Pfarrkirchen in der Stadt des späten Mittelalters: Politk, Wirtschaft und Verwaltung 3515085483, 9783515085489

Wie finanzierten städtische Gemeinden im Mittelalter den Bau und den Unterhalt ihrer Pfarrkirchen? Wer verwaltete die Ge

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INHALT
VORWORT
EINLEITUNG
I. DIE RECHNUNGSBÜCHER DER KIRCHENMEISTER ALS HISTORISCHE QUELLEN
I.1. ÜBERLIEFERUNG, BESCHREIBUNG UND TYPOLOGIEDER RECHNUNGSBÜCHER
I.2. KASSEN- UND BUCHFÜHRUNG
I.3. RECHNUNGSLEGUNG UND KONTROLLE DER KIRCHENMEISTER
I.4. GENAUIGKEIT DER ANGABEN UND ZUVERLÄSSIGKEIT DER RECHNUNGSBÜCHER
I.5. ZUSAMMENFASSUNG
II. DIE FABRICA ECCLESIAE IN DER STADTDES MITTELALTERS
II.1. DAS AUFKOMMEN DER KIRCHENFABRIKEN
II.2. DIE KIRCHENMEISTER
II.3. KIRCHENFABRIK UND WELTLICHE OBRIGKEIT
II.4. KIRCHENFABRIK, RAT UND GEISTLICHKEIT
II.5. KIRCHENFABRIK UND GEMEINDE
II.6. ZUSAMMENFASSUNG
III. DIE KIRCHENFABRIK, DIE KIRCHE UND IHRE GEBÄUDE
III.1. DIE KIRCHE ALS BAUWERK
III.2. ERSCHEINUNGSBILD UND REINIGUNG DER KIRCHE
III.3. Die Umgebung des Kirchengebäudes
III.4. IMMOBILIEN UND DER KIRCHE ZUGEORDNETE BAUTEN
III.5. BRÜCKEN UND DEICHE
III.6. ZUSAMMENFASSUNG
IV. DIE KIRCHENFABRIK UND DIE AUSSTATTUNG DER KIRCHE
IV.1. ALTÄRE, TAFELN, BILDER UND FIGUREN
IV.2. KIRCHENSCHATZ UND LITURGISCHES GERÄT
IV.3. PARAMENTE
IV.4. LEUCHTER, GESTÜHL UND MÖBEL
IV.5. LITURGISCHE HANDSCHRIFTEN
IV.6. ORGELN, GLOCKEN, KIRCHTURMUHREN
IV.7. SICHERHEIT UND SCHUTZ
IV.8. ZUSAMMENFASSUNG
V. DIE KIRCHENFABRIK UND DIE SAKRALEN HANDLUNGEN
V.1. TÄGLICHE MESSEN UND IHRE AUSSCHMÜCKUNG
V.2. SAKRAMENTE UND SAKRAMENTALIEN
V.3. KIRCHENFESTE, KIRCHLICHE FESTTAGE UND PROZESSIONEN
V.4. GESTIFTETE MESSEN
V.5. KIRCHENFABRIK UND KARITAS
V.6. DIE BEZIEHUNGEN ZU KLÖSTERN UND RELIGIÖSEN GEMEINSCHAFTEN
V.7. ZUSAMMENFASSUNG
VI. WIRTSCHAFT UND FINANZEN DER KIRCHENFABRIK
VI.1. REGELMÄSSIGE EINNAHMEN
VI.2. BESONDERE EINNAHMEN
VI.3. ZUSAMMENFASSUNG: DIE EINNAHMEN DER KIRCHENMEISTER
VI.4. AUSGABEN
VI.5. ZUSAMMENFASSUNG: DIE AUSGABEN DER KIRCHENMEISTER
VI.6. ZAHLUNGSMORAL DER GLÄUBIGER UND DER KIRCHENMEISTER
VI.7. DIE WIRTSCHAFTSPOLITIK DER KIRCHENMEISTER
VII. ADMINISTRATION UND PERSONAL DER KIRCHENFABRIK
VII.1. BESCHÄFTIGTE DER KIRCHENFABRIK
VII.2. JURISTISCHE VERANTWORTUNG DER KIRCHENMEISTER
VII.3. SOZIALE STELLUNG UND SOZIALE VERANTWORTUNG DER KIRCHENMEISTER UND KIRCHENFABRIKEN
VII.4. ZUSAMMENFASSUNG
ERGEBNISSE
1. KIRCHENFABRIKEN AN STÄDTISCHEN PFARRKIRCHEN IM MITTELALTER
2. RECHNUNGSBÜCHER (NICHT NUR) DER KIRCHENMEISTER – METHODISCHE ÜBERLEGUNGEN
3. MACHT UND OHNMACHT DER KIRCHENMEISTER
Quellen- und Literaturverzeichnis
I. Ungedruckte Quellen
II. Gedruckte Quellen
III. Literatur
ANHANG I
GRUNDRISS VON ST. WILLIBRORD IN WESEL
ANHANG II
UMGEBUNG VON ST. WILLIBRORD IN WESEL
ANHANG III
EINNAHMEN VON ST. WILLIBRORD IN WESEL1401 - 1519
ANHANG IV
ARCHIVALISCHE NACHWEISE VON RECHNUNGSBÜCHER VON KIRCHENFABRIKEN AUS DEM MITTELALTER (BIS 1520)
REGISTER
ORTSREGISTER
PERSONENREGISTER
SACHREGISTER
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Pfarrkirchen in der Stadt des späten Mittelalters: Politk, Wirtschaft und Verwaltung
 3515085483, 9783515085489

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Arnd Reitemeier

Pfarrkirchen in der Stadt des späten Mittelalters: Politik, Wirtschaft und Verwaltung

Geschichte Franz Steiner Verlag

VSWG-Beihefte 177

Pfarrkirchen in der Stadt des späten Mittelalters: Politik, Wirtschaft und Verwaltung

VSWG –––––––––––––––––––– Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte

Beihefte . Nr. 177

Herausgegeben von Günther Schulz, Christoph Buchheim, Gerhard Fouquet, Rainer Gömmel, Friedrich-Wilhelm Henning, Karl Heinrich Kaufhold, Hans Pohl

Arnd Reitemeier

Pfarrkirchen in der Stadt des späten Mittelalters: Politik, Wirtschaft und Verwaltung

Franz Steiner Verlag 2005

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN 3-515-08548-3

Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen. Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. © 2005 by Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, Sitz Stuttgart. Druck: Printservice Decker & Bokor, München Printed in Germany

Inhalt Vorwort ................................................................................................. 9 Einleitung .............................................................................................11 I.

Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als historische Quellen .....................................................................................33

I.1. I.2. I.3. I.4. I.5.

Überlieferung, Beschreibung und Typologie der Rechnungsbücher.......34 Kassen- und Buchführung .......................................................................54 Rechnungslegung und Kontrolle der Kirchenmeister..............................60 Genauigkeit der Angaben und Zuverlässigkeit der Rechnungsbücher....72 Zusammenfassung ...................................................................................85

II.

Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters .....................89

II.1. II.2. II.3. II.4. II.5. II.6.

Das Aufkommen der Kirchenfabriken ....................................................89 Die Kirchenmeister................................................................................102 Kirchenfabrik und weltliche Obrigkeit..................................................123 Kirchenfabrik, Rat und Geistlichkeit.....................................................133 Kirchenfabrik und Gemeinde ................................................................151 Zusammenfassung .................................................................................157

III.

Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude .....................159

III.1. III.2. III.3. III.4. III.5. III.6.

Die Kirche als Bauwerk ........................................................................159 Erscheinungsbild und Reinigung der Kirche.........................................183 Die Umgebung des Kirchengebäudes ...................................................190 Immobilien und der Kirche zugeordnete Bauten ..................................201 Brücken und Deiche ..............................................................................215 Zusammenfassung .................................................................................216

IV.

Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche ..................219

IV.1. IV.2. IV.3. IV.4. IV.5. IV.6. IV.7. IV.8.

Altäre, Tafeln, Bilder und Figuren ........................................................220 Kirchenschatz und liturgisches Gerät ....................................................230 Paramente ..............................................................................................251 Leuchter, Gestühl und Möbel ................................................................261 Liturgische Handschriften .....................................................................273 Orgeln, Glocken, Kirchturmuhren.........................................................280 Sicherheit und Schutz ............................................................................294 Zusammenfassung .................................................................................306

6

Inhalt

V.

Die Kirchenfabrik und die religiösen Handlungen...................311

V.1. V.2. V.3. V.4. V.5. V.6. V.7.

Tägliche Messen und ihre Ausschmückung .........................................312 Sakramente und Sakramentalien ..........................................................324 Kirchenfeste, kirchliche Feiertage und Prozessionen ...........................340 Gestiftete Messen ..................................................................................361 Kirchenfabrik und Karitas .....................................................................380 Die Beziehungen zu Klöstern und religiösen Gemeinschaften .............384 Zusammenfassung .................................................................................390

VI.

Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik .......................... 395

VI.1. VI.1.1. VI.1.2. VI.1.3. VI.1.4. VI.1.5. VI.2. VI.2.1. VI.2.2. VI.2.3. VI.2.4. VI.3. VI.4. VI.4.1. VI.4.2. VI.4.3. VI.4.4. VI.5. VI.6. VI.7.

Regelmäßige Einnahmen ......................................................................396 Besitztitel ...............................................................................................396 Abgaben der Hörigen.............................................................................410 Ansprüche auf Einnahmen.....................................................................413 Kirchen- und Opferstöcke .....................................................................431 Einnahmen bei religiösen Handlungen .................................................437 Besondere Einnahmen ...........................................................................449 Schenkungen..........................................................................................449 Testamente und Stiftungen ....................................................................457 Verkäufe ...............................................................................................463 Zuwendungen Dritter.............................................................................468 Zusammenfassung: Die Einnahmen der Kirchenmeister ......................475 Ausgaben ...............................................................................................479 Zahlungsverpflichtungen: Renten und Stiftungen .................................479 Ausgaben für die Verwaltung................................................................486 Das Verhältnis der verschiedenen Ausgaben zueinander .....................495 Ausgaben für die Stadt ..........................................................................506 Zusammenfassung: Die Ausgaben der Kirchenmeister.........................506 Zahlungsmoral der Gläubiger und der Kirchenmeister .........................505 Die Wirtschaftspolitik der Kirchenmeister............................................515

VII.

Administration und Personal der Kirchenfabrik .......................523 Beschäftigte der Kirchenfabrik..............................................................524 Mitarbeiter .............................................................................................524 Kleriker ..................................................................................................556 Handwerker ...........................................................................................563 Zusammenfassung: Organisation der Administration ...........................576 Juristische Verantwortung der Kirchenmeister .....................................582 Soziale Stellung und soziale Verantwortung der Kirchenmeister und Kirchenfabriken .....................................................................................588 Zusammenfassung .................................................................................600

VII.1. VII.1.1. VII.1.2. VII.1.3. VII.1.4. VII.2. VII.3. VII.4.

Inhalt

7

Ergebnisse .........................................................................................................605 1. 2. 3.

Kirchenfabriken städtischer Pfarrkirchen im Mittelalter.......................605 Rechnungsbücher (nicht nur) der Kirchenmeister – methodische Überlegungen.........................................................................................610 Macht und Ohnmacht der Kirchenmeister.............................................613

Quellen- und Literaturverzeichnis ..............................................................627 I. II. III.

Ungedruckte Quellen .............................................................................627 Gedruckte Quellen .................................................................................630 Literatur .................................................................................................637

Anhänge.............................................................................................................691 I II III IV

Grundriss von St. Willibrord in Wesel ..................................................692 Umgebung von St. Willibrord in Wesel ................................................693 Einnahmen von St. Willibrord in Wesel 1401-1519 .............................691 Archivalische Nachweise von Rechnungsbüchern der Kirchenfabriken aus dem Mittelalter (bis 1520) ................................................697

Index ...............................................................................................................707 Ortsindex ...............................................................................................707 Personenindex........................................................................................711 Sachindex...............................................................................................714

VORWORT Wer finanzierte den Unterhalt einer Pfarrkirche im Mittelalter? Wer arbeitete in einer Pfarrkirche? Wer war für sie verantwortlich? Und schließlich: Welchen Aussagewert haben die überlieferten Kirchenrechnungen? Es waren einige wenige Rechnungsbücher, aus denen am Anfang diese Fragen abgeleitet wurden. Daraus erwuchs ein Forschungsprojekt, dessen Ende nicht in Sicht ist, denn auch wenn im Folgenden ein Überblick versucht wird, so ist dieser doch nur unter zwei einschränkenden Prämissen möglich, nämlich der Beschränkung auf die städtischen Pfarrkirchen und der vergleichenden Überblicksauswertung bei gleichzeitiger Detailanalyse einiger weniger besonders aussagekräftiger Kirchenrechnungen. Es wäre nicht möglich gewesen, Antworten auf die eingangs genannten Fragen zu finden, ohne die zahlreiche Hinweise und Anregungen, die ich erhielt: Herr Prof. Dr. H. Dormeier (Kiel) machte auf die Nürnberger Bestände aufmerksam und gewährte notwendige Freiräume. Ihm ist damit besonders zu danken. Ebenso bin ich Herrn Prof. Dr. G. Fouquet (Kiel) verbunden, der wichtige Anregungen gab und die Arbeit zur Aufnahme in die Schriftenreihe der Beihefte der Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vorschlug. Den Herausgebern und Gutachtern der Vierteljahrschrift danke ich ebenso wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Herren Prof. Dr. O. Mörke, Prof. Dr. H. Menke, Prof. Dr. U. Kuder und Prof. Dr. U. Albrecht (alle Kiel) übernahmen Gutachten im Rahmen des Habilitationsverfahrens. Mein Doktorvater, Prof. Dr. H. Boockmann, konnte den Anfang des Vorhabens noch begleiten. Das Kieler „Mittelbaukolloquium“ sowie zahlreiche Freunde in Kiel wie anderswo, besonders Volker Depkat, Jan Kusber, Volker Seresse, Petra EhmSchnocks und Peter Wolf standen mit Rat und Tat zur Seite. Dies gilt auch und in weitaus größerer Weise für meine Eltern. Entscheidend für das Zustandekommen der Arbeit waren die Hinweise unzähliger Archivarinnen und Archivare. Ihnen allen schuldet der Verfasser Dank für Ihre Hilfsbereitschaft. Besonders großzügige Hilfe gewährten Dr. W. Stempel, Archiv der Evangelischen Kirche in Wesel, der Willibrordi-Dombauverein e.V. sowie insbesondere Dr. M. Roelen vom Stadtarchiv Wesel. Das folgende Werk wurde zuerst als Habilitationsschrift unter dem Titel „fabrica ecclesiae: Wirtschaft und Verwaltung städtischer Pfarrkirchen im Mittelalter“ im Sommersemester 2002 bei der Philosophischen Fakultät der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel eingereicht. Die Überarbeitung der Schrift für den Druck wurde im Mai 2004 beendet. Meine Frau hat die Arbeit nicht nur von Anfang an vorbehaltlos unterstützt, sondern auch die Höhen und Tiefen miterlebt und zu überwinden geholfen, wofür ich ihr von Herzen danke. Kiel, Ostern 2005

Arnd Reitemeier

EINLEITUNG Up donredach post Anthony anno XVC XX° heifft Derrick van Gailen Kerckmeister gereickent van der kercken wegen anno XVC XIIII° vpper raitkamer dat vpboeren thegen dat vithgeuen geboirt ind affgetaigen, soe bliefft die Kerckmeister vurgenant der kerck schuldich van dieser reickenschap 62m 1s 10½d, facit an golden gulden den golden gulden ad 16 albus gereickent 14 golden gulden 8 albus 11 haller, dit is geschiet in byewesen Burgermeisters scepen ind raidt als van aildes gewointlick 1 . Über seine Tätigkeit als Kirchenmeister von St. Willibrord, der Pfarrkirche der Weseler Altstadt, hat Derick van Galen eine Vielzahl von Aufzeichnungen hinterlassen. Die Stadt Wesel, ein bedeutender Handelsort am Niederrhein, hatte mit St. Nikolaus noch eine zweite Pfarrkirche, die im Zentrum der Mathena lag, der seit 1434 ummauerten Vorstadt Wesels. Nahezu lückenlos sind die Rechnungen erhalten, die im 15. Jahrhundert von den Kirchenmeistern beider Pfarrkirchen beim Rat der Stadt Wesel eingereicht wurden. Sie stehen im Zentrum der folgenden Untersuchung und werden mit den Rechnungsbüchern anderer städtischer Pfarrkirchen verglichen. Ganz im Gegensatz zur reichen Quellenüberlieferung ist von dem architektonischen und künstlerischen Reichtum Wesels nur wenig übrig geblieben. Die meisten wertvollen liturgischen Gegenstände der Kirchen schmolz man bereits 1543 im Zuge des Geldrischen Erbfolgekrieges ein 2 . Die Kirche, der die Sorge van Galens galt, wurde wie die gesamte Stadt Wesel im Zweiten Weltkrieg zu über 90% zerstört. Während die Trümmer von St. Willibrord die Grundlage für eine neue Kirche bildeten, erinnert heute im Stadtbild nichts mehr an St. Nikolaus. Es ist Zufall, dass die Weseler Kirchenrechnungen überhaupt überliefert sind. Die Rechnungsbücher der Kirche wurden bis in das 19. Jahrhundert im Turm des Rathauses aufbewahrt. Da sich die Stadt Wesel keinen Archivar leisten konnte, beanspruchte die Gemeinde St. Willibrord in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die für die beiden Stadtkirchen wichtigen Dokumente für sich. Nach langem Streit gab die Stadt im Jahr 1853 die Rechnungsbücher als Archivalien von minderem Wert an die Gemeinde ab 3 . Mangels geeigneter Bunker wurde dann ein Großteil der städtischen Dokumente im Zweiten Weltkrieg ausgelagert und 1945 vernichtet. Die Gemeinde hingegen mauerte ihre Archivalien in einem Keller unter der Kirche ein, der dem Bombenhagel trotz der völligen Zerstörung 1 2 3

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 428, Datum: 19.1.1520. Aders, Beschlagnahme, kurz Prieur, Klöster und Konvente, S. 68. Kurz Classen, Veröffentlichung, S. 113, auch StadtA Wesel: Roelen, Einleitung zum Repertorium Stiftungsregistratur A2. Der Kirchturm wurde ca. 1887 von der Stadt an die Gemeinde verkauft: StadtA Wesel B9/87 f. 70r. ff.

12

Einleitung

der Kirche standhielt 4 . Die somit geretteten Rechnungsbücher von St. Willibrord und St. Nikolaus bilden nun den umfangreichsten geschlossenen Bestand mittelalterlicher Pfarrkirchenrechnungen in Deutschland und werden im Folgenden ausgewertet. Ein Rezess, wie er einleitend zitiert wurde, findet sich in nahezu allen Rechnungsbüchern der Kirchen, die aus dem Mittelalter überliefert sind5 . Mit ihm wurde das Rechnungsjahr abgeschlossen und der Kirchenmeister entlastet. In ähnlicher Weise wie Derick van Galen standen allen städtischen Pfarrkirchen Kirchenmeister vor, die dem Rat Rechnung legten. Es waren mehrheitlich Laien und nur selten Geistliche. Sie waren für die Kirche, für das Gebäude und ihren gesamten Besitz zuständig. Die Institution, der sie vorstanden, war die fabrica ecclesiae, wörtlich übersetzt: das Bauwerk der Kirche. Dieser bereits im Frühmittelalter verwendete Begriff bezeichnete einen Fonds, aus dem die Pfarrkirche gebaut und unterhalten wurde. Der „mit Privilegien gesicherte Wirtschaftskörper“ der Pfarrkirche unterstand im Allgemeinen dem Rat der Stadt 6 . Für ihn wurde im Deutschen der aus der lateinischen Bezeichnung abgeleitete Ausdruck der „Kirchenfabrik“ gewählt 7 . Im Spätmittelalter wurden nur selten neue Pfarrkirchen gebaut; häufiger dagegen wurden bereits existierende Kirchengebäude repariert, verschönert und erweitert. Die Vermutung liegt nahe, dass sich das Aufgabenspektrum der Kirchenmeister im Verlauf des Mittelalters änderte, dass sie also weniger für den Neubau als vielmehr für den Erhalt der Kirche zuständig waren. Welche Mühe sie damit hatten und welche Aufwendungen notwendig waren, ist bislang weitgehend unbekannt. Eine mittelalterliche Kirche war kein leeres Gebäude. In allen Kirchen hingen Bilder an den Wänden, standen zahlreiche Altäre im Kirchenschiff und in den Kapellen und wurden im Rahmen der Liturgie diverse Gegenstände verwendet. Längst nicht immer wissen wir, wer sie angeschafft hatte und wer sie pflegte. In der Forschung wird häufig ein Zusammenhang zu Stiftungen hergestellt, dass Menschen Geld oder Gegenstände der Kirche gaben in der Erwartung, vom Gnadenschatz der Kirche und von den Gebeten der Kleriker zu profitieren. Unklar aber ist, wie die Stiftungen verwaltet wurden und welche Funktion den Kirchenmeistern im Hinblick auf die Memoria, das Gedenken an die Verstorbenen, zukam 8 . 4

5 6 7 8

Zur Überlieferungsgeschichte der Rechnungsbücher der beiden Weseler Pfarrkirchen siehe Stempel, Maßnahmen S. 164 und S. 176-177, siehe auch Classen, Veröffentlichung, S. 113. Die Rechnungen des Rates der Stadt sind ab 1342 mit Lücken überliefert, siehe Kraus, Entwicklung, S. 1-2, in Auszügen ediert durch Gorissen, Regesten. Vgl. unten Kapitel I.1. Schubert, Spätmittelalter, S. 284. Zum Begriff der fabrica ecclesiae ausführlich unten Kapitel II.1. Zum Begriff der Memoria grundlegend Oexle, Gegenwart, S. 25ff., neuer ders., Memoria als Kultur, insb. S. 33ff.

Einleitung

13

Die Kirchenmeister waren gegenüber dem Rat der Stadt verantwortlich, wie in dem einleitenden Zitat zum Ausdruck kam, so dass sie mit den Inhabern städtischer Ämter verglichen werden müssen. Zwar hatten sie keine rechtliche Sonderstellung inne, doch übten sie dauerhaft eine fest umrissene Aufgabe aus, indem sie „eine nach bestimmten Normen festgelegte Reihe von Pflichten und Privilegien in gewohnheitsmäßig fixierten und sanktionierten sozialen Zusammenhängen“ wahrnahmen 9 . Die Kirchenfabrik glich einem städtischen Amt, und dies heißt zugleich, dass es städtische Institutionen unterhalb der Ebene der vom Rat direkt geführten Ämter gab. Über sie ist nur wenig bekannt. Im Hinblick auf die Kirchenfabriken lässt sich beispielsweise eine Vielzahl von Amtsbezeichnungen feststellen: Während die für die Kirchenfabrik Verantwortlichen in Wesel eingangs als kerckmeister tituliert wurden, war diese Anrede nicht in allen Städten gebräuchlich 10 . Dennoch werden die Vorsteher der Kirchenfabrik im Folgenden systematisch als Kirchenmeister bezeichnet, da dies in den zu untersuchenden Städten der häufigste Amtstitel war. Die durchgehend gleiche Bezeichnung der täglich mit der Verwaltung der Kirchenfabrik Beschäftigten ist notwendig, um sie von den so genannten Kirchenpflegern zu unterscheiden. Bei diesen handelte es sich um zwei oder mehr Ratsherren, die den Kirchenmeistern vorstanden und die im Namen des Rates die Kontrolle über die Kirche ausübten 11 . Da sie zum Rat und nicht zur Kirchenfabrik gehörten, wird auf sie im Folgenden nur am Rande eingegangen. Kirchenpfleger gab es außerdem nur in sehr wenigen Städten wie beispielsweise Nürnberg. In allen übrigen Orten waren die Kirchenfabriken und damit die Kirchenmeister dem Rat direkt unterstellt. Viele der im Mittelalter von den Kirchenmeistern abgefassten Rechnungsbücher sind erhalten 12 . Ihre Anzahl ist so groß, dass nicht alle der folgenden Arbeit zugrunde gelegt werden konnten. Dabei wird unter einer Rechnung keine schriftliche Geldforderung für eine gelieferte Ware oder erbrachte Leistung verstanden, wie dies im heutigen Sprachgebrauch üblich ist. Eine Rechnung oder besser ein Rechnungsbuch, wie van Galen es beim Rat der Stadt Wesel einreichte, war eine „schriftlich fixierte Aufstellung von Einnahmen und / oder Ausgaben, die aus dem der Abrechnung zugrunde liegenden Verhältnis zwischen Rechnungsleger und Rechnungsempfänger resultier[t]e [und] zum Zweck der Rechenschaft“ angelegt wurde 13 . Der Aufbau der Rechnungsbücher der Kirchenmeister war jeweils gleich: Im Protokoll gleich zu Beginn der Seiten wurden Informationen wie beispielsweise der Rechnungszeitraum oder die Namen der Kirchenmeister fest-

9 10 11 12

13

Groebner, Geschenke, S. 104, vgl. Willoweit, Verwaltung, S. 82. Hierzu ausführlich unten Kapitel II.2. Siehe unten Kapitel II.3.; zu Nürnberg siehe kurz Caesar, Schreyer, S. 80-82. Vgl. pessimistisch Naumann, Ausbeutung, S. 148. Ihre Anzahl muss allerdings im Verhältnis zur Gesamtzahl von ungefähr 5000 Städten im römischen Reich am Ende des Spätmittelalters gesehen werden, so dass von weniger als zwei Prozent der Städte Kirchenrechnungen erhalten sind. Mersiowsky, Anfänge, S. 39.

14

Einleitung

gehalten. Der Hauptteil umfasste die Buchungseinträge. Ein Rezess – wie einleitend zitiert – hielt das Ergebnis der Rechnungslegung fest 14 . Ziele Im Zentrum der folgenden Untersuchung stehen die Aufgaben der Kirchenfabriken und die Art ihrer Bewältigung durch die Kirchenmeister. Es wird gefragt, woher die Kirchenmeister die notwendigen Gelder bekamen und wie sie mit diesen umgingen. Ergänzend wird analysiert, aus welchen Gründen ein Bau-Sonderfonds geschaffen wurde, welcher Stellenwert diesem in der Stadt zukam und welchen Veränderungen er unterlag. Bei all dem geht es um die Administration von Geldern und die Umsetzung vorgegebener Aufgaben, so dass die Arbeit einen Beitrag zur Geschichte der städtischen Verwaltung liefert. Dies ist allerdings nur möglich, wenn auch die Herkunft der Kirchenmeister, ihr soziales Umfeld und ihre gesellschaftliche Bedeutung beleuchtet werden 15 . Bei den genannten Zielen gilt es zu berücksichtigen, dass der Begriff der „Verwaltung“ zwei Bedeutungen umfasst, nämlich sowohl „eine bestimmte Tätigkeit als auch die hierfür getroffenen Einrichtungen"16 : Die Kirchenfabrik war, wie gezeigt, eine Institution vergleichbar mit einem städtischen Amt und muss als Teil der städtischen Administration gesehen werden. Alle ihr zugeschriebenen Aufgaben müssen der Verwaltung zugerechnet werden. Hiervon getrennt zu sehen ist die von den Kirchenmeistern gewählte Umsetzung der Aufgaben und Tätigkeiten, also die Art der Verwaltung der ihnen übertragenen Institution. Dies waren in erster Linie die Organisation der Kirchenfabrik, die Praxis der Handlungsabläufe und die interne Kommunikation innerhalb der exekutiven Hierarchie. Beide unter dem Begriff der Verwaltung subsumierten Bereiche sind von inhaltlicher Interdependenz geprägt. In der städtischen Administration wurde im Verlauf des Mittelalters zunehmend zwischen verschiedenen Funktionen differenziert, die mit einer immer stärker verschriftlichten Koordination und Kontrolle einhergingen. Ob dies auch für die Verwaltungspraxis der Kirchenfabriken galt, muss im Folgenden geklärt werden. Methodisch ist zunächst eine formale Beschreibung der Rechnungsbücher notwendig. Dies ergibt sich nicht nur aus den bereits aufgeführten Überlegungen, sondern auch aus dem Entstehungsgrund der Rechnungsbücher: Wenn sie zum Zweck der Rechnungslegung geschrieben wurden, dann ist unklar, ob sie die tatsächlichen Vorgänge vollständig wiedergeben und ob es sich folglich um vertrauenswürdige Quellen handelt. Indem die Rechnungsbücher der Kirchenmeister vergleichend analysiert werden, wird ein methodischer Ansatz zur systematischen Auswertung mittelalterlicher Rechnungsbücher erarbeitet.

14 15

16

Hierzu ausführlich unten Kapitel I.1. Siehe zur Notwendigkeit eines solchen Vorgehens Teuscher, Bekannte, S. 9ff. und S. 203ff., ohne dass die dort postulierten Untersuchungsziele vollständig umgesetzt werden können, da die entsprechenden Quellen für Wesel nicht zur Verfügung stehen. Jeserich, Pohl, Unruh, Grundzüge, S. 4.

Einleitung

15

Untersuchungszeitraum Die folgenden Darlegungen erstrecken sich zeitlich auf das Hoch- und Spätmittelalter. Als Anfangsdatum wird die Mitte des zwölften Jahrhunderts gewählt, während Quellen nach 1520 nur in sehr wenigen Ausnahmefällen herangezogen werden 17 . Für die Wahl dieser Daten sprechen mehrere Gründe: Zu den städtischen Kirchenfabriken des Früh- und Hochmittelalters bis ca. 1150 liegen aus den deutschen Städten nur wenige Quellen vor, so dass keine umfassenden und vergleichenden Untersuchungen möglich sind 18 . Erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts begann der wirtschaftliche und politische Aufschwung der Städte, der eine immer reichhaltigere Überlieferung nach sich zog. Für die Beschränkung der Untersuchung auf den Zeitraum bis zum Jahr 1520 gab die Quellenlage den Ausschlag, denn im Zuge der Reformation übernahm der Rat in vielen Städten die unmittelbare Verantwortung für die Kirchenfabrik, so dass die Akten und Rechnungsbücher vollzählig im Ratsarchiv aufbewahrt wurden. Die aus diesem Grund im Vergleich zum 15. Jahrhundert um ein Vielfaches höhere Anzahl an Rechnungsbüchern konnte im Rahmen der hier verfolgten Fragen nicht ausgewertet werden. Dennoch wird die Untersuchung auf die ersten beiden Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts und damit auf den Beginn des Reformationszeitalters ausgedehnt. Dies erfolgt in der Absicht, mögliche durch die Reformation herbeigeführte Änderungen andeuten zu können. Dazu gehört auch, dass in sehr vielen Städten in den drei Jahrzehnten nach 1517 die Almosenstiftungen in dem so genannten Gemeinen Kasten zusammengeführt wurden. Die Anzahl der Altäre und der beschäftigten Geistlichen wurde reduziert, so dass sich der Charakter der Kirchenfabriken änderte. Dieser Prozess verlief in den Städten nicht zeitgleich. Wollte man also die Veränderungen in der Wirtschaftsverwaltung der Kirchen während der Reformationszeit analysieren, so müsste das gesamte 16. Jahrhundert einbezogen werden, was jedoch aufgrund des Umfangs eine eigenständige Untersuchung erfordern würde. Geographische Eingrenzung Wenn im Folgenden Kirchenrechnungen aus Archiven in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewertet werden, so folgt dies praktischen Erwägungen. Sicherlich wäre es wünschenswert, wenn der gesamte Raum des ehemaligen Römischen Reiches betrachtet werden könnte, denn es ist sehr wahrscheinlich, dass auch in Polen, Tschechien, Italien, Frankreich, Belgien, in den Niederlanden sowie in den baltischen Staaten entsprechende Bestände überliefert sind 19 . Im Rahmen dieser Arbeit war es jedoch nicht möglich, die in den genannten Ländern 17 18 19

Ähnlich Eder, Enns, S. 92-93. Zum Datum 1150 siehe auch Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 35. Siehe beispielsweise die Edition eines Kirchenrechnungsbuches aus Estland durch Johansen, Rechnungsbuch; Kirchenrechnungen von Brüx auszugsweise ediert bei Neuwirth, Bau, S. 341-381, zu den Baurechnungen des Prager Doms siehe ders., Wochenrechnungen, zu Polen Schmid, Pfarrorganisation, insb. S. 296ff., zu Böhmen und Mähren ebd., insb. S. 85ff.; zum internationalen Vergleich ausführlich Kümin, perspective, S. 16ff.

16

Einleitung

vielfach nur bruchstückhaft erschlossenen Bestände zusammenzustellen und anschließend in die Untersuchungen einzubeziehen. Niederkirchen in der Stadt und auf dem Land Niemand weiß, wie viele Kirchen es im Mittelalter gab, doch – so wird vermutet – zu allen gehörte jeweils eine fabrica ecclesiae. Es werden nicht alle mittelalterlichen Kirchen, sondern lediglich städtische Pfarrkirchen untersucht 20 . Zwischen ländlichen und städtischen Pfarrkirchen gab es Unterschiede bei der Einsetzung der Pfarrer und bei der Kontrolle der Finanzen. Das Patronatsrecht, also das Recht, den Pfarrer auszuwählen und in sein Amt einzusetzen, war ein historisch gewachsenes Recht, das im späten Mittelalter vielfach Klöstern und Stiften zustand. Im Verlauf des Mittelalters bemühten sich viele Städte darum, selbst über ihre Seelsorger entscheiden zu können 21 . Dies war bei ländlichen Gemeinden anders: Bei der Einsetzung des Pfarrers beanspruchten insbesondere die süddeutschen Territorialfürsten im Verlauf des 15. Jahrhunderts ein Mitspracherecht gegenüber dem Patronatsinhaber, da sie die Aufsicht über die Ordnung der Kirche als eine ihrer Amtsaufgaben ansahen. Sie dehnten ihren Anspruch auf Aufsicht auch auf die Finanzen der Kirchenfabrik aus: Während in den Städten in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ausschließlich der Rat der Stadt die Verwendung der Gelder kontrollierte, musste bei ländlichen Gemeinden der Vogt oder der Amtmann des Territorialherrn hinzugezogen werden. In der folgenden Untersuchung wird außerdem zwischen verschiedenen Stadtformen und -größen differenziert: Die Reichsstädte verfügten in juristischer Hinsicht über deutlich mehr Möglichkeiten als die Landstädte 22 . Außerdem standen die Größe der Stadt und damit die Anzahl ihrer Einwohner in unmittelbarer Relation zu ihrem wirtschaftlichen Potential und ihrer Macht. Die Beschränkung auf die städtischen Pfarrkirchen bietet den Vorteil, von einer besseren Überlieferungslage als bei den Landkirchen ausgehen zu können. Damit ist es wesentlich leichter möglich, eine eventuelle Verschränkung der Finanzen der Kirche mit anderen Institutionen zu erkennen und zu bewerten. Niederkirchen – Stiftskirchen Sowohl in Bezug auf die Ökonomie als auch auf das Recht muss zwischen Pfarrkirchen oder Niederkirchen auf der einen und Stiftskirchen auf der anderen Seite unterschieden werden, wobei unter einem Stift eine geistliche Gemeinschaft von Säkular- oder Regularkanonikern verstanden wird 23 . Zwar lassen sich in beiden Fällen Kirchenmeister oder Verwalter nachweisen, doch ergab sich ein wesentli20

21 22 23

Siehe auch Müller, Beitrag; vgl. die Beiträge in dem von Blickle herausgegebenen Sammelband „Landgemeinde und Stadtgemeinde“, in denen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Landgemeinden und Stadtgemeinden systematisch herausgearbeitet wurden; zur Abgrenzung der Pfarrkirchen von anderen Niederkirchen Janssen, Differenzierung, S. 62-65. Vgl. Boockmann, Bindungen, ausführlich Kurze, Pfarrerwahlen. Möncke, Problematik, insb. S. 88ff., Borchardt, Ratsverfassung, S. 205. Vgl. Feine, Rechtsgeschichte, S. 257ff.

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cher ökonomischer Unterschied aus dem der Stiftskirche zur Verfügung stehenden Kapital. Bei städtischen Pfarrkirchen bezogen die Pfarrer ihr Einkommen aus einer individuellen Pfründe, also dem zum Unterhalt des kirchlichen Amtsinhabers bestimmten Vermögen, während die Baulast von der Kirchenfabrik getragen wurde. Dies war bei Stiftskirchen anders: Das Stiftungsgut diente zwar in erster Linie der Versorgung der Kleriker, doch war ein Teil für den Unterhalt des Kirchengebäudes reserviert 24 . Diese unterschiedliche ökonomische Interdependenz beider Vermögensmassen führte zu einer grundlegend anderen Kontrolle der Kirchenmeister: Während diese bei Stiftskirchen vom jeweiligen Kapitel kontrolliert wurden, übte bei Pfarrkirchen der Rat oder die Gemeinde die Kontrolle aus. Zu berücksichtigen sind auch die unterschiedlichen Aufgaben von Stifts- und Pfarrklerikern: Dem an einer Pfarrkirche tätigen Geistlichen oblag die cura animarum für die Gemeinde 25 . Zu einem Stift gehörte im Allgemeinen keine Gemeinde, so dass Stiftsgeistliche nur selten als Seelsorger tätig waren 26 . Die genannten Unterschiede zwischen Niederkirchen und Stiftskirchen sowie Klöstern bedeuten jedoch nicht, dass es nicht auch wirtschaftliche wie rechtliche Mischformen gab 27 . In Bielefeld und Wertheim waren die Pfarrstellen an ein Stift gekoppelt, wobei St. Maria in Wertheim erst 1481 zu einem Kollegiatstift erhoben wurde 28 . Ebenso konnte es vorkommen, dass der Bischof, der in seiner Diözese der oberste Seelsorger und geistliche Richter war, wie in Bamberg und Würzburg innerhalb der Stadt residierte. St. Stephan in Wien war Pfarrkirche der Stadt und ab 1469 zugleich Sitz eines Bischofs 29 . Auch wenn im Folgenden in erster Linie die Kirchenfabriken der Pfarrkirchen untersucht werden, so wird doch auch darauf geachtet, ob die Rechte und Pflichten von Kirchenmeistern an Stiftskirchen mit Pfarrrecht mit denen städtischer Pfarrkirchen vergleichbar waren. Quellen Bei der Untersuchung sind nun drei grundlegende Quellengruppen von Bedeutung: 1. Es gibt eine ganze Reihe von Aufzeichnungen und Rechnungsbüchern von Pfarrern aus dem Mittelalter. PRIETZEL edierte 1994 das Rechnungsbuch des Göttinger Pfarrers Johann Hovet 30 . Wichtige Quellen sind auch die Pfarrbü24 25 26 27 28

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Ausführlich hierzu unten Kapitel II.1., vgl. Isele, Münster, S. 32-34, zu Xanten Beissel, Bauführung I, S. 96-98. Siehe Janssen, Differenzierung, S. 63-65; zu den Schwierigkeiten, zwischen den verschiedenen Rechtsformen von Pfarrkirchen zu unterscheiden, vgl. Mierau, Vita communis, S. 53ff. Zu Ausnahmen siehe Schäfer, Pfarrkirche und Stift, S. 80-85; grundlegend Mierau, Vita communis. Zum Begriff der Niederkirchen Mierau, Vita communis, S. 14 und S. 53ff., Petke, Oblationen, S. 35-36. Zu Bielefeld siehe Vogelsang, Bielefeld, S. 71-73, ausführlich Rüthing, Leben, S. 103-105; zu Wertheim Aschbach, Geschichte II, Nr. 191 S. 292-295, Engel, Urkundenregesten, Nr. 356, vgl. Friese, Pfarrei, S. 56, Ehmer, Geschichte, S. 89-90. Kurz Perger, Stephan, S. 36-37. Prietzel, Finanzen.

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cher beispielsweise der Pfarrer Stephan May aus Hilpoltstein, Johann Eck aus Ingolstadt, Florentius Diel aus Mainz, Stefan Aigner aus Pappenheim und Bernard Dreygerwolt aus Münster, da sie Rückschlüsse über die Zusammenarbeit zwischen den Kirchenmeistern und den Geistlichen erlauben31 . Aus den entsprechenden Kirchen sind allerdings keine Rechnungsbücher der Kirchenmeister überliefert. 2. Quellen aus dem Bereich der städtischen Verwaltung sind zum einen die Rechnungsbücher der Kämmerer, da mit ihrer Hilfe untersucht wird, ob und inwieweit die Etats der Stadt und der Kirchenfabrik miteinander vermischt wurden. Zum anderen sind die Beschlüsse des Rates von großer Bedeutung, da nur sie umfassende Aussagen über die Abhängigkeit der Kirchenmeister vom Rat der Stadt zulassen. 3. Der umfangreichste Teil der Quellen zu den Kirchenfabriken wurde von den Kirchenmeistern oder in ihrem Auftrag geschrieben. Der Verdienst der Arbeiten von SCHRÖCKER, KRAMER und SCHÖLLER liegt ganz wesentlich in ihrer relativ systematischen Sammlung von Literaturangaben und Quellenbelegen über die Kirchenfabriken 32 . Sie lassen sich wiederum in drei Gruppen unterteilen: 3.a. Urkunden und insbesondere Stiftungsbriefe geben Aufschluss über Besitztitel der Kirchenfabrik und deren Aufgaben und Verpflichtungen. Abhängig von der Überlieferungslage ermöglichen sie es, nach rechtlichen Änderungen bei der Stellung der Kirchenmeister zu fragen. Aus vielen Städten liegen mittlerweile städtische Urkundenbücher vor, so dass nur vereinzelt und bei ausgewählten Städten auf ungedruckte Urkunden zurückgegriffen werden musste. 3.b. Eine geringe Anzahl von Büchern sind der täglichen Verwaltungsarbeit der Kirchenmeister zuzuordnen. Inventare, Jahrzeitbücher und Listen erleichterten den Kirchenmeistern ihre Amtsführung. Zu nennen sind auch die von GÜMBEL edierten Mesnerpflichtbücher von St. Sebald und St. Lorenz in Nürnberg, das Salbuch der Nürnberger Frauenkirche sowie das Schenkungsbuch von St. Johannis in Ansbach 33 . Von besonderer Bedeutung ist der Bericht des Joachim von Pflummern über die Biberacher Pfarrkirche St. Martin, da von Pflummern nicht nur acht Jahre lang Stadtrechner war, sondern viele Jahre als Kirchenmeister fungierte34 . Diese einzigartigen Quellen werden zum

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Falk, May, Greving, Pfarrbuch, Götz, Pfarrbuch, Schornbaum, Kraft, Pappenheim, Tibus, Jakobipfarre. Schröcker, Kirchenpflegschaft, insb. S.172-202, Kramer, Volksleben, Schöller, Organisation, insb. S.361-377, auch Philipp, Pfarrkirchen. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, ders., Mesnerpflichtbuch Lorenz, Metzner, Salbuch, Simon, Schenkungsbuch. Angele, Altbiberach, S. 11; der Bericht seines jüngeren Bruders Heinrich von Pflummern wird in dieser Arbeit nicht herangezogen, da er erst nach der Einführung der Reformation in Biberach verfasst wurde; die von Angele herausgegebene Edition des Berichts von Joachim von Pflummern ist eine sprachlich verfremdete Fassung des Originals, das von Schilling, Zustände, wesentlich exakter wiedergegeben wurde.

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Vergleich herangezogen, doch können die aus ihnen gewonnenen Aussagen nur bedingt verallgemeinert werden. 3.c. Die Rechnungsbücher der Kirchenfabriken ermöglichen schließlich eine Analyse sowohl der Verwaltung als auch der Finanzen der Kirchenfabriken. Wie im zweiten Kapitel dargestellt wird, wurden Nachweise über die aus dem Mittelalter überlieferten Rechnungsbücher systematisch gesammelt (vgl. Anhang IV). Ein erheblicher Teil von ihnen wurde eingesehen, so dass die Kirchenfabriken gut miteinander verglichen werden können35 . Während aus dem 14. Jahrhundert nur wenige Rechnungsbücher überliefert sind, nimmt ihre Anzahl im Verlauf des 15. und frühen 16. Jahrhunderts immer mehr zu. Eine geringe Anzahl dieser Bücher liegt unterschiedlich vollständig ediert vor: Hierzu gehören unter anderem die Rechnungsverzeichnisse von St. Stephan in Wien, von St. Maria in Bayreuth sowie St. Willibrord in Wesel 36 . Angesichts des Umfangs der Rechnungsbücher war es nicht möglich, sie alle gleich intensiv auszuwerten. Die Intensität der Analyse wurde vielmehr gestaffelt: Die Rechnungsbücher von St. Willibrord in Wesel wurden vollständig ausgewertet und für eine statistische Auswertung aufbereitet 37 . Sie sind von 1401 bis 1519 mit nur sehr geringen Lücken überliefert, so dass ihnen exemplarische Bedeutung zugemessen wird. Zum Vergleich wurden die Rechnungsbücher von St. Nikolaus in Wesel, St. Sebald in Nürnberg, St. Moriz in Coburg, St. Martin und Unserer Lieben Frau in Bamberg, St. Jakob in Rothenburg, St. Marien in Bielefeld sowie Unser Lieben Frau und der Heilig-Kreuz-Kirche in Dresden ausgewählt38 . Die Akten und Rechnungsbücher umfassen jeweils einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren ohne Unterbrechung. Sie decken zugleich alle oben genannten Städtegruppen ab, so dass sich unter ihnen Reichsstädte ebenso wie Landstädte mit unterschiedlichen Einwohnerzahlen befinden. Zugleich wurde berücksichtigt, dass eine Kirchenfabrik möglicherweise andere Aufgaben haben oder einer anderen Kontrolle unterliegen konnte, wenn sie wie in Bamberg in einer Bischofsstadt lag oder

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Zu Österreich siehe überaus ausführlich Eder, Enns, S. 90-273. Nachweise über die Editionen siehe Anhang IV. Die Weseler Rechnungsbücher wurden ebenso wie die aus anderen Orten stammenden seriellen Quellen nach der von Hagnauer aufgezeigten Methode in eine Datenbank eingelesen, siehe Hagnauer, Auswertung, und ders., Finanzhaushalte. Ich danke den Herren Hagnauer und Bartlomé für ihre großzügige Hilfe und für ihre Bereitschaft, mir die von ihnen programmierten Makros zur Verfügung zu stellen. Nürnberg: Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 275-287; Coburg: Talazko, Morizkirche, Kramer, Volksleben, auch Heins, Kulturgeschichtliches; St. Martin in Bamberg: zusammenfassend Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 75-80, ausführlich Haas, Geschichte, Looshorn, Bistum, zuletzt Schnapp, Stadtgemeinde; Obere Pfarre in Bamberg: zusammenfassend Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 80-85, ausführlich Arneth, Kaulberg, Schellenberger, Geschichte, Loch, Geschichte, Mayer, Stadtpfarrkirche; Rothenburg: ausführlich Borchardt, Institutionen; Bielefeld: Rüthing, Leben; Dresden: zusammenfassend Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 258-260.

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wie in Bielefeld an ein Stift angeschlossen war39 . In Dresden lag die eigentliche Pfarrkirche Unser Lieben Frau außerhalb der Stadtmauer und verlor im Vergleich zur Heilig-Kreuz-Kirche im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts an Bedeutung. Außerdem war die Kirchenfabrik der Heilig-Kreuz-Kirche mit dem Brückenamt verbunden, so dass die Kirchenmeister nicht nur für die Kirche, sondern auch für die Brücke über die Elbe zuständig waren. Ihre Rechnungen wurden daher vom Rat der Stadt und vom Herzog des Landes kontrolliert40 . Mit Wesel, Bamberg und Dresden wurden außerdem Städte ausgewählt, in denen jeweils zwei Kirchenfabriken vorhanden waren, um auf diese Weise mögliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Pfarrkirchen der Stadt herausarbeiten zu können. Die Rechnungsbücher dieser neun Kirchen gehören zur zweiten Kategorie: Sie wurden zwar vollständig durchgesehen, doch war es nur bedingt möglich, alle Einträge auszuwerten und statistisch zu verarbeiten. Die dritte Kategorie umfasst die übrigen eingesehenen Kirchenrechnungen sowie die gedruckt vorliegenden Editionen. Wie noch näher ausgeführt werden soll, werden viele Rechnungen hiermit erstmals der Forschung zugänglich gemacht. Bei ihrem Auffinden wurden umfangreiche Notizen angefertigt, die in die Arbeit einflossen und die die Ergebnisse ergänzen. Sämtliche Quellenzitate wurden ohne Veränderungen oder Verbesserungen übernommen. Hinweise auf Fehler in den Quellen wurden nicht verzeichnet. Die Zeichensetzung wurde behutsam den syntaktischen Einheiten angepasst. Gerade weil im Zentrum der Untersuchungen die Kirchenfabriken stehen, ist es notwendig, die Analyse in Einzelfällen über die Schriftquellen hinaus auf die überlieferten Bauwerke und Ausstattungsgegenstände auszudehnen. Es bleibt allerdings die Frage, ob und inwieweit es systematisch möglich ist, die in den Kirchenrechnungen genannten Gegenstände noch vorzufinden und weitergehende Erkenntnisse zu gewinnen. Wesel Die Wahl von Wesel als Untersuchungsschwerpunkt ergab sich nicht nur aus der sehr guten Überlieferungslage sondern auch aus der Überlegung, dass es möglicherweise strukturelle oder regionale Unterschiede zwischen den Kirchenfabriken gab. In der Forschung wurden häufig die Kirchen großer Reichsstädte – allen voran Nürnberg – betrachtet, die aber nur einen sehr kleinen Teil der bereits erwähnten ca. 5000 Städte des spätmittelalterlichen Reiches darstellten. Die zahlenmäßig größte Gruppe bildeten die Landstädte, die in ihrer übergroßen Mehrheit wesentlich kleiner waren als Nürnberg. Auf der Grundlage der Forschung über die Verfassung der mittelalterlichen Städte wird von der Hypothese ausgegangen, dass einerseits keine Kirche und keine Kirchenfabrik wie die andere war, dass sich aber andererseits die grundlegenden Strukturen ähnelten. 39 40

Zu Bischofsstädten siehe Mauersberg, Strukturen, Kellenbenz, Sozialstruktur, zu Bamberg auch Maierhöfer, Entwicklung. Siehe Richter, Verwaltungsgeschichte I, S. 116, ebd., Verwaltungsgeschichte II,2, S. 258ff., älter Neubert, Rechtsverhältnisse, S. 10ff.

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Die Stadt Wesel war eine mittelgroße, an das Herzogtum Kleve gebundene Landstadt, die in der Politik des Reiches keine bedeutende Funktion einnahm. Dennoch war Wesel keine unbedeutende Stadt 41 . Sie lag strategisch wie wirtschaftlich günstig an der Mündung der Lippe in den Rhein. Willibrord, der aus England stammende Missionar der Friesen, errichtete an diesem Ort eine Taufkirche, die Karl Martell dann vor 739 der Abtei Echternach übereignete. Die Kirche wurde auf einer kleinen Anhöhe errichtet, um die sich offenbar eine kleine und hochwassersichere Siedlung gruppierte42 . Ebenfalls aus dem 8. Jahrhundert stammt ein Hinweis auf einen königlichen Hof bei Wesel. Ab dem 12. Jahrhundert gab es eine Ansiedlung von Kaufleuten, so dass die Bedeutung der Stadt immer mehr zunahm. Die Stadt fiel zu Beginn des 13. Jahrhunderts an die Grafschaft Kleve und erhielt vom Grafen 1241 die Stadtrechte verliehen. Schon vorher aber wurde die Stadt zum Teil von den Bürgern verwaltet, gab es doch sowohl einen Rat mit zwei Bürgermeistern an der Spitze als auch ein Schöffenkollegium. Im Jahr 1278 begann man mit der Errichtung einer Mauer um die Altstadt. Die Stadtmauer wurde durch vier Tore unterbrochen. St. Willibrord, für die van Galen Ende des 15. Jahrhunderts die Verantwortung übernahm, war bis 1429 die einzige Pfarrkirche der Stadt, zu der außerdem Klöster der Prämonstratenserinnen, der Franziskaner, der Dominikaner und der Augustiner-Eremiten gehörten 43 . Wahrscheinlich hatte Wesel um 1400 etwa 4500 Einwohner. Im Zuge der wachsenden Prosperität der Stadt reichte der Platz innerhalb der Mauern zu Beginn des 15. Jahrhunderts nicht aus, so dass, wie oben erwähnt, ab 1434 eine der Vorstädte Wesels, genannt Mathena, ebenfalls ummauert wurde. Im gleichen Jahr wurde die dortige Kapelle zu einer zweiten Pfarrkirche erhoben. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Stadt von gut zwei Dutzend Familien regiert, aus deren Reihen sowohl die Schöffen als auch die Ratsmitglieder kamen. Das Kooptationsrecht sicherte ihren Einfluss und wurde erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts abgeschafft. Der Reichtum der Stadt, der nach dem Beitritt zur Hanse 1407 schnell weiter zunahm, offenbarte sich in verschiedenen Institutionen und Vorhaben: So gab es mehrere Spitäler, von denen das Heilig-Geist-Spital bei St. Willibrord das größte und bedeutendste war. In der Mitte des 15. Jahrhunderts errichtete die Stadt ein eigenes prächtiges Rathaus. Auch die Hauptkirche der Stadt wurde wiederholt erweitert: Ende des 14. Jahrhunderts begann man damit, die romanische Basilika nach und nach zu einer Stufenhallenkirche umzubauen. Diese Arbeiten zogen sich über die gesamte erste Hälfte des 15. Jahrhunderts hin. 1498 fasste der Rat der Stadt dann den Entschluss, die Kirche zu einer fünfschiffigen Basilika zu erweitern. Um 1500 war Wesel das kulturelle Zentrum des Niederrheingebiets und mit rund 6000 41 42 43

Zur Geschichte Wesels im Mittelalter Pohl, Mittelalter, Roelen, Spätmittelalter. Zur Frühgeschichte von St. Willibrord Nolden, Beiträge, S. 8ff., auch Pohl, Mittelalter, S. 82ff. Zu den geistlichen Institutionen der Stadt Prieur, Klöster; Übertragung der Pfarrkirche St. Willibrord am 18.1.1277 durch den Grafen Theoderich (VIII.) von Kleve an das Prämonstratenserinnenkloster gedruckt bei Lacomblet, UB Niederrhein IV Nr. 673, neuer Nolden, Beiträge, S. 19; Erhebung von St. Nikolaus zur Pfarrkirche: AEK Wesel Gefach 62,4.

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Einwohnern zugleich die bedeutendste Stadt des Herzogtums Kleve 44 . Im Hinblick auf Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft waren die nächsten Konkurrenten Duisburg und Neuss im Süden und Nimwegen im Nordwesten. Forschungsüberblick Kirchenfabrik - Kirchenrechnungen - Kirchenbau Wiederholt wurden Arbeiten über die Entstehung der Kirchenfabriken vorgelegt, die allerdings auf ihre Entwicklung und Bedeutung im späten Mittelalter nur am Rand eingingen 45 . SCHRÖCKER hatte schon 1934 eine Studie zur Entstehung der Kirchenfabriken verfasst 46 . Er zog jedoch keine ungedruckten Dokumente heran. SUHR widersprach ihm in manchen Punkten auf der Grundlage Lübecker Archivalien 47 . Die Forschung griff jedoch weder diesen Dissens noch die ungeklärten Fragen auf, so dass die von SCHRÖCKER formulierten Thesen von der Forschung wie zum Beispiel von PLEIMES oder FRÖLICH rezipiert wurden 48 . Sie fanden entsprechend Eingang in die heute einschlägigen Handbücher und Lexika49 . In neuerer Zeit thematisierten SCHÖLLER, WIEK, HEITZENRÖDER und FUHRMANN erneut die Entstehung der Kirchenfabriken 50 . Zugleich verfolgten beispielsweise GRAF und BRÜCKNER den Ansatz, Pfarrbenefizien lokalgeschichtlich zu untersuchen, wobei sie das Pfründvermögen von den Kirchenfabriken abgrenzten51 . Wiederholt wurden die in Nürnberg überlieferten Rechnungsbücher ausgewertet, wobei CAESAR eine umfangreiche Arbeit über Sebald Schreyer vorlegte, den langjährigen Kirchenmeister von St. Sebald in Nürnberg, welche die ganze Bandbreite der Aktivitäten der Kirchenmeister vor Augen führt 52 . Im Kontext der in jüngster Zeit rasch zunehmenden Anzahl an Arbeiten über das Niederkirchenwesen gingen beispielsweise AREND und SAULLE-HIPPENMEYER kursorisch auf die Kirchenfabriken ein 53 . Die städtische Kirchengemeinde des Mittelalters stand lange Zeit außerhalb des Blickfeldes der Forschung, obwohl es insgesamt diverse Ansätze zur Untersuchung der städtischen Gemeinde gab 54 . KÜNSTLE ging auf sie im Zusammenhang 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54

Zur Einwohnerzahl siehe Aufmwasser, Studien, S. 7ff., neuer und detailliert Roelen, Topographie, S. 82-88. Umfassend zur Literaturlage Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 28-35, neuer Fuhrmann, Kirche, S. 130ff. Schröcker, Kirchenpflegschaft, vgl. die 1922 publizierte Arbeit von Hashagen, Laieneinfluss, die auf die Kirchenmeister nur marginal eingeht. Suhr, Kirche, insb. S. 81-100, zu Lübeck siehe zuletzt Meyer, Werkmeister. Pleimes, Stiftungsrecht, insb. S. 25-29, Frölich, Verfassungsleben, S. 228-229. H. Zapp, Art. Fabrica ecclesia, in: Lexikon des Mittelalters IV (1999), Sp. 214, vgl. Borgolte, Mittelalterliche Kirche, S. 117. Schöller, Organisation, S. 136-188, Wiek, Münster, insb. S. 47-70, Heitzenröder, Wetterau, S. 160-190, Fuhrmann, Kirche, insb. S. 127-139. Graf, Goslar, insb. S. 45-58, Brückner, Pfarrbenefizium, insb. S. 105-117. Caesar, Schreyer. Arend, Bischof, insb. S. 43ff. und S. 86ff.; Saulle Hippenmeyer, Nachbarschaft, S. 116ff. Überblick über die Forschungslage bei Gleba, Gemeinde, S. 1-36, siehe auch Schultze, Stadtviertel.

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mit seinen Untersuchungen zur Pfarrei ein55 . Lediglich im Rahmen von Untersuchungen zur Geschichte einzelner Städte berücksichtigten sie beispielsweise KIEßLING für Augsburg, REICKE für Nürnberg und RÜTHING für Bielefeld 56 . Erwähnenswert sind auch die Werke von SCHNAPP über Bamberg, von TALAZKO über Coburg, von RICHTER über Dresden und MÄHL über Halle 57 . Die Vernachlässigung der Pfarrgemeinden hing auch damit zusammen, dass man vielfach Gemeinde, Rat und Stadt als gleichsam progressives Gegenstück zu Klerus und Kirche sah 58 . Wie bei SCHULTZE war häufig die Meinung ausschlaggebend, dass die Pfarrgemeinde erst im Zuge der Reformation damit begann, ihre Wünsche eigenständig zu artikulieren59 . Grundlegende Arbeiten über die städtischen Gemeinden, die kirchlicher und weltlicher Verband zugleich waren, fehlen bislang weitgehend 60 . Eine Ausnahme bildet die Arbeit von GIEL zum Verhältnis zwischen Rat und Gemeinde in Köln 61 . Seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts konzentrierte sich dann BLICKLE darauf, die zunehmende politische Bedeutung der Gemeinde und zugleich das Entstehen von Gemeindeversammlungen im Spätmittelalter unter dem strukturellen Begriff des „Kommunalismus“ zu fassen 62 . In der hiermit verbundenen Argumentation konzentrierten sich er und seine Schüler aber weniger auf die Städte als vielmehr auf die Entwicklung ländlicher Gemeinden 63 . Einen wichtigen Anstoß für die Forschung bedeutete die Erkenntnis, welche Bedeutung die Memoria, also das Gedenken an die Verstorbenen und die Fürbitte für ihr Seelenheil, für die Gesellschaft des Mittelalters hatte. Allerdings konzentrierte man sich lange Zeit auf die Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen Memoria oder betrachtete sie lediglich im Zusammenhang mit der Herrschaft von Fürsten oder städtischen Ratsfamilien 64 . Die vorwiegend aus dem späten Mittelalter überlieferten Dokumente der Kirchenfabriken wurden bislang nicht herange-

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Künstle, Pfarrei, insb. S. 2-4, S. 9-16, S. 67-74. Kießling, Gesellschaft, S. 102-120, Reicke, Stadtgemeinde, S. 7-10, S. 16, S. 43-52, Rüthing, Reformation, S. 104ff., S. 125, Schnapp, Stadtgemeinde, insb. S. 43-44, Talazko, Morizkirche, Richter, Verwaltungsgeschichte, insb. Bd. 1 S. 185-226, Mähl, Halle, insb. S. 61-101. Schmieder, Bürger, S. 81-82 (mit weiterer Literatur): „In der liberal-bürgerlichen Tradition des 19. Jahrhunderts galt die Kirche mit ihrem eigenen Recht geradezu als Störfaktor“ und „die Bürgerschaft [als ein] (...) ihre(r) Entwicklung hemmendes Element", das der Herstellung der als richtig verstandenen Verhältnisse widerstand. Schultze, Stadtgemeinde und Reformation, S.136-141, siehe ähnlich Pfeiffer, Verhältnis, insb. S. 86ff. Sehr kurz Droege, Selbstverwaltung, S. 196ff., Schultze, Stadtviertel, S. 18ff., neuer Pitz, Bürgereinung, S. 138ff. und S. 211ff., der sich aber auf das verfassungsrechtliche Verhältnis zwischen Gemeinde und Rat beschränkt, zur Begrifflichkeit insb. auf der Grundlage des CIC Noser, Pfarrei, insb. S. 24ff. Giel, Öffentlichkeit. Zum Begriff des Kommunalismus siehe insb. Blickle, Begriffsbildung, Blickle, Reformation. Fuhrmann, Kirche, auch dies., Dorfgemeinde, Saulle Hippenmeyer, Nachbarschaft; auch Bierbrauer, Aufstieg; zur ländlichen Gemeinde auch Freitag, Pfarrer, insb. S. 32-34. Borgolte, Stiftungen, insb. S. 93-94, auch Poeck, Rat und Memoria, S. 286-288.

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zogen. Erst in jüngster Zeit legte LUSIARDI eine Studie über die Memoria im spätmittelalterlichen Rostock vor 65 . Etwas günstiger ist die Forschungslage über den spätmittelalterlichen Klerus und das Niederkirchenwesen, da hierzu in den letzten Jahren eine Reihe von Arbeiten beispielsweise zu Niedersachsen, Mainfranken, Thüringen, Brabant, zur Schweiz, Ostpreußen und Tirol 66 erschienen. Eine wirtschafts- oder sozialhistorische Untersuchung der Niederkirchen fehlt weiterhin, obwohl KURZE bereits 1976 auf die ungeklärten Einkommensverhältnisse des niederen Klerus hinwies 67 . Dies griff PETKE im Jahr 1993 auf, wobei sein Augenmerk den – in erster Linie publizierten – Akten galt, aus denen sich Erkenntnisse über die Wirtschaftsführung von Pfarrern gewinnen lassen 68 . Im Ergebnis bestätigte er die Vermutung von PRIETZEL, dass keine systematische Untersuchung über die Einkommensverhältnisse von Pfarrern möglich ist 69 . Von der Forschung wurde nicht nur die Institution der Kirchenfabrik vernachlässigt. Auch die Rechnungsbücher der Kirchenmeister wurden bislang nur vereinzelt im Rahmen lokal- oder regionalgeschichtlicher Studien herangezogen, doch wurden aus ihnen häufig lediglich einzelne sozial- und wirtschaftshistorische Details gewonnen 70 . Einen volkskundlichen Ansatz verfolgten beispielsweise KRAMER und GUNZERT 71 . Einzelne Autoren wie SCHILLING zu Emden und FREIT

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Luisiardi, Stiftungsverhalten. Niedersachsen: Weiberg, Niederkirchenwesen, Graf, Goslar; Mainfranken: ausführliche Literatur bei Bünz, „nichts dann muhe ...“, S. 329; Thüringen: Bünz, Thüringen; Brabant: Bijsterveld, Laverend; Schweiz: Jäggi, Untersuchungen; Ostpreußen: Herrmann, Wer baute und finanzierte?; Tirol: Trenkwalder, Seelsorgeklerus. Zum Begriff des niederen Klerus siehe Kurze, niedere Klerus, S. 274. Petke, Oblationen. Prietzel, Finanzen. Petke berücksichtigte allerdings nicht, dass nach Dormeier beispielsweise mit dem Einnahmen- und Ausgabenbuch des Opferstocks von St. Lorenz in Nürnberg ein umfangreiches Rechnungsbuch vorliegt (Dormeier, Almosengefällbuch). Er wies auch nicht auf die Tatsache hin, dass die Pfarrgeistlichen einen Teil ihrer Einkommen von den Kirchenmeistern als den Verwaltern der Stiftungen bezogen. Zur Bewertung der Forschungslage Dormeier, Verwaltung, S. 12, v. Seggern, Zusammenfassung, S. 289; vgl. allerdings Friesenecker, Kirchenrechnungsbücher, auch programmatisch Naumann, Ausbeute, siehe Molitor, Frömmigkeit, S. 16. Kramer, Volksleben, auch ders., Volksleben Ansbach, auch ders., Brauchtum, Gunzert, Kirchenleben. Ausführliche Bewertung der volkskundlichen Forschungen zur Volksfrömmigkeit im Vorfeld der Reformation bei Scribner, Ritual, S. 47-49. Kramer versuchte in insgesamt methodisch problematischer Weise, Fragestellungen über die Jahrhunderte hinweg zu verfolgen und ging nur sehr bedingt auf die Hintergründe für Sonderentwicklungen an einzelnen Orten ein. Der Wert mancher Abhandlungen wird durch die Werturteile der Autoren eingeschränkt, da viele die präreformatorische Zeit als angeblich verdorben beurteilten; siehe beispielsweise zu Tirol Grass, Pfarrei, insb. S. 115-154; zu Hagenau Gunzert, Kirchenleben, insb. S. 33-52; zu Coburg Heins, Kulturgeschichtliches; zu Wesel Hillmann, Gemeinde, insb. Kapitel 2 und 3, auch Wolters, Reformationsgeschichte, Kapitel 1 und 2; zu Halle Mähl, Kirche, insb. S. 82ff.; zu Nöchling Rauscher, Beiträge; zu Rothenburg Schattenmann, Einführung, insb. S. 21-22 und S. 25-26; zur Diözese Eichstätt Buchner, Kirchenbauten; zu Nürnberg Schlemmer, Gottesdienst, insb. S. 24-25; zu St. Gallen Ziegler, Kirchenpfleger; zu Kaufbeuren Alt, Reformation, insb. S. 10-11; abwägend und vorsichtig in den Wertungen da-

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zu Vechta konsultierten die Rechnungsbücher in Ergänzung zu anderen Quellen, um Aufschluss über die nachreformatorischen Gemeinden und ihr Verhältnis zum Klerus zu gewinnen 72 . Die Quellengattung selbst bildet einen wichtigen Grund für die fehlende systematische Auswertung. Zum einen wurden die in Urkunden enthaltenen Rechtsakte als wichtiger und aussagekräftiger beurteilt. Zum anderen wurden Rechnungsbücher vielfach außer Acht gelassen, da eine Auswertung einen hohen Aufwand erforderte, der nur bedingt in einem sinnvollen Verhältnis zu den möglichen Ergebnissen stand. Hinzu kam der Umfang der Rechnungsbücher, die mit ihren vielfach tausenden von Buchungseinträgen pro Band nur schwer zu lösende methodische Probleme aufwarfen. Falls überhaupt Rechnungen herangezogen wurden, griff man auf Stadtrechnungen zurück 73 . Eine Ausnahme bilden lediglich einzelne Arbeiten zu städtischen Hospitälern74 . Zu einer allmählichen Änderung kam es erst im Verlauf der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts, als verstärkt Rechnungsbücher aus dem Bereich der Territorialverwaltung berücksichtigt wurden. Grundlegend waren hier die Arbeiten von DORMEIER und MERSIOWSKY, die durch eine Vielzahl von Einzelstudien in dem von FOUQUET und V. SEGGERN herausgegebenen Sammelband ergänzt wurden 75 . Es waren insbesondere FOUQUET und MERSIOWSKY, die in ihren Werken die bislang erzielten Ergebnisse über die Quellengattung der mittelalterlichen Rechnungsbücher ebenso wie über den Haushalt mittelalterlicher Institutionen zusammenfassten. Sie rückten auch die Frage nach der Überlieferung sowie nach den Techniken und der Qualität der Buchführung in das Blickfeld der Forschung. Dies wurde bislang allerdings kaum aufgegriffen. Es liegen daher nur sehr wenige Werke über die Verwaltung deutscher Städte im Hoch- und Spätmittelalter vor, so dass ein Vergleich zwischen der Administration städtischer Pfarrkirchen und der Verwaltung städtischer Institutionen nur bedingt möglich ist. Vergleichsweise intensiv wurden die Kirchenrechnungen für die Erforschung des Kirchenbaus ausgewertet 76 . BINDING verfasste eine ganze Reihe von Abhandlungen über den mittelalterlichen Kirchenbau; SCHÖLLER untersuchte dann 1986 die rechtlichen und finanziellen Bedingungen des Baus insbesondere der großen TAG

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gegen zu Braunschweig Patze, Bürgertum, S. 18-20; weitgehend ähnlich zu Ulm Geiger, Reichsstadt; gründlich zu Bayreuth Engelbrecht, goczhawss, insb. S. 137ff. Schilling, Emden, Freitag, Pfarrer. Sander, Haushaltung, Mittag, Struktur, Pitz, Aktenwesen; Überblick über die Verwendung von Stadtrechnungen insbesondere für das Gebiet des Niederrheins bei Alberts, Stadtrechnungen; ausführliche Darstellung des Forschungsstandes bei Bingener, Verwaltung, S. 2-10, und Fouquet, Bauen, S. 23-35. Wiener Bürgerspital: Pohl-Resl, Ewigkeit. Dormeier, Verwaltung; Mersiowsky, Anfänge; Fouquet, v. Seggern, Adel und Zahl. Siehe beispielsweise Heß, Bau; zu Chartres: James, price; zu Basel: LaRoche, Bauhütte; zu Aachen: Mummenhoff, Baurechnung; zu Brüx: Neuwirth, Bau; zu Lüneburg: Reinecke, Marienkapelle; zu Erfurt: Schmidt, Baurechnungen; zu Regensburg: Schuegraf, Dombaurechnungen; zu Braunschweig: Schwarz, Bauhütte.

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Kathedralen im Hochmittelalter und ging dabei auch auf die Kirchenmeister ein77 . Beide streiften jedoch die Niederkirchen kleinerer Städte nur am Rande und werteten keine seriellen Quellen aus. Schon früher hatte beispielsweise BEISSEL die Baurechnungen von St. Viktor zu Xanten ausgewertet und seine Ergebnisse in mehreren Abhandlungen zusammengefasst, die hier im Vergleich zu Wesel herangezogen werden 78 . In jüngster Zeit widmete FOUQUET der Organisation kommunaler Baubetriebe eine eigene Monographie, während GREWOLLS und LUDWIG die Bauorganisation von Pfarrkirchen in Hansestädten des südwestlichen Ostseeraums untersuchten 79 . Schließlich veröffentlichte MILITZER eine Abhandlung über die Finanzierung von Kirchenbauten80 . Von Kunsthistorikern wurde eine Vielzahl an Aufsätzen und Abhandlungen sowohl zur Ausstattung von Kirchen wie auch zu einzelnen liturgischen Gegenständen vorgelegt, die im Einzelnen nicht mehr zu überblicken sind 81 . Die deutsche Forschung machte auch keinen Gebrauch von den in England entwickelten Ansätzen, wo die Erforschung der englischen churchwardens auf eine vergleichsweise lange Tradition in der englischen Geschichtswissenschaft zurückblicken kann. Bereits seit dem Ende des vorletzten Jahrhunderts wurde eine ganze Reihe kirchlicher Rechnungsbücher ediert. Um ihre systematische Auswertung bemüht sich beispielsweise BURGESS schon seit längerem 82 . Im Jahr 1997 legte KÜMIN dann seine Dissertation „Shaping the Community: The Rise and Reformation of the English Parish c. 1400 – 1560“ vor, die maßgeblich auf der Auswertung der Rechnungsbücher von englischen Kirchenmeistern beruht 83 . Seine Ergebnisse lassen sich leider nicht einfach auf das Reich übertragen: Zum einen waren in englischen Städten „Gemeinde“ und „Rat der Stadt“ unterschiedliche Institutionen, wobei dem Rat der Stadt erheblich weniger politische Macht zukam als beispielsweise dem Rat einer Reichsstadt. Zum anderen waren englischen Gemeinden insbesondere auf dem Land weitgehende Rechte und Pflichten beispielsweise zur Erhaltung der Straßen übertragen, die im Reich in das Aufgabengebiet der Landesherren fielen. Schließlich nahm die englische Kirchengeschichte andere Wendungen als im Reich, was sich ebenfalls auf die Entwicklung der Kirchenfabriken auswirkte. Dennoch stellt KÜMINS Werk für die europäische Ge-

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Am ausführlichsten Binding, Baubetrieb, S. 31ff., siehe auch Binding, Linscheid-Burdich, Planen; Schöller, Organisation. Das umfangreiche Kapitel über die Verwaltung von Kirchen bei Binding besteht nur aus einer Zusammenstellung der Ergebnisse von Schröcker und Schöller. Isele, Münster, untersuchte die Kirchenfabrik von Freiburg im Üchtland, ging dabei aber nicht auf die Rechnungsbücher ein. Beissel, Bauführung I bis III. Fouquet, Bau, siehe auch die Aufsätze dess., Structuram, Elkar, Fouquet, Turm; zum Ostseeraum Grewolls und Ludwig, Bauorganisation, Grewolls, Pfarrkirchenbau, Grewolls, Kapellen, Ludwig, St. Georgen. Militzer, Finanzierung. Ein ähnliches Phänomen findet sich auch in England, vgl. Kümin, Shaping, S. 7. Burgess, Wills, ders., Bristol, ders., Quick, ders., Accounts, auch ders. und Kümin, bequests. Kümin, Community, siehe auch French, People.

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schichte das bislang einzige umfassende Werk zur Institution der Kirchenfabrik und zu ihrer Verwaltung dar. Untersuchungsabschnitte Im Mittelpunkt des ersten Kapitels stehen die Rechnungsbücher der Kirchenmeister. Zunächst wird die Überlieferung der Rechnungsbücher analysiert. Daran schließt sich ihre formale Beschreibung an. Schließlich wird die Kassen- und die Buchführung der Kirchenmeister untersucht, um Aufschluss über die Entstehung der Finanzverzeichnisse und damit über die Spezifika und Zuverlässigkeit der Quellen zu erhalten. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Grundlagen der Verzeichnisse, nämlich Notizzettel, Belege oder Quittungen, nicht überliefert sind und gleiches für weitere Finanzunterlagen beispielsweise der Pfarrer oder der Küster gilt. Daran anschließend wird den hinter den Aussagen der Finanzverzeichnisse sich verbergenden administrativ-wirtschaftlichen Abläufen bis zur Rechnungslegung nachgegangen. Das Ziel ist eine Bewertung der Kirchenrechnungen. Dies erfolgt in der Absicht, Bürgern der Stadt bei der Administration der Kirchenfabrik und damit beim Umgang mit halböffentlichen Geldern nachzuspüren 84 . Wurde eingangs konstatiert, dass Laien wie van Galen die Finanzen der Kirche verwalteten, so zeigte sich bei der Auswertung der bisherigen Forschungsergebnisse, dass das Entstehen der Kirchenfabriken auf der Grundlage der bislang erschienenen Literatur nur unzureichend erklärt werden kann. In einem zweiten Kapitel wird daher systematisch versucht, die rechtlichen und ökonomischen Bedingungen für das Aufkommen der Kirchenfabriken darzustellen. Dabei wird auch untersucht, ob und inwieweit sich die Zuständigkeit und die Verantwortung der Kirchenmeister im Verlauf des Hoch- und Spätmittelalters veränderten. Anschließend wird auf die Personen der Kirchenmeister eingegangen, auf ihre Biographie, auf die Dauer ihrer Amtszeit und auf ihr politisch-soziales Umfeld. Die weiteren Fragen zielen dann auf die Einbindung der Kirchenfabriken in die Stadt: Zunächst wird die politische und wirtschaftliche Abhängigkeit der Kirchenmeister vom Rat der Stadt und von weltlichen Herrschern untersucht. Dann wird das Verhältnis der Kirchenmeister zur Geistlichkeit, insbesondere zu den Klerikern der Pfarrkirche beleuchtet. Abschließend wird auf die Zusammenhänge zwischen Kirchenfabrik und Gemeinde eingegangen. Die Kapitel drei bis sieben gehen auf die fünf zentralen Aufgabenfelder der Kirchenmeister ein: Erstens unterstand den Kirchenmeistern die Sorge für die Kirche als Bauwerk. Dies schloss den Friedhof ebenso wie alle dazugehörenden Gebäude ein. Zweitens waren sie für die gesamte Innenausstattung ihrer Kirche verantwortlich, was auch das liturgische Gerät umfasste. Während die erhaltenen Objekte von Kunsthistorikern seit langer Zeit detailliert erforscht werden, wird jetzt untersucht, wer sich für sie verantwortlich fühlte, welche Mühe und welche 84

Vgl. Kurze, Wahlen, S. 214-215, der konstatiert, dass „von der Forschung noch gar nicht ernsthaft erfragt worden [ist], wie denn der Willensbildungs- und Entscheidungsprozess in diesen Gremien oder bei einzelnen ihrer Bevollmächtigten abgelaufen ist".

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Ausgaben für ihren Erhalt notwendig waren. Drittens erstreckten sich die Aufgaben der Kirchenmeister auf die Organisation der sakralen Handlungen in der Kirche. Dies galt für die Privat- oder Memorialmessen, bezog sich aber auch auf die täglich in der Kirche stattfindenden Gottesdienste 85 . Viertens ist ein Kapitel den Einnahmen und Ausgaben gewidmet. Nach der Analyse der unterschiedlichen Einkünfte der Kirchenmeister wird auf die Frage eingegangen, welche Bedeutung die unterschiedlichen Geldquellen hatten und ob es im Verlauf des späten Mittelalters zu Veränderungen kam. Anschließend werden die Ausgaben untersucht, um zu bewerten, welchem der vier skizzierten Aufgabenbereiche finanziell die größte Bedeutung zukam und ob dies bei allen Kirchen gleich war. Zugleich interessiert, ob es im Verlauf des Spätmittelalters zu Verschiebungen kam und welche wirtschaftlichen Grundsätze die Kirchenmeister verfolgten. Zum Schluss wird auf das eingangs aufgeworfene Problem eingegangen, ob die Kirchenmeister im Stil von Unternehmern die Einnahmen der ihnen anvertrauten Institution zu steigern versuchten. Im Zentrum des siebten und letzten Kapitels stehen die Administration und das Personal der Kirchenfabrik. Zum einen beschäftigten die Kirchenmeister eine Vielzahl von Personen, so dass es um die Frage geht, wer diese waren, wie lange sie jeweils beschäftigt wurden und welche Bedeutung ihnen die Kirchenmeister zumaßen. Zum anderen trugen die Vorsteher der Kirchenfabrik große politische und juristische Verantwortung, da ihre zentrale Aufgabe die Verwaltung von Geldern, Liegenschaften und Stiftungen war. Dies steht im unmittelbaren Zusammenhang zum Selbstverständnis der Kirchenmeister und zu der Stellung, die ihnen in der Stadt zukam. Damit werden die im ersten und zweiten Kapitel erzielten Ergebnisse zur Einordnung der Kirchenfabriken in die Geschichte der Verwaltung aufgegriffen und um die Verwaltungspraxis erweitert 86 . Insgesamt wird – ausgehend von der Administration der Kirchenfabrik – ein Segment der kirchlichen, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Geschichte der mittelalterlichen Stadt untersucht. Dies aber heißt zugleich, dass zwar die Kirchenfabrik und ihre Einbindung in die Stadt so detailliert wie möglich analysiert werden, dass es aber nicht das Ziel sein kann, die Geschichte einzelner Kirchen zu schreiben. Ebenso wenig können die spätmittelalterliche Frömmigkeit, liturgische Einzelheiten oder die Ikonographie der Bilder und Altäre beschrieben werden 87 . Ohne Berücksichtigung müssen auch bauliche und archäologische Befunde bleiben. Auch auf die politische wie kirchliche Gemeinde wird nur am Rande eingegangen, denn nicht nur ihre Definition ist umstritten, auch die Erforschung politischer und sozialer Strukturen unterhalb der Ebene des Rates steckt noch in den Anfängen. Im Rahmen der folgenden Untersuchungen können daher weder die Einbettung der Kirchenfabrik in die sozialen Netzwerke noch das liturgische Ge85 86 87

Zum Verhältnis von Liturgie und Frömmigkeit grundlegend Fischer, Liturgie, insb. S. 129ff., Hamm, Frömmigkeit, S. 466ff. Zum Begriff der Verwaltung Damkowski, Entstehung, S. 1ff. und S. 12ff. Zur Problematik des Begriffs „Frömmigkeit“ Schreiner, Frommsein, insb. S. 82-89; zur Liturgie siehe beispielsweise Affentranger, Elemente, Arens, Liber.

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schehen im Alltag einer mittelalterlichen Stadtgemeinde in toto dargestellt werden. Bei all diesen Bereichen werden lediglich weitergehende Ansätze aufgezeigt 88 . Zugleich muss bedacht werden, dass die mittelalterlichen Kirchenrechnungen nicht an einer modernen Systematik gemessen werden können 89 . Auch wäre es sicherlich erstrebenswert, beispielsweise so viel wie möglich über das Leben zumindest aller in den Weseler Kirchenrechnungen genannten Personen zu erfahren, um ihr Verhältnis zur Kirchenfabrik genau zu bestimmen. Der Reichtum der in Wesel überlieferten Quellen ermöglicht durchaus erheblich weitergehende Einblicke als hier gegeben werden können, und das gleiche gilt für viele andere Städte. Um aber die Kirchenfabrik ins Zentrum der Untersuchung zu stellen, mussten klare Grenzen gesetzt werden, denn bereits die Überlieferungslage einer mittelalterlichen Stadt wie Wesel ist kaum zu überschauen. Die Arbeit verfolgt damit eher eng gesteckte Ziele. Sie gelten einzelnen Bereichen der Stadtgeschichte, der Kirchengeschichte, der Verwaltungshistorie sowie der Alltagsgeschichte. Die Nahaufnahme eröffnet den Blick auf Details, stellt aber keinen mikrohistorischen Ansatz dar. Währungsverhältnisse Angesichts der stark schwankenden Währungsverhältnisse wird darauf verzichtet, die in den Weseler Rechnungsbüchern enthaltenen Angaben grundsätzlich und systematisch in Goldgulden umzurechnen, um eine bessere Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Sie werden stattdessen in Pfennigen oder Mark ausgedrückt, da keine Lohn-Preis-Vergleiche beabsichtigt sind90 . Die Kirchenmeister von St. Willibrord verzeichneten allein im Zeitraum von 1485 bis 1509 24 Arten von Goldmünzen sowie 39 Arten von Silbermünzen. Die Anzahl der genannten Goldmünzen steht allerdings im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Bedeutung. Die Kirchenmeister erhielten nur selten Goldmünzen, so dass die Kirchenfabriken nur bedingt Teil des Kreislaufes überregional umlaufender wertbeständiger Großmünzen aus Gold wie aus Silber waren 91 . Hingegen notierten sie in erster Linie die regional umlaufenden Silbermünzen, die in Wesel in Pfennigen, Schillingen oder Albussen ausgemünzt waren, sowie die lokal gültigen Silbermünzen, bei denen es sich in Wesel um Pfennige und Heller handelte. Hinzu kam das zahlreich vorhandene lokale minderwertige Kleingeld aus Kupfer oder Silber, bilion oder bose

88 89 90

91

Vgl. Jütte, Stadtviertel, mit ausführlicher Bibliographie S. 261-269, Schlögl, Gottesverehrung, S. 191ff., Schultze, Stadtviertel, S. 32ff., Bolton, Neighbourhood. Zu der Diskussion zur Anwendung moderner Systematik v. Seggern, Zusammenfassung, S. 293. Ausführlich Fouquet, Bauen, S. 129-132; zu dem Problem, dass beispielsweise in Stadtrechnungen mit verschiedenen Währungen gerechnet wurde, siehe ausführlich Körner, Staatsfinanzen, insb. S. 381ff. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 432, siehe Metz, Geld, S. 20-21, und Beissel, Bauführung II, S. 71ff.

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muntz 92 . Die verschiedenen Münzsorten mussten die Kirchenmeister laufend gegeneinander umrechnen. Eine sinnvolle Buchführung war nur möglich, wenn entweder exakt die verwendete Währung und zugleich ihr momentanes Verhältnis zu allen anderen Währungen notiert wurde, oder wenn innerhalb der Administration eine Währung verwendet wurde, die eine Vergleichbarkeit der Einnahmen und Ausgaben gewährleistete, die dann aber lediglich durch Kursverhältnisse mit den tatsächlichen Währungen in Bezug stand. Die Kirchenmeister wählten den einfachen und zugleich traditionellen Weg, Einnahmen und Ausgaben, Löhne und Werte in Währungen auszudrücken, die leicht zu handhaben waren. Die Rechenmünzen standen daher in einem konstanten Kursverhältnis zueinander 93 . Ihnen wurden real umlaufende Münzen zugeordnet. Im Reich war dies in erster Linie die Mark, unterteilt in Schillinge und Pfennige. Im rheinischen Münzvertrag von 1357 wurde zusätzlich der Groschen oder Albus eingeführt, der zu 12 Hellern gerechnet wurde, so dass eine Mark nunmehr mit 6 Groschen oder 72 Albus gleichgesetzt wurde 94 . Der Albus besaß einen sehr hohen Feingehalt, so dass er wegen seines Aussehens als „Weißpfennig“ oder im Fall der Mainzer Prägungen wegen des Mainzer Rades auf der Rückseite als rader albus bezeichnet wurde 95 . Die Münzreform sollte die Verschlechterung der alten Pfennige aufhalten, indem versucht wurde, eine neue Basismünze einzuführen. Tatsächlich wurden die Weißpfennige während des gesamten 15. Jahrhunderts geprägt, doch die Münzverschlechterung konnte nicht gestoppt werden. Parallel zum Weißpfennig gab es daher noch einen zweiten Albus, den albus current oder Rechenalbus. Er zählte zwar ebenfalls 12 Heller, war jedoch von geringerem Wert, der im Verlauf des 15. Jahrhunderts noch weiter abnahm 96 . Der albus current war daher mit den minderwertigen Silbermünzen vergleichbar 97 . Als überregionale Goldwährung wurde im Rheinland der Rheinische (Gold)gulden verwendet, der prinzipiell zu 24 Albus oder 288 Heller gerechnet wurde 98 . Neben ihm gab es eine Vielzahl anderer Gulden mit unterschiedlicher Relation 99 . Auch der Goldgulden unterlag in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts einer gewissen Münzverschlechterung, die jedoch erheblich geringer war als die der Silberwährungen 100 . Es galt daher eine von Jahr zu Jahr sich 92

93 94 95 96 97 98 99 100

bilion: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 869; bose muntz: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 94v., auch StadtA Ulm A 7082 f. 61r. und StadtA Nürnberg Cod. man 74 2° f. 91v.; hierzu ausführlich Groebner, Ökonomie, S. 26ff. Ausführlich Metz, Geld, S. 21-25. Metz, Geld, S. 24; zum Zeitraum vor 1357 Klüssendorf, Studien, S. 82ff. Metz, Geld, S. 44, auch: Alder albus, albus gravis. Metz, Geld, S. 45. Vgl. Metz, Geld, S. 107. Metz, Geld, S. 50 sowie ebd., Tabelle A5 S. 399-403. Siehe zur Münzpolitik in den Grafschaften und Herzogtümern Jülich, Kleve und Berg zusammenfassend Heppe, Münzprägung. Siehe Körner, Staatsfinanzen, S. 398ff. zum Problem der Geldentwertung bei der Auswertung von Rechnungsbuchserien, siehe auch Dirlmeier, Untersuchungen, S. 29.

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verändernde Gold-Silber-Relation, die weniger durch die Kaufleute als vielmehr auf Beschluss des Rates der Stadt festgelegt und daher auch in den Stadtrechnungen von Wesel festgehalten wurde 101 . Auch die Kirchenmeister notierten häufig die Relation zwischen Goldgulden und Silberalbus. Vereinzelt werden diese Werte zum Vergleich herangezogen, um langfristige inflationsbereinigte Trends aufzuzeigen. Von 1420 bis zum Jahr 1500 verschlechterte sich das Verhältnis, wobei sich dieser Münzverfall in verschiedenen Phasen vollzog: Der Zeitraum von 1386 bis 1454 war einerseits durch einen relativ stabilen Geldwert, andererseits aber durch eine erhebliche Abwertung des Silbers geprägt. Dies galt nicht nur im Gebiet des Niederrheins, sondern für das ganze Reich. In Wesel schloss sich von 1444 bis 1471 eine Phase der relativen Stabilität an, in der sich das Verhältnis nur um 12% verschlechterte 102 . In den dann folgenden Jahrzehnten aber stieg der Kurs des Goldguldens wie des Rader albus erheblich an und war in Wesel sogar noch höher als anderswo im Gebiet des Niederrheins 103 . Der Münzverfall belief sich in Wesel auf durchschnittlich ca. 2,6% pro Jahr. Besonders verschlechterte sich der albus current. Um diesen Verfall zu stoppen, beschlossen die Herzöge von Jülich-Berg und Kleve zusammen mit den Kurfürsten von Köln sowie der Stadt Köln 1511 eine Münzreform, wonach der Umlauf des schlechten Silbergeldes verboten wurde. Einzig das Radergeld durfte noch verwendet werden. Der Kurs zum Goldgulden wurde auf 4 Mark 4 Heller festgesetzt, was für Wesel faktisch einer Abwertung um 55% gleichkam104 . In Konsequenz blieb die SilberGold-Relation im folgenden Jahrzehnt weitgehend stabil105 . Leider lassen sich die für das Gebiet des Niederrheins geltenden Münz- und Währungsverhältnisse nicht auf das Reich übertragen. Zum einen gab es sehr unterschiedliche lokale Münz- und Währungsverhältnisse, die von diversen politischen Faktoren abhängig waren, die nicht im Rahmen dieser Arbeit analysiert werden können. Zum anderen schwankte ihr Verhältnis sowohl zu den regionalen als auch zu den reichsweiten Goldwährungen. Es fehlen jedoch die Vorarbeiten für die sich laufend verändernden und lokal ganz unterschiedlichen Währungsrelationen und Wechselkurse 106 . Ein Vergleich der Angaben aus den verschiedenen Kirchenfabriken ist damit zwar denkbar, wird hier aber nicht vorgenommen.

101 102 103 104 105 106

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 182. Vgl. Metz, Geld, S. 103. Metz, Geld, S. 106. Metz, Geld, S. 115. Metz, Geld, S. 115-116. Vgl. zu Nürnberg Groebner, Ökonomie, S. 56ff., siehe auch Dormeier, Verwaltung, S. 375ff.

I. DIE RECHNUNGSBÜCHER DER KIRCHENMEISTER ALS HISTORISCHE QUELLEN Im Folgenden werden die aus dem Mittelalter überlieferten Rechnungsbücher der Kirchenmeister übergreifend beschrieben und miteinander verglichen. Wie eingangs zitiert, werden dabei unter Rechnungsbüchern „schriftlich fixierte Aufstellungen von Einnahmen und/oder Ausgaben [verstanden], die aus dem der Abrechnung zugrundeliegenden Verhältnis zwischen Rechnungsleger und Rechnungsempfänger resultieren und zum Zweck der Rechenschaft angelegt wurden" 1 . Erstens werden die überlieferten Unterlagen der Kirchenmeister formal beschrieben und in verschiedenen Typen unterteilt. Auf dieser Grundlage werden dann erste Aussagen über die Entwicklung der Rechnungsführung und über den Wert dieser Quellen getroffen. Zweitens werden die Rechnungsbücher und weitere Unterlagen der Kirchenmeister im Hinblick auf die Kassenführung und Buchführung untersucht. Dabei geht es zum einen darum, Aufschlüsse über den Umgang der Kirchenmeister mit den ihnen anvertrauten Geldern zu gewinnen; zum anderen wird analysiert, auf welcher Finanzpraxis die Rechnungsbücher beruhten. Schließlich wird die Frage nach den Vorgängen bei der Rechnungslegung und nach der Rechnungskontrolle gestellt. Abschließend werden die Genauigkeit und der Aussagewert der Rechnungsbücher bewertet. Zusätzlich zu der formalen Untersuchung und Bewertung der Rechnungsbücher gilt es, Entwicklungen bei der Verwaltung der Kirchenfabriken aufzuzeigen. Wurden in der Forschung bislang die Veränderungen entweder bei städtischen Kanzleien oder bei der Buchführung von Kaufleuten untersucht, so wird im Folgenden längsschnittartig die Entwicklung der Rechnungsführung einer Institution betrachtet. Die Administration der Kirchenfabrik und ihre Entwicklung können damit in die Geschichte der städtischen Verwaltung eingeordnet werden. Dabei wird von einem Zusammenhang zwischen der formalen Gestaltung der Rechnungsbücher auf der einen Seite und der Buchführung sowie der Entwicklung der Finanzadministration auf der anderen Seite ausgegangen. Es ist anzunehmen, dass den Rechnungsbüchern nicht-kodifizierte Vorschriften zugrunde lagen, die durch die formale Untersuchung sowie durch die Analyse der Rechnungsführung aufgezeigt werden.

1

Mersiowsky, Anfänge, S. 39.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

I.1. ÜBERLIEFERUNG, BESCHREIBUNG UND TYPOLOGIE DER RECHNUNGSBÜCHER Chronologie Rechnungen der städtischen Kirchenmeister sind im Reich erst aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erhalten. Auf der Grundlage von edierten Rechnungen, Angaben in Archivführern und durch Anfragen an kirchliche, städtische und staatliche Archive lassen sich vier Abschnitte in der Überlieferung nachweisen: 1. der Zeitraum bis 1400, 2. die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts, 3. die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts und 4. die Jahre bis zur Einführung der Reformation im 16. Jahrhundert. Das Überlieferungsprofil in zeitlicher Tiefe korreliert mit der geographischen Streuung sowohl im Hinblick auf die Überlieferung als auch auf die Größe der Städte. Der tabellarische Überblick in Anhang IV zeigt, dass aus dem 14. Jahrhundert nur sehr wenige Rechnungen erhalten sind. Sie haben meistens lediglich fragmentarischen Charakter. Diese Einzelstücke zeigen, dass die frühesten überlieferten Kirchenrechnungen keinem einheitlichen geographischen Raum zugeordnet werden können. In den meisten Städten sind auch lediglich vereinzelte Rechnungen aus dem 14. Jahrhundert erhalten. Diese deuten insgesamt auf eine feste Tradition der Rechnungslegung hin 2 . Ab der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist eine Vielzahl von Kirchenrechnungen überliefert. Im Pfarrarchiv von St. Willibrord in Wesel existieren Kirchenrechnungen ab dem Jahr 1401, von denen nur sehr wenige Rechnungsbücher verloren sind. Sie werden durch die ab 1434 mit geringen Lücken erhaltenen Bestände der zweiten Weseler Pfarrkirche St. Nikolaus auf der Mathena ergänzt. Im Vergleich zur ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts verdreifacht sich die Anzahl der Bestände während der folgenden fünfzig Jahre. Im 16. Jahrhundert kommen nur noch wenige Bestände zu den bereits genannten hinzu. Bei ihnen handelt es sich nahezu ausschließlich um Rechnungsbücher aus kleineren Städten, die nur kurze Laufzeiten aufweisen. Insgesamt gesehen scheint es nur wenige Städte zu geben, in denen sich umfangreiche Rechnungsbestände mehrerer Kirchen erhalten haben. Zu diesen gehören Bamberg, Bayreuth, Braunschweig, Dresden, Hamburg, Mainz, Metz, Nürnberg, Rostock, Rothenburg, Wesel und Wunsiedel. Die zeitlichen Überschneidungen der Rechnungszeiträume sind aber mehrheitlich gering; lediglich in Bayreuth, Dresden und Wesel liegen parallele Überlieferungen über 20 Jahre und länger vor. Aus nur wenigen Städten wie Koblenz, Bamberg und Dresden sind Rechnungsbücher doppelt überliefert, obwohl sie in vielen Städten wie Braunschweig, Siegen und Wesel ausweislich der Einträge doppelt ausgefertigt wurden 3 . Aller2 3

Vgl. hierzu auch Schönberg, Technik, S. 93. Braunschweig: StadtA Braunschweig F I 6/H. 17 f. 1r.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1515/1516 f. 22v.; Wesel: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 41ff. und S. 137ff. (1511), S. 173ff. und S. 215ff. (1512), S. 795ff. und S. 841ff (1519).

I.1. Überlieferung, Beschreibung und Typologie der Rechnungsbücher

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dings liegen aus einer ganzen Reihe von Städten subsidiäre Rechnungsbücher vor: Hierzu gehören in erster Linie Zinsbücher, wie sie aus Rothenburg, Ulm und Dresden überliefert sind 4 . Besondere Ausgaben wie beispielsweise für den Bau einer neuen Orgel oder für Bauarbeiten an der Kirche notierten manche Kirchenmeister separat 5 . In manchen Orten wurden nicht nur die Rechnungsbücher aufbewahrt. In Städten wie Weissenburg, Nördlingen und Dresden wurden den Büchern unterschiedlich große Zettel entweder lose beigelegt oder fest eingebunden 6 . Im Ergebnis lassen sich mittelalterliche Kirchenrechnungen in Städten aller Größen feststellen. Zwar überwiegen zahlenmäßig die Bestände aus kleinen bis mittleren Orten, doch liegen aus größeren erheblich umfangreichere und geschlossenere Bestände vor. Eine besonders gute Überlieferung lässt sich in den Städten nachweisen, die schon früh eine ausgebildete und differenzierte Verwaltung hatten. Die Tradierung mittelalterlicher Kirchenrechnungen aus Reichsstädten ist wesentlich dichter als aus vielen Landstädten; sie setzt bei den Reichsstädten auch früher ein. Insgesamt lassen sich drei geographische Schwerpunkte ermitteln, nämlich Franken, das Gebiet des Oberrheins mit dem Elsass sowie der Raum des Niederrheins mit Westfalen. Dies entspricht den bisherigen Ergebnissen der Verwaltungsforschung, wonach in den genannten Räumen die städtische Eigenverwaltung deutlich früher einsetzte als in anderen Gebieten des Reiches. Die überwiegende Mehrzahl der genannten Rechnungsbücher ist heute in städtischen Archiven zu finden, während nur wenige in kirchlichen oder staatlichen Archiven aufbewahrt werden. Auch wenn Details der Überlieferung nur im Einzelfall ermittelt werden können, so gab es insgesamt vier mögliche Überlieferungswege: Die Überlieferungschancen für Rechnungsbücher im Privatbesitz der Kirchenmeister waren sehr gering. Verblieb ein Exemplar bei der Kirchenfabrik als Institution, war seine Überlieferungschance nur unwesentlich größer, da es sich um kein städtisches Amt mit eigener Kanzlei handelte. Allerdings konnten die Rechnungsbücher zusammen mit anderen relevanten Dokumenten in der Kirche, beispielsweise in der Sakristei, aufbewahrt werden, wo den Dokumenten etwas mehr Sorgfalt als in Privathaushalten zuteil wurde. Eine dritte Möglichkeit bestand in der Aufbewahrung durch den Pfarrer der Gemeinde. Es lässt sich nicht abschätzen, wie häufig dies der Fall war. Einerseits waren die Pfarrer in den Städten nur selten an der Rechnungslegung beteiligt, andererseits sind einige Rechnungsbücher in kirchlichen Archiven überliefert. Ob es

4 5

6

Siehe Anhang IV. Siehe beispielsweise die Rechnungsbücher für die Erhöhung der beiden Türme von St. Sebald in Nürnberg ediert durch Gümbel, Baurechnungen 1481-1495 I; ähnlich in Siegen beim Bau des Kirchturms von St. Nikolai in den Jahren 1461/62, während ansonsten bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts Ausgaben für größere städtische Bauprojekte in den Stadtrechnungen verbucht wurden, vgl. Bingener, Bauwesen, S. 11. Siehe hierzu ausführlich unten Kapitel I.2.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

sich bei diesen Beständen um Rechnungsbücher der Pfarrer oder der Kirchenfabriken handelt, lässt sich nicht klären. Die vierte und am häufigsten anzutreffende Möglichkeit ist die Aufbewahrung in Stadtarchiven. Der Rat, der die Rechnung im Allgemeinen auch abnahm, deponierte ein Exemplar in der Kanzlei der Stadt 7 . Dies weist erneut auf einen Zusammenhang zwischen den Kirchenfabriken und der sich allmählich ausbildenden städtischen Administrationen und ihren Archiven hin 8 . In den meisten Städten band man die Papierhefte nachträglich zu mehr oder weniger dicken Konvoluten zusammen. Für den Einband wurden Pergamentblätter oder Holzdeckel verwendet. Dies geschah häufig noch im Spätmittelalter, doch ist eine Datierung der Bindung vielfach nur anhand der Handschrift auf dem Einband möglich. Vielfach wurden die Hefte erst in neuerer Zeit mit Papier oder Leinen eingebunden 9 . Der äußere Eindruck der Rechnungsbücher ist damit sehr unterschiedlich: Während in Nürnberg teures Pergament, kostbare Ledereinbände und teure Schließen im Quartformat verwendet wurden, bestehen die Freiburger Rechnungsbücher aus dünnen Schmalfoliolibellen aus Papier ohne Einband. In Greifswald ist der zeitgenössische Ledereinband samt Bindung beschädigt, während die Straßburger Hefte ursprünglich mit Pergament eingebunden waren, das jedoch entfernt wurde 10 . In Würzburg, Hagenau und Braunschweig benutzte man alte und offenbar für wertlos erachtete Pergamenturkunden11 . Waren in Straßburg die Rechnungsbücher jahrgangsweise eingebunden, fügte man in anderen Städten eine Vielzahl von Büchern zusammen. Formale Beschreibung Die überlieferten Unterlagen der Kirchenmeister lassen sich mit Hilfe verschiedener Kriterien formal beschreiben: Hierzu gehören die äußere Erscheinung, der Gebrauch von Buchschmuck, die verwendete Sprache, das Notieren von Seitenoder Gesamtsummen sowie der allmähliche Wechsel von römischen zu arabischen Ziffern. Wichtig ist auch der Aufbau der Bücher. Alle Rechnungsbücher wurden in kursiver Kanzleischrift ausgefertigt, doch lassen sie sich in sauber und unsauber geschriebene Handschriften unterteilen. Kriterien für diese Unterteilung sind etwa, ob die Einträge in betont gut lesbarer Kanzleischrift auf Linien geschrieben oder nur flüchtig notiert wurden, ob die 7 8

9 10 11

Behne, Geschichte aufbewahren, S. 290-294, zum Begriff auch S. 290 Anm. 44. In eingeschränktem Maß lässt sich dieses Ergebnis auch auf die Rechnungskammern der Territorialfürsten übertragen: In Dresden war der Herzog zur Teilnahme an der Rechnungslegung der Brückenmeister berechtigt, so dass die herzogliche Rechnungskammer einen Teil der Rechnungsbücher aufbewahrte (StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73 und 74), vgl. Richter, Verwaltungsgeschichte 1, S. 116 mit Anm. 4. Bayreuth: StadtA Bayreuth R1/1470ff. Einband; Windsheim: StadtA Windsheim G 37A f. 14r. Greifswald: StadtA Greifswald Rep. 3/IX Nr. 147/1 f. 4r.; Straßburg: StadtA Straßburg UFW 43 (39). Würzburg: StadtA Würzburg Ra 2022 f. 0r.; Hagenau: StadtA Hagenau GG 249/1 f.; Braunschweig: StadtA Braunschweig G II 7 Nr. 22.

I.1. Überlieferung, Beschreibung und Typologie der Rechnungsbücher

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Schreiber großzügige Ränder ließen und die einzelnen Konten durch Überschriften und Leerzeilen absetzten und ob Einträge und Zahlen durchgestrichen und korrigiert wurden. Auf der Grundlage dieser Kriterien gab es zwei Arten von Rechnungsbüchern: 1. Rechnungsmanuale wurden häufig unsauber geschrieben, da sie wie in Bremen kontinuierlich geführt wurden, so dass immer wieder Einträge vorgenommen, Posten durchgestrichen oder Summen korrigiert wurden 12 . Ähnliches galt beispielsweise für die Mehrzahl der Rechnungen der Kirchen in Bayreuth13 . Auch in Wunsiedel und Rothenburg notierten die Kirchenmeister ihre Einnahmen und Ausgaben in eigenen Rechnungsmanualen, in denen sie häufig viel Platz ließen für weitere Ergänzungen und Einträge 14 . 2. Für die Reinschriften der Rechnungsbücher verwendeten die Schreiber horizontale Blindlinien, um gleichmäßige Zeilenabstände zu erhalten. Vertikale Blindlinien konnten helfen, Ränder oder Spalten zu markieren. Vielfach wurden sogar die Abstände zu den Überschriften gleich gehalten, da sich die Schreiber offenbar sicher waren, dass sie keine weiteren Einträge hinzuzufügen brauchten. Die Schriftgröße ebenso wie die Großzügigkeit, mit der die Schreiber zu Werk gingen, variierten sowohl zwischen den einzelnen Städten als auch im Verlauf der Jahre. In Rothenburg wurde zwischen Einnahmen und Ausgaben eine Leerseite gelassen. Wenn eine Seitensumme angegeben wurde, so war sie in der letzten Zeile der Seite vielfach in kleinerer Schrift als die Einträge notiert. Die Überschriften wurden mehrheitlich mittig angeordnet. Die Reinschriften weisen so gut wie keine Benutzungsspuren auf. Nur wenige Kirchenmeister wie Sebald Schreyer in Nürnberg notierten die Einnahmen von der einen Seite des Rechnungsbuches her und begannen mit den Ausgaben am anderen Ende des Buches. Alle übrigen Kirchenmeister schlossen an die Einnahmen die Ausgaben an. Nicht alle Reinschriften wurden gleich sorgfältig geschrieben. Gerade aus dem 14. und aus der ersten Hälfe des 15. Jahrhunderts stammt eine ganze Reihe von Rechnungsbüchern, bei denen viele Einträge von verschiedenen Schreibern vorgenommen, wieder durchgestrichen und teilweise nachträglich ergänzt wurden 15 . Im Verlauf des 15. Jahrhunderts bemühten sich nahezu alle Kirchenmeister vermehrt um sauber geführte und schön geschriebene Rechnungsbücher. Bei der städtischen Buchhaltung vollzog sich im 15. Jahrhundert eine ganz ähnliche Entwicklung 16 . Ausnahmen bilden Rechnungsbücher der Kirchenmeister von St. Gallen, Greifswald, Freiburg oder Bremen. In Bayreuth und Braunschweig war die Sauberkeit der Einträge starken Schwankungen unterworfen. Auch in Wunsiedel und Nürnberg wurden die Rechnungen vorübergehend etwas weniger ordent-

12 13 14 15 16

StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 66v. StadtA Bayreuth R 1 1485 und 1487 ff. Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 373; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R 360. StadtA Schmallenberg Bestand A Nr. 4 Kirchenrechnung 1398; StadtA Dresden A XV b 20 Brückenamtrechnung f. 43v., f. 136r., f. 183r. Schönberg, Technik, S. 96.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

lich geschrieben. In Coburg beschäftigte der Kirchenmeister immer wieder den gleichen Schreiber, dessen Handschrift sich von Jahr zu Jahr verschlechterte. In einigen wenigen Städten wie beispielsweise Schmallenberg wurden die Rechnungsbücher ausschließlich in Latein verfasst. Gleiches gilt auch für Kirchen, die eng mit geistlichen Gemeinschaften wie Klöstern oder Stiften zu tun hatten oder eventuell gar mit diesen zusammenarbeiteten: In Bielefeld fertigte vermutlich ein Kleriker die Rechnungen auf Latein aus. In den übrigen Städten kam es zu einem allmählichen Wandel: Während viele der frühen Rechnungen zumindest teilweise auf Latein abgefasst wurden, sind nahezu alle aus der Zeit zwischen 1450 und 1520 überlieferten und eingesehenen Rechnungsbücher in Deutsch geschrieben 17 . Allerdings muss zwischen den eigentlichen Rechnungseinträgen und den Rezessen unterschieden werden. Während in Wesel die Buchungseinträge schon sehr viele deutsche Begriffe enthielten, wurden die Rezesse von St. Willibrord noch bis 1422 weitgehend auf Latein abgefasst. Die lateinischen Bezeichnungen der Seiten- und Kontensummen wurden sogar bis 1458 beibehalten. Ähnliches lässt sich auch in anderen Städten nachweisen18 . Wahrscheinlich orientierten sich die Kirchenmeister an dem Sprachgebrauch der rechnungsabnehmenden Institution. In allen Städten wurden die Rechnungen in Papierbücher eingetragen. Quarthefte wurden in nur wenigen Städten wie in Dresden, Passau, Rothenburg, Würzburg und Ulm verwendet. Ansonsten gebrauchten die Kirchenmeister Papierhefte mit einem Format in der Breite von 10 bis 15 cm und in der Höhe von 28 bis 33 cm. Dieses Format hatten auch die Rothenburger Rechnungsmanuale. In Dresden, Rostock und Nördlingen wechselten die Kirchenmeister zwischen verschiedenen Formaten, doch waren diese stets kleiner als Quartgröße. Die Anzahl der Lagen schwankt zwischen vier und zehn. Sie wurden mit Fäden mittig geheftet, deren Gleichmäßigkeit dafür spricht, dass die Hefte fertig gekauft und nicht nachträglich gebunden wurden 19 . Es hing völlig von den Traditionen und dem Umfang der Buchführung ab, ob wie in Herford pro Jahr ein Heft oder wie in Windsheim zehn Hefte und mehr verwendet wurden. In kaum einer Stadt wurden die Rechnungsbücher durch Buchschmuck verziert. Die Schreiber der Ulmer Kirchenrechnungen schmückten einzelne Buchstaben, während die Straßburger Schreiber die Überschriften einzelner Konten in Rot ausführten. In Rothenburg wurde ab 1485/1486 bei den Einnahmen der erste senkrechte Strich im ersten Buchstaben eines Namens mit roter Tinte geschrieben20 . In St. Gallen verzierte der Schreiber einige Seitenränder mit einem Hund, einer Schlange oder mit Motiven aus Spielkarten 21 . Die meisten Kirchenmeister legten offenbar keinen Wert auf eine repräsentative Verzierung ihrer Bücher; sie sahen in ihnen lediglich Mittel der Administration. 17 18 19 20 21

Vgl. Schönberg, Technik, S. 96-97. Vgl. Kuchenbuch, Register, S. 141. Ausnahme: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1487-1488 f. 15r. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 245r., R. 363 f. 21r. StadtA St. Gallen Kirchenamt XVI,2.

I.1. Überlieferung, Beschreibung und Typologie der Rechnungsbücher

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Bei der Beurteilung der Bedeutung und Verwendung der Rechnungsbücher müssen auch die notierten Summen berücksichtigt werden. Während Rechnungsjournale so gut wie keine Summen enthalten, wurden in den meisten Rechnungsbüchern Einnahmen und Ausgaben mindestens pro Konto, vielfach aber auch pro Seite ausgeworfen. Die entsprechende Summe trugen die Schreiber dann an das Ende des entsprechenden Kontos oder in die letzte Zeile der Seite ein, wobei sie je nach Großzügigkeit mehr oder weniger viel Rand zwischen dem letzten Eintrag und der jeweiligen Summe ließen. Die Seitensummen, teilweise auch die Kontensummen, wurden im Allgemeinen mit anderer Tinte und von anderer Hand als die Buchungseinträge geschrieben. Hatten die Schreiber wie in Windsheim nicht genügend Platz gelassen, notierten sie die Summen etwas versetzt auf der Seite 22 . In nahezu allen Kirchenfabriken wurden im 14. und 15 Jahrhundert sowohl Geldsummen als auch Stückzahlen in römischen Ziffern geschrieben, was zugleich der Praxis der städtischen Kämmerer entsprach 23 . Allerdings waren arabische Ziffern durchaus bekannt 24 : In Coburg verwendete man bereits 1483 arabische und römische Ziffern in einer Summe, und ab der Rechnung von 1493 wurden im Allgemeinen arabische Ziffern für die Jahresangaben für Ordnungszahlen, nicht aber für die Summen gebraucht 25 . In Ulm drückten die Kirchenmeister die Jahreszahlen und die Seitenzahlen ihrer Rechnungsbücher in arabischen Ziffern aus, behielten aber die römischen Ziffern bei. Ähnlich verfuhren auch die Kirchenmeister von St. Laurenz in St. Gallen und der Heilig-Kreuz-Kirche in Dresden. Die allmähliche Ablösung der römischen durch die arabischen Ziffern ist bei den Bamberger Rechnungsbüchern erkennbar. In St. Martin in Bamberg verwendeten die Schreiber bis 1508 ausschließlich römische Ziffern. In dem Rechnungsbuch des Jahres 1508/1509 aber notierten sie die Summe zunächst in römischen Zahlen und fügten dann eine weitere Summe in arabischen Ziffern hinzu26 . In Dresden trugen die Kirchenmeister im Jahr 1500 erstmals Seitensummen in arabischen Ziffern in ihre Rechnungsbücher ein 27 . In den Kirchenrechnungen von Wunsiedel notierte man 1480/1481 eine Seitensumme in arabischen Ziffern28 . In den folgenden Jahren wechselten die Kirchenmeister zwischen beiden Ziffernarten. In Nördlingen war man schon weiter, wurden doch alle Zahlen im Rechnungsbuch von 1497 in arabischen Ziffern geschrieben. Daran änderte sich dort während der folgenden Jahre nur wenig, doch lässt sich erkennen, dass der Schreiber gewöhnt war, gerade Geldbeträge in römischen Ziffern auszudrücken. Mit einem Wechsel in der Amtsführung ging 1504 auch eine Rückkehr zum alten 22 23 24 25 26 27 28

Siehe beispielsweise StadtA Windsheim G 38 f. 158r. Schönberg, Technik, S. 134-135. Zusammenfassend zuletzt Riedmann, Gebrauch. StadtA Coburg R 11/1483 f. 5v.; R 11/1492/93 passim; vgl. Andrian-Werburg, Stadtbuch, S. xv mit Anm. 32. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 6v., f. 9v., vgl. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1493/94 f. 16v.; vgl. Göldel, Bauhof, S. 247. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1500 o.f., vgl. Nr. 73/1509 f. 18r. StadtA Wunsiedel R 3739 o.f.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

Ziffernsystem einher. In Freiburg gibt ein dem Rechnungsbuch von 1505 beigelegter Rechenzettel einen Hinweis darauf, dass Additionen zumindest teilweise in arabischen Ziffern ausgeführt wurden 29 . In St. Willibrord in Wesel notierten die Schreiber während des 15. Jahrhunderts alle Zahlen in römischen Ziffern und verwendeten erst allmählich arabische Zahlen. Allerdings differenzierten sie auch weiterhin zwischen Hundertern und Zehnern und orientierten sich damit an der römischen Schreibweise. Bei den Weseler Stadtrechnungen war man schon Mitte des 14. Jahrhunderts dazu übergegangen, zumindest die Seitensummen in arabischen Ziffern auszudrücken 30 . Aufbau Alle Kirchenrechnungen lassen sich in drei Teile gliedern, nämlich das Protokoll, den Text sowie den Rezess der Rechnung 31 . Im Protokoll der Rechnung wurden der Abrechnungszeitraum und vielfach die Namen der Kirchenmeister festgehalten. Daran schloss sich der Text mit den Buchungseinträgen an. Der Rezess bildete den Abschluss des Rechnungsbuches und wurde häufig, aber längst nicht immer auf der letzten Seite des Buches notiert32 . Mit ihm wurde die Entlastung der Kirchenmeister bestätigt. Nicht von allen Kirchenfabriken können Aussagen über die Protokolle getroffen werden, da die entsprechenden Seiten längst nicht überall erhalten sind. Es hing völlig von der Großzügigkeit der Kirchenmeister und ihrer Schreiber ab, ob sie das Protokoll kurz und stichwortartig formulierten oder ausführlich in einem ganzen Satz niederschrieben. Auch wenn nicht alle Kirchenmeister ein Protokoll einfügten, so notierten die meisten von ihnen die Angaben auf der ersten oder auf der zweiten Rektoseite, selten auf der ersten Versoseite. In einigen Städten wie in Nördlingen und Koblenz stand eine Anrufung wie etwa Im namen Jhesus und Maria am Beginn des Protokolls33 . Daran schloss sich die Bezeichnung der Funktion des vorliegenden Buches wie in Bamberg an: Rechnung hannsen Rockenpach und hansen Roders pawmester zu unser frawen pfarkirchen 34 . In Coburg verwendeten

29 30 31 32 33 34

StadtA Freiburg E 1 B II a 1 Nr. 10 1505 (I) f. 2r. Kraus, Entwicklung, S. 5. Mersiowsky, Anfänge, S. 39-41. Siehe beispielsweise PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1484/85 f. 13v. Nördlingen: StadtA Nördlingen Kirchenrechnung 1499/1500 f. 0r.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 1r. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 1r.; Bayreuth: Register Einnemens und Außgebens (StadtA Bayreuth R1/1470 o.f.); Bielefeld: Registrum stucturae (StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 1r.); Dresden: Rechnung der kirchen unser lieben Frawen (StadtA Dresden A XV b 35 f. 86r.); Freiburg: Innenem und ußgeben unser lieben frawen bauws halben (StadtA Freiburg E 1 B II a 1 Nr. 12 f. 1r.); Hagenau: Register der rechnung sant Jergen wercks (StadtA Hagenau GG 253/2); Wertheim: Rechnunge (...) heinzen Bewnachs gothawsmeyster unser lieben frawen pfarrkirchen zu Wertheim von innemen und ußgeben das selbige gotshaws antreffende (StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 0r.); Wien: 1404: liber reddituum et distributorum factum atque perceptorum anno cccc° quarto ecclesie Omnium Sanctorum Wienne; 1416: Racio des Ott Weiss, kirch-

I.1. Überlieferung, Beschreibung und Typologie der Rechnungsbücher

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die Schreiber einen ganzen Satz (in diesem register find man was ich hans vegler diser zeit gotzhawsmeister sandt moritzen von gemeltz gotzhaws wegen eingenommen und außgeben (...) 35 . Sebald Schreyer in Nürnberg differenzierte zwischen Einnahmen und Ausgaben, so dass er kein gemeinsames Protokoll verwendete 36 . Auf die Funktionsbezeichnung folgte dann in allen Städten die Angabe des Rechnungsjahres, die vielfach die genauen Anfangs- und Enddaten einschloss. In St. Willibrord in Wesel enthielten die Rechnungsbücher der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts kein Protokoll, doch wurde auf die erste Rektoseite das Datum des Rechnungsjahres geschrieben. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts gingen die Kirchenmeister dazu über, die Einnahmen und Ausgaben jeweils durch einen kurzen Satz als Überschrift einzuleiten, der dann im Jahr 1463 zu einem Protokoll erweitert wurde (Upboiren Henrix ten Werdt ind Jelis Ledersnyder Kerckmeystern sunte Willibrords toe Wesell angaende up den dynxdach nae den sondage Invocavit in den jair LXIII ind uitgaende op ten seluen dynxdach vorgenant in den jair LXIII) 37 . Nach der Anrufung, Bezeichnung, dem Zeitraum und den Namen der Kirchenmeister war somit die Benennung der rechnungsabnehmenden Instanz das letzte Element des Protokolls. An das Protokoll schloss sich der eigentliche Text an. Die Kirchenmeister hielten nur selten die Einnahmen und Ausgaben in chronologischer Form fest, sondern systematisierten die Buchungsvorgänge und differenzierten zwischen verschiedenen Konten. Sie behielten die Gliederung aber nur selten über viele Jahre bei, sondern nahmen immer wieder Änderungen vor. Bei St. Willibrord verbuchten die Kirchenmeister die Einnahmen in fünf bis acht Konten 38 . Bei den Ausgaben differenzierten sie nur zwischen wenigen Kon-

35 36 37

38

maister, de anno etc. sexto decimo (nach Uhlirz, Rechnungen, S. xli); Würzburg: Rechnung Conradt Hopmans und Craft Zennes (StadtA Würzburg Ra 2022 f. 1r.). StadtA Coburg R 11/1482 f. 1r.; ähnlich Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 1r. Siehe beispielsweise StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 86r. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 171; sehr ähnlicher Inhalt in einem ganzen Absatz beispielsweise in Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1472/73 f. 1r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 4421 f. 1r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 1r. Zu den Einnahmen von St. Willibrord siehe ausführlich Kapitel VI.1. Die von den Kirchenmeistern gewählten Unterscheidungen wechselten mit zwei Ausnahmen: Die Opfergaben der Gemeinde fassten sie stets unter dem Begriff der Bede zusammen (Dyt is gheven in dy kerke) [AEK Wesel Gefach 37,1 S. 12]. Diese Kontobezeichnung wurde ab dem Jahr 1501 durch die Einnahmen der Kirchenbaulegate und der besonderen Spenden für den Kirchenbau ergänzt [ab AEK Wesel Gefach 37,3 S. 350]. Ein zweites kaum verändertes Konto hieß recepta restancia und umfasste die unbezahlten Gläubigerverpflichtungen der vergangenen Jahre. Besonders stark variierten die Kirchenmeister bei den verschiedenen Einnahmen aus Grundstücken, Häusern und Naturalien. In systematischer Weise verzeichneten sie die Geldrenten erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts bestanden die entsprechenden Einnahmen aus den Konten des sogenannten hues tyns und dem ghaerden tyns. Im Jahr 1408 kamen als weitere Konten der smael tins und das hoeft recht hinzu [AEK Wesel Gefach 37,1 S. 69-70]. Während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde bei den eingenommenen Naturalien lediglich der erzielte Erlös notiert. In einigen Jahren hielten sie allerdings die Einzelbeträge ohne weitere Angaben fest. Änderungen gab es im Hinblick auf die Bezeichnungen ebenso wie bei der Reihenfolge. So wurden in den Jahren 1415 bis 1418 die Einnahmen aus dem Hofrecht vor denen des kleinen Zinses nortiert, 1419 jedoch wieder nicht mehr. Während der Jahre 1432 bis 1434 wurde der kleine Zins Jordens tins genannt [AEK Wesel

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

ten, doch fügten sie im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer wieder Konten hinzu 39 . Änderungen folgten häufig Verschiebungen in den Finanzverhältnissen, in-

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Gefach 37,1 S. 354]. Im Jahr 1421 wurde die Reihenfolge der Konten verändert [AEK Wesel Gefach 37,1 S. 197-212]. Zugleich wurde das Hofrecht mit Dat synt horinghe lude sunte Wilbords bezeichnet. Ab dem Jahr 1427 verzeichneten die Kirchenmeister als erste Einnahme den Überschuss des vergangenen Jahres. Im Jahr 1431 ließen sie bei den beglichenen Schulden ebenso wie beim Hauszins die Überschriften weg. 1435 wurden die Naturalienabgaben unter der Überschrift Anno domini XXXV recepta koren zusammengefasst [AEK Wesel Gefach 37,1 S. 360]. Bei der Reihenfolge stellten die Kirchenmeister 1446 den Hauszins vor die Bede [AEK Wesel Gefach 37,2 S. 61-66]. Im Jahr 1452 enthielt das Rechnungsbuch zwar die zu den Hauszinsen gehörenden Einträge, nicht aber die entsprechende Überschrift [AEK Wesel Gefach 37,2 S. 124]. Im Jahr 1459 unterschieden die Kirchenmeister lediglich zwischen den Restanten und dem Hauszins, dem alles weitere untergeordnet wurde [AEK Wesel Gefach 37,2 S. 141-142]. Die Bede wurde auf einer separaten Seite ohne Überschrift notiert [AEK Wesel Gefach 37,2 S. 143]. Ab dem Jahr 1464 zogen die Kirchenmeister Zwischensummen ausschließlich in Form von Seitensummen und ließen die Additionen nach Konten fort. Bereits in den fünfziger Jahren hatten die Kirchenmeister erstmals den Versuch unternommen, Wiederholungen bei gleichförmigen Einnahmen zu vermeiden, indem sie beispielsweise beim Hofrecht die Namen der Gläubiger durch Klammern zusammenfassten [AEK Wesel Gefach 37,2 S. 108, S. 118, S. 128]. Diese Art der Vereinfachung wurde jedoch erst 1485 wieder verwendet [AEK Wesel Gefach 37,3, S. 6]. Im Jahr 1488 wurden auch bei der Bede sechs Eintragungen durch eine Klammer und die Bezeichnung lichtgeld zusammengefasst [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 27 und S. 31]. Im Jahr 1498 wurden sämtliche Einnahmen der Kategorie Hofrecht durch Klammern verbunden [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 49]. Im darauf folgenden Jahr notierten die Kirchenmeister Hofrecht und Gartenzins unter einer gemeinsamen Überschrift, ordneten die Einnahmen aber nach einzelnen Terminen [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 71]. Schon zuvor hatten die Kirchenmeister die Systematik grundlegend geändert. Die Konten des Haus- und Gartenzinses fassten sie ab 1460 unter der Überschrift Van opboeren zusammen. Im Jahr 1462 wurde zwischen diesem Konto und dem Hofrecht unterschieden, und ein Jahr später wurden die eingenommenen Zins- und Renteneinnahmen nach Zahlungsterminen notiert [AEK Wesel Gefach 37,2 S. 172-173], so dass die Kirchenmeister nun eine Binnendifferenzierung hinzufügten. Ein Jahr später wurden die Einnahmen und Ausgaben jeweils durch einen Satz eingeleitet [Zu 1463 siehe Gefach 37,2, S. 171 und S. 179]. Im Jahr 1491 wurden die Konten des Gartenzinses und des Hofrechts zusammenhängend notiert [AEK Wesel Gefach 37,2 S. 93 und S. 94]. Zugleich änderten die Kirchenmeister auch den Inhalt des 1482 Van erue ind lande genannten Kontos [AEK Wesel Gefach 37,2 S. 469]. Dieses hieß ein Jahr später Van tynse renten ind erue und nahm an Umfang um gut die Hälfe zu [AEK Wesel Gefach 37,2 S. 480-481], da die regelmäßigen Naturalienabgaben mit den Geldrenten zusammengefasst wurden. Im Jahr 1485 fehlte dieses Konto und wurde im folgenden Jahr wiederum – lediglich um die Naturalien verkürzt – Opboirn an renten genannt [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 14]. Der Umfang nahm 1489 um das Dreifache zu, da von nun an alle Rentenzahlungen in Form von Naturalien wie in Form von Geld subsummiert wurden [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 46-48]. Im Jahr 1490 wurde die Systematik noch einmal weiter untergliedert [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 80ff.], doch schon fünf Jahre später stellten die Kirchenmeister jeweils die Bede voran [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 193]. Mit dem Beginn der Erweiterungsarbeiten an der Kirche im Jahr 1500 fügten sie die der gemeyn gauen die der kercken tot vollenst ther tymmerynge gegeuen synt hinzu [Wesel AEK Gefach 37,3 S. 352]. Zugleich hoben sie die Termine, an denen die Geldrenten fällig waren, immer deutlicher hervor [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 284-296]. Die Ausgaben wurden von den Kirchenmeistern von St. Willibrord in wesentlich geringerem Maße als die Einnahmen strukturiert. Im Jahr 1401 unterschieden sie lediglich zwischen den Exposita betaelde lyeftoecht und den Exposita pro ecclesie necessariis [AEK Wesel Gefach

I.1. Überlieferung, Beschreibung und Typologie der Rechnungsbücher

43

dem beispielsweise ein zeitlich begrenztes Bauvorhaben separat notiert und damit als außerordentliche Ausgabe gekennzeichnet wurde. In wachsendem Maß versuchten die Kirchenmeister die Finanztransaktionen strukturiert niederzuschreiben. Ganz ähnlich verfuhren auch die Kämmerer der Stadt Wesel, die ebenfalls ihre Ausgabekonten über lange Zeiträume mit den gleichen Titeln bezeichneten40 . In beiden Institutionen gab es keinen einheitlichen Kontenplan 41 .

40 41

37,1 S. 8-10]. In den Jahren 1410 bis 1412 notierten sie die Ausgaben weghen tot der tymmeringhe der nyger scholen separat [AEK Wesel Gefach 37,1 S. 89-90, S. 98-104, S. 117-119]. In ähnlicher Form hielten sie 1414 die Ausgaben für die Bauarbeiten an der Sakristei [AEK Wesel Gefach 37,1 S. 137-138], 1435 für den Turm [AEK Wesel Gefach 37,1 S. 367] und 1446 für das Gewölbe unter dem Glockenstuhl fest [AEK Wesel Gefach 37,2 S. 69]. Im Jahr 1422 fiel die Kategorie der lyeftocht weg, doch wurden nun erstmals die Ausgaben für die Memorialmessen erwähnt [AEK Wesel Gefach 37,1 S. 221-222]. Auch in den Jahren bis 1434 wurden die Ausgaben nicht nach Konten unterteilt, obwohl die Kirchenmeister in den Jahren 1436 und 1437 die neu verkauften Renten separat verbuchten [AEK Wesel Gefach 37,1 S. 378 und S. 390]. Der fehlende Kontenplan darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ausgaben wie beispielsweise für Memorialmessen und für Rentenzahlungen aufeinanderfolgend notiert wurden [z.B. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 129-130]. Im Jahr 1463 wurden dann erstmals die Konten renten ind liftuchten und alrehande durch Überschriften voneinander getrennt [AEK Wesel Gefach 37,2 S. 179-182]. Zusätzlich notierten die Schreiber dann im folgenden Jahr die memorien separat [AEK Wesel Gefach 37,2 S. 196]. Die Reihenfolge änderte sich allerdings schon im folgenden Jahr [AEK Wesel Gefach 37,2 S. 217 und S. 221]. Die Anzahl der Buchungen wie der Buchungswerte bei den allgemeinen Ausgaben überstieg die Ausgaben in den übrigen Konten um ein Vielfaches. Die Kirchenmeister behielten die Einteilung aber bis 1483 bei. Im Jahr 1485 wurden die Ausgaben für die Seelmessen unter den allgemeinen Ausgaben [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 8-10], ein Jahr später aber wieder separat notiert [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 19]. Im Jahr 1488 liess man sie ebenso fort wie ein Jahr später die Überschrift für die allgemeinen Ausgaben. 1490 fügten die Kirchenmeister dann eine ganze Reihe neuer Konten ein (Utgauen van renthen, Utgeuen van erffrenthen, Utgeuen van memorien, Utgeuen van wyn) [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 79-80], von denen sie 1491 aber nur noch die Überschrift der Renten festhielten und im direkten Anschluss die Ausgaben für die Memorialmessen aufschrieben [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 100-101]. Ein Jahr später und in der Folgezeit differenzierten sie wiederum zwischen beiden Konten [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 125-126]. Mit dem Jahr 1500 änderten die Kirchenmeister die Gliederung der Ausgaben: Sie schrieben zuerst die geltrenten auf, die sie nach Terminen ordneten, dann folgten die Memorien und der Wein [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 301-308]. Daran schlossen sich die Ausgaben für die Bauarbeiten an, die größtenteils in eigenen Konten gefasst [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 309-314 und S. 322-333], teilweise aber auch unter der allgemeinen Kategorie Vitgeuen van alrehande festgehalten wurden [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 315321]. Den Lohn für die Bauarbeiter trugen sie wochenweise unter der Überschrift Vytgeuen van dach huren in die Rechnungsbücher ein [AEK Wesel Gefach 37,3 S. 395-412]. Diese Einteilung wurde während der folgenden zwanzig Jahre beibehalten. Vergleicht man den Umfang der einzelnen Konten, so zeigt sich, dass während des gesamten 15. Jahrhunderts die vermischten Ausgaben zahlenmäßig alle übrigen Konten übertrafen und dass sich dies erst mit dem Beginn der Bauarbeiten änderte. Innerhalb der vermischten Ausgaben wurden allerdings immer wieder Binnengliederungen vorgenommen, die nicht durch Überschriften markiert wurden. Vgl. Schönberg, Technik, S. 97-99. Siehe zum Begriff des Kontenplans Körner, Staatsfinanzen, S. 389ff., hierzu kurz Fouquet, Bauen, S. 31.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

Diese Ergebnisse lassen sich auf die Rechnungsbücher anderer Kirchenfabriken übertragen. Sebald Schreyer als Kirchenmeister von St. Sebald in Nürnberg änderte die einmal gewählte Aufteilung während seiner gesamten Amtszeit nicht. Auch die Kirchenmeister der Dresdener Kreuzkirche nahmen nur sehr wenige Änderungen vor. Ähnliches gilt auch für die Rechnungen von St. Moriz in Coburg und St. Martin in Bamberg. In der Oberen Pfarre in Bamberg wurden 1443 – 1445 die Ausgaben gar nicht und die Einnahmen lediglich nach vier Einnahmekonten differenziert. In den neunziger Jahren gingen die Kirchenmeister zur Verwendung eines komplexen Kontenplans über, so dass wie in Nürnberg über Jahre hinweg Einträge teilweise exakt auf der gleichen Stelle einer Seite vorgenommen wurden. In Rothenburg gab es dagegen lediglich bei den Einnahmen einen Kontenplan, der beispielsweise bei den Naturalien immer stärker differenziert wurde, während man die Ausgaben wochenweise aufschrieb. In Windsheim versuchten die Kirchenmeister wiederholt eine Unterteilung ihrer Konten, gaben diese Versuche aber nach wenigen Jahren wieder auf. Eine solch wachsende Systematisierung des Kontenplans lässt sich für die überwiegende Mehrzahl der Städte des 15. und frühen 16. Jahrhunderts belegen und ist daher nicht nur in kleinen Städten wie Siegen und Hagenau, sondern auch in großen Reichsstädten wie Straßburg nachweisbar 42 . Lediglich in Bayreuth änderte sich sowohl die Sorgfalt, mit der die Einträge notiert wurden, als auch der Kontenplan 43 . Dies gilt auch für Braunschweig, während die Koblenzer Kirchenmeister im Jahr 1506 die Ausgaben gar nicht mehr differenzierten 44 . Der Rezess umfasste das Ergebnis der Rechnungslegung in ein oder zwei formelhaften Sätzen wie beispielsweise in St. Willibrord im Jahr 1401/1402: Claus Scolten Derich Dulen procuratores fabrice parochialis ecclesie Weselensis computaverunt de redditibus et bonis ecclesie eiusdem anno domini Mo CCCCo secundo feria tercia post Invocavit. Omnibus et singulis computatis et desaltatis ipsi manserunt debentes ecclesie in prompta pecunia 61m 11d 45 . Die Rezesse waren unterschiedlich lang. In der Kurzform wurde festgehalten, dass von den Einnahmen die Ausgaben abgezogen worden waren, so dass Überschuss oder Defizit exakt beziffert wurden. In der ausführlichen Fassung wurden die Gesamtsummen der Einnahmen und der Ausgaben noch einmal wiederholt. Gelegentlich wurden auch der Ort und das Datum der Rechnungslegung erwähnt. Die Kirchenmeister notierten jedoch nur selten, wer die Rechnung abgenommen hatte. Bei keiner Kirchenfabrik kam es im Verlauf des 15. oder zu Beginn des 16. Jahrhunderts zu wesentlichen Änderungen beim Rezess. Hatten ihn die Weseler Kirchenmeister während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts unter die Gesamtsumme der Ausgaben oder den Saldo gesetzt, so notierten sie ihn gegen Ende des 15. Jahrhunderts immer häufiger auf einer eigenen Seite. Allerdings fehlt der 42 43 44 45

Hagenau: StadtA Hagenau GG 255/1 f. StadtA Bayreuth R1/1470 S. 3, S. 4, R1/1472 S. 89, R32/1454, R32/1474, R32/1488. Braunschweig: StadtA Braunschweig F I 6/H. 33; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 5. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 10.

I.1. Überlieferung, Beschreibung und Typologie der Rechnungsbücher

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Rezess in den Rechnungsbüchern der Jahre 1459, 1473 und 1477. In Wesel wie anderswo enthielten die Bücher in manchen Jahren nach dem Rezess einige leere Seiten. Das Eintragen der Rezesse stellte in den meisten Städten einen eigenen Arbeitsgang dar, der von anderer Hand und mit anderer Tinte erfolgte46 . Der Text der Rezesse wurde nur selten korrigiert 47 . In manchen Städten wie Straßburg, Windsheim und Wunsiedel wiederholten die Kirchenmeister den Rezess des zurückliegenden Rechnungsjahres auf der ersten Seite des neuen Rechnungsbuches. In einer ganzen Reihe von Städten wie Bielefeld, Koblenz und St. Gallen enthalten die Rechnungsbücher keine Rezesse; in Braunschweig wurde in manchen Jahren nicht einmal ein Saldo eingetragen 48 . Die Rezesse mussten nicht zwangsläufig in den Rechnungsbüchern enthalten sein, sondern konnten auch wie in Rostock in Form einer Urkunde ausgefertigt, in Stadtbücher wie in St. Gallen oder in eigene Protokollbücher wie in Rößel im Ermland eingetragen werden49 . In Nürnberg fügte der Kirchenmeister Sebald Schreyer seinen Rechnungsbüchern Abschriften dieser Rezessurkunden bei, während in Hagenau ab 1505 auf den rechen zettel – also auf den offiziellen Rezess – verwiesen wurde 50 . Typen der Rechnungsbücher Unter Berücksichtigung der äußeren Form und der Struktur der Bücher sowie des Aufbaus der Seiten lassen sich die Rechnungsbücher in Anlehnung an MER51 SIOWSKY in fünf Typen und damit fünf Entwicklungsstufen unterteilen : Der erste Typ umfasst die summenlosen absatzgegliederten Textblockrechnungen, die nur selten überliefert sind. Bei einem zweiten Typ, den kontengegliederten Absatzrechnungen, differenzierten die Kirchenmeister zwischen verschiedenen Einnahme- und Ausgabekonten. Dies wurde beim dritten Typ, der seitenorientierten Absatzrechnungen, beibehalten, doch wurden Seitensummen hinzugefügt. In der Weiterentwicklung zum vierten Typ wurden die Buchungsposten vom Text abgesetzt, aber noch nicht in Spalten geschrieben. Die seitenorientierten Spaltenrechnungen bildeten somit den fünften Typ, der jedoch bei den mittelalterlichen Kirchenrechnungen nur sehr selten verwendet wurde. Die graduelle Weiterentwicklung stand in unmittelbarem Zusammenhang zur wachsenden Ausprägung von Administration und Rechnungskontrolle; ihr Zweck war die zunehmende Vereinfachung der Rechnungsprüfung. 46 47 48 49

50 51

Zu Bamberg als Ausnahme siehe StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 13r., PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 7r., Nr. 70.01/2 f. 5r. Ausnahme: StadtA Freiburg E1 B II a 1 Nr. 1 1500 (I) 24r. StadtA Braunschweig F I 6/H. 8, H. 70, F I 4 Nr. 2, Nr. 5, Nr. 8, Nr. 9. StadtA Rostock 1.1.18.2.6; zu den im Stadtbuch von St. Gallen verzeichneten Rezessen der Kirchenfabrik von St. Laurenz Ziegler, Kirchenpfleger, S. 243; allgemein Zeller-Werdmüller, Nabholz, Stadtbücher I, S. 177-179, zu Coburg siehe die Edition von Andrian-Werburg, Stadtbuch; zu Rößel Matern, Pfarrbuch. Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 91r.; Hagenau: StadtA Hagenau GG 254/30 f. 5v. Mersiowsky, Anfänge, S. 43 ff., ähnliche Überlegungen auch bei Kuchenbuch, Register, S. 141-142.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

Bei der einzigen eingesehenen absatzgegliederten Textblockrechnung handelt es sich um ein Würzburger Rechnungsbuch aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts 52 . In allen anderen Städten wurden die Einträge zeilenweise eingetragen. In Wertheim, Wesel, Wunsiedel und Nürnberg notierten die Kirchenmeister die Einträge sogar mit hängendem Einzug, so dass der Leser sehr leicht den Beginn und das Ende jedes Eintrags erkennen konnte. Das zeilenweise Notieren der Buchungsvorgänge beschränkte sich allerdings nicht auf das Festhalten der Namen der Gläubiger oder der Empfänger. Vielmehr wurden die Vorgänge in vielen Städten in Satzform aufgeschrieben, so dass beispielsweise die Einnahmen von St. Willibrord in Wesel jeweils mit dem Satz Item boirt ons kerck jairlix ... eingeleitet wurden 53 . Da keine Tintenwechsel erkennbar sind und stets die gleiche Hand nachweisbar ist, spricht sehr viel dafür, dass diese Rechnungsbücher in einem Zug geschrieben wurden. Alle übrigen Rechnungsbücher gehören zu den Absatz- oder Spaltenrechnungen, denn in allen Städten differenzierten die Kirchenmeister zwischen Einnahmen und Ausgaben, wobei sie bis auf Nördlingen überall zuerst die Einnahmen und dann anschließend die Ausgaben notierten54 . Mit wenigen Ausnahmen wie beispielsweise in Ingolstadt wurde überall zwischen verschiedenen Konten differenziert, doch ging man dabei unterschiedlich vor 55 : Die Kirchenmeister von Dresden, Rothenburg und Nördlingen notierten ihre Ausgaben wochenweise und unterteilten sie dabei nach Konten. In allen übrigen Städten legten die Kirchenmeister Konten fest, unter denen sie alle Einträge des Rechnungsjahres subsumierten. Diese Konten waren durch Überschriften gekennzeichnet, wobei in allen Städten erheblich mehr Konten zur Unterteilung der Einnahmen als der Ausgaben gebildet wurden. Die Reihenfolge, mit der die Buchungsvorgänge den Konten zugeordnet wurden, war vorwiegend chronologisch orientiert. Die Schreiber fassten die Rechnungsbücher in zwei oder mehr Arbeitsgängen ab: Sie trugen zunächst die Überschriften und manchmal auch Teile der Einträge ein, fügten dann aber erst in einem zweiten Arbeitsgang die jeweiligen Ausgabensummen und die übrigen Angaben hinzu 56 . In einem dritten Schritt wurden die Kontensummen ausgeworfen. Die verschiedenen Arbeitsschritte sind nicht nur an unterschiedlichen Tinten zu erkennen, sondern auch daran, dass die Schreiber gelegentlich Überschriften einsetzten, diesen dann aber keine Einträge oder Summen zuordneten. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Konten wochenweise wie in Rothenburg und Wertheim oder jahrbezogen wie in fast allen anderen Städten angelegt wurden.

52 53 54 55 56

StadtA Würzburg Ra 2022; ähnlich zu Aachen Mummenhoff, Baurechnung, S. 93-98. Siehe z.B. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 807-833. Hierzu auch Schönberg, Technik, S. 97-98, vgl. StadtA Nördlingen Kirchenrechnung 1505 f. 2r. Zu Ingolstadt Schlecht, Liebfrauenkirche I, insb. S. 16ff., und ders., Kirchenrechnung. Vgl. EBA Freiburg Münsterrechnung 1517 II.

I.1. Überlieferung, Beschreibung und Typologie der Rechnungsbücher

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Aus der Tatsache, dass nahezu alle Kirchenrechnungen nach verschiedenen Konten gegliedert wurden, lässt sich nicht schließen, dass diese Konten miteinander vergleichbar sind: Für die Einnahmen wurden in den meisten Kirchen kontinuierlich die gleichen Begriffe verwendet, die allerdings von Stadt zu Stadt verschieden waren. Die Benennung der Ausgabekonten variierte dagegen. Viele Ausgaben wurden unter allgemeinen Konten wie etwa van alrehande, gemein ausgaben gefasst. Die Kirchenmeister wählten ganz unterschiedliche Systematisierungen. So wurden beispielsweise in Dresden und Straßburg sehr viele Unterkonten für die den Kirchen gehörenden Güter gebildet, während dies in Rothenburg und Coburg nicht der Fall war 57 . Auch der Umfang der Konten war nicht festgelegt. In vielen kontengegliederten Absatzrechnungen wurden lediglich die Kontensummen gezogen, doch wurden keine Seitensummen angegeben. Auch bei St. Willibrord in Wesel wurden bis 1425 keine Seitensummen genannt58 . In der Folgezeit gingen die Kirchenmeister dann bei den Einnahmen dazu über, regelmäßig Seitensummen zu bilden, die sie während der fünfziger und sechziger Jahre durchnumerierten (Die irste som ..., Die ander som ..., Die darde som ...) 59 . Bei den Ausgaben lassen sich Seitensummen erst ab dem Jahr 1445 nachweisen, doch wurden auch diese dann numeriert 60 . Die Seitensummen ergänzten die Kontensummen, so dass sie immer dann notiert wurden, wenn sich die Buchungseinträge eines Kontos über mehrere Seiten erstreckten 61 . Dabei zogen die Kirchenmeister während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts Seitensummen bei den Einnahmen deutlich häufiger als bei den Ausgaben. Dies änderte sich allerdings in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, denn nun notierten die Kirchenmeister beispielsweise in Bamberg, Bielefeld, Coburg, Ellwangen, Koblenz, Nürnberg, Rothenburg, Siegen, Ulm, Wertheim und Würzburg grundsätzlich Seitensummen. In Braunschweig, Dresden, Freiburg, Wesel und Windsheim wurden nur in manchen Jahren Seitensummen angegeben. Seitensummen zu schreiben war ein zusätzlicher Arbeitsschritt, der nach Ausweis der Handschriften wie der Tinten wahrscheinlich erst nach dem Notieren der Buchungen erfolgte. Bei den bislang beschriebenen Rechnungsbuchtypen trennten die Schreiber nicht zwischen Text und Summen. Die Zahlen wurden in der Mehrzahl der Städte wie beispielsweise in Weissenburg unmittelbar an den Text angeschlossen. Lediglich in Ellwangen und Bayreuth stellten die Schreiber die Summen der Einnahmen vor die Texte. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts nahm die Anzahl der Städte zu, in denen die Zahlen spaltenweise notiert wurden. Die Schreiber zogen eine senk57 58 59 60 61

Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 47r. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 243. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 163-166; zu den Stadtrechnungen, wo sich dies schon ab 1351 nachweisen lässt, siehe Kraus, Entwicklung, S. 5. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 56-58. Siehe beispielsweise im Jahr 1427: AEK Wesel Gefach 37,1: Einnahmen Gartenzins S. 269271 jeweils mit Seitensummen, Ausgaben S. 273-274 ohne Seitensumme, da auf der zweiten Seite lediglich acht Posten verbucht wurden.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

rechte Linie, an der sie die jeweils erste Ziffer ausrichteten 62 . Die verschiedenen Geldeinheiten und ihre Angaben wurden jedoch zusammenhängend notiert und nicht weiter voneinander getrennt. In einer ganze Reihe von Städten unternahmen die Schreiber immer wieder Versuche, die Buchungstexte und die Buchungswerte spaltenweise zu notieren 63 . Aus unbekannten Gründen hielten sie diese Differenzierung nur wenige Jahre durch. Insgesamt sind sehr wenige seitenorientierte Spaltenrechnungen nachweisbar. Lediglich in Siegen und Nördlingen schrieben die Kirchenmeister in einigen Jahren vor allem die Münzbezeichnungen untereinander. Sie erhielten auf diese Weise mehrere unterschiedlich breite Spalten pro Seite. Aber auch diese Form behielten sie nur wenige Jahre bei. Bei den meisten aus mittelalterlichen Städten überlieferten Kirchenrechnungen handelt es sich damit entweder um konten- oder seitengegliederte Absatzrechnungen. Nach Ausweis der Unterlagen sowohl der Kirchenmeister als auch der Kämmerer und Ratsherren der Städte gab es keine schriftlich fixierten Anweisungen, wie eine Rechnung aussehen musste. Dies lag offensichtlich in der Hand der Kirchenmeister und ihrer Schreiber. Damit ist es nicht möglich, die unterschiedlichen Rechnungstypen eindeutig chronologisch einzuordnen. Außerdem schrieben Kirchenmeister zur selben Zeit und in demselben geographischen Raum sowohl kontengegliederte Absatzrechnungen als auch seitenorientierte Absatzrechnungen in Spaltenform. Dies war manchmal auch innerhalb einer Stadt der Fall, wie der Vergleich der kirchlichen mit den städtischen Rechnungsbüchern zeigt. Eine ausgeprägte Tradition, in der die Rechnungsbücher angelegt wurden, gab es nur in manchen Städten. Andernorts kam es zu plötzlichen Wechseln im Rechnungstyp. Gründe hierfür sind weder im Bereich der städtischen Politik noch der kommunalen Administration zu erkennen. So kehrten beispielsweise die Kirchenmeister in Wesel zu Beginn des 16. Jahrhunderts wieder zu kontenorientierten Absatzrechnungen ohne Seitensummen und Spalten zurück. Generell wurden nur in Ausnahmefällen noch grundlegende Änderungen in der Gestaltung der Rechnungsbücher vorgenommen. Die Intensität, mit der sich die Kirchenmeister um sauber geführte und schön geschriebene Rechnungen bemühten, ging nur geringfügig zurück 64 . Im Allgemeinen verliefen damit die Veränderungen bei der Sauberkeit des Aussehens und bei der Typentwicklung parallel. Geographische Unterschiede lassen sich bei den Rechnungsbüchern ebensowenig feststellen wie regionale Beeinflussungen. Viel spricht dafür, dass die Kirchenmeister dem Rat der Stadt bereits vor den frühesten überlieferten Kirchenrechnungen über ihre Finanzverwaltung

62 63

64

Siehe beispielsweise StadtA Windsheim G 38 f. 14v. StadtA Bayreuth R1/1472, R1/1473, R1/1476, R1/1480, R2/1507, StadtA Braunschweig F I 4/H. 1 f. 1r., F I 4/H. 13, F I 4/H. 15, F I 4/H. 2 f. 1r., F I 6/H. 13, F I 6/H. 38, StadtA Weissenburg B 128/11 Heft 2 f. 2r., B 128/18. StadtA Nürnberg B 5 / II 266.

I.1. Überlieferung, Beschreibung und Typologie der Rechnungsbücher

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Bericht erstatteten 65 . Es bedarf weiterer Forschungen, um zu klären, ob und inwieweit sich die aufgestellte Typologie ebenso wie die genannten Ergebnisse auch auf andere Rechnungen übertragen lassen 66 . Bei den ausgewerteten Kirchenrechnungen handelte es sich um Reinschriften, die für den Zweck der Rechnungslegung geschrieben wurden, so dass Vergleiche mit anderen Rechnungsformen nur bedingt möglich sind. Urkunden und Bücher Zusätzlich zu den Rechnungsbüchern verwendeten die Kirchenmeister eine Reihe von weiteren Büchern als Hilfsmittel 67 . Die Einnahmen ergaben sich mehrheitlich aus Rechtsansprüchen der Kirchenfabrik, die vertraglich vereinbart, testamentarisch verfügt oder in Form von Stiftungsbriefen festgesetzt worden waren. Die Urkunden als Dokumente mit der höchsten Rechtskraft wurden möglichst sorgfältig in Kisten und Truhen aufbewahrt 68 . Wegen der Archivverluste lässt sich allerdings nicht mehr überprüfen, ob die Kirchenmeister tatsächlich alle Testamente oder Stiftungsurkunden im Original erhielten. Gerade bei testamentarischen Verfügungen ist dies eher unwahrscheinlich, denn die Testamentsvollstrecker benötigten die Dokumente selbst. Die meisten Kirchenmeister dürften daher im Notfall auf die in den städtischen Amtsbüchern enthaltenen Kopien der Testamente oder Stiftungsbriefe zurückgegriffen haben 69 . So waren es zum einen praktische und zum anderen sicherheitstechnische Gründe, aus denen viele Kirchenmeister Kopialbücher führten, in denen sie Kopien aller relevanten Urkunden verzeichneten70 . In Wertheim wurde 1488/1489 ein Schreiber damit beauftragt, alle brieff und verschreibung das gotzhaus in ein Manual aus iij puchpapier und ein leder darumb [...] zu copieren 71 . In ähnlicher Form wurden Kopialbücher in fast allen Städten geführt und, wie in Nürnberg, immer wieder neu angelegt, um Änderungen zu berücksichtigen 72 . Unterschiede 65 66 67

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70 71 72

Dies korrespondiert mit dem Ergebnis Mersiowskys zu den Territorialrechnungen, vgl. Mersiowsky, Anfänge, S. 131. Ähnlich beispielsweise in Konstanz, vgl. Feger, Finanzgeschichte, S. 190. Sebald Schreyer ließ zu Beginn seiner Amtszeit 1482 ein „Kopial-, Pflicht- und Leitbuch“ anfertigen (StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep 59 Salbuch Nr. 2), das fortlaufend geführt wurde. Eine zweite Handschrift wurde 1498 für die Losungstube bestimmt (verloren, vgl. Caesar, Schreyer, S. 83 Anm. 23), und schließlich wurde 1499 eine dritte für den Kirchenpfleger Paulus Volckamer geschrieben (LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184); zu der mit den Manualen vergleichbaren Quellengruppe der sogenannten Gotteshausbücher siehe Machilek, Gotteshausbücher. Siehe unten Kapitel IV.4. und IV.7.; zu Coburg siehe Berbig, Inventar, S. 503: 1 grosse schachtell mit briven de indulgentijs erlassen vnd die bullen der milchspeise. Vgl. Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 69; zu den im Coburger Stadtbuch aufgenommenen Rechtsgeschäften der Kirchenmeister siehe Andrian-Werburg, Stadtbuch, Nr. 876 S. 149, Nr. 1835 S. 327-328, Nr. 1876 S. 334-335, Nr. 1882 S. 335. StA Nürnberg, RSt Nürnberg, Rep. 52a Nürnberger Handschriften Nr. 301. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1488-1489 f.8v. Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 102v., f. 123v.125v.; in Nördlingen wurden alle Schenkungen und Stiftungen, die der Kirchenfabrik für die

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

gab es bei der Gründlichkeit und bei der Struktur: Während in manchen Städten die Urkunden und Briefe rein chronologisch verzeichnet wurden, differenzierten andere Kirchenmeister zwischen Urkunden, Stiftungsbriefen, Testamenten und Verträgen 73 . Die Kirchenmeister von St. Willibrord in Wesel konsultierten in einzelnen Fällen weniger die Kopialbücher als vielmehr die Originalurkunden, auf denen sie bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts große Buchstaben schrieben, um sie schneller finden zu können 74 . Eine spezielle Form der Kopialbücher bildeten die Salbücher, in die der Renten- und Immobilienbesitz der Kirche aufgeschrieben wurde, wie dies beispielsweise in Nürnberg, Rostock und Wesel geschah 75 . Sie wurden in erster Linie chronologisch, manchmal auch systematisch geführt 76 . Alle aus Kirchenfabriken überlieferten Kopial- und Salbücher stammen frühestens aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Im Fall der Kirchenfabrik von St. Willibrord in Wesel kann aus den in den Kirchenrechnungen verbuchten Ausgaben für die Schreiber mit hoher Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, dass erstmals im Jahr 1504 ein Kopialbuch angefertigt wurde 77 . Aus den Salbüchern abgeleitet wurden die Zinsbücher, die beispielsweise in Dresden, St. Gallen und Schmallenberg die Angaben der regelmäßigen Einnahmen der Kirchenfabrik enthielten. Im Braunschweiger Denkebok von 1512 wurde Straße für Straße aufgeführt, welche Abgaben die Kirchenfabrik aus welchem Haus oder von welcher Person bezog 78 . Ähnliche Bücher gab es auch in Rothenburg, Nürnberg, Straßburg, Weissenburg und Ulm 79 . Das Eintreiben der Gelder konnte auf diese Weise systematisiert werden, denn der Eingang eines Teilbetrags war ebenso leicht zu vermerken wie der vollständige Eingang der zu zahlenden Gesamtsumme. In Ulm fertigten die Schreiber jedes Jahr ein neues Zinsbuch an, in dem sie dann die entsprechenden Einnahmen verbuchten. In den meisten übrigen Städten gab es dagegen ein Zinsverzeichnis, aus dem jedes Jahr ein Auszug

73 74 75

76 77 78 79

Erweiterung der Pfarrkirche übergeben wurden, in einem eigenen Buch dokumentiert, siehe hierzu Stark, Wohltätigkeit, S. 32ff. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 102v. AEK Wesel Gefach 26,4 S. 129-131; Gefach 26,4 S. 132-134, auch Gefach 26,5 f. 1r.-2r.; Gefach 26,4 S. 135-137, S. 137-139. Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A, siehe auch Metzner, Salbuch; Wesel: AEK Wesel Gefach 26,2 und 26,4; Rostock: StadtA Rostock 1.1.18.2.143 und 1.1.18.2.410. Vgl. das Salbuch von St. Pankratius in Bockenem: UB Bockenem Nr. 225 S. 268-281, das nicht nur die Einnahmen enthält, sondern auch ein Register und mehrere Urkundenkopien. AEK Wesel Gefach 37,3, S. 567 (den Fraterherren gegeuen van eyn memory buyck toe schrieuen), vgl. Gefach 26,2 – 26,4. StadtA Braunschweig G II 6 Nr. 8. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R 360 und A 389; Nürnberg: StadtA Nürnberg A 23 F.R. 74; Straßburg: StadtA Straßburg UFW Nr. 44; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/15; Ulm: StadtA Ulm Nr. 6935-6960.

I.1. Überlieferung, Beschreibung und Typologie der Rechnungsbücher

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des Salbuchs erstellt wurde 80 . In diesem strichen die Kirchenmeister die Namen derjenigen durch, die ihre Schulden beglichen hatten 81 . Die Zinsbücher wie ihre Auszüge dienten dann den Schreibern in Rothenburg und Wesel als Vorlage für die Rechnungsbücher 82 . Gab es kein Salbuch als Grundlage, so konnte auf die abgelegten Rechnungsbücher zurückgegriffen werden. Auf diese Weise wurde in Coburg 1529 ein Zinsverzeichnis der St. Morizkirche angelegt: Solchs alles, wie obstet, hat man sich clerlichen zu erkundigen aus den rechnungen, so die vorsteher der kirchen einem rahte ierlichen gethan haben und thun mussen 83 . Weitere Einnahmegruppen konnten ebenfalls durch separat geführte Bücher dokumentiert werden. So verzeichneten beispielsweise die Kirchenmeister in Ulm fast 40 Jahre lang die Geld- und Wachsopfer sowie die anderen Opfergaben in einem eigenen Heft 84 . Ähnlich verfuhren die Kirchenmeister von St. Lorenz in Nürnberg 85 . In Totengeläutbüchern notierten beispielsweise die Nürnberger Kirchenmeister die Einnahmen aus dem Läuten der Glocken für Verstorbene 86 . Ausstehende Zahlungen hielten die Rothenburger und Weseler Kirchenmeister jeweils in eigenen Büchern fest 87 . Waren die bislang genannten Kopial-, Sal- und Zinsbücher gerade für die Schreiber bei der Erstellung der Rechnungsbücher von großer Bedeutung, so nutzten die Kirchenmeister Inventare und Manuale für die alltägliche Verwaltung. Inventare dokumentierten den Besitz der Kirche, in erster Linie die liturgischen Gegenstände und Paramente. Viele Kirchenmeister ließen den Kirchenschatz systematisch erfassen, indem sie wie 1493 in Wesel einen Schreiber damit beauftragten, eyn lyst vor des hilgen Cruys altair anzufertigen 88 . Nur selten ging man darüber hinaus und führte beispielsweise die in der Kirche vorhandenen Altäre, die Bilder und sonstigen Gegenstände auf 89 . Zugleich wurden die Inventare als Kontrollinstrumente verwendet: Die Küster von St. Lorenz in Nürnberg mussten zweimal im Jahr anhand des Inventars nachweisen, dass keine Gegenstände abhanden gekommen waren. In ähnlicher Weise ließen die Siegener Kirchenmeister ij kirchen register von den kleynodigen der kirche schreiben, der einß vür unß behalt und dat ander den klockener gebliebet 90 . Schied ein Kirchenmeister wie bei80

81 82 83 84 85 86 87 88

89 90

Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1498/99 f. 24v.; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 5r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 20r.; Ulm: StadtA Ulm Nr. 6968, vgl. Nr. 7075. Siehe StadtA Rothenburg o.T. Nr. 360. Vgl. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 283v., R 363 f. 38r. Talaczko, Beitrag, S. 282. StadtA Ulm Nr. 6966, siehe auch Nr. 6967. Dormeier, Allmosengefällbuch. Burger, Totengeläutbücher St. Sebald und St. Lorenz. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. B 707; Wesel: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 517. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 151; ähnlich Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1515/16 f. 22v.; siehe auch Ulm: StadtA Ulm Nr. 1608/1, 1609/s und U 5824; Greifswald: StadtA Greifswald Rep. 3/IX Nr. 147/1; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 102v. Rothenburg: StadtA Rothenburg B 16; Ulm: StadtA Ulm Nr. 1608/1. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1515/16 f. 22v.

52

I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

spielsweise in Bamberg aus seinem Amt, dann überprüfte sein Nachfolger den Kirchenbesitz anhand eines Inventars 91 . Mancher Kirchenmeister wie Sebald Schreyer nahm das Ende seiner Tätigkeit zum Anlass, Inventare neu anzulegen. Allerdings trennten die Kirchenmeister nicht überall eindeutig zwischen den verschiedenen Hilfsmitteln, so dass Salbücher mancherorts Inventarlisten enthielten oder umgekehrt 92 . Schließlich gab es die als register, manual oder Amtsbuch bezeichneten Bücher 93 . Im Gegensatz zu den bislang genannten Hilfsmitteln war weder ihre Form noch ihr Aufbau festgelegt, so dass sie mehrheitlich eine Zusammenstellung der Aufgaben der Kirchenmeister – vielfach auch der Küster – enthielten94 . Hinzu kamen Angaben über die Jahrtagsmessen, die teilweise chronologisch geordnet waren 95 . Sie enthielten die wichtigsten Einzelheiten der Stiftungsbriefe, so dass auf einen Blick zu sehen war, an welchem Tag für welche Stiftungsmesse der Altar auf welche Weise geschmückt sein sollte, wie viele Geistliche präsent sein und wie viel Geld sie erhalten sollten. Ein inhaltlicher Schwerpunkt dieser Bücher lag also auf den Details der verwalteten Stiftungen. Zusätzlich hielten manche Kirchenmeister fest, wann sie welche Angestellten bezahlen mussten und welche Aufgaben beispielsweise der Küster oder der Schulmeister zu erfüllen hatte. Vielfach dokumentierten die Manuale wie in Rößel im Ermland die auf juristischen Ansprüchen basierenden Einnahmen, indem jedes Jahr insbesondere die neuen Renten verzeichnet wurden96 . Das vermutlich im Jahr 1504 erstellte Manual von St. Willibrord in Wesel umfasste außerdem Angaben über die Rentenzahlungen der Kirche 97 . Manuale hatten in manchen Städten nicht nur die Kirchenmeister, sondern auch die Küster. In Nürnberg ordnete der Rat im Jahr 1478 sogar an, dass die beiden Küster von St. Sebald und St. Lorenz Manuale zusammenstellen mussten 98 .

91 92 93 94

95

96 97 98

Zum Inventar der Oberen Pfarre in Bamberg siehe Baumgärtel-Fleischmann, Rockenbach, S. 162-163; vgl. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 43. Siehe beispielsweise Freiburg EBA Präsenzurbar 1470. Zum Begriff siehe Brunner, Bärenhaut, S. 648-649; vgl. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 7r.. Das für den täglichen Gebrauch in der Kirche erhaltene und von Sebald Schreyer angelegte Amtsbuch ist erhalten: GNM Nürnberg HS Merkel 100, vgl. auch GNM Nürnberg Archiv RSt Nürnberg XV Nr. 32, zu den weiteren von Schreyer angelegten Hilfsmitteln Caesar, Schreyer, S. 84-86 und S. 180-201, siehe auch Staub, Memoria, S. 316-317; Habenicht, Leben, S. 4. Braunschweig: StadtA Braunschweig G II 6 Nr. 8; Freiburg: EBA Freiburg Münsterarchiv U 300; St Gallen: StadtA St. Gallen Nr. 508; Nürnberg: GNM Nürnberg Archiv RSt Nürnberg XV Nr. 32 (Lazarus Holzschuher); Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. B 188.; Straßburg: StadtA Straßburg UFW Nr. 15; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/3; Würzburg: StadtA Würzburg Rb 287. Matern, Pfarrbuch, S. 18ff. AEK Wesel Gefach 26,3, vgl. 26,5a. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, ders., Mesnerpflichtbuch Lorenz, vgl. GNM Nürnberg Archiv RSt Nürnberg XV Nr. 32.

I.1. Überlieferung, Beschreibung und Typologie der Rechnungsbücher

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Sebald Schreyer ließ das Sebalder Manual dann in den achtziger Jahren überarbeiten 99 . Die meisten Hilfsmittel der Kirchenmeister wurden ausweislich des Handschriftenbefunds nach ihrer Zusammenstellung in nur sehr geringem Umfang fortgeführt und aktualisiert 100 . Es handelt sich mehrheitlich um sehr sauber und von einer Hand geschriebene Verzeichnisse. Das Zusammenstellen der für die Abfassung von Kopial- oder Aufgabenbüchern notwendigen Informationen und Texte bedeutete zwangsläufig eine systematische und umfassende Auseinandersetzung mit dem Amt und seinen Aufgaben. Eine entsprechende Zusammenstellung wurde daher von vielen Kirchenmeistern gegen Ende ihrer Amtszeit veranlasst, um den Amtswechsel vorzubereiten 101 . Eine Ausnahme war Sebald Schreyer in Nürnberg, der sich bereits während seiner Amtszeit darum bemühte, den Besitz und die Einkommensquellen vollständig zu erfassen 102 . Insgesamt sind aus dem späten 15. Jahrhundert wesentlich mehr Bücher überliefert als aus dem davor liegenden Zeitraum. Es spricht daher viel dafür, dass die Kirchenmeister die Qualität ihrer Verwaltung zum Ende des Spätmittelalters zu steigern versuchten. Dabei kam den Kopial- und den Salbüchern eine vorwiegend dokumentarische Funktion zu, während ein intensiver Gebrauch im Rahmen der Administration eher bei den Manualen nachweisbar ist, da diese eine Zusammenstellung der wichtigsten Aufgaben enthielten. Kein überliefertes Manual war durch einen Index erschlossen. Dies galt auch für die übrigen Hilfsmittel. Lediglich den Ulmer Zinsbüchern und verschiedenen Nürnberger Sal- und Kopialbüchern wurden Indices oder Inhaltsverzeichnisse vorangestellt 103 . In Ulm ermöglichte ein alphabetisches Verzeichnis das Auffinden der Debitoren im Zinsbuch. In Straßburg wurden die Zinsen systematisch nach Gläubigern und nach Orten geordnet 104 . Mit Ausnahme der Stiftungsbriefe kam es beispielsweise den Weseler Kirchenmeistern also nur bedingt darauf an, Urkunden oder Unterlagen wiederzufinden 105 . Dies war in den städtischen Kanzleien nicht anders: Als der Stadtbaumeister von Nürnberg, Endres Tucher, einen alten Vertrag benötigte, konnten ihn auch die Losunger, die Nürnberger Kämmerer, nicht finden, nachdem sie noch vill brieff haben, die nit registriret sein, darunter derselb brief sein mocht, wie Tucher frustriert notierte 106 . Diese Einträge dürfen nicht mit dem Kriterium des neuzeitlichen Vollständigkeitsstrebens gemessen werden, sondern müssen im zeitgenössischen Kontext gesehen werden: Den zu Beginn des 16. Jahrhunderts für die Verwaltung der Kirchenfabrik von St. Willibrord angelegten Büchern kam eine große Bedeutung im 99 100 101 102 103 104 105 106

Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 2. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 1r.-20r. Vgl. Brunner, Bärenhaut, S. 652-660; siehe zu Goslar Graf, Goslar, S. 323. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 151r., vgl. Caesar, Schreyer, S. 82-86. StadtA Ulm A 6900 f. 0r., A 6901 f. 0r., A 6903 f. 1r. StadtA Straßburg UFW Nr. 44. AEK Wesel Gefach 26,4 S. 129-131; Gefach 26,4 S. 132-134, auch Gefach 26,5 f. 1r.-2r.; Gefach 26,4 S. 135-137; Gefach 26,4 S. 137-139. Lexer, Baumeisterbuch, S. 91-92; zu den Losungern siehe Sander, Haushaltung, S. 98ff.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

Hinblick auf die administrative Durchdringung durch die Kirchenmeister zu: Das Kopialbuch enthielt zusätzlich deutsche Übersetzungen der Urkundentexte, wobei in eines der Bücher sogar sämtliche Transfixe und weitere Urkunden der Stiftungen aufgenommen wurden. Die Kirchenmeister von St. Willibrord, die offensichtlich nur bedingt über gute Lateinkenntnisse verfügten, schufen damit ein verwaltungstechnisches Hilfsmittel, um ihre zentrale Aufgabe, nämlich die Verwaltung der Stiftungen, möglichst optimal erfüllen zu können. I.2. KASSEN- UND BUCHFÜHRUNG Die überlieferten Rechnungsbücher eignen sich nur dann für eine umfassende Analyse der Kirchenfabriken, wenn die Kirchenmeister ihre Einnahmen und Ausgaben auch weitgehend vollständig und korrekt verbuchten. Im Folgenden werden daher die den Rechnungsbüchern zugrundeliegenden Vorgänge beschrieben und bewertet. Kassenführung Die Kirchenmeister verfügten über keine eigenständige Kirchenkasse. Ein Grund für die fehlende Amtskasse lag in einem gewissen Misstrauen des Rates wie auch der Bürgergemeinde gegenüber Amtsträgern. Zugleich hafteten Amtsträger im Mittelalter als Gesamtschuldner der Institution mit ihrem eigenen Vermögen für ihre Tätigkeit 107 . Zur Deckung der laufenden Ausgaben standen den Kirchenmeistern drei Möglichkeiten zur Verfügung: Sie konnten erstens eigenes Geld einbringen und dann versuchen, dieses im Verlauf des Jahres durch entsprechende Einnahmen zurückzuerhalten 108 . Sie konnten zweitens Überschüsse zurückliegender Jahre ausgeben. Sie konnten drittens laufende Einnahmen verwenden. Tatsächlich dürften alle drei Möglichkeiten gleichzeitig genutzt worden sein, wobei der Schwerpunkt auf den beiden erstgenannten Varianten lag. In den meisten Städten gab es allerdings zwei Kirchenmeister, die beide zumindest theoretisch finanzielle Vollmacht hatten. Der Kirchenfabrik von St. Willibrord in Wesel standen im Jahr 1421 die beiden Brüder Bernt und Wilhelm Scholten vor. Beide ließen jeweils ein eigenes vergleichsweise kurzes Rechnungsbuch erstellen, in denen es weder bei den Einnahmen noch bei den Ausgaben Überschneidungen gab 109 . Anders war die Situation zu Beginn des 16. Jahrhunderts: Als im Jahr 1500 die Bauarbeiten für die Erweiterung von 107 108

109

Vgl. Bingener, Verwaltung, S. 148-150, der dasselbe Prinzip auch bei den Bürgermeistern einer kleineren Landstadt wie Siegen nachweist. Vgl. Kuujo, Stellung, S. 191-192; siehe auch Berger, Hamburg, S. 78. Eine der seltenen Ausnahmen von dieser Regel bildet das Münsterwerk in Freiburg, dessen Kasse vom Schreiber geführt wurde: Item die pfleger [sollent] auch, so dick und vil sie die stock und betbugsen leren, dasselb gelt dem schreiber uf der hutten mit der zal antworten, so vil des ist, und an ihren rechenzedel schreiben, domit das solich gelt zu seiner zit verrechent wirt. (Albert, Dienstanweisungen, S. 84). Zu ihnen siehe unten Kapitel II.2.

I.2. Kassen- und Buchführung

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St. Willibrord begannen, wurden vorübergehend drei Kirchenmeister ernannt, denn wegen der enorm gestiegenen Aufgaben bei der Bauüberwachung wurde die Last der Aufwendungen auf mehrere Schultern verteilt 110 . Jan Trippemeker und Derick van Galen gingen sogar soweit, dass sie sich nicht nur die Aufgaben bei den Einnahmen und Ausgaben teilten, sondern im Jahr 1511 auch zwei Rechnungsbücher beim Rat einreichten: Während die Rentenzahlungen vorwiegend durch Jan Trippemeker eingenommen wurden, verbuchte Derick van Galen in erster Linie die Spendeneinnahmen. Umgekehrt trug van Galen die Rentenbelastungen der Kirche, während Trippemeker für die Bauausgaben zuständig war. Mancherorts galt eine andere Aufgabenverteilung: In der Oberen Pfarre in Bamberg war in den neunziger Jahren des 15. Jahrhunderts nur der Goldschmied Thomas Rockenbach als einer von zwei Kirchenmeistern für die Finanzgeschäfte zuständig, wie seine Witwe bestätigte: biß in seinen todt vnser lieben frawen pfarrkirchen auch zuweiln mit andern pfleger vnd bawmeister vnd deßhalb eynnemer vnd außgeber alleine gewest was. 111 Dem anderen Kirchenmeister fiel eine eher passive Funktion zu, die sich den Rechnungsbüchern nicht klar entnehmen lässt. Eine ähnliche Aufteilung der Zuständigkeiten scheint es im Verlauf des 15. Jahrhundert auch wiederholt in Wesel gegeben zu haben, da eine ganzen Reihe von Kirchenmeistern gar nicht oder nur sehr selten in den Kirchenrechnungen genannt wurde 112 . Zusätzlich zu den Kirchenmeistern führten einzelne Angestellte weitere Kassen. Vielerorts waren die Küster oder die Schreiber für einen Teil der Einnahmen und Ausgaben verantwortlich. Sie rechneten dann gegenüber den Kirchenmeistern ab ((...) umb alles, das er innamen der kilchen, es sij wahß, oele oder anders innemen oder uß geben wurt, alle jar ein lutter rechnung thuen) 113 . Details darüber lassen sich zwar den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister nicht entnehmen, doch liegen aus Bamberg zwei Rechnungsbücher der Küster vor 114 . Sie legten über ihre Einnahmen und Ausgaben Rechnung, doch kann daraus nicht geschlossen werden, dass die Küster Zinsen oder Oblationen bis zum Termin der Rechnungslegung behielten. Wahrscheinlich mussten sie diese Summen sofort den Kirchenmeistern überbringen, erhielten dann aber Geld zum Bestreiten ihrer Ausgaben zurück. Auch den Weseler Rechnungsbüchern lassen sich keine Details der Kassenführung entnehmen, denn die Weseler Unterlagen wurden nahezu durchgängig in der Rechnungswährung Mark geführt, die es ausgemünzt gar nicht gab 115 . Es 110 111 112 113

114

115

Siehe zu diesem Vorgang auch unten Kapitel II.2. sowie unten Kapitel III.1. Baumgärtel-Fleischmann, Rockenbach, S. 245 Zur Aufgabenverteilung der Kirchenmeister siehe ausführlich unten Kapitel II.2. Eid des Küsters in Schlettstadt: Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730-735, hier: S. 730-731; siehe beispielsweise die Edition der Rechnungen des Freisinger Dom-Custos für den Zeitraum 1447-1500 durch Ramisch; Habenicht, Leben, S. 8 Anm. 41. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.11/1 und Nr. 70.11/5; weitere Nachweise entsprechender Bücher: StadtA Windsheim G 38 f. 24v., f. 87v.; StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1486/87 f. 12r. Siehe oben Einleitung.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

muss somit zwischen den tatsächlichen Zahlungsvorgängen und den schriftlich festgehaltenen unterschieden werden. Angaben darüber, welche Münzen die Kirchenmeister erhielten und mit welchen sie ihre Ausgaben bestritten, sind nur selten in den Rechnungsbüchern enthalten. Mit hoher Sicherheit dürften sie die meisten Ausgaben mit Silber- und Kupfermünzen getätigt haben. Die überregionalen Großmünzen gab es nur selten in ausgemünzter Form, so dass ihnen eine Funktion ähnlich der von Rechnungswährungen zukam. Es waren vor allem die minderwertigen Kleinmünzen, die alle Kirchenmeister insbesondere wegen ihres schnellen Wertverfalls vor erhebliche Probleme stellten 116 : Entweder sie versuchten, diese Münzen so bald wie möglich wieder auszugeben, oder sie ließen sie – wie Sebald Schreyer in Nürnberg – einschmelzen und verbuchten dann den Wert des gewonnenen Reinsilbers als Einnahme. In Wesel verkauften die Kirchenmeister die schlechtesten Münzen als bilion, da sie mehr Kupfer als Silber enthielten117 . Es ist nicht bekannt, wie sie beispielsweise mit den in den Klingelbeutel geworfenen Geldern verfuhren, ob sie die Münzen nach dem Zählen in einer der verschließbaren Kisten in der Sakristei deponierten oder sie an sich nahmen 118 . Die Rechnungsbücher täuschen somit eine fiskalische Kasseneinheit vor, der vielerorts in der Praxis mehrere Kassen gegenüberstanden. Zugleich verwendeten die Kirchenmeister Rechnungswährungen, die lediglich bei sehr genauer und völlig systematischer Anwendung der Umrechnungsfaktoren grobe Rückschlüsse auf die Geldflüsse ermöglichen. Die Rechnungsbücher geben somit kein Abbild der tatsächlichen Vorgänge wider. Buchführung Auf den ersten Blick scheint die Buchführung der Kirchenmeister im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer präziser geworden zu sein, da die Ausführlichkeit, mit der die Einnahmen und Ausgaben notiert wurden, im Verlauf des 15. Jahrhunderts in allen Städten zunahm. Tatsächlich muss zwischen der Anzahl der Buchungsvorgänge und dem Umfang der Buchungstexte unterschieden werden: Die Anzahl der Buchungsvorgänge stieg insgesamt gesehen nur wenig an, die einzelnen Einträge aber wurden immer umfangreicher: Hielten die Weseler Kirchenmeister bei den Einnahmen zu Beginn des 15. Jahrhunderts lediglich den Namen des Gläubigers und den Betrag fest, so kleideten sie den vergleichbaren Sachverhalt hundert Jahre später in einen ganzen Satz von durchschnittlich zwölf Wörtern Umfang. Zugleich legten sie die Bücher immer großzügiger an, und die Anzahl der Einträge pro Seite ging erheblich zurück. Die wenigsten Kirchenmeister schrieben wie in Rostock und Koblenz ihre Rechnungsbücher selbst. Die meisten Kirchenmeister ließen Stadt- oder Gerichtsschreiber für sich arbeiten, wobei sie vielfach stets denselben Schreiber beauftrag116 117 118

Siehe hierzu StadtA Bayreuth R2/1520, StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 94v., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 91v., vgl. StadtA Ulm A 7082 f. 61r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 725 und S. 726, vgl. S. 869. Klüssendorf, Kirchenopfer, S. 6-7 und S. 105.

I.2. Kassen- und Buchführung

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ten 119 . Dagegen verpflichteten die Kirchenmeister in Dresden jedes Jahr einen anderen Schreiber, während in Windsheim und Rothenburg verschiedene Schreiber pro Jahr beauftragt wurden 120 . Einige wenige Kirchenfabriken wie Freiburg, Straßburg, Ulm und Wien hatten eigene Schreiber 121 . Einmal pro Jahr setzten sich die Kirchenmeister mit den Schreibern zusammen. Diese hatten dann teilweise schon die Rechnungsbücher durch das Eintragen von Überschriften oder durch das Notieren sich jährlich wiederholender Einträge vorbereitet 122 . Wie viel Zeit für den Rechnungsabschluss verwendet wurde, lässt sich nicht genau bestimmen, doch kann aus dem wachsenden Umfang auf einen steigenden Zeitaufwand geschlossen werden. Hierfür spricht auch, dass die Rechnungsbücher zunehmend differenzierter aufgebaut und immer schöner gestaltet wurden. Während im 15. Jahrhundert die Kirchenmeister die Einnahmen und Ausgaben zusammentrugen und der Schreiber dabei das Rechnungsbuch schrieb, wurden daraus im 16. Jahrhundert zwei voneinander getrennte Vorgänge: In einem ersten Schritt gaben die Kirchenmeister dem Schreiber die notwendigen Unterlagen und erläuterten diese, in einem zweiten fertigte dieser selbständig das Rechnungsbuch an. Möglicherweise gab es mancherorts sogar noch eine Zwischenstufe, nämlich ein Konzept, das zunächst zur Ordnung der Buchungsvorgänge angelegt und dann ins Reine geschrieben wurde 123 . Die zunehmende Eigenverantwortung der Schreiber ist auch daran erkennbar, dass diese die Bücher immer häufiger in der ersten Person Singular führten (fynde ick geyn betalynge dair van an Trippemeicker noch an Derick van Galen) 124 . Wurde kein Konzept geschrieben, mussten die Schreiber den benötigten Platz vorher abschätzen, was ihnen nicht immer gelang. Allein in den Rechnungsbüchern von St. Willibrord in Wesel blieben von 1401 bis 1519 insgesamt 243 Seiten leer 125 . Mehrfach trugen die Schreiber Kontenüberschriften ein, denen sie dann keine Buchungen zuordneten 126 . Die Rechnungsbücher spiegeln damit weder die Kassen- noch die tatsächliche Buchführung der Kirchenmeister wider. Vielmehr muss bei der Bewertung der Rechnungsbücher berücksichtigt werden, dass sie nachträglich erstellt wurden 127 .

119 120 121 122 123 124 125 126

127

Siehe hierzu unten Kapitel VII.1.1. Zu Dresden siehe StadtA Dresden A XV b 36 f. 22r., f. 25r., f. 41r., f. 43r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1506 f. 1r., Nr. 73/1507 f. 0. Zu Straßburg Schock-Werner, Münster, S. 32-33. Vgl. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 582-583. Vgl. Sander-Berke, Zettelwirtschaft, S. 353-355, Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 65. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 416. Zu leeren Seiten und fehlenden Einträgen auch Schönberg, Technik, S. 102-103. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 200-202, PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1496/97 f. 10v., StadtA Nördlingen Kirchenrechnung 1501, StadtA Würzburg Ra 2023 f. 12r.-14v., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 283v., StadtA Ulm A 6896, 6899. Vgl. ähnlich Vogelsang, Finanzverwaltung, S. 689 und S. 706-707, auf der Grundlage der Revaler Kämmereibücher.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

Rechen- und Notizzettel Die Zusammenstellung der Rechnungsbücher war für die Schreiber angesichts der Kassenführung keine leichte Aufgabe. Gab es außerdem mehr als nur einen für die Finanzen verantwortlichen Kirchenmeister, mussten die Vorgänge zunächst zusammengetragen werden. Längst nicht alle Kirchenmeister protokollierten ihre Einnahmen und Ausgaben systematisch, umfassend und genau. Vielmehr notierten sie diese, wie auch die Küster, auf kleinen Papierzetteln 128 . Bei den Einnahmen lassen sich nur in wenigen Städten Rechenzettel nachweisen. In seltenen Fällen enthielten sie die aus den Stöcken oder beim Umgang in der Kirche erhaltenen Summen. Auch Schenkungen oder Teilbeträge von Zinszahlungen wurden auf diese Weise notiert 129 . Wie bei der Darstellung der Hilfsmittel gezeigt, griffen die Kirchenmeister bei den regelmäßigen Einnahmen aus Ansprüchen auf Listen, teilweise auch auf Zinsbücher zurück, in denen die Namen der Schuldner festgehalten waren. Die meisten dieser Bücher waren unhandlich, wenn man schnell herausfinden wollte, welche Beträge nicht gezahlt worden waren, oder wenn man auf einen Blick nachweisen wollte, welche Gläubiger die wichtigsten waren. Aus diesem Grund verwendeten die Kirchenmeister häufig sogenannte restant zedell 130 . Auf ihnen war übersichtlich aufgelistet, welche Einnahmen bis zum Termin der Rechnungslegung nicht geleistet worden waren131 . In Windsheim und in Freiburg wurden entsprechende Angaben auf der letzten Seite des Rechnungsbuches festgehalten 132 . In Wesel verwendete man Zettel: Differenzierten die Kirchenmeister lange Zeit zwischen verschiedenen Arten von Einnahmen, so gingen sie gegen Ende des 15. Jahrhunderts immer mehr dazu über, die Zins- und Mieteinnahmen terminweise aufzuschreiben. Im Jahr 1515 geschah dies nach Auskunft des Schreibers myt das ingestrocken zedelken133 . Anders verfuhren die Kirchenmeister bei den Ausgaben: Sie notierten vor allem einmalige Anschaffungen und besondere Ausgaben auf Notizzetteln. Quittungen von Kaufleuten und Krämern dienten den Kirchenmeistern als Belege. Handwerker, die mit Arbeiten an der Kirche beauftragt wurden, stellten ihre Arbeit sowie die verwendeten Materialien in Rechnung 134 . Doch nicht nur Handwerker verfuhren auf diese Weise, notierten doch die Bamberger Kirchenmeister auch die Ausgaben laut einer rechnung von pettpuche das her jacob hett lassen

128

129 130 131 132 133 134

Zu den Rechenzetteln siehe Sander-Berke, Zettelwirtschaft, S. 359-362. Es erscheint möglich, dass die Kirchenmeister Wachstafeln verwendeten, doch aller Wahrscheinlichkeit nach fanden keine Kerbhölzer Gebrauch, da schon entsprechende Belege für ihre Verwendung durch die städtischen Kämmerer fehlen, siehe Mersiowsky, Anfänge, S. 88 sowie ausführlich zu den Kerbhölzern Kuchenbuch, Register, S. 141, und ders., Kerbhölzer, insb. S. 317ff. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 271, S. 645, S. 880. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 833. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 45-48, S. 51-56, S. 60, S. 61. Freiburg: StadtA Freiburg E 1 B II a 1 Nr. 1 f. 24r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 103v. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 482. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 778.

I.2. Kassen- und Buchführung

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(...) schreiben 135 . Nach der Prüfung der zeitel oder zettel zahlten die Kirchenmeister die geforderten Beträge aus 136 . Bei der Erstellung der Rechnungsbücher verbuchten die Schreiber dann diese Beträge. So trugen sie in das Rechnungsbuch von St. Martin in Bamberg im Jahr 1507/1508 beispielsweise die Kosten für den neu errichteten Glockenstuhl auf der Grundlage des bawmeisters zetell ein 137 . Schließlich hielten die Kirchenmeister auch juristische Änderungen auf Notizzetteln fest. So schrieb der Kirchenmeister von St. Willibrord Jan van Meer genannt Trippemeker im Jahr 1507 auf einem zedell van anno septimo, dass eine Zinszahlung abgelöst worden war 138 . So weit Aussagen möglich sind, scheinen einige Kirchenmeister wie beispielsweise Jan Trippemeker gerne Notizzettel benutzt zu haben 139 . Den Unterlagen der Kirchenmeister lässt sich nicht entnehmen, wo sie ihre Belege und Zettel aufbewahrten. Damit ist auch keine Aussage möglich, in welchem Umfang sie persönlich die Geschäfte tätigten und welche Finanzangelegenheiten sie delegierten. Ebenso ist unbekannt, ob und inwieweit ihre eigene Buchführung eine andere war als für die Kirche. Hinzu kommt, dass manchen Buchungseinträgen ausschließlich mündliche Vorgänge zu Grunde lagen. Im Jahr 1516 notierten die Kirchenmeister von St. Willibrord: Item meister Goert Leyendecker myt my gereickent, dat hie vur ind nae gearbeith heifft 9 daige, die hie nyeth vp had laiten schrieuen, 1 daiges omb gegeuen as vurgenant, facit 5m 3s 140 . Der Dachdecker hatte keine Rechnung geschrieben, und seine Leistung war auch vom Kirchenmeister nicht schriftlich festgehalten worden. Dieser rechnete somit nachträglich auf Treu und Glauben mit dem Handwerker ab und notierte dann seine Ausgaben, die der Schreiber in das Rechnungsbuch kopierte 141 . Zusammengefasst vollzog sich die Buchführung bei den Kirchenfabriken in zwei Schritten, die zugleich für die administrativen Fortschritte des späten Mittelalters stehen: Auf der Grundlage der Register, Sal- und Zinsbücher bemühten sich die Kirchenmeister darum, alle Gelder einzunehmen und keine Ausgaben zu vergessen. Diese Vorgänge hielten sie hauptsächlich auf Zetteln fest. In einem zwei135 136 137 138 139

140 141

StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 8v. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/21 f. 8r.; ähnlich auch Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1510 f. 11r. und Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 61v. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/8 f. 5v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 715. Zu Trippemeker siehe AEK Wesel Gefach 37,4 S. 141. Berücksichtigt werden muss außerdem, dass es unterschiedliche Traditionen gab: Während in die von 1401 bis 1519 geschriebenen Rechnungsbücher von St. Willibrord lediglich ein Notizzettel beigelegt wurde (AEK Wesel Gefach 37,4 S. 628), gab es in den Rechnungsbüchern von St. Nikolaus in den Jahren von 1434 bis 1500 acht Zettel, die entweder beigelegt oder eingeheftet wurden (AEK Wesel Gefach 33,2 S. 252a, S. 406a, S. 596a, S. 621a, S. 626a, S. 658a, S. 716a, S. 720a). AEK Wesel Gefach 37,4 S. 601. Bei diesem Arbeitsschritt war die logische Reihenfolge der Ausgaben nebensächlich, so dass beispielsweise zuerst die Ausgaben für das Schloss und die Schlüssel am Beinhaus von St. Willibrord notiert wurden, erst später aber der Betrag für die neue Tür, für die das Schloss bestimmt war: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 680, S. 746.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

ten Schritt übertrugen dann die Schreiber die Buchungsvorgänge systematisch in die Rechnungsbücher 142 . Nach der Fertigstellung der Rechnungsbücher wurden die Notizzettel und Quittungen vernichtet 143 . Die Buchführung folgte also nicht den internen Abläufen, sie beruhte auf keiner Buchhaltung, sondern spiegelte eine eigene Wirklichkeit 144 . Dies erklärt zugleich die Übereinstimmungen zwischen der formalen Gestaltung der Rechnungsbücher auf der einen und den administrativen Abläufen bei der Buchführung und bei der Erstellung der Rechnungsbücher auf der anderen Seite. Erst gegen Ende des Jahres wurden überhaupt die notwendigen Zahlen zusammengetragen, und ebenfalls erst dann war eine fundierte Bilanz möglich. Das wichtigste Hilfsmittel bei diesem Vorgang war das Rechenbrett, wie die fast ausschließliche Verwendung der römischen Zahlen belegt 145 . Es zeigt sich damit eine zunehmende Systematisierung der Abläufe wie auch der Gestaltung der Rechnungsbücher. Keiner der Kirchenmeister wandte die doppelte Buchführung an. Zugleich liegen keine Hinweise vor, dass sie zu Beginn eines Jahres einen Haushalt aufstellten, um die Einnahmen und Ausgaben zu planen. Wahrscheinlich konnten auch nur die wenigsten Kirchenmeister während des Rechnungsjahres ihren Etat genau überblicken. Städte wie Basel oder Nürnberg bilden Ausnahmen, denn während dem Rat der Stadt Basel jeden Mittwoch eine Bilanz der Wocheneinnahmen und -ausgaben vorgelegt wurde, bilanzierte Sebald Schreyer in Nürnberg viermal im Jahr seine Einnahmen und Ausgaben 146 . Auch die Dresdener Kirchenmeister zogen viermal im Jahr Bilanz 147 . Insgesamt gesehen legten gerade die Kirchenmeister bedeutender Kirchen Wert auf möglichst vollständige Hilfsmittel. Wie in Wesel war es allen wichtig, ihre Aufgaben zu erfüllen, wozu auch die Führung der Rechnungsbücher gehörte. Im Vergleich zu den Praktiken der Kaufleute wirkte die Buchführung der Kirchenmeister aber unflexibel und rückständig148 . I.3. RECHNUNGSLEGUNG UND KONTROLLE DER KIRCHENMEISTER Wie dargestellt sah sich der Rat in den meisten Städten als Vertretung der Gesamtgemeinde und leitete daraus das Recht auf die Rechnungskontrolle ab 149 . Eine Beteiligung des Pfarrers bei der Rechnungslegung war nur sehr selten gegeben 142 143 144 145 146 147 148 149

Vgl. Dormeier, Verwaltung, S. 311ff. Sander-Berke, Zettelwirtschaft, S. 364. Mersiowsky, Anfänge, S. 125, Fouquet, Bauen, S. 116. Hierzu ausführlich Schönberg, Technik, S. 131-134; vgl. oben S. 39. Fouquet, Bauen, S. 114. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 209v. Fouquet, Bauen, S. 115-118; vgl. Ranft, Basishaushalt, S. 281-282, der zu einem ähnlichen Ergebnis im Hinblick auf den städtischen Haushalt der Stadt Lüneburg kommt. Siehe unten Kapitel II.3.; explizit zu Bamberg Baumgärtel-Fleischmann, Rockenbach, S. 175 mit Anm. 62; zu Zürich Steffen-Zehnder, Verhältnis, S. 51-52.

I.3. Rechnungslegung und Kontrolle der Kirchenmeister

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und lässt sich lediglich in Landstädten wie Wertheim nachweisen150 . In den größeren Orten und insbesondere in den Reichsstädten beanspruchte der Rat das Recht der Rechnungsablage für sich allein. Dies galt auch für die Stadt Wesel, während in den kleinen Kirchen des Umlands der Pfarrer an der Rechnungslegung beteiligt war 151 . Den hier ausgewerteten Unterlagen städtischer Kirchenfabriken ist auch nicht zu entnehmen, dass die geistlichen Autoritäten die Rechnungen kontrollierten. Im Rahmen einer Visitation der Kirchen wie beispielsweise 1496 in der Diözese Worms notierten die Visitatoren lediglich die Einnahmen und den Zustand der Kirche, interessierten sich aber weder für die Rechnungsbücher noch für die Verwaltung der Kirchenfabrik 152 . Etwas anders als bei den großen Stadtkirchen verlief die Rechnungslegung bei den Land- und Stiftskirchen. In Wertheim nahm der Landesherr seine Aufsichtsfunktion wahr, indem der Schultheiß der Rechnungskontrolle beiwohnte153 . Auch in Dresden hatte der Herzog das Recht, die Rechnungen prüfen zu lassen 154 . Bei Stiftskirchen war das Stiftskapitel das Kontrollorgan, so dass beispielsweise der structurarius von St. Marien in Bielefeld ausschließlich den Kanonikern des Stifts Rechnung legte 155 . Die Kirchenmeister des Straßburger Münsters legten Rechnung vor dem Rat der Stadt im Beisein eines Vertreters des Domkapitels, und dasselbe lässt sich auch für Würzburg nachweisen 156 . In Wunsiedel erfolgte die Rechnungslegung vor dem sandt Conradts Rat oder dem sant Sebastians Rat und gemeye, wahrscheinlich einem erweiterten Rat157 . In den meisten Städten legten die Kirchenmeister einmal pro Jahr Rechnung. Bei St. Willibrord lief das Rechnungsjahr bis 1453 jeweils vom dinxdagh na Invocavit bis zum nächsten Dienstag nach dem ersten Fastensonntag. In den dann folgenden Jahren wurden unterschiedliche Termine innerhalb der Fastenzeit verwendet. Während der letzten fünfzehn Jahre des 15. Jahrhunderts wählten die Kirchenmeister jeweils den ersten Fastensonntag. Mit dem beginnenden 16. Jahrhundert wurde der Termin des Rechnungsabschlusses auf die Derttyenmysß am Dreikönigstag vorverlegt, denn die Kirchenmeister wollten versuchen, den Zeitraum, in dem an der Kirche gebaut werden konnte, besser zu überblicken 158 . Aus nicht verzeichneten Gründen wurde teilweise ein anderer Termin als der kirchlich vorgeschriebene gewählt, und zugleich änderte sich der Zeitraum 150 151 152 153 154 155 156 157 158

Siehe unten Kapitel II.3. und Kapitel I.4.; zu Wertheim siehe StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 13r., 1481-1482 f. 16v., 1484-1485 f. 17v. Oediger, Pfarrkirchen, S. 208 mit Anm. 108. Siehe Weech, Synodale, siehe auch Falk, Rechnungsablage, Sp. 151. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 13r., 1481-1482 f. 16v., 1484-1485 f. 17v. Richter, Verwaltungsgeschichte I, S. 116. Rüthing, Leben, S. 104. Straßburg: Mann, Kirchenpolitik, S. 8; Würzburg: Trüdinger, Würzburg, S. 105. sandt Conradts Rat: StadtA Wunsiedel R 4470 f. 1r.; sant Sabastians Rat und gemeye: R 4421 f. 1r.; vgl. Jäger, Wunsiedel I, S. 151-152. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 805.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

der Rechnungsführung. Auch der Rat der Stadt kontrollierte nun anders als zuvor, da keine jährliche Rechnungslegung mehr verlangt wurde: Wählte man gegen Ende des 15. Jahrhunderts beispielsweise den Montag nach Exaudi (sechster Sonntag nach Ostern), so konnte Derick uppen Dike während der Jahre von 1500 bis 1509 erst zwischen dem Montag nach Dreifaltigkeit (23. Mai) bis zum Freitag nach Bartholomäus (26. August) vor dem Rat erscheinen 159 . Über die Geschäfte von Jan Trippemeker zwischen 1501 und 1513 wurde erst nach seinem Tod abgerechnet 160 . In den Jahren 1514 bis 1519 nahm der Rat überhaupt keine Rechnungen ab, sondern befahl den Kirchenmeistern erst im Jahr 1520, die zurückliegenden Rechnungen vorzulegen 161 . Auch in der Mehrzahl der übrigen Städte mussten die Kirchenmeister einmal im Jahr Rechnung legen. Eine Ausnahme gab es beispielsweise in Nördlingen, wo dies nur alle zwei Jahre geschah. In Hagenau zogen die Kirchenmeister zweimal im Jahr Bilanz, nämlich jeweils zu Martini und zu Johannis Baptiste. Der Termin der jährlichen Rechnungslegung war kirchenrechtlich vorgeschrieben, seit auf dem Konzil von Basel beschlossen worden war, dass die Kirchenmeister ihre Bilanz zwischen Ostern und Christi Himmelfahrt vorlegen sollten 162 . Der größte Teil der Kirchen hielt sich an diese Vorgaben. Die Kirchenmeister setzten daher den Rechnungsabschluss einige Tage oder Wochen vor diesem Termin der Rechnungslegung fest. In einer ganzen Reihen anderer Städte begannen und endeten die Rechnungsjahre an festgelegten Terminen: In Rothenburg wurde das Rechnungsjahr vom 1. Mai bis zum 30. April gerechnet163 . In Coburg beendete Hans Vogler das Rechnungsjahr zu Michaelis (29. September), in Schmallenberg wählten die Kirchenmeister den Sonntag Laetare (4. Fastensonntag)164 . In St. Martin in Bamberg wurde Walpurgis (1. Mai) als Termin des Rechnungsabschlusses festgesetzt 165 . Diesen Termin verwendeten auch die Kirchenmeister der Oberen Pfarre in Bamberg, die jedoch wesentlich weniger konstant verfuhren und auch den Tag Johannes des Täufers (24. Juni) ebenso wie Martini oder Weihnachten als Stichtag aussuchten 166 . Es gab somit lokal unterschiedliche Traditionen, bei denen man sich teil159 160 161 162 163 164

165 166

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 334, S. 413, S. 473, S. 531, S. 576, S. 643, S. 705, S. 772, S. 861. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 473. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 839, ausführlich unten Kapitel I.4. Götz, Pfarrbuch, S. 81 mit Anm. 5, vgl. oben Kapitel I.4. StadtA Rothenburg o.T. R 362, R. 363. Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 1r., R 11/1484 f. 1v., R 11/1486 f. 1v., f. 2r., f. 2v., f. 3r., R 11/1487 f. 2r., f. 2v., R 11/1488 f. 1v., R 11/1493/94 f. 1v., f. 2r., f. 2v., R 11/1494/95 f. 2r., f. 2v., R 11/1496/97 f. 2r., R 11/1499/1500 f. 2r., f. 2v., R 11/1500/01 f. 2r., f. 2v., R 11/1501/02 f. 2r., f. 2v., R 11/1502/03 f. 2r., f. 2v., R 11/1503/04 f. 2r., R 11/1504/05 f. 1v., R 11/1505/06 f. 2r., f. 2v., R 11/1506/07 f. 1r.; Schmallenberg: StadtA Schmallenberg Bestand A Nr. 4 Kirchenrechnung 1412, 1416, 1439, 1463, 1466, 1464, 1478, 1479, 1480, 1490. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 1r., Nr. 70.01/3 f. 1r., Nr. 70.01/8 f. 1r., Nr. 70.01/A9 f. 1r., Nr. 70.01/21 f. 1r. Walpurgis: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1482/84 f. 1r., 1484/85 f. 13r.; Johannis der Täufer: Pflegerrechnung 1486/87 f. 1r., 1492/93 f. 1r., 1493/94 f. 1r., 1494/95 f. 1v.; Martini oder Weihnachten: 1490/92 f. 4r., 1493/94 f. 3r., 1495 f. 1r.

I.3. Rechnungslegung und Kontrolle der Kirchenmeister

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weise an den Ratswahlterminen orientierte167 . Die Küster der Oberen Pfarre in Bamberg legten beispielsweise 1506/1507 über einen Zeitraum von einem Jahr Rechnung, während sie ein Jahr zuvor einen Zeitraum von fünf Jahren abrechnen mussten 168 . Die Kirchenmeister der Oberen Pfarre legten 1482 über zwei Jahre, 1485 und 1488 über drei Jahre Rechnung, bei St. Martin waren es 1508 sogar zehn Jahre 169 . In Bielefeld waren es in einem Fall fünf Jahre 170 . Die Rechnungslegung vor dem Rat bestand aus drei Schritten: Zunächst übergaben die Kirchenmeister den Ratsherren ein Exemplar des Rechnungsbuches (Deze zedell is auergeleuert den rait) 171 . Dann kontrollierte der Rat die Summen und entlastete schließlich die Kirchenmeister. In Wesel mussten die Kirchenmeister vp dat raithuys erscheinen 172 , in das beispielsweise im Jahr 1507 auch Vertreter der Gemeinde gebeten worden waren: Vp dinxdach post octauas Assumpcionis Marie anno XVc decimo tercio (1513 VIII 23) heifft Derrick opper Dyck van wegen selige Johan Trippemeicker ind synen eruen gereickent vpper raitkammer vur den erbern Rait ind gekoren van der gemeynde myt der clocke als van vpboren ind vithgeuen van der kercken sancti Willibrord van diesen jair als myns namen anno XVc septimo (1507), dat eyn tegen dat ander affgetaigen 173 . Die Gemeindevertreter wurden aller Wahrscheinlichkeit nach erst mit dem Beginn des Erweiterungsbaus der Pfarrkirche zur Rechnungslegung hinzugezogen, da der Rat der Stadt wegen der Finanznöte Wesels die Verantwortung nicht allein tragen wollte 174 . Die Rechnungslegung geschah in byewesen Burgemeisters scepen ind raidt als van aildes gewointlick 175 . Zumindest in den achtziger und neunziger Jahren des 15. Jahrhunderts verzeichneten die Kirchenmeister auch Ausgaben für Wein oder Speisen, die die raet toesamen getert hatte, als die Kirchenmeister van der kercken wegen gerekent hadden myt den raide 176 . Am Ende der Rechnungslegung dankten die Ratsherren den Kirchenmeistern für ihre Arbeit, wie zumindest in den Rechnungsbüchern von St. Nikolaus festgehalten wurde 177 . Auch in Bamberg mussten die Kirchenmeister auf einer vom Rat gebotenen außerordentlichen Sitzung in der Ratsstube erscheinen: Anno domini lxxxv am mittwoch nach sant ulrichs tag haben hans röder und heinrich rockenpach baumeister vnd pfleger der pfarrkirchen zu unser lieben frawen offentlich in der ratstuben rechnung getane alles irs 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177

Schönberg, Technik, S. 123-126. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/6 f. 2r., Nr. 70.01/7 f. 5v. Vgl. die Zusammenstellung bei Schnapp, Stadtgemeinde, S. 67. StA Münster St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 10r. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 263. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 135. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 772 Erste Erwähnung der Gemeindevertreter: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 334. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 428 AEK Wesel Gefach 37,3 S. 112, Gefach 37,2 S. 486. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 66, Gefach 33,3 S. 308.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

eynnemens und ausgebens von sant Walpurgen tag im lxxxij iore. (...) von sulcher rechnung hett der rate guts genügen, sagten beden Kirchenmeistern redlicher getrewer vorstehung guten Danck, befalhen in, furan aber gantzen Fleis anczukeren und hiessen den statschreiber die getoner rechnung mit disem recesse nach gewohnheit und herkumen zcu quittiren178 . Die genauen Vorgänge im Bamberger Rathaus sind nicht erkennbar. Nach der Übergabe des Rechnungsbuches wurden wahrscheinlich die Gesamtsummen der Einnahmen und der Ausgaben vorgetragen und anschließend voneinander abgezogen. Allenfalls wurde die Addition der Konten- oder Seitensummen überprüft 179 . Mit hoher Sicherheit wurde nicht das gesamte Rechnungsbuch vorgelesen: In Wesel enthielten die Rechnungsbücher eines Jahres zu Beginn des 15. Jahrhunderts zweihundert Buchungseinträge und mehr, die vollständig vorzulesen erhebliche Zeit in Anspruch genommen hätte. Auch ist fraglich, ob die Offenlegung aller Zahlen wünschenswert gewesen wäre. Hatten die Kirchenmeister einen Überschuss erwirtschaftet, so musste dieser in Bamberg, Koblenz und Rostock bar dem Rat übergeben werden; hatten sie jedoch Verluste gemacht, mussten sie von ihren Nachfolgern – wahrscheinlich ebenfalls bar – entschädigt werden 180 . In Coburg wurde der Kirchenmeister Hans Vogler dazu verpflichtet, den Überschuss des Vorjahres jeweils als erstes unter den Einnahmen zu verbuchen 181 . Mit den beschriebenen Verfahren war die Rechnungslegung in Siegen vergleichbar, wo den Bürgermeistern, Schöffen sowie den Mitgliedern des Rates die Rechnungsbücher vorgelegt wurden182 . Sie baten gelegentlich auch den Schulmeister und die Stadtknechte hinzu 183 . Auch in Windsheim nahm der erbare(n) Rat die Rechnung ab, und ähnliches galt für Koblenz 184 . Die Zusammensetzung der die Entlastung erteilenden Instanz variierte auch anderswo: In Rostock waren es bis 1484 die Bürgermeister und Kämmerer, ab 1485 nahmen aber auch die Vertreter der Gemeinde an dem Rechtsakt teil 185 . In Wertheim beteiligten sich in einigen Jahren Mitglieder der Gemeinde ebenso wie der Schultheiß 186 .

178 179 180 181 182 183 184 185 186

PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1484/85 f. 13r.-13v., vgl. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 66. Vgl. Schönberg, Technik, S. 134, ähnlich Kirchgässner, Frühgeschichte, S. 36-37. Koblenz: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1507/08 f. 23r.; Rostock: StadtA Rostock 1.1.18.2.3. StadtA Coburg R 11/1488 f. 1v. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1472/73 f. 1r., 1487/88 f. 32r., 1498/99 f. 25r., 1507/08 f. 23r. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1487/88 f. 32r. Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 1r.; Koblenz: siehe z.B. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 1r. StadtA Rostock 1.1.18.2.6, namentliche Auflistung der Gemeindemitglieder 1501: 1.1.18.2.13, vgl. 1.1.18.2.11. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 17r., 1484-1485 f. 17v., 1499-1500 f. 16r.

I.3. Rechnungslegung und Kontrolle der Kirchenmeister

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Die Rechnungslegung wurde mit der Bestätigung des Saldos in Form eines Rezesses abgeschlossen. Dies waren in manchen Städten Urkunden, die in Rostock die Form eines Chirographen hatten, so dass ein Exemplar an den Kirchenmeister, das andere an den Bürgermeister und damit die Stadt ging 187 . In Bayreuth, Braunschweig und Ulm ließ der Rat die Rezesse systematisch festhalten188 . In den meisten anderen Städten wurde der Rezess in das Rechnungsbuch eingetragen, wozu der Bamberger Rat ausdrücklich den Stadtschreiber anwies189 . Dieses Verfahren erklärt, warum die Rezesse von anderer Hand und mit anderer Tinte geschrieben waren als die Rechnungsbücher. In Nürnberg wie auch in Zürich verlief die Rechnungsprüfung etwas anders als in den übrigen Städten. Der Rat befasste sich nicht selbst mit der Prüfung der Rechnungsbücher, sondern delegierte dies an ein Gremium bestehend aus den Losungern, den Nürnberger Kämmerern, und den Kirchenpflegern, den Beauftragten des Rates für die Kirchen. Die Vorgänge im Rahmen dieser Prüfung wurden in keinem Rechnungsbuch festgehalten, doch beschrieb der Nürnberger Baumeister Endres Tucher in seinem Baumeisterbuch, wie er vor den Losungern erscheinen musste 190 : Ein paumeister soll auf den tag und man die rechnung hören will zu den losungern geen, wenn sie nach mittag in die stuben geen, und die do fragen zu welcher zeit sie die rechnung verhören wollen. das soll er dann zu stunde den zweien herren, die im von ratz wegen zu beschiden sein, zu wissen thun, und sie abermals pitten aüf dieselben stund do zu sein. Auch wenn die losunger dann die rechnung hören wollen und die zwen herren, von ratz wegen darzu gegeben, gegenwertig sein, und man sie alle hinein vordert, so list der losungschreiber einer am ersten der herren register gegen des paumeisters bergamenen zettel, waß man sider der nechsten des paumeisters rechnung dem paumeister geben hab von gelt auß der losungstuben, des gleichen dann in des paumeisters rechnung auch geschriben steet gleich als in der zettel. Und so man das gleichlautent vindet und davon ein sum aufzeichent etc., so list der losungerschreiber dann einer verrer in derselben des paumeisters rechnung (...). Das alles die losunger pede mit rechen pfenningen legen, und die zwen herren, die von ratz wegen do pei sein, die sehen und horen auf, was man list, und die 187 188 189

190

StadtA Rostock 1.1.18.2.6; ähnlich Braunschweig: StadtA Braunschweig F I 6/H. 17 (olderlude). Bayreuth: StadtA Bayreuth B 14; Braunschweig: B I 14 Nr. 2; Ulm: StadtA Ulm A 7074; vgl. oben S. 45. Bayreuth: StadtA Bayreuth R1/1470 S. 26; Freiburg: StadtA Freiburg E 1 B II a 1 Nr. 1 f. 24r.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1472/73 f. 1r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 1r.; Würzburg: StadtA Würzburg Ra 2022 f. 1r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 4421 f. 1r.; Bamberg: StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 13r., PfA St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 7r., Nr. 70.01/2 f. 5r., vgl. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 68. Lexer, Baumeisterbuch Einleitung, S. 8, vgl. Binding, Baubetrieb, S. 132-133, zum Amt des Baumeisters in Nürnberg Sander, Haushaltung, S. 276ff.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

haben auch vor in die alten rechnung des vergangen jars und fragen dapei, worumb das ettlich sum hewer mer oder minder treffen dann des vörderen jars; des muss dann ein paumeister unterscheit geben. Dornach so list man dann das außgeben nach einander von einem zu dem andern, das dann die herren auch legen mit pfenningen; und so dann das außgeben auch auf ein sum procht und das gegen dem einnemen angesehen wirt und der rest gemacht, was die herren einem paumeister schuldig sein, ob er mer hett außgeben, dann eingenomen, oder was der paumeister noch uberichs geltz innen hab etc. 191 Nimmt man dieses Verfahren auch für die Kirchenfabriken an, so wurden die einzelnen Kontensummen aus den Rechnungsbüchern Sebald Schreyers vorgelesen und von den Losungern jeweils addiert, während die Nürnberger Kirchenpfleger die Summen mit denen des vergangenen Jahres verglichen 192 . Gab es auffallende Differenzen, baten sie Schreyer um eine Erklärung. Das Ergebnis der Prüfung wurde dem Rat mitgeteilt, der dann die Entlastung erteilte und einen entsprechenden Rezess ausfertigen ließ. Dabei ist davon auszugehen, dass Schreyer die Vorgänge sehr genau kannte, da er von 1479 bis 1486 das Amt des Geldzählers in der Losungstube innegehabt hatte193 . Auch bei der Rechnungslegung in Schlettstadt zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurden die verschiedenen Bücher miteinander verglichen: Und wan er [der Kirchenmeister] rechnen will, so sollent des grossen rats und ouch des fritag rats buecher gegen sinen registern verlesen und beleit werden, damit das uffrecht und redlich zugang 194 . Der in allen Städten ausgestellte Rezess belegt die Relevanz, die den Gesamtsummen der Einnahmen und Ausgaben sowie dem Saldo zukam 195 . Die Rechnungsbücher waren von zweitrangiger Bedeutung. Sie wurden in den meisten Städten weder auf Vollständigkeit noch auf Richtigkeit geprüft, und sie wurden auch höchstens in Teilen nachgerechnet. Es lässt sich nicht einmal klären, ob dem zuständigen Rat die Kontensummen vorgelesen wurden. Dafür spricht jedoch, dass der den Rechnungsbüchern zugrundeliegende Kontenplan in vielen Städten nur selten grundlegend geändert wurde 196 . Auch die Verwendung römischer Zahlen macht einen möglichen Kontrollvorgang wahrscheinlich, da dieser sich leichter mit Hilfe eines Rechentischs oder Abakus kontrollieren ließen als arabische Ziffern, mit denen sich dagegen leichter schriftlich rechnen ließ197 . Damit vollzog 191

192 193 194 195 196 197

Lexer, Baumeisterbuch, S. 240-241; ganz ähnlich im Jahr 1484 in Rößel im Ermland: (...) unde haben das kirchenbuch geleesen von ende czu ende unde berechent (...) [Matern, Pfarrbuch, S. 93]. Zu dem Verfahren, das auch bei der Prüfung der Kämmerrechnungen in Dresden angewandt wurde, siehe Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 146. Caesar, Schreyer, S. 23. Gény, Stadtrechte, Nr. lxxxii S. 862-864, hier: S. 863. Vgl. Fouquet, Zahlen und Menschen, S. 105. Siehe oben Kapitel I.1. und I.2. Siehe Hess, Rechnung, S. 76-81; Riedmann, Gebrauch, S. 137-139.

I.3. Rechnungslegung und Kontrolle der Kirchenmeister

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sich die Rechnungslegung in einem immer gleichen, teilweise formalisierten Ablauf 198 . Allerdings konnten die Schreiber ebensowenig wie die Kirchenmeister Buchungen nach eigenem Ermessen in die Rechnungsbücher eintragen. Die zahlreichen verbesserten Summen, die ausgestrichenen Texte und die korrigierten Angaben belegen die Korrekturvorgänge. Möglicherweise wurde das Rechnungsbuch nach der Fertigstellung durch die Schreiber noch einmal von den Kirchenmeistern Korrektur gelesen. Ein derartiger Schritt könnte die zahlreichen Änderungen der Buchungsvorgänge erklären. Eine zweite Möglichkeit könnte die Überprüfung der Seiten- und Kontensummen durch den Ratsschreiber oder den Kämmerer der Stadt umfasst haben. Dies würde eine Erklärung für die an den Summen und insbesondere an den Gesamtsummen vorgenommenen Korrekturen liefern 199 . In Coburg spricht der Handschriftenvergleich dafür, dass der Stadtschreiber nicht nur den Rezess, sondern auch die Seitensummen in die Rechnungsbücher eintrug. Vergleicht man die in Wesel und Bamberg gewählten Verfahren mit dem Ablauf der Rechnungslegung in Nürnberg und Zürich, so lassen sich die Unterschiede anhand von zwei Parametern beschreiben: Einer war der Grad der Öffentlichkeit bei der Rechnungslegung, wobei unter dem Begriff der Öffentlichkeit sowohl die „Eigenschaft politischer Vorgänge“ als auch die „diese Eigenschaft fordernde oder herstellende Gruppe“ verstanden werden kann 200 . In den Quellen wurde weniger eindeutig differenziert, und so erfolgte die Rechnungslegung in Bamberg ausdrücklich offenlich, so dass wahrscheinlich der Rezess, vielleicht auch die Konten- oder die Gesamtsummen vorgelesen wurden 201 . Eine noch größere Öffentlichkeit wurde beispielsweise in Wertheim und Wesel durch das Hinzuziehen von Gemeindevertretern erreicht. Allerdings dürften die wenigsten Teilnehmer Einblick in die Bücher erhalten haben. In Nürnberg dagegen war die Rechnungskontrolle geheim, so dass sogar der Rat lediglich das Ergebnis der Prüfung erfuhr 202 . Der zweite Parameter umfasste die Gründlichkeit der Rechnungskontrolle: In Wesel wie anderswo kontrollierte der Rat die Rechnungsbücher nur eingeschränkt. Dagegen prüften die Nürnberger Losunger die Buchungsvorgänge und rechneten sie nach. Sie konnten zusammen mit den Kirchenpflegern den Inhalt des Rechnungsbuches mit dem des vorangegangenen Jahres vergleichen, wodurch für die Prüfer die Möglichkeit bestand, den Bau- oder Kirchenmeister nach den Gründen für Veränderungen zu fragen. 198 199 200

201 202

Vgl. oben S. 63-66. Vgl. StadtA Windsheim G 36a f. 133r. Gestrich, Absolutismus, S. 12, siehe Althoff, Demonstration, S. 28-29; zum Begriff der Öffentlichkeit zusammenfassend Giel, Öffentlichkeit, S. 29ff., Moos, Begriffe, S. 174ff., auch Benzinger, Wesen, insb. S. 307. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1484/85 f. 13r. Siehe Fouquet, Affäre, S. 481, der darauf verweist, dass selbst die Finanzen der Reichsstadt Nürnberg „von einer Handvoll in mehreren Gremien gleichzeitig vertretenen Männern beherrscht und gelegentlich auch manipuliert“ wurden.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

Insgesamt war damit die Genauigkeit, mit der die Rechnungsbücher der Kirchenmeister kontrolliert wurden, von Stadt zu Stadt verschieden. Die Rechnungsprüfung war in den großen Städten mit einer bereits ausgeprägt komplexen Administration gründlicher als in den kleinen und für deren Rat leicht überschaubaren Städten. Damit glich die Intensität der Rechnungsprüfung der Gründlichkeit, mit der jeweils die städtischen Finanzen überwacht wurden, für die es in keiner Stadt des Reiches eine zentrale Kontrollstelle gab 203 . Während die Kirchenmeister von St. Willibrord zu Beginn des 16. Jahrhunderts in ihre Rechnungsbücher Seiten- und Gesamtsummen eintrugen, notierten die Kirchenmeister von St. Nikolaus lediglich die Seitensummen. Für die Addition legten sie mutmaßlich einen Rechenzettel an, auf dem dann auch der Rezess vermerkt wurde. Die Überprüfung der wichtigsten Summen reichte jedoch aus, dass der Rat der Stadt Wesel Probleme bei der Kassen- und Buchführung erkannte. Der Kirchenmeister Derick van Galen notierte in seinem Rechnungsbuch des Jahres 1519/1520: Item vp donredach na der Heilliger Drie Konnynge dach anno etcetera XX°, als ick myn reickenschap dayn woulde van anno etcetera XIIII° van der kercke wegen opper Raitkamer in tegenwoirdicheith des Raidts ind die Borgemeister Johan van Orssoy, die selue nyet annemen woulde omb gebrackt dat dair vith verbleuen wairen eyn deell puncten, die in die vurreickenschappen stonden ind die kerck doch der nyeth in boerynge heifft ind die huyseren nyeth weeth to bekomen, die selue punten weder inne toe bringen 204 . Der Rat hatte zu diesem Zeitpunkt mindestens fünf Jahre lang keine Rechnungen abgenommen. Bei der Rechnungslegung orientierten sich die Ratsherren an den einzelnen Konten und verglichen sie mit den Angaben zurückliegender Jahre. Die Kirchenmeister konnten die Diskrepanzen auf Anhieb nicht erklären, so dass der Rat die Entlastung des Kirchenmeisters verweigerte und die Vorlage korrigierter Bücher verlangte. Zugleich fassten die Ratsherren zwei weitergehende Beschlüsse: Sie ordneten zum einen an, van den kercken restandt als van gelt saidtrenten ind pennynckgelt by den anderen toe suecken van zelige Herman Saellen jair aingainde bis diesen jair 205 . Dies umfasste alle seit Beginn des 16. Jahrhunderts nicht geleisteten Zahlungen. Die Kirchenmeister trugen insgesamt twee groite restande boyck ind zedellen zusammen 206 . Zum anderen wurde die Rechnungslegung zugunsten einer genaueren Prüfung wie in Nürnberg geändert: Vp saterßdach post Purificationis Marie anno XVc ind XX° heift Derick van Galen zyn reickenschap gedaen van anno XVc XV° vpper Raitkamer in byewesen des Burgermeister Johann van Orssoy Euert van Schoell Andris Dammert Gerit Houltstege ind meister Johannes Secretarius als 203 204 205 206

Lediglich einige große Städte wie Nürnberg, Basel oder Köln hatten ein ausgeprägteres Kontrollwesen als kleinere Städte, vgl. Schönberg, Technik, S. 193. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 838. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 517. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 517.

I.3. Rechnungslegung und Kontrolle der Kirchenmeister

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volmechtickt gedeputyrde van des Raidts wegen dair van dat vpboeren thegen dat vitheuen geboirt ind affgetaigen 207 . Gut anderthalb Monate später legte Derick van Galen ein neues Rechnungsbuch vor, das nun auch angenommen wurde 208 . Außerdem prüfte der Rat im Verlauf der Monate März bis Mai 1520 alle noch ausstehenden Rechnungen, ging dabei aber nicht chronologisch vor: Am 23.2.1520 wurde die Rechnung des Jahres 1516 gehört, am 25.3.1520 die des Jahres 1518, am 27.3.1520 die des Jahres 1517, am 2.5.1520 die des Jahres 1515 und schließlich am 9.5.1520 die Rechnung des Jahres 1519 209 . Dabei legte nur Derick van Galen und keiner der anderen Kirchenmeister Rechnung. Anschließend schied van Galen aus dem Amt. Am 4.3.1520 prüfte der Ausschuss das Rechnungsbuch des zweiten Kirchenmeisters Jakob Haeß für das Jahr 1519/1520 und schließlich am 5.9.1520 das Rechnungsbuch des Kirchenmeisters Gerit Houltstege 210 . Inwieweit die Rechnungsprüfung nun genauer war als zuvor, lässt sich nicht untersuchen, da das zurückgewiesene Rechnungsbuch van Galens nicht überliefert ist. Auch beim zweiten Verfahren wurde keine optimale Kontrolle erreicht, denn für das Rechnungsjahr 1519/1520 konnten weder der Ausschuss noch der Rat genau feststellen, ob alle der Kirche zustehenden Einnahmen geleistet worden waren. Hierfür wäre es notwendig gewesen, die Rechnungsbücher aller drei Kirchenmeister unmittelbar miteinander zu vergleichen, doch da im Mai bereits zwei Kirchenmeister entlastet worden waren, gab es keine Möglichkeit mehr für Korrekturen. Die Tatsache, dass eine jährliche Rentenzahlung an den Pfarrer dreifach notiert wurde, unterstreicht die Buchungsschwierigkeiten 211 . Auch die Prüfung der Rechnungsjahrgänge von 1514 bis 1519 konnte nicht mit größtmöglicher Gründlichkeit durchgeführt werden, da zweimal das Rechnungsbuch des jeweils vorangegangenen Jahres noch nicht vorlag. Die Prüfer des Weseler Rats konnten sich folglich nur an noch weiter zurückliegenden Rechnungsbüchern orientieren. Dies reichte dem Rat aus, und so konnte van Galen im Rechnungsbuch des Jahres 1518 auf eine Auszahlung im folgenden Jahr verweisen: Soe heifft men den Leeßmeister als her Johan van Osenbrugge ingen Augystynen weder in zwy stede gesath alß men dat klairlicken in die nauoelgende reickenschap wordder hoeren sall 212 . Es kann nicht ausgeschlossen, aber auch nicht belegt werden, dass das Rechnungsbuch des Jahres 1515 noch einmal überarbeitet werden musste und daher erst am 2.5.1520 akzeptiert wurde. Die Reichweite der erwähnten Ratsbeschlüsse von 1520 kam für die Kirchenmeister vermutlich unerwartet, doch hatte der Rat sie schon einmal ermahnt. Im Jahr 1488 hatten die Ratsherren beschlossen, dass die Kirchenmeister den ker207 208 209 210 211 212

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 518. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 428. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 518, S. 618, S. 681, S. 794, S. 839. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 945, S. 977. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 826, S. 890, S. 894. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 742.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

ken tyns manen sollten nae syn alden register 213 . Die Rechnungsbücher der folgenden Jahre lassen nicht erkennen, dass die Kirchenmeister dem Ratsbeschluss folgten. Im Allgemeinen scheint man in Wesel mit der Administration der Kirchenfabrik zufrieden gewesen zu sein, da beispielsweise in dem 1508 aufgesetzten Stiftungsbrief für die Anniversarmesse des Ehepaars Aldenberg festgelegt wurde, dass die beiden hinterbliebenen Söhne zu einer zweiten Zahlung an die Kirchenfabrik bereit wären, sollten die Kirchenmeister aus den überschriebenen Grundstücken keine Erträge mehr erzielen können214 . Als im Jahr 1420 der Kirchenmeister Deric Dulen während seiner Amtszeit starb, musste seine Frau zusammen mit seinem Nachfolger und dem anderen Kirchenmeister Wilhelm Scholten das Rechnungsbuch vorlegen, das dann auch von den Rentmeistern, den Kämmerern der Stadt Wesel, zusammen mit dem Bürgermeister geprüft wurde 215 . Der Rat selbst empfand sein Vorgehen im Jahr 1519 als ungewöhnlich, denn er beschloss noch im gleichen Jahr, dass auf der Grundlage der aufgedeckten gebrecken in den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister von St. Willibrord nun auch die Rechnungen der Kirchenmeister von St. Nikolaus, der Pfleger des HeiligGeist-Spitals und des Leprosenhauses gründlicher als zuvor kontrolliert werden müssten 216 . Außerdem wurde im Januar 1521 beschlossen, dass auch der Rentmeister der Stadt einer stärkeren Kontrolle unterworfen sein sollte: Item die rait ind gekairen van der gemeynt rypelich geslaiten, dat die renthmeistere der stat vormeer myt quytancie to reickenen van renthen ind tynss, dat baven 3 golden gulden were 217 . Ob eine derartige Kontrolle dann tatsächlich stattfand, ist aus den Rechnungsbüchern nicht ersichtlich. Den Unterlagen der Kirchenmeister wie des Rates lassen sich keine Gründe entnehmen, warum über ein halbes Jahrzehnt hinweg keine Rechnungskontrolle stattfand. Wahrscheinlich aber lässt sich dies mit den politischen Verhältnissen in der Stadt erklären, denn im November 1514 verordnete Herzog Johann II. von Kleve der Stadt eine neue Verfassung. Mit ihr wurden das erbliche Schöffentum und die alte Ratsverfassung abgeschafft. Jedes Stadtviertel wählte nun jährlich drei Wahlmänner, die dann zwölf Schöffen kürten. Aus ihrer Mitte wurden die wichtigsten politischen Amtsträger der Stadt bestimmt. Zugleich wählten die zwölf Wahlmänner auch die Kirchenmeister für die Kirchenfabriken der beiden

213 214 215

216 217

StadtA Wesel A3/3 f. 32v. AEK Wesel Gefach 26,4 S. 132ff. und Gefach 26,5 f. 1r. ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 195: Hadewich Dulen heeft gerekent vp den Raethues dair die Borgermester Rentmester Harman Keddeken ende Willem Scolten ende Bernt Scolten Kerkmester auer waren in den jair Onsers Hern MCCCCXXI des neysten gudensdagh na Onser Vrouwen dage Conceptionis, van vpboren ende vtgheuen dat Derich Dulen oer man geboert ende vtgegeuen heeft thent vp synen sterffliken dach; do alle dinck gerekent ende affgekort was do blieff Hadewich der kerken sculdich 25m 6s 1d. Item dair to bliefft so der kerken sculdich 8m 5s 4d. StadtA Wesel A3/15 f. 27v. StadtA Wesel A3/15 f. 96v. (frdl. Hinweis Dr. Roelen, StadtA Wesel).

I.3. Rechnungslegung und Kontrolle der Kirchenmeister

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Pfarrkirchen 218 . Der Umbruch in den verfassungsrechtlichen Verhältnissen der Stadt dürfte zunächst zu erheblichen Unklarheiten geführt haben, was wahrscheinlich auch für die Kontrolle der Kirchenmeister galt. Erst als sich die Verhältnisse beruhigt hatten, mussten die Kirchenmeister wieder ihre Rechnungsbücher vorlegen, und zugleich demonstrierte der Rat der Stadt, dass er eine ordentliche Administration mit guter Buchführung verlangte. Auf der Grundlage der Unterlagen der Kirchenmeister wurde in keiner der anderen untersuchten Städte jemals ein Rechnungsbuch zurückgewiesen219 . Auch ist nicht bekannt, dass andere Ratsherren ähnlich weitgehende Konsequenzen zogen wie in Wesel und tiefgreifende Änderungen bei der Kontrolle der Kirchenfabrik beschlossen. In keinem Ort wurde ein Kirchenmeister unehrenhaft aus dem Amt entlassen. Zumindest in Bamberg lässt sich dies mit der engen Verflechtung zwischen Kirchenfabrik und Rat begründen. Nur so kann erklärt werden, dass einzelne Buchungsvorgänge und sogar der Rezess nachträglich geändert werden konnten. Im Verzeichnis der Oberen Pfarre für das Rechnungsjahr 1493/1494 wurde die Summe des aus dem Vorjahr übertragenen Überschusses vom Stadtschreiber eingetragen. Sie wurde dann nachträglich und von anderer Hand durchgestrichen und verbessert. Gleichzeitig wurde in dem vorangegangenen Jahr – mit derselben Tinte und von der gleichen Hand – der Saldo und damit der Überschuss ebenfalls korrigiert und beide Male dieselbe Summe eingetragen220 . Damit aber war der Saldo des Rechnungsjahres 1492/1493 rechnerisch falsch. Offensichtlich hatten also dem Rat auch im Jahr 1493 falsche Zahlen vorgelegen. Auf der Grundlage des Handschriftenbefunds ist es wahrscheinlich, dass der Ratsschreiber die Summen verbesserte, erst recht, da eigentlich nur er Zugang zu den beim Rat hinterlegten Rechnungsbüchern haben durfte. Gründe für diese Änderung sind nicht erkennbar. Bei den Manipulationen in Bamberg scheint es sich um eine einmalige Angelegenheit gehandelt zu haben. Der Rat aller Städte fühlte sich dem bonum commune verpflichtet, so dass er seine Aufsichtsfunktion ausüben musste, wollte er nicht den gemein nutzen gefährden 221 . Es galt jedoch zwischen einer detaillierten strengen Überprüfung und einer wohlwollenden Kenntnisnahme abzuwägen. Eine zu ausführliche Kontrolle barg das Risiko einer abnehmenden Bereitschaft der Kirchenmeister, ihr eigenes Geld einzusetzen. Zugleich gab es die Gefahr eines sich verändernden Amtsverständnisses, wonach die Kirchenmeister ihr Amt weniger als Ehre sondern mehr als Tätigkeit verstanden, für die sie eine Entlohnung verlangen konnten. Schließlich war eine exakte und detaillierte Überprüfung un218 219 220 221

Zusammenfassend Roelen, Spätmittelalter, S. 138. Zu Wesel siehe auch StadtA Wesel A1/219/5 S. 84: Beschluss, wie bei der Rechnungsprüfung des Süsternhauses auf der Mathena durch den Magistrat zu verfahren ist. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1493/94 f. 2r. Fouquet, Affäre, S. 481-482, Mittag, Struktur, S. 14-18, Sander, Haushaltung, S. 98-101, Kirchgässner, Frühgeschichte, S. 20 und S. 38, Ranft, Basishaushalt, S. 262-264; zum Begriff des gemein nutzen Rublack, Grundwerte, S. 20ff., Hibst, Utilitas, insb. S. 223ff., Eberhard, Kommunalismus, S. 271ff., ders., Legitimationsbegriff, S. 242ff. Rogge, Nutzen, insb. S. 175ff.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

üblich, denn die Finanzen der Stadt gehörten zu den am besten gehüteten Geheimnissen der städtischen Amtsträger 222 . Bei der Rechnungslegung der Kirchenmeister war somit die Korrektheit der Finanzen nur bedingt von ausschlaggebender Bedeutung. Vielmehr versuchte der Rat die Kirchenmeister durch die Rechnungslegung zu einer guten Amtsführung anzuhalten. War diese gegeben, dann bedurfte es keiner detaillierten Überprüfung; doch hatte der Rat ein Instrument, gegebenenfalls auch eine genaue Kontrolle durchzuführen. Ein solcher Schritt war offensichtlich auch nur selten nötig. Hiermit korrespondiert, dass sich die Kirchenmeister vor allem in den großen Reichsstädten gegen Ende des 15. Jahrhunderts intensiv um eine bestmögliche Qualität ihrer Rechnungsbücher bemühten. Insgesamt gaben die Vorgänge bei der Rechnungslegung der Kirchenmeister den Ausschlag für die Anlage der Rechnungsbücher. Berücksichtigt man zusätzlich die Ergebnisse sowohl der formalen Untersuchung der Rechnungsbücher als auch der administrativen Prozesse, dann kam es im Verlauf des Mittelalters zu graduellen Fortschritten in der Verwaltungsintensität der Kirchenfabriken. Die Veränderungen wurden keineswegs zeitlich übereinstimmend eingeführt, doch verdichteten sich die Bemühungen der Kirchenmeister in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Den stadtübergreifenden Ansätzen zur Systematisierung der Administration standen lokale Gewohnheiten entgegen. I.4. GENAUIGKEIT DER ANGABEN UND ZUVERLÄSSIGKEIT DER RECHNUNGSBÜCHER Die Kirchenrechnungen dienten der Rechnungslegung vor dem Rat, und sie spiegeln nur teilweise die tatsächliche Kassen- und Buchführung wider. Im Fall der Stadt Wesel wurde der Rat erst bei substantiellen Unstimmigkeiten wie im Jahr 1519/1520 aktiv. Auch in den übrigen Jahren enthielten die Rechnungsbücher möglicherweise Unregelmäßigkeiten. Sie fielen den Ratsherren entweder nicht auf, oder der Rat tolerierte sie, da die Kirchenmeister keinen Lohn für ihre Tätigkeit bekamen und immer wieder auf ihre eigenen Mittel zurückgreifen mussten223 . In vielen mittelalterlichen Städten ernährten die Ämter ihre Inhaber, indem von den durch ihre Hände gehenden Geldern ein im Einzelnen nicht zu überprüfender Prozentsatz einbehalten wurde 224 . Im Folgenden werden zunächst die grundlegenden Ungenauigkeiten und Unstimmigkeiten anhand der Kirchenrechnungen von St. Willibrord in Wesel bestimmt und quantitativ beurteilt. In einem zweiten Schritt werden die Gründe für die Fehler zusammengestellt und bewertet. Allerdings darf sich die Bewertung nicht nach den Kriterien der modernen Buchhaltung richten, sondern muss von der mittelalterlichen Systematik ausgehen. 222 223 224

Isenmann, Ratsliteratur, S. 359-364 und S. 423-424. Schönberg, Technik, S. 62 und S. 166. Schönberg, Technik, S. 64.

I.4. Genauigkeit der Angaben und Zuverlässigkeit der Rechnungsbücher

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Rechnungsgenauigkeit In einer ganzen Reihe der beim Weseler Rat eingereichten Rechnungsbücher fehlten Angaben. Zum einen trugen die Schreiber immer wieder Kontenüberschriften für Einnahmen ein, doch ordneten sie diesen keine Buchungen zu. Zum anderen wurden immer wieder Einnahmekonten in die Bücher aufgenommen, die in anderen Jahren fehlten. Beides galt auch für die Ausgaben, und so wurden beispielsweise in den Jahren 1426, 1428, 1431 bis 1438, 1487, 1496 und 1508 keine Ausgaben für den Kauf von Wein verbucht. Im Jahr 1414 verzeichneten die Kirchenmeister keine Ausgaben für Renten 225 . Ähnliches galt auch für die Ausgaben für Renten und Anniversarien. Schließlich verringerten die zahlreichen und im 16. Jahrhundert zunehmend auftretenden Fehler der Schreiber die Zuverlässigkeit der Rechnungsbücher 226 . Alle genannten Ergebnisse lassen sich auf die übrigen Kirchenfabriken übertragen, wie bereits bei der formalen Beschreibung der Rechnungsbücher gezeigt wurde. Bei St. Willibrord gab es noch weitergehende Diskrepanzen: Zieht man die in den Rechnungsbüchern notierten Gesamtsummen der Ausgaben von denen der Einnahmen ab und vergleicht sie mit den in den Rezessen genannten Überschüssen oder Defiziten, so lassen sich erhebliche Abweichungen feststellen227 . Für den Zeitraum von 1401 bis 1519 liegen die ermittelten Summen durchschnittlich um ca. 47% unter den verzeichneten. Die Differenz verändert sich ein wenig, wenn man berücksichtigt, dass teilweise die Überschüsse oder Defizite des Vorjahres nicht in den Rechnungsbüchern verzeichnet wurden. Lediglich in 35 von 108 untersuchten Jahren entsprach die Differenz der notierten Einnahmen und Ausgaben dem im Rezess genannten Wert. In den Rezess flossen folglich auch Summen ein, die nicht in den Kirchenrechnungen genannt wurden. Die in den Kirchenrechnungen verzeichneten Gesamtsummen halten ebenfalls einer Nachprüfung nur teilweise stand. Der Vergleich der tatsächlichen Einnahmesummen beispielsweise der Jahre 1402, 1412, 1422, 1442, 1452, 1462, 1472, 1482, 1492 und 1502 zeigt, dass zwar in zwei Jahren die Additionen korrekt waren, in den übrigen sieben Jahren aber Differenzen von bis zu 44% festzustellen sind. Im Durchschnitt wichen die Gesamtsummen um knapp 9% von der tatsächlichen Addition der Seiten- oder Postensummen ab. Dabei verzeichneten die Kirchenmeister teilweise höhere Gesamteinnahmen, als sie tatsächlich ausweislich ihrer Seiten- oder Kontensummen eingenommen hatten. Auch die Seiten- und Kontensummen waren nicht immer korrekt. Werden beispielsweise für die gleichen Jahre wie oben genannt die Restanten addiert, so entspricht die Addition in 225 226

227

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 139. Siehe hierzu beispielhaft AEK Wesel Gefach 37,4 S. 17, S. 23, S. 26, S. 30, S. 44, S. 64, S. 85, S. 154, S. 155, S. 199, S. 205, S. 209, S. 235, S. 237, S. 242, S. 246, S. 250, S. 253, S. 259, S. 265, S. 288, S. 293, S. 299, S. 300, S. 317, S. 318, S. 349, S. 353, S. 376, S. 378, S. 386, S. 387, S. 420, S. 450, S. 458, S. 466, S. 477, S. 485, S. 514, S. 515, S. 518, S. 521, S. 564, S. 583, S. 592, S. 597, S. 614, S. 618, S. 639, S. 731, S. 817, S. 824, S. 831, S. 849, S. 861, S. 899, S. 941, S. 944, S. 956, S. 974, S. 976. Vgl. Bücher, Haushalt, S. 6.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

der Hälfte der Jahre den Ergebnissen der Kirchenmeister. In den übrigen fünf Jahren weichen die Werte um durchschnittlich ca. 5% von den Bereichssummen ab. In der überwiegenden Mehrheit war die Kontensumme um bis zu 20% niedriger als die Addition der Einzelwerte. Die Kirchenmeister erhielten also weniger Restanten als sie tatsächlich verzeichneten. Dieses Ergebnis lässt sich auch bei den anderen Einnahmebereichen finden, doch waren die Abweichungen bei den Zinsoder Rentenzahlungen höher als bei anderen Einnahmekonten. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister von St. Willibrord weisen somit teilweise erhebliche Unstimmigkeiten auf. Auch wenn einzelne Abweichungen sehr hoch waren, so betrugen die Diskrepanzen insgesamt durchschnittlich deutlich weniger als zehn Prozent, ein Prozentsatz, der sich auch in städtischen Rechnungen feststellen lässt 228 . Faktoren der Ungenauigkeit Auf der Grundlage der geschilderten Kassen- und Buchführung lassen sich vier grundlegende Faktoren erkennen, die zu den Ungenauigkeiten führten, nämlich Schwierigkeiten bei den Berechnungen, Probleme bei der Kassenführung und durch Gegenrechnungen, Ungenauigkeiten durch die Verwendung von Notizzetteln und Fehler beim Zusammenstellen der Rechnungsbücher. Schwierigkeiten bei den Berechnungen Der erste Faktor für Unstimmigkeiten waren Schwierigkeiten bei den Berechnungen: Die Weseler Kirchenmeister berücksichtigten nicht alle Schwankungen der Wechselkurse. Auch wenn die Gemeinde vielfach minderwertige Münzen in die Stöcke warf, so wurden doch lediglich in 31 Rechnungsbüchern Pfennigbeträge festgehalten, während in 28 Jahren glatte Beträge in Mark notiert wurden. Die Kirchenmeister rundeten daher die Beträge, wie sich aus einem Eintrag des Jahres 1483 schließen lässt: op dat hogetijt des heligen cruces Inventionis do men dat helige cruce droich ind voirt in der tijt die wijle dat helige cruce op der deelen stont, is dair gecomen an gelde ind an vlasse to samen 61 Rinsgulden facit 244m 229 . Ähnlich verfuhren die Kirchenmeister von St. Willibrord bei der Bede, und in vergleichbarer Weise handelten auch die Kirchenmeister von St. Nikolaus, wenn sie nur Schillinge ohne Angabe von Pfennigbeträgen verbuchten 230 . Das Umrechnen der verschiedenen Münzwerte wurde durch den starken Münzverfall gegen Ende des 15. Jahrhunderts immer komplizierter. Wenn der Wechselkurs beispielsweise in den Jahren 1478, 1483, 1487, 1488, 1490 bis 1511 um mehrere stuver pro Jahr schwankte, wurde die Umrechnung in Silbermark schwieriger. Allein im Jahr 1500 lag der Umrechnungskurs zwischen 40 und 44 Stüber für einen Goldgulden 231 . Im Jahr 1511 notierte Jan Trippemeker, dass die

228 229 230 231

Vgl. Schönberg, Technik, S. 102-104. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 481. Zur Bede ausführlich unten Kapitel VI.1.3.; vgl. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 135. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 320-321.

I.4. Genauigkeit der Angaben und Zuverlässigkeit der Rechnungsbücher

75

raidt noch kleren mach wat men vur den gulden boeren sall, so dass ihm also die offiziellen Werte ganz fehlten 232 . Manche der unvollständigen und fehlerhaften Einträge fielen den Kirchenmeistern auf. Allein in St. Willibrord wurden zwischen 1401 und 1519 in 201 Fällen Einträge und Summen verbessert oder durchgestrichen, wobei die Einnahmen häufiger korrigiert wurden als die Ausgaben. Die Schreiber mussten immer wieder die Rechnungsbücher um Buchungen ergänzen, nachdem sie bereits die Gesamtsummen ermittelt hatten 233 . In unterschiedlichem Maß galt dies auch für andere Städte 234 . In den Rechnungsbüchern aus Bielefeld und Ulm wurde häufig verbessert, in Coburg, Dresden und Bamberg nur selten und in Nürnberg gar nicht. Die Kirchenmeister strichen einzelne Buchungseinträge entweder durch und schrieben die korrekten Angaben darüber oder sie radierten die falschen Angaben weg 235 . Dies galt nicht nur für einzelne Buchungssummen, sondern auch für die Gesamtsummen und die Salden 236 . In seltenen Fällen wie beispielsweise in Bielefeld und in Windsheim wurden Einträge sogar mehrfach korrigiert 237 . Mit hoher Sicherheit waren die Seiten- und Kontensummen zuverlässiger als die Einzeleinträge, denn sie wurden auf der Grundlage der Rechenzettel, der Noti232 233 234

235 236 237

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 43. Siehe beispielsweise AEK Wesel Gefach 37,2 S. 287 und S. 301. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 22v., 1493/94 f. 2r., 1494/95 f. 8r., 1496/97 f. 8v.; Bayreuth: StadtA Bayreuth R2/1502, R32/1461, R32/1473; Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 5r., f. 13r., f. 40r., Nr. 2 f.. 9r., f. 11r., f. 15r., f. 123r., f. 136r.; Braunschweig: StadtA Braunschweig F I 4/H. 12; Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 9r., R 11/1482 f. 7v., R 11/1495/96 f. 3v., R 11/1504/05 f. 9r.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 20 Brückenamtrechnung f. 43v., A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 98r., f. 370v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1505 f. 44v., Nr. 73/1507 o.f., Nr. 73/1519 o.f.; Freiburg: StadtA Freiburg E 1 B II a 1 Nr. 1 f. 24r., Nr. 12 f. 1r., f. 2v., f. 4r., f. 16r., f. 22r., f. 25v., f. 26v., Nr. 14a f. 1r., Nr. 15 f. 1r., Nr. 15a f. 1r., Nr. 17 f. 1r., Nr. 20 f. 6v., EBA Freiburg Münsterrechnungen 1490 I, 1496 I, Präsenzurbar 1470 f 1v., f. 49r., f. 49v.; Greifswald: StadtA Greifswald Rep. 3/IX Nr. 147/1 f. 5r., f. 14r., f. 15r., f. 25v., f. 103r.; Hagenau: StadtA Hagenau GG 250/7 f. 2r., GG 251/14, GG 254/9 f. 13r.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 3v.; Nördlingen: StadtA Nördlingen Kirchenpröpste St. Georg f. 1v., f. 23r., Kirchenrechnung 1497/98 o.f., 1503 f. 1v.; Nürnberg: GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 52r.; Rostock: StadtA Rostock 1.3.1.215; Rothenburg: StadtA Rothenburg R 360 f. 229v., 300v., R. 362 f. 28r., R. 363 f. 161v.; Schmallenberg: StadtA Schmallenberg Bestand A Nr. 4 Kirchenrechnung 1398, 1405, 1414, 1417, 1428, 1449, 1450, 1451, 1456, 1464, 1465, 1466, 1468, 1472, 1474, 1475, 1477, 1478, 1479, 1480, 1485, 1488, 1493, 1494, 1496, 1497, 1496/97 f. 16v., 1498/99 f. 19v.; St. Gallen: StadtA St. Gallen Kirchenamt XVI,1 f. 20r., f. 41v., Kirchenamt XVI,2 f. 22r.; Ulm: StadtA Ulm A 6892 f. 28r., f. 36r., f. 40r., f. 55r., f. 59r., f. 60r., f. 84r., f. 87v., A 6894, 6898, A 6901 f. 22r., A 6904 f. 160v., A 6935 f. 2v., f. 47v., A 6949, A 6950, A 6968, A 7075, A 7082; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/10 Heft 1 f. 3v., B 128/11 Heft 2 f. 2r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 2r., f. 103v., f. 133r., G 37 f. 59r., G 37A f. 89v., f. 128r., G 38 f. 50r., f. 146v., f. 191r.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 13v., 1484-1485 f. 18v., 1487-1488 f. 20r., 1499-1500 f. 11v. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 5r., StadtA Coburg R 11/1499/1500 f. 9r. StadtA Windsheim G 36a f. 133r. Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 2 f. 11r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 191r.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

zen und insbesondere der Konzepte errechnet, wie ein Buchungsvorgang aus dem Jahr 1498 zeigt 238 : Der Schreiber beendete versehentlich den letzten Eintrag der Seite über eine Einnahme von 1 Pfund Wachs mit der Gesamtsumme der Seite in Höhe von 97½m. Er musste diese dann wieder durchstreichen und die korrekte Summe 1m 3s einsetzen. Danach hielt er die Seitensumme fest: Summa lateris 98m 7d. Der Fehler konnte nur passieren, weil ein Eintrag in der Kladde vergessen worden war, was der Schreiber zunächst übersah. Die Kladde aber enthielt die vorläufige Seitensumme, die der Schreiber dann ebenfalls verbessern musste. Sein Endergebnis aber stimmte nicht mit dem hinzugefügten Wert überein, so dass es noch eine weitere Korrektur gegeben haben muss. Kassenführung und Gegenrechnung Der zweite Faktor ergab sich aus der Kassenführung der Kirchenmeister. Diese hatten erstens immer wieder Schwierigkeiten beim Verbuchen der Naturalien. Teilweise ließen sie Vorräte einlagern, führten diese aber längst nicht jedes Jahr in den Rechnungsbüchern auf. Zweitens delegierten die Kirchenmeister manche Aufgaben bei der Verwaltung der Gelder, und dies war in mittelalterlichen Städten nicht ungewöhnlich 239 . Die Küster oder die Schreiber waren mancherorts für einen Teil der Einnahmen und Ausgaben zuständig240 . Damit erschwerten die verschiedenen Unterkassen die vollständige Abrechnung am Ende des Rechnungsjahres 241 . Über größere Zeiträume betrachtet verhindert die mangelhafte Systematik der Kirchenmeister vielfach den Vergleich von Angaben: Von 1412 bis 1420 kauften die Kirchenmeister von St. Willibrord nahezu jedes Jahr neue Schaufeln für die Totengräber, doch während der Jahre von 1420 bis 1458 verzeichneten sie keine entsprechenden Ausgaben 242 . In den Rechnungsbüchern des anschließenden halben Jahrhunderts lassen sich in sieben Jahren entsprechende Buchungseinträge finden 243 . Auch andere Werkzeuge wie Äxte und Spitzhacken wurden ebenfalls nur in einigen wenigen Jahren nach 1450 verzeichnet 244 . Wahrscheinlich kamen in den übrigen Jahren die Küster für die Kosten auf, da ihnen die Totengräber unterstanden. Ein entscheidender Grund für Ungenauigkeiten der Rechnungsbücher bestand in der Gegenrechnung, die nicht nur in den mittelalterlichen Städten weit verbreitet war, sondern die primär zur Entlastung der Hauptkasse diente245 . Die wechselseitigen Verpflichtungen zwischen der Hauptkasse und den Unterkassen wurden stillschweigend und vielfach ohne schriftliche Verbuchung ausgeglichen, so dass 238 239 240 241 242 243 244 245

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 246; zum gleichen Ergebnis kam Kraus, Entwicklung, S. 5, bei den Weseler Stadtrechnungen. Bücher, Haushalt, S. 9, vgl. Fouquet, Zahlen und Menschen, S. 105-106, siehe auch Scheler, Xantener Kapitel, S. 324. Vgl. in Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 7r., siehe auch unten Kapitel VII.1. Schönberg, Technik, S. 112-113. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 116, S. 148, S. 157, S. 184, S. 193, Gefach 37,2 S. 137. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 158, S. 220, S. 262, S. 489, Gefach 37,3 S. 58, S. 124, S. 318. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 158, S. 198, S. 220, S. 450, Gefach 37,3 S. 508. Bücher, Haushalt, S. 9, vgl. Fouquet, Zahlen und Menschen, S. 105.

I.4. Genauigkeit der Angaben und Zuverlässigkeit der Rechnungsbücher

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lediglich der Überschuss oder das Defizit der Unterkasse im Rechnungsbuch der Hauptkasse verzeichnet wurde. Wurde die Gegenrechnung vollständig durchgeführt, hoben sich die Summen gegenseitig auf, so dass keine Buchungseinträge notwendig waren. Die Küster von St. Willibrord in Wesel erhielten vom Kirchenmeister einen festen Geldbetrag pro Jahr für ihre Teilnahme an der Salve-Regina-Messe, den die Kirchenmeister aus den Einnahmen während der Kollekte der Messe nahmen: van Unser Lieuer Vrouwen loff den Kercher van den collecten gegeuen 4m den Schoilmeister 11m, den Kerckmeystern 1m 246 . In St. Nikolaus auf der Mathena finanzierten die Kirchenmeister den Wein für die Spielleute der Prozession vom offergelt, also mit den während der Prozession in den herumgereichten Klingelbeutel gelegten Münzen 247 . Eine unmittelbare Weiterverwendung von Einnahmen lässt sich häufig finden: Im Jahr 1507 verzeichneten die Kirchenmeister unter den Einnahmen: Derrick Poetz vther lande gifft jairlix ½ mailder roggen betailt an den gerichtsbaide 248 . Der Gerichtsbote wurde somit nicht in Geld sondern in Naturalien bezahlt, und ähnliches lässt sich auch für den Pfarrer, für einen Pferdeknecht und weitere Personen zeigen249 . Im Jahr 1513 bekam der Kirchenmeister von St. Willibrord 4 Goldgulden vom Bürgermeister Johan von Düsseldorp, die ick den wyebisschop gegeuen heb van die nye gerrwkamer toe wyen, die somit sofort wieder ausgegeben wurden 250 . Im Kontext von Bauarbeiten kam die Umwandlung von Ansprüchen in Dienstleistungen vor, so dass beispielsweise Zinspflichtige Ziegelsteine von der Ziegelbrennerei bis zur Kirche transportierten 251 . Dies galt auch für Fachleute, so dass beispielsweise im Jahr 1500 Johan Orgelmeicker die übliche Zahlung von ½ gulden current vther enen garden nicht zu zahlen brauchte, da hie an den orgell gearbeit hefft 252 . Die Kirchenmeister von St. Nikolaus auf der Mathena führten ihre Kasse auf die gleiche Art 253 . Die Kirchenmeister beider Kirchen versuchten letztlich, Einnahmen unverzüglich zu verwenden, um so selten wie möglich eigenes Geld aufwenden zu müssen 254 . Ungenauigkeiten bei der Gegenrechnung konnten sich einschleichen, wenn die Kirchenmeister oder die Schreiber den Überblick über die Transaktionen verloren: Im Jahr 1503 nahmen die Kirchenmeister vther Johans huyß van Reiss achter den kercktorn 2 golden gulden dair vur geboirt 16m ein 255 . Im gleichen 246 247 248 249 250 251

252 253 254

255

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 198, vgl. auch Gefach 37,2 S. 157, S. 168, Gefach 37,3 S. 9. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 377. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 719. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 348. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 293, S. 311. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 147, S. 153, S. 173, S. 251, S. 394, S. 407, S. 419, S. 431, S. 444, S. 468, S. 480, Gefach 37,3 S. 2, S. 13, S. 44, S. 66, S. 88, S. 163, S. 195, S. 199, S. 285, S. 380, S. 595, S. 625, S. 811, S. 815. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 285. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 396. Vgl. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 17, siehe auch Posern-Klett, UB Dresden und Pirna, Nr. 347 S. 251-252: Erlassung eines Erbzinses durch die Brückenmeister in Dresden gegen Übernahme der Reinigung der Elbbrücke und anderer Verpflichtungen. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 482.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

Jahr aber bezahlten sie den Holzschnitzer Johan van Reiß van arbeiden in der kercken 2 golden gulden dair vur gegeuen 16 m 256 . Ob Johan van Rees tatsächlich den Betrag von 16m zahlte und dann wieder zurückbekam, scheint fraglich, da er aller Wahrscheinlichkeit nach mehrere Aufträge von den Kirchenmeistern erhielt, die eigentlich mehrere Auszahlungen nach sich hätten ziehen müssen. Der Holzschnitzer war jedoch auch in den folgenden Jahren für die Kirche tätig, so dass die Kirchenmeister 1509 notierten: boirt ons kerck jairlix vther huyse Johans van Reiß achter den kerckhoff 2 golden gulden heifft dair vur in der kercken gearbeit 257 . Sie verzeichneten somit lediglich den Anspruch auf die Zinszahlung, hielten aber weder Einnahmen noch Ausgaben fest 258 . Fehler konnten entstehen, wenn die Kirchenmeister über eine einzige Kasse Rechnung legten, obwohl es tatsächlich verschiedene Kassen gab: In Windsheim nahmen die Kirchenmeister im Jahr 1498 die Rechnung des Küsters ab, dem dann noch ausstehende Gelder erlassen wurden 259 . In Coburg kam es nach Ausweis der Kirchenrechnungen nur im Jahr 1482 zu einer Abrechnung mit dem Küster, der ansonsten eine eigene Kasse führte 260 . Dabei scheint der Küster über nur geringe eigene Einnahmen verfügt zu haben, da ihm der Kirchenmeister wiederholt Geld für den Kauf von Messwein leihen musste 261 . Die Kassenführung wurde in keiner Weise in den Rechnungsbüchern wiedergegeben, wenn die Kirchenmeister wie in Bamberg und Nürnberg die Angaben der Küster übernahmen. In Wesel verzeichneten sie beispielsweise in manchen Jahren Ausgaben für Weihrauch, Besen, Schmierfett und anderes, setzten aber in anderen Jahren hinzu, dass der Küster diese Güter gekauft hatte 262 . Die Kirchenmeister hielten damit Vorgänge fest, die sich in dieser Weise nicht ereignet hatten. Zugleich wurden die Kassen mancherorts asynchron geführt: So wählten die Kirchenmeister in Bamberg ganz unterschiedliche Zeiträume, über die die Küster Rechnung legten 263 . Zugleich umfassten manche Buchungseinträge nur einen Teil der rechtsrelevanten Vorgänge, denn die Kirchenmeister tätigten vielfach Ausgaben, die tatsächlich auf Stiftungen zurückzuführen waren, verzeichneten dies aber nicht in ihren Rechnungsbüchern 264 . Notizzettel Ein dritter Faktor für Unklarheiten in den Rechnungsbüchern waren die Notizzettel der Kirchenmeister. Die Schreiber übernahmen die Angaben recht schema256 257 258 259 260 261 262 263 264

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 515. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 811. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 289. StadtA Windsheim G 38 f. 87v. StadtA Coburg R 11/1482 f. 6v., R 11/1504/05 f. 7v. StadtA Coburg R 11/1498/99 f. 5r., R 11/1504/05 f. 7v., R 11/1506/07 f. 7r. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 136, S. 341. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/6 f. 2r. Vgl. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 56v.-57r. mit unten Kapitel V.2.: Stiftung von Griete, ehemals Kammermagd der Frau Jutte van Steenhuys, wobei die Erträge der gestifteten Rente für den Kauf von Wein verwendet werden sollten.

I.4. Genauigkeit der Angaben und Zuverlässigkeit der Rechnungsbücher

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tisch, wie bei Ausgaben insbesondere bei Baumaßnahmen deutlich wird265 . Dies führte zur Notwendigkeit von Korrekturen, wie ein Beispiel aus dem Jahr 1518 zeigt: Item gifft die kercke jairlix vrouw Teell in sunte Johans Gastshuys van eynen garden 5 Rader albus lifftucht, betailt 10s. Bereits im folgenden Eintrag mussten sich die Kirchenmeister korrigieren und hielten fest, dass das Geld gar nicht gezahlt worden war: Item vrouw Teell is gestoruen in diesen jair zo dat oer geen termyn meir verschynt 266 . Die Zettel konnten unvollständige, falsche oder unleserliche Angaben enthalten (nae vermoigen mynre hantschrifften), so dass die Schreiber die Einträge einfach mit etcetera verkürzten 267 . Einzelne Belege konnten verloren gehen, wie der Schreiber in Wesel im Jahr 1502 notierte, als er geyn betalynge dair van an Trippemeicker noch an Derick van Galen finden konnte und daher die Summe offenließ 268 . Die Herforder Kirchenmeister verbuchten wiederholt Einnahmen aus dem Kirchenstock als aus Nachlässigkeit vergessen (per negligenciam omissam) 269 . Wenn die Kirchenmeister von St. Willibrord 1513 notierten, dass die Hälfte einer Zinszahlung laut ihrem Zettel geleistet worden war, dann mussten sie eigentlich diesen Zettel so lange aufbewahren, bis auch die zweite Hälfte gezahlt worden war, oder sie mussten die Summe auf einen Restantzettel übertragen270 . Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Zettel verschwand und der ausstehende Betrag niemals beglichen wurde, hing zwar von der Ordnung der Kirchenmeister ab, war insgesamt jedoch recht hoch. Folglich konnten bei nachträglich gezahlten Geldbeträgen schnell Unklarheiten entstehen271 . Dies galt umso mehr, als wahrscheinlich nicht alle Rechenzettel übertragen wurden, wie die vereinzelten Fälle eingehefteter Zettel zeigen. Es musste aber gar nicht unbedingt zum Verlust eines Rechenzettels kommen, denn Einnahmen aus Stiftungen, Schenkungen oder Testamenten wurden vielfach in Urkunden festgehalten, die vielen Schreibern bei der Zusammenstellung der Rechnungsbücher nicht vorlagen. Nur wenige Kirchenmeister achteten wie in Coburg darauf, dass derartige Einnahmen möglichst umfassend und auf einem eigenen Konto verbucht wurden. Zusammenstellung der Rechnungsbücher Als vierter Faktor für Ungenauigkeiten müssen Fehlerquellen bei der Zusammenstellung der Rechnungsbücher angesehen werden. In St. Willibrord wurde beispielsweise bei den Einträgen zum Gartenzins ab dem Jahr 1465 nicht mehr vermerkt, ob diese Summen tatsächlich gezahlt worden waren. In den Jahren 1510 und 1511 hatten die Kirchenmeister erhebliche Schwierigkeiten mit der Buchführung, da ihren verstorbenen Vorgängern teilweise bereits Gelder gezahlt worden 265 266 267 268 269 270 271

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 137-138. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 745. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 549, ähnlich Gefach 33,3 S. 283; Verkürzung durch etcetera: Gefach 37,4 S. 235. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 416. LKA Bielefeld Herford Münsterkirchenrechnung S. 327, S. 376; vgl. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 499, S. 649, S. 689. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 271. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 833.

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I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

waren 272 . Wie in den Stadtrechnungen zogen die Kirchenmeister vielerorts verschiedene Posten zu einem einzigen Buchungsvorgang zusammen 273 : Die Küster von St. Willibrord kauften beispielsweise in den Jahren 1459, 1462, 1463, 1470, 1472 bis 1476 und noch einmal 1479 Weihrauch, Kohle und Weihwasserwedel zusammen mit Schmierfett für die Glocken; doch es ist unklar, wie sie mit den Kirchenmeistern abrechneten 274 . Allerdings spricht viel für einen summarischen Ausgleich ihrer Ausgaben durch die Vorsteher der Kirchenfabrik 275 . In ähnlicher Weise erhielten Handwerker Gesamtbeträge für Reparaturen in oder an der Kirche, doch ist nicht erkennbar, welche Arbeiten ausgeführt oder welche Materialien verwendet wurden 276 . Nicht immer lässt sich unterscheiden, ob ein Handwerker eine Jahresrechnung über seine Leistungen für die Kirche aufstellte oder ob der Schreiber verschiedene Posten aus den Notizen der Kirchenmeister addierte 277 . Auch Anniversarien verursachten diverse Ausgaben, die jedoch stets nur summiert angegeben wurden 278 . Die Kirchenmeister zogen nicht nur verschiedene Ausgaben zu einer Buchung zusammen, sondern wandten dasselbe Verfahren auch bei den Einnahmen an. Obwohl in St. Willibrord mehrere Stöcke standen, wurden doch in den meisten Jahren die aus ihnen entnommenen Gelder summarisch unter einem Eintrag verbucht 279 . Unter der Überschrift Dit nabeschreuen is selige Heesken Eggarttz guet wurden 1502 diverse Haushaltswaren zugunsten der Kirchenfabrik verkauft, die auch einzeln, einige mit Preisen, aufgeführt, dann aber in einer Gesamtsumme verbucht wurden, obwohl die Gegenstände von verschiedenen Personen erworben worden waren 280 . Im Jahr 1514 wurden mehrere Bedetermine zusammengezogen 281 . Gerade aus dem wachsenden Umfang der Weseler Rechnungsbücher zu Beginn des 16. Jahrhunderts wird erkennbar, wie oft und wie viele Buchungsvorgänge von den Kirchenmeistern unter einem Vorgang zusammengefasst wurden. Weder die Salbücher noch die Zinsbücher halfen, den Überblick zu bewahren, wenn rechtsrelevante Vorgänge nicht schriftlich fixiert wurden: Gelegentlich 272 273 274 275 276 277 278 279

280 281

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 43-44, S. 46, S. 49, S. 51-52, S. 57, S. 59. Schönberg, Technik, S. 101, hierzu auch Sander-Berke, Zettelwirtschaft, S. 359. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 145, S. 169, S. 182, S. 316, S. 341, S. 357, S. 372, S. 388, S. 428, S. 466. So auch Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 182v. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 388, S. 401, Gefach 37,2 S. 57, Gefach 37,3 S. 385; siehe auch LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 10r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 156, S. 183, S. 565, ähnlich PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1492/93 f. 9v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 673. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 278, S. 290, S. 304, S. 315, S. 329, S. 341, S. 348, S. 360, S. 370, S. 382, S. 394, S. 406, S. 418, Gefach 37,2 S. 2 , S. 15, S. 26, S. 39, S. 51, S. 63, S. 72, S. 81, S. 93, S. 105, S. 115, S. 125, Gefach 37,3 S. 71, S. 92, S. 115, S. 171, S. 199, S. 221, S. 244, S. 297, S. 351-352, S. 491-492, S. 596-597, S. 661-662, S. 720-724, S. 823-824, S. 826, Gefach 37,4 S. 5, S. 16, S. 18-21, S. 28, S. 77-78, S. 152, S. 237, S. 286-282, S. 465-467, S. 543-545, S. 634, S. 639; ähnlich in Nürnberg, siehe Dormeier, Almosengefällbuch, S. 4-5. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 434. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 364.

I.4. Genauigkeit der Angaben und Zuverlässigkeit der Rechnungsbücher

81

kannten die Kirchenmeister nicht einmal die Namen von Hausbewohnern und ließen Einnahmen beispielsweise mit dem Text vther den huyß dair die blynde in plach toe woenen verbuchen 282 . Im Jahr 1500 notierten sie, dass ihnen aus dem Haus von Johan van Gelre Zahlungen im Umfang von 2½ Goldgulden zustanden, die nicht geleistet worden waren 283 . Im folgenden Jahr zahlte Johan van Gelre die Summe für das Jahr 1501, nicht aber für das vorangegangene Jahr, und zugleich tauschten die Kirchenmeister dieses Haus gegen ein anderes: vntfangen van Jan van Gelren vther synen huyss 2½ golden gulden, 40 stuuer vur den gulden, facit 20m, is dit jair verbuytet myt Gerwyns huyss 284 . Dieser Vorgang wurde auch noch einmal im Jahr 1502 festgehalten 285 . Im gleichen Jahr empfingen sie immerhin van meister Gerwyns huyßken vur 1½ vyrdell loytz siluers 1m 6s 7d 286 . Dies war weniger, als ihnen beim Haus von Johan van Gelre zugestanden hätte, und in den folgenden Jahren wurden überhaupt keine Einnahmen mehr verzeichnet. Zu größeren Unklarheiten kam es insbesondere zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als die Kirchenfabrik erhebliche Zuwendungen bekam und die Buchführung deutlich schwieriger war als in den Jahrzehnten zuvor. Teilweise ist es nicht mehr möglich, die tatsächlichen Vorgänge nachzuvollziehen287 . Dies muss den Kirchenmeistern, aber auch den Schreibern angelastet werden. Die letztgenannten bereiteten die Rechnungsbücher durch das Eintragen der Kontenüberschriften, teilweise aber auch durch das Notieren von sich wiederholenden Einträgen vor. Dabei verwendeten sie entweder Rechnungsbücher vergangener Jahre wie in Wesel oder Sal- oder Zinsbücher als Vorlage, was dazu führte, dass sie in manchen Jahren völlig wortgleiche Einträge aufnahmen, dann aber beim Abschreiben Summen oder Namen vertauschten 288 . Gelegentlich wurden ganze Konten kopiert. In St. Martin in Bamberg fügte der Schreiber im Jahr 1501 auf der letzten Seite den Eintrag ein: summa hinterstelliger zins (...) macht lxijlb xxiijd das get an der grossen sum herab 289 . Er hatte folglich auf den vorangegangenen Seiten Einnahmen verzeichnet, die in Wirklichkeit nie geleistet worden waren. Dies zeigt, dass viele Schreiber beim Erstellen der Bücher rein schematisch vorgingen, was den Nebeneffekt hatte, dass die Kirchenrechnungen immer umfangreicher, aber nicht genauer wurden. Auf diese Weise verloren manche Kirchenmeister den Überblick. Sebald Schreyer in Nürnberg überprüfte bei seiner Amtsübernahme 1482 die Aufwendungen für die Armenspeisungen: Und nachdem in Sant Sebolts alten salpuchern mer spend dann hernach vulgen erfunden werden, so erklärte er dieses damit, dass etliche Aufwendungen in früheren Zeiten höher gewesen waren, dass sie aber inflationsbedingt mit anderen zusammengelegt wor282 283 284 285 286 287 288 289

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 535. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 288. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 339. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 420. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 433. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 655. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 121, S. 439, S. 452, S. 476, Gefach 33,1 S. 663. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 7v.

82

I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

den waren 290 . Auch bei den Jahrtagsmessen war nicht alles in Ordnung: Und dabey ist zumerkchen, das etlich der hernachbestympten jartag in den alten puchern nit erfinden werden und etlich kein nutzung oder nit souil haben von zinsen und gulten das man die dauon außrichten mocht 291 . Besonders schwer hatte es der Weseler Schreiber im Jahr 1511, als beide Kirchenmeister separat abrechneten; denn nun mussten Verweise auf die Abrechnung des jeweils anderen Kirchenmeisters eingefügt werden. Dies führte zu Widersprüchen: Wo der Kirchenmeister Jan Trippemeker notierte: Item boirt ons kerck jairlix vther huyse Bernt Kuperts angen Steynpoirte 5s tyns betailt an Derrich van Gailen, hielt Derick van Galen fest: Item boirt die kerck jairlix vther huyse Bernt Kuper angen Steynpoirte 5s tyns. Restant 292 . Bei anderen Einträgen war die Verwirrung noch größer: Derick van Galen nahm in sein Rechnungsbuch auf: Item boirt uns kerck jairlix vther huyse Herman Brumken 2 golden gulden, is betailt an Johan Trippemeicker, während Jan Trippemeker das Gegenteil schrieb: Item boirt ons kerck jairlix vther huyse Herman Brumkens 2 golden gulden, betailt an Derrick van Gailen 293 . Schließlich war es nicht notwendig, dass die Einnahmen und Ausgaben bar miteinander verrechnet wurden. Dies konnten die Kirchenmeister und die Schreiber auch bei der Zusammenstellung der Rechnungsbücher durchführen. Es war vergleichsweise einfach, wenn dieselbe Person betroffen war, aber die Gegenrechnung wurde nicht immer korrekt und vollständig in den Rechnungsbüchern festgehalten. Im Fall des Holzschnitzers Johan von Reiß verrechneten die Kirchenmeister die Zinszahlung aus dem von ihm bewohnten Haus mit den Ausgaben für die Aufträge, die er für Schnitzarbeiten erhielt. Im Jahr 1500 notierten sie jedoch: boirt die kerck jairlix vther huyse Johans van Reiss achten den kerckhoff 2 golden gulden, dair vur heifft hie gearbeit an der kerck so dat ick des nyet enhoeghdt in myn vpboeren noch uithgeuen 294 . Dann aber verloren die Kirchenmeister den Überblick: Johan van Reiss vur ind na gearbeit in der kercken dair van ick omb gegeuen heb 20 m 295 . Diese Ausgaben wurden sofort mit den Einnahmen aus dem Haus verrechnet, so dass die Kirchenmeister zusätzlich notierten: dit punth in sall hyr nyet stoen ind dit is ingeschreuen296 . Tatsächlich hatten sie zuvor den Zins verbucht und strichen dann den Eintrag über die Ausgaben wieder durch. In den Rechnungsbüchern wurde somit die Einnahme verbucht, nicht aber die Ausgabe. Mehrere Jahre zuvor hatten die Kirchenmeister schon einmal notiert, dass sie die Übersicht verloren hatten, denn sie ließen in ihr Rechnungsbuch aufnehmen: boirt vns kerck jairlix vther van huyse Johan van Reiß 290 291 292 293 294 295 296

StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 52v. StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 115r. Trippemeker: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 139; van Galen: Gefach 37,4 S. 62. van Galen: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 63; Trippemeker: Gefach 37,4 S. 140, vgl. ähnlich Gefach 37,4 S. 64, 71, 141, 147. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 289. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 713. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 742.

I.4. Genauigkeit der Angaben und Zuverlässigkeit der Rechnungsbücher

83

2 golden gulden dair vur heifft hie in der kercken gearbeit, steit hyr nyet gehoight in myn vpboeren soe heb ick idt oick nyet laiten hoigen in myn vithgeuen 297 . Derartige Unklarheiten waren kein Einzelfall 298 . Zugleich kann das Ausmaß, mit dem die Kirchenmeister intern Einnahmen und Ausgaben ausglichen, nicht einmal geschätzt werden, und dies gilt nicht nur für St. Willibrord in Wesel allein, sondern auch für den sonst sehr penibel vorgehenden Sebald Schreyer in Nürnberg 299 . Unregelmäßigkeiten Auf der Grundlage dieser Ergebnisse kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Kirchenmeister Unregelmäßigkeiten verdeckten oder gar Geld unterschlugen. Die Einnahmen aus Zins- und Rentenzahlungen unterlagen keinerlei Kontrolle. Dies galt auch für den Verkauf von Naturalien und Spenden, bei denen ein anderer Preis als tatsächlich erzielt verbucht werden konnte300 . Dieser Problematik war man sich durchaus bewusst, wie der Eid des Freiburger Schaffners zeigt: Item er sol auch des baus gelt, cleider, kleinoder, werkgeschir, züg oder ander ding, nit usgenomen, nieman lihen, verkaufen oder verwechseln on sunder geheiß der pfleger, es wer dann sach, daz er die pfleger glich zumal nit mögt haben und dem bau kein schad darus gieng, mag er wol darinne daz best tun, doch sobald er die pfleger haben mag, in solich leiung oder dezglichen kund tun, allen ongeverlich. 301 Schwieriger war es bei Geldern, die von mehreren Personen gezählt oder protokolliert wurden 302 . Ausgaben, die in Wirklichkeit nie geleistet wurden, ließen sich dagegen relativ einfach in die Rechnungsbücher aufnehmen. Unter der Annahme, dass krimineller Energie keine Grenzen gesetzt sind, waren auch überhöhte Rechnungen oder verdeckte Zahlungen möglich. Schließlich konnten die Kirchenmeister versuchen, von Wechselkursschwankungen zu profitieren, wie dies beispielsweise der Nürnberger Rat tat 303 . In Wesel verzeichneten Evert Witink und Derick van Galen in den Kirchenrechnungen des Jahres 1497 Einnahmen mit einem Wechselkurs von einem Goldgulden zu 39 stuuer ebenso wie zu 40 stuuer 304 . Die Differenz konnten sie zu ihren Gunsten nutzen. Johan Voewynckel sollte jährlich eine Rente von 10 Goldgulden erhalten, die ihm im Jahr 1511 in zwei unterschiedlich großen Raten ausgezahlt wurde. Für den zunächst zu zahlenden Betrag wählten die Kirchenmeister einen Umtauschkurs von 52 stuuer gereickent fur den golden gulden. Dies aber reichte nicht: Noch den seluen gegeuen 297 298 299

300 301 302 303 304

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 539. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 349, S. 380, vgl. S. 428. Wesel: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 69, Gefach 37,2 S. 148, S. 158, S. 221, Gefach 37,3 S. 179, S. 209, S. 746, Gefach 33,1 S. 478, Gefach 33,2 S. 565, Gefach 33,3 S. 30; Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 125v., f. 148v.; vgl. Schönberg, Technik, S. 100. Siehe zum Lebensmittelmarkt in Wesel und seinen Beschränkungen Förster, Lebensmittelpolitik, insb. S. 27ff. Albert, Dienstanweisungen, S. 85. Vgl. unten Kapitel VI.1.4. Siehe zu dieser Möglichkeit Sander, Haushaltung, S. 326-331, S. 402-405, zusammenfassend Fouquet, Affäre, S. 482-483. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 219-222.

84

I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

16 stuuer want hie sick beclaighden dat men omb den golden gulden nyet voll en betailden facit 3m 2s 5d 305 . Die Kirchenmeister hatten zunächst 11% zu wenig bezahlt. Bereits bei der nächsten Rentenzahlung legten sie einen Wechselkurs von 55 stuuer betailt vur den gulden fest 306 . Wegen der summarischen Einträge ist keine Überprüfung möglich, ob es sich um einen Einzelfall handelte. Die Kirchenmeister konnten auch versuchen, wertvolle Münzen in ihren Besitz zu bekommen und minderwertige Silber- oder Kupfermünzen so bald wie möglich wieder abzustoßen. Wie sehr sie an Gold interessiert waren, zeigt sich an einer Schenkung des Jahres 1501. Jan Trippemeker erhielt van Henrick Meewken 1 golden rynck was wert 34 stuuer dair van heb ick vmb weder gegeuen 21 stuuer dat ander gelt heifft hie der kercken gegeuen ind belopt 14 stuuer, facit 2m 7s 2d. Der Weseler Kirchenmeister behielt also den Ring, gab dem Stifter Heinrich Meewken das von ihm geforderte Geld zurück und verbuchte den Differenzbetrag zu Gunsten der Kirchenfabrik 307 . Die Vermischung privater Finanzen mit denen der Kirchenfabrik erleichterte die Umwidmung von Geldern. Im Jahr 1500 rechnete Hermann Saelen in Wesel Holz über die Kirchenfabrik ab, obwohl dieses für den von ihm privat gestifteten Kalvarienberg bestimmt war 308 . Drei Jahre später wurde dann eine Spende, die für den Weiterbau des Kalvarienberges gedacht war, von den Kirchenmeistern eingenommen und weitergeleitet 309 . Die Wahrscheinlichkeit, dass Unterschlagungen anhand der Rechnungsbücher erkannt werden können, ist wegen ihrer oben beschriebenen Entstehungsprozesse gering. Ein Nachweis könnte lediglich durch eine Gegenüberstellung der tatsächlichen Einnahmen und Ausgaben mit den gebuchten erbracht werden310 . Dies ist weder in Wesel noch in den meisten anderen Städten möglich. Aus dem Jahr 1508/1509 sind zwei Rechnungsbücher der Kirchenfabrik St. Martin in Bamberg überliefert, von denen eines für den Rat, das andere wahrscheinlich für die Kirchenmeister bestimmt war 311 . Es gibt nur marginale Differenzen, doch lag die Summe der Einnahmen in dem Rechnungsbuch der Kirchenmeister über der in dem für den Rat bestimmten Exemplar verzeichneten Gesamtsumme 312 . Gründe für die Abweichung sind nicht erkennbar 313 . Insgesamt lassen sich anhand der Kirchenrechnungen zwar Ungenauigkeiten bei der Buchführung beweisen, aber keine Unterschlagungen.

305 306 307 308 309 310 311 312 313

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 97. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 97. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 434. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 316, hierzu Prieur, Leiden, S. 25 mit Anm. 36. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 494. Vgl. Fouquet, Affäre, S. 483, der zeigt, dass Differenzen zwischen zwei Rechnungsmanualen der Nürnberger Losunger kommentarlos akzeptiert wurden. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 und Nr. 70.01/A9. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 und Nr. 70.01/A9 jeweils f. 3v. Ähnlich im Fall des doppelt vorhandenen Rechnungsbuches aus Freiburg: EBA Freiburg Münsterrechnungen 1495 I und I (A).

I.5. Zusammenfassung

85

I.5. ZUSAMMENFASSUNG Angaben aus den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister können nur unter Vorbehalt übernommen werden: In den meisten Kirchen gab es keine fiskalische Kasseneinheit, obwohl die Rechnungsbücher dies vorspiegeln 314 . Die Kirchenmeister delegierten mehr oder weniger umfangreiche Finanzbereiche. Das Prinzip der Gegenrechnung verdeckte tatsächliche Zahlungsvorgänge und führte ebenso zu fehlerhaften Buchungen wie die nachträgliche Erstellung der Rechnungsbücher. Administration und Rechnungskontrolle auf der einen und die formale Gestaltung der Rechnungsbücher auf der anderen Seite standen in einem Wechselverhältnis. Bei den Rechnungsbüchern handelt sich um Finanzverzeichnisse, die speziell für die Rechnungslegung und deswegen auch in einer bestimmten Form ohne Verwendung der Ars Mercatoria geschrieben wurden 315 . Die Kassen- und Buchführung der Kirchenmeister wurde maßgeblich von der fehlenden Trennung privater und öffentlicher Kassen und Gelder geprägt. Die Rechnungsbücher weisen deutliche, im Hinblick auf die Größe der Umsätze aber nur geringfügige Fehler und Unklarheiten auf. Die jährliche Entlastung durch den Rat war das entscheidende Moment in der Amtsführung der Kirchenmeister. Der teils geheime, teils halböffentliche Prozess der Rechnungslegung war ganz wesentlich ein mündlicher Vorgang, mit dem der Rat als Repräsentativorgan der Gesamtgemeinde die Kirchenfabrik und ihre Finanzen überwachte. Berücksichtigt man die formale Entwicklung der Rechnungsbücher, so spricht alles dafür, dass diese Kontrollprozesse im Verlauf des Spätmittelalters graduell intensiviert wurden. Gleichzeitig führte der im Verlauf des Mittelalters immer weiter zunehmende Umfang der Finanztransaktionen zu Bestrebungen, die Rechnungslegung zu erleichtern: Zunächst wurden die Buchungseinträge nach Konten gegliedert. Als sich die Einträge in die Bücher über mehrere Seiten erstreckten, wurden die Vorgänge zusätzlich seitenweise addiert. Diese Strukturierungen erleichterten bei der Rechnungslegung die Kontrolle nach Plausibilitätsgesichtspunkten. Das Nachrechnen wurde zusätzlich vereinfacht, indem allmählich Buchungstext und Buchungsposten voneinander getrennt notiert wurden. Dieser Prozess vollzog sich allerdings nicht überall im Reich mit derselben Geschwindigkeit, so dass die verschiedenen Rechnungsbuchtypen im 15. Jahrhundert nebeneinander standen. Insgesamt wurde die Form der Rechnungsbücher durch Versuche zur Systematisierung, durch lokale Traditionen und durch eine Vermischung mündlicher und

314 315

Ausführlich hierzu Schönberg, Technik, S. 157 ff., kurz auch Bücher, Haushalt, S. 7. Seit den siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts erschienen in wachsendem Maß Handbücher und Traktate, die zunächst Arithmetik behandelten, dann aber schon bald auch Lehrschriften zur Buchführung wie beispielsweise das Lehrbuch des Fuggerschen Buchhalters Matthäus Schwarz umfassten, siehe hierzu umfassend Kaiser, Ars Mercatoria, S. 7-23, zu Matthäus Schwarz siehe Weitnauer, Handel, insb. S. 19ff., vgl. auch Kuchenbuch, Teilen, S. 200-202.

86

I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

schriftlicher Vorgänge geprägt 316 . Unter der Annahme, dass die Kirchenmeister jeder Kirchenfabrik regelmäßig Rechnung legten, kann von einer geregelten Rechnungslegung in den Städten des Reiches ab dem 14. Jahrhundert ausgegangen werden 317 . Im weiteren Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts intensivierten die Kirchenmeister ihre Bemühungen, die Administration der Kirchenfabrik zu rationalisieren 318 . Was in Nürnberg bereits Mitte des 15. Jahrhunderts vollzogen wurde, nahm man in Wesel erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts vor, wie anhand der Anlage der Rechnungsbücher sowie auf Grund des weiteren Verwaltungsschriftguts gezeigt werden konnte. Der Tendenz zur Vereinheitlichung und zur Systematisierung standen traditionelle Gewohnheiten und lokale Alternativen entgegen. Ob die Kirchenmeister nun gegenüber den Kämmerern Rechnung legten oder selbst vor dem Rat erscheinen mussten: Für die Rezesse wurden die immer gleichen Formulierungen gebraucht. Die Rechnungslegung vollzog sich – soweit dies erkennbar ist – in einem immer gleichen, mehr oder weniger formalisierten Ablauf. Die Ratsherren hatten die Möglichkeit, die Bücher der Kirchenmeister zu kontrollieren und auf deren Amtsführung zurückzuschließen. Mit welcher Intensität sie diese Kontrolle ausübten, lässt sich nicht exakt beurteilen und dürfte von Stadt zu Stadt verschieden gewesen sein. Mit dem Saldo wurde nicht nur die Rechnungslegung, sondern auch das Rechnungsjahr abgeschlossen. Die Kontrolle über die Finanzen war das wichtigste Machtinstrument der Stadt, doch dabei kam es mehr auf ein ordnungsgemäßes Funktionieren als auf buchhalterische Richtigkeit an319 . Der Rat der Stadt versuchte seiner Funktion als rechnungsprüfender Instanz gerecht zu werden und kontrollierte die Kirchenfabriken in der gleichen Weise wie andere Institutionen der Stadt, deren Rechnungsbücher überdies – zumindest in Wesel – mit deutlich geringerer Mühe angefertigt wurden als die der Kirchenfabrik 320 . Die Kirchenrechnungen unterschieden sich nicht von den Stadtrechnungen, die ebenfalls Fehler, unvollständig ausgefüllte Seiten, doppelte Einträge und sonstige Unklarheiten aufwiesen 321 . Die Ratsherren der verschiedenen Städte scheinen den Kirchenmeistern keine Unregelmäßigkeiten unterstellt zu haben, im Gegenteil: In der fehlenden Transparenz der administrativen Vorgänge drückte sich die Zugehörigkeit sowohl der Kirchenmeister zum Rat als auch der Kirchenfabrik zur Stadt aus. Details der Verwaltung und Ergebnisse der Rechnungskontrolle blieben den Vertretern der Gemeinde sogar dann verborgen, wenn diese zur Rechnungslegung hinzugezogen wurden, denn die Rechnungsbücher waren nicht vollständig und wurden auch nicht vollständig im 316 317 318 319 320 321

Siehe Fouquet, Bauen, S. 116 und Kuchenbuch, Register, S. 141, der besonders die mündlichen Vorgänge betont. Schönberg, Technik, S. 93. Siehe ausführlich unten Kapitel VII.1.4. Fouquet, Zahlen und Menschen, S. 105, siehe auch Groebner, Geschenke, S. 48. StadtA Wesel A11 Leprosenhaus Bd. 1 1417-1477, A 11 St. Johannis-Gasthaus 1427-1446, 1451-1456, 1458-1460, 1472-1475, A 11 St. Spiritus 1471-1489, 1515-1518. Schönberg, Technik, S. 95, vgl. etwa StadtA Wesel A7/1508 f. 57r.

I.5. Zusammenfassung

87

Rat vorgelesen. Das Amtsgeheimnis bewahrte vor Nachfragen aus der Gemeinde 322 . Die Rechnungslegung muss im Kontext der komplexen politischen Verhältnisse der deutschen Stadt des Mittelalters gesehen werden. Aus diesen Ergebnissen sowohl der formalen Untersuchung der Rechnungsbücher als auch der Analyse der Kassen- und Buchführung der Kirchenmeister können mehrere grundlegende methodische Überlegungen abgeleitet werden, die über die bisherige Literatur hinausgreifen323 : Einer gründlichen Auswertung von Rechnungsbüchern muss eine formale Untersuchung vorweg gehen, an die sich eine Analyse der Buchführung, der Administration und der Rechnungslegung anschließt 324 . Eine umfassende Auswertung der Rechnungsbücher setzt eine strukturelle Untersuchung der Aufgaben der Kirchenmeister und eine Analyse der Finanzen voraus, die sowohl einen größeren Zeitraum als auch verschiedene Orte berücksichtigen muss, um zuverlässige Aussagen zu erbringen. Eine statistische Untersuchung der Einnahmen und Ausgaben kann wegen der oben aufgezeigten quellenimmanenten Probleme nur bedingt zu relevanten Ergebnissen führen 325 . Wesentlich sinnvoller ist die Darstellung von Tendenzen und Trends. Von Fall zu Fall müssen einzelne Buchungsvorgänge zu anderen in Beziehung gesetzt werden. Dabei ist ein überregionaler Vergleich zwingend notwendig, um Aufschluss über in einzelnen Orten nicht verzeichnete Vorgänge zu erhalten: Das Fehlen von Buchungsvorgängen heißt nicht notwendigerweise, dass es die entsprechenden Vorgänge nicht gab, sondern dass sie in den Rechnungsbüchern nicht verzeichnet wurden. Zusätzliche Untersuchungen anhand weiterer Quellen müssen zeigen, ob die Ergebnisse bestätigt werden können. Diese Einschränkungen gelten insbesondere bei der Analyse von Fragen zur materiellen Kultur des Mittelalters sowie zur Wirtschafts-, Sozial- und Kirchengeschichte. Die Art der Rechnungslegung sowie die Anlage der Rechnungsbücher liefern eine Erklärung für ihre Überlieferung, denn sie wurden in vielen Städten aufbewahrt, weil man sie zum Vergleich mit dem Rechnungsabschluss des kommenden Jahres benötigte 326 . Auch wenn ihnen theoretisch Rechtskraft zukam, so wurde auf sie doch in keinem dokumentierten Fall zurückgegriffen, und dies hätte auch

322

323 324 325

326

Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, S. 129, Isenmann, Ratsliteratur, S. 359-364; siehe explizit hierzu den Anstellungsvertrag von Conrad Hammelburger als Schaffner des Straßburger Frauenwerks gedruckt bei Schock-Werner, Münster, S. 263-267: (...) Und auch stete halten was mire dann da selbs erkant wurt, und ouch des werckes heymlicheit alzit getruwelich verswigen alles by dem egemelten myne geswornen eide aller dinge ungeverlich. Siehe beispielsweise Alberts, Stadtrechnungen, insb. S. 86ff., Pitz, Entstehung, S. 47-48. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Vogelsang, Finanzverwaltung, S. 685, vgl. Göldel, Jahresrechnungen, S. 57. Vgl. Weyrauch, Auswertung, insb. S. 116ff. auf der Grundlage von Steuerbüchern, die eine erheblich geringere Komplexität aufweisen als die hier auszuwertenden kirchlichen Rechnungsbücher. Siehe AEK Wesel Gefach 37,4 S. 263: Deze zedell is auergeleuert den rait. Anders Schöller, Organisation, S. 361, der die Rechnungsbücher als „im Grunde genommen wertlos“ bezeichnet, die Tatsache, dass die Rechnungsbücher dann überhaupt aufbewahrt wurden, nicht zu erklären vermag.

