genannt. (Vgl. Macdonald, 4.) 1356 Vgl. I doni celesti alle famiglie vincenziane, 11; Ernst, 496. 1357 I doni celesti alle famiglie vincenziane, 11.
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4.6.3. Die Erscheinung und die Botschaft von La Salette Am 19. September 1846, gute drei Monate nach der Erwählung Pius’ IX., erschien in La Salette die Gottesmutter den beiden Hirtenkindern M¦lanie Mathieu und Maximin Giraud. Maria zeigte sich ihnen weinend, mit einem Kreuz auf der Brust und den Passionswerkzeugen Hammer und Zange davor. In ihrer Botschaft prangerte Maria insbesondere die Nichtberücksichtigung des Sonntagsgebots und das Fluchen an und rief zu Gebet und Umkehr auf.1358 Neben diesem allgemeinen Aufruf vertraute Maria den beiden Seherkindern jeweils ein Geheimnis an, mit der Weisung, es zunächst niemandem weiterzusagen.1359 Die Erscheinung wurde vom Bischof von Grenoble und dem Ortsklerus von Anfang an positiv aufgenommen, und schon im Herbst des Jahres begannen die Pilgerströme. Die Aussagen der Kinder wurden geprüft, und die Mehrheit sprach sich für die Authentizität der Erscheinung aus. Doch erst im September 1851 äußerte sich Msgr. de Bruillard in einem Hirtenbrief positiv über die Erscheinung.1360 Dieses offizielle Urteil wurde nach der Niederschrift der Geheimnisse und deren Kenntnisnahme durch den Hl. Vater verfasst. Welche Position jedoch vertrat Pius IX. vor und nach der Kenntnisnahme der Geheimnisse? Pius IX. nahm von Anfang an eine kohärente Linie gegenüber La Salette ein: Er stellte sich hinter die Botschaft, insofern sie im Grunde die der Hl. Schrift aufgreift, förderte mit allen Mitteln den entstehenden Pilgerort und setzte sich auch für die Seherin ein, indem er sie von ihren Klostergelübden löste und ihr somit ermöglichte, England zu verlassen und wieder nach Frankreich zurückzukehren.1361 Jedoch lag es nicht in der Intention des Papstes, sich über die Authentizität der Erscheinungen in La Salette zu äußern, da dies Aufgabe des zuständigen Ortsbischofs war.1362 Noch weniger lag es in seiner Absicht, Stellung zu den Geheimnissen zu nehmen. 1358 Vgl. Stern, J.: La Salette. I. Geschichte, in MaLex 4, 25; Petri: Marienerscheinungen, 36.41. 1359 Text der Botschaft in Laurentin, R. – Corteville, M.: D¦couverte du secret de La Salette. Un an aprÀs la r¦v¦lation du troisiÀme secret de Fatima: au – del des pol¦miques, la v¦rit¦ sur l’apparition et ses voyants, Paris 2002, 47 – 49. Auf den folgenden Seiten sind die späteren Versionen der Geheimnisse abgedruckt. 1360 Bischof F. Bruillard veröffentlichte seine positive Beurteilung über die Erscheinungen in La Salette in einem Schreiben vom 19. 9. 1851. (Vgl. Caterini, M.: La Salette – La Madre che piange, Torino 1980, bes. 178 – 181; Höcht, J.M.: Die große Botschaft von La Salette, Stein am Rhein 1990, 113 – 121.) 1361 Vgl. Höcht: Die große Botschaft von La Salette, 123.125. 1362 In seinem Brief an den neuen Ortsbischof von Grenoble, Msgr. Ginoulhiac, geschrieben am 30. 8. 1854, erklärte Pius IX.: »Cum talia adjungeret quæ prudenti utique possent movere dubium et afferre difficultatem, morem ei atque institutum Sanctæ hujus Sedis commemoravimus quæ in ejusmodi facti nonnisi ex legitimis probationibus et rite ad se deductis, Episcopo vel Ordinario loci etiam auditis, pronuntiare consuevit.« (Stern, J.: La
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In seinen Predigten und Schreiben griff Pius IX. die Botschaft von La Salette auf (bewusst oder unbewusst?), ohne sich jedoch explizit auf den Erscheinungsort zu beziehen. So predigte er am 13. Januar 1847 anstelle des Teatinerpaters Ventura in S. Andrea della Valle gegen die Gotteslästerung, und ebenso sprach er dieses Problem in seiner Enzyklika Nostris et Nobiscum vom 8. Dezember 1849 an.1363 Darüber hinaus erhob Pius IX. die neu gegründete Assoziation für die r¦paratrice du blasphÀme et de la profanation du dimanche in seinem Breve vom 30. Juli 1847 zur Erzbruderschaft und ließ sich vier Monate später selber in diese einschreiben.1364 Um sich ein Bild von den Vorgängen in La Salette zu machen, nahm er im Jahr 1848 dankbar das Buch La v¦rit¦ sur l’¦v¦nement de la Salette von Rousselot an und versprach dem Autor, die Lektüre des Buches nicht zu vernachlässigen.1365 Pius IX. drückte in einem Brief vom 20. September 1848 dem Autor Rousselot seine Dankbarkeit aus: »Il Nous a ¦t¦ surtout singuliÀrement agr¦able d’apprendre ce que vous racontez de ce concours nombreux de pÀlerins qui accourent de toutes parts en cet endroit pour y honorer la bienheureuse Vierge Marie, et, en particulier, de savoir que ce peuple, arrive en ce lieu y implore pour Notre humble Personne la toute-puissante protection et le secours de la MÀre de Dieu. Aussi, avons-nous le plus grand d¦sir que ce peuple dont vous parlez, soit averti que Nous le couvrons de Notre b¦n¦diction apostolique.«1366
Im Jahr 1852 unternahm Papst Mastai alles, um den Kult im neu entstandenen Pilgerort zu fördern. Durch ein Reskript vom 24. und 26. August 1852 erklärte er den Altar der Wallfahrtskirche zum Altare privilegiatum und erlaubte – ausgenommen an den Hochfesten – die tägliche Feier von Motivmessen zur Ehre der Gottesmutter.1367 In dem Breve vom 26. August bewilligte Pius der Bruderschaft Notre Dame R¦conciliatrice de La Salette mehrere Ablässe und erhob die Bruderschaft letztendlich zur Erzbruderschaft (7. 9. 1852).1368 Den Missionaren von U.L.F. von La Salette erlaubte er, Kreuze, Medaillen und Rosenkränze zu segnen
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Salette 3: Documents authentiques 1er mai 1849 – 4 novembre 1854, Paris 1991, 235.) Dazu: Lais, H.: Erscheinungen, in MaLex 2, 398; Petri: Marienerscheinungen, 55; Stern, J.: La Salette 2: Documents authentiques fin mars 1847 – avril 1849, Paris 1984, 3 f. Vgl. Marcone 1, 4 f; Noscitis et Nobiscum, 206. Dazu: Caterini, 372. Vgl. Stern: La Salette 2, 127. Das Buch La v¦rit¦ sur l’¦v¦nement de la Salette von M. Rousselot erschien im Jahr 1848 in Grenoble. In der Biblioteca privata di Pio IX befanden sich auch weitere Bücher über La Salette: Nicolas AmedÀe: La Salette devant la raison et le devoir d’un catholique, Paris (o. D.) und Secrets (le) de la Salette et son importance, S.’Adresser-Girard-1871. (Vgl. Indice Biblioteca Pio IX 2, 17; ivi. 3, 50.) Vgl. Stern: La Salette 2, 303 f; Basette, L.: Le fait de La Salette 1846 – 1854. Lettre – Pr¦face de son Exc. Monseigneur Emile Guerry ArchevÞque-coadjuteur de Cambrai, Paris 1965, 169. Vgl. Corteville, F.: Le Pape Pie IX et Notre Dame de La Salette, Beaupreau 1978, 35. Vgl. ivi., 35 f; Pelczar 2, 43.
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und mit Ablässen anzureichern und genehmigte ihnen außerdem das Auflegen von Skapulieren (7. 9. 1852).1369 Den Besuchern der Basilika in La Salette und den Teilnehmern der von den Missionaren gepredigten Volksmissionen und Exerzitien erteilte er den vollkommenen Ablass (3. 9. 1852) und bewilligte mit dem Indult vom 2. Dezember 1852, dass der 19. September als Gedächtnisfeier der Erscheinungen gefeiert wird.1370 Als im Jahr 1854 ein anonymes Schreiben sich gegen die Echtheit des Pilgerortes aussprach, riet Pius dem neuen Ortsbischof Msgr. Ginoulhiac, neue Untersuchungen einzuleiten, um somit allen negativen Äußerungen das Fundament zu entziehen und gleichzeitig die Marienverehrung zu bewahren und zu fördern.1371 Nicht ganz eindeutig ist die Reaktion Pius’ IX. in Bezug auf die Geheimnisse. Im Gehorsam der Gottesmutter gegenüber hatten die Seherkinder sich zunächst geweigert, die Geheimnisse kundzugeben, willigten aber letztendlich ein, sie dem Hl. Vater anzuvertrauen, wenn er dies ausdrücklich wünschte. Es hat jedoch diesen expliziten Wunsch von Seiten des Papstes nie gegeben. Vielmehr interpretierte man das Schreiben des Sekretärs der Lateinischen Briefe, Msgr. Fioramonti, an den Nuntius Msgr. Garibaldi in diese Richtung – obwohl dieser Brief weder eine Einladung noch einen Befehl bezüglich der Kundmachung der Geheimnisse beinhaltete. In Rom ging man nämlich davon aus, dass die Kinder von sich aus die Geheimnisse kundgeben würden.1372 Auf Grund der gewollten (oder ungewollten?) Fehlinterpretation schrieben die Seherkinder ihre Geheimnisse nieder, die sogleich von den beiden Prälaten Gerin und Rousselot nach Rom gebracht und am 18. Juli 1851 in einer Privataudienz Pius IX. überreicht wurden.1373 Nach den Briefen zu urteilen, die Rousselot während seines Romaufenthalts in seine Diözese schickte, war Pius IX. von dem Inhalt der Geheimnisse berührt, glaubte an La Salette, zog es jedoch vor,1374 sich negativ zu verhalten (negative se habebit) und sich ganz auf die Klugheit des Bischofs von Grenoble zu verlassen.1375 Auch in der Positio heißt es, dass »il Servo di Dio fosse inclinato a credere alle profezie, che riguardano le vicende politiche di quei tempi. Credette alle profezie di Massimino e Melania della Salette. In base a queste
1369 Vgl. Corteville, 36. Dazu: Müller, A: La Salette. II. Ordensgeschichte, in MaLex 4, 27. 1370 Vgl. ivi., 35 f. 1371 »(…) ut filialis, quæ istic feliciter viget, erga Coeli Reginam ac mundi Dominam pietas et devotio, in Tuo isto grege fideliter custodiatur atque in dies augeatur«. (Stern: La Salette 3, 234 – 239, bes. 238.) Pius IX. übermittelte Msgr. Dep¦ry in einem Brief vom 23. 12. 1858 den Wunsch, dass sich die Marienverehrung jeden Tag und überall vermehre und stärke. (Vgl. Basette, 409.) 1372 Vgl. Stern: La Salette 3, 35 f.51. 1373 Vgl. Höcht: Die große Botschaft von La Salette, 95. Dazu: ivi., 110; Marcone 1, 135 ff. 1374 Vgl. Höcht: Die große Botschaft von La Salette, 108.142 f. 1375 Vgl. ivi., 107 – 109. Dazu: Martina 2, 710.
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profezie egli credette che gli Italiani non sarebbero entrati in Roma e che tutto si sarebbe aggiustato presto«.1376 Anderen Berichten zufolge soll Pius IX. den Geheimnissen keine sonderliche Bedeutung beigemessen haben: Die Niederschriften (»stracci di carta«) – so heißt es – soll er sogar weggeworfen und die beiden Überbringer als fanatische Priester bezeichnet haben (»deux eccl¦siastiques fanatiques pour le miracle d’une apparition dans le diocÀse de Grenoble«).1377 Warum diese Reaktion? Hat Pius IX. die Geheimnisse Mariens nicht ernst genommen? Liest man jene (erste) Version der Geheimnisse, so wie sie im Vatikanischen Geheimarchiv gefunden wurde, muss man Pius IX. Recht geben, dass »qu’il n’¦tait pas n¦cessaire d’Þtre prophÀte pour voir cela dans l’avenir«.1378 Als Pius IX. einmal in einer Audienz von den Missionaren U.L.F. von La Salette gefragt wurde, was denn der Inhalt der Geheimnisse sei, antwortete er kurz: »Sie wollen die Geheimnisse von La Salette wissen? Nun, das sind sie: ›Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle zugrunde gehen!‹«1379
1376 Zeug. v. Brandi, in Positio, 574, § 1829. Nach Pelczar sagte Pius IX. nach der Lektüre von Maximins Geheimnis: »Qui trasparisce veramente una semplicit infantile«, und zum Schreiben von M¦lanie »disse con dolore: »Ecco le sciagure che minacciano la Francia. Ma non solo la Francia À qui colpevole; anche l’Italia, anzi tutta l’Europa. Non invano la Chiesa qui in terra À detta militante. Ne avete il duce davanti ai vostri occhi«.« (Pelczar 2, 42.) 1377 Vgl. Stern: La Salette 3, 45 f. 1378 Zuvor hatte Pius IX. noch bemerkt: »Mais je n’ai pas reÅu pr¦cis¦ment des secrets; les enfants de la Salette m’ont ¦crit pour me dire qu’il fallait prier & faire prier, parce que la France ¦tait menac¦e de grands malheurs.« (Stern: La Salette 3, 45.) An dieser Stelle ist es wichtig, zwischen den verschiedenen Versionen der Geheimnisse zu unterscheiden: Die erste Niederschrift, jene die Pius IX. überreicht bekam, beinhaltet keine besonderen Informationen über zukünftige Zeitereignisse. Die späteren Versionen dagegen sind diesbezüglich wesentlich expliziter: Es werden nicht nur die Namen von Pius IX. und von Napoleon III. in der Botschaft erwähnt, sondern auch konkrete Jahreszahlen (1859 und 1864) genannt. Da diese erste Version lange Zeit unauffindbar war, kann man erst jetzt mit Sicherheit sagen, dass Pius IX. diese Details nicht kannte und somit sein Denken und Handeln nicht beeinflusst haben. Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse ist es vielleicht angebracht, Aussagen wie »Es kam die Herrschaft Napoleons III., des Mannes, vor dessen Falschheit die Gottesmutter in dem »Geheimnis«, das sie M¦lanie gab, Pius IX. eindringlich gewarnt hatte« zu revidieren. (Höcht: Die große Botschaft von La Salette, 124.) Ebenso die Feststellung »der damalige Papst Pius IX. hatte sich hinter La Salette gestellt« und war »von der Echtheit ihrer Botschaft überzeugt« müsste vielleicht umformuliert werden. (Ivi., 142 f.) 1379 Ivi., 95.
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4.6.4. Das Augen-Wunder von Rimini Während man in Rom die Rückkehr des Papstes aus seinem Exil feierte, ereignete sich in Rimini ein weiteres Wunder. Am 12. Mai 18501380 bemerkte man in der Kirche S. Chiara, wie die Pupillen des Marienbildes Mater Misericordiae sich bewegten und sich die Augen mehrfach hintereinander schlossen und wieder öffneten.1381 Dieses Phänomen wiederholte sich über mehrere Tage und Wochen hinweg. Um dem überaus großen Ansturm der Gläubigen und Neugierigen gerecht zu werden, wurde das wundertätige Bild zunächst auf den Hauptaltar der Kirche gestellt und schließlich am 18. des Monats in die größere Kirche S. Agostino übertragen. Unterdessen hatte der damalige Ortsbischof, Salvator Leziroli (1845 – 1863), schon eine genaue Untersuchung des Bildes angeordnet, um jede Art von Betrug ausschließen und somit die Echtheit bestätigen zu können. Neben diesem Phänomen geschahen unter den Pilgern zahlreiche Bekehrungen und wunderbare Heilungen.1382 Am 15. August des Jahres krönte der Bischof im Namen des Papstes in einer feierlichen Zelebration das Marienbild, nachdem der Hl. Vater diesen einen Monat zuvor, am 15. Juli, in einem apostolischen Breve dazu ermächtigt hatte.1383 Pius IX. segnete seinerseits einige Kopien des Marienbildes, die auf Wunsch vom Pro-legato nelle Legazioni, Msgr. Bedini, angefertigt worden waren.1384 Am 11. Januar 1851 schließlich erklärte der Ortsbi-
1380 Nach Besutti fand dieses Phänomen zum ersten Mal am 11. Mai statt. (Vgl. Besutti: Ricerche, Manif. Straord. 40.) 1381 Vgl. Pelczar 2, 42. Ähnliches ereignete sich im Jahr 1855, einige Monate nach der Dogmaverkündigung: In einer Kirche in Taggia (Norditalien) bewegten sich die Augen einer Marienstatue. Dieses Phänomen begann am 11. März und wiederholte sich in den darauffolgenden Tagen. Der zuständige Ortsbischof von Ventimiglia, Msgr. Lorenzo Battista Biale (1837 – 1877), erklärte am 1. 7. 1855 nach eingehenden Untersuchungen, dass man davon ausgehen könne, dass die verschiedenen, wiederholten Bewegungen der Augen besagter Statue nicht anderes als durch das Eingreifen des Allmächtigen Gottes zu erklären seien. Zuvor schon, am 31. 5. 1855, hatte Msgr. Biale durch einen Brief den Hl. Vater von den Ereignissen in Kenntnis gesetzt und um die Erlaubnis gebeten, die Statue krönen zu können. Pius IX. antwortete dem Bischof mit einem Brief vom 21. Juni, in dem er die gewünschte Krönung gewährte. Weiterhin lobte er Msgr. Biale für sein vorsichtiges Vorgehen, dankte ihm für seine rasche Entscheidung und bekundete schließlich seine Freude über die erhaltenen Prozessdokumente. (Vgl. Besutti: Ricerche, Manif. Straord. 40; Hierzenberger, 208; Moroni 93, 213.) Pelzcar berichtet noch von weiteren Madonnen, die in jenen Jahren die Augen bewegten: in Civitavecchia (1854), in der Kirche S. Maria in Monticelli in Rom (1854) sowie in Vicovaro (1862). (Vgl. Pelczar 2, 42.) In S. Maria in Monticelli handelte es sich jedoch um ein Christusbild. (Vgl. Buchowiecki 2, 806.) 1382 Vgl. Moroni 57, 250; Hierzenberger, 208; Besutti: Ricerche, Manif. Straord. 40; Scarpellini, A.: Rimini, in EC 10, 924. 1383 Vgl. Polverari 2, 132; Pelczar 2, 42. 1384 Vgl. Polverari 2, 132.
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schof, dass es sich um ein außergewöhnliches Phänomen handelt, das sich nicht auf natürliche Weise erklären lässt.1385
4.6.5. Die Erscheinung an Veronica Nucci In Ceretto, in der Provinz von Grosseto (Toskana) in der Diözese Pitigliano, soll am 19. Mai 1853 die Schmerzhafte Gottesmutter einem Hirtenmädchen namens Veronica Nucci (1841 – 1862) erschienen sein. Die Gottesmutter zeigte sich in einem blauen, blumenübersäten Gewand mit goldener Krone, weinte und forderte die Seherin auf, zur Sühne für die Sünden die Wunden des Gekreuzigten und ihre Schmerzen zu verehren. An dem Erscheinungsort selber wurde eine Quelle erschlossen, an der viele Heilungen geschahen. Die Seherin wendete sich auf Bitte der Gottesmutter an den Bischof, um von ihm befragt zu werden. Der Bischof Francesco Maria Barzellotti (1832 – 1861) suchte in einem Brief vom 20. Juli 1853 den Rat Pius’ IX., der ihm am 13. August des Jahres antwortete. Der Papst empfahl in seinem Schreiben, alle Informationen über Veronica Nucci im bischöflichen Archiv zu sammeln, und unterstützte weiterhin den Plan, ein Heiligtum an der Erscheinungsstelle zu errichten. Hier folgt ein Ausschnitt aus dem Brief Pius’ IX., den er am 13. August 1853 in S. Maria Maggiore unterzeichnet hat: »Scrivi di esserti occupato della cosa e di aver interrogata la stessa bambina. Quantunque non siano stati risparmiati severi avvertimenti ed ordini rigorosi, da vicino e da lontano vi À stato grande concorso di popolo, che ha pure elargito elemosine per innalzare a Dio una Cappella in onore della Sua Madre Addolorata. Chiedi consiglio a Noi come devi regolarti. (…) ð necessario (…) che quello che si À potuto scrivere circa alla Veronica Nucci sia custodito diligentemente in cotesto Archivio Vescovile. (…) Lodiamo il pensiero, Fratello Venerando, di edificare una Cappella dove la Vergine Addolorata si narra essere apparsa alla fanciulla Veronica Nucci. A te, a cotesto Gregge e alla Chiesa universale sia di perpetuo presidio la Santissima Vergine Maria, per la quale Iddio dona tanti favori ed aiuti.«1386
Die Grundsteinlegung des geplanten Heiligtums fand am 8. Mai 1857 statt, und am 8. September 1864 wurde die errichtete Kapelle eingeweiht. Trotz des persönlichen Interesses Pius’ IX. scheint es, dass weder er noch einer seiner Nachfolger sich offiziell zu dieser Erscheinung geäußert haben.1387
1385 Vgl. Besutti: Ricerche, Manif. Straord. 40. 1386 http://www.januacoeli.it/apparizione4.htm (18. 05. 2006). 1387 Vgl. Besutti: Ricerche, Manif. Straord. 40; Hierzenberger, 208. Veronica Nucci wurde später Ordensschwester.
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4.6.6. Zwei Marienerscheinungen nach 1854: Lourdes und Spoleto Spricht man von der Marienfrömmigkeit Mastai Ferrettis, des ImmaculataPapstes, kann man die Erscheinungen von Lourdes nicht übergehen und sollte man auch die in Spoleto erwähnen – der Stadt, in der er zuvor immerhin gute vier Jahre lang als Ortsbischof residierte. 4.6.6.1. Pius IX. und die Erscheinungen in Lourdes »Kaum hatte Pius IX. die Wahrheit von der Unbefleckten Jungfrau Maria als Glaubenssatz ausgesprochen, als sich in dem Städtchen Lourdes die Jungfrau in Wundern zu offenbaren begann.«1388 Und wirklich, wenige Jahre später, in dem Zeitraum vom 11. Februar 1858 bis zum 16. Juli 1858 erschien die hl. Jungfrau Maria der hl. Bernadette Soubirous (1844 – 1879) und gab sich ihr in der Erscheinung vom 25. März mit den Worten zu erkennen: »Ich bin die Unbefleckte Empfängnis.«1389 Allgemein deutete man diese Erscheinung als eine Bestätigung des Dogmas von Seiten des Himmels;1390 selbst Pius IX. neigte zu dieser Interpretation. So schrieb der Papst am 4. September 1869 in einem Brief an den Historiker Henrico Lasserre:1391 »L’apparizione della Immacolata Concezione nella grotta di Lourdes À un fatto di una verit luminosa.«1392 Dennoch, ähnlich wie mit La Salette, überließ Pius IX. die Beurteilung der Authentizität der Marienerscheinungen dem zuständigen Bischof,1393 gestattete aber gerne alle er1388 Pius X.: Ad diem illum (2. 2. 1904) Litt. Enc., in Graber : Die marianischen Weltrundschreiben der Päpste in den letzten hundert Jahren, 129. 1389 Vgl. Laurentin, R.: Lourdes – Frömmigkeitsgeschichte, in MaLex 4, 161 f; Petri: Marienerscheinungen, 37 f.40. Über die Bedeutung dieser Ereignisse in Lourdes: Laurentin, R.: Lourdes, in NDM 800 f. 1390 Abgesehen von der Seherin Bernadette (deren Worte gleich noch zitiert werden) verstanden auch die folgenden Pius-Päpste diese Erscheinung als »Bestätigung des Dogmas«. (Vgl. Pius X: Ad diem illum [2. 2. 1904] Litt. Enc., in Acta Pii X 1 [1904] 149; Pius XI: De tuto [2. 7. 1933] Dec., in AAS 25 [1933] 377; Pius XII: Fulgens corona [8. 9. 1953] Enc., in AAS 45 [1953] 578.) Diese Interpretation findet man weiterhin bei: Boissarie, 77; L’incontro di due Giubilei Lourdes e Pio X, in CivCatt 59 II (1908) 273.278; Fernessole, P.: Pie IX pape (1792 – 1878) 1, Paris 1960, 267; Guth, 426. Man ist sich aber allgemein einig, dass diese »Bestätigung« inhaltlich dem Mariendogma nichts hinzufügt, sondern es lediglich auf besondere Weise bekräftigt. (Vgl. Caporale, V.: Io sono l’Immacolata Concezione, in CivCatt 109 IV [1958] 466 f.) 1391 Henrico Lasserre († 1900), Rechtsanwalt und selbst durch das Lourdeswasser geheilt, veröffentlichte 1869 sein Buch Notre-Dame de Lourdes, das in 80 Sprachen übersetzt wurde und das zur Verbreitung der Pilgerreisen nach Lourdes beträchtlich beitrug. In diesem Buch bot er einen Bericht über die ersten 200 Wunder, die in Lourdes registriert wurden. (Vgl. Aubert 2, 712; Laurentin: Lourdes, 796; Jantsch: Wir fahren nach Lourdes, 96.) 1392 Polverari 2, 133. 1393 Am 18. 1. 1862 sprach sich der Ortsbischof nach vierjähriger Untersuchung für die Au-
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betenen Privilegien (benefici spirituali) für den Wallfahrtsort: Am 16. Mai 1870 bewilligte er allen Besuchern der neugebauten Wallfahrtskirche einen Ablass, am 14. Februar 1873 erhob er die Bruderschaft L’Immacul¦e Conception de la Bienheureuse Vierge Marie zur Erzbruderschaft, und ein Reskript der Paenitentiaria Apostolica bewilligte den Beichtvätern der Pilger spezielle Vollmachten.1394 Am 13. März 1874 genehmigte Pius IX. die liturgische Gedenkfeier der Erscheinung vom 11. Februar 1858.1395 In einer Biographie heißt es bezüglich dieses Zugeständnisses, dass der Papst sich jedoch unerbittlich zeigte gegen alle Fälle von Heuchelei (ipocrisia) und Fanatismus in Verbindung mit angeblichen Heilungen und Wundern.1396 Msgr. Lang¦nieux1397 berichtete in einer Predigt vom 7. April 1874, dass er vier Gunsterweise (favori) vom Hl. Vater erhalten habe: die Erhebung der Wallfahrtskirche in den Rang einer Basilica minor,1398 ein Mosaikporträt Pius’ IX. für die Kirche, Privilegien für das Kapitelskanonikat und die Titel »Missionnaire apostolique« und »Grand P¦nitencier«.1399 Ein Jahr später, am 8. Februar 1875, approbierte Pius IX. das Projekt Rosaire de NotreDame de Lourdes, das ihm von Mgrs. Lang¦nieux am ersten des gleichen Monats vorgestellt wurde.1400 Am 1. Februar des folgenden Jahres (1876) autorisierte Papst Mastai die Konsekration und Dedikation der neugebauten Kirche in Lourdes zu Ehren der Unbefleckten Jungfrau und Gottesmutter.1401 Die Zere-
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1400 1401
thentizität der Erscheinungen aus. (Vgl. Laurentin: Lourdes – Frömmigkeitsgeschichte, 162.) Vgl. Cros, L.J.: Histoire de Notre-Dame de Lourdes – D’apres les documents et les t¦moins 3: La chapelle et Bernadette – F¦vrier 1859 – Avril 1879, Paris 1926, 229.238. Vgl. Clerici, E.: Pio IX. Vita e Pontificato, Milano 1929, 177 f. Vgl. Fernessole 1, 271 f; Clerici, 177 f. Msgr. B.M. Lang¦nieux († 1904) wurde 1873 zunächst Bischof von Tarbes und 1874 von Reims; Leo XIII. kreierte ihn 1886 zum Kardinal. (Vgl. Leflon, J: Lang¦nieux, in Cath. 6, 1787 – 1789.) Pius IX. bewilligte und segnete den Bau der Basilika im Jahr 1867, als man ihm während einer Audienz das Projekt der Basilika vorlegte. Dem Überbringer soll er gesagt haben: »ðcrivez Monseigneur Laurence que je le b¦nis et que je b¦nis toutes ses œuvres.« Auf Nachfrage schrieb er auf die Zeichnungen des Projekts: »Laudate Dominum in chordis et organo, in tympano et choro. Pius Papa IX.« (Cros, 203.) »Enfin, le Saint-PÀre accordait au Sup¦rieur local des PÀres de la Grotte, le R.P. Semp¦, »dont les forcess’¦puisent humblement depuis huit ann¦es au labeur d¦vorant et sans trÞve du pÀlerinage et de la conduite des travaux«, les titres de Missionnaire apostolique et de Grand P¦nitencier, et pour les autre religieux de la mÞme Congr¦gation une plus ample juridiction au tribunal de la P¦nitence.« (Fernessole 1, 272.) Neben Msgr. Lang¦nieux setzt auch Pelczar – er erwähnt ein Dekret vom 13. 3. 1874 – die Verleihung des Titels Basilica minor auf das Jahr 1874 an, jedoch fand die Konsekration der Wallfahrtskirche erst im Jahr 1876 statt. (Vgl. Pelczar 2, 42; Siegmund, G.: Lourdes, in LThK 6 [1961] 1159 f.) Vgl. Fernessole 1, 272. Nach den Angaben von Fernessole wurde diese Autorisierung am 30. 5. 1876 gewährt. (Vgl. ivi., 272.) Die Basilika wurde 1864 – 71 erbaut und gleich am 15. 8. 1871 ihrer Verwendung übergeben. (Vgl. Jantsch, F.: Wir fahren nach Lourdes, in Zum Marianischen Jahr 1954, Graz-Wien-Köln 1952, 61.)
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monie fand vom 1. bis 3. Juli des gleichen Jahres in Anwesenheit des päpstlichen Legaten, des Kardinals Guibert von Paris, 35 weiterer Bischöfe sowie des apostolischen Nuntius statt. Letzterer krönte am 3. Juli im Namen des Hl. Vaters die Statue der hl. Jungfrau.1402 Pius IX., Gefangener im Vatikan, wollte sich so auf geistige Weise mit den Feierlichkeiten verbinden.1403 Auch ließ er es sich nicht nehmen, dem Hauptprediger, Msgr. Pie, Bischof von Poitiers, durch einen Brief Anerkennung und Glückwünsche persönlich zu übermitteln.1404 Im Jahr 1876 überreichte der Hl. Vater durch einen gewissen Professor Filippo Trolli, President einer italienischen Pilgergruppe, die goldene Palme U.L.F. von Lourdes.1405 Zuvor schon (1874) hatte Msgr. de Tarbes dem Papst eine Nachbildung der Erscheinung überreicht, und der Papst soll die Statue spontan umarmt und eine Strophe vom Stabat Mater (Sancta Mater, istud agas) angestimmt haben.1406 Nach einer anderen Aussage ließ Pius diese Mariendarstellung gleich in seiner Privatkapelle aufstellen, wobei er zum Bischof gesagt haben soll: »Quando mi sentirý come abbandonato parendomi che Dio faccia il sordo alle mie preghiere, allora alzerý gli occhi all’Immacolata: essa pregher con noi e per noi.«1407 Ebenfalls im Jahr 1876 bat die Seherin Bernadette brieflich um den Segen des Papstes. In ihrem Brief schrieb sie: »Il me semble… que du ciel la trÀs Sainte Vierge doit souvent jeter ses regards sur Vous, trÀs Saint-PÀre, puisque vous l’avez proclam¦e Immacul¦e, et que, quatre ans aprÀs, cette bonne MÀre vint sur la terre pour dire: ›Je suis l’Immacul¦e.‹ Je ne savais pas ce que cela voulait dire. Je n’avais plus entendu ce mot. Depuis, en r¦fl¦chissant, je me dis…: la 1402 Pius IX. hatte am 1. 2. 1876 durch sein apostolisches Schreiben Cum significatum Nobis die Krönung der Marienstatue in Lourdes genehmig. (Vgl. Fernessole 1, 272. Dazu: Aubert-Martina 2, 713; Laurentin: Lourdes, 796; Siegmund, 1159 f; Pelczar 2, 42 f; Jantsch: Wir fahren nach Lourdes, 61.) 1403 Am 5. 10. 1876 berichtete man Pius IX. in einer Privataudienz von dieser Krönungsfeier : »I vostri incoraggiamenti; Padre Beatissimo, hanno dato nuova vita ai pellegrinaggi. Il Vostro nome, la Madonna di Lourdes, l’Immacolata Concezione, che Voi avete glorificata À stata incoronata con una solennit senza esempio; d’allora in poi la Basilica non À pi¾ abbastanza vasta a contenere la folla che vi accorre da tutti i paesi del mondo.« Pius IX. antwortete darauf u. a.: »Il movimento dei pellegrinaggi mi d un indizio sicuro dell’unit (…) per combattere con maggior profitto l’eresia, l’incredulit, l’indifferenza e la pessima volont di unire Cristo con Belial.« (Franciscis 4, 358 f.) 1404 Vgl. Polverari 2, 133. 1405 Vgl. Zeug. v. Tolli, in Positio, 589, § 1886; Deposizione del Prof. Filippo Tolli sulle virt¾ di Pio IX, in Pio IX 24 (1995) 269.282; Piolanti: L’Immacolata, 52; Fernessole 1, 274. Später, im September 1877, schenkte Pius IX. U.L.F. von Lourdes auch eine goldene Rose. (Vgl. Cros, 247.) 1406 Vgl. Fernessole 1, 270 f. Fernessole beschreibt ebenfalls die Immaculata-Darstellung. In einer Ausgabe der Zeitschrift La voce di Pio IX ist ein Bild Pius’ IX. mit im Hintergrund einer Darstellung der Erscheinung in Lourdes (Madonna und Bernadette) abgedruckt. (Vgl. La voce di Pio IX [Riv.] 27 [1959] Titelbild. Dazu: Anhang J, 555.) 1407 Pelczar 3, 357; Cros, 237.
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Sainte Vierge est bonne, on dirait qu’elle est venue confirmer la parole de Notre SaintePÀre.«1408
Pius IX. gewährte nicht nur mit Freuden den gewünschten Segen, sondern fügte seinem Schreiben auch ein silbernes Kreuz als Geschenk bei.1409 Den Grund für das Wohlwollen, das Pius IX. gegenüber diesem Gnadenort empfand, soll er einmal so erklärt haben: »Je voyait dans l’apparition de NotreDame la Grotte l’un des plus grands motifs d’esp¦rance pour le triomphe de l’Êglise.«1410
4.6.6.2. Pius IX. und die Erscheinung in Spoleto Im Jahr 18621411 bot Spoleto in diesem Zusammenhang reichen Gesprächsstoff: Dort war die Gottesmutter dem fünfjährigen Jungen Righetto Cionchi (1857 – 1923) über den Ruinen einer alten Kirche erschienen, in der sich Reste eines Marienfreskos aus dem 15. Jh. befanden.1412 In der darauffolgenden Zeit ereigneten sich zahlreiche Wunder. Am 8. Mai 1862 approbierte und förderte der Ortsbischof, Msgr. G.B. Arnaldi (1853 – 1867), den Marienkult unter dem Titel Auxilium Christianorum und setzte sich ebenfalls für die Erbauung einer großen Kirche ein, die schließlich 1881 eingeweiht wurde. Weiterhin sandte Msgr. Arnaldi eine Kopie dieses wundertätigen Bildes an Pius IX., der darunter persönlich den Titel Ave maris stella geschrieben haben soll.1413 Der Papst war bestens über die Vorgänge unterrichtet und zögerte nicht, sein Wohlwollen auszudrücken und den Kult zu approbieren.1414 Um ihn weiter zu fördern und den Gläubigen mit gutem Vorbild voran zu gehen, spendete er eine großzügige Summe zur Erbauung des neuen Heiligtums und vermachte diesem Gotteshaus 1408 Laurentin, R.: Bernadette vous parle, Paris 1987, 204. Dazu: Ravier, A.: Sainte Bernadette ¦crit Pie IX, in Pio IX 2 (1973) bes. 335 – 338; Polverari 2, 134. 1409 Vgl. ivi., 134. 1410 Cros, 231. 1411 Das genaue Datum der ersten Erscheinung ist umstritten; einige sprechen von Februar oder März 1862 (in diesem Zeitraum fand das erste Wunder statt), nach anderen geht es auf den Herbst 1861 zurück. (Vgl. http://www.mariadinazareth.it/apparizione%20san%20 luca.htm [20. 06. 2007]; http://www.donboscotorino.it/ita/Maria/santuari/2002-2003/San tuari%20Umbria-2.html [20. 06. 2007].) 1412 Vgl. Civiero, 256; Febo, L.: Della Immagine prodigiosa di Maria Santissima Adiutrice nei dintorni Spoletini, Roma 1866, 46. 1413 Vgl. Luca di S. Giuseppe: La vera Stella d’Italia ossia l’apparizione della Madonna della Stella nella Valle dell’Umbria presso Spoleto e i suoi continui e strepitosi Miracoli, Foligno 1887, 169; Gnolfo: Il culto di Maria, 23. 1414 Vgl. Luca di S. Giuseppe, 169; Gnolfo: Il culto di Maria, 23. Der Papst kümmerte sich um die Zukunft des Righetto Cionchis: Er holte ihn nach Rom und ließ ihn im Hospiz Tata Giovanni erziehen. (Vgl. Gnolfo, Sociologia cattolica e culto, 418.) Als Erwachsener trat Cionchi bei den Somastikern ein. (Vgl. ivi.)
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zwei Messkelche.1415 Auch schrieb er folgendes Gebet und reicherte es mit Ablässen an: »Signore Dio Onnipotente, che permettete il male per ricavarne il bene, ascoltate le nostre umili preghiere, colle quali vi domandiamo di restarvi fedeli in mezzo a tanti assalti e perseverare fedeli fino alla morte. Nel resto dateci forza, colla mediazione di Maria Santissima, di poter sempre uniformarci alla vostra santissima volont.«1416
Dieses Gebet zeigt deutlich, wie der Papst in dieser schwierigen Situation primär seine Hoffnung auf die Hilfe Gottes setzte und sich dabei der Fürsprache Mariens anvertraute. Der Kult der Auxilium Christianorum blühte auch in Rom, wie z. B. in S. Maria in Via und in S. Luigi dei Francesi, auf.1417 Da Pius IX. – wie oben erwähnt – selber eine besondere Vorliebe für diesen Marientitel hatte, beobachtete er diese Ausbreitung sicherlich mit Freude. Aus allem bisher Gesagten ergeben sich nun die Antworten auf die anfangs gestellten Fragen. In diesen Seiten wurde aufgezeigt, dass Pius IX. im Allgemeinen mit einer gewissen gesunden Vorsicht den Erscheinungen gegenübertrat, aber jeweils voll und ganz die Entstehung der Heiligtümer unterstützte. Diese Haltung zeigt eine gesunde Ausgewogenheit zwischen seiner päpstlichen Pflicht zu abwartender Klugheit übernatürlichen Phänomenen gegenüber und seinem gleichzeitigen Wunsch, alles nur Mögliche zur Förderung des Glauben und speziell der Marienverehrung zu unternehmen. Er war sich bewusst, dass Marienerscheinungen stets im Dienst der göttlichen Offenbarung stehen und somit wegweisend für den Gläubigen und Suchenden sein können. Zudem enthalten die Botschaften im Normalfall immer einen Aufruf zur Umkehr, zum Gebet, zur Buße sowie zum Sakramentenempfang und verheißen häufig den Frieden.1418 Natürlich war Pius IX. sich des christozentrischen Inhalts sowie der ekklesiologischen Bedeutung eines Marienheiligtums bewusst, und aus diesem Grund neigte er dazu, entstehende Gnadenorte zu fördern: Auf diese Weise konnte er bei den Gläubigen die Begeisterung für Wallfahrten anregen, die Marienfrömmigkeit steigern, das Vertrauen auf Maria stärken und generell das christliche Leben begünstigen. Die Erscheinungen beeinflussten jedoch nur in gewissem Sinne die persönliche Marienverehrung Mastai Ferrettis, auch wenn diese an ihm, als Kind seiner 1415 Vgl. Quadrio: L’Immacolata, 11. 1416 Marcone 1, 142; Bertetto: Pio IX e la definizione, 262; Quadrio: L’Immacolata, 11. Nach einer Angabe Don Boscos gewährte Pius IX. in einem Reskript vom 15. 6. 1862 auf dieses Gebet 100 Tage Ablass. (Vgl. Bosco, 45 f.) 1417 Vgl. Luca di S. Giuseppe, 169. 1418 Vgl. Hauke, M.: Der prophetische Dienst Mariens. Inhaltliche Schwerpunkte der marianischen Botschaft seit 1830, in Ziegenhaus: Marienerscheinungen, 29.35 – 38.41; Söll: Die Marienerscheinungen im 19. und 20. Jahrhundert und ihre Bedeutung für die Marienverehrung, 27 f.
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Zeit, natürlich nicht spurlos vorbeigingen: Sein Glaube und somit seine Marienliebe waren so weit gefestigt, dass die Marienepiphanien – die immer auch ein Aufruf zur Umkehr und Vertiefung der individuellen Frömmigkeit sind – nicht viel Neues zu seiner Spiritualität hinzufügen konnten, jedoch einen bestätigenden Effekt besaßen, wie z. B. bezüglich des Mariendogmas: Mastais Glaube an die Unbefleckte Empfängnis Mariens war auf jeden Fall schon im Jahr 1825 in den fundamentalen Elementen ausgebildet; die später folgenden Erscheinungen wie die in der Rue de Bac oder auch in der Grotte von Massabielle waren eine Bestätigung und somit ein Ansporn für seine Verehrung der Gottesmutter unter dem Titel der Immaculata. Die hier im vierten Kapitel zusammengetragene, detaillierte Dokumentation sollte ein Licht auf die verschiedenen Ausdrucksformen der Marienfrömmigkeit Mastai Ferrettis werfen und den inhaltlichen Reichtum seiner Marienverehrung aufzeigen. Die vielen Beispiele haben verdeutlicht, dass für ihn persönlich die Marienverehrung wesentlicher Bestandteil seines spirituellen Lebens war und er bei Maria immer auch die nötige Kraft fand, um den Alltag anzugehen. Pelczar schreibt dazu: »Bastavano alcuni istanti di preghiera dinanzi al SS. Sacramento o l’immagine di Maria SS. Perch¦ ei [Pio IX] si sentisse pronto a quelle fatiche e combattimenti di cui fu tutta intessuta la sua vita.«1419 Es wurde gezeigt, wie Mastai privat, im engen Umkreis seiner Hausfamilie und in der Öffentlichkeit Zeugnis von seiner Marienverehrung gab, indem er mit Andacht die Marienfeste feierte, Mariens zahlreichen Heiligtümer aufsuchte, dort im Gebet verweilte und oftmals großzügige Geschenke hinterließ. Hierbei ist interessant, dass viele der von ihm verehrten Marienbilder sich in ihren zart-lieblichen Gesichtszügen ähneln. Auffallend bei seinen Besuchen ist der wiederkehrende – fast kindliche – Wunsch, das Antlitz der Gottesmutter aus direkter Nähe betrachten zu dürfen; um das zu erreichen, scheute er keine Mühe. Damit zeichnete sich seine Marienliebe durch eine gewisse Einfachheit, Emotionalität, Spontaneität und Tiefe aus. Genau diese Charaktereigenschaften beschreibt Martina als typische Züge der Person Pius IX.1420 Es wurde weiterhin dargestellt, wie sehr er bei jedem seiner Anliegen auf die Fürsprache Mariens vertraute und gleichzeitig alles unternahm, um deren Verehrung bei allen Gläubigen zu fördern. Im Seligsprechungsprozess von Imola heißt es dazu: »Nulla tralasciý per dimostrare pubblicamente questo affetto filiale, di guisa che non fuvvi Santuario a Maria dedicato che non visitasse ed arricchisse di doni magnifici. Non lasciý passare inosservata veruna delle di Lei festivit, ma con solennit le celebrava e
1419 Pelczar 3, 376. 1420 Vgl. Aubert-Martina 2, 840 – 842; Martina 3, 527.529.
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faceva celebrare tutte, e si studiý sempre di propagare in tutti i modi possibili le glorie dell’augusta Regina.«1421
Dieses Kapitel zeigt ebenso auf, dass Pius IX. in seinem ganzen Leben und speziell in allen gefährlichen Situationen den besonderen Schutz der Gottesmutter gesucht und erfahren hat; in vielen Gefahrensituationen hat sie ihm immer wieder zu spüren gegeben, dass er ein bevorzugtes Marienkind war. Trotz dieser »unbegrenzten Liebe«1422 wurde deutlich, dass seine Spiritualität durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Christozentrismus, Marien- und Heiligenverehrung sowie einen pastoralen Eifer gekennzeichnet war : Gott an die erste Stelle seines Lebens zu setzten, bedeutete für ihn gleichzeitig, jene Personen besonders zu lieben, die Gott am nächsten sind – und somit vor allem Maria. Außerdem bedeutete es, das zu wollen, was Gott sich für die Menschheit am meisten wünscht: das ewige Heil der Menschen. Diese ausgeglichene, christozentrisch-pastoral orientierte Marienverehrung offenbarte sich in verschiedener Weise: Für sein nachmittägliches Gebet vor dem Allerheiligsten suchte er besonders gern Marienkirchen und -heiligtümer auf. Bei seinem kontinuierlichen Einsatz zur Förderung der christlichen Werte und des christlichen Glaubens stellte er gerne Maria als Modell der Heiligkeit für jeden Stand den Gläubigen vor Augen. In seinen zahlreichen Gebetsaufrufen zur Gottesmutter lag ihm nicht nur die Förderung der Marienverehrung am Herzen, sondern auch der Kampf gegen die Sünde und die Bekehrung der Sünder. Selbst die von ihm so geschätzte Wundertätige Medaille ist ein Beispiel für seine christusbezogene Marienfrömmigkeit, da diese auf der Rückseite das Kreuz mit dem Herzen Jesu zeigt.1423 Dieses Kapitel hat anhand vieler Beispiele belegt, wie sich Mastai Ferretti als Bischof und besonders als Papst in Worten, durch die Verbreitung marianischer Literatur (besonders mit der Reihe Pareri), durch Erhebung von Marienfesten, durch Gewährung von Ablässen und die Errichtung oder Verschönerung marianischer Objekte unermüdlich für die Ausbreitung der Marienverehrung einsetzte. In der Positio heißt es dazu: »Speciale devozione nutriva ancora verso la Madonna, e ciý si puý dedurre dai suoi discorsi, dall’aver proclamato il Domma dell’Immacolata Concezione, dal fatto che spesso distribuiva medaglie ed immagini coll’Effigie dell’Immacolata stessa e dalle indulgenze impartite alle preghiere alla Vergine.«1424 1421 Processo di Imola, 22. 1422 »L’amore, la venerazione del Servo di Dio per la beatissima Vergine non ebbe limiti.« (Processo di Imola, 18.) 1423 Dazu: Scheffczyk: Kennzeichen und Gestaltkräfte des »Marianischen Zeitalters«, 183; Avidano 1, 219; Hauke, 32.35 auch 38.41. 1424 Zeug. v. De Angelis, in Positio, 494, §1583.
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Gleichzeitig wurde hier auch immer wieder deutlich, dass Mastai während seines ganzen pastoralen Einsatzes zur Förderung der Marienverehrung immer die nötige Vorsicht walten ließ: Es fällt z. B. auf, dass er es grundsätzlich vermied, sich über die Echtheit von Marienerscheinungen zu äußern,1425 sich jedoch jedes Mal für die Entstehung eines neuen Wallfahrtsortes einsetzte, weil dieser immer zu einem Zentrum des Gebetes, der Umkehr und der Sakramentenspendung wurde. Bezeichnend hierfür ist das Beispiel der Wundertätigen Medaille: Pius IX. kannte und schätzte diese Marienmedaille, äußerte sich aber nicht über die Authentizität der Erscheinungen. Am Schluss dieses Kapitels läßt sich zusammenfassend folgern, dass in den hier aufgeführten Elementen eine gewisse Kontinuität zu sehen ist: Die ihm von Kindheit an liebgewordenen Mariengebete begleiteten ihn durch sein Leben, für einige Marientitel hegte er fortdauernd eine besondere Vorliebe, auch die schon früh angenommene Gewohnheit, in seinem Tagesablauf stets auch den Besuch eines Marienbildes oder -heiligtums mit einzuschließen und der hl. Jungfrau seine Liebe auf sehr einfache, konkrete und – vielleicht kann man sagen – kindliche Art und Weise zu bezeugen; es wurde verdeutlicht, wie er als Kardinal und als Papst Mengen an Marienmedaillen verteilte; vor und nach seiner Erhebung auf den Stuhl Petri war er stets vorsichtig gegenüber Marienerscheinungen, ergriff jedoch jede Gelegenheit, zum Gebet zur Gottesmutter aufzurufen und jede Initiative zu ihrer Ehre – seien es Bruderschaften oder Gemeinschaften – zu fördern. Dieses Kapitel verdeutlicht, dass in seinem langen Leben und Pontifikat die Marienverehrung in ihren verschiedenen Manifestationen eine Konstante seines Lebens gewesen ist. Pius IX. hat durch seine persönliche Marienverehrung seinem Jahrhundert einen unleugbaren und andauernden Impuls gegeben und damit das spirituelle Leben der Kirche des 19. Jhs. beeinflusst.1426 Dieses Beispiel wurde von seinen Zeitgenossen sehr wohl wahrgenommen und erzeugte in den Gläubigen ein besonderes Vertrauen auf die Gebetskraft ihres Papstes. In einer Audienz am 17. Juni 1873 richtete z. B. die Federazione Piana voll Vertrauen folgendes Grusswort an den Papst: »Noi ci consacriamo a Voi, e con noi consacriamo questa cara e santa patria delle genti cristiane (…) e Voi beneditela, e Voi salvatela, che alle Vostre preghiere Maria Santissima nulla puý negare.«1427
1425 Vgl. Martina 2, 703.710; ivi. 3, 528. 1426 Vgl. ivi 2, 710. 1427 Mencacci, P.: Pio IX – Pensieri, Roma 1874, XCII.
5. Die Mariologie von G.M. Mastai Ferretti: Doktrinäre Aspekte und existentielle Dimension
Bis jetzt wurde deutlich, dass Mastai von klein auf ein großer Marienverehrer war und sein ganzes Leben versuchte, den Marienkult nicht nur selber zu praktizieren, sondern auch unter den Gläubigen zu fördern. Nun bleibt noch offen, wie Mastai die Mariengeheimnisse verstand, und welche Position Maria seiner Überzeugung nach im Leben eines jeden Einzelnen und in der Kirche einnimmt – kurz: wie sich die Mariologie Mastai Ferrettis artikuliert. Hauptquelle dieser Analyse sind die schon zitierten und veröffentlichten Marienpredigten von Mastai Ferretti, die aus den Jahren 1819(?)-1846 stammen.1428 Aus dem genannten Zeitraum existieren noch einige weitere, kleinere Marienpredigten sowie Predigten zu unterschiedlichen Themen, die ebenso wichtige Aussagen über seinen Marienglauben enthalten, doch noch unveröffentlicht im Vatikanischen Geheimarchiv liegen.1429 Als ebenso aufschlussreich erwies sich auch ein Invito Sacro vom 15. März 1844, veröffentlicht in dem schon zitierten Buch von A. Ferri.1430 Dieser »schriftliche Nachlass« erweist sich nicht nur als aufschlussreich in Bezug auf Mastais Marienverständnis, sondern gibt anhand der von ihm zitierten Kirchenschriftsteller auch noch Auskunft über die ihm bekannten Autoren und Werke. An manchen Stellen wird sogar ganz deutlich, welchen Gedankengang er – z. T. wortwörtlich – von wem übernommen hat. An gegebener Stelle werde ich im Laufe des Kapitels kurz angeben, wo sich Mastai von wem inspirieren ließ. Eine weitere interessante Quelle zur Vertiefung des Themas wären die Papstpredigten Pius’ IX. gewesen, doch leider sind
1428 Dazu: oben I. Teil, Einleitung: Quellenbesprechung und oben I. Teil, Kap. 4.4.1. 1429 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9 f; bes. b. 9, 1.80; ivi. b. 10, 10.53.56.83 f.115. Serafini sagt über die mastaianischen Predigten: »Tutti questi discorsi sono discorsi propriamente Mariani, che sono in pieno accordo coi sentimenti di lui, (…) ma non si dimentichi che spesso anche negli altri discorsi sacri, che si sono a mano a mano ricordati, bene spesso Maria Santissima vi entra. Da quando À prete egli offre in tal modo a Lei un continuo florilegio dei suoi pensieri, dei suoi sentimenti, del suo culto.« (Serafini, 240.) 1430 Vgl. Invit.Sac.
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diese – wie erwähnt – nicht auffindbar.1431 Die von Marcone, De Franciscis und dem Periodico romano L’Eco del Pontificato herausgegebenen Papstansprachen haben sich als nicht sonderlich hilfreich hinsichtlich der pianischen Mariologie erwiesen, da es sich dabei mehr um Zusammenfassungen der Papstansprachen als um authentische Mitschriften handelt, in denen zudem die marianische Dimension nur am Rande erwähnt wird.1432 Unter den Papstdokumenten stellten sich hauptsächlich jene als nützlich heraus, die sich mit der Lehre über die makellose Empfängnis Mariens beschäftigten. Diese Dokumente sind somit eine bedeutende Quelle im Hinblick auf das Mariendogma – ein Thema, das im folgenden Kapitel aufgegriffen wird.1433 In den restlichen Dokumenten nehmen die marianischen Themen so gut wie keinen Platz ein, gegebenenfalls wird im Schlussteil der Schutz und die Fürsprache Mariens angerufen.1434 Die »Mariologie« ist nicht von der Theologie zu trennen. In dem Kapitel über die allgemeine Spiritualität Mastais wurde aufgezeigt, dass die mastaianische Spiritualität klar theozentrisch ausgerichtet ist. Dieses Kapitel wird zeigen, dass Maria in den Predigten Mastais immer eine Gott untergeordnete Position einnimmt. Gleichzeitig ist ihr Sein und Wirken doch eng mit dem Heilswirken Gottes verbunden. Mastai berücksichtigte immer das Prinzip »Durch Maria zu Jesus«: »Che fa adunque la infinita misericordia di un Dio innamorato dell’uomo? Vuole che l’uomo suo abbia un intercessore in Ges¾ presso il Trono di Dio, e vuole che una interceditrice abbia in Maria presso la Umanit SS.ma di G. Cristo.«1435 In Bezug auf die Gnadenvermittlung sah Mastai in Gott den Ursprung der Gnaden: »Ogni dono dipende da Dio, e specialmente l’ottimo fra tutti i doni ch’À la sua grazia (…) ma À vero ancora che a dispensare i suoi doni si serve Iddio della sua Cara Madre Maria.«1436 Und so sind Marienverehrung und Christozentrismus bei ihm aufs engste miteinander verbunden, einerseits, weil Maria den ihr Anvertrauten eine größere Liebe zu ihrem Sohn schenkt,1437 andererseits, weil »alles, was der Mutter an Ehre und Lob erwiesen wird, letzten Endes ihrem Sohn gilt«.1438
1431 1432 1433 1434 1435 1436 1437 1438
Vgl. oben I. Teil, Einleitung: Quellenbesprechung. Vgl. Marcone 2, 152. Dazu: Franciscis, passim; La voce di Pio IX, passim. Vgl. unten II. Teil, passim. Vgl. APN bes. I/1. Ref.Pecc. 1, 91. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 65, fl. 2. Vgl. Serafini, 1675. Ineff. (dt.), 35.
Die Gottesmutterschaft Mariens und ihre Jungfräulichkeit
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5.1. Die Gottesmutterschaft Mariens und ihre Jungfräulichkeit Im Predigtamt kehrte Mastai Ferretti als Priester und Bischof immer wieder auf die Gottesmutterschaft Mariens zurück und unterstrich dabei die Einzigartigkeit dieser Erwählung: Gott bereitete in seiner unendlichen Macht, noch vor der Schöpfung der Erde und vor dem Beginn der Jahrhunderte, Maria auf ihre Aufgabe vor,1439 erwählte sie als einzige unter Tausenden zur Ehre der Gottesmutter (»À l’unica prescelta fra mille«), erfüllte sie mit den für ihren Rang angemessenen Gnaden (»pienezza di grazie proporzionata allo stato«) und wies ihr somit einen besonderen Platz und eine spezielle Würde in der Heilsgeschichte zu, der sie über alle Kreaturen dem Schöpfer aller Gnaden selber annäherte (»dignit, che avvicinandola sopra ogni altra creatura all’Autore della grazia«).1440 Jedoch schloss diese Vorausbestimmung nicht die freie Einwilligung Mariens in den Heilsplan Gottes aus, sondern war vielmehr unumgängliche Bedingung (»necessit del consenso di Maria«).1441 Diese Auserwählung hat Maria also nicht aus eigenen Kräften verdient, sondern sie trug durch ihr Handeln und Sein im Einklang mit dem göttlichen Plan entscheidend dazu bei, dass der Erzengel Gabriel sie im Moment der Verkündigung vorbereitet fand.1442 Mastai schilderte in einer Predigt die Reaktion Mariens auf den Gruß des Engels: »Quando dall’Angelo fu salutata per la Madre del suo Signore; come richiamý a memoria in quel punto gli oracoli tutti dalle Divine Scritture, e da capo a piÀ volse l’occhio ai vaticini dell’Antica Alleanza, e numerý tutti i suoi gloriosi antenati, e vide ch’Ella era la Donna presa a soggetto di benedizione, di desiderio, e di lode da Patriarchi e Profeti, dai grandi e monarchi di Giuda, e da tutto il folto stuolo dei Giusti…«1443
Demütig gab Maria die ersehnte Antwort: »Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe wie du es gesagt hast.«1444 Gott, der Maria mit aller Gnadenfülle beschenkte, sie vor der Sünde bewahrte und vom Trubel der Welt entfernte, traf Maria im Moment der Verkündigung mit allen Gnaden geschmückt an, so dass sie wirklich als einzige Kreatur würdig war, die Mutter des Erlösers zu wer1439 »Vide allora Maria tutto quel corredo di grazie con che era stata preparata da Dio per essere sua Madre, e che da lui era stata posseduta prima ancora della formazione del mondo e del principio dei secoli; vide essere Lei fra tutte le creature la immacolata, la santa, e la perfetta per eccellenza.« (Pan.Con., 344.) 1440 Vgl. Nov.Imm. 3, 288; ivi. 6, 308; ivi. 7, 315; ivi. 8, 320; Pan.Con., 344. 1441 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 56, fl. 1. 1442 »Poich¦ nel momento che fu per compirsi, Ella ci si trový preparata con dei sentimenti cos sublimi e cos santi che pot¦ essere l’unica creatura destinata ad essere la Madre del Redentore. Perciý Iddio l’aveva ricolma di grazia, l’aveva preservata dal peccato, separata dal Mondo.« (Ivi.) 1443 Nov.Imm. 5, 302. 1444 Lk 1, 38. Vgl. Nov.Imm. 8, 321.
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Die Mariologie von G.M. Mastai Ferretti
den.1445 Unter den vielen Tugenden, die Mariens Krone zierten, betonte Mastai für gewöhnlich ihre Demut. Dabei berief sich Mastai zuweilen direkt, zuweilen indirekt auf die Lehre des hl. Bernard de Clairvaux, der feierlich verkündete, dass sie »ex humilitate concepit«.1446 Mastai setzte die göttliche Tugend des Glaubens in Maria voraus und unterstrich in verschiedenen Predigten hauptsächlich ihre Demut als Grundlage für ihre Gottesmutterschaft.1447 Zeichen für die Demut Mariens sah Mastai Ferretti besonders in der Erklärung Mariens »Ich bin die Magd des Herrn«, weiterhin in der Demut ihres Herzens (»umilt del suo cuore«) und in ihrer Demut vereint mit der Fülle ihrer Verdienste (»umilt riunita alla pienezza del merito«).1448 Wenn Gott Maria vorbereitet vorgefunden hat, dann lag das daran, dass »ella fin dalla prima aurora degli anni suoi fugge dal Mondo, si separa da lui, e si nasconde nel santuario (…) e gli [Dio] fa scegliere per asilo sicuro il Tempio di Dio in cui libera da ogni altro legame altro esercizio non ha che la preghiera, la meditazione e la lezione dei libbri [sic!] Santi«.1449 Maria, von Gott dafür bestimmt, die Gebärerin des Ewigen Wortes zu werden, war jedoch leidenschaftliche Liebhaberin ihrer Jungfräulichkeit (»amante appassionata della sua verginit«).1450 Ohne sich in seinen Erklärungen jedes Mal auf den hl. Bernard zu berufen,1451 übernahm Mastai in einer Predigt über die einzigartige Reinheit Mariens (»singolare purit di Maria«) in der Novene zur Immacolata Concezione dessen Gedankengang über die Jungfräulichkeit der Gottesmutter : Maria war Jungfrau und rein, weil sie eben die Mutter Gottes wurde; und wurde zur Gottesmutterschaft erwählt, weil sie vor Gott Jungfrau und rein war.1452 Diese jungfräuliche Reinheit gehörte zu Mariens innerstem Wesen (»indole del cuore di Maria«): in einer Zeit, in der Jesus noch nicht die Jungfräulichkeit gepredigt hatte, diese vielmehr noch eine Schande war, und sich 1445 Vgl. ivi. 5, 302. 1446 Vgl. ivi., 321. Das folständige Zitat von Bernard lautet: »Et si placuit ex virginitate, tamen ex humilitate concepit. Unde constat quia etiam ut placeret virginitas, humilitas procul dubio fecit…« (Bernardus Claraevallensis: De laudibus Virginis matris 1, 6, in PL 183, 59.) 1447 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 56, fl. 1 f; Immag., 89; Assun. ’28, 182. 1448 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 56, fl. 1. 1449 Ivi., fl. 2 f. 1450 Vgl. Nov.Imm. 7, 315. Woanders schrieb Mastai dazu: »Maria sempre Vergine, Maria che per amore della castit non dubitý punto di anteporre questa virt¾ al raro onor di essere Madre di Dio.« (Immag., 89.) 1451 In dieser Predigt findet sich eine eigenständige Synthese des bernardinischen Gedankenguts aus den folgenden Predigten: De laudibus Virginis matris, bes. Sermone 2 e 3 (PL 183, 61.63.64 f.69.75) sowie Dominica infra octavam assumptionis B.V. Mariæ (PL183, 434). (Vgl. Nov.Imm. 7, 315 – 317.) Daraus kann man schließen, dass Mastai im Jahr 1825 die marianischen Schriften Bernards schon kannte. 1452 »Maria fu Vergine e pura perch¦ appunto fu Madre di Dio; e fu scelta a Madre di Dio perch¦ da Dio conosciuta Vergine e pura.« (Nov.Imm. 7, 315. Vgl. Bernardus Claraevallensis: De laudibus Virginis matris 2, 2, in PL 183, 61.)
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alle jüdischen Frauen danach sehnten, den erwarteten Messias gebären zu dürfen, weihte sich Maria (»si consacrý con voto solenne«) der Jungfräulichkeit aus purer Liebe zur Reinheit. Von jung auf legte Maria dieses feierliche Gelübde ab, beschützte ihre Jungfräulichkeit zunächst im Tempel und bekam schließlich als eifersüchtigen Wächter den hl. Josef zur Seite gestellt.1453 Zusammen mit dem hl. Bernard de Clairvaux erklärte Mastai, dass es nur angemessen war, dass Jesus, die Reinheit in Person, von einer immer rein geblieben Frau geboren werde.1454 Weiter lehrte Mastai in seinen Predigten die Jungfräulichkeit Mariens vor, während und nach ihrer Geburt: Jesus »nacque (…) senza punto incontrare la concupiscenza paterna, e senza la minima ingiuria della materna integrit«;1455 »Figlio amato che [Voi] partoriste con tanta allegrezza«1456 und lehrte auch, dass sie in ihrer Ehe ihre Jungfräulichkeit bewahrte: »conservý intatta perfino nel matrimonio«1457 und »[Giuseppe era] sposo di una Donna a Dio consacrata, per cui non avviagli potuto giammai piacere«.1458 Demzufolge verdiente Maria zurecht den Titel der immerwährenden Jungfrau. Zur Veranschaulichung dieses Geheimnisses griff Mastai die allgemein von der Tradition verwendeten alttestamentlichen Symbole auf, wie z. B. den Dornbusch von Moses, der – von Flammen umgeben – sich nicht entzündete, den vertrockneten Stab Aarons, der zu blühen anfing, sowie die Wolle Gideons, die dem nächtlichen Tau ausgesetzt trocken und unversehrt blieb.1459 Bewegt von diesem Geheimnis, rief Mastai in seinen Predigten Maria immer wieder voll Enthusiasmus mit Titeln wie Maria sempre Vergine, Bella Vergine, Vergine Santa, Madre Vergine, Regina del Cielo Maria sempre Vergine, Vergine Madre oder auch petto verginale an.1460 In den marianischen Lehramtschreiben Ubi primum und Ineffabilis Deus dominiert in der Nennung und Anrufung Mariens eindeutig der Titel Virginis.1461 Ebenso kehrte Papst Mastai besonders in dem Apostolischen Schreiben Inter omnia auf dieses Geheimnis zurück, indem er wiederholt Maria als die sanctissima Virgo bezeichnete und dabei die traditionelle Doktrin wiedergab nach der »divino fecunda Spiritu sine ulla integerrimae virginitatis jactura Unigeniti Dei Filii
1453 Vgl. Nov.Imm. 7, 316. 1454 Vgl. ivi., 317; Bernardus Claraevallensis: De laudibus Virginis matris 2, 2, in PL 183, 62. 1455 ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 32, fl. 3. Vgl. Dozza, 97. 1456 ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 14. 1457 Ott.Ass. 3, 279. 1458 ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 16, fl. 27. 1459 Vgl. Nov.Imm. 7, 317 f; Ex 3, 2; Num 17, 23; Ri 6, 37. 1460 Vgl. Ott.Ass. 3, 279; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 84, fl. 2; ivi. b. 10, 53, fl. 1 f. 1461 Vgl. Ubi primum ’49, passim; Ineff., passim.
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mater effecta, qui (…) ex ipsa intacta Virgine nasci voluit in similitudinem hominum factus«.1462 Maria wurde also Gottesmutter und blieb Jungfrau, weil sie ohne Zutun eines Mannes empfing, nur durch das Wirken des göttlichen Parakleten, d. h. auf geheimnisvolle Weise in der Kraft des Hl. Geistes empfing.1463 Darum kann Maria gleich dem Ewigen Vater über ihren Sohn sagen: »Mein Sohn bist du, in meinem Leib habe ich dich gezeugt«.1464 Mastai führte die Parallele noch weiter fort: »E siccome Iddio Padre genera il Verbo in unit di principio Maria lo ha generato senza umano commercio, sol per opera del Divin Paracleto e senza comunicare ad altri la sublime sua dignit.«1465 Und Jesus trat so (Intravit Jesus) in Maria ein, den in Wirklichkeit die ganze Welt nicht fassen kann: Maria »racchiude in s¦ tutta la divina grandezza per il privilegio della sua maternit, che le fece portar nell’utero quegli che la vastit dei cieli non puý contenere.«1466
5.2. Maria im Leben Jesu Pius IX. liebte es, die Geheimnisse des Lebens Jesu anhand des Rosenkranzes zu betrachten, und ließ es sich nicht nehmen, auch die Gläubigen dazu aufzurufen.1467 Demzufolge könnte man davon ausgehen, dass er immer wieder auf diese Mysterien zu sprechen kam und sie erklärte. In vielen seiner noch existierenden Marienpredigten geht er jedoch nur am Rande auf das Leben Mariens an der Seite Jesu ein; ihm ging es hauptsächlich darum, die Tugenden und Vorzüge Mariens anhand der alttestamentlichen Symbole und Vorausbilder zu veranschaulichen. Andererseits betonte er : »La storia infallibile degli Evangeli copre di sacro velo tutte le domestiche azioni della Madre di Dio, e dall’Infanzia del Figlio suo, di lei pi¾ non parlasi, o solo se ne parla quel poco che puý aver relazione colla vita di G.C. Maria conduce adunque una vita comune ed oscura, una vita penosa e sommessa.«1468
1462 Vgl. Inter omnia, 373 f; Ciappi, L.: La Verginit perpetua di Maria nel Magistero degli ultimi Papi: Pio IX – Paolo VI, in EphMar 21 (1971) 387. 1463 Vgl. Ott.Ass. 3, 279; Nov.Imm. 7, 317: »Cos Maria divenne miracolosamente feconda per la virt¾ dello Spirito Santo, senza che Giuseppe quel nuovo Adamo a cui fu consegnato in custodia il giardino delle divine delizie, avesse la menoma parte nel fecondarlo, ma solo limitasse le cure sue nell’esserne il fedele custode.« 1464 Ps 2, 7. 1465 Ott.Ass. 3, 279. 1466 Ivi. 4, 283. 1467 Vgl. Zeug. v. Servanzi, in Positio, 398, § 1244. 1468 Assun. ’30, 190. Vgl. ivi. ’28, 179; ivi. ’30, 190 f; Ott.Ass. 3, 279; Invit.Sac.
Maria im Leben Jesu
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Manchmal notierte er nur stichwortartig, worauf er eingehen wollte; so heißt es in der Predigt über die Madonna Addolorata nur: »La profezia di Simeone etc«.1469 Trotzdem lassen sich aufschlussreiche Anspielungen auf das Leben Mariens aus seinen Predigten herausarbeiten, die Mastai dazu dienten, die Tugenden Mariens – und vor allem ihre Demut – an diesen Beispielen festzumachen. Mastai Ferretti beschrieb in seinen Predigten, wie Maria voll Liebe ihre Verwandte Elisabeth besuchte (»Visitazione amorosa«), um sich zusammen mit ihr über die unerwartete Schwangerschaft zu freuen.1470 Elisabeth empfing Maria in ihrem Haus mit großer Ehrfurcht. Vom Hl. Geist erfüllt, erkannte sie im Moment der Begrüßung die Auserwählung Mariens zur Gottesmutterschaft und pries sie selig wegen ihres Glaubens und der erhaltenen Gnadengeschenke.1471 Maria ihrerseits hatte sich entschlossen, zu keinem über ihre Auserwählung zu reden – nicht einmal zu Josef: »Umilt senza esempio fu quel tener celato a Giuseppe suo Sposo il mistero, che racchiudeva nel suo seno; e per non svelargli la tanta gloria che a Lei perciý ne veniva, volle lasciarlo nelle sue dolorose incertezze.«1472
Nachdem Josef wahrgenommen hatte, in welchem Zustand sich Maria befand, beschloss er bekanntlich zunächst, Maria in aller Stille zu verlassen. Doch nachdem der hl. Josef, der »non fu Padre vero n¦ Sposo fecondo«, in das Geheimnis eingeweiht war, nahm er Maria unter seine schützende Fürsorge. Maria und Jesus ihrerseits liebten den hl. Josef – den keuschen Bräutigam und Nährvater – gerade wegen seiner Reinheit.1473 Maria trug das Jesuskind für neun Monate in ihrem Schoss, und als schließlich die Zeit der Niederkunft Mariens gekommen war, zog sie zusammen mit ihrem Bräutigam Josef nach Bethlehem, umso den »hochmütigen Gesetzten« des Kaisers nachzukommen, der zu einer Volkszählung aufgerufen hatte.1474 Die Szene der Geburt Jesu malte Mastai phantasievoll aus: Einmal in Bethlehem angekommen, ertrug die Gottesmutter friedlichen Herzens (»soffrir in pace«) das Abgewiesensein von allen.1475 Ebenso gab sie sich demütig mit dem Stall zufrieden, und suchte unter ihren Sachen geeignete Tücher und armselige Lumpen (»cenci«), um mit ihnen das göttliche Kind zu bedecken und hätte doch 1469 Vgl. Add., 191. In einer anderen Predigt bemerkte Mastai: »Lasciando a parte le tante riflessioni che trar si possono da questo Mistero [Maria Heimsuchung], io mi restringerý…« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 80, fl. 1.) 1470 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 80, fl. 1. 1471 Vgl. ivi. b. 9, 80, fl. 1; ivi. b. 10, 53, fl. 1. 1472 Nov.Imm. 8, 321. 1473 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 16, fl. 1; Nov.Imm. 7, 317. 1474 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 53, fl. 1; Ott.Ass. 3, 280. 1475 Vgl. Nov.Imm. 8, 321.
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gerne das Jesuskind in weiche Federn gebettet.1476 Mastai betonte in seinen Predigten, dass Maria ihr tägliches Leben stets mit unaufhörlicher Betrachtung der göttlichen Heilsgeheimnisse zu verbinden wusste: »Maria aber bewahrte alles in ihrem Herzen und dachte darüber nach.«1477 Aus diesem Grunde, so schloss Mastai, verstand sie sehr wohl, dass der Erlöser in Armut geboren werden musste, dass Bethlehem in Judäa – wie es die Propheten angekündet hatten – der Geburtsort sein sollte und dass Ochs und Esel ihrem Herrn die Ehre erweisen würden.1478 Mariens Meditation ging – nach der Aussage Mastais – noch weiter : »[Ella] contemplava che questo Dio che nasce, spogliato e nudo, nudo e spogliato deve un giorno sospendersi sovra una Croce; questo Dio cui Ella ricopre con quei suoi panni, deve un giorno esser coperto con una sindone nel sepolcro; questo Dio che giace fra due animali, deve un giorno morir conflitto fra due malfattori ›conferens in corde suo‹.«1479
In Betrachtung des Weihnachtsgeheimnisses beschrieb Mastai, wie Maria nach der Geburt Jesu ihr göttliches Kind an sich drückte, es stillte und dabei darüber nachsann, wie der Herr, der alle Kreaturen erhält, sich ganz erniedrigte und von ein paar Tropfen Milch seiner Magd abhängig sein wollte.1480 Als die Hirten zur Krippe herbeieilten, lauschte Maria ihren Worten und streckte ihnen ihren göttlichen Sohn entgegen, wie sie es später auch bei den drei Weisen aus dem Morgenland machen sollte.1481 Mastai stellte seinen Zuhörern diese zwei Szenen vor Augen, um die Gläubigen anzuregen, den eucharistischen Jesus aus den Händen Mariens zu entfangen. Als die Zeit der Opferung im Tempel herankam, wollte Maria, die reinste unter den Jungfrauen, sich trotzdem dem Gesetzt der Reinigung unterwerfen und das vorgeschriebene Dankopfer der Armen, eine einfache Turteltaube, für den glücklichen Ausgang der Geburt darbringen.1482 Mastai unterstrich in die1476 »Oh come trovate affannosa Maria per provvedere Ges¾ del bisognevole per ricoprirlo. Ella cerca fra la meschina sua suppellettile, un qualche panno, una fascia, e avrebbe pur voluto aver qualche soffice piuma per poterlo meglio adagiare.« (Ivi. 5, 301. Vgl. ivi. 8, 321.) 1477 Lk 2, 19. Vgl. Nov.Imm. 5, 301. 1478 Vgl. ivi., 302. 1479 Ivi. 1480 Vgl. ivi.; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 53, fl. 1. 1481 »Pregate Maria che vi ci guidi per mano, e ditegli che a Voi presenti Ges¾ nella S.a Particola, come lo presentý ai Pastori col nel Presepio.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 84, fl. 3. Vgl. dazu: ivi. b. 10, 53, fl. 2.) 1482 »La pi¾ pura di tutte le Vergini che vuol non pertanto soggiacere alla legge della Purificazione. La pi¾ grande di tutte le Vergini che per umilt si confonde colle donne pi¾ volgari di Giuda. La pi¾ nobile di tutte le Vergini che si assoggetta ad offerire l’olocausto dei poverelli, cioÀ una semplice tortorella, per dar grazia al Signore del parto felicemente ottenuto.« (Purificaz., 298 f.)
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sem Zusammenhang, dass Maria, trotz ihrer Gottesmutterschaft, ihrer Weisheit und Heiligkeit sich den Gesetzen ihres Geschlechts unterwarf, es annahm, als unreine Frau angesehen zu werden, und sich demzufolge im Tempel zur Reinigung präsentierte.1483 Dort sah Maria staunend, wie der Greis Simeon das Jesuskind in die Arme nahm, es betastete, liebkoste, umarmte und zärtlich küsste.1484 Gleichzeitig musste Maria sich jedoch auch die traurige Prophetie Simeons anhören. Diese Weissagung zählte nach Mastai zu den tausend Schmerzen, die das Herz Mariens wie ein Schwert durchbohrten.1485 Auf die Worte des Engels hin flohen Maria und Josef in die ungewisse Verbannung (»fuggirsene esule raminga«), in das ihnen fremde Land Ägypten, umso dem Zorn ihrer Verfolger zu entkommen. Dort lebte Maria weit entfernt von ihrer Familie und geplagt von der Sorge, ihr himmlisches Pfand (»celeste pegno«) nicht zu verlieren.1486 Nach der Rückkehr in die Heimat schließlich das stille, zurückgezogene Leben in Nazareth, das sie in großer Demut (»abbiezione«) und Einfachheit führte und sich damit zufrieden gab, als Frau und Mutter zweier armer Schreiner angesehen zu werden, Wolle zu spinnen und Haus und Werkstatt in Ordnung zu halten.1487 Der Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel verursachte in Maria und ihrem keuschen Bräutigam einen weiteren Grund zur Bitterkeit (»amarezza«). Mit entsetzlicher Ungewissheit befürchtete Maria, ihn verloren zu haben, und suchte ihn unter den Verwandten und Bekannten.1488 Mastai betonte »l’amarezza sofferta dalla Nostra Madre (…) nella perdita del Figlio diletto. Non puý spiegarsi l’amarezza del loro dolore in quel punto, perch¦ non puý conoscersi l’ampiezza del loro amore«.1489 Mastai wies bei dieser Bibelstelle darauf hin, dass Maria und Josef ihren Sohn Jesus ohne eigene Schuld im Tempel verloren hatten, im Gegensatz zu den Menschen, die Jesus oftmals aufgrund ihrer Bosheit (»malizia«) aus den Augen verlieren.1490 Anlässlich einer Trauung predigte Mastai über die Hochzeit in Kana. Mastai beschrieb, wie Maria, die immer ihre Augen auf unsere Bedürfnisse gerichtet hat 1483 Vgl. ivi., 300. 1484 Vgl. ivi. 1485 »[Maria] camminý, ma solo fra mille dolori e con una spada che il cuor in mille incontri le trafisse e quando il tristo presagio ud di Simeone e quando…« (Ott.Ass. 1, 275.) 1486 Vgl. Nov.Imm. 8, 321; Ott.Ass. 3, 280; ivi. 5, 289. 1487 »Umilt senza esempio fu sua vita menata in Nazaret, tutta nel ritiro, nella oscurit, nell’abbiezione; contentandosi di volger il fuso colle sue dita, e di assettare gli attrezzi della bottega e della casa, e di esser tenuta e trattata come la Sposa e la Madre di due poveri legnaioli.« (Nov.Imm. 8, 321 f.) 1488 »(…) dolore aspramente accresciuto quando nella spaventosa dubbiezza si stette di averlo perduto, mentre non trovava chi sapesse appagare le angosciose ricerche che ai vicini, ai parenti ne andava facendo…« (Ivi. 5, 289.) 1489 ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 72, fl. 1. 1490 Vgl. ivi.
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und immer den Wunsch hegt, uns in unseren Nöten Abhilfe zu verschaffen, der Mangel an Wein auffiel. Maria reagierte sofort, ohne dass man sie zuvor darum hätte bitten müssen. Und ohne dass ihr jemand zuvorkam, sorgte sie für Abhilfe bei ihrem Sohn, umso den Gastgebern eine peinliche Situation zu ersparen.1491 Maria beanspruchte die Allmacht ihres Sohnes nicht in ihrem eigenen Interesse, sondern nur zum Wohl der Menschen.1492 Auf diese Weise erwirkte Maria bei der Hochzeit in Kana von ihrem Jesus das erste Wunder : »Intanto che Ges¾ era assiso alla Mensa Maria SSma˜ si accorse della mancanza del vino e senza esserne pregata o prevenuta da chicchessia per far delle istanze al suo Figlio Divino, affinch¦ con un tratto troppo facile alla sua Onnipotenza voglia impedire il rossore ai Padroni di Casa in questa impreveduta mancanza, moltiplicando il poco vino rimasto, o facendone suscitare del nuovo. Questa Divina Madre ha sempre gli occhi rivolti sui nri’ bisogni; (…) ad intercession di Maria, operý il primo miracolo in queste nozze fortunate.«1493
Als guter Seelsorger unterstrich Mastai, dass Maria zur Erlangung des ersten Wunders die Diener des Hauses zum Gehorsam gegenüber ihrem Sohn aufrief: »Was er euch sagt, das tut!«1494 Wie gesagt betonte Mastai stets, dass Maria ihr Leben in Zurückgezogenheit verbrachte, allein darauf bedacht, demütig und treu den Willen Gottes zu leben. Das erklärte er auch anhand der Perikope von der Frau, die die Mutter Jesu selig pries: »La beatitudine di Maria non consisteva solo per essere stata sua Madre, ma consisteva principalmente nella sua fedele corrispondenza alle grazie concedutele dall’eterno suo Padre.«1495 Maria wirkte mit der Gnade mit, nicht nur in den besonderen Momenten ihres Lebens, sondern alle ihre Werke ihres ganzen Lebens zeichneten sich durch eine einmalige Perfektion aus.1496 Dazu gehörte auch ihr tägliches Leben in Nazaret, in dem sie emsig ihren Hausfrauenpflichten nachging, stets bemüht, ihre wahre Größe vor aller Welt zu verbergen (»Maria dissimulý«).1497 Ihr verborgenes Leben zeichnete sich durch ihr ununterbrochenes Gebet in der stillen Kammer oder im Heiligtum aus. Ihr Alltag war geprägt durch ihre einzigartige Demut, in der sie sich trotz des Engelgrußes und 1491 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 115, fl. 1 – 3. 1492 Vgl. ivi., fl. 3. 1493 Ivi., fl. 2 f. Woanders kommentierte Mastai: »Colei [Maria] che alle nozze di Cana ottenne il primo miracolo da Ges¾…« (Ott.Ass. 6, 292.) 1494 »Notate perý o dilettissimi che Maria per ottenere quel primo miracolo, si volta ai servi del Padron della casa e dice loro ›fate tutto quello che il mio Figlio vi dir‹.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 115, fl. 3. Vgl. Joh 2, 5.) In einer Ansprache vom 5. 2. 1871 betonte Pius IX., dass es der Wunsch Mariens sei, dass alle den Willen Gottes erfüllen. (Vgl. Franciscis 1, 51 f.) 1495 Nov.Imm. 4, 294. Vgl. Lk 11, 27 f. 1496 Vgl. Nov.Imm. 6, 309. 1497 Vgl. Purificaz., 300.
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des Lobs ihrer Verwandten Elisabeth nur als geringe Magd des Herrn ansah. Schließlich zeichnete sich ihr Leben durch ihren großen Gehorsam aus: Im Gehorsam befolgte sie die Vorschriften Cäsars zur Volkszählung und das Gesetz des Mose; im Gehorsam nahm sie die Wahl ihres Mannes von Seiten ihrer Verwandten an und gehorchte schließlich ihrem Bräutigam Josef selbst in den noch so kritischen Situationen ihres Leben.1498 Mastai kam in seinen Predigten immer wieder auf die vielen Schmerzen Mariens zu sprechen, wobei er gerne betonte, dass in den Jahren, in denen Maria auf der Erde weilte – obwohl ohne Sünde, ganz rein und heilig – sie immer betrübt und leidend war.1499 Die Abweisungen, die sie in Bethlehem ertragen musste, die Weissagung Simeons und das frühe Dahinscheiden Josefs verursachten in ihr tiefe Trauer und Schmerz. Gleich ihrem Sohn sah auch Maria die Erde als Verbannungsort: »Ad imitazione del suo diletto Figliuolo, la terra per Lei era stata un luogo di obbrobrio e di pene.«1500 Mastai stellte seinen Zuhörern Maria als »Tochter der Schmerzen« (»figlia di dolore«) vor: verkannt in ihren einmaligen Gaben, gleichgestellt mit den vielen anderen jüdischen Müttern.1501 So war ihr Leben von Bitterkeit, Einsamkeit und Unklarheit gezeichnet.1502 Die Größe, zu der Gott die hl. Jungfrau bestimmt hatte, verschonte sie nicht vor vielen Erniedrigungen, Bedrängnissen und Leiden. Maria, die Allerheiligste, musste leiden: »Ella fu preservata e libera dal peccato originale, ma non gi dai patimenti e dalle pene.«1503 Nicht zu sprechen von den Schmerzen, die ihr die Passion Jesu bereitete:1504 Maria hatte während des Lebens Jesu versucht, ihn vor Herodes und allen anderen Feinden zu beschützen, und musste jetzt ihren Sohn dem Zorn der Pharisäer preisgeben und mit ansehen, wie Jesu Blut Jerusalem und den Kalvarienberg benetzte.1505 Während des öffentlichen Lebens Jesu, besonders in seinen glorreichen Stunden, hatte sich Maria im Hintergrund gehalten, als jedoch die schmerzhaften Stunden der Passion Jesu herankamen, zog Maria sich nicht ängstlich in ihre Kammer zurück, sondern war vielmehr immer in der Nähe ihres leidenden Sohnes zu sehen:1506
1498 1499 1500 1501 1502 1503 1504 1505 1506
Vgl. Ott.Ass. 3, 280. Vgl. Ref.Pecc. 2, 100. Assun. ’28, 179. Vgl. ivi.; Ott.Ass. 3, 280. »La terra adunque per Maria fu una terra di amarezza, di solitudine, di oscurit.« (Assun. ’28, 179. Vgl. Ott.Ass. 1, 275.) Nov.Imm. 9, 326. Vgl. Add., 191 f; Ott.Ass. 3, 280. Vgl. ivi. 5, 289. Vgl. Nov.Imm. 8, 322.
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»E solo nei giorni della umiliazione di G. Cristo non teme di comparire, e piena del desiderio di associarsi alla vergogna del Figlio suo, abbandona la solitudine, e corre e fugge e vola al teatro dei grandi obbrobri, alla pena feral del Calvario, allo spettacolo orribile della Croce.«1507
Auch wenn Mastai in den hier kurz dargestellten Hauptaussagen seiner Marienpredigten in der Regel nur vereinzelt auf das Leben Mariens an der Seite Jesu einging, kam er doch immer wieder auf die Leiden Mariens zu sprechen – ein sicheres Zeichen für seine große Verehrung der Schmerzensmutter. Auf vielfältige Weise beschrieb Mastai die Leiden Mariens, die mit dem Herannahen der Passion immer größer wurden.1508 In der Homilie über die Addolorata sagte er : »Maria invece, vera Sposa dei cantici, stabil di seguire suo Figlio nella scia dei patimenti e perfino sulle cime del Golgota; ›vadam ad montem myrrae‹, e l trovasi presente all’agonia, alla morte e alla deposizione del sacro corpo, che volle esangue accogliere in grembo.«1509 In der Beschreibung der Schmerzen Mariens griff Mastai immer wieder die Weissagung des hl. Simeons auf und beschrieb mit viel Phantasie, wie das Schwert das Herz Mariens durchbohrte: »Questa Madre ha il cuore trapassato da una spada di fiero dolore.«1510 Mastai bezog sich auf die Meinung vieler Mystiker und zitierte ausdrücklich den hl. Bonaventura, wenn er erklärte, dass Jesus vor dem Eintreten in sein Leiden zunächst das Einverständnis Mariens einholen wollte, genauso wie damals vor der Inkarnation.1511 Maria willigte zum Heil der Menschheit und gemäß dem Willen des Ewigen Vaters in das Opfer ihres Sohnes ein und litt darüber hinaus zusammen mit ihrem Sohn zum Heil und Vorteil aller :1512 »E questa afflizione e questo dolore Maria lo soffre per nostro bene e vantaggio, perch¦ si associa alla passione del Figlio che si conduce a morte per dare la vita a noi.«1513 Die Leiden Mariens bei der Passion Jesu gehen über alle Vorstellungskräfte hinaus, da ihre Liebe zu ihrem Sohn für die Menschen, die durch ihre Begierden zu sehr an der Welt hängen, nicht zu begreifen ist. Die Trennung von ihrem göttlichen Sohn wurde ihr erschwert durch ihre enge innere Verbindung, durch 1507 1508 1509 1510
Assun. ’30, 191. Vgl. Add., 191. Ivi., 193. Ivi., 191 f. Weiter Beispiele dazu: »(…) io confesso che non saprei trovar immagini che bastino a fare altrui comprendere l’acerbit del dolore che trafigger dovette il Cuore di Maria SS.ma.« (Ivi., 192.) »Maria sent tutta la fierezza del coltello che se gl’immergeva nel cuore e non cadde.« (Ivi.) »(…) permise all’acuta spada dei suoi dolori che il cuor gli squarciasse in mille guise.« (Immag., 85.) »(…) cui la spada del dolore valse a trafiggerle l’anima«. (Assun. ’27, 174.) »(…) aver squarciato l’addolorato suo cuore da mille spade di atrocissimo affanno.« (Assun. ’29, 188.) 1511 Vgl. Add., 191. 1512 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9. 1, fl. 1; ivi. b. 10, 10, fl. 13 f. 1513 Add., 191.
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das einzigartige Verhalten Jesu seiner Mutter gegenüber ; nicht zuletzt durch die Tatsache, dass Maria, die Allerheiligste unter allen Menschen, sich von der Heiligkeit in Person trennen musste.1514 Mastai unterstrich, dass Mariens Schmerzen deshalb so unvorstellbar groß waren, weil sie wusste (conosceva, comprendeva, sapeva), wer Jesus wirklich war und warum er auf die Erde gekommen war : Sie kannte seine Würde, Weisheit, Güte, Größe und göttliche Vollkommenheit und wusste, welche Gnaden sie von ihm erhalten hatte.1515 Mastai erklärte, dass Maria Gott Vater ähnlich wurde, indem sie ihren Sohn opferte.1516 Mit einem Blick auf die Leiden Mariens rief Mastai aus ganzem Herzen: »Ah Madre, la pi¾ afflitta di tutte le Madri.«1517 Mastai beschrieb, wie Maria einerseits im Gegensatz zu manchen anderen Müttern ihren sterbenden Sohn nicht im Stich ließ, wie sie jedoch andererseits auch nicht die Möglichkeit anderer Mütter hatte, ihrem sterbenden Sohn beizustehen: Maria musste dem Tod ihres Sohnes beiwohnen, ohne dass er in ihren Armen sterben und ohne dass sie ihm Erleichterung verschaffen konnte. Nicht nur das, Maria musste außerdem in den Tod ihres Sohnes einwilligen, weil es so der Wille des Ewigen Vaters war.1518 1514 Vgl. ivi., 190 – 192; Assun. ’28, 181. 1515 »Si saranno incontrati gli sguardi, ed oh che spasimo! tanto pi¾ grande quanto maggiore era la cognizione in Maria della dignit del Figlio e dei favori da lui ricevuti. Se un paziente À tanto pi¾ compassionevole quanto À pi¾ ragguardevole per merito, qual compassione aver dovette Maria che s vivamente conosceva la sapienza, la bont, la grandezza, le perfezioni divine del Figlio suo?« (Add., 193.) Dazu: »Non dalla stessa augustissima dignit di Madre di Dio [trovava Maria ristoro fra tante pene], poich¦ questa À per Lei fra tutte la pi¾ amara sorgente di desolazione e di pianto. Comprende Maria la eccellenza tutta della Divina Maternit, ma comprende del pari, che questo Figlio Dio À Redentore. Sa che il corpo che dee formarsi nel suo seno dev’essere il bersaglio della terribil vendetta di un Dio irritato, e degli strazi della disumana fierezza di un popolo iniquo; che quel sangue purissimo che dalle sue vene Ella tramander alle vene di Lui, si dee spandere fino all’ultima stilla pel riscatto dell’uman genere.« (Assun. ’28, 179.) 1516 »Ti sei assomigliata a Dio col sacrificarlo.« (Add., 193.) 1517 ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 4, fl. 4; ivi. b. 10, 10, fl. 14. In einer anderen Predigt erinnerte sich Mastai, mit welchen Worten Bonaventura den Schmerz Mariens beschrieb: »Fili mi, tota concussa sum ad vocem istam et virtus mea dereliquit me.« (Add., 192.) Mastai bezog sich hierbei auf das Werk Bonaventuras Vita di G. Cristo. Damit meinte er wahrscheinlich das damals bekannte Buch Meditazioni di s. Bonaventura sulla vita di Ges¾ Cristo. In einer italienischen Auflage werden in den Kapiteln 25 und 26 zwar die Schmerzen Mariens beschrieben, jedoch ist das Zitat Mastais nicht zu finden. (Vgl. Cento meditazioni di s. Bonaventura sulla vita di Ges¾ Cristo: volgarizzamento antico toscano, testo di lingua cavato dai manoscritti per cura di Bartolommeo Sorio, Roma 1847, 274 – 279.) 1518 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 4, fl. 4. In einer anderen Predigt erscheint themenbezogen der folgende Gedankengang: »Fuggon le Madri di questo mondo la vista dei Figli moribondi, ma se non alcuna Madre À costretta ad assistere ad un Figlio che muore v procurandogli tutti i sollievi; va rendendogli pi¾ morbido ed agiato il suo letto, gli va somministrando medicine, e cos la povera Madre va alleviando il suo dolore. A Maria Ssma’ À imposto di assistere Ges¾ moribondo, ma non À dato il portargli alcun sollievo. Lo
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Jesus seinerseits blickte während seiner Passion auf Maria und sah ihre Schmerzen. In diesem Moment seiner Leiden zerstörte er die Sünde und erkaufte mit seinem Blut den Seinen den Reichtum der Gnade und der ewigen Herrlichkeit. Maria aber gab er den größten und besten Teil seiner Verdienste und erhob sie über alle Kreaturen.1519 Jesus überhäufte Maria mit all seinen Gnaden und wollte ihr sein Wohlgefallen und seine Dankbarkeit erweisen, indem er sich ihr mit seinen Augen und seiner Stimme zuwandte. Er sah den Schmerz seiner Mutter und ihre Tränen.1520 Wie er schon beim Tod des Lazarus angesichts der weinenden Maria Magdalena die Tränen nicht zurückhalten konnte, wird er auch beim Anblick seiner unter dem Kreuze weinenden Mutter geweint haben, wobei seine Tränen sich mit seinem Blut vermischten.1521 Während der Passion begegneten sich die Blicke der schmerzhaften Mutter mit denen des Sohnes, und es waren ihre Herzen, die sich ihre Schmerzen mitteilten, da sie nicht miteinander sprechen konnten.1522 Mit Wohlgefallen wird Jesus in dieser Stunde seines extremen Leidens die Gegenwart Mariens gesehen und ihren letzten Dienst – Ausdruck ihres großen Glaubens, ihrer Devotion, ihrer Treue und ihres Gehorsams – über alle vorherigen geschätzt haben.1523 Mastai beschrieb, wie in dieser Situation, trotz aller Mühe, Jesus seine Mutter anblickte und ihr vom Kreuz herab als größtes Geschenk den Lieblingsjünger als Sohn anvertraute und gleichzeitig dem Jünger seine Mutter.1524 Maria hatte mit ansehen müssen, wie die Menschen, statt ihren Sohn zu trösten, ihn misshandelten, verspotteten und
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vedea disteso su quell’orrido letto di dolore, appeso a quei chiodi senza poter trovargli riposo: volea abbracciarlo per dargli sollievo, almeno per farlo spirare fra le sue braccia ma non poteva. Vedeva quel povero figlio che sta per sommergere nelle tempeste dei suoi dolori, e non potea trovar mezzo per alleviarli le pene anzi non solo puý darli sollievo, ma deve acconsentire alla sua morte per esser questa volont dell’Eterno.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 14.) »(…) le diede la maggior e miglior parte dei meriti suoi, e la innalza alla pi¾ alta dignit fra tutte le creature.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 12.) Um das Geheimnis der Schmerzen und Mitleids Mariens während Jesu Kreuzigung zu beschreiben, zitierte Mastai einen Satz aus der Civitate Dei des hl. Augustinus: »Alienae miseriae quaedam in corde nostro compassio.« Und griff weiterhin – ohne einen genauen Textverweis – den folgenden Satz aus den Offenbarungen an die hl. Birgitta von Schweden auf: »Ille doloris gladius tanto se propius approximabat, quanto Filius Passionis tempori magis appropinquabat.« (Vgl. Add., 190 f; Augustinus: De Civitate Dei 9, Nr. V, in PL 41, 260. Dazu: Gramsamer, M.M. – Lundén, T. – Wentzel, G.: Birgitta v. Schweden, in MaLex 1, 489 – 493.) Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 12; ivi., 81, fl. 7. »S’incontrano gli sguardi della Dolente Madre col Figlio. I cuori si parlano giacchÀ non puý la voce e si comunicano i loro dolori.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 88, fl. 7.) »Ebbe altres a gran favore vedere sua Madre in quell’ora e in quel luogo, e apprezzý a ragione questo servizio sopra tutti i precedenti, il quale nasceva da tanta fede e devozione da tanta lealt e ubbidienza, e da un amore e da una carit tanto accesa che non eran bastanti le molte acque ad estinguerla.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 12.) Vgl. ivi., fl. 12.
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verfluchten. Jetzt – als Höhepunkt ihrer Leiden – spürte sie, dass sie ihn nicht mehr als ihren Sohn behalten durfte, und an seiner statt den Apostel Johannes als neuen Sohn annehmen musste und mit Johannes die Menschheit:1525 »Per la Raccomandazione che vi fece il figliol vostro nell’ore estreme quando disse: Donna ecco il vostro Figlio: perch¦ noi siamo veramente fortunati di riguardarvi qual Madre per concessione di chi era vostro Figlio unico e naturale; e tra le ricchezze che ci guadagný sulla croce, non À questa no la minore, che facendoci suoi fratelli e suoi Membri, ci fece figlioli di Voi e dell’Eterno suo Padre.«1526
Nach dem Tod ihres vielgeliebten Sohnes wurde sie nicht mehr daran gehindert, sich um ihren Sohn zu sorgen, und liebevoll nahm sie ihn in ihren Schoß.1527 In seinen Predigten stellte Mastai seinen Zuhörern auch häufig die Leiden Mariens vor Augen, die sie ertragen musste, wenn sie nach dem Dahinscheiden ihres geliebten Sohnes an jeder Ecke in Jerusalem an die Passion ihres Sohnes erinnert wurde:1528 »nel dover forse percorrere le strade di Gerusalemme…«,1529 »Ah riveder quell’atrio ove il Figlio fu flagellato, quel monte ove fu crocefisso, quelle vie tinte ancora del caro sangue, quelle piazze ove il rimbombo ascolta tuttora dell’orribile Crucifige, che smanie avran fatte soffrire all’addolorato suo cuore.«1530 Zu diesen schmerzlichen Erinnerungen gesellte sich schließlich auch die Pein, von ihrem auferstandenen Sohn getrennt leben zu müssen, und diese Qual dauerte nicht wie im Fall des Jona drei Tage, sondern für Maria waren es Jahre der Verbannung, die sie nach dem Erlösertod Jesu in Trostlosigkeit und Kümmernissen auf Erden und ohne ihren Sohn leben musste.1531 Bei der Beschreibung des Lebens Mariens verwendete Mastai u. a. auch Formulierungen, die wir heute als übertrieben einstufen würden. So z. B., als er seinen Zuhörern erklärte, dass all diese Bitterkeit der Schmerzensmutter sich in »ihrem fast göttlichen Herzen« widerspiegelte und es durchbohrte.1532
1525 »(…) e per colmo dei suoi mali sente ora che pi¾ non deve tenerlo per Figlio ed in sua vece deve aver il suo apostolo.« (Ivi., fl. 14.) 1526 Vgl. ivi., fl. 14. 1527 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 88, fl. 7. 1528 Vgl. Assun. ’27, 174; ivi. ’28, 179 f; Ott.Ass. 1, 275. 1529 Assun. ’27, 174. 1530 Ivi. ’28, 180. 1531 Vgl. ivi. 1532 »Maria sent tutta la fierezza del coltello che se gl’immergeva nel cuore e non cadde (…). Sent perý in quel momento tutto l’affetto di Madre e quell’affetto di cui era compreso il quasi divino suo Cuore.« (Add., 192. Vgl. ivi.; Assun. ’29, 186; Ott.Ass. 5, 290; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 5.)
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Die Mariologie von G.M. Mastai Ferretti
5.3. Die Privilegien Mariens: die Unbefleckte Empfängnis Mariens und ihre Aufnahme in den Himmel In den hier analysierten Marienpredigten überwiegen die Themen über die Unbefleckte Empfängnis Mariens und ihre Aufnahme in den Himmel – zwei Themen, die in der Zeit, in der die Predigten gehalten wurden, noch nicht zum offiziellen Lehramt, jedoch zu der Jahrhunderte alten Glaubenstradition gehörten. Interessant ist dabei, dass in den Marienpredigten Mastais, spätestens ab dem Jahr 1825, klar der Zusammenhang zwischen diesen beiden Privilegien herausgestellt wird:1533 Für den zukünftigen Immaculata-Papst ist klar, dass Maria, die Königin des Himmels, nicht zuvor »Untertanin der Hölle« (»suddita dell’inferno«) gewesen sein konnte.1534
5.3.1. Die Unbefleckte Empfängnis Mariens Zu den Hauptquellen für Mastai Ferrettis Immaculata-Doktrin gehören eine Novene zur Unbefleckten Empfängnis von 1825, ein Panegyrikus aus dem darauffolgenden Jahr sowie viele andere Predigten, in denen Mastai auf dieses Thema zurückkommt. Prinzipiell kann man sagen, dass die zentrale Aussage aller dieser Homilien immer die makellose Empfängnis der hl. Jungfrau betraf, wobei er sich stets auf den ersten Moment (primo istante) ihrer Existenz bezog. Dabei stellte Mastai die Gottesmutter als die Einzige unter dem Menschengeschlecht dar, die vom Makel der Erbsünde und deren Folgen vorherbewahrt blieb, und pries die einzigartigen Gnaden und Privilegien, die sie infolgedessen besaß.1535 In der Darstellung dieses Themas inspirierte sich der junge Kanonikus Mastai Ferretti nicht nur an dem Standardwerk »Betrachtungen« (Meditazioni) von Luis De La Puente,1536 sondern übernahm mehrere Abschnitte daraus Wort für Wort in seine Novene zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis (1825).1537 1533 1534 1535 1536
Vgl. Serafini, 239. Vgl. Nov.Imm. 3, 289. Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 26, fl. 6; Pan.Con., 340 f. L. De La Puente († 1624), spanischer Jesuit, beeinflusste durch sein Werk »Betrachtungen« Generationen von Heiligen. Bei dieser Schrift handelt es sich um eine Art theologisches Kompendium, das weiterhin Vorbild vieler Betrachtungsbücher wurde. In ca. 100 Punkten behandelte Puente alle marianischen Aspekte: Angefangen von Mariens unbefleckte Empfängnis, über ihre Gottesmutterschaft bis hin zu ihrer Erhebung zur Königin der Engel und ihrer mächtigen Fürbittkraft sind alle Themen vorhanden. (Vgl. Haacke, R. – Baier, W.: Puente, in MaLex 5 [1993] 377 f; Nicolau, M.: La Puente, in D.S. 9, 265 – 276; Ruiz Jurado, M.: La Puente, Luis de, in Diccionario Histûrico de la CompaÇa de Jesffls 3, 2244 f.) 1537 Vgl. Nov.Imm. 1, 278 f; ivi. 2, 280 – 282; Bogliolo, L.: Introduzione, in Pan.Con., 336 f;
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Neben diesem Vertreter des Immaculata-Privilegs kannte Mastai wohl auch die Lehre von Bernardino de Busto, der außer seinem Hauptwerk Mariale (eine Sammlung von 63 Predigten) auch ein Immaculata-Festoffizium geschrieben hat, das von Sixtus IV. 1480 approbiert wurde.1538 An dieser Stelle soll kurz beleuchtet werden, mit welchen Worten der zukünftige Immaculata-Papst in seinen Predigten dieses Geheimnis seinen Gläubigen beschrieb. Ausgangspunkt der Immaculata-Doktrin ist die Stellung, die Maria im ewigen Heilsplan einnimmt: Gott hatte die hl. Jungfrau seit aller Ewigkeit ausersehen, die Mutter des Ewigen Wortes zu werden und wollte aus diesem Grund aus ihr einen würdigen Tabernakel formen:1539 Maria sollte eines Tages das angemessene Gemach des Friedenskönigs werden (»un giorno sar stanza del Re della pace«),1540 in dem Gottes Sohn sich hypostatisch mit der menschlichen Natur verbinden sollte.1541 Aus diesem Grund wollte Gott sich zwischen all den Kindern Adams, die mit dem Makel der Erbsünde verdunkelt waren, eine aussuchen, die ganz strahlend und unberührt von jedem Schatten der Erbsünde ist.1542 Gott »konnte, musste und wollte« Maria dieses einmalige Privileg zu seiner größeren Ehre gewähren: »Iddio poteva arricchirla di questo dono, poich¦ nulla À difficile alla sua onnipotenza. Iddio doveva arricchirla di questo dono per sua maggior gloria. Iddio volle arricchirla di questo dono perch¦ l’aveva scelta ad essere sua madre.«1543
Wenn schon Salomon seine ganze Kraft eingesetzt hatte, »Perch¦ magnifico riescisse il tempio, e il pi¾ che si potesse privo di qualsiasi difetto e macchia, onde fosse degno ricetto della Maest Divina col discesa in figura, non dovea fare altrettanto il Signore per fabbricare la casa per se medesimo ove voleva discendervi
1538
1539 1540 1541 1542
1543
Puente, L. Da: Meditazioni del venerabile p. Ludovico da Ponte della Compagnia di Ges¾, gi tradotte dall’idioma castigliano dal p. Giacomo Bonaretti 3, Napoli 1851, 45.50.52.54; Pan.Con., 334.336. Mastai hatte anscheinend eine lateinische sowie eine italienische Version von Puentes »Betrachtungen«, da er ihn in beiden Sprachen zitierte. Vgl. Forster, W.: Bernhardin v. Busti, in LThK 2 (1994) 278; Wagemans, F.: Bernardin De Bustis, in D.S. 1, 1515; Bogliolo, L.: Introduzione, in Pan.Con., 334 f. Bogliolo behauptet in seiner Studie, Mastai habe sich im dogmatischen Teil des Panegyrikus’ über die Unbefleckte Empfängnis von 1826 an Busto orientiert. Jedoch zitierte Mastai diesen kein einziges Mal im Predigttext; einzig in dem noch vorhandenen Predigtkonzept taucht ein Gedanke Bustos auf, der sich allerdings nicht auf das Immaculata-Privileg bezieht. (Vgl. Bogliolo: Introduzione, 337.) Mehr zu de Busto: unten II. Teil, Kap. 1.3. und 1.4. Vgl. Invit.Sac. Nov.Imm. 2, 281; Pan.Con., 342. Vgl. Nov.Imm. 3, 287. »Non altrimenti cred’io fra tutti i figli di Adamo che furon siccome torbide nubi, dalla caligine offuscati dell’originale peccato, una ne volle scegliere Iddio tutta lucida e risplendente senza che il torbido la ingombrasse di quella colpa; e operý appunto cotal prodigio perch¦ fra quella nube avea stabilito che la sua Divina stessa natura alla umana ipostaticamente congiunta avesse da farvi dimora.« (Ivi.) Ivi.
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in realt. Era perciý conveniente che codesta Casa perch¦ del tutto apparisse scevra da ogni difetto, fosse santificata nel primo istante di sua costruzione, e vogliamo dire che Maria libera doveva essere dalla general maledizione pronunciata a danno di tutta la discendenza di Adamo.«1544
Mastai unterstrich immer wieder, dass diese Befreiung von der Sünde sich im ersten Moment vollzogen hat, und stellte sich somit ganz hinter die franziskanische Linie: »partecipý neppure per un istante di quella colpa della quale tutti nasciamo bruttati.«1545 Damit ist sie die einzige unter den Adamskindern, die von der allgemeinen Korruption bewahrt (preservata) geblieben ist.1546 Bei seinen Beschreibungen liebte es Mastai, den Gläubigen mit Bildern aus der Hl. Schrift die Lehre zu verdeutlichen.1547 In diesem Fall verglich er Maria mit dem Wurzelstock aus dem Buch Daniel, der als einziger bei der Zerstörung des herrlich gewachsenen Baumes – Bild für die Menschheit im Stand der ursprünglichen Heiligkeit – verschont geblieben ist.1548 Dieser Vergleich mit dem 1544 Ivi., 289. Siehe dazu: Franciscis 4, 394 f: »[Dio] aveva bisogno di una mistica dimora che fosse tutta sua. Nessun principe permetterebbe una casa fondata per propria abitazione fosse prima posseduta da vile persona, che tutta la profanasse con macchie d’ignominia e di vitupero. Cos Iddio non poteva permettere che la Vergine destinata ad albergarlo nel vestirlo di carne umana cadesse prima in posesso del demonio e restasse macchiata di peccato neppur per un istante solo.« 1545 Invit.Sac. In seinen Predigten taucht immer wieder die Formulierung »(preservata o santificata) nel primo istante della sua concezione« auf. (Vgl. Nov.Imm. 1, 275.276; ivi. 2, 280 – 282.286; ivi. 3, 289; ivi. 4, 294; ivi. 5, 303; Pan.Con., 341 f.344; Ott.Ass. 3, 279.) Gelegenlicht fand Mastai neue und einzigartige Bezeichnungen wie »purissima origine« (Guadalupe, 100), »nel beato momento di sua concezione, e pi¾ bianca la rese assai della neve, e pi¾ candida formolla del latte« (Immag., 84), »Prevenuta colle benedizioni della dolcezza, posseduta fin dal primo momento da Dio« (Assun. ’28, 181), »onorata da Dio colla esenzione dalla colpa di origine« (Nov.Imm. 2, 280), »nel primo istante che avvivý nel materno utero (…) nell’utero medesimo essendo ancora (…) vincitrice gloriosa del Gigante Infernale« (ivi., 281), »santificata nel primo istante di sua costruzione« (ivi. 3, 289). 1546 »(…) Maria che unica tra i figli di Adamo fu preservata dalla general corruzione.« (Nov.Imm. 1, 273.) Dazu: Bertetto: La devozione all’Immacolata, 10. Den Gedanken weiterführend, baute Mastai eine Antithese zwischen »allen« (»tutti«), die ohne Ausnahme in die Sünde gefallen sind, und »nur Maria« (»Maria sola«), die als einzige von der Erbsünde bewahrt geblieben ist, auf. (Vgl. Nov.Imm. 1, 275 f.) 1547 Nicht selten basierte Mastai seine Auslegungen auf Aussagen verschiedener Kirchenschriftsteller ; z. B. konsultierte er die Schriften von Claudius Gordianus Fulgentius, Bischof von Ruspe († 532) und das Werk Figurae Sanctorum Bibliorum von Antonius Rampegolus. (Vgl. Bogliolo: Introduzione, 336; Nov.Imm. 3, 287; Proja, G.B.: Fulgenzio Claudio Gordiano, in BS 5, 1304 – 1316; Hainthaler, T.: Fulgentius, in LThK 4 [1995] 220 f; Eckermann, W.: Antonius Rampegolus, in LThK 1 [1993] 792.) 1548 Vgl. Nov.Imm. 1, 273; Pan.Con., 339 f; Dan 4, 8 – 12, bes. 12. Bogliolo weist in seiner Analyse darauf hin, dass dieses Bild in engem Zusammenhang mit dem Protoevangelium, der Wurzel Iesse sowie der Frau in der Apokalypse steht. (Vgl. Bogliolo, L.: Pio IX e l’Immacolata, in Pio IX 11 [1982] 322 f.) Pius IX. muss dieses Gleichnis als äußerst eloquent verstanden haben, denn auch noch später kehrte er auf dieses Bild zurück, wie z. B. in der Ansprache an römische Damen am 8. 12. 1873. (Vgl. Franciscis 3, 62 f.)