88

I. Die Rechnungsbücher der Kirchenmeister als Quelle

keinen Sinn gemacht, da die Rechnungsbücher gleichsam geheime Unterlagen waren 327 . Die Aufbewahrung war vielmehr notwendig, um den Vergleich der Angaben bei der nächsten Rechnungslegung zu ermöglichen. Dass die Rechnungsbücher bis in die heutige Zeit überliefert sind, basiert auf der wachsenden Sorgfalt der städtischen Kanzleien und ihrer sich im Spätmittelalter zunehmend verselbständigenden Administration 328 .

327

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In Schlettstadt wurde explizit zwischen der rechnung, die der Schaffner legen musste, und dem gegenregister der zinse, und was er ingenommen und ußgeben hatt, unterschieden, siehe Gény, Stadtrechte, Nr. lxxxii S. 862-864, hier: S. 862. Zum Archiv des Rates in Dresden Richter, Verwaltungswesen I, S. 160-162. In Dresden, wo der Herzog das Recht hatte, der Rechnungslegung beizuwohnen, wurde aus diesem Grund ein Teil der überlieferten Rechnungsbücher beim Rat der Stadt und ein weiterer in der Rechnungskammer des Hofes aufbewahrt, vgl. Richter, Verwaltungsgeschichte 1, S. 116 mit Anm. 4, siehe ebd., S. 155.

II. DIE FABRICA ECCLESIAE IN DER STADT DES MITTELALTERS Die Kirchen erfüllten eine wichtige Funktion in der Stadt: Sie waren religiöser Mittelpunkt und zentrale Begegnungsstätte. Wesentliche Verantwortung für die Kirchen trugen die Kirchenmeister als Vorsteher der Kirchenfabriken. Am Anfang des folgenden Kapitels muss analysiert werden, was eine Kirchenfabrik in der Stadt des Mittelalters war und aus welchen Gründen sie im Verlauf des Hochmittelalters entstand. Diese Frage lässt sich nicht vollständig beantworten, ohne auf die Vorsteher der Institution einzugehen, nämlich die Kirchenmeister. Will man die Kirchenfabriken in die sozialen, insbesondere aber in die politischen Strukturen der Stadt einordnen, so müssen außerdem fünf Faktoren berücksichtigt werden: Einen Faktor bildete der Rat der Stadt als Träger der stadtherrschaftlichen und damit obrigkeitlichen Gewalt 1 . Ein zweiter war – lokal unterschiedlich – der Landesherr. Die Kleriker der Pfarrkirche stellten einen dritten dar, der sich angesichts der hierarchischen Struktur der Kirche nicht von der geistlichen Obrigkeit als viertem Faktor trennen lässt. Von bislang in der Forschung wenig beachteter Bedeutung waren schließlich die Gemeindemitglieder, denn es ist unklar, auf welche Bereiche sich ihre Mitverantwortung und Kontrolle erstreckten. Ziel des folgenden Kapitels ist somit, die Grenzen in den Entscheidungsspielräumen der Kirchenmeister abzustecken. Zugleich wird die Bedeutung der Kirchenfabrik im politischen wie auch im wirtschaftlich-finanziellen Kontext der Stadt analysiert. Dabei liegt der Schwerpunkt der Untersuchung, wie in der Einleitung festgehalten wurde, auf den beiden Kirchenfabriken von St. Willibrord und St. Nikolaus in Wesel. II.1. DAS AUFKOMMEN DER KIRCHENFABRIKEN Zu jeder mittelalterlichen Pfarrkirche gehörten zwei Vermögensmassen: Dies war zum einen das Pfarrkirchenvermögen, dessen Hauptteil die dos beneficii umfasste, das dem Pfarrer zur Nutzung übertragen wurde 2 . Neben diesem entstanden im Verlauf des 13. Jahrhunderts weitere Vermögen, die der Finanzierung eines Geist-

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Isenmann, Stadt, S. 131 mit weiterer Literatur, ausführlich zum Begriff der Obrigkeit auch Giel, Öffentlichkeit, S. 16ff., grundlegend Maschke, Obrigkeit, S. 9ff., Mörke, Rat, insb. S. 10, Rogge, Nutzen, S. 169ff., zuletzt Isenmann, Ratsliteratur, S. 221ff. Siehe hierzu Noser, Pfarrei, S. 74-75, Brückner, Pfarrbenefizium, S. 150-152, Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 70, Schäfer, Pfarrkirche und Stift, S. 32ff., zuletzt Mierau, Vita communis, S. 75-78 und Arend, Bischof, S. 40ff., zusammenfassend Feine, Kirchenrecht, S. 207208.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

lichen an einem der – gestifteten – Seitenaltäre dienten3 . Zum anderen gab es das Bauvermögen, die res sacrae oder fabrica ecclesiae, aus dem der Kirchenbau finanziert wurde 4 . Rechtlich gesehen existierte dieses Vermögen für sich 5 . Dabei war die Bezeichnung des Baufonds als fabrica ecclesiae bereits im Frühmittelalter gebräuchlich 6 . Nicht nur Bonifatius verwendete ihn in seinen Briefen, sondern auch die karolingischen Könige in ihren Urkunden 7 . Er fand auch schon früh Eingang in die Rechtssprache 8 . Die Unterscheidung zwischen dos und fabrica wurde schon früh von den Kirchenrechtlern gefordert 9 . Tatsächlich scheint fraglich, ob die beiden Vermögensmassen grundsätzlich juristisch wie haushaltstechnisch voneinander getrennt wurden. Eine exakte und konsequente Trennung entwickelte sich im Reich erst seit dem Hochmittelalter 10 . Mit dem Begriff der fabrica ecclesiae wurde in erster Linie das Kirchengebäude selbst bezeichnet, weniger die Kirchenfabrik 11 . Die Aufsicht über die Kirchen fiel den Bischöfen zu 12 . Der Frage der genauen Zuschreibung des Eigentums der Kirchenfabrik wurde im Zeitraum vom 12. bis zum beginnenden 16. Jahrhunderts nur geringe Relevanz zugemessen, und so wurden die Immobilien vielfach dem Heiligen der Kirche, also dem Patron, dem der Hauptaltar geweiht war, übertragen. Kirche und Kirchenfabrik waren damit rechtspersönlich identisch, wie auch die wahllose Verwendung beider Begriffe im Codex Iuris Canonici zeigt 13 . Theoretisch denkbar war sogar, dass ein Fabrikvermögen ohne Kirche bestehen konnte, indem beispielsweise zugunsten einer zu bauenden Kirche gesammelt wurde oder wenn die notwendige Genehmigung des Bischofs zur 3 4

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Vgl. Pleimes, Stiftungsrecht, S. 133. Noser, Pfarrei, S. 76-77, Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 77, Schöller, Organisation, S. 9 und S. 124-129, Mierau, Vita communis, S. 78-80, zusammenfassend Feine, Kirchenrecht, S. 208, Plöchl, Geschichte II, S. 388. Schöller, Organisation, S. 185-188; nach Stupperich wurde es durch den Bischof verwaltet, siehe Stupperich, Kirchenfinanzen, S. 607, hierzu ausführlich Schöller, Organisation, S. 188ff. Nachweise im Thesaurus Linguae Latinae VI (1912-1926), Sp. 14-15, und im Lexicon Latinitatis Nederlandicae Medii Aevi VI (1990), S. 1960-1961; ausführlich Schröcker, Kirchenfabrik, S. 72-74, und Schöller, Organisation, S. 124-136, siehe auch Merkel, Münsterpfleger, S. 125, Simon, Schenkungsbuch, S. 34-35, Brückner, Pfarrbenefizium, S. 304ff. Rau, Briefe, S. 68; zur Verwendung des Begriffs in Urkunden siehe beispielsweise MGH DD Karol III D. Arnolf Nr. 41 S. 59-60. Zusammenstellung der Belegstellen für die fabrica ecclesiae im Decretum Gratian bei Reuter, Silagi, Wortkonkordanz, S. 1777; einschlägig im Codex Iuris Canonici insbesondere Can. 1162 § 2, Can. 1182 § 1, Can. 1186, Can. 1356 § 1 und Can. 1481. Brückner, Pfarrbenefizium, S. 105-109 mit weiteren Nachweisen; Schöller, Organisation, S. 13ff. und S. 120, zusammenfassend auch Isele, Münster, S. 23-26, zuletzt Mierau, Vita communis, S. 79. Schmid, Recht, S. 177-180, Feine, Rechtsgeschichte, S. 208, Stupperich, Kirchenfinanzen, S. 607, Brückner, Pfarrbenefizium, S. 109-112 mit weiterer Literatur. Zur Verwendung des Ausdrucks fabrica ecclesiae ausführlich Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 72-74. Sieglerschmidt, Territorialstaat, S. 277-279, ausführlich Esders, Mierau, Klerikereid, insb. S. 120ff. und S. 145ff., Schöller, Organisation, S. 11-13 und S. 132. Noser, Pfarrei, S. 43-44, siehe auch Schöller, Organisation, S. 144-146.

II.1. Das Aufkommen der Kirchenfabriken

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Errichtung einer Kirche fehlte 14 . Ein solches juristisches Konstrukt ist allerdings nicht nachweisbar. Allerdings lassen sich Pfarrkirchen nachweisen, die kein eigenes Vermögen besaßen, so dass die Gemeinde direkt für notwendige Kosten aufkam 15 . Der Gleichsetzung beider Vermögen entsprach die Tatsache, dass der Unterhalt einer Pfarrkirche zur Aufgabe des Pfründeninhabers gehörte 16 . Der Seelsorger sollte ein Viertel bis ein Drittel seiner Einkünfte für den Kirchenbau verwenden und damit an die Kirchenfabrik geben 17 . Dies wurde auf Konzilien und in Kapitularien des 9. Jahrhunderts bekräftigt 18 . Die Kirche erhob daher den Anspruch, dass die Bauvermögen dem Kirchenrecht unterstanden. Spätestens ab dem 12. Jahrhundert lassen sich in Europa zunehmend Belege für die Existenz von Kirchenfabriken finden, deren überwiegende Mehrzahl in Italien und in Frankreich liegt 19 . Zeitlich davor liegende Dokumente deuten auf die Existenz von Bauvermögen insbesondere an Bischofs- und Stiftskirchen hin 20 . Im Reich lassen sich Kirchenfabriken bei Pfarrkirchen erst ab dem 13. Jahrhundert nachweisen 21 . zu den ersten Kirchen mit eigenem Bausondervermögen gehörten aber vor allem Bischofs- und Stiftskirchen wie beispielsweise 1224 Straßburg, 1231 Wetzlar, 1243 Worms, 1248 Köln und 1253 Friedberg 22 . Schwerpunkte ergaben sich in den Rheinstädten und nachfolgend in den norddeutschen Städten 23 . Im 14. Jahrhundert lassen sich Kirchenfabriken dann überall im Reich finden 24 . Für die Entstehung der Bausondervermögen waren zwei grundlegende Entwicklungen ausschlaggebend 25 : In einer ganzen Reihe von Städten beschlossen 14 15 16 17

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Fuhrmann, Kirche, S. 135, Noser, Pfarrei, S. 44, Mierau, Vita communis, S. 80-81. Schmid, Grundlagen, S. 150-152, ders., Recht, S. 178-181, siehe auch Feine, Gemeindekirche, insb. S. 179ff. Ausführlich Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 75, Plöchl, Geschichte II, S. 388. Brückner, Pfarrbenefizium, S. 125-127 und S. 175-180, zusammenfassend Arend, Bischof, S. 52, Schöller, Organisation, S. 13 und S. 120-124, Erbe, Studien, S. 11-12, Isele, Münster, S. 23-26, Fuhrmann, Kirche, S. 73. Ausführliche Nachweise bei Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 75-76, kurz ebd., S. 35-37, vgl. Brückner, Pfarrbenefizium, S. 305-320, Schöller, Organisation, S. 38-42. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 35-36 mit zahlreichen Beispielen; zu Frankreich Schöller, Organisation, S. 150-151, zusammenfassend Feine, Rechtsgeschichte, S. 405. Binding, Baubetrieb, S. 39, vgl. Brückner, Pfarrbenefizium, S. 313, Schöller, Organisation, insb. S. 82ff., S. 115ff. sowie S. 129-130; vgl. Schneidmüller, Stadtherr, insb. S. 139ff. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 36-39 und S. 42, Brückner, Pfarrbenefizium, S. 319-320. Straßburg: Wiek, Münster, S. 51-52; Wetzlar: Sebald, Wetzlar, S. 64; Worms: Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 37; Köln: Schöller, Organisation, S. 142, Oediger, Pfarrkirchen, S. 282; Friedberg: Heitzenröder, Wetterau, S. 181. Siehe auch Kuujo, Stellung, S. 165-167, zu Lübeck Suhr, Lübecker Kirche, S. 80ff., vgl. UB Bistum Lübeck I Nr. 402 S. 479. Vgl. Schmid, Grundlagen, S. 153, siehe auch Kuujo, Stellung, S. 167-170, der darauf hinweist, dass die Entwicklung in den skandinavischen Reichen zeitlich parallel zum Reich erfolgte, in Polen und den weiter östlich gelegenen Reichen dagegen etwas später. Keine Belege finden sich für die Möglichkeit, dass das Institut der fabrica ecclesiae mit den Kirchenmeistern als Vorstehern aus Italien oder Frankreich übernommen wurde, vgl. zusammenfassend Feine, Rechtsgeschichte, S. 419.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Rat oder Gemeinde, die Kirche zu erweitern oder zu erneuern. Im Zusammenhang mit den notwendigen Bauarbeiten sind Quellen erhalten, in denen – im Allgemeinen bürgerliche – Kirchenmeister die Leitung des Kirchenbaus innehatten 26 . Viele dieser Beispiele stammen allerdings erst aus dem frühen 14. Jahrhundert. Die unmittelbare Verknüpfung von wirtschaftlichem Aufschwung, zunehmender Ausweitung der Rechte des Rates, fortgesetzter Erweiterung der Pfarrkirche und damit wachsender Bedeutung der Kirchenfabrik wird besonders am Bau des Münsters in Freiburg deutlich 27 . Die zweite Entwicklung beruhte auf der wachsenden Bedeutung von Stiftungen. Viele Urkunden mit Ersterwähnungen der Kirchenfabriken bezeugen Stiftungen zugunsten der Kirche 28 . Den Kirchenfabriken wurden damit Sondervermögen anvertraut, denn das Stiftungsgut sollte gar nicht oder nur zu einem kleinen Teil dem Kirchenbau zugute kommen, sondern in erster Linie für die Memorialmessen verwendet werden. Die Stiftungen existierten daher als unabhängige Hauptgeldstiftungen neben der Kirchenfabrik 29 . Keine dieser Quellen lässt Rückschlüsse darauf zu, seit wann Kirchenfabriken an den jeweiligen Pfarrkirchen existierten. Es stellt sich daher die Frage, ob es faktisch an jeder Kirche seit ihrer Gründung eine Kirchenfabrik gab, so dass das vorhandene Kapital für die Bildung der Kirchenfabrik geteilt werden musste, oder ob die fabricae ecclesiae im 12. und 13. Jahrhundert neu entstanden. Den Rechnungsbüchern sowie den Sal- und Kopialbüchern des 14. und 15. Jahrhunderts lässt sich nicht entnehmen, dass die Kirchenmeister Immobilien verwalteten, die bereits im Hoch- oder gar im Frühmittelalter in den Besitz der Kirchenfabrik gelangt waren 30 . Eine Ausnahme bilden möglicherweise die Oblationen, also die von der Gemeinde geforderten, von dieser aber freiwillig gezahlten Summen 31 . Es ist möglich, dass sie bereits im Früh- und Hochmittelalter gezahlt wurden, doch lässt sich dies nicht nachweisen32 . Umstritten ist, ob sich aus dem Licht, das zur Verehrung des Heiligen auf dem Altar brannte, eine eigene Vermögensmasse und damit der Kern der erst in späteren Jahrhunderten belegbaren Kirchenfabrik ableiten lässt, wie dies wiederholt und in jüngster Zeit insbesondere von FUHRMANN behauptet wurde 33 . Nachweise auf den Unterhalt des Lichterguts an Pfarrkirchen durch einen eigenen Fonds lie26

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Siehe beispielsweise zu Freiburg Albert, Urkunden Münster, S. 36, Stutz, Münster, S. 18-20; zu Rothenburg Schattenmann, Einführung, S. 3, Borchardt, Institutionen, S. 39ff.; zu Bremen Wiek, Verwaltung, S. 130-133. Schadek, Bürgerschaft, S. 99, siehe auch Schadek, Untermann, Gründung, S. 80ff. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 52-55 mit zahlreichen Beispielen. Zum Begriff der Hauptgeldstiftung Pleimes, Stiftungsrecht, S. 37, S. 62 und S. 292. Siehe hierzu unten Kapitel III.4. und Kapitel VII.1.1 Zu den Oblationen Petke, Oblationen, insb. S. 41-43 mit weiterer Literatur, grundlegend Schreiber, Sprachgebrauch, vgl. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 86-89, Kuujo, Stellung, S. 133-142, Brückner, Pfarrbenefizium, S. 131-133, Pfleger, Untersuchungen III, S. 60ff., Arend, Bischof, S. 55ff.; zu den an die Kirchenfabriken im 15. und 16. Jahrhundert fließenden Oblationen ausführlich unten Kapitel VI.1.3. Vgl. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 59. Fuhrmann, Kirche, S. 71-78 und S. 128.

II.1. Das Aufkommen der Kirchenfabriken

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gen allerdings nicht vor 34 . Eine Besonderheit bilden möglicherweise die im Frühmittelalter gegründeten Eigenkirchen, also die auf privatem Grund stehenden Kirchen, bei denen der Grundherr nicht nur die Verfügungsgewalt über die zugehörigen Vermögensmassen, sondern auch über geistliche Leistung hatte 35 . Mangels Quellen lässt sich auch nicht entscheiden, ob es bei den Eigenkirchen ein eigenes Lichtergut gab. Spätestens in dem Augenblick aber, in dem die Macht und die Rechte des Eigenkirchherrn durch die Einführung des jus patronatus eingeschränkt wurden, in dem von kirchlicher Seite auf einer Trennung zwischen der Verfügungsmöglichkeit über den Besitz und dem Recht auf Ernennung des Geistlichen bestanden wurde, musste das Gebäude unabhängig vom Eigenkirchherren unterhalten werden können 36 . Schließlich wurde in der Forschung, besonders von SCHRÖCKER, das Argument vorgebracht, dass insbesondere bei Eigenkirchen zunächst nur eine Vermögensmasse vorhanden war, die mit dem Niedergang der Eigenkirche aufgeteilt wurde 37 . Dem entspricht die bereits konstatierte begriffliche Vermischung von dos und fabrica. Für eine solche Aufteilung fehlen allerdings die Belege 38 . Der einem Zirkelschluss ähnelnden Argumentation von SCHRÖCKER, dass das Fabrikgut aus Stiftungen hervorging, seine Eigenständigkeit aber erst durch die Einsetzung von Kirchenmeistern zur Verwaltung der Stiftungen erhielt, entbehrt der Grundlage 39 . Zu berücksichtigen ist außerdem, dass die meisten Städte des Reiches erst im Verlauf des 11. bis 13. Jahrhundert gegründet wurden, so dass es kaum möglich ist, den Besitz einer Pfarrkirche auf einen vor der Stadtgründung liegenden Zeitpunkt zurückzuführen. Auch bildete sich das Pfarrbenefizium erst bis Ende des 11. Jahrhunderts vollständig aus 40 . So lassen sich die Kirchenfabri-

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Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 52, Browe, Verehrung, S. 1-3, vgl. unten Kapitel IV.4. und Kapitel V.1. Zuletzt Sieglerschmidt, Territorialstaat, S. 7-28 mit ausführlichen Literaturangaben, Esders, Mierau, Klerikereid, S. 94ff., grundlegend Stutz, Eigenkirche, S. 19ff., zuletzt Mierau, Vita communis, S. 21ff., S. 68ff. und S. 155ff. Pfleger, Untersuchungen III, S. 14-15, Pleimes, Stiftungsrecht, S. 19, Stupperich, Kirchenfinanzen, S. 607, Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 70-71, zuletzt Sieglerschmiedt, Territorialstaat, S. 11 und 53ff., Brückner, Pfarrbenefizium, S. 114-116 und Mierau, Vita communis, S. 163ff.; zusammenfassend Feine, Rechtsgeschichte, S. 261-262. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 71, auf ihm basierend Feine, Rechtsgeschichte, S. 419, siehe auch Wiek, Münster, S. 52-54. In dem 1336 zwischen dem Deutschen Orden und der Stadt Rothenburg geschlossenen Vertrag kam es zwar zu einer Trennung zwischen dos und Kirchenfabrikvermögen, doch angesichts der ebenfalls im Vertrag festgelegten Aufgaben der Kirchenfabrik wurden dieser lediglich die Güter übertragen, die zuvor vom Klerus im Zusammenhang mit Stiftungen verwaltet wurden; siehe ausführlich Weigel, Rothenburg, S. 68-72 und Borchardt, Institutionen, S. 3943. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 53-54 und S. 57-59, wiederholt bei Schöller, Organisation, S. 345-346, ähnlich Geffcken, Stiftungsbuch, S. xii; Kritik an Schröcker auch bei Suhr, Lübecker Kirche, S. 84-88. Zuletzt Arend, Bischof, S. 40 mit weiterführender Literatur.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

ken im Allgemeinen erst in dem Augenblick nachweisen, als die Aufteilung der Pfarreien nahezu abgeschlossen war, also Ende des 12. Jahrhunderts 41 . Insgesamt wird daher im Folgenden davon ausgegangen, dass im Früh- und Hochmittelalter eine rechtliche Differenzierung zwischen den verschiedenen Vermögen der Kirche möglich war. Faktisch wurde sie nicht durchgeführt. Die seit dem 13. Jahrhundert in den deutschen Städten zunehmend nachweisbaren Kirchenfabriken beruhen daher auf Neugründungen 42 . Soweit es sich um Siedlungen handelte, die bereits im Frühmittelalter existierten, dürfte es – im Einzelnen nicht nachweisbare – Vorläufer gegeben haben. In den immer größer werdenden Städten wurde zunehmend zwischen dos und Kirchenfabrikgut getrennt; gleichzeitig wurden die Zuständigkeiten, Kompetenzen und Verantwortungsbereiche von Geistlichkeit, Kirchenmeistern, Gemeinde und Rat immer genauer festgelegt. Dies beruhte zum einen auf Präzisierungen des Kirchenrechts, doch zum anderen hatten diese Entwicklung ebenso wie die Baumaßnahmen und die wachsende Anzahl an Stiftungen weit zurückreichende Ursachen 43 . Sie lassen sich in fünf Bereiche unterteilen, nämlich die wachsende Bedeutung, die die Stadtbewohner der Vorsorge für das Heil ihrer Seele zumaßen, die rechtliche Weiterentwicklung des Stiftungswesens und die zunehmende Bedeutung des Hospitals. Von Einfluss war weiterhin geistliche Gerichtsbarkeit. Schließlich kam der Durchsetzung der Schriftlichkeit in der Verwaltung entscheidende Bedeutung zu, die vor dem Hintergrund der beschriebenen politischen Änderungen zu sehen ist. Sorge um das Heil der Seele Die Sorge um das Seelenheil bewegte die Bewohner einer mittelalterlichen Stadt. Zwar gab es schon seit langem die Möglichkeit, Seelmessen zu stiften, doch war dies für viele Stadtbewohner aus ökonomischen Gründen kaum möglich 44 . Umgekehrt beruhte das Geschäft der Kaufleute auf einer Profitmaximierung. Im Kontext der Kirchenreform des 11. und 12. Jahrhunderts und im Zusammenhang mit den Kreuzzügen verstärkten sich die Bemühungen, der Seele zu helfen, zunächst also eine Buße durch eine Geldzahlung zugunsten eines kirchlich sanktionierten guten Zwecks abzulösen 45 . Hierunter fielen auch Spenden und Zustiftungen zugunsten des Kirchenbaus, die überdies den Vorteil boten, dass sie weniger Kapital verlangten als beispielsweise eine Seelmessstiftung. Durch den Erwerb von Ablass erhielt der Spender seit dem 12. Jahrhundert sogar Gewissheit über die späte-

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Feine, Rechtsgeschichte, S. 414-416, ausführlich auch ders., Kirche und Gemeindebildung, insb. S. 58-75, Künstle, Pfarrei, S. 6-9, Kurze, Ländliche Gemeinde, S. 236ff., auch Kümin, Community, S. 256, siehe aber Janssen, Differenzierung, S. 69-72, zuletzt grundlegend Mierau, Vita communis, S. 578-579; Erbe, Studien, S. 14 auf der Grundlage von Werminghoff, Geschichte, S. 82, setzt den Abschluss der Aufteilung der Diözesangebiete bereits für das 9. Jahrhundert an. Siehe auch Brückner, Pfarrbenefizium, S. 311ff. Vgl. Isele, Münster, S. 28-30. Vgl. Schmid, Seelenheil, insb. S. 57ff. Piekarek, Ablassbriefe, S. 89, Fuhrmann, Kirche, S. 73.

II.1. Das Aufkommen der Kirchenfabriken

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re Gegenleistung 46 . Für einen sündigen Menschen war es außerdem von Vorteil, Barmherzigkeit zu zeigen. Gab es zunächst sechs Werke der Barmherzigkeit, nämlich Hungrige zu speisen, Durstenden zu trinken zu geben, Fremde zu beherbergen, Bedürftigen Kleidung zu geben, Kranke zu pflegen und Gefangene zu besuchen, so kam ab dem 12. Jahrhundert als siebtes Werke die Bestattung der Toten hinzu 47 . Schließlich bewegte die Menschen in zunehmendem Maß die Sorge um die Erinnerung, mit der möglichst auf ewig die Fürbitte für die Seele des Verstorbenen verbunden sein sollte 48 . Die verschiedenen Motive eröffneten vielfältige Möglichkeiten für Spenden und Stiftungen, also für die Widmung von Vermögen oder Besitz für einen bestimmten Zweck im Rahmen eines Willensaktes des Besitzers 49 . Die Reformbewegung des 11. und 12. Jahrhunderts stellte nicht nur das sakrale Königtum in Frage, sondern hatte tiefgreifende Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Klerus und Laien. Im Bereich des Niederkirchenwesens wurden die bisherigen Rechtsstrukturen, insbesondere das Eigenkirchenwesen, von der Kirche verworfen 50 . Erreicht wurde eine rechtlich zunehmend eindeutige und schriftliche Festlegung der Befugnisse und Rechte der Pfarrer, ihrer Einbettung in die kirchliche Hierarchie und in die weltliche Gesellschaft, aber auch der Besitzungen der Pfarrkirchen 51 . Diese Änderungen wurden sowohl für die städtischen wie für die ländlichen Pfarrkirchen und Seelsorger durchgesetzt. Mit dem Aufkommen der Bettelorden änderte sich das Verhältnis der Laien zur Kirche – gerade in den Städten – ein weiteres Mal 52 . Ihre Predigten waren insbesondere auf die religiösen Fragestellungen der städtischen Oberschichten ausgerichtet. Zusammen mit ihrem Armutsideal, das einen Kontrast zur Lebensweise der Pfarrer bildete, förderten die neuen Orden ein Klima der Stiftungsbereitschaft 53 . Dabei ging das von den Bettelorden „verfolgte Projekt der Individualisierung ihrer seelsorgerischen Bemühungen auf laikaler Seite (...) mit einem erhöhten Anspruch auf Mitsprache und Partizipation“ einher 54 . Stiftungswesen Im Kontext des wachsenden Bedürfnisses von Mitgliedern der städtischen Oberschicht nach exklusiver Heilsvorsorge gewann die Stiftung von Memorialmessen 46 47 48 49 50 51 52 53 54

Allgemein hierzu Paulus, Geschichte, auch Piekarek, Ablassbriefe, insb. S. 77-90, kurz Schöller, Organisation, S. 292-294. Moritz, Hospital, S. 36. Schmid, Stiftungen, S. 61-62, siehe hierzu auch unten Kapitel V.4. Bartsch, Seelgerätstiftungen, S. 52-54. Hierfür grundlegend Mierau, Vita communis, zusammenfassend insb. S. 582. Mierau, Vita communis, S. 583. Grundlegend Oberste, Heiligkeit. Siehe hierzu Feine, Rechtsgeschichte, S. 416-417, Stupperich, Kirchenfinanzen, S. 611, zuletzt Dinzelbacher, Handbuch, S. 49. Oberste, Heiligkeit Bd. 1,S. 300. Vielerorts übernahm der Rat die Treuhänderschaft für Stiftungen der Mendikanten: Ausführlich Herzig, Minoriten, S. 32-46, zusammenfassend Isenmann, Stadt, S. 219-221 mit weiterer Literatur.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

und Anniversarien zunehmend an Bedeutung, bei denen ein Geistlicher für zusätzliche Oblationen dazu verpflichtet wurde, einmalig oder öfter eine Messe zugunsten der Seele eines Verstorbenen zu lesen55 . Die Stifter richteten sich nach vier Kriterien: Das zur Verfügung gestellte Kapital musste für die angestrebten Leistungen ausreichen und langfristig und im Interesse des Stifters verwaltet werden. Der entsprechende Verwalter musste kontrolliert werden, und es galt sicherzustellen, dass die Kleriker ihren Verpflichtungen langfristig nachkamen. Zunächst boten sich zwei Möglichkeiten an: Erstens konnte das Stiftungskapital der dos zugeschlagen werden. Der jeweilige Seelsorger verwaltete das Vermögen und setzte die Stiftungsverpflichtungen um. Der Nachteil bestand in der fehlenden Kontrolle sowohl der Kapitalverwaltung als auch der Umsetzung der Verpflichtungen 56 . Zweitens konnte die Stiftung zugunsten eines Altars und damit eines Heiligen erfolgen, so dass der Geistliche für seine Tätigkeit eine – im Allgemeinen im Stiftungsbrief exakt spezifizierte – Entlohnung erhielt57 . Die Trennung zwischen Vermögensverwaltung und Leistung reichte jedoch nicht aus, eine umfassende Kontrolle sicherzustellen. Hierzu trug auch bei, dass die Anzahl der Stiftungen immer weiter zunahm58 . So stärkten die Stifter zunächst die Stellung der Testamentsvollstrecker, die wiederum von der Familie des Verstorbenen überwacht werden konnten. Zu den entwickelten Rechtsformen gehörte die so genannte Letztwilltreuhänderstiftung, nach der die Immobilien im Besitz des Testamentsvollstreckers blieben, der den Geistlichen den ihnen zustehenden Lohn zahlte 59 . Zusätzlich wurde immer mehr Wert auf ein sich erneuerndes Kontrollrecht über die Geistlichen gelegt. Bei der Erblaststiftung wurde das Grundstück – im Allgemeinen innerhalb der Familie – vererbt, doch musste der Besitzer fortlaufend eine Rente an die Kirchenfabrik oder an die Geistlichen direkt zahlen 60 . Die Ausführung der Leistungen, die Vermögensverwaltung und die Kontrolle wurden auf diese Weise voneinander getrennt. Die selbständige Hauptgeldstiftung, die von den Hospitalmeistern oder Kirchenmeistern verwaltet wurde, war im 14. und 15. Jahrhundert die verbreitetste Stiftungsform61 . Gegenüber den beiden anderen Formen bot sie den Vorteil, dass die Kirchenmeister mit der ihnen unterstehenden Kirchenfabrik für die Umsetzung bürgten 62 . Immer häufiger wurde dann im 15. Jahrhundert der Rat der Stadt zum Treuhänder und Kontrollorgan der Stiftung erhoben 63 . Bei der ratsangelehnten Stiftung verwaltete der Rat als exklusives und gleichsam ewiges Organ der Gemeinde das 55 56 57 58 59 60 61 62 63

Zusammenfassend mit weiterer Literatur Fuhrmann, Kirche, S. 132, siehe zu Wien Lentze, Erblaststiftung, S. 445ff., grundlegend Pleimes, Stiftungsrecht. Schultze, Stadtgemeinde, S. 117, siehe auch Götz, Pfarrbuch, S. 63. Pleimes, Stiftungsrecht, S. 161, Fuhrmann, Kirche, S. 81. Fuhrmann, Kirche, S. 82 mit weiterer Literatur, Schultze, Stadtgemeinde, S. 113-116. Pleimes, Stiftungsrecht, S. 62ff., siehe hierzu ausführlich Butz, Jahrzeitbuch, S. 133ff. Pleimes, Stiftungsrecht, S. 58, ausführlich Lentze, Erblaststiftung, S. 446ff. Pleimes, Stiftungsrecht, S. 47-49 und S. 70-74. Siehe beispielsweise Büttner, Hannover, S. 29. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 54-57, Pleimes, Stiftungsrecht, S. 75ff, S. 89, S. 99, Schultze, Stadtgemeinde, S. 117 und S. 123.

II.1. Das Aufkommen der Kirchenfabriken

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Stiftungsgut treuhänderisch, delegierte allerdings die Verwaltung an die Kirchenmeister 64 . Diese wiederum kontrollierten und bezahlten die Geistlichen. Gegenüber den Stiftern und ihren Familien bürgte der Rat für die vollständige Umsetzung der Stiftungsverpflichtungen65 . Parallel zu dieser Entwicklung wurden zunehmend Sanktionsmechanismen in die Stiftungsbriefe aufgenommen: Zuerst sollten die Testamentsvollstrecker bei Nichtbeachtung des Stifterwillens bestraft werden; dann ging man soweit, dass das Stiftungsgut zur Neuausgabe an die Vollstrecker oder die Familie zurückfallen sollte. Das Aufgabenspektrum der Kirchenmeister wurde auf diese Weise erweitert. Verwalteten sie ursprünglich lediglich die für den Bau bestimmten Stiftungen, so kamen nun weitere mit einem immer vielfältigeren Spektrum hinzu 66 . Die aufgezeigten juristischen Entwicklungen lassen sich weder zeitgleich noch in vollem Umfang in allen Städten feststellen, doch waren sie in großen Reichsstädten wesentlich ausgeprägter als in kleinen Landstädten. Während in freien (Reichs)Städten der Rat ein Interesse hatte, seine Kontrolle auszudehnen, war bei vielen Landstädten die Zustimmung des Landesherrn erforderlich67 . Noch schwieriger war die aufgezeigte Differenzierung bei ländlichen Kirchen In allen Städten stand man außerdem vor dem Problem, dass Stiftungen zugunsten des Klerus der Stadt Grundbesitz und nachfolgend Steuern entfremdeten 68 . Zugleich wurde die Gerichtshoheit der Städte tangiert, da die Geistlichen gemäß dem privilegium fori nicht der weltlichen Gerichtsbarkeit unterstanden 69 . Folglich erliessen die meisten Städte ein Verbot, kirchlichen Institutionen Grundstücke zu übereignen 70 . Zur Durchsetzung mussten alle Testamente dem Rat der Stadt vorgelegt werden 71 . Wollten Bürger der Stadt eine Jahrtagsmesse stiften und konnten oder wollten das Stiftungskapital keinem Geistlichen anvertrauen, so bot sich nun die Kirchenfabrik als Stiftungsempfänger oder Stiftungsverwalter an. Immobilien der Kirchenfabrik unterstanden der städtischen Recht-

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Pleimes, Stiftungsrecht, S. 167-169; vgl. UB Braunschweig I Nr. 62 § 149 S. 140: Welk vnser borgere eder borgerschen wel maken ewighe dechtnisse, ewighe myssen eder altare stichten, de schal dat don myt witscop, rade vnde vilbord des ghemeynen rades. Vnde by weme me de dechtnisse, myssen, eder altare maken welde, de scholde dem rade vnde den dat anrorende were touorn nöchafftigen vorwysnen, alzo dat dem rade vnde on des yo duncke, dat id stede vnde ewich bliuene moge. Pleimes, Stiftungsrecht, S. 62-65, Schultze, Stadtgemeinde, S. 129. Zusammenfassend Elsener, Seelgerät, S. 88-97. Hierzu Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 50-51, Heitzenröder, Wetterau, S. 164. Hierzu ausführlich Hashagen, Laieneinfluss, S. 381-387; ob auch der – hochmittelalterliche – Besitz der Kirchenfabriken von diesem Problem betroffen war, so Schöller, Organisation, S. 346, lässt sich nicht nachweisen. Fuhrmann, Kirche, S. 82-83, Pleimes, Stiftungsrecht, S. 52-57. Fuhrmann, Kirche, S. 82 mit weiterer Literatur, auch Isenmann, Stadt, S. 214-215, zu Wesel StA Wesel A1/38,4 f. 43r., kurz Prieur, Klöster und Konvente, S. 69. Pleimes, Stiftungsrecht, S. 61ff., Fuhrmann, Kirche, S. 82-83, zu Straßburg siehe Blumstein, Seyboth, Urkunden, S. 9 und S. 12-13.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

sprechung, die Institution wurde durch den Rat kontrolliert, und es bestand nur geringe Gefahr, dass Stiftungsgüter unterschlagen wurden 72 . Hospital In zeitlich unmittelbarem Zusammenhang zur Etablierung der Kirchenfabriken stand die Gründung von Hospitälern. Diese profitierten häufig noch früher als die Kirchenfabriken von Stiftungen 73 : Die Hospitäler, die in kirchlicher Hinsicht vielfach Orden unterstanden, dienten der Versorgung von Armen, Kranken, Alten und Reisenden 74 . Ihre Gründung war zum einen eine Reaktion auf die wachsende Armut der größer werdenden Städte 75 . Sie beruhte zum anderen auf einem sich verändernden Verständnis von caritas, das insbesondere von den Mendikanten vermittelt wurde. Bei den Stiftungen zugunsten der Hospitäler wurde im Verlauf des 13. und 14. Jahrhunderts in immer größer werdendem Maß von bereits aufgezeigten, zunehmend differenzierteren Stiftungsformen Gebrauch gemacht 76 . Dem Rat der Städte kam es daher nicht nur auf die Kranken- und Armenfürsorge an, sondern ihm war insbesondere die Kontrolle der Finanzen wichtig. Die Ratsherren drängten daher darauf, dass die an das Hospital fallenden Stiftungen einem eigenen Vermögen zuflossen, das unter weltlicher Verwaltung und damit unter Kontrolle des Rates stand 77 . Ähnlich wie bei der Kirchenfabrik bildete sich somit ein Fonds heraus, der sich aus vielen Einzelstiftungen zusammensetzte und der von einem Bürger der Stadt verwaltet wurde 78 . Während die Hauptaufgabe der Kirchenfabrik den Unterhalt des Gebäudes umfasste, galt das wesentliche Augenmerk der Hospitalverwalter dem Erhalt des Hospitals mit seinen Gütern. Die Aufgabe der Hospitalmeister war im Wesentlichen eine karitative, so dass sie in wesentlich geringerem Maß als die Kirchenmeister Geistliche bezahlen mussten 79 . Die Parallelen bei den Aufgaben und in der Struktur der Einrichtungen und ihrer Fonds führten in manchen Orten zu einer Verwaltung beider Institutionen in Personalunion 80 . So waren die Vorsteher des Hospitals beispielsweise in Börsch

72 73

74 75 76 77

78 79 80

Siehe auch unten Kapitel II.3. und oben Kapitel I.4. Feine, Rechtsgeschichte, S. 420-421, Stupperich, Finanzen, S. 610, Frölich, Kirche, S. 204205, siehe aber Kuhn, Freiburg, S. 24, der darauf verweist, dass die Kirchenfabrik des Freiburger Münsters älter ist als das Heiliggeist-Spital der Stadt. Hierfür grundlegend Reicke, Spital, Teil 1, zusammenfassend mit Literatur Isenmann, Stadt, S. 183-187, vgl. Wollasch, Totenfürsorge, S. 9ff. Windemuth, Hospital, S. 89; in den Städten bildete die immer dichtere Besiedlung eine zusätzliche Motivation, siehe Stupperich, Finanzen, S. 610. Reicke, Spital, S. 258-259, Pleimes, Stiftungsrecht, S. 20-21. Grundlegend Reicke, Spital, S. 196ff., Ausnahmen von der Kontrolle durch den Rat ebd., S. 244ff., siehe auch Pleimes, Stiftungsrecht, S. 292, Stupperich, Kirchenfinanzen, S. 610611, Windemuth, Hospital, S. 90-91, siehe auch Patze, Bürgertum, S. 24-25. Reicke, Spital, S. 208-211, S. 251ff., Schäfer, Kanonissenstifter, S. 257; speziell zu Straßburg Wiek, Münster, S. 72-76. Vgl. unten Kapitel V.5. Vgl. Pleimes, Stiftungsrecht, S. 22-26.

II.1. Das Aufkommen der Kirchenfabriken

99

im Elsass, aber auch in Siegen zugleich Vorsteher der Kirchenfabrik 81 . In Wesel war während des 14. Jahrhunderts der Bürgermeister zugleich Verwalter des Hospitals 82 . Send Insbesondere in administrativer Hinsicht muss eine weitere Wurzel der städtischen Kirchenfabriken im geistlichen Gericht, dem Send, gesehen werden 83 . Beim Send wurden einmal pro Jahr Vergehen der Gemeinde gegen die kirchlichen Gebote verhandelt, wobei das Urteil von Geschworenen unter Vorsitz des Bischofs oder Weihbischofs gefällt wurde 84 . Die – wahrscheinlich von den Pfarrern ernannten – Schöffen fungierten damit als Repräsentanten der Gemeinde, so dass es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen den Sendschöffen und den Kirchenmeistern des 13. bis 16. Jahrhunderts gibt 85 . Hierauf deutet zum einen die Verwendung des Begriffs der iurati hin, der gelegentlich für das Kollegium der Kirchenmeister gebraucht wurde, obwohl nur wenige von ihnen einen Eid schworen 86 . Mit diesem Begriff wurden ansonsten die Sendgeschworenen bezeichnet. Zum anderen war die Überprüfung des Kircheninventars Bestandteil des Send 87 . Ob beim Send in den Städten auch die Ablieferung des Zehnten kontrolliert wurde, wie FUHRMANN behauptet, erscheint insofern fraglich, als in nur wenigen Städten der Zehnt erhoben wurde 88 . Die Argumentation von FUHRMANN, dass Rücklagen des Zehnt zugunsten der Kirchenfabrik verwendet wurden, lässt sich somit für die städtischen Pfarrkirchen nicht nachweisen89 . Sie steht überdies im Widerspruch zum Widerstand der Pfarrgeistlichen, wenn ihnen Gelder vorenthalten werden sollten 90 . Außerdem sind Streitigkeiten mit den Geistlichen im Rahmen der Durchführung des Send nur selten nachweisbar 91 . In Braunschweig gelang es dem Rat, die Ernennung der Sendschöffen durchzusetzen, so dass der Einfluss der Geistlichkeit gemindert wurde 92 . 81

82 83 84 85 86

87 88 89 90 91 92

Barth, Börsch, S. 194, zu Siegen siehe beispielsweise StadtA Siegen Kirchenrechnung 1472/73 f. 8r., f. 10r., 1477/78 f. 8r., f. 12r., f. 32r., f. 42v., f. 47v., 1479/80 f. 0r., f. 7r., f. 12r., f. 28r., f. 46v., siehe kurz Bingener, Verwaltung, S. 173-176 und S. 183. StadtA Wesel Nachlass Foltz Bd. 4 Nr. 14, siehe auch Bambauer, Urkunden, S. 44. Feine, Rechtsgeschichte, S. 417-418. Siehe Koeniger, Sendgerichte, insb. S. 34, Künstle, Pfarrei, S. 73-75, zuletzt Fuhrmann, Kirche, S. 44-47 mit weiterer Literatur. Künstle, Pfarrei, S. 73, Fuhrmann, Kirche, S. 139. Siehe hierzu ausführlich unten Kapitel II.2., Liebe, Kirchspiele, S. 10ff., Eberhardt, Worms, S. 152, vgl. Fuhrmann, Kirche, S. 128-130, Heitzenröder, Wetterau, S. 169, zu England Kümin, Community, S. 51-52. Fuhrmann, Kirche, S. 128-130 mit weiterer Literatur, siehe beispielsweise Koeniger, Sendgerichte, Nr. 32 S. 68. Fuhrmann, Kirche, S. 130, siehe auch ebd., S. 32-34; Graf, Goslar, S. 241, zuletzt Arend, Bischof, S. 71-72. Fuhrmann, Kirche, S. 36. Siehe hierzu unten Kapitel II.2. Siehe hierzu unten Kapitel II.3. Frölich, Kirche, S. 250-251.

100

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Entwicklung der Verwaltung Die zunehmenden Nachweise der Kirchenfabriken sind nicht denkbar ohne die Intensivierung der Verwaltung und insbesondere die wachsende Schriftlichkeit in den Städten sowie in den Territorien. Zum einen wurde immer mehr Gewicht auf die Bewahrung langfristiger Absichten gelegt, so dass in zunehmendem Maß Stiftungen, Testamente und andere Rechtsakte in Form von Urkunden festgehalten wurden. Zum anderen hielt man es in den Städten wie in den Territorien für immer wichtiger, Amtsträger zu kontrollieren 93 . Die Kontrolle erfolgte maßgeblich auf der Grundlage von Dokumenten und ganz besonders von Rechnungsbüchern, welche die Amtsinhaber führen mussten. Die gesamte Entwicklung fußte damit auf der zunehmenden Ökonomisierung der mittelalterlichen städtischen Gesellschaft, die Kontrollmechanismen zur Selbstorganisation entwickelte 94 . Die wachsende Menge erhaltener Dokumente, die insbesondere im Verlauf des 14. Jahrhunderts zunahm, steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der steigenden Relevanz der Verwaltung 95 . Es verwundert daher nicht, dass entsprechende Urkunden und Rechnungsbücher eher aus administrativ fortgeschrittenen Städten überliefert sind als aus anderen Orten 96 . Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden die Kirchenfabriken lange Zeit von den Pfarrgeistlichen verwaltet 97 . Im Zuge der oben skizzierten Veränderungen beim Stiftungswesen und im Zusammenhang mit dem wachsenden Stiftungsvermögen der Kirchenfabrik wuchsen die Bestrebungen, den Klerikern die alleinige Kontrolle zu entziehen. In Freiburg unterstand die Kirchenfabrik zunächst den Herzögen von Zähringen als den Gründern von Stadt und Kirche. Schon bald aber wurde sie, wie auch in Lübeck, von einem Bürger und dem Pfarrer gemeinsam geleitet 98 . Auch in Rothenburg standen der Kirchenfabrik ab 1336 ein Bürger der Stadt und ein Bruder der Komturei des Deutschen Ordens vor 99 . Bereits 1249/1250 wurden Laien an der Verwaltung der Kirchenfabrik in Wetzlar beteiligt 100 . Die Kirchenfabrik des Straßburger Münsters wurde ab 1265 vom Domkapitel und von der Stadt gemeinsam – möglicherweise von vier paritätisch gewählten Kirchenmeistern – verwaltet 101 . Zwischen 1282 und 1286 gelangte sie vollständig in die Hand der Stadt 102 . Die Entwicklung erfolgte allerdings nicht überall in demselben Tempo, und so lassen sich beispielsweise in Frankfurt an der Oder 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102

Vgl. Damkowski, Entstehung, S. 12-17. Fuhrmann, Kirche, S. 138-139, siehe Isenmann, Stadt, S. 17-22. Mersiowsky, Anfänge, S. 132-133, Schönberg, Technik, S. 93, zuletzt Fouquet, Adel und Zahl, S. 10-11, siehe auch oben Kapitel I.1. Siehe zum Beispiel Livland Kuujo, Stellung, S. 169-170, vgl. oben Kapitel I.1. Pfleger, Untersuchungen III, S. 14, Schmid, Grundlagen, S. 152. Zu Lübeck Suhr, Lübecker Kirchen, S. 87-88, vgl. zu Freiburg Albert, Urkunden und Regesten, S. 36. Schattenmann, Rothenburg, S. 3, Weigel, Rothenburg, S. 69-72, zuletzt Borchardt, Institutionen, S. 40-42. Sebald, Wetzlar, S. 64-65, kurz Schöller, Organisation, S. 208-210, auch Struck, Baufabrik, S. 42-44. Ausführlich Wiek, Münster, S. 56-63, Schöller, Organisation, S. 210-212. Wiek, Münster, S. 71-76, vgl. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 45.

II.1. Das Aufkommen der Kirchenfabriken

101

erst ab 1401 zwei städtische Kirchenmeister nachweisen103 . Teilweise wurden auch, wie beispielsweise in Siegen, zwei Kirchenfabriken in Personalunion verwaltet 104 . Die endgültige Durchsetzung der alleinigen Verwaltung der Kirchenfabrik durch Laien stand vielfach in einem unmittelbaren Zusammenhang zu großen Bauvorhaben 105 . Dies war beispielsweise in Freiburg im Jahr 1354 der Neubau des Hochchors, während es sich in Rothenburg 1398 um den Neubau von St. Jakob handelte 106 . Dabei wurde der Widerstand des Klerus zunächst insbesondere in Reichsstädten überwunden. Zunehmend einigten sich auch in anderen Städten die Ratsherren und herrschenden Familien mit den Klerikern, wie das Beispiel von St. Gallen aus dem Jahr 1413 zeigt: Item, daz ain burgermaister und răt ze Santgallen, wer die je ze den ziten sint, allweg vollen gewalt haben sont, kilchenpfleger und mesner zĤ derselben kilchen ze setzent und zu wandlent, wenn und wie dikk si went ald si notturftig dunkt. Und waz nützen dieselb kilch an ir buw jetzo hăt oder hienach iemermer gewinnet, oder waz nützen dem mesnerampt zĤgehörent, und waz och jetz dieselb kilch hăt oder hienach iemermer gewinnet, es sye hailtum, kelch, gloggen, messgewand, bĤch, kertzen oder andri stukk und kilchgezierden, wie daz namen hăt, mit denselben stukken allen und jeklichen besunder söllen und wellen wir und ünser nachkomen nihtz ze sprechent noch ze schaffent haben, ăn gevärd 107 . Damit lässt sich festhalten, dass zumindest in den Städten des Reichs die Pfarrkirchen zugeordneten fabricae ecclesiae mit den ecclesiae identisch waren. Der Begriff der fabrica ecclesiae war also in erster Linie eine finanz- oder verwaltungstechnische Bezeichnung, die in dieser Form auch von den Kirchenmeistern des 15. und 16. Jahrhunderts verwendet wurde 108 . Sie bildete die Klammer um zahlreiche Stiftungen, die teils der Kirchenfabrik direkt übertragen waren, teils nur von ihr verwaltet wurden 109 . Die Kirchenfabriken waren juristisch selbständige Konglomerate aus Besitztiteln, Ansprüchen und Pflichten mit einem inhomogen

103

104 105 106

107 108 109

Reuß-Caspari, Frankfurt/Oder, S. 33 und S. 87, Feine, Kirche und Gemeindebildung, S. 62, siehe Schmid, Pfarrorganisation, S. 980ff. Schröcker dagegen ging bei seiner Argumentation davon aus, dass die Entwicklung innerhalb des Reiches weitgehend gleich verlief, siehe beispielsweise Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 66. Kurz Bingener, Verwaltung, S. 153-154. Beispiele bei Hirschmann, Stadtplanung, S. 504. Freiburg: Albert, Urkunden und Regesten, S. 36, Rothenburg: Schattenmann, Rothenburg, S. 3, Weigel, Rothenburg, S. 84ff.; ähnlich auch in Norddeutschland, siehe beispielsweise zu Buxtehude Kappelhoff, Grundlagen, S. 231, zu Braunschweig Patze, Bürgertum, S. 15, zu Osnabrück Rothert, Geschichte II, S. 248. Ziegler, Kirchenpfleger, S. 244. Noser, Pfarrei, S. 44; siehe beispielsweise PfA Bamberg St. Martin 70.11/117r., Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Bodenseegebiet I, S. 128. Vgl. Fuhrmann, Kirche, S. 134-135, zusammenfassend auch Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 93.

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

102

zusammengesetzten Sondervermögen 110 . Der Aufstieg der städtischen Kirchenfabrik ging im Wesentlichen auf Bestrebungen der Mitglieder der städtischen Oberschicht zurück, die Vorsorge für ihr Seelenheil juristisch wie ökonomisch abzusichern. Sie war Ausfluss der alle Lebensbereiche der Stadt erfassenden Ökonomisierung. II.2. DIE KIRCHENMEISTER Amtstitel Der für die Kirchenfabrik Verantwortliche wurde gemeinhin auf Latein als vitricus, custos ecclesiae, magister fabricae, procurator ecclesiae oder provisor fabricae bezeichnet 111 . Allerdings gab es keine feststehende Bezeichnung, doch während im Reich vielfach magister fabricae verwendet wurde, war in kirchlichen Texten insbesondere die Bezeichnung des procurator ecclesiae verbreitet 112 . Die in den Rechnungsbüchern gebrauchten deutschen Amtsbezeichnungen waren von Stadt zu Stadt verschieden und mancherorts gar nicht festgelegt113 : Begriff Baumeister Brückenmeister Cammermeister Godeshueslude Gotteshausmeister Heiligenmeier Heiligenmeister Heiligenpfleger Juratus Kirch(en)meister Kirch(en)richter 110 111

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Kirche / Stadt (Mehrfachnennungen möglich) Bamberg, Oldenburg, Würzburg Dresden Bamberg Lübeck Coburg, Wertheim1 Ingweiler, Innsbruck Bayreuth Ingweiler, Rothenburg Worms, Stralsund Bamberg, Greifswald, Koblenz, Nürnberg, Siegen, Wesel, Wien Schmallenberg

Fuhrmann, Kirche, S. 127, S. 131 und S. 135-136, Schöller, Organisation, S. 185, ähnlich Kümin, Community, S. 256. Siehe beispielsweise zu Nürnberg Caesar, Schreyer, S. 86, Tirol: Grass, Pfarrei, S. 127, Beissel, Bauführung III Nachträge, S. 156-157; für einen europäischen Vergleich der Amtsbezeichungen siehe Kümin, perspective, S. 25; ausführlich Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 196202, Schöller, Organisation, S. 154-171. Ausführliche Zusammenstellung der lateinischen Amtsbezeichnungen bei Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 196-202. Wie wenig die Bezeichnungen festgelegt waren, lässt sich am Beispiel Ingolstadt zeigen, wo die Kirchenmeister abwechselnd als aediles, vitrici, praepositi oder (pro)curatores ecclesiae bezeichnet wurden, vgl. Greving, Pfarrbuch, S. 16 mit Anm. 2; eine umfangreiche Auflistung der lateinischen und deutschen Amtsbezeichnungen gibt Isele, Münster, S. 30 und S. 81. Umfangreiche Zusammenstellung der Amtsbezeichnungen der Kirchenmeister bei Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 172-196 (Grundlage: Grimmsches Wörterbuchs und (publizierten) Quellen), auch bei Isele, Münster, S. 30, zu den in Livland verwendeten Bezeichnungen Kuujo, Stellung, S. 173-178, zum Elsass Pfleger, Untersuchungen III, S. 15; die folgende Tabelle versteht sich daher als Ergänzung der Zusammenstellung Schröckers; auf eine ausführliche Auflistung wurde verzichtet, siehe dafür die entsprechenden Quellenangaben in Anhang IV.

II.2. Die Kirchenmeister

Begriff Kirch(en)pfleger Kirchenpropst Kirchenvater Kirchenvogt Kirchmaier Olderlude Provisor Schaffner Vormünder Vorsteher Vorstender Zechpfleger Zinsmeister

103

Kirche / Stadt (Mehrfachnennungen möglich) Bamberg, Nördlingen, Ulm, Weissenburg, Halle Eichstätt, Innsbruck, Tirol, Thalheim Dresden, Ostpreußen Emden Tirol Braunschweig, Hildesheim Stralsund Hagenau, Straßburg, Schlettstadt Lübeck, Schmallenberg, Wunsiedel Greifswald Lübeck Augsburg Koblenz

In der Mehrzahl der untersuchten Kirchen hießen Verwalter Gotteshaus- oder Kirchenmeister. Im Folgenden wird daher der Begriff des Kirchenmeisters als Synonym für alle Verwalter der Kirchenfabriken verwendet. In manchen Städten wurden die Kirchenmeister nicht direkt vom Rat kontrolliert, sondern es wurde eine Art Aufsichtsrat über die Kirche aus mehreren Ratsherren gebildet. Wie in Nürnberg, Rostock oder Wesel ab dem Jahr 1519 handelte es sich im Allgemeinen um zwei oder drei Ratsmitglieder, für die im Folgenden der Begriff der Kirchenpfleger verwendet wird114 . Anzahl der Kirchenmeister Die Anzahl der Kirchenmeister war von Stadt zu Stadt verschieden. In der Mehrzahl der Kirchen gab es zwei Kirchenmeister 115 . Ihre Zahl war unabhängig von der Größe der Kirche und der Stadt. Regionale Spezifika lassen sich nicht ausmachen. In Wesel wie auch in einigen anderen Städten wurden gelegentlich für die Dauer von besonderen Bauprojekten zusätzliche Kirchenmeister eingesetzt; andererseits aber hielt der Rat zwei Kirchenmeister nicht immer für notwendig, so dass beispielsweise Bernt Scholten St. Willibrord von 1420 bis 1462 nahezu allein verwaltete, sein Kollege Andries van Bert dagegen in den Kirchenrechnungen dieser Zeit kaum genannt wurde, da er vermutlich verschiedene andere städtische Ämter bekleidete.

114

115

Allgemein Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 98-99, zu Nürnberg siehe kurz Caesar, Schreyer, S. 80-82, auch Sander, Haushaltung, S. 222-223, zu Rostock Grewolls, Kapellen, S. 116117. Siehe Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 99-100, auch Schöller, Organisation, S. 153-154.

104

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Anzahl der Kirchenmeister im 14./15. Jahrhundert 1 Kirchenmeister 2 Kirchenmeister 3 Kirchenmeister und mehr Wechselnde Anzahl

Kirchenfabrik und Stadt

(Mehrfachnennungen möglich) 116 Bielefeld, Coburg, Hagenau, Innsbruck, Koblenz, St. Sebald Nürnberg, Straßburg, Weissenburg, Wesel Bamberg, Bayreuth, Braunschweig, Dresden, Greifswald, Halle, Hildesheim, Koblenz, Schmallenberg, Siegen, Wertheim, Wesel, Würzburg, Wunsiedel Eichstätt, Freiburg, Köln, Nördlingen, Rothenburg, Siegen, Ulm, Worms Dresden, Freiburg, Greifswald, Koblenz, Rothenburg, Siegen, Tirol, Wesel

Mancherorts musste der Kirchenmeister einen Eid leisten, wie er beispielsweise aus Schlettstadt überliefert ist 117 : Der schaffner unser frowen werck sol schweren, desselben wercks zinse und gult getruwlich inzusamelen und im selbs davon nútzit zu behalten und alle jar vor sant Martins tag ungevarlich ein rechnung darumb zu tunde und der selben nach ein gnugen zu tuende; und was besonder ouch alle jar der statt ein gegenregister der zinse, und was er ingenommen und 116 117

Als Grundlage dienen die Kirchenrechnungen der jeweiligen Städte, siehe Anhang IV. Allgemein zum Eid der Kirchenmeister Schultze, Stadtgemeinde, S. 129-132, kurz Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 100-101; zu den Eidesformeln Wolf, Gesetzgebung, S. 20; zu den von den Kirchenmeistern in Tirol abzulegenden Eiden Grass, Pfarrei, S. 126, zu den im Elsass gebräuchlichen Eidformeln Pfleger, Untersuchungen III, S. 15-16, zu Frankfurtam Main Heitzenröder, Wetterau, S. 169-170, zu Freiburg siehe Merkel, Münsterpfleger, S. 128: unßer frowen pflege und dem buwe das beste und dz erberest ze tunde, iren nutz zu fúrdrende und iren schaden ze wendende, so verre sú mogent und zu besorgende, das alle nùtze, so der pflege und dem buwe zugehorent oder vallende werdent, insgesamnet und wider uß an der pflege und des buwes nutz und notdurft bekert werdent; ausführlicher Eidtext bei Albert, Dienstanweisungen, S. 84-85, siehe hierzu kurz Boehmer, Eidbücher, S. 102-103. Eid der Würzburger Kirchenmeister nach Trüdinger, Würzburg, S. 106 Anm. 18: Als ich von bürgermeystern vnd rathe der stat Wirtzburg mit wissen eines pfarrers zum thume zu gothshawßmeyster an der pfarre desselben tumstiffts aufgenommen bin, also sol vnd will ich desselben gotshawses zins, vnd was an dasselbe gotzhaws beschieden wirdet, trewlich vnd vnverletzlich vordernn vnd einbrengen, nach bestem vermogen, vnd alles eynnemen vnd außgeben trewlich beschreyben vnd den genanten gotzhawse mit allen sachen getrewlich vor sein vnd was von cleynotten dartzu gehoret getrewlich bewaren, versorgen, vnd bestellen bewart worden. Vnd ob dem gotzhaws icht schade geschehe, das ich nicht gewenden möchte, das einem yetzueyten pfarrer zun thume vnd burgermeister vnd rahthe furtzbringen, als dick das nott sein wirdet on alles geuerde. Also helff mir got vnd die heyligen. Der Eid der Kirchenmeister von St. Gallen aus dem Jahr wurde von Ziegler, Kirchenpfleger, S. 242 ediert (durchgestrichene Wörter im Original): Der kilchenpfleger zĤ Sannt lorenntzen sol schweren der statt trúw vnnd warhait Ir vnnd Sannt lorenntzen kilchen buw nutz vnnd Fromman Zeschaffen vnnd schaden zwennden das gelt so Im von Zinsen luterlon gotzgaben gebetten In der kilchen vff den altaren Ald sunst gefallet zebehalten vnnd niendert denn ain der kilchen nutz vnd an die selgerät wie das gesetzt vnnd bißhar gebrucht ist Zegebruchen vnnd vß Zegeben sin getrúw vff sechen haben vff die priester ouch den meßner vnnd der kilchen gezierde vnnd ob Jemer ichtzit das der kilchen ald dem buw schaden oder abbruch bringen möchte zĤ stúnd als offt er des bericht das ainem Burgermaister vnnd den besorgern Vnd Rat der statt zesagen Vnnd vmb sin hanndlung Innemen vnnd usgeben aller ierlichs So er ervordert wirdet Rechnung zegeben, alles ongfärd.

II.2. Die Kirchenmeister

105

ußgeben hatt, zu unberantwurten, und in allen dingen des wercks nutz und bestes zu fordern; ouch desselben wercks zinse oder eigenschafften weder zu verkouffen, zu versetzen, zu verusseren noch zu verandern anders dann mit urlop meister und rats, und besonder desselben wercks zinse oder guetere nit zu verkouffen nach zu verlihen anders dann vor offenem ratt und mit wissen des pflegers, alles ungevarlich. 118 Details über den Wahlvorgang im Rat der Stadt sind nicht überliefert, und so ist auch nicht bekannt, ob die Kirchenmeister die Wahl ablehnen konnten, doch ist es sehr wahrscheinlich, dass der zu Wählende bereits um seine Zustimmung ersucht worden war 119 . Aus keiner der hier untersuchten Städte ist allerdings bekannt, dass der Pfarrer an der Wahl teilnahm oder seine Zustimmung erforderlich war 120 . Eine Ausnahme bilden lediglich inkorporierte Kirchen, bei denen sich häufig das Stiftskapitel eine Bestätigung der Kirchenmeister vorbehielt 121 . Eine Besonderheit bildeten die Schaffner des Frauenwerks in Straßburg, die vom Rat der Stadt angestellt wurden 122 . Standen einer Kirchenfabrik mehrere Kirchenmeister zugleich vor, so wurden sie einzeln eingesetzt und waren von Amts wegen gleichgestellt. In Windsheim wechselten sie sich sogar beim Öffnen der Stöcke ab 123 . Die Verteilung der Amtsgeschäfte auf zwei Personen bot den Vorteil, dass der jeweils andere sie im Notfall fortführen konnte, und so legte 1489 Arndt van Loyck Kerckmeister sunt Wilbrortz kercke toe Wesell in aff wesen Tonys Weytmaer went hy kranck is dem Rat das Rechnungsbuch des Jahres 1488 vor 124 . Intern waren die Kompetenzen vieler Kirchenfabriken unterschiedlich verteilt. Vielfach war nur ein Kirchenmeister für die Finanzen der Kirche zuständig (eynnemer vnd außgeber alleine), wie es sich in manchen Jahren in Wesel und in St. Martin in Bamberg nachweisen lässt 125 . Der zweite Kirchenmeister von St. Martin war offensichtlich in erster Linie für das Bauwerk zuständig und wurde entsprechend als Bawmeister bezeichnet. Beim Ausscheiden des eigentlichen Kirchenmeisters rückte er an die erste 118 119

120

121 122

123 124 125

Gény, Stadtrechte, Nr. lxxxii S. 862-864, hier: S. 862. Vgl. Flachenecker, Stadt, S. 261 Anm. 360, der darauf hinweist, dass im Jahr 1505 ein Kirchenmeister in Eichstätt die Wahl nicht annahm. In Duderstadt drohte der Rat jedem eine Strafe von 5 Mark an, der das Amt des Kirchenmeisters nicht mindestens ein Jahr ausübte, vgl. Prietzel, Duderstadt, S. 74; zum Einfluss der Gemeinde auf die Wahl der Kirchenmeister siehe unten Kapitel II.5; zu den Wahlvorgängen im Niederkirchenwesen ausführlich Kurze, Wahlen, und ders., Pfarrerwahlen; ausführlich zu den Vorgängen bei der Wahl eines Rates der Stadt Poeck, Rituale. Vgl. Kurze, Wahlen, S. 220, der darauf verweist, dass für den Klerus die Wahl der Kirchenmeister von minderer Bedeutung gewesen sein dürfte, da die cura animarum nicht berührt wurde. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 105-106, Mierau, Vita communis, S. 176ff. Schock-Werner, Münster, S. 30-32; Anstellungsvertrag des Schaffners Conrad Hammelburger als Schaffner des Straßburger Frauenwerks gedruckt bei Schock-Werner, Münster, S. 263-267. StadtA Windsheim G 37a f. 21r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 39. Baumgärtel-Fleischmann, Rockenbach, S. 175, S. 242-248.

106

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Stelle, während von außen ein neuer Bawmeister hinzukam 126 . Die Hierarchie beruhte auf dem Gedanken, dem neuen Kirchenmeister die Möglichkeit zur Einarbeitung in die Verwaltung und ihre Abläufe zu geben, bevor er die finanzielle Hauptverantwortung übernahm 127 . Zugleich wurde die Kontinuität in der Amtsführung gewahrt. Dieses Verfahren lässt sich in gleicher Weise auch in Koblenz, Rothenburg, Hamburg und der Oberen Pfarre in Bamberg nachweisen 128 . In Rostock erfolgte die Wahl neuer Kirchenmeister vor der Rechnungslegung der amtierenden Vorsteher der Kirchenfabrik 129 . In Wesel wurde der nachrückende Kirchenmeister teilweise als gesel bezeichnet, mit dem es der Hauptverantwortliche zunächst een iair lanck (...) besueken sollte 130 . Mehrfach scheint es hier wie bei Hinrich ten Werd oder Tonis Weitmar van Aken eine einjährige Einarbeitungszeit gegeben zu haben, die jedoch nicht explizit in den Rechnungsbüchern verzeichnet wurde. Auch in Nördlingen wurde terminologisch zwischen den beiden Kirchenmeistern (Oberpfleger und Underpfleger) differenziert 131 . In Nürnberg gab es zusätzlich zum Amt des Kirchenmeisters von St. Sebald das des Baumeisters, das Sebald Schreyer mehrere Jahre lang in Personalunion ausübte 132 . Möglicherweise war der Titel des Baumeisters die ältere Amtsbezeichnung, die mit der wachsenden Anzahl von Stiftungen und Verpflichtungen von dem allgemeineren Amtstitel abgelöst wurde 133 . Dies folgt aus der oben skizzierten Entwicklung, wonach die nachweisbare Konstituierung der Kirchenfabrik im Allgemeinen im Zusammenhang mit dem Neu- oder Erweiterungsbau der Pfarrkirche im Verlauf des 13. oder 14. Jahrhunderts erfolgte. Die beiden unterschiedlichen Amtsbezeichnungen im Fall von St. Martin in Bamberg spiegeln somit die Entwicklung des 14. Jahrhunderts wider. Mit der zunehmenden Professionalisierung wurde die Leitung der Bautätigkeiten in den meisten Städten dem spezialisierten Baumeister übertragen, so dass sich die Kirchenmeister auf die Administration und Kontrolle beschränkten, wie dies bei St. Georg in Wismar der Fall war: Dort stellten die Kirchenmeister einen Werkmeister ein, der die Bauhütte leitete und zugleich für weite Bereiche des täglich anfallenden Geschäfte zuständig war 134 . Das – unten noch auszuführende – Beispiel von St. Willibrord zu Beginn des 16. Jahrhunderts zeigt, dass bei größeren Bauprojekten vorübergehend drei Kirchenmeister eingesetzt werden konnten, von denen sich einer speziell um

126 127 128 129 130 131 132 133 134

PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 1r. Zu Bamberg Schnapp, Stadtgemeinde, S. 57-58, vgl. zu Tirol Grass, Pfarrei, S. 125. Koblenz: Bär, Urkunden, S. 210; Hamburg: Postel, Reformation, S. 57-59; Bamberg: Schnapp, Stadtgemeinde, S. 66. Siehe StadtA Rostock 1.1.18.2.1 – 1.1.18.2.14. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 248. StadtA Nördlingen Kirchenrechnung 1506 f. 1r., 1511 f. 1r. Caesar, Schreyer, S. 25 und S. 94-98, Gümbel, Baurechnungen 1481-1495 I, S. 20-21, älter Hampe, Schreyer, S. 177. Siehe Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 175 und S. 181, der die Begriffe des Baumeisters und Kirchenbaumeisters lediglich für Hessen nachweist. Ludwig, St. Georgen, S. 131-132, vgl. Grewolls und Ludwig, Bauorganisation, S. 21-23.

II.2. Die Kirchenmeister

107

die Bauarbeiten kümmerte. Es spricht somit für die Qualifikation von Sebald Schreyer, dass ihm beide Ämter zugleich übertragen wurden. Amtszeit und Amtsdauer Die Amtsdauer der Kirchenmeister richtete sich sowohl nach den Gepflogenheiten der jeweiligen Stadt als auch nach den Fähigkeiten der Kirchenmeister 135 . Nur wenige Städte wie Freiburg i. Br. oder Koblenz wählten die Kirchenmeister für eine begrenzte Zeit 136 . In Ulm wurde beispielsweise Moritz Ensinger auf zehn Jahre zum Kirchenmeister bestellt, was einem Zeitraum von unbegrenzter Dauer gleichkam 137 . Auch in allen anderen untersuchten Orten übten die Kirchenmeister ihr Amt auf unbegrenzte Zeit aus; waren sie eingesetzt, mussten sie zwar jährlich Rechnung legen, verblieben aber im Amt. Eine Ablösung erfolgte erst, wenn die Kirchenmeister gute Gründe geltend machten oder wenn eine bessere Person zur Verfügung stand 138 . Daraus ergab sich vielfach eine sehr lange Tätigkeitsdauer: In Wesel war Bernt Scholten wahrscheinlich von 1420 bis 1462 ununterbrochen im Amt. Derick van Galen stand ihm mit 28 Jahren geringfügig nach, allerdings gab es mehrere Jahre, in denen er in den Rechnungsbüchern nicht erwähnt wurde. Auch andere Kirchenmeister von St. Willibrord wie Deric Dulen mit 21 Jahren oder Bernd van Schoel mit 16 Jahren bestimmten die Geschicke der Kirche über sehr lange Zeiträume. Auch wenn drei der Kirchenmeister von St. Nikolaus zwanzig Jahre und länger der Kirchenfabrik vorstanden, so nahm doch einzig Johan van Gromme mehr als dreißig Jahre seine Tätigkeit wahr. Die Kirchenmeister von St. Willibrord wie von St. Nikolaus in Wesel erreichten eine durchschnittliche Amtszeit von gut 12 Jahren. Amtszeiten von zwanzig Jahren und mehr gab es aber auch in anderen Städten: In Bamberg amtierte der Kirchenmeister der Martinspfarre Steffen Gutknecht 34 Jahre 139 . Ähnlich lang amtierten einige Kirchenmeister in Freiburg140 . Eine solch lange Tätigkeit wurde nicht überall erreicht. Während beispielsweise in Rothenburg die Kirchenmeister der neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts ihr Amt über mehrere Jahre ausübten, hatten es ihre Vorgänger in den achtziger Jahren nur jeweils für ein oder zwei Jahre innegehabt. Die durchschnittliche Amtsdauer lag, soweit Angaben vorliegen, zwischen fünf und zehn Jahren 141 .

135 136 137 138

139 140 141

Vgl. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 100. Ähnlich auch Börsch im Elsass, siehe Barth, Börsch, S. 193. StadtA Ulm A 7068 S. 82. StA Nürnberg, RSt Nürnberg, Rep. 52a Nürnberg Handschriften Nr. 303 f. 21r.-24r. Manche Kirchenmeister wie in Bamberg starben während ihrer Amtszeit, vgl. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 69-70. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 69. Ausführlich Merkel, Münsterpfleger, S. 128-129. Wiedemann, Geschichte, S. 175 errechnet für die Bayreuther Kirchenmeister eine durchschnittliche Amtszeit von „knapp acht Jahren“.

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

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Soziales und politisches Umfeld der Kirchenmeister von St. Willibrord Amtszeit

Kirchenmeister von St. Willibrord 142

1397-1409 1400-1421 1410-1413 1413-1424 1420 1420-1462 1427-1457 1457-1466 1468-1484 1463-1476 1477-1489 1484-1492 1489-1517 1492-1498 1498-1505 1500-1509

Claus Scholten Deric Dulen Johan van den Rijn Wilhelm Scholten Herman Kedken Bernt Scholten Andries van Bert Henrich ten Wird Bernd van Schoel Elis Ledersnider Tonis Weitmar van Aken Arnt van den Lodick Derik van der Heiden gen. van Galen Evert Witink Herman Saelen Jan van Meer gen. Trippemeker (von 1501-1509 verwaltet durch Derick uppen Dike) Derick uppen Dike Jacob Haes Derik van Galen

1509-1512 1512-1521 1517-1520

Über den von 1400 bis 1421 amtierenden Deric Dulen ist nur sehr wenig bekannt, doch dürfte er der Bruder von Thomas Dulen gewesen sein, der von 1388 bis 1390 Mitglied des Rates war 143 . Seine Frau Hadewich lässt sich bis 1444 in der Stadt nachweisen 144 . Möglicherweise war er bereits krank, denn bei seinem Tod war ein Nachfolger bereits ausgesucht 145 . Claus Scholten, der von 1397-1409 der Kirchenfabrik von St. Willibrord vorstand, war vermutlich der Bruder von Wilhelm Scholten, dessen erster Sohn Wessel 1418 zum Schöffen gewählt wurde und in den Jahren 1445 und 1454-1455 Bürgermeister der Stadt war 146 . Auf der Grundlage der Steuerliste von 1381 erbrachte Claus Scholten mit 1m 1s 6d keine sehr hohe Steuerleistung, doch dies änderte sich während der dann folgenden Jahre, da er 1386 bereits 4m 2s zahlte 147 . Als Beruf gab er Händler und Brauer an 148 . Sein Reichtum ermöglichte ihm den Umzug in ein eigenes Haus am Großen Markt 149 . 142 143 144 145 146 147 148 149

AEK Wesel Gefach 26,2, – Gefach 26,4, Gefach 33,1-33,3, Gefach 37,1-37,4, StA Wesel Roelen div. Datenbanken, Schulmeister: Roelen, Schulwesen, S. 40-42. Thomas Dulen: StadtA Wesel Roelen Datenbank Ratsfamilien; Deric Dulen: Roelen, Topographie, S. 235, S. 261, S. 289, S. 318, S. 344. Roelen, Topographie, S. 527. Sowade, Einleitung Bd. 2, S. xvi. Roelen, Topographie, S. 636, StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. Roelen, Topographie, S. 253, S. 284. Roelen, Topographie, S. 284. Roelen, Topographie, S. 311, S. 313.

II.2. Die Kirchenmeister

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Ihm folgte von 1410 bis 1413 Johan van den Rijn als Kirchenmeister, der von 1402 bis 1403 Hopfenbierakziseverwahrer und damit für eine der wichtigsten Einnahmequellen der Stadt zuständig gewesen war 150 . Er stammte aus einer der angesehenen Familien Wesels, denn sein Vater Henrik van den Rijn war von 1403 bis 1423/1424 Mitglied des Schöffenkollegiums gewesen 151 . Sein Cousin Steven van den Rijn war von 1415 bis 1431 Rentmeister der Stadt 152 . Johan van den Rijn selbst war 1401 Schöffe und gab als Beruf Händler und Weinwirt an 153 . Er besaß mehrere Häuser und vermietete von 1377 bis 1380 eines als Rathaus an die Stadt 154 . Wilhelm Scholten amtierte von 1413 bis 1424 als Kirchenmeister. Er war verwandt mit Claus Scholten, ohne dass bekannt ist, in welchem Verwandtschaftsgrad er zu diesem stand 155 . Auch Wilhelm Scholten besaß verschiedenen Grundbesitz in der Stadt 156 . Im Gegensatz zu seinen teilweise betagten Vorgängern übte Wilhelm das Amt in jungen Jahren aus. Im Jahr 1420 übernahm Herman Kedken von Deric Dulen das Amt des Kirchenmeisters. Kedken stammte aus einer der prominentesten Weseler Familien, die ebenfalls bereits Bürgermeister gestellt hatte 157 . Die Gründe für seine mit wenigen Monaten sehr kurze Amtszeit sind unbekannt. Er selbst war bereits in den Jahren 1408 und 1414 Bürgermeister gewesen 158 . Er gab das Amt nach kurzer Zeit an Bernt Scholten weiter, so dass nun von 1420 bis 1424 beide Kirchenmeister von St. Willibrord aus einer Großfamilie stammten. In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis Bernd zu Wilhelm Scholten stand, ist den Quellen nicht eindeutig zu entnehmen, doch ist recht wahrscheinlich, dass beide Cousins waren. Bernt Scholten war mit vierzig Jahren außerordentlich lange im Amt. Andries van Bert stand ihm mit dreißig Jahren Amtszeit von 1427 bis 1457 nur wenig nach. Van Bert war von 1409 bis 1414 Weinschreiber gewesen und hatte sogar noch während seiner Amtszeit als Kirchenmeister das Amt des Hopfenbierschreibers inne 159 . Außerdem war er von 1415 bis 1435 Weinschröder 160 . Damit hatte er sogar von 1433 bis 1435 drei Ämter inne, denn er fungierte zusätz-

150 151 152 153 154 155 156 157

158 159 160

StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. StadtA Wesel Roelen Datenbank Schöffen; zur Familie van den Rijn siehe auch Aufmwasser, Studien, S. 66. Roelen, Topographie, S. 631. Roelen, Topographie, S. 220, S. 241, S. 276, S. 306, S. 334. Roelen, Topographie, S. 142, S. 400. StadtA Wesel Roelen Datenbank Schöffen. Roelen, Topographie, S. 568. Sein Verhältnis zu Francko Keddeken de Wesalia ist unklar; dieser studierte ab 1417 kanonisches Recht an der Universität Köln, ist ab 1422 in Bologna nachweisbar (Keussen, Matrikel der Universität Köln 1, S. 189 Nr. 113.14 mit Anm. 14) und begleitete 1435 eine Gesandtschaft der Hanse als Rechtsgelehrter nach England: HR II,1 Nr. 483 S. 428; zur Familie Kedken Aufmwasser, Studien, S. 63-64. StadtA Wesel Roelen Datenbank Schöffen. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

lich von 1433 bis 1459 als Provisor des Heilig-Geist-Spitals 161 . Obwohl er selbst kein Schöffe war, kam er doch aus einer alten Weseler Familie, die schon mehrfach Mitglieder dieses Gremiums gestellt hatte162 . Van Bert scheint über umfangreiche Finanzmittel verfügt zu haben und gab als seinen Beruf Goldschmied an 163 . Ihm folgte von 1457 bis 1466 Henrich ten Werd im Amt, der von 1429-1440 Fischbankwärter gewesen war 164 . Von 1436-1439 war er Hopfenbierschreiber und zugleich Hopfenbierakziseverwahrer 165 . Während der vierziger Jahre hatte er kein städtisches Amt inne, wurde dann aber von 1452 bis 1453 Gerichtsschreiber 166 . Henrich ten Werd stammte aus keiner der Weseler Schöffenfamilien, sondern gab 1435 als Tätigkeit Stadtbote an 167 . Sein Aufstieg verlief damit innerhalb der städtischen Administration. Er kam dabei zu Geld und besaß mehrere Häuser 168 . Hatten bis in die sechziger Jahre insbesondere Mitglieder der Weseler Rats- und Schöffenfamilien der Kirchenfabrik von St. Willibrord vorgestanden, so war Henrich ten Werd der erste, bei dem ein derartiger Zusammenhang nicht mehr zweifelsfrei nachweisbar ist. Bernd van Schoel, der von 1466 bis 1484 Kirchenmeister war, könnte der zweite Sohn von Bernd van Schoel gewesen sein, der 1386 als Beruf Brauer angab und in der Landwehrbauliste von 1401 als custos ecclesiae aufgeführt wurde, ohne dass dies aber durch die Kirchenrechnungen belegt werden kann 169 . Der älteste Sohn von Bernd van Schoel sen. war Johann van Schoel, der 1487 Bürgermeister war 170 . In Wesel ist noch ein weiterer Zweig der Familie Schoel nachweisbar, so dass nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden kann, ob nicht der spätere Bürgermeister Johann van Schoel von 1429 bis 1453 herzoglicher Küster in St. Willibrord war und welcher Zusammenhang zu Albert van Schoel bestand, der in den neunziger Jahren Lesemeister der Weseler Augustiner war 171 . Die Tatsache jedoch, dass Bernd van Schoel zumindest zeitweilig im Haus seines Vaters in der Köppeltorstraße lebte, spricht für die engen Beziehungen der Familie Schoel zu St. Willibrord 172 . Bernd van Schoel führte sein Amt fast bis zu seinem Tod; erst als er bettlägerig war und sich nicht mehr um die Belange der Kirche kümmern konnte (kranck was ind bednider lach), trat er es an seinen Nachfolger ab 173 .

161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173

StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. Roelen, Topographie, S. 302, S. 330, S. 343, S. 359. Roelen, Topographie, S. 302, S. 330, S. 343, S. 359. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. Roelen, Topographie, S. 355. Roelen, Topographie, S. 355, S. 428, S. 446, S. 553. Roelen, Topographie, S. 271, S. 300. StadtA Wesel Roelen Datenbank Schöffen. Roelen, Topographie, S. 378, Bambauer, Augustinerkloster, S. 18; zu den herzoglichen Küstern in Wesel siehe unten Kapitel VII.1.1. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal, siehe Roelen, Topographie, S. 424 und S. 523, StadtA Wesel Roelen Datenbank Ratsfamilien. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 490.

II.2. Die Kirchenmeister

111

Elis Ledersnider hatte das Amt beim Tod von Bernd van Schoel bereits vier Jahre inne und führte es bis 1476. Er stammte aus einer schon seit mehreren Generationen in Wesel ansässigen Familie. Während sein Großvater Metzger war, stieg sein Vater Gerloch Ledersnider zu einem wohlhabenden Weinwirt auf174 . Elis Ledersnider war der zweitgeborene Sohn Gerloch Ledersniders 175 . Sein älterer Bruder Wilhelm wurde in den Rat aufgenommen. Die Familie hatte ebenso wie die Familie Schoel einen unmittelbaren Bezug zu St. Willibrord, war doch Herman Ledersnider von 1448 bis 1492 Organist an St. Willibrord 176 . Auf Elis Ledersnider folgte bis 1489 Tonis Weitmar van Aken. Er war zugleich Gerichtsschreiber in Wesel 177 . Die Familienverhältnisse lassen sich nicht eindeutig feststellen, doch gab es mehrere Mitglieder dieser Familie, die neben Tonis Weitmar in den Kirchen Wesels tätig waren. Ein Herman van Aken arbeitete mehrfach als Maurer am Kirchenbau von St. Willibrord178 . Johan van Aken hatte von 1457 bis 1461 die Vikarie auf dem Hochaltar der St. Nikolaus-Kirche auf der Mathena inne 179 . Ein anderer Johan van Aken bekam 1483 die Vikarie auf dem 10000 Märtyrer-Altar in St. Willibrord vom Magistrat verliehen, die er bis 1503 ausübte 180 . Bemerkenswert ist, dass Tonis Weitmar van Aken als Kirchenmeister nur selten in Erscheinung trat. Er dürfte 1489 aus Krankheitsgründen aus dem Amt geschieden sein, denn er starb wenige Monate später 181 . Sein Nachfolger Derick van der Heiden genannt van Galen prägte die Kirchenfabrik durch seine lange Tätigkeit von 1489 bis 1517. Sein Vater Gerit van Galen war Händler und Weinwirt 182 . Mitglieder der Familie van Galen hatten im 14. Jahrhundert wiederholt Bürgermeister der Stadt gestellt. Ein Sohn seines Bruders oder Schwagers wurde im Jahr 1516 Schöffe und übte dieses Amt bis 1534 aus 183 . Wahrscheinlich wurde Derick van Galen bereits in jungen Jahren zum Kirchenmeister ernannt 184 . Seine Familie hatte aller Wahrscheinlichkeit nach schon früher intensiv mit St. Willibrord zu tun gehabt, da ein Herr Bernt van Galen, der in Pavia studiert hatte, von 1452 bis 1468/1469 als Pfarrer an St. Willibrord amtierte 185 . Derick van Galen standen zunächst Arnt van den Lodick von 1484 bis 1492, dann Evert Witink von 1492 bis 1498 und schließlich Hermann Saelen von 1498 bis 1505 zur Seite. Arnt van den Lodick war der Sohn des Händlers Derk van den 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185

Roelen, Topographie, S. 271, S. 373. StadtA Wesel Roelen Datenbank Ratsfamilien. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 309, S. 311, S. 322, S. 325, S. 329, S. 330, S. 333, S. 395, S. 401, S. 788, S. 791, S. 792. StadtA Wesel Roelen Datenbank Vikare. StadtA Wesel Roelen Datenbank Vikare. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 74. Roelen, Topographie, S. 367. StadtA Wesel Roelen Datenbank Schöffen. StadtA Wesel A7 1502 f. 84v. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal.

112

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Lodick, der 1415, 1417, 1419 und 1421 Bürgermeister der Stadt Wesel gewesen war 186 . Er gehörte zum Rat der Stadt 187 . In den Kirchenrechnungen wurde er jedoch nur selten erwähnt, und das gleiche gilt auch für Evert Witink, über den ansonsten nichts bekannt ist. Herman Saelen wurde im fortgeschrittenen Alter zum Kirchenmeister gewählt und starb bereits wenige Jahre später 1506 188 . Obwohl er ein vermögender Kaufmann war, wurde er doch erst kurz vor seinem Tod in das Ratskollegium aufgenommen 189 . Ihm gelang es, seine Tochter mit einem Mitglied der einflussreichen Weinhändlerfamilie van Elverick zu verheiraten, so dass sein Schwiegersohn Tilman van Elverick nicht nur ab 1503 Ratsherr und ab 1508 Schöffe war, sondern 1515 auch das Amt des Zweiten Bürgermeisters ausübte 190 . Von 1488 bis 1531 war überdies ein Heinrich Saelen Mitglied im Weseler Augustinerkonvent 191 . Über das Alter von Jan van Meer genannt Trippemeker lässt sich nichts sagen. Er verfügte jedoch über mehrere Häuser und war auch sonst recht wohlhabend, wie seine Zahlung von über 15m zugunsten der Anleihe der Stadt Wesel 1502 zeigt 192 . Sein Vater oder Großvater war ein Händler und besaß ein Haus am Großen Markt, scheint aber ausweislich der Steuerlast über keine Reichtümer verfügt zu haben 193 . Die Familie Trippemeker war recht groß: Derik Trippemeker war Steinmetz, während Gerit van Meer genannt Trippemeker von 1486 bis 1510 als Stadtsekretär arbeitete 194 . Johan Trippemeker hatte von 1495 bis zu seinem Tod 1508/1509 die erste Vikarie auf dem Barbara-Altar von St. Willibrord inne 195 . Unter der Annahme, dass es sich bei Gerit, Johan und Jan Trippemeker um drei Brüder handelte, müsste auch Jan van Meer genannt Trippemeker das Amt des Kirchenmeisters im fortgeschrittenen Alter übernommen haben. Hierfür spricht auch, dass er während seiner Amtszeit im Jahr 1509 starb. In den Jahren ab 1501 scheint er sein Amt nicht mehr wahrgenommen zu haben, sondern übertrug die Arbeit an Derick uppen Dike 196 . Derick uppen Dike führte das Amt dann bis 1512 weiter. Er war der – möglicherweise illegitime – Sohn von Gisbert uppen Dike, der zwischen 1473 und 1506 wiederholt das Amt des Bürgermeisters innehatte und von 1508-1513 als Schöffe amtierte 197 . Derick uppen Dike folgte Johan Trippemeker auch auf die vom Rat 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197

Roelen, Topographie, S. 361. StadtA Wesel Roelen Datenbank Ratsfamilien, Roelen, Topographie, S. 538-539. StadtA Wesel Roelen Datenbank Ratsfamilien. Prieur, Leiden, S. 9. Prieur, Leiden, S. 9. Bambauer, Augustinerkloster, S. 18. StadtA Wesel Roelen Datenbank Anleihe, Roelen, Topographie, S. 419. Roelen, Topographie, S. 220, S. 240. Zu Derik Trippemeker Roelen, Topographie, S. 304, zu Gerit van Meer StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. StadtA Wesel Roelen Datenbank Vikare. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 413, S. 473, S. 531, S. 576, S. 643, S. 705, S. 772, S. 861, Gefach 37,4 S. 39, auch S. 172, S. 213. StadtA Wesel Roelen Datenbank Schöffen.

II.2. Die Kirchenmeister

113

der Stadt gehaltene Pfründe der Vikarie auf dem Barbara-Altar 198 . Außerdem war er von 1513 bis 1529 als Stadtschreiber tätig 199 . Sein Nachfolger wurde Jacob Haes, der bis 1521 amtierte. Er könnte mit Wilhelm Haes verwandt gewesen sein, der 1484 und 1485 Bürgermeister der Stadt Wesel war. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass Jacob Haes vor seiner Tätigkeit für St. Willibrord von 1484 bis 1507 als Richter in Bislich und 1489 auch als Richter in Meer und Rhenen gearbeitet hatte 200 . Auch Jacob Haes gelangte im erst im fortgeschrittenen Alter in das Amt; zugleich war er recht wohlhabend, da für die Anleihe der Stadt 10m 5s gab 201 . Die Abstammung von Derick van Galen junior lässt sich nicht genau klären, doch ist unwahrscheinlich, dass er als Sohn von Derick van Galen das Amt übernahm. Wahrscheinlich war er der Sohn dessen Bruders oder Schwagers. Im Jahr 1516 wurde Derick van Galen junior Schöffe und amtierte als solcher bis 1534 202 . Zu Beginn des 16. Jahrhunderts verfügte er auch noch über wesentlich weniger Vermögen als beispielsweise Jacob Haes, gab er doch für die Anleihe der Stadt nur 5m 2½s und damit genau halb soviel wie sein Amtskollege 203 . Soziales und politisches Umfeld der Kirchenmeister von St. Nikolaus Amtszeit

Kirchenmeister von St. Nikolaus 204

1434 1434-1440 1435-1439 † 1439-1459 1442-1476 1460-1468 1469-1474 1475-1487 1477-1503 1492-1508 1504 1504-1516 1509-1514 1515-1521

Bernt Schomeker Goswin van Huls Godert van der Kraenleyen Herman Schaep Johan van Gromme Werner Reynkens Henric Scholten Lambert van Holt Conrat Langerbeen Herman Kedken Claus Plenk Derik Bodde Gerit Kedken Henrich Verwer

Der erste bekannte Kirchenmeister von St. Nikolaus auf der Mathena war im Jahr 1434 Bernt Schomeker, der noch im gleichen Jahr starb 205 . Er hatte schon während der achtziger Jahre des 14. Jahrhunderts in der projektierten Stadterwei198 199 200 201 202 203 204 205

StadtA Wesel Roelen Datenbank Vikare. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. StadtA Wesel Roelen Datenbank Schöffen, Roelen, Topographie, S. 603. StadtA Wesel Roelen Datenbank Anleihe. StadtA Wesel Roelen Datenbank Schöffen. StadtA Wesel Roelen Datenbank Anleihe. AEK Wesel Gefach 26,2, – Gefach 26,4, Gefach 33,1-33,3, Gefach 37,1-37,4, StA Wesel Roelen div. Datenbanken, Schulmeister: Roelen, Schulwesen, S. 40-42. Roelen, Topographie, S. 382.

114

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

terung auf der Mathena gewohnt und damit die wachsende Bedeutung der Kapelle St. Nikolaus bis zur Erhebung zur Pfarrkirche miterlebt 206 . Gleichzeitig hatte er sich vom Holzschneider zum Brauer hochgearbeitet und erheblichen Wohlstand angehäuft 207 . Er gehörte 1434 zu den reichsten Bewohnern der Mathena, denn neben seiner Witwe gab es 1434 nur noch vier weitere Personen, die ebenfalls 2000 Ziegelsteine zur Ummauerung der Mathena gaben 208 . Im Jahr 1434 wurde Goswin van Huls zum Kirchenmeister ernannt, der ebenfalls spätestens seit den zwanziger Jahren in der Mathena wohnte und über den keine weiteren Einzelheiten in Erfahrung zu bringen sind 209 . Er gab jedoch 1434/1435 deutlich weniger Steine zur Ummauerung der Mathena als Bernt Schomeker 210 . Seine Amtszeit dauerte von 1434 bis 1439 und betrug somit nur wenige Jahre. Nahezu zeitgleich mit ihm hatte von 1435 bis 1439 Godert van der Kraenleyen den Posten des zweiten Kirchenmeisters inne. Er war Händler und wohnte nicht auf der Mathena, sondern im zweiten Viertel der Weseler Altstadt 211 . Zu Beginn der vierziger Jahre ernannte der Rat dann zwei neue Kirchenmeister für St. Nikolaus, die beide über einen langen Zeitraum der Kirchenfabrik vorstanden. Herman Schaep übte das Amt von 1439 bis 1459 aus, wohnte jedoch in der Weseler Altstadt 212 . Sein Beruf ist ebenso wenig bekannt wie seine familiären Beziehungen. Möglicherweise besaß er zwei Häuser, doch gehörte er wohl nicht zu den führenden Weseler Familien 213 . Das letztgenannte Kriterium galt auch für seinen Nachfolger Werner Reynkens, der der Sohn des gleichnamigen Krämers war 214 . Nach acht Jahren wurde er 1469 durch Henric Scholten abgelöst, der bis 1474 amtierte 215 . Dieser hatte die Tochter von Bernt Scholten geheiratet, einem der bekannten Weseler Politiker, der 1476 auch zum Bürgermeister gewählt wurde, wenige Jahre später aber starb216 . Herman Schaep, Werner Reynkens und schließlich Henric Scholten arbeiteten alle mit Johan van Gromme zusammen, der 1442 zum Kirchenmeister gewählt worden war und es bis 1476 blieb. Er wohnte schon vor 1435 in der Mathena und besaß dort auch mindestens ein Haus 217 . Als Brauer und Wirt dürfte sein Vermögen beträchtlich gewesen sein218 . Ab 1458 führte er den Hauptteil der Geschäfte 219 . 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219

Roelen, Topographie, S. 263. Roelen, Topographie, S. 263, S. 291, S. 349. Roelen, Topographie, S. 393. Roelen, Topographie, S. 352. Roelen, Topographie, S. 352, S. 386, S. 396, S. 550. Roelen, Topographie, S. 365, S. 407, S. 521. Roelen, Topographie, S. 376. Roelen, Topographie, S. 339, S. 376, S. 410, S. 526. Roelen, Topographie, S. 368, S. 456, S. 630. Roelen, Topographie, S. 542. StadtA Wesel Roelen Datenbank Schöffen. Roelen, Topographie, S. 386, S. 556-557. Roelen, Topographie, S. 386. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 463.

II.2. Die Kirchenmeister

115

Mitte der siebziger Jahre des fünfzehnten Jahrhunderts kam es dann erneut zu einem vollständigen Wechsel an der Spitze der Kirchenfabrik. Im Jahr 1475 löste zunächst Lambert van Holt Henric Scholten ab. Er könnte der Sohn des Ratsherrn Gerloch van Holt gewesen sein 220 . Lambert van Holt arbeitete von 1455 bis 1476 als Gerichtsbote der Stadt und hatte dieses Amt von einem seiner Verwandten übernommen 221 . Die Familie van Holt stellte auch eine Reihe von Geistlichen der Stadt: Im Jahr 1453/1454 vertrat Bruder Herman van Holt den Pfarrer von St. Willibrord, Bernt van Galen 222 . Während der Amtszeit Lambert van Holts war Herman van Holt bis 1484 Terminarius der Weseler Franziskaner223 . Einem der Enkel oder Neffen Lambert van Holts wurde 1495 die Vikarie auf dem St. Barbara-Altar in St. Willibrord verliehen 224 . So viel sich auch über Lambert van Holt als Kirchenmeister sagen lässt, so wenig ist über den zweiten Kirchenmeister von St. Nikolaus bekannt. Conrat Langerbeen amtierte von 1477 bis 1503 und stand folglich vom Zeitpunkt des Ausscheidens Lambert van Holts bis zur Ernennung eines Nachfolgers ein halbes Jahrzehnt später der Kirchenfabrik allein vor 225 . Im Jahr 1492 erhielt Conrat Langerbeen mit Herman Kedken wieder einen Kollegen im Amt, der ausweislich des Registers der städtischen Anleihe von 1502 sehr wohlhabend war 226 . Dies verwundert kaum, gehörte er doch schon seit langem zum Schöffenkollegium, in das auch bereits sein Großvater aufgenommen worden war 227 . Sein Großvater war im Jahr 1420 Kirchenmeister von St. Willibrord gewesen. Herman Kedken junior übernahm das vergleichbare Amt von St. Nikolaus erst im hohen Alter und starb 1508 kurz nach seinem Rücktritt 228 . Conrat Langerbeen wurde 1504 von Claus Plenk abgelöst. Zwar gab es eine gleichnamige Ratsfamilie, doch ist unbekannt, in welchem Verhältnis Claus Plenk zu ihr stand 229 . Er war jedoch weder Ratsmitglied noch Schöffe und hatte auch kein städtisches Amt inne. Dies galt auch für Derik Bodde, der über ein Jahrzehnt von 1504 bis 1516 Kirchenmeister war. Er wohnte in der Mathena, war jedoch ausweislich der Höhe von 2m 1s seiner Anleihe für die Stadt nicht sehr wohlhabend 230 . Über Gerit Kedken, der von 1509 bis 1514 Kirchenmeister von St. Nikolaus war, lässt sich dagegen mehr feststellen: Er wohnte im Klosterportviertel in der 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230

StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. Es kann sich dabei nicht um den ehemaligen Kirchenmeister gehandelt haben, da der Vikar 1495 noch unmündig war: StadtA Wesel Roelen Datenbank Vikare. AEK Wesel Gefach 37,3, S. 137, Roelen, Topographie, S. 227. StadtA Wesel Roelen Datenbank Anleihe. StadtA Wesel Roelen Datenbank Schöffen. StadtA Wesel Roelen Datenbank Schöffen. Kurz Aufmwasser, Studien, S. 66. StadtA Wesel Roelen Datenbank Anleihe.

116

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Weseler Altstadt und zeichnete 1502 die städtische Anleihe mit immerhin 8m 4s 231 . Zugleich gehörte er zum Schöffenkollegium. Er übernahm das Amt des Kirchenmeisters im mittleren Alter, denn er starb erst 1537232 . Im Jahr 1515 scheint der Rat der Stadt ähnlich wie bei St. Willibrord beschlossen zu haben, die Verwaltung der Kirchenfabrik neu zu ordnen, denn von nun an wurden immer zwei Kirchenmeister ernannt. Die Wahl fiel 1515 auf Henrich Verwer. Während über den letztgenannten nichts bekannt ist, hatte Henrich Verwer von 1492 bis 1498 das Amt des Marktmeisters wahrgenommen 233 . Er gehörte zu den Schöffen der Stadt und war recht wohlhabend, da er die städtische Anleihe mit 8m 4s zeichnete 234 . Kirchenmeister in Wesel Werden die 35 Kirchenmeister der beiden Weseler Pfarrkirchen des 15. und frühen 16. Jahrhunderts zusammenfassend betrachtet, so lässt sich eine ganze Reihe hochrangiger Weseler Familien nachweisen, die sich insbesondere während des fünfzehnten Jahrhunderts in herausragender Weise für die Kirchenfabrik und das mit ihr lange Zeit verbundene Hospital engagierten. Die Familie Scholten stand dabei an erster Stelle: Sie stellte im 14. und 15. Jahrhundert für beide Kirchen drei Kirchenmeister, die zusammen 59 Jahre den beiden Pfarrkirchen vorstanden. Viele Kirchenmeister begannen ihre Tätigkeit erst im fortgeschrittenen Alter, denn von 1457 bis 1492 starben allein fünf während ihrer Amtsausübung. Nahezu alle verfügten über einen gewissen Wohlstand. Viele besaßen sogar mehrere Häuser. Einen cursus honorum gab es nicht, doch qualifizierten sich mehrere Kirchenmeister durch ihre Tätigkeit als Gerichtsschreiber. In St. Willibrord stellten während des 15. Jahrhunderts mehrheitlich die Schöffenfamilien die Kirchenmeister, doch änderte sich dies in den sechziger Jahren: Konnten die Familien die Posten bis dahin gleichsam unter sich aufteilen, so gelangten nun Personen in das Amt, die keine Angehörigen im Weseler Magistrat hatten, deren Familien aber über teilweise gute Verbindungen zur Stadtkirche verfügten: Mehrfach stellten einzelne Familien beispielsweise einen Vikar und einen Kirchenmeister. Weiterhin wurden nun ausschließlich Personen ernannt, die bereits über eine gewisse Geschäftserfahrung verfügten. Waren die meisten Kirchenmeister der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts Kaufleute gewesen, so wurde der Qualifikation der Amtsinhaber immer mehr Bedeutung beigemessen, da eine zunehmende Anzahl von ihnen bereits hohe Ämter der Stadt bekleidet hatte. Einigen wenigen wie Henrich ten Werd und Tonis Weitmar van Aken gelang ein sozialer Aufstieg in der Stadt, in deren Verlauf sie vorübergehend das Amt des Kirchenmeisters ausübten. Ihre Karriere vollzog sich in erster Linie innerhalb der städtischen Administration, so dass wahrscheinlich ihre fachliche Qualifikation ausschlaggebend war. Dies dürfte auch für Derick uppen Dike gegolten haben, der über ein Jahrzehnt als Stadtschreiber fungierte. 231 232 233 234

StadtA Wesel Roelen Datenbank Anleihe, siehe auch Aufmwasser, Studien, S. 63-64. StadtA Wesel Roelen Datenbank Schöffen. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. StadtA Wesel Roelen Datenbank Schöffen und Datenbank Anleihe.

II.2. Die Kirchenmeister

117

Parallel zu der wachsenden Bedeutung der administrativen Fähigkeiten gelang den bedeutenden Weseler Familien die Besetzung der Kirchenfabrik immer seltener. Die Wahl fiel immer häufiger auf Personen, die zwar einerseits noch nicht im politischen Leben hervorgetreten waren, die aber andererseits wie Johann van Schoel oder Hermann Saelen über sehr gute Verbindungen zu den einflussreichen Familien der Stadt verfügten. Entweder sie selbst oder ihre Söhne gelangten später in einflussreiche Ämter und wurden in das Schöffenkollegium aufgenommen. Die Kirchenmeister von St. Nikolaus auf der Mathena waren von anderer, nämlich sozial etwas niederer Herkunft als ihre Kollegen von St. Willibrord235 . Veränderungen vollzogen sich gleichwohl zeitlich synchron zur Kirchenfabrik der Weseler Altstadt. Nach der Erhebung zur Gemeinde wurden wohlhabende Personen zu Kirchenmeistern von St. Nikolaus ernannt, die auch in der Mathena lebten. Im Gegensatz zu den Bewohnern der Vorstadtgemeinde waren die einflussreichen Familien zunächst nur wenig an der Entwicklung ihrer Pfarrkirche interessiert. Als St. Nikolaus zu einer Wallfahrtskirche geworden war und damit die Einnahmen der Kirche explosionsartig zunahmen, kam jeweils ein Kirchenmeister aus den angesehenen Weseler Familien der Weseler Altstadt. Der andere Kirchenmeister wohnte im Allgemeinen in der Mathena, war aber von deutlich niedrigerem sozialem Rang und verfügte über ein vergleichsweise geringes Einkommen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts verloren die Mitglieder der Ratsfamilien ihr Interesse an St. Nikolaus. Übereinstimmend vollzog sich gegen Ende des 15. Jahrhunderts an beiden Weseler Pfarrkirchen ein gewisser Wandel bei der Besetzung der Ämter der Kirchenmeister. Dies lag im politischen Wandel in Wesel begründet. Im Jahr 1450 erhielt die Stadt vom Herzog Johann I. ein Privileg, wonach sich das Schöffengremium nicht mehr durch Kooptation ergänzen sollte. Vielmehr wurde festgelegt, dass neue Schöffen von einem Gremium, bestehend aus den Schöffen und fünf von der Gemeinde gewählten Wahlmännern, gewählt werden sollte 236 . Zugleich durften Schöffen nur eine begrenzte Zeit der Stadt fernbleiben. Wegen der Finanzprobleme der Stadt erzwang die Gemeinde außerdem die Schaffung eines Kontrollgremiums für die städtischen Finanzen 237 . Mit seiner Entscheidung reagierte der Herzog auf Streitigkeiten innerhalb der Stadt, die sich aus dem Verschleppen der Nachwahlen von Schöffen ergaben, so dass vielfach Prozesse nicht stattfinden konnten, da die Anzahl der Schöffen zu gering war238 . Nun wurde die Macht der Schöffen- und Ratsfamilien beschnitten, was zugleich Konsequenzen für die Herkunft der Kirchenmeister hatte. Im November 1514 kam es zu einer zweiten, noch tiefer greifenden Änderung in der Verfassung der Stadt, da Herzog Johann II. eine zuvor vom Magistrat beschlossene Verfassung erließ. Das erbliche Schöffentum wurde abgeschafft und ein neues Wahlverfahren festgelegt: Jedes Stadtviertel bestimmte einmal im Jahr drei Wahlmänner, die dann die zwölf 235 236 237 238

Vgl. Schubert, Erscheinungsformen, S. 678: „Vorstädte sind Armutsgebiete“. Roelen, Spätmittelalter, S. 130, vgl. Reinhold, Verfassung S. 63. Roelen, Spätmittelalter, S. 130. Roelen, Spätmittelalter, S. 130.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Schöffen wählten. Aus ihrer Mitte rekrutierten sich die beiden Bürgermeister und die übrigen Inhaber der politisch bedeutenden Ämter der Stadt. Die Wahlmänner bestimmten auch die Kirchenmeister der Stadtkirche239 . Dies erklärt, warum ab 1514 in beiden Kirchen jeweils zwei Kirchenmeister zugleich gewählt wurden, deren Amtszeiten kürzer waren als in den vorangegangenen hundert Jahren. Die Herkunft der Kirchenmeister spiegelt somit den abnehmenden Einfluss der Schöffenfamilien wider: Konnten sie die Ämter bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts nach eigenem Gutdünken aufteilen, so wuchs danach zum einen die Bedeutung des persönlichen Engagements als Voraussetzung für die Ernennung. Zum anderen waren nun die Möglichkeiten größer, Einfluss mittels weit reichender Kontakte zu gewinnen. Mit dem Erlass der Verfassung von 1514 verloren die Kirchenmeister ihren besonderen Status in der Stadt. In der Folgezeit wurde das Amt mehrheitlich mit Personen besetzt, die zum erweiterten Kreis der mächtigen Familien der Stadt gehörten, die somit weiterhin ratsfähig waren. Insgesamt waren damit die familiäre Herkunft und die soziale Stellung die entscheidenden Kriterien für die Wahl zum Kirchenmeister, mit denen ein guter Leumunt einherging 240 . Viel spricht dafür, dass der persönlichen Qualifikation eine wachsende Bedeutung beigemessen wurde. Alle Kirchenmeister mussten ratsfähig sein und über ein gewisses Privatvermögen verfügen. Der Wohnort innerhalb der Gemeinde war wichtig, aber nicht ausschlaggebend, denn alle Kirchenmeister von St. Willibrord wohnten in der Altstadt, während zumindest einer der Kirchenmeister von St. Nikolaus stets aus der Mathena stammte. Soziales und politisches Umfeld der Kirchenmeister anderer Städte Überall gehörten Kirchenmeister zum Kreis der wohlhabenden und politisch einflussreichen Familien, wie die folgende beispielhafte Übersicht zeigt 241 :

239 240 241

242

Stellung der Kirchenmeister

Stadt / Pfarrkirche

Mehrheitlich Mitglieder des Rates

Bamberg, Coburg, Freiburg, Ingolstadt, Nürnberg, Oldenburg, Rostock, Rothenburg, Stralsund, Wismar 242

Roelen, Spätmittelalter, S. 138, vgl. Reinhold, Verfassung, S. 62. Vgl. Koller, Reformation Kaiser Siegmunds, S. 228-229. Allgemein Schultze, Stadtgemeinde S. 131, zu Livland Kuujo, Stellung, S. 183ff.; zu den Hansestädten zusammenfassend Schlichting, Anschauungen, S. 43-44, zum Beispiel Uelzen Vogtherr, Rat, S. 204; zu Emden Lamschus, Emden, S. 441ff.; zu Sebald Schreyer siehe Caesar, Schreyer, S. 20-22. In einer kleinen Stadt wie Wunsiedel war ein gewisser Wohlstand mit einem intensiven Engagement für kirchliche Belange verbunden, denn eine Reihe von Studenten aus Wunsiedel stammte aus Familien, die Kirchenmeister gestellt hatten, vgl. Häfele, Studenten, S. 587, kurz Jäger, Wunsiedel I, S. 220-221 und S. 266-277. Hergemöller, Beziehungen, S. 143 weist darauf hin, dass die Kirchenmeister in Braunschweig nicht zwingend das Bürgerrecht haben mussten. Bamberg: ausführlich Schnapp, Stadtgemeinde, S. 58ff.; Nürnberg: Zu Sebald Schreyer siehe Caesar, Schreyer, S. 22-23, zu seinem Nachfolger Lazarus Holzschuher ebd., S. 58 Anm. 156 mit weiterer Literatur; zur Ratsverfassung siehe zuletzt zusammenfassend Groebner, Ratsinteressen, S. 279ff., älter Reicke, Stadtgemeinde, S. 102-103; Oldenburg: Schmidt, Oldenburg,

II.2. Die Kirchenmeister

Stellung der Kirchenmeister

Stadt / Pfarrkirche

Mitglieder des inneren Rates

St. Maria Magdalena in Bayreuth, St. Stephan in Wien 243 Bremen, Dresden, Siegen 244

Mitglieder des Rates, teilweise Bürgermeister ausschließlich Bürgermeister

119

St. Marien Rostock, St. Marien Wismar 245

In Biberach gab es zwei Kirchenmeister, der ain vonn Burger, der annder vonn der gemaindt gesein, während in Hanau die Kirchenmeister aus dem Kreis der Schöffen der Stadt bestimmt wurden246 . Einzig in Hamburg wurden viele Bürger der Stadt erst nach ihrer Tätigkeit als Kirchenmeister in den Rat berufen 247 . Insgesamt variierte der Grad, in dem die Ratsfamilien die Geschicke der städtischen Pfarrkirchen bestimmten, nur geringfügig 248 . Eine Ausnahme bildete das Kollegiatstift Unser Lieben Frau in Eichstätt, das dem Domkapitel der Stadt unterstellt war, dessen Kirchenfabrik aber drei Kirchenmeister vorstanden, von denen nach 1496 zwei vom Rat der Stadt und einer vom Domkapitel ernannt wurde 249 . Auf Grund der ausgewerteten Unterlagen der Kirchenmeister sind keine Aussagen möglich, ob dieser starke Einfluss der herrschenden Familien und des Rates in allen Städten von Anfang an gegeben war. In Würzburg galt noch 1448, dass einer der Kirchenmeister aus dem Rat, der andere aus der Gemeinde stammen sollte. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts stellten die Ratsherren auch den zweiten Kirchenmeister 250 . Es spricht daher vieles dafür, dass die Ratsfamilien in den meisten Städten den entscheidenden Einfluss auf die Kirchenfabrik ausübten, dass jedoch die Gemeinden Mitspracherechte beanspruchten und – wie in Wesel – teilweise auch durchsetzen konnten.

243 244

245 246 247 248

249 250

S. 168; Freiburg: siehe ausführlich Merkel, Münsterpfleger, S. 128-129; Stralsund: Schroeder, Bürgerschaft, S. 278 und S. 285-286; Coburg: Talazko, Morizkirche, S. 282; Rothenburg: Borchardt, Institutionen, S. 53; Rostock und Wismar: Grewolls, Kapellen, S. 114, Ludwig, St. Georgen, S. 130-131. Wien: Uhlirz, Rechnungen S. xii-xiii; Bayreuth: Wiedemann, Geschichte, S. 174-176 mit S. 363-367. Siegen: Bingener, Verwaltung, S. 153-155, ders., Bauwesen, S. 7; Dresden: Richter, Verwaltungsgeschichte I, S. 116-117. In Bremen waren überwiegend Ratsherren und sogar mehrfach Bürgermeister Dombaumeister der Stadt: Klink, Hemeling, S. 152, siehe auch Wiek, Verwaltung, S. 128ff.; Ingolstadt: Greving, Pfarrbuch, S. 16 mit Anm. 2. Grewolls, Kapellen, S. 114, Ludwig, St. Georgen, S. 130-131 Schilling, Zustände, S. 45; Hanau: Heck, Hanau, S. 17. Postel, Reformation, S. 57-59 mit Anhang 3, siehe auch Schliemann, Goldschmiede II, S. 1839. Siehe Merkel, Münsterpfleger, S. 129-131, die nachweist, dass die politischen Machtverhältnisse in Freiburg exakt von der Zusammensetzung des Kollegiums der Kirchenmeister widergespiegelt werden; differenziert zu Goslar Graf, Goslar, S. 319-322. Flachenecker, Stadt, S. 261. Trüdinger, Würzburg, S. 105-106.

120

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Viele der Kirchenmeister waren wie in Freiburg Kaufleute, doch lassen sich beispielsweise in Wesel, Bamberg, Hamburg und Rothenburg immer wieder Goldschmiede unter ihnen nachweisen, die wahrscheinlich wegen ihres Fachwissens im Umgang mit dem Kirchenschatz in das Amt gewählt wurden251 . In der kleinen Stadt Wertheim fungierten zumindest zu Beginn des 15. Jahrhunderts gelegentlich ein Bürger der Stadt und ein Geistlicher zugleich als Kirchenmeister 252 . Zumindest die Zugehörigkeit zu den wichtigen oder ökonomisch einflussreichen Familien der Stadt diente dem Schutz der Kirchenmeister. Wie bereits dargelegt, handelten die Kirchenmeister bei der Verwaltung der Kirchenfinanzen in eigenem Namen. Die Haftung für die Geschäfte ging über den Tod hinaus, so dass beispielsweise in Wesel die Erben des 1513 verstorbenen Kirchenmeisters Jan Trippemeker an der Rechnungslegung beteiligt werden mussten253 . Starb ein Kirchenmeister während seiner Amtszeit, führte die Witwe die Amtsgeschäfte bis zur nächsten Rechnungslegung weiter 254 . In Wesel musste 1420 Hadewich Dulen, die Witwe des Kirchenmeisters Deric Dulen, vor dem Rat erscheinen 255 . Die Tätigkeit des Kirchenmeisters war damit kein Amt, das dem Inhaber als Versorgung diente, was sich nicht nur aus der ökonomischen Verantwortung ergab, sondern auch aus den fehlenden Einkünften 256 . Zugleich genossen die Kirchenmeister keine rechtliche Immunität, so dass sie von Gläubigern verklagt werden konnten 257 . Da derartige Verfahren vor dem Rat verhandelt wurden, war das Wohlwollen der wichtigen Familien der Stadt hilfreich. Abgesehen von den beiden Kriterien der Ratsfähigkeit und des gewissen Wohlstands lassen sich keine weiteren formalen Bedingungen für die Ernennung zum Kirchenmeister nachweisen. Lesen und Schreiben, gewisse kaufmännische Fertigkeiten und insbesondere die Fähigkeit, rechnen zu können, dürften stillschweigend vorausgesetzt worden sein. Lateinkenntnisse scheinen ebenso wenig erforderlich gewesen zu sein wie beispielsweise ein Studium 258 . Im Gegensatz zu Wesel legte der Rat mancher Städte wie Freiburg und Nürnberg grundsätzlich großen Wert auf die Qualifikation des Kirchenmeisters: In Freiburg hatten viele Kirchenmeister zuvor dem städtischen Kaufhaus oder dem Bauamt vorgestanden und verfügten daher über gute administrative Erfahrungen259 . In Nürnberg wählte 251

252 253 254 255 256 257 258 259

Zu den Bamberger Goldschmieden Baumgärtel-Fleischmann, Rockenbach, S. 175; zu Rothenburg Schnurrer, Goldschmiedehandwerk, S. 123-125; vgl. Merkel, Münsterpfleger, S. 128, die für Freiburg zu dem Ergebnis kommt, dass im Zeitraum von 1381-1600 insgesamt 43,1% der Kirchenmeister den Kaufleuten und 56,9% den Zünftigen zuzurechnen sind, siehe auch dies., Rat, S. 580ff.; zu Hamburg Schliemann, Goldschmiede II, S. 18-39. Engel, Urkundenregesten, Nr. 99 S. 56-57. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 473. Zu den Vermögensverhältnissen von Sebald Schreyer in Nürnberg Caesar, Schreyer, S. 2761; zur Erbenhaftung ausführlich Schnapp, Stadtgemeinde, S. 68-69. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 195. Vgl. Kurze, Wahlen, S. 220-221. Vgl. unten Kapitel VII.2. Vgl. Caesar, Schreyer, S. 15, wonach Sebald Schreyer knapp zwei Jahre an der Universität Leipzig studiert hatte. Ausführlich Merkel, Münsterpfleger, S. 131-132.

II.2. Die Kirchenmeister

121

der Rat Sebald Schreyer wegen seiner langjährigen Erfahrung in städtischen Ämtern 260 . In Stralsund setzte sich Anfang des 16. Jahrhunderts der Bürgermeister dafür ein, körperlich rüstige Männer zu Kirchenmeistern zu wählen, da sie sonst nicht die Gewölbe und den Turm besichtigen könnten261 . Eine ganze Reihe von Kirchenmeistern verstarb im Amt, was zum einen mit ihren langen Amtszeiten zusammenhing, zum anderen aber darauf zurückzuführen war, dass sie erst im fortgeschrittenen Alter die Verantwortung für die Kirche übernahmen. Allen Kirchenmeistern aber war die Amtsübernahme erst durch einen gewissen Wohlstand möglich. Zusammenfassend beachtete der Rat bei der Wahl der Kirchenmeister vier Kriterien: Sehr wichtig waren die familiäre Herkunft und der soziale Stand, der Wohnort innerhalb des Pfarrsprengels sowie das Vermögen des Betreffenden. Die Reihenfolge und die Gewichtung dieser vier Kriterien war von Stadt zu Stadt unterschiedlich, wobei sich keine regional übergreifenden Grundsätze erkennen lassen 262 . Motive zur Amtsübernahme Kaum einer der Kirchenmeister berichtete über seine Ernennung, so dass nichts über ihre Motive zur Übernahme der Amtstätigkeit bekannt ist. Ein gewichtiger Grund für die Übernahme des Amts mag die teils exponierte Stellung gewesen sein 263 . Ein zweiter Grund lag in der ökonomischen Macht. Die Kirchenmeister wachten über das größte Gebäude der Stadt und waren folglich für viele Aufträge an lokale Handwerker zuständig. Hinzu kamen die zahlreichen Personen, die im Auftrag der Kirchenmeister arbeiteten. Von großer Bedeutung war sicherlich auch, dass die Kirchenmeister einer Institution vorstanden, die von integrativer Bedeutung für das Zusammenleben in der Stadt war264 . In der Verantwortung der Kirchenmeister lag beispielsweise die Kontrolle über den Zugang zu den Reliquien und zum Sakrament und damit zum wichtigsten Besitz der Stadt265 . Es waren gerade diese Pflichten, die beispielsweise der Prediger Johannes Geiler von Kaysersberg in Straßburg kritisierte 266 . Schließlich lag in der inneren religiösen Überzeugung ein ganz entscheidendes Motiv. So hatten Kirchenmeister uneingeschränkten Zugang zu den Reliquien der Kirche. Als es bei einer Kindsgeburt zu Komplikationen kam, ermöglichte Sebald Schreyer der Gebärenden, das Haupt des Hl. Sebald zu berühren267 . Sebald Schreyer empfand auch die Öffnung des Sebaldusschreins als einen Höhepunkt 260 261 262 263 264 265 266 267

Vgl. Caesar, Schreyer, S. 24-26, siehe auch Hampe, Schreyer, S. 174ff. Heyden, Stralsund, S. 36. Zu den Leitern des städtischen Bauwesens Fouquet, Bauen, S. 139ff. Siehe beispielsweise zur Rolle der Kirchenmeister bei Kirchenfesten und Prozessionen Kapitel V.3, zum Einsammeln der Bede Kapitel VII.1.3. Vgl. Boockmann, Bürgerkirchen, S. 11-13. Vgl. Oberste, Heiligkeit Bd. 1, S. 22. Bauer, Geiler von Kaysersberg I,1, S. 181-182, vgl. Israel, Kaysersberg, S. 238. Hampe, Schreyer, S. 175-176.

122

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

seines Lebens 268 . Zugleich waren alle Kirchenmeister davon überzeugt, dass ihre Tätigkeit ihrem Seelenheil zugute kam. Dies äußerte sich zum einen im zeitlichen Aufwand, den sie für ihr Amt erbrachten 269 . Ebenso wichtig war ihr finanzielles Engagement, das sich nur teilweise aus den Rechnungsbüchern erkennen lässt und teilweise sehr substantiell war. Als der Bamberger Kirchenmeister Thomas Rockenbach während seiner Amtszeit verstarb, musste die Witwe einen Rechtsstreit mit dem Rat der Stadt führen, um für die mehreren hundert Gulden entschädigt zu werden, die ihr Ehemann aus seinem Privatvermögen beispielsweise für die Orgel, für neue Ornate und für ein silbernes Kreuz ausgegeben hatte 270 . Nicht von ungefähr gehörten die Kirchenmeister zu den wichtigsten Stiftern von Anniversarien ebenso wie von Ausstattungsgegenständen 271 . Insbesondere Kirchenmeister im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts oder zu Beginn des 16. Jahrhunderts stifteten Kapellen oder finanzierten mehr oder weniger umfangreiche bauliche Veränderungen an der Kirche 272 . So wurden beispielsweise die Schlusssteine der Gewölbe der Kreuzkirche in Dresden mit den Wappen der Stifter verziert, und trugen in anderen Kirchen Grabsteine und Glocken Inschriften 273 . Auch wenn Inschriften fehlen, die einen Bauabschnitt einzelnen Kirchenmeistern zuweisen, so können doch keine Zweifel daran bestehen, dass sich die Kirchenmeister mit den Bauarbeiten eine Art steinerne Erinnerung schufen 274 . Es lässt sich allerdings nicht entscheiden, ob sie mit gutem Beispiel vorangingen oder ob ihre Schenkungen in den Quellen lediglich besser erschließbar sind 275 . Mehr noch als andere identifizierten sich also die Kirchenmeister mit der Pfarrkirche. Dies wurde durch besondere persönliche Motive wie beispielsweise bei Sebald Schreyer ergänzt, der ohne Not sein Geld für kirchliche Angelegenheiten ausgeben konnte, da seine Frau und er kinderlos geblieben waren 276 . Wahrscheinlich sahen manche Kirchenmeister das Amt als eine karitative Tätigkeit an, mit der sie ihr schlechtes Gewissen wegen zahlreicher Verstöße gegen das Zinsverbot und andere kanonische Grundsätze wieder gutzumachen versuchten 277 . Aus den gleichen Gründen trugen Mitglieder derselben Familien häufig die Verantwortung für das Hospital der Stadt, wenn sie bereits im fortgeschrittenen Alter waren 278 .

268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278

Caesar, Schreyer, S. 103 und S. 116-148, Bericht Schreyers ediert ebd., S. 173-179. Zum zeitlichen Aufwand und zur Delegation von Aufgaben siehe unten Kapitel VII. Baumgärtel-Fleischmann, Rockenbach, S. 165ff. insb. S. 175, siehe auch S. 242-248. Siehe hierzu ausführlich unten Kapitel V.4, siehe Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 35, vgl. zu Livland Kuujo, Stellung, S. 192-193. Grewolls, Kapellen, S. 165ff. Zu Dresden siehe Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 280. Vgl. Oexle, Gegenwart, S. 46-48. Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 115. Zu diesem Aspekt bei den Stiftungen Schreyers Vavra, Remedio, S. 139. Zu den mit den Kirchenmeistern vergleichbaren Bürgerspitalmeistern in Wien Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 35. Benninghoff-Lühl, soziale Stiftungen, S. 75.

II.3. Kirchenfabrik und weltliche Obrigkeit

123

II.3. KIRCHENFABRIK UND WELTLICHE OBRIGKEIT Kirchenfabrik und Rat der Stadt Dornach sal ein burgermeister achtung haben uff di gotisheusser und ihre verwesser, das di bi seinem amecht gebaut und uffgericht werdin; und ab di kirchinvetter doran seumig werdin sein, das sie von em zu bauen und der kirchen zirung uffzurichten vermanet wurden. Item dass ein burgermeister den kirchenvettern adir verwessern hulfflich sei, der kirchen testament und bescheiden gelt einzumanen, das doran keine verseumung noch verzihung geschee 279 . Mit den beiden genannten Sätzen notierte der Stadtschreiber von Görlitz im Jahr 1476 die Pflichten des Bürgermeisters bei der Aufsicht über die Kirche und die Kirchenfabrik 280 . In Wesel kontrollierte der Rat die Kirchenmeister und beschäftigte sich immer wieder mit Angelegenheiten der Kirchenfabrik. Von größter politischer Bedeutung war das Recht auf Ernennung der Kirchenmeister, das dem Rat der Stadt Wesel bis 1514 zustand 281 . Zugleich nahm er die Rechnungen der für die Kirchenfabrik Verantwortlichen ab 282 . Zumindest für Wesel lässt sich festhalten, dass der Rat seiner Verantwortung bei der Rechnungskontrolle nachkam, während die Rechnungsbücher des Hospitals und des Leprosenhauses der Stadt mit erheblich weniger Sorgfalt geführt wurden283 . Zusätzlich kümmerten sich die Ratsherren um viele Einzelentscheidungen und Details. Die Weseler Ratsprotokolle enthalten eine ganze Reihe von Einträgen, die darauf schließen lassen, dass alle umfangreichen Käufe und Verkäufe der Kirchenfabrik – beispielsweise von Grundbesitz und Renten, aber auch von Naturalien – vom Rat gebilligt werden mussten 284 . Dies galt nicht nur für St. Willibrord, sondern auch für St. Nikolaus auf der Mathena 285 . Ganz besonders aber interessierten sich die Ratsherren für finanziell bedeutende Vorhaben wie beispielsweise Bauprojekte 286 . So schrieb der Rat der Stadt den Kirchenmeistern von St. Nikolaus in den Jahren 1487 und 1488 detailliert vor, wie viel Geld sie für welche Bauprojekte ausgeben durften 287 . Auch legten die Ratsherren beispiels279 280 281 282 283

284 285 286 287

Jecht, Pflichten, S. 94. Allgemein zur Kontrolle der Kirchenmeister durch den Rat der Stadt Schultze, Stadtgemeinde, S. 131 mit zahlreichen Beispielen. StadtA Wesel A3/1 f. 28r., f. 158r., A3/2 f. 72v., A3/3 f. 8v., f. 20v., A3/11 f. 16v., f. 29r. Ausführlich oben Kapitel I.3., vgl. Steffen-Zehnder, Verhältnis, S. 51-52, zu Wesel auch StadtA Wesel A3/2 f. 45v., A3/5 f. 24r. und A3/12 f. 20r. StadtA Wesel A11 Leprosenhaus Bd. 1 1417-1477, A 11 St. Johannis-Gasthaus 1427-1446, 1451-1456, 1458-1460, 1472-1475, A 11 St. Spiritus 1471-1489, 1515-1518; siehe auch oben Kapitel I.4. StadtA Wesel A3/3 f. 29r., A3/11 f. 15v., f. 93v., f. 102r., A3/12 f. 39r., A3/13 f. 14v., AEK Wesel Gefach 37,4 S. 847. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 335. StadtA Wesel A3/2 f. 47r.; ähnlich auch in Würzburg, siehe Trüdinger, Würzburg, S. 63. StadtA Wesel A3/3 f. 1v., f. 7r., f. 51r.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

weise im Jahr 1470 fest, welche Höhe der neue Kirchturm von St. Wilibrord haben sollte, und im Jahr 1490 wurde entschieden, wie viel Geld dem kurz zuvor aus dem Amt geschiedenen Kirchenmeister zustand 288 . Auch der Fortgang der Erweiterungsarbeiten an St. Willibrord Anfang des 16. Jahrhunderts wurde wiederholt im Rat diskutiert 289 . Mehrfach waren die Türme Gegenstand der Beratungen im Rat 290 . So wurde auch das Vorhaben, im Jahr 1488 den Turm von St. Nikolaus neu decken zu lassen, dort erörtert und beschlossen 291 . Das Interesse der Ratsherren galt auch der Kirchenausstattung wie etwa den Glocken: Im Jahr 1484 erhielten die Kirchenmeister Anweisungen über das Läuten der Glocken 292 . Auch in den Jahren 1498, 1504 und 1506 beschäftigte sich der Rat mit dem Glockenläuten 293 . Sechs Jahre später legte er fest, zu welchen besonderen Gelegenheiten die Glocke geläutet werden sollte 294 . Als nach den Bauarbeiten an St. Nikolaus der Friedhof sowie das Glockenhaus geweiht werden sollten, befasste sich auch damit zuvor der Rat der Stadt 295 . Verträge mit den Glockengießern wurden von den Kirchenmeistern im Namen und im Auftrag des Rates ausgehandelt 296 . Als 1491 für St. Nikolaus eine neue Glocke gegossen werden sollte, waren die Materialien offensichtlich zum größten Teil bereitgestellt. Die Gemeinde beschloss daher, mit dem Guss anzufangen, doch der Kirchenmeister wandte sich zusätzlich an den Rat mit der Bitte um Zustimmung 297 . Im Jahr 1498 wurde eine neu gegossene Glocke erst nach einem Ratsbeschluss aufgezogen 298 . Die anschließende Bezahlung des Glockengießers erfolgte ebenfalls erst nach einem solchen Beschluss 299 . Umgekehrt lässt sich gelegentlich nachweisen, dass die Kirchenmeister gar nicht bereit waren, ohne die Zustimmung des Rates tätig zu werden: 1500 waren es die Bürgermeister, die Schöffen und der Rat der Stadt Wesel, die Meister Bernd van Wou aus Kampen baten, in Wesel eine neue Glocke zu gießen 300 . Der Rat kümmerte sich auch um die Orgeln der beiden Pfarrkirchen301 . Als 1472 am Fest Allerheiligen die Orgel von St. Willibrord nicht gespielt worden war, befasste er sich sofort mit dem Vorfall und bat den Pfarrer zur Sitzung hin-

288 289 290 291 292 293 294 295 296 297

298 299 300 301

1470: StadtA Wesek A3/1, f. 41r , 1490: StadtA Wesel A3/5 f. 2v. StadtA Wesel A3/10 f. 6v., f. 16r. f. 16v., f. 19v., f. 67v. StadtA Wesel A3/1 f. 127v., A3/3 f. 51r., f. 29r., siehe unten Kapitel III.1. StadtA Wesel A3/3 f. 51r. StadtA Wesel A3/2 f. 27v., siehe auch unten Kapitel IV.6. StadtA Wesel A1/219/5 S. 106, A3/11 f. 19r., A3/12 f. 15v., vgl. unten Kapitel VI.1. StadtA Wesel A3/11 f. 29r., vgl. f. 35v. StadtA Wesel A3/1 f. 127v. Vgl. unten Kapitel VII.2. StadtA Wesel A3/5 f. 69v. Ähnliches war bereits 1473 passiert, als der Rat festlegte, dass der Friedhof und das Glockenhaus im Turm von St. Nikolaus geweiht werden sollten: A3/1 f. 127v. StadtA Wesel A3/8 f. 35v. StadtA Wesel A3/8 f. 28v., vgl. A3/8 f. 17r. StadtA Wesel A3/10 f. 14r., A3/11 f. 37v., f. 49v. Siehe unten Kapitel IV.6.

II.3. Kirchenfabrik und weltliche Obrigkeit

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zu 302 . Der Rat diskutierte beispielsweise in den Jahren 1491, 1494 und 1498 über eine Reparatur des Orgelwerks von St. Willibrord 303 . Die Reparatur der kleinen Orgel im Jahr 1514 geschah ebenfalls auf seine Veranlassung 304 .Wiederholt war auch die an St. Willibrord angebrachte Uhr und ihr ordnungsgemäßes Funktionieren Thema im Rat 305 . Nicht nur mit den Gegenständen und ihrer Finanzierung, sondern auch mit der Einstellung der notwendigen Fachleute befasste sich der Rat 306 . So legte er beispielsweise Wert darauf, möglichst versierte Orgelbaumeister zu gewinnen. Im Jahr 1487 bat er einen auswärtigen Orgelmeister, myt syn frunde nach Wesel zu kommen 307 . Nachdem dieser dann für die Arbeiten acht Tage gebraucht hatte, wies der Rat den Rentmeister an, den Orgelmeister entsprechend zu bezahlen 308 . Auch 1491 und 1493 wurde im Rat beschlossen, wer Reparaturen an den Orgeln durchführen sollte, wobei 1493 der Rat auch die Höhe des Lohns festlegte 309 . Im Jahr 1493 traf der Rat mit Gysbert Schoellers außerdem eine Übereinkunft über die Höhe seines Lohnes als Organist an St. Willibrord 310 . Als der Organist von St. Nikolaus 1520 an der Pest starb, wurde er auf Anordnung des Rates in der Kirche beigesetzt 311 . Danach schickte man einen Boten auf Kosten der Kirchenfabrik nach Köln, um einen der dortigen Organisten zum Wechsel nach Wesel zu überreden 312 . Die Weseler Ratsherren beschäftigten sich außerdem mit den administrativen Angelegenheiten der Kirchenfabrik. Im Jahr 1465 wurde vom Rat eine im einzelnen nicht bekannte Ordnung erlassen, in welchem Umfang der Kirchenfabrik die in St. Willibrord dargebrachten Opfer zustehen und welchen Anteil die Bruderschaften erhalten sollten 313 . Im Jahr 1488 wies der Rat die Kirchenmeister von St. Willibrord an, nae syn alden register Zinsen einzutreiben 314 . Im Jahr 1490 befahl der Rat dem Nachfolger des verstorbenen Kirchenmeisters von St. Willibrord, Tonis Weitmar van Aken, der Witwe van Aken die noch ausstehenden Summen zu übergeben 315 . Im Jahr 1508 beschäftigte sich der Rat außerdem mit der Erhebung von Abgaben durch die Kirchenmeister316 .

302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316

StadtA Wesel A3/1 f. 110v. StadtA Wesel A3/2 f. 27v., A3/5 f. 38v., A3/6 f. 47r., f. 65v., A3/8 f. 43r. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 942, S. 943. StadtA Wesel A3/2, f. 4r., A3/3 f. 59r., f. 62v., siehe unten Kapitel IV.6. Siehe hierzu auch unten Kapitel VII.1.3. StadtA Wesel A3/3 f. 4v. Wesel A3/3 f. 24v. StadtA Wesel A3/5 f. 38v., A3/6 f. 9v.; Festlegung der Lohnhöhe: A3/6 f. 22v., siehe auch A3/6 f. 47r., f. 65v., f. 66r., f. 125r., f. 130r., auch A3/8 f. 28v., vgl. A3/8 f. 17r. StadtA Wesel A3/6 f. 27v., f. 38r. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 427. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 432. StadtA Wesel A1/219/5 S. 96. StadtA Wesel A3/3 f. 32v. StadtA Wesel A3/5 f. 2v. StadtA Wesel A3/13 f. 6v., siehe zum Umgang ausführlich unten Kapitel VI.1.3.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Anordnungen vom Rat erhielten auch die Küster 317 . Im Jahr 1466 erließ der Rat Vorschriften über den Wein für Messen an den Nebenaltären Unser Lieben Frau und St. Katharina, die von den Küstern ausgeführt werden mussten 318 . Ein Jahr später wurden sie angewiesen, wegen der Pesttoten in der Stadt nur zweimal pro Tag für die Toten zu läuten 319 . Für St. Nikolaus auf der Mathena wurden 1499 Sicherheitsbestimmungen für den Aufbewahrungsort der Kirchenschlüssel getroffen 320 . Einem Ratsbeschluss von 1484 zufolge mussten die Küster von St. Willibrord Rechenschaft über ihre Tätigkeit beim Läuten der Glocken und über ihre Hilfe bei der Orgel ablegen321 . Die aus Wesel überlieferten Protokolle der Ratssitzungen lassen vermuten, dass sich der Rat mehrfach im Jahr mit der Kirchenfabrik befasste. So beriet er beispielsweise im Jahr 1466 über die Verschönerung von Monstranzen und im Jahr 1491 über die Sicherheit der liturgischen Gegenstände in St. Nikolaus 322 . Wiederholt wurde erörtert, ob und wo ein verstorbener Bürger der Stadt begraben werden durfte 323 . Der Rat beschäftigte sich auch mit dem korrekten Umgang mit den Schlüsseln zur Kirche und setzte Wächter für den Kirchturm ein 324 . Ein anderes wichtiges Thema war die Nutzung der in St. Willibrord aufgestellten Kirchenstühle 325 . Doch auch über vermeintliche Nebensächlichkeiten wie die Aufstellung von Altären der Bruderschaften in St. Willibrord, als nach dem Umbau andere Plätze gefunden werden mussten, wurde ebenso diskutiert wie über die misshandelten Antoniusschweine, die der Kirchenfabrik von St. Nikolaus gehörten 326 . Es lässt sich bei den genannten Fällen nicht genau feststellen, inwieweit der Rat von sich aus tätig wurde oder ob die Kirchenmeister um eine Entscheidung baten, doch werden die Kirchenmeister viele Themen von sich aus vor den Rat gebracht haben. Ihr Spielraum war damit durchaus eingeengt, doch umgekehrt unterstützte der Rat die Kirchenmeister auch bei ihrer Tätigkeit, so dass sie die Möglichkeit hatten, Entscheidungen mit der ganzen Autorität des Rates durchzusetzen. 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326

StadtA Wesel A3/3 f. 59r., A3/11 f. 30v., vgl. A3/2 f. 6v., A3/3 f. 59r., grundlegend A3/2, f. 4r., siehe zur Stellung der Küster ausführlich unten Kapitel VII.1. StadtA Wesel A3/1 f. 32v. StadtA Wesel A3/1 f. 42v., StadtA Wesel A3/9 f. 1v. StadtA Wesel A3/2 f. 27v. Verschönerung der Monstranzen: StadtA Wesel A3/1 f. 25r.; Sicherheit liturgischer Gegenstände: A3/5 f. 77v., vgl. unten Kapitel IV.7. StadtA Wesel A3/12 f. 21v., vgl. A1/219/5 S. 92. Schlüssel: StadtA Wesel A3/1 f. 147v., A3/9 f. 1v.; Wächter: A7 1448 f. 416r. (Gorissen, Regesten IV, S. 301). StadtA Wesel A3/6 f. 3r., vgl. A1/219/5 S. 92 und A1/345/47,7 S.92; vgl. unten Kapitel IV.4. Altäre von Bruderschaften: StadtA Wesel A3/13 f. 8v., siehe auch ebd. A3/14 f. 23r., f. 53v., f. 62r., f. 72r.; Antoniusschweine: StadtA Wesel A3/11 f. 105r.: dat die verken sanct Anthonij int velt worden myshandelt, geslagen, gesteken myt mer worden; men sal seggen dair sunt Anthonius ind sunte Hubertus baetscap herberget, dat sy sollen an die porteners bestellen, dat sy die Tonnysverken nyet uter porten laten gaen, zu den Antoniusschweinen ausführlich unten Kapitel VI.1.1.

II.3. Kirchenfabrik und weltliche Obrigkeit

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Im Jahr 1425 beschlossen die Ratsmitglieder, dass sich die Kirchenmeister zum Eintreiben ausstehender Gelder an den Bürgermeister wenden durften, der dann ggf. den Stadtboten beauftragte, Gegenstände zu pfänden 327 . In anderen Fällen entschied der Rat über Klagen der Kirchenmeister gegen säumige Zahler 328 . Von großer Bedeutung waren die Streitigkeiten mit dem Konzil von Basel, da die Kirchenmeister die Gelder für den Bau der Kirche verwendet hatten, so dass sie die dem Konzil zustehenden Summen nicht zahlen konnten 329 . Der Rat stellte sich hinter die Kirchenmeister und übernahm nach dem Rechtsstreit auch die Kosten. Es kam allerdings auch vor, dass sich Angestellte der Kirchenfabrik über die Kirchenmeister beschwerten. Im Jahr 1466 erteilte der Rat den Kirchenmeistern klare Anweisungen, wie die Küster zu bezahlen waren 330 . Nach Spannungen im Jahr 1482 wandten sich die Küster von St. Willibrord im Jahr 1488 an den Rat, da sie ihrer Meinung nach nicht genügend Geld von den Kirchenmeistern erhielten 331 . Diese rechtfertigten sich mit dem Argument, dass sie das Geld für den Bau des Turmes benötigten. Der Rat aber urteilte zu Gunsten der Küster 332 . Auch über Löhne für Handwerker musste der Rat entscheiden 333 . Auf der Grundlage der Ratsprotokolle lässt sich nicht beurteilen, ob diese Fälle so eindeutig waren und ob in anderen Streitfällen die Betroffenen gar nicht erst Klage erhoben. Kam es jedoch zu juristischen Auseinandersetzungen, war der Rat zuständig334 . Schließlich nahm der Rat seine Aufsichtsfunktion über die Stiftungen wahr. Testamente und Stiftungen mussten ihm vorgelegt werden 335 . Häufig wurde ihm das Stiftungskapital übergeben, das er dann an die Kirchenmeister weiterleitete336 . In manchen Stiftungsbriefen wurde außerdem festgelegt, dass der Rat für die vollständige und ewige Umsetzung der Stiftungsvereinbarungen Sorge zu tragen und damit die Kirchenmeister zu kontrollieren hatte 337 . Wollten die Kirchenmeister das Geld oder die Immobilien anders als eigentlich vorgesehen verwenden, war die Zustimmung des Rates notwendig 338 . Zumindest im Jahr 1517 musste ein Kirchenmeister auch bewys doyn, dass die Memorialmessen ordnungsgemäß abge-

327 328 329 330 331 332 333 334 335

336

337 338

StadtA Wesel A1/219/5 S. 53. StadtA Wesel A3/3 f. 17v., f. 29r., A3/5 f. 55r. StadtA Wesel A1/219/5 S. 84; siehe hierzu unten Kapitel VI.1.5. StadtA Wesel A3/1 f. 20r., f. 32v., siehe auch A3/2 f. 4r. Zu den Spannungen 1482: Wesel A3/2 f. 6v. StadtA Wesel A3/3 f. 5r. StadtA Wesel A3/3 f. 60v. Vgl. Prieuer, Leiden, S. 26. Siehe beispielsweise zu Ulm Mollwo, Buch, S. 40-41 und S. 115-116, zu Braunschweig UB Braunschweig I Nr. 53 § 101 S. 69 und Nr. 62 § 149 S. 140, kurz Hergemöller, Beziehungen, S. 146-147 und S. 152-153. StadtA Wesel A3/5 f. 7v., f. 92r., AEK Wesel Gefach 37,4 S. 471 und S. 472, siehe auch Roelen, Topographie, S. 511; zu Auflagen des Rates an die Kirchenmeister siehe StadtA Wesel A3/3 f. 62r., A3/6 f. 3v. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 55v.-56r., Pleimes, Stiftungsrecht, S. 89-90, siehe auch oben Kapitel II.1. und unten Kapitel V.4. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 885, siehe auch Gefach 26,4 S. 135-137.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

leistet worden waren 339 . Die Bedeutung sowohl der Stiftungsgüter als auch der Kirchenrenten wird auch daran deutlich, dass der Rat viele von ihnen in die Bürgerbücher eintragen ließ und sie damit den städtischen Renten gleichstellte340 . Wie sehr der Rat in kirchlichen Angelegenheiten das letzte Wort hatte, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass die Mehrzahl der Patronate über die Vikarien und Nebenaltäre beider Pfarrkirchen bei ihm lag 341 . Besonders problematisch waren Stiftungen von Vikarien, da die Stifter vielfach ganz bestimmte Personen begünstigen wollten oder sich und ihrer Familie das Recht vorbehalten wollten, das alleinige Besetzungsrecht auszuüben. Zur Vermeidung von Unklarheiten erließ der Rat 1486 einige Grundsätze, wie mit zweckgebundenen Stiftungen zu verfahren sei: Item na den dat gude lude vortijds voir oir ziel gegeven hebn in den helligen geest tot sekeren saken ind almissen ind in die kirke ind ander wegen tot sekeren memorien ind guden wercken ind wail gevallen is, dat sulk guet an andere saken gekiert is worden dan bij den, dat gude lude meynonge ind begere nyet voltagen en wart. Ind so oick vicarien, die die raet to geven hefft, nyet na der fundacien gegeven werden umb gunst ind gehoir, dar umb averdragen dat so stantafRich to halden, dat men alle gifften haild, die in der helligen,geest off in die kirke off anders in die gads eer gegeven synt alz die lude die gegeven hebn ind soe die brieve dar op gemact inhalden ind dat die fündacien, der vicarien oick vort an strack gehalden werden dar nyet uit to treden umb geene hairde saken off beden will off dat sie nyet vergheven en werden, die en weren ijrst vergheven ind ledich worden ind dat also in der stad bueck to scrijven 342 . Insgesamt kümmerte sich der Rat besonders intensiv um drei Bereiche: Abgesehen vom Bauwerk gehörten zum ersten Bereich die Gegenstände in der Kirche, die von der Kirchenfabrik entweder allein oder im Zusammenwirken mit der Stadt finanziert worden waren. Dies waren beispielsweise der Kirchturm, die Glocken und die Uhr, die alle drei von großer Bedeutung für Sicherheit waren und damit für eine der wichtigsten hoheitlichen Aufgaben des Rates standen. Der zweite Bereich betraf die Wahrung der sozialen Ordnung in der Stadt. Schließlich kümmerte sich der Rat drittens um Personalangelegenheiten, denn er entschied über die Einstellung und die Amtsführung aller wichtigen Personen 343 .

339 340 341 342 343

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 651. Zu Wesel siehe Reinhold, Verfassung Wesel, S. 99, Langhans, Bürgerbuch, S. xv; ähnlich auch in Bayreuth: Meyer, Baireuth, S. 81-90. Reinhold, Verfassung Wesel, S. 99. StadtA Wesel A3/2 f. 59v. (frdl. Hinweis Dr. Roelen, StadtA Wesel). StadtA Wesel A3/1 f. 101r., A3/3 f. 1r., f. 12v., f. 17r., A3/6 f. 99v., A3/8 f. 39v., A3/11 f. 55v., A3/13 f. 16v.; zur Thematisierung der Schule und der Amtsführung der Schulmeister im Rat der Stadt Wesel ausführlich Roelen, Schule, S. 32ff.

II.3. Kirchenfabrik und weltliche Obrigkeit

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Diese Ergebnisse lassen sich auf die übrigen untersuchten Kirchenfabriken übertragen 344 . Nicht überall sind Ratsprotokolle in ähnlich hoher Anzahl und von gleicher Qualität überliefert wie in Wesel. Es kann daher nicht exakt beurteilt werden, ob sich in allen Städten die Ratsherren mit der gleichen Intensität um die Kirchenfabrik kümmerten 345 . Allerdings gibt es entsprechende Anhaltspunkte: In Freiburg war dem Rat sehr daran gelegen, dass die rechtlichen Veränderungen beispielsweise bei der Gründung der Universität und bei dem Zusammenschluss der Geistlichen der Kirche die Kirchenfabrik nicht beeinträchtigten346 . Überall überprüfte der Rat die Finanzen der Kirchenfabrik wie auch der übrigen Institutionen der Stadt 347 . In Dresden beanspruchte der Rat das Recht, die Stöcke der Kirchenfabrik zu öffnen 348 . Zusätzlich waren alle Kirchenfabriken in größeren Städten durch Renten mit der Stadt verbunden349 . Besonders wichtig war die Zustimmung des Rates, wenn Stiftungsgelder nicht mehr ausreichten oder Stiftungen zusammengelegt werden sollten 350 . In den meisten Städten bemühte sich der Rat um eine möglichst repräsentative Gestaltung und Ausstattung der Pfarrkirche 351 . Als in Freiburg 1517 eine neue Monstranz gefertigt werden sollte, wurde dem Goldschmied die entsprechende Colmarer Preziose als nachzuahmendes Muster vorgeschrieben. Der Rat gab ihm deshalb ein Empfehlungsschreiben mit, in dem die Stadt Colmar gebeten wurde, ihm die entsprechende Monstranz zu zeigen352 . Zur repräsentativen Gestaltung der Pfarrkirche St. Sebald in Nürnberg gehörte die Kirchturmuhr, so dass der Rat 1493 beschloss, ein neues slahglöklein, das zu einer jeden stund viermaln slahe, 344

345 346 347

348 349

350 351 352

Schönberg, Technik, S. 22; zu Bamberg siehe: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1484/85 f. 13v., PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/8 f. 7r., f. 7v., f. 8r.; zu Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4v., f. 9r. Huiskes, Ratsmemoriale, S. 179, S. 187, S. 189, S. 278, S. 486. Ausführlich Schadek, Bürgerschaft, S. 114-115. Siehe beispielsweise zu Braunschweig Hellfaier, Gedenkbuch, S. 35, zu Köln Huiskes, Ratsmemoriale, S. 37, Hilpoltstein: Götz, Pfarrbuch, S. 84; ausführlich zur Rechnungslegung oben Kapitel I.3. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 274. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 3v., f. 7r., 1482/84 f. 2r., 1484/85 f. 2r., PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/5 f. 3r., Nr. 70.01/6 f. 3v., Nr. 70.01/8 f. 2v., Nr. 70.01/9 f. 3r., f. 3v., Nr. 70.01/A9 f. 3r., Nr. 70.01/21 f. 3r.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 10r., f. 270v., f. 274r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1497 f. 9r., Nr. 73/1509 f. 6r., Nr. 73/1519 o.f.; Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 87r., f. 89r., f. 96r., f. 102v., f. 103r., f. 108v., f. 115r., f. 121v., f. 129r., f. 136r., f. 143r., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 274r.-275r., f. 281r., f. 296r.-297r., f. 314v., f. 315r.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 106r., R. 363 f. 95r., f. 119r.; siehe auch Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3733 f. 1v., R 3735 f. 3r.; Braunschweig: Hellfaier, Gedenkbuch, S. 33; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 6r.; siehe hierzu ausführlich unten Kapitel VI.1.1 und Kapitel VI.4.1. Groten, Beschlüsse, S. 504, Götz, Pfarrbuch, S. 68, Butz, Jahrzeitbuch, S. 142ff., auch Graf, Memoria, S. 93. Zu den sogenannten Kaiserfenstern im Freiburger Münster siehe Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 154. Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 154.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

giessen zulassen 353 . Umgekehrt behielt sich der Rat gerade bei den Kirchtürmen das letzte Wort vor, und so mussten die Kirchenmeister von St. Marien in Göttingen versichern, dass mit der Erhöhung des Kirchturms für das Aufhängen weiterer Glocken die Rechte des Rates nicht geschmälert worden waren 354 . In allen Städten legte der Rat großen Wert darauf, dass die „gute Ordnung“ eingehalten wurde 355 . Der Umfang aber, in dem der Rat die Vorgänge in der Kirche zu reglementieren versuchte, war von Ort zu Ort verschieden, nahm jedoch im Verlauf des Mittelalters zu. In Köln stärkte der Rat den Kirchenmeistern den Rücken, manche Probleme selbständig zu entscheiden 356 . In Nürnberg legte der Rat eine Vielzahl von Regeln fest, die offenbar in kleineren Städten wie beispielsweise Wesel als unnötig empfunden wurden357 . In Nürnberg wurden Luxusgesetze erlassen, mit denen beispielsweise der bei Hochzeiten erlaubte Aufwand reglementiert wurde 358 . In Wismar wurde der Streit um das Einsetzungsrecht des Vorstehers der Hl.-Kreuz-Kapelle vor dem Rat ausgetragen 359 . Überall war die Sicherheit der Kirchen Thema bei den Ratsversammlungen 360 . Außerdem versuchten die Ratsherren dazu beizutragen, dass bei Großereignissen die Ordnung in der Stadt gewahrt blieb und der Kirchenfabrik ein Maximum an Einnahmen zufallen konnte 361 . Eine hohe Bedeutung maßen die Ratsherren in Wesel wie auch anderswo der Personalpolitik bei und beschäftigten sich ausführlich mit der Anstellung von Fachleuten 362 . Schließlich lag die Aufsicht über den Besitz der Kirchenfabrik und ihre Stiftungen beim Rat der Stadt363 . In Schlettstadt musste der Kirchenmeister sogar einen Eid darauf ablegen, in allen dingen des wercks nutz und bestes zu fordern; ouch desselben wercks zinse oder eigenschafften weder zu 353 354 355 356 357

358 359 360 361

362 363

Mummenhoff, Anbringung, S. 272. Schmidt, UB Göttingen, Nr. 195 S. 161. Ausführlich unten Kapitel VII.3. Huiskes, Ratsmemoriale, S. 102, siehe auch S. 255. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 86v.; zum Weg der Prozession am Tag des Hl. Sebald und der Einflussnahme des Rates zusammenfassend Marx, Ostchor, S. 78-79. Zusammenfassend Isenmann, Stadt, S. 259 und S. 273, vgl. Bauer, Andrang, S. 33-34. Ludwig, St. Georgen, S. 131. Groten, Beschlüsse, S. 296, S. 304, Huiskes, Ratsmemoriale, S. 209, Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 7-8 Als im Jahr 1480 in Freiburg der Ablass zugunsten des Münsterwerks verkündet werden sollte, erließ der Rat eine ganze Reihe organisatorischer Vorschriften: Item ob aber yeman win schenken und nit herberg geben wolt, dem sollen dieselben vaß versigelt und sovil er verschenkt, sol verungeltet werden, was aber überblipt, bedarf keiner verungelt. (...) Item under allen toren sollen die zoller ansniden, wie vil lüt yeden tag in die stat kommen und die holz nachtz eim b[urgermeister] zöigen, damit sie wissen mögen, die wacht darnach zu sterken. Item mit den brotbecken ward bestelt, daz si mit mel also gewarnet warent, daz kein mangel an brot waz. (...) Iten in den zünften zue verfügen, daz si willig sin, mit geliger den zu helfen, die die stuben und wirtschaften halten. (Albert, Jubeljahre, S. 258-259, auch ders., Papst, S. 42-43); siehe zu den Sicherheitsmaßnahmen unten Kapitel IV.7., vgl. Albert, Papst, S. 3638 und S. 40-42. Siehe unten Kapitel VII.3., zu Nördlingen: Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 271; zahlreiche Beispiele zu Nürnberg bei Hampe, Ratsverlässe Kunst. Vgl. Poeck, Rat und Memoria, S. 327.

II.3. Kirchenfabrik und weltliche Obrigkeit

131

verkouffen, zu versetzen, zu verusseren noch zu verandern anders dann mit urlop meister und rats, und besonder desselben wercks zinse oder guetere nit zu verkouffen nach zu verlihen anders dann vor offenem ratt und mit wissen des pflegers 364 . Als Sebald Schreyer in Nürnberg den Rat darum bat, einige Jahrtagsmessen zusammenzulegen, da das Stiftungskapital aufgebraucht war, entschieden die Ratsherren, dass die Stiftungen fortgeführt werden mussten 365 . Ähnliche Entscheidungen trafen die Nürnberger Ratsherren auch im Hinblick auf Stiftungen zur Armenspeisung 366 . Der Rat betonte immer wieder die Notwendigkeit einer uneingeschränkten Kontinuität, das Gedenken an Verstorbene ebenso wie die Stiftungen fortzuführen 367 . Kirchenfabrik und Ratsherren Nicht immer wurde der Rat der Stadt als Körperschaft aktiv. In einer Reihe von Fällen engagierten sich einzelne Ratsherren privat für die Kirche 368 . So war es eine Gruppe einflussreicher Personen in Wesel, die sich für die Erweiterung von St. Willibrord einsetzte und die sich beispielsweise am umgang durch die Stadt beteiligte, um Haus für Haus die Bede und die Steuer einzusammeln 369 : Zu ihnen gehörte nach 1511 Henrich Verwer, der zu einer der einflussreichen Weseler Schöffenfamilien gehörte 370 . Einer der Ratsherren, der sich Ende des 15. Jahrhunderts sehr für St. Willibrord einsetzte und dabei erhebliche Summen investierte, war Hermann Saelen 371 . Als Kaufmann hatte er ein Vermögen erwirtschaftet, doch war ihm der Aufstieg in die führenden Familien der Stadt Wesel verwehrt geblieben, obwohl Männer zu seinem engen Bekanntenkreis gehörten, deren Einfluss weit über die Stadt Wesel hinausging 372 . Als der Rat 1498 die Erweiterung der Altstadtkirche beschloss, war die Umsetzung nur möglich, wenn ein Kirchenmeister bereit war, die Organisation und die Finanzlast zu übernehmen. Herman Saelen nahm beide Belastungen auf sich, wobei er erhebliches Eigenkapital für den Kirchenbau aufwandte 373 . Wiederholt diskutierten die Ratsherren auf Veranlassung Saelens über den Kirchenbau, und schließlich wurde dieser 1501 in den Rat der Stadt aufgenommen 374 . Zugleich verfolgte Saelen bereits seit 1490 die Idee, vor der Stadt einen Kalvarienberg mit eigener Kapelle zu errichten, was ihm bislang stets vom 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374

Gény, Stadtrechte, Nr. lxxxii S. 862-864, hier: S. 862. StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 115r. StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 52r. Vavra, Remedio, S. 126-127 mit weiteren Beispielen. Siehe zum Straßburger Münster Wiek, Münster, S. 66. Ausführlich zum Umgang siehe unten Kapitel VI.1.3. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 547, vgl. S. 794 und S. 878. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 316, StadtA Wesel A3/8 f. 35r.; ausführlich siehe Prieur, Leiden, S. 25ff. Siehe oben Kapitel II.2. Vgl. StadtA Wesel A3/8 f. 35r., siehe auch Prieur, Leiden, S. 9-12. StadtA Wesel A3/8 f. 35r., A3/10 f. 6v., f. 16r., vgl. StadtA Wesel A3/8, f. 7r. zum Zusammenhang zwischen der Kalvarienbergstiftung und der Ernennung zum Kirchenmeister.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Kloster Oberndorf verwehrt worden war 375 . Erst nach seinem Engagement für St. Willibrord war es möglich, das Kloster, das auch das Patronat über die Stadtkirche innehatte, von der Lauterkeit Saelens zu überzeugen, so dass eine Einigung über die Rechte der neuen Kapelle möglich war 376 . Hermann Saelen verband daher politische, soziale und religiöse Motive mit persönlichen Interessen. Die enge Verknüpfung dieser Stiftung mit der Tätigkeit Saelens für St. Willibrord zeigt sich auch darin, dass die übrigen Kirchenmeister in der Stadt um Geld für Saelens Vorhaben baten, das sie dann an Saelen weiterleiteten 377 . Sie beschafften auch auf Kosten der Kirchenfabrik von St. Willibrord Baumaterialien für die Kapelle auf dem Kalvarienberg 378 . Territorialherren Keine Stadt war völlig unabhängig von einem Landesherrn, denn alle unterstanden entweder einem geistlichen oder weltlichen Fürsten oder gar dem König. In diese Abhängigkeit waren auch die Kirchenmeister eingebunden. In Wesel hatte der Graf von Kleve der Stadt und den Bürgern ausdrücklich das Recht gegeben, die Finanzen der Pfarrkirche eigenständig zu führen 379 . Im Jahr 1430 bestätigte dann Herzog Adolf I. von Kleve und Graf von der Mark im Jahr 1430 das Privileg, wonach die Pfarrkirche der Stadt ihre Renten selbst einziehen durfte. Er gewährte zugleich, die Zahlungen durch den herzoglichen Boten anzumahnen und notfalls pfänden zu lassen 380 . Zu Beginn des 16. Jahrhunderts verbot der Herzog den Weseler Außenkirchspielen das Brauen und den Ausschank von Bier 381 . Ob und inwieweit die Herzöge noch darüber hinaus Einfluss auf die Kirche zu nehmen versuchten, lässt sich den überlieferten Unterlagen nicht entnehmen. Der Herzog kam kaum jemals in die Stadt. Prozessionen zugunsten des Landesherrn wie im Jahr 1448, als Herzog Adolf I. im Sterben lag, lassen sich ebenfalls nur selten nachweisen. Es war überdies der Rat der Stadt, der sie finanzierte 382 . Im Gegensatz zu Wesel nutzten die österreichischen Herzöge den Dom in Wien zu politischen Versammlungen 383 . Sebald Schreyer hielt in seinem Manual fest, wie im Fall des Ablebens eines der Nürnberger Burggrafen zu verfahren sei 384 . In Bamberg, wo der Bischof als Landesherr in der Stadt residierte, verzeichneten die Kirchenmeister dagegen keine besonderen Anweisungen oder 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384

Ausführlich Prieur, Leiden, S. 9-10 und S. 25-30, vgl. Arand, Pulcherrimae, S. 72, sowie Karrenbrock, Kreuzigungsgruppe, S. 45-46. Im Jahr 1499 bat der Rat der Stadt den Pfarrer um Vermittlung beim Kloster: StadtA Wesel A3/9 f. 41v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 494. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 800. Classen, Veröffentlichung, S. 114. StadtA Wesel Urk. 97. StadtA Wesel Nachlass Foltz Bd. 2 Nr. 262. StadtA Wesel A7 1448 f. 416r. (Gorissen, Regesten IV, S. 301). Dasselbe galt für Prozessionen zum Schutz vor der Pest, vgl. Redlich, Kirchenpolitik I, Nr. 31 S. 33. Perger, Stephan, S. 44. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 26v.-27r.

II.4. Kirchenfabrik, Rat und Geistlichkeit

133

Ausgaben. Der Rat der Stadt begrüßte zwar jeweils den neuen Bischof und überreichte ihm überaus kostbare Geschenke, an denen die Kirchenmeister jedoch nicht beteiligt waren 385 . Allerdings war das Verhältnis zwischen Kirchenfabrik und Territorialherren aus rechtlichen Gewohnheiten heraus lokal sehr verschieden, ohne dass sich grundlegende Unterschiede zwischen geistlichen und weltlichen Herrschern feststellen lassen 386 : Als in Siegen eine neue Kirchhofsmauer gebaut werden sollte, mussten sich die Siegener Kirchenmeister nach den Plänen ihres Landesherrn richten, da die Mauer einen Teil der Stadtverteidigung bildete 387 . Eine Besonderheit bildete das mit der Kirchenfabrik der Heilig-Kreuz-Kirche verbundene Brückenamt in Dresden: Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert wählte der Rat den Kirchenmeister, der dann vom Herzog bestätigt werden musste. Herzog Friedrich II. von Sachsen sah die Besetzung des Brückenamts als seine Prärogative an, so dass von 1451 bis 1478 verschiedene Personen wie der Dresdener Pfarrer Johann Schreiber und der Förster Hans Cartag dem Amt vorstanden388 . Die Abhängigkeit spiegelte sich auch in der Rechnungskontrolle wider, da die Rechnungsbücher beispielsweise in Dresden und Wertheim nicht nur vom Rat der Stadt, sondern auch vom Landesherrn abgenommen wurden. II.4. KIRCHENFABRIK, RAT UND GEISTLICHKEIT Bei der Untersuchung der Gründe für das Entstehen der Kirchenfabriken konnte als Ergebnis festgehalten werden, dass die Bürger der Städte nicht nur die Organisation und Finanzierung des Kirchenbaus in ihre eigenen Hände nahmen, sondern dass sie im Verlauf des 12. und 13. Jahrhunderts immer mehr Wert darauf legten, dass Stiftungen von Laien und damit weniger von Klerikern verwaltet wurden. Entscheidendes Motiv hierfür war das Bestreben nach Garantien zur langfristigen Finanzierung der Stiftungen und zur dauerhaften Umsetzung der Stiftungsbestimmungen. Die Kleriker wie auch die geistliche Obrigkeit erkannten an, dass Laien wie Kaufleute zur Verwaltung des Kirchenfabrikgutes häufig besser qualifiziert waren als sie selbst. Dasselbe galt auch für die Kontrolle der Bauarbeiten an der Kirche 389 . Überdies entlasteten die Kirchenmeister die Pfarrer von zusätzlichen Aufgaben 390 . Zugleich war die Verwaltung der Kirchenfabrik durch Laien vergleichsweise billig, denn die Kirchenmeister nahmen die Tätigkeit ehrenamtlich 385 386 387 388 389 390

Baumgärtel-Fleischmann, Rockenbach, S. 165 und S. 187, vgl. unten Kapitel VII.3. Zu den Konflikten zwischen den Städten und den geistlichen Fürsten überblicksartig Hofmann, Immunität, insb. S. 116-142. Bingener, Bauwesen, S. 9-10, auch ders., Verwaltung, S. 511-512, vgl. ders., Verteidigungsanstrengungen, S. 65ff. Richter, Verwaltungsgeschichte I, S. 116-117. Heitzenröder, Wetterau, S. 164 Zu diesem Gedanken auch Lindenberg, Stadt, S. 95-96.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

wahr, während ein Pfarrer für die intensive Kontrolle der Kirchenfabrik einer großen Stadtkirche einen Verwalter hätte bezahlen müssen. Schließlich lag die Vergrößerung oder der Neubau einer Pfarrkirche häufig im Interesse des Pfarrers. Sie erfolgte vielfach im Zusammenhang mit dem Wachsen der Städte, so dass die Geistlichen wegen der steigenden Anzahl an Gemeindemitgliedern auf eine stärkere Frequenz der Messen und damit auch auf eine Zunahme der Stolgebühren hoffen konnten 391 . Zugleich konnte der Pfarrer darauf verweisen, dass nun die Kirchenfabrik für den Unterhalt der Pfarrkirche sorgte, er selbst also nur noch eingeschränkt zur Baulast beitragen musste 392 . Diese Argumente dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass den Klerikern die Verfügungsgewalt über eine erhebliche Vermögensmasse genommen werden sollte. Dies stieß auf Widerstand. Die Gegenwehr war in den Städten umso stärker, als zeitlich insbesondere die neuen Mendikantenorden großen Zulauf erhielten und damit eine soziale Herabsetzung der Pfarreien bewirkten 393 . In manchen Orten war umstritten, welche Oblationen die Kirchenmeister einsammeln durften 394 . Dabei ging die Kirche davon aus, dass alle Spenden für die Kleriker bestimmt waren. Die Praxis sah anders aus, so dass die Kleriker eine Verminderung ihrer Einkünfte befürchteten395 . Viele Kirchenmeister sammelten – zumindest im 14. Jahrhundert beispielsweise zu Kirchweih ebenso wie an hohen Feiertagen – zugunsten der Kirchenfabrik 396 . In Wetzlar entbrannte 1249/1250 ein Streit, als die Kirchenmeister die bei der öffentlichen Zurschaustellung von Reliquien gespendeten Gelder an sich nahmen 397 . Es waren in erster Linie die Stifte wie in Straßburg, bei denen die Stiftsherren eine Schmälerung ihrer Macht und ihrer finanziellen Möglichkeiten befürchteten, wenn Laien uneingeschränkten Zugriff auf die Mittel der Kirchenfabrik des Stifts hatten. Auch befürchteten sie, wie dargestellt, eine Minderung ihrer Einkünfte durch eine Erhöhung des Oblationsvolumens zugunsten der Kirchenfabrik 398 . Im Jahr 1287 verbot daher das in Würzburg zusammengerufene Konzil, dass Laien, die von Laien gewählt waren, die Kirchenfabrik verwalteten und entsprechende Oblationen entgegennahmen 399 : Laicos in nonnullis partibus, praetextu fabricae ecclesiae reparandae, per laicos, sine consensu praelatorum, seu capitulorum ecclesiarum 391 392 393 394

395 396 397 398 399

Zu den Stolgebühren der Geistlichen Petke, Oblationen, S. 29-30, Ferry, Stole Fees, S. 2ff., auch Pfleger, Untersuchungen III, S. 91ff. Brückner, Pfarrbenefizium, S. 310, Schöller, Organisation, S. 351-352, Isele, Münster, S. 2830. Oberste, Heiligkeit Bd. 2, S. 303. Siehe allgemein Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 59-60; Beispiele aus dem Bistum Konstanz bei Arend, Bischof, S. 57-58, aus Ostpreußen bei Hermann, Wer baute und finanzierte?, S. 52-53, Steffen, Lage, S. 64-80. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 61. Siehe unten Kapitel VI.1.3. Sebald, Wetzlar, S. 64. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 45-46, neuer Heitzenröder, Wetterau, S. 164-165. Ähnlich schon zuvor das Salzburger Provinzialkonzil von 1267 (Hübner, Provinzialsynoden, S. 208-209), und von 1274 (ebd., S. 214-215).

II.4. Kirchenfabrik, Rat und Geistlichkeit

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hujusmodi ad recipiendum oblationes seu proventus, alias concessos fabricae, deputatos, praesentis constitutionis tenore hujusmodi officio ex nunc esse volumus privatos: & alios laicos vel clericos, sive(n) praelati seu capituli ecclesiarum reparandarum assensu, prohibemus in posterum ordinari: cum ex privilegio, vel ex longinqua consuetudine approbata, vituperosum existat, ut laici, praelatis et capitulis ecclesiarum invitis, bona ecclesiae administrent. Ideoque qui contra fecerint, ac per ordinarium loci moniti, infra mensem ab hoc officio non cessabunt, eos excommunicatos esse volumus ipso facto. 400 Dieser Beschluss lief dem wachsenden Einfluss der Laien und der Ratsherren im Besonderen diametral entgegen und ließ sich langfristig nicht durchsetzen401 . Es kam daher an anderen Orten zu ganz ähnlichen Konflikten, so dass die Synode von Olmütz 1342 und das Magdeburger Provinzialkonzil im Jahr 1489 beschlossen, dass die Kirchenmeister lediglich an einigen wenigen Tagen um Spenden bitten durften, wobei sie bis zum Ende der Hauptmesse warten mussten 402 : Statuimus etiam, quia plerumque ipsis rectoribus ecclesiarum suarum ad plena et ad singula incumbencia supportanda onera non sufficiunt facultates, ut nullus de cetero in aliqua ecclesia parochiali nostrae diocesis Magister Czeche, qui alias vitricus ecclesiae vocatur, eligatur sine scitu plebani loci seu conventoris ipsius, qui etiam debet esse fidelis et iuratus ecclesiae, et suum officium fideliter exercere, volentes: ut de ipsis, quae per ipsum quaestuando cum tabula per ecclesiam ex oblationibus fidelium fuerint comparata in festivitatibus sequentibus, videlicet: Nativitatis Christi, Paschae, Pentecostes, Ascensionis, IV Festivitatibus B. Virginis, Dedicationis Ecclesiae seu Patroni, plebanus medietatem integraliter trahere debeat; in aliis vero diebus ipsi vitrici tribuant iuxta consuetudinem hactenus observatam; de relictis quoque pro ornamentis ecclesiae de cera pro luminibus disponendis et quidquid ad certum usum fuerit deputatum, ipse rector ecclesiae nihil habere debeat. 400

401 402

Hartzheim, Concilia III, S. 733, siehe auch ebd., S. 730: Laicos quantacunque status dignitate fulgentes, ecclesiastica recipere beneficia, aut occupata tenere, que debentur militantibus in divinis, de caetero prohibentes; eos, nisi infra mensem a tempore occupationis,in antea occupata beneficia ipsa dimiserint, ipso facto excommunicationis vinculo volumus esse innodatos. Zu den Würzburger Beschlüssen kurz Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 38 und S. 60, Schöller, Organisation, S. 348-349, zum kirchenrechtlichen Hintergrund Brückner, Pfarrbenefizium, S. 123-124. Siehe zur Synodalgesetzgebung und ihrem Verhältnis zur Rechtswirklichkeit Wiegand, Kammin, S. 65ff., zu Nürnberg Seebaß, Stadt, S. 69, zu Ostpreußen Steffen, Lage, S. 64-80. Hartzheim, Concilia IV, S. 340, ähnlich in Hildesheim, siehe Maring, Diözesansynoden, S. 51; zum Magdeburger Provinzialkonzil von 1489 Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 63; zu den Provinzial- und Diözesansynoden ab ca. 1215 Wiegand, Kammin, S. 14ff., vgl. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 63; anders dagegen im Bistum Kammin, vgl. Wiegand, Kammin, S. 149. Zu Konflikten in Köln Ennen, Eckertz, Köln III, Nr. 574 S. 542, Beispiele auch bei Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 62 und S. 65-67; grundlegend zur Forschungslage und zur Auswertung von Synodalstatuten Helmrath, Partikularsynoden, insb. S. 137-148.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Auf der Grundlage der Synodalbeschlüsse scheinen die Kleriker auf die in Opferstöcke gelegten Münzen sowie auf die bei Prozessionen und Umgängen eingesammelten Gelder keinen Anspruch erhoben zu haben, so dass sie unumstritten an die Kirchenfabriken fielen403 . In der Nürnberger Frauenkirche hielten die Kirchenmeister in ihrem Salbuch fest, dass die Kleriker nicht einmal einen Teil der Wachs- und Kerzenspenden beanspruchen durften 404 . Die Geistlichen wehrten sich dagegen, dass sie keine Stiftungen mehr entgegennehmen durften. Diese Kritik richtete sich weniger gegen die Kirchenmeister und die Kirchenfabrik, als vielmehr gegen den Rat der jeweiligen Stadt. Der Streit erstreckte sich auch auf die Frage, wer das Recht hatte, gestiftete Vikarien zu besetzen. In nahezu allen Städten gelang es den Stiftern und dem Rat der Stadt im Verlauf des Mittelalters, das Besetzungsrecht für diese Stellen in ihre Hand zu bekommen oder in ihrer Hand zu behalten 405 . Bei Stiftskirchen gelang es den Laien nur selten, die alleinige Kontrolle wie in Straßburg über das Fabrikvermögen zu erlangen 406 . Bei den meisten anderen Stiften wurde die Kirchenfabrik entweder paritätisch von Geistlichen und Laien zugleich verwaltet, oder sie verblieb völlig in der Hand des Klerus 407 . Anders war es bei den Niederkirchen. Insbesondere in den Städten stießen die Bemühungen der Kirche, die Kirchenfabriken zu kontrollieren, auf Ablehnung bei den Ratsherren. Bereits im Verlauf des 14. Jahrhunderts änderte die geistliche Obrigkeit ihre Einstellung und kritisierte weniger die Tatsache, dass Laien die Kirchenfabrik verwalteten, sondern vielmehr den Umstand, dass sie es ohne Kontrolle und Zustimmung des Pfarrers taten 408 . Hinzu kam der Verdacht, dass die Kirchenmeister Gelder gegen Zins ausliehen und für andere Zwecke als eigentlich vorgesehen verwendeten 409 . Von Seiten der Kirche setzte man sich daher immer wieder für zwei Ziele ein, nämlich erstens, dass die Kirchenmeister regelmäßig Rechnung legten, und zweitens, dass auch der Pfarrer an der Rechnungslegung teilnehmen 403 404 405 406 407 408 409

Siehe Kuujo, Stellung, S. 194-201, vgl. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 150-156. Metzner, Salbuch, S. 56. Ausführlich Pleimes, Stiftungsrecht, S. 136ff., siehe auch Schultze, Stadtgemeinde, S. 127. Zahlreiche Beispiele genannt bei Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 89-91. Siehe beispielsweise zur Essener Münsterkirche Petry, Rechnungen, S. 26-28. Vgl. Schöller, Organisation, S. 348-349. Siehe die Beschlüsse der Regensburger Synode von 1377: Item statuimus, quod nullus procurator seu yconomus ecclesie parrocialis aut finalis, qui vulgariter Zechmaister dicitur, cum bonis ecclesiarum sub nomine sanctorum & patroni illius ecclesie, cuius procurator existit, usuras, mercaturas illicitas & contractus ficticios vlterius exercere presumat, alioquin ex tunc prout ex nunc talem seu tales a percepcione corporis dominici suspendimus ipso iure. Pereunit eciam ad nos, quod quidam custodes ecclesie, qui vulgariter Zechmaister dicuntur, redditus, qui ecclesiis & luminaribus pertinent, & que ad hoc a fidelibus conferuntur, ad suos conuertunt vsus, quibus sub pena excommunicacionis late sentencie precipimus, ut de omnibus & singulis perceptis huiusmodi, uel que percipere poterunt, singulis annis coram plebano loci & duobus uel tribus melioribus de plebe faciant rationem, percepta uero ab eis indebite, indilate restituant: Alioquin per plebanos suos ad solucionem predictorum per sacramentorum subtraccionem compellantur. (Monumenta boica, vol. XV, S. 586).

II.4. Kirchenfabrik, Rat und Geistlichkeit

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sollte. Auf den beiden Synoden von Freising 1440 und 1480 wurde genau festgehalten, welche Kriterien Kirchenmeister erfüllen mussten. Beschlossen wurde außerdem, dass ein Teil der Verfügungsgewalt über die Gelder der Kirchenfabrik beim Pfarrer liegen sollte und dass keine Kirchengüter ohne Zustimmung der Geistlichen veräußert werden durften: Statuimus & irrefragabiliter diffinimus, quod in qualibet parochia plebanus, assumtis sibi duobus honestioribus subditis suis, quorum quilibet habeat clavem unam, & ipse tertiam, omnia, quae devotione fidelium ad fabricam ecclesiae, luminaria, vel ad alias utilitates fuerint deputata, diligenter colligat & conservet, & his usibus impendat, ad quos sunt deputata. Volumus etiam, quod nec tales sibi adjuncti, nec alii procuratores ecclesiarum qualescumque de rebus ecclesiae praeter scitum plebani quidquam disponant, ut res ipsa suspicione careat; & non detur occasio subtrahendi res ecclesiarum. Volumus, & sub excommunicationis poena praecipimus, quod plebanus & assumpti sibi ad hoc officium seu ministerium exsequendum, loci decano semel in anno quolibet plenam teneantur reddere rationem 410 . Auch der Zeitraum, innerhalb dessen die Rechnungslegung erfolgen sollte, wurde von kirchlicher Seite auf die Wochen zwischen Ostern und Christi Himmelfahrt festgelegt, und dies wurde dann vom Konzil von Basel bestätigt 411 . Wiederholt bekräftigten Synoden die kirchlichen Ansprüche 412 . Im Jahr 1475 wurde auf der Synode von Freising im Zusammenhang mit einer Visitation ein Fragenkatalog festgelegt, mit dessen Hilfe die Kirchenmeister kontrolliert werden sollten, wobei bereits anerkannt wurde, dass der Pfarrer nur selten die Rechnungen abnahm: Item queratur de vitiricis ecclesiarum, an singulis annis rationem reddant plebano, & communitati parochie? Et an habeant cistam cum tribus clavibus, in quam pecunias fabrice deponant juxta statutum provinciale?

410

411 412

Hartzheim, Concilia V, S. 272 (Synode zu Freising 1440), auch ebd., S. 515-516 (Synode zu Freising 1480). Siehe auch Kehrberger, Statuten, S. 58 (Bamberger Synodalstatuten von 1491), S. 76 (Eichstätter Statuten 1447), S. 81 (Eichstätter Statuten 1465 und 1484), S. 105 (Konstanzer Statuten 1483), ähnlich auch in Hildesheim, siehe Maring, Diözesansynoden, S. 51; vgl. Schröcker, Kirchenpflegschaft, insb. S. 155-156 zum Verbot der Veräußerung von Kirchengütern durch die Kirchenmeister. Götz, Pfarrbuch, S. 81. Siehe Hartzheim, Concilia III, S. 802, Concilia IV, S. 193, S. 340, Concilia V, S. 197, S. 272, S. 375-376, S. 416, S. 435-436, S. 474, S. 504, S. 570, S. 577, Synodenbeschlüsse zusammenfassend Eberhardt, Verhältnisse, S. 152ff., zu den Wiederholungen Kehrberger, Synodalstatuten, zuletzt Helmrath, Partikularsynoden, S. 159-161; weitere Beispiele bei Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 151 Anm. 2; zu den Beschlüssen siehe Oediger, Pfarrkirchen, S. 282, Götz, Pfarrbuch, S. 82, Kümin, Community, S. 17, Künstle, Pfarrei, S. 78ff., Pfleger, Untersuchungen III, S. 14-17; zu den Abläufen und damit zur Begründung der Wiederholungen Lang, Diözesansynoden, S. 75-76.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

& si non habeant, ut de his provideant? Et quod lumen assidue circa Corpus Dominicum ardeat? 413 Wahrscheinlich wurden entsprechende Beschlüsse im 15. Jahrhundert in den westdeutschen Diözesen mit ihren zahlreichen Städten nicht mehr gefasst, allerdings fanden dort auch erheblich weniger Synoden statt als anderswo im Reich 414 . So mussten sich langfristig auch die Kirchenoberen der stark ländlich geprägten Diözesen damit abfinden, dass längst nicht alle Kirchenmeister von den Pfarrern eingesetzt und kontrolliert wurden, obwohl noch Ende des 15. Jahrhunderts der 1440 in Freising formulierte kirchliche Standpunkt beispielsweise auf der Salzburger Provinzialsynode noch einmal bekräftigt wurde 415 . Kirchenfabrik, Rat und Pfarrklerus In der Verwaltungspraxis städtischer Kirchenfabriken des 15. bis 16. Jahrhunderts wurde der Wunsch der Kleriker nach Beteiligung an der Rechnungskontrolle nicht berücksichtigt 416 . Mit Ausnahme von Bayreuth wurden in keiner der untersuchten Städte die Pfarrer an der regelmäßigen Rechnungslegung der Kirchenmeister beteiligt 417 . Selbst wenn der Rat dem Pfarrer das Recht auf Teilnahme bei der Rechnungskontrolle von einem Jahr auf das andere verweigerte, kam es lediglich in kleinen Städten wie Kirchheim und Freinsheim zum Streit mit dem Geistlichen 418 . In allen Städten waren die Ratsherren bestrebt, möglichst gute Geistliche zu bekommen, und zugleich legten sie Wert darauf, dass die Geistlichen ihre Aufgaben auch ordnungsgemäß ausführten. Dabei war der wichtigste Geistliche der Pfarrer. Der Rat der Stadt Wesel – wie übrigens auch der Rat vieler anderer Städte – unternahm allerdings keine Anstrengung, das Recht, den Pfarrer selbst zu wählen, in die eigene Hand zu bekommen. Dieses Recht lag in Wesel beim Prämonstratenserinnenkloster Oberndorf, das in einer der unbefestigten Vorstädte Wesels lag 419 . Dem Kloster stand ein Prior aus dem Prämonstratenserkloster Cappenberg vor, mit dem das Weseler Nonnenkloster seit seiner Gründung eng verbunden war. Die Stadt war mit vielen Entscheidungen des Priors unzufrieden, denn das Kloster betrachtete die Pfarrstelle als wertvolle Pfründe, deren Rechte es nach Kräften zu wahren suchte, so dass viele Pfarrer nur einen sehr geringen Teil 413 414

415 416 417

418 419

Hartzheim, Concilia V, S. 504. Vgl. Kehrberger, Statuten, S. 29, Lang, Diözesansynoden, S. 71-72, anders im Bistum Konstanz, siehe Mainer, Diözesansynoden, S. 56-61; siehe auch Wiegand, Kammin, S. 2-3, der darauf verweist, dass die Erforschung der Provinzial- und Diözesansynoden erst noch am Anfang steht, ähnlich Helmrath, Partikularsynoden, S. 149ff.; zu Visitationen als Faktor der Kommunikation grundlegend Schnabel-Schüle, Kirchenvistation. Hartzheim, Concilia V, S. 577. Zur Rechnungslegung oben Kapitel I.3, Koller, Reformation Kaiser Siegmunds, S. 158-159. Zu Bayreuth siehe Bendiner, Gotteshausrechnungen, S. 118, S. 146, S. 163, S. 180, S. 218, Wiedemann, Geschichte, S. 175, zu Nürnberg Reicke, Stadtgemeinde, S. 108-109; allgemein Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 106-107, auch Schultze, Stadtgemeinde, S. 134. Eberhardt, Diözese, S. 153-154. Bambauer, Augustiner, S. 44, Prieur, Klöster, S. 19.

II.4. Kirchenfabrik, Rat und Geistlichkeit

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ihrer Zeit in der Stadt verbrachten420 . Evert van Werne, der ab 1434 die Pfründe innehatte, hielt sich während der dreißiger und vierziger Jahre kaum jemals in Wesel auf, worüber sich der Rat wiederholt beschwerte. Der Prior gab dem Drängen schließlich 1462 nach und ernannte als neuen Pfarrer Bernt van Galen, der unmittelbar vom Studium aus Pavia kam. Ob er mit der Weseler Schöffenfamilie van Galen verwandt war, ist unbekannt. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wiederholte sich diese Situation, denn der 1495 ernannte Pfarrer Dr. Anton von Fürstenberg studierte auch in den folgenden Jahren an der Universität Bologna 421 . Als er dann vermutlich 1507 einen Ruf an die Universität Kopenhagen annahm, forderte der Rat das Kloster auf, die Pfarrstelle neu zu besetzen und dabei einen Geistlichen zu wählen, der auch tatsächlich die Seelsorge für die Weseler übernehmen konnte 422 . Die Prämonstratenser kamen der Bitte nicht nach. Anton von Fürstenberg nahm seine Tätigkeit als Seelsorger der Stadt erst 1517/1518 auf 423 . Ein weiterer Streitpunkt ergab sich aus der Erhebung von St. Nikolaus auf der Mathena zu einer eigenen Pfarrei. Erkannte das Kloster Oberndorf im 15. Jahrhundert die beiden Pfarrstellen als gleichberechtigt an, so sollte Anton von Fürstenberg ab 1519 in Personalunion beide Stadtkirchen innehaben 424 . Dies bedeutete eine gravierende Verschlechterung für die Seelsorge der Weseler Bürger. Die Stadt musste befürchten, dass der Prior Zugriff auf die reichen Einnahmen der Wallfahrtskirche zu gewinnen versuchte 425 . Wären entsprechende Pläne umgesetzt worden, so hätten die Kirchenmeister von St. Nikolaus erheblich mehr Mühe gehabt, die Kirche weiterhin so großzügig zu unterhalten wie bisher. Der Rat der Stadt reagierte deshalb recht scharf und plante, ein Schreiben durch einen Boten zum Papst zu senden, um weiterhin zwei eigene Pfarrstellen zu haben. Der Brief wurde jedoch nicht abgeschickt, denn der Prior gab teilweise nach: Es blieb zwar bei der Personalunion beider Pfarrstellen, doch der Stadt wurde zugesichert, dass zumindest ein Teil der Opfereinnahmen auch weiterhin für die Instandhaltung des Bauwerks verwendet werden durfte und damit der Kirchenfabrik zur Verfügung stand 426 . War dies der schlimmste Konflikt zwischen Stadt und Kloster für den Zeitraum bis 1520, so war das beiderseitige Verhältnis auch während des gesamten 15. Jahrhunderts keineswegs spannungsfrei gewesen. Der Rat der Stadt wandte sich wiederholt an den Prior des Klosters und brachte diverse Beschwerdepunkte vor 427 . Abgesehen von der Frage nach der Besetzung der Pfarrstellen reichten die 420 421 422 423 424

425 426 427

Prieur, Klöster, S. 19. Boss, Fürstenberg, S. 3-4, Stempel, Reformation, S. 107. StadtA Wesel A A3/11 f. 96v., 3/13 f. 4v. Boss, Fürstenberg, S. 4-5. Ausführlich Heidemann, 1666, S. 203-204; kurz Bambauer, Augustinerkloster, S. 44, der auch darauf verweist, dass die Stadt seit 1505 vom Kloster die Akzise verlangte, die städtische Umsatzsteuer, obwohl das Kloster von dieser eigentlich befreit war, siehe auch Holländer, Studien, S. 35-41. Siehe Heidemann, 1666, S. 204. Prieur, Klöster, S. 19. Prieur, Klöster, S. 19.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Streitigkeiten von – nach Meinung der Stadt – ungerechtfertigten Ansprüchen auf Sandbänke im Rhein bis hin zu Streitigkeiten über das Uhrwerk im Kirchturm 428 . Bei manchen Beschwerden über Geistliche der Stadt ging der Rat soweit, den Prior herbeizurufen 429 . Der Rat hielt es bei einem Ausbruch der Pest im Jahr 1467 sogar für nötig, den Seelsorgern detaillierte Vorschriften zu machen: To weten also nu leiden die pestilencie hijr begynt to regnijren up dat dan nymant vorssuymt en werde. Averdragen to segn den pastoir, dat hie dat so bestelle, dat den luden die des gesynnen, gereeck geschie bij dage off oick bij nacht myt den helligen sacrament ind mytten helligen alij ind myt bijchten, so duck als on des noit weer. Ind dat men dar to bereit sij ter stunt, alz men des gesynnet, op dat nymant dar bij versuymt en werde, so dese suycte schalk is, dat die krancken tot allen uren dar to nyet synnich off bequeem en synt. Ind dat oick to segn den pastoir opper Mathena. Ind dat sie bij der hant blijven ind off sie vor gingen, dat sie in der wedemen bestellen to weren, war men sie finden moge. 430 Immer wieder wurden die Pfarrer vom Rat vorgeladen, um sie zur ordnungsgemäßen Durchführung der Messen zu ermahnen 431 . Auch Pfarrer Anton von Fürstenberg bekam die Macht des Rates zu spüren, als er 1523 erhöhte Stolgebühren für Trauungen verlangte. Der Rat verfügte eine Reduktion und verbot sowohl dem Pfarrer, höhere Summen als festgeschrieben zu verlangen, als auch den Bürgern, den Forderungen des Seelsorgers nachzukommen 432 . Umgekehrt kam es auch vor, dass der Pfarrer vor dem Rat der Stadt Wesel Klage führte433 . Wiederholt erschien auch der Prior vor dem Rat und klagte beispielsweise über – im Einzelnen unbekannte – Maßnahmen der Stadt oder über die Ansprüche von Bruderschaften 434 . Bei all diesen Spannungen spielte die Kirchenfabrik stets nur im Hintergrund eine Rolle 435 . Trotz dieser Konflikte bemühte sich der Rat der Stadt so weit wie möglich um eine einvernehmliche Beziehung zum Kloster436 . Als 1430 die Pfarrei visitiert wurde, ließ der Rat insgesamt 1 vierdel malmesien ende 2 vierdel wijns überbrin428 429 430

431 432 433 434 435

436

StadtA Wesel A3/3 f. 59r. StadtA Wesel A3/12 f. 40v. StadtA Wesel A3/1 f. 42v. (frdl. Hinweis Dr. Roelen, StadtA Wesel). In Bayreuth wählte man nach Fischer, Häuserbuch, S. 801, einen etwas anderen Weg, denn der Pfarrer erhielt ½fl (...) für die pestilenz, geben dem Pfarrer, damit er desto fleißiger und williger die Kranken zu besuchen und zu trösten sollt sein. StadtA Wesel A3/1 f. 69r., f. 106v., f. 110v., f. 141r., A3/2 f. 47v., A3/13 f. 4v. Boss, Fürstenberg, S. 5. StadtA Wesel A3/9 f. 24r. StadtA Wesel A3/3 f. 59r., A3/8 f. 25r. Siehe hierzu Wiek, Münster, S. 85, der die Kirchenmeister für unpolitisch hält, während Heitzenröder, Wetterau, S. 165, vor ihm Frölich, Kirche, S. 229, Kießling, Gesellschaft, S. 98, Reuss-Caspari, Kirche, S. 35, die entgegengesetzte Meinung vertraten. Zu Geschenken an den Prior siehe beispielsweise StadtA Wesel A7 1459 f. 30v., Gorissen, Regesten IV, S. 176.

II.4. Kirchenfabrik, Rat und Geistlichkeit

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gen 437 . Als der Prior des Klosters 1448 mit seinen Dienern im Pfarrhaus abstieg, ließ der Rat ebenfalls Wein schicken 438 . Der Rat informierte das Kloster auch über die Besetzung von Vikarien, selbst wenn das Patronat wie bei der 1507 neu gestifteten Vikarie auf dem Liebfrauen-Altar opper delen in St. Willibrord bei der Stadt lag 439 . Der Rat versuchte also, seine Rechte zu wahren und zu erweitern, war jedoch auch durchaus um ein gutes Verhältnis bemüht, wenn es ihm half: Mitte des 14. Jahrhunderts bemühte er sich um die Weihe des Altars der Kapelle von St. Nikolai, und er belohnte den Pfarrer von St. Willibrord für seine Mithilfe 440 . Als die Stadt Wesel während der zwanziger Jahre des 15. Jahrhunderts die Erhebung der Mathena-Vorstadt zu einer eigenen Gemeinde anstrebte, wurde der Pfarrer von St. Willibrord, Evert van Werne, um seine Zustimmung und Mithilfe gebeten 441 . Die Bürgermeister baten ihn, in dieser Angelegenheit zum Kloster Cappenberg zu reiten, wofür ihm sogar ein Pferd auf Kosten der Stadt zur Verfügung gestellt wurde 442 . Die Stadt wie vermutlich einzelne Stifter wandten sich auch an den Pfarrer, wenn es um die Stiftung neuer Vikarien ging, so dass 1434 in den Stadtrechnungen verzeichnet wurde: Evert van Werne unsen kercher omme gonsten wille, soe hei manygen dienst omme der stad wille gedaen hevet, alz van nijen vicarien in unser kerken ende eyn nije kerspel up die Mathena, dat consent daer to te werven ende daer omme to riden to Colne ende to Capenbergh ende voil andere dienste 443 . Bis gegen Mitte des 15. Jahrhunderts bediente sich der Rat wiederholt der Pfarrer bei diplomatischen Aufträgen. So reiste der Pfarrer beispielsweise 1360 nach Xanten, wiederholt wie in den Jahren 1377, 1384, 1399, 1412 nach Köln und immer wieder nach Cappenberg444 . Als onser pastor 1506 aus Rom zurückkam, hießen ihn ein Teil des Rates sowie die Bürgermeister willkommen und feierten seine Rückkehr, so dass in den Stadtrechnungen Ausgaben an cost und dranck in Höhe von xij mark ix ß viij d verzeichnet wurden 445 . Im Verlauf des 15. Jahrhunderts nahm die Anzahl der diplomatischen Missionen, zu denen der Rat den Pfarrer entsandte, immer weiter ab, was weniger durch das teilweise gespannte Verhältnis zum Kloster Oberndorf als vielmehr durch die langen Abwesenheiten der Pfarrer begründet war. Während des gesamten 14. und 15. Jahrhunderts beharrte der Rat darauf, dass alle Begünstigungen der Geistlichkeit in Testamenten und durch Stiftungen seiner Zustimmung und Kontrolle bedurften. Alle Testamente, die entsprechende Verfügungen enthielten, wurden im Rat behandelt446 . Dabei gab es zwei Zielrichtungen: 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446

Gorissen, Regesten IV, S. 90. Gorissen, Regesten IV, S. 90. StadtA Wesel A3/11 f. 24v., A3/12 f. 40v., f. 41r. Gorissen, Regesten I, S. 89, S. 91. Gorissen, Regesten IV, S. 65, S. 68. Gorissen, Regesten IV, S. 65. Gorissen, Regesten IV, S. 137. Zu den Reisen nach Xanten: Gorissen, Regesten I, S. 138; nach Köln: Gorissen, Regesten II, S. 101, S. 133, S. 138, S. 222, S. 229. StadtA Wesel A7 1506 f. 56r. StadtA Wesel A3/1 f. 2v., f. 7v., f. 28r., f. 59v., A3/2 f. 59v., A3/6 f. 68r.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Zum einen wollte der Rat eine grundsätzliche Kontrolle ausüben. Zum anderen wollte er verhindern, dass die Bewohner der Stadt Geistliche begünstigten. Der Rat verbot daher im Jahr 1351, Güter oder Renten an Geistliche zu verkaufen447 . Im Jahr 1500 bekräftigte er seine Haltung und legte fest, dass beide Pfarrer alle Testamente dem Rat vorlegen mussten 448 . Auch die 1495 von Agnes Tacke gestiftete zweite Vikarie auf dem Barbara-Altar in St. Willibrord wurde vom Rat diskutiert 449 . Die Stiftung der Vikarie auf dem Altar des Hl. Severus und des Hl. Georg wurde im Beisein des Bürgermeisters aufgesetzt 450 . Dem Rat war die Kontrolle über die gestifteten Vikarien jedoch auch aus einem zweiten Grund sehr wichtig 451 : Zwar begünstigten viele Stifter zunächst Mitglieder ihrer eigenen Familie, doch langfristig fiel im Allgemeinen das Besetzungsrecht an den Rat. Kompliziert wurde es, wenn ein einzelner und eine Bruderschaft gemeinsam eine Vikarie stiften wollten 452 . Der Rat diskutierte folglich über die Besetzung jeder Vikarsstelle. So entschied der Rat 1457, dass Johan van Aken Vikar des Nikolausaltars von St. Antonius werden sollte 453 . Als dieser vier Jahre später von der Stelle zurücktrat, wurde vor dem Rat die Nachfolge an Sweder van Ringenberg vereinbart 454 . Auch mit der Besetzung der 1507 neu geschaffenen St. Antonius-Vikarie der Unser-Lieben-Frauen-Bruderschaft auf dem Liebfrauen-Altar opper delen wurde ausführlich von den Ratsherren beraten 455 . Ob und inwieweit die Qualifikation der Bewerber bei der Besetzung von Vikarien von Bedeutung war, lässt sich den Unterlagen nicht entnehmen. Viele Vikarien wurden mit Geistlichen besetzt, die aus der Stadt stammten 456 . Bei derartigen Personalfragen ging es immer wieder um die Versorgung der Geistlichen. Das für alle Geistlichen geltende Verbot, Besitz in der Stadt zu erwerben, hatte zur Folge, dass der Rat Vikaren Einkünfte zuweisen musste. Vielfach waren Grundstücke oder Renten Teil der Vikarie oder der Stiftung, doch in anderen Fällen musste der Rat tätig werden. So erteilten die Ratsmitglieder dem Altaristen des Heilig-Kreuz-Altars von St. Willibrord 1376 die Genehmigung, die Mieteinnahmen einiger städtischer Häuser am Kirchhof einzuziehen457 . Bei anderen Geistlichen diskutierte der Rat über die von ihnen genutzten Immobilien458 . Er setzte sich auch beispielsweise für die Bestätigung der beiden 1433 von Dieter Monnych gestifteten Vikarien ein und ließ auch die entsprechende Bestätigung

447 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458

StadtA Wesel Nachlass Foltz Bd. 4 Nr. 24. StadtA Wesel A3/1 f. 2v., auch A1/219/5 S. 83. StadtA Wesel A3/8 f. 55r. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 370. StadtA Wesel A3/2 f. 49v., A3/6 f. 61r., A3/11 f. 26v., A3/12 f. 29v. StadtA Wesel A3/6 f. 70v. StadtA Wesel A1/219/5 S. 83. StadtA Wesel A1/219/5 S. 90. StadtA Wesel A3/12 f. 41r., vgl. A3/12 f. 29v., f. 30r. Siehe hierzu Frölich, Kirche, S. 214ff., siehe zu Wunsiedel Jäger, Wunsiedel I, S. 266-273. StadtA Wesel Nachlass Foltz Bd. 4 Nr. 48. StadtA Wesel A3/9 f. 45r.

II.4. Kirchenfabrik, Rat und Geistlichkeit

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durch einen Notar ausfertigen 459 . Im Jahr 1440 belohnte der Rat zwei scolaster van Rees mit 1 kleyn ton wijns (...) want sie in vortijden der stad gedient hadden tot den nijen vicarien in unser kercken 460 . Bei vielen Stiftungen handelte es sich um Anniversarien, bei denen die Kontrolle des Rates über die Einhaltung der Bestimmungen besonders wichtig war. So wurde in der 1432 von Evert Huchtebrueck verfügten Stiftung explizit festgelegt, dass der Rat die genaue Einhaltung kontrollieren sollte, und die Geistlichen inklusive des Priors des Klosters Oberndorf mussten anerkennen, dass der Rat bei Versäumnissen die Gelder anders verteilen und beispielsweise der Kirchenfabrik von St. Willibrord zuweisen konnte 461 . Diese Kontrolle wurde an die Kirchenmeister delegiert. Ausweislich der Ratsprotokolle kam es in Wesel zu keinen Verfehlungen der Geistlichen, der Rat musste in keinem Fall Sanktionen verhängen. Die Weseler Verhältnisse lassen sich zumindest teilweise auf andere Städte übertragen 462 . Die Pfarrer und die Kirchenmeister achteten meist genau darauf, dass keine der beiden Parteien Einnahmequellen nutzte, die ihr nicht zustanden463 . In einer Filialkirche von Hilpoltstein hatte der Pfarrer vorübergehend auf einen Teil der Oblationen zugunsten der Finanzierung eines neuen Altars verzichtet, doch als dieser abbezahlt war, weigerten sich die Kirchenmeister zunächst, dem Pfarrer den ihm zustehenden Anteil auszuzahlen464 . Im Gegensatz zum 13. Jahrhundert lassen sich allerdings in den Städten des 14. und 15. Jahrhunderts nur selten tief greifende Konflikte um die Finanzen der Kirchenfabrik nachweisen 465 . Schwerwiegenden Streit zwischen Rat und Klerus über die Kumulation von Immobilien in geistlichem Besitz gab es im 15. und frühen 16. Jahrhundert vergleichsweise selten 466 . Zum einen scheinen sich die Pfarrer vielfach mit ihrer Pfründe, den Oblationen und Stolgebühren sowie den Zusatzeinnahmen aus Stiftungsmessen begnügt zu haben. Zum anderen hörten die Bürger der Städte trotz aller Verbote niemals völlig auf, Geistlichen und geistliche Institutionen Immobilien und sonstigen Besitz zu schenken 467 . Spannungen gab es in manchen Städten, wenn es um Privilegien oder Vorrechte des Klerus oder um das Patronat ging 468 . Um solche Streitigkeiten küm459 460 461 462 463 464 465 466 467 468

Gorissen, Regesten IV, S. 128, S. 131, S. 137, S. 148, S. 154, S. 158. Gorissen, Regesten IV, S. 196, S. 227, S. 228. StadtA Wesel Urk. 99/295. Künstle, Pfarrei, S. 61ff., Frölich, Kirche, S. 210ff. und S. 273ff. Prietzel, Finanzen, S. 24, siehe zu Rothenburg Weigel, Rothenburg, S. 86. Götz, Pfarrbuch, S. 110-111. Zu den Mitte des 13. Jahrhunderts in Wetzlar zwischen Rat und Stift ausgefochtenen Konflikten um die Einnahmen der Kirchenfabrik siehe ausführlich Sebald, Wetzlar, S. 66ff. Zu Nördlingen Trüdinger, Kirchenpolitik, S. 186-187. Siehe zusammenfassend Schmieder, Bürger, S. 82-83. Siehe hierzu am Beispiel des sogenannten Braunschweiger Pfaffenkrieges Kintzinger, Konflikt, insb. S. 51ff., vgl. Götz, Pfarrbuch, S. 110-111; zu den Auseinandersetzungen über die Wahl von Pfarrern Kurze, Pfarrerwahlen, ders., Gemeinde.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

merte sich in allen Städten der Rat, so dass die Kirchenmeister nur am Rande involviert wurden. In anderen Städten gab es Auseinandersetzungen mit den Pfarrern: Bürger in Göttingen etwa beklagten sich über die Höhe der Stolgebühren 469 . Anlass zu Konflikten boten auch die Prozessionen, denn es stellte sich stets die Frage, wem welche Funktion und welche Rolle zufiel 470 . Zwischenfälle wie in Hagenau, als die Kirchenmeister den Geistlichen Wein und Brot für die Messe verweigerten, weil diese ihrer Meinung nach nicht ausreichend das Kirchweihfest begangen hatten, stellten eine Ausnahme dar 471 . Insgesamt aber wurde im Verlauf des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts in immer mehr Städten Kritik an den Geistlichen der Stadt geäußert 472 . In manchen Städten wie beispielsweise in Köln gehörten die Kirchenmeister zu dem Kreis derjenigen, die den Pfarrer wählten 473 . Umgekehrt musste der Pfarrer von St. Alban in Köln Grundstücksveräußerungen der Kirchenfabrik zustimmen 474 . In allen Fällen war es jedoch stets der Rat, der darüber entschied, ob Geistliche mit weltlichem Recht in Konflikt gekommen waren, was in Dresden im Jahr 1410 zur Verhängung des Kirchenbanns über die Stadt führte 475 . In Nürnberg waren Geistliche sogar seit dem 14. Jahrhundert verpflichtet, alle Klagen gegen Bürger der Stadt beim Rat vorzubringen; sie durften sich nicht an geistliche Gerichte wenden 476 . Selbst als in Ulm der Rat den Geistlichen vorwarf, den Kirchenbau nicht zu unterstützen, blieb es am Ende bei der Drohung der weltlichen Obrigkeit, den Klerikern den Zugang zu Kirche und Chor zu versperren 477 . Eine Ausnahme bildet eine Stadt wie Augsburg, in der es zum einen Konflikte mit dem Bischof gab und in der zum anderen die Gemeinden Einfluß auszuüben versuchten 478 . Bei den städtischen Pfarrkirchen beanspruchten aber ansonsten die Stadt und damit der Rat die alleinige Verfügungsgewalt über die Kirche, so dass sie nur bedingt auf Wünsche des Klerus Rücksicht nahmen: Als in Andernach der Pfarrer einen neu geschaffenen Eingang in die Kirche sperren wollte, beseitigten die Kirchenmeister die Hindernisse, und der Rat der Stadt erhob vor der Kurie Klage gegen den Geistlichen 479 .

469

470 471 472 473 474 475 476 477 478 479

Prietzel, Finanzen, S. 20-22. Ein Kölner Pfarrer weigerte sich 1511, Bitten der Kirchenmeister nachzukommen, vgl. Huiskes, Ratsmemoriale, S. 894; allgemein zu den finanziellen Streitigkeiten kurz Kurze, niedere Klerus, S. 300-301. Siehe beispielsweise Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 82r., f. 86v., auch Löther, Prozessionen, S. 50ff., auch Frölich, Kirche, S. 266ff. Gunzert, Kirchenleben, S. 36. Allgemein mit zahlreichen Beispielen siehe Störmann, Gravamina, zu Nördlingen Trüdinger, Kirchenpolitik, S. 206ff., zu Würzburg Trüdinger, Würzburg, S. 107-108. Zu Köln siehe Lau, Entwicklung, S. 175, Kurze, Pfarrerwahlen, S. 353-355. Lau, Entwicklung, S. 375-376. Zu Dresden Richter, Dresden, S. 246, vgl. zu Köln Huiskes, Ratsmemoriale, S. 231-232, zu Nördlingen Trüdinger, Kirchenpolitik, S. 188. Reicke, Stadtgemeinde, S. 88-94. Siehe Geiger, Reichsstadt, S. 130 mit Anm. 63. Kießling, Gesellschaft, insb. S. 109-113. Schwab, Andernach, S. 92.

II.4. Kirchenfabrik, Rat und Geistlichkeit

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Unverkennbar aber ist, dass es durchaus Ursachen für Konflikte gab, wie in einer Flugschrift des späten 15. Jahrhunderts, der epistola de miseria curatorum seu plebanorum, festgehalten wurde: Quartus diabolus est vitricus ecclesie. Tantum impugnat, quantum est, quod non considerat. In ecclesia tua sine licencia mendicat; mendicandi tempus non observat. De comodo tuo semper murmurat. Quando non totum ad suam tabulam accumulat, ad fabam te non curat qui oblationes recipiendi autoritatem se habere existimat, preterea ecclesie legata solus capit. Tabulam tecum non dividit; imagines cereas sicut suas ad trabes nectit; caseos ova, pullos, linum vendit; cimiterii gramina metit, in exequiis lumina tollit. Sedes in ecclesia edificandi et quotcunque reponendi licentiam tribuit; computationem receptorum, expositorum sine te facit. Unum dumtaxat deest: missas celebrare nescit; alias totam ecclesiam tuam regit 480 . Die in der Flugschrift geäußerten Meinungen griffen die bereits im 13. Jahrhundert aktuellen Konfliktbereiche noch einmal auf 481 . Diese lassen sich nicht verallgemeinern, denn die meisten Pfarrer scheinen sich um ein gutes Verhältnis zu den Kirchenmeistern bemüht zu haben. So zog beispielsweise der Pfarrer von St. Christoph in Mainz die Kirchenmeister oder die Glöckner zum Zählen der Opfergaben hinzu 482 . Anderswo ermahnte der Pfarrer die Prozessionsteilnehmer, die Bilder vorsichtig und ohne Beschädigung zu tragen und eventuelle Schäden den Kirchenmeistern anzuzeigen 483 . Gerade an den Aufführungen, die im Rahmen der Prozessionen stattfanden, beteiligten sich auch die Geistlichen der Stadt 484 . Wollte ein Geistlicher seine erste Messe in der Pfarrkirche der Stadt lesen, so benötigte er die Zustimmung des Rates, vielfach auch des Kirchenmeisters 485 . Vielen Geistlichen lag ihre Kirche am Herzen, so dass sie der Kirchenfabrik wie in Wesel Gegenstände und Geld schenkten oder umfangreiche Stiftungen aufsetzten 486 . Die Kirchenmeister waren dabei stets Ansprechpartner für die Geistlichen, denen jedoch klar war, dass der Rat der Stadt das letzte Wort hatte. Wenn Johannes Geiler von Kaysersberg in Straßburg eine Vielzahl von Bräuchen kritisierte, die seiner Meinung nach nicht angemessen waren, dass beispielsweise das so genannte Wilde Weib aus Geispolsheim in Straßburg auftrat und auch ins Münster kam oder dass der Kinderbischof Gebete sprach und den Segen erteilte, so wandte er sich jeweils an den Rat und nicht an die Kirchenmeister. Er kritisierte auch die Ratsherren und nicht die Vorsteher der Kirchen480 481 482 483 484 485 486

Werminghoff, Epistola, S. 206, Braun, Epistola, S. 38-39, kurz Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 64. Siehe oben Kapitel II.1. Vgl. Falk, Diel, S. 43-44. Falk, Diel, S. 59. Kindermann, Theaterpublikum, S. 27. Zur Zustimmung des Kirchenmeisters in Nürnberg Schlemmer, Gottesdienst, S. 1. Hierzu ausführlich Schulz, Testamente, S. 55-56; siehe zum Ermland Matern, Verhältnisse, S. 258-268.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

fabrik 487 . Wilhelm Suder, Pfarrer der Stadt Freiburg im Üchtland, pflegte ein ausgezeichnetes Verhältnis zur Kirchenfabrik, denn als er von 1425 bis wahrscheinlich 1444 zum Studium nach Avignon ging, überließ er den Kirchenmeistern für die Zeit seiner Abwesenheit alle seine Einkünfte sowie das Pfarrhaus. Einen Teil der Einnahmen erhielt er in Form einer Rente, mit dem übrigen Geld sollten die Kirchenmeister dafür sorgen, dass die Kapläne die vorgeschriebenen Messen ordnungsgemäß durchführten 488 . Die vergleichsweise spannungsarme Zusammenarbeit zwischen Kirchenmeistern und Klerikern der Pfarrkirche kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kirchenmeister eine gewisse Kontrolle insbesondere über die Vikare ausübten und dass in vielen Städten dem Rat an einer Intensivierung dieser Kontrolle gelegen war. In Neuenburg am Rhein ging man so weit, dass eine eigene Kommission über die Kirchenordnung in der Stadt wachte, die sich aus dem Pfarrer, den Kirchenmeistern und einem Vertreter des Rates zusammensetzte. Sie sollte sicherstellen, dass beispielsweise die Residenzpflicht, das Verbot der Pfründenkumulation und die ordnungsgemäße Abhaltung der Messen eingehalten wurden 489 . Dies entwickelte sich allmählich zu einer beginnenden Kontrolltätigkeit. Dies konnte sich zum einen auf die ökonomische Situation der Kleriker erstrecken: In Ulm besaßen die Kirchenmeister ein Verzeichnis der dem Pfarrer zustehenden Zehnten, und sie verfügten über Kopien der Zinsbriefe der Priesterbruderschaft 490 . In zunehmenden Maß ordnete der Rat auch eine disziplinarische Kontrolle an. In St. Gallen mussten die Kirchenmeister zu Beginn des 16. Jahrhunderts schwören, dass sie vff sechen haben vff die priester ouch den meßner vnnd der kilchen gezierde (...) 491 . In Ulm und anderen Städten mussten die Küster außerdem die priester anzaigen, die nit meßlesen, so dass ihnen eine Aufsichtsfunktion nicht nur über das Geschehen in der Kirche, sondern auch über die Geistlichen zukam 492 . Besonders weit ging man in Freiburg im Breisgau, wo den Geistlichen untersagt wurde, Messen nach eigenem Gutdünken zu lesen: Er [der Küster] soll auch zum vierten keinem priester gestatten, ohne vorwüssen des herren schaffners des paus in des Spillmans körlin oder capellen gegen verhoffender gestifter ergezligkait mess zue lesen, noch daß solches dergestalt auf Unser Frauen oder anderen altären beschehe zue- und fürgehen lassen 493 . In Uedem, 30km von Wesel entfernt, sollten 487 488 489 490 491 492 493

Israel, Kaysersberg, S. 234-236; zu ähnlicher Kritik in Braunschweig siehe Hergemöller, Beziehungen, S. 176. Tremp, Stadtpfarrer, S. 122. Merk, Stadtrechte Neuenburg, Nr. 75, vgl. Schultze, Stadtgemeinde, S. 138-139. StadtA Ulm A 3934 – A 3937. Ziegler, Kirchenpfleger, S. 242, im Original sind die Worte vff die priester ouch den meßner vnnd der kilchen gezierde nachträglich durchgestrichen. Geiger, Reichsstadt, S. 96 mit Anm. 102. Albert, Dienstanweisungen, S. 87; eine ähnliche Funktion nahm in Freiburg der Schaffner wahr, siehe ebd., S. 85: Item [er] sol auch ein ufmerkung haben, das der custos und die sigersten und der bruder ier empter trulichen versehen, nochdem und sie dann geschworen haben und ihre glubt uszeigt; zu Ulm Geiger, Reichsstadt, S. 91 mit Anm. 102: Unßer frauen pfleger sollen mit den meßnern reden, daß sie die priester anzaigen, die nit meßelsen, wann

II.4. Kirchenfabrik, Rat und Geistlichkeit

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die Kirchenmeister das Pfründeneinkommen behalten, wenn der Pfarrer mehrere Wochen oder Monate abwesend war. Ähnliches galt, wenn Pfarrgeistliche wegen Verstößen gegen das Keuschheitsgebot von einem geistlichen Richter bestraft wurden 494 . Auch wenn sich derart rigide Maßnahmen für die hier untersuchten Städte nicht nachweisen lassen, so war der Weg einer Disziplinaraufsicht über den Pfarrklerus doch vorgezeichnet 495 . Kirchenfabrik, Rat und geistliche Obrigkeit Rat und Kirchenmeister befassten sich nicht nur mit den Klerikern der Stadt, sondern mussten auch auf die übergeordneten Instanzen der kirchlichen Hierarchie Rücksicht nehmen. Tatsächlich aber nahm der Einfluss der Bischöfe auf die Pfarrkirchen und speziell auf die Kirchenfabriken im Verlauf des Mittelalters immer weiter ab 496 . Allerdings bildeten die Erzbischöfe und Bischöfe auch weiterhin die oberste Rechtsinstanz ihrer Diözese. Sie hatten eine ganze Reihe von Prärogativen gegenüber dem Ortsgeistlichen inne, wie beispielsweise das Recht der Priesterweihe und das Recht zur Weihe von Kirchen und Friedhöfen. Diese Rechte delegierten sie im Allgemeinen ebenso an die Weihbischöfe wie die Firmung 497 . Im Verlauf des 15. Jahrhunderts kamen nach Auskunft der Unterlagen der Kirchenmeister insgesamt siebenmal Bischöfe nach Wesel. Allerdings scheint den Rechnungen zufolge niemals der Erzbischof, sondern immer nur ein Weihbischof die Reise angetreten zu haben. In nahezu allen Fällen stand sein Besuch im Zusammenhang mit der Weihe neuer Gebäude 498 . Im Jahr 1420 weihte er den Kirchhof von St. Nikolaus 499 . Fünfzehn Jahre später kam der Weihbischof aus Duisburg, um die Mathena zu einer eigenen Gemeinde zu erheben, und im Jahr 1458 wurden insgesamt fünf neue Altäre in St. Nikolaus sowie der Kirchhof von St. Willibrord geweiht 500 . Schließlich reiste 1513 ein Bischof in die Stadt, da die neue Sakristei von St. Willibrord geweiht werden musste501 . Bei allen Besuchen wurden die Bischöfe von der Stadt willkommen geheißen. Der Rat übernahm zumindest 1420 die Kosten für die Beherbergung und Verpflegung des Bischofs und seiner Begleiter, und dies geschah noch einmal 1422, als der Würdenträger aus nicht näher bezeichneten Gründen in die Stadt kam502 . Im Jahr 1420 schickte der Rat sogar den Schulmeister nach Köln, um den Bischof

494 495 496 497 498 499 500 501 502

sie lesen sollen und welche solches nit thun, sollen sie ihrer dienst urlauben; siehe auch ebd., S. 115. Oediger, Pfarrkirchen, S. 283-284. Vgl. Schröder, Esslingen, S. 57, Graf, Goslar, S. 327. Fuhrmann, Kirche, S. 127, vgl. Schöller, Organisation, S. 188. Siehe zur Firmung unten Kapitel V.2. Zur Weihe von Kirchen siehe allgemein Benz, Überlegungen, insb. S. 99-100 und S. 117-126. StadtA Wesel A7 1420 f. 15r. (Gorissen, Regesten III, S. 12, S. 200, S. 203). 1435: Gorissen, Regesten IV, S. 138, S. 142, S. 144, S. 147; 1458: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 137, Witte, Kunst, S. 66, siehe auch StadtA Wesel A7 1455 f. 32v. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 311. StadtA Wesel A7 1420 f. 15r. (Gorissen, Regesten III, S. 12, S. 200, S. 203).

148

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

nach Wesel zu geleiten503 . Während seines Aufenthalts in Wesel stieg der Geistliche mit seinen Begleitern im Gasthaus von Peter Snackert ab, der dafür 21m 4s sowie 16s von holt en kolen aus der Stadtkasse erhielt 504 . Auch für die An- und Abreise übernahm die Stadt die Kosten inklusive der Charter eines Schiffs. Gleichzeitig wurde der Bischof für seine Tätigkeit bezahlt505 . Einen solchen finanziellen Aufwand leistete sich die Stadt nur noch einmal im Jahr 1435, als der Altar von St. Nikolaus geweiht und die Mathena damit eine eigene Gemeinde wurde 506 . Die Bedeutung dieses Aktes wird auch an den Geldgeschenken für den Bischof und seine Begleiter deutlich, wobei der Bischof selbst 9rh. fl 8s bekam 507 . Mehrfach wurden die Weihbischöfe von ihren Kaplänen begleitet, die dann ebenfalls von der Stadt beschenkt wurden 508 . Der Rat war gerade während der zwanziger und dreißiger Jahre des 15. Jahrhunderts sehr an einem guten Verhältnis zum Kölner Erzbischof interessiert, benötigte man doch dessen Zustimmung zur Erhebung der Mathena zu einer eigenständigen Gemeinde. Da die Stadt Widerstände von Seiten des Priors des Klosters Oberndorf überwinden musste, der das Patronat über die Stadtkirche innehatte, wollte man sich eines wichtigen Fürsprechers versichern. Aus diesem Grund schickte der Rat auch wiederholt Gesandte nach Köln 509 . Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zeigte sich die Stadt bei Besuchen der Bischöfe etwas weniger großzügig. Zwar wurden die Geistlichen mit ihrem Gefolge auch weiterhin zuvorkommend bewirtet, doch in den Stadtrechnungen waren nur noch sehr selten Geldgeschenke verzeichnet510 . Vielmehr wurde nun ein Teil der Verantwortung auf die Kirchenfabrik übertragen: Als 1513 die Sakristei sowie die Olyschlägerkapelle neu geweiht wurde, erhielt der Weihbischof Dietrich Wichwael hierfür 4 goldene Gulden 511 . Außerdem gab der Kirchenmeister 5m 3s aus van wegen des ewirdigen wyelbisschop vur fuyder an den perden ind knechten 512 . Allerdings waren solche Ausgaben für die Kirchenfabrik nicht völlig neu: Bereits beim Besuch des Weihbischofs im Jahr 1458 hatte sich die Kirchenfabrik von St. Willibrord an den Kosten für den Aufenthalt beteiligt, und auch die Kirchenmeister von St. Nikolaus hatten einen Teil der Kosten getragen 513 . Insgesamt mussten sich die Kirchenmeister nur sehr selten um die geistlichen Oberhirten kümmern 514 . Hierzu passt, dass den Kirchenrechnungen nicht zu ent503 504 505 506 507 508 509 510 511 512 513 514

StadtA Wesel A7 1420 f. 15r. StadtA Wesel A7 1420 f. 15r. StadtA Wesel A7 1420 f. 15r. (Gorissen, Regesten III, S. 12, S. 200, S. 203). Gorissen, Regesten IV, S. 138, S. 142, S. 144, S. 147. Gorissen, Regesten IV, S. 144, S. 147. StadtA Wesel A7 1459 f. 31v., Gorissen, Regesten IV, S. 144, S. 147. Gorissen, Regesten IV, S. 65, S. 67, S. 68, S. 88, S. 90. StadtA Wesel A7 1455 f. 32v., 1459 f. 31v., Gorissen, Regesten IV, S. 205, S. 324. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 293. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 311. St. Willibrord: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 137; St. Nikolaus: Witte, Kunst, S. 66. Zu dem gleichen Ergebnis kommt auch Pfleger, Sendgerichte, S. 77.

II.4. Kirchenfabrik, Rat und Geistlichkeit

149

nehmen ist, dass Bischöfe zur Erteilung der Firmung nach Wesel kamen. Es ist jedoch recht unwahrscheinlich, da die Bischöfe zumindest bewirtet worden wären. In Wesel fand möglicherweise auch der Send ohne Beteiligung der Bischöfe statt, denn die Stadt schenkte dem Pfarrer jährlich Wein für die Abhaltung des geistlichen Gerichts 515 . Diese Ergebnisse lassen sich auf andere Kirchenfabriken übertragen. Es kam gelegentlich vor, dass sich der Rat der Stadt um die Zustimmung des Patronatsinhabers oder des Bischofs bemühen musste: Im Jahr 1504 baten die Kirchenmeister der Dresdener Kreuzkirche den Bischof von Meißen, den am Johannistag verkündeten Ablass zu bestätigen 516 . Ausgaben für den Send verzeichnete keiner der Kirchenmeister, so dass fraglich erscheint, ob das geistliche Gericht im 14. Jahrhundert und später zur Durchsetzung der kirchlichen Ansprüche auf Kontrolle der Kirchenrechnungen herangezogen wurde 517 . Nur sehr selten wurden von den Kirchenmeistern Ausgaben wie 1481 in Bayreuth verzeichnet, nach denen der Pfarrer und der Stadtschreiber zum Bischof von Bamberg geschickt wurden mit der Bitte, das Interdikt zu lockern518 . Die wichtigste Funktion der Bischöfe war die Weihe von Gegenständen oder Örtlichkeiten. In Koblenz weihte der Weihbischof 1484 einen neuen Stock, in Siegen 1507/1508 Kirche und Kirchhof 519 . In Dresden baten die Kirchenmeister 1495 den Weihbischof durch einen Boten, die neue Glocke der Kreuzkirche zu 515

516 517

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Vgl. zu Wesel Oediger, Pfarrkirchen, S. 264 und S. 268, siehe Redlich, Kirchenpolitik I, Nr. 154 S. 132-137, mit Blick auf das Niederrheingebiet zuletzt Janssen, Kirchenverwaltung, S. 123ff. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1504 f. 26r., vgl. auch Nr. 73/1497 f. 39v., Nr. 73/1500 o.f.. Vgl. Janssen, Landesherrschaft, S. 36-37 sowie Neumann, Kirchenbuße, insb. S. 182-183 (Herzogtum Jülich-Kleve); zum Send seit neuestem Albert, gemeine, S. 57ff., und Janssen, Kirchenverwaltung, S. 123ff., zusammenfassend Lepper, Reichsstadt, S. 371-373 insb. Anm. 1, älter Koeniger, Sendgerichte, S. 35-37, zum Elsass Pfleger, Untersuchungen V, S. 81-82; eine Ausnahme bildet das Ansbacher Schenkungsbuch, siehe Simon, Schenkungsbuch, S. 23ff. und S. 101ff.; ausführlich zum Send Pfleger, Sendgerichte, S. 77-81, der zu dem Ergebnis kommt, dass im 15. Jahrhundert nur noch selten Sendgerichte gehalten wurden (ebd., S. 81); dieses Ergebnis bestätigt Neumann, Kirchenbuße, S. 166-167, die überdies darauf verweist, dass lediglich aus dem Westen des Reiches Hinweise und Quellen auf Sendgerichte des 15. Jahrhunderts überliefert sind. Die genannte Behauptung Schröckers, Kirchenpflegschaft, S. 152-154, wonach „das Mittel, durch das die Kirche ihre Forderungen hinsichtlich der Verwaltung des niederen Kirchengutes durchsetzte“, der Send war, lässt sich folglich nicht belegen. Fischer, Häuserbuch, S. 796: 5fl 4lb 12d Herrn Lorenz Koch, Pfarrer, und Stadtschreiber zweimal gen Bamberg und einmal von Bamberg gen Nurenberg und wieder gen Bamberg verzehrt mit samt des Stadtschreibers Pferlein und Brieffen erlangt, da sie unser gnedigen herrschaft von Bamberg gebetten sind des interdicts halben, das zu laxirn in betlich ersucht gnediglich zu vergunen, die Toten zu begraben, wieder singen zu lassen und ander Sacrament zu reichen gestatten, des als sein Gnade gnedigklich erlaubt (...). Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 24r.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1507/08 f. 0

150

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

weihen, und dasselbe ereignete sich erneut 1505 520 . Nach dem Wiederaufbau der Kreuzkirche wurde sie 1499 durch den Bischof von Meißen geweiht 521 . Auch kleinere Gegenstände wurden geweiht wie beispielsweise im Jahr 1500 in Coburg Kaseln und Altartücher oder ein Ornat in der Oberen Pfarre zu Bamberg im Jahr 1495 522 . Bauarbeiten am Karner führten zu der Notwendigkeit, ihn und den Friedhof neu zu weihen, wie es beispielsweise 1484/1485 in Rothenburg und 1501/1502 in Coburg notwendig war 523 . Wenn der Bischof dann in die Stadt kam, wurde er nicht nur für seine Mühen finanziell entschädigt, sondern die Kirchenfabrik oder die Stadt kamen teilweise für die Unterkunft, in nahezu allen Fällen für die Verpflegung auf. Dies schloss die Knechte und auch den Kaplan des Bischofs ein 524 . Obwohl die Bamberger Bischöfe in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirchen der Stadt wohnten, kümmerten sie sich nicht intensiver um diese als andere Bischöfe. Der Rat der Stadt machte den geistlichen Fürsten, wenn sie das erste Mal in die Stadt einritten, beispielsweise ein silbernes vergoldetes Kleinod oder einen vergoldeten und mit 100 Gulden gefüllten Becher zum Geschenk, doch brauchten die Kirchenmeister zu den Kosten nichts beizusteuern 525 . Die Bischöfe scheinen die Pfarrkirchen gar nicht besucht zu haben, denn Altäre oder Ornate wurden von Weihbischöfen geweiht 526 . Ein Weihbischof erhielt auch 1520/1521 von den Kirchenmeistern von St. Martin vier virtel weins dem weihbischoff am achten tag corporis xpi we gewonheit ist 527 . Lediglich für die Bestätigung einer neuen Messe wandten sich die Kirchenmeister von St. Martin 1505/1506 direkt an den Bischof 528 . Diese Ergebnisse gelten auch für die den Bischöfen unterstellten Pröpste. Die Kirchenmeister wandten sich in keinem dokumentierten Fall an den zuständigen Propst. Eine Ausnahme war Coburg, wo der Pfarrer der Stadt zugleich Propst war 529 . Für Wesel hatte der Archidiakon von Xanten die Propstei inne. Da ihm wie auch anderswo lediglich eine höhere Rangstellung und eine kirchliche Ver520

521 522 523 524 525 526 527 528 529

Dresden StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung 1495 f. 307v.-308r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Nr. 73/1505 f. 42v., vgl. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 289 mit Anm. 1. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Nr. 73/1499 o.f., vgl. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 289 mit Anm. 2. Coburg: StadtA Coburg R 11/1500/01 f. 8v.; Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1495 f. 10v. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 243r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1501/02 f. 6r. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 308r., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 13r. Baumgärtel-Fleischmann, Rockenbach, S. 165 auf der Basis von StadtA Bamberg Rep B 7 Nr. 64 Rechnung 1457-1460, f. 107v., dies., Rockenbach, S. 187. Deinhardt, Dedicationes, S. 87-88, S. 90, S. 91, siehe auch PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1495 f. 10v. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/21 f. 8v. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/6 f. 5v. Hierzu ausführlich Talazko, Morizkirche, S. 250-269.

II.5. Kirchenfabrik und Gemeinde

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waltungsfunktion zukam, hatten die Kirchenmeister auch keinen Grund, sich an ihn zu wenden. Dies berücksichtigt allerdings nicht, dass beispielsweise die Würzburger Kirchenmeister dem Bischof Kandidaten zur Besetzung der Frühmesspfründe präsentierten 530 . In anderen Städten stand ihnen dasselbe Recht auch bei der Besetzung von Vikarien zu. Vergleichbare Rechte, Auseinandersetzungen beispielsweise um das Begräbnisrecht und um den Beichtzwang sowie Streitigkeiten zwischen Pfarrklerikern und Mendikanten, führten dazu, dass es in einer ganzen Reihe von Städten zu Auseinandersetzungen zwischen dem Rat und der geistlichen Obrigkeit kam 531 . Das Verhältnis zwischen den Kirchenmeistern und den Pfarrern aber wurde – nach Ausweis der erhaltenen Dokumente – hiervon nicht berührt. II.5. KIRCHENFABRIK UND GEMEINDE Eine Stadt wie beispielsweise Wesel konnte in mehrere, eindeutig von einander abgegrenzte Viertel eingeteilt sein, die manche Selbstverwaltungsaufgaben wie beispielsweise die Straßenreinigung übernahmen und organisierten. Zusätzlich konnte eine Stadt mehrere Pfarrsprengel oder Kirchspiele umfassen, so dass die Bewohner eines Bezirks jeweils einer Pfarrkirche und damit einem Seelsorger zugeordnet waren 532 . Der Begriff der Gemeinde bezeichnet damit wirtschaftliche, kirchenrechtliche, seelsorgerische und territoriale Einheiten, die deckungsgleich sein konnten, ohne dass Übereinstimmungen gegeben sein mussten 533 . In politisch-sozialer Hinsicht sah sich in den Städten der Rat als Repräsentationsorgan der communitas und damit der Gemeinde 534 . Dies ändert nichts daran, dass es in allen Städten eine parochiale Organisationsstruktur gab, die politisch weitgehend unabhängig vom Rat existierte, die diesem untergeordnet und mit hoher Sicherheit sozial mit den politisch führenden Familien verknüpft war 535 . Es ist im Rahmen der hier ausgewerteten Quellen und der hier gesteckten Untersuchungsziele nicht möglich, die unterhalb der Ebene des Rates agierenden, teilweise selbständig handelnden und im Rahmen von Bezirken, Vierteln, Sprengeln oder Kirchspielen organisierten Gemeinschaften zu analysieren, da die entsprechenden Quellen fehlen. Für keine der untersuchten Städte, die im Gegensatz zu beispiels530 531 532 533

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Trüdinger, Würzburg, S. 73. Zum Beispiel Hagenau siehe Gunzert, Kirchenleben, S. 9-13, ausführlich zum Elsass Pfleger, Untersuchungen I, S. 146ff.; zu Eichstätt Flachenecker, Stadt, S. 259ff. Vgl. Noser, Pfarrei, S. 27ff., siehe auch Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 109ff. Vgl. Freitag, Pfarrer, S. 23-28, siehe auch Postel, Reformation, S. 89-91, Künstle, Pfarrei, S. 4-9, allgemein auch Schultze, Stadtviertel, ausführlich zum Forschungsstand über die Gemeinde Gleba, Gemeinde, S. 1-36. Künstle, Pfarrei, S. 12-14. Nach Gleba, Gemeinde, S. 256, fungierten diese Substrukturen teilweise als eine Art politischer Widerpart zum Rat, differenzierend widerspricht Giel, Öffentlichkeit, S. 16ff. auf der Grundlage des Sonderfalls Köln; siehe zur Gemeinde in Kleve Gorissen, Führungsschichten, S. 127-128, zu Düsseldorf siehe die Erwähnung bei Wisplinghoff, Mittelalter, S. 248.

152

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

weise Köln oder Augsburg nur sehr wenige Pfarrkirchen hatten, lassen sich Aussagen über die vielfältigen sozialen Beziehungen treffen, die beispielsweise auf Verwandtschafts- und Patenschaftsbeziehungen beruhten 536 . Es genügt hier die Feststellung, dass es sie in lokal unterschiedlichen Formen gab 537 . Wichtig ist zudem, dass in allen Städten der Rat im Verlauf des Mittelalters immer mehr Wert auf soziale wie politische Exklusivität legte 538 . Nach Ausweis der Kirchenrechnungen waren die Kirchenmeister zumindest in Wesel, Wertheim und Wunsiedel keine Gemeindevorsteher 539 . In den genannten Städten waren jedoch wiederholt Vertreter der Gemeinde anwesend, wenn die Kirchenmeister vor dem Rat der Stadt Rechnung legten540 . Auch in anderen Städten mussten wie in Hildesheim die kerspellude und in Osnabrück die kerckrade umfangreichen Vorhaben der Kirchenmeister zustimmen 541 . Die Gründe hierfür sind unbekannt, dürften jedoch zumindest in Wesel im Finanzvolumen bestimmter Bauvorhaben zu suchen sein. Der Rat der Stadt war bereits im 15. Jahrhundert dazu übergegangen, bei Entscheidungen über umfangreiche Ausgaben die Bevölkerung in Form der Gemeindevertreter hinzuzuziehen, um sich politisch abzusichern. Dies galt insbesondere für Entscheidungen im Bereich der Wirtschafts- und Finanzpolitik der ab ca. 1480 chronisch überschuldeten Stadt 542 . Hierfür gab es im Pfarrsprengel von St. Willibrord einen Ausschuss der xxiiij van der gemeynde, die sich aus allen Stadtvierteln der Altstadt rekrutierten543 . Die Gemeindevertreter von St. Willibrord befürworteten beispielsweise 1457 die Verteilung der Schlüssel für die Truhe mit den städtischen Urkunden in der Sakristei von St. Willibrord544 . Im Jahr 1519 stimmten sie zu, dass eine Stiftung für einen anderen Zweck als eigentlich geplant verwendet werden konnte 545 . Eine ganz ähnliche Gruppierung, die beispielsweise 1498 zusammen mit dem Rat der Stadt über die Höhe und die

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Vgl. Jütte, Stadtviertel, insb. S. 252-258, Boulton, Neighbourhood, insb. S. 228ff. Zum Verhältnis zwischen Rat und Gemeinde siehe grundlegend Giel, Öffentlichkeit, S. 14ff.; zum Eid der Vertreter in Wesel StadtA Wesel Nachlass Foltz Bd. 4 Nr. 50; vgl. Haverkamp, Leben in Gemeinschaften, S. 17-19. Kurze, Wahlen, S. 213-214, siehe auch Isenmann, Stadt, S. 131-132. Zu Wunsiedel Jäger, Wunsiedel I, S. 151-152; anders in Livland, vgl. Kuujo, Stellung, S. 183, auch Schmid, Recht, S. 192. Wesel: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 334, S. 413, S. 473, S. 531, S. 576, S. 643, S. 705, S. 772, S. 861; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 16v., 1482-1483 f. 14v.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 4421 f. 1r., R 4470 f. 1r. Zu Hildesheim kurz Lindenberg, Stadt, S. 97; vgl. zu Osnabrück Veltmann, Osnabrück, Nr. 79 S. 224 und Nr. 124-125 S. 245-247; weitere Beispiele bei Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 110. Roelen, Spätmittelalter, S. 144-148, siehe auch StA Wesel A1/38,5 f. 156v., wonach der Rat beschloss, dass jedes Viertel zwei Personen als Repräsentanten bestimmen sollte. xxiiij van der gemeynde: StadtA Wesel A3/11 f. 15v.; vgl. Roelen, Spätmittelalter, S. 137138; die Eide der 12 gekairen (...), die van der gemeint gekoren ind geschict worden, burgermeister, rait ind rentmeister to helpen kiesen (Bambauer, Urkunden, S. 81), siehe auch StadtA Wesel A1/219/5 S. 84. StA Wesel A1/345/47,7 S. 84 (frdl. Hinweis Dr. Roelen, StadtA Wesel). AEK Wesel Gefach 37,4 S. 885.

II.5. Kirchenfabrik und Gemeinde

153

tatsächliche Auszahlung des Lohns für den Glockengießer von St. Nikolaus entschied, existierte auch in der Mathena-Vorstadt 546 . Ähnliche Mitspracherechte scheint es auch in anderen Städten gegeben zu haben, wobei in Augsburg sogar die Zechpfleger als Vertreter der Pfarrgemeinde fungierten 547 . Mancherorts war die Gemeinde für die Wahl des Pfarrers verantwortlich 548 . Hinzu kam, dass in manchen Städten, beispielsweise in Würzburg und Wesel, die Gemeinde an der Wahl des Kirchenmeisters beteiligt war 549 . Zu politisch besonders schwerwiegenden oder finanziell außerordentlich weit reichenden Entscheidungen wurden Vertreter der Gemeinden hinzugezogen 550 . Besonders umfangreich waren die Kompetenzen der Kölner Gemeinden, wobei ebenfalls die Gemeindevertreter andere Personen waren als die Kirchenmeister 551 . In Würzburg hatten die Gerber, Metzger und Häcker das Recht, die Baumaßnahmen der Kirchenmeister von St. Gertraud zu kontrollieren 552 . Den Unterlagen der Kirchenmeister lässt sich nicht entnehmen, ob ein solches Teilkontrollrecht auch in anderen Städten Zünften oder Gemeinden eingeräumt wurde; entscheidend war stets die unmittelbare Kontrolle der Kirchenfabrik durch den Rat. Die politische Gemeinde in Wesel wurde durch die Glocken zusammengerufen, wie gelegentlich aus den Kirchenrechnungen hervorgeht 553 . Dies geschah manchmal auf Veranlassung des Rates 554 . St. Willibrord war zugleich der größte überdachte Raum in der Stadt und diente als zentrale Versammlungsstätte, in der manches Mal auch der Rat der Stadt zusammenkam 555 . Die Mitglieder von Stadtvierteln, Bruderschaften und Gilden trafen sich vielfach in Seitenkapellen der Kirche oder vor einem Altar 556 . Ob die Kirchenmeister als Schöffen beim geistlichen

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StadtA Wesel A3/8 f. 28v., vgl. A3/8 f. 17r. Kießling, Gesellschaft, S. 104 und S. 107, zur Gemeinde in Augsburg auch Rogge, Nutzen, S. 142-150 und S. 252-263. Künstle, Pfarrei, S. 15-17, Frölich, Kirche, S. 195, Mähl, Halle, S. 99-100, ausführlich Kurze, Pfarrerwahlen, 324ff.; ob es einen Zusammenhang zwischen der Baupflicht der jeweiligen Gemeinde und dem Recht gab, den Pfarrer zu wählen (siehe beispielsweise Sebald, Wetzlar, S. 64-67, Schöller, Organisation, S. 352), lässt sich auf der Grundlage der ausgewerteten Quellen nicht entscheiden. Vgl. oben Kapitel II.2. Gleba, Gemeinde, S. 256-257, zu Halle siehe Mähl, Halle, S. 98-99. Ausführlich zu den Kölner Gemeinden Lau, Entwicklung, insb. S. 160ff., Greving, Statut, Huiskes, Ratsmemoriale, S. 179, zuletzt Groten, Entstehung, vgl. kurz Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 110-114; ähnlich auch bei St. Ulrici in Braunschweig, siehe kurz Hergemöller, Beziehungen, S. 140-141, was im Gegensatz beispielsweise zur Hauptpfarrkirche der Stadt St. Martini stand, siehe ebd., S. 143-144. Trüdinger, Würzburg, S. 72-73. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 334, S. 531, S. 576, S. 643, S. 772, Gorissen, Regesten IV, S. 111-112. StadtA Wesel A3/2 f. 6v., A3/6 f. 26r., A3/8 f. 25v., A3/9 f. 16v., A3/13 f. 11r., f. 12r. StadtA Wesel A7 1448 f. 416r. (Gorissen, Regesten IV, S. 301); vgl. Pfarr, Pfarrei, S. 251. Siehe anhand der Städte Lübeck, Wismar, Rostock und Stralsund Grewolls, Kapellen, S. 100ff.

154

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Gericht, dem Send, fungierten, lässt sich den ausgewerteten Quellen nicht entnehmen 557 . Zusätzlich zu den regelmäßig von den Kirchenmeistern bezahlten Angestellten halfen ihnen in den meisten Kirchen einzelne Gemeindemitglieder558 . Dies galt besonders für das Einsammeln von Oblationen und Spenden zugunsten der Kirchenfabrik 559 . In Wesel stellte sich beispielsweise der Straßenmacher mehrere Jahre lang an den Hochfesten vor den Eingang von St. Willibrord und bat im Namen der Kirchenfabrik um die Bede. Die Kirchenmeister entschädigten ihn für seine Mühe 560 . In beiden Bamberger Pfarrkirchen sammelten die tafelträger das Geld der Gemeinde ein. Die Kirchenmeister zahlten ihnen eine geringe Summe Geldes fur ire gerechtigkeit 561 . Tafelträger aus den Reihen der Gemeinde gab es neben Bamberg auch in Wesel, Nürnberg und Wertheim562 . Diese Tätigkeit war durchaus attraktiv, denn die Träger führten vielfach Reliquien mit 563 . In Freiburg wurde genau geregelt, welche Zunft oder Bruderschaft an welchem Tag die Bede mit der großen bitt von altem harkoment und gewonheit uf die hohe vest erheben durfte 564 . Mit dieser Tätigkeit war das Tragen des Opferstocks durch die Reihen der Gemeinde in der Nacht auf Ostersonntag vergleichbar. Zumindest in Koblenz und Nürnberg verbuchten die Kirchenmeister entsprechende Entschädigungen 565 . Das Einsammeln war teilweise mit der Bewachung des Heiltums oder des Grabes zu Ostern verbunden. Wenn diese Aufgabe nicht Schülern der Lateinschule übertragen wurde, entschädigten einzelne Kirchenmeister wie in Nürnberg und Wunsiedel die benötigten heiltumbwartter 566 . Der Pfarrer von St. Johannis in Göttingen zahlte jährlich 1s an eine Frau, die das Kreuz mit dem Opfergeld und vor 557

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Siehe zum Send seit neuestem Albert, gemeine, S. 57ff., der für die Schweiz darauf verweist, dass der archidiakonale Send im 15. Jahrhundert nach dem Prinzip des Rügegerichts funktionierte. Siehe auch unten Kapitel VII.1.4. Siehe hierzu unten Kapitel VI.1.3.; ähnlich beim Hamburger St.-Georgs-Hospital, siehe Berger, Hamburg, S. 71. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 310. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 14v. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1482/84 f. 11v., 1484/85 f. 9r.; Wesel: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 29; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 14r., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 88v., vgl. zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 52-53; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 24r. In der Oberen Pfarre in Bamberg wurde das Einsammeln der Bede 1474/1475 von den schneydern und den padern übernommen, siehe PfA Bamberg Obere Pfarre Küsterrechnung 1474/75 f. 6v. Albert, Dienstanweisungen, S. 89, Gombert, Münsterschatz, S. 13 und 52-53; zur bitt, der besonderen Monstranz des Frauenwerks, siehe unten Kapitel IV.2. und Kapitel VI.1.3. Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 19r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4v., f. 13v. Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4v., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 77v., f. 81v., f. 88r., f. 88v.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3759 f. 4r.; siehe auch Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 20v., f. 21r., f. 52r., f. 77r., f. 81v.; ausführlich unten Kapitel V.3.

II.5. Kirchenfabrik und Gemeinde

155

allem die Hostie im Grab bewachte 567 . In vielen anderen Städten übernahmen die Kirchenmeister entsprechende Kosten. Die Schauspieler, die vielerorts in einer eigenen Bruderschaft organisiert waren, verlangten dagegen für ihre Aufführungen zu Ostern kein Honorar 568 . In allen Kirchen gab es außerdem Ministranten, über die Joachim von Pflummern berichtete: Man hat gern zue Alltör düenet, hat es schüer jederman khündt, hat es schüer dafür gehabt, es düene ainer da Gott ahn ains Engel Statt 569 . Die Kirchenmeister hatten aber mit der Auswahl der Messdiener nichts zu tun, obwohl sie in vielen Kirchen die notwendigen Messgewänder stellten. Inwieweit Gemeindemitglieder beim Kirchenbau halfen, lässt sich nicht eindeutig klären. Zwar verbuchten die Kirchenmeister beispielsweise in Dresden, dass sie beim Wiederaufbau der abgebrannten Kreuzkirche erhebliche Hilfe von den Zünften der Stadt erhielten, und aus anderen Städten ist bekannt, dass Steintransporte im Rahmen von Spanndiensten übernommen wurden, doch lassen sich den übrigen Kirchenrechnungen keine weiteren Angaben entnehmen 570 . Das Verhältnis zwischen Kirchenmeistern und Gemeindemitgliedern war ein bilaterales. Auf Grund der überlieferten Quellen versuchte der Rat mancher Städte im Verlauf der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, verstärkt disziplinarisch tätig zu werden. Den Kirchenmeistern, zum Teil vermutlich auch den Küstern, fiel daher immer mehr eine Aufsichtsfunktion zu. Dies ist allerdings nur in wenigen Städten nachweisbar. Wenn in Köln ein Bürger in den Turm gesperrt wurde, weil er jahrelang seiner Pfarrkirche ferngeblieben war und nicht an den Sakramenten teilgenommen hatte, dann konnte diese Entscheidung des Rates auf Informationen der Geistlichen, der Kirchenmeister und der Gemeindemitglieder beruhen 571 . Die Kirchenmeister kontrollierten nicht, ob jemand regelmäßig oder gar nicht zur Eucharistiefeier ging, obwohl hierzu durchaus die theoretische Möglichkeit bestand. In St. Gallen mussten die Kirchenmeister schwören, dem Rat alles zu berichten, was der Kirche Schaden zufügen könnte: (...) ob Jemer ichtzit das der kilchen ald dem buw schaden oder abbruch bringen möchte zĤ stúnd als offt er des bericht das ainem Burgermaister vnnd den besorgern Vnd Rat der statt zesagen (...) 572 . In Schlettstadt wurde dies bereits im 15. Jahrhundert vorgeschrieben: Des unzucht ratz und anderer frevel schaffner sol schweren, die selben frevel und besserungen, (wie ihm dan die zu jeder zeit von dem statschriber oder dem rat bevolhen und angegeben werden), getruwlich in zu samelen, und nyeman nútzit on bevelh oder wissen des ratz nachzulassen (...) 573 . Der Wunsch des Rates nach Ordnung in der

567 568 569 570 571 572 573

Prietzel, Finanzen, S. 93 mit Anm. 207. Vgl. Dinzelbacher, Handbuch, S. 73ff., Linke, Sakrament, S. 152. Schilling, Zustände, S. 175, auch Angele, Altbiberach, S. 115. Zu den Frondiensten siehe unten Kapitel III.1.; zu Dresden siehe Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 280 mit Anm. 2., zu Bamberg Göldel, Jahresrechnungen, S. 78. Huiskes, Ratsmemoriale, S. 577-578, ähnlich in Ulm, siehe Geiger, Reichsstadt, S. 153. Ziegler, Kirchenpfleger, S. 242 (durchgestrichene Wörter im Original). Gény, Stadtrechte, Nr. lxxxii S. 862-864, hier: S. 863.

156

II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Stadt führte im ausgehenden Mittelalter zu einer immer stärkeren Kontrolle der Bewohner der Stadt 574 . Somit gab es nur sehr wenige direkte administrative Zusammenhänge zwischen der Kirchenfabrik auf der einen und der politischen oder kirchlichen Gemeinde auf der anderen Seite. Allerdings gab es eine im Einzelnen nicht genau zu bestimmende Anzahl von Personen aus der Gemeinde, die in den Kirchen freiwillig tätig waren und die für ihre Arbeit maximal eine gewisse Entschädigung erhielten. Aus all dem kann aber nicht geschlossen werden, dass die Kirchenmeister keine Bedeutung in der Gemeinde hatten. Dies äußerte sich weniger in Einnahmen oder Ausgaben für die Kirchenfabrik, sondern in dem mit ihrem Amt einhergehenden Ansehen. Die Kombination aus Amt und Verantwortung führte dazu, dass viele Kirchenmeister als Testamentsvollstrecker eingesetzt wurden 575 . Wegen ihrer Wirtschafts- und Verwaltungserfahrung waren sie in den Augen vieler Menschen besonders für diese Tätigkeit geeignet. Sebald Schreyer wurde von 1479 bis 1520 in mindestens 49 Fällen zum Testamentsvollstrecker bestellt, wobei sich unter den Verstorbenen auch Mitglieder der alten und politisch einflussreichen Nürnberger Familien befanden 576 . Dies konnte wie beispielsweise in Wertheim dazu führen, dass ein Kirchenmeister als Testamentsvollstrecker Geld an die Kirchenfabrik überwies 577 . Entsprechende Nachweise lassen sich jedoch nur selten in den Unterlagen der Kirchenfabriken, sondern vorwiegend in den Rechtsbüchern der Stadt sowie in Notariatsakten finden 578 .

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575 576 577 578

Zum Begriff der Sozialdisziplinierung und den mit ihm beschriebenen Phänomenen Oexle, Armutsbegriff, S. 90-91, Schilling, Kirchenzucht, S. 298ff., zuletzt Knefelkamp, Sozialdisziplinierung, S. 519-521, im Hinblick auf die Kirchenfabriken Schultze, Stadtgemeinde, S. 139, auch Scribner, Sozialkontrolle, insb. S. 57-60; siehe auch Jecht, Pflichten, S. 93: Item ein burgermeister sal vor allen dingen achtung habin uff gotis ere und dinst, das der gemeret werde; wen doruff ouch di heiden vliessige achtung gehabt haben. Item ein burgermeister sal achtung habin, wo ein der stadt offenberliche grosse sunden gescheen, di mit keiner zurugkgehung mögen gedackt adir verhelet werdin, domit got gelestert wirt, das diselbigen gestroffet und abgeton werdin; wen dodurch got gereisset und irzornet und ein gemein gut grosslich geleidiget wird. Item ein burgermeister sall vliessige achtung haben, das di gebot gotis, so vil an em ist und zugeboret, gehalden werden, wenn dodurch der almechtige got gemeinen nutz mehren und uffrichten will. Item ein burgermeister sal achtung haben, das di feirtage und sunderlich di heligen suntage und andere vornemlichste feirtage gefeirt und geheliget, gote zu lobe hingebrocht werden. So will got distemehr gnade und zeligkeit einem gemeinen gutte vorleihen. Siehe Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 56 und S. 101, am Beispiel Lübecks Meyer, Werkmeister, insb. S. 278-284. Ausführlich hierzu Caesar, Schreyer, S. 62-78. Engel, Urkundenregesten, Nr. 402 S. 196. Vgl. aber AEK Wesel Gefach 37,4 S. 278.

II.6. Zusammenfassung

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II.6. ZUSAMMENFASSUNG Die Kirchenfabriken wurden durch zwei grundlegende Elemente geprägt, nämlich durch die Verpflichtung zum Erhalt des Kirchenbaus und durch die Verwaltung von Stiftungen. Beide Aufgaben wurden im Frühmittelalter von den Klerikern der Pfarrkirche wahrgenommen. Im Zuge des sich ändernden Bewusstseins, Sorge für das Seelenheil tragen zu müssen, im Zusammenhang mit Änderungen beim Stiftungsrecht und in Verbindung mit der zunehmenden Ökonomisierung der mittelalterlichen Gesellschaft wurden in den Städten neue Kirchenfabriken geschaffen, die vorwiegend unter der Kontrolle der Bürger standen. Gerade die Tatsache, dass die Kirchenfabriken stiftungsgestützte Neugründungen des 12. und 13. Jahrhunderts waren, wirft die Frage auf, ob die bisherige Auffassung der kirchlichen Rechtsgeschichte korrekt ist, wonach die Kirchenfabriken kirchliche Institutionen waren 579 . Die Neugründungen basierten auf dem Zivil- oder Privatrecht, wobei am Anfang jeder Stiftung ein privatrechtlicher Vertrag stand 580 . Es gab daher lediglich in der Anfangszeit Mitte des 13. Jahrhunderts eine vorübergehende Auseinandersetzung mit der Kirche. Während des gesamten weiteren Zeitraums forderten die Geistlichen lediglich eine Mitwirkung an der Verwaltung. Es gab keine Bestrebungen, die Kirchenfabriken wieder vollständig unter die Kontrolle der Pfarrer zu bringen, und noch weniger wurde behauptet, dass die Stiftungen selbst dem Klerus unterstanden 581 . Juristisch waren die städtischen Kirchenfabriken daher zwar an die Kirche angelehnt, doch fielen sie nicht unter die kirchliche Rechtssprechung. Dies alles stieß beim Klerus auf nur wenig Zustimmung, und so wundert es nicht, dass sich die Kirche wiederholt dafür einsetzte, dass zumindest die Vermögen der Kirchenfabriken unter der Aufsicht der Pfarrer stehen sollten. In den Städten des 15. und 16. Jahrhunderts spielten diese Bemühungen keine Rolle. Die städtischen Kirchenfabriken unterstanden Ende des Mittelalters ausschließlich dem Rat der Stadt, der die Verwaltung kontrollierte und sich für administrative Einzelbelange interessierte. Die Aufsicht über die Stiftungen und die Kirchenfabrik hatte allerdings zur Konsequenz, dass sich der Rat wie beispielsweise in Straßburg immer wieder mit Klagen der Geistlichen über die weltlichen Bräuche in der Pfarrkirche beschäftigen musste 582 . Insgesamt aber ließen sich kaum Probleme zwischen Klerikern und Kirchenmeistern feststellen. Konflikte mit dem Klerus trug der Rat der Stadt aus.

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580 581 582

Vgl. etwa Feine, Rechtsgeschichte, S. 405 und S. 419, Plöchl, Geschichte II, S. 388, Körber, Theorie, S. 1-2, ähnlich auf der Grundlage von Gierke Freitag, Pfarrer, S. 25; Zweifel bei Isele, Münster, S. 29-32. Ausführlich Pleimes, Stiftungsrecht, vgl. Reicke, Stadtgemeinde, S. 100-101. Vgl. Schultze, Stadtgemeinde, S. 135-138. Hierzu ausführlich Israel, Kaysersberg, S. 232-236.

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II. Die fabrica ecclesiae in der Stadt des Mittelalters

Alle Entscheidungen von grundsätzlicher politisch-ökonomischer Bedeutung traf der Rat. Angesichts dieser Abhängigkeit kam den Kirchenmeistern lediglich die Funktion von Verwaltern einer Institution zu. Dennoch stellte der Straßburger Prediger Johannes Geiler von Kaysersberg die Kirchenfabriken sowohl vereinfachend als auch sehr übertrieben dar, wenn er kritisch bemerkte: Es ist etlicher meynung unser frouwen werck und die stat sig ein ding 583 . Die Kirchenmeister waren dem erweiterten Kreis der herrschenden politischen Familien und damit den Begüterten der Stadt zuzurechnen. Nur wenigen in das Amt Gewählten gelang ein sozialer Aufstieg584 . Die Kirchenfabrik war personell wie politisch ein Element städtischer Herrschaft. Diesem Ergebnis kommt weit reichende Bedeutung zu, denn die Kirchenfabrik muss im administrativen Kontext der Stadt gesehen und beurteilt werden. Trotz ihrer juristischen wie wirtschaftlichen Selbständigkeit war sie einem städtischen Amt gleichgestellt, denn es handelte sich um „eine durch überlieferte Tätigkeitsmerkmale fest umrissene Aufgabe (...), die ihre Autorität nicht eigenem Recht oder Anspruch verdankt, sondern einem Dauerauftrag", und die „eine nach bestimmten Normen festgelegte Reihe von Pflichten und Privilegien in gewohnheitsmäßig fixierten und sanktionierten sozialen Zusammenhängen“ umfasste 585 . Die Kirchenmeister standen für die herrschenden politischen Verhältnisse in der Stadt. Ein prinzipiell ratsfähiges Mitglied einer einflussreichen Familie gehörte nach seiner Wahl zum Kirchenmeister so gut wie zum Rat. Dies erklärt zugleich, warum die Kirchenmeister keine selbständigen Entscheidungen trafen, die das soziale Gefüge der Stadt berührten. Die Unterordnung unter den Rat hatte außerdem zur Folge, dass die Kirchenmeister so gut wie gar nicht mit den Landesherren und mit den geistlichen Würdenträgern in Berührung kamen. Das Engagement für Kirchenfabrik und Kirche und damit für eines der zentralen Gebäude des städtischen Gemeinwesens darf nicht mit Aktivitäten für die Gemeinde verwechselt werden. Unabhängig von der Frage, ob unter einer Gemeinde eine zu einer Pfarrkirche gehörende Gemeinschaft von Gläubigen oder ein rechtlich-lokal definierter Verband von Bewohnern der Stadt verstanden wird, hatten die Kirchenfabriken mit den Gemeinden allenfalls am Rande zu tun. Der Rat zog Vertreter der Gemeinde wie in Wesel gelegentlich zur Rechnungsprüfung heran, doch daraus ergab sich nach Ausweis der Unterlagen der Kirchenmeister keine juristische Abhängigkeit von der Gemeinde. Allerdings waren die Kirchenmeister darauf angewiesen, dass sich Mitglieder der Gemeinde in der Kirche engagierten, indem sie beispielsweise Spenden einsammelten oder bei szenischen Darstellungen mitwirkten.

583 584 585

Bauer, Geiler von Kaysersberg, Werke I,1, S. 181, hierzu kurz Israel, Kaysersberg, S. 237238. Vgl. Graßmann, Aufstieg, S. 106-109, die weitere Faktoren anhand der Stadt Lübeck aufführt, siehe auch Fouquet, Stadt-Adel, insb. S. 184ff. Willoweit, Verwaltung, S. 82.

III. DIE KIRCHENFABRIK, DIE KIRCHE UND IHRE GEBÄUDE Die Kirchenfabrik bezog ihren Namen aus ihrer Funktion, also der Sorge für das Kirchengebäude. Daraus leiteten sich zwei zentrale Aufgaben ab: Erstens waren die Kirchenmeister für sämtliche Arbeiten am Kirchengebäude zuständig, was sowohl den Neu- und Weiterbau nicht vollendeter als auch den Aus- und Weiterbau vorhandener Kirchen umfasste. Zweitens mussten sie das Kirchengebäude erhalten, das beispielsweise wegen seiner großen Dach- und Fensterfläche reparaturanfällig war. Der Kirchenfabrik gehörten außerdem weitere Gebäude wie die Ossuarien oder Karner, in denen die Gebeine der Verstorbenen aufbewahrt wurden, die Bauhütten und Werkstätten sowie in einzelnen Städten Kapellen oder Filialkirchen. Ähnlich wie beim Kirchengebäude stellt sich bei diesen Bauwerken die Frage, in welchem Maß die Kirchenmeister Zeit und Geld für diese Gebäude aufwendeten. Eine Reihe von Kirchenfabriken besaß zusätzlich spezielle Funktionsgebäude wie beispielsweise das Pfarrhaus, das Schulgebäude und die Bibliothek. Schließlich besaßen alle Kirchenfabriken Häuser und Grundstücke innerhalb wie außerhalb der Stadt, die nur bedingt in einem unmittelbaren Funktionszusammenhang zur Kirche standen. Hinzu kamen in manchen Städten Brücken und Deiche, die von den Kirchenmeistern unterhalten werden mussten. In allen Fällen gilt es zu klären, welche Aufwendungen die Kirchenmeister für die Bauwerke leisteten. III.1. DIE KIRCHE ALS BAUWERK Jede größere Kirche war ein technisch aufwendiges und zugleich ein repräsentatives Gebäude. Die Kirchenmeister mussten dafür sorgen, dass das Bauwerk sicher gebaut wurde und keine Schäden aufwies. Zugleich sollte es besonders prächtig gestaltet sein. Bauarbeiten In allen hier untersuchten Kirchen wurden im Verlauf des 15. und frühen 16. Jahrhunderts Bauarbeiten durchgeführt, deren Umfang von Kirche zu Kirche verschieden war: Während in der Oberen Pfarre in Bamberg Arbeiten zum Einbau einer neuen Orgel notwendig waren, wurde bei St. Sebald in Nürnberg der Chor erneuert 1 . Die Stadtkirche von Bayreuth war 1430 einem Brand zum Opfer gefallen und wurde im Verlauf des 15. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Das gleiche galt für die Kreuzkirche in Dresden nach ihrem Brand im Jahr 1491. Zweifellos die 1

Zur Baugeschichte von St. Sebald siehe Reicke, Stadtgemeinde, S. 10-14, zum Bau des Ostchors ausführlich Marx, Ostchor; zu Koblenz ausführlich Michel, Koblenz, S. 313-314.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

größten Baustellen gab es in Straßburg und in Ulm, wo neue Pfarrkirchen errichtet wurden. Dabei waren die Abläufe beim Bau einer Kirche stets dieselben, wie CONRAD und BINDING gezeigt haben. An St. Willibrord in Wesel wurde nahezu während des größten Teils des betrachteten Zeitraumes gebaut. Die Kirche war im 8. Jahrhundert als Holzkirche errichtet worden, an deren Stelle im 11. Jahrhundert ein erster Steinbau entstand. Die Stadtkirche wurde dann in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und ein weiteres Mal im 13. Jahrhundert erweitert. Am Ende des 14. Jahrhunderts begann man dann mit der Errichtung einer Stufenhallenkirche. Im Jahr 1435 fing man mit den Arbeiten für einen neuen Kirchturm an, wobei der neue Turm unmittelbar vor den alten gebaut wurde. Die Bauarbeiten gingen zügig voran, denn 1437 wurde das Maßwerk in das Westfenster eingesetzt. Neun Jahre später wurde das Gewölbe unter dem Glockenstuhl errichtet. Ab 1465 wurde die Kirche durch die allmähliche Errichtung der Kapelle Unserer Lieben Frau ter noet erweitert, an die sich ab 1467 die Arbeiten zur Vollendung des Hauptschiffdachs anschlossen2 . Im Jahr 1470 fasste der Rat den Entschluss, dass der Kirchturm höher sein sollte als der von Duisburg 3 . Dies ließ sich aus statischen Gründen nicht realisieren, so dass man sich mit einer kleineren Lösung begnügen musste4 . Im Jahr 1477 konnte die Turmkrone dann endlich abgeschlossen werden. Zehn Jahre später ließen die Kirchenmeister eine ganze Reihe von Türen wie die Haupttüren erneuern. Im Jahr 1498 entschied dann der Weseler Rat, die Pfarrkirche nach Plänen des Xantener Baumeisters Johann von Langenberg komplett neu zu bauen 5 . Ausgenommen wurde lediglich der im 15. Jahrhundert errichtete Westturm. Noch im Jahr 1498 begann die Beschaffung der notwendigen Steine. Die Bauarbeiten wurden im Jahr 1500 aufgenommen und bis 1520 mit Energie vorangetrieben6 . Auch an St. Nikolaus auf der Mathena wurde im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer wieder gebaut. Nach der Weihe der Kirche im Jahr 1434 begann man mit dem Ausbau der existierenden Kapelle zu einer Kirche. Wesentliche Bauabschnitte wurden bereits in den fünfziger Jahren des 15. Jahrhunderts abgeschlossen. In den folgenden fünfzig Jahren errichtete man dann den Kirchturm und vervollständigte die Innenausstattung. Mit dem Beginn des 16. Jahrhundert wurden die Bauarbeiten eingestellt. Nach Ende der Bauarbeiten konnten sich die Kirchenmeister auf die Reparatur von Schäden beschränken. Gab es einen Baubeauftragten wie den Stadtmauermeister oder einen Baumeister wie in Freiburg, so übernahm dieser auch bei der Kirche Kontrollaufgaben: Item er sol alle iar zum minsten zweimol uf den ufgeng und gewelben gen, den b[a]u besichtigen und wo er sehe, es were an tachwerk, an 2 3 4 5 6

Merian, Willibrord, S. 8; zu den Bauabschnitten siehe Anhang I. StadtA Wesel A3/1 f. 41r. Siehe Hillmann, Gemeinde, S. 159-160. Zu ihm siehe ausführlich unten Kapitel VII.1.3. Zusammenstellung der einzelnen Bauabschnitte von 1500 bis 1540 bei Hillmann, Gemeinde, S. 162-167; Vorlage eines Entwurfs im Rat: StadtA Wesel A3/8 f. 16v., Beschluss des Rates diesen Entwurf umzusetzen: StadtA Wesel A3/8 f. 19v.

III.1. Die Kirche als Bauwerk

161

fugen oder ander dingen, daß schad zuston welt, sol er das furderlich anzeigen, damit er darfur lonen sol 7 . In Stralsund mussten die Kirchenmeister die Kirche zusammen mit dem städtischen Baumeister anlässlich der jährlichen Rechnungslegung gründlich inspizieren. In Bielefeld dauerte das gleiche und ebenfalls jährlich durchgeführte Verfahren mindestens drei Tage 8 . Planungen Um alle Kirchen herum gab es in den mittelalterlichen Städten nur wenig Platz. Zur Erweiterung einer Kirche mussten umliegende Häuser abgerissen werden 9 . Für die Kirchenmeister von St. Nikolaus in Wesel war dies kein Problem, da die Vorstadt in den dreißiger Jahren des 15. Jahrhunderts noch vergleichsweise dünn besiedelt war. Die Kirchenmeister von St. Willibrord hatten hingegen erheblich größere Schwierigkeiten. Um die Kirche zu erweitern, mussten sie 1505 und 1514 Häuser abreißen lassen 10 . Im Fall des 1514 abgerissenen Hauses war dies eine problematische Entscheidung, hatte doch Luyken van Offenberge 1514 der Kirchenfabrik sein Haus an den groten kerckhoff santi Willibrord unter der Auflage gestiftet, dass dort ein beenhuys eingerichtet werden sollte. Die Kirchenmeister setzten sich mit Genehmigung des Rates über diese Verfügung hinweg 11 . Auch in Coburg und Rothenburg mussten für die Erweiterung der Kirche Häuser abgebrochen werden 12 . Für die Kirchenmeister war es gar nicht immer einfach, über diese Immobilien zu verfügen. Es konnte Jahre dauern, bis sie die umliegenden Häuser oder Grundstücke aufgekauft hatten13 . Oft waren komplizierte Ausgleichsverhandlungen notwendig, wie beispielsweise in Köln im Jahr 1442 14 . Detaillierte Planungen vor Baubeginn konnten nicht von den Kirchenmeistern vorgenommen werden 15 . Hierfür wurde – wie im Fall Wesels auch schon erwähnt – ein Baumeister als Architekt und Bauleiter engagiert 16 . Exakt ausgeführte Risszeichnungen dienten der Präsentation vor den Kirchenmeistern und den Ratsherren, doch sie wurden auch als Baupläne verwendet 17 . In Bayreuth fertigte der 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17

Albert, Dienstanweisungen, S. 86, vgl. Perger, Stephan, S. 439-440. Rüthing, Leben, S. 105. Zu Wesel siehe Anhang II; eine Ausnahme bildete der Schilderung Felix Fabris zufolge der für den Bau des Ulmer Münsters bestimmte Platz, vgl. Haßler, Fabri, S. 25. AEK Wesel Gefach 26,4 S. 121-122, vgl. Roelen, Topographie, S. 422. AEK Gefach 26,4 S. 121-122, vgl. Roelen, Topographie, S. 422, zu den Seelhäusern von St. Willibrord siehe unten Kapitel III.3. Coburg: StadtA Coburg R 11/1493/94 f. 9v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 23v. Zu Köln siehe Huiskes, Ratsmemoriale, S. 179 und S. 187. Huiskes, Ratsmemoriale, S. 189. Zur Planung von Kirchen im Früh- und Hochmittelalter Binding, Linscheid-Burdich, Bauen, S. 73ff. Umfassend Binding, Baubetrieb, S. 236ff., siehe auch die Ausführungen von Beissel, Bauführung I, S. 181-184. Ausführlich zu Baurissen als exakt ausgeführte Risszeichnungen zur Präsentation vor dem Auftraggeber mit zahlreichen Beispielen siehe Katalog 850 Jahre St. Stephan in Wien S. 141-

162

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

Baumeister wahrscheinlich sogar ein Modell der geplanten Kirche 18 . Dieser war auch für die notwendigen Vermessungsarbeiten zuständig19 . Die Verantwortlichen der Stadt achteten in erster Linie auf einen repräsentativen Bau, so dass sich beispielsweise in Ulm die Stadtoberen das Ziel steckten, den höchsten Kirchturm im Reich zu bauen 20 . Die Kirchenmeister notierten in ihren Unterlagen allerdings keine Einzelheiten über diese Ziele, und ebenso wenig bewahrten sie die Baupläne und Skizzen auf. Daher ist unklar, wie exakt die Menge der benötigten Materialien im Voraus berechnet wurde und ob die Kirchenmeister die Angaben kontrollierten 21 . Keine der untersuchten Kirchen wurde während des hier behandelten Zeitraums neu gegründet, doch selbst in den Städten, in denen Kirchen erweitert wurden, notierten nur wenige Kirchenmeister Ausgaben für die Grundsteinlegung 22 . Die Kirchenmeister von St. Nikolaus kauften allerdings im Jahr 1460 einen besonderen Stein als Grundstein für den Kirchturm 23 . Zusätzlich kam unter den Stein ein postulatsgulden 24 . Ob dies anderswo ähnlich gehandhabt wurde, lässt sich aufgrund der Rechnungsbücher nicht beurteilen 25 . Als die Pfarrkirche in Brüx nach einem Brand neu aufgebaut wurde, notierten die Kirchenmeister 1517: Item wyr haben dem meister Jocuff pulirer geben zu eynem gruntsteyn dornstag post Assumptionis marie 10fl. Item seynem pulirer hab wir eodem die geben zw eynem gruntsteyn 2fl 26 . Werkzeuge Handwerker wie Steinmetze, Dachdecker und Maurer arbeiteten im Allgemeinen mit ihren eigenen Werkzeugen, so dass die Kirchenfabrik keine Hilfsmittel zur Verfügung stellte. Dies galt auch für Tagelöhner, die für Erdarbeiten engagiert

18 19 20 21 22

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145, vgl. Uhlirz, Rechnungen, S. xviii; siehe Sitzmann, Baugeschichte, S. 119 zum Bauplan von St. Maria Magdalena in Bayreuth; zu den Baurissen des Straßburger Münsters SchockWerner, Münster, S. 214-219 und S. 282ff.; vgl. StadtA Wesel A3/8 f. 16v. und f. 19v. zum Entwurf des Neubaus von St. Willibrord; allgemein Binding, Baubetrieb, S. 173ff., Hirschmann, Stadtplanung, S. 507-509 Lange, Personenregister, S. 345, vgl. Bendiner, Rechnungen, S. 6, siehe Binding, Baubetrieb, S. 188-190. Siehe Binding, Linscheid-Burdich, Bauen, S. 101ff., Binding, Baubetrieb, S. 339ff. Zum repräsentativen Bauzwang siehe Warnke, Bau und Überbau, S. 20ff. Zum Materialanschlag bei Neubauten Fleischmann, Arbeitsorganisation, S. 158-159. Vgl. Henggeler, Baurodel, S. ix, zu Bayreuth kurz Engelbrecht, Anmerkungen, S. 211, zur Grundsteinlegung des Ulmer Münsters bei Haßler, Fabri, S. 26; zur Grundsteinlegung beim Neubau von Kirchen im Früh- und Hochmittelalter allgemein Binding, Linscheid-Burdich, Bauen, S. 169-178, sowie Benz, Ecclesiae. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 525. Witte, Kunst, S. 66; ähnlich wahrscheinlich in Wien anlässlich der Grundsteinlegung des neuen Turms von St. Stephan: Czeike, Honoratioren, S. 113. Zur Grundsteinlegung des Ulmer Münsters siehe Haßler, Fabri, S. 26, der davon berichtet, dass alle Ratsherren Gold und Silber zum Grundstein legten, vgl. Köpf, Münstergründer, S. 11-15. Zu Grundsteinlegungen anhand zahlreicher auf Chroniken basierender Beispiele siehe Sprandel, Aufschwung, S. 14-15, Fleischmann, Arbeitsorganisation, S. 159. Neuwirth, Bau Brüx, S. 341.

III.1. Die Kirche als Bauwerk

163

wurden und dafür ihre eigenen Schaufeln mitbringen mussten 27 . Von der Regel, dass die Kirchenmeister keine Werkzeuge anschafften, gab es allerdings drei Ausnahmen: Erstens besaßen viele Kirchenfabriken wie in Wesel, Bamberg, Dresden, Wertheim und Windsheim Schaufeln und Hacken, die von den Totengräbern verwendet wurden 28 . Zweitens mussten mancherorts spezielle und teure Werkzeuge für den Kirchenbau – beispielsweise Winkelmaße und Zubehör für den Erweiterungsbau von St. Willibrord – beschafft werden 29 . Im Jahr 1501 kauften die Kirchenmeister von St. Willibrord außerdem eine große Wasserwaage, ein großes Winkelmaß sowie eine große Säge (stoetsaige) samt dazugehörendem Sägeblatt 30 . Im Jahr 1507 gaben sie dann noch einmal zwei Wasserwaagen mit dazugehörenden Brettern in Auftrag 31 . Brachten Handwerker derartige Werkzeuge mit, so wurden diese wie in Bielefeld auf Kosten der Kirchenfabrik repariert32 . Gehörten die Werkzeuge der Kirchenfabrik, galt die Sorge der Kirchenmeister ihrer sicheren Verwahrung 33 . Drittens finanzierten die Kirchenmeister Werkzeuge und Maschinen, die für den reibungslosen Fortschritt der Bauarbeiten wichtig waren. So beschafften sie in den Jahren 1500 und 1501 mehrere Schubkarren 34 . Der Anschaffungspreis für die Karren war zwar nicht sehr hoch, doch mussten die Räder wegen der starken Beanspruchung nahezu jedes Jahr repariert werden35 . Mit Beginn der Maurerarbeiten nutzten die Maurer Eimer und Fässer der Kirchenfabrik, in denen sie Kalk mischten und Mörtel anrührten. Die Kirchenmeister verzeichneten mehrfach, dass die Eimer und Fässer neu bereift wurden 36 . Zu den Kosten für einen schnellen Fortgang der Bauarbeiten gehörten auch die Ausgaben für einen Schleifstein 37 . Schließlich wurden Hebewerkzeuge benötigt 38 . In St. Willibrord behalf man sich während der Bauarbeiten des 15. Jahrhunderts mit einfachen Winden 39 . Die Winde im Turm wurde 1489 wieder genutzt, als ein Glockenklöppel ausgetauscht 27 28

29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39

Die Kirchenmeister von St. Willibrord schafften lediglich im Jahr 1500 zwei Schaufeln an, siehe AEK Wesel Gefach 37,3 S. 318. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 5v., Nr. 70.01/4 f. 6r., Nr. 70.01/9 f. 10v.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 23r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 112v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1499-1500 f. 12v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 793. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 385, S. 387. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 746. StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 2 f. 25r., vgl. Rüthing, Leben, S. 108. Albert, Dienstanweisungen, S. 85: Item wan er geschir nusgibt den werkluten, sol er ein ufmerkung haben, daz solich geschir wider an daz ort kum, do es hingehört. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 315 und S. 384; allgemein zur Verwendung von Schubkarren auf dem Bau Binding, Baubetrieb, S. 386ff. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 510, S. 513, S. 567, S. 568, S. 621, S. 622, S. 680, S. 746, Gefach 37,4 S. 418. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 619, S. 857. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 624. Hierzu umfassend Binding, Baubetrieb, S. 393ff. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 299.

164

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

wurde 40 . Als es im Jahr 1500 an die Erweiterung der Kirche ging, ließen die Kirchenmeister einen kraen errichten. Auf dem Dachboden des Hauptschiffs wurden zwei verschieden große Treträder errichtet, über die die Seile dann liefen 41 . Die Größe der Räder stand in Relation zu der Schwere der Lasten. Die Räder liefen in einem eigenen kranen huyß und mussten jedes Jahr mit Fett geschmiert werden 42 . Auch für St. Nikolaus gab es mindestens einen Kran, doch erschien den Kirchenmeistern 1466 das Versetzen an eine andere Stelle als zu mühsam, so dass ein Mast für einen Ausleger errichtet wurde 43 . Vermutlich wurde 1491 noch ein zweiter Kran im Turm errichtet 44 . Außerdem gab es im Steinbruch einen Kran zum Heben der Steine 45 . Aus den Weseler Rechnungen lässt sich nicht detailliert beurteilen, wer über die Art des errichteten Kranes entschied, doch aller Wahrscheinlichkeit nach fiel dies in die Kompetenz des Baumeisters. Der in St. Willibrord errichtete Kran genügte nicht allen Anforderungen, so dass die Kirchenmeister wiederholt um Abhilfe bemüht waren. Mehrfach wurden daher die Räder verändert46 . In den Jahren 1507 und 1514 mussten neue Lastenseile gekauft werden47 . Im Jahr 1516 schickten die Kirchenmeister den Baumeister nach Emmerich, omb toe bezyen den kraen dair eyn gemaickt 48 . Dann aber kauften sie den kraen in der steyn kuylen und ließen ihn von Mühlheim nach Wesel transportieren sowie die Treträder reparieren 49 . Zusätzlich gaben sie eiserne Ketten und Beschläge sowie ein Kranen huyß in Auftrag 50 . Ob und inwieweit dieser Kran den alten ersetzte, lässt sich nicht beurteilen. Mit Sicherheit aber waren die Kirchenmeister auch in den folgenden Jahren mit dem Kran unzufrieden, denn er scheint sehr schwergängig gewesen zu sein, so dass immer wieder erhebliche Mengen an Fett und Schmiere aufgewendet werden mussten 51 . Wie in Wesel waren auch in anderen Städten bei den Kirchen Kräne fest installiert. Die Kirchenmeister verzeichneten nur dann Ausgaben, wenn beispielsweise ein neues Rad wie 1498 in St. Marien in Bielefeld benötigt wurde 52 . Neben den Kränen waren Gerüste für das Arbeiten in großer Höhe notwendig. Die Kirchenmeister von St. Willibrord wie auch von St. Nikolaus verzeichneten zwar Ausgaben für die notwendigen Holzbalken, doch notierten sie keine Einzel40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 56. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 315, S. 316, S. 318, S. 381, Gefach 37,4 S. 940. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 381, S. 385, S. 622, Gefach 37,4 S. 976. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 516, S. 656. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 418. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 379. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 617, S. 682. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 744, Gefach 37,4 S. 416. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 612. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 610-612, S. 614. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 657, S. 976. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 381, Gefach 37,4 S. 614, S. 615, S. 785, S. 791, S. 939. StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 2 f. 21v.-22v.; zum Kran für den Wiederaufbau des Turms von St. Maria Magdalena in Bayreuth Sitzmann, Baugeschichte, S. 120.

III.1. Die Kirche als Bauwerk

165

heiten über ihre Dicke und Länge oder über den Bau der Gerüste 53 . In das Aufgabengebiet der Kirchenmeister fielen auch die Leitern, von denen für St. Willibrord im Jahr 1500 insgesamt vier Stück und 1503 noch eine weitere lange dünne beschafft wurden 54 . Materialien Wichtiger noch als die Werkzeuge waren die Baumaterialien wie Stein oder Holz, die im Allgemeinen auf dem Kirchhof gelagert wurden 55 . Dies war ganz normal, denn die für andere Bauten benötigten Materialien deponierte man häufig auf der Straße 56 . Für den Bau aller Kirchen war Stein das wichtigste und – je nach Region – das teuerste Baumaterial, wobei vorwiegend Natursteine und nur teilweise Ziegelsteine verwendet wurden 57 . In der unmittelbaren Nähe von Wesel gab es keine geeigneten Steinbrüche, so dass die genaue Herkunft der vom 13. bis 15. Jahrhundert verbauten Steine unklar ist 58 . Für die im Jahr 1498 begonnene Erweiterung holte man Steine aus einem Steinbruch nahe bei Mühlheim an der Ruhr. Im Jahr 1500 mieteten die Kirchenmeister zuerst ein Schiff, im folgenden Jahr vier Schiffe für den Transport 59 . Dabei wurde soviel Stein gebrochen, dass erst knapp ein Jahrzehnt später eine erneute Fahrt nach Mühlheim notwendig war 60 . Außerdem wurden in geringeren Quantitäten besondere Steinsorten wie

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St. Willibrord: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 388, S. 509; St. Nikolaus: AEK Wesel Gefach 33,2 S. 209, S. 212, S. 224, S. 226, S. 443, S. 446, S. 451, S. 471, S. 580, S. 705; allgemein zu Gerüsten Binding, Baubetrieb, S. 427ff., siehe auch Heitzenröder, Wetterau, S. 179, zu dem Streit zwischen dem Stiftskapitel von St. Bartholomäus in Frankfurt und dem Rat der Stadt um den Weiterbau des Turmes, für den der Rat Geld bewilligte, da die Außengerüste nach sechs bis sieben Jahre baufällig würden und nicht mehr genutzt werden könnten. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 316, S. 320, S. 321, S. 508; zu Leitern siehe Binding, Baubetrieb, S. 370ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 165 (Steine), Gefach 37,3 S. 37 (Steine 1488), S. 113 (Kalk), S. 208 (Planken), S. 314 (Steine), S. 315 (Holz), S. 620 (Ziegel), S. 786 (Steine). Fleischmann, Arbeitsorganisation, S. 157. Zur Steinbeschaffung und Steinbearbeitung beim Neubau von Kirchen im Früh- und Hochmittelalter Binding, Linscheid-Burdich, Bauen, S. 213ff., Binding, Baubetrieb, S. 355ff.; zur Beschaffung von Steinen beim städtischen Bauhof in Bamberg Sichler, Bauverwaltung, S. 335ff.; grundlegend zur Baustoffversorgung Sander-Berke, Baustoffversorgung, Fouquet, Bauen, S. 377-386; zu St. Viktor in Xanten Beissel, Geldwerth, S. 29ff. Die Kirchenmeister verzeichneten in den Rechnungsbüchern des 15. Jahrhunderts keine näheren Ausgaben über die beim Bau der Kirche verwendeten Steine, siehe z.B. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 327, S. 357; zur Herkunft der in Xanten verbauten Steine siehe Beissel, Bauführung I, S. 133-134, S. 138-139, und II, S. 29ff. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 372, S. 796; zum Hafen und zur Anlandung von Steinen siehe Ellmers, Hafeneinrichtungen, S. 43-46; zur Beschaffung von Steinen für das Stift in Xanten siehe Rotthoff, Organisation, S. 16-17, Binding, Baubetrieb, S. 362-363, ausführlich insb. zu den Steinen von der Ruhr Beissel, Bauführung, S. 35ff. Siehe auch AEK Gefach 26,4 S. 135-137; zu den 1511 beschafften Steinen AEK Gefach 37,4 S. 109-112, S. 119, S. 510.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

beispielsweise Munstersche steyn beschafft 61 . Die Kirchenmeister bezahlten das Brechen der Steine ebenso wie den Transport auf das Schiff sowie in Wesel vom Schiff bis auf den Kirchhof 62 . Wurde die Reise des Jahres 1501 von dem Baumeister Gerwin van Langenberg geleitet, so fuhr der Kirchenmeister Derick van Galen im Jahr 1511 selbst nach Mühlheim, um die Beschaffung von Bausteinen zu überwachen 63 . Im Jahr 1516 reiste erneut Gerwin van Langenberg nach Andernach, um weitere Steine zu besorgen, und Derick van Galen folgte ihm für zwei Tage omb toe besyen na den steyn 64 . Er maß damit dem Brechen der Steine große Bedeutung zu, was sich nicht nur aus den Kosten ergab, sondern auch aus der Tatsache, dass schlecht gebrochener Stein wertlos war. Die meisten Kirchenmeister hatten ganz ähnliche Schwierigkeiten wie ihre Weseler Kollegen und mussten vielfach die Steine von weither herbeischaffen lassen 65 . Während die Freiburger und die Straßburger Münsterbauhütten über eigene Steinbrüche verfügten und daher die Kirchenfabriken die Kosten für den Transport aller Steine bis zur Kirche trugen, wurde dies in Ulm mit den Kosten für die Steine verrechnet. Die Besitzverhältnisse der Steinbrüche der übrigen Kirchen sind unklar 66 . Überall ließen die Kirchenmeister Stein entweder für den Bau der Kirche mit großen zeitlichen Abständen oder gezielt für einzelne Vorhaben brechen 67 . Die wesentlichen Kosten waren überall die Lohnkosten für die Steinmetze oder Steinbrecher sowie die Ausgaben für den Transport bis zur Kirche, für den die Kirchenmeister der Dresdener Kreuzkirche einen eigenen stein karren anschafften 68 . Sie mussten auch besonders große und feste Steine für die Brücke 61 62 63 64 65 66 67

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AEK Wesel Gefach 37,4 S. 125, S. 326; zu den sogenannten Münstersteinen kurz Prieur, Religion, S. 359-360, Beissel, Bauführung II, S. 34-35, ders., Geldwerth, S. 34-35. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 309-312, S. 370, S. 371, S. 373-375, S. 377; zu den Transportkosten Fouquet, Bauen, S. 380, vgl. zu Xanten Beissel, Bauführung II, S. 36-42. Reise 1501: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 371; 1511: Gefach 37,4 S. 130. Van Langenberg: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 608-617; van Galen: Gefach 37,4 S. 610; auch das Stift Xanten bezog Stein aus Andernach: Rotthoff, Organisation, S. 16. Vgl. Militzer, Finanzierung, S. 271-272. Zu Steinbrüchen siehe ausführlich Sander-Berke, Baustoffversorgung, S. 80ff. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1487/88 f. 10r., vgl. Göldel, Bauhof, S. 251; StadtA Bayreuth R32/1457, R2/1519, siehe auch Engelbrecht, Anmerkungen, S. 269-270; StadtA Würzburg Ra 2023 f. 41v.; StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1482-1483 f. 9v.; StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 19v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 22v. Lohnkosten Steinmetze: StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 12r., StadtA Coburg R 11/1483 f. 9r., 9v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 12r., EBA Freiburg Münsterrechnungen 1496 I, 1499 II, StadtA Freiburg E 1 B II a 1 Nr. 9, LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 10r., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 8v., StadtA Windsheim G 36a f. 24r., StadtA Würzburg Ra 2022 f. 24r., Ra 2136 f. 18r., f. 21r.; Transport: StadtA Coburg R 11/1489 f. 6r.-8v., StadtA Dresden A XV b 36 f. 92r., EBA Freiburg Münsterrechnungen 1499 II, StadtA Freiburg E 1 B II a 1 Nr. 9, StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 35r., f. 39r., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 10r., 1484-1485 f. 12r., StadtA Windsheim G 36a f. 24r., G 37 f. 59r., f. 69r., StadtA Wunsiedel R 3768 f. 4v.; stein karren: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1499 o.f.; zum Brechen von Steinen in den Nürnberger Steinbrüchen Fleischmann, Ar-

III.1. Die Kirche als Bauwerk

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über die Elbe besorgen, so dass das Brückenamt ein eigenes Transportschiff besaß 69 . Bei kleineren Kirchen in ländlich geprägten Städten wie Coburg und Windsheim wurden Steine teilweise im Rahmen von Fronarbeiten befördert, während in Weissenburg der Abt des Klosters Wülzburg als Patronatsinhaber Transportwagen zur Verfügung stellte 70 . Für die Steintransporte für die Türme von St. Marien in Bielefeld stellten die Stiftskanoniker und die Adligen des Umlandes Fuhrwerke bereit 71 . Zusätzlich zu den gehauenen Steinen wurden in Wesel tiegelsteine verbaut. Unter diesem Begriff fassten die Kirchenmeister alle gebrannten Steine von Bodenplatten bis zu Mauersteinen zusammen 72 . Mit ihnen wurden teils die Gewölbe gefüllt und kleinere Mauern errichtet, teils enthielten Mauern und Pfeiler einen Kern aus Ziegelsteinen. Sie wurden im Allgemeinen zu Tausenden, seltener zu Hunderten der Kirche entweder gespendet, so dass die Kirchenmeister nur für den Transport zur Kirche aufkommen mussten, oder von den Kirchenmeistern gekauft, wobei dann der Ziegelproduzent den Transport übernahm 73 . Die Ziegelsteine wurden in einer der Weseler Ziegeleien außerhalb der Stadt produziert, die zwar in städtischem Besitz war, aber an Privatunternehmer verpachtet wurde 74 . Gelegentlich wurden Ziegel importiert wie 1459 Bodenplatten aus Venlo 75 . Aus den Rechnungen geht nicht hervor, ob die Kirchenmeister, die Baumeister oder die Maurer die gekauften Steine nachzählten sowie ihre Qualität kontrollierten. Nicht immer waren neue Ziegel notwendig, denn zerbrochene alte Steine wurden beispielsweise für das Fundament eines der neu errichteten Pfeiler verwendet 76 . Bei der neu gebauten Schule, der Sakristei und dem Beinhaus wurden die Ziegelsteine der Vorgängergebäude gereinigt (steyn gheveghet) und anschließend wieder verwendet 77 .