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Baum eignet sich auf besondere Weise für dieses Geheimnis, da er gleichzeitig auf den Baum des Lebens aus dem dritten Kapitel der Genesis anspielt, der mit dem Sündenfall und der Verheißung des Erlösers eng verbunden ist.1549 Von jedem Makel der Erbsünde verschont, fühlte Maria sich auch nicht zur Sünde hingezogen:1550 Nach Mastai musste Maria nie den Kampf gegen die Sünde ausfechten, noch verwirklichte sich in ihr das, was der Apostel Paulus in die Worte fasste: »Das Begehren des Fleisches richtet sich gegen den Geist.«1551 In Maria begehrte das Fleisch nicht gegen den Geist auf, noch fiel es ihrer Vernunft (legge della ragione) schwer, über die Leidenschaften der Begierden zu herrschen (passioni dell’appetito), da sich beide einträchtig miteinander »am Gesetze Gottes erfreuten«.1552 Maria wurde also von jeder Art von Sünde bewahrt, sei es die Erbsünde, die Todsünde oder die lässliche Sünde.1553 Die ohne Erbsünde empfangende Jungfrau ist vielmehr die Bezwingerin des Teufels und der Sünde Feindin.1554 Die Aussage, dass Maria ganz ohne jegliche Sünde ist, kehrte in den Predigten Mastais wie ein Refrain wieder.1555 Besonders in seiner Novene zur Immacolata Concezione wies Mastai darauf hin, dass Maria sich die Bewahrung vor der Erbsünde und ihren Folgen nicht verdient hatte, sondern dass es sich dabei um ein reines Geschenk (dono, favore) Gottes handelte.1556 Ein weiteres Geschenk waren auch die Gnaden, mit denen Gott Maria im Moment ihrer Empfängnis ausstattete: »piena di grazia fino dal primo momento di sua concezione«1557 und im Besitz der höchsten Vorzüge (prerogative):1558 Gott erschloss zugunsten Mariens seine Gnadenschätze und beschenkte sie mit seinen hervorragendsten Reichtümern.1559 Mit dem hl. Thomas lehrte Mastai, dass Maria, »scelta a ricevere dentro di s¦ 1549 Vgl. Bertetto: La devozione all’Immacolata, 10 f. 1550 »(…) Maria concepita senza macchia di originale peccato. Lei che per un tratto unico e singolare delle Divine misericordie fu esente da quella colpa non meno che dal suo fomite.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 26, fl. 6. Vgl. Nov.Imm. 7, 318.) 1551 Gal 5, 17. Vgl. Pan.Con., 342. 1552 Vgl. Röm 7, 22; Pan.Con., 342; Ott.Ass. 1, 275. Um dieses Privileg zu veranschaulichen, zitierte Mastai an einer Stelle seiner Immaculata-Predigt einen langen Abschnitt aus dem Werk De Puentes, in dem der Autor Maria in ihrer Freiheit von jeglichem Begehren (fomite) beschreibt. (Vgl. Nov.Imm. 2, 281; Puente, 52 f.) 1553 »(…) la preservý da ogni peccato non sol mortale non sol veniale, ma ancor originale.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 12.) 1554 »La Madre di Dio, la domatrice del demonio, la nemica del peccato.« (Assun. ’29, 184.) 1555 Vgl. Nov.Imm. 2, 282.285; ivi. 3, 287; ivi. 6. 312; ivi. 7, 315.317 f; ivi. 8, 319; ivi. 9, 326; Pan.Con., 340 f; Assun. ’27, 175; ivi. ’28, 180 f; ivi. ’29, 184; Ott.Ass. 1, 275; ivi. 3, 278; ivi. 5, 290; ivi. 6, 294; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 56, fl. 1 f. 1556 Vgl. Nov.Imm. 3, 290; ivi. 4, 294 f.297; ivi. 5, 303; ivi. 9, 327. 1557 Vgl. ivi., 319. 1558 »(…) dotato sia delle pi¾ alte prerogative«, (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 56, fl. 2). 1559 »(…) dischiudendo a suo favore i tesori delle sue grazie, fe discendere nell’Anima di Maria le pi¾ squisite ricchezze.« (Invit.Sac.)
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quegli ch’À Autor della grazia, e della di cui pienezza tutti ricevono quanto abbian di grazia, ne doveva tal copia ricevere da renderla sovra ogni altra creatura vicina all’Autor della grazia.«1560 In mehreren Predigten gipfelte Mastais Rede über das Gnadenwunder Gottes (miracolo della grazia) mit der Aussage:1561 »Maria cominciý sua carriera l dove gli Angeli terminaron la loro; e stando ancor pellegrina su questa terra, pi¾ di loro aveva gradi di perfezione, che abitatori eran pure del Paradiso.«1562 Diese Formulierung übernahm Mastai aus den Betrachtungen De La Puentes, wo es nach der italienischen Version heißt: »Di maniera che la Vergine cominciý la sua carriera di dove gli angeli finiron la loro, e stando in terra, aveva pi¾ gradi di santit di loro che vivevano in cielo…«1563 An einer anderen Stelle behauptete Mastai über die Gnaden Mariens, dass in ihr all die Vielzahl der Gnadengeschenke gesammelt sind, die für den Rest der Kirche vorhergesehen waren.1564 Aus diesen Aussagen geht klar hervor, dass Mastai das Immaculata-Geheimnis nicht nur in seinem negativen Aspekt der Vorherbewahrung verstand, sondern auch in seinem positiven des Besitzes der Gnadenfülle.1565 Mastai sah den Ursprung der Bewahrung Mariens vor der Erbsünde und ihrer einzigartigen Gnadenfülle klar im Erlöserleiden Jesu. Ohne den Begriff Vorwegnahme (anticipazione) zu benutzen, schilderte Mastai, wie Maria – noch bevor das Blut Jesu sich in ihrem Körper (viscere) bildete und noch bevor dieses Blut vergossen wurde – schon die kostbare Frucht des Erlöserleidens Jesu im ersten Augenblick ihrer Empfängnis erhielt: eine spezielle Erlösung, die Gott einzig und allein Maria gewährte.1566 Demnach wurde Maria »liberata in modo pi¾ eccellente e sublime e pi¾ conforme alla Onnipotenza e Bont del Creatore, preservandola dal cadervi«.1567 Folglich gehörte Maria nicht nur nie dem Teufel 1560 1561 1562 1563 1564
Pan.Con., 343. Vgl. S. Th. III, q. 27, a. 5, 6. Dazu: Bogliolo: Pio IX e l’Immacolata, 325. Vgl. Ott.Ass. 4, 286. Pan.Con., 343. Vgl. Nov.Imm. 2, 281 f; ivi. 6, 309; ivi. 8, 320. Puente, 55. »(…) in Lei raccolse con grande accrescimento la moltitudine delle grazie dei doni che per il restante della Chiesa erano ripartiti.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 12.) 1565 Vgl. Bogliolo: Pio IX e l’Immacolata, 325. Im Bezug auf die heiligmachende Gnade bezog sich Mastai wiederholt auf das dogmatische Handbuch Theologia dogmatico-polemica qua adversus veteres novasque hæreses ex Scripturis, Patribus atque ecclesiastica historia catholica veritas defenditur, Ratisbonne, 8 Bde 1770 – 1771 von Carlo Sardagna († 1775). (Vgl. Nov.Imm. 1, 277; ivi. 3, 290. Dazu: Rayez, A.: Sardagna Charles, in DThC 14, 1109.) 1566 »(…) quel sangue adorabile che cancellar deve le loro macchie, che Maria, prima ancora che questo sangue si formi nelle sue viscere, prima ancora che questo sangue si sparga, gi ne raccoglie il preziosissimo frutto santificandola nel primo istante della sua concezione, con particolar redenzione a Lei unicamente e singolarmente da Dio applicata…« (Nov.Imm. 1, 275.) An dieser Stelle setzt Mastai die Marienverehrung mit der Verehrung des Kostbaren Blutes Jesu in Verbindung. Dazu: Pedrini: Pio IX e il Sangue di Cristo, bes. 781.803. 1567 Nov.Imm. 1, 277.
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an, sondern konnte sich auch mit ihm messen, ihn bekämpfen und den kompletten Sieg davontragen. Im Gegensatz zu Jakob, der ebenfalls gegen einen Engel kämpfte und siegte, am Ende jedoch eine Wunde davontrug, betonte Mastai schließlich, blieb Maria im Kampf gegen den Teufel ganz ohne jede Verletzung.1568
5.3.2. Die Aufnahme Mariens in den Himmel Die logische Folge der Unbefleckten Empfängnis und des sündenlosen Lebens Mariens ist ihre leibliche Aufnahme in den Himmel. In vielen Predigten faltete Mastai dieses Thema aus, das schon immer zum Glaubensgut gehörte, bei den Orthodoxen mit dem Fest der »Entschlafung Mariens« Einzug in die Liturgie gefunden hatte und seit Mitte des 7. Jhs. am 15. August auch in Rom gefeiert wurde.1569 Die Predigten von Mastai zeigen, dass er alle wesentlichen Elemente dieses Privilegs kannte, obwohl es erst im 20. Jh. feierlich als Dogma definiert wurde. Aufgrund der Zitate in Mastais Himmelfahrtspredigten können wir sagen, dass er sich besonders an den Gedanken des hl. Bernard de Clairvaux inspirierte, sich aber auch auf den spanischen Augustinerpater Toms de Villanueva1570 († 1555) und insbesondere auf dessen Werk Conciones sacrae bezogen hat.1571 Von der Assumpta zu sprechen, bedeutete für Mastai, von Mariens Tod, ihrer Aufnahme in den Himmel und ihrer »königlichen Herrschaft« zu predigen. Mastai war sich bewusst, dass er nichts Genaues über den Tod Mariens, über dessen Ort und Zeit sagen konnte.1572 Deshalb sind seine Betrachtungen über das Dahinscheiden Mariens eher eine fromme Interpretation. Mastai beschrieb zunächst die Sehnsucht Mariens, das Jammertal dieser Erde zu verlassen, um sich mit ihrem vielgeliebten Sohn Jesus im Himmel vereinen zu können.1573 Da Maria unter dem Kreuz schon einmal gleichsam gestorben war, hatte der leibliche Tod für sie nichts Erschreckendes mehr.1574 Vielmehr bedeutete er für sie 1568 Vgl. ivi., 275 f; Pan.Con., 341; Gen. 32, 25 – 30. 1569 Vgl. Adam, A. – Berger, R.: Pastoral – Liturgisches Handlexikon, Freiburg 1980, 335. 1570 Villanueva hatte in 33 Marienpredigten alle wichtigen Marienfeste und -titel behandelt. (Vgl. Stöhr, J. – Zumkeller, A.: Thomas v. Villanova, in MaLex 6, 413 – 415. Dazu: Villanova, T. v.: Conciones sacrae 6, Alcal 1572.) 1571 Der hl. Bernard wird zitiert in: Ott.Ass. 4, 283.285; ivi. 6, 294; Assun. ’27, 176; ivi. 4, 189. Auf Toms de Villanueva kommt er in den folgenden Stellen zurück: Ott.Ass. 1, 276; ivi. 4, 282 f. 1572 Vgl. Assun. ’30, 191. 1573 Vgl. ivi. ’27, 174; ivi. ’29, 184. 1574 »(…) la morte (…) non fu preceduta d’alcun timore n¦ accompagnata da disamori.« (Ivi. ’28, 180.)
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eine Wonne (delizia), da sie, frei von der Erbsünde sowie jeder persönlichen Schuld und deren Folgen, in ihrem Leben Gott nie auch nur im Geringsten beleidigt hatte.1575 Aus diesem Grund war ihr Sterben nicht mit dem der Adamskinder zu vergleichen. Der Tod der Gottesmutter stand nicht in Verbindung mit der Sünde, noch weniger war er eine Strafe für etwa begangene Sünden.1576 Mastai veranschaulichte, dass Maria nicht wie alle anderen Kinder Adams eines natürlichen Todes starb, wie es z. B. das fortgeschrittene Alter oder eine Krankheit gewesen wäre.1577 Die einzige Krankheit – wenn man das so nennen will – an der Maria starb, war ihre übergroße Liebe zu ihrem Gott,1578 den sie immer und nur ihn geliebt hatte: »Maria ha sempre amato il suo Dio; Maria ha solo amato il suo Dio.«1579 Sie ersehnte in Wirklichkeit ihren Tod, der sie mit ihrer einzigen Liebe wieder vereinen würde,1580 da nach dem Dahinscheiden Jesu für Maria die Welt nur noch ein Verbannungsort (»doloroso e forzato esilio«) war.1581 Mastai sah die Todesursache der Gottesmutter in einem außergewöhnlichen »Kraftakt« ihres Glaubens und ihrer Liebe, durch den es ihr nach langem Warten gelang, die Kette zu zerreißen, die ihre Seele mit ihrem Körper verband und somit an die Welt fesselte.1582 Und so Maria »non ebbe forza a sopravvivere ad un eccesso di amore il pi¾ intenso, che il desiderio le accese di rivedere il suo Dio«.1583 Als ihre Todesstunde kam, verspürte Maria in ihrem Herzen nicht die schreckliche Angst, die das Fleisch und die Natur verursachen: Sie »mor in un
1575 Vgl. ivi. ’27, 174 f. 1576 »Venne frattanto la morte, ma siccome questa non era in Lei n¦ figlia, n¦ punizione del peccato…«, (ivi. ’28, 180). 1577 »(…) questa Vergin celeste morir non dovesse come gli altri figli di Adamo. La sua morte esser non doveva l’effetto n¦ della et gi cadente, n¦ dello scioglimento della natura«, (ivi. ’27, 175). 1578 Vgl. ivi. ’28, 180. 1579 Ivi. ’27, 176. Um die übergroße Liebe, die das Herz Mariens verzehrte und deren Ursprung die Liebe Gottes ist, zu beschreiben, griff Mastai die Worte des hl. Hieronymus auf, unterließ dabei jedoch jede Zitatangabe: »Totam eam incanduerat divinus amor.« (Vgl. Ott.Ass.1, 276.) 1580 »(…) desiderava non pertanto con grande ardore la morte che la riunisse all’unico oggetto dell’amore suo.« (Assun. ’27, 174.) Diese Liebe Mariens und das Suchen und Finden ihres göttlichen Sohnes erklärte Mastai in einer Predigt mit den Worten des sogenannten Pseudo-Dionysios, der in seinem Hauptwerk De Divinis Nominibus aufweist, wie sich Gott all denen offenbart, die ihn mit aufrichtigen Herzen suchen. (Vgl. Ott.Ass., 276. Dazu: Sorsoli, C. – Dattrino, L.: Dionigi Areopagita (pseudo), in DES 1, 789; Pseudo-Dionysios: De Divinis Nominibus, in PG 3, 687 – 691, bes. Kap. 3, § 2.) 1581 Vgl. Ott.Ass. 1, 275; ivi. 4, 286. 1582 »Ma gli ostacoli ancor vedendo che gli frappone il suo corpo, Maria richiama tutte le forze della sua fede, la veemenza tutta dell’amor suo, e con un [sic!] sforzo straordinario si rompono infine i legami che all’anima benedetta uniscono il corpo, e vola quella libera e sciolta, vola rapidamente al suo Dio.« (Assun. ’27, 175.) 1583 Ivi., 174.
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sonno soave, in un’estasi amorosa, di una contemplazione veemente«.1584 Um dieses Geheimnis auszudrücken, übernahm Mastai Ferretti in einer seiner Predigten einen Gedanken aus dem Werk Theotimus von FranÅois de Sales, wonach Maria aufgrund einer übermenschlichen Liebe zu Gott »ganz sanft und friedlich« starb.1585 In Mariens Todesstunde eilten Gläubige und die Apostel herbei. Mit einem Bezug auf die Schriften von Johannes Damaskos und Toms de Villanueva vermutete Mastai sogar, dass die Apostel aus ihren verschiedenen Wirkungsgebieten vom Geist Gottes entrückt an das Sterbebett Mariens gebracht wurden,1586 wo sie ihr friedvolles Hinscheiden erlebten: »Nella morte di Maria non apparisce cosa che rechi nausea od orrrore; non pallor spaventevole, non letargo mortale, non convulsion dolorosa dell’agonia. Ma la pace bens vi risiede, e nel volto della gran Donna risplende, e una dolce maest, e le grazie modeste, e l’amabil pudore; i suoi occhi rivolti al Cielo, brillano pi¾ che altre volte sereni; il suo spirito inabissato in Dio, sembragli gi vederlo svelatamente, ed il suo cuore acceso di carit, assapora anticipatamente i torrenti dell’eterne delizie.«1587
Mastai vertrat mit vielen anderen die Theorie, dass es sich bei dem Tod der Gottesmutter nicht um einen einfachen Schlaf handelte, sondern – wie bei ihrem Sohn – um ein wirkliches Sterben: »Fu allora che la vivente arca di Dio mor come lui e fu dopo tre giorni che come lui si ravvivý, poich¦ colla vista del celeste corteggio disparvero anche quelle spoglie adorabili e la sola a godere anticipato il privilegio della resurrezione fu quella carne medesima onde Cristo avea presa la Sua.«1588 Nachdem Maria sich nichts dringlicher ersehnt hatte als ihre endgültige Vereinigung mit ihrem Gott, wollte ihr göttlicher Sohn ihr zur Wiedergutmachung aller Qualen und in Proportion zu ihrer großen Liebe einen Triumph bereiten, der dem seinen möglichst ähnlich sei: Maria sollte die gleichen Ehren und Privilegien erhalten wie ihr Sohn, dessen Fleisch nicht verweste, sondern der glorreich auferstand und sich zur Rechten des Vaters setzte.1589 Demzufolge sollte auch das Fleisch Mariens weder Fäulnis (putredine), noch Würmer (vermi), noch Verwesung (corruzione) erfahren.1590 Mastai verglich Maria mit dem Adler, von dem Ezechiel sprach: »Ein mäch1584 1585 1586 1587 1588 1589
Ivi. ’28, 180. Vgl. ivi., ’27, 174; Sales, F.: Theotimus, Buch 7, Kap. 14. Vgl. Ott.Ass. 1, 276. Assun. ’27, 175. Ott.Ass. 1, 276. »Il trionfo che G.C. prepara alla Madre À proporzionato all’amore che questa nutre per Lui, e vuole che sia pi¾ simile al suo. G.C. erasi rimasto incorrotto entro il sepolcro, per sortirne trionfante e glorioso, ed assidersi in Cielo alla destre del suo Genitore. E tali appunto gli onori son ed i privilegi, ch’Egli prepara alla SS.ma Sua Genitrice.« (Assun. ’27, 176. Vgl. ivi. ’28, 179.) 1590 Vgl. ivi. ’27, 176.
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tiger Adler mit gewaltigen Flügeln, mit weiten Schwingen, mit dichtem, buntem Gefieder kam zum Libanon und nahm den Wipfel der Zeder weg.«1591 »E come avrebbe potuto tanto in alto estollere il volo se ripiena non fosse stata di penne e di piume, di miriadi cioÀ di virt¾ che siccome ali la sorressero nel gran tragitto ed alto la innalzarono fino all’Empireo per collocarla nelle braccia e fra i casti amplessi del suo divino Amatore. (…) i suoi privilegi, le sue virt¾ la condussero a tanta gloria e siccome agili piume la elevarono per l’aria dando col meraviglioso e inaudito spettacolo sicura contentezza dell’essere suo.«1592
Zu den Tugenden und Privilegien zählte Mastai an erster Stelle die Sündenlosigkeit Mariens seit dem Moment der Empfängnis und während ihres ganzen Lebens, dann die Gnadenfülle, die sie seit Beginn ihrer Existenz besaß und die sich stets vermehrte, da sie der Gnade immer treu blieb und sich ihr in allem fügte. Erst als drittes Privileg führte Mastai die Gottesmutterschaft an, die Maria über alle anderen Kreaturen stellt. Darüber hinaus erwähnte er aber auch Mariens Jungfräulichkeit, ihr Gebetsleben, ihre Demut und ihren Gehorsam, ihre Fügsamkeit gegenüber der Gnade und der Vorsehung Gottes in noch so schwierigen Momenten ihres Lebens, ihre heroische Ausdauer, Vorsicht und Geduld und nicht zuletzt ihre unbeschreibliche Liebe und ihren Glauben.1593 All diese Privilegien und Tugenden trugen Maria himmelwärts und gleich dem Herrenwort »selig (…), die das Wort Gottes hören und es befolgen« sollte die ewige Seligkeit ihr Lohn für alle diese Tugenden sein.1594 Maria verließ die Welt, um sich zur Rechten ihres Sohnes zu setzen.1595 Der Eintritt Mariens in den Himmel war ein reiner Triumphzug, der jedoch keine Trümmer hinter sich zurückließ, wie es bei weltlichen Triumphzügen der Fall ist, sondern vielmehr von Frieden, Freiheit und Sanftheit begleitet war.1596 Mit dem glorreichen Tod Mariens und ihrem Eintreten in die Herrlichkeit ihres Sohnes wurden auch all die Bitterkeiten, die sie während ihres irdischen Lebens erlitt, kompensiert: »Sale Ella al Cielo, ma dopo i patimenti: sale Ella al Cielo trionfante, s ma dopo aver squarciato l’addolorato suo cuore da mille spade di atrocissimo affanno.«1597 Jesus selbst erhob Maria in den Himmel, über alle Mächte (principati) und zeichnete sie mit aller Macht und allen Ehren aus: »Egli la innalza in Cielo al di sopra di ogni principato, per vestimento le d il pi¾ luminoso splendor della luce, per nutrimento la verit, per sposo lo stesso Dio, per figli tutti gli eletti, per servi gli Spiriti beati, per regno tutto il suo impero, per corona la 1591 1592 1593 1594 1595 1596 1597
Ez 17, 3. Ott.Ass. 2, 278. Vgl. ivi. 3, 278 – 281. Lk 11, 28. Vgl. Ott.Ass. 1, 274.277; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1. Vgl. Assun. ’29, 184. Vgl. ivi. Ivi., 188.
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immortalit. A lei confida la dispensa di tutte le grazie e ove gli Angeli sono costituiti a custodire un’anima, una famiglia, una citt, una provincia od un regno, la Vergine vien costituita alla custodia di tutto il creato; ella À dichiarata la protettrice degli imperi, il rifugio dei peccatori, il sostegno della Chiesa, la Regina degli Angeli e degli uomini.«1598
Gleich dem treuen Knecht, zu dem der Herr sagt: »Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!«, wurde auch Maria in den Himmel gebeten.1599 Dabei stieg sie nicht aus eigener Kraft empor, sondern so wie »die aus der Steppe heraufsteigt, auf ihren Geliebten gestützt«.1600 Wie der König David die Bundeslade nach Jerusalem zurückführte und beim Spiel der Zithern, Harfen, Pauken, Rasseln, Zimbeln und unter Jubelrufen tanzend die Lade in das vorbereitete Zelt überführte, so begleitete Jesus Maria in den Himmel unter Freudengesängen der ganzen himmlischen Heerscharen.1601 Nicht nur die Engel erwarteten ihre Königin, sondern der ganze Himmel bereitete sich darauf vor, Maria entgegenzutreten.1602 Für Mastai war es nur selbstverständlich, dass die Gottesmutter, deren Schoß den umschlossen hatte, den Himmel und Erde nicht fassen können, da er selber alles umfängt; dass Maria, die von Propheten präkonisiert, von den Patriachen designiert und von den Sybillen vorhergesagt wurde, ihrem Sohn folgen musste, gleich vielen Müttern die ihren Söhnen folgen.1603 Mastai hielt es nicht für verwunderlich, dass Maria ihrem Sohn in die Glorie folgte, sondern vielmehr, dass sie so lange von ihrem Sohn in einem schmerzhaften Exil getrennt geblieben war.1604 Nach einer solchen Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit sollte sich Maria der Ehren erfreuen, die ihr als Gottesmutter gebührten: Gott Vater nahm sie bei der Hand und zeigte ihr den Thron, den Jesus ganz in der Nähe des himmlischen Thrones bereitet hatte.1605 Als Beispiel erwähnte Mastai den König Salomon, der seiner Mutter die Ehre erwies, ihr einen Thron neben dem seinen zu errichten: »Dann setzte er sich auf seinen Thron und ließ auch für die Königinmutter einen Thron hinstellen.«1606 Ihr göttlicher Sohn lud Maria ein, die
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Ott.Ass. 6, 291 f. Mt 25, 21.23. Vgl. Ott.Ass. 4, 282. Hld 8, 5. Vgl. Ott.Ass. 4, 282. Vgl. 2 Sam 6; Ott.Ass. 3, 278. Vgl. ivi. 4, 284. Vgl. ivi., 283 f. »Non vi rechi adunque stupore che questa Madre segua un tal Figlio ma stupite piuttosto perch¦ tanto tempo ne sia stata disgiunta. Quel ladrone vien dal patibolo sublimato alla gloria e la Madre per molti anni dee protrarre sulla terra con dolore l’esilio sforzatissimo.« (Ivi. 4, 283 f, bes. 284.) 1605 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 53, fl. 2; Ott.Ass. 5, 288. 1606 1 Kön 2, 19. Vgl. Ott.Ass. 5, 287.
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Königskrone zu empfangen und krönte sie eigenhändig zur Königin:1607 »La fece Regina e Imperatrice del regno che stava guadagnando.«1608 In seinen meisten Himmelfahrtspredigten schrieb Mastai den Krönungsakt dem göttlichen Sohn zu, doch in einigen bezog er sich allgemein auf Gott (Dio) als den Krönenden oder auch auf die Heiligste Dreifaltigkeit (Trinit), die ihr zusammen mit der Krone der Unsterblichkeit auch das Zepter der Beschützerin (»lo scettro di Proteggitrice«) überreichte.1609 Diese Krone bezeichnete Mastai als »Diadem der Schönheit« (»diadema della bellezza«)1610 oder als »Krone der Unsterblichkeit« (»corona d’immortalit«),1611 »Krone der Demütigen« (»corona della sua umilt«), »Krone der Herrlichkeit« (»corona di gloria«) oder »Krone der Gerechtigkeit« (»corona di giustizia«).1612 Mastai beschrieb die Krone Mariens mit den Worten aus dem Hohenlied der Liebe nach der Vulgataversion:1613 »Veni de Libano, sponsa mea, coronaberis; de capite Amana, de vertice Sanir et Hermon, de cubilibus leonum, de montibus pardorum.«1614 Dabei betonte er, dass trotz des gegenteiligen Anscheins diese Krone nichts Erschreckendes an sich hat, da die »Krone von den Bergen« für die Gerechten und Heiligen und die »Krone von den Höhlen der Löwen und Panthern« für die Sünder steht, die sich durch die Fürsprache Mariens bekehrt haben.1615 So wird auch diese auf den ersten Blick schreckenerregende Krone bei Mastai Ausdruck für Mariens Königinnenwürde über alle Engel und Heiligen: Als Königin des Himmels (Regina del Cielo)1616 und des Universums regiert Maria über die Engelchöre, Propheten, Patriarchen, Märtyrer, Jungfrauen und Bekenner.1617 Mariens Einfluss umfasst die triumphierende genauso wie die streitende Kirche,1618 Maria ist Königin über Himmel und Erde,1619 über Engel und Menschen.1620 Diese Titel sind nicht nur leere Anreden, sondern sind verbunden mit Autorität, Ansehen (credito) und Macht 1607 Vgl. ivi. 5, 290; Dozza, 94; Ott.Ass. 1, 274; ivi. 6, 291 f; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1. 1608 Ivi., b. 10, 10, fl. 12. 1609 »(…) riceve dalla Trinit Sacrosanta la corona della immortalit, e lo scettro di Proteggitrice.« (Ivi., 53, fl. 2. Vgl. Assun. ’27, 177; ivi. ’30, 190.) 1610 Vgl. Dozza, 94. 1611 Vgl. Nov.Imm. 8, 320; Assun. ’27, 177; Ott.Ass. 1, 274; ivi. 6, 291; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1; ivi. b. 10, 53, fl. 2. 1612 Vgl. Assun. ’30, 190.193; Ott.Ass. 5, 288.290; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1. 1613 Vgl. Dozza, 95. 1614 Cant. 4, 8 (Vulg.). 1615 Vgl. Dozza, 95. 1616 Vgl. Nov.Imm. 3, 289; Pan.Con., 344; Ref.Pecc. 2, 96; Dozza, 94; Assun. ’27, 177; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 53, fl. 2. 1617 Vgl. Assun. ’27, 177; Nov.Imm. 3, 290; ivi. 6, 310; ivi. 8, 320.322; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 4, fl. 8. 1618 Vgl. Assun. ’30, 193. 1619 Vgl. Assun. ’27, 177; Ott.Ass. 5, 291; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 84, fl. 3; ivi. b. 10, 53, fl. 2. 1620 Vgl. Ott.Ass. 6, 292.
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(potere):1621 Maria hat die Krone der Unsterblichkeit empfangen, um mit ihrem Sohn die göttliche Herrschaft zu teilen1622 und um zusammen mit ihm über alle Heiligen und Menschen zu regieren.1623 In der Tat reichte es Gott nicht, Maria mit allen Gnaden zu beschenken, er wollte ihr außerdem alle Nationen zum Erbe übergeben und ihre Herrschaft bis an die Enden der Erde ausdehnen.1624 Mastai betonte in seinen Reden die Größe dieser Macht (potere) der Gottesmutter (»potere immaginabile«, »immenso potere in cielo«) bei ihrem Sohn (»potentissima apud Eum, quem genuit«, »ac totius terrarum orbis potentissima apud Unigenitum Filium suum mediatrix et conciliatrix«) und zu unserem Heil (»potere concesso per il nostro vantaggio«, »Ella puý arrestare il braccio del Figlio«, »potere per condurci a Dio«).1625 Mariens Herrschaft käme niemals einer Schreckensherrschaft gleich, da Maria die Königin des Friedens, Königin und Mutter der Demut und Barmherzigkeit, Königin und Zuflucht der Sünder ist.1626 Das Reich Mariens ist ein Reich der Sanftheit (dolcezza), da es als Fundament die Liebe hat. Hart ist Maria nur gegen diejenigen, die ihre Liebe abweisen: Alle stehen unter der Herrschaft Mariens, mit Ausnahme der hartnäckigen Sünder.1627 Mastai betonte immer wieder, dass Maria die Menschheit in ihrer himmlischen Herrlichkeit jedoch nicht vergisst, sondern erst recht für sie eintreten kann.1628 Denn wenn Maria schon bei der Hochzeit von Kana das erste Wunder erlangt hatte, erhält sie nun als Königin des Himmels noch leichter all das, worum sie ihren Sohn bittet.1629 Zur Veranschaulichung der Fürbittkraft Mariens 1621 »Ella ha ricevuto dalle mani del suo Figlio la corona, ella À stata dichiarata Regina, ma questo titolo non À stato un titolo vano, sprovvisto di credito e di potere.« (Ivi.) 1622 »(…) a Voi che dividete col Figlio la Divina sovranit«, (Guadalupe, 100). 1623 Vgl. Nov.Imm. 8, 320. 1624 Vgl. Invit.Sac. 1625 Vgl. Ott.Ass. 1, 274; ivi. 6, 292.294 f; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1; ivi. 26, fl. 6; Inter graves, 594; Ineff., 617. 1626 Vgl. Nov.Imm. 2, 281; ivi. 8, 325; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 64, fl. 15. 1627 »Poich¦ quantunque sia vero che MARIA abbia per retaggio le Nazioni tutte della terra, vero À altres, che per quelle che si ostinano a ricusarla per Sovrana amatissima, dovranno soggiacere al suo abbandono, e sentire pesare sovra esse il rigore del Figlio Divino. Il regno di MARIA À un regno di dolcezza, poich¦ ha per base l’amore, ma chi non sa quanto si renda terribile un amor disprezzato? MARIA offre il suo amore agli Uomini, ed esige da essi corrispondenza di amore: ma a chi ricusa costantemente di amarla, preferendo nell’amor suo lo sfogo delle passioni, le offese al suo Figlio, il disprezzo brutale per ambedue, questo stesso Figlio Divino si armer per punirli di uno scettro di ferro, e gli stritoler come vasi di fragilissima creta…« (Invit.Sac.) 1628 »Consolatevi pure, o cari figli, ch’io non sarý mai dimentica di esservi madre e la sublimit del luogo in cui sono entrata mi dar maggior campo ad esercitar su di voi le tenere sollecitudini di una madre amorosa.« (Ott.Ass. 4, 285. Vgl. ivi. 6, 292; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1.) 1629 Vgl. ivi.
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legte Mastai den Satz Salomons in den Mund Jesu: »Spricht sie [die Bitte] nur aus, Mutter! Ich werde dich nicht abweisen.«1630 Tatsächlich übersteigt Mariens Macht und Ehre ebenso wie auch die Herrlichkeit des Krönungsaktes jede Vorstellungskraft.1631 Anlässlich der Krönung eines Marienbildes verkündete Mastai: »Questa festa solenne avvenuta nel Paradiso, che non puý nella sua grandezza e maest n¦ descriversi n¦ immaginarsi da umana mente, quella À che a nostro conforto procuriamo di rozzamente adombrare nell’odierna festivit, ponendo sul Capo dell’Immagine devota della nostra Madre e Signora amorosa una corona preparata dalla piet dei suoi figli, che vivono ancora in questa valle di miseria e di pianto.«1632
5.4. Maria im Leben der Kirche »Imperocch¦ Eva no puý dirsi vera Madre, giacchÀ crudele uccise i suoi figli prima di partorirli, e mirando golosa ed avida il frutto della morte che stava sospeso dall’albero divietato si fece Madre dei peccatori; ma voi mirando con dolore il frutto della vita che stava sospeso alla Croce meritaste di esser la Madre di tutti i viventi.«1633
Mit diesen Worten beschrieb Mastai die Gottesmutter als die wirkliche Mutter aller Lebenden. Unter dem Kreuz gab Jesus seiner Mutter den Lieblingsjünger zum Sohn. In ihm sah Maria alle (»tutti noi«) als ihre Kinder, und die Gläubigen müssen mit Johannes Maria als ihre Mutter erkennen.1634 Nach dem Tod Jesu nahm der Apostel Maria zu sich und in ihren noch verbleibenden Lebensjahren stand Maria Johannes immer treu zur Seite.1635 Seit ihrer Aufnahme in den Himmel und ihrer Krönung zur Königin der triumphierenden und streitenden Kirche herrscht Maria über alle Engel und Menschen mit Macht.1636 Damit tritt sie natürlich nicht aus der Reihe der Geschöpfe heraus: Mastai unterschied immer klar zwischen Maria als Kreatur und Gott als dem Schöpfer.1637 1 Kön 2, 20. Vgl. Ott.Ass. 6, 291. Vgl. ivi., 292. Dozza, 94. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 14. Vgl. ivi. Vgl. Joh 19, 27; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 84, fl. 3. Vgl. Assun. ’30, 193; Nov.Imm. 8, 320; Pan.Con., 322; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1. Zur Klärung des Verhältnisses Kirche-Maria übernahm Mastai den Gedanken Rupert von Deutz’, der in seinem Werk In Cantica Canticorum die Kirche als Mutter und Maria als Prototyp sowie Ideal der Kirche beschreibt. (Vgl. Pan.Con., 340; PL 168, 896 f. Dazu: Schneider, J.: Rupert v. Deutz, in MaLex 5, 601 f; Engelbert, P.: Rupert v. Deutz, in LThK 8 [1999] 1366 f; Engen, J. van: Rupert De Deutz, in D.S. 13, 1131.) In einem von Pius IX. geschriebenen Gebet ruft er Maria als: »Regina e protettrice della Chiesa« an. (Poupard, P.: Pio IX uomo di Dio e protagonista della storia, in Pio IX 22 [1993] 122.) 1637 Vgl. Devoz., 101; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1. Wenn Mastai in seinen Predigten von 1630 1631 1632 1633 1634 1635 1636
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Wiederholt betonte er in seinen Predigten, dass Maria über allen Engeln und Heiligen steht, da sie aufgrund ihrer einmaligen Privilegien und Tugenden unter allen Geschöpfen am heiligsten ist:1638 Ihre »incomparabile dignit di Madre di Dio: dignit, che avvicinandola sopra ogni altra creatura all’autore della grazia« erhebt Maria zur höchsten aller Kreaturen.1639 Doch der Platz, an dem Mastai Maria sah, ist der zwischen Jesus und der Kirche:1640 »[Maria] ajuto del Popolo Cristiano principal Protettrice della Chiesa di G. C. [Ges¾ Cristo].«1641 In dem selben Sinn sagte Pius IX. später : »Domandiamo a Dio lume e conforto. Se lo domandiamo a nome della sua Madre SS., Iddio non ce lo rifiuter. Ella anzi che À il canale di tutte le grazie ci otterr specialmente quelle che ci sono pi¾ necessarie nelle terribili circostanze, alle quali si trova ora soggetta questa misera Italia.«1642
In ihrer Eigenschaft als Mutter der Kirche ist Maria in ihrer einmaligen Heiligkeit nicht nur Vorbild auf dem Weg der Heiligkeit, sondern auch Fürsprecherin und universale Gnadenvermittlerin.
5.4.1. Die Heiligkeit Mariens in der Kirche Mastai formulierte einmal ganz richtig, dass die heiligsten Geschöpfe deshalb Verehrung verdienen, weil sie ein Abbild der Heiligkeit Gottes sind.1643 Maria ragt unter den Heiligen als die Heilige schlechthin hervor, erklärte Mastai mehrfach, indem er sich an den Worten von De La Puente inspirierte: Mariens Heiligkeit fängt dort an, wo die der Engel und Menschen aufhört.1644 Diese einmalige Heiligkeit Mariens besaß Maria nicht für sich allein; in ihr waren
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der »Anbetung« (adorazione) Mariens spricht (Immag., 86; Assun. ’27, 178) schrieb er ihr nicht den nur Gott gebührenden cultus latriæ zu, sondern passte sich lediglich der im 19. Jh. noch üblichen Verwendung des Terminus für Maria an, der damals als cultus hyperduliæ verstanden wurde. (Vgl. Immag., 86[3]: Kommentar des Herausgebers.) Vgl. Nov.Imm. 6, 309; ivi. 9, 326; Ott.Ass. 3, 279.281; ivi. 5, 290; Add., 192; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 12. Nov.Imm. 3, 288. »(…) quaque inter Christum et Ecclesiam constituta«, (Ubi primum ’49, 164). ADS: Cartella Pio IX: Mastai Ferretti, G.M.: Indulto – per la quaresima dell’Anno MDCCCXXIX, Spoleto 18. 2. 1829. Franciscis 4, 275. »Le creature pi¾ sante che dalla mano uscirono dell’Onnipotente meritano anche esse un culto, un ossequio perch¦ immagini sono della santit di Lui medesimo.« (Guadalupe, 99.) »[Le] virt¾ furono da Maria esercitate in modo cos perfetto e sublime, che superý non solo i santi tutti (…), superý non solo le angeliche Gerarchie, ma cos Ella dette principio alla sua santit ove gli altri terminaron la loro.« (Nov.Imm. 6, 309. Vgl. ivi. 2, 282.) Bei Puente heißt es: »La Vergine cominciý la sua carriera di dove gli angeli finiron la loro, e stando in terra, aveva pi¾ gradi di santit di loro che vivevano in cielo.« (Puente, 55.)
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vielmehr all die Gnaden gesammelt, die nach und nach die gesamte Kirche empfangen sollte.1645 Im Hinblick auf ihre Auserwählung zur Gottesmutter gewährte ihr Gott eine einzigartige Heiligkeit, gegründet auf das einmalige Privileg, ohne Erbsünde und im Stand der Gnade empfangen zu sein:1646 »[Maria] santa nella sua nascita, santa nella sua vita. Poich¦ questa nascita la santit l’accompagna, e la santit l’ha sempre seguita.«1647 Somit stand Maria gleich vom Moment ihrer Empfängnis an über allen Heiligen, auf einem Niveau, das alle Heiligen auch nicht nach vielen Jahren und nach ununterbrochenen Abtötungen, Bußübungen und Prüfungen erreichen.1648 Ohne Sünde empfangen, brauchte Maria nie gegen die Konkupiszenz anzukämpfen; deshalb lagen ihre Verdienste nicht im täglichen Kampf gegen die Sünde, sondern im täglichen Streben nach Vollkommenheit:1649 Maria ließ hinter sich nicht nur alles Böse, sondern auch alles Unvollkommene, und jedes ihrer Werke trug das Siegel der Vollkommenheit.1650 Besonders in der Novena dell’Immacolata zeichnete sich Mastai als Lobredner der Vollkommenheit Mariens aus: Er pries ihre Perfektion in jeder einzelnen Tugend und zog daraus die Schlussfolgerung, dass die hl. Jungfrau unter allen Kreaturen die perfekteste sei und somit die einzige, die den Titel »vollkommen« wirklich verdiene.1651 »Ella fin dalla prima aurora degli anni suoi fugge dal Mondo, si separa da lui [il mondo], e si nasconde nel santuario. [Gott sagt zu ihr :] Dimenticati affatto delle cose terrene, e nella tua mente non s’imprimano giammai desideri mondani, e scordati pur anco per essere pi¾ unita con me, scordati dei tuoi stessi Parenti.«1652
1645 »In Lei raccolse con grande accrescimento la moltitudine delle grazie e dei doni che per il restante della Chiesa erano ripartiti.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 12.) 1646 Vgl. Nov.Imm. 3, 288; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 26, fl. 6; ivi. b. 10, 83 – 84, fl. 10. 1647 Ivi. 1648 »Maria sola fregiata debb’essere di tanto pregio, Maria sola arricchita debb’essere di tanto dono che fino dal primo istante di sua concezione la sollevi al di sopra di ogni altro santo. (…) a quella santit la scorgea pervenuta, ove non giungono gli altri suoi servi dopo lungo giro di anni, e dopo un ininterrotto esercizio di mortificazione, di penitenze, di prove, tale se ne compiacque che fin d’allora la sublimý sulle creature tutte nell’ordine della Grazia.« (Pan.Con., 342.) 1649 Vgl. Nov.Imm. 8, 319. 1650 »Assistita cos da Dio con particolare provvidenza, pot¦ rendere le opere sue tutte gloriose senza macchia n¦ ruga, ma che sante tutte apparissero e immacolate, lasciando il male non solo, ma l’imperfetto e men buono e in tutte stampando la perfetta purit di cui gode in Celo [sic!] la Trionfante Chiesa di Cristo.« (Pan.Con., 343. Vgl. Nov.Imm. 6, 309.) 1651 »(…) fra tutte le creature À la pi¾ perfetta (…) Ah Maria amorosissima, (…) foste la sola che meritaste il titolo di perfetta dal vostro Sposo celeste.« (Nov.Imm. 6, 313. Vgl. ivi., 308 – 314; ivi. 8, 19 – 22.) 1652 ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 56, fl. 2.
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Mariens Gedanken waren von dem lebendigen Wunsch beseelt, sich jeden Moment mit ihrem Gott zu vereinen.1653 Inspiriert von der Hl. Schrift, verglich Mastai diese Sehnsucht mit dem durstigen Hirsch, der nach frischem Wasser lechzt.1654 Um diesem Herzenswunsch nachzukommen, wählte sie zunächst den Tempel, um sich dort – losgelöst von jedem störenden Band – ganz dem Gebet und der Meditation widmen zu können.1655 Auch außerhalb des Tempels, während der täglichen Pflichten, lebte Maria in ununterbrochener Betrachtung; ihr Geist weilte – in Kontemplationen versunken – immer in geistigen und himmlischen Dingen, da schon ein kleiner Anstoß reichte, sie zu entzücken:1656 Sie meditierte die Prophezeiungen, Verheißungen, die Hl. Schriften, das, was ihr und ihrem Sohn geschah sowie das Wort Jesu selber und bewahrte alles in ihrem Herzen (»conferens in corde suo«).1657 Mastai sah die erhabene Kontemplation Mariens ganz richtig als Frucht ihrer Unbefleckten Empfängnis,1658 ging aber in seinen frommen Ausmalungen soweit, Maria vom Moment der Empfängnis an mit so viel Weisheit ausgestattet zu sehen, dass sie in ihren Betrachtungen schon die Übereinstimmung der Vorhersagungen mit den Ereignissen bewunderte.1659 Maria war reich an Gnaden und Tugenden, die sie alle in höchster Vollkommenheit ausübte.1660 Gleich Bernard de Clairvaux bezog Mastai einen Satz aus dem Buch der Sprichwörter auf Maria: »Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen.«1661 Maria ist das von Gott gebaute Haus, geschmückt mit sieben Säulen, die nach Bernard und Mastai für die drei göttlichen Tugenden und die vier Kardinalstugenden stehen.1662 Nicht unbedingt ging Mastai in sei1653 Mastai bezog sich bei diesem Gedankengang auf den hl. Bonaventura, der wohl das häufige Erinnern an Gott als Beginn der Heiligkeit erklärt hat. (Vgl. Nov.Imm. 5, 304.) 1654 »Non puý meglio cred’io spiegarsi il desiderio vivissimo di Maria di unirsi a Dio, che con quella immagin di Giobbe, il quale ci descrive una cerva assetata, che corre smaniosa in traccia di una fonte amica che la ristori.« (Assun. ’28, 181.) Mastai schrieb dieses Bild fälschlicherweise dem Buch Ijob (Kap. 18) zu, es handelt sich aber wohl nach der von unserem Prediger benutzten Vulgata um den Psalm 41. (Vgl. Ps 41, 2 [Vulg.].) 1655 »(…) e gli fa scegliere per asilo sicuro il Tempio di Dio in cui libera da ogni altro legame altro esercizio non ha che la preghiera la meditazione e la lezione [sic!] dei libbri [sic!] Santi.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 56, fl. 2.) 1656 Vgl. Nov.Imm. 5, 301 – 304; ivi. 9, 326 f. 1657 Vgl. ivi. 5, 301 f; ivi. 9, 327. 1658 Vgl. ivi. 4, 294. 1659 »Quello che aveva udito dall’Angelo, quello che ascoltý poi dai Pastori tutto tutto questa Madre, provveduta gi di tanta sapienza fino dal primo istante di sua concezzione [sic!], andava seco stessa contemplando, e paragonando le predizioni cogli avvenimenti ne ammirava la concordanza perfetta.« (Ivi. 5, 303.) 1660 Vgl. ivi. 2, 281 f; ivi. 6, 309. 1661 Spr 9, 1. Vgl. Nov.Imm. 6, 309. Mastai zitierte fälschlicherweise »Sermo 32 de diver.«, doch bezog er sich wahrscheinlich auf Sermones de Diversis 52: Bernardus Claraevallensis: De domo divinæ Sapientiæ, id est Virgine Maria, in PL 183, 674 – 676. 1662 Vgl. Nov.Imm. 6, 309. In einer Ansprache vom 8. 12. 1871 griff Pius IX. dieses Bild noch-
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nen Marienpredigten auf diese Tugenden ein, meistens kam er auf die Demut und die Reinheit Mariens zurück – seine Lieblingstugenden. Doch bevor diese näher behandelt werden, soll noch kurz erwähnt werden, welche anderen Tugenden Mastai in Maria pries. Angefangen von den drei göttlichen Tugenden liest man in seinen Predigten, wie er Maria für ihren großen und unerschütterlichen Glauben lobte, der ihr besonders unter dem Kreuz die Kraft zum Ausharren verlieh.1663 Über die Tugend der Hoffnung lassen sich keine direkten Aussagen finden, doch taucht sie indirekt in der Beschreibung der anderen Tugenden Mariens auf. Etwas ausführlicher wurde Mastai in Bezug auf Mariens Gottesliebe. Er beschrieb Maria als eine in Gott verliebte Seele, verliebt in Gott mehr als jeder andere auf der Erde.1664 Diese ihre einmalige Liebe erklärte er damit, dass sie nie Hindernisse kannte: Seit ihrer Empfängnis galt Gott ihre erste Liebe.1665 Die ersten Gefühle und die erste Liebe im Leben eines Menschen prägen sich immer besonders tief in ein Herz ein, sind am stärksten und hinterlassen den nachhaltigsten Eindruck. Als Beispiel dafür nennt Mastai den König David, der seiner ersten Liebe Jonathan nie untreu geworden ist, obwohl er in seinem Leben noch vielen seine Liebe schenken sollte.1666 Des weiteren wurde die Liebe Mariens nach Mastai durch keinerlei Ablenkung gestört, noch durch die Sünde geschwächt. Ihre Liebe zu Gott kannte auch deshalb keine Hindernisse, weil z. B. im Unterschied zu anderen Müttern ihr Herz nicht gespalten war : »Il suo cuore non restava punto diviso da Dio, poich¦ nell’amare Iddio amava il frutto del suo ventre e nell’amar questo frutto amava direttamente il suo Dio.«1667 Mastai ging so weit zu behaupten, dass Maria aufgrund ihrer Unbefleckten Empfängnis und ab diesem Ereignis Gott liebte, so dass sie ihn schon kannte, noch bevor sie das Licht der Welt erblickte.1668 Diese »kennende« Liebe wuchs während ihres Lebens bis ins Unermessliche; Mastai erklärte dazu:
1663 1664 1665 1666 1667 1668
mals auf. (Vgl. Franciscis 1, 293.) In der Immaculata-Novene präsentierte Mastai (leider ohne klaren Quellenverweis) ebenfalls die Auslegung von Bonaventura, der in den sieben Säulen die sieben Gaben des Hl. Geistes sieht. (Vgl. ivi.) »Ella ripiena di fede somma ed immobile…«, (Ott.Ass. 3, 28. Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 12). Vgl. Nov.Imm. 4, 297. Vgl. ivi., 295. Vgl. ivi. Ivi., 295. »Questo amore poi di Maria verso Dio dovea essere pi¾ forte di qualunque altro straordinariamente accresciuto, poich¦ era il primo amore, che aveva avuto, e di pi¾ lo aveva avuto fin dal momento che la bambina dimorava nell’utero della sua Madre, e ciý in forza di quel dono singolare e prezioso [dell’immacolata concezione] fattogli da Dio.« (Ivi. Vgl. ivi., 296.)
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»Ora se tali effetti producean negli estranei le celesti dottrine, e le opere prodigiose del Salvatore, immaginate di quale amor esultar dovesse il gi infiammato cuor di Maria che pi¾ di ogni altro conosceva Ges¾, che pi¾ di ogni altro con lui conversava e pi¾ di ogni altro era cos inoltrata negli interni raggi della Divina Carit.«1669
Kurz, die Liebe Mariens war ohne Grenzen.1670 Die Liebe zu ihrem Sohn ermöglichte es ihr auch, ihm unter dem Kreuz beizustehen.1671 Nach dem Tod ihres geliebten Sohnes wurde für Maria aufgrund ihrer intensiven Liebe zu Gott die Welt zum harten Exil, und sie hatte nur den einen Wunsch, die Welt zu verlassen.1672 Mastai sah die Tatsache, dass Maria nach der Himmelfahrt Jesu trotz ihrer Liebessehnsucht noch auf Erden verweilen konnte, als reines Wunder der Liebe an.1673 Wie erwähnt, ging Mastai nur vereinzelt auf die Kardinalstugenden bei Maria ein, so lobte er z. B. ihre vollendete Klugheit gleich der einer Schlange.1674 Immer wieder pries Mastai dafür den Gehorsam Mariens: Er beschrieb sie als ergeben und gehorsam.1675 Dieser Gehorsam war seiner Überzeugung nach die Grundorientierung der Tugenden Mariens (»fu la regola di sue virt¾«) besonders in den Momenten, als sie sich dem Edikt Cesars oder den Vorschriften Moses und ihrer Familie unterwarf.1676 Auch unter dem Kreuz sah Mastai in Mariens Haltung neben ihrem Glauben, ihrer Liebe, ihrer Frömmigkeit und Treue auch ihren Gehorsam.1677 Weiterhin pries Mastai die Geduld der Gottesmutter, ihre Treue und ihre heroische Ausdauer (costanza), die sie nie die Straße der göttlichen Vorsehung verlassen ließen.1678 Mastai hob dabei besonders hervor, dass sie in ihrem Leben all ihren Gaben und Gnaden durch ihr Sein und Handeln entsprach.1679 Obwohl die Tugenden bei Maria den höchsten Gipfel der Vollkommenheit erreichten und unzählbar waren, praktizierte sie jedoch alle in Einfachheit und Bescheidenheit: »Questa Donna s rara avr fatto mostra di virt¾ splendidissime da trar seco gli sguardi e l’ammirazione di tutto il mondo? No, miei fedeli. Le sue virt¾ furon tutte, abbench¦ somme e direi senza numero, tutte furon non pertanto e semplici e modeste, da non 1669 1670 1671 1672 1673 1674 1675 1676 1677 1678 1679
Ivi., 296 f. Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 16, fl. 16. Vgl. ivi. b. 10, 10, fl. 12. Vgl. Ott.Ass. 1, 276. Vgl. ivi. Vgl. Ott.Ass. 3, 281; Assun. ’28, 182. Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 4, fl. 8. Vgl. Ott.Ass. 3, 280. Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 12. Vgl. Immag., 89; Ott.Ass. 3, 280 f. Vgl. Nov.Imm. 5, 303; Ott.Ass. 3, 279 f; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1.
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conoscersi nemmen da se stessa, e tutte basate sulla umilt, facendosi gloria della profondit del suo annientamento.«1680
Wie schon erwähnt, ist die Demut der Gottesmutter für Mastai Ferretti die Tugend schlechthin: All seine Lobeshymnen über Mariens Tugenden gipfeln immer wieder in der Beschreibung ihrer Demut. Zunächst erklärte und betonte er in vielen Predigten – oftmals mit Hilfe von Zitaten und Verweisen auf verschiedene Kirchenschriftsteller – die Größe und Wichtigkeit dieser Tugend.1681 Weitergehend rühmte schließlich Mastai anhand konkreter Beispiele die Demut der Gottesmutter : Trotz ihrer Erwählung zur Tochter des ewigen Vaters, Mutter des ewigen Sohnes und Braut des Hl. Geistes bezeichnete sie sich selber im Magnifikat als einfache Dienerin.1682 Obwohl Maria sich ihres großen Privilegs bewusst war, zu ihren Vorfahren die großen Propheten, Patriarchen und auch David und Salomon zählen zu können, bildete sie sich nichts auf ihre Stellung ein, sondern zog sich in die Einsamkeit des Tempels zurück.1683 Obwohl sie die Größe ihrer Auserwählung und die Gnadenströme, die sie erhalten hatte, wahrnahm und »sah« (»vide«),1684 dass sie die Unbefleckte, Heilige und schlechthin Vollkommene sein sollte, obwohl sie im Engelsgruß die Verheißung erkannte, dass alle Generationen sie selig preisen würden, und »sah«, dass sie die Miterlöserin sein, eines Tages in die ewige Herrlichkeit eintreten und dort über alle Heiligen und Menschen herrschen sollte, blieb Maria immer demütig in ihrem Wesen.1685 Demütig verheimlichte sie alle empfangenden Gnaden:
1680 Assun. ’30, 189. 1681 Die zitierten Lobeshymnen auf die Tugend der Demut aus den Schriften der Kirchenschriftsteller waren im Normalfall nicht auf Maria bezogen. Mastai griff z. B. in einer Predigt über die Himmelfahrt Mariens den Lobpreis über die Tugend der Demut von Gregor I. und Ephräm dem Syrer auf. (Vgl. Assun. ’30, 192.) Woanders übernahm er den bei Augustinus auf Christus bezogenen Begriff umilitas und wendete ihn auf Maria an. (Vgl. Nov.Imm. 8, 323; Augustinus: Brief 118 an Dioscoro, bes. 17.22, in PL 33, bes. 440.442 [Mastai zitierte fälschlicherweise den Brief 36 als den an Dioscoro].) Zusammen mit Richard de Saint-Laurent beschrieb er die Demut Mariens mit den Worten des Kohelet 1, 7. (Vgl. Nov.Imm. 8, 319.) 1682 Vgl. Nov.Imm. 8, 319. 1683 Vgl. ivi., 320. 1684 Mastai ging in seinen Predigten mehrmals auf die Kenntnisse der Gottesmutter über die Geheimnisse, die vor allem ihr Leben und zum Teil jenes ihres Sohnes betrafen, ein. So erklärte Mastai, dass Maria ihre Heiligkeit und ihre makellose Empfängnis »sah« (im Sinne von verstehen) sowie ihre Glorie im Himmel mit ihrem unverwesten Körper. An anderen Stellen deutete Mastai an, dass Maria sich bewusst (consapevole) war, Privilegien empfangen zu haben und, dass Maria aufgrund des Studiums der Hl. Schrift wusste (conosceva oder comprendeva), welche Schmerzen sie erwarten würden. Auch aufgrund ihrer Demut setzte Mastai in Maria eine Kenntnis (cognizione) über die Heilsgeheimnisse voraus. (Vgl. Nov.Imm. 8, 320; ivi. 9, 327; Add., 193; Assun. ’28, 179 f.182.) 1685 Vgl. Nov.Imm. 8, 320.
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»Maria dissimulý in se stessa tutto quello che pot¦ aver di grande; dissimulý la Divina Maternit, la sapienza, la santit, e la grazia di cui era ricolma; si assoggettý a tutte le leggi di suo sesso fino a comparir donna immonda a presentarsi in questo giorno nel Tempio per essere purificata.«1686
In Verborgenheit lebte sie ihr tägliches Leben, das oftmals vielmehr ein Flechtwerk von unaufhörlichen Demütigungen war (»intreccio continuo di umiliazioni«), wie z. B. die Herbergssuche und Flucht nach Ägypten.1687 Auch unter dem Kreuz ihres Sohnes ertrug sie schließlich die vielen demütigenden Schmähungen, Beschimpfungen und Beleidigungen.1688 Die von Gnaden und Charismen erfüllte Gottesmutter wurde nie hochmütig, sondern ordnete sich zunächst dem hl. Josef und später dem Apostel Johannes unter.1689 So konnte Mastai erklären, dass es keinen gibt, der sich selbst mehr geringschätzte als Maria. Nie dachte sie daran, von ihrer Größe Gebrauch zu machen; vielmehr war ihr ganzes Denken und Reden Zeichen ihrer Demut.1690 Mit Recht konnte Mastai behaupten, dass die Demut bei Maria die Norm ihrer Gefühle war.1691 In der Demut und Treue der Gottesmutter sah er den Grund der Erhöhung Mariens in den Himmel. Demnach begründete er – gleich dem Herrenwort – Mariens Seligkeit nicht mit ihrer Gottesmutterschaft (»Selig die Frau…«), sondern mit ihren Tugenden.1692 Die Demut der hl. Jungfrau im Himmel drückte Mastai dadurch aus, dass er sie das Magnifikat noch einmal im Himmel singen ließ, wo Maria als Königin die Krone der Demut empfangen sollte.1693 Die zweite Tugend, die der Marienprediger Mastai über alle Maßen in der hl. Jungfrau rühmte, ist ihre Reinheit. Dabei bezog er sich mehrfach auf die Gedanken des hl. Bernard, der in der dritten Homilie De laudibus Virginis matris (Super Missus est) die Reinheit Mariens bewunderte, da sie sich in einer Zeit, in der eine unfruchtbare Frau von allen verschmäht wurde und es die Keuschheit als Tugend oder Gelübde noch nicht gab, ohne jegliche Vorschrift, ohne Zwang, Ratschlag oder Beispiel Gott als Jungfrau weihte und sogar im Moment der Verkündigung die Jungfräulichkeit der Auserwählung zur Gottesmutterschaft vorzog.1694 Über die Reinheit (candidezza) der hl. Jungfrau schrieb Mastai, dass 1686 1687 1688 1689 1690 1691
Purificaz., 300. Vgl. Nov.Imm. 8, 321 f; Assun. ’30, 190 f. Vgl. Nov.Imm. 8, 322. Vgl. ivi., 319; Purificaz., 300. Vgl. Assun. ’30, 190. »L’umilt che fu la norma dei suoi sentimenti, per cui alle lodi di un Arcangelo, agli encomi di Elisabetta, Ella altro non À che la serva del Signore.« (Ott.Ass. 3, 280.) 1692 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1; Lk 11, 27. 1693 Vgl. Ott.Ass. 4, 284; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1. 1694 Vgl. Nov.Imm. 7, 316 f; Immag., 89; Bernardus Claraevallensis: De laudibus Virginis matris 3, 8, in PL 183, 758.
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gerade diese Tugend Maria in besonderem Maße schmückte und das Wohlwollen Gottes auf sie lenkte, so dass sie, die »reine Taube«, unter Tausenden das Privileg erhielt, Gottesmutter zu werden, ohne ihre Jungfräulichkeit zu verlieren.1695 Mastai pries unentwegt Mariens heiligste Reinheit, ihre schöne, schneeweiße (candida) Unschuld und Makellosigkeit sowie ihre Keuschheit, die die aller Jungfrauen überragt.1696 Aus der Gesamtschau aller ihrer Tugenden konnte Mastai ganz richtig schließen, dass die Seele der Gottesmutter mit einer aller überragenden Heiligkeit (santit sublimissima) ausgezeichnet sein muss, die sie über alle anderen Kreaturen erhebt.1697
5.4.2. Mariens Einfluss in der Kirche: ihre Vorbildstellung Mastai präsentierte Maria innerhalb der Kirche als Modell der streitenden und nach Heiligkeit strebenden Kirche.1698 Dabei rief der Marienprediger seinen Gläubigen ins Gedächtnis, dass es die Kirche selber ist, die den Gläubigen Maria als Beispiel vor Augen hält, damit alle, in welchem Status sie auch immer leben, sich mit ganzer Kraft bemühen, sie auf dem Weg der Heiligkeit nachzuahmen.1699 Mastai war davon überzeugt, dass jeder Einzelne in jedem Status zur Heiligkeit gelangen kann1700 und dass Maria in jedem Status als Vorbild diente: die Mater Amabilis den Eheleuten, die »Reinste aller Jungfrauen« den zölibatär Lebenden und die »Schmerzensreiche« allen Leidenden.1701 In seinen Predigten stellte Mastai Maria als Modell, Prototyp und höchstes Beispiel aller Tugenden vor, das von allen ausgelotet werden muss: »Maria fu in somma l’esemplare di ogni virt¾, e noi dobbiam studiare con impegno di averla presente nelle azioni tutte di nostra 1695 »Da questo albero salutare prendete pure il bel frutto della santa Purit, di quella candida e luminosa virt¾ che tanto adorný Maria Vergine fino a renderla oggetto delle compiacenze di Dio e a meritarle il pregio inaudito di divenir Madre senza cessar di essere Vergine.« (Dozza, 97.) Und woanders: »E non À Lei quella pura colomba, che per la sua candidezza pot¦ fra mille e mille compagne, formar l’oggetto delle compiacenze Divine?« (Immag., 84.) 1696 Vgl. Nov.Imm. 6, 310; Assun. ’27, 177; Ott.Ass. 3, 278; ivi. 4, 285. 1697 Vgl. Nov.Imm. 2, 280; ivi. 8, 320; ivi. 9, 326; Ott.Ass. 3, 279. 1698 »(…) intende ella, la Chiesa, di confortarci sull’esempio di Maria alle battaglie incessanti del terreno pellegrinaggio; intende animarci all’inestimabile acquisto dei beni eterni; intende dirci che simile al trionfo della Madre e Signora sar dei figli e dei servi il trionfo, ove i servi ed i figli fedeli agli eterni decreti nella giustizia e nella probit consumino la mortale carriera.« (Assun. ’29, 184.) 1699 »E desidera, e vuole con questo significarci la Santa Chiesa, che in qualunque stato noi siamo su questa terra, dobbiamo sforzarci con ogni impegno d’imitare Maria, che ad ogni stato ha potuto dar lezioni le pi¾ sublimi di soavit.« (Nov.Imm. 6, 310. Dazu: ivi. 3, 289.) 1700 Vgl. ivi. 6, 310. 1701 Vgl. ivi.
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vita.«1702 Mastai ging nicht davon aus, dass Mariens Tugenden aufgrund ihrer Privilegien für uns Menschen unnachahmbar sind. Er erklärte vielmehr : »Le sue [di Maria] virt¾ richieggono tutta la nostra attenzione, giacch¦ essendo privi di speranza di godere di quelli [privilegi], possiam perý aver parte delle sue virt¾ con una esatta imitazione; se i suoi privilegi sono cos singolari e superiori a tutti i nostri pensieri, la vita di lei À del tutto comune nell’estensione e tutta adattata alla nostra capacit.«1703
Unter allen Tugenden, die Maria in Vollkommenheit lebte, hob Mastai immer wieder ihre Reinheit und Demut als Vorbild hervor.1704 Interessant sind dabei alle Aussagen, in denen Mastai die Vorbildstellung Mariens als von Gott bzw. der Kirche gewollt erklärte und damit die Meinung widerlegte, die Marienverehrung sei eine nur persönliche oder willkürliche Devotion. So sagte er z. B. in einer Predigt an Maria Lichtfest: »(…) in un giorno in cui la Chiesa la meditazion propone di un mistero che caratterizza a preferenza di ogni altro la umilt della vostra e della mia somma Proteggitrice.«1705 An einer anderen Stelle pries er unter dem selben Aspekt das Schweigen Mariens: »E da ciý conoscete, o miei cari, una mirabile economia dell’Altissimo che avendoci dati a dovizia di esempi di parlare e di agire, quelli ancora metter ci volle sott’occhio che a tacer c’insegnassero e a non agire senza averne necessit.«1706
Da »in questa Vergine Santa tutto fosse di lezione per noi«,1707 empfahl Mastai allen, ihr vorbildliches Leben nachzuahmen und alles zu vermeiden, was den Beispielen ihrer Heiligkeit entgegensteht.1708 Den Spuren (orme) der hl. Jungfrau zu folgen,1709 bedeutete für den nach Heiligkeit strebenden Mastai, von ihr zu lernen, was es heißt, demütig und rein zu sein,1710 zu betrachten (contemplare)1711 und zu leiden.1712 Schließlich strebte er auch danach, von Maria zu lernen, wie 1702 1703 1704 1705 1706 1707 1708 1709 1710 1711 1712
Immag., 90. Vgl. Nov.Imm. 6, 314. Ott.Ass. 3, 279. Vgl. Nov.Imm. 7, 318; ivi. 8, 322; Immag., 89; Assun. ’30, 190.192. Purificaz., 298. Vgl. Assun. ’30, 190; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 83 – 84, fl. 8. Vgl. Assun. ’30, 190. Ivi., 191. »Basta che rinunciate allo spirito dei mondani, ai loro costumi, alle loro massime, e a tutto ciý ch’À contrario agli esempi di santit lasciatici dal Refugio dei peccatori Maria SS.ma.« (Ref.Pecc. 2, 99. Vgl. dazu: ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 37, fl. 37.) Vgl. Assun. ’27, 177; Guadalupe, 100. Vgl. Nov.Imm. 7, 316.318; ivi. 8, 319; Assun. ’27, 177. Vgl. Nov.Imm. 5, 305 f. Vgl. ivi. 9, 326. Am 19. 4. 1869 erläuterte Papst Mastai in einer Audienz, wie die Nachfolge auszusehen habe. Ausgehend von dem berühmten bernardinischen Wort »Respice stellam, voca Mariam« erklärte er: »Nelle nostre necessit guardiamo alla stella, e come dice il gran S. Bernardo, chiamiamo Maria. Come la stella condusse i Magi a Ges¾, cos ancor noi saremo a lui guidati per mezzo della preghiera e della mortificazione. Infatti i Magi, non
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der eucharistische Jesus in Ehrerbietung und Liebe behandelt werden muss. In einer seiner Predigten heißt es: »[E apprenderemo] da Lei, noi che siamo sacerdoti, con qual riverenza abbiamo a trattar Ges¾ che stringiamo ogni giorno tra le nostre mani, con qual cautela abbiamo a custodirlo nei nostri cuori.«1713
5.4.3. Maria, Fürsprecherin am Throne Gottes Da Mastai Ferretti die Gottesmutter als Vorbild der Heiligkeit verehrte, suchte er – bewegt von seiner festen Glaubensüberzeugung, dass Maria im ewigen Heilsplan Gottes eine besondere Rolle als Miterlöserin und machtvolle Fürsprecherin besitzt – in allen Momenten ihre mütterliche Vermittlung, ihren Schutz und Rat. In seinen Predigten bezeichnete er die hl. Jungfrau klar als die »Corredemptrix des Menschengeschlechts« (»Corredentrice dell’Uman Genere«).1714 Dieser Titel wird Maria zugeschrieben, weil sie auf Erden zusammen mit ihrem Sohn gelitten und geopfert hat: »Ora dubbio non vi À che Maria SS.ma sia nostra Madre poich¦ da lei ricevemmo una vita tanto pi¾ nobile, quanto lo spirito À superiore alla carne: ma questa Madre À afflitta, questa Madre ha il cuore trapassato da una spada di fiero dolore; e questa afflizione e questo dolore Maria lo soffre per nostro bene e vantaggio, perch¦ si associa alla passione del Figlio che si conduce a morte per dare la vita a noi.«1715
Mastai betonte dabei, dass Maria sich mit den Leiden Jesu zum Wohl und Vorteil aller vereinte. So wurde Maria die »Mutter aller Christen und Miterlöserin der Menschheit«.1716 Aber vor allem sah der Marienprediger Mastai in Maria die mächtige Vermittlerin am Throne Gottes: So ermahnte er die Gläubigen einmal: »A Lei affidatevi nei vostri bisogni, e servitevi del suo mezzo per ottener da Dio le grazie che vi bisognano, sicuri che Dio niente nega a Maria, e che Maria tutto domanda
1713 1714 1715 1716
solo offrirono dell’oro ma anche della mirra. Questo À simbolo di quella mortificazione che dobbiamo tutti praticare. Non dico che dobbiate fare delle discipline, o portare cilici: ma la vera mortificazione che dovete fare consiste nel domare le vostre passioni, nel frenare la lingua, nell’osservare la modestia, nel pregare fervorosamente, nel sopportare sopratutto la molestia di quelle piccole miserie, che non mancano in tutte le famiglie. Con questi mezzi seguiremo la nostra stella Maria, che ci condurr a Ges¾.« (Marcone 2, 129 f.) Bezüglich der Imitation der Tugenden Mariens verglich Pius IX. auch in einer Ansprache vom 5. 1. 1874 Maria als den Stern, von dem man alle schönen Tugenden erlernen kann. (Vgl. Franciscis 3, 112.) ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 26, fl. 6. Vgl. Immag., 90 f. Vgl. Assun. ’29, 184. Add., 191. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 16, fl. 39; Ott.Ass. 5, 290.
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per i suoi veri Devoti.«1717 (Nicht umsonst vertraute später Pius IX. in vielen seiner Enzykliken seine Anliegen der Fürsprache der Gottesmutter an, wobei er oftmals die Redewendung »facilius inclinet« verwendete:1718 »Ut autem clementissimus Dominus facilius inclinet aurem suam in preces nostras, et nostris annuat votis, deprecatricem apud Ipsum semper adhibeamus […] Virginem Mariam.«1719) Als »Beweis« für Mariens mächtiges Wirken erinnerte Mastai in einer seiner Predigten an die vielen Votivtafeln, die in den Kirchen die wundertätigen Marienbilder schmücken und an die unzähligen Wunder erinnern, welche die Gottesmutter seit ihrer Aufnahme in den Himmel auf der Erde vollbracht hat.1720 Im Verkündigungsamt versuchte Mastai unermüdlich in den Gläubigen das Vertrauen auf diese große Fürsprecherin zu stärken, denn »per di lei mezzo tutte otterremo le grazie delle quali abbisognamo per ottenere la eterna salute«.1721 Dabei präsentierte er – wie die Predigten besonders ab dem Jahr 1829 bezeugen – den Gläubigen seiner Diözese die Verehrung der Gottesmutter als allgemeines Glaubensgut der Kirche, um den Eindruck einer bloßen Privatdevotion zu vermeiden. Das wird besonders deutlich in den folgenden Formulierungen: »la chiesa ci mette come esempio«, »la chiesa ci incoraggia«, »la chiesa e l’esperienza ci dice«, »la chiesa propone« oder auch »con la chiesa salutiamo«.1722 Fasst man seine gesamten Aussagen über die Mittlerstellung Mariens in den zitierten mastaianischen Predigten zusammen, erhält man eine ausgewogene und gesunde Doktrin. Auch wenn Mastai die Gottesmutter z. B. einmal als »Quelle der Gnaden« (»fonte delle grazie«) bezeichnete,1723 ordnete er die der hl. Jungfrau zugeschriebene Autorität klar jener des Erlösers und einzigen Mittlers Jesus Christus unter und stellte Maria als »Interceditrice presso l’Intercessore Ges¾ Cristo« und »Mediatrice col Mediatore« dar.1724 Dabei ist es Mariens Auf1717 ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 93. Dazu: Lettere 2, 267; ivi. 3, 402; La voce di Pio IX (Discorsi…) 1, 129.135; ivi. 2, 72; ivi. 3, 32.49; ivi. 4, 76.95. In der Positio steht dazu: »Egli confidava (…) nel-l’intercessione della SS. Vergine, come io stessa potei notare nei vari discorsi.« (Zeug. v. Filippani, in Positio, 153, § 512.) 1718 Im kleinen, von Bellarmino verfassten Katechismus, den Mastai von Kindheit an auswendig kannte (vgl. oben I. Teil, Kap. 3.5.), befindet sich eine ähnliche Formulierung. Dort heißt es: »AcciocchÀ per intercessione della beatissima Vergine pi¾ facilmente impetri quello che domando a Dio; perch¦ ella À avvocata de’ peccatori.« (Bellarmino: Dottrina Cristiana, 264.) 1719 Qui pluribus, 23. Vgl. dazu: Pius IX: Quibus quantisque (20. 4. 1849) All., in APN I/1, 194; Exultavit cor nostrum, 345; Apostolicae nostrae, 592; Nullis certe, 135; Maxima quidem, 460; Quanta conficiamur, 620; Quanta cura, 699. 1720 »Quanti prodigi ha operati Maria sopra la terra in forza di quel potere che dopo la gloriosa Assunzione le fu concesso dal Figlio!« (Ott.Ass. 6, 293. Vgl. Immag., 88; Ott.Ass. 1, 274; ivi. 6, 294.) 1721 ASV: Fondo part. Pio IX, b. 43, 2 (8). 1722 Vgl. Assun. ’29, 184 f; Purificaz., 298; Ott.Ass. 6, 295. 1723 Vgl. Guadalupe, 100. 1724 Vgl. Ref.Pecc. 1, 91; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 72, fl. 7.
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gabe, ständig bei ihrem Sohn zu vermitteln und seinen strafenden Arm aufzuhalten.1725 Die Beispiele, die Mastai zur Veranschaulichung brachte, entsprechen oftmals der bildhaften Sprache des 19. Jhs.: »Ella costantemente mostra al suo Figlio quel seno in cui ha riposato, mentre il Figlio mostra all’Eterno Padre quelle piaghe che ha ricevuto per amor nostro.«1726 Mastai erklärte, dass Maria von Gott dazu bestimmt war, »Mitarbeiterin« (»cooperatrice«) in der Erlösung der Menschheit zu sein.1727 Diese Mitarbeit besteht darin, dass Maria alle Gnaden verteilt, als »Dispensatrice di tutte le grazie« fungiert: »ð costume vero che ogni dono dipende da Dio, e specialmente l’ottimo fra tutti i doni ch’À la grazia = Omne datum optimum et omne donum perfectum de sursum est, descendens a Patre luminum = (Gc 1, 17); ma À vero ancora che a dispensare i suoi doni si serve Iddio della sua cara Madre Maria.«1728
Folglich wollte Gott Maria, die Mutter der Gnade,1729 zur Austeilerin (Dispensatrice), Verwahrerin (Depositaria), Schatzmeisterin (Tesoriera) und zum Kanal (canale) aller seiner Gnaden erheben.1730 In einem Brief erklärte Mastai Ferretti einmal, warum es neben der Herz-Jesu-Verehrung auch der Herz-Mariæ-Verehrung bedürfe: »Col Cuore di Ges¾ erigo ancora la Aggregazione del SS.mo Cuor di Maria, giacchÀ vicino al fonte ci vuole il canale che irrighi i terreni che non ricusino il massimo delle acque salutari.«1731 Mastai erläuterte diese Sonderstellung Mariens als »Vermittlerin am Throne Gottes« mit einem anschaulichen Beispiel aus dem Leben: Genauso, wie die einflussreichen Männer und Könige auf der Erde – so seine Argumentation – oftmals den knechtischen Huldigungen und feigen (vile) Schmeicheleien vieler eine Person an ihrer Seite vorziehen, die ihnen in herzlicher (affettuoso) Freundschaft und aufrichtiger Anhänglichkeit zugewendet ist, genauso gefiel es Gott, unter den Geschöpfen eines zu haben, das ihm über alle lieb ist und von ihm besonders begünstigt (favorita) wird. Mastai führte dieses Beispiel noch weiter aus und stellte klar : Im Gegensatz zu den weltlichen Herrschern irrt sich 1725 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 72, fl. 7; Lettere 2, 231. Hinsichtlich einer drohenden Epidemie schrieb Msgr. Mastai in einer Notificazione vom 11. 1. 1836: »Si degni il Signore colla mediazione di Maria Santissima di preservare questa Citt e Diocesi da ogni calamit.« (Ferri: Pio IX prima del soglio, 88.) 1726 Ott.Ass. 6, 294. Vgl. Ref.Pecc. 2, 96. 1727 Vgl. Assun. ’30, 189. 1728 ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 65, fl. 2. Vgl. Devoz., 101. 1729 Vgl. Nov.Imm. 2, 285 f; ivi. 3, 289; Pan.Con., 344. 1730 Vgl. Devoz., 101; Purificaz., 299; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 12; Franciscis 3, 64. Der Begriff »Maria Gnadenvermittlerin« sowie die Ausdrücke Dispensatrice und Canale hat Mastai vielleicht aus dem bernardinischen Gedankengut übernommen. (Vgl. Bernardus Claraevallensis: In Nativitate B.V. Mariæ Sermo. De Aquæductu, bes. 6.7.18, in PL 183, 441 f.448.) 1731 Serafini, 1436.
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Gott nicht in der Wahl seiner Vertrauensperson, da er sich diese bevorzugte Kreatur nach seinem Herzen geformt hat. Im letzten Vergleichspunkt seines Beispiels legte Mastai dar, dass so wie die Könige sich ihrer Günstlinge (favoriti) bedienen, um an ihre Untertanen die erbetenen Gunsterweise weiterzugeben, auch Gott sich Mariens bedienen wollte bei der Verteilung seiner Gnaden. Mit dem einen Unterschied, dass die Könige aufgrund ihrer Schwachheit und Unzulänglichkeit nicht all die Gunsterweise gewähren können, um die sie gebeten werden; Gott hingegen – sei es aufgrund seiner Allmacht oder aufgrund seiner Nachgiebigkeit gegenüber der Fürsprache Mariens – jede Gnade gewährt, vorausgesetzt, man weiß sich der Vermittlung der Gottesmutter zu bedienen.1732 Für Mastai war es wichtig, immer wieder seinen Gläubigen zu wiederholen, dass Gott selber die Hilfe Mariens in Anspruch nehmen möchte. So sagte er einmal: »Piena di grazia, come fu predicata dall’angelo, [Maria] trový grazia anche avanti a Dio, e dopo la sua pienezza non essendone pi¾ bisognosa per s¦, la ritrový certamente per noi. Associata dal suo Figlio alla sua Onnipotenza, altro non pensý e non pensa se non che a valersene a nro˜ vantaggio. E come G. Cristo ad intercession di Maria, operý il primo miracolo in queste nozze fortunate, (…) cos ha sempre seguitato ad operarne finora.«1733
Anlässlich der Krönung des Marienbildes der Madonna del Calanco in Dozza griff Kard. Mastai in seiner Predigt ein anderes nennenswertes Gleichnis für die Fürbittkraft der hl. Jungfrau auf: Der Legende nach soll ein Reisender, der im Schatten des Baumes schlief, an dem dieses Marienbild angebracht war, geheilt worden sein. Davon ausgehend verglich er die Gottesmutter mit dem Baum aus dem Hohelied der Liebe, unter dessen Schatten die Geliebten sitzen und dessen Früchte genießen:1734 »Ai piedi di Maria SS.ma raccoglietevi con frequenza e con devozione. E qui dai rami beati di quest’albero avventuroso andate a mano a mano distaccando le frutta di cui pi¾ avete bisogno.«1735 Mastai betonte in seinen Predigten immer wieder, dass Maria wirklich jede Gnade gewähren kann.1736 Den Grund dieser Gnadenmittlerschaft sah Mastai später – als Papst Pius IX. – in seiner marianischen Enzyklika Ubi primum in der Allmacht Gottes, der in Maria die Fülle alles Guten hineingelegt hat. Der Papst drückte dieses Geheimnis in seinem Schreiben mit den Worten des hl. Bernard de Clairvaux aus: »quandoquidem Deus »totius boni plenitudinem posuit in Maria««.1737 In einer Predigt
1732 Vgl. Devoz., 101. 1733 ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 115, fl. 3. Vgl. Ott.Ass. 6, 292. 1734 »In seinem Schatten begehre ich zu sitzen. Wie süß schmeckt seine Frucht meinem Gaumen!« (Hld 2, 3.) 1735 Dozza, 96. 1736 Vgl. Devoz., 102; Immag., 88; Assun. ’29, 186. 1737 Ubi primum ’49, 164. Vgl. Bernardus Claraevallensis: De acquaeductu 6, in PL 183,
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erklärte Mastai, welche Vorzüge (prerogative) die Marienverehrer durch den Erhalt der gewünschten Gnaden haben: eine höchste Wirksamkeit (somma efficacia) einerseits und eine Einfachheit (facilit) andererseits. In dem durch Maria an Gott gerichteten Gebet sah Mastai die »somma efficacia«, um das Gewünschte zu erhalten. Die »facilit« bezog er auf die Handlung der Menschen, da diese – zum Erlangen der Gnade – lediglich Maria bitten müssen.1738 Die Wirksamkeit – so Mastai Ferretti weiter – besteht einerseits in der Universalität (universalit) der Güter, die durch Maria erhalten werden können, und andererseits in der Sicherheit (certezza), mit der sie erhalten werden.1739 Um die Bedingungslosigkeit der Vermittlung Mariens verständlich zu machen, stellte Mastai seinen Zuhörern den Teich Betesda in Jerusalem vor Augen, vor dem alle Kranken sehnlichst darauf warteten, beim Aufwallen des Wassers als Erste hineinsteigen zu können, umso von ihrem jeweiligen Leiden geheilt zu werden.1740 Beim Gebet zur Gottesmutter – erklärte Mastai – gibt es keine »Rahmenbedingungen« wie z. B. »Sprechstunden beachten« oder »nur der Erste siegt«, noch beschränkt sie ihre Vermittlung auf nur zeitliche, irdische oder ausschließlich notwendige Dinge, da sie es wünscht, um alles gebeten zu werden, und gleich ihrem Sohn alles ohne Ausnahme gewähren kann.1741 Mit einer Auflistung an Beispielen versuchte Mastai die Universalität der Dinge, die man von der Gottesmutter erbitten kann, deutlich zu machen: Maria hilft bei Zweifel auf intellektueller Ebene, bei Anfechtungen von Seiten des Teufels in Glaubensfragen, bei Unenthaltsamkeit oder Verzweiflung sowie bei Wankelmütigkeit in den guten Vorsätzen; Maria steht den nach Heiligkeit strebenden Menschen bei und beschenkt sie mit ihren Tugenden, und nicht zuletzt eilt sie allen Sündern zur Hilfe.1742 Zusammenfassend ermahnte er einmal seine Zuhörer : »In ogni tempo, in ogni luogo, in ogni affare vi sia scorta Maria, vi sia scudo, vi sia aiuto, vi sia compagnia.«1743 Entschieden widerlegte Mastai den bekannten Einwand, dass Maria trotz intensiven Gebetes die Bitte nicht erfüllt habe und somit auch ihre Fürsprache nicht sicher sei. Mit anschaulichen Worten erläuterte er, woran die Erhörung eines Gebetes scheitern kann: Entweder, weil der Bittsteller um unnütze oder unangemessene Dinge gebetet hat, die nicht mit dem ewigen Heil in Verbindung stehen, oder aber, weil er nicht in der richtigen Art und Weise gebetet hat. Um die Gebetsanliegen zu erhören, wünscht sich Maria von ihren Verehrern eine »vernünftige Devotion« (»devozione ragionevole«): Der
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441. Dazu: Scheffczyk: Kennzeichen und Gestaltkräfte des »Marianischen Zeitalters«, 186; Bodem, 365. Vgl. Devoz., 102.106. Vgl. ivi., 102. Vgl. ivi.; Joh 5, 1 – 9. Vgl. Devoz., 102. Vgl. ivi., 102 f; Purificaz., 299; Ott.Ass. 6, 293; Invit.Sac. Devoz., 107.
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Beter darf nicht in der Sünde verharren und sich mit einigen äußeren Andachtsübungen zufrieden geben; außerdem sollte er sich keine Illusionen machen, ohne persönliche Verdienste vor Gottes Strafen fliehen zu können.1744 Diese Überzeugung von Mariens wirksamer und gleichzeit einfach zu erlangender Fürsprache kommt auch in der Antrittsenzyklika Pius’ IX. Qui pluribus zum Ausdruck: »Ut aurem clementissimus Dominus facilius inclinet aurem suam in preces nostras, et nostris annuat votis, deprecatricem apud Ipsum semper adhibeamus sanctissimam Dei Genitricem Immaculatam Virginem Mariam, quae nostrum omnium dulcissima mater, mediatrix, advocata, et spes fidissima ac maxima fiducia est, cujus patrocinio nihil apud Deum validius, nihil praesentius.«1745
Mastai besaß persönlich die Gewissheit, in allen Lebenssituationen unter den barmherzigen (misericoriosi)1746 Augen Mariens zu stehen und bei ihr Halt, Stärkung, Zuflucht sowie Erleichterung an Leib und Seele zu erlangen:1747 »[Maria] ci assister con una sensibile protezione, con un pronto soccorso nei pericoli e tentazioni, e con una assistenza particolare nel punto di Nra˜ Morte.«1748 Außerdem sah er in der hl. Jungfrau seine sichere Hoffnung, weil sie selber ein Geschöpf ist, denselben Weg wie wir ging, jetzt bei ihrem Sohn für uns Fürsprache einlegt und den strafenden Arm Gottes aufhält.1749 Mastai appellierte immer wieder an das Herz Mariens: Auf den vorherigen Seiten konnte man wiederholt feststellen, wie gern der Marienprediger über die Leiden und Freuden im Herzen Mariens meditierte; ihr Herz war für ihn das Zentrum all ihrer Gefühle. Diese seine Verehrung nahm im Laufe der Jahre ständig zu: In der Tat sollte die Anrufung des hl. Herzens Mariens in den späteren Ansprachen Pius’ IX. immer häufiger auftauchen.1750 Sein Vertrauen auf diese liebenswürdige (amabile)1751 Fürsprecherin, Jung-
1744 Vgl. ivi., 104. 1745 Qui pluribus, 23. 1746 Vgl. Nov.Imm. 1, 279; ivi. 2, 285; ivi. 8, 325; ivi. 9, 327; Ref.Pecc. 1, 91; Assun. ’28, 183; ivi.’29, 184; Purificaz., 301; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 93, fl. 4; Ubi primum ’49, 164; Quibus quantisque, 194; Apostolicae nostrae, 592; Maxima quidem, 460; Quanta cura, 699. 1747 Vgl. Assun. ’28, 183; ivi. ’29, 184 f.188; Purificaz., 301; Ott.Ass. 6, 294; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 16, fl. 39; ivi. b. 10, 65, fl. 15; Invit.Sac. 1748 ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 17, fl. 4; ivi., 84, fl. 3. Vgl. dazu: Lettere 3, 387. Jahre später erklärte Pius IX. in einer Ansprache den anwesenden Jugendlichen: »Vi lascio sotto il manto e la protezione di Maria Santissima, la quale sapr ben guardarvi e liberarvi da ogni male.« (La voce di Pio IX [Discorsi…] 4, 208.) 1749 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1. 1750 Vgl. Franciscis 1, 172; ivi. 3, 32.289. 1751 Vgl. Nov.Imm. 3, 292; ivi. 6, 310.313; Ref.Pecc. 1, 91; ivi. 2, 100; Dozza, 94; Guadalupe, 99 f; Devoz., 105 f; Immag., 85; Assun. ’27, 175; ivi. ’29, 185; ivi. ’30, 189; Purificaz., 301; Ott.Ass. 3, 282; ivi. 4, 283; ivi. 5, 291; ivi. 6, 291.293; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 64, fl. 4;
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frau und Mutter, auf die große Frau (gran donna)1752 und Herrin (Signora)1753 inspirierten ihn dazu, ganz unterschiedliche Marientitel zu benutzen.1754 In den hier zitierten Predigten, vor allem in seinen Enzykliken, rief er Maria als die Beschützerin (Protettrice) der reinen und keuschen Seelen,1755 der Diözese, aller Völker und Reiche an1756 und stellte alle Menschen unter ihren mächtigen Schutz (patrocinio).1757 Bei Krankheit rief er Maria als Trost der Kranken (sollievo degli Infermi) an.1758 Dort, wo guter Rat teuer war, empfahl er sich U.L.F. vom Guten Rat.1759 Mit besorgtem Blick auf die sich immer mehr ausbreitenden Häresien und im Kampf gegen den Teufel richtete er sich immer wieder an Maria als die Kämpferin und Siegerin (Vincitrice) und vertraute dieses Anliegen besonders der Immaculata – der Schlangenzertreterin1760 – sowie Maria, der Ausiliatrix, an.1761 Im Kampf gegen die Sünde wendete er sich an Maria als die einzige Zuflucht der Sünder (Refugio dei peccatori) und als die barmherzige Fürsprecherin (Avvocata):1762 Ihrem innersten Wesen nach Feindin der Sünde (nemica del peccato) hat sie jedoch für den Sünder nichts Bedrohliches oder Fürchterliches an sich, sondern ist ganz darauf bedacht, seine Seele durch ihre Vermittlung reinzuwaschen.1763 Maria, der Pforte des Himmels (Porta Ceoli), vertraute Mastai die Rettung aller Seelen an:1764 »ð sempre aperto il cuore, e le mani
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Ubi primum ’49, 162; Exultavit cor nostrum, 345; Nullis certe, 136; Maxima quidem, 460; Quanta cura, 699. Vgl. Assun. ’27, 175. Dazu: Assun. ’30, 189; Ott.Ass. 4, 283 f. Vgl. Nov.Imm. 3; 293; ivi. 4, 300; ivi. 5, 303; ivi. 6, 309.312; ivi. 9, 326; Ref.Pecc. 1, 91.95; ivi. 2, 100; Dozza, 94 f; Guadalupe, 100; Devoz., 105; Immag., 88; Assun. ’27, 178; ivi. ’29, 184; Ott.Ass. 3, 282; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 26, fl. 6. Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.1.3. Vgl. Immag., 90. Vgl. Guadalupe, 100; Immag., 90; Assun. ’27, 178; Ott.Ass. 6, 292 f; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 67, fl. 3; Invit.Sac. Vgl. Ref.Pecc. 1, 95; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 2, fl. 3; ivi., 37, fl. 37; Lettere 2, 215; Invit.Sac.; Qui pluribus, 23; Ubi primum ’49, 164; Noscitis et nobiscum, 222; Si semper antea, 229; Exultavit cor nostrum, 345; Ineff., 617; Cum Sancta Mater, 65; Maximo animi, 126; Nullis certe, 136; Novos et ante, 188; Multis gravibusque, 215; Maxima quidem, 460; Quanta conficiamur, 620. Vgl. Ott.Ass. 6, 294. Vgl. Assun. ’30, 193; Ott.Ass. 4, 285. Vgl. Nov.Imm. 1, 275 f; ivi. 2, 281; ivi. 6, 308; Pan.Con., 341; Immag., 85 f; Assun. ’27, 178; ivi. ’28, 183; ivi. ’29, 184; Ott.Ass. 6, 294; Invit.Sac.; Ubi primum ’49, 164; Ineff., 617; Maxima quidem, 460; Quanta cura, 699; Multiplices inter, 27 f. Vgl. Ineff., 617; Franciscis 1, 327. Vgl. Ref.Pecc. 1 – 3, 91 – 101; Ott.Ass. 6, 292.294; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 12.14; ivi., 64, fl. 15; ivi., 65, fl. 2; ivi., 72, fl. 7; ivi., 93, fl. 4; Invit.Sac.; Marcone 1, 40; Ferri: Pio IX prima del soglio, 138. Vgl. Assun. ’29, 184; Ref.Pecc. 1, 91; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 83 – 84, fl. 9. »Da Voi finalmente speriamo di essere accolti per quelle porte che gi ci apriste, e di goder quella vita che venne per Voi.« (Guadalupe, 100. Vgl. Ref.Pecc. 2, 100; Devoz., 106; Immag.,
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sue son pronte a dispensar ogni grazia, ma la prima delle sue grazie, e quella che contiene ogni grazia si À il desiderio della nostra eterna salute.«1765
5.4.4. Eine »vernünftige« Marienverehrung Mastai forderte von seinen gläubigen Zuhörern eine »vernünftige« und reife Marienverehrung. Er war davon überzeugt, dass Maria dem Throne Gottes am nächsten steht und alle Gnaden durch ihre Hände verteilt werden. Jedoch bedeutete dies keinesfalls, dass die Marienverehrung Selbstzweck, Endziel oder sicherer »Talisman« für ihn war. Vielmehr vertrat er eine streng theozentrisch ausgerichtete Marienliebe, die den Marienverehrer im Kampf gegen die Sünde stärken und auf dem Weg der Heiligung vorangehen lassen soll. Mastai Ferretti bezweckte mit seinen Predigten über die Mariengeheimnisse und -privilegien, die Liebe zu und das Vertrauen auf Maria zu wecken, die vor allem unsere liebe Mutter (Madre nostra) ist.1766 Maria zu lieben bedeutete für ihn, der Gottesmutter in ihrer einzigartigen Position Liebe, Ehrerbietung, Verehrung und Bewunderung entgegenzubringen.1767 Weiter forderte Mastai die Gläubigen auf, sich zusammen mit Maria über ihre Privilegien – wie z. B. ihre Unbefleckte Empfängnis, ihre Liebesfülle oder ihr beispielhaftes Leben – zu freuen (»rallegratevi«).1768 In den Herzen der Gläubigen wollte er Dankbarkeit (gratitudine, riconoscenza) für die von Maria schon erhaltenen Gnaden hervorrufen und weiterhin das Vertrauen auf ihre zukünftige Mittlerschaft stärken.1769 Bei den Versuchen, die Gläubigen zu einer zärtlicheren und größeren Marienliebe zu bewegen, setzte er die Marienverehrung immer in Verbindung zu einer wahren Gottesliebe: Zwar sah er Maria allen anderen Kreaturen übergeordnet, betonte jedoch klar ihre vollkommene Abhängigkeit von Gott.1770 Die Intensivierung der Marienverehrung war für Mastai Ferretti der Weg, um die Gläubigen näher zu Gott zu bringen. Auch in den Gebeten, die Mastai oftmals in
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90 f; Assun. ’27, 177 f; ivi. ’28, 183; ivi. ’29, 186.188; Purificaz., 301; Ott.Ass. 3, 282; ivi. 6, 293; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 10, fl. 12.14.) Assun. ’29, 186. Und woanders erklärte er dazu: »(…) perch¦ Maria Santissima À quella che ci si offre a guida sicura per presentarci avanti il Trono delle Misericordie.« (Ferri: Pio IX prima del soglio, 88.) Vgl. Nov.Imm. 1, 279; ivi. 6, 310; ivi. 9, 327; Add., 191; Ref.Pecc. 1, 95; ivi. 2, 100; Dozza, 94; Guadalupe, 99 f; Devoz., 106; Immag., 90; Assun. ’27, 177 f; ivi. ’29, 188; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 84, fl. 3; ivi. b. 10, 10, fl. 14; ivi., 64, fl. 15; Invit.Sac.; Qui pluribus, 23; Ubi primum ’49, 162; Vgl. Nov.Imm. 1, 274; ivi. 2, 280; ivi. 6, 309; ivi. 8, 320; Assun. ’27, 177; ivi. ’30, 189; Purificaz., 299; Ott.Ass. 1, 277; ivi. 3, 279; ivi. 4, 284; ivi. 6, 294. Vgl. Nov.Imm. 2, 281; ivi. 4, 297; ivi. 7, 317; Assun. ’27, 178. Vgl. Nov.Imm. 1, 277; ivi. 3, 289; Add., 191; Ref.Pecc. 2, 98. Vgl. Nov.Imm. 2, 281; ivi. 3, 288.
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Die Mariologie von G.M. Mastai Ferretti
seinen Predigten an Maria richtete, betonte er, dass die Steigerung der Marienverehrung eine vermehrte Gottesliebe zum Ziel hat:1771 Im Namen aller bat Mastai die Gottesmutter um die Gnade, alles zu beseitigen, was Jesus erzürnen und uns von ihm trennen könnte, sowie um die Gnade, ihn mehr lieben und anbeten zu können und dankbarer gegenüber Gott zu sein. Er erflehte für alle die Fürsprache Mariens, damit die Gläubigen so unterstützt besser mit der Gnade Gottes mitarbeiten können. Er hoffte, Jesus von Maria genauso zu empfangen, wie die Heiligen drei Könige und die Hirten ihn aus ihren Händen empfangen haben.1772 Aber vor allen Dingen erhoffte und erbetete Mastai von Maria die Gnade des ewigen Lebens.1773 Wie wir gesehen haben, versuchte Mastai in seinen Predigten, das Vertrauen der Gläubigen auf Maria zu stärken. Aus diesem Grund präsentierte er Maria gerne als die liebenswürdige Mutter und Fürsprecherin am Throne Gottes und als die Vermittlerin aller Gnaden. Doch auch dabei versuchte er, jede falsche Art von Marienverehrung (Devotionismus) und blindes Vertrauen (cieca fiducia) zu vermeiden:1774 Immer wieder betonte er : »Invochiamo dunque con confidenza filiale la nostra cara Madre, prevaliamoci del potere che Dio gli ha concesso per nostro vantaggio e siam sicuri di essere esauditi, purch¦ all’invocazione corrispondano le nostre operazioni.«1775 Wie bereits angedeutet, erklärte der Marienprediger ausdrücklich, dass Maria nicht hilft, wenn man die Sünde nicht hinter sich zurücklassen möchte: »(…) la sua Madre non vorr beneficar coloro che nel ricorrere a Lei vogliono persistere nella confederazione col peccato. Non puý essere Madre dei peccatori ostinati colei la quale À Madre del Divino Amore e Timore.«1776 Somit erinnerte Mastai immer wieder, dass die hl. Jungfrau von allen wahren Marienverehrern verlangt, von der Sünde Abstand zu nehmen und Götzendienst, Leidenschaften, Hochmut, Zorn, Flüche und jeden ungeregelten Lebensstil hinter sich zu lassen.1777 Weiterhin wies er in seinen Predigten darauf hin, dass Maria keinen Lippenkult wünscht, sondern Gebete, die vom Herzen kommen.1778 Aus diesem Grund wurde Mastai Ferretti nie müde, alle seine Zuhörer zur Imitation der Gottesmutter aufzurufen, besonders in ihren Tugenden 1771 1772 1773 1774 1775 1776
Vgl. ivi. 1, 279; ivi. 3, 292; ivi. 4, 297.300; ivi. 6, 306.313; Purificaz., 301; Devoz., 105. Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 84, fl. 3; ivi. b. 10, 53, fl. 2. Vgl. Ref.Pecc. 2, 100; Guadalupe, 100; Assun. ’28, 183; Ott.Ass. 3, 282. Vgl. Ott.Ass. 6, 294. Ivi. Vgl. Assun. ’29, 188; ivi. ’30, 193; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 115, fl. 3. Assun. ’29, 186. Woanders erklärte er : »A rendere perý sempre pi¾ efficaci le nostre preghiere, ah cari e dilettissimi Figli, io v’invito alla pace, alla concordia cristiana.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 43, 2[10].) 1777 Vgl. Immag., 88 – 90; Assun. ’28, 183; ivi. ’29, 186; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1; Marcone 2, 91. 1778 »Quelle preghiere dette sol colle labbra e mai accompagnate dal cuore, quelle pratiche di piet, sempre unite allo sfogo di tante passioni…« (Immag., 90.)
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und ihrem Gebetsleben.1779 Maria selber, so betonte er, erhofft sich von uns nachgeahmt zu werden: »Or dall’altezza del Trono su cui siede Regina c’invita ad imitarla; e a noi spetta, suoi parziali clienti, suoi figli devoti di secondare i consigli di s potente Avvocata, di ubbidire ai comandi di cos tenera Madre.«1780 In allen Marienpredigten ergriff Mastai Ferretti auch die Gelegenheit, das Leben der Gottesmutter unter pastoralem Aspekt darzustellen: Ihm diente z. B. die Predigt über das Privileg der Unbefleckten Empfängnis Mariens, um gleichzeitig eine Katechese über das Sakrament der Taufe zu halten;1781 ausgehend von der Kontemplation der hl. Jungfrau ermahnte er die Gläubigen ihre »kalten« Gebete zu unterlassen;1782 die Predigten über die Reinheit und Demut Mariens nahm er zum Anlass, der Gemeinde die Notwendigkeit und Schönheit dieser Tugenden vor Augen zu halten;1783 sprach er über Maria, »Zuflucht der Sünder«, nutzte er den Terminus, um die Menschen auf den Weg der Umkehr zu rufen, indem er ihnen erklärte, dass Maria sich von allen Reue, aufrichtige Umkehr und Ausdauer in der Umkehr erhofft.1784 Obwohl Mastai den Gläubigen vor allen Dingen eine »vernünftige« Marienverehrung unterbreitete, findet man in seinen Predigten auch Aussagen, die vielmehr an eine sentimental-übertriebene Marienfrömmigkeit erinnern. Abgesehen von seinem Sprachstil, der oftmals aus eher gefühlsbetonten, allzu lebendigen Ausdrücken besteht, die von Herz zu Herz gehen, gibt es – vor allem in den Predigten aus seinen ersten Priesterjahren – auch inhaltliche Übertreibungen: In der Immaculata-Novene behauptete er z. B.: »[Maria] provveduta gi di tanta sapienza fino dal primo istante di sua concezzione [sic!], andava seco stessa contemplando, e paragonando le predizioni cogli avvenimenti ne ammirava la concordanza perfetta.«1785 Ebenso existiert in der stichwortartigen Aufzeichnung einer Marienpredigt der Gedanke, dass Maria nach ihrer Geburt »sofort ihren Schöpfer« und »seine Absichten mit ihr erkannte«.1786 Ähnliches behauptete er bezüglich der Verkündigungsszene: Auch in diesem Moment soll Maria das Weitergehen der Dinge »vorhergesehen« (»vide«) haben.1787 Diese emphatischen Aussagen, die inhaltlich keineswegs haltbar sind, können sicherlich teilweise auf den im 19. Jh. verbreiteten romantischen Predigtstil 1779 Vgl. Nov.Imm. 1, 274; ivi. 4, 294 – 297; ivi. 5, 305 f; ivi. 8, 319.322; ivi. 9, 327; Immag., 89; Ott.Ass. 3, 282; ivi. 6, 295; ASV: Fondo part. Pio IX, b. 9, 1, fl. 1; ivi., 37, fl. 37; ivi., 72, fl. 1; ivi., 84, fl. 3. 1780 Assun. ’30, 193. 1781 Vgl. Nov.Imm. 1, 277 f. 1782 Vgl. ivi. 5, 301.304. 1783 Vgl. ivi. 7, 315 – 318; ivi. 8, 319.323 f. 1784 Vgl. Ref.Pecc., 92. 1785 Nov.Imm. 5, 303. 1786 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 83 – 84, fl. 10. 1787 Vgl. Nov.Imm. 8, 320. Dazu: ivi.
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zurückgeführt werden. Andererseits aber können diese übertriebenen Ausführungen auch auf seinen Wunsch zurückgehen, Maria in ihrem Sein und ihren Privilegien bestmöglich zu preisen. Vielleicht hat gerade sein Bewusstsein, dass jeder Lobpreis nicht an die Größe Mariens herankommt (»Dopo aver fatto elogi […] bisognerebbe sempre riconoscerla superiore ad ogni elogio.«1788), ihn zu diesen Übertreibungen verleitet. Aber im Allgemeinen legte er – besonders natürlich als Papst – großen Wert auf doktrinär exakte Aussagen. Der zweite Teil wird zeigen, wie sehr er um eine richtige Formulierung des Glaubensinhaltes der Unbefleckten Empfängnis bemüht war.1789 Auch aufgrund einer Zeugenaussage in der Positio weiß man um seine Bemühungen, in religiösen Fragen auf die inhaltlich richtigen Formulierungen zu achten, auf falsche Aussagen aufmerksam zu machen und sie zu vermeiden.1790 Trotz dieser eher seltenen inhaltlich falschen Aussagen ist die Marienverehrung Mastai Ferrettis im Ganzen durchaus als »vernünftig« zu bezeichnen. Letzlich bestand sein Anliegen immer darin, die Gläubigen von der Sünde fernzuhalten1791 und ihnen die Gottesmutter als lebendiges Beispiel und als mächtige Fürsprecherin auf dem Weg der Heiligkeit zur Seite zu stellen. Dieses Kapitel hat ein Licht auf den Reichtum der von Mastai Ferretti vertretenen Mariendoktrin geworfen. In den einzelnen Abschnitten habe ich versucht, dem Leser zu zeigen, wie Mastai die verschiedenen Geheimnisse Mariens dargestellt hat. In den von mir konsultierten mastaianischen Schriften sind fast alle traditionellen Geheimnisse des Lebens der Gottesmutter beschrieben worden; es fehlen nur eine Darstellung Mariens an der Seite des Auferstandenen und ihre Präsenz im Abendmahlssaal am Pfingstfest. In den überlieferten Predigten hat er jedoch alle anderen wichtigen Mariengeheimnisse und -privilegien behandelt und damit zugleich seine umfassenden Kenntnisse bewiesen. Seine Mariologie bedient sich häufig sehr origineller Darstellungen der Geheimnisse durch Vergleiche aus der Hl. Schrift und besitzt vor allem eine stark pastorale Ausrichtung. Natürlich muss man festhalten, dass Mastai in manchen Auffassungen der romantischen Mentalität seiner Zeit unterworfen war. Das erklärt seinen emphatischen Redestil, die oftmals wiederkehrenden rhetorischen Fra1788 Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 83 – 84, fl. 10. 1789 Vgl. unten II. Teil, bes. Kap. 3.4. und 4.2. 1790 Folgendes wird dazu berichtet: »Nelle lettere, che riceveva, notava talvolta gli errori, che vi erano costrutti, amando molto la esattezza nelle espressioni, specialmente in materia religiosa. Avendo una volta ricevuto una lettera o istanza, in cui Maria Santissima veniva chiamata – la Signora del Sacro Cuore – notý, che vi si doveva dire: – Nostra Signora del Sacro Cuore –; e fuori vi scrisse: – ð errore dýmmatico chiamare Signora del Sacro Cuore quella, che chiamý se stessa Ancella del Signore –.« (Zeug. v. Zonghi, in Positio, 322 f, § 1007.) 1791 »Maria tutto domanda per i suoi veri Devoti, per quelli, cioÀ che si studiano di fuggire ogni peccato.« (ASV: Fondo part. Pio IX, b. 10, 93, fl. 4. Dazu: Ref.Pecc. 1, 92.)