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beitsorganisation, S. 154-155, sowie ebd., S. 156-157 für den Transport der Steine, zu Coburg auch Heins, Kulturgeschichtliches, S. 148. StadtA Dresden A XV b 36 f. 92r., Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 16. Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 8v-9r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 96r.; Weissenburg: Jäger, Regesten, Nr. 939 S. 478; ausführlich zum Transport Fouquet, Bauen, S. 282ff., auch Beissel, Bauführung II, S. 43. Rüthing, Leben, S. 107. AEK Wesel Gefach 37,2 S. S. 283, S. 428. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 283, S. 428, Gefach 37,3 S. 380, S. 386, S. 456, S. 590, S. 619, S. 625, S. 740, S. 747, Gefach 37,4 S. 17, S. 37, S. 115, S. 118, S. 121, S. 125-127, S. 129, S. 168, S. 308, S. 313, S. 315, S. 318, S. 416, S. 422, S. 425-427, S. 509, S. 547, S. 548, S. 610, S. 611, S. 661 , S. 662, S. 779, S. 836, S. 838, S. 935. Zu diesen ausführlich Roelen, Topographie, S. 136-140, vgl. Reinhold, Verfassungsgeschichte, S. 101; zu den Dresdener Ziegeleien Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 11-12; allgemein zu Ziegeleien Sander-Berke, Baustoffversorgung, S. 13ff. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 144. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 383. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 102, Gefach 37,3 S. 618, S. 619.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

In den übrigen untersuchten Städten verfuhren die Kirchenmeister auf die gleiche Weise 78 . Den Lübecker Kirchenfabriken gehörten wegen der großen Menge an benötigten Ziegelsteinen eigene Ziegeleien 79 . Die Steine wurden in erster Linie mit Mörtel vermauert, so dass die Kirchenmeister Kalk und Sand beschafften. Blei oder Eisen zum Verklammern der Steine oder zur Herstellung von Dachrinnen kauften in erster Linie die Kirchenmeister von St. Nikolaus, dagegen nur selten die Zuständigen der Weseler Altstadtkirche 80 . Auch anderswo verbuchten nur wenige Kirchenmeister entsprechende Ausgaben 81 . Im Unterschied zu den für den Kirchenbau benötigten Steinen wurde Holz nahezu in allen Kirchen jährlich benötigt. Die Weseler wie auch die übrigen Kirchenmeister verzeichneten kaum Details über den Verwendungszweck oder über die Holzart 82 . Wahrscheinlich wurden die Stämme wie in Dresden von weither geflößt 83 . Im Gegensatz zu den Dresdener Kirchenmeistern brauchten sich die Weseler Verantwortlichen darum aber nicht zu kümmern, sondern bezogen die Holzbalken von den Holzschneidern (holtsnidern), die in der Mathena-Vorstadt lebten 84 . Auch die meisten übrigen Kirchenmeister bekamen das Holz von örtlichen Sägewerken 85 . Damit trugen die Kirchenmeister zwar einen erheblichen Teil der Kosten für Baumaterialien, doch die Auswahl und Beschaffung lag vorwiegend in der Zuständigkeit des Baumeisters. Bei den immer wieder anfallenden Reparaturen beschafften mehrheitlich die Handwerker die benötigten Materialien. In Folge der 78

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Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 5r., StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 8v., f. 9r., zur Beschaffung von Ziegeln beim städtischen Bauhof in Bamberg Sichler, Bauverwaltung, S. 338ff.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1491/92 f. 6v.; Ellwangen: StA Lugwigsburg B 384/10664 f. 8r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 37A f. 33r., f. 62v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 10r., 1482-1483 f. 11v., 1485-1486 f. 23r., 1499-1500 f. 12v., StA Wertheim G Präsenzrechnung 1486 f. 5r. Suhr, Kirche, S. 95. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 177, S. 180, Gefach 33,2 S. 111, 380, S. 438, S. 472, S. 576, S. 645, Gefach 37,1 S. 165, Gefach 37,2 S. 371, Gefach 37,3 S. 230, Gefach 37,4 S. 35, S. 36, S. 785. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 8v., vgl. Beissel, Bauführung II, S. 49. Wesel: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 37, S. 55, S. 79, S. 221, S. 237, S. 247, S. 273, S. 285, S. 388, S. 401, S. 413, S. 424, Gefach 37,2 S. 31, S. 57, S. 150, Gefach 37,3 S. 315, S. 777, S. 850, S. 854, Gefach 37,4 S. 116, S. 117, S. 120, S. 126, S. 131, S. 132, S. 133, S. 964, S. 973; siehe auch StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 341r., StadtA Rothenburg R 360 f. 229v., 300v.; zur Holzbeschaffung für den Bau des Xantener Stifts Rotthoff, Organisation, S. 16-17, allgemein Binding, Baubetrieb, S. 368-369, Fouquet, Bauen, S. 372377, Sander-Berke, Baustoffversorgung, S. 114ff. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 33v., f. 341r., f. 368r., siehe Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 12-13; die Baumeister der Xantener Stiftskirche hatten teilweise Schwierigkeiten, für den Bau geeignete Holzstämme zu bekommen, siehe Rotthoff, Organisation, S. 16-17; zu dem vom städtischen Bauhof in Bamberg benötigten Holz ausführlich Sichler, Bauverwaltung, S. 308ff. Roelen, Topographie, S. 128-129. Inwieweit die Kirchenmeister oder einzelne Handwerker Holz von dem Holzmarkt vor dem Dämmer Tor bezogen ist unklar, vgl. Roelen, Topographie S. 128; für eine Lieferung Holz vom stathoff siehe AEK Wesel Gefach 37,4 S. 591. Vgl. Sander-Berke, Baustoffversorgung, S. 135ff.

III.1. Die Kirche als Bauwerk

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verteilten Beschaffung gaben die Kirchenmeister nur selten Aufträge an den städtischen Bauhof 86 . Ausschlaggebend war, dass die Handwerker am besten beurteilen konnten, was sie zur Durchführung ihres Auftrags benötigten. Außerdem bestand die Gefahr der Unterschlagung, wenn die Kirchenmeister den Handwerkern die Materialien zur Verfügung stellten 87 . Aus diesem Grund ließen beispielsweise die Rothenburger Kirchenmeister sogar die beim Sägen angefallenen Späne aufsammeln 88 . Der Baumeister des Freiburger Münsters musste schwören: Item er sol nichtz, das dem b[a]u zugehrt, cleins noch groß verkaufen noch zu seinem nutz bruchen on der pfleger oder eins schaffners wissen und willen. (...) Item was dem b[a]u zugehrt, es sie werkgeschir, kalg, ruschholz und anders, sol er trulich behalten und verwaren lassen und sunst in allen dingen allweg des b[a]us nutz und frommen schaffen.89 Alle Materialien, die vor Ort zu beziehen waren, wurden kurzfristig beschafft. Nur selten wurden Baustoffe gelagert: Manche Materialien wie die Natursteine mussten von weither importiert werden. Besonders wertvolle Materialien wie übrig gebliebene kloch spyse, in erster Linie Bronze, wurden aufbewahrt, um bei einem erneuten Glockenguss als Ausgangsmaterial zu dienen 90 . Schließlich konnten wie in Rothenburg übrig gebliebene Materialien – beispielsweise Bretter und Ziegel – bei späteren Arbeiten verwendet werden 91 . Pfeiler und Mauern Besondere Sorgfalt verwandten die Baumeister und ihnen nachgeordnet die Steinmetze auf die Pfeiler der Kirche. Bei der Kirchenerweiterung von St. Willibrord wurden ab 1498 zunächst die einzelnen Tonnen der Pfeiler gehauen und dann aufeinander gesetzt, nachdem sorgfältig ein Fundament erstellt worden war 92 . Bei den kleynen pylers dair die streuen vp komen ging man ähnlich vor 93 . Waren sie jedoch erst einmal errichtet, brauchten sich die Kirchenmeister kaum noch um die Pfeiler zu kümmern: Lediglich im Jahr 1411 mussten nicht näher spezifizierte Pfeiler ausgebessert werden, während 1440 einige der äußeren Stre86

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AEK Wesel Gefach 37,3 S. 740, S. 857, Gefach 37,4 S. 418, S. 615, S. 616, S. 837, S. 863, S. 929; zu den städtischen Bauhöfen umfassend Fouquet, Bauen, S. 178ff. und S. 257ff., auch Sander-Berke, Baustoffversorgung, insb. S. 142ff., speziell zu Bamberg Göldel, Bauhof, S. 229ff. Kurz Baxandall, Bildschnitzer, S. 114-115, vgl. Lexer, Baumeisterbuch, z.B. S. 272-273. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 33v. Albert, Dienstanweisungen, S. 86. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 123. StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 33r. Pfeiler gehauen: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 315, S. 326, S. 396, S. 788, S. 789, S. 790; aufeinandergesetzt: Gefach 37,3 S. 395; ailde tygelsteyn: Gefach 37,3 S. 383; zu den Pfeilern beim Neubau von Kirchen im Früh- und Hochmittelalter Binding, Linscheid-Burdich, Bauen, S. 157-168 und S. 343ff.; zur Tiefe der Fundamente sie beispielsweise Boockmann, Stauferzeit, S. 400, Haßler, Fabri, S. 26, Ludwig, St. Georgen, S. 129. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 628, S. 703, S. 704.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

bepfeiler reparaturbedürftig waren 94 . Bei einem weiteren Pfeiler musste der Dachdecker 1466 die obere Abdeckung erneuern95 . Schon schwieriger war, wenn die Kirchenmeister 1468 einen Stein innerhalb eines Pfeilers ersetzen und nach geglückter Reparatur wieder verputzen ließen 96 . Das Fundament von St. Willibrord scheint im Übrigen nicht das Beste gewesen zu sein, da in den Jahren 1477 und 1478 ein Pfeiler abgesichert und bearbeitet werden musste 97 . Schließlich war es einige Jahre später notwendig, einen der kleinen Pfeiler im Strebewerk eines der großen Kirchenfenster instand zu setzen 98 . Auch in St. Martin in Bamberg erwies sich 1520 ein Pfeiler als schadhaft und musste mit erheblichem Aufwand restauriert werden 99 . Keine Reparaturen waren an den Pfeilern von St. Nikolaus auf der Mathena nötig, die erst in den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts errichtet wurden. Am einfachsten zu erstellen waren die Mauern der Kirche, und sie waren zugleich die Baubestandteile, die am wenigsten Probleme verursachten. Keiner der Kirchenmeister in den untersuchten Kirchen musste sich um schadhafte Mauern kümmern. Gewölbe und Kirchendach Im Vergleich zu den Mauern der Kirche waren die Gewölbe kompliziert zu errichten. Für größtmögliche Präzision bei der Bogenführung verwendeten die Baumeister Schablonen 100 . Solche Schablonen ließen die Kirchenmeister von St. Willibrord im Jahr 1509 von auswärts kommen 101 . Neben speziell behauenen Steinen für die Gurtbögen wurden Ziegelsteine für die Füllung verwendet 102 . Sie wurden anschließend verputzt und bemalt 103 . Das Dach der Kirche bot den Kirchenmeistern ständig Anlass zur Sorge. St. Willibrord war mit Schindeln gedeckt, die auf Dachlatten aufgenagelt waren 104 . Es traten nahezu jedes Jahr Schäden auf, deren Behebung bis zu mehrere Wochen dauerte. Die größte Ausgabe wurde 1470 fällig, als die Kirchenmeister den haluen daeck nye to decken ende dat leydaek dair vp te slaen ließen 105 . Sieben Jahre später waren dann noch einmal umfangreiche Ausgaben notwendig, 94 95 96 97 98 99 100

101 102 103 104 105

1411: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 97; 1440: Gefach 37,1 S. 424. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 244. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 284. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 402, S. 415. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 451. PfA Bamberg St. Martin 70.01/21 f. 5r., f. 14r. Diese wurden von Zimmerleuten angefertigt und separat von den Kirchenmeistern bezahlt: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 69, siehe auch Gefach 37,3 S. 855; allgemein Binding, Baubetrieb, S. 229-234. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 855. Siehe AEK Wesel Gefach 37,2 S. 69, Gefach 37,4 S. 777-780. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 450, Gefach 37,3 S. 11, S. 854, Gefach 37,4 S. 774, S. 776, S. 926, Witte, Kunst, S. 68; St. Nikolaus: Gefach 33,2 S. 170, Witte, Kunst, S. 68. Siehe zur Bedeutung der schindelgedeckten Dächer Fouquet, Bauen, S. 428-430. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 316.

III.1. Die Kirche als Bauwerk

171

denn im Zuge des Neubaus des Kirchturms mussten Teile des Daches neu gedeckt werden 106 . Im Jahr 1519 bemerkten die Kirchenmeister dann, dass eyn deell loits bauen an der cappen van den turm affgefallen was 107 . Offensichtlich trauten sie in diesem Fall den Weseler Handwerkern keine Reparatur zu, oder die lokalen Dachdecker wollten die Aufgabe nicht übernehmen, so dass die Kirchenmeister erstmals einen Boten zum leyendecker van Duyeßberg sandten mit der Bitte um Reparatur des Kirchturmdachs 108 . Von diesem seltenen Fall abgesehen fassten die Kirchenmeister Schäden summarisch in Einträgen wie decken und lappen, gater to stoppen oder den Leyendecker van decken zusammen, wobei die Dachdecker im Allgemeinen verrutschte, brüchige oder herabgefallene Schieferplatten reparierten oder austauschten 109 . Allerdings gab es auch andere Arbeiten: Gelegentlich mussten die Dachlatten, auf denen die Schieferplatten aufgenagelt waren, ausgetauscht werden 110 . Im Jahr 1439 ließen die Kirchenmeister einen Teil des Dachstuhls des alten Kirchturms erneuern 111 . Ob die Zimmerleute die Dachbalken imprägnierten, geht aus den Rechnungen der Kirchenmeister nicht hervor 112 . Schließlich waren die Dachdecker auch für Regenrinnen (gaet oder gaite) der Kirche zuständig. Die mit Blei verfugten Steinrinnen mussten alle paar Jahre ausgebessert werden 113 . Mit Beginn der Kirchenerweiterung im Jahr 1500 erhielten die Dachdecker zusätzliche Aufträge, denn der Baumeister ließ die neue Sakristei sowie die neu errichteten Kapellen noch vor der Einwölbung decken 114 115 . Angesichts der Reparaturanfälligkeit ließen die Kirchenmeister das Dach regelmäßig von Dachdeckern überprüfen; Jakob Leyendecker erhielt hierfür von 1440 bis 1459 sogar einen Pauschalbetrag von 2m pro Jahr, der kleinere Reparatu106 107 108 109

110 111 112 113 114

115

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 401, S. 402. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 835. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 835. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 24, S. 29, S. 103, S. 112, S. 126, S. 165, S. 193, S. 194, S. 201, S. 231, S. 237, S. 286, S. 366, S. 376, S. 388, S. 401, S. 412, S. 413, S. 424, Gefach 37,2 S. 9, S. 20, S. 31, S. 44, S. 45, S. 57, S. 67, S. 76, S. 86, S. 100, S. 109, S. 121, S. 130, S. 136, S. 137, S. 145, S. 150, S. 151, S. 167, S. 180, S. 198, S. 221, S. 243-245, S. 261, S. 262, S. 283, S. 300, S. 316, S. 340, S. 371, S. 414, S. 415, S. 427, S. 428, S. 441, S. 474, S. 487, Gefach 37,3 S. 20, S. 21, S. 36, S. 74, S. 97, S. 124, S. 150, S. 154, S. 181, S. 182, S. 211, S. 231, S. 276. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 231, S. 401, Gefach 37,2 S. 44, S. 245. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 412. Zur Imprägnierung kurz Fleischmann, Arbeitsorganisation, S. 166. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 165, S. 193, Gefach 37,2 S. 150, S. 165, S. 167, S. 299, S. 371, S. 474, Gefach 37,3 S. 20, S. 664, S. 684, S. 855,Gefach 37,4 S. 35, S. 785. Neue Sakristei: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 680-682, S. 684, S. 689; neue Kapellen: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 778, S. 790, S. 851, S. 855, Gefach 37,4 S. 320-327, S. 396-413, S. 490-508, S. 566-604, S. 663-680, S. 752-S. 773, S. 834, S. 908-927, S. 961-971; zusätzlich mussten weiterhin Arbeiten am alten Kirchendach erledigt werden: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 319, S. 322, S. 382, S. 384, S. 402, S. 451, S. 452, S. 455, S. 512, S. 528, S. 567, S. 569, S. 622, S. 634, S. 637, S. 747. Zusätzlich mussten weiterhin Arbeiten am alten Kirchendach erledigt werden: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 319, S. 322, S. 382, S. 384, S. 402, S. 451, S. 452, S. 455, S. 512, S. 528, S. 567, S. 569, S. 622, S. 634, S. 637, S. 747.

172

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

ren einschloss. Wenn größere Schäden auftraten oder wenn Material gekauft werden musste, rechneten alle Dachdecker separat ab. Sie beschafften beispielsweise die notwendigen speziellen Nägel (leyennagel) zu Hunderten oder Tausenden, wobei 1509 für das Dach der drei neuen Kapellen insgesamt 29500 Nägel gekauft wurden 116 . Aller Wahrscheinlichkeit nach stellten die Dachdecker den Kirchenmeistern jeweils größere Quantitäten an Nägeln in Rechnung, behielten dann die Reste und verwendeten diese im folgenden Jahr, denn es wurden nur alle paar Jahre Nägel in Rechnung gestellt 117 . Ähnlich wurde bei den Schieferplatten verfahren, die von den Dachdeckern in einzelnen Jahren zu Recht geschlagen wurden118 . Schließlich benötigten die Dachdecker Kohle, um das zum Abdichten der Dachrinnen benötigte Blei zu schmelzen. Wahrscheinlich mussten die Handwerker diese Kosten selbst tragen, da die Kirchenmeister nur sehr selten entsprechende Ausgaben verbuchten 119 . Das Kirchendach von St. Willibrord gehörte damit zu den teuren Ausgabenbereichen der Kirchenfabrik. Den Weseler Kirchenmeistern aber ging es vergleichsweise gut, denn ausweislich ihrer Rechnungen wurde das Dach niemals grundlegend zerstört. In Bayreuth hatte man weniger Glück, da das Dach der Stadtkirche St. Maria Magdalena mehrfach erhebliche Schäden erlitt120 . Kirchtürme Alle Kirchenmeister maßen dem Turm der Kirche große Aufmerksamkeit zu, denn dieser hatte verschiedene Funktionen: Die meisten Türme enthielten den Glockenstuhl mit den Glocken der Kirche und der Stadt, die durch ihre hohe Anbringung besonders weit zu hören sein sollten. Vom Kirchturm aus konnten Wächter die Stadt und das Umland beobachten und bei Feuer oder auswärtiger Gefahr Alarm geben. Schließlich kam dem Turm eine repräsentative Funktion zu, da er weithin sichtbares Wahrzeichen jeder Stadt war. Am Turmdach von St. Willibrord in Wesel waren zu Beginn des 15. Jahrhunderts immer wieder einzelne Arbeiten nötig 121 . Gelegentlich mussten die Regenrinnen ausgebessert werden 122 . Bis in die dreißiger Jahre fielen insgesamt nur geringe Kosten an, von denen verschiedene auf den Glockenstuhl entfielen 123 . Im Jahr 1435 wurde der Bau eines neuen Turmes begonnen, der vor dem alten Kirchturm gebaut wurde. Dieser blieb zunächst noch in Gebrauch und muss-

116 117

118 119 120 121 122 123

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 851. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 29, S. 165, S. 194, S. 237, S. 366, S. 424, Gefach 37,2 S. 57, S. 371, S. 487, Gefach 37,3 S. 21, S. 150, S. 154, S. 231, S. 382, S. 451, S. 680, S. 682, S. 851. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 112, Gefach 37,2 S. 136, S. 243, Gefach 37,3 S. 97, S. 231. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 64, S. 126, S. 193, Gefach 37,3 S. 278, S. 452. Sitzmann, Stadtkirche, S. 188, Engelbrecht, Anmerkungen, S. 203-204; zu den Dachdeckern in Bamberg Sichler, Bauverwaltung, S. 180ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 55, S. 63, S. 64, S. 71, S. 193. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 126, S. 193. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 55, S. 63, S. 64, S. 71, S. 126, S. 193.

III.1. Die Kirche als Bauwerk

173

te auch repariert werden 124 . Das neue Bauwerk wuchs recht zügig in die Höhe 125 . Bereits 1437 begann man, das Maßwerk im Westfenster des Turmes einzusetzen 126 . Neun Jahre später wurde das Gewölbe des Turmes eingezogen, und dabei schuf man wahrscheinlich im Bereich des Dachstuhls eine Möglichkeit, vom alten in den neuen Turm zu gehen 127 . Die Glocken blieben jedoch im alten Turm 128 . Das große Westfenster konnte erst 1469 fertig gestellt werden, anschließend begannen die Arbeiten an der kappe, am spitz zulaufenden Dach 129 . In der Zwischenzeit kamen die Kirchenmeister für die vereinzelt notwendigen Reparaturen am alten Turm auf, von denen etliche mit der Verwendung als Glockenturm zusammenhingen 130 . Über den Bau des neuen Kirchturms liegen nur wenige Informationen vor: Rechtlich betrachtet gehörte der Kirchturm der Stadt, die ihn auch bauen ließ131 . Die notwendigen Ausgaben wurden aus einem eigenen Etat bestritten, über den eigene Rechnungsbücher geführt wurden, so dass die Kirchenmeister nur vereinzelte Ausgaben notierten 132 . Erst im Jahr 1477 stellte die Kirchenfabrik dann Mittel für den Bau der Kirchturmspitze bereit 133 . Die Bauarbeiten kamen mehrfach ins Stocken und wurden erst 1498 abgeschlossen 134 . In den beiden ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts waren immer wieder einzelne Ausbesserungs- und Reparaturarbeiten insbesondere am Dach des Kirchturms notwendig 135 . Auch zu St. Nikolaus auf der Mathena gehörte ein Kirchturm. Nach der Weihe der Kirche wurde der Glockenturm der Kapelle erhöht und schließlich 1436 neu gedeckt 136 . Im Jahr 1460 wurde der Grundstein für einen neuen Turm gelegt 137 . Die Arbeiten begannen jedoch erst in den siebziger Jahren, wobei man wie auch bei St. Willibrord den alten Kirchenturm zunächst stehen ließ und den neuen davor baute 138 . Die weiteren Bauarbeiten verliefen recht zügig, denn bereits 1478 124 125 126 127 128 129 130 131

132 133 134 135 136 137 138

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 412. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 367. Merian, Willibrordkirche, S. 9, AEK Wesel Gefach 37,1 S. 388. Einziehen des Gewölbes: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 180; Tür: StadtA Wesel A7 1438 f. 98v. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 151, S. 199, S. 220, S. 387, StadtA Wesel A7 1438 f. 98v. Westfenster: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 158, S. 159, S. 262, S. 300; Beschluss des Rates zur Aufnahme der Arbeiten am Dach: StadtA Wesel A3/1, f. 41r. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 412, Gefach 37,2 S. 145, S. 151, S. 152, S. 220, S. 387, StadtA Wesel A7 1438 f. 98v. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 149, S. 151, StadtA Wesel A7 1424 f. 171v. (Gorissen, Regesten III, S. 230/231), 1447 f. 376v. (Gorissen, Regesten IV, S. 280), 1448 f. 419v. (Gorissen, Regesten IV, S. 303), 1455 f. 35r., 1488 f. 174r., 1499 f. 419r.; vgl. Roelen, Spätmittelalter, S. 113 und Eberhardt, Worms, S. 157. Siehe hierzu unten Kapitel VI.1.5. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 403. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 402, S. 403, Gefach 37,3 S. 10, S. 11, S. 34, S. 37, S. 74, S. 101, S. 113, S. 121, S. 128, S. 230, S. 257, S. 255. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 452, S. 455, S. 682, S. 746, Gefach 37,4 S. 127, S. 414, S. 610, S. 613, S. 835, S. 909, S. 975. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 5, S. 22, S. 23, StadtA Wesel A3/3 f. 7r., f. 51r. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 525, Witte, Kunst, S. 66. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 45, S. 107, S. 110, S. 118.

174

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

wurde das Gewölbe gemauert, und fünf Jahre später wurden die Glasscheiben in das Fenster im Westwerk eingesetzt139 . Im Jahr 1487 beschloss der Rat der Stadt dann, den neuen Turm decken zu lassen 140 . Einige Jahre später, 1499, mussten dann kleinere Arbeiten ausgeführt werden, um den kerk torn schoen to maken 141 . Zwanzig Jahre später traten offensichtlich erste kleinere Mängel auf, so dass der Stadtzimmermeister 1519 den Turm für eine Reparatur besichtigte 142 . Die beiden Kirchenmeister von St. Willibrord und von St. Nikolaus kümmerten sich insgesamt mit unterschiedlicher Intensität um die Türme ihrer Kirchen. Der Kirchturm von St. Willibrord gehörte der Stadt, die deshalb auch für den Bau zuständig war 143 . Allerdings übernahm die Kirchenfabrik Teile der Baulasten. Sie sorgte auch maßgeblich für die Instandhaltung des Bauwerks. Ausgaben für den Glockenstuhl trugen ausschließlich die Kirchenmeister. Für die Nutzung des Turms durch die Turmwächter war dagegen die Stadt zuständig144 . Im Unterschied zu St. Willibrord gehörte der Kirchturm St. Nikolaus vollständig der Kirchenfabrik. Sie musste daher sämtliche Ausgaben für das Bauwerk tragen, das allerdings von vergleichsweise geringerer Bedeutung für die Stadt war. Auch in anderen Städten wurde nicht jedem Kirchturm der Stadt dieselbe Bedeutung zugemessen. In Nürnberg war die Stadt bis 1375 für die Türme von St. Sebald und St. Lorenz verantwortlich 145 . Dann beschloss der Rat, dass die Kosten von den Kirchenmeistern, denen der Baumeister der Stadt retlich und hilflich sein sollte, getragen werden mussten 146 . Ganz ähnlich sah es auch beispielsweise in Coburg und Dresden aus, wo ebenfalls die Türme der Stadt gehörten 147 . In Siegen ließ der Rat der Stadt den Kirchturm von St. Nikolai nach 1455 erhöhen, und dasselbe geschah ab 1462 bei St. Katharina in Wunsiedel 148 . Mit Ausnahme von St. Maria Magdalena in Bayreuth mussten sich alle Kirchenmeister somit nur insoweit um die Türme kümmern, als sie die Bauwerke zu pflegen hatten 149 . In der Oberen Pfarre in Bamberg mussten die Kirchenmeister nur 1480, 1490 bis 1492 und 1495 beispielsweise das Dach sowie den Boden im Turm repa-

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145 146 147 148 149

AEK Wesel Gefach 33,2 S. 182, S. 259, Witte, Kunst, S. 69. Ratsbeschluss 1487, den Turm neu zu decken: StadtA Wesel A3/3 f. 7r., f. 51r.; Ausführung: AEK Wesel Gefach 33,2 S. 328, S. 349, S. 374, S. 377. Schließlich wurden noch Regenrinnen aus Blei angefügt: AEK Wesel Gefach 33,2 S. 419, S. 438. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 677. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 436. StadtA Wesel A7 1424 f. 171v. (Gorissen, Regesten III, S. 230-231). Vgl. unten Kapitel VII.1.1.; Ausgaben für Turmwärterhäuschen und Lampe: StadtA Wesel A7 1455 f. 35r., 1447 f. 376v. (Gorissen, Regesten IV, S. 280), 1448 f. 419v. (Gorissen, Regesten IV, S. 303), AEK Wesel Gefach 33,2 S. 149, S. 151. Lexer, Baumeisterbuch, S. 245-246. Lexer, Baumeisterbuch, S. 323. Zu Coburg siehe Krauß, Beiträge, S. 8-9; zu Dresden Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 281. Ausführlich hierzu Elkar, Fouquet, Turm, insb. S. 176 ff.; zu Wunsiedel Jäger, Wunsiedel I, S. 247-249. Zum Bau der Türme in Bayreuth Sitzmann, Baugeschichte, S. 130-132.

III.1. Die Kirche als Bauwerk

175

rieren und eine neue Tür einbauen lassen 150 . Im Jahr 1495 ließen sie das wechtergemach im Turm pessern 151 . Am wichtigsten und am arbeitsintensivsten war jedoch, das Dach des Kirchturms in Ordnung zu halten, wofür die Kirchenmeister in Coburg, Hagenau und Würzburg, aber sogar auch in so kleinen Städten wie Schmallenberg Ausgaben verzeichneten 152 . Das Dach ebenso wie der Turm waren für viele Kirchenmeister noch aus einem weiteren Grund kostspielig: Auf die Kirchtürme führten zwar Wendeltreppen, doch reichten sie nur bis zum Gewölbe. Um zum Glockenstuhl und bis in den Dachstuhl zu gelangen, war eine Leiter notwendig, die bei St. Willibrord 1402 eingebaut wurde 153 . Die Kirchenmeister hatten insbesondere auf die Sicherheit zu achten, so dass sie 1413, 1490 und 1498 Geld aufwandten, um beispielsweise einzelne Sprossen zu ersetzen 154 . Die so genannte langhe(r) leder reichte bis auf das Kirchendach 155 . Eine weitere Leiter half den Dachdeckern, bis zum First zu gelangen. Für diese daech leyderen ließen die Kirchenmeister 1462 Bolzen und Haken befestigen, in die die Leiter eingehängt werden konnte156 . Im Jahr 1472 mussten die Kirchenmeister dann eine alte Leiter reparieren lassen, und 1485 ließen sie zwei Leitern, davon eine lange, anfertigen 157 . Portale und Kirchtüren Die Portale und die Türen besaßen eine doppelte Funktion. Einerseits sollten sie den Menschen den Zugang zur Kirche ermöglichen, doch andererseits gleichzeitig den Kirchenraum schützen. Sie trennten die profane Außenwelt von der sakralen Innenwelt. St. Willibrord in Wesel hatte vier Türen, eine im Süden, eine im Westen, eine im Norden sowie eine Tür zum Betreten der Sakristei. Es war für die Kirchenmeister nicht immer einfach, die schweren Holztüren funktionstüchtig zu halten. In den Jahren 1412 und 1465 waren die Scharniere zur Westtür reparaturbedürftig, im Jahr 1507 mussten an einer der Kirchentüren mehrere Bretter ersetzt werden 158 . In den dazwischen liegenden Jahren wurden mehrfach einzelne Türen repariert oder gar ausgetauscht 159 . Zusätzlich ließen die Kirchenmeister im Jahr

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PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 11r., 1490/92 f. 17r., f. 17v. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1494/95 f. 11r., vgl. Arneth, Obere Pfarre und Kaulberg, S. 206. Coburg: StadtA Coburg R 11/1486 f. 6r.; Hagenau: StadtA Hagenau GG 254/1 f. 15r.; Würzburg: StadtA Würzburg Ra 2022 f. 39r.; Schmallenberg: StadtA Schmallenberg Bestand A Nr. 4 Kirchenrechnung 1404 f. 4r. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 20; allgemein zu Leitern Binding, Baubetrieb, S. 370ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 126, Gefach 37,3 S. 74, S. 257. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 38; Verlängerung im Jahr 1407: ebd. S. 64, Neukauf im Jahr 1411: ebd. S. 97 und S. 116. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 116, Gefach 37,2 S. 168. 1472: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 465; 1485: Gefach 37,3 S. 10, S. 11. 1412: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 118; 1465: Gefach 37,2 S. 157, S. 221; 1507: Gefach 37,3 S. 157, S. 746. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 164, Gefach 37,2 S. 167, S. 300, S. 475, S. 476, Gefach 37,3 S. 34, S. 36, S. 685.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

1406 die Tür beim Nordportal der Kirche erweitern160 . Eine andere Tür bekam 1482 eine neue Türschwelle 161 . Außerdem war 1464 vor der Haupteingangstür von St. Willibrord eine leube gebaut worden, also ein mit Schiefer gedecktes Vordach als Wetterschutz 162 . Es wurde 1478 neu gedeckt und dürfte dann zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Verbindung mit dem Neubau der Kirche abgerissen worden sein 163 . Insgesamt aber machten die Türen und Portale den Kirchenmeistern nur wenig Mühe. Dies traf auch auf St. Nikolaus zu 164 . St. Sebald in Nürnberg erhielt 1483/1484 ein neues Portal 165 . Lediglich in Windsheim ließen die Kirchenmeister 1487 das Portal streichen 166 . Das Bildprogramm der Portale wurde in keiner Stadt geändert. Beim Kircheninneren differenzierten die Kirchenmeister zwischen verschiedenen Räumen, da sie nicht für alle Bereiche zuständig waren. Die Sakristei gehörte zur Kirche und damit zum Verantwortungsbereich der Kirchenmeister, doch dies galt nur bedingt für die Seitenkapellen der Kirche, die mehrheitlich Stiftern, manchmal auch Bruderschaften unterstanden. Eine Besonderheit bildete vielerorts der Chor, der nur manchen Kirchenfabriken zugeordnet war. Sakristeien Für die Kirchenmeister von St. Willibrord war die Sakristei ein besonders wichtiger Teil des Bauwerks. Sie befand sich an der Nordostseite der Kirche. In ihr wurden die Urkunden der Stadt Wesel, die Urkunden und Unterlagen der Kirchenfabrik sowie die liturgischen Geräte und die Kleidungsstücke der Geistlichen aufbewahrt 167 . Nach diesen hieß der Raum auch gerwkamer [Kleider- oder Umkleidekammer] 168 . Im Jahr 1406 waren Arbeiten an einer der Türen der Sakristei notwendig, im Jahr 1414 mussten Teile des Daches erneuert werden 169 . Die Sakristei wurde aufwendig durch vergitterte Fenster geschützt170 . Die Scheiben scheinen weder sehr groß noch mit farbigem Glas eingelegt gewesen zu sein, denn die 1443 und 1444 vorgenommenen Arbeiten kosteten die Kirchenmeister nur wenige Mark 171 . Im Jahr 1476 ließen die Kirchenmeister den Stein der Türschwelle erneuern 172 . Die Türen wurden 1489 neu bemalt 173 . 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 55. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 474. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 198, S. 199. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 414. Witte, Kunst, S. 73. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 20v. StadtA Windsheim G 37A f. 62v. Siehe Nußbaum, Aufbewahrung, insb. S. 307-308 AEK Wesel Gefach 37,3 S. 457. 1406: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 55; 1414: Gefach 37,1 S. 137, S. 138. Zu den ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen siehe unten Kapitel IV.7. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 32, S. 44; ähnlich 1495: Gefach 37,3 S. 212. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 388, S. 403, S. 404.

III.1. Die Kirche als Bauwerk

177

Die Bedeutung der Sakristei lässt sich auch daran erkennen, dass sie im Zuge der Bauarbeiten von 1511 zwar abgerissen wurde, zuvor jedoch bereits mit dem Neubau begonnen worden war, so dass stets ein Raum nutzbar blieb 174 . Die neue Sakristei wurde über zwei Etagen gebaut, wobei eine kleine Wendeltreppe in das zweite Stockwerk führte 175 . Den Rechnungen lassen sich allerdings keine Aussagen über die Nutzung der beiden Etagen der Sakristei entnehmen, und somit ist unklar, wo die Kästen und Truhen mit den wertvollen liturgischen Gegenständen und mit den Ornaten standen. Auch in St. Nikolaus maßen die Kirchenmeister der Sakristei eine größere Bedeutung zu als anderen Bereichen des Kircheninnenraums. Die Sakristei wurde Mitte der fünfziger Jahre des 15. Jahrhunderts fertig gestellt, und in den folgenden Jahren ließen die Kirchenmeister Fenster einsetzen und den Raum kostbar ausmalen 176 . Die für die Weseler Sakristeien geltenden Aussagen lassen sich auch auf die Sakristeien anderer Städte übertragen 177 . Zum einen wurden viele Sakristeien mehrfach umgebaut 178 . Zum anderen legten auch anderswo die Kirchenmeister Wert auf eine schöne Ausstattung 179 . So wurde beispielsweise die Sakristei in Coburg ausgemalt 180 . Zugleich wurde sie besonders geschützt, denn wie in St. Willibrord gab es dort eine zweite Kammer oberhalb der Sakristei, die durch Ketten zusätzlich gesichert war 181 . Vergleichbare Schutzmaßnahmen lassen sich auch in Dresden und Koblenz finden 182 . Kapellen Den verschiedenen Seiten-, Neben- und Chorkapellen in den Kirchen maßen die Kirchenmeister weniger Bedeutung zu als der Sakristei 183 . Der Grund hierfür bestand in den Besitzverhältnissen, da mit Ausnahme vieler Marienkapellen die meisten Kapellen in Privatbesitz waren 184 . St. Willibrord war bis 1498 eine drei173 174 175 176 177 178 179 180 181 182

183 184

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 57. Siehe AEK Wesel Gefach 37,3 S. 684, Gefach 37,4 S. 115, S. 118, S. 122, S. 128, S. 170, S. 257-259, S. 943. Vgl. Schaich, Sakristeien, S. 89. Einsetzen der Fenster: AEK Wesel Gefach 33,1 S. 229, S. 410, S. 437, Witte, Kunst, S. 65; Ausmalen des Raumes: AEK Wesel Gefach 33,1 S. 384, S. 388, Witte, Kunst, S. 65. Zu den Sakristeien von St. Sebald in Nürnberg siehe Marx, Ostchor, S. 49-52, allgemein zu den norddeutschen Städten Grewolls, Kapellen, S. 160-161. Schaich, Sakristeien, S. 91. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1515 f. 8v. StadtA Coburg R 11/1481 f. 9v. StadtA Coburg R 11/1481 f. 9r. Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 54r.; bei der Dresdener Kreuzkirche war die Sakristei in der Kreuzkapelle, die der Kirche im Süden vorgelagert war und von der ein eigener gesicherter Raum abging, vgl. Butte, Geschichte, S. 90; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 47r.; siehe auch Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 9v. Zu Kapellen grundlegend Grewolls, Kapellen. Ausführlich Grewolls, Kapellen, S. 69-72, S. 94 und S. 100ff. anhand der Städte Lübeck, Wismar, Rostock und Stralsund; grundlegend Höger, Familienkapellen.

178

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

schiffige Kirche mit den beiden Seitenchören, der Heilig-Kreuz-Kapelle und der Kapelle Unser Lieuer Vrouwen ter noet 185 . Beide wurden im Zuge der Kirchenerweiterung neu gebaut. Eigene Seitenkapellen gab es erst seit der Kirchenerweiterung im 16. Jahrhundert 186 . St. Nikolaus auf der Mathena war ähnlich gebaut und besaß ebenfalls nur zwei Apsidenkapellen, von denen eine dem Hl. Antonius geweiht war 187 . Die Weseler Kirchenmeister verzeichneten zwar Ausgaben für die beiden Seitenchöre, unterschieden ansonsten aber nicht zwischen den Kapellen und der übrigen Kirche. Sie verfuhren damit nicht anders als in allen anderen Städten, wo ebenfalls keiner der Kirchenmeister besondere Aufwendungen für Kapellen vermerkte 188 . Chorbereich der Kirchen In Wertheim wie auch in Bielefeld gehörte der Chor der Stiftsgeistlichkeit, so dass die Kirchenmeister nicht zuständig waren und keine Reparaturen übernahmen 189 . Dasselbe galt möglicherweise auch für Coburg, wo der vom Kloster Saalfeld ernannte Propst der städtischen Pfarrkirche vorstand 190 . EBERHARDT vermutete einen Zusammenhang zur Zuständigkeit für den großen Zehnten, doch lassen sich den Unterlagen der Kirchenmeister keine entsprechenden Belege entnehmen 191 . Die Weseler Kirchenmeister waren für den Chor in der gleichen Weise verantwortlich wie für den übrigen Teil der Kirche. Im Jahr 1459 ließen sie an der Wendeltreppe im Chor Reparaturarbeiten ausführen und im folgenden Jahr die Bodenplatten neu legen 192 . In den Jahren 1478 und 1479 investierten die Kirchenmeister in ein neues Dach für den Chor 193 . Der Hauptchor ebenso wie die beiden Seitenchöre wurden mehrfach neu geweißt 194 . Ähnlich verhielt es sich auch in den übrigen Städten, wo die Kirchenmeister immer wieder Arbeiten am oder im Chor durchführen ließen195 : Während in Dresdie Chorfenster repariert werden mussten, war es in Siegen die Tür zum Chor 196 . 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 221. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 850, S. 854, S. 855. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 343. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 40r., LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 15v. Aschbach, Geschichte I, S. 239-240 und S. 257; weitere Beispiele bei Eberhardt, Worms, S. 156-157. Siehe Heins, Kulturgeschichtliches, S. 54. Eberhardt, Worms, S. 156, siehe Brückner, Pfarrbenefizium, S. 318. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 144, S. 150. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 414, S. 428, Gefach 37,3 S. 8. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 157, S. 450, Gefach 37,3 S. 112. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 5v., f. 6r., f. 7r.; Dresden: siehe insbesondere StadtA Dresden A XV b 20 zu den Jahren 1403 bis 1408 sowie StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 o.f. ff. und StadtA Dresden A XV b 36 f. 87r. ff. für den Zeitraum ab 1501; Freiburg: EBA Freiburg Münsterarchiv U 300 f. 1v.; Hagenau: StadtA Hagenau GG 254/8 f. 27r.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1487/88 f. 27v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 37A f. 128r., G 38 f. 18v., f. 78r., f. 104v., f. 106r., f. 109v., f. 125v., f. 149r., f. 191r., f. 200r.

III.1. Die Kirche als Bauwerk

179

Im 15. Jahrhundert war der Chor von nur wenigen Pfarrkirchen wie in Hagenau und Bielefeld durch einen Lettner vom Hauptschiff getrennt. Nur selten mussten daher die Kirchenmeister Kosten für seinen Unterhalt übernehmen 197 . Fenster Die Scheiben einer mittelalterlichen Kirche waren recht komplizierte und reparaturanfällige Gebilde: Sie waren in das Maßwerk aus Stein eingepasst und wurden zusätzlich durch Eisenverstrebungen gehalten, zwischen denen die Glasscheiben mit Bleinähten miteinander verbunden waren. Aus den Rechnungsbüchern von St. Willibrord lässt sich nicht erkennen, wie viele der Kirchenfenster aus bunten Scheiben bestanden, doch zeigten einige Fenster wie beispielsweise eyn glass (...) in sente Kathrinen coer einzelne Heilige (dar sent Joest inne steyt) 198 . Einzelne Fenster wie beispielsweise im Seitenchor Unser Lieben Frau ter noet wurden von Bruderschaften oder Stiftungen finanziert 199 . Die Kirchenmeister von St. Willibrord gaben während des 15. Jahrhunderts keine neuen Fenster in Auftrag 200 . Eine Ausnahme bildete das große Westfester vnder den hogen gewulft im neuen Kirchturm, das von 1461 bis 1469 erstellt wurde 201 . Außerdem ließen sie von 1416 bis 1419 mehrere Glasfenster der Kirchen vergrößern202 . Im Zuge der Erweiterung der Kirche im 16. Jahrhundert wurden zunächst die Fenster des nördlichen Seitenchores, der Heilig-Kreuz-Kapelle, und dann des nördlichen Teils des Chorumgangs neu gestaltet 203 . Da teilweise bereits existierende Fenster vergrößert wurden, mussten die Kirchenmeister nicht nur die Glaser, sondern auch die Steinmetze bezahlen 204 . Die vorwiegende Sorge der Kirchenmeister galt der Instandhaltung der existierenden Scheiben. Die großen Glasflächen waren sehr anfällig für Wind und Sturm. Regen setzte den Bleinähten zu. Ausweislich der Rechnungen ging jedoch niemals ein Fenster völlig kaputt, so dass der Glaser in allen Fällen die Scheiben reparieren konnte, indem einzelne Glasscheiben erneuert und neu gefasst wurden 205 . Im Jahr 1503 erhielt Wilhem Glayßmeicker den Auftrag, alle die glaysseren in der kercken bauen ind beneuen instand zu setzen 206 . Nur selten 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205

206

Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 12r., f. 12v.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1487/88 f. 27v. Zu Hagenau Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 162-164. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 112, ähnlich Gefach 37,2 S. 415. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 415; weitere Belege: StadtA Wesel A3/13 f. 32v., A3/14 f. 53v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 849. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 158, S. 159, S. 262, S. 300. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 156, S. 175, S. 184, S. 185. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 601, S. 781, S. 924, S. 926, S. 929, S. 930, S. 932, S. 934, S. 939, S. 975. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 322. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 9, S. 56, S. 67, S. 150, S. 198, S. 371, S. 403, S. 428, S. 439, S. 451, S. 476, S. 487, Gefach 37,3 S. 8, S. 20, S. 21, S. 36, S. 57, S. 616, S. 111, S. 183, S. 257, S. 682. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 510.

180

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

mussten die Eisenverstrebungen erneuert oder repariert werden, Arbeiten, die ebenfalls durch die Glaser vorgenommen wurden 207 . Auch am Mauerwerk waren kaum jemals Arbeiten notwendig 208 . Insgesamt aber mussten die Kirchenmeister nahezu jedes Jahr mit Ausgaben für die Fenster rechnen. Die Struktur der Fenster hatte den Vorteil, dass nur einzelne Sektionen eines Kirchenfensters kaputtgingen, was sicherlich die Kosten dämpfte, obwohl sie teilweise beachtliche Höhen erreichten 209 . Vergleichsweise intensiv kümmerten sich die Kirchenmeister um die Fenster der Sakristei, indem sie beispielsweise 1469 die gelaesveynsteren in der gerkamern schoen (...) maken ließen 210 . Für die zu Beginn des 16. Jahrhunderts neu gebaute Sakristei wurden dieselben Fenster wie schon in der alten Sakristei verwendet, doch mussten zunächst neue Rahmen gefertigt werden, bevor die Glasscheiben eingesetzt werden konnten211 . Im Vergleich zu einem neuen Fenster aber war dies immer noch eine kostengünstige Lösung und dürfte daher auch den entscheidenden Grund dargestellt haben, warum beim Neubau der Kirche die alten Scheiben beispielsweise der Heilig-Kreuz-Kapelle aus ihrer Einfassung genommen, auf Stroh gebettet und dann später wieder in die neuen Fensteröffnungen eingesetzt wurden 212 . Wie auch bei anderen Handwerkern beschafften die Glaser die notwendigen Materialien und rechneten anschließend mit den Kirchenmeistern ab 213 . Im Vergleich zu St. Willibrord stellten sich den Kirchenmeistern von St. Nikolaus nur geringfügig andere Aufgaben. Auch sie mussten immer wieder die Fenster reparieren lassen 214 . Allerdings befand sich die Kirche während des 15. Jahrhunderts noch im Bau, so dass die Kirchenmeister mehrfach neue Fenster anfertigen ließen 215 . Im Jahr 1459 konnte dann schließlich das letzte Fenster im Chor der Kirche, das sacraments venster, vollendet werden. Es war vergoldet und wurde vom Glaser des Herzogs gefertigt, so dass die Kirchenmeister dem Landesherrn einen Postulatsgulden als Dank übersandten 216 . Nachdem dann 1494 auch die Fenster im Turm und im Westportal der Kirche eingesetzt waren, konnte dieser Teil des Bauvorhabens als abgeschlossen gelten 217 . Wahrscheinlich war wie

207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 126, S. 175, Gefach 37,2 S. 68, S. 181. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 156. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 183: gerekent my den glasemecker van allen dat hie der kercken gemackt had dat men on schuldich was 4 gulden 3 albus, facit 16½m. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 44, S. 300. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 122, S. 258, S. 259. Siehe AEK Wesel Gefach 37,3 S. 745, S. 746, S. 749, Gefach 37,4 S. 601, S. 781, S. 924, S. 926, S. 929, S. 930, S. 932, S. 934, S. 939, S. 975. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 231, Gefach 37,2 S. 477, Gefach 37,4 S. 513. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 6, S. 49, S. 86, Gefach 33,2 S. 170, S. 184, S. 259, S. 308, S. 350, S. 372, S. 500, S. 676, Gefach 33,3 S. 110, auch Witte, Kunst, S. 66 und S. 69. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 231, S. 265, S. 407, Witte, Kunst, S. 65. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 500, Witte, Kunst, S. 66 AEK Wesel Gefach 33,2 S. 499, S. 500, S. 676.

III.1. Die Kirche als Bauwerk

181

auch bei anderen Kirchen zunächst einfaches und billiges Fensterglas verwendet worden, das später durch gestiftete farbige Glasgemälde ersetzt wurde218 . Insgesamt gesehen unterschieden sich die Aufgaben anderer Kirchenfabriken kaum von denen der Weseler Kirchenmeister. Auch sie mussten die Kirchenfenster reparieren lassen, was manchmal offensichtlich schwieriger war als in Wesel, da beispielsweise in Dresden 1501 dafür ein eigenes Gerüst aufgebaut werden musste 219 . Nur selten notierten die Kirchenmeister den Grund für einen Schaden wie beispielsweise in Hagenau 1491 (ußgeben von der fenster wegen so der hagel zerschlagen hat) 220 . Im Unterschied gerade zu St. Willibrord wurden aber in einer ganzen Reihe von Kirchen im Verlauf des 15. Jahrhunderts neue Fenster in Auftrag gegeben. Dies beruhte teilweise auf Stiftungen, ging in einigen Fällen aber auch auf die Kirchenmeister zurück, die wie in Bielefeld, Wunsiedel und Rothenburg nicht nur das Einsetzen der Glasscheiben überwachten und bezahlten, sondern deren Aufgabe auch die Aufsicht über die Bemalung der Fenster war221 . Sehr bekannt sind die so genannten Kaiserfenster in Freiburg, die 1512 eingesetzt wurden 222 . Über den Umfang und die Häufigkeit von Fensterstiftungen lassen sich auf der Grundlage der Rechnungsbücher keine Aussagen treffen. Ungewöhnlich war dagegen, dass die Kirchenmeister in Windsheim 1488/1489 die großen Fenster hinter dem Altar versetzen und teilweise erneuern ließen 223 . Fußböden Für den Boden der Kirche wandten die Kirchenmeister nur geringe Mittel auf: Bei der Erweiterung von St. Willibrord wurde für die Pfeiler und Mauern ein Fundament gelegt. Im übrigen Bereich wurde der Boden mit gebrannten Steinen be-

218 219

220 221

222

223

Vgl. Perger, Stephan, S. 43. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1494/95 f. 13v.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1494/95 f. 9v., R 11/1497/98 f. 6v., R 11/1501/02 f. 6v., R 11/1506/07 f. 7v.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 166v., f. 209r., f. 247v., f. 338v., b 35 f. 83r.; StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 42v., Nr. 73/1487 f. 32v., Nr. 73/1492 o.f., Nr. 73/1497 f. 60r., Nr. 73/1519 o.f.; Ellwangen: StA Lugwigsburg B 384/10664 f. 7v.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 1v., f. 3r., f. 38v., Heft 3 f. 8v., f. 49r., Heft 4 f. 21v.; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 11r.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 276v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 9v., 1481-1482 f. 10r., 1499-1500 f. 12r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 173v., G 38 f. 158r., f. 160v.; eigenes Gerüst in Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 12v. StadtA Hagenau GG 254/1 f. 14r. Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 2r., f. 9r., Nr. 2 f. 76v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 26r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3733 f. 5v.; siehe auch Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 9r.; zu den Fensterstiftungen in Wien Lentze, Seelgerät, S. 42-43; zu den privaten Stiftungen des Kirchenmeisters Sebald Schreyer Gümbel, Stiftungen, S. 114; allgemein Lusiardi, Stiftung, S. 54. Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 133; zu den Fenstern des Freiburger Münsters ausführlich Geiges, Fensterschmuck, auch Becksmann, Kobler, Kurmann, Münster, S. 359-366. StadtA Windsheim G 37A f. 99v., f. 133r.

182

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

deckt, dem estrich 224 . In Folge des fehlenden Fundaments waren gelegentlich Reparaturen notwendig, da sich der Boden senkte oder die Platten zerbrachen 225 . So wurde von 1467 bis 1470 der Gang durch das Mittelschiff der Kirche neu gelegt, wofür gut 5000 Steine benötigt wurden 226 . Zugleich waren die Belastung und die Abnutzung beispielsweise bei den Eingängen stärker als anderswo. Dies galt beispielsweise für die Umgebung des Katharinenaltars oder für den Boden bei der Haupttür der Kirche, der im Zuge der Neugestaltung des Eingangs erneuert wurde 227 . Ähnlich wurde 1481 in Coburg das Pflaster rund um den Taufstein und beim Altar St. Olaf neu gelegt 228 . Unebenheiten im Chor fielen besonders auf, so dass der Fußboden des Chors 1460 neu gelegt wurde, was immerhin sechs Tage dauerte 229 . Die Kirchenmeister ließen die benötigten Steine teilweise in Wesel fertigen, sie kauften 1459 aber auch Steine im 50 Kilometer entfernten Venlo ein230 . Bei den Bauarbeiten zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde der estrich in Mühlheim an der Ruhr gebrochen und nach Wesel transportiert231 . Der Stein dürfte also farblich den für die Pfeiler und Mauern verwendeten entsprochen haben, so dass die Kirchenerweiterung Ton in Ton erfolgte. Wie wichtig die farbliche Gestaltung war, zeigt sich an der Tatsache, dass in einzelnen Bereichen des Fußbodens 1443 und 1519 blaue Bodenplatten verlegt wurden 232 . Ähnlich sah auch der Boden von St. Nikolaus aus: Im Zuge des Baus der Kirche erteilten die Kirchenmeister 1476 und 1484 den Auftrag, einzelne Bereiche neu zu legen 233 . In den Jahren 1492 bis 1494 kauften sie dann weiße, blaue und goldene Estrichsteine, so dass auch der Boden von St. Nikolaus Muster aufwies 234 . Außerdem gab es in St. Willibrord zwei ungepflasterte Bereiche in der Kirche. In den beiden Seitenchören, in denen der Heilig-Kreuz-Altar und der Liebfrauen-Altar standen, war der Boden mit Holz (delen) ausgelegt und damit im Vergleich zur sonstigen Kirche erhöht 235 . Dieser Holzbelag war sehr dauerhaft, so dass nur sehr selten einzelne Balken ausgetauscht werden mussten 236 . Der Kaufmann Heinrich Olischlager demonstrierte seinen Reichtum und ließ seine Kapelle

224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 71, Gefach 37,2 S. 137, S. 428, S. 439, Gefach 37,3 S. 210. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 402. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 262, S. 283, S. 300, S. 315. Katharinenaltar: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 151; Erneuerung des Bodens: Gefach 37,2 S. 474; siehe auch Gefach 37,3 S. 20, S. 186. StadtA Coburg R 11/1481 f. 9r. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 150. Steine aus Wesel: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 9; Steine aus Venlo: Gefach 37,2 S. 144. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 116, S. 120, S. 123. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 32, Gefach 37,4 S. 837. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 135, S. 272, Witte, Kunst, S. 69. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 438, S. 467, S. 470, S. 498. Vgl. Gefach 37,2 S. 166, S. 168, Gefach 37,3 S. 255, S. 388, S. 548, S. 597. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 219,

III.2. Erscheinungsbild und Reinigung der Kirche

183

mit Steinplatten auslegen, wobei der Boden im Vergleich zur übrigen Kirche um eine Stufe erhöht wurde und damit ebenso hoch war wie der Chor 237 . Schließlich waren in St. Willibrord wie auch in anderen Kirchen weite Teile des Bodens mit großen Steinplatten bedeckt, unter denen sich Gräber, häufig aber wohl auch Gruften befanden 238 . Diese waren in vielen Kirchen wie in St. Willibrord gemauert, um weitere Familienmitglieder aufnehmen zu können 239 . Die Kirchenmeister mussten darauf achten, dass die Grabplatten sich nicht senkten und mussten sie wie beispielsweise 1494 in Wesel ausgleichen lassen 240 . Zusammenfassung Konzentrierte sich die Forschung bislang auf die Erbauung der Kirche, so konnte gezeigt werden, dass den Kirchenmeistern im Alltag der Erhalt der Kirche und die notwendigen Reparaturen wesentlich höhere Ausgaben und größeren Aufwand als gedacht bereiteten. Die organisatorischen Anforderungen, beispielsweise die benötigten Baumaterialien beschaffen zu lassen und die Löhne für die Handwerker auszuzahlen, setzten eine flexible und leistungsfähige Verwaltung der Kirchenfabrik voraus. Die hierfür notwendige Administration zu schaffen war die zentrale Aufgabe der Kirchenmeister. Eine zweite umfasste die Bereitstellung der notwendigen Finanzen, denn die Schnelligkeit, mit der Bauprojekte vorangetrieben wurden, hing weitgehend von der Höhe der zur Verfügung gestellten Geldmittel ab. Viele Kirchen waren in mehrere Zuständigkeitsbereiche gegliedert: Abhängig sowohl von der Rechtsform der Kirche als auch von regionalen Traditionen unterstand beispielsweise der Chor dem Pfarrklerus, besaßen manche Bruderschaften oder Familien einzelne Seitenkapellen, gehörte der Turm der Stadt241 . Den Kirchenmeistern fiel eine Art Oberaufsicht über die Kirche zu, doch trugen sie längst nicht überall die juristische Verantwortung. Allerdings übernahmen sie immer wieder Kosten, zu denen sie nur bedingt verpflichtet waren. III.2. ERSCHEINUNGSBILD UND REINIGUNG DER KIRCHE Die Kirchenmeister von St. Willibrord in Wesel versuchten ein gepflegtes äußeres Erscheinungsbild ihrer Kirche sicherzustellen. In unregelmäßigen Abständen lie237 238 239

240 241

Merian, Willibrordikirche, S. 10, Roelen, Spätmittelalter, S. 122. Zu dem aus dem 15. Jahrhundert erhaltenen Grabstein aus St. Willibrord Stempel, Willibrordikirche, S. 16. Zu Wesel ausführlich Stempel, Willibrordikirche, S. 4-5, der darauf verweist, dass es in St. Willibrord 1798 330 Gruften und in St. Nikolaus 310 Gruften gab; zu Wien Perger, Rahmen, S. 237; zu St. Sebald in Nürnberg Marx, Ostchor, S. 65-71; vgl. Arneth, Obere Pfarre und Kaulberg, S. 211-212, der zu dem Ergebnis kommt, dass in der Oberen Pfarrkirche in Bamberg nur sehr wenige Gräber gemauert waren; zu den Gräbern in den Pfarrkirchen in Ulm, Augsburg, Biberach, Donauwörth, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall und anderen Städten in Schwaben siehe Bechle, Begräbnisrecht, S. 154-190. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 184. Vgl. Eberhardt, Worms, S. 156.

184

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

ßen sie dreck van den kerckhoff abfahren 242 . Die Tatsache aber, dass auf dem Kirchhof mehrere Werkstätten standen und Material lagerte, brachte zwangsläufig Schmutz mit sich, und so waren es vor allem Bauarbeiten, die immer wieder Reinigungsaktionen notwendig machten. Nach Abschluss der Dachdeckerarbeiten am Hauptschiff von St. Willibrord ließen die Kirchenmeister daher 1473 das Gewölbe kehren 243 . Während des Turmbaus wurde immer wieder Schutt von der Arbeitsplattform heruntergebracht, und als 1498 die Bauarbeiten zur Erweiterung der Kirche begannen, veranlassten die Kirchenmeister, dass der Kirchhof, teilweise aber auch die Kirche mindestens einmal pro Jahr gereinigt wurde 244 . Wie in St. Willibrord in Wesel so wurde auch in Dresden und in der Oberen Pfarre in Bamberg das Gewölbe gekehrt, wobei die Bamberger Kirchenmeister den Auftrag nach den deckern, also nach Beendigung der Arbeiten im Dachstuhl erteilten 245 . Die Reinigung dauerte 13 Tage 246 . Zur äußeren Erscheinung der Kirche gehörte auch der Schmuck des Kirchturms, damit die Kirche aus der Ferne noch besser sichtbar war 247 . In Wesel kauften die Kirchenmeister im Jahr 1407 1 kermis vane up ten taern 248 . Eine zweite Fahne wurde als hoechtyet vane bezeichnet und 1408 mit Kreuzen verziert 249 . Im Jahr 1491 ließen die Kirchenmeister dann eine neue Fahne fertigen, die als degelixsche vane nun vermutlich permanent auf dem Kirchturm wehte 250 . Abgesehen von der Tatsache, dass die Fahnen wohl nur zu Fest- und Feiertagen aufgezogen wurden, enthalten die Kirchenrechnungen nur sehr wenige weitergehende Hinweise, so dass unklar bleibt, warum und wie häufig verschlissene Fahnen ausgebessert oder ersetzt wurden. Im Gegensatz zur Pfarrkirche der Altstadt scheint auf St. Nikolaus keine Fahne geweht zu haben. Vielmehr ließen die Kirchenmeister die Kappe auf dem Turm von einem rot bemalten Kreuz und einem vergoldeten Hahn krönen 251 . Wahrscheinlich waren auch in den anderen Städten die Kirchenmeister für den Schmuck des Kirchturms in Form von Fahnen oder Kreuzen zuständig, doch

242

243 244 245

246 247 248 249 250 251

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 79, S. 116, S. 222, Gefach 37,2 S. 328, Gefach 37,3 S. 155, S. 187, S. 210, S. 512, zum Hintergrund siehe den Ratsbeschluss von 1400: Dat man dye straten scoen sal halden van dreck, Myste ende holte (StA Wesel A1/38,5 f. 112r.). AEK Wesel Gefach 37,2 S. 340. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 277, S. 317, S. 513. Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1500 o.f.; Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 20v.; Wesel: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 243, S. 340. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 20v. Hierzu Tripps, Bildwerk, S. 43-44. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 63. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 71. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 97, S. 102. Kreuz: AEK Wesel Gefach 33,2 S. 375 und S. 381, Witte, Kunst, S. 70; Hahn: Gefach 33,2 S. 376, Witte, Kunst, S. 70, S. 71; zum Hahn siehe Sauer, Symbolik, S. 143-145.

III.2. Erscheinungsbild und Reinigung der Kirche

185

lässt sich dies nur anhand weniger Belege aus Nürnberg und Windsheim zeigen 252 . Im Winter veranlassten die Weseler Kirchenmeister nahezu jedes Jahr, dass die Kirche und teilweise auch der Turm vom Schnee befreit wurden (sne van der kerken to werpen). Derartige Ausgaben wurden längst nicht jedes Jahr verzeichnet, in Jahren wie beispielsweise 1476 und 1480 dagegen vier- oder dreimal 253 . Dies hing vermutlich von der Schneemenge ab. Die Rechnungen suggerieren, dass das gesamte Kirchendach vom Schnee gereinigt wurde, da die Kirchenmeister vielleicht Sorge um die Stabilität des Daches hatten oder ihre Bürger vor herabstürzendem Schnee schützen wollten. Ebenso aber erscheint es möglich, dass nur an einigen Stellen des Bauwerks der Schnee geräumt wurde, um Schäden am offen liegenden Mauerwerk durch einsickerndes Schmelzwasser zu verhindern. Aus diesem Grund ließ auch der Nürnberger Stadtbaumeister Endres Tucher die Bereiche der Stadtmauer, die nit gedeckt oder überzimmert waren, vom Schnee räumen 254 . Für die Arbeit auf dem Weseler Kirchendach bezahlten die Kirchenmeister – im einzelnen nicht näher bezeichnete – Gesellen (Item gegeuen den gesellen van twee reysen snee van der kercken tow werppen 8s), denen sie für ihre Arbeit auch 3 schoipen kauften 255 . Es ist den Rechnungsbüchern nicht zu entnehmen, warum die Weseler Kirchenmeister im Gegensatz zu allen anderen für die Kirchen Verantwortlichen so um das Dach besorgt waren, denn lediglich für Bamberg, Bayreuth und Braunschweig lassen sich vergleichbare Ausgaben nachweisen 256 . Insgesamt achteten die Kirchenmeister aller Städte darauf, dass der Kirchhof und die Kirche ordentlich aussahen. Es ist zu vermuten, dass die meisten regulären Aufgaben den Totengräbern oder Küstern übertragen und weitere Arbeiter wahrscheinlich nur bei besonderen oder bei umfangreichen Arbeiten hinzugezogen wurden. Viel Mühe und hohe Ausgaben kosteten Kirchhof und Kirchenäußeres die Kirchenmeister also nicht, doch sollte die mit den Aufgaben einhergehende Verantwortung nicht unterschätzt werden: Der Friedhof war derjenige Ort in der Stadt, an dem die eigenen Vorfahren auf das Jüngste Gericht warteten. Die Toten hatten gewisse Rechte, und so bestand eine wichtige Aufgabe der Kirchenmeister in der Bewahrung der Ordnung und damit in der Wahrung der Rechte der Verstorbenen 257 .

252 253

254 255 256 257

Nürnberg: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 12; Windsheim: StadtA Windsheim G 37A f. 29v. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 336, S. 377, S. 389, 37,2 S. 20, S. 44, S. 56, S. 121, S. 168, S. 182, S. 199, S. 388, S. 439, S. 488, Gefach 37,3 S. 37, S. 57, S. 123, S. 157, S. 211, S. 232, S. 320, Gefach 37,4 S. 318, S. 414. Lexer, Baumeisterbuch, S. 253. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 318 und S. 414. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 5v.; Bayreuth: Sitzmann Stadtkirche, S. 187; Braunschweig: Sack, Geschichte I, S. 26. Oexle, Gegenwart, insb. S. 58-65, zusammenfassend Boockmann, Bürgerkirchen, S. 19.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

Ausmalung der Innenräume Über die farbliche Gestaltung der Kircheninnenräume verzeichneten alle Kirchenmeister nur sehr wenig 258 . Im Gegensatz zu den Pfeilern waren vermutlich manche Kirchenwände von St. Willibrord vorwiegend weiß gekalkt oder bemalt. Während des gesamten Zeitraumes wurden allerdings nur einzelne Bereiche des Kircheninnenraums neu geweißt. Im Jahr 1461 wurde der Heilig-Kreuz-Chor gestrichen und zwanzig Jahre später gaben die Kirchenmeister 49m aus, die drie koren doen witten 259 . Noch einmal gut zehn Jahre später wurden die beiden Seitenchöre erneut gekalkt 260 . Es erscheint sehr unwahrscheinlich, dass die Kirchenmeister andere Wände streichen ließen, denn sie kauften lediglich im Jahr 1500 eyn witquast dair men mit witten 261 . Im Jahr 1410 wurden einige rote Weihekreuze aufgemalt, und 1481 verzeichneten die Kirchenmeister den Auftrag an den Maler, die crucen langs die wende weder to malen 262 . Bunt bemalt waren auch die Unterseiten der Gewölbe: Die Decke des neuen Kirchturms wurde 1485 ausgemalt, und auch das Gewölbe der Heilig-KreuzKapelle wurde 1518 ausgemalt sowie mit einem Engel und 47 bloymen geschmückt 263 . Im Zuge der Erweiterung der Kirche wurde 1509 auch das Gewölbe des nördlichen Querschiffes mit lelien ausgemalt 264 . Kurz vor der Fertigstellung der neuen Sakristei ließ man die bloemen in die nye gerukamer, also die als Blumen gestalteten Aufliegersteine für das Gewölbe vergolden265 . Als der Neubau dann 1513 geweiht wurde, wurden insgesamt seß cruycen, vermutlich also eines pro Außenwand und Etage, aufgemalt 266 . Im Zuge der fortdauernden Arbeiten in St. Nikolaus wandten die dortigen Kirchenmeister erheblich höhere Summen für den Innenraum auf, als es bei St. Willibrord der Fall war: Einzelne Bauabschnitte wurden 1438, 1440 und 1454 bemalt 267 . Im Jahr 1458 ließen die Kirchenmeister die Apsiden ausmalen, aber auch die Wände wurden farbig gestaltet und mit 17 gemalten Kreuzen geschmückt 268 . Auch das Portal der Kirche wurde – vermutlich im Inneren – verziert 269 . Während der Jahre 1477 und 1478 wurden nicht nur die beiden Gewölbe im Turm und im Mittelschiff ausgemalt, sondern auch sechs weitere einzeln geweihte Gewölbe, die außerdem mit insgesamt sieben goldenen Rosen verziert 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269

Siehe grundlegend Zahn, Architekturfarbigkeit. 1461: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 157, S. 284; drie koren doen witten: Gefach 37,2 S. 450. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 112. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 318. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 91, Gefach 37,2 S. 450; zu Weihekreuzen Braun, Altar I, S. 288298, Grewolls, Kapellen, S. 75. Ausmalen der Decke 1485: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 11; Gewölbe der Heilig-KreuzKapelle 1518: Gefach 37,4 S. 754, S. 926. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 854, S. 855. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 119. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 311. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 41, S. 62, S. 388. Witte, Kunst, S. 66. Witte, Kunst, S. 66.

III.2. Erscheinungsbild und Reinigung der Kirche

187

wurden 270 . Dies diente der Betonung der Abschlusssteine. Abschließend wurde die kerck gewitt, also geweißt 271 . Der Maler stand auch während der Jahre 1503 bis 1505 im Sold der Kirchenfabrik, doch verzeichneten die Kirchenmeister keine weiteren Details 272 . In den beiden Weseler Kirchen wurden damit nur vergleichsweise geringe Mittel für die Gestaltung der Innenräume aufgewendet. Dies scheint in anderen Kirchen kaum anders gewesen zu sein, enthalten doch viele Kirchenrechnungen gar keine entsprechenden Einträge. In Dresden wurde die Frauenkirche geweißt, und einige Jahre später ließen die Kirchenmeister der Kreuzkirche rote Pfauen an die Wände malen 273 . In Coburg könnte der Innenraum schon recht grau ausgesehen haben, spendete doch eine unbekannte Person Geld das man die kirchen weist, was ausweislich der Rechnungen aber nicht geschah 274 . Sebald Schreyer in Nürnberg ließ dagegen die ihm unterstehende Kirche 1493 neu streichen 275 . In anderen Orten wie in Koblenz und Windsheim ließen die Kirchenmeister zumindest die Gratsteine des Kirchengewölbes farbig bemalen, während in Rothenburg und Windsheim außerdem die Figuren der Kalvarienberge farbig gefasst wurden 276 . Somit waren die meisten Kirchen im Inneren weiß gestrichen, während die Gewölbe farbig verziert waren. Wenig Mühe hatten die Kirchenmeister ausweislich der Kirchenrechnungen mit den Außenwänden, die in manchen Städten wie Biberach mit Fresken verziert waren, für die keiner der Kirchenmeister Ausgaben verzeichnete 277 . Reinigung des Kircheninneren Die Reinigung des Kircheninneren von St. Willibrord war den Küstern übertragen, die daher ab 1464 regelmäßig Besen zu Lasten der Kirchenfabrik kauften278 . Anderes Gerät für die Reinigung wie beispielsweise Putzeimer beschafften die Kirchenmeister selbst 279 . In einzelnen Jahren scheint ihnen die routinemäßige Reinigung nicht gereicht zu haben, denn sie ließen die Kirche wie beispielsweise 1430 und 1480 zusätzlich putzen 280 . Im Jahr 1485 gaben sie ½m aus tegen Paiss270 271 272 273 274 275 276 277 278

279 280

AEK Wesel Gefach 33,2 S. 170, Witte, Kunst, S. 68, vgl. Beissel, Bauführung III, S. 47. Witte, Kunst, S. 68. Witte, Kunst, S. 68, S. 73. Frauenkirche: StadtA Dresden A XV b 35 f. 66r.; Kreuzkirche: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1507 o.f. StadtA Coburg R 11/1482 f. 3r., f. 5r.; in Wunsiedel ließen die Kirchenmeister 1472/1473 die Chöre der beiden Kirchen St. Veit und St. Martin ausmalen, siehe Jäger, Wunsiedel I, S. 195. Hierzu Caesar, Schreyer, S. 97-98 mit weiteren Angaben. Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 63r., Heft 3 f. 53v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 75v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 132v., G 37A f. 62v. Vgl. Schilling, Zustände, S. 51-53, auch Angele, Biberach, S. 40-41. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 200, S. 221, S. 245, S. 262, S. 284, S. 316, S. 466, S. 341, S. 357, S. 388, S. 403, S. 417, S. 428, S. 439, S. 452, S. 476, Gefach 37,3 S. 8, S. 77, S. 101, S. 123, S. 157, S. 184, S. 208, S. 278. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 211, Gefach 37,2 S. 144, S. 158, S. 315, S. 450, Gefach 37,3 S. 11, S. 77, S. 97, S. 112, S. 381, S. 619, S. 857. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 311, Gefach 37,2 S. 450.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

chen laiten keren 281 . Gleichzeitig ließen sie die liturgischen Gegenstände polieren 282 . Vermutlich im Kontext der Translation der Reliquien des Hl. Willibrord nach Wesel veranlassten die Kirchenmeister 1465 die Reinigung der Fenster im Chor 283 . Im Jahr 1498 reichten Evert Witink und Derick van Galen offenbar die normalen Reinigungsmaßnahmen nicht aus, so dass sie den Auftrag erteilten, auch langs die wende zu reinigen 284 . Evert Witink scheint überhaupt sehr auf Reinlichkeit geachtet zu haben, da während seiner Amtszeit von 1493 bis 1499 immer zu Weihnachten die Kirche gekehrt wurde 285 . Offensichtlich hatten seine Vorgänger nicht so sehr darauf geachtet, so dass Witink in seinem ersten Amtsjahr zuerst die Kirche reinigen und dann auch den dreck vth der kercken (...) dragen ließ 286 . Derick van Galen setzte dies fort und ließ im Jahr 1499 sogar tegen Paisschen die kerck laiten keren, was die Kirchenfabrik insgesamt 1m an Lohn und damit ungefähr doppelt soviel Geld kostete wie die im Verlauf eines Jahres verbrauchten Besen 287 . Ähnlich wie in Wesel waren auch in anderen Städten nahezu grundsätzlich die Küster für die Reinigung zuständig 288 . Wahrscheinlich war ihnen auch in allen anderen Kirchen diese Aufgabe übertragen, doch verzeichneten die Kirchenmeister keine entsprechenden Ausgaben 289 . In St. Martin in Bamberg wurde die Kirche abgekehrt und gefegt; in Windsheim wurden die Wände mit an langen Stangen befestigten Staubwedeln vom Staub befreit 290 . Die Sakristei ließen die Kirchenmeister nur selten auf ihre Kosten ausfegen, doch mag dies in Wesel wie anderswo eine ständige Aufgabe der Küster gewesen sein. Die Reinigung von Beinhäusern wie in Bamberg und Windsheim lässt sich nur sehr selten nachweisen 291 . Im Gegensatz zu St. Willibrord in Wesel kauften die übrigen Kirchenmeister nur selten Besen; dies war vermutlich ebenfalls an die Küster delegiert292 . Ebenfalls nur selten setzten die Kirchenmeister ungeschultes Personal ein 293 . In Wert-

281 282 283 284 285 286 287 288

289 290 291 292 293

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 206. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 206. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 219, S. 243. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 253. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 182, S. 210, S. 231, S. 253, S. 278. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 150, S. 153, S. 157. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 275. Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 43r., Nr. 2 f. 2r., f. 6r., f. 14r., f. 31r., siehe auch Rüthing, Leben, S. 118-119;Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3756 f. 5r. Klink, Hemeling, S. 117; Struck, Baufabrik, S. 47 und S. 51 verweist auf eine Stiftung in Wetzlar zugunsten der Reinigung der Kirche. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/5 f. 6r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 41 f. 175r. und G 42 f. 72v., vgl. Habenicht, Leben, S. 7. Zu Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 113r. StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 2 f. 111r. StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 43r., Nr. 2 f. 2r., f. 6r., f. 14r., f. 17r., f. 31r., f. 41r., f. 52r., f. 64r., StadtA Wunsiedel R 3756 f. 5r.

III.2. Erscheinungsbild und Reinigung der Kirche

189

heim und Bamberg wurden die Totengräber für die Reinigung bezahlt 294 . Die Kirchenmeister der Oberen Pfarre in Bamberg bezahlten 1516/1517 den Totengräber für das Ausfegen des Turmes 295 . In Braunschweig beauftragten die Kirchenmeister von St. Martini 1434 Leprosen- und Opferschüler mit dem Säubern der Kirche 296 . Nachdem in Dresden im Jahr 1500 die Gesellen des Glöckners die Kreuzkirche gekehrt hatten, wurde nach 1509 ein eigener kirchenfeger bezahlt 297 . Die Fenster von St. Willibrord wurden nur sehr selten geputzt, und dies galt auch für die Fenster anderer Kirchen298 . Das ist auch insofern verständlich, als die Fenster schwer zu erreichen waren und sicherlich manche Arbeiten bei den immer wieder notwendigen Reparaturen an den Fensterscheiben erledigt wurden. In Koblenz wurden zumindest 1491 einige, wahrscheinlich nicht alle, Glasfenster der Kirche geputzt und dann anschließend auch instand gesetzt299 . Auch bei den Fenstern im Chor der Kreuzkirche in Dresden gab der Kirchenmeister 1497 den Auftrag, sie zu renoviren und auß zu keren 300 . An der Gründlichkeit, mit der die Küster vorgingen und mit der die Kirchenmeister auf Sauberkeit achteten, zeigte sich auch ihr Bestreben nach umfassender Ordnung. In beiden Bamberger Pfarrkirchen wurde der Boden der Kirche regelmäßig in der Palmwoche gekehrt 301 . Die Reinigung einmal im Jahr kurz vor Ostern lässt sich auch in Nürnberg, Koblenz und Bozen nachweisen, wobei die Kirchenmeister von St. Martin in Bamberg 1503 sogar eigens Erde vom Kirchhof fahren ließen 302 . In Windsheim war eine Reinigung beispielsweise 1488 nach dem Kirchweihfest notwendig 303 . Andere Kirchenmeister hielten keine Termine für die Reinigung ihrer Kirche fest 304 . In St. Lorenz in Nürnberg mussten die Küster die Kirche zwei bis drei Tage vor der Heiltumsweisung kehren, zu der besonders viele Menschen erwartet wurden 305 . In St. Marien in Bielefeld umfassen die Angaben während der achtziger Jahre des 15. Jahrhunderts kombinierte Einträge für kerlon und für weig, so dass der Boden der Kirche vermutlich unmittelbar nach der Rei294 295 296 297 298 299 300 301 302

303 304 305

Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 8r.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1510 f. 11r., 1514-1515 f. 15r. PfA Bamberg St. Martin Rep IV 70.11/1 f. 40v.; vgl. zur Reinigung des Kirchturms der Dresdener Kreuzkirche StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 35r. StadtA Braunschweig G II 1 Nr. 21 S. 18; vgl. Sack, Geschichte I, S. 26. gesellen: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1500 o.f.; kirchenfeger: Nr. 73/1509 f. 18r., f. 31v., Nr. 73/1514 f. 81v., Nr. 73/1516 f. 9r., Nr. 73/1518 o.f. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 185, Gefach 37,2 S. 219, S. 451; siehe beispielsweise StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 4 f. 2r. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 4 f. 2r. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1497 f. 60r. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1493/94 f. 15v., PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 6r., Nr. 70.01/3 f. 5v. Bozen: Neumann, Schauspiel, S. 136, S. 139; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 22v., Heft 3 f. 9r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4r., f. 13v.; Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 6r. StadtA Windsheim G 37A f. 100r. StadtA Braunschweig F I 6/H. 5 f. 4v. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 24; allgemein siehe Kühne, Ostensio, S. 133ff.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

nigung mit frischem Gras bestreut wurde 306 . Der Küster der Nürnberger Frauenkirche wurde sogar angewiesen, dass wenn es regen oder das es naß oder kotig in der kirchen ist, so sol [er] bestellen das man das kot zu samen schor mit einer schaffeln und aus der kirchen fur, das die kirch ye sauber gehalten werde307 . Insgesamt achteten die Kirchenmeister intensiv auf die Sauberkeit außerhalb wie innerhalb der Kirche. Auch wenn die einzelnen Kirchenmeister unterschiedliche Schwerpunkte setzten, so war doch allen ein ordentliches Erscheinungsbild des Kircheninneren sehr wichtig. Ein wichtiger Grund hierfür bestand in der Bedeutung der Kirche als zentralem Ort der Religionsausübung. Zugleich kam der Kirche und ihrer Erscheinung eine repräsentative Bedeutung zu. III.3. Die Umgebung des Kirchengebäudes In den meisten Städten gehörten der Kirchenfabrik noch weitere Gebäude, die in unmittelbarer Umgebung der Kirche standen. Auf manchen Friedhöfen stand eine Kapelle, und nahezu überall gab es Karner oder Beinhäuser. Zusätzlich wurden insbesondere im 15. Jahrhundert Großplastiken wie Öl- oder Kalvarienberge errichtet. In der Forschung ist bisher unbekannt, welche Aufwendungen der laufende Betrieb der Gebäude verursachte und welchen Stellenwert die Kirchenmeister ihnen zumaßen. Kirchhöfe und Friedhöfe Jede Kirche war von einem Hof umgeben, der in Teilen als Friedhof genutzt wurde, ohne dass jedoch eine exakte räumliche Differenzierung möglich ist 308 . Angesichts der Enge mittelalterlicher Städte war der zur Verfügung stehende Platz sehr gering, wie im Zusammenhang mit den Schwierigkeiten, eine Kirche zu erweitern, bereits gezeigt wurde. An der Mauer des Kirchhofs von St. Sebald in Nürnberg standen zumindest im Osten und im Süden Verkaufsbuden 309 . Bei der Oberen Pfarre in Bamberg war der Abstand zwischen der Kirche und dem Pfarrhaus so eng, dass schließlich der Abriss des Hauses angeordnet wurde, um die Feuergefahr für die Kirche zu reduzieren310 . Die Kirchenmeister konnten sich bei der Wahrnehmung ihres Amtes folglich nicht allein auf die Kirche beschränken, sondern sie mussten auch auf die Nachbarhäuser achten: Als in Bamberg im Jahr 306 307 308 309

310

StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 39r., f. 52r., f. 55r., f. 63r., Nr. 2 f. 10r. Metzner, Salbuch, S. 105. Zum Friedhof im Mittelalter siehe Grün, Friedhof, Derwein, Geschichte, Ruland, Leichenfeier, insb. S. 175-176, auch Mattausch, Beerdigungswesen,. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 151r., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 260v., f. 268v., f. 269r., f. 270r. Bei den an den Mauern zum Straßburger Münster errichteten Buden war umstritten, ob diese der Domimmunität oder der Stadt unterstanden und damit ob die Stadt Steuern erheben konnte oder nicht, siehe Israel, Kaysersberg, S. 232. Arneth, Obere Pfarre und Kaulberg, S. 202-203.

III.3. Die Umgebung des Kirchengebäudes

191

1456 ein Hausbesitzer in der unmittelbaren Nähe des Kirchenchores die Erweiterung seines Kellers plante, hielten die beiden Kirchenmeister die Sicherheit des Chores für gefährdet und alarmierten den Rat. Die beauftragten Sachverständigen stellten dann fest, dass der kelerbawe dem grunde des gemelten kores schedlichen werden könnte 311 . Der Rat verbot daraufhin die Erweiterung des Kellers, verpflichtete jedoch die Kirchenfabrik zur Zahlung einer Entschädigung. In Wesel wurde der Kirchhof von St. Willibrord nach Norden und Süden hin durch Mauern umschlossen, an die einzelne Häuser und auch das Heilig-GeistSpital angrenzten 312 . Nach Osten und Westen und damit zu den Plätzen der Stadt hin umgaben Eisengitter den Kirchhof. Die Mauern des Kirchhofs machten nur wenig Arbeit, da sie nur selten ausgebessert werden mussten, und das gleiche galt auch für die Kirchhoftore 313 . Im Allgemeinen fielen nur dann Ausgaben an, wenn Häuser an der Mauer abgerissen wurden oder das Areal der Kirche vergrößert wurde 314 . Ähnlich wie in Wesel waren auch anderswo die Kirchenmeister für die Kirchhofsmauern zuständig, wobei die Mauer der Pfarrkirche St. Martin in Siegen sogar einen Teil der städtischen Befestigung bildete und entsprechend stark gebaut wurde 315 . Im Vergleich zu den Mauern mussten die Weseler Kirchenmeister den Eingängen und den Gittern mehr Aufmerksamkeit schenken. Wahrscheinlich gab es fünf Eingänge, von denen mindestens einer einen gemauerten Torbogen besaß. Ein zweites Tor war der Hl. Katharina geweiht und wurde 1480 neu gebaut 316 . Die Torflügel bestanden aus widerstandsfähigem Holz, das nur selten erneuert zu werden brauchte 317 . Die Kirchhofsgitter mussten die Kirchenmeister dagegen gelegentlich entrosten und wieder schoen (...) maken lassen 318 . Insbesondere zu Beginn des 15. Jahrhunderts und dann noch einmal während der neunziger Jahre wurden nahezu jedes Jahr einzelne Segmente wieder hergerichtet319 . Die Gitter standen auf einer niedrigen Mauer, von der ein Teil im Jahr 1464 erneuert werden musste 320 . Die Weseler Vorstadtkirche St. Nikolaus war zunächst nur von einem Holzzaun umgeben, der bis 1429 zumindest teilweise durch ein Gitter ersetzt wurde 321 . 311 312 313

314 315 316 317 318 319

320 321

Arneth, Obere Pfarre und Kaulberg, S. 202. AEK Wesel Gefach 26,4 S. 121-122, vgl. Roelen, Topographie, S. 422. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 198, S. 244, S. 328, S. 341; vgl. zu den Friedhofstoren die Beschreibung bei Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 53, auch Angele, Altbiberach, S. 41. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 123. Allgemein zu den Kirchhofsmauern Eberhardt, Worms, S. 158; zu Siegen siehe Bingener, Bauwesen, S. 9-10 und S. 17-19. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 438, S.439. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 91, S. 104, Gefach 37,3 S. 35, S. 55, S. 68. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 283. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 126, S. 137, S. 148, S. 156, S. 165, S. 175, S. 184; während der neunziger Jahre: Gefach 37,3 S. 10, S. 75, S. 181, S. 451, S. 512. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 197. Roelen, Topographie, S. 153.

192

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

Der restliche Teil war gemauert 322 . Die Kirchenmeister mussten die Gitter zwar immer mal wieder instand setzen, doch fielen keine weiteren Arbeiten an 323 . Um zu verhindern, dass Tiere auf den Friedhof liefen, waren die Eingänge von St. Willibrord durch Roste geschützt: Zwischen den Toren war jeweils eine Grube mit nebeneinander liegenden Eisenstangen überbrückt 324 . Im Zusammenhang mit dem Neubau des Pfarrhauses wurden die Roste beim Eingang im Nordosten der Kirche verlegt 325 . Von Nachteil war, dass sich die Gruben im Verlauf der Jahre mit Erde anfüllten, die beispielsweise durch Regenwasser hineingeschwemmt wurde. Verschärft wurde dieses Problem durch die gepflasterten Straßen und die beiden offenen Abwasserkanäle, die am Kirchhof vorbeiführten326 . Die Kirchenmeister mussten daher die Gruben in unregelmäßigen Abständen leeren und den Aushub abfahren lassen 327 . Ähnlich wie die Weseler verfuhren auch beispielsweise die Bamberger, Rothenburger, Windsheimer und Wertheimer Kirchenmeister, die den Kirchhof gelegentlich fegen oder reinigen ließen, was in Wertheim 1510 dem Totengräber übertragen wurde 328 . Unmittelbar am Kirchhof von St. Willibrord führten Abwasserkanäle entlang, die an den Eingängen zum Kirchhof durch bruggen überwölbt waren. Eine dieser Brücken ließen die Kirchenmeister 1413 aus Stein mauern, 3 nye korte bruggen 2 lange bruggen wurden 1465 verlängert 329 . Sie wollten nicht nur den Menschen den Zutritt zur Kirche erleichtern. Vielmehr war die Kirchenfabrik als Anrainer der Straße wie jeder Hausbesitzer in Wesel dazu verpflichtet, die Gossen instand zu halten 330 . In den neunziger Jahren des 15. Jahrhunderts mussten die Kirchenmeister daher zweimal die Gossen abdichten sowie eine brugge reparieren lassen 331 . In allen Städten des Reiches achtete der Rat auf Sauberkeit in der Stadt und sorgte dafür, dass teilweise erhebliche Unrat- und Schuttmengen auf Deponien gebracht und die Wasserläufe in Ordnung gehalten wurden 332 . 322 323 324

325 326 327

328

329 330 331 332

AEK Wesel Gefach 33,2 S. 396. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 34. Siehe Wildhaber, Beinbrecher, insb. S. 123-125, kurz auch Fabian, Friedhofscrucifixi, S. 4748, vgl. die Beschreibung bei Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 53, auch Angele, Altbiberach, S. 41; zur Schweinehaltung in Wesel siehe Förster, Lebensmittelpolitik, S. 42-44, kurz Langhans, Bürgerbücher, S. xxix. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 299. Roelen, Topographie, S. 67-70. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 21, S. 97, S. 137, S. 157, Gefach 37,2 S. 144, S. 357, S. 414, S. 428, Gefach 37,3 S. 181, S. 451, S. 512, ähnlich auch bei St. Marien in Bielefeld: siehe StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 2 f. 44r.; zu diesem in den Städten verbreiteten Problem Dirlmeier, Zuständigkeiten, S. 126-127 und S. 144-145. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 8r.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 80r., f. 114v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 14791480 f. 10r., 1485-1486 f. 19v., 1510 f. 11r. (Totengräber), 1514-1515 f. 15r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 37 f. 59r., G 38 f. 77r. Brücke 1413: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 126; Verlängerungen 1465: Gefach 37,2 S. 221. Roelen, Topographie, S. 71; vgl. zu Siegen Bingener, Sauberkeit, S. 82-83. Abdichten der Gossen: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 74, S. 123; Reparieren einer brugge: Gefach 37,3 S. 278. Hierzu anhand zahlreicher Beispiele Dirlmeier, Zuständigkeiten, S. 122-125 und S. 139-142.

III.3. Die Umgebung des Kirchengebäudes

193

Ein wichtiger Verantwortungsbereich der Kirchenmeister erstreckte sich auf den Hof um die Kirche. Die Tore und die Kirchtüren wurden durch gepflasterte Wege rund um die Kirche miteinander verbunden333 . Offensichtlich wurde der Untergrund nicht genügend tief und ausreichend verdichtet, so dass die Wege in unregelmäßigen Abständen ausgebessert werden mussten 334 . Dabei gaben die Kirchenmeister jeweils nur einen Teil der Wege in Auftrag, so dass sich die Arbeiten mehrfach über Jahre hinzogen 335 . Im Jahr 1493 war der Zustand so schlimm, dass eyne gude vrouwe der Kirche einen Silbergulden gab, tot den Steynwech toe maken vp den kerckhaue 336 . Für die notwendigen Reparaturen musste der Straßenmacher mit zwei Knechten insgesamt 10½ Tage arbeiten und benötigte vier karren straetsteyns 337 . Andere Reparaturen lassen sich auf die Bauarbeiten an der Kirche zurückführen: Der Kirchhof war Lagerplatz für Baumaterialien, so dass die Wege nach Anlieferung der Steine Anfang des 16. Jahrhunderts wieder instand gesetzt werden mussten338 . Auch wurde die große Glocke der Kirche auf dem Kirchhof gegossen sowie die Räder für den Lastenaufzug der Kirche auf dem Steinweg vor der Kirche angefertigt 339 . Auch die Wege auf dem Kirchhof von St. Nikolaus waren gepflastert 340 . Dort wurde ebenfalls auf dem Kirchhof Baumaterial gelagert341 . Wahrscheinlich wegen der permanenten Bauarbeiten meinten die Kirchenmeister erst im Jahr 1491, dass sich eine Neupflasterung lohne 342 . Die Kosten, die die Kirchenmeister in anderen Städten für den Unterhalt des Kirchhofs aufwenden mussten, waren wie in Wesel von geringer Bedeutung. Sofern überhaupt eine Mauer wie in Siegen, Coburg und bei der Oberen Pfarre in Bamberg vorhanden war, musste sie nur selten ausgebessert werden, und das gleiche galt auch für die Kirchhoftore343 . Zumindest in Bamberg, wahrscheinlich aber in allen Städten waren die Kirchhöfe mit gepflasterten Wegen durchzogen344 . In 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343

344

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 414. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 137, S. 157, S. 185, S. 311. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 260, S. 283, S. 414, S. 428, S. 489. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 144. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 154 AEK Wesel Gefach 37,3 S. 318, S. 694, S. 701; ähnlich AEK Wesel Gefach 37,1 S. 165, Gefach 37,3 S. 37, S. 113, S. 208, S. 314, S. 315, S. 620, S. 786. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 315, S. 316, S. 318. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 149. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 420. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 420. Kirchhofsmauer in Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 21r., 1493/94 f. 12r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1496/97 f. 8v.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1477/78 f. 45r.; Kirchhoftore: StadtA Dresden A XV b 35 f. 84r., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 151r., StadtA Weissenburg B 128/16 Heft 1 f. 1r.; zu den Friedhofsmauern von St. Martin in Biberach siehe Schilling, Zustände, S. 53, auch Angele, Altbiberach, S. 41; zur Nutzung von durch Mauern geschützten Friedhöfen im Verteidigungsfall Hartinger, Totenbrauchtum, S. 12-14. Siehe z. B. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 18v., f. 21r.; zur Pflasterung von Wegen und Straßen vgl. kurz Dirlmeier, Zuständigkeiten, S. 143-144.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

Coburg, Dresden, Nürnberg, Schmallenberg und Wertheim wurde der Kirchhof als Lagerplatz verwendet 345 . Die wichtigste Funktion des Kirchhofs war jedoch seine Nutzung als Friedhof 346 . Als das Areal des Kirchhofs von St. Willibrord nach dem Abriss des alten Pfarrhauses 1459 erweitert wurde, bezahlten die Kirchenmeister die Weihe des Friedhofs, da men dat Hillige Cruys om den kerchof droich 347 . Eine solche Weihe des Friedhofs war nur selten wie beispielsweise nach umfangreichen Arbeiten wie in Rothenburg 1484/1485 oder in Siegen 1507/1508 notwendig 348 . Die einzelnen Gräber waren teilweise durch Grabsteine oder Holzkreuze gekennzeichnet, wie Joachim von Pflummern für Biberach notierte: Auch so hat jegliches aigen gröbnuss gehabt uff dem khürchhoff, das ein mit hüpschen grabstainen, das ander britter, das dritt nichts (...) 349 . Die Kirchenmeister beider Weseler Stadtkirchen kümmerten sich nicht um die Gräber, denn die Grabpflege lag bei den Familien der Verstorbenen 350 . Ausweislich ihrer Rechnungen kam ihnen auch keine besondere Funktion bei den Begräbnissen zu. Dies war bei Kirchenmeistern anderer Städte anders, denn sie mussten sich sowohl um die Zuweisung der Grabstätten als auch um die Verkaufsgebühren und um die Einrichtung der Gräber kümmern351 . In Rothenburg wie in Nürnberg mussten zusätzlich einzelne Gräber, teilweise sogar ganze Bereiche des Friedhofs neu geebnet werden 352 . Für diese Arbeiten konnten die Kirchenmeister auf die Totengräber zurückgreifen 353 . In Nürnberg beschloss der Rat 1517, die innerstädtischen Friedhöfe nicht mehr zu belegen, so dass die Kirchenmeister nur noch für Gräber innerhalb der Kirche zuständig waren 354 . Die Entscheidung über den Ort der Grabstelle lag bei den Ratsherren, doch waren die Kirchenmeister für die Umsetzung und für die Aufsicht zuständig 355 . Sie mussten

345

346 347 348 349

350 351 352 353 354 355

Coburg: StadtA Coburg R 11/1497/98 f. 6r.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1499 o.f.; Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 150r.; Schmallenberg: StadtA Schmallenberg Bestand A Nr. 4 Kirchenrechnung 1404 f. 4r.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 8v. Ebner, Cimiterio, S. 122. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 143. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 243r.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1507/08 f. 21r. Schilling, Zustände, S. 186, vgl. auch ebd. S. 54; auch Angele, Altbiberach, S. 117; vgl. Dinzelbacher, Handbuch, S. 259, ausführlich Fabian, Friedhofscrucifixi, S. 48-49, zu den Grabsteinen in Nürnberg vgl. Mattausch, Beerdigungswesen, S. 149-150. Vgl. den Bericht von Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 54, auch Angele, Altbiberach, S. 42. Siehe hierzu unten Kapitel VII.3. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 226r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4v. Zu den Totengräbern unten Kapitel VII.1.1. Schnelbögl, Friedhofverlegungen, S. 109-120, vgl. Reicke, Geschichte Nürnberg, S. 583. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 21r., siehe auch Mattausch, Beerdigungswesen, S. 149; ähnlich in Freiburg, siehe Albert, Dienstanweisungen, S. 89-90.

III.3. Die Umgebung des Kirchengebäudes

195

folglich kontrollieren, dass die Totengräber tatsächlich ihrer Verpflichtung nachkamen, beispielsweise die Gräber so tieff und nach anzaigung der maß, so inen gegeben ist, auszuheben 356 . Als in Wesel im Jahr 1467 die Pest ausbrach, wurden die Totengräber vom Rat der Stadt angewiesen, dat hie die verssche grave so nyet en opene, dar stanck van komt, was auch im Interesse der Kirchenmeister war 357 . Kreuzigungsgruppen und Ölberge Auf den Friedhöfen vieler Kirchen gab es Gegenstände der religiösen Verehrung, die unter der Obhut der Kirchenmeister standen. Auf manchen Friedhöfen standen große Kreuze 358 . Wesentlich weiter verbreitet waren Kruzifixe wie beispielsweise auf dem Kirchhof von St. Willibrord (ons Hern Martely) 359 . Dafür wurde im Jahr 1401 eine Kniebank gekauft, 1406 waren Zimmermannsarbeiten notwendig und im folgenden Jahr wurden die Figuren gereinigt360 . Einzelne Teile des Ensembles wurden 1409 neu gezimmert und bemalt, und gleichzeitig ließen die Kirchenmeister das Häuschen der Skulpturen neu mauern 361 . Erst siebzig Jahre später ließen sie dat krusen nye doen (...) ind dat huesken (...) maken 362 . Wahrscheinlich stand vor dem Kreuz eine Öllampe als Ewiges Licht vur all zielen opden kerckhoff, für das die Kirchenfabrik in einzelnen Jahren das Öl bereitstellte 363 . Es lässt sich nicht klären, ob diese Lampe 1513/1514 erneuert wurde, doch während der folgenden Jahre bezahlten die Kirchenmeister die Küster regelmäßig für den Unterhalt der Lampe und für das verwendete Öl 364 . In St. Sebald in Nürnberg gab es wie in Wesel Ewige Lichter auf dem Kirchhof hinden am tore 365 . Die seltenen Erwähnungen in den Kirchenrechnungen lassen darauf schließen, dass die Kirchenmeister diesen Gegenständen nur relativ wenig Aufmerksamkeit schenkten. Dies galt auch für das Spendenhäuschen des Heilig-Geist-Spitals in Wesel, das die Kirchenmeister im Jahr 1505 auf dem Kirchhof errichten ließen 366 . Dies war insofern eine Besonderheit, als in den meisten Städten Kirchenfabrik und Hospital voneinander getrennt waren. In Wesel er356

357 358 359 360 361 362 363 364 365 366

LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 16r., siehe auch Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 47 und S. 48; ähnlich in Konstanz, siehe Feger, Statutensammlung, Nr. 88 S. 88. StadtA Wesel A3/1 f. 42v. (frdl. Hinweis Dr. Roelen, StadtA Wesel). Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 170; zu den Kreuzen siehe kurz Fabian, Friedhofscrucifixi, S.49-50. Zu den Kruzifixen siehe insb. den kommentierten Katalog der Friedhofscruzifixi und Kalvarienberge im Rheinland und Westfalen bei Fabian, Friedhofscruzifixi, S. 89ff. Kniebank: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9; Zimmermannsarbeiten: Gefach 37,1 S. 55; Reinigung der Figuren: Gefach 37,1 S. 64. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 79. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 426. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 157, Gefach 37,4 S. 420; zu den Totenleuchten kurz Fabian, Friedhofscrucifixi, S. 50-51. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 420, S. 481, S. 485, S. 515, S. 560, S. 611, S. 615, S. 733, S. 738, S. 892. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 3r., f. 5r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 615; vgl. Bräuer, Almosenausteilplätze, S. 60-61.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

gab sich die enge Zusammenarbeit zwischen beiden Institutionen aus der Tatsache, dass das Spital an die Kirche angrenzte und lange Zeit in Personalunion mit der Kirchenfabrik verwaltet wurde367 . Schließlich standen auf vielen Kirchhöfen szenische Andachtsbilder wie Öloder Kalvarienberge, also plastische Darstellungen des Gebetes Christi im Garten Gethsemane – vielfach um die Gefangennahme Christi erweitert – oder der Kreuzigung Christi bei Golgatha. Sie wurden in vielen Städten im Verlauf des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts teils innerhalb, teils außerhalb der Kirche errichtet 368 . Am weitesten verbreitet waren die Ölberggruppen, die man in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zuerst in Norddeutschland und dann im Verlauf des Spätmittelalters überall im Reich baute und die in erster Linie durch Stiftungen finanziert wurden 369 . Teilweise aber waren die Kirchenfabriken an der Errichtung beteiligt, wie beispielsweise die Kirchenrechnungen aus Dresden, Ulm und Hagenau belegen, die zugleich zeigen, wie kostspielig ein Ölberg war 370 . Meistens waren die Kreuze und die Figuren aus Stein, doch gab es wie in Hagenau auch Figuren aus Holz, zu deren Schutz zwei Jahre später ein Dach errichtet wurde 371 . Für die Kirchenmeister waren in erster Linie die Folgekosten wichtig: In Rothenburg bezahlten die Kirchenmeister 1473/1474 einen Maler, um die Figuren neu zu fassen, und einen ähnlichen Auftrag erteilten die Windsheimer Kirchenmeister 1482 372 . In Weissenburg musste der Ölberg 1452/1453 aus unbekannten Gründen instand gesetzt werden 373 . Auch in Coburg wurde die Figurengruppe in den Jahren 1493 und 1500 wieder hergerichtet und das sie schützende Dach neu gedeckt 374 . Sebald Schreyer in Nürnberg konnte sich dagegen darauf beschränken, den von ihm finanzierten Ölberg auf Kosten der Kirchenfabrik abstauben zu lassen 375 . Vor seinem Ölberg brannte außerdem ein Ewiges Licht, das

367 368 369

370

371 372 373 374 375

Roelen, Topographie, S. 164, vgl. oben Kapitel II.1. und unten Kapitel V.5. Vgl. Schilling, Zustände, S. 35, auch Angele, Altbiberach, S. 30, grundlegend und umfassend zum Rheinland und Westfalen Fabian, Friedhofscruzifixi. Dinzelbacher, Handbuch, S. 71, A. Reinle, Ölberg, in: Lexikon des Mittelalters VI (1999) Sp. 1388-1389, insb. Sp. 1389; ausführlich Roth, Kalvarienberg, S. 92ff.; zum Bau des Ölbergs bei der Pfarrkirche Fürth-Burgfarrnbach siehe Sandhöfer, Auszüge; zu Wunsiedel Jäger, Wunsiedel I, S. 198-200. Dresden: Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 283 mit Anm. 1, vgl.. StadtA Dresden A XV b 35 f. 54r. und A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 19v.; Ulm: Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 58-59 und S. 75; Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 182. StadtA Hagenau GG 255/3 f. 65r., vgl. Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 175, kurz Gunzert, Kirchenleben, S. 30. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 75v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 132v. StadtA Weissenburg B 128/5 f. 5r. StadtA Coburg R 11/1492/93 f. 5r., R 11/1500/01 f. 7r., vgl. Heins, Kulturgeschichtliches, S. 153-154. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 77r., Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4r., Gümbel, Stiftungen, S. 102-103.

III.3. Die Umgebung des Kirchengebäudes

197

regelmäßig kontrolliert wurde 376 . In ähnlicher Weise verzeichneten auch die Rothenburger Kirchenmeister vereinzelt den Kauf von Öl für das Ewige Licht 377 . Im Vergleich zu den Ölbergen lassen sich Kalvarienberge in den meisten Städten des Reiches nur selten, gehäuft dagegen am Niederrhein nachweisen 378 . Der Nürnberger Kirchenmeister Sebald Schreyer erhielt die Erlaubnis, an der Nordostseite des Chores seiner Pfarrkirche ein großes Grab für seine Familie und sich zu errichten, das von einer Golgathagruppe bedeckt wurde379 . Der Weseler Kalvarienberg, der unmittelbar außerhalb der Stadt lag, beruhte auf einer Stiftung des Kirchenmeisters Herman Saelen 380 . Zu der am Ende der neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts errichteten Anlage gehörte auch eine Kapelle mit eigenem Turm und einer Glocke, in der ein Kaplan einmal pro Woche die Messe lesen sollte381 . Mit all dem hatten die Kirchenmeister von Amts wegen nichts zu tun. So war es in Wesel eine Entscheidung des Rates, dass ab 1493 der Kalvarienberg das Ziel der jährlichen Heilig-Kreuz-Prozession wurde 382 . Kapellen Kapellen als Filialkirchen der Pfarrkirche unterstanden nur in einigen Städten den Kirchenmeistern, da es teilweise eigene Kirchenfabriken für sie gab 383 . In Wesel existierte in der Mathena-Vorstadt eine Kapelle (domus sancti Nicolai) bereits vor der Erhebung zu einem eigenen Kirchspiel. Im Jahr 1401 ließ sie der Rat der Stadt von einer Mauer umgeben und Türen in die Pforten einsetzen 384 . Auf dem Gelände der Kapelle wurde dann nach 1430 die Pfarrkirche gebaut, doch blieb die Kapelle bestehen. Dort befand sich auch weiterhin ein Altar, an dem Messen gelesen wurden. Die Kirchenmeister verzeichneten allerdings keine Ausgaben zum Erhalt des Bauwerks 385 . Auch in Würzburg unterstanden den Kirchenmeistern Kapellen, und sie bezogen aus den dort aufgestellten Stöcken Einnahmen 386 . Ausgaben für den Unterhalt der Kapellen verzeichneten jedoch die wenigsten Kirchenmeister wie in Dresden, wo ihnen der Unterhalt der Kapelle auf der Elbbrücke oblag 387 .

376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387

LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 76v. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 73v. Ausführliche Liste bei Prieur, Leiden, S. 15-16 mit weiteren Nachweisen. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 80v.; ausführlich Caesar, Schreyer, S. 152-154. Hierzu ausführlich Arand, Pulcherrimae, S. 72, Prieur, Leiden, S. 20-26, sowie Karrenbrock, Kreuzigungsgruppe, S. 45-46, zur Kapelle siehe Kempkens, Hochaltarretabel, S. 89-91. Kurz Drath, St. Martini, S. 131, detailliert Prieur, Leiden, S. 12. StadtA Wesel A7 1493 f. 547v., 1504 f. 55r., 1517 f. 347v., siehe auch Prieur, Leiden, S. 23. Zu Rothenburg siehe Borchardt, Institutionen, S. 53; zu Wismar Ludwig, St. Georgen, S. 167173. Gorissen, Regesten III, S. 10. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 61. Würzburg: StadtA Würzburg Ra 2024 f. 4r. Zur Kapelle auf der Elbbrücke kurz Butte, Geschichte, S. 91-92, Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 261, älter Neubert, Rechtsverhältnisse, S. 15, vgl. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 40r.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

Beinhäuser Überaus verbreitet waren auch zur Pfarrkirche gehörende Kapellen, die so genannten Karner, mehrheitlich beinhaus oder auch kernter genannt 388 . Sie waren zur Aufnahme der Gebeine notwendig, da auf den Friedhöfen nicht viel Platz vorhanden und die Wiederbelegung der Grabplätze somit unumgänglich war, wie Joachim von Pflummern notierte: darinnen ist vasst vil bains vonn den Leithen gelegen, vonn haupter und sunst; ist dahinden darinen gelegen, das man vssgraben hat 389 . Die Knochen mussten als Überreste der Körper aufbewahrt werden, da nach christlicher Lehre am Tag des jüngsten Gerichts die Körper nach ihrer Auferstehung zur Seele treten würden 390 . Dabei ließ man sich neben den genannten religiösen Gründen auch von dem pragmatischen Gedanken leiten, auf diese Weise das Ausgraben der Toten durch Schweine und andere Tiere unterbinden zu können 391 . Der Patron der Karner-Kapellen war häufig der Hl. Michael 392 . Karner wurden mehrheitlich an einem von der Pfarrkirche möglichst weit entfernten Ort innerhalb des Friedhofes errichtet und standen nur selten in direkter Nähe der Mutterkirche oder bildeten mit diesen eine Einheit393 . Architektonisch lassen sich zwei verschiedene Bautypen unterscheiden: Eine Möglichkeit sah einen schlichten Raum mit einem Altar vor, der durch ein Gitter von einem Vorraum getrennt war. Die Gläubigen hatten lediglich Zugang zu diesem Vorraum, wo Kerzen aufgestellt wurden und wo sich wie in Biberach ein ungeweihter Altar mit einigen Bänken befand, so dass eine stille Andacht einzelner möglich war 394 . Alternativ zu diesen schlichten Karnern gab es zweistöckige Gebäude wie bei St. Willibrord in Wesel und St. Martin in Bamberg: In ihrem Untergeschoss wurden die Knochen aufbewahrt, während im Obergeschoss eine Kapelle war, zu der die Gläubigen auch Zutritt hatten 395 . 388

389 390 391 392 393

394 395

Zu Karnern siehe Capra, Karner, Hula, Kultmale, Zilkens, Karner-Kapellen, insb. S. 154ff., Westerhoff, Karner, Klingelschmitt, Michaelskapelle, Sörries, Karner; zu den Karnern der Oberpfalz Hartinger, Totenbrauchtum, S. 17-19, zu Lothringen Bour, Beinhäuser, insb. S. 42ff., zu den Beinhäusern norddeutscher Kirchen Grewolls, Kapellen, S. 157-160. Schilling, Zustände, S. 57, auch Angele, Altbiberach, S. 42. Zilkens, Karner-Kapellen, S. 146-147. Hartzheim, Concilia III, S. 667. Dinzelbacher, Handbuch, S. 259, Fabian, Friedhofscruzifixi, S. 50-51, vgl. Engel, Urkundenregesten, Nr. 96 S. 54-55. Nach Heins, Kulturgeschichtliches, S. 149, lag der Karner von St. Moriz in Coburg im Nordturm der Kirche, vgl. Grewolls, Kapellen, S. 158-160, wonach ein Beinhaus bei den Pfarrkirchen der norddeutscher Städte häufig am Haupteingang lagen, vgl. Ludwig, St. Georgen, S. 89-90, siehe auch Bour, Beinhäuser, S. 17-23. Vgl. die Beschreibung bei Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 57-58, auch Angele, Altbiberach, S. 42. Zu St. Martin in Bamberg siehe kurz Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 77, Haas, Geschichte, S. 82-84; ähnlich auch bei der Oberen Pfarre in Bamberg, siehe Arneth, Obere Pfarre und Kaulberg, S. 205-206; zur Stiftung eines solchen Karners in Wertheim Engel, Urkundenregesten, Nr. 96 S. 54-55, Nr. 99-100, S. 56-67, Nr. 105 S. 59; zu Bayreuth zusammenfassend Schaduz, Kirchengeschichte, S. 9, Sitzmann, Baugeschichte, S. 125-126, siehe auch Grewolls, Kapellen, S. 157.

III.3. Die Umgebung des Kirchengebäudes

199

St. Willibrord in Wesel besaß während des 15. Jahrhunderts mindestens ein Beinhaus im nördlichen Teil des Friedhofes 396 . Im Jahr 1482 ließen die Kirchenmeister ein Beinhaus räumen, um einen noch tieferen Keller ausheben zu lassen. Offensichtlich stieß dies aber auf Probleme, denn der Tagelöhner musste dat gebeynte weder in den steenwech toe grauen 397 . Im Jahr 1500 erhielt die Kirchenfabrik im Rahmen einer Stiftung ein zweistöckiges Haus, das zu einem Karner umgebaut wurde 398 . Die Kirchenmeister ließen das Dach neu decken, neue Fenster einsetzen und Schlösser und Schlüssel erneuern 399 . Die Knochen lagen auf Holzgestellen (doiden breder) 400 . Bereits im Jahr 1501 wurden die bene vyt den ailden beynhuyß genommen und in dat nye umgebettet 401 . Allerdings konnte auch das neue Haus nicht lange genutzt werden, da es der Erweiterung der Kirche im Wege stand. Vor dem Abbruch im Jahr 1505 ließen die Kirchenmeister erneut ein gestiftetes Haus zu einem Beinhaus umbauen 402 . Es hatte ein tiefes Fundament und war mindestens zweigeschossig angelegt. Gestaltet wie eine Kapelle besaß es ein Gewölbe (gewolfft) sowie eine durch eine verschließbare Tür gesicherte Wendeltreppe (wyndelsteyn) 403 . In den dann folgenden Jahren bis 1520 entstanden der Kirchenfabrik keine nennenswerten Kosten 404 . Allerdings mussten die Kirchenmeister bereits 1516 eynen vrembden beauftragen, die doeden beenre in dat beenhuyeßken by den anderen toe leggen, da entweder der Platz auf dem Friedhof schon wieder nicht mehr ausreichte oder aber weitere Gräber im Zuge der Erweiterung des Chores aufgelöst werden mussten 405 . Ab 1503 stand im Beinhaus eine Öllampe, die die Kirchenmeister regelmäßig reinigen ließen und für die sie Öl besorgten 406 . Gut zwei Generationen nach der Weihe von St. Nikolaus auf Mathena war der Friedhof der Gemeinde belegt. In den neunziger Jahren ließen die Kirchenmeister daher ein Beinhaus errichten, das 1497 dem Hl. Nikolaus geweiht wurde 407 . Eine Stiftung ermöglichte ab 1498, dass zweimal pro Jahr in der Kapelle eine Messe gelesen wurde und dass während der Nacht dann auch vor dem Altar eine brennende Kerze stand 408 . 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 619, Roelen, Topographie, S. 151-152. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 474. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 664. Das alte Haus wurde abgebrochen: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 401. Decken des Daches: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 390, S. 391.; neue Fenster, Schlösser und Schlüssel: Gefach 37,3 S. 452, S. 453, S. 456. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 387, S. 746. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 387, S. 621. AEK Wesel Gefach 26,4 S. 129-132. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 618, S. 619, S. 620, S. 621, S. 680, S. 746. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 849. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 615; in Bayreuth übertrugen die Kirchenmeister das Umbetten alten weibern und andern, siehe Engelbrecht, Anmerkungen, S. 204. Reinigung der Öllampe: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 511 und folgende. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 470, S. 501, S. 502, S. 577, S. 612. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 499, S. 523, S. 537, S. 573, S. 577, S. 629, S. 630, S. 704, Gefach 33,3 S. 14, S. 28, S. 37, S. 59, S. 107, S. 108, S. 155, S. 166, S. 167, S. 182, S. 235, S. 334.

200

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

Karner gab es auch in allen übrigen Städten409 . Ausweislich der Kirchenrechnungen mussten sie in vielen Städten wie beispielsweise in Rothenburg in den Jahren 1469 und 1484/1485 erweitert werden 410 . In Coburg wurde ab 1494 ein neuer Karner errichtet 411 . Dasselbe erfolgte bei St. Veit in Wunsiedel während der Jahre 1497 bis 1498, doch musste das Beinhaus bereits 1516 in vergrößerter Form neu gebaut werden 412 . Zu St. Stephan in Wien gehörten um 1500 mehrere Karner, da die Lagerkapazität immer wieder überschritten war 413 . Auch in Bamberg, Windsheim und Schmallenberg nahmen die Kirchenmeister die üblichen Ausbesserungs- und Renovierungsarbeiten vor, so dass beispielsweise in Schmallenberg 1404 das Dach neu gedeckt, in Bamberg ein Fenster erneuert und in Windsheim das new gewelb gefegt wurde 414 . Vereinzelt waren den Karnern wie in Bamberg und Nürnberg Memorialstiftungen zugeordnet, und in St. Mauritz, dem zu St. Sebald gehörenden Karner, brannten sogar mehrere Lampen und Ewige Lichter 415 . Zusammengefasst beschränkte sich die Tätigkeit der Kirchenmeister keineswegs auf den Kirchenbau, im Gegenteil: Ihre Verantwortung für die der Kirche zugeordneten Bauten wurde bislang unterschätzt. Auch bei diesen stand der Unterhalt der Gebäude im Vordergrund. Von besonderer Bedeutung waren die Karner, die im Gegensatz zur bislang herrschenden Meinung geographisch übergreifend zu allen Kirchen gehörten. Nach Ausweis der Kirchenrechnungen legte man im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer größeren Wert auf die Aufbewahrung der Gebeine, wie die stetig zunehmende Zahl an Beinhäusern neben St. Willibrord in Wesel verdeutlicht. Karner und Friedhöfe müssen in einem wechselseitigen Verhältnis betrachtet werden.

409

410 411 412 413 414

415

Zu Nürnberg siehe LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 11r.; zu Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 37v., f. 115r., f. 116v., f. 134v., f. 307v.; zu Freiburg Butz, Jahrzeitbuch A, S. 199-200; Weissenburg: Haberkorn, Weissenburg, S. 87 und S. 9192. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 23v., f. 226r., f. 243r.; vgl. kurz Weigel, Rothenburg, S. 96. StadtA Coburg R 11/1501/02 f. 6r., siehe auch Heins, Kulturgeschichtliches, S. 149-150, Teufel, Morizkirche, S. 25-28. Jäger, Wunsiedel I, S. 198 und S. 275-276; ähnlich in Bayreuth, siehe Engelbrecht, Anmerkungen, S. 204. Perger, Stephan, S. 47. Schmallenberg: StadtA Schmallenberg Bestand A Nr. 4 Kirchenrechnung 1404 f. 4r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 113r.; zu Bamberg Arneth, Obere Pfarre und Kaulberg, S. 205, vgl. Zilkens, Karner-Kapelle, S. 150. Memorialstiftungen in Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 3r. und Nürnberg: StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 70v., f. 298v.; St. Mauritz: StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 70v., f. 99r., f. 298v., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 102r., LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 79v., 184 f. 33r.-34v.

III.4. Immobilien und der Kirche zugeordnete Bauten

201

III.4. IMMOBILIEN UND DER KIRCHE ZUGEORDNETE BAUTEN Die Immobilien der Kirchenfabriken lassen sich in drei Kategorien einteilen: Erstens besaßen alle Kirchen Grundstücke innerhalb und außerhalb der Stadt. Hierzu gehörten teilweise sogar große Landgüter. Zweitens umfasste der Besitz der Kirchenfabriken Häuser oder Teile von Häusern, die vermietet oder als Werkstätten genutzt wurden. Drittens waren die Kirchenmeister für einige funktionale Gebäude der Stadt wie das Pfarrhaus, die Schule und die Bibliothek zuständig. Im Folgenden wird geklärt, in welcher Weise und in welchem Umfang sich die Kirchenmeister für diesen Grundbesitz engagierten. Eigengüter Viele Kirchenfabriken besaßen Gärten und Grundstücke innerhalb der Stadt, doch keiner der Kirchenmeister wandte hierfür Mittel auf. Die Besitzungen waren weitgehend verpachtet, so dass sich die Kirchenmeister auf das Einziehen der vereinbarten Pacht beschränkten. Anders verhielt es sich bei vielen Gütern außerhalb der Stadt. St. Willibrord in Wesel besaß einen Hof in Eldrichaven, der als Erbzinsgut dem Stift St. Maria im Kapitol in Köln gehörte und der im Auftrag der Kirchenmeister bewirtschaftet wurde 416 . Das in Eldrichaven angebaute Korn wurde vor Ort gedroschen, dann in gemietete Säcke gefüllt und nach Wesel transportiert 417 . Die Kirchenmeister bezahlten entweder Knechte des Gutes oder Tagelöhner (drescher) für das Dreschen des Korns, in einigen Jahren schickten sie auch Knechte aus Wesel 418 . Wegen der unterschiedlichen Erntezeiten von Hafer, Roggen und Weizen mussten mindestens zweimal im Jahr Fuhrleute das Korn nach Wesel befördern 419 . Von diesen notwendigen Ausgaben abgesehen kümmerten sich die Kirchenmeister nur selten um das Gut. Lediglich im Jahr 1463 kauften sie neues Saatgut 420 . Im Jahr 1488 bezahlten sie außerdem das Holz für die Tore einer neu gebauten Scheune 421 . Wie in Wesel besaßen auch viele andere Kirchenfabriken eigene Güter, deren rechtlicher Status sich nicht immer genau klären lässt. Die Kirchenfabrik von Unser Lieben Frau in Straßburg besaß große Weinberge und Felder, so dass die Kirchenmeister sowohl für das Setzen und die Pflege der Reben als auch für den Ge416 417 418

419 420 421

Vgl. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 475, vgl. Roelen, Topographie, S. 194-195. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 221, S. 315, S. 388, S. 403, S. 477, Gefach 37,3 S. 21, S. 58, S. 157, S. 186. Lohn für Knechte des Guts und Tagelöhner: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 38, S. 91, Gefach 37,2 S. 199, S. 221, S. 315, S. 328, S. 341, S. 372, S. 388, S. 403, S. 417, S. 428, S. 453, S. 466, S. 477, S. 488, Gefach 37,3 S. 11, S. 21, S. 58, S. 77, S. 157, S. 186, S. 258; Knechte aus Wesel: Gefach 37,3 S. 212. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 417, S. 453, S. 477, S. 488, Gefach 37,3 S. 11, S. 21. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 180. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 36.

202

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

treideanbau aufkamen 422 . Von den hier untersuchten Kirchenfabriken beschäftigten sich die Kirchenmeister der Dresdener Kreuzkirche am intensivsten mit der Landwirtschaft, da sie für den so genannten Brückenhof zuständig waren 423 . Dieser umfasste einen Stadthof und ein großes Gut vor den Stadtmauern. Zum Besitz gehörten umfangreiche Äcker, Wiesen, Weinberge und ein Steinbruch. Der Brückenhof unterstand einem Verwalter im Auftrag der Kirchenmeister, die für die notwendigen Aufwendungen beispielsweise für den Pferdestall und das Kornhaus aufkamen 424 . Das gleiche galt für die verwendeten Geräte wie die Pflüge und das Wagengeschirr sowie für die Zugtiere425 . Die von den Kirchenmeistern übernommenen Aufwendungen reichten vom Setzen von Weinreben und dem Pflügen im Frühjahr über das Säen von Getreide und das Ausfahren von Mist bis zur Weinlese und dem Einbringen von Gras für die Winterhaltung der Tiere 426 . Die Tatsache, dass andere Kirchenmeister wesentlich weniger Geld aufwendeten, lässt sich mit einer anderen Rechtsform erklären, die in den meisten Städten galt. Während die Straßburger, Dresdener und Weseler Kirchenfabriken die Güter in Eigenwirtschaft betrieben, verpachteten andere Kirchenmeister die Höfe. Sie konnten daher alle Aufgaben an die Pächter delegieren und brauchten lediglich die Jahresabrechnung entgegenzunehmen. Das Prinzip der Gegenrechnung führte dazu, dass nur besondere Ausgaben in den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister verbucht wurden: In Weissenburg ließen sie 1483/1484 Mist auf die Äcker fahren, während in Coburg Kosten für den Transport von Wein anfielen 427 . In St. Willibrord in Wesel kauften die Kirchenmeister 1416 einen Bienenkorb, was darauf hindeutet, dass der Kirchenfabrik ähnlich wie in der Oberen Pfarre in Bamberg ein Immen oder Bynen Swarme gehörte 428 . In Wesel kauften die Kirchenmeister im Jahr 1513 haye, dat men den wilde[n] perden gab, und sie ließen die Pferde verwairen 429 . Im Jahr 1497 hatte die Kirchenfabrik einen kleinen Stier 422 423 424 425

426

427 428 429

StadtA Straßburg UFW 43 (16) f. 51v., UFW 43 (37) f. 62r., kurz Schock-Werner, Münster, S. 27. Siehe StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 47r. ff., kurz Butte, Geschichte, S. 91-92, ausführlich Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 268-272. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 50v., StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 33r. Pflüge: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 19r., StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 24r.; Wagengeschirr: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 47r., Nr. 73 f./1487 f. 26r.; Zugtiere: Nr. 73/1463 f. 46v. Setzen von Weinreben: StadtA Straßburg UFW 43 (16) f. 51v.; Pflügen im Frühjahr: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1497 f. 14r.; Säen von Getreide und Ausfahren von Mist: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 31v., f. 33v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 28r.; Weinlese: Nr. 73/1463 f. 57r., f. 58r.; Einbringen von Gras: Nr. 73/1463 f. 52r. Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/16 Heft 2 f. 3v.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1498/99 f. 5v. Kauf eines Bienenkorbs: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 157; zu den Bamberger Bienen ausführlich Schnapp, Stadtgemeinde, S. 250 Anm. 63. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 309, zu den Weseler Weiden und zum Stadthirten kurz Förster, Lebensmittelpolitik, S. 41-42.

III.4. Immobilien und der Kirche zugeordnete Bauten

203

geschenkt bekommen. Das Geschenk lohnte sich durchaus, denn auch wenn es die Kirchenmeister enen gulden kostete, dat styrken vthen wynter to voidern, so konnten sie das Tier doch im folgenden Jahr für drie golden gulden wieder verkaufen 430 . Angesichts der Qualität der Buchführung vieler Kirchenmeister lässt sich keine exakte Grenze zwischen den Ausgaben für die Landwirtschaft auf der einen und denen für die Weiterverarbeitung eingenommener Naturalien auf der anderen Seite ziehen 431 . So kamen beispielsweise die Wertheimer Kirchenmeister für das Wenden von Getreide auf, dessen Herkunft unbekannt ist 432 . Insgesamt gab es somit eine ganze Reihe von Kirchenfabriken, die in großem Umfang Landwirtschaft betrieben. Eine Systematisierung nach Stadtgröße oder Region ist nicht möglich. Die meisten Kirchenmeister wählten den Weg der Verpachtung der Grundstücke und Höfe und brauchten somit kaum Ausgaben zu verzeichnen. Häuser in der Stadt Neben den Grundstücken besaßen alle Kirchenfabriken Häuser und Wohnungen in der Stadt. Diese waren ihnen entweder im Rahmen von Stiftungen übertragen oder testamentarisch vermacht worden, oder die Kirchenmeister hatten sie gekauft. Zumindest in Wesel kam die letztgenannte Variante nur selten vor. Die meisten Häuser im Besitz der Kirchenfabriken waren kleine Häuser oder Hinterhäuser 433 . Vereinzelt gab es regelrechte Anwesen. Aus den Unterlagen der Kirchenmeister lässt sich kaum ersehen, ob einzelnen Häusern besondere Funktionen zukamen, da sie mit lokal unterschiedlichen Begriffen bezeichnet wurden: Während man in Wien den Begriff der Zinshäuser verwendete, hießen sie beispielsweise in Nürnberg, Köln und Gent Seelhäuser, denen beispielsweise in Bamberg, Nürnberg und Wunsiedel eine besondere soziale Funktion zukam 434 . Die Kirchenmeister vermieteten oder verpachteten die Immobilien und sorgten in erster Linie dafür, dass die vereinbarte Pacht pünktlich und vollständig gezahlt wurde. Für Häuser, die der Kirchenfabrik bereits gehörten, gab keiner der Kirchenmeister Geld aus. Von vermutlich 784 Haushalten und Häusern im Wesel des Jahres 1441 bezog die Kirchenfabrik von 111 Haushalten der Altstadt Renten und andere Abgaben 435 . In den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts stieg die 430 431

432 433 434

435

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 243 und S. 256. StadtA Coburg R 11/1503/04 f. 8v. (Der Müller wird für das Mahlen und Abfüllen des Getreides bezahlt.), PfA Bamberg Obere Pfarre Küsterrechnung 1474/75 f. 8v. (Das Öl wird geschlagen.). StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 23r. Vgl. Dirlmeier, Untersuchungen, S. 241-252. Bamberg: Haas, Geschichte, S. 113-115, S. 736-737 und S. 786-787; Nürnberg: Mummenhoff, Gesundheitspflege, S. 68-73, neuer Bennewitz, Sigenas Schwestern, S. 76; Wunsiedel: Jäger, Wunsiedel I, S. 215-216; siehe auch G. Binding, Art. Seelhaus, in: Lexikon des Mittelalters VII (1999), Sp. 1680-1681. Zur Anzahl der Haushalte und Häuser Roelen, Topographie, S. 82-88, der ausführlich auf die Problematik der Zahlen hinweist, vgl. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 3-7.

204

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

Gesamtanzahl der Haushalte und Häuser an und dürfte bei ca. 900 gelegen haben, wobei die Kirchenfabrik im Jahr 1466 von 88 Haushalten Abgaben erhielt 436 . Auch wenn die genaue Anzahl der in Wesel und den Vorstädten stehenden Häuser nicht zu ermitteln ist, so befanden sich doch ungefähr zehn Prozent der Immobilien teilweise oder ganz im Besitz der Kirchenfabrik. Diese bildete damit einen sehr gewichtigen Faktor in der städtischen Politik. Anders verhielt es sich, wenn die Kirchenmeister ein Haus neu erhielten. Gerade im Fall von Leibrentenübertragungen renovierten sie die Häuser auf Kosten der Kirchenfabrik: Als Jorden Snoick und seine Frau 1491 im Zuge eines Leibrentenkaufs ihr Haus in der Kurzen Strasse an die Kirchenfabrik von St. Willibrord überschrieben, ließ der Kirchenmeister Derick van Galen den Abort des Hauses reinigen (yn heymelick huesken schoen toe maken), das Dach neu decken und das Haus frisch kalken 437 . Weil das Ehepaar Snoick in dem Haus wohnen blieb, wurde das Dach ausgebaut und ein Dachfenster eingesetzt, so dass die Dachkammer zusätzlich vermietet werden konnte438 . Bei vielen in den Besitz von St. Willibrord übergegangenen Häusern mussten die Kirchenmeister Dachdecker mit Reparaturen beauftragen 439 . Wenn das Haus recht groß war, so dass die Dachdecker mehrere Tage, teilweise sogar zu zweit und mit einem Knecht arbeiten mussten, zehrten die Reparaturen einen erheblichen Teil der zu erwartenden Pachteinnahmen auf 440 . Ausweislich der Rechnungsbücher ließen die Kirchenmeister jedoch kein Dach zweimal decken. In Einzelfällen wurden Fenster, Türen oder Scharniere instand gesetzt, der Abort gereinigt und in einem Fall auch ein Türschloss ausgetauscht 441 . Substantielle Reparaturen aber waren sehr selten442 . Waren die Vorbesitzer des Hauses dann gestorben, mussten die Kirchenmeister manche der nun vollends an die Kirchenfabrik gefallenen Häuser entrümpeln lassen 443 . Der Arbeitsanfall und die Mühe, die die Kirchenmeister von St. Willibrord für die Immobilien der Kirche aufwenden mussten, hielt sich während des 15. Jahrhunderts in Grenzen, da sie ausweislich ihrer Rechnungsbücher nur zweibis dreimal im Jahrzehnt Aufträge für Hausreparaturen erteilen mussten. Mit der steigenden Anzahl an Leibrenten und der immer genaueren Buchführung Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts nahm die Häufigkeit der Ausgaben zu. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts mussten sie jedes zweite Jahr Aufträge erteilen.

436 437

438 439 440 441

442 443

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 229-239. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 102; zur Reinigung der Kloaken in Wesel Roelen, Topographie, S. 182; zu Siegen zusammenfassend und mit Literaturangaben Bingener, Sauberkeit, S. 8182. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 112, S. 113. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 299, Gefach 37,3 S. 11, S. 113, S. 387, S. 451, S. 494, S. 511. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 299, Gefach 37,3 S. 113. Fenster: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 184, S. 514, Gefach 37,4 S. 242, S. 428; Türen oder Scharniere: Gefach 37,2 S. 68, Gefach 37,3 S. 186; Abortreinigung: Gefach 37,3 S. 743, S. 750; Türschloss: Gefach 37,3 S. 451. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 388. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 79, Gefach 37,3 S. 458.

III.4. Immobilien und der Kirche zugeordnete Bauten

205

Es waren die Pächter der Häuser und Grundstücke, denen ein hohes Maß an Verantwortung zufiel. Die Kirchenmeister der Weseler Altstadtkirche konnten offenbar die an den Grundbesitz geknüpften Verpflichtungen für den Unterhalt der Straße und des Abwasserkanals auf die Mieter abwälzen und verbuchten entsprechende Kosten nur sehr selten in ihren Büchern 444 . Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Mieter die Verpflichtungen der Hausbesitzer übernahmen, im Gegenzug aber ihre Miete reduzieren durften. Dies könnte erklären, warum die Kirchenmeister gelegentlich niedrigere Einnahmen für Häuser verbuchten 445 . Die fehlenden Erläuterungen verhindern eine vollständige Erklärung. Bei der zweiten Weseler Pfarrkirche St. Nikolaus waren die Verhältnisse ein wenig anders, da der größte Teil der Vorstadt Mathena erst im Verlauf des 15. Jahrhunderts bebaut wurde. Dennoch stellten sich den dortigen Kirchenmeistern prinzipiell die gleichen Aufgaben. Im Unterschied zu St. Willibrord erhielt St. Nikolaus erst allmählich Häuser oder Gärten in Alt-Wesel, doch dafür verfügte die Kirchenfabrik von Beginn an über Grundstücke, auf denen ab den achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts Häuser errichtet und anschließend verpachtet wurden 446 . Die Weseler Kirchenmeister brauchten damit nur geringe Summen für die Häuser ihrer Kirchen aufzuwenden. Ähnliches galt für die übrigen Kirchen. Während die Kirchenmeister von St. Martin in Bamberg überhaupt keine Ausgaben für die Häuser und Grundstücke verzeichneten, kauften die Kirchenmeister der Oberen Pfarre wiederholt Häuser, die sie anschließend weißen ließen oder deren Keller neu gewölbt wurden447 . In Coburg wurde 1493/1494 ein Haus beim Kirchhof abgebrochen; drei Jahre später wurden zwei andere Häuser ausgebessert und neu gedeckt 448 . In den Jahren 1501/1502 mussten die Kirchenmeister Fenster in den zur Kirche gehörenden Immobilien reparieren lassen 449 . Wie in Wesel wurden auch in anderen Städten besonders häufig Aufträge an die Dachdecker erteilt 450 . Für einige wenige Häuser tätigten die Kirchenmeister regelmäßig Aufwendungen. So durften Angestellte der Kirchenfabrik in vielen Städten wie beispielsweise in Bamberg, Coburg und Windsheim – häufig kostenlos – in Häusern der Kirche wohnen. Für diese waren die Kirchenmeister verantwortlich, selbst wenn die Häuser wie in Nürnberg der Stadt gehörten, wie der Stadtbaumeister notierte: 444

445 446 447 448 449 450

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 185; zur Anlage von Abwasserrinnen und –kanälen in Wesel Roelen, Topographie, S. 121-122; zu Siegen Bingener, Sauberkeit, S. 82-83; siehe auch zu den Verpflichtungen der Stadtbewohner bei der Reinhaltung der Straßen in Wesel Roelen, Topographie, S. 71, in Siegen Bingener, Sauberkeit, S. 83. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 254. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 256, S. 538, S. 580, Gefach 33,3 S. 15. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1493/94 f. 14v., StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 10r., f. 12r., siehe auch StadtA Windsheim G 38 f. 60v. StadtA Coburg R 11/1493/94 f. 9v., R 11/1496/97 f. 7v. StadtA Coburg R 11/1501/02 f. 7r. StadtA Coburg R 11/1496/97 f. 7v., StA Lugwigsburg B 384/10664 f. 10v., StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 200v.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

die zwen messnerheuser in den zweien pfarren, nemlich sant Sebold und sant Laurentzen, die sein der statt und ist an der iedem der stat schilt Nuremberg in stein gehawen ob der hausthur. (...) der stat paumeister aber nichtz machen bedarf, sunder die kirchenmeister derselben pfarr sullen die pessern lassen und in wesen halten 451 . Es waren in erster Linie die Küster, die in kleinen Orten wie Biberach und in großen Städten wie Nürnberg und Wien in Häusern der Kirchenfabrik (kirchhaus) wohnten 452 . In Wesel wohnten die Küster in einem gestifteten Haus 453 . In St. Martin in Bamberg übernahmen die Kirchenmeister nicht nur die Kosten für neue Fenster, sondern kümmerten sich 1501 auch um die Innenausstattung 454 . In Coburg ließen die Kirchenmeister beispielsweise den Ofen reparieren 455 . Das Windsheimer Haus des Küsters wurde 1509 auf Kosten der Kirchenfabrik gedeckt und getüncht 456 . Regional unterschiedlich sorgten die Kirchenmeister auch für die Unterkünfte weiterer Mitarbeiter: In Koblenz und in Dresden wohnten die Glöckner in Häusern der Kirchenfabrik, in Bamberg, Nürnberg und Rothenburg waren es die Totengräber 457 . In vielen anderen Orten durften wie in Dresden die Schulmeister kostenlos in der Schule wohnen 458 . St. Stephan in Wien stellte sowohl dem Dombaumeister als auch dem Kantor ein Haus zur Verfügung, in dem offensichtlich auch ein Teil der Sängerknaben lebte459 . In Rothenburg wie auch in Nürnberg lebten manche Knechte, die auch von der Kirchenfabrik bezahlt wurden, im Pfarrhof 460 . Dies galt auch für viele Altaristen, fand jedoch keinen Eingang in die Rechnungsbücher, wie ein Streit aus der Oberen Pfarre in Bamberg zeigt: Als das alte Pfarrhaus abgerissen wurde, musste für den Benefiziaten des Heilig-KreuzAltars eine neue Bleibe gefunden werden, da ihm ein Wohnrecht im Pfarrhof zustand. Die Kirchenmeister wiesen ihm schließlich ein etwas weiter entferntes 451 452

453 454

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Lexer, Baumeisterbuch, S. 266. Bamberg: StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 12r., PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 5v., siehe auch Schnapp, Stadtgemeinde, S. 83; Coburg: StadtA Coburg R 11/1487 f. 6v., R 11/1502/03 f. 6r.-6v., f. 8r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 2r., f. 3r., auch f. 20r., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 91v.; Wien: Perger, Rahmen, S. 239; Biberach: Schilling, Zustände, S. 83 und S. 183, Angele, Altbiberach, S. 57 und S. 112; allgemein Schmid, Recht, S. 198-204. Siehe unten Kapitel VII.1.1. Neue Fenster: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 6v.; Innenausstattung: StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 12r., PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 5r., f. 5v., Nr. 70.01/4 f. 6v. StadtA Coburg R 11/1491/92 f. 5v., R 11/1501/02 f. 7r., R 11/1506/07 f. 5v. StadtA Windsheim G 38 f. 25r., f. 85r. Dresdener Frauenkirche: StadtA Dresden A XV b 35 f. 77v., f. 83r.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 2r.; Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 6r., f. 10r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 125r.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 16v. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 247v., A XV b 35 f. 77v.; siehe zu Rothenburg Bauer, Lateinschule, S. 33. Perger, Rahmen, S. 239, und ders., Stephan, S. 39. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 97v.; Nürnberg: StA Nürnberg, RSt Nürnberg, Rep. 59 Salbuch 2 f. 172v.

III.4. Immobilien und der Kirche zugeordnete Bauten

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Häuschen zu 461 . In den meisten der eben genannten Fälle verzichteten die Kirchenmeister auf Einnahmen, doch im Gegenzug waren die Bewohner zum Erhalt der Gebäude verpflichtet, damit der Kirchenetat nicht belastet wurde 462 . Pfarrhäuser Im Pfarrhaus lebte der Pfarrer mit seinem Personal, doch wohnten dort teilweise auch weitere Geistliche 463 . In allen untersuchten Städten lag das Gebäude – wie kirchenrechtlich vorgeschrieben – in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche und wurde zumindest im 14. und 15. Jahrhundert den Geistlichen mietfrei zur Nutzung überlassen 464 . Allerdings lässt sich den Unterlagen der Kirchenmeister nicht eindeutig entnehmen, ob alle Pfarrhäuser städtischer Gemeinden im Besitz der Kirchenfabrik waren, gehörte doch beispielsweise das Haus des Coburger Propstes unmittelbar neben der Morizkirche zum Besitz der Propstei 465 . Das Pfarrhaus von St. Willibrord in Wesel, die wedem, lag ursprünglich im Nordosten der Kirche. Als 1459 der Friedhof der Kirche erweitert werden sollte, wurde das Haus auf Kosten der Stadt abgebrochen 466 . Die Stadt kaufte ein an den neuen Kirchhof angrenzendes Grundstück und errichtete dort ein neues und vermutlich recht großes Haus aus Stein 467 . Da keine Ausgabeverzeichnisse der Weseler Pfarrer überliefert sind, lässt sich nicht erkennen, ob und inwieweit diese für den Unterhalt des Pfarrhauses aufkommen mussten, wie dies sonst üblich war 468 . Der Pfarrer oder die Geistlichen übernahmen aber offenbar manche Arbeiten selbst oder ließen sie auf eigene Rechnung ausführen, denn die Stadt kümmerte sich im Verlauf des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts nur vereinzelt um das Haus469 . Die Kirchenmeister muss-

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PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 6r., siehe Arneth, Obere Pfarre und Kaulberg, S. 202-203. Vgl. StadtA Dresden A XV b 35 f. 77v. In Nürnberg wohnte der Pfarrer mit den Vikaren im pfarrhof, vgl. Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 277; ausführlich zum Bistum Konstanz Arend, Bischof, S. 42ff., S. 72ff. und S. 175ff. Vgl. zum Hochmittelalter Brückner, Pfarrbenefizium, S. 165-168; zum Streit um das Haus des Kuraten von St. Jakob in Innsbruck kurz Lentze, Rechtsgeschichte, S. 16; räumliche Nähe des Pfarrhauses zur Pfarrkirche: MGH Cap. Ep. III S. 42 c. 4. Talazko, Morizkirche, S. 94-95; zu Livland Kuujo, Stellung, S. 216-218; vgl Eberhardt, Worms, S. 158, demzufolge der Patron sowie der Pfarrer für das Bauwerk zuständig waren; siehe Brückner, Pfarrbenefizium, S. 318-319 zur Situation im spätmittelalterlichen Erzbistum Trier; anders Götz, Hilpoltstein, S. 15 und S. 100, auch Graf, Goslar, S. 239 und S. 332, zu den Zuständen in Sachsen zu Beginn des 16. Jahrhunderts Schräpler, Delitsch, S. 182ff. StadtA Wesel A7 1459 f. 23r. Ausführlich Roelen, Topographie, S. 151, vgl. ebd., S. 59, siehe auch StadtA Wesel A7 1459 f. 30v.; in der Nähe befand sich einer der öffentlichen Abtritte der Stadt, siehe Roelen, Topographie, S. 182. Zum Bistum Konstanz Arend, Bischof, S. 44ff. StadtA Wesel A7 1459 f. 23r., f. 30v., 1469 f. 22v., 1472 f. 24v., 1476 f. 43r., 1480 f. 34v., 1484 f. 20r.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

ten lediglich in den Jahren 1501 und 1516 umfangreiche Zimmermannsarbeiten durchführen lassen 470 . Auch die Kirchenmeister von St. Nikolaus auf der Mathena hatten nur wenig mit dem Pfarrhaus zu tun. Der erste Bau lag südlich des Kirchhofs und war 1423 auf Kosten der Stadt gebaut worden 471 . Das Grundstück wurde 1429 durch eine zweite, von der Stadt gekaufte Parzelle vergrößert, so dass in der Folgezeit eine Erweiterung des Gebäudes möglich war 472 . Im Jahr 1434 übernahmen die Kirchenmeister die Kosten für Reparaturen, vielleicht auch für eine Verschönerung des Hauses 473 . In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Bevölkerung der Vorstadt stark an, so dass 1449 ein Neubau aus Stein errichtet wurde 474 . Im weiteren Verlauf des 15. und 16. Jahrhundert verbuchten die Kirchenmeister dann keine weiteren Ausgaben. In den übrigen Städten scheint die Intensität, mit der sich die Kirchenmeister um die Pfarrhäuser kümmerten, erheblich geringer gewesen zu sein als in Wesel. In Coburg verzeichneten sie gelegentlich Ausgaben 475 . In Bamberg ließen die Kirchenmeister das zur Oberen Pfarre gehörende Pfarrhaus abreißen und an anderer Stelle neu errichten 476 . Teilweise sorgten sie auch für die Einrichtung, da sie 1482/1484 zwein lewchters zu der pfarr gehornde neu beschafften 477 . In den Jahren 1490 bis 1492 wurde eine Mauer beim Pfarrhof auf Kosten der Kirchenfabrik neu gedeckt 478 . In Wunsiedel ließen die Kirchenmeister von St. Sebastian Häuser für die beiden an der Kapelle tätigen Priester errichten479 . Insgesamt trugen die Kirchenfabriken maßgeblich zum Bau der Pfarrhäuser bei. Mit der Bereitstellung eines angemessenem Wohnhauses entlasteten die städtischen Kirchenfabriken die Benefizieninhaber ökonomisch ganz erheblich –im Gegensatz zu vielen ländlichen Pfarrkirchen 480 . Sie unterstrichen damit die Bedeutung, die dem Pfarrer zugemessen wurde. Der Unterhalt des Pfarrhauses aber lag in der Verantwortung der Kleriker 481 . Inwieweit sie dabei vom Wohlwollen der Kirchenmeister abhingen, lässt sich ebenso wenig beantworten wie die Frage, ob die Kirchenmeister den Pfarrern bei Wünschen nach baulichen Veränderungen entgegenkamen.

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StadtA Wesel A7 1501 f. 37r.; für die Bauarbeiten im Jahr 1516 bezahlte die Kirchenfabrik eyn block plancken, doch kamen weder die Kirchenmeister noch der Kämmerer der Stadt für den Lohn der Zimmermänner oder Bauarbeiter auf: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 616. Gorissen, Regesten III, S. 11, Roelen, Topographie, S. 557. StadtA Wesel A7 1429 f. 379r., siehe auch Roelen, Topographie, S. 153-154 und S. 545. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 5. Roelen, Topographie, S. 154. Zu Coburg siehe StadtA Coburg R 11/1497/98 f. 9v., f. 10r., f. 10v. Arneth, Obere Pfarre und Kaulberg, S. 202-203. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1482/84 f. 15r. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 17v. Jäger, Wunsiedel I, S. 212 und S. 287-288. Arend, Bischof, S. 43-45. Vgl. Götz, Pfarrbuch, S. 100, der zu dem Ergebnis kommt, dass der Pfarrer von Hilpoltstein für die Baulast des Pfarrgebäudes selbst zuständig war.

III.4. Immobilien und der Kirche zugeordnete Bauten

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Schulen Vielen Kirchenfabriken gehörte noch ein zweites, im Allgemeinen recht großes Gebäude in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche 482 . Die (Latein-)Schule symbolisierte den Bildungsanspruch der städtischen Gemeinde. Die meisten Pfarrschulen entstanden erst im Verlauf des späten Mittelalters, als die Bevölkerung der Städte deutlich zunahm und die Bedeutung von Bildung wuchs. Die meisten Pfarrschulen stellten einen Kompromiss zwischen dem Klerus auf der einen und den Laien auf der anderen Seite dar, da beide Seiten abweichende Vorstellungen von den Lerninhalten entwickelten: Während die Kleriker in erster Linie auf die Förderung des geistlichen Nachwuchses bedacht waren, legte der Rat der Stadt großen Wert auf das Patronatsrecht und einen möglichst umfangreichen Einfluss. Im 15. Jahrhundert hatte der Pfarrer in den vielen Städten seine Funktion als Lehrer verloren, so dass vielfach der Rat die Schule führte, in anderen dagegen, gleichsam als Kompromiss, die Kirchenfabrik. Unabhängig von der Aufsichtsfunktion und der Bezahlung des Schulmeisters gehörte der Kirchenfabrik in vielen Städten das Schulgebäude, das zugleich von weltlichen Steuern und sonstigen Abgaben befreit war 483 . In Wesel finanzierten die Kirchenmeister von 1410 bis 1412 den vergrößerten Neubau der Schule. Das Haus bestand aus vermutlich drei Gebäuden, wobei das Hauptgebäude, den Keller eingerechnet, drei Etagen umfasste 484 . Wahrscheinlich diente ein Seitengebäude dem Rektor der Schule als Wohnung, ein zweites möglicherweise dem ondermeister, dem stellvertretenden Lehrer485 . Die Schule verfügte über einen eigenen Abort für mehrere Personen, für den auch Wasserrohre gelegt wurden 486 . Nach Abschluss der Bauarbeiten belastete die Schule den Kirchenetat nur selten 487 : Im Jahr 1442 erteilten die Kirchenmeister den Auftrag, i nye glasevyster an der scholen vp des scholemeisters kamern einzusetzen 488 . Im Jahr 1501 wurde eine Mauer ausgebessert 489 . In erster Linie kam die Stadt für alle notwendigen Kosten auf, da der Rat die Schule von St. Willibrord als städtische Schule ansah 490 . Die Kämmerer übernahmen die Kosten für die Reparatur von Fensterrahmen und Fensterscheiben und ließen Einrichtungsgegenstände wie bei482 483

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Wriedt, Schulen, Endres, Schulwesen, Ennen, Stadt und Schule, Lucas, Stadt und Schule, zusammenfassend Isenmann, Stadt, S. 181-183. Götz, Pfarrbuch, S. 128; in Dresden trug die Kirchenfabrik der Kreuzkirche die Grundabgaben, vgl. Butte, Geschichte, S. 100; zur Geschichte der Weseler Schulen siehe Kleine, Geschichte, Heidemann, Vorarbeiten, zuletzt Roelen, Schulwesen. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 89, S. 90, S. 98-104, S. 108, S. 111, S. 117-120, Roelen, Spätmittelalter, S. 113. Wohnung für den Rektor: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 117, StadtA Wesel A7 1452 f. 35v., 1484 f. 25r., hierzu Roelen, Schulwesen, S. 25-27.; zum stellvertretenden Lehrer kurz Roelen, Schulwesen, S. 126. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 100, S. 102. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, S. 21. StadtA Wesel A7 1442 f. 212v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 399. Ausführlich Roelen, Schulwesen, S. 22ff.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

spielsweise die Schulbänke, eine Tür, die Fenster sowie eine Tafel instand setzen 491 . Im Jahr 1480 ließ der Rat eyn tafel to maken und hangen in die schoel, und im Jahr 1508 wurde eine benck zur schol gekauft 492 . Im Jahr 1435 verhinderte der Rat, dass ein kleiner an die Schule angrenzender Innenhof überbaut wurde, indem die Stadt den Hof kaufte und ummauern ließ, damit genügend Licht durch die Fenster fiel 493 . In Wesel gab es bei St. Nikolaus auf der Mathena noch eine zweite Schule. Sie wurde im Jahr 1450 gegenüber der Kirche aus Stein errichtet. Zwar übernahm die Kirchenfabrik von St. Nikolaus die notwendigen Kosten, doch stammte die Summe, die der Rat der Stadt aufstockte, aus einer Erhebung aller Gemeindemitglieder der Weseler Vorstadt 494 . Im Jahr 1480 wurde die Schule dann in ein schon existierendes Gebäude neben der Kirche auf einem städtischen Grundstück verlegt 495 . Im Gegensatz zur Altstadt war die Kirchenfabrik von St. Nikolaus in den folgenden Jahrzehnten weitgehend allein für den Unterhalt der Schule zuständig, so dass die Kirchenmeister beispielsweise die Fenster reparieren, den Fußboden ausbessern, die Wände weißen oder Schlösser und Schlüssel ersetzen lassen mussten 496 . Die beiden Weseler Kirchenfabriken finanzierten also in entscheidendem Maß die beiden Schulen in der Stadt. Während die Schule der Altstadt allerdings als städtische Schule galt, die entsprechend umfangreich von der Stadt subventioniert wurde, war die Schule auf der Mathena eine von der Gemeinde getragene Institution. Einer dieser beiden Varianten lassen sich auch die Schulen der übrigen Städte zuordnen: In Rothenburg wurde das Schulgebäude von 1470 bis 1474 umfassend auf Kosten der Kirchenfabrik renoviert, wozu auch das Dach, der Ofen sowie die Fenster gehörten 497 . In Dresden ließen die Kirchenmeister 1480 ein neues Schulgebäude errichten und kalken 498 . Sieben Jahre später waren Arbeiten am Dachstuhl notwendig, und nach dem Brand im Jahr 1491 wurde das Gebäude wieder aufgebaut 499 . Bereits 1509/1510 mussten die Kirchenmeister drei zusätzli491

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StadtA Wesel A7 1452 f. 35v., 1454 f. 31r., 1456 f. 31v., 1460 f. 24v., 1461 f. 31v., 1465 f. 27r., 1468 f. 30v., 1472 f. 23v., 1475 f. 20v., 1482 f. 23v., 1484 f. 25r.; Schulbänke etc.: StadtA Wesel A7 1460 f. 20r., 1463 f. 30r., 1465 f. 27r. StadtA Wesel A7 1480 f. 37v., A7 1508 f. 62r. StadtA Wesel A7 1435 f. 596r., Roelen, Topographie, S. 183 und 429. StadtA Wesel A7 1451 f. 528r., AEK Wesel Gefach 33,1 S. 195-198, S. 202, siehe auch Roelen, Topographie, S. 115, S. 149 und S. 555. Roelen, Topographie, S. 545 und 557, zusammenfassend ders., Spätmittelalter, S. 15. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 198, S. 654, Gefach 33,2 S. 17, S. 62, S. 228, S. 242, Gefach 33,3 S. 85. Dach: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 50v.; Ofen: R. 362 f. 37v., f. 75v.; Fenster: R. 362 f. 37r., f. 90r., f. 276v.; zum Unterhalt der Schule durch die Kirchenfabrik siehe auch Bauer, Lateinschule, S. 14-18 und S. 29. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 16v., f. 18v., f. 34v. Arbeiten am Dachstuhl: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 24r., f. 33r.; Wiederaufbau des Gebäudes: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 252r., f. 253r., f. 256v., siehe ausführlich Meltzer, Kreuzschule, S. 11-12 mit Anm. 17.

III.4. Immobilien und der Kirche zugeordnete Bauten

211

che Fenster brechen und eine weitere Stube anbauen lassen 500 . In kleineren Städten wie Coburg und Siegen kümmerten sich die Kirchenmeister dagegen nur selten oder gar nicht um die Schulgebäude. In Wunsiedel ließen sie 1479/1480 die Schule weißen, obwohl sonst in erster Linie die Stadt die Schule finanzierte501 . In Bayreuth, wo die Schule 1430 niederbrannte, trugen die Kirchenmeister einen erheblichen Teil der Kosten für den Neubau502 . In Siegen wurden dagegen nur Schlüssel bei Bedarf ersetzt 503 . Keine Ausgaben verzeichneten die beiden Bamberger Kirchenmeister, was sich wahrscheinlich mit dem guten Zustand der Schulen begründen lässt 504 . In Bielefeld brauchten die Kirchenmeister keine Belastungen zu tragen, weil die Schule dem Stift unterstand505 . In vielen Orten wohnten die Schulmeister in einer kleinen Wohnung neben oder über der Schule, für die sie selbst verantwortlich waren 506 . Gelegentlich kümmerten sich die Kirchenmeister wie beispielsweise in Nürnberg, Coburg, Dresden und Rothenburg um die Inneneinrichtung der Schule 507 . In Dresden finanzierten sie eine toffel, doch ist dem Rechnungsbuch nicht zu entnehmen, ob es sich dabei tatsächlich um eine Wandtafel für die Schule handelte 508 . In Nürnberg kaufte Sebald Schreyer eine schreibtafeln sowie eine gewachste Decke 509 . In Coburg besaß die Schule ein eigenes Messbuch, das 1493/1494 neu eingebunden wurde 510 . Besonders anfällig waren die Öfen in den Schulzimmern, die wiederholt in Nürnberg, Coburg und Dresden repariert werden mussten511 . Vereinzelt unterstützten die Kirchenmeister die Schule wie in Siegen und Nürnberg mit Brennmaterial, was in Siegen im Jahr 1477/1478 Rückschlüsse auf die Fortführung des Unterrichts während der Festtage ermöglicht 512 . Wenn nicht ge500 501 502 503 504 505 506 507 508

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StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1509 f. 29r. StadtA Wunsiedel R 3738 f. 6r., Jäger, Wunsiedel I, S. 219-220. Engelbrecht, Lateinschule, S. 239-242 mit weiteren Nachweisen. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1487/88 f. 27v.; vgl. auch Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 12v. Zu den Schulen in Bamberg Haas, Geschichte, S. 72-78. Wibbing, Kollegiatstift, S. 50-52. Vgl. Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 87, auch Angele, Altbiberach, S. 60; siehe oben S. 206. Zu Wunsiedel siehe die Zusammenstellung der Ausgaben der Kirchenmeister bei Ponader, Lateinschule, S. 53-54. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1514 f. 81v., Nr. 73/1515 f. 15r.; in Bayreuth kauften die Kirchenmeister dagegen eine Wandtafel für die Schule, vgl. Engelbrecht, Lateinschule, S. 239; weitere Belege bei Meltzer, Kreuzschule, S. 13-14, der die toffel als Tische interpretiert. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 12v. StadtA Coburg R 11/1493/94 f. 7r. Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1487 f. 6v., R 11/1488 f. 9v.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 22v. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1477/78 f. 48v. (Item uff christ abend kauffte ich den schollern i fuder koln off die schol ); 1479/80 f. 47r., 1492/93 f. 19v., 1496/97 f. 21v., 1498/99 f. 22r., 1507/08 f. 21v., 1515/16 f. 21r., 1516/17 f. 20r.; zur Schule von St. Sebald ausführlich Caesar, Schreyer, S. 92-94.

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III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

rade ein Neubau notwendig war, mussten somit die meisten Kirchenmeister nur selten Ausgaben für das Schulgebäude tätigen. Bibliotheken Neben der Schule unterstand der Kirchenfabrik in einer ganzen Reihe spätmittelalterlicher Städte noch ein zweites Gebäude, nämlich die Bibliothek513 . Dies war nicht immer so gewesen, denn Bibliotheken wurden aus verschiedenen Gründen erst im Verlauf des 15. Jahrhunderts errichtet 514 . Die Kirchenfabrik stellte liturgische Bücher bereit, die sachgemäß gelagert werden mussten und für die in der Kirche nicht immer Platz war. Das Interesse an religiöser Literatur wuchs im Verlauf des 15. Jahrhunderts stark an. Die Leistungsfähigkeit der Skriptorien und der Buchdruck eröffneten die Möglichkeit, eine immer größer werdende Anzahl an Büchern zu kaufen und zu sammeln. Den Grundstock vieler Bibliotheken bildeten Stiftungen von Einzelpersonen. In Wesel gab es bis 1520 keine Bibliothek, obwohl die Kirchenfabrik eine Sammlung an Büchern besaß und in der Stadt sogar ein Buchdrucker arbeitete 515 . Die Gründe dürften vielfältig gewesen sein. Wesel stellte kein Zentrum des Humanismus dar. Den Interessierten stand die umfangreiche Bibliothek der Fraterherren zur Verfügung 516 . Erst im Jahr 1553 stiftete Konrad Heresbach, Rat von Herzog Johann III. von Kleve, St. Willibrord seine Bibliothek 517 . Zu diesem Zeitpunkt besaßen viele andere Städte schon mehrere Jahrzehnte lang Büchereien 518 . Ähnlich wie in Wesel bildeten wie beispielsweise in Wunsiedel ab 1504 und Weissenburg ab 1517 Stiftungen den Kern der Sammlungen 519 . In Ulm schenkte 1439 Heinrich Neithart seine rund 300 Bücher der Kirchenfabrik mit der Auflage, dass für sie am Turm des Münsters eine librerey gebaut wurde 520 . In Nürnberg gab es nicht nur die Ratsbibliothek, sondern auch eine Biblio513

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Zu den liturgischen Handschriften der Pfarrkirchen unten Kapitel IV.5.; Zusammenstellung der bislang veröffentlichten Materialien über Pfarrbibliotheken bei Oediger, Bildung, S. 130 Anm. 2. Ausführlicher Überblick Buzas, Bibliotheksgeschichte, S. 107-110, kurz Erbacher, Schatzkammern, S. 56-57. Anders bei St. Viktor in Xanten, siehe Beissel, Bauführung I, S. 226-229. Zur Bibliothek des Fraterhauses Gotenburg, Bibliothek. Roelen, Heresbach-Bibliothek, S. 99-101, älter Hillmann, Gemeinde, S. 12ff. Heresbach bestimmte, dass die Bücher in der Kapelle aufgestellt werden sollten, in der er mit seiner Frau begraben werden wollte. Dies verzögerte sich, denn erst 1568 wählte Heresbach die 453 Bücher aus und legte ein Verzeichnis an. Er bestimmte zugleich, dass die Kirchenmeister für die Bibliothek sorgen sollten und dass ihnen für diese Aufgabe eine Rente von 5 Goldgulden pro Jahr zustand. Die Ausstattung der Kapelle im südlichen Seitenschiff von St. Willibord mit insgesamt fünfzehn nummerierten Lesepulten bezahlte dann die Stadt, so dass Heresbach schließlich 1576 die Bände der Kirchenfabrik übergab. Zu Windsheim und Rothenburg Müller, Bibliotheken, S. 274-278 mit weiterer Literatur. Zu Wunsiedel Jäger, Wunsiedel I, S. 273-276; zu Weissenburg kurz Müller, Bibliotheken, S. 278-279. Tüchle, Pfarrei, S. 25-26, Buzas, Bibliotheksgeschichte, S. 109; zu Neithart ausführlich Tüchle, Neithart; zur Stiftung von Ulrich Krafft Geiger, Reichsstadt, S. 141.

III.4. Immobilien und der Kirche zugeordnete Bauten

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thek bei St. Sebald, die auf der Grundlage einer Stiftung eingerichtet worden war 521 . Das wachsende Interesse in vielen Städten ging zusehends über den Erwerb und Erhalt liturgischer Bücher hinaus. Es verwundert daher nicht, dass 1472 in Rothenburg beschlossen wurde, die Bücher der Kirchenfabrik nicht länger in der Sakristei, sondern in einem eigenen Gebäude unterzubringen522 . Hier wie 1470 in Bayreuth, 1475 in Bielefeld und 1481 in Coburg finanzierten die Kirchenmeister jeweils eine liberey 523 . Auch in Weissenburg, Bayreuth, Rößel und Windsheim entstanden auf diese Weise Bibliotheken 524 . Bei ihnen handelte es sich jeweils um kleine Räume, die unmittelbar an die Kirche grenzten oder wie in Bayreuth, Lübeck und Wismar über der Sakristei lagen525 . Während die meisten Bibliotheken von vornherein mindestens ein großes Fenster hatten, war der in Bremen gebaute Raum zunächst so klein und dunkel, dass er später für zusätzliche Fenster erweitert wurde 526 . In Bayreuth wollte man ganz sicher gehen und vergitterte das Fenster 527 . In den meisten Städten finanzierten die Kirchenmeister auch die keinesfalls billige Innenausstattung der Bücherei 528 . Die Bücher wurden auf Pulten ausgelegt und mit Ketten festgebunden, wie die Bielefelder, Coburger, Dresdener und Nürnberger Rechnungen zeigen 529 . Vor den Pulten standen zumindest in Coburg Bänke 530 . Sebald Schreyer empfand die Bibliothek seiner Pfarrkirche bei seiner Amtsübernahme im Jahr 1483 als dringend renovierungsbedürftig, so dass er erhebliche Mittel aufwendete 531 .

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Ruf, Bibliothekskataloge III,3, S. 676; zur Ratsbibliothek Petz, Beiträge. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 99r., R. 363 f. 76r. Bayreuth: StadtA Bayreuth R1/1470 S. 16, S. 17; Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 24v.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 8v., f. 9r. Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/18 o.f.; Bayreuth: Fischer, Häuserbuch, S. 797; Rößel: Matern, Pfarrbuch, S. 41; Windsheim: Bibliothek der Kapelle Unserer Lieben Frau, siehe zuletzt Machilek, Bibliothek. Bayreuth: Sitzmann, Baugeschichte, S. 122, Lübeck und Wismar: Grewolls, Kapellen, S. 162, Ludwig, St. Georgen, S. 170. Zu den großen Fenstern siehe z. B. StadtA Coburg R 11/1481 f. 8v.; zu Bremen siehe Klink, Hemeling, S. 115-116. StadtA Bayreuth R1/1470 S. 16, S. 17. Vgl. Schilling, Zustände, S. 45, auch Angele, Altbiberach, S. 39; in Bielefeld kostete die Errichtung und Ausstattung der Bücherei insgesamt 96 Mark: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 24v., f. 32r., Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 24v.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 8v., f. 9r., R 11/1490/91 f. 10v., R 11/1493/94 f. 8v., R 11/1496/97 f. 7v., R 11/1506/07 f. 7v.; Nürnberg: Hampe, Schreyer, S. 188. Bei der Bibliothek der Dresdener Frauenkirche wurde für die Schlösser ein Pauschalbetrag abgerechnet, so dass lediglich bekannt ist, dass dem Kirchenmeister sechs Schlüssel für die Bücherketten ausgehändigt wurden (StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1508 o.f.). StadtA Coburg R 11/1481 f. 8v., f. 9r., R 11/1490/91 f. 10v., R 11/1496/97 f. 7v., R 11/1506/07 f. 7v. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 19r.-19v., zusammenfassend Caesar, Schreyer, S. 99 mit weiteren Angaben, älter Hampe, Schreyer, S. 178 und S. 187-188.

214

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

Insgesamt handelte es sich bei den Bibliotheken um ein Phänomen des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts 532 . Die finanzielle Belastung der Kirchenfabriken hielt sich in Grenzen, denn sowohl an den Gebäuden wie an den Inneneinrichtungen fielen nur selten Arbeiten an 533 . Bauhütten Ein weiteres funktionales Gebäude der Kirchenfabrik diente der eigenen Verwaltung sowie dem Kirchenbau. Notwendige Voraussetzung für alle Bauvorhaben war eine Bauhütte insbesondere für die Steinmetze534 . Unter allen untersuchten Kirchen ragen dabei St. Stephan in Wien, das Münster in Straßburg und St. Georg in Wismar heraus, denn die dortigen Kirchenmeister lenkten die Geschicke der Kirchenfabrik von einem eigenen Amtshaus aus, auf dessen Grundstück auch die Bauwerkstätten untergebracht waren 535 . Die Weseler Kirchenmeister verfügten zwar über kein Amtsgebäude, doch auf dem Kirchhof von St. Willibrord stand eine Bauhütte mit zwei Gebäuden. Während in der bicke die Steinmetze arbeiteten, hatten die übrigen Handwerker in der ludse ihre Werkstatt 536 . Vermutlich wegen der Erweiterung der Kirche wurde 1409 die bycke abgebrochen 537 . Zwei Jahre später wurde ein Haus aus Stein samt Abtritt neu errichtet 538 . Für den Guss einer neuen Glocke wurde 1435 eine eigene Werkstatt gebaut 539 . Dieses Gebäude wurde abgerissen, als der neue Kirchturm begonnen wurde. Mit dem Beschluss, die Kirche ab 1498 zu erweitern, ließen die Kirchenmeister für die Werkstätten neue Schlösser und Schlüssel anfertigen 540 . Weitere Kosten für ihren Unterhalt fielen nicht an541 . Dies galt auch für den Schuppen auf dem Kirchhof von St. Willibrord, in dem der Totengräber seine Gerätschaften aufbewahrte 542 . Wahrscheinlich gehörten zu allen Kirchen gemauerte Bauhütten, über deren Größe sich keine Aussagen treffen lassen. Nur selten verzeichneten die Kirchen532

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Zu den Ratsbibliotheken beispielsweise in Nürnberg, Lüneburg, Braunschweig und Frankfurt a. M. siehe Buzas, Mittelalter, S. 111-113, dort auch weitere Beispiele, ausführlich Kaegbein, Ratsbüchereien, der jedoch S. 8 unnötigerweise sehr eng zwischen Kirchen- und Ratsbibliotheken trennt. Zumindest in Coburg wurde für den Unterricht in der Schule nicht auf die Bibliothek zurückgegriffen, da die Schule eigene Bücher besaß: StadtA Coburg R 11/1493/94 f. 7r. StadtA Coburg R 11/1490/91 f. 10v., StadtA Weissenburg B 128/18 o.f. Ausführlich zu den Bauhütten Binding, Baubetrieb, S. 121ff. Wien: Perger, Rahmen, S. 234; Straßburg: Binding, Baubetrieb, S. 71-73 und S. 128, SchockWerner, Münster, S. 30-32; Wismar: Ludwig, St. Georgen, S. 132 sowie Grewolls und Ludwig, Bauorganisation, S. 26. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 79, Gefach 37,2 S. 372, Gefach 37,3 S. 514. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 79. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 102, Gefach 37,3 S. 522. StadtA Wesel A7 1438 f. 98v., außerdem AEK Wesel Gefach 37,1 S. 388. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 615, S. 680, S. 777, Gefach 37,4 S. 975. Siehe aber zum Jahr 1503 AEK Wesel Gefach 37,3 S. 522: Johan ingen Garden 1 dach gemuyrt ind 5 daighe in der ludzen on gegeuen 5m 4s. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 403.

III.5. Brücken und Deiche

215

meister Ausgaben für die Bauhütten. In Coburg ließen die Kirchenmeister die steyhutte[n] im Jahr 1481 ausbessern und 1497/1498 neu bauen 543 . In Rothenburg wurde wahrscheinlich zu Beginn der neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts ein neues Arbeitsgebäude errichtet, während die Windsheimer Kirchenmeister im Jahr 1480 den Ofen im Haus des Steinmetzes reparieren ließen 544 . An der Bauhütte der Oberen Pfarre in Bamberg waren 1490/1491 Reparaturarbeiten notwendig 545 . Die wenigen Ausgaben der Kirchenmeister lassen sich möglicherweise damit erklären, dass notwendige Arbeiten von den dort tätigen Handwerkern direkt ausgeführt wurden, so dass die Kirchenmeister die entsprechenden Ausgaben ohne weitere Angaben in den Ausgabekonten für Bauarbeiten verbuchten. III.5. BRÜCKEN UND DEICHE In manchen Orten waren die Kirchenmeister auch für die Brücke der Stadt zuständig 546 . Dies war beispielsweise in Dresden der Fall, wo das Brückenamt mit der Kirchenfabrik der Kreuzkirche verbunden war 547 . Die Kirchenmeister waren somit zusätzlich zu ihren sonstigen Aufgaben für den Unterhalt und die Sicherheit der Brücke über die Elbe verantwortlich. Sie ließen daher beispielsweise 1493 einen Pfeiler reparieren sowie 1495 und 1509 neue Pfeiler errichten 548 . Einem Käufer eines erbzinspflichtigen Hauses wurden die Zinszahlungen erlassen, doch musste er im Gegenzug die brucken rein halten und fegen, wan es not ist, und die brucken bevoren bey seinem hawß bewahren mit schalholtz 549 . Auch in Siegen gab es eine Brücke, auf der die Kirchenmeister eine Spendenkiste aufgestellt hatten 550 . In ihren Rechnungen verzeichneten sie allerdings keine Ausgaben für deren Unterhalt 551 . Andere Brücken wurden entweder durch die Städte direkt oder

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StadtA Coburg R 11/1481 f. 7r., R 11/1498/99 f. 5v. Das Gebäude wurde offensichtlich aber erst im Jahr 1500 vollendet, da in diesem Jahr neue Schlüssel angeschafft wurden: R 11/1500/01 f. 7v. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 67r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 60v. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1492/93 f. 9v. Grundlegend zur Brücke im Mittelalter Maschke, Brücke, zuletzt Fouquet, Bauen, S. 210ff. und S. 302-303; siehe Jaritz, Seelenheil und Sachkultur, S. 61, Lentze, Das Seelgerät, S. 7880, Schmid, Stiftungen für das Seelenheil, S. 66, Schulz, Testamente, S. 94. Kurz Butte, Geschichte, S. 91-92, älter Neubert, Rechtsverhältnisse, S. 14ff., siehe PosernKlett, UB Dresden und Pirna, Nr. 356 S. 258-259, ausführlich Dibelius, Elbbrücke, S. 104110. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 254r., f. 326r.; StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1509 f. 58r. Posern-Klett, UB Dresden und Pirna, Nr. 347 S. 251-252. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1490/1491 f. 3r., kurz Weber, Lebensbedingungen, S. 231. Reparaturen gingen nach Ausweis der Stadtrechnungen zu Lasten des städtischen Haushalts, vgl. Bingener, Bauwesen, S. 14.

216

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

durch ein Brückenwerk (fabrica pontis) wie beispielsweise in Koblenz finanziert, die häufig einer Kapelle zugeordnet waren 552 . Mit der Verantwortung für die Brücken war in anderen Städten die Aufsicht über die Deiche vergleichbar. Keiner der Kirchenmeister hatte die Funktion eines Deichgrafen, obwohl beispielsweise die Kirchenmeister von St. Willibrord durchaus Ausgaben für die Instandhaltung der Rheindeiche verzeichneten. Sie waren lediglich für die Deichabschnitte bei Bislich und in der Rheinaue (in der Oye) zuständig, die an Grundstücke im Besitz der Kirchenfabrik grenzten. Hierbei fielen im Zeitraum zwischen 1407 und 1424 und dann wieder zwischen 1486 und 1492 mehrfach Kosten im Umfang von einigen Schillingen an, und im Jahr 1490 mussten die Kirchenmeister aus unbekannten Gründen 6rh. fl ausgeben 553 . Es kam in Wesel nicht so weit wie beispielsweise im Oldenburger Land, wo liturgisches Gerät zugunsten der Errichtung neuer Deiche verkauft wurde 554 . Abgesehen von einigen norddeutschen Städten übernahmen nur wenige Kirchenmeister Verantwortung für die Deiche der Stadt und ihres Umlands. Ähnliches galt für die Brücken vieler Städte, für die im Allgemeinen eine eigene Institution zuständig war. III.6. ZUSAMMENFASSUNG Die Kirchenfabrik bezog ihren Namen zwar von dem Bauwerk der Kirche, doch ging die Verantwortung der Kirchenmeister wesentlich über das Kirchengebäude hinaus. Ausgehend von der Anzahl ihrer Ausgaben bereiteten den Kirchenmeistern das Gebäude der Kirche sowie die der Kirche gehörenden Räumlichkeiten eine gewisse, im Alltag aber durchaus zu bewältigende Mühe, denn sie versuchten, so viele Aufgaben wie möglich an Handwerker zu delegieren. Den Kirchenmeistern blieb die Kontroll- und Aufsichtsfunktion. Anders stellte sich die Belastung der Kirchenmeister dar, wenn die Kirche erweitert oder neu gebaut wurde: Die Bauleitung lag zwar beim Baumeister, doch die Kirchenmeister hatten die oberste Aufsicht inne. Der von den Kirchenmeistern notwendiger Weise zu erbringende 552

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Zur Moselbrücke bei Koblenz Michel, Koblenz, S. 133-134, S. 188-189, S. 256, Schulz, Testamente, S. 93-96; zu den durch die Stadt finanzierten Brücken in Bamberg und zu den notwendigen Baumaßnahmen Sichler, Bauverwaltung, S. 214ff.; allgemein zu den Mainbrücken und insbesondere zu Würzburg siehe Scherzer, Mainbrücken, S. 177; zur Finanzierung von Brücken durch Bruderschaften Remling, Bruderschaften, S. 289-290; zu Wien kurz Lentze, Seelgerät, S. 78-79; allgemein Maschke, Brücke, S. 14-15 und S. 25-26 sowie S. 32-34 zu den Verbindungen zwischen Kirchen und Brücken. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 64, S. 72, S. 79, S. 91, S. 116, S. 126, S. 148, S. 222, S. 237, Gefach 37,3 S. 20, S. 35, S. 76, S. 77, S. 96, S. 122; zum Jahr 1490 siehe Gefach 37,3 S. 76. Weitere Kosten beispielsweise für die Erhöhung der Deiche in besonders gefährdeten Abschnitten bei akutem Hochwasser übernahm die Stadt Wesel: StadtA Wesel A7 1439 f. 127r. (Gorissen, Regesten IV, S. 185, S. 186), Gorissen, Regesten IV, S. 253. Müller-Jürgens, Vasa Sacra, S. 96.

III.6. Zusammenfassung

217

Aufwand, die Materialien und Werkzeuge zu beschaffen sowie die Handwerker zu bezahlen, war ganz erheblich. Entscheidend war die Bereitstellung der notwendigen Finanzen, um auf diese Weise den Fortgang der Bauarbeiten zu sichern. Juristisch drohte den Kirchenmeistern trotz ihrer großen Verantwortung kaum Ungemach. So konnte beispielsweise der Turm von St. Willibrord in Wesel nicht bis zur gewünschten Höhe gebaut werden 555 . Bei St. Stephan in Wien mussten 1409 mehrere Steinlagen abgetragen werden, da der ursprüngliche Bauplan nicht eingehalten worden war 556 . In Ulm drohte 1492 ein Teil des Turmes einzustürzen, einige Jahre später geschah genau dies in Stralsund, und bereits im Jahr 1465 war der Turm von St. Marien in Rostock eingestürzt 557 . In Nürnberg entwendete der Dachdecker große Mengen Zinn, so dass das Dach des Kirchturms von St. Sebald sehr schnell baufällig wurde 558 . In keinem der Fälle wurden die Kirchenmeister zur Rechenschaft gezogen, auch wenn all dies in ihren Verantwortungsbereich fiel. Das gleiche galt auch für die Sicherheit auf der Baustelle: Wiederholt kam es vor, dass sich Arbeiter oder sogar die Kirchenmeister verletzten, doch nur selten mussten die Kirchenmeister Entschädigungszahlungen leisten 559 . Die Pfarrkirche war in den meisten Städten das größte Gebäude der Stadt, doch sie war nicht die größte Baustelle. In allen anderen Städten wurden die Kirchen im Allgemeinen Stück für Stück erweitert, wurde ein Haus nach dem anderen und ein Joch nach dem anderen gebaut. Dies ergab sich nicht nur aus den beschränkten Möglichkeiten der Finanzierung, sondern auch aus der Anzahl der zugleich tätigen Handwerker. Neugründungen von Kirchen wie beispielsweise in Ulm bildeten die Ausnahme 560 . Man versuchte, andere Städte im Hinblick auf die Höhe der Kirchtürme und der Gewölbe zu übertreffen. Die Kirche mit ihren technisch-architektonischen Neuerungen und Weiterentwicklungen trug somit zum städtischen Selbstbewusstsein bei 561 . Die Kirchenfabriken finanzierten zwar den Bau der Kirche und ihren Unterhalt, aber längst nicht alle Baumaßnahmen wurden von den Kirchenmeistern bezahlt und verbucht. Viele Kirchenfenster wurden von einzelnen Familien, Bruderschaften und Zünften gestiftet. Auch in St. Willibrord in Wesel hat ein einzelner Kaufmann eine eigene Kapelle in der Kirche finanziert 562 . Folglich müssen ein-

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Merian, Willibrordikirche, S. 9. Perger, Stephan, S. 45. Zu Ulm Tüchle, Pfarrei, S. 18, der auch darauf verweist, dass beispielsweise in Schwäbisch Gmünd 1397 beide Türme der Heilig-Kreuz-Kirche einstürzten; zu Stralsund kurz Schlichting, Anschauungen, S. 33, wobei der Turm von St. Nikolai bereits einmal im Jahr 1366, der Turm von St. Marien im Jahr 1382 eingestürzt war, siehe hierzu Heyden, Stralsund, S. 21 und 25; zu Rostock Schnitzler, Rostock, S. 64. Hierzu Caesar, Schreyer, S. 95-96. Siehe hierzu unten Kapitel VI.4.2., zu den Unfällen beim Bau der Kirchtürme von St. Sebald Caesar, Nürnberg, S. 95-96 und S. 141 Anm. 28. Haßler, Fabri, S. 25. Siehe hierzu Sprandel, Aufschwung, S. 18-20. Zu Freiburg siehe Schadek, Bürgerschaft, S. 103.

218

III. Die Kirchenfabrik, die Kirche und ihre Gebäude

zelne Elemente der Gebäude im Kontext der Memoria und der Selbstdarstellung der herrschenden Familien gesehen werden 563 . Das Gebäude der Kirche war in unterschiedliche rechtlich-wirtschaftliche Zuständigkeitsbereiche unterteilt. Sie waren bei den bereits untersuchten Auseinandersetzungen zwischen Klerus und Rat von geringer Bedeutung und wurden von lokalen Faktoren bestimmt, die in dieser Weise bislang keine ausreichende Beachtung gefunden haben. Handelte es sich um eine an ein Stift angeschlossene Pfarrkirche, so lag die Zuständigkeit für den Chor beim Stiftsklerus. In manchen Fällen übernahmen die Kirchenmeister allerdings auch hier Kosten, so dass eine genaue Abgrenzung zwischen Kirchenfabrik und Stift von Fall zu Fall erfolgen muss. Der Turm der Kirche gehörte dagegen bei den meisten Pfarrkirchen der Stadt. Die Verantwortung der Kirchenmeister ging weit über die Zuständigkeit für das Kirchengebäude hinaus. Die überall vorhandenen Karner wurden regelmäßig erweitert. Die Schulgebäude wurden vielfach von den Kirchenfabriken finanziert, doch lag die primäre Zuständigkeit beim Rat der Stadt. Anders verhielt es sich bei den im 15. Jahrhundert vielerorts neu erbauten Bibliotheken. Auch wenn sie vielfach auf Stiftungen zurückzuführen waren, so investierten die Kirchenmeister doch bemerkenswerte Summen, um diese zusätzlichen Gebäude zu errichten und herzurichten. In einigen wenigen Städten waren die Kirchenmeister sogar für Brücken und Deiche zuständig. Im Gegensatz zu den Bibliotheken, Schulgebäuden und Pfarrhäusern übernahmen die Kirchenmeister bei den allgemeinen Immobilien nur einen Teil der notwendigen Investitionen. Sie versuchten, die Kosten für städtische Gebühren und für den Unterhalt der Gebäude und Grundstücke auf die Pächter abzuwälzen. Es gab lediglich zwei Ausnahmen: Erstens gingen die Kirchenmeister bei Leibrenten die Verpflichtung ein, die übertragene Immobilie zu erhalten, so lange die ehemaligen Besitzer lebten und in dem Haus wohnten. Dies wirft ein neues Licht nicht nur auf den Finanz- und Rentenmarkt der Stadt, sondern auch auf die Belastung der Kirchenmeister. Zweitens betrieben manche Kirchenfabriken eigene Güter, für die die Kirchenmeister die entsprechenden Ausgaben übernahmen. Im Verlauf des späten Mittelalters entwickelte sich die städtische Kirchenfabrik von einem Sondervermögen zu einem offenen Immobilienfonds, dem nicht nur diverse Liegenschaften von Steinbrüchen bis zu Landgütern gehörten, sondern der auch von bislang unterschätzter Bedeutung für die mittelalterliche Stadt war564 .

563 564

Siehe oben Kapitel II.2. und Kapitel II.3., vgl. ausführlich unten Kapitel VII.3. Vgl. kurz Schubert, Erscheinungsformen, S. 681, ähnlich Lamschus, Emden, S. 520-521.

IV. DIE KIRCHENFABRIK UND DIE AUSSTATTUNG DER KIRCHE Für die Gemeinde war in erster Linie das Innere der Kirche und insbesondere deren Ausstattung das Entscheidende. Diese umfasste die Reliquien, Altäre, Bilder und Figuren, die verehrt wurden und daher das eigentliche Zentrum der Kirche ausmachten 1 . Die meisten Gegenstände im Inneren der Kirche wurden im Rahmen der Liturgie verwendet. Sie stellten einen hohen materiellen Wert dar, weil sie vielfach aus kostbarem Material wie Gold und Silber hergestellt waren. Die wertvollsten Geräte wurden zwar einerseits von den Klerikern genutzt, doch andererseits waren sie im Besitz der Laien, so dass sich der Rat wiederholt mit Einzelheiten beschäftigte, wie einleitend gezeigt wurde 2 . Die Ausstattung der Kirche lässt sich nach verschiedenen Kriterien gliedern. Im Folgenden sollen sieben Kategorien untersucht werden, deren Zusammenstellung den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister folgt: Von entscheidender Bedeutung waren erstens die Altäre, Bilder, Tafeln und Skulpturen. Zweitens war der Kirchenschatz mit den Reliquien und den zahlreichen Gefäßen, die heilige Substanzen wie die Hostie, Wein und Öl aufnahmen, von besonderem Wert. Drittens wurden im Rahmen der Liturgie zahlreiche Paramente verwendet, also zum einen Tücher, mit denen der Altar und das liturgische Gerät bedeckt wurden, und zum anderen Gewänder, die die Geistlichen im Rahmen der Messe trugen. Viertens gab es zahlreiche Gegenstände, die mittelbar mit den liturgischen Abläufen zu tun hatten, da sie wie beispielsweise die Kanzel oder der Beichtstuhl für einzelne Handlungen oder wie Leuchter und Lampen allgemein zur Gestaltung der Messen verwendet wurden. Fünftens gebrauchten die Geistlichen Handschriften und Bücher, von denen viele der Kirchenfabrik gehörten. Sechstens gab es in nahezu jeder Kirche eine Glocke, eine Uhr sowie Musikinstrumente wie eine Orgel. Schließlich mussten die Kirchenmeister auf die Sicherheit der Kirche und auf den Schutz des Kirchenbesitzes achten. Bei diesen Kategorien wird jeweils nach der Herkunft der Ausstattungsgegenstände gefragt, also welche die Kirchenmeister anschafften und welche gestiftet wurden. Ferner wird untersucht, welche Arbeiten und welche Ausgaben für die Pflege oder für die Wartung notwendig waren. Es gilt zu analysieren, wie intensiv sich die Kirchenmeister selbst um die Gegenstände kümmerten und ob die Kirchenrechnungen Ausgabenschwerpunkte erkennen lassen. Dabei werden die diversen Gegenstände nicht bloß unter dem Aspekt der zweckorientierten Verwendung betrachtet. Nicht nur das Kirchengebäude sollte möglichst repräsentativ ges1 2

Schreiner, Frommsein, S. 97-106 mit weiterer Literatur, siehe auch Büttner, Imitatio, Oexle, Memorialbild. Vgl. oben Kapitel II.3.

220

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

taltet sein, sondern die kostbaren Gegenstände wie die Monstranz, die Glocke oder die Orgel trugen zum Selbstbewusstsein der Gemeinde bei. IV.1. ALTÄRE, TAFELN, BILDER UND FIGUREN Altäre und Bilder Religiöses Zentrum jeder Kirche war der Hauptaltar, zu dessen Unterhalt die Kirchenfabrik verpflichtet war, eine Aufgabe, die sich manchmal auch auf die Seitenaltäre erstreckte, wenn diese nicht Bruderschaften oder Stiftungen unterstanden 3 . Dabei lag es in der Entscheidung der Kirchenmeister, ob sie die Altäre ohne größere Aufwendungen zu erhalten suchten oder diese so prächtig wie möglich gestalteten 4 . Altäre bestanden aus der Mensa, dem Altartisch, der in den Kirchenrechnungen nicht erwähnt wurde. Von großer Bedeutung für die Kirchenmeister war das Retabel, der Altaraufsatz, der aus dem Mittelschrein (tafel) mit vielfach beweglichen Flügeln sowie der Predella bestand, also dem Unterbau mit einer gemalten oder geschnitzten Darstellung 5 . In St. Willibrord in Wesel gab es insgesamt siebzehn Altäre6 : Im Chor stand der dem Hl. Willibrord geweihte Haupt- oder Hochaltar, vermutlich in der südlichen Apsis der 1334 gestiftete Heilig-Kreuz-Altar, im südlichen Seitenschiff der 1440 gestiftete Altar der Hl. Barbara und der 1448 durch die Bruderschaft der Krämer gestiftete Altar des Hl. Nikolaus. Im Bereich des Turmes im Westen der Kirche war ein Altar Maria (onß herren vrouwe) geweiht. Wesentlich mehr Altäre standen im nördlichen Seitenschiff, denn es lassen sich Altäre für den Hl. Olaf, den Hl. Eligius, die Hl. Anna, die Zehntausend Märtyrer, den Hl. Jakob, den Hl. Sebastian, den Hl. Georg, den Hl. Antonius und die Hl. Katharina nachweisen. Schließlich gab es noch einen Petrus-Altar, der vor den koer stand. Im Jahr 1506 kam noch der Trium-Regium-Altar hinzu, der von Heinrich Bars genannt Olisleger gestiftet wurde. Vermutlich in der nördlichen Apsis stand der Liebfrauenaltar. Details über die Altäre lassen sich den Unterlagen der Kirchenmeister nicht entnehmen, und so ist auch nicht bekannt, welche der Altäre Flügel hatten7 . Die Kirchenmeister schafften während des 15. und 16. Jahrhunderts keinen neuen Altar an und verbuchten auch nur für einige wenige Altäre Ausgaben. Zu diesen gehörten der Hochaltar, der Heilig-Kreuz-Altar sowie die Altäre der 3 4 5 6

7

Vgl. Eder, Enns, S. 136-144. Vgl. die Beschreibung von Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 21-25, auch Angele, Altbiberach, S. 23-24. Baxandall, Bildschnitzer, S. 76, Haas, Altaranordnung, S. 89-90. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 35v., siehe auch Roelen, Register I, Sp. 648, und ders., Register II, S. 261, vgl. Oediger, Pfarrkirchen, S. 305, der allerdings lediglich fünfzehn Altäre auflistet. Zum Liebfrauenaltar und zum Sebastiansaltar, die jeweils von Bruderschaften unterhalten wurden, siehe StadtA Wesel A3/13 f. 8v. sowie A3/14 f. 53v.; vgl. Anhang I. Siehe zu Altären in den Sakristeien beispielsweise Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 14, Schilling, Zustände, S. 44, auch Angele, Altbiberach, S. 36. Ob in der Sakristei von St. Willibrord ein Altar stand, ist unbekannt.

IV.1. Altäre, Tafeln, Bilder und Figuren

221

Hl. Katharina und des Hl. Eligius 8 . In den Kirchenrechnungen erwähnten sie auch einmal die Altäre der Hl. Katharina, des Hl. Peter, Unserer Lieben Frau und Unserer Lieben Frau ter noet, doch handelte es sich in jedem Fall nur um äußerst geringe Summen. Der Hochaltar erhielt 1458 fransen 9 . Ein Jahr später ließen die Kirchenmeister Arbeiten an der kronen op den hogen altaer durchführen 10 . Die Altartüren wurden im Jahr 1461 repariert 11 . Schließlich erteilten sie im Jahr 1494 den Auftrag, die taeffel vp den Hogen altair (...) schoen macken, vermutlich also zu reinigen oder farblich aufzufrischen 12 . Etwas häufiger verzeichneten sie Ausgaben für den Heilig-Kreuz-Altar, an dem 1465 ein Eisen eingefügt, 1498 eine Tür erneuert und 1515 ein Holzteil ersetzt werden musste 13 . Im Jahr 1518 ließen sie den Altar vergolden 14 . Mit zwei Ausnahmen investierten die Kirchenmeister für keinen der Nebenaltäre Geld15 : Der Michaels-Altar erhielt im Jahr 1407 bemalte Flügel und der Altar Unser Lieben Frau ter noet erhielt 1478 ein neues Glas, wahrscheinlich eine Fensterscheibe für die Altartür 16 . Die Kirchenmeister der zweiten Weseler Pfarrkirche setzten andere Schwerpunkte: Der Altar des Kirchenpatrons St. Nikolaus wurde 1436 geweiht, so dass er wahrscheinlich zuvor neu errichtet worden war17 . Zusätzlich zum Hochaltar gab es vermutlich fünf Altäre: Hl. Antonius, Hl. Jakob, Hl. Maria, Maria ter noet und St. Spiritus, der zugleich den Heiligen Nikolaus, Martin und Barbara geweiht war 18 . Die Kirchenmeister profitierten davon, dass die Altäre in St. Nikolaus recht neu waren, so dass sie lediglich 1493 beim Hochaltar einen neuen Altarstein einsetzen ließen 19 . Zusätzlich gaben sie Ende der siebziger Jahre des 15. Jahrhunderts beim Weseler Derick Bagert ein großes und teures Altarretabel zu Ehren des Hl. Nikolaus in Auftrag 20 . Allerdings verwendeten die Kirchenmeister des 15. und 16. Jahrhunderts für die Retabel häufig das Wort tafel, so dass eine eindeutige Abgrenzung zu Bildern vielfach nicht möglich ist 21 . Auf der Grundlage der Kirchenrechnungen kümmer8 9 10 11 12 13 14

15 16 17 18 19 20 21

Oediger, Pfarrkirchen, S. 305. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 136. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 144. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 156. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 183. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 220, Gefach 37,3 S. 58, Gefach 37,4 S. 516. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 775-777. Ob tatsächlich hinter dem Heilig-Kreuz-Altar ein großes besticktes Tuch hing (Witte, Kunst I, S. 220), lässt sich den Kirchenrechnungen nicht entnehmen. Die Weihe des Nikolaus-Altars und des Eligius-Altars im Jahr 1448 lassen sich lediglich den Stadtrechnungen entnehmen, siehe Gorissen, Regesten IV, S. 302. Michaels-Altar: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 63, S. 64, S. 72; Altar Unser Lieben Frau: Gefach 37,2 S. 415. Witte, Kunst, S. 64. Witte, Kunst, S. 66, Oediger, Pfarrkirchen, S. 306. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 470, S. 473, S. 475, vgl. S. 273. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 168, S. 183, S. 194, S. 209, S. 210, S. 227, Witte, Kunst, S. 68, S. 69, hierzu kurz Arand, Schätze, S. 14-15 und Prieur, Leiden, S. 17-20. Haas, Altaranordnung, S. 90-91.

222

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

ten sich die Kirchenmeister intensiv um Tafeln und Bilder, von denen viele sicher auch zu den Altären gehörten. Andere dürften an den Wänden und insbesondere an den Pfeilern aufgehängt gewesen sein. In St. Willibrord ließen die Kirchenmeister im Jahr 1401 eine Tafel hoghen 22 . Eine andere Tafel wurde im Jahr 1461 durch eine Glasscheibe geschützt 23 . Außerdem schafften sie 1459 Haken und Metallfüße für eine Tafel an, während eine weitere im Chor eine Krone erhielt 24 . Im Jahr 1495 ließen sie die taiffell vpten koir, dair sent Gregorius vp gemailt steyth, nye to stoffieren [verzieren] 25 . In den Altären wurden nicht nur die Reliquien, sondern teilweise auch das zum Altar gehörende liturgische Gerät aufbewahrt, so dass die Kirchenmeister wiederholt in ihren Rechnungen Kästen erwähnten, die sie den Altären zuordneten, deren Funktion und Aufstellungsort sie jedoch nicht näher erläuterten 26 : Im Jahr 1407 mussten die Kirchenmeister ein Brett im Cruces kaste austauschen 27 . 1416 war erneut eine Reparatur am Deckel notwendig28 . Der Kasten war recht groß, denn als er 1443 neu gebaut wurde, kauften die Kirchenmeister 200 planken 29 . Auch der Kasten des Hochaltars musste 1486 repariert werden30 . Bereits im Jahr 1461 waren drye kysten (...) achter den hilligen cruys in Auftrag gegeben worden, die mit insgesamt vier Schlössern gesichert wurden 31 . Sie mussten aber im Jahr 1494 erneuert werden, so dass die Kirchenmeister twe sloet ind eyn nye beslach an die kiste vor den hilgen cruys notierten 32 . Wesentlich häufiger und umfangreicher wurden die Kirchenmeister von St. Nikolaus tätig. Sie gaben im Jahr 1434 acht Goldgulden aus, van sente (Ni)c(o)laus beelde toe vergulden ende toe malen33 . Ein zweites Mal wurden Maler im Jahr 1481 tätig34 . Im Jahr 1453 wurde das Bild des Hl. Antonius neu gefirnisst, und vier Jahre später erhielt der Weseler Maler Derik Snackert den Auftrag, sunte Anthonius belde toe maelen, wobei er wahrscheinlich die Farben lediglich auffrischte 35 . Ähnliche Aufträge führte Snackert auch in den Jahren 1482 und

22 23 24

25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 156. Haken und Metallfüße: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 145 (vier cleyn geheingh an eyn tafel, daer men heillichdom insetten sal, ende eyn klinck ende eyn ijse,r daer die tafel op staen sal, ende enen haek); Krone: Gefach 37,2 S. 262. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 211. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 166, S. 175, S. 412, Gefach 37,3 S. 168, S. 255; vgl. Haas, Altaranordnung, S. 89-91, Nußbaum, Aufbewahrung, S. 314ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 63. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 156. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 31. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 20. drye kysten gemackt achter den hilligen cruys: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 156; Sicherung mit vier Schlössern: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 158. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 180. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 33, Witte, Kunst, S. 64. Witte, Kunst, S. 69. Witte, Kunst, S. 65, S. 66.

IV.1. Altäre, Tafeln, Bilder und Figuren

223

1493 aus 36 . In den Jahren 1490 und 1518 verbuchten die Kirchenmeister dann Ausgaben, um die Figur zu stoffyren 37 . Die besondere Aufmerksamkeit der Kirchenmeister für das Bild des Hl. Antonius lag in der breiten und ab 1450 immer mehr zunehmenden Verehrung des Bildes, dem wundersame Kräfte zugeschrieben wurden 38 . Im Verlauf der Jahre entwickelte es sich zum Ziel einer zunehmenden Anzahl an Wallfahrern aus dem gesamten Niederrheingebiet und Westfalen, so dass die Kirche schließlich das Nikolaus- und das Antoniuspatrozinium führte 39 . Die Kirchenmeister bemühten sich darum, auf die Altäre oder Bilder aufmerksam zu machen und diese zugleich zu erläutern. Im Jahr 1498 ließen sie ein taeffelken by sent Wilbrordi stock dair men vp bidt anfertigen, so dass jeder Betrachter lesen oder erkennen konnte, für wen oder für welche Gegenleistung er Geld spendete 40 . Zwanzig Jahre später ließen sie dann das tafelken bauen den heilligen Cruyß stock (...) schrieuen 41 . Was auf diesem Bild zu sehen war, ob es sich also um einen Heiligenkatechismus handelte und ob das Bild durch Sätze erläutert wurde, ist nicht bekannt 42 . Auf der Grundlage einer Stiftung brannte ab dem Beginn des 16. Jahrhunderts nachts eine Kerze vor dem St. Nikolaus-Bild 43 . In vielen Kirchen gab es erheblich mehr Altäre als in Wesel. Allein in St. Moriz in Coburg und St. Jakob in Rothenburg standen mindestens 13 Altäre, während es in St. Marien in Bielefeld 22 waren 44 . Die Kirchenmeister der Kreuzkirche in Dresden zählten 1495 26 Altäre 45 . Im Ulmer Münster gab es 52 Altäre, wobei die Kirchenmeister zwar für die Ausstattung der Altäre verantwortlich waren, im Hinblick auf die Seitenaltäre aber keine Kosten übernahmen 46 . Diese unterstanden in ihrer übergroßen Mehrheit wie in Wesel Stiftungen und Bruder-

36 37 38 39 40 41 42

43 44

45 46

AEK Wesel Gefach 33,2 S. 244, Witte, Kunst, S. 69, S. 71. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 395, Witte, Kunst, S. 71, S. 75. Roelen, Topographie, S. 154. StadtA Wesel A7 1468 f. 4v., vgl. Roelen, Topographie, S. 154. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 257; vgl. hierzu auch Boockmann, Tafeln und ders., Belehrung, siehe unten Kapitel VI.1.5. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 789. Zu dem Komplex der lehrhaften Bildtafeln siehe Slenczka, Bildtafeln, insb S. 176ff., allgemein auch Boockmann, Belehrung, insb. S. 6-20, vgl. Boockmann, Schrifttafeln, S. 211, zu den Ablasstafeln Slenczka, Bildtafeln, S. 60ff. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 704, Gefach 33,3 S. 37. Zu Coburg siehe Heins, Kulturgeschichtliches, S. 151-153, vgl. Krauß, Beiträge, S. 15, der auf 14 Altäre kommt; zu Rothenburg Borchardt, Institutionen, S. 52; zu Bielefeld Vogelsang, Geschichte, S. 72; die im Vergleich zu Coburg kleinere Pfarrkiche St. Maria-Magdalena in Bayreuth hatte Anfang des 16. Jahrhunderts mindestens 11 Altäre, siehe Fischer, Häuserbuch, S. 792. Butte, Geschichte, S. 92. Tüchle, Pfarrei, S. 19, ders., Münsteraltäre, S. 127ff., Auflistung ebd., S. 136-180, vgl. Haßler, Fabri, S. 27, auch Jäggi, Untersuchungen, S. 198; in Freiburg gab es 1482 24 Altäre, siehe Gombert, Münsterschatz, S. 16.

224

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

schaften 47 . In St. Sebald in Nürnberg gab es Ende des 15. Jahrhunderts nur 16 Altäre 48 . In vielen Städten schafften die Kirchenmeister insbesondere in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts neue Altäre an. In Windsheim fertigte Tilman Riemenschneider 1497 einen neuen Altar, der holzsichtig blieb49 . Im gleichen Jahr erhielt auch der St. Katharinen-Altar in Windsheim eine neue Tafel 50 . In der Oberen Pfarre in Bamberg ließen die Kirchenmeister 1480 unser frawen hawbt neu vergolden 51 . In St. Martin finanzierten sie 1487 ein neues Retabel, während in der anderen Bamberger Pfarrkirche wiederholt Skulpturen und Retabeln aufgefrischt und in Auftrag gegeben wurden 52 . In Rothenburg wurde im Jahr 1499 ein neuer Heiligblutaltar angeschafft 53 . Besonders viele Neuanschaffungen tätigten die Coburger Kirchenmeister 54 . Im Jahr 1485 kauften sie einen neuen Altar in Frankfurt 55 . Ein neuer Sebastiansaltar wurde 1489/1490 aufgestellt56 . In den Jahren 1496 bis 1498 ließen die Kirchenmeister einen weiteren Altar anfertigen, der einzelnen oder allen Aposteln geweiht war 57 . In Dresden verlegte man 1439 den Annenaltar aus der Frauenkirche in die – offensichtlich zunehmend wichtigere – Kreuzkirche 58 . In St. Marien in Bielefeld gab es gleichsam zwei Hauptaltäre, nämlich den dem Kirchenpatron geweihten Altar im Chor der Kirche und einen dem Hl. Martin geweihten Altar vor dem Lettner, der für die Gemeinde der eigentliche Hauptaltar war, da sie nicht bis zum Chor vorgehen durfte 59 . In anderen Städten erwarben die Kirchenmeister Bilder, die fast immer Heilige darstellten60 . Altäre konnten erweitert werden: In Wunsiedel erhielt beispielsweise der Hauptaltar klappbare Flügel, die ein Maler dann überdies 1479/1480 bemalte 61 .

47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60

61

So auch in Freiburg, siehe ausführlich Müller, Formen, S. 160-165. Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 279-283, siehe auch Marx, Ostchor, S. 63-64, Hoffmann, Sebalduskirche, S. 129ff. StadtA Windsheim G 38 f. 54v., f. 125v., hierzu ausführlich Habenicht, Altäre, insb. S. 150151. StadtA Windsheim G 38 f. 56v., f. 77r. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 10r. Bonsels, Katzheimer, S. 21, Arneth, Obere Pfarre und Kaulberg, S. 207-208. StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 188v., f. 204r. Baumgärtel-Fleischmann, Bamberger Plastik, S. 78-79. StadtA Coburg R 11/1485 f. 6v., R 11/1489 f. 7v. StadtA Coburg R 11/1489 f. 9v., siehe auch Baumgärtel-Fleischmann, Bamberger Plastik, S. 78. StadtA Coburg R 11/1485 f. 6v., R 11/1496/97 f. 9v., R 11/1497/98 f. 7r., siehe auch Baumgärtel-Fleischmann, Bamberger Plastik, S. 78. Butte, Geschichte, S. 90-91. Rüthing, Leben, S. 129. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 10r., 1486/87 f. 7v., 1487/88 f. 7v., 1490/92 f. 11r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1506/07 f. 7r.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 39r.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 79r., R. 363 f. 204r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 132v., G 38 f. 114r. StadtA Wunsiedel R 3738 f. 6v.

IV.1. Altäre, Tafeln, Bilder und Figuren

225

Auch in Koblenz und in Dresden wurden Altäre neu bemalt 62 . Nicht immer aber war dies notwendig, wie man in Koblenz 1492 bewies, als die Kirchenmeister den Altar nur reinigen ließen 63 . Nur selten mussten die Kirchenmeister echte Schäden wie in Hagenau beklagen, als 1510 eine Tafel zu Boden fiel64 . So kam es recht häufig vor, dass Altäre und Bilder renoviert und aufgefrischt wurden 65 . Skulpturen Zusätzlich zu den beiden Hauptheiligen von St. Nikolaus in Wesel ließen die Kirchenmeister zu Beginn der achtziger Jahre eine ganze Reihe von Heiligen darstellen, zu denen der Hl. Jakob, der Hl. Johannes, der Hl. Matthäus, der Hl. Matthias, der Hl. Paulus sowie der Hl. Hubertus gehörten 66 . Es ist unbekannt, ob sie einem Altar zugeordnet waren 67 . Sie wurden teilweise ähnlich wie Reliquien verehrt 68 . Auch wenn nur bei zwei Bildern Bildschnitzer namentlich erwähnt wurden, so bezahlten die Kirchenmeister doch für jede Skulptur nahezu gleich viel. Ob und inwieweit sie verschiedene Personen darstellen konnte, lässt sich auf der Grundlage der Kirchenrechnungen jedoch nicht verifizieren69 . Für die Kirchenmeister der Weseler Hauptkirche war die Figur des Hl. Willibrord die wichtigste. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts existierte mindestens eine Skulptur, deren Hut 1404 erneuert wurde 70 . Im Jahr 1423 wurde die Figur neu bemalt 71 . Ähnliches geschah 1464, denn die Figur war bei einer Prozession von ihrer Bahre int water geuallen (...), so dass sie verbleken was 72 . Auf Anordnung des Bürgermeisters wurde sie wieder hergestellt und dann vergoldet 73 . Um weitere Unglücke zu verhindern, wurde die Figur mit drie bolte myt den schiue gesichert 74 . Nicht einmal neun Jahre später ließen die Kirchenmeister sunte Willibrords belde erneut vermalen ind vergulden 75 . Im Jahr 1502 wurde ein 62 63 64 65

66 67 68 69 70 71 72 73 74 75

Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 1r., Heft 2 f. 39r.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1518 o.f., Nr. 73/1519 o.f. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 4 f. 8r. Rott, Forschungen und Quellen, Quellen Oberrhein I, S. 181. Coburg: StadtA Coburg R 11/1484 f. 7r., wobei das Bild sogar in der Kirche hängen bleiben konnte (Herman maler von dem marien pild in stationibus zu renouiren); auch StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 197r., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 88v., StadtA Wunsiedel R 3761 f. 4v.; zu Nördlingen Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 179. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 244, Witte, Kunst, S. 68-70. Vgl. Decker, Kultbild, S. 70. Dinzelbacher, Handbuch, S. 341-432, Decker, Kultbild, S. 57-63. Haas, Altaranordnung, S. 91. Hinweis auf eine Skulptur siehe AEK Wesel Gefach 37,1 S. 47; Erneuerung des Hutes: Gefach 37,1 S. 38; zur Bekleidung von Heiligenfiguren Trexler, Kleider, mit weiterer Literatur. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 231. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 168 und S. 200. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 200. Bei dem Unglück war auch der Stab zerbrochen, den der Heilige in der Hand hielt und der ebenfalls repariert wurde. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 198. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 341.

226

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Leuchter direkt vor der Figur aufgestellt76 . Im Jahr 1519 kam die Kirchenfabrik dann für eine silberne Kette auf, die dem Heiligen umgehängt wurde 77 . Zusätzlich zur Skulptur des Hl. Willibrord gab es zwei Jesusfiguren: Zum einen gab es ein Jesuskind in der Wiege, die 1403 neu bemalt wurde 78 . In den Jahren 1489 und 1493 wurde die Wiege erneuert, anschließend wieder neu bemalt und ein Mantel für das Kind gefertigt 79 . Zehn Jahre später erhielt die Wiege sechs Schellen 80 . Bei der zweiten Figur handelte es sich um einen stehenden Jesus, der 1410 und 1467 gefasst wurde 81 . Im Jahr 1470 ließen die Kirchenmeister die Skulptur verstoffieren ende syn tabbertken [Mantel] (...) maken 82 . Im Jahr 1494 wurde die Figur dann erneut gefasst und bekam auch wieder einen neuen Mantel, der diesmal für zwölf Jahre hielt 83 . Außerdem standen in der Kirche zwei Darstellungen der Mutter Gottes. Eine wurde im Jahr 1422 neu bemalt 84 . Die andere Figur stellte die Mutter Gottes im Kindbett dar (Ons Lieve Vrouwe in den Kraem), die im Jahr 1465 mit einem Maueranker befestigt wurde 85 . Im Jahr 1494 wurde ihre Bemalung erneuert 86 . Zu allen weiteren Skulpturen verbuchten die Kirchenmeister nur sehr wenige Ausgaben. So gehörte beispielsweise eine Figur zum Heilig-Kreuz-Altar, und 1488 wurden sechs Engel zuerst bemalt und dann vergoldet 87 . Dasselbe geschah im Jahr 1480 mit der Figur des Hl. Wolfgang, und ähnliche Arbeiten am Hl. Leonhard gaben die Kirchenmeister 1492 in Auftrag 88 . Die Figur des Hl. Bernhard wurde im Jahr 1489 bemalt und drei Jahre später gefirnisst, doch erfolgte die Weihe erst im Jahr 1495 89 . Aus unbekannten Gründen stand der Hl. Joest hinter einer Glasscheibe 90 . Obwohl St. Nikolaus die kleinere Kirche war, gab es dort doch ähnlich viele Heiligenfiguren wie in St. Willibord. Im Jahr 1496 erhielt meister Willem insgesamt 80m für nicht näher spezifizierte belden 91 . Vor einer Skulptur der Hl. Lucia 76 77 78 79 80 81 82 83 84

85 86 87 88 89 90 91

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 451. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 835. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 30; zu den Jesusfiguren ausführlich Tripps, Bildwerk, S. 67ff. Erneuerung der Wiege: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 30, Gefach 37,3 S. 157; neue Bemalung und Mantel: Gefach 37,3 S. 181, S. 187; vgl. Lentes, Gewänder, S. 132. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 512. 1410: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 91; 1467: Gefach 37,2 S. 262. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 315. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 181, S. 679. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 221, Gefach 37,3 S. 152: Die Rechnungen enthalten keine Hinweise auf weitere Arbeiten, doch existierte die Figur auch Ende des 15. Jahrhunderts noch, da sie bei Prozessionen mitgeführt wurde. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 220. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 181. Figur am Heilig-Kreuz-Altar: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 200; sechs Engel: Gefach 37,3 S. 36. Hl. Wolfgang: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 438; Hl. Leonhard: Gefach 37,3 S. 122. Bemalung 1489: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 57; Firnis: Gefach 37,3 S. 122; Weihe 1495: Gefach 37,3 S. 207. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 112. Witte, Kunst, S. 71.

IV.1. Altäre, Tafeln, Bilder und Figuren

227

von Syrakus stand ein Leuchter 92 . Außerdem gab es mehrere Marienfiguren in der Kirche. Im Jahr 1502 wurde in Münster eine Figur für die zweite Weseler Pfarrkirche gefertigt und bemalt 93 . Sechs Jahre später ließen die Kirchenmeister dann vermutlich zwei Marienfiguren schnitzen 94 . Beim Vergleich der beiden Weseler Pfarrkirchen lassen sich zwei grundlegende Unterschiede feststellen: Die Kirchenmeister von St. Willibrord investierten ausschließlich Geld für den Erhalt der Altäre, Bilder und Skulpturen. In St. Nikolaus gingen die Kirchenmeister darüber hinaus, da sie neue Retabeln und Figuren anschafften. Die Herkunft der Altäre, Bilder und Heiligenfiguren in St. Willibrord lässt sich auf der Grundlage der Unterlagen der Rechnungsbücher nur in wenigen Fällen klären. Mit größter Wahrscheinlichkeit waren sie von Einzelpersonen oder Bruderschaften gestiftet worden. Unter finanziellen Gesichtspunkten waren damit die Altäre und Bilder von sekundärem Interesse für die Kirchenmeister von St. Willibrord. Lediglich in den achtziger und neunziger Jahren investierten sie größere Summen. Anders verfuhren die Kirchenmeister von St. Nikolaus, die erhebliche Beträge für die Neuanschaffung von Skulpturen ausgaben. Dieses Ergebnis überrascht nur wenig: St. Nikolaus war seit der Mitte des 15. Jahrhunderts eine Wallfahrtskirche, die von Menschen aus dem weiten Umland Wesels besucht wurde. Ihr Geschmack und ihre Präferenzen waren für die Kirchenmeister wichtig, da die Kirchenfabrik von den Spenden der Besucher profitierte. St. Willibrord war dagegen eine reine Gemeindekirche, die außer dem Hl. Willibrord sowie der Kreuzreliquie keine Besonderheiten zu bieten hatte. Die Altstadtgemeinde und ihre Bruderschaften legten Wert auf ein möglichst gepflegtes Aussehen der Kirche, so dass die Kirchenmeister die Figuren und Bilder regelmäßig instand setzen ließen 95 . Für Neuanschaffungen fehlte das Geld. In ähnlicher Weise wie in Wesel verfuhr man auch in anderen Städten. Neben zahlreichen Figuren in der Oberen Pfarre in Bamberg (apostel vnd pilde) wurden auch in St. Martin im Jahr 1508/1509 zwei Skulpturen in Auftrag gegeben (einem grosen und einem klenen sant merteins pilden) 96 . In St. Moriz in Coburg ließen

92 93 94

95

96

AEK Wesel Gefach 33,2 S. 132, Witte, Kunst, S. 67. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 40, Witte, Kunst, S. 72, S. 73. onss lieuve vrouwe in der sonne: AEK Wesel Gefach 33,3 S. 202, siehe Witte, Kunst, S. 7273. Die beiden Figuren standen nicht zu ebener Erde, sondern wurden mit einem blauen Tuch als Hintergrund aufgehängt. Im Jahr 1515 wurden sie dann anders gruppiert, so dass für die Maria in der Sonne ysren werek in Auftrag gegeben wurde, denn das Bild qwaem an den nyen ballick (Witte, Kunst, S. 73-75). AEK Wesel Gefach 37,2 S. 137, S. 144, S. 145, S. 150, S. 158, S. 168, S. 180, S. 197, S. 219, S. 243, S. 261, S. 284, S. 299, S. 316, S. 328, S. 340, S. 357, S. 370, S. 387, S. 401, S. 414, S. 426, S. 439, S. 452, S. 465, S. 476, S. 487, Gefach 37,3 S. 8, S. 22, S. 35, S. 56, S. 76, S. 99, S. 111, S. 152, S. 180, S. 208, S. 230, S. 254, S. 276, S. 305, S. 317, S. 363, S. 441, S. 501, S. 512, S. 515, S. 558, S. 606, S. 671, S. 733, S. 842. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 8v., siehe auch Baumgärtel-Fleischmann, Bamberger Plastik, S. 47 und S. 91-93, zu den Apostelfiguren ebd., S. 167-173.

228

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

die Kirchenmeister eine große Figur des Kirchenpatrons aus Silber fertigen 97 . In Dresden wurde 1511 eine Figur des Hl. Alexius aus vergoldetem Silber für die Brückenkapelle in Auftrag gegeben 98 . Es waren vor allem Engelsfiguren, die in vielen Kirchen wie beispielsweise in Bamberg, Coburg und Wesel gekauft, neu bemalt, renoviert oder vergoldet wurden99 . Wie in Wesel wurden in manchen Kirchen die Bilder durch – vielfach zweisprachige – Texttafeln ergänzt, über die allerdings nur wenige Kirchenmeister Details notierten 100 . In der Dresdener Kreuzkirche ließen die Kirchenmeister 1495 eine ablas tofell (...) schreybenn, vor der sogar eine Kerze aufgestellt wurde, um den bei der jährlichen Johannisprozession durch eine Spende zu erwerbenden Ablass herauszustellen 101 . Keiner der Kirchenmeister verbuchte Ausgaben für Weiheinschriften und Weihetafeln oder für Schrifttafeln, mit deren Hilfe die Kirchenbesucher zur Disziplin gemahnt werden sollten102 . Die Kirchenmeister mussten sich auch um die Pflege der verschiedenen Gegenstände kümmern: In St. Martin in Bamberg wurden beispielsweise die Leuchter im Sakramentshaus abgestaubt, in Coburg 1482 die Apostelfiguren103 . In einer ganzen Reihe von Fällen wurden dabei kleinere Schäden an den Statuen und Bildern ausgebessert, wurden die Farben aufgefrischt und die Bilder gefirnisst 104 . In Coburg ließen die Kirchenmeister mehrfach die in der Kirche aufgestellten Heiligenfiguren reinigen (helgen von dem kore und kirchen (...) fegen) 105 . Die Öllampen mussten vom Ruß befreit und poliert werden 106 . Am weitesten aber ging Sebald Schreyer in Nürnberg. Nicht nur hielt er in seinem Aufgabenbuch fest, dass vor Ostern der Ölberg von St. Sebald gereinigt werden musste, sondern auch, dass

97 98 99

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102 103 104 105 106

Siehe Heins, Kulturgeschichtliches, S. 154. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 261. Kauf von Engelsfiguren: StadtA Coburg R 11/1497/98 f. 8v.; neue Bemalung: PfA Bamberg Obere Pfarre Orgelwerk 1495 f. 13r.; PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 6r., LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 5v.; Renovierung: StadtA Coburg R 11/1481 f. 6v., f. 9v., R 11/1482 f. 6v.; Vergoldung: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 36, StadtA Coburg R 11/1481 f. 9v., Witte, Kunst, S. 72, siehe auch StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 75v. Vgl. hierzu auch Boockmann, Tafeln und ders, Belehrung; siehe auch Kroos, Opfer, S. 503506, die ebd., S. 506-507 auf Opferstockfiguren verweist, über die den Kirchenrechnungen allerdings nichts zu entnehmen ist; allgemein Honemann, Vorformen, S. 11ff. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 331r., zu Ablasstafeln siehe auch Deinhardt, Dedicationes, S. x-xi,. Boockmann, Schrifttafeln, S. 211, allgemein auch Boockmann, Belehrung, insb. S. 6-20. Deinhardt, Dedicationes, S. ix-x; vgl. Boockmann, Schrifttafeln, S. 214, auch Kroos, Opfer, S. 510. Leuchter: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 8v., f. 9v.; Apostelfiguren: StadtA Coburg R 11/1482 f. 6r. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 4 f. 8r, StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 186v. StadtA Coburg R 11/1482 f. 6r., R 11/1504/05 f. 7r. In St. Willibrord wurden diese Aufgaben an eine eigene Bedienstete delegiert, siehe ausführlich unten Kapitel VII.1.1.

IV.1. Altäre, Tafeln, Bilder und Figuren

229

der Taufstein regelmäßig vor Ostern auszureiben war 107 . Der Reichtum von St. Sebald ermöglichte besondere Ausgaben, so dass beispielsweise der vergoldete Sarg des Heiligen Sebald samt seiner Figur regelmäßig am Tag des Heiligen und zu Fronleichnam, zu Weihnachten und Ostern abgestaubt wurde 108 . Ein derartiges Herausputzen konnten sich andere Kirchenfabriken entweder nicht leisten oder sie hatten dies ebenfalls an die Küster delegiert. Auch die Reliquien dieser Kirchen wurden weniger aufwendig präsentiert. Die Pflege der Gegenstände war weitgehend den Küstern übertragen, die beispielsweise auch das heruntergelaufene Wachs von den Kerzenleuchtern zu entfernen und anschließend das Metall zu polieren hatten 109 . Die Öllampen mussten regelmäßig vom Ruß befreit werden. Sämtliche liturgischen Geräte aus Silber oder Gold hatten zu glänzen, so dass sie immer wieder gereinigt und poliert wurden. Hinzu kam die Verantwortung für die Sicherheit aller kostbaren Gegenstände 110 . Wesentliche Elemente der Ausstattung der Pfarrkirche wurden von Bruderschaften und durch Stiftungen finanziert, während die Kirchenmeister des 15. und 16. Jahrhunderts neue Altäre und Bilder in unterschiedlichem Maß finanzierten, wobei der Umfang vom Reichtum der Kirche abhing 111 . Die Hauptaufgabe der Kirchenmeister galt dem Erhalt und der Verschönerung der Bilder und Skulpturen. Es sind diese Ausgaben, die von der Forschung bislang höchstens am Rande beachtet wurden, die aber, bezogen auf das 15. Jahrhundert, das Gros der entsprechenden Buchungseinträge ausmachen. Dabei kümmerten sich die Kirchenmeister nur um die Hauptaltäre, während der Unterhalt der Seitenaltäre größtenteils in der Hand der Stifter lag. Anders war es bei den Heiligenfiguren, für die die Kirchenmeister allein zuständig waren. Insgesamt nahm die Anzahl der in den Kirchen vorhandenen Altäre, Bilder und Skulpturen im Verlauf des 15. Jahrhunderts zu, und dies galt nicht nur für die bislang vorwiegend betrachteten Kirchen großer 107

108

109

110 111

Ölberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 77r., Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4r.; Taufstein: Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 81r., Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4v., f. 13v., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 149r. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 2v., f. 3r., f. 12r., f. 13v., f. 14v., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 81r., f. 93r., f. 96r., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 122r. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/8 f. 5v., siehe auch den Eid des Freiburger Sigristen Albert, Dienstanweisungen, S. 86-87. Weder von den Küstern und Kirchenmeistern noch von den Geistlichen der Kirche konnte stets ein sachgemäßer Umgang mit den Werken erwartet werden, wie beispielsweise Jakob Dürer festhielt und mahnte, dass der von ihm geschaffene Altar weder angefasst noch mit Weihwasser bespritzt werden durfte, dass er nur selten geöffnet, dass keine großen Kerzen unmittelbar vor dem Altar plaziert und dass nur sachkundige Maler zu Ausbesserungsarbeiten herangezogen werden sollten, vgl. Boockmann, Bürger und Bilder, S. 257-258. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 29, S. 47, S. 63, S. 71, S. 79, S. 91, S. 116, S. 126, S. 148, S. 157, S. 165, S. 184, S. 193. Vgl. Schilling, Zustände, S. 35-38, auch Angele, Altbiberach, S. 30-33.

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IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Reichsstädte, sondern auch für Pfarrkirchen in kleineren Landstädten. Die unterschiedlichen Schwerpunkte der Kirchenmeister von St. Willibrord und von St. Nikolaus in Wesel lassen sich allerdings nur bedingt auf die übrigen Städte übertragen, da hierfür zusätzliche Quellen herangezogen werden müssten. Ob und inwieweit die Kirchenmeister Wert auf die Vermittlung der Heilsgeschichte und auf die Hebung des Bildungsstandes der Kirchenbesucher legten, lässt sich nicht beurteilen. Mit ihren zahlreichen Ausgaben für Altäre und Figuren unterstützten sie sicherlich die visuellen Frömmigkeitsformen 112 . Aussagen über die Bedeutung einzelner Gegenstände lassen sich den Unterlagen der Kirchenmeister kaum entnehmen, so dass vielfach unbekannt bleibt, was ein individuelles Kunstwerk im heutigen Sinn und was ein Massen- oder Serienprodukt war 113 . Viele Kirchenmeister erteilten allerdings keine individuellen Aufträge, sondern erwarben fertige Gegenstände. Zentraler Ort hierfür war beispielsweise die Frankfurter Messe 114 . Wenn wie in Coburg gleich fünf Tafeln auf einmal gekauft wurden, spricht dies nur bedingt für besonders hochwertige Produkte. So gehört das Nebeneinander ganz verschiedener Werke zu den Charakteristika der Kirchen des 15. Jahrhunderts. Bei sehr teuren neuen Altären muss berücksichtigt werden, dass viele von diesen wegen der teilweise prekären Finanzlage der Kirchen nur mit Unterbrechungen gefertigt werden konnten. Holzsichtige Altäre zeugen daher von den Mühen, die die Kirchenmeister des 15. und 16. Jahrhunderts mit der Beschaffung der notwendigen Gelder hatten 115 . IV.2. KIRCHENSCHATZ UND LITURGISCHES GERÄT Der wichtigste Besitz der Kirchenfabrik war der Kirchenschatz, der sich in drei Gruppen einteilen lässt: Die erste Gruppe umfasst die Reliquien und Kreuze, die von der Gemeinde unmittelbar verehrt wurden 116 . Ihr werden auch die Monstranzen und Tabernakel zugeordnet. Zur zweiten Gruppe gehörten die Pyxiden, also Behältnisse für die Hostien, Kelche und die verschiedenen Gefäße für Wein, Wasser und Öl. Sie erfuhren ihre Bedeutung erst durch die Aufnahme konsekrierter Materie oder im Rahmen der liturgischen Handlungen. Gegenstände wie die Messglocke und das Weihrauchfass, die im Rahmen der Messe einer gewissen Abnutzung unterlagen, bildeten die dritte Gruppe. In welchem Maß die Kirchenmeister für die Anschaffung neuer Geräte zuständig waren, welche Präferenzen sie verfolgten sowie welchen Aufwand und welche Kosten sie beim Erhalt auf sich nahmen, ist in der Forschung weitgehend unbekannt. 112

113 114 115 116

Vgl. Dinzelbacher, Handbuch, S. 67, älter Mayer, Schau, insb. S. 243ff.; auffällig ist die häufige Beschaffung von Bildern und Figuren der Hl. Maria ebenso wie von Engeln, vgl. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 18 mit Anm.1. Vgl. Boockmann, Bürger und Bilder, S. 252. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 454. Habenicht, Altäre, S. 75ff., älter Boockmann, Bemerkungen, S. 330-335. Zur medialen Beschaffenheit der Reliquien Kühne, Ostensio, S. 18-20.

IV.2. Kirchenschatz und liturgisches Gerät

231

Reliquien Keine der untersuchten Kirchenfabriken verfügte über die Mittel zum Erwerb von Reliquien 117 . In Wesel half 1466 der Rat der Stadt, die Reliquie des Hl. Willibrord für die Stadtkirche zu erwerben 118 . St. Nikolaus in Wesel erhielt 1481 vom Herzog von Kleve ein kleynoyde geschenkt 119 . Auf ähnliche Weise konnten auch andere Kirchen ihren Reliquienbestand vergrößern: Sebald Schreyer schenkte beispielsweise seiner Pfarrkirche 22 Reliquien 120 . Angaben über die Gesamtzahl der Reliquien einer Pfarrkirche sind nur selten erhalten: St. Jakob in Rothenburg besaß 1442 ungefähr 350 Reliquien, von denen die Blutsreliquie (Tropfen vom Blut Christi) die wertvollste darstellte, die immer wieder Wunder bewirkte und Ziel von Wallfahrten war 121 . Reliquien konnten – eingehüllt in ein Tuch oder in einen Beutel – in einem Sarkophag oder in einem mehr oder weniger aufwendig gestalteten Kasten eingeschlossen werden, der im Schrein oder in der Predella aufbewahrt wurde 122 . Einen solchen Aufbewahrungsort der Reliquien versuchten die Kirchenmeister im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer häufiger sichtbar zu machen 123 . Außerdem wurden Reliquien in einer Monstranz, im Allgemeinen einem turmähnlichen vergoldeten Gefäß, aufbewahrt, wobei eine Glasscheibe oder ein Kristall die Betrachtung ermöglichte 124 . Reliquiare dieser Art wurden manchmal im Altar eingeschlossen, doch bewahrten die Kirchenmeister sie häufig in der Sakristei auf 125 . Verbreitet waren auch verschließbare Mauernischen wie in St. Sebald in Nürnberg 126 . Die Weseler Kirchenmeister verzeichneten nur sehr wenige Details über die Reliquien ihrer Kirchen. Im Jahr 1501 beschafften die Kirchenmeister von St. Willibrord ein capitolium, bei dem es sich um ein großes im Chor der Kirche stehendes Reliquiar gehandelt haben kann 127 . Sie notierten aber keine Einzelheiten. Dies gilt auch für die Mensen und Predellen der Altäre in St. Willibrord. Zumindest der Hochaltar in St. Willibrord hatte ein Fenster aus Glas, durch das die Reliquien betrachtet werden konnten. Die Glasscheibe zerbrach in den Jahren

117 118 119 120 121 122

123 124 125 126 127

Allgemein siehe Dinzelbacher, Handbuch, S. 339-341, zum Erwerb von Reliquien kurz Ingelfinger, Verhältnisse, S. 153-154. StadtA Wesel A7/1466 f. 35v. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 228. Gümbel, Stiftungen, S. 117-120, Caesar, Schreyer, S. 140. Schattenmann, Einführung, S. 15, ausführlich Schnurrer, Wunderheilungen, S. 6-7 und S. 1315; vgl. zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 1 und S. 31-36. Vgl. Decker, Kultbild, S. 71-72, ausführlich Braun, Altar I, S. 610ff., siehe Keller, Flügelaltar, S. 127ff., der detailliert auf die Möglichkeit eingeht, Reliquien in der Schaufront des Altars einzuschließen. Siehe Deinhardt, Dedicationes, S. xiv und S. 102. Vgl. Greving, Pfarrbuch, S. 122, S. 153, S. 175. Greving, Pfarrbuch, S. 123 und S. 130-132, vgl. Keller, Flügelaltar, S. 126-127. Marx, Ostchor, S. 65, ähnlich auch in Biberach: Schilling, Zustände, S. 44, auch Angele, Altbiberach, S. 36, siehe Browe, Aussetzung, S. 144-145. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 746.

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IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

1486 und 1504 und musste jeweils ersetzt werden 128 . Bereits im Jahr 1439 hatten die Kirchenmeister kyst to den gelaesvensteren gekauft 129 . Auch in St. Nikolaus hatte der Altar ein Fenster 130 . Monstranzen Viele Reliquien wurden in Wesel in Monstranzen aufbewahrt. Für die Reliquie des Kirchenpatrons wurde die sunt Willibrords monstrancie gefertigt, für deren Vergoldung 1472 die Stadt zumindest teilweise aufkam131 . Weitere Ausgaben verzeichnete keiner der Kirchenmeister der Altstadtkirche. Bei der Vorstadtkirche schafften die Kirchenmeister 1451 eine kyste für das wundertätige Bild des Hl. Antonius an, die während der folgenden Jahre mehrfach umgearbeitet wurde 132 . Bereits 1452 genügte diese schlichte Aufbewahrungsform nicht mehr, so dass für den guden sunte Anthonius eyn monstrasy aus Silber gefertigt wurde 133 . Im Jahr 1478 zerbrach vermutlich die große dem Hl. Nikolaus geweihte Monstranz und musste repariert werden134 . Welche Arbeiten dann im Jahr 1482 in Auftrag gegeben wurden, lässt sich den Rechnungen nicht entnehmen 135 . Abgesehen von derartigen durch die Goldschmiede auszuführenden Arbeiten ließen alle Weseler Kirchenmeister die Reliquiare und Monstranzen nur wenig pflegen. Lediglich der Küster von St. Nikolaus in Wesel erhielt im Jahr 1487 dafür Lohn, van der kerken kleynot to wasschen 136 . Im Vergleich zu den übrigen Kirchen gaben die Kirchenmeister von St. Nikolaus überdurchschnittlich häufig Geld für die Reliquiare aus. Einzig in St. Marien in Bielefeld und in St. Veit in Wunsiedel mussten die Kirchenmeister die Glasscheiben für die Reliquien im Altar erneuern137 . Eine Ausnahme stellte St. Sebald in Nürnberg dar, wo der Sarg des Heiligen mitten im Chor stand 138 . Sebald Schreyer ließ ihn ab 1507 erneuern und vergolden und sorgte auf diese Weise dafür, dass der Sarg die Blicke aller Kirchenbesucher auf sich zog 139 . Die Nürnberger Kirche besaß zahlreiche kostbare Reliquiare wie beispielsweise das kleins silberein serchlein mit vergulten vensterwerck, das silberein unnd vergult

128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 22, S. 568. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 412. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 11. Witte, Kunst, S. 57. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 229, S. 525, S. 635. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 186, Witte, Kunst, S. 65. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 184. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 242. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 324. Bielefeld 1481: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 43r.; Wunsiedel 1474: StadtA Wunsiedel R 3733 f. 5v. Zum Reliquienschrein des Hl. Sebald GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 45r., Marx, Ostchor, S. 73-78, Hoffmann, Sebalduskirche, S. 163-168. Ausführlich Caesar, Schreyer, S. 148-149 und Borst, Sebalduslegenden, S. 151ff., auch Marx, Ostchor, S. 74-76, zur Bedeutung der Sebaldreliquie zusammenfassend Sprusansky, Haupt, S. 110ff.

IV.2. Kirchenschatz und liturgisches Gerät

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haubt sant Barnabas sowie mehrere Armreliquiare 140 . Das hawbt der 10 tausent ritter silbrein unnd einß teils vergult auff fussen ließ Sebald Schreyer 1482/1483 ausbessern 141 . Mit dieser Vielzahl an Reliquiaren und Monstranzen ragte St. Sebald unter allen untersuchten Kirchenfabriken ebenso hervor wie mit den fortdauernden Ausgaben seines Kirchenmeisters, was den außerordentlichen Reichtum der Kirchenfabrik und der Handelsstadt Nürnberg dokumentierte. Monstranzen dienten nicht nur zur Schaustellung der Reliquien. Fast noch wichtiger waren die Sakramentsmonstranzen, turmartige Silberschmiedarbeiten mit einem kristallenen oder gläsernen Behälter, in denen die Hostie von einer lunula, einer metallenen Mondsichel gehalten wurde 142 . Die Sakramentsmonstranzen waren die materiell wertvollsten Gegenstände des Kirchenschatzes, die besonders kunstvoll gearbeitet und im Allgemeinen komplett vergoldet waren. Sie wurden vielfach bei Prozessionen wie an Fronleichnam gezeigt 143 . In St. Willibrord in Wesel gab es mindestens vier verschieden große Monstranzen, über die jedoch keine Details bekannt sind 144 . Im Jahr 1431 schafften die Kirchenmeister eine neue Monstranz im Wert von 5rh. fl an 145 . Eine Monstranz zerbrach 1464 und musste repariert werden 146 . Gut zwanzig Jahre später wurde eine Monstranz auf Kosten der Kirchenfabrik vergoldet147 . Im Jahr 1492 notierten die Kirchenmeister Ausgaben vor eyn glass in die cleyn monstrantie 148 . Das Glas, hinter der die Hostie aufbewahrt wurde, war besonders gefährdet, denn es musste einerseits dünn sein, um einen guten Blick zu ermöglichen, doch es wurde andererseits regelmäßig beim Einsetzen und Austauschen der Hostie abgenommen und konnte dabei zerbrechen 149 . Zehn Jahre später ließen die Kirchenmeister die twee groite monstranssy ind twee kleyne monstranssy schoen (...) maicken 150 . Während sich die Kirchenmeister von St. Willibrord auf den Erhalt und teilweise auf die Verschönerung konzentrierten, schafften die Kirchenmeister von St. Nikolaus neue Monstranzen an. Sie ließen 1442 eyn monstrancien tot den heli140

141 142 143 144 145 146 147 148 149 150

kleins silberein serchlein mit vergulten vensterwerck: GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 45r.; silberein unnd vergult haubt sant Barnabas: HS Merkel 100 f. 45v.; Armreliquiare: GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 45r., f. 46r. In seinem Inventar führte Schreyer außerdem Monstranzen darinnen Sant Brigita heiltumb oder mit einem vergulten thurn mit unser liben frawen pild mit dem kindlein darinn Sant Niclaß und Sant Agnesen heiltumb auf: HS Merkel 100 f. 47r. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 45v.; Ausbesserung 1482/83: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 13v. Reinle, Ausstattung, S. 81, Eisenhofer, Grundriss, S. 95-96, ausführlich Braun, Altargerät, S. 360ff., siehe auch Browe, Verehrung, S. 162ff. Siehe hierzu Browe, Verehrung, S. 98-102, vgl. unten Kapitel V.3. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 455. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 324. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 198. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 198. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 124. Wahrscheinlich war es eine der kleinen Monstranzen, in die 1501 eine Röhre aus Bleiglas eingesetzt wurde: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 389. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 455.

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IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

gen sacrament anfertigen, für die insgesamt 11 loet siluers verwendet wurden 151 . Das Sakrament wurde in einer Röhre aus Kristall gezeigt 152 . Wahrscheinlich war es eine andere Monstranz, die der Goldschmied von 1474 bis 1476 umarbeitete153 . Vier Jahre später ließen die Kirchenmeister dann die dem Hl. Antonius geweihte Monstranz verändern 154 . Im Jahr 1486 beauftragten die Kirchenmeister den Goldschmied erneut mit Arbeiten an der Monstranz, und zwei Jahre später ließen sie beide Monstranzen schoen (...) maken ind stoffiren 155 . Der Bocholter Goldschmied Israhel van Meckenem fertigte dann 1496 eine neue vermutlich zweistrebige und reich verzierte Turmmonstranz, für die die Kirchenmeister insgesamt 1318m ausgaben 156 . Knapp zwanzig Jahre später erhielt meister Johan Luyen 1519 den Auftrag für eine weitere Monstranz, die aus Silber mit vergult beslach bestand 157 . Im Rahmen dieser Arbeiten wurde auch die alte große Monstranz wieder einmal verschönert 158 . In den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts besaß St. Nikolaus damit ebenso viele Sakramentsmonstranzen wie St. Willibrord. Die Kirchenmeister der Vorstadt wandten nicht nur erheblich umfangreichere Geldsummen als die Kirchenmeister der Altstadt auf, sondern ließen die Monstranzen auch regelmäßig verschönern. Seit den fünfziger Jahren des 15. Jahrhunderts verfügte St. Nikolaus durch die Einnahmen bei der Antoniusprozession über große Geldmittel, und zugleich war es im Interesse der Kirchenmeister, die Attraktivität der Prozession durch besonders prächtige Monstranzen zu steigern. Die meisten Kirchen besaßen mehrere Monstranzen 159 . Abgesehen von der Differenzierung zwischen Reliquien- und Sakramentsmonstranzen gab es für manche Monstranzen spezielle Verwendungszwecke. In Freiburg und in Rothenburg besaßen die Kirchenfabriken Monstranzen, do mit man vor der kirchen betelt, mit denen also die Kirchenmeister die Bede erhoben160 . Andere Monstranzen, vielfach besonders prunkvolle, wurden ausschließlich bei Prozessionen ver151 152 153 154 155

156

157 158 159

160

AEK Wesel Gefach 33,1 S. 78, Witte, Kunst, S. 64. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 186, Witte, Kunst, S. 65. Die Röhre musste von den Kirchenmeistern 1450 ersetzt werden. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 111, S. 134, Witte, Kunst, S. 67. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 208, S. 211, Witte, Kunst, S. 68. Arbeiten an der Monstranz 1486: AEK Wesel Gefach 33,2 S. 305; Arbeiten 1488: AEK Wesel Gefach 33,2 S. 348, S. 350, Witte, Kunst, S. 70; die kleine Monstranz erhielt zudem eyn gelass. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 581, S. 614, Witte, Kunst, S. 71; siehe hierzu Perpeet-Frech, Monstranzen, S. 43 und 47 sowie S. 227, Israhel von Meckenem, S. 13 und 20. Die Größe dieser Summe verdeutlicht die Gesamtsumme der Einnahmen von St. Willibrord, die im Jahr 1497 lediglich 1559m betrug (AEK Wesel Gefach 37,3 S. 224; aus St. Willibrord liegt aus dem Jahr 1496 kein Rechnungsbuch vor). AEK Wesel Gefach 33,3 S. 432, S. 433, Witte, Kunst, S. 75, S. 76, S. 78. Witte, Kunst, S. 76. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 47r.; siehe zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 13-14. Nach Joachim von Pflummern gab es in Biberach mehrere verschiedene Monstranzen, von denen eine speziell für die Fronleichnamsprozession verwendet wurde, siehe Schilling, Zustände, S. 39-40, auch Angele, Altbiberach, S. 33-34. Freiburg Müller, Formen, S. 176, Schadek, Bürgerschaft, S. 113-114, ausführlich Gombert, Münsterschatz, S. 13 und S. 52-53; Rothenburg: Schnurrer, Inventare, S. 29.

IV.2. Kirchenschatz und liturgisches Gerät

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wendet. In Rothenburg gab es für Prozessionen eine vergleichsweise leichte vergoldete Monstranz aus Holz 161 . Nur wenige Kirchenmeister ließen neue Monstranzen bei den lokalen Goldschmieden fertigen, wie dies beispielsweise in Coburg im Jahr 1492/1493 und in Bamberg im Jahr 1521 geschah 162 . Die Kirchenfabrik der Dresdener Kreuzkirche erwarb im Jahr 1500 eine Monstranz 163 . Zugleich mussten die Kirchenmeister nur sehr selten Reparaturen an den Monstranzen durchführen lassen: In Coburg wurde 1490 das Kristallglas ersetzt 164 . In Dresden fiel während der Fronleichnamsprozession im Jahr 1480 eine der Monstranzen auf den Boden und zerbrach, so dass ein Kleinschmied sie mit Hilfe von eisern rucken wieder reparieren musste 165 . In Rothenburg ließen die Kirchenmeister 1485/1486 zwei Monstranzen für die hohe Summe von 4 Gulden ausbessern 166 . Auch in Koblenz reparierte der Goldschmied 1484 die Monstranz 167 . Ähnliche Ausgaben verbuchten die Kirchenmeister 1480 in Dresden und 1499/1500 in Nördlingen 168 . Ausbesserungsarbeiten waren auch 1482/1483 und 1483/1484 in Nürnberg notwendig 169 . Aus diesen wenigen Angaben kann jedoch nicht geschlossen werden, dass es in Wesel außerordentlich viele Monstranzen gab. Ihre Anzahl dürfte in anderen Orten nicht viel geringer gewesen sein, doch wurden viele Monstranzen von Gemeindemitgliedern oder Bruderschaften gestiftet, wie sich anhand des Inventars von St. Sebald in Nürnberg zeigen lässt 170 . Wenn keine Defekte auftraten, bestand für die Kirchenmeister kein Anlass, Ausgaben in ihren Rechnungsbüchern zu verbuchen. So schön die Monstranzen waren, so kompliziert war der Umgang mit ihnen. In St. Nikolaus in Wesel wurde für eine der Monstranzen ein eigener Kasten zur Aufbewahrung angefertigt 171 . Sie gaben außerdem 1519 eyn leren gordell in Auftrag, dairmen die groite monstrancie myt den reliqwyn inne dreight172 . In Koblenz schützten die Kirchenmeister die Monstranzen durch ein Futteral aus Leder 173 . Die Risiken bei Prozessionen versuchten die Kirchenmeister zu minimieren, indem die Monstranzen auf besonderen Bahren transportiert wurden. In St. Willibrord hatte die Heilig-Kreuz Bahre einen eisernen Rahmen und war daher so schwer, dass in den Jahren 1493 und 1497 jeweils acht Männer für das Tragen 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173

Schnurrer, Inventare, S. 28. Coburg: StadtA Coburg R 11/1492/93 f. 7r.; Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV 70.01/21 f. 21v., f. 22r., vgl. Baumgärtel-Fleischmann, Rockenbach, S. 192-293. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1500 o.f. StadtA Coburg R 11/1490/91 f. 9v., f. 10r. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 32v. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 261v. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 35v. Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 32v.; Nördlingen: StadtA Nördlingen Kirchenrechnung 1499/1500 o.f. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4v., f. 15v. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 47r.-48r. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 77, Witte, Kunst, S. 64. Witte, Kunst, S. 76: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 13v., zu den Futteralen siehe Fritz, Goldschmiedekunst, S. 77-78 mit weiterer Literatur.

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IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

bezahlt wurden 174 . Der Koblenzer Kirchenmeister kam 1483 für die Erneuerung einer Tragestange an der Bahre auf 175 . Die Bahren wurden an unbekanntem Ort aufbewahrt, doch notierten die Kirchenmeister in zwei Jahren die Ausgabe von jeweils 1m die beryen tosamen aff ind vp laiten wynden, so dass die Bahren möglicherweise im Gewölbe des Kirchturms aufbewahrt wurden 176 . Tabernakel Die meisten Sakramentsmonstranzen wurden in einem Sakramentshaus aufbewahrt, teilweise auch Tabernakel genannt, einem eigenen Bestandteil des Kirchengebäudes, das im späten Mittelalter wie ein Miniaturkirchturm kunstvoll und immer öfter frei stehend im Chor gebaut wurde 177 . Die Wände der Tabernakel waren im Allgemeinen durchbrochen, ihre Türen waren verschließbar 178 . In St. Willibrord in Wesel wurden die Monstranzen, wie vermutlich auch die Hostien, zunächst in dem gut sichtbaren heligen sacraments vijnstern aufbewahrt, das vermutlich aus Holz bestand. Im Jahr 1403 ließen es die Kirchenmeister neu streichen 179 . Im Jahr 1464 musste das Sakramentshaus repariert werden, und ein Jahr später wurde es weiter verschönert 180 . Erst im Zuge des Neubaus der Kirche ließen die Kirchenmeister im Jahr 1512 ein Tabernakel bauen, das ganz aus Holz bestand und von den Kirchenmeistern nur mit summarischen Einträgen verzeichnet wurde 181 . In St. Nikolaus auf der Mathena war schon 1458 ein Sakramentshaus errichtet worden 182 . Es erhielt einen hemel, also eine bemalte Decke 183 . Die Tür, durch die der Behälter mit den Hostien in das Sakramentshaus gestellt wurde, war zunächst durch ein Gitter gesichert; ein Jahr später wurden die Stäbe vergoldet, und die Tür

174 175 176 177

178 179 180 181

182 183

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 47, S. 157, S. 211, Gefach 37,3 S. 35, S. 58, S. 151, S. 230, S. 515, S. 743, S. 746; Tragen der Bahre: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 152, S. 229. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 19r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 254; S. 276: Vgl. die Beschreibung durch Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 32, auch Angele, Altbiberach, S. 29; eine detaillierte Auflistung der nachweisbaren Sakramentshäuser bei Hula, Kultmale, S. 69-74, der allerdings keine Kirchenrechnungen ausgewertet hat, vgl. Wesenberg, Sakramentshaus, S. 5ff. und S. 39ff., Braun, Altargerät, S. 282ff., Nußbaum, Aufbewahrung, S. 329ff. und S. 385ff. Zu den bedeutenden Sakramentshäusern von St. Lorenz in Nürnberg, des Münsters zu Ulm und St. Marien zu Lübeck siehe ausführlich Reinle, Austattung S. 27–31; grundlegend Braun, Altar II, S. 623ff. Browe, Aussetzung, S. 144ff., vgl. Nußbaum, Aufbewahrung, S. 394-395 und S. 424-425; zu den Türen: Browe, Verehrung, S. 162ff., ausführlich zur Sicherheit unten Kapitel IV.7. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 21, S. 30, S. 47. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 219, S. 200. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 211, S. 212. Im Weseler Rathaus wurde 1491 ein Tabernakel errichtet: StadtA Wesel A7 1491 f. 481r., Witte, Kunst, S. 60; siehe auch StadtA Wesel A7 1497 f. 232r., 1498 f. 303r., Witte, Kunst, S. 61. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 479, S. 480, Witte, Kunst, S. 66; vgl. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 180. Witte, Kunst, S. 66.

IV.2. Kirchenschatz und liturgisches Gerät

237

erhielt eine Glasscheibe 184 . Gut zehn Jahre später erhielt Steinmetz Henrik Blankebiel den Auftrag, 1 tabernakel anzufertigen 185 . Ein recht frühes Sakramentshaus wurde von 1390 bis 1400 in Rothenburg gebaut 186 . In St. Martin in Bamberg hing wahrscheinlich ein Hängezyborium vber den kor altar 187 . Dies wurde 1520/1521 von einem stehenden heyltum-geheus oder sacrament hauß aus Holz abgelöst, das von drei hölzernen Engelsfiguren bewacht und von einer latern beleuchtet wurde 188 . In Wertheim wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein sacrament heuslein aus Stein errichtet 189 . In ähnlicher Form wurden auch beispielsweise in Bayreuth, Bielefeld, Nördlingen, Nürnberg und Ulm Tabernakel gebaut 190 . Die Weseler Kirchen unterschieden sich damit nicht von den übrigen Pfarrkirchen im Reich, wo überall im Verlauf des 15. und 16. Jahrhunderts Tabernakel aufgestellt wurden, welche die vereinzelten Hängezyborien ablösten. Keiner der Kirchenmeister musste nach ihrer Fertigstellung weitere Ausgaben von Bedeutung übernehmen. Kreuze In den Kirchen des 14. bis frühen 16. Jahrhunderts gab es verschiedene Typen von Kreuzen: Den größten Wert hatten die vergoldeten und prächtig verzierten Standkreuze, die auf den Altären aufgestellt wurden. Viele Kirchen verfügten über einen Heilig-Kreuz-Altar, an dem der Passion Christi gedacht wurde 191 . Kreuze wurden auch bei Prozessionen mitgeführt, so dass es verschiedene Größen von Tragekreuzen gab 192 . In beiden Weseler Pfarrkirchen gab es ein so genanntes Heiliges Kreuz, das jeweils auf einem eigenen Altar stand. Dabei dürfte es sich in beiden Kirchen um große silberne Standkreuze gehandelt haben, die vermutlich eine Christusfigur trugen 193 . Zumindest in St. Willibrord hing an diesem Kreuz noch ein kleineres 184 185 186 187

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189 190

191 192 193

Witte, Kunst, S. 66. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 19, Witte, Kunst, S. 67. Siehe auch Reinle, Ausstattung, S. 24-26, Knipping, Eucharistieverehrung, S. 99-101. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 6v., Nr. 70.01/3 f. 6r., Nr. 70.01/9 f. 5v.; siehe auch Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 150r.; vgl. Wesenberg, Sakramentshaus, S. 4, Braun, Altar II, S. 599ff. sacrament hauß aus Holz: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/21 f. 9r.; Engelsfiguren: Nr. 70.01/21 f. 11r.; latern: Nr. 70.01/21 f. 8v., zusammenfassend Baumgärtel-Fleischmann, Bamberger Plastik, S. 51. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1514-1515 f. 15v. Bayreuth: Engelbrecht, Anmerkungen, S. 198-199; zu Bielefeld zusammenfassend Rüthing, Leben, S. 112; Nördlingen: Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 195-196; Nürnberg: Hoffmann, Sebalduskirche, S. 160-162; Ulm: Rommé, Überlegungen Syrlin, S. 912. Braun, Altargerät, S. 467ff., Springer, Kreuzfüße, S. 17 mit weiterer Literatur. Vgl. die Beschreibung des Kirchenmeisters Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 48, auch Angele, Altbiberach, S. 38. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 158, siehe Springer, Kreuzfüße, S. 21ff., Braun, Altargerät, S. 470-471.

238

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Silberkreuz, das 1503 dann vergoldet wurde 194 . Möglicherweise beherbergte das Kreuz in St. Willibrord eine besondere Reliquie, doch notierten die Kirchenmeister keine Details 195 . In St. Willibrord verzeichneten die Kirchenmeister bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts Ausgaben für das Heilig-Kreuz, hielten aber keine Details fest 196 . Im Jahr 1459 ließen sie das Kreuz vergolden und einige Jahre später die beiden Engel mit Flügeln versehen197 . Anfang der neunziger Jahre wurde ein neues silbernes Kreuz gefertigt, und in den Jahren 1490 und 1493 erteilten die Kirchenmeister jeweils den Auftrag, das hilge(n) cruys schoen toe macken 198 . Im Jahr 1505 wurde das Kreuz erneut vergoldet und mit einer Krone versehen199 . Außerdem verzeichneten die Kirchenmeister, dass sie van eyn vrembde man twee kleyn schellen gekauft hatten, die heifft men gehangen an den Heillige Cruyß 200 . Auch in St. Nikolaus gab es ein prächtiges Silberkreuz, das ebenfalls auf einem dem Heiligen Kreuz geweihten Altar stand. Im Jahr 1455 ließen es die Kirchenmeister verschönern, und 1483 wurde es myt synen tobehoer neu gefertigt 201 . Bereits 1458 hatten sie bei Goldschmied Derik Snackert ein Tragekreuz in Auftrag gegeben 202 . Ein zweites Kreuz war 1439 gefertigt worden, ein drittes wurde 1455 bestellt 203 . Im Unterschied zur Altstadtkirche besaß St. Nikolaus seit 1458 ein ausschließlich bei Prozessionen verwendetes Kreuz 204 . Lediglich im Jahr 1502 übernahm die Kirchenfabrik von St. Willibrord die Kosten für ein neues Kreuz aus Messing, das auf der Messe in Frankfurt gekauft worden war und ein Jahr später vergoldet wurde 205 . Im Jahr 1519 kauften die Kirchenmeister dann ein eisernes Kreuz, dessen Zweck unbekannt ist206 . Die in Wesel verwendeten Kreuze waren offensichtlich stabile und massive Gegenstände, so dass keine Reparaturen notwendig waren. Die Kirchenmeister konnten sich daher auf Verschönerungen beschränken. Im Gegensatz zur Pfarrkirche der Altstadt besaß St. Nikolaus genügend Geld, um im Verlauf des 15. Jahrhunderts mehrere Kreuze anzuschaffen. Es ist unbekannt, ob bei der Heilig-Kreuz-Prozession von St. Willibrord das Altarkreuz mitgeführt wurde oder ob die Kirchenfabrik ein eigenes Prozessionskreuz besaß. Die Tatsache, dass es ein 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 510. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 158. Die Rechnungsbücher sind nicht detailliert genug, um präzise sagen zu können, wieviele weitere silberne Kreuze es gab. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 175, S. 193, S. 194. Vergoldung: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 144, Flügel: Gefach 37,2 S. 168, S. 200. Silbernes Kreuz: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 57, S. 58, S. 98; hilge(n) cruys schoen toe macken: Gefach 37,3 S. 74, S. 150, S. 153; siehe auch 1485: Gefach 37,1 S. 211. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 624 AEK Wesel Gefach 37,4 S. 928. 1455: AEK Wesel Gefach 33,1 S. 407; 1483: Witte, Kunst, S. 69, S. 70. Witte, Kunst, S. 66. Kreuz 1439: Witte, Kunst, S. 64; Kreuz 1455: Witte, Kunst, S. 65, Witte, Kunst, S. 66. Neues Messingkreuz: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 454; Vergoldung: Gefach 37,3 S. 510. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 836.

IV.2. Kirchenschatz und liturgisches Gerät

239

eigenes Traggerüst gab, könnte für die Mitführung des großen Kreuzes sprechen 207 . In den anderen Städten verbuchten die Kirchenmeister weniger Ausgaben für die Kreuze als in Wesel, obwohl beispielsweise St. Sebald in Nürnberg und das Freiburger Münster über mehrere dieser Altargeräte verfügten 208 . Kreuze, die im Verlauf des 15. Jahrhunderts in den Besitz der Kirchen kamen, stammten wie beispielsweise in Bamberg und in Nürnberg aus Stiftungen 209 . Lediglich in Nürnberg und in Koblenz wurden Kreuze repariert 210 . In Windsheim ließ die Kirchenfabrik das große Holzkreuz in St. Kilian renovieren, vermutlich also reinigen und zumindest die Christusfigur neu fassen 211 . Zugleich schafften nur wenige Kirchen im Verlauf des 15. Jahrhunderts neue Kreuze an 212 . In Dresden stand das Kreuz in der heiligen creutz kammer, einer der Kirche im Süden vorgelagerten und als Sakristei genutzten Kapelle, die von einer eigenen Öllampe beleuchtet wurde 213 . Eucharistische Gefäße Zur zweiten Gruppe der zu untersuchenden liturgischen Geräte gehörten die eucharistischen Behältnisse. Dies waren in erster Linie die Pyxis, in der Hostien aufbewahrt wurden, der Kelch mit der Patene sowie die verschiedenen für Wasser, Wein und Öl verwendeten Gefäße. Pyxiden In den oben erwähnten Monstranzen wurde jeweils nur eine Hostie präsentiert. Für die anderen Hostien wurden überall mehr oder weniger kunstvoll gefertigte Dosen angeschafft 214 . Eine besondere Form bildeten die Ziborien, die ähnlich einer Monstranz einen hohen Fuß hatten. Eine solche osty busse wurde 1412 auf Kosten der Kirchenfabrik von St. Willibrord repariert 215 . Im Jahr 1486 ließen die Kirchenmeister die bussen vergolden, eine silberne Büchse wurde im Jahr 1496 gestiftet 216 . Als St. Nikolaus zur zweiten Pfarrkirche der Stadt erhoben wurde,

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210 211 212 213 214

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Zur Bahre AEK Wesel Gefach 37,2 S. 220, Gefach 37,3 S. 746. Nürnberg: GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 49r., f. 52v.; zu Freiburg Gombert, Münsterschatz, S. 46-52. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 10v.-11v., zum Reliquienkreuz der Oberen Pfarre Baumgärtel-Fleischmann, Plastik, S. 216-221, auch dies., Rockenbach, S. 192-193; Nürnberg: GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 52r. Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 13v.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 6r. StadtA Windsheim G 37A f. 62v., f. 102r. StadtA Dresden A XV b 36 f. 87v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1519 o.f. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 31r. Eisenhofer, Grundriss, S. 95, ausführlich Braun, Altargerät, S. 282ff., vgl. Browe, Sterbekommunion, S. 34-35, siehe auch Sauer, Symbolik, S. 194ff., Nußbaum, Aufbewahrung, S. 234ff., S. 319ff. und S. 351ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 116. Vergoldung 1486: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 21, S. 22; Stiftung 1496: StadtA Wesel A7 1496 f. 142r., Witte, Kunst, S. 61.

240

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

war eine der ersten Ausgaben der Kirchenmeister die Anschaffung einer silbernen Pyxis für das Sakrament 217 . Sie wurde im Jahr 1450 erneuert 218 . Keiner der Kirchenmeister kaufte im Verlauf des 15. und 16. Jahrhunderts eine neue Pyxis. Falls tatsächlich neue Dosen in den Besitz der Kirchenfabriken kamen, so wurden sie gestiftet oder geschenkt. Schon wegen der Kostbarkeit der Hostie gingen die Geistlichen sehr vorsichtig mit den Dosen um. Berücksichtigt man die fehlenden Glas- und Kristallteile, so wird verständlich, dass die Reparaturkosten nur sehr gering waren. In der Oberen Pfarre in Bamberg musste 1494/1495 die grosse sachrament puchsen gelötet werden, und einen ähnlichen Auftrag erteilten die Kirchenmeister von St. Martin in Bamberg im Jahr 1507/1508 sowohl für die grossen puchsen, darin das heilig sacrament getragen wirdt, als auch für die cleinen silbern puchsen, die sie außerdem reinigen ließen 219 . In Coburg verwendete man eine kupffer püchsen vergult mit einem silbren püchslein vnd schellein dorynnen, domit man hieuor das sacrament zu denn krancken getragen hatt 220 . Auch in Nürnberg wandte Sebald Schreyer nur sehr selten Geld für die in St. Sebald vorhandenen Pyxiden und Ziborien auf 221 . Kelche und Patenen Dem Altarsakrament zugeordnet waren die vasa sacra, Kelch und Patene 222 . Beide hatten nicht nur eine unterschiedliche Funktion, sondern waren von verschiedener Symbolkraft. Von beiden war der Kelch das wesentlich anschaulichere Symbol der Wandlung, so dass es sich im 13. Jahrhundert einbürgerte, den Kelch emporzuheben und der Gemeinde zu zeigen. St. Willibrord besaß zu Beginn des 15. Jahrhunderts drei Kelche 223 . Ein weiterer Kelch wurde 1415 angefertigt und zwei Jahre später vergoldet 224 . Über Material und Form der Kelche lassen sich keine Aussagen treffen, doch mussten die Kirchenmeister 1488 drei Kelche negelen lassen 225 . Sie wurden in St. Willibrord wie anderswo in eigenen ledernen Beuteln (kallick secken) aufbewahrt 226 . Von diesen Summen abgesehen mussten die Kirchenmeister keine weiteren Ausgaben

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220 221 222 223 224 225 226

AEK Wesel Gefach 33,1 S. 5, Witte, Kunst, S. 64. Witte, Kunst, S. 65. Obere Pfarre: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1494/95 f. 9r.; PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/8 f. 5r.; ähnlich in Nürnberg: GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 54r. Berbig, Inventar, S. 502. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 13v., GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 54r. Eisenhofer, Grundriss, S. 93-94; ausführlich zum Kelch Braun, Altargerät, S. 19ff., zur Elevation des Kelches Browe, Verehrung, S. 39ff.; zur Patene Braun, Altargerät, S. 197ff. Erster Nachweis : AEK Wesel Gefach 37,1 S. 126. Neuer Kelch: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 148; Vergoldung: Gefach 37,1 S. 165. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 36; zum Material der mittelalterlichen Kelche Braun, Altargerät, S. 38ff., siehe ebd., S. 144ff. zur ornamentalen Verzierung und zur Ikonographie. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 678.

IV.2. Kirchenschatz und liturgisches Gerät

241

für die Kelche tätigen, und das gleich gilt auch für die Patenen, da sie lediglich im Jahr 1488 eine Patene neu vergolden ließen 227 . Die Kirchenmeister von St. Nikolaus auf der Mathena ließen bereits kurz nach der Weihe ihrer Pfarrkirche einen Kelch und eine Patene herstellen und vergolden 228 . Im Jahr 1472 wurde ein gestifteter Kelch auf Kosten der Kirchenfabrik vergoldet und geweiht 229 . Fünf Jahre später gaben die Kirchenmeister einen weiteren Kelch in Auftrag 230 . Im Jahr 1485 wurde ein alde kelich umgearbeitet und vergoldet, während die Kirchenmeister 1499 einen weiteren Kelch anfertigen und ebenfalls vergolden ließen 231 . In den Jahren 1490, 1492 und 1496 wurden Patenen im Wert von fast 20m hergestellt und vergoldet 232 . Im Gegensatz zu St. Willibrord schafften die Kirchenmeister der Weseler Vorstadt somit nicht nur mehr neue Kelche und Patenen an, sie gaben auch wiederholt Geld für die Verschönerung aus. Die überwiegende Mehrzahl der liturgischen Gefäße bestand aus Silber, das den Vorteil der vergleichsweise einfachen Bearbeitung bot, so dass beispielsweise in Siegen 1496 das Silber eines beschlagenen Gürtels sowie zwei der Kirchenfabrik gestiftete Becher eingeschmolzen und zu einem neuen Kelch gearbeitet wurden233 . Zwei Jahre später ließ man hierzu auch noch einen Deckel fertigen 234 . Zugleich waren die massiv gefertigten Gefäße relativ robust, so dass nur sehr selten Reparaturen notwendig waren: In Unserer Lieben Frau in Bamberg mussten 1490/1492 bei zwei Kelchen die Füße repariert werden, und zehn Jahre später erwies es sich in St. Martin als notwendig, einen Kelch zu löten 235 . Da der Goldrand der Kelche insbesondere durch das gründliche Ausreiben stark beansprucht wurde, mussten die Kelche oder einzelne Partien gelegentlich neu vergoldet werden 236 . Solche Reparaturen waren in doppelter Hinsicht teuer: Zum einen musste das notwendige Gold bezahlt werden, zum anderen aber musste der Kelch nach der Reparatur neu geweiht werden, was ebenfalls mit Kosten verbunden war 237 . Vielen Kirchenmeistern wie beispielsweise in Bamberg und Siegen genügte es nicht, die vorhandenen eucharistischen Geräte zu pflegen, sondern sie fügten 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236

237

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 36. Vergoldung: Witte, Kunst, S. 64; Weihe 1438: AEK Wesel Gefach 33,1 S. 35, S. 41. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 76, Witte, Kunst, S. 67. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 168, Witte, Kunst, S. 68. Witte, Kunst, S. 70, S. 72. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 395, Witte, Kunst, S. 71. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1496/97 f. 16v. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1498/99 f. 24r. Unserer Lieben Frau: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 8v.; St. Martin: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 5v. StadtA Weissenburg B 128/16 Heft 1 f. 2r., siehe auch EBA Freiburg Münsterrechnungen 1493 II f. 3r., StadtA Siegen Kirchenrechnung 1504/05 f. 21v., siehe auch Braun, Altargerät, S. 41-44 und S. 204-206. Bezahlung des Goldes: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 8v., StA Lugwigsburg B 384/10664 f. 8r., StadtA Siegen Kirchenrechnung 1504/05 f. 21v.; Kosten für die Weihe: StadtA Coburg R 11/1482 f. 7v., R 11/1483 f. 7v., StA Lugwigsburg B 384/10664 f. 8r.

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IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

dem Kirchenschatz neue Kelche und Patenen hinzu 238 . Dabei lässt sich nicht immer eindeutig entscheiden, ob die Gefäße neu gefertigt oder ob sie gestiftet und umgearbeitet wurden, wie beispielsweise der 1482 in Coburg geweihte Kelch 239 . In Koblenz schenkte der bruder des alten Kaplans einen Kelch und eine Patene 240 . In einigen wenigen Städten wie Nürnberg und Bamberg notierten die Kirchenmeister die Herkunft der Gegenstände, so dass erkennbar ist, dass die Anzahl der gestifteten Gegenstände die Zahl der von der Kirchenfabrik gekauften bei weitem überstieg 241 . Die Kirchenrechnungen geben damit nur unvollkommen Auskunft über die Anzahl der eucharistischen Gefäße. Im Ulmer Münster zählten die Kirchenmeister vor der Reformation 71 Kelche, in St. Jakob in Rothenburg waren 1410 bereits 17 Kelche mit Patenen vorhanden, und in Lübeck wurden 1530 aus allen Kirchen zusammen 339 Kelche eingeschmolzen 242 . Auch wenn sich nicht klären lässt, in welchem Umfang die vasa sacra der Seitenaltäre in die Additionen einbezogen wurden, so belegen die Zahlen doch das finanzielle Gefälle zwischen den Kirchen: Kelche, die sich manche kleinere Stadt nicht leisten konnte, beurteilte beispielsweise Sebald Schreyer in der reichen Stadt Nürnberg uninteressiert lediglich nach Gewicht (Item zwentzigk schlecht silberen unnd vergult kelch unnd wegen on die paten wie hernachvolgt 243 ). Noch weniger Details sind von den Patenen bekannt, so dass die Kirchenmeister in ihren Inventaren festhielten, dass eine Patene beispielsweise auf einem halben umbgeenden fuß stand, andere Perlmutteinlagen besaßen und wieder andere mit einer Veronica verziert waren, also dem Bild der legendären Frau, die Christus auf dem Kreuzweg ihr Tuch gab, auf dem sein Gesichtsabdruck zurückblieb 244 . Gelegentlich sind auch Patenen aus Kupfer nachweisbar 245 . In manchen Kirchen gab es Kelche für spezielle Zwecke oder Feiertage. In Nürnberg wurde der silberen vergulten grossen kelch mit einer paten insbesondere am karfreitag (ge)nutzt 246 . Zumindest in Freiburg, wahrscheinlich aber in allen größeren Kirchen, gab es erheblich mehr Kelche, als tatsächlich verwendet wur-

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Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/7 f. 4v.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1487/88 f. 27r., 1498/99 f. 24r., 1504/05 f. 21v. StadtA Coburg R 11/1482 f. 7v.; ähnlich in Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 20r. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 4 f. 2v. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 3r.; StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 120v., GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 52r. Sebald Schreyer hielt sogar den Erwerb zu Lasten der Kirchenfabrik ausdrücklich fest: Item einen grossen kostenlichen silbren vergulten kelch mit einer grossen paten ist gekaufft worden anno 1469 von der kirchen gelt: GMN Nürnberg HS Merkel 100 f. 51r. Fritz, Goldschmiedekunst, S. 93 und S. 105 mit Belegen und weiterer Literatur. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 51v.; zu den vasa sacra von St. Sebald in Nürnberg Hoffmann, Sebalduskirche, S. 196ff. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 52r., f. 52v. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 52r., f. 52v., f. 54v., GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 51r.

IV.2. Kirchenschatz und liturgisches Gerät

243

den 247 . Wahrscheinlich war die Verwendung eines großen Kelches notwendig, da die Gemeinde aus ihm den nicht-konsekrierten Wein nahm 248 . In Coburg gab es 2 cleiner kelchlein domit man zu denn krancken geht 249 . In manchen Orten scheinen die Geistlichen die Hostien nicht unmittelbar mit den Fingern und den Wein nicht direkt aus dem Kelch genommen zu haben. Zumindest in Wesel und Koblenz gab es für die Hostien einen silueren sacrament haech [Haken], so dass die Hostie nicht direkt berührt wurde 250 . In Wesel verwendeten die Geistlichen eyn pijpken, also eine Fistula oder ein Saugröhrchen, um die Gefahr des Verschüttens zu minimieren 251 . Beide Geräte mussten die Kirchenmeister im Verlauf des 15. Jahrhunderts je einmal instand setzen lassen 252 . Gefäße für Öl, Wein und Wasser Geweihtes Öl, bei dem es sich um Tauföl (oleum puerorum), Krankenöl (oleum infirmorum) und auch Salböl (crisma) handeln konnte, wurde in nicht näher beschriebenen Gefäßen aufbewahrt. In St. Willibrord gab es eine kresem bussen, die 1492 repariert wurde 253 . In St. Nikolaus auf der Mathena wurde 1482 een silueren buss neu gefertigt, dair men dat helige olye in dreget 254 . Im Jahr 1504 gaben die Kirchenmeister twe aly pullen in Auftrag 255 . Ob die Kirchenfabriken bei der Verwendung des Öls Differenzierungen vornahmen, ist den Rechnungsbüchern nicht zu entnehmen. Ähnlich sporadisch wie in Wesel verbuchten auch andere Kirchenmeister wie in Bamberg und Freiburg Ausgaben 256 . In St. Martin in Bamberg kauften die Kirchenmeister 1480/1482 ein gefeß do man das heylig ole ein thut 257 . In St. Sebald in Nürnberg waren zumindest zwei Gefäße für Öl vorhanden, während die Kirchenmeister in Hagenau 1491/1492 bei einem Goldschmied ein silberynne geschirre zum doufe bestellten, darinne der criseman [=Chrisam] und das heilig oley sint 258 . Ähnlich wie bei den Pyxiden wiesen die Gefäße für das benötigte Öl nur sehr selten Defekte auf.

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Gombert, Münsterschatz, S. 27. Hierzu ausführlich Kapitel V.2. Berbig, Inventar, S. 502. Wesel: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 97; vgl. Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 19r.: stocke da man daß sacrament mit dreit. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 244, kurz Reinle, Ausstattung, S. 75, ausführlich Braun, Altargerät, S. 247ff., vgl. ebd., S. 444ff. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 180. kresem bussen: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 71; Reparatur 1492: Gefach 37,3 S. 111. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 242, Witte, Kunst, S. 69. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 85. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1494/95 f. 9r.; Freiburg: EBA Freiburg Münsterrechnungen 1493 II f. 3r. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 10v. Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 13v.; Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 181.

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IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Wein und Wasser wurden im Allgemeinen während der Messe in zwei gleich geformten Kännchen (ampullae) gereicht 259 . Dabei unterschieden die Kirchenmeister nicht zwischen Abendmahlskannen und Aquamanilen. Während eine Kanne Wein oder Wasser zum Verdünnen des Weins enthielt, wurde ein Aquamanile für die rituelle Waschung benötigt 260 . Das Wasser wurde dabei in einer Schale oder einem Becken, dem sog. handfaß, aufgefangen 261 . In beiden Weseler Pfarrkirchen gab es nur wenige dieser Gefäße. Im Jahr 1410 wurden in St. Willibrord insgesamt 4 wyen pullen gekauft 262 . Mehr als ein halbes Jahrhundert später ließen die Kirchenmeister zwei silberne und anschließend vergoldete Kannen herstellen 263 . Im Jahr 1488 kauften sie eyn hantvaet myt enen kraen, dar men dat water in der pollen vthtap, da offensichtlich das Wasser jeweils weiter verwendet wurde 264 . Schließlich wurden 1494 3 par pullen aus Köln gekauft 265 . Reparaturen waren nur sehr selten notwendig, doch lief das Silber leicht an, so dass die Gefäße beispielsweise 1403, im Verlauf der neunziger Jahre sowie im Jahr 1516 gereinigt und poliert wurden 266 . Ähnlich wie auch bei den Kelchen gehörten nicht nur zum Hochaltar, sondern auch zum Heilig-KreuzAltar ein Paar Kännchen sowie ein Handfass 267 . Vorausgesetzt, dass keine Kännchen verkauft oder ausgemustert wurden, besaß St. Willibrord zu Beginn des 16. Jahrhunderts insgesamt sechs Paar. Eine ähnliche Gesamtanzahl an Kännchen lässt sich auch für St. Nikolaus feststellen, wo 1480 und 1500 jeweils mehrere neue Kännchen erworben wurden 268 . Zusätzlich gab es twe silueren drynck faet mit 3 silueren schalen 269 . Die Kirchenmeister der übrigen Orte verzeichneten weniger Ausgaben als die Weseler Verantwortlichen 270 . In Coburg wurden 1481 und 1495 neue Kännchen für Wasser und Wein angeschafft 271 . St. Sebald in Nürnberg besaß mindestens vier kostbare Kannen 272 . Wahrscheinlich mussten überall nur selten Arbeiten an den Kannen vorgenommen werden, so dass die Rechnungsbücher nur unvollständig Aufschluss über den Besitz der Kirchen an Wasser- und Weinkannen geben. 259 260 261 262 263 264 265 266

267 268 269 270 271 272

Eisenhofer, Grundriss, S. 94. Reinle, Ausstattung, S. 83-86, ausführlich Braun, Altargerät, S. 415ff. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 6r., Nr. 70.01/8 f. 5v., vgl. Reinle, Ausstattung, S. 85, Braun, Altargerät, S. 531ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 91. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 181, S. 182. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 35. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 182. Reparaturen: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 244; Reinigung und Politur der Gefäße: Gefach 37,1 S. 30 (1403), Gefach 37,3 S. 150, S. 153, S. 206, S. 255 (neunziger Jahre), Gefach 37,4 S. 611 (1516). AEK Wesel Gefach 37,1 S. 206, Gefach 37,3 S. 150, S. 275, Gefach 37,4 S. 513. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 209, S. 705. Witte, Kunst, S. 68. In St. Marien in Greifswald gab es nur eine Wein- und eine Wasserkanne: StadtA Greifswald Rep. 3/IX Nr. 147/1 f. 4r. StadtA Coburg R 11/1481 f. 7v., R 11/1495/96 f. 7v. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 50v.

IV.2. Kirchenschatz und liturgisches Gerät

245

Insgesamt bereiteten diese Gefäße den Kirchenmeistern keine Mühe, obwohl sie täglich benutzt wurden. Weihwassergefäße Das Weihwasser wurde in einer Situla aufbewahrt. Diesen Kessel bezeichneten die Kirchenmeister von St. Willibrord als wygewater vat, wyvaet oder auch wijwaters eymer 273 . Tatsächlich gab es in vielen Kirchen zwei Gefäße, nämlich einen zentralen Weihwasserkessel, in dem das in der Osternacht geweihte Wasser aufbewahrt wurde, von wo es dann bei Bedarf in einen kleineren eimerartigen Kessel umgefüllt wurde 274 . Die wenigsten Kirchenmeister unterschieden terminologisch zwischen diesen beiden Behältnissen 275 . Wahrscheinlich bezogen sich die Einträge in den Rechnungen von St. Willibrord ausschließlich auf die letztgenannte Art, von der in den Jahren 1401 und 1423 je einer angeschafft wurde 276 . St. Willibrord besaß eigene Weihwasserkessel für den Hoch- und für den Kreuzaltar 277 . Die Kirchenmeister ließen sie wiederholt schoen machen, doch war lediglich im Jahr 1505 eine Reparatur notwendig 278 . In St. Nikolaus auf der Mathena gab es vermutlich ebenfalls zwei Weihwasserkessel, von denen der zweite im Jahr 1456 neu angeschafft wurde 279 . Ähnliche Ausgaben verbuchten auch die anderen Kirchenmeister nur höchst selten. In Rothenburg kaufte die Kirchenfabrik 1474/1475 einen Weihwasserkessel 280 . In Hagenau wurde das Fass 1495/1496 poliert 281 . In den übrigen Städten lässt sich die Existenz von Weihwasserkesseln ausschließlich durch die Auflistung in Inventaren nachweisen 282 . Zur Lustration des geweihten Wassers verwendeten die Geistlichen weyhwedel, weddel zu dem wey wasser handwedel oder einfach wedel 283 . Die Kirchen273

274

275 276 277 278

279 280 281 282 283

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, S. 231, Gefach 37,2 S. 356, siehe auch Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 6r.; zum Weihwasserbehälter Braun, Altargerät, S. 585-589 und S. 590-594. In St. Martin in Biberach sorgten die Kirchenmeister im Winter auch durch eine Kohlepfanne dafür, dass das Weihwasser in dem großen Kessel nicht einfror (hat man den Windter ein Gluoth darunder gehabt, das das Weychwasser nit gefrüere): Schilling, Zustände, S. 49, auch Angele, Altbiberach, S. 38-39 und S. 118. Ausnahme in Greifswald: StadtA Greifswald Rep. 3/IX Nr. 147/1 f. 4r. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, S. 231. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 356, Gefach 37,3 S. 253. Verschönerung der Kessel: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 219, S. 356, Gefach 37,3 S. 150, S. 187, S. 206, S. 253, S. 255, S. 275, Gefach 37,4 S. 611; Reparatur 1505: Gefach 37,3 S. 615. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 264, S. 434. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 88r. StadtA Hagenau GG 254/10 f. 8r., ähnlich Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 7r. StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 10r., StadtA Greifswald Rep. 3/IX Nr. 147/1 f. 4r. weyhwedel: StadtA Windsheim G 38 f. 22v.; weddel zu dem wey wasser: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 2r.; handwedel: StadtA Windsheim G 38 f. 29v., f. 200r.; wedel: StadtA Coburg R 11/1499/1500 f. 8r.; zu den Weihwasserwedeln siehe auch kurz Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 132, auch Angele, Altbiberach, S. 89.

246

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

meister notierten die Anschaffungen ohne Angaben von Details284 . Allerdings gab es zwei verschiedene Arten: Zepterähnliche Stäbe hatten an einem Ende eine hohle Verdickung, die oben wie ein Sieb durchlöchert war, so dass das Wasser aus dem Hohlraum verspritzt werden konnte 285 . Alternativ wurden an einem Stab (Baum)wollfäden (beimwollen oder wollen wedel) angebunden und in das Wasser getaucht 286 . Die letztgenannte Form war am meisten verbreitet und lässt sich für den Untersuchungszeitraum in zahlreichen Kirchen nachweisen 287 . In Wertheim unterschieden die Kirchenmeister zwischen cleine[n] und groß[en] wedel[n] 288 . In St. Willibrord in Wesel waren in erster Linie die Küster für die Wedel zuständig und rechneten ihre Ausgaben summarisch mit den Kirchenmeistern ab 289 . Die Kirchenmeister notierten im Zeitraum zwischen 1482 und 1519 knapp alle zwei Jahre Kosten für Wedel 290 . Nur selten ließen die Kirchenmeister wie in Coburg die Fäden austauschen 291 . Im Allgemeinen kauften sie vollständig gefertigte Weihwasserwedel. Dabei verbuchten sie Ausgaben für mehrere Wedel auf einmal 292 . Ihre Anzahl konnte dreizehn wie in Wesel oder gar fünfzehn wie in Coburg erreichen 293 . Zumindest in Coburg wurden die Wedel während der Jahre von 1504 bis 1507 jährlich ersetzt 294 . Zusätzlich zur Lustration stand der Gemeinde in vielen Kirchen geweihtes Wasser in den Weihwassersteinen zur Verfügung, die vermutlich eingangs der Kirche aufgestellt oder in die Wände eingelassen waren295 . In St. Willibrord in Wesel wurde 1463 im Zuge von Bauarbeiten der wijsteen herausgebrochen und umgesetzt 296 . In Wertheim wurde der Weihwasserstein ersetzt 297 . In anderen 284

285 286 287 288 289 290

291 292

293 294 295 296 297

StadtA Coburg R 11/1493/94 f. 7v., R 11/1494/95 f. 9r., R 11/1499/1500 f. 8r., R 11/1500/01 f. 7v., StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 2r., f. 23r., Heft 3 f. 9v., f.25v., f. 34v., f. 45v., Heft 4 f. 13v., f. 41v., Heft 6 f. 16v., StadtA Windsheim G 38 f. 22v., f. 29v., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1510 f. 11r. Reinle, Ausstattung, S. 86, auch Braun, Altargerät, S. 589-590 und S. 594-595. beimwollen: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 35r.; wollen wedel: StadtA Windsheim G 38 f. 200r. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 23r., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 35r., StadtA Windsheim G 38 f. 29v., f. 200r., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 5r. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1514-1515 f. 16r. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 476, S. 486, Gefach 37,3 S. 8. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 476, S. 486, Gefach 37,3 S. 8, S. 10, S. 55, S. 77, S. 123, S. 156, S. 179, S. 208, S. 231, S. 278, S. 316, S. 381, S. 384, S. 451, Gefach 37,4 S. 117, S. 310, S. 611, S. 658, S. 836. StadtA Coburg R 11/1482 f. 6r., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 35r., StadtA Windsheim G 38 f. 200r. StadtA Coburg R 11/1496/97 f. 6r., R 11/1502/03 f. 8r., StadtA Siegen Kirchenrechnung 1490/91 f. 19r., AEK Wesel Gefach 37,3 S. 384, S. 451., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 5r., 1484-1485 f. 13v. StadtA Coburg R 11/1505/06 f. 7v. StadtA Coburg R 11/1504/05 f. 7r., R 11/1505/06 f. 7v., R 11/1506/07 f. 6v. Reinle, Ausstattung, S. 88, Eisenhofer, Grundriss, S. 91, zum Freiburger Münster kurz Butz, Jahrzeitbuch A, S. 195-196. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 181, S. 197, S. 198. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1510 f. 11v.,

IV.2. Kirchenschatz und liturgisches Gerät

247

Städten sind die von den Kirchenmeistern verwendeten Bezeichnungen zu ungenau, um eindeutig entscheiden zu können, ob es sich bei den Weihwasserbecken nicht auch um eine piscina handeln konnte, also ein Becken zum Waschen der Kultgefäße 298 . Taufstein Die dritte Möglichkeit zur Aufbewahrung geweihten Wassers boten die Taufsteine oder Taufbecken, die zugleich zu den ältesten erhaltenen kirchlichen Gegenständen in West- und Nordeuropa zählen. Sie standen in der Regel nahe beim Eingang der Kirche 299 . Im Verlauf des Mittelalters änderten sich allerdings die Taufgewohnheiten, denn die frühmittelalterliche Immersionstaufe wurde im Hochmittelalter zunehmend von der infusio oder aspersio abgelöst, also von dem Übergießen oder Besprenkeln des Täuflings 300 . Die spätmittelalterlichen Taufsteine bestanden aus einem behauenen und ausgehöhlten Stein, in den das Wasser teilweise direkt gefüllt, in den teilweise aber auch eine Schale, der so genannte kessel, eingelassen wurde 301 . Einen entsprechenden Taufstein gab es in St. Willibrord 302 . Der Stein wurde durch einen Deckel verschlossen, der mehrfach repariert wurde 303 . Auch die Kette zum Emporziehen des Deckels musste 1463 erneuert werden 304 . Die Kirchenmeister von St. Nikolaus notierten dagegen keine entsprechenden Ausgaben. Ähnlich wie in Wesel unterlagen auch in den übrigen Städten die Taufsteine so gut wie keinem Verschleiß, so dass nur selten wie beispielsweise 1491/1492 in Rothenburg Reparaturen notwendig waren 305 . Neue Taufsteine wurden lediglich in Weissenburg und in der Dresdener Kreuzkirche angeschafft 306 . Bei den Taufkesseln verzeichneten die Kirchenmeister immer wieder – beispielsweise in Bielefeld, Weissenburg und Wertheim – Kosten für die Instandsetzung oder für die Schlösser 307 . Wie in Wesel waren die meisten Taufsteine durch aufziehbare

298 299 300 301 302 303 304 305 306

307

Kurz Reinle, Ausstattung, S. 88. Ein solches könnte in Koblenz vorhanden gewesen sein, vgl. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 58v. Reinle, Ausstattung, S. 32ff., vgl. Teucher, Taufgerät, S. 115. Surmann, Art.: Taufschale, in: Lexikon des Mittelalters VIII (1999) Sp. 505. StadtA Dresden A XV b 20 Brückenamtrechnung f. 160r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 34. Erneuerung: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 38, Gefach 37,3 S. 232; Reparatur: Gefach 37,3 S. 20. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 180. StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 49v. Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/5 f. 5r.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1497 f. 33v., Nr. 73/1501 f. 12r.; eventuell auch in der Oberen Pfarre in Bamberg, siehe hierzu Baumgärtel-Fleischmann, Bamberger Plastik, S. 177-182. Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 23v., vgl. Rüthing, Leben, S. 112; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/16 Heft 1 f. 1r. Der in St. Andreas in Weissenburg verwendete Kessel hatte keinen sehr großen Wert und bestand auch nicht aus Silber, da er vom kessler gefertigt wurde. Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1499-1500 f. 12r.

248

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Deckel verschlossen und mit Schlössern gesichert 308 . In Coburg wurde 1481/1482 der Deckel erneuert und anschließend samt Taufstein bemalt 309 . In Wunsiedel und in der Dresdener Frauenkirche kauften die Kirchenmeister einen neuen kessel bzw. ein neues faß zu der tauffe, wobei es sich bei diesen auch um die kleine Schale zum Schöpfen des Wassers gehandelt haben kann 310 . Heilige Gräber In vielen Kirchen gab es das Heilige Grab, das zu Ostern intensiv verehrt wurde, da man bei der nachgespielten Grablege Christi eine Figur hineinlegte311 . Die Kirchenmeister notierten nur wenige Details, doch handelte es sich in den meisten Städten um einen hölzernen und beschlagenen Sarkophag oder eine Lade, die während der Fastenzeit aufgebaut wurde 312 : Neben dem Creüz bein Frawenstüehlin da ist gestanden ein hüpschs gemahlets, verguldts Grab. Da ist ein andechtiger Herrgott gelegen, verdeckht mit ainem tünnen Thuech, das man Unnsern Herrgott dardurch hat mögen sehen, den das grab ist vergöttert gesein. Sendt auch gewapnet Juden daran gemahlet gesein (...) 313 . Der Deckel des Sarkophags war zu öffnen, so dass an Karfreitag eine Christusfigur, teilweise auch eine Hostie hineingelegt werden konnte, wie Joachim von Pflummern für Biberach notierte 314 : Man hat ein hüpsche Lad gehabt, darin man das Sacramendt thon hat in der Tristcammer [=Sakristei] in der Carwochen 315 . In manchen Orten bestand das 308

309 310

311 312 313 314 315

Zur Verzierung des Deckels in Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 178; siehe auch StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 19r., StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 189r.; Wertheim: Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 26v.; zu Bamberg siehe Baumgärtel-Fleischmann, Bamberger Plastik, S. 167ff.; siehe auch Schilling, Zustände, S. 34 (Angele, Altbiberach, S. 30): In der Fligler Cappell bey der thür in der Eckh damittendt, da ist gestanden der Thauff mit ainer hipschen Decke, ist daran gesein Unsser Lieber Herrgott, wie in Sanct Hans Thaufft hat, und die Beschneidung. Die Decke hat man sein khinden vfziehen. StadtA Coburg R 11/1481-82 f. 9r., siehe auch Heins, Kulturgeschichtliches, S. 153. Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3739 f. 6v.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 91.; kleine Schale: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 308r.; siehe auch Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 181. Hierzu ausführlich unten Kapitel V.3. Kuné, Auferstehung S. 31-33 und S. 145, vgl. Taubert, Kruzifixe, S. 92 und S. 112-113, Linke, Sakrament, S. 151, allgemein Sauer, Symbolik, S. 216. Schilling, Zustände, S. 127, auch Angele, Altbiberach, S. 86-87, vgl. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 17 mit Anm. 5. Ausführlich Heimann-Schwarzweber, Art. Heiliges Grab, in: LCI II (1994) Sp. 182-192. Schilling, Zustände, S. 186, auch Angele, Altbiberach, S. 117, siehe auch Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 17 Anm. 6. Weitere Belege: Vgl. Greving, Pfarrbuch, S. 148; Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 7r., Nr. 70.01/4 f. 6v., Nr. 70.01/5 f. 6r.; Braunschweig: StadtA Braunschweig F I 6/H. 24 f. 7r., F I 6/H. 33 f. 9r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 6v., R 11/1482 f. 6r., R 11/1493/94 f. 7v., R 11/1494/95 f. 7v.-8r., R 11/1499/1500 f. 7v., R 11/1501/02 f. 5v., R 11/1502/03 f. 6v., R 11/1506/07 f. 6v.; Freiburg: Gombert, Münsterschatz, S. 29; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 3r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 77v., St. Lorenz: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 20.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1504/05 f. 22r.; Wesel: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 229; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 20v.,

IV.2. Kirchenschatz und liturgisches Gerät

249

Heilige Grab aus einer festen Monumentalplastik, andernorts gab es eigene Heilig-Grab-Kapellen 316 . Im Rahmen der sakralen Handlungen verwendeten die Geistlichen Gegenstände wie die Messglocke und das Weihrauchfass, die ebenfalls der Kirchenfabrik gehörten und einer gewissen Abnutzung unterlagen. Weihrauchfässer Die Inzensation, das Beräuchern des Altars oder der Geistlichen, war bereits seit frühesten Zeiten vorgeschrieben. Die Weihrauchfässer, in denen Weihrauchkörner auf glühende Kohle gelegt und entzündet wurden, konnten in ganz unterschiedlicher Form gestaltet und recht einfach wie überaus kunstvoll verziert sein 317 . In St. Willibrord gehörte je ein Weihrauchfass zum Hoch- wie zum Kreuzaltar. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts schafften die Kirchenmeister nur 1403 ein neues Weihrauchfass an, dessen Deckel 1479 ersetzt werden musste 318 . 1494 erhielt der Goldschmied den Auftrag, den beslach an den wijrocken vat auszubessern 319 . Zusätzlich ließen die Kirchenmeister die Gefäße in den neunziger Jahren polieren 320 . In St. Nikolaus gab es bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts nur ein Weihrauchfass, das in den Jahren 1448 und 1450 repariert werden musste 321 . Erst im Jahr 1480 verfügte die Kirche über genügend Geld, um ein zweites Weihrauchfass in Auftrag zu geben 322 . Auch die übrigen Kirchenmeister verzeichneten nur sehr selten Ausgaben für die Anschaffung oder Reparatur von Weihrauchfässern 323 . Dabei scheinen die wenigsten Kirchenmeister darauf Wert gelegt zu haben, dass die Gefäße besonders wertvoll waren. In Bamberg wie in Koblenz kauften die Kirchenmeister Weihrauchfässer aus Messing 324 . In der reichen Stadt Nürnberg besaß St. Sebald dagegen ein kostenlich silberene unnd unvergult rauchfaß 325 . Die Weihrauchkörner wurden in eigenen Dosen aufbewahrt, von denen St. Sebald eine helpfenpeine puchsen mit silber beschlagen besaß, die immerhin

316 317 318 319 320 321 322 323 324 325

f. 21r., f. 52r., f. 77r., f. 154r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3759 f. 4r.; Wien: Uhlirz, Kirchenrechnungen, S. 251, S. 268, S. 279, S. 298, S. 319, S. 337, S. 364, S. 384, S. 406, S. 421, S. 441, S. 460. Zu den Heilig-Grab-Kapellen Grewolls, Kapellen, S. 96. Eisenhofer, Grundriss, S. 96, ausführlich Braun, Altargerät, S. 599ff. Neues Weihrauchfass 1403: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, S. 21, S. 29; Ersetzen des Deckels 1479: Gefach 37,2 S. 426. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 55, S. 184. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 253, S. 255, S. 275. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 142, Witte, Kunst, S. 64, S. 65. Witte, Kunst, S. 68. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 6v., StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 35v. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 10v., PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 12v.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 7 f. 4r. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 50v., LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 13v.; siehe zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 16.

250

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

halb so schwer war wie das Weihrauchfass 326 . Mit Sicherheit gab es vergleichbare Dosen auch in den anderen Kirchenfabriken, doch wurden sie von den Kirchenmeistern für so unwichtig gehalten, dass sie nicht einmal in den Inventaren genannt wurden 327 . Wandlungs- oder Messglocken Seit dem Hochmittelalter wurde die Wandlung während der Messe durch das Läuten einer kleinen Glocke im Chor angezeigt 328 . Die Kirchenmeister bezeichneten sie in ihren Rechnungen als salvue glocklein, messglocke oder schelle 329 . Manche von ihnen waren an der Wand zur Sakristei oder an einem Kirchenpfeiler befestigt und unterlagen offenbar keiner großen Abnutzung, obwohl sie vergleichsweise oft verwendet wurden 330 . Die Kirchenmeister von St. Willibrord ließen 1481 das Seil der Wandlungsglocke erneuern, während in St. Nikolaus auf der Mathena offensichtlich keine Aufwendungen notwendig waren 331 . Ähnliches gilt auch für die übrigen Kirchen: In Dresden ersetzten die Kirchenmeister der Kreuzkirche im Jahr 1501 ein Seil, während in Koblenz 1483 der Klöppel instand gesetzt werden musste 332 . In Coburg ließen die Kirchenmeister zweimal den rymen erneuern, mit dem der Klöppel befestigt war 333 . Reparaturen waren auch in Nürnberg notwendig, wo das Glöckchen sogar vergoldet war 334 . Die Messglocke wurde zumindest in Städten wie Wesel, Rothenburg, Mainz und Ingolstadt während der Fastenzeit oder zwischen Gründonnerstag und Ostersonntag durch eine hölzerne Klapper ersetzt, deren Anschaffungskosten die Kirchenmeister ohne weitere Details verbuchten335 . Insgesamt stellten sich allen Kirchenmeistern im Hinblick auf den Kirchenschatz und das liturgische Gerät die gleichen Aufgaben: Sie mussten für den Er326 327 328 329

330 331 332 333 334

335

GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 50v. Zu den Büchsen Reinle, Ausstattung, S. 92. Kurz Reinle, Ausstattung, S. 251, Braun, Altargerät, S. 573ff., Browe, Verehrung, S. 35, Torsy, Frömmigkeit, S. 90 mit Belegen und Literatur. salvue glocklein: StadtA Coburg R 11/1491/92 f. 6v.; messglocke: R 11/1491/92 f. 7r.; schelle: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 451, Beschreibung der Schellen durch Joachim von Pflummern bei Schilling, Zustände, S. 25, auch Angele, Altbiberach, S. 25. Reinle, Ausstattung, S. 251. Erneuerung des Glockenseils: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 451. Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 12v.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 18r. StadtA Coburg R 11/1491/92 f. 6v., f. 7r. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 50v., f. 54r., LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 79r., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 112r., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 89r., f. 94v.-95r., vgl. auch StadtA Dresden A XV b 35 f. 103, StadtA Greifswald Rep. 3/IX Nr. 147/1 f. 4v., StadtA Siegen Kirchenrechnung 1490/91 f. 19r., StadtA Wunsiedel R 3757 f. 3v. Wesel: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 165, Ingolstadt: Greving, Pfarrbuch, S. 148 und S. 150, Mainz: Falk, Diel, S. 53, Nürnberg: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 16 mit Anm. 4 und S. 17-19, Rothenburg: Neumann, Spiele, S. 262; allgemein siehe Heinz, Bedeutung, S. 61-62, Sauer, Symbolik, S. 151-152, Moser, Pumpermetten, S. 143.

IV.3. Paramente

251

halt der liturgisch wichtigen Gegenstände sorgen und zugleich Wert darauf legen, dass diese so prächtig wie möglich hergerichtet waren. Im Gegensatz zum Hochmittelalter standen im Spätmittelalter nicht mehr nur die Reliquien im Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern ebenso die Altäre, die Figuren und immer mehr die vasa sacra 336 . Der Reichtum der Kirchen war regional sehr unterschiedlich: Während St. Sebald in Nürnberg über sehr viel liturgisches Gerät verfügte, die noch dazu weitgehend vergoldet waren, lassen sich in kleineren Kirchen vielfach nur wenige Kelche oder Weihrauchfässer nachweisen. Der Reichtum der Kirche, hier verstanden als Umfang des liturgischen Inventars, richtete sich nur zum Teil nach den Finanzen der Kirchenfabrik. Die Kirchenmeister gaben zwar Monstranzen und Kreuze in Auftrag, doch der weitaus größte Teil der vasa sacra wie auch der im Rahmen der Liturgie verwendeten Gegenstände stammte aus Schenkungen und Stiftungen. Die Aufgabe der Kirchenmeister, so konnte gezeigt werden, bestand in dem Erhalt und in der Pflege des Kirchenschatzes und des liturgischen Geräts, eine Aufgabe, die im Verlauf des Mittelalters immer umfangreicher wurde. Dabei differenzierten die Kirchenmeister zwischen zwei Arten von Gegenständen, nämlich solchen, um die sie sich intensiv kümmerten, und solchen, die lediglich instand gehalten wurden. Es waren vor allem die eucharistischen Gefäße, Kelche und Patenen, die immer wieder poliert und neu vergoldet wurden. Bei den Gefäßen für Wein und Wasser ebenso wie bei den Weihrauchfässern war die äußere Erscheinung dagegen wesentlich weniger wichtig. Nach Ausweis der Kirchenrechnungen wie auch der Manuale der Kirchenmeister besaß keine Kirchenfabrik Gegenstände aus purem Gold 337 . Allen Kirchenmeistern aber war die Vergoldung insbesondere der eucharistischen Gefäße wichtig. Es hing jedoch von der Finanzlage der Kirche ab, ob – wie beispielsweise in St. Nikolaus in Wesel – mehrere Neuanschaffungen im Jahrzehnt möglich waren. Da nur wenige Kirchenmeister derartige Ausgaben zu übernehmen imstande waren, wird erneut sichtbar, in welchem Umfang die Kirchen liturgische Geräte durch Schenkungen und Stiftungen erhielten und wie wenig sie tatsächlich selbst kauften 338 . IV.3. PARAMENTE Zum Besitz der Kirchenfabrik gehörten zahlreiche liturgische Gewänder. Die Paramente umfassten sowohl die von den Geistlichen während der Messe getragen Kleidungsstücke als auch die für den Schmuck des Altars und für die liturgischen Handlungen notwendigen Tücher.

336 337 338

Vgl. Dünninger, Hostiensepulcren, S. 411-412. Vgl. Fritz, Goldschmiedekunst, S. 66. Vgl. zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, insb. S. 18.

252

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Gewänder Der Gebrauch der verschiedenen Gewänder war bereits weitgehend im Frühmittelalter festgelegt worden. Römische Gewänder dienten als Vorbild, so dass zwischen Unter- und Obergewändern unterschieden werden muss 339 . Es lässt sich den Aufzeichnungen weder der Kirchenmeister noch der Pfarrer entnehmen, inwieweit die Geistlichen einer Pfarrkirche ein vollständiges liturgisches Gewand besitzen mussten. Offensichtlich aber legten die Gemeindemitglieder und ganz besonders die Stifter Wert darauf, dass die Seelsorger und damit insbesondere die Kapläne und Pfarrer die Messen rituell korrekt gekleidet ausübten, so dass die Kirchenfabrik entsprechende Paramente zur Verfügung stellen musste 340 . Auch zu den gestifteten Altären gehörten liturgische Gewänder, und bei Stiftungsmessen war den Geistlichen vielfach vorgeschrieben, welchen Chormantel sie tragen mussten; mancherorts gab es für besondere Festtage eigene Gewänder 341 . In allen hier untersuchten Städten besaß die Kirchenfabrik einzelne Gewänder bis hin zu vollständigen Ornaten. Schuhe und Kopfbekleidungen gehörten allerdings nicht dazu. Der Wert der Gewänder ergab sich zum einen aus den verwendeten Stoffen und zum anderen aus den Stickereien, mit denen sie verziert wurden 342 . Am kostbarsten verziert waren die Gewänder des Pfarrers, während sich die ihm unterstellten Geistlichen mit schlichteren Kleidungsstücken begnügen mussten, für die sie vielfach selbst verantwortlich waren343 . Die von den Geistlichen verwendeten Kleidungsstücke mussten seit dem Frühmittelalter geweiht werden, wobei die Kirchenmeister die entsprechenden Gebühren und Auslagen übernahmen 344 . Die Untergewänder kosteten die Kirchenmeister nur geringen Aufwand. Das wichtigste Untergewand war die Albe (alf, alve, lat tunica), von denen St. Willibrord in Wesel mehrere besaß. Es handelte sich um weiße Röcke mit langen Ärmeln aus Leinwand 345 . Sie wurden mit einem Gürtel zusammengehalten346 . In den Jahren 1459 und 1485 ließen die Kirchenmeister mehrere Alben weihen sowie 1488 und 1507 weitere nähen347 . Vereinzelt wurden auch Alben gestiftet 348 . 339 340 341 342 343

344 345 346 347

Reinle, Ausstattung, S. 153, ausführlich Braun, Paramente, S. 62-182, Eisenhofer, Grundriss, S. 99-105. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1510 f. 11r. Vgl. Joachim von Pflummern: Angele, Altbiberach, S. 64-98, siehe auch Haas, Altaranordnung, S. 89. Witte, Tausend Jahre I, S. 216-220. Es hat auch einn jeglicher prüester sein aigen Khopffhäusslin gehabt, darinn sind Kelch, seine Messgwender, sein Messbuoch, seine Alltartüecher vnd dergleichen (Schilling, Zustände, S. 149, Angele, Altbiberach, S. 99). StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 13v., Reinle, Ausstattung, S. 20; AEK Wesel Gefach 37,2 S. 145, Gefach 37,3 S. 10, S. 207, S. 741, S. 748. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 742, hierzu Reinle, Ausstattung, S. 154, Eisenhofer, Grundriss, S. 99-100, Braun, Paramente, S. 74ff., Bock, Gewänder II, S. 139ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 261, StadtA Siegen Kirchenrechnung 1498/99 f. 21r. Weihe von Alben: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 145, Gefach 37,3 S. 10; Nähen von Alben: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 35, S. 742, S. 743.

IV.3. Paramente

253

Unter der Albe trugen die Geistlichen ein Amikt oder ein Humerale, also ein Hals- oder Schultertuch, das eine Art Kragen formte 349 . St. Willibrord besaß ausweislich der Rechnungen mehrere Amikten aus Leinen 350 . Im Gegensatz zu den Untergewändern gab es eine erheblich größere Vielfalt an Obergewändern. Am häufigsten trugen die Geistlichen eine Kasel, einen – teilweise geschlossenen – Radmantel, über der Albe351 . Die Kaseln waren kunstvoll und kostbar gefertigte Gewänder, für die beispielsweise 1491 oder 1501 Seide gekauft wurde 352 . Sie konnten mit Fransen verziert sein 353 . Während die Kirchenmeister im Jahr 1471 zwei schwarze Kaseln in Auftrag gaben, ließen sie 1495 eine weiße fertigen 354 . In anderen Jahren verzeichneten sie keine Details, so dass die genaue Anzahl der in St. Willibrord vorhandenen Kaseln nicht zu ermitteln ist 355 . Ausweislich der Kirchenrechnungen wurden Albe und Kasel zusammen als Messgewand bezeichnet 356 . Ein mit 70m besonders kostbares myssgeweyde bestellten die Kirchenmeister im Jahr 1500 in Köln 357 . Weitere Obergewänder wurden bei besonderen Messen und bei Prozessionen getragen: Dies konnte zum einen ein Pluviale oder ein Chormantel sein, also ein offener und vielfach verzierter Mantel, zum anderen ein Superpelliceum, ein Chorrock mit weiten Ärmeln, der vorwiegend von den assistierenden Klerikern getragen wurde 358 . Die Anzahl der Stolen in St. Willibrord war geringer als die der Alben, denn die Kirchenmeister verzeichneten lediglich vereinzelt die Fertigung einer oder mehrerer Stolen in ihren Rechnungen 359 . Pluviale waren lange Mäntel mit einem Schlitz an der Vorderseite, die vielfach aus Seide bestanden 360 . Sie wurden mit einem vergoldeten Knopf oder einer brasche [Fibel] verschlossen 361 . Nicht nur die Weseler Kirchenmeister bezeichneten die Pluviale als koerkap, deren Bezeichnung von der cappa, also der Kapuze des Chormantels abgeleitet sein dürfte 362 . Im Jahr 1492 ließen die Kirchenmeister 348 349 350 351 352 353 354 355 356

357 358 359 360

361 362

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 742, S. 743. Reinle, Ausstattung, S. 153, Braun, Paramente, S. 67ff. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 219. Braun, Paramente, S. 100ff., Bock, Gewänder II, S. 245ff. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 102, S. 386. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 199, Gefach 37,3 S. 742. Schwarze Kaseln: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 327; weiße Kasel: Gefach 37,3 S. 207. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, Gefach 37,3 S. 75. Siehe z.B. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 261: Item vor gordele de to den mysgewede horen 17s 4d. Dieser Eintrag macht nur Sinn, wenn zu der Kasel eine Albe gehörte, da nur diese gegürtet wurde. Zu den Messgewändern Eisenhofer, Grundriss, S. 101-103. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 320. Reinle, Ausstattung, S. 154, Eisenhofer, Grundriss, S. 100-103, Braun, Paramente, S. 85ff. und S. 119ff., Bock, Gewänder II, S. 287ff. und S. 329ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 47, S. 55, S. 63, Gefach 37,3 S. 455, Gefach 37,3 S. 514; allgemein Braun, Paramente, S. 134ff., der die Stola zu den liturgischen Abzeichen rechnet. 1463 kauften die Kirchenmeister acht loyt siden an der koirkappen: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 180, siehe auch S. 181. Seide wurde auch im Jahr 1464 für die Chormäntel gekauft, vgl. Gefach 37,2 S. 199. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 156, Gefach 37,3 S. 56; brasche: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 150. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1498/99 f. 22r.

254

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

einen neuen grünen Chormantel fertigen, während gleichzeitig eine blaue Kapuze, vielleicht gleichbedeutend mit einem blauen Mantel, in Auftrag gegeben wurde 363 . Der Wert der Pluviale war sehr hoch: Die Kirchenmeister von St. Nikolaus gaben beispielsweise im Jahr 1482 allein 30rh. fl für einen neuen Chormantel aus 364 . Es gab noch weitere Mäntel: In den Jahren 1405 und 1407 wurden für zwei Stolen jeweils ein kogel angefertigt, also ein Mantel mit einer Kapuze 365 . In den folgenden Jahren wurden der Kirchenfabrik wiederholt derartige Mäntel gespendet 366 Zu einem vollständigen Ornat gehörte auch ein Manipel, ein zusammengelegtes und vielfach besticktes Tuch, das farblich abgestimmt war und über dem linken Arm oder in der linken Hand getragen wurde 367 . Der Manipel war zwar eigentlich das Amtszeichen des Subdiakons, das aber auch von den Pfarrern verwendet wurde. Sie wurden wiederholt mit Seide verziert oder gestopft 368 . Wurden die bislang genannten Kleidungsstücke hauptsächlich von den Pfarrern oder von den Kaplänen, nur selten dagegen von den Vikaren getragen, so stellten die Kirchenmeister auch den weiteren Geistlichen in St. Willibrord Gewänder zur Verfügung. Zwei Geistliche assistierten dem Pfarrer während der Hochmessen, die ab 1479 mytten rocken im Chor stehen mussten369 . Sie trugen dien(e)rrocke, bei denen es sich wahrscheinlich um schlichtere Chormäntel mit Seidenverzierungen handelte370 . Details über die Chorröcke wurden dann aber erst ab 1492 in den Kirchenrechnungen verzeichnet, so dass nicht beurteilt werden kann, ob und in welchem Umfang zusätzliche Mäntel gekauft wurden 371 . An allen Arten von Gewändern waren gelegentlich Ausbesserungen notwendig, da die Borten oder Ärmel einrissen oder Stickereien sich lösten. Entsprechende Ausgaben verzeichneten die Kirchenmeister von St. Willibrord ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts 372 . Sie ließen beispielsweise ein schwarzes Messgewand in den Jahren 1479 und 1490 flicken und bezeichneten 1486 eynre carsufelen als to brucken [zerrissen] 373 . 1502 verzeichneten die Kirchenmeister lapidar: Laem Euert geneyet an die mysscheweyde in die gerwkamer, on betailt 8 s 374 . Mit 363 364 365 366 367

368 369 370 371 372 373 374

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 127, vgl. Gefach 37,2 S. 144, S. 197. Witte, Kunst, S. 69. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 47, S. 63. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 219, S. 289, S. 406, Gefach 37,3 S. 167. Bock, Gewänder II, S. 243ff., vgl. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 508; die Tatsache, dass die Kirchenmeister den Manipel als fahne bezeichneten, erschwert allerdings die Untersuchung (vgl. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 136). AEK Wesel Gefach 37,2 S. 136, S. 199, S. 219, S. 220, Gefach 37,3 S. 455. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 429. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 315. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 127, S. 315, S. 320, S. 680. Im Jahr 1494 wurde in den Rechnungsbüchern lediglich summarisch festgehalten: vor caselen ind aluen to lappen gegeuen (...): AEK Wesel Gefach 37,3 S. 185. Flicken eines schwarzen Messgewandes: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 426, Gefach 37,3 S. 76; eynre carsufelen (...) to brucken: Gefach 37,3 S. 20. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 232, S. 387, S. 457, S. 615.

IV.3. Paramente

255

dem lynen duyckx totten mysschwede wurde 1503 dann wahrscheinlich eine Albe geflickt 375 . Zu Beginn des 16. Jahrhunderts ließen die Kirchenmeister nahezu jedes Jahr die Gewänder inklusive der Chorröcke der dem Pfarrer assistierenden Kleriker in der Sakristei durchsehen und ausbessern 376 . Insbesondere zu Beginn des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurden hierbei die Gewänder auch gleich gereinigt 377 . Den Kirchenrechnungen ist nicht zu entnehmen, ob die Geistlichen selbst manche Kosten übernehmen mussten 378 . Im Vergleich zu St. Willibrord besaß St. Nikolaus weniger Gewänder, die noch dazu weniger vielfältig waren und deren Anzahl erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts durch Stiftungen zunahm. Die Kirchenmeister von St. Nikolaus kümmerten sich ähnlich intensiv um die Paramente. Erst im Jahr 1520 erwähnten sie eine Albe und ein Amikt, als ein komplettes Ornat gefertigt wurde379 . Die Kirchenfabrik besaß in erster Linie Obergewänder. Als ihr 1439 eine neue Kasel gestiftet wurde, nahmen die Kirchenmeister dies zum Anlass, weitere Kaseln – teilweise samt Albe, Stola und Manipel – zu Lasten der Kirchenfabrik anfertigen zu lassen 380 . Dasselbe geschah in den Jahren 1442 und 1450 381 . 1447 ließen sie eine Kasel stopfen und 1457 aus drei alten Kaseln zwei gute Gewänder fertigen382 . Nach weiteren Ausgaben in den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts notierten die Kirchenmeister erst wieder im Jahr 1503, dass eine schwarze Kasel 1503 gestopft wurde 383 . Ausgaben für die Pluviale oder Chorröcke wurden nur selten verzeichnet: Im Jahr 1461 ließen die Kirchenmeister einen Chormantel anfertigen384 . In den Jahren 1485 bis 1488 verbuchten sie Ausgaben für die Fibeln, mit denen die Pluviale zusammengehalten wurden 385 . Neu gestiftete Messgewänder wurden im Jahr 1484 geweiht 386 . Zu Beginn des 16. Jahrhunderts ließen die Kirchenmeister mehrere Messgewänder ausbessern 387 . Im Jahr 1517 wurde ein neues Messgewand gestiftet und 1520 ein grünes Messgewand bestehend aus Kasel und Chormantel mit grünen Fransen gefertigt 388 . Für die Kleriker, die dem Pfarrer bei den feierlichen

375 376 377

378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 512, ähnlich 1500: S. 317. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 452, S. 615, S. 680. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, S. 20, S. 29, S. 63, S. 97, S. 116, Gefach 37,3 S. 681, Gefach 37,4 S. 387, S. 387, S. 516; zusätzliches Flicken: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 126, S. 148, S. 157. Vgl. Arens, Liber, S. 203. Witte, Kunst, S. 77. Witte, Kunst, S. 64. Witte, Kunst, S. 64-65. 1447: Witte, Kunst, S. 64; 1457: AEK Wesel Gefach 33,1 S. 454, Witte, Kunst, S. 66. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 502, S. 520, S. 636; Stopfen einer schwarzen Kasel: Witte, Kunst, S. 73. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 543, vgl. Gefach 33,1 S. 128. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 350, Witte, Kunst, S. 70. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 499, Witte, Kunst, S. 71. Witte, Kunst, S. 73, S. 74. 1502 hatten die Kirchenmeister 6 runde Knöpfe gekauft: S. 72. 1517: Witte, Kunst, S. 75; 1520: ebd., S. 77.

256

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Hochämtern assistierten, wurden 1517 zwei Chorröcke gestiftet, die drei Jahre später zusätzlich verziert wurden 389 . Anders als bei St. Willibrord maßen die Kirchenmeister von St. Nikolaus den Gewändern eine vergleichsweise geringe Bedeutung zu390 . Allerdings gab es in der Vorstadtkirche auch deutlich weniger Kleriker als in St. Willibrord. Im Verlauf der untersuchten 120 Jahre schafften die Kirchenmeister von St. Willibrord nur wenige Ornate neu an und beschränkten sich im Wesentlichen auf den Erhalt der Stoffe und ihre Reinigung. Weitere Kleidungsstücke wurden gestiftet, die allerdings nur teilweise in den Rechnungsbüchern verzeichnet wurden. Dabei ragen die teuren und die besonders auffälligen Gewänder wie die Ornate hervor, denen nicht nur eine liturgische, sondern auch eine repräsentative und identitätsstiftende Funktion zukam 391 . Geschenke wie diese waren für die Kirchenmeister nicht unproblematisch, da der Unterhalt der Gewänder, das Ausbessern und Reinigen durchaus nennenswerte Kosten nach sich zog. Intensiver noch als in Wesel kümmerten sich die Kirchenmeister beider Bamberger Pfarrkirchen um die Paramente 392 : Im Zeitraum zwischen 1480 und 1495 gaben die Kirchenmeister der Oberen Pfarre durchschnittlich alle drei Jahre Geld aus, um Gewänder zu kaufen oder auszubessern 393 . Dabei war ihnen gerade auch die äußere Erscheinung unter anderem der Kaseln wichtig, so dass beispielsweise der Seidensticker 1490 das Bild Marias auf ein neues Messgewand und 1493 ein Kreuz auf ein schwarzes Messgewand stickte 394 . In der Oberen Pfarre gab es auch spezielle Alben und Ornate, die zur Nutzung am Palmabend bestimmt waren 395 . Noch stärker achtete man in Coburg auf die Kleidung der Kleriker. Wiederholt wurden Chorröcke angefertigt, Gürtel für Alben und komplette Messgewänder mit allem anzugehorunge gekauft 396 . 1502/1503 ließen sie eyne newe seydenn mesgewant mit aller sein gehorunge zu machen 397 . Die verschiedenen Gewänder wurden auch immer wieder geflickt 398 . In Rothenburg ließen die Kirchenmeister

389 390 391 392 393 394 395

396 397 398

Witte, Kunst, S. 74, S. 76, S. 77. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 264, Gefach 33,2 S. 416, Gefach 33,3 S. 338. Detaillierte Beschreibung der Ornate durch Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 40-43, Angele, Altbiberach, S. 34-35. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 6r., Nr. 70.01/8 f. 4v., Nr. 70.01/9 f. 9r. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 14v., 1484/85 f. 11v., f. 12r., 1486/87 f. 7v., 1490/92 f. 8v., f. 12r., f. 12v., 1494/95 f. 9v., 1495 f. 10v. Bild Marias: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1493/94 f. 9r.; Kreuz: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 11v. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1487/88 f. 7v. Zusätzlich kümmerten sich die Kirchenmeister um gestiftete Messgewänder: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1482/84 f. 16r. Chorröcke: StadtA Coburg R 11/1484 f. 7r.; Gürtel: R 11/1489 f. 10v.; komplette Messgewänder: R 11/1490/91 f. 9v., StadtA Coburg R 11/1502/03 f. 6v. StadtA Coburg R 11/1485 f. 6r., R 11/1490/91 f. 9r., R 11/1499/1500 f. 7r.

IV.3. Paramente

257

immer wieder einzelne Gewänder ausbessern399 . Im Jahr 1478/1479 wurden eine Kasel und ein Messgewand eingefärbt 400 . St. Sebald in Nürnberg als sehr gut ausgestattete Kirche besaß mehr als 100 Ornate und mehr als 105 Messgewänder, die fast alle gestiftet worden waren 401 . Der Reichtum der Kirche zeigte sich auch in den Ausgaben. So ließ Sebald Schreyer zum einen allein im Jahr 1483/1484 zwei neue Alben sowie 4 Röcke samt dazugehörigen Kapuzen anschaffen 402 . Regelmäßig ließ er zugleich die Kleidungsstücke reinigen und ausbessern, was auch hieß, beispielsweise das Futter in einem Chorrock zu ersetzen 403 . Im Unterschied zu den genannten großen Kirchen verfuhren die Kirchenmeister kleinerer Städte wie beispielsweise Koblenz, Wertheim, Siegen und Windsheim etwas anders. In Koblenz wurde durchschnittlich alle zehn Jahre Geld ausgegeben, um die Messgewänder auszubessern 404 . In Wertheim bezahlte die Kirchenfabrik 1485/1486 dem Pfarrer einen Chorrock und erwarb auch einen passenden Mantel 405 . Ein Jahr später kauften die Kirchenmeister Leinwand für zwei weitere Chorröcke, doch erst 1499 gaben sie erneut Geld aus, um die Chorröcke auszubessern 406 . Wiederum zehn Jahre später erhielt der Kaplan einen neuen Chorrock und zugleich wurden Kaseln geflickt 407 . In Siegen erhielten 1498/1499 drei Priester Gürtel für ihre Alben, und im gleichen Jahr bekam der Pfarrer einen neuen Chorrock408 . In Windsheim wandten die Kirchenmeister 1479 Geld für ein neues Messgewand auf 409 . Fünfzehn Jahre später wurde ein neues Messgewand aus Samt gefertigt 410 . Weitere Ausgaben verbuchten die Kirchenmeister erst wieder 1509 411 . Letztlich brauchten die am Hochaltar tätigen Pfarrgeistlichen in vielen Kirchen kaum eigene liturgische Gewänder zu besitzen. Insbesondere bei Stiftungsmessen verwendeten sie Paramente aus dem Besitz der Kirchenfabrik. Angesichts der bislang nur wenigen Abhandlungen zu diesem Thema ist nicht bekannt, ob die hier vorgeschlagene Differenzierung zwischen großen und kleinen, bedeutenden 399 400 401 402 403

404 405 406 407 408 409 410 411

StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 99v., f. 100v., f. 122v., f. 259v., f. 260v. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 133v. StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 1 f. 5v., vgl. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 63v. ff. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 18v., f. 20r. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 9r. Die Notwendigkeit dieser Ausgaben lässt sich am Bestandsverzeichnis der Nürnberger Frauenkirche ablesen, wo es 1442 allein neun pos und zu rissen meßgewant gab: Metzner, Salbuch, S. 21. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 59r., Heft 4 f. 41r., Heft 6 f. 4r., f. 59v. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 23v., f. 24v. Leinwand: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1487-1488 f. 13v.; Ausbessern der Chorröcke: G Gotteshausrechnungen 1499-1500 f. 12r. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1510 f. 11r., f. 11v., 1514-1515 f. 12v. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1498/99 f. 21r., f. 22r. StadtA Windsheim G 36a f. 28v. StadtA Windsheim G 38 f. 116r.: rotes Futter, goldene Borte sowie teure Knöpfe und Spangen. StadtA Windsheim G 38 f. 21r., f. 22r., f. 24r., f. 87v.

258

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

und unbedeutenden Pfarrkirchen ausreicht, um den unterschiedlichen Umgang der Kirchenmeister mit den Paramenten zu erklären. Zum einen maßen die Kirchenmeister den Paramenten lokal unterschiedlich viel Bedeutung zu, wobei es eine Korrelation zwischen dem Reichtum der Kirchenfabrik und der Anzahl der Gewänder gab: Erst als beispielsweise der Kirchenbau wie bei St. Nikolaus in Wesel oder der Kreuzkirche in Dresden abgeschlossen war, wandten die Kirchenmeister mehr Geld für liturgische Kleidung auf 412 . Zum anderen richtete sich der Arbeitsaufwand nach der Anzahl der Paramente. Überall waren wie in Rothenburg, Nürnberg und Schlettstadt die Küster dafür verantwortlich, etwaige Schäden an den Kleidungsstücken an die Kirchenmeister zu melden ((...) da etwaß blett, abgeschlißen oder mangel hat, daran herrn kirchenpfleger dieses reifflich zu avisieren) 413 . Allgemein erhielten die Kirchenfabriken einen erheblichen Teil der Kirchengewänder aus Schenkungen und Stiftungen, was jeweils zwei Konsequenzen nach sich zog 414 : Den Kirchenmeistern oblag die Verpflichtung, das Gewand zu pflegen. Zugleich hatte die Familie des Stifters ein starkes Interesse am Erhalt des Chormantels, da ein zerschlissener Chormantel nicht nur der Intention des Stifters sondern auch dem Prestigedenken der Stifterfamilie widersprochen hätte 415 . Tücher Neben den liturgischen Gewändern besaßen alle Kirchenfabriken weitere Tücher: Erstens musste auf jedem Altar ein Tuch liegen 416 . Die Kirchenmeister von St. Willibrord kümmerten sich allerdings ausschließlich um den Hochaltar und den Heilig-Kreuz-Altar, für die sie insbesondere blauwer deke(n) weben ließen 417 . Diese Decken wurden auch gereinigt 418 . Auch in St. Nikolaus auf der Mathena besaß die Kirche ein altaer laken für den Hochaltar, das 1488 und nochmals 1518 erneuert wurde 419 . Für den Kasten, in dem das Bild des Hl. Antonius verborgen war, wurden 1464 zwei mit Fransen verzierte gardynen angeschafft 420 . Zweitens sollten in beiden Weseler Pfarrkirchen leyeren oder lerren deken [lederne Decken], die beispielsweise die Kirchenmeister von St. Willibrord in den Jahren 412

413

414 415 416 417 418 419 420

Zu Dresden vgl. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 167r., f. 167v., f. 350v., A XV b 36 f. 88v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1497 f. 45v., f. 47v., f. 52v., Nr. 73/1504 f. 23v., Nr. 73/1509 f. 47r., Nr. 73/1519 o.f. StadtA Rothenburg o.T. B 16 f. 146r., f. 149r.-151r., f. 153r., Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730-735, hier: S. 732, zahlreiche Beispiele bei Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 16 ff., ders., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 7 ff. Vgl. Lentze, Seelgerät, S. 49; siehe zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 22-25. Vgl. Caesar, Schreyer, S. 58-60. Braun, Paramente, S. 184ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 165, Gefach 37,3 S. 37, S. 102, S. 450, vgl. Gefach 37,1 S. 9; zur Bedeutung der Tücher siehe Sauer, Symbolik, S. 166ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 126. altaer laken: AEK Wesel Gefach 33,1 S. 15, Gefach 33,2 S. 676, Witte, Kunst, S. 64; Erneuerung: Witte, Kunst, S. 70, S. 75. Witte, Kunst, S. 67.

IV.3. Paramente

259

1489 und 1502 anfertigen ließen, die Altäre zu schützen 421 . Drittens wurde in St. Willibrord der Hochaltar sowie das Kreuz des Heilig-Kreuz-Altars während der Fastenzeit verhüllt422 . Auch in St. Nikolaus auf der Mathena gab es mehrere hungherdueck, für die 1444 Flachs gesponnen wurde, bevor sie dann neu genäht wurden 423 . Im Jahr 1459 wurde es entweder ausgebessert oder neu gesponnen 424 . Die Passions- oder Fastenvelen wurden regelmäßig entweder zu Beginn der Fastenzeit oder am Palmsonntag von den Küstern aufgehängt 425 . Schließlich wurden in der Kirche noch weitere weniger dekorative Tücher verwendet. Sie wurden beispielsweise für das Abdecken der Hostie wie des mit Wein gefüllten Kelchs, für das Auswischen des Kelches nach der Kommunion sowie für die rituelle Handwaschung der Geistlichen benötigt426 . St. Willibrord besaß eine ganze Reihe von Handtüchern (duelen), die in den Kirchenrechnungen nur sehr selten erwähnt wurden 427 . Offensichtlich waren die Tücher einzelnen Altären zugeordnet, da 1490 Garn gekauft wurde für enre alter dwelen op dat Hoege altaer 428 . Im Jahr 1491 ließen die Kirchenmeister eyn dweelreck, also einen Handtuchhalter, in der Sakristei einbauen 429 . Die verschiedenen Tücher gab es in fast allen Kirchen. Allerdings schwanken die Bezeichnungen sehr, denn während Sebald Schreyer in Nürnberg vier altartuchern anschaffen ließ, kaufte der Windsheimer Kirchenmeister 1496 ein tischduch und die Kirchenmeister in Weissenburg bezeichneten ein ähnliches Tuch als tafeldecken 430 . Sie waren teilweise schön verziert, denn die Kirchenmeister von St. Martin in Bamberg kauften 1507/1508 eine halbe Elle Samt zur Fertigung eines alterduch 431 . Wie in Wesel dürften auch anderswo manche Tücher als Unterlage für Kelch und Patene verwendet worden sein, da beispielsweise die Kirchenmeister der Oberen Pfarre in Bamberg 1490/1492 nach der Reparatur zweier 421 422 423 424 425

426

427 428 429 430

431

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 56, S. 456, Gefach 33,1 S. 453; Braun, Paramente, S. 190-191, grundlegend Braun, Altar II, S. 21ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 21, S. 80, Gefach 33,1 S. 451, Witte, Kunst, S. 65; allgemein zu den Hungertüchern Reinle, Ausstattung, S. 243-246, siehe auch Braun, Paramente, S. 233ff. Witte, Kunst, S. 64. Witte, Kunst, S. 66. Ausführlich hierzu unten Kapitel V.3.; grundlegend Braun, Altar II, S. 148ff., zu den Küstern Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 279v., f. 289r., R. 363 f. 100r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1496/97 f. 6r.; Nürnberg: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 14; zur eigens für den englischen Gruß in St. Lorenz in Nürnberg angefertigten Umhüllung Dünninger, Gnad und Ablass, S. 420. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 76; allgemein Eisenhofer, Grundriss, S. 94-95, ausführlich Braun, Paramente, S. 205ff., Bock, Geschichte II, S. 258ff.; zur Handwaschung Eisenhofer, Grundriss, S. 207-208, Braun, Paramente, S. 227-228. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 126, Gefach 37,2 S. 327. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 76. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 97. Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 5v., zu den Altartüchern siehe auch Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 13 mit zahlreichen Beispielen, siehe zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 26-29; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 29v.; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/12 f. 3v. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/8 f. 5r.

260

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Kelche auch ein geweyte tischtuch darzu anschafften 432 . In Wertheim kauften die Kirchenmeister eyn duch zu dem sacrament 433 . Die Anzahl der angeschafften Tücher war überall sehr gering, obwohl St. Moriz in Coburg allein 63 altartuchern und ander besaß 434 . Ob und inwieweit die ledernen Abdeckungen der Altäre eine Besonderheit von Wesel sind, lässt sich nicht abschließend beurteilen. Für denselben Zweck besorgten die Rothenburger Kirchenmeister 1493 xxvj weyse felle uff die altar435 . In allen Städten gab es Hunger- oder Fastentücher 436 . Wegen ihrer Größe wurden sie mancherorts separat aufbewahrt, was beispielsweise in Hagenau zu Problemen führte: meister Diebolt, moler, das hunger duch, so durch die müß und ratten mit xiiii löchern geschediget was, wieder zu machen437 . Auch bei diesen Tüchern gab es lokal unterschiedliche Traditionen, denn während in der Dresdener Kreuzkirche ausweislich der Kirchenrechnungen ein durchsichtige tuch verwendet wurde, verhängte man in Windsheim nur einen Teil des Chores, da das 1495 gekaufte schwarze Fastentuch lediglich eine Länge von 27 Ellen hatte 438 . Schließlich gab es in manchen Städten wie beispielsweise in Nürnberg Tücher (debich) zum Schmuck der Pfarrkirche. Bei ihnen handelte es sich um bestickte Teppiche, die unter anderem am Tag des Kirchenpatrons aufgehängt oder bei Memorialmessen auf die Altäre gelegt wurden 439 . Sie wurden nur selten in den Kirchenrechnungen erwähnt, sondern eher in den Inventaren verzeichnet 440 . Andere Tücher dienten beispielsweise in Rothenburg und Windsheim als Schmuck der Kanzel 441 . St. Sebald in Nürnberg besaß einen debich zu dem heiltumbstul 442 . 432 433

434 435 436 437 438 439

440 441 442

PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 8v. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 11r.; zur Weihe der entsprechenden Tücher siehe StadtA Coburg R 11/1491/92 f. 6v., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 20r., f. 122v., f. 259v., R. 363 f. 13v. StadtA Coburg R 11/1492/93 f. 6r. Zwei Jahre später wurde die gleiche Wäscherin bezahlt vor etzlich altar tichern zu waschen: R 11/1494/95 f. 7v.-8r. StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 81r. Ausführlich hierzu Sörries, Fastentücher, den Forschungsstand zusammenfassende Detailstudie zum Zittauer Fastentuch bei Bünz, Zeugnis; siehe unten Kapitel V.3. Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 166. Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 30r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 200r. Bestickte Tücher: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 18v.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 7v., R 11/1506/07 f. 6v.; Nürnberg: GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 25r., f. 25v., f. 29r., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 128r.-128v., f. 136r.-136v., f. 144r.-145v., f. 151v.-152v., f. 156v.-157r., f. 157v.-158r., f. 159v.-160r., f. 163r.-164v., f. 166r.-166v., f. 167r.-168r., f. 169r., f. 181r.-182v., siehe Hoffmann, Sebalduskirche, S. 200ff.; vgl. StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 150v.; zum Aufhängen der Tücher an Festtagen Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 38 Anm. 2, vgl. ders., Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 53; siehe Heinz, Wandteppiche, S. 37-43 und S. 127-162, zu ihrer Herstellung auch Schraut, Bildteppiche. Siehe StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 1 f. 6r. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 274r., R. 363 f. 61r., f. 128v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 26v. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 18v.

IV.4. Leuchter, Gestühl und Möbel

261

Insgesamt waren die liturgischen Tücher für die Kirchenmeister von untergeordneter Bedeutung. Die Kirchenmeister verzeichneten nur geringe Investitionen für Tücher in ihren Rechnungsbüchern und beschränkten sich vielfach auf das Ausbessern 443 . Kosten für die Reinigung wurden nur sehr selten verbucht. Angesichts der in einzelnen Kirchen nachweisbaren hohen Anzahl zur Verfügung stehender Altartücher ist es überaus wahrscheinlich, dass die Mehrzahl von diesen geschenkt oder gestiftet worden war. Da sie weniger kunstvoll verziert waren, konnten die Kirchenmeister offensichtlich problemlos auf eine intensive Pflege verzichten. IV.4. LEUCHTER, GESTÜHL UND MÖBEL Die bislang untersuchten Altäre, Gefäße und Paramente erhielten ihre Bedeutung im Kontext der Messen. Nur mittelbar gilt dies für die folgenden drei Gruppen an Gegenständen: Die in der Kirche verwendeten Leuchter und Öllampen wurden zwar für die Messe benötigt, doch kam ihnen im Rahmen der Liturgie keine besondere Funktion zu. Dies gilt auch für die zweite Gruppe von Gegenständen, nämlich das Chorgestühl und die Beichtstühle sowie die von den Mitgliedern der Gemeinde genutzten Kirchenstühle. Schließlich stellten die Kirchenmeister den Geistlichen Buchpulte und Kanzeln zur Verfügung. Für den Erhalt dieser Gegenstände waren die Kirchenmeister zuständig, ohne dass geklärt ist, welchen Stellenwert sie ihnen zumaßen. Leuchter Für die Beleuchtung des Altars wurden im Mittelalter entweder Kerzen in Kerzenständern oder Öllampen verwendet 444 . Tatsächlich gab es in den meisten Pfarrkirchen beide Lampenarten, ohne dass die Kirchenmeister immer präzise zwischen ihnen differenzierten. In St. Willibrord gab es verschiedene Kerzenständer, die, soweit sie in den Zuständigkeitsbereich der Kirchenmeister fielen, in erster Linie dem Hochaltar und dem Heilig-Kreuz-Altar zugeordnet wurden. Zum Hochaltar gehörten mindestens drei Leuchter, die die Kirchenmeister in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wiederholt beslagen oder schoen (...) maken – wahrscheinlich reinigen und polieren – ließen 445 . Zumindest einige der Leuchter bestanden aus

443 444 445

StadtA Coburg R 11/1481 f. 6v. Ausführlich Braun, Altargerät, S. 498ff., kurz Reinle, Ausstattung, S. 108-115. beslagen: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 145; schoen (...) maken: Gefach 37,1 S. 206, Gefach 37,2 S. 137, S. 219, S. 243, S. 244, S. 401, Gefach 37,3 S. 55, S. 150, S. 153, S. 211, Gefach 37,4 S. 513, S. 789, S. 941.

262

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Metall 446 . Lediglich im Jahr 1497 verzeichneten die Kirchenmeister die Anschaffung von zwei neuen Kerzenständern 447 . Ganz ähnlich handelten sie im Hinblick auf die drei Leuchter des HeiligKreuz-Altars, die sie beslagen, bemalen, reinigen und polieren ließen 448 . Mindestens einer der Standleuchter bestand aus Zinn449 . Ein anderer langer Leuchter zerbrach im Jahr 1478 450 . In den Jahren 1484, 1488 und 1501 beschafften die Kirchenmeister neue Leuchter, die anschließend bemalt wurden 451 . Außerdem ließen sie im Jahr 1461 einen kleinen zusätzlichen Leuchter anfertigen, der einen Glaszylinder für die Kerzen erhielt 452 . Wahrscheinlich war er wie eine Ampel aufgehängt 453 . Zusätzlich zu den einzelnen Altären zugeordneten Leuchtern gab es weitere, die von den Kirchenmeistern weniger detailliert beschrieben wurden. So gab es mehrere Standleuchter vp der delen 454 . Im Jahr 1501 wurden sie neu angefertigt und dann – aus unbekannten Gründen – rot bemalt 455 . Details über sie lassen sich den Kirchenrechnungen ebenso wenig entnehmen wie über die Leuchter, die die Kirchenmeister im Jahr 1507 roit (...) maicken ließen, dair men die kersß vp setten in die duyster metten 456 . Ein weiterer Leuchter stand im heligen sacraments vijnstern, also im Tabernakel der Kirche457 . Er wurde 1462 erneuert und knapp zwanzig Jahre später neu bemalt 458 . Der Leuchter wurde dann noch einmal im Jahr 1494 hergerichtet 459 . Außerdem gab es ein becken daer de paeschkerze up steet 460 . Ein weiterer Leuchter, der wahrscheinlich gestiftet worden war, hing vor der Figur des Hl. Willibrord 461 . Im Jahr 1498 kam dann ein Leuchter dazu, der vor dem Stock des Hl. Willibrord aufgestellt und 1502 auch erneuert wurde462 . Insgesamt gab es im Jahr 1458 wahrscheinlich 12 luchter, nämlich je drei Leuchter auf den beiden Hauptaltären plus sechs Standleuchter im Chor 463 . 446 447 448

449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 451, vgl. Gefach 37,2 S. 415. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 230, S. 231. beslagen: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 145, S. 219, S. 243; bemalen: Gefach 37,2 S. 157, S. 158; reinigen und polieren: Gefach 37,1 S. 206, Gefach 37,2 S. 401, S. 415, S. 438, Gefach 37,3 S. 150, S. 253, S. 275, S. 383, Gefach 37,4 S. 513, S. 789, S. 941. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 438, Gefach 37,3 S. 383. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 415. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 35, S. 381, Gefach 33,2 S. 273, Witte, Kunst, S. 69, S. 70. Glaszylinder: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 159; Bemalung: Gefach 37,2 S. 157. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 158. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 168. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 387, S. 388. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 568. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9; zum Licht vor dem Sakrament Browe, Verehrung, S. 6ff. Erneuerung 1462: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 167; neue Bemalung 1481: Gefach 37,2 S. 450. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 185. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 20. Sein Seil wurde 1492 erneuert: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 111. Leuchter 1498: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 257; Erneuerung 1502: Gefach 37,3 S. 451. luchter: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 136.; weitere Belege: Gefach 37,1 S. 91, S. 137, Gefach 37,2 S. 182, S. 197, S. 403, Gefach 37,3 S. 10, S. 57, S. 182, S. 187, Gefach 37,4 S. 385.

IV.4. Leuchter, Gestühl und Möbel

263

In St. Nikolaus auf der Mathena standen auf dem Hauptaltar mindestens zwei zinnerne Leuchter aus dem Jahr 1439 464 . 1459 wurden zwei weitere Leuchter gefertigt, und 1516 kamen drei Leuchter aus Metall hinzu, während eyn yseren lucht myt glaess im Jahr 1494 in Auftrag gegeben wurde 465 . Bereits 1450 war ein Leuchter für St. Nikolaus gestiftet worden, und 1487 stiftete der Herzog von Berg einen Hängeleuchter 466 . Das Bild des Hl. Antonius wurde ab 1501 von einem mit 136 Mark sehr kostbaren Leuchter angestrahlt 467 . Er wurde 1516/1517 durch zwei weitere eiserne Leuchter ergänzt, die dann auch bemalt und vergoldet wurden468 . Ein eigener Leuchter wurde 1475/1476 für das Bild der Hl. Lucia angeschafft 469 . Ähnlich wie in St. Willibrord scheint es auch in St. Nikolaus feste Kerzenhalter an den Altären gegeben zu haben, deren Reinigung den Kirchenmeistern oblag 470 . Auch in dieser Kirche scheinen die Kirchenmeister eine Vorliebe für rote Leuchter gehabt zu haben 471 . Insgesamt aber verzeichneten sie im Allgemeinen nur sehr knappe Buchungstexte, denen keine Details entnommen werden können 472 . Die Gesamtzahl der in St. Nikolaus zur Verfügung stehenden Leuchter erreichte erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts eine ähnliche Anzahl wie in St. Willibrord. In der Vorstadtkirche ließen die Kirchenmeister also mehr Leuchter fertigen als in St. Willibrord, wo eine größere Anzahl an Aufträgen für den Erhalt, die Reinigung und das Polieren erteilt wurde. Im Gegensatz zur Altstadtkirche verfügten die Kirchenmeister von St. Nikolaus über genügend Geld, um beispielsweise 1501 einen Leuchter vergolden zu lassen 473 . Auch in allen übrigen Kirchenfabriken kümmerten sich die Kirchenmeister um den Unterhalt und die Instandsetzung der Kerzenleuchter auf den Altären474 . Dabei legten sie regional unterschiedlich viel Wert auf die Schönheit der Leuchter, die teilweise aus Holz bestanden wie beispielsweise in Bamberg, andernorts aber wie in Coburg und Wertheim aus Metall gefertigt waren 475 .

464 465

466 467 468 469 470

471 472 473 474 475

Witte, Kunst, S. 64. Leuchter 1459: AEK Wesel Gefach 33,1 S. 502, Witte, Kunst, S. 66; Leuchter 1516: Gefach 33,3 S. 294, Witte, Kunst, S. 74; eyn yseren lucht myt glaess: Gefach 33,2 S. 500, Witte, Kunst, S. 71. Leuchter für St. Nikolaus: Witte, Kunst, S. 65; Hängeleuchter 1487: AEK Wesel Gefach 33,2 S. 325, Witte, Kunst, S. 70. Witte, Kunst, S. 72. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 295, S. 343, Witte, Kunst, S. 74, S. 75. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 132, Witte, Kunst, S. 67. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 294, Witte, Kunst, S. 69, S. 70. Möglicherweise brannte vor diesem Altar auch immer eine Kerze als Ewiges Licht, vgl. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 440, siehe auch Browe, Verehrung, S. 1ff. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 255, S. 511. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 41, S. 148, vgl. auch zu 1447 Gefach 33,1 S. 128. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 15, Witte, Kunst, S. 72. StadtA Schmallenberg Bestand A Nr. 4 Kirchenrechnung 1515 f. 2r., Klink, Hemeling, S. 112-114, siehe auch LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 9r. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 6v.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1499/1500 f. 7v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 26v.

264

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Die Kirchenmeister kümmerten sich in erster Linie um die Leuchter der Hauptaltäre. In Coburg wurden 1481 die beiden Leuchter auf dem Altar des Kirchenpatrons erneuert 476 . Ein Jahr später musste ein zerbrochener eiserner Leuchter repariert werden 477 . Einige Jahre später ließen die Kirchenmeister fünf Lampen reinigen 478 . Ebenso wenig wie in Wesel lässt sich die Anzahl der Kerzen pro Leuchter nicht abschätzen 479 . Eine gewisse Bedeutung maßen sie der Verzierung der Leuchter zu, da beispielsweise die Leuchter auf dem Hochaltar von St. Moriz in Coburg mit Engeln geschmückt wurden 480 . In St. Martin in Biberach ließen die Kirchenmeister Engelsfiguren, die Kerzen in den Händen hielten, bei der Wandlung zur Decke emporziehen 481 . Ewige Lichter unterstanden wie in Wesel vielfach Bruderschaften 482 . Öllampen Öllampen waren im Unterschied zu Kerzenleuchtern verschleiß- und verbrauchsarm. Sie fanden daher besonders in Tabernakeln Verwendung 483 . Über die in St. Willibrord während des 15. Jahrhunderts vorhandenen Öllampen lassen sich den Kirchenrechnungen nur wenige Angaben entnehmen. Zum einen differenzierten die Kirchenmeister in ihren Rechnungsbüchern nur bedingt zwischen Leuchtern und Lampen. Zum anderen wurde das Ewige Licht vor dem Sakrament von der Sakramentsbruderschaft unterhalten 484 . Im Jahr 1512 begann man mit dem Bau eines neuen und großen Tabernakels, zu dem dann auch eine Öllampe gehören sollte, wie die Kirchenmeister bei der Verbuchung einer Spende aus dem Jahr 1507 notierten: vntfangen tot vollenst den gelucht voer den hellige Sacrament 4m 485 . Bereits im Jahr 1493 war für den neu errichteten Karner eine Öllampe gestiftet worden, die von den Küstern regelmäßig aufgefüllt und gereinigt wurde 486 . Zusätzlich gab es auf dem Friedhof von St. Willibrord eine Lampe, für die von den Kirchenmeistern zumindest im Jahr 1493 Öl gekauft wurde 487 . Ab 1513 übernahmen die Küster die Wartung und das Nachfüllen der Lampe 488 . 476 477 478 479 480 481

482 483

484 485 486 487 488

StadtA Coburg R 11/1481 f. 7v., f. 8v. StadtA Coburg R 11/1482 f. 6v. StadtA Coburg R 11/1488 f. 10v. Siehe zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 29. StadtA Coburg R 11/1481 f. 7v. Schilling, Zustände, S. 25 und 40: Ittem. Vorm Alltar sendt gehanget zwen vergult Engel, die man vff und abzogen hat, mit kerzen, die man anzündt hat, so man Unnsern Hergott khöbt hat., hierzu Tripps, Bildwerk, S. 51. Ausführlich zu Wunsiedel siehe Jäger, Wunsiedel I, S. 209. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 9v., StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 7 f. 3r., LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4r., f. 6r., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 107r. Oediger, Pfarrkirchen, S. 305 Anm. 4, Browe, Verehrung, S. 8-9. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 725. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 515, S. 569, S. 624, S. 670, S. 749, S. 840. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 157, AEK Wesel Gefach 37,3 S. 157, Gefach 37,4 S. 420, S. 481, S. 485, S. 515, S. 560, S. 611, S. 615, S. 733, S. 738, S. 892.

IV.4. Leuchter, Gestühl und Möbel

265

Über die Öllampen von St. Nikolaus ist ebenfalls nur sehr wenig bekannt. Allerdings besaß die Kirche bereits im 15. Jahrhundert eine sacraments geluchte, für die regelmäßig Öl gekauft wurde 489 . Insbesondere in den großen und reichen Kirchen gab es jeweils mehrere Öllampen, deren Größe und Wert allerdings schwer zu beurteilen sind. Dies gilt besonders für die Ampeln, von denen in Braunschweig mindestens drei, in Siegen sechs und in Hagenau 21 an Ketten von der Decke herabhingen 490 . In St. Sebald in Nürnberg gab es lampen hinter dem Sacrament außwendig des korr, eine zweite kleine Öllampe brannte auf dem Friedhof 491 . In den Rothenburger Rechnungen wird ein Ewiges Licht im Seelhaus erwähnt 492 . In der Kreuzkirche in Dresden gab es eine Öllampe aus Eisen, die in der heiligen creutz kammer brannte, in dem das Altarkreuz aufbewahrt wurde 493 . Einige der Lampen ähnelten Laternen, deren Dochte durch Glasscheiben geschützt waren. Von Nachteil war die Zerbrechlichkeit der lampe gleser, die wiederholt in Coburg und Wertheim ausgetauscht werden mussten 494 . Auch in anderen Städten wie Bamberg und Nürnberg wurden Ampeln oder Lampen repariert 495 . In der Dresdener Kreuzkirche wurde 1487 die pfanne in der leuchte vor der taufe ersetzt, also die Schale, in die das Lampenöl gegossen wurde 496 . Insgesamt wandten die Kirchenmeister für die Kerzenleuchter größere Summen auf als für die Öllampen, bei denen sie sich lediglich um ihre Reinigung kümmerten sowie das notwendige Öl besorgten. Öllampen kauften die Kirchenmeister auch nur selten. Die meisten Ewigen Lichter waren gestiftet worden und wurden von Dritten unterhalten, so dass die Kirchenmeister die Verantwortung delegierten. Die Kerzenleuchter mussten regelmäßig zu Lasten des Kirchenetats gereinigt und poliert werden. Auch wenn die Anzahl der von den Kirchenmeistern neu beschafften Leuchter gering ist, so belegen die Buchungseinträge ein nicht zu unterschätzendes Interesse der Kirchenmeister, auf dem Altar schön aussehende und vielfach auch farbige Kerzenleuchter stehen zu haben.

489 490

491 492 493 494 495

496

AEK Wesel Gefach 33,1 S. 85, S. 86. Braunschweig: StadtA Braunschweig F I 6/H. 5 f. 5r., F I 6/H. 20 f. 6r.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1490/91 f. 19r.; Hagenau: Gunzert, Kirchenleben, S. 69; vgl. die Darstellung bei Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 45-46, auch Angele, Altbiberach, S. 37; siehe auch Reinle, Ausstattung, S. 117-119. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 93r.; Friedhof: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 3r., f. 6r. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 188v. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 31r. Coburg: StadtA Coburg R 11/1500/01 f. 7v., R 11/1503/04 f. 7v., R 11/1504/05 f. 7r.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1510 f. 11v. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 7r., Nr. 70.11/1 f. 34v.; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 9r., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 112r. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 19r., f. 31r.

266

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Gestühl für die Geistlichen Den Klerikern, die in der Pfarrkirche tätig waren, stellten die Kirchenmeister das Chorgestühl, Beichtstühle, Pulte und eine Kanzel zur Verfügung. Es lässt sich mit dem Status der Pfarrkirchen erklären, dass keiner der Kirchenmeister – mit Ausnahme von St. Stephan in Wien – für den jeweiligen Bischof einen Stuhl bereithielt. Einzig in St. Moriz in Coburg schafften die Kirchenmeister 1493 für den Propst einen Stuhl an 497 . Auch die weltlichen Fürsten forderten von den Kirchenfabriken keine eigenen Sitzgelegenheiten, so dass lediglich in Bielefeld Ausgaben für einen Stuhl des Truchsess verzeichnet wurden 498 . Als Sitzgelegenheit für die Pfarrgeistlichen wurden in manchen Kirchen lange Bänke aus Stein oder Holz errichtet, die teilweise über hohe Lehnen und Baldachine verfügten. Die einzelnen Sitze waren teilweise durch Armlehnen voneinander getrennt 499 . Derartige Chorgestühle waren lediglich bei regulierten Klerikerverbänden wie Konventen oder Kapiteln wie beispielsweise in Wertheim notwendig 500 . Finanzierten die Kirchenmeister städtischer Pfarrkirchen aber trotzdem ein Chorgestühl, so brachten sie damit den Wunsch der Bürger zum Ausdruck, dass zumindest bei manchen Hochämtern alle Kleriker ihren Platz im Chor haben und einnehmen sollten 501 . In St. Willibrord wurde im Jahr 1434 an dem gestoelt in de choer gearbeitet 502 . Im Jahr 1486 ließen die Kirchenmeister das gestuelte oppen chore reparieren 503 . Von 1463 bis 1466 arbeitete Hendruick Stuelsnyder an dem Gestühl by den hoegen altair 504 . Einzelheiten wie die Anzahl der Sitzplätze oder die Farbe des Gestühls sind unbekannt 505 . Vermutlich gab es noch weitere Sitzgelegenheiten: Bereits 1455 hatten die Kirchenmeister auch eyn gestuelt (...) voir den myddelsten altair in koer bauen lassen 506 . Der wachsenden Bedeutung des Heilig-KreuzAltars zollten die Kirchenmeister im Jahr 1500 Rechnung, als sie eyn banck (...) an den hellige Cruyss altair errichten ließen507 . Auch in der wesentlich kleineren Kirche St. Nikolaus gab es für die Geistlichen ein Gestühl, das 1494 erneuert und rot angestrichen wurde 508 .

497 498 499 500 501 502 503 504 505 506 507 508

Für diesen Stuhl gab dieser selbst jedoch das Geld: StadtA Coburg R 11/1493/94 f. 8r. StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 23v.; zu St. Georg in Wismar siehe Ludwig, St. Georgen, S. 171. Reinle, Ausstattung, S. 56-66, Loose, Chorgestühle, S. 6-8, Busch, Chorgestühl, insb. S. 5-17; zu Xanten Beissel, Bauführung I, S. 66-67. Vgl. Boockmann, Bürgerkirchen, S. 16. Vgl. Boockmann, Bürgerkirchen, S. 16. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 357, vgl. Gefach 37,2 S. 451. Reparatur des gestuelte oppen chore: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 20. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 181, Witte, Kunst, S. 67. Zur Farbigkeit von Chorgestühlen siehe Habenicht, Altarwerke, S. 209ff. Witte, Kunst, S. 65. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 320; siehe zum Mitte der siebziger Jahre des 15. Jahrhunderts in Kleve gebauten Chorgestühl Meurer, Chorgestühl, S. 15ff. Witte, Kunst, S. 71.

IV.4. Leuchter, Gestühl und Möbel

267

In vielen städtischen Pfarrkirchen wie in Coburg, Ulm, Wertheim und Weissenburg ließen die Kirchenmeister im Verlauf des 15. Jahrhunderts ein neues Gestühl anfertigen, das in Ulm immerhin 91 Sitzplätze umfasste 509 . Im Fall von St. Stephan in Wien wurden die Kosten zwischen Stadt und Kirchenfabrik aufgeteilt 510 . In den Unterlagen der übrigen Kirchen wurden keine entsprechenden Ausgaben verbucht. Wahrscheinlich waren an den soliden Gestühlen während der im Vergleich zu Wesel kurzen Überlieferungszeiträume keine Arbeiten notwendig. Im Gegensatz zum Chorgestühl handelte es sich bei den Beichtstühlen um Stühle, in denen der Geistliche saß, während der Gläubige neben oder vor ihm kniete 511 . Insbesondere zu Beginn des 16. Jahrhunderts schaffte eine wachsende Anzahl von Kirchenfabriken Beichtstühle an. Über ihre Art und den Ort ihrer Aufstellung lassen sich den Kirchenrechnungen kaum Details entnehmen, doch handelte es sich mehrheitlich um einfache Holzstühle mit vergleichsweise breiten Armlehnen ohne Beichtgitter, wie ein Eintrag der Kirchenmeister von St. Willibrord aus dem Jahr 1503 zeigt: in der kercken laiten maicken twee bichtstoille 512 . Im Vergleich waren die ij peicht stulhen, die 1504 die Kirchenmeister von St. Martin in Bamberg in Auftrag gaben, ein wenig teurer 513 . In Dresden hatte die Kirchenfabrik der Kreuzkirche schon 1480 einen Beichtstuhl finanziert 514 . Kirchenstühle für die Laien Zur dritten Gruppe von Gegenständen in der Kirche gehörten die von der Gemeinde genutzten Kirchenstühle, deren Verbreitung im Spätmittelalter immer mehr zunahm und die teils privat, teils von der Kirchenfabrik finanziert wurden 515 . Die Kirchenmeister kümmerten sich in erster Linie um die Kirchen- oder Betbänke, da für alle weiteren Stühle ihre Besitzer verantwortlich waren, wobei 509

510 511 512

513 514 515

Coburg: StadtA Coburg R 11/1484 f. 7v., R 11/1486 f. 8v.; Ulm: Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 51-52, Rommé, Chorgestühle Syrlin, S. 66-70, ausführlich Pée, Chorgestühl, Deutsch, Hochaltar, S. 243ff., kurz auch Busch, Chorgestühl, S. 35, und Loose, Chorgestühle, S. 126-127; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1487/1488 f. 14v.; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/a1 f. 1r. Perger, Stephan, S. 43. Reinle, Ausstattung, S. 66-67, ausführlich Schlombs, Beichtstuhl, S. 20ff. Sie gaben hierfür insgesamt 1m 2s 5d aus, so dass es sich nur um schlichte Stühle ohne Verschläge und ohne besondere Verzierung gehandelt haben kann, da im gleichen Jahr bereits eyn lange denne ledder 4m kostete: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 508. Vgl. auch Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 116, auch Angele, Altbiberach, S. 79; Schlombs, Beichstuhl, S. 64ff. verweist darauf, dass die Beichtstühle im Spätmittelalter im Allgemeinen in der Nähe des Hochaltars aufgestellt worden sein dürften. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 6r. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 34r. Siehe die Beschreibung von Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 50-51; zu Kirchenstühlen allgemein Reinle, Ausstattung, S. 67-70, Ramisch, Kirchenbänke, insb. S. 89ff., zuletzt Signori, umstrittene Stühle, veraltet: Loose, Chorgestühle, S. 12; Peters, Platz, wertet ausschließlich Quellen des 16. bis 18. Jahrhunderts aus.

268

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

die Eigentümer ebenso aus erbberechtigten Einzelpersonen – insbesondere Frauen – wie aus Bruderschaften bestehen konnten 516 . In vielen Pfarrkirchen wie in St. Stephan in Wien besaß der Rat ein eigenes Gestühl 517 . In den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister wurde die Art der Stühle nur selten präzise angegeben, doch wurde gemeinhin zwischen niedrigen Kniebänken, Stühlen in Hockerform ohne Lehnen und Stühlen mit Lehnen unterschieden518 . In St. Willibrord in Wesel finanzierten die Kirchenmeister 1401 eine Kniebank (eyn knyebloch) voer Ons Hern Martely 519 . Weitere Bänke ließen sie zu Beginn des 16. Jahrhunderts vor dem Heilig-Kreuz-Altar und vor dem Altar der Hl. Katharina errichten 520 . Außerdem gab es eine banck an der vonten, also am Taufstein 521 . Abgesehen von diesen Kniebänken gab es in vielen Kirchen Sitzgelegenheiten, die häufig zu Lasten des Kirchenetats erbaut und deren einzelne Sitze dann von den Kirchenmeistern wie in St. Willibrord und ebenso wie in St. Sebald in Nürnberg, in Coburg, Bamberg, Windsheim und Wertheim verkauft wurden 522 . Der Verkauf bedeutete jedoch keine Besitzübertragung, sondern lediglich das dauerhafte Recht zur Nutzung eines bestimmten Platzes, so dass die Kirchenmeister weiterhin zum Unterhalt und zur Reparatur der Kirchenstühle verpflichtet waren 523 . Bei den Weseler Kirchenstühlen handelte es sich wahrscheinlich um eine Reihe von kleinen niedrigen Bänken, die in einer Reihe aufgestellt waren und die in den Jahren 1406 und 1463 ausgebessert wurden 524 . Auch in St. Nikolaus standen Kirchenstühle, doch notierten die Kirchenmeister erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts entsprechende Ausgaben 525 . Einige der Coburger Kirchenstühle wurden 1505 mit gegitter versehen, so dass es sich um größere Konstruktionen mit Lehnen gehandelt haben muss 526 . Auch in St. Sebald in Nürnberg konnten mehrere Familienmitglieder zugleich in einem Stuhl sitzen527 . Bei anderen Kirchenstühlen scheint es sich dagegen um durchgehende Bänke gehandelt zu haben, die dem Chorgestühl glichen und durch Wangen unterteilt wurden, da die Kir-

516 517 518 519

520 521 522 523 524 525 526 527

Vgl. StadtA Wesel A3/5 f. 31r. und A3/13 f. 64v. Zum Ratsgestühle ausführlich Poeck, Zahl, S. 420ff., älter Hasse, Marienkirche, S. 116-122, zusammenfassend Signori, umstrittene Stühle, S. 193. Vgl. Schilling, Zustände, S. 50-51, auch Angele, Altbiberach, S. 39-40. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9. Eine ähnliche Funktion hatten möglicherweise die newen stule, die 1503 in sant anna capellen in St. Moriz in Coburg aufgestellt wurden: StadtA Coburg R 11/1503/04 f. 8v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 318, S. 320, AEK Wesel Gefach 37,2 S. 151. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 152, Gefach 37,2 S. 220. Zuletzt Signori, Frauen links, S. 191-193. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 55, Gefach 37,2 S. 181. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 39. StadtA Coburg R 11/1505/06 f. 6v. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 88v., f. 95v., f. 108r., f. 121r., f. 135v., f. 148r., vgl. zu Basel Ulbrich, Zankapfel, S. 110-111.

IV.4. Leuchter, Gestühl und Möbel

269

chenmeister einzelne als stede in der banck bezeichneten 528 . Diese Form könnten auch die Coburger Stühle gehabt haben, die 1495/1496 aus i schock diel gebaut wurden 529 . Im Jahr 1505/1506 wurden dann weitere Bänke auf der Empore errichtet 530 . Auch in St. Jakob in Rothenburg wurde 1493 ein entsprechendes Gestühl aufgestellt, und das gleiche galt für die Kreuzkirche in Dresden 531 . Existierten die Bänke aber erst einmal, mussten sie höchstens ausgebessert werden, wie dies beispielsweise in Coburg während der achtziger Jahre des 15. Jahrhunderts geschah 532 . Während in St. Willibrord im Jahr 1500 einige neue Stühle gebaut wurden, verzeichneten die Kirchenmeister in den Jahren 1501, 1502 und 1505 lediglich Ausgaben für Lohn und Material wie breyderen tot stuelen 533 . Im Jahr 1519 wurde ein Stuhl zumindest ausgebessert 534 . In Windsheim wurden die Stühle bei der Aufführung eines Osterspiels beschädigt 535 . Einzelne Mitglieder der Gemeinden wünschten ungestörte Kontemplation vor bestimmten Altären. In Wertheim wurden beispielsweise auf Kosten der Kirchenfabrik 1487/1488 mehrere Stühle vor einem Maria geweihten Seitenaltar errichtet, während man in Coburg für die Kapelle der Hl. Anna 1503 einige zusätzliche Stühle baute 536 . Es waren insbesondere Frauen, denen eigene Kirchenstühle wichtig waren 537 . Zugleich strebten manche Gläubige nach Abgrenzung von der Gemeinde. So führte der Besitz der Kirchenstühle zu einer Differenzierung zwischen einfachen und vornehmen Gemeindemitgliedern, und soweit Kirchenstühle individuell gestaltet werden konnten, hatten sie auch eine repräsentative Bedeutung 538 . Zusätzlich wurden die Gemeindemitglieder nach Geschlechtern getrennt, da im Allgemeinen die Frauen im Nordbereich, die Männer dagegen im Südbereich der Kirche saßen, wie Joachim von Pflummern schrieb: Es hat ein jegliches aigen Stüehl in der Khirchen gehabt, Frawen und Mann 539 . Die Durchsetzung einer solchen Ordnung gehörte zu den administrativen Aufgaben der Kirchenmeis528 529 530 531 532 533 534 535 536 537 538 539

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 883, hierzu Ramisch, Kirchenbänke, S. 87; vgl. Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 161, S. 181. StadtA Coburg R 11/1495/96 f. 6r., vgl. R 11/1486 f. 8v. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/5 f. 5v. Zu Rothenburg siehe Ress, Kunstdenkmäler Rothenburg, S. 86; zu Dresden Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 284 mit Anm. 1. StadtA Coburg R 11/1481 f. 7r., R 11/1484 f. 7v. Neue Stühle 1500: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 318 S. 320; Ausgaben für Lohn und Material: Gefach 37,3 S. 390, S. 452, S. 615. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 883. StadtA Windsheim G 38 f. 153v. Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1487-1488 f. 14v.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1503/04 f. 8v. Signori, Frauengeschichte, S. 51, dies., Frauen links, S. 190ff., Karant-Nunn, Kommunikation, S. 487-488, siehe auch Graf, Goslar, S. 325-326. Zusammenfassend Dinzelbacher, Handbuch, S. 210 mit weiterer Literatur, zuletzt Signori, Frauen links, vgl. Kühnel, Sinn, S. 9, grundlegend Selhorst, Platzordnung, insb. S. 24ff. Schilling, Zustände, S. 186, auch Angele, Altbiberach, S. 117; allgemein Karant-Nunn, Kommunikation, S. 487, Möbius, Anthropologie, S. 195, Ulbrich, Zankapfel, S. 108-109, ähnlich in Konstanz, siehe Feger, Statutensammlung, Nr. 212 S. 147-148, auch Kehrberger, Statuten, S. 79 (Eichstätter Statuten 1453).

270

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

ter, so dass Sebald Schreyer in Nürnberg ein eigenes Buch über die Kirchenstühle der Pfarrkirche anlegen ließ 540 . In Konstanz wie auch in anderen Städten erließ der Rat Anfang des 16. Jahrhunderts eine Ordnung für die Kirchenstühle 541 . Die Kirchenmeister stellten den Geistlichen nicht nur das Chorgestühl zur Verfügung, sondern auch Lesepulte, Kanzeln und Öfen. Lesepulte In St. Willibrord in Wesel gab es mehrere Lesepulte, auf denen die Bücher mit den liturgischen Gesängen aufgeschlagen lagen 542 . Ihre genaue Anzahl ist weder für St. Willibrord noch für St. Nikolaus zu ermitteln. Die Kirchenmeister von St. Willibrord ließen 1457 ein neues Pult fertigen, das im Chor stehen sollte543 . Nur sechs Jahre später bezahlten sie die Fertigung eines pultum op den hoger altair 544 . In den folgenden Jahrzehnten schafften die Kirchenmeister durchschnittlich alle zehn Jahre ein Pult an 545 . Ausgaben für Reparaturen wurden dagegen nicht verzeichnet. Die Weseler Pulte bestanden aus Holz, doch wurden sie zumindest teilweise durch eiserne Bänder zusammengehalten 546 . Manche Buchpulte waren kunstvoll gearbeitet, und in St. Willibrord wurde im Jahr 1470 ein Pult bemalt547 . Die auf den Pulten liegenden Bücher wurden mit Ketten befestigt 548 . In St. Nikolaus ließen die Kirchenmeister 1457 zunächst ein, 1496 dann zwei Buchpulte in Auftrag geben 549 . Weder bei der Stadt- noch bei der Vorstadtkirche mussten Reparaturen an den Pulten vorgenommen werden. Lesepulte lassen sich jedoch sowohl in kleineren Kirchen wie Hagenau als auch in größeren Kirchen wie in Nürnberg nachweisen 550 . In St. Sebald in Nürnberg standen sogar eiserne Pulte in der Kirche551 . Im Gegensatz zu Wesel legten die übrigen Kirchenmeister wesentlich weniger Wert auf repräsentative Lesepulte. Nur wenige Kirchenfabriken finanzierten neue Buchpulte, und es waren auch nur selten Reparaturen fällig, da sich derartige Ausgaben von den untersuchten Kirchen lediglich in Wunsiedel und in der Dresdener Frauenkirche nachweisen lassen 552 .

540 541 542 543 544 545 546 547 548 549 550 551 552

Caesar, Schreyer, S. 86. Feger, Statutensammlung, Nr. 212 S. 147-148, zu Wesel: StA Wesel A1/345/47,7 S. 92. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 475; allgemein Reinle, Ausstattung, S. 48-55. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 451. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 180. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 402, S. 475, Gefach 37,3 S. 183. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 145, Gefach 37,3 S. 276. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 315. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 151, S. 402, Witte, Kunst, S. 66. Witte, Kunst, S. 66, S. 71. Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 178; Nürnberg: StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 1 f. 6r. Vgl. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 22 mit Anm. 4. Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 68v.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3760 f. 4r.

IV.4. Leuchter, Gestühl und Möbel

271

Kanzeln Dem Wunsch nach Auslegung der Schrift wurde schon im frühen Mittelalter durch Predigten Rechnung getragen. Wollten die Prediger eine größere Menschenmenge ansprechen, dann mussten sie erhöht stehen, da sie nur so die weiter entfernt stehenden Zuhörer sehen und ansprechen konnten. Die Kirchenmeister finanzierten daher in vielen Kirchen im Verlauf des Spätmittelalters die Errichtung von Kanzeln, die in zunehmendem Maß aus Stein gefertigt wurden 553 . In St. Willibrord in Wesel gab es schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts eine hölzerne Kanzel, deren Brüstung 1412 mit Leder überzogen wurde 554 . Erst in den Jahren 1459 und 1460 wurde der predicstuyl dann weitgehend neu gebaut, sogar im Inneren ausgekleidet und mit einer Lehne versehen555 . Er wurde außerdem innerhalb des Kirchenraumes umgesetzt und erhielt 1519 ein kronement, also einen Baldachin, der am Pfeiler befestigt wurde556 . In St. Nikolaus wurde eine Kanzel unmittelbar nach der Erhebung der Kapelle zur Pfarrkirche errichtet 557 . Im Jahr 1479 ließen die Kirchenmeister dann eine neue bauen 558 . Aus den Weseler Kirchenrechnungen lässt sich somit konstatieren, dass die Kanzeln durchaus zu den wichtigen Ausstattungselementen gehörten, die wegen ihrer einfachen Form für die Kirchenmeister kaum finanzielle Belastungen mit sich brachten. So wurde in Bayreuth schon wenige Jahre nach der Weihe der Kirche eine Kanzel errichtet 559 . Ähnliches galt für die Dresdener Kreuzkirche, wo 1509, und damit bereits kurz nach Ende der Bauarbeiten an der Kirche, eine Kanzel in Auftrag gegeben wurde 560 . Lediglich in Wunsiedel musste 1478/1479 der Aufstieg repariert werden 561 . Im Verlauf des 15. Jahrhunderts wurden die Kanzeln immer prächtiger gestaltet und verziert. In Ulm wurde daher 1498 eine in Augsburg gefertigte Kanzel aufgestellt, während die Kirchenmeister von St. Georg in Hagenau im Jahr 1500 einen Straßburger bildsnider mit der Fertigung einer neuen Kanzel beauftragten 562 . Die Kanzel von St. Georg in Nördlingen wurde 1499 bemalt 563 . In Coburg

553 554 555 556 557 558 559 560 561 562

563

Reinle, Ausstattung, S. 40–42. Hölzerne Kanzel: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 91; Lederüberzug: Gefach 37,1 S. 116. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 145, S. 150, S. 151; StadtA Wesel A7 1459 f. 26r. Umsetzung der Kanzel: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 150; Baldachin: Gefach 37,4 S. 838. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 5, S. 34. Während der fünfziger Jahre wurden mehrfach neue Schlüssel zur Kanzel angefertigt: AEK Wesel Gefach 33,1 S. 180, S. 453. Witte, Kunst, S. 68. StadtA Bayreuth R1/1470 S. 14. StadtA Dresden A XV b 36 f. 87v., f. 88v. StadtA Wunsiedel R 3737 f. 5v. Ulm: Rott, Quellen und Forschung, Alt-Schwaben, S. 75, rund zwölf Jahre später wurde eine zweite Kanzel gefertigt, siehe Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 54; Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 172-174; kurz Gunzert, Kirchenleben, S. 30. StadtA Nördlingen Kirchenrechnung 1499/1500 o.f.

272

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

wurde 1493/1494 ein Baldachin über der Kanzel errichtet, und gleiches tat man auch 1492 in Rothenburg 564 . Wie in den beiden Weseler Pfarrkirchen waren für die meisten Kirchenmeister im 15. Jahrhundert die Kanzeln wichtige Ausstattungsgegenstände der Kirche, die viele von ihnen zusätzlich schmücken und verzieren ließen. Weitere Aufwendungen beispielsweise zum Erhalt oder zur Reparatur verzeichneten nur sehr wenige. Öfen Schließlich stellten die Kirchenmeister den Geistlichen ebenso wie den Küstern Kohlepfannen oder Öfen in den Sakristeien zur Verfügung, damit sie sich im Winter aufwärmen konnten. Diese dienten zugleich als Feuerquelle beispielsweise zum Entzünden des Weihrauchs. In St. Willibrord wie auch in St. Nikolaus in Wesel gab es in der Sakristei einen Ofen, wie ihn auch Joachim von Pflummern für St. Martin in Biberach beschrieb: In ainer Wandt ist gesein ain Insöllung, darinen zue Wündters Zeitten ein glueth, dabei die Gluothpfannen vnnd Kohlen 565 . Obwohl die Kirchenmeister für die Öfen Kohle beschafften, scheinen sie doch nicht für die Öfen selbst verantwortlich gewesen zu sein, da sie keine Ausgaben hierfür verzeichneten 566 . Dies gilt auch für die in Rothenburg aufgestellten Öfen, deren Standort den Kirchenrechnungen nicht zu entnehmen ist567 . In Wertheim ließen die Kirchenmeister 1481/1482 einen Ofen mit 70 Kacheln verzieren und knapp dreißig Jahre später erneuern 568 . Zusätzlich zu den Geistlichen wurde auch den Küstern mancherorts ein Ofen zur Verfügung gestellt, der beispielsweise in St. Sebald in Nürnberg in der thinener stuben stand 569 . In Wesel fühlten sich die Kirchenmeister hierfür nicht zuständig, doch in Coburg ließen sie mehrfach den Ofen des Küsters reparieren, der in der Küsterstube vermutlich im kirchhaws stand 570 . Auch konnten, wie beispielsweise in Windsheim, Handwerker wie der Steinmetz einen Ofen auf Kosten der Kirchenfabrik erhalten, vermutlich, damit sie in der Werkstatt auch im Winter ihre Arbeit fortsetzen konnten 571 . Insgesamt belasteten die Öfen den Etat der Kirchenmeister nur marginal.

564 565

566 567 568 569 570 571

Coburg: StadtA Coburg R 11/1493/94 f. 8r.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 61r. Schilling, Zustände, S. 44, auch Angele, Altbiberach, S. 36; zum Ofen in St. Marien in Bielefeld Rüthing, Leben, S. 118; allgemein Sauer, Symbolik, S. 211; St. Willibrord in Wesel: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 486: enen wan kalen die men in der gerwekamer had. Zur Beschaffung von Kohlen siehe unten Kapitel V.1. StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 170r.; siehe auch StadtA Ulm 6898. Kacheln: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 10v.; Erneuerung: G Gotteshausrechnungen 1510 f. 11v. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 2r. Reparatur: StadtA Coburg R 11/1494/95 f. 7v.-8r., R 11/1502/03 f. 6r., f. 6v.; kirchhaws: R 11/1491/92 f. 5v. StadtA Windsheim G 36a f. 60v.

IV.5. Liturgische Handschriften

273

Für alle untersuchten Kirchen lässt sich konstatieren, dass die Anzahl der Gegenstände, die in der Kirche standen oder hingen, gegen Ende des Mittelalters immer größer wurde. Für die Kirchenmeister zog dies nicht nur ein wachsendes Aufgabenspektrum nach sich, sondern es bedeutete auch, dass sie sich immer öfter um den Erhalt der Gegenstände kümmern mussten. Der notwendige Aufwand war allerdings sehr unterschiedlich, denn bei den massiv und dauerhaft gefertigten Kanzeln oder Kirchenstühlen handelte es sich um einmalige Investitionen, die keiner großen Wartung bedurften. Anders war es dagegen bei den Leuchtern und den Pulten, die offenbar als wertvolle Repräsentationsgegenstände betrachtet wurden, so dass sie entsprechend gepflegt und erneuert wurden. Die Kirchenrechnungen legen nahe, dass ihnen im Verlauf des späten Mittelalters immer mehr Bedeutung zugemessen wurde. IV.5. LITURGISCHE HANDSCHRIFTEN Die Kirchenmeister stellten nicht nur die liturgischen Geräte, sondern auch die Bücher bereit, die von den Geistlichen für die Messe benötigt wurden 572 . Zum Abhalten einer Messe waren im Mittelalter vier Arten von Büchern von Bedeutung: Handschriften, in denen die für die Messe notwendigen Texte enthalten waren; Bücher, die Noten und Gesänge enthielten oder in denen beides vorhanden war, sowie schließlich die für den christlichen Glauben grundlegenden Werke wie die Evangelien. Zum einen ist in der Forschung unbekannt, welche Bedeutung die Kirchenmeister den Büchern beimaßen, ob sie in ähnlichem Maß wie beispielsweise in Klöstern illuminierte Handschriften anfertigen ließen und ob sie bestimmte Bucharten bevorzugten. Zum anderen muss untersucht werden, ob die Kirchenmeister gegen Ende des 15. Jahrhunderts oder zu Beginn des 16. Jahrhunderts mehr und andere Bücher als üblich anschafften. Hierzu könnten beispielsweise neue Werke für die Prediger oder verstärkt auch gedruckte Bücher zählen. Bereits im neunten Jahrhundert wurde vorgeschrieben, dass in jeder Kirche ein Lektionar, ein Antiphonar, ein Kalender, ein Bußbuch, ein Psalter sowie eine Sammlung der Homilien vorhanden sein sollten 573 . Viele Bücher waren im Folioformat geschrieben. Sie lagen auf den Lesepulten im Chor und sollten für mehrere Geistliche gut einsehbar sein 574 .

572

573 574

Reinle, Ausstattung, S. 144-152; Joachim von Pflummern: Beim Thauff ist ein vermacht gestüel gesein, darinnen sendt ettlich bethbüecher gesein, wellcher prüesster gehrn da bettet hat, frembd oder haimische, sendt dahin gangen. Die Büecher sendt Unsser L. Frawen gesein. Ittem. Alle Büecher im Chor, darauf man gesungen, gebettet vnd gelesen hat, sendt Vnnser Lieben Frawen gesein (Schilling, Zustände, S. 184, auch Angele, Altbiberach, S. 118). MGH Capit. Reg. Franc I Nr. 177 S. 363. Zu den Lesepulten siehe oben Kapitel IV.4.

274

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Die Kirchenmeister von St. Willibrord kauften hauptsächlich Bücher mit Messgesängen. Im Jahr 1427 ließen sie ein Antiphonar, also ein Buch mit den Wechselgesängen der Kleriker, schreiben und binden575 . Auch im Jahr 1466 verbuchten sie Ausgaben für ein Antiphonar 576 . Alle Gesänge wurden in Form von Gradualien zusammengefasst, von denen die Kirchenmeister beispielsweise in den Jahren 1405 und 1467 einzelne Exemplare erwarben 577 . Die in diesen Werken enthaltenen Texte wurden in erster Linie von den Geistlichen gesungen, doch gab es auch Gesänge unter Mitwirkung der Gemeinde: Zu Beginn des 15. Jahrhunderts ließen die Kirchenmeister mehrere Hymnare schreiben, also Sammlungen der in der Liturgie gesungenen Texte 578 . Hingegen ist nicht zu klären, was die Kirchenmeister unter einem sanch boke [Gesangbuch] verstanden, das 1419 geschrieben wurde 579 . In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gaben die Kirchenmeister mehr textorientierte Bücher in Auftrag. Dies waren in erster Line misse buek oder missale, in denen zum einen die Handlungsanweisungen für die Priester und zum anderen die von ihnen vorzulesenden Texte enthalten waren580 . Ob die Kirchenmeister mit diesen Neuanschaffungen andere Bücher ersetzten, lässt sich nicht klären, denn lediglich im Jahr 1495 notierten sie, dass ein Messbuch instand gesetzt worden war 581 . Offensichtlich litten die Bücher unter dem täglichen Gebrauch, denn im Jahr 1464 ließen die Kirchenmeister 2 nye vigilien bueck schreiben, da die ailde vigilien bueck duester waren 582 . Außerdem kümmerten sich die Kirchenmeister um die Bücher, die ausschließlich die Messtexte für die Priester enthielten. Dabei kam den Evangeliaren innerhalb der Gruppe der liturgischen Bücher der höchste Rang zu. Sie wurden besonders sorgfältig behandelt, gleichzeitig aber auch seltener gebraucht als die Missale. Lediglich in den Jahren 1462 und 1467 verbuchten die Kirchenmeister Ausgaben für neue Evangeliare 583 . Zusätzlich gaben sie 1463 eine historie de Transfiguratione Domini in Auftrag 584 . Von wesentlicher Bedeutung waren schließlich die Psalmen, die im Verlauf des 15. Jahrhunderts in mindestens drei neuen Exemplaren angeschafft wurden 585 . Schließlich kauften die Kirchenmeister 1464 perkement dair die duyster metten [Weihnachtsmessen] upgheschreuen synt 586 . Alle für eine Messe notwendigen Texte wurden in Lektionaren zusam575 576 577 578 579 580 581 582 583 584 585 586

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 273. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 245. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 47, Gefach 37,2 S. 262. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, S. 80, S. 91, S. 221. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 184. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 323, Gefach 37,2 S. 427, Gefach 37,3 S. 74, S. 102, S. 186, S. 212. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 211. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 417. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 168, S. 262. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 181. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 116, S. 388, Gefach 37,2 S. 144, S. 426, S. 440. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 199.

IV.5. Liturgische Handschriften

275

mengefasst, von denen die Kirchenfabrik mehrere besaß: Im Jahr 1406 wurde ein Lektionar neu gebunden und ein weiteres Exemplar 1479 gekauft 587 . Zusätzlich wurden die wichtigsten Elemente besonderer Messen auch separat aufgeschrieben, so dass die Kirchenfabrik mehrere Vigilien besaß, also Bücher, in denen die Psalmen und Lesungen zusammengefasst waren 588 . Von den genannten für die Liturgie wesentlichen Werken abgesehen gaben die Kirchenmeister auch Geld für einige besondere Bücher aus: Im Jahr 1402 kauften sie Pergament und ließen die synte Willebrors legende aufschreiben 589 . Die wachsende Zunahme der Anniversarien in St. Willibrord dokumentierte das memory buyck, das 1504 verfasst wurde und in dem die vielen Jahrtagsmessen nach Tagen geordnet aufgelistet wurden 590 . Der Stellenwert der Memoria wurde auch durch die twee doede regysteren deutlich, die 1507 geschrieben wurden 591 . Die meisten Bücher gaben die Weseler Kirchenmeister vor Ort in Auftrag. Lediglich ein Graduale bezogen sie aus Duisburg 592 . Gerade gegen Ende des 15. Jahrhunderts und zu Beginn des 16. Jahrhunderts beauftragten die Vorsteher der Kirchenfabrik immer wieder die Schreibstube des 1436 gegründeten Franziskanerkonvents in Wesel mit der Fertigung von Büchern 593 . Die Fraterherren illuminierten auch manche der Werke wie beispielsweise einen Psalter im Jahr 1480 und einen weiteren im Jahr 1519 594 . Während des Untersuchungszeitraumes gaben die Kirchenmeister insgesamt dreizehnmal Bücher zum Binden, wobei unklar ist, ob es sich um neue oder um alte Werke handelte 595 . Die Anzahl der Neubindungen war jedoch während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts deutlich größer als später, so dass zu vermuten ist, dass die Kirchenmeister gegen Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts lieber neue Bücher schreiben als alte wiederherstellen ließen. Zumindest ein Messbuch band man in Leder ein 596 . Zwei weitere Bücher wurden beschlagen, ein Missale erhielt Spangen, und in einem weiteren Fall wurden für ein Buch neue Schnallen gekauft 597 . 587 588 589 590 591 592 593

594 595

596 597

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 55, S. 426. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 417. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 21. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 567. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 750. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 211. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 456, S. 567, Gefach 33,1 S. 185, zur Gründung des Konvents Drath, St. Martini Wesel, S. 26ff., zusammenfassend Rehm, Devotio, S. 35-36, zur Schreibstube ausführlich Kock, Theorie und Praxis, S. 201ff., Gotenburg, Bibliothek, S. 58-59, kurz Prieur, Klöster und Konvente, S. 35-36. 1480: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 440; 1519: Gefach 37,4 S. 938. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 64, S. 71, S. 79, S. 157, S. 165, S. 231, S. 237, S. 401, Gefach 37,2 S. 243, Gefach 37,2 S. 371, Gefach 37,3 S. 36, Gefach 37,4 S. 791; für ein Beispiel eines im Weseler Fraterhaus eingebundenes Buch siehe Arand, Pulcherrimae, Katalog Nr. 12 S. 9596. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 102. Spangen: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 144, Gefach 37,3 S. 11, S. 451; Schnallen: Gefach 37,3 S. 11.

276

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Zusammenfassend lässt sich den Unterlagen von St. Willibrord entnehmen, dass die Kirchenfabrik eine Vielzahl an Büchern bereitstellte, die nahezu ausschließlich die Grundlagen für die in der Kirche gehaltenen Messen enthielten 598 . Es ist unbekannt, wie viele Bücher bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts vorhanden waren oder im Verlauf des Spätmittelalters gestiftet wurden. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts nahm die Anzahl der neu gekauften Bücher langsam zu, wobei der Anschaffungsschwerpunkt eher auf den text- und weniger auf den gesangsorientierten Werken lag. Im Gegensatz zu den genannten kirchlichen Vorschriften kauften die Kirchenmeister keine Kalender, keine Bußbücher und keine eigenen Sammlungen der Homilien. Im Vergleich zur Altstadtkirche gab es in St. Nikolaus auf der Mathena erheblich weniger Bücher. Im Jahr 1435 kauften die Kirchenmeister ein Graduale und einen alten psalter 599 . In den folgenden Jahren ließen sie einen Psalter und ein Salve, also eine Kompilation der Gesänge zu Ehren Marias, binden 600 . Im Jahr 1440 wurde ein Messbuch geschrieben und illuminiert, während zehn Jahre später die Fraterherren ein Graduale für die Kirche fertigten601 . Bis 1520 wurden dann acht weitere Bücher erworben, doch lediglich in zwei Fällen notierten die Kirchenmeister Einzelheiten 602 : 1482 ließen sie ein Evangeliar und 1518 zwei Antiphonare schreiben 603 . Eine Besonderheit stellt das orgel buyck dar, das 1497 angefertigt wurde 604 . Im Vergleich zu St. Willibrord ließen die Kirchenmeister der Vorstadtkirche nur selten Reparaturen vornehmen. Von 1437 bis 1520 wurden insgesamt nur drei ältere Bücher gebunden 605 . Zwei weitere Bücher ließ man roet (...) verwen 606 . Die Politik der Kirchenmeister war damit recht unterschiedlich: Während diejenigen von St. Willibrord die vorhandenen Bücher in Ordnung hielten, legten die Kirchenmeister von St. Nikolaus hierauf weniger Wert, doch dort wurden auch weniger Messen gelesen. Während in der Pfarrkirche der Altstadt von 1400 bis 1520 mindestens 30 Bücher neu angeschafft wurden, waren es in St. Nikolaus von 1437 bis 1520 nur zehn Werke. Inhaltlich setzten die Kirchenmeister von St. Willibrord einen gewissen Schwerpunkt, der sich bei St. Nikolaus nicht finden lässt. Der größte Unterschied bestand in der wachsenden Bedeutung der Memoria, dem in St. Willibrord mit eigenen Büchern Rechnung getragen wurde, während solche Werke in St. Nikolaus nicht beschafft wurden. 598

599 600 601 602 603 604 605 606

Eine genaue Anzahl der Werke kann aber nicht angegeben werden, denn viele Vermerke in den Rechnungsbüchern sind unbestimmt: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 72, S. 221, S. 413, Gefach 37,2 S. 450, Gefach 37,3 S. 36, S. 855. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 15. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 41. Messbuch: AEK Wesel Gefach 33,1 S. 60, S. 61; Graduale: Witte, Kunst, S. 65. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 201, S. 259, S. 372, S. 293, Witte, Kunst, S. 73. Evangeliar: Witte, Kunst, S. 69; Antiphonare: Witte, Kunst, S. 75. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 612, Witte, Kunst, S. 71. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 41, Gefach 33,2 S. 259, Gefach 33,3 S. 293. Witte, Kunst, S. 71. Schon 1495 waren mehrere Bücher zu unbekannten Zwecken gefärbt worden: AEK Wesel Gefach 33,2 S. 543.

IV.5. Liturgische Handschriften

277

In allen Pfarrkirchen gab es liturgische Bücher, so dass die Kirchenmeister überall entsprechende Ausgaben verbuchten 607 : Keine oder nur äußerst wenige Vermerke gab es lediglich in Siegen und Bielefeld, was im Fall Bielefelds damit begründet werden kann, dass die Stiftsherren die Werke aus anderen Mitteln finanzierten. Am weitesten verbreitet waren wie in Wesel die Messbücher, denen allerdings unterschiedlich viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde 608 . In Coburg beschränkten sich die Kirchenmeister darauf, die vorhandenen Messbücher mehrfach neu einbinden zu lassen, hatten allerdings 1482 ein neues angeschafft 609 . In Bamberg ließen die Vorsteher der beiden Kirchenfabriken mehrfach neue Messbücher anfertigen, und dasselbe galt auch für die Kirchenmeister von St. Sebald in Nürnberg 610 . Ähnlich häufig lassen sich in den süddeutschen Kirchenfabriken auch petpuch nachweisen 611 . In der Oberen Pfarre in Bamberg gab es mindestens zwei dieser Gebetbücher, von denen das eine Exemplar 1443/1445 erworben worden war, während das große(n) petbuch 1484/1485 gekauft und dann gebunden und beschlagen wurde 612 . In St. Martin in Bamberg wurde 1503/1504 ein neues Gebetbuch gekauft, während Sebald Schreyer 1483/1484 zwei neue Betbücher anschaffen ließ 613 . Er vergrößerte auch den Bestand der Bibliothek seiner Kirche; schließlich mussten die Bücher von 1486 bis 1490 durch den Nürnberger Chronisten und Humanisten Sigismund Meisterlin katalogisiert werden 614 . Ähnliches geschah in Coburg, wo die Kirchenmeister 15 Jahre nach Einrichtung der Bibliothek den Prediger dafür bezahlten, das er die puch auf der liberey registriert 615 . Wie in Wesel wurden auch in den übrigen Kirchenfabriken nur selten Evangeliare oder ähnliche Werke beschafft. In Wunsiedel ließen die Kirchenmeister 1478 einen Psalter, in Coburg 1482 eine Bibel und in Bielefeld 1498 ein Evangeliar einbinden 616 . Nicht nur in St. Willibrord in Wesel, sondern auch in St. Sebald in 607

608

609 610

611 612 613

614 615 616

Ausführlich zu den Bemühungen Sebald Schreyers um die Bibliothek von St. Sebald Caesar, Schreyer, S. 99-103, siehe zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 30-31; zur Westschweiz Jäggi, Untersuchungen, S. 234ff. StadtA Coburg R 11/1482 f. 7v., R 11/1498/99 f. 6v., EBA Freiburg Münsterrechnungen 1493 II f. 3r., StadtA Rothenburg R 360 f. 229v., f. 300v., R. 363 f. 25r., f. 32v., Ruf, Bibliothekskataloge III,3 S. 679. Neues Einbinden: StadtA Coburg R 11/1491/92 f. 5v., R 11/1493/94 f. 7r., R 11/1496/97 f. 6r.; neues Messbuch: R 11/1482 f. 6v. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/7 f. 4v., Nr. 70.01/21 f. 11r.; Nürnberg: Caesar, Schreyer, S. 99-100, ausführlich Ruf, Bibliothekskataloge III,3, S. 676-729, zu Sebald Schreyer S. 679-680, S. 718-729 und S. 846-848. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 6v., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 110r. 1443/45: StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 8v.; 1484/85: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1484/85 f. 10v. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 6v.; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 19v., vgl. Ruf, Bibliothekskataloge III,3, S. S. 679 und S. 728. Zusammenfassend Caesar, Schreyer, S. 99-102, siehe auch Gümbel, Stiftungen, S. 103-106, Buzas, Bibliotheksgeschichte, S. 109-110. StadtA Coburg R 11/1495/96 f. 7v. Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3737 f. 7r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 7v.; Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 2 f. 41r.

278

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Nürnberg wurde die Geschichte des Kirchenheiligen schriftlich festgehalten 617 . Es gab also ganz unterschiedliche Notwendigkeiten und Bedürfnisse, die sicher auch durch lokale Faktoren bestimmt wurden. Keiner der Kirchenmeister kaufte spezielle Werke für die in der Kirche gehaltenen Predigten, so dass zu vermuten ist, dass die Geistlichen und Prediger entweder ihre eigenen Bücher verwendeten oder entsprechende Werke gestiftet wurden und dann in der Bibliothek einsehbar waren 618 . Soweit es sich um Bücher mit liturgischen Gesängen handelte, wurden diese in den meisten Städten – im Unterschied zu Wesel – nur selten gekauft oder repariert. In Bielefeld erwarben die Kirchenmeister 1491 ein Antiphonar, während in Dresden in den Jahren 1493 und 1519 die singbuchern ausgebessert wurden 619 . In Wesel wurde die Buchproduktion wesentlich durch das Skriptorium der Fraterherrn bestimmt, die hauptsächlich auf Pergament schrieben. In anderen Städten gebrauchte man vereinzelt schon Papier, was beispielsweise aus einem Eintrag in St. Martin in Bamberg von 1506 hervorgeht, demzufolge iij meßpucher nemlich zwey pergamenten und ein papiern gekauft wurden 620 . Die wenigsten Kirchenmeister schafften bis 1520 gedruckte Bücher an, obwohl es in vielen Städten bereits im 15. Jahrhundert Buchdrucker gab 621 . Sebald Schreyer war auch hierbei eine Ausnahme 622 . Dass es die Weseler Kirchenmeister dank des Skriptoriums der Franziskaner vergleichsweise leicht hatten, Bücher in Auftrag zu geben, belegen Notizen beispielsweise der Kirchenmeister aus Hagenau, Weissenburg und Ellwangen, die Bücher aus den großen Zentren wie Straßburg, Speyer oder Würzburg beschaffen mussten623 . Immer wieder kauften die Kirchenmeister in Bamberg, Coburg, Dresden und Rothenburg Bücher aus Pergament oder Papier oder ließen Bücher einbinden, ohne weitere Details zu notieren 624 . Nachrichten über Buchschmuck wurden nur höchst selten vermerkt, obwohl es illuminierte Bücher sogar in kleinen Kirchen

617 618 619

620 621

622 623 624

LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 5r. Vgl. Meyer, Baireuth, S. 90-91. Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 2 f. 6r.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 165v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1519 o.f.; zu den singbuchern siehe unten Kapitel V.1. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/7 f. 4v. Zum Buchdrucker in Wesel kurz Roelen, Spätmittelalter, S. 118, vgl. StadtA Wesel A7/1502 f. 81r., siehe auch Witte, Kunst Kunstgeschichte 1, 1932, S. 61; zu den Gründen, warum die Weseler Franziskaner nicht auf den Buchdruck reagierten, siehe kurz Gotenburg, Bibliothek, S. 59. Siehe Caesar, Schreyer, S. 100, vgl. Ruf, Bibliothekskataloge III,3, S. 679-680. Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 169; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/18 o.f.; Ellwangen: StA Lugwigsburg B 384/10664 f. 7v. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1494/95 f. 13r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1495/96 f. 7v.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 350v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 99r.,f. 150r., R. 363 f. 110r.; siehe auch Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 150r. und Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/18 o.f.

IV.5. Liturgische Handschriften

279

wie in Herford gab 625 . Sebald Schreyer ließ 1483/1484 zwei Gebetbücher mit etlichen geflorisirten puchstaben und etlich vergult puchstaben verzieren 626 . Eines der in Bamberg zu Beginn des 16. Jahrhunderts angeschafften Bücher scheint sogar recht kostbar gewesen zu sein, denn die Kirchenmeister ließen es illuminieren und ein creuz (...) machen, bevor sie es zum pintenn gaben und spangen bezahlten 627 . Die Riemen oder Schnallen von Büchern wurden lediglich in größeren Kirchenfabriken wie Coburg, Rothenburg und Bamberg erneuert 628 . Die Abnutzung der Bücher hing nicht zuletzt maßgeblich von ihrem Aufbewahrungsort ab. Hierfür gab es drei Möglichkeiten: Die Bücher konnten in der Bibliothek aufbewahrt werden. Sie konnten auch auf den Pulten im Chor liegen oder in der Sakristei eingeschlossen werden. Ob die Bücher in der Bibliothek aufbewahrt wurden, hing wesentlich von ihrer Ausrichtung ab 629 . Sebald Schreyer überprüfte bei seinem Amtsantritt die Werke von St. Sebald und stellte fest, dass sie ser schadhaft worden waren 630 . Viele – vielleicht sogar die meisten – Bücher der Kirchenfabrik waren auf den im Chor stehenden Pulten angekettet. In St. Nikolaus in Wesel ließen die Kirchenmeister 1457 eyn ketken fertigen, dair men eyn brevier aen henget aen den groten pultum 631 . Zwei Jahre später erwarben sie auch zwei Ketten für die Psalter 632 . Für das Schloss, mit dem die Kette am Pult in St. Willibrord zusammengeschlossen wurde, gab es insgesamt drei Schlüssel, so dass es also verschiedenen Personen möglich war, die Bücher auszuwechseln 633 . In seinem Salbuch ordnete Sebald Schreyer die Bücher sogar einzelnen Pulten zu (die pücher in der heren pulpitum unten und oben im kor und die pücher in des schulmaisters pulpitum 634 ). Er ließ auch 1493/1494 zwei Betbücher neu anfertigen, die er dann der gemein pristerschaft daraus zu peten (ge)legt(e) 635 . Manche Werke wie beispielsweise kostbare Handschriften der Evangelien wurden nur zu besonderen Messen verwendet, so dass sie wie in Rothenburg in der Sakristei aufbewahrt wurden636 . Die Geistlichen führten sie beim Introitus mit, so dass die Gemeinde beispielsweise Unterschiede beim Einband bemerken 625 626 627 628

629

630 631 632 633 634 635 636

LKA Bielefeld Herford Münsterkirchenrechnung S. 367. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 19v. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 11r. Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 6v., R 11/1493/94 f. 7r., f. 8r.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 110r., f. 150r.; Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1482/84 f. 13v.; siehe auch StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 150r., StadtA Wunsiedel R 3737 f. 7r. So beispielsweise in Bayreuth: Sitzmann, Baugeschichte, S. 122-123; siehe auch Joachim von Pflummern: Vff der Liberey seindt vil hüpsche Lateinische Predig büecher, auch anndere büecher gelegen, Truckht vnnd geschribne. (Schilling, Zustände, S. 45, auch Angele, Altbiberach, S. 39). LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 19r. Witte, Kunst, S. 66. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 501. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 151. StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 1 f. 6r. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 19v. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 38v.

280

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

konnte. Die Aufgabe der Küster bestand darin, die jeweils benötigten Bücher herauszusuchen und bereitzulegen, wie beispielsweise im Mesnerpflichtbuch von St. Sebald auch festgehalten wurde 637 . Es ist unwahrscheinlich, dass sich die für die hier untersuchten Städte gewonnenen Ergebnisse auf alle Ortschaften und insbesondere auf die kleinen Landstädte übertragen lassen. Noch 1434 rügte eine Basler Provinzialsynode, dass vielerorts die Kirchenmeister nicht ausreichend für die Bücher sorgten 638 . Vergleicht man die Ausgaben der Kirchenmeister während des 15. und frühen 16. Jahrhunderts, so nahm in den Kirchen vor allem die Anzahl der Sammelhandschriften wie beispielsweise der Missale immer weiter zu. Mit der Anschaffung von Büchern verfolgten die Kirchenmeister kaum didaktischen Absichten, denn legt man den Inhalt der Bücher zugrunde, dann kam es ihnen darauf an, dass die Geistlichen die Messe in der vorgeschriebenen Weise lesen konnten 639 . Indem sie dies taten, entlasteten sie die Geistlichen. Ihr Ziel war die Schaffung optimaler Bedingungen für die Seelsorge, wobei sie ihre Mühe im Verlauf des 15. Jahrhunderts intensivierten. Kaum ein Kirchenmeister verfolgte einen besonderen Schwerpunkt bei den Anschaffungen, so dass sich bei den Kirchenfabriken im Vorfeld der Reformation keine Veränderungen konstatieren lassen. Die wachsende Anzahl an Sammelhandschriften lässt sich möglicherweise mit der immer größer werdenden Anzahl an Altären und Privatmessen erklären. Gezeigt werden konnte, welche Bedeutung selbst in den städtischen Pfarrkirchen, und damit nicht nur in Stiften, dem Besitz von für die Messen vorgeschriebenen Büchern zugemessen wurde. Zugleich verdient hervorgehoben zu werden, dass der Besitz einer großen Anzahl von Handschriften unabhängig von der Existenz einer Bibliothek war. IV.6. ORGELN, GLOCKEN, KIRCHTURMUHREN Orgeln Bei Messen waren eigentlich keine Musikinstrumente erlaubt; ausgenommen waren aber Schlaginstrumente, Holz- und Blechinstrumente, die bei Prozessionen mitgeführt wurden, und außerdem die Orgel, der die gleiche Funktion wie dem Chor zukam 640 . Von den untersuchten Kirchen besaßen mindestens St. Sebald in Nürnberg, St. Willibrord in Wesel, St. Marien in Bielefeld und St. Kilian in Windsheim sogar über zwei Orgeln641 . In der Weseler Altstadtkirche wurden die 637 638 639 640 641

Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 9. Pfleger, Kirchenvermögen, S. 17. Vgl. Geiger, Reichsstadt, S. 141, der auf die Bücherstiftung des Ulmer Plebans Ulrich Krafft verweist, die gezielt den Geistlichen zugänglich sein sollte. Heitzenröder, Wetterau, S. 171, wonach die Orgel der Stiftskirche St. Bartholomäus in Frankfurt dem Stiftskapitel unterstand. Zu Bielefeld ausführlich Rüthing, Leben, S. 113-115; zu St. Sebald in Nürnberg Hoffmann, Sebalduskirche, S. 191-192; zu Windsheim siehe Orgeln Kilian, S. 4-6.

IV.6. Orgeln, Glocken, Kirchturmuhren

281

Orgeln als die groite orgell und als Onser Vrouwen orgel bezeichnet 642 . In Coburg scheint es sogar drei Orgeln gegeben zu haben, nämlich zwei unterschiedlich große fest installierte Instrumente sowie ein Portativ 643 . Orgeln waren nicht nur technisch aufwendige, sondern auch teure Instrumente. Zum einen war die Herstellung des Instruments sehr schwierig. Zum anderen gab es viele bewegliche Teile, die erheblichem Verschleiß unterlagen. Die Forschung hat sich bislang allerdings in erster Linie mit neuzeitlichen Orgeln beschäftigt, so dass vielfach unbekannt ist, welche Belastungen die Kirchenmeister bei den Orgeln übernehmen mussten. Dies gilt vor allem für die laufenden Kosten. Die Mehrzahl der mittelalterlichen Orgeln gehörte zu den Blockwerkorgeln, bei denen nur das gesamte Pfeifenwerk von gut hundert Pfeifen gespielt werden konnte 644 . Im Verlauf des 15. Jahrhunderts wurden die Orgeln technisch weiterentwickelt, indem einzelne Register vom Blockwerk abgetrennt oder abgezogen werden konnten, so dass man diese nun nicht nur separat spielen, sondern dank eines verfeinerten Windwerks mehrere hundert Pfeifen verwenden konnte645 . Das hieraus resultierende größere Volumen wollten die Kirchen bald ebenso nutzen wie den verbesserten Klang, so dass die überwiegende Mehrzahl der hier untersuchten Kirchenfabriken mit Ausnahme vermutlich von Wesel und Schmallenberg im Verlauf des 15. oder zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine neue Orgel finanzierte. Man behielt allerdings die bereits existierenden unregistrierten kleinen Orgeln bei und spielte auch weiter auf ihnen. Der Bau einer Orgel war schwierig und langwierig. In Windsheim benötigte der Orgelbaumeister fast zwei Jahre, in Wunsiedel zog sich der Bau über vier Jahre hin, in Rothenburg dauerte er fast fünf Jahre 646 . In wahrscheinlich allen untersuchten Städten entschied man sich dafür, die Orgel an der nördlichen Hochwand des Mittelschiffs unterhalb der Fensteröffnungen zu bauen 647 . Diese „Schwalbennester“ genannten Gestelle mussten nur äußerst selten, wie beispielsweise 14911495 in Hagenau, erneuert und repariert werden 648 . Damit der Organist seinen Arbeitsplatz auch erreichen konnte, musste, wie beispielsweise in der Dresdener

642

643 644 645 646

647 648

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 151, Gefach 37,3 S. 508, zu den mittelalterlichen Orgeln in St. Willibrord siehe sehr kurz und ohne Verwendung der Kirchenrechnungen Kirch, Orgeln, S. 5-6. StadtA Coburg R 11/1497/98 f. 6r., keine verwertbaren Hinweise bei Schammberger, Orgelwerke; zu Portativen Quoika, Positiv, S. 13. Vgl. Quoika, Blockwerk, S. 60-62 mit zahlreichen Beispielen aus dem Mittelalter, auch ders., Positiv, S. 13-17; zur Ausnahme in Windsheim siehe Orgeln Kilian, S. 4-5. Quoika, Blockwerk, S. 64-68. Windsheim: StadtA Windsheim G 37A f. 104v., 105v., 106r. 107v., f. 140v.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3764 f. 7r., R 3765 f. 5r., R 3766 f. 6r., R 3767 f. 6r.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 104v., f. 116v., f. 122r., Wachowski, Geschichte, S. 56, Borchardt, Institutionen, S. 54-55. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 43v. Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 171-172, S. 178, kurz Gunzert, Kirchenleben, S. 29-30, siehe Quoika, Blockwerk, S. 59, der darauf verweist, dass die Hagenauer Orgel sogar ein Rückpositiv hatte.

282

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Kreuzkirche, eine eigene Wendeltreppe aus Stein errichtet werden649 . Für die Orgelbälge zur Erzeugung des notwendigen Winds wurde eine orgelkammer oder balgkamer über dem Gewölbe des Seitenschiffs errichtet 650 . In St. Willibrord in Wesel existierten beide Orgeln bereits vor dem Einsetzen der Kirchenrechnungen. Diesen lässt sich nur sehr wenig über die kleine Orgel entnehmen, die im Chor der Kirche stand 651 . Sie wurde 1493 neu gebaut 652 . Im Jahr 1512 wurde sie im Rahmen des Umbaus der Sakristei versetzt, so dass das holtwerck, also vermutlich die Luftkanäle, geändert werden mussten653 . Diese Arbeiten scheint jedoch kein Fachmann ausgeführt zu haben mit dem Ergebnis, dass der Bürgermeister fünf Jahre später eine Reparatur anordnete. Die Kirchenmeister schickten zunächst einen Boten in die nahe gelegene Stadt Kalkar, doch als der dortige Orgelmeister den Auftrag ablehnte, wurde ein Orgelbauer aus Emmerich verpflichtet, das Instrument zu renouyren 654 . Die zweite so genannte große Orgel war an der Nordwand des Mittelschiffs gegenüber der Kanzel angebracht 655 . Bei dieser Orgel wurden im Verlauf des 15. und 16. Jahrhunderts keine baulichen Veränderungen vorgenommen; sie musste jedoch mehrfach repariert und gestimmt werden. Im Jahr 1418 wurden die Blasebälge ausgetauscht und anschließend die Orgel gestimmt, wobei offensichtlich auch kleinere Reparaturen an den Pfeifen notwendig waren 656 . Acht Jahre später mussten weitere kleinere Arbeiten an den Bälgen und an den Pfeifen in Auftrag gegeben werden, deren Kosten die Stadt ebenso übernahm wie den Lohn für den Orgelmeister 657 . In der Zeit bis 1493 mussten die Kirchenmeister keine teuren Reparaturen finanzieren, da die Stadt einen Fachmann zur regelmäßigen Wartung verpflichtete 658 . In den Jahren 1500 und 1503 mussten dann weitere umfangreiche Reparaturen vorgenommen werden, bei denen nicht nur die Bälge ausgewechselt, sondern auch ein Teil der Orgelpfeifen zumindest repariert, eventuell aber auch ausgetauscht wurden 659 . Nach weiteren drei Jahren mussten die Blasebälge erneut

649 650

651 652 653 654 655 656 657 658 659

StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1514 f. 79v., f. 80v. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1514 f. 79v., StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 30v.; zu den Windladen der mittelalterlichen Orgeln Quoika, Blockwerk, S. 62-64. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 259. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 150, StadtA Wesel A3/5 f. 74v., f. 75v., f. 78r., f. 80v., A3/6 f. 9v. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 259, S. 420, S. 942, S. 943. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 942, S. 943. StadtA Wesel A3/5 f. 38v., siehe Kirch, Orgeln, S. 6. Blasebälge und Stimmen der Orgel: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 175, Reparaturen: Gefach 37,1 S. 175, S. 193. StadtA Wesel A7 1426 f. 270v., 1427 f. 310v. StadtA Wesel A3/5 f. 38r., A3/5 f. 44v. und f. 95v., siehe außerdem AEK Wesel Gefach 37,3 S. 152, S. 211. 1500: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 285, S. 799; 1503: Gefach 37,3 S. 508, S. 509, S. 512, S. 513.

IV.6. Orgeln, Glocken, Kirchturmuhren

283

repariert werden 660 . Wieder drei Jahre später, im Jahr 1509, musste der Orgelmeister Johan erneut gerufen werden, vielleicht nachdem zuvor andere Handwerker erfolglos gearbeitet hatten661 . In der zweiten Weseler Kirche St. Nikolaus auf der Mathena gab es bereits 1441 eine kleine Orgel 662 . In den neunziger Jahren des 15. Jahrhunderts wurde dann wie in St. Willibrord eine zweite Orgel gebaut 663 . Die Arbeiten zogen sich über sieben Jahre hin 664 . Allerdings wurden bereits fünfzehn Jahre später umfangreiche Arbeiten unter anderem an den Blasebälgen notwendig. In diesem Zusammenhang schuf man für das Windwerk und vielleicht auch für den Spieltisch einen eigenen Raum mit einer beschlagenen und durch ein Schloss gesicherten Tür 665 . Im Unterschied zu St. Willibrord konnten die Kirchenmeister von St. Nikolaus auf umfangreiche Spenden zurückgreifen, so dass sie 1518 eine Renovierung der kleinen Orgel in Auftrag geben konnten 666 . In vielen Kirchen war die Orgel in einem eigenen Gehäuse verborgen, das sowohl Schutz als auch Sicherheit bot. In Windsheim bezahlte 1489 die Kirchenfabrik ein gitter auf die orgel 667 . In Rothenburg wie in der Kreuzkirche in Dresden wurden für die neuen Orgeln eine orgelhaube bzw. ein orgelgeheuse gebaut, also ein hölzernes Gehäuse, das die Orgel umgab und den Blicken entzog 668 . Dieser Schrank war der letzte Schritt beim Bau einer neuen Orgel 669 . Bei der kleynen orgellen in St. Willibrord in Wesel wurden 1479 die Türen repariert 670 . Die Orgelgehäuse dienten nicht nur dem Schutz, sondern wurden vielerorts repräsentativ gestaltet: In Koblenz ließ man bereits 1466 den Orgelkasten bemalen 671 . Gleichzeitig mit dem Neubau der Orgel 1476 in Rothenburg fertigte ein Zimmermann ein Gehäuse, und zwei Jahre später erhielt der Maler Peter Grunder den Auftrag, auf den neuen Orgelkasten flugeln (...) zu malen 672 . Auch die Orgeln der Kreuzkirche in Dresden, der Kilianskirche in Coburg und des Ulmer Münsters hatten bemalte Flügel 673 . In St. Willibrord gaben die Kirchenmeister 5rh. fl im Jahr 1439 660 661 662 663 664 665 666 667 668 669 670 671 672 673

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 681. In diesem Zusammenhang wurden auch neue Schlüssel gefertigt. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 848, S. 856, AEK Wesel Gefach 33,1 S. 69. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 466, S. 474, S. 475, S. 503, S. 576, S. 578, S. 614, S. 645, S. 678. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 705. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 224, S. 243, S. 245-248, S. 298, S. 299, S. 301, S. 337. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 382. StadtA Windsheim G 37A f. 133r. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 104v., f. 112v.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1514 f. 79v. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 705. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 231. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 2r. Gehäuse: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 153v.; flugeln (...) zu malen: R. 362 f. 149r. Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1514 f. 80v.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1486 f. 8v.-10r.; Ulm: Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 9; siehe auch die große Orgel in St. Marien in Bielfeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 2 f. 56r.

284

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

aus, van den orgelen to malen 674 . Zur Orgel gehörte auch ein Bild oder eine Figur des Hl. Willibrord 675 . Die kleine im Chor aufgestellte Orgel besaß nach vorne zu öffnende Türen, die Glasscheiben enthielten, durch die ein Teil des Prospekts zu sehen war 676 . Der Aufwand und die Kosten für das Bemalen des Orgelkastens waren denen einer Neufassung eines Altars ähnlich, wie beispielsweise der 1495 in Hagenau zwischen der Kirche und dem Maler Meister Clemens geschlossene Vertrag zeigt 677 . Die Orgeln waren somit mehr als nur Instrumente zur musikalischen Ausgestaltung der Messen, sondern sie dienten zugleich dem Schmuck der Kirche. Aus diesem Grund war die Orgel in einigen Städten einzelnen Heiligen gewidmet: In Coburg bezeichnete der Kirchenmeister die große Orgel als die kilian orgel 678 . Eine der beiden Orgeln in St. Willibrord hieß Onser Vrouwen orgel 679 . Insgesamt waren die Orgeln Instrumente von hohem Wert und großer Bedeutung nicht zuletzt für das Ansehen der Kirche. Dies zeigt sich an den vielen technisch innovativen Orgeln, die gegen Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts gebaut wurden, und die die bisherigen Instrumente ersetzten. Die zugemessene Relevanz zeigt sich aber auch an den Ausgaben für die Bemalung des Orgelgehäuses. Auch wenn die Orgeln nur selten größere Defekte aufwiesen, so stellten sie doch wegen der vielen kleinen und immer wieder notwendigen Ausgaben eine permanente Belastung für den Haushalt der Kirchenfabriken dar. Die Kirchenmeister scheinen diese Ausgaben jedoch nicht nur als unvermeidbar, sondern auch als notwendig erachtet zu haben, wie die fortwährenden Ausbesserungen und Reparaturen zeigen. Glocken Die Verwendung von Glocken war bereits seit karolingischer Zeit vorgeschrieben 680 . Für ihre Beschaffung, den Unterhalt und ihre regelmäßige Verwendung waren im Spätmittelalter bei Pfarrkirchen die Kirchenmeister verantwortlich. Welche Aufgaben dies in der Praxis nach sich zog, ist in der Forschung unbekannt, die sich bislang auf die Erforschung der überlieferten mittelalterlichen Glocken und ihre Herstellung konzentriert hat681 . Zugleich ist bislang nur in Ansätzen geklärt worden, welche Zusammenhänge es zwischen der Kirchenfabrik auf der einen Seite und der Stadt auf der anderen Seite gab, für die die Glocken von entscheidender Bedeutung für die Zeiteinteilung war682 . 674 675 676 677 678 679 680 681 682

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 412. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 211. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 122, S. 140 und S. 231. Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 162-164, kurz Gunzert, Kirchenleben, S. 30. StadtA Coburg R 11/1498/99 f. 8v. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 151. Eisenhofer, Grundriss, S. 92-93, Reinle, Ausstattung, S. 247-251, Walter, Glockenkunde, S. 27-32. Ausführlich zur Historiographie der Glockenforschung Poettgen, Spätgotik, S. 3-6. Grundlegend zur Bedeutung der Glocke für die Stadt: Haverkamp, Glocke, insb. S. 72-82.

IV.6. Orgeln, Glocken, Kirchturmuhren

285

Die Mehrzahl der untersuchten Kirchen besaß wie St. Willibrord mehrere Glocken 683 : Es gab die grote clocke, die vermutlich mit der alten Glocke gleichzusetzen ist und in den Rechnungen auch als alte moeder bezeichnet wird 684 . Daneben gab es die meesterklocke und die mysklocke sowie die myddag klocke und die waeck clocke 685 . Während die beiden letztgenannten wahrscheinlich den Tagesbeginn sowie den Mittag des Tages signalisierten, wurde die ure klocke vermutlich zur vollen Stunde, vielleicht aber auch öfter geschlagen 686 . Erwähnt wird außerdem die orenklocke. Zwei Glocken hatten besondere Namen: die AveMerie klocke und die Onser Lieven Vrouwen klocke. Ob es in St. Willibrord noch weitere Glocken gab, die aber in den Rechnungsbüchern nicht genannt wurden, und ob eventuell einzelne Glocken mehrere Namen trugen, lässt sich den Unterlagen der Kirchenmeister nicht entnehmen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit aber hingen im Turm von St. Nikolaus im Jahr 1500 drei Glocken 687 . Auch anderswo hatten viele Glocken bestimmte Funktionen und wurden nach diesen benannt wie die Mittagsglocke in Windsheim, die Predigtglocke in Rothenburg, die Rats- und die Zinsglocke in Freiburg und die Sturmglocken in Siegen und Nürnberg 688 . Allerdings sind nur aus manchen Städten entsprechende Namen überliefert, so dass längst nicht immer auf eine spezielle Funktion geschlossen werden kann. Überall aber wurde die Gemeinde mit einer Glocke zusammengerufen, und in allen Städten läutete man die große Glocke bei Gefahr und Feuer 689 . Die Funktionszuschreibung kann jedoch nicht absolut gesehen werden, da beispielsweise Sebald Schreyer in seinem Manual festhielt, dass die Sturmglocke von St. Sebald jeden Freitag sowie an insgesamt 25 Tagen im Jahr zur Messe rufen sollte 690 .

683

684 685 686 687 688

689 690

Zu den Glocken in Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1518 o.f., zu den verschiedenen Glocken in Greifswald: StadtA Greifswald Rep. 3/IX Nr. 147/1 f. 4v., in Biberach: Schilling, Zustände, S. 18-19, auch Angele, Altbiberach, S. 21. Siehe Dohrn-van Rossum, Geschichte, S. 190-192, der darauf verweist, dass es in den meisten Städten des Spätmittelalters mindestens drei Glocken gab. grote glocke: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 340; alte Glocke: Gefach 37,2 S. 144; alde moeder: Gefach 37,1 S. 20. meesterklocke: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 426; mysklochke: Gefach 37,1 S. 166; myddag klocke: Gefach 37,2 S. 300, S. 387; waeck clocke: Gefach 37,1 S. 211. Tagesbeginn, Mittag: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 195, S. 220; ure klocke: Gefach 37,1 S. 63, S. 175. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 705. Zu den Funktionen der Glocken vgl. Schilling, Zustände, S. 18-19, auch Angele, Altbiberach, S. 21; Windsheim: StadtA Windsheim G 37A f. 24v., G 38 f. 21r.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 172r., f. 289r.; zu Freiburg zusammenfassend Schadek, Bürgerschaft, S. 116-117; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1477/78 f. 45r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 17v.-18r.; zu Lüneburg ausführlich Wrede, Glocken. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 334, S. 531, S. 576, S. 643, S. 772, Gorissen, Regesten IV, S. 111-112. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 17v.-18r.

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IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Glockentypen und Glockenguss In die Mehrzahl der mittelalterlichen Glocken wurde ein Klöppel eingehängt, der durch die Bewegung der gesamten Glocke gegen den Schlagring stieß. Schlagglocken, bei denen die Glocke ohne Eigenbewegung von außen oder innen durch einen Hammer zum Schwingen gebracht wurde, waren recht selten und wurden in erster Linie in Verbindung mit mechanischen Uhrwerken verwendet 691 . Die meisten Glocken wurden von den Kirchenfabriken finanziert. In St. Willibrord in Wesel wurde im Jahr 1404 eine neue Glocke gegossen 692 . Die weiteren Kirchenrechnungen des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts enthalten dagegen keine Ausgaben für neue Glocken, doch hatten die Kirchenmeister im Jahr 1440 Ausgaben van den klocken up to hanghen verzeichnet 693 . Anders war es bei St. Nikolaus auf der Mathena, wo die Kirchenmeister unmittelbar nach der Erhebung der Kapelle zur Pfarrkirche eine neue Glocke gießen ließen694 . Eine weitere Glocke wurde 1492 gefertigt 695 . Der Guss einer Glocke bedeutete für die Kirchenmeister einen hohen Arbeitsaufwand. Im Jahr 1435 wurde in Wesel auf dem Kirchhof von St. Willibrord ein clockhues errichtet, wo die Glocken gegossen wurden, bevor sie dann im Rathaus aufgehängt wurden 696 . Das Haus musste dann jedoch im Zuge des Neubaus des Kirchturms 1437 abgerissen werden, wurde aber auf der anderen Seite des Friedhofs wieder aufgebaut 697 . Ganz ähnlich gingen die Kirchenmeister von St. Nikolaus in Wesel vor, als 1492 eine neue Glocke gegossen wurde 698 . Als 1435 ein neuer Kirchturm für St. Willibrord gebaut wurde, blieb der alte Turm mit den Glocken erhalten. Erst 1499 verzeichneten die Kirchenmeister eine größere Summe dat gath an den torn dair die groite klock doer gewonden warth, denn für die schweren Glocken wurden besondere Kräne benötigt 699 . Die übrigen Glocken werden nicht genannt, und so ist zu vermuten, dass sie auch weiterhin im alten Kirchturm hingen. Eine Glocke verlangte erhebliche bauliche Maßnahmen, denn der Glockenstuhl, der im Allgemeinen auf dem Kirchturm errichtet wurde und der sowohl das 691

692 693 694 695 696

697 698 699

Siehe zur Stundenglocke von 1516 in Lüneburg Wrede, Glocken, S. 9-10; zur Stundenglocke von St. Sebald in Nürnberg Hoffmann, Sebalduskirche, S. 195-196; ausführlich zum Glockenguss und dem entsprechenden Forschungsstand Poettgen, Spätgotik, S. 6-8. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 37-38, vgl. Hillmann, Gemeinde, S. 150-151; ausführlich zum Glockenguss Walter, Glockenkunde, S. 92ff., siehe beispielhaft Bund, Quellen. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 424. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 23. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 442-444, S. 446, S. 646, S. 647; Beschluss des Rates StadtA Wesel A3/5 f. 69v. clockhues: StadtA Wesel A7 1438 f. 98v., vgl. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 388; Aufhängen im Rathaus: StadtA Wesel A7 1435 f. 597r. (Gorissen, Regesten IV, S. 148), 1436 f. 35v., 1436 f. 31r. (Gorissen, Regesten IV, S. 159), 1437 f. 69r., 1438 f. 100r. (Gorissen, Regesten IV, S. 179). StadtA Wesel A7 1437 f. 68v. (Gorissen, Regesten IV S. 170). AEK Wesel Gefach 33,2 S. 444. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 277; in Regensburg wurden 1459 die Balken eines entsprechenden Kranes als Dachbalken weiterverwendet: Fischer-Kohnert, Dach, S. 92.

IV.6. Orgeln, Glocken, Kirchturmuhren

287

Läuten der Glocke ermöglichen als auch die durch die Glocke und ihr Läuten entstehenden Kräfte aufnehmen und in das Mauerwerk ableiten sollte, musste sehr stabil und dauerhaft sein 700 . Gelegentlich wurde ein Glockenstuhl auch zu ebener Erde errichtet, wenn wie in Stralsund oder Bayreuth der Turm noch nicht fertig gestellt war 701 . Besonders aufwendige Arbeiten bedeutete das Aufhängen zusätzlicher Glocken 702 . War die Glocke gegossen und der Glockenstuhl errichtet, folgte das Emporziehen der Glocke, ein wegen des hohen Gewichts kompliziertes Unterfangen, für das beispielsweise 1508 in Bamberg ein eigenes Seil gefertigt wurde 703 . Die Kirchenmeister der Dresdener Kreuzkirche wollten kein Risiko eingehen und schickten daher Boten los auf der Suche nach einem glockenhenger, der für diesen Auftrag insgesamt vier Wochen benötigte 704 . Eine Glocke konnte zwar einwandfrei gegossen worden sein, doch daraus ergab sich noch lange kein guter und reiner Klang. Die Glocke musste vielmehr optimal mit einem auf sie abgestimmten Joch verbunden werden705 . Dies erkannte man auch schon im Mittelalter, und so ließen die Kirchenmeister von St. Nikolaus auf der Mathena in den Jahren 1500 und 1501 eyn clock (...) verhangen 706 . In St. Willibrord bezahlten die Kirchenmeister im Jahr 1418 2s van der ure klocke te steylen, da sie möglicherweise häufig falsch ging 707 . Sie ließen die Glocke dann 1428 aus unbekannten Gründen umsetzen, mussten aber auch in den folgenden Jahren entsprechende Aufwendungen verzeichnen 708 . Auch in Bamberg und in Wunsiedel wurden Glocken umgehängt, in Bamberg sogar gedreht, um ihr Verhalten und ihren Klang zu verbessern 709 . Zumindest in Wesel verzichtete man – zeitlich begrenzt – auf einen perfekten Klang, denn während der Fastenzeit wurden dort die Klöppel mit Leinen umwickelt und somit klanglich gedämpft 710 . Im Jahr 1517 erhielt der Sattler sogar den Auftrag, vur eyn lerren kap in die klock den klepell mede toe bynden711 . Wahrscheinlich ließen die Kirchenmeister jeweils die misclocke, die waecklocke oder

700 701 702 703

704 705 706 707 708 709 710 711

Vgl. zu Nürnberg LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 10r. Stralsund: Heyden, Stralsund, S. 21-22; Bayreuth: Sitzmann, Baugeschichte, S. 127 und S. 132-133, Engelbrecht, Anmerkungen, S. 205. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 172r., f. 289r., vgl. Fischer-Kohnert, Dach, S. 92. Emporziehen der Glocke: StadtA Dresden A XV b 36 f. 89v., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 21r., StadtA Siegen Kirchenrechnung 1477/78 f. 45r., StadtA Windsheim G 38 f. 21v.; eigenes Seil: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 7r. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 317v., f. 319v., f. 334r., f. 344v. Rolli, Aufhängung, S. 50-51. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 705, Gefach 33,3 S. 16. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 175. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 285, S. 324, S. 336. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/6 f. 5r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3738 f. 9v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 96, S. 182, S. 254, Gefach 33,2 S. 372. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 942, vgl. auch Gefach 37,4 S. 258: eyn nye elerre kappe in die myddaigs klocke.

288

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

die myddaigs klocke dämpfen 712 . Allerdings lässt sich den Rechnungsbüchern nicht zweifelsfrei entnehmen, ob die Klöppel in jedem Jahr oder nur in ausgewählten Jahren umhüllt wurden 713 . Ob auch in anderen Städten Dämpfer verwendet wurden, lässt sich den Kirchenrechnungen der übrigen Orte nicht entnehmen 714 . Im Lauf der Jahre konnten bei den Glocken durchaus Schäden auftreten. Solches passierte beispielsweise in Wertheim und in Windsheim, wo man die Glocken dann auch im Gefach reparierte715 . Dies aber war nicht immer möglich, und so hatte man in St. Willibrord in Wesel einen eigenen fest eingebauten Flaschenzug, daer men klacken mede vp ende af wynden mach 716 . Dieser war auch notwendig, denn als 1505 eyn bant ind 1 bolt an der klocken angebracht werden musste, benötigte der Schmied twee mans die die clock op holpen 717 . Im Jahr 1449 waren auch in St. Nikolaus Reparaturen an der Glocke notwendig 718 . Am meisten wurde der Klang der Glocke durch den klepel beeinflusst. Als Material verwendete man, zumindest in Koblenz und Wesel, weiches Schmiedeeisen, weil damit ein voller Klang möglich war719 . Der Nachteil aber war der hohe Verschleiß. Die Klöppel nutzten sich ab oder zerbrachen mitunter auch720 . Die Kirchenmeister mussten hierfür immer wieder Gelder ausgeben721 . Im Jahr 1467 ließen die Weseler Kirchenmeister den klepel (...) der großen Glocke von St. Willibrord versmeden, elf Jahre später ließen sie den klepell van der myddages klocken weder to maken 722 . Im Jahr 1474 wurden sogar gleich mehrere Klöppel repariert oder neu gefertigt 723 . Ähnliche Beispiele finden sich auch in den Rechnungen der anderen Städte 724 . 712

713

714

715 716 717 718 719 720 721 722 723 724

misclocke: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 243, S. 465; waecklocke: Gefach 37,2 S. 261; myddaigs klocke: Gefach 37,4 S. 258. Im Jahr 1495 wurden sogar drei Glocken umhüllt: Gefach 37,3 S. 207. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 298, S. 377, Gefach 37,2 S. 20, S. 181, S. 243, S. 261, S. 465, S. 370, Gefach 37,3 S. 96, S. 181, S. 182, S. 207, S. 210, S. 230, S. 254, S. 276, S. 381, S. 511, Gefach 37,4 S. 117, S. 942. Allerdings wurden mancherorts hölzerne Klappern anstelle der Glocken verwendet, vgl. Tripps, Bildwerk, S. 116-117. Dabei ist unklar, ob dies lediglich für die Wandlungsglocke oder auch für die großen Kirchenglocken galt wie beispielsweise in Chur (Affentranger, Elemente, S. 146). Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1484-1485 f. 13r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 171v. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 615. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 149. Rolli, Aufhängung, S. 49, ausführlich Walter, Glockenkunde, S. 88ff.; vgl. StadtA Coburg R 11/1489 f. 10r. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 3v. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 126, S. 221, S. 222, S. 237, S. 273, Gefach 37,2 S. 299, S. 300, S. 327, S. 678, Gefach 37,4 S. 656. 1467: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 260; 1476: Gefach 37,2 S. 387. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 356. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/5 f. 6v., Nr. 70.01/9 f. 6r., StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 43r., Nr. 2 f. 28r., StadtA Braunschweig G II 1

IV.6. Orgeln, Glocken, Kirchturmuhren

289

Auch der Glockenstuhl bedurfte konstanter Kontrolle und Wartung. In Nürnberg galt die Vorschrift, dass der Stadtzimmermann für die Kontrolle des Glockenstuhls von St. Sebald zuständig war 725 . In Wesel musste der Zimmermann beispielsweise in den Jahren 1461, 1464 und 1468 bis zu fünf Tage am Glockenstuhl arbeiten, bis alle Probleme behoben waren 726 . Wichtiger aber noch waren die Lager der Joche, die regelmäßig geschmiert werden mussten 727 . Für St. Willibrord bedeutete dies eine nicht zu unterschätzende Belastung, da im Kirchturm mehrere Glocken hingen. Die Kirchenmeister verzeichneten daher ab 1458 nahezu jährlich veit oel smeer, selten sogar Olivenöl 728 . In einigen Jahren mussten die Lager sogar mehrfach geschmiert werden 729 . Die Wartungsarbeiten wurden wahrscheinlich von den Küstern übernommen 730 . Am häufigsten mussten die Kirchenmeister bei den glockenseilen oder glockenstreng, mit denen die Glocken zum Schwingen gebracht wurden, für Ersatz sorgen 731 . Die Seile waren mehrheitlich aus Hanf gefertigt und insbesondere wegen ihrer Länge recht teuer 732 . So wurden sie, wenn sie durch die Bodendecke des Kirchturms gezogen wurden, bei unsauberer Führung durch den Scheuereffekt häufig beschädigt. Dies versuchten die Kirchenmeister von St. Willibrord 1476 durch den Einbau einer eisernen Öse zu lösen 733 . Drei Jahre später versuchten sie

725

726 727 728 729

730 731

732 733

S. 11, StadtA Coburg R 11/1489 f. 10r., StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 18r., Heft 5 f. 61r., Heft 6 f. 16v., StadtA Rostock 1.1.18.2.4, StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 320, StadtA Siegen Kirchenrechnung 1496/97 f. 19v., StadtA Weissenburg B 128/18 o.f., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1514-1515 f. 12v., StadtA Windsheim G 37 f. 61r., G 37A f. 24v., G 38 f. 21r., f. 23v. f. 25r., f. 80r. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 19v.; zu den entsprechenden Ausgaben der Kirchenmeister siehe z.B. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 15r. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 157, S. 198, S. 199, S. 283. Vgl. StadtA Braunschweig G II 1 S. 22, Klink, Hemeling, S. 117. veit: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 145; oel: Gefach 37,2 S. 182; smeer: Gefach 37,2 S. 341; Olivenöl: Gefach 37,2 S. 182, Gefach 37,3 S. 678. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 206, Gefach 37,2 S. 137, S. 145, S. 158, S. 169, S. 182, S. 200, S. 243, S. 316, S. 341, S. 357, S. 372, S. 388, S. 417, S. 428, S. 466, S. 486, Gefach 37,3 S. 10, S. 20, S. 37, S. 55, S. 77, S. 98, S. 125, S. 151, S. 152, S. 154, S. 180, S. 256, S. 381, S. 382, S. 388, S. 391, S. 452, S. 509, S. 512, S. 513, S. 567, S. 614, S. 617, S. 622, S. 678, S. 680, S. 743-745, S. 748, S. 749, Gefach 37,4 S. 37, S. 125, S. 165, S. 313, S. 515, S. 516, S. 610, S. 611, S. 614, S. 615, S. 658; ähnlich St. Nikolaus: Gefach 33,1 S. 61, Gefach 33,3 S. 86. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 428. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 5v., StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. f. 9v., 47v., Nr. 2 f. 6r., f. 17r., f. 28r., StadtA Coburg R 11/1486 f. 6v., R 11/1488 f. 9v., StadtA Dresden A XV b 35 f. 89r., StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 5r., f. 5v., Heft 2 f. 60v., f. 63v., Heft 3 f. 10r., f. 52r., LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4r., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 8v., f. 11v., StadtA Siegen Kirchenrechnung 1496/97 f. 19v., StadtA Weissenburg B 128/18 o.f., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 10v., 1482-1483 f. 11v., 1510 f. 11v., StadtA Windsheim G 36a f. 62r., StadtA Wunsiedel R 3760 f. 4v., R 3761 f. 4r. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 31v. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 387.

290

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

dann außerdem, eine möglichst gute und verschleißarme Führung der Seile durch die Integration in einen der neuen Pfeiler zu erzielen734 . Dies wirkte sich deutlich positiv aus, denn während die Kirchenfabrik bis in die siebziger Jahre nahezu jedes zweite Jahr neue Glockenseile finanzieren musste, so vergrößerten sich die Zeitspannen in den folgenden Jahren 735 . In einigen Jahren konnte man sich auch damit begnügen, die Seile zu spitzen, sie also zu reparieren736 . Besonders häufig hatte man während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Seile der Uhrglocke austauschen müssen, was dann aber gegen Ende des Jahrhunderts entfiel 737 . Ähnliche Aufwendungen mussten auch andere Kirchenmeister wie beispielsweise in Bielefeld leisten 738 . Die anfallenden Kosten standen in Relation zur Anzahl der Glocken: Im Vergleich zu St. Willibrord besaß St. Nikolaus auf der Mathena nur wenige Glocken, so dass die Kirchenmeister auch weniger Glockenseile ersetzen mussten 739 . Glocken waren damit alles andere als wartungs- und verschleißfrei. Manche Kosten ließen sich durch kleine bauliche Änderungen vermeiden, doch setzte dies voraus, dass sich die Kirchenmeister intensiv mit dem Glockenmechanismus beschäftigten. Vielfach war man in der Stadt mit dem Klang der Kirchenglocken unzufrieden, wie die wiederholten Ausgaben für das Umsetzen der Glocken zeigen. Von derartigen Schwierigkeiten abgesehen brauchten sich die Kirchenmeister nur vergleichsweise selten um die Glocken zu kümmern. Allerdings mussten sie regeln, wer die Glocken zu läuten hatte und wann dies erfolgen sollte740 . Die Glocken riefen nicht nur zur Messe, sondern sie wurden auch bei Gefahr geläutet, sie dienten den Bewohnern der Stadt zur Zeiteinteilung und hatten überdies eine repräsentative Funktion für die Kirche wie für die Stadt741 . Es muss daher hervorgehoben werden, dass in den Kirchtürmen zwar viele Glocken hingen, dass sie aber nur zum Teil der Kirche gehörten. Bei manchen Glocken übernahm der Rat die Kosten für die Herstellung. Ob und in welchem Maß dies der Fall war und inwieweit anschließend die Kirchenmeister die Wartungskosten übernahmen, hing von lokalen Faktoren ab. Bei St. Marien in Bielefeld lässt sich nicht nach-

734 735

736 737 738 739 740 741

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 415. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 20, S. 38, S. 97, S. 116, S. 148, S. 166, S. 185, S. 201, S. 221, S. 231, S. 261, S. 273, S. 285, S. 297, S. 311, S. 323, S. 335, S. 346, S. 366, S. 376, S. 412, Gefach 37,2 S. 8, S. 31, S. 44, S. 56, S. 136, S. 157, S. 168, S. 197, S. 260, S. 340; größere Zeitspannen: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 211, Gefach 37,2 S. 426, Gefach 37,3 S. 320, S. 456, S. 616, Gefach 37,4 S. 414, S. 659, S. 939, S. 941. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 453, S. 564. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 116, S. 137, S. 148, S. 211. Rüthing, Leben, S. 110. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 18, S. 183, S. 611, Gefach 33,3 S. 338. Vgl. unten Kapitel VII.1.1. Zur repräsentativen Bedeutung der Kirchglocken Sprandel, Aufschwung, S. 15-16, Tschipke, Lebensformen, S. 29-30; zu Läutordnungen Heinz, Bedeutung, S. 62-64, umfassend Bönnen, Kirche, S. 164-176, kurz Dohrn-van Rossum, Geschichte, S. 187-188, zu Freiburg Albert, Dienstanweisungen, S. 88; zur Funktion der Glocken für die Arbeitseinteilung Fouquet, Zeit; zur Symbolik der Glocke Sauer, Symbolik, S. 146-151.

IV.6. Orgeln, Glocken, Kirchturmuhren

291

weisen, dass sich der Rat an den Ausgaben beteiligte, während der Rat in Wesel immer wieder erhebliche Summen investierte 742 . Kirchturmuhren An vielen mittelalterlichen Kirchtürmen gab es Uhren, die jedoch in den Kirchenrechnungen nur selten erwähnt werden. Bei den meisten handelte es sich um Sonnenuhren. Diese wurden im Verlauf des 15. Jahrhunderts an immer mehr Kirchen durch mechanische (Räder)Uhren ergänzt oder ersetzt, die teils durch Gewichte angetrieben wurden, teils aufgezogen werden mussten743 . Diese wurden – wie beispielsweise die astronomische Uhr in Straßburg – zunächst im Kircheninnenraum aufgestellt. Ausweislich der Kirchenrechnungen wurden spätestens ab dem 15. Jahrhundert weitere einfacher gebaute Uhren in den Kirchtürmen installiert. Im Kirchturm von St. Willibrord gab es bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts eine mechanische Uhr. Im Jahr 1411 wurde das Uhrwerk erneuert, doch kam die Kirchenfabrik nur für die Baumaßnahmen am Turm auf 744 . Außerdem ließen die Kirchenmeister ein neues Ziffernblatt (cyrkel) am Turm aufmalen 745 . Die Uhr blieb nicht auf Dauer im Kirchturm, denn als mit den Bauarbeiten des zweiten Kirchenturms begonnen wurde, brachte man sie 1435 oben im Rathaus an 746 . Was zunächst nur als ein Provisorium gedacht war, wurde wegen der sich hinziehenden Bauarbeiten am Kirchturm zu einer Dauerlösung. Als das Rathaus dann aber 1455/1456 abgerissen wurde, brachte man die Uhr wieder im mittlerweile neu errichten Kirchturm unter 747 . Die Stadt ließ auch oppen kirchtorn een hushen, dar dat werck in steet errichten, um das Uhrwerk durch das Häuschen zu schützen 748 . Dem komplizierten Mechanismus scheint die wechselvolle Aufstellung nicht geschadet zu haben, da erst zehn Jahre später Reparaturen notwendig waren 749 . Auf der Grundlage dieser Rechnungseinträge lässt sich kein eindeutiger Besitzer der Uhr feststellen. Dies änderte sich im Jahr 1485: Wenige Jahre nach dem Ende der Bauarbeiten an der Kirchturmspitze erhielt die Kirchenfabrik eine Stiftung in Höhe von 40rh. fl für ein neues, vermutlich gewichtsgetriebenes Uhrwerk, das nun wohl auch notwendig war, da das alte nicht mehr ordnungsgemäß funktionierte, wie der Rat feststellte 750 . Die neue Uhr war eine technisch wesentlich modernere Schlaguhr, die die Uhrzeit nicht nur auf dem Ziffernblatt am Turm, 742 743

744 745 746 747 748 749 750

Zu St. Marien in Bielefeld Rüthing, Leben, S. 110-111. Zu den Räderuhren des Mittelalters Maurice, Uhren, S. 15-28, ausführlich ders., Räderuhr I, S. 70ff., zu ihrer wachsenden Verbreitung im 15. Jahrhundert Dohrn-van Rossum, Geschichte, S. 150-163; speziell zur Straßburger Uhr Maurice, Räderuhr I, S. 35ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 211. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 97, S. 137, vgl. Maurice, Räderuhr I, S. 78. Gorissen, Regesten IV, S. 139, hierzu Roelen, Spätmittelalter, S. 113. StadtA Wesel A7 1453 f. 42r., 1454 f. 37r. StadtA Wesel A7 1455 f. 35r. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 220, S. 244. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 6; die Seile, an denen die Gewichte hingen, mussten selten ersetzt werden, siehe AEK Wesel Gefach 37,3 S. 210; Feststellung des Rates: StadtA Wesel A3/2 f. 61v.

292

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

sondern auch akustisch mit Hilfe einer Glocke anzeigte751 . Bei der neuen Uhr übernahm die Kirchenfabrik die Kosten für die Aufstellung und Montage sowie für einen eisernen Rahmen, für ein Fenster und für eine Verbindung zur Uhrglocke 752 . Den Rechnungsbüchern lassen sich keine Details über das Schlagwerk entnehmen. Im Jahr 1485 wurde ein weitgehend verschleißfreier Mechanismus eingebaut, so dass in der Folgezeit kaum noch Ausgaben anfielen 753 . Erst im Jahr 1495 mussten kleinere Arbeiten an der Uhr vorgenommen werden 754 . Ähnliche Arbeiten waren in den Jahren 1501 bis 1503 notwendig 755 . Im Jahr 1503 kauften die Kirchenmeister sogar Olivenöl zum Schmieren des Uhrwerks 756 . Möglicherweise vermuteten sie unbefugte Manipulationen, als sie 1505 neue Schlüssel für das Uhrwerk anfertigen ließen 757 . Im Jahr 1508 wurde dann sogar ein Uhrmacher aus Kleve für ein Jahr eingestellt, um der Probleme Herr zu werden 758 . Eine Uhr gab es auch im Kirchturm von St. Nikolaus auf der Mathena. Das Jahr ihrer Aufstellung ist unbekannt 759 . Das Uhrwerk musste 1473 gewartet werden, und vielleicht fasste man in diesem Zusammenhang den Entschluss, ein neues anzuschaffen 760 . Dies stand wahrscheinlich auch im Zusammenhang mit dem Neubau des Kirchturms. Ein Jahr vor der Einwölbung des Kirchturms 1478 gaben die Kirchenmeister dann knapp 30rh. fl für eine neue Uhr aus und ließen den Zimmermann eine Art Verschlag bauen. Das alte Uhrwerk gaben sie in Zahlung 761 . Offensichtlich aber erschien die Uhr noch nicht prächtig genug, denn 1483 und 1487 ließen die Kirchenmeister die Uhr jeweils stofferen, also schmücken und verzieren 762 . Die Uhr lief offensichtlich problemlos, denn nur in wenigen Jahren fielen Reparaturen an 763 . Im Unterschied zur Altstadtkirche war die Uhr von St. Nikolaus mit keiner Uhrglocke verbunden. Die beiden Uhren hatten damit eine ganz unterschiedliche Bedeutung: Während die Uhr von St. Willibrord als Stadtuhr galt, so dass sich der Rat auch an den Kosten beteiligte, gehörte die Uhr von St. Nikolaus ausschließlich der Kirchenfabrik. Bei beiden Kirchen wurden Reparaturen Fachmännern übertragen, und bei beiden Kirchen waren die Küster für das Stellen der Uhr und

751 752 753 754 755 756 757 758 759 760 761 762 763

Siehe zu diesem Uhrtyp Dohrn-van Rossum, Geschichte, S. 99-100, S. 106-110, Maurice, Räderuhr I, insb. S. 75-78. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 8, S. 9, S. 10. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 63, S. 175, S. 211, S. 273. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 208, S. 210. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 383, S. 455, S. 513, S. 616, S. 681. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 513, vgl. Fouquet, Bauen, S. 389-390. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 616. StadtA Wesel A3/13 f. 26v.; 1511 traten erneut Defekte auf: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 127. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 656. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 92. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 150, S. 167. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 258, S. 326. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 348, S. 416, S. 575, Gefach 33,3 S. 86.

IV.6. Orgeln, Glocken, Kirchturmuhren

293

für die Wartung des Uhrwerks zuständig 764 . Während aber der Rat der Stadt bei St. Willibrord ab 1453 die Küster bezahlte, trugen bei St. Nikolaus die Kirchenmeister die Kosten 765 . Längst nicht allen Städten aber wurde die Uhrzeit bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts am Kirchturm angezeigt. St. Stephan in Wien, um nur ein Beispiel zu nennen, erhielt erst 1445 ein Ziffernblatt 766 . Bei Kirchen, deren Turm eine Uhr trug, übernahmen in erster Linie die Städte wie in Dresden und Wien die notwendigen Kosten 767 . Ausnahmen waren beispielsweise St. Marien in Bielefeld und St. Sebald in Nürnberg: Das Bielefelder Stift war rechtlich wie wirtschaftlich von der Stadt unabhängig, so dass die Kirchenfabrik 1482 eine neue Uhr auf eigene Rechnung beschaffte und unterhielt768 . In Nürnberg legte man hohen Wert auf eine besonders moderne Uhr. Sebald Schreyer ließ daher ein Uhrwerk installieren, das alle Viertelstunde die Zeit schlug 769 . Insgesamt kamen mechanische Uhren an Kirchtürmen erst im Verlauf des 15. Jahrhunderts auf, doch am Ende des späten Mittelalters verfügte fast jede Pfarrkirche über eine solche Uhr. Dies spricht nicht nur für die Innovationsfreude der Gemeinden, sondern auch für die Bedeutung der technischen Neuerung, die das Zusammenleben in der Stadt im Verlauf des 15. Jahrhunderts zunehmend prägte 770 . Gerade weil die Uhren der gesamten Stadt dienten, belasteten sie den Haushalt der Kirchenfabriken nur wenig, denn wesentliche Kosten trug die Stadt. Erneut zeigt sich damit, dass die Kirchenmeister nur für einen Teil der Ausstattung der Kirche verantwortlich waren, und dass es eine enge Kooperation zwischen Kirchenfabrik und Rat gab 771 .

764 765

766 767

768 769 770 771

Zu den Orgelmeistern siehe unten Kapitel VII.1.3., zu den Küstern Kapitel VII.1.1. St. Willibrord: StadtA Wesel A7 1434 f. 539r., 1434 f. 560v., 1453 f. 37v., 1453 f. 42r., 1454 f. 32r., 1454 f. 37r., 1455 f. 35r., f. 46r., 1457 f. 33r., 1458 f. 31v., 1459 f. 38v., 1460 f. 24v., 1461 f. 37r., 1462 f. 34r., 1463 f. 37r., 1464 f. 33r., 1465 f. 37v., 1466 f. 41r., 1467 f. 34v., 1469 f. 31v., 1470 f. 32r., 1471 f. 31v., 1472 f. 33v., 1474 f. 28v., 1475 f. 34r., 1476 f. 64r., 1477 f. 36r., 1478 f. 35r., 1479 f. 38r., 1480 f. 45r., 1481 f. 32r., 1482 f. 35r., f. 38r., 1483 f. 37v., 1484 f. 32r., 1485 f. 30v., 1487 f. 122r., 1489 f. 281r., 1490 f. 345v., 1491 f. 424v., 1492 f. 475v., f. 502v., 1493 f. 568r., 1494 f. 637r., 1495 f. 77r., 1496 f. 165r., 1497 f. 242r., f. 247v., 1498 f. 348r., 1499 f. 445r., 1500 f. 519r., 1501 f. 58v., 1502 f. 173v., 1503 f. 297r., 1504 f. 99v., 1506 f. 82r., 1507 f. 678r., 1508 f. 82v., 1509 f. 152v., 1511 f. 297r., 1512 f. 424v., 1513 f. 512v., 1515 f. 186r., 1517 f. 383r., 1518 f. 464r., 1519 f. 542r.; St. Nikolaus: AEK Wesel Gefach 33,2 S. 323, S. 348, S. 415, S. 440, S. 466, S. 573, S. 608, Gefach 33,3 S. 107, S. 334. Kerschbaum, Uhren, S. 424. Zu Dresden Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 281; zu Wien Kerschbaum, Uhren, S. 423-424; zu Nürnberg detailliert Sander, Haushaltung, S. 476-477; zu Wunsiedel Jäger, Wunsiedel I, S. 193. StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. . 23v., f. 27v., f. 47v., f. 48v. , vgl. Rüthing, Leben, S. 110-111. Mummenhoff, Anbringung, S. 272, kurz Maurice, Räderuhr I, S. 75. Vgl. Tschipke, Lebensformen, S. 32-33. Vgl. Ranft, Basishaushalt, S. 166, der darauf verweist, dass der Lüneburger Rat das Uhrwerk jährlich justieren ließ.

294

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

IV.7. SICHERHEIT UND SCHUTZ In deme jare Christi 1392 do wurden to Lubeke unde to Hamborch vele deve unde kerkenbrekere begrepen, de vorrichtet worden mit rechte; unde was bi langen jaren ne so grot scade scheen in der wise, alse in der tyd. 772 Angesichts der vielen Preziosen der Kirchenfabrik ist es schwierig zu beurteilen, wie sehr sich die Kirchenmeister um die Sicherheit ihrer Kirche sorgten und wie schwer die Verantwortung auf ihnen lastete. In Wesel gab es ausweislich der Kirchenrechnungen gegen Ende des 15. Jahrhunderts einige Zwischenfälle: Im Jahr 1478 wurden mehrere Fensterscheiben von St. Willibrord eingeworfen 773 . Während der Jahre 1501 bis 1505 traten immer wieder Defekte an der Uhr im Kirchturm auf, die offensichtlich nur schwer zu erklären waren, da das Uhrwerk von 1489 bis 1500 tadellos funktioniert hatte. Sicherheitsprobleme gab es auch in anderen Städten 774 : In Marburg stahlen Diebe 1462 mit Hilfe von Leimruten Münzen aus dem Opferstock der Pfarrkirche 775 . Aus der Kreuzkirche in Dresden wurde 1475 eine Monstranz gestohlen. Zusätzlich zu dem materiellen Verlust musste es die Gemeinde hinnehmen, dass über die ganze Stadt das Interdikt verhängt wurde, bis der Räuber gefasst und hingerichtet worden war 776 . Unbefugte verschafften sich 1498 Eintritt in die Kirche St. Kilian in Windsheim und entwendeten einen Kelch. Ihnen gelang die Flucht bis Nürnberg, wo sie das Diebesgut verkauften, dann aber dort ergriffen wurden 777 . Alle Sicherheitsvorkehrungen nützten aber nichts, wenn wie in Köln 1446 der Pfarrer liturgische Geräte veruntreute 778 . Aus der Nürnberger Frauenkirche stahl der Küster ein Messgewand, das aber wieder in den Besitz der Kirche zurückkam 779 . Auch Unglücksfälle kamen immer wieder vor, so dass die Kirchenmeister die Kirche und ihr Inventar schützen mussten. In St. Willibrord verbrannte im Jahr 1507 aus unbekannten Gründen die Bahre, mit der das Heilige Kreuz auf Prozessionen mitgeführt wurde 780 . Die Kirchenmeister hatten daher drei Aufgaben: Erstens mussten sie dafür sorgen, dass der Besitz der Kirchenfabrik so sicher wie möglich verwahrt wurde. 772 773 774

775 776 777 778 779 780

Chroniken der deutschen Städte, Lübeck 2, S. 47. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 416. Vgl. die Auflistung bei Fritz, Goldschmiedekunst, S. 29-30, siehe auch Bertram, Dorfpfarrer, S. 181-182, zu Stralsund Heyden, Stralsund, S. 22; zum Begriff der Sicherheit für die Stadt Dinges, Sack, Großstädte, S. 12ff, auch S. 49ff., Hoffmann, Bürgersicherung, S. 103ff.; zu rechtlichen Aspekten des Diebstahls in Kirchen Herzog, Strafensystem Rothenburg, S. 69–70. Klüssendorf, Kirchenopfer, S. 58-59. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 323. StadtA Windsheim G 38 f. 80r. Huiskes, Ratsmemoriale, S. 209. Metzner, Salbuch, S. 20, weitere Beispiele für Kirchenraub bei Martin, Verbrechen, S. 145146. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 746.

IV.7. Sicherheit und Schutz

295

Zweitens hatten sie für die Sicherheit der Kirche zu sorgen, so dass möglichst keine Unbefugten Zutritt erlangen konnten, und drittens mussten sie dafür sorgen, dass die Kirche wie auch die zur Kirchenfabrik gehörenden Immobilien vor Katastrophen geschützt wurden. Opferstöcke Bargeld wurde in allen Kirchen in Opferstöcken gesammelt, in denen es zugleich aufbewahrt wurde, da die Stöcke in den meisten Kirchen nur einmal im Jahr geöffnet wurden 781 . In St. Willibrord in Wesel standen mehrere Opferstöcke 782 . An den beschlagenen Kästen gab es nahezu keine Verschleißteile, so dass die Kirchenmeister auch nur wenig Arbeit mit den Stöcken hatten. Arbeiten fielen nur an, wenn Schlösser wie 1461 und 1494 für den Heilig-Kreuz-Stock erneuert werden mussten 783 . Im Jahr 1477 ließen die Kirchenmeister den St. Annen-Stock beschlagen und mit Schlössern versehen, und die gleiche Arbeit war 1511 beim Stock des Hl. Willibrord notwendig 784 . Bei anderen Stöcken scheinen keine Aufwendungen nötig gewesen zu sein, denn die Kirchenmeister verbuchten keine entsprechenden Ausgaben. In St. Nikolaus gab es zunächst nur einen Kirchenstock, der zum AntoniusAltar und damit zum wichtigsten Heiligtum der Kirche gehörte. Ein zweiter Stock wurde 1470 in Auftrag gegeben und im folgenden Jahr beschlagen 785 . Um für alle Besucher seinen Zweck zu verdeutlichen, ließen die Kirchenmeister toe malen van sunte Anthonius 786 . In ähnlicher Form wie in Wesel gab es in nahezu allen anderen Kirchen Opferstöcke. Sie wurden in den Kirchenrechnungen kaum direkt erwähnt, da während des Untersuchungszeitraumes lediglich neue Schlösser und Schlüssel angeschafft wurden. In einigen wenigen Städten standen Opferstöcke auch außerhalb des Kirchengebäudes 787 . Ob und inwieweit damit Sammelbüchsen an den Kircheneingängen wie in St. Willibrord gemeint waren, lässt sich den Rechnungen nicht entnehmen. Außerdem gab es in einer ganzen Reihe von Kirchen Opferstöcke, die lediglich zu bestimmten Kirchenfesten aufgestellt wurden. Dies war in erster Linie der Osterstock, den es in Nürnberg, Coburg, Wunsiedel, und in beiden Bamberger Pfarrkirchen gab 788 . Dieser Sammelkasten war nicht sehr groß, wurde 781 782 783 784 785 786 787 788

Hierzu ausführlich unten Kapitel VI.1.4. Siehe unten Kapitel VI.1.4. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 156, S. 167. St. Annen-Stock: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 401; Stock des Hl. Willibrord: Gefach 37,4 S. 122. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 44. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 59, Witte, Kunst, S. 67. Biberach: Schilling, Zustände, S. 49, auch Angele, Altbiberach, S. 39. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 7r., Nr. 70.01/3 f. 6r., Nr. 70.11/1 f. 42v., Obere Pfarre Küsterrechnung 1474/75 f. 8r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1492/93 f. 5r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 77r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3730 f. 4v. Den Rechnungen ist nicht im Detail zu entnehmen, welche Besonderheiten der osterstock aufwies, doch wurden regelmäßig mehrere Pfund

296

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

er doch in St. Martin in Bamberg mit dem Diminutiv stocklein fur die altar in der karwochen bezeichnet 789 . Überall legten die Kirchenmeister ganz besonderen Wert darauf, dass die Kisten so gut wie möglich gesichert waren: In Dresden beschlug der Schmied 1463 den stogk zum heiligen crutz, und dreißig Jahre später wurde die lade beschlagen 790 . Ebenso wurden wiederholt in Rothenburg und Koblenz Stöcke beschlagen 791 . Dieselbe Arbeit gaben auch die Kirchenmeister kleinerer und mittlerer Kirchenfabriken wie in Bielefeld und Windsheim in Auftrag 792 . Truhen und Schränke Insgesamt waren alle Kirchenmeister darum bemüht, die ihnen anvertrauten Gegenstände zu schützen, indem sie diese in Kästen, Truhen und Schränken in der Sakristei wegschlossen 793 . In St. Willibrord verfügten manche Altäre über verschließbare, teilweise sogar gemauerte Fächer 794 . Die meisten Kleinodien der Kirche wurden, verpackt in ledernen Säckchen, in einer Truhe in der Sakristei aufbewahrt, deren Schloss man im Jahr 1491 erneuerte 795 . Es kann diese Truhe gewesen sein, die 1517 durch eine van den muntmeister eyn beslaigen kists ersetzt wurde 796 . Für größere Preziosen wie das Heilige Kreuz gab es sogar eine eigene Truhe 797 . Außerdem ließen die Kirchenmeister in den Jahren 1475 und 1501 nicht näher spezifizierte Laden anfertigen798 . Als die Sakristei 1511 neu gebaut und vergrößert wurde, gaben die Kirchenmeister auch einen nye kast in Auftrag, der gemessen an der investierten Summe ganz erhebliche Ausmaße gehabt haben dürfte 799 . Auch die Paramente wurden in der Sakristei aufbewahrt800 . Die Ornate lagen in einem 1463 erneuerten Schrank 801 . In den Jahren 1513 und 1514 wurde ein

789 790 791

792 793 794 795

796 797 798 799 800

Wachs für ihn verwendet: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 7r., Nr. 70.01/3 f. 6r.; vgl. StadtA Wunsiedel R 3730 f. 4v. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 6v. stogk zum heiligen crutz: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 42r.; lade: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 165v. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 64v., f. 103v.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 6 f. 21r. Der Stock war bereits 1484 vom Weihbischof geweiht worden: ebd. Heft 3 f. 24r. Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 19r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 18v., f. 78r., f. 106r., f. 109v., f. 125v., f. 149r., f. 191r., f. 200r. Vgl. Borchers, Kirchenschatz St. Johann, S. 121-122, der für St. Johann in Osnabrück drei Schränke auflistet. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 180, Fritz, Goldschmiedekunst, S. 76 mit weiterer Literatur; Schilling, Zustände, S. 44, auch Angele, Altbiberach, S. 36. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 96. Legt man die Anzahl der erwähnten Schlösser und Beschläge zugrunde, dann waren wahrscheinlich alle Truhen durch Schlösser gesichert, vgl. Gefach 37,1 S. 211, Gefach 37,3 S. 123, S. 255 und S. 566. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 658. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 180 AEK Wesel Gefach 37,2 S. 370, Gefach 37,3 S. 392. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 171, S. 212. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 457.

IV.7. Sicherheit und Schutz

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kastz dair men die ornamenten inne besinth gefertigt, also ein Wäscheschrank mit neun nye laiden, der extra durch hantgehengkens, also durch Vorhängeschlösser, gesichert wurde 802 . Diese Art der Aufbewahrung schützte die Kleidung, da in der Sakristei auch beispielsweise die in der Kirche benötigte Kohle gelagert wurde 803 . Die Kerzen ließen die Kirchenmeister in eyn kystken aufbewahren, die 1462 vom Stuylsnyder gezimmert und beschlagen worden war 804 . Es handelte sich vermutlich um einen Kasten, in den der Küster oder die Geistlichen die neuen oder die gebrauchten Kerzen legten und wieder entnehmen konnten, da offensichtlich nach der Messe das gesamte Altargerät samt Kerzenleuchtern wieder in die Sakristei gebracht wurde. Der Kerzenkasten war jedoch angesichts der wachsenden Anzahl an Altären bald zu klein, so dass 1482 ein neuer kerssenkast angefertigt wurde 805 . Der genaue Unterschied zu der kyst, die dann im Jahr 1491 in Auftrag gegeben wurde, dar die Costern oer kersen in leggen, lässt sich nicht erkennen 806 . Wahrscheinlich aber gingen die Geistlichen nach Meinung der Küster oder der Kirchenmeister zu verschwenderisch mit den Kerzen um oder es hatte Streit gegeben, denn die Kiste erhielt nun ein Schloss 807 . 1504 wurde eine neue Kerzenlade gefertigt, die wiederum mit einem Schloss versehen war 808 . Die Funktion der twee dennen boirden, dair men eyn kast aff maickten, dair men die waßkerssen insetten, die von den Kirchenmeistern 1417 und 1506 gekauft wurden, bleibt unklar 809 . In ähnlicher Weise wurde auch die Sakristei von St. Nikolaus genutzt. Ihre Ausstattung wurde 1496 erneuert: Die Kirchenmeister kauften einen kast, der möglicherweise für die Gewänder bestimmt war, einen schapp (Schrank), dar men dat syluer werck yn leget, der außerdem beschlagen wurde, sowie eyn bryff kysken 810 . Besonders schützten die Kirchenmeister die Reliquie des Hl. Antonius, denn nachdem die Kiste bereits 1451 neu beschlagen worden war, ließen sie 1462 wiederum die Beschläge erneuern und ein Schloss mit drei Schlüsseln anfertigen 811 . Im Jahr 1520 wurde der kasten erneuert 812 . Im Interesse der Sicherheit wurden auch noch weitere Einrichtungsgegenstände wie das Pult im Chor von St. Willibrord oder die Kanzel in St. Nikolaus mit einem Schloss versehen 813 .

801 802 803 804 805 806 807 808 809 810 811 812 813

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 181. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 318, S. 415. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 486. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 167. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 475. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 102. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 96. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 96, S. 566. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 166, Gefach 37,3 S. 679. Witte, Kunst, S. 70, S. 71. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 229, Witte, Kunst, S. 67. Witte, Kunst, S. 77, S. 78. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 402, Gefach 33,1 S. 180.

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IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Auch in den übrigen Städten schlossen die Kirchenmeister die liturgischen Geräte und Kleidungsstücke in Schränken und Truhen ein814 . In Biberach wurden laut der Beschreibung von Joachim von Pflummern die Messgewänder, die Kelche und auch die Messbücher in drei großen Schränken in der Sakristei aufbewahrt 815 . Die Reliquien und die Monstranz wurden in einer gemauerten Wandnische in der Sakristei weggeschlossen 816 . Manche Geistliche durften Kelche und Patenen mit nach Hause nehmen 817 . In Rothenburg und Siegen hingen am Sakramentshaus Schlösser, ebenso an den Tabernakeln in Coburg, Rothenburg und Siegen 818 . Die Monstranzen passten nicht überall in die Truhen und Schränke, so dass für sie beispielsweise in Wesel, Osnabrück, Bremen und Basel eigene beschlagene Kästen angefertigt wurden 819 . Selbstverständlich waren auch Schreine wie der des Hl. Sebald in Nürnberg durch Schlösser gesichert 820 . In Koblenz standen zwei Schränke in der Sakristei, wobei in dem einen die liturgischen Gefäße und in dem anderen die Pyxis und die Monstranzen aufbewahrt wurden 821 . In Wertheim, wahrscheinlich auch in Wunsiedel lagen die Kelche dagegen in einer großen Truhe 822 . In der Dresdener Frauenkirche wurde 1485 ein Kasten neu angeschafft, während die wichtigen Dokumente der Kreuzkirche in der brieflade mit sloß und bant lagerten 823 . Außerdem gab es eine gelt lade mit ij schlosseln, in der offensichtlich die Überschüsse der Kirchenfabrik eingeschlossen waren 824 . Das Kirchengebäude Alle Kirchenmeister achteten darauf, dass die Kirchentüren sicher verschließbar waren und regelmäßig auch verschlossen wurden. Von ähnlicher Bedeutung war, 814 815 816

817 818

819 820 821

822 823 824

Zu Coburg siehe Berbig, Inventar, S. 503; zu Wunsiedel StadtA Wunsiedel R 3757 f. 3v. Schilling, Zustände, S. 44, auch Angele, Altbiberach, S. 36. Schilling, Zustände, S. 25 und S. 44, auch Angele, Altbiberach, S. 36; vgl. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1507 o.f., zur Sakramentsnische in St. Sebald in Nürnberg Marx, Ostchor, S. 65; insgesamt knapp Reinle, Ausstattung, S. 26, vgl. Schaich, Sakristeien, S. 93. Schilling, Zustände, S. 44, auch Angele, Altbiberach, S. 36; vgl. Fritz, Goldschmiedekunst, S. 76. Sakramentshaus: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 152., StadtA Siegen Kirchenrechnung 1487/88 f. 27v.; Tabernakel: StadtA Coburg R 11/1501/02 f. 7r., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 152., StadtA Siegen Kirchenrechnung 1487/88 f. 27v. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 77, ausführlich Fritz, Goldschmiedekunst, S. 77 mit weitere Literatur und Abbildungen. Siehe oben Kapitel IV.1, vgl. Fritz, Goldschmiedekunst, S. 76. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 47r., Heft 4 f. 8r., siehe auch Borchers, Kirchenschatz St. Johann, S. 121-122, dessen Aufzählung der Schrankinhalte von St. Johann in Osnabrück zeigt, dass in den Schränken Tücher ebenso wie liturgische Geräte aufbewahrt wurden. Ebenso Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 9v. Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1486-1487 f. 32v.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3757 f. 3v. Frauenkirche: StadtA Dresden A XV b 35 f. 54r.; Kreuzkirche: A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 167r. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 165v.

IV.7. Sicherheit und Schutz

299

dass sie den Zugang zu den Räumen beschränkten, in denen die Preziosen aufbewahrt wurden. Die Sicherung der Türen an den Eingängen zur Kirche kostete die Weseler Kirchenmeister das meiste Geld, da die Türen der beiden Pfarrkirchen mit Schlössern, teilweise auch mit Riegeln, gesichert waren, für die die Kirchenmeister immer wieder neue Schlüssel oder gar Schlösser anfertigen ließen 825 . In seltenen Fällen mussten die Schlösser aus technischen Gründen ersetzt werden: Im Jahr 1480 war in St. Willibrord dat slot an die kerckdoer (...) toe broken, so dass die Kirchenmeister den Auftrag geben mussten, dat aff doen slaen ind weder dran maken, was jedoch zugleich bedeutete, dass sie enen nyen sloetel anfertigen lassen mussten 826 . Derartige technische Defekte kamen auch in anderen Kirchen vor, traten jedoch nur in Ausnahmefällen auf: Lediglich in Wertheim brach 1485/1486 das Schloss ab, während in Koblenz 1481 der Schlüssel stecken blieb oder im Schloss durchbrach 827 . Bei den Reparaturversuchen wurde dann auch das Schloss beschädigt, so dass es ebenfalls repariert werden musste 828 . Sieben Jahre später musste das Schloss dann ganz ausgetauscht werden 829 . Sebald Schreyer in Nürnberg verkaufte etlich gantz poß zuprochen schlussel, doch ist seinen Aufzeichnungen nicht zu entnehmen, wie viele Schlüssel es waren und wie alt sie waren830 . Neue Schlüssel gaben die Weseler Kirchenmeister insbesondere bei ihrer Amtsübernahme in Auftrag. Johann van Rijn ließ 1411, wie gezeigt, die Schlüssel zu den Türen vergrößern 831 . Noch rigoroser gingen die Kirchenmeister Ende der fünfziger Jahre des 15. Jahrhunderts vor: Zwischen den Jahren 1453 und 1457 sind aus unbekannten Gründen für St. Willibrord keine Rechnungen überliefert. In den drei Jahren nach 1457 ließen die Kirchenmeister dann offensichtlich alle Türschlösser und Schlüssel sowie einen Teil der Beschläge austauschen. Vermutlich wurde für die große Tür der Kirche sogar eyn slaet myt twe pipsloettel gefertigt, also wegen der hohlen Schlüsselhalme ein besonders aufwendiges Schloss 832 . Henrich ten Werd und Bernt Scholten, die dann 1461 das Amt übernahmen, ließen nicht nur das Vorhängeschloss des Hauptaltars erneuern sowie für drei Kisten zusammen vier neue Schlösser anfertigen, sondern sie kauften auch ein neues Schloss mit zwei Schlüsseln und ließen zwei weitere Schlüssel anfertigen 833 . Als 825

826 827 828 829 830 831 832 833

Riegel: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 119; neue Schlüssel und Schlösser: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, S. 116, S. 119, S. 126, Gefach 37,2 S. 145, S. 151, S. 152, S. 158, S. 180, S. 181, S. 198, S. 220, S. 221, S. 244, S. 340, S. 426, S. 438, S. 465, S. 475, Gefach 37,3 S. 59, S. 101, S. 157, S. 208, S. 257, S. 277, S. 320, S. 381, S. 383, S. 453, S. 456, S. 508, S. 509, S. 510, S. 512, S. 514, S. 567, Gefach 37,4 S. 612, S. 789, S. 975, Gefach 33,1 S. 180, S. 198, Gefach 33,2 S. 18, S. 243, S. 612, Gefach 33,3 S. 16, S. 38, S. 62, S. 85, S. 109. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 438. Zu Wertheim StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 26v. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 5v. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 45v. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 127r. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 104. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 145, S. 151, S. 152. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 158.

300

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

dann 1462 eine neue Kirchentür eingesetzt wurde, ließ man diese sogar durch gleich zwei Schlösser sichern 834 . Im folgenden Jahr wählte dann der Rat Elys Ledersnijder zum Nachfolger von Bernt Scholten, und erneut wurde ein Schlüssel für die große Tür sowie ein Schloss mit sechs Schlüsseln in Auftrag gegeben 835 . In den achtziger und neunziger Jahren veranlassten die jeweils neuen Kirchenmeister keinen Austausch der Türschlösser. Lediglich im Jahr 1492, dem Jahr des Amtantritts von Derick van Galen und Evert Witink, wurden Ausgaben für eyn slaet an eyn kyste verbucht, so dass möglicherweise die Kiste mit den Kleinodien der Kirchenfabrik neu gesichert wurde 836 . Als dann im Jahr 1500 Jan Trippemeker von Derick van Galen das Amt übernahm und kurz darauf der zweite Kirchenmeister Herman Saelen starb, wurde das slayt an die groite doer myt eyn slottell erneuert 837 . Zugleich gaben die Kirchenmeister ein Schloss samt Beschlag und fünf Schlüsseln in Auftrag, und der slaitemeicker fertigte zusätzlich noch 3 slottelen 838 . Im Jahr 1502 verbuchten sie Ausgaben für weitere 5 pyep slottelen, also hohle Schlüssel, vermutlich für die große Tür 839 . Ähnliche Ausgaben wie die Kirchenmeister von St. Willibrord verzeichneten auch die Verantwortlichen von St. Nikolaus auf der Mathena. Sie maßen den Schlüssel aber vergleichsweise weniger Relevanz zu. Als Henric Scholten 1469 das Amt übernahm, ließ er neue Schlüssel anfertigen 840 . Für die Schule auf der Mathena in Wesel wurden nach Ausweis der Kirchenrechnungen lediglich in den Jahren 1450 und 1501 neue Schlüssel, nicht aber neue Schlösser benötigt 841 . Derik Bodde und Claus Plenk, die 1504 zu Kirchenmeistern ernannt wurden, ließen die Schlösser und Schlüssel der Kirche wie auch der Schule austauschen, obwohl für die Kirche in den beiden vorangegangenen Jahren neue Schlüssel angeschafft worden waren 842 . Claus Penk blieb dann nur ein Jahr im Amt, und so wurden 1505 erneut drei Schlösser samt Schlüsseln in Auftrag gegeben 843 . Zusätzliche Sicherheit wurde durch das Verschließen der Sakristeitüren beider Weseler Pfarrkirchen gewonnen 844 . Im Jahr 1460 wurden ein Schloss samt Beschlag ausgewechselt und vier neue Schlüssel gefertigt 845 . Im Jahr 1466 gaben die Kirchenmeister dann sogar besonders aufwendig 8 pijpslottelen, also Schlüssel mit einem hohlen Halm, für die Schlösser zur Sakristei in Auftrag846 . Die Fenster

834 835 836 837 838 839 840 841 842 843 844 845 846

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 167. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 180, S. 181. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 123. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 383. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 320, S. 381. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 456. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 18. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 198, Gefach 33,3 S. 16, S. 85. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 38, S. 62. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 109. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 229. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 152. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 244.

IV.7. Sicherheit und Schutz

301

der Sakristei waren zumindest teilweise vergittert 847 . Für die Türen der zu Beginn des 16. Jahrhunderts neu gebauten Sakristei scheint man die alten Schlösser verwendet zu haben, da keine Ausgaben für neue verbucht wurden. Ebenso wie die Sakristei waren noch weitere Räume in der Kirche nur mit Hilfe von Schlüsseln zugänglich: Die Treppe in beiden Türmen war durch eine Tür verschlossen 848 . Genauso waren die Orgeln nicht für die Allgemeinheit zugänglich. Vermutlich wurde Unbefugten der Zutritt zur großen Orgel von St. Willibrord durch eine verschließbare Tür verwehrt 849 . Der Schrank, in dem die kleine Orgel stand, war durch ein Schloss geschützt 850 . Ähnlich war auch die Orgel in St. Nikolaus auf der Mathena verschlossen 851 . Wie in Wesel so wurden auch die Sakristeien anderer Kirchen wie in Coburg und Siegen abgeschlossen 852 . Die Schulen in Dresden, Rothenburg und Siegen hatten ebenso verschließbare Türen wie die Bibliothek in Coburg, die Bauhütten von Wertheim und Coburg und der Wirtschaftshof des Brückenamts in Dresden 853 . Zugang Der Zugang zur Kirche wurde beschränkt. In St. Willibrord wurden für das Schloss der Sakristei 1460 vier Schlüssel angefertigt 854 . Auch für das 1498 ausgetauschte Schloss zur Kirchtür gab es nur vier Schlüssel, doch wurden 1502 5 pyep slottelen angefertigt 855 . Nicht nur die Kirchenmeister hatten in Wesel Zugang zur Kirche, sondern mindestens einen Schlüssel erhielten die Küster, die auch die Glocke läuten mussten, einen zweiten bekamen gegebenenfalls ihre Knechte856 . Der Kreis der Zugangsberechtigten war damit auf die Kirchenmeister und ihre wichtigsten Mitarbeiter beschränkt. Allerdings wurde 1493 eine Ausnahme zugelassen, da die Frau von Derick Bagert, die regelmäßig die Heiligenfiguren pflegte, einen Schlüssel zur Kirche erhielt857 . Einen etwas anderen Stellenwert als die Kirche hatte die Sakristei, die nicht nur für die Geistlichen und für die Kirchenmeister von Bedeutung war, sondern 847 848 849 850 851 852 853

854 855 856 857

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 300 und S. 404. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 453, Gefach 33,2 S. 151. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 857. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 457, S. 681. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 245. Coburg: StadtA Coburg R 11/1493/94 f. 8v.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1488/89 f. 19v. Schulen: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 12v., StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 35r., StadtA Siegen Kirchenrechnung 1487/88 f. 27v.; Bibliothek: StadtA Coburg R 11/1481 f. 8v.; Bauhütten: StadtA Coburg R 11/1500/01 f. 7v., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 26v.; Wirtschaftshof: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 12v. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 152, ähnlich S. 244. Vier Schlüssel: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 257; 5 pyep slottelen: Gefach 37,3 S. 456. Vgl. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 41, speziell zur Bibliothek in Biberach: Schilling, Zustände, S. 45, auch Angele, Altbiberach, S. 39. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 152.

302

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

auch für den Rat der Stadt, da dort die städtischen Urkunden aufbewahrt wurden 858 . Die Kirchenmeister mussten stets mindestens vier Schlüssel für die Sakristei anfertigen lassen, so dass einer möglicherweise dem Bürgermeister ausgehändigt wurde 859 . Restriktiv handhabten die Kirchenmeister auch die Ausgabe von Schlüsseln zu einzelnen Räumen oder Gegenständen der Kirche. Zwar ist für St. Willibrord in Wesel nicht exakt zu bestimmen, wer Zutritt zu den Beinhäusern hatte, doch gab es zu jeder Tür lediglich zwei Schlüssel 860 . Wesentlich mehr Menschen gingen bei den Bauhütten ein und aus, doch gab es auch hier deutliche Zutrittsbeschränkungen, denn als die Kirchenfabrik 1498 daran ging, die Kirche zu erweitern, wurden die Türen beider Werkstätten mit neuen Schlössern versehen 861 . Im Jahr 1505 wurde ein Schlüssel nachgemacht, und ein Jahr später erwarben die Kirchenmeister für eine der beiden Bauhütten ein Schloss mit zwei Schlüsseln 862 . Für die Orgel von St. Nikolaus auf der Mathena gab es dagegen drei Schlüssel 863 . Ganz ähnlich wie in Wesel verfuhr man auch in anderen Städten. In Dresden gab es für die Kreuzkirche insgesamt lediglich sechs Schlüssel 864 . In Siegen besaßen nur vier Personen einen Schlüssel zum Sakramentshaus 865 . Die Rothenburger Kirchenmeister ließen 1492/1493 sechs Schlüssel zur Orgel anfertigen, von denen einen sogar der Schulmeister bekam 866 . Mancherorts hatten auch Mitglieder von Bruderschaften oder Kalanden Zugang zur Sakristei, da sie dort ihre Urkunden oder liturgischen Geräte aufbewahrten 867 . In Biberach hatten zwei Bruderschaften ebenso wie die zu einer Präsenz zusammengeschlossenen Priester ihre Laden in der Sakristei stehen, und dies dürfte auch anderswo der Fall gewesen sein 868 . Keine Schlüssel erhielten dagegen vielerorts die Kleriker: In Coburg musste der Küster schwören, dem Probst und sein Caplan aufzuschließen, als oft des not thut 869 . In Freiburg wurden die Kirchenmeister vom Rat angewiesen, keinem der Geistlichen einen Schlüssel auszuhändigen, sondern die Berechtigung auf die Küster sowie den bruder, vermutlich der Vorsteher der Vikare, zu beschränken 870 .

858 859 860 861 862 863 864 865 866 867 868 869 870

StadtA Wesel A1/219/5 S. 84, vgl. Roelen, Topographie, S. 151. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 152. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 452, S. 618, S. 680. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 777. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 615, S. 680; dasselbe passierte noch einmal 1520: Gefach 37,4 S. 975. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 245. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 74/1519-1520 o.f. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1487/88 f. 27v. StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 35r., f. 67v. Schaich, Sakristeien, S. 95-96. Schilling, Zustände, S. 43-44 und S. 89, auch Angele, Altbiberach, S. 36, S. 61, vgl. Graf, Goslar, S. 329. Heins, Kulturgeschichtliches, S. 60 Anm. 23. EBA Freiburg Münsterarchiv U 300 f. 9r.

IV.7. Sicherheit und Schutz

303

Sonstige Sicherheitsmaßnahmen Die Kirchenmeister ließen es nicht dabei bewenden, Türen zu sichern und Schlösser und Schlüssel bei Bedarf auszutauschen. Im Fall von St. Willibrord in Wesel durften weder die liturgischen Geräte noch die Paramente aus der Kirche entfernt werden. Die Kleidungsstücke mussten in der Sakristei gewaschen werden, da die Kirchenmeister offensichtlich Angst davor hatten, dass sie beschädigt oder gestohlen werden könnten 871 . Die besten Sicherheitsmechanismen nutzten nichts, wenn sie nicht ordnungsgemäß verwendet wurden, und so waren die Kirchenmeister gezwungen, fortwährend insbesondere die Küster zur größtmöglichen Vorsicht zu ermahnen: Item sie sollen die kilchen beschlissen und alle nacht umbzunden und entschlissen, als von alter har ist komen 872 . Die Sorge für die Sicherheit wurde beispielsweise in Koblenz in den Amtseid der Küster augenommen: Du salt gloven und sweren (...) alle ornament kelch boecher und was under eren henden is getruwelichen verwaren (...), und aif etwas verloren wurde, saltu darna rede und antwort geben den kirchmeistern ader rade 873 . Zu besonderer Sicherheit wurde der Küster in Schlettstadt ermahnt: Reliquias, vasa sacra und andere kirchenzierdt soll er ohnebefragt herrn kirchenpflegers und pfarrhers niemandt weisen; die auch trüwlich verwahrt laßen 874 . In Nürnberg ging man noch wesentlich weiter, denn für St. Lorenz hatte der Rat festgelegt, dass die beiden Knechte des Küsters in der Kirche übernachten mussten: Item der kirchenknecht hat die kost pei dem kirchner. Er sol auch alle nacht in der kirchen ligen und die ordnung halten, wie von alter herkomen ist, auch sol er haben den lon von den leuchtern und paren in der kirchen zu setzen, auch den halben lon von den gestiften lampen in der kirchen anzuzünten, von penken zu setzen, von tafel auftun und den wechprunnen über die greber zu tragen, wie von alter herkommen ist. (...) Er [der Grabknecht] sol auch alle nacht in der kirchen ligen und dem andern knecht helfen leuten, es sei tag oder nacht, auch sol er im helfen die lampen anzünten, davon hat er denselben lon von etlichen gestiften lampen mit dem andern kirchenknecht zu teilen 875 .

871

872

873

874 875

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 615, Gefach 37,4 S. 387, S. 516. Allerdings scheinen nicht alle Kirchenmeister so ängstlich gewesen zu sein, denn vor 1500 wurde in keinem Rechnungsbuch vermerkt, dass die kostbaren Gewänder innerhalb der Kirche gereinigt werden mussten: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, S. 20, S. 29, S. 63, S. 97, S. 116, S. 126,, S. 148, S. 157, S. 184, S. 193, Gefach 37,3 S. 102; vgl. Metzner, Salbuch, S. 106. Eid des Freiburger Sigristen, gedruckt Albert, Dienstanweisungen, S. 87; vgl. den Eid des Küsters in Coburg: (...) das Gotishuße, die Sacrament, Kelch, Bücher, Meßgewant und alle Cleynot unde Zierheit getreulichen zu beschließen, die Kerzen und Licht zu bewaren (...) (Heins, Kulturgeschichtliches, S. 60 Anm. 23). Bär, Urkunden, S. 213-214; ähnlich in Nürnberg: Und er [der Küster] sol auch selber di kirchen besliezzen und bewaren mit allen sachen (Baader, Polizeiordnungen, S. 328, Metzner, Salbuch, S. 45). Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730-735, hier: S. 732-733. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 5.

304

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Die fehlenden Unterlagen über die Arbeit der Küster und ihre Knechte erlauben keine Aussage, ob auch andere Kirchen in ähnlicher Weise nachts bewacht wurden 876 . In Wesel war dies wahrscheinlich nicht der Fall, denn als im Zuge der Bauarbeiten an St. Willibrord zu Beginn des 16. Jahrhunderts einzelne Gebäudebereiche teilweise offen standen, verpflichteten die Kirchenmeister immer wieder zusätzliche Wächter. So wurden 1501 zwei Männer dafür bezahlt, die Sakristei abwechselnd Tag und Nacht zu beschützen 877 . Ähnlich verfuhr man im Jahr 1514, und 1516 waren es sogar fast zwei Wochen 878 : Item soe ons kerck vpgebraicken lach des nachts laiten wairen tot 11 nachts toe kosten 1m 10s 879 . Allerdings gab es für die Weseler Kirchenmeister auch ohne Umbau gelegentlich Sicherheitsrisiken: Im Jahr 1485 zerbrach ein Fenster der Kirche, im Jahr 1492 musste der Glaser die Fenster im südlichen Seitenchor zu Reparaturzwecken herausnehmen, so dass die Kirchenmeister Einbrüche verhindern mussten: soe dat glass lange vth was ind dat vinster apen was des nacht laten waken dar van gegeuen 1m 4s 880 . Aus dem gleichen Grund war auch 1485 die Kirche mehrere Tage lang bewacht worden 881 . Bei manchen Gelegenheiten wurden Wächter auch zum Schutz beispielsweise der vasa sacra eingestellt: In St. Willibrord in Wesel sorgten sie für die Sicherheit des Heiligen Kreuz, wenn es opper delen ausgestellt wurde 882 . Auch in St. Nikolaus auf der Mathena bezahlten die Kirchenmeister gelegentlich Wächter für das Bild des Hl. Antonius: Wurde dieses am Antoniustag gezeigt, ließen die Kirchenmeister es zumindest während der Jahre 1499 und ab 1509 bewachen, da vermutlich der Ansturm der Wallfahrer zu groß war 883 . Ähnliche Gründe veranlassten gerade zu Ostern viele Kirchenmeister wie in Bamberg, Braunschweig Coburg, Nürnberg, Rothenburg, Wunsiedel und Windsheim zu Ausgaben für Wächter, um sowohl die Kirche als auch das im Chor errichtete Heilige Grab mit den dort hineingelegten Hostien wirksam zu schützen884 . Wenn das Sakrament 876

877 878 879 880 881 882 883 884

In Siegen mussten die Glöckner in der Küsterei von St. Nikolai übernachten, siehe Bingener, Verwaltung, S. 415. In St. Martini in Braunschweig unterstanden dem Küster die sogenannten Schlafschüler: he unde de scholeren, beyde schullen alle der slapen alle nacht in der kerkene, unde vorwaren dat dem goddeshuse nycht gestolen werde (UB Braunschweig I Nr. 63 S. 164, hierzu kurz Hergemöller, Beziehungen, S. 144 und S. 179, grundlegend Sack, Geschichte I, S. 26, vgl. Kintzinger, Consules, S. 215). In den ausgewerteten Rechnungsbüchern finden sich keine Belege für Wachhunde in den Kirchen, vgl. Schubert, Einführung, S. 257-258. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 411. 1514: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 415. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 612, vgl. Gefach 37,3 S. 745. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 112. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 11. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 8, Gefach 37,4 S. 617. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 674, Gefach 33,3 S. 200, S. 236, S. 240, S. 288, S. 377. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 6r., Nr. 70.01/4 f. 5r., f. 6v., Nr. 70.01/5 f. 6r., StadtA Braunschweig F I 6/H. 24 f. 7r., F I 6/H. 33 f. 9r., StadtA Coburg R 11/1482 f. 6r., R 11/1483 f. 6v., R 11/1499/1500 f. 7v., R 11/1500/01 f. 6v., R 11/1501/02 f. 5v., R 11/1502/03 f. 6v., LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4v., f. 14r., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 77v., f. 81v., f. 88r., f. 88v., StadtA Rothenburg o.T. R. 362

IV.7. Sicherheit und Schutz

305

oder Reliquien, also das Kostbarste überhaupt, auf den Altären ausgestellt waren, bezahlten die Nürnberger und Dresdener Kirchenmeister auch tagsüber Wächter 885 . Teilweise ließ sich die Sicherheit auch durch bauliche Maßnahmen sicherstellen: Gerade an den Festtagen drängten die Menschen in die Kirche, so dass beispielsweise der Chor in Coburg durch – vermutlich bewegliche – Gitter abgesperrt wurde 886 . Ähnliche gitter schafften auch die Kirchenmeister in Rothenburg und Wunsiedel an 887 . In Ulm befürchtete man Gefahren durch spielende Kinder für den außerhalb der Kirche gelegenen Ölberg: Item an denselben ölberg sol man für den zaun ain getter machen, damit der von den knaben nit schaden nem 888 . Auch Feuer bedrohte die Kirchen und ihre Einrichtungsgegenstände: Ob und inwieweit es in den Kirchen Leuchter gab, bei denen immer eine Kerze brennen sollte, lässt sich den Rechnungen nicht entnehmen, doch hatten zumindest in St. Sebald in Nürnberg die Küster die Aufgabe, die Kerzen zu löschen, wenn die Kirche abends verschlossen wurde 889 . In St. Lorenz brannten Kerzen während der ganzen Nacht, so dass sie von den Knechten des Küsters auch nachts bewacht wurden 890 . In Anbetracht der vielen Schutzmaßnahmen müssen damit die realen Gefahren für den Besitz der Kirchenfabriken – im Gegensatz zum eingangs angeführten Zitat aus Lübeck – als gering beurteilt werden 891 . Die Kirchenmeister versuchten, den sakralen Schutz so weit als möglich zu gewährleisten, selbst wenn sie dies viel Geld kostete. Zugleich gehörte der eigene Schlüssel zur Kirche zum Ansehen des Amtes. Die wesentliche Verantwortung lag bei den Küstern, auf deren Zuverlässigkeit die Kirchenmeister sehr sorgfältig zu achten hatten.

885

886 887 888 889 890 891

f. 209r., StadtA Windsheim G 38 f. 20v., f. 21r., f. 52r., f. 77r., f. 81v., f. 154r., StadtA Wunsiedel R 3759 f. 4r.; ausführlich auch Löther, Städte, S. 133. Nürnberg: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 44-45, siehe zu den Kosten der Stadt für Wachen beispielsweise in der Christnacht und zu Kirchweih Sander, Haushaltung, S. 480484; Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 166v., f. 167v. ; siehe auch Keller, Flügelaltar, S. 127ff., der darauf hinweist, dass im Schrein mancher Flügelaltäre Reliquienkästen standen, die von außen durch mehr oder weniger schön verzierte Gitter sichtbar waren, wobei sie durch einen vielfach komplizierten Schließmechanismus an der Rückwand des Altars vor Diebstahl geschützt wurden. In seltenen Fällen wie beispielsweise in Stralsund lassen sich Wächter vor Altären nachweisen, die mehrheitlich der Kirche substantielle Geldsummen spendeten und im Gegenzug freie Kost erhielten: Heyden, Stralsund, S. 22, Schroeder, Bürgerschaft, S. 281. Vgl. StadtA Coburg R 11/1494/1495 f. 7v. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 72v., StadtA Wunsiedel R 3770 f. 4v.; zu den Tumulten bei der Elevation Hsia, Sakralisierung, S. 58 mit weiterer Literatur. Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 58-59. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 7 Anm. 3. St. Sebald: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 42, zu St. Lorenz Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 5 Anm. 2. Schuster, Paradies, S. 80ff., speziell zu Köln Schwerhoff, Insel, S. 154-155, zu Nürnberg Martin, Verbrechen, S. 145-146.

306

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

IV.8. ZUSAMMENFASSUNG Anhand der eingangs gewählten acht Kategorien waren die Kirchenmeister für ein vielfältiges Aufgabenspektrum verantwortlich. Ihre Verantwortung stieg im Verlauf des Mittelalters und ganz besonders im Spätmittelalter an, da die Anzahl der Ausstattungsgegenstände in den Kirchen immer weiter zunahm. Werden nicht nur die Rechnungsbücher, sondern auch die Inventare berücksichtigt, so kann die Bedeutung von Schenkungen und Stiftungen für die Pfarrkirche nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Kirchenmeister erwarben vergleichsweise wenige Gegenstände für die Kirche 892 . Viele Kirchen besaßen am Ende des 15. Jahrhunderts nicht nur eine, sondern mehrere Monstranzen, mehrere Kelche, Patenen und andere vasa sacra. Die Schenkung oder Stiftung derartiger Dinge brachte für die Kirchenmeister Vorund Nachteile zugleich mit sich: So schön und wertvoll die Gegenstände auch waren; sie zu pflegen und instand zu halten kostete erhebliche Summen 893 . Zumindest die Weseler Kirchenmeister scheinen lediglich die besonders kostbaren eucharistischen Gefäße instand gesetzt zu haben. Täglich gebrauchte Kannen für Wein und Wasser wurden eher ersetzt als repariert. Angesichts der Anzahl der nachgewiesenen Paramente konnte manche reiche Pfarrkirche mit einem Dom oder einer Kathedrale mithalten. Bei den Messgewändern waren sowohl der Wert und die Vielfalt als auch die Bildkatechese von Bedeutung. Auf Fastentüchern konnte die Leidensgeschichte Christi nacherzählt werden, und Messgewänder trugen ähnliche Motive 894 . Wichtiger noch waren die Wappenschilde der Stifter, so dass insbesondere die Chormäntel zu den Stiftungsgegenständen gehörten, die am ehesten Aufschluss über die Verstorbenen gaben 895 . Trotz der Vielzahl an Altären in den Kirchen galt die Sorge der Kirchenmeister nur den zentralen, unmittelbar zur Kirche gehörenden, die nicht gestiftet worden waren. Von erheblicher Bedeutung waren auch die Figuren und Bilder. Durch sie war der jeweilige Heilige gleichsam persönlich anwesend. Heiligenfiguren, die zu einer Gruppe zusammengestellt oder in einem Altarbild als Gruppe gemalt waren, wurde eine exegetische Funktion zugemessen. Wesentliche Aufgabe der Kirchenmeister war somit die Schaffung der Rahmenbedingungen für visuelle Frömmigkeitsformen 896 . Mit der Errichtung von Heiligen Gräbern zu Ostern, mit der Pflege der Ölberge und der Kreuze unterstützten alle Kirchenmeister die hypostatische Frömmigkeit des späten Mittelalters.

892 893 894 895 896

Siehe die Zusammenstellung bei Schulz, Testamente, S. 55ff. Vgl. Lusiardi, Stiftung, S. 52-54. Reinle, Ausstattung. S. 243 ff. Siehe zu Wandteppichen Heinz, Wandteppiche, S. 39ff. Dinzelbacher, Handbuch, S. 67.

IV.8. Zusammenfassung

307

Die Kirchenmeister versuchten nur selten, die Kirchenbesucher zu einem bestimmten Verhalten anzuhalten. Aus ihren Rechnungsbüchern lassen sich keine Angaben über lehrhafte Bildtafeln entnehmen. Nur wenige Ablasstafeln wurden aufgehängt, über Beichttafeln und Heiligenkatechismen wurden keine Ausgaben verzeichnet 897 . Allerdings reagierten die Kirchenmeister auf Vorlieben in der Gemeinde wie beispielsweise mit der zunehmenden Bereitstellung von Beichtstühlen gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Wesentliches Augenmerk der Kirchenmeister galt dem Erhalt der gestifteten Gegenstände. Entscheidend war dabei das Gedenken an die Verstorbenen, das mit der Instandhaltung bewahrt wurde 898 . Der Spielraum der Kirchenmeister war daher begrenzt, doch in regional unterschiedlicher Weise konnten sie Schwerpunkte setzen: Während manche besonderen Wert auf die Pflege der Paramente legten, ließen andere regelmäßig die liturgischen Gefäße polieren, um nur zwei Beispiele zu nennen. Ihre Tätigkeit war damit weniger auf die Gesamtheit der städtischen Bevölkerung ausgerichtet, sondern muss im Kontext der Interessen der Oberschicht gesehen werden. Dies zeigt sich besonders gut an dem Bau und dem Verkauf der Kirchenstühle, die ausschließlich den Vermögenden der Stadt vorbehalten waren. Der Besitz der Kirchen nahm parallel zur wachsenden Anzahl an Stiftungen im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer schneller zu. In Konsequenz verschob sich der Tätigkeitsschwerpunkt der Kirchenmeister zugunsten der wirtschaftlich und sozial Bessergestellten der Stadt. Manche Kirchenmeister hielten einzelne Anschaffungen oder Tätigkeiten für besonders wichtig. Den Kirchenmeistern von St. Nikolaus kam es entscheidend darauf an, dass auch Menschen aus dem Umland die Kirche besuchten und beispielsweise bei der Antoniusprozession Geld spendeten899 . Zur Attraktivität trugen neue Altäre ebenso bei wie die Verschönerungen des Antoniusaltars. Ausstattung und Ansehen der Kirche hingen zusammen, und dies galt auch für gezielte Ausgaben der Kirchenmeister, die im Zusammenhang mit erwarteten Einnahmen der Kirchenfabrik zu sehen sind 900 . Mit dem Beginn der Bauarbeiten an St. Willibrord Anfang des 16. Jahrhunderts tätigten auch die Kirchenmeister der Weseler Altstadtkirche eine Reihe von Ausgaben, die besonders auf die eucharistische Frömmigkeit zielten: Sie ließen beispielsweise im Jahr 1502 vier Monstranzen der Kirche schoen (...) maicken und kauften ein zusätzliches Kreuz 901 . Nachdem die Kirchenmeister erhebliche Summen beispielsweise in die Beschaffung von Baumaterialien investiert hatten, und als absehbar war, dass der Umfang der Legate und Stiftungen nicht weiter steigen würde, setzten sie alles daran, die Einnahmen ihrer Kirche langfristig zu erhöhen, um ihre Ausgaben zu refinanzieren.

897 898 899 900 901

Brückner, Bildkatechese und Seelentraining, S. 36-38, vgl. Boockmann, Schrifttafeln, S. 213 Anm. 13, neuer Slenczka, Bildtafeln, insb S. 176ff. Vgl. Boockmann, Altäre, S. 41. Vgl. unten Kapitel VI.1.5. Vgl. oben Kapitel VI.7. Monstranzen: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 455.

308

IV. Die Kirchenfabrik und die Ausstattung der Kirche

Die Kirchenmeister räumten der Identifizierung der Gemeindemitglieder mit ihrer Kirche einen erheblichen Stellenwert ein. Während im Inneren von St. Sebald in Nürnberg kaum ein Platz ungenutzt blieb, war dies am Ende des 15. Jahrhunderts in der vergleichbar großen Kirche St. Willibrord noch nicht der Fall. Während die Altäre der Weseler Altstadtkirche in erster Linie durch Kerzen beleuchtet wurden, gab es in St. Nikolaus bereits mehrere von der Kirchenfabrik unterhaltene Öllampen. Dort wurden die zentralen Altäre im Verlauf des 15. Jahrhunderts erneuert und durch aufwendige und große Klappaltäre ersetzt; zugleich wurde schon recht früh ein steinernes Sakramentshaus errichtet. Im Vergleich zu St. Nikolaus dürfte das Innere von St. Willibrord bis zum Beginn des Erweiterungsbaus vergleichsweise konservativ gewirkt haben. In der Gegenüberstellung der beiden Weseler Pfarrkirchen mutet St. Willibrord als beständige und auf die Bewahrung sowohl des Gegebenen als auch der Memoria bedachte Kirche an, während St. Nikolaus als neuere, prächtigere, zugleich aber auch mit weniger Gegenständen geschmückte Kirche erscheint. Zugleich gab es in St. Willibrord wesentlich mehr Gegenstände, die auf einzelne Verstorbene oder einzelne Familien der Stadt hinwiesen und deren Repräsentationsbedürfnis ausdrückten. Eine recht eindeutige Politik vertraten die Kirchenmeister auch gegenüber dem Klerus: Kanzel, Pult und viele weitere Gegenstände des liturgischen Gebrauchs gehörten der Kirchenfabrik. Die Kirchenmeister strebten eine bestmögliche Qualität der Messen an und kauften daher Messbücher und Antiphonare. Geistlichen, die am Hochaltar eine Messe zelebrierten, wurde stets aufs Neue demonstriert, dass sie in der Kirche lediglich eine Tätigkeit ausübten. Während die Mehrzahl der gestifteten Objekte für die individuelle Memoria standen, galt dies nur eingeschränkt für die Kirchturmuhr, die Glocken und die Orgel 902 . Dies folgte ganz wesentlich aus ihrer Finanzierung: Manche der Glocken gehörten der Stadt, die auch einen Teil der Ausgaben trug. Die Orgeln wurden aus dem Etat der Kirchenfabrik finanziert, vom Rat allerdings vielfach subventioniert. Andere Gegenstände wie die Uhr unterstanden den Kirchenmeistern in manchen Orten sogar nur mittelbar. Die Bedeutung dieser Gegenstände ergab sich aber aus ihrer Funktion für die Stadt: Zeitmessung, Zeitangabe, Warnmöglichkeit oder besondere musikalische Ausschmückung kamen allen Bewohnern der Stadt zugute. Die weithin sicht- und hörbaren Gegenstände trugen zum städtischen Selbstbewusstsein und zur städtischen Identität bei 903 . Dies folgte auch aus den technischen Neuerungen des späten Mittelalters wie beispielsweise einer Kirchturmuhr, die sogar die Viertelstunden schlug, einer besonders großen Glocke oder einer Orgel mit mehreren Registern. Nach Ausweis der Kirchenrechnungen wurde die Bedeutung der technischen Innovationen für das Ansehen der Kirchen 902

903

Anders Isele, Münster, S. 21-23, der „die Ausstattung und Einrichtung (...) [als] mehr oder weniger notwendige Akzessorien der kirchlichen Gebäude“ bezeichnete, der allerdings lediglich auf der Grundlage von Rechtstexten argumentierte und die tatsächlichen Gegebenheiten nicht berücksichtigte, obwohl er die Rechnungsbücher der Kirchenfabrik heranzog, vgl. ebd., S. 84. Vgl. Dohrn-van Rossum, Geschichte, S. 121-124.

IV.8. Zusammenfassung

309

im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer wichtiger. Wenn wie in Wesel, Freiburg und Ulm eine zentrale Pfarrkirche in der Stadt existierte, dann trugen die Kirchenmeister mit ihrer Zuständigkeit für die Uhr und die Glocken beachtliche Verantwortung für die Stadt. Gab es weitere Kirchen wie in Bamberg oder auch wie St. Nikolaus in der Weseler Neustadt, so war ihre Verantwortung geringer, die finanzielle Belastung aber höher. Allen Städten gemeinsam war die Verpflichtung der Kirchenmeister, für die notwendigen Feinabstimmungen, für den optimalen Klang und die mechanische Präzision zu sorgen. Im Inneren der meisten Kirchen dominierte die Farbe Weiß, auch wenn die Decken teilweise bunt waren. Dennoch waren die Kirchen im Inneren alles andere als trist: Die Kirchenstühle scheinen vorwiegend holzsichtig oder rot angestrichen gewesen zu sein, und das gleiche galt auch für die Kanzel und viele weitere Einrichtungsgegenstände, die insbesondere an Festtagen zusätzlich mit Tüchern geschmückt wurden. Manche Leuchter waren rot bemalt, während die liturgischen Gegenstände aus Gold oder Silber bestanden. Einen gewissen Schmuck boten auch die – im Allgemeinen gestifteten – Fahnen, die wahrscheinlich an den Säulen vor allem im Chorbereich aufgestellt waren 904 .

904

Vgl. die Beschreibung des Kirchenmeisters Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 48, auch Angele, Altbiberach, S. 38, siehe hierzu ausführlich unten Kapitel V.3.

V. DIE KIRCHENFABRIK UND DIE SAKRALEN HANDLUNGEN Die Kirchenmeister waren nicht nur für das Gebäude und seine Ausstattung zuständig, sondern sie trugen auch auf verschiedene Weise zum religiösen Leben in der Stadt bei. Wichtig war vor allem, dass sie die Rahmenbedingungen für die liturgischen Handlungen schufen, die allerdings von Ort zu Ort unterschiedlich waren. Zugleich war die Anzahl der täglich gehaltenen Messen sehr unterschiedlich: Während es beispielsweise in Ingolstadt nach den Aufzeichnungen des Pfarrers Johann Eck durchschnittlich zehn Messen pro Tag gab 1 , wurden in St. Sebald in Nürnberg täglich vier Messen gesungen und 18 Messen gelesen 2 . Dabei muss grundsätzlich zwischen zwei Arten von Messen unterschieden werden: Erstens wurden an den Altären der Kirche täglich allgemeine Messen gelesen, zu denen die Geistlichen verpflichtet waren. Hierzu gehörten in St. Willibrord beispielsweise die Frühmesse, das Hochamt, die Mittel- oder Mittagsmesse sowie die Abendmesse, die jeweils der gesamten Gemeinde offen standen 3 . Zweitens gab es Messen, die auf Stiftungen beruhten 4 . Bei ihnen war die Verantwortung der Kirchenmeister wesentlich größer als bei den allgemeinen Messen, da die Geistlichen die geforderten Leistungen nicht freiwillig erbrachten, sondern gleichsam gegen Lohn arbeiteten. Zugleich muss bei den Stiftungsmessen zwischen verschiedenen Typen differenziert werden, denn für die Kirchenmeister machte es einen großen Unterschied, ob sie eine Messe ausrichteten, die zu Ehren eines Heiligen gehalten wurde, oder ob sie eine Memorialmesse finanzierten. Diese Messen zugunsten Verstorbener waren konstitutiv für die Kirchenfabriken, wie im Kontext der Entstehung der Kirchenfabriken gezeigt wurde. In vielen Stiftungsbriefen wurden auch Details über den Ablauf der Messe, über die Ausstattung und die anwesenden Geistlichen und sonstigen Personen festgelegt. Die Kirchenmeister mussten die Erfüllung dieser Verpflichtungen sicherstellen, und zugleich waren sie hierfür gegenüber dem Rat verantwortlich. Im Folgenden geht es daher um die Aufgaben der Kirchenmeister und auf welche Weise sie die Umsetzung der Stiftungsverpflichtungen sicherzustellen versuchten. Die Kirchenmeister waren nicht nur bei Messen aktiv, sondern ihnen fiel auch die – in der Forschung weitgehend unbeachtete – Aufgabe zu, den Rahmen für die Gestaltung besonderer Fest- und Feiertage zu schaffen. Viele Stiftungen schrieben karitative Leistungen zugunsten Armer und Kranker vor, ohne dass bislang in der Forschung bekannt ist, welche Bedeutung die Kirchenfabriken im Vergleich bei1 2 3 4

Greving, Pfarrbuch, S. 80. Caesar, Schreyer, S. 83. Siehe auch die Zusammenstellung bei Ingelfinger, Verhältnisse, S. 127-129. Ausführlich Angenendt, Missa, mit weiterer Literatur, vgl. Prietzel, Finanzen, S. 37-79.

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V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

spielsweise zu den Hospitälern hatten. Die Notwendigkeit, die über die Messstiftungen hinausgehenden Leistungen der Kirchenfabriken zu untersuchen, ergibt sich auch aus den einleitend konstatierten Zusammenhängen von Kirchenfabrik und Hospital sowie von Kirchenfabrik und geistlichen Orden, Bruderschaften und Beginenkonventen. V.1. TÄGLICHE MESSEN UND IHRE AUSSCHMÜCKUNG Die Kirchenmeister trugen auf verschiedene Weise zur Gestaltung der Messen bei. Erstens stellten sie die Kerzen und das Öl bereit, mit deren Hilfe die Altäre, eventuell auch die Kirche insgesamt beleuchtet wurde. Für die Messe benötigten die Geistlichen außerdem Weihrauch, um den Altar zu reinigen. Zweitens übernahmen die Kirchenmeister den Lohn für Personen, die dem Pfarrer assistierten. Drittens finanzierten sie die Orgel und das Orgelspiel. Viertens vertrat der Rat vieler Städte die Meinung, dass die religiöse Unterweisung im Rahmen der Predigt von entscheidender Bedeutung sei. Es wurden daher eigene Prädikaturen eingerichtet, für die mancherorts die Kirchenmeister zuständig waren. Mittelalterliche Kirchen waren auch während der Messen nur schwach beleuchtet, da in den meisten Fällen lediglich auf den Altären Licht brannte 5 . Es gab verschiedene Lichtquellen wie Kerzen, Öllampen und Wachsfackeln, die nicht nur unterschiedlich teuer waren, sondern auch zu verschiedenen Zwecken eingesetzt wurden. Kerzen Zum größten Teil wurden Kirchen im Spätmittelalter von Kerzen beleuchtet. Sie konnten durch Kerzen in Standleuchtern ergänzt werden6 . Während sich die Kirchenmeister um die Leuchter und Kerzen kümmerten, überließen sie es den Küstern, die Kerzen aus der Sakristei zu holen und in die Leuchter zu stecken, um sie dann vor Beginn der Messe zu entzünden 7 . Dabei wurden in den meisten Kirchen verschiedene Kerzentypen von unterschiedlicher Form und Verwendung gebraucht. In Wesel verwendete man in erster Linie schlichte alter keirssen, die teilweise noch mit Adjektiven wie große, kleine oder hohe bezeichnet wurden8 . Wahrscheinlich waren die hoige altair kersß gleichbedeutend mit den euenlangen, be5 6 7

8

Vgl. Albert, Dienstanweisungen, S. 85: Item [der Schaffner] sol zu wienacht und zu ostern licht uf die orgeln ord[n]en, daz der organist und der, der die belg tritt, mög gesehen. Vgl. Wohlhaupter, Kerze, S. 16-20. Die Küster mussten auch wissen, auf welchem Altar bzw. vor welchem Heiligtum an welchem Tag eine oder mehrere Kerzen entzündet werden mussten, siehe hierzu ausführlich die beiden aus Nürnberg überlieferten Mesnerpflichtordnungen: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, und ders., Mesnerpflichtbuch Sebald. alter keirssen: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 278; siehe auch AEK Wesel Gefach 37,2 S. 169, S. 182, Gefach 33,1 S. 141, S. 523, S. 541, S. 673, Gefach 33,2 S. 168, S. 372, Gefach 33,3 S. 38.

V.1. Tägliche Messen und ihre Ausschmückung

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sonders großen Altarkerzen, für die immer wieder einmal Geld gestiftet wurde9 . Außerdem gab es gedreider kerssen, bei denen verschiedene Wachsstränge ineinander verdreht waren 10 . Weitere Kerzen wurden bei besonderen Gelegenheiten oder an speziell genannten Altären verwendet. Die Onser Lieuer Vrouwen keirss brannte vor vur Onse Lieuer Vrouwen in den kraem 11 . Bei Jahrtagsmessen wurden eher kleine und selten erwähnte memorie kerssen verwendet 12 . Vor dem zu Ostern errichteten Grab des Herrn wurden zumindest 1497 drei graffkeirssen aufgestellt 13 . Von herausgehobener Bedeutung war die Osterkerze, die auch die bei weitem größte und teuerste Kerze war und in einem eigenen Ständer stand (becken daer de paeschkerze up steet) 14 . Auch die Kirchenmeister von St. Nikolaus auf der Mathena wandten für die Osterkerze besonders viel Geld auf 15 . In St. Willibrord wurde sie mit rotem oder grünem Wachs verziert16 . Im Jahr 1513 kauften die Verantwortlichen der Altstadtkirche erstmals 12 libra Wachs tot twee groite kerssen qwaem eyn vur den Heilligen cruysß ind eyn vur onse lieuer vrouwen in den kraem 17 . Aller Wahrscheinlichkeit nach waren die Form und das Gewicht der meisten Kerzentypen über die Jahre hinweg gleich, nur die Osterkerze wurde immer größer und schwerer: Während die Kirchenmeister 1493 18 Pfund Wachs verarbeiten ließen, waren es 1498 20 Pfund und 1519 25 Pfund 18 . Im Jahr 1494 hatten die Kirchenmeister fünf Pfund Wachs für gedrehte Kerzen gekauft, vier Jahre später wog jede Kerze sieben Pfund 19 . Altarkerzen waren kleiner, denn 1499 wurden acht pont wass tot drie alter keirssen verbraucht, ein Jahr später waren es 12 libra was dair men drie groiten altair kerssen van maickten 20 . Damit nahm die Anzahl der in beiden Weseler Kirchen vorhandenen Kerzen zu: Während die Kirchenmeister von St. Willibrord im Jahr 1458 acht Kerzen herstellen ließen, verarbeitete der Kerzenzieher 1519 insgesamt 327 Pfund Wachs 21 . Wird von dieser Gesamtmenge das Gewicht der Osterkerze (25 Pfund), der gedrehten Kerzen (16 Pfund) und der Wachsfackeln (25 Pfund) abgezogen, so stan9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

hoige altair kersß: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 509; euenlangen: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 84, Gefach 37,2 S. 258, S. 482, Gefach 37,3 S. 137, S. 138, S. 433, S. 551; bei diesen handelte es sich möglicherweise um Sanctuskerzen, siehe Pfleger, Devotionsformen, S. 457-458. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 179. Onser Lieuer Vrouwen keirss: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 253; vur Onse Lieuer Vrouwen in den kraem: Gefach 37,1 S. 72, Gefach 37,3 S. 319. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 316. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 229. Der gleiche Vorgang lässt sich auch in einem Jahr bei St. Nikolaus auf der Mathena nachweisen: Gefach 33,1 S. 542. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 20, zur Osterkerze Arens, Liber, S. 219. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 59, S. 175, S. 500, S. 520, S. 542, S. 592. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 37, Gefach 37,2 S. 137, Gefach 37,3 S. 111. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 308. 18 Pfund Wachs: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 151; 20 Pfund: Gefach 37,3 S. 253; 25 Pfund: Gefach 37,4 S. 836. 5 Pfund Wachs: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 179; 7 Pfund: Gefach 37,3 S. 253. 1499: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 278; 1500: Gefach 37,3 S. 317. 8 Kerzen: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 137; 327 Pfund Wachs: Gefach 37,4 S. 836.

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V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

den für die übrigen Kerzen noch immer über 260 Pfund Wachs zur Verfügung 22 . Hinzu kam das Wachs von Kerzen, die für Anniversarien beschafft, dann aber nicht vollständig aufgebraucht worden waren 23 . Lampen Die Kirchenmeister von St. Willibrord brauchten sich im Verlauf des 15. Jahrhunderts nicht um Öl zu kümmern, da die Kirchenfabrik erst 1502 oder 1503 eine Stiftung für den Unterhalt des im Beinhaus aufgestellten Ewigen Lichts erhielt 24 . Anders sah es in St. Nikolaus aus, wo die Kirchenmeister oly tot den lampen vor den heligen sacrament besorgen mussten 25 . Die Anzahl der entsprechenden Buchungseinträge in den Rechnungsbüchern war aber gering: Entweder aber reichte die gekaufte Ölmenge sehr lange oder die Küster waren für die Beschaffung des Öls zuständig, denn die Kirchenmeister notierten nur selten Ausgaben hierfür 26 . Wachsfackeln Wachsfackeln (tortijssen) brannten sehr lange und gaben erheblich mehr Licht als Kerzen. Sie bestanden aus staken oder schechten die die Kirchenmeister mit Wachs bewynden ließen 27 . Im Allgemeinen kauften die Kirchenmeister von St. Willibrord die Grundmaterialien und ließen die Fackeln dann von den Kerzenziehern, selten auch von den Küstern fertigen28 . Häufig ließen sie die Fackeln varwen, also mit rotem oder grünem Wachs verzieren 29 . Dabei gaben sie niemals mehr als vier Wachsfackeln pro Jahr in Auftrag und ließen lediglich in einem Jahr twe ailde kartysyen (...) vermaken 30 . Erst im Jahr 1513 verzeichneten sie zusätzliche 3 ½ libra Wachs totten twee kartyssen vur den Heiligen cruyß noch up Pinxten gehadt 31 . Angaben über den Verwendungszweck der Wachsfackeln lassen sich den Unterlagen der Kirchenmeister nicht entnehmen, denn in dem Zeitraum zwischen 1401 und 1519 notierten sie Ausgaben nur in 35 Jahren. Vieles aber spricht dafür, dass sie bei den Messen in der Weihnachts- und Osternacht verwen-

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28 29 30 31

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 836. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 9v.-10r. und Gefach 26,4 S. 132-134, auch Gefach 26,5 f. 1r.-2v. Vgl. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 515. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 85. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 85, Gefach 33,2 S. 173, S. 424, S. 629, Gefach 33,3 S. 4, S. 51, S. 98, S. 155, S. 182. staken: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 47, S. 126, S. 193; schechten: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 156, S. 165, S. 175, S. 184, S. 193, Gefach 33,1 S. 6, S. 41, S. 59, S. 61, S. 77, S. 87; bewynden mit Wachs: Gefach 37,4 S. 514. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 122, S. 383. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, S. 37, S. 116, Gefach 37,2 S. 200, S. 262, S. 315, S. 356, S. 414, S. 426, S. 438, S. 450, S. 475. 4 Wachsfackeln pro Jahr: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 47, Gefach 37,3 S. 96; twe ailde kartysyen (...) vermaken: Gefach 37,3 S. 211. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 308.

V.1. Tägliche Messen und ihre Ausschmückung

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det oder bei Prozessionen mitgeführt wurden 32 . Im Unterschied zur Altstadtkirche von Wesel wurden in den Rechnungsbüchern von St. Nikolaus auf der Mathena keine Ausgaben für Fackeln verbucht. Ähnlich wie in Wesel gaben auch die Kirchenmeister der übrigen Kirchen für die meisten Kerzen keinen besonderen Verwendungszweck an 33 . Allerdings notierten sie in vielen Städten Kosten für die Herstellung derjenigen Kerzen, die bei besonderen Gelegenheiten verwendet wurden. Die Bedeutung dieser Festtage dokumentierten manche Kirchenmeister wie in St. Marien in Bielefeld, indem sie ihre Ausgaben für Kerzen geordnet nach Festtagen notierten34 . In Bamberg und Koblenz gaben sie besondere Kerzen für Prozessionen in Auftrag, während die Kirchenmeister der Dresdener Kreuzkirche 1495 eine kertze zum ablas toffel an zu bringen ließen 35 . In Coburg wurde die Zwölfbotenkerze durch eine eigene Stiftung finanziert 36 . Viele Gelegenheiten, zu denen Kerzen angeschafft wurden, ergaben sich aus den Festtagen: Zu ihnen zählten Weihnachten, Pfingsten, gelegentlich auch Allerheiligen, Mariä Himmelfahrt und Mariä Lichtmess 37 . Von besonderer Bedeutung war die Osterkerze, an deren Herstellung beispielsweise in Coburg und in Dresden die Kirchenmeister und Küster, teilweise aber auch die Mitglieder des Rates beteiligt waren 38 . Vergleicht man die Ausgaben der Kirchenfabriken, so wurde in Rothenburg das wenigste Geld für Wachs ausgegeben, was vielleicht mit der hohen Anzahl an 32

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AEK Wesel Gefach 37,2 S. 402, Gefach 33,1 S. 69, StadtA Wesel A7 1501 f. 44v., vgl. Groten, Beschlüsse Köln 2, S. 7, zu den Fackeln siehe die Beschreibung von Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 47, auch Angele, Altbiberach, S. 37-38. Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 24r., f. 28r., f. 39r., f. 43v., f. 48r., f. 52v., f. 63v., Nr. 2 f. 2v., f. 6v., f. 10v., f. 17v., f. 28v., f. 31v., f. 35v., f. 41v., f. 44v., f. 56v., f. 60v., f. 65r., f. 68v.; Nördlingen: StadtA Nördlingen Kirchenrechnung 1505 f. 2r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3757 f. 3r., R 3758 f. 7v., R 3759 f. 4v., R 3760 f. 4r., R 3763 f. 4v., R 3768 f. 4v. StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 2 f. 64v. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 6v.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 1v., Heft 3 f. 18v.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 331r. Ausführlich Talazko, Beitrag, S. 289 Anm. 21. Weihnachten: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 33v., f. 58r., StadtA Wunsiedel R 3737 f. 5r., R 3738 f. 6r., R 3759 f. 3v., R 3764 f. 6r., R 3766 f. 4r., R 3767 f. 4r.; Allerheiligen: StadtA Wunsiedel R 3761 f. 4v., R 3762 f. 5v.; Mariä Lichtmess: StadtA Wunsiedel R 3772 f. 4r.; diverse Festtage: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1490/91 f. 17v.-18r. Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 78r., f. 84r., f. 91., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1518 o.f.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1495/96 f. 6v.; weitere Belege zu Osterkerzen: Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 6r., Nr. 70.01/4 f. 6v., StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 8r.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 66r., Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 5v., Heft 2 f. 1v., f. 9r., f. 9v., f. 30v., f. 45v., Heft 3 f. 34r., f. 44r., Heft 5 f. 25r, f. 55v., f. 61r., Heft 6 f. 16r., f. 20r., f. 47v., f. 57r.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1492/93 f. 16v., 1496/97 f. 17v., 1504/05 f. 22r., 1515/16 f. 22r., 1516/17 f. 17r. hierzu auch Weber, Lebensbedingungen, S. 192-195; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3759 f. 4r.

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V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Öllampen in St. Moriz erklärt werden kann 39 . Die Nürnberger Kirchenmeister investierten dagegen das meiste Geld, so dass die Kerzenzieherin von St. Sebald mehr als die doppelte Wachsmenge verbrauchte, als es in St. Willibrord in Wesel der Fall war 40 . Viele Rechnungseinträge sind allerdings ungenau, so dass nicht beurteilt werden kann, ob tatsächlich überall in jedem Jahr neue Kerzen gefertigt und neues Wachs gekauft werden musste. In Siegen gaben die Kirchenmeister 1479-1480 den altaristen (...) zu den alden oster kerzen xlviij pot wasses, so dass die Osterkerze wieder hergerichtet wurde 41 . Zugleich ist unklar, in welchem Umfang eingenommenes Wachs für Kerzen verwendet wurde 42 . Außerdem wurden viele Kerzen von Stiftungen und Bruderschaften unterhalten 43 . Für den Unterhalt der Öllampen wandten viele Kirchenmeister häufig erheblich mehr Geld auf als in Wesel 44 . Sie ließen die Lampen reinigen und regelmäßig nachfüllen 45 . Manche Küster wurden daher wie in Schlettstadt zu Sparsamkeit angehalten: Die kertzen sollen eher nicht angezindt werden, dann wann man bereits den gottsdienst anfangt, und die nach vollendtem gottsdienst alßbaldt ußleschen; wie es dann nicht vonnöthen, wann der verbrent, es were dann sach, daß das hl. Sacrament uff dem altar stünd. Die ampeln aber, sonderlich von dem sacrario soll immer und stets brennen, dessen dann er guete achtung geben würdt 46 . Ewige Lichter, die auf einzelnen Gräbern brannten, gab es nur in sehr reichen Kirchen wie St. Sebald in Nürnberg oder im Freiburger Münster, wo in dem dazugehörenden Karner 18 Ewige Lichter und nachts weitere sieben Lampen brannten 47 . Im Unterschied zu Wesel wurden in nur wenigen Städten Fackeln gebraucht. In St. Martin in Bamberg verzeichneten die Kirchenmeister 1520, dass sie zehen spanfackeln von Nuremberg bracht, wenn an des nachts mit dem heiligen hochwi39 40 41 42

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StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 48r., R. 363 f. 202v., f. 319v. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 6r., f. 18v. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1477/78 f. 43v., 1479/80 f. 42v., 1488/89 f. 16r., f. 16v. Teilweise verarbeiteten die Küster eingenommenes Wachs zu neuen Kerzen, da in den Rechnungsbüchern Ausgaben für Kerzendocht verbucht wurden: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 30v., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1500-1501 f. 5r., 1510 f. 8r., 1514-1515 f. 8r. Siehe beispielsweise zu Wetzlar Struck, Baufabrik, S. 51-65. Ob und inwieweit sie dabei auf Qualität achteten, ist den Quellen nicht zu entnehmen, da lediglich die Bamberger Kirchenmeister notierten, dass sie Leinöl als Brennmaterial verwendeten: StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 10r. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/21 f. 8r., StadtA Braunschweig F I 6/H. 5 f. 4v., StadtA Coburg R 11/1503/04 f. 7v., R 11/1504/05 f. 7r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 17r., StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 359v., LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 9r., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 49r., f. 78v., f. 88r., f. 107r., f. 294r., R. 363 f. 50v., f. 188v. Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730-735, hier: S. 732. Nürnberg: StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 307r.; Gümbel, Stiftungen, S. 101-102; Freiburg: Albert, Ewiglicht-Stiftungen, S. 39-40; für das in der Frauenkirche in Nürnberg benötigte Lampenöl gab es einen eigenen Vorratsbehälter: Metzner, Salbuch, S. 47; ähnlich in Biberach: Ahn der Liberey hinüber vff dem Khürchhoff ist gesein ain Heüsslin mit ainem Khärnlin [=Keller], darinnen sendt gelegen Fösser, darinnen das Öhl, das man hat brendt in der Kürchen (Schilling, Zustände, S. 54).

V.1. Tägliche Messen und ihre Ausschmückung

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digen sacrament auß gen, während in Rothenburg steb zu kertzen gekauft wurden 48 . In Biberach wurden acht Fackeln aufgesteckt, die mehrheitlich die Zünfte der Stadt finanzierten49 . Insgesamt waren die Kirchenmeister für die Beleuchtung der Altäre, nicht aber der Kircheninnenräume zuständig. Weitere Ampeln und Leuchter unterstanden Bruderschaften und privaten Stiftungen 50 . Weihrauch Wichtiger Bestandteil jeder Messe war die Reinigung des Altars mit Weihrauch51 . Dieser entstand durch die Verbrennung von Harzkörnern, die pfundweise, selten auch in kleinen Fässern gekauft wurden. Die Beschaffung dürfte in den meisten Städten weniger in der Verantwortung des Kirchenmeisters als der des Küsters gelegen haben 52 . Weihrauch wurde das ganze Jahr über benötigt, so dass die Kirchenmeister ihre Käufe nur selten zu speziellen Terminen wie beispielsweise Weihnachten, Ostern, das Kirchweihfest oder das Johannisfest in Dresden tätigten 53 . Die Anzahl der Gelegenheiten, bei denen Weihrauch verwendet wurde, nahm im Verlauf des Mittelalters immer weiter zu, da nicht nur der Altar zu Beginn der Messe, sondern noch ein zweites Mal vor dem Beginn der Eucharistiefeier inzensiert und überdies Weihrauch immer häufiger bei Begräbnissen verwendet wurde 54 . Die Menge des von den Kirchenmeistern zu beschaffenden Weihrauchs nahm daher im Verlauf des Mittelalters zu. Trotz des großen Überlieferungszeitraumes der Kirchenrechnungen von St. Willibrord in Wesel reichen die Buchungseinträge der Kirchenmeister nicht aus, um genaue Angaben über den Verbrauch zu treffen. Lediglich aus den Angaben der Jahre 1499 bis 1509 lässt sich errechnen, dass in St. Willibrord zwischen 48 49 50

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Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/21 f. 9v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 7v. Schilling, Zustände, S. 47. Vgl. Schilling, Zustände, S. 45-47, auch Angele, Altbiberach, S. 37-38; siehe Jäggi, Untersuchungen, S. 122, der für Murten nachweist, dass der dortige Pfarrer Ende des 15. Jahrhunderts Wachs und Öl für die Messen, das Stundenoffizium, bei Hochzeiten, Begräbnissen, zum Siebten und zum Dreißigsten zur Verfügung stellen musste. Zum Weihrauch siehe Falk, Benediktionen I, S. 422 ff., vgl. Pfeifer, Weihrauch, S. 55ff., Sauer, Symbolik, S. 204ff. Vgl. Borchardt, Institutionen, S. 54, der darauf verweist, dass es in St. Jakob in Rothenburg wahrscheinlich einen eigenen Räucherer gab, dessen Aufgabe in der Beschaffung des Weihrauchs bestand. Weihnachten: StadtA Wunsiedel R 3762 f. 5r.; Ostern: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1510 f. 14v.; Kirchweihfest: StadtA Dresden A XV b 35 f. 78v.; Johannisfest: StadtA Dresden A XV b 35 f. 78v., f. 90v., f. 97v. In Siegen wurde im Jahr 1507/1508 anlässlich der Weihe von Friedhof und Kirche Weihrauch beschafft: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1507/08 f. 21r. Vgl. Götz, Pfarrbuch, S. 31, Greving, Pfarrbuch, S. 97-98, S. 182 und S. 213, der darauf verweist, dass in Ingolstadt in jeder Vesper alle Altären inzensiert wurden, ausführlich siehe Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 13 ff. und ders., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 7 ff.; insgesamt Pfeiffer, Weihrauch, S. 76ff. und S. 99ff.

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V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

2 und 4 Pfund Weihrauch pro Jahr verbraucht wurden 55 . Manche Kirchenmeister kauften unterschiedliche Arten von Weihrauch, der je nach Qualität verschiedenfarbigen Rauch entwickelte: Der Küster von St. Martin in Bamberg kaufte 1516/1517 weißen und schwarzen Weihrauch, wobei zu Weihnachten weißer Weihrauch verwendet wurde 56 . In Siegen notierten die Kirchenmeister nur in einem Fall, dass sie weißen Weihrauch kauften57 . Weihrauch wurde im Allgemeinen aus dem Jemen und aus Äthiopien importiert, doch lässt sich nicht zweifelsfrei klären, ob alle Kirchenmeister die teuren Importe kauften. Viele notierten Ausgaben für thymian, der ätherisches Quendelöl enthält und daher als Ersatz für Weihrauch verwendet werden konnte58 . Die gekauften Quantitäten entsprachen den Weihrauchmengen, doch angesichts der fehlenden Gesamtsummen ist kein Preisvergleich möglich. Während die Koblenzer Kirchenmeister nahezu ausschließlich Thymian kauften, verwendeten andere Weihrauch neben, teilweise sogar zugleich mit Thymian 59 . Für eine Differenzierung nach dem Anlass der Verwendung reichen die Angaben der Kirchenmeister nicht aus. Kohle Überall benötigten die Küster glühende Kohle, um den Weihrauch zum Glimmen zu bringen. Die Kirchenmeister beider Weseler Stadtkirchen verbuchten regelmäßige Kohlenkäufe, notierten aber nur selten den genauen Verwendungszweck 60 . In St. Willibrord war die Beschaffung zumindest während der sechziger bis achtziger Jahre des 15. Jahrhunderts ausschließlich den Küstern übertragen 61 . Insgesamt gesehen nahm in St. Willibord der Verbrauch an Kohle im Verlauf des 15. und frühen 16. Jahrhunderts immer mehr zu 62 . Exakte Aussagen sind jedoch nicht mög55

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AEK Wesel Gefach 37,3 S. 278, S. 317, S. 318, S. 383, S. 386, S. 389, S. 391, S. 451, S. 453, S. 455, S. 456, S. 510, S. 512, S. 514, S. 565, S. 566, S. 568, S. 569, S. 616, S. 618, S. 622, S. 624, S. 679, S. 682, S. 683, S. 744, S. 745, S. 748, S. 850, S. 851, S. 854. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.11/1 f. 24v.; weißer Weihrauch zu Weihnachten: Nr. 70.11/1 f. 38r. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1477/78 f. 44r. Vgl. Pfeiffer, Weihrauch, S. 17. StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 9r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1509 f. 18r., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1486-1487 f. 12r.-13r., StadtA Windsheim G 38 f. 200r. St. Willibrord: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 55, Gefach 37,2 S. 20, S. 44, S. 56, S. 67, S. 137, Gefach 37,3 S. 20, S. 35, S. 56, S. 97, S. 111, S. 124, S. 157, S. 184, S. 212, S. 233, S. 256, S. 280, S. 318, S. 319, S. 387, S. 391, S. 434, S. 453, S. 514, S. 565, S. 619, S. 748, S. 794, S. 853, S. 855, Gefach 37,4 S. 112, S. 132, S. 169, S. 171, S. 258, S. 835; St Nikolaus: Gefach 33,1 S. 179, S. 433, S. 478, S. 500, Gefach 33,2 S. 61, S. 76, S. 111, S. 169, S. 212, S. 243, S. 349, S. 446, S. 576, S. 612; zur Verwendung der Weihrauchfässer auch Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, insb. S. 42. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 152, S. 158, S. 182, S. 200, S. 221, S. 245, S. 262, S. 284, S. 316, S. 341, S. 357, S. 372, S. 388, S. 403, S. 417, S. 428, S. 439, S. 452, S. 466, S. 476, Gefach 37,3 S. 8, vgl. zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 48. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 475, S. 486, Gefach 37,3 S. 8, S. 10, S. 20, S. 35, S. 56, S. 76, S. 97, S. 111, S. 124, S. 157, S. 184, S. 212, S. 233, S. 256, S. 278.

V.1. Tägliche Messen und ihre Ausschmückung

319

lich, weil die Kirchenmeister lediglich in gut der Hälfte der überlieferten Rechnungsbücher Angaben notierten. Kohle wurde auch bei Bauarbeiten an den Kirchen gebraucht 63 . Außerdem kauften die Kirchenmeister Kohle als Heizmaterial, denn sie stellten den Geistlichen sowie dem Küster einen Ofen zur Verfügung 64 . Aus ihm wurden die glühenden Kohlen für das Weihrauchfass genommen, und die Kleriker wie auch der Küster konnten sich im Winter an ihm wärmen 65 . Ob es in St. Willibrord auch eine Kohlepfanne unter dem Weihwasserkessel gab, um das Einfrieren des Wassers wie in Biberach zu verhindern, lässt sich nicht sagen 66 . Ähnlich wie in Wesel verzeichneten auch andere Kirchenmeister lediglich summarische Ausgaben für Kohle, so dass keine weitergehenden Erkenntnisse möglich sind 67 . In Coburg kauften sie in den Jahren 1481, 1491 und 1494 je i fuder kolen den bristern, während die Dresdener häufig koln auff die kristnacht besorgten, die dann in der Sakristei verbraucht wurden 68 . Zu diesem Termin besorgten die Kirchenmeister in Siegen ij fuder koln, von denen jeweils ein Fuder für die Schüler uff dye schole und das andere in die Kirche kam 69 . Geistliche als Lohnempfänger Der zweite Bereich, für den die Kirchenmeister im Zusammenhang mit den in der Kirche gehaltenen Messen Ausgaben verbuchten, umfasste die Lohnkosten für zusätzliches Personal. Messen am Hochaltar wurden vom Pfarrer oder seinem Kap63 64 65

66 67

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AEK Wesel Gefach 37,4 S. 112, S. 132, S. 169, S. 171. Siehe oben Kapitel IV.4. In den Jahren 1440 bis 1443 notierten die Kirchenmeister von St. Nikolaus, dass sie jeweils eyn halue wan kalen vor dye priesters des wynters yn det kerke gegeven hatten oder Kohle den priesters an den altar in den wynter gekauft hatten (AEK Wesel Gefach 33,1 S. 61, S. 69, S. 86). Schilling, Zustände, S. 44, auch Angele, Altbiberach, S. 36: In ainer Wandt ist gesein ain Insöllung, darinen zue Wündters Zeitten ein glueth, dabei die Gluothpfannen vnnd Kohlen. PfA Bamberg Obere Pfarre Küsterrechnung 1474/75 f. 7v., Obere Pfarre Orgelwerk 1495 f. 6v., f. 9r., f. 10v., PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.11/1 f. 25v., StadtA Braunschweig F I 4/H. 1 f. 7r., F I 6/H. 1 f. 2v., F I 6/H. 5 f. 5v., F I 6/H. 9 f. 5r., F I 6/H. 10 f. 3v., F I 6/H. 12 f. 3r., F I 6/H. 14 o.f., StadtA Coburg R 11/1481 f. 7v., R 11/1482 f. 7r., R 11/1483 f. 8r., R 11/1491/92 f. 7v., R 11/1498/99 f. 9r., R 11/1500/01 f. 7v., R 11/1501/02 f. 6v., R 11/1502/03 f. 7v., R 11/1505/06 f. 5v., StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 2r., f. 9r., f. 17r., f. 23v., f. 25r., f. 39r., f. 43r., f. 47v., f. 59r., Nr. 2 f. 41r., f. 111r., StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 30r., f. 33r., Heft 5 f. 63r., LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 2r., f. 6r., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 150r., StadtA Ulm A 6892 f. 71r., A 6904 f. 178v., A 6905 f. 154r., StadtA Würzburg Ra 2024 f. 27v., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 4r., 1479-1480 f. 9v., 14851486 f. 23r., 1485-1486 f. 24r., 1486-1487 f. 12r., 1510 f. 11v., 1514-1515 f. 7r. Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 6r., R 11/1491/92 f. 6v., R 11/1494/95 f. 10r.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 165r., A XV b 35 f. 78v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 21v., Nr. 73/1506 o.f., Nr. 73/1509 f. 32v., Nr. 73/1514 f. 81v., Nr. 73/1515 f. 15v., Nr. 73/1519 o.f. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1477/78 f. 45r., f. 48v., 1479/80 f. 47r., 1492/93 f. 19v., 1496/97 f. 21v., 1498/99 f. 22r., 1503/04 f. 22v., 1507/08 f. 21v., 1515/16 f. 21r., 1516/17 f. 20r.

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V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

lan gehalten. Weitere Geistliche konnten zur Assistenz verpflichtet werden. Ab 1431 bezahlten die Kirchenmeister regelmäßig zwei Pristers de to der myssen denen 70 . Es ist unbekannt, ob dieser Leistung eine Stiftung zugrunde lag, doch offensichtlich war man in Wesel der Meinung, dass es der Bedeutung der Hochämter nicht gerecht würde, wenn der Pfarrer diese Messen allein las. Die Kleriker assistierten dem Pfarrer vp die festdaigen, indem sie als Lektoren die Episteln und den Text aus den Evangelien vortrugen 71 : Steuen Hynssen betaalt van die epistell to syngen 2 gulden, facit 8m. Heren Lubbert van dat ewangelium to syngen 2 gulden, facit 8m 72 . Spätestens ab dem Jahr 1479 mussten sie auch mytten rocken dienen, denn es wurde festgelegt, dass sie einen Chormantel aus dem Paramentenbestand der Kirchenfabrik zu tragen hatten 73 . Musik Die Kirchenmeister waren drittens für einen Teil der Musik in der Kirche zuständig. In früh- und hochmittelalterlichen Messen wurden die Texte des Offiziums gesungen, so dass Musik und Liturgie miteinander verbunden waren. Im Verlauf des 13. bis 15. Jahrhunderts wurde zunehmend zwischen Liturgie und Musik differenziert. Im 16. Jahrhundert war dann außerdem die Gemeinde am Gesang beteiligt; gelegentlich wurden sogar deutsche Lieder gesungen wie beispielsweise in St. Lorenz in Nürnberg das Lied Christ ist erstanden am Ostersonntag74 . Die zunehmende Trennung zwischen Liturgie und Musik zog zusätzliche Aufgaben und Ausgaben für die Kirchenmeister nach sich. In Wien erließ der Rat der Stadt 1460 die Bestellung und Ordnung der Cantorei und regelte damit im Detail, wer wann welche Stücke zu singen hatte 75 . Damit konnten zumindest in St. Stephan die Geistlichen nicht mehr frei entscheiden, welche Lieder gesungen werden sollten. Ob dies auch anderswo der Fall war, ist unbekannt. Die Rechnungsbücher enthalten keine Belege dafür, dass die Kirchenmeister der Gemeinde Bücher oder Textzettel zur Verfügung stellten, obwohl es sie beispielsweise für Schüler durchaus gab 76 . Die Kirchenfabriken besaßen ausschließlich Bücher für 70 71 72

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75 76

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 336. vp die festdaigen: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 363; Episteln und Evangelien: Gefach 37,2 S. 466. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 232; ähnlich: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 324, S. 336, S. 346, S. 356, S. 367, S. 377, S. 389, S. 402, S. 413, Gefach 37,2 S. 9, S. 21, S. 46, S. 58, S. 77, S. 261, S. 466, S. 416, S. 429, S. 440, S. 452, S. 476, S. 487, Gefach 37,3 S. 8, S. 54, S. 124, S. 155, S. 211, S. 232, S. 255, S. 305, S. 363, S. 441, S. 500, S. 558, S. 606, Gefach 37,4 S. 485, S. 561, S. 387, S. 741, S. 895. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 429. Greving, Pfarrbuch, S. 90 und S. 124-125 mit Beispielen auf S. 129, S. 132 und S. 135, auch S. 151 mit Anm. 1, S. 152, vgl. Falk, Diel, S. 39 und S. 57, ebenso Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 131 und S. 133, auch Angele, Altbiberach, S. 89 und S. 90, Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 21, ders., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 19, vgl. Kettel, Liturgie, S. 66-69. Ebenbauer, Musik, S. 411. Schilling, Zustände, S. 95, auch Angele, Altbiberach, S. 64; zum Aufkommen deutscher Gesangbücher Wölfel, Gesangbuchgeschichte, sowie Braungart, Verbreitung, S. 8ff. und S. 41ff.

V.1. Tägliche Messen und ihre Ausschmückung

321

die Geistlichen 77 . Keiner der Kirchenmeister gab nach Ausweis seiner Rechnungen Musikstücke in Auftrag. Lediglich Sebald Schreyer in Nürnberg ließ mehrfach eine Ode zu Ehren des Hl. Sebald in der Pfarrkirche aufführen78 . Unterstützung während der Messe erhielten die Kleriker durch die Orgel, die der Kirchenfabrik gehörte. Sie konnte im Wechselgesang den Chor ergänzen oder gar ersetzen 79 . Allerdings wurden die Orgeln wie beispielsweise in St. Sebald in Nürnberg nur bei knapp 50 Messen im Jahr, vorwiegend an Sonntagen und ausgewählten Feiertagen, gespielt 80 . Für die festgesetzten Termine trugen die Kirchenmeister die Kosten für den Organisten sowie für den oder die Orgeltreter81 , während sonst wie in Freiburg galt: Wan man aber sunst orgelt on geheiß der pfleger, so sol Unser Frau [=die Kirchenfabrik] kein kosten haben mit der orgeln in keine weg 82 . Da für jede Nutzung der Orgel und besonders für das Treten der Blasebälge Kosten entstanden, gab es somit einen direkten Zusammenhang zwischen dem Reichtum der Kirchenfabrik und der Häufigkeit des Orgelspiels. Während für die kleine Orgel in St. Sebald zwei Blasebalgtreter benötigt wurden, waren es für die große Orgel vier Personen, so dass Sebald Schreyer beispielsweise 1483 notierte: Von der grossen orgeln 24 mal zu plasen zu 4d, facit 3lb 6d; mer von der kleinen 51 mal zu plasen zu 2d, facit 3lb 12d. Summa 6lb 18d 83 . Wichtiger noch als die Orgel war der Chor, der von den Schülern unter Leitung des Schulmeisters gebildet wurde 84 . Es war in der Liturgie vorgeschrieben, wann der Chor zu singen hatte. Alle darüber hinausgehenden Leistungen aber mussten bezahlt werden: In Wesel gaben die Kirchenmeister den kindern Geld, 77 78 79 80

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Siehe dazu ausführlich oben Kapitel IV.5.; differenziert Zahnd, Chordienst, S. 295. Hierzu ausführlich Caesar, Schreyer, S. 133-134 und S. 143-146, Borst, Sebalduslegenden, S. 133-136, Hampe, Schreyer, S. 163. Hucke, Überblick, S. 151, vgl. kurz Zahnd, Chordienst, S. 289. Liste der Termine, zu denen die verschiedenen Orgeln in St. Sebald zu spielen waren (Item ein organist ist schuldig und pflichtig, der orgeln zu warten und zu schlahen zu den hernachgeschriben vesten): StadtA Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2, f. 31v.-44v., auch LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 40v.-43v., siehe auch Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 13 ff. und ders., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 7 ff., siehe zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 48-50; zu Freiburg EBA Freiburg Münsterarchiv U 300 f. 12v.; Ingolstadt: Greving, Pfarrbuch, S. 221-222., vgl. ebd., S. 96 und S. 133, der für die Jahre nach 1525 zu dem Ergebnis kommt, dass die Messen am Tag von St. Stephan teils ohne, teils mit Orgelbegleitung gesungen wurden; zu Biberach Schilling, Zustände, S. 93-148, auch Angele, Altbiberach, S. 64-98; Orgelspiel am Tag des Kirchenpatrons: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 15r., StadtA Dresden A XV b 36 f. 87v., siehe auch StadtA Windsheim G 38 f. 49r. Siehe ausführlich oben Kapitel IV.6. Wurde in der Kirche ein Spiel aufgeführt, ließen die Kirchenmeister in seltenen Fällen wie in Friedberg 1518/1519 sogar extra die Orgel stimmen: Neumann, Schauspiel, S. 374-375. Albert, Dienstanweisungen, S. 85; ähnlich bei der Nürnberger Frauenkirche: (...) was die priester mer messe auff der orgell haben wollen dann vorgeschrieben ist da mussen die priester dem orgelslaher selber umb lonen (...) (Metzner, Salbuch, S. 50). LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 6r., ganz ähnlich auch in Hagenau, vgl. Gunzert, Kirchenleben, S. 49. Grundlegend Zahnd, Chordienst, S. 259ff. und S. 278ff., Kintzinger, Varietas, S. 301ff.

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V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

die epistolen und ewangelien to syngen, während in anderen Jahren der Schulmeister bezahlt wurde, van den Salter toe zyngen 85 . Auch in Windsheim sangen die Schüler zu Ostern bey dem heiligen grab 86 . Wahrscheinlich also musste an gewöhnlichen Sonntagen nur ein Teil der Schüler im Chor singen, während an hohen Festtagen alle Schüler anwesend sein mussten 87 . Insgesamt bestimmten damit lokale Traditionen, wann der gesamte Chor sang oder zusätzliche Gesänge in den Kirchen zu hören waren 88 . An manchen Festtagen bezahlten die Kirchenmeister Sänger, um besondere Stücke zu singen oder um den Chor zu verstärken 89 . Während die Weseler Kirchenmeister überhaupt keine entsprechenden Ausgaben verzeichneten, bezahlten die Coburger in den Jahren 1482 und 1501 den Schulmeister, um Kantaten oder Horen zu singen 90 . In Würzburg bezahlten die Kirchenmeister 1515 den hern der die collecten singt 91 . Gelegentlich wurden Messen besonders ausgestaltet, und so waren beispielsweise einige Stücke des Offiziums der Karwoche mit erhobener Stimme zu singen, wofür Sebald Schreyer in Nürnberg eigens gesellen bezahlte 92 . In St. Stephan in Wien war dies die Aufgabe des von der Stadt bezahlten Kantors, während in Dresden der Schulmeister zuständig war 93 . Predigten Eine vierte Aufgabe, für die die Kirchenmeister im Rahmen der allgemeinen Messen zuständig waren, umfasste die Sicherstellung der Predigten 94 . Sie bildeten einen zentralen Bestandteil der Hochämter im Mittelalter, doch änderten sich ihre Bedeutung und ihr Inhalt im Verlauf des Mittelalters. Unter dem Einfluss der Mendikanten zielten die Predigten immer mehr auf moralische Fragen95 . Im Spätmittelalter manifestierte sich die Bedeutung der Predigt an der Einrichtung eigener Prädikaturen in einer ganzen Reihe großer wie kleiner Städte wie Ulm, Rothenburg, Windsheim und Wunsiedel 96 . Der Pfarrer hielt seine Predigt in der 85 86 87 88 89 90 91 92 93

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Kinder: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 199; Schulmeister: Gefach 37,4 S. 611, S. 942. StadtA Windsheim G 38 f. 21r., f. 28v., f. 56r. Götz, Pfarrbuch, S. 26. Vgl. Götz, Pfarrbuch, S. 26-39. Siehe Zahnd, Chordienst, S. 285-289. StadtA Coburg R 11/1482 f. 7r., R 11/1501/02 f. 6v. StadtA Würzburg Ra 2024 f. 24r. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4r., f. 13v., siehe hierzu auch Fleischmann, Bauhandwerk, S. 225ff. Wien: Uhlirz, Kirchenrechnungen, 1404: S. 251, 1407: ebd., S. 268, 1408: ebd., S. 279, 1415: ebd., S. 298, 1416: ebd., S. 319, 1417: ebd., S. 337, 1420: ebd., S. 364, 1422: ebd., S. 384, 1426: ebd., S. 406, 1427: ebd., S. 421, 1429: ebd., S. 441, 1430: ebd., S. 460, kurz Perger, Stephan, S. 40, Ebenbauer, Musik, S. 410-411, Kintzinger, Varietas, S. 307-308; Dresden: Meltzer, Kreuzschule, S. 26-27. Siehe Ingelfinger, Verhältnisse, S. 56ff. und S. 133ff., auch Eder, Enns, S. 234ff. Vgl. Dinzelbacher, Handbuch, S. 96-98. Schilling, Zustände, S. 149-150, auch Angele, Altbiberach, S. 99; zu Ulm siehe zusammenfassend Tüchle, Pfarrei, S. 25, auch Breitenbruch, Münsterprediger, S. 406-410, ausführlich Geiger, Reichsstadt, S. 150-152; vergleichend zum Bistum Regensburg Mai, Predigtstiftun-

V.1. Tägliche Messen und ihre Ausschmückung

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Hauptmesse am Sonntagvormittag und an besonderen Feiertagen 97 . Darüber hinaus wurde auch an den Samstagen in der Fastenzeit und an den einzelnen Tagen in der Karwoche gepredigt 98 . Auch bei Prozessionen konnten Predigten gehalten werden. Die Prediger wurden entweder von den Kirchenfabriken bezahlt, wie in St. Sebald in Nürnberg, oder vom Rat der Stadt, wie in den meisten übrigen Städten 99 . In Wesel, wo es keine eigene Prädikatur gab, verbuchten die Kirchenmeister von St. Willibrord im Verlauf der neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts mehrfach Ausgaben wie die folgende: doer men dat hellige cruce drouch, drie prediken geloent 100 . Ob es sich um einmalige Ausgaben handelte, lässt sich nicht eindeutig klären. Ähnlich verfuhren die Dresdener Kirchenmeister, die regelmäßig für die Johannisprozession einen windischen Prediger bestellten und bezahlten, der wahrscheinlich in der Sprache der Wenden predigte101 . Vergleichbare Ausgaben wurden von den Kirchenmeistern der übrigen Städte nicht verzeichnet. Zugleich lassen die Einträge in den Rechnungsbüchern keine Aufschlüsse über den Inhalt der Predigten zu. Insgesamt sorgten die Kirchenmeister für den Rahmen, in dem in ihren Pfarrkirchen die Messen zelebriert wurden, was in dieser Form bislang weder von der historischen noch von der kirchengeschichtlichen Forschung gewürdigt worden ist. Im Hinblick auf die Beleuchtung kümmerten sich die Kirchenmeister in erster Linie um die zentralen Altäre. Nur wenn wie bei großen Kirchenfesten viele Menschen in die Kirche strömten, galt ihre Tätigkeit auch der Beleuchtung der ganzen Kirche. Die im Auftrag der Kirchenmeister gefertigten Kerzen waren recht vielfältig, was bislang in der Literatur nicht berücksichtigt wurde. Im Verlauf des Mittelalters veränderte sich die Gestaltung der Messen, denn während noch im Hochmittelalter die Kleriker die liturgischen Gesänge allein bestritten, wurden sie im Spätmittelalter in zunehmenden Maß von der Orgel begleitet. Was einfach klingt, bedurfte zunächst erheblicher Investitionen durch die Kirchenmeister. Die Bereitstellung von Geldern und Gegenständen zur Gestaltung der Messen bedeutete aber nicht, dass die Kirchenmeister unmittelbar inhaltlich Einfluss nahmen. Ihre – bislang weitgehend verborgene – Funktion war die der zentralen Geldgeber.

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gen, S. 13ff.; zu Heilbronn und Hall Rücklin-Teuscher, Volksleben, S. 150-155; zu Rothenburg Borchardt, Institutionen, S. 45; zu Windsheim Bergdolt, Reichsstadt, S. 11; zu Wunsiedel Jäger, Wunsiedel I, S. 309. Götz, Pfarrbuch, S. 30-31. Greving, Pfarrbuch, S. 71-72 und S. 87-92. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 3v., f. 12v., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 75v., f. 86v., f. 91v., 184 f. 37v. Sebald Schreyer stiftete 1520 eine Prädikatur für St. Sebald, vgl. Cäsar, Schreyer, S. 161-162. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 34, S. 75, S. 96, S. 180, S. 276. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 324r., f. 389v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 23v., Nr. 73/1497 f. 49v., Nr. 73/1500 o.f., Nr. 73/1501 f. 18r., Nr. 73/1509 f. 17v., f. 32v., f. 47r., f. 64v., Nr. 73/1518 o.f., Nr. 73/1519 o.f.; siehe Richter, Johannisspiel, S. 103-104.

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V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

V.2. SAKRAMENTE UND SAKRAMENTALIEN Die Spendung der Sakramente war die wichtigste Handlung der Pfarrgeistlichen. Auf der Grundlage der europaweit einheitlichen Sakramentenlehre des 12. Jahrhunderts wurde zwischen den sacramenta maiora und den sacramenta minora unterschieden: Während zu den Sakramenten im eigentlichen Sinn Taufe, Firmung, Eucharistie, Busse, Krankensalbung, Ordination und Ehe gehörten, umfassten die Sakramentalien auch Handlungen wie Benediktionen, Kirchweihe oder Besprengung mit Weihwasser 102 . „Sie wirken nach scholastischer Lehre ex opere operantis (ecclesiae), d.h. kraft des Gebets der Kirche.“ 103 Über diese Feststellung hinaus finden sich in der Literatur aber keine Angaben, wer die eucharistischen Gaben beschaffte. Damit liegen auch keine Informationen darüber vor, ob und inwieweit der Kauf in die Zuständigkeit der Kirchenmeister fiel. Im Folgenden wird daher belegt, dass die Kirchenmeister eine Verbindungsfunktion zwischen den Gemeindemitgliedern, also den Empfängern auf der einen Seite, und den Pfarrklerikern, den Spendern der Sakramente auf der anderen Seite, innehatten. Taufe Eines der wichtigsten Sakramente für alle Menschen des Mittelalters war die Taufe 104 . Dem Taufwasser, das nur zu Ostern oder Pfingsten geweiht wurde, kam besondere Relevanz zu 105 . Im Verlauf des Mittelalters wurde die Taufe immer mehr auf die Kindertaufe beschränkt und zugleich die Immersion, das Untertauchen des zu Taufenden, durch die Aspersion abgelöst, bei der der Täufling lediglich mit Taufwasser übergossen oder besprengt wurde 106 . Der Kirchenmeister von Börsch im Elsass kaufte 1465 eine Holzbütte, in der das Kind untergetaucht werden konnte 107 . Aller Wahrscheinlichkeit nach assistierten die Küster dem Pfarrer, indem sie beispielsweise den Deckel des Taufsteins emporzogen oder das Wasser erwärmten 108 .

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Zum Begriff der Sakramentalien Franz, Benediktionen I, S. 5-34, Eisenhofer, Grundriss, S. 232ff., auch Reifenberg, Sakramente, S. 531-532, zusammenfassend Plöchl, Geschichte II, S. 298ff., auch Reinhard Meßner, Art. Sakramentalien, in: TRE 29 (1998), S. 648-663, zuletzt Arno Schilson, Art. Sakramentalien, in: LThK 3. Aufl. 8 (1999), Sp. 1452-1454. R. Meßner, Art. Sakrament / Sakramentalien in: Lexikon des Mittelalters VII (1994-1995), Sp. 1267-1273, hier: Sp. 1272. Reifenberg, Sakramente, S. 167ff., kurz Eder, Enns, S. 205-206; zu den Stolgebühren für die Taufe Grellmann, Stolgebühren, S. 12ff., Ferry, Stole Fees, S. 21ff. und S. 63ff., Pfleger, Untersuchungen III, S. 95-98, Arend, Bischof, S. 59-60. Vgl. Franz, Benediktionen I, S. 50-54, Reifenberg, Sakramente, S. 569ff. Götz, Pfarrbuch, S. 97 und S. 159-160; zur Eucharistie für getaufte Kinder kurz Pfleger, Ablutionswein, S. 106. Barth, Börsch, S. 184-185. Vgl. zu den Einnahmen des Pfarrers Prietzel, Finanzen, S. 52-54, zum Ablauf der Kindstaufe ausführlich Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 161-163, auch Angele, Altbiberach, S. 104-105, siehe auch Baader; Polizeiordnungen, S. 59, S. 69-71 und S. 328, siehe auch

V.2. Sakramente und Sakramentalien

325

Firmung Mit der Firmung wurde die Zugehörigkeit zur Gemeinde bekräftigt und der Glaube bestärkt 109 . Allerdings wurde dieses Sakrament erst auf dem Konzil von Florenz 1439 zum Dogma erklärt und damit verbindlich vorgeschrieben 110 . Auch wenn Joachim von Pflummern schreibt, dass in Biberach alle Kinder gefirmt wurden, so ist doch schwer abzuschätzen, wie regelmäßig das Sakrament erteilt wurde und welche Bedeutung der Firmung im Spätmittelalter zugemessen wurde 111 . Keiner der Kirchenmeister verzeichnete entsprechende Einnahmen oder Ausgaben. Sie bewirteten auch nur selten die Weihbischöfe, deren Aufgabe die Erteilung dieses Sakraments war 112 . Hochzeit Hochzeit und Ehe unterlagen im Mittelalter einem Wandel, denn das zunächst vorwiegend weltlich bestimmte Vertragsverhältnis zwischen beiden Ehepartnern wurde immer stärker von der Kirche bestimmt. Während die Trauung im Frühund Hochmittelalter noch weitgehend außerhalb der Kirche stattfand, wurde das Sakrament im Spätmittelalter zunehmend in der Kirche erteilt113 . Die Kirchenbauten spiegeln diese Entwicklung, denn viele Kirchen wie beispielsweise die Obere Pfarrkirche in Bamberg, St. Sebald in Nürnberg und St. Martin in Biberach besaßen Brautpforten oder Brautportale, die den nördlichen Seiteneingang der Kirche überdachten und unter denen die Ehe vom Pfarrer geschlossen wurde 114 . Die Anzahl der gegen Ende des Mittelalters bereits von den Pfarrern in der Kirche geschlossenen Ehen lässt sich daran ermessen, dass in St. Lorenz in Nürnberg am Mittwoch vor Fastnacht 1505 allein 23 Hochzeiten in der Kirche stattfanden115 . Die Kirchenmeister waren daran nicht beteiligt. In Ulm beaufsichtigten sie jedoch die Küster, die die Ehelisten führten116 .

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114 115 116

Meyer, Baireuth, S. 59: Von einem kinde zu tawfen drey pfennig [dem Pfarrer] zu lone. Dem kirchner 1 pfennig; ist es aber ym winter und muß wasser wermen(n), so ist sein lone zwen pfennig. Reifenberg, Sakramente, S. 257ff., kurz Eder, Enns, S. 206, siehe auch Fuhrmann, Kirche, S. 41. Gebhard, Konfirmation, S. 131. Schilling, Zustände, S. 176, vgl. kurz Dinzelbacher, Handbuch, S. 267. Vgl. Schilling, Zustände, S. 176, siehe Angenendt, Liturgie, S. 205-206. Zur Liturgie Reifenberg, Sakramente, S. 473ff., siehe auch Eder, Enns, S. 210-212, zur hochmittelalterlichen Praxis Mierau, Vita communis, S. 65; zu den Einnahmen des Pfarrers siehe Prietzel, Finanzen, S. 57-58, Götz, Pfarrbuch, S. 96 und S. 159-160, Pfleger, Untersuchungen III, S. 101-103, allgemein Ferry, Stole Fees, S. 26-27 und S. 67ff., vgl. ausführlich die Beschreibung bei Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 159-160, auch Angele, Altbiberach, S. 102. Götz, Pfarrbuch, S. 96-97; zum Brautportal von St. Sebald Marx, Ostchor, S. 44-45; Schilling, Zustände, S. 20, auch Angele, Altbiberach, S. 22. Bauer, Andrang, S. 33. Geiger, Reichsstadt, S. 91.

326

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

In Rothenburg wurden der Kirchenfabrik wiederholt Schleier geschenkt, doch bleibt ein Zusammenhang zu Trauungen in der Kirche offen 117 . Die Kirchenmeister scheinen auch nicht dafür zuständig gewesen zu sein, im Auftrag des Rates den Luxus des sich unmittelbar an die Zeremonie anschließenden Festes zu begrenzen 118 . Vielerorts setzte sich im 16. Jahrhundert der Brauch durch, dass die Braut bei der Hochzeit einen Haar- oder Stirnreif aus Gold oder Silber trug, der manchmal mit Perlen verziert war 119 . Da sich nur wenige Familien eine Brautkrone leisten konnten, wurde der Kirchenfabrik ein entsprechendes Schmuckstück gestiftet, die sich die Braut dann ausleihen konnte 120 . In den untersuchten Städten verbuchten die Kirchenfabriken allerdings keine entsprechenden Einnahmen. Beichte und Buße Das Sakrament der Buße gehörte für die Menschen des Mittelalters zu den besonders wichtigen Sakramenten, wobei immer stärker zwischen Beichte, Buße und Absolution differenziert wurde 121 . Die Kirchenmeister schafften mancherorts Beichtstühle an, doch weitere Aufwendungen verzeichnete keiner von ihnen122 . Allerdings bestand die Möglichkeit, dass die Kirchenfabrik indirekt von den Bußen profitierte. Die Kirchenmeister verbuchten aber entsprechende Geldsummen nicht gesondert, da diese wahrscheinlich in den Stock gegeben wurden 123 . Eucharistie Die Eucharistie stand bereits für die frühen Christen im Zentrum der Messe. Seit dem IV. Laterankonzil von 1215 war jeder Gläubige dazu verpflichtet, einmal im Jahr zur Beichte und zur Kommunion zu gehen 124 . Zeitgleich wurde die Anzahl der Messen gesteigert, die in den städtischen Pfarrkirchen täglich stattfanden. Die

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StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 94r., f. 108v., R. 363 f. 74r. Vgl. zur Nürnberger Hochzeitsordnung von 1485: Baader, Polizeiordnungen, S. 59-62 und S. 71-84, auch Deneke, Hochzeit, S. 17-22, Mone, Luxus, S. 262-263 und S. 268-269, Neumann, Hochzeitsbrauchtum, S. 214ff., vgl. Bauer, Andrang, S. 33-35, Oelhafen, Hochzeit; zur Ulmer Hochzeitsordnung Mollwo, Buch, S. 22-23 und S. 117-118, zur Leipziger Hochzeitsordnung Clemen, Kleiderordnung, S. 305-307, zur Konstanzer Hochzeitsordnung Feger, Statuten, insb. Nr. 211 S. 145-146; allgemein Fouquet, Festmahl, S. 88. Vgl. Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 161, auch Angele, Altbiberach, S. 104; vgl. Haese, Hochzeit, S. 251. Haese, Hochzeit, S. 251. Vgl. ausführlich Reifenberg, Sakramente, S. 317ff., auch Eder, Enns, S. 208-210; Herleitung bei Mierau, Vita communis, S. 65. Zum an den Seelsorger zu zahlenden Beichtpfennig Grellmann, Stolgebühren, S. 48ff., Arend, Bischof, S. 59 mit weiterer Literatur; in keinem der hier ausgewerteten Rechnungsbücher werden Kusstafeln erwähnt, obwohl es sie beispielsweise in St. Sebald in Nürnberg nach Hampe, Schreyer, S. 179 gab; vgl. M. Wolff-Dunsche, Art.: Kusstafel, in: Lexikon des Mittelalters V Sp. 1592, sowie Dünninger, Ablassbilder, S. 382-384. Siehe unten Kapitel VI.1.4. Zusammenfassend Torsy, Frömmigkeit, S. 91, ausführlich Ohst, Pflichtbeichte, S. 1-2 und S. 41ff.

V.2. Sakramente und Sakramentalien

327

Intensität der Eucharistieverehrung nahm dabei immer mehr zu125 . Die Kirchenmeister, in erster Linie aber die ihnen unterstehenden Küster, waren dabei in dreifacher Hinsicht gefordert: Erstens musste für die Messe der Altar geschmückt werden, also ein Tuch aufgelegt und eine Kerze bereitgestellt und entzündet werden. Zweitens mussten liturgische Geräte wie Kelch, Patene und Weihrauchfass für die Messe und besonders für die Eucharistie bereitgestellt werden. Drittens wurden für das Sakrament Brot und Wein benötigt. Anstelle von Brot setzten sich im Abendland im Verlauf des 9. Jahrhunderts Oblaten durch126 . Oblaten und Hostien Ob und inwieweit die Pfarrer Hostien finanzierten, wie dies von PFLEGER für manche Pfarreien im Elsass behauptet wird, lässt sich wegen der wenigen von Pfarrern überlieferten Rechnungsbücher nicht überprüfen127 . Hatte die Pfarrei jedoch die Genehmigung, Hostien vorrätig zu halten, dann wurden sie in den hier untersuchten Städten von den Kirchenmeistern bereitgestellt128 . Die Kirchenmeister kauften einmal oder mehrfach pro Jahr Oblaten, doch differenzierten sie terminologisch nicht zwischen (ungeweihten) Oblaten und (geweihten) Hostien. In Windsheim bezeichneten die Kirchenmeister die Hostien mehrfach als meminger prot, während sie in Braunschweig himelbrot und in Wunsiedel partickel genannt wurden 129 . In Nürnberg verzeichnete Sebald Schreyer dreimal pro Jahr Ausgaben für oblatprot 130 . In einigen wenigen Städten unterschieden die Kirchenmeister zwischen großen und kleinen Oblaten, denn während die großen Oblaten insbesondere von den Geistlichen verwendet wurden, teilte man die kleinen an die Gemeinde aus 131 . Die Herstellung von Oblaten war wenigen geistlichen Institutionen vorbehalten und wurde beispielsweise in Köln durch den Rat kontrolliert 132 . Die Kirchenmeister notierten allerdings nur in wenigen Fällen die Herkunft der Oblaten. In Siegen und in Koblenz bezog man sie aus Köln 133 . In Windsheim verwendete man zumindest einmal Nürnberger Oblaten 134 . Die Kirchenmeister von St. Nikolaus in 125 126 127 128 129

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Zusammenfassend mit weiterer Literatur Hsia, Sakralisierung, S. 58-59, kurz Eder, Enns, S. 206-208. Siehe Schlemmer, Gottesdienst, S. 3-7; zu den Stolgebühren siehe Grellmann, Stolgebühren, S. 12ff., Arend, Bischof, S. 60-62. Pfleger, Untersuchungen IV, S. 74, siehe auch Schmid, Recht, S. 181 mit Anm. 1. Siehe Heck, Hanau, S. 39, zu Livland Kuujo, Stellung, S. 223. Windsheim StadtA Windsheim G 38 f. 22v., f. 55v.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3735 f. 5r.; Braunschweig: StadtA Braunschweig F I 6/H. 6 f. 5v., F I 6/H. 7 f. 7v., F I 6/H. 10 f. 4r., F I 6/H. 11 f. 3v., F I 6/H. 12 f. 4r., F I 6/H. 21 f. 5v., F I 6/H. 23 f. 5v., F I 6/H. 33 f. 7r., f. 8r., F I 6/H. 60 f. 4v. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 3r., f. 4r., f. 5r., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 76v., f. 80v., f. 90r., f. 93r. Vgl. Barth, Börsch, S. 187-188. Huiskes, Ratsmemoriale, S. 297. Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 3v., f.25v.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1490/91 f. 18v., 1492/93 f. 17v., 1495/96 f. 19v., 1496/97 f. 19r., 1503/04 f. 23v., 1507/08 f. 21r. StadtA Windsheim G 38 f. 22v.

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

328

Wesel kauften regelmäßig Hostien bei den fraterherrn, also bei den Weseler Franziskanern 135 . Nicht alle Kirchenmeister mussten Oblaten kaufen: Die Kirchenfabrik von St. Sebald besaß drei Backeisen (packeysen), nämlich zwei für die kleinen Oblaten der Gemeinde sowie eines für die großen der Kleriker 136 . Die Kirchenmeister mussten daher bestimmen, wer die Oblaten buk und dafür das eingenommene Getreide verwendete, bevor sie anschließend vom Pfarrer konsekriert wurden 137 . Auch in Wunsiedel gab es ein oblateisen, doch kauften die Kirchenmeister noch Oblaten hinzu 138 . In St. Stephan in Wien verzeichneten die Kirchenmeister Kohle, die die Küster zum Backen der Oblaten verwendeten139 . Die Verwendung eines Backeisens und zugleich die Verwendung des eingenommenen Getreides könnte erklären, warum die Kirchenmeister von St. Willibrord keine Oblaten kauften, während dies in St. Nikolaus auf der Mathena notwendig war 140 . Alle Kirchenmeister erwarben Oblaten in Fässern, doch nur einige wenige hielten genauere Angaben fest 141 : Ort Bielefeld Bielefeld Bielefeld Bielefeld Bielefeld Bielefeld Bielefeld Bielefeld Bielefeld Bielefeld Bielefeld Dresden Dresden Koblenz Koblenz Siegen Wertheim Wunsiedel 135 136 137 138 139 140 141

Jahr 1491 1495 1496 1497 1498 1499 1501 1502 1503 1505 1515 1401 1407 1473 1489 1477-1478 1482-1483 1479-1480

grosse Oblaten / Hostien

kleine Obla ten / Hostien

undifferenzierte Angaben Oblaten / Hostien 4000 Hostien 3600 Hostien 3800 Hostien 3800 Hostien 3600 Hostien 4000 Hostien 4300 Hostien 1500 Hostien 4800 Hostien 3100 Hostien 4800 Hostien 25600 Oblaten 16000 Oblaten

2800 Hostien 200 Hostien 7000 Hostien

4000 Hostien 1500 Hostien 5000 Hostien 1600 Hostien 1400 Oblaten

AEK Wesel Gefach 33,2 S. 18, Gefach 33,3 S. 108, S. 241, S. 337. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 32v., Hampe, Schreyer, S. 184-185; zu Backeisen siehe Sauer, Symbolik, S. 195-196. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 32v., Hampe, Schreyer, S. 184, vgl. Greving, Pfarrbuch, S. 126, Falk, Diel, S. 48. Siehe beispielsweise StA Wunsiedel R 3758 f. 4v., f. 5r., f. 5v., R 3759 f. 3v., f. 4r., f. 4v., R 3760 f. 4r., f. 4v., R 3761 f. 4r., f. 4v., R 3762 f. 5v., R 3763 f. 4r., R 3764 f. 6r., f. 6v, f. 7r. Uhlirz, Rechnungen, S. 267. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 11v.-12r., auch Gefach 26,4 S. 117-118. Siehe auch Schüller, Messe, S. 68 und S. 72-73.

V.2. Sakramente und Sakramentalien

329

Die Rechnungsbücher geben keine Hinweise zur Erklärung der Schwankungen bei der Anzahl der Hostien. Wiederholt vermerkten die Kirchenmeister wie in Wunsiedel, Windsheim und Wertheim, dass sie die Oblaten oder Hostien zu Ostern oder zu Pfingsten, in Hagenau und Wertheim auch zu Christi Himmelfahrt kauften 142 . In Rothenburg lagen die Kauftermine kurz vor Weihnachten und kurz vor Ostern 143 . In Wunsiedel notierten die Kirchenmeister: xj gl i ij haller fur xiiij hundert oblat, dj man zuo ostern genutzt hat 144 . Sebald Schreyer hielt in seinem Anweisungsbuch fest, dass ain Kirchenmeister oder kirchenmeister schuldig unnd pflichtig ist zugeben oblat zu allen den messen, [die] in der kirchen zu Sant Sebolt Sannt mauritzen und im keenter des gemelten Gotzhaws gelsen werden, und auch zu dem berichten aller menschen so das hailig sacrament in der gemelten pfarrkichen enpfahen. Deßgleichen auch in allen den pfarkirchen so in iermeyll wegs umb die stat gelegen sindt 145 . Dies bestätigt, dass manche Mitglieder der Gemeinde häufiger als einmal im Jahr die Eucharistie empfingen, wie es manche Rechnungsbücher wie beispielsweise aus Rothenburg und Wertheim zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten auch belegen 146 . Es bereitete den Kirchenmeistern offensichtlich keine Schwierigkeiten, auch eine große Anzahl an Oblaten für die gesamte Bevölkerung einer Stadt zur Verfügung zu stellen, was im Allgemeinen zu Ostern geschah 147 . Vereinzelt wie in Bayreuth lassen sich aber auch Stiftungen für ihre Finanzierung nachweisen148 . An der Ägidienkirche in Lübeck hatten 1388 zwei Vikare den Kirchenmeistern ein Kapital von 100 Mark gegeben, aus dessen Ertrag die von allen Geistlichen der Kirche benötigten Oblaten und Weinmengen finanziert werden sollten 149 . Die wenigen Angaben in den Rechnungsbüchern legen die Vermutung nahe, dass die Anzahl der Oblaten etwas größer war als die Bevölkerungszahl in den

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Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 5v., 1485-1486 f. 24r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 171r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3738 f. 7r.; Hagenau: Neumann, Schauspiel, S. 386. StadtA Rothenburg R 362 f. 115r. StadtA Wunsiedel R 3738 f. 7r. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 31v. Allgemein siehe Torsy, Frömmigkeit, S. 91, Browe, häufige Kommunion, S. 24 und S. 40-41; Rothenburg: StadtA Rothenburg R 362 f. 34r., f. 60r., f. 185r., R 363 f. 77r., f. 182v., f. 183v., f. 199r.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnung 1479/1480 f. 5v., 1485/1486 f. 24r., 1486/1487 f. 12r. Vgl. Greving, Pfarrbuch, S. 127. Auch Götz, Pfarrbuch, S. 88 kommt auf der Grundlage der Einnahmen des Pfarrers Stephan May zu dem Ergebnis, dass auch in Hilpoltstein Gemeindemitglieder außerhalb der Osterzeit zur Eucharistie gingen. Joachim von Pflummern: Vom Christtag: (...) Es seindt auch vff den Hayligen tag viel Leüth nach der Früemess zue dem Hayligen Sacrament gangen und beichtet, sonnderlich vonn Frawen. (Schilling, Zustände, S. Angele, Altbiberach, S. 77). Siehe auch Falk, Diel, S. 56, und zu den Hochfesten Tibus, Jakobipfarre, S. 16-30, Massa, Eucharistiepredigt, S. 188. Vgl. Greving, Pfarrbuch, S. 126 und S. 140, wonach Johann Eck in Ingolstadt zu Ostern 1200 Hostien konsekrierte. Pöhlmann, Pfarrei, S. 27, siehe auch kurz Eder, Enns, S. 152. UB Lübeck IV Nr. 502 S. 547-548.

330

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Städten 150 . Die Kirchenmeister kauften nicht nur die von der Gemeinde, sondern auch die vom Klerus benötigten Oblaten 151 . Als zweiter Grund für die erhöhte Anzahl an Oblaten muss gelten, dass stets einige Hostien für die Spendung des Viaticums vorrätig gehalten wurden 152 . Drittens kamen vermutlich zu den hohen Festtagen viele Menschen von außerhalb in die Pfarrkirchen 153 . Dies stand zwar im Widerspruch zu der Verpflichtung jedes Gemeindemitglieds, bei seinem eigenen Pfarrer zu beichten und folglich auch von diesem das Sakrament zu empfangen, aber diese Vorschrift hielten nicht alle Menschen ein 154 . Grundlagen für eine Kalkulation der benötigten Anzahl an Oblaten lassen sich allerdings nicht feststellen, doch hatte zumindest der Pfarrer einen ungefähren Überblick über die Anzahl der vermuteten Kommunikanten 155 . Wein Zur Eucharistie gehörte nicht nur die Hostie, sondern auch der Wein. Tatsächlich kauften die Kirchenmeister in vielen Städten beträchtliche Mengen Wein, den sie beispielsweise in Ulm und Wunsiedel als opferwein, in Coburg, Wertheim und Würzburg als meßwein bezeichneten 156 . In manchen Städten wie in Göttingen erhielten die Kirchen den Messwein vom Rat der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt 157 . In anderen Städten wie in Rothenburg und Freiburg konnten die Kir-

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Vgl. Barth, Börsch, S. 188-189, auch Johansen, Rechnungsbuch, S. xxii, Schüller, Messe, S. 72; zu Ulm siehe Geiger, Reichsstadt, S. 124 Anm. 18 und S. 127, wonach 1523 ca. 11.000 Kommunikanten gezählt wurden. In St. Magni in Braunschweig wurde sehr genau Buch geführt: So wurden im Verlauf des Rechnungsjahres 1457 an 23 Tagen Oblaten gekauft. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Gemeinde an 23 Tagen im Jahr die Eucharistie empfangen durfte, und so ist es sehr wahrscheinlich, dass wie anderswo auch die großen Oblaten zerbrochen wurden und für mehrere Messen ausreichten (StadtA Braunschweig F I 6/H. 7 f. 5r.-5v.). Falk, Diel, S. 51-52 und S. 56, Tibus, Jakobipfarre, S. 26. Die Hostien durften jedoch nicht unbegrenzt aufbewahrt werden, siehe Greving, Pfarrbuch, S. 49, Reifenberg, Sakramente, S. 303. Vgl. Greving, Pfarrbuch, S. 126, S. 139-140 und S. 144. Falk, Diel, S. 21, S. 41-42, S. 45-46, S. 49-50, vgl. Greving, Pfarrbuch, S. 126, S. 141, S. 143, sowie Petke, Oblationen, S. 42-43, Arend, Bischof, S. 61, zu Ausnahmen von der Regel Torsy, Frömmigkeit, S. 91-92; in Wesel durften die Bewohner der Altstadt auch bei den Franziskanern und Augustinern kommunizieren, vgl. Bambauer, Augustinerkloster, S. 7, und Drath, St. Martini, S. 65-66 und S. 68-69; zur Durchsetzung der Beichtpflicht in Ulm kurz Geiger, Reichsstadt, S. 152-153, vgl. zu Innsbruck Lentze, Rechtsgeschichte, S. 7. Falk, Diel, S. 40 und S. 45, Tibus, Jakobipfarre, S. 16. opferwein: StadtA Ulm A 6904 f. 174r., A 6905 f. 151v., StadtA Wunsiedel: R 3737 f. 6v., f. 7r., R 3738 f. 6v., f. 9v., R 3739 f. 6v., R 3740 f. 4v., f. 5r.; meßwein: StadtA Coburg R 11/1504/05 f. 7v., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1486-1487 f. 10v., f. 11r., 1488-1489 f. 12r., 1500-1501 f. 5r., 1510 f. 8r., 1514-1515 f. 7r., StadtA Würzburg Ra 2024 f. 25r. In St. Martin in Bamberg notierten die Küster wiederholt, dass der Wein für die Messen verwendet wurde: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.11/1 f. 26r., f. 29r., f. 29v. Prietzel, Finanzen, S. 30 mit weiterer Literatur.

V.2. Sakramente und Sakramentalien

331

chenmeister auf eigene Weinberge zurückgreifen 158 . Nur selten unterschieden sie wie in Nürnberg zwischen verschiedenen Weinsorten 159 . Die Kirchenmeister besorgten Wein, den men op sontyge hoge tiden behuefft to den luden die ten hilgen sacramente gaen160 oder den man zu der österliche zeit zu der entfahung des heiligen sacraments gebraucht hat anno lxxxij161 . Im Verlauf des Hochmittelalters setzte sich die Praxis durch, dass die Gemeinde ausschließlich die Hostie erhielt, während der Wein dem Klerus vorbehalten blieb 162 . Die Einschränkung wurde in erster Linie mit der Gefahr begründet, dass Gemeindemitglieder Wein verschütten könnten. Damit stieg die Bedeutung der Hostie, was sich auch in der im 12. Jahrhundert aufkommenden Elevation zeigte163 : In Wesel läuteten die Küster seit 1460 die Glocken zur Präfation, dem Beginn des eucharistischen Hochgebets 164 . Im Verlauf der weiteren Jahrhunderte bemühte sich die Kirche immer stärker darum, die Menschen zu einer andächtigen Kommunion anzuhalten, also die Hostie vollständig zu nehmen und gegebenenfalls hinunterzuspülen, wie es die Kirchenmeister von St. Willibrord nannten: dar dat volck die spoylinck van vntfyngen als sy gecommunicyrt haden 165 . Diese Personen nannten die Bamberger Kirchenmeister Communicanten 166 . Im Gegensatz zum Frühmittelalter erhielten die Ge158 159 160 161

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Vgl.. Barth, Börsch, S. 189. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 82v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 9. Zitat: Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 14v., siehe auch 1487/88 f. 12v., 1490/92 f. 13r., f. 19v., 1493/94 f. 16v., 1494/95 f. 14r.; ähnlich Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 14r.; Hagenau: StadtA Hagenau GG 249/1 o.f.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 58r., Heft 5 f. 20r., Heft 6 f. 20r., f. 47v.; Schmallenberg: StadtA Schmallenberg Bestand A Nr. 4 Kirchenrechnung 1515 f. 2r.2v.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1488/89 f. 18r., 1489/90 f. 17r., 1490/91 f. 19r., 1496/97 f. 19r., 1498/99 f. 19v., 1504/05 f. 19v., f. 20v., 1516/17 f. 19r.; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/10 Heft 1 f. 7r.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 24r., 1486-1487 f. 12r., f. 13r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 171r., G 37 f. 73r., G 37A f. 34r., f. 131v., G 38 f. 21r., f. 77r., f. 77v., f. 82r., f. 112r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3737 f. 6v., R 3738 f. 6v., R 3739 f. 4v., R 3740 f. 4v., R 3761 f. 4r., R 3765 f. 4r., R 3767 f. 4v., R 3768 f. 4v. Fischer, Kelchkommunion, S. 23-24, Torsy, Frömmigkeit, S. 91 mit weiterer Literatur. Browe, Verehrung, S. 28-37, siehe auch Braun, Altargerät, S. 574-575, Mayer, Schau, S. 257ff. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 168, S. 179, S. 283, S. 316, S. 340, S. 341, S. 357, S. 439, S. 465, S. 466, S. 488, Gefach 37,3 S. 33, S. 53, S. 78, S. 98, S. 124, S. 155, zur Präfation siehe Eisenhofer, Grundriss, S. 211-213, siehe auch Braun, Altargerät, S. 574-575. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 308; zum Begriff des communicyren siehe auch Gefach 37,4 S. 844 und S. 907; sehr ähnlich in Dresden, siehe Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 288 Anm. 1. Vgl. ausführlich Falk, Diel, S. 47: Dicatur, si opus sit, differentia inter calicem sumendum a laicis et sumendum a presbytero celebrante, et sumendum ab eo in die Parasceues in officio, non celebrante, et sumendum ab eo in die Parasceues in officio, non celebrante, et sumendum ab eo in die Parasceues in officio, non celebrante missam neque consecrante tunc Eucharistiam. Zu Wesel siehe zusammenfassend Müller, Abendmahl, S. 35. Siehe PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/21 f. 10r; vgl. Kroos, Opfer, S. 516, die darauf hinweist, dass in den Wein möglicherweise Kreuzreliquien getaucht wurden.