Maria im Leben der Kirche
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gen oder Klimaxe – alles Einflüsse des Romantizismus des 19. Jhs.1792 Unter diesem Aspekt sind auch seine gelegentlichen inhaltlichen Übertreibungen zu beurteilen, die jedoch nie Eingang in das Lehramt gefunden haben und darum keinen grundsätzlichen Schatten auf die Mariendoktrin Mastai Ferrettis werfen. Diese zeichnet sich sogar – besonders hinsichtlich der Illustration des Privilegs der Unbefleckten Empfängnis Mariens – durch ihren inhaltlichen Reichtum und ihre Präzision aus. Da Mastai Ferretti keine systematische Abhandlung über die Marienlehre verfasst hat, musste sich meine Analyse hauptsächlich auf seine Marienpredigten stützen, von denen nur die »frühen« aus seiner Priester- und Episkopatszeit erhalten sind. Dem Wesen der Predigt gemäß hatte seine Darlegung der Marienprivilegien weniger ein doktrinäres, als vielmehr ein pastorales Ziel: die Gläubigen durch die von Gott und von der Kirche gewollte Marienverehrung zu erziehen. An den gegebenen Stellen wurde ersichtlich, auf welche Kirchenschriftsteller sich Mastai in seinen Predigten bezog. Während er einige Autoren, wie besonders den hl. Bernard, mehrfach zitierte,1793 tauchen andere Autoren nur vereinzelt auf.1794 Im Ganzen gesehen stehen jedoch gerade diese letzten Autoren für die große Spannweite seiner geistlichen Lektüre. Es ist auffallend, dass Mastai bei der Zitierung dieser Autoren, die allesamt als große Marienverehrer bekannt sind, nicht immer deren marianische Werke aufgriff, sondern geschickt ihre Betrachtungen über verschiedene Tugenden auf Maria zu übertragen wusste. Bemerkenswert ist, dass vor allem die Immaculata-Novene erkennbar mit dem bernardischen Gedankengut angereichert ist: Mastai ließ die ablehnende Position Bernards bezüglich dieses Privilegs unbeachtet und übernahm im Zusammenhang mit anderen marianischen Aspekten sein Gedankengut, wobei er sich allem Anschein nach besonders von den Predigten über die Assumptio, die »Geburt Mariens« (De aquaeductu) sowie die »Predigt für den Sonntag in der Oktav von Maria Himmelfahrt« inspirieren ließ.1795 1792 Vgl. dazu: oben I. Teil, Kap. 4.4.1. 1793 Vgl. Nov.Imm. 6, 309; ivi. 7, 315ff; ivi. 8, 320.322 f; Ott.Ass. 4, 283; Ref.Pecc. 1, 91; ivi. 2, 96; Devoz., 102. Ein kurzer Abriss Bernards Mariendoktrin in: Lauffs, D. (Jocher, N.): Bernhard v. Clairvaux, in MaLex 1, 445 – 450. 1794 Selten oder nur einmal zitierte Autoren sind z. B. Birgitta von Schweden (vgl. Add., 191), Dionysios der Große von Alexandrien (vgl. Ott.Ass. 1, 276), Ephräm der Syrer (vgl. Assun. ’30, 192), Fulgentius (vgl. Pan.Con., 336), Johannes von Damaskos (vgl. Ott.Ass. 1, 276), Rupert von Deutz (vgl. Pan.Con., 340), Vinzenz Ferrer (vgl. Immag., 85) und Rodriguez – wahrscheinlich der hl. Marienverehrer und Jesuit Alfonso Rodriguez († 1617), der zu Mastais Zeit gerade einer gewissen Popolarität besaß, da er 1825 selig- und 1888 schließlich heiliggesprochen wurde. (Vgl. Pan.Con., 337; Testore, C.: Alfonso Rodriguez, in BS 1, 861 – 863; Dudon, P.: Alphonse Rodriguez [Saint], in D.S. 1, 395 – 402.) 1795 Vgl. Nov.Imm. 6, 309; ivi. 7, 315ff; ivi. 8, 320 f.323. Im dem Panegyrikus über die Im-
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Auffallend ist weiterhin, dass Mastai Ferretti mit selbstformulierten Gebeten seine Predigten abschloss; diese waren gleichsam konkrete Beispiele, um seine Zuhörer zum persönlichen Gebet zur Gottesmutter anzuleiten. Wenn Mastai in seiner pastoralen Tätigkeit die Aufforderung des »Römischen Katechismus« »Der Seelsorger muss sich Mühe geben, auf dass dieses Geheimnis tief eingeprägt im Gemüt und Verstand der Gläubigen haften bleibt«1796 über das Geheimnis der Jungfräulichkeit auf alle Privilegien Mariens ausweitete, so verfolgte er damit ein klares Ziel: In festem Vertrauen auf die Kraft der Fürbitte Mariens sollten die Gläubigen sich um eine vollkommene Nachahmung aller ihrer Tugenden bemühen und so durch eine grundsätzlich auf Gott ausgerichtete Marienverehrung unter der Führung der Gottesmutter auf dem Weg der Heiligkeit voranschreiten.
maculata zitierte Mastai auch den hl. Thomas von Acquin, der bekanntlich gegen das Immaculata-Privileg war. (Vgl. Pan.Con., 343. Dazu: Schenk, R.: Thomas v. Aquin, in MaLex 6, 399 – 405.) 1796 Vgl. Der römische Katechismus: Katechismus romanus – Katechismus nach dem Beschlusse des Konzils von Trient für die Pfarrer: übersetzt nach der zu Rom 1855 veröffentlichen Ausgabe mit Sachregister, Kirchen 1970, 1. Teil, Kap. 4.
Teil II. Die Immaculata-Verehrung Giovanni Maria Mastai Ferrettis – Pius’ IX. und sein persönlicher Beitrag bei der Definierung des Dogmas
1. Die dogmatischen Voraussetzungen: Entstehung und Entwicklung der Immaculata-Verehrung
Die Dogmaverkündigung von 1854 ist keinesfalls das Werk eines einzelnen Mannes und auch nicht die Frucht weniger Jahre intensiver Arbeit, sondern ein Ergebnis, das über Jahrhunderte hinweg Gestalt angenommen hat.1797 Bevor es zur Verkündigung des Dogmas kam, wurde dieses Marienprivileg in langem Ringen der Schulen und Theologen1798 sowie vielen Stellungnahmen des Hl. Stuhles immer weiter vertieft.1799 Der besseren Einschätzung der Initiativen Pius’ IX. hinsichtlich des Immaculata-Dogmas dient zuvor ein kleiner geschichtlicher Abriss über die Entwicklung der Volksfrömmigkeit, der Festliturgie sowie der theologischen Reflexion.
1.1. Die ersten Hinweise auf eine Immaculata-Verehrung Bei den frühen Kirchenlehrern und -schriftstellern existieren keine direkten Zeugnisse über einen vorhandenen Immaculata-Glauben; dennoch lassen sich Hinweise darauf finden. In den ersten drei Jahrhunderten war diese Doktrin indirekt und fast verborgen in der Aussage über die Gottesmutterschaft Mariens, in dem Parallelismus Eva-Maria sowie in einigen allgemeinen Äußerungen über ihre absolute Reinheit und Heiligkeit enthalten.1800 Vom 4. Jh. an wurden die Aussagen konkreter : Man stellte Maria z. B. als die Einzige da, die Christus in seiner Immunität von der Schuld und deren Folgen ähnelt; als die einzige Unbefleckte, Reine bzw. Immune von der Schuld sowie die einzige Benedeite und 1797 Vgl. Laurentin, R.: L’action du Saint-Si¦ge par rapport au problÀme de l’Immacul¦e Conception, in VirgoImm 2, 98. 1798 Vgl. Bachelet: Immacul¦e Conception, 995 – 1190; Söll: Mariologie, bes. 177 – 193. 1799 Wollte man die Entwicklungsgeschichte der Immaculata-Verehrung in verschiedene Phasen einteilen, eignet sich das folgende Schema von G. Roschini: 1. indirekte Hinweise auf die Devotion (1.–3. Jh.); 2. Entwicklung (4.–11. Jh.); 3. Dispute (11.–15. Jh.) und Klärung (16.–19. Jh.). (Vgl. Roschini: Maria Santissima nella storia della salvezza 3, 42.) 1800 Vgl. Idem: Immacolata Concezione, in Idem: Dizionario di mariologia, Roma 1960, 217.
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immer Gepriesene. Einige erklärten, sie sei zur Ehre ihres Sohnes ausgenommen von dem allgemeingültigen Gesetz, mit der Erbsünde geboren zu werden.1801 So war am Ende der patristischen Ära generell die Überzeugung verbreitet, dass Maria an Leib und Seele eine Heiligung erfahren habe.1802 Trotz dieser klaren Aussagen wurde ein Bekenntnis zur Unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter durch drei Faktoren gehemmt: 1. die Glaubensüberzeugung von der Allgemeinheit der Erbschuld und der daraus folgenden Erlösungsbedürftigkeit; 2. die von Augustinus und anderen vertretene Vorstellung, dass durch den Zeugungsakt die Erbsünde weitergegeben wird und 3. die seit Gregor von Nazianz geläufige Vorstellung von der Reinigung Mariens bei der Verkündigung – die natürlich eine noch vorhandene Befleckung voraussetzte.1803 Auf der anderen Seite hielten viele – allen voran der hl. Augustinus – an der Heiligkeit Mariens sowie ihrem Freisein von persönlichen Sünde fest.1804 Da ein Kirchenfest jeweils nur heilige Gegenstände zum Objekt hat, verlangte das Fest der Geburt Mariens neben der Heiligung der hl. Jungfrau bei der Verkündigung eine Vorausreinigung; damit ging man von einer Heiligung der Gottesmutter schon vor ihrer Geburt aus.1805 Diese Annahme wurde durch das biblische Beispiel von der Heiligung des Täufers in utero bei der Heimsuchung Mariens bei Elisabeth unterstützt.1806 Nach der Einführung des Festes der Empfängnis Mariens kam schließlich ein ähnlicher Gedanke wie bei dem Fest Mariæ Geburt auf: Wie kann man ihre Empfängnis feiern, wenn sie in Sünde stattgefunden hat.1807 Eine fromme Auslegung, die dennoch eine gewisse Verbreitung gefunden hatte, stützte sich auf das aus dem 2. Jh. stammende Protoevangelium Jakobi. In dieser apokryphen Schrift wird u. a. die Geburt Mariens beschrieben, wobei der Autor ihre Empfängnis nicht auf den ehelichen Zeugungsakt zurückführte, sondern ebenfalls auf ein wunderbares Eingreifen Gottes. Auch wenn dieser Bericht die weitere Entwicklung der ImmaculataDoktrin nicht beeinflusst hat, verbreitete sich durch ihn die Idee des Freiseins Mariens von der Erbsünde.1808 Auch wenn noch nicht geklärt war, was genau unter dem Begriff Erbsünde zu verstehen war – eine Aufgabe, die erst das Konzil von Trient übernehmen sollte.1809 1801 Vgl. ivi., 218 – 220. Dazu: Cecchin, S.M.: L’Immacolata Concezione – Breve storia del dogma, Citt del Vaticano 2003, 7 – 16. 1802 Vgl. ivi., 12. 1803 Vgl. Söll: Mariologie, 149; Cecchin: L’Immacolata Concezione, 9.12; Kösters, L.: Maria, die unbefleckt Empfangene, Regensburg 1905, 53 f. 1804 Vgl. Seybold, M.: Unbefleckte Empfängnis, in MaLex 6, 521; Kösters, 52. 1805 Vgl. ivi. 1806 Vgl. Lk 1, 41; Söll: Mariologie, 149 f. 1807 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 22 f. 1808 Vgl. ivi., 16 – 18. 1809 Vgl. unten II. Teil, Kap. 4.2.3.
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Aufgrund all dieser Überlegungen rückte die Doktrin über die allgemeine Erbsündenverfallenheit und die daraus folgende Erlösungsbedürftigkeit aller Menschen immer mehr in den Mittelpunkt und wurde Anlass heftiger Diskussionen. Das Feisein Mariens von persönlichen Sünden hingegen war bis zum Ausgang der Patristik so gut wie unbestritten.1810
1.2. Die Ausbreitung der Immaculata-Verehrung und das Ringen der Schulen Der Immaculata-Glaube wurde bis zum 8.–9. Jh. im Abendland theologisch weder artikuliert noch thematisiert. Erst als sich die in der Ostkirche schon übliche liturgische Festfeier der Empfängnis Mariens auch in der Westkirche ausbreitete, entstand ein stetig wachsendes theologisches Interesse für diesen Festgegenstand.1811 Die Ausgangspunkte dieser Überlegungen bestanden in den folgenden Elementen: Es existierte eine allgemeine und biblisch gestützte Überzeugung, dass Maria im Hinblick auf ihre Gottesmutterschaft durch ein besonderes Gnadenwirken des Hl. Geistes geläutert und begnadet wurde. Da man auch nicht von einem nachfolgenden Eingriff ausging, musste bei dieser ersten Läuterung die Erbsünde mit eingeschlossen sein. Zu diesem Zeitpunkt konnte man sich noch keinesfalls vorstellen, dass die Reinigung im ersten Augenblick der Empfängnis geschah und eigentlich als Vorwegnahme zu verstehen ist. Die Theologen im Westen waren bei ihren Überlegungen auch von den damals geltenden biologischen Anschauungen beeinflusst und komplizierten dadurch die Klärung: Man war der Meinung, dass nach dem Zeugungsakt der Eltern der Leib erst Tage später beseelt würde und somit erst als Person angesehen werden konnte.1812 Dieser Vorstellung folgend behauptete man, dass zumindest der Leib für einen gewissen Zeitraum von der Erbsünde befleckt sein müsse. Trotz allen Überlegungen neigte man jedoch dazu, bei Maria – gemäß ihrer einzigartigen Stellung im Heilsplan Gottes – schon möglichst früh von jedem Makel der Erbsünde abzusehen.1813 Vor diesem Hintergrund trugen ganz verschiedene Theologen bei der Klärung des Festobjektes bei. In der nun anschließenden Darstellung werden lediglich die bedeutenden Persönlichkeiten behandelt. Paschasius Radbert († 865) sprach das Erbsündenfreisein Mariens an, ohne 1810 1811 1812 1813
Vgl. Söll: Mariologie, 150. Vgl. ivi., 150; Seybold: Unbefleckte Empfängnis, 521. Vgl. Söll: Mariologie, 166. Vgl. ivi., 164 f.
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jedoch auf den Zeitpunkt und den Modus einzugehen.1814 Weitere Impulse zur näheren Ergründung des Festes kamen aus England, wo sich die liturgische Feier der Conceptio Mariæ ab Anfang des 12. Jhs. besonders verbreitete.1815 Anselm von Canterbury († 1109) führte zwei neue Gedanken ein, die für seine Schüler richtungsweisend sein sollten: Mit der Behauptung, dass die Erlösungstat Jesu auch auf solche auszudehnen sei, die nicht gleichzeitig mit ihm gelebt haben, wurde gleichsam die Basis für die ferne Lösung der praeredemptio Duns Scotus’ gelegt.1816 Weiterhin brachte er die Vermittlung der Erbsünde nicht mehr mit der leiblichen Zeugung in Verbindung, sondern erst mit der Vereinigung von Leib und Seele.1817 Ein Schüler von Anselm, Eadmer von Canterbury († 1141), wurde der erste Theologe der Unbefleckten Empfängnis. In seinem Werk Tractatus de Conceptione B. Mariæ Virginis legte er die Fundamente der Immaculata-Doktrin, indem er zwischen der aktiven (betrifft die Eltern – Zeugungsakt) und der passiven (betrifft die gezeugte Person) Empfängnis unterschied.1818 Damit erklärte er, dass Maria zwar wie alle anderen gezeugt worden sei, aber dass die Erbsünde – wenn man von ihrer Existenz ausgehen muss – bei den Eltern (aktive Empfängnis) und nicht bei Maria (passive Empfängnis) zu suchen sei.1819 Eadmer schloss seinen Traktat mit den berühmt gewordenen Worten: »[Gott] potuit, voluit, fecit.«1820 Von England aus, verbreitete sich die Liturgiefeier auch in der Normandie und zog schließlich auch in Lyon ein, wo die Kanoniker der Kathedrale diesen Brauch übernahmen. Das veranlasste Bernard de Clairvaux († 1155) 1138 zu seiner berühmten Epistola 174, in der er gegen diese Neueinführung energisch protestierte: »Diesen Ritus kennt die Kirche nicht, missbilligt die Vernunft, empfiehlt die alte Überlieferung nicht.«1821 Bernard ging von der augustinischen Anschauung der Fortpflanzung der Erbsünde aus und konnte deshalb noch nicht den Sinn des späteren Dogmas erfassen, da selbst bei der größtmöglichen Verkürzung des Zeitraum zwischen Leibesbildung und Heiligung diese zwei Momente nicht zusammenfallen konnten.1822 Wenn auch für ihn Maria zwar vor
1814 Vgl. ivi., 165. 1815 Vgl. Lechner, G.M.: Unbefleckte Empfängnis – 3: Liturgiewissenschaft, in MaLex 6, 526. Dazu: unten II. Teil, Kap. 1.4. 1816 Vgl. Söll: Mariologie, 167. 1817 Vgl. ivi. 1818 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 32. 1819 Vgl. ivi. 1820 Vgl. ivi., 33; Seybold: Unbefleckte Empfängnis, 521. 1821 Bernardus Claraevallensis: Ad canonicos Lugdunenses de conceptione S. Mariæ 1, in PL 182, 333. Dt. Version z. a.: Söll: Mariologie, 169. 1822 Vgl. ivi.
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ihrer Geburt geheiligt wurde, gehörte sie dennoch zu den Adamskindern und war deshalb nicht von der Erbsünde ausgeschlossen.1823 Erst Thomas von Aquin († 1274) überwand die augustinische Erbsündenübertragungstheorie, indem er den Moment der Beseelung als ausschlaggebend für das Erbschuldigwerden sowie auch für die Heiligung erklärte: Nur die Seele in Verbindung mit dem Körper ist Subjekt der Gnade und der Sünde.1824 Damit war es nun möglich, beide Vorgänge (Zuziehung der Sünde und Heiligung) zumindest zeitgleich anzusetzen.1825 Nach der damaligen Vision war es aber auch für den hl. Thomas weiterhin nicht vorstellbar, Maria vom Gesetz der allgemeinen Erlösungsbedürftigkeit auszuschließen.1826 Dennoch fand er eine Möglichkeit das liturgische Fest zu legitimieren: »Doch nicht deshalb, weil das Fest der Empfängnis gefeiert wird, wird einsichtig, daß sie bei ihrer Empfängnis heilig war, sondern weil der Zeitpunkt ihrer Heiligung unbekannt ist, wird am Tag ihrer conceptio anstelle der Empfängnis die Heiligung gefeiert.«1827 In der Folgezeit wurde deshalb für viele Dominikaner das Festobjekt nicht die Unbefleckte Empfängnis, sondern die Heiligung Mariens im Mutterschoß.1828 Der hl. Bonaventura († 1274) beschäftigte sich ausführlich mit der Materie. Gleich dem hl. Thomas schloss er die Heiligung vor der Beseelung aus und sprach sich für die Geburt Mariens in Heiligkeit aus.1829 In seiner Überlegung ging er jedoch zunächst bezüglich der Zeitfrage bei der Gottesmutter von einer Vorherbewahrung der Erbsünde aus, die er aus drei Gründen für angemessen hielt: Zunächst im Hinblick auf die Ehre ihres göttlichen Sohnes, weiterhin in Bezug auf Mariens Würde, die sich von der aller anderen Heiligen abhebt und schließlich hinsichtlich der Ordnung im Universum, nach der zwischen Gott und den Menschen eine Mittlerin erforderlich ist, die selber die Sünde nicht kennt, sondern nur einige ihrer Konsequenzen.1830 Obwohl nach Bonaventura die Immaculata-Doktrin nicht im Kontrast zu der Lehre der Kirche steht, sprach er sich letztendlich doch gegen sie aus, weil ihm diese Position verbreiteter, verständlicher und sicherer erschien.1831 Entscheidende Beiträge zur Klärung des Festgegenstandes wurden von eng1823 Vgl. ivi.; Roschini: Immacolata Concezione, 221. 1824 Vgl. S. th. I – II, q. 110 a. 4; ivi. III, q. 27, a. 2. Dazu: Cecchin: L’Immacolata Concezione, 43 – 45. 1825 Vgl. Söll: Mariologie, 170. 1826 Vgl. S. th. I – II, q. 81, a. 3. 1827 Ivi. III, q. 27, a. 2 ad 3. Dt. Version z. a.: Söll: Mariologie, 174. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 42. 1828 Vgl. ivi. 1829 Vgl. ivi., 50. 1830 Vgl. ivi. 1831 Vgl. Bonaventura: In tertium librum sententiarum, d. 3, p. I, a. 1, q. II ad III. Dazu: Cecchin: L’Immacolata Concezione, 52.
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lischen Theologen erbracht: Als Begründer der Immaculata-Bewegung an der Oxford-Universität betrachtet man generell Robert Grossatesta († 1253).1832 Der Franziskanertheologe ging in seinen Schriften schon von einer Vorherbewahrung Mariens aus: Nach ihm wurde die Gottesmutter »in ipso infusione animae« gereinigt: Damit wurde sie nicht von der Sünde geläutert, die einmal in ihr war, sondern in ihr gewesen wäre, wenn sie nicht geheiligt worden wäre.1833 Nach Grossatesta gilt auch Wilhelm von Ware († 13. Jh., Todesjahr unbekannt), der Lehrer Duns Scotus’, als Begründer der oben genannten Bewegung.1834 Er entwickelte den Gedankengang von Grossatesta weiter und fragte sich besonders, wie man die praeservatio mit der Erlösungsbedürftigkeit zusammenbringen könne. In seiner Überlegung führte er die Reinheit Mariens auf den Sohn zurück und erklärte: »Also bedurfte sie [Maria] des Leidens Christi nicht wegen der Sünde, die in ihr war, sondern die in ihr gewesen wäre, wenn sie nicht der Sohn selbst per fidem praeservasset.«1835 Die entgültige theologische Lösung sollte aber dem Franziskaner Johannes Duns Scotus († 1308) vorbehalten sein, der seine Thesen zunächst in Oxford und später in Paris vortrug.1836 Scotus ging von einer christozentrischen Anschauung aus, nach der Jesus auch ohne den Sündenfall in die Welt gekommen wäre.1837 Damit war für ihn die Menschwerdung Christi und somit die Auserwählung Mariens ein wesentlicher Teil des Planes Gottes. Trotzdem trennte Scotus die Erbsündenlosigkeit der Gottesmutter nicht von dem Dogma der allgemeinen Erlösungsbedürftigkeit: Nach ihm wurde Maria durch eine Vorherbewahrung erlöst, d. h. Christus befreite sie nicht von der Erbsünde, sondern verhinderte ihr Erbsündigwerden.1838 Für Scotus war die praeservatio auf der einen Seite die vollkommenste Art der Erlösung, die Christus als der vollkommene Mittler hat ausüben können und auf der anderen war sie für Maria die angemessenste Art (Konvenienzgrund).1839 In seiner Immaculata-Lehre ging Duns Scotus auch auf das Zeitproblem ein: Für ihn handelte es sich um den ersten Augenblick der Empfängnis, in der Maria durch eine besondere Gnade Gottes und im Hinblick auf die Erlösungstat Christi vom Makel der Erbsünde bewahrt geblieben ist. Statt der Erbsünde erhielt sie die heiligmachende Gnade. Trotz der praeservatio und der Gnadengabe schloss er jedoch den Besitz der Konkupiszenz nicht aus, da diese weder Infektion des Fleisches sei, noch physischer Grund der Erbsün1832 1833 1834 1835 1836 1837 1838 1839
Vgl. ivi., 56. Vgl. Söll: Mariologie, 172. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 58. Söll: Mariologie, 172. Vgl. ivi., 174. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 62 – 64. Vgl. Söll: Mariologie, 177. Vgl. ivi., 176; Cecchin: L’Immacolata Concezione, 65 – 69.
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denübermittlung: Genauso wie die Konkupiszenz nach der Taufe fortdauert, könne sie auch nach der Heiligung im ersten Augenblick verbleiben.1840 Der Doctor subtilis führte die Vorherbewahrung Mariens auf die Verdienste Christi zurück. Dazu erklärte er, dass es vollkommener sei, die Schuld noch bevor die Person in Sünde fällt zu vergeben, statt zuzulassen, dass sie sündigt und ihr erst anschließend zu vergeben.1841 Mit der Doppelidee von der praeservatio und praeredemptio setzte Duns Scotus einen Meilenstein in der Immaculata-Doktrin. In seiner Auseinandersetzung mit dem Thema analysierte er alle Gegenargumente gründlich und belegte seine eigene These auf glaubwürdige Weise. Aus dieser Perspektive heraus wurden auch alle biologischen Gegenargumente vollends irrelevant, da nun die Zeugung zeitlich nicht mehr von der Beseelung getrennt wurde. Gleichzeitig führte Scotus die These von Anselm und Thomas zum Sieg, nach der nur die Person Subjekt von Sünde und Heiligkeit sein kann. Aufgrund seiner Doppelidee gelang es ihm weiterhin, die Immaculata-Doktrin nicht von der Christologie bzw. Soteriologie zu lösen und entkräftigte somit das entscheidende Argument aller Immaculata-Gegner. Schließlich führte er den von allen kirchlichen Theologen verfochtenen Grundsatz der Vorrangstellung Mariens und ihrer vollendeten Heiligkeit durch die Darstellung Christi als den vollkommenen Erlöser »bis zur letzten Konsequenz durch und lieferte damit die beste theologische Begründung für die in Liturgie und Volksfrömmigkeit verwurzelte Überzeugung von der Größe Mariens«.1842 Sein Verdienst ist es auch, dass dieses Thema, das bis dahin aufgrund der negativen Einstellung von Bernard, Thomas und Bonaventura an den Universitäten nicht diskutiert wurde, als eine mögliche akademische Diskussion aufgenommen wurde.1843 Ein Thema, das nun in der Folgezeit diskutiert wurde, war z. B. die debitum-Frage:1844 Ausgangspunkt dieses Problems war der Wunsch einiger, bei der Gottesmutter komplett von der Sünde abzusehen. Somit kam die Frage auf, ob Maria auch Erbsündig geworden wäre, wenn Christus sie nicht vorherbewahrt hätte.1845 Die Argumente Duns Scotus’ fanden nur teilweise Anklang und wurden nicht überall akzeptiert. Damit wurde eine nächste Phase in der Dogma-Geschichte eingeleitet: das Ringen der Schulen. Die Theorie Duns Scotus’ revolutionierte einerseits die Immaculata-Lehre, stellte aber andererseits den Gedankengang anerkannter Persönlichkeiten in den Hintergrund, ging nur beschränkt auf Schriftargumente ein und besaß vielmehr 1840 1841 1842 1843 1844 1845
Vgl. Söll: Mariologie, 176; Cecchin: L’Immacolata Concezione, 70. Vgl. ivi., 72. Söll: Mariologie, 176. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 73. Vgl. Söll: Mariologie, 177. Vgl. ivi.
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einen hypothetischen Charakter. Es war nur zu verständlich, dass diese neue Lehre von vielen mit Skepsis und Widerspruch aufgenommen wurde.1846 Es wurde aber nicht nur ein Ringen zwischen einzelnen Theologen, sondern eine Anschauungsfrage ganzer Schulen bzw. Ordensfamilien. Diese Entwicklung beeinträchtigte die Sachlichkeit der Diskussionen und führte zu einer Polarisierung zwischen den so genannten Immaculisten und Maculisten. Besonders offensichtlich wurde diese gegensätzliche Parteinahme bei den Franziskanern (pro) und den Dominikanern (contra).1847 Die ersten stellten sich hinter die Theorie Scotus’ und die zweiten fühlten sich der Lehre des hl. Thomas verpflichtet, besonders da dieser recht bald schon zum Kirchenlehrer erhoben worden war. Die Favoriten beriefen sich auf die liturgische Festfeier und den wachsenden Glaubenskonsens im Gottesvolk. Die Gegner sahen die Immaculata-These im Widerspruch zum Glaubensgut (allgemeine Erbsündenverfallenheit und Erlösungsbedürftigkeit) und zur Hl. Schrift,1848 betonten die mangelnden Zeugen in der Hl. Tradition, mehr noch, verwiesen auf die vielen gegensätzlich zu wertenden Aussagen bei den Kirchenvätern und -schriftstellern und betrachteten deshalb die Immaculata-Lehre als nicht fundierte Neuerung im Glaubensbewusstsein der Kirche. Weiterhin erinnerten sie an die auffallende Zurückhaltung von Seiten des Lehramtes und führten als Liturgie-Gegenargument das am 8. Dezember in Rom verwendete Tagesgebet an, in dem lediglich die Heiligung Mariens im Zentrum stand:1849 Die Maculisten verstanden den Festgegenstand nach der Lehre des hl. Thomas als Reinigung (Heiligung) von der Erbsünde und nicht wie die Immaculisten als Vorherbewahrung. In den Diskussionen, die damals entstanden, beschränkte man sich nicht nur auf die Widerlegung der Argumente der Gegenseite, sondern man zensurierte die entgegengesetzte Auffassung als häretisch. So z. B. Giovanni de Poully († 1321), Dozente an der Pariser Universität und Theologe des Konzils von Vienne (1311 – 1312), der die scotistische Doktrin als häretisch erklärte da sie im Widerspruch zur Hl. Schrift stehe und deshalb auch alle ihre Anhänger als Häretiker bezeichnete.1850 In den folgenden Jahrhunderten sollten sich auch die Traktate häufen, in denen man die jeweilige Gegenpartei zensurierte. Im 15. Jh. erschien sogar eine Pseudo-Bulle Gregors XI. (1370 – 1378), die gute 400 scotistische Sätze verurteilte.1851 Die vielfachen Eingriffe von Seiten der Päpste, die 1846 1847 1848 1849
Vg. ivi. Vgl. ivi., 178. Z. B.: »Der Tod gelangte zu allen Menschen, weil alle sündigten.« (Röm 5, 12.) »Deus, qui sanctificationem Virginis… sicut vidi et audivi quum ibi de ista sanctificatione praedicarem in isto festo Sanctificationis, quod fit in Decembri ante festum Natalis per quindecim dies.« (Z. a. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 77.) 1850 Vgl. ivi., 75. 1851 Vgl. ivi., 104.
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eine gegenseitige Verketzung sowie öffentliche Diskussionen wiederholt verbaten, hatten nur bedingt Erfolg.1852 Die erste offizielle Gegenüberstellung der scotistischen und thomistischen Position fand in dem Jahr 1320 (oder 1321?) in einer Disputation an der Pariser Universität zwischen dem Franziskaner FranÅois de Mayronis († 1328) und dem Benediktiner Pierre Roger (später Papst Clemens VI., † 1352) statt.1853 In der Folgezeit sollten sich solche Diskussionen häufen: Die maculistische Position vertraten dabei z. B. der Dominikanerprofessor Giovanni di Napoli († 1336), der Dominikaner Juan de Monzûn († 1412), der Inquisitor Nicola Eymeric († 1399) sowie der Italiener Vincenzo Bandelli († 1506); die immaculistische Position hingegen Pietro Aureolo († 1322), Francesco da Brescia und Ambrosius Catharinus Politi – eigentlich Lancelloto de’ Politi († 1553).1854 Die berühmte Universität Sorbonne duldete zunächst beide Meinungen, da Vertreter beider Richtungen dort dozierten. Als jedoch der oben genannte Juan de Monzûn 1387 in Berufung auf den hl. Thomas in aggressiver Form gegen die ImmaculataLehre vorging und jede gegenteilige Auffassung zensurierte, ließ die theologische Fakultät durch den Franziskaner Johannes Vitalis ein Gegenurteil aufstellen und dieses von über 30 Theologen überprüfen.1855 Gemäß dem erstellten Gutachten wurden die Thesen Monzûns verurteilt und er selber wurde zur Widerrufung aufgefordert. Nachdem dieser in seiner Position verharrte, verbot ihm der Erzbischof von Paris, Pierre d’Orgemont, »unter Androhung der Exkommunikation seine Ansichten in Wort und Schrift, geheim oder öffentlich weiterzuverbreiten«.1856 Mit dieser Stellungnahme entschied sich die Pariser Universität zugunsten der scotistischen Lehre. Der erste Professor, der wohl ohne Einschränkungen die Immaculata-Lehre an der Sorbonne unterrichtete, war FranÅois de Mayronis. Er war es auch, der wohl als erster die praeservatio als »Privileg« erklärte.1857 Diese positive Einstellung sollte sogar dahin führen, dass man in der Sorbonne ab dem 3. März 1497 das Votum sanguinis (Blutgelübde) für alle Bewerber eines akademischen Grades forderte.1858 Dieser Eid wurde am 17. November von 112 Professoren zum ersten Mal abgelegt, und in den nächsten Jahren folgten weitere Hochschulen diesem Beispiel: 1499 die Universität zu Köln, 1500 die zu Mainz, 1501 die zu Wien, 1530 die zu Valenzia, 1617 die zu Granada, Toledo sowie Saragozza und 1618 die zu Neapel.1859 Gegen Ende 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859
Vgl. z. B.: ivi., 76 – 78.83.86.89.91.101. Dazu: unten II. Teil, Kap. 1.4. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 75. Vgl. ivi., 77 – 87; Söll: Mariologie, 179.188. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 86; Söll: Mariologie, 179. Ivi. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 79 – 82. Vgl. Söll: Mariologie, 190. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 108; Söll: Mariologie, 190.
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des 17. Jh. hatten sich mehr als 150 Universitäten und katholische Studienzentren positiv zur Immaculata-Doktrin geäußert.1860 Die dort ausgebildeten Theologen wurden allesamt Multiplikatoren des Immaculata-Glaubens. Als Förderer und Verteidiger dieser Devotion setzten sich auch verschiedene Könige und Kaiser ein, besonders weil viele Disputationen in regelrechte »Schlachten« ausarteten: Mehrere Male griffen z. B. die Könige von Aragona ein: Juan I. († 1396) verbannte den überzeugten Maculisten Nicola Eymeric und verbot durch ein Dekret, das jemand die pia sententia häretisch nenne,1861 sein Nachfolger Martn I. († 1410) befreite den von Eymeric ins Gefängnis geworfenen Franziskaner Juan Rota und ordnete eine öffentliche Diskussion an. Da diese Streitigkeiten nicht aufhörten schrieb Alfonso V. († 1437) an den Kaiser Sigismund mit der Bitte, die Sache der Immaculata Conceptio zu begünstigen und sie womöglich durch ein Konzil beurteilen zu lassen.1862 Papst Johannes XXIII. († 1415) rief auf Wunsch Sigismunds das Konzil von Konstanz ein (1414 – 1418), in dem das damals herrschende Schisma behoben werden sollte – die Immaculata-Frage kam jedoch dort nicht zur Sprache.1863 Diese Eingriffe von Seiten der Könige dauerten an: Im 17. Jh. z. B. erbaten die spanischen Könige Felipe III. († 1621) und sein Sohn Felipe IV. († 1665) durch verschiedene Delegaten ebenfalls wiederholt den Eingriff des Hl. Stuhles zugunsten der Immaculata-Verehrung; jedes Mal antworteten die damals regierenden Päpste (z. B. Paul V., Gregor XV. und vor allem Alexander VII.) mit der Veröffentlichung eines Dekretes.1864 Vereinzelt baten auch einige Könige um die Definierung des Dogmas, jedoch blieben diese Stimmen bei den Päpsten für gewöhnlich unbeachtet – lediglich die Festfeier wurde weitergehend begünstigt.1865 Der Immaculata-Kult breitete sich auch bei den Gläubigen immer weiter aus: Ab dem 16. Jh. bildeten und vermehrten sich Bruderschaften unter dem Patronat der Unbefleckten. Die Sodalen verpflichteten sich, den Glauben an diese Wahrheit zu verbreiten.1866 In der folgenden Zeit stellten auch christliche Herrscher ihr Land unter das Patronat der Unbefleckt Empfangenen: Kaiser Ferdinand II. († 1637) von Österreich und später sein Nachfolger Ferdinand III. († 1657) weihten ihre Nation der Unbefleckten Jungfrau und errichteten ihr in Wien eine große Statue. Jo¼o IV. († 1656), König von Portugal und Louis XIV. († 1860 1861 1862 1863 1864 1865
Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 108. Vgl. ivi., 87. Vgl. ivi., 87 f; Söll: Mariologie, 181. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 88 – 90. Vgl. ivi., 132 – 134. So stellte z. B. der Legat Felipes III. 1619, der König Felipe V. († 1746) 1733 und sein Sohn Carlos III. († 1788) 1748 diese Petition. (Vgl. ivi., 133.165 f; Söll: Mariologie, 206.) 1866 Vgl. ivi., 198.
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1715) von Frankreich folgten diesen Beispielen.1867 Viele große Persönlichkeiten halfen bei der Verbreitung und Festigung der Immaculata-Verehrung:1868 Toms de Villanueva († 1555), Carl Borromeo († 1584), Petrus Canisius († 1597), Francesco Surez († 1617), Roberto Bellarmino († 1621), FranÅois de Sales († 1622), Pierre de B¦rull († 1629), Leonardo da Porto Maurizio († 1751) – der zum ersten Mal die Idee aufgebracht hat, die Meinung aller Verantwortlichen über eine mögliche Definierung nicht durch ein aufwändiges Konzil, sondern durch einen Rundbief1869 einzuholen –, und schließlich Alfonso Maria de Liguori († 1787). Das in den Universitäten praktizierte Blutgelübde verbreitete sich immer weiter : Ordensgemeinschaften (z. B. die Jesuiten und die Franziskaner) und Bruderschaften legten ebenfalls diesen Eid ab.1870 Gleichzeitig fehlte es aber auch nie an kritischen Stimmen: Die Inquisition erschwerte im 17. Jh. die Ausbreitung der Devotion, indem sie die Predikation – besonders der Franziskaner – überwachen ließ, den Immacultata ConceptioTitel nicht in den Veröffentlichungen duldete, sondern z. B. verlangte, dass das Wort immaculata von dem Wort conceptio getrennt werde.1871 Kritische Stimmen erklärten das Blutgelübde als unerlaubt und unangebracht, da es nicht darum ginge, eine definierte Glaubenswahrheit zu verteidigen, sondern lediglich eine fromme Meinung.1872 So sprach sich der italienische Historiker Ludovico Antonio Muratori († 1750) gegen das Blutgelübde und schließlich gegen die Immaculata-Devotion selber aus.1873 Der Jansenismus, der wieder zu den patristischen Quellen zurückkehren wollte, sah die fromme Devotion als eine Erneuerung an und lehnte sie als solche ab.1874 Und auch die Aufklärung, mit ihrem Versuch der Glaubensrationalisierung, sprach sich gegen diesen Glauben aus.1875 Doch all diese Gegenkräfte konnten dem Immaculata-Kult keinen Einhalt mehr gebieten.1876 Selbst unter den Dominikanern war die Gegenposition längst nicht mehr so verbreitet.1877 Da sich allerdings immer noch einige der Lehre des hl. Thomas verpflichtet fühlten, griff letztendlich die Ritenkongregation wiederholt mit Reskripten ein (14. 6. 1845 und 17. 7. 1847) in denen diese Einwände zu-
1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877
Vgl. ivi. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, passim. Vgl. ivi., 173 – 178. Dazu: unten II. Teil, Kap. 2.3.1. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 109. Vgl. ivi., 156. Vgl. ivi. Vgl. Söll: Mariologie, 205. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 164. Vgl. ivi., 167. Vgl. Söll: Mariologie, 200. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 110.
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rückgewiesen wurden. Damit erlosch auch der letzte Widerstand im Dominikanerorden.1878 Am Anfang des 19. Jhs. erlebte die Immaculata-Verehrung einen neuen Aufschwung, u. a. aufgrund der Erscheinungen (1830) an Catherine Labour¦ und der sich schnell verbreitenden Wundertätigen Medaille:1879 Die Anfragen um die Einführung des Wortes immaculata in die Marienpräfation vom 8. Dezember nahmen deshalb besonders unter dem Pontifikat von Gregor XVI. ständig zu, und langsam gingen immer mehr Petitionen ein, die um die Definierung ersuchten; allein im Jahr 1840 stellten zehn Erzbischöfe und 41 französische Bischöfe – allesamt Zeugen der Wundertaten der Medaille – diese Anfrage.1880 In diesem Zeitraum wurden verschiedene Traktate über die Unbefleckte Jungfrau verfasst und leiteten damit langsam die Überwindung der Krise in der marianischen Disziplin ein.1881 So erschienen z. B. im italienischen Sprachraum das Werk von Gaspare Rivarola (1822),1882 das von Luigi Lambruschini (1843)1883 und jenes von Giovanni Perrone (1847);1884 eine Synthese von Perrones Buch wurde 1849 in Italienisch von dem Serviten Bonfiglio M. Mura (Erzbischof und Rektor der Universität in Rom) herausgegeben.1885 Später folgte in Italien der Traktat von Agostino Pacifico (1852),1886 und in Frankreich veröffentlichte der Benediktiner Prosper-Louis-Pascal Gu¦ranger sein Werk über die ImmaculataDoktrin (1850).1887 Dieser Abschnitt hat gezeigt, dass die Diskussionen an den Universitäten eine wesentliche Rolle bei der Ausbreitung der Immaculata-Verehrung und bei der 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1885
1886
1887
Vgl. Söll: Mariologie, 203. Vgl. Bra, G. da: I Cappuccini e Pio IX, Torino 1966, 98 f. Vgl. Bachelet: Immacul¦e Conception, 1191 f; Avidano 1, 210. Dazu: ivi. 2, 9. Dazu: oben I. Teil, Kap. 1.1. und 1.6. Vgl. Rivarola, G.: Dissertazione in cui si prova che Maria Vergine sia stata necessariamente concepita immacolata per necessaria conseguenza dell’infallibile dogma della divina sua maternit, Palermo 1822; Pareri 5, 9 – 97. Vgl. Lambruschini, L.: Sull’Immacolato Concepimento di Maria. Dissertazione polemica, Roma 1843. Vgl. Perrone. G.: De Immaculato Deiparae conceptu, Roma 1847. Diese Werke übten ihren Einfluss auch im deutschen Sprachraum aus: Schon 1843 wurde in zwei verschiedenen Versionen das Werk von Lambruschini in deutscher Sprache herausgegeben (M. Zürcher veröffentlichte es in Schaffhausen, A. Kellner hingegen in München). Perrones Werk wurde von A. Dietl und B. Schels 1849 aus dem Lateinischen ins Deutsche übertragen. (Vgl. Vloberg, M.: Bibliography [1830 – 1957], in O’Connor, 561 f; Perrella: Piet, 127; Moroni 88, 235 f.) Vgl. Pacifico, A.: Della origine, progressi e stato presente del culto e festa dello immacolatissimo e santissimo concepimento della grande genitrice di Dio Maria e della sua dogmatica definizione. Ricerche storico-cronologiche-critiche, Neapel 1852. Dazu: Vloberg: Bibliography (1830 – 1957), 573. Vgl. Guéranger, P.: M¦moire sur la question de l’Immacul¦e Conception de la TrÀs Sainte Vierge, Paris 1850.
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Vorbereitung des Dogmas gespielt haben.1888 Viele Prediger verbreiteten diese Devotion in ihren Homilien und »die christliche Kunst wetteiferte mit den Predigern in dem Bemühen, das Bild der Unbefleckten Gottesmutter im gläubigen Bewusstsein zu verankern und anschaulich zu machen«.1889 Das Gottesvolk war von sich aus geneigt, der Gottesmutter diese Sonderstellung einzuräumen. So näherte sich Dank des überall zunehmenden Interesses der jahrhundertlange Entwicklungsprozess seinem Ende.
1.3. Die Stellungnahme des Lehramtes In Bezug auf das Verhalten des Lehramtes kann man die Entwicklung des Immaculata-Dogmas in drei große Phasen einteilen: In der ersten Zeit beschränkte sich das Lehramt auf die Haltung eines vorsichtigen Wächters, später griff es mit zahlreichen Dokumenten ein, umso den Frieden zwischen den diskutierenden Parteien herzustellen, und schließlich, in der dritten Phase, setzte sich das Lehramt kraft seiner Autorität mit Entschiedenheit ein und sollte letztendlich die Doktrin endgültig festlegen, um damit auch die letzten Gegenstimmen zum Schweigen zu bringen.1890 Diese dritte Phase eröffnete offiziell der Franziskanerpapst Sixtus IV. (1471 – 1484), der als erster Pontifex das Fest anerkannte, es offiziell bestätigte und öffentlich in der Kurie feierte. Anlass seines energischen Einschreitens war die Veröffentlichung eines Werkes von Seiten des Dominikanerpaters Vincenzo Bandelli († 1506). In der im Jahr 1475 in Mailand herausgegebenen Schrift griff der Autor die zuvor auf dem Konzil in Basel (1431 – 1449) verkündete Immaculata-Lehre an.1891 In der Tat hatte man in der 36. Sitzung des Konzils am 17. September 1439 die Lehre über die Unbefleckte Empfängnis »definiert«, die Ordensgemeinschaften zur Festfeier vom 8. Dezember verpflichtet und für alle Gläubigen mit Ablässen versehen. Jedoch erhielten weder die sogenannte Definierung noch die weiteren Maßnahmen eine Verbindlichkeit, da das Konzil mit der Verlegung nach Ferrara schismatisch geworden war.1892 Um nun die neuentfachten Streitigkeiten zu beseitigen, ordnete Sixtus IV. eine 1888 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 3. 1889 Söll: Mariologie, 199. 1890 Vgl. Laurentin: L’action, 95; Idem: The role of the Papal Magisterium in the Development, in O’Connor, 271 – 324, bes. 319: Laurentin stellt in diesen Artikeln die Entwicklung des Immaculata-Dogmas anhand der Eingriffe des Lehramtes dar. Im erstgenannten fügt er eine vierte Phase hinzu, nach der das Lehramt auch nach der Definierung die Rolle des Verbreiters, des Wächters und des Promotoren fortführte. (Vgl. Idem: L’action, 95.) 1891 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 101 f. 1892 Vgl. Söll: Mariologie, 181 f.
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feierliche Disputation mit Bandelli an, die zugunsten der Immaculata-Verehrung ausging.1893 Daraufhin gab der Papst am 28. Februar 1477 die apostolische Konstitution Cum praeexcelsa heraus,1894 in der er unverkennbar erklärte, dass das Festobjekt nicht die Heiligung, sondern die Empfängnis Mariens sei. Zusammen mit diesem Dokument approbierte er die von Leonardo de Nogarolis verfassten liturgischen Texte für den 8. Dezember : das Offizium Sicut lilium und die Festmesse Egredimini.1895 Am 4. Oktober 1480 genehmigte er mit dem Breve Libenter ebenfalls das Officium et missa de Immacolatae Conceptionis von Bernardino de Busto († 1513).1896 Während seines Pontifikats stattete der Franziskanerpapst besonders die nogarolischen Texte mit zahlreichen Ablässen aus.1897 Da Bandelli mit einer weiteren Schrift im Jahr 1481 wiederum Verwirrungen verursacht hatte, veröffentlichte Papst Sixtus 1482 die Konstitution Grave nimis, deren Autorität jedoch von den Immaculata-Gegnern geleugnet wurde.1898 Aus diesem Grund erließ er am 4. September ein weiteres Dokument mit dem gleichen Titel (Grave nimis), in dem er sich für die Immaculata-Verehrung erneut einsetzte, aber gleichzeitig immer noch die gegenseitige Zensurierung der streitenden Parteien (Immaculisten – Maculisten) verbot.1899 Papst Alexander VI. (1492 – 1503) bestätigte 1502 die Sanktionen der Bulle Grave nimis. Leo X. (1513 – 1521) beauftragte während des 5. Laterankonzils (1512 – 1517) den Dominikaner und späteren Kard. Tommaso de Vio († 1533) – auch Gaetano genannt –, ein Gutachten über eine mögliche Definierung des Immaculata-Dogmas zu erarbeiten. Obwohl die Stellungnahme Gaetanos nicht allzu negativ ausfiel, deutete er die Sache für noch nicht geklärt und überließ es deshalb dem Papst in seiner unfehlbaren Autorität eine Entscheidung zu treffen. Leo X. jedoch vermied jeden klärenden Eingriff.1900 Positiv schritt hingegen Paul III. (1534 – 1549) ein, der am 3. Juli 1536 das Breviarium Divini Officii mit dem 1893 Vgl. ivi., 181 f.188 f; Cecchin: L’Immacolata Concezione, 101 f; DH 1400 (Einleitung). Dazu: Ferrua, A.: Bandelli, Vincenzo, in DBI 5, 666 f. 1894 Vgl. Sixtus IV: Cum praeexcelsa (27. 2. 1477) Const., in DH 1400. Einige Autoren setzten die Veröffentlichung der Konstitution auf das Jahr 1476 an (vgl. z. B. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 102; Righetti, M.: Manuale di Storia liturgica 2: L’anno liturgico – il breviario, Milano 1955, 295; Maggioni, C.: Benedetto il frutto del tuo grembo – Due mille anni di piet, Casale Monferrato 2000, 111), andere auf das Jahr 1477. (Vgl. z. B. Söll: Mariologie, 188 f; Navoni, M.: La dottrina della Immacolata Concezione nelle fonti liturgiche occidentali: un sondaggio, in PATH 3 [2004] 487; Roschini: Immacolata Concezione, 212.) 1895 Vgl. Navoni, 488. 1896 Vgl. Söll: Mariologie, 189. 1897 Vgl. ivi. 1898 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 105 f. 1899 Vgl. Söll: Mariologie, 189 f; DH 1400 (Einleitung), 1425 f. 1900 Vgl. Söll: Mariologie, 191; Cecchin: L’Immacolata Concezione, 120.
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Immaculata-Offizium Nogarolis’ approbierte.1901 Trotzdem gingen die Diskussionen zwischen den beiden Parteien weiter, und auch das Konzil von Trient (1545 – 1563) setzte diesen kein Ende, da die Mehrheit der Konzilsväter keine Glaubensentscheidung treffen wollte. Jedoch beschlossen sie – mit Bezug auf die Konstitutionen Sixtus’ IV. –, Maria nicht in das am 17. Juni 1546 approbierte Erbsündedekret mit einzuschließen.1902 Gemäß den Forderungen des Konzils strich der hl. Dominikanerpapst Pius V. (1566 – 1572) im Zuge der Reform des Messbuches und Breviers die nogarolischen Texte wieder aus den liturgischen Büchern.1903 Aber auch er ging gegen die Immaculata-Gegner vor: In der Bulle Ex omnibus afflictionibus verurteilte er zusammen mit anderen häretischen Aussagen auch die der Negation der Immaculata Conceptio und mit der Bulle Super speculum vom 30. November 1570 versuchte er mit Berufung auf die Eingriffe Sixtus’ IV. die streitenden Kräfte zu besänftigen, indem er die öffentlichen Diskussionen (ausgenommen die akademischen) verbot.1904 Aber die Streitigkeiten gingen dennoch weiter, so dass Paul V. (1605 – 1621) sich gezwungen sah, erneut einzugreifen: Am 6. Juli 1616 veröffentlichte er die Bulle Regis Pacifici, in der er wie seine Vorgänger auf die Dokumente Sixtus’ IV. und Pius’ V. verwies.1905 Als der spanische König Felipe III. um ein energisches Einschreiten des Papstes zur Beruhigung der Geister bat, wurde das Immaculata-Problem unter der Leitung des Kardinals Roberto Bellarmino in einer Kommission des Hl. Offiziums ausführlich behandelt und bestimmt, dass die immaculistische Position als fromme und heilige Meinung anzusehen sei.1906 Paul V. publizierte daraufhin am 31. August 1617 das Breve Sanctissimus mit dem er bis zur entgültigen Entscheidung über den ImmaculataGlauben verbot, Maria als erbsündig zu bezeichnen und weiterhin jede öffentliche Diskussion untersagte.1907 Papst Gregor XV. (1621 – 1623) wiederholte das Verbot der öffentlichen Kontroversen (24. 5. 1622), erlaubte aber später den Dominikanern, ihre gegenteilige Meinung im Privatbereich zu vertreten.1908 Nachdem auch Innozenz X. (1644 – 1655) sich beschwichtigend eingesetzt hatte, ohne jedoch entscheidend durchzugreifen, sollte Alexander VII. (1655 – 1667) sich persönlich mit der Frage beschäftigen: Der spanische König Felipe IV. († 1901 Vgl. ivi., 130. 1902 Vgl. DH 1516. Dazu: Söll: Mariologie, 191 – 193, bes. 192 f. Der Autor fasst die Stellung des Konzils bezüglich der Immaculata-Lehre in fünf Punkten zusammen und weist dabei auf die letztendlich doch positive Haltung der Konzilsväter bezüglich des Marienprivilegs hin. 1903 Vgl. unten. II. Teil, Kap. 1.4. 1904 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 130. 1905 Vgl. ivi., 131. 1906 Vgl. Söll: Mariologie, 201. 1907 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 133. 1908 Vgl. ivi., 135.
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1665) ließ 1661 dem Hl. Vater durch einen außergewöhnlichen Gesandten, den Bischof von Plasencia Luis Crespi de Borja, ein Gesuch überbringen, in dem er um eine Erklärung bat, in der der theologische Inhalt, mit dem die römische Kirche das Fest der Empfängnis Mariens feiert, eindeutig formuliert sei. Ihn interessierte es, ob die »Sacram Romanam Ecclesiam hodie celebrare festum Conceptionis in eo sensu quo a felicis recordationis Sixto IV institutum fuit«.1909 Alexander VII. entschloss sich, der Frage genau auf den Grund zu gehen, zog mehrere Theologen zu Rate und gab dann selbst dem Dokument den letzten Schliff.1910 Am 8. Dezember 1661 veröffentlichte er schließlich das Breve Sollicitudo. Dieses Dokument sollte mehr als alle anderen die Vorbereitungsarbeiten unter Pius IX. und schließlich sogar die Definierungsbulle beeinflussen: Vom dritten Schema der Ineffabilis Deus an wurde der Abschnitt, in dem Alexander VII. das Marienprivileg beschrieb, wortwörtlich in die Bulle übernommen, und selbst die Definierungsformel inspirierte sich an der Sollicitudo.1911 Alexander VII. stellte sich mit diesem Breve deutlich hinter die Lehre über die Unbefleckte Empfängnis Mariens und untersagte alle Angriffe gegen die Immaculisten. Jedoch beabsichtigte er keinesfalls eine Definition, vielmehr nahm er die Maculisten vor Häresieverdacht in Schutz und erneuerte – gleich seinen Vorgängern Sixtus IV., Pius V. und Gregor XV. – das Verbot der gegenseitigen Verketzung.1912 Nach diesem entscheidenden Dokument gab es zwar noch kleinere Auseinandersetzungen, aber die immaculistische Position war nun nicht mehr aufzuhalten. So wurde z. B. der Ausdruck Immaculata Conceptio mehr und mehr 1909 Z. a. Alfaro, J.: La formula definitoria de la Inmaculada Concepcion, in VirgoImm 2, 208. Mit Präzision gibt Alfaro an, in welchem Fondo sich diese Quellen befinden. 1910 Alfaro präsentiert die Genesis der Breve Sollicitudo und deren Auslegung. (Vgl. Alfaro, 207 – 216.) 1911 Vgl. ivi., 207; Sardi 2, 312. Nach der genauen Analyse von Alfaro enthält die Breve Sollicitudo folgende Aussagen: 1. Bei der Unbefleckten Empfängnis handelt es sich um den ersten Augenblick der Erschaffung der Seele Mariens und deren Eingießung in ihren Leib; 2. In eben diesem Moment erhielt Maria die heiligmachende Gnade; 3. Man behauptet nicht einfach die »Immunität« Mariens von der Erbsünde, sondern auch ihre »Vorherbewahrung« (praeservatio); 4. Es wird behauptet, dass Maria im Hinblick der Verdienste Christi, dem Erlöser der Menschen, von der Erbsünde bewahrt geblieben ist. Jedoch wollte sich Papst Alexander noch nicht festlegen, um was für eine Art von Erlösung es sich dabei handelt und strich deshalb eigenhändig jede Anspielung an die Passion Jesu aus dem Text; 5. Der Ausdruck »speciali Dei gratia et privilegio« darf nicht im engen Sinne als Ausnahme von einem Gesetz verstanden werden, sondern als spezielle Gnade oder Gunst, die keinem anderen gewährt wurde; 6. Die Sollicitudo enthält nicht die geringste Allusion auf die debitum-Frage. (Vgl. Alfaro, 215.) 1912 Vgl. z. B. DH 2015 – 2017, bes. Einleitung. Dazu: Sixtus IV: Cum praeexcelsa (27. 2. 1477) Const., in DH 1400; Idem: Grave nimis (4. 9. 1483) Const., in DH 1425. Dazu: Lambruschini: Sull’Immacolata Concepimento di Maria, in Pareri 5, 140; Roschini: Maria Santissima nella storia della salvezza 3, 24.
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akzeptiert, auch wenn die Päpste in ihrer zurückhaltenden Art den Begriff Conceptio Virginis Immaculatae selbst noch nicht benutzten.1913 Wie der nächste Abschnitt noch besser verdeutlichen wird, waren die päpstlichen Interventionen in der folgenden Zeit nicht mehr erstrangig auf die Schlichtung der beiden Parteien bedacht, als vielmehr auf die Förderung der liturgischen Festfeier der Unbefleckten Jungfrau.1914 Hier seien vor allem Innozenz XII. und Clemens XI. genannt: Innozenz XII. (1691 – 1700) ordnete für das Fest das Offizium und die Oktav für die gesamte Kirche als obligatorisch an;1915 Clemens XI. (1700 – 1721) erhob es zu einem gebotenen Festtag.1916 Ab dem 18. Jh. erhielten die Päpste vermehrt Petitionen um die Definierung des Dogmas, die jedoch keine neuen Eingriffe von Seiten der Hl. Väter nach sich zogen: 1733 bekam Clemens XII. (1730 – 1740) eine Bittschrift vom spanischen König Felipe V. († 1746) und 1748 erging an Benedikt XIV. (1740 – 1758) eine weitere von Felipes Sohn Carlos III. († 1788).1917 Papst Benedikt XIV. plante sogar die Bulle Mulierem pulchram, in der die Lehre von der Immaculata Conceptio verkündet werden sollte, jedoch blieb diese unveröffentlicht.1918 Eine erneute Petition – ebenfalls ohne Erfolg – erging 1763 an Clemens XIII. (1758 – 1769).1919 Neue bedeutende Schritte von Seiten des Lehramtes fanden erst wieder im 19. Jh. statt. Zunächst gewährte Pius VII. (1800 – 1823) den Franziskanern die Einfügung des Wortes immaculata in die Festtagspräfation.1920 Gregor XVI. (1831 – 1846), selber ein großer Verehrer der Immaculata, erteilte im Jahr 1838 durch ein Dekret der Ritenkongregation allen darum ersuchenden Bischöfen die Bewilligung, in die Präfation, in die Lauretanische Litanei sowie in andere öffentliche Gebete den jeweiligen Zusatz zur Verehrung der Unbefleckten einzufügen.1921 Schließlich setzte Papst Gregor in die Präfation der Papstmesse den Zusatz immaculata ein, gewährte dieses Vorrecht dem gesamten römischen Klerus und verfügte, dass im römischen Kalender dieser Zusatz vermerkt werde.1922 Unter seinem Pontifikat gingen auch immer mehr Bitten um die Definition des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis 1913 1914 1915 1916 1917 1918 1919 1920 1921
Vgl. Söll: Mariologie, 203. Dazu: unten II. Teil, Kap. 1.4. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 165. Vgl. ivi. Vgl. ivi., 165 f. Vgl. Bäumer: Benedikt XIV., 425. Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 166. Vgl. Masciarelli, 31. Vgl. Quadrio, G.: L’insegnamento mariano del Papa Gregorio XVI (1831 – 46), in Sal 20 (1958) 543ff; Kösters, 129; Moroni 73, 43.51. 1922 Vgl. Gregorius XVI: Summa quidem (23. 4. 1845) Ep., in AGS 3, 392 f; Quadrio: L’insegnamento mariano del Papa Gregorio XVI, 544. Trotz aller Bemühungen Gregors’ XVI. beurteilte Besutti dessen Wirken bezüglich der Förderung der Immaculata-Bewegung mehr als ein »folgen« als ein »fördern«. (Vgl. Besutti: Ricerche sulla storia della mariologia dall 1800 al Vaticano II, Magistero 4 f.)
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Mariens ein. Doch wagte der Papst es noch nicht, die Dogmatisierung in Angriff zu nehmen, da nach seiner Meinung die äußeren Umstände nicht günstig genug waren.1923 Trotz dieser vielfach deutlichen Stellungnahmen des Lehramtes bedurfte es noch einer inhaltlichen Klärung des Festobjekts. Zu den Hauptproblemen gehörte z. B. die Frage, ob man von einer offenbarten Wahrheit sprechen könne und wenn ja, ob es sich dabei um eine explizite, implizite oder virtuelle Form von Offenbarung handle. Außerdem mussten einzelne Begriffe wie privilegium, »intuitu meritorum Christi Iesu, Salvatoris umani generis« und praeservatio geklärt werden. Weitere noch dringend zu vertiefende Punkte waren das Ausmaß der Befreiung Mariens von der Erbsünde, die sogenannte debitum peccatiFrage, sowie jene über die Konkupiszenz.1924 Doch bis zum Pontifikat Pius’ IX. lag es nicht in der Intention des Lehramtes, diese Begriffe endgültig auszulegen.
1.4. Die Entwicklung der liturgischen Festfeier Zu Beginn der gesamten Immaculata-Bewegung, die in der feierlichen Definierung des Dogmas münden sollte, stand das Fest »Empfängnis der hl. Anna«, das zu Beginn des 7. Jhs. am 9. Dezember in der Ostkirche gefeiert wurde.1925 Der Festinhalt war jedoch nicht das Freisein Mariens von der Erbsünde, sondern die Empfängnis der Mutter Anna, d. h. die Gedächtnisfeier dessen, was im Protoevangelium Jakobi beschrieben wurde.1926 Die Feier bezog sich also auf die aktive und mirakulöse Empfängnis der Mutter Anna und nicht auf die passive Empfängnis Mariens. Dieses Fest besaß zwar nicht den gleichen Stellenwert wie die bekannten Marienfeste, wie z. B. Mariæ Geburt,1927 dennoch verbreitete es sich in der ganzen Ostkirche: Kaiser Leo VI., der Philosoph († 912), dehnte es auf das ganze östliche Imperium aus und 1166 erklärte der Kaiser Manuel Komnenos († 1180) es zu einem gebotenen Feiertag.1928 In der Westkirche gehen die ersten Zeugnisse der Festfeier auf das 9. Jh. zurück; wahrscheinlich durch die byzantinischen Orden in Süditalien übernommen.1929 Das Fest wurde zunächst wei1923 Vgl. Bachelet: Immacul¦e Conception, 1191 f; Aubert 1, 431; Avidano 1, 210; Masciarelli, 31; Quadrio: L’insegnamento mariano del Papa Gregorio XVI, 545. 1924 Vgl. Alfaro, 202 f.215.230 f. 1925 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 18; Lechner : Unbefleckte Empfängnis – 3: Liturgiewissenschaft, 526. Ein kurzer Einblick in die Entstehungsgeschichte des Festes in der Ostkirche: Lechner : Unbefleckte Empfängnis – 3: Liturgiewissenschaft, 526; Maggioni: Benedetto il frutto del tuo grembo, 106. 1926 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 18. Dazu: oben II. Teil, Kap. 1.1. 1927 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 19. 1928 Vgl. ivi. 1929 Zur Entwicklung des Festes in der Westkirche: Navoni, 481 – 506.
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terhin am 9. Dezember gefeiert, jedoch mit einem anderen Namen: Es hieß nicht mehr Empfängnis der hl. Anna, sondern Conceptio Sanctae Mariae Virginis.1930 Im 11. Jh. gelangte die Gedächtnisfeier nach Irland, wo sie jedoch nur für kurze Zeit praktiziert wurde, da sie durch die Eroberung Englands von Seiten der Normannen verboten wurde.1931 Dennoch ist festzuhalten, dass vor 1100 in drei englischen Liturgiekalendern das Fest der Empfängnis Mariens jeweils auf dem 8. Dezember festgesetzt war.1932 Erst gegen 1120 wurde das Fest u. a. von Anselm dem Jüngeren († 1148), Bischof von London, wieder eingeführt.1933 Auf diesen Bischof geht auch die Verbreitung der Vision Abt Helsins zurück. Nach diesem Bericht wurde Helsin während einer Missionsreise nach Dänemark von einem gefährlichen Sturm überrascht. Hilfesuchend wandte er sich an die Gottesmutter, die ihm einen Engel sandte, der als Dank für die Errettung die Feier der Empfängnis Mariens wünschte. Der Abt wurde weiterhin angewiesen, bei der Zelebration das Offizium von Mariæ Geburt zu verwenden und dabei lediglich das Wort »Empfängnis« statt »Geburt« zu benutzen.1934 Von England aus gelangte das Fest in die Normandie, nach Lyon und von dort aus verbreitete es sich in ganz Europa; Ende des 13. Jhs. wurde es schon in Frankreich, Holland, Deutschland, Italien und Spanien gefeiert.1935 Die Franziskaner schrieben bei ihrem Generalkapitel 1263 in Pisa die Festfeier für ihren Orden vor.1936 In Rom selber war die Zelebration noch nicht üblich, jedoch verbot man sie auch nicht.1937 Im Gegenteil, Anfang des 14. Jhs. feierte man in der Kathedrale zu Anagni die Empfängnis Mariens unter Teilnahme der päpstlichen Kurie.1938 Schließlich nahmen die Päpste während der Zeit in Avignon an der liturgischen Gedenkfeier teil, und nach ihrer Rückkehr nach Rom setzten sie diese Praxis fort.1939 In dem in Rom verwendeten Tagesgebet stand jedoch die Heiligung Mariens im Mittelpunkt der Betrachtung.1940 Ein eigenes Offizium, in dem sich zum ersten Mal der Titel »Unbefleckte Empfängnis« finden lässt, erschien 1319 und 1322 in den von den Franziskanern und Benediktinern verwendeten Brevieren.1941 1930 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 20. 1931 Vgl. ivi., 21. 1932 Vgl. ivi., 21; Kleinheyer – August, 492; Sorci, P.: La dottrina dell’Immacolata nelle fonti liturgiche antiche e medievali, in PATH 3 (2004) 444. 1933 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 20; Sorci, 446 f. 1934 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 20; Söll: Mariologie, 169. 1935 Vgl. Cecchin: L’Immacolata Concezione, 22; Söll: Mariologie, 173. 1936 Vgl. Lechner: Unbefleckte Empfängnis – 3: Liturgiewissenschaft, 526. 1937 Vgl. Maggioni: Benedetto il frutto del tuo grembo, 109. 1938 Vgl. ivi. 1939 Vgl. ivi.; Cecchin: L’Immacolata Concezione, 76.93 f. 1940 Vgl. ivi., 77. 1941 Vgl. ivi., 85.94.
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Es wurde schon erwähnt, dass das Konzil von Basel zwar die ImmaculataDoktrin verkündet, die Festfeier festgesetzt und gefördert hatte, doch durch die Verlegung nach Ferrara keine Verbindlichkeit besaß.1942 Dennoch wurde diese »Definierung« in der kommenden Zeit durch die herrschende Praxis und die nachfolgenden Zugeständnisse der Päpste indirekt bestätigt. Die erste, offiziell von Rom anerkannte Festliturgie führte schließlich Sixtus IV. ein. Der Franziskanerpapst approbierte die liturgischen Texte zweier Franziskanerpater : zunächst die von Nogarolis (1476/1477) (Offizium Sicut lilium und Messformular Egredimini) und einige Jahre später die von Busto (1480) (Offizium Dixit Dominus Dominae meae und Messformular Gaudeamus omnes).1943 Die nogarolischen Texte standen ganz in der Linie der scotistischen Doktrin und griffen die in Basel verkündete Lehre über die Unberührtheit Mariens von der Erbsünde auf. In den Orationstexten waren alle wesentlichen Elemente enthalten: das Gnadenwirken Gottes, die Begründung durch die Inkarnation Jesu, die Vorherbewahrung (praeservatio) sowie die Anerkennung der Erlösung Mariens durch ihren Sohn aufgrund ihrer Vorhererlösung (praeredemptio).1944 Das vom Franziskaner Bernardino de Busto formulierte Festoffizium beschrieb Maria in ihrer völligen Immunität von der Erbsünde vom ersten Moment ihrer Existenz an (praeservatio) und in ihrem Besitz der Heiligkeit und Gnadenfülle.1945 Die liturgischen Texte Bustos unterschieden zwar zwischen Mariens Erbsündenlosigkeit und der Konkupiszenz und führten Mariens Erlösung auf die Verdienste Christi zurück, doch hatten sie keinen durchschlagenden Erfolg, nicht zuletzt deshalb, weil sich mehrere unausgewogene bzw. sogar bestreitbare Aussagen in den Gebeten befanden.1946 Das Offizium Nogarolis’ hingegen blieb von 1477 – 1568 im römischen Brevier. Im Jahr 1568 veröffentlichte Pius V. mit der Apostolischen Konstitution Quod a nobis postulat das vom Trienter Konzil geforderte reformierte Brevier und 1570, mit der Konstitution Quo primum tempore, das neue Messbuch. Mit diesen Reformen wurden alle Breviere und Messbücher, die 1942 Vgl. ivi., 93; Söll: Mariologie, 182; Lechner : Unbefleckte Empfängnis – 3: Liturgiewissenschaft, 526. Dazu: oben II. Teil, Kap. 1.3. 1943 Vgl. Officium Conceptionis Immaculatæ Virginis Mariæ. Ac Nominis Iesu, in Breviarium Romanum – Ex Decreto Sacrosanti Concilii Trientini restitutum Pii V. Pont. Max., Venetijs 1582 – Anhang, 10 – 15; Missale Romano – ad usum Fratrum Minorum Sancti Francisci Capuccinorum et Monialium ejusdem ordinis in quo Missæ Sanctorum, Roma 1860, 303 f. Officium et Missa de Immaculata Conceptione composita a ven. Fr. Bernardino de Busto O.F.M., in AOFM 23 (1904) 17 – 36, bes. 18.35. Dazu: Navoni, 487 f; Adam – Berger, 334. Vgl. oben I. Teil, Kap. 1.3. 1944 Vgl. Alfaro, 203; Söll: Mariologie, 189. 1945 Vgl. Alfaro, 205. Navoni behauptet, dass es sich dabei nicht um eine offizielle Approbation gehandelt habe (approvazione formale), sondern lediglich um eine Genehmigung, diese Gebete für die private Verehrung benutzen zu dürfen. (Vgl. Navoni, 491.) 1946 Vgl. ivi., 491 f; Sericoli, C.: De praecipuis Sedis Apostolicae documentis in favorem immaculatae B.M.V. conceptionis, in Antonianum 29 (1954) 375 – 380; Alfaro, 205 f.
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weniger als zweihundert Jahre alt waren, außer Kraft gesetzt; somit waren auch die von Sixtus IV. bewilligten Texte ungültig geworden. In diesem Zuge wurde die nogarolische Festmesse durch das Messformular vom Fest Mariæ Geburt ersetzt, in dem wieder lediglich der Begriff nativitas mit conceptio ausgetauscht wurde.1947 Doch Pius V. selber bewilligte den Minoriten schon am 25. Mai 1568 erneut den Gebrauch des nogarolischen Offiziums. Dieses Zugeständnis, das zunächst nur den Minoriten galt, wurde von Sixtus V. (1585 – 1590) auf die Franziskaner Observanten und später im 17. Jh. auch auf andere Orden ausgeweitet.1948 Schließlich erhob Innozenz XII. mit der Bulle In excelsa das Fest 1693 auf Doppelten Rang zweiter Klasse und Clemens XI. dehnte es am 8. Dezember 1708 mit der Bulle Commissi Nobis als gebotenen Festtag auf die ganze Kirche aus.1949 Benedikt XIV. (1740 – 1758) gestattete 1752 das Fest in der päpstlichen Hauskapelle zu feiern.1950 Anfang des 19. Jh. gewährte zunächst Pius VII. den Franziskanern am 17. Mai 1806 in der Marienpräfation vom 8. Dezember an die Worte et Te in conceptione das Wort immaculata hinzuzufügen.1951 Die gleiche Konzession sollte besonders Papst Gregor XVI. während seines langen Pontifikats immer wieder großzügig all denen gewähren, die ihn darum ersuchten.1952 Somit gab es zu Beginn des Pontifikats Pius’ IX. im offiziellen römischen Messbuch kein eigenes Messformular für das Immaculata-Fest, noch im römischen Brevier ein eigenes Immaculata-Offizium. Man benutzte die liturgischen Texte von Mariæ Geburt, wobei lediglich das Wort »Geburt« mit »Empfängnis« ausgetauscht wurde. Viele besaßen jedoch bereits die Erlaubnis, dabei das Wort »unbefleckte« hinzufügen zu können. Neben dieser offiziellen Liturgie verwendeten viele Ordensfamilien, die im Besitz einer entsprechenden Genehmigung waren, die nogarolischen Texte.
1947 1948 1949 1950 1951 1952
Vgl. Bouman, C.: The Immaculate Conception in the Liturgy, in O’Connor, 153 f. Vgl. Righetti: Manuale, 295 f; Sorci, 464. Vgl. Bäumer: Clemens XI., 70; Cecchin: L’Immacolata Concezione, 165. Vgl. Bäumer: Benedikt XIV., 424. Vgl. Söll: Mariologie, 203; Masciarelli, 31. Vgl. Söll: Mariologie, 203.
2. Beginn und Entwicklung der Immaculata-Verehrung bei G.M. Mastai Ferretti
Pius IX. ist sicher nicht als Immaculata-Papst geboren, sondern verschiedene Umstände seines Lebens haben ihn Schritt für Schritt immer mehr mit diesem Mariengeheimnis vertraut gemacht, so dass aus dem Marienverehrer Mastai ein Befürworter, Förderer und schließlich Verkünder des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens wurde. Im ersten Teil der Arbeit wurde schon in verschiedenen Punkten gezeigt, in welchen Abschnitten seines Lebens Mastai Ferretti mit der Immaculata-Devotion in Kontakt gekommen ist und sich für die Ausbreitung dieser Frömmigkeit durch Wort und Tat eingesetzt hat. An dieser Stelle sollen kurz die wesentlichen Momente des Reifungsprozesses seiner Verehrung der Unbefleckten ins Gedächtnis gerufen werden, um dann im Detail seine Motivation und seinen Einsatz zu verfolgen, die zur feierlichen Dogmatisierung der ohne Makel der Erbsünde empfangenen Jungfrau Maria führten.
2.1. Seine Immaculata-Devotion als Laie und Priester Es wurde gezeigt, dass Pius IX. die Marienverehrung praktisch in die Wiege gelegt bekam. Das gilt für die Marienliebe im Allgemeinen und insbesondere für die Verehrung der Schmerzensmutter. In seinen Lehramtsschreiben Ubi primum und Ineffabilis Deus1953 betonte der Papst zwar, dass er von Kind an die Gottesmutter verehrte, ließ jedoch im Bezug auf die Entstehung und Entwicklung seiner Immaculata-Devotion sogar den aufmerksamen Leser im Unklaren. Vielleicht gehen die ersten Kontakte mit dem Geheimnis der Unbefleckt Empfangenen u. a. auf einige Besuche mit seiner Mutter in der Minoritenkirche della Maddalena in Senigallia zurück, mit der auch Gianmarias Großvater, Ercole Mastai Ferretti, eng verbunden war.1954 In dieser Kirche befindet sich eine 1953 Vgl. Ubi primum ’49, 163; Ineff., 613. 1954 Vgl. Quaglia, 327; Mencucci: Senigallia e la sua diocesi 1, 1180. Graf Ercole ließ die
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große Immaculata-Darstellung, die dem Maler Antonio Cimatori († 1623) zugeschrieben wird. Auf diesem Bild wird Maria mit gefalteten Händen, dem Mond zu ihren Füßen, über der Stadt Senigallia dargestellt, und verschiedene Würdenträger, u. a. Sixtus IV. und einige Minoritenpatres schauen flehend zu ihr auf.1955 Die Minoriten wirkten außerdem in der senigallischen Kirche S. Maria delle Grazie, in der eine Pia confraternita di laici mit dem Titel Maria SS. Immacolata schon damals seit 200 Jahren angesiedelt war und die Giovanni Maria Mastai Ferretti ebenfalls gut kannte.1956 Vielleicht kam Gianmaria aber auch erst im Piaristenkolleg S. Michele in Volterra in unmittelbare Berührung mit diesem Marientitel, da dort die Andacht zur Unbefleckten Empfängnis einer der wesentlichen Bestandteile der Marienverehrung war.1957 Wie ich im Kapitel über die Quellen der Marienfrömmigkeit schon erläutert habe, wurde der zukünftige Papst im Piaristenkolleg zunächst einfaches Mitglied, später Konsul in der Accademia dei Costanti, die unter dem Patrozinium der Immaculata stand.1958 Jedes Mitglied sollte nach den Statuten der Akademie am Vortag des Festes fasten und am Festtag kommunizieren. Im Kolleg selber war es Tradition, die Unbefleckte mit einem feierlichen Triduum zu ehren. Wie ich bereits sagte, enthielt der Meditationstext des Triduums schon alle wichtigen doktrinären Aspekte der Unbefleckten Empfängnis Mariens.1959
1955 1956 1957 1958 1959
Kirche restaurieren und legte dort ein Familiengrab an. In der Kirche befinden sich heute die sterblichen Überreste von Mastais Großeltern und Eltern. (Vgl. ivi., 1180 f.) Es ist deshalb anzunehmen, dass ebenfalls Gianmaria eine enge Beziehung zu dieser Kirche besaß. Dort wird natürlich die hl. Maria Magdalena verehrt, eine der Heiligen, die sich auf der von Gianmaria zusammengestellten Heiligencollage befinden. (Vgl. Mencucci: Senigallia e la sua diocesi 1, 1204.) Dazu: Anhang N, 557. Vgl. Mencucci: Senigallia e la sua diocesi 1, 1201 – 1204. Auf den Seiten 1202 f befinden sich Abbildung des Bildes. Vgl. ivi., 899. Vgl. oben I. Teil, Kap. 3.2. Vgl. ivi. Dies verdeutlicht auch eine kurze Gegenüberstellung zweier Abschnitte aus dem Meditationstext mit einem Zitat aus der italienischen Version der Ineffabilis Deus: Meditationstext: 86: »La sola Vergine fra tutte le generazioni di Adamo fu la privilegiata nella sua Concezione. Il primo istante della sua vita fu il primo ancora della sua santit.« 87: »Il singolar favore d’originaria innocenza accordato a Maria fu un prodigio che operý il futuro divino suo Figlio con una speciale anticipata Redenzione. Fu all’istante del di Lei Concepimento nel seno di Anna…« Ineffabilis Deus »(…) dichiariamo, affermiamo e definiamo rivelata da Dio la dottrina che sostiene che la beatissima Vergine Maria fu preservata, per particolare grazia e privilegio di Dio onnipotente, in previsione dei meriti di Ges¾ Cristo Salvatore del genere umano, immune da ogni macchia di peccato originale fin dal primo istante del suo concepimento, e ciý deve pertanto essere oggetto di fede certa ed immutabile per tutti i fedeli.« Vgl. Esercizi di piet, 86 f; Pio IX: Ineffabilis Deus (8. 12. 1854) Bolla, in Bellocchi 4, 141. In der dt. Version heißt es: »(…) die Lehre, dass die allerseligste Jungfrau Maria im ersten
Seine Immaculata-Devotion als Laie und Priester
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Vielleicht lernte Papst Mastai bei den Piaristen auch die Coroncina delle dodici stelle kennen, die auf den hl. Calasanzio selbst zurückgeht. In diesem marianischen Gebet wird u. a. Gott Vater in der zweiten Anrufung für die Verschonung Mariens von der Erbsünde gepriesen: »Sia lodato il divin Padre, che preservý Maria da ogni colpa nella sua Concezione.«1960 Auch wenn es wahr sein sollte – wie einige meinen –, dass die Coroncina zur Zeit Gianmarias nicht mehr im allgemeinen Gebrauch war, so ist nicht auszuschließen, dass die Piaristenpatres das von ihrem Gründer verfasste Gebet wenigstens in unregelmäßigen Abständen, und sei es nur an den Marienfesten, beteten, ihren Schülern den Wortlaut des Gebetes überlieferten oder sie zumindest bei ihren häufigen Unterweisungen mit seiner Thematik vertraut machten. Es ist nicht nachweisbar, inwieweit die Immaculata-Verehrung im Piaristenkolleg den zukünftigen Hl. Vater beeinflusst hat, der junge Mastai soll aber bald nach Beendigung seiner Ausbildung in der Piaristenschule während seines kurzen Romaufenthaltes 1809 die Gottesmutter am Festtag Mariæ Empfängnis mit einem Besuch in S. Maria Maggiore geehrt haben.1961 In dem oben genannten Kapitel habe ich weiterhin aufgezeigt, wie sehr das Lebensumfeld Mastais in Rom dazu geeignet war, die Marienverehrung im Allgemeinen und insbesondere unter dem Titel der Immaculata zu fördern.1962 Diese Devotion fand einen fruchtbaren Nährboden bei den Kamillianern, mit denen Mastai im Pfarrhaus S. Maria Maddalena zusammenwohnte, und später bei den Vinzentinern im Exerzitienhaus auf dem Montecitorio. Ebenfalls in seinem Freundes- und Wirkungskreis stieß das zukünftige Oberhaupt der katholischen Kirche auf Vertreter der Immaculata-Lehre: Msgr. Odescalchi setzte sich z. B. für die Einfügung des Prädikats »unbefleckt« in die Lauretanische Litanei ein und erbat sich für den 8. Dezember ein eigenes Festoffizium für den ihm anvertrauten Orden; Del Buffalo hatte das damals noch übliche Blutgelübde auf die Unbefleckte Empfängnis abgelegt. In der Pia Unione di S. Galla hatten die Priester das Beispiel von FranÅois de Sales vor Augen, ein ebenfalls großer Verehrer des Immaculata-Privilegs. Durch mehrere Jesuitenfreunde, sein Studium am Collegium Romanum und seine Frequentation der marianischen Kongregation Prima Primaria lernte Mastai die Spiritualität der Jesuiten kennen, die sich ebenfalls für die Verbreitung dieses Vorrechts einsetzten. Während eines Exerzitienkurses bei den Jesuiten im Jahr 1821 schrieb der junge Priester Mastai Ferretti seinem Onkel Msgr. Andrea Mastai einen Brief, aus dem ein Augenblick ihrer Empfängnis auf Grund einer besonderen Gnade und Auszeichnung von Seiten des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers des menschlichen Geschlechtes, von jeder Makel der Erbsünde bewahrt geblieben ist.« (Ineff. [dt.], 35.) 1960 Vgl. Calasanzio, G.: Coroncina delle dodici stelle, o. A. (Gebetsbroschüre). 1961 Vgl. Zeug. v. Clementi, in Positio, 755, § 2415. 1962 Zu den hier folgenden Behauptungen vgl.: oben I. Teil, Kap. 3.3.1. und 3.3.2., passim.
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kleines und zugleich interessantes Zeugnis über seine Immaculata-Verehrung hervorgeht. Dort heißt es: »Siamo nel giorno dell’Immacolata Concezione, a cui mi sono subito rivolto questa mattina.«1963 Diese kurze Mitteilung veranschaulicht, wie selbstverständlich für ihn schon zu diesem Zeitpunkt die ImmaculataDevotion war. Es ist zu betonen, dass Mastai der Immacolata Concezione gedachte, und nicht nur der Empfängnis Mariens, wie damals das Fest noch offiziell hieß. Neben der ignatianischen Spiritualität, in der die Devotion zur Gottesmutter unter dem Titel Immaculata äußerst lebendig war, näherte sich Mastai immer mehr der franziskanischen Spiritualität an, bis hin zu seinem Eintritt in den Dritten Franziskanerorden. Die Liebe der Franziskaner zur Immaculata ist nur zu gut bekannt und braucht deshalb nicht extra betont zu werden. In diesem frommen Lebensumfeld erlebte der künftige Immaculata-Papst sehr unmittelbar, dass der Glaube an die Unbefleckte Empfängnis schon überall Bestandteil des allgemeinen Glaubensguts war. Aus der Analyse seiner geistlichen Lektüre geht hervor, dass die wenigen marianischen Werke, die im Besitz des jungen Mastais waren, die Lehre der Unbefleckten Empfängnis Mariens vertraten, und seine Marienpredigten beweisen, dass er sich auf viele Autoren berief, die sich ihrerseits für dieses Geheimnis eingesetzt hatten. Gleichzeitig ließ sich feststellen, dass Mastai als junger Priester die Lehren des hl. Bernard de Clairvaux und des hl. Thomas von Aquin gut kannte und sich gerne in seinen Predigten auf sie bezog, sich jedoch von ihrer Lehre über die Empfängnis Mariens deutlich distanzierte. Nach dieser ersten, sozusagen rezeptiven Phase im Leben Mastais, folgte die der Verbreitung der Immaculata-Devotion: Als Priester hatte er nun selber die Möglichkeit, besonders durch das Verkündigungsamt dieses Geheimnis den Menschen nahezubringen. Beispielhaft hierfür ist vor allem die ImmaculataNovene vom Dezember 1825, die Mastai Ferretti – gerade von seiner Missionsreise nach Chile zurückgekehrt und von Leo XII. zum Direktor des Hospiz S. Michele ernannt – in der Kirche S. Maria della Pace predigte. Diese Predigtreihe, die am Anfang seiner kurialen Laufbahn stand, besaß in ihren doktrinären Aspekten schon ganz klare Aussagen.1964 Es fällt auf, dass der zukünftige Immaculata-Papst dabei die noch nicht definierte Doktrin eindeutig als einen Teil des Heilsplans Gottes erklärte und somit Zweifeln oder Gegenargumenten keinen Raum bot.1965 Außerdem stellte Mastai die Verehrung der Immaculata damals schon als eine von vielen Päpsten empfohlene und geförderte Devotion vor 1963 Serafini, 180. 1964 Vgl. oben I. Teil, Kap. 5.3.1. 1965 So schrieb Mastai z. B.: »Veneriamo dunque questa opera, o fratelli, la congruenza del dono da Dio fatto a Maria esimendola dal peccato originale; dono cioÀ che a Lei volle fare perch¦ nella sua infinita sapienza giudicý che la Sua Madre goder dovesse di questa prerogativa.« (Nov.Imm.3, 287. Vgl.: ivi. 1, 276; ivi. 2, 280.282; ivi. 3, 288 – 290; ivi. 4, 294; ivi. 6, 308 f.)
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Augen, wie er es später dann auch im Apostolischen Schreiben Ineffabilis Deus erneut betonen sollte.1966 Diese Predigtreihe fand damals so viel Anklang, dass man Mastai Ferretti daraufhin als Festprediger für den 8. Dezember 1826 nach S. Maria Maggiore einlud. In seinem Panegyrikus gab er in Kurzform den Inhalt seiner Novene von 1825 wieder.1967 Leider ist es nicht möglich, die doktrinäre Entwicklung bei Mastai anhand seiner Immaculata-Predigten nachzuvollziehen, da neben dem Invito sacro aus dem Jahr 1844, auf den ich später noch kurz zurückkomme, keine weiteren Predigten über die Unbefleckte erhalten geblieben sind. Dennoch kann man davon ausgehen, dass Mastai Ferretti als Priester und Bischof jährlich am 8. Dezember über dieses Marienmysterium predigte und weiterhin Wert auf die persönliche Teilnahme an der Festnovene legte.1968 Wie oben schon gezeigt wurde, ging er in den restlichen Marienpredigten nur gelegentlich und kurz auf das Geheimnis der Unbefleckt Empfangenen ein, ohne dabei neue doktrinäre Aspekte hinzuzufügen.1969
2.2. Seine Immaculata-Devotion und sein Einsatz zur Verbreitung der Immaculata-Verehrung während seines Episkopats So weit die Quellen bezeugen, intensivierte der Bischof, seinen neuen Möglichkeiten entsprechend, besonders von 1836 an seine Bemühungen zur Verbreitung der Immaculata-Verehrung sowie seinen Einsatz für deren offizielle Anerkennung. In dem genannten Jahr bat Msgr. Mastai seinen römischen Korrespondenten Chiocca, ihm die Wundertätige Medaille zu besorgen. Der Brief bezeugt, dass er über das Herkunftsland der Medaille sowie über deren Verbreitung in Rom schon bestens informiert war : »Io avrei grande desiderio di avere un buon numero di Medaglie della Concezzione [sic!], e precisamente di quelle che hanno relazione con la Immagine di Maria SS.ma comparsa in Francia a certa anima devota sotto il d.o Mistero della Concezzione. So che l’Em.mo Rivarola ha fatto fare il conio, ma da Lui non si possono sicuramente comperare, onde bisognerebbe vedere, se vi À persona che le venda, e mandarmele.«1970
1966 Vgl. ivi. 3, 289 f; Ineff., passim. 1967 Vgl. Bogliolo, L.: Introduzione, in PanCon., 333. 1968 Vgl. Serafini, 1050. Später, als Bischof, war er anscheinend nicht mehr an allen Novenentagen bei der offiziellen Funktion persönlich zugegen. So berichtete er z. B. in einem Brief vom 6. 12. 1844 einzig von einer einzigen Teilnahme. (Vgl. Lettere 2, 245.) 1969 Vgl. oben I. Teil, Kap. 5.3.1. 1970 Ivi. 3, 386 – Brief vom 13. 1. 1836.
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Sichtlich begeistert von der Medaille erbat sich Mastai gleich drei Monate später für die anstehende Volksmission eine weitere, weitaus größere Lieferung der »Medaille della Concezzione«.1971 Ebenfalls im Jahr 1836 ließ er zur Erbauung der Gläubigen – wie schon erwähnt – die Immaculata-Kapelle im Dom zu Imola verschönern und ordnete dort eine Prozession zu Ehren der Unbefleckten an.1972 Vor allem lag dem zukünftigen Papst eine universelle Anerkennung der makellosen Empfängnis Mariens am Herzen. Am 14. März 1838 reichte Msgr. Mastai, als Bischof von Imola, seine Petition ein, in der er um die Einfügung des Wortes immaculata in die Tagespräfation des Festtages bat.1973 Offensichtlich aufeinander abgestimmt, tat sein bester Freund Chiarissimo Falconieri am gleichen Tag dasselbe.1974 Wie aus noch erhaltenen Briefen hervorgeht, stand Mastai Ferretti als Kardinal in den folgenden Jahren in Verbindung mit verschiedenen Bischöfen und Kardinälen, die allesamt aufmerksam die Initiativen zugunsten der öffentlichen Anerkennung dieses Privilegs verfolgten und ihrerseits selber vorantrieben.1975 Zu diesem Kreis gehörten Persönlichkeiten wie sein Freund Kard. Falconieri, die Kardinäle Patrizi – Vikar von Rom, von Mastai scherzhaft als Angelo delle Tre Fontane bezeichnet –, Fransoni, Cadolini und Tosti.1976 Ebenso gehörte Kard. Lambruschini, den Mastai als den Arcangelo di Sabina qualifizierte, zu dieser Gruppe, stand jedoch höchst wahrscheinlich nicht im direkten Kontakt mit ihm.1977 Kard. Mastai Ferretti suchte und befürwortete diese Zusammenarbeit, weil er – obwohl von der Wahrheit der makellosen Empfängnis überzeugt – weder im Alleingang, noch als Vorreiter vorangehen wollte, sondern es vorzog, sich der allgemeinen Dynamik anzupassen. Er war der folgenden Auffassung: »La cosa merita tutta la nostra cooperazione, ma un poco pi¾ di pazienza, À l’unica cosa che si richiede nel caso.«1978 Besonders mit seinem Freund Falconieri beobachtete er die verschiedenen Schritte seiner Mitbrüder : 1971 Vgl. ivi., 390. Zitat des Briefes: oben I. Teil, Kap. 4.2.3., S. 179. 1972 Vgl. Serafini, 652. Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.4.4. und 4.4.6. 1973 Vgl. Roskovány 4, 3. Zwei handgeschriebene Listen mit den Petitionen für die Einfügung des Titels Immaculata Conceptio in die Präfation und in die Lauretanische Litanei befinden sich im Archiv der Ritenkongregation. (Vgl. ACCS: B.M.V. Immaculata: Messa e Ufficio dell’Immacolata Concezione di Maria Vergine, sc. R. 351 a, o. N.) 1974 Vgl. ivi. 1975 Vgl. Serafini, 1434 f. 1976 Serafini vermutet sogar, dass Mastai im Zentrum dieser Korrespondenz gestanden habe. (Vgl. ivi., 1435.) 1977 Die oben genannten Bezeichnungen für Kard. Lambruschini und Kard. Patrizi stammen aus einem Brief vom 30. 7. 1843. (Ivi., 1434.) Mastai benutzte diese Namen, weil Lambruschini zu jener Zeit der Titolarbischof von S. Sabina war und Patrizi bis zu seinem Verzicht im Jahr 1844 die Abbazia Tre Fontane als Pfründe besaß. (Vgl. Hierachia Catholica 7, 39; Moroni 79, 216; Weber : Kardinäle und Prälaten, 475 f; Lettere 2, 212.) 1978 Serafini, 1435.
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»Il Card. Lambruschini« – so schrieb Kard. Mastai Ferretti am 29. Januar 1843 – »ha stampato una sua dissertazione polemica sulla Concezione di Maria SS.ma, e l’ho indicata al Card. Franzoni. Speriamo che possa indurre il S. Padre a permettere anche nella sua Cappella di aggiungere – in Immaculata – nel Prefazio. Oramai tutti i fedeli lo desiderano cos, ed À anche questo un argomento della verit.«1979
Lambruschini hatte in seinem Werk alle positiven Argumente über die Immaculata Conceptio aus Schrift, Tradition, päpstlichen Verlautbarungen und Theologie zusammengetragen und behauptete zusammenfassend, dass die allgemeine Glaubensüberzeugung in der Gesamtkirche eine sichere Basis für eine künftige Definierung sei.1980 In dieser Dissertation zitierte der Autor wortwörtlich Abschnitte aus Papstdokumenten, wie das von Sixtus IV. approbierte Offizium Sicut lilium und die Breve Sollicitudo von Alexander VII., jedoch vermied er es, eine explizite Definitionsformel auszuarbeiten.1981 Der oben zitierte Brief von Msgr. Mastai zeigt deutlich, dass der zukünftige ImmaculataPapst schon damals die Definierung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens wünschte, die einzelnen Schritte interessiert verfolgte und sie zusammen mit seinen Mitbrüdern im Bischofsamt persönlich förderte.1982 Zudem zeigt dieser Brief, dass Kard. Mastai auch schon damals das allgemeine Begehren der Gläubigen als guten Grund für die offizielle Anerkennung des Kultes sah.1983 Wie bereits erwähnt, lag es nicht in Mastais Absicht, sich im Alleingang oder als Vorkämpfer der Anerkennung dieses Privilegs beim Hl. Stuhl hervorzutun. Seinem Charakter entsprechend ging er vielmehr mit Vorsicht und Demut seine Initiativen an. Aus diesem Grund munterte er persönlich oder durch andere
1979 Ivi., 1434. Mit »Card. Franzoni« ist wahrscheinlich Kard. Giacomo Filippo Fransoni († 1856) gemeint, von 1834 bis zu seinem Tod Präfekt der Propaganda Fide. (Vgl. Monsagrati, G.: Fransoni, Giacomo Filippo, in DBI 50, 254 – 256.) Bei dem veröffentlichten Buch handelt es sich um das Werk Sull’Immacolata Concepimento di Maria – Dissertazione Polemica von Luigi Lambruschini. (Eine kurze inhaltliche Darstellung des Werkes in: Alfaro, 217; Porczak, K.: L’apporto dell’enciclica »Fulgens corona« di Pio XII per l’approfondimento teologico della dottrina sulla Concezione Immacolata di Maria [= Dissertationes ad Lauream in Pontificia Facultate Teologica »Marianum« 88], Roma 2003, 20 – 22.) 1980 Vgl. Söll: Mariologie, 207; Bachelet: Immacul¦e Conception, 1192; Alfaro, 216. 1981 Vgl. Lambruschini, L.: Sull’Immacolato Concepimento di Maria – Dissertazione Polemica, Roma 1843. Auch in Pareri 5, bes. 139.141 f. 1982 Es folgt ein weiteres Beispiel für dieses Interesse: »P.S. Cadolini mi domanda la supplica al S. Padre per la Immacolata Concezione da riconoscersi dalla S. Sede. Che ne dite? Tosti À contrario dicendo che non À tempo da toccare queste pedine; ma un finanziere non fa testo in queste materie.« (Serafini, 1434 – Brief vom 14. 4. 1845.) Bei Cadolini handelt es sich wohl um Kard. Ignazio Giovanni Cadolini, Erzbischof von Ferrara († 1850). (Vgl. Redazione del Biografico: Cadolini, in DBI 16, 88 f.) Kard. Antonio Tosti († 1866) war zu der Zeit der Thesaurarius Camerae Apostolicae. (Vgl. Hierachia Catholica 7, 30.) 1983 Vgl. Ubi primum ’49, 163; Ineff., 615.
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seine Mitbrüder im Bischofsamt auf, Instanzen einzureichen.1984 Mastai wollte nicht alleine handeln, sondern zog es vor, seine Petition mit denen anderer zu verbinden oder sogar den ersten Schritt anderen zu überlassen: In einem Brief schrieb der Kardinal von Imola z. B., dass er nicht vorhabe, seine Supplik zu unterschreiben, wenn nicht ein überzeugendes Beispiel, wie es das von Kard. Lambruschini wäre, ihm vorausginge: »Farete benissimo a scrivere al Card. Lambruschini, perch¦ ancor io non firmo suppliche se non mi sento preceduto da esempi concludenti.«1985 In dieser Linie steht auch seine folgende Aussage: »Il mio parere À di far precedere le istanze gallicane.«1986 Es scheint, dass seine Mitbrüder im Bischofsamt seine vorsichtige Taktik schätzten; zumindest vertraute der oben genannte Erzbischof von Ferrara, Kard. Cadolini, seine unterschriebene Instanz Mastai zum Überbringen an1987 – ein deutlicher Hinweis darauf, dass Mastai Ferrettis Stellung bei seinen Bischofsfreunden, zumindest in der Frage bezüglich des Immaculata-Privilegs, durchaus nicht als marginal zu bezeichnen ist. In einem Brief von Ende August 1843 berichtete Mastai seinem Freund Falconieri von dem neuen Zugeständnis, das Kard. Patrizi in einer Audienz bei Gregor XVI. erhalten hatte: Der Hl. Vater hatte gewährt, dass man den Zusatz et te in Immaculata in der Präfation sowie Regina sine labe originali concepta, ora pro nobis in die Lauretanische Litanei einfügen könne. Patrizi hatte Mastai davon brieflich unterrichtet, jedoch eingeräumt, dass es nur mündlich und nicht per Edikt (oretenus e senza Editto) veröffentlicht werden sollte. Im gleichen Brief teilte Mastai seinem Freund Falconieri mit, Patrizi rate momentan noch von der Einreichung einer Instanz zur Erhaltung eines »großen Dekrets« (»gran decreto«) ab. Mit gran decreto ist wohl eher das mündliche Edikt und nicht die zukünftige Dogmatisierung gemeint.1988 Wenige Monate später, am 27. November des gleichen Jahres, reichte Falconieri seine Supplik zugunsten der Anrufung der Immaculata in der Lauretanischen Litanei ein.1989 Er hatte seinen Freund in Imola wohl davon unterrichtet, denn nur ein paar Tage später, am 6. Dezember, antwortete ihm Mastai: »Vado ancor io a far la istanza per ottenere la invocazione di Maria SS.ma Immacolata nelle Litanie.«1990 Diese Instanz
1984 »Avendo nuove notizie ve le comunicherý, e scriverý anche a qualche altro vescovo qualora mi convenga di umiliare le nostre suppliche.« (Serafini, 1435 – Brief vom 30. 7. 1843.) 1985 Ivi., 1434 – Brief vom 21. 4. 1843. 1986 Ivi., 1435 – Brief vom 30. 7. 1843. 1987 Vgl. ivi. 1988 Vgl. ivi., 1435. 1989 Vgl. Roskovány 4, 8. 1990 Serafini, 1435 – Brief vom 6. 12. 1843. Vgl. Lettere 2, 222.
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reichte er jedoch nicht sofort, sondern erst am 9. Februar 1844 ein.1991 Gregor XVI. bewilligte diese Petition genauso wie die vorangegangenen.
2.3. Seine Immaculata-Devotion und sein Einsatz zur Verbreitung der Immaculata-Verehrung während seiner ersten Pontifikatsjahre (1846 – 1854) 2.3.1. Sein ständiger Einsatz Als Papst Pius IX. wurde Mastai Ferretti seiner Immaculata-Verehrung nicht untreu; ganz im Gegenteil zeigte er bei verschiedensten Gelegenheiten deutlich seine Vorliebe für dieses Marienprivileg. Ganz besonders setzte er sich gleich von Anfang seines Pontifikats an wiederholt für die Einführung einer geeigneten Festliturgie ein – diese seine Bemühungen sollen jedoch erst im folgenden Abschnitt behandelt werden. Der ständige Einsatz Pius’ IX. zu Ehren der Immaculata kann in zwei verschiedene Kategorien eingeteilt werden: Eine zeigt auf, wie er den Wünschen und Bittgesuchen einzelner Personen und Personengruppen nachkam, die ihm – immer zur Verbreitung des Immaculata-Kultes – die verschiedensten Gesuche vortrugen; die andere verdeutlicht, wie er selber die Initiative ergriff und somit zum Protagonisten in der Immaculata-Verehrung wurde. Jedoch hat die nun folgende Darstellung nicht eine systematische, sondern eine chronologische Struktur. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit erhörte Pius IX. den Wunsch der nordamerikanischen Bischöfe, die – versammelt in einem Provinzialkonzil in Baltimore – einstimmig darum gebeten hatten, Maria unter dem Immaculata-Titel als Patronin der Vereinigten Staaten Amerikas proklamieren zu dürfen.1992 In einem Antwortschreiben von Kard. Franzoni vom 15. September 1846 wurde das Reskript beigelegt, in dem der Hl. Vater ihnen seine wohlwollende Zustimmung mitteilte.1993 Ein weiterer unübersehbarer und für das gesamte Pontifikat geradezu richtungsweisender Hinweis auf seine Immaculata-Devotion wurde seine Antrittsenzyklika Qui pluribus, in der er schon den Schutz der Immaculata erflehte: In dem am 9. November 1846 veröffentlichten Dokument schnitt er programmatisch verschiedene Probleme philosophischer, politischer und reli-
1991 Vgl. Roskovány 4, 8. 1992 Vgl. Bachelet: Immacul¦e Conception, 1195; Söll: Mariologie, 207; Masciarelli, 37. 1993 Vgl. Ohlmann, R.: Notes on the cult of the Blessed Virgin and her immaculate Conception in the United States, in VirgoImm 14, 497 f; Habig, M.A.: The U.S.A. Dowry of Our Lady Immaculate, in VirgoImm 14, 518.
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giöser Art an und vertraute den guten Ausgang offiziell der Fürsprache der Gottesmutter unter dem Titel der Immaculata an.1994 Neben diesen offiziellen Akten manifestierte Pius IX. auch in privaten Initiativen seine Verehrung gegenüber der Unbefleckten: Nur wenige Wochen nach der Veröffentlichung der Enzyklika, am 30. November 1846, pilgerte der Papst in die ihm gut bekannte Franziskanerkirche S. Bonaventura auf dem Palatin,1995 wohin er sich als junger Mann häufiger zum Gebet zurückgezogen hatte und schließlich 1821 in den Dritten Orden der Franziskaner eingetreten war. Damals hatte er sicher schon den im Sterbezimmer von Leonardo da Porto Maurizio ausgestellten Brief gelesen, in dem der Franziskaner-Reformatenpater und Verehrer der Immaculata vorschlug,1996 die Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis Mariens in Angriff zu nehmen und den Konsens aller Bischöfe nicht durch ein kostspieliges Konzil, sondern durch eine schriftliche Umfrage zu erbitten.1997 In diesem »prophetischen« Brief, der wahrscheinlich im Jahr 1747 – also hundert Jahre zuvor – geschrieben wurde, heißt es: »Sentirete, P.re, costoro tengono q.ta opinione che il Papa non possa dichiarar di fede senza il Concilio Generale, pertanto, senza contrastar q.ta opinione, Io vi do il modo di radunar il Concilio senza spesa. Voi altri Oss.ti, Rif.ti, Conventuali e Cappuccini siete sparsi per tutto il Mondo; procurate che i v.ri Gn.li scrivino a tutti i Prov.li, acciý impegnino tutti i Vescovi a far tutti eodem tempore l’instanza al Papa che dichiari s gran Mistero; ed assicuratevi che, pochissi.i eccettuati, li troverete tutti disposti, ed ecco fatto il concilio; andate dall’Ambasciatori delle Corone, e procurate che scrivino a loro Sovrani, acciý faccino l’istessa instanza. Andai, e scrissero, e tutte le Potenze sono disposte. Aggiungete, che tutte le Universit le gli [sic!] fanno voto di diffendere q.to g.de Mistero; le averete tutte dalla vostra; tutti i Capi di tutte le Religioni (eccetto una) tutti sono dispostisi.i, e se volete tutte le Repubbliche e tutti i Stati cattolici con tutte le loro Citt, Arcipreti, Pievani, Parrochi, e tutti i Popoli di tutti i luoghi, tutti troverete prontiss.i a concorrere. Ecco dunque che tutta la Chiesa lo vuole. Viva dunque l’Immacolatiss.a Concezione della n.ra G. Sig.ra.«1998 1994 Pius IX. sprach in diesem Dokument u. a. den Krieg einiger Philosophen gegen die Kirche sowie das Wirken geheimer Gesellschaften an, die im Begriff waren, die zivile und religiöse Ordnung umzustürzen, und warnte damals schon vor der Doktrin des Kommunismus. Außerdem ging er auf das Verhältnis zwischen Glaube und Verstand ein und ermahnte alle Bischöfe, sich intensiver um die moralische und kulturelle Ausbildung ihrer Priesteramtskandidaten zu bemühen. (Vgl. Qui pluribus, passim. Bezüglich der ImmaculataAnrufung: ivi., 23.) 1995 Vgl. Diario di Roma 97 (4. 12. 1847). Aus dieser Notiz geht hervor, dass Pius IX. das Grab des Heiligen am 30. November des Jahres 1846 und 1847 aufsuchte. 1996 Weiteres über die Marienverehrung des hl. Leonardo da Porto Maurizio in: Wallenstein, A.: Der hl. Leonard von Porto Maurizio als Marienverehrer und Wegbereiter der beiden letzten Mariendogmen, in FS 36 (1954) 447 – 450. 1997 Vgl. ivi., 451. 1998 Vgl. Leonardo da Porto Maurizio, San: Epistolario, Edizione integrale promossa dal Centro Studi Leonardiani di Imperia, hrsg. v. Solt¦sz Frattaioli, K., Porziuncola 2000, 806 f.
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Als Pius an besagtem Tag den Konvent aufsuchte, besichtigte er die Zelle von Leonardo, las diesen Brief und ließ sich eine Abschrift davon anfertigen.1999 Es ist nicht auszuschließen, dass der Immaculata-Papst sich schon zu diesem Zeitpunkt mit dem Gedanken einer möglichen Definierung beschäftigte und über die Art und Weise seiner Verwirklichung nachdachte; wahrscheinlich wollte er deshalb das Grab des hl. Leonardos da Porto Maurizio besuchen und seinen Beistand in diesem Unternehmen erbitten. Genauso wie Mastai Ferretti als Laie, Priester und Bischof das ImmaculataFest mit Andacht beging, feierte er dieses auch als Papst. In seinem ersten Pontifikatsjahr nahm er am Vigiltag an der feierlichen Novene im Petersdom und am 8. Dezember am Hochamt im Quirinalpalast teil.2000 Vom darauffolgenden Jahr an zog der Papst, gleich seinen Vorgängern, am Vigiltag in die Kirche SS. 12 Apostoli, um dort an der Novene teilzunehmen, und feierte am nächsten Tag die Festmesse im Quirinalpalast.2001 Diese Tradition griff er nach dem Exil in Gaeta wieder auf: In den Jahren 1850 – 1853 nahm er wieder persönlich an der Vigilliturgie in der Kirche SS. 12 Apostoli teil und feierte den 8. Dezember in der päpstlichen Kapelle.2002 Wie sich die Besuche in der Minoritenkirche abspielten, kann man aus einer vom päpstlichen Zeremoniebüro verfassten Tagebucheintragung aus dem Jahr 1847 entnehmen: »La Santit di Nostro Signore Papa Pio IX Marted 7 Dicembre 1847 giorno ultimo della novena precedente la festa della Concezione di Maria Santissima alle ore 3 12 della sera compartir la benedizione col Santissimo Sacramento nella Chiesa dei SS. XII Apostoli.«2003
Ebenfalls im Jahr 1847 hatte der Jesuit Giovanni Perrone († 1876) sein Werk De Immaculato Beatae Virginis Mariae Conceptu an dogmatico decreto definiri possit, mit dem Ziel veröffentlicht, nicht nur die Definierbarkeit, sondern auch die Konvenienz des Dogmas aufzuzeigen.2004 Der Autor widmete seine theologische Dissertation Pius IX. und ließ ihm ein Prachtexemplar zukommen.2005 Der Hl. Vater dankte dem Autor mit dem Breve Nihil certe vom 28. Oktober 1847, 1999 Cecchin, S.M.: Maria Signora Santa e Immacolata nel pensiero francescano – Per una storia del contributo francescano alla mariologia, Citt del Vaticano 2001, 328; Menconi: Il trionfo dell’Immacolata, 121. Pius IX. zeigte seine große Wertschätzung Leonardos da Porto Maurizio auch durch dessen Heiligsprechung am 29. 6. 1867. (Vgl. Gori, S.: Leonardo da Porto Maurizio, santo, in BS 7, 1210.) 2000 Vgl. Diario di Roma 99 (12. 12. 1846). 2001 Vgl. Moroni: Le Cappelle Pontificie, 333; Diario di Roma 99 (12. 12. 1847). 2002 Vgl. Giornale di Roma 284 (9. 12. 1850); ivi. 281 (9. 12. 1851); ivi. 281 (9. 12. 1852); ivi. 279 (9. 12. 1853). Vgl. dazu: oben I. Teil, Kap. 4.3.2.4. 2003 ACP: Repertorio (Tomo secondo), 70. 2004 Vgl. Walter, P.: Perrone, in MaLex 5, 157 f. 2005 Das Buch gehört zur Privatbibliothek Pius’ IX. (Vgl. Indice Biblioteca Pio IX 2, 18.)