332

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

meindemitglieder somit unkonsekrierten (Ablutions-)Wein, der von der Kirchenfabrik bezahlt wurde. Die Koblenzer Kirchenmeister bezeichneten den Gesamtvorgang als die lude zu bezechen 167 . Der genaue Verlauf der Zeremonie lässt sich den Unterlagen der Kirchenmeister nicht entnehmen. In Städten wie Wertheim und Wesel wurden die Küster für ihre Mithilfe bezahlt: vj d dem kichner fur i moß weyns pentecost den lewten dy zu dem heiligen sacrament gegangen 168 . In St. Willibrord empfingen die Menschen die Hostie vom Pfarrer und erhielten dann einige Schritte weiter von einem der knechte einen Schluck Wein 169 . In welchem Maß der Wein mit Wasser vermischt wurde, lässt sich den Rechnungsbüchern nicht entnehmen 170 . Nicht nur in St. Lorenz in Nürnberg wurde dabei derselbe Kelch verwendet, aus dem zuvor der Pfarrer und die übrigen Geistlichen den Wein genommen hatten und der danach neu gefüllt wurde: Eine hohe, silbrene, vergulte kandel, daraus man an den erbaren hochzeiten sand Johans namen zu trinken gibt 171 . In Ingolstadt reichten Priester oder angesehene Laien den Kelch 172 . In Mainz schrieb Florentius Diel in seinem Liber consuetudinum: primo genua flectant ante altare laudabili more consueto, leuato capite, aperto ore, oculis demissis et emissa lingua usque ad superlabium inferius modeste suscipiant; qua suscepta et lingua retracta os statim claudant et surgant; euntes in alium locum conuenientem genuflectentes, donec cum saliva oris sui insumpserint; posteaquam ad calicem uini accedant, et ibi modico uino sumpto plenius insumant sacram Eucaristiam 173 . Diese Praxis kam bereits im 13. Jahrhundert auf und setzte sich im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts durch 174 . Ob die Kirchenmeister in ihrer Amtsfunktion während der Spendung des Sakraments in der Kirche anwesend waren, ist nicht überliefert,

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StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 5 f. 20r. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 24r., vgl. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 9, S. 22. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 751. Wahrscheinlich knieten sie beim Empfang des Weins nicht nieder, siehe Metzmacher, Willibrordikirche, S. 111, der darauf verweist, dass für die Einführung des Abendmahls in beiderlei Gestalt eine zusätzliche Bank beschafft wurde, dairan men dat aventmaill uithdeilen sall. Fischer, Kelchkommunion, S. 21-22, siehe Schlemmer, Gottesdienst, S. 10, wonach Sebald Schreyer 1482 festgestellt hatte, dass der Messwein nur aus Wasser und kaum aus Wein bestand. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 5 Anm. 2, ausführlich hierzu Braun, Altargerät, S. 552-557; vgl. Schüller, Messe, S. 71, der für St. Gangolf in Trier eigene Kelche nachweist, siehe auch Kroos, Quellen, S. 141, die darauf hinweist, dass im Bamberger Dom besondere Schalen verwendet wurden. Greving, Pfarrbuch, S. 140-141: Capellani assistunt porrigendo potum calicis, quod, si desint sacerdotes, potest honestis laycis committi, calice pannis involutu. Falk, Diel, S. 47; ähnlich beschrieben bei Reifenberg, Sakramente, S. 300-302 auf der Grundlage des Mainzer Ritus, siehe auch Schüller, Messe, S. 69-71. Braun, Altargerät, S. 552-555, vgl. Hillmann, Gemeinde, S. 28 ohne weiteren Nachweis.

V.2. Sakramente und Sakramentalien

333

doch war es ihre Aufgabe, die ordnungsgemäße Durchführung der Eucharistiefeier sicherzustellen 175 . Außerdem kauften die Kirchenmeister von St. Willibrord Wein vur die Krancken toe communicyren 176 . Waren dies 1518 und 1519 immerhin vier Quart pro Jahr, so bleibt doch unklar, wie groß die Mengen in vorangegangenen Jahren waren 177 . Der von den Kirchenmeistern gekaufte Wein konnte entweder an die Gemeinde ausgeschenkt oder dem Klerus für die Eucharistiefeier zur Verfügung gestellt werden 178 . Dies lässt sich nicht nur aus dem Begriff des meßweins erschließen, sondern wurde vereinzelt in den Rechnungsbüchern wie beispielsweise in Wunsiedel festgehalten: xviij gl dem Perte Kramer fur wein zu ostern dem volck und sust umb opferwein 179 . In Wertheim kauften die Kirchenmeister Wein und gaben ihn dem Pfarrer (item iiij gl fur meßwein dem pfarher) 180 . Die für die Beschaffung des Weins benötigten Gelder erhoben die Kirchenmeister nicht nur in Wesel sondern auch in anderen Städten im Rahmen der Bede 181 . Zusätzlich verwalteten die Kirchenmeister von St. Willibrord mehrere Stiftungen, deren Erträge für den Kauf von Wein für die Gemeindemitglieder bestimmt waren 182 . Weitere Stiftungen dienten dem Kauf von Messwein und lassen sich in zahlreichen Städten nachweisen 183 . Eine Ausnahme bildete die Stadt Biberach, da dort weniger die Kirchenmeister als die Pfarrer für die Beschaffung des Weins zuständig waren, wie Joachim von Pflummern notierte: Der pfarrer hat den opfer wein geben, (...) und den wein, so man die leüth prücht hat 184 . Ob dies für alle Kirchenfeste galt, lässt sich nicht beurteilen. Zur Verantwortung der Kirchenmeister gehörte die Beschaffung einer ausreichenden Quantität Weins. In Bielefeld wurden Einnahmen und Ausgaben unmittelbar miteinander verknüpft, denn die Gemeinde musste Geld spenden, wenn sie zur Kommunion gehen wollte. Die Kirchenmeister kauften daher wyn in de kerken na utwysinghe beyder stocke 185 . In den meisten Rechnungsbüchern wurden nur

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Den Küstern in Schlettstadt wurde daher vorgeschrieben, dass sie juxta receptum usum romanum handeln, also alles dem alten catholisch anabschlägigschen brauch nach ablaufen müsse (Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730-735, hier: S. 732). AEK Wesel Gefach 37,4 S. 833, S. 907. Ähnliche Ausgaben verzeichneten auch die Nürnberger Kirchenmeister: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 92r. UB Bistum Lübeck I Nr. 210 S. 207. StadtA Wunsiedel R 3740 f. 4v., siehe auch PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.11/1 f. 23v. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1514-1515 f. 7r. Hierzu ausführlich oben Kapitel VI.1.3. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 55v.-56r. und f. 56v.-57r., vgl. kurz Eder, Enns, S. 152. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 11v.-12r., auch Gefach 26,4 S. 117-118, siehe hierzu kurz Hillmann, Gemeinde, S. 29-30, auch UB Lübeck IV Nr. 502 S. 547-548, zu Wien Lentze, Seelgerät, S. 48; zu Siegen Weber, Lebensbedingungen, S. 289. Schilling, Zustände, S. 183 (prüchen = brauchen, genießen). StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 48r., f. 52v., Nr. 2 f. 14v., f. 53r.

334

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

wenige Details notiert 186 . Die Kirchenmeister von St. Willibrord in Wesel verzeichneten mehrfach im Jahr Ausgaben für Wein: Dies waren vor allem die vier höchsten Feiertage Ostern, Pfingsten, Mariä Himmelfahrt und Weihnachten, an denen die Gemeinde zur Kommunion gehen konnte (van den wijn die men op sonnyge hogetijden behoefft to den luden ten heligen sacramente gaende behaluen op die vier hochtiden gegeuen 1m) 187 . Hinzu kamen in St. Willibrord die Feste Allerheiligen und Mariä Empfängnis (Item op Aller Helligen dach 1 quart wyns die lude mede toe berichten 4 Vlams, maken 6s 8d, Onse Lieue Vrouwe Conceptio eyn quart wins die lude mede toe berichten 4 Vlams, maken 6s 8d) sowie die weiteren Marientermine Mariä Verkündigung, Mariä Heimsuchung, Mariä Geburt, Mariä Opferung und Mariä Reinigung, wobei die letztgenannten Festtage nicht immer einzeln, sondern teilweise summarisch verzeichnet wurden (2 ½ quarte wijns up al Unser Vrouwen daghe de quart 7 grot, maken 5s 10d) 188 . Das Einkaufsverhalten der Kirchenmeister von St. Willibrord änderte sich im Verlauf des späten Mittelalters. Während der sechziger und siebziger Jahre des 15. Jahrhunderts kauften sie zu Weihnachten nur ungefähr halb so viel Wein wie zu Ostern. In den ersten beiden Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts waren die beschafften Mengen zu diesen Terminen vergleichbar. Die zu Pfingsten und Allerheiligen gekauften Quantitäten nahmen dagegen zu. Die Gewohnheiten der Weseler Altstadtgemeinde verschoben sich gegen Ende des Spätmittelalters, denn die Menschen gingen eher über das Jahr verteilt zur Kommunion 189 . Mit den zahlreichen Terminen, zu denen Wein gekauft und wahrscheinlich auch verbraucht wurde, stand Wesel nicht allein: In Windsheim lassen sich zumindest die Termine Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag, Christi Geburt und St. Johannes Evangelist nachweisen 190 . Auch in Wertheim kauften die Kirchenmeister nicht nur zu Ostern, sondern auch zu Nativitate Christi und uff Johans ewangelist Wein dy lewt zu bewirthin 191 . In Koblenz verzeichneten die Kirchenmeister neben Ostern Weihnachten als Kauftermin in ihren Rechnungen 192 . In Siegen lassen sich dagegen regelmäßige Weinkäufe, so die lude zum hillige sacrament hant gegangen, zu Gründonnerstag, Ostersamstag und Oster-

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190 191 192

StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1487-1488 f. 13v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 22, zu Weihnachten siehe auch Greving, Pfarrbuch, S. 133. siehe für die Jahre 1442-1452: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 20-21, S. 31-33, S. 44-46, S. 5658, S. 67-68, S. 76-77, S. 86-87, S. 100-101, S. 109-110, S. 120-121, S. 129-130. Siehe zu Gründen, warum die Bewohner der Städte nicht häufiger kommunizierten, Browe, Kommunion, S. 132ff., der ebd., S. 142-143, zu dem Ergebnis kommt, dass es gerade in Städten mit nur einer Pfarrkirche wie in Wesel nicht im Interesse der Seelsorger lag, die Menschen zur häufigen Kommunion zu ermuntern, da sie in diesem Fall wesentlich mehr Arbeit als ohnehin schon gehabt hätten. StadtA Windsheim G 38 f. 21r., f. 77r., f. 77v., f. 82r. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1486-1487 f. 12r., f. 13r. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 6 f. 12r., f. 20r., f. 47v.

V.2. Sakramente und Sakramentalien

335

sonntag, Pfingsten, Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt, Allerheiligen, Christi Geburt und Mariä Reinigung nachweisen 193 . Vergleicht man die Ausgaben der Kirchenmeister aus den verschiedenen Städten, dann beschafften sie Wein vor allem zu Weihnachten und Ostern 194 . Während in den meisten Städten zu Ostern mehr Wein benötigt wurde als zu anderen Kirchenfesten, waren die in Koblenz gekauften Mengen ausgeglichen195 . Zumindest in Rothenburg wurde auch am Tag des Kirchenpatrons Wein ausgeschenkt, denn dort ereigneten sich mehrere Wunder, nachdem Gläubige in der Heiligblutkapelle Wein erhalten hatten (Eyn frauwe, hye auß der stat waz, von siechthum worden zu eym stumen ein halp jar; dy trynck auß dem kilche vor dem altar und wart gesunt 196 ). Ein Trend vergleichbar zu dem in Wesel lässt sich für das übrige Reich nicht konstatieren. Insgesamt leisteten die Kirchenmeister in vielen Städten mit der Bereitstellung der eucharistischen Gaben einen wichtigen Beitrag zum Gemeindeleben im Mittelalter. Viaticum und Krankensalbung Sterbende erhielten als letzte Sakramente die Salbung und das Viaticum, die so genannte Wegzehrung. Sie erhielten damit ein letztes Mal eine Hostie, die gelegentlich zuvor in Wein getaucht wurde 197 . Den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister lässt sich allerdings nicht entnehmen, in welchem Maß die Pfarrer zwischen Krankensalbung und Viaticum differenzierten 198 . Für die Krankensalbung ließen die Kirchenmeister in Wesel wie anderswo oly crucen ind doit crucen herstellen, die dem Sterbenden überbracht wurden, wie Joachim von Pflummern schrieb: Das Creüz hat man bei dem Khranckhen gelassen bei der bethstatt stecken, bis er gestorben ist; so hat mann es dann vff die Baahr gelegt, so man ihn vergraben. Ist den ains wider genesen, so hat es da Creüz selbs wider in die Khürchen für das Sacramendt tragen 199 . Die Kirchenmeister verzeichneten nur selten Einzelheiten, doch waren die Kreuze bemalt und verziert; teilweise wurden bis zu 50 Stück auf einmal in Auftrag gegeben 200 . 193

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StadtA Siegen Kirchenrechnung 1490/91 f. 19r., 1496/97 f. 19r., 1498/99 f. 19v., 1503/04 f. 21v., 1515/16 f. 19v., so auch in St. Lorenz in Nürnberg: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 41, siehe auch Ingelfinger, Verhältnisse, S. 127, der darauf verweist, dass in Württemberg wahrscheinlich Mariä Verkündigung und Palmsonntag die wichtigsten Kinderkommunionstage waren. Vgl. Barth, Börsch, S. 189, Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 52. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 6 f. 12r., f. 20r., f. 47v. Schnurrer, Wunderheilungen, S. 6 Nr. 7, siehe auch S. 7 Nr. 20. Browe, Sterbekommunion, S. 34. Zur Krankensalbung ausführlich Reifenberg, Sakramente, S. 380ff., auch Eder, Enns, S. 210, zum Viaticum ebd., S. 939ff. Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 165, auch Angele, Altbiberach, S. 107; vgl. Götz, Pfarrbuch, S. 91 mit Anm. 57, siehe AEK Wesel Gefach 37,1 S. 91, S. 193, S. 194, S. 412, Gefach 37,2 S. 475, S. 487, S. 488, 37,3 S. 122, Gefach 37,4 S. 940; ausführlich zu den Sterbekreuzen Berger, Brauchtum, S. 54-62, Hartinger, Totenbrauchtum, S. 39-40. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 122, Gefach 37,4 S. 940; laten maken vifftich nye alij crucen: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 122. Die in den Weseler Kirchenrechnungen verzeichneten Kreu-

336

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Für das konsekrierte Salböl gab es in verschiedenen Kirchen wie auch in St. Willibrord in Wesel Chrisambüchsen 201 . In Siegen ließen die Kirchenmeister 1490/1491 spezielles hilge[s] oel (...) für die Krankensalbung holen 202 . Einem Sterbenden das Viaticum zu spenden war vielerorts eine zeremoniell ausgeschmückte Handlung, denn der zum Sterbenden gerufene Priester wurde beispielsweise in Schlettstadt, Bayreuth und Biberach vom Küster begleitet, der überdies vor dem Weggang aus der Kirche die Glocke läutete, damit sich Gemeindemitglieder anschließen konnten 203 . So ist dann der Messmer vorher gangen, hat ain Latternen mit einem Liecht in der Handt und ein Zwehl ahm half tragen, vnnd inn der annderen Handt ein Glöckhlin, da hat er, so er etwann weith ist khomen, klünglet vnd den aber allso bis zue des Khranckhen hauss. Und vorher ist einer gangen, hat ein Creüz und ein büechlin tragen 204 . Ob die verschiedenen Kirchenfabriken ein eigenes Krankengerät besaßen, lässt sich aus den Rechnungen der Kirchenmeister nicht entnehmen. In Coburg wurde ein besonderes Kreuz aus dem Besitz der Kirchenfabrik vorangetragen 205 . St. Nikolaus in Wesel besaß eine silberne Schelle, mit der auf das mitgeführte Sakrament aufmerksam gemacht wurde 206 . In Bamberg und Wertheim wurde durch Stiftungen sichergestellt, dass mehrere Schüler den Pfarrer und den Küster bei Krankenbesuchen mit Laternen und Fahnen begleiteten 207 . In Nürnberg wohnten die vier Sakramentsknaben im Haus des Küsters, die diesen auf Grund einer Stiftung Kaiser Friedrichs III. begleiten mussten, wenn er mit einem Geistlichen zu einem Kranken ging 208 . Sakramentalien Die Sakramentalien waren für die mittelalterlichen Gelehrten erheblich weniger wichtig als für die Gemeindemitglieder, die geweihte Gegenstände oder Häuser

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ze sind mit den 1481 und 1482 von den Coburger Kirchenmeistern gekauften siben crucifx zu vergleichen, dy man mit der heilige olug tregt zum krancken: StadtA Coburg R 11/1481 f. 7v., R 11/1482 f. 7v. Siehe oben Kapitel IV.2. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1490/91 f. 19r. Gut zehn Jahre zuvor hatten die Kirchenmeister Öl aus Köln bezogen, bei dem es sich wahrscheinlich ebenfalls um Chrisamöl gehandelt haben dürfte: Kirchenrechnung 1479/80 f. 41v. In Ulm bezog man Chrisam aus Konstanz, siehe Geiger, Reichsstadt, S. 160; zum Elsass kurz Pfleger, Untersuchungen III, S. 91. Götz, Pfarrbuch, S. 91, Berger, Brauchtum, S. 108-112, ausführliche Beschreibung bei Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 166-167, auch Angele, Altbiberach, S. 106-107, zur Verpflichtung des Küsters in Schlettstadt Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730-735, hier: S. 732, zu Bayreuth: Meyer, Baireuth, S. 89, allgemein Schäfer, Küster, S. 172-173; siehe Arend, Bischof, S. 87, die darauf verweist, dass Küster teilweise aus den Stolgebühren für das Viaticum entlohnt wurden. Schilling, Zustände, S. 165, siehe auch ebd. S. 66, auch Angele, Altbiberach, S. 48. StadtA Coburg R 11/1502/03 f. 6r. Witte, Kunst, S. 72, vgl. Browe, Sterbekommunion, S. 40-42. Wertheim: Engel, Urkundenregesten, Nr. 372 S. 182; Bamberg: Haas, Geschichte, S. 50-51, ähnlich Dresden: Müller, Schulordnungen, S. 266-268; zur Erklärung ausführlich Browe, Sterbekommunion, S. 32ff. und S. 51-52. Schlemmer, Gottesdienst, S. 18.

V.2. Sakramente und Sakramentalien

337

als besonders geschützt ansahen 209 . In nahezu allen Fällen wurde bei den Sakramentalien geweihtes Wasser verwendet, das als reinigendes und apotropäisches Element galt 210 . So stießen Benediktionen wie die Kirchweihe und die Besprengung mit Weihwasser vielerorts auf besonderes Interesse. Die Kirchenmeister hatten hiermit allerdings nur wenig zu tun, obwohl sie für einzelne Handlungen Gegenstände bereitstellten211 . Benediktionen Weihwasser, das vom Taufwasser und dem für die Kirchweihe verwendeten Wasser zu unterscheiden ist, wurde mit Salz versetzt, dessen Kauf die Kirchenmeister vereinzelt notierten212 . Dies war nicht nur Brauch, um die reinigende Kraft des Wassers zu verstärken, sondern das Salz beugte auch der Fäulnisbildung vor 213 . Weihwasser konnte zu verschiedenen Anlässen verwendet werden. In vielen mittelalterlichen Kirchen gab es im Eingangsbereich kleine Weihwasserbecken, mit dessen Inhalt sich die Gemeindemitglieder beim Eintritt in die Kirche bekreuzigten 214 . Gräber und Särge wurden mit Weihwasser besprengt, und manche Stifter baten darum, dass ihr Grab im Rahmen ihrer Memorialmesse lustriert wurde 215 . Schließlich wurde das Kirchengebäude mit Weihwasser besprengt. Im Verlauf des 8. Jahrhunderts entwickelte sich daraus der Brauch, Wasser vor dem Beginn der sonntäglichen Hauptmesse zu weihen und anschließend das Gebäude im Zuge einer Prozession zu lustrieren 216 . Wahrscheinlich wurde im Spätmittelalter sogar die versammelte Gemeinde mit Weihwasser besprengt, gleichsam also die Taufe symbolisch wiederholt 217 . Weder die Segnung des Wassers noch die Lustration waren Bestandteil der Liturgie, so dass die Kirchenmeister die Geistlichen auf der Grundlage einer Stiftung ab 1482 für diese zusätzliche Leistung – wywater toe werpen – bezahlten 218 . 209 210 211 212

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Siehe überblicksweise Eder, Enns, S. 212-215 Berger, Naturlelemente, S. 267, siehe auch Kroos, Opfer, S. 516-517, ausführlich Reifenberg, Sakramente, S. 557ff. Vgl. Franz, Benediktionen I, S. 442-458. Franz, Benediktionen I, S. 60 ff., auch S. 128-129, Reifenberg, Sakramente, S. 557 und S. 582ff., vgl. Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 148, auch Angele, Altbiberach, S. 98; Belege für den Kauf von Salz: AEK Wesel Gefach 33,2 S. 348, S. 415, PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.11/1 f. 20r., f. 26r., StadtA Dresden A XV b 36 f. 88r., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 59v., f. 104v., f. 133v., f. 262v., f. 294r. Berger, Naturelemente, S. 282, vgl. Falk, Diel, S. 55. Kurz Franz, Benediktionen I, S. 101-102, vgl. ausführlich die Bemerkungen Joachim von Pflummerns: Schilling, Zustände, S. 49-50 und S. 148. Zum Begräbnis Berger, Naturlelemente, S. 268, vgl Schilling, Zustände, S. 165-167. Berger, Naturelemente, S. 268, ausführlich Franz, Benediktionen I, S. 86 ff., zur Lustration im Rahmen des Hochamtes am Sonntag Hartzheim, Concilia V, S. 513, siehe Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 148-149, auch Angele, Altbiberach, S. 98-99, vgl. diverse Gelegenheiten bei Falk, Diel, S. 39-64. Franz, Benediktionen I, S. 54-60. Nachweise für die Jahre 1482 bis 1498 und 1515 bis 1519: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 476, S. 488, Gefach 37,3 S. 53, S. 22, S. 33, S. 78, S. 98, S. 124, S. 155, S. 156, S. 183, S. 209, S. 231, S. 255, Gefach 37,4 S. 481, S. 559, S. 737, S. 827, S. 891.

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V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

In St. Willibrord wie beispielsweise auch in St. Lorenz in Nürnberg schloss sich die Lustrationsprozession am Samstag an das Salve Regina an219 . Wahrscheinlich trugen dabei die Weseler Küster den Weihwasserkessel 220 . Kirchweih Die Weihe des Kirchengebäudes war sowohl für die Gemeinde als auch für die Kirchenfabrik von hoher Bedeutung, wurde damit doch das Gebäude erst wirklich seiner Bestimmung übergeben. Dies kam wegen der Bauaktivitäten der Kirchenfabriken im 15. Jahrhundert in verschiedenen Städten vor. Die Kirchenfabrik übernahm beim Richtfest oder bei der Fertigstellung eines Gebäudeteils die Kosten der Weihe, für die auch der zuständige Weihbischof in die Stadt gebeten wurde 221 . Aus Anlass der Weihe und sicher auch zu Ehren des geistlichen Würdenträgers richteten die Kirchenmeister ein Fest für alle Beteiligten und Verantwortlichen aus 222 . Bei St. Willibrord in Wesel weihte der Bischof 1513 die Sakristei223 . In St. Nikolaus auf der Mathena in Wesel wurde 1352 der Altar des Hl. Nikolaus, siebzehn Jahre später der Altar des Hl. Michael und schließlich 1420 der Friedhof geweiht 224 . Im Jahr 1435 erhielt die Kirche den Status einer Pfarrkirche, und schließlich wurden 1458 die erneuerte Kirche und ihr Friedhof wiederum neu geweiht 225 . Dabei trugen die beiden Weseler Kirchenfabriken nur einen Teil der Kosten für die Bewirtung und Unterbringung des Weihbischofs und seiner Diener, während die Stadt den Rest übernahm 226 . Ganz ähnlich verfuhr man beispielsweise bei der Weihe von Karner und Friedhof 1484/1485 in Rothenburg und 1501/1502 in Coburg oder 1507/1508 bei der Weihe der Siegener Kirche227 . Die Ausgaben der Kirchenmeister umfassten nicht nur die Geschenke und die Bewirtung des Bischofs und seiner Begleiter, sondern auch die Kosten für zusätzlichen Weihrauch und neue Kerzen 228 . Doch es wurden nicht nur das gesamte Gebäude oder der Friedhof geweiht, wie Joachim von Pflummern festhielt: All Alltör sendt geweicht gesein, alle Messgwender, Alben, Khelch, paten, Corporal, Alltarthüecher, Khöpfelin, darinn 219 220

221 222 223 224 225 226 227 228

Wesel: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 476; Nürnberg:Lexer, Baumeisterbuch, S. 233. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 124, S. 155, S. 255. Aller Wahrscheinlichkeit nach verrechneten die Kirchenmeister den Lohn für die Kleriker und für die Küster während der übrigen Jahre. Dies würde auch erklären, warum die übrigen Kirchenmeister keine entsprechenden Ausgaben verzeichneten, vgl. oben Kapitel I.4. Zur Konsekration der Kirche Eisenhofer, Grundriss, S. 312-315, auch Möbius, Anthropologie, S. 190. Siehe hierzu unten Kapitel VII.3. Wesel AEK Gefach 37,4 S. 311 Hl. Nikolaus: Gorissen, Regesten I, S. 89, S. 91; Hl. Michael: Gorissen, Regesten I, S. 179; Friedhof: StadtA Wesel A7 1420 f. 12r., f. 15r. (Gorissen, Regesten III, S. 12, S. 200, S. 203). Zur Friedhofsweihe Eisenhofer, Grundriss, S. 315-316. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 137, Gefach 37,4 S. 293, S. 311, Witte, Kunst, S. 66. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 243r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1501/02 f. 6r.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1507/08 f. 0. Vgl. die Auflistung des Küsters von St. Lorenz: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 5960.

V.2. Sakramente und Sakramentalien

339

Vnnser Herrgott, der Erysamb, das Haylig Öhl, der Thauff, Bettstain und dergleichen vil Ding, als Weychwasser, Kherzen, pallmen (...), die Ding alle hat man Lieb gehabt 229 . In den meisten Fällen mussten die Kirchenfabriken die Kosten für die Weihe von Gegenständen übernehmen: In Koblenz weihte der Weihbischof 1484 einen neuen Stock 230 . Auch kleinere Gegenstände wie beispielsweise im Jahr 1500 in Coburg Kaseln und Altartücher oder ein Ornat in der Oberen Pfarre zu Bamberg wurden geweiht 231 . Ein besonders großes Fest wurde bei der Weihe neuer Glocken ausgerichtet, denn der Glockenweihe kam nicht nur eine besondere Bedeutung zu, sondern sie beruhte zugleich auf einer besonders langen Tradition 232 . Die Glocke wurde mit Weihwasser gewaschen und mit Weihrauch gefüllt, indem das Weihrauchfass in die Glocke gestellt wurde233 . Als in Dresden 1495 eine neue Glocke für die Kreuzkirche geweiht werden sollte, schickten die Kirchenmeister einen Boten zum Weihbischof und gaben seinem Kaplan und seinem Diener ein üppiges Trinkgeld 234 . Zusätzlich kauften sie eigens für das Waschen der Glocke eine hölzerne Schüssel 235 . In St. Martin in Bamberg hüllten die Kirchenmeister die Glocke in ein Taufkleid aus Leinwand und veranstalteten nach der Weihe ein Festessen, für das sie unter anderem 18 Aale, 14 Schock Krebse, 57 Hühner, weiteres Fleisch, zusätzlichen Fisch, Brot, Wein und Gebäck kauften 236 . Die Kirchenmeister schufen somit die materiellen Voraussetzungen für die Spendung der Sakramente, eine Tatsache, die in der Forschung bislang unbekannt war. Dies galt in erster Linie für die Eucharistie, betraf jedoch auch andere Sakramente und Sakramentalien, für die von den Kirchenmeistern die notwendigen Gefäße zur Verfügung gestellt wurden. Die hier für viele Städte nachgewiesene Bereitstellung von Oblaten und (Ablutions-)Wein sowie die Organisation des ordnungsgemäßen Ablaufes der Eucharistiefeier verlangte von den Küstern und Kirchenmeistern eine beachtliche organisatorische Leistung. Die Aufgabe der Geistlichen wurde auf diese Weise auf die liturgischen Abläufe und religiösen Handlungen reduziert. Dieses Ergebnis wirft ein neues Licht auf das Verhältnis zwischen Klerus und Laien in der Stadt des späten Mittelalters 237 .

229 230 231 232 233

234 235 236 237

Schilling, Zustände, S. 176, auch Angele, Altbiberach, S. 117. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 24r. Coburg: StadtA Coburg R 11/1500/01 f. 8v.; Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1495 f. 10v. Zur Glockenweihe Eisenhofer, Grundriss, S. 316, Heinz, Bedeutung, S. 50-69. Heinz, Bedeutung, S. 52-59, Pfeifer, Weihrauch, S. 111, siehe StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 308r.; zu den Inschriften in Glocken Poettgen, Theologie, S. 70-78, ausführlich Walter, Glockenkunde, S. 148ff. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 307v., f. 308r. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 308r. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/8 f. 1v., f. 6v., f. 5r., f. 8r., Nr. 70.01/9 f. 6v., Nr. 70.11/1 f. 25v.; ähnlich 1513 in Bayreuth, siehe Engelbrecht, Anmerkungen, S. 205-206 Vgl. Hamm, Frömmigkeit, S. 468ff.

340

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

V.3. KIRCHENFESTE, KIRCHLICHE FESTTAGE UND PROZESSIONEN Messen an den kirchlichen Feiertagen waren mit einer besonderen Liturgie und vielfach auch mit einer besonderen Ausschmückung der Kirche verbunden238 . Auch eine Prozession und ein Umzug konnten Bestandteil der zeremoniellen Handlung sein 239 . Die Form der Feier war sowohl von der Bedeutung des Feiertages als auch vom Ort innerhalb und außerhalb der Kirche abhängig. Das Engagement der Kirchenmeister für die Ausrichtung dieser besonderen Messen lässt sich in drei Hauptgruppen unterteilen: Gedächtnisfesttage waren entweder christologisch orientiert oder standen in Abhängigkeit zum Gedenken an einen Heiligen. Zu besonderen Anlässen konnten Fest-, Dank- oder Bußmessen abgehalten werden, die dann häufig auch mit Prozessionen verbunden waren. Schließlich gab es Messen mit besonderen Funktionen wie beispielsweise die Weihe von Gebäuden oder die Translation von Reliquien. Christologisch motivierte Messen im Verlauf des Kirchenjahres Weihnachten Während der Adventszeit verzeichneten die Kirchenmeister keine besonderen Ausgaben. Zu Weihnachten hingegen, besonders an den Tagen Christi Geburt und St. Thomas, wurden in St. Willibrord die Altäre geöffnet und mit Kerzen beleuchtet, teilweise wurden zusätzliche Fackeln angezündet 240 . Für die Messen verwendeten die Geistlichen zwei Messbücher, dair die duyster metten in staen 241 . Die Dresdener Kirchenmeister wiesen die Küster an, licht auff die cristnacht auff zu stegken, so dass der Kirchenraum in helles Licht getaucht wurde 242 . In Nürnberg gab Sebald Schreyer 8d aus, um Sant Sebolts sarch von dem weihenachten abzusteuben 243 . In Windsheim wurde die Liturgie 1516 durch die Aufführung der Weihnachtsgeschichte erweitert, denn die Kirchenfabrik übernahm die Kosten für das Bemalen von Requisiten zum spil geherig zu weyhenachten 244 .

238 239

240 241 242

243 244

Hierzu sehr ausführlich und mit zahlreichen Literaturangaben Scribner, Ritual. Siehe hierzu ausführlich Haimerl, Prozessionswesen, Ingelfinger, Verhältnisse, S. 129-131 und S. 154-156, zu Koblenz siehe Michel, Koblenz, S. 291-293, zur Westschweiz Jäggi, Untersuchungen, S. 169ff. Siehe oben Kapitel V.1, vgl. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 33v., siehe Dresen, Feier, S. 208-210. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 199 und S. 243. StadtA Dresden A XV b 35 f. 84r.; ähnlich Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 38; vgl. den Bericht von Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 111-112, auch Angele, Altbiberach, S. 76. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 12r.; siehe oben Kapitel III.2. Neumann, Schauspiel, S. 775; zur der Möglichkeit, an Weihnachten die Eucharistie zu empfangen, siehe oben Kapitel V.2., vgl. Greving, Pfarrbuch, S. 133; zu den Weihnachtsspielen siehe Linke, Sakrament, S. 141-143, Wainwright, Studien, S. 90-91, vgl. auch Greving, Pfarrbuch, S. 132 mit Anm. 6 mit Literatur, wonach sich Johann Eck gegen den Brauch wandte, dass Joseph im Rahmen des Spiels das Jesuskind mit Brei fütterte.

V.3. Kirchenfeste, kirchliche Feiertage und Prozessionen

341

Ostern Für die Kirchenmeister wie für die Küster bildete die Karwoche die arbeitsreichste Woche des Kirchenjahres 245 . Dies begann mit dem Aufhängen der Hungertücher, was teilweise bereits zu Beginn der Fastenzeit, mancherorts aber wie in Wesel erst vor Palmsonntag erfolgte 246 . Die Tücher in St. Lorenz in Nürnberg, St. Marien in Bielefeld und St. Martin in Biberach waren so groß, dass der Chor völlig vom Hauptschiff getrennt wurde 247 . Wegen der Größe der Altäre und der Höhe der Kirchen konnten die Küster mancherorts die Arbeit nicht allein verrichten, so dass auf Kosten der Kirchenfabrik Gerüste aufgebaut wurden 248 . In Wesel ließen die Kirchenmeister die Klöppel der Glocken dämpfen 249 . Dort wie in Nürnberg und Rothenburg gebrauchte man eine hölzerne Klapper anstelle der Wandlungsglocke 250 . Die Festlichkeiten begannen in vielen Städten mit einer Prozession am Palmsonntag 251 . Ein Wagen mit einer Eselsplastik und einer reitenden Christusfigur wurde durch die Stadt zur Kirche geführt, wo wie beispielsweise in Nürnberg bereits ein eselstall errichtet worden war 252 . Der Wagen mit den Figuren gehörte der Kirchenfabrik, so dass die Kirchenmeister auch dafür aufzukommen hatten, wenn der Esel beispielsweise geleimt und gepessert oder auch neu bemalt werden musste 253 . In Braunschweig wie in Nürnberg kauften die Kirchenmeister palmen – 245 246

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Zusammenfassend Eisenhofer, Grundriss, S. 124-141. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 21, StadtA Coburg R 11/1506/07 f. 6v., Schilling, Zustände, S. 114, auch Angele, Altbiberach, S. 78, Beissel, Bauführung III, S. 44, Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 19, zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 95; zum Freiburger Fastentuch, das bereits am ersten Fastensonntag aufgehängt wurde, siehe kurz Müller, Formen, S. 170-171. Anderswo wurden lediglich die nicht benötigten Altäre ab Gründonnerstag verhüllt: Falk, Diel, S. 52, kurz Greving, Pfarrbuch, S. 25 und S. 97, Sörries, Fastentücher, S. 12; zum Hungertuch siehe oben Kapitel IV.3. Vgl. Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 114-115, auch Angele, Altbiberach, S. 78; Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 14-15, S. 18-19, ders, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 12, S. 16, Rüthing, Leben, S. 123. Vgl. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 19. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 20, S. 181, S. 243, S. 261, S. 370, S. 465, Gefach 37,3 S. 96, S. 181, S. 182, S. 207, S. 210, S. 230, S. 254, S. 276, S. 511, Gefach 37,4 S. 117, S. 942. Wesel: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 165; Nürnberg: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 16 mit Anm. 4 und S. 17-19; Rothenburg: Neumann, Schauspiel, S. 262; siehe auch Ingolstadt: Greving, Pfarrbuch, S. 148 und S. 150; Mainz: Falk, Diel, S. 53; vgl. kurz Moser, Pumpermetten, S. 143, Tripps, Bildwerk, S. 116-117. Ausführlich Haimerl, Prozessionswesen, S. 107ff., Reifenberg, Sakramente, S. 642ff., Ingelfinger, Verhältnisse, S. 155, kurz auch Browe, Entstehung, S. 107-109, Hirschmann, Stadtplanung, S. 458-461. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 18-19, ders., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 15, zu Ulm Geiger, Reichsstadt, S. 159, zu Siegen Weber, Lebensbedingungen, S. 187-188, ausführlich Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 117-118, auch Angele, Altbiberach, S. 80-82; siehe auch Arens, Liber, S. 218-219; insgesamt Tripps, Bildwerk, S. 89ff., auch Haimerl, Prozessionswesen, S. 117-120 mit weiterer Literatur. Zu Bozen Neumann, Schauspiel, S. 139, StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1505 f. 39v., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1487-1488 f. 14v., StadtA Windsheim G 37A f. 59r., zu Ulm Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 8.

342

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

wahrscheinlich Schilf- oder Weidenzweige -, die geweiht und von den Gläubigen beim symbolischen Einzug Christi in den Händen gehalten wurden 254 . In Coburg wurde in der Kirche regelmäßig ein palmhäuslein errichtet 255 . Während der Karwoche und insbesondere am Gründonnerstag nahmen die Geistlichen in der Kirche die Beichte ab 256 . Im Anschluss daran empfingen die Gemeindemitglieder das Sakrament, so dass die Kirchenmeister Oblaten und Messwein bereitstellten 257 . In Orten wie Chur gehörten die für die Fußwaschung verwendeten Gefäße der Kirchenfabrik 258 . Teilweise wurde auch neues Chrisam geweiht 259 . Die Erinnerung an die Passion Christi wurde auf verschiedene Weise begangen: Während in einer ganzen Reihe von Pfarrkirchen an diesen Tagen lediglich die liturgisch vorgeschriebenen Messen stattfanden, wurden an anderen Orten zusätzliche Messen zu Lasten der Kirchenfabrik gehalten. Ob und inwieweit ihnen Stiftungen zugrunde lagen, ist den Kirchenrechnungen nicht zu entnehmen 260 . Am Karfreitag hielten die Schulmeister und teilweise auch die Chorschüler zumindest in Bamberg, Coburg und Dresden besondere Wortgottesdienste ab 261 . Am Gründonnerstag errichteten die Küster vielerorts das grab in der Kirche, im Allgemeinen ein hölzerner Sarkophag, der gut sichtbar im Chor und selten an der Rückseite des Hochaltars errichtet wurde262 . In Wien ließen die Kirchenmeis254

255 256 257 258 259 260

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Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 19, StadtA Braunschweig F I 6/H. 24 f. 7r.; siehe allgemein Franz, Benediktionen I, S. 470-507, Eisenhofer, Grundriss, S. 125-127, Pfleger, Stationsgottesdienste, S. 343. In Ingolstadt, Chur und Biberach wurde der Pfarrer symbolisch geschlagen, während die Zweige in Straßburg gegen das Kreuz oder gegen den Palmesel geworfen wurden: Greving, Pfarrbuch, S. 122 mit Anm. 2., Schilling, Zustände, S. 119-120, auch Angele, Altbiberach, S. 81-82, Affentranger, Elemente, S. 143-144; vgl. Heyden, Stralsund, S. 98, der darauf verweist, dass am Palmsonntag geweihte Sträucher bei der Abwehr von Krankheiten helfen sollten. StadtA Coburg R 11/1482 f. 6r., R 11/1494/95 f. 7v. Vgl. ausführlich die Darstellung von Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 116, auch Angele, Altbiberach, S. 79-80, Eisenhofer, Grundriss, S. 129-130. Siehe hierzu oben Kapitel V.2. Affentranger, Elemente, S. 148, zur Fußwaschung Stiefenhofer, Fußwaschung. Eisenhofer, Grundriss, S. 131-132. Über die Ausgestaltung und Bedeutung der Finster- oder Rumpelmessen lässt sich den Kirchenrechnungen nichts entnehmen, doch kauften manche Kirchenmeister wie in Siegen besondere Kerzen, die dann vermutlich eine nach der anderen im Verlauf der Messe ausgelöscht wurden, siehe Weber, Lebensbedingungen, S. 190-191; allgemein zu dieser Messe Moser, Pumpermetten, insb. S. 142ff., kurz auch Bauer, Andrang und Entfremdung, S. 29, Götz, Festfeier, S. 194-195. In beiden Städten bezeichneten die Kirchenmeister dies als aus dem Psalter lesen. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 7r., Nr. 70.01/3 f. 6r., Nr. 70.01/4 f. 6v., Nr. 70.01/5 f. 6r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 6r., R 11/1506/07 f. 6v.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 36 f. 89r., Meltzer, Kreuzschule, S. 26-27.; vgl. Eisenhofer, Grundriss, S. 135. Greving, Pfarrbuch, S. 148, zum Ort des Grabes und zu den Aufführungsorten in der Kirche Kuné, Auferstehung, S. 28-33, vgl. Flemming, Gestaltung, S. 16ff., der zu dem Ergebnis kommt, dass der Altar gerade bei szenischen Darstellungen das Grab darstellte; ausführlich Tripps, Bildwerk, S. 114ff.

V.3. Kirchenfeste, kirchliche Feiertage und Prozessionen

343

ter hierfür ein Gerüst aufbauen, und in Coburg wurde das Grab herab (...) [ge]lassen, während die Kirchenmeister in Bozen Knechte bezahlten, es auff zu zyechen 263 . Möglicherweise wurde das Grab in denjenigen Kirchen, in denen die Hungertücher aufgehängt waren, erst nach dem Abhängen des Tuches sichtbar 264 . In Windsheim und Dresden wurden von Karfreitag bis Ostersonntag vor dem Grab Psalmen rezitiert 265 . Die Kirchenmeister von St. Stephan in Wien verpflichteten hierfür den Kantor, während in Dresden die Aufgabe dem Schulmeister, in St. Sebald in Nürnberg den gesellen und in Bayreuth den knaben und schulern übertragen wurde 266 . Beim Grab standen in allen Kirchen die graffkeirssen 267 . Neben dem Grab sendt von Burgern vnd von den Zünfften grose Kerzen gesteckt, Tag vnd Nacht brunnen, vis Vnnser hergott erstanden ist 268 . Zugleich sorgten sie für eine Vergegenwärtigung des biblischen Geschehens, denn sie bezahlten beispielsweise in Braunschweig, Nürnberg, Rothenburg, Wunsiedel und Windsheim Wächter, um das Grab bis Ostersonntag zu bewachen 269 . Während in Bamberg der Totengräber diese Aufgabe übernahm, übertrugen die Kirchenmeister diese Aufgabe in Coburg einer Begine und in Dresden einzelnen Schülern 270 . Die Funktion der Wächter war in erster Linie eine symbolische, denn ihre wichtigste Aufgabe bestand darin, die Kerzen am Brennen zu halten 271 . Möglicherweise waren das Grab und die Wächter zumindest in Bamberg oder Coburg Bestandteile eines Passionsspiels 272 . 263

264

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Wien: Uhlirz, Rechnungen S. 251, S. 268, S. 279, S. 298, S. 319, S. 337, S. 364, S. 384, S. 406, S. 421, S. 441, S. 460; Coburg: StadtA Coburg R 11/1489/90 f. 8v., R 11/1493/94 f. 7v.; Bozen: Neumann, Schauspiel, S. 132ff. Neumann, Schauspiel, S. 132 am Beispiel Bozen; siehe Joachim von Pflummern, wonach in Biberach das Hungertuch am Mittwoch der Karwoche abgenommen wurde: Schilling, Zustände, S. 121, auch Angele, Altbiberach, S. 83. StadtA Windsheim G 38 f. 21r., zu Dresden siehe Meltzer, Kreuzschule, S. 26-27. Wien: Uhlirz, Rechnungen S. 251, S. 268, S. 279, S. 298, S. 319, S. 337, S. 364, S. 384, S. 406, S. 421, S. 441, S. 460; Dresden: Meltzer, Kreuzschule, S. 26-27; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 13v., vgl. zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 51-52; Bayreuth: Meyer, Baireuth, S. 89. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 229, PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 7r., zu den Kerzen Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 17, siehe auch Wohlhaupter, Kerze, S. 24-25. Schilling, Zustände, S. 127, auch Angele, Altbiberach, S. 86-87. Braunschweig: StadtA Braunschweig F I 6/H. 24 f. 7r.; Nürnberg: LKA Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 209r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 20v., f. 21r., f. 52r., f. 77r., f. 81v., f. 154r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3759 f. 4r., allgemein hierzu Affentranger, Elemente, S. 154, sowie Jungmann, Andacht. in St. Magni in Braunschweig waren die Wächter einmal sogar vier Tage anwesend: StadtA Braunschweig F I 6/H. 33 f. 9r. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 7r., Nr. 70.01/3 f. 6r., Nr. 70.01/4 f. 5r., f. 6v., Nr. 70.01/5 f. 6r., Nr. 70.11/1 f. 43r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 6r., R 11/1483 f. 6v., R 11/1493/94 f. 8v., R 11/1499/1500 f. 7v., R 11/1500/01 f. 6v., R 11/1501/02 f. 5v., R 11/1502/03 f. 6v.; Dresden: Meltzer, Kreuzkirche, S. 26-27. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 7r. Hierzu Kuné, Auferstehung, S. 11–14, S. 21–25, vgl. St. Sebald in Nürnberg Ruf, Bibiliothekskataloge, III,3 S. 680: Item von 2 klein pergamen puchlein, am karfretiag zum grab zu nutzen, zu schreiben und zu notieren (...).

344

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Allgemein wurde die Liturgie der Ostermessen um szenische Elemente erweitert 273 . Wahrscheinlich wurde jeweils eine Christusfigur mit klappbaren Armen verwendet, die vom Kreuz herabgenommen und in das Grab gelegt wurde 274 . In Biberach und Ingolstadt wurde nachweisbar eine Hostie zu der Skulptur Christi in das Grab gelegt 275 . In erweiterter Form wurden in einer ganzen Reihe von Städten Kreuzigung, Grablege und Auferstehung in Form von Aufführungen dargeboten, die allerdings nicht regelmäßig stattfanden276 : In St. Willibrord scheinen gelegentlich szenische Elemente in die Ostermessen eingefügt worden zu sein, denn die Kirchenmeister ließen 1494 twe Jhesus rocke anfertigen 277 . In Bozen war das Osterspiel offensichtlich so kompliziert, dass es gemustert werden musste 278 . Dort wie in Coburg wurde zusätzlich zum Grab ein hölzernes Gerüst aus dielen in der Kirche aufgebaut, das zumindest in Coburg für die Aufführung der Marienklage und der Auferstehung Christi verwendet wurde 279 . Das Gerüst trug ein großes Kruzifix, auf das 1499 ein maler (..) eynem titel schrieb 280 . Regelmäßig führten drei Schüler als Maria, Joseph und Nikodemus die Marienklage auf281 . In Bozen errichteten Knechte für das Osterspiel schrägen und eine pün, auf der dann 1495 unter anderem Lucas, sechs Teufel, Pilatus und Herodes, Kaiphas und Hannas, Judas und zwey Schacher, Juden und Engel auftraten 282 . Weder die Rechnungsbücher noch die Manuale der Kirchenmeister lassen erkennen, wer die Figur wieder aus dem Grab nahm, doch sollte dies auch offenbar zumindest in St. Lorenz in Nürnberg ein Geheimnis sein, wie der Küster notierte 283 : Item am ostertag fru hore 5. in der nach[t] so spert man auf die kirchen; 273

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280 281 282

283

Ausführliche Darstellung durch Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 127-134, auch Angele, Altbiberach, S. 86-90; zur Trennung zwischen Feier und Spiel siehe Mehler, „dicere“ und „cantare“, S. 99-100, vgl. Wainwright, Studien, S. 1-2, Browe, Entstehung, S. 104-105. Hierzu Michael, Anfänge, S. 21-23, ausführlich Taubert, Kruzifixe, S. 92-101 und S. 114121, Tripps, Bildwerk, S. 121-128, siehe die Beschreibung bei Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 127, auch Angele, Altbiberach, S. 86. Hierzu ausführlich Affentranger, Elemente, S. 150-151 und S. 154; Jungmann, Andacht, S. 193, Kettel, Liturgie, S. 65-70, Browe, Entstehung, S. 101-103, Götz, Festfeier, S. 230204, Tripps, Bildwerk, S. 122-123. Ausführlich Flemming, Gestaltung, Haimerl, Prozessionswesen, S. 22ff., Tripps, Bildwerk, S. 119ff. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 187. Neumann, Schauspiel, S. 131. StadtA Coburg R. 11/1482/83 f. 6r, R 11/1490/91 f. 9r., R 11/1495/96 f. 7r., R 11/1497/98 f. 5v., R 11/1499/1500 f. 7v., R 11/1502/03 f. 6v., R 11/1506/07 f. 6v. Über Gerüste für das Publikum sagen die Quellen nichts: hierzu Kindermann, Theaterpublikum, S. 42-44. StadtA Coburg R 11/1498/99 f. 5r. StadtA Coburg R 11/1481 f. 6v., R 11/1482 f. 6r., R 11/1495/96 f. 6v., R 11/1497/98 f. 5v., R 11/1499/1500 f. 7v., R 11/1506/07 f. 6v. Neumann, Schauspiel, S. 132ff., insb. S. 136 zeigt, dass am Karfreitag auch schon wieder abgebaut wurde, siehe auch S. 161-163; zu den Juden in den mittelalterlichen Spielen Baum, Judenspiel, insb. S. 339-341. Vgl. Tripps, Bildwerk, S. 117-118; die summarischen Einträge selbst in den ansonsten recht detailreichen Coburger Rechnungsbüchern lassen keine weiteren Erkenntnisse zu: StadtA

V.3. Kirchenfeste, kirchliche Feiertage und Prozessionen

345

alspald der her hineinkumt, so spert man wider zu; darnach get der her mit seinen heren zu dem grab, (...) und wan man unser[n] heren azs den grab nimt, so get man um in der kirchen (...) so laß zusammenschlagen mit allen glocken, so setz[t] der her das sacrament auf den altar und gen al wider 284 . Liturgisch vorgeschrieben war die Osterkerze, die zumindest in Koblenz, Nürnberg und Dresden im Rahmen einer Prozession an einem Feuer im Kirchhof entzündet wurde 285 . Sie mussten dafür nur selten Holz kaufen, da jedes Gemeindemitglied Feuerholz mitbrachte: Da hat der pfarrherr die scheitter geweicht; hat man ein feur mit ainem feürstain geschlagen vnd da das feür ahnzündt. Hat vasst jederman ein Scheüt lassen daher tragen; hat man vil feür gehabt vff dem Kürchhoff (...) 286 . Nach dem Entzünden des Feuers zog die Gemeinde zum Taufstein, wo das neue Wasser geweiht wurde 287 . Am Ostersonntag symbolisierte das leere Grab die Auferstehung Christi. In Ingolstadt zeigte der Pfarrer der Gemeinde den leeren Kelch aus dem Grab, und dort sang die Gemeinde dann wie auch in St. Lorenz in Nürnberg das Lied Christ ist erstanden 288 . In St. Lorenz in Nürnberg wurde das Kreuz von den Küstern zum Gewölbe der Kirche emporgezogen289 . In Coburg nahm man die Visitatio Christi wörtlich 290 : Die Menschen wollten die Auferstehung mit eigenen Augen sehen, so

284

285

286 287

288

289 290

Coburg R 11/1493/94 f. 8v., R 11/1505/06 f. 6r. Vgl. Kuné, Auferstehung, S. 12, S. 19-21 und S. 129 auf der Grundlage des Bozener Passionsspiels. Ausweislich der Rechnungsbücher bezahlte keiner der Kirchenmeister zwei Darsteller, die – gemäß vieler Oster- und Passionsspiele – am Ostermorgen als Engel am geöffneten Grab sitzen sollten, vgl. Kuné, Auferstehung, S. 38ff. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 52. In der Nachbarkirche sollten die Kirchenknechte für das Öffnen des Grabes während der Nacht ein maß wein erhalten: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 77v., siehe hierzu auch Haimerl, Prozessionswesen, S. 26ff. Franz, Benediktionen I, S. 549, Eisenhofer, Grundriss, S. 137-138, Wohlhaupter, Kerze, S. 2426. Zum Entzünden der Osterkerze Greving, Pfarrbuch, S. 149, Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 22 und S. 51-52, ders., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 18-19; zur Feuerweihe: Franz, Benediktionen I, S. 512-518, Eisenhofer, Grundriss, S. 136-137, zur Prozession: Haimerl, Prozessionswesen, S. 123-124; Dresden: StadtA Dresden A XV b 36 f. 89r.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 6 f. 12r., f. 16v.; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 77r. In Mainz wurde das Feuer durch Feuersteine entzündet: Falk, Diel, S. 54. Schilling, Zustände, S. 129, auch Angele, Altbiberach, S. 88. Eisenhofer, Grundriss, S. 139-140, Haimerl, Prozessionswesen, S. 124-126, Reifenberg, Sakramente, S. 569ff. und S. 661ff.; vgl. Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 129, auch Angele, Altibiberach, S. 88, Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 22, ders, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 19. Greving, Pfarrbuch, S. 151 mit Anm. 1, S. 152, ebenso Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 131 und S. 133, auch Angele, Altbiberach, S. 89 und S. 90, Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 21, ders., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 19, vgl. Kettel, Liturgie, S. 6669. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 20, vgl. Tripps, Bildwerk, S. 117-118. Zur allmählich wachsenden Teilnahme des Publikums an den Spielen Kindermann, Theaterpublikum, S. 15-19 und S. 33-34; ausführlich zur Vistatio sepulchri in Gernrode Moser, Bühnenform, S. 96; zum Ostergottesdienst Dresen, Feier, S. 201-215.

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V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

dass 1491 wegen des Publikumsandrangs ein gegitter umb das heilig grab errichtet wurde 291 . Die Kirchenmeister bezahlten somit in einigen Städten szenische Darstellungen der Osterliturgie. Über die Textgrundlagen notierten sie jedoch ebenso wenig wie über die Länge der Aufführungen oder die Anzahl der Darsteller. Keiner der für die Kirchenfabrik Verantwortlichen verzeichnete Ausgaben für die Kleriker der Kirche. Im Verlauf des 15. und 16. Jahrhunderts wurden in vielen Städten die szenischen Elemente zu Oster- oder Passionsspielen ausgeweitet, bei denen sich die Aufführungen zunehmend von dem liturgischen Geschehen lösten. Auf der Grundlage der Rechnungsbücher unterstützten viele Kirchenmeister derartige Spiele, traten jedoch in keinem Fall als Organisator auf. In den Jahren 1493 und 1494 wurde in St. Kilian in Windsheim ein Osterspiel aufgeführt, wobei der Kirchenmeister in beiden Jahren die geselschafft der Darsteller mit insgesamt einem Gulden belohnte. Gleichzeitig musste er den beiden Stadtknechten einen Gulden zahlen den lütten zu wern an dem ostertag, da das Spiel offensichtlich eine ungeheuere Menschenmenge anlockte 292 . In Rothenburg erwähnen die Kirchenrechnungen für das Jahr 1475/1476 ein spill, und in ähnlicher Weise wurde auch in Bayreuth zumindest während der Jahre 1452 und 1469 ein Schauspiel aufgeführt, an dem sich die Kirchenfabrik finanziell beteiligte: ein pabsthut mit einem kreucz, dem tod gel; dem kardinal ein hut mit einem kreucz; drei haidnisch huett dem kaiser, 6 teuffel hutt etc.293 . Beschränkten sich die Kirchenmeister auf den Kauf oder die Anfertigung von Requisiten sowie gelegentlich auf die Bewirtung der Helfer und Darsteller, so trug auch der Rat manche Kosten: In Wesel wurde 1461 die opuerstantenisse ons herrn unter Beteiligung von Bürgern, Gesellen und der burgerkinderen aufgeführt, wobei der Rat der Stadt die Darsteller belohnte294 . Die Organisation der Aufführungen wurde von Bruderschaften oder Privatpersonen übernommen. Christi Himmelfahrt An der Ausgestaltung der Messen zu Christi Himmelfahrt war die Mehrzahl der untersuchten Kirchenfabriken nicht beteiligt 295 . Die Braunschweiger Kirchenmeister streuten in der Kirche meyen, vermutlich Blumen oder frische Blätter 296 . In Mainz stellten die Kirchenmeister an St. Christoph 25 Kränze für die Prozessionsteilnehmer 297 . In vier Städten finanzierten die Kirchenmeister vereinzelt sym291 292 293

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Vgl. Greving, Pfarrbuch, S. 151; zum gegitter umb das heilig grab: StadtA Coburg R 11/1494/95 f. 9r., ausführlich hierzu Affentranger, Elemente, S. 155-156. StadtA Windsheim G 38 f. 21r., f. 112r., f. 154r.; vgl. Kindermann, Theaterpublikum, S. 2629. Zitat: Bendiner, Rechnungen, S. 109-110, auch Neumann, Schauspiel, S. 125-126; zu den Aufführungen in Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 98r., siehe auch Wainwright, Rothenburger Rollenbuch.. StadtA Wesel A7 1461 f. 24v., auch Neumann, Niederrhein, S. 179. Siehe beispielsweise StadtA Wesel A7/1466 f. 32r. Braunschweig: StadtA Braunschweig F I 6/H. 32 f. 6v. Falk, Diel, S. 58-59.

V.3. Kirchenfeste, kirchliche Feiertage und Prozessionen

347

bolische Darstellungen der Auffahrt Christi, wobei in Bozen wie in Hagenau und Ulm eine Christusfigur und ein Engel durch ein Loch in der Kirchendecke auf den Kirchenboden gezogen wurden 298 . Zumindest in Bozen muss sie recht schwer gewesen sein, denn die Kirchenmeister verbuchten im Jahr 1494 Ausgaben für ein neues Laufrad des hierfür benötigten Krans 299 . Wenn die Christusfigur dann auf dem Kirchenboden angekommen war, so notierte Joachim von Pflummern in Biberach, so hat man den doben gerumplet, oblaten obher geworffen, feür abher geworffen, wasser abher geschütt vnd darauff einn Reimen gesungen 300 . In Wertheim ließen die Kirchenmeister 1510 Werg, also Flachs- oder Hanffasern, auf die Gemeinde herabwerfen 301 . Pfingsten Auch für die Messen zu Pfingsten stellten nur wenige Kirchenmeister Mittel bereit. Sicher wurde auch an diesem Tag Wasser geweiht, doch im Gegensatz zu Ostern notierten die Kirchenmeister keine entsprechenden Ausgaben 302 . In einigen wenigen Kirchen wie Braunschweig, Dresden und Nürnberg wurde der Fußboden der Kirche bestreut 303 . In Ingolstadt ließ man eine hölzerne Taube vom Gewölbe herab 304 . Andernorts ähnelte der Ablauf dem von Christi Himmelfahrt, wie Joachim von Pflummern für Biberach feststellte: Nach essens vmb die Zwelffe so hat man ein Nohn geleuth mit der grossen glocken vnd den ein Non gesungen vnd georglet vnd den den Hayligen Gaist abergeben. Ist ein hüpscher Hayliger Gaist gesein, versilberet in eim geföslin, ist voller brünnender Liechter gesein, vnd der haylig Gaist voller oblaten gehanget. Ittem. Den Hayligen Gaist hat man zue dem Loch im Chor abher geben; sendt vff dem Chor oben beim Loch ettlich Schuolerlin gesein, haben doben gesungen vnd den die Schuoler vnden 298

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Zu Freiburg Müller, Formen, S. 171; zahlreiche Beispiele bei Neumann, Schauspiel, u.a. S. 143, S. 180-181, S. 210, S. 386; zu Hagenau ausführlich auch Gunzert, Hagenauer Kirchenleben, S. 45 und Rott, Quellen und Forschungen, Oberrhein Text, S. 165, zu Ulm Geiger, Reichsstadt, S. 159-160; auch Falk, Diel, S. 32 und S. 59. Zu der Theatermaschinerie kurz Linke, Sakrament, S. 151; eine solche Auffahrt Christi widerspricht der Feststellung von Taubert, Kruzifixe, S. 120, dass die Elevatio mit Figuren „in aller Stille“ durchgeführt wurde. Neumann, Zeugnisse, S. 143. Schilling, Zustände, S. 135-136, auch Angele, Altbiberach, S. 92, ähnlich in Freiburg: Müller, Formen, S. 171-172, siehe auch Reifenberg, Sakramente, S. 746. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1510 f. 12r., Falk, Diel, S. 32 und S. 59, vgl. Greving, Pfarrbuch, S. 156 mit Anm. b, die darauf hinweisen, dass manche Kirchenmeister hostienförmige Kuchen kauften und Knechte dafür bezahlten, dass sie nach dem Herabwerfen des Backwerks Wasser auf Menschen auschütteten. In St. Lorenz in Nürnberg musste der Küster den Taufstein reinigen: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 54; zur Liturgie zu Pfingsten Dresen, Feier, S. 215-216. Braunschweig: StadtA Braunschweig F I 6/H. 32 f. 6v.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 84r., f. 97r., f. 97v.; Nürnberg: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 25; siehe auch zu Siegen Weber, Lebensbedingungen, S. 218. Greving, Pfarrbuch, S. 157 Anm. 5 mit weiteren Nachweisen, zu Freiburg siehe Müller, Formen, S. 171.

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V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

auch. Sendt auch vnden gestanden zwen helffer in rothen sametin Chormänttel, die haben den Heyligen Gaist empfangen vnd In vff den Chor Altar tragen vnd sich damit herumb kördt vnd auch gesungen, was darzue gehört, vnd darnach ein Reimben gesungen vnd das Weychwasser geben. Ittem. Im Himmel so hat man feür aber geworffen, wasser darauff geschütt, vnd oblaten. Send allweeg vil Leüth vnd Kind im Chor gesein. 305 Die Kirchenmeister mussten mutmaßlich nur die notwendigen Requisiten bereitstellen und eventuell die Schüler mit einem Trank bezahlen 306 . Zusätzlich zu den christologisch begründeten Festtagen gab es eine Reihe weiterer Feiertage. Fronleichnam Ein im Mittelalter vergleichsweise neues Fest war Fronleichnam, das nicht zu den vier kirchlichen Hauptfesten gehörte und das im Kontext der intensiven spätmittelalterlichen Hostienverehrung gesehen werden muss 307 . In vielen Städten, in denen es mehrere Pfarrkirchen gab, war es zugleich das einzige sakrale Fest, das alle Einwohner gemeinsam begingen 308 . Zumindest in Nürnberg ließen die Kirchenmeister die Kirche durch das Aufhängen von Tüchern schmücken 309 . In Unser Lieben Frau in Ingolstadt mussten die Kirchenmeister vor Fronleichnam zum Schutz des Sakraments selbst in der Kirche schlafen 310 . Im Anschluss an das Hochamt wurde das Sakrament in einer feierlichen Prozession durch die Stadt, in Bamberg um den Markt getragen 311 . Der Weg der Prozession wurde in Ingolstadt, Nürnberg und Coburg mit frischen Blumen auf Kosten der Kirche bestreut 312 . Dem Zug gingen vielerorts Spielleute voran313 : In Wesel kauften die Kirchenmeister von St. Nikolaus 1440 eyn schelle, die mon vor den heiligen sacra-

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Schilling, Zustände, S. 139, auch Angele, Altbiberach, S. 93-94. Ausführlich zu den Frankfurter Passionsspielen zu Pfingsten Freise, Passionsspiele. Reifenberg, Sakramente, S. 685ff. mit weiterer Literatur, auch Dresen, Feier, S. 216-218, Wainwright, Studien, S. 25ff., vgl. Browe, Entstehung, S. 109-116, ausführlich ders., Verehrung, S. 70-91. Eine Ausnahme war beispielsweise Nürnberg, hierzu ausführlich Löther, Stadt, S. 50ff. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 27, ders., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 23; ausführlich Löther, Stadt, S. 133-135 Greving, Pfarrbuch, S. 160. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 5r.; zu den Prozessionswegen in Nürnberg Löther, Stadt, S. 341ff., allgemein zur Entstehung der Fronleichnamsprozession Browe, Verehrung, S. 91-98. Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 7r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 82r., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 150r., zur Prozession von St. Sebald kurz Haimerl, Prozessionswesen, S. 44-47, Löther, Stadt, S. 83ff., S. 116-117, S. 132 und S. 136-138; Ingolstadt: Greving, Pfarrbuch, S. 16, S. 223-224; siehe auch Biberach: Schilling, Zustände, S. 141-143, auch Angele, Altbiberach, S. 95; siehe Wainwright, Studien, S. 29. Ausführlich hierzu Löther, Stadt, S. 112-115.

V.3. Kirchenfeste, kirchliche Feiertage und Prozessionen

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ment draget, während in St. Willibrord jedes Jahr von den Küstern die Glocken geläutet wurden 314 . Allerdings bezahlte der Rat der Stadt die Spielleute, die hier im 15. Jahrhundert gelegentlich, zu Beginn des 16. Jahrhunderts regelmäßig der Prozession vorausgingen 315 . In St. Martin in Bamberg wurde die Fronleichnamsprozession in den Jahren 1480-1482 und zu Beginn des 16. Jahrhunderts regelmäßig von zweien lautenschlahern begleitet, während in Dresden in den achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts jeweils zwei Pfeiffer die Prozession anführten und Fackelträger den Zug begleiteten 316 . In Wertheim bezahlten 1485 die Kirchenmeister spillewte(n) corpore xpi dy von den heiligen sacrament gangen, während in St. Stephan in Wien die Türmer auf ihren Instrumenten spielten 317 . Bei der Prozession wurden Fahnen mitgeführt, die men myt den heligen dreget und die vielfach Zünfte und Gilden stellten 318 . Lediglich die Bozener Kirchenmeister bezahlten zwei Fahnenträger 319 . St. Willibrord in Wesel besaß mehrere Fahnen, mindestens eine lanc vane und andere kleinere, die aus Seide bestanden 320 . Eine der Fahnen war grün, andere waren bemalt. Im Jahr 1461 gaben die Kirchenmeister Geld aus, damit twe vanen steyf gemaelt ende verguylt wurden, und 1519 wurde ein Fahnenstock ersetzt, an dem 2 bende (...) ind 1 schellen klepel hingen 321 . Im Verlauf des 15. Jahrhunderts wurden mehrere neue Fahnen in Auftrag gegeben 322 . Wie viele Fahnen die Kirche aber insgesamt besaß, lässt sich den Rechnungen nicht entnehmen, da die Kirchenmeister nicht notierten, wann sie Fahnen komplett ersetzen und nicht nur flicken oder neu bemalen ließen323 .

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St. Nikolaus: AEK Wesel Gefach 33,1 S. 60, ähnlich Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 103 und Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/18 o.f.; St. Willibrord: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 87, S. 97, S. 101, S. 110, S. 121, S. 244, S. 260, S. 261, Gefach 37,3 S. 9, S. 22, vgl. unten Kapitel VII.1.1. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 337, S. 377, S. 432, StadtA Wesel A7 1451 f. 524v., 1516 f. 249r. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 5r., Nr. 70.01/4 f. 5v., f. 6r., Nr. 70.01/5 f. 5v., siehe auch PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 9v., 1482/84 f. 11v., 1484/85 f. 8v., 1486/87 f. 10v.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 54r., zu den Dresdener Stadtpfeifern siehe Richter, Verwaltungsgeschichte I, S. 143-144. Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 24r.; Wien: Ebenbauer, Musik, S. 413. Zitat: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 11, siehe auch PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 8v., Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 159-163., vgl. die Beschreibung bei Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 142-143, auch Angele, Altbiberach, S. 95; vgl. Browe, Verehrung, S. 118-119, Braun, Paramente, S. 236ff. Zünfte und Gilden: AEK Wesel Gefach 33,2 S. 349, Witte, Kunst, S. 74. Zu Bozen siehe Neumann, Schauspiel, S. 141 und S. 158-159. lanc vane: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 11; Fahnen aus Seide: Gefach 37,1 S. 9, Gefach 37,2 S. 136. twe vanen steyf gemaelt ende verguylt: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 175; Ersetzen eines Fahnenstocks: Gefach 37,4 S. 784; 2 bende (...) ind 1 schellen klepel: Gefach 37,2 S. 220. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 283, Gefach 37,3 S. 11, S. 508, S. 512, S. 617. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, S. 71, S. 148, Gefach 37,2 S. 136, S. 157, Gefach 37,3 S. 97, S. 102, S. 211, S. 617, Gefach 37,4 S. 35, S. 660, S. 783, S. 784; gilt auch für St. Nikolaus: Gefach 33,2 S. 349, S. 416, Witte, Kunst, S. 66.

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V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Hinter den Fahnen gingen wie in Freiburg die Schüler als Chor und mancherorts auch noch weitere Musiker 324 . In Coburg wurde in manchen Jahren das Portativ der Kirchenfabrik mitgeführt, wobei die Kirchenmeister nicht nur den Organisten, sondern auch Schüler als Träger bezahlten 325 . Außerdem wurden Kerzen mitgeführt, für die in Wesel 1507 eyn nye lucht, die men dreight vur dat hellige Sacrament, angefertigt wurde 326 . Die meisten Kerzen wurden von Bruderschaften und Zünften finanziert 327 . In Städten wie Nürnberg, Windsheim, Coburg und Wertheim gingen als Engel verkleidete Schüler in der Prozession mit 328 . Im Mittelpunkt der Prozession stand das Sakrament, das in der größten und prachtvollsten Monstranz des Kirchenschatzes gut sichtbar mitgeführt wurde 329 . Sie stand dabei in den meisten Städten auf einer bare oder Sänfte aus dem Besitz der Kirchenfabriken 330 . Das Sakrament wurde von einem himel, raem oder tente dair men dat hellige Sacrament onder dreight beschirmt, der ebenfalls der Kirchenfabrik gehörte 331 . In Weissenburg, Dresden, Coburg und Nürnberg trugen Mitglieder des Rates diesen Baldachin 332 . Zugleich konnte die Monstranz beispielsweise mit bunten Bändern aus dem Besitz der Kirchenfabrik umrahmt werden 333 . Dann folgten Geistliche mit Reliquien und Kelchen aus dem Kirchenschatz 334 .

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In Nürnberg wurde auch ein Portativ mitgeführt, vgl. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 8 mit Anm. 1. StadtA Coburg R 11/1490/91 f. 10r., R 11/1496/97 f. 7r., R 11/1497/98 f. 7v., R 11/1500/01 f. 7r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 747; zu den Kerzenträgern in Nürnberg ausführlich Löther, Stadt, S. 130ff. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 1v., Heft 2 f. 61r., Heft 3 f. 18v., f. 19r., zu den Kerzen siehe auch Schilling, Zustände, S. 141-143, auch Angele, Altbiberach, S. 38. Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 8r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 5v., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 83r., f. 86v., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 120v., f. 121v., f. 129r., f. 136r., f. 143r., f. 151v., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 281v., f. 282r.; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/18 o.f.; Windsheim: StadtA Windsheim G 37A f. 132v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1514-1515 f. 13r.; ausführlich zu den Engelknaben Löther, Stadt, S. 115-119. Vgl. Torsy, Frömmigkeit, S. 96-97, ausführlich Browe, Verehrung, S. 98-102. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 157, Gefach 37,2 S. 487, Gefach 37,3 S. 566, Gefach 33,1 S. 181, Gefach 33,2 S. 59, S. 708, Witte, Kunst, S. 72. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 566, Gefach 33,1 S. 181; vgl. Berbig, Inventar, S. 503, wonach es in Coburg 1528 drei Himmel gab; allgemein hierzu Braun, Paramente, S. 239ff. Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/16 Heft 2 f. 3r.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 166v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 33r., Nr. 73/1518 o.f.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 7r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 82r.; ausführlich zum Geleit des Sakraments und zu den Baldachinträgern Löther, Stadt, S. 126-130 und S. 139ff. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 9r. Vgl. Wainwright, Studien, S. 27 auf der Grundlage der Freiburger Prozessionsordnung, Beispiele für entsprechende Zeremonialordnungen aus Rothenburg und Basel bei Fritz, Goldschmiedekunst, S. 73.

V.3. Kirchenfeste, kirchliche Feiertage und Prozessionen

351

In vielen Städten fiel der städtischen Bevölkerung mehr als nur eine passive Funktion zu, denn die Mitglieder der Zünfte und Gilden begleiteten die Prozession 335 . Um Streitigkeiten und Rivalitäten in der Stadt zu vermeiden, legte der Rat die Reihenfolge des Prozessionszugs exakt fest, denn es ging sowohl um die symbolische Aussage als auch um die politische Ordnung und soziale Rangfolge in der Stadt 336 . In Köln und Wien erließ der Rat eigens Prozessionsordnungen, wobei in Freiburg die drei mächtigsten Zünfte an den entscheidenden Positionen mitgingen 337 . Das Ansehen der Kirchenmeister in der Stadt offenbarte sich an der Position im Prozessionszug 338 . In manchen Orten wie in Bamberg wurde die Prozession an einzelnen Stationen, beispielsweise am Marktplatz, unterbrochen und die Reliquien ebenso wie das Sakrament wurden auf einer Tribüne zur Schau gestellt, einer brucke, die 1504 zu Lasten der Kirchenfabrik gebaut worden war 339 . Die Unterbrechungen verlängerten die Dauer der Prozession erheblich, so dass der Kölner Rat 1477 die Anzahl der Stationen auf zehn begrenzte340 . Schon früh waren das Fronleichnamsfest und die dazugehörige Prozession dafür genutzt worden, in einzelnen Jahren Szenen aus der Heilsgeschichte, insbesondere das letzte Abendmahl und den Opfertod Christi, nachzuspielen341 . Gibt es damit inhaltliche Übereinstimmungen zu den Osterspielen, so ist doch der Ursprung des Fronleichnamsspiels nicht in der Liturgie, sondern in der Prozession und ihren Stationen sowie in dem Versuch der Belehrung zu suchen 342 . In Künzelsau wurde daher die ganze Weltgeschichte bis zum Jüngsten Gericht aufge335 336

337

338 339 340 341

342

Zu den beiden Prozessionstypen Löther, Stadt, S. 140ff. Siehe hierzu Haimerl, Prozessionswesen, S. 38ff., Wainwright, Studien, S. 26-27, den Forschungsstand zusammenfassend Löther, Stadt, S. 142-147, vgl. Browe, Verehrung, S. 117118; zur Betonung der Eigenständigkeit der Pfarrkirche gegenüber der geistlichen Obrigkeit Frölich, Kirche, S. 266. Köln: siehe beispielsweise die Ordnung der 10 Stationen im Jahr 1480 Huiskes, Ratsmemoriale, S. 626, vgl. die Beschreibung des Prozessionszuges durch Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 141-143, auch Angele, Altbiberach, S. 95-96; Wien: vgl. Perger, Gehordnung, S. 147; Freiburg: EBA Freiburg Münsterarchiv U 300 f. 101r., f. 126 v., siehe auch Mayer, Fronleichnamsprozession, insb. S. 344ff. zu den Streitigkeiten, auch: Martin, Passionsspiele; zur Bedeutung der Reihenfolge in der Prozession siehe Kirchgässner, Zeichen, S. 450-455, beschreibend Wainwright, Studien, S. 27-29, auch Löther, Prozessionen, S. 105ff., S. 341ff. und S. 440-442; vgl. UB Braunschweig I, Nr. 63 S. 176-179; zu Marburg siehe Apel, Marburg, S. 259. Zur Nürnberger Fronleichnamsprozession siehe Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 55 Anm. 3, und ders., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 24, vgl. Metzner, Salbuch, S. 53-56. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 5r., vgl. Schnapp, Fronleichnamsprozession, S. 48. Huiskes, Ratsmemoriale, S. 580, vgl. die Beschreibung bei Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 143-144, auch Angele, Altbiberach, S. 96. Zum Fronleichnamsspiel siehe Ott, Personengestaltung, S. 32ff., Browe, Verehrung, S. 111115; zur Trennung zwischen Feier und Spiel siehe Mehler, „dicere“ und „cantare“, S. 99-100; siehe auch Joachim von Pflummern, nach dem in Biberach alle zehn Jahre die Passionsgeschichte (vmbgang (...) mit Vnnsers Herren Leiden vnd dann alle Stuckh gehabt, wie man alle Jahr ist vmbgangen, zuesambt Unnsers Herren Leiden) aufgeführt wurde: Schilling, Zustände, S. 145-146, auch Angele, Altbiberach, S. 96-97. Ott, Personengestaltung, S. 33.

352

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

führt 343 . Ähnliches geschah in vielen Städten, doch wurden diese Aufführungen nur selten wie in Rothenburg und Bozen zu einem wesentlichen Teil von der Kirchenfabrik getragen 344 . In Wien übernahm eine Stiftung die Finanzierung, während in Straßburg, Villingen und anderen Städten eigene Bruderschaften verantwortlich waren 345 . Der Inhalt und die Figuren des Spiels wechselten, aber im Gegensatz zu den Osteraufführungen standen sie kaum noch im Zusammenhang mit den biblischen Texten, da beispielsweise 1495 in Bozen Kostüme für sechs kleine und einen großen Teufel gefertigt wurden 346 . Bei der Prozession wurde ein lyntwurm als Verkörperung des Satans mitgeführt, der aus hölzernen Trageteilen mit bemalter und aufgenagelter leinwant bestand und von mindestens 14 Personen getragen wurde 347 . Auch in Rothenburg gab es einen trachen, der wiederholt auf Kosten der Kirchenfabrik geflickt werden musste 348 . Vermutlich besiegten geharnischte Reiter unter Führung des Heiligen Georg den Drachen im Verlauf des Spiels, wie es verschiedene Spieltexte vorsahen 349 . Gleichzeitig wurden auch maria mit dem gruß, der tempel und die arch mitgeführt 350 . In Bozen spielte man 1495 zudem auf verschiedenen Bühnen 351 . Offenbar gab es wie in Künzelsau und Bozen zahlreiche Mitwirkende, denn die Kirchenmeister finanzierten die Herstellung von Textzetteln und Textbüchern 352 . Kirchweih Ein für alle Kirchen wichtiger Festtag war Kirchweih, wobei beispielsweise in Nürnberg zwischen der Weihe der Kirche und der des Chores differenziert wurde 353 . Die Ausgestaltung der Feier war regional sehr unterschiedlich. Im Allgemeinen zogen die Geistlichen in einer feierlichen Prozession um die Kirche, die

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Ausführlich Wainwright, Studien, S. 50ff. Zu den Aufführungen in Rothenburg siehe Wainwright, Studien, S. 52-54, auch dies., Rothenburger Rollenbuch. Wien: Neumann, Schauspiel, S. 702-703 und S. 707ff.; Straßburg: Neumann, Schauspiel, S. 678-679; Zusammenstellung weiterer Belege bei Schubert, Schauspiel, S. 43-44. Neumann, Schauspiel, S. 157; vgl. ähnlich 1452 in Bayreuth: allerley notdorft wegen zu machen zu dem Spil als hernach geschrieben stett: Papbsthut mit Kreuz, Kardinalshut mit Kreuz, drey haidnisch Hütt dem Kaysser, 6 Teuffel (...) [Fischer, Häuserbuch, S. 794]. Neumann, Schauspiel, S. 132ff., S. 136, siehe hierzu Tripps, Bildwerk, S. 147-148. StadtA Rothenburg o.T. R 362 f. 134v., f. 149v., f. 152v., f. 219v., f. 272r., f. 306v., R 363 f. 93v., f. 320r. Neumann, Schauspiel, S. 133ff.; zu den Harnischen siehe z.B. S. 176; zu den Zusammenhängen zwischen dem Heiligen Georg und dem Drachen auf der Grundlage der Freiburger Texte Michael, Anfänge, S. 19-20, Ott, Personengestaltung, S. 38-39. Neumann, Schauspiel, S. 138f.; zu den Kostümen und der mit ihr verbundenen Symbolik allgemein Kindermann, Theaterpublikum, S. 48. Neumann, Schauspiel, S. 157; zu den beim Osterspiel verwendeten Bühnen Moser, Bühnenformen, insb. S. 98-101. Belege bei Neumann, Schauspiel, S. 161 und S. 206-209 (Bozen), S. 430 und S. 438 (Künzelsau). Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 24-25, ders., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 32, Haimerl, Prozessionswesen, S. 67ff., vgl. Dresen, Feier, S. 218-220.

V.3. Kirchenfeste, kirchliche Feiertage und Prozessionen

353

mancherorts mit Weihwasser besprengt wurde 354 . Häufig wurde die Kirche durch Tücher und Fahnen sowie im Innern durch Kerzen geschmückt 355 . Nach außen weithin sichtbar sollte zumindest 1407 das Kirchweihfest in St. Willibrord sein, denn die Kirchenmeister ließen kermis vane up ten taern hochziehen 356 . In St. Nikolaus in Wesel sangen der Schulmeister und seine Schüler in der Messe 357 . In Rothenburg wurde die Prozession in einzelnen Jahren wie 1468 von zwei Lautenschlägern angeführt 358 . In Coburg nahm der Propst an dem feierlichen Umgang teil 359 . In Nürnberg und Bamberg streute man in einigen Jahren Gras in der Kirche, während in Windsheim Flachs und in Bozen Flieder verwendet wurde 360 . Die Windsheimer Kirchenmeister notierten im Jahr 1488, dass sie nach dem Festtag die Kirche wieder aufräumen lassen mussten 361 . In vielen Städten fand zu Kirchweih ein überregionaler Markt oder ein Messe statt, so dass es gleichsam zu einem großen Volksfest vor der Kirche kam. An diesem waren die Kirchenfabriken allerdings mit Ausnahme von Windsheim, wo die Kirchenmeister regelmäßig fladen auf die kirchweih kauften, nicht beteiligt 362 . Heiligenfeste Heilige wurden auf der Grundlage lokaler Traditionen und regionaler Schwerpunkte unterschiedlich verehrt 363 . Die Anzahl der wichtigen Kirchenfeste, von denen die Kirchenfabriken profitierten, war begrenzt. Unter den mittelalterlichen Heiligen wurde besonders Maria von den Gläubigen verehrt. An zweiter Stelle stand dann der Kirchenpatron. Marienfeste In St. Willibrord wurden im Verlauf des Kirchenjahres sieben Marientage feierlich begangen: Mariä Empfängnis (Mariae Conceptio) [8. Dez.], Mariä Lichtmess (Mariae lichtmis, Mariae Purificationis) [2. Febr.], Mariä Verkündigung (Mariae 354 355

356 357 358 359 360

361 362 363

Siehe oben Kapitel V.2. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1500 o.f.; StadtA Windsheim G 37A f. 29v.; Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 31; zu Siegen Weber, Lebensbedingungen, S. 265-268. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 63. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 241, S. 344. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 8r. StadtA Coburg R 11/1481 f. 6v., R 11/1489 f. 9v., R 11/1495/96 f. 6v., R 11/1496/97 f. 6v., R 11/1499/1500 f. 7v., R 11/1501/02 f. 6r. Gras in Nürnberg: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 31; Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Küsterrechnung 1474/75 f. 6r., PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.11/1 f. 28v.; siehe auch Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 84r., f. 90v., f. 97r., f. 97v., f. 103; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 45r., Heft 6 f. 12v., f. 17r., f. 20v.; Biberach: Schilling, Zustände, S. 147, auch Angele, Altbiberach, S. 97; Flachs in Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 28v.; Flieder in Bozen: Neumann, Schauspiel, S. 139; vgl. Löther, Stadt, S. 136-137 mit weiterer Literatur. StadtA Windsheim G 37A f. 100r. StadtA Windsheim G 37A f. 100v., G 38 f. 26r., f. 28r., f. 49v., f. 54r., f. 156v., f. 196r.; siehe Franz, Benediktionen I, S. 270-278. Groten, Beschlüsse, S. 6-7 und S. 43.

354

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Annunciacio) [25. März], Mariä Heimsuchung (Mariae Visitacio) [2. Juli], Mariä Himmelfahrt (Mariae Assumpcio) [15. Aug.], Mariä Geburt (Mariae Nativitatis ) [8. Sept.] und Mariä Opferung (Mariae Presentatio) [21. Nov.] 364 . Teilweise stellten die Kirchenmeister zu jedem Festtag Wein bereit. In einigen wenigen Jahren bezahlten die Kirchenmeister von St. Willibrord Träger dafür, dass sie Vnser Lieuen Vrouwen beld bei einer nicht näher beschriebenen Prozession trugen 365 . Während die Kirchenmeister lediglich die Aufsicht führten, mussten die Küster in größerem Umfang tätig werden, wie beispielsweise der Küster von St. Lorenz für den Tag Maria Magdalena festhielt: Item Maria Magdalena berait man unser frauen alter zü mit dem pesten tüch und man setzt das pild auf den altar und setzt ir ein schlaier auf und ain kron auf den schlaier und ein kranz auf die kron und gibt dem pild ein püchsen in di hant und man tüt die tafel und den sarch auf on unser frauen altar 366 . In vielen Städten, insbesondere im Niederrheingebiet, war Mariä Lichtmess ein wichtiger Feiertag, an dem auch eine Prozession stattfand 367 . Sie wurde beispielsweise in Wesel mit der Aufführung von geistlichen Spielen verbunden, zu denen die Kirchenfabriken allerdings nichts beitrugen 368 . Die größte Bedeutung kam Mariä Himmelfahrt zu, galt dieser Tag doch als einer der vier wichtigsten Festtage überhaupt, zu dem die Kirchenmeister allerdings nur selten tätig wurden 369 . Heilig-Kreuz-Tag Neben Maria wurde in allen Kirchen besonders der Kirchenpatron verehrt. Zu seinen Ehren wurden dann die wertvollsten Reliquien der Kirche zur Schau gestellt 370 . Die Küster öffneten die Flügel des Hochaltars und stellten die Figur des Heiligen gut sichtbar auf den Altar 371 . Abhängig von der Bedeutung des Heiligen wurden teilweise die Reliquien oder das Bild des Heiligen in einer feierlichen Prozession um die Kirche, häufiger aber durch die Stadt geführt 372 . In Wesel gab es drei Prozessionen, nämlich die zu Ehren des Hl. Willibrord, der Auffindung des Hl. Kreuzes (heylghen Cruces dach Inventionis) und des Hl. Antonius.

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370 371 372

Ausführlich zu den Marienfesten im Elsass siehe Pfleger, Marienfeste, S. 3-79, siehe auch Tripps, Bildwerk, S. 84ff. und S. 174ff. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 152, S. 229. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 31. Eisenhofer, Grundriss, S. 150, Reifenberg, Sakramente, S. 630ff., siehe auch Wohlhaupter, Kerze, S. 22-24, zu Straßburg Pfleger, Stationsgottesdienste, S. 342-343. Ausführlich zu den Spielen zu Mariä Lichtmess Neumann, Niederrhein, S. 164-167, zu Wesel Gorissen, Regesten IV, S. 303. Schilling, Zustände, S. 105-106, auch Angele, Altbiberach, S. 72, Tripps, Bildwerk, S. 174ff.; In Freiburg wurde an diesem Tag im Jahr 1483 eine neue Monstranz gezeigt: EBA Freiburg Münsterarchiv U 300 f. 59r. Vgl. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 31-32 mit S. 32 Anm. 2. Haas, Altaranordnung, S. 90-91. Vgl. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 31.

V.3. Kirchenfeste, kirchliche Feiertage und Prozessionen

355

In der Weseler Altstadtkirche richtete die Kirchenfabrik am 7. November einen Umzug zu Ehren des Hl. Willibrord aus. Möglicherweise trug der Erwerb einer Reliquie des Heiligen durch die Stadt im Jahr 1466 dazu bei, seine Popularität zu steigern, da die Mehrzahl der Ausgaben für die Bahre oder für die Prozession von den Kirchenmeistern erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts getätigt wurde 373 . Insgesamt aber dürfte die Prozession nur klein gewesen sein. Die Heilig-Kreuz-Prozession, die immer am 3. Mai stattfand, war dagegen nicht nur in Wesel sondern auch in anderen Städten von großer Bedeutung 374 . Zu Tagesbeginn richteten die Weseler Kirchenmeister zunächst ein Festessen im Pfarrhaus für die Teilnehmer der Prozession aus. Anschließend ging hinter dem Pfarrer zuerst der Kaplan, dann folgten die Vikare, die Kirchenmeister, die Küster, der Stadtbote und andere Kirchendiener375 . Die Vorsteher, beispielsweise der Schuhmacher, trugen Kerzen 376 . Zumindest in einigen Jahren bezahlten die Kirchenmeister von St. Willibrord die gesellen oder twelff mannen die luden die wyle dat dat helige cruce vth was 377 . Teilweise begleiteten Spielleute die Heilig-KreuzProzession 378 . Im Anschluss an die Prozession wurde das Kreuz op der delen in der Kirche ausgestellt, so dass die Gemeinde die Möglichkeit hatte, es aus nächster Nähe zu sehen 379 . Mehrfach verbuchten die Kirchenmeister auch Ausgaben für die dree predicken toe loenen, bei denen es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Franziskaner handelte 380 . Antoniustag in Wesel Das größte Publikumsinteresse galt in Wesel der Antonius-Prozession der Vorstadtkirche. Auch hierbei richteten die Kirchenmeister ab den neunziger Jahren des 15. Jahrhunderts am Morgen des Festtages ein Festessen aus 381 . Die Messe wurde an diesem Tag besonders feierlich gestaltet, bezahlten doch die Kirchenmeister ab 1480 den Pfarrer von St. Nikolaus, van sunti anthonys mysse to syngen 382 . Im Anschluss wurde das Bild des Heiligen, dem wundertätige Kräfte zugeschrieben wurden, durch den Pfarrsprengel, vielleicht auch durch die Weseler 373 374 375 376 377 378

379 380 381 382

StadtA Wesel A7/1466 f. 35v. Zur Prozession in St. Sebald in Nürnberg Haimerl, Prozessionswesen, S. 63-64, Schlemmer, Gottesdienst, S. 18. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 928. StadtA Wesel A3/4 f. 15r. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 149, S. 486, Gefach 37,3 S. 180, S. 207. StadtA Wesel A7 1451 f. 524v., 1516 f. 249r.; ähnlich die Fronleichnamsprozession von St. Nikolaus: AEK Wesel Gefach 33,3 S. 199, S. 237, S. 337, S. 377, S. 432. Die Kirchenfabrik von St. Moriz in Coburg besaß offenbar zwei Lauten, die bei Prozessionen verwendet wurden: siehe StadtA Coburg R 11/1488-89 f. 10r.; zu den Spielleuten siehe Zahnd, Chordienst, S. 290-291. Ziel der Prozession war seit 1492 der vor den Toren der Stadt von Herman Saelen gestiftete Kalvarienberg: StadtA Wesel A7 1504 f. 55r., kurz Prieur, Leiden, S. 23. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 96, S. 152, S. 276. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 439, S. 608, S. 643, Gefach 33,3 S. 14, S. 60, S. 199, S. 296. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 206.

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V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Altstadt getragen, wobei der Rat der Stadt 1487 eine Prozessionsordnung festlegte 383 . Ähnlich wie in Wesel gab es auch in allen anderen Pfarrkirchen Prozessionen zu Ehren des Kirchenpatrons oder anderer Heiliger. Der Umfang der Feierlichkeiten waren allerdings höchst unterschiedlich384 . Die Art der Ausgaben war ähnlich wie in Wesel: Die Kirchenmeister ließen die Reliquiare und Monstranzen reinigen oder die Kirche schmücken 385 . Bezogen auf das gesamte Jahr gehörten diese Prozessionen und Festlichkeiten im Allgemeinen zu den größten der Stadt. Johannisspiel in Dresden Über all dies ging man in Dresden mit der Ausrichtung des Johannisspiels deutlich hinaus 386 . Zur Förderung der Elbbrücke hatte Markgraf Heinrich der Erlauchte von Sachsen freies Geleit am Tag Johannes des Täufers gewährt. Zusätzlich wurde 1319 denjenigen ein Ablass von 40 Tagen versprochen, die an demselben Tag die zur Brücke gehörende Kreuzkirche in Dresden besuchten und ihr etwas schenkten 387 . Außerdem wurde vor der auf der Brücke gelegenen Kapelle ein Heiligenbild ausgestellt, auf dem Oblationen niedergelegt werden konnten 388 . Alles zusammen wirkte als Publikumsmagnet, wobei die mit der kirchlichen Feier einhergehende Prozession bald mit dem Volksfest eine Verbindung einging 389 . Jedes Jahr wurde in Dresden am Johannistag ein Zug durch die Stadt veranstaltet, in dem u.a. handwagen der Kirchenfabrik mitgeführt wurden 390 . Ihr gehörten auch die Kostüme vieler – vielleicht auch überlebensgroßer – Figuren, darunter zwei Teufel, ein Judas sowie ein hergott 391 . Wahrscheinlich wurde von Jahr zu Jahr ein etwas anderer inhaltlicher Schwerpunkt gesetzt 392 : Im Jahr 1493 gaben die Kirchenmeister Geld aus, um Kostüme für einen Adam und eine Eva schneidern zu lassen, 1514 erhielt der Mohrenkönig drei neue Schilde, und 1518 wurde ein Kostüm für einen lindtwurm hergestellt 393 . Der örtliche Maler wurde wiederholt damit 383 384

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AEK Wesel Gefach 33,3 S. 199, S. 237; Prozessionsordnung: StadtA Wesel A3/3 f. 21v.; zum Antoniusbild siehe auch oben Kapitel IV.1. Vgl. den Bericht von Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 101-102, auch Angele, Altbiberach, S. 70; siehe Haimerl, Prozessionswesen, S. 69ff.; zu den Prozessionen in Nürnberg Löther, Stadt, S. 147ff.; zur Viktortracht in Xanten Beissel, Bauführung II, S. 50-70. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 15r. Ähnlich wahrscheinlich auch Bayreuth, vgl. Brunco, Verteidigung, S. 35. Richter, Johannisspiel, S. 101. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 261. Hierzu ausführlich Richter, Johannisspiel, S. 104-113. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1499 o.f. Unbekannte Figuren: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 21v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 22v.; Teufel, Judas und hergott: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 17v., Nr. 73/1509 f. 30r., vgl. Richter, Johannisspiel, S. 108-110 Vgl. Richter, Johannisprozession, S. 104, der von einer einheitlichen Komposition ausgeht. Kostüme für Adam und Eva: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 166r.; neue Schilde: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1514 f. 77v.; lindtwurm: Nr. 73/1518 o.f.

V.3. Kirchenfeste, kirchliche Feiertage und Prozessionen

357

beauftragt, Masken zu fertigen (etzlichen angesichten zu molen) 394 . Ab 1507 führte man ein Kalb als Figur mit, dessen Fell alle drei bis vier Jahre erneuert werden musste und in dem Gesellen oder Knechte steckten, für die 1519 lakonisch iij gr vor i feßlein bir in das kalb ausgegeben wurden 395 . 1518 und 1519 ritten dann Darsteller der Heiligen Drei Könige und des Hl. Georg in der Prozession mit 396 . Nicht nur die Kirchenmeister stellten Kostüme und Requisiten für der Umzug, sondern auch manche Zünfte wie die der Schuster und der Messerschmiede 397 . Der Umzug zum Johannistag war damit noch erheblich größer, als die Kirchenrechnungen vermuten lassen. Weitere Prozessionen Besondere Prozessionen wurden in den Städten anlässlich der Weihe von Gebäuden oder der Translation von Reliquien durchgeführt. Als 1459 in Wesel der Friedhof neu geweiht wurde, droich man dat Hillige Cruys om den kerchof, ohne dass die Kirchenmeister weitere Ausgaben für die Prozession verzeichneten 398 . Bei der Weihe des 1497 errichteten Karners von St. Nikolaus notierten sie, dass onkost entstanden waren, die sie jedoch nicht näher spezifizierten399 . Als aber die Stadt Wesel 1466 Reliquien des Hl. Willibrord von der Stadt Echternach erwarb, trugen die Kirchenmeister hierzu nichts bei 400 . Überhaupt gab es eine Vielzahl von Ereignissen in der Stadt, die zwar in einem Bezug zur Kirche standen, an denen die Kirchenfabrik jedoch nicht beteiligt war. Die Heiltumsweisung in Nürnberg, also das Zeigen der Reichsinsignien und der Reichsreliquien, wurde vom Baumeister im Auftrag des Nürnberger Rats organisiert 401 . Ähnliches galt für die Heiltumsweisung in Wien 402 . In vielen Städten wurden religiöse Spiele aufgeführt wie beispielsweise in Wesel in den Jahren 1405 und 1406, als die ghesellen dat speel van den helighen drien konynghen (...) speelden 403 . Im Jahr 1422 stand Jherusalem, dat to vastavende uppen market ge394 395 396 397 398 399 400

401 402 403

StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 21v., f. 323v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1509 f. 63r., Nr. 73/1515 f. 13r. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1507 o.f., Nr. 73/1508 o.f., Nr. 73/1509 f. 30r., f. 45v., f. 63v., Nr. 73/1518 o.f., Nr. 74/1519-1520 o.f. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1518 o.f., Nr. 73/1519 o.f., vgl. Richter, Johannisspiel, S. 111. Schuster: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1518 o.f.; Messerschmiede: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 324r. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 143. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 612, siehe auch StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 67r. StadtA Wesel A7/1466 f. 35v., vgl. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 219, wonach die Kirchenmeister, eventuell zur Vorbereitung der Reliquientranslation, die Fenster der Kirche putzen ließen. Vgl. Lexer, Baumeisterbuch, S. 125-132, Kühne, Ostensio, S. 133ff., zuletzt Machilek, Heiltumsweisungen, S. 32-40. Perger, Stephan, S. 47. StadtA Wesel A7 1405 f. 68v., Gorissen, Regesten III, S. 89; Einzelbelege aus anderen Städten systematisch zusammengestellt bei Neumann, Schauspiel; zu Lübeck siehe Fischer, Theater, insb. S. 19-21

358

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

tymmert was, im Mittelpunkt eines Osterspiels, während im Jahr 1449 in der kerken (...) ein speel gespeelt wurde 404 . In allen Fällen übernahm die Stadt, nicht aber die Kirchenfabrik gewisse Kosten und belohnte die Teilnehmer 405 . Umgänge Auch an den Umgängen und Flurprozessionen beteiligten sich die Kirchenmeister nur selten 406 . Die Pfarrsprengel erstreckten sich selten auf das Umland der Stadt, so dass die Gemeinden nur wenige Bauern umfassten, denen in erster Linie an einer Segnung ihrer Felder sowie an der Abwehr von Unheil gelegen war 407 . Zusätzlich gehörte das Wetterläuten zu den selbstverständlichen Verpflichtungen der Küster oder Glöckner, so dass ihnen die wenigsten Kirchenmeister besonderen Lohn gaben 408 . Lediglich in kleinen Städten wie beispielsweise Börsch im Elsass übernahmen die Kirchenmeister Ausgaben für Fahnen, Schellen und Kerzen409 . Prozessionen, die in Wesel der Rat zur Abwehr von Gefahren beispielsweise durch Hochwasser oder Pest anordnete und bei denen das Sakrament vom Pfarrer durch die Stadt oder um die Kirche getragen wurde, bezahlte der Kämmerer der Stadt 410 . In seltenen Fällen wie in Bamberg in den Jahren 1494 und 1495 übernahmen die Kirchenmeister die Kosten für das Läuten der Glocken bei Ausbruch der Pest 411 . Umgekehrt gab es lokale Bräuche, die in Zusammenhang zu Hochfesten der Kirche standen und bei denen manche, aber längst nicht alle Kirchenmeister Ausgaben übernahmen. So kauften beispielsweise die Kirchenmeister in Siegen im Jahr 1498 für den am Tag der Unschuldigen Kinder (28. Dezember) ernannten Kinderbischof einen bischoffs hoet 412 . Spiele der Schüler und die Wahl eines Kin-

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409 410

411 412

1422: Gorissen, Regesten III, S. 213; 1449: Gorissen, Regesten IV, S. 303. StadtA Wesel A7 1405 f. 68v. (Gorissen, Regesten III, S. 89), 1412 f. 332v. (Gorissen, Regesten III, S. 136), StadtA Wesel A7 1422 f. 94 r. (Gorissen, Regesten III, S. 219); siehe auch Gorissen, Regesten I, S. 210, S. 212, ders., Regesten II, S. 117, S. 121, S. 203, S. 204, ders., Regesten III, S. 89, S. 158, S. 188, S. 213, ders., Regesten IV, S. 70, S. 83, S. 116, S. 161, S. 237; kurz auch Roelen, Spätmittelalter, S. 118. Greving, Pfarrbuch, S. 100; zu den Flurprozessionen ausführlich Browe, Flurprozessionen. Dinzelbacher, Handbuch, S. 305; Franz, Benediktionen I, S. 361ff.; Götz, Pfarrbuch, S. 3536, Browe, Verehrung, S. 122ff. Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730, Heins, Kulturgeschichtliches, S. 60 Anm. 23, vgl. Scribner, Ritual, S. 65-66, Conrad, Elsass, S. 28; allgemein Kyll, Wetterglauben, insb. S. 139ff.; anders in Siegen, wo die Wächter auf dem Kirchturm nicht nur dazu angehalten waren, entsprechend auf Gewitter und Unwetter zu achten, sondern auch die Glocken zu läuten hatten, siehe Weber, Lebensbedingungen, S. 229. Barth, Börsch, S. 181. StadtA Wesel A3/13 f. 11v., A7 1410 f. 263v. (Gorissen, Regesten III, S. 122), 1439 f. 127r. (Gorissen, Regesten IV, S. 185, S. 186), 1445 f. 276r. (Gorissen, Regesten IV, S. 238), 1452 f. 34r., 1453 f. 37r., Gorissen, Regesten IV, S. 70, S. 225. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1494/95 f. 12v. In Wesel wurden bei der Pest 1467 die Küster angewiesen, nicht mehr als zweimal zu läuten: StadtA Wesel A3/1 f. 42v. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1498/99 f. 23v., hierzu kurz Weber, Lebensbedingungen, S. 283-285, vgl. Arens, Liber, S. 192 und 213.

V.3. Kirchenfeste, kirchliche Feiertage und Prozessionen

359

derbischofs gab es auch in vielen anderen Städten, doch steuerten die Kirchenmeister weder Requisiten noch Gelder bei 413 . Kirchenfeste und Prozessionen wurden von regional übergreifenden Parallelitäten und gewissen lokal unterschiedlichen Traditionen zugleich bestimmt. Die Liturgie gab den Ablauf vor, doch vielfach wurde das tatsächliche Geschehen durch die Ausschmückung und szenische Umsetzung bestimmt. Es waren die Kirchenmeister, die an Festtagen auf diese Weise in erheblichem Maß den Rahmen des liturgischen Geschehens in den Pfarrkirchen finanzierten. Besonders beim Osterfest wurde eine Gleichsetzung der realen Stadt mit den Schauplätzen der neutestamentarischen Ereignisse evoziert 414 . Die Kirchenmeister mussten damit insbesondere in der Karwoche tätig werden, konnten ansonsten aber den Großteil der notwendigen Arbeiten an die Küster delegieren 415 . Sie beschränkten sich in den meisten Fällen auf die Rolle der Geldgeber, ohne treibende oder gar organisierende Kraft zu sein. Werden die Ergebnisse der Untersuchung der Einnahmen berücksichtigt, so waren nur wenige Prozessionen Massenveranstaltungen wie beispielsweise am Tag des Kirchenpatrons 416 . Die Tatsache, dass sich das Interesse der Menschen auf wenige Ereignisse konzentrierte, dass also zu den hohen Kirchenfesten besonders viele Menschen von nah und fern in die Stadt und in die Pfarrkirche strömten, barg erhebliche Risiken. In Wesel wurde gerade am Heilig-Kreuz-Tag ein Wächter engagiert, der insbesondere auf Feuer in der Stadt achten sollte 417 . Noch drastischere Maßnahmen verfügte der Dresdener Rat für das alljährliche Johannisfest, da die Torwärter und Turmwächter durch geharnischte Bürger verstärkt wurden 418 . Auch in Freiburg wurde im Rahmen der Vorbereitungen zur Verkündung des Jubelablasses im 413

414 415 416 417

418

Zum Kinderbischof siehe ausführlich Falk, Kinderfeste, insb. S. 230-237, zusammenfassend und bewertend Schubert, Schauspiel, S. 45-46, auch Scribner, Ritual, S. 60, dort auch jeweils weitere Literatur; zum Raum Südniedersachsen Tschipke, Lebensformen, S. 159; zum Herzogtum Geldern Nettesheim, Geschichte, S. 44-45; zu Wesel Roelen, Schulwesen, S. 39; zu Osnabrück Rothert, Geschichte II, S. 179-180; zu der von Geiler von Kaysersberg geäußerten Kritik an diesem auch in Straßburg nachweisbaren Brauch siehe Israel, Kaysersberg, S. 235. Ehbrecht, Überall, S. 132-133. Vgl. Götz, Pfarrbuch, S. 134. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Löther, Stadt, S. 79. StadtA Wesel A7 1402 f. 461v., 1405 f. 66v. (Gorissen, Regesten III, S. 89), 1408 f. 184 v. (Gorissen, Regesten III, S. 110) 1411 f. 298v. (Gorissen, Regesten III, S. 129), 1412 f. 334v. (Gorissen, Regesten III, S. 136), 1413 f. 364v. (Gorissen, Regesten III, S. 144), 1414 f. 403r. (Gorissen, Regesten III, S. 151), 1419 f. 538r. (Gorissen, Regesten III, S. 197), 1422 f. 94 r. (Gorissen, Regesten III, S. 219), 1447 f. 376v. (Gorissen, Regesten IV, S. 280), 1448 f. 416r. (Gorissen, Regesten IV, S. 301), 1452 f. 34r., 1453 f. 25r., 1502 f. 159v., 1516 f. 254v., Gorissen, Regesten I, S. 111, S. 122, S. 128, S. 137, S. 144, S. 151, S. 188-189, S. 200, S. 205, S. 212, S. 217, Gorissen, Regesten II, S. 109, S. 115, S. 121, S. 131, S. S. 183, Gorissen, Regesten III, S. 65, Gorissen, Regesten IV, S. 267, S. 270, S. 276; zu den Wachleuten in Köln während der Fronleichnamsprozession Huiskes, Ratsmemoriale, S. 626, ähnlich in Koblenz: Michel, Koblenz, S. 292. Ausführlich Richter, Johannisspiel, S. 103; zu den vom Rat verfügten Sicherheitsmaßnahmen in anderen Städten auch Schubert, Schauspiel, S. 66.

360

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Jahr 1475 an die Sicherheit gedacht, denn der Rat traf die folgenden Anordnungen: Item die wacht ward nachtz uf 20 mann gesterkt und usserhalb vier mann. Item nacht und tag uf yeden turn ein mann. Item under die tor zue den zollern yeglichen 2, 3 oder 4 mann zuuezugeben, wie sich die notdurft heischt419 . Kaum einer der Kirchenmeister dürfte bei den szenischen Umsetzungen einem rein pädagogischen Impetus gefolgt sein, obwohl vielleicht manche die Aufführungen eindrucksvoller als die Hochämter in der Kirche fanden 420 . Die Qualität der Rechnungsbücher reicht nicht für ein Urteil, ob die Kirchenmeister beispielsweise einzelne Gruppen unterstützten oder auf die Aufführungen Einfluss nahmen. Sie geben zudem nur einen Teil der Vielfalt der mittelalterlichen Aufführungen wieder. Berücksichtigt werden muss außerdem, dass beispielsweise in Unser Lieben Frau in Ingolstadt allein 99 Prozessionen pro Jahr stattfanden, so dass die Kirchenmeister nur an wenigen, allerdings den bedeutenden Festtagen Aufgaben übernahmen 421 . Es waren aber nicht nur die Prozessionen und Aufführungen, die die Festtage prägten. Es gilt auch die Ausgaben der Kirchenmeister beispielsweise für Kerzen zu berücksichtigen, mit denen die Kirche illuminiert wurde. An den Kirchenfesten präsentierte sich damit der Innenraum der Kirche den Besuchern völlig verändert. Die Bilder, die sonst verborgen waren, wohl aber regelmäßig gepflegt wurden, waren nun sichtbar und glänzten im Kerzenschein. Die Kirchenmeister taten einiges dafür, dass die Hauptmessen an den Festtagen möglichst prächtig gestaltet waren. Zugleich wurde allen die Bedeutung der Kirchenfabrik und damit zugleich die Macht des Rates und der Stifter wortwörtlich vor Augen geführt: Während die Pfarrgeistlichen sonst in vergleichsweise schmuckloser Umgebung tätig waren, zelebrierten sie die Messe nun vor aufgeklappten, geschmückten und hell erleuchteten Altären, und zusätzlich war ihnen vielerorts das Tragen eines besonderen Chormantels vorgeschrieben 422 .

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Albert, Jubeljahre, S. 258. Haimerl, Prozessionswesen, S. 19-20, der darauf verweist, dass sich aus den Quellen kaum etwas über die Teilnehmer und Zuschauer der Prozessionen erfahren lässt; vgl. dem gegenüber Dauven-van Knippenberg, Anfang, S. 145, siehe auch Smolinsky, Kirche und Religion, S. 25-27. Greving, Pfarrbuch, S. 99-100, Götz, Pfarrbuch, S. 27 Anm. 23; Schilling, Zustände, S. 93147, auch Angele, Altbiberach, S. 64-98, siehe auch Prietzel, Finanzen, S. 42; in der vergleichsweise dicht besiedelten Niederrheinregion war es nicht notwendig, dass jedes Jahr in der Stadt ein Spiel aufgeführt wurde, da in den Nachbarstädten genügend andere Aufführungen pro Jahr stattfanden, siehe hierzu Neumann, Niederrhein, S. 192-194. Zahlreiche Beispiele bei Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 16ff., ders., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 7ff., vgl. Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 93-147, auch Angele, Altbiberach, S. 64-98; auch Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730-735, hier: S. 732; zum Verhältnis zum Rat der Stadt grundlegend Scheler, Inszenierte Wirklichkeit.

V.4. Gestiftete Messen

361

V.4. GESTIFTETE MESSEN Die Betreuung der Messstiftungen gehörte zu den wichtigsten Aufgaben der Kirchenmeister. Allerdings stand dies in keinem unmittelbaren Zusammenhang zur Kirchenfabrik. Vielmehr beruhte diese Tätigkeit auf einem eigenen juristischen Konstrukt: In einem Vertrag bestimmte ein Stifter, dass nach seinem Tod die Erträge eines genau spezifizierten Besitzes für die Durchführung von wiederum exakt definierten Aufgaben verwendet werden sollten. Bei den hier zu untersuchenden Fällen verwalteten die Kirchenmeister diese Stiftungen, für die in vielen Fällen der Rat die letzte Verantwortung trug, auch wenn sie teilweise den Kirchenfabriken übertragen waren 423 . In der Verwaltungspraxis des 15. und 16. Jahrhunderts spielten diese rechtlichen Nuancen keine Rolle. Die Kirchenmeister konnten zum einen als vom Rat der Stadt eingesetzte Verwalter der Kirchenfabrik tätig werden, doch zum anderen konnten sie von Bewohnern der Stadt als Testamentsvollstrecker gewählt werden, so dass sich ihr Aufgabenspektrum noch einmal erweiterte 424 . Grundsätzlich müssen im späten Mittelalter zwei verschiedene Arten von gestifteten Messen unterschieden werden: Zum einen wurden Messen mit dem Ziel gestiftet, die Verehrung eines Heiligen zu fördern oder zusätzliche Gottesdienste anzubieten 425 . Zum anderen wurden Seelenmessen oder Messen zur Fürbitte für Verstorbene gestiftet 426 . In der Forschung wurden bislang in erster Linie Testamente und Stiftungsbriefe ausgewertet. Fragen sowohl nach der Umsetzung der Stiftungsbestimmungen als auch nach der Dauer der Leistungen wurden nur selten gestellt. Hierfür werden in erster Linie die Rechnungsbücher und Manuale der Kirchenmeister sowie die teils kopial, teils original überlieferten Stiftungsbriefe herangezogen. Die Konzentration auf die Kirchenmeister bringt es mit sich, dass – schon auf Grund der ausgewerteten Quellen – keine vollständige Analyse der Stiftungen, ihrer Inhalte sowie des Stiftungsverhaltens möglich ist. Dies gilt erst recht für den regionalen wie überregionalen Vergleich, der weiteren Arbeiten überlassen wird. In Wesel wie auch in den meisten anderen Kirchen gab es vor allem drei gestiftete Messen, nämlich die Frühmesse, die Salve-Regina-Messe und die Engelsmesse 427 . Frühmessen Die Frühmesse wurde ihrem Namen entsprechend vor oder bei Tagesanbruch gelesen. Sie war in erster Linie für die Knechte, Mägde und Tagelöhner gedacht, die 423 424 425 426 427

Vgl. Pleimes, Stiftungsrecht, S. 89-90; ausführlich Eder, Enns, S. 98ff. Meyer, Werkmeister, insb. S. 278-284. Siehe auch Schulz, Testamente, S. 82ff., grundlegend Schreiner, Frommsein, S. 80-81. Zur Entstehung Angenendt, Missa, S. 195ff. Vgl. Eder, Enns, S. 99-102.

362

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

an den übrigen Messen im Verlauf des Tages nicht teilnehmen konnten 428 . In St. Willibrord in Wesel war die Frühmesse Bestandteil der Pfründe des ersten Vikars des Heilig-Kreuz-Altars, doch ist unbekannt, wann sie gestiftet wurde. In St. Nikolaus auf der Mathena wurde eine Frühmesse unmittelbar nach der Erhebung der Kirche zu einer eigenen Pfarrei eingerichtet429 . In Bamberg und anderen Städten gab es für diese Messen einen eigenen Vikar 430 . Die meisten Kirchenmeister hatten weder etwas mit der Organisation der Frühmesse noch mit deren Finanzen zu tun. Lediglich in Wertheim bezahlten sie den Pfarrer von der frewmesse 431 . Allerdings trugen zumindest die Weseler Kirchenmeister vereinzelt zur Ausstattung der Messe bei, denn es gab einen eigenen Leuchter, den sie 1504 reparieren und für den sie gelegentlich Kerzen beschaffen ließen 432 . Salve Regina Die zweite allgemeine Stiftungsmesse, die Salve-Regina-Messe, war eine spezielle Gesangsmesse. Ihr lag eine der vier marianischen Antiphonen zugrunde, die im 13. Jahrhundert in die verschiedenen Volkssprachen übersetzt wurden 433 . Im Zuge der Marienverehrung des späten Mittelalters wurden in vielen Städten Messen gestiftet, die ausschließlich Maria gewidmet waren und in denen das Salve-Regina gesungen werden sollte 434 . In St. Willibrord in Wesel wurde diese Messe, deren Stiftungsdatum unbekannt ist, täglich gelesen435 . An sie schloss sich samstags eine Prozession an, der so genannte Onser Vrouwen loff, an dem der Pfarrer, die Kirchenmeister und der Schulmeister teilnahmen. In ihrem Verlauf lustrierte der

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St. Martin in Bamberg: gestiftet 1397 (Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 76, Looshorn, Bistum IV, S. 120), bestätigt 1440 (Deinhardt, Dedicationes, S. 80), siehe Haas, Geschichte, S. 106-108; Obere Pfarre in Bamberg: Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 82-83: gestiftet 1440; Schmallenberg: Groeteken, Pfarrei, S. 17-18 und S. 46-47; St. Moriz in Coburg: gestiftet 1424 (Krauß, Beiträge, S. 12). St. Willibrord: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 425, Gefach 37,4 S. 102, S. 250, S. 301, S. 385, S. 560, S. 738, S. 827, S. 892; St. Nikolaus: StadtA Wesel A3/9 f. 20v., Gorissen, Regesten IV, S. 119, S. 126, Roelen, Spätmittelalter, S. 122. Zu Bamberg vgl. Haas, Geschichte, S. 106-108, zu Börsch Barth, Börsch, S. 171, zu Wunsiedel Jäger, Wunsiedel I, S. 178 und S. 202-203. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 4r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 568, vgl. auch ebd., S. 253 und Gefach 37,2 S. 199. Insbesondere zu Kalkar siehe Niemöller, Untersuchungen, S. 228, zuletzt Dinzelbacher, Handbuch, S. 726, zusammenfassend Wolfgang Irtenkauf, Art. Salve Regina, in: Lexikon für Theologie und Kirche Bd. 9 (1964), Sp. 281-282. Zusammenfassend Staub, Memoria, S. 285-286, vgl. ausführlich zu den Salve-Regina Stiftungen Götz, Pfarrbuch S. 32-33 mit Anm. 41 und S. 144-145, Greving, Pfarrbuch, S. 124, S. 130-132, S. 136, S. 144 und S. 154, zu Leipzig siehe Geffcken, Stiftungsbuch, S. xiii, für das Elsass siehe Zusammenstellung von Belegen bei Barth, Börsch, S. 180-181 mit weiterer Literatur; in Rothenburg gab es zwei Stiftungen, nämlich für die Messe am Tag und eine am Abend, siehe StadtA Rothenburg B 16 f. 146r.-148r., kurz Bauer, Lateinschule, S. 21; Stiftungsurkunde für Wertheim: Engel, Urkundenregesten, Nr. 368 S. 180-181. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 32r.-32v., auch Gefach 26,4 S. 109-110.

V.4. Gestiftete Messen

363

Pfarrer die Gemeinde 436 . Weitere Details notierte keiner der Weseler Kirchenmeister. Vielmehr addierten sie den Lohn für den Geistlichen zu den sonstigen Geldern, die sie den Klerikern gaben 437 . Auch der Schulmeister erhielt seinen Lohn einmal pro Jahr, van Salue Onser Vrouwen loff to singen, van Onser Lieuer Vrouwen loff to syngen oder van eyn jair Salue toe syngen, wobei die Höhe all die Jahre gleich blieb 438 . Die Aufwandsentschädigungen, die ihnen selbst zustanden, notierten sie nur sporadisch und ebenfalls in summarischer Form 439 . Den aus anderen Städten überlieferten Rechnungen lassen sich einige weitere Details entnehmen 440 . Der Pfarrer von St. Johannis in Göttingen erhielt seinen Lohn stets unmittelbar nach der Messe ausgezahlt 441 . In St. Lorenz in Nürnberg sang der Schulmeister jeden Samstagabend gemeinsam mit einigen seiner Schüler, nachdem zuvor eine Viertelstunde lang geläutet worden war. Der Gesang wurde versweise von der Orgel begleitet 442 . Auch in Coburg wurde der Schulmeister bezahlt, während die Kirchenmeister in Bamberg und Koblenz den Pfarrer oder den Kaplan entlohnten 443 . Nicht nur in St. Willibrord, sondern auch beispielsweise in St. Lorenz in Nürnberg schloss sich an die Messe eine Prozession um die Kirche an, bei der die Geistlichen Weihwasser sprengten444 . Die Salve-Regina-Messe war wahrscheinlich die am meisten besuchte Messe im Verlauf der Woche, was dazu führte, dass beispielsweise in Nürnberg und Ulm Nachrichten von der Kanzel verkündet wurden 445 . Im Allgemeinen aber notierten die Kirchenmeister ihre Ausgaben lediglich summarisch und ohne Angabe von Details, so dass keine weiteren Aussagen möglich sind 446 .

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Vgl. oben Kapitel V.2, siehe auch AEK Wesel Gefach 26,2 f. 32r.-32v., auch Gefach 26,4 S. 109-110. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 179, S. 327. van Salue Onser Vrouwen loff to singen: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 465; van Onser Lieuer Vrouwen loff to syngen: Gefach 37,3 S. 256; van eyn jair Salue toe syngen: Gefach 37,3 S. 605; weitere Belege: Gefach 37 2 S. 144, S. 150, S. 157, S. 168, S. 179, S. 198, S. 219, S. 261, S. 284, S. 299, S. 315, S. 327, S. 356, S. 371, S. 403, S. 415, S. 429, S. 439, S. 452, S. 465, S. 476, S. 487, Gefach 37,3 S. 22, S. 54, S. 124, S. 155, S. 183, S. 232, S. 256, S. 362, S. 440, S. 500, S. 557, S. 605, S. 623, S. 670, S. 732, S. 840, Gefach 37,4 S. 94, S. 102, S. 250, S. 384, S. 480, S. 559, S. 827, S. 891. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 157, S. 168, S. 179, S. 327. Zu Wien kurz Lentze, Seelgerät, S. 101-102, zu Nürnberg Metzner, Salbuch, S. 71--74. Zu den Einnahmen des Pfarrers siehe Prietzel, Finanzen, S. 58-73. Bauer, Andrang, S. 29. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 5r., Nr. 70.01/2 f. 5v., f. 6r., Nr. 70.01/3 f. 5r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 6r., R 11/1485 f. 6v., R 11/1489 f. 9r., R 11/1494/95 f. 10r.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 1r., Heft 3 f. 12r. Siehe oben Kapitel V.2. Lexer, Baumeisterbuch, S. 233, vgl. Götz, Pfarrbuch, S. 32, Geiger, Reichsstadt, S. 151-152. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/5 f. 6r., Nr. 70.11/1 f. 18r., f. 20r.; Braunschweig: StadtA Braunschweig F I 6/H. 5 f. 4v., F I 6/H. 32 f. 6v.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 74/1519-1520 o.f.; Nürnberg: GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 106v., LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 3r., f. 4r., f. 5r., f. 6r., f. 12r., f. 13r., f. 14v., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 125r., StA

364

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Engelmessen Im Rahmen der Roratemesse oder des Engelamts wurde in manchen Kirchen wie beispielsweise in St. Martin in Bamberg an Donnerstagen vor dem sichtbaren Sakrament eine besondere Messe gelesen 447 . Zue dem Ambt hat man das Sacramendt herauf tragen in einer silberin Monstranz, ist cleiner gesein, den die gros Monstranz. Hat sie gesezt in ein Küsstlin vff den Mittlen Alltar, hat den Alltardüener mit den dreyen Glockhen vorher khlünglet vnd ein Leichter tragen mit dreyen brünnenden Kherzen; ettwann ein Schuolerlin it einem Stönglin vnd ein Liecht darauff. Ittem. So der prüester herauff ist gangen, so haben die Schuoller im Chor vorm Sacramendt gesungen (...). 448 Die Kirchenmeister verwalteten diese Stiftung aber nicht, sondern bezahlten in einzelnen Jahren aus unbekannten Gründen den Küster 449 . In vielen Städten wurde das Engelamt von einer Bruderschaft finanziert450 . Neben diesen allgemeinen Messen gab es in vielen Kirchen weitere wie beispielsweise die Mittelmesse, die kurz vor dem Hochamt gelesen wurde 451 . In St. Nikolaus in Wesel ermöglichte ab 1495 eine Stiftung, dass zweimal pro Jahr in der Kapelle des Beinhauses eine Messe gelesen wurde 452 . Andere Messen wurden an einzelnen Altären oder zugunsten einzelner Heiliger gestiftet. So wurde beispielsweise in St. Willibrord mittwochs eine Messe am Petrus-Altar gefeiert, die Luyken van Offenberge 1504 gestiftet hatte453 . Obwohl dieser verfügt hatte, dass die Glocken zu Beginn der Messe geläutet werden sollten, verzeichneten die Kirchenmeister keine Ausgaben, sondern dürften die entsprechenden Lohnkosten zu

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Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 218v.-219v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 2v.; Würzburg: StadtA Würzburg Ra 2022 f. 8r., Ra 2023 f. 19r., Ra 2136 f. 3v.; Rothenburg: Neumann, Schauspiel, S. 615. Allgemein siehe Götz, Pfarrbuch, S. 143-144, Ingelfinger, Verhältnisse, S. 150, Torsy, Frömmigkeit, S. 99-100, Browe, Verehrung, S. 141ff., zusammenfassend Balthasar Fischer, Art. Engelamt, in: Lexikon des Mittelalters Bd. III (1999), Sp. 1914; speziell zur Musik Niemöller, Untersuchungen, S. 332; St. Martin in Bamberg: gestiftet 1397: Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 76, Looshorn, Bistum IV, S. 121, Stiftungsbrief vom 13.10.1456 für Bayreuth ediert bei Meyer, Baireuth, S. 45-50; zu Hilpoltstein Götz, Pfarrbuch, S. 37-39; zur 1456 in Bayreuth gestifteten Engelmesse kurz Holle, Geschichte, S. 65, zur Engelmesse in Nürnberg Schlemmer, Gottesdienst, S. 17-18, zu Wien Lentze, Seelgerät, S. 50, zu Wunsiedel Jäger, Wunsiedel I, S. 141 und S. 203-204. Schilling, Zustände, S. 153. PfA Bamberg St. Martin 70.11/1 f. 18r., f. 20r., zu Rothenburg kurz Bauer, Lateinschule, S. 20. Ausführlich und beispielhaft zum Bistum Remling, Bruderschaften, S. 215-237. Allgemein Müller, Kaplaneistiftung, S. 304; St. Martin in Bamberg: gestiftet 1453: Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 76-77, vgl. Haas, Geschichte, S. 116-119; St. Veit in Wunsiedel: gestiftet 1453: Wittmann, Urkunden, Nr. 69 S. 48. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 523, S. 537, S. 573, S. 577, S. 629, S. 630, S. 704, Gefach 33,3 S. 14, S. 28, S. 37, S. 59, S. 107, S. 108, S. 155, S. 166, S. 167, S. 182, S. 235, S. 334. AEK Wesel Gefach 26,4 S. 129-131.

V.4. Gestiftete Messen

365

den Gesamteinträgen für die Küster und für die Kleriker hinzugerechnet haben. In ähnlicher Weise verfuhren die Kirchenmeister auch mit anderen Messen, so dass keine weiteren Aussagen möglich sind. Insgesamt bildeten die allgemeinen Stiftungsmessen keinen besonderen Aufgabenschwerpunkt der Kirchenmeister. Auf der Basis ihrer Unterlagen lässt sich nur sehr wenig über die Messen und über den Anteil der Kirchenmeister feststellen. Die einzige Ausnahme bilden die Salve-Regina-Messen. Wollte man also die gestifteten Messen im Detail – und nicht nur auf die Kirchenfabrik bezogen – untersuchen, so müssten weitere Quellen wie beispielsweise Einkommensverzeichnisse von Geistlichen, Stiftungsbriefe und andere Urkunden ausgewertet werden. Toten- und Seelenmessen Die zweite Form von Stiftungsmessen umfasste die Seelenmessen 454 . Starb ein Mitglied der Gemeinde, so wurde noch am Todestag für ihn eine Messe gelesen. Der Tote wurde in einer Prozession von seinem Sterbeort in die Kirche überführt und aufgebahrt 455 . Mit diesen Vorgängen hatten die Kirchenmeister nichts zu tun, doch besaß beispielsweise St. Willibrord in Wesel drei Totenbahren, über deren Verwendung die Kirchenmeister entschieden456 . Der Verstorbene wurde in ein Tuch gehüllt und anschließend, wenn es sich die Angehörigen leisten konnten, in einen Sarg gelegt. Die Bahre wurde von einem Bahrtuoch oder Leichentuch bedeckt, das vielfach den Bruderschaften gehörte, das aber auch die Kirchenfabriken beispielsweise in Dresden, Nürnberg und Weissenburg ausliehen457 . In Rothenburg gehörten der Kirchenfabrik mehrere Bahren, und bei Pestausbrüchen kauften die Kirchenmeister zusätzliche 458 . In Nürnberg wurde das Bahrtuch nach dem Begräbnis noch sieben Tage ausgebreitet 459 . Das officium defunctorum bestand aus Vesper, Matutin und Laudes, wobei die Matutin häufig als Vigil bezeichnet wurde 460 . An sie konnte sich eine Prozession 454 455 456 457

458 459 460

Vgl. Eder, Enns, S. 102-104. Ruland, Leichenfeier, S. 177-180, vgl. Arens, Liber, S. 195-199, Reifenberg, Sakramente, S. 443ff., siehe auch Baader, Polizeiordnungen, S. 67-68. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 515. Zu Dresden Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 277, vgl. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 31r.; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/18 o.f.; zu Nürnberg siehe LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 15v., vgl. Reicke, Geschichte Nürnberg, S. 676-677, und Caesar, Schreyer, S. 58: Während Sebald Schreyer testamentarisch festlegte, dass er ein eigenes Tuch für seine Beerdigung wünschte, hatte der Rat festgelegt, dass lediglich graue oder schwarze Wolltücher aus dem Besitz der Kirchenfabriken verwendet werden durften. Allgemein Braun, Paramente, S. 242-243, siehe zu Wien Lentze, Seelgerät, S. 55. Schnurrer, Pest, S. 22-24. Baader, Polizeiordnungen, S. 109-110. Siehe hierzu Ruland, Leichenfeier, S. 191ff., auch Bechle, Begräbnisrecht, S. 229ff., detailliert auf der Grundlage der Freiburger Anniversarien Butz, Jahrzeitbuch A, S. 109-112, zu Wien Lentze, Begräbnis, S. 329-331, Reifenberg, Sakramente, S. 444ff, zur Herleitung Mierau, Vita communis, S. 64.

366

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

zum Grab des Verstorbenen anschließen 461 . Während die Vigil am Vorabend des Gedenktages abgehalten wurde, schloss sich am nächsten Morgen an die Laudes die gesungene Seelenmesse an 462 . In St. Moriz in Coburg wurde bei dem Toten ein besonderer Kerzenleuchter aus dem Besitz der Kirchenfabrik aufgestellt, auf den man die leichkertzen aufsteckt(e) 463 . In St. Sebald in Nürnberg galt die Vorschrift, dass mindestens zwei Kerzen entzündet werden mussten, die aber gemäß der Verordnung des Rates nicht schwerer als 25 Pfund sein durften 464 . In Wesel hatten nur sehr wenige Stifter besondere Wünsche im Hinblick auf die Beleuchtung des Altars geäußert, so dass die Küster bei Seelenmessen dieselben Kerzen wie auch sonst verwendeten. Die Beisetzung folgte auf das Totenoffizium, das ebenso wie die Vigil unterschiedlich gestaltet werden konnte 465 . All diese Vorgänge wurden ausschließlich von den Geistlichen der Kirche betreut, die für ihre Dienste von den Angehörigen Stolgebühren verlangten 466 . Die Kirchenmeister hatten mit den Feierlichkeiten nur insofern zu tun, als sie eventuelle Verordnungen des Rates, die beispielsweise die Größe oder den Aufwand der Feier in der Kirche begrenzen sollten, durchsetzen mussten 467 . Allerdings hatten sie beispielsweise in Wesel und Bamberg darauf zu achten, dass bei verstorbenen Hörigen das Besthaupt geleistet wurde 468 . Zusätzlich waren die Kirchenmeister in lokal unterschiedlichem Umfang für die Ordnung in der Kirche und auf dem Friedhof zuständig. Die Kompetenz der Kirchenmeister von St. Willibrord erstreckte sich lediglich auf die Gräber innerhalb der Kirche, während die Begräbnisstätten auf dem Friedhof dem Pfarrer unterstanden 469 . Die Gräber auf dem Friedhof wurden durch Grabsteine oder Holzkreuze geschmückt, wie Joachim von Pflummern notierte: Anndere Burger haben auch vasst Ihre Grabstatt gehabt vff dem Khürchhoff (...), ettlich mit hüpschen stainen, ettlich mit schlechten stainen (...). Das gemeine Vollkh hat vasst britter ob ihren gröbern mit aim Creüz ob denn gröbern gehabt 470 . 461 462 463 464 465

466

467 468 469 470

Butz, Jahrzeitbuch A, S. 113-114. Hierzu ausführlich Graf, Memoria, S. 96 mit ausführlichen Literaturangaben. StadtA Coburg R 11/1482 f. 6v., vgl. Lentze, Seelgerät, S. 45-46. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 27v., f. 28r., Baader, Polizeiordnungen, S. 67. Ausführlich zum Verlauf der Feierlichkeiten Greving, Pfarrbuch, S. 217, Götz, Pfarrbuch, S. 59-62 und S. 93, zum Trauergottesdienst Schilling, Zustände, S. 165-171, auch Angele, Altbiberach, S. 108-110; siehe Prietzel, Finanzen, S. 23 Anm. 71 zu den unterschiedlichen Vorgehensweisen und Traditionen; vgl. Geffcken, Stiftungsbuch, S. xiii. Definition bei Petke, Oblationen, S. 29-30, siehe Grellmann, Stolgebühren, S. 20ff., Pfleger, Untersuchungen III, S. 103ff., Ferry, Stole Fees, S. 24-26, S. 32 und S. 79ff., Naumann, Entwicklung, S. 59-63, zuletzt Arend, Bischof, S. 59ff. Prietzel, Finanzen, S. 26, zu Nürnberg siehe LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 22r.-23r. Siehe unten Kapitel VI.1.2. Götz, Pfarrbuch, S. 135, vgl. Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 112, allgemein Hoffmeister, Gotteshaus, insb. S. 468ff. Schilling, Zustände, S. 54, auch Angele, Altbiberach, S. 42; vgl. Dinzelbacher, Handbuch, S. 259, zu den Kreuzen auf den Gräbern kurz Ruland, Leichenfeier, S. 183.

V.4. Gestiftete Messen

367

Nach dem Begräbnis wurde der Name des Verstorbenen vom Pfarrer in das Memorienverzeichnis oder in den liber vitae eingetragen, das die Namen der innerhalb des letzten Jahres Verstorbenen enthielt471 . Das Verzeichnis diente in erster Linie als Kalender, denn am dritten, siebten und am dreißigsten Tag nach der Beerdigung mussten eine weitere Vigil und eine Seelenmesse für den Verstorbenen gelesen werden 472 . Weitere Feiern konnten gegen zusätzliche Gebühren gestiftet werden 473 . Außerdem war es möglich, dass der Jahrtag mit einer Messe gefeiert wurde. Mit Hilfe der Memorienliste konnten die Kleriker der Pfarrkirche außerdem überprüfen, ob alle Oblationen entrichtet worden waren. Damit diente der liber vitae den Geistlichen, die Kirchenmeister hatten mit ihm nichts zu tun. Allerdings gab es zwei Ausnahmen: Zum einen konnten die Kirchenmeister die Namen von Verstorbenen an den Pfarrer weitergeben (Item vntfangen van twee personen oer namen in der doiden boick toe schreuen gegeuen 7m 6s 5d 474 ). Zum anderen mussten sie gelegentlich in ihrer Funktion als Testamentsvollstrecker die Aufnahme des Verstorbenen in die Liste sicherstellen475 . Die Seelenmessen hatten damit verschiedene Funktionen: Unter religiösen Gesichtspunkten kam die Fürbitte als Teil der Messe der Seele zugute, so dass es im Interesse des Verstorbenen war, wenn möglichst viele Hinterbliebene seiner gedachten. Der soziale Rang des Verstorbenen sowie seiner Familie spielte eine große Rolle 476 . Dies galt für die Vorbereitung des Begräbnisses wie für die Aufbahrung, wie aus den Bemerkungen von Joachim von Pflummern zu entnehmen ist: Vnnd so eins gestorben ist, so habens die Nunnen eingenehet; so es ains vermügen hat, so hat man eim ein schwarzen einschlauff gemachet vs wullen tuch, aber vasst [=oft] eins in einn weis Leine Thuoch eingeneeht. Item. Wer es vermügen hat vnnd es eingenehet ist gesein, so hat man eins in ein newe paar oder Todtenbaum gelegt. Vnnd hat ains ein aigen paartuoch wellen haben, so hat mann eim ein schwarz wullens paarthuech khaufft vnnd vff die paar gelegt. Das ist den Vnnser Frawen gesein. Oder hat eim der Flügler paarthuech vffgelegt, oder der Jacobsbruoder oder der Zunfften, oder ein gollter [=Decke]. 477

471

472 473 474 475 476 477

Zu den Gedenkbüchern grundlegend Schmid, Wollasch, Gemeinschaft, S. 366ff., vgl. Angenendt, Missa, S. 199-200, Prietzel, Finanzen, S. 22, Pfleger, Untersuchungen III, S. 107-108, Borchardt, Institutionen, S. 658; Edition eines solchen Memorialverzeichnisses durch Graf, Memoria, S. 110-147, vgl. ebd., S. 94-95. Ruland, Leichenfeier, S. 183, Lentze, Begräbnis, S. 331-332, Götz, Pfarrbuch, S. 150 und S. 157. Hierzu ausführlich Prietzel, Finanzen, S. 22-23. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 637. Prietzel, Finanzen, S. 22, vgl. oben Kapitel II.5. Siehe exemplarisch die Ausgaben für das Begräbnis des Rothenburger Wollhändlers Michael Otnat im Jahr 1488, ediert bei Schnurrer, Tod, S. 84-86. Schilling, Zustände, S. 166, auch Angele, Altbiberach, S. 107.

368

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Zur Seelenmesse mussten die Glocken geläutet werden, und da es sich um eine zusätzliche Messe handelte, verlangten die Glöckner Lohn 478 . Besaß die Kirche mehr als eine Glocke, dann konnten auch mehrere Glocken geläutet werden 479 . In vielen Städten wie beispielsweise in Nürnberg unterschieden die Kirchenmeister penibel zwischen dem kleinen und dem grossen tottengelewt 480 . Nicht immer aber erlaubte der Rat das Läuten der Glocken: Als in Wesel 1467 die Pest ausbrach, beschloss der Rat der Stadt, dass das Glockenläuten eingeschränkt werden sollte: Item to segn den costern ind vort toe bestellen, dat men dagelix nyet dan twij die doden en lude alz eens na der lester middelmissen ind eens na der vesperen ind des dages nyet ducker. Ind dat men die lude to berichten geen klocken en lude 481 . Eine zweite Möglichkeit, dem sozialen Rang des Verstorbenen gerecht zu werden, ergab sich aus der Lage des Grabes und der Art, wie dieses gestaltet wurde 482 . Die Lokalisierung der Gräber in St. Willibrord in Wesel ist heute nicht mehr möglich, doch aus den Kosten für den Verkauf neuer Grabstellen lässt sich eine Rangordnung ablesen: Gräber in der Nähe des Hauptaltars oder des HeiligKreuz-Altars waren die beliebtesten und die teuersten Stellen in der Kirche 483 . Sebald Schreyer in Nürnberg verzeichnete in seinen Rechnungsbüchern sogar den Platz jedes verkauften Grabes 484 . Manche begüterte Familien besaßen bereits eine Gruft in der Kirche, doch andere mussten erhebliche Summen zahlen, um in der Kirche beigesetzt zu werden. In St. Willibrord verlangten die Kirchenmeister beispielsweise 1518 für ein Grab in der bedeutenden Heilig-Kreuz-Kapelle 15 Goldgulden 485 . Andere wie Luyken van Offenberch bekamen eine Grabstelle in der Kirche im Gegenzug für eine große Stiftung zugunsten der Kirche zugewiesen486 . Angesichts dieser Summen wurde manches Mal bereits zu Lebzeiten ein Anrecht auf den gewünschten Platz erworben 487 . Die Häufigkeit, mit der entsprechende Einträge in den Rechnungsbüchern notiert wurden, schwankte sehr, da sich in reichen Städten wie Nürnberg wesentlich mehr Menschen eine derartige Ausgabe leisten konnten als in anderen Orten 488 . 478 479 480 481 482

483 484 485 486 487 488

Vgl. Arend, Bischof, S. 88. Vgl. Berger, Brauchtum, S. 123-124. Siehe hierzu unten Kapitel VI.1.5. StadtA Wesel A3/1 f. 42v. (frdl. Hinweis Dr. Roelen, StadtA Wesel); zur middelmesse Müller, Kaplaneistiftung, S. 304. Dinzelbacher, Handbuch, S. 250 mit weiterer Literatur, siehe auch Herklotz, Grabmalstiftungen, Dünnebeil, Zirkel-Gesellschaft, S. 166ff.; vgl. die Beschreibung bei Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 54, auch Angele, Altbiberach, S. 41; zu Rothenburg siehe auch Schnurrer, Tod, S. 85. Allgemein Angenendt, Religiosität, S. 680ff., zu Freiburg, siehe Butz, Jahrzeitbuch A, S. 169ff. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 88v., f. 95v., f. 102r., f. 114r., f. 120v., f. 142v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 432, Gefach 37,4 S. 725, siehe auch Gefach 37,3 S. 182. AEK Wesel Gefach 26,4 S. 129-131. Ebenso lassen sich Beispiele finden, dass die Nachkommen für ihre Eltern die Grabstelle kauften: StadtA Ulm A 6892 f. 28r. Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 88v., f. 95v., f. 102r., f. 114r., f. 120v., f. 142v.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 76v.; Freiburg: StadtA Freiburg E 1 B II a 1

V.4. Gestiftete Messen

369

Sebald Schreyer als Kirchenmeister ließ für seine Familie und sich ein eindrucksvolles und sehr teures Grabmal mit der Kreuzigung Christi errichten489 . Von insgesamt 570 Stiftern von Jahrzeitmessen bis 1723 erwarben 341 das Anrecht auf ein Grab in der Kirche, davon allein 277 im Zeitraum bis 1480 490 . Allerdings verzeichneten nicht alle Kirchenmeister die Einnahmen aus dem Verkauf von Grabstellen 491 . Die Art, in der das Grab gestaltet wurde, lag in der Verantwortung der Familie, musste jedoch in Städten wie Nürnberg mit den Vorstehern der Kirchenfabrik abgestimmt werden 492 . Schließlich konnte das Ansehen der Familie durch das Aufhängen von Totenschilden demonstriert werden. Diese trugen im Allgemeinen das Familienwappen des Verstorbenen und wurden von seinen Angehörigen oder Testamentsvollstreckern in Auftrag gegeben. Die Kirchenmeister, in erster Linie aber der Rat, mussten die Genehmigung für das Aufhängen des Totenschilds erteilen 493 . Dies war in großen Städten wie Nürnberg eine heikle politische Entscheidung, da der in der Kirche zugewiesene Platz mit dem sozialen Rang gleichgesetzt wurde 494 . Anschließend mussten sich die Kirchenmeister um die im Rahmen von Stiftungen errichteten Schilde kümmern 495 . Nach Ausweis der Rechnungsbücher waren nur sehr wenige Kirchenmeister wie beispielsweise in Bamberg, Freiburg, Ulm und Nürnberg mit solchen Angelegenheiten befasst 496 . Insgesamt fielen damit den Kirchenmeistern zwei Aufgaben bei Begräbnissen zu: Zum einen mussten sie sicherstellen, dass die Ordnung in der Kirche gewahrt wurde. Dies umfasste beispielsweise die Kontrolle, dass die Glocken wie vorge-

489 490 491 492

493

494

495 496

Nr. 12 f. 4r.; Nördlingen: StadtA Nördlingen Kirchenrechnung 1506 o.f., 1508 o.f.; Würzburg: StadtA Würzburg Ra 2023 f. 19r., Ra 2136 f. 1r., f. 1v. Mit Belegen Caesar, Schreyer, S. 152-154, auch Hoffmann, Sebalduskirche, S. 146. Butz, Jahrzeitbuch A, S. 167-168, zur Bewertung Schadek, Bürgerschaft, S. 106. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 182. Keiner der Kirchenmeister notierte Ausgaben für Grabsteine oder Epitaphien, obwohl in Koblenz Grabsteine auf Kosten der Kirchenfabrik umgesetzt wurden: vgl. Perger, Rahmen, S. 237-238; zu Koblenz StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 47r. Siehe Gümbel, Stiftungen, S. 101: Item auf solchen des Hannsen Schreyers abgang hat Sebolt Schreyer, sein sun, dem gemelten seinem vater ein gedechtnus mit einer scheiben, darin Schreyerschild und -helm und seiner beder weiber, nemlich Eyben und Fuchs schiltlein, auch der jarzal dabei, als gewonheit ist, machen zu S. Sebolt mit wissen, willen und vergunst herrn Rupprechten Haller[s], pflegers, und Hannsen Haller[s], kirchenmeisters des gemelten gotshaus, an dem pfeiler gegen dem predigstul uber, so der ander von oben herab und daran das pild S. Johannsen, des zwelfpoten und ewangelisten, ober dem gestul, so einer Schultheissin zugeeigent ist, aufmachen lassen, und ist das die schrift um die scheiben: anno d[omini]1477 am eritag S. Johanns tag zu sunwenden starb Hanns Schreyer, dem got gnad. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg St. Sebald S Fach 85 Nr. 18, vgl. Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 25r., vgl. Boockmann, Bürger und Bilder, S. 267. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 6r. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 6r.; Freiburg: EBA Freiburg Münsterrechnungen 1516 II; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 22r.-23r., f. 24r.-24v., f. 25v.-26r., St. Sebald S Fach 85 Nr. 18; Ulm: ausführlich Rieber, Totenschilde.

370

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

schrieben geläutet wurden, oder dass die Küster und Totengräber keine höheren Gebühren als festgelegt verlangten 497 . Anordnungen des Rates mussten sie umsetzen 498 . Zum anderen mussten sie Gebühren für Gräber in der Kirche erheben. Sie hatten daher kaum Ausgaben. Allerdings gab es Ausnahmen: In der Oberen Pfarre in Bamberg beschafften die Kirchenmeister 1494/1495 Sand für neue Gräber auf dem Friedhof 499 . Wenn Menschen starben, deren Wohnsitz außerhalb der Gemeinde lag und deren Angehörige nicht ermittelt werden konnten, übernahmen die Kirchenmeister beispielsweise die Ausgaben für die Kerzen und bezahlten auch die Totengräber 500 . In manchen Fällen finanzierten sie auch die Begräbnisse von Beginen, Witwen und Mägden 501 . Außerdem trugen sie die Kosten, wenn sie als Testamentsvollstrecker eingesetzt waren 502 . So mussten die Kirchenmeister von St. Willibrord in Wesel im Jahr 1511 das Begräbnis eines Handwerksmeisters ausrichten und notierten in diesem Fall detailliert die Kosten: Dit nabeschreuen is die begencknysß van selige meister Johan Swertfeger die doit vyell vmbtrynt Victoris anno XV vndecimo. Item eyn vigilie laiten syngen dairtoe eyn deell mysß laiten lesen kosten tosamen 30 Rader albus 8 haller facit 5m 1s 4d Rader. Item den Cappellaen gegeuen van die maensaidt ind in dat doiden bueck toe setten 11 Rader albus ind den twee Kosters elck gegeuen 1 Rader albus facit tosamen 2m 2s Rader. Item dat was dair die ene lange affgemaickt wordden ind die kerssen heifft der kercken toe gehoirt so en reicken ick dair van nyet. Item vur die doide kist gegeuen 6 brabanß stuuer facit 11s Rader. Summa lateris 28m 10s 4d Rader gelt. 503 Jahrtagsmessen Unabhängig vom Ansehen der Person war vorgeschrieben, dass am dreißigsten Tag nach dem Begräbnis, am Tricesimus, eine Vigil und eine Seelenmesse gelesen wurden. Zusätzlich wurde in allen Kirchen mehrfach im Jahr aller Verstorbenen gedacht. Mehrere Termine waren hierfür wichtig, nämlich die vier Quatem497

498 499 500

501 502 503

Läuten der Glocken: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 14r., f. 14v.; Gebühren: Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 92v., 184 f. 20v., f. 21r., StadtA Rothenburg o.T. B 16 f. 146r., f.149r.-151r., f. 153r., R. 362 f. 2r., f. 7r., f. 8v., f. 11v., f. 21r., f. 117r., f. 126r., f. 172, f. 279v., f. 289r., R. 363 f. 163r., f. 186r., f. 320, f. 62r., f. 62v., f. 64r. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 21v., f. 27v.; zu den verschiedenen Osnabrücker Begräbnisverordnungen Frölich, Kirche, S. 258. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1494/95 f. 12v. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 229, LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 27v., StadtA Siegen Kirchenrechnung 1477/78 f. 40v., StadtA Weissenburg B 128/11 Heft 3 f. 1v., B 128/18 o.f., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1484-1485 f. 11r. Beginen: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 187, Gefach 37,4 S. 421, StadtA Braunschweig F I 6/H. 5 f. 5r.; Witwen: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 750; Mägde: Gefach 37,3 S. 457. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 750, zu den Einnahmen des Pfarrers siehe Prietzel, Finanzen, S. 59-73 und S. 74-79. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 122.

V.4. Gestiftete Messen

371

bermontage im Kirchenjahr sowie Allerseelen 504 . Die Kirchenmeister hatten mit diesen Messen nichts zu tun, obwohl beispielsweise zu Allerseelen in beiden Nürnberger Pfarrkirchen eine leere und nur mit einem Tuch bedeckte Totenbahre aufgestellt wurde 505 . In St. Nikolaus auf der Mathena wurden besondere Messen im Karner gelesen506 . Zusätzlich konnten Gemeindemitglieder oder Angehörige ein weiteres Gedenken erkaufen. Hierfür boten sich drei Varianten an, die zu Lebzeiten, durch Vermächtnis oder Testament und schließlich durch die Verwandten des Verstorbenen verfügt werden konnten: Erstens konnten der Kirche Gegenstände wie beispielsweise ein Kelch oder ein Tuch übergeben werden. Keiner der Kirchenmeister verzeichnete sie systematisch, was auch nicht notwendig war, da sie keine dauerhafte Erwähnung des Stifternamens nach sich zogen 507 . Dies galt auch für die Zustiftungen: St. Willibrord besaß viele Stiftungen, deren Erträge beispielsweise dem Ewigen Licht im Sakramentshaus oder den Kerzen auf dem Hochaltar zugute kamen 508 . Bei einer anderen Zustiftung sollten die Kirchenmeister den Gewinn einer Geldrente für die Salve-Regina-Messe und das dabei verwendete Weihwasser verwenden, eine dritte finanzierte den Wein und die Hostien der freitags am Heilig-Kreuz-Altar gehaltenen Messe 509 . In allen Kirchen gab es zahlreiche Zustiftungen, durch die der Etat der Kirchenfabriken unterstützt wurde. Schenkungen und Zustiftungen bedeuteten für die Kirchenmeister vergleichsweise wenig administrativen Aufwand, da häufig keine umfangreichen Urkunden aufgesetzt wurden. Bei Schenkungen gingen sie allerdings die Verpflichtung ein, den Gegenstand zu erhalten, was langfristig den Kirchenhaushalt belastete. Zusätzlich bezahlten die Kirchenmeister der Dresdener Kreuzkirche den Prediger vor die selen zu bitten, die yr testament geben in für kirchen 510 . Nach Ausweis der Stiftungsbriefe scheint es keinen Mindestumfang gegeben zu haben, so dass diese Stiftungsform Menschen aus allen sozialen Schichten offen stand. Die zweite Möglichkeit war eine Memorialstiftung, die in Wesel als kleyne memorien bezeichnet wurden 511 . Bei dieser übertrug der Stifter Besitz an die Kirche und verlangte als Gegenleistung, dass sein Name in das liturgische Gebetsge504

505 506 507 508 509 510

511

Ausführliche Beschreibung bei Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 172-173, auch Angele, Altbiberach, S. 111, siehe auch Greving, Pfarrbuch, S. 104-106 und S. 110-115, Götz, Pfarrbuch, S. 75-76, auch Gümbel., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 34, ders., Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 38; ausführlich zu Allerseelen Bärsch, Allerseelen, S. 136ff. Ausführlich Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 38-39, ders., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 34. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 166, S. 235, S. 334. Vgl. Lusiardi, Stiftung, S. 52-55. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 55v.-56r., vgl. Lentze, Seelgerät, S. 44-45, zum Begriff der Zustiftung zuletzt Lusiardi, Stiftung, S. 55. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 32r.-32v., auch Gefach 26,4 S. 109-110; Gefach 26,2 f. 11v.-12r., auch Gefach 26,4 S. 117-118. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1500 o.f., Nr. 73/1507 o.f., Nr. 73/1508 o.f., Nr. 73/1509 f. 47v., Nr. 73/1514 f. 81v., Nr. 73/1515 f. 16r., Nr. 73/1518 o.f., Nr. 73/1519 o.f., Nr. 74/1519-1520 o.f. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 488.

372

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

denken eingeschlossen wurde 512 . Die dritte Form, die Stiftung eines Anniversariums, bestand in jährlich abgehaltenen Messen mit dem Ziel, des Verstorbenen, seiner Familie oder seiner Angehören zu gedenken 513 . Memorien wie auch Anniversarien konnten sowohl für einen begrenzten als auch für einen unbegrenzten Zeitraum gestiftet werden, wobei die Anzahl der unbegrenzten Messen gegen Ende des Mittelalters immer weiter zunahm 514 . Bei Memorialstiftungen mussten die Kirchenmeister sicherstellen, dass die Geistlichen den Namen des Stifters in ihr Gebet einschlossen und eventuell sogar von der Kanzel verkündeten. In Wesel bezeichneten sie diese Stiftungen als kleine Memorien, bei denen sie lediglich den Pfarrer bezahlten515 . Manche Stifter verlangten allerdings, dass ihr Name nicht nur in die Fürbitte eingeschlossen, sondern auch vom Pfarrer von der Kanzel verkündet wurde. Auch wenn Anniversarien im Allgemeinen schon lange vor dem Tod des Stifters oder der Stifterin vertraglich vereinbart wurden, so erhielten die Kirchenmeister die notwendigen Gelder oder Güter im Allgemeinen erst nach dem Tod des Stifters. In manchen Fällen wurde jedoch eine zuvor bei der Kirchenfabrik gekaufte Rente zugunsten des Anniversariums verwendet 516 . Die Stiftungsmessen wurden in der Regel am vorangehenden Sonntag vom Pfarrer von der Kanzel verkündet 517 : Man soll auch den jartag zu Sant Sebolt kunden lassen, hieß es beispielsweise in einem Nürnberger Stiftungsbrief 518 . In einigen Fällen wurde die Dauer und die Art der Ankündigung vorgeschrieben (sol man zu zween tag dauer auff der kantzel verkunden lassen) 519 . In St. Jakob in Rothenburg schrieb der Küster die im Verlauf einer Woche zu haltenden Anniversarien auf eine Tafel in der Kirche 520 . Die eigentliche Messe bestand aus einer Vigil sowie der eigentlichen Seelenmesse, die teilweise noch um weitere Messen erweitert wurden521 . Beide wurden vielfach nicht nur vom Pfarrer, sondern auch von weiteren Klerikern gehalten. An den meisten Anniversarien des 15. Jahrhunderts nahmen in Wesel nur einige Kle512 513

514 515 516 517 518 519 520 521

Zum Begriff der Memorialstiftung Lusiardi, Stiftung, S. 171 insb. Anm. 12. Lentze, Begräbnis, S. 350, vgl. zu Hall und Heilbronn Rücklin-Teuscher, Volksleben, S. 7782; zu Wesel siehe den ausführlichen Stiftungsbrief von Agnes Tacke AEK Wesel Gefach 26,4 S. 62-63. Götz, Pfarrbuch, S. 59, Lentze, Begräbnis, S. 344-348 und S. 353-356, vgl. Burgess, Wills Bristol, S. 847. Zum Jahr 1511 siehe AEK Wesel Gefach 37,4 S. 300, S. 384, S. 388-394; ähnlich in Bremen, siehe Klink, Hemling, S. 119. Zu Gerit und Die Moren siehe AEK Wesel Gefach 28,2 f. 6r. und f. 6r-6v. und Gefach 37,3 S. 17. Götz, Pfarrbuch, S. 59, Geiger, Reichsstadt, S. 151-152. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 27v. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 35v. Borchardt, Institutionen, S. 658. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 9v.10r.; Gefach 26,4 S. 132-135, auch Gefach 26,5 f.1r.-2r., Gefach 26,4 S. 135-137 und S. 137-139, auch Gefach 26,3 S. 23-25, erweiterte Form beim Anniversarium von Beelken uppen Brinck: Gefach 26,3 S. 19-20, ähnlich Olisleger: Gefach 26,2 f. 35r.-36r., auch Gefach 26,3 S. 14-16; allgemein Arens, Liber, S. 199-200.

V.4. Gestiftete Messen

373

riker teil, die für ihre Leistung vom Kirchenmeister bezahlt wurden 522 . Wilhelm Vincke, um ein Beispiel zu nennen, legte in seiner Stiftung fest, dass bei seinem Anniversarium in St. Willibrord nicht nur der Pfarrer, sondern insgesamt 19 Vikare von zwölf verschiedenen Altären anwesend sein sollten. Die meisten zu Beginn des 16. Jahrhunderts in St. Willibrord gestifteten Anniversarien bestimmten eine ähnliche Anzahl Geistlicher 523 . Vielfach musste in St. Willibrord wie auch in anderen Kirchen der Schulmeister einen Teil der Texte singen, wobei er meistens von Schülern begleitet wurde 524 . Schließlich verlangten viele Stifter wie beispielsweise Lambert van Oerde aus Wesel, dass die beiden Kirchenmeister zusammen mit xij arme menschen ses mans und ses vrouwen teilnehmen sollten und offere an dat hoge altaer eyn quart wyns und xij weggen ind sulle mallick in oer hant hebben eyn was kerse ind i elker kerse sal (...) also swaer wesen als eyn pont wachs 525 . Johan van Halderen schrieb 1489 vor, dass an seiner Anniversarmesse 30 Arme teilzunehmen hatten 526 . Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde die Anzahl der Teilnehmer immer größer und erreichte bei St. Willibrord bei einer 1521 getroffenen Stiftung die Zahl von 61 alten, kranken und arbeitsunfähigen Hausarmen 527 . In einzelnen Fällen bestimmten Stifter wie Wilhelm Vincke, dass an Bedürftige insgesamt ein Malter Weizen, ausgebacken zu Broten, sowie 18 Pfund Butter ausgeteilt werden sollten 528 . In lokal unterschiedlichem, insgesamt aber zunehmendem Maß schrieben die Stifter auch vor, dass die Kleriker beispielsweise einen ordentlichen Chorrock tragen mussten 529 . Außerdem konnten die Stifter festlegen, welcher Altar verwendet werden sollte, der dann von den Küstern, die ebenfalls Geld erhielten, geschmückt wurde 530 . Diese mussten bei manchen Stiftungsmessen auch die Glocken läuten 531 . Manche Stifter, so etwa in Nürnberg, verlangten, dass ganz bestimmte Al522 523

524 525

526 527

528 529 530 531

AEK Wesel Gefach 26,2 f. 9v.-10r. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 391, verschiedene Stiftungsbriefe mit ähnlicher Anzahl an Vikaren bei Gefach 26,2 f. 35r.-36r., auch Gefach 26,3 S. 14-16; Gefach 26,3 S. 23-25; Gefach 26,3 S. 19-20; Gefach 26,4 S. 132-134, auch Gefach 26,5 f. 1r.-2r.; Gefach 26,4 S. 135-137, ebd. S. 137-139; vgl. zu Nürnberg beispielsweise StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 142r.-143r. Siehe unten Kapitel VII.1.1. AEK Wesel Gefach 26, 3 S. 17; siehe auch den Stiftungsbrief von Olisleger Gefach 26,2 f. 35r.-36r., auch Gefach 26,3 S. 14-16, sowie den Stiftungsbrief des Ehepaars Aldenberg Gefach 26,4 S. 132-134, auch Gefach 26,5 f. 1r.-2r.; hierzu grundlegend Oexle, Mahl, S. 404406. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 9v.-10r. AEK Wesel 26,4 S. 137-139. Literatur zur Einbeziehung von Armen in das Totengedenken liegt bislang kaum vor, vgl. für das Frühmittelalter Borgolte, Freigelassene, für das spätmittelalterliche London Rexroth, Armut. AEK Wesel Gefach 26,4 S. 135-137; vgl. Hartinger, Totenbrauchtum, S. 134-135; zu Xanten Beissel, Bauführung I, S. 62-63. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 11v.-12r., auch Gefach 26,4 S. 117-118, siehe beispielsweise StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 144r.-145v., f. 151v.-152v. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 9v.-10r.; Gefach 26,4 S. 132-134, auch Gefach 26,5 f. 1r.-2r. AEK Wesel Gefach 26,3 S. 23-25 und Gefach 26,4 S. 137-139.

374

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

tartücher aufgelegt werden sollten. Auch legten sie häufig die Details zur Lustration ebenso wie die Anzahl, Größe, Gewicht und Art der Kerzen fest532 . In vielen Stiftungsbriefen wurde außerdem bestimmt, dass auch die Kirchenmeister für ihre Teilnahme an den Messen Geld erhalten sollten 533 . In Wesel wurden alle während des 15. Jahrhunderts gestifteten Anniversarien lediglich einmal im Jahr gehalten. Dies änderte sich im Jahr 1501, da Hermann Prekel verfügte, dass für ihn viermal im Jahr eine Seelenmesse gelesen werden sollte 534 . Andere Stifter wie Goswin Kedken folgten ihm nach. Der Inhalt der in anderen Städten gestifteten Anniversarien unterschied sich nur geringfügig von denen in Wesel, die allerdings wie in Freiburg und Nürnberg von noch erheblich größerem Umfang sein konnten. Den Kirchenmeistern stellten sich damit vier zentrale Aufgaben: Sie mussten erstens die mit der Stiftung verbundenen Gelder einnehmen. Dies war nicht schwer, da sie sich nicht von den übrigen der Kirchenfabrik zustehenden Gelder oder Naturalien unterschieden. Zweitens mussten die Kirchenmeister die organisatorischen Voraussetzungen dafür treffen, dass die Messen gemäß dem Willen des Stifters gelesen werden konnten. Drittens mussten sie die vollständige Umsetzung kontrollieren und schließlich vielfach selbst teilnehmen. Der Umfang dieser vier Aufgaben nahm für die Kirchenmeister des 15. und 16. Jahrhunderts immer mehr zu. In St. Willibrord notierten die Kirchenmeister erst ab dem Jahr 1421 Ausgaben für Memorialmessen 535 . Allerdings differenzierten sie nur bedingt zwischen den verschiedenen Stiftungstypen. Hinzu kommen Lücken in der Überlieferung, die die Untersuchung erschweren. In den Jahren 1422 bis 1452 verzeichneten die Kirchenmeister nahezu ununterbrochen Jahr für Jahr zehn Anniversarien in ihren Rechnungsbüchern 536 . Ende der fünfziger Jahre des 15. Jahrhunderts kam es zu einer tief greifenden Änderung: Keines der Anniversarien aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde aus unbekannten Gründen fortgeführt, doch wurden 1458/1459 vier neue Stiftungen getätigt, deren Ausgaben die Kirchenmeister bis 1519 kontinuierlich verbuchten. Eine Ausnahme bildet die Seelenmesse von Goswin Kedken, die möglicherweise mehrere Jahre lang nicht gehalten wurde. Ab dem Jahr 1468 bezahlten die Kirchenmeister außerdem die Küster separat für ihre Mitwirkung 537 . Erstmals im Jahr 1495 no-

532

533 534 535 536 537

Lustration: StadtA Wesel St 110; Kerzen: AEK Wesel Gefach 26,2 f. 9v.-10r.; Gefach 26,3 S. 19-20, S. 23-25; Gefach 26,4 S. 132-134, auch Gefach 26,5 f. 1r.-2r.; Gefach 26,4 S. 137139. In manchen Städten wurde während der Messe ein Bahrtuch über das Grab des Verstorbenen gedeckt, doch wenn dieser auf dem Friedhof begraben worden war, breitete man das Tuch im Chor aus und stellte Kerzen daneben, siehe hierzu ausführlich Graf, Memoria, S. 96. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 9v.-10r.; Gefach 26,3 S. 19-20; Gefach 26,2 f. 35r.-36r., auch Gefach 26,3 S. 14-16, Gefach 26,4 S. 137-139. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 355-356 S. 364, S. 366, S.367. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 201. Aus den Jahren 1453 bis 1457 sind keine Rechnungsbücher überliefert. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 179, S. 282, S. 298, S. 314, S. 339, S. 370, S. 386, S. 401, S. 413, S. 425, S. 437, S. 449, S. 464, S. 473, S. 486, Gefach 37,3 S. 7, S. 19, S. 34, S. 55, S. 78,

375

V.4. Gestiftete Messen

tierten die Vorsteher der Kirchenfabrik, dass die Küster zu manchen Stiftungsmessen die Glocken läuteten 538 . Mit dem Beginn der Bauarbeiten am Chor von St. Willibrord im Jahr 1500 stieg die Anzahl der Anniversarien und Stiftungen sprunghaft an, so dass im Jahr 1519 insgesamt 30 Anniversarmessen gelesen wurden 539 . 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30.

Datum der Anniversarmesse

Name des Stifters

Quatember St. Lucia (13.12.) Quatember nach St. Lucia (nach 13.12.) Mittwoch nach Antonius Abbatis (nach 17.1.) Quatember in der Fastenzeit Donnerstag post Quatember in der Fastenzeit Sonntag nach Invocavit Freitag nach Judica Mittwoch nach St. Markus (nach 25.4.) St. Servatius (13.5.) Montag nach Exaudi Dienstag nach Exaudi Quatember nach Pfingsten Quatember nach Pfingsten Sonntag Trinitatis Visitationis Marie (2.7.) Montag nach Divisionis Apostolorum (nach 15.7.) Mittwoch nach Alexii (nach 17.7.) Tag nach St. Anna (26.7.) Petrus ad Vincula (1.8.) St. Laurentius (10.8.) Unklar Donnerstag nach St. Bartholomäus (nach 24.8.) St. Augustin (28.8.) Quatember nach Exaltacionis Crucis (nach 14.9.) Quatember nach Exaltacionis Crucis (nach 14.9.) Freitag nach Michaelis (nach 29.9.) St. Lucas (18.10.) Montag nach St. Severin (nach 23.10.) Montag nach St. Martin (nach 11.11.) Montag nach St. Katharina (nach 25.11.)

Goswin Kedken Hermann Prekel Beelken uppen Brinckx Goswin Kedken Hermann Prekel Johan Haes Agnes Tacke Johan van Rijn Derrick Mynreman Lisbeth Sweder Johan Stakebrant Goswin Kedken Hermann Prekel Herman Kedken Ailheith Luchtemeker Herman Wuest Herman Wuest Claus von dem Sande Lambert ten Nor Henrick Tacke Wilhelm Vincke Steven van Rijn Bars, Heinrich Goswin Kedken Hermann Prekel Jungfern uppen Sande Johan van Halderen Bitter then Aildenberge Johan Mengelberch Henrick Boemken

Im Vergleich zu St. Willibrord war die Anzahl der gelesenen Anniversarien in kleineren Städten wie Hagenau und Bayreuth erheblich geringer 540 . In St. Martin in Windsheim wurden im Jahr 1480 31 Anniversarien gelesen, in St. Jakob in Ro-

538 539 540

S. 155, S. 209, S. 232, S. 750, Gefach 37,4 S. 250, S. 300, S. 301, S. 421, S. 559, S. 738, S. 827. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 209. Zu den Anniversarien in St. Willibrord um 1519 AEK Wesel Gefach 37,4 S. 903-906, vgl. Gefach 26,3 S. 12-23, Gefach 26,5a f. 19r.-20v. Hagenau: StadtA Hagenau GG 249/1 o.f.; Bayreuth: StadtA Bayreuth R1/1470 S. 12.

376

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

thenburg verbuchten die Kirchenmeister 1517 Ausgaben für 26 Seelenmessen 541 . In großen und reichen Städten wie Nürnberg und Ulm lasen die Pfarrkleriker dagegen jährlich 50 Anniversarien und mehr 542 . Hinzu kamen überall die einfachen Memorialmessen. Die organisatorische Aufgabe der Kirchenmeister war damit lokal sehr unterschiedlich, konnte jedoch einen erheblichen Umfang annehmen. In St. Willibrord war es den Kirchenmeistern Anfang und Mitte des 15. Jahrhunderts zeitlich sicherlich möglich, an allen Anniversarien persönlich teilzunehmen. Angesichts von 30 Anniversarien im Jahr 1519 erscheint es verständlich, dass sich die beiden Kirchenmeister die Arbeit zu teilen versuchten543 . Sollte also beispielsweise Sebald Schreyer als einer der Kirchenmeister im Reich, der einer der reichsten und mit sehr vielen Anniversarien bedachten Pfarrkirche vorstand, tatsächlich an allen Anniversarien teilgenommen haben, so hätte er fast jeden zweiten Tag eine Vigil oder eine Seelenmesse gehört. Es spricht daher manches dafür, dass er nicht bei allen Messen persönlich anwesend war. Aller Wahrscheinlichkeit nach trugen die Kirchenmeister die Daten der Anniversarien in ihre Manuale ein und notierten dabei die Sonderwünsche der Stifter. Indem sie ihre Manuale chronologisch führten, erleichterten sie sich die Arbeit. In Wesel scheinen sie während des 14. Jahrhunderts zusätzlich die Urkunden herangezogen zu haben, um den genauen Willen der Stifter zu überprüfen 544 . Wie die Kirchenmeister sicherstellten, dass stets die vom Stifter gewünschte Anzahl an Geistlichen an der Messe teilnahm, lässt sich nicht zweifelsfrei klären. In Bamberg schickten sie Kopien der Stiftungsbriefe an die Pfarrei. Sie informierten auf diese Weise den Pfarrer über die Stiftungsmessen und delegierten möglicherweise die Weitergabe der notwendigen Informationen an die Vikare 545 . Sebald Schreyer ließ die Verpflichtungen der Geistlichen bei Anniversarien ebenso zusammenstellen wie eine Liste der Ablässe; anschließend wurden die Codices in der Sakristei der Kirche ausgelegt 546 . In St. Sebald in Nürnberg lebten die Vikare zusammen mit dem Pfarrer im pfarrhof, wo der Kirchenmeister nach einem Anniversarium die Löhne austeilte547 . Die Kirchenmeister konnten auf das ökonomische Interesse der Geistlichen vertrauen, die kein Geld erhielten, wenn sie nicht an der Messe teilnahmen. Anderswo, wie beispielsweise in Bremen, Esslingen und Freiburg, hatten sich die Kapläne und Vikare zusammengeschlossen und sorgten unterein-

541 542 543 544 545 546 547

StadtA Windsheim G 36a f. 58r., vgl. G 38 f. 86v.; zu Rothenburg Schattenmann, Einführung, S. 8. zu Ulm StadtA Ulm A 6905 f. 148v. Vgl. Moeller, Frömmigkeit, S. 8-9. Vgl. oben Kapitel I.2., ähnlich vermutlich in Wertheim, siehe Engel, Urkundenregesten, Nr. 372 S. 182. PfA Bamberg Obere Pfarre Inventar 1496 f. 2v. Caesar, Schreyer, S. 85 mit Anm. 41-44. Zahlreiche Beispiele StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 119v. ff.

V.4. Gestiftete Messen

377

ander für den notwendigen Informationsfluss548 . Dabei wurden die Inhaber der Pfründen für verspätet oder gar nicht gehaltene Messen finanziell bestraft 549 . Über die Art und den Umfang, mit dem die Kirchenmeister in Wesel wie auch in anderen Städten die ordnungsgemäße Durchführung der Anniversarien wie auch der Memorialmessen kontrollierten, lassen sich kaum Aussagen treffen, doch kam der Selbstkontrolle der Verwandten und Hinterbliebenen eine große Bedeutung zu. In vielen Stiftungsbriefen wurde außerdem die Teilnahme der Kirchenmeister gefordert. Zusätzlich wurde vorgeschrieben, dass die Kleriker, der Schulmeister oder auch die Armen im Anschluss an die Messe zu entlohnen waren. Zumindest in St. Willibrord scheinen die Kirchenmeister ihre Teilnahme an den Messen aufgeteilt zu haben, wie Derick van Galen 1517 notierte (die ander nauolgende memorie hefft Jacob Haeß vithgericht dair van hy bewys doyn sall 550 ). Da er dies explizit in seinem Rechnungsbuch vermerkte, ist es möglich, dass die Weseler Kirchenmeister gegenüber dem Rat belegen mussten, dass die Anniversarien ordnungsgemäß abgehalten worden waren. In Wesel übernahm der Rat auch explizit eine solche Kontrollfunktion, denn es war beispielsweise bei einer Anniversarstiftung festgelegt worden, dass der Rat diese einer anderen Institution zuweisen konnte, wenn die Stiftungsverpflichtungen nicht erfüllt wurden551 . Wiederholt wurde in Weseler Stiftungsbriefen auch Vorsorge dafür getroffen, dass die Gelder beispielsweise an die Erben des Verstorbenen zurückgezahlt werden mussten, falls es zu Unregelmäßigkeiten bei der Abwicklung der Anniversarien kam, doch scheint von diesen Bestimmungen kein Gebrauch gemacht worden zu sein 552 . Auch wenn ähnliche Klauseln in viele Stiftungsbriefe aufgenommen wurden, so sind doch aus anderen Städten keine Hinweise auf unmittelbare Kontrollen durch den Rat überliefert. In Wertheim legte ein Ehepaar fest, dass insbesondere der Pfarrer und der Schultheiß die Verantwortung für die Stiftung übernehmen sollten, wenn der Kirchenmeister seiner Aufgabe nicht gerecht würde 553 . Bei einer weiteren Stiftung schrieb der Graf zu Wertheim sogar Strafzahlungen der Verantwortlichen vor 554 . In Wesel wie auch in anderen Städten legten viele Stifter fest, dass Vikare, die nur an der Seelenmesse und nicht an der Vigil teilnahmen, lediglich die Hälfte des 548

549 550 551 552 553 554

Zur Freiburger Präsenz Albert, Präsenzstatut, insb. S. 36-40, Müller, Formen, S. 157-159, Butz, Jahrzeitbuch A, S. 13ff.; zu Bremen: Katz, Altarpfründen, S. 90ff; zur Esslinger Präsenz Müller, Pfarrkirche, S. 290ff.; in Ingolstadt schloss der Pfarrer mit den Kooperatoren 1526 einen Vertrag, demzufolge alle Oblationen in eine gemeinsame Kasse flossen und anschließend aufgeteilt wurden, vgl. Greving, Pfarrbuch, S. 207-208, siehe zu Nürnberg Reicke, Pfarrgemeinde, S. 84-85. Albert, Präsenzstatut, S. 38, Butz, Jahrzeitbuch A, S. 125-127, vgl. Hofmeister, Geschichte, S. 22-24; ähnlich in Hamburg, siehe zusammenfassend Schlichting, Anschauungen, S. 73-74. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 651. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 11r., auch Gefach 26,4 S. 84-85 und Gefach 26,5 f. 59v.-60v. AEK Wesel Gefach 26,4 S. 129-131. Engel, Urkundenregesten, Nr. 359 S. 176. Engel, Urkundenregesten, Nr. 62 S. 40, ähnlich Nr. 75 S. 45-46, Nr. 88 S. 51, Nr. 91 S. 52, Nr. 92 S. 52.

378

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

ausgesetzten Geldbetrags erhalten sollten. Erschienen sie zu keiner von beiden Messen, sollte das Geld, wie im Stiftungsbrief formuliert, an die Kirchenfabrik fallen 555 . Als einziger Grund zum Fernbleiben wurde das Lesen der Wochenmesse gestattet 556 . Nur höchst selten wurde im Stiftungsbrief vereinbart, dass die Kirchenmeister andere Geistliche zur Teilnahme bitten und anschließend auch bezahlen durften, wenn einzelne der ausgewählten Vikare verhindert waren557 . Keiner der Weseler Kirchenmeister notierte in seinem Rechnungsbuch, dass weniger Kleriker als gewünscht zu einer Jahrtagsmesse gekommen wären und er dadurch Geld gespart hätte 558 . Lediglich Sebald Schreyer in Nürnberg hielt in einzelnen Jahren fest, wie viel Geld er durch Versäumnisse der Kleriker eingespart hatte 559 . Auf der Grundlage der Weseler Rechnungsbücher sprechen viele Gründe dafür, dass die Kirchenmeister den Klerikern wie auch den Küstern Pauschalbeträge zahlten. Dem entspricht, dass die Stifter Summen festlegten, die dem Rang der Kleriker entsprechend gestaffelt waren 560 . Der Vergleich der von den Kirchenmeistern verbuchten Ausgaben zeigt, dass die Kleriker eine Art Standardlohn erhielten, den die Kirchenmeister auch der Inflation anpassten 561 . Der Umfang der für die Anniversarien ausgegebenen Summen schwankte in Wesel von Jahr zu Jahr, ohne dass dies mit der Inflation erklärt werden kann 562 . Neben der Möglichkeit, dass einzelne Kleriker nicht teilnahmen, können die Kirchenmeister beispielsweise am Wachs für die Kerzen oder an den Leistungen für die Armen gespart haben. In manchen Stiftungsbriefen wurde festgelegt, dass das Wachs nicht verbrauchter Kerzen beispielsweise für das Ewige Licht im Sakramentshaus oder nach Gutdünken der Kirchenmeister verwendet werden sollte 563 . Die Küster stellten also möglicherweise unterschiedliche Mengen an Wachs bereit. Schließlich besteht die Möglichkeit, dass mit Zustimmung des Rates die Stif555 556 557 558 559 560 561

562

563

AEK Wesel Gefach 26,4 S. 132-134, auch Gefach 26,5 f. 1r.-2r.; Gefach 26,4 S. 135-137; Gefach 26,4 S. 137-139. AEK Wesel Gefach 26,3 S. 19-20 und S. 23-25. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 9v.-10r., Gefach 26,3 S. 23-25. Vgl. aber StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 125v. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 129r., f. 136r., f. 143r., Götz, Pfarrbuch, S. 71. Götz, Pfarrbuch, S. 70-71. Vgl. Burgess, Wills Bristol, S. 849. Im Fall von St. Willibrord in Wesel scheinen die Anniversarien von Johann de Foro, Helene Mette oder Theodor Karle vergleichsweise einfach gestaltete Messen gewesen zu sein, während für Grete Beleke und noch mehr für Hermann Greven ein deutlich größerer oder gar doppelt so großer Aufwand getrieben wurde. Da sich der Wert des Geldes in dem Zeitraum von 1422 bis 1452 halbierte, verdoppelten die Kirchenmeister ihre Aufwendungen. In den Jahren 1453 bis 1457 aber änderte sich das Verhältnis der Silbermark zum rheinischen Goldgulden nur wenig, während nun für die beiden 1458 verzeichneten Memorien mehr als viermal so hohe, im Fall des Anniversariums für Steven van Rijn sogar fast neunmal so hohe Ausgaben verbucht wurden wie 1452. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zeigt sich dasselbe Bild. Siehe beispielsweise die Ausgaben für die Jahrtagsmesse von Lysbeth Sweder: 1505: 16m 3s (AEK Wesel Gefach 37,3 S. 608); 1506: 16m 3s (Gefach 37,3 S. 673); 1507: 15m (Gefach 37,3 S. 735); 1509: 15m 2s 5d (Gefach 37,3 S. 844). AEK Wesel Gefach 26,2 f. 9v.-10r.; Gefach 26,4 S. 132-134, auch Gefach 26,5 f. 1r.-2r.

V.4. Gestiftete Messen

379

tungsverfügungen geändert wurden 564 . Diese Erklärungen reichen jedoch nicht aus, um die von Jahr zu Jahr wechselnde Anzahl an Anniversarien zu begründen, wie beispielsweise in Weissenburg und Windsheim festzustellen ist565 . Angesichts dieser in erster Linie auf die Buchführung der Kirchenmeister zurückzuführenden Probleme, ist keine abschließende Beurteilung möglich, ob und in welchem Umfang die Kirchenmeister die Umsetzung der Stiftungsverpflichtungen bei Memorial- und Anniversarmessen kontrollierten. Selbst wenn die Stiftungsverpflichtungen nicht vollständig umgesetzt wurden, so ist doch zu vermuten, dass die Kirchenmeister die Anniversarien länger durchführen ließen, als sie Geld hatten566 . In Wesel wurden lediglich einige Anniversarien aus unbekannten Gründen Mitte des 15. Jahrhunderts nicht mehr fortgesetzt. Sebald Schreyer überprüfte die an seiner Kirche gehaltenen Anniversarien bei seinem Amtsantritt und kam zu dem Ergebnis, dass etlich der hernachbestympten jartag in den alten puchern nit erfinden werden 567 . Sie wurden also offensichtlich gleichsam aus Tradition und damit wahrscheinlich ohne vertragliche Bindung, sicherlich aber ohne weitere Kontrolle gelesen. Der Rat der Stadt Nürnberg ordnete schließlich an, dass die Messen fortzuführen waren, selbst wenn die Kirchenfabrik Geld zuzahlen musste 568 . Angesichts dieser Ergebnisse verwundert es nicht, dass sich in den ausgewerteten Unterlagen keine Belege dafür finden lassen, dass Kirchenmeister die Stiftungsbedingungen nicht erfüllten. In Freiburg wurden möglicherweise manche Anniversarien einer Familie zusammengelegt 569 . Stiftungen waren nicht nur konstitutiv für die Kirchenfabrik. Die aus ihnen resultierenden Verpflichtungen bestimmten – insbesondere gegen Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts – die Arbeit der Kirchenmeister im Alltag. In der Forschung war durchaus bekannt, dass gestiftete Messen wie das Salve-Regina in vielen Kirchen gelesen wurden. Anhand der Rechnungsbücher gelang nun der Nachweis, dass die Kirchenmeister gerade für die Ausrichtung der regional übergreifend vorhandenen und überaus populären Messen zuständig waren. Eine besondere Herausforderung stellten die Anniversarien für die Kirchenfabrik dar. Die liturgische Ausschmückung der Seelenmessen konnte individuell zusammengestellt werden, was einen Hinweis gibt auf die Verantwortung der Kir564 565

566 567 568 569

AEK Wesel Gefach 26,3 S. 23-25, vgl. zu Wien Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 71. Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/7 f. 1r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 128r., f. 168r., f. 169r., f. 22r., f. 58r., f. 92r., G 37 f. 24r., f. 80v., G 37A f. 39r., f. 73r., f. 98r., f. 138r., f. 139r., G 38 f. 19r., f. 20r., f. 24r., f. 25r., f. 57r., f. 85v., f. 86v., f. 89r., f. 89v., f. 120v., f. 121v., f. 161v., f. 201r. Siehe Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 87, siehe aber Steindorff, Meinen, S. 252. StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 115r. StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 115r. Freiburg Butz, Jahrzeitbuch A, S. 142 mit Anm. 5, siehe aber ebd., S. 142-144, wo Butz zu dem Ergebnis kommt, dass sich nicht klären lässt, wieviele Stiftungsmessen im Freiburger Münster Ende des 15. Jahrhunderts gehalten wurden, dass jedoch keine Belege erbracht werden können, dass Stiftungsmessen nicht mehr gelesen wurden; vgl. Götz, Pfarrbuch, S. 68, Graf, Memoria, S. 93.

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V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

chenmeister, die entsprechenden Stiftungen zustimmen mussten. Anniversarien waren individuelles Totengedenken, so dass den Kirchenmeistern die organisatorische Aufgabe oblag, die persönlichen Wünsche der Verstorbenen langfristig, zuverlässig und genau umzusetzen. Es war dieser Aufgabenkomplex, der ab dem 15. Jahrhundert eine stetig zunehmende administrative und organisatorische Leistung von den Kirchenmeistern verlangte. V.5. KIRCHENFABRIK UND KARITAS Neben die wirtschaftlich relevanten Aufgaben traten auch soziale Funktionen der Kirchenmeister. Die Kirchenfabrik war keine karitative Institution im eigentlichen Sinn, doch war sie ein Bestandteil der Armen- und Krankenversorgung der Stadt. Dies ergab sich aus zwei Gründen. Zum einen bestimmten viele Stifter, dass im Rahmen ihrer Stiftung Geld oder Naturalien an Arme oder Kranke gegeben werden sollten. Zum anderen waren viele Kirchenfabriken wirtschaftlich mit dem Hospital verbunden. Eine Art Ausnahme, die aber ebenfalls dem Bereich der Karitas zuzuordnen sind, waren die Ausgaben der Kirchenmeister von St. Willibrord im Jahr 1507, als sie twee vrouwen bezahlten, die die selige Luytgen wardden doe sye kranck lach 570 . Die Witwe Luytgen Evenkorn hatte bereits 1494 eine Stiftung zugunsten der Kirchenfabrik getätigt, doch sie scheint auch ihren restlichen Besitz der Kirche vermacht zu haben, denn die Kirchenmeister ließen sie nicht nur pflegen, sondern übernahmen auch die Kosten für ihr Begräbnis 571 . In St. Willibrord gab es zwei Arten von Stiftungen für Arme und Kranke: Die erste derartige Stiftung wurde 1477 von dem Priester Claus van den Sande verfügt, wonach jeden Dienstag 18 Arme ein Brot bekommen sollten572 . Seit dem Jahr 1492 gaben die Kirchenmeister Geld dafür aus, auer sommer an wyn in die kerck krancke lude mede ter berichten 573 . Die entsprechenden Ausgaben verbuchten sie allerdings nur während der neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts sowie nach 1516 574 . Zusätzlich war zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine – nicht näher bekannte – Armenstiftung eingerichtet worden, die 100 Arme der Stadt unterstützte. Im Jahr 1524 verfügte dann der Priester Henrick Stademann, dass die Anzahl der unterstützten Armen auf 200 verdoppelt werden sollte575 . Von vergleichbarem Umfang war auch die Armenstiftung von St. Nikolaus, denn die Kirchenmeister unterstützten im Jahr die feste Anzahl von 50 Armen, die offenbar in einem Haus

570 571 572 573 574 575

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 750. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 750, siehe dazu Gefach 26,2 f. 31v., auch Gefach 26,3 S. 22, Gefach 26,4 S. 50 und Gefach 26,5 f. 46r.-46v. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 19v., auch Gefach 26,4 S. 126-127. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 125. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 125, S. 157, Gefach 37,4 S. 558, S. 561, S. 565, S. 646, S. 740, S. 743, S. 746, S. 833, S. 894. AEK Wesel Gefach 26,4 S. 89-90, auch Gefach 26,5 f. 66v.-67v.

V.5. Kirchenfabrik und Karitas

381

neben der Schule wohnten 576 . Sie erhielten Nahrungsmittel wie Roggen und Weizen 577 . Teilweise bekamen sie auch Öl und Wachs für Lampen und Kerzen, im Winter erhielten sie Kohle und in manchen Jahren notierten die Kirchenmeister auch Ausgaben für Kleidung und Schuhe 578 . Bei der zweiten Art der Stiftungen mussten die Kirchenmeister dafür sorgen, dass eine jeweils genau festgelegte Anzahl von Armen und Kranken an Anniversarien teilnahm. Entsprechende Stiftungen wurden in St. Willibrord erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verfügt. An den Anniversarien zugunsten von Johan van Halderen sollten ab 1489 jeweils 30 arme mynschen 579 teilnehmen. Henrick Olisleger wünschte für seine Messe ab 1495 zwölf Arme, und die gleiche Anzahl wählte das Ehepaar Aldenberg im Jahr 1508, während den Anniversarien von Lucy Prekel ab 1501 15 Arme beiwohnen sollten 580 . Die Anzahl der unterstützten Armen nahm im Verlauf des frühen 16. Jahrhunderts immer weiter zu: Bei der 1520 erfolgten Stiftung des Ehepaars Leentgen sollten die Kirchenmeister nach jeder Seelenmesse jeden Mittwoch nach Oculi 61 alte, kranke und arbeitsunfähige Hausarme zusammenholen, die im Anschluss an die Messe je einen Rader Weißpfennig bekamen 581 . In den Stiftungen wurde nicht festgehalten, nach welchen Kriterien die Kirchenmeister die Armen auszuwählen hatten582 . Zusätzlich zu diesen direkten Zahlungen an Arme und Kranke waren die Kirchenfabriken eng mit den Hospitälern der Stadt Wesel verbunden583 . Dies verwundert nicht, denn das Heilig-Geist-Spital grenzte bis 1429 an die Kirchhofmauer von St. Willibrord 584 . Es war vermutlich aus einer Armenstiftung der Weseler Kirche hervorgegangen 585 . Nach dem Umzug des Spitals blieb das Häuschen bestehen und wurde für Armenspeisungen genutzt, so dass die Kirchenmeister wie-

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Vgl. Roelen, Topographie, S. 555, S. 557, siehe AEK Wesel Gefach 33,2 S. 109, S. 121, S. 131, S. 138, S. 155, S. 187, S. 231, S. 334, S. 357, S. 373, S. 424, Gefach 33,3 S. 68, S. 207, S. 307, S. 444. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 641, S. 658, S. 678, S. 697, S. 699, S. 703, Gefach 33,2 S. 26, S. 27, S. 47, S. 49, S. 66, S. 82, S. 83, S. 92, S. 94-96, S. 109, S. 119, S. 121, S. 131, S. 138, S. 187, S. 197, S. 215, S. 231, S. 232, S. 247, S. 263, S. 264, S. 277, S. 293, S. 294, S. 312, S. 334, S. 335, S. 337, S. 357-359, S. 402, S. 404, S. 424-426, S. 448, S. 450, S. 452, S. 480482, S. 512, S. 513, S. 549-551, S. 584-587, S. 619, S. 620, S. 656, S. 657, S. 683-685, S. 713, S. 714, Gefach 33,3 S. 19-21, S. 42-44, S. 68, S. 69, S. 90, S. 91, S. 144-146, S. 173, S. 204, S. 207-209, S. 259-261, S. 261, S. 293, S. 307, S. 308, S. 350, S. 350, S. 351, S. 390, S. 391, S. 444-448. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 121, S. 231, S. 424, Gefach 33,3 S. 307, siehe auch StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 34v. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 749, grundlegend Gefach 26,2 f. 9v.-10r. Olisleger: AEK Wesel Gefach 26,2 f. 35r.-36r., auch Gefach 26,3 S. 14-16; Aldenberg: Gefach 26,4 S. 132-134, auch Gefach 26,5 f. 1r.-2r. Prekel: Gefach 37,3 S. 364. AEK Wesel Gefach 26,4 S. 137-139. Vgl. Bräuer, Almosenausteilplätze, S. 66-69. Vgl. Bambauer, Urkunden, S. 44, wonach im Jahr 1329 beschlossen wurde, dass der jeweilige Bürgermeister zugleich Verwalter der Güter des Hospitals sein sollte. Roelen, Topographie I, S. 167. Vgl. Benninghoff-Lühl, Stiftungen. S. 71-72.

382

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

derholt Kosten für den Erhalt des Gebäudes übernahmen 586 . Sie trugen auch die Ausgaben für ein neues Dach des Leprosenhauses 587 . Schon sehr früh besaß das Heilig-Geist-Spital ein zweites Gebäude auf der Mathena, zu dem die Kapelle St. Nikolaus gehörte. Als diese 1429 zu einer eigenständigen Pfarrei erhoben wurde, gründete man ein zweites Spital auf der Mathena 588 . Viele Insassen der Spitäler bezogen Renten von den Kirchenfabriken 589 . Die Kirchenmeister von St. Willibrord verwalteten außerdem eine ganze Reihe von Stiftungen, in denen verfügt worden war, dass sie Gelder an die verschiedenen Spitäler zahlen sollten 590 . Ob und inwieweit sie diesen Verpflichtungen tatsächlich nachkamen, lässt sich nicht beurteilen, da sie keine entsprechenden Ausgaben verbuchten 591 . Auch in anderen Städten mussten die Kirchenmeister direkt für Arme sorgen. In Wertheim unterstützten sie jeden Freitag arme Menschen der Stadt 592 . Ähnliches lässt sich auch in Coburg, Freiburg, Straßburg und Weissenburg nachweisen 593 . Aufgrund einer Stiftung mussten in Coburg armen Menschen am Tag der Hl. Elisabeth Kleidung gegeben werden 594 . In Nürnberg verwaltete Sebald Schreyer zahlreiche Stiftungen und teilte daher regelmäßig Weizen und Roggen an Arme aus 595 . Das gleiche galt auch für den Kirchenmeister am Stift St. Marien in Bielefeld 596 . In Biberach wurde bei der Armenspeisung zu Allerseelen sogar mehr Personal benötigt, wie Joachim von Pflummern notierte: Ist allweeg sovill armer Leüth da gesein, das der Messmer, Seelmaisster, Todtengraber (...) darob haben müessen sein 597 . Auch in den übrigen Städten dürften die Kirchenmeister die Verteilung der Nahrungsmittel und Gelder an die Küster delegiert haben598 . 586 587

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AEK Wesel Gefach 37,2 S. 8, S. 136. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 136. In ganz ähnlicher Weise halfen auch die Wertheimer Kirchenmeister, als 1482 das Sondersiechenhaus neu gedeckt wurde: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 10v. Roelen Topographie, S. 110 und S. 168, siehe auch Benninghoff-Lühl, Stiftungen, S. 72; zur Erhebung AEK Wesel Gefach 62,4. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 8, S. 20, S. 29, S. 32, S. 40, S. 48, S. 56, S. 63, S. 71, S. 79, S. 90, Gefach 37,3 S. 125, S. 126, S. 187, S. 498. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 11r., auch ebd. 26,4 S. 84-85, ebd. 26,5 f. 59v.-60v.; Gefach 26,2 f. 13v.-14r., auch ebd. 26,4 S. 73-74, ebd. 26,5 f. 47v.-48v.; Gefach 26,2 f. 53r.; Gefach 26,2 f. 13v.-14r., auch ebd. 26,4 S. 72-73, ebd. 26,5 f. 47r.-47v.; Gefach 26,2 f. 56v.-57r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 125, S. 187. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 4r., f. 9v., 1482-1483 f. 3r., 1487-1488 f. 9v., 1510 f. 14r., siehe auch Engel, Urkundenregesten, Nr. 338 S. 165-166, Nr. 396 S. 194, Nr. 399 S. 195. Zu Coburg kurz Heins, Kulturgeschichtliches, S. 58; Freiburg: StadtA Freiburg E 1 B II a 1 Nr. 1 f. 7r.; Straßburg: StadtA Straßburg UFW 43 (32) f. 45v., f. 46v., Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/10 Heft 3 f. 5v. Talazko, Beitrag, S. 286. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 41r., f. 41v., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 150v., f. 151r., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 52v., f. 53v., f. 54r., f. 55r.-56r., f. 57v.-61v. Rüthing, Leben, S. 128-129. Schilling, Zustände, S. 109, auch Angele, Altbiberach, S. 74. StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 52r.-f. 52v.

V.5. Kirchenfabrik und Karitas

383

In ganz ähnlicher Weise wie in Wesel bezogen beispielsweise die Armen im St. Katharina-Spital in Bamberg regelmäßig Geld, das die Kirchenmeister direkt in ir hend gaben 599 . Ähnliche Stiftungsverpflichtungen hatten auch die Nürnberger und Dresdener Kirchenmeister 600 . Eine Besonderheit stellte das auf einer Stiftung beruhende öffentliche Bad in Dresden dar, das von der Kirchenfabrik verpachtet wurde und das unter anderem von den Armen genutzt werden konnte 601 . Das zur St. Jakobspflege gehörende Seelhaus in Rothenburg bot Reisenden und Armen vorübergehend Unterkunft 602 . In Rothenburg und Siegen hatten die Kirchenmeister dem Spital eine Rente verkauft und verbuchten daher regelmäßig Zinsauszahlungen 603 . Auch in Dresden und in Wertheim erhielten die Spitalmeister Geld von den Kirchenfabriken604 . Eine besondere Form bildete die Stiftung des reichen almosen in Bamberg, Rothenburg und Nürnberg, in dem diverse andere Stiftungen zusammengefasst waren605 . Noch enger miteinander verbunden waren Kirchenfabrik und Hospital in Börsch, da der Kirchenmeister zugleich Spitalpfleger war 606 . Dies war lange Zeit auch in Siegen der Fall, wo beide Ämter erst im Verlauf des 15. Jahrhunderts getrennt wurden 607 . In Dresden wurde vermutlich im Jahr 1517 ein zum Brückenhof gehörendes Hospital gestiftet, das sich speziell um die Syphiliskranken kümmern sollte 608 . Die Kirchenmeister der Kreuzkirche übernahmen auf Weisung des Rates die Aufsicht über das Hospital 609 . In anderen Städten wie beispielsweise in Weissenburg finanzierten sie 1475 das Läuten der Glocken nach dem Tod von drei Armen 610 . 599 600

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PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 5v., Nr. 70.01/3 f. 5r., f. 5v., Nr. 70.01/4 f. 5r., f. 5v., Nr. 70.01/5 f. 5v., Nr. 70.01/8 f. 4v., Nr. 70.01/9 f. 9v., Nr. 70.01/21 f. 8r., f. 8v. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 3r., f. 4r., f. 5r., f. 6r., f. 12r., f. 13r., f. 14v., f. 15r., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 89v., f. 90v., f. 92v., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 149v., f. 150r; zu den Sondersiechen siehe LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4r., f. 13v.; zu den Verpflichtungen gegenüber den Armen in Dresden zusammenfassend Butte, Geschichte, S. 94. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 34v., kurz Butte, Geschichte, S. 95, vgl. Rücklin-Teuscher, Volksleben, S. 92-93. Kurz Schattenmann, Einführung, S. 17; ähnlich in Bamberg (Obere Pfarre): Haas, Geschichte, S. 113-115, S. 736-737 und S. 786-787, zu Hall und Heilbronn Rücklin-Teuscher, Volksleben, S. 96-97. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 15v., f. 319v.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1477/78 f. 32r., f. 42v., f. 47v., 1479/80 f. 28r., f. 46v. Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 24r., Nr. 73/1497 f. 64v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 24v., 14861487 f. 10r., 1499-1500 f. 5r., 1500-1501 f. 5r., 1510 f. 8r., 1514-1515 f. 8r. Zum Reichen Almosen in Bamberg siehe Haas, Geschichte, S. 531ff., zu Nürnberg ausführlich Rüger, Almosenwesen, S. 18ff. Barth, Börsch, S. 194. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1477/78 f. 12r., 1479/80 f. 12r., 1515/16 f. 21r. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 232-233. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 233-234. StadtA Weissenburg B 128/11 Heft 3 f. 1v. Ähnliche Einzelleistungen: Wesel: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 482; Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 366r., StA

384

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Insgesamt kam den Kirchenfabriken nur eine sekundäre Funktion bei der Armenversorgung zu. Die entscheidenden Institutionen waren die Spitäler, von denen es in Wesel allein drei gab, nämlich das Heilig-Geist-Spital, das St. JohannisSpital und das Leprosenhaus 611 . Die Bedeutung der Kirchenfabriken für das Gemeinwohl in der Stadt war eher indirekt: Die Kirchenmeister verwalteten Stiftungen und Fonds, deren Erträge Armen ebenso zugute kamen wie Einrichtungen, die allen Stadtbewohnern zur Verfügung standen. V.6. DIE BEZIEHUNGEN ZU KLÖSTERN UND RELIGIÖSEN GEMEINSCHAFTEN Klöster In den meisten Städten wurde das religiöse Leben durch die Pfarrkirche und durch Klöster der verschiedenen Orden bestimmt, die teilweise auch seelsorgerische Aufgaben wahrnahmen. Zu ihnen kamen insbesondere in den Städten entlang des Rheins und in Norddeutschland Laienkonvente. Schließlich waren viele Menschen in der Stadt Mitglied in einer oder manchmal in mehreren Bruderschaften. Mit allen diesen Institutionen und Zusammenschlüssen hatten die Kirchenmeister in unterschiedlichem Maß zu tun. In Wesel gab es im 15. Jahrhundert vier Konvente, nämlich die Franziskaner, die Dominikaner, die Augustiner-Eremiten und die Johanniter612 . Während die beiden letztgenannten eher klein waren, gelangten die Franziskaner und Dominikaner zu beachtlicher Größe und Bedeutung. Der 1436 gegründete Franziskanerkonvent ragte besonders wegen seiner Bibliothek und seines Skriptoriums heraus 613 . Der Kontakt zwischen den beiden Weseler Kirchenfabriken und den Klöster war jedoch recht lose. Die Dominikaner besaßen eine Rente von St. Willibrord, so dass die Kirchenmeister regelmäßig Geld auszahlten614 . Das gleiche galt auch ab 1422 für die

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Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1500 o.f., Nr. 73/1507 o.f., Nr. 73/1508 o.f., Nr. 73/1509 f. 47v., Nr. 73/1514 f. 81v., Nr. 73/1515 f. 16r., Nr. 73/1518 o.f., Nr. 73/1519 o.f., Nr. 74/1519-1520 o.f. Es geschah nur höchst selten, dass wie beispielsweise in Weissenburg im Jahr 1473 ein armer Priester einen Mantel von den Kirchenmeistern erhielt: StadtA Weissenburg B 128/11 o.f. Zusammenfassend Benninghoff-Lühl, Stiftungen, S. 71ff., S. 84ff., Roelen, Topographie, S. 167-169. Zu den Franziskanern in Wesel siehe die in Kapitel IV.5. genannte Literatur, zu den Dominikanern ausführlich Loë, Dominikaner, zusammenfassend Prieur, Dominikanerkloster, S. 4348, Sowade, Gründung, S. 16-20; ausführlich zu den Klöstern und Konventen in Wesel Prieur, Klöster. Zu den Franziskanern in Wesel siehe Drath, 500 Jahre, S. 27 ff., sowie die bei Arand, 550 Jahre St. Martini, zusammengestellten Aufsätze; zum Skriptorium ausführlich Kock, Theorie, vgl. oben Kapitel IV.5. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 201, S. 222, S. 261, S. 273, S. 285, S. 297, S. 312, S. 324, S. 336, S. 346, S. 355, S. 366, S. 376, S. 388, S. 401, S. 413, S. 424, Gefach 37,2 S. 31, S. 57, S. 68,

V.6. Die Beziehungen zu Klöstern und religiösen Gemeinschaften

385

Johanniter 615 . Umgekehrt aber verbuchten die Kirchenmeister nur äußerst selten Einnahmen aus den Klöstern. Die armen in sunte Johans Hospitaill zahlten von 1463 bis 1468 Gartenzins an die Kirche 616 . Auch die Augustinereremiten besaßen einige Häuser, von denen St. Willibrord Renten bezog 617 . Das Kloster unterlief auf diese Weise einen bereits im Jahr 1317 in der Stadt gefassten Beschluss, demzufolge es verboten war, Grundstücke an Kleriker oder Klöster zu verkaufen oder zu verschenken 618 . Gehörten den Klöstern und Kirchenfabriken keine wechselseitigen Renten, so waren vielfach beiderseitige wirtschaftliche Verknüpfungen von vergleichsweise geringem Umfang durch Stiftungen gegeben. In Wesel stiftete eine Reihe Bürger außerdem Messen an St. Willibrord und am Franziskanerkonvent der Stadt 619 . Bei besonders reich ausgestatteten Anniversarien wie beispielsweise in Nürnberg wurden Messen nicht nur in der Pfarrkirche, sondern auch in Klöstern der Stadt oder im Hospital gelesen 620 . Ähnliche finanzielle Verbindungen gab es in vielen Städten, doch verzeichneten längst nicht alle Kirchenmeister die entsprechenden Ausgaben. Selbst in Nürnberg notierte Sebald Schreyer die notwendigen Angaben lediglich in seinem Manual 621 . Es bedarf daher einer detaillierten Untersuchung von Stiftungsbriefen, um weitergehende Aufschlüsse zu erhalten. Schließlich führten Mönche gelegentlich Aufträge der Kirchenmeister aus. Wie dargestellt schrieben, illuminierten und banden die Franziskaner immer wieder liturgische Bücher für die Weseler Kirchenfabrik622 . Auch andere Kirchenmeister wie beispielsweise Hans Vogler in Coburg beauftragten Franziskaner mit der Herstellung liturgischer Bücher 623 . Zugleich kauften sie von den Fraterherren Oblaten und Hostien 624 . Gelegentlich bezahlten die Kirchenmeister von St. Willibrord einige der Dominikaner für ihre Teilnahme an der Heilig-KreuzProzession, in deren Verlauf diese predigten 625 .

615 616 617 618 619 620 621 622 623 624 625

S. 100, S. 120, S. 129, Gefach 37,3 S. 7, S. 19, S. 34, S. 78, S. 99, S. 187, S. 257, S. 279, S. 360, S. 664, S. 726. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 221, S. 231, S. 366, S. 376, S. 388, S. 401, S. 413, S. 424, ähnlich Gefach 37,2-37,4. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 176, S. 192, S. 215, S. 238, S. 281. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 14, S. 29, S. 292, S. 294, S. 344, S. 424, S. 485, S. 487, S. 541, S. 587, S. 715, S. 726, S. 807 Prieur, Klöster, S. 69. Siehe Drath, 500 Jahre, S. 59-61. StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 146r.-147r. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 31v., f. 36v. Siehe Prieur, Klöster, S. 35-36, ausführlich oben Kapitel IV.5. StadtA Coburg R 11/1482 f. 7v. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 18, Gefach 33,3 S. 337, S. 241. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 34, S. 75, S. 96, S. 276, siehe auch StadtA Wesel A7 1448 f. 411r. (Gorissen, Regesten IV, S. 299); vgl. Scheler, Inszenierte Wirklichkeit, S. 122.

386

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Beginenkonvente In Wesel gab es eine ganze Reihe von unregulierten Frauenkonventen 626 . In dem um 1290 von Henrik van Lone gestifteten Haus lebten die Bewohnerinnen nach der dritten Regel des Franziskus, so dass sie von den Kirchenmeistern regelmäßig als die Jonferen in den Derde Orden bezeichnet wurden 627 . Der vermutlich älteste Konvent war der der Jonferen in den Tempel, der in anderen Quellen als der alte Konvent oder das hohe Haus bezeichnet wurde 628 . Ein drittes Beginenhaus wurde 1309 in einem Haus in der Sandstraße gestiftet, die dann auch für den Konvent namensgebend wurde (uppen sande). Es war mit acht Schwestern der kleinste der Stadt 629 . Schließlich wurde 1427 das Schwesternhaus Mariengarten auf der Mathena gegründet, das unter der direkten Kontrolle und Einflussnahme des Rates stand 630 . Die Kirchenmeister hatten mit allen vier Konventen nur wenig direkt zu tun, denn keiner der Konvente war administrativ oder finanziell an die Kirchenfabrik gebunden. Allerdings verwalteten die Kirchenmeister eine Reihe von Stiftungen, deren Erträge allen den Beginenhäusern in Form von Renten ausgezahlt wurden, wobei die Kirchenmeister die Gelder jedoch nur unregelmäßig verbuchten 631 . Hinzu kamen Leibrenten, die einzelne der Beginen bezogen 632 . Ein Teil dieser Renten wurde dann auf Wunsch der Verstorbenen für Memorialmessen verwendet, und zusätzlich richteten die Kirchenmeister eine Seelenmesse zugunsten aller verstorbenen Mitglieder des Konvents uppen Sande aus 633 . Mit diesem Konvent bestanden die wirtschaftlich engsten Beziehungen der Kirchenfabrik von St. Willibrord. Er geriet gegen Ende des 15. Jahrhunderts in finanzielle Schwierigkeiten und musste im Jahr 1502 aufgelöst werden, als dort schließlich nur noch eine Begine lebte. Auf Beschluss des Rates übernahmen die Kirchenmeister die Verpflichtungen des Konvents, was zunächst hieß, die letzte noch lebende Schwester, jonffer Wendell, mit einer Rente und einer Unterkunft zu versorgen 634 . Das Haus der Beginen fiel an die Kirchenfabrik, auf deren Kosten es die Kirchenmeister renovierten und anschließend vermieteten635 . Den Hausrat verkauften sie zugunsten der Kirchenfabrik 636 .

626 627 628 629 630 631 632 633 634 635 636

Zusammenfassende Auflistung Reichstein, Beginenwesen, S. 362-363. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 284, ausführlich Prieur, Klöster, S. 22-24, älter Heidemann, Beginenhäuser. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 67, Prieur, Klöster, S. 26-27, dies., Schwesternhäuser, S. 92-93. Prieur, Klöster, S. 25, auch dies., Schwesternhäuser, S. 91-92. Prieur, Klöster, S. 49-57, Rehm, Devotio, S. 33-35, siehe auch Rehm, Schwestern, S. 119ff., Prieur, Schwesternhäuser, S. 95-98. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 247, Gefach 37,2 S. 67, Gefach 37,3 S. 186, S. 188, S. 213, S. 304, S. 362, S. 440, S. 500, S. 557, S. 605, S. 670. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 159, S. 184, S. 213, S. 235, S. 247, S. 259, S. 260, S. 299, S. 346, S. 354, S. 726, S. 730, S. 733, S. 837, S. 840. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 190, uppen Sande: Gefach 37,3 S. 445, S. 503. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 713, Gefach 37,4 S. 132. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 664, S. 807, Gefach 37,4 S. 309, S. 515. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 494, S. 599, S. 664, S. 665.

V.6. Die Beziehungen zu Klöstern und religiösen Gemeinschaften

387

Eine direkte Verflechtung von Kirchenfabrik und Beginenkonventen ist somit für Wesel erst in der Endphase eines der Konvente feststellbar. Die wirtschaftlichen Verbindungen basierten auf Rentengeschäften, denen keine bekannten Bestimmungen zugrunde lagen. Soweit es Beginenhäuser in anderen Städten gab, waren diese höchstens über Rentengeschäfte mit den Kirchenfabriken verbunden 637 . In Braunschweig unterstützten dagegen zwei der Pfarrkirchen jeweils einen Konvent 638 . Die Kirchenmeister verzeichneten gelegentliche Ausgaben zum Unterhalt der Häuser, sie kauften für die Konvente auch Brennholz und andere Naturalien, während die Konventsmitglieder im Gegenzug beispielsweise Kerzen für die Kirchenfabrik herstellten 639 . Ähnliches lässt sich auch in Coburg feststellen, wo die Kirchenmeister den swestern in nider convent Aufträge beispielsweise für die Fertigung von Kerzen erteilten und ihnen außerdem finanziell halfen 640 . Insgesamt aber erwähnten die süddeutschen Kirchenmeister in ihren Rechnungsund Amtsbüchern direkte Verbindungen zu Beginenhäusern seltener als die nordund westdeutschen Kirchenfabrikvorsteher. Viel spricht dafür, dass die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den städtischen Kirchenfabriken und den Beginenkonventen in Phänomen des 15. Jahrhunderts waren. Bruderschaften Eine überaus bedeutende Rolle in der Stadt fiel den Laien-Bruderschaften zu, bei denen verschiedene Arten unterschieden werden können: Vorwiegend religiöse Bruderschaften nannten sich häufig nach einem Heiligen, den die Mitglieder besonders verehrten und dessen Altar sie vielfach unterhielten641 . Neben ihnen gab es vorwiegend sozial oder politisch ausgerichtete Bruderschaften. Allen gemeinsam war die Sorge für das Begräbnis und das Seelenheil der verstorbenen Bruderschaftsmitglieder 642 . In Wesel gab es darüber hinaus eine Vielzahl von Bruderschaften, von denen viele ihren Altar in St. Willibrord oder St. Nikolaus hatten. Zu ihnen zählten unter anderem die Bruderschaften von St. Agnes, St. Barbara, St. Eligius, St. Georg, St. Jakob, St. Maria, St. Olaf, St. Rochus, St. Sebastian, St. Severin, St. Willibrord 637 638 639 640 641

642

Zum Schwesternhaus bei der Oberen Pfarre in Bamberg siehe Arneth, Obere Pfarre und Kaulberg, S. 215-216. StadtA Braunschweig F I 6/H. 4 f. 4v., F I 6/H. 5 f. 5r., f. 5v., F I 6/H. 9 f. 8v., F I 6/H. 33 f. 9v.; siehe zu Ellwangen StA Lugwigsburg B 384/10665 f. 7v. StadtA Braunschweig F I 6/H. 9 f. 9r., F I 6/H. 22 f. 8r., F I 6/H. 26 f. 7v., F I 6/H. 32 f. 7r.; zur Herstellung von Kerzen: F I 6/H. 33 f. 8v. StadtA Coburg R 11/1481 f. 6r., f. 7v., R 11/1482 f. 6r., f. 7v., f. 8r., R 11/1506/07 f. 5v., vgl. Heins, Kulturgeschichtliches, S. 59. Siehe Remling, Bruderschaftswesen, S. 155, der für Franken zu dem Ergebnis kommt, dass es sehr enge Verbindungen zwischen den städtischen Laien-Bruderschaften und drei Patrozinien gab, nämlich Fronleichnam, St. Sebastian und St. Anna; ausführlich zu den Bruderschaften in Braunschweig Rahn, Bruderschaften, zu Köln Militzer, Quellen, insb. Bd. 1 S. LXXVIII ff. Ebner, Bruderschaftswesen, insb. S. 12ff., Hoberg, Bruderschaftswesen, zusammenfassend auch Wolfgang Schieder, Art. Brüderlichkeit, Bruderschaft, Brüderschaft, Verbrüderung, Bruderliebe, in: Geschichtliche Grundbegriffe I (1972), S. 552-581.

388

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

sowie die des Heiligen Kreuz und des Sakraments. Bei einer ganzen Reihe von Bruderschaften handelte es sich um Zusammenschlüsse von Handwerkern, so wie sich beispielsweise die Leinenweber in der St. Agnes-Bruderschaft zusammengeschlossen hatten. Der Versammlungsort der Bruderschaft konnte dann in der Pfarrkirche vor dem Altar sein 643 . Eine eher politisch-soziale Bedeutung hatte die exklusive St. Eligius-Bruderschaft644 . Insgesamt dürften in Wesel die meisten der gut situierten Gemeindemitglieder einer Bruderschaft angehört haben645 . Zusätzlich zu diesen lokalen gab es reichsweite Bruderschaften, in denen beispielsweise die an der Kirche tätigen Steinmetze organisiert waren646 . In Einzelfällen ist nachweisbar, dass Mitglieder des Rates ebenso wie Schöffen in mehreren Bruderschaften Mitglied waren. Auch wenn es regionale Unterschiede bei der Organisationsform der Bruderschaften gab, so genossen die Vorsteher hohes Ansehen, und so stand beispielsweise der spätere Kirchenmeister Jan Trippemeker 1487 der Nikolaus-Bruderschaft vor 647 . Die Bruderschaften sind jedoch nicht nur in Wesel, sondern in vielen Städten nicht gut genug erforscht, als dass umfassende Aussagen möglich sind, inwieweit auch andere Kirchenmeister, wie beispielsweise in Hamburg, Vorsteher von Bruderschaften waren 648 . Administrativ waren Bruderschaften und Kirchenfabrik voneinander getrennt. Es war der Rat, der Beschlüsse über die Bruderschaften fasste und der beispielsweise darüber entschied, ob die Bruderschaft von St. Severin einen Ornat stiften durfte oder ob es zulässig war, dass eine Bruderschaft von einer Einzelperson sechs Goldgulden für die Stiftung einer Messe erhielt 649 . Auch in anderen Städten kooperierten die Bruderschaften mit der Kirchenfabrik, waren aber juristisch getrennte Institutionen 650 . Zumindest für Biberach ist belegt, dass die Truhen mancher Bruderschaften in der Sakristei standen, so dass die Vorsteher dort Zugang hatten 651 . Auch wenn im Einzelnen nicht genau erkennbar ist, ob die Kirchenmeister selbst Bruderschaften vorstanden und inwieweit sie mit den Vorstehern anderer Bruderschaften zusammenarbeiteten, so war es doch der Rat der Stadt, der über den Bruderschaften stand und grundsätzliche Entscheidungen traf. Nach Ausweis ihrer Rechnungsbücher kamen die Kirchenmeister mit den Bruderschaften und ihren Vorstehern nur selten wirtschaftlich in Kontakt. Im Jahr 1422 übernahmen die Kirchenmeister von St. Willibrord die Kosten für die Repa643 644 645 646 647 648 649

650 651

Perger, Stephan, S. 44. Drath, St. Martini, S. 127-128. Vgl. Jütte, Stadtviertel, S. 256-258. Perger, Stephan, S. 39, LaRoche, Bauhütte, S. 83-84, ausführlich Binding, Baubetrieb, S. 107-120. AEK Wesel Martini HS C f. 12v. Postel, Reformation, S. 57-59 mit Anhang 3. Stiftung eines Ornats: StadtA Wesel A3/6 f. 70v., vgl. A3/5 f. 29v.; Erhalt von sechs Goldgulden: A3/8 f. 10r.; weitere Beispiele: StadtA Wesel A3/3 f. 16v., A3/6 f. 71v., A3/8 f. 10v., f. 14v., A3/9 f. 4r., A3/11 f. 93v., A3/13 f. 8v., f. 9v., f. 11r. Zu den Bruderschaften in Dresden kurz Butte, Geschichte, S. 99-100. Schilling, Zustände, S. 44, auch Angele, Altbiberach, S. 36; vgl. Schaich, Sakristeien, S. 9596.

V.6. Die Beziehungen zu Klöstern und religiösen Gemeinschaften

389

ratur eines Fensters der Schuhmacher-Bruderschaft 652 . In den Jahren 1500 und 1507 nahmen sie Geld aus Stiftungsverfügungen entgegen und leiteten es an den Verwahrer der St. Annen-Bruderschaft weiter 653 . Ähnlich verfuhren sie 1498 mit Geldern der Sakramentsbruderschaft 654 . Darüber hinaus kam es vor, dass einzelne Bruderschaften wie beispielsweise die St. Antonius-Bruderschaft Häuser besaßen, aus denen die Kirchenfabrik Renten bezog 655 . In ähnlicher Weise verfügten manche Stifter, dass die auf ihren Häusern ruhenden Renten an verschiedene Bruderschaften gezahlt werden sollten 656 . Auch kam es wie 1519 vor, dass die Kirchenmeister eine Rente an die Rochus-Bruderschaft verkauften 657 . Dagegen verbuchten sie nur sehr selten Einnahmen von den Bruderschaften 658 . Dies war aber auch gar nicht immer notwendig, da die Bruderschaften beispielsweise die Kosten bei der Ausstattung der Kirche, bei notwendigen Reparaturen oder beim Kauf zusätzlicher Bilder und Altäre selbst übernahmen 659 . Die Bruderschaften unterhielten in erster Linie die Nebenaltäre der Kirchen, zu deren Ausstattung vielfach eine oder zwei Vikarien gehörten. Zusätzlich übernahmen die Bruderschaften auch weitere Aufgaben für die Kirche. So bezahlte beispielsweise die Sakramentsbruderschaft von St. Willibrord die Kosten für das notwendige Öl der Sakramentslampe660 . Eine wichtige Funktion fiel den Bruderschaften auch bei den zahlreichen Prozessionen zu, denn gemeinsam mit den Zünften trugen sie in vielen Städten den größten Teil der Kosten für Osterspiele 661 . In Wien übertrugen die Kirchenmeister von St. Stephan im Jahr 1505 der Gottsleichnamsbruderschaft das Stiftungsgut, das die Kirchenfabrik für die Ausgestaltung der Fronleichnamsprozession erhalten hatte 662 . Die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen den Bruderschaften und den Kirchenfabriken waren von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Während die Kirchenmeister in vielen Städten keine Angaben notierten, so dass Interaktionen sehr unwahrscheinlich sind, war dies beispielsweise in Freiburg, Rothenburg und Ulm anders 663 . In Freiburg erhielt die Kirchenfabrik von verschiedenen Bruderschaften 652 653 654 655 656 657 658 659 660 661

662 663

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 222, zur St. Annen-Bruderschaft Gefach 37,3 S. 156, S. 185. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 293, S. 715. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 20. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 57. AEK Wesel Gefach 26,5 f. 30r.-31r. und f. 31r-32r. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 879. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 109, S. 147. Auflistung der in der Dresdener Kreuzkirche von den Bruderschaften unterhaltenen Altäre bei Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 311. Oediger, Pfarrkirchen, S. 305 Anm. 4. Zusammenfassend Schubert, Schauspiel, S. 27-28; zu Wien ausführlich Weißensteiner, Bruderschaften, S. 29, zu Wesel siehe Roelen, Spätmittelalter, S. 118; zum Bistum Würzburg Ebner, Bruderschaftswesen, S. 66-67. Hadamowsky, Wien, S. 16, Ordnung der Bruderschaft ediert ebd., S. 75-77; ähnlich in Frankfurt, siehe Freise, Passionsspiele, S. 233ff. Siehe auch Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 11r., Nr. 73/1509 f. 31v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 2v., 1484-1485 f. 15r.

390

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Gelder, da sie wahrscheinlich die Vikare der Nebenaltäre für die gestifteten Messen bezahlte 664 . Ähnliches lässt sich auch in Ulm feststellen665 . In Rothenburg zahlten die Kirchenmeister viermal im Jahr Geld an eine der Bruderschaften der Stadt 666 . In Würzburg verwalteten die Kirchenmeister das Vermögen der Bruderschaft des Rates 667 . Schließlich trugen die Bruderschaften in entscheidendem Maß zur Ausgestaltung von Begräbnissen ihrer Mitglieder bei. In lokal unterschiedlichem Umfang übernahmen sie daher beispielsweise die Kosten für das Totengeläut oder für die Kerzen. Beim Begräbnis wurde vielfach das Sargtuch der Bruderschaft und nicht das der Kirchenfabrik verwendet, so dass beispielsweise in Dresden die Einnahmen der Kirchenfabrik geschmälert wurden 668 . Vereinzelt gab es Baubruderschaften, die das Ziel der Förderung des Kirchenpatrons und des Kirchenbaus verfolgten, die aber vorwiegend an Stifts- oder Bischofs- und nur selten an städtischen Pfarrkirchen nachweisbar sind669 . Die Freiburger Baubruderschaft war von drei ehemaligen Kirchenmeistern gestiftet worden und erlangte einen Ablass zugunsten des Kirchenbaus 670 . Ähnliches lässt sich für Coburg nachweisen, wo die Kirchenfabrik jedes Jahr Geld von der Kiliansbruderschaft erhielt, deren Hauptzweck die Förderung der Würzburger Domfabrik war, die jedoch einen Teil ihrer Gelder an die lokale Pfarrkirche abgab 671 . V.7. ZUSAMMENFASSUNG Der Kirchenfabrik, so konnte nachgewiesen werden, kam eine umfassende Funktion für das religiöse Leben einer mittelalterlichen Stadtgemeinde zu. Die Bedeutung der musikalischen Gestaltung der Messen durch Orgel und Chor wuchs im Verlauf des 15. Jahrhunderts beständig an, wobei die Kirchenmeister die Ausgaben für die Orgel vollständig trugen und den Schulmeister und seine Schüler für Stiftungsmessen bezahlten. Die Kirchenmeister waren für den Rahmen der täglich in der Kirche stattfindenden Messen zuständig. Ohne die Kirchenfabrik hätten auf den Hauptaltären vieler städtischer Pfarrkirchen nur wenige Kerzen gebrannt, es wäre kaum Weihrauch dagewesen, es hätte nicht einmal einen Kessel für das 664 665 666 667 668 669 670 671

Siehe beispielsweise EBA Freiburg Münsterrechnungen 1499 II, StadtA Freiburg E 1 B II a 1 Nr. 1 f. 5r., Nr. 12 f. 5v. StadtA Ulm A 6904 f. 1r., f. 124 r., f. 126v., A 6905 f. 116r. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 7r., f. 22v., f. 35v., f. 47r., f. 49v., f. 88v., f. 100v., f. 128r., f. 136r., f. 152r., f. 252r., R. 363 f. 31v., f. 32r., f. 78r., f. 148r., f. 319v. Einnahmen: StadtA Würzburg Ra 2024 f. 13vr.; Ausgaben: Ra 2022 f. 44r., Ra 2023 f. 20r., f. 20v., Ra 2136 f. 11v., f. 12r. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 277 mit Anm. 4. Zum Hochmittelalter zusammenfassend Schöller, Organisation, S. 331-336, vgl. Heinzelmann, Buch, S. 53-55. Schadek, Bürgerschaft, S. 112 mit weiteren Nachweisen, Albert, Ordnungen, S. 85-86, Albert, Ablassbriefe, S. 36. Talazko, Beitrag, S. 287, ausführlich Ebner, Bruderschaftswesen, S. 65-66.

V.7. Zusammenfassung

391

Weihwasser gegeben, denn all dies beruhte im wesentlichen auf Stiftungen und wurde weitgehend von den Kirchenmeistern unterhalten 672 . Dasselbe galt für die Oblaten und den Wein, wobei es – theologisch klar begründete – Unterschiede zum Abendmahl in beiderlei Gestalt gab673 . Die Kirchenmeister trugen erheblich zum religiösen Leben der gesamten Gemeinde bei. Insbesondere die hohen Kirchenfeste wurden durch Prozessionen und szenische Darbietungen auf Kosten der Kirchenfabrik ausgeschmückt 674 . Bei großen Prozessionen wie der Fronleichnamsprozession legte der Rat die Reihen- und Rangfolge fest, doch waren die Kirchenmeister für die notwendigen Gegenstände und den Schmuck zuständig. Sie unterstützten in den meisten Städten die Aufführung geistlicher Spiele insbesondere zu Ostern, fungierten aber nicht als Veranstalter. Derartige Vergegenwärtigungen des Heilsgeschehens erfolgten wohl kaum aus pädagogischen Gründen 675 . Allerdings bestand eine gewisse Absicht, das Publikum zu unterhalten, wie anhand der vielen Pfeifer und Musikanten ebenso wie der zahlreichen Elemente deutlich wird, die nicht auf biblische Vorbilder zurückgeführt werden können 676 . Damit leisteten die Spiele einer allmählichen Laisierung – zumindest der Prozessionen – einen gewissen Vorschub. Sie kamen der Schaulust des Publikums aus Stadt und Land entgegen, und auch wenn dies nicht in – modern gesprochen – didaktischer oder gar kommerzieller Absicht erfolgte, so erreichte das Interesse doch bereits Grenzen, an denen das Publikum wieder zurückgedrängt werden musste 677 . Ob die beiden Elemente Predigt und Spiel, die teilweise beide von den Kirchenmeistern finanziert wurden, dabei ein unterschiedliches Publikum ansprachen und möglicherweise miteinander konkurrierten, lässt sich nicht beantworten. Die wenigen großen und bedeutenden Prozessionen führten mehrheitlich durch die Stadt, so dass sie im Kontext der städtischen Politik gesehen werden müssen. Die Kirchenmeister unterstützten die Durchführung, während der Rat der Stadt die politisch entscheidende Funktion innehatte. Für ihn waren die soziale wie auch die religiöse Ordnung in der Stadt ausschlaggebend 678 . Der Rat übernahm daher auch die Kosten für die Sicherheit679 . Dabei verwundert das vergleichsweise geringe finanzielle Engagement der Kirchenmeister ebenso wenig wie ihr Abstand zum Geschehen im Spiel: Die Kirchenmeister und die Mitglieder des Rates bewahrten eine gewisse Distanz zum Spiel und stärkten auf diese Weise ihre Autorität in der Stadt 680 . So stellten die Kirchenmeister lediglich Geld für die 672 673 674 675 676 677 678 679 680

Zu Stralsund und Greifswald explizit Schlichting, Anschauungen, S. 44-45. Anders Hillmann, Gemeinde, S. 29-31, vgl. Müller, Abendmahl, S. 34-35. Vgl. Fischer, Liturgie, insb. S. 134. Siehe hierzu auch Schubert, Schauspiel, S. 67ff., vgl. Dauven-van Knippenberg, Anfang, S. 145. Hierzu Schubert, Schauspiel, S. 29, Schmid, Raum, S. 74ff. Vgl. Schnell, Offenbarmachung, S. 367ff. Ausführlich oben Kapitel II.3. und unten Kapitel VII.3. Roelen, Topographie, S. 182. Siehe Schubert, Schauspiel, S. 56-57 und S. 60; vgl. Schmid, Raum und Zeit, S. 131.

392

V. Die Kirchenfabrik und die sakralen Handlungen

Vergegenwärtigung religiöser Themen bereit. Für die Texte waren sie nicht verantwortlich 681 . Die Tatsache, dass das bonum commune in manchem Spiel in Frage gestellt wurde und die Sicherheitsprobleme bei Massenveranstaltungen nur mühsam zu bewältigen waren, könnte zugleich erklären, warum in vielen der großen Reichsstädte wie Köln, Regensburg, Lübeck und Ulm die Aufführung großer Schauspiele untersagt wurde 682 . Es gab somit einen Zusammenhang zwischen den Kirchenfabriken und den Frömmigkeitsformen in der Stadt des späten Mittelalters. Dies heißt allerdings nicht, dass von den Ausgaben der Kirchenmeister auf die Frömmigkeit der Menschen zurückgeschlossen werden kann oder darf 683 . Die Kirchenmeister schufen den Rahmen für das visuelle, teilweise auch das audiovisuelle Erleben von Liturgie und Religion, aber die Bedingungen besagen nichts über das individuelle Empfinden der Menschen. Die Kirchenmeister waren für eine Vielzahl an allgemeinen Messstiftungen zuständig, die von grundlegender Bedeutung für die Kirchenfabriken waren. Die Bedeutung der Stiftungsmessen für das Aufgabenfeld der Kirchenmeister war regional sehr unterschiedlich, denn sie hing in erster Linie von der Größe der Kirche und dem Reichtum der Stadt ab. Während aus Schenkungen und Zustiftungen nur wenige unmittelbare Verpflichtungen für die Kirchenmeister resultierten, war dies bei den Messstiftungen anders: Die Kirchenmeister mussten nicht nur den administrativ-organisatorischen Rahmen schaffen, sondern auch die ordnungsgemäße Umsetzung der Stiftungsverpflichtungen kontrollieren. Die meiste Mühe bereiteten die höchst individuell gestalteten Anniversarien. Dabei nahm nicht nur die Anzahl der präzise festgelegten Einzelheiten im Spätmittelalter stetig zu, sondern die Kirchenmeister wurden immer häufiger bindend zur Teilnahme verpflichtet684 . Schließlich stieg die Anzahl der zusätzlichen Aufgaben im Kontext der Anniversarien. Diese Entwicklung galt für alle Kirchen, große wie kleine, reiche wie arme. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts nahm die Bewahrung der Memoria einen solchen Stellenwert für die Kirchenmeister ein, dass sie große Teile der Administration weitgehend bestimmte. Die Kirchenmeister verbuchten allerdings Einnahmen und Ausgaben für Stiftungen nicht in separaten Konten, sondern notierten sie bei den übrigen Buchungen. Sie differenzierten daher nicht zwischen Memoria und anderen Aufgaben, sondern beide organisatorischen Komplexe gingen ineinander über. Eine gewisse wirtschaftliche Verflechtung konnte auch zwischen den Kirchenfabriken und den Hospitälern nachgewiesen werden, die durchaus zu den anfangs konstatierten Zusammenhängen bei der Entstehung beider Institutionen 681

682 683 684

Vgl. Kindermann, Theaterpublikum, S. 58-65 und S. 86-88, der darauf hinweist, dass in manchen Textbüchern beispielsweise soziale oder politische Probleme in der Stadt angesprochen wurden. Schubert, Schauspiel, S. 66-67. Für Nürnberg gilt dies nicht, da die Heiltumweisung der Reichskleinodien kein kleineres Fest war als beispielsweise das Johannisfest in Dresden. Zur Literatur siehe oben Einleitung. Ähnlich die Spitalmeister in Wien: Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 36.

V.7. Zusammenfassung

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passt. Diese Verbindung sollte allerdings nicht überbewertet werden: Ende des 15. Jahrhunderts nahmen die Kirchenmeister nur wenige karitative Aufgaben wahr, die stets im Zusammenhang mit Stiftungen standen. Wichtig für die Kirchenmeister waren die Bruderschaften und Zünfte, die über bedeutenden sozialpolitischen wie über finanziell-wirtschaftlichen Einfluss verfügten. Sie standen vor allem für eine umfassende soziale Einbettung sowohl der Kirche als auch der Kirchenfabrik in die Stadt, besonders aber in den Kreis der wirtschaftlich und politisch einflussreichen Familien. Bei vielen Aufgaben der Kirchenmeister im Kontext der sakralen Handlungen konnte konstatiert werden, dass die Kirchenmeister für die städtische Oberschicht agierten. Dies betraf hauptsächlich die Anniversarien, galt aber nicht für die Ausschmückung der Liturgie. Zugleich ermöglichten die Kirchenmeister allen Gemeindemitgliedern den Empfang der Eucharistie. Auch in dieser Hinsicht müssen die auf eine Kommunalisierung der Kirche zielenden Bemühungen des Rates unter dem Aspekt des bonum commune gesehen werden, wonach die Stadt tatsächlich eine communitas christiana war.

VI. WIRTSCHAFT UND FINANZEN DER KIRCHENFABRIK Zur Finanzierung der zahlreichen einleitend bereits skizzierten Aufgaben benötigten die Kirchenmeister teilweise erhebliche Geldsummen. In der Forschung ist weitgehend unbekannt, wie viel Geld die Kirchenfabriken einnahmen und aus welchen Quellen sich diese Einnahmen speisten 1 . Da dabei die Zahlungsform eine wichtige Rolle spielte, ist zu untersuchen, ob die Kirchen im gleichen Maß wie die Gesamtwirtschaft der Städte immer weniger Naturalien und stattdessen verstärkt Geld erhielten. Außerdem ist unbekannt, wie die verschiedenen Einnahmequellen zueinander in Relation standen und ob sich im Verlauf des Mittelalters grundlegende Veränderungen ergaben. Hierbei muss auch auf die Politik der Kirchenmeister eingegangen werden, da diese die Einnahmen der Kirche beispielsweise durch Aufrufe oder Spendenaktionen erhöhen konnten. Im Folgenden werden zunächst die verschiedenen Einnahmekategorien der beiden Weseler Pfarrkirchen analysiert und Veränderungen bezogen auf das 15. und 16. Jahrhundert untersucht (vgl. Anhang III). Anschließend werden die verschiedenen Kategorien einander gegenübergestellt und bewertet. In diese Bewertung werden auch die übrigen Kirchen einbezogen. Damit ist zugleich eine abschließende Beurteilung der Einnahmepolitik der Kirchenmeister möglich. Es wird versucht, die langfristig orientierten Entscheidungen der Kirchenmeister zu erklären und damit die eingangs gestellte Frage nach dem Entwicklungsgrad und nach der Effizienz der Administration der Kirchenfabriken aufzugreifen. Grundsätzlich lassen sich die Einnahmen der Kirchenfabriken in zwei Kategorien unterteilen: Erstens bestanden die laufenden Einnahmen aus regelmäßig eingehenden Geldern, auf die die Kirchenfabrik rechtlich Anspruch hatte oder die ihr aus Gewohnheit jedes Jahr zuflossen. Die Höhe der Summen war in eingeschränktem Maß absehbar, denn sie umfasste in erster Linie Renten, Abgaben und Zinsen. Zugleich konnten die Kirchenmeister auf den Eingang von Spenden vertrauen: Während der Umfang individueller Spenden völlig im Ermessen der einzelnen Gemeindemitglieder lag, war die Höhe der bede genannten Abgabe entweder festgelegt oder richtete sich nach dem zu versteuernden Einkommen. Zweitens gab es einmalige Einnahmen, die aus besonderen Leistungen einzelner bestanden oder die zu speziellen Anlässen erbracht wurden. Dabei handelte es sich in erster Linie um Schenkungen, Stiftungen und testamentarische Verfügungen, aber auch um den Kauf von Kirchenstühlen, Zahlungen für Gräber und Grabsteine oder für das Läuten der Glocken. Im Gegensatz zu der gerade genannten systematischen Differenzierung strukturierten die Kirchenmeister ihre Rechnungsbücher in etwas anderer Weise: Sie 1

Zu hochmittelalterlichen Stiften überblicksartig Schöller, Organistion, S. 232ff., knapp auch Wiek, Münster, S. 43-44, zur Xantener Stiftskirche Beissel, Geldwerth, S. 9ff..

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

verbuchten im Allgemeinen an erster Stelle die Zahlungsrückstände (restancia) und notierten anschließend die verschiedenen Zinseinnahmen. An sie schlossen sich die aus den Opferstöcken genommenen Gelder sowie die sonstigen Einnahmen an. Auch wenn die Reihenfolge von Stadt zu Stadt variierte, so waren den Kirchenmeistern damit vor allem die Rechtstitel wichtig, denn bei ihnen konnte nachvollzogen werden, ob alle Schuldner ihren Verpflichtungen nachgekommen waren. Folglich nahmen die aus Häusern, Grundstücken und Renten resultierenden Einnahmen in allen Rechnungsbüchern einen großen Raum ein. Sie wurden außerdem auf verschiedene Konten mit vielfach wechselnden Bezeichnungen aufgeteilt. Die Einnahmen aus Stöcken, Schenkungen und anderen freiwilligen Leistungen wurden dagegen eher summarisch und vielfach auf einem gemeinsamen Konto verbucht. VI.1. REGELMÄSSIGE EINNAHMEN VI.1.1. Besitztitel St. Willibrord in Wesel bezog Einnahmen sowohl aus Immobilien als auch aus Rechtstiteln. Die Kirchenmeister gliederten diese Einnahmen mit wechselnden Bezeichnungen in fünf Kategorien: Die mit smael tyns und wachs tyns bezeichneten Einnahmen basierten auf Abgaben von Grundstücksbesitzern. Dem gartenzins, hauszins und weiteren Naturaleinnahmen lagen Geldgeschäfte zu Grunde, die nur während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf Konten mit dieser Bezeichnung verbucht wurden, während sie in der folgenden Zeit unter dem Konto renten subsumiert wurden 2 . smael tyns [kleiner Zins] (Wesel) Die Kirchenfabrik zog von einigen wenigen Grundstücken den smael tyns ein, eine Abgabe, die wahrscheinlich „dem ursprünglichen Eigentümer der Hofstätten gezahlt werden musste“ 3 . Die Kirchenmeister bezeichneten ihn daher in einzelnen Jahren auch als smael huestyns 4 . Der Arealzins richtete sich nach der Größe des Grundstücks und variierte zwischen 1d und 2d. Was wahrscheinlich im 13. und 14. Jahrhundert eine ernstzunehmende Abgabe darstellte, war im 15. und noch mehr im 16. Jahrhundert eine Zahlungsverpflichtung von mehr symbolischer Größe, mit der der ursprüngliche Besitzer anerkannt wurde. Berücksichtigt werden muss auch, dass der Empfänger im Verlauf des 14. und 15. Jahrhundert immer stärker über die Möglichkeit verfügte, den Zins zu verkaufen. Ähnliches galt analog für den Zinszahler, der sich von den Zahlungen freikaufen konnte 5 . 2 3 4 5

Grundbesitzverzeichnis von St. Willibrord im 14. Jahrhundert: StadtA Wesel A1/38,40r.-42r. Roelen, Topographie, S. 188. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 84, S. 96. Roelen, Topographie, S. 189-190.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

397

Die Kirchenmeister von St. Willibrord verbuchten die Einnahmen erst ab 1408 in ihren Rechnungsbüchern, ließen allerdings immer wieder einzelne Jahre aus. Führten sie im Jahr 1408 Einnahmen aus dem kleinen Zins von 14 Personen auf, so bekam die Kirchenfabrik Zinsen in den folgenden Jahren aus ungefähr 20 Häusern geschenkt, so dass St. Willibrord 1519 insgesamt 40 Areale besaß 6 . Die geringe Höhe der Einnahmen führte dazu, dass die Kirchenmeister sie längst nicht jedes Jahr verbuchten. Es waren lediglich einzelne Jahre wie 1436, in denen der Zins aus unbekannten Gründen recht vollständig verzeichnet wurde 7 . Zugleich notierten sie zu Beginn des 16. Jahrhunderts viele Summen als restant. Vermutlich machten sie sich nicht die Mühe, die Gelder vollständig einzutreiben. Dies verwundert nicht, da bereits 1408 die Einnahmen aus dem Arealzins lediglich ca. 0,2% der Gesamteinnahmen betrugen. Im Jahr 1518 war dieser Prozentsatz auf ca. 0,08% der Gesamteinnahmen abgesunken, obwohl man versucht hatte, die Höhe der tatsächlich gezahlten Summen an die Inflation anzupassen. Wachszins (in Wesel) Der Wachszins war ursprünglich eine an den Grundherren oder an die Pfarrkirche zu zahlende Abgabe 8 . Ob die Wachszinsigen zugleich Schutzhörige waren, lässt sich zumindest für Wesel nicht beweisen, und es liegt auch kein Beleg vor, dass sie das Besthaupt oder eine andere Abgabe leisten mussten, die sonst von den Hintersassen der Kirche verlangt wurde 9 . Möglicherweise aber wurde der Wachszins mit einem Rekognitionszins gleichgesetzt, mit dem der ursprüngliche Eigentümer oder die Landeshoheit anerkannt wurde10 . St. Willibrord erhielt aus einer ganzen Reihe von Häusern Wachszinsen. Fünf der Häuser grenzten unmittelbar an die Kirchhofsmauer, während die übrigen in der Stadt verteilt lagen. Hinzu kamen Wachsabgaben aus Häusern in der MathenaVorstadt 11 . Die Kirchenmeister hielten nur sehr selten Details in ihren Rechnungsbüchern fest: Im Jahr 1401 notierten sie insgesamt dreizehn Geldsummen aus Verkaufserlösen von Wachs, doch ist den Angaben zu entnehmen, dass nicht alle Wachszinsigen dieselbe Summe zahlen mussten12 . Zugleich verzeichneten die

6 7 8 9

10 11 12

AEK Wesel Gefach 26,239r., vgl. Gefach 37,1 S. 322, S. 375. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 375. Siehe AEK Wesel Gefach 37,2 S. 148. Zu den Hörigen siehe unten Kapitel VI.1.2.; zum Forschungsstand über die Hörigen siehe Schulz, Problem, insb. S. 90ff., ders., Stadtrecht, seit neuestem Oediger, Eickels, Wachszinsige, sowie Eickels, Verzeichnisse, zusammenfassend Schulz, Art.: Hofrecht, in: Lexikon des Mittelalters V (1999) Sp. 77-78, älter Holland, Wachszinsigkeit, S. 22ff., Beissel, Bauführung II, S. 25-26, kurz auch Roelen, Topographie, S. 193-194; mit Schwerpunkt Oberrhein und Schweiz Blickle, Pfarrkirchenbürger, insb. S. 154ff. Zusammenfassend Wohlhaupter, Kerze, S. 53ff., zu Wesel kurz Roelen, Topographie, S. 193194. Roelen, Topographie, S. 194. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 4.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Kirchenmeister im Zeitraum von 1401 bis 1519 lediglich in 43 Jahren Einnahmen aus Wachs 13 . Der Grund dürfte in der Verwendung des Wachses in der Kirche zu suchen sein, wie die Kirchenmeister 1502 festhielten: dit selue was is komen in der kercken tot kerssen ind enwordt dairomb nyet gereickent14 . Genaue Aussagen über die Zahlungsform des Wachszinses sind damit nicht möglich, und dies gilt auch für seine Bedeutung im Hinblick auf die Gesamteinnahmen von St. Willibrord. Allerdings wurde durch den Wachszins nur ein Teil der in der Kirche benötigten Wachsmenge gewonnen: Die Kirchenmeister verbuchten 1402 3m 4½s an Wachseinnahmen, gaben fünf Jahre später aber 3m allein für das bei der Osterkerze verwendete Wachs aus 15 . Im Jahr 1482 kauften die Kirchenmeister 48 Pfund Wachs, verzeichneten im gleichen Jahr aber lediglich een virdell pont wass im Wert von 2s als Wachszinseinnahme 16 . Auch die zweite Weseler Pfarrkirche erhielt aus einigen Häusern Wachszinsen. Eine Reihe der Häuser lag unmittelbar am Kirchhof, die übrigen in der Vorstadt. Die erzielten Summen waren deutlich höher als bei der Altstadtkirche. Die Kirchenmeister der Vorstadtkirche notierten regelmäßig diese Einnahmen aus dem Verkauf von Wachs, doch hielten sie die Erträge nur summarisch fest 17 . Mit dem Beginn der Wallfahrten nach St. Nikolaus nahmen die Einnahmen aus Spenden erheblich zu, so dass die Bedeutung des Wachszinses für die Gesamteinnahmen von St. Nikolaus abnahm. Renten (in Wesel) Die Einnahmen aus Renten bildeten einen erheblichen Teil der Gesamteinnahmen aller Pfarrkirchen, nicht nur in Wesel 18 . Die Khürch hat auch Züns vnnd gült gehabt, haben die zwen pfleger vff vnnd eingeben und alles gehandlet, was der Khürchen Ding ist gewesen 19 . Mit diesen Worten umschrieb Joachim von Pflummern in Biberach vereinfachend die Einnahmen der Kirchenfabrik aus Renten und Zinsen. Die Kirchenmeister unterschieden kaum zwischen den Einkünften aus Häusern und denen aus Renten. Tatsächlich gab es auch nur geringe Unterschiede zwischen beiden Einnahmeformen: Mit dem Kauf einer Rente wurde die Kirchen13

14 15 16 17

18 19

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 4, S. 11, S. 24, S. 84, S. 225, S. 243, S. 332, S. 351, S. 372, Gefach 37,2 S. 52, S. 338, S. 407, S. 412, S. 447, S. 471, S. 482, S. 483, Gefach 37,3 S. 5, S. 6, S. 17, S. 30, S. 31, S. 50, S. 67, S. 92, S. 86, S. 89, S. 137, S. 202, S. 245, S. 349, S. 427, S. 428, S. 491, S. 596, S. 658, S. 719, Gefach 37,4 S. 17, S. 59, S. 86, S. 141, S. 151, S. 235, S. 270, S. 284, S. 285, S. 362, S. 369, S. 460, S. 469, S. 521, S. 525, S. 540, S. 541, S. 641, S. 699, S. 711, S. 712, S. 808, S. 821, S. 867, Gefach 33,3 S. 371. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 428, Gefach 37,4 S. 460. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 11, S. 63. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 471, S. 477. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 53, S. 54, S. 66, S. 74, S. 75, S. 83, S. 92, S. 102, S. 103, S. 116, S. 124, S. 313, S. 373, S. 475, S. 517, S. 590, S. 650, Gefach 33,2 S. 39, S. 75, S. 159, S. 187, S. 217, S. 265, S. 407, S. 437, S. 463, S. 493, S. 528, S. 567, S. 602, Gefach 33,3 S. 103, S. 126, S. 185, S. 191, S. 280. Zu St. Viktor in Xanten Beissel, Geldwerth, S. 22ff. Schilling, Zustände, S. 45, auch Angele, Altbiberach, S. 114.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

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fabrik Miteigentümer an einem Grundstück oder einem Haus, auf dem die im folgenden zu zahlende Rente beruhte: Item heifft die kerck jairlix van huyßhuer vther die helffte des huyses, dair Gerloch Brouwer inne toewoenen plach gelegen opper Mathena in die Gebynen straite, dair die ander helffte aftebehoirt den Bergh van caluarien 20 . Die Kirchenmeister kauften sich als Kapitalgeber bei einem Privatmann oder einer Institution, wie in diesem Fall der Kalvarienbergstiftung, ein, die wiederum als Verkäufer eines Teils ihrer Liegenschaft auftrat. Die Kirchenfabrik übernahm damit einen Teil der auf dem Grundstück liegenden Lasten und Pflichten, wobei die personellen Leistungen im Allgemeinen vom Haupteigentümer getragen wurden 21 . Dieser war zugleich verpflichtet, den Zustand des Grundstücks oder des Hauses zu erhalten. Der Unterschied zwischen den unmittelbaren Einkünften aus Häusern oder Grundstücken und den Rentengeschäften beruhte somit auf den Besitzverhältnissen 22 . Im Allgemeinen bezog sich eine Rente auf ein einzelnes Haus, gelegentlich auch auf zwei Häuser 23 . Außerdem teilte sich St. Willibrord mehrere Grundstücke mit dem Weseler Heilig-Geist-Spital24 . Allerdings trat im Verlauf des Mittelalters der unmittelbare Bezug zum Grundbesitz immer stärker zurück, so dass die Rente zu einer selbständigen Form im Finanzverkehr wurde. Auf diese Weise verkaufte beispielsweise die Stadt Renten, und dasselbe galt für einzelne Ordenshäuser und Klöster. Bei diesen Kapitalgeschäften erwarb der Kapitalgeber die Verpflichtung des Schuldners, eine festgesetzte Geldsumme jährlich zu zahlen. Es ist daher insgesamt davon auszugehen, dass sämtliche Rentengeschäfte mit Geld und nicht in Naturalien beglichen wurden. Parallel zu der allmählichen Ablösung der grundstücksgestützten Rente wurden verschiedene Rentenformen entwickelt. Erstens gab es die Leibrente, also eine befristete Rente, bei der ein Grundstücksinhaber sein Haus an die Kirchenfabrik übertrug, die ihm im Gegenzug eine lebenslange Rente zahlte. Starb die Person, blieb die Immobilie im Besitz der Kirchenfabrik 25 . Zweitens gab es die allgemeine Rente, bei der theoretisch zwischen Ewigrente und Wiederkaufsrente differenziert werden muss. Während eine Ewigrente nicht gekündigt werden konnte, war bei einer Wiederkaufsrente die Ablösung der Rentenzahlung durch einen Rückkauf des Grundstücks oder Kapitals möglich 26 . Tatsächlich gab es im Spätmittelalter zwischen diesen beiden letztgenannten Rentenformen keinen Unterschied mehr 27 . 20 21 22 23 24

25 26 27

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 527, S. 701. Siehe grundlegend Trusen Rentenkauf, S. 151ff. Ausführlich Volk, Wirtschaft und Gesellschaft, S. 780-782, siehe auch Brandt, Lübecker Rentenmark,passim, Sprandel, Rentenmarkt. AEK Wesel Gefach 26,27v. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 176, S. 192, S. 215, S. 238, S. 281, S. 431, Gefach 37,3, S. 741; bei Bislich gehörte ein Grundstück der Kirchenfabrik und dem Heilig-Geist-Spital: Gefach 37,3 S. 296, S. 348, S. 349, S. 429, S. 491, S. 547, S. 596, S. 660, S. 720, S. 821. Siehe hierzu grundlegend Ogris, Leibrentenvertrag, S. 27ff. und S. 175-180, kurz Trusen, Rentekauf, S. 150. Trusen, Rentenkauf, S. 156-157. Zu den Rentenformen zuletzt Gilomen, Anleihen, S. 166ff.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Die Kirchenmeister konnten drei Arten von Einnahmen im Zusammenhang mit Renten verbuchen: Sie konnten zum einen Renten verkaufen und dann die einmaligen und großen Summen, die von Bürgern der Stadt oder anderen investiert wurden, in ihren Rechnungsbüchern festhalten 28 . Sie konnten zum anderen die jährlichen Abgaben derjenigen verbuchen, deren Grundstücke teilweise oder ganz im Besitz der Kirchenfabrik waren. Sie konnten drittens die Ablösung von Renten verbuchen, wenn Gelder an die Kirche zurückgezahlt wurden. Die Kirchenmeister von St. Willibrord verkauften keineswegs jährlich Renten. Während des 15. Jahrhunderts geschah dies in drei Zeiträumen: In den Jahren 1411 und 1413 verzeichneten sie Einnahmen aus vier Rentenverkäufen, in den Jahren 1434 bis 1437 Einnahmen aus 27 Renten- und Leibrentenverkäufen 29 . Ab den Jahren 1497/1500 verkauften sie dann wiederholt mehrere Renten pro Jahr 30 . Damit fielen die Einnahmen zeitlich sehr eng mit größeren Bauprojekten der Kirchenfabrik zusammen: Während 1411/1412 die neue Schule gebaut wurde, begann man 1434 mit der Errichtung des neuen Kirchturms von St. Willibrord. Anfang des 16. Jahrhunderts nahm man dann die Erweiterung der Kirche in Angriff. Im Einzelnen ist nicht exakt erkennbar, wie viele Renten die Kirchenfabrik während des 14. Jahrhunderts verkauft hatte. Der Vergleich der Rechnungsbücher mit dem manual des Jahres 1497 zeigt allerdings deutliche Defizite bei der Verbuchung der Einnahmen aus Rentenverkäufen. Feststellbar ist außerdem, dass die Verzinsung zu Beginn des 15. Jahrhunderts bei 2m Rente auf 20m Kapital lag und dann auf das Verhältnis von 1rh. fl zu 1s Rente im Jahr 1436 sank 31 . Zu Beginn des 16. Jahrhunderts mussten 1 Horngulden 2/3 Stüber für einen Horngulden Rente bezahlt werden, so dass sich das Zinsverhältnis weiter verschlechterte32 . Dieser Zinsfuß und seine Veränderungen entsprachen den vom Rat in Wesel ausgegebenen Renten und glichen den Zinssätzen im Niederrheingebiet 33 . Die Renten von St. Nikolaus auf der Mathena nahmen dagegen gerade während der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu, wobei dies gleichmäßiger verlief als bei St. Willibrord. Die Bedeutung der Renten wuchs im Verlauf des 15. Jahrhunderts. Im Jahr 1463 verzeichneten die Kirchenmeister erstmals das Konto van tynse und renthen, in dem sie die Hauszinsen und die Renteneinnahmen zusammenfassten. Die Gesamtsumme machte ca. 37% der Gesamteinnahmen aus. Laut dem Register von 1497 standen den Kirchenmeistern von St. Willibrord Einnahmen aus 60 Renten im Jahr zu. Die einzelnen Zahlungen reichten von wenigen Schillingen bis hin zu acht rheinischen Gulden pro Jahr. Addiert man sie, dann ergibt sich eine Summe von 68rh. fl 109s 4d und 17ort, von denen aber nicht alle eingezogen wurden. Auch im Jahr 1497 verbuchten die Kirchenmeister die Renten und Hauszinsen auf 28 29 30 31 32 33

Vgl. Kraus, Entwicklung, S. 29-32, zum Verkauf von Renten durch die Stadt. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 98, S. 123, S. 357, S. 378, S. 382, S. 390. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 222, S. 355, S. 495. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 98, S. 378. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 495; zu den Währungsverhältnissen siehe oben Einleitung. Reinhold, Verfassung Wesel, S. 108, kurz auch Roelen, Spätmittelalter, S. 143-145, zum Mittelrhein Volk, Wirtschaft und Gesellschaft, S. 784, grundlegend Trusen, Rentenkauf, S. 157.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

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einem Konto, dessen Summe ca. 77% der Gesamteinnahmen des Jahres ausmachte. Mit dem Beginn der Bauarbeiten nahm der Stellenwert der Renteneinnahmen dann wieder etwas ab, da die Kirchenmeister wesentlich höhere Einnahmen aus der Bede, aus Schenkungen und Testamenten verbuchen konnten. Der Verkauf von Renten führte nicht nur dazu, dass den Kirchenfabriken kurzfristig erhebliche Geldmittel zur Verfügung standen. In einer ganzen Reihe von Fällen verblieb das Kapital bei der Kirche, so dass die Rentenzahlungen für eine Stiftung, beispielsweise für die Ausrichtung einer Jahrtagsmesse, verwendet werden konnten. Die an Renten gekoppelten Immobilien lagen in ihrer überwiegenden Mehrzahl innerhalb der Altstadt. Die Kirchenfabrik von St. Willibrord besaß nur wenige Häuser auf der Mathena, bei denen es sich mehrheitlich um Ställe und Scheunen handelte 34 . Umgekehrt gehörten St. Nikolaus auf der Mathena eine ganze Reihe von Häusern in der Altstadt. Außerdem besaß die Vorstadtkirche im Gegensatz zu St. Willibrord mehrere Häuser und Grundstücke außerhalb der Stadt. Nahezu alle Renten bezogen sich auf Häuser, von denen die Kirchenmeister jeweils den Hauptbesitzer oder den Pächter in ihrem Register notierten. In wenigen Fällen bezogen sie die Renten von Personen, die offensichtlich nicht durch Grundstücke gesichert waren. Außerdem bezog die Kirchenfabrik Renten auch aus zwei Fleischbänken in den vleishuse und einer Kammer 35 . Hinzu kam der stathof, von dem die Kirchenmeister pro Jahr zwei Gulden und 3 Malter Gerste beziehen sollten. Schließlich besaß St. Willibrord eine ganze Reihe von Grundstücken und Güter als Erbzinsgüter außerhalb der Stadt in Bislich, Hamminkeln, Flüren und Obrichhoven. Laut dem Rentenbuch 1504 bezog die Kirche von 16 Gütern entsprechende Einnahmen 36 . Zwei Drittel der Erbzinsgüter musste Naturalabgaben leisten, während die übrigen Geld zahlten. Zu den Erbzinsgütern gehörte auch der Hof Eldrichaven vor den Toren Wesels in Obrichhoven. Der Hof war im Besitz des Kölner Stifts St. Ursula, von dem ihn die Kirchenfabrik als Erbpacht erhalten hatte. Ganz wesentlich waren die Leibrenten. Für viele Menschen war es ein erheblicher Einschnitt, ihr Haus zu verkaufen, um beispielsweise eine Leibrente beziehen zu können. Die Kirchenmeister versuchten daher langfristige Probleme zu vermeiden und unterstützten die Verkäufer und insbesondere Witwen, um die Zustimmung der erbberechtigten Kinder zu erhalten 37 . In gleicher Weise wie in Wesel nahmen auch alle anderen Kirchenmeister Renten und Zinsen ein 38 . Dies galt für kleine Städte wie Siegen und Wunsiedel 34 35 36 37 38

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 59, S. 74; vgl. Roelen, Topographie, S. 185. Vgl. dazu AEK Wesel Gefach 26,3 S. 1; zu den Weseler Fleischbänken Förster, Lebensmittelpolitik, S. 45-46. AEK Wesel Gefach 26,5a14r.-14v. Siehe beispielsweise AEK Wesel Gefach 26,24r.,9r.,16v.,19r.,22r.,26r.-26v.,37v.,55v. 56v., auch Gefach 26,4 S. 21-22. Zu Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 2v., Nr. 70.01/3 f. 2v., Nr. 70.11/1 f. 2r.-11v., f. 12r.; zu Coburg: StadtA Coburg R 11/1493/94 f. 9r., R 11/1500/01 f. 5v., auch Talazko, Morizkirche, S. 280-281; zu Nürnberg detailliert Sander, Haushaltung, S. 405ff.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

ebenso wie für große Orte wie Nürnberg und Ulm 39 . In allen Fällen beruhte der allergrößte Teil der Renten auf Häusern oder Grundstücken. In den Rechnungsbüchern differenzierten die Kirchenmeister nur sehr selten zwischen den verschiedenen Rentenformen 40 . Viele Kirchen hatten auch Renten an die Stadt verkauft, doch umfassten die jährlichen Zinseinnahmen nur geringe Summen 41 . Die Kirchenmeister von St. Willibrord erhielten jährlich zwei Gulden und drei Malter Gerste vom stathof, dem Bauhof der Stadt Wesel 42 . In ähnlicher Weise hielt der Rat der Stadt Wunsiedel das Kapital einer Privatmesse und zahlte den jährlich fälligen Betrag an die Kirchenmeister aus 43 . In Bamberg und Rothenburg verkauften die Kirchenfabriken Renten an die Stadt 44 . Der Umfang der ihnen deshalb jährlich zustehenden Gelder war deutlich geringer als in anderen großen Städten wie Nürnberg, wo die Kirchenmeister von St. Sebald erhebliche Summen von den Kämmerern der Stadt bezogen 45 . Nur sehr selten wurden Renten abgelöst, wie dies beispielsweise in St. Willibrord in den Jahren 1502, 1504 und 1506 der Fall war 46 . Im Jahr 1489 wurde eine Leibrente zuerst aufgelöst, dann aber verkleinert wieder aufgenommen: So hebn die Kerckmeysters geboirt van Idken Gordelmeker hondert gulden current, dair voir sie oer geuestet hebn jairlix lijfftucht 19 gulden current, facit 400m, welck gelt voirt Yde Moren kreech, dair mede van oer affgeloist ind weder gekofft synt 3 Rinsgulden jairlix tynss 47 . Auch wenn der Zeitraum der überliefer39

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Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1472/73 f. 13r., f. 36v., 1477/78 f. 12r., 1479/80 f. 12r., f. 26r., 1504/05 f. 5r., f. 15r.-16v., 1515/16 f. 12r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3730 f. 1v.; Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 96r., f. 102v., f. 121v., f. 129r., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 314v.-315r.; Ulm: StadtA Ulm A 6904 f. 90v.; siehe auch Hagenau: StadtA Hagenau GG 255/3 f. 65r.; Rostock: StadtA Rostock 1.1.18.2.2, 1.1.18.2.3, 1.1.18.2.5, 1.1.18.2.6; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 2r. Nur wenige der Kirchen wie beispielsweise St. Sebald in Nürnberg besaßen einzelne Ewigrenten: StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 274r.-274v., f. 275r., f. 296r.-297r.; zu St. Moriz in Coburg kurz Talazko, Morizkirche, S. 280; auch in den Rechnungsbüchern des Rates der Stadt Wesel sind kaum Ewigrenten nachweisbar, vgl. Kraus, Entwicklung, S. 32. StA Nürnberg, RSt Nürnberg, Rep. 59 Salbuch 2 f. 281r.; PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 4r.; StadtA Wunsiedel R 3730 f. 1v. AEK Wesel Gefach 26,3 S. 3, Gefach 37,2 S. 277, S. 289, S. 361, S. 364, S. 372, S. 455, S. 459, Gefach 37,3 S. 220, S. 270, S. 295, S. 296, S. 347, S. 349, S. 426, S. 428, S. 488, S. 490, S. 544, S. 546, S. 593, S. 595, S. 657, S. 659, S. 717, S. 719, S. 816, S. 820, S. 857, Gefach 37,4 S. 186, S. 355, S. 458, S. 591, S. 804, S. 810. StadtA Wunsiedel R 3733 f. 1v., R 3735 f. 3r. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 3v., f. 7r., 1482/84 f. 2r., 1484/85 f. 2r.; PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/5 f. 3r., Nr. 70.01/6 f. 3v., Nr. 70.01/8 f. 2v., Nr. 70.01/9 f. 3r., f. 3v., Nr. 70.01/A9 f. 3r., Nr. 70.01/21 f. 3r.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 106r., R 363 f. 95r., f. 119r. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 87r., f. 89r., f. 96r., f. 102v., f. 108v., f. 115r., f. 121v., f. 129r., f. 136r., f. 143r., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 275r., f. 281r., f. 314v.-315r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 416, S. 551, S. 665. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 17.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

403

ten Kirchenrechnungen in anderen Städten deutlich kürzer als in Wesel ist, verbuchten die Kirchenmeister auch dort nur selten Einnahmen aus der Ablösung von Wiederkaufsrenten 48 . Hauszins (in Wesel) War die Kirchenfabrik bei Renten vielfach nur Miteigentümer, so gehörten ihr, wie erwähnt, innerhalb wie außerhalb der Stadt eigene Grundstücke und Häuser. In Wesel standen den beiden Kirchen verschiedene Einnahmen zu, nämlich der Hauszins und der Gartenzins, die im Allgemeinen als Geldzahlungen, teilweise aber auch in Form von Naturalabgaben verbucht wurden. Der so genannte Hauszins entsprach einer Miet- oder Pachtzahlung49 . Der größte Teil des verpachteten Grundeigentums der Kirche bestand aus Häusern, doch gehörten auch ebenerdige Einzimmerwohnungen (kammern) zum Eigentum 50 . Über die Größe der Häuser ist nichts bekannt 51 . Zu Beginn des 15. Jahrhunderts verzeichneten die Kirchenmeister rund fünfzig Einnahmen pro Jahr unter der Rubrik des Hauszinses. Diese Anzahl ging dann bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts auf weniger als die Hälfte zurück und stagnierte. Im Verlauf des letzten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts und ganz besonders im Vorfeld des Kirchenumbaus von St. Willibrord nahm die Anzahl der verzeichneten Hauszinsen wieder stark zu und erreichte die gleiche Anzahl wie zu Beginn des Jahrhunderts. Allerdings notierten die Kirchenmeister immer häufiger die Hauszinsen zusammen mit den Rentenzahlungen, so dass für den Beginn des 16. Jahrhunderts keine exakte Anzahl ermittelt werden kann. Die Termine für die Zahlungen waren über das gesamte Jahr verteilt 52 . Die Reihenfolge, in der die Zinszahler notiert wurden, war insbesondere während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts recht ähnlich. Manche Häuser scheinen gleichsam in Familienbesitz gewesen zu sein, da mehrfach der Sohn die Zahlungen des Vaters übernahm und folglich in dem Haus wohnen blieb. Möglicherweise kam es sogar vor, dass sich eine Familie ein Haus teilte, da beispielsweise im Jahr 1420 Hinric und Deric Loensche jeweils die gleiche Pachtsumme bezahlten 53 . Bei den Häusern handelte es sich nicht immer um Wohnhäuser. Ab 1421 besaß die Kirchenfabrik ein Haus, zu dem vielleicht eine eigene Sägegrube gehörte, da es in den folgenden Jahrzehnten immer wieder von Holzschneidern gepach48

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53

Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 119r.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 6r. Ablösung von Ewigrenten in Windsheim und Nürnberg: Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 25v.; Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man 74 2° f. 87r. Zur Vermietung von Häusern und Wohnungen Dirlmeier, Untersuchungen, S. 239ff. Roelen, Topographie, S. 170; siehe beispielsweise AEK Wesel Gefach 37,3 S. 716, Gefach 37,4 S. 230. Vgl. kurz Roelen, Topographie, S. 170. Zahlungseingänge wurden beispielsweise im Jahr 1463 unter den folgenden Terminen notiert: Hl. Peter (22. Februar), Ostern, Pfingsten, Johannes der Täufer (24. Juni), Mariä Himmelfahrt (15. August), Hl. Michael (29. September), Hl. Viktor (10. Oktober), Hl. Willibrord (7. November), Hl. Martin (11. November): AEK Wesel Gefac 37,2 S. 172-173. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 188.

404

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

tet wurde 54 . Auf einem anderen Grundstück in der Nähe der Kirche scheint eine Werkstatt gewesen zu sein, für die häufig Zimmerleute Pacht bezahlten 55 . Auch andere Handwerker wie beispielsweise der Holzschnitzer Johan van Reiß pachteten zu Beginn des 16. Jahrhunderts Häuser achter den kerckhoff von der Kirchenfabrik 56 . Sie arbeiteten an dem Erweiterungsbau der Kirche mit, wobei ihr Verdienst in einzelnen Jahren mit ihrer Mietzahlung verrechnet wurde 57 . Die Kirchenmeister in Wesel haben nicht mit Immobilien spekuliert. Zwar kauften sie im Jahr 1489 in unmittelbarer Nähe zu St. Nikolaus auf der Mathena (achter sente Anthonius) ein Grundstück, auf dem ein Haus abgebrannt war, doch lässt sich weder in diesem noch in einem anderen Fall nachweisen, dass es den Kirchenmeistern beim Erwerb von Grundbesitz um Profitmaximierung ging 58 . Gartenzins (in Wesel) Der Gartenzins musste von denjenigen gezahlt werden, die ein Grundstück gepachtet hatten. Die Leistung erfolgte in Geld, teilweise auch in Naturalien. Die Zahlungen waren zu festen Terminen im Spätherbst und Winter jeden Jahres, nämlich an den Tagen des Hl. Willibrord (7. November), der Hl. Katharina (25. November) und des Hl. Thomas (21. Dezember) fällig. Die Zahl der Pachteinnahmen pro Termin war ungefähr gleich. Während zu Beginn des 15. Jahrhunderts pro Jahr mehr als 70 Zahlungseingänge verbucht wurden, nahm ihre Anzahl im Verlauf des Jahrhunderts sehr ab. Ab 1498 verzeichneten die Kirchenmeister keine Einnahmen aus der Verpachtung von Gärten; allerdings hatten sie in ihrem Register von 1497 noch insgesamt 18 Einnahmen pro Jahr aufgeführt. Bei diesen Abgaben handelte es sich in zwei Dritteln aller Fälle um Naturalabgaben, lediglich sechs Pächter mussten der Kirchenfabrik Geld zahlen59 . Ab den neunziger Jahren bezeichneten die Kirchenmeister diese Einnahmen als saitrenthen und listeten sie in ihren Registern separat auf 60 . Wahrscheinlich handelte es sich bei vielen Gärten um Rentenbesitz, doch lassen weder die Rechnungsbücher noch die Register der Kirchenmeister eindeutige Schlussfolgerungen zu. Einträge aus dem Jahr 1416 wie Jorden Zaffenberch 3d van Gude Plenken ghaerde, Willem Alofs 7d van den ghaerde dy Mette Badekens was ende Rysekens van Magelsem, Druda Lyeffers 6d van enen ghaerde Vdel Lyeffers ende Engelbrechs oers broeders deuten entweder darauf hin, dass es neben der Kirchenfabrik noch einen zweiten Besitzer gab oder dass die Kirchenmeister jeweils den Namen des Vorbesitzers hinzufügten61 . Gärten wurden außer54 55 56 57 58 59 60 61

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 181, S. 190, S. 207, S. 216, S. 219, S. 228, Gefach 37,2 S. 13. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 52, S. 61, S. 70, S. 75, S. 84, S. 112, S. 136, S. 147, S. 155, S. 163, S. 172, S. 183, S. 192, S. 209. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 340, S. 421, S. 482, S. 539, S. 582, S. 652, S. 713. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 811. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 59. AEK Wesel Gefach 26,3 S. 7-8. Vgl. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 225, Gefach 26,5a f. 13v.-14r. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 16.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

405

dem von Steinmetzen, Zimmerleuten und Maurern gepachtet, von denen einige auch für die Kirchenfabrik arbeiteten 62 . Häufiger noch als bei den Hauszinsen verzeichneten die Kirchenmeister Frauen als Zinszahler für Gärten der Kirchenfabrik. Sie führten möglicherweise den Besitz nach dem Tod ihres Mannes zumindest für eine gewisse Zeit fort und mussten folglich auch die auf dem Grundstück ruhende Belastung zahlen 63 . Aussagen über die Lage der Gärten sind auf der Grundlage der Rechnungsbücher nicht möglich, da die Kirchenmeister nur die Namen der Zinszahler und die Höhe der Pacht verzeichneten. Die Höhe der Pachtzahlungen schwankte aus unbekannten Gründen zwischen 2d und mehreren Schillingen, doch lag der Durchschnitt zu Beginn des 15. Jahrhunderts bei ca. 6d. Bedingt durch den Währungsverfall hoben die Kirchenmeister die Sätze sowohl bei den Haus- als auch bei den Gartenzinsen an, notierten aber weiterhin die jeweils ursprünglich vereinbarte Höhe (Herman Hoymecker 6d, facit 15d) 64 . Nur selten hielten die Kirchenmeister Vorgänge wie den Verkauf eines Gartens fest, so dass keine Aussage darüber möglich ist, warum die Anzahl der Gärten im Verlauf des 15. Jahrhunderts abnahm. Naturalien Ein Teil der Zahlungen für Haus- und Gartenzins wurde in Naturalien geleistet, und zugleich erhielten die Kirchenmeister manche Geschenke in Form von Naturprodukten. Sie notierten jedoch nur die Gesamtmenge oder den Gesamtwert, ohne zwischen den verschiedenen Einnahmekategorien zu differenzieren. Am häufigsten wurde Getreide, in erster Linie Roggen verbucht, abnehmend dann Weizen, Gerste, Buchweizen und Hafer. Weitere Naturprodukte waren Flachs und Wolle. Holz und Kohle wurden dagegen nur selten als Einnahmen verzeichnet. Eine Analyse der Mengenangaben ist nicht möglich, da die Kirchenmeister vielfach lediglich die Gesamtsummen verbuchten65 . Die Alternative zu diesen Buchungseinträgen bestand in der kommentarlosen Verbuchung der Einnahmen beispielsweise in dem Konto Gartenzins, ohne dass erkennbar ist, ob die Abgaben in Form von Naturalien oder in Form von Geld gezahlt worden waren. Schwierig war die Annahme der Naturalien, denn nicht immer war gleich Platz für die Lagerung der Abgaben vorhanden 66 . In Koblenz wurde das Getreide

62

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AEK Wesel Gefach 37,1 S. 6, S. 19, S. 31, S. 35, S. 49, S. 52, S. 73, S. 85, S. 134, S. 146, S. 161, S. 393, Gefach 37,2 S. 1, S. 117, S. 126; siehe auch die regelmäßigen Einnahmen von Elys Molner (Steinmetz, Maurer), Johann van Kampen (Steinmetz), Konrad Lubbrecht (Maurer): AEK Gefach 37,1 S. 146-396, Gefach 37,2 S. 17-384, und Gefach 37,1 S. 7-96. Siehe beispielsweise AEK Wesel Gefach 37,1 S. 134, S. 146, S. 161, S. 164, S. 167, Gefach 37,2 S. 422, S. 446. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 325. Siehe beispielsweise 1404: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 34; zum Lebensmittelmarkt in Wesel siehe Förster, Lebensmittelpolitik, insb. S. 26ff. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 5v. und Nr. 70.01/9 f. 10r.

406

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

vorübergehend auf dem Kirchhof aufgeschüttet 67 . In Rothenburg wurde der Weizen im so genannten casten, Dinkel im Dachboden der Bauhütte und Roggen auf dem Boden der Schule gelagert 68 . Der Boden der Schule wurde auch in Bielefeld und Nürnberg als Lagerraum genutzt, während die Kirchenmeister in Rothenburg auf den Dachboden des Seelhauses zurückgriffen 69 . Sebald Schreyer in Nürnberg ließ ebenso wie die Rothenburger Kirchenmeister das Getreide zusätzlich wenden 70 . Der Großteil der Naturalien wurde in allen Städten so bald wie möglich verkauft, doch lassen die Rechnungsbücher keine Rückschlüsse auf die Art der Abwicklung zu, da die Kirchenmeister grundsätzlich nur die Gesamterlöse verzeichneten 71 . Die Kirchenmeister erhielten auch Tiere wie einen kleinen Stier, Pferde oder Schafböcke, die möglichst bald wieder verkauft oder geschlachtet wurden72 . Am häufigsten wurden Hühner an die Kirche gegeben 73 . Die Kirchenmeister verbuchten sie allerdings nur zum Teil unter den Zinseinnahmen, sondern häufig unter den Schenkungen 74 . Es spricht daher wenig dafür, dass es sich bei den Hühnern um Zins- oder Rekognitionshühner handelte, die im Gegensatz zum Schmalzins dem Landesherrn gezahlt werden mussten und nicht verkauft werden konnten 75 . In anderen Städten wie beispielsweise Coburg handelte es sich jedoch durchaus um Rekognitionszinsen76 . Insgesamt schwankte in Wesel der Wert der Naturalien von Jahr zu Jahr, doch blieb der prozentuale Anteil im 15. Jahrhundert weitgehend gleich. Er machte durchschnittlich etwas mehr als 10% der Gesamteinnahmen pro

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StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 10v., siehe auch StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 150r. StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 24r., f. 57r., f. 72r. Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 2 f. 14r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 21r.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 141r. Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 18v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 149r. Siehe beispielsweise Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 4v.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 9r., f. 9v., f. 10v., Nr. 73/1492 f. 6v., Nr. 73/1497 f. 22v., StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 15v. Stier: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 243, S. 256, Pferde: Gefach 37,1 S. 218, Schafböcke: Gefach 37,1 S. 126, S.165; zu den Weseler Weiden kurz Förster, Lebensmittelpolitik, S. 41-42. Vgl. zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 46: Item was geopffert wirt von lebentigen clein tyren und von kes eyr und was aff das creutz geopffert wird am karfreitag ee man es zu dem ambt fur legt, das ist alles des mesners, es wer dann an grossen tyrn oder stucken das der kirchen besunder an den paw geben wurd. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 364, S. 396, S. 411, S. 422, S. 447, Gefach 37,3 S. 49, S. 72, S. 248, S. 295, S. 348, S. 349, S. 427-429, S. 489, S. 491, S. 545-547, S. 595, S. 596, S. 599, S. 657-659, S. 718, S. 720, S. 820, S. 821, Gefach 37,4 S. 13, S. 17, S. 59, S. 73-75, S. 150, S. 185-187, S. 233, S. 234, S. 282-284, S. 362, S. 460-462, S. 538, S. 540, S. 541, S. 708, S. 711, S. 713, S. 810, S. 813, S. 863, S. 866-868, Gefach 33,1 S. 611, S. 650, S. 690, Gefach 33,2 S. 407. Roelen, Topographie, S. 191-192. Zu Coburg Talazko, Morizkirche, S. 279-280.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

407

Jahr aus. Tendenziell wurden jedoch Naturalleistungen zunehmend durch Geldzahlungen abgelöst 77 . Kirchenkühe, Schweine, Honig etc. Eine ähnliche Einnahmeform wie der Haus- oder Gartenzins umfasste die Immer-, Ewig-, Heiligen- oder Kirchenkühe, die sich insbesondere in kleinen Städten nachweisen lassen 78 . Im Rahmen einer Stiftung wurde beispielsweise eine Kuh der Kirche vermacht, die dann gegen Zahlung eines jährlichen Zinses an eine andere Privatperson verpachtet wurde. Diese konnte die Milch der Kuh nutzen, die Kälber aufziehen und auch verkaufen. Die Kuh musste aber ersetzt werden, wenn sie starb (wer die kue gebraucht, der sall jerlich 4gr. Erbzcins darvon gebenn; so demselbigenn die kue abging, sal er eynn nandere an die Stadt zceugen, das die kue ewigk were) 79 . Immerkühe hielten besonders die Pfarrkirchen in Wunsiedel, doch lassen sie sich vereinzelt auch in Bamberg und Dresden nachweisen 80 . Mit den Immerkühen vergleichbar waren Bienenstöcke, deren Pächter auf gleiche Weise Zins an die Kirche zahlen mussten 81 . Möglicherweise gab es auch in Wesel Bienen, da die Kirchenmeister von St. Willibrord im Jahr 1416 einen Bienenstock (ymme huue) kauften sowie Honig verkauften 82 . St. Nikolaus auf der Mathena besaß eine ganze Reihe von Schweinen (sunte Anthonius ind Hubertus verken), die, ähnlich wie die Immerkühe, an Privatpersonen verpachtet wurden83 . Diese mussten mindestens ein Schwein das Jahr über mästen, das dann zu Weihnachten geschlachtet und an die Armen verteilt wurde. Der Umfang dieser Rentenformen war in kleinen und ländlich geprägten Gemeinden erheblich höher als in großen Handelsstädten, wo diese Finanzformen durch grundstücks- oder geldgestützte Rentenformen abgelöst worden waren. 77 78

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Zu Coburg Talazko, Morizkirche, S. 279-280. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Nr. 73/1500 o.f., auch bei Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 278 Anm. 5; vgl. Buchwald, Niedersteinbach, S. 45-46, wo überdies zwischen geldkwe und wachskwe unterschieden wurde; siehe auch Hartzheim, Concilia V, S. 272: (...) res ecclesiarum nomine vaccarum vulgariter Immer Küe. Simon, Ansbach, S. 67-68. Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3734 f. 6r., siehe Jäger, Wunsiedel I, S. 193; Bamberg: Schnapp, Stadtgemeinde, S. 250 Anm. 63; Dresden: Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 278; zu Ansbach siehe Simon, Schenkbuch, S. 67-68. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 250-251. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 154, S. 157. Die Schweine hießen Antoniusschweine, weil der Rat dem Orden des Hl. Antonius 1375 zugestanden hatte, sechs Schweine in der Stadt frei laufen zu lassen. Weitere dem Orden zugedachte Schweine mussten in Ställen gehalten werden: StadtA Wesel A1/38,5 f. 137v., Bambauer, Urkunden, S. 73, Witte, Tausend Jahre I, S. 156, Benninghoff-Lühl, Wald, insb. S. 104-105 und S. 112, Wolters, Reformationsgeschichte, S. 14 mit Anm. 2; auch Langhans, Bürgerbücher, S. xxix, älter Hillmann, Gemeinde, S. 25; über die Schwierigkeiten, Schweine in der Stadt zu halten siehe Dirlmeier, Zuständigkeiten, S. 146-147; zu Bamberg Sichler, Bauverwaltung, S. 409-410; zur Schweinemast im Weseler Wald Benninghoff-Lühl, Wald, S. 44-52, älter Förster, Lebensmittelpolitik, S. 42-44. Der Rat der Stadt Wesel verfügte 1506, dass nur die Antoniusschweine Schellen tragen durften StadtA Wesel A3/11 f. 105r., vgl. A3/3 f. 24r., vgl. Nachlass Foltz Bd. 4 Nr. 47.

408

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Zusammenfassung und Bewertung Aus den Kirchenrechnungen und sonstigen Quellen ist nur bedingt erkennbar, ob die Kirchenmeister bestimmte Pächter oder Mieter bevorzugten. Allerdings scheinen Handwerker, die wie Holzschneider, Tischler oder Steinmetze ein Haus mit Werkstatt pachteten, in vielen Fällen auch für die Kirche gearbeitet zu haben. Der Baumeister Gerwin van Langenberg durfte ab 1502 in demselben Haus wohnen, das zuvor dem für die Fenster von St. Willibrord zuständigen Glasermeister Johan van Gelre zur Verfügung gestellt worden war 84 . In den Jahren 1441 bis 1452 verpachtete die Kirche einen Teil des Hauses von Henrik van der Kapellen an Andries van Bert, der zugleich das Heilig-Geist-Spital und das Nikolaus-Spital verwaltete 85 . Möglicherweise wollten die Kirchenmeister der Frau des 1513 verstorbenen Kirchenmeisters Jan van Meer genannt Trippemeker helfen, indem sie ihr ein Haus der Kirche vermieteten 86 . Mehrfach konnten aufeinander folgenden Generationen einer Handwerkerfamilie dasselbe Haus pachten 87 . Weder für Wesel noch für andere Städte lässt sich – so weit dies im Rahmen der vorliegenden Untersuchung festgestellt werden konnte – eine Arrondierungspolitik der Kirchenmeister nachweisen 88 . Nicht einmal bei Gütern außerhalb der Stadt versuchten sie, weit auseinander liegendes Eigentum durch Tausch oder Verkauf zusammenzuführen. Vielmehr stießen sie Grundbesitz ab, dessen Verwaltung zu kompliziert war. Dazu gehörte in Wesel beispielsweise ein Haus, das der Kirche in der Nachbarstadt Dinslaken vermacht wurde89 . Grenzten allerdings Häuser unmittelbar an die Kirche, dann waren die Kirchenmeister durchaus daran interessiert, sie in ihren Besitz zu bekommen, um im Fall einer geplanten Erweiterung auch über den notwendigen Baugrund verfügen zu können. Dieser Strategie kam entgegen, dass manche dieser Gebäude von Hörigen der Kirche bewohnt wurden. Die Kirchenfabrik war ein entscheidender Faktor im Renten- und Immobilienmarkt der Stadt. Im Jahr 1420 verbuchten die Kirchenmeister 173 Einnahmen bei den Konten Hauszins, Gartenzins, Hofrecht und kleiner Zins 90 . In den folgenden Jahren nahm diese Anzahl deutlich ab: 1441 waren es 100 und 1466 nur noch 88 Buchungsvorgänge 91 . Die Anzahl der Haushalte, die der Kirchenfabrik jährlich Abgaben leisten mussten, stieg dann gegen Ende des 15. Jahrhunderts wieder an, 84 85 86 87 88

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AEK Wesel Gefach 37,3 S. 420, S. 433. Roelen, Topographie, S. 343. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 443. Roelen, Topographie, S. 477. Anders verfuhren beispielsweise die Franziskaner in Wesel, die ihren Besitz systematisch durch Hinzukauf benachbarter Grundstück ausbauten, siehe Roelen, Topographie Fraterhaus, S. 39, siehe auch AEK Wesel Gefach 26,2 f. 22r., auch Gefach 26,4 S. 38-39 und Gefach 26,5 f. 15r.-15v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 382. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 188-192. 1441: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 3-7, 1466: Gefach 37,2 S. 230-239. Im Jahr 1467 verbuchten die Kirchenmeister lediglich 33 Einnahmen aus Häusern und Grundstücken, wobei wahrscheinlich nur das Rechnungsbuch eines Kirchenmeisters überliefert ist, so dass die Angaben unvollständig sind (AEK Wesel Gefach 37,2 S. 251).

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

409

als die Kirche immer mehr Leibrenten erhielt. Diese Angaben müssen in Relation zur Anzahl der Haushalte gesehen werden. Aus den Heerschaulisten von 1420 und 1435 sowie den Steuerlisten für den Kirchturm von St. Willibrord von 1441 und 1467 lässt sich erkennen, dass die Anzahl der Haushalte in der Altstadt im Verlauf des 15. Jahrhunderts nur geringfügig zunahm, so dass die Kirchenfabrik Abgaben aus zwischen zehn und zwanzig Prozent der Weseler Altstadthäuser bezog 92 . Jahr

Anzahl der Anzahl der Häuser Gesamt Häuser Altstadt auf der Mathena (unter Berücksichtigung der übrigen Vorstädte)

1420 1435 1441 1467

886 764 784 911

148 192 keine Angabe keine Angabe

1108 1076 keine Angabe keine Angabe

Für die Kirchenmeister waren Renten vergleichsweise einfache Geschäfte, denn im Gegensatz beispielsweise zu den von den Kirchen bewirtschafteten Grundstücken verursachten die Renten nur wenig Mühe. Der Haushalt der Kirchenfabrik wurde nicht durch Ausgaben für den Erhalt der Häuser belastet. Auch mussten die Pächter die öffentlichen Lasten und Abgaben tragen 93 . Gerade weil die Besitzer vielfach in ihren Häusern wohnen blieben, brauchten sich die Kirchenmeister nicht um neue Pächter oder Mieter zu kümmern. Zwei Faktoren erschwerten aber die Verwaltung: Erstens mussten die Kirchenmeister versuchen, angesichts der Vielzahl der Rentengeschäfte den Überblick zu behalten und alle ihnen jährlich zustehenden Gelder auch tatsächlich einzufordern. Inwieweit dies der Fall war, wird weiter unten detailliert untersucht 94 . Zweitens mussten die Kirchenmeister bereits beim Abschluss eines Geschäfts darauf achten, möglichen Streit in Zukunft auszuschließen. Gab es beispielsweise mehrere erbberechtigte Geschwister, so wurde in vielen Weseler Rentenbriefen explizit festgehalten, dass diese dem Rentenkauf zugestimmt hatten 95 . Teilweise mussten auch die Ehefrau und die Kinder einer Familie zustimmen, wenn auf ein Haus eine Rente aufgenommen wurde 96 . Sehr häufig wurde explizit ein Wiederkaufrecht vereinbart 97 . Trotzdem gab es gelegentlich Streitigkeiten, die zu Gerichtsprozessen führten98 . 92 93 94 95 96 97

Tabelle nach Roelen, Topographie, S. 83. Vgl. zu den Besitzungen der Franziskaner in Wesel Benninghoff-Lühl, Güter, S. 50. Siehe unten Kapitel VI.6. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 37v.-38r. und f. 45r.-45v. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 46r. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 15v.; ebd. 26,2 f. 16r.-16v.; ebd. 26,2 f. 17v., ebd. 26,2 f. 18r.18v., auch Gefach 26,4 S. 68-69; Gefach 26,2 f. 1v.-2r.; ebd. 26,2 f. 23v.; ebd. 26,2 f. 24v.25r.; ebd. 26,2 f. 25r.-25v.; ebd. 26,2 f. 27v.-28r.; ebd. 26,2 f. 29v.-30r.; ebd. 26,2 f. 31v.; auch Gefach 26,3 S. 22, Gefach 26,4 S. 50, Gefach 26,5 f. 46r.-46v.; Gefach 26,2 f. 32r.-32v., auch Gefach 26,4 S. 109-110; Gefach 26,2 f. 33v.; ebd. 26,2 f. 3r., auch Gefach 26,4 S. 4546, Gefach 26,5 f. 23r.-24v.; Gefach 26,2 f. 52r.; ebd. 26,2 f. 55r.-55v.; ebd. 26,2 f. 56r.-56v.; ebd. 26,2 f. 57v.-58r.; ebd. 26,2 f. 59r.-59v.; ebd. 26,2 f. 61v.; ebd. 26,2 f. 8v.; Gefach 26,4 S. 31-32, auch Gefach 26,5 f. 4v.-5r.; Gefach 26,4 S. 48-49, auch Gefach 26,5 f. 44v.-45v.;

410

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Die Einnahmen aus Besitztiteln der übrigen untersuchten Kirchen glichen weitgehend denen der Weseler Kirchenfabriken. Alle Kirchenmeister nahmen in erster Linie Bargeld ein und mussten Naturaleinnahmen verkaufen. In kleinen und eher agrarisch geprägten Städten wie Ellwangen kam den Erlösen aus Verkäufen ein wesentlich größeres Gewicht zu als beispielsweise Kirchen in Freiburg und Rothenburg 99 . Überall aber wurden wichtige Summen aus dem Verkauf von Getreide erzielt, während beispielsweise Wachs in erster Linie in den Kirchen direkt verbraucht wurde. Allerdings war das Verhältnis zwischen Einnahmen aus Renten und denen aus Grundbesitz von Stadt zu Stadt verschieden, wobei sich feststellen lässt, dass im Allgemeinen in großen Handelsstädten ein prozentual höherer Anteil an Einnahmen aus Renten als aus Grundeigentum erzielt wurde. In kleineren und vielfach mehr landwirtschaftlich ausgerichteten Städten war es umgekehrt. Zugleich gab es Unterschiede im Hinblick auf den Grundbesitz, der außerhalb der Stadt lag: Während die Kirchenfabriken in Straßburg, Weissenburg und Nürnberg umfangreiche Güter besaßen, konnten die Kirchenmeister beispielsweise aus Nördlingen und Siegen lediglich auf Grundbesitz innerhalb der Stadt zurückgreifen. VI.1.2. Abgaben der Hörigen St. Willibrord ebenso wie den anderen untersuchten Kirchenfabriken unterstanden eine Reihe von Hintersassen 100 . Den Unterlagen der Kirchenmeister ist nicht genau zu entnehmen, welchen Stand sie hatten, ob es sich um Unfreie, um Hörige oder um Schutzhörige handelte 101 . Es ist ebenfalls nicht erkennbar, welche Ansprüche sie gegenüber der Kirchenfabrik hatten. Wahrscheinlich gehörten die Hörigen seit dem Hochmittelalter zu der familia einer geistlichen Grundherrschaft: sie hatten sich freiwillig unter den Schutz der Kirche begeben und mussten dafür Abgaben leisten, wie die Weseler Kirchenmeister 1421 auch unter der Kontoüberschrift Dyt synt horinghe lude sunte Wilbords festhielten 102 . Viel spricht dafür, dass sich diese Abhängigkeitsverhältnisse bereits im Hochmittelalter herausbildeten, da die Kirchenmeister von der wesentlich jüngeren Pfarrkirche St. Nikolaus in Wesel keine entsprechenden Einnahmen verzeichneten. Aus einem Zahlungseingang des Jahres 1435 geht hervor, dass sich ein Mann von der Abhängigkeit von St. Willibrord freikaufte: vntfangen van Alit Hunynx zoen 6m dar he sick

98 99 100 101 102

Gefach 26,4 S. 49-50, Gefach 26,5 f. 45v.-46r.; Gefach 26,4 S. 88-89, auch Gefach 26,5 f. 66r.-66v.; ebd. 26,5 f. 10r.-11r.; ebd. 26,5 f. 52r.-52v. Siehe beispielsweise AEK Wesel Gefach 26,2 f. 4v.-5r.; ebd. 26,2 f. 5r. StA Ludwigsburg B 384/10664 f. 3r.-3v.; zu Schmallenberg siehe Wiethoff, 1420, insb. S. 43-44. Zum Forschungsstand über die Hörigen siehe oben Kapitel VI.1.1. (Wachszinsige). Siehe ausführlich Oediger, Eickels, Wachszinsige, S. 7-16. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 209; zu den Gründen für den Eintritt in die Wachszinsigkeit siehe Eickels, Verzeichnisse, S. 95-96, auch Schulz, Stadtrecht, S. 30-31, Holland, Wachszinsigkeit, S. 24ff.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

411

mede afkoft van sijnre gehoricheyt 103 . In den Kirchenrechnungen ist Alit Huninx von 1414 bis 1435 nachweisbar 104 . Im gleichen Jahr notierten die Kirchenmeister von St. Willibrord: Jan van Langenberge is gestoruen voir syn hoefftrecht 1 Rinsgulden 4m, so dass sich wahrscheinlich auch hier die Nachkommen des Verstorbenen von der Hörigkeit loskauften105 . Weitere entsprechende Nachrichten liegen nicht vor. Insgesamt mussten die Hörigen zwei Arten von Abgaben leisten: hofrecht und kurmut. Rekognitionszinsen in Form von jährlich an die Kirchenmeister zu gebenden Zinshühnern oder Wachszinsen sind ebenso wenig nachweisbar wie Heiratsabgaben 106 . Die erste von den Hörigen zu leistende Abgabe war das Hauptrecht (hofrecht). Zu Beginn des 15. Jahrhunderts erhielten die Kirchenmeister von St. Willibrord pro Jahr von 15 bis 28 Personen Einnahmen, die im Allgemeinen 1d betrugen 107 . Verglichen mit den 302 in Wesel lebenden Personen, die dem Stift Xanten zu Beginn des 15. Jahrhunderts Wachszins zahlen mussten, war die Anzahl der Hörigen der Kirchenfabrik sehr gering 108 . Nachdem die Kirchenmeister im Jahr 1497 nur noch zehn Zahlungseingänge von Hörigen verzeichnet hatten, hielten sie ab dem Jahr 1498 gar keine Einnahmen mehr fest 109 . Zu diesem Zeitpunkt waren vor allem Mitglieder der Familien ten Velde und Drilinc hörig 110 . Eine zweite Abgabe der Hörigen war das Besthaupt, das von den Kirchenmeistern im Allgemeinen als koermude (Kurmut) bezeichnet wurde. Dabei handelte es sich um eine Abgabe der Hörigen, die bei ihrem Tod zu leisten war. Die rechtliche Herkunft ist in der Forschung ebenso umstritten wie ihr Umfang, da wahrscheinlich zwei Arten unterschieden werden müssen: Gemeinhin üblich war in Wesel insbesondere bei Frauen die Abgabe des besten Kleidungsstückes, wie im Jahr 1463 notiert wurde: Day angen Yseren is gestoruen voir oer hoefftrecht van enyre hoyken 8m 111 . Etwas anders formulierte Derick van Galen 1504: vntfangen van Dey Aleffs woenen toe Erlen eyn ailde hueck vur oer ouerste kleet 103 104 105 106

107

108 109 110 111

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 360. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 136, S. 217, S. 259, S. 344, S. 360; im Jahr 1438 wurde noch einmal – vermutlich fehlerhaft – der bis 1435 übliche Betrag verbucht: Gefach 37,1 S. 400. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 176, vgl. Eickels, Verzeichnisse, S. 108, der zu dem Ergebnis kommt, dass die Befreiung von der Zensualität kein vorrangiges Ziel der Hörigen war. Siehe AEK Wesel Gefach 37,2 S. 364, S. 396, S. 411, S. 422, S. 447, Gefach 37,3 S. 49, S. 72, S. 248, S. 295, S. 348, S. 349, S. 427-429, S. 489, S. 491, S. 545-547, S. 595, S. 596, S. 657-659, S. 718, S. 720, S. 820, S. 821, Gefach 37,4 S. 13, S. 17, S.59, S. 73-75, S. 150, S. 185-187, S. 233, S. 234, S. 282-284, S. 362, S. 460-462, S. 538, S. 540, S. 541, S. 708, S. 711, S. 713, S. 810, S. 813, S. 863, S. 866-868, Gefach 33,1 S. 611, S. 650, S. 690, Gefach 33,2 S. 407; zu den Heiratsabgaben der Xantener Wachszinsigen kurz Eickels, Verzeichnisse, S. 94, die jedoch in Wesel seit 1241 nicht mehr gezahlt werden mussten (Lacomblet, UB Niederrhein II Nr. 258). Die Abgabe war damit deutlich niedriger als die an das Stift Xanten zu zahlenden Beträge, siehe Oediger, Eickels, Wachszinspflichtige, S. 6 und S. 10, anders Holland, Wachszinsigkeit, S. 43ff. Eickels, Verzeichnisse, S. 107. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 227. Vgl. AEK Wesel Gefach 26,5a f. 12v. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 176, ausführlich Holland, Wachszinsigkeit, S. 51ff.

412

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

gailt 2m 2s 112 . Die Systematik, mit der die Kirchenmeister die Rechnungsbücher führten, erschwert allerdings die Untersuchung, da sie das Besthaupt im Allgemeinen zusammen mit anderen Spenden verzeichneten. Als Kurmut wurden in den allermeisten Fällen jeweils ein rock als Teil der Oberbekleidung oder ein houke, ein langer Mantel, gezahlt 113 . In den Jahren 1402, 1413, 1420 und 1438 waren es mehrere Geldzahlungen sowie 1404 ein kleines Pferd 114 . Alle weiteren Gegenstände wurden in den Rechnungsbüchern nicht eindeutig der BesthauptAbgabe zugeschrieben und werden daher bei den Spenden genauer untersucht. Wahrscheinlich forderten die Kirchenmeister also das primum mobile, das beste Stück des beweglichen Besitzes, bei dem es sich im Allgemeinen um ein Gewand handelte 115 . Bezogen auf das gesamte 15. Jahrhundert erhielt die Kirche weniger als zehn Mäntel und andere Kleidungsstücke pro Jahr. Eine Ausnahme gab es im Jahr 1439, als in Wesel die Pest ausbrach und die Kirchenmeister wegen der vielen Verstorbenen mehr als doppelt so viele Kleidungsstücke wie normal verbuchten 116 . Insgesamt belegen die abnehmenden Einnahmen des Besthaupts das Ergebnis der Untersuchung des Hofrechts, wonach mit der Anzahl der Hörigen auch ihre Bedeutung für die Kirchenfabrik abnahm 117 . Im Unterschied zum Hofrecht verlangten die Kirchenmeister aber noch im Jahr 1504 das Besthaupt 118 . Obwohl auf der Grundlage der Rechnungsbücher keine eindeutige Aussage darüber möglich ist, ob alle Kirchen eigene Hintersassen hatten, so verlangten doch auch die Kirchenmeister vieler anderer Kirchen das Besthaupt von ihren Hörigen 119 . Allerdings ist bei einer Reihe von Städten keine klare Unterscheidung zwischen den notwendigen und den freiwilligen Abgaben möglich. In St. Martin in Bamberg und Unser Lieben Frau in Wertheim notierten die Kirchenmeister, dass der Totenrock auch tatsächlich auf die Totenbahre gelegt wurde und anschließend an die Kirchenfabrik fiel120 . Die Bürger Freiburgs leisteten aller Wahrscheinlichkeit nach das Besthaupt als freiwillige Abgabe 121 . Dabei mussten sich die Kirchenmeister in längst nicht allen Fällen um den Verkauf der Kleidungsstücke kümmern, weil zumindest in Bamberg Hinterbliebene die Mäntel wieder

112 113 114 115 116 117 118 119 120

121

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 552, ähnlich S.110. rock: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 19, S.152; houke: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 19, S. 32, S. 43, S. 58, S. 83, S. 94, S. 111, S. 131, S. 144, S. 152, S. 169, S. 189. Geldzahlungen 1402: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 19; 1413: Gefach 37,1 S. 122; 1420: Gefach 37,1 S. 189; 1438: Gefach 37,1 S. 394; kleines Pferd 1404: Gefach 37,1 S. 32. Siehe zum Umfang der Kurmut Eickels, Verzeichnisse, S. 95. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 406; vgl. Roelen, Topographie, S. 88, Drath, St. Martini, S. 3031, auch Eickels, Verzeichnisse, S. 106-107, Gorissen, Regesten IV, S. 185-187. Eickels, Verzeichnisse, S. 108. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 552. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 81v. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 7v.; PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 3r., Nr. 70.01/2 f. 3v., f. 3r., f. 3v., Nr. 70.01/3 f. 3r., Nr. 70.01/21 f. 3v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 2r., 1482-1483 f. 1v. Schadek, Bürgerschaft, S. 111.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

413

auslösten 122 . Geschah dies nicht oder blieben die Käufer den versprochenen Geldbetrag schuldig, so war es die Aufgabe der Küster, die säumigen Zahler zu mahnen 123 . Legt man die Anzahl der an die Kirchenmeister gegebenen Kleidungsstücke zugrunde, gab es besonders in Bamberg und Coburg viele Hintersassen der Kirchenfabrik. Die Bedeutung der Hörigen für die Kirchenfabriken lässt sich damit nicht verallgemeinern 124 . Im Vergleich zeigt sich, dass die Abgaben der Hörigen weniger als zehn Prozent der Gesamteinnahmen der Kirchenfabriken ausmachten, wobei dieser Anteil am Ende des Mittelalters wegen der steigenden Bedeutung der Bargeldspenden weiter abnahm. Dies bietet zugleich eine Erklärung, warum die Kirchenmeister schließlich ganz auf die Erhebung der Abgabe verzichteten. In ihren register führten sie nicht einmal die Namen der Hörigen auf. Berücksichtigt man zumindest für Wesel noch den Wertverfall, waren die Einnahmen von so geringer Bedeutung, dass sich der Aufwand nicht mehr lohnte. VI.1.3. Ansprüche auf Einnahmen Die Kirchenmeister hatten drei Möglichkeiten, von der Gemeinde Geld zu erhalten: Erstens gab es in vielen Städten eine Pflicht zur Abgabe bestimmter Beträge. Zweitens schenkten die Gläubigen der Kirche häufig Geld, Naturalien und Gegenstände. Und schließlich konnten die Kirchenmeister die Gemeinde direkt um Abgaben bitten 125 . Dies wirft eine Reihe von Fragen im Hinblick auf die Gepflogenheiten der Gemeinde, auf die Politik der Kirchenmeister und schließlich auf die Zuverlässigkeit der Rechnungsbücher auf. Auch gilt zu klären, ob im Verlauf des Spätmittelalters Änderungen auftraten, ob die Kirchenmeister an einzelnen Tagen besonders hohe Einnahmen erzielten und von welchen Faktoren dies abhing. Bei all dem ist die Art der Verbuchung durch die Kirchenmeister zu beachten, da dies nicht nur Aufschlüsse über die Verwaltungspraxis zulässt, sondern auch die Qualität der Untersuchungsergebnisse beeinflusst. Allerdings differenzierten die Kirchenmeister in den Rechnungsbüchern nur bedingt nach der Art der Einnahmen. Sie fassten die meisten unter dem Oberbegriff der bede zusammen. Von ihr lassen sich lediglich die Bußgelder sowie die Primizgelder unterscheiden. Außerdem wurden die Pfarrkirchen in manchen Bergwerkstädten wie Amberg und Wunsiedel an den Fördergewinnen beteiligt. Diese Einnahmen werden im Folgenden nicht untersucht, da aus den entsprechenden Städten keine detaillierten Angaben vorliegen 126 .

122 123 124 125 126

PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 3r., Nr. 70.01/2 f. 3r., Nr. 70.01/3 f. 3r. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/6 f. 2r. Vgl. Schulz, Problem, S. 114-115 und S. 126-127. Ähnlich in Livland, vgl. Kuujo, Stellung, S. 193ff. Zu Amberg siehe Schmidt, Beiträge, S. 317; zu Wunsiedel Jäger, Wunsiedel I, S. 311.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Bußgelder St. Willibrord wie auch andere Kirchen erhielten gelegentlich Geldsummen, zu deren Zahlung Straftäter verurteilt werden konnten 127 . Nach Ausweis der Kirchenrechnungen geschah dies nur selten, wie auch der Vergleich mit den Stadtrechnungen zeigt 128 . St. Willibrord in Wesel erhielt im Jahr 1404 4½m ende 3s van den roue by Borken 129 . Die Hintergründe dieser Straftat in der gut 30 km von Wesel entfernten Stadt bleiben im Dunkeln, doch muss es sich angesichts der Höhe der Zahlung um eine schwerwiegende Tat gehandelt haben. Es lässt sich nicht ermitteln, ob der im folgenden Jahr notierte Eintrag so ys ghegeven in dy kercke 27 1/2s van den rove ghenamen in den lande van den Berghe etwas mit der erstgenannten Tat zu tun hatte oder ob es sich, was wahrscheinlicher ist, um eine andere Tat handelte 130 . Im Jahr 1407 aber wurden vermutlich in zwei Fällen Weseler Gesellen wegen Raubüberfällen verurteilt, und beide Male profitierte die Kirchenfabrik davon: 17s van den Ghesellen dy gherouet hadden und 1m 4½d van den Ghesellen dy roueden 131 . Weitere entsprechende Einnahmen verzeichnete keiner der Kirchenmeister, obwohl beispielsweise im Jahr 1466 ein Bürger der Stadt Wesel von den Ratsherren dazu verurteilt wurde, der Kirche 3000 Steine als Ausgleich für einen Übergriff auf den Schulmeister zu zahlen 132 . In anderen Städten lassen sich Bußgeldeinnahmen ebenfalls nur sehr selten nachweisen 133 . In Börsch im Elsaß wurden Strafen zugunsten der Kirche bei Verstößen gegen die Arbeitsruhe an Festtagen ausgesprochen: Im Jahr 1478 mussten mehrere Personen, die an einem Sonntag gefischt hatten, Wachs an die Kirche zahlen. Eine ähnliche Buße wurde zwei Männern auferlegt, die an einem Feiertag im Wald Holz geschlagen hatten 134 . In Ulm wurde das Fluchen mit einer Geldstrafe belegt, die an die Kirchenmeister des Münsters gezahlt werden musste 135 . Ein anderer Weg wurde in Bremen gewählt, wo der Erzbischof den am Dom tätigen Beichtvätern zugestand, dass sie auch die sonst für ihn reservierten Fälle absolvieren durften, wenn sie den Beichtenden eine Geldbuße zugunsten des Dombaus auferlegten 136 .

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128 129 130 131 132 133 134 135 136

Zum Hochmittelalter Schöller, Organisation, S. 337-338, der entsprechende Einnahmen aber nur bei Bischofs- und Stiftskirchen nachweisen kann; vgl. zu Freiburg im Üchtland Isele, Münster, S. 83, zu St. Viktor in Xanten Beissel, Bauführung II, S. 19-20, ders., Geldwerth, S. 19. Siehe ausführlich Kraus, Entwicklung, S. 42-43; zu Bamberg Sichler, Bauverwaltung, S. 408416, der zu dem Ergebnis kommt, dass den Kirchen keine Bußgelder zufielen. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 34. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 43. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 58. Ausführlich Heidemann, Vorarbeiten 1859, S. 11. Zu Freiburg im Üchtland kurz Isele, Münster, S. 83; zu Nürnberg Martin, Verbrechen, S. 146; zu Rößel im Ermland Matern, Pfarrbuch, S. 42. Barth, Börsch, S. 178, zu Wachs in seiner Verwendung als Bußstrafe Wohlhaupter, Kerze, S. 63-65. Mollwo, Buch, S. 114. Bremer UB IV Nr. 264, auch Klink, Hemeling, S. 121.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

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Die Anzahl der nachweisbaren Bußgelder ist sehr gering, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen sein dürfte, dass entsprechende Strafen nur selten verhängt wurden 137 . Doch selbst bei einer Verurteilung hatten die Schuldigen die Möglichkeit, die entsprechende Summe in den Opferstock der Kirche zu geben. Derartige Einnahmen konnten die Kirchenmeister nicht separat verbuchen, und dasselbe galt für unentgeltliche Leistungen beim Kirchenbau, zu denen beispielsweise in Bayreuth wiederholt Bürger der Stadt verurteilt wurden138 . Primiz Zusätzlich zu den Bußgeldern verbuchten die Kirchenmeister sehr vereinzelt Einnahmen von Klerikern, die nach ihrer Weihe zum Priester ihre so genannte erste Messe lasen 139 . Allerdings scheinen die Gelder nur wenige Kirchenmeister wie beispielsweise in Nürnberg und Ulm eingezogen zu haben140 . In Freiburg wurde sogar festgelegt, was ein newer prister, (der) sin erste maße wil singen, uff dem chor (...) ußricten und ußgeben musste: Dies umfasste Zahlungen beispielsweise an den oder die Glöckner, Küster, Organisten und Schulmeister, die mit Sicherheit direkt übergeben wurden 141 . Die Bedeutung der Primiz für die Einnahmen der Kirchenmeister war damit außerordentlich gering142 . Bede Bei der bede handelte es sich um eine Abgabe, um die die Kirchenmeister die Gemeinde baten. Unter dem Begriff der bede verstanden sie allerdings verschiedene Gewohnheiten und damit auch Abgabearten, so dass die Herkunft, die Begründung, die Art der Einziehung und ihre Kontrolle zu klären sind. Dabei reichte das Spektrum der Bede von einem freiwilligen Beitrag für ein konkretes Vorhaben bis hin zu einer kontrollierten Erhebung einer festen Abgabe. Eine exakte Differenzierung zwischen den verschiedenen Formen ist nur teilweise möglich, da keiner der Kirchenmeister Details über Herkunft und Grund der Abgabe notierte. Vielmehr bezeichneten die Weseler wie auch viele andere Kirchenmeister ein Einnahmekonto mit der Überschrift Bede, ohne dann die unterschiedlichen Eingänge nach Kategorien zu sortieren. Bei St. Willibrord in Wesel muss grundsätzlich zwischen zwei Formen der Bede unterschieden werden, wobei der Hauptunterschied in der Art des Einsam137 138 139

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Ähnlich in Livland, siehe Kuujo, Stellung, S. 206-207. Zahlreiche Beispiele bei Engelbrecht, Anmerkungen, S. 210-211. Siehe Götz, Primizianten, insb. S. 15-19, der allerdings die Kirchenfabriken nicht erwähnt, kurz Eder, Enns, S. 210; zu Nürnberg Schlemmer, Gottesdienst, S. 105-109, auch Schornbaum, Primizianten; zu Wien Lentze, Seelgerät, S. 66-67. In Ulm durfte nur derjenige seine erste Messe lesen, der auch in der Stadt geboren war (Mollwo, Buch, S. 135); vgl. Pflummern, Altbiberach, S. 62. Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 86r., f. 87r., f. 93r., f. 94r., f. 141r., siehe auch StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 60 B Ratsbücher 3 f. 98r., f. 110r., vgl. ausführlich Dormeier, Almosengefällbuch, S. 7 und S. 50-58; Ulm: StadtA Ulm A 6893 f. 40r. EBA Freiburg Münsterarchiv U 300 f. 39r., siehe Albert, Dienstanweisungen, S. 90. Zu Wesel StadtA Wesel A3/11 f. 68r.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

melns der Abgabe lag. Während die Kirchenmeister im einen Fall Geld in der Kirche erbaten, sprachen sie im anderen Fall die Mitglieder der Gemeinde direkt an, indem sie von Haus zu Haus gingen. Zugleich waren die Gelder auch für einen unterschiedlichen Zweck bestimmt: Beim Einsammeln in der Kirche zogen die Kirchenmeister eine Abgabe zugunsten der Kirchenfabrik ein, doch im Rahmen des so genannten Umgangs baten sie um Geld speziell für den Kirchenumbau. Bede und Oblationen (Wesel) In St. Willibrord standen die Kirchenmeister zum Einsammeln meist an einem festgelegten Platz, beispielsweise vor dem Petrus-Altar vor den koer 143 . Am Tag des Hl. Willibrord hielten sie sich vur sunte Peters altair ind vur sunte Willibrortz auf 144 . An Karfreitag sammelten sie op den kerchaue, während sie zu Weihnachten sowie am Ostermontag vur der kerck doeren standen 145 . Abhängig von den Gepflogenheiten der Stadt konnte dies recht zeitaufwendig sein, wie der Bericht Joachim von Pflummerns zeigt: Vor derselben thür [=der Haupttür] ist gesein ain Lödlin [ein Verschlag], was mann funden hat, das mann Vnnser Frawen geben hat. (...) Vnnser Liebe Fraw vnnd Sanct Marthin haben allwegen zwen Hayligen- oder Khürchenpfleger gehabt, ist der ain vonn Burger, der annder vonn der gemaindt gesein, vnnd der vonn der gemaindt ist allwegen im Lödlin gesessen. 146 In Wesel wechselten die Kirchenmeister im Verlauf des 15. Jahrhunderts die Sammelorte 147 . Ausweislich der Rechnungen mancher Jahre hatten die Kirchenmeister Reliquien oder Heiligenfiguren bei sich: vp manendach na Paesß myt sunte Willibrort gebeden, vp Nye Jairs dach myt Jhesus voer sunte Peters altair gebeden 148 . Es waren insbesondere die wichtigen Heiligenfeste, an denen die Kirchenmeister Oblationen entgegennahmen 149 : So wurde in St. Willibrord einmal pro Jahr die Heilig-Kreuz-Reliquie im nördlichen Seitenschiff op der delen zur Schau gestellt und die Kirchenmeister sammelten dann Geld von den Gläubigen

143 144 145 146 147 148

149

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 48. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 493. Karfreitag: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 109, Ostermontag: Gefach 37,3 S. 596 und S. 722. Schilling, Zustände, S. 45. Vgl. AEK Wesel Gefach 26,3 S. 38. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 596, Gefach 37,4 S. 18; vgl. den Bericht von Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 187, auch Angele, Altbiberach, S. 114; zu der speziell für die Bede gestifteten Freiburg Monstranz siehe Müller, Formen, S. 176, Schadek, Bürgerschaft, S. 113-114, siehe Albert, Dienstanweisungen, S. 89 zur Ordnung, wer mit der großen bitt von altem harkoment und gewonheit uf die hohe vest gangen ist und sol; vgl. zu Rothenburg Schnurrer, Inventare, S. 29, allgemein siehe Kroos, Opfer, S. 507-508, Schöller, Organisation, S. 287-288, vgl. oben Kapitel II.1. und Kapitel IV.2. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 217.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

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ein 150 . Ob die Kirchenmeister die Gelder am Heilig-Kreuztag-Tag persönlich entgegennahmen, geht aus ihren Rechnungsbüchern nicht hervor. Sicherlich werden sie manches Mal lediglich die Opferschale neben die Reliquie oder neben die Heiligenfigur gestellt haben. An den besonders wichtigen Tagen wie Kirchweih, und dann auch nur während der Hauptmessen, übernahmen sie die Aufgabe selbst, wie Joachim von Pflummern schrieb: Und vor der thür im Lädlin ist der ain Haylgenpfleger gesessen mit eim becket, hat auch gesamblet 151 . An anderen Tagen und gerade während der Messen dürften die Küster wie in Hilpoltstein und Bremen beauftragt worden sein 152 . Gelegentlich halfen auch Mitglieder der Gemeinde, so dass die Kirchenmeister 1403 2s einer unbekannten Person gaben, die en Pinxdaghe in der kerken ghesessen hatte 153 . Da derartige Entschädigungen nur höchst selten in die Kirchenrechnungen eingetragen wurden, muss das Einsammeln eine Art Ehrenamt gewesen sein. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts übertrugen die Kirchenmeister dieses für mehrere Jahre meister Johan Straitemeicker und gaben ihm anschließend eine Art Aufwandsentschädigung: Item meister Johan Straitemeicker betailt van vier jairen dienst als van dat hie vp Inuencionis sancte Crucis by den heilligen Cruyß ind mede in der dracht vmme geet, ind van dat hie vp gueden frydach ind vp manendach nae Paessen syt vp den kerckhoff ind bidt myt sunte Willibrort ind myt anderen reliquien tot vollenst ther tymmerynge, on in all dair van gegeuen 2m 6s 6d 154 . Bei der aktivsten Form des Einsammelns ging der Kirchenmeister oder ein von ihm Beauftragter durch die in der Kirche versammelte Gemeinde und bat um Geld, wie es Joachim von Pflummern beschrieb: Zue ettlichen Tagen hat man gesamblet ahm Sontag in der Khirchen Ihre Zween mit böhrlin [=Klingelbeutel] oder Söcklin ahn eim Stenglin; sendt zue der Tristcammer Jeglicher ahn ainem Orth herauf Gangen, den Mittlen Gang herab durch den Chor, und den die Zween Göng neben zue in der Khürchen wider hinein in die Tristcammer 155 . Die Kirchenmeister von St. Willibrord in Wesel, St. Martin in Bamberg und St. Moriz in Coburg verwendeten für diesen Vorgang den Begriff der collecte als Synonym zur Bede 156 . In den meisten Kirchen trugen der Kirchenmeister oder der Küster eine Opferschale zur Entgegennahme des Geldes. Anders wurde bei Prozessionen ver150

151 152 153 154 155 156

In ähnlicher Weise sammelten die Kirchenmeister von St. Martin in Bamberg Oblationen zu St. Martins Arm, also Gelder, die zugunsten der Armreliquie des Heiligen gespendet wurden, siehe Schnapp, Stadtgemeinde, S. 142. Schilling, Zustände, S. 147, auch Angele, Altbiberach, S. 97, siehe auch Götz, Pfarrbuch, S. 83. Götz, Pfarrbuch, S. 83, Klink, Hemeling, S. 112. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 29. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 310; vgl. oben Kapitel II.5. Schilling, Zustände, S. 187, auch Angele, Altbiberach, S. 114. Wesel: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 198, S. 452, S. 465, S. 487, Gefach 37,3 S. 9, S. 22, S. 156, S. 183, S. 209, S. 231, S. 255, Gefach 37,4 S. 296, S. 300, S. 385, S. 481, S. 559, S. 737, S. 827, S. 891; Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 6r., Nr. 70.01/2 f. 6v., Nr. 70.01/3 f. 5v., Nr. 70.01/8 f. 5r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 7r., R 11/1482 f. 6v.

418

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

fahren, wo beispielsweise im Rahmen der Antoniusprozession in Wesel die dieners myt den secken an den stocken hangende omb gingen 157 . Die von den Kirchenmeistern verbuchten Einnahmen gingen wahrscheinlich auf die Verpflichtung der Gläubigen zurück, gerade an den Festtagen zur Messe Brot, Wein und andere Naturalien zu spenden 158 . Im Jahr 1515 notierten die Kirchenmeister als Zweck der Bede: toe Lichtmyss gebeden tho den wyn (...) ind bynnen der kercken, vp den heiligen Paischdach gebeden tho den wyn ind bynnen der kercken, vp sonnendach nae Pynxsten gebeden toe den wyn ind bynnen der kercken, vp den hailigen Kerssdach toe den wyn ind bynnen der kercken 159 . Die Weseler Kirchenmeister baten also um Oblationen für den in den Messen oder von der Gemeinde verbrauchten Wein 160 . Auch in Bielefeld wurde für den Wein in zwei Stöcken gesammelt, und so notierten die Kirchenmeister jährlich die Ausgaben für Wein na utwysinghe beyder stocke 161 . Die Kirchenmeister baten die Gemeinde an bestimmten Terminen um Geld, damit die Kosten für den gereichten Wein gedeckt werden konnten. Es scheinen aber längst nicht alle Kommunikanten dieser Bitte nachgekommen zu sein. Im Jahr 1482 standen Beden an Palmsonntag, Karfreitag und Ostersonntag in Höhe von 17m 2s 8d Ausgaben für 52 Quart Wein im Wert von 19m 6s 8d gegenüber. Zu Pfingsten 1482 fiel die Bilanz noch schlechter aus, da die Ausgaben in Höhe von 4m 3s 4d die Einnahmen von 18s weit überstiegen. An den Marientagen gab es nur wenige Kommunikanten, so dass die Bede insgesamt höher war als die Ausgaben für Wein. Werden jedoch ausschließlich die Beden an den hohen Festtagen zur Grundlage genommen, dann erwirtschaftete die Kirchenfabrik von St. Willibrord mit der Bereitstellung von Wein für die Gemeinde ein Defizit. Es bedurfte besonderer Heiligentage wie dem Heilig-Kreuz-Tag für St. Willibrord oder dem Antoniustag für St. Nikolaus, um diese Defizite auszugleichen. Laut Beschluss des IV. Laterankonzils mussten die Geistlichen die Sakramente kostenlos spenden, doch sollte die Gemeinde hierfür freiwillige Geldzahlungen leisten 162 . Tatsächlich bestanden die Pfarrer auf diesen Opfergaben, so dass zwischen den Oblationen für die Geistlichen und denen für die Kirchenfabrik unterschieden werden muss 163 . Es ist unwahrscheinlich, dass die Bede in Wesel und in 157 158 159 160

161 162

163

AEK Wesel Gefach 33,3 S. 379. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 139-140. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 463, S. 464, S. 466. Siehe hierzu ausführlich oben Kapitel V.2.; ob die Gelder, um die gebeten wurde, tatsächlich ein Hindernis für eine häufigere Kommunion darstellten, wie Browe, Kommunion, S. 134138, meint, lässt sich nicht belegen. StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 48r., f. 52v., Nr. 2 f. 14v., f. 53r. García, Concilii, S. 106: (...) ut libere conferantur ecclesiastica sacramenta, sed per episcopum loci, ueritate cognita, compecantur, qui militiose nituntur laudabiliem consuetudinem immutare (...); siehe Stamer, Kirchengeschichte, S. 152-156 und S. 161, Jastak, Stolgebühren, S. 77ff. und S. 121-123, Fuchs, Gründe, 219ff., Schreiber, Sprachgebrauch, S. 34ff. Hierzu ausführlich Petke, Oblationen, S. 41-43, mit weiteren Literaturangaben, älter Plöchl, Geschichte II, S. 387-388, Brückner, Pfarrbenefizium, S. 131-134, zuletzt Arend, Bischof, S. 57-58, siehe auch Werminghoff, Epistola, S. 206-207; Brown, Kommunion, S. 134-138

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

419

den übrigen hier untersuchten Städten zwischen der Kirchenfabrik und dem Pfarrer aufgeteilt wurde: Auf der Grundlage sowohl der Kirchenrechnungen und sonstiger Unterlagen der Kirchenmeister als auch der Ratsprotokolle gab es im 15. und frühen 16. Jahrhundert nur selten Streit darüber, welche dieser Einnahmen der Kirchenfabrik zustanden 164 . In Freiburg ließen die Kirchenmeister den Pfarrer vor seinem Amtsantritt einen Eid schwören, die erbetenen Oblationen dem Münsterbau zu geben: Des ersten, das er die stocke, die bitte und andre zuvelle den burgern an den baue in Unser Liben Frauen minster volgen und gevallen lasse, wie von alter harkommen ist, one alle irrung und widerrede 165 . In Dresden war 1305 festgelegt worden, dass die am Johannistag und zu Pfingsten zu Ehren des Hl. Johannes gegebenen Oblationen vollständig dem Brückenwerk zugute kommen sollten 166 . In keiner Kirche waren die Geistlichen an der Bede beteiligt, in keinem Rechnungsbuch zogen die Kirchenmeister einen Teil von den Einnahmen für die Kleriker ab167 . Auf der Grundlage der ausgewerteten Quellen bildete lediglich die Pfarrei Hilpoltstein eine Ausnahme, wo dem Pfarrer ein Teil des Opferoder Säckelgelds zustand 168 . Allerdings muss zwischen allgemeinen und privaten Messen differenziert werden: In Wesel fielen die Oblationen bei Stiftungsmessen an den Pfarrer und wurden daher nicht von den Kirchenmeistern verzeichnet. In Bamberg standen bei Privatmessen die Oblationen den Küstern zu 169 . Zugleich beanspruchten manche Bruderschaften in Wesel Gelder für sich, wenn bei Prozessionen auch das Bild ihres Kirchenpatrons mitgeführt wurde. Der Rat der Stadt Wesel entschied daher, dass gerade die Einnahmen der besonders wichtigen Heilig-Kreuz-Prozession ausschließlich der Kirchenfabrik zustanden 170 . Zusätzlich zu dem genannten Zweck notierten die Kirchenmeister gelegentlich weitere Erhebungsgründe. In Wesel wurde im Jahr 1511 tot vollenst twee nye vanen gesammelt 171 . Mit dem Beginn der Erweiterung von St. Willibrord baten die Kirchenmeister außerdem um Geld tot vollenst ther tymmerynge 172 . Am Palm-

164

165 166 167

168 169 170 171 172

geht lediglich auf die Stolgebühren, nicht aber auf die Kosten für den Wein und die Hostien ein; Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 61-69, differenziert nicht zwischen den verschiedenen Oblationen. Vgl. oben Kapitel II.1.; siehe Kuujo, Stellung, S. 194-196; Entscheidung des Osnabrücker Domkapitels, ob die Oblationen dem Pfarrer oder dem Baumeister der Kirche zustehen, wobei das Urteil auf einen Kompromiss hinauslief: Veltmann, Osnabrück, Nr. 60 S. 213-215. Albert, Dienstanweisungen, S. 84, vgl. Schadek, Bürgerschaft, S. 112. Posern-Klett, UB Dresden und Prina, Nr. 21 S. 16-17, vgl. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 261, und ders., Johannisspiel, S. 101, veraltet Dibelius, Elbbrücke, S. 113-115. Es wurde somit zwischen den Geldern, die für die Geistlichen bestimmt waren und die wahrscheinlich auf den Altar gelegt wurden, und den Summen unterschieden, die an die Kirchenmeister gingen, vgl. Staub, Stifter, S. 114 insb. Anm. 29. Vgl. Götz, Pfarrbuch, S. 109-110. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 141. AEK Wesel A1/219/5 S. 96. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 78. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 310.

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

420

sonntag sammelten sie toe der Paeskerssen, am Karfreitag totten graeffkerssen 173 . Insgesamt war damit die Bede für einen jeweils gleichen Zweck bestimmt, der vorübergehend durch weitere Ziele ergänzt wurde. Dieses Ergebnis lässt sich auf die übrigen Kirchen übertragen. Besonders in St. Martin in Bamberg wurde der eigentliche Empfänger der Geldzahlungen gezeigt, denn es wurde eine große Opferschale aus Zinn umhergetragen, die sant merteins schüssel, in deren Mitte ein Bild des Hl. Martin war 174 . Insgesamt baten die Kirchenmeister in St. Willibrord an fünfzehn Festtagen um Geld: Mariä Opferung (21. November), Mariä Empfängnis (8. Dezember), Heiligabend und Kersdach (Weihnachten), Neujahr, Mariä Lichtmess (2. Februar), Mariä Verkündigung (25. März), Palmsonntag, Karfreitag, Ostersonntag, Heilig-Kreuz-Tag (heylghen Cruces dach Inventionis, 3. Mai), Pfingsten, Fronleichnam, Mariä Heimsuchung (2. Juli), Mariä Himmelfahrt (15. August), Mariä Geburt (8. September), Kirchweihfest (Sonntag nach Matthei, 21. September), Allerheiligen (1. November) sowie St. Willibrord (7. November). Ab 1485 kamen dann noch der Ostermontag, ab 1486 auch der Maitag hinzu. In anderen Städten wählten die Kirchenmeister etwas andere Termine, doch in allen Kirchen sammelten sie an den wichtigsten Hochfesten und am Tag des Kirchenpatrons Geld ein. Diese Tage waren damit mit denen identisch, an denen auch die Geistlichen Oblationen erhielten 175 . In den Rechnungsbüchern von St. Willibrord variierte die Anzahl der jährlichen Sammeltermine, so dass nicht klar ist, ob die Kirchenmeister alle Sammeltermine einhielten oder ob sie einzelne Summen zu notieren vergaßen. In der folgenden Tabelle wurden den einzelnen Sammelterminen diejenigen Jahre zugeordnet, in denen keine Bede verbucht wurde 176 .

173 174 175 176

Termin

Jahre ohne Bede

Reminiscere Annuntiatio Mariae (Mariä Verkündigung) Palmsonntag Karfreitag Ostern Ostermontag Maitag Kreuzfindung Heilig-Kreuz-Tag Pfingsten Visitatio Mariae (Mariä Heimsuchung) Assumptio Mariae (Mariä Himmelfahrt)

1401, 1421, 1502 1402, 1418, 1421, 1461, 1493, 1501, 1502 1421 1421, 1494 1412/13, 1421 1490, 1492, 1494, 1502 1485, 1487-1502 1421, 1488, 1490, 1492, 1494, 1502 1421 1421 1425, 1459, 1460, 1502 1425, 1461

Palmsonntag: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 109; Karfreitag: Gefach 37,3 S. 429, Gefach 37,4 S. 286. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 5v., Nr. 70.01/8 f. 8r., Nr. 70.01/21 f. 6v., siehe auch Schnapp, Stadtgemeinde, S. 139. Petke, Oblationen, S. 38, Arend, Bischof, S. 56. Die folgende Tabelle bezieht sich ausschließlich auf den Zeitraum von 1401 bis 1513 (AEK Wesel Gefach 37,1 bis Gefach 37,4 S. 329, da sich in den folgenden Jahren der Einnahmemodus änderte.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

Termin

Jahre ohne Bede

Presentatio Mariae (Mariä Opferung) Nativitatis Mariae (Mariä Geburt) stattdessen Kirchweihfest Kirchweihfest Allerheiligen St. Willibrord Conceptionis Mariae (Mariä Empfängnis)

1499-1502 1428, 1458, 1463, 1502 1460 1485/90 1489, 1501/02 1407, 1428, 1452, 1463 1405, 1408, 1428, 1452, 1460, 1492/94, 1499-1502 1499 1485, 1488, 1499-1502 1413, 1439/45, 1499-1502

Heiligabend Neujahr/Beschneidung Purificatio Marie (Mariä Lichtmeß)

421

Außerdem wurden folgende Tage erwähnt: Hl. Quirin Heilig-Kreuz auf der Diele Heilig-Kreuz Prozession Tag vor St. Willibrord St. Johannes

1485-1486, 1490, 1492-1502 1485/89, 1492-1502 1485, 1488, 1492-1502 1485/92, 1494-1502 1485/86, 1489-1502

Die Tabelle zeigt, dass die Kirchenmeister am wenigsten auf Termine wie den Heilig-Kreuz-Tag oder Palmsonntag verzichteten. Hingegen waren ihnen Sammeltermine wie an Mariä Verkündigung und Mariä Empfängnis weniger wichtig. Im Jahr 1514 erhöhten die Kirchenmeister die Anzahl der Bedetermine. Hatten sie im Jahr 1513 an 14 Tagen die Bede in der Kirche eingefordert, so waren es im folgenden Jahr 48 Sonn- und Feiertage 177 . Sie ergänzten also die hohen Festtage. Auch in den folgenden Jahren sammelten sie sowohl an den Sonntagen als auch an den Feiertagen die Bede ein. Gründe für die Änderung lassen sich ihren Unterlagen nicht entnehmen. Allerdings gingen die verstärkten Anstrengungen mit einer langsam nachlassenden Spendenbereitschaft der Gemeinde einher, so dass die Kirchenmeister wahrscheinlich durch ihr intensiviertes Einsammeln der Bede und zugleich durch die Bitte um zusätzliche Spenden den Umfang der Einnahmen auf dem Niveau der vergangenen Jahre zu halten versuchten. Bezogen auf die Gesamteinnahmen von St. Willibrord im 15. Jahrhundert war die Bede für den Haushalt der Kirchenfabrik von hoher Bedeutung, da sie im Durchschnitt 28% aller Einnahmen ausmachte. Dieser Durchschnittswert verdeckt jedoch, dass das Aufkommen an den einzelnen Terminen sehr unterschiedlich war. Zugleich gab es einen Trend, wonach die Bede im Verlauf des 15. Jahrhunderts an Bedeutung verlor. Der Anteil der Bede an den Gesamteinnahmen war während der Jahre 1422 bis 1449 besonders hoch, erreichte er hier doch einen durchschnittlichen Anteil von ca. 56%. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sank er auf durchschnittlich 17%. Dabei nahm nicht nur der prozentuale Anteil an den Gesamteinnahmen ab, sondern auch der absolute Wert in Goldgulden. Wurden in den dreißiger Jahren noch durchschnittlich ca. 44 Gold177

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 364-367.

422

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

gulden pro Jahr in die Sammelbüchsen der Kirchenmeister gelegt, so waren es in den siebziger Jahren lediglich ca. 26 Goldgulden. Im Durchschnitt sammelten die Kirchenmeister gut 48% aller aus den Beden erhaltenen Gelder am Heilig-Kreuz-Tag ein. Jeweils zwischen 6 und 7% der Beden erhielten die Kirchenmeister am Ostersonntag, am Tag des Kirchenpatrons und zu Weihnachten. Mit durchschnittlich 4% folgten dann Palmsonntag, Karfreitag, Pfingsten, Mariä Himmelfahrt und Neujahr. An den übrigen Marientagen wurden nur sehr geringe Beträge gespendet. Die Verteilung des Spendenaufkommens änderte sich während des 15. Jahrhunderts kaum, doch gab es gewisse Schwankungen: So erhielt die Kirchenfabrik Ostern 1497 mit über 111 Mark so viel Geld wie nie zuvor. Die Höhe der an Mariä Verkündigung eingenommenen Beträge halbierte sich während der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Am Palmsonntag betrugen die Einnahmen hingegen durchschnittlich ca. 0,8 Goldgulden. In den zwanziger bis zu den fünfziger Jahren des 15. Jahrhunderts lagen die Einnahmen bei rund einem Goldgulden pro Jahr und gingen dann leicht zurück. Am Karfreitag wurden durchschnittlich ca. 1,1 Goldgulden gesammelt, doch wurden auch Beträge wie ca. 4,8 Gulden im Jahr 1427 oder ca. 4,4 Goldgulden im Jahr 1460 erreicht. An Pfingsten wurde halb so viel Geld eingenommen wie an Ostersonntagen. Gerechnet in Goldgulden gingen allerdings auch die an diesem Tag erzielten Einnahmen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Das Aufkommen am Heilig-Kreuz-Tag war dagegen im Vergleich zehnmal so hoch, doch aus unbekannten Gründen wurde beispielsweise 1446 deutlich weniger, 1474 dagegen fast doppelt so viel wie in den Jahren zuvor eingenommen. Im Jahr 1483 wurden durch die Addition der Einnahmen aus dem Heilig-Kreuz-Stock 61rh. fl eingenommen, was knapp ein Drittel der Gesamteinnahmen des Jahres ausmachte. Im Vergleich zum Kreuztag war der Tag des Kirchenpatrons, des Hl. Willibrord, zwar ebenfalls von Belang, doch war die Bedeutung insgesamt erheblich geringer. Im Durchschnitt waren die Einnahmen der Kirchenfabrik am Heilig-Kreuz-Tag achtmal so hoch wie am Tag des Hl. Willibrord. Die Einnahmen zu Allerheiligen waren verschwindend gering, nahmen allerdings gegen Ende des 15. Jahrhunderts allmählich zu. Zu Weihnachten und Neujahr bezogen die Kirchenmeister durchschnittlich über 11% ihrer Einnahmen aus der Bede. Umgerechnet in rheinische Gulden halbierte sich das Spendenaufkommen zu Weihnachten und Neujahr im Verlauf des 15. Jahrhunderts. Verglichen mit anderen Bedeterminen flossen die Einnahmen gegen Ende des Jahres recht regelmäßig, doch gab es einige Jahre, in denen die Bede außerordentlich hoch ausfiel und bis zu 4,1rh. fl betrug. An den Marientagen nahmen die Kirchenmeister durchschnittlich weniger als 10% der Gesamteinnahmen der Beden ein. Allerdings waren die Summen unterschiedlich hoch: Während an Assumptio Mariä durchschnittlich 4% der Beden zusammenkamen, gab es auch mehrere Jahre, in denen die Einnahmen weit über 10% lagen und sogar 23% erreichten. Dies war an den Tagen Visitatio Mariä, Nativitas Mariä, Präsentatio Mariä und Conceptio Mariä ganz anders, an denen sowohl das durchschnittliche als auch das maximale Aufkommen deutlich niedriger lag als zu Assumptio Mariä.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

423

Aus den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister lassen sich keine Angaben über die Höhe der Abgabe entnehmen. Wahrscheinlich lastete die Abgabe auf dem Grundstück oder Gebäude, so dass sich die Höhe der Summe an der Vermögenshöhe des Besitzers orientierte. Die tatsächlich zu zahlende Summe richtete sich nach der Selbsteinschätzung des einzelnen Bürgers 178 . Die an manchen Marientagen verbuchten Summen ähnelten sich sehr, was mit einem festen Betrag erklärt werden könnte. Als im Jahr 1449 das Pfarrhaus von St. Nikolaus neu gebaut wurde, scheint festgelegt gewesen zu sein, dass für jedes Haus zwei Albus und jede Wohnung ein Albus gegeben werden sollte. Tatsächlich zahlten viele Haushalte ein Vielfaches der geforderten Summe, und dies galt offenbar auch für den Bau der neuen Schule ein Jahr später 179 . Die Höhe dieser Summe lässt sich allerdings nicht auf St. Willibrord übertragen, und zugleich muss berücksichtigt werden, dass es sich um eine Sonderabgabe handelte, die dort in vergleichbarer Form nur selten erhoben wurde. Ob alle Gemeindemitglieder die allgemeine wie auch die besondere Abgabe entrichteten, wurde in Wesel nicht kontrolliert. Die Kirchenmeister von St. Willibrord verbuchten die Einnahmen in lediglich summarischen Einträgen. Zusätzlich sammelten sie am Ostersonntag, an Mariä Himmelfahrt, Kirchweih und Mariä Lichtmess und zu Pfingsten op den choer 180 . Bei der Beurteilung der Bede muss außerdem berücksichtigt werden, dass die Kirchenmeister während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen erheblichen Teil der Bede in Form von Naturalien insbesondere Weizen erhielten. Werden die von ihnen beim Verkauf erlösten Summen berücksichtigt, so erreichte deren Wert bis zu einem Drittel der eingenommenen Gesamtbede. Der Umfang des gespendeten Weizens nahm im Verlauf des 15. Jahrhunderts jedoch ab, was mit dem gestiegenen Umfang der direkt eingenommenen Geldsummen korrespondiert. Diese Entwicklung entspricht den Ergebnissen der übrigen bislang untersuchten Einnahmequellen. Als die Kirchenmeister dann im Jahr 1514 die Anzahl der Sammeltermine drastisch erhöhten, indem sie nun jeden Sonntag sammelten, gelang ihnen während der beiden Jahre 1514 und 1515 eine Steigerung um bis zu 34% im Vergleich zu den Summen, die an den bis 1513 üblichen Terminen eingenommen worden waren. Dabei ist gut zu erkennen, dass die Einnahmen an Sonntagen, die keine Festtage waren, wesentlich geringer waren als an den bislang üblichen Sammelterminen. Die Einnahmen betrugen dann teilweise nur wenige Mark. In den folgenden Jahren aber sanken im Verhältnis die zusätzlichen Einnahmen, so dass die Gemeinde zu ihren üblichen Gewohnheiten zurückkehrte und wie im 15. Jahrhundert lediglich an den bedeutenden Heiligentagen Geld gab. Zugleich setzte sich der bereits im 15. Jahrhundert begonnene Trend fort, wonach die Einnahmen aus der Bede sanken. Vergleicht man die beiden Verfahren miteinander, dann rentierte sich der ab 1514 geänderte Sammelmodus für die Kirchenmeister 178 179 180

Petke, Oblationen, S. 39ff., auch Mierau, Vita communis, S. 91-92. Roelen, Spätmittelalter, S. 115, ders., Topographie, S. 87 Anm. 64. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 109, S. 492-493, S. 547, S. 596, S. 716, Gefach 37,4 S. 286, vgl. Gefach 37,3 S. 169.

424

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

nicht. Vielmehr war das von ihnen während des 15. Jahrhunderts gewählte Verfahren, die Bede gerade an den hohen Fest- und Feiertagen einzufordern, wenn die Menschen in die Kirche strömten, recht effektiv gewesen. Insgesamt betrachtet gab es einen Zusammenhang zwischen den im Verlauf eines Jahres schwankenden Einnahmen aus der Bede und den unterschiedlichen Sammelterminen und Sammelzwecken. Die Gläubigen waren zumindest an den vier Hochfesten Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Mariä Himmelfahrt zu Oblationen verpflichtet 181 . Ob die Gemeinde aber auch angehalten war, jeden Sonntag bei der Feier des Messopfers Oblationen an die Heiligen zu leisten, lässt sich im Einzelnen nicht mehr nachweisen. Wichtig ist der klar erkennbare Zusammenhang zwischen den bedeutenden Kirchenfesten und dem Geldaufkommen der Kirchenfabrik. Die Kirchenrechnungen bieten jedoch keine eindeutige Erklärung: Es mögen an den hohen Festtagen mehr Menschen in die Kirche gekommen sein, die den Kirchenmeistern Geld gaben 182 . Auch ist denkbar, dass an den Festtagen unabhängig von der Zahl der Besucher höhere Beträge gezahlt wurden. Manche der von den Kirchenmeistern notierten Beträge wie die am Heilig-Kreuz-Tag 1448 angeblich eingenommenen 38s sind nur schwer zu erklären 183 . In anderen Jahren wurde offensichtlich nur ein Teil der Summe, im folgenden Jahr dafür umso mehr Geld verzeichnet 184 . Erschwerend kommt hinzu, dass nicht immer eindeutig zwischen den verschiedenen Terminen differenziert wurde 185 . In St. Nikolaus wurden bereits seit 1445 jeden Sonntag Oblationen erbeten. Das Verhältnis der an den einzelnen Sonn- und Festtagen erzielten Einnahmen entsprach dabei den Beden von St. Willibrord: Die höchsten Summen wurden am Karfreitag und am Ostersonntag erzielt. Auf diese folgten in der gleichen Reihenfolge wie in St. Willibrord die restlichen hohen kirchlichen Festtage mit Weihnachten und Pfingsten an der Spitze 186 . Zusätzlich zu diesen Einnahmen baten die Kirchenmeister von St. Nikolaus die Gemeinde jeden Sonntag um Spenden, indem sie wahrscheinlich mit einer Sammeltafel durch die Reihen der Gemeinde gingen 187 . Spiegelten sich in diesen Einnahmen zunächst die gleichen Änderungen wie auch bei den Beden wider, so lag dies an der wachsenden Popularität des Antoniusbildes, bei dem sich ein Wunder ereignet hatte, so dass die Menschen herbeiströmten, um das Bild zu sehen 188 . Bereits im Jahr 1460 machten die am Antoniustag erhaltenen Summen 68% der gesamten sonntäglichen Bede von St. Nikolaus aus. Im Jahr 1504 betru181 182

183 184 185 186 187 188

Siehe speziell zum Elsass Pfleger, Untersuchungen III, S. 78-79, vgl. zum Bistum Konstanz Arend, Bischof, S. 56. Für diese Erklärung sprechen verschiedene Synodalbeschlüsse, wonach die Pfarrer das Volk ermahnen sollten, regelmäßig am Sonntag zur Messe zu gehen, vgl. Eisentraut, Feier, S. 5053. AEK Wesel Gefach 37,2, S. 81. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 218 AEK Wesel Gefach 37,3 S. 193, S. 217-218. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 54, S. 266. Vgl. Dormeier, Almosengefällbuch, S. 5. Roelen, Topographie, S. 154, siehe hierzu Kapitel IV.1.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

425

gen die bei der Antoniusprozession erzielten Einnahmen über 20% der Gesamteinnahmen der Kirchenfabrik. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Einnahmen der Sonntagsbede bereits am Sonntag vor dem Heiligentag anstiegen und am Sonntag nach dem Fest noch einmal bis zu einem Drittel der am Festtag gegebenen Gelder ausmachten 189 . Die Bedeutung des Antoniustages sowohl für die Stadt als auch besonders für die Kirche St. Nikolaus kann damit kaum überschätzt werden. Dasselbe galt für den Johannistag in Dresden 190 . Es war die Attraktivität der lokal und regional bedeutenden Festtage, die wesentlich zu den Einnahmen der Kirchenfabriken beitrug. Umgang (in Wesel) Zusätzlich zur Bede als Abgabe hatten die Kirchenmeister auch die Möglichkeit, die Gemeinde direkt zu Zahlungen aufzufordern und die Zahlungen zu kontrollieren. Im Jahr 1498 gingen die Kirchenmeister von St. Willibrord dazu über, bynnen die stat vmbgaen bidden totter kercken 191 . Sie stellten damit sicher, dass die Bede möglichst vollständig gezahlt wurde und auf diese Weise ein Maximum an Geld für die Erweiterung des Kirchenbaus eingenommen wurde 192 . Im Allgemeinen sammelten die Kirchenmeister lediglich innerhalb der Stadtmauern. Sie baten nur einmal außerhalb der Stadt um Geld, als sie mit einem Schiffer im Jahr 1509 die der Kirchenfabrik gehörenden Güter in Flüren, Lackhausen und Obrighoven besuchten und dort 3 mailder roggen 1 spynt ind 1 vyrdell spynt sowie eyn spynt ruebsait im Wert von insgesamt 12m 10s 3d erhielten 193 . In der Stadt erfolgte der umbgang – vermutlich von Haus zu Haus – mehrfach im Jahr. Die Anzahl der Umgänge schwankte geringfügig. In der Regel gingen die Kirchenmeister dreimal pro Jahr durch die Stadt, wobei in den meisten Jahren einer der Sammeltermine während der Fastenzeit, ein zweiter im Verlauf des Herbstes und ein dritter im Dezember vor Weihnachten lag. Allerdings schwankten die Termine, die Anzahl der Sammlungen und damit auch die Erträge pro Jahr. Im Jahr 1505 ruhte der Bau, und so sammelten die Kirchenmeister bereits 1504 nur zweimal und 1505 gar nicht. Im Jahr 1509 baten sie die Gemeinde gleich viermal um Gelder, im Jahr 1515 dagegen nur zweimal. Im Jahr 1500 wurde mit 496,5m 3s 10d ein einmalig hohes Ergebnis erreicht, doch in den folgenden Jahren sanken die Summen auf 95m 4s 10d im Jahr 1504. Nach der Pause bei den Bauarbeiten im Jahr 1505 konnte das Aufkommen 1506 um über 500% gesteigert werden. Allerdings sanken die Beträge dann sofort wieder und erreichten 1510 lediglich eine Gesamtsumme von 393m 19s 1d. Konnten dann 1511 noch 342m 17s erzielt werden, so lag die Summe der erhaltenen Spenden während des Zeitraumes von 1512 bis 189 190 191 192 193

AEK Wesel Gefach 33,2 S. 266. Siehe hierzu oben Kapitel V.3., vgl. zur Viktortracht in Xanten Beissel, Bauführung II, S. 50ff. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 773. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 237, S. 286-288, S. 364, S.366, S. 367, S. 463, S. 542, S. 544, S. 545, S. 714, S. 715, S. 717, S. 718, S. 870-872. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 825.

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

426

1519 jeweils unter 200m. Auch die an bestimmten Terminen erzielten Summen schwankten in erheblichem Maß: In den Jahren von 1510 bis 1519 gingen die Kirchenmeister jeweils am 13. Dezember durch die Stadt, wobei die Einnahmen um mehr als 300% schwankten. Zusätzlich zu den Summen und Terminen notierten die Kirchenmeister in den Jahren von 1498 bis 1512 die Personen, die sich an dem Umgang in der Stadt beteiligten. Ob allerdings die überlieferten Namenslisten vollständig sind, kann nicht beurteilt werden, doch schwankte die Anzahl der beteiligten Personen beträchtlich. Vieles aber spricht dafür, da diese Einträge bei der Rechnungslegung vor dem Rat leicht zu überprüfen waren. Im Durchschnitt wurden die Kirchenmeister von vier Personen begleitet. Außer einem oder zwei Kirchenmeistern ging in der überwiegenden Mehrzahl der Umgänge mindestens ein Vikar mit. In den Jahren 1499 und 1500 wurde die kleine Gruppe außerdem vom gardiaen begleitet, dem Vertreter des Pfarrers. In den Jahren 1498 bis 1501 sowie 1506 beteiligte sich zusätzlich der Weinschreiber Johann Snackert. Die Küster nahmen aus unbekannten Gründen nicht teil. Der Rat war dagegen bei den Umgängen recht stark präsent: Sehr häufig ging einer der beiden Bürgermeister mit, manchmal auch der Rentmeister der Stadt. Außerdem schloss sich jedes Jahr ein Mitglied der Schöffen an, die aus den besonders bedeutenden Familien der Stadt stammten. Dies führte aber nur bedingt zu Mehreinnahmen: Am Donnerstag nach Pfingsten 1500 setzten sich die politisch Verantwortlichen der Stadt offenbar mit aller Macht für Spenden an die Kirche ein, denn es nahmen außer drei Vikaren gleich drei Schöffen, die Bürgermeister und der Rentmeister Jacob van der Capellen teil 194 . Vielleicht wollten sie auf diese Weise dem allmählich nachlassenden Spendenfluss entgegenwirken, doch die Summe war so gering wie nie zuvor. Jahr

Teilnehmer der Umgänge St. Willibrord 195

1498-1500 die Gardiaen / her Steynhuys [Vikar] / her Johan van Aken [Vikar] / her

Johannes Zwynenbraidt [Vikar] / Johannes Snackert [Weinschreiber] / Henrick Boegell [(Schöffe), ehemaliger Bürgermeister, stirbt 1504] / Gerit Goissens [1500 Bürgermeister] / Derick van Galen [Kirchenmeister] 1498-1500 die Gardiaen / her Steynhuys / her Johan Zwynenbraidt / her Johan van Aken / Johannes Snackertz / Herman Slebusch [(Schöffe), stirbt 1508] / Derick van Galen [Kirchenmeister] 1498-1500 Pastoir her Steenhuys / her Johan van Aken / her Johan Zwynenbraide / Johan Snackertz / Gerit Goissen / Peter van Louwen [Bürgermeister15011503 / Johan Wytinck [Schöffe] / Derick van Gailen [Kirchenmeister] Herman Zalen [Kirchenmeister] / Derick van Galen [Kirchenmeister] / 1500 die Gwardiaen / herr Jan Swynenbraide die Ailde / Peter ther Louwen Bürgermeister / Jan Snackert / Derick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister]

194 195

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 298. Alle Angaben AEK Wesel Gefach 37,3 – 37,4.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

Jahr

Teilnehmer der Umgänge St. Willibrord

1500

Jan van Aicken die Ailde / herr Jan Swynenbraide / Peter ther Laiwen / Jan Snackert / Derick van Galen [Kirchenmeister] / Jan Trippemecker [Kirchenmeister] Pastoir / heir Jan van Aicken / heir Jan Swynenbraide die Ailde / Gwardiaen / Johann Snackert / Cornelis van Rommell [Schöffe] / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Henrick van Ree here Steynhuyß / heir Jan van Aicken / Jan Snackert / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] heir Steynhuyß die ailde / heir Jan Swynenbraide / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] ailde heir Johan Swynenbraide ind die jongh her Jan Herman Saellen [Kirchenmeister] / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] here Johan Steynhuyß / her Jan Swynenbraide die Ailde / heir Johan van Aicken / die Guardiaen / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] here Johan Swynenbraide die Ailde / Herman Saellen [Kirchenmeister] / Johan van Loesen [Schöffe] / Andries Damert [Schöffe] / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] heir Johan Swynenbraide / Herman Zaellen [Kirchenmeister] / Jan van Loesen / Andries Dammert / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] die Kerckmeisters myt andern guden herren ind borgern die Kerckmeisters vns Pastoir heir / Johan Swynenbraide / Johan Snackert / Andries Dammert / Johan van Loesen / Derrick van Galen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] her Johan Swynenbraide / Heir Steuen Hynsß [Vikar] / Johan Snackert / Cost ther Poirten [Küster] / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] / Heir Henrick ons Cappellaen / Heir Johan Swynenbraide / Heir Gerit van Gailen / Andries Dammert / Derrick van Gailen heir Henrick ons Cappellaen / heir Johan Swynenbraide / Gerit van Gailen / Andries Dammert / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] Johan Swynebraide / Cost ther Poirten [Küster] / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] die Kerckmeisters [Fahrt nach Flüren und Obrichoven] / Gerit then Paß [Schiffer] / heir Henrick die Cappellaen / her Johan Swynenbraide / her Johan Vdelen / Andries Dammert / Kost ther Poirten [Küster] / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] here Henrick Cappellaen / here Johan Swynenbraide / here Johan Vdelen / Andries Dammert / Kost ther Poirten [Küster] / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] here Henrick die Cappellaen / heir Johan Vdelen / her Johan Swynenbraide / Kost ther Poirten [Küster] / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister]

1501 1501 1501 1502 1502 1503 1503 1503 1504 1506 1506

1507 1507 1509 1509 1509 1509

427

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

428

Jahr

Teilnehmer der Umgänge St. Willibrord

1510

heir Henrick Cappellaen / heir Johan Vdelen / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemecker [Kirchenmeister] heir Henrick Cappellaen / heir Johan Swynenbraide / heir Steven Hinxsen / heir Johan Vdelen / Andries Dammert / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemecker [Kirchenmeister] Henrick Cappellaen / her Johan Swynenbraide / her Johan Vdelen / Gyesbert Verwer [Mitglied (Schöffe)nfamilie] / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] her Henrick Cappellaen / Andries Dammert / Cost ther Poirten [Küster] / Gyesbert Verwer [Mitglied (Schöffe)nfamilie] / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] heir Henrick onse Cappellaen / heir Johan Swynenbraide / heir Johan Vdelen / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] / Derrick van Gailen [Kirchenmeister] heir Henrick Cappellaen / heir Steuen Hinxssen / heir Johan Vdelen / Gyesbert Verwer [Mitglied (Schöffe)nfamilie] / Jan Trippemeker [Kirchenmeister] / Derrick van Gailen [Kirchenmeister]

1510 1511 1511 1512 1512

Die Idee der Kirchenmeister, alle Mitglieder der Gemeinde um einen Beitrag zur Erweiterung der Stadtkirche zu bitten, war für Wesel nicht neu. In den Jahren 1441 und 1467 ließ der Rat der Stadt von allen Haushalten der Gemeinde Geld für den neuen Turm sammeln: In den jair onss heren 1441 versatet myt der klocken wad mallick sall geven toe tymmeringen der kercken ende des toerns toe geven elx jairs up vier termynen alz Onse Vrou in der vasten, sunte Johan to mydsomer, sunte Matheus ende sunte Thomas 196 . Alle Haushalte des Pfarrsprengels mussten eine im Einzelnen nicht bekannte Abgabe leisten, die vom Rat festgelegt worden war. Dabei orientierten sich die Kirchenmeister am städtischen Umgang 197 . Sie verbuchten diese Einnahmen allerdings ebenso wenig wie die Ausgaben für den Turmbau. Auch auf der Mathena wurde 1466 eine Abgabe für den Bau des Kirchturms erhoben: Van den turm umb die Mathena geteikent in den jair 1466 des neisten sundages na sunt Anthonis dach des helligen abtz 198 . Die Umgänge der Kirchenmeister zu Beginn des 16. Jahrhunderts ersetzten nicht die bereits beschriebene Form des Einsammelns der Bede in der Kirche, so dass die Gemeinde auch weiterhin in der Kirche zur Zahlung aufgefordert wurde. Trotzdem war der umgang der Kirchenmeister von St. Willibrord eine wichtige Möglichkeit, zusätzliche Gelder zu sammeln. dass die Kirchenmeister von St. Willibrord während des gesamten 15. Jahrhunderts auf diese Form des Sammelns verzichteten, zeugt vom Reichtum der Kirchenfabrik. Zugleich aber belegt der umgang den Finanzbedarf, den der Kirchenbau zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit sich brachte, und er zeigt, wie intensiv sich die Gemeinde mit ihrer Kirche identifizierte. 196 197 198

1441: AEK Wesel Gefach 26,1 S. 53-59; 1467: AEK Wesel Gefach 26,1a. Roelen, Topographie, S. 40-44. AEK Wesel Gefach 26,1 S. 169-175.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

429

Bede in anderen Städten Wie in Wesel so baten auch die Kirchenmeister anderer Städte die Gemeinden um Geld. In Coburg sammelten sie jeden Sonntag im Anschluss an die Hauptmesse. Bezogen auf die an den einzelnen Tagen erzielten Einnahmen unterschied sich das Coburger Aufkommen nur graduell von den für Wesel konstatierten Summen: Der wichtigste Festtag war Ostern, auf den - der finanziellen Bedeutung nach - Palmsonntag, Pfingsten und Weihnachten folgten 199 . Die Einnahmen an diesen Tagen betrugen in den einzelnen Jahren bis zu 50% der sonstigen während des Jahres durch die Bede erzielten Summen 200 . Das Vorgehen der Kirchenmeister war allerdings mancherorts umstritten, denn auf dem Magdeburger Provinzialkonzil 1403 wurde beschlossen, dass lediglich zu Kirchweih und am Tag des Kirchenpatrons beim Hochamt mit Heiligenbildern und Reliquien gesammelt werden durfte 201 . Die Vorsteher der Kirchenfabrik hielten sich jedoch nicht an diesen Beschluss, indem sie im Anschluss an die Messe um Geld baten. Auf ähnliche Weise sammelten auch die Kirchenmeister der beiden Bamberger Pfarrkirchen. Von besonderer Bedeutung waren hier die Kirchenpatrone: In St. Martin in Bamberg wurde das Armreliquiar gezeigt, und die Kirchenmeister verbuchten Oblationen, die am mertein tag zu den arm gefallen waren 202 . In der Oberen Pfarre gab es unser Frawen Hawbt 203 . Dabei wurden tafeln aufgestellt und bewacht, auf die das Geld gelegt werden konnte 204 . In Bamberg gab es dafür einen eigenen Verantwortlichen, der ob der tafeln sitzt und auf diese Weise die Reliquien bewachte 205 . In Freiburg baten die Kirchenmeister mit einer besonderen Monstranz, der bitt 206 . Auch in St. Sebald in Nürnberg und in allen anderen Kirchen wurden an den Heiligentagen die Reliquien zur Schau gestellt, so dass die Gemeinde den Heiligen Geld opfern konnte. Sebald Schreyer in Nürnberg bezahl199

200

201

202 203 204 205 206

Siehe speziell zum Elsass Pfleger, Untersuchungen III, S. 78-79, der allerdings als Termine Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Allerheiligen nennt; etwas anders abgestuft war die Rangfolge der Heiligentage bei St. Lorenz in Nürnberg, siehe ausführlich Dormeier, Almosengefällbuch, S. 26-40. StadtA Coburg R 11/1481 f. 2r.-2v., R 11/1482 f. 3r.-3v., R 11/1483 f. 3r., R 11/1484 f. 3r.3v., R 11/1485 f. 3r.-3v., R 11/1486 f. 1v., f. 2r.-3v., R 11/1487 f. 3r.-3v., R 11/1488 f. 3r.3v., R 11/1489 f. 3r.-3v., R 11/1490/91 f. 3r.-3v., R 11/1491/92 f. 3r.-3v., R 11/1492/93 f. 3r.3v., R 11/1493/94 f. 3v., R 11/1494/95 f. 3r.-3v., R 11/1495/96 f. 3r.-3v., R 11/1496/97 f. 3r.3v., R 11/1497/98 f. 3r.-3v., R 11/1498/99 f. 3r.-3v., R 11/1499/1500 f. 4r.-4v., R 11/1500/01 f. 4r.-4v., R 11/1502/03 f. 3r.-3v., R 11/1503/04 f. 4r.-5r., R 11/1504/05 f. 3r.-3v., R 11/1505/06 f. 3r.-3v. Hartzheim, Concilia V, S. 696: Etiam prohibemus sub anathematis vinculo vitricis ecclesiarum seu Altermannis, ne de coetu fidelium eleemosynas petituri manibus suis Sanctorium imagines vel reliquias cum tabulis vel praeter tabulas secum delatas circumire diebus festivis et celebribus de cetero praesumat diebus dedicationis a et patroni ipsius eccleisae dumtaxat exceptis et tunc demum post offertorium maioris missae. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 3v. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 2v. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 92. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 9v. Ausführlich Gombert, Münsterschatz, S. 13 und S. 52-53, siehe auch Müller, Formen, S. 176, Schadek, Bürgerschaft, S. 113-114; vgl. Kapitel II.5 und Kapitel IV.2.

430

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

te sogar zweyen heiltumbswartern, die zwey tag bey dem heiltumb zu sitzen207 . Mit dem Tag des Kirchenpatrons war in den meisten Städten Kirchweih vergleichbar, an dem beispielsweise in Wertheim zugunsten der Kirche gesammelt wurde 208 . Dies waren Einnahmen, um die einmal pro Jahr gebeten wurde. Darüber hinaus wurde bei den Bamberger Pfarrkirchen wöchentlich gesammelt. In St. Martin trugen die Bildträger an Sonn- und Feiertagen während der wichtigen Messen die schussel durch die Gemeinde und baten um Oblationen209 . Ähnliches geschah in der Oberen Pfarre in Bamberg und im Freiburger Münster. Auch in St. Sebald in Nürnberg wurden Oblationen durch den tafeltrager gesammelt 210 . Dies lässt sich auch für Dresden und Windsheim nachweisen211 . In Koblenz und Nürnberg wurden bei manchen Prozessionen, wie in St. Nikolaus auf der Mathena, eigene Stöcke mitgeführt 212 . Wie in Wesel muss auch bei allen anderen Kirchen zwischen den verschiedenen Heiligen- und Festtagen differenziert werden, da die Kirchenmeister auf unterschiedliche Weise die Gemeinde ansprachen und abhängig von der Bedeutung des Tages unterschiedlich hohe Summen erzielten 213 . In vielen Städten gingen die Kirchenmeister wie in Wesel in der Stadt umher und erhoben die bede. In St. Gallen geschah dies regelmäßig, wofür die Kirchenmeister sogar in die Dörfer und Güter des Umlands reisen mussten 214 . Das gleiche Verfahren wurde bei der Erhebung von Steuern angewendet. Auch in Siegen gingen die Kirchenmeister von Haus zu Haus und erbaten die Gelder. Hier fand dieser Umgang zumindest 1479/1480 zweimal im Jahr statt, einmal am Dienstag vor Palmsonntag und einmal am Donnerstag vor Walpurgis, wobei die Kirchenmeister teilweise von den Glöcknern, teilweise von einem Stadtschreiber begleitet wurden, der die Einnahmen notierte 215 . Genau dasselbe Verfahren wandte der Rat der Stadt Dresden im Jahr 1513 an, als de rothern in der stat von hauße zu hauße gingen, um Gelder für den Kauf einer neuen Orgel zu erheben 216 . Ähnlich verfuhr man 1481 in Coburg 217 . In seltenen Fällen trieben die Kirchenmeister Gelder der 207 208 209 210

211 212 213 214 215 216 217

LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 14r.; vgl. zu St. Lorenz in Nürnberg Dormeier, Almosengefällbuch, S. 23-25. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 24r.; Dormeier, Almosengefällbuch, S. 24-25. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 4r., Nr. 70.01/3 f. 3v., Nr. 70.01/8 f. 1v., f. 6v., f. 5r., f. 8r. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 2v., f. 3v., f. 4v., f. 11r., f. 12v., f. 14r., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 75r., f. 78r., f. 79v., f. 88r., f. 88v., f. 91v., f. 92r., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 149r. Dresden: zu den beim Johannisspiel gebrauchten Tafeln Richter, Johannisspiel, S. 103-104; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 106r. Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 19r.; Nürnberg: LKA Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4v. Siehe beispielsweise zum sogenannten Karfreitagsopfer in manchen Städten des Elsass Pfleger, Untersuchungen III, S. 90-91. StadtA St. Gallen Kirchenamt XVI,2 f. 12r., f.20r. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1479/80 f. 48r., 1490/91 f. 21r., 1495/96 f. 20r., 1496/97 f. 14r., 1503/04 f. 23v., 1504/05 f. 21r., 1507/08 f. 22v., 1515/16 f. 21v. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1514 f. 73v.-74r. StadtA Coburg R 11/1481 f. 2r., kurz Heins, Kulturgeschichtliches, S. 56.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

431

Obrigkeit ein, indem sie beispielsweise in Nördlingen im Jahr 1509 die Türkensteuer einzogen 218 . Ob und inwieweit die Weseler Kirchenmeister im Auftrag anderer Geld einsammelten, lässt sich nicht eindeutig beantworten, doch konnte der Kirchenmeister Hermann Saelen den Rat der Stadt 1503 davon überzeugen, dass im Rahmen der Heilig-Kreuz-Prozession für seine Stiftung des Kalvarienberges gesammelt werden sollte (dat offer dat angen Berch geoffert wart, doe men dat hellige cruyß druych), dessen Bau bereits begonnen worden war 219 . Die Kirchenfabrik erhielt die Hälfte des gespendeten Betrags220 . Insgesamt scheint die Erhebung der Bede in den meisten Städten lediglich eine Variante der Steuern gewesen zu sein. In den Städten, in denen es beide Formen der Gelderhebung gab, nutzten die Kirchenmeister den Umgang, wenn sie dringend umfangreiche Summen benötigten und bei denen sie davon ausgehen konnten, dass sich die Gemeindemitglieder mit dem entsprechenden Vorhaben identifizierten. Eine Besonderheit bilden die Zolleinnahmen des Brückenamts der Kreuzkirche in Dresden. Es handelte sich um eine Abgabe für die Benutzung der Brücke, die von einem Zöllner im Auftrag der Kirchenmeister erhoben wurde 221 . In den Rechnungsbüchern wurden lediglich die Gesamtbeträge ohne weitere Einzelheiten verbucht. Angesichts der Vielzahl an Sammelterminen maßen die Kirchenmeister in den untersuchten Städten den von der Kirche verfügten Restriktionen, wonach nur an einigen wenigen Tagen zugunsten der Kirchenfabrik gesammelt werden durfte, offensichtlich keine Bedeutung zu 222 . VI.1.4. Kirchen- und Opferstöcke Ein recht bedeutendes Element in der Finanzverwaltung der Kirchenfabrik waren die Erträge aus den Opferstöcken. Ihre Aufstellung setzte sich in Europa um die Wende des 12. zum 13. Jahrhundert durch, nachdem Papst Innozenz III. eine entsprechende Anordnung erlassen hatte 223 . Die gesicherten Sammelkästen hatten zwei Funktionen: Sie boten zum einen den Gläubigen eine Möglichkeit, der Kirche Almosen zukommen zu lassen, und sie dienten zum anderen zur Aufbewahrung von Bargeld 224 . Juristisch gesehen gab es verschiedene Eigentümer der Stöcke. Im Allgemeinen war das in die Stöcke gegebene Geld für den jeweiligen 218 219 220 221 222 223 224

StadtA Nördlingen Kirchenrechnung 1509. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 494. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 494. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 273-274; Knothe, Brückenzoll, S. 431ff., älter Neubert, Rechtsverhältnisse, S. 42. Siehe Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 63, siehe oben Kapitel II.4. Klüssendorf, Kirchenopfer, S. 2. Zur Funktion der Geldaufbewahrung siehe Oediger, Pfarrkirchen, S. 283 Anm. 108: Ind wat gemunts geld dair geoffert wurdt, sall men in enen stock werpen (...).

432

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Heiligen bestimmt. Die Kirchenmeister agierten lediglich als Verwalter225 . Im Unterschied zu dem in diese Stöcke gelegten Geld kamen die in die buwe kiste oder die in die busse geworfenen Münzen direkt der Kirche zugute226 . Bei der täglichen Verwaltungsarbeit differenzierten die Kirchenmeister nicht zwischen den beiden Formen. Für manche Gläubigen mag durchaus ein Unterschied bestanden haben, denn bei einem Opfer für einen Heiligen hofften sie auf eine Gegenleistung, was bei einem Opfer für den Kirchenbau allenfalls indirekt gegeben war. Die Geistlichen der Weseler Stadtkirche erhielten nach Ausweis der Kirchenrechnungen keinen Anteil von den in die Stöcke geworfenen Geldern. War der Altar des Heiligen beispielsweise von einer Bruderschaft gestiftet worden, so konnte diese Ansprüche auf die Gelder erheben, die vor das Heiligenbild gelegt wurde. In Wesel entschied daher der Rat 1465, dass alle Opfergaben der Kirchenfabrik zuständen. Ausgenommen waren lediglich Gelder, die den Heiligen im Rahmen der Heilig-Kreuz-Prozession gegeben würden 227 . So weit nachprüfbar, gab es zunächst nur einen Stock in jeder Kirche, doch mit der wachsenden Anzahl von Altären wurden auch mehr Stöcke errichtet. In Wesel standen in St. Willibrord im 15. Jahrhundert sechs Stöcke, nämlich der Willibrordistock, der Heilig-Kreuz-Stock, der Annenstock, der Heilig-SakramentStock sowie die beiden Marienstöcke, von denen je einer bei Onser lieben Frau in der Braem und bei Onser Lieben Frau ter Noet aufgestellt war 228 . Im Jahr 1517 ließen die Kirchenmeister einen zusätzlichen Stock vur der wyeketell aufstellen 229 . Alle Stöcke waren jeweils einem Altar oder einem Heiligen zugeordnet230 . Die Kirchenbesucher wurden besonders auf den Willibrordi-Stock aufmerksam gemacht, indem die Kirchenmeister 1462 den Wilbrord (...) maken [ließen], die by den stock steit 231 . Die Verehrung dieser Figur wurde unterstützt, in dem die Kirchenmeister 1485 ein breetken (...) to malen ließen, und 1498 wurde dat taeffelken by sent Wilbrordi stock erneuert 232 . In demselben Jahr wurde vor der Figur auch ein Kerzenleuchter aufgestellt233 . Insgesamt versuchten die Kirchenmeister einzelne Opferstöcke durch Tafeln und Kerzen hervorzuheben, doch ist angesichts der Art der Buchführung kein Beweis möglich, dass ihre Maßnahmen zu einer Steigerung der Einnahmen führten. Ein weiterer Stock, die busse, war am Eingang der Weseler Altstadtkirche befestigt. Sie war keinem Heiligen gewidmet, so dass die Gelder wahrscheinlich für

225 226 227 228 229 230 231 232 233

Siehe Formulierungen wie: Item is ghenamen ute des heilghen Cruces stoch (AEK Wesel Gefach 37,1 S. 24). buwe kiste: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1490/91 f. 3r.; busse: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 14v. StA Wesel A1/345/47,7 S. 96 (frdl. Hinweis Dr. Roelen, StadtA Wesel). AEK Wesel Gefach 37,1 S. 199, Gefach 37,2 S. 168, S. 401, Gefach 37,3 S. 257. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 634. Ähnlich in Bamberg, siehe Schnapp, Stadtgemeinde, S. 141. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 168. 1485: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 10, 1498: Gefach 37,3 S. 257. AEK Gefach 37,3 S. 257.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

433

die Kirche als Bauwerk bestimmt waren 234 . Sie wurde ab 1501 mindestens einmal, teilweise aber auch mehrfach im Jahr geleert 235 . Die Kirchenmeister durften die Gelder nicht allein entgegennehmen und zählen. Die Stöcke waren durch mehrere Schlösser gesichert, deren Schlüssel im Besitz verschiedener Personen waren. In den meisten Städten wie auch in Wesel waren dies beide Kirchenmeister und der Küster, teilweise aber auch Mitglieder des Rates. Während sich die Kirchenmeister in Weissenburg beim Öffnen und Zählen abwechselten, öffnete der Kirchenmeister in Koblenz den Stock in Anwesenheit des Glöckners, einmal jedoch auch im Beisein des Schultheißen 236 . In St. Sebald in Nürnberg wohnte der Küster dem Öffnen der Stöcke bei 237 . In Freiburg mussten sogar vier Personen zusammenkommen: Item die pfleger sollent auch alle drei die schlussel zu dem gewelb, stocken, bedbugsen, trogen und kisten haben, darin Unser Liben Frauen gut behalten ist, und also teilen, das keiner on den andern uber kein schloß komen mög, dan sie sein alle drei bei einander in beiwesen des schaffners uf der hutten 238 . Zu welchen Terminen die Stöcke geöffnet wurden und ob dies regelmäßig erfolgte, hing völlig von den örtlichen Gewohnheiten ab. In Wesel waren die Termine ihrer Öffnung nicht festgelegt, so dass die Kirchenmeister von St. Willibrord die Stöcke nur unregelmäßig leerten, denn die Höhe der Einnahmen schwankte sehr von Jahr zu Jahr: In den Jahren 1484 und 1485 verzeichneten die Kirchenmeister keine Einnahmen aus den Stöcken, so dass die entsprechenden Summen 1486 dann um 150% höher waren als 1483. Die Kirchenmeister hielten die Einnahmen aus den Stöcken mit unterschiedlicher Genauigkeit fest. In Wesel notierten sie nur in wenigen Jahren die Einzelsummen, sondern addierten meistens die Beträge (vit den stocken genamen 10 gulden 2 albus facit 40m 4s 239 ). Damit ist kein exakter Gesamtbetrag aus den Kirchenstöcken zu ermitteln, da sich nicht erkennen lässt, welche Summen am jeweiligen Heiligentag aus der Bede verbucht und welcher Betrag bei den jeweiligen Stöcken notiert wurde. Den Ertrag aus dem Heilig-Kreuz-Stock notierten die Kirchenmeister häufig separat, denn es handelte sich um den wichtigsten Stock von St. Willibrord. Die vergleichsweise hohen Einnahmen lassen sich mit der Zurschaustellung des Kreuzes in der Seitenkapelle von St. Willibrord erklären, wo die

234

235

236 237 238 239

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 221: Item Frederich Claus gegeuen voir eyn buss aen der groter doeren; zum Stock bei der Kirchentür vgl. die Darstellung bei Joachim von Pflummern bei Schilling, Zustände, S. 45, auch Angele, Altbiberach, S. 36-37. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 297, S. 350, S. 351, S. 429, S. 431, S. 492, S. 548, S. 549, S. 597, S. 661, S. 662, S. 720, auch Gefach 37,4 S. 78. Im Jahr 1507 gab es die Besonderheit, dass im Rahmen der Jahrtagsmesse der Familie Prekell die Büchse geleert wurde: als men Prekels memoryen hyell heifft men vthem busß genamen 2 gulden current, facit 8m (AEK Wesel Gefach 37,3 S. 722). Möglicherweise gab es also einen besonderen Andrang von Gemeindemitgliedern. Zu Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 4 f. 16v., f. 18r., Heft 5 f. 27v. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 79v. EBA Freiburg Münsterarchiv U 300 f. 13r., Albert, Dienstanweisungen, S. 84. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 171.

434

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Menschen es aus nächster Nähe betrachten und dann in den davor stehenden Stock Geld werfen konnten. Die Einnahmen aus den Stöcken schwankten ganz beträchtlich, doch leider notierten die Kirchenmeister hierfür keine Gründe: Zum einen ist keinesfalls sicher, dass alle Stöcke jedes Jahr zur gleichen Zeit geöffnet wurden, so dass unregelmäßige Leerungen das Ergebnis erheblich beeinflussten. Zum anderen muss die notierte Summe nicht dem tatsächlichen Betrag entsprechen, da die Kirchenmeister bereits Gelder zur Bezahlung von Handwerkern oder für Einzelleistungen abgezogen haben können. Von 1401 bis 1422 betrugen die Einnahmen aus den Stöcken durchschnittlich 10% der Gesamteinnahmen pro Jahr. In dem darauf folgenden Zeitraum bis 1500 erreichten die Geldbeträge nur wenige Male eine solche Höhe, sondern betrugen lediglich 4%. Mit dem Beginn der Erweiterungsarbeiten an St. Willibrord verdoppelte sich der Anteil der Beträge aus den Stöcken an den Einnahmen vorübergehend, sank dann jedoch sogar unter den Durchschnittswert des 15. Jahrhunderts. Im Jahr 1511 aber zog die Kirchenfabrik aus der Münzreform erheblichen Profit, da die Einnahmen aus den Stöcken plötzlich ca. 7% ausmachten. Wahrscheinlich hatten viele Menschen ihr schlechtes Silber- und Kupfergeld in die Kirchenstöcke geworfen 240 . Umgerechnet in Goldgulden waren die Einkünfte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts deutlich niedriger als zu Beginn des Jahrhunderts. Im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts stiegen die Einnahmen gerechnet in Goldgulden dann wieder stark an und erreichten 1504 eine einmalige Höhe. Die Einnahmen des Heilig-Kreuz-Stocks konnten bis zu 14% der aus den Stöcken erzielten Einnahmen betragen, während die übrigen Stöcke inklusive dem Liebfrauenstock nur von geringer Bedeutung waren. In vielen Jahren notierten die Kirchenmeister die Summen gar nicht. Die Tatsache, dass im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts die Einnahmen aus den Stöcken zurückgingen, sollte nicht verwundern, denn im Zuge des Umgangs wurden die Gemeindemitglieder teilweise mehrfach pro Jahr um Geld gebeten und meinten daher möglicherweise, dass sie bereits genug gegeben hätten. In den anderen untersuchten Kirchen standen unterschiedlich viele Stöcke: Mit sechs Stöcken scheint das Ulmer Münster die meisten Sammelbehälter gehabt zu haben. St. Sebald in Nürnberg folgte mit fünf Stöcken, in St. Martin in Bamberg und in der Kreuzkirche in Dresden waren jeweils vier Stöcke aufgestellt, in Coburg und Windsheim dagegen nur drei 241 . In der Oberen Pfarre in Bamberg gab es nur zwei Stöcke und in kleineren Kirchen wie in Bayreuth, Ellwangen, Koblenz, Wertheim und Wunsiedel jeweils nur einen Stock. Bei anderen Städten lässt sich die genaue Anzahl nicht ermitteln. Überall gab es einen dem Kirchenpatron geweihten Stock. Wie in Wesel wurde mit weiteren Stöcken bei Altären wichtiger Heiliger gesammelt, zu denen in St. Martin in Bamberg der Hl. Bernhard und der Hl. Nikolaus gehörten 242 . Im 240 241 242

Siehe oben Kapitel I.2. Zu St. Lorenz in Nürnberg siehe auch Dormeier, Almosengefällbuch, S. 7-8. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 4r.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

435

Vergleich zeigt sich, dass die weitaus meisten Stöcke der Hl. Maria geweiht waren. Die Kirchenmeister der Dresdener Kreuzkirche wussten die Lage ihrer Kirche zu nutzen und hatten je einen Stock in der Kirche und vor dem Gebäude aufgestellt, so dass Menschen, die die Brücke überquert hatten oder überqueren wollten, dazu aufgefordert wurden, ein entsprechendes Geldopfer zu bringen243 . Auch in anderen Städten waren nicht alle Stöcke in der Pfarrkirche aufgestellt: In Städten wie Bamberg hatten angebaute oder manches Mal sogar frei stehende Kapellen ihren eigenen Stock 244 . Der Rothenburger Kirche waren mehrere Filialkirchen mit eigenen Stöcken zugeordnet 245 . In der Kreuzkirche in Dresden wurde wahrscheinlich 1509 ein weiterer Stock am Beinhaus befestigt 246 . Angesichts der Tatsache, dass viele Beinhäuser dem Hl. Michael geweiht waren, dürften anderswo entsprechende Stöcke ebenfalls den Karnern zugeordnet gewesen sein. Zusätzlich zu den Stöcken gab es zumindest in einigen wenigen Kirchen wie in Bayreuth, Dresden und Rothenburg Büchsen vergleichbar mit der von St. Willibrord, die als Sammelbüchsen im Eingangsbereich der Kirchen standen 247 . Das hier eingeworfene Geld war ausschließlich für den Kirchenbau bestimmt. Die Kirchenmeister differenzierten terminologisch nur bedingt zwischen Büchsen und Stöcken 248 . Sie leerten die Büchsen auch zusammen mit den Stöcken und verbuchten die Einnahmen auf demselben Konto. In einigen Städten wie in Nürnberg, Bamberg und Wertheim wurde zu Ostern ein besonderer Stock aufgestellt. Seine Funktion lässt sich nicht eindeutig bestimmen, doch diente er möglicherweise der Finanzierung des Kommunionsweins 249 . Zugleich war wie in Wesel so auch in Coburg, Dresden und Siegen die Osterkerze von besonderer Bedeutung: Die Kirchenmeister verzeichneten regelmäßig Einnahmen in die palmarum zu den osterkertzen, deren Beträge nur um ca. 10% von Jahr zu Jahr schwankten 250 . 243

244 245 246 247 248 249

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StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1518 o.f., zum Brückenablass siehe Posern-Klett, UB Dresden und Pirna, Nr. 3 S. 2, vgl. ebd., Nr. 21 S. 16-17, Nr. 35 S. 2728, vgl. Richter, Johannisspiel, S. 103-104; siehe Maschke, Brücke, S. 29, vgl. oben Kapitel III.5. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 141. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 250v., vgl. Borchardt, Institutionen, S. 50ff. insb. S. 55-56. StadtA Dresden A XV b 36 f. 84r. Bayreuth: StadtA Bayreuth R1/1491; Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung 1480 f. 14v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 15r., f. 28r. StadtA Bayreuth R1/1491; StadtA Siegen Kirchenrechnung 1472/73 f. 6r.; StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 28r. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 6v., Nr. 70.01/3 f. 6r., Nr. 70.11/1 f. 42v.; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 77r.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1487-1488 f. 14r., 1499-1500 f. 5r., 1510 f. 8r.; ausführlich oben Kapitel V.2. Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 3r., R 11/1490/91 f. 3r., R 11/1491/92 f. 4v., R 11/1492/93 f. 4r., R 11/1495/96 f. 3r.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 81v., f. 101, StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 10r., Nr. 73/1492 f. 3v., Nr. 73/1501 f. 7v., Nr. 73/1509 f. 11r., Nr. 73/1519 o.f., Nr. 74/1519-1520 o.f.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1477/78 f. 10r., 1490/91 f. 6r., 1496/97 f. 18r., 1503/04 f. 6r., 1507/08 f. 5r.; vgl. Petke, Oblationen, S. 39, der darauf verweist, dass die Gläubigen nach Be-

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Nicht alle Stöcke waren Heiligen geweiht, vielmehr wurde in manchen zweckorientiert gesammelt: So gab es in Coburg und Dresden einen Stock für den Laktizitätsdispens und in St. Sebald in Nürnberg einen zu der knaben stifftung, also für die Ausstattung der Chorknaben, die bei Prozessionen die Bahre mit der Monstranz begleiteten 251 . In der Dresdener Kreuzkirche leerten die Kirchenmeister die Stöcke bis zu viermal zu unterschiedlichen Terminen im Jahr, während die Kirchenmeister in Freiburg die Sammelbüchse zweimal im Jahr öffneten 252 . Auch Sebald Schreyer entnahm das Geld an zwei Terminen im Jahr 253 . In St. Kilian in Windsheim und in der Nürnberger Frauenkirche wurden die Stöcke viermal im Jahr, in Nördlingen sogar jede Woche geleert 254 . Insgesamt bildeten die Einnahmen aus den Stöcken einen wichtigen Faktor für die Gesamteinnahmen der Kirche, auch wenn ihre Relevanz deutlich unter dem der Bede lag. Für die Kirchenmeister waren sie allerdings recht problematische Einkommensquellen. In Bayreuth, Rothenburg, Nürnberg, Ulm und Windsheim verzeichneten die Kirchenmeister in einigen Fällen, dass die Gemeinde der Kirche vielfach minderwertiges Geld überließ 255 . Dabei handelte es sich um lokal gültige Silber- oder Kupfermünzen, deren Edelmetallgehalt aber nur sehr gering war und die deshalb auch von den Kirchenmeistern als bose oder swartz muntz bezeichnet wurden. In Wismar verbot der Rat der Stadt im Jahr 1424, dass leichte dänische Kupfermünzen in die Opferstöcke gegeben werden durften256 . Die Kirchenmeister versuchten vielerorts zwar, Stöcke in ihrer Bedeutung hervorzuheben und damit ein Mehr an Einnahmen zu erzielen, doch ob ihr Bemühen von Erfolg gekrönt war, lässt sich nicht belegen. Wichtige Stöcke leerten die Kirchenmeister regelmäßig, und zugleich verbuchten sie die Einnahmen separat. Unwichtige Stöcke wurden dagegen selten geöffnet, wobei die Erträge häufig zu einem Gesamtbetrag zusammengezogen wurden. Opferteller Während die Opferstöcke den Gemeindemitgliedern die Möglichkeit gaben, Geld für die Kirche zu spenden, so traten die Kirchenmeister auch direkt an die Gläubi-

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leth, Summa de ecclesiasticis officiis, für die Osterkerze an den Geistlichen Geld zahlen sollten. Zu Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 115r., zu Dresden siehe Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 275-276; zu den Laktizitätsdispensen siehe unten Kapitel VI.1.5. Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1503 f. 10v., StadtA Dresden A XV b 35 f. 88r.; Freiburg: EBA Freiburg Münsterrechnungen 1495 II A und B, Münsterarchiv U 300 f. 8r. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 125v., f. 126v., f. 129r. Windsheim: StadtA Windsheim G 37a f. 17v.; Nürnberg: Dormeier, Allmosengefällbuch, S. 7-8; Nördlingen: StadtA Nördlingen Kirchenrechnung 1503 f. 1v. Bayreuth: StadtA Bayreuth R2/1502, R2/1520, R32/1466; Nürnberg: StadtA Nürnberg Cod. man 74 2° f. 91v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 94v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 37A f. 55v.-56r.; Ulm: StadtA Ulm A 7082 f. 61r. Jesse, Wendischer Münzverein, S. 101; siehe auch Stefke, Vierlinge, S. 91-92, allgemein Klüssendorf, Kirchenopfer, S. 56.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

437

gen heran. Dabei verwendeten sie Opferteller wie beispielsweise in St. Willibrord eine eyn vermailde schottell 257 . Sie wurde – teilweise von einem Bild- und einem Kerzenträger begleitet – durch die Reihen der Gemeinde getragen, die dann Geld in die Schüssel legte. Die gleiche Form lässt sich auch in der Oberen Pfarre in Bamberg nachweisen, wo unser Frawen Hawbt umhergetragen wurde, während in St. Martin eine zine schussel verwendet wurde, darinnen Sandt Merteins pild alle feyertag getragen wirtt 258 . Anders wurde bei Prozessionen verfahren, wie an den Ausgaben der Kirchenmeister von St. Nikolaus zu den Prozessionen zu Ehren des Hl. Antonius deutlich wird. Die Prozession wurde von dieners, also von Geistlichen begleitet, die zu Ehren des Heiligen myt den secken an den stocken hangende ombgyngen 259 . Ob und inwieweit diese Beutel auch während der Messen verwendet wurden, lässt sich den Notizen der Kirchenmeister nicht entnehmen. Derartige an langen Stangen befestigten Opfer- oder Klingelbeutel wurden nur in wenigen Städten wie in Bamberg verwendet: Man brauchte sie bei Prozessionen oder großen Kirchenfesten, wenn die Menschen dichtgedrängt in mehreren Reihen standen und nicht alle nach vorn zum Altar kommen konnten. Sie mussten nur selten repariert werden, denn lediglich in Bamberg gaben die Kirchenmeister xxiiij d fur ein neuen peutel tzum gelt aus 260 . In Dresden beließ man es am Johannistag bei Opfertafeln 261 . VI.1.5. Einnahmen bei religiösen Handlungen Zu den regelmäßigen Einnahmen gehörten die Forderungen der Kirchenmeister im Rahmen der Erteilung der kirchlichen Sakramente. Weitere Einnahmemöglichkeiten ergaben sich aus dem Verkauf von Ablass, der von der Kirche sanktioniert wurde, der rechtlich aber nicht eingefordert werden konnte. Im Folgenden wird untersucht, bei welchen Sakramenten die Kirchenmeister Abgaben erhoben und welche Bedeutung den erzielten Summen zugemessen wurde. Anschließend wird überlegt, ob es Verschiebungen bei den entsprechenden Einnahmen der Kirchenfabriken gab und wie diese begründet werden können.

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AEK Wesel Gefach 37,3 S. 212, vgl. Götz, Pfarrbuch, S. 83, siehe zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 36-37; hierzu ausführlich Kroos, Opfer, S. 510-512. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/1482, f. 9v., PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 8r., vgl. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 138-140, siehe auch Kroos, Opfer, S. 512-513. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 290, S. 379, Witte, Kunst, S. 74; zu den dieners siehe unten Kapitel VII.1.2. StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 8r. Richter, Johannisspiel, S. 103.

438

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Sakramente Kein Kirchenmeister verlangte für die Taufe eines Kindes Geld262 . Das gleiche galt auch für Firmung, Beichte und Buße. Auch für die letzte Ölung erhoben die Kirchenmeister keine Gebühren, während für die Hostien und den Wein, den die Gemeinde im Rahmen der Eucharistiefeier nahmen, die Bede verlangt wurde 263 . Bei Hochzeiten machten lediglich die Rothenburger Kirchenmeister Ansprüche geltend, um das Glockengeläut zu bezahlen 264 . Totengeläut und Begräbnis War ein Gemeindemitglied gestorben, so mussten die Angehörigen das Begräbnis bezahlen und damit Abgaben an die Kirchenfabrik leisten. Diese richteten sich vielfach nach dem Aufwand für die Totenmesse und das Begräbnis. In Dresden verkauften oder verliehen die Kirchenmeister Bahrtücher, doch gingen die Einnahmen hierfür im Verlauf des 15. Jahrhunderts zurück, da immer häufiger Bahrtücher der Bruderschaften verwendet wurden 265 . In Nürnberg musste für jeden Verstorbenen der Gemeinde eine Gebühr entrichtet werden, die unabhängig vom Ort der Bestattung erhoben wurde 266 . In allen Städten war liturgisch vorgeschrieben, dass die Glocken die Gemeinde zum Besuch des Totenoffiziums rufen sollten, doch waren weder die Anzahl der Glocken noch die Dauer des Geläuts festgelegt. In vielen Städten kassierten die Kirchenmeister von den Angehörigen das Läutgeld, da die Glocken zusätzlich geläutet werden mussten 267 . In St. Sebald in Nürnberg nahm der Küster die Gelder ein und gab sie dann dem Kirchenmeister 268 . Hierbei wurde zwischen dem großen und dem kleinen Läutgeld unterschieden, doch ist unklar, ob unterschiedlich viele Glocken wie in Weissenburg oder verschieden große Glocken wie in Dresden und Straßburg geläutet wurden 269 . Die Anzahl der großen Totengeläute 262

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Siehe aber Heidemann, 1666, S. 204, der für die Jahre 1527/1528 nachweist, dass der Kirche bei der Taufe eines Kindes eine Wachskerze gespendet wurde. Petke, Oblationen, S. 27, verweist darauf, dass die entsprechenden Stolgebühren an den Pfarrer fielen. Zur Austeilung der Sakramente siehe oben Kapitel V.2. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 108v., laut Petke, Oblationen, S. 37, wurden die Oblationen bei Hochzeiten teilweise aufgeteilt. Siehe auch Holland, Wachszinsigkeit, S. 63ff., der darauf verweist, dass Wachszinsige eine Heiratsgebühr entrichten mussten, die in den Weseler Rechnungsbüchern allerdings nicht verbucht wurde. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 277. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 20v., f. 21r., f. 26v.-27v. Bayreuth: StadtA Bayreuth R1/1470 S. 6, R1/1483; Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 4r., R 11/1483 f. 4v., kurz Talazko, Morizkirche, S. 288; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 10r., Nr. 73/1497 f. 19v., f. 20v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 2r., f. 2v.; Straßburg: StadtA Straßburg UFW 43 (16) f. 2v.; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/10 Heft 2 f. 4r., B 128/11 Heft 3 f. 1v., B 128/11 Heft 5, B 128/12 f. 3v., B 128/18 o.f., B 128/6 f. 1r., f. 2r.; zu Livland Kuujo, Stellung, S. 205-206. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 112r.-113r., f. 118v.-119v., f. 125v.-127r., f. 132v., f. 133r., f. 134r., f. 140r.-141r., f. 100r.-100v., f. 106r.-107r., f. 86r.-87r., f. 93v.-94r. Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 10r.; Straßburg: StadtA Straßburg UFW 43 (16) f. 2v.; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/6 f. 2r., B 128/10 Heft 2 f. 4r., B 128/11 Heft 3 f. 1v.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

439

schwankte in Nürnberg im Zeitraum von 1494 und 1502 zwischen 9 und 52 im Vierteljahr 270 . Die Kirchenmeister zahlten dann die eingenommenen Gelder fast vollständig wieder an die Küster und deren Knechte 271 . Ähnliches geschah auch in Straßburg und Weissenburg 272 . In anderen Städten wie Coburg, Rothenburg und Dresden überließen die Kirchenmeister den Glöcknern oder Küstern von vornherein die Gebühren 273 . In Nürnberg mussten die Kirchenmeister außerdem den Losungern, den Nürnberger Kämmerern, die Namen derjenigen übersenden, die gestorben waren und für die das große Totengeläut geläutet worden war 274 . Eine zusätzliche Einnahmequelle der Kirchenfabrik ergab sich aus dem Verkauf von Grabstellen. Nach Ausweis der Amtsbücher der Kirchenmeister ebenso wie der Bücher der Küster in Nürnberg wurden von denjenigen Hinterbliebenen Gebühren erhoben, die eine Beisetzung in der Kirche wünschten. Hierfür verkauften die Kirchenmeister die Grabplätze in der Kirche 275 . Ausweislich der Urkunden und Akten wurden diese Grabstellen vielfach schon zu Lebzeiten vereinbart, doch zogen die Kirchenmeister die Gebühren meistens erst nach dem Todesfall ein. Ein Anrecht auf den gewünschten Platz wurde manches Mal auch schon zu Lebzeiten erworben, obwohl sich ebenso Beispiele finden lassen, dass die Nachkommen für ihre Eltern die Grabstelle kauften 276 . Die Lage der Grabstätte spielte dabei eine große Rolle: Allgemein galt, dass die Distanz zu einem Altar mit der Distanz zum Heiligen gleichgesetzt wurde,

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StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 86r.-87r., f. 93v.-94r., f. 100r.-100v., f. 106r.-107r., f. 112r.-113r., f. 118v.-119v., f. 125v.-127r., f. 132v.-133r., f. 134r., f. 140r.-141r.; vgl. die Editionen der Totengeläutbücher durch Burger, Totengeläutbücher Sebald und Lorenz. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man 74 2° f. 86r.-87r., f. 93v.-94r., f. 100r.-100v., f. 106r.-107r., f. 112r.-113r., f. 118v.-119v., f. 125v., f. 126r.-127r., f. 132v.-133r., f. 134r., f. 140r.-141r., LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 80r., 184 f. 14r., Pfarrarchiv Nürnberg St .Sebald 463 A f. 3r., f. 4r., f. 5r., f. 6r., f. 12r., f. 13r., f. 14v. grosses tottengelewt: Sebald Schreyer legte ein eigenes Buch für die großen Totengeläute an (Caesar, Schreyer, S. 86 mit weiterer Literatur). Straßburg: StadtA Straßburg UFW 43 (16) f. 2v.; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/6 f. 1r., f. 2r., B 128/10 Heft 2 f. 4r., B 128/11 Heft 5, B 128/12 f. 3v., B 128/18 o.f. In Nürnberg nahm der Küster die Gebühren entgegen und leitete sie dann an den Kirchenmeister weiter: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnmberg St. Sebald 463 A f. 3r., f. 4r., f. 5r., f. 6r., f. 13r., f. 14v., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 89v., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 86r.-87r., f. 93v.-94r., f. 100r.-100v., f. 106r.-107r., f. 112r.-113r., f. 118v.-119v., f. 125v.-127r., f. 132v.-133r., f. 134r., f. 140r.-141r.; vgl. Grellmann, Stolgebühren, S. 42ff. In Coburg verbuchten die Kirchenmeister die Läutgeldeinnahmen in einem eigenen Konto, siehe z.B. Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 4r., hierzu Heins, Kulturgeschichtliches, S. 57; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 10r., Nr.73/1497 f. 19v., f. 20v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 2r., f. 2v. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 76r., f. 80v., f. 89v., f. 92v., 184 f. 14r., f. 14v. Siehe ähnlich in Livland: Kuujo, Stellung, S. 205; anders noch in Braunschweig nach dem ordinarius von 1386, wonach der Verkauf von Grabstellen verboten wurde, wente dat is simonye (UB Braunschweig I S. 163, vgl. Hergemöller, Beziehungen, S. 143-144). StadtA Ulm A 6892 f. 28r.

440

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

man also eine große Nähe zum Heiligen anstrebte 277 . In St. Willibrord in Wesel verbuchten die Kirchenmeister im Zeitraum von 1401 bis 1519 nur fünfmal Einnahmen aus dem Verkauf von Grabstellen 278 . Sie nahmen im Jahr 1467 12rh. fl oder 48m van Henrik Tacken (...) van sijnre moeder graff ein und verlangten acht Jahre später 40m van den graeue dair Lutgarden soen van Doenen inleget 279 . Die Höhe der Gebühr war nicht von vornherein festgelegt, sondern der Rat der Stadt berücksichtigte den gewünschten Platz in der Kirche sowie das Vermögen des einzelnen und seine soziale Stellung in der Stadt 280 . Es kam daher – nicht nur in Wesel – zu sehr unterschiedlichen Gebühren: Während selige meister Derrickx doctor huysfrouwe im Jahr 1502 lediglich 16m van eyn graff in der kercken zu zahlen brauchte, da sie vermutlich neben ihrem Mann bestattet wurde, musste im gleichen Jahr meister Bernt Bars vur eyn graff in der kercken 10 golden gulden ind 6 Brabansche stuuer bezahlen 281 . Sechzehn Jahre später kaufte ein Färber (Herman Trippemeker verwer) ein Grab beneuen deß Heillige Cruyß cappell und musste für diese exklusive Lage immerhin 15 goulden gulden an die Kirchenmeister übergeben 282 . Ähnlich wie die Weseler verfuhren die Koblenzer, die Nördlinger, die Ulmer, die Würzburger und auch die Rothenburger Kirchenmeister, die teilweise auch Grabsteine verkauften 283 . Im Gegensatz zu Sebald Schreyer verzeichneten die Kirchenmeister anderer Städte nur wenige Details über Einnahmen aus Grabstellen 284 . Angesichts der Qualität der Rechnungsbücher erscheint es allerdings fraglich, ob die Kirchenmeister regelmäßig alle Einnahmen aus dem Verkauf von Grabstellen notierten, da zumindest in Wesel vereinzelt Gräber angelegt wurden, ohne dass die Kirchenmeister entsprechende Einnahmen verbuchten285 . Dies lässt sich in einigen Fällen vermutlich damit erklären, dass die Gelder summarisch verbucht wurden, da sie im Rahmen einer Stiftung gezahlt wurden. Der Erwerb einer Grabstelle in der Kirche schloss jedoch nicht die kostenlose Bestattung des Verstorbenen ein 286 . Die Küster und ihre Knechte oder die Toten277 278 279 280 281 282 283 284

285 286

StadtA Nürnberg A 21 Cod. man 74 2° f. 88v., f. 95v., f. 102r., f. 114r., f. 120v., f. 142v.; allgemein Scholz, Grab, S. 285ff., siehe auch oben Kapitel III.3. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 365, Gefach 37,3 S. 432, Gefach 37,4 S. 372, S. 725, S. 883. 48m: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 256, 40m: Gefach 37,2 S. 365. Siehe unten Kapitel VII.3. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 432. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 725. Auch in Hildesheim, siehe Lindenberg, Stadt, S. 99. Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 7v., Heft 2 f. 42r., f. 44v., f. 47r., Heft 3 f. 15r., f. 39v.; Nördlingen: StadtA Nördlingen Kirchenrechnung 1506, Kirchenrechnung 1508 ; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 81v., R. 363 f. 73r.; Ulm: StadtA Ulm A 6901 f. 93r., A 6935 f. 16v.; Würzburg: StadtA Würzburg Ra 2023 f. 19r., Ra 2136 f. 1r.1v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 182. Siehe beispielsweise Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 3r., f. 5r., f. 5v., Nr. 70.01/2 f. 3v., f. 6v., Nr. 70.01/3 f. 2v., f. 5r., Nr. 70.01/5 f. 2r., f. 6r., 70.11/1 f. 29v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 81v., f. 249v., R. 363 f. 73r.; Ulm: StadtA Ulm A 6892 f. 28r.; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/16 Heft 1 f. 2r.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

441

gräber mussten für das Ausheben eines Grabes bezahlt werden 287 . Die Höhe ihres Lohnes richtete sich nach dem Ort des Grabes und dem Arbeitsaufwand: Innerhalb der Kirche mussten zunächst die Bodenplatten gehoben werden. Auf dem Friedhof in Nürnberg musste bei gefrorenem Boden doppelt soviel gezahlt werden wie im Sommer. Zugleich durften die Totengräber für ein Kind bis zu zehn Jahren nur die Hälfte, ab zehn Jahren dagegen zwei Drittel des Erwachsenentarifs verlangen 288 . Wie auch beim Totengeläut war die Praxis der Gebührenerhebung lokal recht unterschiedlich: In Hilpoltstein mussten die Gebühren zunächst an den Pfarrer gezahlt werden, der dann das Geld sowohl an den Küster als auch an die Kirchenfabrik weiterleitete 289 . In St. Martin in Bamberg nahm dagegen der Küster die Gelder ein und rechnete anschließend mit den Kirchenmeistern ab 290 . Die Kirchenmeister von St. Sebald in Nürnberg überließen dem Küster die Gelder, die zu den leichentüchern gefallen waren 291 . Inwieweit die Kirchenfabriken bei den verschiedenen Einnahmen für Begräbnisse von äußeren Einflüssen wie beispielsweise einem Pestausbruch profitieren konnten, lässt sich den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister nicht eindeutig entnehmen. Zu vermuten ist, dass der plötzliche Ausbruch der Pest die für Epitaphien und Stiftungen notwendigen Verhandlungen und Verträge verhinderte. Anders war es wahrscheinlich bei den Einnahmen für Begräbnisse: St. Jakob in Rothenburg erhielt bei zwei Pestausbrüchen in den Jahren 1472/1473 und 1482/1483 deutlich höhere Summen bei den Läutgeldeinnahmen 292 . In Wunsiedel wurde als Folge des Auftretens der Pest 1477 die Sebastianskapelle mit eigenem Fabrikvermögen gestiftet 293 . Votivgaben Eine weitere Einnahmequelle für die Kirchenfabriken in Wesel war das Spenden von Naturalien, vorwiegend Weizen, deren Menge durch das wegen (Aufwiegen) ermittelt wurde 294 . Vor dem Heilig-Kreuz-Altar wurde eine Balkenwaage aufgestellt, und während sich der Gläubige auf die eine Seite setzte, wurde die andere Seite mit Naturalien belastet. Sie wurden dann der Kirchenfabrik gespendet und anschließend verkauft 295 . Der Petent verdeutlichte auf diese Weise sein Anliegen,

287 288 289 290 291

292 293 294 295

Siehe unten Kapitel VII.1.1. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 14v., f. 16r.-16v. Götz, Pfarrbuch, S. 94. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/6 f. 2r. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 86r., f. 87r., f. 93v., f. 100r., f. 100v., f. 106r., f. 106v., f. 107r., f. 112r., f. 112v., f. 113r., f. 118v., f. 119r., f. 119v., f. 125v., f. 126r., f. 127r., f. 133r., f. 140r., f. 140v., f. 141r., f. 148r., LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 76r., f. 80r. Schnurrer, Pest, S. 21-23. Jäger, Wunsiedel I, S. 287-288. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 139. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 205, vgl. Witte, Kunst, S. 156.

442

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

dessen Bedeutung seiner Auffassung nach dem Gewicht entsprach 296 . So hielten die Kirchenmeister beispielsweise 1448 fest: van weyte daer de lude mede geweghen sijn 25m 7s 297 . An Stelle des Weizens wurde teilweise wohl auch Flachs oder Wolle verwendet, doch war das eher selten der Fall, da die Erlöse durchweg niedriger waren. Häufig scheinen Kinder aufgewogen worden zu sein wie beispielsweise die beiden Söhne des Holzschnitzers Peter van Rees298 . Auch Mitglieder von Ratsfamilien wie Derik Kedken oder die Frau des Wirtshausbesitzers Bernt van Hesen ließen sich aufwiegen 299 . Vor allem Frauen aus mehrheitlich sozial hoch stehenden Familien wurden von den Kirchenmeistern namentlich verzeichnet wie beispielsweise im Jahr 1494 die Begine Hille Scholten, deren Familie zur gleichen Zeit einen der beiden Rentmeister der Stadt stellte 300 . Weder über die Häufigkeit noch über die Erträge des Aufwiegens lassen sich Aussagen treffen, da die Kirchenmeister nur die Summe der erzielten Einnahmen vermerkten. Einträge wie: vntfangen van saide dat auer jair vur dat hellige cruyss gewegen belopt an gelde 4m 10s 6d lassen keine weiteren Schlüsse zu 301 . Allerdings liegen aus dem letzten Drittel und ganz besonders aus den neunziger Jahren des 15. Jahrhunderts erheblich mehr Einträge vor als aus der vorangegangenen Zeit302 . Die gleiche Praxis gab es auch in St. Nikolaus auf der Mathena, doch ließen sich dort erheblich weniger Menschen aufwiegen 303 . Dies könnte mit der anderen und im Vergleich zur Altstadt einkommensschwächeren Sozialstruktur der Vorstadt zu erklären sein. Votivgaben erhielten auch andere Kirchen. Eine besondere Vielfalt beispielsweise aus Wachs, Holz und Eisen ist bei Wallfahrtskirchen nachweisbar, da aus den genannten Materialien häufig Modelle der geheilten Körperteile geformt wurden 304 . In Biberach wie auch in anderen Städten profitierten die Kirchenfabriken von dem Wunsch der Gläubigen, Reliquien zu berühren: Man hat gehabt ain Monstranz mit Sanct Veits Hailthumb, darmit hat man die Leüth bestrichen an Sanct Veitts Tag 305 . Im Freiburger Münster kamen die Kirchenmeister diesem Begehren jeden Samstagabend und jeden Abend vor einem Feiertag nach, indem sie Gläubigen, wenn sie zuvor Geld in den Opferstock geworfen hatten, eine Reliquie zu berühren erlaubten 306 . 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306

Kühne, Ostensio, S. 821-822 mit weiterer Literatur, anders Arens, Liber, S. 211-213, wonach die Sündenstrafen der jeweiligen Person symbolisch aufgewogen werden sollten. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 81. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 137. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 177. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 177, S. 271. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 427. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 205, Gefach 37,2 S. 26, S. 81, S. 411, S. 422, S. 434, S. 447, S. 472, S. 484, Gefach 37,3 S. 6, S. 119, S. 137, S. 139, S. 177, S. 200, S. 226, S. 271, S. 824. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 6. Hierzu ausführlich Janotta, Objektstiftung, S. 115-120, vgl. Wohlhaupter, Kerze, S. 34-35, auch Kühne, Ostensio, S. 821-822, siehe Dormeier, Allmosengefällbuch, S. 24-25. Schilling, Zustände, S. 39; siehe Kroos, Opfer, S. 508, Kühne, Ostensio, S. 822-823. EBA Freiburg Münsterarchiv U 300 f. 117r., siehe Müller, Formen, S. 175-176, Gombert, Münsterschatz, S. 13.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

443

Ablass Dem Gedanken, dass die zeitlichen Sündenstrafen ganz oder teilweise erlassen werden konnten, wurde im Spätmittelalter mehr und mehr Bedeutung eingeräumt. Nicht nur der Umfang, auch die Gesamtzahl der von Päpsten und – eingeschränkt – von Kardinälen verkündeten Ablässe nahm immer weiter zu. Die meisten von ihnen waren für Pfarrkirchen bestimmt, doch kamen ihnen nicht alle zugute 307 . Um einen Nachlass der zeitlichen Sündenstrafen zu erhalten, mussten die Gläubigen entweder besondere Leistungen erbringen oder Geld zahlen. Sie erhielten dann im Allgemeinen 40 Tage Ablass, in seltenen Fällen auch 100 Tage308 . Für die Kirchenmeister waren vor allem Ablässe von Bedeutung, die Geldzahlungen erforderten 309 . Die Kirche oder der Rat der Stadt richteten ein Gesuch an den Papst mit der Bitte um Erteilung eines Ablasses. Im 15. Jahrhundert wurde das Gesuch dann von der Kurie geprüft und gegebenenfalls gegen eine mehr oder weniger hohe Gebühr bewilligt 310 . Die Alternative zu diesem Verfahren bestand in der Verleihung einer Indulgenz durch einen reisenden Kardinal. Für die Geldleistungen der Gläubigen zum Erwerb eines Ablasses wurde in den Kirchen ein eigener Stock aufgestellt, während in seltenen Fällen die Summen direkt eingesammelt wurden, wie Joachim von Pflummern notierte: So hat man dann ahn Kürchweyhen Beckheter [=Opfertafeln] vffgesetzt vnd die Ablasbrüef daher gelegt; so haben dann andöchtig Leüth den Ablass gelösst, ains mit aim pfenning, das ander mit eim haller, oder sendt sonst vil Leüth dahin gangen ohn gelt, nun mit ihrem andöchtigen gebett. 311 In ähnlicher Weise wie in Biberach waren auch in Dresden und in Coburg ab 1485 Stöcke aufgestellt 312 . Weitere Details über das Einsammeln der Ablassgelder sind den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister nicht zu entnehmen. In Hilpoltstein sammelte der Küster die Opfer in einer verschlossenen Büchse 313 .

307 308 309 310 311

312 313

Ingelfinger, Verhältnisse, S. 160-161; zum Elsass insb. Pfleger, Devotionsformen, S. 459460, zu Heilbronn und Hall Rücklin-Teuscher, Volksleben, S. 143-145. Ingelfinger, Verhältnisse, S. 160-161, Piekarek, Ablassbriefe, S. 92; siehe zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 4-13. Siehe hierzu Paulus, Geschichte, Prinz, Ablasswesen, Piekarek, Ablassbriefe, auch Schöller, Organisation, S. 292ff. StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 92r., Haas, Geschichte, S. 771-772; ausführlich zu Köln Neuhausen, Köln, insb. S. 1008-1014. Schilling, Zustände, S. 156, auch Angele, Altbiberach, S. 98, ähnlich in Rößel in Ermland: Matern, Pfarrbuch, S. 63-64; zu den die Ablassstöcke erläuternden Bilder siehe kurz Kapitel IV.1. Zu Coburg siehe Heins, Kulturgeschichtliches, S. 58. Götz, Pfarrbuch, S. 111.

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

444

Für die Kirchenfabriken waren drei Arten von Ablässen von besonderer Bedeutung: Erstens war dies der Bauablass: Gegen die Zahlung einer Geldsumme für den Kirchenbau wurde dem Gläubigen ein Teilerlass seiner Sündenstrafen versprochen, doch konnte ein ähnlicher Ablass erlangt werden, wenn der Gläubige eigenhändig beim Bau der Kirche half314 . Zwar sollte das Geld in den meisten Fällen der Kirche zugute kommen, doch wurden auch Brücken, Dämme oder Straßen und Wege finanziert 315 . Gelegentlich wurde die Zweckbestimmung eingegrenzt, indem beispielsweise zu Spenden für Bücher aufgerufen wurde 316 . Zweitens konnte einen Ablass erwerben, wer eine Wallfahrtskirche besuchte und dem dortigen Heiligen opferte. Drittens waren die so genannten Butterbriefe oder Laktizitätsdispense von Bedeutung: An den Fasten- und Abstinenztagen sollte der Genuss von Fleisch und Milch- und Eierspeisen unterbleiben. Das Verbot konnte mit einem entsprechenden Dispens umgangen werden 317 . Für Wesel konnten, zumindest auf der Grundlage aller bekannten Dokumente, lediglich die beiden erstgenannten Ablassformen erworben werden. Kurze Zeit, nachdem die wundertätige Wirkung des Antoniusbildes bekannt geworden war, wurde St. Nikolaus ein Ablass bewilligt, über den keine Details überliefert sind 318 . Dieser Ablass, der nur am Tag des Heiligen erworben werden konnte, kam dem Bauwerk der Kirche zugute. Er dürfte ein wichtiger Grund gewesen sein, warum der Antoniustag und die Prozession, bei der das Bild des Heiligen gezeigt wurde, zu einem solchen Publikumsmagneten für das Gebiet des Niederrheins wurden. Die Geldsummen, die St. Nikolaus jährlich am Tag des Heiligen zuflossen, waren im Umfang in den meisten Jahren nahezu so groß wie die Hälfte der Gesamteinnahmen von St. Willibrord und reichten in manchen Jahren sogar fast an die Gesamtsumme heran. Welchen Anteil der Ablass daran hatte, lassen die Rechnungsbücher der Kirchenmeister nicht erkennen. Auch St. Willibrord erwarb 1501 einen Ablass, mit dem der Kirchenbau unterstützt werden sollte 319 . Er wurde von den afflaitzheren, also mehreren Ablasspriestern, verkündet, wobei die Gelder in einem eigenen Stock gesammelt wurden. Die verbuchten Einnahmen gingen immer weiter zurück 320 :

314 315 316 317

318 319 320

Jahr

Betrag

1507 1509 1516 1517

117m 1s 9d 73m 9s 47m 8s 14m 11s

Beispiele bei Ingelfinger, Verhältnisse, S. 163. Piekarek, Ablassbriefe, S. 104-105; siehe oben Kapitel III.5. Wismar: Ludwig, St. Georgen, S. 54 und S. 128-129. Siehe Ingelfinger, Verhältnisse, S. 125-126, Piekarek, Ablassbriefe, S. 89, Rücklin-Teuscher, Volksleben, S. 145; ausführlich Lindner, Fastendispensen, S. 1-13, Ettlin, Butterbriefe, insb. S. 43ff. und S. 83ff. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 148, S. 231. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 393. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 720, S. 823, S. 824, Gefach 37,4 S. 547, S. 638.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

445

Gerechnet in Goldgulden stiegen die Einnahmen bis 1509 auf etwas über 30rh. fl. Nach der Münzreform von 1511 betrugen die Einnahmen nur ca. 6rh. fl und sanken damit um über 80%. Es ist nicht klar, warum die Kirchenmeister während der übrigen Jahre keine Einnahmen aus dem Ablass verzeichneten, doch erscheint es möglich, dass sie diese am Jahresende bereits zu den übrigen Einnahmen aus den Stöcken addiert hatten. Die Buchführung der Kirchenmeister verhindert somit eine exakte Bewertung der Bedeutung des Ablasses für die Finanzierung der Weseler Altstadtkirche. Vergleicht man beispielsweise die im Jahr 1507 aus dem Ablass erzielten Einnahmen mit den Summen, die bei der Zurschaustellung des Heiligen Kreuzes oder aus der busse gewonnen wurden, so fand sich nahezu dreimal soviel Geld in der busse, und die Menschen gaben fast doppelt so viel Geld für die Reliquie. Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass ab 1507 ein Ablass von 100 Tagen verkauft wurde 321 . Damit waren die Gewinne aus dem Verkauf von Ablass zwar ein wichtiger, aber kein bedeutender Faktor im Etat der Kirchenfabrik 322 . Im Verlauf des 15. Jahrhundert hatte St. Willibrord durchaus von einem Ablass profitiert, der der Kirche gar nicht zugestanden hatte. Das Konzil von Basel verkündete 1436 einen Ablass, um seinen schwindenden Einnahmen aufzuhelfen 323 . Dieser Ablass wurde auch in Wesel verkündet, doch die Stadt beschloss, die gesammelten Gelder lieber lokal für den Neubau des Kirchturms zu verwenden (an unsen kercktoern vermuert was) 324 . Als das Konzil dann 1438 die ihm zustehenden Gelder einforderte, waren sie bereits verbaut. Es kam zu einem Rechtsstreit, in dessen Verlauf die Stadt nicht nur Boten nach Basel schickte, sondern sich auch an den Herzog von Kleve wandte 325 . Am Ende aber unterlag die Stadt, die dann den Betrag zahlte, da die Kirchenfabrik die geforderte Summe nicht aufbringen konnte 326 . Andernorts erfolgte die Zweckentfremdung von Geldern zugunsten des Kirchenbaus mit Genehmigung der geistlichen Obrigkeit, und so durften in Rostock die für den Türkenkreuzzug gesammelten Gelder für den Bau von St. Marien verwendet werden 327 . In ganz ähnlicher Weise wie in Wesel konnte auch in anderen Kirchen Ablass erworben werden, doch waren längst nicht überall die Kirchenmeister hierfür verantwortlich 328 . Von dem 1516/1517 in St. Martin in Bamberg verkündeten Ablass sind ebenso wenig Details bekannt wie von dem 1519 der Kreuzkirche in

321 322 323 324 325 326 327 328

Prieur, Leiden, S. 26-27. Zusammenfassend Hillmann, ev. Gemeinde Wesel, S. 153, der auch kurz auf den Versuch eingeht, 1523 einen weiteren Ablassbrief in Rom zu erwerben. Paulus, Geschichte III, S. 307, StadtA Wesel A7 1437 f. 67v., auch Gorissen, Regesten IV, S. 169. StadtA Wesel A7 1439 f. 119v., vgl. Gorissen, Regesten IV, S. 180, S. 182, S. 183, S. 186. StadtA Wesel A7 1439 f. 119v. und f. 130v., Gorissen, Regesten IV, S. 186, siehe auch S. 175-176. StadtA Wesel A1/345/47,7 S.84, siehe auch A1/219/5 S. 84. Schnitzler, Rostock, S. 64. Vgl. Pfarr, Pfarrei, S. 263-264.

446

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Dresden gewährten Ablass 329 . Ebenso wie in St. Nikolaus in Wesel konnte auch in Dresden ein spezieller Ablass, der so genannte Johannisablass, erworben werden, der allerdings weniger der Kirche als vielmehr der Brücke galt330 . Sebald Schreyer als Kirchenmeister von St. Sebald in Nürnberg erwirkte für die von ihm errichtete Golgathagruppe einen Ablass von 40 Tagen, doch war bei der Figurengruppe kein Opferstock aufgestellt, so dass die Kirchenfabrik nicht profitieren konnte 331 . Ganz ähnlich wie in Wesel war auch in anderen Städten die Wirkung eines Ablassbriefes von nur beschränkter Dauer und lockte nur vorübergehend die Menschen des Umlandes in die Kirche. Der Kirche St. Maria zu Wertheim wurden daher – nicht zuletzt auf Betreiben von Graf Johann II. von Wertheim – mehrfach und teilweise im Abstand von nur fünf Jahren Bauablässe verliehen 332 . Die besondere Form der Laktizitätsdispense oder der so genannten Butterbriefe konnten die Menschen wohl nur in wenigen – vor allem süddeutschen – Kirchen erwerben 333 . In Bayern wurde 1484 ein allgemeiner Dispens verkündet, wonach diejenigen in der Fastenzeit Milchspeisen zu sich nehmen durften, die in die entsprechenden Stöcke mindestens soviel Geld legten, wie sie an einem Tag für Essen ausgaben. Während ein Viertel für den Bau der Peterskirche bestimmt war, sollten die restlichen drei Viertel für den Kirchenbau in Bayern verwendet werden. Drei Jahre später wurde vom Landesherrn festgelegt, dass die Gelder dem Bau von Unser Lieben Frau in Neumarkt, St. Martin in Landshut und Unserer lieben Frau in Ingolstadt zukommen sollten334 . Auf Grund eines Mandats des Bischofs von Würzburg vom 14.8.1487 wurde der Kreis der Begünstigten ausgedehnt, so dass in dieser Diözese die Gelder nun allen Pfarrkirchenfabriken zugute kommen konnten 335 . In Coburg wurde daher jedes Jahr die milchspeiß in der fasten verkündet, deren Einnahmen zu zwei Dritteln an die Kirche gingen 336 . Vermutlich kam das kirchen potter gelt, das in der Dresdener Kreuzkirche als Gegen-

329

330

331 332

333 334 335 336

Bamberg: PfA Bamberg St. Martin 70.11/1 f. 30v., f. 36r.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1519 o.f., Nr. 74/1519-1520 o.f.; ähnlich auch in Schmallenberg, siehe Groeteken, Schmallenberg, S. 35. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 23r., Nr. 73/1504 f. 9v.; zum Brückenablass siehe Posern-Klett, UB Dresden und Pirna, Nr. 3 S. 2, vgl. ebd., Nr. 21 S. 16-17, Nr. 35 S. 27-28, Richter, Johannisspiel, S. 101 und S. 103-104; siehe ähnlich zur Torgauer Brücke Kirn, Friedrich der Weise, S. 121-122. Ablassbrief ediert bei Caesar, Schreyer, S. 155-156. Engel, Urkundenregesten, 1439: Nr. 213 S. 109, Nr. 214 S. 109, 1441: Nr. 221-223 S. 113114, 1451: Nr. 272 S. 136, 1456: Nr. 292 S. 145, vgl. Aschbach, Geschichte II, Nr. 53 S. 5758. Ausführliche Zusammenstellung der Fastendispensen im Bereich des Bistums Konstanz bei Ettlin, Butterbriefe, S. 43-78. Götz, Pfarrbuch, S. 44-46, Lindner, Fastendispensen, S. 3-9. Talazko, Morizkirche, S. 285 mit Anm. 14. StadtA Coburg R 11/1486 f. 7r., R 11/1492/93 f. 5r., f. 9r, R 11/1494/95 f. 11r., R 11/1495/96 f. 6r., R 11/1496/97 f. 6r., f. 7r., R 11/1498/99 f. 4v., f. 5r., R 11/1499/1500 f. 6r., f. 7r., R 11/1500/01 f. 5v., f. 6r., R 11/1501/02 f. 5r., f. 5v., R 11/1502/03 f. 5r., R 11/1503/04 f. 7v., f. 8r., R 11/1504/05 f. 5r., R 11/1505/06 f. 5r., f. 6r.

VI.1. Regelmäßige Einnahmen

447

leistung für einen Dispens gezahlt wurde, vollständig der Kirchenfabrik zugute 337 . Inwieweit die Kirchenmeister einen Teil der Einnahmen an die Pfarrer weiterleiten mussten, ist unbekannt 338 . Aus den Unterlagen der Kirchenmeister in anderen Städten lässt sich nicht mit Sicherheit entnehmen, an wie vielen Tagen und in welchem Umfang ein Ablass erworben werden konnte. Vielen Kirchen wurde wie St. Martin in Bamberg im Jahr 1466 ein Ablass für die Besucher verliehen, quae reparatione indiget 339 . Dem Freiburger Münster wurde 1478/1479 von Papst Sixtus IV. vollkommener Ablass gleich dem verliehen, der im Jubeljahr 1475 durch eine Pilgerfahrt nach Rom gewonnen werden konnte 340 . Die Gläubigen mussten als Gegenleistung vor sieben Altären des Münsters Gebete verrichten und volbringen den chor und witrung der kilchen, merung [von] kelch, buocher und anderer zierd, sovil als in yeder fuor sin person ein wochen gewonlich verzert 341 . Sicherlich aber gab es in einer großen und reichen Stadt wie Nürnberg erheblich mehr Möglichkeiten, einen Ablassbrief zu erwerben als in einer kleineren Stadt 342 . Wichtige Voraussetzung, um einen finanziellen Nutzen aus einem Ablass zu ziehen, war die Gemeinde zu informieren, wofür beispielsweise die Dresdener und Coburger Kirchenmeister regelmäßig den Prediger bezahlten343 . Die Verkündung allein aber reichte nicht aus, denn die Ablassbulle musste ausgehängt werden 344 . In Dresden ließen die Kirchenmeister eine ablas tofell (...) schreybenn und 337

338 339 340 341 342

343

344

StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 131r., f. 386v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1505 f. 11v., Nr. 73/1509 f. 11r., f. 26r., f. 40r., f. 56r., Nr. 73/1514 f. 72r., Nr. 73/1515 f. 6r., Nr. 73/1504 f. 9v., Nr. 73/1506 o.f., Nr. 73/1507 o.f., Nr. 73/1508 o.f., Nr. 73/1516 f. 2v, Nr. 73/1518 o.f., Nr. 73/1519 o.f., Nr.74 o.f., siehe Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 275-276. Vgl. Schornbaum, Pappenheim, S. 134, Greving, Pfarrbuch, S. 92. Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 75, vgl. Haas, Geschichte, S. 771-773; siehe zu Ulm: Haßler, Urkunden, S. 228-29; Coburg: kurz Heins, Kulturgeschichtliches, S. 53-54. Albert, Papst, S. 36-38 und S. 40-42, zur Erneuerung dieses Ablasses im Jahr 1502 ausführlich Albert, Jubeljahre; siehe auch Kapitel II.3. Albert, Ablassbriefe, S. 42, kurz ders., Albert, Jubeljahre, S. 255, vgl. Gombert, Münsterschatz, S. 12-13. Zusammenfassend Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 726; Sebald Schreyer ließ 1491/92 mehrere Ablassbücher erstellen, vgl. Ruf, Bibliothekskataloge III,3 S. 679-680, siehe auch StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 214 2° sowie ebd. Nr. 169.2° f. 110v.-150r., zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 4-13, vgl. Dormeier, Allmosengefällbuch, S. 24 mit Anm. 49; zu den Ablassbriefen des Baseler Münsters siehe LaRoche, Bauhütte, S. 92-98; in Biberach gab es allerdings laut Joachim von Pflummern vil ablass (Schilling, Zustände, S. 185, auch S. 147, auch Angele, Altbiberach, S. 97). Götz, Pfarrbuch, S. 47; Coburg: StadtA Coburg R 11/1486 f. 7r., R 11/1492/93 f. 5r., R 11/1495/96 f. 6r., R 11/1496/97 f. 6r., R 11/1498/99 f. 5r. , R 11/1499/1500 f. 7r., R 11/1500/01 f. 6r., R 11/1501/02 f. 5v., R 11/1503/04 f. 7v., f. 8r., R 11/1505/06 f. 6r.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1505 f. 11v., f. 43r., Nr. 73/1506 o.f. Die öffentliche Zurschaustellung der Urkunde gefährdete jedoch auch deren Erhalt, so dass aus vielen Städten keine Originale sondern lediglich Kopien überliefert sind, siehe Deinhardt, Dedicationes, S. xi-xii, Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 17 (mit weiterer Literatur), Honemann, Vorformen, S. 7ff.

448

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

gaben iiij gr aus, eine kertze zum ablas toffel an zu bringen 345 . Derartige Schrifttafeln dürften auch zu den übrigen Ablassstöcken gehört haben, auch wenn sie von den Kirchenmeistern nicht ausdrücklich erwähnt wurden346 . Auch gab es in manchen Städten – auf der Grundlage der ausgewerteten Quellen allerdings nicht in den hier untersuchten – einen Zusammenhang zwischen der Schaffung eines neuen Altars oder eines neuen Bildes und der Verleihung eines Ablassbriefes 347 . Je nach Zielsetzung und Charakter des Ablasses mussten die Kirchenmeister einen Teil der Einnahmen an die Kurie weiterleiten348 . In Coburg überwiesen die Kirchenmeister regelmäßig ein Drittel der eingenommenen Summen nach Rom 349 . Außerdem beanspruchten viele Territorialfürsten einen Teil für sich350 . In Wesel erhielten die Kirchenmeister van den afflaits heren vther kisten nur eine unbekannte Summe von den entnommenen Geldern 351 . Die Kirchenfabriken profitierten somit von den spezifischen Formen der spätmittelalterlichen Frömmigkeit, die aber lokal sehr unterschiedlich waren. Praktisch alle Kirchenmeister konnten darauf vertrauen, regelmäßig Einnahmen aus Gebühren für Begräbnisse zu erhalten. Votivgaben wurden nur selten verzeichnet und wurden daher wahrscheinlich auch nur selten gegeben. Auch die Einnahmen aus den meisten Ablässen flossen unregelmäßig und waren insgesamt von eher geringer Bedeutung. Die Relevanz von Ablässen, die nicht unmittelbar den Kirchenfabriken zugute kamen, lässt sich kaum beurteilen352 . Viel spricht dafür, dass die Anzahl der entsprechenden Einnahmen im Verlauf des späten Mittelalters anstieg. Aller Wahrscheinlichkeit nach führte die entsprechende Ablassverleihung zumindest vorübergehend zu einem Anstieg der Besucherzahlen der Kirche, doch ob daraus zusätzliche Einnahmen für die Kirchenfabrik resultierten, lässt sich den Unterlagen der Kirchenmeister nicht entnehmen. Anders war es bei Bauablässen, die zur Steigerung der Attraktivität des Bauwerks vor und bei Beginn von Arbeiten beitrugen. Dabei wurden Bevölkerungsschichten angesprochen, die sonst nur wenig Geld für die Kirche geben konnten oder die außerhalb der Stadt wohnten, 345 346 347 348

349

350 351 352

StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 331r. Zu Ablasstafeln kurz Deinhardt, Dedicationes, S. x-xi, Boockmann, Schrifttafeln, S. 213-214. Dünninger, Gnad und Ablass, S. 431-432. Nach Paulus, Ablass III, S. 383-385, beanspruchte die Kurie die Abführung von einem Drittel bis zur Hälfte der Einnahmen; zu den Auseinandersetzungen über die abzuführenden Gelder aus dem Freiburger Ablass von 1478/79 Albert, Papst, S. 39-40, zum Jahr 1502 ders., Jubeljahre, S. 263ff., ausführlich Göller, Kirchenablässe, insb. S. 60-68. StadtA Coburg R 11/1492/93 f. 9r, R 11/1494/95 f. 11r., R 11/1499/1500 f. 6r., R 11/1500/01 f. 5v., R 11/1501/02 f. 5r., R 11/1502/03 f. 5r., R 11/1504/05 f. 5r., siehe Heins, Kulturgeschichtliches, S. 60, auch Talazko, Morizkirche, S. 285 mit Anm. 14, der jedoch den Widerspruch nicht aufklärt, warum im Mandat des Bischofs von Bamberg gefordert worden war, dass ein Viertel der eingenommenen Gelder nach Rom überwiesen werden sollten, während die Kirchenmeister tatsächlich ein Drittel abzogen. Dersch, Territorium, S. 32, vgl. Paulus, Ablass III, S. 389-390, Hashagen, Ablasspolitik, insb. S. 18-19. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 638. Anders beispielsweise bei Trüdinger, Georgskirche, S. 146.

VI.2. Besondere Einnahmen

449

wobei St. Willibrord in Wesel und das benachbarte Stift St. Viktor in Xanten Konkurrenten waren 353 . Die – insbesondere in Süddeutschland verbreiteten – Laktizitätsdispense versprachen regelmäßige Einnahmen. Auch wenn die Coburger Kirchenmeister aus ihnen teilweise 10 % der Gesamteinnahmen erzielen konnten, so sollte ihre Bedeutung für die übrigen Kirchenfabriken nicht überschätzt werden 354 . Insgesamt zog St. Willibrord in Wesel zu Beginn des 16. Jahrhunderts keine großen Gewinne aus dem Ablass. Etwas anders war es bei St. Nikolaus in Wesel und bei der Kreuzkirche in Dresden, wo Ereignisse von überregionaler Bedeutung – das Wunder des Antoniusbildes und das Brückenfest am Johannistag – durch die Verleihung von Ablässen noch gesteigert wurden. Beide Kirchen profitierten in erheblichem Maß von den Ablässen, doch lassen sich Ursache und Wirkung kaum auseinander halten. Die Bedeutung eines Ablasses für die Finanzen einer Pfarrkirche lässt sich folglich nur im Einzelfall bestimmen355 . VI.2. BESONDERE EINNAHMEN VI.2.1. Schenkungen Schenkungen der Gemeinde machten einen nicht zu unterschätzenden Teil der Kircheneinnahmen aus. Die Kirchenmeister konnten sich allerdings nicht darauf verlassen, regelmäßig Schenkungen entgegennehmen zu können. Zugleich erhielten sie sehr häufig Sachgegenstände, die sie verkaufen mussten. Insgesamt sind drei verschiedene Schenkungsformen zu unterscheiden: Manche Gegenstände konnten in der Kirche verwendet werden. Kleidungsstücke und Naturalien konnten die Kirchenmeister nur in den seltensten Fällen direkt gebrauchen; meistens wurden sie verkauft, da ihnen Bargeld sicherlich am meisten half356 . In vielen Fällen erhielt die Kirchenfabrik Kleidung. In erster Linie handelte es sich um rochke, um houken oder tabbort, also lange Mäntel mit und ohne Kapuzen, doch wurden auch ransen, also Kopftücher gespendet 357 . Auch andere Kleidungsstücke wie beispielsweise ein Wams oder twee siluer knoipen gingen durch 353 354 355 356

357

Zur Bevölkerung im Weseler Umland Becker, Land, S. 108ff., siehe auch Heggeler, Zug, S. ix-x, vgl. Beissel, Bauführung II, S. 27-29. Siehe StadtA Coburg R 11/1487 f. 5r. und R11/1490/91 f. 5r.-5v. Piekarek, Ablassbriefe, S. 108. Siehe kurz Schöller, Organisation, S. 327-328; vgl. Jaritz, Seelenheil, S. 66-67, der auf der Grundlage der Stiftungen und Schenkungen an das Stift Nonnberg zu dem Ergebnis kommt, dass nur ca. 15% der Zuwendungen aus reinen Geldzuwendungen bestanden, während die übrigen Sachzuwendungen umfassten. rochke: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 24, S. 199, S. 205, S. 219, Gefach 37,3 S. 143, houken/tabbort mit Kapuzen: Gefach 37,1 S. 219, S. 289, S. 406, Gefach 37,3 S. 167, ohne Kapuzen: Gefach 37,1 S. 24, S. 77, S. 131, S. 199, S. 205, S. 218, S. 219, S. 225, S. 278, Gefach 37,2 S. 142, S. 148, S. 155, S. 176, S. 191, S. 213, S. 236, Gefach 37,3 S. 143, S. 167, S. 173, S. 831, ransen: Gefach 37,1 S. 58, S. 77, S. 94, S. 205, S. 206, S. 218, S. 219, Gefach 37,2 S. 383, Gefach 37,3 S. 119.

450

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

die Hände der Kirchenmeister 358 . In seltenen Fällen wurden die Farben der Kleider angegeben, und manchmal setzten die Kirchenmeister auch weitere Adjektive hinzu, dass sie beispielsweise eyn alde hoyke verkauft hatten 359 . Auch diverse Haushaltsgegenstände mussten verkauft werden: Dies reichte von kannen, schottelen, potte, kettele über Decken bis hin zu Luxusgegenständen wie eyn ailde pelss deecken und einem trysoir, also einem Schatzkästlein 360 . Aus dem Beginenhaus wurden 1503 beispielsweise ein ailde kusß (Kissen) ind eyn broitschap (Bettgestell) verkauft 361 . Selten wurden dagegen Schmuckstücke wie eine silueren spenneken (silberne Spange) an die Kirche gegeben, gelegentlich aber Paternoster, die manches Mal aus Korallen gefertigt waren 362 . Nicht immer mussten sich die Kirchenmeister um Abnehmer kümmern, denn zahlreiche Schenkungen wurden, wenn es sich um einen Todesfall handelte, von den Hinterbliebenen zurückgekauft 363 . Manche Gegenstände führten die Kirchenmeister direkt dem Gebrauch in der Kirche zu. In Weissenburg wurden mehrfach Altartücher gespendet364 . Auch eyn schoen alter dwell (Handtuch) konnte in der Kirche gebraucht werden365 . Das gleiche galt für Becher und Teller, doch kam dies nach Ausweis der Kirchenrechnungen nur selten vor 366 . Andere Gegenstände, die im Rahmen der Messen benötigt wurden, wurden nicht verbucht. Vielfach schenkten die Menschen der Kirche Gegenstände, denen eine besondere Funktion zukam: In vielen Kirchen wie beispielsweise in St. Nikolaus und im Beinhaus von St. Willibrord hingen Ewige Lichter, also Öllampen, die der Kirchenfabrik geschenkt worden waren367 . Im Fall der in St. Nikolaus aufgehängten Lampe mussten die Kirchenmeister noch einen Bügel zur Befestigung in Auftrag geben 368 . Ein besonderes Geschenk machte 1514 Luyken van Offenberge der Kirche St. Willibrord, als er sein Haus an den groten kerckhoff der Kirche mit der Auflage übereignete, dass dort ein beenhuyss gebaut werden sollte369 . In vielen Kirchen, wahrscheinlich auch in beiden Weseler Pfarrkirchen, waren die Glasfenster von einzelnen Familien oder von Bruder-

358 359 360

361 362

363 364 365 366 367 368 369

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 219, Gefach 37,4 S. 292. Farben: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 199, eyn alde hoyke: Gefach 37,3 S. 143. kannen schottelen potte kettele: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 122, Gefach 37,2 S. 142, Gefach 37,3 S. 167, S. 599, S. 826, Decken: Gefach 37,1 S. 58, eyn ailde pelss deecken: Gefach 37,3 S. 434, vgl. auch Gefach 37,1 S. 278, Gefach 37,3 S. 167, trysoir: Gefach 37,3 S. 167. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 494. Schmuckstücke: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 4, S. 43, S. 50, S. 111, S. 164, Gefach 37,4 S. 818, Paternoster: Gefach 37,1 S. 4, S. 12, S. 58, S. 131, S. 164, S. 169, S. 219, S. 235, Gefach 37,2 S. 155; allgemein hierzu Kroos, Opfer, S. 515-516. Zu Freiburg siehe ausführlich Schadek, Bürgerschaft, S. 111, vgl. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 7r.-7v. StadtA Weissenburg B 128/11 1473 o.f., B 128/11 1475 o.f. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 467. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 3r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 725. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 325. AEK Wesel 26,4 S. 121-122.

VI.2. Besondere Einnahmen

451

schaften finanziert 370 . In Nürnberg erhielt die Kirchenfabrik vereinzelt Bücher371 . Die Kirchenmeister verzeichneten viele Zuwendungen wie Ornate, Kaseln, Chorröcke und Manipel häufig nur in ihren Amts- und nicht in ihren Rechnungsbüchern 372 . Ausnahmen kamen vor, wenn zusätzliche Ausgaben nötig wurden: Beispielsweise mussten die Kirchenmeister das mysgeweyde, dat Arnt Loensen in die kercke gaff, erst noch wijen lassen 373 . In Freiburg wurden wiederholt gespendete Mäntel und Tücher zu Messgewändern umgearbeitet 374 . Im Zusammenhang mit den gespendeten Kleidungsstücken verzeichneten die Weseler Kirchenmeister auch eine ganze Reihe von Rüstungen und Waffen 375 . Wiederholt erhielten sie panser, vermutlich Brustpanzer, in einem Fall aber auch 1 yseren hoet vnde vor 1 borst vnde 1 honskogel vnde 1 kraghe und 1519 einen ganzen harnyß, die sie jeweils verkauften 376 . In anderen Städten wurden derartige Gegenstände nicht an die Kirche gegeben, was sich mit der Tatsache erklären lässt, dass Wesel ein regionales Zentrum der Harnischproduktion war. Auch um den Verkauf von geschenkten Armbrüsten samt Zubehör mussten sich die Kirchenmeister der beiden Weseler Pfarrkirchen kümmern 377 . Außerhalb Wesels lassen sich Waffenspenden nur noch in Koblenz und in Rostock finden 378 . In allen Kirchen nahm die Anzahl der Geldspenden im Verlauf des 15. Jahrhunderts zu 379 : Immer wieder hielten die Kirchenmeister in ihren Rechnungsbüchern etwa fest, dass eyn vrou 18s in die kerck ghegeuen hatte 380 . Dabei wurden manchmal beachtliche Beträge gespendet: eyn Junfer heft sunt Wilbrord gegeuen 5 gulden current facit 20 m 381 . Allerdings notierten die Kirchenmeister bei solchen Spenden nur selten die Namen der Donatoren, was im Wesentlichen mit der Art der Buchführung zu begründen sein dürfte 382 . Die Schreiber konnten die Namen nur in das Rechnungsbuch eintragen, wenn die Kirchenmeister ihn notiert hatten, doch diese kannten ihn manches Mal gar nicht, da das Geld von dritten überbracht wurde: vntfangen van Geirtgen van Xancten van wegen eynre vrouwe in sunte Johans gasthuyß tot vollenst ther tymmeringe, facit 8m 383 oder auch: Item vntfangen vur eyn halter, den gefonden wardt an der bruggen, gailt 3

370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383

Schwarz, Fensterstiftungen, S. 109. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 102v. Vgl. oben Kapitel IV.3. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 10. Beispiele bei Schadek, Bürgerschaft, S. 110 Ähnliches die Xantener Kirchenmeister: Beissel, Geldwerth, S. 17-18. panser: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 21, S. 83, Gefach 37,2 S. 136, 1 yseren hoet vnde vor 1 borst vnde 1 honskogel vnde 1 kraghe: Gefach 37,1 S. 4, S. 304, harnyß: Gefach 37,4 S. 820. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 144, S. 172, Gefach 33,2 S. 187, S. 192. Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 4 f. 16v.; Rostock: StadtA Rostock 1.1.18.2.4., siehe zu Gotha Heß, Bau, S. 111-112. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 138. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 205, Gefach 37,3 S. 110. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 143. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 92. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 828.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

albus current 384 . Besondere Spenden wie beispielsweise vom Grafen von Kleve im Jahr 1407 wurden dagegen separat verzeichnet 385 . Auch Einträge wie der folgende wurden verzeichnet: Item vntfangen van eyn frouw 23 albus, die zy gefonden had 386 . Ein erheblicher Teil der Schenkungen für St. Willibrord kam von Beginen der Stadt 387 . Die Gründe, warum Mitglieder der Gemeinde ebenso wie Fremde einer Kirche Geld oder Gegenstände schenkten, wurden von den Kirchenmeistern kaum in ihre Rechnungsbücher eingetragen 388 . Sie verbuchten nur selten Geldzuwendungen für einzelne Vorhaben wie den Kirchturm oder eine neue Uhr 389 . Nur gelegentlich lagen die Gründe auf der Hand wie 1485 in St. Nikolaus in Wesel: Item hyr is eyn fremd man gestorven ind hevet uns i dell seints gelts gegeven 390 . Insgesamt übten die beiden Weseler Kirchen eine erhebliche Anziehungskraft auf die innerhalb wie außerhalb der Stadt wohnenden Menschen aus. Dies zeigt sich ganz besonders in den Jahren ab 1498, als mit dem Beginn des Erweiterungsbaus die Anzahl von Bargeldspenden sehr stark anstieg 391 . Die Kirchenmeister notierten die Spenden teilweise in einer eigenen Kategorie Vpboeren van gemeyn gauen die der kercken tot vollenst ther tymmerynge gegeuen synt 392 . Die dabei erzielten Summen waren teilweise sehr hoch. Das Spendenaufkommen bei St. Nikolaus auf der Mathena war mit dem von St. Willibrord vergleichbar 393 . Auch die Kirchenmeister von St. Nikolaus mussten Kleidungsstücke oder Paternoster verkaufen, doch waren es im Vergleich zu St. Willibrord wesentlich weniger 394 . Dafür erhielt die Vorstadtkirche zumindest während des zweiten Drittels des 15. Jahrhunderts mehr Bargeld als St. Willibrord 395 . Die soziale Spannbreite der Geber scheint etwas geringer gewesen zu sein als bei St. Willibrord, was sich mit der anderen sozialen Struktur der Vorstadt erklären lässt, die sich erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts änderte 396 . Außerdem muss berücksichtigt werden, dass an St. Nikolaus während des gesamten 15. Jahrhunderts gebaut wurde, was die Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder sicherlich gefördert hat 397 .

384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 821. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 58. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 639, ähnlich Gefach 37,3 S. 598. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 664; siehe oben Kapitel V.6. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 128r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 6. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 285. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 202, S. 226, S. 353, S. 354, S. 432, S. 827, S. 830. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 352-354, S. 431-433, S. 493, S. 494, S. 549, S. 598, S. 663, S. 723-725, S. 826-S. 829, Gefach 37,4 S. 547. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 26, S. 32, S. 611, S. 591, Gefach 37,2 S. 447. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 68, S. 94, S. 115. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 83, S. 92, S. 106, S. 114, S. 174, S. 321, Gefach 37,2 S. 296, Gefach 37,3 S. 6. Vgl. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 285 mit S.322 und S.366. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 6, Gefach 33,3 S. 18.

VI.2. Besondere Einnahmen

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Die Bedeutung des Spendenaufkommens unterlag großen Schwankungen. Spitzenwerte wie im Jahr 1412, als der Anteil des Spendenaufkommens bei über 70% der Gesamteinnahmen von St. Willibrord lag, lassen sich durch die Buchführung der Kirchenmeister erklären, die in dem entsprechenden Konto Einnahmen aus dem Verkauf von Renten zusammen mit Schenkungen verbuchten 398 . In der überwiegenden Mehrzahl der Jahre verbuchten sie die Schenkungen auf keinem eigenen Konto, so dass die Entwicklung nur eingeschränkt beurteilt werden kann. Insgesamt nahm sowohl die Höhe als auch die Bedeutung der Schenkungen im Verlauf des 15. Jahrhunderts ab. Erst mit dem Beginn der Bautätigkeit im 16. Jahrhundert stieg sie wieder an. Auch in anderen Städten verbuchten die Kirchenmeister Zuwendungen in nennenswertem Umfang. Dabei handelte es sich vorwiegend um Kleider, deren Verkaufserlös nur summarisch festgehalten wurde 399 . Lediglich einzelne Spender wie den Stadtschreiber und den Spitalmeister führten beispielsweise die Coburger und Wertheimer Kirchenmeister namentlich in ihren Rechnungsbüchern auf400 . In seltenen Fällen wurde sogar der Käufer – in diesem Fall der Küster – wie 1498 in Windsheim notiert 401 . In einer ganzen Reihe von Städten wie beispielsweise im Elsass hatte der Rat beschlossen, dass das beste Kleidungsstück eines Bewohners der Stadt bei seinem Tod an die Kirchenfabrik zu geben war402 . Zu den gespendeten Gegenständen gehörten in Bamberg Knöpfe und in Koblenz Kopftücher und Gürtel 403 . Viele Kirchenmeister im Reich nahmen Paternoster entgegen 404 . Teilweise wurden auch Teilbeträge beispielsweise für ein neues Ornat gespendet 405 . 398 399

400

401 402

403 404 405

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 111-112. Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 47r.; Braunschweig: StadtA Braunschweig F I 4/H. 1 f. 4r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 3r., R 11/1482 f. 5r., R 11/1483 f. 5r.-5v., f. 6r.-6v., R 11/1484 f. 4r., f. 5v., R 11/1485 f. 4v., R 11/1486 f. 4v., R 11/1487 f. 4r.-5r., R 11/1490/91 f. 4r.-4v., R 11/1493/94 f. 5r., R 11/1495/96 f. 4r.4v., R 11/1496/97 f. 4r., R 11/1502/03 f. 4r., siehe auch Talazko, Morizkirche, S. 287-288; Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 63r., b 36 f. 84r.; Ellwangen: StA Lugwigsburg B 384/10664 f. 4v.; Freiburg: StadtA Freiburg E 1 B II a 1 Nr. 1 f. 1r.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 7v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 2r.; Straßburg: StadtA Straßburg UFW 43 (16) f. 2v.; Ulm: StadtA Ulm A 6892 f. 5r., A 6893 f. 4r., A 6904 f. 102r., A 6905 f. 97v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 2r., f. 2v., 1481-1482 f. 2r., 1485-1486 f. 3r., 1500-1501 f. 2r., 1510 f. 2r., 1514-1515 f. 2v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 17r., f. 53r., f. 126r., G 38 f. 17r., f. 152r. Coburg: StadtA Coburg R 11/1484 f. 4v., R 11/1488 f. 4v., R 11/1489 f. 4r.-5r.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 2v., 1482-1483 f. 1v., 1499-1500 f. 2r., 1514-1515 f. 2r. StadtA Windsheim G 38 f. 87v. Ausführlich Pfleger, Untersuchungen III, S. 109-110; in Hamburg musste der „Zehnte Pfennig“ aus dem Nachlass eines Verstorbenen an die Stadtkasse abgeführt werden, siehe Mittag, Struktur, S. 52; siehe zur Kurmut oben Kapitel VI.1.2. Bamberg: StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 5r.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 20v., f. 27r., f. 27v., f. 44v., f. 58r., Heft 3 f. 54r. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 7v., f. 27v., f. 58r., siehe zu Freiburg Gombert, Münsterschatz, S. 31-32. StadtA Coburg R 11/1490/91 f. 4r. und StadtA Coburg R 11/1491/92 f. 4r.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

dass die Kirche auch durchaus Dinge erhielt, die von nur geringem Wert waren, machten die Rothenburger Kirchenmeister mit ihrem Eintrag gelost aus altem plunder deutlich 406 . Detaillierte Angaben hielt vor allem Sebald Schreyer fest: Item verkaufft ein prawn seiden zenndel so unter doctor Sebolt Mulner schauben gewesen ist unnd sein vormund Sant Sebolt zu meßgewanten gegeben haben unnd hab darfur empfangen am pfintztag nach Valentini 6lb unnd davon zu unterkufft gegebem 10d rest – 5lb 20d 407 . Wie bei St. Willibrord so ist auch beispielsweise in Bamberg keine eindeutige Trennung zwischen den freiwilligen Spenden und dem Besthaupt möglich, vielmehr verbuchten viele Kirchenmeister rechtlich unterschiedliche Einnahmen auf demselben Konto 408 . Sie verzeichneten in einer ganze Reihe von Fällen, dass ein mantel (...) auf die par gelegt wurde, in seltenen Fällen waren es Paternoster 409 . In Rothenburg erhielten sie wiederholt Schleier 410 . In den meisten Städten nahm die Anzahl der Barzuwendungen im Verlauf des 15. Jahrhunderts zu, nicht aber ihre Höhe. In beiden Bamberger Pfarrkirchen zeigte sich dies, als um Spenden für die neue Orgel oder für die neue Glocke gebeten wurde 411 . Diese Entwicklung lässt sich auch in Bielefeld und Dresden feststellen 412 . Wie in Wesel scheinen sich auch andernorts Gemeindemitglieder Gegenstände wie beispielsweise die Monstranz ausgesucht zu haben, für die sie spendeten 413 . Die Rothenburger Kirchenmeister hielten fest, dass sie Gelder an den baw durch gott erhalten hatten 414 . dass den Kirchenmeistern in manchen Fällen die Herkunft der Geldzuwendungen nicht bekannt sein konnte, zeigt ein Eintrag aus Koblenz, wo das Geld zunächst dem lesemeister, dann dem prediger und erst dann dem Kirchenmeister gegeben wurde 415 . In St. Sebald in Nürnberg dagegen nahm der Küster manche Spenden entgegen und leitete sie dann weiter 416 . Auch wenn die Kirchenmeister vielfach Bargeldeinnahmen ohne weiteren Kommentar und nur unter Nennung des Namens verbuchten, so lassen sich in seltenen Fällen Gegenleistungen nachweisen. Sebald Schreyer in Nürnberg schenkte seiner Pfarrkirche im Jahr 1488, also einige Jahre bevor er selbst Kirchenmeister wurde, ein Messgewand aus gelbem Samt und drückte damit seine Dankbarkeit für die Bewilligung eines eigenen Kirchenstuhls aus. Später nahm er das Gewand 406 407 408 409 410 411 412

413 414 415 416

StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 28r.; vgl. Ellwangen: StA Lugwigsburg B 384/10664 f. 5r., B 384/10665 f. 4v. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 95r., f. 102r., f. 106v., f. 126v. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1492/93 f. 3r. mantel: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 3r.; Paternoster: Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 4r. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 42r. PfA Bamberg Obere Pfarre Orgelwerk 1495 f. 2r.-4r., Obere Pfarre Pflegerrechnung 1494/95 f. 5r.; PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 3r.-3v., Nr. 70.01/A9 f. 1v. Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 12r., f. 14r.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 7r., Nr. 73/1504 f. 12v., Nr. 73/1514 f. 73v.-74r. StadtA Coburg R 11/1492/93 f. 5r.; PfA Bamberg St. Martin 70.01/21 f. 6v. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 2v., f. 42r., f. 106v., f. 108r. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 26v. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 89v.

VI.2. Besondere Einnahmen

455

mit Zustimmung des amtierenden Kirchenmeisters wieder zurück und schenkte dann 1492 der Kirche während seiner Amtszeit einen kompletten Ornat im Wert von über 168 Gulden 417 . In Dresden ließen die Kirchenmeister die Schlusssteine der 1498 neu errichteten Gewölbe mit den Wappen der wichtigsten Zuwender der Kreuzkirche verzieren 418 . Insgesamt waren die Schenkungen ebenso wie die Zustiftungen von großer Bedeutung für besondere Vorhaben der Kirchenfabriken. Neue Altäre, Orgeln und Glocken wurden wesentlich durch Schenkungen finanziert. Ihr Umfang und ihre Relevanz lässt sich aber nur selten den Rechnungsbüchern vollständig entnehmen, wie die Beispiele des neuen Katharinenaltars in Windsheim und der neuen Orgel der Oberen Pfarre in Bamberg zeigen 419 . Eine soziale Differenzierung der Spender ist angesichts der Qualität der Buchungseinträge kaum möglich420 . Allerdings wurde in allen Städten nur selten festgehalten, dass arme Menschen etwas spendeten 421 . Zwar gab in Bamberg beispielsweise die frau des alten Stadtschreibers Geld an St. Martin, doch wenn die Kirchenmeister Namen nannten, waren es in erster Linie die der begüterten Bürger 422 . Auch Insassen des Heilig-Geist-Spitals in Wesel dürften zu den Wohlhabenden der Stadt gehört haben 423 . Erkennbar wird jedoch ein Unterschied zwischen kleinen Städten, die in erster Linie regionale Bedeutung hatten, und Städten von internationalem Rang. Während beispielsweise die Koblenzer Kirchenmeister 1476 den alten rentzen eyner dorff frauen verkauften, in Siegen selbst Ringe im Wert von wenigen Schillingen oder in Ellwangen ein kalb und ein stierlin gespendet wurden, so waren dies Zuwendungen, die in Nürnberg und Ulm bedeutungslos waren 424 . Zugleich waren die Summen in Nürnberg als internationalem Wirtschaftszentrum höher als in vielen anderen Orten. Reichsstädte wie Rothenburg konnten im Vergleich zu kleinen Orten oder norddeutschen Städten wesentlich eher darauf hoffen, dass beispielsweise die margraffin durch gott am bau i fl gab, ein Kardinal Geld spendete oder Kaiser Friedrich III. bei seinem Besuch in der Stadt Goldmünzen schenkte 425 .

417 418 419 420

421 422 423 424 425

Gümbel, Stiftungen, S. 106-110, vgl. ders., Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 23 mit Anm. 2, auch Caesar, Schreyer, S. 156-158. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 280 mit Anm. 1. Windsheim: Habenicht, Holzsichtig, S. 153-154 und S. 157; Bamberg: PFA Bamberg Obere Pfarre Orgelrechnung f. 2r.-f. 3v.; zum Begriff der Zustiftung Lusiardi, Stiftung, S. 55. Anders beispielsweise in Nördlingen, wo die Kirchenmeister sämtliche Schenkungen und Stiftungen in einem eigenen Verzeichnis dokumentierten, siehe Stark, Wohltätigkeit, S. 32ff, vgl. Trüdinger, Georgskirche, S. 145-146. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 108r. frau des alten Stadtschreibers: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/6 f. 3r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 598, S. 828. Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 27r.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1472/73 f. 6v., f. 7r.; Ellwangen: StA Lugwigsburg B 384/10664 f. 6r. margraffin: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 2v.; Kardinal: R. 362 f. 132v.; Kaiser Friedrich III.: R. 362 f. 70r., siehe auch oben Kapitel II.3.

456

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Alle bislang genannten Zuwendungen an die Kirche geschahen erkennbar freiwillig und ohne Zutun der Kirchenmeister. Diese konnten jedoch auch zu Schenkungen aufrufen oder gezielt um solche bitten, wenn es sich um größere Vorhaben der Kirchenfabrik handelte. Die Formen, mit denen das geschah, glichen denen, mit denen sonst regelmäßige Einnahmen erzielt wurden. Dabei baten die Kirchenmeister im Allgemeinen für langfristig geplante Vorhaben. Die Kirchenmeister von St. Willibrord verzeichneten daher in den Jahren 1401: Dyt siin dy beden: 34s in der stat totter klocken 426 . Drei Jahre später hielten sie fest: 5m in der Stat ghebeden totter klocken 427 . Im Jahr 1492 wandten sich die Kirchenmeister der Vorstadtkirche an die Gemeinde: Item her Johan Kappellaen op der matena had myt eyn deell kerspels luyden om gegaen in den iair van xc und hadn gebeden tot der clocken und onß auer geleuert an geld xxvij guld iij alb maken i(c) ix mark 428 . Wahrscheinlich hatten die Kirchenmeister lediglich die Bewohner der Mathena um Geld gebeten. Sieben Jahre später wurde noch einmal für die Glocken gesammelt, doch diesmal in der stat ind in den kerspel van de Matena, so dass nun 277m 9s 4d erzielt wurden 429 . Zusätzlich waren die Kirchenmeister in den Jahren 1493 und 1494 sowohl in der Stadt als auch in den Vorstädten für den Neubau der Orgel von St. Nikolaus umhergegangen 430 . Im Jahr 1515 wurde dann noch einmal tot vollenst den orgell um Geld gebeten 431 . Im Gegensatz zu diesen langfristigen Vorhaben versuchten die Kirchenmeister auch kurzfristige Ausgaben durch Spenden zu decken: Als die Figur des Hl. Willibrord während der Prozession 1464 von der Bahre gefallen war, wurde in der Kirche um Spenden für die Restaurierung und Vergoldung gebeten 432 . Für eine neue Glocke wurde in St. Nikolaus wahrscheinlich 1489 ein eigener Stock aufgestellt 433 . Ganz ähnlich wie in Wesel ließen die Kirchenmeister von St. Martin in Bamberg im Jahr 1505 einen besonderen Stock beschlagen, der dann rot angestrichen und mit einer Orgel bemalt wurde 434 . Auf die gleiche Art bat man in Dresden für eine neue Glocke (erbeten und gegeben in die kestleyn, so an die thoren der kirchenn gesatzt worden sint) 435 . Auch in anderen Städten wurden gezielt Spenden erhoben: In Siegen wurde die Bevölkerung in den Jahren 1488/1489 und 1504/1505 um Geld für die Glocken und für den Kirchenbau gebeten, und dasselbe erfolgte 1481 in Coburg zugunsten einer neuen Glocke436 . In der Oberen Pfarre 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 3. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 31. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 433. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 632. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 459, S. 489. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 224. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 191. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 433. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/6 f. 5r.-5v. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1504 f. 121v., Nr. 73/1514 f. 73v.-74r. Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1488/89 f. 18v., 1504/05 f. 0r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 2r., R 11/1482 f. 4r.

VI.2. Besondere Einnahmen

457

in Bamberg wurde 1495 für die neue Orgel gesammelt, und in Nürnberg sollte mit gespendeten Geldern der Sebaldusschrein erneuert werden 437 . Mancherorts bezahlten die Kirchenmeister auch den Prediger, dass er verkundiget der glocken halben zu machen und die lewt darzu vermant 438 . In Dresden, Siegen und Koblenz bemühte man sich, die Beschlüsse zur Erweiterung der Kirche, zur Beschaffung einer neuen Glocke und zum Bau der Orgel durch den Prediger oder Kaplan allgemein bekannt zu machen 439 . In Dresden verkündete der Prediger 1495 sogar, dass die Kirchenmeister durch die Stadt gehen und um Spenden bitten würden 440 . Es waren somit Kirchen aller Größen, die für besondere Vorhaben die Gemeinde um zusätzliche Spenden baten. Teilweise wurden beträchtliche Summen erzielt, doch handelte es sich stets um einmalige und nicht um regelmäßige Einnahmen. Nur sehr selten waren die Kirchenfabriken über den eigenen Pfarrsprengel hinaus tätig 441 . Anders war es beispielsweise beim Xantener Stift, das 1487 rund 4900 Ablassbullen drucken und in den benachbarten Städten, darunter auch Wesel, vertreiben ließ 442 . Die Kirchenmeister von St. Georg in Wismar baten 1464 den Lübecker Rat um Erlaubnis, in Lübeck für den Bau ihrer Kirche sammeln zu dürfen 443 . Überregional bekannt waren dagegen Bischofskirchen, und so baten beispielsweise die Kirchenmeister des Bremer Domes die Bischöfe von Lübeck, Ratzeburg und Schwerin im Namen des Bremer Erzbischofs um almiss unde hulpe, um die Baulasten bewältigen zu können 444 . VI.2.2. Testamente und Stiftungen Testamente und Stiftungen waren sorgfältig geplante Rechtshandlungen. Während in Testamenten Verfügungen unterschiedlicher Art festgelegt wurden, enthielten Stiftungen im Allgemeinen komplexe Vereinbarungen zwischen dem oder den Stiftern auf der einen und den Kirchenmeistern sowie dem Rat der Stadt auf der 437 438 439

440 441 442 443 444

Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Orgelwerk 1495 f. 2r.-f. 3v.; Nürnberg: ausführlich Caesar, Schreyer, S. 98 und S. 146-149. StadtA Coburg R 11/1481 f. 6v. Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 338v., f. 369r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden, Nr. 73/1500 o.f., Nr. 73/1505 f. 43r.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 40r.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1488/89 f. 18v., 1504/05 f. 0r.; siehe auch Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/6 f. 5v.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 6v. StadtA Dresden A XV b 21 f. 338v. Dinzelbacher, Handbuch S. 300. Rotthoff, Organisation, S. 15. Ludwig, St. Georgen, S. 54 und S. 129. Klink, Hemeling, S. 104-105; zu diesem Verfahren ausführlich Schöller, Organisation, S. 298-307, der eine ausführliche Liste der im Verlauf des 13. Jahrhunderts nachweisbaren regionalen und überregionalen Gesuche um Finanzierungshilfe von Stifts-, hauptsächlich Bischofskirchen zusammengestellt hat.

458

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

anderen Seite. Für die Besitzübertragung wurden Gegenleistungen vereinbart. Stiftungen konnten testamentarisch verfügt werden, doch waren sie im Allgemeinen zuvor ausgehandelt worden. Im Folgenden geht es um die Bedeutung der Testamente und Stiftungen im Verhältnis zu den Gesamteinnahmen der Kirchenfabrik, wobei analysiert wird, von welchen äußeren Umständen diese besonderen Einnahmen abhängig waren. Darüber hinaus wird der Umfang der Stiftungen im Verhältnis zum Gesamthaushalt der Kirche bewertet. Testamente In Testamenten wurden, abgesehen von Bestimmungen über Immobilien, vor allem Sach- und Barspenden verfügt. In vielen Fällen notierten die Weseler Kirchenmeister die Einnahmen aus Testamenten auf einem gemeinsamen Konto zusammen mit den Schenkungen sowie den Abgaben der Hörigen. Zwischen ihnen zu unterscheiden ist nur möglich, wenn die Kirchenmeister entsprechende Angaben notierten, was jedoch erst seit dem Jahr 1465 geschah. In nahezu allen Fällen erhielt die Kirche von den Testamentsvollstreckern Geld, nur selten dagegen Kleidungsstücke 445 . Häufig führten Witwen die letzten Wünsche ihrer Männer aus: Item vntfangen van vrouw Colners 41 stuuer die oir selige man der kercken besath heifft, facit 8m 2s 5d 446 . In vielen Städten mussten alle Testamente dem Rat der Stadt vorgelegt werden, der die Rechtmäßigkeit prüfte. Dies galt noch mehr für Stiftungen, da manche das soziale Gefüge der Stadt tangierten. Es lässt sich nicht ermitteln, ob auch dem Weseler Rat alle Testamente vorgelegt werden mussten, doch beriet der Rat allein im Jahr 1466 mehrfach über Testamente 447 . Im Jahr 1500 wurde dem Pfarrer der Stadt eingeschärft, dass auch er alle Testamente dem Rat vorzulegen hätte 448 . In den Weseler Kirchenrechnungen wurden die aus Testamenten eingenommenen Summen mehrheitlich in Gulden notiert. Im Zeitraum zwischen 1465 und 1519 verzeichneten die Kirchenmeister von St. Willibrord durchschnittlich jedes zweite Jahr entsprechende Einnahmen, doch war die Häufigkeit ebenso wie die Anzahl und der Umfang der testamentarischen Schenkungen ungleich verteilt. Während in den sechziger und siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts nur selten Gelder an die Kirche vermacht wurden, nahm die Anzahl in den achtziger Jahren deutlich zu 449 . Im Allgemeinen erhielt die Kirche ein oder zwei Gulden, doch kamen auch extrem hohe Summen wie 34rh. fl im Jahr 1467 vor 450 . Die vergleichsweise hohe Anzahl von sechs Testamenten oder die hohe Summe mehr als 15rh. fl 445 446 447 448 449 450

Geld: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 219; Kleidungsstücke: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 462, Gefach 37,3 S. 110, Gefach 37,4 S. 818. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 550. StadtA Wesel A3/1 f. 7v., f. 28r., f. 59v., vgl. A3/6 f. 68r. StadtA Wesel A3/1 f. 2v. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 213, S. 256, S. 258, S. 312, S. 336, S. 351, S. 365, S. 434, S. 462, S. 470, S. 482, Gefach 37,3 S. 4, S. 15, S. 70, S. 110, S. 119, S. 143, S. 172, S. 219. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 258.

VI.2. Besondere Einnahmen

459

im Jahr 1483 war wahrscheinlich auf eine erhöhte Mortalität im Zuge eines Pestausbruchs in der Stadt zurückzuführen 451 . Die Kirchenmeister von St. Nikolaus auf der Mathena erhielten erheblich häufiger Geld aus testamentarischen Verfügungen als die Kirchenmeister von St. Willibrord, ohne dass den Rechnungsbüchern eindeutige Gründe zu entnehmen sind. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts gab es mehrere Zuwendungen pro Jahr 452 . Die Höhe der Summen war aber letztlich mit denen der Weseler Altstadtkirche vergleichbar. Auch wenn sich Details über die meisten Testatoren oder Testamentsvollstrecker nicht ermitteln lassen und lediglich vermutet werden kann, dass viele von ihnen Handwerker waren, so gab es doch auch hochrangige Weseler Bürger, die der Vorstadtkirche Geld zukommen ließen453 . Mit dem Beginn der Bauarbeiten an St. Willibrord nahmen die testamentarischen Verfügungen zugunsten der Hauptkirche sprunghaft zu 454 . Allerdings differenzierten die Kirchenmeister nur bedingt zwischen den testamentarischen Vermächtnissen und den Spenden zum Fortgang der Bauarbeiten, so dass das tatsächliche Aufkommen noch höher gewesen sein dürfte. Im Jahr 1516 erhielt die Kirchenfabrik immerhin 438m 1s 8d aus Testamenten, was einem Gegenwert von knapp 17rh. fl entsprach 455 . Zugleich ging sowohl die Anzahl als auch der Umfang der Verfügungen für St. Nikolaus deutlich zurück, wobei die Kirchenmeister in den Jahren 1499 und 1500 überhaupt keine Zuwendungen notierten 456 . Offensichtlich stellten die Bauprojekte einen starken Anreiz für die testamentarische Vergabe von Geld dar. Ob und inwieweit es derartige Verschiebungen auch in anderen Städten gab, lässt sich anhand der Akten der Kirchenmeister nicht eindeutig feststellen, da nicht nur die Kirchenfabriken, sondern beispielsweise auch die Hospitäler oder die Orden testamentarisch bedacht wurden. dass Gegenstände vermacht wurden, wie etwa 1520 ein silbernes Paternoster an St. Martin in Bamberg und ein Kelch an St. Maria in Wertheim, wurde von den Kirchenmeistern nur sehr selten in ihren Rechnungsbüchern vermerkt 457 . Die Kirchenmeister der Oberen Pfarre in Bamberg verzeichneten gar keine Einkünfte aus Testamenten, während ihre Kollegen von St. Martin gelegentlich testamentarische Einnahmen von bis zu 4fl verbuch451 452

453 454 455 456 457

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 482. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 31, S. 56, S. 57, S. 66, S. 67, S. 75, S. 76, S. 83, S. 92, S. 104, S. 106, S. 115, S. 116, S. 128, S. 147, S. 148, S. 259, S. 315, S. 370, S. 376, S. 378, S. 423, S. 445, S. 469, S. 470, S. 498, S. 517, S. 539, S. 641, S. 662, S. 663, S. 670, S. 680, S. 683, S. 702, Gefach 33,2 S. 40, S. 47, S. 57, S. 66, S. 75, S. 90, S. 96, S. 107, S. 130, S. 145, S. 163, S. 191, S. 221, S. 229, S. 237, S. 253, S. 269, S. 285, S. 322, S. 345, S. 366, S. 388, S. 410, S. 434, S. 460, S. 490, S. 529, S. 565, S. 600, S. 635. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 76 und S. 147. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 493, S. 550, S. 551, S. 656, S. 663, Gefach 37,4 S. 293, S. 368, S. 548, S. 637, S. 638, S. 724-726, S. 729, S. 818-821, S. 875, Gefach 33,2 S. 667, S. 696. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 548. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 7, S. 30, S. 54, S. 79, S. 127, S. 187, S. 223, S. 224, S. 275, S. 323, S. 367, S. 410. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin 70.01/21 f. 4r.; Wertheim: Engel, Urkundenregesten, Nr. 120 S. 66; ähnlich in Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1496/97 f. 16v.

460

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

ten 458 . Regelmäßig verzeichneten dagegen die Coburger Kirchenmeister die Einnahmen aus Testamenten und Schenkungen. In Siegen konnten die Kirchenmeister aus unbekannten Gründen besonders viele Zuwendungen aus Testamenten verbuchen, wobei die Beträge zwischen 3fl im Jahr 1489/1490 und 49fl im Jahr 1516/1517 schwankten 459 . Zwar lassen sich die in den einzelnen Städten vermachten Summen nicht direkt miteinander vergleichen, doch waren die in kleinen Städten wie Wunsiedel oder Ellwangen genannten Beträge durchweg geringer als beispielsweise in Nürnberg 460 . Wie in Wesel so lässt sich auch in anderen Kirchen nicht in jedem Fall beurteilen, welche Gelder oder Kleidungsstücke der Kirche testamentarisch vermacht und welche gespendet wurden 461 . Dies dürfte auch die geringe Anzahl an Einträgen in den Kirchenrechnungsbüchern beider Dresdener Kirchenfabriken erklären 462 . Dennoch kümmerten sich die Kirchenmeister intensiv darum, dass ihre Kirche testamentarisch bedacht wurde. Sie bezahlten den Prediger dafür, dass er bei Kranken darum warb, in ihrem Testament die Pfarrkirche zu bedenken 463 . Dennoch stellten die von den Kirchenmeistern verzeichneten Einnahmen aus Testamenten nur einen sehr kleinen Teil der tatsächlichen Zuwendungen an die Kirchenfabriken dar. In die Rechnungsbücher wurden beispielsweise Grundstücke oder Häuser nicht aufgenommen, denn weil ihr exakter Wert vielfach unbekannt war, ließen sie sich nicht verbuchen. Sie waren beispielsweise in Ulm oder in Straßburg im 13. und 14. Jahrhundert in großer Zahl der Kirche übertragen worden. Das gleiche galt auch für die Bibliotheken, die nahezu ausschließlich aus Schenkungen bestanden 464 . Damit ist eine Analyse der Testatoren nur auf Grund weiterer Quellen möglich 465 .

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460 461 462 463

464 465

Summe von 4 fl.: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/5 f. 2v., weitere Belege: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 3r., Nr. 70.01/7 f. 2v., Nr. 70.01/9 f. 3r., f. 3v., Nr. 70.01/21 f. 4r. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1472/73 f. 11r., 1477/78 f. 9r., 1489/90 f. 4r., 1490/91 f. 4v., 1495/96 f. 4r., 1496/97 f. 3v., 1498/99 f. 4r., 1503/04 f. 4r., 1504/05 f. 4r., 1507/08 f. 3v.-4v., 1516/17 f. 4v. Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3767 f. 1v.; Ellwangen: StA Lugwigsburg B 384/10664 f. 4v.; Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 135r. StadtA Hagenau GG 250/10 f. 2r., f. 3v., StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 3r. Siehe beispielsweise zur Heilig-Kreuz-Kirche StadtA Dresden A XV b 20 Brückenamtrechnung f. 141r., zur Frauenkirche StadtA Dresden A XV b 35 f. 75v. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 366r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1500 o.f., Nr. 73/1507 o.f., Nr. 73/1508 o.f., Nr. 73/1509 f. 47v., Nr. 73/1514 f. 81v., Nr. 73/1515 f. 16r., Nr. 73/1518 o.f., Nr. 73/1519 o.f., Nr. 74/1519-1520 o.f.; siehe hierzu kurz Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 326. Ausführlich Buzas, Bibliotheksgeschichte, S. 107-110 und S. 128-134; vgl. oben Kapitel III.4. Siehe beispielsweise Schulz, Testamente, S. 55ff.

VI.2. Besondere Einnahmen

461

Stiftungen Im Unterschied zu Testamenten wurde bei Stiftungen eine Gegenleistung von der Kirchenfabrik verlangt 466 . Des Stifters sollte nach seinem Tod gedacht, oder er sollte in das Fürbittgebet eingeschlossen werden. Die Formen der Stiftungen waren ganz unterschiedlich. Die Kirchenmeister von St. Willibrord verwalteten Anfang des 16. Jahrhunderts eine Vielzahl von Stiftungen, bei denen es sich mehrheitlich um Privatmessen zum Gedenken an die Verstorbenen handelte. Solche Stiftungen gab es nicht nur in großen Städten wie Dresden, sondern auch in kleinen Städten wie Koblenz und Wunsiedel 467 . In St. Martin in Bamberg verzeichneten die Kirchenmeister im Jahr 1520 die Einnahme von 6fl zu seinem gestifften jartag, notierten hierzu aber keine weiteren Details 468 . Stiftungen galten nicht nur Anniversarien, sondern einer enormen Vielfalt an Tätigkeiten in der Kirche wie Prozessionen und einzelnen Messen wie der SalveRegina-Messe. Gerade die für die Salve-Regina-Messe zur Verfügung stehenden Gelder wurden immer wieder durch Stiftungen wie beispielsweise in Nürnberg vergrößert 469 . In Orten wie Siegen und Schmallenberg verzeichneten die Kirchenmeister wiederholt Stiftungen für den Unterhalt von Ewigen Lichtern, was sowohl die Öllampen als auch Gelder für den Kauf des notwendigen Öls umfasste 470 . Stiftungen galten aber auch dem Kauf von Wein für die Kirche, der Wartung der Orgel, der Begleitung des Küsters beim Viaticum sowie diversen liturgischen Aufgaben, die alle aufzuführen hier zu weit führen würde 471 . Die gestifteten Vermögenswerte waren sehr unterschiedlich, da sie alle Formen an Besitztiteln, Abgaben und Ansprüchen umfassten472 . Sehr häufig waren dies Grundstücke, Häuser oder Renten, die die Kirchenmeister aufgrund der für die Rechnungsbücher gewählten Systematik nicht verbuchen konnten, so dass sich beispielsweise in den Coburger Rechnungsbüchern überhaupt keine Einnahmen aus Stiftungen finden lassen. Viele Kirchenmeister hielten Immobilien- oder Rentenübertragungen im Zuge von Stiftungen lediglich in Sal- und Kopialbüchern oder in ihren registern fest 473 . Die Auswertung dieser Bücher zeigt, dass der weitaus größte Teil der Grundstücke, Häuser und Renten der Kirchenfabriken aus Schenkungen oder Stiftungen stammte.

466 467 468 469 470 471 472 473

Siehe ausführlich oben Kapitel V.4. Siehe beispielsweise zu Dresden: StadtA Dresden A XV b 36 f. 23r.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 3r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 4421 f. 2r. PfA Bamberg St. Martin 70.01/21 f. 5v. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 125r., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 107r., GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 106v. Schmallenberg: StadtA Schmallenberg Bestand A Nr. 4 Kirchenrechnung 1470 f. 1r.-2v.; Kirchenrechnung 1430 f. 1r.-1v. Zum Unterhalt der Orgel siehe beispielsweise Veltmann, Osnabrück, Nr. 89 S. 228; zum Wein siehe oben Kapitel V.2., zum Viaticum Kapitel V.4. vgl. Götz, Pfarrbuch, S. 36-37. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 118v.-119v., f. 125r., f. 126r.-127r., f. 132v.-134r., f. 140r.-141r., f. 148r.

462

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Keiner der Kirchenmeister verzeichnete Einnahmen aus Stiftungen, deren Verwaltung bei anderen Institutionen wie beispielsweise beim Hospital lag 474 . Aus den Rechnungsbüchern der Kirchenfabriken lässt sich diese große Bedeutung der Stiftungen allerdings nicht erkennen, denn die Kirchenmeister notierten bei den laufenden Einnahmen nur äußerst selten, ob Gelder aus Stiftungsgut stammten oder für eine Stiftung bestimmt waren. Die Weseler Kirchenmeister verbuchten sowohl im 15. als auch im 16. Jahrhundert nur selten Einnahmen aus Jahrtagstiftungen. Im Jahr 1514 verzeichneten sie von Griet Leiman vther oeren huyß eynen goulden gulden erffrenth in der Absicht ihr gedencken vither fordderen 475 . Sebald Schreyer hielt dagegen die Summen fest, die er zu der knaben stifftung eingenommen hatte 476 . Er verbuchte auch die Einnahmen von zinsen von ettlicher jartag und lampen auf einem eigenen Unterkonto 477 . In Würzburg wie in Dresden notierten die Kirchenmeister die aus Stiftungen resultierenden Einnahmen für die Salve-Regina-Messe 478 . Dies aber waren seltene Fälle, die nicht repräsentativ sind. Insgesamt kam den Testamenten und noch mehr den Stiftungen eine sehr große Bedeutung für die mittelalterlichen Kirchenfabriken zu. Ihre exakte Relevanz lässt sich aber angesichts der Qualität der Rechnungsbücher nur bedingt beurteilen. Im Zeitraum vom 14. bis 16. Jahrhundert erhielten Kirchenfabriken wie die von St. Willibrord besonders hohe und besonders viele testamentarische Zuwendungen, die im Kontext umfangreicher Bauprojekte an der Kirche gesehen werden müssen. Dabei nahmen die Anzahl und die Größe der testamentarischen Sachschenkungen im Verlauf des späten Mittelalters zugunsten von Geldschenkungen ab. Auch wenn die Kirchenmeister die Besitzübertragungen nicht immer in ihren Rechnungsbüchern festhielten, so profitierten die Kirchenfabriken langfristig sowohl von den Geldern als auch – und insgesamt noch mehr – von den Immobilien und Renten. Damit lag die Relevanz der Stiftungen unabhängig von der Qualität der Buchführung nicht bei den kurzfristigen, sondern bei den langfristigen Einnahmen. VI.2.3. Verkäufe Grundstücke und Häuser Im Unterschied zu Wesel verkauften andere Kirchenmeister Grundstücke und Häuser, um Bauarbeiten an ihrer Kirche finanzieren zu können. Nachweisbar ist dies beispielsweise in Nürnberg, als mit den Arbeiten am Neubau des Chors für St. Sebald begonnen wurde 479 . Auch die Dresdener Kirchenmeister verkauften in 474 475 476 477 478 479

Vgl. hierzu Rexroth, Armut, S. 347. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 372. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 96r., f. 108v., f. 121v. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 122v., 136v., vgl. StA Nürnberg, RSt Nürnberg, Rep. 59 Salbuch 2 f. 282r., StadtA Windsheim G 38 f. 12v. Würzburg: StadtA Würzburg Ra 2022 f. 8r., Ra 2023 f. 19r., Ra 2136 f. 3v.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 74/1519-1520 o.f. StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 124r.

VI.2. Besondere Einnahmen

463

den neunziger Jahren des 15. Jahrhunderts Häuser und Grundstücke des Brückenhofs, um Geld für den Wiederaufbau der Kreuzkirche zu gewinnen 480 . (Bau-)Materialien und Naturalien Gelegentlich traten die Kirchenmeister als Verkäufer im Interesse der Kirchenfabrik auf: An und in der Kirche wurden nahezu jedes Jahr Verschönerungs- oder Ausbesserungsarbeiten vorgenommen, es mussten Einrichtungsgegenstände ersetzt werden, teilweise wurden auch Gebäude neu errichtet. Die Kirchenmeister lösten die Frage, was mit den alten Materialien geschehen sollte, indem sie alle nicht mehr benötigten Gegenstände verkauften 481 . Die Weseler Kirchenmeister veräußerten beispielsweise im Jahr 1417 die beiden alten Kirchentüren 482 . Im Jahr 1506 war die ailde trap (Treppe) vther den beynhuyßken immerhin noch 2m wert 483 . Als im Jahr 1410 die alte Schule von St. Willibrord einem Neubau weichen musste, wurden die Steine erneut verwendet und Teile der alten Inneneinrichtung wie enen alden treppeken, eynre doren, enen treppeken, enen alden doerken sowie diverse alden plancken und alden holte verkauft 484 . Auch sehr hochwertige Gegenstände wie die alten Uhrwerke von St. Willibrord und St. Nikolaus wurden in Zahlung gegeben485 . Manche alten Materialien scheinen geradezu als Geldreserve verwendet worden zu sein: Den Kirchenrechnungen lässt sich nicht entnehmen, in welchem Jahr zu Beginn des 15. Jahrhunderts St. Willibrord eine weitere Glocke erhielt, doch rechtzeitig für den Neubau der Schule wurde die restliche kloch spyse (Glockenspeise), also die nicht verwendete Bronze verkauft 486 . Gleiches galt für die Gold- und Silberreste, die 1507 zugunsten des Kirchenbaus eingelöst wurden 487 . In St. Nikolaus notierten die Kirchenmeister in ihrem Rechnungsbuch des Jahres 1481: Item potte keteln schottlen (...) heben die kerkmeister behalden tot eyner klocken 488 . Allerdings ist nicht immer möglich zu beurteilen, ob beispielsweise kalc ende steyn, die 1415 verkauft wurden, beim Bau der Schule übrig geblieben waren oder ob es sich um Abgaben an die Kirchenfabrik handelte489 . Bei dem 1419 an Wilhelm von Gelre verkauften ghelase handelte es sich mit Sicherheit um alte Fensterscheiben 490 . Mit dem Beginn der Bauarbeiten an St. Willibrord verkauften die Kir-

480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 490

Ausführlich Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 269 mit Anm 3. Zu Verkäufen der Weseler Kämmerer siehe Kraus, Entwicklung, S. 28-29. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 164. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 664. alden plancken: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 98; alden holte: Gefach 37,1 S. 111. St. Willibrord: StadtA Wesel A3/13 f. 1r. (Anordnung des Rates, das Uhrwerk möglichst teuer zu verkaufen); St. Nikolaus: AEK Wesel Gefach 33,2 S. 150. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 111, S. 123; zur Glockenspeise Walter, Glockenkunde, S. 42ff. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 725. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 221. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 144. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 181, Gefach 37,2 S. 357.

464

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

chenmeister alle Materialien, die aus dem alten Bau stammten und nicht mehr verwendet werden konnten 491 . Die anderen Kirchenmeister verfuhren ganz ähnlich wie die Vorsteher von St. Willibrord. In St. Nikolaus in Wesel wurden beispielsweise beim Neubau des Turms die alden clocktoeren verkauft 492 . Immer wieder wurden Abnehmer für nicht verwendete Baumaterialien gesucht wie beispielsweise in Dresden 1516 für xl polirte stenlein, 1520 für zigel ebenso wie fur die alten zerprochen stein von dem pfeiler in der kirchen in St. Martin in Bamberg 493 . In Würzburg verkauften die Kirchenmeister die beim Neubau der Orgel nicht benötigten Materialien494 . Derartige Möglichkeiten aber hatte nicht jeder Kirchenmeister: Dem Stadtbaumeister von Nürnberg war beispielsweise der Kauf von Baumaterialien auf Vorrat verboten und zugleich wurde ihm untersagt, Materialreste ohne Erlaubnis des Rates zu verkaufen 495 . Besaßen die Kirchenfabriken wie beispielsweise St. Nikolaus in Freiburg einen Steinbruch, dann verzeichneten die Kirchenmeister Einnahmen aus dem Verkauf von Baumaterialien 496 . Davon abgesehen konnten insbesondere Kirchenfabriken, die eigene Güter bewirtschafteten, die erzielten Ernten verkaufen 497 . In Coburg lässt sich den Rechnungsbüchern daher entnehmen, dass die Kirchenmeister substantielle Mengen an Wein auf den lokalen Markt brachten 498 . Eine ganze andere Form des Verkaufs ergab sich beim – vollständigen oder teilweisen – Neubau einer Kirche. Sollte beispielsweise der Chor oder das Langhaus Kapellen haben, so konnten diese vor Baubeginn oder im Rohbau an Bruderschaften, Gilden oder Familien verkauft werden 499 . Unter ökonomischen Gesichtspunkten war diese Strategie besonders bei Einsatzkapellen lukrativ, da Einnahmen erzielt und Kosten beispielsweise für die Fenster gespart wurden500 . Kirchenstühle Ursprünglich gab es in den mittelalterlichen Kirchen für die Gemeinde keine Sitzgelegenheiten. Manche Mitglieder der Gemeinde – insbesondere Frauen – brachten eine Sitzgelegenheit mit oder ließen eine bauen. Im Verlauf des späten Mittelalters gingen die Kirchenmeister dann dazu über, einzelnen Personen oder Famili491 492 493

494 495 496 497 498 499 500

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 726. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 107. Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 76v.; Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/21 f. 5r., f. 6r.; zu den bei St. Sebald in Nürnberg verkauften Baumaterialien, die beim Abriss des alten Kirchturms angefallen waren, siehe Gümbel, Baurechnungen 1481-1495 I, S. 28-30. StadtA Würzburg Ra 2024 f. 14r. Lexer, Baumeisterbuch, S. 8. Zu Freiburg im Üchtland siehe kurz Isele, Münster, S. 81-82. Siehe oben Kapitel III.4. StadtA Coburg R 11/1481 f. 5r, R 11/1482 f. 4v., R 11/1484 f. 5r., R 11 1494/95 f. 6r., siehe dazu Heins, Kulturgeschichtliches, S. 57-58. Grewolls, Kapellen, S. 68 und S. 71-72. Ludwig, St. Georgen, S. 126; siehe zu St. Willibrord 1509: StadtA Wesel A3/14 f. 53v.: Sebastiansbruderschaft von Wesel übernimmt die Finanzierung eines Fensters.

VI.2. Besondere Einnahmen

465

en einen Platz in der Kirche zu verkaufen, auf dem ein Stuhl oder eine Bank errichtet werden konnte, teilweise wurden auch Bänke errichtet und platzweise verkauft 501 . In den hier untersuchten spätmittelalterlichen Kirchen waren bereits Kirchenbänke vorhanden. So verzeichneten die Kirchenmeister von St. Willibrord nur selten Einnahmen aus dem Verkauf von Stühlen oder Plätzen: Im Jahr 1416 bezahlte Johan Hoefslegher 16s voer 1 banch 502 . Als die Frau des Bürgermeisters 1493 eine Bank kaufte, mußte sie dagegen schon 24m bezahlen 503 . Im Jahr 1519 verlangten die Kirchenmeister für eyn stede in der banck über vier Goldgulden 504 . In St. Moriz in Coburg wurden 1481 neue Kirchenbänke eingebaut, so dass die Kirchenmeister die Plätze einzeln an insgesamt 18 Personen verkaufen konnten 505 . Auch in den folgenden Jahren nahmen die Kirchenmeister regelmäßig Gelder aus dem Verkauf weiterer Stühle ein 506 . Da die Baukosten für die Kirchenstühle nicht festgehalten wurden, lässt sich die Höhe des Reingewinns nicht ermitteln. Das gleiche galt auch für Weissenburg, wo im Jahr 1500 alle Kirchenstühle neu verkauft wurden 507 . In Nürnberg profitierte Sebald Schreyer davon, dass die von ihm verwaltete Kirche sehr groß und viele Gemeindemitglieder von St. Sebald teilweise zahlungskräftig waren. Er konnte nicht nur mehrere Stühle pro Jahr verkaufen, sondern auch zwischen einem und fünf Gulden pro Stuhl einnehmen 508 . Insgesamt aber erzielten die Kirchenmeister aus dem Verkauf von Kirchenstühlen nur geringe Einnahmen, denn im Allgemeinen war es nur möglich, einen Platz zu verkaufen, wenn ein Gemeindemitglied verstorben und der Stuhl nicht vererbbar war 509 . Liturgische Gegenstände Sehr selten wurde von der kirchenrechtlichen Möglichkeit Gebrauch gemacht, die eigentlich unveräußerlichen kostbaren liturgischen Gegenstände aus besonderen Gründen zu verkaufen 510 . Die Kirchenmeister von St. Martin in Bamberg verkauften beispielsweise eine alte Monstranz, um damit – zusammen mit Spenden – eine neue finanzieren zu können 511 . Ganz ähnlich handelten 1466 die Koblenzer und 501 502 503 504 505 506 507 508 509 510

511

Zu den Kirchenstühlen siehe unten Kapitel IV.4.; vgl. Signori, Frauen links, S. 191-192. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 152. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 138. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 883. StadtA Coburg R 11/1481 f. 4r. StadtA Coburg R 11/1482 f. 4r., R 11/1483 f. 4r., R 11/1484 f. 4r., R 11/1486 f. 4v. StadtA Weissenburg B 128/a1 f. 2r., f. 3r.-3v. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 88v., f. 95v., f. 108r., f. 114v., f. 120v., f. 121r., f. 128v., f. 135v., f. 148r. Siehe hierzu ausführlich Feger, Statutensammlung, Nr. 212 S. 147-148, vgl. zu Hildesheim Lindenberg, Stadt, S. 99, zu Basel Signori, Frauen links, S. 193-194. Vgl. Schöller, Organisation, S. 258-259; Grewolls, Kapellen, S. 74 verweist darauf, dass die Kirchenmeister gelegentlich „Messgegenstände, -gewänder und -bücher“ zugunsten privater Kapellen verkauften, doch finden sich hierzu keine Belege in den ausgewerteten Rechnungsbüchern. PfA Bamberg St. Martin Rep IV 70.01/21 f. 6v.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

nach 1491 die Dresdener Kirchenmeister 512 . Die Bamberger Kirchenmeister hielten 1507 den Erlös von einem testamentarisch erhaltenen kelch mit einer pathen in ihrem Rechnungsbuch fest, und auch Sebald Schreyer fand nicht für jeden vergultenn silberin kelch Verwendung, sondern bevorzugte Bargeld 513 . Auch in Coburg wurden Preziosen verkauft, wenn man sie nicht gebrauchen konnte 514 . Gelegentlich wurden einzelne Gegenstände umgearbeitet oder für einen anderen Gegenstand eingeschmolzen. In St. Nikolaus in Wesel ließen die Kirchenmeister 1504 twe aly pullen laten maken van der kerchen sylver fertigen 515 . Von diesen wenigen Beispielen abgesehen, verkauften die Kirchenmeister Teile des Kirchenschatzes nur nach äußeren Katastrophen wie einem Brand in der Kirche 516 . So erbrachte der Verkauf der großen Monstranz der Kreuzkirche in Dresden 256rh. fl, die für den Wiederaufbau der Kirche verwendet wurden 517 . Der Kirchenschatz wurde auch nur sehr selten beliehen 518 . In Schmallenberg wurden 1398 einzelne Güter verpfändet, um Schulden der Kirchenfabrik zu begleichen 519 . Die Windsheimer Kirchenmeister verzeichneten im Jahr 1498, dass sie einen Kredit bedienen mussten, notierten aber keine Einzelheiten520 . In Ulm nahmen die Kirchenmeister Schulden bei den verschiedenen Kapellen der Stadt auf 521 . Der Herzog von Sachsen und sein Marschall liehen der Dresdener Kreuzkirche Geld, doch lassen sich diese Geschäfte in den Rechnungsbüchern kaum von Rentengeschäften unterscheiden 522 . Kerzen Ob und inwieweit die Besucher der untersuchten Kirchen das Bedürfnis verspürten, vor einzelnen Altären Kerzen zu entzünden, lässt sich den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister nicht entnehmen 523 . Joachim von Pflummern notierte jedoch zu Beginn des 16. Jahrhunderts für Biberach: Man hat ahm Sambstag vor vnd vnder der Vesper vil schnüttlüechtlin fail gehabt; die haben die Leüth kaufft vnd in die Khürchen tragen vnd bey ihnen gebrendt oder für das Sacramendt gestöckt 512

513 514 515 516 517 518 519 520 521 522 523

Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 3r.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1505 f. 13v., vgl. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 272273 mit weiteren Nachweisen, auch Fritz, Goldschmiedekunst, S. 25. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 3r.; Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 120v. StadtA Coburg R 11/1502/03 f. 5r. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 85. Viele Beispiele für verkaufte Kleinodien bei Fritz, Goldschmiedekunst, S. 25-26, siehe auch Müller-Jürgens, Vasa sacra, S. 93, S. 96 und S. 98, zu Xanten Wilkes, Geschichte, S. 29ff. Richter, Dresden, S. 235. Fritz, Goldschmiedekunst, S. 106-109, Heß, Bau, S. 110. StadtA Schmallenberg Bestand A Nr. 4 Kirchenrechnung 1398. StadtA Windsheim G 38 f. 85r.; vgl. ähnlich zu Kalkar Scheler, Patronat, S. 243. StadtA Ulm A 7073 f. 15r. ff. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 279 mit Anm. 2; vgl. zu Livland Kuujo, Stellung, S. 233-234. Dies gilt auch für die Opferkerzen, die den Geistlichen gegeben wurden, siehe Götz, Pfarrbuch, S. 123, vgl. zu Amberg Schmidt, Amberg, S. 321.

VI.2. Besondere Einnahmen

467

oder Vnnser Lieben Frawen oder vvff ein Alltar524 . Sein Bericht lässt keine Rückschlüsse darüber zu, wer die Kerzen verkaufte und wohin die Gelder flossen. Es ist denkbar, dass beispielsweise die Küster die Kerzen zum Verkauf anboten. Aber von Pflummern hielt auch fest: (...) und ander Leüth haben den die anndere Kherzen brünnet umb den Alltar tragen; [die Kerzen] hat man in ainer wannen vor der Khirchen gehabt, und wer ein Kherzen hat wellen tragen, hat ain pfenning oder Haller oder was er gewöldt, geben. Das gellt ist dan Ainse gesein, der büesset hat 525 . Anhand der Weseler Rechnungsbücher lässt sich zeigen, dass die Kirchenmeister manchmal Kerzen verkauften. Sie notierten beispielsweise im Jahr 1410: Dyt is ghebort van euellanghen ende wasse dat verkoft ys 5m 5½s 526 . Offensichtlich wurden gelegentlich große und mehrere Pfund schwere Altarkerzen verkauft, denn 1493 erhielt die Kirchenfabrik van Henrick Boemkens vrow 21½ albus vor twe euen langen facit 3½m 1s 527 . Im gleichen Jahr wurde der Erlös von vier weiteren Altarkerzen verbucht, und zusätzlich notierten die Kirchenmeister Erlöse voen der kercken wasse 16 pont itlick pont vor 8 albus facit 21m 4s 528 . Ähnliche Kerzen wurden noch einmal 1483, 1502 und 1504 verkauft, wobei die Einnahmen des Jahres 1483 mit dem sterften, wahrscheinlich also einem Pestausbruch, begründet wurden 529 . Schließlich nahmen die Kirchenmeister 1491 Geld für Grabkerzen ein 530 . Bei allen in den Rechnungsbüchern genannten Kerzen handelte es sich um besondere und lediglich während der Messen entzündete, wahrscheinlich geweihte Kerzen. Inwieweit darüber hinaus Kerzen verkauft wurden, wird aus den Rechnungsbüchern nicht deutlich. Für den Altar Onser Lieben Frau in der Kraem in St. Willibrord wurden wiederholt sehr große Mengen Wachs gekauft, das entweder für mehrere Jahre reichen sollte oder das für den Verkauf bestimmt war 531 . Auch die Kirchenmeister anderer Städte hielten in ihren Rechnungsbüchern nicht eindeutig fest, ob und in welchem Umfang sie von Kerzenverkäufen profitierten. In Bamberg wie in Coburg verzeichneten sie mehrfach Verkäufe von elend kertzen, die wahrscheinlich während des Totenoffiziums an der Bahre eines elenden, also eines unbekannten Fremden aufgestellt wurden 532 . Möglicherweise erhielt die Kirchenfabrik das Geld von der örtlichen Elendenbruderschaft 533 . Der Verkauf von Lampenöl wurde lediglich in Windsheim notiert (x lb gelost auss den oll auß der lampen) 534 . 524 525 526 527 528 529 530 531 532 533 534

Schilling, Zustände, S. 180, auch Angele, Altbiberach, S. 116. Schilling, Zustände, S. 182, auch Angele, Altbiberach, S. 118. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 84. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 137. Vier Kerzen für 1m 4s: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 138; Erlöse 21m 4s: Gefach 37,3 S. 137. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 433, S. 551; sterften 1483: Gefach 37,2 S. 482. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 92. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 315, S. 509. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 3v., Nr. 70.11/1 f. 14r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 5v., R 11/1484 f. 5r. Zu den Elendenbruderschaften Laufner, „Elenden-Bruderschaft“. StadtA Windsheim G 37 f. 20r.

468

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Insgesamt sind damit keine Einkünfte aus dem Verkauf von Opferkerzen nachweisbar, und dies gilt auch für St. Nikolaus als Wallfahrtskirche. Ebenfalls nicht nachweisbar ist, dass die Küster Opferkerzen verkauften 535 . Die Kirchenmeister versuchten offenbar nicht, ökonomischen Bedarf zu befriedigen. Allerdings verzeichneten die Kirchenmeister zumindest in Siegen, Nürnberg und Ulm regelmäßige Verkaufserlöse, denn in diesen Städten verkauften die Küster die alten Kerzen und das zerflossene und rußige Wachs und rechneten anschließend mit den Kirchenmeistern ab 536 . Wahrscheinlich wurde es anschließend für die Herstellung von Schreibtafeln verwendet 537 . Ausschank von Bier Eine andere Form der Geldeinnahme mag in der Erlaubnis bestanden haben, beispielsweise am Kirchweihtag Bier auszuschenken 538 . Den Weseler Außenkirchspielen war zwar der Ausschank von Bier bis zum Jahr 1502 erlaubt, aber keiner der städtischen Kirchenmeister verzeichnete entsprechende Einnahmen, was sicherlich mit dem Ausschankmonopol des Rates zu erklären sein dürfte und was zugleich auch den eingangs hervorgehobenen Unterschied zwischen Pfarrkirchen der Stadt und des Dorfes unterstreicht 539 . Dennoch zogen manche Kirchenmeister aus den Festlichkeiten zu Kirchweih Gewinn, da sie wie in Amberg Plätze für Verkaufsstände auf dem Marktplatz vermieteten 540 . VI.2.4. Zuwendungen Dritter Die Pfarrkirche als Zentrum der Stadt war gleichzeitig Symbol für den Wohlstand ihrer Bürger. Der Kirchturm war weithin sichtbar, das Glockengeläut wurde weithin vernommen, und zu besonderen Heiligentagen strömten die Menschen aus dem Umland in die Stadt. Im Interesse des Rates war es, die Kirche möglichst prächtig auszugestalten, so dass der Rat der Stadt den Kirchenmeistern bei umfangreichen Bauvorhaben möglicherweise finanziell half. Traditionell sollten auch die Kleriker der Pfarrkirche einen Teil der Baulast tragen 541 . In der Literatur finden sich jedoch keine Information über Art und Umfang der Zuwendungen für die Kirchenfabrik.

535

536

537 538 539 540 541

Vgl. Heidemann, 1666, S. 204, der für die Jahre 1527/1528 darauf verweist, dass der Kirche bei der Taufe eines Kindes eine Wachskerze geopfert wurde, siehe auch Wohlhaupter, Kerze, S. 29ff. Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 100v.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1477/78 f. 43v., 1479/80 f. 42v., 1488/89 f. 16r., f. 16v., 1489/90 f. 16v., 1490/91 f. 17v.; Ulm: Geiger, Reichsstadt, S. 91 mit Anm. 104. Hampe, Schreyer, S. 178. Siehe zu Gotha Heß, Bau, S. 109-110. StadtA Wesel Nachlass Foltz Bd. 2 Nr. 262, Nr. 264, Nr. 266 und Nr. 283. Schmidt, Amberg, S. 317. Vgl. oben Kapitel II.1. und I.4.

VI.2. Besondere Einnahmen

469

Der Rat der Stadt Zuwendungen des Rates verbuchten die Kirchenmeister vergleichsweise selten 542 . Allerdings muss zwischen verschiedenen Arten differenziert werden. Die Weseler Bürgermeister leiteten mehrfach Gelder aus Testamenten oder für Stiftungen an die Kirchenfabrik weiter 543 . Im Jahr 1434 erhielten die Kirchenmeister von Herman Birsic 4½s, die sofort für das gestoelt in de choer wieder ausgegeben wurden 544 . Dem Rat kam bei derartigen Transaktionen lediglich eine Mittlerfunktion zu. In welchem Umfang der Rat einzelne Bauvorhaben direkt unterstützte, lässt sich den Kirchenrechnungen nicht entnehmen; nur höchst selten ist für das 14. und 15. Jahrhundert nachweisbar, dass die städtischen Kämmerer Geld an die Kirchenmeister überwiesen 545 . In Wesel ordneten die Bürgermeister, die Schöffen und der Rat der Stadt im Jahr 1519 an, dass St. Nikolaus auf der Mathena tot vollensts ther tymmeringe 50 gouldenn zahlen sollte 546 . Die zweite städtische Pfarrkirche unterstützte somit auf Anordnung des Rates St. Willibrord. In demselben Jahr beschlossen die Burgermeisteren, Scepenen Raidt ind gantze gemeynthe, dass die Kirchenfabrik Gelder aus der städtischen mollen waige erhalten sollte 547 . Die geringe Höhe der städtischen Zuwendungen in Wesel verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass die Finanzsituation dieser Stadt seit der Soester Fehde im Jahr 1440 immer schlechter wurde548 . Doch auch in allen anderen untersuchten Städten gab es nur äußerst geringe finanzielle Verbindungen zwischen den Haushalten der Städte und denen der Kirchenfabriken. Damit wird erneut deutlich, dass diese in ihrem Finanzgebahren eigenständige Institutionen waren. Die Baulastverpflichtungen der Gemeinde flossen direkt an die Kirchenfabrik, so dass der Rat lediglich bei besonderen Vorhaben oder Gegenständen, die zumindest teilweise in städtischem Besitz waren, zusätzliche Gelder bereitstellte549 . Abgesehen von den wenigen direkten Zahlungen an die Kirchenfabriken übernahm die Stadt manche Kosten, die eigentlich von den Kirchenmeistern zu tragen waren. Dies betraf drei Bereiche, nämlich die zur Kirche gehörenden Bauten, die Bezahlung von in der Kirche tätigen Angestellten und schließlich die Entlohnung von Geistlichen. Zusätzlich erhielten die Weseler Kirchenfabriken Zuschüsse für manche Bauvorhaben: Für den Bau des Pfarrhauses und der Schule von St. Nikolaus auf der Mathena in den Jahren 1449 und 1450 durften sie eine Abgabe von den Gemeindemitgliedern erheben 550 . Im Zusammenhang mit dem Bau der neuen Schule von St. Willibrord kaufte die Stadt einen kleinen an die 542 543 544 545 546 547 548 549 550

StadtA Würzburg Ra 2022 f. 2r., f. 2v., zu Freiburg im Üchtland kurz Isele, Münster, S. 84. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 407, Gefach 37,4 S. 79. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 357. Vgl. Kraus, Entwicklung, S. 78-79, vgl. zu St. Nikolai in Stralsund im 13. Jahrhundert Heyden, Stralsund, S. 19. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 878. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 882, zu den Einnahmen siehe ebd., S. 878ff. Roelen, Spätmittelalter, S. 143-145. Vgl. Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 131-132. Roelen, Spätmittelalter, S. 115.

470

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

neue Schule angrenzenden Hofraum, denn sie wollte eine Überbauung und damit eine Beeinträchtigung der Schule verhindern551 . Die Stadt übernahm auch beim Schulgebäude anfallende Kosten beispielsweise für die Reparatur von Fenstern552 . Ausstattungsgegenstände der Kirche bezahlte sie dagegen nur sehr selten, wie etwa im Jahr 1459 den predickstull von St. Nikolaus 553 . In anderen Fällen übernahm sie eine Vorfinanzierung: als St. Willibrord 1518 Bleiplatten benötigte, kaufte der Bürgermeister diese in Köln und ließ sich anschließend die Kosten von den Kirchenmeistern erstatten 554 . In anderen Fällen wurden städtische Einnahmen direkt für das Bezahlen von Arbeitern am Kirchenbau verwendet 555 . Von Bedeutung waren auch die Löhne, die von der Stadt getragen wurden. Da der Stadt einige der Glocken gehörten und der Rat das regelmäßige Läuten für wichtig erachtete, bezahlte er den Küstern einen Läutlohn 556 . Die Stadt übernahm seit 1351 den Lohn für den Organisten von St. Willibrord557 . Außerdem finanzierte sie die Spielleute, die regelmäßig bei der Heilig-Kreuz-Prozession vor dem Sakrament gingen 558 . Sie übernahm schließlich auch die Kosten für die Wächter auf dem Turm, die während der wichtigen Kirchenfeste über die Sicherheit wachten 559 . Dem Glaser, der 1356 die Instandhaltung der Kirchenfenster übernahm, wurde im Gegenzug von der Stadt die Befreiung von allen sonst zu leistenden Diensten gewährt 560 . Der Streit mit dem Orgelmeister im Jahr 1488 wurde dadurch gelöst, dass die Stadt ihm das Bürgerrecht verlieh und ihm eine Rente zahlte 561 . Auch für St. Nikolaus auf der Mathena trug der Rat Ausgaben. Aus Gründen, die aus den Rechnungen nicht ersichtlich sind, bezahlte er in etlichen Jahren Johan Lieffert, der bei der Antoniusprozession den Stock trug, den die Stadt 1491 neu anfertigen ließ 562 . Holte der Rat für die Kirche Fachleute in die Stadt, so erhielten diese häufig Wein auf Kosten des städtischen Rentmeisters. Den Baumeister aus Xanten, der 551 552 553 554 555 556

557 558 559 560 561 562

Roelen, Topographie, S. 183. StadtA Wesel A7 1442 f. 212v. StadtA Wesel A7 1459 f. 26r. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 731. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 549. StadtA Wesel A7 1453 f. 37v., f. 42r., 1454 f. 32r., f. 37r., 1455 f. 35r., f. 46r., 1457 f. 33r., 1458 f. 31v., 1459 f. 38v., 1460 f. 24v., 1461 f. 37r., 1462 f. 34r., 1463 f. 37r., 1464 f. 33r., 1465 f. 37v., 1466 f. 41r., 1467 f. 34v., 1469 f. 31v., 1470 f. 32r., 1471 f. 31v., 1472 f. 33v., 1474 f. 28v., 1475 f. 34r., 1476 f. 64r., 1477 f. 36r., 1478 f. 35r., 1479 f. 38r., 1480 f. 45r., 1481 f. 32r., 1482 f. 35r., f. 38r., 1483 f. 37v., 1484 f. 32r., 1485 f. 30v., 1487 f. 122r., 1489 f. 281r., 1491 f. 424v., 1492 f. 502v., 1493 f. 568r., 1494 f. 637r., 1495 f. 77r., 1496 f. 165r., 1497 f. 247v., 1498 f. 348r., 1499 f. 445r., 1500 f. 519r., 1502 f. 173v., 1503 f. 297r., 1504 f. 99v., 1506 f. 82r., 1507 f. 678r., 1508 f. 82v., 1509 f. 152v., 1511 f. 297r., 1515 f. 186r. StadtA Wesel A7 1400 f. 371v., Gorissen, Regesten I, S. 81. StadtA Wesel A7 1482 f. 22r. Ausführlich oben Kapitel IV.7. StadtA Wesel A1/38,4 f. 43v., Reinhold, Verfassung, S. 99; ähnlich 1394 in Coburg, siehe Andrian-Werburg, Stadtbuch, Nr. 1876 S. 334-335, vgl. ebd., Nr. 1882 S. 335. StadtA Wesel A3/3 f. 9v., A3/6 f. 125r. StadtA Wesel A7 1469 f. 31v., 1470 f. 32r., 1478 f. 35r., 1479 f. 38r., 1481 f. 32v., 1486 f. 56v., 1489 f. 253v., 1491 f. 386v., f. 387r.

VI.2. Besondere Einnahmen

471

1498 in die Stadt kam um zu prüfen, ob er den Bau des Chores übernehmen konnte, bewirtete der Rat auf eigene Kosten 563 . Als 1467 das Kreuz auf dem neuen Kirchturm errichtet wurde, spendierte der Bürgermeister den Schmieden Wein 564 . Die Stadt übernahm auch die Ausrichtung von Festessen für bedeutende Personen, wenn diese beispielsweise anlässlich der Heilig-Kreuz-Prozession die Stadt besuchten 565 . Schließlich erhielten auch die an den Pfarrkirchen tätigen Kleriker Geld oder Geschenke. Die Pfarrer von St. Willibrord bekamen bis in die fünfziger Jahre des 15. Jahrhunderts Wein unter anderem als Dank für ihr Engagement bei der Fronleichnamsprozession. Ab den sechziger Jahren erhielt der Pfarrer regelmäßig Schenkwein vom Rat der Stadt für die Durchführung des Sendgerichts. Hinzu kamen Geschenke zu besonderen Anlässen 566 . Der Rat bezahlt auch das große Essen für die Teilnehmer der Heilig-Kreuz-Prozession beim Kalvarienberg567 . Nicht immer ist erkennbar, ob die Kleriker die Gelder bar ausgezahlt bekamen, oder ob es sich um Zahlungen für Schenkwein handelte568 . Noch wichtiger als die Präsente aber war, dass der Rat im Jahr 1429 dem Pfarrer der noch zu weihenden zweiten Pfarrkirche St. Nikolaus eine Rente in Höhe von 15rh. fl gestiftet hatte 569 . Da St. Willibrord als Pfarrkirche der Altstadt die bedeutendere und wichtigere Kirche für die gesamte Stadt war, übernahm für sie der Rat – im Unterschied zu St. Nikolaus auf der Mathena – gewisse Kosten. Eine unmittelbare Verknüpfung der Haushalte der Stadt mit denen der Pfarrkirchen ist jedoch nicht festzustellen. Ausschlaggebend war die politische Protektion, die die Altstadtkirche durch den Rat erfuhr, was sich beispielsweise an der Verwendung der aus dem Baseler Konzils-Ablass gewonnenen Einnahmen zugunsten des Turms von St. Willibrord zeigte. Zuwendungen in den genannten Formen erhielten die Kirchenfabriken auch in anderen Städten. Bei manchen Vorhaben verbuchten die Kirchenmeister Zahlungen von Seiten der Städte, oder die Ratsherren übernahmen die Kosten direkt 570 . Zu ihnen gehörten wie in Wesel die Glocken und die Orgel 571 . Das gleiche galt für die Kirchtürme 572 . Die Städte handhabten die Zuschüsse für die Kirche ganz unterschiedlich: In vielen Städten war der Rat der Stadt durchaus bereit, der Kirchenfabrik in Notlagen zu helfen. In Braunschweig erhielten die Kirchenmeister 563 564 565 566 567 568 569 570 571 572

StadtA Wesel A7 1498 f. 289r. (Witte, Kunst, S. 61), vgl. unten Kapitel VII.3. StadtA Wesel A7 1471 f. 21v. StadtA Wesel A7 1454 f. 32v., vgl. unten Kapitel VII.3. StadtA Wesel A7 1450 f. 483v. (Gorissen, Regesten IV, S. 323), 1506 f. 56r., Gorissen, Regesten IV, S. 254. StadtA Wesel A7 1504 f. 55r., 1516 f. 248r., 1517 f. 347v. StadtA Wesel A7 1401 f. 396v., 1410 f. 259v. Roelen, Topographie, S. 557. Siehe zum Bau des Westwerks des Züricher Münsters zusammenfassend Fouquet, Bauen, S. 39-40. Siehe oben Kapitel IV.6. Zu den vom Rat der Stadt Nürnberg getragenen Kosten für die Erhöhung der beiden Kirchtürme von St. Sebald Gümbel, Baurechnungen 1481-1495 I, S. 22-24 und S. 26-28, wobei ein erheblicher Teil des Geldes lediglich als Darlehen gewährt wurde.

472

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

der verschiedenen Kirchen beispielsweise Geld für Dachlatten oder für die Reparatur des Taufsteins 573 . Die Siegener Bürgermeister trugen substantiell zum Bau der neuen Kirchhofsmauer von St. Martin sowie zum Neubau der Orgel in St. Nikolai bei 574 . In Dresden erhielten die Kirchenmeister der Heilig-KreuzKirche unentgeltlich Ziegel von der Stadt für den Bau der Schule 575 . Anders ging man in Windsheim, Freiburg und Hagenau vor, wo der Rat der Kirchenfabrik vereinzelt Geld lieh 576 : Während es sich in Freiburg um eine vergleichsweise geringe Summe von 36fl handelte, war es in Hagenau 1503/1504 ein großer Betrag im Umfang von 1400fl 577 . Solche Zahlungen lassen sich besonders in Städten mit nur einer Pfarrkirche nachweisen. Vielerorts begünstigten die Ratsherren die Pfarrkirche durch politische Entscheidungen. So beschloss beispielsweise der Rat der Stadt Straßburg, dass all diejenigen freies Geleit erhalten sollten, die der Kirchenfabrik des Münsters Steine, Holz, Wein und Korn brachten 578 . In Nürnberg trug der Rat zur Finanzierung der beiden Türme von St. Sebald bei, indem der Kirchenfabrik Schulden erlassen und Renten neu berechnet wurden579 . In Dresden richtete der Rat ab 1489 ein Turnier am Tag Johannes des Täufers aus. Er sorgte damit dafür, dass noch mehr Menschen in die Stadt kamen, die an diesem Tag von dem Brückenablass profitieren konnten, so dass die Einnahmen der Kirchenfabrik stiegen 580 . Umgekehrt lehnte der Rat der Stadt Wesel im Jahr 1464 das Ansinnen des Herzogs von Kleve ab, einen Ablassstock zu Gunsten der Türkenkriege aufstellen zu lassen581 . Durch das Verbot wurden die Kirchenfabriken unmittelbar begünstigt, da den Bewohnern der Stadt ein Ablass vorenthalten wurde, dessen finanzieller Ertrag weder der Stadt noch ihren Kirchen zugute gekommen wäre. Landesherrn und Fürsten Gelegentlich zogen die Kirchenfabriken Vorteile aus einem Besuch des Landesherrn. So spendeten die Fürsten manchmal recht große Beträge, die dann von den Kirchenmeistern, wie beispielsweise in Wesel im Jahr 1407, separat verzeichnet wurden 582 . Ähnliche Einnahmen notierten auch die Dresdener, Rothenburger und Wertheimer Kirchenmeister 583 . Kleinere Summen mögen die Fürsten in die Op573 574 575 576 577 578 579 580 581 582 583

Hellfaier, Gedenkbuch, S. 34. Bingener, Bauwesen, S. 15, ders., Verwaltung, S. 154. Meltzer, Kreuzschule, S. 11 mit Anm. 17. Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 85r. Freiburg: EBA Freiburg Münsterrechnungen 1481 II f. 1v.; Hagenau: StadtA Hagenau GG 254/26 f. 6r., GG 257/1 o.f. UB Straßburg Bd. II Nr. 267 S. 216-217 und Bd. IV Nr. 35 S. 45. Siehe übersichtartig Caesar, Schreyer, S. 96-97. Richter, Johannisspiel, S. 113-114. Wolters, Reformationsgeschichte, S. 18 Anm. 2. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 58; keinen Eintrag fanden die Besuche Kaiser Maximilians I. in Wesel in den Jahren 1502 und 1512, vgl. Roelen, Spätmittelalter, S. 158. Dresden: StadtA Dresden A XV b 36 f. 12v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 2v., f. 70r., f. 132v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 4v.; ausführlich zu St. Lorenz in Nürnberg Dormeier, Almosengefällbuch, S. 13ff.

VI.2. Besondere Einnahmen

473

ferstöcke geworfen haben, so dass sie nicht nachweisbar sind584 . Bezogen auf die Gesamteinnahmen der Kirchenfabriken waren die von den Landesherren erhaltenen Summen aber in den meisten Kirchen gering, und dies gilt sogar für den Dom St. Stephan in Wien als Grablege der österreichischen Herzöge585 . Zu den Geldsummen kamen gelegentlich Sachspenden: In Dresden profitierte die Kreuzkirche vom Tod Herzog Wenzels, da sie die Knöpfe vom Rock des Herrschers erhielt 586 . Herzog Sigismund von Tirol schenkte dem Freiburger Münster einen Kelch 587 . Eine Besonderheit bildeten Pfarrkirchen wie St. Maria in Wertheim, die die Grafen zu Wertheim nicht nur mit zahlreichen Stiftungen und Vikarien ausstatteten, sondern schließlich zu einem Kollegiatstift erheben ließen588 . Es ist davon auszugehen, dass sie auch den Kirchenbau substantiell unterstützten, doch fehlen die entsprechenden Belege 589 . Als die Stadt Bayreuth im Jahr 1430 von Hussiten angegriffen und zerstört wurde, erließ Markgraf Friedrich I. von Brandenburg und Burggraf von Nürnberg einen bettelbrief, dass alle Menschen dem obgenannten gottshauß (...) almosen, hülf und steuer (...) reichen sollten 590 . Die Markgrafen von Dresden und später die Herzöge von Sachsen unterstützten den Bau der Elbbrücke bei Dresden 591 . Sie bezahlten auch die Baumeister für den Wiederaufbau der Kreuzkirche 592 . Kleriker Vom Grundsatz her gehörte der Unterhalt der Pfarrkirche zu den Aufgaben des Pfründeninhabers. Im Verlauf des Hochmittelalters setzte sich die Auffassung durch, dass die Pfarrer nur dann einen Teil der Baulast tragen sollten, sofern ihre Einkünfte die Bedürfnisse eines angemessenen Lebensunterhalts überstiegen und wenn das Kirchenfabrikgut hierfür nicht ausreichte 593 . Nur wenige Kirchenmeister verzeichneten in ihren Rechnungsbüchern Zahlungseingänge von Pfarrern 594 . Beim Pfarrhof der Oberen Pfarre in Bamberg wurde in den Jahren 1490 bis 1492 eine Mauer auf Kosten der Kirchenfabrik neu ge-

584

585 586 587 588 589 590 591 592 593

594

In Coburg leerten die Kirchenmeister nach einem Besuch des Herzogs von Sachsen 1482 den Stock und verbuchten einen Gulden als Einnahme, siehe StadtA Coburg R 11/1481-1482 f. 3r., kurz Heins, Kulturgeschichtliches, S. 56. Perger, Stephan, S. 39; zu Ostpreußen siehe beispielsweise Spenden des Hochmeisters im Umfang von 1m oder 3m: Joachim, Treßlerbuch, S 535 und S. 549. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 278. Schadek, Bürgerschaft, S. 109. Siehe hierzu Friese, Pfarrei, S. 54-56. Vgl. Cucuel, Eckert, Inschriften, Nr. 120 S. 62. Meyer, Baireuth, S. 123-124, neuer Sitzmann, Baugeschichte, S. 117-118. Zahlreiche Belege bei Posern-Klett, UB Dresden Pirna. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 3-4. Siehe oben Kapitel II.1. und I.4., Brückner, Pfarrbenefizium, S. 305-310, Schöller, Organisation, S. 120-124 und S. 351-352, vgl. zu Freiburg im Üchtland Isele, Münster, S. 27-29, zum Elsass Pfleger, Untersuchungen III, S. 33. Der Pfarrer Stefan Aigner verzeichnete eine Reihe von Zahlungen, die er an die Kirchenmeister zahlen musste, siehe Schornbaum, Kraft, Pappenheim, S. 204.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

deckt, doch trug der Geistliche einen Teil der Finanzlast595 . Eine Erklärung für die fehlenden Angaben in den Rechnungsbüchern kann in der Art der Buchführung gesucht werden, da die Pfarrer Geld möglicherweise direkt an die Handwerker und nicht an die Kirchenmeister zahlten 596 . Eine zweite Erklärung wäre, dass die Pfarrer wie in Hanau bestimmte Einkünfte beispielsweise aus Renten an die Kirchenfabrik abtraten 597 . Wahrscheinlicher als diese beiden Erklärungen aber ist, dass die Geistlichen nur überaus selten etwas zum Kirchenbau beitrugen 598 . Nur sehr selten kam es wegen der Zahlungsverpflichtungen zu Auseinandersetzungen zwischen den Klerikern und dem Rat der Stadt. Als die Pfarrkirche von Börsch im Elsass im Jahr 1385 abbrannte, gaben der Dekan und das Kapitel des Straßburger Domstifts zwölf Pfund Straßburger Pfennige für den Wiederaufbau, doch ließen sie in der Urkunde festhalten, dass sie dies von sich aus taten und nicht dazu verpflichtet waren 599 . Gelegentlich wie beispielsweise in Dresden erhielt der Pfarrer Gelder, die eigentlich für die Kirchenfabrik bestimmt waren, so dass er die Summen dann weiterleitete600 . Auch den Patronatsinhabern fiel eine subsidiäre Baupflicht für die Kirche zu. Gemäß der kirchlichen Rechtssprechung war dies der Fall, wenn beispielsweise das Vermögen der Kirchenfabrik nicht für die Unterhaltung der Kirche ausreichte 601 . Das Patronat für St. Willibrord besaß das Kloster Oberndorf, doch keiner der Weseler Kirchenmeister verzeichnete entsprechende Einnahmen, und dies lässt sich auf andere Städte übertragen 602 . Die Inhaber des Patronats dürften argumentiertet haben, dass sie die Kirche nicht zu unterstützen brauchten, da die Kirchenfabrik dafür in ausreichendem Maß aufkam. In Nördlingen führte der Rat der Stadt einen jahrelangen Rechtsstreit mit dem Kloster Heilsbronn, das nicht bereit war, zum Bau der Pfarrkirche St. Georg in Nördlingen beizutragen. Ein Gericht entschied, dass der Abt und das Convent nicht schuldig seyen, etwas zu dem Bau beyzutragen, ausser was sie von guter Freundschaft halber thun wollten; sondern die Stadt sollte selbsten wie bisher sothanen Bau von denen fallenden Almosen fortsetzen, und da inzwischen der Rat die Gemeinde anweisen lassen, ihre Opfer für den Bau zu geben, wordurch der Pfarrer Abgang an dem Seinigen verspühret, wurde solches Gebot aufgehoben und die Sache wieder in den alten Stand gesetzet 603 . Insgesamt bezogen die Kirchenmeister damit in kaum nennenswertem Umfang von den Pfarrern und den übrigen Geistlichen der Kirche Geld. Es waren einzelne Geistliche, die sich zugunsten der Kirche engagierten oder die bei den 595 596 597 598 599 600 601 602 603

PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 17v. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 17v. Heck, Hanau, S. 38. Vgl. Kurze, niedere Klerus, S. 300-301, Brückner, Pfarrbenefizium, S. 302ff. Barth, Börsch, S. 167. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1518 o.f., Nr. 74 o.f. Siehe oben Kapitel II.1, Künstle, Pfarrei, S. 102-104, vgl. Isele, Münster, S. 28-29. Siehe zu Innsbruck Lentze, Innsbruck, S. 238. Dolp, Bericht, Nr. xi, auch UB Nördlingen Nr. 2448 S. 195-196, auch Nr. 2286 S. 125-126, zum Rechtsstreit Trüdinger, Kirchenpolitik, S. 202-203, auch Binding, Baubetrieb, S. 41.

VI.3. Zusammenfassung: Die Einnahmen der Kirchenmeister

475

Kirchenmeistern Geld anlegten 604 . Eine tiefergehende finanzielle Verflechtung zwischen Pfarrklerus und Kirchenfabrik ist nicht nachweisbar. VI.3. ZUSAMMENFASSUNG: DIE EINNAHMEN DER KIRCHENMEISTER Auf den ersten Blick erhielten die Kirchenfabriken von St. Willibrord und St. Nikolaus auf der Mathena in Wesel zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein Vielfaches der Einnahmen, die sie im frühen 15. Jahrhundert hatten. Werden die in Silbermark verzeichneten Summen in Relation zum Goldgulden gesetzt, so muss dieses Ergebnis modifiziert werden. In den Jahren bis 1444 lagen die Einnahmen nur selten über 100rh. fl, bis 1480 bei durchschnittlich 88rh. fl. In dem Zeitraum bis zum Jahr 1500 nahmen die durchschnittlichen Einnahmen um mehr als das Doppelte auf durchschnittlich 190rh. fl zu. Mit dem Beginn der Bauarbeiten im Jahr 1500 stiegen die Einkünfte im folgenden Rechnungsjahr um 327%, nahmen dann aber wieder ab. Gemessen an dem halbwegs wertstabilen Goldgulden konnte St. Willibrord seine Einnahmen vom zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts bis zum zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts nahezu verdoppeln. Bei St. Nikolaus verlief die Entwicklung etwas anders: Konnte die Kirche in den dreißiger und vierziger Jahren des 15. Jahrhunderts nur geringe Zuwächse verbuchen, so änderte sich dies mit den aufkommenden Wallfahrten. St. Nikolaus steigerte damit seine Einnahmen um ein Mehrfaches und erzielte teilweise höhere Beträge als St. Willibrord. Dies änderte sich erst mit dem Beginn der Bauarbeiten an St. Willibrord. Werden nun die grundsätzlichen Kategorien der regelmäßigen auf der einen und der besonderen Einnahmen auf der anderen Seite berücksichtigt, so zeigen sich deutliche Schwankungen 605 . Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts machten die Einnahmen aus den Stöcken etwas weniger als 10% der Gesamteinnahmen aus, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts halbierte sich dann ihr durchschnittlicher Umfang und sank zu Beginn des 16. Jahrhunderts noch weiter ab. Einen ganz entscheidenden Anteil an den Einnahmen hatte die Bede. Auch wenn berücksichtigt werden muss, dass die Kirchenmeister in vielen Jahren die Bede mit den Schenkungen und den aus den Stöcken genommenen Geldern zusammenzogen, so machte sie während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts doch durchschnittlich fast 50% der Gesamteinnahmen aus. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sank ihre Bedeutung, wurde aber ab dem Jahr 1500 durch die beim Umgang erzielten Erlöse ausgeglichen. Eine weitere bedeutende Einnahmequelle ergab sich aus den Prozessionen. Die Heilig-Kreuz-Prozession lockte offensichtlich sehr viele Menschen auf die Straßen, vielleicht kamen viele auch von außerhalb in die Stadt. Die Kirchenmeister konnten daher erhebliche Einnahmen erzielen. Ob mit dem Kauf der Reliquien 604 605

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 724. Schönberg, Technik, S. 22.

476

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

des Hl. Willibrord die Bedeutung der Hauptpfarrkirche Wesels gesteigert wurde, ist unklar. Es gelang aber weder dem Rat noch den Kirchenmeistern, die Bedeutung des Kirchenpatrons und damit auch die entsprechenden Einnahmen zu steigern. Die Tatsache, dass eine Prozession unter Mitführung einer Reliquie noch attraktiver war, lässt sich anhand von St. Nikolaus auf der Mathena zeigen, die nicht nur eine Pfarr-, sondern wegen des Antoniusbildes auch eine Wallfahrtskirche war. Die Kirchenmeister nahmen am Antoniustag Gelder in einem Umfang ein, der in manchen Jahren die jährlichen Gesamteinnahmen von St. Willibrord übertraf. Das gleiche Ergebnis lässt sich auch für die Dresdener Kreuzkirche und den von ihr ausgerichteten Johannistag feststellen, und ähnliches galt auch für St. Jakob in Rothenburg und St. Katharina in Wunsiedel 606 . Für die Kirchenfabriken waren die Ablässe von unterschiedlicher Bedeutung. Mit Bauablässen konnten vorübergehend hohe Gewinne erwirtschaftet werden, und zugleich wurden mit einem Ablass Bevölkerungsschichten angesprochen, die sich zwar vielleicht mit ihrer Pfarrkirche identifizierten, die aber nur bedingt über die Ressourcen verfügten, um der Kirche größere Beträge zukommen zu lassen. Laktizitätsdispense, die regelmäßig erhoben werden konnten, gab es vor allem in Süddeutschland 607 . Sie trugen in nur geringem Maß zu den Haushalten der Kirchenfabriken bei. Allerdings beziehen sich die zur Verfügung stehenden Angaben lediglich auf die Dispense und Ablässe des späten 15. Jahrhunderts. Zugleich kamen nur wenige Ablässe der Kirchenfabrik vollständig zugute, so dass nicht beurteilt werden kann, ob und inwieweit die restlichen Beträge an den Klerus, an die Stadt, an den Territorialherren oder an die Kurie gingen. Die Kleriker finanzierten sich in erster Linie aus ihren Pfründen, doch stellten die Oblationen, also die freiwillig wie verpflichtend gezahlten Abgaben während und außerhalb der Messe, zu denen im engeren Sinn auch die Stolgebühren als die Gebühren für die Spendung von Sakramenten gehörten, eine erhebliche zusätzliche Einnahmequelle dar 608 . Die Gemeinde zahlte also Oblationen sowohl an die Geistlichen als auch an die Kirchenfabrik 609 . Art und Umfang der Schenkungen und Legate variierten zu sehr, als dass sich ein klares Bild erkennen lässt. Zwar bereiteten manche Geschenke wie kleine Stiere oder wilde Pferde den Kirchenmeistern gewisse Mühen, da sie sich um die Tiere kümmern und Ausgaben tätigen mussten, doch insgesamt stellten Schen606

607 608

609

Zu St. Katharina in Wunsiedel ausführlich Jäger, Wunsiedel I, S. 205-251; zum Heiligblut in Rothenburg Borchardt, Institutionen, S. 50ff.; zu St. Lorenz in Nürnberg Dormeier, Almosengefällbuch, S. 29-30. Hierzu ausführlich Lindner, Fastendispensen, insb. Kapitel II. Zu den Begriffen Ferry, Stole Fees, S. 2, neuer Petke, Oblationen, S. 29-31, der darauf verweist, dass der Begriff der stole erst für das 15. Jahrhundert nachweisbar ist; siehe ebd., S. 35ff. zur Bedeutung der Oblationen und Stolgebühren, vgl. Kuujo, Stellung, S. 133-155, Pfleger, Untersuchungen III, S. 91ff., Brückner, Pfarrbenefizium, S. 248ff., Mierau, Vita communis, S. 91-92, zuletzt und die Einnahmefaktoren gegeneinander abwägend Arend, Bischof, S. 45ff. und S: 65ff.; zusammenfassend und veraltet Plöchl, Geschichte II, S. 385-386. Belege aus Bamberg und Regensburg Schnapp, Stadtgemeinde, S. 148, vgl. Petke, Oblationen, S. 42.

VI.3. Zusammenfassung: Die Einnahmen der Kirchenmeister

477

kungen relativ bequeme Einnahmen dar, die als Bargeld sofort weiterverwendet werden konnten. Dies war bei Stiftungen anders. Obwohl Stiftungen häufig mit der Übertragung von zusätzlichem Grundeigentum verbunden waren, mussten die Kirchenmeister abschätzen, ob der aus den übereigneten Geldern oder Grundstücken zu ziehende Gewinn langfristig reichen würde, um die eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen. Welche Berechnungsgrundlagen gewählt wurden, ist den Unterlagen der Kirchenmeister leider nicht zu entnehmen, doch reichten beispielsweise die Einnahmen Sebald Schreyers nicht mehr für die Deckung mancher Stiftungsaufgaben aus. Folglich musste den Kirchenmeistern auch bei Stiftungen daran gelegen sein, die Gelder so schnell wie möglich gewinnbringend anzulegen 610 . Auch in diesem Fall zogen sie langfristige Investitionen und damit Renten- oder Grundstücksgeschäfte allen anderen Anlageformen vor611 . Der wichtigste Einnahmeposten aller Kirchenfabriken waren die Einnahmen aus der Belastung von Häusern und Grundstücken 612 . Wie gezeigt ist es nur bedingt möglich, zwischen Garten- und Hauszinsen auf der einen und den Renten auf der anderen Seite zu unterscheiden. Insgesamt gesehen nahm der Umfang der Zinsen ab, während die Bedeutung der Renten immer mehr zunahm. Zu den jährlichen Einnahmen kamen die Übertragungen von Häusern im Zusammenhang mit Leibrenten. Auch wenn sich ihr Wert nicht exakt beziffern lässt, da ihn die Kirchenmeister nur selten in ihren Rechnungsbüchern verbuchten, wird ihr Umfang doch an der Anzahl der jährlichen Rentenzahlungen der Kirche während der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts deutlich. Die Kirchenfabriken waren ein wesentlicher Faktor im Wirtschaftsleben der Stadt, da ihnen ein erheblicher Teil der Immobilien anteilig oder vollständig gehörte. Dieser Besitz war nach Ausweis der verzeichneten Gläubigernamen ständig im Fluss, was erneut ein Schlaglicht auf die Mobilität des Kapitals als auch auf die Anforderungen an die Buchhaltung der Kirchenmeister wirft 613 . War die Kirchenfabrik von St. Willibrord in Wesel prinzipiell an Immobilien interessiert, so hatte sie doch nur bedingt daran Interesse, die Grundstücke und Häuser vollständig zu besitzen. Der Grund lag in den auf den Grundstücken ruhenden Lasten sowie in den Ausgaben für die Verwaltung und für den Erhalt der Immobilien. Die Kirchenmeister zogen es vor, Zinsen oder Abgaben zu erhalten, da sie auf diese Weise Ausgaben vermeiden konnten 614 . In Konsequenz wurden die Geldgeschäfte mit Renten immer wichtiger. Auch hierbei nahm die Bindung an Grundeigentum zusehends ab 615 . Renten wurden vorwiegend verkauft, um Bauvorhaben zu finanzieren oder um Defizite auszugleichen. 610

611 612 613 614 615

Siehe beispielsweise AEK Wesek Gefach 37,1 S. 357 (Jan Poet 3 1/2s vor 3 1/2 Rijnsgulden Hir van gekoft vter Derik Vreten huys vpper Mathena 1 Rijnsgulden vor 20 Rijnsgulden) und Gefach 37,3 S. 113 (Hir van gekoft vter Derik Vreten huys vpper Mathena 1rh fl vor 20rh. fl). StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1518 o.f. Vgl. zu Emden Lamschus, Emden, S. 506ff. Vgl. Blaschke, Bedeutung, S. 567. Siehe zu Koblenz Michel, Koblenz, S. 315-316. Vgl. Rösch, Wucher, S. 633-634.

478

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Werden die verschiedenen Einnahmeformen berücksichtigt, so gab es insbesondere bei den Rentengeschäften eine graduelle Abstufung zwischen ländlich orientierten Städten wie beispielsweise Bayreuth und Wunsiedel und vergleichsweise hoch entwickelten Handelsstädten wie Nürnberg616 . Den größten Teil ihrer Einnahmen bezogen die Kirchenfabriken aus der Stadt und nicht aus Gütern und Abgaben außerhalb der Stadtmauern. In dem Maß, in dem die Natural- von der Geldwirtschaft abgelöst wurde, wuchs allerdings die Verflechtung zwischen Stadt und Land 617 . Dies galt jedoch nur teilweise für Immobilien, die die Kirchenfabriken außerhalb der Stadtmauern besaßen. Die Mobilität des Kapitals wurde immer wichtiger. Wallfahrtskirchen wie St. Nikolaus in Wesel und St. Katharina in Wunsiedel und Kirchen ländlich ausgerichteter Städte wie Ellwangen und Hagenau dürften vergleichsweise höhere Beträge aus dem Umland erhalten haben als die Pfarrkirchen in Nürnberg oder als St. Willibrord in Wesel 618 . Einen damit vergleichbaren Sonderfall bildete die Kreuzkirche in Dresden, die bis zu 30% ihrer Einnahmen aus dem Brückenzoll über die Elbe bezog619 . Grundsätzlich sind den Rechnungen keine Gründe für die schwankende Gesamteinnahmehöhe zu entnehmen. Selten lässt sich feststellen, dass beispielsweise der Ausbruch der Pest oder andere äußere Einflüsse zu Schwankungen führten 620 . Den Registerbüchern der Kirchenmeister lässt sich jedoch entnehmen, dass versucht wurde, die Finanzen der Kirchenfabriken langfristig auf gesicherte Einnahmen umzustellen. Legate, Stöcke und Ablässe verloren daher wahrscheinlich an Bedeutung, was mit einem graduellen Wandel in der Einnahmestruktur gleichzusetzen ist. In dem gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der Stiftungen und Stiftungsmessen deutlich an. Es gab drei Einnahmebereiche, die von den Kirchenmeistern nicht verbucht wurden: Der erste umfasste Auslagen der Kirchenmeister, die sie in Kommission für die Kirchenfabrik tätigten. Ein zweiter Bereich umfasste die Löhne und Schenkungen für das Personal der Kirchenfabrik. Gelegentlich finden sich in den Rechnungsbüchern Einträge, dass Pfarrer oder Küster Schenkungen oder Spenden entgegengenommen und sie dann an den Kirchenmeister weitergeleitet hatten. Endres Tucher merkte in seinem Baumeisterbuch an, dass seine Vorgänger die jährlich 20 bis 24lb, die ihnen zugunsten der Knechte des Bauhofes gegeben worden waren, behalten hätten, während er immerhin die Hälfte an seine Angestellten weiterleitete 621 . Schließlich erhielten die Kirchenmeister in ihrer Funktion als Vorsteher der Kirchenfabrik von dritter Seite Geschenke und Geld. In Wesel bekamen sie einmal 616 617 618

619 620 621

Siehe zu Bayreuth Meyer, Baireuth, S. 81-88. Warnke, Bau und Überbau, S. 94-95. Allgemein zur Bedeutung von Wallfahrten Freitag, Volksfrömmigkeit, S. 11ff., S. 39ff. und S. 238ff.; den Forschungsstand zusammenfassend zur Frage, ob St. Sebald eine Wallfahrtskirche war, siehe Marx, Ostchor, S. 71-73; vgl. Jäger, Wunsiedel I, S. 250. StadtA Dresden A XV b 20 Brückenamtrechnung f. 136v., ausführlich Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 272 mit S. 274. Vgl. Dormeier, Almosengefällbuch, S. 23. Lexer, Baumeisterbuch, S. 8-9.

VI.4. Ausgaben

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pro Jahr Wein auf Kosten des Rates, in Ingolstadt wurden sie vom Pfarrer einmal pro Jahr zu einem Festmahl eingeladen, in Hagenau erhielten sie zu Ostern ein Lamm 622 . VI.4. AUSGABEN Die Kirchenmeister mussten für eine erhebliche Vielfalt an Tätigkeiten Geld aufwenden, wobei sich die Ausgaben prinzipiell in zwei Bereiche aufteilen lassen, nämlich in jährlich wiederkehrende Kosten auf der einen und Einzelleistungen auf der anderen Seite. Die meisten der von den Kirchenmeistern verbuchten Ausgaben gehörten zu den Einzelvorhaben. Eine quantifizierende und zugleich vergleichende Untersuchung der Ausgaben der verschiedenen Kirchenfabriken ist damit nur eingeschränkt möglich. Zugleich verbuchten die Kirchenmeister ihre diversen Ausgaben auf nur wenigen Konten, so dass ihre Bücher im Hinblick auf die Ausgaben anders strukturiert waren als bei den Einnahmen. Zunächst gilt das Augenmerk den Belastungen aus Zahlungsverpflichtungen insbesondere für Renten und Anniversarien, dann den regelmäßigen Ausgaben für die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben, für die Buchführung und Administration. In einem dritten Schritt werden sowohl die verschiedenen Ausgabenbereiche als auch die unterschiedlichen Kirchen miteinander verglichen, bevor dann auf die Summen eingegangen wird, die an die Stadt zu zahlen waren. Schließlich wird viertens die Zahlungsmoral der Kirchenmeister analysiert. Abschließend wird die Ausgabenpolitik der Kirchenfabriken bewertet und in den politischökonomischen Kontext der Stadt eingeordnet. Dabei wird auch noch einmal auf die einleitend aufgeworfene Frage eingegangen, ob sich die Kirchenmeister an den ihnen übertragenen Geldern bereicherten 623 . VI.4.1. Zahlungsverpflichtungen: Renten und Stiftungen Die Kirchenfabriken waren zu zwei Arten regelmäßiger Zahlungen verpflichtet, nämlich zu Ausgaben für Renten und für Stiftungen. Beide Arten von Zahlungsverpflichtungen lassen sich in zahlreiche Typen untergliedern. Renten Die meisten Renten waren an Grundbesitz gebunden, wie bereits bei der Untersuchung der Einnahmen festgestellt worden war 624 . Allerdings änderte sich diese Verknüpfung im Verlauf des Mittelalters. Die Kirchenmeister traten nicht nur als Rentenkäufer auf, indem sie Geld investierten und damit das Recht erwarben, 622 623 624

Götz, Pfarrbuch, S. 84, Pfleger, Untersuchungen IV, S. 75, vgl. Remling, Bruderschaften, S. 248, siehe auch unten Kapitel VII.3. Vgl. oben Kapitel I.4. Siehe oben Kapitel VI.1.1.

480

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

jährlich Zinsen zu erhalten, sondern sie agierten auch als Rentenverkäufer. Sie nahmen Geld an und gingen damit die Verpflichtung zu einer fortdauernden Rentenzahlung ein. Die Rentenkäufer erwarben allerdings kein Miteigentum an einem konkreten Grundstück der Kirchenfabrik, sondern diese stand mit ihrem Gesamtvermögen für die Verpflichtungen ein. Im Unterschied hierzu verkaufte beispielsweise die Stadt Renten des Kreuzaltars, für den sie das Patronat hielt 625 . Prinzipiell gab es zwei Rechtsformen an Renten, nämlich Leibrenten und Wiederkaufsrenten. Leibrenten wurden in Wesel im Allgemeinen mit lediglich 5% verzinst, während der Zinssatz bei Wiederkaufs- oder Erbrenten 10% betrug 626 . Die auszuzahlende Rente musste nicht in einer Summe ausgezahlt werden, sondern es war möglich, dies auf mehrere Zahlungen im Jahr zu verteilen627 . Auf der Grundlage der Kirchenrechnungen lässt sich nur bedingt zwischen den verschiedenen Rentenformen unterscheiden. Allerdings nahmen sie die notwendigen Verträge in ihre Register auf, so dass erkennbar ist, dass sie nur äußerst wenige Erbrenten verkauften. Die häufigste Form war vielmehr die Wiederkaufsrente. Die Höhe des Rentenbetrags schwankte von wenigen Schillingen bis hin zu mehreren Goldgulden. Die Aufzeichnungen der Kirchenmeister vermitteln den Anschein, als ob die meisten Renten zurückgezahlt wurden. Die sozial wichtigste Form des Rentenverkaufs waren die Leibgedinge: Für die Käufer war die Leibrente entweder eine gute Versicherung gegen Notlagen, oder sie bot ihnen die Möglichkeit der Alterversorgung auf der Grundlage des in früheren Zeiten erworbenen Grundstücks. Leibrenten auf der Kapitalgrundlage sind nicht nachweisbar. In Wesel wie anderswo waren nahezu alle Bezieher von Leibrenten Frauen, präziser: Witwen. Nach dem Tod ihres Mannes gaben sie ihren Grundbesitz an die Kirche, die ihnen dafür eine Rente für den Lebensunterhalt auszahlte628 . Allen Renten lagen in Urkundenform gehaltene Verträge zugrunde, die im Allgemeinen von mindestens zwei Schöffen besiegelt wurden. Die von den Rentenempfängern zu zahlenden Gesamtsummen wurden im Allgemeinen unmittelbar nach dem Vertragsabschluß gezahlt. Es kam vor, dass die Kirchenmeister diese Beträge nicht verbuchten. Erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts lässt sich nachweisen, dass entsprechende Zahlungen an die Kirchenfabrik zunächst zwar angekündigt wurden, der tatsächliche Geldtransfer aber erst später erfolgte629 . Die Kirchenmeister mussten dabei genau auf den Wert der übergebenen Münzen achten, wie beim Verkauf einer Rente im Jahr 1501 notiert wurde: Henrick van Bert sacht hie woulde dat verguyen dat dese vurgenant gulden nyet soe guet synt geweist als golden gulden dit is geboirt 630 . Die meisten Rentenverträge wurden über Gold625

626 627 628 629 630

StadtA Wesel A7 1424 f. 171v.; Gorissen, Regesten III, S. 230-231, Gorissen, Regesten IV, S. 227 und S. 228; zu den Ausgaben der Nürnberger Losunger für Renten siehe Sander, Haushaltung, S. 683-684. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 123, S. 357, S. 378, S. 390, Reinhold, Verfassung Wesel, S. 108. Siehe für das Jahr 1402 AEK Wesel Gefach 37,1 S. 20: Fernen van der Wonynghe 4 ½m 13½d und 4 ½m 13½d, Hyll Vpwich 5m und 6m, Luetghart Zalen 8m und 4m. Vgl. Basel, wo viele Frauen städtische Leibrenten erwarben: Gilomen, Anleihen, S. 178. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 550. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 355.

VI.4. Ausgaben

481

gulden abgeschlossen, doch zahlten die Kirchenmeister die Beträge in gängigen Münzsorten aus. Die Folge war, dass sie die Inflation berücksichtigen und somit regelmäßig die Höhe der ausgezahlten Gelder revidieren mussten. Die Anpassungen erfolgten allerdings nur selten von Jahr zu Jahr, sondern wurden im Allgemeinen schubweise vorgenommen. Dies galt auch für die Zahlungen, die für die Ausrichtung von Anniversarien notwendig waren 631 . Grundsätzlich war es möglich, dass einmal abgeschlossene Verträge geändert wurden. Im Jahr 1486 stimmten die Kirchenmeister von St. Willibrord beispielsweise zu, dass die Leibrente von Idken Gordelmeker in Höhe von 19fl current aufgelöst und verkleinert auf ein Sechstel wieder aufgenommen wurde 632 . Es kam auch vor, dass Rentenzahlungen auf zwei Termine verteilt wurden 633 . Ebenso war es möglich, dass die Zahlung einer Wiederkaufsrente vorübergehend zu einer Leibrente umgewandelt wurde. Im Jahr 1490 bezeugten die beiden Kirchenmeister van den Lodick und van Galen, dass Frau Bele Plenck der Kirche in ihrem letzten Willen eine Erbrente von 3 Pfund Wachs übergab, die auf dem Haus ihres Ehemannes beruhte. Die Rente zugunsten der Kirche wurde nun von den Kirchenmeistern zu einer Leibrente in Höhe von 3 Pfund Wachs zugunsten von Derick Plenck umgewandelt. Die Kirche erhielt somit zunächst nichts, doch fiel ihr nach dem Tod von Derick Plenk dessen Haus samt darauf ruhender Erbrente zu 634 . Schließlich scheint es möglich gewesen zu sein, Abgaben wie beispielsweise einen Gartenzins mit einer Rente zu verrechnen: Hermann Schaep bezahlte von 1427 bis 1433 einen Gartenzins von 3s, kaufte dann aber 1434 eine Rente von 3s, für die er 3rh. fl an die Kirche zahlte. Nach 1434 erhielten die Kirchenmeister von ihm aus ungenannten Gründen kein Geld mehr, verbuchten jedoch auch keine Ausgaben mehr an ihn 635 . Insgesamt nahm die Anzahl der von den Weseler Kirchenmeistern zu leistenden Rentenzahlungen im Verlauf des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts zu. Zumindest in Wesel verkauften Kirchenmeister vor allem dann Renten, wenn sie ein umfangreiches Bauvorhaben durchführen wollten, für das ihnen keine weitergehenden Einnahmen zur Verfügung standen. Dies war beispielsweise beim Bau der neuen Schule in den Jahren 1411 und 1412 der Fall 636 . Entsprechende Termine lassen sich allerdings bei Leibrenten nur selten finden637 . Die Verkaufspolitik der Kirchenmeister war jedoch recht vorsichtig, da sie während des gesamten 15. Jahrhunderts bis in die neunziger Jahre niemals mehr als fünfzehn Rentenverpflichtungen zugleich eingingen. Die durchschnittliche Anzahl lag bei zehn Verpflichtungen. Erst in den neunziger Jahren und damit im Zusammenhang mit der Erweiterung der Kirche änderte sich ihre Politik. In den ersten beiden Jahrzehnten 631 632 633 634 635 636 637

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 356. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 17. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 188. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 33r. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 267, S. 305, S. 340, S. 357. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 98. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 382.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

des 16. Jahrhunderts verkauften die Kirchenmeister Renten dann nicht mehr nur an Einzelpersonen, sondern auch an Institutionen und Bruderschaften wie beispielsweise die Rochus-Bruderschaft 638 . Es lässt sich ihren Unterlagen allerdings nicht entnehmen, ob sie im Verlauf des 15. Jahrhunderts keine größere Anzahl an Renten verkaufen wollten oder ob möglicherweise der Rat der Stadt eine größere Verschuldung der Kirchenfabrik zu vermeiden suchte. Sehr viele Wiederkaufsrenten wurden nur für einige wenige, teilweise lediglich ein oder zwei Jahre gezahlt, so dass es sich um kurzfristige Kredite handelte 639 . Dies war in der mittelalterlichen Stadt nichts Ungewöhnliches, denn auch andere Institutionen wie beispielsweise das Hospital konnten derartige Finanzierungen übernehmen. Die Mehrzahl der Zahlungsverpflichtungen umfasste nur eine kurze Laufzeit. Die wenigsten Renten wurden langfristig ausgezahlt. Zu den Empfängern einer solchen Rente gehörte beispielsweise der Altarist der Frühmesse, der ab 1471 regelmäßig Geld erhielt. Besonders viele Renten wurden während der Jahre 1411/1412 und gegen Ende der dreißiger Jahre aufgenommen, während es in den sechziger Jahren immer weniger wurden 640 . In den Jahren von 1498 bis 1502 verkauften die Kirchenmeister insgesamt neun Renten, da sie die Gelder für die Finanzierung des Kirchenbaus benötigten. Die meisten Wiederkaufsrenten beliefen sich auf weniger als 5 Goldgulden Zinszahlung. Die höchste Summe von 10 Goldgulden wurde ab dem Jahr 1500 an die Jungfer Anna Wynen ausgezahlt, doch sie wurde ab 1518 von den 20 Goldgulden übertroffen, für die der Pfarrer von St. Willibrord, Anton von Fürstenberg, eine Rente gekauft hatte 641 . Bei den Leibrenten verfuhren die Kirchenmeister nach etwas anderen Grundsätzen: Von 1401 bis 1519 verkauften sie an insgesamt 79 Personen Leibrenten. Die Anzahl der verkauften Leibrenten nahm insbesondere am Ende der fünfziger Jahre und dann wieder Ende des 15. Jahrhunderts mit Beginn der Arbeiten an der Erweiterung der Kirche zu. Die Laufzeit aller Leibrenten lag durchschnittlich bei knapp zehn Jahren, doch kam es in seltenen Fällen wie bei Aleyt Kerstynen und Albert van Hagh vor, dass die Renten 35 Jahre und 41 Jahre gezahlt werden mussten. Albert van Hagh besaß mit 15rh. fl zugleich die höchste von der Kirchenfabrik verkaufte Leibrente überhaupt. Dabei bezogen gegen Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts vor allem Beginen wie die Jungfer Wendell Leibrenten, was im Wesentlichen mit der Schließung des Beginenhauses oppen Sande zusammenhängen dürfte 642 . Die soziale Spannweite der Leibrentenempfänger beschränkte sich auf das obere Drittel der Bewohner Wesels. Auch die Höhe der bei Leibrenten ausgezahlten Beträge wurde der Inflation angepasst, doch aus Gründen, die nicht verzeichnet wurden, erhöhten die Kirchenmeister in manchen Jahren einzelne Renten 638 639 640 641 642

AEK Wesel Gefach 37,4 S. 879. Baumgärtel-Fleischmann, Bamberger Plastik, S. 30 mit Anm. 31. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 357, S. 378, S. 390; Gefach: 37,2 S. 259. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 724. Diese Zahlungen wurden zwar als Rentenzahlungen bezeichnet, doch könnte es sich auch um eine Leibrente gehandelt haben. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 145 und S. 161; vgl. oben Kapitel V.6.

VI.4. Ausgaben

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mehr als andere 643 . Ähnlich wie auch bei den Wiederkaufsrenten wird auch bei den Leibrenten in wenigen Fällen sichtbar, dass nicht immer die langfristige Geldanlage ausschlaggebend war. Es kam auch vor, dass die Kirchenmeister zwar einen Leibrentenvertrag wie bei Jorden Snoick ind syn wyff eingingen, dass sie jedoch zunächst Geld in das Haus investierten, da sie dat huss laten maken ind decken den decker gehadt 8 dage 644 . Es handelte sich folglich um eine versteckte Kreditaufnahme zur Finanzierung einer Renovierung, die durch den Übertrag des gesamten Besitzes des Ehepaars Snoick an die Kirche finanziert wurde. Entscheidend für die Leibrentennehmer war die Sicherheit der Zahlung, da die Sicherheit der Kirchenfabrik niemals von Privatpersonen gewährleistet werden konnte. Allerdings mussten die Rentennehmer den Wert des Grundstücks oder des Hauses erhalten. Die Spekulation der Kirchenmeister war denkbar einfach: Je früher der Rentennehmer starb, desto eher konnte die Kirchenfabrik die Zahlungen einstellen und den Besitz vollständig übernehmen. Da die meisten Leibrenten durchschnittlich zehn Jahre ausgezahlt wurden, machte die Kirchenfabrik bereits mittelfristig Gewinn. Langfristig gewann sie in jedem Fall durch die Erweiterung ihres Grundbesitzes. Die systematische Zusammenstellung der Auszahlungen sowohl für die Renten als auch für die Leibrenten zeigt, dass die Kirchenmeister in einzelnen Jahren keine Auszahlungen verbuchten. Die Schreiber trugen häufig die Auszahlungen für Leibrenten und Stiftungsmessen in der gleichen, sich nur geringfügig ändernden Reihenfolge in die Bücher ein, so dass nicht mit Sicherheit beurteilt werden kann, ob die Kirchenfabrik allen Zahlungsverpflichtungen grundsätzlich nachkam 645 . Ob die Kirchenmeister nun die Auszahlungen tatsächlich vornahmen oder ob die Schreiber sie nur in die Rechnungsbücher eintrugen, lässt sich nicht klären. Sieht man von den wenigen Jahren ab, in denen keine Buchungen erfolgten, dann wurden die Zahlungen für Wiederkaufsrenten, Leibrenten und Anniversarien mit hoher Regelmäßigkeit verzeichnet. Allerdings gab es zwei Ausnahmen: Im Rahmen verschiedener Stiftungen war den Kirchenmeistern von St. Willibrord aufgetragen, Gelder an die verschiedenen Spitäler der Stadt Wesel zu zahlen, doch finden sich in den Rechnungsbüchern keine entsprechenden Buchungen 646 . Es lässt sich nicht beurteilen, ob die Kirchenmeister ihren Verpflichtungen nicht nachkamen oder ob sie die Gelder direkt an die Spitäler zahlten. Eine zweite Ausnahme bilden die Zinszahlungen der Kirchenmeister von St. Willibrord für das Erbzinsgut an das Stift St. Ursula in Köln, denn in rund einem Drittel der Jahre des 15. und frühen 16. Jahrhunderts verbuchten sie keine entsprechenden Geldüberwei-

643 644 645 646

Renten für Aleyt Kerstkens: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 138 ff., für Anton von Fürstenberg: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 736. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 113. Vgl. oben Kapitel I.3. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 52v.-53r.; 26,2 f. 13v.-14r., auch Gefach 26,4 S. 72-73 und Gefach 26,5 f. 47r.-47v.; Gefach 26,2 f. 11r., auch Gefach 26,4 S. 84-85 und Gefach 26,5 f. 59v.-60v.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

sungen 647 . Es liegen keine Hinweise auf Mahnungen oder Gerichtsverfahren vor, so dass nicht abschließend beurteilt werden kann, ob die Zahlungen tatsächlich nicht erfolgten. Dies gilt auch für die Unterlagen der Kirchenmeister von St. Nikolaus auf der Mathena. Im Unterschied zu St. Willibrord war die Anzahl der Renten der zweiten Weseler Stadtkirche jedoch verschwindend gering, umfassten sie doch beispielsweise in den neunziger Jahren des 15. Jahrhunderts gerade sechs Leibrenten, die nach Ausweis der Kirchenrechnungen regelmäßig bezahlt wurden. Den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister lassen sich keine Gründe für die Diskrepanz zwischen den beiden Weseler Pfarrkirchen entnehmen, doch dürfte sie im wesentlichen auf den geringeren Wohlstand der in der Neustadt wohnhaften Handwerker zurückzuführen sein, die ihre Häuser und Werkstätten wahrscheinlich vererbten und nicht an die Kirchenfabrik verkaufen konnten. Stiftungen In ähnlicher Weise wie bei den Wiederkaufs- und Leibrenten waren die Kirchenmeister auch bei Stiftungen zu Leistungen verpflichtet. In St. Willibrord gab es diverse Stiftungen, die von rentenähnlichen Zahlungen an die Küster über die Bereitstellung von Spülwein bis zur Ausrichtung der Salve-Regina-Messe reichten 648 . Nach Ausweis der Kirchenrechnungen kamen die Kirchenmeister ihren Verpflichtungen nahezu vollständig nach. Ob fehlende Buchungen tatsächlich bedeuten, dass die Kirchenmeister die entsprechenden Gelder nicht ausgegeben haben, erscheint angesichts der ansonsten sehr regelmäßigen Zahlungen unwahrscheinlich. In St. Willibrord wurden bereits im 14. Jahrhundert Stiftungsmessen gelesen, doch verzeichneten die Kirchenmeister erst ab 1421 entsprechende Ausgaben 649 . In den sich anschließenden Jahrzehnten unterschieden sie nicht zwischen Memorialmessen und Anniversarien, obwohl der Umfang dieser Stiftungen sehr unterschiedlich war 650 . Vielmehr verbuchten sie im Allgemeinen die Ausgaben für die Stiftungsmessen in demselben Konto wie die Rentenzahlungen. Zu einer Differenzierung kam es erst ab dem Jahr 1464 651 . Wie bei der Untersuchung der Stiftungsmessen dargestellt, stieg die Anzahl der von der Kirchenfabrik getragenen 647 648

649 650 651

Keine Zahlungen in den Jahren 1401, 1421, 1435, 1438-1447, 1458, 1460-1461, 1477-1488, 1491-1497, 1499, 1503 und 1506-1509. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 8, S. 20, S. 29, S. 40, S. 56, S. 63, S. 71, S. 79, S. 90, S. 97, S. 115, S. 127, S. 138, S. 148, S. 158, S. 166, S. 176, S. 186, S. 194, S. 201, S. 221, S. 231, S. 237, S. 247, S. 261, S. 346, S. 355, Gefach 37,2 S. 137, S. 144, S. 151, S. 157, S. 168, S. 179, S. 196, S. 218, S. 242, S. 259, S. 282, S. 287, S. 298, S. 314, S. 339, S. 356, S. 370, S. 386, S. 403, S. 401, S. 413, S. 425, S. 437, S. 449, S. 464, S. 473, S. 485, S. 486, Gefach 37,3 S. 7, S. 19, S. 22, S. 34, S. 37, S. 55, S. 78, S. 99, S. 124, S. 143, S. 155, S. 183, S. 209, S. 232, S. 255, S. 304, S. 362, S. 440, S. 500, S. 557, S. 605, S. 670, S. 732, S. 750, S. 840, Gefach 37,4 S. 250, S. 300, S. 301, S. 385, S. 421, S. 559, S. 738, S. 827, S. 892. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 201. Vgl. oben Kapitel V.4. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 195-196.

VI.4. Ausgaben

485

Memorial- und Anniversarmessen im Verlauf des 15. Jahrhunderts in Sprüngen an. Während von 1422 bis 1452 zehn Anniversarien nahezu ununterbrochen in den Rechnungsbüchern verbucht wurden, kamen 1458/1459 vier neue Stiftungen hinzu. Ab 1492 akzeptierten die Kirchenmeister nahezu jährlich neue Messen. Parallel zu den immer größer werdenden Verpflichtungen stieg auch der Umfang der von den Kirchenmeistern zu erbringenden Leistungen. Dabei waren die Summen, die Pfarrer für das Abhalten von Stiftungsmessen erhielten, nach Leistung gestaffelt 652 . Die Kirchenmeister passten die Ausgaben für Anniversarien an die Inflation an, was ebenfalls in Sprüngen erfolgte 653 . Allerdings notierten sie für einzelne Stiftungsmessen wechselnde Ausgaben, gaben aber keine weiteren Einzelheiten an 654 . Aus nicht näher bekannten Gründen stellten die Weseler Kirchenmeister Mitte der fünfziger Jahre des 15. Jahrhunderts mehrere Stiftungsmessen ein. Dies erfolgte möglicherweise zu einem Zeitpunkt, als das Stiftungskapital nicht mehr zur Deckung der Kosten ausreichte; ebenso ist allerdings möglich, dass manche Messen von vornherein auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt waren. Im Hinblick auf den administrativen und ökonomischen Umgang mit Renten und Stiftungen verfuhren die Kirchenmeister der meisten Städte in sehr ähnlicher Weise wie in Wesel 655 . Renten wurden überall zur Finanzierung größerer Bauvorhaben wie beispielsweise dem Bau eines Karners in Wertheim verkauft 656 . Besonders aktiv auf dem städtischen Rentenmarkt waren die Bamberger Kirchenmeister, die wiederholt Renten kauften und verkauften 657 . Die Kirchenmeister von St. Georg in Wismar gingen sogar Zahlungsverpflichtungen ein, die über die Stadtgrenzen hinaus bis nach Lübeck reichten 658 . Dagegen verbuchten die Nürnberger Kirchenmeister keine entsprechenden Ausgaben. Leibrenten waren vor allem für die Kirchenfabriken kleiner und mittlerer Städte von großer Bedeutung 659 . Zumindest in Freiburg und Windsheim vertraten die Kirchenmeister eine ähnliche Politik wie die Kirchenvorsteher von St. Willibrord, da sie nur eine begrenzte An652 653

654 655

656 657 658 659

Hierzu Götz, Pfarrbuch, S. 70-71, vgl. oben Kapitel V.4. Der Lohn der beiden Geistlichen aber wurde in mehreren Sprüngen von jährlich 6m 10s über 7m 7s, 9m 4s, 14m 4s, 16m auf 18m 26s gesteigert. Damit glichen die Kirchenmeister die Inflation aus, doch ob die Kirchenfabrik gleichzeitig zusätzliches Stiftungskapital erhielt, wurde nicht verzeichnet. Siehe AEK Wesel Gefach 37,1 S. 336, Gefach 37,2 S. 9, S. 21, S. 261, Gefach 37,3 S. 305, Gefach 37,4 S. 485. Hierzu ausführlich oben Kapitel V.4. Beispielsweise in Bielefeld, Coburg, Ellwangen, Hagenau, Rothenburg, Straßburg und Ulm, zu deren Ausgaben überall Zinszahlungen gehörten: Bielefeld: StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 2v., f. 9v., f. 17r., f. 19v., Nr. 2 f. 45r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1501/02 f. 7v.; Ellwangen: StA Lugwigsburg B 384/10664 f. 10v., f. 11r.; Hagenau: StadtA Hagenau GG 255/3 f. 65r.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 15v., f. 203v.; Straßburg: StadtA Straßburg UFW 43 (32) f. 43v.; Ulm: StadtA Ulm A 6892 f. 53v., A 7073 passim. Engel, Urkundenregesten, Nr. 105 S. 59. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1482/84 f. 15r., 1484/85 f. 10v.; PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 5v., Nr. 70.01/6 f. 5r., StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 10r. Ludwig, St. Georgen, S. 127. siehe StadtA St. Gallen Kirchenamt XVI,2 f. 13r., f. 19r.

486

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

zahl an Leibrenten verkauften 660 . Die Anzahl der jährlich verbuchten Ausgaben für Anniversarien unterlag erheblichen lokalen Schwankungen wie beispielsweise in Weissenburg und Windsheim 661 . Mit den Memorialmessen und Anniversarien auf eine Stufe zu stellen waren die jährlichen Leistungen für Arme, die Sebald Schreyer verbuchte, die aber keiner der anderen Kirchenmeister in derart detaillierter Form verzeichnete 662 . Insgesamt ist damit eine exakte und abschließende Klärung der politisch-ökonomischen Schwerpunkte der Kirchenfabriken nur auf der Grundlage einer vollständigen Auswertung der dazugehörenden Stiftungsbriefe möglich 663 . Der Stellenwert der Kirchenfabriken innerhalb der Wirtschaft der Stadt lässt sich damit zwar nicht abschließend beurteilen, sollte allerdings ökonomisch wie politisch nicht unterschätzt werden. VI.4.2. Ausgaben für die Verwaltung Ein zweiter Aufgabenbereich, in dem die Kirchenmeister regelmäßige Ausgaben leisten mussten, galt der Verwaltung der Kirchenfabrik. Hilfsmittel In Dresden und Nürnberg bezahlten die Kirchenmeister die Küster für ihre Mithilfe beim Öffnen der Stöcke und beim Zählen der Gelder 664 . In Freiburg waren die Kirchenmeister verpflichtet, wan sie die stock gelerend, (...) dem schreiber uf der hutten ein schilling pfenning, dem schlosser VI pfenning, dem bruder vor dem heligen crüz vier pfenning zu geben 665 . Münzen wurden entweder in den Stöcken aufbewahrt, oder die Kirchenmeister nahmen sie mit nach Hause. Viele Kirchenmeister ließen im Verlauf ihrer Amtszeit die Stöcke beschlagen oder kauften neue Schlösser und Schlüssel 666 . Auch die übrigen Hilfsmittel zum Einsammeln der Gelder wie Klingelbeutel oder Tafeln wurden gelegentlich ersetzt667 . In Wertheim

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Freiburg: EBA Freiburg Münsterrechnungen 1496 I, 1499 II, StadtA Freiburg E 1 B II a 1 Nr. 1 f. 6r., f. 6v., f. 22v., Nr. 5, Nr. 9, Nr. 12 f. 8r, f. 9r., f. 9v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 37 f. 26r., f. 59r., f. 61r., G 37A f. 70r. Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/7 f. 1r., Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 22r., f. 58r., f. 92r., f. 128r., f. 168r., f. 169r., G 37 f. 24r., f. 80v.,G 37A f. 39r., f. 73r., f. 98r., f. 138r., f. 139r., G 38 f. 19r., f. 20r., f. 24r., f. 25r., f. 57r., f. 85v., f. 86v., f. 89r., f. 89v., f. 120v., f. 121v., f. 161v., f. 201r. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 41r., f. 41v. Vgl. Pohl-Resl, Wien S. 94. Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 21r., f. 331r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1519 o.f.; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 2r., f. 11r., f. 14r., f. 18v., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 91r. Albert, Dienstanweisungen, S. 84. Siehe oben Kapitel IV.7. StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 8r.

VI.4. Ausgaben

487

wurde der Küster dafür bezahlt, dass er den besonderen Osterstock aufstellte, und ähnliche Kosten lassen sich auch in Coburg nachweisen 668 . Hilfsmittel wie Rechenbretter oder Rechentische gehörten entweder den Kirchenmeistern oder den Kirchenfabriken wie in Straßburg und Hagenau, wo die Kirchenmeister 1479/1480 das Rechenbrett neu beziehen ließen 669 . Einen Teil ihrer Einnahmen erhielten alle Kirchenfabriken in Form von Naturalien, und mancherorts gehörten Landgüter und Bauernhöfe zum Besitz der Kirche. Die Kirchenmeister mussten daher die Abgaben entgegennehmen. Dies hieß zum einen, dass sie – wie beispielsweise in Bamberg – die Bauern oder Fuhrleute für den Transport der Güter bewirteten oder bezahlten670 . Zum anderen mussten sie geeignete Lagerräume für die Naturalien beschaffen. Zusätzlich musste beispielsweise in Rothenburg und Wertheim das eingelagerte Getreide gewendet werden 671 . Besaß die Kirchenfabrik wie in Wesel Vieh, so mussten die Tiere zum Schlachter gebracht werden, während die Schafe aus dem Besitz der Kirche geschoren wurden, wobei die Wolle auf Kosten der Kirchenfabrik gekämmt wurde 672 . Verwaltungskosten Im Hinblick auf die Administration waren die Kirchenmeister gezwungen, die Kosten für die Führung von Prozessen zu übernehmen. Sie beschränkten sich in den meisten Städten auf die notwendigen Gebühren für die Ausstellung von Gerichtsurkunden 673 . Gab es wie in Wesel einen vom Landesherrn eingesetzten Richter, so musste auch dieser bezahlt werden674 . Auch übernahmen die Kirchenfabriken die Kosten bei Hausverkäufen 675 . Bei Prozessen sorgten die Kirchenmeister mancherorts dafür, dass die Ladung oder das Urteil zugestellt wurde, doch beauftragten sie hierfür Boten. Für derartige Aufgaben wurde immer wieder der Büttel der Stadt herangezogen, der auch säumige Schuldner mahnte, Schulden eintrieb oder wie in Bamberg einem Fleischer gebot, seine Bude an der Kirche zu räumen 676 . In Coburg notierte der Kirchenmeister 1482 eine Auszahlung von i lb den zweyen statknechten zu newen jar das se dem gotzhaws desto williger sein dy

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Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 5v., 1482-1483 f. 4v., 1484-1485 f. 12v., 1485-1486 f. 23v., 1487-1488 f. 14r., 1499-1500 f. 5r., 1510 f. 8r., f. 14v.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1492/93 f. 5r., R 11/1505/06 f. 6v., R 11/1506/07 f. 5v. Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S.161. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 5v., Nr. 70.01/9 f. 10r.; vgl. Groebner, Ökonomie, S. 169ff. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 149r., Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1484-1485 f. 14r., 1485-1486 f. 23r. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 165. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 145, Gefach 37,3 S. 10, S. 38, S. 186, S. 207, S. 237, S. 262, S. 321, S. 801, Gefach 37,4 S. 123, S. 128, S. 512, S. 610, S. 739, S. 962. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 111, S. 517, S. 613. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 382. StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 8v.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

zins zu fordern 677 . Zu den Verwaltungskosten gehörte auch, dass man in Wesel einen geeigneten Steinbruch zur Gewinnung der notwendigen Baumaterialien suchte, wofür die Kirchenmeister in einem Fall Pferde, in einem anderen Fall eine Karre mieteten 678 . Die Kosten weiterer Reisen im Zusammenhang mit dem Kirchenbau gingen ebenfalls zu Lasten der Kirchenfabrik679 . Auch die Reise des Baumeisters Gerwyn nach Emmerich, wo er den Baukran inspizierte, erfolgte auf ihre Kosten 680 . Die Zöllner, der Zollschreiber und die Zollknechte wurden 1499 und 1500 von den Kirchenmeistern für ihre Arbeit, die für den Kirchenbau benötigten Materialien zu begutachten, gesondert entschädigt 681 . In anderen Fällen ließen die Kirchenmeister Materialien auf eigene Kosten zur städtischen Waage transportieren, um sie kontrollieren zu lassen682 . Den Verwaltungsausgaben sind auch viele der Ausgaben für die Geschenke und Mahlzeiten zuzuordnen, doch ist es in vielen Fällen schwierig, diese von den Lohnkosten abzugrenzen 683 . Manches Mal verbuchten die Kirchenmeister ohne Grund Ausgaben für Trinkgelder 684 . Eindeutig zur Verwaltung der Kirchenfabrik gehörten die Kosten für die Bewirtung der Kleriker und Angestellten sowie der Mitglieder des Rates 685 . Beide Posten fielen in vielen Kirchenfabriken regelmäßig an. Die ausgegebenen Summen variierten, ohne dass die Buchungstexte Aufschlüsse über die Gründe erkennen lassen 686 . Die Höhe der jährlichen Ausgaben für Geschenke, Wein und Festessen war jedoch in Wesel – bezogen auf den Gesamthaushalt – eher gering 687 . Ähnliches lässt sich auch für Dresden feststellen, wo die Kirchenmeister erhebliche Aufwendungen beispielsweise für die Kostüme des Johannisspiels und für das anschließende Festessen trugen. Diese Ausgaben machten in allen Jahren weniger als 5% der Gesamtausgaben aus und wurden bei weitem durch die Einnahmen aus dem Johannisablass gedeckt 688 .

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StadtA Coburg R 11/1482 f. 6r., R 11/1485 f. 6r., StadtA Coburg R 11/1489 f. 10v., StadtA Coburg R 11/1491/92 f. 5v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 454, S. 782, S. 783. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 112, S. 130, S. 318, S. 418, S. 420, S. 838, S. 939. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 612. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 779. Zum Anteil der Zollgebühren an den Ausgaben für den Bau des Stifts in Xanten siehe Rotthoff, Organisation, S. 17. PfA Bamberg Obere Pfarre Orgelwerk 1495 f. 6v. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 500, Witte, Kunst, S. 66; siehe hierzu Groebner, Ökonomie, S. 141ff. und S. 166ff., siehe auch Dirlmeier, Untersuchungen, S. 447ff. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 10v. Siehe unten Kapitel VII.3. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 612, S. 617, S. 680, S. 792, S. 838, S. 839, S. 944. Siehe St. Gallen: StadtA St. Gallen Kirchenamt XVI,2 f. 12r., f. 20r. Vgl. Gunzert, Kirchenleben, S. 22-23, und Fouquet, Festmahl, S. 107-108; bezogen auf das Jahr 1519 können sie mit 39 Tagen Arbeit des Steinmetzen und Baumeisters Gerwyn gleichgesetzt werden (AEK Wesel Gefach 37,4 S. 913). Dies galt auch, wenn die Kirchenmeister und andere Honoratioren der Stadt während des Umgangs durch die Stadt in einer Gastwirtschaft einkehrten, vgl. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1479/80 f. 48r.; zur Bedeutung der Festessen siehe unten Kapitel VII.3. Vgl. Richter, Johannisspiel, S. 113, ders., Dresden, S. 235.

VI.4. Ausgaben

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Hinzu kamen in einzelnen Fällen besondere Ausgaben. So war beispielsweise die Weihe einer Glocke recht aufwendig und teuer689 . Als 1466 in Koblenz ein Mann von dem für die neue Orgel errichteten Gerüst fiel, entstanden diesem an Krankheitskosten zehn Mark, die er zunächst selbst tragen musste 690 . Er beschwerte sich bei den Kirchenmeistern darüber, das er unbyllich den schaden lyden solle naistdeme er den dynste der kyrchen umbsunst und aen loen ded. Die Kirchenmeister beratschlagten und kamen zu dem Entschluss, dass sie dies als byllich empfanden, das wyr eme van der kyrchen wegen die x mirk aiss lechten des hain ich Jacob Barbier geben v mark und hengin bartscher v mark 691 . Ähnliche Unfälle kamen zwar auch in anderen Städten vor, und in Stralsund stürzte sogar 1516 ein Kirchenmeister bei der Besteigung des Turms, doch übernahmen die Kirchenfabriken normalerweise keine Krankheitskosten692 . Nachdem beim Bau der Heilig-Kreuz-Schule in Dresden ein Mann von einem herabstürzenden Ziegel erschlagen worden war, übernahmen die Kirchenmeister aber die Kosten für das Totengeläut 693 . Boten Vereinzelt mussten die Weseler Kirchenmeister Boten bezahlen, wobei sie entsprechende Kosten erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts systematisch verbuchten 694 . Die meisten dieser Aufträge waren einmaliger Art. Boten wurden entsandt, um Baumeister oder Fachleute in die Stadt zu holen695 . Die Notwendigkeit, Steine für den Kirchenbau von auswärts zu importieren, zog eine ganze Reihe von Botengängen nach sich 696 . Boten überbrachten auch säumigen Zahlern, die außerhalb der Stadt wohnten, Zahlungsaufforderungen oder gar Gerichtsbeschlüsse697 . Für diese Wege bezahlten die Kirchenmeister die Weseler Gerichtsboten698 . Nur sehr selten wurde jemand damit beauftragt, Gegenstände wie beispielsweise eine Kasel aus Köln abzuholen 699 . Gemeinhin wurden Boten nach der Reisedistanz bezahlt. Etwas anders verfuhren die Kirchenmeister bei besonders weiten Reisen: War beispielsweise wie bei St. Nikolaus auf der Mathena ein Ablassbrief aus Rom zu

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Zur Vorbereitung einer Weihe siehe Deinhardt, Dedicationes, S. xiv-xv; Weihe einer Glocke: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 6v., siehe oben Kapitel V.2. Siehe zu den beim Kirchenbau verwendeten Gerüsten Binding, Baubetrieb, S. 427ff., siehe auch oben Kapitel III.1. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 1v. Stralsund: Heyden, Stralsund, S. 35; zu Unfällen beim Bau der Türme von St. Sebald in Nürnberg kurz Caesar, Schreyer, S. 95-96, die darauf verweist, dass einer der Kirchenpfleger bei der Inspektion des Turmes beinahe von einem herabfallenden Werkzeug erschlagen worden wäre. StadtA Dresden A XV b 21/1493 Brückenamtrechnung f. 167r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 454, Gefach 37,4 S. 124, S. 415, S. 612. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 487, Gefach 33,1 S. 49. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 185, S. 389, S. 449, S. 782. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 784, Gefach 33,3 S. 299. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 349, Gefach 37,4 S. 111. Witte, Kunst, S. 65.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

holen, so erhielt der Reisende einen Pauschalbetrag700 . Regelmäßige Botengänge kamen nur selten vor: Die Kirchenmeister von St. Willibrord in Wesel schickten beispielsweise die Zinsen, die sie jährlich für das Erbgut Eldrichhofen bezahlen mussten, an das Stift St. Ursula in Köln, wobei sie zumindest zu Beginn des 16. Jahrhunderts stets dieselbe Person beauftragten 701 . Auch die übrigen Kirchenmeister beauftragten nur gelegentlich Boten702 . Dabei verzeichneten sie vielfach keinen Grund für die Beauftragung der – im Allgemeinen städtischen – Boten 703 . Ausgaben entstanden durch das Verschicken von Mahnbriefen, Zahlungsaufforderungen und Gerichtsladungen an Schuldner, die außerhalb ihrer Stadt wohnten, wie es sich beispielsweise in Coburg, Dresden, Windsheim und Wunsiedel nachweisen lässt 704 . Eher sporadisch waren Briefe oder Nachrichten an Handwerker und Fachleute zu überbringen, die beispielsweise in die Stadt gebeten oder zur Fertigstellung ihrer Arbeit gemahnt wurden 705 . Ausgaben für Boten, die wie 1506 in Coburg Hostien holten, wurden nur selten verzeichnet 706 . In seltenen Fällen versuchten die Kirchenmeister durch die Verbreitung von Nachrichten ihre Einnahmen mittelbar zu erhöhen. In St. Martin in Bamberg hielten sie 1517 die Kosten für das Verkünden des Ablasses fest, und in Coburg entsandten sie Boten, um die Ablassbulle aus Rom zu holen und anderen Städten die Nachricht von der erteilten Ablassbulle zu überbringen 707 . Dort wie auch in Dresden ließen sie außerdem Kopien des Ablassbriefes anfertigen 708 . In Freiburg ließen Rat und Kirchenmeister im Jahr 1502 den Ablass zu Gunsten des Münsters im Umland der Stadt verkünden 709 . Lediglich die Rothenburger und Bayreuther Kirchenmeister wandten sich an den Bischof ihrer Diözese 710 . Dies 700 701 702 703

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AEK Wesel Gefach 33,1 S. 231. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 254, S. 278, S. 304, S. 362, S. 440, S. 500, S. 557, S. 605. Anders in Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1509 f. 17v., f. 32v., StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 167v. StadtA Coburg R 11/1485 f. 7r., StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 27r., f. 166r., StA Lugwigsburg B 384/10664 f. 8r., StadtA Hagenau GG 249/1 f., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 93r., StadtA Schmallenberg Bestand A Nr. 4 Kirchenrechnung 1515 f. 2v., StadtA Straßburg UFW 43 (37) f. 62r., StadtA Weissenburg B 128/18 o.f., StadtA Windsheim G 36a f. 95r., G 37A f. 64r., G 38 f. 20r. Coburg: StadtA Coburg R 11/1492/93 f. 6v.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1504 f. 23v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 36a f. 63r., G 38 f. 28r., f. 50r., f. 115r., f. 155v., f. 197v., f. 198r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3756 f. 4v. StadtA Coburg R 11/1484 f. 7v., StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 317v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1514 f. 83r., LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 4r., StadtA Windsheim G 38 f. 54v. StadtA Coburg R 11/1506/07 f. 5v. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.11/1 f. 36r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1485 f. 6v., R 11/1489 f. 9v., siehe auch Talazko, Beitrag, S. 285 mit Anm. 14; siehe zur Bekanntmachung von Ablassbriefen Schöller, Organisation, S. 296-297, ähnlich Rothenburg: Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 92r. StadtA Coburg R 11/1490/91 f. 9r. Albert, Jubeljahre, S. 258 und S. 261-263, siehe auch ders., Papst, insb. S. 36-38 und S. 4042. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 62v.; Bayreuth: Fischer, Häuserbuch, S. 796, siehe oben Kapitel II.4.