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gratulierte ihm zu diesem Werk und versprach, es zu lesen.2006 Dieser Papstbrief erschien als Vorwort in Perrones Werk und wurde somit für alle, die dieses Werk in die Hand nahmen, zu einem Zeugnis der Marienverehrung des Papstes.2007 Das Buch selber wurde mit außergewöhnlichem Interesse aufgenommen und schon 1852 in zehnter Auflage publiziert.2008 Diese äußeren Anzeichen der Immaculata-Verehrung Pius’ IX. wurden in den folgenden Jahren – besonders seit seiner Flucht nach Gaeta am 24. November 1848 – immer deutlicher. In seinem Exil stellte der letzte Papst-König von Anfang an den guten Ausgang der politischen Situation unter den Schutz der Immaculata. Noch bevor der Papst am 8. Dezember 1848 das Immaculata-Fest in der Kathedrale S. Maria und S. Erasmo zu Gaeta feierte,2009 vertraute er der Unbefleckten schon den guten Ausgang der Revolution an: In einem Brief (lettera amministrativa) vom 27. November 1848, in dem der Papst die Kompetenzen in Rom für die Zeit seiner Abwesenheit regelte, betonte er am Schluss des Schreibens: »E Noi, com’À debito del Supremo Sacerdozio, a tutti precedendo, invochiamo divotissimamente la gran Madre di Misericordia, e Vergine Immacolata, ed i Santi Apostoli Pietro e Paolo, affinch¦, come Noi ardentemente desideriamo, sia allontanata dalla citt di Roma, e da tutto lo Stato la indignazione di DIO ONNIPOTENTE.«2010
In seinen öffentlich formulierten Gebeten rief der Hl. Vater, noch bevor er die fremden Nationen um Hilfe bat,2011 zuerst den Beistand der Immaculata an. Pius IX. verstand die römische Revolution schon damals als Auswirkung des sich ständig ausbreitenden Laizismus und Naturalismus, und gerade deshalb hoffte er, dass die Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens der Kirche neue Gnaden erwirken könnte und dass die verirrten Schafe durch die Wiederbelebung des Glaubens in die Herde zurückgeführt würden.2012 2006 Vgl. Tesi-Passerini 1, 246; Laurentin: Role of Papal Magisterium, 309. Woanders wird das Schreiben auf den 25. Oktober statt auf den 28. datiert. (Vgl. Scienze e Fede 14 [1847] 360 f; Moroni 53, 193.) 2007 Vgl. Porczak, 23. 2008 Vgl. ivi. 2009 Vgl. Cardi: Introduzione, 29. 2010 Pius IX: Allontanamento temporaneo del S. Padre dai suoi Stati, protesta per le violenze usate, e creazione di una commissione governativa, in APN II/1, 254; Tesi-Passerini 1, 415. 2011 Am 4. 12. 1848 soll Pius IX. die Fürsten der fremden Nationen zum ersten Mal um Unterstützung gebeten haben. Diesen Aufruf wiederholte er in der Allokution vom 20. 4. 1849, nachdem er am 2. Februar an alle Bischöfe die Befragungsenzyklika Ubi primum gesandt hatte. (Vgl. Pius IX: Quibus quantisque [20. 4. 1849] All., in APN I/1, 185. Dazu: Fiora, 144.) 2012 Vgl. Martina 1, 484 f; ivi. 2, 347; Cardi, L.: Introduzione, in Pio IX a Gaeta, 32. Martina kommentiert: »Le circostanze eccezionali del momento, l’esilio a Gaeta e l’imminente proclamazione della repubblica romana, non facevano che stimolare il papa nella via
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Noch vor der Veröffentlichung der Marienenzyklika Ubi primum am 2. Februar 1849 ließ Pius IX. immer wieder seine Vorliebe für dieses Marienprivileg erkennen: So bewilligte er z. B. während einer Audienz am 3. Januar 1849 all denen einen Ablass, die zum Immaculata-Fest die Novene beteten.2013 Wie schon an gegebener Stelle erwähnt wurde, besuchte er in diesem Zeitraum gerne Heiligtümer, die der Immaculata geweiht waren: Am 10. Februar pilgerte er so nach Itri, wo die Madonna della Cvita unter dem Titel der Immaculata angerufen wird,2014 und es heißt in einem historischen Bericht, dass er sogar mit dem Gedanken gespielt habe, seinen Wohnort dorthin zu verlegen: »Il Sommo Pontefice (…) dalla sua dimora di Gaeta volgeva i suoi occhi verso il Santuario (della Civita). Aveva concepito il desiderio di trasferirvisi.«2015 In Gaeta zog er sich gerne in die Kapelle der Immaculata, genannt Grotta d’Oro, zum Gebet zurück.2016 Nach einer Überlieferung soll der Papst sich gerade dort vorgenommen haben, dass Dogma zu verkünden.2017 Der erste offizielle Besuch des Papstes in diesem Heiligtum fand allerdings erst am 25. März statt – also deutlich nach der Veröffentlichung der Enzyklika Ubi primum.2018 Auch wenn es folglich nicht nachweisbar ist, dass Pius IX. gerade in dieser Kapelle die Entscheidung getroffen hat, das Dogma zu verkünden, ist Gaeta dennoch in die Geschichte als die »Wiege« des Dogmas eingegangen, wie Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Gaeta betonte2019 – die vielen Besuche in Immaculata-Heiligtümern sowie die verschiedenen Initiativen zugunsten der Dogmaverkündigung berechtigen diesen Titel.
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intrapresa, che nella sua tipica forma mentis gli appariva non solo una questione teologica, ma anche come il rimedio pi¾ efficace per la salvezza della Chiesa, del suo capo, della societ intera dai mali che sovrastavano minacciosi.« (Martina 2, 263 f.) Dieser Ablass wurde erneut am 28. 1. 1850 und am 26. 11. 1876 bestätigt. (Vgl. Enchiridion Indulgentiarum, 240 f.) Hier sind die verschiedenen Bedingungen zur Erlangung des Ablasses aufgelistet. Es heißt auch, Pius IX. habe schon am 1. 1. 1849 Ablässe zur Förderung der Immaculata-Verehrung gewährt. (Vgl. Kösters, 163.) Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.3.2.3. Blois, 81. Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.3.2.3. Esposito: Cronistoria, 217; Zeug. v. De Vio, in Positio, 1148, § 3571. Vgl. Esposito: Cronistoria, 217; Cardi: Introduzione, 32; Mancini: Pio IX a Gaeta, 79. Nach einer weiteren – ebenfalls unwahrscheinlichen – Tradition soll Pius IX. diese »Inspiration« im Santuario zu Itri gehabt haben, das er allerdings erst später, am 10. 2. 1849 – also erst nach der Veröffentlichung der Umfrageenzyklika, aufsuchte. (Vgl. Perrella: Piet, 96; Mancini: Pio IX a Gaeta, 80 f.) Vgl. Cardi: Introduzione – Pianta della Piazza di Gaeta, (o. S.). »Gaeta vanta una profonda fede e devozione verso Maria Santissima. Gaeta infatti, À chiamata »Citt dell’Immacolata«. ð stata la culla, potremmo dire, del dogma dell’Immacolata Concezione della Beata Vergine Maria, perch¦ qui il mio venerato predecessore, Pio IX, andý confermandosi nella definitiva decisione della proclamazione di quel dogma.« (Giovanni Paolo II: L’Angelus nel campo sportivo di Formia [25 giugno 1989], in Insegnamenti di Giovanni Paolo II 12/1 [1991] 1750.)
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Nicht nur Gaeta, sondern das gesamte neapolitanische Königreich besitzt eine lange Tradition in der Immaculata-Verehrung.2020 Somit gab es für Pius IX. während seines Exils wirklich genügend Gelegenheiten, seiner Devotion bei Besuchen von Immaculata-Heiligtümern und -Verehrern Ausdruck zu geben bzw. neue Impulse zu empfangen. Eine dieser Personen, mit der sich Papst Mastai aufgrund der Marienverehrung, besonders jener der Immaculata, verbunden fühlte, war König Ferdinando II.2021 Pius IX. stand mit ihm schon seit Beginn seines Pontifikates in lockerem Kontakt, der sich ab 1848 intensivierte. Im Zusammenhang mit den Pilgergängen Papst Pius’ IX. wurden schon erwähnt, dass dieser während seines Exils – aber auch in späteren Momenten – mit Ferdinando II. Marienheiligtümer aufsuchte, u. a. jenes der Madonna della Catena und der Madonna della Cvita, in denen jeweils die Immaculata verehrt wird.2022 In ihrem Briefwechsel rief besonders Ferdinando immer wieder die Unbefleckte an, stellte sich, seine Familie, sein Land und den Papst unter ihren Schutz, dankte ihrer Hilfe und brachte seine Hoffnung auf eine baldige Definierung zum Ausdruck.2023 In mehreren Briefen, besonders vom 17. November und 2. Dezember 1848, vereinte Ferdinando seine Petition mit der seiner Bischöfe und bat den Hl. Vater ausdrücklich um die Definierung der Unbefleckten Empfängnis Mariens.2024 Nicht nur in dieser ersten Entscheidungsphase, sondern auch in späteren Briefen wiederholte Ferdinando unermüdlich seine Hoffnung auf eine baldige Definierung dieses Marienprivilegs.2025 Neben den genannten Petitionen setzte sich der König auch für die Entfaltung der Immaculata-Litugie in seinem Reich ein: In einem Brief vom 20. November 1848 erbat er die Erlaubnis, das 1847 in Rom neu eingeführte Immaculata-Offizium und das entsprechende Messformular auch in der Diözese 2020 Vgl. Russo: Documenti napoletani, bes. 60. 2021 Ferdinando II. pflegte gleich vieler seiner Untertanen eine große Verehrung der Gottesmutter : Schon 1839 hatte er seine Soldaten Maria anempfohlen und in den Jahren 1848 – 1854 setzte er sich für die Definierung der Immaculata Conceptio ein, wie aus vielen Briefen – z. T. direkt an Pius IX. adressiert – hervorgeht. Sofort nach der Dogmatisierung nahm König Ferdinando an einer feierlichen Prozession teil, bei der er selber die Marienstatur trug. (Vgl. Cittadini: Carteggio privato, bes. 131 – 185; Esposito: Cronistoria, 216; Martina 1, 522; Russo: Documenti napoletani, 59 – 93.) 2022 Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.3.2.3. auch 4.3.2.4. 2023 Vgl. z. B. Cittadini: Carteggio privato, 225. 2024 Vgl. ivi., 131.135; Russo: Documenti napoletani, 69 f. Cittadini und Russo geben beide den vollständigen Text der Briefe wieder. 2025 Vgl. Russo: Documenti napoletani, 67.72 f.86.89: Briefe vom 7. 9. 1850, 23. 12. 1853 und 27. 10. 1854. Gegen Ende November 1854 soll Pius IX. auf die Anfrage, ob Ferdinando II. von der bevorstehenden Definierung unterrichtet werden solle, gesagt haben: »Si fatelo, perch¦ quel piissimo Re, se lo merita; e sappiate Monsignore, che Sua Maest Siciliana ha fatto innanzi tempo delle premure, e caldissime istanze per la definizione dell’Immacolata Concepimento.« (Ivi., 90.)
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Neapel verwenden zu dürfen, und etwas später erfragte er für seine Diözese die Approbation der Vigilfeier des Immaculata-Festes.2026 Pius IX. seinerseits empfing mit väterlicher Güte diese religiösen Gefühle des Königs, nahm dessen Gesuche gerne entgegen und unterstützte die Marienverehrung Ferdinandos in seinen persönlichen Briefen. Jedoch fällt bei diesem Briefwechsel auf, dass der letzte Papst-König mit einer gewissen Beständigkeit allgemein von Maria sprach und den Immaculata-Titel geradezu mied; der neapolitanische König hingegen beharrlich gerade diesen Ehrentitel verwendete.2027 Dieser überraschende Kontrast lässt vermuten, dass Pius IX. – gerade in der Vorbereitungszeit des Dogmas – zwar froh über die Immaculata-Verehrung Ferdinandos II. war, jedoch aus Vorsicht dieses Thema nicht anschneiden wollte, damit seine Worte – in dieser heiklen Phase – nicht in eine ungewollte Richtung interpretiert werden konnten. In der Tat, als schließlich alle Vorbereitungen eindeutig auf die Dogmatisierung zuliefen, zögerte Pius IX. nicht, offen mit dem König zu sprechen. So heißt es in seinem Weihnachtsbrief 1853: »Maest, Esaudisca Iddio benedetto i voti della Maest Vostra che sono veramente degni di un Sovrano cattolico che ha date tante prove del suo amore e rispetto verso la nostra Santissima Religione e verso questa Santa Sede, non che verso la mia persona che indegnamente ora la occupa. Quale corrispondenza esiga da me questa nuova dichiarazione, À ben chiaro il conoscerla, giacch¦ altro non puý n¦ deve essere che conservarmi con maggior lena a faticare per la gloria di Dio e per gli interessi della Religione. (…) La grande questione del mistero dell’Immacolata Concezione, dopo essersi di gi esaminata da alcuni teologi, va ora ad essere portata ad una Congregazione pi¾ numerosa. Forse nel fine del 1854 sar in caso di essere pienamente discussa. Vostra Maest ha tutto il diritto di esperimentare la protezzione [sic!] di Maria Santissima pel grande interesse che ha preso a favore di questo mistero, ed io che sono ormai nella necessit di dovere emanare una sentenza, confido con Lei nel Signore, che la sentenza voglia essere secondo i desideri di tanti e tanti devoti della Regina del Cielo.«2028
Dieser Brief zeigt, dass Pius den König des neapolitanischen Königreiches gut kannte, ihn schätzte und ihm vertraute. In der Tat hatte Papst Mastai genügend Möglichkeiten gehabt, Ferdinando II. gut kennen zu lernen. Besonders auch als er nach der Wiedereinnahme Roms aufgrund der noch unsicheren Situation nicht sofort wieder in die Ewige Stadt zurückkehrte, sondern seinen Wohnsitz am 4. September 1849 zunächst nach Portici in der Provinz Neapel verlegte, wo er im Königspalast Ferdinandos II. beherbergt wurde. 2026 Vgl. Cittadini: Carteggio privato, 132; Russo: Documenti napoletani, 69 f. 2027 Vgl. Cittadini: Carteggio privato, passim. 2028 Ivi., 178.
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In der dortigen Hauskapelle (Cappella Palatina) befand sich eine Immaculata-Darstellung, vor der Pius IX. oft gebetet haben soll und es heißt, er habe dort das Versprechen abgelegt, sich unmittelbar nach seiner endgültigen Rückkehr nach Rom um die Definierung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens zu kümmern.2029 Letztendlich begann er zwar nicht sofort nach seiner Rückkehr, d. h. im Mai 1850, mit der Einleitung der nächsten entscheidenden Schritte zur Dogmavorbereitung, sondern im September des gleichen Jahres.2030 Während seines Aufenthalts in Portici besuchte Pius IX. gleich zu Anfang – am 9. September 1849 – das Immaculata-Heiligtum in der neapolitanischen Kirche Ges¾ Vecchio, das der Priester Don Placido Baccher (1781 – 1851) errichtet hatte.2031 Dieser Pilgergang zählt zu einem weiteren Höhepunkt in der Immaculata-Verehrung Pius’ IX.: Der Papst feierte dort die hl. Messe am Hochaltar und stieg anschließend zum wundertätigen Immaculata-Bild auf, um es ganz aus der Nähe zu bewundern. Nachdem er vor dem Bild die Litanei und drei Ave angestimmt hatte, bat er um Papier, Tintenfass und Feder und schrieb unter den Augen der Immaculata den Satz nieder : »Pio nono dichiara di mettersi sotto la protezione di Maria Immacolata.«2032 In einem Gedenkstein aus dem Jahre 1919 heißt es über diesen historischen Besuch: »Venne a pregare nel 1849 / Il Sommo Pontefice Pio IX / E Ne trasse celeste impulso / A Definire Il Domma Dell’Immacolata.«2033 Es ist festzuhalten, dass dieser Gang zum ImmaculataHeiligtum von Baccher, nach dem Antrittsbesuch im Dom von Neapel am 6. September 1849, der erste offizielle Schritt in Neapel war, da Pius IX. erst am 4. September 1849 in Portici angekommen war. Wie bereits erwähnt, war es der Wunsch des Immaculata-Papstes neben dem Marienheiligtum auch dem Immaculata-Apostel Baccher seine Aufwartung zu machen – er wollte den sehen 2029 »Mi fu detto dai Cardinali che accompagnavano il Servo di Dio che quando Egli giunse in Portici come ho deposto, e vista prima di tutto la Cappella Palatina, dinanzi all’immagine dell’Immacolata che ivi si venera, fece voto che appena tornato alla sua Sede, si sarebbe occupato della definizione dommatica dell’Immacolato Concepimento, come poi fece.« (Zeug. v. Jovino, in Positio, 1029, § 3221.) 2030 Vgl. unten II. Teil, Kap. 2.3. 2031 Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.3.2.3. Placido Baccher wurde als unermüdlicher Apostel Christi und vor allem der Immaculata bekannt, weshalb man ihn auch »l’Apostolo della Immacolata di Napoli« nannte. Er und seine Kirche Ges¾ Vecchio waren am Anfang des 19. Jhs. in Neapel das Zentrum für die Immaculata-Verehrung per Exzellenz. (Vgl. Orlando: Pio IX e il ven. don Placido Baccher, 141 – 158. bes. 147.) 2032 Ivi., 144; Martina 1, 523. Dazu: Zeug. v. Piscopo, in Positio, 1047, § 3281. 2033 Die komplette Inschrift lautet: »Dinanzi a Questa Immagine / Posta nel 1808 dal Venerabile D. Placido / A Presidio di Napoli / Ed Incoronata nel 1826 dal Capitolo Vaticano / Venne a pregare nel 1849 / Il Sommo Pontefice Pio IX / E Ne trasse celeste impulso / A Definire Il Domma Dell’Immacolata / Ne Segna il Ricordo il Popolo Devoto / Nel Consacrare Oggi Alla Madonna L’Altare della Pace 27 Dicembre 1919.« (Orlando: Pio IX e il ven. don Placido Baccher, 145.)
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und sprechen, der in aller Munde war als großer Verehrer und Prediger der Immaculata.2034 Es scheint, dass Pius IX. den neapolitanischen Priester schätzte und Wert auf sein Urteil legte. Zumindest empfing der Hl. Vater den »Apostel« noch weitere Male in Audienzen, und es heißt, es habe sich dabei um lange Konferenzen (lunghe conferenze) gehandelt, in denen der Papst dem Priester sein Herz öffnete. Auch nach dem letzten Zusammentreffen, bei dem sie sich unter Tränen verabschiedeten, blieben die beiden Verehrer der Immaculata noch brieflich in Kontakt; und nach dem Tod von Don Placido soll Pius IX. ihn als »uomo apostolico« definiert und sich den Rosenkranz, den Placido während seines Lebens an seinem Gürtel getragen hatte, erbeten haben.2035 Am 12. April 1850 zog Pius IX. schließlich triumphierend in Rom ein. Nach seiner Rückkehr in die Ewige Stadt nahm er nicht nur wieder persönlich an der Vigilliturgie in SS. 12 Apostoli teil, feierte den 8. Dezember in der päpstlichen Kapelle2036 und forderte alle Gläubigen durch seinen Vikar zur Novene zum Immaculata-Fest auf (ab 1851),2037 sondern kümmerte sich außerdem um die Weiterführung der Vorbereitungen der Dogmatisierung, wie er es während des Exils gelobt hatte.2038 In Folge verdeutlichen zwei weitere Initiativen des Papstes seine ImmaculataVerehrung: Die Gründung des Seminario Pio in Rom und die des Ginnasio Pio in Senigallia, die er beide unter ihr sicheres Patrozinium stellte. Damit bildete er zwei neue Zentren des Immaculata-Kultes. Über die Gründung des Seminario Pio wurde schon im Zusammenhang mit Mastai Ferrettis Bemühungen um eine gründliche Ausbildung der Priester gesprochen.2039 Mit der hier genannten Neugründung wollte Pius IX. den besten Priesteramtskandidaten aus jeder Diözese des Kirchenstaates eine wissenschaftlich-spirituell erstklassige Ausbildung bieten, damit diese zu Multiplikatoren in ihren Heimatdiözesen würden.2040 Wann genau Pius IX. auf die Idee 2034 Über ihn sagte man: »ð il figlio pi¾ devoto, la voce pi¾ eloquente, il cantore pi¾ entusiastico della Santissima Concezione della Madre di Dio.« (Ivi., 147.) 2035 Nach dem Diario dei Quarantisti begab sich Baccher schon am Vortag des offiziellen Besuches in Ges¾ Vecchio in Privataudienz in den Königspalast nach Portici. Aus den Berichten geht nicht eindeutig hervor, wie oft sich die beiden Immaculata-Verehrer insgesamt getroffen haben, da man von »pi¾ volte« und »spesso« spricht. Im Bezug auf den Briefkontakt heißt es, dass Placido mehrere Male schriftlich den Hl. Vater um eine Gunst bat, auf die der Papst immer positiv geantwortet haben soll. (Vgl. Esposito: Cronistoria, 253 f; Orlando: Pio IX e il ven. don Placido Baccher, 149 – 154.) 2036 Vgl. oben I. Teil, Kap. 4.3.2.4. 2037 Vgl. Giornale di Roma 274 (29. 11. 1851); ivi. 271 (26. 11. 1852); ivi. 269 (26. 11. 1853). 2038 Vgl. Cani: Roma, 142. 2039 Vgl. oben I. Teil, Kap. 2.3.2.5. 2040 Vgl. Cronaca contemporanea, in CivCatt 3 II (1852) 712. Bezüglich des neu entwickelten Studienplans: Pius IX: Ad piam doctamque (3. 10. 1853) Litt. Ap., in APN I/1, 533 – 551; Rocciolo, 106 – 110.
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kam, dieses Seminar zu gründen, ist nicht bekannt; einige Quellen jedoch behaupten, der Papst habe schon während des Exils in Gaeta mit diesem Gedanken gespielt.2041 Die Umsetzung des Projekts begann wohl Anfang 1851, als Pius den Direktor des Seminarium Romanum, Mgrs. Nicola Bedini, in einer Audienz empfing und mit ihm alle nötigen Schritte besprach. Die erforderlichen Umbauarbeiten wurden nach Mariæ Himmelfahrt des gleichen Jahres begonnen und im Jahr 1853 abgeschlossen.2042 Der Papst besuchte in diesem Zeitraum den Palazzo S. Apollinare, um die Arbeiten zu besichtigen.2043 Mit dem apostolischen Schreiben Cum romani Pontifices vom 28. Juni 1853 veröffentlichte er die Statuten des Seminars und übernahm weiterhin großzügig alle Unkosten für den Umbau und die nachfolgende Ausstattung:2044 Angefangen von religiösen Gegenständen und Büchern bis hin zur Küchenausrüstung bezahlte er alle nötigen Anschaffungen. In der noch erhaltenen Auflistung der erworbenen Objekte ist gleich an erster Stelle ein großes Immaculata-Altarbild aufgeführt2045 – eine besondere Aufmerksamkeit Pius’ IX., der dieses Seminar, wie gesagt, unter die mächtige Schirmherrschaft der Immaculata stellte.2046 Bei einem seiner vielen Besuche im Seminar soll der Papst gesagt haben: »Siate devoti dell’Immacolata perch¦ À Lei che mi ha ispirato questo nostro Seminario.«2047 Als Pius IX. dann – nur ein gutes Jahr nach der Gründung des Seminars – das Dogma der Unbefleckten Empfängnis verkündete, waren die Seminaristen in der überfüllten Basilika anwesend, und einige Tage später, am 13. Dezember, feierten sie die Definierung mit einer akademischen Versammlung zusammen mit dem Seminarium Romanum im Palazzo S. Apollinare.2048 Die zweite Gründung, die Papst Pius IX. in diesem Zeitraum unter den Schutz der Unbefleckten stellte, ist das Ginnasio Pio in seiner Heimatstadt Senigallia. 2041 2042 2043 2044 2045
Vgl. Bini, E.: Le origini del Seminario Pio, in Pio IX 10 (1981) 87. Vgl. Polverari 2, 93; Bini, 87. Vgl. Bini, 87. Dazu: oben I. Teil, Kap. 4.3.2.4. Vgl. Pius IX: Cum romani Pontifices (28. 6. 1853) Litt. Ap., in APN I/1, 473 – 493. Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, b. 20, fl. 3: S. Apollinare – Rendiconto e Consegna (Descrizione degli oggetti acquistati per ordine e conto di Nostro Signore Pio PP. IX). In einer Beschreibung des Seminars von Seiten eines ehemaligen Studenten wird ein ImmaculataBild in einer Kapelle genannt, auf dem Maria als etwa zwölfjähriges Mädchen dargestellt ist. (Vgl. La prima sede del Seminario Pio (o. A.), in La voce di Pio IX [Riv] 35 [1960] 5.) 2046 Der Papst stellte das Seminar unter den Schutz der Immaculata und Pius’ V. (Vgl. Polverari 2, 92.94.) Dieses doch wesentliche Detail wurde von mehreren Autoren in ihren mehr oder weniger historischen Abhandlungen über die Entstehung des Seminario Pio ausgelassen. (Vgl. Alberti, I. Vicende storiche della Pontificia Universit Lateranense, bes. 8; Canestri 2, 305 f; Falcone, L.: La Biblioteca personale di Pio IX conservata presso l’Universti Lateranense, bes. 15; Rocciolo, bes. 106 – 110.) Bini erwähnt lediglich, dass im Seminar die Marienverehrung eine wesentliche Rolle spielte und der Gedenktag Pius’ V., Patron des Seminars, besonders gefeiert wurde. (Vgl. Bini, bes. 90.) 2047 Il Pontificio Seminario Pio (o. A.), in La voce di Pio IX (Riv) 34 (1960) 7. 2048 Vgl. Rocciolo, 112; Sardi 2, 464 f.
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Genauso, wie sich Mastai Ferretti um eine gute Priesterausbildung sorgte, setzte er sich schon früh auch für eine gute und zugleich religiöse Erziehung der Jugendlichen ein.2049 Unter diesem Gesichtspunkt gründete er 1853 die obengenannte Schule.2050 In dem Buch La Scienza e le arti sotto il Pontificato di Pio IX wird berichtet, wie der Papst ein auf dem Domplatz in Senigallia gelegenes Gebäude erwarb, um dort diese Schule zu gründen und sie unter den Schutz der Immaculata zu stellen. Die Führung des Ginnasio Pio traute er den Jesuiten an, die sich in der christlichen Erziehung stets bewährt hatten.2051 Zudem stellte er dieser Einrichtung die schon existierende, aber renovierungsbedürftige Kirche der Assunta für die religiösen Veranstaltungen sowie die Exerzitien der Jugendlichen zur Verfügung.2052 Der Papst ließ diese Kirche renovieren, vergrößern und ausschmücken, und nach Beendigung dieser Arbeiten wurde das Gotteshaus zusammen mit der Schule am 13. November 1853 eingeweiht.2053 Wie das Ginnasio, so wurde auch die Kirche unter den Schutz der Unbefleckten gestellt.2054 Es ist unnötig zu sagen, dass er in den ganzen Jahren zur Förderung der Immaculata-Devotion immer auch Medaillen verteilte. In der Positio heißt es dazu: »Distribu medaglie a profusione ma sempre dell’Immacolata che io sappia.«2055
2.3.2. Die liturgischen Erneuerungen Während seines Pontifikats approbierte Pius IX. mehrere neue Offizien sowie Messformulare für das Immaculata-Fest und gewährte die Verwendung dieser Texte nach und nach in immer mehr Diözesen.2056 Auch das verdeutlicht, wie sehr Papst Mastai sich von Beginn seiner Amtszeit an (bis über die Proklamation des Dogmas hinaus) für die Präzisierung der liturgischen Texte einsetzte. Die besondere Bedeutung gerade auch der Liturgie als eines der Argumente für die 2049 Vgl. oben I. Teil, Kap. 2.3.2.3. 2050 Vgl. Mencucci: Senigallia e la sua diocesi 3, 595 – 598. Der Autor erklärt, dass die Geschichte des Gymnasiums noch zu schreiben ist. (Vgl. ivi., 596.) 2051 Vgl. Petri, P.: La Scienza e le arti sotto il Pontificato di Pio IX, Roma 1860, 181; Mencucci: Senigallia e la sua diocesi 1, bes. 1256. 2052 Vgl. ivi., 1256.1259. 2053 Vgl. ivi., 1260. 2054 Vgl. ivi. 2055 Zeug. v. Filippani, in Positio, 153, § 512. 2056 Neben den approbierten Texten, die ich hier in dieser Arbeit behandle, existiert zumindest noch ein weiteres Immaculata-Offizium Sicut lilium (inhaltlich unterscheidet es sich vom nogarolischen), das Pius IX. den Benediktinerpatern der Camaldulenser-Kongregation genehmigte. (Vgl. z. B. ACCS: Sacrorum Rituum Congregationis Decreta Annorum 1846 atque 1847, 561 A.)
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Definierung sollte später in der Definitionsbulle Ineffabilis Deus zum Ausdruck kommen, wo Pius IX. an erster Stelle und mit Nachdruck auf das Liturgieargument einging und dabei hervorhob: »Praedecessores Nostri vehementer gloriati sunt Apostolica sua auctoritate festum Conceptionis in Romana Ecclesia instituere, ac proprio officio propriaque missa, quibus praerogativa immunitatis ab hereditaria labe manifestissime asserebatur, augere, honestare etc.«2057
In diesem Kontext erinnerte Papst Mastai in der Bulle ganz ausdrücklich daran, dass er in den einzelnen Verordnungen zur Förderung des Immaculata-Kultes nicht nur den Fußstapfen seiner Vorgänger folgte, sondern »memores institutionis Sixti IV proprium de Immaculata Conceptione officium auctoritate Nostra munivimus, illiusque usum universae Ecclesiae laetissimo prorsus animo concessimus«.2058 Mit diesen einfachen Worten spielte der Immaculata-Papst auf die von ihm selber approbierten Festformulare an. Wie gezeigt gab es zu Beginn des Pontifikats Pius’ IX. erstaunlicherweise im offiziellen römischen Messbuch kein eigenes Messformular für den 8. Dezember.2059 Um diesen Mangel abzuhelfen, kam Papst Mastai gleich zu Anfang seines Pontifikats gern einer entsprechenden Bitte nach, die sein Vikar Kard. Patrizi im Namen vieler Bischöfe vorgetragen hatte, und gewährte mit einem Dekret vom 7. November 1846 allen römischen Ordens- und Säkularpriestern (Clero Romano) die Benutzung des serafischen Offiziums Sicut lilium und der Festmesse Egredimini.2060 Doch zuvor schon, am 3. Juli 1846 – also bereits zwei Wochen nach seiner Papstwahl –, hatte Pius IX. auf die Anfrage seines Freundes Kard. 2057 2058 2059 2060
Ineff., 600. Ivi., 601. Vgl. Bouman, 154 f; Adam – Berger, 334. Vgl. ACCS: Sacrorum Rituum Congregationis Decreta Annorum 1846 atque 1847, 209 f (auch 558). Der Dekrettext lautet: »Ut avita pietas, qua Beatissimam Virginem Mariam omni ævo prosequuti sunt Fideles Romæ degentes, magis semper augeatur, Eminentissimus et Reverendissimus Dominus Cardinalis Constantinus Patrizj Urbis Vicarius, nomine etiam quamplurium Eminentissimorum et Reverendissimorum Sanctæ Romanæ Ecclesiæ Cardinalium, Sanctissimum Dominum Nostrum Pium IX. Pontificem Maximum humillimis precibus adiens enixe rogavit ut de Apostolica Benignitate in Festo et per Octavam Immaculatæ Conceptionis ipsius Deiparæ ad Clerum Sæcularem, et Regularem, nec non ad Sanctimoniales Urbis idem Officium cum Missa extendere dignaretur, quod ex Apostolica venia penes Ordinem Seraphicum locum obtinet. Enixis hujusmodi votis a Sanctitate Sua peramanter exceptis, propria manu rescripsit – Sacrorum Rituum Congregationi pro gratia – ac proinde præcepit, ut ab utroque Clero, et a Sanctimonialibus Urbis deinceps in Festo et per Octavam Immaculatæ Conceptionis Beatissimæ Virginis Mariæ, loco alterius in Breviario assignati, persolvatur prænotatum Officium proprium cum Missa eidem Ordini Seraphico concessum, dummodo Rubricæ serventur. Contrariis non obstantibus quibuscumque. Die 7. Novembris 1846. (Fr. L. Card. Micara Ep. Ost. et Velit. S.R.C. Præfectus – J.G. Fatati S.R.C. Secretarius.)«
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Falconieri, Erzbischof von Ravenna, sowie des Kardinals Cadolini, Erzbischof von Ferrara, die Verwendung des nogarolischen Offiziums gestattet.2061 Jedoch auch diesmal sollten diese Texte keinen andauernden Erfolg haben. In dem Tagebuch des Zelebrationsbüros des Papstes Repertorio di notizie per gli anni 1845 e 1846. Tomo primo liest man in dem Abschnitt Nuovo ufficio della Concezione e come soppresso von den Diskussionen (turbulenze), die diese Approbierung hervorgerufen hatte. Nach diesem Bericht hatte Pius IX. den Fehler begangen, diese liturgischen Texte zu genehmigen, ohne sie zuvor selbst studiert zu haben. So kam es dazu, dass der Papst am Morgen des 8. Dezembers 1846 persönlich die Benutzung der nogarolischen Messtexte für das Pontifikalamt untersagte, »perch¦ avendo esaminato l’ufficio colla Messa, conobbe che era tutt’altro fuori di quello che gli era stato esposto«.2062 2061 Vgl. ivi., 132. 2062 Auch wenn der Tagebuchbericht nicht ganz eindeutig in seiner Aussage ist, zeigt er deutlich, was für unterschiedliche Strömungen es damals gab: »Marted 8 Decembre Festa della Concezione di Maria. Uno spirito di fanatismo, e di zelo malinteso ha invaso alcuni bigotti di ottenere ad ogni costo dalla S. Sede la decisione della gran questione dell’Immacolato Concepimento di Maria SS. asserendo perfino che la Chiesa non avr mai pace, finch¦ non avr deciso questo punto. Ne fanno pi¾ loro che Ges¾ Cristo che ha promesso alla sua Chiesa tribolazioni ed angustie. Sono celebri le questioni col Som. Pont. Gregorio XVI cui fu carpita all’impensata la facolt di dire Et Te in immaculata etc. nel Prefazio, la dissertazione del Card. Lambruschini, la creduta direzione del Card. Fransoni per la medaglia, ed altre cose simili. Il Card. Vicario, istigato dal P. Togni, che tutt’altro À fuorch¦ teologo, ottenne dal Papa la facolt pel Clero di Roma, di recitare l’ufficio dei Francescani, che fu tolto da S. Pio V. dal Breviario perch¦ come attesta Benedetto XIVera minus apposite scriptum (…) Ottenutasi la facolt dal Card. Vicario, la tenne occulta, e poi all’impensata dopo gli esercizii del Clero, tre o quattro giorni prima della festa fece pubblicare il Decreto, su cui cadono le segi. eccezioni che cioÀ fu fatta l’istanza a nome del Clero, senza che il Clero ne sapesse alcun che, anzi gli fu tenuta occulta ogni trattativa affinch¦ non si opponesse: e perý si diceva che il Papa avea fatto il rescritto Ad S. Rit. Congregationem pro gratia. Dunque se era una grazia non doveasi porvi l’espressione praecepit, e la Congregazione era in obbligo di esaminare l’ufficio prima di pubblicarlo. Si stampý l’ufficio da Sabiucci che lo vendeva baj. 10 e fu inibito a Contedini di venderlo per baj. 5 di edizione migliore. Dal pubblicarsi il decreto, e suscitarsi uno spirito generale di contraddizione, fu una cosa stessa. Alcuni Preti furono dal Card. Vicario a fargli riflettere le incoerenze, ed esso non ne volle udir parola, e minacciý di sospenderli se ricorrevano al Papa. ([Commento a lato:] Tanto era persuaso della cosa che fosse in regola!) Quindi nacquero le solite questioni per la Cappella. Pregai i Cantori ad opporsi, persuasi a Mgr. de Ligne di non far novit per quest’anno, ma tutto inutilmente, perch¦ prevalse l’autorit del Card. Vicario, che non ha alcun diritto sulla Cappella, e lo spirito di fanatismo ([Commento a lato:] presso persone deboli ed ignoranti.) Nella mattina della Concezione il S. Padre confer il Suddiaconato a Mgr˜ Edoardo Borromeo suo Cameriere segreto. Prima della funzione, che fu alle ore 14 chiamý Mgr. de Ligne, e gli disse che togliesse la Messa nuova dal suo Messale per l’ordinazione, e che non voleva che in alcun conto si cantasse in Cappella, perch¦ avendo esaminato l’ufficio colla Messa, conobbe che era tutt’altro fuori di quello che gli era stato esposto. Per cui fu scritto subito un viglietto al Maestro della Cappella affinch¦ provvedesse i libri soliti che stavano nella Cappella Sistina. La mortificazione maggiore fu pel Card.
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Auch in der folgenden Zeit häuften sich die Nachfragen verschiedener Diözesen nach geeigneten Liturgietexten.2063 Aus diesem Grund entschied Pius IX. die Ausarbeitung neuer liturgischer Texte. Luigi Marchesi, ein Vinzentinerpater, der – wie zu gegebener Zeit noch gezeigt wird – im Jahr 1863 eine neue Immaculata-Festliturgie vorschlug, erzählte folgendes über die Entstehung der Festliturgie von 1847:2064 Als Pius IX. 1846 zum Papst gewählt wurde, hoffte man allgemein, dieser Papst werde das Dogma der Unbefleckten Empfängnis definieren, und zugleich wünschte man, dass in der Liturgiefeier das Geheimnis in angebrachter Weise zum Ausdruck gebracht würde. Aus diesem Grund erbaten und erhielten viele die Erlaubnis, das Offizium und die Messe von Nogarolis beten zu dürfen. Doch weil diese Festliturgie nicht ganz zufriedenstellend war,2065 erarbeitete schon im Jahr 1847 ein gelehrter Theologe2066 (»vir in theologicis disciplinis apprime versatus«) neue Texte zum Immaculata-Fest. Diese Festliturgie approbierte Pius IX. eigenhändig am 30. September 1847 für Rom sowie für alle Diözesen, die eine entsprechende Petition gestellt hatten. Somit wurde das Messformular Egredimini durch das neue Venite et videte ersetzt; das altbekannte Offizium Sicut lilium hingegen behielt man in vielen Elementen bei.2067 Mit der Enzyklika vom 2. Februar 1849 genehmigte Papst Pius die Festliturgie von 1847 automatisch all denen, die darum ersuchten.2068 Diese neue Liturgie hatte einen Nachteil: Obwohl sie viele Elemente aus dem nogarolischen Offizium übernommen hatte, war sie inhaltlich eher schwächer.
2063
2064 2065 2066 2067
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Vicario, che giunto alla Sagrestia, per cantare la Messa seppe tutto l’accaduto. Mos. Maggiordomo, e altri Prelati domandarono al Papa qual’uffizio dovessero dire, e loro rispose che dicessero l’antico. La maggior parte de’ Capitoli vi si oppose: alcuni lo dissero per un giorno e poi lo lasciarono; e nel giorno dell’ottava tutti recitarono il consueto.« (ACP: Repertorio [1846], 336 – 339.) Im darauffolgenden Jahr bemerkt der Tagebuchschreiber : »Fu cantata la Messa nuovamente approvata dalla S. Congne8 dei Riti. Nel Repertorio di notizie tom. [2]. Pag._ si trova descritto ciý che avvenne nell’anno scorso su tal proposito. (…) Fu volont di un Cardinale che si cantasse nella Cappella la nuova Messa, opponendosi giustamente che la Cappella del Papa À sempre andata esente da novit.« (ACP: Repertorio [Tomo secondo], 71.) Es existieren noch verschiedene Anfragen, wie z. B. von Seiten der Diözese Avellino (4. 8. 1847), Forli (o. D.), Faenza (o. D.), Bertinoro e Sarsina (22. 7. 1847), Benevento (27. 4. 1847). (Vgl. ACCS: Sacra Congregatio Rituum – Positiones et Rescripta Aug.-Sept. 1847 – 30 Septembris, o. N.) Vgl. Marchesi: Officium in Festo, XI – XIII. In dem Bericht heißt es über das nogarolische Offizium: »Verum cum eiusmodi officium communi desiderio haud satis respondere videretur.« (Ivi., XII.) Marchesi nennt leider nicht den Namen dieses gelehrten Theologen und Autors der Festliturgie von 1847. (Vgl. ivi., XI.) Vgl. ACCS: Sacrorum Rituum Congregationis Decreta Annorum 1846 atque 1847, 555–558. Am gleichen Tag approbierte Pius IX., wie oben erwähnt, auch den Benediktinerpatern der Kongregation Camaldulenser ein Offizium Sicut lilium. (Vgl. ivi., 561.561 A.) Dazu: Bachelet: Immacul¦e Conception, 1195; Bertetto: Pio IX e la definizione, 231; Söll: Mariologie, 208; Martina, 521. Dazu: Anhang R, 564 – 571. Vgl. Ubi primum ’49, 166. Dazu: Laurentin: L’action, 63.
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Die Tageskollekte hatte z. B. an doktrinärem Reichtum verloren, da sie den Bezug auf die Vorhererlösung unerwähnt ließ.2069 Im Mittelpunkt der Liturgie stand nicht mehr das Evangelium mit der Seligpreisung der Mutter Jesu (»Selig die Frau, deren Leib dich getragen«), sondern die Genealogie Christi.2070 Demzufolge wurde in den Texten der Lesehoren vor allem der Stammbaum Jesu und somit nicht die göttliche Mutterschaft Mariens thematisiert oder lediglich ihre Größe, Heiligkeit und Jungfräulichkeit dargestellt.2071 Schließlich betrachtete man im Offizium von 1847 auch mit den Kirchenvätertexten nur die Genealogie Christi und nicht mehr – wie zuvor – das eigentliche Festgeheimnis der Immaculata Conceptio. Nur ein gutes Jahr nachdem Pius IX. diese Festliturgie in seiner Enzyklika Ubi primum approbiert hatte, erhielt er von Seiten Ferdinandos II. und den Bischöfen seines Reiches die Bitte um die Approbation eines eigenen Offiziums und Messformulars für die Vigilfeier des Immaculata-Festes: In dem Brief vom 24. Juli (oder August?) 1850 bat der König den Papst »[di] aggiungere nella Messa del 7 dicembre la commemorazione della seguente solenne Festivit della Beatissima Vergine sotto il titolo della Immacolata Concezione«.2072 Mit dem am 19. Oktober 1850 vom Präfekten der Ritenkongregation, Kard. Lambruschini, unterzeichneten Dekret erteilte Pius IX. die Genehmigung zur Feier der Vigil zum Immaculata-Fest. Jedoch ließ der Papst zu diesem Anlass keine neuen Texte ausarbeiten, sondern verwies einfach auf die schon existierenden: Im Offizium der Vigil sollte man die Texte von einem der Oktavtage benutzen, und zwar von jenem, der aufgrund eines weiteren Festes entfallen würde; für die Messe bestimmte er die Texte der Vigilmesse von Mariæ Himmelfahrt, die Oration sollte man aus einer der Marienvotivmessen in der Adventszeit wählen, und als Evangelium gab er die Genealogie Jesu vor.2073 Es erstaunt natürlich, dass auch die neu approbierte Festliturgie sich doktrinär nicht eigentlich von der nogarolischen absetzte und inhaltlich sogar teilweise an Reichtum verlor. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Pius IX. 2069 Vgl. ACCS: Sacrorum Rituum Congregationis Decreta Annorum 1846 atque 1847, 555. Dazu: Missale Romano – ad usum Fratrum Minorum (1860), 303. Bartolomei, T.M.: L’influsso del »senso della fede« nell’esplicitazione del Dogma dell’Immacolata Conc. della B. Vergine degna Madre di Dio, in Mar. 25 (1963) 320. Dazu: Anhang R, 567. 2070 Vgl. ACCS: Sacrorum Rituum Congregationis Decreta Annorum 1846 atque 1847, 132.555; Missale Romano – ad usum Fratrum Minorum (1860), 304; Breviarium Augustinianum – Pars Hiemalis, Mechliniae 1849, 344. Dazu: Anhang R, 569 f. 2071 Vgl. Breviarium Augustinianum, 344 – 347.354 – 362. Dazu: Officium Conceptionis Immaculatæ Virginis Mariæ. Ac Nominis Iesu, in Breviarium Romanum – Ex Decreto, Anhang, 10 – 15. 2072 Russo: Documenti napoletani, 65. Dazu: ivi., 74 – 77; Martina 1, 523. Der Brief trägt je nach Quelle ein anderes Datum. 2073 Vgl. Russo: Documenti napoletani, 77 f.
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eine zu aussagekräftige Festliturgie aus Vorsicht vermeiden wollte, um damit eine Glaubensentscheidung nicht vorwegzunehmen.2074 So existiert in der Festliturgie von 1847 keine Anspielung, die den Augenblick der Unbefleckten Empfängnis zeitlich festlegt, und weiterhin wurde diese nicht auf die Verdienste Christi bezogen. Andererseits ist aber zumindest die von den Dominikanern umstrittene scotistische Lehre von der Vorherbewahrung im Tagesgebet angesprochen, und damit äußert sich dieses Festoffizium eindeutig zugunsten des Immaculata-Privilegs.2075 Allgemein zeigen diese Approbationen von 1846, 1847 und 1850, wie lebhaft damals in der Kirche das Interesse an diesem Geheimnis war, und vor allem gab der Papst damit ein weiteres Zeugnis für seine persönliche Liebe zur Unbefleckten.
2074 Der genannte Marchesi vermutet ebenfalls in seinen einleitenden Gedanken, dass dieser Priester bei der Ausarbeitung der Festliturgie von 1847 absichtlich nicht mit doktrinär eindeutigen Begriffen das Urteil der Kirche vorwegnehmen wollte. Marchesi berichtet mit einer gewissen Deutlichkeit, dass vielen diese liturgischen Texte nicht gefielen. Und in der Tat existieren Petitionen, die noch im gleichen Jahr um die Erlaubnis ersuchten, die Festliturgie von 1846 weiterhin beten zu können. (Vgl. Marchesi: Officium in Festo, XIIf; z. B. Brief des Bischofs von San Severino [Septempeda] F. Mazzuoli [2. 11. 1847], in ACCS: Sacra Congregatio Rituum – Positiones et Rescripta Oct.-Dec. 1847 – 19. novembria, o. N.) 2075 Vgl. Perrella: Piet, 163.
3. Auf dem Weg zum Dogma und seine Umsetzung
Als Priester und Bischof hatte sich Mastai Ferretti für die Förderung des Immaculata-Kultes einerseits durch seine Predigten und andererseits durch Petitionen beim Hl. Stuhl eingesetzt. Zum Nachfolger Petri erhoben, lag es nun in seiner Macht, auch lehramtlich dem lang andauernden Immaculata-Disput ein Ende zu setzten und damit einem weit verbreiteten Wunsch nachzukommen. Um das zu verwirklichen, bedurfte es allerdings eines energischen Eingreifens:2076 Mit Ausdauer und Entschlossenheit förderte, unterstützte und leitete Pius IX. die Vorbereitungsarbeiten der Definierung und brachte sie mit der feierlichen Verkündigung des Dogmas am 8. Dezember 1854 glücklich zu Ende. Diese Vorbereitungsarbeiten bauten auf den schon existierenden Lehramtsentscheidungen auf; in zunehmenden Maße stützten sich die Theologen und Konsultoren besonders auf das Magisterium Sixtus’ IV. und Alexanders VII.2077 2076 Vgl. Gioia, M. De: Il dogma dell’Immacolata Concezione e il beato Pio IX: devozione mariana e azione pastorale, in Una donna vestita di sole, 27. 2077 In der marianischen Literatur gibt es unzählige Werke über den Entwicklungsprozess des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Entsprechend der Einschränkung meiner Arbeit »die Marienfrömmigkeit bei Mastai Ferretti« gehe ich nicht weiter auf diese Literatur ein, die nicht im direkten Zusammenhang mit der immediaten Vorbereitung des Dogmas steht. Selbst die Auflistung der marianischen Bibliographie, die den Entwicklungsprozess des Immaculata-Dogmas im 19. Jh. behandelt, ist beträchtlich – aber oftmals stark repetitiv. Hier beschränke ich mich auf die Angabe zweier Bibliographiequellen: Vloberg, M.: Bibliographie (1830 – 1957), in O’Connor, 532 – 621 und Bibliografia mariana 1 – 10, hrsg. v. Besutti, G.M. (iniziato da), Roma 1950 – 2005. Interessant ist weiterhin auch der Bericht in Moroni Cenni storici intorno al dogma dell’Immacolata Concezione di Maria Vergine Madre di Dio. Del suo antico culto e festa. Definizione dogmatica sopra l’Immacolato Concepimento di Maria Santissima. Dimostrazioni solenni e universali di giubilo religioso per s eclatante avvenimento. (Vgl. Moroni 73, 42 – 107.) Im ASV befinden sich verstreut verschiedene Berichte, Voten einzelner Bischöfe, Gutachten und weiteres Material bezüglich der Definierung des Dogmas. (Vgl. ASV: Segreteria di Stato, Spoglio Pio IX, b. 4.8.49.) Als wichtigste Quelle gilt in diesem Kapitel jedoch das von Vincenzo Sardi gesammelte Material, auf das sich auch fast alle anderen Autoren beziehen und es mehr oder weniger synthetisch wiedergeben. (Vgl. Sardi 1 – 2.) Sardi wurde von Pius X. zum Sekretär der Brevi an die Fürsten (Segretario pei Brevi ai Principi) bestimmt.
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Auf dem Weg zum Dogma und seine Umsetzung
3.1. Die ersten zwei Pontifikatsjahre: erste Schritte hinsichtlich der künftigen Definierung In dem Paragraphen über die Immaculata-Devotion Pius’ IX. und seinen Einsatz zur Verbreitung der Immaculata-Verehrung während seiner ersten Pontifikatsjahre haben wir einen Überblick über die grundsätzlichen Bemühungen des Papstes bekommen;2078 jetzt sollen seine speziellen Initiativen dargestellt werden, die schließlich auf die Definierung des Dogmas hinausliefen. Wie schon unter dem Pontifikat Gregors XVI., gingen auch in den ersten zwei Pontifikatsjahren Pius’ IX. immer neue Bittschriften bezüglich der Immaculata-Verehrung ein, besonders häuften sich jene, die um die Dogmatisierung der Immaculata Conceptio baten.2079 Dieses wachsende Interesse lag nicht zuletzt auch an dem von Perrone 1847 veröffentlichten Werk De Immaculato Beatae Virginis Mariae Conceptu an dogmatico decreto definiri possit, das die Diskussion über die Definierbarkeit der Immaculata Conceptio in vielen Kreisen anregte.2080 Auch der Dominikanerorden, der traditionell immer gegen diese Lehre gestimmt hatte, lenkte langsam ein, besonders nach zwei Reskripten seitens der Ritenkongregation: Nach dem ersten Reskript vom 14. Juni 1845 wurde am 17. Juli 1847 mit der ausdrücklichen Billigung Pius’ IX. ein zweites Reskript veröffentlicht, in der alle Einwände zurückgewiesen wurden, die die Dominikaner aufgrund der Lehre des hl. Thomas noch gegen die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis Mariens vorbrachten.2081 Nachdem Pius IX. inzwischen hunderte von Bittschriften empfangen hatte, die allesamt auf eine Definierung der Unbefleckten Empfängnis drängten,2082 ergriff er am 1. Juni 1848 schließlich selber die Initiative, indem er eine Theologenkommission einberief und den Segretario pei Brevi ai Principi, Msgr. Luca Pacifici, zum Sekretär der Kommission bestellte.2083 Im Auftrag des Papstes
2078 2079 2080 2081 2082 2083
Bei der Bestandsaufnahme des relativen Archivs stieß dieser auf drei große Mappen mit der Aufschrift Carte riguardanti il Dogma dell’Immacolata Concezione. Wie aus der Dokumentensammlung hervorgeht war Pacifici, Segretario pei Brevi ai Principi unter Pius IX., maßgeblich in die Koordination der Vorbereitungsarbeiten der Definierung mit eingebunden und verwaltete aus diesem Grund die gesamte Dokumentation. Hinblicklich der Fünfzigjahrfeier der Dogmatisierung erhielt Sardi von Pius X. die Erlaubnis, die Veröffentlichung dieser Dokumente vornehmen zu können. (Vgl. Sardi 1, Vorwort: Ai Lettori.) Vgl. oben II. Teil, Kap. 2.3. Vgl. Söll: Mariologie, 207 f. Vgl. Schuhmacher, 50. Der Einfluss dieses Werkes ist auch daraus zu erkennen, dass die Voten gegen die Dogmatisierung inhaltlich letztendlich nichts anderes sind als eine Widerlegung von Perrones Argumenten. (Ivi.) Vgl. Bachelet: Immacul¦e Conception, 1192; Söll: Mariologie, 203; Graef, 387. Dazu: oben II. Teil, Kap. 1.2. und 2.3.1. Vgl. Bachelet: Immacul¦e Conception, 1195. Über Luca Pacifici sind nur wenige Daten bekannt: Er stammte aus einer angesehenen
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schrieb Pacifici an jenem 1. Juni 1848 an die von Pius IX. ausgewählten Theologen und bat alle, innerhalb von zwei Monaten und unter strengster päpstlicher Geheimhaltung (segreto pontificio) ihre persönliche Stellungnahme über die Definierbarkeit der Immaculata Conceptio zu übermittelten. Der Text des Rundbriefes lautet: »Illmo e Rev.mo Signore, la Santit di Nostro Signore, nella somma sua sapienza, ha stimato di stabilire una Consulta di valenti Teologi, i quali si occupino seriamente nell’esaminare il gravissimo argomento sulla Immacolata Concezione della Gran Madre di Dio Maria Santissima. Fra questi Teologi si À degnata la stessa Santit Sua di prescegliere V.S. Ill.ma e Rev.ma (V.P.R.ma) affinch¦ voglia emettere in iscritto il suo savio voto e parere su tale argomento, avendo specialmente in vista se ci sia luogo onde consolare le vive premure di moltissimi Vescovi specialmente con una Pontificia Decisione. Il sottoscritto, eletto dalla Sovrana clemenza a Segretario della Consulta medesima, si fa un grato dovere di partecipare questa determinazione del Santo Padre, prevenendola del rigoroso segreto Pontificio, che dovr in ciý osservarsi. Desidera altres il Santo Padre ch’Ella, nello spazio almeno di due mesi, voglia compiere il suo lavoro, che avr la compiacenza di rimettere allo scrivente, il quale À ben lieto di potere, in tale incontro, protestare i sensi di singolarissima stima ed ossequio, coi quali si rassegna di V.S. Ill.ma e Rev.ma (V.P.R.ma) umilissimo e devotissimo servo Luca Pacifici.«2084
Aus diesem Brief geht hervor, dass Pius IX. selber die neunzehn Konsultoren (Prälaten römischer Kongregationen, Generalobere, Mitglieder verschiedener Ordensgemeinschaften oder religiöser Kongregationen und Theologiedozenten) ausgewählt hat.2085 Während der Sommermonate nahm Pius auch den Theologen und Philosophen Antonio Rosmini-Serbati († 1855) in den zu befragenden Theologenkreis auf.2086 Familie aus Sermoneta, wo er wahrscheinlich in den ersten Novembertagen 1802 geboren und wohl am 7. November getauft wurde (Martina ist sich jedoch nicht sicher, die Schrift im Taufdokument richtig interpretiert zu haben). Von Gregor XVI. wurde er zum Sekretär der lateinischen Briefe ernannt, und 1851 beförderte ihn Pius IX. zum Sekretär der Brevi an die Fürsten und bestimmte ihn zum Sekretär der Theologenkommission, die die Immaculata-Frage studieren sollte. Damit wurde Pacifici praktisch die rechte Hand Pius’ in der Vorbereitung der Definierung. Pacifici starb am 31. 3. 1870 (nach Martina starb er schon am 30.) und wurde gemäß seinem Wunsch mit einem Bild der Immaculata in der einen Hand und der Bulle Ineffabilis Deus in der anderen begraben. (Vgl. Sardi 1, 556; Martina 2, 274 f[46].) 2084 Sardi 1, 1 f. 2085 Am 1. 6. 1848 wurden D. Angelini, P. Caterini, A.M. Frattini, A. Barnabû, G. Palma, A. Capalti, A. Bizzarri, L. Loreto, G. Strozzi, T.G. Cipolletti, F. Angelucci, G. Palermo, G. Camerino, G. Tonini, L. Togni, Paolo di S. Giuseppe und F. Cossa ernannt. Mit einem gleichen Schreiben vom 9. Juni weiterhin Pater A. Theiner und am 19. des gleichen Monats P. Biancheri. Von diesen gaben Palma (am 16. 11. 1848 im Quirinal-Palast umgebracht), sowie Barnabý, Cipolletti und Theiner kein Votum ab. (Vgl. ivi., 2.10[1]). 2086 In der Dokumentensammlung von Sardi befindet sich eine Petition vom 29. 8. 1848, in der
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Schon vor der Flucht Pius’ IX. nach Gaeta hatten die meisten der befragten Theologen ihre positive Zustimmung eingereicht und mit reichen Argumenten aus der Hl. Schrift, der Hl. Tradition, der Doktrin der Kirche und der Liturgie belegt. Insgesamt stimmten nur drei der Definierung nicht zu, wobei diese oftmals nicht aus theologischen, sondern vielmehr aus pastoralen Gründen von der Definition abrieten, umso Auseinandersetzungen mit Häretikern, bloßen Namenskatholiken und Christen anderer Konfessionen zu vermeiden.2087 So war z. B. der Immaculata-Verehrer Rosmini persönlich von dem Marienprivileg überzeugt und hielt dieses für »moralisch sicher«,2088 äußerte jedoch – im Hinblick auf eventuelle Problemgebiete wie Deutschland – in seinem Votum seine Vorbehalte im Bezug auf die Opportunität eines Dogmas.2089 Mit den revolutionären Zuständen in Rom und der Flucht des Hl. Vaters am 24. November 1848 nach Gaeta nahm diese erste Vorbereitungsphase ihr Ende. Aus Sicherheitsgründen versteckte Pacifici in Rom alle Gesuche sowie die eingegangenen Gutachten der Theologen.2090 An dieser Stelle war aber die Vorarbeit zumindest eingeleitet.
3.2. Die Jahre im Exil: der Reifungsprozess Man hätte meinen können, dass der letzte Papst-König aufgrund der politischen Spannungen im Exil ganz andere Interessen als die Vertiefung der Frage um die Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis Mariens verfolgt hätte. Doch die Bemühungen des Oberhirten der Kirche waren stets auch religiöser Natur, und je schwerer die äußeren Bedingungen wurden, desto mehr vertraute er auf den Beistand des Himmels und speziell auf die Fürsprache Mariens. Nachdem Pius IX. am 25. November 1848 in Gaeta angekommen war, berief er bereits am 6. Dezember – also noch vor dem Fest der (Unbefleckten) Empfängnis Mariens – eine Kardinalskommission mit den Kardinälen Ostini, Mattei,
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ein gewisser Abt Strozzi um die Aufnahme Rosminis in die Theologenkonsultation bittet. Sardi konnte zwischen den Dokumenten nicht die offizielle Ernennung finden, gibt aber an gegebener Stelle das Gutachten Rosminis wieder. (Vgl. Sardi 1, 9 f.543 – 554.) Eine Synthese über Rosminis Position in: Masciarelli, 43.45 – 53; Porczak, 35.37; Söll: Mariologie, 209. Vgl. Sardi 1, 10 – 554; Alfaro bietet in seinem Artikel eine interessante Synthese von einem Großteil der Gutachten. (Vgl. Alfaro, 221 – 232.) Söll berichtet von zehn Gutachten die zu diesem Zeitpunkt schon vorlagen. (Vgl. Söll: Mariologie, 209 f.) Rosmini hatte schon einige Jahre zuvor für sein Institut das Privileg erhalten, in der Lauretanischen Litanei Maria unter dem Titel Regina sine labe originali concepta anrufen und in der Tagespräfation des Festes die Worte Et te in conceptione immaculata benutzen zu können. (Vgl. Masciarelli, 46.) Vgl. Porczak, 34 – 37. Vgl. Sardi 1, 556.
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Patrizi, Sforza, Brignole, Della Genga und Orioli ein, die sich um die Immaculata-Frage kümmern sollte.2091 Die Leitung vertraute er dem Barnabitenkardinal Luigi Lambruschini an, den er 1847 zum Präfekten der Ritenkongregation ernannt hatte.2092 Papst Mastai wusste um die Immaculata-Verehrung des Kardinals, der im Jahr 1843 die schon erwähnte polemische Dissertation über die Definierbarkeit der Immaculata Conceptio geschrieben hatte.2093 Es wird berichtet, dass Kard. Lambruschini sich damals in Gaeta vertrauensvoll an den Hl. Vater wandte, der gerade die stürmischen Wellen des Meeres beobachtete, und sagte: »Padre Santo, la tempesta del mondo, che agita la barca di Pietro, non si calmer che con la proclamazione del dogma dell’Immacolata Concezione. Tale definizione ristabilir il senso delle verit cristiane e guarir gli spiriti dal gran male del naturalismo, nelle agitazioni del quale si dibattono.«2094
Auch wenn nicht klar ist, ob diese Begebenheit historisch gesichert ist und ob sie auf die Zeit vor der Einsetzung der Kardinalskommission zurückgeht, entsprechen diese Worte sicherlich den Gedanken dieser beiden Protagonisten in der Definierungsgeschichte des Dogmas.2095 Doch zurück zu der zuvor erwähnten Kardinalskommission. Neben Kard. Lambruschini und den anderen Kardinälen bestimmte Papst Mastai den Prälaten Luigi Tomassetti als Sekretär der Kongregation antepraeparatoria.2096 Weiterhin errichtete Pius IX. eine Konsultorenkommission und berief dazu die Theologen Tonini, Palermo, De Luca, Cannella und Salzano.2097 In den folgenden Jahren (1850 und 1851) wurden noch weitere neun Theologen zu dieser Kommission hinzugezogen.2098 Nach einer Sitzung im kleinen Kreis am 17. Dezember 1848 fand die vom Papst gewünschte Versammlung am 22. Dezember im Barnabitenkolleg in Neapel statt,2099 wo man nach Absprache mit Pius IX. vor allem zwei Fragen klären wollte: Erstens, ob man dem Hl. Vater generell zur Dogmatisierung raten 2091 2092 2093 2094 2095 2096 2097 2098 2099
Vgl. ivi., 556 f. Vgl. Martina 1, 485.522; Bertetto: Definizione, 234; Manzini, 399. Zur Marienverehrung des Kardinals Lambruschini: ivi., 252.401.403.412 – 420. Piolanti: L’Immacolata, 40: Diese Begebenheit erzählte Jahre später Kard. Gaspare Mermillod in einer am 2. 7. 1876 in Lourdes gehaltenen Ansprache. Nach einer Tradition soll Pius IX. auch behauptet haben, dass »tutto il merito della definizione del dogma dell’Immacolata l’ha per dir vero, il Cardinale Lambruschini, che spingeva assai a questo proposito«. (Russo: Documenti napoletani, 63.) Vgl. Sardi 1, 556. Vgl. Bertetto: Definizione, 234; Alfaro, 233. Auf den folgenden Seiten fasst Alfaro die Präsentationen der Konsultoren zusammen, wobei er bei Tonini und Palermo lediglich auf die schon zuvor dargestellten Gutachten verweist. (Vgl. Alfaro, 225.227 f.233 – 236.) Vgl. ivi., 236. Vgl. Sardi 1, 565 f, Martina 1, 522.
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könne und zweitens, wenn ja, in welcher Art man vorzugehen habe.2100 In Bezug auf die Definierbarkeit (Opportunität) wünschte Pius IX., dass man in der Überlegung die vielen eingegangenen Petitionen berücksichtige, u. a. die von Ferdinando II.2101 Der Inhalt der Sitzung vom 22. Dezember wurde in einer sogenannten Relazione, con Sommario, sulla Congregazione per l’Immacolata Concezione festgehalten.2102 Aus dieser Relation geht hervor, dass ein Großteil aller Anwesenden Kardinäle sich zugunsten der Definierung dieses Privilegs aussprach. Größere Uneinigkeit gab es in der Diskussion über die zweite Frage Pius’ IX., in der die Art, der Zeitpunkt und der Ort der erwogenen Definierung geklärt werden sollte.2103 Durch die Vermittlung des Kardinals Lambruschini entschied man letztendlich, dass trotz der traurigen Geschehnisse und der unruhigen Zeiten der richtige Moment für die Dogmatisierung gekommen sei, und dass diese in Gebet, Studium und Consilium vorbereitet werden müsse. Weiterhin entschied man, dem Hl. Vater das Schema einer Befragungsenzyklika zu unterbreiten, durch die alle Bischöfe über die Immaculata-Verehrung der Gläubigen sowie deren eigene Stellung zu diesem Privileg interpelliert werden sollten.2104 Schließlich wurden fünf Themenbereiche ebenso vielen Theologen zugewiesen, die untersuchen sollten, wie die Hl. Schrift und die Kirche, besonders die Tradition der Kirche, zu diesem Marienprivileg stünden.2105 Das erwähnte Schema der Befragungsenzyklika sollte zunächst von Kard. Orioli entworfen werden, der sich dazu die Hilfe Kard. Lambruschinis erbat. Da Orioli aufgrund einer Krankheit an der Aufsetzung des Textes verhindert wurde, verfasste Lambruschini das Konzept und unterbreitete es dem Papst, der die berühmte Enzyklika 2100 Vgl. Sardi 1, 557 f; Söll: Mariologie, 209. 2101 Die erste Frage lautete: »An attenta petitione maioris partis Episcoporum Catholici Orbis et Serenissimi utriusque Siciliae Regis Ferdinandi II, sit consulendum SS.mo pro declaratione singularis privilegii B.M. Virginis absque originali labe conceptae.« (Sardi 1, 557.564.) 2102 Vgl. ivi., 555 – 564. 2103 Dazu: »Qua solemnitate in praesentibus rerum circumstantiis SS.mus ad promulgationem, de qua in praecedenti dubio, procedere possit.« (Ivi., 557.564.) 2104 Vgl. Parente, P.: Intermezzo napoletano nei preparativi per la definizione del domma dell’Immacolata, in Idem: Teologia viva 2: Dio e i problemi dell’uomo, Roma 1955, 404 f; Söll: Mariologie, 209. 2105 Man wollte klären 1. Ob die Kirche das Dogma wirklich wünsche; 2. Ob in der Weltkirche schon seit den Aposteln die Immaculata Conceptio als Ausschließung von jedem Makel der Erbsünde verstanden wurde, so wie es von den letzten Apologeten gelehrt wurde; 3. Was das Alte Testament diesbezüglich lehre: ob es pro oder contra der Unbefleckten Empfängnis sei; 4. Das gleiche im Neuen Testament; 5. Ob man aus dem Studium der griechischen, orientalischen oder lateinischen Eukologeten von der Antike bis Heute auf die fromme Schlussfolgerung der Immaculata Conceptio schließen könne. Diese Themen wurden jeweils den Theologen Salzano, Tonini, Spaccapietra, De Luca und Palermo zugewiesen. (Vgl. Sardi 1, 563.571. Die Voten von Salzano, Tonini und Palermo sind auf den Seiten 575 – 607 wiedergegeben.)
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Ubi primum am 2. Februar 1849 in der Sakristei im Dom zu Gaeta unterzeichnete.2106 Damit wurde der Vorschlag von Leonardo da Porto Maurizio (»Konzil ohne Unkosten«), der Ratschlag Rosminis und der der Kardinalskommission in die Tat umgesetzt. Wie die Kommission vom 22. Dezember vorgeschlagen hatte, rief Pius IX. in dieser Enzyklika zu öffentlichem Gebet in diesem Anliegen auf und bat alle Bischöfe um eine persönliche Stellungnahme, in der sie auch über den Stand der Verehrung der Unbefleckten Jungfrau im christlichen Volk berichten sollten. Der Papst bewilligte schließlich allen Diözesen die Einführung des in Rom schon üblichen Immaculata-Offiziums.2107 In der Dokumentensammlung von Sardi befindet sich nur ein einziger Entwurf der Enzyklika Ubi primum ohne jegliche Anmerkung über ihre Entstehungsgeschichte. Es ist deshalb schwer zu beurteilen, ob Papst Mastai persönlich in die Redaktion des Dokumentes eingegriffen hat: Die Abschnitte über seine persönliche Marienverehrung von Kind an und seine Bemühungen hinsichtlich der Dogmatisierung seit Beginn seines Pontifikats könnten ein Indiz dafür sein. Auch die Zeilen, die von Pius’ Hoffnung auf die selige Jungfrau Maria sprechen, »die stets dem Christenvolk in allen Gefahren siegreich zur Seite gestanden hat und durch die alle Gnaden verteilt werden«, entsprechen ganz dem Denken des Papstes.2108 Es gibt jedoch keine festen Anhaltspunkte, die den Papst als Korrelatoren ausweisen. Ubi primum wurde als eine Befragungsenzyklika konzipiert und wollte deshalb bewusst keine Definierungsformel vorschlagen. Deshalb beschränkte man sich darauf, die Unbefleckte Empfängnis mit den Worten »absque labe originali fuisse conceptam« und »Mariae conceptum immaculatum omnino fuisse, atque ab omni prorsus originalis culpae labe immunem« zu umschreiben und dadurch die Verwendung aller ungeklärten Begriffe zu vermeiden.2109 In den Monaten, die auf die Publikation der Befragungsenzyklika folgten, antworteten die Bischöfe aus der ganzen Welt dem Stellvertreter Christi auf Erden; 546 von 603 Antwortsschreiben, d. h. mehr als neunzig Prozent, befürworteten die Definition: Man erklärte allgemein die Doktrin der makellosen Empfängnis als einen – wenn auch nur implizit enthaltenen – Teil der Offenbarungslehre und sprach sich für die Opportunität der Definierung aus. Nur 56 Bischöfe äußerten sich gegen die Definierung, hauptsächlich, weil sie den Zeitpunkt als nicht opportun ansahen.2110 Später wird noch aufgezeigt, wie diese 2106 2107 2108 2109 2110
Vgl. Parente: Intermezzo napoletano, 407. Vgl. Ubi primum ’49, 165 f. Vgl. ivi., 163 f. Vgl. ivi., 162 f. Vgl. Pareri 1 – 9, passim; Sardi 1, 629; Bertetto: Definizione, 237. Einer von den Gegnern war z. B. der Erzbischof von Mailand, Bartolomeo Romilli. Nach seiner Ansicht sei die Dogmaverkündigung nicht angebracht, da einerseits der Glaube in die Unbefleckte
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Voten auf Wunsch Pius’ IX. gesammelt und in den 10 Bänden mit dem Titel Pareri sulla definizione dogmatica veröffentlicht wurden.2111 Mit der Übersiedlung nach Neapel-Portici im September 1849 konnte sich Pius selber von der vollbrachten Arbeit der Kardinalskommission überzeugen. Der Sekretär der Kardinalskommission, Msgr. Tomassetti, überreichte die gesamte Dokumentation Pacifici, der schon in Rom die ersten Arbeiten im Bezug auf die Definierbarkeit geleitet hatte und zusammen mit dem Papst von Gaeta nach Neapel gekommen war. Um Msgr. Tomassetti seine aufrichtige Anerkennung für die vollbrachte Arbeit auszudrücken, ernannte Pius IX. ihn zum Consultore Relatore Deputato für die Definierung des Dogmas der Immaculata.2112 Hiermit hatte Papst Mastai die wesentlichen Schritte auf dem Weg zur Definierung des Immaculata-Privilegs eingeleitet. Wie bereits erwähnt, nahm er sich vor, direkt nach seiner Rückkehr nach Rom die Vorbereitungsarbeiten zu intensivieren.
3.3. Wieder in Rom: die Intensivierung der Vorbereitungen Nach der Rückkehr aus dem Exil kümmerte sich Pius IX. – vermutlich auch gedrängt durch die kontinuierlich eintreffenden Gutachten zugunsten der Dogmatisierung – um die Weiterführung der Vorbereitungen, wie er es während des Exils gelobt hatte.2113 In diesem Zuge veranlasste er die Wiederaufnahme der unterbrochenen Arbeiten der römischen Kommission und berief am 20. September 1850 Msgr. A. Macioti, Msgr. V. Tizzani sowie Pater M. Spada zu neuen Konsultoren mit der Bitte, ein Votum über die Immaculata Conceptio, besonders über deren Definierbarkeit, abzugeben.2114 Der Immaculata-Papst unterließ nichts, um die gut ausgewogene und ausgereifte Stellungnahme aller geschätzten
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Empfängnis Mariens schon zum allgemeinen Glaubensgut dazu gehöre und eine Definierung eher Konfusion als Klarstellung im Gottesvolk hervorrufen würde und andererseits, weil die Definierung das schon nicht leichte Verhältnis mit der Umwelt noch schwieriger machen würde. (Vgl. Vanzulli, L.: Bartolomeo Carlo Romilli Arcivescovo di Milano – Un profilo politico – religioso [1847 – 1859], Milano 1997, 105 f.119[53 f].) Vgl. unten II. Teil, Kap. 3.3. Der Jesuitenprofessor Alfaro fasst nach einer genauen Lektüre der 10 Bücher Pareri in seinem Artikel die Inhalte in drei Punkten zusammen: 1. In einer großen Varietät an Formulierungen sprach man allgemein von der totalen Absenz der Erbsünde vom ersten Moment der Existenz Mariens an; 2. Viele Bischöfe verwendeten bei der Beschreibung der totalen Erbsündenfreiheit Mariens den Ausdruck »Bewahrung« (praeservatio); 3. In vielen Antworten ist die Immaculata Conceptio als wahre Erlösung (redemptio) Mariens in Kraft der Verdienste der Passion Christi beschrieben. (Vgl. Alfaro, 220.) Vgl. Parente: Intermezzo napoletano, 408. Vgl. Cani: Roma, 142. Vgl. Sardi 1, 671; Alfaro, 236; Martina 2, 266; Söll: Mariologie, 210.
Wieder in Rom: die Intensivierung der Vorbereitungen
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Persönlichkeiten einzuholen: Zu diesem Zweck ordnete der Papst ebenfalls an jenem 20. September 1850 an, die vom Weltepiskopat eingegangenen Voten bezüglich der Enzyklika Ubi primum zu sammeln; damit entstanden die zehn Bände Pareri sulla definizione dogmatica.2115 Der erste Band erschien am 21. Juni 1851 und wurde bereits am 30. des Monats von Pacifici im Namen des Papstes unter Verpflichtung auf das päpstliche Geheimnis an alle Konsultoren versandt, damit diese sich mit der Meinung des Weltepiskopats vertraut machen konnten.2116 Im Begleitschreiben kündete Pacifici die baldige Aushändigung der noch folgenden Bände an, und schon im November des gleichen Jahres waren weitere zwei Bände der Pareri gedruckt. Im Archiv der Segreteria pei Brevi ai Principi befand sich eine von Pius IX. handgeschriebene Mitteilung an Pacifici vom 11. November 1851, in der er den Sekretär beauftragte, die drei veröffentlichten Bücher an die von ihm angegebenen Kardinäle zu verschicken. Pacifici führte diese Anordnung aus, wie aus seinem Brief an die Kardinäle vom 14. November hervorgeht.2117 Im Jahr 1852 erschien schon der fünfte Band der Pareri. Dieser ist besonders bemerkenswert, weil er alle nennenswerten Werke enthält, die im 19. Jh. über das Immaculata-Privileg geschrieben wurden.2118 Auf diese Weise stellte Pius IX. allen Kardinälen und Konsultoren weiteres Material zur Vertiefung des Immaculata-Geheimnisses zur Verfügung. Umso viele Stimmen wie möglich zu Wort kommen zu lassen, ernannte Pius IX. im folgenden Jahr weitere sechs Konsultoren, die er ebenfalls in die Theologenkommission aufnahm: Am 28. Juli 1851 wurden Msgr. G. Angelini, Msgr. G. Rosani und G. Audisio ernannt und nur ein paar Tage später, am 4. August, A. da Rignano sowie G. Perrone und C. Passaglia – zwei bedeutende Theologen aus der »Römischen Schule«.2119 In der Nomina wurden die beratenden Theologen gebeten, ein schriftliches Votum über die Unbefleckte Empfängnis Mariens abzugeben, mit besonderer Berücksichtigung der Opportunitätsfrage.2120 Von
2115 Vgl. Laurentin: Role of Papal Magisterium, 309. Padre Pacifico behauptete in einem Brief (o. D.), Pius IX. habe die 600 positiven Voten hauptsächlich für den deutschen Episkopat veröffentlicht. (Vgl. Russo: Documenti napoletani, 82.) Der Hl. Vater besaß diese Bänder ebenfalls in seiner Privatbibliothek. (Vgl. Indice Biblioteca Pio IX 2, 42 f.) 2116 Vgl. Sardi 1, 778 f. Am 5. 8. 1851 verschickte Pacifici den Band an drei weitere Konsultoren, darunter Perrone und Passaglia. (Ivi., 779.) 2117 Vgl. ivi. 2118 Vgl. Pareri 5, passim. Dort wurde z. B. das Werk von Rivarola und Lambruschini veröffentlicht. (Vgl. ivi., 9 – 97.123 – 179. Dazu: oben I. Teil, Kap. 4.4.2.) Das Buch von Perrone wurde im sechsten Band herausgegeben. (Vgl. Pareri 6, 309 – 568.) 2119 Vgl. Sardi 1, 671.738. Die Voten der Konsultoren sind auf den Seiten 672 – 737.739 – 777 wiedergegeben, die Gutachten von Perrone und Passaglia konnten von Sardi nicht gefunden werden. (Vgl. ivi., 777.) 2120 Vgl. ivi., 738.
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diesen Konsultoren äußerte sich allein Msgr. Vincenzo Tizzani, Bischof von Terni, negativ hinsichtlich der Definierbarkeit des Dogmas.2121 Der schon zitierte Alfaro bietet in seinem Artikel, nach einer Darstellung der verschiedenen Gutachten, eine synthetisierende Zusammenfassung der Konsultorenvoten der Theologenkommission, die ich an dieser Stelle weitgehend übernehmen möchte: 1. Es existierte eine absolute Einstimmigkeit in der Beschreibung der Immaculata Conceptio als Vorherbewahrung vor der Erbsündenschuld und als Gnadenfülle vom ersten Augenblick der Erschaffung und Eingießung der Seele; 2. Fast einstimmig behauptete man, dass es sich bei der Immaculata Conceptio um eine wahre Erlösung Mariens durch Christus handelt; 3. Fast alle Theologen schrieben dem Marienprivileg den Charakter einer authentischen Vorherbewahrung (»praeservatio«) zu; 4. Die meisten der Theologen bestanden auf der Existenz des debitum peccati, d. h. der Notwendigkeit, dass Maria als Tochter Adams unter das Gesetz der Sünde fallen musste. Keiner schlug jedoch dieses Element als definierbar vor. Dagegen behauptete der Theologe Biancheri als einziger nicht nur die Absenz des debitum peccati bei Maria, sondern plädierte sogar dafür, diese Aussage in die Definition aufzunehmen; 5. Weniger einmütig waren die Stimmen in Bezug auf die Auslegung des Begriffs »Privileg«: Während einige den Terminus als eine ausschließlich Maria gewährte Gnade (gratia) bzw. einen entsprechenden Vorzug, eine Gunst oder ein Vorrecht (praerogativa) verstanden, interpretierten ihn andere als Ausnahme vom Gesetz; 6. Keiner der Theologen bestand auf die Immunität von der Konkupiszenz als konstruktives oder integrierendes Element der Unbefleckten Empfängnis; einzig der obengenannte Biancheri, der den debitum proximum mit der Konkupiszenz identifizierte, schlug vor, dass zusammen mit der Ausnahme vom debitum bei Maria ebenfalls die von der Konkupiszenz definiert werden sollte.2122 Während die Konsultoren noch ihre Voten formulierten, begann auf Wunsch Pius’ IX. schon die Ausarbeitung der Definitionsbulle, wobei zwischen März 1851 und November 1854 ganze acht Schemen verfasst wurden, bevor dann am 8. Dezember 1854 die Endversion feststand.2123 Besonders in den Jahren 1851 – 1852 hatte Pius IX. die Idee übernommen, zusammen mit der Definierung des Dogmas auch die modernen Irrlehren, insbesondere den Rationalismus, zu verurteilen. Dieser Gedanke war in diesem Zeitraum höchst aktuell, nicht zuletzt, weil auch andere einen solchen Schritt vorschlugen:2124 Im Jahr 1851 verursachte das von Juan Donoso Cort¦s veröf2121 2122 2123 2124
Vgl. ivi., 676 – 714, bes. 713; Alfaro, 236. Vgl. ivi., 240 f. Vgl. unten II. Teil, Kap. 3.4. Schon Ende 1849 hatte Kard. Gioacchino Pecci, der zukünftige Papst Leo XIII., während
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fentlichte Werk Saggio sul cattolicesimo, il liberalismo e il socialismo erhebliches Aufsehen, da der Autor den absoluten Antagonismus zwischen der modernen Kultur und dem Christentum erklärte.2125 In Turin publizierte Graf Emiliano Avogadro della Motta (1798 – 1865) im gleichen Jahr das Buch Saggio intorno al socialismo e alle dottrine e tendenze socialistiche, in dem er neben dem Sozialismus den Rationalismus verurteilte und als Antidot das Dogma des GottMenschen und die Lehre der Erbsünde vorstellte. Dabei betonte er, dass das Dogma der Immaculata Conceptio, obwohl ein rein theologisches Thema, einen entschiedenen Schlag gegen die Irrlehren der modernen Philosophen darstellen würde.2126 Diese Idee wurde 1852 von einem gewissen Pater Calvetti aufgegriffen, der sie in seinem in der Märzausgabe der Civilt Cattolica erschienenen Artikel Congruenze sociali di una definizione dogmatica sull’Immacolato Concepimento della B.V. Maria weiterentwickelte.2127 In seinem Essay befürwortete Calvetti, die Definierung der Immaculata Conceptio mit der Verurteilung der modernen Irrtümer – insbesondere des Rationalismus und des Semirationalismus – zu verbinden. Zur Erhärtung seiner These zeigte er die Wurzeln dieser Irrtümer auf (Negation der Ursünde und deren Konsequenzen, Negation der Notwendigkeit des Erlösungswerkes Christi sowie die Deifikation des Menschenverstands) und präsentierte die Definierung der Immaculata Conceptio mit ihrer impliziten Lehre von der Realität der Erbsünde, der Notwendigkeit der Erlösung und der realen Existenz des Erlösers als effektives Antidot.2128 Calvetti folgerte somit, dass die Dogmatisierung nicht nur zur Steigerung der Frömmigkeit aller Gläubigen und für den Eifer der Seelsorger geeignet sei, sondern auch zur Verurteilung aller Irrtümer beitragen würde. Mit diesem Gedanken wollte er auch alle jene Stimmen zum Schweigen bringen, die gegen die Opportunität oder Konvenienz des Dogmas waren.2129 All diese Gedanken haben Papst Mastai wohl überzeugt – wenigstens für einen gewissen Zeitraum. In der Tat wünschte er für die Ausarbeitung des
2125 2126 2127
2128 2129
der umbrischen Bischofssynode (concilio dei vescovi) (18.10.–29. 11. 1849), der er als Erzbischof von Perugia vorstand, eine feierliche Verurteilung aller aktuellen Irrlehren von Seiten des Hl. Stuhles gefordert. (Vgl. Mattei: Pio IX, 167 f; Martina 2, 289.) Vgl. Mattei: Pio IX, 163 f. Vgl. Avogadro della Motta, E.: Saggio intorno al socialismo e alle dottrine e tendenze socialistiche, Torino 1851; Martina 2, 267; Mattei: Pio IX, 168. Vgl. Calvetti, G.: Congruenze sociali di una definizione dogmatica sull’Immacolato Concepimento della B.V. Maria, in CivCatt 8 I (1852) 377 – 396, bes. 389. Der Autor des Artikels geht nicht aus der Civilt Cattolica hervor, sondern lässt sich in den Artikeln von Bachelet und Martina finden; bei De Mattei steht der Autor unter dem Namen Giuseppe Calvelli. Bachelet schreibt irrtümlich, dass der Artikel im Jahr 1851 publiziert worden wäre. (Vgl. Martina 2, 267; Bachelet: Immacul¦e Conception, 1199; Mattei: Pio IX, 168.) Vgl. Calvetti, bes. 391. Vgl. ivi., 379.390.392 f.
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zweiten Schemas der Definierungsbulle, dass mit der Definierung des Mariendogmas die Verurteilung der Irrlehren verbunden werde.2130 Gleichzeitig beauftragte er Kard. Raffaele Fornari diesbezüglich die Meinung einiger Persönlichkeiten einzuholen. Zu den Befragten gehörten Avogadro della Motta, Msgr. Pie, Louis Veuillot und der oben genannte Donoso Cort¦s, der entschieden von diesem Vorhaben abriet.2131 Interessant ist, dass nach der anfänglich positiven Meinung des Papstes schließlich beschlossen wurde, die Verurteilung der Häresien in einem gesonderten Lehrschreiben abzuhandeln.2132 Nachdem der erste Entwurf von Perrone verworfen worden war, unterbreitete man dem Papst den Vorschlag, eine Sonderkommission (Congregazione speciale) einzuberufen, umso die Ausarbeitung eines angemessenen Entwurfes zu sichern.2133 Pius IX. war damit einverstanden. Am 8. Mai 1852 ernannte Pacifici im Namen des Papstes Kard. Fornari als Vorsitzenden und berief die ersten fünf der später circa 20 Konsultoren ein.2134 Zu den Mitgliedern gehörten u. a. die Theologen Caterini, Audisio, Spada, Tonini, Passaglia, Schrader, Ferrari, Trullet, Perrone und Patscheider.2135 Die Einberufung dieser neuen Kommission hatte verschiedene Gründe, die letztlich auf die Effizienz einer kompetenten Zusammenarbeit abzielten. Sie wurde in einem Zeitraum gegründet, in der der Papst noch zusammen mit der Definierung die Irrlehren verurteilen wollte. Darum bestand eine ihrer praktischen Hauptaufgaben in einer Auflistung der prinzipiellen Irrlehren der modernen Zeit. Weiterhin sollten diese logisch geordnet und auf ihre falschen Prinzipien zurückgeführt, die entgegengesetzte Wahrheit festgestellt und ein Glaubensbekenntnis gegen die aktuellen Irrlehren formuliert werden. Schließlich sollte die Art und Weise beschlossen werden, wie dieses Glaubensbekenntnis in die Definierung der Unbefleckten Empfängnis integriert werden konnte.2136 Als Leitlinie für die anstehende Dogmatisierung stellte der Vorsitzende dieser Sonderkommission, Kard. Fornari, neun Kriterien auf, die größtenteils mit den ihm von Passaglia brieflich mitgeteilten Vorschlägen
2130 Vgl. Martina 2, 267. Dazu: unten II. Teil, Kap. 3.4.2. 2131 Vgl. Mattei: Pio IX, 168 f. Nach der Angabe Matteis soll dieses Antwortschreiben auf den 19. 6. 1855 datiert sein; wahrscheinlicher wäre jedoch das Jahr 1852 oder auch 1853. 2132 Vgl. ivi. 2133 Vgl. Sardi 1, 780. Aus den untersuchten Quellen geht weder hervor, durch wen oder wann der Vorschlag gemacht wurde. 2134 Vgl. ivi., 781. 2135 Vgl. Alfaro, 241; Sardi 1, 781 f.787.789. 2136 »Sar scopo della Congregazione: 1. il raccogliere i principali errori dei nostri tempi; 2. l’ordinarli logicamente; 3. il richiamarli ai loro principi; 4. lo stabilire le antitesi ed i veri opposti; 5. il formare un simbolo ortodosso contro l’odierna eterodossia; e 6. il determinare il modo di connettere sifatto simbolo alla definizione dell’immacolato concepimento.« (Ivi., 780. Vgl. Martina 2, 269.)
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übereinstimmten.2137 Passaglia hatte in seinem Brief hinsichtlich der theologischen Begründung des Dogmas erklärt, dass es sich keineswegs um eine theologische Konklusion, sondern um eine Glaubenswahrheit handle, »deren Enthaltensein im Wort Gottes nicht in einem lückenlosen Schrift- und Traditionsbeweis nachgewiesen werden muss, sondern im Lichte des gegenwärtig in der Kirche gelehrten und liturgisch gefeierten Glaubens gleichsam regressiv aus Schrift und Tradition erhellt« wird.2138 Aus diesem Grund hatte die Sonderkommission neben zwei zentralen Bibelstellen (Gen 3, 15 und Lk 1, 28) auch 151 Texte verschiedener Kirchenväter zusammengestellt, in denen Maria als die von der Sünde Ausgeschlossene dargestellt wird.2139 Dieses Gremium versammelte sich zwischen Mai 1852 und Juli 1853 mehrere Male. Fast 15 Monate nach seiner Einsetzung legte es am 2. August 1853 den päpstlichen Konsultoren seine Arbeitsergebnisse zur Diskussion vor.2140 Sie wurden in einer Breve esposizione degli Atti della Commissione speciale zusammengefasst.2141 Weiterhin veröffentlichte die Sonderkommission die Schrift Silloge degli argomenti da servire all’estensore della Bolla dommatica – eine Auflistung der fünf Punkte, die in der Definierungsbulle behandelt werden sollten: die Konvenienzgründe, die Argumente aus der Schrift, aus der Tradition und aus der Liturgie sowie den sensus Ecclesiae universae. Schließlich enthielt dieses Dokument gleichzeitig einen Leitfaden für die richtige Interpretation dieser Argumente.2142 Während der langen Vorbereitungsphase des Dogmas war eine der Hauptbemühungen Pius’ IX., so viele Stellungnahmen wie möglich einzuholen. Aus diesem Grund legte er zahlreichen kompetenten Theologen aus verschiedenen Kongregationen das komplexe theologische Problem vor. Auf diese Weise wollte er das Geheimnis der Unbefleckten Empfängnis in all ihren Aspekten beurteilt wissen. In diesem Zusammenhang legte der Hl. Vater besonders großen Wert auf einen offenen Dialog zwischen den Theologen,2143 den er einerseits durch die Gründung verschiedener Gremien und andererseits durch die Publikation und Verbreitung der gesamten Gutachten förderte. Zu diesem Zweck hatte er – wie 2137 Diese Kriterien für die Begründung des Dogmas, waren auch noch 1950 für die Dogmatisierung der Aufnahme Mariens in den Himmel entscheidend. Mehr zu diesen vier negativ und fünf positiv formulierten Kriterien für die Definition eines Dogmas in: Söll: Mariologie, 212. 2138 Walter, P.: Passaglia, in MaLex 5, 106 f. 2139 Vgl. Sardi 1, 804 – 838; Cecchin, S.M.: La definizione dogmatica della Immacolata Concezione di Pio IX (8 Dicembre 1854), in PATH 3 (2004) 416. 2140 Vgl. Müller, G.: Pius IX. und die Entwicklung der römisch-katholischen Mariologie, in NZSTh 10 (1968) 122. 2141 Vgl. Sardi 1, 791 – 838. 2142 Vgl. ivi. 2, 46 – 60; Alfaro, 242; Cecchin: La definizione dogmatica, 417. 2143 Vgl. Sardi 1, 557.
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schon erwähnt – 1851 die Bände mit den Antwortschreiben des Weltklerus an die Konsultoren und Kardinäle zum Studium und zur Konsultation verteilt; weiterhin bestimmte er, dass auch die Voten der Konsultoren gesammelt und gebunden werden sollten, damit alle Schritte dokumentiert und nachprüfbar blieben. Es ist nicht zu sagen, wann genau der erste Band dieser Reihe erschien, aber mit einem Schreiben vom 7. Januar 1853 wurde unter päpstlicher Geheimhaltung schon der zweite und dritte Band an die Konsultoren verteilt.2144 Aus der Breve Relazione – von der gleich noch ausführlich die Rede sein wird – geht hervor, dass von den 20 Konsultoren 17 im Wesentlichen überzeugt waren, dass die Definition sich auf die Schrift, auf Tradition und Lehre der Kirche sowie auf die Liturgie stützen kann; nur drei vertraten eine entgegengesetzte Meinung.2145 Pius IX. wollte nichts unterlassen, was zu einer ausgewogenen und vollständigen Lösung des Themas beitragen konnte. Deshalb setzte er zur Unterstützung der Redaktion der Bulle – neben der schon existierenden Sonderkommission – am 22. März 1854 eine beratende Kardinalskongregation (Congregazione Cardinalizia consultiva) mit 21 Mitgliedern ein.2146 Diese Kardinäle erhielten mit ihrer Ernennung das bereits gesammelte Material zur Konsultation: vor allem die zehn Bände der Pareri, die Breve Relazione, drei Bände mit den Voten der Konsultoren sowie die Ergebnisse der Sonderkommission. Außerdem bekamen sie einen Band mit dem Votum des Dominikanerpaters Ferrari, der absolut gegen die Definierung war, und gleichzeitig eine Schrift von Pater Giuseppe Palermo, der dessen Meinung in kritischer Analyse widerlegte.2147 Wie in ähnlichen Situationen wurden die Empfänger des Materials auf strengste Vertraulichkeit verpflichtet, jeder Kardinal durfte jedoch einen Theologen seiner Wahl zu Beratungszwecken ins Vertrauen ziehen, der dann ebenfalls an das Segreto Pontificio gebunden war. Aus Sicherheitsgründen musste sogar nach Beendigung der Bearbeitung das gesamte Material – ausgenommen die Pareri – zurückerstattet werden. Bei der schon zweimal erwähnten Breve Relazione handelt es sich um eine kurze Abhandlung über die von Pius IX. persönlich unternommenen Schritte im Hinblick auf die Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis mit einer Zusammenfassung der vom Episkopat und von den Konsultoren diesbezüglich 2144 Vgl. ivi., 788 f. 2145 Vgl. ivi. 2, 95. 2146 In die beratende Kardinalskongregation wurden die eminenten Kardinäle Macchi, Lambruschini, Mattei, Patrizi, Amat, Ferretti, Fransoni, Della Genga, Mai, Altieri, Asquini, Cagiano, Simonetti, Fornari, D’Andrea, Morichini, Brunelli, Recanati, Antonelli, Caterini und Santucci bestellt. (Vgl. ivi., 89 f.) 2147 Vgl. ivi., 89 – 93. Sardi veröffentlicht das negative Votum samt der Widerlegung. (Vgl. ivi. 1, 898 – 922.)
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geäußerten Meinungen.2148 Die Relazione legte besonderen Wert auf die Präsentation der kritischen Stimmen, die sich zwar für die Unbefleckte Empfängnis aussprachen, aber entweder den Zeitpunkt der Definierung mit Rücksicht auf die Protestanten, Häretiker und Ungläubigen als inopportun bezeichneten, oder aber eine indirekte Definierung befürworteten, um somit die Andersdenkenden nicht als Häretiker zu verurteilen. Neben den kritischen Stimmen erinnerte die Relazione auch an die ca. 200 Petitionen zugunsten der Definierung, die unter dem Pontifikat von Gregor XVI. und Pius IX. an den Hl. Stuhl gerichtet worden waren und wies somit auf die weitaus überwiegenden positiven Reaktionen aus dem Weltepiskopat hin.2149 Neben den oben aufgelisteten Büchern wollte Papst Pius ein paar Monate später auch den ersten Band des von Passaglia veröffentlichten Werkes De immaculato Deiparae semper Virginis conceptu allen Kardinälen aus der Sonderkommission (Congregazione Cardinalizia consultiva) aushändigen. Sie erhielten ihn mit einem Begleitschreiben vom 6. Juli 1854.2150 Der Hl. Vater selber besaß Passaglias vollständiges Werk in seiner Privatbibliothek.2151 Am 1. August 1854 unterzeichnete Pius IX. die Enzyklika Apostolicae nostrae.2152 In diesem Schreiben ging der Papst an erster Stelle auf die bedrückende Situation in Kirche und Gesellschaft ein, die einerseits unter religiösem Indifferentismus und wachsendem Glaubensverlust sowie andererseits unter Krieg, Revolution, Pest, Erdbeben und anderen Plagen litt.2153 Um von Gott Frieden und Ruhe auf der Erde und zwischen den Völkern zu erlangen, legte Papst Mastai seinen Mitbrüdern im Bischofsamt als wirksames Heilmittel das Gebet sowie das Fasten und die Almosen nahe.2154 In diesem Kontext erneuerte der Papst seine in 2148 Vgl. ivi. 2, 93 – 101. 2149 Vgl. ivi., 97 – 101. 2150 Vgl. ivi., 102; Walter : Passaglia, 106 f; Martina 2, 133 – 135. Passaglia hatte insgesamt drei Bände im Zeitraum 1854 – 55 in Rom veröffentlicht. 2151 Vgl. Indice Biblioteca Pio IX 2, 10. 2152 Vgl. Apostolicae nostrae, 587 – 593. 2153 Zu der Zeit bahnte sich ein Konflikt zwischen Russland und der Türkei an, in den auch Frankreich und England verwickelt wurden und der als »Krimkrieg« in die Geschichte einging. (Vgl. dazu z. B.: Cronaca contemporanea, in CivCatt 5 III [1854] 324 – 336.452 – 463.577 – 587.703 – 709; ivi. 5 IV [1854] 341 – 349.468 – 473.588 – 592; Martina 2,176 f.) Auch in Spanien kam es zu erheblichen Unruhen. (Vgl. z. B. Cronaca contemporanea, in CivCatt 5 III [1854] bes. 318 – 324.449 – 452.) In Rom herrschte in den Monaten August bis Oktober 1854 die Cholera. (Vgl. Giornale di Roma 174 [2. 8. 1854]; ivi. 232 [12. 10. 1854]; Pedrini: Vita e santit di Pio IX nella rievocazione di Don Berto segretario di Don Bosco, 175.) 2154 Vgl. Apostolicae nostrae, 589. Wie immer befolgte Pius IX. selber als erster seinen Aufruf zum Gebet. Gleich am Tag nach der Veröffentlichung der Enzyklika Apostolicae nostrae, am 2. 8. 1854 – Porziuncola-Fest – begab er sich in die Kapuzienerkirche Della Concezione am Piazza Barbarini, die erste Kirche, die in Rom der Unbefleckten geweiht wurde. (Vgl. Cronaca contemporanea, in CivCatt 5 III [1854] 430; Jung Inglessis, 18.)
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der Enzyklika Ubi primum ausgesprochene Bitte, um Erleuchtung in der Frage der Dogmatisierung zu beten, damit zur größeren Ehre Gottes und zum Lob der hl. Jungfrau Maria die richtige Entscheidung getroffen werden könne. Um den Gebetseifer der Gläubigen zu steigern, rief Pius IX. in der Enzyklika Apostolicae nostrae ein dreimonatiges Jubiläum aus, bei dem alle – nach Erfüllung der vorgeschriebenen Gebete – den vollkommenen Ablass erhalten konnten.2155 Damit dieses Jubiläum bestmöglich in allen Diözesen gefeiert werden konnte, überließ es der Papst den Ortsbischöfen, Beginn und Ende der Gnadenzeit festzusetzen. Außerdem gewährte er großzügig die Anpassung der Ablassbedingungen für alle Klausurschwestern, Gefangenen und Kranken, die die vorgeschriebenen Kirchbesuche nicht erfüllen konnten.2156 In einem anonymen handgeschriebenen Bericht über die Geschichte des Dogmas wird ausdrücklich erwähnt, dass der Hl. Vater Mitte August seinen Willen manifestierte, mit Entschlossenheit auf die Dogmatisierung hinzuarbeiten.2157 Nachdem er mit seiner Enzyklika Apostolicae nostrae das große Ereignis mit dem Gebet der ganzen Christenheit vorbereitet hatte, wollte er im September 1854 durch einen weiteren Rundbrief an alle Nuntien die Anwesenheit zahlreicher Bischöfe bei der feierlichen Definierung sicherstellen. In diesem Brief wurden die Nuntien aufgefordert, je zwei Bischöfe aus ihrem Reich auszuwählen und für Ende Oktober, spätestens Anfang November für die anstehende feierliche Proklamation nach Rom zu entsenden.2158 Wenn es möglich gewesen wäre, wären gerne noch weitere Bischöfe gekommen, doch wurde es ihnen – wahrscheinlich aus Platzmangel – untersagt.2159 Aus der von Sardi zusammengetragenen Dokumentation über die Vorberei2155 2156 2157 2158
Vgl. Apostolicae nostrae, 590 f. Vgl. ivi., 591. Vgl. ACP: Definizione dommatica, 1. Vgl. Sardi 2, 123 f. Dazu den Bericht in: Debellini 1852 – 54, 388.390: »(27. 10. 1854) La Santit di N.S. Papa Pio IX, scorta da quel lume celeste, che da Dio nelle gravi circostanze della Chiesa con maggiore abbondanza le si concede, essendosi determinata di definire il giorno 8 del venturo Dicembre, come articolo di fede, l’Immacolato Concepimento della Vergine e Madre Maria SSma ¨ ; a dare maggior pompa e splendore a questa nuova e da secoli aspettata solennit, degnossi d’invitare a Roma pel prossimo futuro Novembre pi¾ Vescovi non solo degli Stati Pontificj, ma pi¾ altri eziandio di tutto l’Orbe Cattolico, affinch¦ uniti intorno alla sua Cattedra di verit rappresentino la Chiesa Universale ossequiosa e plaudente all’oracolo del Sommo Pastore, e rendano altres alla SSma˜ Vergine a nome di tutta la Chiesa Militante in terra un solenne tributo di onore e di gloria, che sar senza dubbio memorando nei secoli avvenire presso tutta la Cristianit. A tale uopo pertanto la Santit Sua avea ordinato, che oltre il Palazzo Pontificio al Quirinale, e quello prossimo della S. Consulta, non che i Monasteri e Conventi di Roma, quali per cura dei SS. Palazzi Apostolici e dei Superiori locali si preparano per accogliervi i Vescovi, si allestissero anco pi¾ appartamenti (…) nel palazzo dell’Emo˜ Card. Arciprete pro tempore e nella Canonica Vaticana.« 2159 Vgl. ACP: Definizione dommatica, 1 f.
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tungsarbeiten der Definierung geht immer wieder hervor, wie Pius IX. selber die Vorbereitung koordinierte und dabei gespannt alle Schritte verfolgte. Davon zeugen auch die vielen Briefe, die Pacifici im Namen des Papstes schrieb und in denen er sich wiederholt ausdrücklich auf dessen Anordnungen berief, wie z. B. mit der folgenden Formulierung: »In adempimento de’ venerati comandi della Santit di Nostro Signore«.2160 In dem oben genannten Rundbrief an die Nuntien wird das persönliche Eingreifen Pius’ IX. besonders deutlich betont: »ed essendosi la S.S. [Sua Santit] seriamente occupata di questo affare«.2161 Aufschlussreich ist ebenso eine Formulierung, mit der Pacifici im Jahr 1852 mehrmals seine Briefe begann: »La Santit di Nostro Signore avendo sempre pi¾ a cuore il grave argomento dell’Immacolata Concezione«.2162 Diese Aussagen dürfen nicht einfach als Redewendung oder Höflichkeitsformel übergangen werden, sondern geben vielmehr Zeugnis vom stetig wachsenden Interesse des Papstes, die Dogmatisierung zu verwirklichen. Dieser Wunsch erklärt z. B. sein erstaunlich energisches Eingreifen im Falle eines Buches, das sich ausdrücklich gegen die Definierung aussprach: Kurz nach seiner Veröffentlichung ordnete der Papst an, alle Kopien wieder einzuziehen.2163 Pius IX. kann mit Recht als Mittelpunkt aller Vorbereitungsarbeiten bezeichnet werden. Gleichzeitig hielt er sich aber auch diskret zurück und gab allen Kardinälen, Bischöfen und Priestern die Möglichkeit, sich frei zu äußern.2164 Dankbar nahm Pius jeden guten Vorschlag – wie z. B. die Einsetzung der Sonderkommission – an und ließ kritische Stimmen zu Worte kommen und angemessen prüfen. Als Beispiel dafür wurde oben bereits das negative Votum von Pater Ferrari erwähnt, das Pius IX. zusammen mit einer kritischen Stellungnahme den Kardinälen zum Studium unterbreiten ließ. Ein weiteres Beispiel dafür ist der kritische Einwand von Msgr. Tizzani, Bischof von Terni und Mitglied der Sonderkommission: Tizzani sah seine Einwände in der Breve esposizione degli Atti della Commissione speciale übergangen und wandte sich deshalb am 2. August 1853 in einem Klagebrief
2160 2161 2162 2163
Vgl. Sardi 1, 575.671.778 f.782.785 f.788; ivi. 2, 89 – 92.101 – 103.124.149.171.173. Ivi. 2, 123. Ivi. 1, 781.784. Dieses Detail berichtet Pater A. Pacifico in seinem Brief an König Ferdinando II. Dabei gab der Briefschreiber jedoch weder den Titel noch den Autor des Werkes an, sondern erwähnte lediglich, dass es von einem Dominikaner verfasst wurde, der kurz darauf starb. Pacifico ging anscheinend davon aus, dass der König schon über dieses Buch informiert worden war. (Vgl. Russo: Documenti napoletani, 84.) Bei diesem Werk handelt es sich vielleicht um jenes von Pietro Cavalieri Concordia della ragione con alcune importantissime verit cattoliche ossia propagazione del peccato originale e prova diretta dell’Immacolato Concepimento della Vergine SS., Bologna 1849 das noch im gleichen Jahr seiner Veröffentlichung, am 19. 12. 1849, auf den Index gestellt wurde. (Vgl. Libri Proibiti nel 1850, in CivCatt 1 III [1850] 691.) 2164 Vgl. Söll: Mariologie, 211.
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direkt an den Hl. Vater.2165 Pacifici sollte sich dieser Klage annehmen: Er bat den Bischof, ihm alle Anmerkungen zusammenzustellen, und beauftragte daraufhin den Theologen Passaglia, eine schriftliche Stellungnahme dazu auszuarbeiten.2166 Nach eingehendem Studium der Einwände Tizzanis kommentierte Passaglia sie ausführlich und widerlegte sie zum Teil – womit er ein eher polemisches Antwortschreiben von Tizzani provozierte.2167 Pius IX. bewahrte sich die Offenheit für positive Kritik bis in die Endphase der Erstellung der Definitionsbulle (November 1854); erst in den letzten Tagen vor der Definierung behielt er sich vor, alle weiteren Entscheidungen alleine zu treffen.
3.4. Die Entwicklungsgeschichte der Definierungsbulle2168 Die Entwicklungsgeschichte der Ineffabilis Deus ist ein komplexes Thema, das eine eigene Abhandlung erfordern würde; an dieser Stelle soll sie nur schematisch behandelt werden. Ich möchte mich hier darauf beschränken, in kurzen Worten darzustellen, wie die acht verschiedenen Definitionsschemen im Zeitraum von 1851 bis November 1854 ausgearbeitet wurden.
3.4.1. Der erste Entwurf Deus omnipotens et clemens Nicht lange nach der Rückkehr Pius’ IX. aus Gaeta begann auf seinen Wunsch die Ausarbeitung der Definitionsbulle. Den ersten Entwurf vertraute er dem Jesuitenpater und Dogmatikprofessor G. Perrone (1794 – 1876) an. Dieser hatte sich schon 1847 in seinem Werk De immaculato B.V. Mariae conceptu an dogmatico decreto definiri possit für die Definierung der Immaculata ausgesprochen, dabei jedoch für eine indirekte Festlegung, d. h. eine negative Formulierung, in der 2165 2166 2167 2168
Vgl. Sardi 1, 841 – 873; Söll: Mariologie, 213. Vgl. Sardi 1, 842.885. Vgl. ivi., 885 – 898. Diese Entwicklungsgeschichte wurde neben den hier genannten Autoren noch von vielen weiteren dargestellt. Die Voten und die wesentlichen Abänderungen in der Bulle, besonders von Seiten der Konsultoren und der Sonderkommission, sind z. B. kurz im Artikel von Gordillo, M.: La definiciûn dogmtica de la Inmaculada en la historia de la Bula »Ineffabilis Deus«, in EstMar 15 (1955) 327 – 337 zusammengefasst. In einem interessanten Schlusswort weist der Autor auf die seriöse Vorgehensweise der Kirche und auf die Meinungsfreiheit hin, die damals die Bischöfe und Konsultoren in dieser Frage besessen hatten. Ebenso: Pamplona, C. De: Elaboraciûn de la definiciûn dogmtica de la Inmaculada Concepciûn, in EstFranc 57 (1956) 41 – 72; Bachelet: Immacul¦e Conception, 1199 – 1204.