VI.4. Ausgaben

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verwundert nicht, da politisch relevante Verhandlungen in allen Städten vom Rat der Stadt geführt wurden, der daher wie in Wesel auch für die notwendigen Botenlöhne aufkam 711 . Buchführung Entscheidender Bestandteil der Verwaltungsausgaben waren die Aufwendungen für die Buchführung. Nicht nur die notwendigen Schreibmaterialien wie Papier und Tinte wurden gekauft, sondern auch die Schreiber mussten für ihre Arbeit bezahlt werden. In Wesel verbuchten die Kirchenmeister während des 15. Jahrhunderts nur sehr selten Ausgaben für Papier oder Tinte 712 . In einigen wenigen Jahren kauften sie Pergament zur Anfertigung von Büchern 713 . Ab dem Jahr 1510 verbuchten sie regelmäßig Ausgaben beispielsweise für twee erckels dobbel pappyr oder eyn boick dobbel pappyr. Im Jahr 1512 wurde mit eyn halff bueck van den dobbelen pappyr dair men patronen [Heiligenfiguren] aff maicken ein Grund für die Ausgaben erwähnt 714 . Einige wenige Bücher dürften ähnlichen Zwecken gedient haben 715 . In allen anderen Fällen dürften die Kirchenmeister das Papier zum Notieren der Ausgaben für den Lohn der am Kirchenbau Beschäftigten verwendet haben, oder sie ersetzten dem Schreiber die Kosten für die Rechnungsbücher, da sie beispielsweise Ausgaben für reickenschappen myt der copien toe schrieuen gegeuen in all verbuchten 716 . Nicht bei allen Kirchenfabriken wurde der Kauf von Papier oder Papierbüchern verzeichnet, so dass die Rechnungsbücher von St. Nikolaus auf der Mathena nur wenige solche Einträge enthalten. Aller Wahrscheinlichkeit nach notierten auch die Kirchenmeister anderer Städte bei den Lohnausgaben für den Schreiber Gesamtausgaben, in denen die Kosten für die Schreibmaterialien enthalten waren. In vielen Städten kauften die Kirchenmeister fertige Papierlibelle. Sie gaben aber nie die Herkunft der Bücher an 717 . In Dresden und Siegen beschafften die 711

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StadtA Wesel A3/8 f. 19v., A3/11 f. 15v., A7 1430 f. 418r. (Gorissen, Regesten IV, S. 92), A7 1439 f. 119v., 1445 f. 263v. (Gorissen, Regesten IV, S. 230), 1445 f. 263v. (Gorissen, Regesten IV, S. 230), 1451 f. 516r., f. 532v., 1512 f. 370v., 1513 f. 466r.-469v., 1514 f. 26v., siehe auch Gorissen, Regesten II, S. 152, Regesten IV, S. 51, S. 63, S. 119, S. 180, S. 182, S. 183, S. 186, S. 243, S. 287; vgl. unten Kapitel VII.1. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 20, Gefach 37,3 S. 59. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, S. 21, S. 79, S. 91, Gefach 37,2 S. 199, S. 417, S. 426; Kauf ohne Angabe von Gründen: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 176, S. 261, Gefach 37,2 S. 199, vgl. oben Kapitel IV.3. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 209. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 543, Gefach 33,3 S. 15. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 792, ähnlich Gefach 37,4 S. 617, S. 783, allgemein Gefach 37,4 S. 35-38, S. 125, S. 133, S. 166, S. 168, S. 210, S. 212, S. 517, S. 611, S. 662, S. 839, S. 944. StadtA Coburg R 11/1488 f. 10r., R 11/1489 f. 10r., R 11/1493/94 f. 8v., R 11/1495/96 f. 7v., R 11/1497/98 f. 9r., StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 33r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 23r., StadtA Siegen Kirchenrechnung 1488/89 f. 20v., 1489/90 f. 19r., 1496/97 f. 22r., 1507/08 f. 23r., 1515/16 f. 20r., 1516/17 f. 19v., StadtA Weissenburg B 128/18 o.f., StA Wertheim G Gotteshausrechnungen

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Schreiber das Schreibmaterial 718 . Die Bücher bestanden mehrheitlich aus einem oder einem halben Bogen Papier. Es hing ganz vom Umfang der Rechnungen ab, wie viele dieser Bücher benötigt wurden: In Dresden kaufte die Kirchenfabrik ein Libell für die Ausgaben und eines für die Einnahmen, und wegen der doppelten Ausfertigung der Bücher waren es zusammen vier Stück 719 . Nicht nur die Rechnungen, sondern auch die Zinsen, beispielsweise in Wertheim und Windsheim, wurden in Papierbücher eingetragen 720 . Auf die Qualität der Bücher wurde genau geachtet, da zwischen billigen und teuren Büchern unterschieden wurde 721 . In Wesel kauften die Kirchenmeister teilweise auch groff pappyr, dessen Verwendungszweck allerdings in den Büchern nicht genannt wurde 722 . Bücher, die für die Erstellung der Salbücher oder Zinsbücher verwendet wurden, waren dagegen deutlich teurer 723 . Allerdings verzichteten die Kirchenmeister nicht völlig auf Pergament, wie 1482 an dem Eintrag vij hewt pergamens (...) zu einem puch deutlich wird 724 . Der Grund für die Wahl des Schreibstoffes lag im Verwendungszweck, denn Pergament war haltbarer und strapazierfähiger als Papier. In Coburg, Dresden, Wertheim und Wesel wurde Pergament für Salbücher, Register und Urbare verwendet 725 . Ebenfalls auf Pergament ließen Weseler Kirchenmeister Kopien von Urkunden schreiben, während in Coburg auch für Ablassbriefe Pergament verwendet wurde 726 . Zugleich kam Büchern aus Pergament ein höheres Ansehen zu, da sie erheblich leichter und schöner ausgemalt werden konnten. Alle Messbücher, die die Kirchenmeister in Auftrag gaben, wurden daher aus Pergament gefertigt 727 . Das Einbinden der Bücher war ein eigener Vorgang, der auch noch einmal, wie beim neuen Urbar in Bamberg 1508/1509, separat bezahlt wurde 728 . Die Kir-

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726 727 728

1484-1485 f. 11r., StadtA Windsheim G 37A f. 32r., G 38 f. 20r., StadtA Wunsiedel R 3758 f. 4r. Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 23r., Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1488/89 f. 20v., 1489/90 f. 19r., 1496/97 f. 22r., 1507/08 f. 23r. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 23r. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1484-1485 f. 11r.; StadtA Windsheim G 37A f. 32r. Während beispielsweise 1480 der Brückenamtmeister in Dresden für die beiden Rechnungsbücher 6d bezahlte (StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 33r.), wurden in Coburg dagegen im Jahr 1488 16d für ein Papierbuch ausgegeben (StadtA Coburg R 11/1488 f. 9r.). AEK Wesel Gefach 37,3 S. 849, S. 851. Der reine Materialwert betrug 1484 in Wertheim 11d (StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1484-1485 f. 11r.), 1486 in Windsheim 8d (StadtA Windsheim G 37A f. 32r.); vgl. LKA Nürnberg, Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 2r.. StadtA Coburg R 11/1483 f. 8v. Coburg: StadtA Coburg R 11/1491/92 f. 6r.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f.44v., Nr. 73/1501 f. 23v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1488-1489 f.8v.; Wesel: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 237. Wesel: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 381; Coburg: StadtA Coburg R 11/1489 f. 9r. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/7 f. 4v., StadtA Coburg R 11/1482 f. 7v., LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 5r. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 10r.

VI.4. Ausgaben

493

chenrechnungen sind jedoch nur selten so detailliert, dass sie Aussagen über die Herkunft der Schreibmaterialien ermöglichen: Im Jahr 1501 kaufte der Kirchenmeister von St. Willibrord das benötigte Pergament vom Weseler Fraterhaus, während er Papier zumindest zu Beginn des 16. Jahrhunderts regelmäßig aus der Bauhütte bezog 729 . In seltenen Fällen wurde den Schreibern wie 1483 in Weissenburg und 1493 in Dresden die Tinte gestellt, doch scheinen sie diese im Allgemeinen selbst bezahlt zu haben 730 . Die Kosten für das Zusammenbinden der Rechnungen mehrerer Jahrgänge wurden nicht in den Rechnungsbüchern der Kirchenfabriken verzeichnet, da diese Arbeit aller Wahrscheinlichkeit nach vom Ratsschreiber erledigt wurde. Die Kirchenmeister von St. Willibrord und St. Nikolaus in Wesel hielten während des 15. Jahrhunderts nur äußerst selten Ausgaben für die Schreiber fest, die die Rechnungsbücher anfertigten 731 . Erst in den neunziger Jahren notierten sie regelmäßig Einträge wie van den rekenschapp to maken 732 . In dem sich anschließenden Jahrzehnt wurden keine Ausgaben verbucht, wohl aber in den Jahren zwischen 1516 und 1519 733 . Die Einträge wurden von den Schreibern im Allgemeinen am Ende der Buchungen für die Ausgaben festgehalten, denn sie erhielten ihren Lohn auch erst nach dem Abfassen der Bücher. Es ist daher überaus wahrscheinlich, dass die Kirchenmeister sie auch in allen übrigen Jahren bezahlten. Die entsprechenden Ausgaben wurden jedoch nicht mehr im Rechnungsbuch festgehalten, da dieses bereits abgeschlossen war 734 . Zumindest im Jahr 1497 erhielt der Schreiber einen größeren Betrag, als der Schulmeister im Jahr für das Singen der Salve-Regina-Messen bezog 735 . In einzelnen Jahren wurden die Schreiber zusätzlich dafür bezahlt, dass sie beispielsweise die Ausgaben an den arbeyders beim Kirchenbau notierten, Briefe schrieben, Kopien der Rechnungsbücher anfertigten oder auch van eyn deell memorien vp francyn toe schrieuen ind toe boick to setten 736 . Besonders viel Arbeit hatten sie ab 1515, als der Rat die Rechnungsbücher der Kirchenmeister zurückwies und verlangte, dass twee groite restande boyck ind zedellen gemaickt ind geschreuen wurden 737 . Im Jahr 1501 entstanden zusätzliche Kosten, als ein Kopialbuch der kercke brieue angefertigt wurde, mit dessen Ausfertigung die Kirchenmeister nicht die städtischen Schreiber, sondern 729 730

731 732 733 734 735 736

737

Pergament vom Fraterhaus: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 381. Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/16 Heft 2 f. 3r.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 257v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 43r. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 182. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 212, S. 262, S. 279, S. 801. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 617, S. 645, S. 792, S. 944, S. 976. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 237. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 237. Ausgaben an den arbeyders: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 645; Schreiben von Briefen: Gefach 37,1 S. 156, Gefach 37,2 S. 145, Gefach 37,3 S. 38, S. 212, S. 449, S. 513, S. 207, Gefach 37,4 S. 610; Kopien der Rechnungsbücher: Gefach 37,4 S. 792, S. 839, S. 944; van eyn deell memorien vp francyn toe schrieuen ind toe boick to setten: Gefach 37,4 S. 783. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 517, S. 617, S. 645, S. 783, S. 792, S. 944, S. 976.

494

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

die Mönche im Fraterhuyß beauftragten 738 . Ausgaben beispielsweise für den Gerichtsschreiber, der Urteile verfasste, wurden ebenso separat verbucht wie Gebühren etwa für die Ausstellung eines Rentenbriefes 739 . Insgesamt enthalten die Weseler Rechnungsbücher nur selten Buchungseinträge über die Lohnkosten der Schreiber. In den Rechnungsbüchern anderer Städte war dies kaum anders. In beiden Bamberger Pfarrkirchen wurden lediglich in einzelnen Jahren Ausgaben festgehalten wie von dieser rechnung zu machen unnd gegen register zu schreiben 740 . Auch die Kirchenmeister in Bamberg, Rothenburg, Dresden, Hagenau, Koblenz und St. Gallen verbuchten nur in manchen Jahren Ausgaben für die Erstellung der Rechnungsbücher, was in Hagenau als rechengelt bezeichnet wurde 741 . Regelmäßig verzeichneten lediglich die Verantwortlichen für die Kirchenfabriken in Siegen und Wunsiedel entsprechende Ausgaben 742 . Allerdings notierten die Kirchenmeister beispielsweise in Coburg, Bamberg, Dresden, Hagenau und Wunsiedel, wenn die Schreiber Briefe und Urkunden ausfertigten oder Urbare und Register schrieben 743 . In Nürnberg bezahlte Sebald Schreyer regelmäßig den Losungsschreiber für seine Arbeit bei der Rechnungslegung und für das Führen des Totengeläutbuches 744 . An Fronleichnam erhielten die schreyber suppen unnd fleisch darauff wein unnd prott, während in Freiburg der Schreiber für die Leerung der Stöcke zusätzlich Geld bekam 745 .

738 739 740 741

742

743

744 745

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 381. Ausgaben für den Gerichtsschreiber: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 10, S. 394, S. 449, Gefach 37,4 S. 610, S. 613; Gebühren für einen Rentenbrief: Gefach 37,3 S. 679. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/5 f. 6v., Nr. 70.01/7 f. 5r., StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 13r. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 11r., 1486/87 f. 12r.; PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 10v.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1504 f. 21r., f. 26r., Nr. 73/1515 f. 13r.; St. Gallen: StadtA St. Gallen Kirchenamt XVI,1 f. 2r.; Hagenau: StadtA Hagenau GG 250/10 f. 4r., GG 254/1 f. 8r.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 10r., f. 29v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 93r., R. 363 f. 319v. Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1477/78 f. 51v., 1479/80 f. 48v., 1488/89 f. 20v., 1489/90 f. 19r., 1495/96 f. 22r., 1496/97 f. 22r., 1498/99 f. 24v., 1503/04 f. 24v., 1504/05 f. 23r., 1507/08 f. 23r., 1515/16 f. 21v., f. 22v., 1516/17 f. 20v.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3730 f. 4r., R 3737 f. 5r., R 4421 f. 3r., R 4421 f. 5r., R 4452 o.f. Ausfertigung von Briefen oder Urkunden: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 5v., StadtA Coburg R 11/1481 f. 8v., R 11/1506/07 f. 6r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 23r., StadtA Hagenau GG 250/10 f. 7r.; Schreiben von Urbaren und Registern: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/5 f. 6v., Nr. 70.01/7 f. 5r., Nr. 70.01/8 f. 6v., Nr. 70.01/9 f. 10r., Nr. 70.01/21 f. 11r., StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 8v., StadtA Coburg R 11/1483 f. 6v., StadtA Dresden A XV b 35 f. 151v., StadtA Siegen Kirchenrechnung 1490/91 f. 21r., 1498/99 f. 24v., StadtA Wunsiedel R 4425 f. 2r. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 151r., LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 92v., f. 86r., f. 89v., Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 11r. Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 83r.; Freiburg: EBA Freiburg Münsterarchiv U 300 f. 8v., Albert, Dienstanweisungen, S. 84-85.

VI.4. Ausgaben

495

Im Ergebnis waren die Verwaltungskosten für die Kirchenmeister von geringer Bedeutung im Vergleich zu den Gesamtausgaben. Viele Ausgaben für Papier, für Schreiber und auch für Boten dürften häufiger angefallen sein, als in den Rechnungsbüchern notiert wurde. Selbst wenn die Kirchenmeister einmal alle denkbaren Verwaltungsausgaben in einem Jahr notiert hätten, so ist kaum denkbar, dass dieser Betrag mehr als zehn Prozent der Gesamtausgaben betragen hätte. VI.4.3. DAS VERHÄLTNIS DER VERSCHIEDENEN AUSGABEN ZUEINANDER Im folgenden wird versucht, das Verhältnis der Gesamtausgaben zueinander sowie ihre Entwicklung zu analysieren, wobei gemäß der in Kapitel II konstatierten problematischen Zuverlässigkeit der Kirchenrechnungen lediglich Tendenzen aufgezeigt werden können. Generell muss bei allen Kirchenfabriken zwischen zwei verschiedenen Phasen unterschieden werden: Wenn die Kirche erweitert wurde oder umfangreiche Bauarbeiten stattfanden, lag naturgemäß die Gesamthöhe der Ausgaben erheblich über der sonstigen durchschnittlichen Ausgabenhöhe, wie dies in verschiedenen Städten deutlich wird. Die Ausgaben von St. Willibrord in Wesel, ausgedrückt in Mark, stiegen von 1401 bis 1501 um mehr als das Sechzigfache. Berücksichtigt man allerdings die Inflation und rechnet die Ausgaben in rheinische Goldgulden um, dann wuchsen die Ausgaben lediglich um das Sechsfache. Die untersuchten 118 Jahre lassen sich in mehrere Phasen unterteilen: 1. Von 1401 bis 1485 schwankten sie, gemessen in rheinischen Gulden, nur geringfügig, doch war in den Jahren 1411, 1435, 1467 und 1477 wegen größerer Bauarbeiten oder großer Einzelanschaffungen wesentlich mehr Geld als üblich ausgegeben worden. 2. In den beiden letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts waren die Ausgaben von St. Willibrord knapp 80% höher als in den davor liegenden Jahrzehnten. 3. Mit dem Beginn der Kirchenerweiterung von St. Willibrord änderte sich das Ausgabeverhalten der Kirchenmeister grundlegend, denn gemessen am Durchschnitt ihrer Ausgaben des 15. Jahrhunderts verdreifachten sich ihre Aufwendungen. Dies geschah allerdings nicht gleichmäßig, denn während die Ausgaben von 1501 bis 1511 gemessen in Goldgulden durchschnittlich mehr als vierfach so hoch lagen wie im 15. Jahrhundert, so sanken sie nach 1511 wieder auf das Niveau der sechziger Jahre des 15. Jahrhunderts, erreichten dann aber in den Jahren 1514, 1516 und 1518 wieder das Niveau der neunziger Jahre. Vermutlich gab es zwei Gründe für die deutliche Reduktion der Ausgaben: Zum einen sank das Interesse der Weseler Bevölkerung, für den Kirchenbau Geld zu spenden. Zum anderen beeinträchtigte die Münzreform der Kurfürsten von 1511, die faktisch eine Abwertung der Silbermünzen in Relation zum Goldgulden bedeutete, die Einnahmen der Kirchenfabrik in ganz erheblichem Maße.

496

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Bezogen auf das 15. Jahrhundert lagen die Ausgaben inflationsbereinigt meistens zwischen 80 und 100rh. fl und betrugen durchschnittlich gut 108rh. fl. Dabei stieg das Gesamtvolumen tendenziell langsam an: Lag der Durchschnitt der Ausgaben zwischen 1400 und 1450 bei 91rh. fl, so betrug er in der zweiten Jahrhunderthälfte bereits durchschnittlich 125rh. fl 746 . Dabei müssen vier Jahre näher erläutert werden: 1425 und 1440 gaben die Kirchenmeister weniger als 50rh. fl aus, da sie in beiden Jahren keine besonderen Anschaffungen oder Reparaturen tätigten. In den Jahren 1486 und 1490 betrugen die Ausgaben dagegen mehr als 300rh. fl, da die Kirchenmeister jeweils Renten zurückzahlten 747 . Im Vergleich zum 15. Jahrhundert waren die durchschnittlichen Ausgaben der Jahre 1500 bis 1519 mit durchschnittlich 272rh. fl mehr als doppelt so hoch 748 . Der Höhepunkt der Ausgaben wurde im Jahr 1507 mit 431rh. fl erreicht: in dem sich anschließenden Jahrzehnt, als der Kirchenbau eingestellt wurde, betrugen die Ausgaben allerdings teilweise unter 50rh. fl. Die Bedeutung von Bauarbeiten lässt sich auch an den Beträgen für die Erweiterung der Schule in den Jahren 1411 und 1412 zeigen. Die entsprechenden Ausgaben für Baumaterialien und Lohn betrugen im Jahr 1411 fast 84%, im folgenden Jahr fast 44% der Gesamtausgaben, während die Ausgaben für die Kirche lediglich 6% im Jahr 1411 und 10% im Jahr 1412 umfassten. Zugleich gaben die Kirchenmeister im Jahr 1411 insgesamt 290% und im Jahr 1412 25% mehr aus als im Vergleichsjahr 1410 749 . Das teuerste Element der Bauarbeiten waren die Lohnkosten, die 20% und mehr der Gesamtausgaben betrugen. Auch wenn die Kirchenmeister nur teilweise zwischen einzelnen Ausgabekonten differenzierten, so lassen sich ihren Rechnungsbüchern doch gewisse Tendenzen im Hinblick auf die Zusammensetzung der Ausgaben entnehmen. Die Kirchenmeister fassten vielfach ihre Buchungen für Renten, Leibrenten und Anniversarien unter einem Konto oder auf einer Seite zusammen. Die von ihnen auf diese Weise zusammengestellten Buchungen machten zwischen 40% und 60% der Gesamtausgaben der Kirchenfabrik aus. Im Jahr 1502 differenzierten sie zusätzlich zwischen den Ausgaben für die Renten auf der einen und den Ausgaben für die Stiftungsmessen auf der anderen Seite. Während die Rentenausgaben knapp 40% der Gesamtausgaben ausmachten, waren es für Stiftungsmessen gut 10%. Ausgaben für Wein umfassten selten mehr als 2% der Gesamtausgaben. Die Ausgaben für das Personal der Kirchenfabrik, also Küster, Geistliche, Kerzenmacher und andere Angestellte, ergaben im Jahr 1492 8%, wobei zu dieser Summe das Festessen am Heilig-Kreuz-Tag hinzugerechnet wurde. Die prozentuale Größe dieser Ausgaben schwankte während des gesamten Zeitraums um die 10%, nahm insgesamt jedoch leicht ab. Insgesamt waren damit gut 50% bis 70% der jährlichen Gesamtausgaben der Kirchenfabrik von St. Willibrord von vornherein verplant. Dies unterstreicht zum 746 747 748 749

91rh. fl: Standardabweichung von 24rh. fl; 125rh. fl: Standardabweichung von 52rh. fl. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 22, S. 74. Standardabweichung 185,7rh. fl. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 91, S. 104, S. 167.

VI.4. Ausgaben

497

einen die Bedeutung der Renten-, Memorial- und Lohnzahlungen der Kirchenfabriken. Zum anderen zeigt der Wert, dass der Spielraum der Kirchenmeister für Neuanschaffungen, Verschönerungen und Reparaturen recht begrenzt war. Wollten sie größere Ausgaben tätigen, dann mussten sie sicher sein, dass sie gedeckt werden konnten. Bei St. Nikolaus auf der Mathena galten andere Relationen. Die Kosten für die Rentenzahlungen und für das Abhalten von Anniversarien waren erheblich niedriger als bei St. Willibrord und machten nur einen Bruchteil des Gesamtetats aus. St. Nikolaus musste während der neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts für sechs Leibrenten aufkommen. Diese Anzahl entsprach knapp der Hälfte der von St. Willibrord verkauften Leibrenten, wobei der Umsatz der zweiten Pfarrkirche Wesels deutlich über dem der Altstadtkirche lag. Dies aber wird dadurch verständlich, dass die Kirche erst noch im Bau begriffen war. Wie in Wesel bestand auch in den übrigen Kirchen ein erheblicher Teil der Ausgaben aus festen Posten, die zum einen für Stiftungen und Stiftungsmessen, die in manchen Städten wie in Nürnberg noch durch die Ausgaben für Armenspenden erweitert wurden, und zum anderen für Lohnkosten für die Angestellten der Kirche verwendet wurden 750 . Bezogen auf die Gesamtausgaben der jeweiligen Kirche schwankte der Umfang dieser Leistungen zwischen 30% und 60%. Dies lag in den übrigen Kosten begründet. Viele Kirchen verkauften wie in Wesel Renten, die dann jährlich gezahlt werden mussten. Die daraus resultierende Belastung der Kirchen war unterschiedlich, doch lagen die Kosten in keiner Stadt unter 15% der Gesamtausgaben. Die restlichen den Kirchenmeistern zur Verfügung stehenden Gelder gaben diese, wie bei der Untersuchung der Aufgaben gezeigt, für ganz unterschiedliche Zwecke aus, so dass keine übergreifenden Aussagen möglich sind. Nicht nur in Wesel, sondern auch in allen anderen untersuchten Kirchen war der Haushalt der Kirchenfabrik dann ein völlig anderer, wenn an der Kirche gebaut wurde. Im Wesentlichen wurden für die Kirchen Steine benötigt, die nicht eigens bezahlt zu werden brauchten. Entscheidend waren die Lohnkosten zunächst für das Brechen der Steine sowie die notwendigen Summen für den Transport in die Stadt 751 . Der größte Teil der weiteren Gelder floss dann in die Lohnkosten der Handwerker. Dem Jahresabschlusssaldo kommt große Bedeutung bei der Bewertung der Ausgaben zu. Dabei haben die in den Rechnungsbüchern enthaltenen Zahlungsbilanzen nur geringe Aussagekraft, da die Kirchenmeister nicht zwischen Netto- und Bruttosaldo unterschieden. In vielen Fällen zogen sie die Ausgaben von den Einnahmen ab und errechneten so den Bruttosaldo, also den Überschuss oder das Defizit. Wesentlich häufiger wurde der Nettosaldo angegeben, so dass die Kirchenmeister den Überschuss oder das Defizit des vergangenen Rechnungsjahres in den 750 751

Armenspenden: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 18r. StadtA Coburg R 11/1485 f. 8r.-9r.

498

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Saldo einbezogen. Diese Summe verbuchten sie aber nicht separat, sondern ließen sie ohne Dokumentation in den Saldo einfließen. In St. Willibrord in Wesel wurde in den meisten Jahren der Nettosaldo festgehalten. Bezogen auf den Zeitraum von 1401 bis 1509 notierten die Kirchenmeister in 41 Jahren einen Überschuss und in 50 Jahren ein Defizit 752 . In den übrigen Jahren machten sie keine Angaben. Dabei führten die hohen Kosten für den Erweiterungsbau der Kirche zu Beginn des 16. Jahrhunderts durchaus nicht nur zu Defiziten, sondern auch zu Überschüssen. Die Kirchenmeister ließen immer wieder vergleichsweise große Defizite auflaufen, die sie in den anschließenden drei bis fünf Jahren weitgehend abbauten. Keiner der Kirchenmeister von St. Willibrord, der länger als fünf Jahre im Amt war, scheint konsequent eine ausgeglichene oder positive Umsatzbilanz angestrebt zu haben. Die meisten versuchten allerdings, Defizite zu vermeiden, die größer als 25% der Einnahmen waren. Dies gelang allerdings nicht immer. Im Jahr 1411, als die neue Schule gebaut wurde, belief sich das Defizit auf die anderthalbfache Größe der Einnahmen. Auch in den Jahren 1433 und 1434 näherten sich die Ausgaben dem Doppelten der Gesamteinnahmen. Im restlichen 15. Jahrhundert umfasste das Ausgabendefizit dagegen maximal 30% der Einnahmen. Lediglich in den Jahren 1483 und 1492 überstieg es wieder die Hälfte der Einnahmen. Mit dem Beginn der Bauarbeiten im Jahr 1500 änderte sich die Politik der Kirchenmeister, denn mit dem größeren Finanzvolumen der Kirche stiegen auch die Defizite auf bis zu 77% der Einnahmen im Jahr 1503. Zugleich schwankten die Salden von Jahr zu Jahr in großem Umfang. Nicht nur standen mehrfach Defizite unmittelbaren Überschüssen gegenüber, auch die Höhe der Salden variierte nun beträchtlich. Im Vergleich zu St. Willibrord war die Politik der Kirchenmeister von St. Nikolaus auf der Mathena völlig anders. Ihnen gelang es nur selten, substantielle Überschüsse zu erwirtschaften. In der überwiegenden Mehrzahl der Jahre gaben sie mehr Geld aus, als sie eingenommen hatten. Vielfach betrugen die Ausgaben das Anderthalbfache der Einnahmen. Im Jahr 1466 investierten sie mehr als das Doppelte ihrer Einnahmen. Allerdings gelang es den Kirchenmeistern im Abstand von drei bis fünf Jahren, das Defizit wieder auf wenige Prozent zu verringern. Danach begannen sie mit dem nächsten Bauabschnitt, so dass sich ihre Verluste wieder erhöhten. Der Vergleich der beiden Weseler Kirchenfabriken mit den übrigen Kirchen zeigt, dass diese auch im Hinblick auf die Ausgaben und den Jahressaldo für zwei Typen standen. Mit St. Willibrord sind Kirchenfabriken wie Straßburg, Coburg und Freiburg zu vergleichen. In Freiburg erwirtschafteten die Kirchenmeister häufig ein Defizit, das allerdings nur unter Einbezug der Salden des vergangenen Jahres zustande kam. Ihnen gelang folglich kein substantieller Schuldenabbau. In Straßburg übertrafen die Einnahmen von fünfundzwanzig Jahren in zehn Jahren die Ausgaben und lagen in den übrigen fünfzehn Jahren darunter. Berücksichtigt man den Nettosaldo, dann zeigt sich, dass auch die Straßburger Kirchenmeister kaum Schulden abbauten. St. Nikolaus in Wesel ist dagegen mit solchen Kirchen752

Vgl. zu Xanten Beissel, Geldwerth, S. 2-5.

VI.4. Ausgaben

499

fabriken zu vergleichen, die ebenfalls laufend den Fortgang von Bauarbeiten finanzierten. Während des gesamten 15. Jahrhunderts waren dies beispielsweise Bayreuth, Herford, Ulm und Windsheim. Ein dritter Typ, der dem von St. Willibrord sehr ähnlich ist, wird durch Kirchenfabriken wie Hagenau und St. Sebald in Nürnberg verkörpert, denn die dortigen Kirchenmeister achteten sehr genau darauf, dass ihre jährliche Bilanz kein Defizit aufwies. Insgesamt zeigt der Vergleich der Ausgaben, dass die Kirchenmeister bewusst zu wirtschaften versuchten. Will man die verschiedenen Kirchenfabriken beurteilen, so müssen zwei grundlegende Kriterien beachtet werden: Die Ausgaben wurden erstens maßgeblich von der erwarteten Amtsdauer der Kirchenmeister beeinflusst. Viele derjenigen Kirchenmeister, die für eine ganze Reihe von Jahren in ihr Amt gewählt wurden, führten unmittelbar zu Beginn ihrer Amtszeit mehr oder weniger umfangreiche Bauprojekte durch. Ob sie dabei Reserven aus dem Kirchenschatz verbrauchten oder eigenes Geld investierten, das sie in den sich anschließenden Jahren wieder erwirtschafteten, lässt sich nicht in allen Fällen klären. Kirchenmeister, die nur von einer kurzen Amtszeit ausgingen, verhielten sich erheblich vorsichtiger. Zweitens war der finanzielle Spielraum der Kirchenmeister sehr unterschiedlich. Bei den meisten städtischen Pfarrkirchen war ein Großteil der jährlich zur Verfügung stehenden Mittel für feststehende Ausgaben gebunden. Dies waren zum einen Leistungen für Renten und Stiftungen und zum anderen Lohnkosten für die Angestellten der Kirche. Ausnahmen hiervon bildeten sowohl Wallfahrtskirchen wie St. Nikolaus in Wesel als auch Kirchen, die erst im Bau waren 753 . VI.4.4. AUSGABEN FÜR DIE STADT Die Kirchenfabriken waren nicht nur politisch-administrativ dem Rat der Stadt unterstellt, sondern innerhalb gewisser Grenzen auch finanziell mit der Stadt verbunden, denn gelegentlich hatten manche Kirchenmeister Geld im Auftrag des Rates auszugeben. In Wesel kam dies nur selten vor. Der Orgelmacher, der 1493 an der Orgel von St. Willibrord tätig war, erhielt insgesamt 32m von den Kirchenmeistern durch beuel des Burgermesters 754 . Derartige Zahlungsanordnungen lassen sich nicht nur im Zusammenhang mit der Orgel nachweisen755 : So erhielt der Krämer Johann Holtmann 1474 insgesamt 2,5rh. fl, dem Holzschnitzer Heinrich Berndt wurden 1494 auf Geheiß des Bürgermeisters 6rh. fl ausgezahlt 756 . Im Jahr 1509 753

754 755 756

Ähnlich St. Viktor in Xanten, wo nach Beissel, Bauführung I, S. 166, und II, S. 2-5, manche Kirchenmeister trotz der Bauarbeiten konsequent Überschüsse erzielten, andere regelmäßig Defizite hinnahmen. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 152. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 341, Gefach 37,3 S. 122, Gefach 37,4 S. 614, S. 942, S. 943. Johann Holtmann: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 356, Roelen, Topographie, S. 313; Heinrich Berndt: Gefach 37,3 S. 187.

500

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

ordnete der Bürgermeister die Bezahlung von Steinen an. Zwei Jahre später übernahm die Kirchenfabrik die Kosten für die Reparatur des städtischen Uhrwerks 757 . Manche dieser Zahlungen dürften im Rat diskutiert worden sein, so dass die Kirchenmeister Kosten verbuchten, zu deren Übernahme sie verpflichtet waren. In allen genannten Fällen gab es ausweislich der Kirchenrechnungen keine Streitigkeiten zwischen den Kirchenmeistern und den entsprechenden Handwerkern, in die der Rat eingegriffen hätte. Als im Jahr 1464 die Figur des Hl. Willibrord restauriert und neu vergoldet werden musste, geschah dies auf Kosten der Kirchenfabrik doch vermyts rade des Burghermeysters 758 . Als es 1511 beim Kirchenbau offensichtlich Probleme gab, verzeichneten die Kirchenmeister die folgende Ausgabe: Item durch beuell des Burgermeisters Johan van Duysseldorp meister Henrick die Wyt baide gesandt myt synen soen van wegen der kercken on gegeuen vur loen ind terrynge 3m licht 759 . Auch bei St. Nikolaus auf der Mathena wies der Rat 1482 die Kirchenmeister an, dem Maler Derick Bagert nach der Fertigstellung einer Tafel 80m auszuzahlen 760 . Im Jahr 1518 erhielt Meister Wilhelm Beldesnyder auf Befehl des Rates zusätzlich 5rh. fl von der Kirche 761 . Insgesamt aber machten diese Auszahlungen einen verschwindend geringen Anteil der Geschäfte der Kirchenmeister aus. Die Zahlungen standen stets im Zusammenhang mit den Kirchen und ihrem Inventar. Bei den meisten Summen handelte es sich um eher geringe Beträge. Ihre Anzahl nahm im Verlauf der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und zu Beginn des 16. Jahrhunderts zu, so dass ein Zusammenhang mit dem chronischen Finanzdefizit der Stadt möglich erscheint. Ausschlaggebend waren die Besitzverhältnisse: Der neue Kirchturm von St. Willibrord wurde zwar teilweise von der Kirchenfabrik bezahlt, doch investierte die Stadt erhebliche Summen in ihren Kirchturm 762 . Ganz wesentlich hing dies mit der Uhr zusammen, die ebenfalls der Stadt gehörte. Ähnliches galt für die Glocken und die Orgel, die vom Rat und von der Kirchenfabrik gemeinsam bezahlt worden waren763 . In den übrigen Städten wurden – soweit entsprechende Unterlagen des Rates überliefert sind – die Kirchenmeister nur selten angewiesen, Kosten der Stadt zu übernehmen. So legte der Coburger Rat fest, dass die Kirchenmeister Überschüsse als Einnahmen des Folgejahres verbuchen sollten 764 . In Nürnberg beschloss der Rat im Jahr 1478, dass St. Lorenz nur noch einen Küster mit zwei Knechten haben sollte und dass der Lohn des Küsters von nun an weitgehend von den Kirchenmeistern zu tragen war 765 . Mit dieser Entscheidung wurde die Abhängigkeit des Küsters von den Begräbnisgebühren und von den Zuwendungen durch den Pfarrer 757 758 759 760 761 762 763 764 765

Steine: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 856; Uhrwerk: Gefach 37,4 S. 127. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 200. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 127. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 244, Witte, Kunst, S. 69. Witte, Kunst, S. 75. Siehe ausführlich oben Kapitel III.1. Siehe oben Kapitel IV.6. StadtA Coburg R 11/1482 f. 1v. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 5.

VI.5. Zusammenfassung: Die Ausgaben der Kirchenmeister

501

verringert 766 . In Straßburg wurde im Zusammenhang mit Streitigkeiten zwischen der Stadt und dem Bischof 1422 entschieden, dass die gevelle [des Frauenwerks] das darzu gehört oder fürbasser dar zu gehören wirt nyergend anderswohin bewendet werden dann an unser lieben frauen nütz 767 . Anfang des 16. Jahrhunderts griff der Prediger Geiler von Kaysersberg die Formulierung noch einmal auf und kritisierte, dass die Stadt angeblich auf Kosten der Kirchenfabrik ein Turnier vor dem Münster ausrichten ließ: Nit das man sol mist oder sant furen uff den Roßmerckt so man stechen will oder der glichen oder unglichen weltlichen ding spulgen 768 . Es kam nur sehr vereinzelt wie beispielsweise bei St. Nikolaus in Wesel im Jahr 1502 vor, dass die Kirchenmeister Überschüsse an die Stadt abführen mussten. So trug die Kirchenfabrik zu einem Kredit von 2000rh. fl bei, um die der Stadt von Johann II. Herzog von Kleve auferlegten Belastungen zur Finanzierung seiner Kriegszüge mit zu tragen 769 . Die Kirchenmeister von Hagenau zahlten in den Jahren 1505 und 1506 erhebliche Summen an die Stadt, die mit den Geldern die Ausgaben für den Besuch Kaiser Maximilians finanzierte 770 . In Siegen steuerte die Kirchenfabrik etwa ein Viertel der für die Aufstockung des Kirchturms benötigten Gelder bei, während Sebald Schreyer in Nürnberg auf Geheiß des Rates eine Geldforderung eines entlassenen Schulmeisters übernahm 771 . In keiner Stadt lässt sich nachweisen, dass die Ratsherren zu eigenen Gunsten über die Gelder der Kirchenfabriken zu verfügen suchten772 . VI.5. ZUSAMMENFASSUNG: DIE AUSGABEN DER KIRCHENMEISTER Zur Beurteilung der Ausgabenpolitik der Kirchenmeister muss zwischen Zeiten, in denen keine Bauarbeiten an der Kirche stattfanden, und Perioden, die von umfangreichen Arbeiten am Kirchengebäude geprägt waren, differenziert werden. Fanden keine Bauarbeiten statt, so mussten die Kirchenmeister einen erheblichen Teil ihrer Gelder für feststehende Verpflichtungen wie Renten und Stiftungen ausgeben. Ausgaben für die Verwaltung oder für die Stadt waren von vergleichsweise geringer Bedeutung. Wurde dagegen an der Kirche gebaut, war nicht nur der Umsatz der Kirchenfabrik höher als sonst, sondern es änderte sich auch die Struktur der Ausgaben, da während der Bauarbeiten weniger Geld beispiels766 767 768 769 770

771 772

Vgl. oben Kapitel VII.1.1. Blumstein, Seyboth, Urkunden, S. 4, siehe hierzu Wiek, Münster, S. 79-80. Bauer, Geiler von Kaysersberg, Schriften I,1, S. 182. StadtA Wesel A7 1499 f. 79v.-80r., vgl. Roelen, Spätmittelalter, S. 146-147. Gunzert, Kirchenleben, S. 19; vgl. 1493 und 1519: StadtA Hagenau GG 254/5 f. 6v., GG 257/1 o.f.; bei der Zahlung an die Stadt muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Stadt der Kirchenfabrik im Jahr 1503/1504 Geld geliehen hatte (StadtA Hagenau GG 254/26 f. 6r.), vgl. oben Kapitel VI.2.4. Siegen: Elkar, Fouquet, Turm, S. 176-177; Nürnberg: Bauch, Poetenschule, S. 35. Anders in Bremen, siehe kurz Wiek, Verwaltung, S. 126-127.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

weise für den Neuerwerb liturgischer Gegenstände zur Verfügung stand. Dies galt allerdings nicht für alle Kirchen: So verfügte beispielsweise die etwas kleinere, aber vergleichsweise reiche zweite Weseler Pfarrkirche St. Nikolaus im 15. Jahrhundert über erheblich höhere Einnahmen als St. Willibrord, so dass sie es sich trotz der Arbeiten am Kirchengebäude leisten konnte, beispielsweise Monstranzen und Figuren in Auftrag zu geben. Insgesamt akkumulierten städtische Pfarrkirchen, die während des 13. und frühen Jahrhunderts erbaut wurden, den wesentlichen Teil ihrer Ausstattung nach Vollendung der Hauptbauphase, also gegen Ende des 14. und im Verlauf des 15. Jahrhunderts 773 . Beim Kirchenbau wie bei den in der Kirche verwendeten Gegenständen beauftragten die Kirchenmeister vor allem lokale Handwerker und nur gelegentlich auswärtige Fachleute. Die Kirchenfabrik war also ein wichtiger Faktor im Wirtschaftsleben der Stadt. Die Handwerker waren in den allermeisten Fällen die angesehensten und bedeutendsten der Stadt. Sie gehörten vielfach zur Klientel der Ratsherren. Zudem zogen zumindest die Kirchenmeister von St. Willibrord in Wesel recht gerne Personen heran, die in Häusern der Kirchenfabrik wohnten, die Grundstücke der Kirche pachteten oder die in der Schuld der Kirche standen774 . Dies bot beiden Beteiligten deutliche Vorteile: Die Handwerker bekamen zwar kein Geld, mussten sich jedoch auch nicht darum sorgen, ihre Miete eventuell nicht zum Fälligkeitstermin bezahlen zu können. Noch mehr aber profitierten die Kirchenmeister von diesen bargeldlosen Geschäften auf Gegenseitigkeit. Sie gingen außerdem kein Risiko ein, dass der Gläubiger seinen Verpflichtungen nicht nachkam. Die Leistung wurde ohne Geld abgegolten, so dass der Etat der Kirchenmeister nicht in Anspruch genommen wurde. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass manche Handwerker die Häuser unter der Bedingung pachteten, dass sie für die Kirche arbeiteten. Daraus kann allerdings nicht geschlossen werden, dass die Kirchenmeister alle Leistungen auf diese Weise abzugelten versuchten, da eine Vielzahl von Handwerkern in keinerlei Schuldverhältnis zur Kirche stand. Die folglich ganz unterschiedliche Art der Bezahlung der Handwerker erschwert den Vergleich. Dieser wird geradezu unmöglich, wenn die verschiedenen lokalen Traditionen berücksichtigt werden. Für alle Kirchenmeister bildeten die Renten einen außerordentlich wichtigen Teil ihrer Geschäfte. Während sie durch den Verkauf von Renten umfangreiche Einnahmen erzielten, wurde andererseits erhebliches Kapital für die Zahlung der Zinsleistungen gebunden. Dies konnte dazu führen, dass – wie in Wesel – ein Drittel des Etats und mehr für Rentenzahlungen verbraucht wurde. Verglichen beispielsweise mit den Haushaltsproblemen der Stadt Wesel war dies jedoch wenig, so dass die Kirchenmeister im Gegensatz zum Weseler Kämmerer stets ihren Zahlungsverpflichtungen nachkamen 775 . Es hing sehr von der Politik der Städte ab, ob und inwieweit die Kirchenfabriken eine Rolle in der städtischen Rentenpolitik spielten. In manchen Städten scheint es der Rat der Stadt gewesen zu sein, 773 774 775

Ausführlich zum Beispiel St. Nikolaus in Stralsund Heyden, Stralsund, S. 21-23. Vgl. oben Kapitel I.4. Roelen, Spätmittelalter, S. 143-148.

VI.5. Zusammenfassung: Die Ausgaben der Kirchenmeister

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der entsprechende Geschäfte lediglich dem Hospital oder dem Kämmerer der Stadt ermöglichte. Für die Kirchenmeister bestand der Unterschied zwischen Renten und Stiftungsmessen lediglich in der Person des Leistungsempfängers. Konsequenterweise differenzierten sie in ihren Rechnungsbüchern nur eingeschränkt zwischen Renten und Memorien. Damit nivellierten sie die Unterschiede zwischen den beiden Rechtsformen, da immer wieder einzelne Bürger zunächst Geld in einer Rente anlegten und dann verfügten, dass der Betrag nach ihrem Tod für eine Stiftung verwendet werden sollte 776 . Wurde einleitend festgestellt, dass sich die Ausgaben der Kirchenmeister in zwei Kategorien unterteilen lassen, so erbrachte die detaillierte Untersuchung, dass den beiden Kategorien unterschiedliche Bedeutung zukam: Einerseits übernahmen die Kirchenmeister die Kosten für den Erhalt und Weiterbau der Kirche, für die Anschaffung der benötigten liturgischen Gegenstände und für die Gestaltung von Messen. Diesen Aufgaben kam eine integrative Funktion für die Stadt und für die Gemeinde zu, da alle Bewohner von ihnen profitierten. Andererseits waren in diesen Summen vielfach Ausgaben für den Erhalt von Gegenständen enthalten. Die Mehrzahl der liturgischen Gegenstände und Paramente wurde der Kirche geschenkt oder gestiftet. Ihr Erhalt oblag nun den Kirchenmeistern und damit indirekt auch den Nachfahren der Stifter. Die Angaben der Rechnungsbücher reichen nicht aus, um beurteilen zu können, ob die in die Gegenstände investierten Summen langfristig eventuell höher waren als ihr Gesamtwert. Bei den Kannen für Wein und Wasser war dies offensichtlich der Fall, da die Kirchenmeister die Gefäße eher ersetzten als instand setzen ließen. Bei repräsentativen Kultobjekten wie bei Monstranzen verfuhren die Kirchenmeister anders. Eine derart ökonomische Bewertung geht allerdings an dem Grundgedanken des Stiftungswesens vorbei. Berücksichtigt man die Bedeutung der Stiftungs- und Memorialmessen, so wird erkennbar, dass der Kirchenfabrik eine zentrale Rolle in der städtischen Memoria zukam. Bei keinem Ausgabenbereich gingen die Kirchenmeister sorgfältiger vor als bei den Anniversarien. Nach Ausweis der Rechnungsbücher mancher Kirchenfabriken verbuchten die Kirchenmeister Gelder an sich selbst, die jedoch ausschließlich Zahlungen im Rahmen von Stiftungen umfassten. Bei St. Willibrord handelte es sich um Entschädigungen für die Ausrichtung von Anniversarien sowie der Salve-ReginaMesse 777 . Während sie bei den Anniversarien gleich bleibende Einträge und Summen notierten, trugen sie bei den Aufwendungen für die Salve-Regina-Messe recht unterschiedliche Zahlen in ihre Bücher ein 778 . In anderen Städten lässt sich ein ähnliches Bild zeichnen: In Siegen umfassten die Auszahlungen für kirchenmeister loen Beträge, die die Kirchenmeister für die Ausrichtung von Stiftungs776 777 778

Vgl. oben Kapitel V.4. und Kapitel VI.2.2. Benninghoff-Lühl, soziale Stiftungen, S. 74-75. 1 Mark: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 150, S. 157, S. 198, S. 244, S. 439, S. 452, S. 476, S. 487; 1 ort: Gefach 37,2 S. 327, S. 356, S. 371, Gefach 37,3 S. 9, S. 22; 1½m: Gefach 37,2 S. 144, S. 168; vgl. Gefach 37,3 S. 101, Gefach 37,4 S. 394, S. 488, S. 564, S. 750, S. 906.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

messen erhielten 779 . Sie wurden überdies nur unregelmäßig festgehalten. In Wertheim wurde dem Kirchenmeister gestattet, sich vi d., iiij schilling oder iiij fl (...) zu lone aus der Fabrikkasse zu nehmen und darüber abzurechnen, um ihn für die Organisation und Abrechnung der Vigilien zu entschädigen 780 . In Rothenburg lässt sich den Stiftungsbriefen und Registern der Kirchenmeister entnehmen, dass auch ihnen Entschädigungen für Anniversarien zustanden, doch verbuchten sie keine entsprechenden Ausgaben an sich selbst 781 . Lediglich in fünf Städten scheinen die Kirchenmeister Geld von der Kirchenfabrik bezogen zu haben: In Wertheim wurden regelmäßig Auszahlungen dem gotzhawsmester zu lone verbucht, die allerdings in ihrer Höhe schwankten 782 . In Koblenz bewilligten sich die Kirchenmeister im Jahr 1484 aus unbekannten Gründen einen Lohn von 12 Mark 783 . Ähnliche Auszahlungen in anderen Jahren waren dagegen von niedrigerer Höhe 784 . Sebald Schreyer in Nürnberg notierte in einer Reihe von Jahren Auszahlungen zu seinen Gunsten 785 . In Bielefeld durfte der Kirchenmeister von St. Marien den erwirtschafteten Überschuss mit Erlaubnis des Rates behalten786 . Schließlich gab es in St. Martin in Bamberg den Brauch, dass der Pfarrer, die Kirchendiener und die Kirchenmeister zu Weihnachten Fisch auf Kosten der Kirchenfabrik erhielten 787 . Angesichts dieser Ergebnisse ist es äußerst unwahrscheinlich, dass die Kirchenmeister Gelder unterschlugen oder absichtlich Unregelmäßigkeiten herbeiführten 788 . Die Untersuchung der Einnahmen erbrachte das Ergebnis, dass größere Bargeldmengen, wie sie beispielsweise in Opferstöcken oder an Festtagen im Klingelbeutel vorgefunden wurden, nicht von den Kirchenmeistern allein, sondern stets zusammen mit anderen gezählt wurden, so dass eine gewisse Kontrolle über die Bargeldeinnahmen gegeben war. So hatten die Kirchenmeister lediglich die Möglichkeit, Gelder aus Renten und Abgaben zu unterschlagen. Tatsächlich kamen viele Schuldner ihren Verpflichtungen nicht nach. Zugleich hatten die Kirchenmeister teilweise Schwierigkeiten, die Handwerker zu bezahlen. Beide Fakto-

779 780 781 782 783 784 785 786 787

788

StadtA Siegen Kirchenrechnung 1496/97 f. 22r., 1503/04 f. 24r. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 5r., 1487-1488 f. 9v., 1499-1500 f. 5r. 1500-1501 f. 5r. StadtA Rothenburg o.T. B 16 f. 146r.-151r., f. 153r., siehe auch LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 81r. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 4r., 1481-1482 f. 5r., 1487-1488 f. 9v., 1499-1500 f. 5r., f. 13r., 1500-1501 f. 5r., 1510 f. 8r., f. 19r., 1514-1515 f. 8r. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 30v. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 47r., Heft 6 f. 41r. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 51v., 62v., 75v., 100r., 112v., 128v., 137v., 150r., vgl. Caesar, Schreyer, S. 83 mit Anm. 30. StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 64r. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 5r., f. 5v., Nr. 70.01/4 f. 5r., f. 6v., Nr. 70.01/5 f. 5v., f. 6v., Nr. 70.01/6 f. 5r., Nr. 70.01/7 f. 5r., Nr. 70.01/9 f. 9v.; siehe auch PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 14r. Siehe hierzu oben Kapitel I.4.

VI.6. Die Zahlungsmoral der Gläubiger und der Kirchenmeister

505

ren lassen Unterschlagungen als unwahrscheinlich erscheinen 789 . Zusätzlich delegierten die Kirchenmeister weite Bereiche ihrer Zuständigkeiten an Dritte. Wird die Analyse der Ausgaben berücksichtigt, so kamen die Kirchenmeister ihren Zahlungsverpflichtungen weitestgehend nach, so dass mögliche Unregelmäßigkeiten in den Rechnungsbüchern in erster Linie mit Fehlern beim Erstellen der Rechnungsbücher zu begründen sind 790 . VI.6. ZAHLUNGSMORAL DER GLÄUBIGER UND DER KIRCHENMEISTER Die Kirchenfabrik hatte zwar verschiedenartige finanzielle Ansprüche, doch längst nicht immer kamen die Menschen regelmäßig und vollständig ihren Verpflichtungen nach, wie bereits bei der formalen Untersuchung der Rechnungsbücher festgestellt wurde 791 . Dies galt für die notwendigen Abgaben an die Kirche in Form der Bede ebenso wie für die Miet- und Pachtzahlungen, für Abgaben der Hörigen oder für Rentenzahlungen. Im Folgenden wird daher untersucht, welche der genannten Ansprüche die Kirchenmeister am wenigsten durchsetzten und welche Größenordnung die Summe der pro Jahr ausstehenden Gelder hatte. Nicht nur die Gläubiger, auch die Kirchenmeister leisteten manche Zahlungen verspätet. Dabei aber muss die Zahlungsmoral der für die Kirchenfabrik Verantwortlichen im Hinblick auf einzelne Personen, Gruppen oder Ausgabenbereiche gegeneinander abgewogen werden, denn es ist gut denkbar, dass sie beispielsweise Handwerker verspätet bezahlten, Rentenleistungen jedoch stets pünktlich nachkamen. Antworten auf die Frage nach der Zahlungsmoral von Gläubigern und Kirchenmeistern werden allerdings durch die Qualität der Rechnungsbücher erschwert. Wie dargelegt kam es beim Zusammenstellen der Rechnungsbücher zu Unregelmäßigkeiten. Wegen der fehlenden Buchungsdaten ist vielfach nicht mehr nachvollziehbar, ob es innerhalb des zurückliegenden Rechnungsjahres zu Zahlungsverzögerungen kam. Schließlich notierten die Kirchenmeister nicht, wenn sie bestimmte Auszahlungen nicht vornahmen. Nachweise über fehlende und unvollständige Einnahmen und Auszahlungen haben damit zufälligen Charakter. Die Zahlungsmoral der Gläubiger von St. Willibrord In St. Willibrord verzeichneten die Kirchenmeister ausstehende Zahlungen auf zwei Arten: Ab dem Jahr 1424 notierten sie bei den Besitztiteln hinter dem Namen des Gläubigers und der von ihm zu zahlenden Summe das Wort restant und merkten damit das noch ausstehende Geld an. Im Allgemeinen handelte es sich um die volle Summe, doch kam es auch vor, dass zumindest ein Teil im Verlauf des Rechnungsjahres gezahlt worden war. Weiterhin hielten sie in jedem Jahr auf 789 790 791

Vgl. zuletzt Teuscher, Bekannte, S. 235; anders die Beschlüsse der Synode von Regensburg 1377, siehe oben Kapitel II.4. Siehe hierzu oben Kapitel I.4. Eine abschließende Bewertung könnte nur auf der Grundlage privater Haushaltsbücher der Kirchenmeister erfolgen, die jedoch nicht überliefert sind. Vgl. oben Kapitel I.4.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

einem eigenen Konto die Eingänge säumiger Gläubiger fest. Diese unter der Überschrift restant verbuchten Zahlungen ergaben sich nicht nur aus fehlenden Zahlungen des vorangegangenen Jahres 792 . Tatsächlich wurden auch Summen aus weiter zurückliegenden Jahren verbucht. Diese Zahlungseingänge waren recht umfangreich: Bezogen auf den Zeitraum von 1401 bis 1519 resultierten durchschnittlich ca. 16% aller Einnahmen aus den Restanten793 . Die mit ca. 2% geringste Restantenquote gab es im Jahr 1412, die mit ca. 57% höchste wurde im Jahr 1482 erreicht. Allerdings änderte sich die durchschnittliche Quote im Verlauf des Untersuchungszeitraumes: Während der ersten beiden Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts betrugen die Restanten durchschnittlich knapp 5% der Gesamteinnahmen. Zwischen 1430 und 1452 bezogen die Kirchenmeister bereits ca. 16% ihrer Gesamteinnahmen aus den Restanten, und in den siebziger Jahren waren es durchschnittlich ca. 25%. Ab dem Jahr 1500 wiesen die Kirchenmeister die Restanten nicht mehr separat aus, sondern notierten sie im Allgemeinen unter den allgemeinen Zahlungen. Die Angaben, die die Kirchenmeister während des 15. Jahrhunderts notierten, zeigen somit einen nahezu kontinuierlichen Anstieg der Restanteneinnahmen. Gleichzeitig nahm das Gesamtvolumen der Einnahmen aus der Bede und aus den Kirchenstöcken im Verlauf der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts langsam ab. Insgesamt kamen damit immer weniger Gläubiger der Kirchenfabrik ihren Zahlungen pünktlich und vollständig nach. Auch die Anzahl der als ausstehend bezeichneten Einträge in den Rechnungsbüchern stieg immer weiter an. Während 1424 lediglich die Zahlungen von zwei Gläubigern als restant bezeichnet wurden, waren es achtzig Jahre später bereits 61 von 165 Einnahmeposten, was einer Quote von 37% entspricht 794 . Dabei muss zwischen den verschiedenen Einnahmearten differenziert werden: Einnahmen aus der Bede, aus Spenden und aus Abgaben der Hörigen wurden nicht bei den Restanten verzeichnet. Bei den Ansprüchen der Kirchenfabrik konnten dagegen während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts besonders Pächter von Gärten ihre Pacht gelegentlich nicht bezahlen. In weitaus geringerem Maß galt dies auch für die Pächter und Mieter von Häusern. Im Verlauf der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhöhte sich die durchschnittliche Anzahl der pro Jahr nicht gezahlten Gartenzinsen nur geringfügig, während die Anzahl der ausstehenden Hauszinsen deutlich zunahm. Da die meisten Renten auf Häusern basierten, kann kaum zwischen Hauszinsen und Geldrenten unterschieden werden. Es spricht jedoch viel dafür, dass die Kirchenfabrik viele Rentenbeträge gar nicht erhielt. Im Jahr 1504 wurden vier Einnahmen aus Gärten und 29 Einnahmen aus Häusern als restant bezeichnet, was gut die Hälfte der in jenem Jahr nicht erhaltenen Abgaben ausmachte. Aus dem Haus des Gerichtsschreibers sollte die Kirche ab 1494 einen Zins von 1 Gulden pro Jahr beziehen. Tatsächlich verbuchten die Kirchenmeister die Hälfte der entsprechenden Einnahmen in den Jahren 1499 und 1501; im Jahr 792 793 794

Zu den Einnahmen de restantibus in den Weseler Stadtrechnungen siehe Kraus, Entwicklung, S. 46-50. Mittelwertabweichung von 8,75%. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 234.

VI.6. Die Zahlungsmoral der Gläubiger und der Kirchenmeister

507

1500 wurde die Summe mit dem Lohn für den Gerichtsschreiber verrechnet. Spätestens ab dem Jahr 1506 wurde kein Geld mehr eingenommen. Im Jahr 1511 oder 1514 wurde das Haus von der Kirche gekauft und schließlich 1518 abgerissen. Von 1494 bis 1518 hatte die Kirche damit lediglich einen Bruchteil der ihr zustehenden Gelder eingenommen 795 . Die ausstehenden Summen umfassten große wie kleine Beträge. Offenbar konnte eine Vielzahl von Gläubigern den Forderungen der Kirchenfabriken nur mit Mühe nachkommen, wie die Tatsache zeigt, dass immer wieder Schulden in kleineren Einzelbeträgen abbezahlt wurden. Die aus Wesel überlieferten und ausgewerteten Informationen reichen nicht aus, um eine eindeutige soziale Rangfolge bei den Gläubigern aufstellen zu können; für Gläubiger von niederem sozialen Rang spricht die schlechte Zahlungsbilanz bei Naturalabgaben. Auch die Stadt zahlte längst nicht immer die der Kirchenfabrik zustehenden Gelder796 . Gründe, warum die Naturalien oder Gelder nicht gezahlt wurden, notierte im 15. Jahrhundert keiner der Weseler Kirchenmeister. Dies änderte sich erst mit der etwas ausführlicheren Buchführung im 16. Jahrhundert, doch blieben die Angaben trotzdem spärlich: In den ersten beiden Jahrzehnten trat der Rhein mehrfach über die Ufer. Einzelne Äcker heifft die Ryn verdorven, wie die Kirchenmeister aufschrieben, so dass Bauern wegen der vernichteten Ernte keine Abgaben leisten konnten 797 . In der gleichen Zeit wandelten die Kirchenmeister wiederholt Zahlungen von Gläubigern in Leistungen am Kirchenbau um, ohne es in allen Fällen bei den Einnahmen entsprechend zu vermerken. Der Orgelmeister brauchte bereits ab 1493 keine Pacht für sein Haus zu zahlen 798 . Manche Schenkungen oder Stiftungen wurden zwar mit den Kirchenmeistern vereinbart und in den Rechnungsbüchern vermerkt, doch wurde die tatsächliche Zahlung verschoben, und die ausstehenden Summen wurden nur bedingt in späteren Rechnungsbüchern verbucht 799 . Das gleiche gilt auch für die nicht gezahlten Haus- und Gartenzinsen. Wegen der Systematik der Rechnungsbücher ist es nicht möglich, exakt die Namen der Gläubiger der Kirchenfabrik zu ermitteln. Selbst wenn man die Restanteneingänge und die regelmäßigen Zahlungen zusammenfasst, wird ein fortgesetzter Einnahmeschwund der Kirchenfabrik deutlich. Die Kirchenmeister von St. Willibrord scheinen dies ebenso akzeptiert zu haben wie die wachsende Zunahme der nicht geleisteten Abgaben. Im Jahr 1509 795

796

797 798 799

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 186, S. 272, S. 321, S. 340, S. 651, S. 712, Gefach 37,4 S. 7, S. 123, S. 128, S. 143, S. 179, S. 222, S. 274, S. 347, S. 444, S. 512, S. 528, S. 610, S. 628, S. 821, S. 855, S. 962. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 428, Gefach 37,4 S. 89, vgl. Gefach 37,2 S. 233, S. 277, S. 289, S. 361, S. 364, S. 372, S. 455, S. 459, Gefach 37,3 S. 220, S. 270, S. 295, S. 296, S. 347, S. 349, S. 426, S. 428, S. 488, S. 490, S. 544, S. 546, S. 593, S. 595, S. 657, S. 659, S. 717, S. 719, S. 816, S. 820, S. 857, Gefach 37,4 S. 186, S. 355, S. 458, S. 591, S. 804, S. 810, siehe auch Gefach 33,2 S. 369, Gefach 33,3 S. 137, Gefach 37,4 S. 89, S. 90. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 349, S. 546, Gefach 37,4 S. 74, S. 233, S. 283, S. 462; vgl. Dirlmeier, Untersuchungen, S. 241ff. und Groebner, Ökonomie, S. 190ff. StadtA Wesel A3/3 f. 9v., f. 18r., f. 29r., f. 30v., A3/5 f. 38r., A3/6 f. 125r. Siehe beispielsweise AEK Wesel Gefach 37,3 S. 550.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

verbuchten sie Einnahmen aus Schulden, die zehn Jahre alt waren, und im Jahr 1514 wurde die extrem hohe Summe von 1139m 6s van restant eingenommen 800 . Im Jahr 1515 forderte der Rat dann die Kirchenmeister dazu auf, die ausstehenden Zahlungen der letzten 15 Jahre zusammenzustellen801 . Ob und inwieweit die Kirchenmeister die fortdauernden Einnahmeverluste wirklich genau überblickten, lässt sich nicht eindeutig ermitteln. Sie hielten zwar in einem bestimmten Jahr fest, dass sie von einem namentlich genannten Pächter für ein neu erworbenes Haus oder Grundstück Geld erhalten mussten, doch erscheint fraglich, dass ihnen stets bekannt war, dass das Haus verkauft wurde, dass der Pächter wechselte oder ein anderer Mieter einzog. Bereits nach kurzer Zeit wussten die Kirchenmeister offenbar nicht mehr, von wem sie das ihnen zustehende Geld eigentlich bekommen sollten. Die Tatsache, dass regelmäßig die Bücher vergangener Rechnungsjahre für die Anfertigung der Reinschriften verwendet wurden, verstärkte diesen Effekt noch, doch wurde dies offenbar zugunsten der bei der Rechnungslegung relevanten Vorgänge hingenommen. Im Ergebnis wurden zu Beginn des 16. Jahrhunderts immer wieder dieselben Grundstücke und Zahlungen als restant notiert. Mit dem Beginn des Erweiterungsbaus von St. Willibrord versuchten die Kirchenmeister, die Einnahmen zu systematisieren, um den Einnahmeschwund aufzuhalten. Sie legten daher Kopialbücher und register an, in denen die Renten nach Terminen geordnet aufgeführt wurden. Diese wurden allerdings weder nach Namen noch nach Straßen geordnet. Knapp zehn Jahre lang bemühten sie sich dann um eine regelmäßige Aktualisierung der Angaben, ohne aber alle Änderungen zu verzeichnen802 . Aus dem steigenden Anteil der Restanten kann nur teilweise auf eine nachlassende Zahlungsmoral der Gläubiger geschlossen werden. Offenbar legten die Kirchenmeister nur bedingt Wert darauf, dass tatsächlich alle Gelder auch gezahlt wurden. So verlangten sie beispielsweise ab 1498 kein Hofrecht mehr. Doch auch zuvor und schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurden diese Zahlungen keineswegs regelmäßig erhoben 803 . Die Kirchenmeister akzeptierten damit ein strukturelles und wahrscheinlich teilweise eigenverschuldetes Einnahmedefizit. Die Zahlungsmoral der Gläubiger von St. Nikolaus Auch die Rechnungsbücher von St. Nikolaus auf der Mathena weisen Ungenauigkeiten bei der Zahlungsmoral auf. Die dortigen Kirchenmeister nahmen es offenbar hin, dass zu Beginn des 16. Jahrhunderts kaum noch ein Holzschneider Abgaben leistete. Auch in St. Nikolaus erreichten die aus den Restanten resultierenden Einnahmen mehr als zwanzig Prozent der Gesamteinnahmen, doch wegen der ho800 801 802 803

1509: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 833; 1514: Gefach 37,4 S. 340. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 517; vgl. oben Kapitel I.3. Vgl. oben Kapitel I.3. Siehe die Zahlungen von Alit Huninx, der in den Jahren 1414, 1422, 1426 und 1433 seinen Verpflichtungen nachkam, in den übrigen Jahren aber nicht: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 136, S. 217, S. 259, S. 344, S. 360; im Jahr 1438 verbuchten die Kirchenmeister, wahrscheinlich aus Versehen, noch einmal den üblichen Betrag: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 400.

VI.6. Die Zahlungsmoral der Gläubiger und der Kirchenmeister

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hen und im Verlauf des 15. Jahrhunderts wachsenden Bedeutung der Einnahmen aus der Antoniusprozession fielen die Restanten deutlich weniger ins Gewicht. Die Zahlungsmoral der Gläubiger anderer Kirchenfabriken Auch in den anderen Städten nahmen die Kirchenmeister längst nicht alle ihnen tatsächlich zustehenden Gelder und Naturalien ein. Dies galt sowohl für große als auch für kleine Städte. In St. Martin wie auch in der Oberen Pfarre in Bamberg mussten die Kirchenmeister etliche Einnahmen pro Jahr als ausstehend verbuchen, doch war ihre Anzahl erheblich geringer als in Wesel 804 . In Coburg resultierte im Jahr 1481 knapp ein Drittel der Gesamteinnahmen aus verspäteten Zahlungen 805 . Hans Vogeler als Kirchenmeister akzeptierte die Tatsache, dass eine ganze Reihe der Erbzinspflichtigen ihren Zahlungen nur hin und wieder nachkamen806 . So musste beispielsweise Hans Zehenter Abgaben an die Kirche zahlen, wobei sich 1498 seine ausstehenden Zahlungen auf 17½fl beliefen. Die Kirchenmeister wandelten diese Summe im gleichen Jahr in einen Erbzins mit einer jährlichen Zahlung von 1fl um, den Zehenter auch tatsächlich im folgenden Jahr bezahlte. In den sich anschließenden Jahren entrichtete er dagegen nichts, beglich dann 1502 1½fl alter zins und zahlte in den folgenden Jahren wieder nichts 807 . Hier konnten oder wollten die Schuldner offenbar nicht jedes Jahr ihren Verpflichtungen nachkommen. Die Kirchenmeister versuchten zwar, ihre Bilanz durch Umwandlung der Schulden in Erbzinsen zu verbessern, aber letztlich schafften sie es nur zum Teil, die ausstehenden Zahlungen einzutreiben 808 . Nach Ausweis der Rechnungsbücher gab es sogar Schuldner, die nach Erhalt der Geldsumme niemals Zins zahlten 809 . In Rothenburg war das Verhältnis von Ansprüchen und Einnahmen bei manchen Einnahmekategorien noch schlechter als in Coburg, denn im Durchschnitt erhielten die Kirchenmeister nur die Hälfte der ihnen pro Jahr zustehenden Zahlungen für Wachs, und dieses Ergebnis lässt sich auf die Zinseinnahmen, die Einnemen an Gult, übertragen 810 . Wie im Fall Wesel belegen die Zahlen, dass die Kirchenmeister die Anzahl der Einträge aus unbekannten Gründen von Jahr zu Jahr änderten. In Straßburg konnten die Kirchenmeister 1419 nur 35%, im Jahr 1420 sogar nur 28% der Einnahmen von hußen und zinsen in der statt und uff ackern gelgen umb die statt verbuchen 811 . 804

805 806 807 808 809 810 811

PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92f. 6v., 1493/94 f. 2v., 1495 f. 2v., f. 12r.13r., PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 2r., Nr. 70.01/3 f. 2v., f. 3r., Nr. 70.11/1 f. 13r., f. 13v.; das gleiche Problem hatte auch die Stadt bei der Eintreibung der ihr zustehenden Pachtsummen, siehe Sichler, Bauverwaltung, S. 48ff. StadtA Coburg R 11/1482 f. 4v., R 11/1489 f. 5r., R 11/1495/96 f. 5r.; verspätete Zahlungen: R 11/1481 f. 5r.; zu Coburg siehe Talazko, Morizkirche, S. 283-285. Detaillierte Nachweise bei Talazko, Morizkirche, S. 283. Talazko, Morizkirche, S. 283. So auch in Bamberg, vgl. Sichler, Bauverwaltung, S. 50-53. Siehe Talazko, Morizkirche, S. 285. StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 83v., f. 101v., f. 119r., f. 137r.-138r., f. 154r.-156r., f. 173r.-175r., f. 190v.-192r. StadtA Straßburg UFW 43 (5) f. 1v., UFW 43 (7) f. 1v.

510

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Längst nicht alle Kirchenmeister verzeichneten die Einnahmen aus Außenständen und notierten zugleich, welche Summen im aktuellen Rechnungsjahr nicht gezahlt worden waren. In Bayreuth, Wunsiedel und Würzburg wurden lediglich die Einnahmen der hinterstelligen schuld verbucht 812 . In Ellwangen ließen sich die Kirchenmeister Schuldscheine ausstellen und konnten zumindest diese in ihre Rechnungsbücher eintragen. In Siegen, Bielefeld und in anderen Städten notierten sie nichts über nicht geleistete Abgaben. Eine systematische Untersuchung ist damit nicht möglich, doch zeigt der Vergleich der Einnahmen über die Jahre hinweg, dass auch diese Kirchenmeister keineswegs alle der ihnen zustehenden Gelder erhielten. Die Kirchenmeister von Wertheim legten ihre Rechnungsbücher etwas systematischer an und hielten am Ende der Bücher zusammenhängend fest, welche Gläubiger ihren Zahlungsverpflichtungen gar nicht oder nur teilweise nachgekommen waren. Wenn die Beträge dann doch noch entrichtet wurden, strichen sie die Einträge durch 813 . Im Folgejahr vermerkten sie allerdings nicht, wie in Wesel, die aus Restanten resultierenden Einnahmen. Die Anzahl der auf diese Weise notierten Außenstände schwankte von Jahr zu Jahr 814 . Doch nicht nur die Kirchenmeister großer Städte mussten sich darum kümmern, dass die Gläubiger ihren Verpflichtungen nachkamen, sondern selbst in so kleinen Städten wie Schmallenberg änderte sich die Zahlungsmoral der Gemeindemitglieder: Konnten die Kirchenmeister zu Beginn des 15. Jahrhunderts in ihren Büchern festhalten, dass nahezu alle Zahlungen geleistet worden waren, so verschlechterte sich die Bilanz im Verlauf des Jahrhunderts, obwohl sie nur selten die Marke von 20% überschritt 815 . Sebald Schreyer in Nürnberg differenzierte in seinen Rechnungsbüchern sehr genau zwischen auf dem Land und innerhalb der Stadt ausstehenden Zahlungen und führte außerdem die noch nicht geleisteten Naturalienabgaben auf. Diese Außenstände brachte er auf der Habenseite in die Kirchenrechnungen des folgenden Jahres ein. Im Jahr 1496 waren etwas über 30% seiner Einnahmen Außenstände 816 . Fünf Jahre später bestanden 56% seiner Einnahmen aus zuvor nicht gezahlten Beträgen 817 . Diese hohen Beträge lassen sich im Wesentlichen durch Schreyers Genauigkeit erklären, denn im Gegensatz zu den übrigen Kirchenmeistern berücksichtigte er nicht nur die Schuldner des jeweiligen Rechnungsjahres, sondern auch die der zurückliegenden Jahre. Er beließ es nicht bei der Registrierung der Fehlbeträge, sondern wies beispielsweise den Küster an, Schulden einzutreiben 818 . Er scheute sich nicht, säumige Zahler zu verklagen, auch wenn es ihm nicht ge812

813 814 815 816 817 818

Bayreuth: StadtA Bayreuth R1/1471, R1/1478, R1/1479, R1/1485, R1/1486, R1/1489, R1/1490, R1/1493, R32/1457, R32/1461; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3733 f. 2r., R 3735 f. 1v., R 3737 f. 1r.; Würzburg: StadtA Würzburg Ra 2136 f. 6r., f. 22r. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1482-1483 f. 15v., 1487-1488 f. 20r. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 13v., 1482-1483 f. 15v., 1485-1486 f. 33v., 1486-1487 f. 40v., 1487-1488 f. 20r., 1499-1500 f. 13r., f. 14v., 1514-1515 f. 20r. StadtA Schmallenberg Bestand A Nr. 4 Kirchenrechnung 1413-1497 o.f. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 103r., f. 104v. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 136v.-137r., f. 138v. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 3.

VI.6. Die Zahlungsmoral der Gläubiger und der Kirchenmeister

511

lang, dass jährlich alle Abgaben an die Kirchenfabrik geleistet wurden. Weitere Aussagen aber können nicht getroffen werden, da die summarischen Einträge Schreyers keine Rückschlüsse auf die Anzahl der Gläubiger zulassen819 . Sebald Schreyer führte detaillierte Einnahmebücher, deren Aufbau an seinem register orientiert war 820 . In ähnlicher Weise hielten die Rothenburger, Freiburger, Würzburger ebenso wie die Ulmer Kirchenmeister ihre Einnahmen aus Grundstücken, Häusern und Renten in Zinsbüchern fest 821 . Sie wurden besonders in Ulm überaus sorgfältig angelegt und enthielten die Anschrift und den Namen des Gläubigers, die von ihm zu leistende Abgabe sowie den tatsächlich gezahlten Betrag. Die Angaben waren nach Straßen geordnet und durch ein Register sowie durch Reiter am Seitenrand erschlossen. Die Zinsbücher wurden großzügig angelegt, da die Schreiber offenbar davon ausgingen, dass umfangreiche Notizen eingefügt werden mussten. Vereinzelt wurden die Einträge auch aktualisiert, indem beispielsweise notiert wurde, dass eine Rente abgelöst worden war 822 . Die Zinsbücher waren jeweils aus dem Salbuch der Kirchenfabrik abgeschrieben 823 . Obwohl in Ulm die Anzahl der Häuser, Grundstücke und Abgaben im Besitz der Kirche immer weiter zunahm, war die Anzahl der säumigen Schuldner doch gering. Im Gegensatz zu Wesel gingen die Ulmer Kirchenmeister überaus gründlich vor und erreichten auf diese Weise, dass alle ihren Zahlungspflichten nachkamen. Vergleicht man die Städte miteinander, dann gab es verschiedene Gründe, warum die Menschen ihre Abgaben nicht leisten konnten. In Coburg kaufte Heinz Hofler von der Kirchenfabrik den Rock des Spitalmeisters, doch teilte er den Gesamtbetrag auf zwei Jahre auf 824 . In Rothenburg zahlte die alt keßlerin 1491 die alt schuld am meßbuch zu sant Nicklas 825 . Die Kirchenmeister hielten die entsprechenden Details aber nur selten in ihren Rechnungsbüchern fest. Berücksichtigt werden muss auch, dass manche Menschen aus Armut nicht zahlen konnten oder verstorben waren, wie sogar Sebald Schreyer in einem Fall festhielt: die pede im Spital (...) gestorben sind und nichtzit hinttzue verlassen haben 826 . Die Zahlungsmoral der Gläubiger der Kirchenfabriken war damit regional unterschiedlich. Es hing maßgeblich von der Initiative der Kirchenmeister ab, ob und inwieweit sie bereit waren, Zahlungen zu stunden und Außenstände zu akzeptieren. Angesichts von jeweils mehreren hundert Gläubigern pro Kirchenfabrik bedarf es weiterer Forschungen, um beispielsweise soziale Hintergründe und Abstufungen zu analysieren. Nicht einmal ein so penibler Kirchenmeister wie Sebald Schreyer konnte 819

820 821 822 823 824 825 826

1494-95: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 89v., f.90r.; 1495-96: f. 96v., f. 98r.; 1496-97: f. 103r.; 1497-98: f. 109r.-110r.; 1498-99: f. 115v.-116v., f. 117v.; 1499-1500: f. 122v.-123v.; 1500-01: f. 129v.-131r.; 1501-02: f. 136v., f. 137v., f. 138r., f. 139r.; 1502-03: f. 143v., f. 145r., f. 148v. StadtA Nürnberg A 23 F.R. 74. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 142r. StadtA Ulm A 6935 f. 2v. StadtA Ulm A 6940 f. 1r. StadtA Coburg R 11/1488 f. 4v., R 11/1489 f. 4r.-5r. StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 25r. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 103r.

512

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

verhindern, dass säumige Schuldner seine Bilanz verschlechterten. Andere scheinen außerstande gewesen zu sein, konsequent im Interesse der Kirchenfabrik zu handeln und die ihr zustehenden Gelder vollständig einzutreiben. Inwieweit weitere Gründe wie beispielsweise die Verschuldung der Stadt, politische Krisen oder langfristige Änderungen im Ausgabeverhalten der Menschen die Einnahmebilanzen veränderten, lässt sich auf der Basis der ausgewerteten Quellen nicht eindeutig beurteilen. Die Zahlungsmoral der Weseler Kirchenmeister Bei den Auszahlungen der Kirchenmeister von St. Willibrord muss zwischen regelmäßigen und einmaligen Verpflichtungen differenziert werden. Bei den regelmäßigen Ausgaben zahlten die Kirchenmeister nach Aussage der Kirchenrechnungsbücher längst nicht jedes Jahr alle Renten. Anniversarien wurden nicht immer verbucht; in einige Rechnungsbücher wurden weder Buchungen für Renten noch für Anniversarien eingetragen, so dass davon auszugehen ist, dass sie vergessen wurden. Sehr regelmäßig zahlten die Kirchenmeister den Küstern ihren Lohn, wobei gelegentlich die Höhe der verbuchten Gelder schwankte 827 . Zu einer Unregelmäßigkeit kam es 1485, als ihnen erst im Jahr 1485 der Pauschalbetrag für Kohle, Weihrauch und anderes zugewiesen wurde, den sie bereits im vorangegangenen Jahr hätten erhalten sollen 828 . Neesken und Trinken Bagert, die für die Pflege der Heiligenfiguren in St. Willibrord zuständig waren, erhielten jedes Jahr die ihnen zustehenden Summen 829 . Aus unbekannten Gründen erhielt der Organist im Jahr 1494 keinen Lohn 830 . Die Tatsache, dass in vielen Rechnungsbüchern kein Lohn für die Schreiber verbucht wurde, dürfte maßgeblich mit den Vorgängen bei der Bucherstellung zu erklären sein, wonach die Schreiber erst entlohnt wurden, wenn sie die Rechnungsbücher abgeschlossen hatten. Bei einmaligen Zahlungen war die Zahlungsmoral der Kirchenmeister weniger gut als bei den regelmäßigen Verpflichtungen. In einzelnen Fällen konnten Handwerker ihren Lohn nur mit Verspätung empfangen. So bekam beispielsweise 1477 der Glaser einen Teil seines Geld verspätet, und auch der Uhrmacher erhielt im gleichen Jahr vj rl guld xxiiij mark (...) die men on noch schuldich was 831 . Ähnliche Vorgänge lassen sich vereinzelt bei anderen Handwerkern in anderen Jahrzehnten nachweisen 832 . Auch die Kirchenmeister von St. Nikolaus verzöger-

827 828 829

830 831 832

Vgl. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 282 mit ebd., S. 298. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 8. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 137, S. 144, S. 145, S. 150, S. 158, S. 168, S. 180, S. 197, S. 219, S. 243, S. 261, S. 284, S. 299, S. 316, S. 328, S. 340, S. 357, S. 370, S. 387, S. 401, S. 414, S. 426, S. 439, S. 452, S. 465, S. 476, S. 487, Gefach 37,3 S. 8, S. 22, S. 35, S. 56, S. 76, S. 99, S. 111, S. 152, S. 180, S. 208, S. 230, S. 254, S. 276, S. 305, S. 317, S. 363, S. 441, S. 501, S. 512, S. 515, S. 558, S. 606, S. 671, S. 733, S. 842. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 158. Glaser: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 403, S. 415; Uhrmacher: Gefach 33,2 S. 150, S. 167. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 32, S. 44, Gefach 33,1 S. 410, Witte, Kunst, S. 65.

VI.6. Die Zahlungsmoral der Gläubiger und der Kirchenmeister

513

ten in einzelnen Fällen Auszahlungen insbesondere an Handwerker 833 . Teilweise konnten hinter einem Zahlungsaufschub Schwierigkeiten der Kirchenmeister stehen, die benötigten Gelder aufzubringen. So teilten beispielsweise die Kirchenmeister von St. Willibrord die Zahlungen an den Goldschmied, der Ende der achtziger Jahre die beiden Monstranzen der Kirche reparierte, auf zwei Jahre auf 834 . Nur selten kam es in Wesel wegen finanzieller Streitigkeiten zu juristischen Verfahren vor dem Rat der Stadt oder vor Gericht. Zwar wandten sich die Küster mehrfach an den Rat, um mehr Geld zu erhalten, doch scheint es dabei nicht darum gegangen zu sein, dass die Kirchenmeister ihren Zahlungen nicht nachkommen konnten 835 . Dies galt auch für die Handwerker, bei denen es allenfalls um die Höhe der ihnen ihrer Meinung nach zustehenden Gelder ging. Im Fall des Orgelmachers musste die Stadt ihm ab 1498 eine Rente zahlen, da er seiner Meinung nach zu wenig Lohn erhalten hatte. Zusätzlich gilt es, zwischen den verschiedenen Zahlungsempfängern zu differenzieren. St. Nikolaus auf der Mathena musste beispielsweise der Stadt Wesel Pacht für einen Garten bezahlen, doch verbuchten die Kirchenmeister diese Zahlungen in den Jahren 1517 und 1519 als ausstehend 836 . Insgesamt erweist es sich als schwierig, die Zahlungsmoral der Kirchenmeister zusammenfassend und abschließend zu beurteilen. Eine vergleichsweise hohe Zuverlässigkeit legten sie bei den Anniversarien an den Tag. Bei den Renten kamen die Kirchenmeister von St. Willibrord ihren Leistungen mit höherer Zuverlässigkeit nach als beispielsweise die Stadt Wesel, die ab 1470 immer wieder Rentenzahlungen aussetzte 837 . Ähnliches galt auch für die Zahlungen an die Kleriker und Küster. Bei einmaligen Ausgaben insbesondere an Handwerker kam es dagegen am häufigsten zu Verzögerungen, deren Gründe jedoch nur selten erkennbar sind. Damit scheint die Zahlungsmoral der Kirchenmeister besser als die ihrer Gläubiger gewesen zu sein, doch erlauben die Rechnungsbücher der Kirchenmeister keine absolute Beurteilung. Die Zahlungsmoral der Kirchenmeister in den übrigen Städten In den übrigen untersuchten Städten scheint die Zahlungsmoral der Kirchenmeister ähnlich zuverlässig wie in Wesel gewesen zu sein. Nach Ausweis der Rechnungen erhielten die Angestellten regelmäßig das ihnen zustehende Geld. Nur vereinzelt lässt sich zeigen, dass die Kirchenmeister teilweise verspätet zahlten: In Rothenburg wurde der Zimmermann erst mit zweijähriger Verspätung für seine Arbeit am Orgelgehäuse entlohnt, und auch in Hagenau bezahlten die Kirchenmeister den Zimmermann für das Gerüst, das sie für die neue Orgel in Auftrag gegeben hatten, nur mit Verzug 838 . 833 834 835 836 837 838

AEK Wesel Gefach 33,2 S. 132, Witte, Kunst, S. 69. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 348, S. 350, Witte, Kunst, S. 70 StadtA Wesel A3/3 f. 5r. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 333, S. 425. Roelen, Geschichte, S. 145. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 112v., f. 153.; Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 162-164.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Auch die Renten und die Memorialmessen scheinen jeweils im vollen Umfang gezahlt worden zu sein, doch gilt auch bei den übrigen Kirchen der gleiche Vorbehalt wie bei den Weseler Pfarrkirchen. Manche Kirchenmeister hatten allerdings angesichts der mangelhaften Buchführung ihrer Vorgänger Schwierigkeiten, allen Stiftungsverpflichtungen nachzukommen. Nach seinem Amtsantritt als Kirchenmeister von St. Sebald in Nürnberg legte Sebald Schreyer ein neues Manual an und trug in dieses auch die Jahrtagsmessen ein: Hernach volgen die Jartag so auff das Gotzhauß der gemelten pfrakirchen zu Sannt Sebolt erkaufft gewident und gestift. Auch durch die pfleger und kirchenmeister von des gemelten Gotzhauß wegen die außzurichten angenommen sind worde. Und dabey ist zumerkchen das etlich der hernachbestympten jartag in den alten puchern nit erfinden werden und etlich kein nutzung oder nit souil haben von zinsen und gulten, das man die dauon außrichten mocht. Als Kirchenmeister bat er den Rat um eine Entscheidung, ob er diese Jahrtage noch länger ausrichten müsse. Der Rat teilte ihm mit, dass er alle jartag, die von seinen Vorgängern akzeptiert worden waren, außzurichten und zuhalten müsse vnangeschehen ob das gelt darumb eingenomen angelegt oder sovil an zinsen und gulten dartzu gehort vorhanden sey oder nit 839 . Der Rat der Stadt betonte damit ausdrücklich seine Verpflichtung, einmal übernommene Leistungen auch fortzuführen. Allerdings wies er Sebald Schreyer auch an, bei den Verhandlungen in Zukunft darauf zu achten, dass das Stiftungskapital langfristig ausreichte. Gemessen an der absoluten Anzahl der finanziellen Verpflichtungen der Kirchenmeister kann ihre Zahlungsmoral insgesamt als befriedigend bis gut beschrieben werden. Eine exakte Beurteilung wird allerdings durch die Art der Buchführung und durch die fehlenden Rechnungsbücher der Kaufleute, Handwerker und städtischen Institutionen verhindert. Gelegentlich beglichen die Kirchenmeister Rechnungen der Handwerker verspätet, doch war dies nicht immer auf Nachlässigkeit oder mangelnde Zahlungsfähigkeit zurückzuführen 840 . Vielmehr scheinen die Kirchenmeister gerade bei aufwendig gefertigten Ausstattungsgegenständen Gelder zurückgehalten zu haben, da sie die abschließende Aufstellung des fertigen Werkes abwarten wollten, wie es sich beispielsweise in Ulm nachweisen lässt 841 . Zu berücksichtigen ist auch, dass gelegentlich eine Ratenzahlung vertraglich vereinbart worden war 842 . Eine Besonderheit bilden die Ausgleichszahlungen der Kirchenmeister an ihre Vorgänger im Amt. Während beispielsweise der Rat in Bamberg und Coburg darauf bestand, dass die neu berufenen Kirchenmeister den Betrag bereits bei ihrer Amtsübergabe zahlen mussten, konnten die Kirchenmeister anderer Städte die 839 840

841 842

StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 115r.-115v. Nicht in jedem Fall waren allerdings die Kirchenmeister an Klagen von Handwerkern schuld. Der Maler Katzheimer klagte beispielsweise in Bamberg darüber, dass ihm sein Lohn für eine Tafel nicht gezahlt worden war. Diese war jedoch nicht von den Kirchenmeistern in Auftrag gegeben worden. Es handelte sich vielmehr um eine private Stiftung, so dass folglich der Stifter zur Rechenschaft gezogen werden musste, vgl. Arneth, Katzheimer, S. 36-38. Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 56-57. Siehe hierzu ausführlich Habenicht, Altarwerke, S. 139-140.

VI.7. Die Wirtschaftspolitik der Kirchenmeister

515

Schulden der Kirchenfabrik im Verlauf des ersten Rechnungsjahres begleichen 843 . Es kam nur sehr selten vor, dass ein Kirchenmeister wie in Gotha auf einen Ausgleich verzichtete: da hat er geredet, welche Zeit er abginge von dem gebau und nicht mehr Baumeister sye, oder todeshalben abginge (...), alsdann soll die Kirche der Schuld los syn und quitt ohn Einsprache eines jedermanns 844 . VI.7. DIE WIRTSCHAFTSPOLITIK DER KIRCHENMEISTER Die Kirchenmeister, die in manchen Städten sogar umsatzstarke Handelshäuser besaßen, agierten nur selten wie Unternehmer sondern größtenteils wie Verwalter. Gab es mehrere Kirchenfabriken, so konkurrierten sie miteinander, und hinzu kam gerade in großen Städten der Wettbewerb mit anderen Institutionen wie Klöstern, Spitälern und Orden 845 . Alle Kirchenmeister mussten also versuchen, ein Höchstmaß an Einnahmen zu erzielen, doch kaum einer wurde unternehmerisch tätig. Selbst der Druck des Heiligenthumbuchs, in dem sämtliche bei der jährlichen Heiltumsweisung vor St. Stephan in Wien gezeigten Reliquienbehälter abgebildet waren, wurde von einem Bürger der Stadt finanziert, obwohl die Kirchenfabrik durch das hohe Spendenaufkommen Gewinn aus der Heiltumsweisung zog 846 . Die wichtigste Möglichkeit zur Maximierung der Einnahmen war eine möglichst optimale Verwaltung und Finanzkontrolle. Auf sie verzichteten aus unbekannten Gründen viele Kirchenmeister in großen Städten wie Straßburg, in mittleren Städten wie Wesel und Rothenburg oder in kleinen Städten wie Siegen und Schmallenberg. Lediglich in Städten wie Nürnberg und Ulm machten sie sich die Mühe, regelmäßig anhand von aktualisierten Registern und genau geführten Zinsbüchern ein Maximum an Leistungen einzufordern. Sebald Schreyer stellte bei seinem Amtsantritt fest, das in den salpuchern der kirchen davor kein ordnung noch sunderung der zinsz in der stat, der gult auf dem land, der spend, beleuchtung, jahrtag, auch ander stiftung und ordnung des hotshaws gehalten gewesen, sunder das solichs und anderes darinnen durcheinander vermengt geschriben und gesetzt worden ist 847 . Als Gradmesser hierfür brauchen nicht nur die Rechnungsbücher herangezogen zu werden, sondern können auch die sonstigen Hilfsmittel wie Kopial- oder Salbücher gewertet werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach verschafften sich die Weseler Kirchenmeister erstmals im Jahr 1504 einen systematischen Überblick über ihre Einnahmen. Damit wird erneut die Korrelation zwischen der administrativen Entwicklung der Kirchenfabrik auf der einen und der Bedeutung der Stadt und ihrem Verwaltungsgrad auf der anderen Seite deutlich, da sich in den großen Reichsstädten wie Ulm, Nürnberg und Straßburg schon we843 844 845 846 847

Siehe oben Kapitel I.3. Heß, Bau, S. 108-109. Ausführlich zu Augsburg Kießling, Gesellschaft, S. 120-126. Kurz Perger, Stephan, S. 47, Weißensteiner, Edelgestein, S. 26; ähnlich in Nürnberg, siehe Dormeier, Almosengefällbuch, S. 18-20. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 7r.

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VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

sentlich früher entsprechende Hilfsmittel der Kirchenfabriken nachweisen lassen. In Würzburg versuchte der Rat, die Kirchenfabrik schon um 1470 möglichst effizient verwalten zu lassen, denn der zentrale Bestandteil des Amtseids lautete: (...) sol vnd will ich desselben gotshawses zins, vnd was an dasselbe gotzhaws beschieden wirdet, trewlich vnd vnverletzlich vordernn vnd einbrengen, nach bestem vermogen, vnd alles eynnemen vnd außgeben trewlich beschreyben vnd den genanten gotzhawse mit allen sachen getrewlich vor sein 848 . Hohe Einnahmen konnten auch erzielt werden, indem zum jeweils günstigsten Zeitpunkt im Jahr um Spenden gebeten wurde. So waren der Tag des Kirchenpatrons ebenso wie die Kirchweih von großer Bedeutung 849 . An beiden Tagen gab es Prozessionen durch die Stadt. Sie konnten durch geistliche Spiele ergänzt werden, die, wie beispielsweise in Künzelsau, möglichst attraktiv gestaltet wurden 850 . Mit der Popularität des Festes wuchs auch das Profil der jeweiligen Institution 851 . Die Bedeutung und der Reichtum von St. Nikolaus in Wesel wären ohne das Antoniuswunder erheblich geringer gewesen. Ähnliches galt für die Kreuzkirche und das Johannisfest in Dresden. Auch wenn sich die Anzahl der Besucher nur grob schätzen lässt, so strahlte die Bedeutung dieser Feste weit über die jeweilige Stadt hinaus 852 . Dies erklärt zugleich, warum den Kirchen und auch dem Rat der Stadt daran gelegen war, dass die wichtigen Kirchenfeste an möglichst günstigen Terminen lagen. Auch kam es den Kirchenmeistern entgegen, wenn der Tag des Kirchenpatrons beispielsweise mit einer Messe zusammenfiel 853 . In Bielefeld wurde das Kirchweihfest von St. Marien verlegt, damit es mit dem Jahrmarkt zusammenfiel 854 . Zugleich spielte die Jahreszeit eine große Rolle, was erklärt, warum beispielsweise bei der Prozession am Tag des Hl. Willibrord am 7. November grundsätzlich weniger Zulauf verzeichnet wurde als bei der des Heilig-Kreuz-Tages am 3. Mai oder des Antoniustages am 2. September. Aber auch wenn am Tag des Kirchenpatrons besonders viele Menschen in St. Willibrord zusammenkamen, so wurde dann doch nur die Hälfte der insgesamt eingesammelten Opfergaben erzielt. Die andere Hälfte kam vorwiegend an den hohen Festtagen zusammen. Eine Steigerung der Einnahmen war auch durch – modern gesprochen – Marketingmaßnahmen möglich. Hierzu konnten die Kirchenmeister einmal ganz direkt beitragen, wie Joachim von Pflummern für Biberach beschreibt 855 : Und vor der thür im Lädlin ist der ain Haylgenpfleger gesessen mit eim becket, hat auch 848 849 850 851 852 853

854 855

Trüdinger, Würzburg, S. 106 Anm. 18. Siehe hierzu auch Schröcker, Kirchenpflegeschaft, S. 61. Siehe hierzu Wainwright, Studien, S. 44. Vgl. zum Bürgerspital in Wien Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 159. Richter errechnet für das Johannisfest des Jahres 1491 mehr als 16.000 Besucher: Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 274-275 mit Anm. 2. Siehe Holländer, Studien, S. 37-38, der darauf verweist, dass zu den drei in Wesel stattfindenden Messen keine Akzise erhoben werden durfte; auch in Koblenz fielen die Kirchweihtage mit Messen zusammen, siehe Bär, Urkunden, S. 145. Rüthing, Leben, S. 120 mit Anm. 94 und S. 126. Zu den Ausgaben der Kirchenmeister für die Prozessionen an den bedeutenden Festtagen siehe unten Kapitel VII.3.

VI.7. Die Wirtschaftspolitik der Kirchenmeister

517

gesamblet 856 . Die Kirchenmeister konnten auch indirekt ökonomische Ziele verfolgen, indem sie etwa Tafeln schreiben oder Gegenstände erläutern ließen und somit beispielsweise auf einen bestimmten Opferstock aufmerksam machten. 857 . In Rothenburg versuchten die Kirchenmeister die Popularität der Heiligblutreliquie zu steigern, indem sie ein Verzeichnis der Reliquien und Wunder zusammenstellten 858 . Nach diesem Verzeichnis hatten sich eine ganze Reihe von Wundern nur ereignet, weil die Gläubigen der Kirche ein Opfer versprachen (Item eyn fraw genant Morynn [von] Gastenfelden, die hat die frawen kranckheit langes czeitt gehabt. Sie gelobt sich zu dieser cappelln und macht sich zyns hafftig mit eynem halben pfundt waschs und war von stund an gesunt 859 ). Langfristig aber genügte dies nicht, um die Attraktivität zu erhalten. Die Heiligblutverehrung von St. Jakob ließ in der gleichen Zeit nach, als 1472 die Anzahl der Wallfahrer zur Marienkapelle in Kobolzell zunahm und dort eine neue Kapelle gebaut wurde, und als 1475 der Bau der St. Wolfgangs-Kirche unmittelbar vor den Toren der Stadt begann, die vorwiegend von Bewohnern des Rothenburger Umlands besucht wurde 860 . In diesem Zusammenhang trug die Möglichkeit, Ablass verliehen zu bekommen, sehr zur Attraktivität einer Kirche bei. Es waren insbesondere die Bauablässe, die ein gewichtiges Instrument der Kirchenfabriken waren, um zusätzliche Gelder von Menschen innerhalb und außerhalb der Stadt zu erhalten. Eine weitere Möglichkeit zur Erhöhung der Einnahmen und zur Steigerung der Attraktivität der Kirche bestand in möglichst hohen Ausgaben, die in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wurden. Dieses auf den ersten Blick ökonomisch widersprüchliche Verhalten der Kirchenmeister lässt sich in mehreren Städten feststellen, wo umfangreiche Bauten mit einer besonders hohen Bereitschaft zu Schenkungen, Spenden und Stiftungen einhergingen. Diese kamen der Kirchenfabrik aber erst nach Baubeginn zugute 861 . Im Fall von St. Willibrord in Wesel ließ sich zeigen, dass die Kirche Gelder erhielt, die aller Wahrscheinlichkeit nach sonst an die Vorstadtkirche geflossen wären. Ein ähnliches Wechselspiel lässt sich auch bei den beiden Bamberger Pfarrkirchen beobachten, wonach Investitionen der einen Kirche mit mehr oder weniger großem Abstand denen der anderen folgten. Auch in Ulm, wo sich die Bauarbeiten am Münster über die gesamte zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts hinzogen, gelang es den Kirchenmeistern, laufend hohe Zuwendungen zu erhalten. In Dresden konnte die Kreuzkirche nach ihrem Brand im Jahr 1491 recht schnell wieder aufgebaut werden. Ein zentrales Problem war die Durchsetzung aller juristischen Ansprüche. In St. Willibrord in Wesel unternahmen die Kirchenmeister erst ab dem Jahr 1500 856 857 858 859 860 861

Schilling, Zustände, S. 147, auch Angele, Altbiberach, S. 97. Siehe unten Kapitel IV.1. Ediert bei Schnurrer, Wunderheilungen, S. 8ff.; zu der Möglichkeiten der Informationsverbreitung Kühnel, „Werbung“, insb. S. 96-109. Schnurrer, Wunderheilungen, S. 13 Nr. 34, siehe auch S. 13 Nr. 31-39, S. 14 Nr. 56, S. 15 Nr. 72. Schnurrer, Kapelle und Wallfahrt, S. 399. AEK Wesel Gefach 26,4 S. 135-137 und S. 137-139, vgl. zu Wien Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 22, ähnlich zu Mailand Bishop, Cathedral, S. 413ff.

518

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

umfassende Anstrengungen, die ihnen zustehende Bede möglichst vollständig einzutreiben. Die erzielten Summen belegen die Möglichkeiten, die sich den Weseler Kirchenmeistern des 15. Jahrhunderts geboten hätten. Dies gilt auch für die Einnahmen aus Häusern, Grundstücken und Renten. Die Kirchenmeister nahmen zu Beginn des 16. Jahrhunderts nur zwei Drittel oder weniger der ihnen zustehenden Gelder ein 862 . Offensichtlich empfanden sie den Arbeitsaufwand für das Einfordern zu groß. Der Rat aber hielt diesen Zustand im Jahr 1519 für nicht tragbar: Item soe Burgermeisteren Sceppen ind Raidt der stat Wesell in der tyt wesende my angenamen heben der kercken renten vort ander onluysts ind arbeith in tomanen to vordderen ind withogeuen, dair van Burgemeisteren sceppen ind Raidt vurgenant aß dan my toe gesacht heben jairlix 12 goulden gulden, des soulde ick moigen annemen eynen dyenre die my der kercken renten vurgenant inneholp vordderen ind manen 863 . Theoretisch hätten sich den Kirchen auch noch weitere Finanzierungsmöglichkeiten angeboten: Sie konnten beispielsweise Kredite aufnehmen, wertvolle Gegenstände verleihen oder auf Kapital höhere Zinsen als andere Institutionen anbieten. Die letztgenannte Möglichkeit hätte zu einer verschärften Konkurrenz zwischen den Institutionen der Stadt geführt, was der Politik jedes Rates einer Stadt widersprach, der ja auch zugleich die Kirchenmeister kontrollierte. Die beiden erstgenannten Möglichkeiten wurden nicht oder doch nur sehr selten wahrgenommen. Zum einen betrug die Amtszeit eines Kirchenmeisters im Allgemeinen nur ein Jahr, nach dessen Ablauf er im Amt bestätigt werden musste, und zum anderen hafteten die Kirchenmeister während ihrer Amtszeit persönlich für den Haushalt der Kirchenfabrik. Bei finanziellen Engpässen blieb den Kirchenmeistern nichts anderes übrig, als entweder eigenes Kapital zu investieren, wie es beispielsweise 1498 der Kirchenmeister von St. Willibrord in Wesel tat, oder auf Zuschüsse der Stadt oder städtischer Institutionen zu vertrauen 864 . So verbesserungswürdig die Zahlungsmoral der Gläubiger der Kirchenfabrik auch war, so war für die Kirchenmeister das Prestige ihrer Institution von sehr hoher Bedeutung. Sie bedienten die Schulden der Kirchenfabrik sehr zuverlässig. Ganz anders die Stadt Wesel, die ihren Rentenverpflichtungen ab 1480 nur noch mit großer Mühe oder gar nicht nachkommen konnte865 . Der Ruf der Kirchenfabrik war besonders bei Leibrenten besonders wichtig, denn niemand wäre bereit gewesen, sein Haus zugunsten einer Altersabsicherung zu verkaufen, wenn der Käufer den vereinbarten Leistungen nicht zuverlässig nachkam. Derselbe Mechanismus lässt sich auch bei einfachen Renten feststellen, die später in eine Stiftung etwa für die Ausrichtung einer Jahrtagsmesse verwendet wurden, wie mehrfach beispielsweise bei St. Willibrord gezeigt werden konnte866 . Die Kirchenfabrik 862 863 864 865 866

AEK Wesel Gefach 26,2 f. 7v., vgl. Gefach 26,4 S. 52-53. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 944. Wesel: StadtA Wesel A 3/8 f. 35r.; zu Zuschüssen vgl. StadtA Hagenau GG 254/17 f. 3v. Roelen, Spätmittelalter, S. 144-148; zu den städtischen Anleihen siehe Gilomen, Anleihen, insb. S. 180ff. Vgl. oben Kapitel VI.2.2, siehe auch Schönberg, Technik, S. 82.

VI.7. Die Wirtschaftspolitik der Kirchenmeister

519

vertrat den Anspruch, eine Art ewige Institution zu sein. Dies zeigt sich besonders bei Stiftungen, bei denen von vornherein die Möglichkeit geschaffen wurde, dass der Rat das Stiftungskapital und die Stiftungsverpflichtungen der Kirchenfabrik übertragen sollte, wenn die eigentlich begünstigte Institution, beispielsweise ein Kloster oder ein Mendikantenkonvent, den vom Stifter gewünschten Verpflichtungen nicht nachkam 867 . Im Hinblick auf die Memoria bot die ratsangelehnte Kirchenfabrik ein Höchstmaß an Sicherheit. Eine Bewertung der Rentengeschäfte in ihrer Bedeutung für die Stadt ist nur möglich auf der Grundlage einer Untersuchung des gesamten Rentenmarkts868 . Dies gilt auch für die Frage, in welchem Umfang und wie schnell die Geldentwertung bei den Zinszahlungen ausgeglichen wurde. Die Weseler Kirchenmeister passten ihre Zinsleistungen an, doch ob dies überall der Fall war und ob diese Anpassung jeweils exakt parallel zur Inflation verlief, kann nur nach der Auswertung weiterer Quellen geklärt werden. In Wesel war die Kirchenfabrik nur ein Teilnehmer des Rentenmarktes unter mehreren anderen, so dass ihr keine marktbeherrschende Stellung zukam, wie dies in norddeutschen Kleinstädten wie Buxtehude oder Kiel der Fall war 869 . Insbesondere bei den kurzfristigen Wiederkaufsrenten ist nicht erkennbar, ob und inwieweit es sich um Kreditgeschäfte handelte. In jedem Fall lief die Strategie der meisten Kirchenmeister darauf hinaus, größere Beträge, die sie insbesondere durch Stiftungen erhielten, nach Möglichkeit in Renten zu reinvestieren. Dies geschah so schnell wie möglich 870 . Es lässt sich nicht eindeutig beurteilen, ob sie damit den Wünschen der Stifter entsprachen871 . In dem wachsenden Grundbesitz dürfte ein wichtiger Grund zu sehen sein, warum die Anzahl der Leibrenten beschränkt war, denn das Interesse des Rates der Stadt lief darauf hinaus, die Anzahl der Grundstücke im Besitz der Kirchenfabrik zu limitieren, um weder das Steueraufkommen zu verringern noch den Immobilienmarkt einzuschränken. Die Verwendung gestifteter Gelder für den Kirchenbau oder vergleichbare Projekte war nur die zweitbeste Lösung. Eine Umwidmung von gestifteten Geldern – beispielsweise indem wie in Wesel eine Uhr für die Zusicherung einer Rente gekauft wurde – brachte mit Sicherheit ein erhebliches Risiko für die Kirche und ihren Haushalt mit sich872 . Die Kirchenmeister erhöhten die langfristige finanzielle Belastung der Kirche, was zugleich erklärt, warum sie bei derartigen Geschäften häufig die Zustimmung des Rates einholten 873 . Zugleich stellte sich gerade in Wesel gegen Ende des 15. Jahrhunderts immer häufiger das Problem, dass ein Haus oder Grundstück mit mehreren Renten belastet sein konnte, so dass am Ende der Hausbesitzer zahlungsunfähig wurde. 867 868 869 870 871 872 873

StadtA Wesel Urk. 99. Vgl. Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 33. Isenmann, Stadt, S. 386, siehe auch Blaschke, Bedeutung, S. 567-568. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 357. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 725. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 6. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 725 und Gefach 37,4 S. 885.

520

VI. Wirtschaft und Finanzen der Kirchenfabrik

Die Kirchenrechnungen erlauben keine exakte Beurteilung, welche Seite am meisten bei den von den Kirchen verkauften Renten profitierte. Es muss jedoch zwischen kurzfristigen Wiederkaufsrenten und Leibrenten auf der einen Seite und den Anniversarien auf der anderen Seite differenziert werden. Bei den kurzfristigen Wiederkaufsrenten dürften die Kirchenmeister von der vergleichsweise hohen Verzinsung von 10% profitiert haben. Noch mehr profitierten sie von Leibrenten, da sie auf diese Weise Grundbesitz – die im Mittelalter favorisierte Geldanlage – in ihre Hand bekamen. Unter ökonomischen Gesichtspunkten hofften die Kirchenmeister beim Verkauf einer Leibrente auf den baldigen Tod des Schuldners 874 . In Wesel ging diese Kalkulation nicht immer auf, da eine ganze Reihe von Rentenempfängern fünfzehn Jahre und länger Gelder bezogen. Bei Ewigrenten und Anniversarien dürften die Kirchenfabriken zumindest im 15. Jahrhundert Verluste gemacht haben 875 . Dies ergab sich ganz wesentlich aus der Inflation, die bei der Verzinsung nicht berücksichtigt wurde. Der festgelegte Zinssatz bei den Ewigrenten sowie die festgelegten Leistungen bei den Anniversarien verhinderten eine Anpassung, so dass die Kirchenmeister Kapital aus den sonstigen Einkünften aufwenden mussten, um diesen Verpflichtungen gerecht zu werden. Die lebenden Gemeindemitglieder subventionierten auf diese Weise die Verstorbenen. Wenn wie in St. Willibrord in Wesel teilweise mehr als 50% der Ausgaben für Zins- und Lohnzahlungen aufgewendet werden mussten, so näherte sich die Kirchenfabrik einer Überschuldung. Diese war strukturell und nicht etwa durch äußere Umstände bedingt. Ausgaben wie beispielsweise im Jahr 1464 zur Reparatur der Figur des Hl. Willibrord, im Jahr 1512 für den Bau eines Tabernakels oder wie in Bamberg einer Orgel bedurften in diesen Kirchen besonderer Spendenaktionen, um sie finanzieren zu können 876 . Für die Kirchenmeister ebenso wie für den Rat der Stadt gab es in einer solchen Situation drei Möglichkeiten: Die Kirchenmeister konnten erstens versuchen, die sonstigen Ausgaben so niedrig wie möglich zu halten, um langfristig Defizite abzubauen. Die Alternative hierzu bestand darin, dass sie selbst die Kosten übernahmen. Die zweite Möglichkeit war eine Umschuldung, die von städtischen Haushalten bekannt ist, nicht aber von Kirchenfabriken: In Köln ließ der Rat der Stadt im Jahr 1486 alte Leibrenten ablösen und günstigere Erb- und Leibrenten verkaufen, um an Handlungsfähigkeit zu gewinnen 877 . Eine dritte Möglichkeit galt der Initiierung umfangreicher Bauarbeiten an der Kirche. Dies beruhte auf mehreren Prämissen: Die Förderung des Kirchenbaus wurde mit einer Erwartungshaltung für das Seelenheil verknüpft und ging teilwei874 875 876

877

Vgl. Trusen, Rentenkauf, S. 150. Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 132 weist nach, dass die Einnahmen aus Stiftungen in keinster Weise ausreichten. Reparatur der Figur des Hl. Willibrord: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 191; Bau eines Tabernakels: Gefach 37,1 S. 9, S. 21, S. 29, Gefach 37,3 S. 725; Bau einer Orgel in Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Orgelwerk 1495 f. 2r., f. 2v., f. 3v., f. 6r.-12r., f. 13v. Huiskes, Ratsmemoriale, S. 706, vgl. Gechter, Kirche, S. 187-188.

VI.7. Die Wirtschaftspolitik der Kirchenmeister

521

se mit dem Verkauf von Ablass einher. Zusätzlich identifizierten sich die Gemeindemitglieder mit ihrer Kirche, der sie einen hohen Symbolwert für den Wohlstand der Stadt und für das Gemeinwesen zumaßen. Die Kirchenmeister konnten somit eine deutliche Steigerung der Einnahmen erwarten. Wurde eine Kirche mit Kapellen neu errichtet, so bestand die Möglichkeit, die Kapellen vor Baubeginn oder im Rohbau zu verkaufen 878 . Das Risiko der Vorfinanzierung trugen in allen Fällen die Kirchenmeister, doch tatsächlich war es gering: Durch die Art der Lohnzahlungen, Handwerker wöchentlich zu bezahlen und nur den Baumeister sowie eventuell eine sehr kleine Anzahl Fachleute dauerhaft zu beschäftigen, war ihr Risiko begrenzt. Sie mussten in erster Linie die Bereitstellung des benötigten Baumaterials – vor allem auswärts gehauene Steine – vorfinanzieren. Auf diese Weise blieb auch hierbei ein Großteil des Geldes in der Stadt. Ob und inwieweit die Baumaßnahmen eine wirtschaftspolitische Entscheidung der für die Stadt Verantwortlichen waren, den Finanzkreislauf anzukurbeln und die Bürger indirekt zu Investitionen anzuhalten und damit auch für mehr Beschäftigung zu sorgen, lässt sich nicht beantworten. Sicherlich kam großen Bauprojekten wie dem Ulmer Münster oder St. Willibrord in Wesel zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine solche Funktion zu, doch erscheint fraglich, dass dies von vornherein beabsichtigt war. Insgesamt waren alle Kirchenmeister daran interessiert, Zahlungsengpässe und Schulden zu vermeiden, also die Ausgaben niedriger als die Einnahmen zu halten. Dies war auch durchaus möglich, doch gelang es vielen von ihnen nur selten. Die erzielten Überschüsse umfassten im Allgemeinen nur wenige Prozent der Gesamteinnahmen. Es hing zum einen vom haushälterischen Geschick der Kirchenmeister ab, ob sie am Jahresende einen ausgeglichenen Haushalt erreichten. Ausschlaggebend war zum anderen die Qualität der Verwaltung, nämlich ob und inwieweit die Kirchenmeister abschätzen konnten, welche Einnahmen und welche Ausgaben im Verlauf des Jahres verbucht werden müssten. Waren die Finanzen der Kirchenfabriken im 14. Jahrhundert meist gut überschaubar, so wurden die Aufgabenbereiche am Ende des Mittelalters immer umfangreicher und immer komplexer. Integraler Bestandteil der Wirtschaftspolitik der meisten Kirchenmeister des ausgehenden Mittelalters war daher der Versuch, eine systematische und effektive Verwaltung zu schaffen.

878

Grewolls, Kapellen, S. 68 und S. 71-72.

VII. ADMINISTRATION UND PERSONAL DER KIRCHENFABRIK Die zentrale Aufgabe der Kirchenmeister umfasste die Organisation der Kirchenfabrik, genauer: der Gliederung der Aufgaben, der Strukturierung der Arbeitsabläufe und der Delegation von Tätigkeiten. Die Priorität dieser Aufgabe ergab sich aus mehreren Gründen: Die wenigsten Kirchenmeister konnten schon aus zeitlichen Gründen die zahlreichen beschriebenen Aufgaben allein wahrnehmen, da sie ihr Amt nur ehrenhalber ausübten und sich nebenbei um ihr Geschäft kümmern mussten. Die Delegation von Tätigkeiten war somit notwendige Voraussetzung für die Übernahme des Amtes. Zweitens war kaum ein Kirchenmeister – wie beschrieben – Handwerker von Beruf, so dass sie Fachleute benötigten, die sich beispielsweise um das Dach, die Fenster oder die Reparatur der vasa sacra kümmerten. Drittens waren die Kirchenmeister gegenüber dem Rat für die Kirchenfabrik und all ihren Besitz persönlich verantwortlich. Viertens mussten die Vorgaben und Beschlüsse der Ratsherren eingehalten und umgesetzt werden, so dass die soziale und politische Ordnung in der Kirche eingehalten wurde. Fünftens galt es, die zahlreichen Stiftungsverpflichtungen dauerhaft zu erfüllen, eine Verpflichtung, deren Bedeutung angesichts der im späten Mittelalter steigenden Anzahl an Stiftungen immer weiter anwuchs. Wahrscheinlich war es gerade die Teilnahme an den Memorialmessen, die von den Kirchenmeistern im Alltag einen besonders hohen Zeitaufwand verlangte. Darüber hinaus repräsentierten sie die Kirchenfabrik bei Prozessionen und sammelten an manchen Festtagen Spenden oder die Bede ein. An den täglich in der Kirche stattfindenden Handlungen aber waren die Kirchenmeister kaum beteiligt. Dies wäre auch gar nicht möglich gewesen, da beispielsweise in Biberach 144 Messen pro Woche und 7488 Messen im Jahr gelesen wurden 1 . Selbst bei Aufgabenbereichen wie der Sorge für das Kirchengebäude oder für den Kirchenschatz beschränkten sie sich im Regelfall auf eine begrenzte Anzahl an Tagen im Jahr. Abhängig von der Größe der Kirchenfabrik und ihrem Organisationsgrad war es die Verwaltung der bislang beschriebenen Aufgabenfelder, welche die Kirchenmeister teils täglich, teils wöchentlich Zeit kostete: Ausgaben mussten teils täglich, teils wöchentlich geleistet werden. Ähnliches galt für die Einnahmen, die vielfach wöchentlich entgegengenommen und notiert wurden. Neben der Delegation von Tätigkeiten gehörte somit die Wahrnehmung der finanziellen sowie der juristischen und sozialen Verantwortung zur organisatorischen Tätigkeit der Kirchenmeister.

1

Ingelfinger, Verhältnisse, S. 132 auf der Grundlage des Berichts von Heinrich von Pflummern; Geiger, Reichsstadt, S. 181, errechnet für Ulm mehr als 20.000 Messen im Jahr.

524

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

VII.1. BESCHÄFTIGTE DER KIRCHENFABRIK Folgt man den Angaben der Rechnungsbücher, dann arbeiteten für die Kirchenmeister eine Unmenge von Angestellten, Handwerkern und Hilfsarbeitern. Für den Betrachter erscheint die Kirche als ein Ort intensiver Geschäftigkeit. Dies ergibt sich auch aus der Tatsache, dass die Kirchenmeister die Vielfalt und Anzahl der bislang konstatierten Aufgaben nicht allein wahrnehmen konnten. Es gilt daher zu untersuchen, auf wen sie sich stützten und wem sie Aufträge erteilten. Grundsätzlich muss zwischen drei Personengruppen unterschieden werden, nämlich Bedienstete, Kleriker und Handwerker. Die Gruppen wurden weniger durch ihre Qualifikation als vielmehr durch ihr Tätigkeitsfeld charakterisiert. Der Kreis der Angestellten war für Tätigkeiten im Rahmen von Messen und liturgischen Handlungen sowie für die Verwaltung der Kirchenfabrik zuständig. Er umfasste in erster Linie die Küster, Organisten und Schulmeister, die den Kirchenmeistern unmittelbar zuarbeiteten und die dauerhaft angestellt waren. Dieser Gruppe waren außerdem die Kirchendiener zuzuordnen, die beispielsweise Kerzen herstellten, Paramente pflegten oder die Altäre schmückten. Schließlich benötigten die Kirchenmeister Schreiber und Büttel, an die sie Verwaltungsaufgaben delegieren konnten. Dabei ist unklar, welche Aufgaben die Kirchenmeister an wen übertrugen und in welchem Umfang die Personen dann selbständig handeln konnten. Die Kleriker, die regelmäßig Geld von den Kirchenmeistern erhielten, bildeten die zweite Gruppe der in der Pfarrkirche Beschäftigten. Im Rahmen von Stiftungsmessen wurden die Geistlichen für Tätigkeiten bezahlt, die sie sonst nicht wahrzunehmen zu brauchten, also beispielsweise Anniversarien oder SalveRegina-Messen, für die sie einen Zusatzverdienst erhielten. Der dritten Gruppe gehörten Fachleute aus verschiedenen Handwerksbereichen an. Steinmetze, Dachdecker und Glaser wurden beschäftigt, wenn eine Kirche gebaut wurde, und sie wurden benötigt, um das Kirchengebäude zu erhalten. Hinzu kamen Glockengießer, Orgelmeister, Goldschmiede, Maler und Holzschnitzer, die für die verschiedenen Geräte und Ausstattungsgegenstände in der Kirche zuständig waren. Mit vielen von ihnen schlossen die Kirchenmeister Verträge und bezahlten sie auch gesondert. Dies war zugleich der wichtigste Unterschied zu den Maurern, Zimmerleuten, Schmieden und anderen Handwerkern, die nur bedarfsweise geholt und entlohnt wurden, obwohl sie ebenfalls am Bau der Kirche mitarbeiteten. VII.1.1. Mitarbeiter Die wichtigsten Mitarbeiter der Kirchenmeister für die in der Kirche anfallenden Aufgaben waren die Küster. Ihnen folgten die Organisten und Schulmeister sowie schließlich für einzelne einfache Aufgaben die verschiedenen Kirchendiener. Außerdem griffen die Kirchenmeister auf städtische Bedienstete wie Schreiber, Büt-

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

525

tel und Boten zurück, um die bei der Verwaltung der Kirchenfabrik anfallenden Aufgaben zu bewältigen. Küster Die Bedeutung der Küster spiegelte sich sowohl in ihren umfangreichen Aufgaben als auch im Umfang der verlangten Qualifikationen. Für die Küster verwendeten die Kirchenmeister neben lateinischen Bezeichnungen wie campanarius, campanator oder sacrista verschiedene deutsche Titel 2 : Bezeichnung

Ort

Schaffner Kirchner

Hagenau Bamberg, Bayreuth, Coburg, Nürnberg, Rothenburg, Siegen, Wertheim, Windsheim, Würzburg, Wunsiedel Bielefeld, Dresden, Freiburg Nördlingen, Weissenburg Wesel Braunschweig Schlettstadt

Custos Mesner Koster Opferman Kilwart

Eine Ausnahme bildet St. Stephan in Wien, wo zwischen dem kuster, dem die Sakristei und die in ihr aufbewahrten Gegenstände unterstanden, und dem messner differenziert wurde, der für die übrigen Tätigkeiten in der Kirche zuständig war 3 . Aufgabenbereiche der Küster Die Amtsbezeichnungen spiegeln teilweise die fünf Aufgabenbereiche wider, die ihnen von den Kirchenmeistern übertragen wurden 4 : Zusammengefasst waren die Küster erstens für den Innenraum und das Inventar der Kirche zuständig. Sie wirkten zweitens bei den verschiedenen Messen mit, die in der Kirche gelesen wurden. Drittens fiel die Bestattung der Toten innerhalb der Kirche in ihre Verantwortung. Viertens übertrugen ihnen die Kirchenmeister gewisse Kompetenzen bei der Einnahme von Geldern der Kirchenfabrik. Fünftens unterstanden den Küstern die Uhr und die Glocken 5 . Angesichts dieser engen Verbundenheit mit der Kirche war es selbstverständlich, dass die Küster auch an besonderen Aktivitäten der Kirchenfabrik wie beispielsweise 1493 in Windsheim am Osterspiel beteiligt waren 6 . 2 3 4

5

6

Zu den für die Küster verwendeten Amtsbezeichnungen ausführlich Schaefer, Küster, S. 171172. Uhlirz, Rechnungen, S. xv-xvi; dasselbe Phänomen mit umgekehrten Bezeichnungen findet sich auch in Freiburg, siehe Butz, Jahrzeitbuch A, S. 22-23. Hierzu ausführlich Schaefer, Küster, S. 168-175, Götz, Pfarrbuch, S. 133-135, zum Hochmittelalter Brückner, Pfarrbenefizium, S. 205-211, sowie Schilling, Zustände, S. 83-84, auch Angele, Altbiberach, S. 57. In Wunsiedel war der Schulmeister für die Bedienung der Uhr zuständig, vgl. Ponader, Lateinschule, S. 46; bei St. Bartholomäus in Frankfurt gab es einen eigenen „Uhrglöckner“, der vom Rat der Stadt bezahlt wurde: Heitzenröder, Wetterau, S. 176. StadtA Windsheim G 38 f. 112r.

526

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

Die Küster reinigten – wie gezeigt – den Innenraum der Kirche 7 . Wesentlich wichtiger war die Pflege des Kirchenschatzes sowie die rechtzeitige Bereitstellung der für die Messen benötigten Geräte8 . Dies umfasste auch das Bestücken der Leuchter mit Kerzen, das Nachfüllen der Lampen sowie die Vorbereitung der Paramente 9 : Alle tag zue abend in der vesper soll der kirchwart bey dem priester nachfrag haben, waß man künfftigen tag für paramenta brauchen werde, damit ers bey zeiten ordenlich herfür lege, die ander wider in gehörig ort einschließe (...) 10 . In seltenen Fällen wurden diese komplexen Aufgaben auf mehrere Personen aufgeteilt. In St. Stephan in Wien war der Laiguster ausschließlich für den Kirchenschatz zuständig 11 . Dieser bestand aus mehreren Hundert Reliquien und liturgischen Gegenständen, die regelmäßig gepflegt werden mussten. Eine so arbeitsaufwendige Aufgabe konnte in einer Kirche von der Größe des Wiener Doms nicht auch noch von den Küstern übernommen werden. Zur Mitwirkung bei manchen Sakramenten und Sakramentalien wurde den Küstern in Schlettstadt vorgeschrieben: So offt ein priester mit dem hl. Sacrament eucharistiae von oder zue dem sacerario gehet, soll der kilchwart allzeit dem alten catholisch unabschlägischen brauch nach mit dem cimbulo et accesa candela vorgehen; wie dann ebenmeßig, wann die sacra vor oder zue dem tauff getragen werden, mit dem liecht gehalten werden solle 12 . Hinzu kamen beispielsweise das Tragen des Weihwasserkessels, die Bereitstellung der liturgischen Bücher, die Vorbereitung des Weihrauchfasses sowie das Assistieren bei der Taufe 13 . In den meisten Orten besorgten die Küster die Oblaten und den Messwein, mancherorts reichten sie sogar den Kommunikanten den Wein 14 . Auch bei der Taufe, bei der Firmung und bei Trauungen arbeiteten die Küster den Pfarrern zu15 .

7 8

9

10 11 12

13

14

15

Siehe oben Kapitel III.2. Habenicht, Leben, S. 7; Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730-735, hier: S. 732: Die liechtstöck, ampel und doppelt altardüecher bevorab uff und bey den altaren, da man offermalen celebriert, soll er sauber, rein, unbefleckt und gantz uffzuelegen und darzuestellen schuldig sein. Kerzen: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 12v., vgl. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 7 mit Anm. 3 und Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 5 Anm. 2; Lampen: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 515, S. 569, S. 624, S. 670, S. 749, S. 840, Gefach 37,4 S. 385, S. 481, S. 738, S. 892; siehe auch Albert, Dienstanweisungen, S. 87. Auszug aus dem Eid des Küsters in Schlettstadt: Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730-735, hier: S. 732. Perger, Stephan, S. 439-440. Auszug aus dem Eid des Küsters in Schlettstadt: Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730-735, hier: S. 732; allgemein zu diesem Aufgabenbereich Schaefer, Küster, S. 172, Habenicht, Leben, S. 7. In Wesel assistierten sie den Geistlichen während der Messe, denn zumindest von 1490 bis 1497 trugen sie das Weihwasser beim Einzug der Kleriker in die Kirche zum Altar: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 78, S. 124, S. 155, S. 183, S. 209, S. 232; zur Mitwirkung bei der Taufe Götz, Pfarrbuch, S. 134. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.11/1 f. 23v.-24r., StadtA Coburg R 11/1504/05 f. 7v., StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 9v., Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 52; ausführlich oben Kapitel V.2. Götz, Pfarrbuch, S. 134.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

527

Im Hinblick auf den dritten Aufgabenbereich, die Verantwortung für die Bestattung der Toten, beschränkte sich die Tätigkeit der Küster auf das Ausheben des Grabs nach dem Entfernen der Bodenplatten16 . Dabei legte beispielsweise der Nürnberger wie der Kölner Rat besonderen Wert darauf, dass die Küster sich beim Ausheben von Gräbern auf dem Friedhof exakt an die Vorschriften hielten 17 . In manchen Städten waren die Küster auch für den Friedhof außerhalb des Kirchengebäudes zuständig, so dass sie entweder selbst als Totengräber fungierten oder wie in Wesel einen oder zwei Knechte hatten, die diese Funktion ausübten 18 . In vielen Städten wie in Bamberg, Freiburg und Wien gab es eigene Totengräber, die den Hauptteil der körperlich anstrengenden Arbeit übernahmen 19 . Auch finanziell übernahmen die Küster Verantwortung, denn zum einen kauften sie Verbrauchsgüter und führten hierüber vielerorts ein eigenes Rechnungsbuch. Zum anderen erhoben sie im Auftrag der Kirchenmeister die Bede, sie sammelten Spenden und leerten unter Aufsicht die Kirchenstöcke. Das Ausmaß, mit dem die Küster in Siegen an der Verwaltung der Einnahmen beteiligt waren, zeigt sich auch an der Tatsache, dass nicht nur die Kirchenmeister, sondern eben auch die Küster ein Verzeichnis der Einnahmen der Kirchenfabrik besaßen 20 . Die Delegation der Tätigkeit an die Küster hieß jedoch nicht, dass die Verantwortung der Kirchenmeister geschmälert war, im Gegenteil: Die entscheidende Tätigkeit der Kirchenmeister bestand auch hierbei in der Kontrolle wie beispielsweise in Freiburg: Item die pfleger sollent auch warnemen der gevellen, es sie von liepfellen oder anderm, so von ersamen personen im todbed oder sunst geben oder verschaffet wurt, und dem schreiber in seinen eid binden soligs inzubringen und getreulich inen zu antwurten uf witer ir verschaffen 21 . Schließlich waren die Küster für die Uhr und für die Glocken der Kirche zuständig 22 . Gerade in kleineren Kirchen läuteten die Küster selbst die Glocken, während reichere Kirchenfabriken für diese Tätigkeit eigens Glöckner beschäftigten. Sie mussten die Uhr warten und gegebenenfalls auch stellen, wofür sie teils von der Stadt, teils von den Kirchenmeistern bezahlt wurden 23 . Gleiches galt auch 16 17 18 19 20

21 22

23

LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 14v., f. 16r., f. 16v.; allgemein siehe Schaefer, Küster, S. 173. Huiskes, Ratsmemoriale, S. 255. Zur Unterscheidung kurz Schnapp, Stadtgemeinde, S. 81. Zu Wien Perger, Stephan, S. 439-440, zu Freiburg Albert, Dienstanweisungen, S. 89-90. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1515/16 f. 22v. In Dresden beschäftigten die Kirchenmeister die Brückenzöllner zum Eintreiben des Zolls auf der Elbbrücke, siehe Neubert, Rechtsverhältnisse, S. 42. Albert, Dienstanweisungen, S. 84. Schaefer, Küster, S. 173, Habenicht, Leben, S. 6-7; siehe Heins, Kulturgeschichtliches, S. 60 Anm. 23: (...) mit den Glocken ordentlichen zu halten (...). In Wunsiedel war der Schulmeister für die Bedienung der Uhr zuständig, vgl. Ponader, Lateinschule, S. 46. Stadt: StadtA Wesel A7 1453 f. 37v., f. 42r., 1454 f. 32r., f. 37r., 1455 f. 35r., f. 46r., 1457 f. 33r., 1458 f. 31v., 1459 f. 38v., 1460 f. 24v., 1461 f. 37r., 1462 f. 34r., 1463 f. 37r., 1464 f. 33r., 1465 f. 37v., 1466 f. 41r., 1467 f. 34v., 1469 f. 31v., 1470 f. 32r., 1471 f. 31v., 1472 f. 33v., 1474 f. 28v., 1475 f. 34r., 1476 f. 64r., 1477 f. 36r., 1478 f. 35r., 1479 f. 38r., 1480 f. 45r., 1481 f. 32r., 1482 f. 35r., f. 38r., 1483 f. 37v., 1484 f. 32r., 1485 f. 30v., 1487 f. 122r., 1489 f. 281r., 1491 f. 424v., 1492 f. 502v., 1493 f. 568r., 1494 f. 637r., 1495 f. 77r., 1496

528

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

für die Glocken, denn in Wesel bezahlte die Stadt die Küster für das Läuten24 . Von den Kirchenmeistern erhielten sie Geld für alle zusätzlichen Geläute wie beispielsweise in Wesel bei Prozessionen, für das Läuten während der middelmesse und während der Präfation, des Lobgebets, mit dem das eucharistische Gebet eingeleitet wird 25 . Hinzu kamen die immer zahlreicher werdenden Anniversarien26 . Dies setzte gewisse Kenntnisse voraus, denn die Küster mussten wissen, welche Glocken sie für welche Dauer schlagen mussten 27 . Zugleich erließ der Rat der Stadt Vorschriften für das Läuten der Glocken 28 . Schließlich übernahmen die Küster die Wartung der Glocken und besorgten das benötigte Schmierfett 29 . Die Glocken dienten außerdem bei Gefahrensituationen zur Warnung der Bevölkerung 30 . Dies galt auch bei Gewittern, denn man versuchte, sich vor Unwetter und besonders vor Hagel zu schützen 31 ; so schrieb Joachim von Pflummern: man hatt auch ettwan zaichin geleüth, so ist man nider khnüet in der Khirchen, in Heüsser, vff der Stras, vff der Gassen vnd ernstlich bettet 32 . Das Wetterläuten war eine wichtige Aufgabe der Küster, die mancherorts dazu sogar durch Eid verpflichtet wurden 33 .

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25

26

27 28 29

30 31 32 33

f. 165r., 1497 f. 247v., 1498 f. 348r., 1499 f. 445r., 1500 f. 519r., 1502 f. 173v., 1503 f. 297r., 1504 f. 99v., 1506 f. 82r., 1507 f. 678r., 1508 f. 82v., 1509 f. 152v., 1511 f. 297r., 1515 f. 186r.; siehe auch AEK Wesel Gefach 37,1 S. 312, S. 324, S. 336; Küster St. Nikolaus: AEK Wesel Gefach 33,2 S. 323, S. 348, S. 415, S. 440, S. 466, S. 573, S. 608, Gefach 33,3 S. 107, S. 334; siehe auch oben Kapitel IV.6.; allgemein auch Götz, Pfarrbuch, S. 134. StadtA Wesel A7 1454 f. 37r., 1455 f. 46r., 1457 f. 33r., 1463 f. 37r., 1464 f. 33r., 1465 f. 37v., 1466 f. 41r., 1467 f. 34v., 1469 f. 31v., 1470 f. 32r., 1471 f. 31v., 1472 f. 33v., 1474 f. 28v., 1475 f. 34r., 1476 f. 64r., 1477 f. 36r., 1478 f. 35r., 1479 f. 38r., 1480 f. 45r., 1481 f. 32r., 1482 f. 35r., 1482 f. 38r., 1483 f. 37v., 1484 f. 32r., 1485 f. 30v., 1487 f. 122r., 1489 f. 281r.,1491 f. 424v., 1492 f. 502v., 1493 f. 568r., 1494 f. 637r., 1495 f. 77r., 1496 f. 165r., 1497 f. 247v., 1498 f. 348r., 1499 f. 445r., 1500 f. 519r., 1502 f. 173v., 1503 f. 297r., 1504 f. 99v., 1506 f. 82r., 1507 f. 678r., 1508 f. 82v., 1509 f. 152v.; siehe als Ausnahme AEK Wesel Gefach 37,1 S. 273. Prozessionen: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 96; Middelmesse: Gefach 37,2 S. 195, S. 220, S. 243, S. 260, S. 327, S. 387, S. 403, S. 426, S. 439; Präfation: Gefach 37,2 S. 168, S. 179, S. 283, S. 316, S. 340, S. 341, S. 357, S. 439, S. 465, S. 466, S. 488, Gefach 37,3 S. 124, S. 33, S. 53, S. 78, S. 98, S. 124, S. 155. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 87, S. 97, S. 101, S. 110, S. 121, S. 130, S. 144, S. 145, S. 151, S. 157, S. 168, S. 179, S. 195, S. 220, S. 243, S. 244, S. 260, S. 261, S. 283, S. 299, S. 315, S. 316, S. 327, S. 340, S. 341, S. 357, S. 387, S. 403, S. 414, S. 426, S. 439, S. 452, S. 465, S. 466, S. 488, Gefach 37,3 S. 9, S. 22, S. 33, S. 34, S. 53, S. 54, S. 78, S. 98, S. 99, S. 124, S. 155, S. 183, S. 209, S. 232, Gefach 37,4 S. 559; vgl. Arend, Bischof, S. 88-89. Freiburger Läutordnung ediert bei Albert, Dienstanweisungen, S. 88. Siehe Dohrn-van Rossum, Geschichte, S. 187-188. Wartung der Glocken: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 285. In Coburg mussten die Küster schwören, mit den Glocken ordentlichen zu halten (Heins, Kulturgeschichtliches, S. 60 Anm. 23); Schmierfett: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 284, S. 357, S. 372, S. 388, S. 403, S. 417, S. 428, S. 439, S. 466, S. 476, Gefach 37,3 S. 8, Gefach 37,4 S. 37. Dohrn-van Rossum, Geschichte, S. 190-199. Dinzelbacher, Handbuch, S. 161, Kramer, Volkstum, S. 168, Franz, Benediktionen II, S. 19 ff. Schilling, Zustände, S. 181, auch Angele, Altbiberach, S. 116. Siehe zum Eid der Küster Heins, Kulturgeschichtliches, S. 60 Anm. 23: (...) gemein Weter und Feuer zu leuten, wenn des not ist, vgl. Götz, Pfarrbuch, S. 133, ausführlich Joachim von

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

529

Schließlich waren die Küster für das reibungslose Funktionieren der Uhr und das regelmäßige Schlagen der Uhrglocken verantwortlich, wurden hierfür aber im Allgemeinen von der Stadt bezahlt34 . Zusätzlich zu diesen fünf regelmäßig wahrzunehmenden Tätigkeiten übertrugen die Kirchenmeister den Küstern immer wieder besondere Aufgaben. So trug beispielsweise der Küster von St. Willibrord in Wesel im Jahr 1463 ein Messgewand zum Prämonstratenserkloster nach Hamborn, um es dort vom Abt weihen zu lassen 35 . Immer wieder bezahlten die Kirchenmeister die Küster auch für kleinere handwerkliche Tätigkeiten: In Wesel färbten sie beispielsweise Wachsfackeln, strichen einen Leuchter mit roter Farbe oder schmückten das Heilige Kreuz und strichen das Gitter im Beinhaus 36 . In Wertheim reparierte der Küster 1514 einen Kirchenstuhl und fertigte regelmäßig den so genannten Osterstock37 . Gelegentlich stellten die Küster auch Kerzen für die Messen her 38 . Insbesondere bei Bauarbeiten an der Kirche wie zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Wesel entlohnten die Kirchenmeister immer wieder Küster wie Telmann Buss, der in den Jahren 1505 und 1506 über jeweils mehrere Wochen mit dem gleichen Stundenlohn wie ein Steinmetz bezahlt wurde 39 . Auch in Bamberg half der Küster beim Kirchenbau 40 . In mittelgroßen Städten wie in Coburg und Dresden konnte es vorkommen, dass der Küster beispielsweise mit dem Ausbessern von Fenstern beauftragt wurde, da es sich offensichtlich nicht lohnte, hierfür einen Glaser zu engagieren 41 . Insgesamt hatten die Küster nicht nur in St. Willibrord in Wesel, sondern auch in allen anderen städtischen Pfarrkirchen eine verantwortungsvolle Stellung, die im Verlauf des 15. Jahrhunderts eher größer als kleiner wurde, da die Anzahl der pro Jahr gehaltenen Messen immer weiter anwuchs. Es war gerade die Komplexität ihrer Aufgaben, die den Rat der Stadt Nürnberg Ende der siebziger Jahre des 15. Jahrhunderts dazu veranlasste, für beide Pfarrkirchen der Stadt eine Ordnung für die Küster verfassen zu lassen 42 . Vergleichbare Ordnungen wurden auch bei-

34 35 36 37 38 39

40 41 42

Pflummern: Schilling, Zustände, S. 83-84, auch Angele, Altbiberach, S. 57; die Kirchenmeister bezahlten daher die Küster nicht eigens für das Wetterläuten, die einzige Ausnahme unter den ausgewerteten Kirchen war St. Martin in Siegen, vgl. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1479/80 f. 46r. und 1487/88 f. 29r. Siehe oben Kapitel IV.6. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 181. Wachsfackeln: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 383; Leuchter: Gefach 37,3 S. 568; Heiliges Kreuz und Gitter: Gefach 37,3 S. 624. Kirchenstuhl: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1514-1515 f. 11r.; Osterstock: G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 5v., 1482-1483 f. 4v., 1485-1486 f. 23v. StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 202v., StadtA Siegen Kirchenrechnung 1498/99 f. 21r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 632, S. 634, S. 688, S. 690, S. 697, er reparierte auch 1507 zwei Schubkarren: S. 746; zur Stundenrechnung im Bauwesen Fleischmann, Bauhandwerk, S. 131ff., Reith, Lohn, S. 102-107. StadtA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1520/21 f. 21, nach Schnapp, Stadtgemeinde, S. 82. Coburg: StadtA Coburg R 11/1501/02 f. 7r.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1492 o.f. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 3 und S. 5.

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

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spielsweise in Ingolstadt und Windsheim angefertigt 43 . Um ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen, legten die Kirchenmeister in anderen Städten wie beispielsweise Rothenburg die Aufgaben der Küster fest 44 . Diese vergleichsweise schwierige Stellung lässt es fraglich erscheinen, ob das Verhältnis zwischen den Kirchenmeistern und den Küstern immer spannungsfrei war. In Wesel ist anhand der Ratsprotokolle nachweisbar, dass sich die Küster wiederholt vor dem Rat über ihre Bezahlung durch die Kirchenmeister beschwerten 45 . In Nürnberg warfen die Kirchenmeister von St. Lorenz 1479 den Küstern der Kirche Unterschlagung vor 46 . Stellung und Qualifikation der Küster Amtszeit

Küster von St. Willibrord in Wesel 47 Städtische Küster:

1402/1406 1429-1440 1441-1466 1467-1468/9 1468/9-1483 † 1483-1504 1505-1516 1516-1524

Heyn Neckel Rutger Koster Henrik Eggerts Herman van Duseldorp Laurens van den Camp Ott Wynter Telman Buss Albert Molner

1429-1454 † 1454-1461 1462-1481 1482-1483 † 1483-1487/8 † 1488-1494 1495-1516 1516-1524

Johan van Schoel Johan Bueckman Rutger Heeckt Evert Wolters Kerstien Brouwerink Goswin Stuyffuyt Peter Stuyffuyt Johan Loiman

Herzogliche, ab 1481 städtische Küster

Küster von St. Nikolaus in Wesel keine Angaben

Die Zuordnung der Küster zur Kirchenfabrik war Ergebnis der wachsenden Selbständigkeit der Kirchenfabriken im Verlauf des 13. und 14. Jahrhunderts, ein Prozess, der im Kontext des wachsenden Selbstbewusstseins der Stadt gegenüber dem Klerus und zugleich im Zusammenhang mit der zunehmenden Macht des Ra-

43 44 45 46 47

Ingolstadt: Ostermair, Beiträge; Windsheim: Habenicht, Leben, S. 11-25. Vgl. StadtA Rothenburg o.T. B 16 f. 146r., f.149r.-151r., f. 153r. StadtA Wesel A3/1 f. 20r., f. 32v., A3/3 f. 5r. vermutlich Fußnoten bei Gümbel AEK Wesel Gefach 26,2, – Gefach 26,4, Gefach 33,1-33,3, Gefach 37,1-37,4, StA Wesel Roelen div. Datenbanken, Schulmeister: Roelen, Schulwesen, S. 40-42.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

531

tes der Stadt zu sehen ist 48 . Allerdings muss zwischen Stiften und Pfarrkirchen differenziert werden, denn in Stiftskirchen konnte einer der Kanoniker das Amt des custos übernehmen 49 . Konnte ein Pfarrer Aufgaben wie das Bereitstellen der liturgischen Geräte oder das Entzünden der Kerzen bei einer kleinen Gemeinde und bei wenigen Verpflichtungen noch selbst wahrnehmen, so war dies spätestens dann nicht mehr möglich, als regelmäßig die Glocken geläutet werden mussten. Es verwundert daher nicht, dass im 13. Jahrhundert die Küster vielfach als Glöckner (campanarii) bezeichnet wurden 50 . Stand dem Pfarrer im 13. Jahrhundert das Kontrollrecht über die Küster zu, so änderte sich dies in vielen Städten im Verlauf des 13. und 14. Jahrhunderts 51 . Ein Grund hierfür war die wachsende Bedeutung der städtischen Glocken, die von den Küstern im Auftrag der Städte geläutet wurden 52 . Ein zweiter Grund lag in der Verantwortung der Küster für die vasa sacra und damit für einen wesentlichen Teil des Besitzes der Kirchenfabrik, den die Verantwortlichen in zuverlässigen Händen wünschten 53 . Schließlich genossen die Küster nicht die privilegierte Rechtsstellung der Kleriker, sondern sie unterstanden auch unmittelbar der weltlichen Rechtsprechung und konnten daher vor dem Rat der Stadt zur Verantwortung gezogen werden. Sie schuldeten den Kirchenmeistern Gehorsam und waren ihre wichtigsten Mitarbeiter, so dass das Recht auf Ernennung und Kontrolle zunehmend weniger bei den Pfarrern als vielmehr bei den Kirchenmeistern oder beim Rat der Stadt lag54 . In Wesel änderte sich die Rechtsstellung der Küster im Verlauf des 15. Jahrhunderts, handelte es sich doch bei den beiden Küstern von St. Willibrord ursprünglich um ein herzogliches Lehen für die Kirche, das geteilt worden war: Während die Stadt einen der Küster benannte, verblieb das Recht auf Ernennung des anderen beim Herzog von Kleve, der es jedoch 1481 an die Stadt abtrat. Nach Ausweis der Ratsprotokolle beschäftigte sich der Rat mit den Küstern nach ihrer Ernennung nur selten 55 . Tatsächlich ist aber augenfällig, dass genau in den Jahren 1468/1469 und 1516/1517, als jeweils Pfarrer neu nach Wesel kamen, auch neue Küster ihr Amt antraten. Offensichtlich also hatten die Pfarrer von St. Willibrord ein Mitspracherecht. In den übrigen Städten spiegelten nicht nur die Titel der Küster, sondern auch ihre Stellung und Zuordnung die stufenweise Entwicklung des Hochmittelalters 48 49 50 51 52 53 54

55

Vgl. oben Kapitel II.3 und Kapitel II.4; ausführlich zu Augsburg Kießling, Gesellschaft, S. 111-113. Schaefer, Küster, S. 166-168. Schaefer, Küster, S. 169-171, Schmid, Grundlagen, S. 87-88. Anders bei den ländlichen Pfarreien, siehe Arend, Bischof, S. 86ff. Siehe ausführlich oben Kapitel IV.6. Siehe hierzu oben Kapitel IV.2. bis IV.4. Vgl. zu Rothenburg Borchardt, Institutionen, S. 47 und S. 52-53, siehe aber v. Campenhausen, Esslingen, S. 28-29. Anders Wiegand, Kammin, S. 158 im Bistum Kammin, wo nach den Statuten von 1352 jeder Pfarrer mit Zustimmung der Kirchenmeister „einen des Lesens und Singens mächtigen, gut beleumundeten Küster einsetzen“ sollte. Siehe ebd., S. 159, zu der Statutensammlung des Jahres 1266/67, wonach die Kirchenmeister die Kustodie zu besetzen hatten, allerdings Konsens mit dem Pfarrer erzielen mussten. StadtA Wesel A3/1 f. 20r., A3/2 f. 6v., A3/3 f. 5r., A3/11 f. 30v.; zu den Küstereien des Herzogs kurz Scheler, Patronat, S. 237 und S. 239.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

wider, in deren Verlauf die Kirchenfabrik immer mehr an Bedeutung gewonnen hatte 56 : In Bamberg gehörte der Küster der Oberen Pfarre Mitte des 14. Jahrhunderts noch zum Pfarrhof 57 . Im Verlauf des 15. Jahrhunderts wurde sein Eid dahingehend geändert, dass er dem Pfarrer gegenüber nur noch insoweit dienstbar sein sollte, als von alter herkommen ist 58 . Gegenüber dem Kirchenmeister aber musste er gehorsamb sein 59 . Ende des 15. Jahrhunderts schuldeten die Küster auch in anderen Städten wie beispielsweise in Schlettstadt dem Pfarrer und dem Kirchenmeister Gehorsam: Der Kilwart unser lieben frouwen wercks in der lutkirchen sol schweren, desselben wercks nutz und fromen allzeit zu furdern und der priesterschaft ere zu bieten (...). Item ein jeder kilwart sol ouch an eides stat globen, einem kilchern oder lútpriester an siner statt gehorsam und gewertig zu sinde in allen zimlichen billichen dingen und sonderlich in den sachen, so den gotzdienst antreffen sint 60 . Am weitesten ging die Unterordnung der Küster unter die Kirchenfabrik in den Städten, wo sie wie beispielsweise in Coburg und Koblenz schworen, zu den Heiligen, dem Rate und dem Gotshußmeister gehorsam zu sein 61 . In der Reichsstadt Nürnberg achtete der Rat sehr genau darauf, dass er die Küster auswählte und einsetzte, so dass diese ihm Gehorsam schuldeten 62 . In ähnlicher Weise setzte der Rat der Stadt Rothenburg alles daran, dass der Küster allein der Stadt gegenüber verantwortlich war63 . In Köln leisteten die Küster vor den Kirchenmeistern und der Gemeinde einen Amtseid 64 . Doch nicht überall konnte der Rat so weitgehende Rechte durchsetzen: In Ingolstadt wählte beispielsweise der Pfarrer den Küster aus, dessen Einstellung der Rat der Stadt zu bestätigen hatte. Ähnliches galt auch für Freiburg und Esslingen 65 . In Bielefeld ernannte das Stiftskapitel den Küster 66 . 56 57 58 59 60 61

62 63 64 65

Siehe oben Kapitel II.1., vgl. Wiegand, Kammin, S. 158-159, Schmid, Recht, S. 198-204. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 78-79. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 79. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 79. Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730, ähnlich in Hilpoltstein, siehe Götz, Pfarrbuch, S. 132, auch in Rothenburg: Weigel, Rothenburg, S. 84-85. Zu Coburg siehe Heins, Kulturgeschichtliches, S. 60 Anm. 23, vgl. Bertram, Dorfpfarrer, S. 181; Eid der Koblenzer Glöckner: Du salt gloven und sweren der kirche getruwe und holt zu sin und alle gewanheit der kirchen getruwelichen zu halden und alle ornament kelch boecher und was under eren henden is getruwelichen verwaren unde den kirchmeistern und burgern gehoirsam sin in allen zemlichen sachen, die vurgeschrivene kirche und das ere behorende, und aif etwas verloren wurde, saltu darna rede und antwort geben den kirchmeistern ader rade und dynen gewonlichen loin nehmen, als von alders herkomen ist und nyt mehe (Bär, Urkunden, S. 213-214); zum Eid der Küster in Weissenburg kurz Haberkorn, Weissenburg, S. 199-200; zu Nürnberg siehe Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 3, Caesar, Schreyer, S. 83. Zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 44-45. Borchardt, Institutionen, S. 53-54. Huiskes, Ratsmemoriale, S. 255. Müller, Pfarrkirche, S. 285; zu Freiburg, wo zwischen dem Sigristen und dem custos differenziert werden muss, wobei der letztgenannte stets ein Mitglied der Präsenz sein sollte, siehe Butz, Jahrzeitbuch A, S. 22-23. In Eichstätt konnte die Stadt durchsetzen, dass der Küster von einem paritätisch von Mitgliedern des Domkapitels und der Stadt besetzten Wahlgremium bestimmt werden sollte, siehe Flachenecker, Stadt, S. 260.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

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Bevor ein Küster aber sein Amt antreten konnte, hatte er beispielsweise in Bamberg, Nürnberg und Windsheim zwei Bedingungen zu erfüllen: Er musste mehrere Bürger als Bürgen benennen und eine Bürgschaft oder Kaution hinterlegen. Sie betrug für den Küster von St. Lorenz in Nürnberg 1492 500fl, im Jahr 1510 wurden sogar 800fl verlangt, denn die Küster hafteten persönlich für den Kirchenschatz 67 . Diese Forderungen wurden nicht nur in großen Städten wie Nürnberg, sondern auch in kleinen wie Biberach erhoben, denn Joachim von Pflummern hielt fest, dass ein Küster ettlich Vertrösster haben [mußte] vmb alles das, das er zue verwaldten hat 68 . Der Küster musste die geforderte Summe nicht notwendigerweise persönlich hinterlegen, vielmehr konnten auch Bürgen die Summe abdeckten 69 . Ausschlaggebend war vermutlich ein guter Leumunt 70 . Waren die formalen Voraussetzungen geklärt, legte der Küster wie in Wesel einen Eid zu got und den heyligen ab, in dem seine Verpflichtungen in mehr oder weniger umfangreicher Form aufgelistet waren 71 : dat ghij dye kerke ende alle der kercken klenode ende dinghe truweliken sluten en waeren enn dast koster ampt verwaeren sallen myt den klocken luden en dagelix dat ierste teyke toe missen luden sollen to seuen vren dat ander teyken tot acht vren en toe sunnen luden toe negen vren mer vp dye vrydaghe enn alle vasteldaghe dat ierste teyken to missen tot acht uren dat ander teyken toe negen vren en toe samen luden sollen tyen vren en hochtytliken beyeren en luden sollen en dat gy tot allen missen and vesperen uwe rochgelen in der kercken an hebn sollen en dat gy dye kercke tycliken vp en toe slaten sollen en uwe en vowt andere behond like dienste truweliken doen sollen soe dat van aldes gewoenlick is alz ghij best konen nach uwen vyff synnen sonder argelist dat v god alzo helpe ende syn heligen 72 . In Nürnberg begnügte man sich nicht mit dem bloßen Amtseid, vielmehr wurde der Küster immer wieder an die ordnung erinnert, die im jerlich gelessen wirt und darauff er auch sein pflicht thun muß 73 . Im Gegenzug wurde sein Einkommen exakt festgelegt. Dies war auch nötig, da er sein Underhaltung vonn der Khirchen, vonn aim Rath vnd von der gemaindt erhielt 74 . 66 67 68 69 70 71

72 73 74

Rüthing, Leben, S. 130. Nürnberg: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 4; Bamberg: Schnapp, Stadtgemeinde, S. 80; Windsheim: Habenicht, Leben, S. 8. Schilling, Zustände, S. 83, auch Angele, Altbiberach, S. 57. Loose, Haushaltsbuch, S. 141. Koller, Reformation Kaiser Siegmunds, S. 228-229. Nürnberg (zu got und den heyligen schweren): LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 12r.; siehe zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 44-45; zu Freiburg ausführlich Albert, Dienstanweisungen, S. 86-87, zu St. Bartholomäus in Frankfurt Heitzenröder, Wetterau, S. 171-172. StadtA Wesel A 1 / 38,5 f. 6r. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 12r. So Joachim von Pflummern: Schilling, Zustände, S. 83, auch Angele, Altbiberach, S. 57. Auch in Schlettstadt wurde genau spezifiziert, wieviel Geld der Küster von der Kirchenfabrik

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

Über die Qualifikationen der Küster lassen sich kaum Aussagen treffen. Es empfahl sich sehr, wenn sie lesen, schreiben und besonders rechnen konnten. Zumindest der Küster Kerstien Brouwerink von St. Willibrord in Wesel konnte schreiben, verkaufte seine Witwe der Kirche doch ein Lektionar, nämlich enen nyen lexen boick dat sellige Kerstien geschreuen had 75 . Mangelhafte Fähigkeiten im Rechnen führten in Bamberg zur Entlassung des Küsters von St. Martin im Jahr 1523, während andere wegen Misswirtschaft und Unterschlagung ihres Amtes enthoben wurden 76 . Es half ihnen bei ihrer Tätigkeit außerdem, wenn sie singen konnten, um die Geistlichen begleiten zu können77 . Mit hoher Sicherheit waren Kleriker, die an Stelle einer Pfründe die Stelle des Küsters innehatten, entsprechend qualifiziert. Allerdings lassen sich solche nur sehr selten in den hier untersuchten Pfarrkirchen nachweisen 78 . Nicht überall waren verheiratete Küster gerne gesehen, und so mussten sie in Nürnberg die Zustimmung der Kirchenmeister einholen, wenn sie heiraten wollten 79 . Die Nürnberger Kirchenmeister mussten daher darüber wachen, dass sich die Küster und ihre Knechte an die gute Ordnung hielten: Es sullen auch von ergernuß der menschen wegen weder kirchenknecht noch grabknecht kein weibspild in ir kammern noch stüblein in der kirchen füren on wißen eines kirchenmeisters; wo si das übertretn, sullen si einer ernstlichen straf darum warten sein 80 . Recht umfangreiche Anforderungen wurden in Schlettstadt erhoben, wobei besonders auf angemessene Kleidung des Küsters Wert gelegt wurde: Er [der Küster] sol kein zerer, spiler noch swerer sein, sondern sich eines erbern zuchtigen wandels und wesens halten mit siner becleidung und andern zimlichen dingen und der kylchen mit luten und andern notturfftigen dingen, als sich dann zu jeder zeit gezympt, und (on) alller mengliche (hinderung) getruwlichen warten und einem jeden, der gottlicher dienst begert, zu dem aller furderlichsten gehorsam sein. Item er sol alzeit, man singe oder lese in der kilchen, sin chorhembde oder uberick anhaben, ouch uber douff, und so man sacrament treit et gibt 81 . Eher auf

75 76 77 78 79

80 81

erhielt und welche Gebühren er von den Gemeindemitgliedern erheben konnte, siehe Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730-735, hier: S. 733-734; zu Livland Kuujo, Stellung, S. 224-225. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 36. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.11/2, vgl. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 80, S. 85 Anm. 187, siehe auch Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 4. Vgl. Wiegand, Kammin, S. 158. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 65, S. 66, vgl. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 84. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 5 Anm. 2. Küster konnten allerdings heiraten, so dass sich für Kleriker die Möglichkeit bot, nach einer Heirat als Laien weiterhin in der Kirche tätig zu sein, vgl. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 16, siehe auch Gefach 37,1 S. 31, S. 35, S. 52, S. 393, S. 417 sowie Gefach 37,2 S. 2 und S. 63. In Esslingen waren die Mesner meist Esslinger Bürger und zugleich Gesellen des Pfarrers, vgl. Müller, Pfarrkirche, S. 285. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 5 Anm. 2. Gény, Stadtrechte, Nr. lx S. 730-735, hier: S. 731; in einer zweiten Fassung des Eides des Küsters heißt es: Erstlich soll ein kirchwart still, frid-, behuetsam und gottsförchtig sein, ncht nur ein hosen und wammes, sondern fein ehrbarlich mit einem schwartzen leibrock und chorhemmet darüber angehtan, seines angehörigen diensts, welcher dann von seinen vorgesetzten jederzeit bericht einzuenemmen haben würdt und sonsten von niemandts, in müglicher

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

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die Lebensführung zielten mehrere Vorschriften für die Sigristen des Freiburger Münsters: Er soll auch ohne vorwüssen und bewilligung des herren schaffners oder procuratoris Unser Lieben Frauen baue nicht zue gast gehen und auf die bewilligung und erlaubnus anzaigen, wo er zue finden und anzuetreffen und sich des zuevil wein, sonderlich des voltrünkens gänzlich enthalten. (...) Auch niemands argwöhnisch oder verdächtig in sein cammer oder stüblin füehren, sonder sich ehrlich, züchtig, fromb, aufrecht und redlich, wie einem euferigen, geflissenen, gotsförchtigen und ehrliebenden kirchendiener gebürt, gezimbt und wohl ansteht, verhalten und sich aller gott wohlgefälligen gaistlichen tugenden befleißen 82 . Heyn Neckel oder Telmann Buss, die an St. Willibrord in Wesel als Küster angestellt waren, scheinen eigentlich Handwerker von Beruf gewesen zu sein 83 . Der 1492 zum Küster von St. Lorenz in Nürnberg berufene Albrecht Söldner, der erst drei Jahre zuvor das Nürnberger Bürgerrecht erlangt hatte, war von Beruf möglicherweise Glasmaler, und er war zuvor des brobsts zu sant laurenzen knecht gewesen 84 . Insgesamt war die soziale wie berufliche Spannbreite der Küster sehr groß: Ein Teil der Küster brachte spezielle handwerkliche oder organisatorische Fähigkeiten mit, die in der Kirche Verwendung finden konnten. Ein zweiter Teil stammte aus herausragenden Familien der jeweiligen Stadt. Eine dritte Gruppe der Küster verfügte vor ihrer Ernennung über sehr gute Kontakte zum Klerus, zum Kirchenmeister oder zu einflussreichen Familien der Stadt. Diese drei Kategorien lassen sich auch bei den Küstern von St. Willibrord in Wesel nachweisen: Von den städtischen Küstern von St. Willibrord in Wesel arbeitete Rutger Koster von 1429 bis 1440 zugleich als Organist. Johan van Schoel, der sich in den Jahren 1433 bis 1450 nachweisen lässt, war wahrscheinlich ein Sohn oder ein Bruder des Kirchenmeisters Bernd von Schoel, während Herman van Duseldorp, der von 1467 bis 1469 als Küster tätig war, möglicherweise ein Sohn des städtischen Rentmeisters war 85 . Der wahrscheinlich von 1488 bis 1494 tätige Goswin Stuyffuyt lässt sich zugleich von 1490 bis 1494 als Gerichtsschreiber nachweisen, während sein Nachfolger Peter Stuyffuyt, der das Amt wohl von 1493 bis 1516 innehatte, wahrscheinlich ein Verwandter, vielleicht ein Bruder von Goswin Stuyffuyt war 86 . Die Kirchenmeister nahmen allerdings nicht immer die Namen der Küster in ihre Rechnungsbücher auf, so dass keine weitergehenden Aussagen möglich sind. Viele Küster blieben ihrer Kirche über den Tod hinaus verbunden. Dies wird nicht nur deutlich anhand beispielsweise des gestifteten Lektionars von Kerstin

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treüw pflegen (ebd., S. 731-732); ähnliche Vorschriften galten auch in Freiburg, siehe Albert, Dienstanweisungen, S. 87. Albert, Dienstanweisungen, S. 87. Heyn Neckel: Roelen, Topographie, S. 251, 279, S. 309, S. 405; Tilman Buss: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 632, S. 634. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 3, S. 4. Zu Jan van Schoel AEK Wesel Gefach 37,1 S. 346, S. 355, Gefach 33,2 S. 38, S. 52, S. 62, S. 108. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

Brouwerink in Wesel oder des Glasfensters von Albrecht Söldner in St. Lorenz in Nürnberg. Es zeigt sich auch daran, dass die Küster Renten bei der Kirchenfabrik zugunsten ihrer Ehefrauen kauften 87 . Einkommen der Küster Das Einkommen der Küster in Wesel stammte, wie bei der Beschreibung der Aufgaben bereits angedeutet, aus verschiedenen Quellen 88 . Erstens wurden sie von den Kirchenmeistern für ihre Tätigkeit in der Kirche sowie für ihre Teilnahme an Stiftungsmessen bezahlt 89 . Zweitens entlohnte sie der Rat der Stadt für die Wartung der Uhr und das Läuten der Glocken 90 . Drittens bekamen sie von den Gemeindemitgliedern Geld, beispielsweise für ihre Hilfe bei Taufen, für ihre Tätigkeit als Totengräber oder für das Läuten der Glocken bei Totenmessen 91 . In manchen Städten standen den Küstern außerdem ein Teil der Spenden – besonders der Naturalopfer – am Tag des Kirchenpatrons zu wie beispielsweise in Bamberg 92 . Einen weiteren Teil ihrer Einnahmen erhielten sie aus den Oblationen und 87 88 89

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AEK Wesel Gefach 37,3 S. 65, S. 66. Ausführliche Zusammenstellung bei Meyer, Baireuth, S. 61; siehe zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 45-47. Zu den anderen Städten siehe PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1482/84 f. 12r., 1484/85 f. 8v., 1486/87 f. 11r.; StadtA Coburg R 11/1481 f. 7r., f. 10r.; StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 21r. f. 352v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 19v., f. 20v., Nr. 73/1492 f. 3v., o.f., Nr. 73/1497 f. 65v., Nr. 73/1519 o.f., Nr. 74/1519-1520 o.f.; StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 1r., f. 1v., f. 5r., f. 6r., Heft 2 f. 1r., f. 10v., f. 13v., f. 29r., f. 38r., Heft 3 f. 40r.; StadtA Nördlingen Kirchenpröpste St. Georg f. 18r., Kirchenrechnung 1508 f. 1r. ff.; GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 15v., f. 24r., f. 25r.-27v., f. 29r.-40r., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 52r., f. 78v., f. 123v.-124v., f. 125v.-127r., f. 128r.-129r., f. 131r.-132v., f. 133v.-134v., f. 136r.-139v., f. 141v.-145v., f. 146r.-147v., f. 149r.-151r., f. 153r.-182v., Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 47-48; StadtA Rothenburg o.T. B 16 f. 146r., f. 149r.-151r., f. 153r., R. 362 f. 240v., R. 363 f. 188r., f. 320v.; StadtA Siegen Kirchenrechnung 1496/97 f. 21r., 1504/05 f. 21v.; StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1510 f. 11v.; StadtA Windsheim G 38 f. 20v. StadtA Wesel A3/2 f. 4r.: Van den costeren in sunt Willibrord kirke gespraken, dat men dat so halden suld, dat die gone, den die stat die costerij geven, do wart den andern sijnen gesel, die die in pacht hevet, die pacht mede sal helpen betalen ind sullen die pacht gelijck talen. Ind so sie van den clocken des aventz to luden 4½ Rijnsche gulden ind van den urwerck to waren 3½ Rijnsche gulden to hebn plegen, so sullen die gulden van der klocken to luden aff sijn ind sullen van den dienst ind dat urwerck to waren to samen aff hebn vier Rijnsche gulden. (frdl. Hinweis Dr. Roelen, StadtA Wesel). AEK Wesel Gefach 37,1 S. 285, Gefach 37,2 S. 87, S. 97, S. 101, S. 110, S. 121, S. 130, S. 144, S. 145, S. 151, S. 157, S. 168, S. 179, S. 195, S. 220, S. 243, S. 244, S. 260, S. 261, S. 283, S. 299, S. 315, S. 316, S. 327, S. 340, S. 341, S. 357, S. 387, S. 403, S. 414, S. 426, S. 439, S. 452, S. 465, S. 466, S. 488, Gefach 37,3 S. 9, S. 22, S. 33, S. 34, S. 53, S. 54, S. 78, S. 96, S. 98, S. 99, S. 124, S. 155, S. 183, S. 209, S. 232, Gefach 37,4 S. 559; siehe auch Meyer, Baireuth, S. 61; ähnlich Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 3r.-4r., f. 5r., f. 6r., f. 12r.-13r., f. 14v., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 75r., f. 76r., f. 76v., f. 80r., f. 80v., f. 81v., f. 82v., f. 83r., f. 84v.-85v., f. 89v., f. 90r., f. 92r., f. 92v., 184 f. 12r.-14v., f. 16r., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 149v., f. 152r., vgl. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 9v. Zu Bamberg Schnapp, Stadtgemeinde, S. 80; zur Finanzierung des Mesners von St. Lorenz in Nürnberg siehe ausführlich Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 5 Anm. 5; zu Spenden für

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

537

Stolgebühren des Pfarrers 93 . Schließlich konnten sich viele Küster durch handwerkliche Arbeit in der Kirche ein Zubrot verdingen. Die Küster konnten in Städten wie Bamberg mietfrei in einem Haus der Kirchenfabrik wohnen. In Ingolstadt gehörte zu diesem Haus auch Land, das die Küster selbständig bewirtschafteten94 . Allerdings waren hierbei Zwischenformen möglich: Die Weseler Küster wohnten in der kostery, die auf Stiftungen beruhte 95 . Auch die Ausstattung sowie die grundlegende Entlohnung der Küster stammten aus Stiftungen: tien gulden die in die costerie gegeuen synt die de kercke an sich behalden hefft gefft men des jaers ½ gulden 96 . Die Kirchenmeister von St. Willibrord verwalteten diese Stiftungen und zahlten den Küstern eine Rente in Höhe von 2 Mark pro Jahr aus 97 . Allerdings machten nicht alle Küster von diesem Wohnrecht Gebrauch, leisteten doch zumindest Heyn Neckel und Jan van Schoel Abgaben in Form von Miete an die Kirchenfabrik 98 . Glöckner In kleineren Städten wurde der Glöcknerdienst von den Küstern versehen. In anderen Städten waren die Glöckner Knechte der Küster oder wurden vom Rat der Stadt eingestellt und hatten, wie in Dresden, wiederum eigene Knechte 99 . Ihren Lohn bezogen sie wie die Küster zum Teil von der Stadt und zum Teil von der Kirchenfabrik und der Gemeinde. Aus den Unterlagen der Kirchenmeister lassen sich keine Details über ihre Herkunft entnehmen 100 . Dies gilt auch für die Türmer, Wächter oder Turmwärter. Sie wurden in erster Linie von der Stadt bezahlt 101 .

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den Küster an Allerseelen in Biberach Schilling, Zustände, S. 108, auch Angele, Altbiberach, S. 74; auch Götz, Pfarrbuch, S. 74 Anm. 69, S. 76 Anm.78, S. 79. Götz, Pfarrbuch, S. 47-48, ausführlich Arend, Bischof, S. 86-90. Der Küster von St. Marien in Bielefeld wurde nicht nur vom Kirchenmeister, sondern auch vom Stiftskapitel bezahlt, siehe zusammenfassend Rüthing, Leben, S. 130; in Rothenburg bezahlte der Komtur des Deutschen Ordens den Küster und den Schulmeister, vgl. StadtA Rothenburg o.T. R 364 f. 594v. Götz, Pfarrbuch, S. 135, siehe ähnlich in Bayreuth: Meyer, Baireuth, S. 61. kostery: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 155; Stiftung: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 99, S. 124, S. 155, S. 209, S. 232, S. 255. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 124. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 8, S. 20, S. 29, S. 40, S. 56, S. 63, S. 71, S. 79, S. 90, S. 97, S. 115, S. 127, S. 138, S. 148, S. 158, S. 166, S. 176, S. 186, S. 194, S. 201, S. 221, S. 231, S. 237, S. 247, S. 261, S. 346, S. 355, Gefach 37,2 S. 137, S. 144, S. 151, S. 157, S. 314, S. 437, S. 485, Gefach 37,3 S. 34, S. 99, S. 124, S. 124, S. 183, S. 209, S. 232, S. 255. Heyn Neckel zog es vermutlich wegen seiner Tätigkeit als Zimmermann vor, in seiner Werkstatt zu wohnen: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 11, S. 53. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 21r.; zu Siegen Bingener, Verwaltung, S. 415. Siehe für ein Empfehlungsschreiben Herzog Friedrichs II. von Sachsen für einen Bewerber um das Amt des Glöckners an der Heilig-Kreuz-Kirche in Dresden Posern-Klett, UB Dresden und Pirna, Nr. 274 S. 206. In Wesel wurden die Turmwärter vorwiegend tageweise bezahlt: Lohnkosten: StadtA Wesel A7 1402 f. 461v., 1405 f. 66v. (Gorissen, Regesten II, S. 89), 1408 f. 184 v. (Gorissen, Regesten III, S. 110), 1411 f. 298v. (Gorissen, Regesten III, S. 129), 1412 f. 334v. (Gorissen, Regesten III, S. 136), 1413 f. 364v. (Gorissen, Regesten III, S. 144), 1414 f. 403r. (Gorissen, Regesten III, S. 151), 1419 f. 538r. (Gorissen, Regesten III, S. 197), 1420 f. 24v. (Gorissen, Regesten III, S. 205), 1422 f. 94r. (Gorissen, Regesten III, S. 219), 1424 f. 171v. (Gorissen,

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

Knechte In vielen Kirchen, so auch in beiden Weseler Pfarrkirchen, unterstanden den Küstern eigene Knechte. In Kirchen wie in Bamberg, Coburg und Freiburg handelte es sich jeweils um einen Knecht, in Nürnberg und Rothenburg um zwei und in Ulm sogar um drei 102 . Teilweise dürfte es sich um Jugendliche gehandelt haben, die im Haus des Küsters wohnten und vermutlich auch von ihm verköstigt wurden 103 . Die Kirchenmeister mussten der Einstellung der Knechte allerdings zustimmen. In Nürnberg wurden ihnen Zimmer in der Kirche und im Kirchturm zur Verfügung gestellt, denn sie mussten nachts die Kirche bewachen 104 . Die Knechte arbeiteten dem Küster zu und nahmen teils die gleichen Aufgaben wahr wie der Küster selbst, so dass ihr Tätigkeitsfeld nicht exakt eingrenzbar ist 105 . Ihre Aufgaben reichten vom gelegentlichen Läuten der Glocken über die Kontrolle von zwei gestifteten Ewigen Lichtern an der Kirchenaußenmauer, über das Treten der Orgelbälge bis zur Mitwirkung an der Salve-Regina-Messe106 . Die Knechte wurden von den Kirchenmeistern immer dann separat bezahlt, wenn sie in ihrem Auftrag handelten oder Aufgaben übernahmen, die über ihre sonst üblichen hinausgingen 107 . In Nürnberg bekamen die beiden Knechte des Küsters bei Stiftungsmessen genau soviel Geld wie der Küster selbst, doch war ihr Lohn insgesamt deutlich geringer als der der Küster 108 . Möglichkeiten, zu einem Zusatzverdienst zu kommen, boten sich besonders während Bauarbeiten an der Kirche. Totengräber Die Totengräber waren mancherorts Knechte der Küster, in anderen Städten dagegen Angestellte der Kirchenmeister bzw. der Stadt. In Nürnberg und Freiburg mussten sie einen Amtseid leisten und sich verpflichten, dem Kirchenmeister zu gehorchen sowie die Gräber mit der vorgeschriebenen Tiefe auszuheben109 . In Rothenburg wurden sie zusätzlich dafür bezahlt, den kirchoff zu ebnen oder den

102 103 104 105 106 107 108 109

Regesten III, S. 230/231), 1447 f. 376v. (Gorissen, Regesten IV, S. 280), 1448 f. 416r. (Gorissen, Regesten IV, S. 301), 1452 f. 34r., 1453 f. 25r., siehe auch Gorissen, Regesten I, S. 16, S. 111, S. 122, S. 128, S. 137, S. 144, S. 151, S. 188-189, S. 200, S. 205, S. 212, S. 217, Regesten II S. 65, S. 109, S. 115, S. 121, S. 131, S. 183, Regesten IV S. 267, S. 270. Die Nürnberger Türmer waren fest angestellt: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 2v., f. 3r., f. 4v., f. 5r., f. 9v., f. 11r., f. 11v., f. 14r.-15v., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 81r., f. 87r., f. 91r., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 149r.; siehe oben Kapitel IV.7. Zu Freiburg StadtA Freiburg E 1 B II a 1 Nr. 1 f. 7v.; zu Ulm Geiger, Reichsstadt, S. 90. Vgl. Schnapp, Stadtgemeinde, S. 84. Ausführlich Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 5 Anm. 2. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 17r. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 90r. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 34v. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 79v., f. 80v., f. 85v., f. 90r., f. 91r., f. 92r., f. 93r., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 139r.-139v. Freiburg: EBA Freiburg Münsterarchiv U 300 f. 125r., Albert, Dienstanweisungen, S. 89-90; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 14r., f. 16r., siehe auch PfA Bamberg St. Martin 70.11/1 f. 29v., StadtA Hagenau GG 249/1 f., StadtA Weissenburg B 128/16 Heft 1 f. 2r.; Eid der Totengräber in Weissenburg kurz Haberkorn, Weissenburg, S. 201-202.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

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Friedhof zu fegen 110 . In Bamberg und Wertheim mussten sie wiederholt den kirchhoff (..) keren 111 . Eine Ausnahme bildet die alte Pfarrkirche in Ulm, wo das Amt des Totengräbers auf Lebenszeit verliehen wurde unter der Auflage, keinen Lohn für das Graben zu verlangen 112 . Im Gegensatz zu vielen Handwerkern erhielten die Totengräber ihr Werkzeug beispielsweise in Bamberg, Windsheim und Dresden von den Kirchenmeistern 113 . In St. Willibrord standen den Totengräbern verschiedene, teils geschmiedete Schaufeln (doden schuppe), eine Spitzhacke sowie eine Schubkarre zum Transport der Erde zur Verfügung 114 . Wiederholt kauften die Kirchenmeister Seile für das Herablassen der Särge 115 . Nicht zu allen Zeiten aber trauten sich die Kirchenmeister, die Arbeit der Totengräber genau zu beaufsichtigen: Als in Rothenburg in den 1494/1495 die Pest ausbrach, zogen sie es vor, den Bettelvogt mit der Aufsicht zu beauftragten (dem pettelfogt von den grebern zu besehen, das der tottengreber die rechte tieffe grabe im sterben 116 ). Für wie bedeutsam die Aufgabe der Totengräber gehalten wurde, zeigt die Tatsache, dass ihnen in Städten wie Freiburg und Nürnberg ein eigener Amtseid abverlangt wurde 117 . Totengräber wurden von der Gemeinde mit einem gewissen Misstrauen beobachtet: Der Rat vieler Städte wie in Freiburg und Nürnberg schärfte ihnen explizit ein, dass sie keine höheren Gebühren als vorgeschrieben verlangen durften 118 . Die Totengräber erhielten ihren Lohn meistens von den Kirchenmeistern, die auch Beerdigungen aus Stiftungsvermögen bezahlten 119 . Zusätzlich mussten die 110 111

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kirchoff ebnen: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 226r.; Friedhof fegen: R. 363 f. 98r., f. 114v. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 8r.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1510 f. 11r., 1514-1515 f. 11v., f. 15r.; siehe auch Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 114v. Tüchle, Pfarrei, S. 15. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 5v., Nr. 70.01/4 f. 6r., Nr. 70.01/9 f. 10v.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 23r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 112v. Schaufel: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 116, S. 148, S. 157, S. 184, S. 193, Gefach 37,2 S. 137, S. 158, S. 220, S. 262, S. 489, Gefach 37,3 S. 58, S. 124, S. 318; Spitzhacke: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 158, S. 198, S. 220, S. 450, Gefach 37,3 S. 508; Schubkarre: Gefach 37,2 S. 144, S. 245. Eine zweite Schubkarre diente zum Transport von Dreck oder anrat: Gefach 37,2 S. 150. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 193, S. 346, Gefach 37,3 S. 318, S. 616. StadtA Rothenburg o.T. R 363 f. 96r., auch f. 96v. und 97r., siehe auch Schnurrer, Pest, S. 24. Freiburg: EBA Freiburg Münsterarchiv U 300 f. 125r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 14r. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 14r., Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 47; Freiburg: Albert, Dienstanweisungen, S. 89-90; ähnlich auch im Eid der Coburger Küster: Heins, Kulturgeschichtliches, S. 60 Anm. 23, vgl. Baader, Polizeiordnungen, S. 328, Zusammenstellung der das Beerdigungswesen betreffenden Beschlüsse des Nürnberger Rates auf der Grundlage der Ratsverlässe bei Mattausch, Beerdigungswesen, Anhang I. StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 47v., StadtA Dresden A XV b 36 f. 92v., StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 10v., LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 2r., f. 3v., f. 4v., f. 5v., f. 11r., f. 15r., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürn-

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

Hinterbliebenen Gebühren zahlen. In Nürnberg konnte der Totengräber eine städtische Wohnung mieten, doch musste er den Knechten des Küsters helfen, nachts die Kirche zu bewachen 120 . Zusätzlich erhielten die Totengräber in manchen Städten wie in Wesel Schenkwein vom Rat der Stadt 121 . Ähnlich wie den Küstern übertrugen die Weseler Kirchenmeister den Totengräbern gelegentlich kleinere weitere Arbeiten. Sie wurden etwa dafür bezahlt, auf die Kerzen während der Karfreitagsnacht aufzupassen 122 . In St. Willibrord übernahmen sie Reparaturarbeiten, hoben wiederholt Gruben aus, säuberten die Roste bei den Kirchhofseingängen und waren auch für die Totenbahren zuständig 123 . Der Rat der Stadt beauftragte sie gelegentlich, auf dem Turm zu wachen 124 . Ähnliche Aufgaben wurden den Totengräbern auch in anderen Orten übertragen 125 . Schüler Im Auftrag der Kirchenmeister übernahmen gelegentlich Schüler der örtlichen Schule Tätigkeiten innerhalb der Kirche 126 . Nur selten jedoch erhielten sie für ihre Tätigkeit Geld. In Braunschweig übernachteten zwei dormitoriales (Schlafschüler) in der Sakristei von St. Martini, denen außerdem Aufgaben wie die Reinigung der Kirche oder das Schneefegen übertragen wurden 127 . Zumindest in St. Nikolaus auf der Mathena entschädigten die Kirchenmeister die Schüler für ihre Teilnahme an den Weihnachtsmessen 128 . In anderen Städten wie Koblenz und Bielefeld hielten die Kirchenmeister für die Schüler Alben oder Kappen unterschiedlicher Größe bereit 129 . Keiner der Kirchenmeister verzeichnete in seinen Unterlagen, wie viele Schüler die Schule besuchten 130 . Die Kirchenmeister bezahlten die Schüler manchmal für weitergehende Arbeiten, die eigentlich zum Umfeld der Tätigkeiten der Küster und der Organisten gehörten. Dazu zählte beispielsweise, dass in Wesel, Rothenburg und Windsheim vereinzelt Schüler beim Schmieren, selten auch beim Treten der Orgel halfen oder

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berg 183 f. 75v., f. 79v., f. 86v., f. 91r., 184 f. 15r.-15v., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 260v., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 149r., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 64v. Ausführlich Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 5 Anm. 2. StadtA Wesel A7 1469 f. 26r., 1481 f. 28v., 1494 f. 632v., 1499 f. 439r., 1501 f. 54v., 1503 f. 290v., 1508 f. 75r., 1509 f. 146r. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 5r., f. 6v., Nr. 70.01/5 f. 6r. Reparaturarbeiten: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 199, S. 219; Ausheben von Gruben: Gefach 37,2 S. 262, S. 414, S. 428, Gorissen, Regesten IV, S. 279; Totenbahren: Gefach 37,3 S. 515. Gorissen, Regesten II, S. 109. StadtA Hagenau GG 249/1 f., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 53v. Zu den im Pfarrhaus lebenden Schülern zuletzt Arend, Bischof, S. 174-175. Sack, Geschichte I, S. 26, vgl. auch Kintzinger, Consules, S. 217. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 241, S. 344. Dem entspricht, dass beispielsweise in Wesel 1461 die Schüler beim Auferstehungsspiel mitspielten und vom Rat der Stadt belohnt wurden: StadtA Wesel A7 1461 f. 24v. StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 f. 43r., StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 6 f. 59v. Zur Schule in Dresden siehe Meltzer, Kreuzschule, S. 47-54, der ebenfalls keine Angaben ermitteln konnte.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

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wie in Coburg das Positiv bei einer Prozession trugen131 . In Bamberg, Coburg und Windsheim wiesen die Kirchenmeister den Schülern die Aufgabe zu, das Christusgrab an Karfreitag zu bewachen und den psalter (...) zu lesen 132 . In Dresden nahmen die Schüler an der Prozession des Johannisfestes teil 133 . Lediglich in Nürnberg erhielten sie für ihre Teilnahme an manchen Memorialmessen eine geringe Belohnung von 1d 134 . In St. Willibrord in Wesel zogen die Kirchenmeister ab 1499 immer wieder einmal Schüler zu einfachen Hilfsarbeiten heran: Beispielsweise hatten sie die Aufgabe, Steine für den Kirchenbau aufzuschichten, von Karren abzuladen, dreck vther kercken to furen oder beim Abriss eines Hauses zu helfen (steyn vther den huyß achter den kerckhoff gedraigen op die straite) 135 . Auch anderswo wurden die Schüler nur gelegentlich verpflichtet, so dass sie wahrscheinlich in Situationen aushalfen, in denen keine anderen Tagelöhner zur Verfügung standen 136 . Organisten Der zweite wichtige Angestellte nach dem Küster war vielerorts der Organist. Da in St. Willibrord schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine große Orgel eingebaut worden war, lassen sich auch bereits im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts vereinzelt Organisten nachweisen, die dann jedoch vom Rat der Stadt bezahlt wurden 137 . Ab 1493 stand dann Gysbert Schoellers in den Diensten der Kirchenfabrik 138 . Seine Lohnkosten trugen die Stadt und die Kirchenfabrik zu gleichen Teilen, wobei das Geld in zwei Halbjahresraten ausgezahlt wurde139 .

131

132

133 134 135

136

137 138 139

Wesel: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 515, Gefach 33,2 S. 608, S. 703; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 128r., f. 133v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 27v., ähnlich in Braunschweig, siehe Kintzinger, Consules, S. 220; Coburg: StadtA Coburg R 11/1500/01 f. 7r. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 6v.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 6v., R 11/1482 f. 6r., R 11/1483 f. 6v., R 11/1485 f. 6r., R 11/1495/96 f. 6v., R 11/1501/02 f. 5v., R 11/1502/03 f. 6v., R 11/1506/07 f. 6v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 21r., f. 56r. Ausführlich Meltzer, Kreuzschule, S. 24 mit Anm. 37. StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 144v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 314, S. 622; dreck vther kercken to furen: Gefach 37,4 S. 117; steyn vther den huyß achter den kerckhoff gedraigen op die straite: Gefach 37,4 S. 593; weitere Belege: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 277, S. 314, S. 317, S. 320, S. 623, S. 636, Gefach 37,4 S. 118, S. 119, S. 310, S. 326, S. 580, S. 584, S. 593, S. 599, S. 614, S. 938. StadtA Braunschweig G II 1 Nr. 21 S. 18, StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 33r., zu Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1485-1486 f. 23r. Gorissen, Regesten I, S. 81; im Jahr 1426 spielte der Pfarrer auf der Orgel: StadtA Wesel A7 1426 f. 259r., Gorissen, Regesten IV, S. 48. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 158, S. 209, S. 254, S. 302, S. 359, S. 497, S. 554, S. 667, S. 730, S. 800, Gefach 37,4 S. 93, S. 99, S. 246, S. 297, S. 477, S. 556, S. 732, S. 745, S. 899. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 209, S. 254, S. 302, S. 359, S. 384, S. 497, S. 554, S. 667, S. 730, S. 800, Gefach 37,4 S. 93, S. 99, S. 246, S. 297, S. 477, S. 556, S. 732, S. 745, S. 899, StadtA Wesel A3/6 f. 27v., f. 38r.

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

542

Kurze Zeit später scheint auch bei St. Nikolaus auf der Mathena ein Organist fest angestellt worden zu sein 140 . Amtszeit

Organisten an St. Willibrord in Wesel 141

1427 1428-1440 1448-1492 1462-1475 1492-1526(28?)

Derik Wevel Rutger Koster Herman Ledersnider Wijnken van Eick Gysbert Schoellers

Amtszeit

Organisten an St. Nikolaus in Wesel

1455-1475 ?? – 1520

Wijnken van Eick Symon

Mit der technischen Weiterentwicklung der Instrumente und wegen der steigenden musikalischen Ansprüche der Gemeinden änderte sich die Bedeutung des Organisten im Verlauf des Spätmittelalters grundlegend. In dem Maß, in dem die Kirchen immer kompliziertere Instrumente anschafften, ließen sich diese auch nur von qualifizierten und erfahrenen Orgelspielern gut spielen. Zugleich brachte es die Weiterentwicklung des Orgelspiels mit sich, dass Küster oder Schulmeister zwar noch die einfachen Orgeln in kleinen Städten wie beispielsweise Emden bedienen konnten, für die großen neuen Instrumente aber nicht hinreichend qualifiziert waren 142 . Gab es somit in Wesel zu Beginn des 15. Jahrhunderts höchstens einen professionellen Organisten, so waren es zu Beginn des 16. Jahrhunderts bereits zwei, und die gleiche Entwicklung lässt sich auch an den beiden Bamberger Pfarrkirchen nachweisen, wo Vater und Sohn an beiden Kirchen tätig waren 143 . In St. Martin wurde dann 1520 ein neuer Organist zunächst nur auf Probe angestellt 144 . Wie in Wesel so wurde auch in anderen Städten wie beispielsweise in St. Stephan in Wien der Organist nicht nur aus Mitteln der Kirchenfabrik, sondern hauptsächlich von der Stadt bezahlt 145 . Die Organisten standen rangmäßig unter den Schulmeistern und waren damit auf einer ähnlichen Stufe wie Künstler oder Maler angesiedelt: Das Amtsbuch von St. Sebald zeigt, dass der Schulmeister pro 140 141 142

143 144

145

AEK Wesel Gefach 33,1 S. 635, Gefach 33,2 S. 703, Gefach 33,3 S. 133, S. 241, S. 288, S. 377. AEK Wesel Gefach 26,2, – Gefach 26,4, Gefach 33,1-33,3, Gefach 37,1-37,4, StA Wesel Roelen div. Datenbanken, Schulmeister: Roelen, Schulwesen, S. 40-42. Zu Emden kurz Lamschus, Emden, S. 793. Bei mehreren Orgeln in einer Kirche wie beispielsweise in Dresden erhielt ein Organist unterschiedlich viel Geld: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 21r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 19v., Nr. 73/1487 f. 23v., Nr. 73/1501 f. 18r. Im Notfall wie beispielsweise Ostern 1504 in Wunsiedel musste der Küster für den Organisten einspringen: StadtA Wunsiedel R 3763 f. 4v. Haas, Geschichte, S. 63. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/21 f. 9v.; siehe auch StadtA Coburg R 11/1485 f. 7v.; ähnlich Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1504 f. 28v. Ebenbauer, Musik, S. 410-411, Perger, Stephan, S. 40; ähnlich in Rothenburg, siehe Borchardt, Institutionen, S. 53; in Livland übernahmen die Kirchenmeister die Löhne für die Organisten, siehe Kuujo, Stellung, S. 225.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

543

Jahr mit 20fl bezahlt wurde, der Organist dagegen nur mit 12fl 146 . Organisten waren jedoch finanziell erheblich besser gestellt als Spielleute, die für manche Prozessionen benötigt wurden 147 . Die Organisten benötigten Notenbücher. In Wesel gaben die Kirchenmeister von St. Nikolaus 1497 bei den Weseler Fraterherren ein orgel buyck in Auftrag 148 . In Dresden engagierten die Kirchenmeister der Kreuzkirche einen auswärtigen Organisten, der anlässlich des Neubaus der großen Orgel sowohl für die kleine als auch für die große Orgel je ein orgel buch schrieb 149 . Anlässlich des Neubaus der Rothenburger Orgel erhielt der Stadtschreiber 6lb an der orgeln zu arbeiten, so dass auch er vielleicht eine Anleitung samt Noten für das neue Instrument schrieb 150 . Dies erschien auch dem Windsheimer Kirchenmeister 1489 notwendig, so dass er den Erbauer der Orgel verpflichtete, ein Gesangbuch zu schreiben das er auch nottier[te], also mit Noten unterlegte, damit andere dann die Orgel entsprechend bedienen konnten 151 . Auch musste der Organist sein Instrument wie in Coburg und Rothenburg reinigen und warten können 152 . Anders bei St. Sebald in Nürnberg, wo die Kirchenmeister einmal pro Jahr einen vleyssigen man für die Reinigung bezahlten 153 . Aus den Unterlagen der Kirchenmeister lässt sich nur äußerst selten erkennen, wer die Organisten waren und über welche Qualifikation sie verfügten 154 . Die Kirchenmeister von St. Willibrord in Wesel verpflichteten zwar während der zwanziger Jahre andere Organisten als Gysbert Schoellers, doch wurde dieser von 1531 bis 1535 erneut beschäftigt, so dass er schließlich über vierzig Jahre im Dienst stand. Offensichtlich war es schwierig, einen ähnlich qualifizierten Organisten zu finden. Als der Organist von St. Nikolaus auf der Mathena 1519 an der Pest starb, wandte man sich auf der Suche nach einem neuen sogar bis nach Köln 155 . In Rothenburg holten die Kirchenmeister 1499 aus unbekannten Gründen einen Organisten aus dem nahe gelegenen Kloster Amorbach, während der ab 1489 in Bayreuth beschäftigte Organist aus Kronach stammte 156 . Nach der Fertig146 147 148 149 150 151 152 153 154

155 156

LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 76v., f. 79v., f. 80v., f. 84v., f. 85v., f. 87v., 184 f. 40r. Huiskes, Ratsmemoriale, S. 249: In Köln wurde die Höhe des Lohns für die Spielleute durch den Rat reglementiert. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 612. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1514 f. 80v. StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 116r. StadtA Windsheim G 37A f. 134r. Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 6v., R 11/1495/96 f. 7v., Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 65v. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 40v.-44v., StA Nürnberg, RSt Nürnberg, Rep. 59 Salbuch 1 f. 91r. ff. Zu den Organisten von St. Marien in Bielefeld siehe Rüthing, Leben, S. 130. Lediglich den Dresdener Kirchenrechnungen ist zu entnehmen, dass die Kirchenmeister jemanden einstellten, der aus unbekannten Gründen daran gescheitert war, die Weihe zum Priester zu erlangen, siehe StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1504 f. 28v. Zu Rothenburg Borchardt, Institutionen, S. 54-55. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 427, S. 432. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 183r.; Bayreuth: Fischer, Häuserbuch, S. 797.

544

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

stellung der neuen Windsheimer Orgel im Jahr 1490 bat der Kirchenmeister zunächst den alten prior des benachbarten Klosters 157 . Am 8. Juli 1491, zum Fest des Namenspatrons der Kirche, des Hl. Kilian, verpflichtete er einen Organisten aus Nürnberg 158 . Einige Wochen später wurde dann ein Organist fest angestellt 159 . Sehr selten wird es wie in Nürnberg vorgekommen sein, dass ein Organist auf Lohn verzichtete, da er seiner Meinung nach das Instrument zur Ehre Gottes spielte 160 . Die Orgel konnte jedoch nur gespielt werden, wenn durch das Treten der Blasebälge Wind erzeugt wurde. Hierfür war mindestens eine Person notwendig, in St. Sebald in Nürnberg benötigte man sogar vier Blasebalgtreter. In der Dresdener Kreuzkirche versah der Glöckner diese Aufgabe für lange Zeit neben seiner eigentlichen Beschäftigung, während sie in St. Martin in Bamberg dem Totengräber übertragen wurde 161 . Als die Kirchenfabriken in Windsheim und Rothenburg erstmals Orgeln anschafften, verpflichteten die Kirchenmeister zunächst Schüler zum Orgeltreten 162 . In beiden Städten merkte man schon bald, dass für diese scheinbar einfache, tatsächlich aber recht anstrengende Tätigkeit eine beachtliche Übung im gleichmäßigen Treten notwendig war, so dass andere Kräfte engagiert wurden 163 . In der Oberen Pfarre in Bamberg wurde nach dem Neubau der Orgel zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein eigener Blasebalgtreter eingestellt, über dessen Identität jedoch nichts bekannt ist 164 . Auch die Nürnberger Frauenkirche hatte einen fest angestellten Blasebalgtreter165 . Sebald Schreyer von St. Sebald in Nürnberg rechnete sowohl mit dem Organisten als auch mit den Orgeltretern nach jedem Dienst ab, während andere Kirchenmeister wie beispielsweise in Bamberg und Coburg dies vierteljährlich taten 166 . Wahrscheinlich mussten die übrigen Or157 158 159 160 161

162

163

164 165 166

StadtA Windsheim G 38 f. 23v. StadtA Windsheim G 38 f. 49r. StadtA Windsheim G 38 f. 57v. Hampe, Schreyer, S. 180. Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1492 o.f.; Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.11/1 f. 24v., f. 25r., f. 32v., f. 37v., f. 39r., f. 41r., f. 42r. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 128r., f. 133v., f. 134, f. 135v., f. 137r., f. 138v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 27v.; siehe auch StadtA Coburg R 11/1481 f. 6r. StadtA Dresden A XV b 36 f. 88r., LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 3r., f. 4r., f. 5r., f. 6r., f. 13r., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 149v., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 134r., f. 135v., StadtA Windsheim G 38 f. 21v.-22v., f. 24v., f. 55v., f. 82v. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1482/84 f. 11r.-12r., 1484/85 f. 8v., 1486/87 f. 10v., 1490/92 f. 14r., 1490/92 f.14v., 1495 f. 9r. Metzner, Salbuch, S. 50. Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 3r., f. 4r., f. 5r., f. 6r., f. 13r., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 149v.; Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1484/85 f. 9r., 1487/88 f. 11r., 1490/92 f.14v., 1495 f. 9r.; PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/21 f. 10r; Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 6r., R 11/1484 f. 6v., f. 7r., R 11/1485 f. 7v., R 11/1487 f. 6v., R 11/1492/93 f. 5r., R 11/1494/95 f. 9v., R 11/1498/99 f. 7r., R 11/1504/05 f. 6r., R 11/1505/06 f. 7v.; siehe auch Dresden: StadtA Dresden A XV b 36 f. 88r.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 134r., f. 135v.; Winds-

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

545

ganisten die Blasebalgtreter von ihrem eigenen Lohn bezahlen 167 . Möglicherweise um Streit zu vermeiden, wurde in Freiburg der Dienst der Balgtreter genau festgelegt 168 . Schulmeister Neben den Küstern und den Organisten bezogen die Schulmeister regelmäßig Geld von den Kirchenmeistern. Die Schulmeister waren für den Chor der Kirche und zugleich für viele Gesänge zuständig. In Wesel war die Lateinschule der Pfarrkirche St. Willibrord zugeordnet. Bereits in den vierziger Jahren des 15. Jahrhunderts wurde auch bei St. Nikolaus eine Schule gegründet. Die Schulmeister der beiden Schulen ernannte ausschließlich der Rat der Stadt169 . In Hilpoltstein war auch der Pfarrer an der Ernennung beteiligt, während der Bischof von Meißen den Schulmeister der Kreuzschule in Dresden bestätigen musste 170 . Die Bedeutung, die man in Wesel dem Schulmeister beimaß, wird beispielsweise daran deutlich, dass ein neuer Lehrer im Rat empfangen wurde und sich bei wichtigen Anliegen direkt an die Ratsherren wandte 171 .

167

168 169

170 171 172

Amtszeit

Schulmeister an St. Willibrord in Wesel 172

1418-1425 1425-1432 1433-1436 1437-1439 1439-1442 1442-1448 1448-1449 1449-1452 1452-1457 1458-1464 1465-1469

Mag. Henrich Nabur Mag. Albert van der Heggen Mag. Derich van Essen Mag. Hermann Mag. Johann Kale Mag. Gerid van Eger Mag. Johann van Deventer Mag. Johann Stueck Mag. Johann Bruyn Mag. Heinrich Mant Mag. Borchart van Renen

heim: StadtA Windsheim G 38 f. 21v.-22v., f. 24v., f. 55v., f. 82v.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3763 f. 4v. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 21r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 19v., Nr. 73/1487 f. 23v., Nr. 73/1501 f. 18r., StadtA Wunsiedel R 3763 f. 4v. Die nach der Größe der Orgel gestaffelte Bezahlung ergab sich möglicherweise aus der Anzahl der benötigten Blasebalgtreter. EBA Freiburg Münsterarchiv U 300 f. 12v. St. Willibrord: StadtA Wesel A3/3 f. 12v., A3/6 f. 68v., A3/11 f. 7v., f. 15r., f. 25r., f. 55v., A3/13 f. 16v., St. Nikolaus: StadtA Wesel A3/11 f. 14r.; Reinhold, Verfassung Wesel, S. 100, Vertrag zwischen dem Rat der Stadt Wesel und dem Schulmeister Albert van der Heggen ediert bei Müller, Schulordnungen I, S. 274-276; Verträge von 1425 und 1521 ediert bei Kleine, Geschichte, S. 9-12, Vertrag von 1426 Roelen, Schulwesen, S. 46-47, Verträge von 1517 und 1521 ediert bei Müller, Schulordnungen II, S. 194-196, S. 208-210; insgesamt ausführlich Heidemann, Vorarbeiten 1859, S. 6-7, überholt Kleine, Geschichte, zuletzt Roelen, Schulwesen, S. 22ff. und S. 32ff. Hilpoltstein: Götz, Pfarrbuch, S. 127-128; zu Dresden Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 329-330. StadtA Wesel A3/1 f. 141r., A3/3 f. 1r., f. 17r., A3/6 f. 68v., f. 81r., A3/12 f. 43r. AEK Wesel Gefach 26,2, – Gefach 26,4, Gefach 33,1-33,3, Gefach 37,1-37,4, StA Wesel Roelen div. Datenbanken, Schulmeister: Roelen, Schulwesen, S. 40-42.

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

546

Amtszeit

Schulmeister an St. Willibrord in Wesel 173

1469-1474 1474-1478 1478-1481 1481-1482 1482-1486 1486-1504 1504-1505 1505-1508 1508-1510 1510-1516 1516-1518 1518-1520

Mag. Alexander Hegius Mag. Gerloch Kedken Mag. Evert Blancke Mag. med. Johann Bruyn Mag. Gerloch Kedken Mag. Michael Hoebing Mag. Antonius Mag. Johann Sickelen van Dorsten Mag. Nicolaus Krop van Kalkar Mag. Bernt van Wullen, Gerit Hoebing (Konrektoren) Mag. Hermann Buschius Mag. Johannes Peringius

Die Kontrolle lag beim Rat der Stadt, der sie in seltenen Fällen wie in Nürnberg an die Kirchenmeister delegierte, wobei aber stets dem Rat die letzte Entscheidung zufiel 174 . Wiederholt war der Rat mit dem Lehrer der Lateinschule unzufrieden und suchte nach einem neuen. Im Jahr 1498 beschloss man sogar die Kündigung des Schulmeisters 175 . Auch wenn den Unterlagen der Kirchenmeister und den Ratsprotokollen nur wenige Angaben über die Qualifikation der Schulmeister zu entnehmen sind, so hatten doch mehrere von ihnen studiert 176 . Die Mehrzahl der im 15. Jahrhundert beschäftigten Lehrer stammte aus der weiteren Umgebung Wesels, doch gehörten mehrere von ihnen teils Weseler Handwerkerfamilien, teils den politisch einflussreichen Geschlechtern der Stadt an. In manchen Städten übertrug der Rat die Bezahlung des Schulmeisters an die Kirchenfabrik. In Nürnberg wurde dem Schulmeister von St. Sebald auf Beschluss des Rates ein vierteljährlich zu zahlendes Gehalt zu Lasten der Kirchenfabrik zugestanden 177 . Ähnlich verfuhr man in Dresden, Bayreuth, Weissenburg und Wertheim, während der Schulmeister in Rothenburg ein Teil seines Lohns vom Komtur des Deutschen Ordens erhielt 178 . Auch wenn der Rat die Schulmeister bezahlte, so reichte dies nicht zum Lebensunterhalt aus, wie Joachim von Pflummern notierte: Man hat allweeg ein Lateinischen Schuolmeister gehabt, der (...) hat nit ain grose Besoldung gehabt 173 174 175 176 177 178

AEK Wesel Gefach 26,2, – Gefach 26,4, Gefach 33,1-33,3, Gefach 37,1-37,4, StA Wesel Roelen div. Datenbanken, Schulmeister: Roelen, Schulwesen, S. 40-42. StadtA Wesel A3/1 f. 101r., A3/6 f. 99v., zu diversen Vorfällen in der Nürnberger Poetenschule Bauch, Poetenschule, S. 30-48. StadtA Wesel A3/8 f. 39v., siehe hierzu Heidemann, Vorarbeiten 1859, S. 15. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 415, Liste der Weseler Schulmeister bei Heidemann, Vorarbeiten 1859, S. 9-17. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 38v. Dresden: StadtA Dresden A XV b 20 Brückenamtrechnung f. 8v., A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 21r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 19r., f. 20v., Nr. 73/1497 f. 49v., Nr. 73/1501 f. 18r., Nr. 73/1519 o.f.; Bayreuth: StadtA Bayreuth R1/1470 S. 11, auch R1/1491 o.f.; Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/18 o.f.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 4v.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R 364 f. 594v., ausführlich Weigel, Rothenburg, S. 84, Borchardt, Institutionen, S. 47; siehe auch Zahnd, Chordienst, S. 280-281.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

547

von aim Rath, hat das Schuolgelt gehabt vnd von ettlichen Ämter 179 . Der jährliche Lohn der Stadt bildete daher überall nur einen Teil des Gesamteinkommens der Schulmeister 180 . In sehr kleinen Städten wie Wunsiedel war der Schulmeister zugleich Stadtschreiber 181 . In allen Städten bezahlten die Kirchenmeister die Schulmeister dafür, dass sie in einer ganzen Reihe von Messen sangen wie in St. Willibrord in Wesel die Salve-Regina-Messe sowie in einigen Jahren Messen am Heilig-Kreuz-Tag und zu Ostern 182 . Außerdem wurde der Schulmeister für das Singen bei vielen Anniversarien bezahlt 183 . Dabei sang er nicht nur selbst, sondern leitete auch den Chor der Schüler. Die gleichen Aufgaben nahmen auch die Schulmeister anderer Orte wie beispielsweise Coburg und Nürnberg wahr, doch verbuchten die Kirchenmeister die Ausgaben mit unterschiedlicher Genauigkeit 184 . In Coburg las der Schulmeister an den Karfreitagen der Jahre 1481 und 1483, 1495 – 1498 sowie 1504 aus dem Psalter. Er sang außerdem regelmäßig in der Salve-Regina-Messe und wurde hierfür mit einem zusätzlichen Gehalt entschädigt 185 . Hinzu kamen hohe Feste wie Kirchweih 186 . Teilweise zog der Rat der Stadt die Schulmeister zu besonderen Aufgaben heran: Der Weseler Schulmeister reiste beispielsweise wiederholt als Bote nach Köln oder Xanten und wurde anschließend vom Rat der Stadt bezahlt 187 . Nicht immer aber würdigte die Stadt den Einsatz des Schulmeisters, wie ein Beschwerdebrief des Rothenburger Schulmeisters an den Rat der Stadt zeigt, in dem dieser 179

180

181 182

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185

186 187

Schilling, Zustände, S. 87, auch Angele, Altbiberach, S. 60; zur Bezahlung des Weseler Schulmeisters Roelen, Schulwesen, S. 28-30; allgemein zur Bedeutung und Einordnung des Gehalts in die städtische Wirtschaft Dirlmeier, Untersuchungen, S. 83ff. Zur Entlohnung des Schulmeisters in Wesel siehe Kraus, Entwicklung, S. 60-61; unvollständige Aufstellung der Einnahmen des Weseler Schulmeisters bei Heidemann, Vorarbeiten 1859, S. 7-8, siehe ähnlich zu Dresden Meltzer, Kreuzschule, S. 21-24, zu Wunsiedel Ponader, Lateinschule, S. 46; zu Rothenburg Bauer, Lateinschule, S. 32-33; zu Schlettstadt Gény, Stadtrechte, Nr. xciii S. 931-936. Ponader, Lateinschule, S. 45-46; er musste zusätzlich täglich die städtische Kirchturmuhr aufziehen, siehe Jäger, Wunsiedel I, S. 157 und S. 220. Salve-Regina-Messe: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 144, S. 150, S. 157, S. 168, S. 179, S. 198, S. 327, S. 340, S. 356, S. 371, S. 387, S. 403, S. 415, S. 429, S. 439, S. 452, S. 465, S. 476, S. 487, Gefach 37,3 S. 22, S. 54, S. 124, S. 155, S. 183, S. 232, S. 256, S. 304, S. 362, S. 440, S. 500, S. 557, S. 605, S. 623, Gefach 37,4 S. 94, S. 250, S. 384, S. 480, S. 559, S. 827, S. 891; Heilig-Kreuz-Tag: Gefach 37,4 S. 416, S. 612, S. 783; Ostern: Gefach 37,4 S. 611, S. 942. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 622, S. 670, S. 732, S. 840, S. 840, Gefach 37,4 S. 102, S. 385, S. 421, S. 481, S. 560, S. 903. Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 10r., R 11/1482 f. 8r.; Nürnberg: GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 15v., f. 24r.-40r., LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 85v., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 124v., f. 125v.-126r., f. 127r.134v., f. 137r.-139v., f. 141v.-147v., f. 149r.-151r., f. 153r.-173r., f. 174r.-182v.; zu Rothenburg siehe Schnizlein, Lateinschule, S. 29. StadtA Coburg R 11/1484 f. 7r., R 11/1485 f. 6v., R 11/1489 f. 7r., f. 9r., R 11/1493/94 f. 8r., R 11/1494/95 f. 10r., R 11/1497/98 f. 6v., R 11/1498/99 f. 9v., R 11/1500/01 f. 6v., R 11/1501/02 f. 5v., f. 7r., R 11/1502/03 f. 6v., f. 7v., R 11/1506/07 f. 5v. Coburg: StadtA Coburg R 11/1495/96 f. 6v., Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/16 Heft 1 f. 1v., f. 2r. B 128/18 o.f. Gorissen, Regesten I, S. 71, S. 138, Gorissen, Regesten II, S. 101.

548

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

sich darüber beklagt, dass er für die Organisation des Spiels keinen Lohn erhalten habe 188 . Alle Einnahmen zusammengerechnet, scheinen zumindest manche Lehrer recht gut gelebt zu haben. In Wesel konnte der Schulmeister Thomas Bulinc sogar genügend Geld ansparen, um ein Anniversarium zu stiften189 . Der Zeitaufwand, den die Schulmeister bei ihren zahlreichen Verpflichtungen in Kauf nehmen mussten, lässt sich den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister nicht entnehmen. In vielen Städten wie beispielsweise Dresden und Nürnberg bezahlte jedoch der Schulmeister einen Kantor, der das Gesang hat gelehr, sowie zwen Lokaten (Hilfslehrer), um sich auf seine eigenen Tätigkeiten konzentrieren zu können 190 . Ähnlich wie die Kirchenmeister delegierten auch die Schulmeister manche Aufgaben. In sehr großen Kirchen wie St. Stephan in Wien wurde der Kantor von der Stadt bezahlt, während anderswo, wenn der Schulmeister einen Kantor privat bezahlte, der Bürgermeister der Einstellung zustimmen musste191 . Schließlich meinten manche Kirchenmeister, dass die Schule streng kontrolliert werden müsste. So wurde in der Schulordnung von St. Sebald in Nürnberg festgelegt, dass ein aufseher (...) der ordnung in der schul darauf achten sollte, das solicher ordnung nach gangen werde unnd wo er ennichen vnfleyß oder mangel vermerckt 192 . Bei Problemen sollte zunächst der Schulmeister angesprochen werden, dann gegebenenfalls der Kirchenmeister 193 . Nach Ausweis der Kirchenrechnungen bezahlte jedoch keiner der übrigen Kirchenmeister eine derartige Aufsicht. Kirchendienerinnen Zu den regelmäßig in der Kirche Beschäftigten gehörten auch die Kirchendiener. Es waren in erster Linie Frauen, die mit dieser Tätigkeit betraut wurden194 . In St. Willibrord gab es im Verlauf des 15. und frühen 16. Jahrhunderts nacheinander sechs Kirchendienerinnen (Mette Winter, Grita Pelirer, Grita Maes, Mette (?), Neesken Bagert, Trinken Bagert). Sie verwart(en) die Kirche, so dass die Kirchenmeister ihnen eine Vielzahl an Aufgaben übertrugen 195 . Mette Winter wurde zwischen 1401 und 1406 immer wieder für das Waschen und Flicken der Para-

188 189

190

191 192 193 194 195

Schnizlein, Lateinschule, S. 29, auch ders., Spiele, S. 10. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 201, S. 222, S. 232, S. 238, S. 247, S. 262, S. 274, S. 285, S. 298, S. 312, S. 324, S. 336, S. 346, S. 356, S. 367, S. 377, S. 389, S. 402, S. 413, S. 425, Gefach 37,2 S. 9, S. 21, S. 32, S. 45, S. 57, S. 68, S. 77, S. 87, S. 97, S. 101, S. 110, S. 121, S. 130. Schilling, Zustände, S. 87-88, auch Angele, Altbiberach, S. 61, ausführlich zu Nürnberg Caesar, Schreyer, S. 92-93, Bauch, Poetenschule, S. 32ff.; so auch in Rothenburg: Bauer, Lateinschule, S. 30-31, Dresden: Butte, Geschichte, S. 101-102, siehe auch Zahnd, Chordienst, S. 283-285, Kintzinger, Consules, S. 204-205. Wien: Ebenbauer, Musik, S. 410-411, Perger, Stephan, S. 40; privat bezahlter Kantor: Meltzer, Kreuzschule, S. 29-31, Götz, Pfarrbuch, S. 131. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 80v., 184 f. 39r.-39v., StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 148v., hierzu kurz Caesar, Schreyer, S. 92. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 90r. Zur Einordnung in den sozialpolitischen Kontext Schubert, Erscheinungsformen, S. 694-695. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 360.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

549

mente bezahlt 196 . Grita Maes und nach ihr eine zweite Frau namens Mette dürften für die Kerzen und den Weihrauch sowie für die Ordnung in der Sakristei von St. Willibrord zuständig gewesen sein, da sie von den Kirchenmeistern immer wieder Geld für Holz und Wachsfackeln erhielten 197 . Zumindest Grita Maes war verwitwet und hatte bis zum Tod ihres Mannes im Jahr 1408 einen Hauszins an die Kirche gezahlt 198 . Das geerbte Haus hatte sie dann der Kirche übertragen und bezog im Gegenzug eine Rente 199 . Auch die von 1434 bis 1452 tätige Kirchendienerin Mette erhielt diese Leibrente von der Kirche 200 . Der Lohn, den Grita Pelirer von 1428 bis 1433 bezog, entsprach in ihrer Höhe den Leibrenten der übrigen Kirchendiener 201 . Weitere Details beispielsweise über das Alter oder die Herkunft der Kirchenbediensteten sind nicht bekannt. Mit Neesken Bagert übernahm 1458 erstmals eine Frau die Arbeit einer Kirchendienerin, bei der eine gewisse fachliche Qualifikation nachgewiesen werden kann. Ihre Aufgabe war, die altaren ind die heiligen to vertieren 202 . Sie war wahrscheinlich die Mutter von Derick Bagert, dem berühmten Maler und Bildschnitzer 203 . Details ihrer Tätigkeit lassen sich den Rechnungsbüchern nicht entnehmen, da sie pauschal pro Jahr bezahlt und das Geld unter den Renten verbucht wurde. Gelegentlich aber erstatteten die Kirchenmeister ihr weitere Ausgaben für Materialien, aus denen hervorgeht, dass sie in kleinem Umfang selbst Reparaturen vornahm 204 . Wahrscheinlich im Jahr 1499 übernahm ihre Tochter Trinken die Aufgaben 205 . Sie kümmerte sich in einzelnen Jahren auch um die Paramente und Messgewänder 206 . Es ist überaus wahrscheinlich, dass es auch in den anderen Pfarrkirchen Frauen gab, die dem Küster zur Hand gingen. In Freiburg war es die kerzerin, die die Kerzen in der Kirche anzündete, die auch das Weihrauchfass vorbereitete und die Altartücher auflegte 207 . In Biberach gab es die Röcherin (...), die hat alle Ding müessen thon, was zue der besüngnuss, Sibendt vnd Dreysigist, auch Jartögen ge196 197

198 199 200 201 202 203 204

205 206 207

AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, S. 20, S. 29, S. 37, S. 47, S. 48, S. 55.; zu Grita Pelirer: Gefach 37,1 S. 285, S. 297, S. 312, S. 324, S. 336, S. 346. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 211, S. 221, S. 237, S. 247, S. 261, S. 273, S. 278, S. 355, S. 360, S. 366, S. 376, S. 388, S. 401, S. 413, S. 424, Gefach 37,2 S. 8, S. 20, S. 31, S. 44, S. 45, S. 57, S. 67, S. 76, S. 86, S. 100. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 2, S. 15, S. 25, S. 33, S. 41, S. 50, S. 59, S. 66. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 79, S. 90, S. 97, S. 115, S. 121, S. 127, S. 138, S. 148, S. 158, S. 166, S. 176, S. 186, S. 194, S. 222, S. 231, S. 247, S. 261, S. 273. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 56, S. 63, S. 71, S. 355, S. 360, S. 366, S. 376, S. 388, S. 401, S. 413, S. 424, Gefach 37,2 S. 8, S. 20, S. 31, S. 44, S. 45, S. 57, S. 67, S. 76, S. 86, S. 100. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 285, S. 297, S. 312, S. 324, S. 336, S. 346. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 316. vgl. Arand, Schätze, S. 14. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 137, S. 144, S. 145, S. 150, S. 158, S. 168, S. 180, S. 197, S. 219, S. 243, S. 261, S. 284, S. 299, S. 316, S. 328, S. 465, S. 340, S. 357, S. 370, S. 387, S. 401, S. 414, S. 426, S. 439, S. 452, S. 476, S. 487, Gefach 37,3 S. 8, S. 22, S. 35, S. 56, S. 76, S. 99, S. 111, S. 152, S. 180, S. 208, S. 230, S. 254, S. 276. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 305, S. 317, S. 363, S. 441, S. 501, S. 512, S. 515, S. 558, S. 606, S. 671, S. 733, S. 842, zu Katharina Bagert siehe kurz Arand, Schätze, S. 14. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 317, S. 512. Butz, Jahrzeitbuch, S. 21-22; siehe auch Albert, Dienstanweisungen, S. 86.

550

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

hört hat, es seye den Weychkessel, das Rauchfass, den Wein vorahnhin tragen, mit der kherzlin vmb gohn vnd was den Ihr zue thond ist 208 . Ähnliche Ausgaben verbuchten die Nürnberger Kirchenmeister 209 . Wie in Wesel dürfte es sich bei vielen dieser Frauen um Witwen und Leibrentenempfängerinnen gehandelt haben, so dass ihre Tätigkeit von den Kirchenmeistern nicht direkt erwähnt wurde. Hinzu kommt, dass die Materialien von den Küstern gekauft und daher nicht in den Rechnungsbüchern verbucht wurden. Vereinzelt lassen sich wie auch in Wesel Ehefrauen von Künstlern wie beispielsweise in Nürnberg Agnes Dürer nachweisen, die in der Kirche halfen 210 . Wäscherinnen Zusätzlich zu den Kirchendienerinnen gab es in St. Willibrord während der ersten beiden Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts und dann zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Wäscherin, die jeweils werkbezogen bezahlt wurde211 . Auch die Kirchenmeister von St. Nikolaus beschäftigten eine Wäscherin212 . Über beide ist nichts bekannt. In der Oberen Pfarre in Bamberg wie in Windsheim baten die Kirchenmeister häufig die Frau des Küsters um die Reinigung der Kleidungsstücke, während die Kirchenmeister von St. Martin diesen Auftrag den meyden gaben 213 . Die tottengraberin von St. Martin flickte die Leichentücher 214 . Auch in Dresden und Nürnberg gab es eine Wäscherin für die Kirche 215 . Es dürfte mit der Buchführung der Kirchenmeister zu begründen sein, dass sie in einigen Jahren diese Ausgaben verbuchten, in der Mehrzahl der Jahre aber deren Lohn zu den übrigen Zahlungen an die Kirchendiener hinzuaddierten. Für neue Kleidungsstücke beauftragten die Kirchenmeister dagegen Fachleute wie eine Näherin in Siegen oder einen Schneider in Bamberg 216 . In St. Willibrord fertigte beispielsweise die Frau eines Kürschners einen Ihesus tabbert 217 . Wahrscheinlich wurden in den anderen Städten die Kirchendienerinnen mit der Aufgabe betraut, die Paramente zu waschen und zu pflegen 218 . 208 209 210 211 212 213 214 215

216 217 218

Schilling, Zustände, S. 174. Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 79v. Zur Mitarbeit von Agnes Dürer in der Werkstatt ihres Mannes Schleif, Agnes Frey Dürer, S. 48-51, Bennewitz, Sigenas Schwestern, S. 93. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 9, S. 20, S. 29, S. 63, S. 97, S. 116, S. 126, S. 148, S. 157, S. 184, S. 193, Gefach 37,3 S. 457, Gefach 37,3 S. 615, Gefach 37,4 S. 387, S. 516. Witte, Kunst, S. 64. Obere Pfarre: Schnapp, Stadtgemeinde S. 82-83; St. Martin: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 6v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 39 f. 189v., Habenicht, Leben, S. 8. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/4 f. 5r. Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1497 f. 45v., f. 52v.; Nürnberg: Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 8 Anm. 4, vgl. ders., Stiftungen Schreyer S. 186, siehe ausführlich Bennewitz, Sigenas Schwestern, S. 51. Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1498/99 f. 22r.; Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 6r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 102, S. 679, siehe Roelen, Topographie, S. 425. Die Auflistung der Löhne für das Waschen der verschiedenen Paramente in Rößel im Ermland Matern, Pfarrbuch, S. 13.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

551

Kerzenmacherinnen Eine weitere Tätigkeit, mit denen häufig Frauen betraut wurden, war das Herstellen von Kerzen. Die Kirchenmeister von St. Willibrord notierten in den meisten Jahren lediglich die Gesamtkosten für die Kerzen, hielten aber keine Details über die Kerzenmacherinnen fest 219 . Allerdings gab es verschiedene Frauen, die von den Kirchenmeistern unterschiedlich oft Aufträge erhielten: Von 1464 bis 1477 bezahlten sie Griet Telken, die Frau von Sweder Telken220 . In den folgenden Jahren bis 1485 übernahmen dann die beiden Töchter Beelken und Lijsbet Telken diese Aufgabe 221 . In den Jahren von 1486 bis 1499 hielten die Kirchenmeister keine Namen fest 222 . Wahrscheinlich wurden die Kerzen von Ailheyt Sweders gefertigt, einer weiteren Tochter Griet Telkens, die sich dann ab 1500 mit ihrer Schwester Lisbeth abwechselte 223 . Obwohl es eine Arbeit für Fachleute war, übernahmen nach 1505 teilweise die Küster die Fertigung, teilweise wurde auch die Tochter des Kirchenmeisters Derick van Galen für die Herstellung bezahlt 224 . Während des 15. Jahrhunderts erhielten die Kerzenmacherinnen ihren Lohn vor allem zu Ostern, doch ab 1497 wurde das Geld auf zwei bis drei Termine im Jahr verteilt 225 . Zumindest in Wesel scheinen einzelne Kerzenmacherinnen recht gut am Verkauf ihrer Produkte, die sicherlich nicht nur von den Kirchenmeistern gekauft wurden, verdient zu haben, da beispielsweise Lisbeth Telken an ihrem Lebensende im Jahr 1505 über genügend Geld verfügte, um ein Anniversarium stiften zu können 226 . Auch in anderen Städten beauftragten die Kirchenmeister Kerzenzieherinnen mit der Herstellung von Kerzen, doch notierten sie nur selten Details. In Bamberg und Nürnberg gab es eine lichtmacherin oder kerzenmacherin, die von Sebald Schreyer zu den Angestellten gerechnet wurde und zu Weihnachten eine halbe gebratene Gans und Wein erhielt 227 . In Coburg und Windsheim kauften die Kirchenmeister dagegen die benötigten Kerzen bei den bedschwestern, wahrscheinlich bei einem der Beginenkonvente 228 . In Rothenburg und Siegen bezahlten sie wiederholt den Küster für die Fertigung der Kerzen (von kertzen zu machen) 229 . 219 220 221 222 223 224 225 226 227

228 229

Vgl. zur Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 51. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 200, S. 219, S. 245, S. 261, S. 284, S. 316, S. 328, S. 341, S. 357, S. 372, S. 388, S. 404, S. 466. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 416, S. 429, S. 439, S. 451, S. 475, S. 487, Gefach 37,3 S. 8. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 20, S. 74, S. 98, S. 123, S. 111, S. 150, S. 153, S. 184, S. 206, S. 211, S. 229, S. 232, S. 255, S. 275, S. 278, S. 800. Ailheyt: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 179; Lisbeth: Gefach 37,3 S. 317, S. 382, S. 386, S. 453, S. 509, S. 513, S. 565. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 836. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 229, S. 232. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 608. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Küsterrechnung 1474/75 f. 8r.; Nürnberg: LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 6r., f. 18v., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 92r. Coburg: StadtA Coburg R 11/1502/03 f. 6r. siehe hierzu Talazko, Beitrag, S. 289 Anm. 21.; Windsheim: StadtA Windsheim G 37 f. 22r., G 38 f. 21r., f. 25r. Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 363 f. 202v., f. 319v.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1498/99 f. 21r.

552

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

Städtische Bedienstete Regelmäßig standen städtische Angestellte wie beispielsweise Schreiber und Büttel im Dienst der Kirchenmeister. Schreiber Von diesen kam den Schreibern die größte Bedeutung zu 230 . In Wesel arbeiteten mehrere Schreiber, nämlich der Stadtsekretär oder Stadtschreiber, der Gerichtsschreiber, der Weinschreiber, der Hopfenbierschreiber sowie der Schreiber der Mühlenwaage. Die Kirchenmeister nannten in ihren Rechnungen nur selten den Namen des von ihnen beauftragten Schreibers, doch scheinen sie mit der Ausfertigung der Rechnungsbücher in erster Linie den Gerichtsschreiber, manchmal auch den Stadtschreiber beauftragt zu haben 231 . Der von 1457 bis 1466 amtierende Kirchenmeister Heinrich ten Werd war zuvor selbst Gerichtsschreiber gewesen. Auch Tonis Weitmar van Aken hatte vor seiner Tätigkeit als Kirchenmeister über dreißig Jahre als Schreiber beim Gericht gearbeitet. Auch der Küster Goswin Stuyffuyt hatte bis 1494 mehrere Jahre lang diese Funktion wahrgenommen. Von 1494 bis 1504 folgte ihm möglicherweise sein Bruder oder sein Sohn Johann Stuyffuyt im Amt des Gerichtsschreibers, während gleichzeitig von 1495 bis 1516 ein Peter Stuyffuyt Küster von St. Willibrord war 232 . Johann Stuyffuyt wohnte unmittelbar bei St. Willibrord in einem huyss achter den kercktorm 233 . Die Betreuung der Kirche lag damit vorübergehend in den Händen der Familie Stuyffuyt. Während der von 1501 bis 1513 dauernden Amtszeit des Kirchenmeisters Jan van Meer genannt Trippemeker war dessen Bruder, Gerit van Meer genannt Trippemeker, Gerichtsschreiber. Er hatte die Tätigkeit 1486 übernommen und führte sie bis 1510. Mit ihm aber endete die lange Reihenfolge der Gerichtsschreiber im Dienst der Kirchenmeister. Die Kirchenrechnungen wurden nun von Derick uppen Dike geschrieben, einem unehelichen Sohn des ehemaligen Bürgermeisters der Stadt 234 . Zusätzlich zu den Rechnungsbüchern fertigten die Gerichts- und Stadtschreiber Urkunden, Verträge und Briefe aus 235 . Die Gerichtschreiber wurden außerdem gelegentlich für Urteilsurkunden bezahlt236 . Derick uppen Dike führte auch das Manual mit den Memorien 237 . Damit beschäftigten die Kirchenmeister die Schreiber lediglich bei Verwaltungsaufgaben. Die Bedeutung der Schreiber für die Administration der Weseler Kirchenfabriken wuchs jedoch im Verlauf des späten 15. Jahrhunderts immer weiter an, denn die Kirchenmeister gaben wiederholt Kopialbücher und Manuale in Auftrag 238 . 230 231 232 233 234 235

236 237 238

Zu den Stadtschreibern grundlegend Burger, Stadtschreiber. Eid der beiden Schreiber bei Bambauer, Urkunden, S. 82. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 262. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 420. StadtA Wesel Roelen Datenbank Personal. Rechnungsbücher: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 186, S. 321, S. 801, Gefach 37,4 S. 517, S. 792, S. 944, S. 976; Urkunden: Gefach 37,3 S. 237, S. 262; Verträge: Gefach 37,3 S. 781; Briefe: Gefach 37,3 S. 10, S. 449, Gefach 37,4 S. 126, S. 167, S. 610. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 394, S. 801. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 783. Vgl. oben Kapitel I.1.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

553

Ganz ähnlich lässt sich die Relevanz der Schreiber für die übrigen Städte beschreiben 239 . Auch dort führten sie in erster Linie Rechnungsbücher und fertigten Urkunden und Briefe aus 240 . In Dresden wie in vielen anderen Städten gaben die Kirchenmeister Inventare, Salbücher und Manuale in Auftrag241 . Zusätzliche Gelder erhielt der Schreiber beispielsweise in Siegen, wo er zusammen mit dem Kirchenmeister und dem Küster durch die Stadt ging und die Bede einsammelte 242 . In Dresden und in Rothenburg wurden die Schreiber in einzelnen Jahren für – im einzelnen nicht bekannte – Arbeiten an der Orgel bezahlt243 . Allerdings führten nur die wenigsten Kirchenmeister die Schreiber mit Namen auf, sondern verbuchten lediglich den Lohn der Schreiber, so dass kaum weitere Details genannt werden können 244 . Waren die meisten Schreiber nur nebenberuflich für die Kirchenmeister tätig, so gilt dies nicht für die fest angestellten Schreiber der Kirchenfabriken von Straßburg, Freiburg, Ulm und Wien 245 . In den genannten Städten standen sie den Kirchenmeistern näher als die Küster. Zusätzlich zu den Aufgaben, die sie mit den Schreibern der kleineren Städte gemein hatten, übernahmen sie weitergehende Aufgaben im Bereich der Administration. Sie fungierten als eine Art Geschäftsführer der Kirchenfabrik, da ihnen die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben übertragen war, wie der Eid der Wiener Schreiber zeigt: Des kirchschreiber zu sand Steffan aid. Ir wert swern, daz ir dem kirchmaister von unsern wegen gehorsam und gewêrtig seit, seinen und der kirchen in allen sachen nucz und frumen trachtet und irn schaden wendet nach allen eurem vermugen und daz ir pei der stainhutten mit steinkauffen, stainmeczengesellen, zimerleutgesellen, hantwerhern, tagwerhern, arbaittern und andern mit aufschreiben irs lons und in den andern der kirchen notdurft treulichen handeln und zuesehen wellet, auch 239 240

241 242 243 244 245

Zur Nebentätigkeit der Schreiber Burger, Stadtschreiber, S. 138ff. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1495 f. 10r.; PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 5v., Nr. 70.01/5 f. 6v., Nr. 70.01/7 f. 5r., Nr. 70.01/8 f. 6v., Nr. 70.01/21 f. 11r., StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 13r., Coburg: StadtA Coburg R 11/1494/95 f. 7v.-8r.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 23r., zu den Dresdener Stadtschreibern siehe Richter, Verwaltungsgeschichte I, S. 129-134; Hagenau: StadtA Hagenau GG 250/10 f. 4r., f. 7r.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1488/89 f. 20v., 1489/90 f. 19r., 1495/96 f. 22r., 1496/97 f. 22r., 1498/99 f. 24v., 1503/04 f. 24v., 1504/05 f. 23r., 1507/08 f. 23r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 79v., f. 82r.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3758 f. 4r., R 4424 f. 2r., R 4425 f. 2r., R f. 4429 1r.; allgemein zur Bedeutung und Einordnung des Gehalts in die städtische Wirtschaft Dirlmeier, Untersuchungen, S. 83ff. StadtA Dresden A XV b 35 f. 151v., A XV b 36 f. 87r., zu den Schreibern, die für Sebald Schreyer arbeiteten, siehe Caesar, Schreyer, S. 39. StadtA Siegen Kirchenrechnung 1515/16 f. 21v., 1516/17 f. 20v. Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 74/1519-1520 o.f.; Rothenburg: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 116r. In Wunsiedel war der Schulmeister zugleich Stadtschreiber und musste zusätzlich täglich die städtische Kirchturmuhr aufziehen, siehe Jäger, Wunsiedel I, S. 157. Zu Straßburg kurz Binding, Baubetrieb, S. 71-73, Schock-Werner, Münster, S. 32-33; zu Wien siehe die Nachweise bei Uhlirz, Rechnungen; Eid der Freiburger Schaffner gedruckt bei Albert, Dienstanweisungen, S. 84-85.

554

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

all und jeglich der kirchen zins, dinst, gult und geschaffts gut oder was eu zu der kirchen handen in der gemain oder in sunderhait vertraut, geben oder empholichen wurde, ainen kirchmaister anbringt und das alles mitsamt anderm innemen und ausgeben ordenlich und mit fleiss in ainer raittung aufschreiben und handeln wellet, alles getreulich und ungeverlich. 246 Büttel Die zweiten städtischen Bediensteten, die regelmäßig in Diensten der Kirchenmeister standen, waren die städtischen Büttel, im Allgemeinen statknecht oder, wie in Wesel, gerychtsbaede genannt 247 . Ihre Kompetenz war allerdings von Ort zu Ort verschieden, doch stellten sie in den meisten Städten Gerichtsladungen zu und nahmen eine Art polizeiliche Aufsichtsfunktion in der Stadt wahr 248 . So halfen sie beispielsweise am Kirchweihtag von St. Sebald in Nürnberg, dass die Prozession störungsfrei verlaufen konnte 249 . Im Wesentlichen bedienten sich die Kirchenmeister der Büttel beim Einziehen der Renten, wie dies der Weseler gerychtsbaede nachweisbar ab 1514 tat 250 . Bereits im 15. Jahrhundert konnten die Weseler Kirchenmeister auf die Hilfe des Stadtboten zurückgreifen251 . In ganz ähnlicher Weise aber trieben auch die Windsheimer und Wunsiedeler Büttel ausstehende Zahlungen ein 252 . In Siegen und Coburg halfen die Stadtknechte beim Umgang, doch erhielten sie in Coburg das Geld zu newen jardas se dem gotzhaws desto williger sein dy zins zu fordern 253 . In Siegen ging der Stadtknecht zusammen mit dem Kirchenmeister durch die Stadt und sammelte die Bede ein. In Wesel hatte der Gerichtsbüttel zusätzlich die Vollmacht, im Auftrag des Bürgermeisters Pfändungen durchführen zu können. Wegen der ansteigenden Anzahl an Rechtsstreitigkeiten bezahlten die Kirchenmeister ihm daher ab 1501 vur syn baidynge ind pendynge regelmäßig einen halben Malter Roggen 254 .

246 247 248 249

250 251 252 253

254

Zitat nach Uhlirz, Rechnungen, S. xiv; zum Eid der Schreiber des Freiburger Münsters kurz Boehmer, Eidbücher, S. 48-49. statknecht: StadtA Wunsiedel R 3737 f. 5r. und R 4428 f. 1r., gerychtsbaede: AEK Wesel 37,4 S. 421. StadtA Windsheim G 38 f. 197v., ausführlich zu den Bütteln in Dresden Richter, Verwaltungsgeschichte I, S. 135-136 und S. 138. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 5v., f. 15r.; zu den Nürnberger Stadtknechten siehe zuletzt Bendlage, Henselmeyer, Monopolisierung, S. 320-328, auch Bendlage, Polizeidiener, S. 89ff., älter Sander, Haushaltung, S. 483-484, siehe auch ebd., S. 210ff. und S. 645ff. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 421, S. 734, S. 792, S. 943. StadtA Wesel A1/345/47,7 S. 53 (frdl. Hinweis Dr. Roelen, StadtA Wesel). StadtA Windsheim G 38 f. 26v., R 3735 f. 5r., R 3740 f. 4r., R 3758 f. 4r., R 3764 f. 6r., R 3766 f. 4r., R 4428 f. 1r. Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1479/80 f. 48r., 1490/91 f. 21r., 1495/96 f. 20r., 1496/97 f. 17v., 1503/04 f. 23v., 1504/05 f. 21r., f. 22r., 1507/08 f. 22v., 1515/16 f. 21v., f. 22r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 6r., R 11/1485 f. 6r., R 11/1489 f. 10v., R 11/1491/92 f. 5v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 259, S. 348, S. 490, S. 546, S. 595, S. 659, S. 719, S. 821, Gefach 37,4 S. 75, S. 151, S. 187.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

555

Vereinzelt beauftragten die Kirchenmeister die Büttel auch mit einfacheren Tätigkeiten. So trugen die Koblenzer Stadtknechte beispielsweise Steine, während die Windsheimer Stadtknechte beim Osterspiel halfen255 . Kirchturmwächter Die Nachtwächter konnten nicht die ganze Stadt zugleich im Blick haben, und sie konnten auch nur mit Mühe vor auswärtigen Gefahren warnen. Aus diesem Grund verpflichteten die Städte einen oder zwei Turmwächter 256 . Während sie beispielsweise in Freiburg, Nürnberg und Wien immer Wache hielten, geschah dies in Wesel nur zu besonderen Anlässen, wenn beispielsweise der Rat von herannahenden feindlichen Truppen erfahren hatte 257 . Die Aufgabe der Wächter war es, die Stadt und das Umland zu beobachten, und dies ging am besten vom höchsten Gebäude der Stadt, also dem Kirchturm. In Wesel sorgte der Rat der Stadt auch für adäquate Bedingungen, unter denen die Turmwächter ihrer Arbeit nachkamen: Im Jahr 1448 ließ die Stadt auf dem neuen Kirchturm ein Häuschen errichten, in das sich die Wächter zurückziehen konnten 258 . Im Jahr 1477 erhielten die Turmwächter eine Lampe 259 . In Wesel wurden gelegentlich die Totengräber von St. Willibrord als Kirchturmwächter engagiert 260 . Auch wenn die Kirchturmwächter in erster Linie von den Kämmerern bezahlt wurden, so übernahmen in seltenen Fällen auch die Kirchenmeister die Kosten 261 . In Hagenau bezahlten die Kirchenmeister im Jahr 1495/1496 Turmwächter anlässlich des Besuchs Kaiser Maximilians262 . In Wesel verpflichteten die Kirchenmeister von St. Nikolaus für die Nacht des Antoniustages im Jahr 1516 einen Mann, der auf ihrem Turm Wache hielt 263 . Die beiden Turmwächter von St. Stephan in Wien nahmen auf Kosten der Kirchenfabrik an der Fronleichnamsprozession teil 264 . Turmwächter gab es in vielen Städten 265 . Da sie aber wie in Wesel von der Stadt besoldet wurden, hatten die Kirchenmeister nur wenig mit ihnen zu tun, ob255 256

257

258 259 260 261 262 263 264 265

Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 2 f. 10r.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 112r. Zu den Ausgaben der städtischen Kämmerer in Wesel für Wächter siehe Kraus, Entwicklung, S. 61-62, vgl. Ratsbeschluss von 1517 zur Einstellung eines Nachtwächters: StA Wesel A1/341,13 f. 50v.; zu Weissenburg Haberkorn, Weissenburg, S. 195-196. Freiburg: kurz Gerchow/Schadek, Stadt, S. 206; Wien: Perger, Stephan, S. 40, S. 46; Nürnberg: detailliert Sander, Haushaltung, S. 471ff.; Wesel: StadtA Wesel A7 1420 f. 24v. (Gorissen, Regesten III, S. 205); StadtA Wesel A7 1448 f. 419v. (Gorissen, Regesten IV, S. 303). AEK Wesel Gefach 33,2 S. 149. Gorissen, Regesten II, S. 109. Zu den von der Stadt Nürnberg bezahlten Summen siehe Sander, Haushaltung, S. 475-479; zu Wunsiedel Jäger, Wunsiedel I, S. 160-161 und S. 193. StadtA Hagenau GG 254/10 f. 10v. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 290. Ebenbauer, Musik, S. 413. Zu Siegen Elkar/Fouquet, Turm, S. 201, detailliert Bingener, Verwaltung, S. 398-405 und S. 415; zu Nürnberg Sander, Haushaltung, S. 471ff.; zu Hagenau vgl. StadtA Hagenau GG 254/10 f. 10v.

556

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

wohl sie ihnen einen Schlüssel zum Kirchturm geben mussten. Allerdings waren manche Kirchenmeister zu Vorsorgemaßnahmen zur Feuerbekämpfung verpflichtet 266 . Die beiden Kirchenmeister von St. Sebald und St. Lorenz mussten jeweils funftzehen liderein eimer für die Feuerbekämpfung bereithalten, die eine Art Reserve bildeten, wenn es einmal in der Stadt brannte und die in den Vierteln oder bei den Feuermeistern vorhandenen Eimer nicht ausreichten267 . Ähnliches galt für Köln und wurde vom Rat dort auch kontrolliert268 . In anderen Städten könnte es ähnlich gewesen sein, doch enthalten die Unterlagen der Kirchenmeister keine entsprechenden Hinweise. Auch über die Wächter in der Kirche lassen sich den Rechnungsbüchern nur wenige Angaben entnehmen 269 : Die Kirchenmeister von St. Willibrord ließen die Pfarrkirche wiederholt nachts bewachen, doch verzeichneten sie keine genauen Angaben über die Personen 270 . Das gleiche galt auch für die Wächter des Antoniusbildes in St. Nikolaus auf der Mathena in Wesel 271 . Wesentlich darüber hinaus ging Sebald Schreyer in Nürnberg, der mehrfach städtische Schützen für die Bewachung des Heiltums verpflichtete 272 . VII.1.2. Kleriker Die zahlenmäßig größte Personengruppe, die von den Kirchenmeistern Gelder empfingen, umfasste die Kleriker, deren Verantwortung und Tätigkeit hierarchisch strukturiert war. Am wichtigsten war der Pfarrer, dem je nach Größe der Kirche weitere Geistliche nachgeordnet waren. Sie wurden in den einzelnen Städten unterschiedlich tituliert und werden im Folgenden nach ihren Aufgaben differenziert betrachtet 273 . Pfarrer und ihre Stellvertreter Die Zusammenarbeit mit den Pfarrern war für die Kirchenmeister von großer Bedeutung. Dies ergab sich erstens aus deren Stellung als Seelsorger und obersten Geistlichen der Pfarrkirche. Auch wenn sich der Umfang und die Intensität, mit der sich die Kirchenmeister mit den Pfarrern beispielsweise über die Ordnung und das Geschehen in der Kirche abstimmten, nicht exakt ermessen lässt und vieles an die Küster delegiert wurde, so mussten Kirchenmeister und Pfarrer doch miteinander kooperieren. Zusätzlich zahlten die Kirchenmeister den Pfarrern eine Art Entschädigung für die Teilnahme an Stiftungsmessen 274 . In St. Willibrord in We266 267 268 269 270 271 272 273 274

Fouquet, Bauen, S. 400-414. Lexer, Baumeisterbuch, S. 140. Huiskes, Ratsmemoriale, S. 495. Vgl. oben Kapitel IV.7. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 11, S. 112, S. 745, Gefach 37,4 S. 612. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 674, Gefach 33,3 S. 200, S. 236, S. 240, S. 288, S. 377. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 14r., Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 44-45. Dinzelbacher, Handbuch, S. 354. Zum Einkommen von Pfarrern siehe Kurze, niedere Klerus, S. 290-295.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

557

sel waren dies Anniversarien sowie die langsam wachsende Anzahl von Heiligenund insbesondere Marienmessen 275 . Hinzu kamen einzelne Sakramentalien wie ab 1483 das wijwater (...) werpen 276 . Insgesamt stieg im Verlauf des 15. Jahrhunderts die Gesamtsumme, die die Pfarrer von St. Willibrord von den Kirchenmeistern erhielten 277 . Amtszeit

Pfarrer an St. Willibrord 278

1384-1399 1416 1420-1426 1430-1434 1436 1438-1439 † 1448-52 1452-68/9 1453/54 1468/9-1479 1480-1494? 1495?-1540 † 1495, 1497 1498 1507 1511 1520

Henrik van Berk Evert van Velmede Jacob van den Hage Evert van Werne Bartold van Luenen Unbekannt Evert van Werne Bernt van Galen; kam 1452 vom Studium aus Pavia. Vertreter: Bruder Herman van Holt Johan Steenhus Johan van Berchem gen. Rockhael Dr. Anton von Fürstenberg Vertreter: Bruder Herman Kluyt, Guardian Verteter: Derik Kluyt Vertreter: Vikar Theodor Pieckenbroick Vertreter: Herr Henrich Gerlach von Dortmund

Ähnliches galt auch für St. Nikolaus auf der Mathena. Dort war die Anzahl der Anniversarien deutlich geringer als in St. Willibrord. Dafür aber zogen die Geistlichen beträchtlichen Gewinn aus der besonderen Messe und der Prozession zugunsten des wundertätigen Bildes des Hl. Antonius, für die sie von den Kirchenmeistern entlohnt wurden 279 .

275 276 277 278 279

280

Amtszeit

Pfarrer an St. Nikolaus 280

1448-1449 1460-1470 1471 1472-1518 1520-1535

Engelbrecht van Swansbuell gen. Fenijn Rijckquin Vinck Elbert van den Bungard Bernt van Averhagen Prior Johan Drost

Vgl. oben Kapitel V.3. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 488, Gefach 37,3 S. 53. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 179, S. 339, S. 437, S. 449, Gefach 37,3 S. 7, S. 53, S. 557, S. 605, S. 670. AEK Wesel Gefach 26,2, – Gefach 26,4, Gefach 33,1-33,3, Gefach 37,1-37,4, StA Wesel Roelen div. Datenbanken, Schulmeister: Roelen, Schulwesen, S. 40-42. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 185, Gefach 33,2 S. 206, S. 239, S. 259, S. 272, S. 348, S. 372, S. 394, S. 415, S. 466, S. 573, S. 608, S. 642, S. 673, S. 703, Gefach 33,3 S. 13, S. 36, S. 59, S. 107, S. 133, S. 165, S. 167, S. 197, S. 200, S. 259, S. 290, S. 334, S. 425. AEK Wesel Gefach 26,2, – Gefach 26,4, Gefach 33,1-33,3, Gefach 37,1-37,4, StA Wesel Roelen div. Datenbanken, Schulmeister: Roelen, Schulwesen, S. 40-42.

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

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Amtszeit

Kapläne an St. Nikolaus

(1495)-1515

Bernhard Lauwen

In den meisten untersuchten Städten erhielten die Pfarrer ähnliche Summen von den Kirchenmeistern, wobei allerdings die Anzahl der Memorialmessen und damit auch die Höhe der Zahlungen durchaus schwankten. Zusätzlich erhielt der Dresdener Pfarrer jedes Jahr 2s aus den Einnahmen des Johannisstocks und wurde damit zugleich für seine Tätigkeit im Rahmen der Johannisprozession entlohnt281 . In ähnlicher Weise verzeichneten die Kirchenmeister von St. Martin in Bamberg, dass sie vier virtel weins dem pfarrer geschenckt hatten, als man umb den marckt get 282 . In Wertheim las der Pfarrer offensichtlich auch die Frühmesse, jedenfalls verzeichneten die Kirchenmeister 1481/1482 eine entsprechende Ausgabe 283 . Ausnahmen waren beispielsweise Siegen und Weissenburg, wo die Kirchenmeister keine Ausgaben für Stiftungsmessen verzeichneten. Viele Kirchenmeister nutzten die Tatsache, dass der Pfarrer im Rahmen des Hochamts jeden Sonntag einen Großteil der Gemeinde ansprach284 . Die Pfarrer gaben daher beispielsweise die Anniversarien der folgenden Woche und die zu gewinnenden Ablässe bekannt 285 . Auch in Dresden, Siegen, Koblenz und Coburg wurden Beschlüsse zur Erweiterung der Kirche, zur Beschaffung einer neuen Glocke oder zum Bau einer Orgel von der Kanzel verkündet 286 . Noch wichtiger war die Aufgabe des Pfarrers, Jahrtagsmessen anzukündigen oder gar eine Fürbitte in seine Predigt einzubeziehen, also vor die selen zu bitten die yr testament geben für die kirchen. Auch hierfür wurde er beispielsweise in Nürnberg oder Dresden bezahlt 287 . Doch nicht nur die Kirchenmeister, sondern auch der Rat der Stadt bezahlten den Pfarrer für Sondertätigkeiten wie die Verkündung wichtiger Mittei-

281

282 283 284 285 286

287

StadtA Dresden A XV b 20 Brückenamtrechnung f. 8v., A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 21r., f. 389v., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 19r., Nr. 73/1487 f. 23v., Nr. 73/1497 f. 49v., Nr. 73/1500 o.f., Nr. 73/1501 f. 18r., Nr. 73/1505 f. 40v., Nr. 73/1519 o.f., Nr. 74/1519-1520 o.f. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 5r. StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1481-1482 f. 4r. Zu Wesel siehe Oediger, Pfarrkirchen, S. 275, mit weiteren Belegen. Götz, Pfarrbuch, S. 30, Schilling, Zustände, S. 185, auch Angele, Altbiberach, S. 117. Dresden: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 338v., f. 369, StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1500 o.f., Nr. 73/1505 f. 43r.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1488/89 f. 18v.; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 3 f. 40r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 6v.; vgl. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/6 f. 5v. Nürnberg: GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 30r., f. 31r., LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 37v.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1500 o.f., Nr. 73/1507 o.f., Nr. 73/1508 o.f., Nr. 73/1509 f. 47v., Nr. 73/1514 f. 81v., Nr. 73/1515 f. 16r., Nr. 73/1518 o.f., Nr. 73/1519 o.f., Nr. 74/1519-1520 o.f.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

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lungen 288 . In Wesel wurde auf diese Weise der Ausbruch der Pest bekannt gegeben, wenn in der Stadt die Pest ausgebrochen war 289 . In vielen Städten beauftragten die Inhaber der Pfarrpfründe Stellvertreter zur Wahrnehmung ihrer Tätigkeit, die beispielsweise in Wesel als Kaplan, gardiaen oder selten Vikar, anderswo als Leutpriester apostrophiert wurden290 . In manchen großen Städten wurden Kapläne durch eigene Pfründen finanziert, denn sie nahmen dem Pfarrer einen Teil seiner umfangreichen Aufgaben ab, selbst wenn dieser vor Ort war. In St. Willibrord gab es spätestens seit dem 14. Jahrhundert einen Kaplan, dem die Kirchenmeister ab 1459 regelmäßig Geld für seine Teilnahme sowohl an den Anniversarien als auch an der Salve-Regina-Messe zahlten 291 . Anders erging es dem Kaplan von St. Nikolaus auf der Mathena, der kein Geld aus Anniversarstiftungen erhielt, den die Kirchenmeister allerdings für seine Teilnahme an der St. Antoniusmesse und an der anschließenden Prozession entschädigten. Die ihm auf diese Weise jährlich gezahlte Summe war nahezu doppelt so hoch wie der Betrag des Kaplans von St. Willibrord 292 . Auch in den meisten anderen Städten bekamen die Kapläne Geld von den Kirchenmeistern. In Koblenz war der Kaplan an der Salve-Regina-Messe beteiligt, und er erhielt in einzelnen Jahren zusätzliche Gelder für die Messe zu Fronfasten 293 . In St. Moriz in Coburg nahm der Kaplan auch an Memorialmessen teil, doch spezifizierten die Kirchenmeister seine Tätigkeiten nicht 294 . Die Tatsache, dass die Kirchenmeister wie beispielsweise in Bamberg Einzelzahlungen zu einem Buchungsvorgang zusammenfassten, erschwert die Analyse, wofür die Kap-

288

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291

292 293 294

Lexer, Baumeisterbuch, Einleitung, S. 13, Beispiele auch bei Greving, Pfarrbuch, S. 90 und S. 129-130, S. 132, S. 139-140, S. 144-146, S. 154, S. 158-159, S. 181, S. 183-184, vgl. Scheler, Inszenierte Wirklichkeit, S. 122-123; zusammenfassend Scheler, Patronage, S. 321-322. StadtA Wesel A3/13 f. 25r: Item dair die pestelencie in den huyss is ind die dair an gaen, dair sal eyn stoc wyss voir die doer hengen ind dairt in den huyse is, sollen myt eynen wytten stock gaen uit by eyn peen van eynen golden gulden. Men sal in der kerken laten ropen ind ock myt den predicanten spreken, dat sy dair merkeliken up den predickstoel aff spreken. (frdl. Hinweis Dr. Roelen, StadtA Wesel). Allgemein Feine, Rechtsgeschichte, S. 407-408; zu den Kaplänen in Nürnberg Boockmann, Bindungen, S. 376, Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 11; Leutpriester: ausführlich Arend, Bischof, S. 72ff. mit weiterführender Literatur. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 144, S. 150, S. 415, S. 473, S. 476, S. 488, S. 487, Gefach 37,3 S. 22, S. 33, S. 98, S. 156, S. 183, S. 209, S. 231, S. 255, S. 304, S. 362, S. 458, Gefach 37,4 S. 296, S. 300, S. 385,, S. 417, S. 481, S. 559, S. 827, S. 891; zu den Memorialmessen: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 145, S. 151, S. 157, S. 168, S. 179, S. 196, S. 218, S. 242, S. 259, S. 282, S. 298, S. 314, S. 339, S. 356, S. 369, S. 401, S. 413, S. 425, S. 449, S. 464, S. 486, Gefach 37,3 S. 7, S. 19, S. 33, S. 124, S. 156, S. 183, S. 209, S. 255, S. 304, S. 362, S. 440, S. 458, S. 500, S. 557, S. 605, S. 670, S. 732, Gefach 37,4 S. 296, S. 300, S. 385, S. 388, S. 421, S. 481, S. 559, S. 827, S. 891, S. 904-906, S. 928. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 635, Gefach 33,2 S. 573, Gefach 33,2 S. 642, S. 673, S. 703, Gefach 33,3 S. 13, S. 36, S. 59, S. 165, S. 197, S. 200, Witte, Kunst, S. 67. StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 1r., f. 1v., f. 5r., Heft 2 f. 10v., f. 13v., f. 29r., f. 38r., f. 45r., Heft 3 f. 4v., f. 8v., f. 12r., f. 40r., Heft 4 f. 2v. StadtA Coburg R 11/1481 f. 7r., f. 10r., R 11/1482 f. 8r., R 11/1490/91 f. 10v., R 11/1491/92 f. 6r., R 11/1496/97 f. 6v.

560

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

läne bezahlt wurden 295 . So kann auch nicht geklärt werden, warum die Höhe der an den Kaplan in Dresden geleisteten Zahlungen schwankte 296 . Insgesamt drückt sich die dem Pfarrer nachgeordnete Stellung der Kapläne finanziell in der Tatsache aus, dass die Pfarrer viele kleine Summen von den Kirchenmeistern erhielten, die den Kaplänen offenbar nicht zustanden297 . Vikare Bei der zweiten Klerikergruppe, die dem Pfarrer nachgeordnet war, handelte es sich um die Vikare an den Neben- oder Seitenaltären der Kirche. Im Gegensatz zum Pfarrer oder seinem Stellvertreter waren die Vikare nicht für die Seelsorge der Gemeinde zuständig, denn sie lasen die an ihrem Altar notwendigen Messen und nahmen an den Hauptmessen der Pfarrkirche teil 298 . Weder die Kirchenmeister noch die Küster hatten entscheidend mit ihrer Tätigkeit zu tun: Es hat auch einn jeglicher prüester sein aigen Khopffhäusslin gehabt, darinn sie Kelch, seine Messgwender, sein Messbuoch, seine Alltartüecher vnd dergleichen 299 . In Nürnberg lässt sich in einem Fall sogar die Verpflichtung des Altaristen nachweisen, an einzelnen Festtagen seinen Altar zu schmücken 300 . Die Anzahl der Vikare stieg in Wesel im Verlauf des 15. und 16. Jahrhunderts deutlich an, da immer mehr eigenständige Vikarien gestiftet oder Messstiftungen getätigt wurden 301 . Der Rat der Stadt unterstützte derartige Vorhaben mit Nachdruck 302 . Den Kirchenrechnungen lassen sich aber nur wenige Details entnehmen: Ab 1491 lässt sich ein am Heilig-Kreuz-Altar tätiger Vikar nachweisen, ab 1503 ein Vikar am St. Barbara-Altar 303 . Erst nach der Einrichtung der großen Memorien von beispielsweise Herman Wuest, Wilhelm Vincke und anderen wird erkennbar, dass in St. Willibrord knapp 20 Vikare tätig waren 304 . Vermutlich waren

295 296

297 298 299 300 301 302 303 304

PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1484/85 f. 9v., 1486/87 f. 10r., 1487/88 f. 8v., 1492/93 f. 7v., f. 8r., 1493/94 f. 8r., 1494/95 f. 8r., 1495 f. 7v., 1496/97 f. 6r. StadtA Dresden A XV b 20 Brückenamtrechnung f. 8v., A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 21r., f. 389v., A XV b 36 f. 154r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 19r., Nr. 73/1487 f. 23v., Nr. 73/1505 f. 40v., Nr. 73/1509 f. 47r., Nr. 73/1519 o.f., Nr. 74/1519-1520 o.f. Vgl. Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3730 f. 4r., R 3733 f. 4r., R 3740 f. 4r., R 3758 f. 4r., R 3767 f. 4r., R 4421 f. 2r., f. 3v., R 4426 f. 2r. Grundlegend Müller, Kaplaneistiftung, insb. S. 308-314, Katz, Altarpfründen, grundlegend S. 10ff., zum Chordienst ebd., S. 74ff., siehe auch Frölich, Rechtsform. Schilling, Zustände, S. 149, auch Angele, Altbiberach, S. 99; grundlegend Höger, Familienkapellen, S. 85ff., Grewolls, Kapellen, S. 79-80. Reicke, Stadtgemeinde, S. 79. Roelen, Spätmittelalter, S. 122. Gorissen, Regesten IV, S. 85, S. 87, S. 97, S. 106. Heilig-Kreuz-Altar: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 99, S. 125, S. 149; St. Barbara-Altar: Gefach 37,3 S. 497, S. 554, Gefach 37,4 S. 98, S. 296, S. 477, S. 481, S. 744. Memorialmesse Wuyst: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 390-391, S. 906; Memorialmesse Vincken: Gefach 37,4 S. 903; knapp 20 Vikare: genaue Auflistung bei Oediger, Pfarrkirchen, S. 305, AEK Wesel Gefach 37,4 S. 388, S. 389, S. 391-393, S. 904, S. 905.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

561

am Marienaltar ebenso wie am Sebastiansaltar je zwei Vikare tätig 305 . In St. Nikolaus auf der Mathena gab es dagegen nur drei Vikarien 306 . Finanziell differenzierten die Kirchenmeister nicht zwischen den verschiedenen Vikaren 307 . Sie kamen auch nicht für ihren Unterhalt auf308 . In einzelnen Jahren jedoch bezahlten sie den Vicarius to der vroemissen 309 . Dies beruhte auf einer Hausrente, die dem Vikar des Heilig-Kreuz-Altars regelmäßig ausgezahlt wurde 310 . Ab dem Jahr 1516 verzeichneten die Kirchenmeister Ausgaben für sechs Vikarien in der Altstadt von Wesel sowie drei Vikarien auf der Mathena, da die Kirche eine Erbrente hielt, aus der diese neun Vikarien zumindest teilweise bezahlt wurden 311 . Das Prinzip galt für die meisten Vikarien in der Stadt, deren Einkommen aus Renten bestanden, die in ihrer Mehrzahl beim Rat der Stadt hinterlegt waren. Die Mehrzahl der Vikarien war von Bruderschaften gestiftet worden, für deren Unterhalt Renten verkauft worden waren 312 . Über die wichtigsten Vikarien in der Stadt hielt der Rat das Patronatsrecht, so dass die Kirchenmeister nicht an der Besetzung der Stellen beteiligt waren313 . Der Rat musste sich folglich mit sämtlichen juristischen Problemen der Vikarien beschäftigen, wobei eine ganze Reihe von Familien das Besetzungsrecht für einzelne Vikarien hielt, so dass gelegentlich ein Kirchenmeister und ein Vikar aus derselben Familie stammten 314 . Vikare gab es in unterschiedlicher Zahl in allen hier untersuchten Pfarrkirchen 315 . In ganz ähnlicher Weise wie in Wesel verzeichneten auch andere Kirchenmeister wie beispielsweise in der Oberen Pfarre in Bamberg von 1492 bis 1495 Ausgaben für einen Altaristen am Heilig-Kreuz-Altar 316 . In den meisten 305 306 307 308 309

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AEK Wesel Gefach 37,4 S. 388, S. 904. Oediger, Pfarrkirchen, S. 306. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 417, S. 783, S. 898, S. 928. Eine Ausnahme bildet der Kaplan des Straßburger Frauenwerks, siehe Schock-Werner, Münster, S. 33-35. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 326, S. 339, S. 356, S. 369, S. 386, S. 401, S. 413, S. 425, S. 437, S. 449, S. 464, S. 473, S. 486, Gefach 37,3 S. 7, S. 19, S. 99, Gefach 37,4 S. 385, S. 482, S. 827, S. 892. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 164, S. 172, S. 252. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 560, S. 893. Zu Wesel siehe StadtA Wesel Roelen Datenbank Vikare. Nach StadtA Wesel Roelen Datenbank Vikare, hielt der Rat das Patronat der folgenden Vikarien: St. Willibrord: Vikarie auf dem Heilig-Kreuz-Altar, Vikarie auf dem Barbara-Altar vor dem Chor auf der Südseite (upper delen), beide Vikarien Unser Lieben Frau auf dem Anthonius-Altar, Vikarie auf dem Zehntausend-Märtyrer-Altar; St. Nikolaus: Vikarie auf dem Antonius-Altar beim Chor an der Nordseite, Vikarie auf dem Liebfrauen-Altar neben dem Chor, Vikarie auf dem Liebfrauen-Altar beim Chor, Vikarie auf dem Nikolaus-Altar; außerdem: Vikarie in der Kapelle vom Heilig-Geist-Hospital; Vikarie in der Kapelle der Franziskanessen (Derden Orden), Vikarie im Leprosenhaus. StadtA Wesel A3/2 f. 49v., A3/6 f. 61r., f. 70v., A3/11 f. 24v., f. 26v., A3/12 f. 29v., f. 41r., vgl. oben Kapitel II.2. St. Martin in Bamberg: Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 77; Obere Pfarre in Bamberg: Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 82; in St. Sebald in Nürnberg gab es wahrscheinlich 24 Vikarien, vgl. Guttenberg, Wendehorst, Bistum, S. 278-283; in Coburg gab es 16 Vikarien, vgl. Talazko, Morizkirche, S. 297. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1492/93 f. 7r., 1493/94 f. 7v., 1494/95 f. 8v., 1495 f. 7r.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

Städten aber notierten die Kirchenmeister bei der Verbuchung der Ausgaben für Anniversarien keine Details. In Nürnberg lässt sich auf der Grundlage des Handlungsbuches Sebald Schreyers feststellen, dass mehr als 50 Stifter die Teilnahme von Vikaren an ihren Anniversarien verfügt hatten 317 . In anderen Städten wie Lübeck und Ulm war die Anzahl der an der Pfarrkirche tätigen Vikare beträchtlich höher 318 . Dabei gab es zwei verschiedene Regelungen: In einem Fall legten die Stifter eine genaue Summe fest, die unter allen teilnehmenden Geistlichen aufgeteilt werden sollte. Im anderen Fall schrieben die Stifter vor, dass jeder Vikar eine bestimmte Summe bekommen sollte. Teilweise wurden auch Bedingungen für die Teilnahme an den Anniversarien festgelegt, indem Wert darauf gelegt wurde, dass nur die Vikare im Chorrock bezahlt wurden 319 . Priester Zusätzlich zu den bisher genannten Geistlichen, die von den Kirchenmeistern mit Rangbezeichnungen aufgeführt wurden, enthielten manche Rechnungsbücher auch Ausgaben für nicht näher bezeichnete priester 320 . Dies bezog sich zum einen auf Geistliche, die möglicherweise keine oder eine nur unzureichende Pfründe hatten und gelegentlich unterstützt wurden. In Weissenburg schenkten die Kirchenmeister beispielsweise einem armen Priester ein Messgewand, während in Siegen drei Priester Gürtel für ihre Alben bekamen 321 . Zum anderen verwendeten zumindest die Kirchenmeister von St. Willibrord den Begriff des priesters als Oberbegriff für Kleriker, bei denen es sich mehrheitlich um Altaristen oder Hilfsgeistliche gehandelt haben dürfte 322 . Dem Pfarrer assistierten ausweislich der Kirchenrechnungen während des ganzen 14. Jahrhunderts vermutlich bei den Messen an Feiertagen jeweils zwei priester, die dat Evangelium und dat Epistell an festtagen singen mussten 323 . Prediger Schließlich gab es in einer ganzen Reihe von Kirchen einen Prediger, der vom Rat berufen wurde und die Aufgabe hatte, mindestens einmal pro Woche eine umfas-

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GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 24r.-40r., LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 86r., StA Nürnberg, RSt Nürnberg, Rep. 60 B Ratsbücher 3 f. 112r., f. 125r., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 116r.-116v., f. 123v.-124v., f. 125v.-126v., f. 130v., f. 133r., f. 133v., f. 135r.-136v., f. 139r.-139v., f. 141v., f. 142r.-143r., f. 144r.-147r., f. 153r., f. 155r., f. 302v., f. 307v.-312r., f. 313r., f. 314r. Lübeck: Hirsch, Schaumann, Bruns, Kunstdenkmäler 2, S. 120ff., 344ff., 486ff.; zu Ulm: Tüchle, Münsteraltäre. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 31r., f. 34r. Vgl. Oediger, Pfarrkirchen, S. 276-277, zu Wesel siehe etwa AEK Wesel Gefach 37,1 S. 346, S. 356, S. 367. Weissenburg: StadtA Weissenburg B 128/11 o.f.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1498/99 f. 21r. Siehe zu den Hilfspriestern Lindner, Hilfspriester, S. 38ff., auch Heepe, Organisation, S. 951. Siehe oben Kapitel V.1., vgl. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 480, S. 559, S. 737, S. 905.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

563

sende Predigt zu halten324 . Viele Städte wie beispielsweise Wesel, Siegen, Wunsiedel oder Bayreuth verzichteten auf einen Prediger. Lediglich in Nürnberg wurde der Prediger auf Beschluss des Rates vom Kirchenmeister besoldet 325 . In Coburg bezahlten die Kirchenmeister den Prediger für einzelne Tätigkeiten wie beispielsweise die Verkündung des Laktizitätsdispens oder des zinß und wagst dem gotzhawß 326 . Auch den Beschluss, eine neue Glocke für die Kirche anzuschaffen, machte der Prediger der Gemeinde bekannt, wobei die Kirchenmeister notierten, dass er zusätzlich die lewt darzu vermant hatte 327 . Auch der Prediger in Dresden erhielt von den Kirchenmeistern der Kreuzkirche Geld dafür, dass er beispielsweise zu ostern den ablas vorkundigt[e] oder auch dass er über das Jahr hinweg (uff jor) den applaus mit vlyeyß (...) vorkundigt hatte 328 . Außerdem wurde er dafür bezahlt, Kranke zu überreden, ihr Testament zugunsten der Kirche abzufassen 329 . Zusätzlich zu solchen Aufgaben waren die Inhaber einer Prädikatur in Städten wie Nürnberg und Würzburg dazu verpflichtet, an bestimmten Stiftungsmessen teilzunehmen 330 . VII.1.3. Handwerker Die an der Kirche beschäftigten Handwerker lassen sich nach verschiedenen Kriterien untersuchen, nämlich nach Beschäftigungsart, Beschäftigungsdauer und Herkunft. Handwerker konnten für die Fertigung eines Gegenstandes, für den sie dann auch verantwortlich waren, ebenso wie für die Mitarbeit an einem Bauprojekt bezahlt werden. Zugleich war es möglich, dass die Kirchenmeister Handwerker dauerhaft oder nur vorübergehend beschäftigten. Fachleute konnten in der 324 325 326

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Zu den Prädikaturen siehe oben Kapitel V.1., siehe Schilling, Zustände, S. 149-150, auch Angele, Altbiberach, S. 99; siehe Mai, Predigtstiftungen, S. 13ff. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 3v., f. 12v., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 75v., f. 85v., f. 86v., f. 91v., 184 f. 37v. StadtA Coburg R 11/1481 f. 6r., R 11/1483 f. 7v., f. 8v., R 11/1486 f. 7r., R 11/1488 f. 9v., R 11/1490/91 f. 10v., R 11/1491/92 f. 6r., R 11/1492/93 f. 5r., R 11/1494/95 f. 9r., R 11/1495/96 f. 6r., f. 7v., R 11/1496/97 f. 6r., f. 7r., f. 7v., R 11/1497/98 f. 7r., R 11/1498/99 f. 5r., f. 9r., R 11/1499/1500 f. 7r., f. 8v., R 11/1500/01 f. 6r., R 11/1501/02 f. 5v., R 11/1503/04 f. 8r., R 11/1505/06 f. 6r., f. 6v., R 11/1506/07 f. 8r.; zinß und wagst dem gotzhawß: R 11/1496/97 f. 6r.; vgl. Heins, Kulturgeschichtliches, S. 54. StadtA Coburg R 11/1481 f. 6v., R 11/1486 f. 7r., R 11/1492/93 f. 5r., R 11/1495/96 f. 6r., R 11/1496/97 f. 6r., f. 7r., R 11/1498/99 f. 5r., R 11/1499/1500 f. 7r., R 11/1500/01 f. 6r., R 11/1501/02 f. 5v., R 11/1503/04 f. 8r., R 11/1505/06 f. 6r. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1505 f. 43r. Hiermit vergleichbar sind auch die Beschlüsse, die Kirche weiterzubauen oder eine neue Orgel samt Gehäuse anzuschaffen; StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 338v., f. 369r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1505 f. 43r. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 366r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1500 o.f., Nr. 73/1507 o.f., Nr. 73/1508 o.f., Nr. 73/1509 f. 47v., Nr. 73/1514 f. 81v., Nr. 73/1515 f. 16r., Nr. 73/1518 o.f., Nr. 73/1519 o.f., Nr. 74/1519-1520 o.f. Nürnberg: GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 30r., f. 31r., LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 37v.; Würzburg: StadtA Würzburg Ra 2024 f. 24r.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

Stadt wohnen oder von außerhalb geholt werden. Ein weiteres Kriterium war, ob an der Kirche gebaut wurde oder lediglich Reparaturarbeiten notwendig waren 331 . Baumeister Die Leitung von Bauarbeiten an der Kirche, mancherorts auch die Kontrolle des Gebäudes und sein Erhalt lagen in den Händen von Baumeistern, von denen viele ausgebildete Steinmetze waren 332 . Für St. Willibrord in Wesel waren während des 15. und frühen 16. Jahrhunderts verschiedene Baumeister verantwortlich. Bis 1406 dürfte der Bau der Kirche von Meister Conrad van Cavelens geleitet worden sein, der dann von Meister Gelis abgelöst wurde. Im Jahr 1425 erhielt Johann van Cavelens die Bauleitung übertragen, der möglicherweise ein Sohn des Meisters Conrad war. Ab 1468 war dann der Stat Muermeister Henrick Blankebyl für die Kirche verantwortlich, der auch Bauten in Xanten, Krefeld und Kalkar leitete333 . Ein erheblicher Teil der Bauarbeiten wurde jedoch von dem werckmeister oder werckhouwer Henrick Kersken geleitet, wahrscheinlich einem Steinmetzen 334 . Der Pfarrkirche der Weseler Altstadt stand somit nur in solchen Jahren ein Baumeister vor, in denen größere Bauarbeiten stattfanden. Wenn es wie im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts lediglich um den Erhalt der Kirche ging, wurde die Verantwortung dem städtischen Bau- bzw. Mauermeister übertragen. Zugleich gab es einen Stadtzimmermann, der in manchen Jahren die Türme beider Kirchen begutachtete, teilweise aber auch selbst Arbeiten an der Kirche durchführte335 . Baumeister waren überall gesuchte und gut bezahlte Fachleute336 . In den meisten Städten, und hierzu gehörte auch die vergleichsweise reiche Stadt Wesel, gab es keinen Baumeister, so dass sich Städte, wenn sie ihre Kirchen erweitern wollten, an die nächstgelegene Dombauhütte wandten337 . Der Rat der Stadt Wesel wandte sich 1498 an Johann von Langenberg als Baumeister des nahe gelegenen Stifts Xanten, der mehrfach in die rechtsrheinische Stadt kam, um den Fortgang der Bauarbeiten zu kontrollieren 338 . Er schickte seinen Sohn zur Durchführung

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333 334

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Grundlegend Fouquet, Bauen, S. 49ff., zu den Löhnen siehe Beissel, Bauführung II, S. 150ff. Vgl. Dietheuer, Originalbriefe, S. 170; zu den Baumeistern von St. Stephan in Wien Uhlirz, Rechnungen, S. xviii-xxiii; mit Schwerpunkt auf dem Hochmittelalter Schöller, Organisation, S. 181ff.; ausführlich Binding, Baubetrieb, S. 236ff. Zu ihm siehe Karrenbrock, Kreuzigungsgruppe, S. 75-76, Rotthoff, Organisation, S. 20, Beissel, Bauführung I, S. 168, S. 174 und S. 180, sowie II, S. 159-160. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 147, S. 153, S. 173, S. 251, S. 260, S. 248, S. 394, S. 407, S. 419, S. 428, S. 431, S. 438, S. 444, S. 451, S. 468, S. 480, Gefach 37,3 S. 2, S. 13, S. 44, S. 66, S. 88, S. 163, S. 195, S. 199; ähnlich Gefach 37,1 S. 37, S. 38. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 403, Gefach 33,3 S. 436. Vgl. Heimpel, Gewerbe, S. 297-298, zu Siegen Bingener, Bauwesen, S. 9, siehe auch Geldner, Roriczer, S. 62-64, zu Xanten Beissel, Bauführung I, S. 105-110, zum Lohn ebd. II, S. 149ff.; zahlreiche Beispiele aus dem 15. Jahrhundert bei Binding, Baubetrieb, S. 254ff. Zum festangestellten Baumeister des Straßburger Münsters kurz Schock-Werner, Münster, S. 35-37. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 381, S. 450, S. 509, S. 692, S. 793.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

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des Baues 339 . In anderen Städten verfuhr man nicht anders, und so richteten beispielsweise die Rothenburger Kirchenmeister die Bitte an den Nürnberger Rat, ihnen eins werckmeisters zu empfehlen 340 . In Coburg bat man 1493 auswärtige Steinmetze, den Kirchturm zu besichtigen 341 . Die Bayreuther Kirchenmeister mussten 1437/1438 viermal nach Bamberg reisen, bis sich der Steinmetz Meister Oswald bereit erklärte, den Wiederaufbau der abgebrannten Stadtpfarrkirche zu übernehmen 342 . Während also manche Baumeister wie in Wesel mehrere Baustellen zugleich leiten konnten, mussten die in Dresden für den Wiederaufbau der Kreuzkirche unter Vertrag genommenen Baumeister zusichern, ausschließlich an diesem einen Bauwerk tätig zu sein 343 . Einen etwas anderen Weg schlugen die Verantwortlichen in Wismar ein, die jeweils einen Werkmeister zur Leitung der Bauhütte unter Vertrag nahmen, während der städtische Baumeister eher als Architekt fungierte 344 . Steinmetzen Während des 15. Jahrhunderts wurde immer wieder an St. Willibrord gebaut, doch erst ab dem 16. Jahrhundert in großem Umfang, mit einer Unterbrechung von 1509 bis 1513. Die Kirchenmeister beschäftigten während der Bauphasen bis 1520 in erster Linie Steinmetze, Maurer, Zimmerleute und Dachdecker345 . Dabei erteilten sie ganz unterschiedliche Aufträge: Die Tiefbauarbeiten wurden von Tagelöhnern ausgeführt, über die keine weiteren Angaben bekannt sind 346 . Während die Maurer und Zimmerleute tageweise oder fortlaufend beschäftigt und bezahlt 339 340 341 342 343

344 345

346

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 624, S. 745, S. 782, S. 783, S. 790, S. 793; allgemein zur Niederrheinregion: Rotthoff, Organisation, S. 20-21. Rübsamen, Briefeingangregister, Nr. 6263, S. 376. Heins, Kulturgeschichtliches, S. 150. Sitzmann, Baugeschichte, S. 119; vgl. Engelbrecht, Anmerkungen, S. 208. Dresden: Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 3-4; ähnlich in Freiburg, siehe Albert, Dienstanweisungen, S. 86: Item zum ersten sol ein werkmaister kein andern b[a]u noch verding annemen, allein des b[a]us unser frouen warten; vgl. Binding, Baubetrieb, S. 238; nahe bei Wesel beaufsichtigte im 14. Jahrhundert der Meister Konrad die Baustellen in Xanten und in Kleve, siehe Beissel, Bauführung I, S. 118-119. In Wesel änderte der Rat m Jahr 1520 seine Meinung: StadtA Wesel A3/15 f. 58v.: (...) die rait rypelich geslaiten, dar meister Gerwyn deser kercke sunte Wilbrortz nae desen dach geyn knecht totter kercken werck annemen noch orleff geven en sall. Oick ensall die selve meister Gerwyn geyn ander werck, ydt sy van bynnen off bueten, nae desen dach annemen ind weirt zaicke, dat he sulx wes dede, sall he asdan syns dienst ontsat ind beroift wes ind die rait, die will nae desen dach die muerknecht ind ander arbeitzluyde der kercken vortmeer annemen, setten ind ontsetten tot guetduncken des raitz, soe duck ind vaick den rait dat geliefft (...). Ludwig, St. Georgen, S. 131-133, siehe auch Grewolls, Ludwig, Bauorganisation, S. 21-22. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 395-412, S. 455, S. 459-461, S. 463-472, S. 516, S. 517, S. 519530, S. 567, S. 570-575, S. 626-642, S. 685-701, S. 703, S. 751-771, S. 859, S. 860, Gefach 37,4 S. 320-327, S. 396-413, S. 490-508, S. 566-604, S. 663-680, S. 752-773, S. 834, S. 908927, S. 961-971; zu den am Straßburger Münster tätigen Steinmetzen Schock-Werner, Münster, S. 38-41, allgemein ausführlich Binding, Baubetrieb, S. 269-311. Ähnlich in Siegen: Elkar, Fouquet, Turm, S. 189-194; zur spätmittelalterlichen Handwerkermobilität: Bräuer, Handwerksgesellen, insb. S. 35-39; vgl. Schubert, Erscheinungsformen, S. 692-693.

566

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

wurden, erhielten die Steinmetze teilweise Stückaufträge, beispielsweise für einen Pfeiler, und zogen nach Fertigstellung der Arbeit zu einem anderen Arbeitsplatz 347 . Viele Steinmetze wie Johann Nebess, Derick van Xanten und Daniel Steinhouwer kamen nur während der ersten drei Jahre der Bauarbeiten nach Wesel und verließen die Stadt nach 23 bis 71 Tagen Arbeit wieder348 . Von ihnen kehrte lediglich Daniel Steinhouwer noch einmal 1502 auf die Baustelle zurück 349 . Wie die Kirchenmeister vorgingen, um die geeigneten Steinmetze für Aufträge zu gewinnen, lässt sich ihren Unterlagen nicht entnehmen 350 . Wahrscheinlich aber war beispielsweise Gerit van Wolffraide der Anführer einer Steinmetzgruppe aus Köln, die von 1498 bis 1500 in Wesel arbeitete 351 . Nur wenige Steinmetze wie beispielsweise Jan van Langen wurden während eines längeren Zeitraums wiederholt – teils für nur einen Tag, teils für ein oder zwei Wochen im Jahr – von den Kirchenmeistern beschäftigt 352 . Die Leitung der Steinmetze hatte Meister (pyllernmeister) Gerwin van Langenberg, der Sohn des Xantener Baumeisters Johann van Langenberg 353 . Bis zum Jahr 1507 wurde er bis zu elf Wochen im Jahr beschäftigt 354 . Zugleich bezahlten ihm die Kirchenmeister mehrfach Materialkosten und stellten ihm ein Haus zur Verfügung 355 . Außerdem überließen sie ihm die Auswahl der Steine. Für Reparaturarbeiten wurden nur selten Steinmetze in Wesel benötigt. Es gab nur vereinzelt Aufträge wie beispielsweise für die Erweiterung einer Tür, das Verlegen von Bodenplatten oder das Brechen eines Lochs für das neue Uhrwerk 356 . Die Kirchenmeister verbuchten daher nur Gesamtsummen und notierten nur selten 347

348 349 350

351

352

353 354 355 356

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 309, S. 323, S. 324, S. 326, S. 787-790, S. 792; ähnlich auch in Siegen, siehe Elkar, Fouquet, Turm, S. 178 und S. 182-184; allgemein Binding, Baubetrieb, S. 143-166 und S. 269-285, Reith, Lohn, S. 119-121; anders in Nürnberg, wo der Stadtbaumeister verpflichtet war, einheimische Handwerker und Tagelöhner zu bevorzugen und keinen fremden Gesellen länger als acht Tage zu beschäftigen: Lexer, Baumeisterbuch, S. 273. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 790-792. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 459. Die Kirchenmeister notierten in ihren Rechnungsbüchern höchstens die Namen der Baumeister, fügten jedoch keine weiteren Details hinzu. Es ist daher nicht möglich zu beurteilen, ob und inwieweit sich unter ihnen Geistliche befanden, wie dies Sprandel, Aufschwung, S. 2930, in einer Reihe von Fällen nachweisen kann. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 787, S. 799, weitere Mitglieder dieser Gruppe waren Johannes van Langen, Johannes Brabender ind Garwyn; siehe auch Henrick Diestelvinck, Steinmetz, Gefach 37,3 S. 791; vgl. Rotthoff, Organisation, S. 24, demzufolge die Anzahl der wandernden Steinmetze im 15. Jahrhundert eher gering war. Beschäftigung von 1500-1507: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 299, S. 309, S. 323, S. 329, S. 332, S. 333, S. 373, S. 375, S. 395, S. 403, S. 407, S. 412, S. 459, S. 472, S. 518, S. 522, S. 530, S. 570, S. 572, S. 611, S. 624, S. 629, S. 642, S. 685, S. 690, S. 760, S. 771. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 322; zu Johann von Langenberg Beissel, Bauführung I, S. 191ff. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 322, S. 333, S. 395, S. 403, S. 405, S. 410, S. 412, S. 459, S. 470, S. 472, S. 516, S. 530, S. 570, S. 575, S. 626, S. 642, S. 703, S. 751. Materialkosten: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 511, S. 514, S. 563, S. 800, S. 855; Haus: S. 420, S. 433. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 262, S. 283, S. 287, S. 415, siehe auch Gefach 37,1 S. 101, S. 117, S. 121, S. 156 zur Beschäftigung von Henneken Schaep beim Bau der Schule.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

567

Tages- oder Wochenlöhne 357 . Viele Steinmetze wie Derik Muschenhoefft oder Hannes op den Oever scheinen sich nur wenige Jahre in der Stadt aufgehalten zu haben 358 . Andere wie Alart Steenhouwer und Rutger Steenhouwer wurden nach mehreren Jahren der Unterbrechung wieder von den Kirchenmeistern eingestellt 359 . Nur wenige wie Daem Reyghervuerde arbeiteten fünf Jahre und länger für St. Willibrord 360 . Er gehörte möglicherweise zu einer Familie von Steinmetzen, die während des 15. Jahrhunderts immer wieder zu Maurer- und Steinmetzarbeiten herangezogen wurden 361 . Über ihre Herkunft und ihre soziale Stellung lassen sich den Unterlagen der Kirchenmeister keine Details entnehmen. Auch die übrigen Kirchenmeister engagierten nur bei Bedarf Steinmetze 362 . Anders war es in Dresden, wo dem Brückenamt und der Stadt zwei Steinbrüche gehörten, die von fest angestellten Steinbrechermeistern geleitet wurden363 . Dachdecker Arbeiten am Dach der Kirche übertrugen die Kirchenmeister von St. Willibrord verschiedenen Personen, von denen vermutlich viele zu einer Familie gehörten 364 . Dies war in erster Linie Godert Leyendecker, dem dann ab 1424 Jacob van Huls folgte 365 . Ab spätestens 1465 arbeitete vor allem Gerit Leyendecker für die Kirche, während zu Beginn des 16. Jahrhunderts wiederum ein Godert Leyendecker beauftragt wurde 366 . Im Zuge der Bauarbeiten an der Kirche wurden auch andere Dachdecker wie beispielsweise Derrick Kempkens (...) ind syn broider Wolter beschäftigt 367 . Obwohl es mit hoher Sicherheit mehrere Dachdecker in Wesel gab, 357 358

359 360 361 362

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Siehe beispielsweise 1446 Johan van Kampen für 21 Tage Arbeit am Gewölbe: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 69. Derik Muschenhoefft, Hannes op den Oever: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 101, S. 231, Gefach 37,2 S. 221; siehe auch Heydenrick Steenhouwer: Gefach 37,2 S. 388; Henrick Werckhouwer: Gefach 37,2 S. 428, S. 438, S. 451. Alart Steenhouwer: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 69, S. 474; Rutger Steenhouwer: Gefach 37,2 S. 427, S. 474. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 150, S. 181, S. 197, S. 221. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 90, S. 101; zu Willem Reyghervuerde: Gefach 37,2 S. 156, S. 221, S. 283, S. 287. Zu Bamberg siehe Sichler, Bauverwaltung, S. 192ff., der zu dem Ergebnis kommt, dass die Kirchenmeister der beiden Bamberger Pfarrkirchen nicht auf die beim städtischen Bauhof angestellten Steinmetze zurückgriffen; zu Nürnberg ausführlich Fleischmann, Bauhandwerk, S. 51ff. Richter, Verwaltungsgeschichte I, S. 142, und ders., Verwaltungsgeschichte II,2, S. 10-11; ähnlich in Straßburg: Schock-Werner, Münster, S. 42-43. Der Nachname vieler Arbeiter entspricht der Berufsbezeichnung, so dass nur bedingt auf eine Verwandtschaft zwischen den Dachdeckern geschlossen werden kann; vgl. Fleischmann, Arbeitsorganisation, S. 164-165, der ebenfalls zu dem Ergebnis kommt, dass Dachdecker häufig als Familienbetrieb organisiert waren; zu den Dachdeckern in Nürnberg ausführlich Fleischmann, Bauhandwerk, S. 70ff., allgemein Binding, Baubetrieb, S. 332ff. Godert Leyendecker: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 103, S. 126, S. 193, S. 201, S. 231, zu ihm Roelen, Topographie S. 330, S. 366; Jacob van Huls: Gefach 37,1 S. 237, S. 413, S. 424, Gefach 37,2 S. 9, S. 20, S. 31, S. 45, S. 67, S. 86, S. 100, S. 109, S. 121, S. 130. Gerit Leyendecker: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 221, S. 427, S. 487; Godert Leyendecker: Gefach 37,3 S. 382, S. 384, S. 391, S. 402, S. 528, S. 681, S. 684, S. 689, S. 747, S. 855. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 512, S. 567.

568

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

nutzten die Kirchenmeister nicht die Konkurrenz zwischen den Handwerkern aus. Sie übertrugen vielmehr jeweils einem bestimmten Handwerker die Zuständigkeit für das Kirchendach, der eine jährliche Pauschalsumme erhielt, die bei umfangreichen Reparaturarbeiten erhöht wurde 368 . In allen anderen Fällen wurden die Dachdecker nach der Anzahl der gearbeiteten Tage bezahlt 369 . Sie beschafften auch die benötigten Materialien wie Dachlatten, Nägel und Blei, doch während die Kirchenmeister diese separat verbuchten, geschah dies bei den benötigten Schieferplatten nur sehr selten 370 . Die häufig von den Dachdeckern mitgebrachten Knechte erhielten ihr Geld über den Dachdeckermeister 371 . Zumindest im Jahr 1502 brachte Meister Gerit auch seinen styeffsoen mit, der ebenfalls von den Kirchenmeistern bezahlt wurde 372 . Die engen Beziehungen der Kirchenmeister zu einzelnen Dachdeckern kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sehr genau auf die Kosten geachtet wurde: Als die Weseler Dachdecker 1489 zu viel Geld für das Decken des Kirchturms von St. Nikolaus forderten, beauftragte der Rat den Dachdecker des Herzogs von Jülich 373 . Zimmerleute, Schreiner und Tischler Vieles an mittelalterlichen Kirchen bestand aus Holz, so dass die Kirchenmeister von St. Willibrord immer wieder Zimmerleute der Stadt mit Arbeiten an der Kirche beauftragten374 . Dabei zogen sie wiederholt Mitglieder der Familie van Buek heran. Goswin van Buek wurde erstmals im Jahr 1411 für Arbeiten bezahlt 375 . Johan I. van Buek wurde dann ab 1428 beschäftigt. Er war zugleich von 1423 bis 1455 der Stadtzimmermann 376 . Vom Zimmermann Bernd van Buek bezog St. Willibrord im Jahr 1446 18 Sparren, und ab 1460 wurde noch einmal ein Johan II. van Buek angestellt 377 . In der Folgezeit wurde Johan van Bruyn als Stadtzimmermann von den Kirchenmeister immer wieder von den Kirchenmeisters mit Aufgaben betraut, und dasselbe galt bis 1483 für seinen Nachfolger im Amt Johan van Buek 378 . In den Jahren von 1484 bis 1507 amtierte Heinrich van

368 369 370

371 372 373 374 375 376 377 378

AEK Wesel Gefach 37,2 S. 9, S. 20, S. 31, S. 45, S. 67, S. 86, S. 100, S. 109, S. 121, S. 130, S. 137, S. 145. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 181, S. 211, S. 452, S. 569, S. 634, S. 637. Dachlatten: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 401, S. 412, Gefach 37,2 S. 44; Nägel: Gefach 37,1 S. 165, S. 194, S. 366, Gefach 37,3 S. 150, S. 451, S. 680, S. 682, S. 851; Blei: Gefach 37,2 S. 371, Gefach 37,3 S. 622; Schieferplatten: Gefach 37,1 S. 112, S. 231, Gefach 37,2 S. 136, S. 243. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 126, Gefach 37,3 S. 36, S. 97, S. 231, S. 276, S. 778. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 452. StadtA Wesel A3/4 f. 51r. Ausführlich zu den Nürnberger Zimmerleuten Fleischmann, Bauhandwerk, S. 67ff., allgemein Binding, Baubetrieb, S. 317ff. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 189, zu ihm Roelen, Topographie, S. 520. Roelen, Topographie, S. 374, S. 520, S. 521. Bernd van Buek: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 69; Johan II. van Buek: Gefach 37,2 S. 152, S. 157, S. 167, S. 244, S. 261, S. 283. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 152, S. 156, S. 157, S. 167, S. 244, S. 261, S. 283, S. 299, S. 328.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

569

Heghe als Stadtzimmermann, der jedoch nur dreimal von den Kirchenmeistern entlohnt wurde 379 . Zusätzlich zu den Stadtzimmermännern wurden gelegentlich auch weitere Zimmerleute von den Kirchenmeistern beschäftigt380 . Im Unterschied zu anderen Handwerkern wurden die Zimmerleute im Allgemeinen stückbezogen bezahlt. Zugleich lieferten sie das für die Kirche oder andere Gebäude benötigte Holz, das sie in der snitkule auf der Mathena zuschnitten 381 . Eine Ausnahme stellte der Bau der neuen Schule von St. Willibrord ebenso wie die Bauarbeiten zur Erweiterung der Kirche dar, da die Kirchenmeister bei diesen Vorhaben Zimmerleute tageweise bezahlten, die mehrheitlich aus Wesel stammten 382 . Außerdem gaben die Kirchenmeister bei Schreinern und Tischlern beispielsweise ein Rad, eine Kiste, ein Pult und anderes in Auftrag und verbuchten nur selten feste Ausgaben für Tagelohn 383 . Glaser Ähnlich wie bei den Dachdeckern beauftragten die Weseler Kirchenmeister auch immer wieder dieselben Glaser, so dass nur selten andere Handwerker zum Zuge kamen 384 . Die Glaser Johan van Meghen und Sweder Glasemeker erhielten bis in die sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts immer wieder Aufträge von den Kirchenmeistern 385 . Mehrfach wurden auch Arbeiten von Wilhelm van Gelre, seinem Sohn Johan und schließlich dessen Sohn Wilhelm übernommen 386 . Dieser war ab den sechziger Jahren ausschließlich für Arbeiten an den Fenstern zuständig 387 . 379 380

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387

AEK Wesel Gefach 37,3 S. S. 321, S. 324, S. 390. Zu den Zimmerleuten Rutger Klute: AEK Wesel Gefach 37,3 S. S. 150, S. 154, S. 157, S. 183, S. 256, S. 257; Hermann Mussener: Gefach 37,3 S. 124, S. 154; Lambrecht ten Dalle: Gefach 37,1 S. 52, S. 61, S. 75, S. 137; Herman van der Kappellen: Gefach 37,1 S. 102, S. 118, S. 137; Claus van Mensel: Gefach 37,1 S. 6, S. 19, S. 31, S. 35, S. 49, S. 52, S. 73, S. 85, S. 86, S. 165; Deric und Konrat ter Wyschen: Gefach 37,1 S. 102, S. 117; Johan van Aicken: Gefach 37,3 S. 796; zu den beim Bau des Straßburger Münsters beschäftigten Zimmerleuten Schock-Werner, Münster, S. 44-46. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 11, S. 20, S. 390. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 59, S. 184, S. 324, S. 330, S. 386, S. 402, S. 455, S. 632, S. 634, S. 761, S. 796, S. 854, S. 858-860. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 156, S. 299, S. 328, Gefach 37,3 S. 124, S. 154, S. 157, S. 183. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 151. Johan van Meghen: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 8, S. 20, S. 29, S. 48, S. 56, S. 63, S. 71, S. 79, S. 90, S. 97, S. 115, S. 127, S. 138, S. 149, S. 158, S. 166, S. 176, S. 186, S. 194, vgl. Roelen, Topographie, S. 284, S. 312, S. 340, S. 402, S. 408, S. 474, S. 481; Sweder Glasemeker: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 221, Gefach 37,2 S. 44, S. 56, S. 158, S. 159, S. 168, vgl. Roelen, Topographie S. 363, S. 450. Wilhelm van Gelre: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 118, S. 171, S. 172, S. 181, S. 182, S. 185, S. 197, S. 198, S. 221, S. 227, S. 269, S. 293, S. 327, S. 340, S. 349, S. 361, S. 371, S. 407, S. 419, S. 422, siehe auch Roelen, Topographie, S. 256, S. 285, S. 305, S. 330, S. 361, S. 407, S. 466; Johan: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 62, 413, 417, vgl. S. 49, S. 79, S. 134, S. 148, S. 156, S. 158, S. 172, siehe Roelen, Topographie, S. 361, S. 381, S. 466; Wilhelm: AEK Wesel Gefach 37,2 S. 415, S. 451. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 122, S. 299, S. 352, S. 456, S. 510, S. 514, S. 568, S. 616, S. 682, S. 849, siehe auch S. 245, S. 261, S. 316, S. 327, S. 465, S. 341, S. 357, S. 403, S. 415, S. 416, S. 428, S. 439, S. 451.