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Bulle plädiert.2169 Der vorbereitete Entwurf Deus omnipotens et clemens ist im Grunde nichts anderes als »eine Anwendung der historischen und theologischen Ergebnisse« seines 1847 veröffentlichten Traktates.2170 Diese erste Version der Bulle wurde am 26. März 1851 auf Anweisung von Pius IX. an 16 Mitglieder der Theologenkonsultation zur kritischen Begutachtung übersandt.2171 Von fünf der bei Sardi abgedruckten Voten bewerteten drei das Schema aufgrund des zu scholastischen Stiles und einer zu vagen Definitionsformel als negativ.2172 Perrone hatte viele alt- und neutestamentliche Stellen auf die Unbefleckte Empfängnis bezogen, umso nachzuweisen, dass die Immaculata-Lehre in beiden Quellen oder zumindest in einer der beiden implizit vorhanden sei und somit zum beständigen Glaubensgut der Kirche gehöre.2173 Das Wesen der Immaculata Conceptio Mariens bestand für Perrone im Besitz der heiligmachenden Gnade sowie in der Vorherbewahrung vor der Erbsünde vom ersten Augenblick der Kreation und der Eingießung der Seele in ihren Leib an. Der im Text benutzte Begriff »privilegio« steht für eine Gnade, die keinem weiteren gewährt wurde. Viermal verwendet Perrone im Schema den Ausdruck »ab omni labe originalis peccati«, jedoch ohne jede Anspielung auf die Befreiung von der Konkupiszenz. Auch auf das Thema der Erlösungsverdienste kam er nicht zu sprechen. Abgesehen von einem Zitat aus der Sollicitudo umging Perrone im Schema die Benutzung des Terminus »praeservatio«, obwohl er die Tatsache als solches durchaus behandelte.2174 Ebenso deutete er auch die debitum-Frage nur an, ohne sie weiter zu vertiefen.2175 Perrone schlug in seinem Entwurf die folgende Definitionsformel vor : »(…) definimus, piam sententiam quae profitetur, animam B.V. Mariae, cum primum fuit creata et in suum corpus infusa, fuisse peculiari Dei Omnipotentis beneficio meritorum Jesu Christi Salvatoris humani generis intuitu ab omni originalis culpae labe immunem, constantem fuisse et esse Catholicae Ecclesiae doctrinam cum Sacris Litteris et divina ac apostolica traditione cohaerentem…«.2176 2169 Perrone erklärte in seinem Werk, dass die Lehre über die Immaculata Conceptio implizit in der Hl. Schrift enthalten, von den Kirchenvätern bezeugt, vom Lehramt vorgelegt und von den Gläubigen angenommen sei. (Vgl. Walter: Perrone, 157. Dazu: Söll: Mariologie, 208; Bachelet: Immacul¦e Conception, 1196.) Eine synthetisch-inhaltliche Darstellung des Werkes in: Schuhmacher, 50; Porczak, 22 – 28. 2170 Schuhmacher, 50. 2171 Vgl. Sardi 1, 671 f. Der Text des Entwurfes in: ivi. 2, 22 – 38. 2172 Die Voten wurden im Zeitraum April 1851 bis Januar 1852 verfasst. (Vgl. ivi., 38 – 46; Martina 1, 524; ivi. 2, 266; Bertetto: Definizione, 239.) Eine kurze kritische Analyse bietet Alfaro. (Vgl. Alfaro, 242 – 244.) 2173 Vgl. Müller, 121. 2174 Vgl. Sardi 2, 22 – 38. 2175 »(…) gratiae virtute in ipso conceptionis actu preoccupata a macula, quam ex naturae conditione contractura erat, illaesa omnino evadit.« (Ivi., 28.) 2176 Ivi., 38.
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Bei dieser Definition hielt sich Perrone, abgesehen von kleinen Veränderungen, an die Formel von Papst Alexander. Zu diesen kleinen Änderungen gehörte, dass er die Termini »privilegio« und »Redemptoris« durch die unbestimmteren »beneficio« und »Salvatoris« ersetzte und das Wort »praeservatio« gänzlich vermied.2177
3.4.2. Der zweite Entwurf Quemadmodum Ecclesia Wie schon oben erwähnt, hatte der Hl. Vater inzwischen den Gedanken aufgegriffen, mit der Dogmatisierung die Verurteilung der Zeitirrtümer zu verbinden.2178 Diese doppelte Aufgabe vertraute er dem französischen Benediktinerabt und Liturgiker Prosper-Louis-Pascal Gu¦ranger (1805 – 1875) von Solesmes an. 1850 hatte Gu¦ranger auf Drängen des Nuntius von Paris und späteren Kardinals Fornari das Werk M¦moire sur la question de l’Immacul¦e Conception de la TrÀs saint Vierge verfasst. Darin sprach er sich zugunsten der Immaculata aus, wobei er sich ganz an den Gedanken Lambruschinis, Perrones und Parisis – des Bischofs von Langres – orientierte, ohne selber etwas Neues einzubringen.2179 Ein Exemplar dieses Buches überreichte Msgr. Fornari dem Hl. Vater,2180 der später darüber gesagt haben soll, es sei der beste Beitrag, den er über dieses Argument je gelesen habe.2181 Es verwundert also nicht, dass Pius IX. den Benediktinerabt um die Ausarbeitung eines neuen Schemas bat.2182 Gu¦ranger erstellte in Zusammenarbeit mit dem Jesuiten Carlo Passaglia (1812 – 1887) das Schema Quemadmodum Ecclesia.2183 In dem von Passaglia verfeinerten lateinischen Text Gu¦rangers wurde die Unbefleckte Empfängnis als Privileg im engen Sinne des Wortes beschrieben – d. h. als eine Derogation und Ausnahme von einem allgemeingültigen Gesetz – und als vorwegnehmende Erlösung (redemptio praeservativa oder praeredemptio) dargestellt. Im Unterschied zu Perrone vertraten die Verfasser die Immunität von der Konkupiszenz, jedoch nicht als 2177 Vgl. Alfaro, 243 f. 2178 Vgl. Martina 1, 520. Bezüglich der Entwicklung des Syllabus: ivi. 2, 287 – 349. 2179 Vgl. Courth, F.: Gu¦ranger, in MaLex 3, 52; Martina 2, 267; Eine Synthese in: Porczak, 30 – 34. 2180 In der päpstlichen Privatbibliothek Pius’ IX. befand sich eben dieses Werk in acht Bänden ganze zwei Mal. (Vgl. Indice Biblioteca Pio IX 2, 44.) 2181 Vgl. Laurentin: Role of Papal Magisterium, 309 f. Dazu: Porczak, 31. 2182 Vgl. Courth: Gu¦ranger, 52; Masciarelli, 58. Nach Martina kann es auch Fornari, der ex-Nuntius von Paris, gewesen sein, der dem Hl. Vater Gu¦ranger für die Ausarbeitung des zweiten Schemas vorgeschlagen hatte. (Vgl. Martina 2, 266.) 2183 Frénaud, G.: Dom Gu¦ranger et le projet de Bulle »Quemadmodum Ecclesia« pour la d¦finition de l’Immacul¦e conception, in VirgoImm 2, 337 – 386. Aufgrund des Stils schrieb Sardi das zweite Schema allein Passaglia zu. (Vgl. Sardi 2, 60 Fn.)
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konstitutives Element der Immaculata Conceptio: Die Definierungsformel des zweiten Schemas erwähnte ausdrücklich die vollkommene Immunität von der Ursünde und den Besitz der heiligmachenden Gnade vom ersten Augenblick der Schöpfung der Seele und deren Eingießung in den Leib an. Auch erschien hier wieder der Terminus »praeservatio«, diesmal klar in Bezug auf die Erlösungsverdienste Christi. Dieser Entwurf gründete die Immaculata-Verehrung auch nicht nur auf vage Schriftstellen oder auf die Kirchenväter, sondern auf die gefeierte Liturgie und den Glauben der Kirche – den sensus Ecclesiae.2184 Nach der Definitionsformel der Immaculata Conceptio folgte im Dokument die Beschreibung der meistverbreiteten Irrtümer, die jeweils in radikalem Kontrast zu den Glaubenswahrheiten standen.2185 Dazu gehörten die Negation der Universalität der Erbsünde samt ihrer Folgen, die übertriebene Verherrlichung der menschlichen Natur als des höchsten Gesetzes, die Abwertung der Erlösung durch ihre Reduzierung auf eine rein politische Bedeutung, die Negierung der geschichtlichen Existenz Jesu sowie der Versuch, die gesellschaftliche Ordnung umzustürzen.2186 Doch auch dieses Schema konnte sich nicht durchsetzen; es wurde noch nicht einmal den Konsultoren zur Überprüfung vorgelegt, und dementsprechend hatte es für die späteren Entwürfe keine besondere Bedeutung.2187 Zusammen mit der Idee, die Verurteilung der Irrlehren mit der Definierung vereinen zu wollen, verwarf man auch diesen Entwurf.2188
3.4.3. Der dritte Entwurf In Mysterio Die Ausarbeitung eines dritten Schemas wurde diesmal einer Theologenkommission anvertraut, die Pius IX. 1852 einsetzte.2189 Bedeutende Arbeit leistete dabei der Mitarbeiter von Gu¦ranger, Carlo Passaglia, der als einer der genialsten Theologen des 19. Jhs. gilt.2190 In seinem dreibändigen Werk De immaculato Deiparae semper Virginis conceptu commentarius (1854 – 1855) bewies er seine tiefgehenden Kenntnisse in dieser Materie.2191 Sardi äußert sich in seiner Dokumentensammlung nicht über die Fertigstellung des dritten Schemas, ordnet es aber zeitlich vor den 22. März 1854 ein, 2184 2185 2186 2187 2188
Vgl. Alfaro, 244; Martina 2, 268. Vgl. ivi., 268 f. Vgl. ivi. Vgl. Walter : Passaglia, 106. Martina behauptet, ohne jeglichen Verweis auf eine Quelle, Pius IX. habe bis März 1853 in der Idee verharrt, die beiden lehramtlichen Eingriffe in einem einzigen Dokument verbinden zu wollen. (Vgl. Martina 2, 269.) 2189 Vgl. Masciarelli, 59. 2190 Vgl. Schumacher, 51. Dazu: oben I. Teil, Kap. 1.6. 2191 Vgl. Walter : Passaglia, 106 f; Masciarelli, 59.
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das Einsetzungsdatum der beratenden Kardinalskongregation für die Redaktion der Bulle.2192 In diesem dritten Entwurf In Mysterio sowie in dem soeben genannten Werk ragte vor allem Passaglias theologische Begründung des Dogmas hervor, nachdem es sich bei diesem nicht um eine theologische Konklusion, sondern um eine Glaubenswahrheit handelt, »deren Enthaltensein im Wort Gottes freilich nicht in einem lückenlosen Schrift- und Traditionsbeweis nachgewiesen werden« kann,2193 sondern vielmehr im Licht der gelehrten Doktrin, der liturgischen Praxis, der Hl. Schrift und der Hl. Tradition tiefgehender verstanden werden muss.2194 Dieses dritte Schema stellt in der Geschichte der Definitionsbulle eine besondere Etappe dar, weil der Text, wenn auch mit zahlreichen Veränderungen, schließlich in der Bulle Ineffabilis Deus endete: Von diesem Entwurf an sprach man bei der Beschreibung der Immaculata Conceptio immer vom Freisein von der Erbsünde und von dem Besitz der heiligmachenden Gnade gleich vom ersten Moment der Existenz Mariens an. Allerdings existierte in diesem Schema nicht die geringste Allusion auf die Immunität von der Konkupiszenz; auch die debitum-Frage blieb unberührt, und das Marienprivileg wurde nicht als Ausnahme von einem Gesetz beschrieben. Von diesem dritten Schema an räumte man dem Schreiben Sollicitudo Alexanders VII. einen besonderen Platz ein, indem man in einem langen Zitat dessen Hauptteil übernahm und sich auch in der Formulierung der Definitionsformel an diesem Dokument inspirierte. Auch tauchte im Entwurf In Mysterio zum ersten Mal der bedeutende Abschnitt »Omnes…norunt« auf, in dem die Immaculata-Doktrin in einer präzis theologisch-technischen Fachterminologie zusammengefasst, und in dem inhaltlich die Meinung der befragten Bischöfe und Theologen wiedergegeben wurde. Dieser zentrale Abschnitt sollte von nun an, in seiner Substanz unverändert, in alle folgenden Schemen – einschließlich der Bulle – übernommen werden.2195 Im bedeutendsten Satz dieses Abschnitts heißt es: »[Mariam] praeservatam omnino fuisse ab originis labe, et idcirco sublimiori modo redemptam.«2196 Mit diesen Worten ist eindeutig die Erlösung Mariens ausgesprochen. Da die hl. Jungfrau jedoch von der Erbsünde vorherbewahrt blieb, ist sie auf vollkommenere Weise als die übrigen Menschen erlöst, die allesamt 2192 2193 2194 2195
Vgl. Sardi 2, 89. Walter: Passaglia, 106 f. Vgl. Sardi 2, 76 – 89. Hier der genannte Abschnitt: »Namque omnes norunt quanto studio Sacrorum Antistites etiam in pluribus tum antiquis tum recentissimis eorum provincialibus praesertim conventibus hac nostra aetate concelebratis, gloriati fuerunt profiteri, sanctissimam Dei Genitricem Mariam ob praevisa Christi Domini Redemptoris merita, praeveniente et operante Dei gratia, nunquam originali subiacuisse peccato, sed praeservatam omnino fuisse ab originis labe, et idcirco sublimiori modo redemptam.« (Sardi 2, 81. Vgl. Ineff., 605; Alfaro, 244 f.) 2196 Sardi 2, 81.
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lediglich von der Ursünde befreit worden sind. Bei der Vorherbewahrung (»praeservatio«) Mariens von der Erbsünde handelt es sich also um eine wirkliche und zudem einzigartige und alle anderen überragende Erlösung. Wie gesagt, ähnelte die Definitionsformel dieses Entwurfs stark der Formulierung Papst Alexanders VII. Die Entscheidung allerdings, den in der Sollicitudo verwendeten Terminus »Redemptoris« durch den unbestimmteren Begriff »Salvatoris« zu ersetzen, lässt vermuten, dass man die Erlösung Mariens zwar behaupten, nicht aber definieren wollte. Gleichzeitig wollte man mit der Hinzufügung »ab omni« die Vorherbewahrung Mariens von jeglicher Erbschuld noch stärker betonen, ohne jedoch die Immunität von der Konkupiszenz und die debitum-Frage mit einzuschließen. Der von Perrone zuvor ausgeschlossene Ausdruck »praeservatio«urde nunund im Abschnitt »Omnes…norunt« , d. h. als Ausnahme 2197
3.4.4. Der vierte Entwurf Sapientissimus Dennoch schien Pius IX. noch nicht von dem Schema In Mysterio überzeugt zu sein und ordnete eine weitere Ausarbeitung an. Der vierte Entwurf Sapientissimus unterscheidet sich nur in wenigen Punkten vom vorherigen Schema.2198 Wie im dritten wurde die Immaculata Conceptio als Freisein von der Erbsünde und als Besitz der Heiligkeit vom ersten Augenblick der Existenz Mariens an beschrieben. Auch die Formel Alexanders VII. wurde übernommen, jedoch unter Auslassung des Wortes »praeservatam«.2199 Am interessantesten sind die Abwandlungen, die direkt die Definitionsformel betreffen und die eine erneute Wiederannäherung an das erste Schema, aus der Feder Perrones, bedeuten: Der Terminus »privilegio« wurde wieder durch »beneficio« ersetzt, das Wort »praeservatam« wurde ganz unterlassen und der Begriff »revelatam« mit der unbestimmteren Formulierung »revelationis ambitu comprehensam« ausgetauscht.2200 Diese erneuten Änderungen sind ein wichtiges Zeugnis dafür, dass die Begriffe »praeservatam« und »revelatam« nicht zufällig in der endgültigen Definierungsformel Pius’ IX. auftauchen, sondern bewusst und nach langen Überlegungen wieder aufgenommen worden sind.2201 Am 2. September 1854 ließ Pacifici im Auftrag des Papstes das vierte Schema 2197 Vgl. Alfaro, 246. 2198 Sardi verdeutlicht dem Leser die Genesis der Bulle, indem er in den Randnoten alle Textstellen des dritten Schemas wiedergibt, die im vierten unterlassen wurden, und den neueingefügten Text in kursiv setzt. (Vgl. Sardi 2, 103 – 118.) 2199 Vgl. ivi., 116. 2200 Vgl. ivi., 103 – 118, bes. 116; Alfaro, 246 f. 2201 Vgl. ivi., 247.
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den einzelnen Mitgliedern der Theologenkonsultoren zukommen und rief sie zu einer Sitzung für den 9. desselben Monats zusammen.2202 Auf ausdrücklichen Wunsch des Hl. Vaters verlangte Pacifici von den Konsultoren absolute Geheimhaltung bezüglich des Inhalts des Schemas. Aus dem Protokoll dieser Theologenversammlung geht nicht nur die allgemeine Zustimmung zu dem Entwurf hervor, sondern es gibt auch interessante Informationen über die Einwände der Anwesenden.2203 Nach dieser Revision nahm die mit der Verfassung des Schemas beauftragte Kommission (Commissione redattrice) noch im gleichen Monat ihre Arbeit wieder auf: Am 16., 19. und 26. September fanden die nächsten Redaktionssitzungen statt, in denen nur noch wenige inhaltliche Abänderungen vorgenommen wurden,2204 man dafür aber über die nun unmittelbar bevorstehenden praktischen Schritte und Vorgehensweisen diskutierte. Insbesondere wurde geklärt, auf welche Art und Weise die Bischöfe und Kardinäle über den Inhalt der Bulle informiert werden sollten: Man riet dem Papst zu einem Konsistorium und plante eine Versammlung aller in Rom anwesenden Bischöfe, um ihnen so die zu definierende Lehre zu unterbreiten »sine iure dissensus, cum officio consensus, et iure instructionis«.2205 Außerdem wurde einstimmig beschlossen, dass der Hl. Vater von nun an allein über die Definierung entscheiden sollte, da er zuvor schon ausreichend den Weltepiskopat interpelliert hatte; in dem angesetzten Konsistorium sollte er jedoch den Kardinälen das Schema der Bulle überreichen, damit diese so mit dem Inhalt vertraut gemacht werden konnten. Und schließlich beschloss man, dass der Pontifex Maximus persönlich im Petersdom die Proklamation verkünden sollte.2206
3.4.5. Der fünfte bis achte Entwurf Das fünfte Schema Deus cuius viae gab schließlich fast die komplette Definitionsformel Alexanders VII. wieder.2207 Somit erschienen erneut die Termini »privilegio«, »praeservatam« und »revelatam«, die im vierten Schema unterlassen worden waren; von diesem Zeitpunkt an sollten sie unverändert in die sechste, siebte und achte Definitionsformel übernommen werden. Außerdem 2202 Vgl. Sardi 2, 103. 2203 Vgl. ivi., 118 – 121. 2204 Man bestimmte u. a. den Wortlaut der Definierungsformel, der jedoch in einem weiteren Moment nochmals abgeändert wurde; man kam überein, alles, was das Stundengebet und die liturgische Festerhöhung auf die erste Klasse betrifft, auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben und der Ritenkongregation anzuvertrauen. (Vgl. ivi., 122.) 2205 Ivi. 2206 Vgl. ivi., 122 f. 2207 Der Begriff »Redemptoris« blieb endgültig mit dem von »Salvatoris« ersetzt. (Vgl. ivi., 312.)
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wurde in den fünften Entwurf ein langes Zitat aus der Sollicitudo eingefügt, das schließlich auch in der Definitionsbulle auftauchen sollte; ein einleitender Satz hob die normative Bedeutung dieses Abschnittes hervor.2208 Pacifici übersandte das fünfte Schema Deus, cuius viae am 25. Oktober an die Mitglieder der Theologenkommission.2209 Gleichzeitig lud er für den 28. Oktober alle ins Staatssekretariat im Quirinal zu einer Zusammenkunft unter dem Vorsitz von Kard. Antonelli ein.2210 In dieser Versammlung wurden die mangelnde stilistische Uniformität der Bulle sowie der Incipit und verschiedene Fachausdrücke kritisiert, wie aus dem Protokoll hervorgeht, dem im übrigen ein historischer Abriss über die Entwicklung der Immaculata-Verehrung seit Alexander VII. angefügt wurde.2211 Auf Wunsch des Papstes wurde dieses Protokoll zusammen mit dem Schema am 31. Oktober an die von ihm ausgewählten Kardinäle verschickt, die sich am 3. November ebenfalls im Staatssekretariat bei Kard. Antonelli einfinden sollten.2212 Nach dem Protokoll zu urteilen, hatten die Kardinäle vermutlich inzwischen schon das sechste Schema in den Händen, dessen Incipit noch einmal Deus cuius viae lautete.2213 Dieser Entwurf übernahm ein zweites tragendes Zitat aus der Sollicitudo, indem insgesamt zweimal die Vorherbewahrung Mariens von der Erbsünde festgestellt wird.2214 Neben unterschiedlichsten kleinen Einwänden schlugen die versammelten Eminenzen nun als Anfangsworte für die Bulle Ineffabilis Deus vor. Dieser Incipit leitete somit ab dem siebten Entwurf die Definitionsbulle ein.2215 Das siebte (November 1854) und achte Schema (1. Dezember 1854) beinhalten nur noch kleine Varianten:2216 Vom siebten Entwurf an 2208 Der einleitende Satz lautet: »Hinc decretoria plane verba, quibus Alexander VII sinceram Ecclesiae mentem declaravit.« (Ivi., 136.304.) 2209 Vgl. ivi., 124. Martina datiert das fünfte Schema auf den 31. Oktober, der Tag, an dem der Entwurf an die Kardinäle übersandt wurde. Aus den Dokumenten geht jedoch eindeutig hervor, dass das Schema schon am 25. Oktober an die Theologenkonsultoren verschickt wurde. (Vgl. ivi., 149; Martina 2, 271.) 2210 Vgl. Sardi 2, 124. Im oben genannten Brief bestellte Pacifici die Theologenkonsultoren für den 30. Oktober, das Verbale trägt jedoch das Datum vom 28. Oktober. (Vgl. ivi., 124.142.) 2211 Vgl. ivi., 142 – 149. 2212 Vgl. ivi., 149. Neben Antonelli bestellte Pius IX. die Kardinäle Patrizi, Ferretti, Brunelli, Recanati, Cantucci und Caterini. 2213 Vgl. ivi. Martina datiert das sechste Schema erst auf den 3. November und behauptet damit, man hätte in der Versammlung mit dem fünften Schema gearbeitet. Vergleicht man jedoch die im Protokoll vorgeschlagenen Abänderungen – angefangen vom Incipit – dann werden diese nicht im sechsten (nach der Datierung Martinas), sondern im siebten Schema eingefügt. Zu diesem Entschluss muss auch Sardi gekommen sein, da er das Protokoll zeitlich nach dem sechsten Schema einordnet. (Vgl. ivi., bes. 167 – 170; Martina 2, 271[34].) 2214 Vgl. Sardi 2, 162. 2215 Vgl. ivi., 151.168. 2216 Vgl. Martina 2, 272.
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wurde z. B. erneut die Hilfe Mariens gegen die Irrlehren ohne eine weitere Vertiefung des Themas angerufen.2217 Wie dargelegt, versuchte Pius IX. bis in die Endphase der Vorbereitungen des Dogmas dieses mit Hilfe kompetenter Mitarbeiter aus dem Kardinals- und Bischofskollegium sowie fachkundiger Theologen voranzutreiben. Die Meinung der in Rom anwesenden kirchlichen Würdenträger interessierte ihn bis zum Schluss – auch noch, als er sich Ende November jede weitere Entscheidung allein vorbehalten hatte.2218 Zu diesem Zweck lud er die etwa hundert in Rom anwesenden Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe unter dem Vorsitz der Kardinäle Caterini, Brunelli und Santucci vom 20. bis 24. November in die Sala Ducale im Vatikanpalast ein und unterbreitete ihnen die Definitionsbulle zur kritischen Prüfung.2219 Diese wurden also ante prima über den Inhalt informiert. Mit dieser Initiative hatte sich Papst Mastai den Vorschlag der Commissione redattrice zu eigen gemacht.2220 Um eventuelle Fragen angemessen klären zu können, wurden ebenfalls alle Mitglieder der Theologenkommission zu dieser Versammlung bestellt.2221 Aus dem am 15. November verfassten Einberufungsschreiben der Konsultoren und dem Protokoll vom 20. November geht hervor, dass jedem Theologen und Bischof zuvor schon das Schema der Bulle sowie die Schrift Narratio Actorum Sanctissimi Domini Nostri Pii IX Pontificis Maximi super argumento De Immaculato Deiparae Virginis Conceptu ausgehändigt worden waren.2222 Bei der übersandten Schrift Narratio handelt es sich um eine kurze Zusammenfassung aller Initiativen Pius’ IX. zugunsten der Definierung.2223 Aus der schriftlichen Einladung an die Theologenkonsultoren vom 15. November geht klar hervor, dass diese Versammlung auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes einberufen wurde (»adempiendo i venerati comandi della Santit di N. S.«), dass er die übermittelte Bulle unter päpstliche Geheimhaltung (secreto pontificio) stellte und dass er nach Beendigung der Sitzungen die unverzügliche Zurückerstattung der Texte forderte.2224 2217 Vgl. Sardi 2, 192. 2218 Vgl. ivi., 198. 2219 Vgl. ivi., 194.198. Auf den Seiten 194 – 198 sind alle Kardinäle, Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe aufgelistet, die am 17. November schon in Rom anwesend waren. 2220 Vgl. ivi., 122. Dazu: oben II. Teil, Kap. 3.4.4. 2221 Vgl. Sardi 2, 171.198. 2222 Vgl. ivi. Martina datiert den achten Entwurf auf den 1. Dezember ; demzufolge hätten die Bischöfe und Konsultoren nur das siebte Schema in den Händen gehabt. Im Randkommentar des Briefes an die Kardinäle, datiert auf den 18. November, vermerkt Sardi jedoch, dass diese das achte Schema übersandt bekamen. Demzufolge hatten auch die Bischöfe und Theologen schon das letzte Schema bekommen. (Vgl. Martina 2, 272; Sardi 2, 257.) 2223 Sardi gibt den vollständigen lateinischen Text der Narratio wieder. (Vgl. ivi., 173 – 176.) 2224 Die Einladung an die Theologenkonsultoren wurde wahrscheinlich von Pacifici verfasst: »Il sottoscritto, adempiendo i venerati comandi della Santit di Nostro Signore, si affretta a ˜ a e Rm ˜ a, che Luned prossimo 20 del corrente alle ore nove antimesignificare a V.S. Illm
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Die in Rom anwesenden Bischöfe versammelten sich im Ganzen viermal (20., 21., 23. und 24. November) und überprüften die Bulle Paragraph für Paragraph, wobei alle Anmerkungen von Pacifici und Cannella in einem Protokoll festgehalten wurden.2225 Zu Beginn der ersten dieser Sitzungen wurde den Teilnehmern (laut Protokoll) offiziell mitgeteilt, dass Pius IX. sich jede weitere Entscheindung hinsichtlich der Art und Opportunität der Definierung persönlich vorbehalten wollte, den Bischöfen jedoch die Möglichkeit blieb, sich über die äußere Form der Bulle ausgiebig zu äußern.2226 Die Mitschriften von Pacifici und Cannella verdeutlichen sehr gut, wie die anwesenden Bischöfe alle Paragraphen aufmerksam betrachteten, sie entweder befürworteten oder kritisch ablehnten.2227 Wie aus dem Sitzungsbericht vom 24. November hervorgeht, wurden sich alle ridiane nella cos detta Sala Ducale al Vaticano vi sar sull’argomento dell’Immacolata ˜ a l’adunanza dei Vescovi presieduta da tre Em ˜ i Signori Cardinali, Concezione di Maria SSm alla quale dovr Ella siccome Consultore intervenire in mantelletta. In questa occasione Le invia una copia della narrazione degli atti, ed un esemplare della Bolla riguardo lo stesso argomento partecipandole essere volont del Santo Padre, che l’esemplare della Bolla deve essere sotto il pi¾ rigoroso Pontificio secreto, e che terminata l’adunanza deve subitamente restituirsi allo scrivente, il quale con sensi della pi¾ distinta stima ha l’onore di ripetersi.« (Sardi 2, 171.) 2225 Vgl. ivi., 198 – 214. Danach stimmt nicht die Angabe aus dem Tagebuch der Vatikanbasilika Jahrgang 1852 – 54 – teilweise veröffentlicht von Sardi –, da man dort nur von den ersten drei Versammlungen berichtet, ohne auf die am 24. stattgefundene einzugehen. (Vgl. Debellini 1852 – 54, 398.) Aus einem Zeitbericht geht hervor, dass in den ersten zwei Sitzungen die deutschen Bischöfe mit ihren kritischen Bemerkungen Schwierigkeiten bereiteten, auf die die italienischen Theologen nicht vorbereitet waren, »da es sich bei ihnen [den italienischen] nicht um die besten Theologen handelte«. Nach diesem Bericht zu urteilen waren auch nicht alle in Rom anwesenden Bischöfe zu diesen Versammlungen geladen – oder hatten zumindest nicht die Möglichkeit ihre Meinungen zu äußern. (Vgl. ACP: Definizione dommatica, 6.) Masciarelli schreibt – ohne jedoch eine Quelle anzugeben –, dass die Interventionen der Bischöfe von Bruges, Baltimora, München, Wien und Prag äußerst lebendig waren und dass Pius IX. darüber zwar nicht begeistert war, aber deren Einschreiten durchaus duldete. Er war der Auffassung, dass man diese Demütigung akzeptieren müsse, damit keiner sagen könne, dass die Jesuiten alles allein gemacht hätten. (Vgl. Masciarelli, 60.) 2226 Im Verbale heißt es: »(…) il Santo Padre, riservando totalmente a s¦ di decidere sulla definizione, sul modo di essa, e sulla opportunit, lasciava ai Vescovi di potere interloquire sulla forma esterna della Bolla.« (Sardi 2, 198.) Martina zeigt jedoch auf, dass Pius IX. sich letztendlich doch die Kritiken der Bischöfe zu Herzen nahm. Das bedeutet, dass er nicht auf den Ratschlag Mazenods einging, der ihm geraten hatte, den Bischöfen nicht das Gefühl zu vermitteln, dem Hl. Vater und den römischen Theologen beibringen zu können, wie man eine Bulle verfasst. (Vgl. Martina 2, 273[42].) 2227 Vgl. Sardi 2, 198 – 214. Ein klassisches Beispiel geht aus dem Verbale vom 21. November hervor: Da man trotz langer Diskussion über die Opportunität zweier Texte von Augustinus und Ambrosius sich nicht einigen konnte, beschloss man, dem Hl. Vater die Entscheidung direkt zu überlassen und beschränkte sich legendlich darauf, die unterschiedlichen Meinungen nach Inhalt und Anzahl dem Papst zu unterbreiten. (Vgl. ivi., 205.)
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Anwesenden – trotz der teilweise recht unterschiedlichen Meinungen – in zwei Punkten einig: »(…) i vescovi protestarono la loro venerazione, affetto ed attaccamento al Santo Padre, protestando che essi erano pronti ad umilmente accettare, professare, praticare e difendere qualunque cosa avesse il S. Padre creduto di definire sulla Immacolata Concezione di Maria: merito Petrus per Pium IX loquitur. Aggiunsero anche che il solo Papa doveva dare la definizione.«2228
Zwischen dem 19. und 24. November schickten einige Bischöfe – wie die Erzbischöfe von München-Freising, Wien, Cagliari, Sydney, Marseille und Ugento – ihre Anmerkungen direkt dem Hl. Vater zu.2229 Von Seiten der Kardinäle trafen weitere Gutachten zwischen dem 1. und 4. Dezember ein.2230 Unter den vielen Verbesserungs- und Korrekturvorschlägen der Bischöfe und Kardinäle sind besonders jene relevant, die sich direkt auf die Definierungsformel bezogen. Um diese Vorschläge besser verfolgen zu können, gebe ich an dieser Stelle kurz die Definierungsformel des achten Schemas wieder.2231 »(…) definimus piam sententiam quae profitetur, animam B.V.M., cum primum fuit creata, et in suum corpus infusa, fuisse singulari Omnipotentis Dei gratia et privilegio, intuitu meritorum Christi Jesu Salvatoris humani generis ab omni originalis culpae labe praeservatam immunem esse a Deo revelatam.«2232
Zu den wichtigsten Kritiken zählt wohl der Einwand des Bischofs von Ugento Msgr. Bruni, den z. T. auch Kard. Giuseppe Pecci – Bruder des zukünftigen Papstes Leos XIII. – erhob: Beide betonten unabhängig voneinander, dass man sich in der Definitionsformel nicht einzig auf die Seele Mariens beziehen dürfe (»animam B.V.M.«), da die ganze Person Mariens von der Erbsünde bewahrt geblieben sei.2233 Msgr. Bruni führte in seinem Einwand zwei Argumente an: Erstens – so erklärte er – werde die Immunität (»ab omni labe originalis peccati fuisse immunem«) Mariens von der Erbsünde definiert, d. h. nicht nur die Immunität der Seele Mariens, die nicht von der Erbschuld befleckt wurde, sondern auch die ihres Körpers, der aus diesem Grund auch nicht dem Gesetz der Konkupiszenz unterworfen sei; zweitens – fügte er hinzu – entspreche dies der vollkommeneren Übereinstimmung zwischen Glauben und Liturgie, da man im Kirchengebet das Unbeflecktsein nicht nur auf Mariens Seele, sondern auf ihre 2228 2229 2230 2231
Ivi., 212. Vgl. ivi., 214. Vgl. ivi., 214 – 246. Vgl. ivi., 277 – 298. Sardi hat auch die Gutachten der Bischöfe und Kardinäle herausgegeben. (Vgl. ivi., 214 – 246.276 – 298.) 2232 Ivi., 274. 2233 Vgl. ivi., 242 f.292; Alfaro 250 – 253.
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Person beziehe.2234 Die von Bruni vorgeschlagene Abwandlung wurde von Pius IX. studiert und angenommen (ohne jedoch auf die Konkupiszenz-Frage einzugehen): In der Definitionsformel wurden die Worte »animam B.V.M.« mit den Worten »Beatam Mariam Virginem« ersetzt.2235 Der Bischof von Acquapendente, G.B. Pellei und Kard. Patrizi forderten beide, die Worte »cum primum fuit creata, et in suum corpus infusa« durch die von Alexander VII. benutzte Formel »in primo instanti« zu ersetzen, da so besser zum Ausdruck komme, dass Maria nicht den geringsten Augenblick unter dem Einfluss der Sünde gestanden habe.2236 Auch diese Petition wurde in der Endversion angenommen; ebenso der Vorschlag von Kard. Corsi, der um die Unterlassung der Anfangsworte »piam sententiam« ersucht hatte.2237 Hingegen fanden die Petitionen, die den Ausdruck »intuitu meritorum Christi« durch »intuitu divinae maternitatis« auswechseln und den Terminus »revelatam« ganz aus der Definition streichen wollten, kein Gehör : Bewusst beließ man diese Formulierungen in der Definierungsformel der Bulle.2238 Am Schuss dieser chronologischen Darstellung der Entwicklung der Ineffabilis Deus darf eine kurze inhaltliche Synthese der acht Entwürfe nicht fehlen. Dabei übernehme ich größtenteils die von Alfaro erarbeitete Zusammenstellung, der nach einer Analyse der acht Schemata zu dem folgenden Ergebnis kommt:2239 1. Die Immaculata Conceptio ist jeweils nicht nur als vollständiges Freisein von der Erbsünde beschrieben, sondern auch als positive Heiligkeit. 2. Es gibt keinerlei Indiz, dass man zusammen mit der Unbefleckten Empfängnis auch die Immunität von der Konkupiszenz definieren wollte; der in der Definitionsformel verwendete Ausdruck »ab omni…labe« schließt diese Immunität 2234 Vgl. Sardi 2, 242 f. Als logische Konsequenz seines Gedankengangs forderte Bruni, dass auch das Freisein von der Konkupiszenz definiert werden müsse; dieser Vorschlag war nicht neu, wurde aber auch diesmal nicht aufgegriffen. 2235 Vgl. ivi., 274.312. 2236 Vgl. ivi., 238.277; Alfaro, 250.253. Patrizi persönlich plädierte sogar für die Heiligung der Seele Mariens vor deren Eingießung in den Körper. (Vgl. Patrizi: Invito sacro [2. 12. 1854], in Giornale di Roma 276 [4. 12. 1854]; Sardi 2, 405.) 2237 Vgl. ivi., 284.312. 2238 Vgl. ivi., 218 f.280.283.294 f.312; Alfaro, 253 f. Vom vierten Schema an wurden die Texte den verschiedenen Gremien (Theologenkonsultation, Sonderkommission und Kardinalskommission) zur Prüfung vorgelegt. Von den vorgeschlagenen Korrekturen ist besonders der Vorschlag von Msgr. Cannella von besonderem Interesse: Im vierten Schema befand sich neben verschiedenen Kirchenväterzitaten der Satz »cum caro Virginis ex Adam assumpta maculas Adae non admiserit«. Msgr. Cannella trat für die Unterlassung dieses Satzes ein, um somit jegliche Art von Fragen (questioni), die – nach seiner Meinung – verhindert werden müssen, zu vermeiden. Dabei hatte er vor allem die Frage vor Augen, ob Mariens Körper im Moment der Empfängnis von der Infektion der Konkupiszenz berührt worden sei. Der Vorschlag Cannellas wurde angenommen, und der Satz erschien in keinem der folgenden Entwürfe. (Vgl. Sardi 2, 107.119.130.156.309.) 2239 Vgl. Alfaro, 248.
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keinesfalls ein. 3. Man kann nicht sagen, dass der Terminus »privilegio« im engen Sinn, also als Ausnahme eines Gesetzes, zu verstehen ist; vielmehr bedeutet er einfach eine Gunst, die keinem anderen aus dem Menschengeschlecht gewährt wurde. 4. Auffallend ist eine zunehmende Anerkennung der von Alexander VII. verwendeten Formulierungen bis hin zur Übernahme ganzer Textabschnitte; selbst die Definitionsformel entspricht fast wörtlich der Alexanders VII. 5. Der Bergriff »praeservatam« überwiegt im Laufe der Diskussionen und wird bewusst eingesetzt. Er wird im eigentlichen Sinne gebraucht und nicht etwa nur, um einfach das Fehlen der Erbsünde bei Maria zu bezeichnen: Darauf deutet auch die Behauptung einer realen Verbindung zwischen der Vorherbewahrung Mariens und ihrer Erlösung hin. 6. Man kann nicht mit Sicherheit behaupten, dass in den Entwürfen der Definierungsformel die Erlösung Mariens mit eingeschlossen ist: Die Ersetzung des Terminus »Redemptoris« durch »Salvatoris« bietet ein Indiz dafür, dass man sich in der Definitionsformel nicht über die Erlösung Mariens aussprechen wollte. Auf diese Weise wollte man wohl auch die kleinste Andeutung auf die debitum-Frage vermeiden.
3.4.6. Die von Pius IX. erarbeitete Endversion Ineffabilis Deus Tatsächlich hatte der Papst, wie angekündigt, nun selbst die Endredaktion der Bulle in die Hand genommen. Mit einer handgeschriebenen Nachricht bat er Pacifici, zu diesem Zweck die Kardinäle Patrizi, Wiseman, Recanati, Antonelli für den 4. Dezember in seine päpstlichen Privatgemächer zu bestellen. Pacifici versandte wie gewünscht die Einladungen zwei Tage zuvor an die bezeichneten Kardinäle sowie an die Kardinäle Brunelli, Santucci und Caterini.2240 In dieser Versammlung im kleinen Rahmen verlas Pacifici zunächst die Stellungnahmen der Bischöfe aus den Zusammenkünften vom 20., 21., 23. und 24. November. Der Hl. Vater übertrug den Kardinälen Wiseman, Brunelli, Caterini, Santucci und dem Sekretär Pacifici die Aufgabe, die vorgeschlagenen Veränderungen in den Text einzuarbeiten – dazu sollten sie sich einmal bei Kard. Brunelli versammeln.2241 Einmütig entschied man, die Definitionsworte gleich dem für die Definierungsfeierlichkeiten gedruckten De-kret zu formulieren.2242 Pius IX. beauftragte schließlich Pacifici, vor allem zwei große Abänderungen in Angriff zu nehmen und anschließend ihm allein die Bulle zur Bewertung vorzulegen. Als erstes wollte der Hl. Vater den Aufbau des Schemas wieder nach der anfänglichen Planung umändern, so dass das factum Ecclesiae (sensus Ecclesiae) an erster 2240 Vgl. Sardi 2, 298 f. 2241 Vgl. ivi., 299 f. 2242 Vgl. ivi.
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Stelle und anschließend erst die Argumente der Kirchenväter und der Hl. Schrift behandelt würden.2243 Damit wurde dieses factum, d. h. das Glaubensbewusstsein der Kirche (bezeugt durch die Aussagen des Weltepiskopats, der theologischen Fakultäten usw.) zur ersten und wichtigsten Argumentation für die Dogmatisierung. Als zweites wollte Pius, dass alle Angaben über den sensus Ecclesiae, die Lehren der Päpste, die Aussagen der Kirchenväter sowie über die Tradition nicht mehr im Detail, sondern global erscheinen.2244 Das bedeutete, dass in der Endversion der Bulle alle näheren Angaben über Personen und Positionen aus Text und Fußnoten rigoros herausgestrichen wurden und nur noch selten Stellung zu präzisen Fakten genommen wurde.2245 Auf diese Weise wurde der Stil einer einfachen Dissertation vermieden und die Bulle erhielt den typischen Charakter eines Lehramtsschreibens. Schließlich veränderte der Papst in der Definierungsformel die bis dahin benutze Formulierung »cum primum fuit creata, et in suum corpus infusa«.2246 Auf Anraten des Bischofs von Acquapendente, Msgr. G.B. Pellei, und des Kardinals Patrizi führte Pius die neue Formel »in primu istanti suae conceptionis« ein,2247 die präzise den allgemein verbreiteten Glauben wiedergab, dass Maria in keinem Moment ihrer Existenz mit der Sünde in Berührung gekommen ist. Damit fügte Papst Mastai die Formulierung in die Bulle ein, die er selber stets in seinen Predigten verwendet hatte.2248 Nachdem Pius IX. zufrieden die Abänderungen begutachtet hatte, gab er nach ca. vier Jahren intensiver Arbeit die Druckerlaubnis für die Bulle.2249 2243 Schon Perrone hatte in seinem ersten Schema dem factum Ecclesiae den Vorrang gegeben. (Vgl. Sardi 2, 24 f.) Im folgenden Entwurf hatte man jedoch die Reihenfolge invertiert und bis zum Schluss beibehalten. Die Idee, das factum Ecclesiae doch wieder an erster Stelle zu stellen, ist schon im Verbale der Bischofsversammlung vom 23. 11. 1854 enthalten. (Vgl. ivi., 207. Dazu: Seybold: Unbefleckte Empfängnis, 522 f; Söll: Mariologie, 214.) 2244 Vgl. Sardi 2, 300. 2245 Diese resolute Abänderung sticht bei einem Vergleich zwischen dem achten Schema und dem Endentwurf der Bulle Ineffabilis Deus sofort ins Auge. (Vgl. ivi., 259 – 274.301 – 314.) 2246 Vgl. ivi., 38.87.116.140.166.192.274. Nur im zweiten Schema taucht diese Formulierung nicht auf. (Vgl. ivi., 69.) 2247 Vgl. ivi., 238.277. 2248 Vgl. oben I. Teil, Kap. 5.3.1. 2249 Vgl. Sardi 2, 300. Martina geht davon aus, dass die Bulle erst Ende Dezember soweit fertiggestellt und an die Bischöfe verteilt werden konnte. Zu dieser Spätdatierung bewegen ihn vor allem zwei Argumente: Einmal erscheint es ihm unmöglich, dass die von Pius IX. am 4. Dezember gewünschten Umänderungen schon vor dem 8. Dezember durchgeführt worden waren, zum anderem stützt er sich auf einen veröffentlichten Brief aus der damaligen Zeit, in denen jedoch nochmals ganz andere Daten angeführt werden: Nach dem Briefschreiber ist der offizielle Text erst am 4. 1. 1855 in Druck gegangen und am 15. des Monats verteilt worden. Dieser römische Berichterstatter hatte damals erklärt »Ursache der langen Verzögerung waren die Einwendungen der Bischöfe gegen den beantragten Text… Der Heilige Vater hat diese Kritik der Fremden unbequem gefunden und hat gesagt:
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3.5. Die unmittelbaren Vorbereitungen auf die Dogmaverkündigung Nach diesen Vorbereitungsarbeiten, bei denen Pius IX. erfolgreich die Reflexion über das Geheimnis der Unbefleckten Empfängnis angeregt hatte, setzte sich der Oberhirte in den Tagen vor der Definierung einerseits für die rechte Vorbereitung aller Gläubigen auf diesen großen Gnadentag und andererseits für die Einführung aller Bischöfe und Kardinäle in das rechte Verständnis der Immaculata Conceptio ein. Neben diesen Bemühungen nahm er – wie bereits erwähnt – in den letzten Tagen die Redaktion der Definierungsbulle selber in die Hand. Schon im Dezember des Jahres 1853 hatte Pius IX. Ferdinando II. mitgeteilt, dass er für Ende 1854 mit der Definierung rechnete.2250 In einem Brief vom 24. Oktober 1854 benachrichtigte der Papst den König, dass voraussichtlich am 8. Dezember der lang erwartete Tag sein werde.2251 Und tatsächlich fanden in Rom bereits die unmittelbaren Vorbereitungen auf die Dogmaverkündigung statt: In der Ewigen Stadt empfing man Tag für Tag Kardinäle und Bischöfe aus aller Welt.2252 Auf Anordnung des Hl. Vaters wurden diese nicht nur im Quirinalpalast, sondern auch in anderen Palästen, Klöstern und selbst im Kanonikat der Vatikanbasilika untergebracht.2253 Pius IX. interessierte sich auch hier persönlich für die Ausführung der Vorbereitungen und wollte deshalb eigenst das Kanonikat besichtigen:
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Questo À una mortificazione per Roma, ma bisogna di soffrirla affinch¦ non si dica che tutto sia dipendente da’ Gesuiti«. (Martina 2, 273 f[42].) Am 25. 12. 1853 schrieb Pius IX. an Ferdinando II. folgende Worte: »La grande questione del Mistero della Immacolata Concezione, dopo di essersi gi esaminata da alcuni Teologi, va ora ad essere portata ad una Cong.ne pi¾ numerosa, forse nel fine del 1854 sar in caso di essere pienamente discussa. V.M. ha tutto il diritto di esperimentare la protezione di Maria SS.ma pel grande interesse che ha preso a favore di questo Mistero, ed io, che sono omai nella necessit di dovere emanare una sentenza, confido con Lei nel Signore che la sentenza voglia essere secondo i desideri di tanti e tanti devoti della Regina del Cielo.« (Russo: Documenti napoletani, 87.) In dem Brief heißt es: »Maest (…) Se circostanze imprevedute non si oppongono, spero coll’aiuto di Dio di poter pronunziare pel giorno otto Decembre prossimo il gran Decreto sulla Immacolata Concezione di Maria SS.ma. Piaccia al Signore di benedire, e lo far certamente, questo atto solenne, e aggiunger di pi¾ tutte quelle grazie ed aiuti dei quali sento pi¾ che mai il bisogno, avendo in vista lo stato in cui trovasi di agitazione la umana Famiglia. Vostra Maest che ha preso tanto interesse in questo religioso affare, sono sicuro che sentir con cristiana gioia l’annunzio che gliene faccio.« (Russo: Documenti napoletani, 88.) In der Zeitung Giornale di Roma sowie in der Civilt Cattolica wurden die Namen der Angereisten getreu aufgelistet. (Vgl. z. B. Giornale di Roma 264 [20.1854]; ivi. 265 [21. 11. 1854]; Civ.Catt 5 IV [1854] 326 f. 452 f.567 f.688 – 691.) Vgl. Debellini 1852 – 1854, 388.
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»Determinati pertanto la Santit di N.S. di osservare i suddetti appartamenti, (…) discese privatamente (…) andý a vedere prima gli appartamenti nel palazzo dell’Emo˜ Arciprete, e poi quelli nella Canonica, rimanendo pienamente appagato e soddisfatto.«2254
Neben der praktischen, lag dem Papst aber vor allem die spirituelle Vorbereitung am Herzen. Wie schon erwähnt, hatte Pius IX. mit seiner Enzyklika Apostolicae nostrae ein dreimonatiges Jubiläum für alle Diözesen ausgerufen.2255 Nach den Anweisungen von Roms Kardinalvikar Patrizi sollte diese Gnadenzeit in der Ewigen Stadt am 1. November 1854 beginnen und bis Ende Januar 1855 dauern.2256 Auf besonderen Wunsch des Papstes veröffentlichte Kard. Patrizi am 21. November 1854 einen Invito Sacro für Rom, in dem er alle Gläubigen aufrief, sich in einer feierlichen Novene gebührend auf den großen Festtag der Unbefleckten Empfängnis vorzubereiten.2257 Diese Novene, die in allen Patriarchalkirchen Roms, den Pfarreien sowie allen der Gottesmutter Maria geweihten Kirchen vom 28. November bis 6. Dezember gehalten werden sollte, bestand u. a. aus der Antiphon Conceptio tua, der Lauretanischen Litanei und dem Sakramentalen Segen. Um die Teilnahme anzuregen, öffnete der Stellvertreter Christi großzügig den Tresor der Kirche: Jenen, die an einem Novenentag teilnahmen, gewährte er einen Teilablass und allen, die an mindestens fünf Novenentagen anwesend waren, einen vollkommenen.2258 Um wirklich mit allen Mitteln die Gläubigen spirituell auf den 8. Dezember vorzubereiten, ordnete der Papst dazu eine Stadtmission an, bestimmte deren Programm und bezeichnete die Kirchen, in denen sie stattfinden sollte.2259 Und noch eine letzte Initiative ergriff Pius IX. zur spirituellen Förderung aller : Viele der angereisten Bischöfe hatten den Wunsch geäußert, die Hauptreliquien Roms aus der Nähe sehen und verehren zu können; und so bestimmte der Hl. Vater im Breve vom 24. November die Ausstellung und Verehrung des Schweißtuches, der Lanzenspitze und eines Kreuzpartikels vom ersten Adventssonntag (3. 12. 1854) bis zum 7. Dezember in 2254 Ivi., 390. 2255 Vgl. oben II. Teil, Kap. 3.3. 2256 Vgl. Patrizi, C.: Invito sacro (24. 10. 1854), in Giornale di Roma 243 (25. 10. 1854). Dazu: ACP: Definizione dommatica della Concezione immacolata di Maria SSma˜, 5. 2257 Sardi veröffentlicht den vollständigen Text des Invito Sacros: Sardi 2, 398 – 400. 2258 Diesen Ablass gestattete er auch allen Ordensschwestern, die in ihren Kapellen die vorgeschriebenen Gebete treu ausrichteten und bewilligte den Pfarrern und Beichtvätern der Kranken und Gefangenen die üblichen Fakultäten. (Vgl. ivi., 399.) 2259 In der täglichen Predigt sollten die christlichen Pflichten gegenüber Gott, der Kirche, einem selber und dem Nächsten sowie der richtige Empfang der Sakramente behandelt werden. Weiterhin sollten das Gebet »Akte der göttlichen Tugenden« (Akt des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe) rezitiert werden, und der Hymnus Venir Creator Spiritus, eine Meditation, neun Ave für die Novene, die Lauretanische Litanei und der Sakramentale Segen folgen. (Vgl. ivi., 400.)
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der Sakramentskapelle im Petersdom an.2260 Angeregt von dieser Idee, ordnete der Papst (»per espressa disposizione di Sua Santit«) für den gleichen Zeitraum die Ausstellung der hl. Krippe in S. Maria Maggiore an sowie für den 9. bis 11. Dezember die des hl. Kreuzes in S. Croce in Gerusalemme und die der Fesseln Petri in S. Pietro in Vincoli.2261 Die Ausstellung der Reliquien war selbst für den Petersdom ein einmaliges, noch nie da gewesenes Ereignis, da diese normalerweise einzig für den Segen auf der Loggia aus ihrer Reliquienkammer herausgeholt wurden.2262 Pius IX. war der erste, der von diesen religiösen Aktivitäten persönlich profitieren wollte. Aus dem Tagebuch der Vatikanbasilika geht hervor, dass er in jenen Tagen zweimal offiziell die Basilika aufsuchte. Am ersten Adventssonntag, dem 3. Dezember, verlegte der Hl. Vater die Cappella Papale aufgrund der ungewöhnlich zahlreichen Anwesenheit von Kardinälen und Bischöfen in die Basilika. Der Papst stieg am besagten Tag durch die Sakramentskapelle in die Basilika hinab, verehrte die ausgestellten Reliquien und wohnte der Festmesse bei. Anschließend nahm er an der feierlichen Prozession mit dem Allerheiligsten im Petersdom teil, die am Anfang eines 40stündigen Gebetes stand.2263 Sein zweiter Besuch fand am 6. Dezember statt. Gleich vielen Priestern wollte auch er am Reliquienaltar in der Sakramentskapelle eine hl. Messe zelebrieren.2264 Zu diesem Anlass ließ der Hl. Vater an jenem Mittwochmorgen aus seinen Privatgemächern auch die Reliquienköpfe des hl. Johannes des Täufers und des hl. Diakons Laurentius in die Sakramentskapelle übertragen.2265 In den letzten Vorbereitungstagen zeigte sich wieder einmal die für Pius IX. charakteristische Großzügigkeit; unterschiedlichsten Empfängern ließ er verschiedenste Gaben zukommen: Am 6. Dezember stiftete er für die Petrusstatue in der Basilika zwei vergoldete Bronzekerzenständer mit in Silber gehaltenen Ornamenten. Aus dem von Kard. Antonelli unterschriebenen Begleitbrief geht klar die Anordnung hervor : Pius wünschte, dass diese Kerzenständer während der Dogmaverkündigung sowie an allen Hochfesten vor der Pe-trusstatue aufgestellt würden.2266 Am 29. November erließ der Stellvertreter Christi ein wei-
2260 Sardi veröffentlicht den gesamten Breve-Text sowie den relativen Eintrag im Diario Manoscritto der Vatikanbasilika. (Vgl. ivi., 400 f.) 2261 Vgl. ivi., 402. Außer dem entsprechenden Eintrag im Diario Manoscritto auch den Text der Notificazione vom 28. 11. 1854. 2262 Vgl. ACP: Definizione dommatica, 9. Das Tagebuch der Basilika enthält eine Liste von den damals ausgestellten Reliquien. (Vgl. Debellini 1852 – 1854, 399.) 2263 Vgl. Sardi 2, 410 f. 2264 Vgl. ivi., 409 – 417, bes. 417. 2265 Vgl. ivi., 414 f. 2266 Vgl. ivi., 415 f. Dazu: Righetti, R.: Fonditori in bronzo romani del Settecento e dell’Ottocento: I Valadier e i Righetti, in L’Urbe 6/1 (1941) bes. 19 und Abbildung Nr. 5. Heute
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teres Breve, in dem er für die Feierlichkeiten der Dogmatisierung alle Erzbischöfe und Bischöfe, die diesen Titel noch nicht besaßen, zum Pontificio Solio Assistentes ernannte.2267 Damit der 8. Dezember aber auch für die gesamte Bevölkerung Roms zu einem wirklichen Festtag würde, wollte Pius IX. die Armen seiner Stadt beschenken: So ließ er aus seiner privaten Haushaltskasse Brot und Fleisch im Wert von 500 Scudi kaufen und großzügig verteilen.2268 Bis zuletzt blieben noch vielerlei Einzelheiten zu regeln. Am 1. Dezember fand das von der Commissione redattrice im September vorgeschlagene Konsistorium statt.2269 Im Auftrag des Papstes hatte Pacifici den in Rom anwesenden Kardinälen mit einem Schreiben vom 18. November hinsichtlich des bevorstehenden Konsistoriums die Bulle samt einer Narratio unter päpstlicher Geheimhaltung zukommen lassen; der Befehl lautete, nach besagtem Konsistorium das Schema sofort wieder zurückzugeben.2270 Während des Konsistoriums verkündete Pius IX. die nicht lange, aber inhaltsreiche Allokution Inter graves.2271 In dieser Ansprache drückte er seine Hoffnung aus, dass die Definierung in dieser schwierigen Zeit die Marienverehrung begünstigen und fördern werde.2272 Weiterhin fasste Pius kurz die Entwicklung der Immaculata-Verehrung zusammen, rief dabei die vielen Petitionen zugunsten der Definierung der Immaculata Conceptio ins Gedächtnis und erinnerte an seinen persönlichen Einsatz, dieses große Anliegen mit Bedachtsamkeit voranzutragen. Er wies auf die positiven Reaktionen aus aller Welt nach der Befragungsenzyklika Ubi primum, auf die Arbeit der Sonderkommission sowie die der Theologenkonsultoren hin und fragte schließlich die Anwesenden, ob sie mit der Proklamation des Dogmas einverstanden seien. Nachdem die Meinungen aller Anwesenden eingeholt waren, endete er seine Allokution mit der feierlichen Ankündigung, dass die Dogmatisierung am 8. Dezember im Petersdom stattfinden würde.2273
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befinden sich die beiden Kerzenständer im Petersdom, in der sogenannten Cappella delle Reliquie. Dazu: unten II. Teil, Kap. 3.6. Vgl. Debellini 1852 – 1854, 402 f. Vgl. Cronaca Contemporanea, in CivCatt 5 IV (1854) 693. In dem schon genannten Zeitbericht heißt es dagegen, dass dieses Konsistorium in aller Eile und quasi improvisiert stattgefunden habe, umso die Bischöfe und Kardinäle zufrieden zu stellen, die in den Versammlungen vom 20.–24. November nicht anwesend, oder zumindest in der Meinungsbefragung übergangen worden waren. (Vgl. ACP: Definizione dommatica, 7.) Vgl. ivi., 257. Bezüglich der Annahme, dass es sich um das achte Schema handelte: vgl. oben II. Teil, Kap. 3.4.5., S. 400[2221]. Vgl. Inter graves, 594 – 596. »Nulla quidem maior laetandi causa Nobis in hac vita contingere poterat, cum eiusmodi decretum vel maxime conducat ad magis atque magis augendum fovendumque hic in terris honorem, cultum et venerationem erga gloriosissimam illam Virginem, quae exaltata super omnes Angelorum choros, Sanctorumque ordines, ac potentissima apud Eum, quem genuit, deprecatrix assidue pro universo christiano populo intercedit in coelis.« (Inter graves, 594.) Vgl. ivi.
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Am 29. November hatte der Hl. Vater im Breve schon klar die Definierung für den 8. Dezember angekündigt, ebenso am 1. Dezember im Konsistorium. Am 2. Dezember folgte nun die öffentliche Bekanntmachung durch Kard. Patrizi. Diese Notificazione kann man inhaltlich in fünf Punkten zusammenfassen:2274 1. Die Bekanntmachung, dass Pius IX. nach langem Gebet und vielen Überlegungen die Unbefleckte Empfängnis Mariens als Dogma verkündigen werde; 2. Die Klarstellung, dass die Dogmatisierung nicht eine Neuerung im Glaubensgut der Kirche darstelle, sondern lediglich das bestätige, was schon immer geglaubt wurde; 3. Die Angabe der Ziele der Definierung: die Wiederherstellung des Glaubens und der Heiligkeit unter den Gläubigen sowie die Erleuchtung und Umkehr derer, die sich in Dunkelheit und Irrtum befinden; 4. Die Bekanntmachung der päpstlichen Anordnungen bezüglich des Festes: Feier der Vigilmesse, Fastengebot am Vigiltag, Aufhebung des Adventsfastengebots2275 am Hochfest und vollkommener Ablass für alle bei der Definition Anwesenden. Weiterhin die Anordnung, die erfolgte Dogmaverkündigung mit einem Kanonenschuss von der Engelsburg aus zu signalisieren, dem ein einstündiges Festläuten aller Kirchenglocken Roms folgen sollte; 5. Ein Aufruf an alle Römer, Gott und der hl. Jungfrau für dieses große Ereignis gebührend zu danken. Auch wenn man sich im Konsistorium für die Dogmatisierung ausgesprochen hatte, gab es noch einige Stimmen, die unter den gegebenen Zeitverhältnissen das Mariendogma als inopportun bewerteten, andere kritisierten zentrale Stellen der Bulle oder den unangemessenen Stil des Dokuments.2276 Die Tatsache beunruhigte einige Befürworter, wie z. B. Msgr. Mazenod, der sich schließlich am 5. Dezember in einem Brief besorgt an den Papst wendete: »J’oserais dire, TrÀs Saint PÀre, que ces Pr¦lats subissent l’influence de craintes trop humaines; ils ne voient pas, qu’ils font l’esprit du siÀcle une concession malheureuse aux d¦pens de la gloire de la MÀre de Dieu et de l’honneur de l’Eglise. (…) Je vous demande donc deux genoux, TrÀs Saint PÀre, d’Þtre au moins aussi explicite dans ce que vous prononcerez.«2277
Leider geht aus den konsultierten Dokumenten nicht hervor, welche Position Pius IX. in diesem letzten Abschnitt vor der Dogmaverkündigung gegenüber diesen kritischen Stimmen eingenommen hat: Auf den Brief Mazenods gibt es 2274 Vgl. Patrizi, C.: Notificazione (2. 12. 1854), in Sardi 2, 404 – 406. Auch in: Giornale di Roma 276 (4. 12. 1854) 1139 f; Cronaca Contemporanea, in CivCatt 5 IV (1854) 691 f. 2275 Der 8. 12. 1854 fiel auf einen Freitag in der Adventszeit und wäre deshalb eigentlich ein Fasttag gewesen. (Dazu: Moroni 90, 189.) 2276 Einige befürchteten die Erbitterung der Protestanten, die Einschüchterung der Konvertiten und die Schädigung des römischen Stuhls. (Vgl. Martina 2, 272 f; Kösters, 188.) 2277 Boudens, R.: Mgr. De Mazenod et la d¦finition du dogme de l’Immacul¦e Conception, in Etudes Oblates – Revue Trimestrielle publi¦e par les Oblats de Marie Immacul¦e de la Province du Canada 14, Canada 1955, 19 f.
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kein Antwortschreiben, und in den von Sardi gesammelten Dokumenten existiert kein Hinweis. Doch scheint es, dass die Sorge Mazenods unbegründet war ; Pius IX. war entschieden, die schon offiziell angekündigte Definierung zu vollziehen. Als letzte Vorbereitungen für diesen lang ersehnten Festtag veranlasste der Papst den Druck eines Zeremonienheftes für das feierliche Hochamt am 8. Dezember. In diesem vom Präfekt für die päpstlichen Zeremonien am 6. Dezember veröffentlichten Dokument wurden alle nötigen Angaben über Kleiderordnung und Ablauf der Zelebration bekannt gemacht.2278 Am Vortag des Festes endete in der Basilika die Ausstellung der Reliquien, und die gesamte Basilika wurde für den großen Anlass würdig geschmückt.2279
3.6. Die Feierlichkeiten des 8. Dezembers 1854 Der große Tag der Definierung ist in vielen offiziellen und privaten Quellen beschrieben worden. So berichtete z. B. der Prinz Agostino Chigi in seinem Tagebuch von diesem Ereignis.2280 Oder auch Graf Karl von Spaur, der Vertreter Bayerns am Hl. Stuhl, hielt König Max II. von Bayern durch seinen Legationssekretär Eduard Riederer, Freiherr von Paar, über die Vorbereitungen sowie die Verkündigung des Dogmas auf dem Laufenden.2281 Im zweifarbig gedruckten Bericht des »Römischen Amtsblattes« wurde unter der Überschrift La festa della Immacolata Concezione di Maria Vergine in Roma dell’ 8 Decembre 1854 der Ablauf der Zeremonie sowie der Feierlichkeiten in der Stadt Rom berichtet.2282 Hier in diesem Abschnitt möchte ich mich vor allem auf den Bericht aus dem Tagebuch der Vatikanbasilika und auf das persönliche Zeugnis Pius’ IX. beschränken, das er im Jahr 1857 den Schwestern del Buon Pastore d’Angers in Imola gab; diese beiden Quellen beinhalten die wichtigsten und wahrscheinlich die sichersten Angaben für diesen einzigartigen Tag im Leben des ImmaculataPapstes.2283 Am Freitag, dem 8. Dezember 1854, wurde die Vatikanbasilika früher als gewöhnlich geöffnet: Dort nahm man noch die letzten Vorbereitungen für das 2278 2279 2280 2281
Vgl. Sardi 2, 416 – 418. Vgl. ivi., 417 – 422. Vgl. Chigi: Il tempo del Papa – Re, 334. Deuerlein, E.: Die Definition des Dogmas der »Unbefleckten Empfängnis« in der Berichterstattung der Bayerischen Gesandtschaft am Hl. Stuhl, in MThZ 5 (1954) – Sonderdruck, München 1954, 185 – 194. 2282 Vgl. ivi., 190 – 193. 2283 Vgl. Sardi 2, 423 – 435; Polverari 2, 120 f. Weitere Zeitzeugen, wie z. B. folgender Zeitungsbericht fügen nichts Wesentliches hinzu. (Vgl. Giornale di Roma 280 [9. 12. 1854].)
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feierliche Hochamt in Angriff. So stellte man z. B. erst am Morgen die von Pius IX. gestifteten Kerzenständer vor der Petrusstatue auf und zündete die Kerzen sofort an. Am Altar der Madonna della Colonna betete man das Stundengebet vom Festtag, und am Altare privilegiato feierte man die hl. Messe. Das Pontifikalamt sollte mit einer feierlichen Prozession von der Sixtinischen Kapelle über die Scala Reggia bis zum Sakramentsaltar um acht Uhr beginnen. Dazu fanden sich alle Kardinäle, Bischöfe und Äbte, Minoritenpatres, Pönitentiare der Vatikanbasilika, Prälaten, und die Ministri della pontificia cappella dort ein. Als Pius IX. dazukam, war er mit einem weißen Pluviale bekleidet und trug eine mit Gold verzierte Mitra, die er extra zu diesem Anlass hatte anfertigen lassen.2284 In der Sixtina stimmte er die Antiphon Sancta Maria et omnes Sancti tui, quaesumus Domine, nos ubique adiuvent; ut dum eorum merita recolimus patrocinia sentiamus an; danach bewegte sich die Prozession unter dem Gesang der Allerheiligenlitanei und unter dem Festgeläut aller Glocken zur Basilika.2285 Pius IX. versetzte alle in Erstaunen, da er bei der Prozession auf die sedia gestatoria verzichtete und unter einem von acht Prälaten getragenen weißen Baldachin mitging.2286 Das Vatikankapitel, der Klerus und die Seminaristen empfingen die Prozession am Portikus der Basilika, und gemeinsam zog man weiter zur Sakramentskapelle, wo schon das Allerheiligste zur Verehrung ausgestellt war. Papst Mastai verweilte kniend in Anbetung bis zum Schluss der Litanei. Darauf begab sich die Prozession betend bis zum Papstaltar ; auf diesem letzten Abschnitt der Prozession wurde Pius IX., gekrönt mit dem Triregno, nun unter dem Baldachin auf der sedia gestatoria getragen. Dort angekommen, sammelte er sich kurz zum Gebet und begrüßte die 53 anwesenden Kardinäle, 43 Erzbischöfe, 99 Bischöfe, die Bischofsäbte und Pönitentiare.2287 Nach den Begrüßungsworten 2284 Auf der Mitra (sie wird heute in der Schatzkammer der Sakristei der Sixtinischen Kapelle aufbewahrt) ist auf der Vorderseite der gute Hirte mit einem Lamm auf den Schultern und zwei weiteren zu seiner Rechten und Linken abgebildet; auf der Rückseite, zwischen zwei Lilien, sieht man die hl. Jungfrau auf Erdkugel und Mondsichel stehend; die Sichel wird von zwei knienden Engeln gehalten. Mariens Haupt ist von einem Sternenkranz umgeben, und eine Krone schwebt über ihrem Haupt. Das Kunstwerk ist mit Goldfaden auf goldenen Stoff gestickt. Pius IX. soll diese Mitra noch zu weiteren Anlässen getragen haben. (Vgl. Zagnoli, R.: 107. Mitria del beato Pio IX, in Una donna vestita di sole, 289; Inv. S. Pontificia: Mitra di Pio IX [MI1]; Berthod, B. – Blanchard, P.: Tr¦sors inconnus du Vatican – C¦r¦monial et Liturgie, Paris 2001, 241; Sardi 2, 423.) 2285 Jeder Prozessionsteilnehmer besaß ein Heftchen mit der Allerheiligenlitanei. Mehrere dieser Exemplare befinden sich heute noch im päpstlichen Zelebrationsarchiv. (Vgl. ACP: Libretto per la processione fatta prima della definizione dalla cappella Sistina a S. Pietro.) 2286 Dazu heißt es: »A questo punto cominciý la processione verso la Basilica e vi fu una novit, cioÀ il Decano dei Palafrenieri coi sediari aprivano la processione, e dimandato il Decano perch¦ il Papa non andava in sedia (…) Il Papa andava a piedi col libretto in mano delle litanie, come ancora aveanlo tutti gli altri.« (ACP: Definizione dommatica, 12.) 2287 Sardi listet die Anwesenden auf. (Ivi., 435 – 441.) Vgl. dazu: Bertetto: Pio IX e la definizione, 253; Cronaca contemporanea, in CivCatt 5 IV (1854) 688 – 691.
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stimmte der Hl. Vater das Gebet der Terz an, ließ sich anschließend die Pontifikalgewänder anlegen und begann vor einer überfüllten Basilika das Hochamt.2288 Nach der Verkündigung des Evangeliums in lateinischer und griechischer Sprache beweihräucherte man den Papst und setzte ihm die Mitra wieder auf. Der Titularbischof von Ostia und Velletri, Kard. Vincenzo Macchi, kniete sich zusammen mit weiteren auserwählten Würdenträgern auf die untere Stufe vor dem Papstthron und bat im Namen aller um die Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens.2289 Nachdem Pius IX. alle Anwesenden zum Gebet an den Hl. Geist aufgefordert hatte, kniete er auf einer bereitgestellten Kniebank nieder und stimmte das Veni Creator Spiritus an.2290 Eigentlich hätte die päpstliche Kapelle allein den Hymnus singen sollen, doch die Gläubigen fielen unaufgefordert mit in den Gesang ein. Am Schluss intonierte der Papst selbst den Vers Emitte Spiritum tuum…, worauf alle Et renovabis… antworteten, und betete die Oration Deus qui corda fidelium. An dieser Stelle folgte die feierliche Definierung, die der Pontifex mit der Mitra auf dem Haupt vom Thron aus verkündete.2291 Die Dogmaverkündigung dauerte nach Zeugenaussagen acht 2288 Vgl. dazu: Narratio actorum Santissimi Domini Nostri Pii IX. Pont. Max. super argumento De Immaculato Deiparae Virginis conceptu, Romae MDCCCLIV; Ciccolini, S.: La cerimonia celebrata nella Basilica Vaticana il d VIII Dicembre MDCCCLIV, Orvieto 1855. 2289 Der Petition-Text lautet: »Quod tamdiu Christiana Religio vehementer exoptat ac votis omnibus postulat, ut nempe ad Sanctissimae Dei Genitricis Virginis Mariae laudem, gloriam ac venerationem amplificandam, Immaculata ipsius Virginis Conceptio supremo et infallibili Tuo iudicio definiatur, nos, ut a Sanctitate Tua in hac anniversaria de beatae Virginis Conceptu festiva celebritate huiusmodi publica vota compleantur, sacri Cardinalium Collegii, catholicorum Antistitum et Christi fidelium nomine humillime et enixissime flagitamus. In hac igitur augusta incruenti Sacrificii actione, in hoc templo Apostolorum Principi sacro, atque in tam sollemni amplissimi Senatus, sacrorumque Antistitum et populi frequentia placeat Tibi, Beatissime Pater, Apostolicam Tuam attollere vocem, ac dogmaticum de Virginis Deiparae Conceptione pronuntiare Decretum; ex quo gaudium erit in caelis, totusque in orbe terrarum mundus exultabit quam maxime.« (Sardi 2, 425 f.) 2290 »Gratissima quidem cordi Nostro accidit, Venerabiles fratres, vestra postulatio, qua universae Ecclesiae nomine a Nobis etiam atque etiam exposcitis, ut Dogmaticum de Immaculatae sanctissimae Dei Genitricis Virginis Mariae, omniumque nostrum amantissimae matris, Conceptione Decretum, iamdiu a catholico orbe tantopere exoptatum ac votis omnibus expetitum, tandem pronuntiare velimus. Antequam vero Nostram proferamus sententiam, volumus, omnes una Nobiscum implorare ferventissimis precibus gratiam Spiritus Sanc-ti, qui unus est luminis fons, ut Eius nutu ac ductu tantam rem, tam gravem, tam sanctam expedire valeamus.« (Ivi., 426.) 2291 »Postquam nunquam intermisimus in humilitate et ieiunio privatas Nostras et publicas Ecclesiae preces Deo Patri per Filium Eius offerre, ut Spiritus Sancti virtute mentem Nostram dirigere et confirmare dignaretur, implorato universae caelestis Curiae praesidio, et advocato cum gemitibus Paraclito Spiritu, eoque sic adspirante, ad honorem Sanctae et Individuae Trinitatis, ad decus et ornamentum Virginis Deiparae, ad exaltationem Fidei catholicae, et Christianae Religionis augmentum, auctoritate Domini Nostri Iesu Christi, beatorum Apostolorum Petri et Pauli, ac Nostra declaramus, pronunciamus, et definimus, doctrinam, quae tenet beatissimam Virginem Mariam in primo instanti suae Conceptionis
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Minuten. Der Hl. Vater war von diesem feierlichen Akt so stark berührt, dass er mehrfach schluchzen musste und die Tränen nicht zurückhalten konnte; so fehlte seiner sonst so mächtigen Stimme zunächst die Kraft. Im Moment der Dogmaverkündigung fiel ein Sonnenstrahl durch das große Fenster überhalb der Madonna della Colonna und überflutete die Gestalt Pius’ IX. sowie seinen Papstthron mit Licht.2292 Einige sahen in dieser Begebenheit ein Zeichen vom fuisse singulari omnipotentis Dei gratia et privilegio, intuitu meritorum Christi Iesu Salvatoris humani generis, ab omni originalis culpae labe praeservatam immunem, esse a Deo revelatam, atque idcirco ab omnibus fidelibus firmiter constanterque credendam. Quapropter si qui secus ac a Nobis definitum est, quod Deus avertat, praesumpserint corde sentire, ii noverint, ac porro sciant, se proprio iudicio condemnatos, naufragium circa fidem passos esse, et ab unitate Ecclesiae defecisse, ac praeterea facto ipso suo semet poenis a iure statutis subiicere si quod corde sentiunt, verbo aut scripto, vel alio quovis externo modo significare ausi fuerint. Repletum quidem est gaudio os Nostrum et lingua Nostra exultatione, atque humillimas maximasque Christo Iesu Domino Nostro agimus et semper agemus gratias, quod singulari suo beneficio Nobis licet immerentibus concesserit hunc honorem atque hanc gloriam et laudem sanctissimae suae Matri offerre et decernere. Certissima vero spe et omni prorsus fiducia nitimur fore, ut ipsa Beatissima Virgo, quae tota pulchra et Immaculata venenosum crudelissimi serpentis caput contrivit, et salutem attulit mundo, quaeque Prophetarum Apostolorumque praeconium, et honor Martyrum, omniumque Sanctorum laetitia et corona, quaeque tutissimum cunctorum periclitantium perfugium, et fidissima auxiliatrix, ac totius terrarum orbis potentissima apud Unigenitum Filium suum mediatrix et conciliatrix, ac praeclarissimum Ecclesiae sanctae decus et ornamentum, firmissimumque praesidium cunctas semper interemit haereses, et fideles populos, gentesque a maximis omnis generis calamitatibus eripuit, ac Nos ipsos a tot ingruentibus periculis liberavit; velit validissimo suo patrocinio efficere, ut sancta Mater catholica Ecclesia, cunctis amotis difficultatibus, cunctisque profligatis erroribus, ubicumque gentium, ubicumque locorum quotidie magis vigeat, floreat, ac regnet a mari usque ad mare, et a flumine usque ad terminos orbis terrarum, omnique pace, tranquillitate ac libertate fruatur, ut rei veniam, aegri medelam, pusilli corde robur, afflicti consolationem, periclitantes adiutorium obtineant, et omnes errantes discussa mentis caligine, ad veritatis ac iustitiae semitam redeant, ac fiat unum ovile et unus pastor. Audiant haec Nostra verba omnes Nobis carissimi catholicae Ecclesiae filii, et ardentiori usque pietatis, religionis et amoris studio pergant colere, invocare, exorare beatissimam Dei Genitricem Virginem Mariam sine labe originali conceptam, atque ad hanc dulcissimam misericordiae et gratiae Matrem in omnibus periculis, angustiis, necessitatibus, rebusque dubiis ac trepidis cum omni fiducia confugiant. Nihil enim timendum, nihilque desperandum Ipsa duce, Ipsa auspice, Ipsa propitia, Ipsa protegente, quae maternum sane in nos gerens animum, nostraeque salutis negotia tractans, de universo humano genere est sollicita, et caeli terraeque Regina a Domino constituta, ac super omnes Angelorum choros Sanctorumque ordines exaltata, adstans a dextris Unigeniti Filii Sui Domini Nostri Iesu Christi, maternis suis precibus validissime impetrat, et quod quaerit invenit, ac frustrari non potest.« (Ivi., 427 f. Vgl. Ineff., 616 – 618.) 2292 Diese Begebenheit findet man in vielen Berichten erwähnt; so heißt es z. B.: »Fino a quel momento il cielo fu nuvolo [sic!], ma mentre leggeva la definizione spuntý il Sole ed un raggio dalla finestra che À sull’altare della Madonna della Colonna riverberý sul Papa.« (ACP: Definizione dommatica, 13.) Wohlwissend, dass einige dieses Ereignis als Wunder auslegten, beschrieb der Tagebuchschreiber der Vatikanbasilika diese Begebenheit ohne jede Übertreibung oder Interpretation. Msgr. Piolanti, Postulator des Seligsprechungs-
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Himmel, andere gingen noch weiter und behaupteten, Pius IX. habe während der Definierung eine himmlische Version gehabt.2293 Doch neben diesen Vermutungen gibt es aus dem Mund des Papstes selbst eine ganz persönliche Darstellung dieses einzigartigen Augenblicks in seinem Leben. Bei seiner Rundreise im Kirchenstaat 1857 wurde Pius IX. von seiner alten Bekannten, der Oberin der Schwestern vom Buon Pastore d’Angers in Imola gefragt, was er im Moment der Verkündigung empfunden habe.2294 Der Hl. Vater vertraute den Anwesenden an, prozesses Pius’ IX., erklärt in einem Artikel, er sei auch lange überzeugt gewesen, dass es sich dabei um ein natürliches Phänomen gehandelt habe, doch änderte er seine Meinung, nachdem er – als Kanonikus der Vatikanbasilika – über Jahre hinweg beobachtet habe, dass zu keiner Zeit im Jahreskreis, erst recht nicht im Dezember, durch keines der Fenster ein Lichtstahl so hineinfällt, dass der Platz, an dem Pius IX. sich befanden hatte, erhellt wird. (Vgl. Piolanti: L’Immacolata, 42.) Es ist nicht zu vergessen, dass der 8. 12. 1854 ein verhangener Regentag war. Dazu: Anhang K, 556. 2293 Ausgehend von der Schilderung Pius’ IX. behauptet Piolanti, Gott habe dem Papst während der Definierung eine außergewöhnliche Erfahrung über das Immaculata-Privileg gewährt, die die Theologen als »mystisch« klassifizieren würden. (Vgl. Piolanti: L’Immacolata, 45 f.) 2294 Hier folgt ein Teil vom Bericht der Schwester Oberin: »›Lo sguardo di Pio IX, sempre dolce e penetrante, divenne pi¾ benevolo… Voi credete filiuola mia, diss’egli, che il Papa sia stato rapito in estasi e che Maria gli sia apparsa in quel momento? Ond’io soggiunsi: niente di straordinario, Padre Santo, che la Vergine Maria siasi manifestata a Vostra Santit nel momento che Vostra Santit la glorificava nel modo pi¾ solenne che si potesse; quando – cioÀ – ordinava a tutto il mondo ed a tutte le generazioni future il credere che la purit di Maria non ebbe giammai a soffrire macchia di sorta. Ebbene – rispose il Papa – io non ebbi estasi o visione di sorta allora, ma ciý che io provai, ciý che io appresi nel definire quel dogma À tale che lingua umana non potrebbe esprimere. ›Quando incominciai a pubblicare il decreto dogmatico, sentivo la mia voce impotente a farsi udire alla immensa moltitudine (50.000 [sic!] persone) che si pigiava nella Basilica Vaticana; ma quando giunsi alla formola della definizione, Iddio dette alla voce del suo Vicario tal forza e tanta soprannaturale vigoria, che ne risuoný tutta la Basilica. Ed io fui cos impressionato da tal soccorso divino che fui costretto a sospendere un istante la parola per dare libero sfogo alle mie lagrime. ›Inoltre – soggiunse il Papa – mentre Dio proclamava il dogma per la bocca del suo Vicario, Dio stesso dette al mio spirito un conoscimento s chiaro e s largo della incomparabile ˜ a Vergine, che inabissato nella profondit di questa conoscenza cui purezza della SSm nessun linguaggio potrebbe descrivere, l’anima mia restý inondata di delizie inenarrabili, di delizie che non son terrene n¦ potrebbero provarsi che in Cielo. ›Nessuna prosperit, nessuna gioia di questo mondo potrebbe dare di quelle delizie la menoma idea; ed io non temo affermare che il Vicario di Cristo ebbe bisogno di una grazia speciale, per non morire di dolcezza sotto l’impressione di cotesta cognizione e di cotesto sentimento della bellezza incomparabile di Maria Immacolata. ›Finalmente volendo scender quasi fino alla nostra intelligenza (annota la Suora) Pio IX disse: – Voi foste felice figliuola mia, felicissima nel giorno della vostra prima Comunione, e pi¾ ancora nel giorno della vostra professione Religiosa. Io stesso ho conosciuto ciý che significhi esser felice nel giorno dell’ordinazione sacerdotale. Or bene, riunite insieme tutte queste felicit insieme ad altre ancora; moltiplicatele senza misura per farne tutt’insieme una felicit sola, ed avrete cos una piccola idea di ciý che ebbe provato il Papa nel giorno 8 Dicembre 1854. ›A misura che il Papa parlava, la sua persona era come trasfigurata; e noi, conchiude la
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dass er in diesem erhabenen Augenblick seines Lebens zwar nicht – wie manche dachten – in Ekstase gefallen sei oder gar eine Vision gehabt habe, dennoch aber ein intensives, inneres Berührtsein erfahren habe, das nicht mit Worten zu beschreiben sei: Zu Beginn der Proklamation – so berichtete der Papst – habe er seine Stimme zu erbärmlich empfunden, als dass sie die brechend volle Basilika hätte füllen können. Als er jedoch zur Definierungsformel gekommen sei, habe Gott seiner Stimme ein solch übernatürliches Volumen verliehen, dass sie das gesamte Gotteshaus erfüllte. Beeindruckt von diesem göttlichen Beistand habe er mit dem Text einen Augenblick innehalten und seinen Tränen freien Lauf lassen müssen. Zur gleichen Zeit habe Gott ihm eine solch klare und tiefe Erkenntnis über die unvergleichliche Reinheit der hl. Jungrau Maria verliehen, dass er diese in keiner Sprache wiedergeben könne. Seine Seele sei von einem unbeschreiblichen Entzücken erfüllt worden, das nicht irdisch, sondern einzig im Himmel zu erfahren sei, da nichts auf dieser Welt ihm gleich komme. Pius IX. scheute sich nicht zu behaupten, dass er in dieser Situation eines besonderen Gnadenbeistandes bedurft habe, um nicht vor »deliziöser Berauschung« sterben zu müssen.2295 Nach der feierlichen Dogmaverkündigung kehrte der Kardinaldekan zusammen mit den anderen vor den Papstthron zurück, dankte Seiner Heiligkeit für die Proklamation und bat ihn, die Bulle für alle zu veröffentlichen.2296 Darauf traten auch die apostolischen Protonotare vor den Pontifex und erbaten die Erlaubnis, in einem offiziellen Protokoll alles Geschehene festhalten zu dürfen.2297 An dieser Stelle wurde das Hochamt ganz normal mit dem Credo fortgesetzt. Für diese Eucharistiefeier war extra ein neuer Goldkelch angefertigt worden:
Suora, meravigliate, piangenti d’emozione, col cuore riboccante di gioia sovrumana ci dicevamo a vicenda, come gli Apostoli del Taborre: Oh! Come À buono restar qui…‹« (Sardi 2, 429 f [Kursiv vom Autor]; Polverari 2, 120 f.) Vgl. dazu den Bericht von A. Pacifico an Ferdinando II. in: Russo: Documenti napoletani, 91 f. 2295 In einer Zeugenaussage wird Folgendes beschrieben: »In quel giorno Pio IX mi parve un essere soprannaturale. Io stavo con la mia famiglia in S. Pietro. Osservammo la profonda commozione di Pio IX, la quale si manifestava dalla voce prodigiosamente sonora. Il suo volto fu illuminato da un raggio di sole, che penetrý da uno dei finestroni di S. Pietro.« (Zeug. v. R. Mater Maria Macchi, ex Inst. S. Cordis, Positio, 24, §§ 77 f.) 2296 Die Worte des Kardinaldekans lauteten: »Singulari et incredibili gaudio exultantes, dum maximas Tibi, Beatissime Pater, omnes agimus gratias, et maiores semper habebimus, quod totius Catholici orbis votis, eximiaeque Tuae erga gloriosissimam Virginem Mariam pietati obsecundans, Immaculatum ipsius Virginis Conceptum Apostolica Tua auctoritate definire sis dignatus, Te humillime exposcimus, ut de hac Tua dogmatica Definitione Apostolicas litteras in lumen proferri iubeas.« (Sardi 2, 430.) 2297 Sardi veröffentlicht diesen Text in seiner vollständigen Fassung. (Vgl. ivi., 454 – 461.)
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Der Apostolische Palast hatte ihn gestiftet, und der Papst hatte ihn reichlich mit seltenen Diamanten verzieren lassen.2298 Am Schluss der Messe verkündete der assistierende Kardinal, dass allen Anwesenden der vollkommene Ablass unter den üblichen Bedingungen gewährt werde, und der Papst stimmte das Te Deum an.2299 Wie anfangs beim Veni Creator Spiritus, fielen auch diesmal die Gläubigen vor Begeisterung in den Gesang des Chors ein, und im Wechsel sang man den ambrosianischen Hymnus zu Ende. Von der Petition des Kardinaldekans an bis zum feierlichen Te Deum läuteten, nach einem Kanonenschusszeichen von der Engelsburg, alle Glocken Roms für den Zeitraum einer Stunde, und von der Engelsburg aus wurden 101 Kanonenschüsse abgefeuert.2300 An dieser Stelle war die Krönung des Immaculata-Bildes in der Chorkapelle mit einem Juwelenkranz vorgesehen.2301 Diese Krone hatten Kapitel und Klerus des Vatikans gestiftet; die in der Krone eingelassenen Juwelen waren eine Gabe von Kard. Antonelli.2302 Feierlich wurde dieses Schmuckstück Pius IX. gereicht, 2298 Die Arbeit wurde vom römischen Silberarbeiter des apostolischen Palastes, Pietro Paolo Spagna, angefertigt. (Vgl. ivi., 443.) 2299 Die päpstliche Schola (Cantori Pontifici) sang daraufhin das von Msgr. Giuseppe Baini († 1844) komponierte Te Deum. (Vgl. ivi., 431; Meloncelli, R.: Baini, in DBI 5, 291.) 2300 Vgl. Polverari 2, 122. 2301 Die Verehrung der Immaculata in der Chorkapelle der Vatikanbasilika geht auf Sixtus IV. zurück, der diese Kapelle am 8. 12. 1477 der Immaculata weihte. Damals befand sich dort ein Freskogemälde von Pietro Perugino († 1523), mit einer Darstellung der Immaculata mit Jesuskind umgeben von einem Kranz von Cherubinen und zwei musizierenden Engeln sowie des hl. Petrus – zusammen mit Papst Sixtus IV. –, des hl. Paulus, Franziskus, Antonius und den vier Evangelisten. Bei der Neukonstruktion der Vatikanbasilika wurde unter Paul V. der Altar 1609 entweiht. 1614 entstand die neue Kapelle und unter Gregor XV. begann 1622 die Innendekoration, fortgesetzt von Urban VIII., der die Kapelle 1627 einweihte. Urban traute dem französischen Maler Simon Vouet († 1649) das Altarbild an, das erstmalig den hl. Johannes Chrysostomus darstellte, dessen Reliquien in der Kapelle verehrt werden. 1735 – 1736 beauftragte die Congregazione della Fabbrica den Maler Pietro Bianchi († 1740) die Durchführung eines neuen Gemäldes, in dem die Intention Sixtus’ IV. und die Urbans VIII. berücksichtig werden sollte: Bianchi realisierte ein Immaculata-Bild mit den Heiligen Franziskus, Antonius und Chrysostomus. Da der Maler vor der Fertigstellung des Bildes starb, wurde es zunächst unvollendet aufgehängt. Vier Jahre später beschloss die Kongregation, das Kunstwerk in Mosaik ausführen zu lassen, und man bat aus diesem Grund den Schüler Bianchis, Gaetano Sardi, das Bild zu vollenden. Die Mosaikausführung der Immaculata-Darstellung wurde pünktlich zum Jubeljahr 1750 fertiggestellt. (Vgl. San Pietro in Vaticano [= Roma Sacra 21 – 22], hrsg. v. Soprintendenza per i Beni Artistici e Storici di Roma – Fabbrica di San Pietro, Roma 2001, 118 – 120; http://www.stpetersbasilica.org/Altars/Choir/ Choir.htm (7. 02. 2006); Ciardi, R.P.: 101. Francesco Podesti – L’incoronazione dell’immagine del-l’Immacolata, in Una donna vestita di sole, 282.) 2302 Vgl. ACP: Definizione dommatica, 14. Im Tagebuch der Vatikanbasilika sind die Unkosten für die Krone von Seiten des Kapitels aufgelistet. Die Inschrift in der Krone lautete: »Mariae. Sine. Labe. Originali. Conceptae. Oblatam. A. Vatic. Capitolo. Coronam. Pius. IX. P. M. Imposuit. An. MDCCCLIV. VI. Idus. Decembr. Quo. Die. Singulare. Illud. Privilegium.
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der es nach dem üblichem Ritus des Vatikankapitels segnete.2303 In Prozession brachte man die gesegnete Krone in die Chorkapelle; der Stellvertreter Christi wurde auf dem Tragestuhl dorthin getragen. Vor dem Immaculata-Bild stimmte er das Regina cæli an, stieg persönlich auf die zu diesem Anlass erbaute Treppe und krönte das Bild mit dem Gebet Sicut per manus nostras.2304 Dann stieg der Papst wieder hinab, und gemeinsam wurden die Gebetsverse Corona aurea und Coronasti eam Domine sowie Praesta misericors Pater rezitiert. Zum Abschluss der Zeremonie beweihräucherte Pius IX. das Bild, und die Glocken vom Petersdom läuteten abermals in Festklang. Somit hatte diese Feierlichkeit gegen 12.15 Uhr ihr offizielles Ende. Auf dem Tragestuhl brachte man den Papst zur Piet-Kapelle, wo er nach Ablegung der Pontifikalgewänder von den Vertretern der drei Franziskanerorden sowie des Dritten Ordens des hl. Franziskus begrüßt wurde. Neben den Dankesworten überreichte man ihm eine silberne Lilie, einen in Feingold angefertigten Rosenstrauß und zwei Drucke. Auf dem ersten war die Immaculata dargestellt. Der zweite zeigte Pius IX. mit einem Dokument in der Hand, das an die Definierung erinnert; er war umgeben von einigen Vertretern aus dem Franziskanerorden und im Hintergrund sah man ein Immaculata-Bild. Der Hl. Vater nahm diese Gaben entgegen und zog sich daraufhin in seine Privatgemächer zurück.2305 In Rom gingen die Feierlichkeiten noch bis tief in die Nacht hinein weiter :2306 In der Chorkapelle wurde nach Abbau der Treppe die Vesper gefeiert, und am
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Iam. A. Sixto IV. Probatum. Sollemni. Dogmatico. Decreto. Firmavit.« (Sardi 2, 413). Eine Gedenktafel zur Rechten des Immaculata-Bildes erinnert an diese Krönung: »Anno MDCCCLIV/ VI idus decembr. Lætissimo dierum/ quo Pius IX Pont Max/ cum in hac basilica/ divino afflante Spiritu/ almam Dei Matrem/ Mariam/ ab origine immaculatam/ fide credendam indixit/ adstantibus cardinalibus S.E.R./ et catholici orbis sacrorum antistitibus/ diadema auro gemmisque insigne/ huic magnae Virginis imagini/ rogatu canonicorum/ universi vaticani cleri stipatus corona/ sollemnibus caeremoniis imposuit dedicavit.« Im Archiv des päpstlichen Zeremoniebüros befindet sich das von Pius IX. benutzte Zeremonienheft für die Krönung des Immaculata-Bildes. (Vgl. ACP: Ritus a Summo Pontifice Pio IX servandus in coronatione Imaginis B. Mariæ Virginis sine labe originali conceptæ, quæ colitur in Sacello Sixti IV. Chori Basilicæ Vaticanæ, die festo Immaculatæ Conceptionis ejusdem B. Mariæ Virginis an. MDCCCLIV.) Das Oremus lautete: »Præsta misericors Pater per invocationem Genitricis Unigeniti Filii tui Domini Nostri Jesu Christi, quem pro salute generis umani, integritate Virginis Mariæ servata, carnem sumere voluisti, quatenus precibus ejusdem Immaculatæ Virginis, quicumque eamdem misericordiæ Reginam, et gratiosissimam Dominam nostram coram hac Imagine suppliciter orare studuerint, et de instantibus periculis eruantur ; et in conspectu Divinæ Majestatis tuæ de commissis, et omissis veniam impetrent, ac mereantur in præsenti gratiam, quam desiderant adipisci, et in futuro perpetua salvatione cum electis tuis valeant gratulari. Per eumdem Christum Dominum nostrum. Amen.« Dazu: Anhang L, 556. Vgl. Sardi 2, 433 f. Vgl. ivi., 443 f; Rütjes, 1105.
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Abend erleuchteten nicht nur die Vatikankuppel, die Fassade der Basilika und die Kolonnaden im Kerzenschein, sondern ganz Rom erstrahlte in einem einmaligen Lichtermeer. Der 8. Dezember endete in der Ewigen Stadt mit Musikgruppen, die offiziell auf den Plätzen aufspielten, und im Senat hielt Kard. Wiseman in Gegenwart vieler Kardinäle einen Festvortrag.
4. Die Bulle Ineffabilis Deus: eine synthetisch-analytische Darstellung
Nachdem ich den Entwicklungsprozess der Bulle verfolgt habe, darf eine kurze Darstellung der Endversion der Bulle und besonders eine Auslegung derselben nicht fehlen. Vor allem die Definierungsformel ist von besonderer Wichtigkeit, da in ihr in unfehlbarer und unwiderruflicher Aussage festgehalten wurde, was der Glaubensinhalt des Privilegs der Unbefleckten Empfängnis Mariens ist. Die anderen Teile der Bulle besitzen zwar nicht den Charakter der Unfehlbarkeit, erfreuen sich jedoch auch einer nicht unbedeutenden Autorität, da sie als Ergebnis langjähriger Studien offiziell vom Lehramt verkündet wurden.
4.1. Die Ineffabilis Deus: eine inhaltliche Zusammenfassung der Bulle Die Bulle ist aufgrund ihres inhaltlichen Reichtums nur schwer in wenigen Worten zusammenzufassen, ohne dabei wesentliche Elemente zu vernachlässigen. Trotzdem möchte ich mich an dieser Stelle auf eine eher synthetische Darstellung beschränken. Dazu soll die Bulle in drei große Sinneinheiten eingeteilt und deren Elemente kurz angesprochen werden: Der erste Teil der Bulle betrachtet Maria im ewigen Heilsplan Gottes (1.); der zweite stellt den Glauben in der römisch-katholischen Kirche an die Unbefleckte Empfängnis dar (2.); und im letzten Teil stehen der persönliche Glaube und die offiziellen Handlungen Pius’ IX. im Mittelpunkt (3.). 1. Die Stellung Mariens im ewigen Heilsplan Gottes. Am Anfang betonte Pius IX. das Fundament des zu definierenden Glaubenssatzes: Den von Gott, dem Schöpfer, von Ewigkeit vorhergesehenen Sündenfall Adams und dessen Folgen sowie seinen vor aller Zeit beschlossenen Heilsplan, nach dem zur Erlösung des Menschengeschlechts sein Eingeborener Sohn die menschliche Natur annehmen und von einer Frau geboren werden sollte. Diese Frau, die Mutter des Erlösers, wollte Gott mehr als alle anderen Geschöpfe mit allen Gnaden beschenken und
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sie hinsichtlich ihrer großen Aufgabe von jedem Makel der Erbsünde sowie der persönlichen Sünde bewahren. 2. Die Unbefleckte Empfängnis Mariens als Teil der Glaubenstradition in der römisch-katholischen Kirche. In diesem zweiten zentralen Teil wird aufgezeigt, dass die Lehre über die Unbefleckte Empfängnis Mariens im Glaubensgut der göttlichen Offenbarung enthalten ist und sich in der Kirche immer weiter geklärt hat. In der römischen Kirche wurde die Immaculata-Verehrung von den Päpsten bewahrt, abgesichert, vertieft und geläutert, verteidigt und begünstigt: Bei diesen Bemühungen setzten die Nachfolger Petri – einschließlich Papst Mastai – in der Kirche von Rom z. B. das Fest der Empfängnis Mariens offiziell ein und verbreiteten es immer weiter, fügten in die Messpräfation und in die Lauretanische Litanei die Anrufung »Maria ohne Sünde empfangen« ein, bestätigten schließlich ein eigenes Offizium und bewilligten dessen Benutzung in der Gesamtkirche. Immer weiter bemühten sich die Päpste um die Klärung des Kultobjektes (erster Augenblick der Empfängnis Mariens) sowie seines Lehrinhaltes und verurteilten alle entgegengesetzten Lehren. In der Kirche existierte eine weitgehende Übereinstimmung: Ordensfamilien, theologische Hochschulen, Theologen, Bischöfe und Konzile traten immer wieder für die Doktrin der Vorherbewahrung Mariens von der Erbsünde hinsichtlich der Verdienste des Erlösers ein. Besonders das Konzil von Trient betonte ausdrücklich, dass es Maria in dem Dekret über die Ursünde nicht mit einschließen wollte. Erst nach diesen Aussagen geht die Bulle – wie Pius IX. bestimmt hatte – auf die Schriftargumente ein, und zwar basierend auf den Aussagen der Kirchenlehrer und Kirchenschriftsteller. Ebenfalls seinem Wunsch entsprechend wurde nur global berichtet, wie diese Doktrin schon immer – wenn anfangs auch nur implizit – von den kirchlichen Autoren des Ostens und Westens gelehrt wurde, indem diese Maria in ihrer einzigartigen Heiligkeit und Würde, in ihrer Sündenlosigkeit und als Siegerin des Teufels priesen, immer tiefer in ihr Geheimnis eindrangen und ihre einzigartige Stellung verteidigten. Im Licht der Tradition präsentiert die Bulle die Schriftstellen, die die Immaculata-Lehre befürworten: Vor allem die immacularistische Auslegung des Protoevangeliums (Gen 3, 15), aber auch die Figuren und Symbole2307 sowie die Bilder der Propheten aus dem Alten Testament,2308 mit denen die Väter und Kirchenschriftsteller die einzigartige Reinheit und Heiligkeit Mariens beschrieben haben. In Anlehnung an die Interpretation der Kirchenväter und -schriftsteller werden ebenfalls die neutestamentlichen Schriftstellen, wie die Engelsworte (Lk 1, 28.30 f), die Lobpreisung Elisabeths (Lk 1, 42) und das Magnifikat (Lk 1, 49) als Hinweis für Mariens einzigartige Gnadenfülle und letztendlich auch für ihre Unbefleckte 2307 Wie z. B. »Arche Noa« und »Jakobsleiter«, (vgl. Ineff., 608). 2308 Wie z. B. »reine Taube« und »Bundeslade«, (vgl. ivi., 608 f).
Die Ineffabilis Deus: eine inhaltliche Zusammenfassung der Bulle
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Empfängnis angegeben. In einem weiteren Paragraphen erscheint die MariaEva-Parallele mittels derer die Kirchenväter und -schriftsteller die hl. Jungfrau nicht nur über Eva, sondern über alle Kreaturen setzten. Diese Sonderstellung Mariens bekundete man von Alters her mit vielen symbolischen Ausdrücken und Titeln.2309 In der von Gott gesetzten Feindschaft zwischen der Frau und dem Satan, sowie in der Vorherbestimmung Mariens, eine würdige Wohnstätte Christi zu sein, sahen die Väter eine Andeutung auf Mariens Sündenfreiheit und Gnadenfülle. So zeugen auch einige Ehrentitel2310 von dem Glauben der Kirchenväter und -schriftsteller an die Unbefleckte Empfängnis der Gottesmutter sowie an ihre Sonderstellung unter allen Geschöpfen Gottes. Viele dieser Titel wurden auch in die Messtexte und in das Stundengebet aufgenommen und betonten dort Mariens Unversehrtheit, Reinheit und Einzigartigkeit.2311 Am Ende dieser Abhandlung konnte Pius IX. behaupten, dass die Lehre der Immaculata Conceptio allgemein verbreitet gewesen sei: Nach der Interpretation der Kirchväter und -schriftsteller ist die Doktrin in der Hl. Schrift zugrunde gelegt und wurde von ihnen entsprechend bezeugt; vielerorts bekundeten Denkmäler bereits seit Jahrhunderten dieses Privileg, die Kirche selber verkündete und feierte es, und Hirten wie Herde glaubten daran. 3. Der persönliche Glaube und die offiziellen Handlungen Pius’ IX.: Danach geht die Bulle auf die jüngsten Ereignisse bezüglich der Devotion der Immaculata ein. In diesem Kontext erwähnte Pius IX. natürlich die seit Gregor XVI. vermehrt eingegangenen Bittschriften um die Definierung der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Ebenso betonte der Papst seine Freude über diese weitumfassende Immaculata-Bewegung und bekundete sein von Kindheit an gepflegtes Anliegen, die Gottesmutter immer zu ehren. In den folgenden, recht persönlich gehaltenen Abschnitten beschrieb der Papst seine Initiativen hinsichtlich einer eventuellen Definierung des Dogmas. Dabei hob er sein vorsichtiges und »kollegiales« Vorgehen hervor, aufgrund dessen er Theologen aus Welt- und Ordensklerus, Bischöfe und Kardinäle aus der ganzen Welt in verschiedenen Gremien zur Beratung zusammengerufen und befragt hatte. Treu diesem persönlichen Stil, der den zweiten Teil der Definierungsbulle prägt, berichtete Pius von seiner Freude über die positive Reaktion 2309 So nannte man Maria die »Lilie unter den Dornen«, das »Paradies der Unschuld« und das »unverwesliche Holz«. (Vgl. ivi., 610.) 2310 Die Kirchenväter und -schriftsteller betitelten Maria als »die Unbefleckte«, »die ganz Unbefleckte«, »die Unschuldige und Unschuldigste«, die »Makellose« und »Heilige«, »die von aller Unreinheit der Sünde vollkommen Freie«, »ganz Reine«, »ganz Unversehrte«, das »Ideal der Schönheit und Unschuld« usw. (Vgl. ivi., 612.) 2311 In der Liturgie wurde Maria z. B. als die »einzig unversehrte Taube der Schönheit« und als »die Rose, die immer blüht«, als ganz rein, stets unbefleckt und zweite Eva angerufen. (Vgl. ivi., 612.)
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auf seine Enzyklika Ubi primum (2. 2. 1849) und von seiner in der Kardinalsrunde (1. 12. 1854) offiziell verkündeten Entscheidung, die Definierung »nach reiflicher Überlegung und innigstem Gebet« und im Einklang mit der allgemeinen Überzeugung nicht länger aufzuschieben.2312 In feierlichen Worten folgt an diesem Punkt die Definierungsformel, in der Pius IX. kraft seiner Autorität ein für allemal festlegte, dass Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis aufgrund einer besonderen Gnade und hinsichtlich der Verdienste Christi vom Makel der Erbsünde bewahrt geblieben ist, dass dies von Gott geoffenbart worden ist und dass es folglich von allen geglaubt werden muss, die sich nicht selber von der Kirche ausschließen möchten. Nach diesen formellen Worten folgt ein Dank- und Lobgebet des Papstes, in dem er sein unzerstörbares Vertrauen auf Maria hinsichtlich der schwierigen Zeiten zum Ausdruck brachte und sie feierlich um ihre Mittlerschaft und ihren Schutz zum Wohl der Gläubigen anrief. Abschließend bestimmte er, dass allen beglaubigten Abschriften dieser Bulle dieselbe Ehre und Glaubwürdigkeit erwiesen werden müsse wie dem Original. Ganz explizit erklärte er abschließend, dass sich niemand diesem Schreiben widersetzen dürfe, wenn er nicht den Zorn Gottes und den seiner Apostelfürsten auf sich ziehen wolle.
4.2. Analyse der Definierungsformel An dieser Stelle ist jetzt kurz zu klären, was genau Pius IX. definiert hat. Es ist also angebracht, die Definierungsformel Wort für Wort zu analysieren. Die Definierungsformel lautete: »(…) auctoritate Domini Nostri Iesu Christi, beatorum Apostolorum Petri et Paulli, ac Nostra declaramus, pronunciamus et definimus, doctrinam, que tenet, beatissimam Virginem Mariam in primo instanti suae Conceptionis fuisse singulari omnipotentis Dei gratia et privilegio, intuitu meritorum Christi Iesu Salvatoris humani generis, ab omni originalis culpae labe praeservatam immunem, esse a Deo revelatam, atque idcirco ab omnibus fidelibus firmiter constanterque credendam.«
2312 Ineff. (dt.), 34.
»(…) erklären, verkünden und entscheiden Wir (…) kraft der Autorität Unseres Herrn Jesus Christus, der Heiligen Apostel Petrus und Paulus und Unserer eigenen Autorität: Die Lehre, dass die allerseligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis aufgrund einer besonderen Gnade und Auszeichnung von Seiten des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers des menschlichen Geschlechtes, von jeder Makel der Erbsünde bewahrt geblieben ist, ist von Gott geoffenbart und muss deshalb von allen Gläubigen fest und unabänderlich geglaubt werden.«
Analyse der Definierungsformel
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4.2.1. Das Subjekt der Definierungsformel Die Definierungsformel behauptet, dass Maria (»beatissimam Virginem Mariam«) von der Erbsünde bewahrt geblieben ist: Das Subjekt ist also die Person Mariens und nicht einfach nur ihre Seele.2313 In diesem Punkt korrigierte man in der Endversion bewusst die von Alexander VII. erarbeitete Formel, in der die Vorherbewahrung von der Erbsünde lediglich auf die Seele und nicht auf die gesamte Person Mariens bezogen war. Diese Korrektur geht auf nur wenige Tage vor der Dogmaverkündigung zurück und wurde, wie schon erwähnt, von Kard. G. Pecci und Msgr. Bruni eingebracht, von Pius IX. persönlich geprüft und angenommen und erschien erstmals in der Endversion.2314 Die Tatsache, dass diese bedeutungsvolle Abänderung erst in allerletzter Minute vorgenommen wurde, erklärt auch, warum in dem anlässlich der bevorstehenden Dogmatisierung von Kard. Patrizi verfassten Invito Sacro noch von der Seele Mariens gesprochen wurde.2315 Indem Pius IX. die Vorherbewahrung Mariens von jedem Makel der Erbsünde auf ihre Person und nicht nur auf ihre Seele bezog, überwand er geschickt jede unglückliche Unterscheidung zwischen der Seele und der Person Mariens und überging zudem auch – wie sofort gezeigt wird – die lang diskutierte und ungeklärte Frage über den Zeitpunkt der Eingießung der Seele in den Körper.
4.2.2. Der Zeitpunkt der Vorherbewahrung Bezüglich der Bestimmung des Zeitpunkts der Vorherbewahrung Mariens heißt es in der Definierungsformel »in primo instanti suae Conceptionis«. Pius IX. führte diese Formulierung neu in die Revision des achten Schemas der Bulle ein,2316 weil sie mit Klarheit festlegt, dass Maria in keinem noch so kurzen Moment mit der Sünde in Kontakt gekommen ist.2317 Auf diese Weise konnte man 2313 Vgl. Alfaro, 262 f; Sauras E.: Contenido doctrinal del Misterio de la Inmaculada, in EstMar 14 (1954) 19 – 23; Perrella, S.M.: L’icona di Maria nell’epoca moderna e postmoderna. Dalla mariologia nel circuito dell’ »amplificatio barocca« alla mariologia »storico-salifica e interdisciplinare« del Post-Vaticano II, in L’Immacolata Madre, 215. 2314 Vgl. Alfaro, 262; Gordillo, 336 f. Dazu: oben II. Teil, Kap. 3.4.5. 2315 »(…) sar fede, che per i meriti di Ges¾ Cristo la sua bell’anima fu preservata dalla colpa di origine.« (Sardi 2, 405.) 2316 Vgl. ivi., 274.312. 2317 Damit beendete Pius die von einigen Thomisten eingeführte Unterscheidung zwischen dem »ersten« und »zweiten« Augenblick der Empfängnis, nachdem Maria im ersten Moment befleckt und nur im zweiten geheiligt wurde. (Vgl. Ineff., 601 f.616; Thomas v. Aquin: Commentum in tertium librum Sententiarum, d. 3, q. 1, a. 1.) In diesem Punkt folgte der Papst der Theorie Duns Scotus’, der das Unbeflecktsein Mariens schon im ersten
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ebenfalls das Problem des Beginns der Existenz Mariens umgehen und alle problematischen Unterscheidungen zwischen aktiver und passiver Empfängnis oder auch zwischen Schöpfung und Eingießung der Seele vermeiden – alles Theorien, die von einigen Theologenkonsultoren und Eminenzen vertreten wurden.2318 Wie gesagt, wurde auch dieser Punkt erst in letzter Minute umgeändert. Bis zum achten Schema hieß es noch »cum primum fuit creata, et in suum corpus infusa«.2319 Die neue Formel »in primo instanti suae Conceptionis« gab präzise den allgemein verbreiteten Glauben wieder, dass Maria in keinem Moment ihrer Existenz mit der Sünde in Berührung gekommen ist. Mit dieser neuen Formulierung griff man teilweise die von Alexander VII. verwendete Formel »in primo instanti creationis« auf, ohne jedoch die von ihm verwendete Unterscheidung zwischen dem Moment der Schöpfung und der Eingießung der Seele zu übernehmen (»atque infusionis in corpus«).2320 Mit dieser Wortwahl beendete Pius IX. den jahrhundertlangen Streit zwischen Immaculisten und Maculisten, die darüber diskutierten, ob Maria wirklich nicht den geringsten Moment oder zumindest doch einen, wenn auch noch so kleinen, Augenblick mit der Ursünde in Berührung gekommen ist. Andere Fragen blieben aber auch in der Definierungsformel vollkommen ungeklärt: Es blieb weiterhin offen, welches der erste Augenblick der Existenz der Person Mariens war, in welchem Verhältnis dieser erste Augenblick zu der biologischen Zeugung Mariens stand und in welchem Moment die Seele in den Körper eingegossen wurde. Pius IX. definierte einzig, dass Maria vom ersten Augenblick ihrer Existenz an von der Erbsünde unberührt geblieben ist und vermied bewusst alle noch ungeklärten Fragen bezüglich der näheren Umstände.2321
4.2.3. Das Objekt der Definierungsformel: die Vorherbewahrung vor der Erbsünde In der Definierungsformel heißt es, dass Maria vom ersten Augenblick ihrer Existenz an von der Erbsünde bewahrt wurde (»ab omni originalis culpae labe«). Als Erstes ist festzuhalten, dass Pius IX. – gleich seinen Vorgängern Sixtus IV. und Alexander VII. – nicht vorhatte, das Wesen der Erbsünde zu beschreiben.
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Moment ihrer Existenz ansetzte. (Vgl. Scotus, Johannes Duns: Ordinatio Liber Tertius, in Idem: Doctoris Subtilis et Mariani Ioannis Duns Scoti Ordinis Fratrum Minorum Ordinatio [= Ioannis Duns Scoti Doctoris Subtilis et Mariani opera omnia 19], Civitas Vaticana 2006, d. 3, q. 1, 181 – 1891.) Dazu: Söll: Mariologie, 176; Cecchin: La definizione dogmatica, 419. Vgl. Alfaro, 263. Vgl. Sardi 2, 38.87.116.140.166.192.274. Vgl. DH 2015; Alfaro, 263. Vgl. ivi.
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Das bedeutet, dass man unter diesem Terminus genau das zu verstehen hat, was das vorherige Lehramt, insbesondere das Konzil von Trient, schon festgelegt hatte.2322 Die feierliche Definierung der Erbsündenlosigkeit stützt sich also auf die sichere Lehraussage des Trienter Konzils, das explizit Maria im Dekret über die Erbsünde ausgeschlossen hatte.2323 Pius IX. wollte die Immaculata Conceptio ausdrücklich durch ihren negativen Aspekt, die Erbsündenlosigkeit, definieren, ohne dabei ein Wort über den Stand ihrer Heiligkeit zu äußern.2324 Die in der Bulle und zuvor schon in der Sollicitudo verwendete Formulierung »singulari Omnipotentis Dei gratia«, ist mit dem Terminus Privileg gleichzusetzen und bezieht sich somit nicht auf die heiligmachende Gnade.2325 – Hier ist noch ergänzend zu sagen, dass auch nicht definiert ist, ob es sich um ein einmaliges und exklusives Privileg handelt, da das Adjektiv »singulari« einen unbestimmten und vagen Charakter beibehält.2326 – Die negative Definierung impliziert jedoch gleichzeitig auch eine positive Aussage über die Heiligkeit Mariens – ein Thema, das in allen dem Dogma vorangehenden Dokumenten sowie bei allen Theologen, die es in irgendeiner Weise beeinflusst haben, ein fester Bestandteil war : Die oben erwähnten, von Sixtus IV. approbierten Offizien von Nogarolis und Busto, die Bulle Sollicitudo Alexanders VII., die Stimmen aller Theologenkonsultoren, die acht Schemen der Definierungsbulle sowie der offizielle Text der Ineffabilis Deus, das Protokoll der apostolischen Protonotare und später das neue, von Pius IX. approbierte Offizium verbanden immer aufs engste Mariens Immunität vom Makel der Erbsünde mit ihrer Heiligkeit – praktisch als Kehrseite ein und der selben Me-
2322 Vgl. DH 1510 – 1516. Dazu: Hauke, M.: Die Unbefleckte Empfängnis Mariens und die Neuformulierungen der Erbsündenlehre. Ein Beispiel für die kritische Funktion der Mariologie, in Sedes Sapientiæ 9/1 (2005) 7 f. 2323 »Dasselbe heilige Konzil erklärt jedoch, dass es nicht in seiner Absicht liegt, in diesem Dekret, wo über die Ursünde gehandelt wird, die selige Jungfrau und Gottesgebärerin Maria miteinzubegreifen.« (DH 1516.) Mehr über die Präsenz des Immaculata-Geheimnisses im Konzil von Trient: Olazaran, J.: El dogma de la Immaculada Conceptiûn en el concilio de Trento, in Est. Ecl. 20 (1946) 105 – 154, bes. 152 – 154. 2324 Vgl. Porczak, 45. Dazu: Sauras, 34 – 52: In diesem Artikel beleuchtet der Autor besonders den positiven Aspekt des Marienprivilegs: Existenz, Maß und Art der von ihr im ersten Moment empfangenden heiligmachenden Gnade, der Wert der heiligmachenden Handlung Christi sowie die Art der Präservation und Erlösungstat mit der Christus Maria heiligte. 2325 Vgl. Alfaro, 264. Sauras betont in seinem Artikel, dass in der Vergangenheit mehr der negative (Erbsündenfreiheit) als der positive (Gnadenfülle) Aspekt des Immaculata-Privilegs studiert wurde, obwohl Letzterer der zentralere sei. Mariens Gnadenfülle führt er vor allem auf ihre innere Verbundenheit mit ihrem göttlichen Sohn zurück. Sauras fragt sich, ob die Erbsündenlosigkeit der Gnade vorausging oder folgte und plädiert für die zweite Version. (Vgl. Sauras, 10 – 19.23, bes. 15.17 f.23 f.) 2326 Vgl. Porczak, 46; Perrella: Piet, 165 f.
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daille.2327 Von daher kann man sagen, dass der Besitz der positiven Heiligkeit im ersten Moment ihrer Existenz nicht nur als proxima fidei zu bezeichnen ist, sondern vielmehr implizit ein Teil der dogmatischen Definition darstellt. Genau genommen war diese Definition auch nicht mehr nötig, da man sich auf die Definition der Erbsünde vom Konzil von Orange sowie dem von Trient berufen konnte, in denen die Sünde als »Tod der Seele« (»mors animae«) erklärt wurde:2328 Mit der Definierung des Freiseins von der Erbsünde und somit vom Tod der Seele ist implizit der Besitz der Heiligmachenden Gnade gleich vom Beginn der Existenz Mariens im Mutterleib an dogmatisch festgelegt.2329 In der Definierungsformel spricht man Maria frei von jedem (»omni«) Makel der Erbsünde, ohne dabei auf die Erbsündenfolgen selber einzugehen.2330 Im Konkretfall bedeutet dies, dass die Formulierung – wie bereits angedeutet – vor allem nicht das umstrittene Thema des Freiseins von der Konkupiszenz mit einschließt. Auch wenn Pius IX. die Definitionsformel von Alexander VII. um das Wort »jedem« erweiterte (»ab omni originalis culpae labe«), schließt die dogmatische Definition der Immunität von der Erbsünde keineswegs die Definierung der Immunität von den Folgen der Erbsünde ein. Es ist noch festzuhalten, dass Pius lediglich das Freisein von der Erbsünde, nicht aber von der persönlichen Sünde definierte; diese Tatsache gehörte nämlich bereits zur allgemeinen Lehrverkündigung der Kirche.2331
4.2.4. Die Bedeutung des Terminus »praeservatam« In der Definierungsformel wird das Freisein Mariens von jedem Makel der Erbsünde als Vorherbewahrung (»praeservatam«) qualifiziert. Mit dieser Spezifizierung unterschied man Mariens Privileg klar von der Heiligung Jeremias und von der Johannes’ des Täufers im Mutterschoss und erst recht von unserer Befreiung durch die Taufe.2332 Doch was genau wollte man mit dem Begriff »praeservatam« aussagen? Bei der Vorherbewahrung Mariens handelt es sich um eine wahre Erlösung, die sich von der unseren durch ihre Vollkommenheit auszeichnet.2333 Schon in der von Nogarolis verfassten Kollekte wird die Vor2327 Vgl. Alfaro, 242 – 248.264 f; DH 2017; Ineff., 598 f; Sardi 2, bes. 22.69.77 – 80.104.125.151.177.259.301. 2328 Vgl. DH 372.1512. 2329 Vgl. Alfaro, 265. 2330 Vgl. ivi., 265 f. Vgl. dagegen Sauras, 32: Er geht davon aus, dass das Erbsündenfreisein auch das Bewahrtsein von den Erbsündenkonsequenzen mit einschließt. 2331 Vgl. DH 1573. Dazu: Hauke: Die Unbefleckte Empfängnis Mariens, 8. 2332 Vgl. Söll: Mariologie, 165.193; Sauras, 16.31. 2333 Vgl. Aperribay, B.: La redenciûn preservativa en la bula »Ineffabilis«, in EstFranc 55 (1954) 84.91.
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herbewahrung in Verbindung mit dem Tod Christi gesetzt; nichts anderes steht im Abschnitt »Omnes…norunt« in der Definitionsbulle.2334 Die Vorherbewahrung kommt also der Erlösung gleich; jedoch ist nicht die Identität der beiden definiert, sondern lediglich ausgesagt, dass Maria durch die Verdienste Christi bewahrt geblieben ist.2335 Wollte man nun diesen Terminus »praeservatam« im weiteren Sinne verstanden wissen und damit einzig die totale Immunität Mariens von der Erbsünde vom ersten Augenblick ihrer Existenz ausdrücken, d. h. die einfache Tatsacher des »Nicht-Betroffenseins«2336 (des »Nicht-Berührtseins« oder der »Nicht-Zuziehung«)? Oder wollte man diesen Terminus im eigentlichen Sinne des Wortes verstanden wissen und damit die Idee des »Nicht-Betroffenseins« (der »NichtZuziehung«) mit der Idee des Vorherbewahrtseins vervollständigen, d. h. nicht nur die Erbsündenlosigkeit als solche, sondern auch ihre Art und Weise – durch Vorherbewahrung von derselben – definieren?2337 Schon die Offizien von Nogarolis und Busto beschrieben die Immaculata Conceptio nicht nur als einfache »Nicht-Zuziehung« der Erbsünde, sondern als wirkliche Vorherbewahrung von derselben, in die Maria andernfalls »hineingefallen« wäre, d. h. sie hätte sich ihr nicht entziehen können: Demnach wurde dort das Nicht-Vorhandensein der Erbsünde in Maria als eine tatsächliche Erlösung Mariens durch Christus verstanden, da es sich um eine wirkliche Vorherbewahrung handelte.2338 Untersucht man die in der Sollicitudo benutzten Formeln (besonders eine davon beeinflusste beträchtlich die Definierungsformel), kommt man auf das gleiche Ergebnis, da auch dort der Terminus »praeservatam« im eigentlichen Sinn verwendet wurde.2339 Ebenso betrachteten die Theologenkonsultoren fast einstimmig die Unbefleckte Empfängnis Mariens als echte Vorherbewahrung von der Erbsünde und verstanden Maria demzufolge als von Christus Erlöste (Vorhererlöste). Es gab jedoch auch andere Meinungen: Der Theologenkonsultor Tonini vermied z. B. in seinem Votum den Terminus »praeservatam« und bestand bewusst auf den Begriff »zuziehen« (contrarre) bzw. »Nicht-Zuziehung« (noncontrazione).2340 Obschon überzeugt, dass Maria in keinem Augenblick ihrer Existenz mit der Erbsünde in Kontakt gekommen ist, wollte er – wie auch Msgr. 2334 Vgl. Missale Romanum – ad usum Fratrum Minorum (1860), 303; Ineff., 605. Dazu: Aperribay, 83 f. 2335 Vgl. Ineff., 616; Aperribay, 78.85 f.90. 2336 Vgl. Söll: Mariologie, 193. 2337 Diese Intuition der »praeservatio« und »praeredemptio« stammt bekanntlich von Duns Scotus. (Vgl. Söll: Mariologie, 174 – 177.) Dazu: oben II. Teil, Kap. 1.2. 2338 Vgl. Alfaro, 267. 2339 Vgl. Ineff., 602; Alfaro, 267. 2340 Vgl. Sardi 1, 580 – 590, bes. 582.585.
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Cannella – nicht von einer »Vorherbewahrung« sprechen.2341 Die beiden vertraten somit die Meinung, dass man die Unbefleckte Empfängnis definieren könne, ohne sich dabei festlegen zu müssen, ob es sich um eine Vorherbewahrung handelt.2342 Der Theologe Biancheri forderte in einer langen Reflexion sogar, dass die Immaculata Conceptio nicht als »Vorherbewahrung« vor der Erbsünde definiert werden dürfe, da allein schon die Idee eines eventuellen Beflecktseins einen Schatten auf die Empfängnis Mariens werfen würde.2343 Auch das erste, von Perrone erarbeitete Schema vermied (ähnlich wie Tonini und Cannella) diesen Begriff und schlug vor, die Immunität von der Ursünde zu definieren, ohne dabei auf den Aspekt des »praeservatam« einzugehen.2344 Die gleiche Idee wurde im vierten Schema Sapientissimus wieder aufgegriffen, wo man erneut die Benutzung des Terminus »praeservatam« unterließ.2345 Betrachtet man die verschiedenen Argumente pro und contra, wird klar, dass die Verwendung des Begriffs »praeservatam« in der Definierungsformel bewusst von Pius IX. beibehalten wurde. Mehr noch, es scheint, dass Pius IX. der Auffassung war, dass man die Unbefleckte Empfängnis Mariens nicht ohne deren Vorherbewahrungs-Charakter hätte definieren können. Ganz in dieser Linie steht ebenso der Abschnitt »Omnes…norunt« in der Bulle Ineffabilis Deus. Dieser Abschnitt gibt nicht nur fast wortwörtlich die Definierungsformel wieder, sondern zieht außerdem eine eindeutige Verbindung zwischen der Vorherbewahrung Mariens von der Erbsünde und ihrer Erlösung: Maria wurde von der Erbsünde bewahrt und deshalb (»idcirco«) von Christus erlöst.2346 Aufgrund all dieser Argumente kann man eindeutig folgern, dass der Terminus »praeservatam« wirklich und wahrhaftig im eigentlichen Sinne des Wortes zu verstehen ist: Das bedeutet, dass zumindest die Möglichkeit des Erbsündigwerdens für Maria bestanden hat, da man andernfalls nicht von einer Vorherbewahrung im eigentlichen Sinne des Wortes sprechen könnte. Dieses Verständnis des Begriffs »praeservatam« ist somit auch für die debitum-Frage von Relevanz: Auch wenn dieses Problem – wie später noch gezeigt wird – bewusst nicht behandelt wurde, enthält die Definierungsbulle eine indirekte Antwort auf diese Frage.2347
2341 2342 2343 2344 2345 2346
Vgl. ivi., 607 – 618, bes. 616 f. Vgl. Alfaro, 267. Vgl. Sardi 1, bes. 529 – 532; Alfaro, 268. Vgl. Sardi 2, 38. Vgl. ivi., 116. In dem Abschnitt heißt es: »Omnes…norunt… [dass Maria] ob praevisa Christi Domini Redemptoris merita nunquam originali subiacuisse peccato, sed praeservatam omnino fuisse ab originis labe, et idcirco sublimiori modo redemptam.« (Ineff., 605. Dazu: Alfaro, 268.) 2347 Vgl. unten II. Teil, Kap. 4.3.6.
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4.2.5. Die »causa efficiens« des Marienprivilegs In der Definierungsformel heißt es, dass Maria »im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers des menschlichen Geschlechtes« (»intuitu meritorum Christi Iesu Salvatoris humani generis«) von der Erbsünde bewahrt geblieben ist.2348 Diese Ausdrucksform lässt vor allem zwei Fragen aufkommen: 1. Welche Funktion schrieb man den Verdiensten Christi in der Vorherbewahrung Mariens von der Erbsünde zu? 2. Wurde nun definiert, dass Maria durch Christus erlöst wurde? Zunächst die erste Frage: Bezüglich der soeben zitierten Formulierung »intuitu meritorum« habe ich oben schon erwähnt, dass Pius IX. ganz bewusst diese Formulierung beibehalten hat, obwohl Kard. Corsi in seiner Petition explizit die weniger anspruchsvolle Formulierung »intuitu divinae maternitatis« eingefordert hatte.2349 Bei dieser Petition handelte es sich jedoch um eine Einzelstimme, denn die in der Definitionsformel gewählte Formulierung taucht fasst wortwörtlich in allen acht Schemen auf und war folglich allgemein anerkannt.2350 Während des Vorbereitungsprozesses gab man den Worten »intuitu meritorum Christi« eine eindeutige Interpretation, indem man darunter einen wahren Einfluss der Verdienste Christi in der Vorherbewahrung Mariens von der Ursünde verstand und nicht nur die bloße Befreiung von derselben.2351 Diesen Einfluss erkannte man als so real, dass im Abschnitt »Omnes…norunt«, aufgrund der Vorherbewahrung Mariens, Christus als ihr Erlöser dargestellt wurde.2352 Somit hat der Satz »intuitu meritorum Christi« die gleiche Bedeutung wie der vom Trienter Konzil verwendete Ausdruck »causa meritoria« und steht damit voll mit der tridentinischen Lehre im Einklang, nach der Christus uns durch sein Leiden am Kreuz Rechtfertigung verdient und Genugtuung geleistet hat.2353 Wenn die Definierungsformel klar die Erlösung Mariens durch die Ver2348 2349 2350 2351 2352
Ineff. (dt.), 35; Ineff., 616. Vgl. Sardi 2, 283. Dazu: oben II. Teil, Kap. 3.4.5. Vgl. Sardi 2, 38.76.87 f.116.140.166.192.274.312. Dazu: Alfaro, 269. Vgl. Sauras, 30. Auch wenn in diesem Punkt Duns Scotus ungenannt bleibt, ist seine Doktrin doch ganz klar zu erkennen: Er erklärte: »Quia nobilius est remittere alicui culpam ipsum praeservando ne insit, quam permittere offensam inesse et eam postea remittere.« (Scotus, J. Duns: Doctoris Subtilis et Mariani B. Ioannis Duns Scoti Ordinis Fratrum Minorum Lectura in librum tertium Sententiarum [= Ioannis Duns Scoti Doctoris Subtilis et Mariani opera omnia 20], Civitas Vaticana 2003, d. 3, q. 1, 126.) Aus diesem Grund – so Scotus – wollte Christus, dass Maria aufgrund der Verdienste seiner – von der Dreifaltigkeit vorherbestimmten – Passion, von aller Sünde bewahrt bliebe. Dazu: Cecchin: La definizione dogmatica, 421 f; Söll: Mariologie, 175 – 177: In vier Punkten fasst Söll die Verdienste Duns Scotus’ zusammen; u. a. lobt er, dieser habe es geschafft, dass das ImmaculataDogma nicht von der Christologie bzw. der Soteriologie gelöst wird. 2353 Vgl. DH 1529.
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dienste Christi behauptet, spezifiziert sie jedoch weder, durch welche seiner Verdienste sie erlöst wurde, noch geht sie darauf ein, dass Maria durch die Verdienste Christi vermehrte Gnade gewährt wurde.2354 Die zweite Frage möchte klären, ob man nun eigentlich die Erlösung Mariens durch Christus definiert hat.2355 Natürlich könnte man sagen, dass die Erlösung Mariens durch Christus implizit, nämlich durch die Definierung ihrer Vorherbewahrung aufgrund der Verdienste Christi, definiert worden ist. Kann man das aber wirklich daraus schließen? Wie schon gesagt, scheint die Dogma-Entwicklung einige günstige Anzeichen für diese Auslegung zu geben: Die Offizien von Nogarolis und Busto identifizieren die Erlösung Mariens mit ihrer Vorherbewahrung, fast alle Theologenkonsultoren beschrieben die Unbefleckte Empfängnis als Erlösung durch Vorherbewahrung (»redenzione preservativa«), der mehrfach genannte Abschnitt »Omnes…norunt« verbindet die Vorherbewahrung Mariens mit ihrer Erlösung, wobei diese von der Erlösung von allen anderen Menschen abgehoben wurde.2356 Andererseits gibt es jedoch auch genügend Argumente, die eine gegenteilige Konklusion zulassen: Pius IX. hat die Immaculata Conceptio nicht ausdrücklich als Erlösung Mariens definiert und beabsichtigte das auch nicht. Nach der Analyse von Alfaro wollte anscheinend auch Alexander VII. in seinem Breve Sollicitudo die Erlösung Mariens nicht explizit behaupten, auch wenn er von »Christus, dem Erlöser des menschlichen Geschlechtes« sprach.2357 Die Theologen bejahten zwar allgemein Mariens Erlösung, sahen dieses Faktum jedoch nicht als einen wesentlichen Bestandteil der Definierungsformel, sondern vielmehr als logische Schlussfolgerung von Mariens Vorherbewahrung.2358 Und schließlich beschreibt auch der Abschnitt »Omnes…norunt« die Erlösung Mariens als logische Schlussfolgerung (»idcirco«) ihrer Vorherbewahrung vor der Erbsünde und nicht als damit identisch.2359 Ein zusätzliches Gegenargument besteht in der Tatsache, dass Pius IX. bei der Zitierung aus dem Breve Sollicitudo den Terminus »Redemptoris« ganz bewusst herausnehmen und ihn mit dem weiteren Begriff »Salvatoris« ersetzen ließ.2360 Gerade dieses letzte Faktum begünstigt die Interpretation, dass Pius IX. nicht unbedingt die Erlösung Mariens definieren wollte.2361 2354 Vgl. Sauras, 30: Der Autor geht besonders auf den Aspekt der Erhöhung (»aspecto elevador«) Mariens ein. 2355 Vgl. Alfaro, 270; Saurus, 46. 2356 Vgl. Ineff., 605; Alfaro, 270; Saurus, 35.38.42. 2357 Vgl. Alfaro, 207 – 216, bes. 215; DH 2015. 2358 Vgl. Alfaro, 270. 2359 Vgl. Ineff., 605. 2360 Vgl. Sardi 2, 312; Alfaro, 270 f. 2361 Vgl. ivi., 271.
Analyse der Definierungsformel
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Betrachtet man all diese Argumente pro und contra, kommt man zu dem Resultat, dass Pius IX. nicht vorhatte, die Erlösung (oder besser Vorhererlösung) Mariens auch nur implizit zu definieren.2362 Wollte man aber nach dieser Analyse die Erlösung Mariens theologisch bestimmen, wäre die Qualifikation proxima fidei am angebrachtesten, besonders wenn man den Abschnitt »Omnes…norunt« und das von Papst Mastai herausgegebene Offizium berücksichtigt.2363 Das bedeutet, dass im Immaculata-Privileg Christus nicht als Mariens Erlöser ausgeschlossen, sondern vielmehr seine Rolle als universeller Erlöser bestätigt und hervorgehoben wird. Zusammenfassend kann man sagen, dass Pius IX. zwar eine enge Verbindung zwischen der dogmatisch definierten Vorherbewahrung Mariens und den Verdiensten Christi sowie seiner Erlösung lehrte, es aber vermied, die Vorherbewahrung Mariens als Vorhererlösung durch Christus zu definieren.2364
4.2.6. Die Bedeutung des Terminus »privilegio« Die Unbefleckte Empfängnis Mariens ist in der Definierungsformel als »besondere Gnade und Auszeichnung« (»singulari omnipotentis Dei gratia et privilegio«) beschrieben.2365 Wie aber muss man den Terminus »privilegio« verstehen? Ist er im engen Sinne – als Ausnahme von einem Gesetz, dem Maria hätte unterstehen müssen – zu verstehen oder im weiteren Sinne als besonderer Vorzug (prerogativa) oder als einzigartige Gunst (favore), die nur Maria gewährt wurde und keinem anderen Nachkommen Adams? Die Formulierungen der Sollicitudo, die die Bulle Ineffabilis Deus inspirierten, benutzten den Terminus »privilegio« in seinem weiteren Sinne als Vorzug und Gunst.2366 In den Voten der Theologenkonsultoren lässt sich keine einförmige Interpretation des Begriffs finden:2367 Für viele – auch für die Verteidiger des debitums – hat der Terminus »Privileg« die gleiche Bedeutung wie »Vorzug«. Das schon zitierte Dokument Breve esposizione benutzte die beiden Wörter ebenso, ohne einen Unterschied zu machen.2368 Noch wichtiger aber : Alle Schemen und die Bulle selbst verwenden die Begriffe »Privileg« und »Vorrecht« 2362 Vgl. Perrella: L’icona di Maria nell’epoca moderna e post-moderna, 216. 2363 Vgl. Breviarium Romanum, 770. Dazu: unten II. Teil, Kap. 5.2. Explizit befindet sich diese Aussage bei Pius XII., der 1954 in der Enzyklika Fulgens corona ausdrücklich erklärt, dass »Christus, der Herr, gewissermaßen in vollkommenster Weise seine göttliche Mutter tatsächlich (und im Voraus) erlöst hat.« (DH 3909.) 2364 Vgl. Alfaro, 271; Bachelet: Immacul¦e Conception, 847. 2365 Vgl. Ineff., 616. 2366 Vgl. DH 2015 – 2017; Alfaro, 273. 2367 Dazu die von Alfaro präsentierte Analyse der Voten: ivi., 221 – 232. 2368 Vgl. Sardi 1, 791 – 838.
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ohne inhaltliche Differenzierung.2369 Die Tatsache, dass die Definitionsformel und die gesamte Bulle von der debitum-Frage abgesehen hat, lässt darauf schließen, dass man keinesfalls die Existenz eines Gesetzes oder die vorhergehende Notwendigkeit behaupten wollte, nach der Maria sich die Sünde hätte zuziehen müssen, wenn sie nicht aufgrund einer Ausnahme von diesem Gesetz (Privileg im engeren Sinn des Wortes) befreit worden wäre. Schließlich sprach Pius IX. selber, gleich am Tag nach der Dogmaverkündigung, in Bezug auf dieses Geheimnis von einem Privileg im Sinne einer Gunst, die keinem anderen im Menschengeschlecht gewährt wurde.2370 Fast man alle diese Indizien zusammen, kommt man zu dem sicheren Ergebnis, dass der in der Definitionsformel benutzte Terminus »Privileg« im weiteren und unbestimmten Sinne als Gnade und einzigartige Gunst zu verstehen ist, die nur Maria vorbehalten wurde und keinem anderen.2371
4.2.7. Der Offenbarungscharakter des Marienprivilegs Alle acht Entwürfe einschließlich der Endversion behaupten einmütig, dass die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis von Gott geoffenbart (»esse a Deo revelatam«) worden ist und aus diesem Grund eben als Dogma der Kirche verkündet werden kann.2372 Hinsichtlich des Modus – ob es sich um einen impliziten oder expliziten Offenbarungscharakter handelt – wurden sich die Konsultoren jedoch nicht einig.2373 Im ersten, von Perrone verfassten Schema Deus omnipotens behauptete der Theologe, die Lehre von der Immaculata Conceptio sei schon in den ersten drei Jahrhunderten – genauer gesagt in der vor-nizänischen Epoche – explizit gewesen und somit Teil der beständigen Tradition.2374 Diese seine Behauptung der ununterbrochenen Tradition (»constantem fuisse«) tauchte bis einschließlich des siebten Schemas in der Definierungsformel auf,2375 obwohl der Großteil aller Theologenkonsultoren die These einer impliziten Offenbarung vertraten.2376 Tatsächlich hatten diesbezüglich schon immer Zweifel bestanden, die erst im Laufe der Zeit geklärt werden 2369 2370 2371 2372 2373 2374
Vgl. dazu: Alfaro, 273. Vgl. Pius IX: Singulari quadam (9. 12. 1854) All., in APN I/1, 630. Vgl. Alfaro, 274. Vgl. Ineff., 616. Dazu: Bachelet: Immacul¦e Conception, 1208. Vgl. Bertetto: Le prove del domma, 598. Vgl. Sardi 2, bes. 25 f.38. In den Voten der Konsultoren wurden die Argumente von Perrone gleich wiederlegt. (Vgl. ivi., 40 – 44; Bertetto: Pio IX e la definizione, 245 f.) 2375 Vgl. Sardi 2, 88.116.140.166.192; Bertetto: Le prove del domma, 598. Einzig im zweiten Schema erscheint nicht diese Formulierung. (Vgl. Sardi 2, 69.) 2376 So sprach sich z. B. der Erzbischof von Baltimore für eine implizite Offenbarung aus. (Vgl. ivi., 231.)
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konnten. Hätte es sich nämlich wirklich um eine explizite Offenbarung gehandelt, dann hätte es keinen Grund für die jahrhundertlange Auseinandersetzung zwischen den Immaculisten und Maculisten gegeben, und noch weniger hätte das Lehramt wiederholt eingreifen müssen, um die Auseinandersetzungen zu schlichten und die gegenseitige Verketzerung zu verbieten.2377 Trotz dieser starken Argumente wollte man sich in der Definierungsformel jedoch bewusst nicht festlegen, wo und wie diese Doktrin in der Offenbarung enthalten sei, und beschränkte sich auf die globale Behauptung einer göttlichen Offenbarung der Lehre.2378
4.3. Ein Kurzkommentar über die Bulle Ineffabilis Deus In den hier nun folgenden Seiten sollen wesentliche Elemente der Bulle in ihrem theologisch-geschichtlichen Kontext synthetisch dargestellt werden. Dabei interessieren vor allem jene Argumente, die mit dem Inhalt der Definierungsbulle, mit der Art der Verkündigung, dem Ziel des Dogmas sowie mit den in der Bulle unbehandelten Themen in Verbindung stehen.
4.3.1. Die Schriftargumentation Die Person Mariens taucht ganz konkret in der Hl. Schrift auf: Sie ist von den Propheten im Alten Testament angekündet und erscheint als Schlüsselfigur im Neuen Testament. Aber von der Vorherbewahrung Mariens von der Erbsünde spricht die Bibel zumindest explizit nicht; das wurde jedoch allgemein eher als stillschweigende Zustimmung (consentire) und weniger als ein Widerspruch empfunden.2379 Die katholische Kirche war sich immer bewusst, dass der Hl. 2377 Vgl. Söll: Mariologie, bes. 177 – 193; DH 1425 f.2016. 2378 Vgl. Ineff., 616; Sardi 2, 313; Bertetto: Pio IX e la definizione, 245. Idem: Le prove del domma, 586.598 f. Auch heute ist diese Frage noch nicht gelöst: Lennerz schließt aus der Definitionsformel, dass es sich nicht um eine einfache theologische Deduktion (conclusio theologica), sondern um eine explizite Offenbarung Gottes handelt: »Definitio Immaculate Conceptionis non est definitio alicuius conclusionis theologicae, sed definitio alicuius veritatis a Deo immediate revelatae.« (Lennerz, H.: Duae questiones de Bulla »Ineffabilis Deus«, in Gr 24 [1943] 366.) Laurentin hingegen präsentiert diesen Punkt als einen von denen, die die Bulle nicht beantwortet und stellt sich auf die Seite des Erzbischofs von Baltimore, der – wie gesehen – nicht von einer expliziten Offenbarung ausging. (Vgl. Laurentin: L’action, 87.) Alfaro zieht es vor, dieses Problem nicht weiter zu vertiefen, da es zuerst noch gründlich studiert werden müsse. (Vgl. Alfaro, 201 f.) Martina beschränkt sich auf eine kurze Beschreibung des Problems, samt deren verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten. (Vgl. Martina 2, 279 f.) 2379 Vgl. Söll: Mariologie, 177.
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Geist – der die Aufgabe hat, »in die ganze Wahrheit einzuführen«2380 – Schritt für Schritt auch in den Vollsinn (sensus plenus) der Schrift und deren theologische Schlussfolgerungen (conclusio theologica) einweist und das Glaubensgut aufdeckt, was implizit in ihr enthalten ist.2381 In diesem Bewusstsein hat man nach reiflichem Überlegen den Schriftbeweis für die Unbefleckte Empfängnis Mariens in der von Gott gesetzten Feindschaft zwischen der Frau und der Schlange (Gen 3, 15), dem Engelgruß (Lk 1, 28) und den Worten Elisabeths (Lk 1, 42) gesehen.2382 Auf diese Schriftstellen gestützt, konnte Pius IX. zu Recht sagen, dass »diese Lehre von Gott stamme und im Glaubensgut der göttlichen Offenbarung enthalten sei«.2383 Die soeben genannten lukanischen Schriftstellen stehen im direkten Zusammenhang mit der Menschwerdung Christi und somit mit dem Geheimnis der Gottesmutterschaft Mariens. Im Hinblick auf diese Auserwählung erhielt Maria außergewöhnliche Gnaden, die ihre einzigartige Heiligkeit ausmachen.2384 Pius IX. hat – gleich den Traditionszeugen – in der Erwählung Mariens zur Gottesmutter implizit ihre Vorherbewahrung von der Erbsünde gesehen.2385 Mit anderen Worten ist die Gottesmutterschaft Mariens der Konvenienzgrund ihres Erbsündenfreiseins. So schrieb er in der Ineffabilis Deus: »Darum wählte und bestimmte Gott von Anfang an und vor aller Zeit für seinen eingeborenen Sohn eine Mutter, aus der in der seligen Fülle der Zeit sein Sohn als Mensch geboren werden sollte (…). So wunderbar begnadete er sie, dass sie allzeit frei blieb von jeder Makel der Sünde und strahlend von Schönheit und Vollkommenheit eine solche Fülle von Reinheit und Heiligkeit besaß.«2386 Die Darstellung der marianischen Schriftstellen sowie der marianischen Typologien und Akkomodationen hat im Fall der Ineffabilis Deus eine besondere Entwicklung erlebt: In den Schemen hieß es noch, dass die Schriftstellen die Immaculata Conceptio »bezeugen«, »ausdrücken« oder »andeuten«; in der 2380 Joh 16, 13. 2381 Vgl. Bartolomei, 300 f. 2382 Vgl. Sardi 1, 796 – 804; Bachelet: Immacul¦e Conception, 1205; Cecchin: La definizione dogmatica, 426 – 429. Es gab vereinzelte Stimmen gegen die Verwendung dieser Schriftstellen, so z. B. Msgr. Tizzani, der nach gründlichem Studium sogar zum Resultat kam, dass in der Hl. Schrift keine Argumente zugunsten, sondern vielmehr gegen die Unbefleckten Empfängnis zu finden seien. (Vgl. Sardi 1, bes. 679 – 682.) Vgl. dagegen: Bertetto: Le prove del domma, bes. 603. 2383 Ineff. (dt.), 22. 2384 Vgl. Gambero, L.: Argomento Patristico nella Lettera Apostolica »Ineffabilis Deus«, in PATH 3 (2004) 398 – 400. 2385 Vgl. Rigley, M.S.: This is the Immaculate Conception, in Eccl. Rev. 99 (1938) 502 f.505; Gambero, 400 f. Die Kirchenväter sprachen zwar nicht von der Befreiung Mariens von der Erbsünde, haben jedoch intuitiv bei der Geburt Mariens in ihr eine Gnadenfülle gesehen. (Vgl. Bartolomei, 301.) 2386 Vgl. Ineff. (dt.), 22.
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Endversion verschwanden diese Ausdrücke vollständig, und man bezog sich einfach auf die Schriftinterpretation der Kirchenlehrer und -schriftsteller. So wurde z. B. das Protoevangelium (Gen 3, 15) in den Entwürfen 3 – 8 – unabhängig von der Exegese der Kirchenväter – als Beweis für die Unbefleckte Empfängnis Mariens verwendet.2387 In der Endredaktion hingegen steht dieser Schriftbeweis nicht mehr für sich, sondern in Verbindung mit der patristischen Interpretation.2388 Diese von Pius IX. gewollte Veränderung hat ihre besondere Bedeutung: Die Bulle sollte nicht aus eigener Autorität heraus eine authentische Exegese der zitierten Schriftstellen bieten. Auch sollte sie sich nicht kategorisch über den Wert der für sich allein genommen Schriftargumentation äußern, d. h. sich losgelöst von der Interpretation der Hl. Tradition einzig auf die Textauslegung (exegesis litteralis) stützen. Die Bulle bezog sich vielmehr bewusst auf die Beweiskraft der Interpretation der Kirchenväter und -schriftsteller, die die genannten Schriftstellen in einer spezifisch marianischen Perspektive gelesen hatten.2389 Diese Darstellungsart in der Bulle ermöglichte den Exegeten und Theologen eine weitere Vertiefung des Themas.2390 Es hat sich aber nicht nur die Art der Argumentation verändert, sondern auch die Auswahl der zu interpretierenden Texte:2391 Wenn man bis zur Versammlung der Sonderkommission am 10. Juli 1852 als Schriftfundament »Ipsa conteret caput tuum« gewählt hatte,2392 verwarf man nun diese Schriftstelle – nicht zuletzt, weil im Originaltext »ipse« und nicht »ipsa« verwendet ist.2393 Hingegen erkannte man, dass das Privileg der Unbefleckten Empfängnis Mariens sehr gut 2387 Vgl. Sardi 2, 77.104.126.152.178.260. Bertetto zeigt den Wandel der Formulierungen auf, in denen man in der Hl. Schrift das Geheimnis der Unbefleckten Empfängnis ausgedrückt, bezeugt, angegeben, ankündigt und bezeichnet sah, bis man letztendlich in der Endversion alle diese Ausdrücke vollständig herausließ und sich ganz auf die Interpretation der Kirchenväter und -schriftsteller berief. (Vgl. Bertetto: Le prove del domma, 604; Idem: Pio IX e la definizione, 244.) 2388 Vgl. Sardi 2, 307. Verschiedene Kardinäle hatten – wenn auch aus verschiedenen Gründen – zu diesem Schritt geraten. (Vgl. z. B.: ivi., 284. 288 – 290. Dazu: Gambero, 388 – 390.) 2389 Vgl. ivi., 394 f. 2390 Vgl. Bertetto: Le prove del domma, 604. 2391 Bertetto stellt nicht nur anschaulich die Entwicklung der Schriftargumente dar, sondern geht auch auf die Rezension Leos XIII., Pius’ X sowie Pius’ XII. ein. (Vgl. Bertetto: Le prove del domma, 605 – 611.) In den Dokumenten taucht nicht der Bezug auf die Frau in der Apokalypse auf (vgl. Offb 12, 1 – 17), ein Bild, das erst später verstärkt aufgegriffen wird. (Vgl. Bertetto: Le prove del domma, 610.) Die in der Bulle aufgelisteten Figuren und Typologien aus dem AT, in denen die Kirchenväter und -schriftsteller das Privileg der Unbefleckten Empfängnis vorgezeichnet sahen, sind einfache Akkomodationen, die die Gedanken der Schriftsteller über das Privileg veranschaulichen, jedoch nicht als Schriftargumentation angesehen werden dürfen. (Vgl. ivi., 611.) 2392 Gen 3, 15. 2393 Vgl. Bertetto: Le prove del domma, 604; Seybold: Unbefleckte Empfängnis, 520; La Bibbia di Gerusalemme, Vicenza 1996, 19: Kommentar zu Gen 3, 15.
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auf die prophetischen Worte »Inimicitias ponam inter te et mulierem et inter semen tuum et semen illius« gestützt werden kann.2394 Die angesprochene Feindschaft bedeutet, dass zwischen Maria und der Schlange nie irgendeine Form eines freundschaftlichen Bandes, wie es die Sünde ist, existiert hat.2395 Bezüglich des Engelsgrußes kam man in der besagten Sitzung überein, dass dieser, für sich allein genommen, nicht das zur Diskussion stehende Privileg beweist, sondern nur in Verbindung mit der Auslegung der Kirchenväter.2396 Das gleiche gilt für den Lobpreis Elisabeths, der inhaltlich den Engelsgruß ergänzt. Beide lukanischen Texte beweisen nach Pius IX. einzig, dass Maria im Besitz einer besonderen Gnade war, die ihr im Hinblick auf ihre göttliche Mutterschaft gewährt wurde. Keine der beiden Textstellen sagten jedoch explizit das Marienprivileg der Unbefleckten Empfängnis Mariens aus.2397
4.3.2. Die Entwicklung der Traditionsbeweisführung In der Bulle Ineffabilis Deus wird die Hl. Überlieferung immer als lebendige, sich in der Zeit weiterentwickelnde Unterweisung der Kirche angesehen. Die Lehre der Immaculata Conceptio besitzt bei den Kirchenvätern und -schriftstellern noch kein klares Fundament; erst im Laufe der Jahrhunderte wird sie immer eindeutiger im Lehramt, in der Liturgie, im Glauben des katholischen Episkopats und der römischen Päpste, bis schließlich allgemein das Bewusstsein erlangt wird, dass es sich um eine von Gott offenbarte Doktrin handelt.2398 Pius IX. forderte in der Endrevision nicht nur die Darstellung der Schriftargumentation mittels der Interpretation der Tradition, sondern befahl ebenso eine allgemeine (»messo in globo«) – d. h. eine nicht detaillierte – Aufstellung aller Traditionsbeweise.2399 Das hatte zur Folge, dass in der Bulle fast alle präzisen Quellenangaben über Personen, Dokumente sowie Daten entfielen und Zitate gestrichen wurden:2400 Mit anderen Worten verzichtete man in der Endversion 2394 2395 2396 2397 2398 2399
Gen 3, 15. Vgl. Sardi 1, 796. Vgl ivi., 797. Vgl. ivi., 799 f. Dazu: Bertetto: Le prove del domma, 608 f. Vgl. ivi., 611. Vgl. Gambero, 390. Vgl. Sardi 2, 300. Pius IX. hatte verlangt, alles in globaler Form zu setzen, wie schon »im ersten Projekt«. (Vgl. ivi.) Diese Indikation ist jedoch alles andere als eindeutig, da das erste Schema – das »erste Projekt« – an ausführlichen Angaben nicht spart. (Vgl. Gambero, 390.) Gordillo bezieht diesen Ausspruch auf das dritte Schema »el primer esquema de Pacifici«. (Vgl. Gordillo, 334.) 2400 So taucht z. B. in der Bulle unzitiert der folgende Gedanke Johannes’ von Damaskus auf: Bei der Geburt Mariens wagte es die Natur nicht, der Frucht der Gnade zuvorzukommen. (Vgl. Johannes v. Damaskus: Homilia in Nativitatem B.M.V., 2, in PG 96, 664; Ineff., 611; Gambero, 401.)
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radikal auf eine detaillierte Auflistung aller Interventionen des Lehramtes2401 sowie auf eine ausführliche Darstellung der Doktrin der Kirchenväter und -schriftsteller.2402 Diese von Pius IX. gewählte Form entspricht natürlich nicht einer historischwissenschaftlichen Abhandlung nach modernen Maßstäben:2403 Die Bulle wurde in einer a-temporalen Perspektive verfasst, in der die Interventionen der Päpste sowie die Lehre der Kirchenlehrer und -schriftsteller einfach zusammengefasst und somit oftmals künstlich harmonisiert und in eine Richtung interpretiert wurden.2404 Mit der Verwendung solch kollektiver Angaben wollte man jedoch keinesfalls den Eindruck erwecken, es handle sich dabei um von allen oder zumindest von der Mehrheit vertretene Meinungen; man wollte lediglich feststellen, dass einige sichere Aussagen in diesem Sinne existierten.2405 Die Enzyklika Ineffabilis Deus überging außerdem alle heiklen Argumente, wie z. B. die zunächst vorsichtige Position der Päpste, die lange Zeit bewusst die ImmaculataFrage offen gehalten hatten, indem sie eine gegenseitige Verketzerung der 2401 Die Interventionen des Lehramtes wurden vom ersten bis zum achten Schema chronologisch angeordnet, besonders ab dem fünften Schema zitierte man alle Dokumente präzise. (Vgl. Sardi 2, 32 – 34.66 – 69.83 f.109 – 111.116.134 – 138.158 – 164.184 – 190.266 – 272.) In der Bulle entfallen schließlich alle Dokumentenangaben, ebenso fehlt im Textköper die namentliche Auflistung der Päpste, die sich für die Immaculata-Verehrung eingesetzt hatten. Pius IX. bezog sich explizit nur noch auf die Schreiben Sixtus’ IV. und Alexanders VII. (Paul V. und Gregor XV. werden in einem langen Zitat genannt) und ging kurz auf die Eingriffe seines Vorgängers Gregors XVI. ein. (Vgl. Ineff., 601 – 603.613.) 2402 Die ersten zwei Entwürfe enthielten zahlreiche Zitate vieler Autoren, die sich indirekt für die Unbefleckte Empfängnis Mariens aussprachen. Namentlich wurden die Autoren im Textkörper zitiert, und die Quellenangaben in den Fußnoten angegeben. (Vgl. Sardi 2, 22 – 37.60 – 68 passim.) Ab dem dritten Schema wurden die Namen im Textkörper durch allgemeine Angaben wie »Patres Ecclesiaeque Scriptores, Doctores«, ersetzt und man begrenzte sich auf genauere Quellenverweise in den Fußnoten. (Vgl. ivi., 78.104.125.128.152.154.177 f.180. 259 f.262.) Im vierten Entwurf wurden alle Zitate im Text sowie die Quellenangaben eliminiert. (Vgl. ivi., 103 – 118, bes. 104 f.) Ab dem fünften bis zum achten Schema erscheinen einzig die Quellenangaben in den Fußnoten. (Vgl. ivi., 126 – 137.151 – 164.177 – 187.259 – 269.) In der Bulle schließlich entfielen alle Angaben, und die Lehre der »Patres, Ecclesiaeque Scriptores« wurde nur noch allgemein präsentiert. (Vgl. ivi., 303.307 f.) Dazu: Bertetto: Pio IX e la definizione, 243 f; Idem: Le prove del domma, 596 f. Im zweiten Artikel zeigt Bertetto auf, dass der in der Bulle in »globo« dargestellte Traditionsbeweis eine solide Dokumentation in der von der Sonderkommission erarbeiteten Synthese besitzt. (Vgl. ivi., 615. Dazu: Sardi 1, 805 – 838.) 2403 Laurentin stellt in seinem Artikel Role of Papal Magisterium kurz und präzise die von Pius IX. verwendete Methodik den Ansprüchen der modernen Geschichtswissenschaftler gegenüber. In diesem Kontext erinnert er, dass der Papst zu seiner Zeit weder die Kenntnisse, noch die wissenschaftlichen Mittel hatte, um die Bulle nach den Maßstäben der heutigen Zeit verfassen zu können. (Vgl. Laurentin: Role of Papal Magisterium, 314 – 318.) 2404 So werden in der Bulle Dokumente als »luculentissime«, »eloquentissimis«, »clare«, »aperte« usw. bezeichnet, obwohl sie es oftmals gar nicht sind. (Vgl. Sardi 2, 302 – 304.307 f. Dazu: Laurentin: Role of Papal Magisterium, 316 f.) 2405 Vgl. Bertetto: Le prove del domma, 613.616.
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Maculisten und Immaculisten wiederholt verbaten. Ebenso überging das Schreiben alle Einwände der Immaculata-Gegner, wie die des hl. Bernard und des hl. Thomas von Aquin oder anderer Vertreter der dominikanischen Schule.2406 Ein Historiker würde selbstverständlich für die Abhandlung eines solchen Themas ganz andere Maßstäbe ansetzen: Er wäre darauf bedacht, eine diachronisch einwandfrei belegte Entwicklung zu präsentieren, bei der besonders die anfänglichen Unklarheiten, die verschiedenen Interpretationen, die langsamen Präzisierungen und die Vorsicht der römischen Päpste eingehend behandelt würden. Pius IX. lag es jedoch nicht daran, die Definitionsbulle im Stil einer geschichtlichen Abhandlung über die Entwicklung der Immaculata-Verehrung im Magisterium und in der Hl. Tradition zu verfassen, und ebenso wenig sollte die Bulle eine reine Dokumentensammlung sein.2407 Es kommt hinzu, dass Papst Mastai noch vor der Entstehung der modernen Geschichtswissenschaft lebte und damit einer Zeit angehörte, in der das Interesse an der historischen Evolution erst in der Entwicklung war.2408 Pius IX. wollte mit der synthetischen Darstellung der Entwicklung der Immaculata-Verehrung in der Hl. Tradition und im Magisterium vielmehr die Kontinuität des Glaubensbewusstseins in der Kirche aufzeigen, umso zu beweisen, dass es sich nicht um eine »Erfindung« eines neuen Dogmas handelt.2409 Tatsächlich heißt es in der Bulle: »Hanc enim doctrinam ab antiquissimis temporibus vigentem ac fidelium animis penitus insitam.«2410 Dem Immaculata-Papst ging es – gemäß dem thomistischen Prinzip »Actus credentis non terminatur ad enuntiabile, sed ad rem« – nicht um die historische Entwicklung, sondern einzig um das Faktum der Erbsündenlo2406 Vgl. Martina 2, 278; Laurentin: Role of Papal Magisterium, 314. 2407 Laurentin erklärt, dass dies strenggenommen für alle feierlichen Dokumente des Lehramtes gilt. (Vgl. Laurentin: Role of Papal Magisterium, 315 f. Dazu: ivi., 314.) 2408 Nach der Meinung Martinas interessierte sich Pius IX. nicht sonderlich für Geschichte, soll sogar der wissenschaftlichen Geschichtsforschung misstraut haben und die traditionelle Darstellungsform vorgezogen haben. Martina vermutet auch, dass Pius IX. die Bulle vielleicht auch nicht unnötig mit Geschichtsdaten belasten wollte, da dieser sich der Komplexität des Themas bewusst war – besonders in einer Zeit, in der die apologetisch geprägte Geschichtsschreibung von einer modernen, rein wissenschaftlichen abgelöst wurde. (Vgl. Martina 2, 278 f.) Martina baut seine Kritik auf das Vorurteil auf, dass Pius IX. nicht an Geschichte interessiert gewesen wäre. Jedoch besaß der Kanonikus Mastai mehrere Geschichtsbände und war in seiner klugen und vorsichtigen Art gewohnt, jedem Problem auf seine Weise auf den Grund zu gehen. (Dazu: Elenco dei Libri; Bogliolo: Profilo spirituale, 143.) Bogliolo kommt in seiner Analyse über den Charakter Mastais zum Ergebnis, dass er immer über alles informiert sein wollte, gleichzeitig aber in allen Problemen nie die übernatürliche Perspektive aus den Augen verlor. (Vgl. ivi., 137.144.) Martina selber lobt Mastais Vorsicht und gesunden Menschenverstand. (Vgl. Martina 2, 570.) 2409 Vgl. Seybold: Unbefleckte Empfängnis, 520; Laurentin: Role of Papal Magisterium, 314. 2410 Ineff., 598.
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sigkeit Mariens.2411 Aus diesem Grund interessierte er sich für die Geschichtsdaten nur, insofern sie für ihn von Bedeutung waren, missachtete bewusst kritische Stimmen und konzentrierte sich vielmehr auf die Punkte, die zum Glaubensgut gehörten. Das verdeutlicht, wie sehr sich ein lehramtliches Schreiben – in diesem Fall die Definitionsbulle Pius’ IX. – von der Abhandlung eines Historikers unterscheiden kann. Auch die Entscheidung des Papstes, alles »in globo« zu behandeln, wird aus dieser Perspektive verständlich: Er ging damit auf die Kritik verschiedener Kardinäle ein, nach denen die Bulle mit ihren vielen Anmerkungen eher einer scholastischen Dissertation (»dissertazione polemica scolastica«) als einem lehramtlichen Schreiben glich.2412 Diese Verfügung hatte noch weitere Vorteile: Dadurch wurden unnötige Fehler vermieden, die sich andererseits leicht in eine komplexe Darstellung hätten einschleichen können. Diese besondere Perspektive erklärt schließlich auch, warum Pius – trotz verschiedenster Kritik – auch jene Aussagen der Kirchenväter und -schriftsteller mit eingeschlossen hat, die sich eigentlich in erster Linie nur über die einzigartige Heiligkeit und Würde der Jungfrau Maria äußerten und nur implizit auf ihre Unbefleckte Empfängnis verwiesen.2413 In diesem Punkt stellte sich der Papst vielleicht auf die Seite derjenigen, die diesbezüglich einräumten, dass diese Zitate wenigsten als indirekte Beweisführung dienen, da in ihnen die Immaculata Conceptio zumindest implizit mit ausgesagt sei.2414 Aber vor allem war sich Pius IX. bewusst, dass eine implizit enthaltene Wahrheit dennoch ein solides Fundament für das Lehramt, die Theologen und den sensus fidelium bieten kann.2415
4.3.3. Das Argument des »sensus Ecclesiae« »Die Gesamtheit der Gläubigen (…) kann im Glauben nicht fehlgehen.«2416 Dieser »Glaubenssinn« nahm in der Ineffabilis Deus eine ganz besondere Rolle 2411 S. th. II – II, q. 1, a. 2 ad 2. Der Historiker hingegen beschäftigt sich mit der Behauptung als solches und bemüht sich, die literarische Bedeutung abzusichern, wobei er dabei nicht weiter geht, als es ihm die Begriffe erlauben. (Vgl. Laurentin: Role of Papal Magisterium, 316.) 2412 Vgl. Sardi 2, 277 f.288.295. Dazu: Laurentin: Role of Papal Magisterium, 313; Martina 2, 278. 2413 Vgl. Gambero, 390 f.394. 2414 Vgl. dazu: die Indikationen der Sonderkongregation (vgl. Sardi 1, 805 – 839), die sogenannte Silloge degli argomenti (vgl. ivi. 2, 48 – 54), sowie das Protokoll der Bischofsversammlungen Ende November 1854. (Vgl. ivi., bes. 207.) 2415 Vgl. Gambero, 390 f.394. 2416 »Die Gesamtheit der Gläubigen (…) kann im Glauben nicht fehlgehen, und diese ihre besondere Eigenschaft macht sie mittels des übernatürlichen Glaubenssinns des ganzen
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ein.2417 Bis jetzt wurde aufgezeigt, dass in der Hl. Schrift und auch in den Schriften der Kirchenväter und -schriftsteller das Geheimnis der Immaculata Conceptio nur implizit enthalten ist. Weiterhin wurde erwähnt, dass dieses Privileg eine jahrhundertlange theologische Kontroverse provoziert hatte.2418 Trotz all dieser Schwierigkeiten hat sich der Glaube an die Unbefleckte Empfängnis Mariens in der katholischen Kirche stetig weiterentwickelt; an Universitäten und in Ordensfamilien, durch die Katechese, die Kunst und besonders durch die Liturgiefeier verbreitete er sich immer weiter und wurde zunehmend von den Päpsten gefördert.2419 In gewissem Sinne kann man von einer gegenseitigen Beeinflussung der lex orandi und der lex credendi sprechen. Eine inzwischen universale Verbreitung der Immaculata-Verehrung konnte Pius IX. schließlich klar aus den Antwortschreiben auf seine Enzyklika Ubi primum entnehmen.2420 Schon während der Vorbereitungsstudien erkannte man immer besser, dass das sensus Ecclesiae-Argument, d. h. die allgemein zu der Zeit in der Kirche verbreitete Überzeugung dieser Glaubenswahrheit, eigentlich das fundamentale und überzeugende Element in der Beweisführung zugunsten des Immaculata-Privilegs war.2421 Trotzdem wurde der allgemeine Glaubenssinn, abgesehen vom ersten Schema, erst nach dem Schrift- und Traditionsargument angeführt.2422 Doch auf den Vorschlag einiger Bischöfe hin entschied Pius IX., in der Endversion die Reihenfolge umzukehren, und setzte die Lehre und Praxis der Kirche (»fatto della Chiesa«) bewusst an die erste Stelle der Argumentationsreihe.2423 Damit bestimmte der Papst das sensus fidei-Argument zu dem ersten und wichtigsten aller anderen in der Definierungsbulle. Auf diese Weise betonte er, dass der sensus fidei der Kirche, der in der Liturgie und der Volksfrömmigkeit am stärksten zum Ausdruck kommt, für die Katholiken schon an sich einen unumstößlichen Wert besitzt und dass die weiteren Argumente – wie Schrift- und Traditionsbeweis – in diesem Licht interpretiert werden müssen.2424
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Volkes dann kund, wenn sie von den Bischöfen bis zu den letzten gläubigen Laien ihre allgemeine Übereinstimmung in Sachen des Glaubens und der Sitten äußert.« (LG 12.) Dazu: Dillenschneider, C.: Le sens de la foi et le progrÀs du mystÀre marial (= Academia Mariana Internationalis), Romae 1954, bes. 317 – 327; Vitali, D.: Il sensus fidelium in Ippolito Marracci, in L’Immacolata Madre, bes. 165 – 168. Vgl. bes. oben II. Teil, Kap. 1.2. Vgl. Bartolomei, 307 – 345. Der Autor bietet u. a. einen historischen Abriss über die Entwicklung des Glaubenssinns in Liturgie, Katechese und Kunst. Vgl. Pareri 1 – 9, passim. Dazu: oben II. Teil, Kap. 3.4.2. und 3.4.6. Vgl. Sardi 2, bes. 24 f.61 f.64.83.108.132 f.162.188.190.266.272 f. Vgl. ivi., 300; Söll: Mariologie, 214. Vgl. Bartolomei, 323; Martina 2, 276.
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4.3.4. Die Art und Weise der Dogmaverkündigung – die Autorität des Papstes Pius IX. verkündete das Dogma in Berufung auf die Autorität Christi, die der Apostelfürsten Petrus und Paulus sowie seiner eigenen.2425 Es ist allgemein bekannt, dass die Art und Weise der Dogmaverkündigung der Unbefleckten Empfängnis Mariens das im Ersten Vatikanum verkündete Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit vorweggenommen und vorbereitet hat;2426 man kann von einem Übergang von der Praxis (Dogmaverkündigung der Unbefleckten Empfängnis Mariens) zur Theorie (Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes) sprechen.2427 In beiden Fällen ist aber zu betonen, dass die Initiative nicht von Pius IX. allein ergriffen wurde, sondern immer auch von seinem Episkopat ausging. Nachdem über Jahre hinweg schon aus aller Welt Bittgesuche um die Definierung eingegangen waren, wollte der Papst mit der Enzyklika Ubi primum schließlich die Meinung aller Bischöfe und Gläubigen einholen (»Concilium per lettera«). Damit leitete er den ersten Schritt zur Definierung des Dogmas ein. In der Vorbereitungsphase berief er verschiedene Kommissionen ein, wobei er den Konsultoren alle Meinungsfreiheit ließ.2428 Die Bischöfe ihrerseits unterwarfen sich aus eigener Initiative in der Sitzung vom 24. November 1854 explizit der Autorität des Papstes und äußerten den Wunsch, dass die Definierung vom Papst in »prima persona« durchgeführt werden solle (»merito Petrus per Pium IX loquitur«).2429 Das bedeutet, dass Pius IX. nach jahrelanger persönlicher Überlegung und nach ausführlicher Konsultation sowie auf den ausdrücklichen Wunsch der Bischöfe hin, in Berufung auf die Autorität Christi, die der Apostelfürsten und seiner eigenen das Dogma definierte und damit zum porta voce der Allgemeinheit wurde.2430 In diesem Kontext sind auch die acht Entwürfe der 2425 »(…) auctoritate Domini Nostri Iesu Christi, beatorum Apostolorum Petri, et Paulli, ac Nostra declaramus, pronunciamus et definimus.« (Ineff., 616.) Laurentin erklärt dazu, dass die offiziellen Handlungen des Papstes sich durch seine Autorität und sein Charisma auszeichnen, die z. B. ein Historiker nicht besitzt. (Vgl. Laurentin: Role of Papal Magisterium, 317.) 2426 Vgl. Martina 2, 277 f bes. auch 277[50].285; Aubert, R.: Der Sieg des Ultramontanismus – 42. Ultramontane Fortschritte und letzte gallikanische Widerstände, in HKG 6/1, 765. 2427 Vgl. Martina 2, 277. 2428 Vgl. Gordillo, 70 f. Beispielhaft sind hierfür die kritischen Einwände Msgr. Tizzanis, die im Auftrag von Pius IX. von Passaglia analysiert und widerlegt wurden. (Vgl. Sardi 1, 841 – 873.885 – 898. Dazu: oben II. Teil, Kap. 3.3.) 2429 Vgl. Sardi 2, 212. Auch im Ersten Vatikanischen Konzil ging die Bewegung, das Unfehlbarkeit-Dogma des Papstes zu verkünden, nicht von Pius IX. aus, sondern eine Mehrheit der Konzilsväter ersuchte die Aufnahme dieses Themas. (Vgl. Aubert, R.: Der Sieg des Ultramontanismus – 43. Das Vatikanische Konzil, in HKG 6/1, 780.786.) 2430 Schon ab dem dritten Entwurf wird die Definierung mit den Worten: »auctoritate Domini Nostri Iesu Christi, beatorum Apostolorum Petri et Paulli, ac Nostra« eingeleitet. (Vgl. Sardi 2, 87.116.140.166.192. 274.312; Ineff., 616.)
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Definitionsbulle interessant, denn schon vom dritten Schema an – das von allen angenommen und später nur geringfügig in der Formulierung verändert wurde – war vorgesehen, dass der Papst persönlich die Definierung aussprechen sollte.2431 Die Bulle Ineffabilis Deus hat ihre besondere Eigenart: Obwohl es sich um ein offizielles, feierlich verkündetes und autoritativ-dogmatisches Lehramtsschreiben handelt, zögerte Pius IX. nicht, in diesem Dokument auch seine persönlichen Gefühle, seinen Glauben und sein Vertrauen auf Maria sowie seine Freude über diese seine Lehramtsentscheidung auszudrücken.2432
4.3.5. Die Ziele, mit denen Pius IX. die Dogmaverkündigung verband – insbesondere die Bekämpfung der Häresien Wie aus der Definitionsbulle hervorgeht, verfolgte Pius IX. unterschiedliche Ziele mit der feierlichen Proklamation dieser Glaubenswahrheit: Er wollte auf diese Weise die Ehre der Dreifaltigkeit vermehren und den Ruhm der hl. Jungfrau Maria steigern. Weiterhin ersehnte er sich, mit diesem kirchlichen Ereignis den religiösen Eifer in den Herzen aller Gläubigen zu vermehren und den Schutz Mariens auf Kirche und Gottesvolk herabzurufen.2433 Neben diesen generellen Wünschen deutete Pius IX. am Schluss der Ineffabilis Deus in wenigen Worten noch ein besonderes Anliegen an: Nachdem er Maria als »stärkste Schutzwehr der Kirche« (»firmissimum praesidium«) bezeichnet hatte,2434 drückte er seine Hoffnung auf den Beistand Mariens im Kampf gegen die sich verbreiteten Häresien sowie gegen alle Gefahren sozial-politischer Natur aus. Mit gut überlegten Worten schrieb er über Maria: »Cunctas semper interemit haereses, et fideles populos, gentesque a maximis omnis generis calamitatibus eripuit, ac Nos ipsos a tot ingruentibus periculis liberavit.«2435 Von ihrem machtvollen Eingreifen erhoffte er sich – nach »Beseitigung aller Hindernisse und nach Überwindung aller Irrtümer« – die universelle Ausbreitung 2431 Die ersten beiden Schemen beinhalten u. a. ein Hinweis auf das allgemeine Einverständnis im Episkopat sowie die gebräuchliche Formulierung »per motu proprio«, die später gestrichen werden sollte. (Vgl. Sardi 2, 38.69.87.116.140.166.192.274.312.) Berühmt geworden ist der Satz von Msgr. Talbot: »La cosa pi¾ importante non À il nuovo dogma in se stesso, ma la maniera con cui À proclamato.« (Z. a.: Gioia, 29. Dazu: die sinngleiche Bemerkung in Martina 2, 277 f.) 2432 Vgl. Ineff., 613 – 616. Dazu: Laurentin: Role of Papal Magisterium, 317. 2433 Vgl. Ineff., bes. 618; Dazu: Martina 1, 521; Roschini, G.M.: Il dogma dell’Immacolata – Istruzioni, Rovigo 1953, 26 – 29. 2434 Vgl. Ineff. (dt.), 35; Ineff., 617. 2435 Ivi.
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der Kirche, allen Bedürftigen Frieden, Ruhe und Freiheit, Verzeihung, Heil, Starkmut, Trost, Hilfe in Gefahr und den Irrenden die Umkehr.2436 Es liegt nahe, dass Pius IX. in diesen sozial-politisch geprägten Anliegen besonders auf zwei Problemgebiete anspielte. Einerseits die immer weiter um sich greifende Bemühung zur Herstellung eines vereinten Italiens, die gleichzeitig stark antikirchlich geprägte Formen angenommen hatte, und andrerseits die sich mehr und mehr verbreitenden Irrlehren wie Naturalismus und Rationalismus, die mit ihren Lehren den Offenbarungsglauben aushöhlten.2437 Nicht umsonst kehrte der Papst in der Bulle sogar dreimal auf das Problem der Irrlehren (»interemit haereses«, »erroribus«, »errantes«) zurück und stellte Maria in ihrer Makellosigkeit als diejenige dar, die der »grausamen Schlange das giftige Haupt zertritt«.2438 Um diesen kurzen, aber inhaltsreichen Abschnitt der Definierungsbulle überhaupt erst richtig verstehen zu können, muss er im Gesamtkontext des Entwicklungsprozesses des Mariendogmas sowie im geschichtlichen Kontext gesehen werden. In der damaligen Zeit hatte sich in vielen kirchlichen Kreisen der Gedanke verbreitet, dass die Dogmaverkündigung der Unbefleckten Empfängnis das geeignete Antidot gegen die sich ständig verbreitenden Irrlehren sei.2439 Letztere waren eine große Herausforderung für das derzeitige Lehramt und vor allem eine akute Gefahr für die Kirche. Nicht umsonst verurteilte Pius IX. schon in seiner Antrittsenzyklika verschiedene Häresien, wobei er schon damals in eben diesem Kontext um die Fürsprache der Immaculata gebeten hatte.2440 Sein Ver2436 Vgl. Ineff. (dt.), 36; Ineff., 617. Vgl. dazu: Fiora, 149 f. In einem Brief vom 24. 10. 1854 an den König Ferdinando II. heißt es diesbezüglich: »Piaccia al Signore di benedire, e lo far certamente, questo atto solenne [die Dogmatisierung] e aggiungere di pi¾ tutte le grazie ed aiuti dei quali sento pi¾ che mai il bisogno, avendo in vista lo stato in cui trovasi di agitazione una gran parte dell’umanit.« (Cittadini: Carteggio privato, 180.) Kurz nach der Definierung schrieb der Papst dem König: »Mi unisco con la M.V. nello sperare che potremo ottenere colla intercessione della Potente Avvocata tutte le grazie delle quali abbisognano gli uomini e le Nazioni per unirsi pi¾ a Dio e per servirlo ed amarlo come Egli desidera.« (Ivi., 185.) 2437 Vgl. oben I. Teil, Kap. 1.5. 2438 Vgl. Ineff., 607.610 f.617 f; Gn 3, 15. Dazu der Abschnitt »Intenzione apologetica« in Masciarelli, 64 – 69. 2439 Perrella spricht von einer »politicizzazione della devozione«. (Vgl. Perrella: Piet, 140 – 145.166. Dazu: oben II. Teil, Kap. 3.3.) Ein weiteres Beispiel hierfür ist das folgende Werk: Luise, D.G. De: L’Assunzione di Maria Madre di Dio. Trionfo della Dottrina Cattolica sul Naturalismo, Roma-Torino 1869. 2440 Vgl. Qui pluribus, 23. Ebenso: Quibus quantisque, 194; Noscitis et nobiscum, 222; Si semper antea, 229.234. Bertetto und Quadrio listen präzise alle Dokumente Pius’ IX. auf, in denen der Papst die Immaculata um ihren Beistand im Kampf gegen alle Irrlehren und Probleme weltlicher Natur bittet. (Vgl. Bertetto: Pio IX e la definizione, 259 – 268.) Der Salesianer Quadrio spricht bezüglich des Wirkens Mariens von der »mediazione sociale«.
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trauen auf die Hilfe Mariens, der »Schlangenzertreterin«, gab der Papst während seines Pontifikats immer wieder Ausdruck. Sein Umfeld wusste schon seit der Exilszeit in Gaeta, d. h. schon gleich von Beginn der Dogmavorbereitungsarbeiten an, um dieses Vertrauen des Papstes auf die Immaculata. So betonte man z. B. in der Relazione, dem Protokoll von der am 22. Dezember 1848 gehaltenen Versammlung in Neapel, dass der Papst auf die Gottesmutter vertraut, die alle Häresien »zertritt«.2441 Wie schon zu gegebener Stelle erwähnt, hatte Pius in Gaeta nicht zufällig zunächst seine ganze Hoffnung auf Maria gesetzt und erst in einem zweiten Moment sich hilfesuchend an die weltlichen Herrscher gerichtet.2442 Als er dann schließlich in einem triumphalen Zug aus seinem Exil nach Rom zurückgekehrt war, führte er seine Rettung immer auch auf das Wirken Mariens zurück.2443 Es verwundert also nicht, dass auf seinen Wunsch hin im zweiten Entwurf Quemadmodum Ecclesia die Definierung mit der Verurteilung der modernen Häresien verbunden wurde.2444 Obwohl dieses zweite Schema keinen Erfolg hatte,2445 ist es jedoch aufgrund dieser Verknüpfung interessant, die die kontinuierliche Verbindung zwischen Mariendogma und Verurteilung der Häresien im Lehramt Pius’ aufzeigt. Das besagte Schema beschreibt in einem eher emphatischen und doch allgemein gehaltenen Stil die sich ausbreitenden Tendenzen, weist eindrücklich auf die wahre Doktrin der Kirche hin und verurteilt am Ende mit den feierlichen Worten »condanniamo ed escludiamo« alle aufgeführten Häresien.2446 In dem Abriss über die sich ausbreitenden Irrlehren
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(Vgl. Quadrio: L’Immacolata e la Chiesa nell’insegnamento di Pio IX, 1 – 24, bes. 1.4 f.) Der Professor Roberto de Mattei sieht in Pius eine »profonda convinzione dell’esistenza di un rapporto tra la Madre di Dio e gli avvenimenti storici e in modo particolare dell’importanza del privilegio del suo Immacolato Concepimento come antidoto agli errori contemporanei, il cui fulcro era costituito dalla negazione del peccato originale«. (Mattei: Pio IX, 148.) In den gleichen Anliegen wandte sich Pius IX. – gleich seinem Vorgänger Pius VII. – an Maria unter dem Titel Auxilium Christianorum. (Vgl. Gnolfo, 13 f.23; Bertetto: Pio IX e la definizione, 262 f.265; Quadrio: L’Immacolata, 2.) Dort heißt es: »La Santit di N. Signore, che vedeva da quale orribile procella, suscitata dall’ateismo de’ sedicenti Filosofi e dal Protestantismo era bersagliata la navicella di Pietro, secondando gl’impulsi del suo cuore fervido verso la gran Madre di Dio, che gloriosa schiacciato aveva l’eresie tutte.« (Sardi 1, 556.) An dieser Stelle ist es angebracht, an die Worte Lambruschinis zu erinnern, der in Gaeta zu Pius gesagt haben soll, dass sich die Wogen der Zeit nur durch die Definierung legen würden. (Vgl. oben II. Teil, Kap. 3.2., S. 379.) Vgl. oben II. Teil, Kap. 2.3.1. Dazu: Bertetto: Pio IX e la definizione, 261. Auch Martina setzt die Veröffentlichung des Schreibens Ubi primum in Verbindung mit der Hoffnung des Hl. Vaters, die zeitliche Macht wieder herstellen zu können. (Vgl. Martina 1, 342.) Vgl. Si semper antea, 229. Dazu: Quadrio: L’Immacolata, 17. Vgl. oben II. Teil, Kap. 3.4.2. Dazu: Martina 2, 266 – 270; Mattei: Pio IX, 149. Vgl. oben II. Teil, Kap. 3.4.2. Vgl. Sardi 2, 70 – 76, bes. 75. Verurteilt wurde z. B. die Negierung der Existenz der Erbsünde samt ihren Folgen, die Überbewertung der menschlichen Natur (verstanden als Maß aller Dinge), der Versuch der Abwertung der Erlösungstat Christi (reduziert auf eine
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erscheint mehrfach der Bezug zur Immaculata: Besonders im Diskurs über die wahre Existenz der Erbsünde ist sie als die einzige unter den Adamskindern Verschonte hervorgehoben, und im Abschnitt über den Kampf gegen die Häresien wird vertrauensvoll die Hilfe der Immaculata angerufen,2447 die der Schlange den Kopf schon immer zertreten und somit – wie auch die Liturgie singt – »stets alle Irrlehren in der Welt besiegt hat«.2448 Nachdem man Pius IX. davon abgeraten hatte, diese beiden Projekte miteinander zu verbinden, fehlten in den folgenden Schemen zunächst jede Anspielung auf die Irrlehren. Erst ab dem siebten Schema Ineffabilis Deus (November 1854) wurde dieses Thema in einem eher globalen Stil wieder aufgegriffen und erschien schließlich ohne weitere Abänderungen in der Endversion der Definierungsbulle. Doch noch vor der Dogmaverkündigung verband Pius IX. diese beiden Themen ein weiteres Mal: In der Enzyklika Apostolicae nostrae vom 1. August 1854 ging er an erster Stelle auf alle spirituellen und materiellen Übel der Zeit ein, wobei er zur Abwendung dieser Geißeln (flagella) zum eifrigen Gebet aufrief.2449 Mit scharfen Worten sprach er vom »mortiferum indifferentismi atque incredulitatis virus usquequaque propagare« und vom »iura omnia divina et humana permiscere«.2450 Ausdrücklich wünschte er sich von Gott Frieden, Einverständnis und Ruhe unter den weltlichen Herrschern, und vor allem betete er, dass ihnen »pientissimum concedat studium quotidie magis tuendi et propagandi catholicam fidem et doctrinam, qua populorum felicitas vel maxime continetur«.2451 Ohne tiefer in das Problem eindringen zu wollen, spielte der Papst mit diesem Wunsch indirekt auf die politische Situation in Italien an, wo die antikirchlichen Strömungen immer weiter zunahmen. In diesem Schreiben weitete der Hl. Vater seine Gebetsanliegen auch auf die bevorstehende Dogmatisierung aus und verband am Ende des Dokumentes die beiden Anliegen miteinander : In seinen abschließenden Gedanken äußerte Pius IX. erneut den Wunsch, dass die Gesamtkirche um die göttliche Barmherzigkeit zur Abminderung all jener Geißeln flehe, die auf die Sünden der Menschen zurückzuführen sind. Damit dieses Gebet bei Gott noch einfacher Erhörung finde, wünschte Pius
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rein politische Bedeutung), die Negierung der geschichtlichen Existenz Jesu sowie der Versuch die gesellschaftliche Ordnung umzuwerfen. (Vgl. Martina 2, 269.) Vgl. Sardi 2, 76. »Tu haereses sola interemisti in universo mundo.« (Ivi., 71.) Vgl. Apostolicae nostrae, bes. 592. An dieser Stelle seien auch kurz der Invito sacro aus den Jahren 1852, sowie zwei Briefe Pius’ IX. an Ferdinando II. (24. 10. 1854 und 26. 12. 1854) genannt, in denen der Papst ebenfalls das Immaculata-Festgeheimnis mit der Hoffnung auf Wiederherstellung der Ordnung (»rimedio a tanti disordini«) in Verbindung gebracht hat. (Vgl. Giornale di Roma 271 [26. 11. 1852]; Russo: Documenti napoletani, 88.93.) Apostolicae nostrae, 587 f. Ivi., 588.
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IX., dass es mit dem der verherrlichten Kirche verbunden werde und fügte hinzu: »In primis et perpetuo invocemus Deiparam Immaculatam Virginem Mariam, qua nulla apud Deum aptior et potentior deprecatrix, quaeque mater est gratiae et misericordiae.«2452 Schließlich gibt es noch eine weitere Verbindung zwischen der Bekämpfung der Irrlehren und der Immaculata-Verehrung im Magisterium Pius’ IX. zu nennen. Im Licht der Allokution Inter graves vom 1. Dezember 1854 erhalten die in der Bulle ausgedrückten Freudenmanifestationen noch eine tiefere Bedeutung: Es handelt sich nicht nur um die Freude, dieses einzigartige Privileg verkünden zu können, sondern auch um einen Freudenmoment für alle Gläubigen – den man eigentlich eher als Tröstung bezeichnen müsste – inmitten der Trübsale (politische Situation und Irrlehren) einer so schwierigen Zeit.2453 Aus den hier angeführten Dokumenten, geht deutlich hervor, wie sehr Pius IX. in dieser politisch-religiös kritischen Epoche sein Vertrauen auf den Beistand der Unbefleckten setzte, jedoch fehlt seltsamerweise im Allgemeinen eine klare und eindeutige Nennung der Probleme. So findet man z. B. die Häresien des Naturalismus und Rationalismus zwar umschrieben, aber nicht beim Namen genannt, nicht einmal im zweiten Entwurf der Bulle, in der ursprünglich diese Irrlehren verurteilt werden sollten.2454
4.3.6. Weitere offen gebliebene Themen Bei genauem Studium der Definitionsbulle entdeckt man, dass viele Fragen und Themen in Wirklichkeit entweder nicht angesprochen oder zumindest ungeklärt geblieben sind.2455 Pius IX. hatte in der Bulle keineswegs vor, theologisch noch nicht geklärte Fragen zu definieren; sein Ziel war einzig, die allgemein anerkannte und verbreitete Verehrung der Immaculata Conceptio lehramtlich ein für alle Mal abzusegnen.2456 Ein vor und nach der Definierung oft diskutiertes Thema ist die sogenannte debitum-Frage; d. h. die Frage ob Maria aufgrund der Erbsünden-Lehre und des logisch daraus folgenden Dogmas von der Allgemeinheit der Erlösung durch 2452 Ivi., 592. 2453 »Inter graves multiplicesque angustias et aerumnas, quibus affligimur, maximam certe Nobis et universae Ecclesiae laetitiam parat clementissimus misericodiarum Pater et Deus totius consolationis.« (Inter graves, 594.) 2454 Vgl. Sardi 2, bes. 70 – 76. 2455 Vgl. Perrella: Piet, 166. 2456 Martina klassifiziert die nicht behandelten Fragen als »strettamente teologiche ma di carattere scolastico pi¾ che patrimonio di fede«. (Martina 2, 281.) Dazu: Laurentin: Role of Papal Magisterium, 312.
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Christus wenigstens theoretisch der Erbsündenverfallenheit unterstanden habe (hipotetica et remota oder absoluta et proxima).2457 Wie bereits angedeutet, überging die Ineffabilis Deus dieses Problem vollständig.2458 Schon die Genesis der Definitionsbulle lässt keinen Zweifel darüber offen, dass dieses Thema absichtlich nicht behandelt wurde. Die Offizien von Nogarolis und Busto folgten der scotistischen Lehre, nach der Maria – wenn sie nicht bewahrt geblieben wäre – der Erbsünde unterworfen gewesen wäre.2459 Die Bulle Sollicitudo überging die debitum-Frage.2460 Die von Pius IX. ernannten Theologenkonsultoren stimmten in diesem Punkt nicht überein: Die Mehrheit sprach sich für die Existenz des debitum (proximum oder remotum) aus,2461 die Minderheit war gegenteiliger Meinung und bestritt die Existenz des debitum;2462 einig war man sich jedoch in dem Punkt, dass dieses Problem in der Definierung übergangen werden sollte. Cannella schloss z. B. in seiner Auflistung der scholastischen Themen, die vorsichtshalber in der Bulle vermieden werden sollten, ebenfalls die debitum-Frage ein.2463 Auch der schon mehrmals erwähnte Tonini forderte ausdrücklich die Ausschließung dieses Themas.2464 Einzig Biancheri verlangte die Definierung der Exklusion Mariens vom debitum und schlug eine dementsprechende Definierungsformel vor – ohne damit jedoch Erfolg zu haben.2465 Das erste und zweite Schema enthielten noch versteckte Andeutungen zugunsten der Existenz des debitums, jedoch in allen anderen Entwürfen sowie in allen Gutachten aus der Endphase der Definierungsvorbereitungen ging man nicht mehr auf dieses Thema ein: Die debitumFrage schloss man in der Bulle und erst recht in der Definierungsformel aus.2466 Formulierungen wie »ab omni originalis culpae labe« könnten auf den ersten Blick – und besonders ohne Berücksichtigung ihres geschichtlichen Kontexts – vermuten lassen, dass man zur Ausschließung des debitum tendierte. Jedoch wurden solche Formulierungen in der Erarbeitung der Bulle von den Befürwortern der debitum-Frage (z. B. Lambruschini, Perrone und Angelini) sowie 2457 Vgl. Söll: Mariologie, 201; Aperribay, 84 f; Sauras, 24 – 29. 2458 Vgl. Aperribay, 78. Nach Sauras ist die Erbsündenverfallenheit nicht Teil der Definition, da Letztere sich einzig auf den »Makel der Erbsünde« bezieht. (Vgl. Sauras, 33.) 2459 Vgl. Alfaro, 272. Dazu: Söll: Mariologie, 177. 2460 Vgl. Alfaro, 272. 2461 Dazu: Söll: Mariologie, 201. 2462 Sauras erklärt, dass die debitum-Gegner von der scotistischen Position ausgingen, nach der Maria schon vor und unabhängig von dem Erbsündenfall zur Gottesmutter bestimmt gewesen war. (Vgl. Sauras, 27 f.) Die Bulle verbindet Mariens Vorherbestimmung jedoch gleich am Anfang mit Adams Sündenfall. (Vgl. Ineff., 597.) 2463 Vgl. Sardi 2, 119.616 f. 2464 Vgl. ivi. 1, 580 – 590. 2465 Vgl. ivi., 528 – 532. 2466 Vgl. Alfaro, 272; Martina 2, 281; Sauras, 26 f; Aperribay, 85 f; Perrella: L’icona di Maria nell’epoca moderna e post-moderna, 215.
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von denen, die ganz von diesem Problem absehen wollten, verwendet.2467 Keiner dachte also, dass man sich mit der Verwendung dieses Wortlautes für den Ausschluss des debitum ausspreche; nach dem Verständnis der damaligen Zeit wollte man mit solchen und ähnlichen Formulierungen einzig den vollkommenen Ausschluss Mariens von der Erbsünde ausdrücken.2468 Es ist davon auszugehen, dass die dogmatische Lehre über die wahre Vorherbewahrung Mariens von der Erbsünde mindestens die Möglichkeit (nicht Notwendigkeit!) des Erbsündigwerdens für Maria mitbesagt.2469 Die Bulle lässt auch eine weitere Frage offen, die letztendlich eng mit der debitum-Frage verbunden ist. Es geht um das – von den Thomisten und Scotisten unterschiedlich ausgelegte – Problem der Motivation der Inkarnation Christi. Die einführenden Worte der Bulle lassen sich einerseits thomistisch deuten,2470 wonach das Ziel der Menschwerdung Jesu in der Erlösung des Menschengeschlechts von der Erbsünde stand.2471 Andererseits lassen die weiteren Worte des Abschnitts auch die scotistische Interpretation zu,2472 nach der die Schöpfung von Anfang an auf die Inkarnation Jesu ausgerichtet war, d. h. auf ein Sich-Ausbreiten der Liebe Gottes.2473 In der Bulle taucht auch noch ein anderer Gedanke dazu auf, der diesmal auf einen Schüler Duns Scotus’, Johannes
2467 Vgl. Alfaro, 272. 2468 Vgl. ivi. Mit der Schrift Esame critico sulla dottrina dell’angelico dottore S. Tommaso d’Aquino circa il peccato originale relativamente alla Beatissima Vergine Maria (die erste Edition wurde 1839 in Neapel veröffentlicht, die zweite überarbeitete 1855 in Rom) wollte der Dominikanerpater Mariano Spada beweisen, dass die Lehre des hl. Thomas nicht im Kontrast zu der über die Unbefleckten Empfängnis Mariens stehe: Er erklärte, dass dort, wo der Doktor Angelicus den Ausdruck »in Erbsünde empfangen« benutzte (vgl. S. th. III, q. 27, aa. 1 et 2), dieser nur ausdrücken wollte, dass Maria – wenn sie nicht von Christus erlöst worden wäre – sie notwendiger Weise (debitum) empfangen hätte, da nur Jesus nicht erlöst werden musste. In diesem Sinne seien auch die folgenen Worte zu verstehen: »Talis fuit puritas beatae virginis, quae a peccato originali et actuali immunis fuit. Fuit tamen sub Deo, inquantum erat in ea potentia ad peccandum.« (Thomas v. Aquin: Commentarium in primum librum Sententiarum, d. 44 q. 1, a. 3 ad 3. Vgl. Cecchin: La definizione dogmatica, 411 f.) 2469 Dabei sind sich aber alle einig, dass das Debitum nicht als moralische Unvollkommenheit verstanden werden darf. (Vgl. Sauras, 14.) 2470 »Gott, der über alle Worte erhaben ist (…) sah von Ewigkeit her das unheilvolle Verderben des ganzen Menschengeschlechtes infolge der Sünde Adams voraus. Und so beschloss er in seinem geheimnisvollen, aller Welt verborgenen Ratschluss, das erste Werk seiner Güte durch ein noch unbegreiflicheres Geheimnis, nämlich durch die Menschwerdung des Wortes, zu ergänzen.« (Ineff. [dt.], 22.) 2471 Vgl. S. th. III, q. 1, a. 3. 2472 »Darum wählte Gott von Anfang an und vor aller Zeit für seinen eingeborenen Sohn eine Mutter, aus der in der seligen Fülle der Zeiten sein Sohn als Mensch geboren werden sollte.« (Ineff. [dt.], 22.) 2473 Vgl. Scotus: Reportata Parisiensia III, d. 7, q. 4.
Ein Kurzkommentar über die Bulle Ineffabilis Deus
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de Bassolis,2474 zurückgeht. Dort heißt es: »(…) wurde doch ihre [Mariens] Erschaffung durch ein- und dasselbe Dekret mit der Menschwerdung der göttlichen Weisheit von Gott beschlossen.«2475 Wenn man mit der scotistischen Theorie annimmt, dass Maria unabhängig vom Sündenfall im Plan Gottes als die Mutter Christi von Anfang an vorgesehen war, dann entfällt für sie die debitumFrage. Wie gezeigt wurde, sind letztendlich beide Positionen – die thomistische und die scotistische – in der Bulle lediglich angedeutet; ihre Klärung bleibt somit offen.2476 Ein weiteres, von Pius IX. nicht berührtes Thema ist das der Immunität Mariens von der Konkupiszenz. Die Definitionsformel (»ab omni originalis culpae labe«) impliziert keineswegs die Definierung des Freiseins von der Konkupiszenz,2477 wie übrigens die Genesis der Bulle klar aufzeigt: Die hier genannte Formulierung tauchte gleich im ersten Entwurf der Bulle auf, wobei Perrone nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen ließ, dass er keinesfalls die Immunität von der Konkupiszenz in der Doktrin von der Unbefleckten Empfängnis mit eingeschlossen sah.2478 In den folgenden Schemen (ausgenommen das zweite Schema Quemadmodum Ecclesia) wird nicht nur Perrones Formulierung, sondern auch ihre Deutung beibehalten.2479 Allein in der Endphase der Redaktion der Bulle forderte Msgr. Bruni, Bischof von Ugento, in seinem Votum die Definierung der Vorherbewahrung Mariens vor der Konkupiszenz. Msgr. Bruni hatte zuvor zu Recht ersucht, die Immunität von der Erbsünde nicht nur auf die Seele Mariens zu beziehen, sondern auf ihre gesamte Person; der Fehler lag allein darin, dass er aus der Erbsündenfreiheit auch auf ihr Freisein von der Konkupiszenz schloss.2480 Diese Forderung war und blieb jedoch ein Einzelfall. Selbst Kard. Giuseppe Pecci, der ebenfalls die Definition auf die ganze Person Mariens ausgeweitet wissen wollte, ging nicht auf die Konkupiszenz-Frage ein.2481 Betrachtet man weiterhin die Niederschriften der Immaculata Conceptio-Verfechter, wie z. B. die von Nogarolis, Busto, Alexander VII., Lambruschini, Perrone und verschiedener Theologenkonsultoren, tauchen ähnliche Formulierungen wie in der Definierungsformel auf; keine von ihnen
2474 Vgl. Dettloff, W.: Johannes de Bassolis, in BBKL 3, 280 – 281; Blasucci, 126. 2475 Ineff. (dt.), 23. 2476 Zur Vertiefung dieses Themas: Blasucci, A.M.: La dottrina scotistica della predestinazione assoluta di Maria e il dogma dell’Immacolata Concezione, in VirgoImm 9, bes. 138 – 151. 2477 Vgl. dagegen Sauras, 33: Nach ihm gehört zur totalen Befreiung der Sünde auch die Befreiung von der Konkupiszenz. 2478 Vgl. Sardi 2, 38; Alfaro, 266. 2479 Vgl. Sardi 2, 69.88.116.140.166.192.274.312. 2480 Vgl. ivi., 243 – 245. 2481 Vgl. ivi., 292.
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Die Bulle Ineffabilis Deus
behauptet ausdrücklich die Befreiung Mariens von der Konkupiszenz.2482 In diesem Zusammenhang muss auch noch der erfolgreiche Eingriff Msgr. Cannellas erwähnt werden, der in seinem Votum über das vierte Schema explizit den Ausschluss einer Formulierung empfahl, die man als Andeutung auf die Bewahrung Mariens von der Konkupiszenz hätte interpretieren können.2483 Die hier erfolgte Darstellung der nicht behandelten Themen zeigt klar auf, dass die Definition bewusst alle speziellen Fragen und alle unterschiedlichen Meinungen berühmter Schulen überging und sich einzig auf den Kern des Problems – Mariens Freisein von der Erbsünde vom ersten Augenblick ihrer Existenz an – konzentrierte.2484
2482 Vgl. Alfaro, 266. 2483 Vgl. Sardi 2, 119. Dazu: oben II. Teil, Kap. 3.4.5., S. 403[2237]. 2484 Vgl. Laurentin: Role of Papal Magisterium, 312; Martina 2, 279.
5. Pius IX.: Der Immaculata-Apostel nach der Definierung
Nach der Betrachtung der von Pius IX. geleiteten Schritte auf dem Weg zur Dogmaverkündigung und der Analyse der von ihm approbierten Bulle in ihrem doktrinären Gehalt, bleibt noch ein letzter Punkt, um die Immaculata-Verehrung Papst Mastais vollends beleuchten zu können: ein Blick auf sein Denken und Handeln nach der Dogmaverkündigung. Lassen sich in seinen post-definitorischen Dokumenten Anhaltspunkte über seine persönliche Auslegung der Immaculata-Doktrin finden? Kann man die von ihm gewünschte und approbierte Immaculata-Liturgie als praktische Umsetzung bzw. sogar Weiterentwicklung des Dogmas betrachten? Ein beredtes Zeugnis seiner persönlichen Freude und Begeisterung über dieses Marienprivileg ist die Errichtung der vielen kleinen und großen Denkmäler zu Ehren der Unbefleckten, die er zugleich als »Mahnmäler« verstand, um alle Gläubigen zur Immaculata-Devotion anzuregen. Auch wenn diese Aktivitäten zumeist auf den Zeitraum nach der Definierung zurückgehen, sind die im folgenden behandelten Maßnahmen Pius’ IX. lichtgebend für sein Immaculata-Veständnis und seine Immaculata-Verehrung und bieten zugleich einen Zugang zur Interpretation des Dogmas.
5.1. Die Präsenz der Immaculata in den post-definitorischen Dokumenten Pius’ IX. Die ersten und wichtigsten Kommentare Pius’ IX. über das Mariendogma und dessen Inhalt befinden sich in den offiziellen Papstdokumenten, in seinen Ansprachen und auch seinen Briefen. Bei der Analyse dieser Dokumente interessiert besonders, ob er in ihnen einzelne Aspekte der Immaculata-Doktrin vertieft, neu hinzugefügt oder bewusst ausgelassen hat. Aufschlussreich wäre z. B., wenn er sich über die debitum- oder Konkupiszenz-Frage geäußert hätte.
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Pius IX.: Der Immaculata-Apostel nach der Definierung
5.1.1. In der Allokution Singulari quadam vom 9. Dezember 1854 Vielleicht der wichtigste Kommentar – wenn auch äußerst synthetisch –, den uns Pius IX. über das Dogma hinterlassen hat, befindet sich in der am 9. Dezember 1854 gehaltenen Allokution Singulari quadam.2485 Gleich am Morgen nach der Dogmaverkündigung versammelte der Papst alle Kardinäle sowie Erzbischöfe und Bischöfe, die anlässlich der Definierung in Rom zusammengekommen waren, in der Sala Ducale des Apostolischen Palastes.2486 Er wollte die zahlreiche Anwesenheit seiner Mitbrüder im Bischofsamt nutzen, umso – wie er es selber am Anfang seiner Allokution ausdrückte – dem Gebot des Herrn »confirma fratres tuos« nachzukommen; damit diese – in der für die Kirche schwierigen Zeit – mit Kraft für das Heil ihrer Herde eintreten, diese aufrichten und ermutigen könnten.2487 Aus dieser Intention heraus kam der Immaculata-Papst nur am Rande auf das soeben verkündete Mariendogma zurück; eine für sich verwunderliche Tatsache, da aus zwei verschiedenen Quellen hervorgeht, dass Pius IX. diese Allokution als eine »Dank-Allokution« für die Definierung verstanden hat: »Il Papa diresse loro l’allocuzione di ringraziamento«2488 und an anderer Stelle: »Il lodato Santo Padre nell’udienza particolare, che mi accordý ieri mi disse che nel giorno nove Dicembre avrebbe tenuto un pubblico Concistoro per ringraziare il Collegio degli E.mi, ed i Vescovi qui venuti per questa si augusta e solenne Funzione.«2489 Doch auch in den wenigen Worten über das zum Dogma erhobene Marienprivileg drückte Pius IX. klar das Zentrum der Doktrin aus: die Befreiung Mariens vom Makel der Erbsünde.2490 Ebenfalls betonte er, dass sich für die Mutter des Herrn dieses einzigartige Privileg – heil und immun dem
2485 In der Predigt bei der Einweihungsfeier von S. Paolo fuori le mura am 10. 12. 1854 ging Pius IX. mit keinem Wort auf die gerade erst vorgenommene Definierung ein, sprach jedoch an zwei verschiedenen Stellen die schwierige und traurige Situation seiner Zeit an. (Vgl. ACP: Consacrazione della Basilica Patriarcale di S. Paolo nella Via Ostiense eseguita dalla Santit di N.S. PP. Pio IX l 10 Dicembre 1854 Domenica seconda dell’Avvento; Sardi 2, 451 f. In lateinisch-italienischer Version in: Giornale di Roma 294 [28. 12. 1854]. Der lateinische Titel lautet: Sanctissimi Domini Nostri Pii Divina Provvidentia Papae IX. Homilia – Habita die X. Decembris an. MDCCCLIV. In Consegratione Ostiensis Basilicae S. Paulli Apostoli, Romae MDCCCLIV.) 2486 Vgl. Sardi 2, 445. 2487 Vgl. Singulari quadam, 620; Lk 22, 32. 2488 ACP: Definizione dommatica, 14. 2489 Russo, 90. 2490 Vgl. »Virgo Sanctissima Dei parens Maria, cuius immunitatem ab originalis noxae macula Vobis magno cum Nostro gaudio adstantibus et plaudentibus divino adiuvante Spiritu pronunciavimus…« Und: »Adsit Vobis Virgo Sanctissima ab origine Immacolata…« (Singulari quadam, 630 f.)
Die Präsenz der Immaculata in den post-definitorischen Dokumenten Pius’ IX.
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allgemeinen Unglück des Menschengeschlechts entkommen zu sein – gebührt.2491 In der ganzen Allokution kam der Papst nur am Anfang und am Ende auf die makellose Gottesmutter zu sprechen. Dabei verband er jedoch jedes Mal seine persönliche Immaculata-Verehrung mit den aktuellen Problemen der Zeit und brachte zum Ausdruck, wie sehr er bei deren Lösung auf ihre mächtige Fürsprache hoffe. Zu Beginn der Ansprache erflehte er den Beistand Mariens, »Sitz der Weisheit«, um seinen Mitbrüdern im Bischofsamt geeignete Worte zum Segen und Heil der Kirche mitgeben zu können.2492 Am Ende der Ansprache – nachdem er in wenigen Worten die Immaculata-Doktrin zusammengefasst hatte – betonte er mit Optimismus, wie sehr sich dieses Privileg zur Widerlegung der Häresien eigne. Er erklärte, dass die Lehre über das Erbsündenfreisein Mariens die Behauptung von der Existenz der Erbsünde sowie deren Konsequenzen beinhalte und somit all jene Behauptungen entkräfte, die die Schwächung der Menschennatur durch die Erbsünde energisch leugnen, die rein menschliche Intelligenz überbewerten und folglich den Wert der Erlösung entweder negieren oder zumindest abschwächen.2493 Nachdem Papst Mastai mit diesen Worten klar auf den Naturalismus angespielt hatte, empfahl er der Seligen Jungfrau und Zerstörerin aller Häresien auch den Sieg über den Rationalismus – die Irrlehre, die gerade Zivilisation und Kirche betrübte und quälte.2494 Im gewissen Sinne nahm der Papst damit das zuvor verworfene Projekt – die Verurteilung der Irrlehren mit der Definierung zu verbinden – erneut auf;2495 diesmal jedoch mit weitaus größerer Präzision.2496 Außerdem verwies er in seiner Allokution auch auf die Missstände im kirchlichen Leben und stellte in 2491 »Eximium sane privilegium quod Dei Matrem plane decebat, in communi nostri generis exitio sospitem atque incolumen evasisse.« (Ivi., 630.) 2492 Vgl. ivi., 621. 2493 »Atque huius privilegii amplitudo plurimum quidem valitura est ad eos refellendos, qui deteriorem factam esse inficiantur ex primaeva culpa hominum naturam, viresque amplificant rationis ad negandum vel minuendum revelatae religionis beneficium.« (Ivi., 630. Vgl. dazu: ivi., 623 – 625; Bertetto: Pio IX e la definizione, 254 f; Mattei: Pio IX, 148.) 2494 »Faxit tandem Virgo Beatissima, quae interemit ac perdidit universas haereses, ut hic etiam evellatur stirpitus, ac deleatur rationalismi error perniciosissimus, qui hac miserrima aetate non civilem modo societatem, sed vero etiam tantopere affligit et vexat Ecclesiam.« (Singulari quadam, 630.) 2495 Vgl. Micchiardi, G.: Il pensiero di Pio IX sulla libert religiosa, alla luce degli avvenimenti storici in cui si À manifestato, in Pio IX 15 (1986) 278. 2496 Pius IX. ging auf die Existenz der geheimen Gesellschaften ein und beschrieb die verschiedenen politischen Tendenzen, die entweder jede Religion ausrotten oder zumindest dem Staat die Regelung kirchlicher Angelegenheiten übertragen wollten. Explizit nannte er die antikirchlichen Maßnahmen im Königreich Piemont. Auch wies er auf den – auch in der Kirche sich ausbreitenden – Gedanken hin, nachdem man sich auch außerhalb der katholischen Kirche retten könne. Schließlich verurteilte er konkret den Naturalismus und Rationalismus. (Vgl. Singulari quadam, 621 – 625.)
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Pius IX.: Der Immaculata-Apostel nach der Definierung
der Reform des priesterlichen Lebens sowie der Priesterausbildung das geeignete Antidot für die sich ausbreitenden Häresien dar.2497 Es lag also nicht in der Intention des Papstes, in dieser Allokution die Immaculata-Doktrin weiter zu vertiefen. Dagegen bot Pius IX. seinen Mitbrüdern im Bischofsamt eine authentische Interpretation der in der Bulle nur angedeuteten Probleme sozial-politischer Natur. Im Licht der Singulari quadam erhielten die Worte der Definierungsbulle einen eindeutigen Sinn: Wie in der Bulle, so rief er auch in der Allokution Maria als die »interemit haereses« an, doch diesmal, um ihr ausdrücklich die Überwindung des Rationalismus anzuvertrauen.2498 Wenn es in der Bulle nur allgemein hieß, dass Maria »glaubenstreue Völker und Nationen den größten Drangsalen aller Arten entrissen hat«,2499 dann nahm diese Anspielung in der Allokution durch die Beschreibung der verschiedenen antikirchlichen Tendenzen – in der Politik im allgemeinen und insbesondere im Königreich Piemont –, ganz konkrete Ge-stalt an.2500 Die Kontinuität dieser beiden Dokumente erscheint ebenfalls deutlich im Schlussteil der Allokution, wo der Papst – mit den gleichen Worten wie zuvor in der Bulle – »Maria, der Besiegerin und Zerstörerin aller Häresien« diese Anliegen anvertraute: »Virgo Beatissima, quae interemit ac perdidit universas haereses.«2501
5.1.2. In späteren Dokumenten, Ansprachen, Briefen und Gebeten Auch in den späteren Dokumenten, Ansprachen und Briefen Pius’ IX. lässt sich keine wirkliche Vertiefung oder Auslegung des Mariendogmas von Seiten des Papstes finden; oftmals beschränkte er sich einfach darauf, an die definierte Glaubenswahrheit im Ganzen oder an einzelne Aspekte derselben zu erinnern: So rief er z. B. in der Enzyklika Beneficia Dei, die er anlässlich seines fünfundzwanzigsten Pontifikatsjahres veröffentlichte und die eine Art Rückblick auf seine Amtszeit darstellte, allen den großen Moment der Dogmaverkündigung ins Gedächtnis:
2497 Vgl. ivi., 625 – 629. 2498 In der Bulle heißt es: »(…) firmissimumque praesidium cunctas semper interemit haereses« (Ineff., 617) und in der Allokution: »[Maria] quae interemit ac perdidit universas haereses.« (Singulari quadam, 630.) 2499 Ineff. (dt), 35 f. 2500 Vgl. Singulari quadam, 621 – 623. 2501 Vgl. Ineff., 617; Singulari quadam, 630.
Die Präsenz der Immaculata in den post-definitorischen Dokumenten Pius’ IX.
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»Fratres, qui simul hic Romæ magna frequentia Nobiscum adfuistis, hanc veritatis cathedram vestræ virtutis et unanimis pietatis splendore decorantes, potuimus in huius Pontificatus cursu ex Nostris et catholici Orbis votis Conceptionem Deiparæ Virginis Immaculatam dogmatica definitione declarare.«2502
In der am 17. Dezember 1860 gehaltenen Allokution Multis gravibusque betonte er das Unbeflecktsein Mariens vom ersten Augenblick ihrer Existenz an.2503 In anderen Momenten erinnerte er an die Gottesmutterschaft Mariens als Konvenienzgrund dieses Privilegs: In einer am 8. Dezember 1871 gehaltenen Ansprache erklärte er : »Ella À stata in verit quella Casa che la Divina Sapienza si edificý per albergare se stessa, vestita di spoglie mortali. Quale ricchezza! Quale maest in questa degna abitazione del Verbo di Dio fatto Uomo! Egli la piantý sopra quelle sette simboliche preziose colonne, che sono le tre virt¾ teologali e le quattro cardinali…«2504
Am Immaculata-Festtag 1876 kam dieser Konvenienzgrund noch deutlicher zum Ausdruck: »[Il privilegio dell’Immaculata Conceptio À] convenientissimo alla dignit della Madre di Dio (…) Egli [Dio] aveva bisogno d’una mistica dimora che fosse tutta sua. Nessun principe permetterebbe che una casa fondata per propria abitazione fosse prima posseduta da vile persona, che tutta la profanasse con macchie d’ignominia e di vituperio. Cos Iddio non poteva permettere che la Vergine destinata ad albergarlo nel vestirlo di carne umana cadesse prima in possesso del demonio e restasse macchiata di peccato neppur per un istante solo.«2505
Pius IX. verglich – wie schon in seinen frühen Predigten – auch noch in seinen späten Pontifikatsjahren Maria wiederholt mit dem verschont gebliebenen Wurzelstock aus dem Buch Daniel:2506 »Figliuole dilettissime, quest’albero caduto mi rappresenta il genere umano dopo il peccato; e quella radice, che rimase intatta sulla terra, À appunto la figura di Maria Santissima. Essa infatti fu la radice che produsse quella verga, dalla quale spuntý poi il fiore divino, che fu Cristo Ges¾.«2507
In den meisten seiner Dokumente und Ansprachen vertraute der Papst der Immaculata als der »Schlangenzertreterin« einfach alle Nöte an – insbesondere den Kampf gegen die Irrlehren.2508 Sein unerschütterliches Vertrauen weist 2502 2503 2504 2505 2506 2507 2508
Beneficia dei, 325. Vgl. Multis gravibusque, 215. Franciscis 1, 293. Ivi. 4, 394 f. Vgl. Dan 4, 8 – 12, bes. 12. Dazu: oben I. Teil, Kap. 5.3.1. Franciscis 3, 63. Vgl. Singulari quidem (1856), 524; Cum Sancta Mater, 65; Maximo animi, 126; Nullis certe, 136; Novos et ante, 188; Multis gravibusque, 215; Maxima quidem, 460; Quanto confi-
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Pius IX.: Der Immaculata-Apostel nach der Definierung
deutlich darauf hin, dass Pius IX. in diesem Marienprivileg das von Gott gegebene »Heilmittel« für die Probleme seiner Zeit sah:2509 Die Immaculata-Lehre verdeutlicht unmissverständlich die von der Erbsünde erzeugte Verderbnis und die Notwendigkeit der göttlichen Hilfe.2510 Und so ist es nicht verwunderlich, dass man dieses Vertrauen auf Maria als die Besiegerin aller Irrlehren noch aus vielen weiteren Papstdokumenten herauslesen kann – allen voran aus der Enzyklika Quanta cura und den Dokumenten des Ersten Vatikanischen Konzils:2511 Die Enzyklika Quanta cura wurde, zusammen mit dem Syllabus, genau am zehnten Jahrestag der Dogmatisierung, d. h. am 8. Dezember 1864, veröffentlicht und rief mit den folgenden Worten ausdrücklich die Fürsprache der Immaculata an: »(…) quae cunctas haereses interemit in universo mundo.«2512 Die Eröffnung des Ersten Vatikanischen Konzils im Jahr 1869 legte Pius IX. bewusst auf den 8. Dezember und wollte es so unter den Schutz der Immaculata stellen.2513 Neben der allgemeinen Reform der Kirche bezweckte der Papst mit diesem 20. öku-
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ciamur, 620; Multiplices inter, 27 f; Pius IX.: Respicientes ea (1. 11. 1870) Ep. Enc., in APN I/ 5, 276; Idem: Costretti nelle (16. 6. 1872) Ep., in APN I/6, 50; Marcone 2, 48 f; Franciscis 1, 327; ivi. 4, 101.354.358 f.472.484. Diese Verbindung wird noch von weiteren Autoren gezogen, z. B.: Die unbefleckte Empfängnis und die Irrlehren der Gegenwart, in HPBI 29 (1852) 652 – 656; Calvetti, G.: Il domma e la civilt, in CivCatt 5 IV (1854) 481 – 504; Bartolommeo (vesc. di Castellaneta): Sul carattere Provvidenziale del grande Avvenimento degli VIII dicembre MDCCCLIV, in Scienza e Fede 29 (1855) 132 – 161. Vgl. dazu: Moroni 79, 74. Vgl. Quadrio: L’Immacolata, 1 – 7, bes. 5.24. Fünfzig Jahre nach der Definierung des Dogmas präsentierte Pius X. in seiner Enzyklika Ad diem illum dieses Dogma ebenfalls als effizientes Antidot gegen den »Schwall an Irrlehren« der »Glaubensfeinde«. (Vgl. Pius X.: Ad diem illum [2. 2. 1904] Ep. Enc., in Graber, R.: Die marianischen Weltrundschreiben der Päpste in den letzten hundert Jahren, Würzburg 1954, 136 f.) Vgl. Martina: Liberalismo, 183 f, bes. 201. Dazu Martina: »La definizione dell’Immacolata, il Sillabo, il Vaticano I costituiscono tre monomenti diversi, ma strettamente connessi di una stessa campagna.« (Martina 2, 347.) Quanta cura, 699; Fiora kommentiert diese Worte folgendermaßen: »Chi conosce l’anima di Pio IX amantissimo di Maria comprende che il richiamo rivolto a Lei in questo documento valeva molto pi¾ di quanto non potesse dire la semplice espressione di uso curialesco.« (Fiora, 150 f.) Dazu: Bertetto: Pio IX e la definizione, 260; Quadrio: L’Immacolata, 5. Marcone berichtet, dass die Enzyklika samt dem Syllabus schon seit Monaten bereit lag, Pius IX. jedoch noch auf einen geeigneten Moment für die Veröffentlichung gewartet habe. Am 8. Dezember, direkt nach der Danksagung nach seiner Hl. Messe, hätte sich Pius IX. erhoben und wie zu sich selbst gesagt, dass er sie noch an diesem Tag unterschreiben müsse. (Vgl. Marcone 2, 189 f.) »Ci rallegriamo sinceramente« – sagte Papst Pius am 30. 6. 1867 zu seinen Bischöfen – »che voi abbiate precorso il proposito che, da molto tempo, abbiamo concepito, di affidare, cioÀ, questo sacro Concilio al patrocinio di Colei, al cui piede À stato sottoposto, fin dagli inizi del mondo, il capo del serpente e che poi, da sola, ha distrutto tutte le eresie. (…) annunciamo (…) che il Concilio (…) deve essere posto sotto gli auspici della Vergine Immacolata Madre di Dio e deve essere aperto nel giorno in cui si commemora il conferimento di questo insigne privilegio.« (Pius IX.: Periucunda [30. 6. 1867] Responsum, in APN I/4, 294.) Dazu: Idem: Quod votis omnibus (8. 12. 1869) All., in APN I/5, 114. Vgl. Quadrio: L’Immacolata, 23; Piolanti, A.: Pio IX e le tre tentazioni dell’Ottocento, in Pio IX 11 (1982) 243.
Die Präsenz der Immaculata in den post-definitorischen Dokumenten Pius’ IX.
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menischen Konzil besonders die Beseitigung der Häresien – ein Anliegen, das er eng mit der Immaculata-Verehrung verband.2514 Nicht umsonst befand sich auf der eingezogenen Rückwand der Konzilshalle im Petersdom – die das rechte Querschiff von der restlichen Basilika trennen sollte – auf der Innenseite eine Immaculata-Darstellung des Malers Enrico Chiari, die mit der bezeichnenden Inschrift versehen war :2515 »Adsis. Volen. Propitia Ecclesiae. Decus. Ac. Firmamentum Imple. Spem. In. Tuo. Praesidio. Positam Quae cunctas. Haereses. Sola. Interemisti.«
Wie die hier angefügten Beispiele zeigen, sah Pius IX. in seinen Dokumenten und Ansprachen von einer Vertiefung der Immaculata-Doktrin ab. Dies gilt erst recht für seine private Korrespondenz, in der sich allerdings nennenswerte persönliche Gedanken bezüglich des einzigartigen Ereignisses finden lassen. So berichtete der Papst z. B. am 26. Dezember 1854 in einem Gruß an Ferdinando II. von den wunderbaren Taten, die Gott in diesen Tagen in Rom gewirkt hatte: »Maest. Non poteva essere a meno che la devozione della Maest Vostra verso la SS.ma Vergine non si palesasse nella sua consolazione per tutto ciý che Iddio si À degnato di operare in Roma in questi ultimi giorni di meraviglioso in s¦, e di splendido decoro di Maria SS.ma e della sua Chiesa, della quale Essa À Regina. Tutto questo À stato ancora pi¾ sensibile perch¦ operato da Dio con un istrumento dei pi¾ deboli che mai sieno stati fra le sue Mani Divine.«2516
Und auch in diesem Brief drückte der Papst seine Hoffnung auf die Fürsprache Mariens aus: »Mi unisco con la M.V. a sperare che potremo ottenere con la intercessione della Potente Avvocata tutte le grazie delle quali abbisognano li 2514 Papst Paul VI. erklärt diesbezüglich: »Pio IX À passato alla storia soprattutto perch¦ fu il Papa dell’Immacolata e del Concilio Vaticano I, ed À indubbio che un nesso religioso ed affinit interne collegano i due atti del magistero pontificio. All’uomo immemore ed al mondo dell’indifferenza e del razionalismo, estraneo o chiuso alla fede ed alla grazia, il Pontefice fece brillare la luce della Vergine Maria, quale ›signum magnum‹ di trascendente bellezza ed insieme profetica immagine di quel piano di restaurazione religiosa, ch’egli infaticabilmente perseguiva come capo visibile della Chiesa.« (Paolo VI: Il Papa dell’Immacolata e del Concilio Vaticano I., 185.) Zu dieser Verbindung: Martina: Liberalismo, 201; Bertetto: Pio IX e la definizione, 266 f; Quadrio: L’Immacolata, 22; Porczak, 47 f. Bezüglich des Ersten Vatikanischen Konzils: Pius IX: Singulari quidem (26. 6. 1867) All., in APN I/4, 103 – 113; Idem: Aeterni Patris (29. 6. 1868) Litt. Ap., 412 – 423; Idem: Sacri Oecumenici Vaticani Concilii (2. 12. 1869) All., in APN I/5, 97 – 102; Idem: Quod votis omnibus (8. 12. 1869) All., in APN I/5, 109 – 115. Vgl. dazu: Mattei: Pio IX, 202 f.209; Fiora, 151 f. 2515 Descrizione dell’Aula Conciliare nella SS. Basilica Vaticana, in ACSP/II: Diaria Basilicae Vaticanae ab an. 1825 ad a. 1873 (= Diari 8), Nr. 9/1.8, o. S. 2516 Russo: Documenti napoletani, 93.
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Uomini e le Nazioni per unirsi pi¾ a Dio, e per servirlo ed amarlo com’Egli desidera.«2517 Eine aufschlussreiche Verbindung zwischen dem ImmaculataPrivileg und der Aufnahme Mariens in den Himmel sprach er in einem Brief an die Königin Isabella von Spanien an,2518 als diese ihn im Jahr 1864 bat, auch das Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel zu verkünden: »›Non vi À dubbio che l’Assunzione (…) À una conseguenza del dogma della sua Concezione Immacolata‹, bench¦ (…) non si creda ›degno istrumento per pubblicare come dogma anche questo secondo Mistero; ma tempo verr (…)‹.«2519 In diesem Abschnitt wäre ein vom Papst verfasstes Gebet zur Immaculata aufschlussreich gewesen; doch habe ich leider keines finden können. Das von Pedrini dem Hl. Vater zugeschriebene Gebet Salve, o Regina, che uscisti primogenita dal petto dell’Altissimo wurde in Wirklichkeit vom Jesuitenpater Antonio Bresciani im Auftrag des Vatikan-Kanonikus Msgr. Francesco Ricci verfasst.2520 Wie aus dem Tagebuch des Vatikankapitels hervorgeht, schrieb dieser das Gebet für die Immaculata-Oktav des Jahres 1860, die in jenem Jahr in der Chorkapelle des Petersdomes abgehalten werden sollte.2521 Trotzdem ist dieses Gebet von einem gewissen Interesse; einerseits, weil anzunehmen ist, dass man dem Papst diesen Text unterbreitet und er ihn somit zumindest indirekt approbiert hat, andererseits, weil das Gebet sich inhaltlich auf die Definitionsbulle bezieht und auf diese Weise sehr gut die Gedanken und das Vertrauen Pius’ IX. wiedergibt: In dem Gebet heißt es z. B., dass Maria »senza macchia e senza paura«, d. h. ohne den Makel der Erbsünde empfangen wurde. In weiteren Sätzen wird zunächst implizit (»uscisti primogenita dal petto dell’Altissimo« und »benedetta fra tutte le creature«), und schließlich explizit das Geheimnis als Privileg ausgedrückt und damit die Sonderstellung Mariens angesprochen. Weiterhin kommt in diesem Gebet das unerschütterliche Vertrauen auf Mariens Mittlerschaft zum Ausdruck (»con ogni fiducia ricorriamo tra le angustie, gli affanni, i 2517 Ivi. 2518 Diese Verbindung sah und erklärte er schon als junger Priester. (Vgl. oben I. Teil, Kap. 5.3., bes. 5.3.1.) 2519 Serafini, 239. Vgl. Polverari 2, 188. In der Zeit der Einberufung des Ersten Vatikanischen Konzils gingen viele Petitionen bezüglich der Verkündigung des Dogmas der Aufnahme Mariens in den Himmel ein, und einige Konzilsväter wünschten sich als Frucht des Konzils eben diese Definierung. Nach einer Zeugenaussage, die sich auf die Worte des Kardinals Parocchi stützt, hätte Pius IX. die Intention gehabt, dem Konzil zwei weitere Definierungen vorzuschlagen: die Himmelfahrt Mariens sowie ihre Allmächtige Fürsprache (Onnipotenza nell’intercessione). Auf dem Hintergrund des schon gesagten scheint diese Zeugenaussage jedoch nicht fondiert zu sein. (Vgl. Zeug. v. R. Mater Maria Macchi, ex Inst. S. Cordis, Positio, 31, § 110; Scheffczyk, L.: Kennzeichen und Gestaltkräfte des »Marianischen Zeitalters«, 190; Besutti: Ricerche sulla storia della mariologia dall 1800 al Vaticano II, Magistero 27; Faraoni, 76.) 2520 Vgl. Pedrini: Vita e santit di Pio IX, 173; Debellini 1860 – 1862, 133. 2521 Vgl. ivi., 265.
Die Präsenz der Immaculata in den post-definitorischen Dokumenten Pius’ IX.
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timori che da ogni parte circondano la nostra vita ed opprimono la Chiesa«), und ihr wird die schwierige Situation in Kirche und Welt, insbesondere der Sieg über den Feind der Kirche Gottes, anvertraut (»Fa’ che il tuo trionfo confonda e sconfigga i nemici della Chiesa di Dio, e li vegga convertiti ed umiliati ai tuoi piedi«).2522 Diese kurze Darstellung der post-definitorischen Dokumente zeigt, dass man die Definierung der Immaculata Conceptio nicht nur auf die Marienfrömmigkeit Pius’ IX. reduzieren oder als bloßen Fortschritt im Patrimonium der christlichen Dogmen sehen darf;2523 weiterhin steht dieser feierliche Akt auch in Verbindung mit den Problemen seiner Zeit sowie mit ganz konkreten Reformbemühungen innerhalb der Kirche:2524 Durch die Dogmaverkündigung erhoffte sich Papst Mastai von Maria kontinuierlichen Beistand, Rat im Zweifel, Trost in der Trübsal, Hilfe in den Widerwärtigkeiten.2525 Giacomo Martina erklärt diesbezüglich, dass die Proklamation des Dogmas und die Verurteilung der Irrlehren für Papst Mastai zwei sich ergänzende Aspekte – positiv und negativ – eines einzigen Planes waren:2526 die ersehnte Reform der Kirche, damit alle wieder »eine Herde und Hirte werden« (»ac fiat unum ovile, et unus pastor«).2527 Msgr. Bruno Forte sieht dieselbe Verbindung, wenn er betont, dass es ein und dasselbe sozial-kulturelle und religiöse Umfeld war, das die Dogmaverkündigung, den Syllabus und das Erste Vatikanische Konzil hervorgebracht hat.2528
2522 Pedrini: Vita e santit di Pio IX, 173. 2523 Vgl. Fiora, 145.150. 2524 Vgl. Masciarelli, 57; Martina 1, 521; Das Immaculata-Privileg ist deshalb nicht nur in ihrer abstrakt-statischen, sondern auch in ihrer historisch-sozialen Ebene zu betrachten, da die Menschheit in Mariens einzigartiger Perfektion neuen Sinn erhält. (Vgl. Mattei: Pio IX, 148 f.) Dazu: Olgiati, F.: La definizione del dogma dell’Immacolata e la cultura moderna, in L’Immacolata Concezione. Storia ed esposizione del dogma [VIII settimana di spiritualit promossa dall’Universit Cattolica del Sacro Cuore, Milano, 9 – 16 maggio 1954], Milano 1954, 162 – 177. Der Zusammenhang »Dogma-Zeitprobleme« taucht bei vielen Autoren des 19. Jhs. auf, z. B. in: Margotti, G.: Le vittorie della Chiesa nel primo decennio del Pontificato di Pio nono, Torino 1857, bes. 193 – 201; Biografia del Sommo Pontefice Pio IX. Estratto dal Periodico »La Stella«, Roma 1871, 49; Salerno, F.M. Da: A Pio Nono… tributo di lacrime e di fiori offerto dalle Figlie di Maria nei solenni funerali per loro cura celebrati il giorno 21 marzo 1878 nella Basilica di s. Pietro in Vincoli, elogio letto da p. F.M. da Salerno, Roma 1878, 8.10.12; Morosi, D.: Vita di Sua Santit Pio IX 1, Firenze 1884, 423 f; Mencacci: Pio IX – pensieri, XX.XXVIII. 2525 Vgl. Bertetto: Pio IX e la definizione, 267. 2526 Vgl. Martina 1, 485. bes. 520. 2527 Vgl. Ineff., 617; Martina 1, 484. 2528 Vgl. Forte, B.: Maria, la donna icona del Mistero: saggio di mariologia simboliconarrativa, Cinisello Balsamo 1989, 130. Dazu: Perrella: Piet, 166.
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5.2. Förderung der Immaculata-Verehrung im privaten und offiziellen Kult und die neue Immaculata-Festliturgie Durch die Förderung Pius’ IX. hatte die Definierung seine Auswirkungen im Gebetsleben der Privatpersonen – besonders durch die Gewährung neuer Ablässe –, in den Kirchengebeten und vor allem im liturgischen Gebet. So approbierte der Papst z. B. am 27. April 1855, nur wenige Monate nach der Dogmaverkündigung, für die Diözese Rom die Einfügung des Lobpreises »Gepriesen sei die Unbefleckte Empfängnis Mariens« in dem Sühnegebet »Gott sei gepriesen« und weitete diese Genehmigung auf Anfrage Ferdinandos II. im Jahr 1858 auch auf das Königreich Neapel aus.2529 Weitere Beispiele sind hier noch zu nennen: Wiederholt bewilligte der Immaculata-Papst – das erste Mal gleich drei Monate nach der Definierung – besondere spirituelle Privilegien für alle, die die Frömmigkeitsübung der Corona delle Dodici Stelle ausübten.2530 In einem Breve vom 9. Dezember 1856 genehmigte er auf das Gebet Piisima erga Ssma˜m Dei Genitricem Virginem sine labe originali conceptam vom hl. Bonaventura verschiedene Ablässe.2531 In der Audienz vom 27. März 1863 gewährte Pius IX. 300 Tage Ablass all jenen, die das Stoßgebet O Maria, che siete entrata nel mondo senza macchia, deh! ottenetemi da Dio, che io possa uscirne senza colpa sprechen.2532 Schließlich gestattete er auch in dem Breve Apostolico vom 31. März 1876 verschiedene Ablässe allen Gläubigen, die das Officium parvum immaculatae Conceptionis B.M.V. andächtig beteten und gewährte ein anderes Mal auf das Tragen des Skapuliers der Unbefleckten neue Ablässe.2533
5.2.1. Die Entstehung der neuen Immaculata-Festliturgie Pius IX. setzte sich mit Nachdruck für die Erarbeitung einer neuen ImmaculataFestliturgie ein. Nach der Dogmaverkündigung stimmten weder das Offizium Pius’ V. noch das von Pius IX. 1847 approbierte mit der lex credenti überein: Das erste gedachte der Empfängnis Mariens und ging nicht auf ihre Erbsündenlosigkeit ein, und das zweite – wie gesehen – schloss die Vorhererlösung aus.2534 Abgesehen von diesen Diskrepanzen gingen schon seit 1850 immer mehr Ersuche um die Einführung einer Vigilmesse ein.2535 In diesem Kontext beauftragte 2529 2530 2531 2532 2533 2534 2535
Vgl. Russo, 65 f; Moroni 84, 147; Debellini 1855 – 1859, 45 f. Vgl. Enchiridion Indulgentiarum, 211 – 213: Audienz vom 17. 3. 1856; Polverari 1, 28. Vgl. Enchiridion Indulgentiarum, 241. Vgl. ivi., 238 f. Dazu: ivi., 496. Vgl. ivi., 240; Zeug. v. J. Macchi, in Positio, 1063, § 3340. Dazu: oben I. Teil, Kap. 4.4.3. Vgl. oben II. Teil, Kap. 2.3.2. Im ACCS existieren noch einige dieser Petitionen. So z. B. von der Diözese Ortona (29. 7.
Förderung der Immaculata-Verehrung und der neuen Festliturgie
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Pius IX. gleich nach der Definierung den Sekretär der Kommission für die Vorbereitungsarbeiten des Dogmas, Msgr. Pacifici, mit der Ausarbeitung eines neuen Offiziums. Dieser konnte jedoch aus Zeitmangel diesem Befehl nicht nachkommen, und somit verzögerte sich die Erstellung eines neuen Immaculata-Offiziums um mehrere Jahre.2536 Ausschlaggebend für die Einberufung einer Sonderkommission unter dem Vorsitz von Kard. Patrizi zur Ausarbeitung der liturgischen Texte war schließlich die Veröffentlichung eines Offiziums und eines Messformulars aus der Feder des Vinzentinerpaters Luigi Marchesi. Pater Luigi hatte Anfang 1863 die von ihm entworfenen liturgischen Texte für das Immaculata-Fest herausgegeben und in einer zweiten Schrift – einer Art Anhang – die von ihm ausgewählten oder eigens komponierten Gebete Abschnitt für Abschnitt kommentiert.2537 Die neue Liturgie Marchesis verzeichnete damals einen gewissen Erfolg: Viele baten den Hl. Stuhl begeistert um die Approbation dieser Texte.2538 Pius IX. erhielt Anfang April 1863 selber ein Exemplar und nahm diese Festliturgie zum Anlass, die bis jetzt aufgeschobene Erarbeitung eines neuen allgemeingültigen Offiziums und Messformulars endgültig in Angriff zu nehmen. Aus dem Manuskript Relazione storica sopra il nuovo officio dell’Immacolata Concezione della Vergine2539 – verfasst vom Sekretär der damals einberufenen Sonderkommission Msgr. Bartolini – geht der Entstehungsprozess hervor;2540 besonders die Diskussionen über die Ein- und Ausschließung der
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1850) oder Chieti (27. 8. 1850) sowie eine offizielle Sammelschrift aus dem Regno delle due Sicilie, anbei eine Anzahl von Anfragen seitens der Bischöfe (Ordinarj del Regno). (Vgl. ACCS: Pro Comm. Vig. B. Mariae V. Immaculatae, sc. R. 351 b, o. N.) Vgl. Bartolini, D.: Relazione storica sopra il nuovo Officio dell’Immacolata Concezione della Vergine, in ACCS: Sacrorum Rituum Congregationis Decreta Anni 1863 – Appendix C, 6. (Der Text wird in der Fn. 56 wiedergegeben.) Dadurch erklärt sich die Verzögerung »certo ritardo« (vgl. Martina 2, 285) bei der Veröffentlichung der neuen ImmaculataLiturgie. Vgl. Aloysius Marchesi: Officium in Festo et per Octavam Immaculatae Conceptionis B.M.V., Florentiæ Typ. Ad Signum D. Antonini 1863, XX + 44; Idem: In Novum Officium Immaculatae Conceptionis B.M.V. – Animadversiones seu note, Florentiæ Typ. Ad Signum D. Antonini 1863, 45 – 95. So z. B. der Bischof von Montalino in einem Brief vom 11. 5. 1863 oder Giovanni Benini, Bischof von Pescia, in einem nicht datierten Brief. (Vgl. ACCS: Pro Comm. Vig. B. Mariae V. Immaculatae, sc. R. 351 b, o. N.) Bartolini: Relazione, 6 – 46. Die Relation beschreibt einleitend, wie es zu der Sonderkommission kam: »Il Sommo Pontefice Pio IX Nostro Signore fino dal momento che defin come domma di fede l’Immacolata Concezione della Bma˜ Vergine diede l’onorevole incarico a Monsignore Luca Pacifici suo Segretario dei Brevi ad Principes di compilare un nuovo Officio e Messa per l’Immacolata Concezione. Questi che come dotto scrittore che ebbe posto precipuo in tale definizione e che ne stese la Bolla dommatica poteva maestralmente soddisfare al’incarico, ma distratto ed impegnato dalle assidue gravissime occupazioni dal suo officio di Segretario non potÀ mai dar mano a tale faccenda. E cos decorsero nove anni dal fausto avvenimento e la mente di Sua Santit non erasi appagata sopra questo punto. Solamente sul principio dell’aprile del corrente anno 1863 il Signore Luigi Marchesi Prete della
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Antiphonen, sowie der Texte der Lesehoren sind hier wiedergegeben. Diese Relazione lässt durchblicken, in welchem Maß die schon bestehenden Offizien von Nogarolis und Marchesi sowie der Entwurf von Bartolini den endgültigen Text beeinflusst haben, und gibt außerdem interessante Begründungen für die Auswahl einzelner Texte an. Aber vor allem ist diese Relazione wertvoll, weil sie über das persönliche Interesse und Einschreiten Pius’ IX. informiert: Dank ihr ist überliefert, wie sehr Papst Mastai sich eine schnelle Ausarbeitung der neuen Liturgie zum Immaculata-Fest wünschte, mit wie viel Interesse er die Sitzungen verfolgte und die ausgearbeiteten Texte eigens studierte, persönlich einschritt, die Resultate approbierte und dabei eigene Wünsche auch zurücksteckte, um damit den Mitgliedern der Sonderkommission entgegenzukommen. Jedoch verweigerte der Papst bezüglich der Einführung eines neuen Hymnus – erwünscht von Bartolini – seine Approbation, da er sich hatte überzeugen lassen, dass der Text zwar schön, aber für das Allgemeinverständnis zu schwer (sublime) sei.2541 Eine ausschlaggebende Rolle bei der Erarbeitung der neuen liturgischen Texte hatte der soeben genannte Domenico Bartolini, der Sekretär der Sonderkommission sowie der Ritenkongregation, der später zum apostolischen Promotor und 1875 schließlich zum Kardinal ernannt wurde.2542 In der Ausarbeitung nahm er eine wesentliche Vermittlerstellung zwischen den Kardinälen der Sonderkommission und Pius IX. ein, da er den Papst immer auf dem Laufenden hielt und dessen Wünsche in der Kardinalsrunde verteidigte. So wollten die Kardinäle z. B. gleich am Anfang Marchesis Texte verwerfen, und nur weil Bartolini klar an Pius’ Wunsch erinnerte, neue liturgische Texte einzuführen, wurden diese als
Congregazione della Missione di S. Vincenzo de Paoli personaggio dottissimo nei Sacri Riti presentý a questa Sacra Congregazione due libercoli impressi in Firenze per i tipi ad Signum D. Antonimi l’uno dei quali aveva per titolo Officium in festo et per Octavam Immaculatae Conceptionis B.M.V. con altro officio proprio per il giorno della Ottava a pag 24 nonch¦ la Messa per la Vigilia della Concezione ov’À concessa; e l’altra Messa per il giorno della solennit alle pagi 35 a 38. L’altro poi che aveva per titolo La [sic!] Novum Officium Immaculatae Conceptionis B.M.V. Animadversiones seu note conteneva una accurata elucidazione dell’officio [di cui] sopra. Questo Officio accompagnato dalle postulazioni di parecchi Vescovi che si accludono quivi in posizione fu da me presentato a Sua Santit a cui gi n’era stata data altra copia dallo stesso autore. Sua Beatitudine per la mia relazione si ˜ i Signori Cardinali della Congregadegný di commettermi la scelta di quattro Emi¨ e Rm zione dei Riti che unitamente a Monsignore Promotore della fede Andrea Maria Frattini, a Monsignore Pietro Minetti Sotto-Promotore ed Assessore della [suddetta] S. Congregazione, e a me Segretario della medesima con eguaglianza di Voto come nelle cause maggiori esaminassero tale officio per l’approvazione.« (Bartolini: Relazione, 6 – 8.) 2541 Bartolini soll damals einem gewissen Paolo Tornessi [Dornessi?], Cancelliere della Ritenkongregation und berühmter Schriftsteller, beauftragt haben, einen neuen Hymnus zu verfassen. (Vgl. Bartolini: Relazione, 45 f.) 2542 Vgl. Moroni: Indice 1, 280.
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Grundlage angenommen.2543 Auch als wenig später einer der Kardinäle einräumte, ein neues Offizium sei nicht notwendig, da schon drei existierten und weitere Vorschläge in Zukunft sicher noch folgen würden, verteidigte der Sekretär die Meinung des Hl. Vaters, der nach der Definierung des Dogmas für eine endgültige Anpassung der liturgischen Texte eintrat.2544 Nachdem diese grundsätzlichen Schwierigkeiten behoben waren, arbeitete die Sonderkommission an der Erstellung der neuen Immaculata-Festliturgie,2545 wobei die Prüfung der vorgeschlagenen Texte mit »großer Gründlichkeit« (»esame rigoroso e severo«) vonstattenging.2546 Neun Jahre nach der Proklamation des Dogmas wurden mit dem apostolischen Brief Quod jampridem am 25. September 1863 die Vigilmesse Venite, audite, die Festtagsmesse Gaudens gaudebo sowie das Offizium Tota pulchra es2547 von Pius IX. für die gesamte lateinische Kirche approbiert. Damit wurden alle existierenden Partikularoffizien aufgehoben.2548 Gleichzeitig legte man den Namen des Festes In Conceptione Immaculata B. Mariae Virginis offiziell fest.2549
5.2.2. Der Inhalt der neuen Immaculata-Festliturgie In den Messbüchern erschien folglich zum ersten Mal eine Vigilmesse, nach ihrem Eingangsvers (Introitus) Venite, audite benannt. Auch wenn die liturgischen Gebete noch ziemlich allgemein gehalten waren, haben besonders das Tages- und Gabengebet (Secreta) einen besonderen Wert, da sie ganz neu kreiert wurden. In beiden Fällen wurden die von Bartolini entworfenen Gebete fast wortgetreu übernommen; einzig in der Secreta wurde das »idcirco« ausgelas2543 Vgl. Bartolini: Relazione, 9. 2544 Vgl. ivi., 25. 2545 Die Arbeit der Sonderkommission erstreckte sich von Mai bis August 1863, nach den Dokumenten zu urteilen fanden die Versammlungen am 15. und 27. Mai und nach einer Sommerpause, in der die Mitglieder die Texte studieren sollten, am 13. und 22. 8. 1863 satt. (Vgl. ACCS: Sacrorum Rituum Congregationis Decreta Anni 1863 – Appendix B [Epistolae pro Sessionibus dietae Congregationis]; Bartolini: Relazione, 14.24.38; Patrizi an Principe – Brief vom 4. 8. 1863, in ACCS: B.M.V. Immaculata: Messa e Ufficio dell’Immacolata Concezione di Maria Vergine, sc. R. 351 a, o. N.) 2546 Vgl. Bartolini: Relazione, 9.25. 2547 Incipit der ersten Antiphon der Ersten Vesper. 2548 Vgl. Pius IX: Quod iampridem (25. 9. 1863) Litt. Ap., in APN I/3, 629 – 631. Dazu: Navoni, 496 f. Am 8. 12. 1863 wurde bei dem Pontifikalamt in der Sixtinischen Kapelle die neue Festliturgie verwendet. (Vgl. ACP: R.P.D. Aloisio Ferrari Apostolic. Caeremonier Praefecto: Diarium Caeremoniale Pii IX. Pont. Max. A die 1a Januarii Anni 1862 ad diem 31 Decem. Anni 1863, Bd 4, 803.) Martina gibt als Approbationsdatum fälschlicherweise den 25. 12. 1863 an. (Vgl. Martina 2, 285.) 2549 Vgl. Navoni, 497.
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sen.2550 In diesen Gebeten tritt ganz deutlich die Idee der Vorherbewahrung Mariens von der Erbsünde im Hinblick auf ihre göttliche Mutterschaft hervor.2551 Neben diesen neu formulierten Gebeten der Vigilmesse sind einzelne Teile aus der Festmesse Venite et videte von 1847 übernommen, wie z. B. der erste Teil des Introitus, aber auch das Graduale und das Evangelium. Im Ganzen gesehen erscheinen die ausgewählten Lesungen der Vigilmesse eher unangemessen: Als erste Lesung hatte man gemäß einem Vorschlag Bartolinis einen Abschnitt aus Jesus Sirach nach der Vulgataredaktion genommen. In dieser Lesung bezog die Liturgie die sich lobende Weisheit auf Maria.2552 Obwohl dieser Text ohne Zweifel vielsagender war als der von Marchesi ausgewählte Abschnitt aus Jesaja über die Verheißung des messianischen Heils,2553 eignete er sich eigentlich nicht zur Veranschaulichung des Festgeheimnisses. Ebenso wenig passte das Evangelium mit dem Stammbaum Christi, auch wenn es zuvor schon Teil der alten Festtagsmesse gewesen war.2554 Die Auswahl dieser Lesungen ist für den Betrachter der neu erarbeiteten Festliturgie eher unverständlich, zumal die in der Definierungsbulle angegebenen Schriftstellen das Festgeheimnis besser zum Ausdruck gebracht hätten. Die Festtagsmesse Gaudens gaudebo2555 verwendet bei der Beschreibung des Mysteriums neue und alte Elemente, die harmonisch einander ergänzen. Im Zentrum steht das Tagesgebet, das bewusst von Nogarolis übernommen wurde, weil – so die Sonderkommission – es genau den dogmatischen Sinn der Unbefleckten Empfängnis Mariens wiedergab.2556 Zum besseren Verständnis des inhaltsreichen Tagesgebetes kann man es in drei Teile aufgliedern:2557 1. »Deus, qui per immaculatam Virginis Conceptionem dignum Filio tuo habitaculum praeparasti: 2. quaesumus; ut, qui ex morte ejusdem Filii tui praevisa, eam ab omni labe praeservasti, 3. nos quoque mundos ejus intercessione ad te pervenire concedas.«
2550 Der Schlussteil der Secreta (»ut Filii tui habitaculum effici mereretur«), der den Zweck des Privilegs zum Ausdruck bringen sollte, übernahm Bartolini von Marchesi. (Vgl. Anhang R, 565.) 2551 Vgl. Missale Romanum, Romae 1920, 417 f – die Texte stimmen mit der Originalversion überein. Dazu: Anhang R, 565. 2552 Vgl. Eccli 24, 23 – 31 (Vulg.). 2553 Vgl. Jes 35, 1 – 10. 2554 Dieses Evangelium hatte schon Marchesi – mit der Erklärung, dass er das vorherige Festtagsevangelium nicht komplett aus der neuen Liturgie herausnehmen wollte – in die Vigilmesse aufgenommen. (Vgl. Marchesi: In Novum Officium, 58.) 2555 Den Introitus hatte man von Marchesi übernommen. (Vgl. Marchesi: Officium in Festo, 38.) 2556 Vgl. Bartolini: Relazione, 11. 2557 Missale Romanum, Romae 1920, 419.
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Kurz und präzise spricht man von der Unbefleckten Empfängnis Mariens und erklärt ihre Vorherbewahrung von jeder Sünde. Im ersten Teil des Gebetes wird zunächst Gott als der Urheber des Marienprivilegs und sodann seine Motivation ausgedrückt: Der Wunsch seinem Sohn eine würdige Wohnung vorzubereiten. Diese Worte enthalten zugleich den Konvenienzgrund: Es gebührt sich nicht für den Sohn Gottes, das Fleisch anzunehmen, das zuvor unter der Macht der Sünde gestanden hat. Auf diese Weise führt die Liturgie das Festgeheimnis direkt auf Mariens Auserwählung zur Gottesmutterschaft zurück und setzt damit die makellose Empfängnis der Jungfrau direkt mit dem Heilswerk Christi und somit mit der Christologie in Verbindung: Maria ist – im Hinblick auf die Inkarnation Christi – die Ersterlöste und zugleich die vollkommen Erlöste unter dem ganzen Menschengeschlecht.2558 In diesem ersten Teil des Gebetes ist die Vorherbewahrung Mariens auch ganz klar auf die Person Mariens und nicht nur auf ihre Seele bezogen; gerade so wie Kard. Giuseppe Pecci und Msgr. Bruni es in ihrer Kritik zur Definitionsformel gefordert hatten.2559 Im mittleren Teil des Tagesgebetes sind der Verdienstgrund (causa meritoria) – d. h. die vorausgesehenen Verdienste Christi durch seinen Erlösertod – angesprochen, sowie das Festgeheimnis (ratio formalis), d. h. die Vorherbewahrung Mariens von jedem Makel der Sünde. Mit der Verwendung des nogarolischen Tagesgebetes entfällt jedoch jede ausdrückliche Erwähnung des genauen Zeitpunktes (erster Augenblick der Empfängnis) der Erlösung Mariens; doch kann man aufgrund des Begriffs der »Vorherbewahrung« implizit auf den ersten Augenblick zurückschließen. Die hier verwendete Formulierung lässt – gleich der Definierung – die debitumFrage völlig unbeachtet, schließt aber gleichzeitig keine der beiden Interpretationsmöglichkeiten aus, insofern alles auf die Verdienste des Erlösertodes Christi zurückgeführt wird. Der dritte und letzte Teil des Tagesgebetes drückt die Bitte der Gläubigen aus, auf die Fürsprache Mariens rein in den Himmel gelangen zu können. Im Gegensatz zur Messe von 1847 und der dogmatischen Formulierung führt die Tageskollekte von 1863 die Vorhererlösung Mariens wieder explizit auf die Verdienste Christi durch seinen Erlösertod (»ex morte Filii tui praevisa«) zurück.2560 Damit nahm man ausdrücklich Abstand von dem in der Definierungsbulle absichtlich verwendeten Begriff »Salvatoris« und verwendete erneut den von Alexander VII. benutzten Ausdruck »Redemptoris«. Die Kausalbedin2558 Vgl. Navoni, 487 f. 2559 Kard. G. Pecci kommentierte: »Ita ut definitio respiceret personam Mariae quemadmodum Ecclesia festum Conceptionis eiusdem celebravit hucusque de persona, non de anima tantum.« (Sardi 2, 292.) Bei Msgr. Bruni heißt es ebenso: »In sacra enim liturgia Conceptio Immaculata non de sola anima, sed de persona pronunciatur.« (Sardi 2, 243.) Dazu: oben II. Teil, Kap. 4.2.1. 2560 Breviarium Romanum, 770.
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gung der Vorherbewahrung Mariens wurde also mit den Verdiensten Christi durch seinen Erlösertod identifiziert.2561 Mit anderen Worten, in den neuen liturgischen Texten von 1863 wurde nicht nur Mariens Vorherbewahrung als solche, sondern auch deren Grund, nämlich ihre Erlösung durch die Verdienste der Passion Christi gefeiert.2562 Das von Nogarolis übernommene Tagesgebet erhielt im neuen Messformular nur eine kleine Abänderung: Während der Originaltext behauptet, dass Maria im Hinblick auf den Tod ihres Sohnes »ex morte ejusdem Filii sui« von jedem Makel der Sünde vorherbewahrt geblieben ist, wollte man in der neuen Version das »Filii sui« in »Filii tui« umwandeln und somit die Sohnschaft auf Gott-Vater und nicht wie zuvor auf Maria beziehen. Diese kleine Veränderung scheint belanglos zu sein, ist aber in Wirklichkeit bedeutend: Einerseits entstand dadurch eine größere Gleichförmigkeit mit den übrigen Tagesgebeten, die traditionell Gott selbst ansprechen; andererseits wurde somit klarer ausgedrückt, dass dieses Marienprivileg seinen letzten Grund im Ostergeheimnis Christi besitzt, der an erster Stelle Sohn Gottes ist.2563 Betrachtet man das Tagesgebet jedoch mit kritischen Augen, sieht man das Festgeheimnis in Wirklichkeit nur teilweise angesprochen, da wichtige Präzisierungen ausbleiben: Es fehlt jeder Hinweis auf die Bewahrung Mariens von der Erbschuld sowie die Klarstellung, dass es sich um den ersten Augenblick ihrer Empfängnis handelt. Vergleicht man deshalb das nogarolische Tagesgebet mit dem von Marchesi, erscheint Letzteres in Wirklichkeit angemessener : Letzterer übernimmt z. T. genau die Worte aus der Definierungsformel (wobei aber auch er nicht auf den »primo istante« eingeht), spricht ausdrücklich die Vorherbewahrung von der Erbsünde an und begründet diese schließlich mit der göttlichen Mutterschaft Mariens. In Marchesis Gebet steht somit wirklich das Festgeheimnis (die Unbefleckte Empfängnis) und nicht der Konvenienzgrund (die göttliche Mutterschaft) im Mittelpunkt.2564 2561 Vgl. Alfaro, 270. 2562 Vgl. ivi., 268 f. 2563 Dazu: Bartolini: Relazione, 30; Navoni, 497 f. Zu diesem Thema gibt es eine kurze, aber interessante Abhandlung eines unbekannten Verfassers, der auf die Vorteile der Formulierung »Filii sui« hinweist. Unter anderem betonte er, dass auf diese Weise die Sonderstellung Mariens (Gottesmutter) und somit der Grund für ihre einzigartige Erlösung besser zum Ausdruck kämen. (Vgl. ACCS: Sacrorum Rituum Congregationis Decreta Anni 1863 – Appendix, fl. 50 – 57 – Der Brief trägt kein Datum, wurde aber nach der Approbation verfasst und ist einfach an »Eccellenza Rema« adressiert.) 2564 Dazu: Anhang R, 567. Marchesi kritisierte bei der Tageskollekte Nogarolis’, dass sie eigentlich nur indirekt auf das Festgeheimnis einginge. Aus diesem Grund hatte er eine ganz neue erarbeitet, die er wie folgt kommentierte: In dem Titel »Unigeniti tui Matrem« sei sowohl der Verdienstgrund angeschnitten – da in diesen Worten implizit die Menschwerdung Christi und seine Passion enthalten seien – als auch der Kausalgrund und zwar die zukünftige Gottesmutterschaft Mariens. Im Adverb »mirabiliter« sei die Allmacht
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Sowohl das Gaben- als auch das Schlussgebet in der neuen Festmesse greifen den Inhalt des Tagesgebetes wieder auf, ohne dabei tiefer in das Festgeheimnis der Unbefleckten Empfängnis Mariens eindringen zu wollen.2565 Die Formulierungen rühmen ganz allgemein Mariens Sündenfreisein und erinnern daran, dass es sich dabei um eine zuvorkommende Gnade Gottes (gratia præveniens) und eine einzigartige Vorherbewahrung (singulariter praeservasti) handelt. Während die Gebete – gleich der Definitionsformel – vor allem die Vorherbewahrung Mariens von der Sünde behandeln, entwickelt die Liturgie, die nur »heilige Dinge zum Gegen-stand ihrer Feste wählt«,2566 in ihrer Gesamtheit auch die Betrachtung über Mariens Gnadenfülle. So verbindet sie harmonisch den negativen und den positiven Aspekt der Heiligkeit Mariens und stellt sie den Gläubigen als Andachtsgegenstand vor die Augen.2567 Dabei wird vor allem ihre Größe und Ehrenstellung (»Tu gloria Jerusalem« [Graduale]) aufgrund ihres Sieges gegen den Feind (»nec delectasti inimicos meos super me« [Introitus]) sowie ihre Schönheit (»Tota pulchra es, Maria: et macula originalis non est in te« [Tractus]) aufgrund ihrer Sündenlosigkeit gepriesen.2568 In diesem Zusammenhang sind auch die Lesungen der Festmesse interessant: Schon seit dem nogarolischen Offizium wurde in der ersten Lesung der Abschnitt »Dominus possedit me« aus dem Buch der Sprichwörter verwendet.2569 In der Definierungsbulle kommentierte Pius IX. diese Lesung mit den folgenden Worten: »Deshalb wendet ja auch die Kirche die gleichen Worte, mit denen die Hl. Schrift von der ungeschaffenen Weisheit spricht und deren ewigen Ursprung schildert, im kirchlichen Stundengebet und bei der Feier des hochheiligen Opfers auf Maria an und überträgt sie auf ihren Ursprung; wurde doch ihre Erschaffung durch ein- und dasselbe Dekret mit der Menschwerdung der göttlichen Weisheit von Gott beschlossen.«2570 Ganz neu in der Immaculata-Festliturgie ist das Evangelium: Über Jahrhunderte hinweg las die Kirche immer den Stammbaum Jesu, der in Wirklichkeit das eigentliche Festmysterium nicht
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Gottes betont, durch die der Schöpfer ein allgemein gültiges Gesetz aufheben kann, und womit gleichzeitig die Einzigartigkeit der Befreiung Mariens von der Erbsünde unterstrichen würde. Weiterhin erklärte Marchesi, dass er in diesem Gebet exakt die Worte aus der Definierungsbulle übernommen habe. Jedoch unterschlägt auch er – gleich der Tageskollekte Nogarolis’ – jede Anspielung auf den Zeitpunkt (primo istante) der Empfängnis Mariens. (Vgl. Marchesi: In Novum Officium, 48.) Vgl. Missale Romanum, Romae 1920, 419 f. Ein weiterer interessanter Aspekt im Gabengebet Marchesis: Im Hinblick auf die unruhige Zeit schlug er für das neue ImmaculataMessformular eine Version vor, in der Gott ausdrücklich um Ruhe und Frieden angefleht wird, und die nach der Erhörung der Gebetsbitte als Dankgebet verwendet werden konnte. (Vgl. Marchesi: Officium in Festo, 90.) Ineff. (dt.), 23. Vgl. Alfaro, 264 f. Jdt 15, 10; Spr 8, 22 – 35. Ineff. (dt.), 23.
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weiter beleuchtet, sondern vielmehr an die Gottesmutterschaft erinnert.2571 Getreu der Bulle, nach der die Kirchenväter in den Engelsworten »voll der Gnaden« Mariens unendliche Gnadenfülle angespielt sahen, las man nun in der Messe und im Stundengebet von 1863 den Engelsgruß.2572 Die Sonderkommission nahm damit den Vorschlag Bartolinis an und verwarf Marchesis, der ins Zentrum der liturgischen Betrachtung das Magnifikat gesetzt hatte.2573 Kard. Barnabý begründete diese Wahl des Evangeliums: Vor allem zeige der Engelsgruß, dass Maria schon vor ihrer Gottesmutterschaft voll der Gnaden gewesen sei, und gebe außerdem auch den Konvenienzgrund – die Fleischwerdung Christi – an.2574 In das neu approbierte Offizium Tota pulchra es wurden viele Antiphonen und Responsorien aus dem Offizium Nogarolis übernommen, vor allem die biblisch inspirierten, die einen direkten Bezug zu Mariens Unbeflecktheit, Unschuld und Reinheit herstellten.2575 An dieser Stelle möchte ich nur zwei Antiphonen und ein Responsorium erwähnen, die neu verfasst wurden und deshalb von besonderem Interesse sind. Eine der Antiphonen aus der Matutin lautet: »In conceptione sua accepit Maria benedictionem a Domino, et misericordiam a Deo salutari suo.«2576 Es handelt sich hierbei um eine Überarbeitung des Psalmverses »Er wird Segen
2571 Vgl. Mt 1, 1 – 16. 2572 Vgl. Lk 1, 26 – 28. 2573 Vgl. Marchesi: Officium in Festo, 7.13.16.18.22.29.40.43. Bartolini: Relazione, 21 f. Die Begründung Marchesis für die Wahl des Magnifikats besitzt eine gewisse Originalität: In einem Kurzkommentar erklärte der Vinzentinerpater, dass Maria – wie definiert – ohne Makel der Erbsünde empfangen wurde und weiterhin – wie es allgemein bei den Kirchenvätern heißt – gleich von Anfang an schon über die vollen Fähigkeiten ihres Verstandes verfügte. Diesen Gedanken verfolgte Marchesi und zeigte auf, dass Maria ab dem ersten Moment zumindest eine teilweise, wenn nicht vollkommene Kenntnis von der im Entstehungsmoment erhaltenen Gnade besessen haben muss. Dies vorausgesetzt, erklärte er, kann man leicht annehmen, dass der erste Gedanke dieser hl. Seele Mariens ein Lobpreis und Dankgebet gewesen sein muss – in einem Wort, das Magnifikat. Diese Überlegung Marchesis hat jedoch in keiner Weise die Auswahl der Bibelstellen in der neuen Festliturgie beeinflusst; auch wenn in der Bulle das Magnifikat erwähnt war. In der Definierungsbulle bezog man lediglich Mariens »Größe« auf die von ihr besessenen Gnaden, ohne dabei den Lobgesang zeitlich auf den Moment nach der Zeugung festlegen zu wollen. Neben den verschiedenen Argumenten, die Marchesi bezüglich seiner Wahl anfügte, erklärte er auch, warum er die Grußworte Elisabeths ausgelassen hatte: Mit dieser Aussparung wollte er den Gläubigen helfen, bei der Betrachtung des Geheimnisses nicht bei der Heimsuchung Elisabeths stehen zu bleiben, sondern das Magnifikat gleich in den ersten Moment der Existenz Mariens einzuordnen. (Vgl. Marchesi: In Novum Officium, 59 f; Ineff., 609.) 2574 Vgl. Bartolini: Relazione, 21 f. 2575 Vgl. Navoni, 498. 2576 Breviarium Romanum, 772.
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empfangen vom Herrn und Heil von Gott, seinem Helfer.«2577 Bei der Anpassung des Verses wurde angemessenerweise die Zeitform von der Zukunft in die Vergangenheit gesetzt und ein Hinweis auf ihre Empfängnis hinzugefügt. In der Antiphon zum Magnifikat der zweiten Vesper heißt es: »Hodie egressa est virga de radice Iesse; hodie sine ulla peccati labe concepta est Maria; hodie contritum est ab ea caput serpentis antiqui.«2578 Dort wurden zwei typisch marianische Schriftstellen miteinander verbunden, die zudem beide als Schriftbeweis für die makellose Empfängnis Mariens angesehen wurden – die prophetische Ankündigung des Messias »aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor«2579 und ein Abschnitt aus dem sogenannten Protoevangelium »Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse«2580 – und in dem Sinn interpretiert, dass Maria den Sieg über die alte Schlange davonträgt. Im Zentrum dieser Antiphon steht die dogmatische Aussage über Mariens makellose Empfängnis. Als letztes Beispiel sei ein Responsorium »In I Nocturno« zitiert: »Per unum hominem peccatum in hunc mundum intravit, in quo omnes peccaverunt. Ne timeas Maria, invenisti gratiam apud Deum. Eripuit Dominus animam tuam de morte, et contra inimicum factus est protector tuus.«2581 Dabei handelt es sich um eine gelungene Zusammenstellung dreier inhaltsreicher Bibelstellen: Zunächst wurde das Pauluswort »Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt« aufgegriffen,2582 allerdings leicht abgewandelt, umso die Universalität der Erbsünde klarer zum Ausdruck bringen zu können. Die darauffolgenden Engelsworte »Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden«2583 sollten als Beweis für die Ausnahme Mariens aus dem allgemeinen Gesetz der Sünde dienen und führten dieses einzigartige Privileg auf die Gnade Gottes zurück. Der letzte Teil endlich bezieht sich auf den Psalmvers »Ja, du hast mein Leben dem Tod entrissen«2584 und spielt dabei – in Anlehnung an die Definition von Sünde als »Tod der Seele« – auf die Sündenlosigkeit Mariens an.2585 Eine weitere wesentliche Anpassung an das Festgeheimnis fand in der Textwahl für die Lesehore statt. Bei den biblischen Lesungen wurde an erster Stelle – konform mit den Überlegungen in der Definitionsbulle – das dritte Kapitel aus der Genesis eingefügt. Dieser Vorschlag tauchte zum ersten Mal in Marchesis Offizium auf, wurde von Bartolini übernommen und von der Sonderkommis2577 2578 2579 2580 2581 2582 2583 2584 2585
Ps 24, 5 (Ps 23, 5 [Vulg.]). Breviarium Romanum, 785. Jes 11, 1. Gen 3, 15. Breviarium Romanum, 773. Röm 5, 12. Lk 1, 30. Ps 116, 8 (Ps 14, 8 [Vulg.]). Vgl. DH 372.1512.
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sion angenommen. In der Wahl der Kirchenvätertexte wurden bewusst wieder Lesungen ausgewählt, in denen das Thema und der Begriff »Immaculata« sich häuften.2586 Viele dieser Lesungen sind jedoch nicht zufriedenstellend, einerseits, weil man leider mehrere apokryphe Vätertexte gewählt bzw. aus dem nogarolischen Offizium übernommen hat, andererseits, weil einige der griechischen Homilien zwar reich an langen emphatischen Ausrufen, doch inhaltlich arm sind.2587 Auffällig ist die Begründung, mit der auch der hl. Bernard de Clairvaux, trotz seiner kritischen Haltung gegenüber der Immaculata-Lehre, mit seiner zweiten Homilie Super Missus in die geistliche Lektüre des Stundengebetes aufgenommen wurde: Bartolini veranschaulichte in seiner Relazione – durch die Meinung des Hl. Vaters ermutigt – den anderen Mitgliedern der Sonderkommission, »dass es seltsam (»una vera stranezza«) sei, Bernard als Gegner der Unbefleckten Empfängnis Mariens zu bezeichnen«.2588 Bartolini begründete diese Auffassung mit Autoren, die Bernard als den Verfasser der heiklen Predigt über die Cantica leugnen, und die die kritische Position im Brief an die Kanoniker von Lyon nicht auf den Festgegenstand selbst, sondern auf die unbefugte Einführung der Immaculata-Liturgie beziehen.2589 Aber vor allem wurde in die Lesehore der Oktav fast der vollständige Text der Bulle Ineffabilis Deus aufgenommen.2590 Die Sonderkommission überließ dem Papst die Wahl der Überschrift, und der Hl. Vater bestimmte den Titel Ex Bulla dogmatica Pii Papæ noni.2591 Damit wurde die Liturgie eng an den historischen Akt der von Pius IX. vollzogenen Definierung gebunden, aber vor allem ver-
2586 Mit Bartolini wurde schon die im nogarolischen Offizium existierende Predigt von Hieronimus De Assumption B.M.V. übernommen. Der Sekretär wollte von Nogarolis auch die Predigt des hl. Gregorius Taumaturgo mit hineinnehmen, doch wurde dieser Vorschlag zweimal abgelehnt, da sie mehr den Charakter eines fortdauernden Gebetes statt einer Predigt hatte; stattdessen nahm man die Predigt vom hl. Bischof Germani In Præsentatione Deiparæ in das Brevier auf. Weiterhin wurde ein Ausschnitt aus der Predigt In Deiparæ Annuntiatione von Sophroninius aufgenommen und ein weiterer aus der Homilie Oratio de laudibus S. Mariæ Deiparæ vom hl. Bischof Epiphanius. (Vgl. Breviarium Romanum, 777 f.781 – 783; Bartolini: Relazione, 34.36; ACCS: B.M.V. Immaculata: Messa e Ufficio dell’Immacolata Concezione di Maria Vergine, sc. R. 351 a, o. N. [Entwurf].) 2587 Vgl. Righetti: Manuale, 296 f. 2588 Bartolini: Relazione, 37. 2589 Vgl. ivi., 33.37.41. Bernard kämpfte gegen das Fest der Unbefleckten Empfängnis weil er die Ansicht vertrat, dass Maria erst nach der Empfängnis, jedoch vor der Geburt geheiligt wurde. (Vgl. Stegmüller, O. – Riedlinger, H.: Bernhard v. Clairvaux – I.: Leben und Werk, in MaLex 1, 446.) Dazu: oben II. Teil, Kap. 1.2. 2590 Vgl. Breviarium Romanum, 786 – 788.821 – 823.826 – 828; Officium proprium Immaculatæ Conceptionis et Mis., in ACCS: Sacrorum Rituum Congregationis Decreta Anni 1863 – Appendix F. Von der Bulle nicht mit aufgenommen wurde der biblische Teil und die Erzählung der immanenten Vorbereitungen des Dogmas. 2591 Vgl. Bartolini: Relazione, 40.45.
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mittelte man auf diese Weise allen Brevierbetern die genaue Kenntnis des Definierungstextes und somit des Festmysteriums.2592
5.3. Pius IX.: Immaculata-Verehrer und Promotor der Immaculata-Devotion nach der Dogmaverkündigung Es ist davon auszugehen, dass der Immaculata-Papst mit Begeisterung die nach der Dogmatisierung noch lange anhaltenden Feste in Rom, Italien und auf der ganzen Welt zur Ehren der Unbefleckten zur Kenntnis nahm. Zeitungsberichte aus den damaligen Tagen berichteten von der Teilnahme zahlreicher Gläubigen an den vielen Festmessen, Prozessionen, Errichtungen von Gedenkmonumenten und an weiteren Aktivitäten, die der feierlichen Definierung folgten.2593 Die Zeitschrift Giornale di Roma fasste am 14. Dezember 1854 diese Tage wie folgt zusammen:
2592 Schon Marchesi schloss den Text der Definierungsbulle in die Lesehore der Oktavtage mit ein. Obwohl er sich bewusst war, dass man gewohnheitsgemäß eigentlich Kirchenvätertexte verwendete, entschloss er sich für die Bulle, da – nach seiner Meinung – jede Ausnahme die Regel bestätigt, und Pius IX. ohne einen großen autoritären Akt diese Wahl approbieren konnte. Weiterhin wies er darauf hin, dass es keine geeigneten Kirchenvätertexte über die Immaculata Conceptio gäbe und die Bulle in ihrer Autorität jede Homilie an Inhalt überrage. Auch Marchesi begann die Lesungen der Bulle nicht am Festtag, sondern am ersten Oktavtag. Durch diese Entscheidung wollte er verhindern, die Reihenfolge der Lesung invertieren zu müssen, da der Anfang der Bulle sich nicht für den 8. Dezember geeignet hätte. (Vgl. Marchesi: In Novum Officium, 70 – 72.) 2593 In einer römischen Zeitung hieß es: »I giornali cattolici lasciano per un momento la politica, sono intieramente occupati a far conoscere le grandi feste celebrate nelle citt e nelle campagne ad onore della Immacolata Concezione di Maria Vergine.« (Giornale di Roma 289 [20. 12. 1854].) Sardi veröffentlichte am Schluss des zweiten Teils verschiedene Zeitungsartikel sowie Briefe aus den Kurien vor allem italienischer und europäischer Diözesen, die von den Feierlichkeiten anlässlich der Dogmaverkündigung berichteten. Diese Feste fanden in den Monaten nach der Definierung statt und waren oftmals mit der feierlichen Publikation der Bulle in den Diözesen verbunden. (Vgl. Sardi 2, bes. 463 – 678.) Ein weiteres Zeugnis ist die von Stefano Ciccolini herausgegebene Broschüre Cronaca delle feste celebrate in Roma per solennizzare la definizione dommatica del concepimento immacolato di Maria Vergine (o. A. von Stadt und Jahr): Nach Monaten geordnet, listete der Herausgeber alle Feierlichkeiten in Kirchen, von Bruderschaften und Ordensgemeinschaften auf, die in dem Zeitraum Dezember 1854 bis Dezember 1855 stattgefunden haben. Die Zeitschrift Scienza e Fede kehrt in den Jahren nach der Definierung unter verschiedenen Aspekten immer wieder auf dieses Ereignis zurück. Besonders sind dabei die Artikel Ghirlanda di Fiori Mariani (1857 – 1862) zu nennen, die von den Ehrenbezeugungen berichten, die man Maria in allen Städten und Ländern erwies. (Vgl. Scienza e Fede 33 – 45, z. B. 33 [1857] 71.73.153 f.269 f.473 f.572 ff. Dazu: Roschini: Il dogma dell’Immacolata, 22 – 26.)
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»Roma in questi giorni vedesi intenta a festeggiare in mille modi questo grande trionfo. Gli artisti sono occupati ad esprimere sulle tele, sui marmi o sulla carta l’immagine della Concezione, domandando alla loro religiosa inspirazione nuovi concetti: poeti e maestri di musica ispirarsi maggiormente alla grandezza di un tanto mistero: valenti scrittori tesserne con abbondanza maggiore dell’usato le dovute lodi.«2594
In dieser allgemein enthusiastischen Stimmung lag es auch Pius IX. daran, der Immaculata auf verschiedenste Weise Ehre zu erweisen. Wie in den letzten Abschnitten beschrieben, hatte Pius IX. in den Dokumenten, die dem Dogma vorausgingen und die ihm folgten, immer wieder hoffnungsvoll zu verstehen gegeben, dass er sich von diesem Ereignis einen Aufschwung im religiösen Leben erwartete, und sah außerdem in diesem Akt das geeignete Antidot gegen die sich ausbreitenden Irrlehren.2595 Nach der Dogmatisierung war es ihm darum wichtig, dieses Ereignis zum Wohl der Kirche in allen lebendig zu erhalten, auf dass es in den Herzen die gewünschten Früchte hervorbringe.
5.3.1. Die Immaculata im Alltag des Papstes nach der Definierung Pius IX. selber setzte nach der Definierung seine alten Gewohnheiten fort: Er verschenkte in seiner Großzügigkeit Immaculata-Statuen oder -Bilder an Ordenshäuser, Kirchen oder Seminare2596 und gewährte auch weiterhin die Krönung von Immaculata-Darstellungen.2597 Ebenso hörten auch seine Pilgergänge zu Immaculata-Heiligtümern nicht auf. Beispielhaft ist dafür sein Besuch im Dom der Assunta in Siena. Während einer Führung in dieser Kirche äußerte der Papst den Wunsch: »Andiamo a salutare la Padrona di casa«; es lag ihm daran, die Marienkapelle zu besuchen, die Alexander VII. ausschmücken und am
2594 Z. a.: Sardi 2, 463 f. Vgl. Giornale di Roma 284 (14. 12. 1854). 2595 Vgl. Ineff., 617 f. Dazu z. B.: Pongetti, F. (Hg): La biblioteca Mastai-Ferretti e il Fondo Pio IX, Senigallia 2000, 18. 2596 Im Jahr 1855 sandte er z. B. dem Monastero-Educandato in Fognano, wo er in den Jahren 1841 – 1846 als apostolischer Visitator fungiert hatte, und mit dessen Oberin, Mutter Brenti, er auch nach der Papstwahl in Kontakt geblieben war, eine Immaculata-Büste. (Vgl. Abbrescia, D.M.: II. Madre Brenti e Pio IX [1846 – 1866], in Pio IX 24 [1995] bes. 32.) Über die Schenkung weiterer Immaculata-Statuen nach der Dogmaverkündigung: vgl. oben I. Teil, Kap. 4.2.1. und 4.4.6. 2597 Dazu: oben I. Teil, Kap. 4.2.2. Mit der Erlaubnis Pius’ IX. wurde am 8. 6. 1856 in Puy (Frankreich) jenes Immaculata-Denkmal gekrönt, dessen Grundsteinlegung in der Stunde der Definierung stattgefunden hatte. (Vgl. Piccirillo, C.: Traduzione in tutte le lingue della Bolla Ineffabilis, colla quale Sua Santit il Papa Pio IX proclamý domma di fede l’Immacolata Concezione di Maria santissima, in CivCatt 16 IV [1866] 729.)
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8. Dezember 1661 der Immaculata weihen ließ – gerade an dem Tag, an dem er in Rom die Breve Sollicitudo unterschrieb.2598 In den Jahren nach der Definierung gestattete Pius IX. auch besonders gerne Privilegien und Approbationen zugunsten der Immaculata-Verehrung. So ging er z. B. auf den Wunsch der Accademia dell’Immacolata ein,2599 die im Jahr 1864 – zehn Jahre nach der Proklamation des Dogmas – den Papst in einer Audienz um die Gnade bat, sich »Päpstliche Akademie« nennen zu dürfen. Pius IX. soll ihnen darauf geantwortet haben: »Si, volentieri; trattandosi della Vergine SS. e pi¾ della sua Immacolata Concezione, do con piacere il mio nome all’Accademia.«2600 Ein Jahr später schrieb er seinen Namen auch in die Mitgliederliste ein.2601 Auch setzte sich der Hl. Vater für die Giovent¾ di Azione Cattolica ein: Als er sie 1868 approbierte, wies er ihnen als Schutzpatronin die Immaculata zu.2602 Nicht zu vergessen ist außerdem die Approbation neuer religiöser Kongregationen, die sich der Unbefleckten weihen wollten, wie z. B. die schon erwähnten Fratelli Ospitalieri dell’Immacolata Concezione (Concezionisti).2603 Mit Freuden nahm er auch alle Neuveröffentlichungen über die Immaculata in Empfang und bewahrte sie in seiner Privatbibliothek auf.2604
5.3.2. Die Immaculata-Gedenkmedaille Pius IX. hatte schon im Voraus bestimmt, dass aus dem ihm geschenkten ersten Gold aus Australien Gedenkmedaillen zur Erinnerung an den Tag der Definie2598 In der Kapelle wird das Gnadenbild der Madonna del Voto verehrt, das dem Mahler Guido da Siena zugeschrieben wird. (Vgl. Polverari 2, 174 f; Mori, 56.71 f.) 2599 In Rom existierte seit 1835 die Accademia dell’Immacolata (gegründet für junge gläubige Studenten des Seminario Romano und der Ponitificia Universitas Gregoriana), die sehr bald Treffpunkt vieler Gelehrter wurde und schließlich als Akademie der Wissenschaft, Literatur und Kunst von der Sacra Congregazione degli Studi am 7. 7. 1847 mit Sitz im Konvent bei der Basilika SS. 12 Apostoli anerkannt wurde. (Vgl. Annuario Pontificio 2005, Citt del Vaticano 2005, 1908 f.) 2600 Marcone 2, 18 f. 2601 Vgl. Re N. De: Accademia dell’Immacolata, in Mondo Vaticano, 15. 2602 Vgl. Piolanti: L’Immacolata, 53; http://www.azionecattolica.it/aci/chi/storia (23. 11. 2006). Dazu: Fanesi, A.: La Madonnina di Pio nono, in Pio IX – Bollettino mensile nel centenario della sua elezione 6, Senigallia 1946, 18 – 19; Agnes, M.: Motivi religiosi della Giovent¾ Cattolica, in: Spiritualit e azione del laicato cattolico italiano. Studi per il Centenario dell’Azione Cattolica (1868 – 1968) 1, Padova 1969, 244.247; Idem: La vera storia dell’Azione Cattolica À la storia dell’oblativit apostolica, in Pio IX 16 (1987) 190 – 195. 2603 Vgl. Spreafico 1, bes. 332. Dazu: oben I. Teil, Kap. 4.4.3. 2604 Vgl. Indice Biblioteca Pio IX 1 – 3. Dort befindet sich z. B. das Werke von Roskovny, A. De: B. Virgo in suo conceptu immaculata ex monumentis omnium saeculorum dimostrata, Budapest 1873.
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rung geprägt werden sollten, die er dann am Ende des Konsistoriums vom 9. Dezember 1854 an alle anwesenden Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe verteilen wollte.2605 Somit schenkte er – gleich seinem Vorgänger im Petrusamt, Alexander VI., der das erste Gold aus Amerika zur Verzierung der Marienbasilika Maria Maggiore bestimmte – der Gottesmutter die Erstlingsgabe aus Australien.2606 Zur Erinnerung an die Definierung ließ er auf der Vorderseite der Goldmedaille das Bild der Immaculata einprägen und auf der Rückseite die Gedenkinschrift »Deiparae Virgini sine labe conceptae Pius IX. Pont. Max. ex auri Australiae primitiis sibi oblatis cudi iussit VI. Id. Dec. MDCCCLIV«.2607
5.3.3. Die Immaculata-Säule auf dem Spanischen Platz Das bekannteste, von Pius IX. selber gewünschte Denkmal ist die ImmaculataSäule auf dem Spanischen Platz in Rom.2608 Aus dem Tagebuch der Kanoniker der Vatikanbasilika geht hervor, dass der Papst schon am 17. Dezember 1854 bestimmt hatte, dass zum ewigen Andenken an die Proklamation des Dogmas eine Säule mit Marienstatue aufgerichtet werden solle. Zur Realisierung dieser Idee rief er alle kirchlichen Körperschaften, Orden und Gläubigen der Stadt zu einer Spende auf.2609 Man beauftragte den berühmten Architekten Luigi Poletti († 1869), die 1777 im Innenhof der Kirche S. Maria della Concezione im Campomarzio wiederentdeckte römische Marmorsäule auf der Piazza di Spagna auf2605 Vgl. Bartolotti, 131; Sardi 2, 448 f. 2606 Vgl. Sonntag, 206; Moroni 73, 74. Um ein Nachdrucken der Gedenkmedaille zu verhindern, ließ Pius IX. den Prägestock zerbrechen. (Vgl. ivi., 74.) 2607 Der Wert dieser Medaille betrug ca. fünf römische Scudi (ein Scudo ist ein ehemaliges Fünflirestück). (Vgl. Sardi 2, 449.) Abgesehen von den Würdenträgern bekam nur der Verfasser der Schrift Definizione dommatica della Concezione immacolata di Maria SSma˜ die Gedenkmedaille überreicht (Überreichungstag: 20. 12. 1854). (Vgl. ACP: Volume 681 Miscellanea, 143.) 2608 Ein weiteres Immaculata-Denkmal wollte der damalige Direktor der Päpstlichen Museen und Galerien sowie Bildhauer, Giuseppe de Fabris, anfertigen und auf dem Piazza Rusticucci (Nähe Engelsburg) aufstellen. Der Künstler präsentierte den Entwurf dem Hl. Vater am 7. 12. 1854 und fertigte ebenfalls ein Modell an. Von einem gewissen Francesco Orioli wurde folgender Bericht über dieses Projekt verfasst: Di un monumento inedito ed eseguito in modello dall’insigne scultore Giuseppe De Fabris per eternare la memoria della solenne dichiarazione del domma dell’Immacolato Concepimento di Maria SSma˜ , Roma Bertinelli 1855. Ein Exemplar befindet sich in der Privatbibliothek Pius’ IX. Es scheint aber, dass es nie zu einer Ausführung des Projekts kam, vielleicht weil die Finanzierung fehlte, vielleicht weil der Künstler anderweitig beschäftigt war (1857 – 1858 reiste er für einige Monate nach Russland) oder weil er schon 1860 starb. (Vgl. Moroni 73, 100 f – Moroni macht auch eine Beschreibung des Monuments; Cronaca contemporanea, in CivCatt. 6 II [1855] 215; Alberton Vinco da Sesso, L.: De Fabris, in DBI 33, 666 – 669; Indice Biblioteca Pio IX 2, 8.) 2609 Vgl. Sardi 2, 454.
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zustellen.2610 Die Grundsteinlegung dieses Mariendenkmals fand am 6. Mai 1855 statt, und am 18. Dezember 1856 wurde die Säule auf dem Sockel aufgerichtet,2611 den man mit verschiedenen Halbreliefs, Statuen und Inschriften verziert hatte.2612 Pius IX. interessierte sich besonders für die Herstellung der Immaculata-Bronzestatue und besuchte deshalb im Mai 1857 persönlich die vatikanische Gießerei. Bei diesem Anlass soll der Papst dem Künster Giuseppe Obici sein Wohlgefallen ausgedrückt haben.2613 Nach der Fertigstellung der Statue wurde sie am 5. August 1857 auf die Säule gestellt; und am 8. September desselben Jahres wollte Pius IX. die Immaculata-Säule persönlich einweihen.2614 Eine Gedenkinschrift erinnert an die Dogmaverkündigung:2615 MARIAE·VIRGINI GENITRICI·DEI ipsa·origine ab·omni·labe·immuni 2610 Vgl. Buchowiecki 2, 552. In der Kirche S. Maria della Concezione in Campo Marzio befinden sich zwei verschiedene Immaculata-Bilder : eine byzantinische Darstellungen und ein Freskobild in der Apsis. (Vgl. Aureli, C.: Maria immacolata nell’arte, 20.22.) 2611 Vgl. Huetter, L.: Il Monumento all’Immacolata in Piazza di Spagna a Roma, in VirgoImm 14, 416; Cronaca contemporanea, in CivCatt 6 II (1855) 469. 2612 Der Sockel ist mit den folgenden vier Halbreliefs verziert: die Verkündigungsszene, der Traum des hl. Josefs, die Verkündigung des Dogmas und die Krönung Mariens im Himmel. Die Realisierung dieser Reliefs wurde den Bildhauern F. Gianfredi († o. D.) Nicola Cantalamessa Papotti († 1910), Giovanni Benzoni († 1873) und Pietro Galli († 1877) anvertraut. Auf den vier Ecken des Sockels sitzt jeweils eine alttestamentliche Gestalt; eine jede steht für eine Schriftstelle: Moses erinnert an die Prophezeiung »Inimicitias ponam inter te et mulierem« (Gen 3, 15), Jesaja an »Ecce Virgo concipiet« (Jes 7, 14), Ezechiel weist auf die »Porta haec clausa erit« und der Dichter David singt »Sanctificavit tabernaculum suum Altissimus« (Ps 45, 4 [Vulg.]). Die vier Skulpturen stammen respektiv von Ignazio Jacometti († 1883), Salvatore Revelli da Taggia († 1859), Carlo Chelli († 1877) und Adamo Tadolini († 1868). (Vgl. Alonso, I.F.: Pio IX e il monumento all’Immacolata in Piazza di Spagna, in Pio IX 12 [1983] 331 f; Huetter, 414 – 422, bes. 414.416. Dazu: Moroni 88, 234 f; Zizzi, S.: 108. Giuseppe Obici e maestranze varie – Colonnina con la statua dell’Immacolata, in Una donna vestita di sole, 290.) 2613 Vgl. Moroni 88, 235. 2614 Pius IX. vollzog die Einweihungszeremonie vom Palast der Spanischen Botschaft am Hl. Stuhl aus. (Vgl. Tesi-Passerini – Zannelli 2, 129; Cronaca contemporanea, in CivCatt 8 III [1857] 488.743.) Bei der Beschreibung der Einweihungsfeier zitiert Huetter den Bericht eines Zeitzeugens – gezeichnet mit den Initialen F.C.: »Condotta a compimento la superba mole volle lo stesso Pontefice consecrarla con la sua benedizione. Al quale venerando e solenne atto destiný il giorno 8 di settembre, intitolato alla memoria del glorioso e fruttifero nascimento di Colei, cui egli nel fausto giorno ottavo di dicembre dell’anno 1854 avea dall’apostolica Cattedra dichiarata immune dall’originale peccato.« (Huetter, bes. 420.) Auch Moroni berichtet von der Einweihungsfeier und druckt das von Pius IX. verwendeten Weihegebet ab. (Vgl. Moroni 87, 281 – 284. Dazu: Pelczar 2, 44.194.) Dazu: Anhang M, 557. 2615 Huetter, 419. Eine weitere Inschrift gibt den Engelgruß wieder : »Ave gratia plena, Dominus tecum, benedica tu in mulieribus. Luc. I, 28.«
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Pius·VIIII·P·M· insignis·praeconii fide·confirmata decreto·Q·D·E·VI·Eid·Dec· a·MDCCCLIIII Ponend·curavit aere·Cath·orb·conlato an·sac·princip·xii Alois·Polettio·Archit·
Pius IX. besaß anscheinend persönlich eine Miniaturausgabe der ImmaculataSäule, denn es heißt, er habe das Modell testamentarisch seinem Maggiordomo (Haushofmeister) Kard. Bartolomeo Pacca vermacht.2616
5.3.4. Der Immaculata-Saal im Apostolischen Palast Ebenfalls zu Ehren der Unbefleckten wurde 1854 der Maler Franceso Podesti beauftragt, einen Saal im Vatikanpalast auszugestalten. Wie aus dem Tagebuch des Podesti hervorgeht, hatte Antonelli schon im Mai des Jahres dem Künstler dieses Projekt anvertraut.2617 Podesti stellte in den Jahren 1855 – 1858 die historisch getreue Abbildung der Dogmaverkündigung im Petersdom sowie die Krönung der Unbefleckt Empfangenen in der Chorkapelle dar.2618 Zwei weitere Wände gestaltete er jeweils mit einer allegorischen Darstellung aus: Die eine Wand zeigt den jahrhundertlang andauernden Disput und die andere – zwischen den Fenstern – die Personifikation der Religion und die Prophezeiung der Jungfrau und des Messias von Seiten der Sybillen.2619 Wie genau Pius IX. es mit dieser Ausführung nahm, bezeugt die folgende Begebenheit: Als der Papst die Entwürfe Podestis sah, beanstandete er, dass der Künstler ihn im Moment der Definierung fälschlicher Weise sitzend dargestellt hatte. Auf den ausdrücklichen Wunsch Pius’ IX. musste daraufhin Podesti das 2616 Vgl. Moroni: Indice 2, 303. Aus dem Nachlass Arsilli stammend existiert ein in Marmor ausgeführtes Modell der Immaculata-Säule. (Vgl. Flamini – Mariotti, 134.) 2617 Vgl. Podesti, F.: Memorie biografiche (1870), in Labyrinthos 1 – 2 (1982) 238 – 241, z. a.: Ciardi, R.P.: 100. Francesco Podesti – La proclamazione del dogma dell’Immacolata Concezione, in Una donna vestita di sole, 280. In diesem Kurzartikel ist der Werdegang dieses Projekts mit den unterschiedlichen Versuchen dargestellt. Dazu auch: Idem: 101. Francesco Podesti – L’incoronazione dell’immagine dell’Immacolata, in Una donna vestita di sole, 282; Idem: 102. Francesco Podesti – La discussione sull’Immacolata Concezione, in Una donna vestita di sole, 283; Idem: 104. Francesco Podesti – Ritratto di Pio IX, in Una donna vestita di sole, 285. 2618 Dazu: Anhang K-L, 556. Dazu das Zitat bei: Piccirillo, 732. (Vgl. unten II. Teil, Kap. 5.3.7., S. 485.) 2619 Vgl. Pietrangeli: Pio IX e la sala dell’Immacolata in Vaticano, 49 f; Sonntag, 108 – 111.
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Projekt umgestalten: Er bildete den Papst nun – der Wirklichkeit entsprechend – stehend ab und passte die umstehenden Personen an die neue Position an.2620
5.3.5. Das Denkmal in S. Agnese fuori le mura Eng mit der Definierung des Dogmas und der Errichtung von Ehrendenkmälern zur Unbefleckten durch Pius IX. ist auch die Ausgestaltung des Pfarrhauses von S. Agnese fuori le mura verbunden, wo der Papst zusammen mit gut 100 Menschen am 12. April 1855, also nur wenige Monate nach der Dogmaverkündigung, unverletzt einem Unglück entkommen ist.2621 An jenem Tag besichtigte Pius IX. die archäologischen Ausgrabungen in der Katakombe unter S. Agnese, in denen man kurz zuvor die sterblichen Überreste des hl. Märtyrerpapstes Alexanders I. gefunden hatte. Da die Örtlichkeiten im Besitz der Propaganda Fidei waren, hatte man für den Nachmittag im Pfarrhaus eine Audienz mit anschließendem Fußkuss für die Theologiestudenten der Propaganda eingeplant. Das Gewicht der anwesenden Personen überstieg jedoch die Tragfähigkeit des alten und zudem morschen Stützbalkens, und so sackte der Fußboden unter den mehr als 120 Anwesenden ab. Abgesehen von wenigen Ausnahmen stürzten dabei alle mit dem Fußboden in die Tiefe und wurden von Trümmern und Mörtelstücken bedeckt. Aus den einzelnen Berichten geht hervor, dass Pius IX. im Moment der Gefahr laut den Namen der Unbefleckten Jungfrau ausgerufen hatte.2622 Tatsache ist, dass keiner der Verschütteten ernsthaft verletzt wurde und der Papst selbst ganz ohne jede Verletzung und ohne Schock davonkam; sogar seine Kleidung war bei dem Fall unversehrt geblieben.2623 In einem Brief an seinen Bruder Gabriele bezeichnete Pius IX. den guten Ausgang als Wunder und dankte Gott und der hl. Jungfrau: »ð ben giusto« – schrieb Pius – »di rendere grazie a Dio e a Maria SS.ma per un prodigio cos segnalato. Camera non grande, che contiene circa 130 persone, che tutte piombano improvvisamente nel piano inferiore, in mezzo alle macerie, al legname, ai mattoni, alle pietre, senza che niuno non solo resti estinto, ma nemmeno riporti una frattura, o una 2620 Vgl. Ciardi: 100. Francesco Podesti – La proclamazione del dogma, 280. 2621 Vgl. Rütjes, 1109 – 1114; Frutaz, A.P.: La canonica di S. Agnese fuori le mura detto di PIO IX, in Pio IX 9 (1980) 183 – 192; Minoccheri, 37; Bosco, 48 – 52; Gregorovius, 55. 2622 Vgl. Zeug. v. R. Mater Maria Macchi, ex Inst. S. Cordis, in Positio, 25, § 81; Zeug. v. Filippani, in Positio, 130, § 441; Pelczar 2, 45. In einem weiterem Bericht heißt es: »(…) L’invocazione spontanea che egli rivolse a Maria Immacolata, quando trovandosi nei locali attigui alla Basilica di S. Agnese, circondato da Prelati, e dai Seminaristi di Propaganda Fide, precipitý improvvisamente il pavimento della sala, ove egli diede udienza specialmente ai Propagandisti.« (Zeug. v. Cianfrocca, in Positio, 639, § 2054. Vgl. Rütjes, 1112 f; Bosco, 51; Polverari 2, 129.) 2623 Vgl. ivi., 130.
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ferita grave, À veramente un solenne miracolo (…) Si aggiunga a tutto questo la tranquillit di spirito e la fiducia in Dio e in Maria Vergine, che mi accompagný nella caduta, nel luogo ove caddi, e nell’uscita; e poi si ripeta con tutta ragione che il prodigio À stato veramente solenne.«2624
Noch deutlicher schrieb der Papst seine Rettung dem Einschreiten der Unbefleckten in einem Brief vom 19. Mai 1855 an den Bischof von Marseille, Msgr. Manzenod, zu: »(…) et ex quo, intercedente Maria Matre Dei Immaculata, salvi evasimus atque incolumes.«2625 Dass Pius IX. vom ersten Augenblick an von einem übernatürlichen Eingreifen überzeugt war, beweist auch, dass er unmittelbar, nachdem die erste Verwirrung überwunden war, alle Anwesenden zum feierlichen Gebet des Te Deum in S. Agnese zusammenrief. In den nächsten Tagen organisierte die Stadt ein Danktriduum in S. Maria d’Aracoeli, an dem der Papst am 13. April persönlich teilnahm. Der Hl. Vater seinerseits lud durch seinen Vikar, Kard. Patrizi, zu einem Danktriduum in den Tagen vom 15. bis 17. April ein.2626 Im Invito Sacro hieß es: »Il Santo Padre altamente commosso per un tale atto di divina provvidenza e di protezione di Maria Santissima che sempre ha sperimentato pronta e benefica verso di Lui ci ha ingiunto di prescrivere pubbliche preghiere in rendimento di grazie.«2627 In den folgenden Jahren wurde es Tradition, Maria zu Ehren am Jahrestag des Wunders die Stadt Rom mit festlicher Beleuchtung zu schmücken.2628 Pius IX. selber besuchte am Abend des 13. April 1855 das Immaculata-Mosaik im Petersdom, das er am 8. Dezember gekrönt hatte, und dankte der Gottesmutter für diesen guten Ausgang.2629 Weiterhin beschloss er, nach Loreto zu pilgern, um dort persönlich der Immaculata für die wunderbare Rettung Dank zu sagen. Dem seligen Pius blieb von diesem Unglück ein Andenken ganz besonderer Art zurück, dessen Anblick ihn immer mit großer Dankbarkeit der Immaculata gegenüber erfüllen sollte: Während des Unfalls trug er in seiner 2624 Ivi., 129 f. Dem König Ferdinando schrieb er : »La prego a voler meco unirsi a ringraziare il Signore e Maria SS.ma per una grazia cos singolare.« (Cittadini: Carteggio privato, 187.) 2625 Der vollständige Briefabschnitt lautet: »Etenim vix nuncius ad te pervenit summi periculi et discriminis in quo pridie Idus Aprilis proximi fuimus, et ex quo, intercedente Maria Matre Dei Immaculata, salvi evasimus atque incolumes; illico ad solemnes Deo gratias pro tanto ac tam insigni beneficio agendas Clerum et Populum Tibi subditum excitasti.« (Archiv. Gen. O.M.I.: Pie IX – M [1848 – 60]: 16 – Brief vom 19. 5. 1855. Dazu: Anhang P, 559 f.) 2626 Vgl. Debellini 1855 – 1859, 29 f.155. 2627 Ivi., 155. 2628 Vgl. Bosco, 52; Bisogno, 32; Gregorovius, 97 f; Pelczar 2, 46; Piolanti: L’Immacolata, 51. Nach einer Zeugenaussage in der Positio feierte man öffentlich den Jahrestag dieses Ereignisses bis zur Einnahme Roms 1870. (Vgl. Zeug. v. Filippani, in Positio, 131, § 441.) 2629 Vgl. Debellini 1855 – 1859, 29.
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Tasche eine Tabakdose, die mit einer Immaculata-Darstellung und einem Kristall verziert war. Über diese Dose heißt es in einer Biographie: »In questa grave congiuntura fu notato che Pio IX aveva in tasca una scatola di tabacco con sopra dipinta una immagine di Maria Ssma. coperta da cristallo. Ebbene; nella caduta s’infranse il cristallo in modo da formare una raggiera e questa scatola poi conservý sempre gelosamente fino alla morte in memoria dell’accaduto e come la cosa pi¾ preziosa che possedesse.«2630
Aufgrund dieser wundersamen Rettung aller Anwesenden wollte Pius IX. der Immaculata zu Ehren das Gebäude restaurieren lassen.2631 Um seiner Dankbarkeit gebührenden Ausdruck zu verleihen, ordnete er für das Erdgeschoss den Bau einer Gedenkkapelle an, deren Wände mit Fresken über die wunderbare Errettung ausgemalt werden sollten.2632 Auf dem zentralen Bild wird Pius IX. – inmitten von gestürzten Personen und heruntergefallenen Brettern und Steinen – von Petrus gehalten; in der oberen Hälfte des Freskos sieht man die Unbefleckte Jungfrau mit der hl. Agnes zu ihren Füßen.2633 Ansehnliche Gedenktafeln erinnern in der Kapelle an den denkwürdigen Moment und listen die Namen aller Anwesenden auf.2634 Nach Beendigung der Arbeiten weihte der ImmaculataPapst am 12. April 1858 die Kapelle persönlich ein,2635 und in den kommenden Jahren kehrte er aus Dankbarkeit regelmäßig an diesen Ort zurück.2636 2630 Minoccheri, 37. Vgl. Polverari 2, 130. 2631 Vgl. dazu: Riassunto della spesa occorsa per i restauri della Basilica di S. Agnese fuori le Mura Anno 1856. In der Innenseite besitzt der Titel noch die folgende Ergänzung: Eseguiti con ordine della Santit di N.S. Papa Pio IX P.O.M. (Vgl. ASV: Fondo part. Pio IX, 20, 5.) 2632 Auf einem weiteren Freskobild dominiert das Wappen Pius’ IX. 2633 Dazu: Anhang O, 558. 2634 Die Gedenkinschrift lautet: »Anno Chr. MDCCCLV Pr. Id. April./ Pius VIIII Pont. Max./ fautor et cultor sanctioris antiquitatis/ hypogeum et arenarias Alexandrianas/ via Nomentana ad VII ab urbe lap./ recens detectas visum pietatis causa progressus/ in coenobium hocce Canonicor. Reg. Lat./ pomeridiano tempore cum omni comitatu suo divertit/ refectisq. agape viribus huic conclavi succedens/ ut alumnos collegii urbani christiano nomini propagando/ ad pedum osculum paterna charitate admitteret/ ex subita subiectae contignationis ruina in praeceps lapsus/ manifesto Dei numine Virginis SS. ipsa origine labis nesciae patrocinio/ et precibus Agnetis V. M. invictae sospes et incolumis servatus est/ tum Patres qui adstabant Cardinales sex/ itemq. antistites sacrorum urbani exteriq. complures/ alumni S.S. num. LXXVI ac viri pace bellove illustres/ extremum cuncti discrimen evasere/ cuius prodigii ergo gratiarum statim actiones/ Deo aeterno propitio/ ipso Pontifice Max. praeeunte et carmen praecinente/ in proxima basilica rite sunt persolutae/ harum rerum fides ut miraculo perstet/ posterosq. incendat amore/ divinae religionis cultusq. erga caelites sanctos/ eandem monumento proponi curaverunt/ et marmore describi ad gratae recordationis perennitatem.« (Frutaz, 190.) 2635 Vgl. ivi., 192; Sonntag, 194. 2636 Auch die Römer feierten diesen Tag (der zugleich Gedenktag der Rückkehr des Papstes aus dem Exil war), und die Seminaristen von der Propaganda wohnten alljährlich in S. Agnese
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5.3.6. Die Gedenksteine im Petersdom Nicht nur in der Stadt Rom, sondern auch in der Vatikanbasilika selber – als Ort der Dogmaverkündigung – wollte Pius IX. ein bleibendes Monument zur Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag der Definierung anbringen lassen. Wie aus dem Tagebuch der Vatikanbasilika hervorgeht, unterrichtete der Papst die Kanoniker von diesem Vorhaben am 16. April 1855 (also kurz nach dem Unglück in S. Agnese fuori le mura) in einer Audienz, in der diese ihm ihre Freude über seine wunderbare Errettung ausdrückten. Es war der Wunsch des Papstes, die zukünftigen Generationen an die Dogmatisierung der Immaculata Conceptio zu erinnern und gleichzeitig die Namen aller anwesenden Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe festzuhalten.2637 »Il S. Padre profittando di questa circostanza, mostrý vivissimo desiderio, che nella stessa nostra Basilica si collocasse una memoria in marmo la quale ricordasse ai posteri la Definizione Dommatica dell’Immacolato Concepimento di Maria SSma˜, quivi seguita il giorno 8 Dicembre dello scorso anno, e gli Emı˜ e Rmı˜ Sig.ri Cardinali, ed i Rmı˜ Monsig.ri Arcivescovi e Vescovi, che vi si trovarono presenti.«2638
Obwohl die Kanoniker dem Hl. Vater eine baldige Ausführung versprachen, dauerten die Arbeiten lange an; erst Ende 1855 wurden die vier großen Marmorplatten im Apsisbereich des Petersdomes angebracht: Am 28. November wurde die erste unter der Statue des hl. Franziskus, links von der Cathedra, aufgestellt, auf der die bedeuteten Worte stehen:2639 Pius·IX·Pontifex·Maximus In·Hac·Patriarchali·Basilica·Die·VIII·Decembris·An·MDCCCLIV Dogmaticam·Definitionem De·Conceptione·Immaculata·Deiparae·Virginis·Mariae Inter·Sacra·Sollemnia·Pronunciavit Totiusque·Orbis·Catholici·Desideria·Explevit
Auf weiteren drei Marmorplatten befinden sich die Namen aller bei der Dogmaverkündigung anwesenden Würdenträger aufgelistet: auf der einen die der Kardinäle und auf den anderen beiden die der Erzbischöfe und Bischöfe.2640 Am
2637
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einer Dankmesse bei. (Vgl. Polverari 2, 129; Rütjes, 1114; Mari, 200; Gregorovius, 97 f.129.) Die Tatsache, dass Pius IX. alle bei der Definierung anwesenden kirchlichen Würdenträger öffentlich und offiziell aufgelistet haben wollte, zeigt, dass der Papst seine Macht – authentisch die Offenbarung Gottes auslegen und definieren zu können – nicht unabhängig von der Universalkirche, sondern in Verbindung mit dem Lehramt der anderen Bischöfe sah. Debellini 1855 – 1859, 32. Vgl. ivi., 79. Die Abfassung des Textes sowie die Anordnung der Namen wurde Msgr. G.B. Rosani, Bischof von Eritrea, anvertraut. (Vgl. ivi., 73. Dazu: Anhang Q, 561.) Vgl. Debellini 1855 – 1859, 73; Moroni 88, 233. Dazu: Anhang Q, 561 f.
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4. Dezember brachte man die letzte Marmorplatte an, und am 6. des Monats wurden die Tafeln öffentlich freigegeben.2641 Pius IX. besichtigte dieses steinerne Monument am 5. Februar 1856: Privat stieg er in den Petersdom, begutachtete die Tafeln und besuchte im Anschluss die Immaculata-Darstellung in der Chorkapelle.2642
5.3.7. Die Definierungsbulle in allen modernen Sprachen und Dialekten der christlichen Welt Bereits in der Definierungsbulle selbst verordnete Pius IX., dass sie, um eine möglichst umfassende Kenntnis der in ihr verkündeten Wahrheit zu gewährleisten, zum ewigen Gedächtnis aufbewahrt werden solle, und bestimmte, dass allen offiziellen und anerkannten Abschriften der Bulle dieselbe Ehre wie dem Original zuteilwerden müsse: »Denique ut ad universalis Ecclesiae notitiam haec Nostra de Immaculata Conceptione beatissimae Virginis Mariæ definitio deducatur, has Apostolicas Nostras Litteras, ad perpetuam rei memoriam extare voluimus; mandantes ut harum transumptis, seu exemplis etiam impressis, manu alicuius Notarii publici subscriptis, et sigillo personæ in ecclesiastica dignitate constitutæ munitis eadem prorsus fides ab omnibus adhibeatur, quae ipsis praesentibus adhiberetur, si forent exhibitæ, vel ostensæ.«2643
Nach der Definierung schmerzte es nun Pius IX., dass er die Originalbulle nicht zur allgemeinen Ansicht aller ausstellen konnte.2644 In der Tat, die von ihm mit Siegel und Unterschrift versehene Bulle – es hatten ebenfalls auch alle anwesenden Kardinäle und Officiali Apostolici unterschrieben – wurde sorgfältig in den apostolischen Registern im Archiv aufbewahrt. Weiterhin bedauerte man, dass die Bulle in gotischen Schriftzeichen (»caratteri teutonici« auch »Bollattici«) geschrieben und somit für die meisten nicht zu entziffern war. Aus diesem Grund gab der französische Priester Marie-Dominique Sire2645 († 1917) aus der Kongregation Saint-Sulpice schon im Jahr 1855 die Übersetzung der Bulle in alle bekannten Sprachen und Dialekte der katholischen Welt in Auftrag und ließ die 2641 2642 2643 2644
Vgl. Debellini 1855 – 1859, 81.83. Vgl. ivi., 186. Ineff., 618. In der Memoria La Decretale Ineffabilis in Bolla d’oro, geschrieben vom apostolischen Abbreviatore Msgr. Dell’Aquila Visconti, heißt es: »Doleva perý all’immortale Pontefice di non potere collocare a vista l’originale Documento autentico.« (Vgl. Sardi 2, 688.) 2645 Zuvor hatte Sire unter Mithilfe vieler Persönlichkeiten, nicht zuletzt auch durch das Wohlwollen Pius’ IX., in der Diözese Puy ein anderes »literarisches Monument« für die Definition errichtet: In einer Bibliothek hatte er alle theologischen Werke, Dokumente, Kommente, Berichte, Artikel über die Definierung aus den Jahren 1849 – 1866 gesammelt und systematisch angeordnet. (Vgl. Piccirillo, 730 f.)
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so entstandenen Texte in ihren jeweiligen Ländern von anerkannten Künstlern der Miniaturmalerei abschreiben und verzieren.2646 Dieses Unternehmen gedieh und fand das Wohlwollen Pius’ IX., wie er selber in einem Breve vom 8. März 1866 an Sire zum Ausdruck brachte.2647 Um dieser entstehenden Kollektion die Originalversion hinzuzufügen, befahl der Papst, die Originalbulle wörtlich in lateinischen Lettern abschreiben und verzieren zu lassen. Die Ausführung dieser Abschrift konnte der Immaculata-Papst jedoch nicht mehr bewundern: Diese Arbeit wurde zwar noch im gleichen Jahr von Carlo Piccoli begonnen, nach dessen Tod von Annibale Cellini fortgeführt (der jedoch ebenfalls vor der Fertigstellung starb), aber erst 1882 von Belisario Gioia vollendet. Das reich verzierte Kunstwerk wurde schließlich erst vom Nachfolger Pius’ IX., dem regierenden Papst Leo XIII. unterzeichnet.2648 Die im Auftrag des französischen Priesters Sire angefertigten Übersetzungen der Definierungsbulle in alle wichtigen Weltsprachen wurden dem Hl. Vater hingegen schon im Jahr 1867 überreicht, der sich sichtbar an dieser Kollektion erfreute.2649 Gleichzeitig äußerte er den Wunsch, für diese Sammlung ein geeignetes Möbelstück anfertigen zu lassen, das schließlich als weiteres Denkmal zur Ehren der Unbefleckten im Immaculata-Saal im Vatikan aufgestellt werden sollte.2650 Pius IX. soll bei diesem Anlass folgendes gesagt haben:
2646 Vgl. Storia d’un monumento artistico all’Immacolata, in CivCatt 56 I (1905) 192 – 194; Pietrangeli, 51. Eine interessante Beschreibung des Projekts, zusammen mit einer Auflistung der vorgesehenen Sprachen und Dialekten, in: Piccirillo, bes. 731 – 735. 2647 Hier der Breve-Text: »Pius PP. IX. Dilecte Fili, Salutem et apostolicam Benedictionem. – Non mediocri animi Nostri voluptate novimus susceptum a Te consilium omni studio curandi ut Apostolicae Nostrae de dogmatica Immaculati Deiparae Virginis Conceptus definitione Litterae in omnes linguas, ab idoneis peritisque viris accurate ac nitide transferantur. Atque etiam libentissime agnovimus Te ubique spectatos invenisse catholicos viros, qui huic Tuo faventes consilio, suam omnem industriam ac studia in hoc opere conficiendo impendere laetantur, quod iam magna ex parte fuit elaboratum. Itaque Tibi de commemorato inito consilio vehementer gratulamur ; ac debitas, cum Tibi, tum iis omnibus qui in hanc rem perficiendam suum conferunt auxilium, laudes tribuimus; ac, paternae Nostrae caritatis pignus, Apostolicam Benedictionem toto cordis affectu, Tibi ipsi, dilecte Fili, et illis peramanter impertimus. Datum Romae apud S. Petrum die 8 Martii, anno 1866, Pontificatus Nostri anno vicesimo. Pius PP. IX.« (Piccirillo, 732 f.) Bezüglich des Wohlwollens auch: Storia d’un monumento artistico all’Immacolata, 194. 2648 Vgl. Sardi 2, 688 f; Morello, G.: 97. Litterae Apostolicae de Dogmatica definitione Immaculatae Conceptionis Virginis Mariae, in Una donna vestita di sole, 277; Idem: Traduzione in lingua russa della bolla Ineffabilis Deus, in Una donna vestita di sole, 279. 2649 Zusammen mit den Übersetzungen fügte Sire noch zwei einleitende Bände hinzu: Im ersten befand sich u. a. ein Index der Kollektion und im zweiten eine ausführliche Berichterstattung über Entstehung und Durchführung des Projekts. (Vgl. Piccirillo, 735.) 2650 Franco, G.G.: I monumenti e la biblioteca della bolla sul domma dell’Immacolata Concezione, in Civ Catt 28 II (1877) 529.
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»Questa collezione, À di troppo grande importanza, nÀ le basta un posto nella biblioteca Vaticana; vogliamo farne un monumento della Definizione, e collocarla nella sala che si chiamer dell’Immacolata Concezione. In questa sala, le cui pitture rammenteranno le circostanze che precedettero, che accompagnarono e che seguirono la Definizione, e il cui pavimento À un superbo mosaico de’ tempi augustei, scoperto ad Ostia, faremo lavorare una tavola a scansie, per riporvi tutti riuniti i volumi, e lasciarveli esposti al pubblico.«2651
Der Priester Sire erbat sich die Gnade, auch die Anfertigung dieses Möbelstückes organisieren zu dürfen. Die kostbare Vitrine wurde 1877 noch unvollendet nach Rom gebracht und dort dem schon greisen Papst am 11. Februar, dem Jahrestag der ersten Erscheinung in Lourdes, übergeben.2652 Sichtlich interessiert an dieser Ausführung, wollte Pius IX. dieses neue Immaculata-Monument einige Tage später in Anwesenheit des Priesters Sire und vieler französischer Kardinäle, Prälaten und Laien offiziell besichtigen.2653 Nach endgültiger Abschließung der Arbeiten wurde das Kunstwerk 1879 im Immaculata-Saal aufgestellt.2654 In diesem zweiten Teil wurde dargelegt, wie die Marienfrömmigkeit Giovanni Maria Mastai Ferrettis in der Immaculata-Verehrung ihren besonderen Ausdruck und ihre Konkretisierung fand. Seine persönliche Devotion muss im religiösen Kontext seiner Zeit verstanden werden: Durch den Kontakt mit Immaculata-Verehrern, das häufige Aufsuchen von Immaculata-Heiligtümern und dem sich überall ausbreitenden Immaculata-Kult wurde seine eigene Frömmigkeit angeregt, bestärkt und vertieft. Schon als Priester, doch besonders als Bischof und schließlich als Papst setzte er sich energisch und gleichzeitig mit kluger Vorsicht für die Ausbreitung dieser Devotion und vor allem für die offizielle Anerkennung des Kultes ein: Schon seit seinen jungen Priesterjahren verkündete er dieses Marienprivileg von der Kanzel, als Kardinal setzte er sich für die Einführung des Zusatzes et te in Immaculata in der Präfation und der Anrufung Regina sine labe originali concepta, ora pro nobis in der Lauretanischen Litanei ein; während seines Pontifikats reicherte er Immaculata-Gebete mit Ablässen an, bestätigte neue religiöse Kongregationen zu Ehren der Unbefleckten und genehmigte zunächst den Gebrauch der nogarolischen Immaculata-Liturgie, approbierte aber schon 1847 selbst eine neue. Diese Liturgie gab jedoch das Festgeheimnis nur in beschränktem Maße wieder : So entfiel z. B. im Tagesgebet der Gedanke von der »Vorhererlösung«, und im Mittelpunkt der biblischen Betrachtung stand unangebrachterweise die Genealogie Christi. 2651 Piccirillo, 732. Aus dem schon zitierten Bericht aus dem Jahr 1866 geht hervor, dass Sire schon die Anfertigung einer passenden Vitrine geplant hatte. (Vgl. ivi.) 2652 Vgl. Franco, 533. 2653 Vgl. ivi. 2654 Vgl. Storia d’un monumento artistico all’Immacolata, 194 – 196. Mehr über die Anfertigung des Schreins und dessen Beschreibung in: Franco, 529 – 532.
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Doch vor allem wünschte sich Pius IX. die Definierung des Marienprivilegs der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Schon gleich im Jahr 1848 setzte er die erste Theologenkommission ein, die sich über die Definierbarkeit des Dogmas äußern sollte. Trotz oder vielmehr gerade wegen der politischen Unruhen griff er diese Vorbereitungsarbeiten während seiner Exilszeit in Gaeta wieder auf und intensivierte sie noch weiter nach seiner Rückkehr nach Rom. Ständig verfolgte er interessiert die einzelnen Schritte der Vorbereitungsarbeiten, die er mit häufigen Anweisungen unterstützte und leitete. Besonders nennenswert ist die von ihm gewünschte Veröffentlichung der Pareri, durch die er alle bei der Dogmavorbereitung Beteiligten nicht nur mit den Voten des Weltepiskopats vertraut machte, sondern z. B. auch die wichtigsten marianisch-mariologischen Werke des 19. Jhs. zum Studium verbreitete. Die komplexe Darstellung der Entwicklungsgeschichte der Definierungsbulle hat gezeigt, wie stark Pius IX. sich persönlich für eine schnelle Vollendung des Vorhabens einsetzte und gleichzeitig durch die Gründung verschiedener beratender Kongregationen versuchte, den doktrinären Kern des Marienprivilegs so genau wie möglich zu klären, dabei jedoch bewusst alle kritischen und ungelösten Themen in der Bulle unberührt ließ. Auch wenn der Immaculata-Papst persönlich keinen besonderen Beitrag zur inhaltlichen Festlegung des Mysteriums beigesteuert hat, geht es doch auf sein konkretes Einschreiten zurück, dass das sensus-Ecclesiae-Argument in der Bulle als die erste und wesentliche Rechtfertigung für die Definierung dargestellt wurde bzw. dass die Bulle den Charakter einer einfachen wissenschaftlichen Dissertation ablegte und die eines Lehrschreibens bekam. Mit der lang ersehnten Dogmaverkündigung am 8. Dezember 1854 brachte Pius IX. schließlich zur Freude der Gläubigen das jahrhundertlange Ringen der Theologen um das richtige christologische Verständnis dieses marianischen Kultobjektes feierlich zum Abschluss. In den letzten Monaten und Wochen vor der Definierung bemühte sich der Papst auch um die spirituelle Vorbereitung der Gläubigen: Er rief ein Jubiläum aus, ordnete eine feierliche Novene und eine Stadtmission an, stellte die wichtigsten Reliquien Roms zur Verehrung aus und gewährte allen Teilnehmern und Besuchern jeweils großzügige Ablässe. Seinem eigenen Zeugnis zufolge war für Pius IX. selbst der Augenblick der Dogmaverkündigung ein Erlebnis, das ihn persönlich innerlich zutiefst erschütterte. Die Dogmaverkündigung erfolgte aus seiner eigenen päpstlichen Autorität heraus, ohne Bezugnahme auf die Kardinäle. Diese Abhandlung hat jedoch aufgezeigt, dass diese Form explizit von den Kardinälen so gewünscht wurde und die Formulierung seit dem dritten Schema unverändert in die Endversion aufgenommen worden ist. Und dennoch, betrachtet man die von Pius IX. im Petersdom gewünschten Gedenktafeln, so scheint es, als wolle er der Nachwelt sagen: Er habe zwar die Definierung ausgesprochen, dies jedoch im Einklang mit dem Weltepiskopat – und somit in einem gemeinsamen Akt.
Pius IX.: Immaculata-Verehrer und Promotor der Immaculata-Devotion
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Nach den von Sardi veröffentlichten Dokumenten zu urteilen, sieht es ganz so aus, als ob die Definierungsbulle nicht erst im Januar 1855 fertiggestellt und veröffentlicht wurde, sondern pünktlich zum 8. Dezember gedruckt war. In Sardis ausführlicher Dokumentensammlung gibt es keinen einzigen Hinweis auf noch spätere Abänderungen oder gar einer Verzögerung des Druckes. Die Analyse der post-definitorischen Dokumente, wie z. B. der Allokution Singulari quadam, hat aufgezeigt, dass es nicht in der Absicht Pius’ IX. lag, nach der Dogmaverkündigung tiefer in das Verständnis dieser Glaubenswahrheit einzudringen oder ihm eine persönliche Interpretation hinzuzufügen (einzig in der neuen Liturgie wird die Definierungsformel um einen zusätzlichen Aspekt bereichert); er war vielmehr darauf bedacht, es bei allen Gläubigen lebendig zu erhalten: Er hoffte auf die positiven Effekte der Dogmaverkündigung für Kirche und Welt; sein Wunsch war es, überall die Religiosität und speziell die Marienfrömmigkeit zu fördern. Es ist auffallend, dass Pius IX. nur in wenigen postdefinitorischen Dokumenten auf das neu verkündete Mariendogma einging. Wenn er auf die Immaculata zu sprechen kam, dann meistens nur, um ihre Fürsprache anzuflehen. In diesem zweiten Teil ist immer wieder zur Sprache gekommen, dass der Papst die Lösung der sozial-politisch-religiösen Probleme seiner Zeit auch in der Ausbreitung der Immacula-Verehrung sah; in der Verkündigung der Vorherbewahrung Mariens von der Erbsünde erblickte er das geeignete Heilmittel für die Irrlehren seiner Zeit. Viele seiner Dokumente veranschaulichten, dass er bei allen Schwierigkeiten während seines langen Pontifikats besonders auf die Fürsprache der Immaculata, der Schlagenzertreterin, vertraute und somit verschiedene Ebenen bewusst in Beziehung setzte.2655 Nach der Definierung setzte sich Pius IX. für die Ausarbeitung einer neuen Immaculata-Festliturgie ein, die er 1863 approbierte. Im Vergleich zu den vorangegangenen Liturgien waren die Bibel-Lesungen besser ausgewählt (leider nicht alle Lesehore-Texte) und die Ta-gesoration war inhaltlich reicher. Doch bedauerlicherweise blieben einzelne Elemente (Bewahrung Mariens von der Erbschuld, zeitliche Bestimmung) in der Liturgie weiterhin ungenannt, obwohl sie teilweise im Liturgie-Entwurf Marchesis aufgeführt waren. Im Vergleich zur Festmesse von 1847 und der dogmatischen Formulierung führt die Tageskollekte von 1863 die Vorhererlösung Mariens wieder explizit auf die Verdienste Christi durch seinen Erlösertod zurück. Damit wurde in den neuen liturgischen Texten nicht nur Mariens authentische Vorherbewahrung, sondern auch ihre Erlösung
2655 Diesbezüglich erklärt Martina: »L’esperienza insegna che la causa della Religione À strettamente congiunta con quella dello Stato e della societ civile, e ogni danno subito dalla prima À risentito subito dalle altre. In altre parole, la solidit della societ dipende dal vigore della morale della borghesia, strettamente connessa con la libert della Chiesa.« (Martina 2, 187.)
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Pius IX.: Der Immaculata-Apostel nach der Definierung
durch die Verdienste der Passion Christi gefeiert und somit die christologische Dimension des Festgeheimnisses betont. Anlässlich der Dogmaverkündigung und als Frucht derselben beauftragte und unterstützte Pius IX. die Errichtung zahlreicher Immaculata-Denkmäler. Zusammenfassend kann man sagen, dass die persönliche Immaculata-Verehrung Pius’ IX. die eigentliche Quelle seines energischen Einsatzes zugunsten der Definierung war – ein Ereignis, das auf die gesamte Weltkirche einen entscheidenden Einfluss haben sollte.
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Die Ergebnisse meiner Forschungsarbeit kann ich in kurzen Worten wie folgt zusammenfassen: Die Immaculata-Verehrung Pius’ IX. ist gekennzeichnet durch Kontinuität, außerordentlichen Reichtum und vielschichtige Wechselbeziehungen einerseits und durch seine kindliche Liebe, seine verantwortungsbewusste Vorsicht und seinen unermüdlichen pastoralen Einsatz andererseits.
Kind seiner Zeit Meine Arbeit zeigt auf, dass die Marienfrömmigkeit Pius’ IX. im Kontext seiner Zeit gesehen werden muss: Seine Spiritualität weist deutliche Elemente der Romantik (z. B. gefühlsbetonte Frömmigkeit, Spontaneität) und der Restaurations-Bewegung (z. B. Vervielfältigung der Andachtsübungen) auf. Außerdem sind viele der typischen Elemente, die den damaligen Aufschwung der Marienverehrung charakterisieren (z. B. Wallfahrten zu Marienheiligtümern, Erlangung von Ablässen), fundamentaler Bestandteil seiner Spiritualität. Auch die allgemeine Hoffnung auf das Immaculata-Privileg als Heilmittel für die verbreiteten Häresien hegte Mastai Ferretti schon als junger Prediger. Jedoch hebt sich seine Frömmigkeit qualitativ von der vieler seiner Zeitgenossen ab: Es lag ihm nicht daran, die Gebete allein zur Erlangung von Ablässen »herunterzusagen«, sondern für ihn waren sie Momente des persönlichen Kontakts auf dem Weg zur Heiligkeit. Auch setzte er neben seinen individuellen Andachtsübungen großen Wert auf den Sakramentenempfang, die Liturgiefeier und die Lektüre der Hl. Schrift als wesentliche Elemente seiner Spiritualität. Somit lebte er nicht einen puren Mariazentrismus: Seine Marienverehrung erwies sich vielmehr als essenzieller Bestandteil seines Christozentrismus. Diese Arbeit verdeutlicht, dass für die Entwicklung seiner zwar zeitgebundenen, aber doch ganz persönlichen marianischen Spiritualität sein Umfeld eine wesentliche Rolle gespielt hat. Auf die im Elternhaus gelegte Basis konnte der Einfluss im Piaristenkolleg und später vor allem der seiner Vorbilder und
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(Priester-)Freunde in Rom aufbauen: Auf seinen Lebensetappen lernte er viele große Marienverehrer kennen, von denen einige inzwischen schon zu den Ehren der Altäre erhoben worden sind. In Anbetracht seines kulturell-spirituellen Umfeldes ist es schwierig und vielleicht sogar unmöglich auf die Frage zu antworten, ob seine Emotionalität (und somit seine spontan-infantilen Liebesbezeugungen) nur eine Konsequenz seiner natürlichen Veranlagung und der erlittenen epileptischen Anfälle war, oder auch auf den Einfluss der romantischen Strömung im allgemeinen und speziell der gefühlsbetonten Marienverehrung in seiner Umgebung zurückzuführen ist.
Marianische Spiritualität Die umfangreiche Darstellung der gelebten Marienverehrung konnte detailliert belegen, in welch vielfältiger Weise sich die Marienliebe bei Mastai Ferretti geäußert hat. Ein weiteres wesentliches Ergebnis ist die oftmals aufgezeigte Kontinuität in seinen Frömmigkeitsübungen und in seinem Marienglauben: In jungen Jahren angenommene Praktiken – wie Gebetsgewohnheiten und tägliche Pilgergänge – aber auch in Marienpredigten wiederholt verwendete Formulierungen sind sein ganzes Leben hindurch nachweisbar. Charakteristisch für ihn ist sein festes, oftmals kindliches Vertrauen auf die Fürsprache Mariens, das sich durch die Erhaltung vieler Gnaden immer wieder bekräftigte. Die Anrufung Mariens unter mannigfachen Marientiteln steht für den inhaltlichen Reichtum seiner Marienspiritualität. Die Untersuchungen seiner Gesamtspiritualität lassen eine große Ausgeglichenheit erkennen: Seine Marienverehrung war in eine christoszentrische Spiritualität eingebettet. Es lag ihm fern, übernatürliche Phänomene und Marienerscheinungen zu suchen, überzubewerten oder sich von ihnen beeinflussen zu lassen; lediglich waren sie ihm Ansporn zum Gebet. Diese eher nüchterne Grundeinstellung steht allerdings für das Empfinden des heutigen Beobachters im Widerspruch zu seinen gefühlsbetonten Handlungen und übertrieben anmutenden Formulierungen.
Seelsorger Ein wichtiger Aspekt seiner Marienverehrung ist deren pastorale Ausrichtung: Ihre Verbreitung und Förderung war für Pius IX. ein wesentliches Element in der Rechristianisierung. Mit seiner zunehmenden Autorität als Bischof und Papst steigerten sich qualitativ und quantitativ seine Möglichkeiten zur Erlassung von
Seelsorger
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Ablässen, zur Ausbreitung und Approbation von Mariengebeten, -liturgien, marianischen Vereinigungen und Gemeinschaften. Es war auch sein Verdienst, dass die schon bestehenden Andachtsformen und Kultorte aufgewertet und weiterhin für jedermann zugänglich gemacht wurden. Sein persönliches Beispiel und seine unermüdlichen Gebetsaufrufe trugen allgemein zu einer Vertiefung des christlichen Lebens bei: sowohl auf dem Gebiet der Volksfrömmigkeit als auch in der Spiritualität der Priester. Es ist belegbar, dass Pius IX. fast täglich marianische Andachtgegenstände zur Förderung des Kultes verschenkte; sein Bemühen zur Erhaltung und Verschönerung marianischer Kunstwerke sowie Kirchen kennt unzählbare Beispiele. Seine Stellung zu den Erscheinungsorten ist ebenfalls unter einer pastoralen Perspektive zu sehen: Bei der Untersuchung seiner jeweiligen Stellungnahme ergab sich, dass er sich mit gebührender Vorsicht nicht über deren Authentizität äußerte, allerdings immer die Entstehung eines Heiligtums und sein Wachsen als Gebetsstätte und Zentrum des Sakramenten-empfangs förderte. Gemäß seinem Vorsatz, vor allem Seelsorger zu sein, dominierte in den Marienpredigten der pastorale und nicht der systematisch-doktrinäre Aspekt: Die Privilegien und Tugenden Mariens dienten ihm als kraftvolle Beispiele bei seinem Aufruf zur Heiligkeit. Diese Arbeit zeigt, dass Pius IX. Probleme, insbesondere die schwierige politische Situation des 19. Jhs., aus einer religiösen Perspektive betrachtete, alles in die Hände Gottes legte und speziell die Fürsprache der Immaculata anrief. Jedoch blieb er dabei nie untätig, sondern war vielmehr bemüht, seinen zivilpolitischen Verpflichtungen nachzukommen. Auch wenn er prinzipiell Seelsorger und nicht Politiker sein wollte, war er keineswegs desinteressiert an den weltlichen Problemen, da er überzeugt war, dass der Mensch sich in der Welt heiligen müsse, d. h. in der Auseinandersetzung mit dem Alltag. Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang seine Ansprachen nach 1870, in denen – zwar mit traurigem und enttäuschtem Akzent – der Papst nahezu mehr über die politische Situation sprach als über religiöse Themen: Aufgrund der antiklerikal ausgerichteten Politik sorgte er sich um das Heil der Seelen, machte auf die Gefahren aufmerksam und vertraute den guten Ausgang unermüdlich dem Eingreifen Gottes an. In diesem Sinn kann man von einer In-Beziehung-Setzung (nicht aber von einer Vermischung) dieser beiden Sphären sprechen. Das bestätigt, dass die Marienverehrung für ihn keine Flucht aus der Wirklichkeit war, sondern ein Weg, ihr entgegen zu treten.
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Immaculata-Papst Diese Abhandlung verdeutlicht, dass die Immaculata-Verehrung Pius’ IX. und somit die Dogmaverkündigung des Privilegs auf dem Hintergrund seiner von Kindheit an gepflegten Marienliebe gesehen werden muss. Darüber hinaus hat sie aufgezeigt, dass das Immaculata-Geheimnis Mastai Ferretti durch sein ganzes Leben begleitet hat: Schon in der Chiesa della Maddalena in seiner Heimatstadt, später im Piaristenkolleg in Volterra, in Rom (z. B. S. Maria in Via Lata), Imola (Dom) und im neapoletanischen Königreich (Gaeta, Itri, Portici, Neapel) begegnete er diesem Privileg in ihren Heiligtümern oder durch ihre Verehrer (z. B. C. Falconieri, Ferdinando II, P. Baccher) und lernte es kennen und lieben, verkündete und förderte es in Wort und Tat. Doch abgesehen von seiner persönlichen Überzeugung von der Wahrheit der Unbefleckten Empfängnis Mariens, gab es für ihn noch weitere wesentliche Beweggründe, die ihn zur Verkündigung des Dogmas veranlassten: einerseits die unzähligen Bittschriften, die er aus allen Bereichen der Weltkirche erhielt, andererseits die sich allgemein ausbreitende Hoffnung, auf diese Weise den Häresien entgegentreten und gleichzeitig die Rechristianisierung wirksam intensivieren zu können. Es ist das Verdienst Pius’ IX., die Zeichen seiner Zeit erkannt und daraufhin die nötigen Schritte zur Verwirklichung der Dogmaverkündigung eingeleitet zu haben. Obwohl (oder besser : gerade weil) er selber nicht in der systematischen Theologie bewandert war, berief er in der Vorbereitungsphase verschiedene Theologen- und Kardinalskommissionen ein, verfolgte persönlich ihre Ergebnisse und kümmerte sich um deren Bekanntmachung unter den Experten. Die hier vorliegende Rekonstruktion der Vorbereitungsphase auf die Verkündigung des Dogmas hat aufgezeigt, dass Pius IX. persönlich die Genesis der Definierungsbulle mitverfolgte, durch seinen Sekretär die jeweils nächsten Schritte veranlasste oder bewilligte und schließlich persönlich entscheidende Abänderungen in der Endredaktion vornehmen ließ. Seine Leistung bestand darin, das Privileg auf das factum Ecclesiae-Argument zu stützen und durch die Streichung detaillierter Angaben dem päpstlichen Dokument eine geeignete äußere Form zu geben. In seiner ihm typischen Vorsicht überließ er dem weniger sicheren Schrift-Argument nicht den ersten Platz in der Definierungsbulle und vermied es, die theologisch noch ungeklärten Fragen anzusprechen. Es wurde gezeigt, dass schon Kard. Mastai Ferretti für gewöhnlich nicht selbstständig, sondern nach Absprache und im Einklang mit seinen Mitbrüdern den Immaculata-Kult förderte; ähnlich ging Pius IX. auch nicht im Alleingang die Ausführung des Dogmas an, sondern suchte den Ratschlag der Experten bis in die Endphase hinein – auch seine letzten Abänderungen beziehen sich letztendlich auf erhaltene Ratschläge. Der Papst war sich bewusst,
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dass er in eigener Autorität das Dogma verkündete, jedoch sah er seinen pontifikalen Akt deutlich im Einklang mit dem Wunsch der Weltkirche. Bei der Dogmaverkündigung selbst war es sein Verdienst, aus diesem Festakt ein pastorales Ereignis gemacht zu haben; in den folgenden Monaten und Jahren hielt er durch seine Worte und durch von ihm beauftragte Monumente, Gedenkstätten und -tafeln den Festtag im Gedächtnis aller. Pius IX. veranlasste schließlich die Ausarbeitung einer neuen Immaculata-Festliturgie, die – wenn auch nicht in allen Punkten zufriedenstellend – sich doch von den vorangegangenen inhaltlich positiv abhebt. Die Approbation der neuen Texte erfolgte mit einer Verzögerung von neun Jahren, da der Beauftragte vermutlich aus zeitlichen Gründen nicht zur Ausarbeitung kam. In der Zeit nach der Definition fällt auf, dass Pius IX. zwar gerne in Dokumenten und Ansprachen an dieses Ereignis erinnerte, aber anscheinend nicht die Intention (oder nicht die Fähigkeit?) hatte, das Argument auszulegen oder zu vertiefen. Es ist jedoch festzuhalten, dass wesentliche Elemente des Mariendogmas – wie der Zeitpunkt (erster Augenblick) des Privilegs, seine Einzigartigkeit, die Art und Weise seiner Gewährung (durch Vorherbewahrung) sowie sein Verdienstgrund (Verdienste Christi) – die nur nach vielen Diskussionen aufgenommen wurden sind, schon in Mastais Immaculata-Predigten vorhanden waren.
Kritische Überlegungen Trotz der herausragenden Gestalt dieses Immaculata-Papstes lassen sich einige kritische Punkte nachweisen. Nicht selten wird seine intellektuelle Ausbildung als rudimentär bezeichnet. Das mag insofern zutreffen, als er sicherlich nicht über tiefgehende systematisch-theologische Kenntnisse verfügte. War ihm dies persönlich bewusst? Es fällt jedenfalls auf, dass er selbst keinen originellen inhaltlichen Beitrag zum Immaculata-Dogma eingebracht hat. Schon seine Immaculata-Predigten zeigten zwar seine Kenntnis des allgemein verbreiteten Immaculata-Glaubens, jedoch zeichneten auch sie sich nicht durch einen persönlichen Beitrag zur theologischen Vertiefung des Themas aus – vielmehr enthielten sie (wenn auch wenige) inhaltliche Übertreibungen, die eher Frucht einer sentimentalen Marienliebe waren. In diesem Zusammenhang ist es auch verwunderlich, dass – obwohl seine Marienpredigten eine gute Kenntnis der Kirchenväterliteratur zu diesem Thema verraten – er selbst kaum bzw. nur mittelmäßige marianische Lektüre besaß. Diese Beobachtung, verbunden mit der Feststellung, dass unter den vielen Büchern, die er während seines Pontifikats verschenkte – abgesehen von den Werken, die er für die Beteiligten an der Dogmavorbereitung bestimmte – so gut wie keine marianische Schriften waren, wirft eine weitere Frage auf. Warum unterstützte er nicht noch mehr die allge-
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meine Verbreitung guter marianisch-mariologischer Werke? Auf diese Frage gibt es keine historisch gesicherte Antwort. Es scheint jedoch, dass Pius IX. aufgrund seines emotional-spontanen Charakters naturgemäß dazu geeignet war, mit seiner gefühlsbetonten Marienfrömmigkeit seine Zeitgenossen zu begeistern und so nach dem Jansenismus wieder eine menschlichere Spiritualität zu verbreiten. Wie das Verschenken der vielen marianischen Andachtsgegenstände und die Gewährung zahlreicher Ablässe auf Mariengebete zeigen, ging es ihm vor allem darum, die einfache Volksfrömmigkeit zu fördern und nicht im gleichen Maße eine intellektuellreflektierte Devotion anzuregen. So unterstützte er – abgesehen von der Dogmavorbereitung – keine Initiativen zur Vertiefung der mariologischen Studien, wie es z. B. die Gründung einer marianischen Fakultät und Akademie oder die Unterstützung eines marianischen Kongresses oder Symposiums gewesen wären. Wenn Pius IX. in der Förderung einer menschlicheren und volksnahen Marienverehrung klar einen Aspekt der Bedürfnisse seiner Zeit aufgriff, vernachlässigte er leider zugleich einen anderen, ebenso wichtigen Punkt: Er unterstützte nicht ausreichend die Verbreitung eines theologisch reflektierten Marienglaubens. Die echte aber gleichzeitig einfache Marienverehrung war für die Gläubigen kein ausreichendes Fundament, um den wachsenden Problemen – wie der Laisierung der Gesellschaft – entgegentreten zu können. In meiner Beschreibung der Marienverehrung Pius’ IX. kamen immer wieder auch sein herzensguter Charakter und seine einfache Gutgläubigkeit zum Ausdruck. Aufgrund dieser inneren Lauterkeit verließ er sich zu vertrauensvoll auf seine Mitmenschen und ihre Leistungen. Besonders im Zusammenhang mit der Ausarbeitung der Immaculata-Liturgie machte sich dies bemerkbar : Weil er sich auf das Urteil anderer verlassen hatte, kam es dazu, dass er sich genötigt sah, eine eben erst approbierte Festliturgie schon nach wenigen Monaten als unangemessen zu verbieten. Und nachdem er den Auftrag zur Ausarbeitung einer postdogmatischen Immaculata-Liturgie gegeben hatte, drängte er nicht genügend auf deren Fertigstellung, so dass neun Jahre vergingen, ehe endgültige liturgische Texte für das große Fest verfügbar waren. Am Schluss dieser Arbeit lohnt es sich, noch einmal in die Grabkapelle Pius’ IX. zurück zu kehren. Das dort bewunderte Immaculata-Mosaik2656 befindet sich zwischen zwei weiteren, gleichgroßen Bildern; das eine erinnert an das Erste Vatikanische Konzil, das andere an die Pius IX. dargebrachte Huldigung der verschiedenen Völker. Der Künstler hat mit der Zusammenstellung dieser Motive an eine reale Verbindung derselben erinnert: Die Definierung des Immaculata-Dogmas gehörte zusammen mit dem 20. Ökumenischen Konzil zu den Höhepunkten des Pontifikats Pius’ IX., und die Ex-Kathedra-Verkündigung des 2656 Vgl. oben Einleitung, S. 31. Dazu: Anhang A, 547.
Kritische Überlegungen
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Marienprivilegs nahm einen wichtigen Aspekt des Konzils vorweg, nämlich die Definierung der Unfehlbarkeit des Papstes. Darüber hinaus bewirkte die Proklamation des Immaculata-Dogmas in der Weltkirche eine ganz neue Beliebtheit des Papstes, die in den folgenden Jahren noch weiter anwuchs. Eine so markante Persönlichkeit, wie Pius IX. sie darstellte, wird notgedrungen – dem jeweiligen Zeitgeist entsprechend – widersprüchlich interpretiert. Meine Arbeit möchte zur Vervollständigung dieses Bildes einen Beitrag bieten.
Quellen- und Bibliographieverzeichnis
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Quellen- und Bibliographieverzeichnis
Congregazione delle Indulgenze e SS. Reliquie – Carte diverse, 6. – Carte varie, 13. – Miscellanea, 4. Eredit Pio IX. Fondo particolare di Pio IX, b. 2.5.9.10.11.20.35.43.48. Palazzo Apostolico – Titoli, 7.10.88.118 – 119. – Computisteria, 2183 – 2184. Segreteria dei Brevi, Registra Brevium, 5544 – 5545 (1874). Segreteria di Stato – Morte Pontefici e Conclavi, Pio IX. – Spoglio Pio IX, b. 1 – 8.49. Archivio Storico del Vicariato di Roma (ASVR) (Historisches Archiv des Vikariats Roms) Archivio S. Maria in Cosmedin – Unione S. Galla – Palchetto 142, Nr. 99, fl. 45 – 73: Elenco degli Ascritti alla Pia Unione dei Sacerdoti Secolari eretta in Roma nella Venerabile Chiesa di Santa Galla nell’Anno 1702. – Palchetto 142, Nr. 99, fl. 29 – 31: Memorie della Pia Unione in S. Galla -Tomo 2. Pia Unione di S. Paolo Apostolo ˜ i e Rm ˜ i Sigri Cardinali, Prelati, Sa– Palchetto 151, Nr. 14: Registra dei Nomi degli Em cerdotie Cherici intervenuti all’Adunanza dei Casi Morali dalli 21 Novembre 1814 att8 li Sett. 1819 frequenze da cavarsene gli Attestati. ˜ i e Rm ˜ i Sigri Cardinali, Prelati, Sa– Palchetto 151, Nr. 14: Registro dei Nomi degli Em cerdoti e Cherici intervenuti all’Adunanza dei Casi Morali dalli 17 Novembre 1819 att8 li 13 Sett. 1830 per le frequenze da cavarsene gli Attestati. ˜ i e Rm ˜ i Sigri Cardinali, Prelati, Sa– Palchetto 151, Nr. 14: Registro dei Nomi degli Em cerdoti e Cherici intervenuti all’Adunanza dei Casi Morali dall 15 Novembre 1830 att8 il ___ per le frequenze da cavarsene gli Attestati. Campo Santo Teutonico (CST) (Archiv des Campo Santo Teutonico – Rom) Lib. 171: Libro delli fratelli e sorelle della Ven. Archiconfraternita di S. Maria della Piet in Campo Santo di Roma. (Nell’anno MDC). Lib. 176: Abschriften und Regesten von Papsturkunden und zahlreichen Korrespondenzen jüngeren Datums mit Kardinälen, Erzbischöfen, Bischöfen, Botschaftern, Behörden usw. Casa Museo Mastai Ferretti (CMMF) (Haus-Museum Mastai Ferretti – Senigallia) Fondo Pio IX: Premier Centenaire de la naissance du Pape Pie IX 13 mai 1892 – La maison de Pie IX d¦crite et illustr¦e, avec des notes historique, m¦moires anedoctiques et lettres inedites du Pontife, Cristina Mastai Ferretti zugeschrieben, (Entwurf). Inventario della Sagrestia Pontificia (Inv. S. Pontificia) (Inventar der päpstlichen Sakristei – Vatikanstadt) Mitra di Pio IX (MI1)
Quellenangaben
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Pontificia Universit Lateranense (PUL) (Päpstliche Lateranuniversität) Indice dei libri componenti la Privata Biblioteca di Sua Santit Papa Pio IX felicemente regnante 1 – 3.
Veröffentlichungen Predigten – Ansprachen Franciscis, P. de (Hg) – Pio IX: Discorsi del Sommo Pontefice Pio IX pronunziati in Vaticano ai fedeli di Roma e dell’Orbe dal principio della sua prigionia fino al presente 1 – 4, Roma 1872 – 1878. Marcone A. (Hg): La parola di Pio IX – ovvero discorsi e detti di S. Santit dal principio del suo Pontificato fino ai nostri giorni 1, Genova 1864. – (Hg): La parola di Pio IX – ossia raccolta di discorsi e detti di sua Santit dal principio del suo Pontificato sino ai nostri giorni 2: dal giugno 1864 a tutto il dicembre 1870, Genova 1871. Mastai Ferretti, G.M.: Cinque prediche per l’Ottavario dell’Assunta, hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 19 (1990) 273 – 295. – : Discorso inedito sulla Madonna Addolorata, hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 19 (1990) 190 – 193. – : Discorso nella festa della Purificazione, hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 14 (1985) 298 – 301. – : Discorso per la solenne Coronazione dell’Immagine di Maria in Dozza, 6 giugno 1843, 3a festa di Pentecoste, hrsg. v. Bertetto, D.: Tre discorsi mariani, in Pio IX 17 (1988) 93 – 98. – : Il culto delle Immagini di Maria e l’imitazione delle sue virt¾, hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 13 (1984) 84 – 91. – : Meditazione sulla devozione di Maria SS., hrsg. v. Bertetto, D.: Tre discorsi mariani, in Pio IX 17 (1988) 101 – 107. – : Novena inedita dell’Immacolata Concezione (1825), hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 12 (1983) 269 – 333. – : Omelie dell’Assunzione, hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 14 (1985) 173 – 193. – : Panegirico della Concezione (1826), hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 11 (1982) 332 – 345. – : Panegirico per la Madonna di Guadalupe, hrsg. v. Bertetto, D.: Tre discorsi mariani, in Pio IX 17 (1988) 98 – 100. – : Triduo in onore di Maria Santissima sotto il titolo di »Refugium Peccatorum«, hrsg. v. Bertetto, D., in Pio IX 14 (1985) 90 – 101. Pio IX (a cura del periodico romano L’Eco del Pontificato): La voce di Pio IX – ossia Discorsi di Sua Santit dal principio del suo pontificato fino ai nostri giorni 1 – 9, Roma 1876 – 1878. Sanctissimi Domini Nostri Pii Divina Provvidentia Papae IX. Homilia – Habita die X. Decembris an. MDCCCLIV. In Consegratione Ostiensis Basilicae S. Paulli Apostoli, Romae MDCCCLIV.
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Quellen- und Bibliographieverzeichnis
Dokumente Acta Apostolicae Sedes, Rom 1909-. Acta Sanctae Sedis – in compendium opportunae redacta et illustrata, Rom 1865 – 1908. Bellocchi, U.: Tutte le encicliche e i principali documenti pontifici emanati dal 1740 4: Pio IX (1846 – 1878), Citt del Vaticano 1995. Die Encyclica seiner Heiligkeit des Papstes Pius IX. vom 8. December 1864 und der Syllabus, Köln 1865. Indulgenze che la Santit di Nostro Signore Pio Papa IX concede a’ fedeli, che ritenendo appresso di se alcuna delle corone, rosarj, croci, crocifissi, statuette, o medaglie respettive opere pie infrascritte, Roma 17. 6. 1847. Indulgenze che la Santit di Nostro Signore Pio Papa IX concede a’ fedeli, che ritenendo appresso di se alcuna delle corone, rosarj, croci, crocifissi, statuette, o medaglie respettive opere pie infrascritte, Roma 14. 5. 1853. Mastai Ferretti, G.M.: La prima Lettera Pastorale dell’Arcivescovo di Spoleto il 3 giugno del 1827, in Margotti, G.: Pio IX ed il suo episcopato nelle diocesi di Spoleto e Imola, Torino 1877, 97 – 139. – : Invito sacro (15. 3. 1844), in Ferri: Pio IX prima del soglio, 126. Pii IX Pontificis Maximi Acta: Pars Prima 1 – 7; Pars seconda 1 – 2, Graz 1971. Pio IX (Card. Asquini, Praefectus): Indulgenze che la Santit di Nostro Signore Pio Papa IX. concede a’ fedeli che ritenendo appresso di se alcuna delle corone, rosarj, croci, crocifissi, statuette, o medaglie benedette dalla stessa Santit Sua, adempiranno le prescrittive opere pie infrascritte, Roma 1853.
Dokumente chronologisch geordnet Pius IX: Nei giorni (16. 7. 1846) Edit., in Bellocchi 4, 11 – 12. – : Amplissimum consessum (27. 7. 1846) All., in APN I/1, 1 – 3. – : Qui pluribus (9. 11. 1846) Enc., in APN I/1, 4 – 24. – : Arcano divinae providentiae (20. 11. 1846) Litt. Ap., in APN I/1, 25 – 31. – : Praedecessores nostros (25. 3. 1847) Enc., in APN I/1, 32 – 37. – : Romanis Pontificibus (17. 6. 1847) Litt. Ap., in APN I/1, 43 – 45. – : Ubi primum (17. 6. 1847) All., in APN I/1, 70 – 77. – : Nelle istituzioni (14. 3. 1848) Dec., in Bellocchi 4, 34 – 44. – : Romani, e quanti (14. 3. 1848) Proclama, in Bellocchi 4, 32 – 33. – : Non semel (28. 4. 1848) All., in APN I/1, 92 – 98. – : Da questa pacifica (1. 1. 1849) Proclama, in Bellocchi 4, 49 – 51. – : Ubi primum (2. 2. 1849) Enc., in APN I/1, 162 – 166. – : La serie (14. 2. 1849) Protesta, in Bellocchi 4, 55 – 56. – : Quibus quantisque (20. 4. 1849) All., in APN I/1, 167 – 194. – : Noscitis et nobiscum (8. 12. 1849) Enc., in APN I/1, 198 – 223. – : Si semper antea (20. 5. 1850) All., in APN I/1, 224 – 234. – : Ex aliis nostris (21. 11. 1851) Enc., in APN I/1, 348 – 352. – : Exultavit cor Nostrum (21. 11. 1851) Enc., in APN I/1, 342 – 347. – : Nemo certe ignorat (25. 3. 1852) Enc., in APN I/1, 353 – 360. – : Probe noscitis (17. 5. 1852) Enc., in Bellocchi 4, 103 – 105.
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: Inter omnia (26. 8. 1852) Litt. Ap., in APN I/1, 373 – 382. : Inter multiplices (21. 3. 1853) Enc., in Bellocchi 4, 106 – 110. : Cum romani Pontifices (28. 6. 1853) Litt. Ap., in APN I/1, 473 – 493. : Senogalliae Urbis (1853) Litt. Ap., in APN I/1, 523 – 532. : Ad piam doctamque (3. 10. 1853) Litt. Ap., in APN I/1, 533 – 551. : Neminem vestrum (2. 2. 1854) Enc., in APN I/1, 561 – 579. : Optime noscitis (20. 3. 1854) Enc., in Bellocchi 4, 121 – 124. : Apostolicae nostrae (1. 8. 1854) Enc., in APN I/1, 587 – 593. : Inter graves (1. 12. 1854) All., in APN I/1, 594 – 596. : Ineffabilis Deus (8. 12. 1854) Litt. Ap., in APN I/1, 597 – 619. : Ineffabilis Deus (8. 12. 1854) Bolla, in Bellocchi 4, 131 – 142. : Singulari quadam (9. 12. 1854) All., in APN I/1, 620 – 631. : Singulari quidem (17. 3. 1856) Enc., in APN I/2, 510 – 530. : Multis gravibusque (17. 12. 1860) All., in APN I/3, 206 – 215. : Quanto conficiamur (10. 8. 1863) Ep. Enc., in APN I/3, 609 – 621. : Quod iampridem (25. 9. 1863) Litt. Ap., in APN I/3, 629 – 631. : Multiplices inter (25. 9. 1865) All., in APN I/4, 23 – 28. : Singulari quidem (26. 6. 1867) All., in APN I/4, 103 – 113. : Periucunda (30. 6. 1867) Responsum, in APN I/4, 292 – 295. : Aeterni Patris (29. 6. 1868) Litt. Ap., in APN I/4, 412 – 423. : Sacri Oecumenici Vaticani Concilii (2. 12. 1869) All., in APN I/5, 97 – 102. : Quod votis omnibus (8. 12. 1869) All., in APN I/5, 109 – 115. : Non sine gravissimo (24. 2. 1870) Ep., in APN I/5, 129 – 136. : Respicientes ea (1. 11. 1870) Ep. Enc., in APN I/5, 263 – 277. : Beneficia dei (4. 6. 1871) Enc., in APN I/5, 324 – 330. : Costretti nelle (16. 6. 1872) Ep., in APN I/6, 38 – 50.
Kongregation der Seelig- und Heiligsprechungen Romana seu Senogal. Spoletana seu Imolensi et Neapolitane: Beatificationis et Canonizationis Servi Dei Pii IX Summi Pontificis – Elenchus Scriptorum, Romae 1954. Sacra Rituum Congregatione (Hg): Romana seu Senogal. Spoletana seu Imolensi et Neapolitane: Beatificationis et Canonizationis Servi Dei Pii IX Summi Pontificis 1: Tabella Testium et Summarium – Positio Super Introductione Causae, Romae 1954. Zeug. v. Ill. D. Joannes Comes Acquaderni, Fundator et Praeses Iuventutis Catholicæ, in Positio, 986 – 999. Zeug. v. R. D. Salvator De Angelis, vicarius curatus et beneficiarius Patriarch. Basilicae Vaticanae, in Positio, 491 – 501. Zeug. v. R. D. Josephus D’Antonio, in Positio, 1054 – 1056. Zeug. v. Rev. D.nus Dominicus Baruzzi, Archipresbyter Cathedralis, in Positio, 1017 – 1024. Zeug. v. Rev.mus Pater Nicolaus Maria Bertini, in Positio, 363 – 375. Zeug. v. Rev. Joseph De Bisogno, in Positio, 668 – 698. Zeug. v. Rev. D. Petrus Bonilli, Can. Poenit. Cathedr. Spolitinae, in Positio, 941 – 942. Zeug. v. R.mus P. Salvator Brandi, S.J., in Positio, 566 – 575. Zeug. v. R. D. Dominicus Campagnoli, Sacerdos, in Positio, 966 – 969.
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Quellen- und Bibliographieverzeichnis
Zeug. v. Rev.mus D.nus Aloisius Mosconi Cancu, Can. Patriarchalis Basilicæ Liberianæ, nepos F. D., in Positio, 421 – 428. Zeug. v. Exc. D. Caietanus Caporali, Archiep. Hydruntinus, in Positio, 959 – 961. Zeug. v. Ill. D.nus Joannes Baptista Casoni, in Positio, 1001 – 1009. Zeug. v. D.nus Aristides Ceccacci, in Positio, 911 – 915. Zeug. v. Rev. D. P. RaphaÚl Cianfrocca, Adsistens Gen., in Positio, 626 – 646. Zeug. v. Rev. Prof. Joseph Clementi, sacerdos, in Positio, 750 – 788. Zeug. v. Rev. Joachim M. Corrado, Procurator Gen. C. R. a Matre Dei, in Positio, 652 – 660. Zeug. v. R. P. Laurentius Cossa, olim Sup. Gen. Congr. Cleric. reg. a Somascha, in Positio, 501 – 511. Zeug. v. D.nus Petrus Fantini, operarius, in Positio, 975 – 979. Zeug. v. R. Mater Julia Filippani, ex Inst. S. Cordis, in Positio, 97 – 207. Zeug. v. Rev. D. Paschalis De Franciscis, Proc. Gen. Congr. Piorum Operariorum, in Positio, 698 – 717. Zeug. v. Ill.mus Eques Prof. Petrus Gentili, in Positio, 428 – 445. Zeug. v. Rev. P. Salvator Jovino, O.M.C., in Positio, 1026 – 1034. Zeug. v. R. M. Julia Macchi, in Positio, 1061 – 1070. Zeug. v. R. Mater Maria Macchi, ex Inst. S. Cordis, Positio, 16 – 56. Zeug. v. R. D. Aloisius Manara, parochus, in Positio, 974 – 975. Zeug. v. Rev. D.nus Antonius Marini, Antistes Urbanus, Can. Basilicæ S. Mariæ in Cosmedin, in Positio, 445 – 491. Zeug. v. Rev. D. Franciscus Martinelli, in Positio, 946 – 947. Zeug. v. Rev. Gustavus Mengucci, in Positio, 908 – 911. Zeug. v. Rev. Mon. Edwigis Theresia Michalowska, Priorissa Mon. v. di Fognano, in Positio, 961 – 965. Zeug. v. Exc.mus Josephus Sebastianus Pelczar, Episcopus Premisliensis, in Positio, 746 – 748. Zeug. v. R. D. Cirus Piscopo, in Positio, 1044 – 1048. Zeug. v. Rev.mus D.nus Gustavus Provveduti, Antistes Urbanus et Rector Ecclesiae S. Agnetis in Circo Agonali, in Positio, 413 – 421. Zeug. v. R. D. Paulus Romagnoli, Archipresb., in Positio, 1009 – 1017. Zeug. v. Ill. Eques Benedictus Saraceni, in Positio, 884 – 897. Zeug. v. R. D. Stanislaus Scognamiglio, in Positio, 1048 – 1054. Zeug. v. E.mus Dominicus S.R.E. Card. Serafini, in Positio, 835 – 838. Zeug. v. Ill.mus D.nus Comes Joannes Astolphus Servanzi, in Positio, 389 – 403. Zeug. v. D.nus RaphaÚl Soderini, in Positio, 1129 – 1146. Zeug. v. D.nus Philippus Prof. Tolli, in Positio, 577 – 606. Zeug. v. R. D. Joseph Maria De Vio, Can. Archidiaconus, in Positio, 1146 – 1148. Zeug. v. E.mus Franciscus Salesius S.R.E. Cardinalis Diaconus Della Volpe, in Positio, 63 – 97. Zeug. v. Rev. D.nus Antonius Maria De Waal, rector hospitii Teutonici ad Campum Sanctum, in Positio, 235 – 258. Zeug. v. Ill. Comes Carolus Zampieri, in Positio, 982 – 985. Zeug. v. R.mus Joannes Maria Zonghi, Antistes Urbanus Secretarius particularis S.S. Pii IX, in Positio, 267 – 328.
Quellenangaben
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Verschiedene Quellentexte: Briefe, Dokumente, Zeugenaussagen, Recherchen Cittadini, G.: Carteggio privato di Papa Pio IX e Ferdinando II re di Napoli – Esistente nell’Archivio statale di Napoli coll’aggiunta del Diario della Rivoluzione di Roma del Marchese Luigi Lancellotti, Macerata 1968. – : La fuga e il soggiorno di Pio IX nel Regno di Napoli, Napoli 1989. – : Un grande arcivescovo cardinale Giovanni Maria Mastai Ferretti (Pio IX): da Lettere edite ed inedite e Carteggi dell’Archivio Segreto Vaticano e di Stato sui moti rivoluzionari del 1831, Napoli 1988. Giovanni Maria Mastai-Ferretti (Pio IX) Lettere 1 (dal giugno 1833 al 14 settembre 1838), hrsg. v. Cittadini, G., Napoli 1990. Giovanni Maria Mastai-Ferretti (Pio IX) Lettere 2 (dal giugno 1838 al 1846 da Imola), hrsg. v. Cittadini, G., Napoli 1992. Giovanni Maria Mastai-Ferretti (Pio IX) Lettere 3 (dal 1827 al 1837 al sig Matteo Chiocca), hrsg. v. Cittadini, G., Camerino 1993. Giovanni Maria Mastai-Ferretti (Pio IX) Lettere 4 (dal 1826 al 1846; Archivio diocesano di Ravenna al Card. Chiarissimo Falconieri con lettere in appendice, Archivio statale di Spoleto, Macerata, Gaeta [con aggiunta di documenti, stampa, foglietti dell’epoca]), hrsg. v. Cittadini, G., Acquasanta-Frascati 1994. La voce di Pio IX – Bollettino d’informazione a cura della Postulazione, Roma 1954 – 1970. Masetti Zannini, G.L.: Pio IX e la sua giovinezza, Bologna 1958. Mastai Ferretti, G.M.: Le macchine ottiche, Volterra 1809. Pio IX – Studi e ricerche sulla vita della Chiesa dal Settecento ad oggi 1 – 27, Rivista Quadrimestrale hrsg. v. Piolanti A., Citt del Vaticano 1972 – 1998. Processo di Imola per la Causa di Beatificazione e Canonizzazione del Servo di Dio Papa Pio IX, hrsg. v. Cani, A., Imola 1908. Processo di Roma per la Causa di Beatificazione e Canonizzazione del Servo di Dio Papa Pio IX, hrsg. v. Cani, A., Torre del Greco 1908. Ragnini, R.: Pio IX, Maestro di Spirito alle religiose, ossia 124 lettere ad una monaca agostiniana per la sua direzione spirituale scritte dal Pontefice Pio IX mentre era Arcivescovo e Vescovo di Spoleto e d’Imola, per la prima volta pubblicate ed annotate, Siena 1900. Sardi, V.: La solenne definizione del dogma dell’Immacolato Concepimento di Maria Santissima – Atti e Documenti 1 – 2, Roma 1904. Serafini, A.: Pio IX – Giovanni Mastai Ferretti 1: Le vie della Provvidenza (1792 – 1846), Citt del Vaticano 1958.
Zeitgenössische Literatur und weitere Quellentexte Acta Gregorii Papae XVI – scilicet Constitutiones, Bullae, Litterae Apostolicae, Epistolae 1 – 4, hrsg. v. Bernasconi, A.M., Graz 1971. Angelici, A.: Storia della vita del p. Carlo Odescalchi della Compagnia di Ges¾, Roma 1850.
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Quellen- und Bibliographieverzeichnis
Anselmi, S. (Hg): Soldati corsari regne nella Senigallia del settecento 1707 – 1739 (= Dalle Memorie di Casa Mastai 1), Senigallia 1986. – : Soldati epidemie edilizia nella Senigallia del settecento 1739 – 1746 (= Dalle Memorie di Casa Mastai 2), Senigallia 1987. – : L’ampliazione di Senigallia 1747 – 1762 tomo 1 anni 1747 – 1754 (= Dalle Memorie di Casa Mastai 3), Senigallia 1988. – : In presenza di mal contagioso e con penuria di pane gran stridolenza 1762 – 1778 (= Dalle Memorie di Casa Mastai 4), Senigallia 1990. A Pio IX – Prinicipe Provvidentissimo e beneficentissimo gli Alfonsinesi, Bagnacavallo 1846. Arciconfraternita di S. Giuseppe de’ Nudi, Relazione della visita di cui la Santit di Pio IX. Papa felicemente regnante ha onorata la reale Arciconfraternita di S. Giuseppe de’ Nudi nel d 21. Novembre 1849 – preceduta da un cenno storico del pio luogo, Napoli 1849. Atti, A.: Della munificenza di Sua Santit Papa Pio IX felicemente regnante, Roma 1864. Augustinus: Brief 118 an Dioscoro, in PL 33, 432 – 449. – : De Civitate Dei, in PL 41, 13 – 804. Avino, V. D’: Cenno storico del Regnante Pontefice Pio IX seguito da Alquanti pensieri teologici sul Principato Civile della S. Sede – Estratto dalla Enciclopedia dell’Ecclesiastico compilato dall’Abb. V. D’Avino, Torino-Roma 1866. Avogadro della Motta, E.: Saggio intorno al socialismo e alle dottrine e tendenze socialistiche, Torino 1851. Bartolommeo (vesc. Di Castellaneta): Sul carattere Provvidenziale del grande Avvenimento degli VIII dicembre MDCCCLIV, in Scienza e Fede 29 (1855) 132 – 161. Bellarmino, R.: Dottrina Cristiana breve perch¦ si possa imparare a mente, in Idem: Roberti Bellarmini Opera omnia – ex editione veneta, pluribus tum additis tum correctis, iterum edidid Justinus FÀvre, Parisiis 1874, 261 – 282. – : Dichiarazione pi¾ copiosa della Dottrina Cristiana composta in forma di Dialogo, in Idem: Roberti Bellarmini Opera omnia – ex editione veneta, pluribus tum additis tum correctis, iterum edidid Justinus FÀvre, Parisiis 1874, 283 – 337. Bernardus Claraevallensis: De domo divinæ Sapientiæ, id est Virgine Maria, in PL 183, 674 – 676. – : De laudibus Virginis matris, in PL 183, 55 – 88. – : Dominica infra octavam assumptionis B.V. Mariæ, in PL 183, 429 – 438. – : In Nativitate B.V. Mariæ Sermo. De Aquæductu, in PL 183, 437 – 448. Bibel – Die Heilige Schrift – Einheitsübersetzung, Stuttgart 1998. – La Bibbia di Gerusalemme, Vicenza 1996. – Bibliorum Sacrorum iuxta vulgatam clementinam, hrsg. v. Gramatica, A., Citt del Vaticano 1951. – Bibliorum Sacrorum – iuxta vulgatam clementinam nuova editio. Breviario perpetuo et concordantiis aucta adnotatis etiam locis qui in monumentis fidei sollemnioribus et in liturgia romana usurpari consueverunt, hrsg. v. Gramatica, A., Citt del Vaticano 1951. Biografia del Sommo Pontefice Pio IX. Estratto dal Periodico »La Stella«, Roma 1871. Blois, G.: Narrazione storica, religiosa, politica, militare, del soggiorno nella Real Piazza di Gaeta, del Sommo Pontefice Pio IX dal d 25 nov. 1848 al d 4 sett. 1849, Napoli 1854. Blum, J.: Das Leben des hl. Vaters Papst Pius IX. – Ein Volksbuch, Einsiedeln 1876.
Quellenangaben
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Boldù, G.: Considerazioni sopra la Cantica esposte alle sagre Vergini – Per uso delle loro Meditazioni in ciascun giorno del Mese. Con un divoto trattamento per i giorni della Novena nell’Espettazione del Parto di M.V., Venezia 1762. Bosco, G.: Fatti ameni della vita di Pio IX, Torino 1893. Breviarium Augustinianum – Pars Hiemalis, Mechliniae 1849. Breviarium Romanum – ad usum Cleri Basilicae Vaticanae, Romae 1925. Breviarium Romanum – Ex Decreto Sacrosanti Concilii Tridentini restitutum Pii V. Pont. Max., Venetijs 1582. Breviarium Romanum – Pars Hiemalis, Ratisbonae 1865. Bufalo, G. del – Missionari del Preziosissimo Sangue (Hg): Metodo delle sante missioni fatto stampare dai Missionari dell’Istituto del Preziosissimo Sangue di N.S. Ges¾ Cristo per uso dei suoi missionari e di tutti quei che vorranno approfittarne, Roma 1819. – : Scritti Spirituali 1 – 4, hrsg. v. Conti, B., Roma 1995 – 1996. – : Epistolario 1 – 11, hrsg. v. Conti, B., Roma 1986 – 2000. Cacchiatelli, P.: Le scienze e le arti sotto il pontificato di Pio IX 1 – 2, Roma 1860 – 1863. Calvetti, G.: Congruenze sociali di una definizione dogmatica sull’Immacolato Concepimento della B.V. Maria, in CivCatt 3 I (1852) 377 – 396. Catechismo ad uso dei Parroci, pubblicato da S. Pio V Pont. Mass. per decreto del Concilio di Trento, hrsg. v. Benedetti, E., Roma 1938. Cenni cronologici della storia del Pontificio Seminario Romano e descrizione della festa centenario celebrata in S. Apollinare compiendosi il terzo secolo dalla fondazione del Seminario medesimo, Roma 1864. Ceremoniale osia Rituale ad uso della Ven. Arciconfraternita del Santissimo Cuore di Ges¾, Roma 1819. Chigi, A.: Il tempo del Papa – Re. Diario del Principe Don Agostino Chigi dall’anno 1830 al 1855, con la Prefazione di Fabrizio Sarazani (= Europa Vecchia e Nuova 6), Milano 1966. Ciccolini, S.: Biografia del Canonico Giuseppe Maria Graziosi, Roma 1847. Colombière, C.: Il pensiero della vita Rettor della Vita, Roma 1828. Conversione miracolosa alla fede cattolica di Alfonso Maria Ratisbonne avvenuta in Roma nella chiesa dei PP. Minimi in S. Andrea delle Fratte tratta dai processi autentici formatisi in Roma nel 1842, Roma 1877. Cronaca contemporanea, in CivCatt 1 – 6.8.10.13 I – IV (1850 – 1855.1857.1862). Curci, C.: La Madonna in Rimini, in CivCatt 1 I (1850) 685 – 689. Der römische Katechismus: Katechismus romanus – Katechismus nach dem Beschlusse des Konzils von Trient für die Pfarrer: übersetzt nach der zu Rom 1855 veröffentlichen Ausgabe mit Sachregister, Kirchen 1970. Diario di Roma, Roma 1837 – 1848. Die unbefleckte Empfängnis und die Irrlehren der Gegenwart, in HPBI 29 (1852) 652 – 656. Dumax, V.: Charakteristische Züge aus dem Leben Pius IX., Mainz 1868. Duquesne, A.: Le Grandezze di Maria esposte in meditazioni per ogni ottava delle festivit della Santissima Vergine 1 – 2, Napoli 1827. Durand, A.: Mese di Maria delle Madonne di Pio IX, Parigi 1876. Enchiridion Indulgentiarum – Preces et Pie opera, Citt del Vaticano 1952. Ercolani, G.M.: Maria. Rime di Neralco, pastore Arcade, Brescia 1731.
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Abbildungen
Die hier nachfolgenden Bilder wurden mit freundlicher Genehmigung der Vatikanischen Museen, der Soprintendenza per i Beni Architettonici e per il Paesaggio per il Comune in Roma, des Vikariats von Rom, der Fabbrica von St. Peter, des Kapitels von St. Peter, der Diözese Senigallia, dem Palazzo Mastai in Senigallia und der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria (OMI)(Generalat, Rom) abgedruckt. Alle Fotos ohne weitere Anmerkung wurden von Veronika Seifert aufgenommen, die Fotos, die mit einem Stern (*) gekennzeichnet sind, wurden von Philipp Wagemann aufgenommen und die Fotos mit den Gedenktafeln aus dem Petersdom stammen aus dem Fotoarchiv der Dombauhütte des Petersdoms.
A. Verkündigung des Immaculata-Dogmas (Mosaik) – S. Lorenzo fuori le Mura (Rom)
B. Madonna del Sassoferrato (Madonna mit Kind) – Vatikanische Museen: Pinakothek *
C. Addolorata (Schmerzensmutter) – S. Martino (Senigallia)
D. Madonna della Speranza – Dom (Senigallia)
E. Pius IX. mit Papstring – Vatikanische Museen: Biblioteca – Riparto Museo Sacro*
F. Pius IX. mit Papstring (Ausschnitt) – Vatikanische Museen*
G. Pius IX. mit Papstring – Foto (Vgl. Castella, G.: Papstgeschichte 2:Von der Wiedererneuerung der katholischen Kirche bis Leo XIII., Frechen 1999, 493.)
H. Pius IX. mit Papstring und Immaculata-Bild (Vgl. Falcone: La biblioteca privata, 82.)
I. Pius IX. mit Marienbild – Flucht aus dem Quirinal (1848) (Vgl. Faraoni, 72.)
J. Pius IX. mit Marienstatue (Lourdes-Statue mit Bernadette) (Vgl. La voce di Pio IX 27 [1959] – Titelbild)
K. Verkündigung des Immaculata-Dogmas im Petersdom (8. 12. 1854) – Vatikanische Museen: Immaculata-Saal*
L. Pius IX. weihräuchert das Immaculta-Mosaikbild in der Chorkapelle im Petersdom (8. 12. 1854) Vatikanische Museen: Immaculata-Saal*
M. Einweihung der Immaculata-Säule auf dem Spanischen Platz (8. 9. 1857) (Vgl. ACSP/II.)
N. Heiligencollage Pius’ IX. (Vgl. Meditazione sulla vita interiore del Servo di Dio Pio IX, in La voce di Pio IX [Riv.] 12 [1956] 28.)
O. Pius IX. in S. Agnese – Pfarrhaus der Basilika S. Agnese fuori le Mura
P. Brief Pius’ IX. an Msgr. Mazenod (19. 5. 1855) (Vgl. Archiv. Gen. O.M.I.: Pie IX – M (1848 – 60): 16)
(Rückseite)
Q. Gedenksteine des Immaculata-Dogmas – Petersdom
Anhang
Lectio
Oratio
Autor Vigilmesse Introitus
1477: Nogarolis1 1847: Pius IX.2 1863: Marchesi3 Germinans germinabit Germinans germinabit, et florebit quasi lilium inter spinas: et exultabit lætabunda et laudans; gloria Libani dabitur ei, decor Carmeli et Saron. Ps 46, 1: Omnes gentes, plaudite manibus, iubilate Deo in voce exsultationis. Deus, qui per Immaculatam Virginis Conceptionem, dignum Filio tuo habitaculum præparasti: da quæsumus; ut sua nos defensione munitos, jucundos facias tantæ interesse Festivitati. Is 35, 1 – 10: »In diebus illis: Lætabitur deserta«
Die Entwicklung der Immaculata-Messtexte (Anhang R) 1863: Pius IX.5 Venite, audite Ps 65, 16: Venite, audite, et narrabo, omnes qui timetis Deum, quanta fecit Dominus animæ meæ. Ps ibid., 1 – 2: Jubilate Deo omnis terra : psalmum dicite nomini ejus, date gloriam laudi ejus. Deus qui Unigeniti tui Matrem ab originali culpa in sua Conceptione mirabiliter præservasti, da quæsumus, ut sua nos intercessione munitos, corde mundos facias suæ interesse festivitati. Eccli. 24, 23 – 31: »Ego quasi vitis«
1863: Bartolini4 Venite et videte Ps 65, 16: Venite et videte et narrabo vobis omnes qui timetis Deum, quanta fecit Dominus animæ meæ. Ps 102, 1: Benedic anima mea Domino, et omnia quæ intra me sunt nomini sancto ejus. Deus qui Unigeniti tui Matrem ab originali culpa in sua Conceptione mirabiliter præservasti, da quæsumus, ut sua nos intercessione adjutos, corde mundos facias suæ interesse festivitati. Eccli. 24, 23 – 31: »Ego quasi vitis«
564 Anhang
Autor Graduale
1477: Nogarolis1 1847: Pius IX.2 1863: Marchesi3 Is 2, 2: Erit in novissimis diebus præparata domus Domini in vertice montium, et elevabitur super colles, et fluent ad eam omnes gentes. V. Ps 86, 1 – 2: Fundamenta ejus in montibus sanctis: diligit Dominus portas Sion super omnia tabernacula Jacob. Evangelium Mt 1, 1 – 16: »Liber generationis« Offertorium Is 11, 1 – 2: Egredietur virga de radice Jesse, et flos de radice ejus ascendet, et requiescet super eum Spiritus Domini. Secreta Munera nostra. Domine, apud tuam clementiam, Immaculatæ Dei Genitricis commendet oratio: quam idcirco ab omni originali contagio præservasti, ut dignum Filii tui habitaculum effici mereretur.
(Fortsetzung) 1863: Pius IX.5 Prov. 9, 1: Sapientia ædificavit sibi domum, excidit columnas septem. V. Ps 86, 1 – 2: Fundamenta ejus in montibus sanctis: diligit Dominus portas Sion super omnia tabernacula Jacob. Mt 1, 1 – 16: »Liber generationis« Cant. 6, 2: Ego dilecto meo, et dilectus meus mihi, qui pascitur inter lilia. Munera nostra, Domine, apud tuam clementiam immaculatæ Dei Genitricis commendet oratio: quam ab omni originali labe præservasti, ut dignum Filii tui habitaculum effici mereretur.
1863: Bartolini4 Prov. 9, 1: Sapientia ædificavit sibi domum, excidit columnas septem. V. Lc 1, 48 – 49: Quia respexit humilitatem ancillæ suæ; fecit mihi magna qui potens est.
Mt 1, 1 – 16: »Liber generationis« Cant. 6, 2: Ego dilecto meo, et dilectus meus mihi, qui pascitur inter lilia. Munera nostra, Domine, apud tuam clementiam immaculatæ Dei Genitricis commendet oratio: quam idcirco ab omni originali labe præservasti, ut dignum Filii tui habitaculum effici mereretur.
Anhang
565
Postcommunio
Autor Communio
(Fortsetzung)
1477: Nogarolis1 1847: Pius IX.2 1863: Marchesi3 Cant 6, 9: Quæ est ista quæ exoritur quasi aurora consurgens, pulchra ut luna, electa ut sol, terribilis ut castrorum acies ordinata? Concede, misericors Deus, fragilitati nostræ præsidium: ut, qui immaculatæ Conceptionis Genitricis unigeniti Filii tui festivitatem prævenimus; intercessionis ejus auxilio a nostris iniquitatibus resurgamus.
1863: Bartolini4 Cant. 6, 9: Quæ est ista, quæ exoritur quasi aurora consurgens, pulchra ut luna, electa ut sol, terribilis ut castrorum acies ordinata? Concede, misericors Deus, fragilitati nostræ præsidium: ut, qui immaculatæ Conceptionis Genitricis unigeniti Filii tui festivitatem prævenimus; intercessionis ejus auxilio a nostris iniquitatibus resurgamus.
1863: Pius IX.5 Cant. 6, 9: Quæ est ista, quæ progreditur quasi aurora consurgens, pulchra ut luna, electa ut sol, terribilis ut castrorum acies ordinata? Concede, misericors Deus, fragilitati nostræ præsidium: ut, qui immaculatæ Conceptionis Genitricis unigeniti Filii tui festivitatem prævenimus; intercessionis ejus auxilio a nostris iniquitatibus resurgamus.
566 Anhang
Oratio
Autor Festmesse Introitus
1847: Pius IX.2 Venite et videte Venite et videte et narrabo vobis, omnes qui timetis Deum, quanta fecit Dominus animæ meæ. Ps 102, 1: Benedic, anima mea Domino, et omnia quæ intra me sunt nomini sancto eius.
1863: Marchesi3 Gaudens gaudebo Is 61, 10: Gaudens gaudebo in Domino, et exsultabit anima mea in Deo meo: quia induit me vestimentis salutis: et indumento justitiæ circumdedit me, quasi sponsam ornatam monilibus suis. Ps 29, 2: Exaltabo te, Domine, quoniam suscepisti me: nec delectasti inimicos meos super me. Deus, qui Unigeniti tui Deus, qui per immaDeus, qui per immaculatam Virginis Con- culatam Virginis Con- Matrem ab omni originalis culpæ labe, in ceptionem dignum ceptionem dignum Filio tuo habitaculum Filio tuo habitaculum sua Conceptione, mipræparasti : ejus nobis rabiliter præservasti : præparasti : quæsumus; ut, qui ex morte intercessione concede; ejus quæsumus intercessione concede; natuejusdem Filii sui præ- ut cor et corpus nora nos filios iræ, a visa, eam ab omni labe strum immaculatum præservasti, nos quo- tibi, qui eam ab omni peccati servitute soluque mundos, ejus in- labe preservasti, fide- tos, filiorum tuorum perfectam consequi litercessione, ad te per- liter custodiamus. bertatem. venire concedas.
1477: Nogarolis1 Egredimini Egredimini, et videte filiæ Sion Reginam vestram, quam laudant astra matutina, cujus pulchritudinem sol et luna mirantur, et jubilant omnes filii Dei. Ps 83, 2 – 3: Quam dilecta tabernacula tua Domine virtutum! Concupiscit, et deficit anima mea in atria Domini.
Die Entwicklung der Immaculata-Messtexte (Anhang R) 1863: Bartolini4 Gaudens gaudebo Is 61, 10: Gaudens gaudebo in Domino, et exsultabit anima mea in Deo meo: quia induit me vestimentis salutis: et indumento justitiæ circumdedit me, quasi sponsam ornatam monilibus suis. Ps 29, 2: Exaltabo te, Domine, quoniam suscepisti me: nec delectasti inimicos meos super me. Deus, qui per immaculatam Virginis Conceptionem dignum Filio tuo habitaculum præparasti: quæsumus; ut, qui ex morte ejusdem Filii sui prævisa, eam ab omni labe præservasti, nos quoque mundos ejus intercessione ad te pervenire concedas.
1863: Pius IX.5 Gaudens gaudebo Is 61, 10: Gaudens gaudebo in Domino, et exsultabit anima mea in Deo meo: quia induit me vestimentis salutis: et indumento justitiæ circumdedit me, quasi sponsam ornatam monilibus suis. Ps 29, 2: Exaltabo te, Domine, quoniam suscepisti me: nec delectasti inimicos meos super me. Deus, qui per immaculatam Virginis Concepitonem dignum Filio tuo habitaculum præparasti : quæsumus; ut, qui ex morte ejusdem Filii tui prævisa, eam ab omni labe præservasti, nos quoque mundos ejus intercessione ad te pervenire concedas.
Anhang
567
Graduale
Autor Lectio
(Fortsetzung)
1477: Nogarolis1 Prov. 8, 22 – 35: »Dominus possedit me« Qualis est dilecta nostra, charissimi ? Qualis est mater, dicite, Domini? Qualis et quanta sit soror et sponsa Christi. V.: Dilecta nostra candida, immaculata, quasi aurora consurgens. Alleluja, alleluja. V.: Veni Regina nostra, veni Domina in hortum odoris super omnia aromata. Alleluia.
1847: Pius IX.2 Prov. 8, 22 – 35: »Dominus possedit me« Sapientia ædificavit sibi domum, excidit columnas septem. V.: Sanctificavit tabernaculum suum Altissimus: Deus in medio ejus non commorabitur. Alleluja, alleluja. V.: Ave Maria gratia plena, Dominus tecum Alleluja.
1863: Marchesi3 Prov. 8, 22 – 35: »Dominus possedit me« Eph 5, 2: Christus Filius meus dilexit me: et seipsum tradidit pro me: ut in Conceptione mea sanctificaret me. V.: ibid. Ut exhiberet ipse sibi in me gloriosam Genitricem, non habentem maculam aut rugam, aut aliquid hujusmodi, sed ut essem sancta et immaculata. Alleluia, alleluia. V. Lc 1, 46 – 47: Magnificat anima mea Dominum: et exultavit spiritus meus in Deo salutari meo, alleluia.
1863: Bartolini4 Prov. 8, 22 – 35: »Dominus possedit me« Jud 13, 23: Benedicta es tu, Virgo Maria, a Domino Deo excelso, præ omnibus mulieribus super terram. V. ibid. 15, 10: Tu gloria Jerusalem, tu lætitia Israel tu honorificentia populi nostri. Alleluja, alleluja. V. Cant 4, 7: Tota pulchra es Maria, et macula originalis non est in te. Alleluja.
1863: Pius IX.5 Prov. 8, 22 – 35: »Dominus possedit me« Jud 13, 23: Benedicta es tu, Virgo Maria, a Domino Deo excelso, præ omnibus mulieribus super terram. V. ibid. 15, 10: Tu gloria Jerusalem, tu lætitia Israel tu honorificentia populi nostri. Alleluja, alleluja. Cant. 4, 7: Tota pulchra es, Maria: et macula originalis non est in te. Alleluja.
568 Anhang
Evangelium
Autor Tractus In Missis votivis Post Septuagesimam omissis Alleluia, et Versu sequenti dicitur :
Lc 11, 27 – 28: »In illo tempore: Loquente Jesu ad turbas«
1477: Nogarolis1 Gaude Maria virgo, cunctas hæreses sola interemisti. V.: Quæ Gabrielis Archangeli dictis credidisti. V.: Dum Virgo Deum et hominem genuisti, et post partum, Virgo inviolata permansisti. V.: Dei Genitrix intercede pro nobis. V.: Virga Jesse floruit, Tempore Paschali omittitur virgo Deum et homiGraduale, et eius nem genuit: pacem Deus reddidit, in se loco dicitur : reconcilians ima summis. Alleluja.
(Fortsetzung) 1863: Marchesi3 Lc 1, 46 – 47: Magnificat anima mea Dominum: et exultavit spiritus meus in Deo salutari meo. V.: Quia fecit mihi magna qui potens est; fecit potentiam in brachio suo. V.: Ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes. Alleluja, alleluja. Alleluja, alleluja. Sanctificavit taberna- V.: Congratulamini mihi omnes qui diligiculum suum Altissitis Dominum, quia mus: Deus in medio cum conciperer placui ejus non commorabAltissimo, alleluja. itur. V.: Fundamenta ejus in V.: Magnificat anima montibus sanctis. Dili- mea Dominum; et exultavit spiritus meus in git Dominus portas Deo salutari meo, alSion super omnia tabernacula Jacob. Allel- leluja. uja. Mt 1, 1 – 16: »Liber ge- Lc 1, 46 – 55: »In illo nerationis« tempore: Ait Maria: Magnificat«
1847: Pius IX.2 Fecit mihi magna qui potens est, et sanctum nomen ejus. V.: Misericordia ejus a progenie in progenies timentibus eum. V.: Fecit potentiam in brachio suo, dispersit superbos mente cordis sui.
1863: Pius IX.5 Ps 86, 1: Fundamenta ejus in montibus sanctis: diligit Dominus portas Sion super omnia tabernacula Jacob. V. ibid.: Gloriosa dicta sunt de te, Civitas Dei. V. ibid: Homo natus est in ea, et ipse fundavit eam Altissimus. Alleluja, alleluja. V.: Jud 15, 10: Tu gloria Ierusalem, tu lætitia Israel, tu honorificentia populi nostri. Alleluja. V. Cant 4, 7 : Tota pulchra es, Maria: et macula originalis non est in te. Alleluja. Lc 1, 26 – 28: »In illo tempore: Missus«
1863: Bartolini4 Ps 86, 1: Fundamenta ejus in montibus sanctis: diligit Dominus portas Sion super omnia tabernacula Jacob. V. ibid.: Gloriosa dicta sunt de te, Civitas Dei. V. ibid: Homo natus est in ea, et ipse fundavit eam Altissimus. Alleluja, alleluja. Tu gloria Ierusalem, tu lætitia Israel, tu honorificentia populi nostri. Alleluja. V.: Tota pulchra es, Maria: et macula originalis non est in te. Alleluja.
Lc 1, 26 – 28: »In illo tempore: Missus«
Anhang
569
Secreta
Autor Offertorium
(Fortsetzung)
1477: Nogarolis1 Hortus conclusus, fons signatus: emissiones tuæ paradisus, o Maria: manus tuæ stillaverunt myrrham, mellifluique facti sunt cæli, dum manu Domini fabbricata es mater tanti Dei. Suscipere digneris per temetipsum benignitatis auctorem, rogamus, Domine, Matris ac domus tuæ zelatorum devotas cum hilaritate supplicationes: ut sicut ipsa, tua gratia præveniente, mundo hodie immunis apparuit; ita ipsi mundam de tuæ Matris munere, te concedente, exhibeant gratiarum actionem.
1863: Pius IX.5 Lc 1, 28: Ave Maria, gratia plena Dominus tecum: Benedicta tu in mulieribus, alleluja.
Salutarem hostiam, quam in solemnitate immaculatæ Conceptionis beatæ Virginis Mariæ tibi, Domine, offerimus, suscipe et præsta: ut, sicut illam tua gratia præveniente ab omni labe immunem profitemur ; ita ejus intercessione a culpis omnibus liberemur.
1863: Bartolini4 Lc 1, 28: Ave Maria, gratia plena Dominus tecum: Benedicta tu in mulieribus, alleluja.
Salutarem hostiam quam de Immaculata Conceptione Genitricis dilecti Filii tui, Domine, offerimus, suscipe, et præsta: ut sicut illam ab omni labe immunem devote colimus; ita cor et corpus nostrum immaculatum Tibi, ipsa adjuvante, fideliter custodiamus.
1863: Marchesi3 Lc 1, 28: Ave Maria gratia plena: Dominus tecum: Benedicta tu in mulieribus, alleluja.
Pro Ecclesiæ tuæ triumpho, suscipe, Domine, virgineo fragrantem odore, quam, in memoriam beatæ Mariæ purissimæ Conceptionis, tibi offerimus hostiam salutarem.
1847: Pius IX.2 Misit Deus misericordiam suam, et veritatem suam, animam meam eripuit de medio catulorum leonum.
Fac nos, clementissime Deus, puris mentibus præsens tibi munus offerre, qui in corde Beatæ Mariæ Virginis puram ab omni labe mansionem preparasti Iesu Cristo Filio tuo Domino nostro, qui tecum vivit et regnat in unitate Spiritus Sancti.
570 Anhang
1477: Nogarolis1 Gloriosa dicta sunt de te, Maria: quia fecit tibi magna qui potens est.
1847: Pius IX.2 Ego dilecto meo, et dilectus meus mihi qui pascitur inter lilia. Alleluja.
1863: Marchesi3 Sap 7, 25 – 26: Nihil inquinatum in Eam incurrit; Candor est enim lucis æternæ, et speculum sine macula Dei majestatis, et imago bonitatis illius, alleluja. Sacramenta quæ sumpsimus, Domine Deus noster : illius in nobis culpæ vulnera reparent; a qua immaculatam beatæ Mariæ Conceptionem singulariter præservasti.
1863: Bartolini4 Congratulamini omnes qui diligitis Dominum quia cum concepta sum placui Altissimo.
1863: Pius IX.5 Gloriosa dicta sunt de te, Maria: quia fecit tibi magna qui potens est.
Postcommunio
Odorem, Domine, sacrificii hujus suscipe suavitatis, et presta: ut qui hodie Mariæ Conceptionem jubilando celebrant, ejus salubri oratione, fructum centuplum suæ devotionis accipiant.
Mensæ coelestis pasti deliciis, tuam, Deus misericordiam imploramus, ut Sanctissimæ Virginis Mariæ, quæ semper tibi placuit, precibus adjuti, nullis a te tentationibus separemur.
Sacramenta quæ Mensæ Coelestis sumpsimus, Domine participes effecti Deus noster : illius in imploramus nobis culpæ vulnera clementiam tuam Domine Deus noster ; reparent; a qua immaculatam beatæ ut qui Immaculatæ Mariæ Conceptionem Conceptionis Beatæ singulariter Mariæ Virginis solemnia colimus, ipsa præservasti. intercedente, veniam consequamur et pacem. 1 Missale Romanum – ad usum Fratrum Minorum Sancti Francisci Capuccinorum et Monialium ejusdem ordinis in quo Missæ Sanctorum, Romæ 1860, 303 f. 2 Ad Missam »Venite et videte«, in ACCS: Sacrorum Rituum Congregationis Decreta Annorum 1846 atque 1847, 555. 3 Aloysius Marchesi: Officium in Festo et per Octavam Immaculatae Conceptionis B.M.V., Florentiæ Typ. Ad Signum D. Antonini 1863, 34 – 41. 4 Immaculata Conceptione – In Vigilia »Venite et videte« und In Festo »Gaudens gaudebo«, in: ACCS: B.M.V. Immaculata: Messa e Ufficio dell’Immacolata Concezione di Maria Vergine, sc. R. 351 a. 5 Breviarium Romanum – ad usum Cleri Basilicae Vaticanae, Romae 1925, 417 – 420.
Autor Communio
(Fortsetzung)
Anhang
571
Register
Accademia degli Arcadi 139 Accademia dei Costanti 120, 352 Accademia dell’Immacolata 475 Accademia di Religione Cattolica 138 Accademia Ecclesiastica 139 Alacoque, Margherita Maria (hl.) 93, 95, 110, 144 Aladel, Jean-Marie 77, 112 Alexander I. (Papst, hl.) 479 Alexander VI. (Papst) 342, 476 Alexander VII. (Papst) 202,204, 338, 343 f., 357, 375, 396 – 399, 403 f., 425 – 428, 432, 439, 451, 467, 474 Alfaro, Juan 34, 344, 346, 348, 357, 378 f., 382, 384, 386 f., 393 – 397, 402 f., 425 – 435, 449 – 452, 468 f. Alfonso V. (König v. Aragona) 338 Altieri, Lodovico 388 Altötting 243 Amat, Luigi (Kard.) 101, 157, 251, 253, 388 Ambrosius (hl.) 141, 401 AmedÀe, Nicolas 56, 264 Amerika 359, 476 Amoretti, Flavio 58 Ancona 116, 133 f., 183 f, 206, 233, 242, 258 Andrea, Girolamo D’ 388 Andreucci, Maria Annunziata (Ordensfrau u. geistliche Tochter Mastai Ferrettis) 91 f., 94, 142 – 144, 210 Andriveau, Apolline 222 Angelini, Domenico (Bf.) 377
Angelini, Giuseppe 383 Angelucci, Filippo 377 Anselm der Jüngere 347 Anselm von Canterbury (hl.) 332, 335 Antonelli, Giacomo (Kard.) 183, 242, 399, 404, 408, 417, 478 Aquila Visconti, Dell’ 483 Aragona 338 Archiv : – Archivio Celebrazioni Pontefice – auch Zeremoniebüro, Zelebrationsarchiv (ACP) 37, 361, 418 – Archivio Congregazione delle Cause dei Santi (ACCS) 15, 36, 224, 356, 369 f., 372 – 374, 462 f., 465, 468, 472 – Archivio della Congregazione della Missione dei Padri Vincenziani (ACMV) 15, 37, 123 – Archivio della Congregazione per la Dottrina della Fede (ACDF) 15, 36 – Archivio parrocchiale del Carmine (ADI) 15, 37, 173 – Archivio Segreto Vaticano – auch Vatikanisches Geheimarchiv (ASV) 15, 35 – 37, 100, 146, 168, 210, 219, 241 f., 266, 277 – Archivio Storico del Vicariato di Roma (ASVR) 15, 37, 88, 124, 128 f., 136 – Casa Museo Mastai Ferretti (CMMF) 15, 38, 75, 112, 153, 172, 175, 225 Arnaldi, Giovanni Battista (Bf.) 172 Ascoli 184 Asquini, Fabio Maria (Kard.) 388
574 Atti, Alessandro 234 Aubert, Roger 32, 61, 139 Audisio, Guglielmo 383, 386 Augsburg 242 Augustinus (hl.) 141 f., 290, 310, 330, 401 Aureolo, Pietro 337 Avignon 347 Baccher, Placido 198, 366 f., 492 Bachelet, Xavier-Marie Le 34, 329, 340, 346, 357, 359, 372, 376, 385, 392 f., 433 f., 436 Baini, Giuseppe 417 Baltimore 359, 434 f. Bandelli, Vincenzo 337, 341 f. Barbarigo, Gregorio 144 Bari 180 Barnabý, Alessandro (Kard.) 109, 377, 470 Bartolini, Domenico 463 – 466, 468, 470 – 472 Barzellotti, Francesco Maria 268 Basel 341, 348 Basilius (hl.) 142 Bedini, Nicola 267, 368 Belgien 55 Bellarmino, Roberto (hl.) 117, 142, 315, 339, 343 Benedetti, Francesco 256 Benedikt XIV. (Papst) 141, 201, 204, 345, 349 Benevento 160, 199, 372 Benini, Giovanni (Bf.) 463 Benzoni, Giovanni 477 Berchmans, Johannes (hl.) 144 Bernard de Clairvaux (Bernardo) (hl.) 141, 148, 211, 280 f., 297, 307, 317, 332, 354, 472 Bernardino de Busto 141, 293, 342, 348 Bertetto, Domenico 34, 170, 437, 439, 455 Bertucci, Jacopo 193 B¦rulle, Pierre de 123, 339 Biale, Lorenzo Battista (Bf.) 117, 267 Biancheri, Pietro 377, 384, 430, 449 Bianchi, Pietro 417 Bisqueyburn, Justine 222, 262
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Bizzarri, Andrea 377 Blois, Giovanni 196 Bogliolo, Luigi 244, 293 f., 440 Bold¾, Girolamo 112 Bologna 144, 177, 184, 206, 209 Bonaventura (hl.) 141, 221, 288 f., 307 f., 333, 335, 360, 462 Bonetti, Antonmaria 192 Borgono, Giuseppe 222 Borja, Luis Crespi de (Bf.) 344 Borromeo, Carlo (hl.) 141 Borromeo, Edoardo 371 Bosco, Giovanni (hl.) 72, 104, 112, 155, 161, 170, 173, 229, 235, 243, 273 Botta, Antonio 185 Bourass¦, Jean Jacques 55 Brenti, Maria Teresa (Mutter Oberin) 474 Bresciani, Antonio 460 Brignole, Giacomo (Kard.) 379 Brini, Gaetano 225 f. Bruderschaft – auch Arciconfraternita, Associazione, Confraternita, Erzbruderschaft, Federazione, Pia Confraternita, Pia Unione, Vereinigung: – Arciconfraternita del S. Cuore di Ges¾ (S. Teodoro, Rom) 88, 94 f. – Arciconfraternita del S. Cuore di Maria (Rom) 180 – Arciconfraternita della Madonna dei Sette Dolori (S. Maria delle Grazie – Toledo) 166, 168, 176 – Arciconfraternita della S. Casa di Loreto dei Piceni (Rom) 166, 184, 228 – Arciconfraternita della SS. Trinit dei Pellegrini (S. Salvatore in Campo – Rom) 88, 125, 197 f. – Arciconfraternita della Vergine nostra Speranza (S. Maria della Concezione dei PP: Cappuccini – Rom) 228 – Arciconfraternita della Vergine Patrona degli Infermi 228 – Arciconfraternita di Nostra Signora di Lourdes 239 – Arciconfraternita di S. Maria della Divina Provvidenza Ausiliatrice dei Cris-
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tiani (S. Carlo ai Catinari – Rom) 166, 206 Associazione delle Figlie di Maria 227 Bruderschaft U.L.F. von La Salette 228 Bruderschaft von den sieben Schmerzen Mariens 135 Bruderschaft von der Unbefleckten Empfängnis 135, 140, 228 Compagnia del S. Cuore (Senigallia) 88, 94 Confraternita del Cuore di Maria (Imola) 170, 216, 226 Confraternita del Preziosissimo Sangue (Rom) 124 Confraternita della Croce e Sacramento (Senigallia) 96 Congregazione della S. Casa di Loreto 228 Erzbruderschaft U.L.F. auf dem deutschen Gottesacker bei S. Peter 228 Erzbruderschaft U.L.F. vom Heiligsten und Unbefleckten Herzens Mariens für die Bekehrung der Sünder 226 Federazione Piana 276 Herz-Mariæ Bruderschaft 135 L’Immacul¦e Conception de la Bienheureuse Vierge Marie 270 Notre Dame R¦conciliatrice de La Salette 264 Pia Confraternita Maria SS. Immacolata (Senigallia) 352 Pia Unione del Sacro Cuore di Maria (Imola) 225 Pia Unione della Madonna del Buon Consiglio (Imola) 225 Pia Unione della Madonna del Perpetuo Soccorso e di s. Alfonso de’ Liguori (S. Alfonso – Rom) 240 Pia Unione della Madonna di Loreto (Imola) 183, 225 Pia Unione delle Figlie di Maria sotto il Patrocinio della V. Immacolata e di S. Agnese V.M. (Terza Primaria) 227 Pia Unione di S. Galla (Rom) 37, 72, 87, 93, 136, 353
575 – Pia Unione di S. Paolo Apostolo (Rom) 37, 88, 124, 136 – Prima Primaria (Congregazione mariana dell’Annunziata – Rom) 126 f., 166, 210, 228, 353 – R¦paratrice du blasphÀme et de la profanation du dimanche 264 – Rosenkranzbruderschaft 135 – Skapulierbruderschaft U.L.F. vom Berge Karmel 135 – Vereinigung der Marienkinder (Seconda Primaria) 227 Bruges 401 Bruillard, Philibert de (Bf.) 61, 263 Brunelli, Giovanni (Kard.) 227, 388, 399 f., 404 Bruni, Francesco (Bf.) 402 f., 425, 451, 467 Bufalo, Gaspare del (hl.) 54, 72, 78, 89, 92, 100, 128, 130 – 132, 134 f., 171, 210 Cadolini, Ignazio Giovanni (Kard.) 356 – 358, 371 Cagiano, Anton Maria (Kard.) 388 Cagliari 402 Calasanzio, Giuseppe (hl.) 87 f., 117 f., 120, 130, 144, 353 Calvetti, Giuseppe 385, 458 Camerino, Giusto da 377 Camillo de Lellis (hl.) 87, 122 Canisius, Petrus (hl.) 339 Cannella, Giovanni Battista 379, 401, 403, 430, 449, 452 Canori Mora, Elisabetta (sel.) 247 f. Cantalamessa Papotti, Nicola 477 Capalti, Annibale 377 Capogrossi, Giuseppe 139 Capparoni, Silverio 230, 240 Caprano, Pietro (Kard.) 89, 127 f. Carlos III. (König v. Spanien) 338, 345 Casa Museo Mastai Ferretti: siehe Archiv Castel del Rio 251 Castel Gandolfo 186 f. Caterina da Bologna (hl.) 144 Caterina da Genova (hl.) 144, 190 Caterina da Siena (hl.) 88
576 Caterini, Prospero (Kard.) 377, 386, 388, 399 f., 404 Cellini, Annibale 484 Ceretto 268 Chaminade, Guillaume-Joseph. 61 Chateaubriand, FranÅois Ren¦ Viscomte de 57 Chelli, Carlo 477 Chiara di Montefalco (hl.) 144, 160 Chiari, Enrico 459 Chigi, Agostino 202, 411 Chile 78 f., 94, 99, 108 f., 123, 139, 143, 185, 225, 250, 354 Chiocca, Matteo 178 f., 355 Chrysologus (hl.) 141 Ciccolini, Stefano 473 Cimatori, Antonio 352 Cionchi, Righetto 60, 272 Cipolletti, Tommaso Giacinto 377 Citt di Castello 145 Cittadini, Giovanni 33, 35, 140, 364 Civitavecchia 267 Claret, Antonio Maria (hl.) 61 Clemens VI. (Papst) 337 Clemens XI. (Papst) 345, 349 Clemens XII. (Papst) 345 Clemens XIII. (Papst) 345 Colin, Jean-Claude-Marie 61 Collegium Romanum (Seminarium Romanum): siehe Seminar ColombiÀr, Claude de la (hl.) 85 Comboni, Daniele (hl.) 109 Conti, Andrea (Professor) 138 Corsi, Cosimo (Kard.) 403, 431 Cort¦s, Juan Donoso 384, 386 Cossa, Filippo 377 Cyprian (hl.) 141 Dänemark 347 Debellini, Enrico 156 Demartis, Salvatore A.M. 167 Dep¦ry, Jean-Ir¦n¦e 265 Desgenettes, Charles 76, 226 Deutschland 13, 55, 57, 65, 347, 378 Dietl, Aegid 340 Dionisi, Annibale 53
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Doria 128 f. Dozza 176, 317 Duquesne, Arnaud Bernard d’Icard 146 – 148 Eadmer von Canterbury 332 Engelsburg 410, 417, 476 England 109, 263, 332, 347, 389 Ephräm der Syrer (hl.) 141, 310, 325 Ercolani, Giuseppe Maria 146, 148, 216 Esposito, Rosario 197 f., 199 Etienne, Jean Baptiste 222, 227 Eudes, Jean (hl.) 224 Eymeric, Nicola 337 f. Fabriano 136, 184, 187, 247 Fabris, Giuseppe de 476 Falconi, Carlo 33, 39, 122, 128, 138 f., 245, 258 Falconieri Mellini, Chiarissimo Alessio (Kard.) 94, 99, 124 – 126, 128, 133, 136, 146, 155, 161, 165, 170, 192, 216, 226, 231, 244, 248 f., 252 – 254, 258 f., 356, 358, 371, 492 Fano 184 Felipe III. (spanischer König) 338, 343 Felipe IV. (spanischer König) 338, 343 Felipe V. (spanischer König) 338, 345 Ferdinand II. (Kaiser v. Österreich) 338 Ferdinand III. (Kaiser v. Österreich) 338 Ferdinando II. (König v. Königreich Neapel) 161, 187, 194 – 197, 242, 364 f., 373, 380, 391, 406, 416, 445, 447, 459, 462 Fermo 183 Ferrara 184, 258, 341, 348, 357 f., 371 Ferrari, Giacinto de’ 386, 388, 391 Ferrer, Vinzenz (hl.) 325 Ferretti, Gabriele (Kard.) 134, 144, 388, 399 Ferri, Andrea 36, 277 Filippani, Benedetto 179 Fioramonti, Domenico 265 Fiores, Stefano De 35, 49 f., 55 f. Florenz (Firenze) 184, 206, 464 Fognano 142, 474
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Forl 184, 372 Fornari, Raffaele (Kard.) 216, 386, 388, 394 Forzani, C. 173 Francesca Romana (hl.) 144 Francesco da Brescia 337 Francesco d’Assisi (hl.) 87 – 89, 144 Francesco di Paola (hl.) 68 Franciscis, Pasquale De 36, 162, 200, 278, 286, 294, 305, 308 FranÅois de Mayronis 337 FranÅois de Sales (hl.) 87, 89 f., 95, 103, 110, 125, 136, 140 f., 144 f., 299, 339, 353 Frankreich 50, 53 – 55, 57, 65, 113, 164, 169, 216, 242, 259, 263, 339 f., 347, 389, 474 Fransoni [Franzoni], Giacomo Filippo (Kard.) 356 f., 359, 371, 388 Frattini, Andrea Maria 377, 464 Fribourg 62 Friedrich Barbarossa 190 Fulgentius, Claudius Gordianus 294, 325 Gaeta 63, 66, 80, 101, 166, 186, 194 f., 197, 206, 214, 223, 231, 235, 361 – 364, 368, 378 f., 381 f., 392, 446, 486, 492 Gaetano da Bergamo 144 Galla (hl.) 128 Galletti, Pier Luigi 144 Galli, Pietro 477 Galloro 186 f., 241 Gardi, Teresa 144 Garibaldi, Antonio (Bf.) 265 Gauderi, Antonio 142 Genazzano 170, 187, 241 Genga, Sermattei Gabriele della (Kard.) 379, 388 Gentile da Fabriano 187 Genua 185, 189 Gerin, Giovanni Battista 265 Giacinto, Carlo 190 Gianfredi, F. 477 Giano 191, 220 Ginnasio Pio 367 – 369 Ginoulhiac, Jacques-Marie-Achille (Bf.) 263, 265
Gioia, Belisario 484 Giovagnoni, Cleofe (Schw. Chiara Teresa del Sacro Cuore di Maria – geistliche Tochter Mastai Ferrettis) 83, 258 Giovanni Battista della Concezione (hl.) 144 Giovanni de Poully 336 Giovanni della Croce (hl.) 144 Giovanni di Napoli 337 Giovent¾ di Azione Cattolica 475 Giraud, Maximin 263 Giuliani, Veronica (hl.) 87, 145 Giusso, Candido 190 Glaubenskongregation 217 Gonzaga, Luigi (hl.) 87 f., 130, 141, 144, 180, 211, 247 Granada 337 Graziosi, Giuseppe 133 f., 138 f., 142, 149 Gregor I. (Papst, hl.) 310 Gregor VII. (Papst, hl.) 199 Gregor von Nazianz (hl.) 330 Gregor XI. (Papst) 336 Gregor XV. (Papst) 338, 343 f., 417, 439 Gregor XVI. (Papst) 66, 79, 125, 169, 179, 192, 224, 227, 230, 259, 261, 340, 345, 349, 358 f., 376 f., 389, 423, 439 Gregorius Taumaturgo (hl.) 472 Gregorovius, Ferdinand 164 Grenoble 263 – 266 Grossatesta, Robert 334 Grosseto 268 Gu¦ranger, Prosper-Louis-Pascal 216, 340, 394 f. Guibert, Joseph Hippolyte (Kard.) 271 Guidi, Felice 124, 136 Guido da Siena 475 Hatzori 158 Helsin 347 Hieronymus (hl.) Holland 347
141, 172, 298
Ignacio de Loyola (hl.) 87 f., 144 f. Immaculata-Saal (Vatikan) 478, 484 f., 556 Imola 37, 42, 85, 91, 94, 101 – 103, 106 f.,
578 112, 126, 142, 144, 154, 160, 163 – 165, 168 – 170, 173, 176, 178 f., 182, 184 f., 191 – 193, 215 f., 225 f., 231 – 234, 237 f., 250, 252 – 254, 256 f., 259 f., 274, 356, 358, 411, 415, 492 Innozenz X. (Papst) 343 Innozenz XII. (Papst) 345, 349 Irland 347 Isabell II. (Königin v. Spanien) 174, 460 Italien 53 – 55, 57, 60, 63 – 65, 68, 72, 80, 115, 184, 192, 194, 209, 267, 340, 347, 445, 447, 473 Itri 195 f., 209, 363, 492 Jacometti, Ignazio 157, 159, 174, 477 Jo¼o IV. (König v. Portugal) 338 Johannes de Bassolis 451 Johannes Paul II. (Papst, hl.) 14, 81, 363 Johannes von Damaskus – auch Damaskos (hl.) 299, 325, 438 Johannes XXIII. (Papst) 338 Johannes XXIII. (Papst, hl.) 224 Juan de Monzûn 337 Juan I. (König v. Aragona) 338 Karl VIII. (König v. Frankreich) 204 Katholische Aktion siehe: Giovent¾ di Azione Cattolica Kellner, A. 340 Kempis, Thomas 144 Kirche – auch Kapelle und Basilika: – Assunta (Dom zu Siena) 474 – Assunta (Kirche in Senigallia) 369 – Chiesa dei Sette Dolori (Neapel) 168 – Chiesa del Ges¾ Nuovo (Neapel) 197 – Chiesa della Croce di Luca (Neapel) 197 – Chiesa della S. Croce (Neapel) 198 – Chiesa delle Cappuccinelle (Neapel) 197 – Chiesa dello Spirito Santo (Neapel) 197 – Chiesa dell’Ospizio dell’Addolorata per i Convalescenti (Rom) 172 – Chiesa dell’Osservanza (Imola) 193 – Chiesa di Ges¾ e Maria (Neapel) 197
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– Ges¾ delle Monache (Neapel) 197 – Ges¾ Vecchio – auch Chiesa del Ges¾ Vecchio (Neapel) 197 f., 366 f. – Giorgia [Bruderschaft ?] (Neapel) 198 – Gregorianische Kapelle (Petersdom – Rom) 208 – Grotta – auch Chiesetta detta d’Oro (Gaeta) 363 – Il Ges¾ (Rom) 88, 202, 233 – Kapelle der Missionare vom Kostbaren Blut 191, 220 – Karmelitenkirche (Jesi) 184 – Karmelkirche (Imola) 94, 193, 225 f. – Karmelkirche (Lugo) 192, 206 – Karmelkirche (Senigallia) 115, 206 – Madonna de’ Monti (Rom) 241 – Madonna del Molino (Lugo) 251 – Madonna del Tufo Caduto (Rocca di Papa) 185 – Madonna della Catena (bei Gaeta) 195, 364 – Madonna della Cvita (bei Itri) 195, 363 f. – Madonna della Regola (Imola) 225 – Madonna dell’Arco (Monte di Somma) 199 – Madonna delle Grazie (Benevento) 199 – Madonna delle Grazie (Imola) 164 – Madonna delle Grazie (Pesaro) 184 – Madonna di Conca (bei Gaeta) 196 f. – Maria SS. delle Grazie (Benevento) 160 – Misericordiella (Neapel) 197 – Notre-Dame des Victoires (Paris) 226 f., 243 – Notre-Dame (Genf) 174 – Oratorio della B.M.V. del Presidio (Riolo Terme – Imola) 238 – Oratorio della B.V. del Calanco (Dozza) 176, 317 – Oregina, Santuario di (Genua) 189 f. – Petersdom – auch Vatikanbasilika 156, 177 f., 204, 208, 256, 361, 398, 401, 406, 408 f., 411 f., 414 f., 417 f., 419,
579
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459 f., 476, 478, 480, 482 f., 486, 547, 556, 561 Piratello (Imola) 173, 184, 192 f., 223, 233, 237 f., 257 Romite di S. Orsola (Neapel) 197 S. Agnese fuori le Mura (Rom) 479, 481 f., 558 S. Agostino della Zecca (Neapel) 198 S. Agostino (Imola) 225 S. Agostino (Rimini) 267 S. Agostino (Rom) 177, 180, 209, 241 S. Alfonso (Rom) 177, 239 f. S. Andrea della Valle (Rom) 264 S. Andrea delle Dame (Neapel) 197 S. Andrea delle Fratte (Rom) 259 S. Anna dei Falegnami (Rom) 172 S. Apollinare (Rom) 204, 368 S. Bartolomeo (Imola) 193 S. Bonaventura (Rom) 360 S. Carlo ai Catinari (Rom) 166, 169, 206 S. Cassiano Martire, Basilica Cattedrale (Imola) 165, 237 f., 257 f., 356 S. Chiara (Rimini) 267 S. Ciriaco (Ancona) 133, 184, 233, 242, 258 S. Clemente (Velletri) 186, 199 S. Croce in Gerusalemme (Rom) 408 S. Eustachio (Rom) 225 S. Ferdinando (Neapel) 197 S. Francesco (Lugo) 193 S. Francesco (Diözese Senigallia) 116 S. Francesco a Ripa (Roma) 222 S. Francesco di Paola (Neapel) 197, 199 S. Gennaro (Dom – Neapel) 197 S. Gennaro extra moenia (Neapel) 198 S. Gerolimini (Neapel) 198 S. Giacomo degli Spagnoli (Neapel) 197 S. Giovanni a Carbonara (Neapel) 197 S. Giovanni e Paolo (Rom) 182 S. Giuseppe dei Nudi (Neapel) 197 S. Gregorio Armeno (Neapel) 197 S. Lorenzo fuori le Mura (Rom) 31, 99, 166, 494, 547
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S. Lorenzo in Damaso (Rom) 177 S. Lorenzo Maggiore (Neapel) 198 S. Luigi dei Francesi (Rom) 273 S. Maddalena (Senigallia) 89, 351, 492 S. Marcellina e Festo (Neapel) 197 S. Maria ad Martyres (Pantheon – Rom) 238 S. Maria Assunta (Dom zu Spoleto) 183, 231, 236 S. Maria Assunta in San Michele (Tossignano) 238 S. Maria degli Angeli (Portiunkulakapelle – Assisi) 183 S. Maria dei Miracoli (Neapel) 197 S. Maria del Carmine (Neapel) 198 S. Maria del Divino Amore (Neapel) 197 S. Maria del Ponte (Senigallia) 184, 241 S. Maria del Popolo (Rom) 202, 209 S. Maria del Popolo degl’Incurabili (Neapel) 197 S. Maria del Rosario (Rom) 203 S. Maria della Concezione (Campomarzio, Rom) 476 f. S. Maria della Concezione dei PP. Cappuccini (Rom) 228 S. Maria della Nativit e di S. Ciro (Portici) 197 S. Maria della Pace (Rom) 354 S. Maria della Pace (Senigallia) 241 S. Maria della Sanit (Neapel) 197 S. Maria della Sapienza (Neapel) 197 S. Maria delle Grazie „a Toledo“(Neapel) 166, 199 S. Maria delle Grazie (Neapel) 197 S. Maria delle Grazie (Senigallia) 89, 241, 352 S. Maria dell’Orazione e Morte (Rom) 248 f. S. Maria di Piedigrotta (Neapel) 197 f. S. Maria Donnalbina (Neapel) 197 S. Maria Donnaregina (Neapel) 197 S. Maria e S. Erasmo (Dom – Gaeta) 262 S. Maria Egiziaca (Neapel) 197
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S. Maria in Aquiro (Rom) 223, 239 S. Maria in Aracoeli (Rom) 209, 480 S. Maria in Cosmedin (Rom) 37, 209 S. Maria in Monticelli (Rom) 267 S. Maria in Traspontina (Rom) 115, 206 S. Maria in Trastevere (Rom) 209, 240 S. Maria in Trivio (Rom) 132 S. Maria in Via Lata (Rom) 203, 209, 239, 241, 492 S. Maria Maddalena (Rom) 87, 122, 169, 353 S. Maria Maggiore (Rom) 144, 156, 159, 166, 200 – 202, 209, 233, 238 f., 241, 268, 353, 355, 408, 476 S. Maria Ognibene (Neapel) 176 S. Maria Regina Coeli (Neapel) 197 S. Maria sopra Minerva (Rom) 88, 203 S. Martino ai Monti (Rom) 206 S. Martino – auch Chiesa dei Servi, Servitenkirche (Senigallia) 111 f., 168, 549 S. Michele – auch Chiesa dell’Osservanza (Imola) 193 S. Paolo fuori le Mura (Rom) 99, 454 S. Paolo Maggiore (Neapel) 197 S. Patrizia (Neapel) 197 S. Pietro ad Aram (Neapel) 198 S. Pietro Apostolo – auch Chiesa Cattedrale (Senigallia) 113 f., 172, 184, 241, 550 S. Pietro Apostolo (Fontanelice) 176 S. Pietro in Vincoli (Rom) 408 S. Rocco (Rom) 241 S. Sabina 356 S. Spirito in Sassia (Rom) 169, 177 f., 260, 262 S. Teodoro (Rom) 88, 94 f. Servitenkirche (Chiesa dei Servi – Imola) 168, 231, 233, 237 Sixtinische Kapelle (Vatikan) 205, 238, 412, 465 SS. 12 Apostoli (Rom) 202, 361, 367, 475 SS. Annunziata (Firenze) 184 SS. Annunziata (Gaeta) 195
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SS. Annunziata (Neapel) 197 SS. Domenico e Sisto (Rom) 203 SS. Severino e Sossio (Neapel) 197 f. SS. Trinit – auch Montagna spaccata (Berg Orlando) 195 – SS. Trinit dei Pellegrini (Neapel) 197 f. Kirchenstaat 54, 63 f., 66 f., 77 f., 80 f., 84, 86, 103, 105, 164, 183, 193 f., 236, 238, 242, 258, 367, 415 Klöster : – Kapuzinerinnenkloster (Fabriano) 184, 247 – Karmelkloster (Lugo) 192 – Monastero-Educandato (Fognano) 474 – S. Chiara in Trevi (Umbrien) 94 – S. Maria delle Grazie (Sorrento) 199 – SS. Trinit dei Monti (Rom) 114, 154, 168, 205 Köln 337 Komnenos, Manuel (Kaiser) 346 Kongregazion – auch Figlie, Figli, Fratelli, Missionare, Ordensgemeinschaften, Schwestern, Suore, Töchter : – Assumptionisten 229 – Barnabiten 209, 379 – Benediktiner 337, 340, 347, 369, 372, 394 – Claretiner 61, 229 – Concezionisti – auch Fratelli Ospitalieri dell’Immacolata Concezione 162, 229, 475 – Dominikaner 144, 203, 217, 223, 333, 336 f., 339 – 343, 374, 376, 388, 391, 450 – Figlie della Sapienza 229 – Figlie di Maria SS. Dell’Orto 229 – Franziskaner 89, 105, 110, 190, 334, 336 – 339, 341 f., 345, 347 – 349, 354, 360, 418 – Fratelli Ospitalieri dell’Immacolata Concezione: siehe Concezionisti – Jesuiten 51, 53, 85, 89 f., 110, 126, 129, 136, 141, 144 f., 216, 260, 339, 353, 369, 382, 392, 394, 401, 460 – Kamillianer 122, 353
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Kapuziner 144, 184 f., 193, 247, 389 Kongregation N.S. di Sion 260 Kongregation Saint-Sulpice 483 Kongregation vom Kostbaren Blut 72, 108, 131 f., 191, 220 Lazzaristen 222 Marianisten 61 Maristen 61, 229 Missionare U.L.F. von La Salette 61, 264, 266 Missionare von den heiligsten Herzen Jesu und Mariens 228 Montfortaner 218, 228 f. Oblaten von der Unbefleckten Empfängnis 61, 221 Pallottiner 135, 221 Passionisten 89 f., 110, 132 f., 141 Perpetue Adoratrici del Sacro Cuore 94 Redemptoristen 175, 239 f. Salesianer 72, 229, 445 Schwestern vom Guten Hirten von Angers – auch Suore del Buon Pastore d’Angers 94, 102, 256, 411, 415 Schwestern von der christlichen Liebe, Töchter der Umbefleckten Empfängnis 229 Schwestern (von) der Unbefleckten Empfängnis (blaue Schwestern) in Castres 229 Somastiker 223, 272 Suore di Carit di N.S. del Buono e Perpetuo Soccorso 229 Theatiner 135, 221 Töchter Mariens, Hilfe der Christen 229 Vinzentiner 37, 87, 122 f., 141, 222, 227, 260 – 262, 353, 372, 463, 470
Labour¦, Catherine (hl.) 60, 67, 226 f., 257, 259 – 262, 340 Lambruschini, Luigi (Kard.) 68, 161, 216 f., 253, 259, 340, 356 – 358, 371, 373, 379 f., 383, 388, 394, 446, 449, 451 Lang¦nieux, Benoit-Marie (Kard.) 270 Lasserre, Henrico 269
581 Laurentin, Ren¦ 263, 341, 435, 439, 443, Leo I. (Papst, hl.) 142 Leo VI. (Kaiser) 346 Leo X. (Papst) 342 Leo XII. (Papst) 79, 191, 228, 134, 354 Leo XIII. – auch Pecci, Gioacchino (Papst) 55, 62, 221, 270, 384, 452, 467, 484 Leonardo da Porto Maurizio (hl.) 339, 360 f., 381 Leonardo de Nogarolis 339, 360, 381 Lepanto 66, 122, 144 Lepri, Marquise Costanza 227 Leunis, Johannes 126 Leziroli, Salvator (Bf.) 165, 267 Liguori, Alfonso Maria de’ (hl.) 53, 55, 60, 90, 103, 138, 144 – 146, 149, 160, 199, 222, 240, 339 Limosineria Apostolica 234 Livorno 62 Loreto, Luigi di 377 Loreto 32, 114 f., 163 f., 181 – 184, 190, 192, 245 – 249, 480 Lortz, Joseph 50 f. Louis XIV. (fr. König) 338 Lourdes 42, 60 f., 117, 181, 207, 239, 257, 269 – 271, 379, 485, 555 Luca, Antonio De (Bf.) 376, 379 f. Lyon 62, 332, 347, 472 Macchi, Vincenzo (Kard.) 388, 413 Macioti, Alessandro 382 Mai, Angelo (Kard.) 388 Mailand 341, 381 Mainz 337 Malachias 93 Manara, Giuseppe 173 Manzoni, Alessandro 57 Marchesi, Luigi 372, 374, 463 f., 466, 468 – 471, 473, 487 Marchetti, Giovanni 248 Marcone, Antonio 36, 162, 278, 458 Marken 13, 64, 115, 134, 160, 181 Marseille 162, 402, 480 Martn I. (König v. Aragona) 338 Martina, Giacomo 32, 39, 42 f., 54, 80,
582 105, 108, 137, 244 f., 274, 362, 377, 385, 394 f., 399 – 401, 405, 435, 440, 446, 448, 458, 461, 465, 487 Massalombarda 238 Mastai Ferretti, Andrea (Onkel) 114, 117, 353 Mastai Ferretti, Cristina (Großnichte) 38, 165, 172, 175 Mastai Ferretti, Ercole (Großvater) 114, 171, 239, 351 Mastai Ferretti, Gabriele (Bruder) 479 Mastai Ferretti, Gaetano (Bruder) 136, 219, 248 Mastai Ferretti, Girolamo (Vater) 77, 111, 114, 245 Mastai Ferretti, Isabella (Schwester) 111 Mastai Ferretti, Luigi (Neffe) 158, 174, 242 Mastai Ferretti, Paolino (Onkel) 114 f., 129, 239 Mathieu, M¦lanie 263, 266 Mattei, Mario (Kard.) 378, 388 Mattei, Roberto De 385 f., 446 Mazenod, EugÀne de (Bf., hl.) 61, 162, 401, 410 f., 559 Mazzarello, Maria Domenica (hl.) 229 Merici, Angela 144 Merlini, Giovanni 92 Mermillod, Gaspard (Kard.) 173 f., 379 Minoccheri, Francesco 82, 192 f., 252, 254 Monnet, Alexandre-Hippolyte-Xavier 227 Montecitorio 37, 87, 123 f., 129, 138, 353 Montfort, Louis-Marie Grignion de (hl.) 53, 62, 211, 218 Monti, Luigi (hl.) 162, 221, 229 Morichini, Carlo Luigi (Kard.) 388 Moroni, Gaetano. 80, 113, 176, 208, 216, 375, 476 f. Motta, Emiliano Avogadro della 385 f. München 330, 340, 401 f. Mura, Bonfiglio M. (Bf.) 340 Muratori, Ludovico Antonio 339 Muzi, Giovanni 78, 185 Muzzarelli, Alfonso 53
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Napoleon Bonaparte (fr. Kaiser) 51, 54, 62, 106, 124, 239 Napoleon III. (fr. Kaiser) 226 Navoni, Marco 348 Neapel 161, 168, 176 f., 180, 194, 197 f., 206, 337, 365 f., 379, 382, 446, 450, 462, 492 Neapolitanische Königreich – auch Königreich beider Sizilien 63, 194, 255, 364 f. Neri, Filippo (hl.) 87 f., 118, 130, 141 Newman, John Henry (sel.) 69 – 72 Nobelgarde 124, 135, 245 Nocella, Carlo (Kard.) 112 Normandie 332, 347 Nucci, Veronica 268 Obici, Giuseppe 477 Odescalchi, Carlo 78, 89, 91, 100, 128 – 130, 132, 135, 353 Orange 428 Orioli, Antonio Francesco (Kard.) 379 f. Orioli, Francesco 476 Österreich 57, 63, 65, 106, 190, 338 Ostini, Pietro (Kard.) 378 Overbeck, Friedrick 242 Oxford 334 Pacca, Bartolomeo (Kard.) 478 Pacifici, Luca 217, 376 – 378, 382 f., 386, 391 f., 397 – 401, 404, 409, 438, 463 Pacifico, Agostino 340, 383, 391, 416 Palatin (Rom) 94 f., 360 Palazzo: – Apostolischer Palast – auch Palazzo Apostolico, Vatikanpalast 206, 400, 417, 454, 478 – Palast der spanischen Botschaft am Hl. Stuhl – auch Palazzo di Spagna 477 – Palazzo Doria (Rom) 128 – Palazzo S. Apollinare 368 – Quirinalpalast (Rom) 169, 361, 406 Palermo, Giuseppe 377, 379 f., 388 Pallotti, Vincenzo (hl.) 40, 54, 78 f., 100, 128, 134 f., 171, 221
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Register
Palma, Giambattista 255, 377 Paolo della Croce 87, 144 Paolo di S. Giuseppe 377 Paris 55, 59 f., 137, 166, 222, 226, 243, 259, 261, 271, 334, 336 f., 394 Parisis, Pierre-Louis (Bf.) 394 Parocchi, Lucido Maria (Kard.) 460 Passaglia, Carlo 55, 68, 216 f., 383, 386 f., 389, 392, 394 – 396, 443 Passeri, Alberto 227 Patrizi, Costantino (Kard.) 232, 356, 358, 370, 379, 388, 399, 403 – 405, 407, 410, 425, 463, 465, 480 Patscheider, Albuino 386 Paul III. (Papst) 342 Paul V. (Papst) 338, 343, 439 Paul VI. (Papst) 49, 459 Pecci, Gioacchino (Kard.): siehe Leo XIII. Pecci, Giuseppe (Kard.) 402, 425, 451, 467 Pelczar, Joseph Sebastia (hl.) 77, 113, 172, 177, 182, 207, 246, 254, 266, 270, 274 Pellei, Giovanni Battista (Bf.) 403, 405 Perrella, Salvatore Maria 35, 43, 55, 445, Perrone, Giovanni 68, 216, 340, 361 f., 376, 383, 386, 392 – 394, 397, 405, 430, 434, 449, 451 Perugino, Pietro 417 Pesaro 184 Philomena (hl.) 87 Pianciani 129 Piazza: – Piazza Barbarini (Rom) 389 – Piazza di Spagna – auch Spanische Platz (Rom) 261, 243, 476 f., 557 – Piazza Rusticucci 476 Piccoli, Carlo 484 Pie, Louis-Edouard-FranÅois-Desir¦ (Kard.) 271, 386 Piemont 455 f. Pierre d’Orgemont (Bf.) 337 Pietro di Alcantara 144 Piolanti, Antonio 34, 113, 138 f., 162, 256, 414 f. Piosulle, Oscar 246 Pistoia 52 Pitigliano 268
Pius V. (Papst, hl.) 66, 87, 145 f., 156, 166, 201, 343 f., 348 f., 368, 462 Pius VI. (Papst) 52, 54, 113 Pius VII. (Papst) 54, 62, 66, 77 – 79, 108, 121, 136, 169, 182, 196, 200, 224, 245 – 249, 345, 349, 446 Pius VIII. (Papst) 230 Pius X. (Papst, hl.) 97, 219, 375 f., 437, 458 Pius XI. (Papst) 207 Pius XII. (Papst) 433, 437 Plasencia 344 Podesti, Francesco 177, 478 f. Poletti, Luigi 476 Polidori, Arcangelo (Bf.) 146 Polidori, Paolo (Kard.) 128, 133, 137 Politi, Ambrosius Catharinus (Lancelloto de’ Politi) 337 Polverari, Alberto 32 f., 182, 194, 245, 247 Pompei 199 Pompei (Kanonikus) 179, 256 Ponte Rotto (Rom) 78 Porta Pia (Rom) 200, 240 Portici 160, 167, 173, 194, 197, 199, 365 – 367, 382, 492 Prag 401 Pseudo-Dionysios 298 Puente, Luis De La 141, 219, 292 f., 295 f., 305 Pulzone, Scipione 195 Puy 474, 483 Quadrio, Giuseppe 34, 170, 445 Quirinalpalast: siehe Palazzo Radbert, Paschasius 331 Raibolini, Francesco 171 Rampegolus, Antonius 141, 294 Rapallo 185 Ratisbonne, Alphonse 60, 259 f. Ratisbonne, Th¦odore 260 Rautureau, Pierre 218 Ravenna 125 f., 371 Recanati, Giusto (Kard.) 388, 399, 404 Reims 270 Rennes 262
584 Revelli da Taggia, Salvatore 477 Ricci, Francesco 460 Ricci, Scipione, de’ (Bf.) 52 Richard de Saint-Laurent 310 Riederer, Eduard 411 Rignano, Antonio Maria da 383 Rimini 267 Ritenkongregation 66, 95, 218, 224, 339, 345, 356, 373, 376, 379, 398, 464 Rivarola, Gaspare 217, 340, 383 Rivarolo, Agostino 355 Rocca di Papa 185 Rodriguez, Alfonso 325 Roger, Pierre 337 Rom 37, 42, 77, 92, 99, 108, 114 f., 122, 128, 134, 136, 146, 164, 174, 182, 188, 200, 207, 247, 260, 265 f., 353, 362, 370 f., 390, 401, 409, 411, 457, 459, 473 f., 484 Romagna 64 Romanelli, Francesco 203 Romilli, Bartolomeo (Bf.) 381 f. Römische Republik 63, 80, 201, 238 Roncitelli 244 Rosani, Giambattista (Bf.) 383, 482 Roschini, Gabriele Maria 221, 228, 329 Rosmini-Serbati, Antonio (sel.) 71 f., 377 f., 381 Rota, Juan 338 Rousselot, Pietro Giuseppe 264 f. Rue de Bac 60, 259, 261, 274 Rupert von Deutz 304, 325 Russland 240, 389, 476 Russo, Giovanni 364 Rütjes, Heinrich Gisbert 156, 246 S. Michele a Ripa – auch Hospiz (Rom) 79, 103, 239, 354 S. Michele (Piaristenkolleg in Volterra) 32, 77, 96, 117 – 121, 121, 352 f., 492 S. Nazareno – auch Piaristenkolleg (Rom) 117, 183, 241 Sacra Congregazione delle Indulgenze 222 Saggese, Gaetano 146 – 148 Salzano, Michele 379 f.
Register
Santucci, Vincenzo (Kard.) 388, 400, 404 Sardi, Gaetano 417 Sardi, Vincenzo 34, 36, 67, 375 – 378, 381, 383, 388, 390, 393 – 395, 397, 399 – 402, 407 f., 411 f., 416 f., 473, 487 Sassoferrato – auch Salvi, Giovanni Battista 174 Satellico, Maria Crocefissa (Schw.) 144 Sauras, Emilio 427, 449 Savona 185 Scala Santa – auch Hl. Stiege (Rom) 93, 141, 219 Schaffhausen 340 Scheeben, Matthias Josef 55, 69 f. Schels, Bernhard 340 Schlegel, August Wilhelm v. 57 Schleiermacher, Friedrich 57 Schmid, Annibale Gregorio 203 Schrader, Clemens 68, 386 Schuhmacher, Joseph 68 Schweiz 242 Schwestern (Institute): siehe Kongregation Scotus, Johannes Duns (hl.) 332, 334 – 336, 425, 429, 431, 450 Seminar – auch Collegium: – Collegium Romanum – auch Seminarium Romanum 77 f., 100, 107, 138 f., 204 f., 228, 353, 368 – Lateinamerikanische Seminar 107, 109 – Nordamerikanische Seminar 107 – Seminario Pio 107, 141, 219, 241, 367 f. Senigallia 38, 42, 77, 88, 96, 111 – 116, 122, 129, 132, 160, 163, 172, 174 f., 181 – 184, 206, 223, 225, 240, 258, 351 f., 367 – 369 Serafini, Alberto 33, 35, 101, 104, 133, 163, 243 f., 277, 356 Serafini, Domenico (Bf.) 191 Sforza, Sisto Riario (Kard.) 379 Siena 174, 184, 474 Sigismund (Kaiser) 338 Silveri, Capparoni 230, 240 Simonetti, Lorenzo (Kard.) 388 Sire, Marie-Dominique 483 – 485
585
Register
Sixtus IV. (Papst) 205, 343 f., 348 f., 352, 357, 417, 426 f., 439 Sixtus V. (Papst) 349 Solazzi, Caterina (Mutter Mastei Ferrettis) 77, 111 Söll, Georg 34, 378, 431 Sorrento 199 Soubirous, Bernadette (hl.) 271, 269, 555 Soyer, Ren¦-FranÅois (Bf.) 218 Spaccapietra, Vincenzo 380 Spada, Mariano 217, 382, 386, 450 Spagna, Pietro Paolo 417 Spanien 231, 347, 389, 460 Spaur, Karl v. (Graf) 411 Spoleto 36, 42, 60, 79, 101 – 103, 106 f., 153, 163, 165, 168 f., 173, 182 f., 185, 188, 190 f., 200, 230 f., 236, 259, 269, 272 Stabile, Antonio 198 Steiner, Teresa – auch Schw. Agnese Chiara del Sacro Costato 79 Stella, Giuseppe (Mitglied der Hausfamilie Pius’ IX.) 163 f., 182 Stolberg, Friedrich Leopold Reischsgraf zu 57 Storace, Cesare 78, 100, 124, 128, 133, 136, 247 Strambi, Vincenzo (Bf., hl.) 54, 100, 132 f. Strozzi, Giovanni 377 f. Surez, Francesco 339 Südamerika 79, 109 Sussidio Ecclesiastico 78, 88, 106, 136 Sydney 402 Tadolini, Adamo 477 Taggia 177, 267, 477 Taigi, Anna Maria (sel.) 79 Tarbes 270 Tarbes, de (Mgrs.) 271 Tata Giovanni (Hospitz, Rom) 78, 101, 103 f., 123 f., 128 f., 134, 136, 138, 141, 143, 168, 172, 210, 245, 272 Teloni, Francesco (Bf.) 163 Tertullian 141 Theiner, Agostino 377 Theresa v. Avila (hl.) 144
Thomas v. Aquin (hl.) 138, 141 f., 333, 354, 450 Tizzani, Vincenzo (Bf.) 382, 384, 391 f., 436, 443 Togni, Luigi 371, 377 Toledo 166, 199, 337 Toms de Villanueva (hl.) 141, 297, 299, 339 Tomassetti, Luigi 379, 382 Tonini, Giambattista 377, 379 f., 386, 429 f., 449 Toskana 159, 268 Tosti, Antonio (Kard.) 356 f. Tozzi, Giuseppe 225 Trient 141, 191, 326, 330, 343, 348, 422, 427 f., 431 Trolli, Filippo 271 Trullet, Angelo 386 Turin 62, 170, 185, 189, 385 Türkei 389 Ugento 402, 451 Ukraine 243 Umbrien 64, 94 Universität: – Universität Granada 337 – Universität Köln 337 – Universität Lateranuniversität (Vatikan) 42 – Universität Mainz 337 – Universität Neapel 337 – Universität Oxford 334 – Universität Paris 336 f. – Universität Pontificia Universitas Gregoriana (Rom) 475 – Universität Rom 133, 340 – Universität Sapienza – auch SapienzaUniversität (Rom) 78, 139, 219 – Universität Saragozza 337 – Universität Sorbonne 337 – Universität Toledo 337 – Universität Valenzia 337 – Universität Wien 337 Valenzia
337
586 Vatikan 42, 80, 155, 200, 206 f., 209, 271, 477, 484 Vatikanbasilika: siehe Kirche (Petersdom) Vatikanische Gärten 42, 207 Vatikanische Konzil, Erstes 81, 103, 165, 178, 203, 443, 458 – 461, 494 Vatikanische Konzil, Zweites 84 Vatikanisches Geheimarchiv : siehe Archiv Vatikanische Museen 157, 174, 177 Vatikankapitel 176 f., 186, 417 f., 460 Vatikanpalast: siehe Palazzo Ventimiglia 117, 267 Veronica da Rinasco (sel.) 144 Vespignani, Virginio 157 Veuillot, Louis 386 Vicovaro 267 Viktor Emanuel II. (it. König) 86 Vincent Depaul – auch Vincenzo de’ Paoli (hl.) 87, 89, 123, 144 f., 222, 464
Register
Vio, Tommaso de – Gaetano (Kard.) 342 Vitalis, Johannes 337 Viterbo 183 f. Volterra 41, 77, 82, 96, 117 – 121, 142, 151, 153, 155, 160, 177 f., 184, 244, 352, 492 Vrankic, Petar 34 Wien 337 f., 401 f. Wiener Kongress 54 Wilhelm von Ware 334 Wiseman, Nicholas Patrick Stephen (Kard.) 404, 419 Zecca (Vatikan) 178, 207 Zonghi, Giovanni Maria (Privatsekretär Pius’ IX.) 215 Zuccari, Federico 127 Zürcher, M. 340