570

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

Ähnlich wie bei den Dachdeckern war immer ein bestimmter Glaser für die Instandhaltung der Kirchenfenster zuständig, und im Jahr 1356 war der Rat sogar bereit gewesen, einem Glaser als Gegenleistung für seine Mühe die Befreiung von allen städtischen Lasten zuzusagen 388 . Derartige Vergünstigung gab es dann im 15. Jahrhundert nicht mehr 389 . Die Glaser mussten die Fähigkeit beherrschen, Glas herzustellen und Fenster einzusetzen, was zugleich hieß, dass sie auch für die Fensterrahmen und die Bleiverbindungen zuständig waren390 . In erster Linie reparierten sie die Fenster der Kirche, wobei die Kirchenmeister zusätzliche Materialien erstatteten 391 . Der Lohn der Glaser wurde nach Tagen berechnet; nur selten arbeiteten sie mehr als fünf Tage im Jahr für die Kirche 392 . In wenigen Fällen verbuchten die Kirchenmeister außerdem Ausgaben für ihre Kost 393 . Die Glaser verfügten über Gesellen und Knechte, die aber nur selten von den Kirchenmeistern bezahlt wurden 394 . Im Unterschied zu Arbeiten an den Kirchenfenstern differenzierten die Kirchenmeister bei Arbeiten der Glaser an den Monstranzen, Orgeln und Altären nicht zwischen Material- und Arbeitslohn, sondern verbuchten Komplettbeträge 395 . Orgelmeister Orgelmeister waren gesuchte Fachleute, die eigene Schulen bildeten und für ihre Arbeit und besonders für den Bau einer Orgel viel Geld verlangten 396 . Sie zu finden war nicht einfach, wie man in Dresden nach vergeblicher Suche merkte397 . Die Rothenburger Kirchenmeister ließen sogar einen Orgelmeister aus Ingolstadt kommen 398 . In Wesel hatten die Kirchenmeister das Glück, dass sich der Orgelmeister Johann Kamen nach intensiven Bemühungen des Rates 1488 in der Stadt niederließ 399 . Er reparierte die Orgeln von St. Willibrord und war auch für den Neubau der kleinen Orgel sowie das Versetzen im Zuge des Neubaus von Chor und Sakristei verantwortlich 400 . Über seine Bezahlung gab es Streit, wobei sich 388 389 390 391

392 393 394 395 396 397 398 399 400

StadtA Wesel A1/38,4 f. 43v., auch Nachlass Foltz Bd. 4 Nr. 28a; ähnlich 1394 in Coburg, siehe Andrian-Werburg, Stadtbuch, Nr. 1876 S. 334-335, vgl. ebd., Nr. 1882 S. 335. Vgl. Roelen, Topographie, Anhang. Fensterrahmen: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 122; Bleiverbindungen: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 126, S. 156, S. 175, Gefach 37,2 S. 68, S. 181. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 9, S. 56, S. 67, S. 198, S. 371, S. 403, Gefach 37,3 S. 21, S. 36, S. 111, S. 257, S. 510, S. 616, S. 682; Erstattung zusätzlicher Materialien: Gefach 37,2 S. 477. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 428, S. 439. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 428, S. 439, S. 487. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 428, S. 439, S. 487, Gefach 37,3 S. 122, vgl. Reith, Lohn, S. 9495. Monstranzen: AEK Wesel Gefach 37,2. S. 415, Gefach 37,3 S. 568; Orgeln: Gefach 37,3 S. 150; Altäre: Gefach 37,2 S. 415, Gefach 37,3 S. 22. StadtA Bayreuth R1/1483 o.f., StadtA Dresden A XV b 35 f. 68v., f. 70r., StadtA Hagenau GG 254/5 f. 14v., GG 254/22 f. 25v., StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 124r. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1497 f. 52v. Wachowski, Geschichte, S. 56. StadtA Wesel A3/3 f. 4r., f. 4.v., f. 9v., f. 18r., f. 24v., f. 29r., f. 30v., A3/5 f. 38r., A3/6 f. 125r., vgl. Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 7r. StadtA Wesel A3/5 f. 38v., A3/6 f. 9v., f. 22v., f. 125r.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

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am Ende beide Seiten auf die Umwandlung der ausstehenden Summe in eine lebenslange Rente einigten 401 . Nach seinem Tod arbeiteten Bernd van Emrich und Hans von Kalkar sowie Johann Lubbyck von Koysfeldt als Orgelmeister in St. Willibrord 402 . Gab es wie in Wesel mehrere Orgeln, waren manche Orgelmeister über mehrere Jahre hinweg in der Stadt beschäftigt. Sie lebten jedoch vielfach nicht dauerhaft dort, sondern reisten für einzelne Arbeiten an und brachten ihre eigenen Knechte mit 403 . Der Rat schloss mit manchen von ihnen regelrechte Verträge ab 404 . Manche Orgelmeister erbaten nach ihrer Arbeit ein Empfehlungsschreiben 405 . Glockengießer Auch die Glockengießer waren begehrte Fachleute, die meistens in größeren Orten lebten und die geradezu gebeten werden mussten, in kleineren Städten einen Auftrag anzunehmen 406 . Es hing wesentlich mit der Fähigkeit der Glockengießer zusammen, aus ähnlichem Material auch Büchsen und Kanonen herstellen zu können, dass sich eine Stadt die Dienste eines Glockengießers zu sichern versuchte, wie dies auch in Wesel Ende der neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts der Fall war 407 . Indes konnten nur wenige Städte auf einen Glockengießer in ihren eigenen Mauern zurückgreifen. In Dresden betraute man 1504 einen meyster fabian glockschmidt von bresslaw 408 . Auswärtige Glockengießer wurden auch beispielsweise 1427 in Rostock und 1507 in Koblenz gewählt 409 . In Franken war Nürnberg das Zentrum der Glockengießer, so dass neue Glocken beispielsweise 1488 nach Wunsiedel sowie 1508 nach Bamberg gebracht wurden410 . Die Verhandlungen mit den Glockengießern allein über die Lohnhöhe und über die Arbeitsbedingungen konnten sich – wie im Fall von St. Nikolaus auf der Mathena – über Jahre hinziehen 411 . Ihre Bezahlung war von Stadt zu Stadt verschieden, denn während 401 402 403 404 405 406

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StadtA Wesel A3/6 f. 11r., f. 22v., f. 47r., f. 65v., f. 66r., f. 125r., f. 130r., siehe auch A3/8 f. 28v., vgl. A3/8 f. 17r. Kirch, Orgeln, S. 5. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 299, S. 337, S. 382, StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 124r., StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 1 f. 1v., vgl. Reith, Lohn, S. 94-95. StadtA Wesel A3/1522, f. 44r. Nördlingen: Rott, Quellen und Forschungen, Alt- Schwaben, S. 271. Vgl. Heimpel, Gewerbe, S. 154-155, neuer und ausführlich Poettgen, Spätgotik, S. 8-10, zu den Glockengießern im Rheinland ebd., S. 15ff., zu Xanten Beissel, Bauführung I, S. 115117; zu den in Rothenburg ansässigen Glockengießern Schnurrer, Glockengießerei, S. 45-48, ergänzt durch ders., Glockengeschichte, S. 77-79; zu den Mühen des Weseler Rats AEK Wesel Gefach 33,1 S. 49, StadtA Wesel A3/10 f. 14r., A3/11 f. 37v. StadtA Wesel A7 1496 f. 131r., (Witte, Kunst, S. 61), 1498 f. 289v., (Witte, Kunst, S. 61), 1502 f. 145v., auch A1/219/5 S. 146, siehe auch StadtA Wesel A 3/8 f. 19r. und 28v. StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1504 f. 17v., Nr. 73/1505 f. 42v. Rostock: StadtA Rostock 1.1.18.2.4; Koblenz: StadtA Koblenz 623 Nr. 1400 Heft 5 f. 31r., f. 34v. Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3740 f. 4v., R 4421 f. 3r., R 4423 f. 2v.; Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 6v.; ähnlich in Bayreuth 1477 und 1511: Sitzmann, Baugeschichte, S. 127-129. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 443, StadtA Wesel A3/5 f. 69v., A3/8 f. 17r., f. 28v., A3/11 f. 49v.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

in Wesel die Stadt die Kosten übernahm, mussten beispielsweise in Ellwangen und Bamberg die Kirchenmeister die benötigten Gelder aufbringen 412 . Möglicherweise waren die Glockengießer auch nach dem Glockenguss noch für ihr Werk zuständig, denn die Kirchenmeister von St. Nikolaus in Wesel schickten drei Jahre nach dem Guss der neuen Glocke einen Boten zum Glockengießer nach Kleve 413 . Goldschmiede Goldschmiede gab es in allen größeren Städten, so dass die Kirchenmeister Reparaturen an liturgischen Gegenständen bei örtlichen Goldschmieden in Auftrag gaben, wobei sie sich immer wieder an dieselben Meister wandten 414 . Anders war es bei Neuanfertigungen besonders kostbarer und kunstvoller Kirchengeräte wie Monstranzen. Auf der Grundlage ihrer Vorstellungen schickten beispielsweise die Kirchenmeister des Freiburger Münsters einen Goldschmied nach Colmar, damit dieser die dortige Monstranz besichtigte 415 . Manche Gegenstände wie die neue Monstranz von St. Nikolaus in Wesel ließen die Kirchenmeister in benachbarten Großstädten fertigen, selbst wenn es einen eingesessenen Goldschmied gab 416 . Besonders schwierig war dies für Kirchenfabriken kleinerer Städte wie Ellwangen, in denen kein Goldschmied ansässig war 417 . Wahrscheinlich war die Reputation der überregional bekannten Künstler ausschlaggebend418 . Im Allgemeinen reichten die Goldschmiede zunächst eine Skizze ein, bevor die Kirchenmeister dann den endgültigen Auftrag erteilten 419 . Der Bocholter Goldschmied Israhel von Meckenem erhielt dann sogar 200 Mark als Vorschuss, damit er das benötigte Silber kaufen konnte 420 . Die eigentliche Bezahlung für den Meister und seine Knechte erfolgte jedoch erst nach der Ablieferung des Werks 421 . Schließlich war es durchaus im Interesse eines Goldschmieds wie Thomas Rockenbach in Bam-

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Wesel: StadtA Wesel A7 1436 f. 38r. (Gorissen, Regesten IV, S. 161), 1437 f. 55v. (Gorissen, Regesten IV, S. 162), 1437 f. 68r., 1438 f. 100r. (Gorissen, Regesten IV, S. 179), 1496 f. 131r. (Witte, Kunst, S. 61), 1498 f. 289v. (Witte, Kunst, S. 61), 1498 f. 290r. (Witte, Kunst, S. 61), 1500 f. 516v. (Witte, Kunst, S. 62), 1502 f. 145v.; Ellwangen: StA Ludwigsburg B 384/10664 f. 9r.; Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/8 f. 6v. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 49. StadtA Coburg R 11/1492/93 f. 7r., R 11/1506/07 f. 8v., zu Dresden siehe Holtzhausen, Prachtgefäße, S. xv-xviii, Zusammenstellung der Einträge in den Rechnungsbüchern der Rothenburger Kirchenfabriken bei Schnurrer, Goldschmiedehandwerk, S. 45ff., S. 58, vgl. ebd., S. 63ff. Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I S. 154; allgemein Fritz, Goldschmiedekunst, S. 122 und S. 125-126. Israhel von Meckenem, insb. S. 13 und 20, Fritz, Goldschmiedekunst, S. 113; zu den Weseler Goldschmieden Scheffler, Goldschmiede II, S. 1006-1039, insb. S. 1011-1015. StA Lugwigsburg B 384/10664 f. 8r. Baumgärtel-Fleischmann, Holper, S. 24. Ausführlich Weber, Aufrisse. Israhel von Meckenem, S. 13, vgl. Scheffler, Goldschmiede I, S. 80-82, Witte, Kunst I, S. 79, zuletzt zu ihm Schmid, Austausch, S. 152-160; ähnlich in Ulm Syrlin: Deutsch, Hochaltar, S. 245-246. Witte, Kunst S. 76, S. 78.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

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berg, das Amt des Kirchenmeisters der Oberen Pfarrkirche zu übernehmen, da er das neue für die Kirche bestimmte Altarkreuz selbst herstellen konnte 422 . Maler und Holzschnitzer Maler und Holzschnitzer wurden von allen Kirchenmeistern stückbezogen bezahlt. Sollte beispielsweise ein neuer Altar gefertigt werden, hatten die Kirchenmeister zwei Möglichkeiten zur Umsetzung: Zum einen konnte der Auftrag einem Meister erteilt werden, in dessen Werkstatt alle Arbeiten erledigt wurden, der aber auch einzelne Arbeiten an Subunternehmer vergeben konnte. Zum anderen konnten die Kirchenmeister den Auftrag in einzelne Arbeitsabläufe aufteilen und einzelne Fachleute beauftragen, so dass der Altar in mehreren Phasen entstand. In der Praxis lassen sich die Vorgehensweisen der Kirchenmeister nicht immer eindeutig voneinander trennen, da diese in ihren Rechnungen keine Details zu den Verträgen festhielten 423 . In Wesel gab es eine Reihe von überregional bekannten Malern wie Derick Bagert und seinen Sohn Jan, die immer wieder für Ausbesserungen sowie für Neuanfertigungen herangezogen wurden 424 . Sollte eine Heiligenfigur gefertigt werden, so musste beispielsweise der Kirchenmeister Hermann Saelen bei Tilman Beldensnitzer in Köln ein Altarretabel in Auftrag geben, weil der als Bildschnitzer arbeitende Weseler Heinrich Berndt sich auf die Fabrikation von Gestühl spezialisiert hatte 425 . Ähnlich gingen auch andere Kirchenmeister wie beispielsweise in Bamberg vor, die teilweise einheimische Maler beauftragten, teilweise aber auch auswärtige Künstler verpflichteten 426 . Die Kirchenmeister von St. Nikolaus in Wesel ließen den Maler Heinrich Bernts zusammen mit einem Kunstschmied nach Münster reisen 427 . Nach welchen Kriterien die Kirchenmeister die Künstler auswählten ist unbekannt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wandte man sich an die nächstgelegene Werkstatt, so dass in vielen Städten immer wieder dieselben Künstler beauftragt wurden 428 . Maler, die wie Ulrich Widmann in Bamberg in der unmittelbaren Nähe einer großen Kirche lebten, profitierten somit von den Verschönerungs- und Res-

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Baumgärtel-Fleischmann, Rockenbach, S. 192 und S. 216-221. Zu diesem Problem ausführlich Habenicht, Holzsichtig, S. 74ff. Zu Bagert siehe ausführlich Arand, Schätze, S. 14-18, zu seinem Sohn ebd., S. 18-24, jeweils mit weiterer Literatur, siehe auch Sprung, Bagert, S. 12ff., Tschira van Oyen, Bagert, insb. S. 9-15; vgl. Roth, Kalvarienberge, S. 99-100. Kempkens, Hochaltarretabel, S. 128, kurz Prieur, Leiden, S. 26, siehe auch Meurer, Chorgestühl, S. 37ff. und S. 92-93; zu der Bedeutung Kölns als Produktionsstätte von Ausstattungsgegenständen für Kirchen zuletzt Schmid, Austausch, S. 146ff. und S. 165. Zu Coburg und Bamberg siehe Baumgärtel-Fleischmann, Bamberger Plastik, S. 79-80, S. 106 und S. 201-203, siehe auch Bonsels, Katzheimer, S. 20-24. AEK Wesel Gefach 33,3 S. 202, siehe Witte, Kunst, S. 72-73. Heins, Kulturgeschichtliches, S. 154-155; Baumgärtel-Fleischmann, Bamberger Plastik, S. 79-80.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

taurationsaufträgen 429 . Konnte eine Aufgabe nicht von lokalen Kräften ausgeführt werden, dann wurde ein Auftrag an auswärtige Fachleute vergeben 430 . Wollten die Kirchenmeister keine Künstler mit einem langfristigen Projekt beauftragen, war der Kauf fertiger Objekte am einfachsten. So erwarb beispielsweise der Coburger Kirchenmeister einen St.-Sebastian-Altar und mehrere vergoldete Engel für seine Kirche in Nürnberg 431 . Andere Kirchenmeister kauften Bilder und Retabel beispielsweise auf der Frankfurter Messe 432 . Bei manchem dieser Gegenstände wird es sich somit um in Serie hergestellte Produkte gehandelt haben 433 . Löhne und Zusatzleistungen In beiden Weseler Kirchen wie auch anderswo zahlten die Kirchenmeister allen am Bau Beschäftigten am Ende einer Arbeitswoche den Lohn aus, wobei die meisten Wochen wegen der Heiligen- und Feiertage nur fünf Arbeitstage umfassten 434 . Dauerhaft beschäftigten sie nur sehr wenige Personen auf der Baustelle. Selten erhielten mehr als acht Personen Geld. Die Bausaison erstreckte sich vermutlich in allen Städten des Reiches auf die Monate von Februar bis Oktober, so dass während der Wintermonate nur zwei bis drei Personen für den Kirchenbau angestellt waren 435 . Dabei differenzierten die Kirchenmeister sehr genau zwischen den einzelnen Handwerkergruppen, so dass beispielsweise Steinmetze mehr Geld bekamen als Zimmerleute 436 . Viele der Handwerker und ganz besonders der Handwerksmeister arbeiteten zusammen mit einem opperknecht, also mit einem 429 430

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Baumgärtel-Fleischmann, Bamberger Plastik, S. 40. Zur Innenausstattung der Bayreuther Pfarrkirche, die überwiegend von Künstlern aus Amberg, Regensburg, Bamberg, Nürnberg und Hof gefertigt wurde, siehe zusammenfassend Schaduz, Kirchengeschichte, S. 7-8, vgl. Baumgärtel-Fleischmann, Bamberger Plastik; zur Erstellung der Kreuzigungsgruppe des Weseler Kalvarienberges Karrenbrock, Kreuzigungsgruppe, S. 75-76; allgemein zu Altären ausführlich und mit weiterer Literatur Habenicht, Altäre, S. 84-87. Baumgärtel-Fleischmann, Bamberger Plastik, S. 78-79. StadtA Coburg R 11/1485 f. 6v., StadtA Coburg R 11/1489 f. 7v., StadtA Greifswald Rep. 3/IX Nr. 147/1 f. 102v., siehe auch zu Hagenau Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 181. Boockmann, Bürger und Bilder, verweist auf S. 254 auf die massenhafte Produktion holzgeschnitzter Figuren in Mecheln, die „qualitativ zuverlässig“, aber nicht „einzigartige Gegenstände“ waren, siehe auch ders., Altäre, S. 38. Zur tageweisen Bezahlung Fleischmann, Arbeitsorganisation, S. 161, ähnlich für Siegen Elkar, Fouquet, Turm, S. 179-184, allgemein: Binding, Baubetrieb Gotik, S. 66, Dirlmeier, Untersuchungen, S. 130-134, zur Lohnhöhe ausführlich Fouquet, Bauen, S. 199-203, siehe auch Dohrn-van Rossum, Geschichte, S. 285ff. Zur Bausaison allgemein Binding, Baubetrieb, S. 137-143, Fouquet, Bauen, S. 60-61; zu Nürnberg: Fleischmann, Arbeitsorganisation, S. 159, ders., Bauhandwerk, S. 148ff., auch Groebner, Ökonomie, S. 125ff.; zu Bamberg: Sichler, Bauverwaltung, S. 170-177 und S. 207211; zu Gotha: Heß, Bau, S. 106; zu Siegen: Elkar, Fouquet, Turm, S. 178, die auch darauf verweisen, dass der Baumeister während des Winterhalbjahres durch stückbezogene Steinmetzarbeiten beschäftigt wurde, vgl. Bingener, Bauwesen, S. 8-9; zu Coburg Heins, Kulturgeschichtliches, S. 149. Vgl. Fischer-Kohnert, Dach, S. 92.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

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Gesellen, der vielleicht sogar seine Meisterprüfung vorbereitete 437 . Sie arbeiteten auch am Bau von St. Nikolaus auf der Mathena mit 438 . Die Beschäftigung von Mitgliedern der Handwerkerfamilien auf dem Bau lässt sich in den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister nur selten nachweisen 439 . Allerdings bezahlten die Kirchenmeister den jongen von Meister Gerwin van Langeberg, bei dem es sich wahrscheinlich um einen Lehrling handelte 440 . Lediglich die aus Ingolstadt erhaltenen Rechnungsbüchern lassen die Mitwirkung von Frauen am Bau erkennen 441 . Viele Kirchenmeister ließen den Bauarbeitern zusätzliche Gratifikationen zukommen 442 . In Coburg, Dresden und Siegen bekamen die Arbeiter regelmäßig Geld für die Nutzung eines öffentlichen Bades ausbezahlt, während in anderen Städten wie in Wertheim und Windsheim das badgeld gleichsam Bestandteil des Wochenlohnes war 443 . Es gab mehrere dieser Lohnzusatzleistungen, zu denen auch die Verpflegung während der Arbeit oder die Einladung zu einem großen Festessen gehörten 444 . 437

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AEK Wesel Gefach 37,1 S. 116, S. 311, Gefach 37,3 S. 113, S. 313, S. 315, S. 317, S. 318, S. 369, S. 372, S. 379, S. 384, S. 406, S. 454, S. 455, S. 611, S. 637, S. 639, S. 685, S. 689, S. 690, S. 694, S. 695, S. 700, S. 745, S. 777, S. 782, S. 784, S. 787, S. 793, S. 795, Gefach 37,4 S. 501, S. 503, S. 506, S. 507, S. 512, S. 513, S. 566, S. 567-569, S. 572, S. 574, S. 575, S. 578-580, S. 582, S. 583, S. 585, S. 587, S. 590-593, S. 595, S. 596, S. 598-601, S. 609, S. 614, S. 668-672, S. 674, S. 676, S. 752-766, S. 768-773, S. 789, S. 908, S. 909, S. 912, S. 914, S. 918, S. 919, S. 961-971. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 63, Gefach 33,2 S. 502, Gefach 33,3 S. 110, Gefach 37,4 S. 109, S. 110. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 452, S. 512. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 309, S. 311, S. 693. Schlecht, Liebfrauenkirche, S. 19ff.; vgl. Schöller, Frauenarbeit, S. 314-317, zuletzt siehe Schubert, Erscheinungsformen, S. 694-695, Reith, Lohn, S. 95-96. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Orgelwerk 1495 f. 8r., Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 16v., f. 20v., siehe auch Sichler, Bauverwaltung, S. 93; Braunschweig: StadtA Braunschweig F I 6/H. 32 f. 6r.; Dresden: StadtA Dresden A XV b 35 f. 48r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1519 o.f.; Nürnberg: StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 150v., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 286v.; Wunsiedel: StadtA Wunsiedel R 3730 f. 1v. Coburg: StadtA Coburg R 11/1482 f. 10r., R 11/1483 f. 8v., f. 10r., R 11/1486 f. 10v., R 11/1490/91 f. 6r.-8v.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1504/05 f. 20v., f. 23r., 1507/08 f. 19v., f. 20r., zu den beiden Badstuben, die der Kirchenfabrik und dem Hospital unterstanden, kurz Bingener, Sauberkeit, S. 74-75; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1487 f. 34v., zu den Zuwendungen an die Dresdener Bauarbeiter zusammenfassend Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 8-9, hierzu kurz Butte, Geschichte, S. 95; allgemein Schultze, Stadtgemeinde, S. 113; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1479-1480 f. 6r., f. 10r., 1481-1482 f. 6v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 37 f. 64r., f. 66v., G 37A f. 25v.; zu Nürnberg Fleischmann, Bauhandwerk, S. 154, Fouquet, Bauen, S. 207; zu Siegen Bingener, Sauberkeit, insb. S. 72-79; allgemein Heimpel, Gewerbe, S. 293, Fleischmann, Arbeitsorganisation, S. 161, Dirlmeier, Untersuchungen, S. 151-153, S. 160-166, Reith, Lohn, S. 114-117; siehe auch Dirlmeier, Zuständigkeiten, S. 129, der darauf verweist, dass in vielen Hospitalordnungen ein zweiwöchiger Badeturnus vorgeschrieben wurde; zur möglichen Doppelfunktionder Badehäuser als private Bordelle Schuster, Lebensbedinungen, S. 268 mit Anm. 12. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Orgelwerk 1495 f. 8r., Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 16v., f. 20v., siehe auch Sichler, Bauverwaltung, S. 93; Braunschweig: StA Braunschweig F I 6/H. 32 f. 6r.; Dresden: StA Dresden A XV b 35 f. 48r., StAA Dresden Kammer-

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

Dies galt allerdings nicht für die vielen, immer wieder beschäftigten Tagelöhner. Sie wurden in erster Linie für Maurerarbeiten oder beim Steintransport eingesetzt. In einem Fall wussten die Kirchenmeister nicht einmal den Namen des Arbeiters und verbuchten folglich die Ausgabe für eyn vrembt man 445 . Manche von ihnen wurden beispielsweise 1 wynter dach ind drie sommer daighe beschäftigt 446 . Auch innerhalb einer Woche wurden manche fünf Tage, andere dagegen nur zwei Tage beschäftigt 447 . Wer sie auswählte und nach welchen Kriterien dies geschah, lässt sich den Unterlagen der Kirchenmeister nicht entnehmen. Der pro Tag gezahlte Lohn schwankte jedoch beträchtlich448 . VII.1.4. Zusammenfassung: Organisation der Administration Die Pfarrkirche als Zentrum der Stadt war kein Ort vitaler Geschäftigkeit: Täglich arbeiteten weniger als vierzig Menschen oder umgerechnet etwas weniger als 0,5% der Weseler Gesamtbevölkerung in St. Willibrord: Die Kirchenmeister beschäftigten zwei Küster, einen Totengräber und einen Organisten, hinzu kamen eine Frau für die Wartung der Paramente und Bilder, eine Frau zum Anzünden der Kerzen sowie der Schulmeister. Damit war die Anzahl der dauerhaft im Auftrag der Kirchenmeister Tätigen sehr gering, und dieses Ergebnis lässt sich auf die übrigen Kirchenfabriken übertragen. Zu diesen Personen können im weitesten Sinn ein halbes Dutzend Bedienstete und Handwerksmeister gerechnet werden, die entsprechende Aufträge erhielten oder immer mal wieder nach dem Rechten sahen. Die meisten Kirchenmeister beschäftigten eine ähnlich große Zahl, lediglich in einigen sehr großen Kirchen waren es mehr. Dies aber galt lediglich für die Zeiten, in denen keine Bauarbeiten an der Kirche stattfanden, denn wenn dies der Fall war, verdoppelte sich die Anzahl der regelmäßig Beschäftigten. Grundsätzlich stellten die Kleriker in allen Kirchen die größte Beschäftigungsgruppe. Sie umfasste in St. Willibrord um die 30 Geistlichen, denn zu den 22 Vikaren müssen der Pfarrer und sein Vertreter sowie eine gewisse Anzahl weiterer Geistlicher ohne Pfründe gezählt werden. Die Zahl der Geistlichen variierte von Stadt zu Stadt und konnte in Städten wie Freiburg 100 und mehr überschreiten. Fragt man jedoch nach der Anzahl der Personen, die im Verlauf eines Jahres für die Kirchenfabrik – entlohnt oder nicht entlohnt – tätig waren, so verschiebt

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kollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1519 o.f.; Nürnberg: StA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 150v., StAA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 286v.; Wunsiedel: StA Wunsiedel R 3730 f. 1v.; AEK Wesel Gefach 37,3 S. 36, S. 371, S. 374, allerdings nahmen beispielsweise die Steinmetze auf ihren Fahrten nach Mühlheim Bier mit: Gefach 37,3 S. 309; vgl. Heimpel, Gewerbe, S. 293-204, ausführlich Maschke, Unterschichten, S. 32-33, Dirlmeier, Untersuchungen, S. 224-237, zuletzt Groebner, Ökonomie, S. 142-156 und S. 169-177, Fouquet, Bauen, S. 70ff., Reith, Lohn, S. 114-117; siehe unten Kapitel VII.3. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 309. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 462. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 702. Vgl. Dirlmeier, Untersuchungen, insb. S. 150-156 und S. 167-170, Reith, Lohn, S. 117-121.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

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sich das Bild: Eine ganze Reihe von Gemeindemitgliedern half beim Sammeln von Geldern, war bei der Herstellung der Osterkerzen beteiligt oder übernahm Funktionen bei den Prozessionen. Ihre genaue Anzahl kann auf der Grundlage der Rechnungsbücher nicht einmal geschätzt werden. Genannt werden müssen auch die städtischen Angestellten. Die Zahl der im Verlauf eines Jahres an der Kirche tätigen Handwerker und Fachleute war im Durchschnitt mehr als doppelt so hoch als die Zahl der Handwerksmeister. Geht man somit von rund 100 Personen aus, die jährlich mit den Weseler Kirchenmeistern zusammenarbeiteten, so kamen diese ökonomisch mit knapp 2% der Weseler Bevölkerung des ausgehenden 15. Jahrhunderts in Kontakt. Dieses Ergebnis dürfte tendenziell auf andere Städte zu übertragen sein. Wurde an der Kirche gebaut, erhöhte sich der Anteil. Die Kirchenfabrik bildete somit einen substantiellen Teil des städtischen Arbeitsmarkts, auch wenn diese Aussage modern klingt. Im Alltag nahmen die Kirchenmeister in erster Linie Kontrollfunktionen wahr. Während die meisten der genannten Personen klar definierte Aufgaben übertragen bekamen, übernahmen die Küster im Alltag den größten Teil der Aufgaben in der Kirche, die die Kirchenmeister nicht wahrnehmen konnten oder wollten, die sie aber überwachen mussten. Die Kirchenmeister delegierten zahlreiche Tätigkeiten und beschäftigten eine Vielzahl von Personen – beides stand in Relation zur Größe und zum Reichtum der Kirchenfabrik. Von wenigen großen Städten abgesehen gab es bei den Kirchenfabriken des Mittelalters noch keinen institutionalisierten Stab. Alle weiteren Tätigkeiten für die Kirche und für die Kirchenfabrik erfolgten auf Lohnbasis, wobei zunehmend Fachleute gewonnen wurden. Teilweise kooperierten hierbei Kirchenfabrik und Stadt 449 . Kennzeichen der Verwaltung der Kirchenfabriken war damit eine zunehmende Spezialisierung und Professionalisierung450 . Dies galt nicht nur für die Kirchenmeister selbst, sondern auch für die Küster, denen immer detaillierter Vorschriften gemacht wurden. Lohnarbeiten wie Kerzenziehen und Paramentenpflege vergaben die Kirchenmeister fast ausschließlich an Frauen, von denen zumindest manche Witwen gewesen sein dürften, die mit der Kirchenfabrik durch (Leib-)Renten wirtschaftlich verbunden waren. Außerdem griffen die Kirchenmeister auf Angestellte der Stadt wie die Stadtschreiber und die Stadtbüttel zurück. Die Zahlungen, die die Kirchenmeister an die verschiedenen Kleriker der Kirche leisteten, resultierten zum größten Teil aus Stiftungsverpflichtungen, was erneut die Bedeutung der Stiftungen für die Kirchenfabrik wie auch für die Geistlichen unterstreicht. Die Kirchenmeister mussten zwar an vielen Memorialmessen persönlich teilnehmen, doch ihre Hauptaufgabe bestand in der Koordination und Organisation: Zum einen mussten die Kirchenmeister die Kleriker über die Stiftungsmessen informieren, so dass der Pfarrer in der Oberen Pfarre in Bamberg Kopien der Stif-

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In Nürnberg war der Baumeister der Stadt für die sturmglocken [...] auf Sebolts und sant Laurentzen thüren zuständig, vgl. Lexer, Baumeisterbuch, S. 245-246. Zum Begriff Herborn, Entwicklung, ähnlich Smolinsky, Kirche und Religion, S. 25-26.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

tungsbriefe erhielt 451 . Zum anderen hatten die Kirchenmeister die Kleriker zu bezahlen. Sebald Schreyer in Nürnberg stellte nicht nur die Verpflichtungen der Kleriker in mehreren in der Sakristei ausgelegten Büchern zusammen, sondern zahlte nach einer Jahrtagsmesse die festgelegte Summe sofort im Hof der Pfarrei aus, und er notierte auch, wenn er Gelder eingespart hatte, weil einzelne Kleriker ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen waren 452 . Zwar konnten die Kirchenmeister dem Pfarrer und den übrigen Klerikern die für Jahrtagsmessen aufzuwendenden Beträge einmal oder zweimal pro Jahr geben, doch zeigen Buchungseinträge beispielsweise zu den Salve-Regina-Messen in St. Willibrord, dass sie den Pfarrer wie den Küster unmittelbar aus der Kollekte bezahlten 453 . In Wesel verfuhren die Kirchenmeister somit auf die gleiche Weise wie in Nürnberg, und dasselbe dürfte auch für die übrigen Städte gegolten haben. Zur Erledigung der im Verlauf eines Jahres in der Kirche anfallenden Arbeiten beschäftigten die Kirchenmeister zwei Gruppen von Handwerkern: In der Regel gab es einen Handwerker, den die Kirchenmeister gleichsam routinemäßig beauftragten und der in vielen Fällen auch die notwendigen Baumaterialien lieferte. Insbesondere bei Steinmetzen, Dachdeckern und Glasern gab es eine Art Seniorat, da Aufträge in erster Linie an den ältesten oder erfahrensten Meister vergeben wurden 454 . Diesen wurde teilweise auch die Kontrolle über das Kirchengebäude übertragen. Die Kirche war im Allgemeinen das größte Gebäude der Stadt, so dass dem Stadtzimmermann und dem Stadtbaumeister, also den von der Stadt für die Kontrolle und den Erhalt der städtischen Bauwerke Beauftragten, besondere Relevanz zukam 455 . Den Unterlagen der Kirchenmeister ist nicht zu entnehmen, ob die Handwerker Aufträge für die Kirche als besondere Ehre empfanden oder ob sie eventuell zu diesen Tätigkeiten verpflichtet waren, wie dies beim Stadtzimmermann der Fall gewesen sein dürfte. Mit Sicherheit aber profitierten die Handwerksmeister von den regelmäßigen Aufträgen. Diese Ergebnisse haben jedoch lediglich für die mittelgroßen und kleinen Kirchenfabriken Geltung. In St. Stephan in Wien, um ein Beispiel für eine der großen Kirchenfabriken zu nennen, gab es eine eigene große Bauhütte, so dass die Kirchenmeister gleich eine ganze Reihe von Handwerksmeistern wie Glaser und Zimmermeister auf nahezu dauerhafter Basis beschäftigten456 . Eine solche Praxis war bei den kleineren Kirchen nicht notwendig und ließ der Etat der Kirchenfabriken auch nicht zu. Alle übrigen Handwerker wurden objektbezogen beauftragt und kamen teilweise aus anderen Städten, ohne dass genaue Aussagen möglich sind, wie die Kir451 452

453 454 455

456

PfA Bamberg Obere Pfarre Inventar 1496 f. 2v., siehe auch St. Martin Rep IV Nr. 70.11/1 f. 29r., f. 36r., StadtA Windsheim G 37A f. 39r., G 38 f. 25v. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 129r., f. 136r., f. 143r., StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 139r.-139v., f. 141v.-143r., f. 144r.-147r., Caesar, Schreyer, S. 85 mit Anm. 41-44, Götz, Pfarrbuch, S. 71-72; vgl. oben Kapitel V.4. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 157, S. 168, S. 198. Vgl. zu Emden Lamschus, Emden, S. 531. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 19v., f.20r., vgl. Lexer, Baumeisterbuch, S. 105, Sander, Haushaltung, S. 281-282, Göldel, Bauhof, S. 233ff., Ludwig, St. Georgen, S. 131-133. Ausführlich Uhlirz, Rechnungen, S. xvi-xxxiv.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

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chenmeister mit den Personen in Kontakt kamen und auf welcher Vertragsgrundlage sie einen Auftrag vergaben457 . Allerdings zogen die Kirchenmeister auswärtige Kräfte im Allgemeinen nur bei Neuanschaffungen heran. Wenn es um Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten ging, bevorzugten sie wie bei den Goldschmieden lokale Meister. Insgesamt ging die übergroße Mehrzahl aller Aufträge an Handwerker aus der eigenen Stadt. Die Kirchenmeister wichen hiervon nur ab, wenn an der Kirche umfangreiche Bauarbeiten durchgeführt wurden. Indem die Kirchenmeister Handwerkermeister bevorzugten, setzten sie soziale Prioritäten. Außer bei Aufträgen beispielsweise für die Kerzenzieherinnen ist nicht erkennbar, dass die Kirchenmeister aus möglichen karitativen Gründen handelten, im Gegenteil: Beschäftigt wurden in erster Linie wohlhabende Handwerker. Der bereits konstatierte Zusammenhang zwischen der Kirchenfabrik und den Interessen der sozialen und wirtschaftlichen Oberschicht der Stadt wird damit bestätigt. Hinzu kommt, dass keiner der auf Stücklohnbasis oder im Tagelohn Beschäftigten sein Einkommen ausschließlich von den Kirchenmeistern bezog. Mehrfachbeschäftigungen waren die Regel, nicht die Ausnahme 458 . Unabhängig von der Delegation erheblicher Aufgabenbereiche musste den Kirchenmeistern stets bewusst sein, dass sie am Ende des Jahres Rechenschaft abzulegen hatten. Die fortschreitende Rationalisierung der Administration durch die Kirchenmeister schlug sich daher in erster Linie in der Systematisierung der Unterlagen und der mit ihnen verbundenen administrativen Prozesse nieder. Den Kirchenmeistern von St. Willibrord genügten in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Stiftungsbriefe für die Ausrichtung der Anniversarien, und zugleich reichte ihnen das alde register zum Eintreiben der Rentenzahlungen 459 . Mit ihrer wachsenden Verantwortung standen sie allerdings vor der Notwendigkeit, die Verwaltung der Kirchenfabrik zu effektivieren. Schon 1493 wurde ein Inventar des Heilig-Kreuz-Altars zusammengestellt (eyn lyst vor des hilgen Cruys altair) 460 . Ab den Buchungseinträgen des Jahres 1501 ist erkennbar, dass die Kirchenmeister an 21 Tagen Renten entgegennahmen, an 14 Tagen Renten auszahlten sowie an 16 Terminen Jahrtagsmessen beiwohnen mussten 461 . Sie mussten daher mindestens einen wichtigen Termin pro Woche in der Kirche wahrnehmen; hinzu kam die Aufsicht über die Erweiterungsarbeiten an der Kirche mit den entsprechenden Lohnzahlungen. Anfang des 16. Jahrhunderts ließen die Kirchenmeister dann nicht nur ein Manual mit ihren wichtigsten Terminen und Aufgaben im Verlauf eines Jahres erstellen, sondern auch ein Kopialbuch anfertigen, in das die Urkunden auf Deutsch eingetragen wurden 462 . Ähnlich verfuhren die Kirchenmeister der Frauenkirche in Dresden nach dem Brand in der Kreuzkirche, da 457

Aussagen über Geistliche unter den Handwerkern sind angesichts der spärlichen Angaben in den Rechnungsbüchern der Kirchenmeister nicht möglich, vgl. Sprandel, Aufschwung, S. 2931. 458 Siehe Fouquet, Bauen, S. 53ff., vgl. zu Siegen Bingener, Bauwesen, S. 18. 459 StadtA Wesel A3/3 f. 32v. 460 AEK Wesel Gefach 37,3 S. 151. 461 AEK Wesel Gefach 37,3 S. 337-347 und S. 358-367. 462 AEK Wesel Gefach 37,3, S. 567 (den Fraterherren gegeuen van eyn memory buyck toe schrieuen): AEK Wesel Gefach 26,2 und 26,4.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

auch sie feststellen mussten, dass ihre Einnahmen zurückgingen 463 . In anderen Städten wie Bamberg, Nürnberg und Ulm hatten die Kirchenmeister einen derartigen Schritt, mit dem der Besitz erfasst wurde und eine Strukturierung der Einnahmen möglich war, schon früher vollzogen464 . Bei St. Stephan in Wien bildete sich ein eigener Aufgabenbereich heraus, da dem kuster die Aufgabe übertragen wurde, die Einhaltung der Jahrtage sicherzustellen 465 . Die Erstellung eines Inventars und die Überprüfung des Kirchenschatzes auf Vollständigkeit, wie es in St. Sebald in Nürnberg zweimal pro Jahr vorgeschrieben war, waren die einzigen Gelegenheiten, bei denen die Kirchenmeister mit dem Kirchenschatz in Berührung kamen 466 . Auch bei der Erstellung der Rechnungsbücher hielt sich der Zeitaufwand für die Kirchenmeister in Grenzen, da diese einem weitgehend festgelegten Aufbau folgten und die Kirchenmeister den Schreibern wahrscheinlich nur die besonderen Ausgaben erläutern mussten. In den meisten Städten wie in Wesel wurden überdies stets dieselben Schreiber beauftragt, was für die Kirchenmeister eine zusätzliche Entlastung bedeutete. Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts übernahmen zunehmend Kirchenmeister ihr Amt, die über administrative Qualifikationen verfügten. In Wesel wurde im Jahr 1504 die Verwaltung in erster Linie durch Derick van Galen und Derick uppen Dike getragen, die beide wesentlich jünger waren als Jan Trippemeker und Hermann Saelen. Wahrscheinlich spielte nicht nur der Generationsunterschied eine Rolle. Vermutlich wurde die Rationalisierung der Vorgänge maßgeblich von Derick uppen Dike durchgesetzt, der nach seinem Ausscheiden aus dem Amt zum Stadtschreiber ernannt wurde. Es gab damit einen Zusammenhang zwischen der Qualifikation des Kirchenmeisters und dem Grad der Effektivität der Verwaltung der Kirchenfabrik. Das Niveau der Administration war von Stadt zu Stadt verschieden. Dabei lässt sich nicht beurteilen, ob beispielsweise Sebald Schreyer in Nürnberg wesentlich klagefreudiger war als andere Kirchenmeister, oder ob die Quellenlage in Nürnberg wesentlich besser ist als in anderen Städten 467 . Mit Sicherheit aber agierten die Kirchenmeister großer Städte juristisch sorgfältiger als viele Kirchenfabrikvorsteher kleinerer Städte468 . Zugleich war die juristische Stellung, die die Kirchenmeister einnahmen, von Stadt zu Stadt verschieden. In Wesel unterzeichneten die Kirchenmeister keine rechtsrelevanten Entscheidungen wie Verträge oder Stiftungsbriefe. Sie gingen keine Verpflichtungen gegenüber der Kirchenfab-

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StadtA Dresden A XV b 35 f. 140r. und f. 151v. Sie konnten auf Vorläufer zurückgreifen, die bereits um 1370 erstellt worden waren: Posern-Klett, UB Dresden und Pirna, Nr. 70 S. 54-57. Salbuch der Frauenkirche in Nürnberg von 1442: StA Nürnberg, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 5; zum Inventar der Oberen Pfarre in Bamberg siehe Baumgärtel-Fleischmann, Rockenbach, S. 162-163, zu Kompilationen zum Zweck der Sicherung oder Wiederherstellung von Rechten kurz Kuchenbuch, Register, S. 142. Uhlirz, Rechnungen, S. xv. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 43. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 184v. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 82r., f. 82v., f. 83v.

VII.1. Beschäftigte der Kirchenfabrik

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rik oder gegen Dritte ein 469 . Die Weseler wie auch die meisten anderen Kirchenmeister sahen sich daher als Prokuratoren der Kirchenfabrik. Es waren der wachsende Besitz der Kirchenfabriken sowie die zunehmende Anzahl der Aufgaben im Bereich der Stiftungen, die im Verlauf des 15. und 16. Jahrhunderts eine Steigerung der Verwaltungsintensität und -qualität bewirkten. Drei Gründe lassen sich für diese Änderungen benennen: Erstens bedeutete die Verwendung geeigneter Hilfsmittel eine erhebliche Entlastung der Kirchenmeister, die nun nicht mehr die Urkunden zu Rate ziehen mussten, wenn ein Jahrtag ausgerichtet werden sollte. Dasselbe galt für die den Kirchenmeistern unterstellten Küster, die Listen oder Bücher mit Vorschriften und Anweisungen erhielten. Zweitens wuchs die Bedeutung, die den Stiftungen zugemessen wurde, wobei kein Zweifel daran bestand, dass die Kirchenmeister den Verpflichtungen tatsächlich ewig nachkommen mussten. Drittens wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Kirchenfabriken in eine Art Wettbewerb mit anderen städtischen oder kirchlichen Institutionen um die Gunst der Stifter standen470 . Hierbei waren weniger ökonomische als vielmehr soziale Gründe, das Geltungsbedürfnis des Stifters und andere Faktoren ausschlaggebend. Zu vermuten ist aber auch, dass zu diesen auch die Qualität der Verwaltung der Stiftungen gehörte, denn ein Stifter musste befürchten, dass seine Seelmessen nicht in der von ihm gewünschten Anzahl und Dauer gelesen würden, wenn die Kirchenmeister nicht sorgfältig darauf achteten. Die Rationalisierung konnte also auch auf – direkten und indirekten – äußeren Druck zurückzuführen sein, wie nicht zuletzt am Beispiel der zurückgewiesenen Rechnungsbücher von St. Willibrord zu Beginn des 16. Jahrhunderts gezeigt werden konnte. Dabei konnte auch eine Rolle spielen, dass viele Kirchenfabriken die Finanzierung großer Bauprojekte in Angriff nahmen, also überlegt werden musste, ob alle Ziele wirtschaftlich miteinander vereinbart werden konnten. Ein wesentliches Ergebnis dieser Arbeit besteht folglich darin, dass die Zusammenhänge zwischen der formal-inhaltlichen Entwicklung der Rechnungsbücher und des Verwaltungsschriftguts auf der einen Seite sowie der Arbeitsbelastung der Kirchenmeister und ihrem politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld auf der anderen Seite aufgezeigt wurden.

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In Köln wurde beispielsweise 1456 ein zugunsten der Kirche St. Kolumba gekauftes Haus auf den Namen des amtierenden Kirchenmeisters eingetragen, siehe Huiskes, Ratsmemoriale, S. 278; ähnlich auch in Münder am Deister: Doebner, Urkundenregesten, Nr. 19 S. 219-220. Vgl. oben Kapitel VI.7.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

VII.2. JURISTISCHE VERANTWORTUNG DER KIRCHENMEISTER Konnten die Kirchenmeister im Alltag sehr viele Tätigkeiten an die Küster, an Handwerker und andere delegieren, so trugen sie doch die Gesamtverantwortung für die Kirchenfabrik. Die Kirchenmeister vertraten die Kirchenfabrik juristisch nach außen, so dass sie sich um das Aushandeln von Verträgen ebenso kümmern mussten wie um Rechtsstreitigkeiten und gerichtliche Auseinandersetzungen. Verträge Viele Entscheidungen und Aufträge trafen die Kirchenmeister – in Wesel, aber nicht nur dort – auf der Grundlage von Absprachen, da sie offenbar nicht für jeden Vorgang einen schriftlichen Vertrag als notwendig erachteten 471 . Die wenigsten Arbeitsverhältnisse wurden durch Verträge geregelt. Bei Personen, die wie die Küster und die Schulmeister vom Rat der Stadt eingestellt wurden, kümmerte sich dieser auch um die juristischen Einzelheiten. Dies galt auch für die Anstellung der Organisten, die zumindest in Wesel und in Windsheim nicht mit den Kirchenmeistern, sondern mit dem Rat der Stadt Verträge eingingen472 . Bei größeren Bauoder Beschaffungsvorhaben schlossen die Kirchenmeister selten unbefristete, häufiger dagegen Werkverträge ab 473 . Derartige Vereinbarungen wurden beispielsweise mit Glockengießern für den Guss neuer Glocken, mit Steinmetzen für den Bau großer Plastiken wie einem Ölberg und mit Bildschnitzern und Malern für die Fertigung von Altären und Bildern getroffen 474 . Die geringe Zahl der überlieferten Verträge erschwert eine exakte Untersuchung, doch schlossen die Kirchenmeister derartige Verträge beispielsweise in Ulm und Hagenau selbständig ab 475 . In Lüneburg gingen die beiden Bürgermeister der Stadt gemeinsam mit den beiden Kirchenmeistern einen Vertrag mit einem Glockengießer ein 476 . In anderen Orten wie in Wesel traf der Rat die Entscheidungen, obwohl die Kirchenfabrik die notwendigen Gelder aufbrachte477 . Nur sehr selten lässt sich erkennen, dass Verträge vor471

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Leistungen wie beispielsweise die Lieferung von Steinen für den Kirchenbau in Wesel wurden nur selten vertraglich fixiert: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 781; ausführlich zu den Verträgen im Kontext des Kirchenbaus Binding, Baubetrieb, S. 151-167, siehe auch ebd., S. 296. Wesel: AEK Wesel Gefach 33,3 S. 427; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 57v., f. 88v.; zu den Verträgen des Weseler Rates mit den Schulmeistern siehe oben Kapitel VII.1.1. Unbefristeter Vertrag: Grewolls, Ludwig, Bauorganisation, S. 25-26. Vertrag zwischen einem Glockengießer und den Lüneburger Kirchenmeistern, abgedruckt bei Reinecke, Mitteilungen, S. 104-105; Ulm: Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 58-59., auch ders., Quellen und Forschungen, Quellen Bodensee I, S. 127; UB Straßburg VII, Nr. 1685; ausführlich zu Verträgen mit Künstlern Habenicht, Altäre; zu einem Vertrag zur Anfertigung eines Missale siehe Schmidt, UB Göttingen, Nr. 109 S. 71. Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 164-165, S. 172-174; Ulm: Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 51-52; vgl. zu Hildesheim Lindenberg, Stadt, S. 97-98. Reinecke, Mitteilungen, S. 103; ähnlich in Xanten für die Erstellung einer Säule: Beissel, Bauführung I, S. 172-173. StadtA Wesel A3/10 f. 14r., A7 1498 f. 290r. (Witte, Kunst, S. 61).

VII.2. Juristische Verantwortung der Kirchenmeister

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zeitig aufgelöst wurden 478 . Die wichtigste Vertragsklausel bezog sich stets auf die Bezahlung und umfasste sowohl die Höhe des Lohns als auch eventuelle Vorschüsse oder Teilsummen 479 . Häufig wurden die Bedingungen geregelt, unter denen die Künstler vor Ort arbeiten konnten: In dem Vertrag über die Bemalung des Orgelkastens von St. Georg in Hagenau wurde beispielsweise vereinbart, dass die Kirchenmeister das notwendige Gerüst bei einem Zimmermann fertigen ließen, der dieses vor der Benutzung durch den Maler auch fegen musste 480 . Der in Lüneburg unter Vertrag genommene Glockengießer ließ in seinen Vertrag die Klausel aufnehmen, dass sein Werkzeug auf Kosten der Kirchenfabrik in die Stadt gebracht wurde 481 . Sehr oft wurde ein Fertigstellungstermin vereinbart 482 . Immer wieder wurde so genau wie möglich geregelt, welche Materialien von der Kirchenfabrik gestellt wurden und welche der Künstler selbst beschaffen musste 483 . Die Beschreibung des in Auftrag gegebenen Werks war unterschiedlich detailliert: In Ulm wurde lediglich die Anzahl der Sitzplätze im neuen Chorgestühl festgelegt 484 . In Hagenau enthielten die Verträge über die Bemalung des Orgelkastens und über die Fertigung der neuen Kanzel erheblich mehr und teilweise sehr genaue Angaben 485 . Die Gestaltungsfreiheit von Malern und Bildschnitzern wurde häufiger eingeschränkt als bei Tischlern oder Steinmetzen 486 . Allerdings wurden in Verträgen für Gemälde oder Altäre nur die Namen der gewünschten Figuren, einige Farbangaben und Details wie schön, zierlich und hubsch angegeben 487 . Es wurde nicht vertraglich festgehalten, was unter diesen Beschreibungen verstanden wurde, und zugleich hat es den Anschein, als ob die Künstler nicht alle ikonographischen Details umsetzen mussten 488 . In manchen Fällen mussten die beauftragten Handwerker Gegenstände aus anderen Städten zum Vorbild nehmen 489 . Ob und inwieweit ein Künstler Entwürfe oder Skizzen einreichen musste, auf deren Grundlage dann ein Vertrag geschlossen wurde, lässt sich nicht erkennen 490 . Manches Mal wurde vereinbart, dass die Künstler ihr Werk nicht selbst in die Kir478 479 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 490

Gorissen, Regesten III, S. 230. Ulm: Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 51-52, S. 56-57. Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 162-164. Reinecke, Mitteilungen, S. 104. Vgl. Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 51-52. Ulm: Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 51-52, hierzu ausführlich Baxandall, Bildschnitzer, S. 114-115. Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I S. 174. Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 174, siehe auch Gunzert, Kirchenleben, S. 29-30. Baxandall, Bildschnitzer, S. 76. Hagenau: Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 162-164, S. 172-174; zu den Begriffen Habenicht, Altäre, S. 106-107. Boockmann, Altäre, S. 37, vgl. ders., Bürger und Bilder, S. 251. Vgl. oben Kapitel VII.1.3. Boockmann, Altäre, S. 37; allgemein zu Entwürfen von Monstranzen siehe Perpeet-Frech, Monstranzen, insb. S. 17-18. Zumindest von Israhel von Meckenem sind zahlreiche Entwürfe für Monstranzen erhalten, so dass wahrscheinlich auch den Kirchenmeistern von St. Nikolaus eine Zeichnung für die 1496 in Auftrag gegebene Monstranz vorlag (Perpeet-Frech, Monstranzen, S. 47).

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

che bringen mussten: Die im Jahr 1500 für St. Georg in Hagenau herzustellende Kanzel wurde in Straßburg gefertigt und anschließend auf Kosten der Kirchenfabrik nach Hagenau gebracht 491 . Ein wichtiger Aspekt bei Verträgen mit Künstlern war die Art der Bezahlung. Die Kirchenmeister konnten zum einen vereinbaren, dass die gesamte Summe bei Lieferung des Werks fällig wurde. Bei großen und teuren Vorhaben setzte dies im Allgemeinen voraus, dass die Kirchenfabrik Rücklagen gebildet hatte. Zum anderen konnten sie versuchen, mit den Künstlern und Handwerkern eine Ratenzahlung auszuhandeln 492 . Mag die Gesamtsumme im zweiten Fall auch etwas höher gewesen sein, so war es doch die einfachere Zahlungsart. Unabhängig hiervon konnten die Künstler einen Vorschuss beispielsweise für den Kauf der notwendigen Materialien verlangen 493 . Alles in allem sprachen drei Gründe für die Ausfertigung von Werkverträgen: Der wichtigste ergab sich aus der Tatsache, dass nur wenige Künstler in die Stadt der Auftraggeber zogen494 . Der zweite Grund lag in der Zeitspanne zwischen Auftragserteilung und Fertigstellung begründet. Die Kirchenmeister versuchten sich abzusichern, so dass Tilman Riemenschneider für die einzelnen Abschnitte seines für St. Martin in Windsheim gefertigten Altars bezahlt wurde 495 . Drittens waren die Kirchenmeister bestrebt, die Qualität des in Auftrag gegebenen Werkes sicherzustellen, indem Details über die Ausführung vertraglich vereinbart wurden. Wenn die Kirchenmeister oder der Rat der Stadt mit dem Werk zufrieden waren, so erhielten manche Künstler wie beispielsweise der Orgelmacher Jakob Schmid aus Hagenau regelrechte Zeugnis- oder Empfehlungsschreiben 496 . Auch die besten Verträge mit Künstlern verhinderten nicht, dass die zugesagten Werke nicht rechtzeitig oder gar nicht geliefert wurden, wie beispielsweise in Nördlingen im Jahr 1511, oder dass mehr Geld verlangt wurde als ursprünglich vereinbart, wie beispielsweise die Ulmer Kirchenmeister in den achtziger Jahren erfuhren 497 . Alles in allem kam es zu Vertragsverhandlungen, wenn Personen langfristig von der Kirchenfabrik eingestellt wurden oder wenn die Kirchenmeister größere Anschaffungen in Auftrag gaben. Dabei scheinen die Kirchenmeister besonders bei Arbeitsverhältnissen mit auswärtigen Personen auf Verträge Wert gelegt zu haben 498 . Entsprechende Vereinbarungen innerhalb der Stadt wurden dagegen nur selten in solch aufwendiger Form dokumentiert. Diese Beurteilung wird jedoch durch die geringe Anzahl überlieferter Verträge erschwert. 491 492

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Rott, Quellen und Forschungen, Quellen Oberrhein I, S. 172-174, siehe hierzu kurz Gunzert, Kirchenleben, S. 30. Der 1471 in Lüneburg tätige Glockengießer erhielt als Gesamtlohn 100rh. fl, davon 5rh. fl als Vorschuss, mindestens 40m bei Übergabe der Glocke sowie die restliche Summe am nächsten Osterfest: Reinecke, Mitteilungen, S. 104-105. Ausführlich zu den Vertragsgestaltungen Habenicht, Holzsichtig, S. 74ff. Rott, Quellen und Forschung, Alt-Schwaben, S. 73. StadtA Windsheim G 38 f. 54v. Nördlingen: Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 271. Nördlingen: Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 179; Ulm: Rott, Quellen und Forschung, Alt-Schwaben, S. 73. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 781.

VII.2. Juristische Verantwortung der Kirchenmeister

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Urkunden Nicht nur bei Verträgen, sondern auch bei anderen Rechtsgeschäften mussten die Kirchenmeister darauf Wert legen, dass rechtsverbindliche Dokumente ausgefertigt wurden. In Wesel waren dies zum einen Urkunden über Häuser- und Rentengeschäfte sowie Stiftungen499 . Zum anderen ließen sich die Kirchenmeister beider Pfarrkirchen Gerichtsentscheide schriftlich geben, um die Rechtstitel dann auch durchsetzen zu können 500 . Dies war recht aufwendig, da im Allgemeinen nicht nur der Richter, sondern auch der Schreiber für das Ausfertigen und für das Siegeln der Urkunde bezahlt werden musste 501 . Nur selten ist nachweisbar, dass Kirchenmeister wie beispielsweise in Augsburg, Wismar oder Dresden eigene Siegel der Kirchenfabrik führten 502 . In Bamberg ließen die Kirchenmeister vor allem Urkunden über Hauskäufe, Renten und Stiftungen schreiben 503 . Nach Ausweis ihrer Rechnungsbücher stellten die Coburger Kirchenmeister nur selten Urkunden aus, und dies galt auch für andere Städte wie Windsheim und Dresden504 . Sebald Schreyer in Nürnberg führte dagegen ein sehr detailliertes Kopialbuch, das fortlaufend ergänzt wurde 505 . Letztlich kam den Urkunden überall nur bei Rechtsstreitigkeiten eine wirkliche Bedeutung zu506 . dass die Kirchenmeister nur in manchen Städten Ausgaben für Urkunden verbuchten, hängt wesentlich damit zusammen, dass eine ganze Reihe von ihnen wie beispielsweise in Freiburg auf einen fest angestellten Schreiber zurückgreifen konnte 507 . Recht und Gericht In seltenen Fällen mussten die Kirchenmeister die Interessen der Kirchenfabrik vor Gericht vertreten. So mussten sie beispielsweise gelegentlich Zahlungen gerichtlich erzwingen. Während des 15. Jahrhunderts führten die Kirchenmeister 499

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Siehe besonders AEK Wesel Gefach 26,4 S. 35-36, auch Gefach 26,5 f. 14r.-14v.; Gefach 26,2 f. 62v.; siehe Gefach 37,3 S. 38, S. 77, S. 237, S. 262, S. 781, Gefach 37,4 S. 123, S. 126, S. 128, S. 167, auch Gefach 33,2 S. 612; manche Stiftungen wurden beim Gericht in Bislich hinterlegt, siehe Gefach 26,2 f. 11v.-12r., auch Gefach 26,4 S. 117-118. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 10. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 38, S. 207, Gefach 37,4 S. 111, S. 167, S. 784, Gefach 33,3 S. 292. Augsburg: Kießling, Gesellschaft, S. 104; Wismar: Grewolls und Ludwig, Bauorganisation, S. 25; Dresden: Posern-Klett, UB Dresden und Pirna, Nr. 251 S. 195. Hauskäufe: PfA Bamberg Obere Pfarre Inventar 1496 f. 2r., Obere Pfarre Pflegerrechnung 1486/87 f. 12r., 1493/94 f. 14v.; Renten: St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 f. 5v.; Stiftungen: Obere Pfarre Inventar 1496 f. 3r., StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 3v. In einer ganzen Reihe von Fällen lässt sich kein Grund für die Ausfertigung von Briefen erkennen: PfA Bamberg Obere Pfarre Inventar 1496 f. 2v., f. 3v., Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 11r., 1490/92 f. 19r. Coburg :StadtA Coburg R 11/1481 f. 8v., R 11/1494/95 f. 7v.-8r., vgl. R 11/1485 f. 6v., R 11/1488 f. 9v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 79v.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1501 f. 23r. LKA Nürnberg Pfarrarchiv Nürnberg St. Sebald 463 A f. 14r., Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 111v., f. 123v.-125r., f. 126r.-182r., StA Nürnberg, RSt Nürnberg, Rep. 52a Nr. 302, RSt Nürnberg Rep. 59 Salbuch 2 f. 142v., f. 156r., siehe Caesar, Schreyer, S. 83. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 739. EBA Freiburg Münsterarchiv U 300 f. 133r.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

von St. Willibrord mehrere Prozesse gegen säumige Schuldner508 , obwohl die Pünktlichkeit der Gläubiger der Kirchenfabrik abnahm und obwohl in nur wenigen Rentenbriefen eine Strafe bei Zahlungsverzug vereinbart worden war 509 . Mit dem Beginn der Bauarbeiten änderte sich ihre Einstellung ein wenig, denn gerade während des zweiten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts strengten sie mehrfach Prozesse an. Dabei gelang es ihnen wiederholt, Häuser pfänden zu lassen und, nachdem sie ihnen zugesprochen waren, sie weiterzuverkaufen 510 . So war das Haus des Gerichtsschreibers ab 1498 mit einer jährlichen Summe von 1 Gulden belastet, doch konnten die Kirchenmeister diese Gelder während der ersten beiden Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts nur selten als Einnahmen verbuchen 511 . Die Kirchenmeister gingen schließlich gerichtlich dagegen vor, so dass ihnen die Immobilie 1514 zugesprochen wurde, da sie dieses für die Erweiterung der Kirche benötigten 512 . Innerhalb der Stadt Wesel war das Pfändungsverfahren für die Kirchenmeister vergleichsweise einfach: Im Jahr 1430 hatte der Herzog von Kleve der Stadt Wesel zugestanden, dass die Kirchenmeister ausstehende Kirchenrenten durch den herzoglichen Boten eintreiben lassen durften 513 . Den Unterlagen der Kirchenmeister ist jedoch kein Hinweis zu entnehmen, dass sie auf diese Hilfe zurückgriffen. Zusätzlich beschloss der Rat der Stadt im Verlauf des 15. Jahrhunderts, dass der Bürgermeister für die Kirchenmeister durch den Stadtboten Pfändungen aussprechen lassen konnte 514 . Außerhalb der Stadt waren die Dinge schwieriger, so dass die Kirchenmeister beispielsweise nach Dinslaken reisen mussten, um vor dem dortigen Gericht ein ihnen zugefallenes Grundstück zu erstreiten 515 . In einem solchen Fall mussten die Kirchenmeister von St. Willibrord dann die Gerichtskosten tragen und den Gerichtsbüttel bezahlen 516 . Der Gerichtsbote bezog überdies ab 1502 eine Art Rente bestehend aus einem halben Malter Roggen 517 . Gelegentlich mussten sich die Kirchenmeister auch an das herzogliche Gericht in Bislich wenden, so dass sie beispielsweise 1516 dem Richter Geld zukommen ließen, da dieser ihnen eyn gonsts gedayn (...) van die kercken renthen gerichtlichen in to forddern zoe hy dair van zyn recht nyet en nympt 518 . Insgesamt aber war die Anzahl der von den Weseler Kirchenmeistern geführten Prozesse nach Ausweis ihrer Unterlagen gering.

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AEK Wesel Gefach 25/16 f. 4r., Gefach 26,4 S. 15. AEK Wesel Gefach 26,2 f. 62v. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 55, S. 128, S. 134, S. 444, S. 467, S. 615, S. 621; Roelen, Topographie, S. 459 und S. 491. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 272, S. 321, S. 340, S. 651, S. 712, Gefach 37,4 S. 7, S. 143, S. 179, S. 222, S. 274, S. 347. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 128, S. 444, S. 512, S. 528, S. 610, S. 628, vgl. S. 821, S. 855, S. 962. StadtA Wesel Urk. 97/292. StadtA Wesel A1/291/5 S. 53. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 134. Gerichtskosten: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 193, S. 517; Gerichtsbüttel: Gefach 37,4 S. 14, S. 123. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 428, S. 719. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 613, ähnlich AEK Wesel Gefach 37,3 S. 20.

VII.2. Juristische Verantwortung der Kirchenmeister

587

Auch in anderen Städten bemühten die Kirchenmeister wiederholt das örtliche Gericht, wie sich in kleinen Städten wie Hagenau, in größeren wie Würzburg und in großen wie Freiburg nachweisen lässt 519 . Der Inhalt der Rechtsstreitigkeiten glich denen in Wesel: Immer wieder mussten säumige Schuldner verklagt werden 520 . Sebald Schreyer in Nürnberg ließ bei seinem Amtsantritt alle Erb-, Kaufund Lehnsverpflichtungen der Bauern sowie sämtliche Geld- und Naturaleinnahmen der Kirche systematisch zusammenstellen und alle Hintersassen einen Eid auf ihre Verpflichtungen schwören 521 . Trotzdem ließ er mehrfach Schuldner in den Schuldturm bringen und erreichte vor Gericht, dass ihre Schulden in das Gerichtsbuch eingetragen wurden 522 . Einen anderen Weg wählten die Kirchenmeister in Hagenau, die die ausstehenden Einnahmen der Kirchenfabrik von Dritten eintreiben ließen, die wiederum von der Differenz zwischen der Kirchenschuld und dem tatsächlich eingetriebenen Betrag profitierten523 . Aus den Ratsprotokollen der Stadt Köln lässt sich ersehen, dass sich Schuldner wie Kirchenmeister vielfach nicht mit einem Richterspruch zufrieden gaben, sondern sich an den Rat als zweite Instanz wandten 524 . In einer eher agrarisch geprägten Stadt wie Windsheim beschränkten sich die Streitigkeiten nicht auf das Gebiet der Stadt, sondern die Kirchenmeister mussten auch Mittel aufwenden, um Gerichtsladungen in den umliegenden Dörfern zustellen zu lassen 525 . Nicht immer waren die Kirchenmeister die Kläger. Es kam auch vor, dass sie selbst wie beispielsweise in Nördlingen verklagt wurden, da sie einen Vertrag nicht erfüllten 526 . In Wesel kam es zu Streitigkeiten zwischen den Küstern und den Kirchenmeistern, die vom Rat entschieden wurden 527 . Als 1485 eyn fremd man in Wesel starb und einen Teil seines Geldes St. Nikolaus in Wesel hinterließ, musste erst die Rechtmäßigkeit des letzten Willens überprüft werden, bis die Kirchenmeister das Geld verbuchen konnten 528 . 519 520 521

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Hagenau: StadtA Hagenau GG 250/10 f. 7r.; Würzburg: StadtA Würzburg Ra 2024 f. 23v.; zu Freiburg siehe Merkel, Münsterpfleger, S. 134-135. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 184v. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 252 und 253, zu den Eiden siehe ausführlich Caesar, Schreyer, S. 91 mit weiteren Angaben; ähnlich auch in Hilpoltstein: Götz, Pfarrbuch, S. 85. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 2v.-3v., vgl. f. 208r., f. 231r., siehe Groebner, Ökonomie, S. 190ff. Gunzert, Kirchenleben, S. 33-34. Groten, Beschlüsse, S. 42, S. 62, Huiskes, Ratsmemoriale, S. 670. StadtA Windsheim G 38 f. 197v., 198r., vgl. f. 52r. Rott, Quellen und Forschungen, Alt-Schwaben, S. 179. In Bamberg klagte 1487 der Maler Wolfgang Katzheimer gegen den Auftraggeber einer tafel, vermutlich eines Retabel, wobei er sich durch den Schöffen Thomas Rockenbach, der später selber Kirchenmeister wurde, juristisch vertreten ließ, vgl. Arneth, Katzheimer, S. 36-38 und S. 51-52. Siehe auch Kempkens, Hochaltarretabel, insb. S. 137, sowie Prieur, Leiden, S. 26, die ein Schreiben der Stadt Köln anführen, in dem der Rat der Stadt Wesel um Hilfe gebeten wird, dass der Kölner Bildschnitzer Tielman Bildensnijder nach dem Tod Herman Saelens seinen Lohn für das Altarwerk erhalten soll, dass er im Auftrag Saelens für die von ihm gestiftete Kapelle des Weseler Kalvarienbergs gefertigt hatte. StadtA Wesel A3/3 f. 5r. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 285.

588

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

VII.3. SOZIALE STELLUNG UND SOZIALE VERANTWORTUNG DER KIRCHENMEISTER UND KIRCHENFABRIKEN Die Kirchenmeister handelten im sozialen Kontext der Stadt: Zum einen kamen sie mehrheitlich aus den bedeutenden Familien der Stadt; viele von ihnen saßen im Rat; sie beschäftigten eine ganze Reihe von Mitarbeitern und mussten dafür sorgen, dass diese ihrer teilweise verantwortungsvollen Tätigkeit vollständig nachkamen. Zum anderen mussten sie auf ein gutes Verhältnis zu den Klerikern der Pfarrkirche achten. Es gilt daher zu untersuchen, wie die Kirchenmeister ihrer Stellung gerecht zu werden versuchten und auf welche Weise sie sich das Wohlwollen sozial über- wie untergeordneter Personen zu sichern suchten. Gleichzeitig war die Kirchenfabrik eine bedeutende Institution in der Stadt. Die Kirchenmeister mussten daher darauf achten, dass die Ordnung in der Kirche und in der Stadt gewahrt wurde. Die hiermit verbundene Hierarchie prägte das soziale Gefüge der Stadt und bildete einen wichtigen Faktor, den die Kirchenmeister bei allen Entscheidungen berücksichtigen mussten. Soziale Verantwortung der Kirchenmeister Festessen Zur sozialen Verantwortung der Kirchenmeister gehörte die Schaffung einer möglichst guten Arbeitsatmosphäre. Zugleich war es sehr im Interesse der Kirchenmeister, wenn ihnen beispielsweise die Mitglieder des Rates der Stadt ebenso wie der Pfarrer gewogen waren. In St. Willibrord in Wesel richteten die Kirchenmeister daher mehrere Festessen im Jahr aus, wobei sie in den Rechnungsbüchern wie beispielsweise 1493 Ausgaben für wyn byr broet ind vysch verbuchten. Die Lebensmittel wurden am Heilig-Kreuz-Tag des morgens in der wedemen [=im Pfarrhaus] ind des myddages (...) verdaen 529 . Die Kirchenmeister luden also die Geistlichen der Pfarrei und die weiteren Beteiligten der Heilig-Kreuz-Prozession am Morgen vor der Prozession und am Mittag zu einem gemeinsamen Mahl ein. Auch wenn sie die Kosten für dieses Festessen erst ab 1490 regelmäßig verbuchten, so lassen sich auch in den davor liegenden Jahren vereinzelte Buchungseinträge in den Rechnungsbüchern nachweisen 530 . Allerdings lässt sich den Kirchenrechnungen nur entnehmen, dass sie Bier und Wein in den verschiedenen Gasthäusern in Wesel kauften 531 . In genau der gleichen Weise gab es in St. Nikolaus auf der Mathena ab 1492 regelmäßig einen Imbiss vor Beginn der Antoniusprozession, den die Kirchenmeister in der Sakristei der Kirche ausrichteten532 . Sie versuchten somit, die Kleriker und die übrigen Mitwirkenden auf die für die Gemeinde wie für die Kirchenfabrik so wichtigen Ereignisse positiv einzustimmen.

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AEK Wesel Gefach 37,3 S. 152. Regelmäßige Verbuchung ab 1490: AEK Wesel Gefach 37,3 S. 75, S. 96, S. 152, S. 180, S. 207, S. 229, S. 253, S. 276, S. 367, S. 513, S. 562, S. 744, Gefach 37,4 S. 170, S. 205, S. 258, S. 514, S. 659, S. 783, S. 928; Buchungseintrag 1478: Gefach 37,2 S. 416. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 416. AEK Wesel Gefach 33,2 S. 439, S. 608, S. 643, Gefach 33,3 S. 14, S. 60, S. 199, S. 296.

VII.3. Soziale Stellung und soziale Verantwortung

589

Das gemeinsame Mahl sollte die Identifikation mit der Kirche und der Kirchenfabrik stärken 533 . In ähnlicher Weise beging man auch in anderen Städten besonders wichtige und jährlich wiederkehrende Ereignisse 534 . In Dresden wie in Siegen wurde die Fertigung der Osterkerze von einem Festessen begleitet 535 . In Coburg verpflegten die Kirchenmeister die Träger des Baldachins bei der Fronleichnamsprozession und die Schüler, die zu Ostern vor dem Grab sangen; das gleiche galt auch für Windsheim 536 . Wie in Wesel so wurde auch in Coburg und Bamberg ein Festessen zu Fronleichnam ausgerichtet 537 . Nicht immer wurden alle Personen gemeinsam verpflegt, sondern mancherorts ließen die Kirchenmeister den Beteiligten Nahrungsmittel, Wein oder ein drynckgeld zukommen 538 . Welchen Umfang dies in einer reichen Stadt wie Nürnberg annahm und wie genau die Kirchenmeister eine offenkundige Hierarchie beachteten, geht aus dem Manual Sebald Schreyers hervor: Item an unnsers herrn leichnams tag gibt man den hernachgeschriben personen suppen mit unterschid so hernachvolgt: item den engeln suppen unnd fleisch 1 hennen wein und prott; Item den schreybern suppen unnd fleisch darauff wein unnd prott; Item auff die orgeln suppen und fleisch 1 hennen 1 virtl wein unnd sechs prott; Item dem kirchner (...) suppen unnd fleisch 1 hennen 1 virtl wein und 6 prott; Item den statknechten suppen unnd fleisch 1 hennen wein unnd prott; Item der himeltrager knechten suppen unnd fleisch wein unnd prott 539 . Ein zweites Essen wurde am Abend veranstaltet 540 . Abgesehen von Fronleichnam wurden entsprechende Festmahle am Tag des Kirchenpatrons wie beispielsweise in Nürnberg ausgerichtet 541 . In Dresden verköstigten die Kirchenmeister der Kreuzkirche die Helfer am für die Stadt so wichtigen Johannistag oder beim Öff-

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Fouquet, Festmahl, S. 109-112 und S. 121-123, auch Althoff, Charakter, S. 17-19, siehe Groebner, Geschenke, S. 105; zu den Festessen im Kontext von Prozessionen siehe Löther, Stadt, S. 192-193, veraltet Kroos, Opfer, S. 518. Zu Hagenau siehe Pfleger, Kirchenvermögen, S. 17; zu Koblenz ausführlich Michel, Koblenz, S. 291-293. StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 369r., StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1463 f. 43r., Nr. 73/1509 f. 32v., Nr. 73/1518 o.f.; zu Siegen Weber, Lebensbedingungen, S. 195-196 mit weiteren Nachweisen. Coburg Fronleichnamsprozession: StadtA Coburg R 11/1481 f. 7r.; Ostern: StadtA Coburg R 11/1481 f. 6v., R 11/1488 f. 9v., R 11/1493/94 f. 8r., R 11/1494/95 f. 7v.-8r., R 11/1495/96 f. 6v., R 11/1500/01 f. 6v., R 11/1501/02 f. 5v.; Windsheim: StadtA Windsheim G 38 f. 21r. Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 7r.; Bamberg: PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.11/1 f. 25v.; zu Hagenau siehe Gunzert, Kirchenleben, S. 22-23. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 62. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 83r. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 82v., f. 83v. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 87r.

590

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

nen der Stöcke, während in Siegen und Coburg die Helfer beim Umgang bewirtet wurden 542 . Ein besonderer Anlass für ein Festessen war in manchen Städten die Rechnungslegung der Kirchenmeister. Zunächst setzten sich die Kirchenmeister mit dem Schreiber zusammen, um mit diesem die Unterlagen durchzugehen und das Rechnungsbuch zusammenzustellen. Man traf sich in einem der Weseler Gasthäuser, wobei die Kirchenmeister die Kosten für die Getränke beglichen. Anschließend legten sie dem Rat das Rechnungsbuch vor, und bereits im ersten von St. Willibrord überlieferten Rechnungsbuch aus dem Jahr 1402 verbuchten sie Spesen in Höhe von 2s do men gherekent hadde tot enen ghelaghe den schepen ende raden 543 . In den sich anschließenden Jahren hielten sie mit Ausnahme der Jahre 1486, 1490, 1492, 1493, 1509 und 1513 keine entsprechenden Ausgaben fest 544 . Im Jahr 1516, als das Verfahren der Rechnungslegung geändert wurde, notierten sie dann Ausgaben für Wein, den die geschickten Raitzfrunden die dair toe van wegen des Raidts gedain wairen myn reickenschaip to hoiren opper raitkamer konsumierten 545 . In anderen Städten wie in Siegen und in Hagenau bewirteten die Kirchenmeister den Schreiber 546 . In Bamberg übernahmen sie sogar bei der Rechnungslegung des Küsters der Oberen Pfarre die Rechnung für Speis und Trank 547 . Die Frau des Küsters wurde dabei wiederholt mitbewirtet oder erhielt ein Trinkgeld, mit dem auch ihre Leistung anerkannt wurde 548 . Aus unbekannten Gründen verzeichneten nur wenige Kirchenmeister wie in Siegen und in Dresden Ausgaben für eine Bewirtung der Ratsherren bei der Rechnungslegung 549 . In Straßburg gab es aus diesem Anlass außer Wein auch Speisen, so dass sich der Rat genötigt sah zu bestimmen, dass bei der Rechnungslegung der Kirchenfabrik nur die Ratsmitglieder und Kirchenmeister an dem Festmahl teilnehmen durften 550 . Neben den jährlichen Festen wurden auch zu besonderen Anlässen Festessen gegeben, die allerdings nicht immer von den Kirchenmeistern ausgerichtet wur

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Dresden Johannistag: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1509, f. 47r., Nr. 73/1515 f. 13r., siehe Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 288 Anm. 3, vgl. ders., Johannisspiel, S. 102, der darauf verweist, dass die entsprechenden Ausgaben Anfang des 16. Jahrhunderts nicht mehr in Rechnungsbüchern verzeichnet wurden; Öffnen der Stöcke: StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 21r., f. 331r.; Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1504/05 f. 21v., 1515/16 f. 21v.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1481 f. 2r. AEK Wesel Gefach 37,1 S. 20. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 486, Gefach 37,3 S. 22, S. 76, S. 112, S. 153, S. 861, Gefach 37,4 S. 311. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 617, S. 680, S. 792, S. 838, S. 839, S. 944. Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1498/99 f. 25r., 1503/04 f. 24v., 1504/05 f. 23r., 1507/08 f. 23r., 1515/16 f. 21v.; zu Hagenau siehe Pfleger, Kirchenvermögen, S. 17. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 10v., 1490/92 f. 20r. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1492/93 f. 10r., 1493/94 f. 15r. Siegen: StadtA Siegen Kirchenrechnung 1488/89 f. 20v., 1498/99 f. 25r., 1503/04 f. 24v., 1504/05 f. 23r., 1507/08 f. 23r., 1515/16 f. 21v.; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1509 f. 17v., Nr. 73/1519 o.f., vgl. Barth, Börsch, S. 197. Chroniken der deutschen Städte 9, Straßburg I, S. 1016.

VII.3. Soziale Stellung und soziale Verantwortung

591

den. In Dresden richteten die Kirchenmeister 1495 anlässlich der Weihe der Glocke ein Festessen aus 551 . Sie trugen auch 1509 die Kosten für das Fest zur Weihe des Gebäudes und des Friedhofs 552 . Bereits die Fertigstellung eines neuen Opferstocks konnte wie in Coburg Anlass für eine Feier sein553 . Aus Anlass der Weihe der neuen Glocke von St. Martin in Bamberg richteten die Kirchenmeister eine Veranstaltung von solchem Umfang aus, dass sie ein eigenes Konto in ihrem Rechnungsbuch anlegten 554 . Eine derartige Einladung bedurfte allerdings gar nicht immer eines besonderen Anlasses 555 . So hatten die Kirchenmeister von St. Willibrord gelegentlich die kercken luyde toe gaste, wahrscheinlich die Geistlichen der Pfarrei 556 . In der Oberen Pfarre in Bamberg wurden die Kleriker regelmäßig bewirtet, während man sich in Hilpoltstein auf den Pfarrer beschränkte 557 . Andere Mahlzeiten dienten dazu, die Angestellten der Kirchenfabrik für ihre Mühen zu belohnen. So verzeichneten die Kirchenmeister von St. Willibrord ab 1513 Ausgaben für das Gelage der ombgengers, also für diejenigen, die mit den Kirchenmeistern ein- bis dreimal im Jahr im Pfarrsprengel die Bede einsammelten558 . Sie kehrten in einem Gasthaus ein und ließen es sich auf Kosten der Kirchenfabrik gut gehen559 . In Nürnberg wurden zu Ostern die Tafelträger und Wärter zum Essen eingeladen560 . Auch der Stadtbaumeister, der 1503 mancherley arbeit (...) bey der kirchen gehabt hatte, wurde bewirtet 561 . In manchen Orten wie in Wesel erhielten gelegentlich auch Mitglieder der Gemeinde ebenso wie Bauern eine Mahlzeit562 . In St. Martin in Bamberg durften sich die Bauern in einigen Jahren stärken, wenn sie ihr abzugebendes Getreide zur Kirchenfabrik brachten 563 . In Coburg zahlten die Kirchenmeister ihnen ein Trink551 552 553 554

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StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 344v. StadtA Dresden A XV b 36 f. 88r. StadtA Coburg R 11/1492/93 f. 5r. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/9 f. 6v., vgl. Nr. 70.11/1 f. 25v. und Schnapp, Stadtgemeinde, S. 123; ähnlich in Dresden StadtA Dresden A XV b 21 Brückenamtrechnung f. 307v., vgl. Richter, Verwaltungsgeschichte II,2, S. 289 mit Anm. 1; auch Bayreuth, siehe Engelbrecht, Anmerkungen, S. 205-206. Der Pfarrer von St. Johannis in Göttingen lud die Schüler ein, die an der Fronleichnamsprozession teilgenommen hatten (Prietzel, Finanzen, S. 127), während die Küster in Bamberg mehrfach im Jahr vom Pfarrer bewirtet wurden (ausführlich Schnapp, Stadtgemeinde, S. 82); siehe auch StadtA Ulm U 5389: Rechnung des Mahls, das Unser Lieben Frauen Baupflege in der Fastenzeit 1514 gegeben. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 36, S. 184. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 14r.; Hilpoltstein: Götz, Pfarrbuch, S. 35. Gelage der ombgengers: AEK Wesel Gefach 37,4 S. 319; siehe auch AEK Wesel Gefach 37,4 S. 395, S. 489, S. 513, S. 515, S. 565, S. 653, S. 751, S. 833, S. 907, S. 928. AEK Wesel 37,4 S. 319. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 77v., f. 88v. StadtA Nürnberg A 21 Cod. man. 74 2° f. 150v. AEK Wesel Gefach 37,2 S. 404, Gefach 37,3 S. 212. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 5v., Nr. 70.01/9 f. 10r., ähnlich PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1490/92 f. 18r., 1493/94 f. 8r., f. 14v., 1494/95 f. 10v., f. 13r., 1495 f. 9r., f. 10r., 1496/97 f. 7r., StadtA Bamberg B 8 Nr. 200 f. 9v.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

geld 564 . In Windsheim wurden die Bauern zum Transport von Steinen für die Kirche verpflichtet und erhielten dafür eine Mahlzeit565 . Sebald Schreyer in Nürnberg musste sogar die pawern, so sie gult bringen, beherbergen und in zu essen [zu] geben (...) 566 . Geschenke Die Mahlzeiten waren nur eine andere Form von Geschenken, wie sie im Mittelalter weit verbreitet waren und wie sie alle Kirchenmeister auch unter ihren Ausgaben verbuchten. Die Kirchenmeister von St. Willibord ließen beispielsweise dem Junker von Limburg, der die Steinbrüche besaß, aus denen die Kirche für den Erweiterungsbau Steine bezog, mehrfach in den Jahren 1501 und 1502 Geschenke zukommen. Dabei handelte es sich um Stock- und Schellfisch sowie um mehrere Fässer Hering und Butter 567 . Standen diese Sendungen im unmittelbaren Zusammenhang zum Kirchenbau, so ist doch unbekannt, warum die Warenbeseher sowie die Zöllner von Wesel im Jahr 1505 drei Schinken von neunzehn Pfund Gewicht erhielten 568 . Ähnliche Geschenke verteilten auch andere Kirchenmeister. In Windsheim wurde beispielsweise der Weihbischof bei seinen Besuchen verköstigt 569 . Wie in mittelalterlichen Städten üblich, verschenkten auch die Kirchenmeister sehr häufig Wein: So erhielt beispielsweise der Prior des Klosters Wein für das Weihen eines Messgewandes 570 . In Coburg schenkten die Kirchenmeister dem Prediger aus unbekannten Gründen im Jahr 1481 Wein 571 . In Bamberg, wo die Kirchenmeister zu Fronleichnam kein Festessen ausrichteten, erhielt der Pfarrer ebenfalls Wein 572 . Wahrscheinlich ging im 15. und 16. Jahrhundert der Trend bei den Kirchenfabriken dahin, den verschenkten Wein durch Geldzahlungen zu ersetzen573 . Dies galt für Personen aller Berufe, wie den Sohn des Goldschmieds in Wesel, den Stadtschreiber in Dresden oder die Arbeiter, die in Coburg 1491 ein Gerüst aufbauten 574 . Bei St. Nikolaus auf der Mathena in Wesel wurden die Trinkgelder Anfang der vierziger Jahre so regelmäßig an die Bauarbeiter gezahlt, dass sie fast schon zum Lohn gehörten 575 . Die Kirchenmeister von St. Willibrord übernahmen 564 565 566 567 568 569 570 571 572 573 574

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StadtA Coburg R 11/1482 f. 7v. StadtA Windsheim G 36a f. 96r.; ähnliches galt auch für Bielefeld, siehe StA Münster, St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 2 f. 20r., f. 22r.-22v. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 12v. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 376, S. 447, S. 448. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 618. StadtA Windsheim G 36a f. 173r., G 38 f. 84r., f. 156r. AEK Wesel Gefach 37,3 S. 10. StadtA Coburg R 11/1481 f. 6r. PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/3 f. 5r. In Straßburg erhielt der Ratsbote am St. Martinsabend traditionell Geld, vgl. Israel, Kaysersberg, S. 237. Wesel: AEK Wesel Gefach 37,1 S. 29; Dresden: StA Dresden Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73/1514 f. 21r.; Coburg: StadtA Coburg R 11/1490/91 f. 9r.; ähnlich Rothenburg, wo der Polier 1469 ein Geldgeschenk für das Aufhängen der Glocke erhielt: StadtA Rothenburg o.T. R. 362 f. 21r. AEK Wesel Gefach 33,1 S. 62, S. 77, S. 86.

VII.3. Soziale Stellung und soziale Verantwortung

593

zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Wirtshausrechnungen des Baumeisters Johann von Langenberg, wenn dieser für einige Tage in die Stadt kam, um die Bauarbeiten zu kontrollieren576 . Die Kirchenmeister trugen auch die Kosten für die Stärkung bei freiwilligen Leistungen für die Kirchenfabrik (erbeten zu der glocken das essen abgezecht der umbgeher in der stat 577 ). Eine besondere Relevanz kam regelmäßig verteilten Geschenken zu, wobei ebenfalls im Allgemeinen Wein verschenkt wurde. In Nürnberg erhielten die Heiltumswärter, der Maurer, der Zimmermann, der Schreiner, der Schlosser, der Maler, der Tafelträger, die Näherin und der Organist jeweils einmal im Jahr ein Viertel Maß Wein 578 . Der in Coburg wohnende Propst und der Prediger der Pfarrkirche bekamen regelmäßig Wein 579 . In ähnlicher Weise schenkten die Bamberger und Wertheimer Kirchenmeister dem Dekan bzw. dem Schultheiß Geld oder Wein 580 . Gelegentlich wählten die Kirchenmeister besondere Gaben: In Siegen erhielten die Baumeister regelmäßig Tuch581 . In Bamberg schenkten die Kirchenmeister den Pfarrern ebenso wie den Amtleuten zu Weihnachten Fisch 582 . Der Küster der Oberen Pfarre in Bamberg erhielt zu Ostern ein halbes Lamm, gelegentlich eine halbe Ziege, während in Nürnberg die Knechte des Küsters zu Kirchweih Geld bekamen 583 . Die oben genannten Personen, denen Sebald Schreyer in Nürnberg Wein zukommen ließ, erhielten außerdem zu Weihnachten Fisch 584 . Bei den verschiedenen Geschenken, die die Kirchenmeister im Verlauf eines Jahres verteilten, handelte es sich um mehr als nur materielle Gaben. Das Schenken war eine politisch-soziale Handlung, mit der die Kirchenmeister ihre Wertschätzung für die jeweilige Person ausdrückten, und aus diesem Grund waren die Gaben auch sehr fein abgestuft 585 . Derartiges Handeln war keinesfalls ungewöhnlich, sondern prägte die städtische Gesellschaft des späten Mittelalters. In noch weitaus größerem Umfang als die Kirchenfabrik schenkte der Rat – nicht nur in Wesel – allen wichtigen Personen der Stadt Wein oder Geld. Zu ihnen gehörten

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584 585

AEK Wesel Gefach 37,3 S. 450, S. 509, S. 692. StadtA Coburg R 11/1481 f. 2r. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 92r. StACoburg R 11/1496/97 f. 6v., R 11/1499/1500 f. 7v., hierzu Heins, Kulturgeschichtliches, S. 59. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 9r., f. 13r., 1482/84 f. 10r., 1484/85 f. 7v.; Wertheim: StA Wertheim G Gotteshausrechnungen 1499-1500 f. 5r. und f. 13r. Bingener, Bauwesen, S. 11-12. PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 11v., f. 14r., 1482/84 f. 15v., 1486/87 f. 11v. , 1490/92 f. 13v., PfA Bamberg St. Martin Rep IV Nr. 70.01/2 f. 6r., Nr. 70.01/3 f. 5v., Nr. 70.01/21 f. 8v. Bamberg: PfA Bamberg Obere Pfarre Pflegerrechnung 1480/82 f. 14v., 1487/88 f. 12v., 1490/92 f. 19v.; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 89r.; vgl. Braunschweig, wo der Rat festlegte, wer welche Geldsumme nach der HeiligKreuz-Prozession bekommen sollte: Hellfaier, Gedenkbuch Braunschweig, S. 52-53. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 94r. Groebner, Geschenke, S. 42 und S 105.

594

VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

unter anderem der Pfarrer, die Kirchenmeister, die Küster und die Organisten586 . Verglichen mit der Weinschenkliste der Weseler Kämmerer nahmen sich die Geschenke der Kirchenmeister geradezu bescheiden aus, obwohl sie dieselbe Funktion erfüllten. Der Wert dieser Ergebnisse wie der Aussagen zur zeitlichen Belastung der Kirchenmeister im Alltag wird jedoch dadurch eingeschränkt, dass beispielsweise viele Ausgaben gerade für Geschenke und Festessen summarisch verbucht wurden. Es ist unbekannt, wer die Essen ausrichtete und die notwendigen Nahrungsmittel tatsächlich besorgte, und zugleich ist unklar, ob die Kirchenmeister die Geschenke selbst überbrachten oder sie überbringen ließen. Kirchenfabrik und Kirchenmeister und die Ordnung in der Kirche Die Kirche war einerseits Mittelpunkt der Stadt, die viele Bewohner regelmäßig betraten. In manchen Städten hielt der Rat in der Pfarrkirche oder in der an diese angrenzenden Ratskapelle Sitzungen ab 587 . Andererseits war die Kirche ein Ort der religiösen Kontemplation, wo die Geistlichen ungestört Messen lasen. All dies musste in geordneten Bahnen verlaufen, wobei stets die Sicherheit der Kirche gewährleistet werden musste 588 . In Wismar und Stralsund ermahnten die Kirchenmeister die Erben von Kapellen, für die notwendige bauliche Ausbesserung zu sorgen 589 . Entscheidend war die permanente Kontrolle der Kirche, so dass die Küster laufend in der Kirche präsent sein mussten, wie es den Nürnberger Küstern auch eingeschärft wurde: er soll auch das gotshaus bestellen mit knechten, do es getreulich bewart sei und es sol auch er oder sein knecht allewege pei der messe bereit sein, wenn man die messe gesprochen oder gesungen hab 590 . Der Küster von St. Sebald war sogar dazu verpflichtet, bereits wenn man frumeß lewtet so soll er albey in der kirchen odr auff dem kirchhoff sein bis man tagmeß singet 591 . Für alle gut sichtbar hatten die Küster des Freiburger Münsters für gutes Benehmen in der Kirche zu sorgen: (...) er sol auch in der kirchen iederzeit sein langen stock und under wehrendem gotsdienst vor- und nachmittag das chorhemmet anhaben und tragen. (...) Er soll auch (...) alles unnüz geschwez, so gemeinlich nach vollendtem gotsdienst in der kirchen, sonderlich von jungen leuten fürgeht, ab586

587 588 589 590 591

StadtA Wesel A7 1410 f. 269v., 1418 f. 525r., 1467 f. 23v., 1468 f. 29v., 1469 f. 22v., 1471 f. 20r., 1472 f. 24v., 1474 f. 19r., 1475 f. 23r., 1476 f. 43r., 1477 f. 26r., 1478 f. 22v., 1479 f. 27v., 1480 f. 34v., 1481 f. 19v., f. 28v., 1482 f. 22r., f. 25v., f. 34r., 1483 f. 23v., f. 33r., 1484 f. 20r., 1485 f. 21r., 1486 f. 30v., f. 51r., 1488 f. 172r., 1489 f. 250r., 1490 f. 321r., 1491 f. 389r., 1492 f. 473v., 1493 f. 546v., 1494 f. 612v., 1495 f. 50v., 1496 f. 135v., 1497 f. 224r., 1498 f. 312r., 1499 f. 409r., 1500 f. 500r., 1501 f. 37r., f. 39r., 1502 f. 141r., 1503 f. 210v., 1504 f. 55r., 1505 f. 51r., 1506 f. 55r., 1507 f. 649v., 1508 f. 56v., f. 57r., 1509 f. 134r. Siehe zu Stralsund Heyden, Stralsund, S. 24, Schroeder, Bürgerschaft, S. 274, Grewolls, Kapellen, S. 96-98. Vgl. oben Kapitel IV.7. Grewolls, Kapellen, S. 75, S. 266 (Wismar) und S. 356 (Stralsund). Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 41, ähnlich in Braunschweig: UB Braunschweig I S. 162ff., wobei dem Küster zwei Schüler als Knechte unterstanden. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 41.

VII.3. Soziale Stellung und soziale Verantwortung

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schaffen und nit gestatten, die kirchen wie zuegleich den kirchhof sauber halten und vor aller ungelegenhait sovil möglich verhüeten592 . Bei der Nürnberger Frauenkirche musste außerdem auf spielende Kinder geachtet werden (das die puben die pild nit zuprechen) 593 . Auf Beschluß des Rates mussten die Nürnberger Küster überdies sicherstellen, dass sich Bettler lediglich bei den Türen der Kirche aufhielten: Item es sĤllen aĤch in allen kirchen die pettler sitzen oder stehen zĤ den zweien seiten, bey der tür, da man allermeyst awß Ĥnd in die kirchen geet, Ĥnd sĤllen aĤch die petler niht zĤ den altaren noch sĤst in der kirchen peteln, Ĥnd sĤllen aĤch die mesner in den kirchen Ĥnd die pütel daraĤf warten, wo sie es Ĥberfüren, dass sie es weren 594 . Dies allerdings hieß nicht, dass sämtliche Ordnungsaufgaben den Küstern übertragen waren. In St. Martin in Biberach gab es einen Ordner, der besonders an den Kirchenfesten für Ordnung innerhalb der Kirche sorgte: Vor Vnsser Lieben Frau damitten in der Kürchen ist gesein ain Stuohl, darin ist gestanden ain Mann, der Vnnser Lieben Frawen zue ettlichen vnd die Khürchen gehüett hat 595 . Dies galt vielleicht auch für die in Biberach am Martinstag stattfindende Prozession: Ettwann ist ein Bittel vnd sonst Khnecht mit gangen, das es beschaidenlich zuegange 596 . Der Andrang der Menschen musste in geordnete Bahnen gelenkt werden, so dass auf Beschluss des Nürnberger Rats Ordner bezahlt werden mussten bey zweyen altären in gemelten kirchen zu stenn; bey welchem der zugang zu dem hochwirdigen sacrament von dem gemeynen volck am grosten ist zu vermeydung getrengs und ungefür dy leut ordnen und geraume ab und zugang machen 597 . In St. Christoph in Mainz sorgten der Pfarrer und vielfach gemeinsam mit ihm die Kirchenmeister dafür, dass non nisi modesti et faceti vorgelassen wurden 598 . Den Kirchenmeistern war die Ordnung in der Kirche wichtig, doch ging keiner von ihnen so weit, in einer der Kirchen Tafeln aufzuhängen, um die Kirchenbesucher zur Disziplin zu mahnen 599 .

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595 596 597 598

599

Albert, Dienstanweisungen, S. 87. Metzner, Salbuch, S. 51. Rüger, Almosenwesen, S. 69: Almosenordnung von 1370; anderswo wurde das Verhalten der Bettler auf den Kirchhöfen reglementiert: Beispiele bei Schubert, Erscheinungsformen, S. 683; in Konstanz musste sichergestellt werden, dass keine Hunde in der Kirche umherliefen, siehe Feger, Statutensammlung, Nr. 282 S. 181. Schilling, Zustände, S. 51, auch Angele, Altbiberach, S. 40. Schilling, Zustände, S. 102, auch Angele, Altbiberach, S. 69. StA Nürnberg Rep. 59 Nr. 3 f. 90r., vgl. Löther, Stadt, S. 133, siehe auch Schlemmer, Gottesdienst. S. 12. Falk, Diel, S. 54: videat plebanus, aut cum eo magistri fabricae, quod non nisi modesti et faceti admittandur, qui populi visitantis ecclesiam devotionem non impediant, non destruant sua inopportunitate aut non facti vinolenti et ebrosi, locum sacrum defoedent, nimium repleti vomitum facientes, aut aliam immodestiam vino aestuantes committant vel admittant, nec altare in eadem capella, mensam Domini, sibi mensam faciant, pallas altaris commaculando dehonestent, aut vinum desuper fundendo, aut ollas ponendo, aliaque impertinentia committendo vel admittendo. Ähnlich auch in St. Lorenz in Nürnberg, siehe Schlemmer, Gottesdienst, S. 12. Zu den belehrenden Bildtafeln siehe oben Kapitel IV.1.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

Kirchenfabrik und Kirchenmeister in der sozialen Ordnung in der Stadt Von erheblicher Bedeutung für die Stadt war, dass die Kirchenmeister letztlich den Zugang zu den Reliquien und zum Sakrament und damit zum wichtigsten Besitz der Stadt kontrollierten. Im Bereich des Kirchenwesens waren sie gleichsam die Verwaltungsspitze der communitas christiana. Sie standen für die Einbettung der Kirche in die Stadt, die deswegen auch beispielsweise durch den Prediger Johannes Geiler von Kaysersberg angegriffen wurden 600 . Die Kirchenmeister mussten versuchen, öffentliche Kritik an ihrer Amtsführung zu vermeiden, denn sie bedeutete, dass ihre Entscheidungen nicht mit denen anderer übereinstimmten, wie die Ordnung in der Kirche gewahrt werden sollte. Dies ergab sich aus der Bedeutung der Pfarrkirche als religiösem Mittelpunkt der Stadt, in deren Inneren insbesondere die soziale Ordnung gewahrt bleiben musste, welche die sozialen Verhältnisse in der Stadt spiegelte. Die Werte und Vorstellungen, die den Entscheidungen des Rates wie der Kirchenmeister zugrunde lagen, gewannen im Verlauf des 15. Jahrhunderts ebenso an Bedeutung wie der Begriff der ordnung, wie am Beispiel der Stadt Nürnberg gezeigt werden kann: Wurde das Wort in der Mesnerordnung von St. Sebald aus dem Jahr 1450 noch kaum gebraucht, so stand es 1482 an dominierender Stelle: Hernach volgt ein kalender etlicher ordnung, die ein kirchner zu Sant Sebolt durch das ganz jar halten sol; und solche ordnung hat Sebolt Schreyer, als er kirchenmeister worden ist, auf erfarung und angeben hannsen Ulrichs, dazumaln kirchners, aufschreiben laßen 601 . Selbst die Knechte des Küsters wurden auf die ordnung verpflichtet: auch den kirchnern, kirchenmeistern und kirchenpflegern in iren gescheften, hendeln und sachen, die kirchen berunde, gehorsam und willig sein und die ordnung, in der kirchen aide begriffen und inen vorgelesen, sovil sie das berurt, halten und der nachkomen sollen und wollen, alles getreulich und ongeverlich 602 . Die Wahl des Begriffs ordnung war kein Zufall, sondern ging auf einen Beschluss des Nürnberger Rates zurück, der auch für die zweite Pfarrkirche anordnete, dass ein ordnung zu machen war 603 . Der Nürnberger Rat ging in seinen Regulierungsbemühungen sicherlich erheblich über die Anstrengungen anderer Städte hinaus, doch der Leitbegriff der Ordnung war auch in kleinen Städten wie beispielsweise Biberach von zentraler Bedeutung 604 : Man hat Gott vnd alle Allte Christenliche Ordnung Lieb gehabt und geeüffert [=befördert], alle Warhait vnnd Gerechtigthait Lieb gehabt, Alle untugendten verachtet, hat allenthalben in der Statt vnd vor der Statt ain Guoth Warth gehabt in Allen guetten Christenlichen Dingen vor Khaißer, Konigen, Fürsten vnd Herren vnnd Annderen, wie weitter hernach volgt 605 . In ähnlicher Weise skizzierten auch viele andere Chronisten die 600 601 602 603 604

605

Bauer, Geiler von Kaysersberg I,1, S. 181-182, vgl. Israel, Kaysersberg, S. 238. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 7. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Sebald, S. 48. Gümbel, Mesnerpflichtbuch Lorenz, S. 5 Anm. 2. Schilling, Zustände, S. 187 (auch Angele, Altbiberach, S. 120): Man hat fromb, ehrlich Leüth in Rath genommen vnd die lieb gehabt, die ein guott Christenlich Leben gefüehrt haben, desgleichen in das Gericht, nach Christenlicher Ordnung. Siehe zu den Bestrebungen des Nürnberger Rates umfassend Bendlage, Henselmeyer, Monopolisierung. Schilling, Zustände, S. 18, auch Angele, Altbiberach, S. 21.

VII.3. Soziale Stellung und soziale Verantwortung

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Verhältnisse in den von ihnen beschriebenen Städten, und so verwundert es nicht, dass beispielsweise der Rat der Stadt Köln gegen einen Pfarrer vorging, der seiner Meinung nach die Ordnung nicht einhielt 606 . Die Kirchenmeister mussten wie beispielsweise in Konstanz darauf achten, dass niemand ohne Bürgerrecht einen Kirchenstuhl besaß und dass kein Kirchenstuhl ohne Erlaubnis verändert wurde 607 . Starb ein Besitzer eines Kirchenstuhls ohne Erben, so mussten sie den Stuhl einziehen und neu verkaufen 608 . Der Wunsch nach Einhaltung einer sozialen Ordnung führte in Nürnberg zu dem Ratsbeschluss, dass niemand mehr als einen Kirchenstuhl besitzen durfte 609 . In Nürnberg beschäftigte sich der Rat sogar mit der Erbfolge bei Kirchenstühlen 610 . Dem Rat der Stadt mussten die Textbücher von Osterspielen vorgelegt werden, die – wie beispielsweise in Straßburg – nicht immer genehmigt, sondern gelegentlich auch verboten wurden 611 . In Wesel, Nürnberg und vielen anderen Städten wurden eigens Ratsbeschlüsse für die Prozessionsordnungen herbeigeführt 612 . In allen Städten mussten die Kirchenmeister ihre Zustimmung geben, wenn von dritter Seite eine Kapelle an die Kirche angebaut oder in der Kirche gekauft werden sollte 613 . Mit dieser Aufgabe waren Entscheidungen vergleichbar, ob ein Bürger der Stadt ein Grab in der Kirche kaufen durfte und wo dieses angelegt werden sollte. Außerdem mussten Schenkungen und Stiftungen wohl überlegt sein, und dazu gehörte auch, ob und inwieweit beispielsweise Wappenschilde an Grabsteinen oder gestifteten Gegenständen angebracht werden durften. Besonders weit ging der Nürnberger Rat: Auch gebietten unnser herren vom rate, das hinfür kayn ir burger, burgerin, ir gewalt oder yemants von iren wegen zu sant Sebolt, zu sant Lorenntzen, zum newen spital und unnser lieben frowen capeln inn eynichen stull derselben kyrchen, noch an oder inn dieselben kyrchen eynich gemehlde, schylt, zaychen oder tafeln nyt schlahen, henncken oder malen, auch nicht abprechen lassen, auch auf kaynen grabstayn eynichen schylt oder zaychen machen lassen, on wissen unnd sonnder vergunst des kyrchenmaysters 614 . In entscheidendem Maß gehörten die Verwaltung der Stiftungen und die dauerhafte Umsetzung der Stiftungsverpflichtungen zur Bewahrung der sozialen Ordnung. Die Kirchenmeister waren Sachwalter der Stiftungen, die dem Seelenheil der Verstorbenen und ihrer Familien dienten. Sie bewahrten damit die Erinnerung 606 607 608 609 610 611 612

613 614

Huiskes, Ratsmemoriale, S. 894. Siehe beispielsweise Feger, Statutensammlung, Nr. 212 S. 147-148, ähnlich Basel: Signori, umstrittene Stühle, S. 197. Feger, Statutensammlung, Nr. 212 S. 147, vgl. oben Kapitel VI.2.3. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 185r.-186v., 184 f. 28r.-31r. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 184 f. 29r. Neumann, Schauspiel, S. 203, S. 208-209, S. 324; siehe unten Kapitel V.3. Wesel: AEK Wesel Gefach 33,3 S. 199, S. 237; Prozessionsordnung: StadtA Wesel A3/3 f. 21v.; Nürnberg: LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. 86v.; siehe ausführlich oben Kapitel V.3. Grewolls, Kapellen, S. 70-71 und S. 107, die allerdings nicht auf die Mitverantwortung des Rats der Stadt eingeht. Baader, Polizeiordnungen, S. 113-114, vgl. LKA Nürnberg Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg 183 f. f. 185v., 186v.; ähnlich Ulm: StadtA Ulm A 7074 f. 2r.; vgl. Boockmann, Bürger und Bilder, S. 267.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

an die Verstorbenen 615 . Die Zunahme der Seelmessstiftungen stand für den zunehmenden Wunsch einzelner nach Erinnerung, so dass die im 15. Jahrhundert steigende Anzahl der Stiftungen eine Individualisierung der Art des Totengedenkens bedeutete 616 . Dieser tief greifende Wandel in der Memoria war gleichbedeutend mit einer wachsenden sozialen Differenzierung. Für die Kirchenmeister war damit die sich verändernde Sorge für die Kirche verbunden, die zu einem erheblichen Teil aus Gräbern bestand. Ebenso wichtig war der Erhalt der vielen geschenkten und gestifteten Gegenstände. Besonders Chormäntel trugen vielfach das Schild der betreffenden Familie, und so listete Sebald Schreyer in Nürnberg in seinem Inventar genau auf, welche Gewänder mit welchem Wappenschild verziert waren 617 . Der visuelle Bezug zum Stifter diente – teilweise schon zu Lebzeiten – der Selbstdarstellung des Verstorbenen. Für die Kirchenmeister gab es damit einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Amtsverständnis und Erinnerungsbewahrung, so dass beispielsweise Sebald Schreyer in seinem Kopial-, Pflicht- und Leitbuch auf den ersten Seiten die Namen und Wappenschilde aller Kirchenpfleger und Kirchenmeister aufführte 618 . Schreyer wie vielen anderen Kirchenmeistern war wohl bewusst, dass sie in einer langen Reihe von Amtsträgern standen. Die Anfertigung von Kopial- und Salbüchern diente nicht nur der Organisation der Kirchenfabrik, sondern diesen kam ein übertragener Wert zu, der noch dadurch unterstrichen wurde, dass für die Bücher beispielsweise das besonders haltbare Pergament und ein kostbarer Einband verwendet wurden 619 . Sebald Schreyer betonte die Kontinuität des Amts, indem er auf den ersten Seiten seines Leitbuchs für weitere Wappenschilde Platz ließ. Der Erinnerung wurde eine Zukunft bereitet. Zur sozialen Ordnung in der Kirche gehörte auch der Konnex zwischen der Bewusstwerdung um die zu bewahrende Erinnerung auf der einen und der Politik des Rates oder der herrschenden Familien auf der anderen Seite. Der Anlass konnte ein Amtswechsel sein, er konnte aber auch in äußeren Ereignissen bestehen. In Wismar ließ der Rat beispielsweise im Zusammenhang mit einer Pestwelle in der Stadt Auszüge aus Testamenten zusammenstellen, um sich eine Übersicht über die Stiftungen zu verschaffen 620 . Gleiches ordnete wiederholt der Rat der Stadt Hildesheim an 621 . Ähnliches ereignete sich zwischen 1498 und 1504 in Wesel, wenn auch weniger von einer Pestwelle als durch politisch-soziale Unsicherheit beeinflusst. Der Rat der Stadt Wesel fasste den Entschluss zur Erweiterung von St. Willibrord in einem Moment, als es der Stadt wirtschaftlich schlecht ging: Der Haushalt der Stadt war wegen der Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Landesherrn seit der Soester Fehde nahezu ruiniert. Die wiederholten Sanierungsver615 616 617 618 619 620 621

Grundlegend Oexle, Gegenwart, S. 74ff. Vgl. Oexle, Memoria als Kultur, S. 48ff. GNM Nürnberg HS Merkel 100 f. 64r.-68v., f. 70r.-72r., f. 73r., f. 75v.; ähnlich in der Nürnberger Frauenkirche Metzner, Salbuch, S. 19-27; siehe auch Jaritz, Seelenheil, S. 70-72. Siehe anders Staub, Memoria, S. 314. Vgl. zum symbolischen Wert Brunner, Bärenhaut, 647ff. Poeck, Rat und Memoria, S. 297ff. Müller, Memorienregister.

VII.3. Soziale Stellung und soziale Verantwortung

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suche scheiterten teils am Widerstand von Einzelgruppen und teils an immer neuen Belastungen durch den Landesherrn622 . Mit diesen ökonomischen Problemen gingen immer stärker verfassungspolitische Probleme in der Stadt einher, denn seit 1486 nahmen die Beschwerden aus den Gemeinden sowohl gegen das Schöffenkollegium als auch gegen die Magistratsverfassung immer mehr zu 623 . Mit der Verfassungsreform des Jahres 1514 wurde das erbliche Schöffentum abgeschafft und der Rat in einem komplizierten Verfahren gewählt, was den Gemeinden erhebliche Mitspracherechte einräumte. Im Jahr 1498 entschied sich der Rat genau in dem Augenblick für eine Erweiterung der Kirche, als die wirtschaftlichpolitische Krise auf einen Höhepunkt zusteuerte. Die jetzt notwendigen zusätzlichen Einnahmen der Kirchenfabrik wurden in erster Linie durch eine Vielzahl an Stiftungen erreicht, von denen viele Anniversarien waren. Für die politische Elite der Stadt nahm die Bedeutung der Memoria damit zu, und die Kirchenmeister zogen daraus – nicht nur aus administrativen Gründen – die Konsequenz, dass sie 1504 eyn memory buyck anlegen ließen, in dem die Anniversarien und die Rentenbriefe der Kirchenfabrik aufgeführt wurden624 . In der wirtschaftlichen und innenpolitischen Krise der Stadt waren den herrschenden Familien die Bewahrung der Erinnerung und damit die Betonung ihres Selbstverständnisses besonders wichtig. Umgekehrt kam es zu erheblichen Problemen bei der Verwaltung der Kirche, als 1514 die Magistratsverfassung geändert wurde, wie sich an den nicht vom Rat abgenommenen Rechnungen zeigen lässt 625 . Als sich dann 1519/1520 die Verhältnisse wieder beruhigt hatten, legten die alteingesessenen Familien auch wieder auf eine ordentliche Buchführung Wert 626 . Sie gingen nun sogar so weit, die tatsächliche Kontrolle der Rechnungsbücher durch die Gemeinde einzuschränken, indem sie die Rechnungsprüfung an einen Ausschuss übertrugen und damit die Rechnungskontrolle der Öffentlichkeit entzogen. Indem nun Burgermeister Johann van Orssoy, Euert van Schoell, Andris Dammert [und] Gerit Houltstege die Rechnung abnahmen, war das Gremium paritätisch besetzt, denn zwei der Teilnehmer inklusive des Bürgermeisters kamen aus alten Familien, so dass viel dafür spricht, dass die alten und bedeutenden Familien ihren Einfluss auf St. Willibrord und damit auf die Kirche, in der die Anniversarien und damit die wichtige Memoria beheimatet waren, wieder geltend machten627 . Beim Entschluss zum Ausbau von St. Willibrord stand für die Kirchenmeister und – so muss vermutet werden – für die politisch führenden Familien der Stadt die eigene Memoria im Zentrum ihres Handelns 628 . Mit den Vorgängen des Jahres 1519 wurde nicht 622 623 624

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Roelen, Spätmittelalter, S. 143-148. Roelen, Spätmittelalter, S. 137-138. AEK Wesel Gefach 37,3, S. 567 (den Fraterherren gegeuen van eyn memory buyck toe schrieuen), vgl. AEK Wesel Gefach 26,2-26,4; zum Begriff der politischen Elite Mörke, Rat, S. 16-17. Roelen, Spätmittelalter, S. 138. Vgl. oben Kapitel I.3. AEK Wesel Gefach 37,4 S. 518. Hierzu siehe Althoff, Memoria in Krisenzeiten, insb. S. 59-60, auch Poeck, Rat und Memoria, S. 297ff. und S. 327.

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

nur die Ordnung wieder hergestellt, sondern auch der Vergangenheit der politischen Elite der ihnen gebührende Stellenwert wieder eingeräumt. VII.4. ZUSAMMENFASSUNG „Die Pfarrei in der spätmittelalterlichen Stadt integrierte nicht.“ 629 Diesem Verdikt SCHUBERTS ist zuzustimmen, doch es greift zu kurz. Versteht man unter „Integration“ die Herstellung eines Gefühls der Einheit und der einheitlichen Zugehörigkeit, die über die herrschenden Familien hinausging und auch die Masse der Stadtbewohner umfasste, so trug die Kirchenfabrik auf zwei Weisen dazu bei: Erstens trieb die Inszenierung von Schauspielen und damit verbunden die Organisation und Finanzierung von Kirchenfesten die Menschen auf die Straßen. Die Teilnahme an Festen und der Verkauf von Ablass zur Förderung des Kirchenbaus, um nur zwei Beispiele zu nennen, waren nicht möglich, ohne dass sich die Menschen mit ihrer Pfarrkirche identifizierten. Weder hätten die Kirchenmeister in der gegebenen Form Einnahmen erzielen können, noch hätte es sich beispielsweise in Dresden über die Jahrzehnte hinweg gelohnt, das Johannisfest zu organisieren. Zweitens prägte das Bauwerk die Stadt. Rat und Kirchenfabrik finanzierten Glocke, Uhr, Orgel und Kirchturm nicht um ihrer selbst willen, sondern weil diese wichtige Funktionen für die Stadt hatten. Dies waren zum einen praktischorganisatorische Aspekte, da das städtische (Wirtschafts-)Leben immer mehr durch Uhr und Glocke bestimmt wurde. Zum anderen aber beeinflussten diese Elemente die Wahrnehmung der Menschen und hatten eine identitätsstiftende Wirkung. dass dies von den Ratsfamilien ganz bewusst aus innenpolitischen Gründen eingesetzt wurde, konnte am Beispiel von St. Willibrord in Wesel gezeigt werden. Zugleich standen die Kirchenmeister für eine gute Verwaltung der Kirche. Ein aufgeräumter Kirchhof und eine saubere und gepflegte Kirche unterstrichen die Bedeutung der Kirche als Repräsentativgebäude und visualisierten die gute Ordnung in der Stadt. Erhebliche Aufgabenbereiche konnten die Kirchenmeister an die Küster und an andere Mitarbeiter delegieren. Den Kirchenmeistern musste jedoch stets bewusst sein, dass sie am Ende des Jahres über ihre Tätigkeit Rechenschaft abzulegen hatten. Arbeitsaufwand und Mühe, die die Kirchenmeister gerade bei den juristisch entscheidenden Problemen an den Tag legten, waren sehr unterschiedlich. Hierfür konnten die Kirchenmeister Hilfsmittel wie Sal- und Kopialbücher gut gebrauchen, da mit ihrer Hilfe die Veränderungen im Besitzstand und bei den Aufgaben leicht nachvollziehbar dokumentiert wurden. Insgesamt bestimmte vielfach Routine die Administration der Kirchenmeister, die allerdings im sozialpolitischen Kontext der Stadt agierten. Festessen auf Kosten der Kirchenfabrik dienten dazu, die Kleriker, Angestellten und Helfer bei großen Prozessionen und anderen Ereignissen zu belohnen und zu motivieren 630 . Die gleiche Funktion hat629 630

Schubert, Einführung, S. 262. Vgl. Fouquet, Festmahl, S. 121-123.

VII.4. Zusammenfassung

601

ten auch Geschenke, wobei die Kirchenmeister in erster Linie Wein und Nahrungsmittel verschenkten, in wachsendem Maß aber auch Geld verteilten. Die Kirchenmeister mussten darauf achten, dass die Arbeitsaufteilung zwischen den verschiedenen Beschäftigten sowie die Bereitstellung der notwendigen Materialien und Geräte reibungslos funktionierte. Im Alltag oblagen ihnen die Aufgabenverteilung und damit auch die Koordination der Vorgänge in der Kirche. Im Unterschied zum 14. und frühen 15. Jahrhundert konnten diese Aufgaben am Ende des Mittelalters, insbesondere im Hinblick auf die Stiftungsmessen, nicht mehr beispielsweise durch die Durchsicht der Urkunden gelöst werden. Es waren die Kirchenmeister der großen und reichen Kirchen, die zuerst die Notwendigkeit administrativer Hilfsmittel erkannten. Sie mussten danach trachten, die Verwaltungsstrukturen zu optimieren und zu straffen, um ihren Aufgaben gerecht werden zu können. Dabei konnten vier Entwicklungen festgestellt werden: 1. Je größer die Kirche war, desto mehr Stiftungen gab es und desto höher war der Verwaltungsaufwand. Kirchenmeister großer Pfarrkirchen wie beispielsweise St. Sebald in Nürnberg und Unser Lieben Frau in Freiburg nahmen nahezu jeden zweiten Tag im Jahr an einer Stiftungsmesse teil. 2. Je größer die Kirche war, desto mehr Mitarbeiter gab es. 3. Der Grad der Arbeitsteilung hing von der Komplexität der zu erfüllenden Aufgaben ab und nahm deshalb im Verlauf des 15. Jahrhunderts zu. 4. Das Ordnen und Delegieren der Tätigkeiten der Kirchenfabrik wurde in immer stärkeren Maß durch schriftliche Prozesse geprägt. Zeitaufwand und Mühe, die die Kirchenmeister auf ihr Amt verwandten, hingen von ihrem individuellen Engagement ab. Wurde bei der formalen Untersuchung der Rechnungsbücher ein Zusammenhang zwischen den Unterlagen der Kirchenmeister auf der einen Seite und der Praxis der Buchführung sowie der Organisation der Administration auf der anderen Seite konstatiert, so lassen sich nun Gründe für diese Zusammenhänge aufzeigen. Die administrative Leitung und insbesondere die Überwachung der nachgeordneten Personen wurden immer mehr zur Hauptaufgabe und damit auch zur Haupttätigkeit der Kirchenmeister. Treibendes Element war die Differenzierung und Spezialisierung von Wirtschaft und Gesellschaft in der Stadt des späten Mittelalters, die ihren Niederschlag auch in den Kirchenfabriken fanden. Es gab einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Größe und dem Reichtum der Kirche auf der einen Seite und der Koordination und internen Kommunikation auf der anderen Seite. Die Intensität der Kontrolle stand somit in unmittelbarer Relation zum Organisationsgrad der Kirchenfabrik. In Wesel wie andernorts ergab sich aus dem Beschluss, die Kirche umfassend zu erweitern, die Notwendigkeit einer Revision der Einnahmen und der Einnahmepraxis der Kirche, um die notwendigen Gelder für den Bau der Kirche bereitzustellen. Die Anzahl der Personen, die für die Kirchenmeister Aufgaben übernahmen und von diesen Lohn erhielten, deren Arbeit aber koordiniert werden musste, nahm im Verlauf des 15. Jahrhunderts zu. Außerdem stieg die Anzahl der Stiftungen an, so dass die Kirchenmeister sicherstellen mussten, dass das Stiftungskapital langfristig genügend Rendite abwarf. Bei all dem wuchs die Anzahl

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VII. Administration und Personal der Kirchenfabrik

der notwendigen organisatorischen Maßnahmen. Die Kirchenmeister versuchten daher, ihre Arbeit zu systematisieren, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Sie legten Manuale an, in denen sie ihre Aufgaben und insbesondere die aus den Anniversarien resultierenden Verpflichtungen teils kalenderorientiert, teils systematisch zusammenstellten. Die Kirchenmeister als unbezahlte Amtleute übernahmen Elemente der städtischen Verwaltungspraxis des Spätmittelalters, wie bereits bei der formalen Untersuchung der Rechnungsbücher gezeigt wurde. Der wachsenden Komplexität der Institution und ihrer Aufgaben versuchten sie durch Rationalisierung und Verschriftlichung der Handlungsabläufe Herr zu werden. Aus diesem Grund maß der Rat der Qualifikation der Kirchenmeister eine immer größere Bedeutung bei und betraute in Wesel sogar Personen mit dem Amt, die innerhalb der städtischen Verwaltung Karriere gemacht hatten 631 . Die Kirchenfabriken waren die federführende städtische Institution bei der Bewahrung des Gedenkens an die Verstorbenen. Auch wenn die Kirchenmeister nicht für alle Altäre und Gegenstände in der Kirche zuständig waren, so wuchs doch die Menge der von ihnen betreuten Schenkungen und Stiftungen immer mehr an. Die maßgebliche Entwicklung der Kirchenfabriken vom Hoch- zum Spätmittelalter umfasste eine erhebliche Ausweitung der Stiftungsverpflichtungen, wobei sich die Entwicklung im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer mehr beschleunigte. Dies galt in ganz besonderem Maß für die Memoria. Die mit den Stiftungen einhergehenden Aufgaben konnten die Kirchenmeister nur bedingt delegieren, da sie vielfach zur persönlichen Anwesenheit verpflichtet waren. Diesem wachsenden Zeitaufwand mussten sie durch Rationalisierungen an anderer Stelle begegnen. Dem entspricht, dass die Kirchenmeister nur bedingt für die Gemeinde zuständig waren, sondern sich in erster Linie um die Interessen der sozialen und wirtschaftlichen Oberschicht der Stadt kümmerten. Dies ergab sich sowohl aus den Stiftungen als auch beispielsweise aus der Sorge für die Kirchenstühle oder für die Grabmäler in der Kirche. Die Kirchenmeister vertraten in erster Linie die Interessen der Begüterten, und zugleich standen sie für die herrschenden politischen Verhältnisse in der jeweiligen Stadt. Die bei der Untersuchung der Rechnungslegung konstatierten Ergebnisse müssen daher ergänzt werden, denn die Wahl des Rates und damit auch die Bestätigung eines Kirchenmeisters im Amt gaben dem Amtsträger die Gewissheit, dass der Rat ihn unterstützte632 . Damit wurden die von den Kirchenmeistern angelegten Bücher nicht nur immer stärker für die Verwaltung gebraucht, sondern sie fungierten zunehmend als Grundlagen der Erinnerung, so dass auch unter diesem Aspekt Administration und Memoria zusammenfielen. Anhand der überlieferten Rechnungsbücher wird also ein Stück der städtischen Mneme sichtbar, reichen doch in vielen Städten die Rechnungsbücher gut eine, im Allgemeinen aber nicht mehr als zwei Generationen hinter den Zeitpunkt zurück, an dem erstmals gravierende Zweifel an der tatsächlich recht-

631 632

Vgl. oben Kapitel II.2. Hierzu auch Kurze, Wahlen, S. 223.

VII.4. Zusammenfassung

603

mäßigen Ordnung in der Kirche aufkamen 633 . Übereinstimmend mit dieser Entwicklung wurden in den großen Reichsstädten spätestens zu Beginn des 16. Jahrhunderts erstmals Anstrengungen unternommen, Urkunden und Akten systematisch und ohne Ansehen der Bedeutung des einzelnen Dokuments aufzubewahren 634 . In den Städten, in denen in größerem Umfang Kirchenrechnungen überliefert sind, hatte der Prozess der zunehmenden Archivierung schon vor dem Datum der ersten überlieferten Kirchenrechnung eingesetzt. Die Tatsache, dass die Rechnungsbücher vielfach vom Rat aufbewahrt wurden, erklärt sich aus der Funktion des Rates, der sich als Aufsichtsorgan über die ganze Stadt und damit auch über die ordnung der Kirche verstand. Der Handlungsspielraum der Kirchenmeister war anders, als es ihre Rechnungsbücher auf den ersten Blick nahelegen. Ihre wirtschaftlich-finanziellen Möglichkeiten waren vergleichsweise groß, doch politisch hingen sie weitgehend vom Rat der Stadt ab. Selbständige Entscheidungen, die das soziale Gefüge der Stadt berührten, konnten sie nicht treffen. Angesichts dieser Abhängigkeiten waren die Kirchenmeister mehr Verwalter der Kirchenfabrik als Gestalter des kirchlichen Lebens in der Gemeinde. Durch ihre Unterordnung unter den Rat wurde ihre politisch-soziale Funktion auf die Bewahrung des bonum commune reduziert 635 . Am Ende des Mittelalters trug die Kirchenfabrik maßgeblich zur Bewahrung der städtischen Sozialstruktur bei 636 .

633 634 635 636

Vgl. oben Kapitel I.1. Vgl. Mersiowsky, Anfänge, S. 168. Zum Begriff Hibst, Utilitas, insb. S. 223ff., vgl. Eberhard, Legitimationsbegriff, S. 243ff., siehe auch Rogge, Nutzen, S. 175ff. und S. 285-288. Vgl. Mörke, Rat, S. 295-296

ERGEBNISSE 1. KIRCHENFABRIKEN AN STÄDTISCHEN PFARRKIRCHEN IM MITTELALTER Kirchenfabriken waren kein Phänomen des Hoch- und Spätmittelalters, sondern sie gab es wie ein juristisch eigenständiges Sondervermögen bereits im Frühmittelalter 1 . Eine systematische Untersuchung über ihre Entwicklung bedingt eine Erweiterung auf die ländlichen Kirchen, die im Rahmen dieser Untersuchung nicht möglich war. Im Reich entstanden die Kirchenfabriken im Verlauf des 12. und 13. Jahrhunderts synchron zum Aufblühen der Städte. Auch wenn sich ihre Entwicklung nicht überall gleich schnell vollzog, so verlief sie doch regional übergreifend in demselben Zeitraum, in dem sich auch die Pfarreiorganisation verfestigte und die Ratsverfassung in den Städten ausbildete 2 . Dies lässt sich auch anhand der sozialen Herkunft der Kirchenmeister zeigen: Gehörten diese anfangs zum Kreis der Schöffen und bestanden sie aus einem teilweise umfangreichen Kollegium, so wurden diese zunehmend durch einzelne Angehörige der sich immer stärker herausbildenden Obrigkeit ersetzt3 . Die Kirchenfabriken entstanden nicht von ungefähr, vielmehr gab es zwei primäre Gründe: Viele Bevölkerungsgruppen der Stadt intensivierten ihre Bestrebungen, Vorsorge für das Heil der Seele zu treffen. Zugleich kam es zu Änderungen im Stiftungswesen, denn den Stiftern kam es immer mehr darauf an, die langfristige Umsetzung ihrer Wünsche sicherzustellen. Unterstützung für den Bau der Kirche, die Ausstattung der Kirche und die ökonomische Versorgung von Klerikern waren Möglichkeiten, insbesondere den wohlhabenden Bewohnern der Städte eine Brücke in den Himmel zu bauen (viam ad coelum parare), was sich im Verlauf des 12. und 13. Jahrhunderts einer stetig steigenden Beliebtheit erfreuten 4 . Der Anlass, aus dem Kirchenfabriken gleichsam gegründet wurden und damit nachweisbar sind, bestand überall in dem Wunsch, die Pfarrkirche neu zu bauen oder zu erweitern. Die wachsenden Gemeinden benötigten eine größere Kirche, und so sollten die Kirchenmeister für die Organisation der Bauarbeiten sorgen. Die notwendigen Gelder kamen aus Schenkungen, in erster Linie aber aus Stiftungen, deren Verwaltung den Kirchenfabriken übertragen wurde. Die Grundlage der Kirchenfabrik bildete sowohl die mit den Stiftungen einhergehende Memoria als auch die fortschreitende Ökonomisierung der städtischen 1 2 3 4

Schöller, Organisation, S. 185-188. Ähnlich Schubert, Spiel, S. 22-23, anders dagegen Schmid, Raum, S. 266-267. Vgl. Kurze, Wahlen, S. 213-214. Zitat: Honorius Augustodunensis, Speculum ecclesiae, ed. Migne PL 172, hier: Sp. 863, siehe Oberste, Heiligkeit Bd. 2, S. 302.

606

Ergebnisse

Gesellschaft. Noch im 16. Jahrhundert ist die komplexe Entstehung an den verschiedenen Einnahmen ablesbar, deren älteste Formen Stiftungsvermögen ebenso wie verschiedene Oblationsarten umfassten. Parallel zu Veränderungen bei den Stiftungsschwerpunkten der Stadtbewohner gewannen die Kirchenfabriken im Verlauf des Mittelalters immer mehr an Bedeutung. Vom 12. bis zum 13. Jahrhundert räumten die Menschen den Hospitälern einen Vorrang bei ihren Stiftungen ein. Als es in jeder Stadt mindestens ein Hospital, vielfach aber mehrere Hospitäler mit teilweise reicher Ausstattung gab, bot sich die ratsangelehnte Kirchenfabrik als exklusive Alternative an. Verschiedene Faktoren wie das wachsende Selbstverständnis und Selbstbewusstsein der Städte im 14. Jahrhundert, die zunehmend stärkere Durchdringung der städtischen Herrschaft durch den Rat, die vielerorts zunehmende soziale Abgeschlossenheit der herrschenden Familien und neue Architekturformen kamen zusammen. Sie verstärkten die – keinesfalls neue – Idee, Anniversarien einzurichten, die von den Pfarrklerikern gelesen wurden 5 . Die immer stärkere Bedeutung der Memoria im Hinblick auf die Generierung sozialen Bewusstseins und familiärer Erinnerung ging mit Bestrebungen einher, die Pfarrkirche zu erneuern. Die Entwicklung der Kirchenfabriken strebte daher erst im 15. Jahrhundert einem Höhepunkt entgegen. Lediglich die Stiftung einer eigenen Kapelle bot in den Städten einen noch höheren Grad an Exklusivität und individueller Ausstattungsmöglichkeit. Was mit der Form eines Sondervermögens begann, gehörte schon bald zu den größten Institutionen mittelalterlicher Städte. Will man den Platz der Kirchenfabrik in der mittelalterlichen Stadt beschreiben, so gilt es sechs Faktoren zu berücksichtigen: die weltliche Obrigkeit, den Rat, die herrschenden Familien, die Pfarrgemeinden, den Klerus und die geistliche Obrigkeit. Die Stadt- und Territorialherren übten im Allgemeinen nur wenig Einfluss auf die Kirchenfabriken aus. Dieser war umso geringer, je größer die Stadt war. Politisch waren die Kirchenmeister vom Rat abhängig, wobei das rechtliche Verhältnis sowohl durch die Wahl als auch durch die Rechnungslegung konstituiert wurde 6 . Im Verlauf des Mittelalters nahm die Anbindung der Kirchenfabrik an den Rat immer mehr zu, so dass sie schließlich einem städtischen Amt gleichgestellt war. In einigen wenigen Städten mussten die Kirchenmeister sogar einen Amtseid ablegen. Dies ergab sich nicht nur aus der Tendenz des Rates, seine Macht in obrigkeitlichem Sinne auszudehnen. Die Entwicklung ergab sich auch aus dem wachsenden Aufgabenspektrum der Kirchenmeister. Es war kein Widerspruch, dass ihr Verantwortungsumfang zunahm, ihr Entscheidungsspielraum aber verringert wurde. Im 15. Jahrhundert trafen die Kirchenmeister dann juristisch und sozial relevante Entscheidungen nur noch innerhalb eines eng begrenzten Rahmens und ohne die Autorität des Rates in Zweifel zu ziehen. In nahezu allen Städten dominierten die herrschenden Familien der Stadt die Kirchenfabrik, wie sich an der Herkunft sowohl der Stifter als auch der Kirchen5 6

Siehe Moeller, Frömmigkeit, S. 8-9, Jaritz, Stiftungen, S. 28-29. Kurze, Wahlen, S. 224.

1. Kirchenfabriken an städtischen Pfarrkirchen im Mittelalter

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meister zeigt. Die Kirchenfabrik war keine Institution der gesamten Stadt, sondern vorwiegend der einflussreichen Familien. Von großer Bedeutung war die Einbindung der Kirchenmeister in die sozialen Strukturen der Stadt, beispielsweise in die Bruderschaften und Gilden. Ausgehend von den hier untersuchten Städten mit ein oder zwei Pfarrkirchen hatten die Gemeinden, verstanden als Gemeinschaft der Kirchspielbewohner, nur geringen Einfluss auf die Kirchenfabrik 7 . Die Kirchenmeister waren keine Gemeindevertreter, doch schufen sie zu einem erheblichen Teil die Bedingungen für die Identifikation der Gemeindemitglieder mit ihrer Kirche, so dass ihre Funktion als Mittler und zugleich als Geldgeber für Aktivitäten innerhalb der Pfarrverbände von größerer Bedeutung ist, als bislang von der Forschung angenommen wurde. Im Hinblick auf den Klerus waren für die Kirchenmeister im 15. Jahrhundert lediglich die Pfarrer von Bedeutung. Den Vikaren kam die Stellung von Lohnempfängern zu. Konflikte mit den Geistlichen beispielsweise über ihre Anwesenheit und Rolle bei der Rechnungsabnahme gab es in den Städten nur selten8 . Im Gegensatz zum 13. und teilweise auch zum 14. Jahrhundert hatte die geistliche Obrigkeit am Ende des Mittelalters nur noch geringen politischen Einfluss auf die Kirchenfabriken. Alle Städte wandten sich gegen Besitzübertragungen an die Geistlichen. Die Kirchenfabrik wurde jedoch nicht als bewusstes Gegenmodell aufgebaut, sondern bot sich als ratskontrollierte Alternative an9 . In dem gleichen Maß, in dem die Aufgaben der Kirchenfabriken und ihr Vermögen wuchsen, wurde der Einfluss der Kleriker geschmälert. Die Kirche versuchte, einen Teil der Kontrolle über die Finanzen zu bewahren, indem die Pfarrer an der Rechnungslegung beteiligt werden sollten. In den untersuchten Städten führte dies zu keinem Erfolg. Am Ende des Mittelalters wurde das Verhältnis zwischen den Kirchenmeistern und dem Rat auf der einen und dem Klerus auf der anderen Seite nur selten von Konflikten, sondern eher von einem Miteinander geprägt, das wesentlich auf gemeinsamen ökonomischen Interessen basierte. Dies aber kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass manche Pfarrer lieber eine andere Aufgaben- und Kompetenzverteilung gesehen hätten, wie in einer Flugschrift des späten 15. Jahrhunderts, der epistola de miseria curatorum seu plebanorum, zusammengefasst wurde 10 : Quid est plebanus, si quaecunque in ecclesiae ad libitum vult facere vitricus? Non sit super magistrum discipulus, neque super dominum servus. Dominus ecclesiae est plebanus, sed servus ipse vitricus. Quidquid ergo in supranominatis ecclesiae acciderit, vitrici est colligere, sed solius plebani est dispensare. (...) Sicut sine capite membra corporis non 7 8 9 10

Anders beispielsweise in Augsburg, siehe oben Kapitel II.4., ausführlich Kießling, Gesellschaft, S. 126-131. Vgl. Eberhardt, Verhältnisse, S. 153-154. Ähnlich Fuhrmann, Kirche, S. 82-83. Werminghoff, Epistola, S. 206-207, Braun, Epistola, S. 39-40.

608

Ergebnisse

possunt vivere, ita, quia caput eius est, sine plebano ecclesiae esse non potest. Si igitur indigens plebanus fuerit, et singula sine divisione ad tempus, donec resurgat, retinere poterit. Melius est enim ecclesiam quam ipsum plebanum egere et degere [sic], quemadmodum securius est membrum quam ipsum caput perire. (...) Haec si, ut dictum est, vitricus non observat, sed in his contra plebanum frivole decertat, majorem excommunicationis sententiam intrat, a qua nemo nisi papa liberat 11 . O stultitia et omnium curatorum dementia! Symbolisierte das Kirchengebäude das Selbstbewusstsein der Stadt nach außen, so vertraten die Kirchenmeister das Selbstverständnis des Rates und der führenden Familien im Innern der Kirche 12 . Für eine Einflussnahme in umgekehrte Richtung fehlen die Belege. Es gab keine Trennung zwischen dem religiösen Leben in der Kirche und der städtischen Sozialordnung. Die Rationalität des Rates erstreckte sich – zum Wohl des bonum commune – auf alle wesentlichen Bereiche der Stadt. Die Individualisierungstendenzen bei den Stiftungen gingen Hand in Hand mit der integrativen Funktion der Pfarrkirche für die Stadt wie für die Gemeinde. Wichtig war beispielsweise die Erweiterung des Chors, um der zunehmenden Anzahl an Klerikern Raum zu schaffen. Indem die Gemeinde dies durch die Kirchenfabrik finanzierte, wurde die Kirchenfabrik zum Träger der Kommunalisierung der Kirche. Gleichzeitig wurde die soziale Differenzierung immer wichtiger: Angesichts der wachsenden Kontrolle des Rates war es am Ende des Mittelalters nur ein kleiner Schritt von der Überschreibung einer Stiftung an die Kirchenfabrik bis zu einer ratsangelehnten Stiftung. Der Unterschied lag – wie gesagt – in der Exklusivität. Eine Art regulierter Wettbewerb bestimmte daher das Verhältnis zu den Hospitälern und Klöstern der Stadt. „Die Stifter wurden von Prestigedenken, Konventionen [und dem] Wettbewerb verschiedener religiöser Institutionen“, aber auch „von lokalen oder familiären Traditionen oder dem Gedanken an die Versorgung von Angehörigen beeinflusst“ 13 . Der Untersuchungszeitraum der vorliegenden Arbeit erstreckte sich nur bis zum Jahr 1520, doch es erscheint fraglich, ob die Reformation einen grundsätzlichen Wandel für die Stellung der Kirchenfabrik nach sich zog14 . Folgt man der von Luther 1521 gebilligten Kastenordnung von Leisnig, mit der die Verwaltung und Verwendung der Vermögenswerte der Kirche geregelt werden sollte, so bildete die Kirchenfabrik die zentrale Konstante bei der Administration der Kirchenfinanzen. In Leisnig sollte die Gemeinde ein Kollegium aus zehn Verwesern wäh11 12 13 14

Vgl. Maring, Diözesansynoden, S. 62 Anm. 8. Anders Wiek, Münster, S. 85, dagegen neuerdings Heitzenröder, Wetterau, S. 165 (mit weiterer Literatur), siehe auch Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 42-43. Jaritz, Seelenheil, S. 61, Geiger, Reichsstadt, S. 168. Stupperich, Kirchenfinanzen, S. 622, auch Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 156ff., Graf, Pfründe, S. 41-42, exemplarisch Prietzel, Alterleute, insb. S. 63-64; siehe zu den Zusammenhängen zwischen Reformation und Kirchenvermögen Postel, Durchsetzung, insb. S. 274ff., grundlegend Schindling, Reformation, der jedoch die Kirchenfabriken nur streifte und nicht auf die Frage einging, welchen Wandlungen diese unterlagen.

1. Kirchenfabriken an städtischen Pfarrkirchen im Mittelalter

609

len, von denen zwei als Baumeister für das Kirchengebäude zuständig sein sollten. Zu ihren Aufgaben gehörte auch das Einsammeln von Almosen im Rahmen der Gottesdienste 15 . Der Umfang der Aufgaben der Kirchenmeister wuchs damit an 16 . Ein Unterschied zur vorreformatorischen Zeit bestand in dem erweiterten Einfluss der Gemeinde, ein zweiter in der veränderten Bedeutung der städtischen Pfarrkirche als Identifikationssymbol für die ganze Stadt. Indem die „Stadt als autozentristischer Kosmos [zugunsten der] Stadt als Bestandteil eines übergeordneten politischen Kosmos, eben des Territorialstaates“ zurücktrat, verringerte sich die Bedeutung der Kirche als Symbol der Stadt 17 . Im Unterschied zu den Landstädten galt dies allerdings nicht für die Reichsstädte. Die Untersuchungen über die Kirchenfabriken städtischer Pfarrkirchen haben die generellen Unterschiede zwischen Stifts- und Pfarrkirchen bestätigt, die sich im Stiftsbesitz zur Finanzierung von Klerus und Kirche manifestierten 18 . Auch Stiftskirchen besaßen Kirchenfabriken, die aber nur zur Rechnungslegung gegenüber der geistlichen Obrigkeit verpflichtet waren19 . Etwas anders war es bei der Vielzahl von Stiften, die zugleich Pfarrkirchen waren. Bei Kirchen wie St. Marien in Bielefeld gab es gleichsam zwei fabricae ecclesiae, nämlich eine von den Laien kontrollierte, deren Zuständigkeit das Hauptschiff und die Türme umfasste, und eine zweite, die für den Chor zuständig war. Waren die Kirchen Repräsentationsobjekte der Stadt, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Rat und Laien auf der einen und den Stiftsgeistlichen auf der anderen Seite, wobei die Kirchenfabrik im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen stand. In Städten wie Osnabrück und Würzburg unterlagen auch diese Kirchen den Kommunalisierungsbestrebungen der Städte. Ein besonderes Beispiel bildet das Straßburger Münster, wo der Rat die Kirchenfabrik nach zähem Ringen mit dem hochadligen Domkapitel unter seine Kontrolle bekam 20 . Im Hinblick auf den Klerus waren die Unterschiede zwischen städtischen Pfarrkirchen und Stiftskirchen in der Stadt vielfach gering: Die Kirchenmeister beschafften das Chorgestühl, das ein gemeinsames Chorgebet des gesamten in der Kirche tätigen Klerus ermöglichte 21 . Die meisten Kirchenmeister hielten genügend Chormäntel für alle Geistlichen bereit. In wachsendem Maß nahmen auch sämtliche Kleriker an den vielen Anniversarien teil.

15 16 17 18 19 20 21

Luther, Werke XII, S. 11ff., kurz Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 158-159; vgl. Stupperich, Neuordnung, S. 627ff., Dummler, Kastenordnung, insb. S. 344ff.. Vgl. Dummler, Kastenordnung, S. 347. Mörke, Gemeinde, S. 292. Isele, Münster, S. 32-34. Falk, Rechnungsablage, Sp. 151. Wiek, Münster, S. 50. Vgl. Jäggi, Untersuchungen, S. 135-140.

Ergebnisse

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2. RECHNUNGSBÜCHER (NICHT NUR) DER KIRCHENMEISTER – METHODISCHE ÜBERLEGUNGEN Wurde zu Beginn der Untersuchung die Frage aufgeworfen, wie die Rechnungsbücher der Kirchenmeister ausgewertet werden können und welche Ergebnisse sie liefern, so stehen am Ende zwei wichtige Ergebnisse, nämlich ein methodisches und ein inhaltliches. Die meisten Rechnungsbücher suggerieren, dass die jeweilige Institution wohlgeordnet war. Das Maximum spätmittelalterlicher Sorgfalt personifizierte Sebald Schreyer in Nürnberg. Die „Sauberkeit“ der Rechnungsbücher hatte aber andere Gründe als eine akribische Genauigkeit bei der Kassen- und Buchführung. Die Angaben der Rechnungsbücher, sowohl die Buchungstexte als auch die Buchungssummen, enthalten eine Vielzahl von Ungenauigkeiten und Fehlern, so dass ihnen nur bedingt Glauben geschenkt werden kann. Im Verlauf der Untersuchung wurde hierfür eine Reihe von Ursachen aufgezeigt: Die Rechnungsbücher wurden nachträglich erstellt, ein Arbeitsschritt, der von der Kassen- oder Buchführung der Kirchenmeister weitgehend getrennt war. Die Rechnungsbücher entstanden zum einen auf der Grundlage der Notiz- und Rechenzettel der Kirchenmeister und Küster und zum anderen durch die Verwendung von Salbüchern, Zinsbüchern und anderen Hilfsmitteln, die aber in vielen Fällen von nur geringer Bedeutung für die Kassenführung waren. Einzelne Posten wurden von den Kirchenmeistern wie von den Schreibern addiert, so dass viele Buchungen kaum noch Rückschlüsse auf die Einzeltransaktionen zulassen. Einnahmen und Ausgaben wurden unmittelbar gegengerechnet, so dass die Rechnungsbücher nur einen Teil der tatsächlichen Transaktionen enthalten. Manche wiederkehrende Ausgaben wurden über Dotationen abgewickelt, was jedoch nicht in den Rechnungsbüchern erfasst wurde. Die Küster, die Schreiber, die Totengräber und andere führten teilweise Unterkassen und rechneten mit den Kirchenmeistern ab, doch diese übernahmen teilweise die Angaben direkt und arbeiteten sie in ihre Rechnungsbücher ein. Auch Sonderausgaben wurden häufig über eigene Unterkassen oder Fonds abgewickelt, was jedoch von den Schreibern nicht in dieser Form wiedergegeben wurde. Im Ergebnis war der tatsächliche Geldfluss ein anderer als nachträglich niedergeschrieben wurde. Die Definition von MERSIOWSKY, der zufolge Rechnungsbücher „schriftlich fixierte Aufstellungen von Einnahmen und / oder Ausgaben [sind], die aus dem der Abrechnung zugrunde liegenden Verhältnis zwischen Rechnungsleger und Rechnungsempfänger resultieren und zum Zweck der Rechenschaft angelegt wurden“, wurde bestätigt 22 . Mit der vorliegenden Arbeit wurde erstmals der Versuch unternommen, Rechnungsbücher der Kirchenmeister systematisch, vergleichend und regional übergreifend auszuwerten. Um aus Rechnungsbüchern tragfähige 22

Mersiowsky, Anfänge, S. 39.

2. Rechnungsbücher (nicht nur) der Kirchenmeister - methodische Überlegungen

611

Aussagen gewinnen zu können, müssen mehrere methodische Ansätze beachtet werden, die von grundsätzlicher Bedeutung für den Umgang mit diesen Quellen sind. 1. Einer inhaltlichen Untersuchung der Rechnungsbücher muss grundsätzlich eine Analyse der Kassenführung, der Buchführung und der Administration der entsprechenden Institution vorangehen. Die Zuverlässigkeit der Quellen muss vor ihrer Auswertung bestimmt werden 23 . 2. Entscheidend für das Verständnis der Rechnungsbücher ist der Akt der Rechnungslegung. Zwei Verfahren wurden in den Städten angewendet, und in jedem waren die Details der Kassen- und Buchführung für die rechnungsprüfende Instanz unwichtig: In wenigen Städten wurden die Rechnungsbücher von einem Ausschuss durchgesehen, der dem Rat Bericht erstattete. Die Entlastung erfolgte nicht auf der Grundlage einer vollständigen Rechnungsprüfung, sondern durch einen Vergleich der verschiedenen Teilsummen des Rechnungsbuches mit den entsprechenden Beträgen des Vorjahres. Aller Wahrscheinlichkeit nach rechnete der Ausschuss die Summen nicht nach, doch gegebenenfalls mussten die Kirchenmeister Differenzen und Unterschiede rechtfertigen. Ein verkürztes Verfahren kam dort zur Anwendung, wo der Rat die Rechnungsbücher selbst entgegennahm. Zweck der Rechnungsbücher war die Kontrolle von Veränderungen gegenüber dem vergangenen Jahr. 3. Aus dem Zusammenhang zwischen Verwaltungspraxis und Verwaltungsschriftgut ergibt sich die Notwendigkeit der formalen und formalinhaltlichen Untersuchung der Rechnungsbücher als Voraussetzung für eine weitergehende inhaltliche Auswertung. Aufbau, Struktur und formale Gestaltung ermöglichen Rückschlüsse auf traditionelle Praktiken und lokale Traditionen. 4. Zur Kategorisierung und damit zur Erleichterung des methodischen Vorgehens wurde zwischen fünf Rechnungsbuchtypen differenziert. Den vorgeschlagenen Rechnungsbuchtypen lagen weiterentwickelte Anforderungen bei der Rechnungsprüfung zugrunde, wobei die Art und Intensität des Nachrechnens ausschlaggebend waren. Die fünf Typen repräsentieren eine graduelle Weiterentwicklung, wurden jedoch auch nebeneinander verwendet: Die summenlosen absatzgegliederten Textblockrechnungen stellten eine einfache Form der Rechnungen dar, die primär der Dokumentation dienten. Beim zweiten Typ der kontengegliederten Absatzrechnungen differenzierten die Kirchenmeister zwischen verschiedenen Einnahme- und Ausgabekonten. Der dritte Typ der seitenorientierten Absatzrechnungen erhielt zusätzlich Seitensummen. Beim vierten Typ, bei dem die seitenorientierten Absatzrechnungen abgesetzt notierte Buchungssummen enthielten, wurde verstärkt zwischen Buchungstext und Buchungsposten differenziert, ohne dass die Summen in Spalten notiert wurden. Die seitenorientierten Spaltenrechnungen bildeten den fünften Typ.

23

Vgl. Irsigler, Möglichkeiten, S. 258, auch Vogelsang, Finanzverwaltung, S. 706-707.

612

5.

6.

7.

8.

24

Ergebnisse

Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob sich diese fünf verschiedenen Rechnungsbuchtypen auf alle weiteren mittelalterlichen Rechnungsunterlagen übertragen lassen oder ob Modifizierungen notwendig sind. Im Hinblick auf die äußere Erscheinung der Rechnungsbücher wurden bei den Kirchenrechnungen bis ca. 1350 Pergamentrotuli durch Papierbücher im Quart- oder Folioformat abgelöst, wobei im 15. Jahrhundert nahezu ausschließlich Schmalfoliobände aus Papier als Grundlage für die Rechnungsbücher gebraucht wurden. Ausnahmen im Rahmen der städtischen Verwaltung beruhten auf lokalen Traditionen. Grundlegende Voraussetzung für eine Untersuchung der Rechnungsbücher ist ein umfassender lokaler und lokal übergreifender Vergleich 24 . Dies ist notwendig zum Verständnis, welche Vorgänge und Inhalte eventuell nicht verzeichnet oder buchungstechnisch ausgegliedert wurden. Der Aussagewert von Rechnungsbüchern beschränkt sich nicht auf die in ihnen enthaltenen Angaben. Weiß man aus anderen Quellen desselben Ortes oder durch den überregionalen Vergleich, dass Vorgänge fehlen, die anderswo wiedergegeben wurden, so ist dies bereits eine wichtige Beobachtung. Angaben, die nicht in den Rechnungsbüchern verzeichnet wurden, haben dieselbe Bedeutung wie Buchungseinträge. Es ist methodisch sinnlos, die Analyse einer Institution auf ihre Rechnungsbücher zu beschränken; vielmehr müssen andere Quellenarten wie Urkunden, Kopial- und Salbücher, Inventare und – soweit verfügbar – Verwaltungsschriftgut herangezogen werden. Dies folgt nicht nur aus der Notwendigkeit, die rechnungslegende Institution zu verstehen, sondern ergibt sich aus den rechtsrelevanten Vorgängen, die in den Buchungstexten nur eingeschränkt bis unvollständig notiert wurden. Rechnungsbücher sind besonders kontextabhängige Quellen. Es müssen daher nicht nur die Institution und ihre Administration untersucht, sondern auch die finanziellen, politischen und sozial-prosopographischen Verbindungen aufgezeigt und bewertet werden. Eine statistische Auswertung von Rechnungsbüchern geht von einem falschen Verständnis der mittelalterlichen Administrationszusammenhänge aus. Die Kirchenmeister wie auch die Vorsteher anderer Ämter verfolgten nicht das Ziel, die Vorgänge des Rechnungsjahres transparent niederzulegen, doch wäre genau dies die Voraussetzung für Verwendung der Methoden der modernen Statistik. Aus Rechnungsbüchern lassen sich lediglich mehr oder weniger gut begründete Trends ablesen.

Ähnlich, aber mit anderer Intention Kirchgässner, Möglichkeiten, S. 79.

3. Macht und Ohnmacht der Kirchenmeister

613

3. MACHT UND OHNMACHT DER KIRCHENMEISTER Aufgaben Die grundlegende Aufgabe der Kirchenmeister war die Verwaltung der Stiftungen, die der Kirchenfabrik übertragen waren. Die damit einhergehende Verantwortung erstreckte sich auf das Kirchengebäude ebenso wie auf die weiteren Immobilien. Im Gegensatz zum gut erforschten Hochmittelalter lag die Bauaufsicht im 14. und 15. Jahrhundert in den meisten Städten in den Händen spezialisierter Baumeister, über deren Arbeit vergleichsweise wenig bekannt ist. Die Kirchenmeister waren für die Bereitstellung der notwendigen Gelder zuständig. Wenn aber keine Bauarbeiten stattfanden, trugen die Kirchenmeister die Hauptlast der Verantwortung für das Kirchengebäude. Dessen Unterhalt war kosten- und arbeitsintensiver als in der Forschung bislang angenommen, doch wurde die Aufsicht vielfach an Handwerksmeister oder an den städtischen Baumeister delegiert. Technischen und baulichen Innovationen standen insbesondere Kirchenmeister von großen und reichen Kirchenfabriken, die in einem gewissen Wettbewerb zu anderen Kirchen und kirchlichen Institutionen der Stadt standen, aufgeschlossen gegenüber. Die Kirchenmeister waren für große Teile der Innenausstattung mittelalterlicher Kirchen zuständig, so dass sie die Pflege der Altäre und Bilder, der vasa sacra und liturgischen Geräte finanzieren mussten. Sie ließen die Altäre, Bilder und Skulpturen regelmäßig instandhalten; ausgenommen waren lediglich die von Bruderschaften und Zünften gestifteten Altäre. Monstranzen, Kelche und viele andere Gegenstände wurden häufig poliert und bei Bedarf repariert. Von großer Bedeutung war der Schutz von Kirche, Reliquien und vasa sacra 25 . Schließlich trugen die Kirchenmeister in vielerlei Weise zur Ausgestaltung der Messen bei, was in vielen Städten vom Ewigen Licht des Altars über die Requisiten bei Prozessionen bis hin zur Bereitstellung von Oblaten und (Ablutions) Wein reichte. Die meisten damit einhergehenden Tätigkeiten delegierten sie an die Küster. Auch wenn viele der letztgenannten Aufgaben wiederum auf Stiftungen basierten, so war die Tätigkeit der Kirchenmeister doch von großer Bedeutung für alle Gemeindemitglieder. In den meisten Kirchen gab es eine Vielzahl an Vikaren, deren Pfründe inflationsbedingt mehr oder weniger kärglich war. Für sie bedeuteten die Anniversarien und weiteren Stiftungen ein zweites regelmäßiges Einkommen. Ähnliches galt auch für den Pfarrer. Gezeigt werden konnte, dass das ökonomische Verhältnis zwischen Klerus und Laien kein einseitiges, sondern ein bilaterales war: Zwar hatten die Kleriker innerhalb gewisser Grenzen eine Art Monopol auf die Seelsorge, doch wurde dieses Monopol kartellartig unter Aufsicht des Rates aufgeteilt. Bei der Organisation des wechselseitigen Geschäfts kam den Kirchenmeistern die 25

Vgl. Hirschmann, Stadtplanung, S. 454.

614

Ergebnisse

Funktion von Bevollmächtigten und Garanten zugleich zu. Wird berücksichtigt, dass viele Vikare aus den bedeutenden Familien der jeweiligen Stadt stammten, so fungierte die Kirchenfabrik wie ein Katalysator, denn die Seelmessen zugunsten der Verstorbenen wurden von Mitgliedern derselben sozialen Schicht gelesen, aus der die Mehrzahl der Verstorbenen kam. Das Verhältnis zwischen Klerus und Kirchenfabrik in der Stadt war symbiotisch. Einnahmen Die Einnahmestruktur der verschiedenen Kirchenfabriken unterschied sich nur in Nuancen voneinander: Erstens erhielten alle Kirchenmeister jährlich wiederkehrende Einnahmen aus Stiftungsgut, das sowohl Immobilien als auch Geldrenten umfasste. Hierzu gehörten auch Abgaben von Hörigen. Regelmäßig erhielten sie Einnahmen aus den Opferstöcken und aus der Bede, also aus dem gezielten Einsammeln von Geldern der Gemeinde, was teils auf Ansprüchen der Kirchenfabrik und teils auf freiwilligen Schenkungen beruhte. Zur zweiten Gruppe gehörten die einmaligen Einnahmen. Dies waren zum einen Summen aus Verkäufen und aus Gebühren bei religiösen Handlungen. Zum anderen nahmen die Kirchenmeister Schenkungen und Stiftungen entgegen. Zusätzlich erhielten sie, wenn auch nur in geringem und lokal sehr unterschiedlichem Umfang, Zuwendungen von der Stadt, vom Bischof und vom Landesherrn. Beim Umfang der erhaltenen Naturalien gab es deutliche Unterschiede zwischen den Kirchenfabriken, die in Relation zur Größe der Stadt und zu ihrer wirtschaftlichen Ausrichtung standen: Je mehr sich die Wirtschaft der Stadt am Umland ausrichtete, desto höher war der Anteil der Naturalien an den Einnahmen. Besondere Ereignisse wie Seuchen oder Kriege scheinen nur bedingt von Einfluss gewesen zu sein. Auch konnten keine saisonalen Wirtschaftseinflüsse auf die Höhe der Schenkungen oder auf den Umfang der aus den Opferstöcken erzielten Einnahmen festgestellt werden. Wichtig waren die verschiedenen Hochfeste im Verlauf des Kirchenjahres. Die ausgewerteten Rechnungsbücher lassen vermuten, dass die Einnahmen aus der Bede und aus den Opferstöcken zu Beginn des 16. Jahrhunderts leicht zurückgingen. Es ist unklar, ob sich dieser Trend auf nachlassendes Engagement der Gemeinden zurückführen lässt, zur Finanzierung der Kirchen beizutragen 26 . Bauablässe stellten keine primäre und langfristige Einnahmequelle dar. Für die Stadtbewohner kam die Ablassbewilligung einer Art kirchlichen Legitimierung des Bauvorhabens gleich. Entscheidend war die indirekte Wirkung der Ablässe, da sie die Popularität eines Heiligenfestes oder einer Wundererscheinung insbesondere für Bewohner außerhalb der Stadt steigerten. Die Wirkung eines Ablasses war faktisch zeitlich und regional begrenzt, und so betrug die Anzahl der

26

Schmidt, Amberg, S. 327-328, vermutet ähnliches auf der Grundlage des Vergleichs der Kirchenrechnungen von 1521/1522 und 1537.

3. Macht und Ohnmacht der Kirchenmeister

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Bauablässe im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts pro Kirche selten mehr als drei oder vier 27 . Insgesamt lassen sich im Hinblick auf die Einnahmen zwei Gruppen von Kirchenfabriken unterscheiden: Wie St. Willibrord finanzierten sich die meisten Kirchenfabriken größtenteils durch Stiftungen. Die Folge war, dass von allen genannten Einnahmequellen bei den meisten Kirchen den Immobilien und Renten die größte Bedeutung zufiel, wobei alle Kirchenmeister zunehmend (Geld-)Rentengeschäfte bevorzugten. Bei diesen Kirchen waren die aus der Bede und aus den Opferstöcken erzielten Summen von lediglich sekundärer Bedeutung. Völlig anders war das Verhältnis bei Wallfahrtskirchen: Am Beispiel von St. Nikolaus in Wesel wurde verdeutlicht, dass die aus der Wallfahrt erzielten Einnahmen nicht nur alle anderen Einnahmebereiche marginalisierten, sondern der zweiten Weseler Pfarrkirche zu einem Reichtum verhalfen, der den der Altstadtkirche St. Willibrord übertraf. Das gleiche galt auch beispielsweise für die Kreuzkirche in Dresden und für St. Jakob in Rothenburg. Diese regionalen Wallfahrten mobilisierten erhebliche Menschenmengen und trugen damit in erheblichem Umfang zur Finanzierung mancher Kirchen bei 28 . Ausgaben Die Ausgaben der Kirchenfabriken gliederten sich in zwei Gruppen, die regelmäßigen und die unregelmäßigen Aufwendungen, die von den Kirchenmeistern zur Anlage der Buchungskonten gewählt wurden. Zu den regelmäßigen Verpflichtungen gehörten die Zinszahlungen der Kirchenfabrik, die Stiftungsverpflichtungen und die Aufwendungen für die Liturgie, also beispielsweise Kerzen, Opferwein und Oblaten, die allerdings nicht überall in gleichem Umfang in den Zuständigkeitsbereich der Kirchenfabrik fielen. Das zweite Ausgabenkonto wurde in Wesel als van alrehande bezeichnet, in dem sämtliche Aufwendungen für die Kirche, für das Personal und für Anschaffungen und Reparaturen verbucht wurden. Zwar handelte es sich bei vielen der dort notierten Summen um Beträge, die jedes Jahr geleistet werden mussten, doch insgesamt variierte ihre Höhe erheblich. Innerhalb der gegebenen rechtlichen und finanziellen Spielräume konnten die Kirchenmeister eigene Akzente, etwa bei der Beschaffung von Gegenständen, setzen. Manche Kirchenmeister kümmerten sich stärker um die Sicherheit der Kirche als andere, wieder andere waren besonders um Sauberkeit oder um einen besonders reinen Klang der Glocken bemüht.

27 28

Vgl. Prinz, Ablasswesen, S. 149-171. Ausführlich Kühnel, Wallfahrt und Alltag, siehe auch Schnurrer, Wunderheilungen, S. 4, vgl. allgemein Sydow, Bürgerschaft, S. 19.

616

Ergebnisse

Wirtschaft Die Kirchenfabriken waren wirtschaftlich selbständige Institutionen29 . Diese Feststellung ist schon deswegen wichtig, weil trotz aller politisch-sozialen Verflechtungen die ökonomische Verantwortung für die Kirchenfabrik ausschließlich bei den Kirchenmeistern lag. Es gab keine Kirchenkasse, sondern die Kirchenmeister finanzierten die notwendigen Ausgaben sowohl aus den laufenden Einnahmen als auch aus ihrem Privatvermögen. Sie hafteten für den ihnen anvertrauten Besitz, und sie trugen das Risiko, ihre privaten Aufwendungen auszugleichen. Fragt man danach, ob die Kirchenfabriken reich waren, so impliziert dies, dass sie über mehr Besitz und größere Einkünfte verfügten als zur Erfüllung ihrer Aufgaben notwendig war. Davon kann nicht die Rede sein. Folgt man den Rechnungsbüchern, so stieg der Umsatz der Kirchenfabriken im Verlauf des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts. Eine Quantifizierung dieses Trends ist jedoch nicht möglich, da er von einer Vielzahl von lokalen Faktoren beeinflusst wurde. Zusätzlich zum steigenden Umsatz akkumulierten die Kirchenfabriken Besitz. Dies betraf nicht nur die bereits erwähnten Immobilien und Renten. Es galt in gleichem Maß für die vasa sacra, für Lampen und andere Kostbarkeiten. Dieser Reichtum war jedoch nur ein theoretischer, weil das auf diese Weise gebundene Kapital nicht in den Haushalt einfloss. Die Kirchenmeister griffen nur im Fall äußerster Not auf diese Reserven zurück, wenn sie beispielsweise nach dem Brand einer Kirche Monstranzen oder Kelche verkauften. Untersuchungen zum Rentenmarkt einer mittelalterlichen Stadt konzentrierten sich bislang entweder auf die Renten der Stadt oder des Hospitals. Die auf diese Weise erzielten Ergebnisse sind unvollständig. Systematisch konnte nachgewiesen werden, dass die Kirchenfabriken zu den größten Grundbesitzern der Stadt gehörten. Der Reichtum der Kirchen basierte entscheidend auf Immobilien und Renten. Ging die Forschung häufig davon aus, dass die Stadt mit Hilfe des Hospitals eine Arrondierungspolitik des Umlands verfolgte, so muss dieser Ansatz auf die Kirchenfabriken ausgedehnt werden 30 . Viele Renten wurden wieder verkauft, so dass nur vorübergehend Geld von der Kirchenfabrik entliehen wurde 31 . Es lässt sich daher vermuten, dass den Kirchenfabriken eine Funktion ähnlich der eines privat29

30

31

Vgl. Schönberg, Technik, S. 163-164; anders und widersprüchlich dagegen Bingener, Verwaltung, insb. S. 153-155, der einerseits die Kirchenfabrik als städtische „Sonderhaushaltung“ definiert, der gleichzeitig aber nur zwei finanzielle Kontakte zwischen Stadt und Kirchenfabrik nachweist. Siehe Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 32, Blickle, Doppelpass, S. 39; vgl. Rücklin-Teuscher, Volksleben, S. 23, wonach die Stadt Hall im Jahr 1486 die päpstliche Genehmigung erhielt, in allen Kirchen, Kapellen und Pfründen in den Hall untergebenen Orten Kirchenmeister einzusetzen. Außerdem konnte Thoma zeigen, dass die Stadt München die Verwaltung der umliegenden Pfarrkirchen an sich zog. Die Gründe hierfür lagen sowohl in Baumaßnahmen der Kirchen, bei denen es sich teilweise um Wallfahrtskirchen handelte, als auch in Schenkungen oder Stiftungen Münchener Bürger. Es ist daher zu vermuten, dass nicht nur das Phänomen als solches, sondern auch vergleichbare Gründe bei anderen Städten anzutreffen sind (Thoma, Einfluss, insb. S. 474ff.), ähnlich auch Dannenbauer, Verwaltung, S. 47ff. zum Nürnberger Territorium. Vgl. Sichler, Bauverwaltung, S. 54-55.

3. Macht und Ohnmacht der Kirchenmeister

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rechtlich organisierten Kreditinstituts in gleichsam kommunaler Trägerschaft zukam 32 . Die Technik der Finanzplanung war bekannt und wurde auch für die Haushaltung großer Institutionen gefordert 33 . Tatsächlich lassen die Rechnungsbücher aber keine Kalkulationen der Kirchenmeister erkennen, was angesichts der Art der Zusammenstellung der Rechnungsbücher auch nicht verwundert. Es war für die Kirchenmeister allerdings möglich, die Höhe der voraussichtlichen Einnahmen, zumindest die Zins- und Renteneinnahmen, zu schätzen. Recht gut konnten sie die Ausgaben kontrollieren, denn der Umfang der zu leistenden Rentenzahlungen stand ebenso fest wie die für die Anniversarien aufzuwendenden Summen. Vielen Kirchenmeistern gelang deshalb entweder ein ausgeglichener Haushalt oder ein Defizit von nur geringer Größe. Kam es doch einmal zu hohen Verlusten, lassen sich diese meistens durch Baumaßnahmen erklären. Auch bei der Finanzverwaltung delegierten die Kirchenmeister einen Teil der Verantwortung. Die Küster, in großen Städten auch die Schreiber, nahmen den Großteil der Einnahmen entgegen und leiteten ihn an die Kirchenmeister weiter. Die genannten Angestellten übernahmen auch die Beschaffung der meisten Verbrauchsmaterialien und zahlten teilweise auch die Löhne aus. Insgesamt waren die Kirchenmeister nicht an einer Maximierung der Gewinne interessiert. In vielen Städten wurde ein erheblicher Teil der Renten und Abgaben nicht verbucht. Dennoch versuchten die Kirchenmeister, die Einnahmen der Kirchenfabrik zu steigern. Während die wohlhabenden Bürger der Stadt Güter und Geld stifteten und damit Gebetsgedenken als Gegenleistungen kauften, trugen die ärmeren Stadtbewohner durch Spenden und Schenkungen zum Kirchenbau bei, erhielten aber lediglich beim Ablasserwerb eine Gegenleistung. Wollten die Kirchenmeister die Einnahmen erhöhen, so mussten sie die Attraktivität der Kirchenfabrik steigern. Bauprojekte bildeten eine Möglichkeit. Eine zweite Möglichkeit bestand im Verkauf von Ablass. Eine dritte umfasste eine optimale Umsetzung der Stiftungsverpflichtungen, da eine zuverlässige Institution eher Stiftungen erhalten konnte als eine schlecht verwaltete. Die Intensität, mit der sich die Kirchenmeister um eine Steigerung der Einnahmen bemühten, hing von ihrer Verwaltungseffektivität und ihrem Engagement ab. So schwierig die Beurteilung des weiteren Besitzes der Kirchenfabriken auch ist, es zeichnet sich ab, dass die Kirchenmeister eine zurückhaltende Anlagepolitik bevorzugten. Die Politik der rentenemittierenden Institutionen in der Stadt war unterschiedlich: Der Rat der Stadt war tendenziell schneller bereit als die Kirchenmeister, Renten zu verkaufen und damit langfristige Zinsverpflichtungen einzugehen, denn es galt vielfach, drängende Aufgaben und Verpflichtungen zu erfüllen. Für die Kirchenmeister waren diese äußeren Faktoren von geringem Belang; sie mussten keine unvorhergesehenen Lasten übernehmen. Sie konnten die 32 33

Vgl. Kuujo, Stellung, S. 232, Blaschke, Bedeutung, S. 567-568, siehe auch Gechter, Kirche, S. 196-198 und S. 262, siehe auch Lorenzen-Schmidt, Umfang, S. 32ff. Vgl. Fouquet, Adel und Zahl, S. 7.

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Ergebnisse

Anzahl der Rentenverpflichtungen beschränken und langfristig ausrichten. Die Kirchenfabriken galten daher als zuverlässige Zinszahler, während manche Städte wie beispielsweise Weissenburg im 15. Jahrhundert zahlungsunfähig wurden34 . Die Kehrseite der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Immobilien und Renten war der geringe finanzielle Spielraum der meisten Kirchenfabriken. Anhand von St. Willibrord in Wesel konnte gezeigt werden, dass den Kirchenmeistern nach Abzug aller Fixkosten für Zinszahlungen, Anniversarien, Personal und notwendigen Reparaturen kaum größere Summen übrig blieben. Mit einem gewissen Neid dürften die Kirchenmeister von St. Willibrord auf die zweite Weseler Pfarrkirche St. Nikolaus geschaut haben, die über eine ganz andere Einnahmestruktur verfügte. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts näherten sich viele Kirchen wie St. Willibrord dem Zustand der strukturellen Überschuldung. Trotz ihrer Vorsicht hatten nicht alle Kirchenmeister die durch Stiftungen und Schenkungen gewonnenen Gelder langfristig gewinnbringend investiert, sondern beispielsweise für Baumaßnahmen verwendet. Die langfristigen Belastungen konnten kaum durch die Einnahmen gedeckt werden. Überspitzt formuliert subventionierten die Lebenden das Gedenken an die Verstorbenen. Die aufgezeigten Zusammenhänge erklären zum einen, warum bei ländlichen Kirchen in den Visitationsberichten Anfang bis Mitte des 16. Jahrhunderts so oft über den Verfall der Kirchengebäude geklagt wurde, denn die Einnahmen der Kirchenfabriken reichten nicht mehr für die Reparatur der Dächer und der Fenster 35 . Zum andern liefern sie eine mögliche Erklärung für die weitverbreitete Bautätigkeit bei den städtischen Pfarrkirchen Ende des 15. Jahrhunderts. Vielerorts benötigten die Kirchenmeister neues Kapital zur Finanzierung der Kirchenfabrik. Viel spricht dafür, dass ihnen auf diese Weise die kurzfristige Erweiterung ihres finanziellen Spielraums gelang, doch hing es völlig von ihrer Umsicht ab, ob sie nicht langfristig das strukturelle Defizit der Kirchenfabrik verschärften. Bei all dem ließ der Rat der Stadt keinen Zweifel an der Tatsache, dass den Stiftungsverpflichtungen unter allen Umständen nachgekommen werden musste. Verwaltung im Kontext städtischer Politik Ausgehend von der Überlieferungslage wurden vorwiegend Kirchenfabriken aus Städten untersucht, die lediglich ein oder zwei Pfarrkirchen umfassten. Die Kirchenmeister standen unter der Kontrolle des Rates, aber damit ging keine detaillierte Buchprüfung einher. Hierfür hatte der Rat gute Gründe: Erstens bestritten die Kirchenmeister viele Ausgaben zumindest teilweise aus ihrem eigenen Vermögen. Eine akribische Überprüfung hätte zwangsläufig zu einer abnehmenden Bereitschaft der Kirchenmeister geführt, eigenes Geld aufzuwenden. Zweitens 34

35

Fahlbusch, Weissenburg, S. 33 mit weiterer Literatur; vgl. ähnlich Wetzlar: Felschow, Betrachtungen; allgemein hierzu siehe Gechter, Kirche, S. 187-188, Knipping, Schuldenwesen, S. 340. Fahlbusch, Weissenburg, S. 34-35, legt dar, dass die Stadt Weissenburg den städtischen Haushalt durch die Vereinnahmung des Kapitals der Kirchenfabrik zu sanieren versuchte. Siehe beispielsweise zu Sachsen Schräpler, Pfarrhäuser, S. 182ff.

3. Macht und Ohnmacht der Kirchenmeister

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stifteten viele Kirchenmeister erhebliche Summen für die Kirche 36 . Auch hierbei hätte eine exakte Überprüfung das Risiko nach sich gezogen, dass sich das Amtsverständnis der Kirchenmeister änderte. Weder die Kirche noch die Gemeinde oder der Rat hätten davon profitiert, wenn die Kirchenmeister ihr Amt weniger als Ehre sondern mehr als – zu bezahlende – Tätigkeit angesehen hätten. Drittens war eine genaue Überprüfung unüblich, denn die Finanzen der Stadt gehörten zu den am besten gehüteten Geheimnissen der Amtsträger, zu deren erweitertem Kreis eben auch die Kirchenmeister gehörten 37 . Glaubt man der Vielzahl an Buchungseinträgen in den Rechnungsbüchern, dann war die Verwaltung der Kirchenfabrik eine beinahe tagfüllende Aufgabe. Tatsächlich nahmen die Kirchenmeister nur einen kleinen Teil der in den Rechnungsbüchern genannten Tätigkeiten persönlich wahr. Die Administration der Kirchenfabriken beruhte auf zwei grundlegenden Prinzipien: der Delegation und der Verschriftlichung. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts kam es immer stärker zu einer funktionsspezifischen Differenzierung der institutionsgebundenen Aufgaben, indem die Kirchenmeister erhebliche Aufgabenbereiche an die Küster und an die Schreiber übertrugen. Sie differenzierten zunehmend zwischen verschiedenen Fachleuten, die über besondere Kenntnisse und Erfahrungen verfügten und die wegen dieses Wissens mit der Wahrnehmung der betreffenden Aufgaben beauftragt wurden. Damit waren die Kirchenfabriken klar hierarchisch und durch mehrere Leitungsebenen strukturierte Institutionen. Der sehr kleinen Anzahl gleichsam dauerhaft Beschäftigter, nämlich Küster und eventuell Schreiber, stand die große Gruppe der Bediensteten und Lohnarbeiter gegenüber, die vielleicht nicht täglich, wohl aber laufend für die Kirchenmeister arbeiteten. Bei den Handwerkern bevorzugten die Kirchenmeister die Vorsteher der Zünfte, also wohlhabende Bürger. Mehrheitlich waren es Frauen, die den Küstern zuarbeiteten. Viele der Kirchendienerinnen, Paramentenwäscherinnen und Kerzenzieherinnen waren dabei mit der Kirchenfabrik durch Renten wirtschaftlich verbunden. Bei den täglich anfallenden Verwaltungsaufgaben zielten die Bemühungen vieler Kirchenmeister auf eine immer stärkere Rationalisierung ihrer Tätigkeit. Der Umfang der Stiftungsverpflichtungen und die Anzahl der zu verwaltenden Immobilien nahmen immer weiter zu, wobei sich das Wachstum im Verlauf des 15. Jahrhunderts beschleunigte. Zugleich stieg die Komplexität der Verpflichtungen. Das Bemühen um eine Effektivierung der Verwaltungspraxis resultierte in einer zunehmenden Verschriftlichung der internen Prozesse, um die interne Kommunikation zu optimieren und die Kontrolle zu systematisieren. Die zunehmende Verwaltungsintensität war ein übergreifendes Phänomen aller Städte des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts. Nicht nur die Kirchenfabrik, sondern auch die Administration aller Städte des 15. Jahrhunderts wurde in wachsendem Umfang durch Delegations- und Spezialisierungsprozesse 36 37

Siehe zu Sebald Schreyer Gümbel, Stiftungen, S. 100-120. Vgl. zuletzt Teuscher, Bekannte, S. 235.

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Ergebnisse

geprägt. Im Hinblick auf die Administration gab es zwischen großen und kleinen Städten sowie zwischen Reichs- und Landstädten keine grundlegenden qualitativen Unterschiede. Allerdings konnte eine Gleichzeitigkeit der verschiedenen Entwicklungs- und Differenzierungsstufen innerhalb der Städte und zwischen ihnen festgestellt werden. Die primären Strukturen, so konnte am Beispiel der Kirchenfabrik gezeigt werden, waren stets identisch. Von den hier ausgewählten Städten lässt sich besonders in Nürnberg ein immer stärkeres Regulierungsbemühen der Obrigkeit feststellen, eine „Art normativer Durchdringung (...), eine Verdichtung von Vorschriften und Ordnungen“ 38 , was unter einem so peniblem und in der Verwaltung erfahrenen Kirchenmeister wie Sebald Schreyer auf die Kirchenfabrik übertragen wurde. Dies zielte nicht nur auf die bestmögliche Bewältigung der anstehenden Aufgaben, sondern auch auf die Bewahrung der sozialen und politischen Hierarchien. Sichtbarstes Zeichen der Rationalisierung war die zunehmende Archivierung. Erstens beruhten die administrativen Strukturen auf dem Vergleich der Unterlagen mit denen vorangegangener Jahre. Zweitens erkannte man, dass die Rechtsgeschäfte ebenso wie die übernommenen Stiftungsverpflichtungen langfristig nachvollziehbar sein mussten. Die Erinnerung wurde immer wichtiger, und damit ging ein sich veränderndes Bewusstsein in Bezug auf die Kontrolle der administrativen Vorgänge einher. Zu den Ergebnissen der Arbeit gehört schließlich auch die Erkenntnis, dass es unterhalb des Rates eine Schicht städtischer Funktionsträger gab. Es handelte sich um Kaufleute und Handwerksmeister, die über einen gewissen Wohlstand verfügten und den ratsfähigen Familien der Stadt zuzuordnen sind. Ihre Zusammensetzung variierte von Stadt zu Stadt. Ihre im Vergleich zu den Ratsherren geringere politische Verantwortung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie angesehene Ämter bekleideten und wichtige Funktionen in der Stadt innehatten. Aus diesen aufgezeigten Zusammenhängen zwischen Administration, Memoria und Mneme lassen sich weitere Forschungsfragen formulieren. Es fehlt eine Geschichte der städtischen Verwaltung im Mittelalter, da in Arbeiten zur Verwaltungsgeschichte bislang grundsätzlich von einem modernen Staatsverständnis ausgegangen wurde 39 . Es ist nicht möglich, eindeutig zwischen einer Verwaltungstätigkeit im ökonomischen Sinn und einer „öffentlichen“ Verwaltung zu unterscheiden 40 . Tatsächlich stand bei der Verwaltung der Kirchenfabriken die Öko-

38 39

40

Groebner, Ökonomie, S. 265. Ähnlich G. Dilcher, Art.: Verwaltung II (Städte), in: Handwörterbuch für Rechtsgeschichte V (1988), Sp. 871-875, hier insb. S. Sp. 872; zum Begriff der Verwaltung siehe Damkowski, Entstehung, S. 12-17, auch Buchholz, Geschichte, insb. S. 14ff. und S. 22ff.; vgl. anders Moraw, „Regierung“, der sich aber auf die Ebene des Reichs bezieht; Formulierung des Desiderats bei Fleischmann, Professionalisierung, S. 55-56. U. Wolter, Art. Mittelalter: Methodische Einführung, in: Geschichtliche Grundbegriffe VIII (1995), S. 26-47, hier: S. 26.

3. Macht und Ohnmacht der Kirchenmeister

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nomie im Mittelpunkt, und zugleich war die amtsähnliche Institution ein „institutionalisiertes Handlungs- und Durchsetzungsinstrument jeglicher Herrschaft“ 41 . Die Notwendigkeit einer Neubewertung der Geschichte der Administration ergibt sich außerdem aus dem – kursorischen – Vergleich mit den ländlichen Kirchenfabriken. Ein Unterschied lag in der Stellung des Pfarrers, der bei ländlichen Pfarrkirchen aus Gründen der Tradition über mehr Einfluss auf die Kirchenfabriken verfügt haben dürfte als in den Städten. Ein zweiter Unterschied bestand in der Mitwirkung der Territorialherren bei der Kontrolle der Kirchenfabriken, die sich ab dem 16. Jahrhundert gerade im Bereich der Rechnungskontrolle intensivierte. Die umfassende Herausbildung einer Verwaltung, so kann damit behauptet werden, vollzog sich in den Städten gut 150 Jahre vor den Territorien 42 . Dabei waren die städtischen Kirchenfabriken nicht nur in die administrativpolitischen, sondern auch in die sozialen Strukturen der Stadt eingebettet. Eine integrative Funktion kam sowohl den Bruderschaften als auch den Zünften und Gemeinden zu. Die Kirchenmeister schufen den Rahmen für die Ausschmückung liturgischer Handlungen, die unter Anteilnahme der Gemeinde abgehalten wurden. Sie fungierten vielfach als Testamentsvollstrecker. Sie richteten Festessen aus, denen ein identitätsstiftendes Moment zukam. Ähnliches galt auch für Aktivitäten wie die Produktion der Osterkerze. Die städtische Gemeinde hatte eine kollektive Identität, deren Qualität im Verlauf der Reformation zunahm 43 . „Vor der Reformation“ Die Prozesse im Rahmen der Reformation lassen sich nicht von den Ergebnissen her begreifen, sondern müssen aus dem spätmittelalterlichen Kirchenwesen abgeleitet werden, das die städtischen Kirchenfabriken maßgeblich prägten 44 . Abgesehen von der Verwaltung der Stiftungen bemühten sich die Kirchenmeister um die Schaffung bestmöglicher Bedingungen für visuelle, auditive und in wachsendem Maß auch für hypostatische Frömmigkeitsformen. Darüber hinaus ist es nicht möglich, aus den Rechnungsbüchern Erkenntnisse über das religiöse Empfinden der Menschen zu gewinnen. Auch steht der wachsende Umfang des Besitzes der Kirchenfabriken in keinem Zusammenhang zur „Intensivierung der religiösen

41

42 43

44

T. Simon, Art. Verwaltung, in: Lexikon des Mittelalters Bd. VIII, Stuttgart 1999, Sp. 15941596, hier: Sp. 1594, auch U. Wolter, Art. Mittelalter: Methodische Einführung, in: Historische Grundbegriffe VIII (1995), S. 26-47, hier: S. 26. Im Rahmen der „Deutschen Verwaltungsgeschichte“ wurde die Verwaltung der Städte zu elf Seiten (von 941 Seiten zum Zeitbereich des Spätmittelalters bis 1815) verkürzt; Mayer, Finanzwirtschaft, ging in seinem Beitrag zum Handbuch der Finanzwissenschaft gar nicht auf die Städte ein. Vgl. Körber, Theorie, S. 17-18; siehe auch Schröcker, Kirchenpflegschaft, S. 141-146. Siehe auch Teuscher, Bekannte, S. 241ff. Das Verdikt von Max Weber, die Gemeinde als „passiven kirchlichen Lastenverband und Kompetenzbezirk des Pfarrers“ zu definieren (Kippenberg, Schilm, Niemeier, Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Teilband 2, S. 200), ist damit überholt, vgl. Kurze, Gemeinde, S. 21, auch Mierau, Vita communis, S.60-61. Vgl. Scribner, Religion and Culture, S. 50ff.; siehe zuletzt den Beitrag von Brady, Einführung.

622

Ergebnisse

Praktiken“ 45 . Überlegungen, wonach „die Sakralisierung der Gesellschaft von einer Kommerzialisierung der Erlösung begleitet“ wurde, gehen zu weit, vielmehr beanspruchten die Mitglieder der städtischen Oberschicht im Verlauf des hohen und späten Mittelalters in immer stärkeren Maß die Option, Art und Umfang ihrer „guten Werke“ festzulegen 46 . Die Kirchenmeister, selbst wohlsituierte Kaufleute oder selbständige Handwerker, agierten wie Prokuratoren und verfolgten keine gewinnmaximierende, sondern eine am Erhalt des Bestehenden orientierte Politik. Verstand sich die Stadt als corpus christianum oder civitas christiana, so nahm der Einfluss der Laien auf die Pfarrkirche im Verlauf des Mittelalters immer weiter zu. Dies zeigt sich nicht nur an der Finanzierung der Kirchtürme und vieler Einrichtungsgegenstände der Kirchen, sondern auch an dem zunehmenden Einfluss auf die Ausschmückung der Messen 47 . Im Verlauf des Mittelalters wurde die Kirchenfabrik zum zentralen Mittel des Rates, um Macht über die Pfarrkirche zu erlangen. Damit war die Kirchenfabrik in den mittelalterlichen Städten von erheblich größerer Bedeutung für das Verhältnis zur Geistlichkeit als bislang angenommen. Die Gelder, die die Kleriker von den Kirchenmeistern bezogen, trugen substantiell zu ihren Einkommen bei 48 . Für die Geistlichen bestand die Kehrseite in einer zunehmenden Kontrolle ihrer Tätigkeit: War in der Forschung bislang bekannt, dass die Pfarrer gleichsam „eingemauert“ wurden, indem ihre Handlungsspielräume durch die Stiftung einer Vielzahl von Vikarien beschränkt wurden, so wurde ihre Tätigkeit auch durch die Bedingungen bestimmt, unter denen die Kleriker ihren Aufgaben nachgingen. Die Kirchenmeister stellten vielerorts den Wein und die Oblaten, sie sorgten für den Altar und für die Beleuchtung, sie bezahlten für die musikalische Gestaltung. Die Tätigkeit des Pfarrers reduzierte sich immer mehr auf das Zelebrieren der Messe und das Spenden der Sakramente. Die Kirchenmeister betrieben keine gezielte Politik der Diskreditierung des Klerus in der Stadt. Wohl aber gibt es Hinweise auf einen indirekten Mechanismus: Indem die Kirchenfabrik den Rahmen, in dem die Sakramente erteilt wurden, immer feierlicher gestaltete, dafür aber keine direkten Gebühren verlangte, vergrößerte sich der Kontrast zu den von den Geistlichen verlangten Oblationen und Stolgebühren 49 . Der Spülwein verdeutlichte den Gläubigen, dass ihnen ein Teil der eucharistischen Gaben vorenthalten wurde. Inwieweit ihnen dies bewusst war, lässt sich nicht beurteilen. Die von Luther erhobene Forderung, das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu reichen, bedeutete nur in ihrer theologischen Begründung einen tiefgreifenden Wandel. In der Praxis erhielt die Gemeinde schon lange vor der Reformation Wein, den sie wahrscheinlich sogar aus demselben Kelch gereicht bekam. Die Einführung des Laienkelchs war daher in der Alltagspraxis der Menschen weit weniger revolutionär als bislang angenommen 50 . 45 46 47 48 49 50

So Pohl-Resl, Ewigkeit, S. 115. Zitate: Hsia, Sakralisierung, S. 64. Vgl. Haverkamp, Glocke, S. 303: „Ohne Glocke keine Kommune“. Zahlreiche Beispiele bei Tibus, Jakobipfarre, S. 4ff. Vgl. Goertz, Aufstand, S. 186ff., vgl. Kieckhefer, Hauptströmungen, S. 117. Siehe Braun, Altargerät, S. 554-555.

3. Macht und Ohnmacht der Kirchenmeister

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Diese und andere Ergebnisse der vorliegenden Arbeit lassen Zusammenhänge zwischen der immer perfekteren Inszenierung der liturgischen Handlungen insbesondere an Festtagen auf der einen und der Einführung der Reformation auf der anderen Seite möglich erscheinen. Vielleicht bewirkte die Vergegenwärtigung des Heilsgeschehens eine Art allmählicher Desillusionierung des Publikums. In den Städten, in denen der Rat auf möglichst umfangreiche Einhaltung der religiösen Vorschriften achtete und in denen die Kirchenmeister alles dafür taten, die Ereignisse und ihre Kirche möglichst prächtig herauszustellen, wurde die Reformation recht früh eingeführt. „Der Trost, der den Menschen dann vermittelt wurde, dass sie, wenn sie schon nicht die Trauer und das Leiden nachempfinden können, wenigstens ob ihres Mangels Schmerz empfinden und sich dem Wert des Leidens Christi anvertrauen sollten, erwies sich als nicht ausreichend. Gerade weil das Leiden immer realistischer inszeniert wurde, wuchs die Diskrepanz, aus der Luther den Ausweg mit der Auffassung anbot, dass die Sündenvergebung ausschließlich von Gottes Barmherzigkeit und vom Glauben abhänge“51 . Die von den Kirchenmeistern angeschafften Bücher und die von ihnen unterhaltenen Bibliotheken trugen nur wenig zur Schaffung eines religiösen Bewusstseins bei 52 . Der Kreis der Bibliotheksbenutzer dürfte recht klein gewesen sein, da nur wenige Personen zu den Büchereien der Kirchen Zugang hatten. Die Kirchenmeister schafften nahezu ausschließlich Werke an, die im Rahmen der Messen verwendet wurden. Aus der Einrichtung von Bibliotheken zu Lasten der Kirchenfabriken kann somit nicht auf eine allgemeine Zunahme der Beschäftigung mit religiösen Texten geschlossen werden. Hingegen war zumindest den Verantwortlichen der Stadt bewusst, dass die von den Geistlichen verwendeten Evangeliare und Messbücher aus Mitteln der Kirchenfabrik unterhalten wurden. Einer Revision bedürfen viele Arbeiten zur Geschichte des Schauspiels in der Stadt. Auch wenn manche Ausgaben und Maßnahmen der Kirchenmeister darauf abzielten, die Schaulust des städtischen und ländlichen Publikums zu befriedigen, so waren für die Kirchenmeister die Zuschauer vorrangig unter dem Aspekt der Geldgeber wichtig. Aufführungen und Spiele können nicht ausschließlich unter religiösen und nicht ausschließlich unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet werden. Es war kein Widerspruch, dass sich die Kirchenmeister einerseits um gute Bedingungen für die verschiedenen Frömmigkeitsformen bemühten, dass sie andererseits aber ihren Entscheidungen wirtschaftliche Überlegungen zugrunde legten. Politik im Kontext der Stadt Die Kirche sollte ein Ort sein, in dem die göttliche Ordnung sichtbar, dauerhaft und ungefährdet Bestand hatte, so lautete der unausgesprochene weil selbstverständliche Auftrag der Ratsherren an die Kirchenmeister. Die Kirchenfabrik war 51 52

Hamm, Innovativ, S.490. Anders Rauscher, Prädikaturen, zu den Bibliotheken, die Predigern zur Verfügung gestellt wurden.

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Ergebnisse

damit ein wichtiges Instrument des Rates zur Herrschaft in der Stadt; sie bildete eine übergreifende Institution in einer Gesellschaft, deren religiöses Leben zunehmend von einer Vielzahl gleichsam partikularer Zusammenschlüsse und Institutionen geprägt wurde 53 . Die Kirchenmeister sorgten demonstrativ und auf vielerlei Weise dafür, dass die Kirche als sicherer Ort erschien. Die Kehrseite dieser Politik, die Bewahrung der Ordnung zum Leitmotiv zu erheben, war die Wahrnehmung einer Kontrollfunktion sowohl über den Klerus als auch über die Gemeinde. Der Weg zur Sozialkontrolle, der über die Disziplinierung der Armen hinausging, begann nicht auf der Ebene des Rates der Stadt, sondern bereits darunter bei den vom Rat eingesetzten Kirchenmeistern und Küstern 54 . Die Ordnung, die Rat und Kirchenmeister favorisierten, entsprach den Wertvorstellungen der führenden Schicht der jeweiligen Stadt. Gerade weil aber die Kirchenfabrik, wie dargestellt, die Schnittmenge zwischen der kirchlichen auf der einen und der politisch-sozialen Ordnung auf der anderen Seite bildete, müssen zukünftig die Rechnungsbücher der Kirchenmeister nach 1520 untersucht werden. Es gilt nach den Veränderungen bei den Kirchenfabriken im unmittelbaren Vorfeld, während und nach der Reformation zu fragen. Auch wenn auf der Grundlage der ausgewerteten Dokumente keiner der Kirchenmeister zu den Protagonisten der Reformation gehörte, so müssen in Zukunft ihre Funktion, ihre Beteiligung und ihr Einfluss auf den Verlauf der Reformation in den einzelnen Städten untersucht werden 55 . Die Institution der fabrica ecclesiae, die in den Städten des 12. und 13. Jahrhunderts dazu gedacht war, auf das Jenseits gerichtete ökonomische Anliegen langfristig zu sichern, erstarrte im Verlauf des Mittelalters in einem politischsozialen Korsett, das der Rat im Sinn seiner Vorstellungen des bonum commune vorgab. Während sich also die politischen Möglichkeiten der Kirchenmeister verringerten, nahm ihr finanzieller Entscheidungsspielraum zu. Von Beginn an waren die Stiftungen von grundlegender Bedeutung, doch in dem Maß, in dem sich die Kirchenfabrik von einem juristisch privilegierten Sondervermögen zu einem städtischen Amt entwickelte, änderte sich ihre charakteristische Prägung. Hatten die Kirchenmeister im Hochmittelalter vorwiegend den Bau der Kirchen organisiert, so galt ihre primäre Mühe am Ende des Mittelalters der administrativen Effektivierung der Institution Kirchenfabrik.

53 54

55

Zum Begriff des Partikularismus im Hinblick auf Bruderschaften ausführlich Kieckhefer, Hauptströmungen, S. 117 mit weiteren Angaben. Vgl. Oexle, Armutsbegriff, S. 90-91; für das 16. Jahrhundert siehe die exemplarische Studie von Schilling, Kirchenzucht, vgl. Knefelkamp, Sozialdisziplinierung, S. 519-521, Freitag, Volksfrömmigkeit, S. 24-25, im Hinblick auf die Kirchenfabriken kurz Schultze, Stadtgemeinde, S. 139, zu Nürnberg Buchholz, Anfänge, S. 130ff., siehe auch Scribner, Sozialkontrolle, insb. S. 57-60. Unvollständig und veraltet Schultze, Stadtgemeinde und Reformation.

Quellen- und Literaturverzeichnis

I. Ungedruckte Quellen Aufgeführt werden lediglich die in den Anmerkungen aufgeführten ungedruckten Quellen. Für weitere eingesehene ungedruckte Quellen siehe Anhang IV. Es werden folgende Abkürzungen verwendet: AEK = Archiv Evangelische Kirche EBA = Erzbischöfliches Archiv LKA = Landeskirchliches Archiv PfA = Pfarrarchiv StA = Staatsarchiv StadtA = Stadtarchiv

Bamberg, Pfarrarchiv Unserer Lieben Frau (Obere Pfarre) Inventar 1496 Küsterrechnung 1474/75 Orgelwerk 1495 Pflegerrechnung 1480/82 - Pflegerrechnung 1496/97

Bamberg, Pfarrarchiv St. Martin Rep IV Nr. 70.01/1 - Rep IV Nr. 70.01/21 Rep IV Nr. 70.11/1 - Rep IV Nr. 70.11/5

Bamberg, Stadtarchiv B 8 Nr. 200

Bayreuth, Stadtarchiv B 14 (Rezesse) R1/1470 - R1/1500 St. Maria Magdalena R2/1501 - R2/1520 St. Maria Magdalena R25 Hl. Kreuz R27 Bruderschaft Corporis Christi, Bruderschaft Rosenkranz, St. Linhard R32/1454 - R32/1520 (Gotteshaus Altstadt

Bielefeld, Landeskirchliches Archiv Herford, Münsterkirchenrechnungen

Braunschweig, Stadtarchiv F I 4 (St. Katharinen) F I 5 (St. Andreas) F I 6 (St. Magni) F I 7 (St. Ulrici) G II 1 Nr. 21 – Nr. 23 (St. Martini) G II 5 Nr. 8 (St. Andreas) G II 6 Nr. 1 - 2 und Nr. 8 – 9 (St. Magni)

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Coburg, Stadtarchiv R 11/1481 - R 11/1506/07 R 3735

Dresden, Stadtarchiv A XV b 20 - A XV b 21 A XV b 35 - A XV b 36

Dresden, Staatsarchiv Kammerkollegium Loc 32516 Dresden Nr. 73 – Nr. 74

Düsseldorf, Hauptstaatsarchiv HS A III 23

Freiburg, Erzbischöfliches Archiv Münsterrechnungen 1471 - 1519 Präsenzurbar 1470 Münsterarchiv U 300

Freiburg, Stadtarchiv E 1 B II a 1 Nr. 1 - Nr. 20

Greifswald, Stadtarchiv Rep. 3/IX Nr. 147 (St. Jakobi) Rep. 3/IX Nr. 146 (St. Marien)

Hagenau, Stadtarchiv GG 249/1 - GG 257/4

Hamburg, Staatsarchiv Bestand St. Jakobi A I a 1

Karlsruhe, Generallandesarchiv Abt. 62 Nr. 1544 und Nr. 5141

Koblenz, Stadtarchiv 623 Nr. 1400 Heft 1 - Nr. 1400 Heft 7

Lübeck, Stadtarchiv Bestand Religionsgemeinschaften, St. Marien, Rechnungsbuch Ib 1501-1529

Ludwigsburg, Staatsarchiv B 384/10664 - B 384/10680 (St. Wolfgang, Ellwangen) B 397/105.6 (St. Jakob Hohenberg) B 397/108 (Jagstzell)

Münster, Staatsarchiv St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 und Nr. 2

Nördlingen, Stadtarchiv Kirchenrechnung 1497 - Kirchenrechnung 1511 Einnahmen und Ausgaben der Kirchenpröpste zu St. Georg 1512 - 1522

Ungedruckte Quellen

629

Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum Archiv RSt Nürnberg XV Nr. 32 HS Merkel 99 HS Merkel 100

Nürnberg, Landeskirchliches Archiv Rep. 14, Pfarrarchiv Nürnberg - St. Sebald Nr. 252 – Nr. 254, Nr. 459-464 Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg, St. Sebald Nr. 183 - 184 Vereinigtes Kirchenvermögen Nürnberg St. Sebald S Fach 85 Nr. 18

Nürnberg, Staatsarchiv RSt Nürnberg, Rep. 44e S I L 130 Nr. 12 RSt Nürnberg, Rep. 44e S I L 131 Nr. 11 RSt Nürnberg, Rep. 50 RSt Nürnberg, Rep. 52a Nr. 301 – Nr. 303 RSt Nürnberg, Rep. 52b Nr. 317 RSt Nürnberg, Rep. 54/I Nr. 261/4 RSt Nürnberg, Rep. 59 1, 2, 3 und 5 RSt Nürnberg, Rep. 60 B 1 - 11 RSt Nürnberg, A-Laden S.I.L Nr. 2

Nürnberg, Stadtarchiv A 21 Cod. man. 74 2° A 21 Cod. man 214 2° A 23 F.R. 26, 30 – 31, 34, 74 A 23 Cod. man. 98 B 5 / II 111 B 5 / II 235 B 5 / II 266 diverse Urkunden

Rostock, Stadtarchiv 1.1.18.2.2.224 - 1.1.18.2.225 (St. Petri) 1.1.18.2.2 - 1.1.18.2.13 (St. Marien) 1.3.1.215 - 1.3.1.216

Rothenburg, Stadtarchiv R 360, R32 - R 363 B 16

St. Gallen, Stadtarchiv Kirchenamt XVI,1 - Kirchenamt XVI,2

Schmallenberg, Stadtarchiv Bestand A Nr. 4 Kirchenrechnung 1398 - Kirchenrechnung 1478

Siegen, Stadtarchiv Kirchenrechnung 1472/73 - Kirchenrechnung 1520/21

Straßburg, Stadtarchiv Unser-Frauen-Werk 43 (1) – 43 (41)

Ulm, Stadtarchiv Nr. A [5892], [6892] – [6905], [6935] – [6960], [6966], [6968], [7073] – [7075], [7077] - [7082]

630

Quellen- und Literaturverzeichnis

Weissenburg, Stadtarchiv B 121/a1 B 123 - B 128a

Wertheim, Staatsarchiv G Gotteshausrechnungen G Präsenzrechnung

Wesel, Archiv Evangelische Kirche Gefach 25,15 – 25,16 Gefach 26,1 - 26,5 Gefach 33,1 - 33,3 (St. Nikolaus) Gefach 37,1 - 37,4 (St. Willibrord) Gefach 62,4

Wesel, Stadtarchiv A1/219 A3/1 - A3/13 (Ratsprotokolle) A5 (Missivenbücher) A7 1299 - 1519 (Stadtrechungen) A 11 Leprosenhaus Bd. 1 1417-1477, A 11 St. Johannis-Gasthaus 1427-1446, 1451-1456, 1458-1460, 1472-1475 A 11 St. Spiritus 1471-1489, 1515-1518 U 1.1. (Städtische Urkunden)

Windsheim, Stadtarchiv G 36a - G 42

Würzburg, Stadtarchiv Ra 2022 – Ra 2023, Ra 2136 – Ra 2137, Ra 4047

Wunsiedel, Stadtarchiv R 3720 - R 3779 (St. Veit) R 4143 - R4242 (Frühmesse) R 4300 - R 4397 (St. Katharina) R 4420 - R. 4455 (St. Sebastian) R 4470 - R 4508 (St. Konrad)

II. Gedruckte Quellen Die in den Anmerkungen im Text verwendeten Literaturhinweise setzen sich aus den Autorennamen sowie dem sinntragenden Substantiv des Titels zusammen. Albert, Peter Paul, Urkunden und Regesten zur Geschichte des Freiburger Münsters, in: Freiburger Münsterblätter 6 (1910), S. 31-49 Andrian-Werburg, Klaus, Freiherr von (Hg.), Das älteste Coburger Stadtbuch 1388-1453, Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, Reihe X: Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte Frankens 9, Neustadt/Aisch 1977 Angele, Albert (Hg.), Altbiberach um die Jahre der Reformation, Biberach a. d. Riß 1962

Gedruckte Quellen

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Quellen- und Literaturverzeichnis

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Gedruckte Quellen

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Gedruckte Quellen

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Quellen- und Literaturverzeichnis

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Gedruckte Quellen

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III. Literatur Die in den Anmerkungen im Text verwendeten Literaturhinweise setzen sich aus den Autorennamen sowie dem sinntragenden Substantiv des Titels zusammen. Achilles, Walter, Kirchenrechnungsbücher als Quellen zur Agrarkonjunktur- und –krisenforschung, in: Schlotter, H. G. (Hg.), Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft in Geschichte und Gegenwart. Festschrift Wilhelm Abel, Schriftenreihe für ländliche Sozialfragen 44, 1964, S. 39-52 Adam, Ernst, Das Freiburger Münster, Große Bauten Europas 1, Stuttgart 1968 Adelmann, Josef Anselm von, Christus auf dem Palmesel, in: Zeitschrift für Volkskunde 63 (1967), S. 182-200 Aders, Günther, Die Beschlagnahme der Kirchenschätze im rechtsrheinischen Kleve im Gelderschen Erbfolgekrieg 1543, in: Düsseldorfer Jahrbuch 45 (1951), S. 269-279 Affentranger, Urban, Dramatische Elemente in der Karwochenliturgie an der Bischofskirche in Chur nach dem 1490 erschienenen Direktorium des Churer Bischofs Ortlieb von Brandis, in: Bundner Monatsblatt 1979 (1979), S. 137-156 Albert, Peter Paul, Ordnungen und Satzungen der Münsterkirche. 2. Dienstanweisungen und Bestallungen, in: Freiburger Münsterblätter 1 (1905), S. 83-90 Albert, Peter Paul, Zur Geschichte des Präsenzstatuts vom 4.8.1400, in: Freiburger Münsterblätter 2 (1906), S. 35-40

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Literatur

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ANHANG I GRUNDRISS VON ST. WILLIBRORD IN WESEL Grundriß mit den Projektionen der früheren Kirchen: 1 = Bau (um die Wende des 8. zum 9. Jahrhunderts) 2 = Bau 2 (spätestens frühes 11. Jahrhundert) 3 = Bau 3 (2. Hälfte 12. Jahrhundert) 4 = Bau 4 (1. Hälfte 13. Jahrhundert) 5 = Bau 5 (15. Jahrhundert)

Altäre in St. Willibrord: 1 = Hauptaltar 2 = Heilig-Kreuz-Altar 3 = Altar der Hl. Barbara 4 = Altar des Hl. Nikolaus 5 = Marienaltar 6 = Altar des Hl. Olaf 7 = Altar des Hl. Elegius 8 = Altar der Hl. Anna 9 = Altar der 10000 Märtyrer 10 = Altar des Hl. Jakob 11 = Altar des Hl. Sebastian 12 = Altar des Hl. Georg 13 = Altar des Hl. Antonius 14 = Altar der Hl. Katharina 15 = Petrusaltar (vor den koer) 16 = Liebfrauenaltar

Aus: Merian, Hans, Die Willibrordikirche in Wesel, Rheinische Kunststätten 113, Neuss 2. Auflage 1982, S. 2 (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz)

ANHANG II UMGEBUNG VON ST. WILLIBRORD IN WESEL

Aus: Martin Wilhelm Roelen, Studien zur Topographie und Bevölkerung Wesels im Spätmittelalter, 2 Bde., Studien und Quellen zur Geschichte von Wesel 12, Wesel 1990, S. 59 (Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Dr. M. Roelen, Stadtarchiv Wesel)

ANHANG III EINNAHMEN VON ST. WILLIBRORD IN WESEL 1401 - 1519 Jahre

1401 1402 1403 1404 1405 1406 1407 1408 1409 1410 1411 1412 1413 1414 1415 1416 1417 1418 1419 1420 1421 1422 1423 1424 1425 1426 1427 1428 1429 1430 1431 1432 1433 1434

Einnahmen Stöcke Hl-Kreuz Liebfrau- Spenden Umgang Jorden- Hauszins GartenBede Gesamt in Gesamt in Stock en-Stock Gesamt in Gesamt in zins Gesamt in zins Gesamt in Pfennigen Pfennigen Gesamt in Gesamt in Pfennigen Pfennigen Gesamt in Pfennigen Gesamt in Pfennigen Pfennigen Pfennigen Pfennigen Pfennigen 17064 1044 768 276 3777 0 15936 1512 972 540 1416 3234 1267 3940,5 14640 1992 1584 408 7206 0 0 4328 16216 1848 1440 408 4985 0 0 4985 13482 2286 1902 384 4503 0 0 4062 13941 1852 1476 376 651 0 0 4318 13470 1840 1512 328 1264,5 0 0 3441 11276,5 1489 1236 396 654 0 0 3714 12780 1320 1260 420 4612 0 0 4379 14959 1512 1116 396 5016 0 0 4359 12794 1434 1050 384 4086 0 0 4647 37140 1406 1056 350 28034 2839 1131 4153 19546 1404 1080 324 4736 0 0 4521 17810 1479 1104 375 8727 0 0 4683 15737 1435 1107 328 5958 0 0 4671 14311,5 1218 900 318 2936 0 0 5065 15586 1647 963 33 4604 0 0 5674 15992 1467 1071 396 5533 0 0 5639 15338 1459 1156 303 4941 0 0 4172 17064 1436 1112 324 6677 0 0 6569 2572 2074 3583 0 3583 16796 2136 1836 300 2688,5 3433,5 1061 9172 22330 1728 1728 6867 2138,5 1122 10404 19236,5 1296 1296 7308 978,5 0 9921 13600 1842 1057,5 10744 24643 1308 1308 2056,5 1539,5 14044 23330 5732 1510 1275,5 16778 20316 1584 14094 156 3182 1116 14094 23814,5 1296 15587 107 3108 1282,5 15587 29594 1800 90 243,5 2818 1494,5 17571,5 26471 1644 7632 4276 1007,5 8571 24538 1836 15703 142,5 3466 1061,5 15703 20738,5 1872 14597 132 3058 1088,5 14597 27446 2244 18715 136 4300 1113 18715

694

Jahre

1435 1436 1437 1438 1439 1440 1441 1442 1443 1444 1445 1446 1447 1448 1449 1450 1451 1452 1453 1454 1455 1456 1457 1458 1459 1460 1461 1462 1463 1464 1465 1466 1467 1468 1469 1470 1471 1472 1473 1474 1475

Anhang III: Einnahmen von St. Willibrord in Wesel 1401-1519

Einnahmen Stöcke Hl-Kreuz Liebfrauen Spenden Umgang Jordenzins Hauszins Gartenzins Bede Gesamt in Gesamt in Stock -Stock Gesamt in Gesamt in Gesamt in Gesamt in Gesamt in Gesamt in Pfennigen Pfennigen Gesamt in Gesamt in Pfennigen Pfennigen Pfennigen Pfennigen Pfennigen Pfennigen Pfennigen Pfennigen 37310 2712 17844 5056,5 1027,5 10113 25445,5 2964 19160 3415 1170,5 19160 36398 2628 27957 3255 1603 13788 37940,5 2640 26026 3175 1406,5 26026 47600 2610 29976 3216 1131 29976 38634 2196 20370 4474 1159 20370 41047,5 2640 21763 14158 1228,5 21763 44314,5 3084 22225 14037 1500 22225 49122 3724 25590 13779,5 1265,5 25590 54460 3943 28053 19505 1220 28053 53725 4216 26110 20889 1077 26110 56973 4500 28257 18561 1339 28257 48684 4920 25681 16924 913 25681 49973 3895 22470 15213 1247 22470 51070 3432 24875 13418 1519 24875 2436 23383 18932 0 23381 48063 1896 21470 18718 934 21470 51512 1908 22153 19642 1236 22153 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 72715 3024 37933 15953 101 11399 61172 1226 21350 26109 626 21350 54648 9171 30441 1056 9171 63672 300 300 39358 880 11480 58908 294 294 34875 402 11762 69210 948 948 7026 25986 685 11010 55738 528 528 10200 23322 3000 11498 59484 792 792 11386 21174 1019 11096 71817 5838 40008 1077 8284 105803 2304 2304 26838 14076 1286 16200 61376,5 2160 2160 1104 10518 1471,5 11748 57367 2388 2388 4680 11356 500,5 13074 50771 2448 2448 3060 18450 1908 12352 50006 2160 2160 2940 7998 721,5 11814 57201 2304 2304 3222 20232 1193 12096 45250,5 2592 2592 5972 0 0 18092 63770,5 2448 2448 6513 0 0 17475 69019,5 2736 2736 7884 0 0 22098

Anhang III: Einnahmen von St. Willibrord in Wesel 1401-1519

Jahre

1476 1477 1478 1479 1480 1481 1482 1483 1484 1485 1486 1487 1488 1489 1490 1491 1492 1493 1494 1495 1496 1497 1498 1499 1500 1501 1502 1503 1504 1505 1506 1507 1508 1509 1510 1511 1512 1513 1514 1515 1516 1517 1518 1519

695

Einnahmen Stöcke Hl-Kreuz Liebfrauen Spenden Umgang Jordenzins Hauszins Gartenzins Bede Gesamt in Gesamt in Stock -Stock Gesamt in Gesamt in Gesamt in Gesamt in Gesamt in Gesamt in Pfennigen Pfennigen Gesamt in Gesamt in Pfennigen Pfennigen Pfennigen Pfennigen Pfennigen Pfennigen Pfennigen Pfennigen 69163,5 2880 2880 24576 0 0 16314 87796 2676 2676 13152 0 0 14784 107418 3168 3168 7632 0 0 16430 61034 4608 4608 4278 0 0 21269 69255,5 3360 3360 22886 0 0 18849 124578 2496 2496 0 0 10370 146886 5784 5784 6384 31739 2661 19602 155905 4176 4176 8928 0 0 58519 0 0 0 143114 0 0 0 236460 10944 0 0 0 0 0 0 131081,5 5481 0 0 6014 146798,5 6672 6672 0 0 0 316856,5 24042 0 0 0 188184,5 10440 0 0 0 169108 6720 52891 0 7371 175461 0 0 8188 197579 5808 88258 0 8352 225974 5838 0 0 20796 0 0 0 229293 0 0 28110 200764 6480 0 0 31945 132416 0 0 26178 255773 18924 53813 0 0 0 1067558 18432 59605 43638 0 0 0 631220 366047,5 26919 0 0 155470 255292,5 16704 45286 36120 0 0 0 385363 36691 20851 136233 13738 0 0 0 590040,5 14976 215226,5 0 0 0 0 467963 19320 100028 73896 0 0 0 597554 280278 37627 0 0 0 0 0 0 0 499700 15926 243972 42541 0 0 0 299627 53564 56821 0 0 0 113774 8256 1017408 49452 0 0 0 196993 10187 3323 94162 25464 0 0 0 224892,5 13008 77490 27180 0 0 0 696545,5 316255,5 23130 0 0 0 451404 5984 538227 15641 0 0 0 351954,5 2784 187736 22934 0 0 0 317739,5 1968 190020 0 0 0 663987 16772 10486 423464 26333 0 0 0 21135 10886 22968 0 0

696

Anhang III: Einnahmen von St. Willibrord in Wesel 1401-1519

Minimum 11276,5 Maximum 1067558,0 Mittelwert 129912,6 Standardab- 123220,3 weichung

294,0 36691,0 4796,2 3966,0

294,0 20851,0 2651,4 1813,0

33,0 540,0 350,8 59,4

90,0 0,0 1017408,0 73896,0 58380,4 31485,0 74898,8 14950,3

107,0 243,5 152,8 31,3

0,0 88258,0 6678,2 8823,5

0,0 3000,0 480,2 582,4

0 0,0 0,0 0,0

ANHANG IV ARCHIVALISCHE NACHWEISE VON RECHNUNGSBÜCHER VON KIRCHENFABRIKEN AUS DEM MITTELALTER (BIS 1520) Die folgende Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern stellt überblicksartig die Grundlage für die Auswahl derjenigen Quellen dar, die in der vorliegenden Arbeit ausgewertet wurden. Sie beruht im wesentlichen auf einer systematischen Literaturrecherche sowie auf den Antworten der kirchlichen, kommunalen und staatlichen Archive, die auf der Suche nach Kirchenrechnungen des Mittelalters angeschrieben wurden. Nicht alle Archive konnten Auskunft erteilen und nicht alle Archivalien konnten eingesehen werden. Außerdem war es bei einigen wenigen Archiven nicht möglich, die summarischen Angaben der Archivare zu spezifizieren. Konnten Rechnungsbücher nachgewiesen werden, so wurden die eventuelle Editionen vermerkt. Umgekehrt wurden keine Editionen ohne archivalischen Nachweis verzeichnet, siehe hierzu das Literaturverzeichnis. Weitere Nachweise insbesondere zu Frankreich bei Schöller, Organisation, Anhang: Fabrikrechnungen und sonstige Kirchenbaurechnungen des 13. und 14. Jahrhunderts, S. 361-377, sowie bei Binding, Baubetrieb, S. 130-131. Es werden folgende Abkürzungen verwendet: AEK = Archiv Evangelische Kirche EBA = Erzbischöfliches Archiv LKA = Landeskirchliches Archiv PfA = Pfarrarchiv StadtA = Stadtarchiv StA = Staatsarchiv Zeitraum

Archivierungsort

Bemerkungen

1.

Orts- und Kirchenname Aachen, Münster

1400-1401

BDA Aachen

2.

Amberg, St. Martin

1521/22ff.

PfA St. Martin Amberg

3.

Ansbach, St. Johannis Au am Rhein Balingen, Unserer Lieben Frauen

1475/76, 1479/80

LKA Nürnberg

1499-1742 1502

GLA Karlsruhe StadtA Balingen

1500-1508, 1516, 1520,

PfA Bamberg St. Martin

Bestand: ? Baurechnung Aachener Münster 1400/1401, ediert Mummenhoff, Rechnung Bestand: Gotteshausrechnung, gelbe Farbe, Nr. 1ff.; dazu Schmidt, Beiträge Bestand Kirchenstiftung St. Johannis Ansbach Nr. 1 Teil I Bestand: 229/2893 Bestand: Erneuerung der Zinsgüter und Zehenden Unserer Lieben Frauen, 1502 Bestand: 70.01/1-70.01/21 Siehe auch: 70.11/1-70.11/5 (Rechnungen des Kirchners 1516, 1520)

4. 5. 6.

Bamberg, St. Martin

698

Anhang IV: Archivalische Nachweise von Rechnungsbüchern

7.

Bamberg, Unserer Lieben Frau (Obere Pfarre)

1423, 1491, 1513, 1474/75, 1480/821484/85, 1486/87, 1487/88, 1490/92, 1494-1495, 1496/97, 1523/24

8.

Bamberg, Obere Pfarre

1443/45

9.

1450-1542

PfA Bamberg Obere Bestand: Rechnungen der Pfarre Kirchenpfleger Siehe auch: Rechnungen des Orgelwerks 1495, 1496/97, 1523/24, Verzeichnis der Kirchendiener und Totengräber 1488-1901 StadtA Bamberg Bestand: Rechnung der Baumeister (Pfleger) der Oberen Pfarre 1443/45 StadtA Bayreuth Bestand: R 32 St. Nikolauskirche und St. Wolfgangskapelle StadtA Bayreuth Bestand: R 25 Hl.-Kreuz

1485-1528

StadtA Bayreuth

Bestand: R 27 St. Linhard

1437-1469

PfA Bayreuth Stadtkirche

1470-1560

StadtA Bayreuth

Bestand: ? Ediert Bendiner, Rechnungen, siehe hierzu Brunco, Verteidigung Bestand: R1/1470 - R1/1500 und R2/1501-1520ff.; Siehe auch B 5 = Gemeinbuch der Stadt Bayreuth B 6 = Stadtbuch 1464 B 10 = Gerichtsbuch 1474 - 1490 B 11 = Stadtbuch (verkartet) = 1506 - 1524 B 13 = Kopialbuch B 14 = Rezesse Bestand St. Marien Bielefeld, Akten Nr. 180 Nr. 1 und Nr. 2

Bayreuth, Gotteshaus Altstadt 10. Bayreuth, Hl. KreuzKapelle 11. Bayreuth, St. Linhardkapelle 12. Bayreuth, St. Maria Magdalena

1454-1549

13. Bayreuth, St. Maria Magdalena

14. Bielefeld, St. Marien

1458, 1460, 1468, 1471, 1473-76, 14781486, 1489-1498, 1500-1542 15. Bozen, Pfarrkirche St 1470-1800 Marien

StA Münster

StadtA Bozen

16. Braunschweig, St. Andreas

1426-1427, 14291437, 1441, 1477, 1489-1490, 1515/16

StadtA Braunschweig

17. Braunschweig, St. Katharina

1484, 1488, 1490, 1491, 1492, 1501, 1503, 1504, 15131516, 1518 1430, 1440, 1443, 1549, 1554, 14571470, 1472-1475, 1477-1513, 15151520

StadtA Braunschweig

18. Braunschweig, St. Magni

StadtA Braunschweig

Bestand: Stadtbuch, darin enthalten Rechnungen 1485/86, 1486/1487, 1488, 1517/19, 1520/21 Bestand: F I 5 (Rechnungen St. Andreas), siehe auch: A III Nr. 6: 1-143 (Urkunden) G II 5 Nr. 8 Bestand: F I 4 (Rechnungen St. Katharinen), siehe auch: A III Nr. 5: 1-73 (Urkunden) Bestand: F I 6 (Rechnungen St. Magnus) Siehe auch: A III Nr. 7: 1-129 (Urkunden) G II 6 Nr. 1 - 2 und Nr. 8 - 9, 16

Anhang IV: Archivalische Nachweise von Rechnungsbüchern

19. Braunschweig, St. Martini

1376-1447, 14481466, 1468-1476

StadtA Braunschweig

20. Braunschweig, St. Ulrici

1502-1530

StadtA Braunschweig

21. Breisach am Rhein, St. Stephan

1498ff.

StadtA Breisach

22. Bremen, Unser Lieben Frau

StA Bremen

23. Bretstein

1487, 1490, 1492-1494, 1497, 1498, 1509-1519 1486-1566

24. Brixen, St. Michael

1461-1468

StadtA Brixen

25. Brugg/Aargau, St. Niklaus 26. Chemnitz, St. Jacobi

1427-1510 mit Lücken StadtA Brugg 1487-1490

StadtA Chemnitz

27. Coburg, St. Moriz

1481/82-1506/7

StadtA Coburg

28. Colmar, St. Martin

1334-1773

StadtA Colmar

29. Dresden, Kreuzkirche

1463, 1487, 1492StA Dresden 1493, 1497-1501, 1503-1509, 15141516, 1518-1520 1370-1379, 1396, StadtA Dresden 1402-1410, 1414, 1418, 1452, 14801520ff.

30. Dresden, Kreuzkirche

31. Dresden, Frauenkirche 32. Ellwangen, St. Wolfgang

1452-1533 (mit Lücken) 1494-1495, 15021509, 1511-1519, 1521/22

StA Graubünden

StadtA Dresden StA Ludwigsburg

699

Bestand: G II 1 Nr. 21 - Nr. 23 (Einnahmen und Ausgaben), siehe auch: A III Nr. 1: 1-367 (Urkunden) Bestand: F I 7 (Rechnungen St. Ulrici), A III Nr.2: 1-107 (Urkunden) G II 7 Nr. 22 Bestand: Zinsregister ab 1498, siehe auch: Priester- und Kaplaneirechnungen 1525, 1573 Bestand 2 T.4.a.1.l.2. Bestand: Kirchenrechnungen 1486-1566 Bestand: Kirchenprobstrechnung St. Michael 1461-1468 Bestand: Kirchenzinsrödel der Pfarrkirche St. Niklaus zu Brugg Bestand: ? summarische Abrechnungen über Einkünfte und Ausgaben im Ratsprotokollband der Stadt Bestand: Gotteskastenrechnungen St. Moriz R 11 1481/82-1506/7 siehe auch B 109 = Kontraktenbuch B 110 = Bürger- und Meisterbuch Bestand: GG 14: Renten und Einkünfte (1334-1773) GG 15:Bauamt der Kirche (1355-1620) Bestand: Bestand Kämmerkollegium Loc 32516 Nr. 73 und Nr. 74 Bestand: A XV b 20 und 21 (Brückenamtrechnungen 13701418, 1480 bis 1495) A XV b 36 (Kreuzkirchenrechnungen) Siehe auch: A XV b 11 und 15 (Bauamtsrechnungen 1400-1481, 1482-1514) Bestand: A XV b 35 Bestand: B 384/10664 – 10680 (Rechnungen St. Wolfgang in Ellwangen)

700

Anhang IV: Archivalische Nachweise von Rechnungsbüchern

33. Emden, St. Cosmas und Damian 34. Enns / Oberösterreich 35. Erfurt, St. Bartholomäus

1505-1512, 15121523 1437-1490 (mit Lücken) 1439-1474

36. Freiburg, Unser Lieben Frau

1500-1505, 15071508, 1510-1516, 1518-1519 1471-74, 1481, 14901499, 1501-1505, 1508-1509, 15111519

StadtA Freiburg

1429, 1434-1440, 1440-1448, 14731479, 1480/81, 14881500, 1503, 1512, 1515, 1539-1541, 1554/55, 1555/56, 1579, 1580, 1582, 1589, 1678 1501-1508

StadtA Friedberg

StadtA Friedberg

1516-1519

PfA Burgfarrnbach

41. Greifswald, St. Jakobi

1487-1828

StadtA Greifswald

42. Hagenau, St. Georg

1420-22, 1459-1461, 1469/70, 1474/75, 1480-1483

StadtA Hagenau

43. Halle/Saale, Unser Lieben Frau

1514ff.

Marienbibliothek Halle/Saale

44. Hamburg, St. Jakobi

1508-1553

StA Hamburg

45. Hamburg, St. Katharinen

1474-1546 (mit Lücken)

StA Hamburg

37. Freiburg, Unser Lieben Frau

38. Friedberg, Unser Lieben Frau

39. Friedberg, St. Leonhard 40. Fürth-Burgfarrnbach

46. Hamburg, St. Nikolai 1367-1381, 14741475, 1477-1531

PfA Emden

Bestand: Nellner 357 und 358

StadtA Enns

Bestand: Handschriften 106ff.

StadtA Erfurt

Bestand: Sachgruppe 5/940, darin: Kirchenrechnung der Bartholomäuskirche 1439-1474 Siehe auch: Außerdem Erbbuch Andreasgemeinde 1534, Erbzinsregister Martinigemeinde 1527, Erbzinsbuch Georgskirche 1444 Bestand: E1 B II a 1 Nr. 1 Siehe auch: A XV A (Urkunden) Bestand: Münsterrechnungen 1471ff. Siehe auch: Präsenzurbar 1470 U 300 = Anniverarium des Münsters 1 Bestand: XII,5: Pfarrkirchenbau (ehemaliges Depositium StA Darmstadt) Siehe auch: Zinsregister der Kirche Unser Lieben Frau (1505-1509, 1512, 1520, 1539, 1562, 1580, 1582, 1589) Bestand XII,5

EbA Freiburg

StA Hamburg

Bestand: St. Johannis (15161519) Bestand: Rep. 3/IX Nr. 147 (St. Jakobi), siehe auch: Bestand: Rep. 3/IX Nr. 146 (St. Marien: 1522-1851) Bestand: GG 249 – GG 290 Rechnungen Kirchenfabrik St. Georg 1420-1559, 1560-1729 (mit kleinen Lücken) Bestand: ? Rechnungsbücher Marktkirche Unser Lieben Frau 1514 ff. Bestand: A I a 1 (Rechnungsbuch 1508-1553) Bestand: A III b 1(Rechnungsbuch der Juraten 1474-1594), A III c 1 (JournalRechnungsbücher 1495-1546) Bestand: A II a (Memorialbuch der Kirchgeschworenen 13671381 und 1474-1475)

Anhang IV: Archivalische Nachweise von Rechnungsbüchern

47. Hamburg, St. Petri

1367-1381, 14741475

StA Hamburg

48. Helmstedt, St. Stephan 49. Herford, St. Nicolai

1481, 1507

StadtA Helmstedt

1485-1493/94, 14991505, 1507/08, 15111528 1503ff. (mit Lücken)

LKA Bielefeld

50. Ingolstadt, Münster Unser Liebe Frau. 51. Kiel, St. Nikolai 52. Kirnberg 53. Klausen/Südtirol, St. Andreas

PfA Ingolstadt

1490, 1492, 1493, 1494, 1495-1520ff. 1465-1500

StadtA Rothenburg

1435ff.

StadtA Klausen

54. Koblenz, Unser Lieben Frau

1466/67, 1471-1479, 1481-1489, 14911510, 1511-1518, 1519-1530 55. Konstanz, Fabrik des 1506/7, 1513/14 Münsters 56. Lübeck, St. Marien 1501-1529

StadtA Kiel

StadtA Koblenz

GLA Karlsruhe StadtA Lübeck

57. Mainz, St. Emmeran

1439-1571

StadtA Mainz

58. Mainz, St. Emmeran

1516ff.

59. Mainz, St. Stephan

1500ff.

60. Marburg, St. Marien

1447, 1451, 1452, 1456, 1457-1458, 1466, 1467, 14731478, 1502, 15061507, 1509-1510, 1513-1515, 15211586 (mit Lücken) 1501-1525

Dom- und Diözesanarchiv Mainz Dom- und Diözesanarchiv Mainz StA Marburg

StadtA Memmingen

1505-1520

StadtA Memmingen

61. Memmingen, St. Martin 62. Memmingen, Unser Lieben Frau

701

A IX b 1 (Rentbuch 1477-1531) Bestand: A II a (Memorialbuch 1367 – 1381 und 1474-1475) A IX b 1(Rentebuch 1477-1531) Bestand: Rechnungsbücher 1481, 1507 Bestand: Herford Münsterkirchenrechnungen 1485-1528 Bestand: Kirchenrechnungen Ediert: Schlecht, Kirchenrechnungen Bestand: Kirchenarchiv B II Bestand: A 627 (Rechnungen rothenburgischer Pfarrkirchen auf dem Lande 1465-1500) Bestand: ? Rechnungen, Akten usw. ab 1435, Urbare ab 1485 Bestand: 623 Nr. 1400 Heft 1-10 (Rechnungen der Unsere Liebe Frau), siehe auch Bestand: 623 Nr. 1406: Zinsregister 1519ff. Bestand: Abt. 62, Rechnungen, Nr.1201, 1202, 1204 Bestand:Religionsgemeinschaften, St. Marien, Rechnungsbuch Ib 1501-1529 Bestand: Bestand 13, Rechnungen der Kirchenbaumeister 1439-1571, Baurechnungsbuch mit einer Aufstellung des Kirchenschatzes ab 1431 Bestand: ? (Kirchenrechnungen St. Emmeran Mainz 1516ff.) Bestand: ? (Kirchenrechnungen St. Stephan Mainz 1500ff.) Bestand: Bestand 318 / 106b Nr. 45 (Rechnungen über Einnahmen und Ausgaben der Pfarrei Marburg), und Bestand 330 / A II, 8 (Kirchenbau und Kirchenkastenrechnungen) Bestand: D - XI/23 (Rechnungen St. Martinspflege 1501-1525) Bestand: Bestand D – XII/13 (Rechnungen Unser-FrauenPflege

702

Anhang IV: Archivalische Nachweise von Rechnungsbüchern

63. Meran, St. Nikolaus

1496-1500, 15211527

64. Metz, St. Eucaire

1496-1497, 1506, 1512, 1515-1516 1466-1470, 1474, 1484 1443-1498

65. Metz, St. Simplice 66. Möntal/Aargau, St. Georg 67. Neukirchen, St. Johannis

1505-1739ff.

68. Neukirchen bei Weyarn, Pfarrkirche

1501-1529

69. Nördlingen, St. Georg

1497-1522

70. Nürnberg, St. Sebald

1482-1503

71. Nürnberg, St. Sebald

1481-1495

72. Nürnberg, St. Sebald

1482-1503

73. Nürnberg, St. Lorenz 1460-1467 74. Nürnberg, 1510 Frauenkirche 75. Parchim, St. Georgen 1456ff.

StadtA Meran

Bestand: ? (Rechenschaftsberichte des Probstes von St. Nikolaus 1496-1500, 1521-1527) siehe auch Bestand: Urbare St. Nikolaus 1398, 1424, 1497 StA Metz Bestand: GG 266/37-38 (Rechnungen Saint-Eucaire) StA Metz Bestand: GG 266/63-64 (Rechnungen Saint-Simplice) StadtA Brugg Bestand: ? (Jahrzeitbuch, Zinsund Einzugsrodel 1443-1498) LKA Nürnberg Bestand: Bestand Markgräfliches Dekanat Leutershausen Nr. 187: Heiligensachen und Heiligenrechnungen von Neukirchen 1505-1739ff. EBA München und Bestand: ? (Rechnungsbuch der Freising Pfarrkirche Neukirchen bei Weyarn und ihrer Filialen 15011529) StadtA Nördlingen Bestand: Kirchenrechnungen St. Georg 1497-1511, siehe auch: Einnahmen und Ausgaben der Kirchenpröbste zu St. Georg 1512-22 StadtA Nürnberg Bestand: A 21 Cod. man. 74 2°, siehe Cesar, Schreyer StA Nürnberg Bestand: RSt Nürnberg, Rep. 44e S I L 131 Nr. 11, siehe Cesar, Schreyer, teilweise ediert Gümbel, Türme Sebald LKA Nürnberg Bestand: Rep. 13, Pfarrarchiv Nürnberg - St. Sebald Nr. 252 – Nr. 254, siehe Cesar, Schreyer StA Nürnberg Bestand: RSt Nürnberg Rep. 44e S I L 130 Nr. 9 – 12, teilweise ediert Gümbel, Chorbau Lorenz StA Nürnberg Bestand: RSt Nürnberg Rep. 44e S I L 131 Nr. 16 LKA Schwerin Bestand: ? (Hauptbuch ab 1456 mit Rechnungsregister 15031507) Archives de l`ancien Bestand: A 74 / 7 (Protokolle der Evêché de Bâle Kirchenfabrik zu Pruntrut 14611588) StadtA Rheinfelden Bestand: Nr. 727, 748-770

76. Porrentruy/Schweiz, St. Peter

1461-1588

77. Rheinfelden / Aargau, St. Martin 78. Rosenberg / Oberpfalz, St. Johannis 79. Roßtal

1506-1508, 1515, 1519 1518ff. 1519-1525

PfA Roßtal

Bestand: ? Kirchenrechnungen von St. (Johannis zu Rosenberg 1518ff.) Bestand: Bd. 264

80. Rostock, St. Marien

1386-1415, 1423-

StadtA Rostock

Bestand: 1.1.18.2.2 – 13, siehe

StA Amberg

Anhang IV: Archivalische Nachweise von Rechnungsbüchern 1440, 1443-1447, 1449-1467, 14691480, 1484-1509, 1514 – 1518 1417-1421

703

auch Bestand: 1.1.3.23 Bd. 1 und 2 (Rentenbuch Geistlicher) StadtA Rostock

Bestand: 1.1.18.2.224 und 225

82. Rothenburg o. T., 1511-1533 Kapelle Zur Reinen Maria 83. Rothenburg o. T., St. 1468-1507, 1480Jakob 1519

StadtA Rothenburg

Bestand: R 393a

StadtA Rothenburg

84. Rothenburg o. T., St. 1514-1523 Johannis 85. Rothenburg o. T., St. 1489-1610 Wolfgang

StadtA Rothenburg

86. Saalfeld/Saale, Nicolauskapelle

1513-1514, 15191522

StadtA Saalfeld/Saale

87. Sachsen b. A.

1492/93, 1504/10, 1513/17, 1518/19, 1531/32 ff. 1468ff.

LKA Nürnberg StadtA Klausen

1515-1531

StadtA Salzwedel

1369-1717 (Lücken)

StA Schlettstadt

Bestand: R 362 – R 363 (St. Jakob 1468-1488, 1489-1507, auch Bestand: R 360 (Rechnungsjournale St. Jakob 1480-1519), siehe auch: A 1433 (Acta über die St. Jakobspflege) Bestand: R 381, siehe auch: B 707 (Gültuch Johannispflege) Bestand: R 389, siehe auch: A 1434 (Acta St. Wolfgangspflege (1416)-1608) Bestand: C II c,2 (Rechnungen Nicolauskapelle), siehe auch Bestand: Rechnungen Brückenkapelle St. Gehilfen 1512-26 Bestand: Dekanat Windsbach, Immeldorf, St. Georg, Filia v. Sachsen, Gotteshausrechnungen Bestand: ? (Rechnungen, Akten usw. ab 1468, Urbare ab 1485) Bestand: Rep. II, XIV B b 1 (Einnahmen an Zinsen und Pachtgefällen der Katharinenkirche Bestand: GG 65

1398, 1400, 1402, 1404-1406, 1408, 1411-1414, 14161419, 1422-1425, 1427-1432, 14351437, 1439-1440, 1443-1445, 14491451, 1456, 1460, 1463-1475, 14771480, 1482, 14841486, 1485-1488, 1490, 1493-1494, 1496-1497, 1515, 1517, 1519

StadtA Schmallenberg

81. Rostock, St. Petri

88. Säben/Südtirol, Liebfrauenkirche 89. Salzwedel, St. Katharina 90. Schlettstadt, Unser Lieben Frau 91. Schmallenberg, St. Cyriacus

StadtA Rothenburg

Bestand: A Nr. 4 (Kirchenrechnung 1398 – Kirchenrechnung 1541

704

Anhang IV: Archivalische Nachweise von Rechnungsbüchern

92. Siegen, St. Martin

StadtA Siegen

Bestand: Kirchenrechnungen, siehe auch Bestand: AltaristenRegister (1506, 1508, 1510, 1512-1517, 1520) , Rentenbuch (1471-1494)

93. Sonneberg

1472/73, 1477/781479/80, 1487/881492/93, 1495/961498/99, 1503/041504/05, 1507/08, 1515/16-1516/17, 1520/21ff. 1506/07, 1508/09

StadtA Sonneberg

Bestand: A 87 – 1a

94. Steinsfeld

1471-1486

StadtA Rothenburg

95. St. Gallen, St. Laurenz 96. Straßburg, Unser Lieben Frau

1474-1491

StadtA St. Gallen

1414-1416, 14181420, 1422-1441, 1444-1452, 14591463, 1475-1476, 1492, 1500-1509, 1512-1513, 15311532 1506, 1510, 1511 ff.

StadtA Straßburg

Bestand: A 742 Produkt 2 (Rechnungen rothenburgischer Pfarrkirchen auf dem Lande) Bestand: Kirchenamt XVI,1 – Kirchenamt XVI,2 Bestand: Unser-Frauen-Werk 43 (1) – 43 (41)

1417-1421, 1424, 1427-1430-1439, 1448-1456, 14611463, 1465-1467, 1469, 1471-1472, 1491-1492, 14941495, 1497-15001518

StadtA Ulm

97. Telgte, St. Clemens 98. Ulm, Unser Lieben Frau

99. Weissenburg, St. Andreas

1448-1450, 14521453, 1464-1467, 1473-1475, 1480, 1483-1484, 15001501, 1511, 15131516, 1519 100. Wertheim, Unser 1479/80-1490/1491 , Lieben Frau 1499/1500-1501/02, 1505/06, 1510/11, 1514/15-1516, 1520 101. Wesel, St. Nikolaus 1434-1509, 15151520ff. 102. Wesel, St. Willibrord 1401-1452, 14581519ff.

StadtA Telgte

Bestand: A 686 – A 721

Bestand: A [6892] - A [6908] (Rechnungen der Pfarrkirchenbaupflege); A [7077] – A [7082] (Rechnungen der Münsterbauhütte); A [6935] – [6960]: Zinsbücher der Pfarrkirchenbaupflege (1485-1512), siehe auch Bestand: A [6966]: Verzeichnis über die Einnahmen an Geld- und Wachsopfern; A [6968]: Verzeichnis der Einnahmen der Pfarrkirchen an Zinsen (1406-1456); A [7075]: Stiftungsbuch des Pfarrkirchenbaupflegamts StadtA Weissenburg Bestand: B 123 – B 128a

StA Wertheim

AEK Wesel AEK Wesel

Bestand: G Gotteshausrechnungen Wertheim, siehe auch Bestand: G Präsenzrechnungen Bestand: Gefach 33,1 – 33,3ff. Bestand: Gefach 37,1 – 37,4ff., teilweise ediert Stempel, Rechnungsbücher

Anhang IV: Archivalische Nachweise von Rechnungsbüchern 103. Wien, St. Michael 104. Wien, St. Stephan

105. Windelsbach 106. Windsheim, St. Kilian 107. Wipperfürth, St. Nikolaus

1433-1626 (mit Lücken) 1404, 1407, 1408, 1415-1417, 1420, 1422, 1426, 1427, 1429, 1430, 1476, 1535 1399, 1436-1538 1474-1476, 14781499, 1502/03, 15091524 1465-66, 1468, 14721520

705

StadtA Wien

Bestand: B 31

StadtA Wien

Bestand: A 41/1-12 (KirchenmeisteramtsRechnungen), ediert: Uhlirz, Rechnungen

StadtA Rothenburg

Bestand: A 762 (Rechnungen Rothenburgischer Pfarrrkirchen auf dem Lande) Bestand: G 36a - G 42

StadtA Windsheim EBA Köln

Bestand: Pfarrarchiv St. Nikolaus Wipperfürth Nr. 3288 – 3334

108. Wunsiedel, St. Katharina

StadtA Wunsiedel

Bestand: R 4300 - R 4397

109.

StadtA Wunsiedel

Bestand: R 4470 - R 4508

StadtA Wunsiedel

Bestand: R 4420 - R. 4455

StadtA Wunsiedel

Bestand: R 3720 - R 3779

StadtA Würzburg

Bestand: Ra 2022 - Ra 2024, Ra 2136

StadtA Zürich

Bestand: III. B

110. 111. 112. 113.

1424, 1425, 1427, 1452, 1462, 14981521 Wunsiedel, St. 1483/84, 1484/85, Konrad 1497, 1498, 1500, 1503, 1505, 1506, 1508, 1509, 15131521 Wunsiedel, St. 1487-1492, 1494Sebastian 1521 Wunsiedel, St. Veit 1440, 1471/72, 14741481, 1495-1521 Würzburg, 1464/65, 1473/74, Frauenkapelle 1477/78, 1515/16, 1528/29 Zürich, Unser Lieben 1317ff. (Lücken) Frau

REGISTER ORTSREGISTER Auf die Aufnahme der Stichwörter Wesel, Wesel, St. Willibrord, und Wesel, St. Nikolaus, wurde verzichtet. Bei anderen Städten wurde aus quantitativen Gründen nur dann zwischen Ort und Kirche differenziert, wenn die verwendeten Quellen eine entsprechende Unterscheidung erlauben. Amberg 413, 468 Andernach 144, 166 Ansbach, St. Johannis 18 Augsburg 23, 103, 144, 153, 585 Avignon 146 Bamberg 17, 19, 20, 23, 34, 40, 47, 52, 58, 63-65, 67, 71, 75, 78, 80, 102-104, 118, 120, 129, 132, 154, 163, 188, 189, 192, 193, 200, 203, 205, 206, 208, 228, 239, 242, 249, 256, 263, 265, 268, 278, 279, 287, 304, 309, 315, 325, 331, 342, 343, 351, 353, 358, 362, 363, 366, 369-370, 402, 407, 412, 413, 429, 435, 453, 466467, 487, 490, 492, 494, 514, 525, 527, 529, 532, 533, 536, 538, 539, 541, 544, 550, 551, 559, 571, 572, 577, 580, 585, 588, 592, 593 Bamberg, St. Martin 19, 39, 44, 59, 62, 63, 81, 84, 105-107, 150, 170, 188, 189, 198, 205, 206, 224, 240-241, 243, 259, 267, 277, 288, 295-296, 316, 318, 339, 349, 364, 412, 417, 420, 434, 441, 447, 455, 456, 459, 461, 464, 465, 504, 509, 534, 558, 591 Bamberg, Unserer Lieben Frau (Obere Pfarre) 19, 44, 55, 62, 63, 71, 106, 150, 159, 174, 181, 184, 190, 193, 206, 215, 224, 227, 240-241, 243, 259, 277, 295, 339, 430, 434, 437, 455, 457, 459, 473-474, 509, 544, 561, 590 Bamberg, St. Katharina Spital 382 Basel 60, 298 Bayreuth 19, 25, 34, 36, 37, 44, 47, 48, 65, 75, 102, 104, 119, 138, 149, 159, 161, 172, 174, 211, 213, 237, 271, 287, 329, 336, 343, 346, 375, 415, 434, 435, 436, 473, 478, 490, 499, 510, 525, 543, 546, 563, 565 Biberach 18, 119, 194, 198, 206, 248, 264, 272, 298, 317, 325, 333, 336, 341, 344, 347, 382, 388, 398, 443, 466, 516, 523,

533, 549, 595, 596 Bielefeld 17, 20, 23, 38, 40, 45, 47, 61, 63, 75, 104, 161, 163, 164, 167, 178, 181, 211, 213, 223, 224, 232, 237, 247, 277, 278, 280, 288, 290, 296, 315, 333, 341, 382, 406, 418, 454, 504, 510, 516, 525, 532, 540, 609 Bislich 113, 216, 401, 586 Bocholt 572 Bockenem 50 Bologna 139 Börsch im Elsass 98, 324, 358, 383, 414, 474 Bozen 189, 344, 347, 349, 352, 353 Brabant 24 Braunschweig 25, 34, 36, 37, 44, 45, 47, 50, 52, 65, 75, 99, 103, 104, 129, 189, 288, 304, 327, 343, 347, 386, 471, 525 Bremen 37, 119, 298, 376, 414, 417, 457 Brüx 162 Cappenberg, Kloster 138, 141 Chur 342 Coburg 19, 23, 38, 39, 40, 44, 47, 49, 51, 62, 64, 75, 78, 79, 102, 104, 118, 150, 161, 167, 175, 177, 178, 181, 182, 187, 193, 196, 198, 200, 202, 205, 206, 207, 208, 211, 213, 215, 223, 224, 227, 228, 242, 244, 246, 248, 250, 256, 260, 263-266, 267-269, 271-272, 277, 279, 281, 283, 289, 295, 298, 301, 302, 304, 305, 315, 322, 330, 336, 339, 342-345, 348, 350, 353, 355, 363, 366, 382, 387, 406, 413, 417, 429, 430, 435, 436, 439, 443, 446-449, 453, 456, 460, 461, 465-467, 487, 490, 492, 494, 498, 509, 511, 514, 525, 529, 538, 541, 543, 547, 551, 554, 558, 559, 565, 575, 585, 588, 589, 591-593 Colmar 129, 572 Dinslaken 408 Dresden 20, 23, 34-36, 38-40, 46, 47, 50, 57,

708

Register

Dresden (Fortsetzung) 60, 61, 75, 102-104, 119, 129, 133, 144, 155, 163, 168, 174, 177, 178, 181, 184, 187, 189, 193, 196, 197, 202, 206, 210, 211, 213, 215, 224, 225, 228, 235, 239, 250, 260, 278, 283, 293, 294, 296, 298, 301, 302, 305, 315, 317, 322, 323, 342, 343, 345, 347, 350, 356, 359, 365, 382-383, 407, 419, 430, 435-439, 443, 446, 447, 454-457, 461, 462, 464, 466, 472-474, 478, 486, 488-494, 516, 517, 525, 529, 545, 546, 548, 553, 558, 563, 565, 570, 571, 575, 585, 588-590, 592 Dresden, Heilig-Kreuz-Kirche 19, 20, 39, 44, 133, 122, 149, 159, 228, 271, 282, 283, 287, 315, 339, 371, 434, 445, 466, 476 Dresden, Unser Lieben Frau 19, 20, 248, 270, 580 Duderstadt 105 Duisburg 22 Echternach 357 Echternach, Abtei 21 Eichstätt 24, 103, 104, 119, 532 Elbe 167, 215 Eldrichaven 201, 401 Ellwangen 47, 181, 278, 410, 434, 455, 460, 510, 572 Elsass, auch ĺ Börsch, 35, 327, 453 Emden 24, 103, 542 Emmerich 164, 282 Esslingen 376, 532 Flüren 401, 425 Franken 35 Frankfurt am Main 104, 224, 230, 238, 280, 348, 389, 525, 574 Frankfurt an der Oder 100 Freiburg im Breisgau 36, 37, 40, 47, 52, 57, 58, 75, 92, 100, 101, 104, 107, 118, 120, 129, 146, 154, 160, 166, 169, 181, 242, 243, 285, 302, 309, 316, 321, 330, 350, 354, 359, 369, 374, 376, 378, 382, 389, 390, 410, 412, 415, 419, 429, 430, 433, 442, 447, 451, 464, 472, 473, 485, 486, 490, 494, 498, 511, 525, 527, 532, 535, 538, 539, 545, 549, 553, 555, 572, 585, 587, 594, 601 Freiburg im Üchtland 146 Freinsheim 138 Friedberg 91 Gent 203 Görlitz 123, 156 Göttingen 17, 129, 144, 154, 330, 363 Gotha 515

Greifswald 36, 37, 75, 102-104 Hagenau 24, 36, 40, 44, 45, 60, 75, 103, 104, 144, 175, 178, 181, 196, 245, 260, 270, 271, 278, 281, 347, 375, 472, 487, 494, 499, 501, 513, 525, 555, 582-584, 587, 590 Halle 23, 24, 103, 104 Hamborn 529 Hamburg 34, 106, 119, 120, 294 Hamminkeln 401 Hanau 119, 474 Heilsbronn, Kloster 474 Herford 38, 79, 499 Hildesheim 103, 104, 152, 598 Hilpoltstein 18, 143, 417, 419, 441, 443, 545, 591 Ingolstadt 18, 46, 118, 311, 332, 344, 345, 347, 348, 360, 446, 530, 570, 575 Ingweiler 102 Innsbruck 102-104 Kalkar 282, 564 Kampen 124 Kaufbeuren 24 Kirchheim 138 Kleve 21, 22, 292, 572 Koblenz 34, 40, 44, 45, 47, 56, 59, 64, 75, 102-104, 106, 107, 129, 149, 154, 177, 181, 187, 189, 206, 216, 225, 235, 236, 239, 249, 257, 288, 289, 296, 315, 327, 334, 345, 363, 405, 430, 433, 434, 440, 451, 453-455, 457, 461, 465, 494, 504, 532, 540, 555, 558, 559, 571 Kobolzell 517 Köln 23, 91, 104, 125, 130, 141, 144, 147, 153, 155, 161, 201, 203, 351, 391, 470, 489, 520, 532, 543, 547, 556, 573, 587 Köln, St. Ursula 483, 490 Konstanz 270, 597 Kopenhagen 139 Krefeld 564 Kronach 544 Künzelsau 351-352, 516 Lackhausen 425 Landshut 446 Leisnig 608-609 Lippe 21 Lübeck 22, 100, 102, 103, 168, 213, 294, 305, 329, 391, 457, 485, 562 Lüneburg 582-583 Magdeburg 135 Mainfranken 24

Ortsregister Mainz 18, 34, 145, 332, 346, 595 Marburg 294 Meer 113 Metz 34 Mühlheim 164-166, 182 Münster 18, 227 Neuenburg am Rhein 146 Neumarkt 446 Neuss 22 Niederrhein 35, 444 Niedersachsen 24 Nimwegen 22 Nördlingen 35, 38-40, 46, 48, 60, 75, 103, 104, 106, 235, 237, 271, 410, 431, 436, 440, 474, 525, 584, 587 Nürnberg 13, 20, 22-24, 34, 36, 37, 41, 4553, 56, 60, 65-67, 75, 78, 80, 81, 83, 86, 102, 104, 106, 118, 120, 129-131, 144, 154, 174, 181, 189, 193, 194, 203, 205, 206, 211, 213, 233, 235, 237, 242, 244, 258, 260, 265, 268, 270, 285, 294, 295, 302, 304, 305, 316, 336, 343, 345, 347, 348, 350, 352, 353, 357, 365, 368-369, 373, 374, 376, 379, 382, 383, 402, 406, 410, 415, 430, 436, 439, 455, 461, 468, 478, 486, 494, 510, 515, 525, 529, 532, 533, 538, 539, 544, 546-548, 555, 558, 562, 563, 571-572, 578, 580, 588, 589, 591, 593, 597 Nürnberg, Frauenkirche 136, 436, 595 Nürnberg, St. Lorenz 51, 174, 189, 325, 332, 344, 345, 363, 500, 530, 533, 535 Nürnberg, St. Sebald 18, 19, 22, 35, 44, 104, 106, 129, 159, 174, 176, 195-197, 212, 217, 223, 231, 232, 239, 243, 249, 250251, 257, 272, 277, 280, 293, 311, 316, 322, 323, 325, 340, 366, 385, 402, 429, 430, 434, 436, 438, 441, 454, 462, 465, 499, 514, 543, 544, 546, 554, 580, 594, 596, 601 Oberndorf, Kloster 131, 138, 139, 141, 143, 148, 474 Obrichhoven 401, 425 Oldenburg 102, 118 Osnabrück 152, 298 Ostpreußen 24, 103 Pappenheim 18 Passau 38 Pavia 139 Ratzeburg 457 Regensburg 301 Rhein 21

709

Rhenen 113 Rößel im Ermland 45, 52, 213 Rom 141, 445, 447, 448, 489, 490 Rostock 24, 34, 38, 45, 50, 56, 64, 65, 75, 106, 118, 119, 217, 289, 451, 571 Rothenburg 19, 24, 34, 35, 37, 38, 44, 46, 47, 50-52, 57, 62, 75, 80, 100-102, 104, 106, 107, 118, 120, 129, 150, 161, 169, 181, 187, 192-194, 196-197, 200, 206, 210, 211, 213, 215, 223, 224, 231, 235, 237, 242, 245, 247, 256, 258, 260, 269, 272, 279, 283, 285, 289, 296, 298, 301, 304, 305, 315, 317, 322, 326, 329, 330, 335, 338, 343, 346, 352, 353, 365, 372, 375, 383, 389, 402, 406, 410, 435, 436, 439441, 454, 455, 472, 476, 487, 490, 494, 504, 509, 511, 513, 515, 517, 525, 530, 538-540, 543, 546, 547, 551, 553, 565, 570, 615 Saalfeld, Kloster 178 Schlettstadt 66, 88, 103, 104, 130, 258, 302, 316, 336, 525, 526, 532, 534 Schmallenberg 38, 50, 62, 75, 102-104, 175, 193, 200, 281, 461, 466, 515 Schweiz 24 St. Gallen 24, 37-39, 45, 50, 52, 75, 101, 104, 146, 155, 494 Siegen 34, 35, 41, 44, 47, 48, 51, 64, 65, 99, 101, 102, 104, 119, 133, 149, 174, 178, 191, 193, 211, 215, 241, 257, 265, 277, 285, 289, 298, 301, 316-318, 327, 338, 358, 383, 401, 410, 430, 435, 456, 457, 459, 461, 468, 472, 491, 501, 503, 510, 515, 525, 527, 550, 551, 553, 554, 558, 563, 575, 588, 589, 590 Speyer 278 Stralsund 102, 103, 118, 121, 161, 217, 287, 489, 594 Straßburg 36, 44, 45, 47, 50, 52, 53, 57, 61, 87, 91, 100, 103-105, 134, 136, 145, 160, 166, 202, 214, 278, 291, 352, 359, 382, 410, 438, 460, 472, 474, 487, 498, 501, 509, 515, 553, 584, 590, 597, 609 Schwerin 457 Thalheim 103 Thüringen 24 Tirol 24, 103, 104 Uedem 146 Ulm 25, 35, 38, 39, 47, 50, 53, 57, 65, 75, 103, 104, 107, 144, 146, 160, 162, 166, 196, 212, 217, 223, 242, 267, 271, 283, 305, 309, 322, 325, 330, 347, 363, 369,

710

Register

Ulm (Fortsetzung) 376, 389, 391, 402, 414, 415, 434, 436, 440, 455, 460, 466, 468, 499, 511, 514, 515, 517, 521, 539, 553, 562, 580, 582-584 Venlo 167, 181 Villingen 352 Weissenburg 35, 50, 52, 75, 103, 104, 167, 196, 202, 213, 247, 259, 267, 278, 289, 350, 365, 378, 382, 410, 433, 438, 465, 493, 525, 546, 558, 562 Wertheim 17, 40, 46, 47, 49, 59, 61, 64, 67, 75, 102, 104, 120, 133, 152, 154, 156, 163, 181, 189, 192, 193, 203, 237, 246, 247, 257, 260, 263, 265, 267, 268, 269, 272, 288, 299, 301, 317, 329, 330, 332, 334, 347, 349, 350, 362, 377, 412, 434, 446, 453, 459, 472, 473, 486, 487, 492, 504, 510, 525, 539, 546, 575, 593 Wesel, Heilig-Geist-Spital 21, 70, 110, 191, 195-196, 381, 383, 384, 399, 408, 455 Wesel, Leprosenhaus 70, 382-384 Wesel, Rathaus, auch ĺ Sachregister, Rathaus, 11, 63, 291 Wesel, St. Johannis-Spital 383 Wesel, St. Nikolaus, Altar 148 Wesel, St. Nikolaus, Altar Hl. Nikolaus 142, 221 Wesel, St. Nikolaus, Altar Hl. Antonius 221, 307 Wesel, St. Nikolaus, Altar Hl. Jakob 221 Wesel, St. Nikolaus, Altar Hl. Maria 221 Wesel, St. Nikolaus, Altar Maria ter noet 221 Wesel, St. Nikolaus, Altar St. Spiritus 221 Wesel, St. Nikolaus, Altar Hl. Martin 221 Wesel, St. Nikolaus, Altar Hl. Barbara 221 Wesel, St. Nikolaus, Hochaltar 220, 245 Wesel, St. Nikolaus, Heilig-Kreuz-Altar 220, 226 Wesel, St. Nikolaus, Kirchturm, ĺ auch Sachregister, Kirchturm, 124, 173, 180, 568 Wesel, St. Nikolaus-Spital 408 Wesel, St. Willibrord, Altar des Hl. Severus und des Hl. Georg 142 Wesel, St. Willibrord, Altar Hl. Anna 220 Wesel, St. Willibrord, Altar Hl. Antonius 220 Wesel, St. Willibrord, Altar Hl. Barbara 112, 113, 142, 220 Wesel, St. Willibrord, Altar Hl. Eligius 220, 221 Wesel, St. Willibrord, Altar Hl. Georg 220

Wesel, St. Willibrord, Altar Hl. Jakob 220 Wesel, St. Willibrord, Altar Hl. Katharina 220, 221, 268 Wesel, St. Willibrord, Altar Hl. Michael 221 Wesel, St. Willibrord, Altar Hl. Olaf 220 Wesel, St. Willibrord, Altar Hl. Petrus vor dem koer 220, 221, 364 Wesel, St. Willibrord, Altar Hl. Sebastian 220 Wesel, St. Willibrord, Altar St. Katharina 126, 182 Wesel, St. Willibrord, Altar St. Nikolaus 220, 338 Wesel, St. Willibrord, Altar Unser Lieben Frau (Liebfrauenaltar) 126, 141, 142, 220, 221 Wesel, St. Willibrord, Altar Unser Lieuer Vrouwen ter noet 178, 220, 221 Wesel, St. Willibrord, Altar Zehntausend Märtyrer 220 Wesel, St. Willibrord, Hauptaltar 220, 221, 244, 245, 249 Wesel, St. Willibrord, Heilig-Kreuz-Altar 142, 220, 221, 244, 245, 249, 266, 268, 579 Wesel, St. Willibrord, Trium-Regnum-Altar 220 Wesel, St. Willibrord, Heilig-Kreuz-Kapelle 179-180, 368, 433 Wesel, St. Willibrord, Heilig-Kreuz-Chor 185 Wesel, St. Willibrord, Kapelle Unser Lieben Frau 160 Wesel, St. Willibrord, Olyschlägerkapelle 148 Wesel, St. Willibrord, Umbau 21, 42, 54, 169, 403, 463 Wesel, St. Willibrord, Kirchturm, ĺ auch Sachregister, Kirchturm, 124, 171, 286, 291, 400, 409, 428, 500 Westfalen 35, 223 Wetzlar 91, 100, 134 Wien 17, 19, 40, 57, 102, 119, 132, 200, 206, 214, 217, 266, 267, 293, 320, 322, 328, 342-343, 349, 351, 352, 357, 389, 415, 473, 515, 525, 527, 542, 548, 553, 555, 580 Windsheim 36, 38, 39, 41, 44, 45, 47, 48, 57, 58, 64, 65, 75, 78, 105, 163, 167, 176, 181, 187-188, 192, 196, 200, 205, 206, 213, 215, 224, 239, 257, 259-260, 268, 269, 272, 280, 281, 285, 288, 289, 294, 296, 304, 322, 327, 329, 334, 340, 343, 346, 350, 353, 378, 430, 436, 455, 466, 467, 472, 485, 490, 492, 499, 525, 530, 533, 541, 543, 544, 551, 554, 555, 575, 584, 585, 587, 588, 592

Personenregister Wismar 106, 118, 119, 130, 213, 214, 436, 457, 485, 565, 585, 594, 598 Worms 61, 91, 102, 104 Wülzburg, Kloster 167 Wunsiedel 34, 37, 39, 41, 45, 46, 61, 65, 103, 104, 129, 142, 152, 154, 174, 181, 200, 203, 208, 211, 224, 232, 270, 271, 277, 281, 287, 295, 298, 304, 305, 317, 322, 327, 329, 330, 343, 401, 402, 407, 413, 434, 441, 460, 461, 476, 478, 490,

711

494, 510, 525, 547, 554, 563, 571 Würzburg 17, 36, 38, 41, 46, 47, 52, 61, 65, 102, 104, 119, 134, 151, 153, 174, 197, 278, 322, 389, 390, 440, 446, 462, 464, 510, 525, 563, 587 Xanten 29, 141, 150, 449, 457, 470, 547, 564 Zürich 65, 67

PERSONENREGISTER Adolf I., Herzog von Kleve 132, 445, 452, 586 Aigner, Stefan 18 Aildenberge, Bitter than 375 Aken, Johan van 111, 142 Aken, Tonis Weitmar van 105, 106, 108, 111, 116, 125, 552 Aldenberg, Ehepaar 70, 373, 381 Alofs, Willem 404 Antonius, Hl. 222, 232, 304, 354 Antonius, Magister 546 Averhagen, Bernt van 557 Bagert, Derick 221, 301, 500, 549, 573 Bagert, Jan 573 Bagert, Neesken 512, 548, 549 Bagert, Trinken 512, 548, 549 Bars, Bernt 440 Bars, Heinrich, genannt Olisleger 220, 375, 381 Beldensnyder, Wilhelm 500 Beldensnitzer, Tilman 573 Berchem, Johan van, gen. Rochael 557 Berk, Henrik van 557 Berndt, Heinrich 499, 573 Bernts, Heinrich 573 Bert, Andries van 103, 108, 109, 406, 408 Bert, Henrick van 480 Blancke, Evert 546 Blankebyl, Henrick 564 Bodde, Derik 113, 115, 300 Boemken, Henrick 375 Bonifatius 90 Brinckx, Beelken uppen 375 Brouwerink, Kerstien 530, 534, 535 Bruyn, Johann 545 Bruyn, Johann 546 Bruyn, Johan van 568

Brumken, Herman 82 Bueckman, Johan 530 Buek, Bernd van 568 Buek, Goswin van 568 Buek, Johann I. van 568 Buek, Johann II. van 568 Bulinc, Thomas 548 Bungard, Elbert van den 558 Buschius, Hermann 546 Buss, Telmann 529, 530, 535 Caevelens, Conrad van 564 Caevelens, Johann van 564 Camp, Laurens van den 530 Cartag, Hans 133 Dammert, Andris 68, 599 Deventer, Johann van 545 Diel, Florentius 18, 332 Dike, Derick uppen 62, 108, 112, 113, 117, 552, 580 Dike, Gisbert uppen 112 Dorsten, Johann Sickelen van 546 Dortmund, Gerlach von 557 Dreygerwolt, Bernard 18 Drost, Johan 557 Dulen, Derich 44, 70, 107-109 Dulen, Hadewich 70, 108, 120 Dulen, Thomas 108 Dürer, Agnes 550 Duseldorp, Herman van 530, 535 Düsseldorp, Johan von 77, 500 Eck, Johann 18, 311, 340 Eger, Gerid van 545 Eggerts, Henrik 530 Eick, Wijnken van 542 Elverick, Tilman van 112

712

Register

Emrich, Bernd van 571 Ensinger, Moritz 107 Essen, Derich van 545 Evenkorn, Luytgen 380

Johann I., Herzog von Kleve 117, 180 Johann II., Herzog von Kleve 70, 117, 501, 531 Johann III., Herzog von Kleve 212

Friedrich III., römischer König und Kaiser 336, 455 Friedrich II., Herzog von Sachsen 133 Friedrich I., Markgraf von Brandenburg 473 Fürstenberg, Anton von 139, 140, 482, 557

Kalkar, Hans von 571 Kalkar, Nicolaus Krop van 546 Kamen, Johann 570 Kapellen, Henrik van der 408 Kaysersberg, Johannes Geiler von 121, 145, 158, 501, 596 Kedken, Derik 442 Kedken, Gerloch 546 Kedken, Gerit 113, 115 Kedken, Goswin 374, 375 Kedken, Herman 70, 108, 109, 113, 115 Kedken junior, Herman 115 Kempkens, Derrick 568 Kerstynen, Aleyt 482 Kleve, Herzog von ĺ Adolf II., Graf von Kleve und Mark, seit 1417 Adolf I. Herzog von Kleve, ĺ Johann I., Herzog von Kleve, ĺ Johann II., Herzog von Kleve, ĺ Johann III., Herzog von Kleve Kluyt, Derik 557 Kluyt, Herman 557 Koster, Rutger 530, 535, 542 Kraenleyen, Godert van der 113, 114 Kuper, Bernt 82

Galen, Bernt van 111, 115, 139, 557 Galen, Derick van 11, 12, 13, 21, 55, 57, 68, 69, 79, 82, 83, 107, 108, 111, 166, 187, 203, 300, 377, 411, 426-428, 481, 551, 580 Galen junior, Derick van 113 Galen, Gerit van 111 Gelre, Johan van 81, 408, 569 Gelre, Wilhelm I. van 463, 569 Gelre, Wilhelm II. van 569 Glasemeker, Sweder 569 Gordelmeker, Idken 402, 481 Gromme, Johan van 107, 113, 114 Gutknecht, Steffen 107 Haes, Jacob 108, 113 Haes, Johan 375 Haes, Wilhelm 113 Hage, Jacob van den 557 Hagh, Albert van 482 Halderen, Johan van 373, 381 Hammelburger, Conrad 87 Hansen, Ulrich 596 Heeckt, Rutger 530 Heggen, Albert van der 545 Hegius, Alexander 546 Henrich 557 Heresbach, Konrad 212 Hermann, Magister 545 Hesen, Bernt van 442 Heghe, Heinrich van 568 Hoebing, Gerit 546 Hoebing, Michael 546 Hofler, Heinz 511 Holt, Herman van 115, 557 Holt, Lambert van 113, 115 Holtmann, Johann 499 Houltstege Gerit 68, 599 Hovet, Johann 17 Hoymecker, Herman 405 Huchtebrueck, Evert 143 Huls, Goswin van 113, 114 Hunynx, Alit 410-411 Innozenz III., Papst 431

Langen, Jan van 566 Langenberg, Gerwin van 166, 406, 488, 565, 566, 575 Langenberg, Johann von 160, 411, 564, 566, 593 Langerbeen, Conrat 113, 115 Lauwen, Bernhard 558 Ledersnider, Elis 41, 108, 111, 300 Ledersnider, Gerloch 111 Ledersnider, Herman 111, 542 Ledersnider, Wilhelm 111 Leiman, Griet 462 Leyendecker, Gerit 567 Leyendecker, Godert 59, 567 Leyendecker, Jakob 171 Lieffert, Johan 470 Lodick, Arnt van 105, 108, 111, 481 Lodick, Derk van den 111 Loensche, Deric 403 Loensche, Henric 403 Loiman, Johan 530 Lone, Henrik van 385 Lubbyck, Johann 571 Luchtemeker, Ailheith 375 Lunen, Bartold van 557

Personenregister Luther, Martin 608 Luyen, Johan 234 Lyffers, Druda 404 Lyffers, Udel 404 Maes, Grita 548, 549 Magelsem, Rysekens van 404 Mant, Heinrich 545 Maria, Hl. 226 Martell, Karl 21 Maximilian, Kaiser 501, 555 May, Stephan 18 Meckenem, Israhel van 234, 572 Meer, Gerit van, gen. Trippemeker 112, 552 Meer, Jan van, gen. Trippemeker 55, 57, 59, 62, 63, 74, 82, 84, 108, 112, 120, 300, 388, 408, 426-428, 552, 580 Meer, Johan van, gen. Trippemeker 112 Meewken, Heinrich 84 Meghen, Johan van 569 Meisterlin, Sigismund 277 Mengelberch, Johan 375 Mette 548, 549 Monnych, Dieter 142 Moren, Yde 402 Mischenhoefft, Derik 567 Mynremans, Derrick 375 Nabur, Henrich 545 Nebess, Johann 566 Neckel, Heyn 530, 535, 537 Neithart, Heinrich 212 Nikolaus, Hl. 199 Nor, Lambert ten 375 Oerde, Lambert van 373 Oever, Hannes op den 567 Offenberge, Luyken van 161, 364, 368, 450 Orgelmeicker, Johan 77 Orssoy, Johann van 68, 599 Osenbrugge, Johan van 69 Oswald, Meister 565 Pelirer, Grita 548, 549 Pflummern, Joachim von 18, 155, 194, 198, 248, 269, 272, 298, 325, 333, 335, 338, 347, 366, 367, 382, 398, 416, 417, 443, 466-467, 516-517, 528, 533-534, 546-547, 595 Peringius, Johannes 546 Pieckenbroick, Theodor 557 Plenk, Bele 481 Plenk, Claus 113, 115, 300 Plenken, Gude 404 Poetz, Derrick 77

713

Prekel, Hermann 374, 375 Prekel, Lucy 381 Reiß, Johan van 77, 78, 82, 442 Renen, Borchart van 545 Reygervuerde, Daem 567 Reynkens, Werner 113, 114 Riemenschneider, Tilman 224, 584 Rijn, Henrik van den 109 Rijn, Johan van den 108, 109, 299, 375 Rijn, Steven van den 109, 375 Ringenberg, Sweder van 142 Rockenbach, Thomas 55, 63, 122, 572 Röder, Hans 63 Saelen, Heinrich 112 Saelen, Hermann 68, 84, 108, 111, 112, 117, 131, 132, 197, 300, 355, 426-427, 431, 573, 580 Sande, Claus van dem 375, 380 Schaep, Herman 113, 114, 481 Schmid, Jakob 584 Schoel, Albert van 110 Schoel, Johan van 110, 117, 530, 535, 537 Schoel, Bernd van 107, 110, 535 Schoel, Euert van 68, 599 Schoellers, Gysbert 125, 541, 542 Scholten, Bernt 54, 103, 107-109, 114, 299300 Scholten, Claus 55, 108, 109 Scholten, Henric 113-115, 300 Scholten, Hille 442 Scholten, Wilhelm 54, 70, 108, 109 Schomeker, Bernt 113, 114 Schreiber, Johann 133 Schreyer, Sebald 22, 37, 41, 44, 45, 52, 53, 56, 60, 66, 81, 106, 107, 121, 131, 132, 187, 196-197, 213, 228, 232-233, 240, 242, 257, 259, 270, 277, 279, 285, 293, 299, 321, 327, 329, 340, 369, 376-378, 382, 385, 406, 429, 440, 454, 462, 465, 477, 494, 501, 504, 510-511, 514, 515, 551, 562, 578, 580, 585, 589, 592, 593, 596, 598, 610 Sebald, Hl. 121, 200, 229, 232, 321 Sigismund, Herzog von Tirol 473 Sixtus IV., Papst 447 Snackert, Peter 148 Snackert, Derik 222, 238 Snackert, Johannes 426 Snoick, Jorden 204, 483 Söldner, Albrecht 535 Stademann, Henrick 380 Stakebrant Johan 375 Steenhouwer, Alart 567

Register

714

Verwer, Henrich 113, 116, 131 Vinck, Rijckquin 558 Vincke, Wilhelm 373, 375, 560 Voewynckel, Johan 83 Vogler, Hans 62, 64, 385, 509

Steenhouwer, Rutger 567 Steenhus, Johan 557 Steinhouwer, Daniel 566 Stratemeicker, Johan 417 Strueck, Johann 545 Stuelsnyder, Hendruick 266 Stuyffuyt, Goswin 530, 535, 552 Stuyffuyt, Johann 552 Stuyffuyt, Peter 530, 535, 552 Suder, Wilhelm 146 Sweder, Lisbeth 375 Swansbuell, Engelbrecht van 557 Swertfeger, Johan 370 Tacke, Agnes 142, 372, 375 Tacken, Henrick 375, 440 Telken, Ailheyt 551 Telken, Beelken 551 Telken, Griet 551 Telken, Lijsbet 551 Telken, Sweder 551 Trippemeker, Herman 440 Trippemeker, Derik 112 Trippemeker, Gerit ĺ Meer, Gerit van Trippemeker, Jan ĺ Meer, Jan van Trippemeker, Johan ĺ Meer, Johan van Tucher, Endres 53, 65, 185, 478 Velmede, Evert van 557 Verwer, Gysbert 428

Werd, Henrich ten 41, 106, 108, 110, 116, 299, 522 Werne, Evert van 139, 141, 557 Wertheim, Graf Johann II. von 446 Wevel, Derik 542 Wichwael, Dietrich 148 Widmann, Ulrich 573 Willibrord, Hl. 21, 225, 231, 283, 354 Winter, Mette 548 Witink, Evert 83, 108, 111, 112, 187, 300 Wolffraide, Gerit van 566 Wolters, Evert 530 Wou, Bernd van 124 Wuest, Hermann 375, 560 Wullen, Bernt van 546 Wynen, Anna 482 Wynter, Ott 530 Xanten, Derick van 566 Zähringen, Herzöge von 100 Zaffenberch, Jorden 404 Zehenter, Hans 509

SACHREGISTER Auf die Aufnahme der Stichwörter fabrica ecclesiae, Kirche, Kirchenfabrik, Kirchenmeister und Kirchenpfleger wurde verzichtet. Außerdem wurden lediglich die wichtigsten Fest- und Feiertage im Register verzeichnet. Abakus, auch ĺ Rechenbrett, 66 Ablass 94, 307, 356, 359, 376, 390, 436, 437, 443-449, 471, 472, 476, 478, 488, 489, 490, 517, 563, 600, 614 Abort 204, 209, 214 Abwasserkanal 192, 205 Albe 252, 255, 256, 562 Altar, auch ĺ Mensa, ĺ Predella, 12, 28, 51, 90, 126, 147, 150, 153, 199, 219-229, 251, 252, 258, 269, 308, 327, 340, 341, 354, 389, 524, 570, 582, 583, 613 Altarist 142, 206, 482, 560, 561 Altartuch 150, 259-261, 339, 450, 549 Amtsbuch, auch ĺ Jahrzeitbuch, ĺ Manual,

ĺ Zinsbuch, 49, 387, 439, 542 Amtseid ĺ Eid Amtshaus 214 Anniversarium, auch ĺ Jahrtagsmesse, ĺ Memorialmesse, 80, 122, 370-380, 393, 461, 483-484, 512, 520, 524, 528, 547, 548, 557, 559, 562, 579, 599, 601, 609 Antiphonar 274, 276, 278, 308 Aquamanile ĺ Kanne Arme, auch ĺ Bettler, 81, 98, 131, 311, 373, 377-378, 380-384, 407, 455, 486, 497, 624 Ars Mercatoria 85 Augustiner 21, 110, 112, 330, 384-385 Axt 76

Sachregister Bad 383, 575-576 Bank ĺ Kirchenstuhl Bauhof 167-169, 402, 478 Bauhütte, auch ĺ Werkstatt, 159, 214, 301, 302, 406, 565, 578 Baumeister, auch ĺ Stadtbaumeister, 65, 105-106, 160, 161, 164, 406, 564-565, 578, 591 Bauplan 161-162, 218 Bede 41, 42, 154, 333, 413, 415, 416-425, 438, 475, 518, 523, 527, 554, 614 Beginen, -konvent 312, 343, 370, 386-387, 442, 450, 452, 482, 551 Beichte, auch ĺ Sakramente, 326, 329-330, 342, 414, 438 Beichtstuhl 219, 261, 267, 307, 326 Beinhaus ĺ Karner Benediktion, auch ĺ Bischof, ĺ Weihekreuz, ĺ Weihwasser, 141, 147, 149-150, 160, 173, 194, 226, 228, 241, 252, 317, 337-340, 357, 415, 489, 529, 591-592 Bergbau 413 Besthaupt ĺ Kurmut Besen 78, 187-189 Bettler, auch ĺ Arme, 595 Bibel, auch ĺ Evangeliar, 277 Bibliothek 159, 201, 212-214, 218, 277, 279, 301, 384, 623 Bier 132, 468 Bild 28, 51, 145, 219-230, 284, 306, 389, 429, 557, 574, 582, 583, 613 Bildschnitzer 225, 549, 582, 583 Bischof, auch ĺ Erzbischof, ĺ Weihbischof, 19, 132, 147-150, 338, 446, 490, 501, 545 Bischofskirche 91 Blei, auch ĺ Regenrinne, 168, 171-172, 174, 179, 568 Bodenplatten, auch ĺ Fußboden, 167, 178, 182, 441, 527, 566 bonum commune 71, 603, 608, 624 Bote, auch ĺ Gerichtsbote, ĺ Stadtbote, 125, 132, 139, 149, 171, 282, 287, 339, 445, 487, 489-491, 495, 525, 547, 572, 586 Brautportal, Brautpforte, ĺ Portal, 325 Brand, ĺ Katastrophe, 159, 210, 466, 474, 556 Brief 50, 490, 493, 494, 552, 553 Bronze 169, 463 Brücke 20, 159, 166, 197, 202, 215, 218, 228, 356, 444, 473 Brückenamt, Brückenwerk 133, 301, 383, 419, 431 Bruderschaft, auch ĺ Priesterbruderschaft, 126, 140, 142, 183, 220, 223, 227, 229,

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264, 268, 302, 316, 350, 352, 364, 384, 387-390, 392, 450-451, 464, 467, 482, 561, 613, 621 Buchführung 27, 30, 33, 56-60, 74-88, 491495, 599, 601, 610-612 Buchschmuck 36, 38, 278 Buch, Bücher, auch ĺ Amtsbuch, ĺ Antiphonar, ĺ Evangelien, ĺ Graduale, ĺ Handschrift, ĺ Hymnar, ĺ Jahrzeitbuch, ĺ Kopialbuch, ĺ Lektionar, ĺ Manual, ĺ Messbuch, ĺ Psalter, ĺ Rechnungsbuch, ĺ Salbuch, ĺ Totenregister, ĺ Zinsbuch, 212, 219, 273-280, 320-321, 385, 451, 491, 503, 526, 623 Bude 190, 487 Bürgermeister 21, 64, 118, 142, 225, 282, 301, 302, 426, 465, 469-472, 499-500, 518, 548, 582, 586, 599 Büttel, auch ĺ Stadtknecht, ĺ Gerichtsbüttel, 487, 524, 552, 554-555 Bußgelder 414-415 Chor (Teil des Bauwerks) 101, 144, 159, 160, 176-180, 182-183, 186, 188-189, 218, 220, 224, 231-232, 236, 260, 273, 282, 305, 309, 341, 342, 375, 545 Chor (Gesang), auch ĺ Musik, 280, 321322, 350, 390, 545, 547 Chorgestühl 261, 266-267, 609 Chormantel 253-255, 257-258, 320, 360, 373, 451, 562, 598 Chorrock ĺ Chormantel Chrisam 219, 230, 243, 336, 342 Christi Himmelfahrt 62, 137, 329, 346-347 Dach, auch ĺ Regenrinne 159, 171-172, 176, 178, 210, 523 Dachdecker 59, 162, 171-172, 184, 204, 205, 524, 565, 567-568 Dachlatte 170, 171, 472, 568 Dachstuhl 171, 173, 175, 184, 210 Deich 159, 215-216, 218, 444 Deutscher Orden 93, 100 Diebe, Diebstahl, auch ĺ Sicherheit, 294, 305, 414 Dominikaner 21, 384, 385 Domkapitel 61, 100, 119, 609 dos ĺ Pfründe Eid 83, 130, 419, 532, 538 Eigenkirche 93, 95 Eimer 163, 187, 566 Engel 226, 228, 264, 347, 350, 573 Engelmesse 361, 364-365 Erbrente, auch ĺ Rente, 43, 481, 561

716

Register

Erscheinungsbild der Kirche 183-190, 360 Erzbischof 147, 148, 414 Eucharistie, auch ĺ Hostie, ĺ Sakramente, ĺ Wein, 326-335, 339, 393, 418 Evangeliar 274, 276, 277, 279, 320, 562 Ewiges Licht 195-197, 200, 264-265, 314, 316, 371, 378, 461, 538, 613 Ewigrente, auch ĺ Rente, 399, 520 Fackel ĺ Wachsfackel Fahne 184, 309, 336, 349-350, 353, 358, 419 Fastentuch 259-260, 306, 341 Fenster 159, 176, 179-180, 189, 200, 204, 209, 210, 213, 294, 300-301, 304, 388, 450, 463, 464, 470, 523, 529, 569 Festessen, auch ĺ Geschenk, ĺ Trinkgeld(er), 339, 346, 355, 479, 488, 496, 540, 575, 588-592, 600, 621 Figur, auch ĺ Engel, 219, 225-228, 284, 306, 344, 347, 354, 417, 432, 456, 500, 512, 520, 613 Filialkirche 143, 159, 197, 435 Firmung, auch ĺ Sakramente, 325, 438, 526 Fistula 243 Frauen 70, 108, 154-155, 204, 268-269, 316, 361, 370, 411-412, 442, 455, 458, 464-465, 480, 481, 536, 548-551, 567, 575-577, 579, 590, 619 Franziskaner, auch ĺ Skriptorium, 21, 115, 275, 278, 328, 330, 355, 384, 385, 493-494 Friedhof, auch ĺ Kirchhof, 27, 124, 147, 185, 190-197, 264, 286, 338, 357, 441, 527, 591 Fronleichnam 229, 233, 235, 335, 348-351, 389, 391, 420, 471, 494, 555, 589, 592 Frühmesse 151, 311, 361-362, 482, 558 Fundament 167, 169 Fußboden, auch ĺ Bodenplatten, 181-182, 211, 347 Garten 201, 205, 404-405, 505-506, 513 Gartenzins, auch ĺ Zinsen, 41, 42, 79, 385, 395, 404-405, 408, 481 Gasthaus 79, 148, 591 Geistliche, Geistlichkeit ĺ Kleriker, ĺ Klerus Gemeinde, ĺ Gemeinde, städtische, ĺ Kirchengemeinde Gemeinde, städtische 17, 22, 23, 26, 27, 64, 67, 86, 96, 117-118, 124, 151-156, 209, 285, 370, 447, 503, 532, 539, 563, 591, 608-609 Gerichtsbote, auch ĺ Bote, 77, 115, 489490, 586 Gerichtsbüttel 554, 586

Gerichtsschreiber 111, 506-507, 552, 586 Gerüst 164-165, 181, 343, 344, 489, 513, 583, 592 Geschenk, auch ĺ Festessen, ĺ Trinkgeld(er), 133, 338, 478, 488, 592-594, 600 Getreide 201-203, 328, 380, 382, 405, 406, 423, 441, 472, 487 Gewölbe 170-172, 175, 179, 184, 217, 345, 347, 455 Gilde 153, 349-351, 464, 607 Gitter 176, 191-192, 198, 213, 236, 301, 305, 346, 529 Glaser 179, 408, 470, 512, 524, 529, 535, 569-570, 578 Glas, Glasscheiben, auch ĺ Fenster, 173, 179-180, 231-233 Glocke, auch ĺ Messglocke, ĺ Klapper, ĺ Totengeläut, ĺ Wetterläuten, 51, 80, 122, 124, 126, 128, 149, 153, 172-173, 193, 197, 214, 219, 220, 284-292, 308, 331, 336, 339, 341, 349, 358, 364, 368369, 375, 383, 395, 438, 454, 455-457, 463, 468, 470, 471, 489, 500, 525, 527, 536, 558, 563, 582, 591, 600, 615 Glockengießer 124, 153, 524, 571-572, 582 Glockenklöppel 163 Glockenspeise ĺ Bronze Glockenstuhl 43, 59, 160, 172, 174-175, 286-288 Glöckner 145, 206, 358, 368, 415, 430, 433, 439, 527, 531, 532, 537, 544 Goldschmied 55, 110, 120, 129, 232, 234, 235, 243, 524, 572-573, 579, 592 Grab, auch ĺ Heiliges Grab, 154, 155, 193194, 316, 337, 366, 368-369, 395, 439-440, 473, 527, 538, 602 Grabstein, Grabplatte 122, 183, 193, 366, 395, 597 Graduale 275, 276 Gruft 183, 368 Grundsteinlegung 162 Hacke 76, 153, 163, 529 Handschrift, Handschriften 219, 273-280 Handwerker, auch ĺ Baumeister, ĺ Dachdecker, ĺ Glaser, ĺ Glockengießer, ĺ Goldschmied, ĺ Holzschneider, ĺ Holzschnitzer, ĺ Kerzenzieher, ĺ Maler, ĺ Maurer, ĺ Näherin, ĺ Orgelmeister, ĺ Schmied, ĺ Schneider, ĺ Schreiner, ĺ Steinmetz, ĺ Tischler, ĺ Uhrmacher, ĺ Zimmermann, 388, 408, 578 Harnisch 451 Haus ĺ auch Mietshaus, 159, 216, 388, 403 Haushaltswaren 80

Sachregister Hauszins, auch ĺ Zinsen, 41, 42, 403-404, 408, 549 Heiltumsweisung 189, 357, 515, 556, 593 Heiliges Grab 248-249, 304, 313, 322, 342345, 541, 589 Hochwasser, auch ĺ Katastrophe, 216, 358, 507 Hochzeit, auch ĺ Sakramente, 130, 140, 325-326, 526 Hofrecht 41, 42, 408, 411, 508 Holz 165, 168, 345, 387, 405, 442, 472, 549 Holzkreuz 194, 239, 366 Holzschneider 114, 168, 403, 408, 508 Holzschnitzer 78, 404, 442, 524, 573-574 Hörige, auch ĺ Kurmut, ĺ Wachszins, 366, 397, 408, 410-413, 458, 505, 614 Hospital 25, 26, 96, 98, 196, 312, 381-384, 459, 462, 482, 483, 503, 515, 606, 608, 616 Hostie, auch ĺ Eucharistie, ĺ Wein, 155, 219, 230, 236, 239-240, 248, 259, 304, 327-330, 339, 342, 342, 348, 350, 371, 385, 390, 438, 490, 526, 613, 615 Hymnar 274 Immobilien ĺ Landgut, ĺ Mietshaus, ĺ Seelhaus Inventar 18, 51-52, 99, 235, 242, 250, 260, 306, 553, 579, 580, 598, 612 Jahrtagsmesse, auch ĺ Anniversarium, ĺ Memorialmesse, 52, 82, 97, 131, 275, 313, 370-380, 514, 518, 558, 578 Jahrzeitbuch 18 Johanniter 384 Johannistag (Dresden) 149, 356, 357, 419, 425, 437, 449, 476, 589 Kalvarienberg 84, 131, 190, 195-197, 431, 471 Kämmerer, auch ĺ Losunger, 18, 39, 43, 48, 53, 64, 65, 67, 70, 86, 209, 358, 402, 439, 469, 503, 555, 594 Kanne 243-245, 306, 466, 503 Kantor 206, 322, 343, 548 Kanzel 219, 261, 271-272, 308, 372, 558 Kapelle, auch ĺ Seitenkapelle, 148, 159, 177-178, 199, 435, 606 Kaplan 148, 150, 197, 252, 254, 257, 320, 339, 355, 376, 559-560 Karitas 380-384 Karner 59, 150, 159, 167, 188, 190, 198-200, 302, 316, 338, 357, 435, 450, 529 Kasel 150, 253-257, 339, 451, 489 Kassenführung 27, 33, 54-56, 76-78, 85, 610-612

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Kasten 177, 222, 231, 235, 258, 296-298 Katastrophe ĺ Brand, ĺ Hochwasser, ĺ Pest Kelch 230, 240-243, 251, 259, 294, 298, 306, 327, 345, 350, 371, 459, 466, 473, 560, 613, 616 Kerze, auch ĺ Leuchter, 136, 199, 223, 261264, 297, 312-314, 323, 327, 343, 345, 350, 358, 360, 362, 366, 370, 373, 374, 378, 380, 387, 390, 420, 432, 435, 466467, 524, 526, 529, 540, 549, 577, 615 Kerzenzieher, Kerzenmacher, -innen 316, 496, 551, 579 Kette 164, 213, 270, 279 Kinder 305, 325, 358-359, 409, 442, 595 Kinderbischof 145, 358-359 Kirchenbank ĺ Kirchenstuhl Kirchendach 170-172, 175, 185, 567-568 Kirchendiener, -innen 355, 504, 524, 548550, 576, 619 Kirchengemeinde 17, 22, 28, 90, 92, 99, 141, 147, 151-156, 219, 227, 243, 246, 261, 267, 269, 274, 279, 285, 307, 311, 320, 325, 328-334, 336, 338, 345, 347, 355, 415-418, 424, 425, 428-430, 436-438, 456, 464, 476, 558, 577, 588, 602, 614, 621, 622 Kirchenschatz 51, 120, 230-251, 466, 499, 523, 526, 533, 580 Kirchenstock 79, 80, 105, 129, 149, 154, 197, 215, 223, 294-296, 339, 396, 415, 418, 431-436, 442, 470, 472, 475, 478, 486, 504, 506, 517, 527, 529, 590, 591, 614-615 Kirchenstuhl 126, 198, 213, 261, 267-270, 309, 395, 454, 464-465, 529, 573, 597, 602 Kirchhof, auch ĺ Friedhof, 27, 147, 149, 161, 166, 189-197, 207, 398, 406, 539, 600 Kirchhofmauer 133, 190-192 Kirchturm 43, 124, 128, 140, 160, 162, 167, 171-173, 179-180, 183-184, 212, 214, 217218, 286, 471, 489, 501, 540, 452, 568, 600 Kirchweih, -fest 134, 144, 337-339, 352-353, 417, 420, 423, 430, 468, 516, 547, 554 Kiste, auch ĺ Kirchenstock, 49, 56, 297, 300, 569 Klapper 250, 288, 341 Kleidung, auch ĺ Albe, ĺ Chormantel, ĺ Kasel, ĺ Messgewand, ĺ Ornat, ĺ Paramente, ĺ Stola, 176, 381, 411, 412, 449-450, 452, 453, 458, 460, 534 Kleriker, auch ĺ Bischof, ĺ Erzbischof, ĺ Kaplan, ĺ Pfarrer, ĺ Priester, ĺ Propst, ĺ Vikar, ĺ Weihbischof, 16, 27, 89, 133, 136, 146, 147, 151, 219, 240, 251, 297, 302, 363, 365, 367, 372-373,

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Register

Kleriker (Fortsetzung) 418, 468, 471, 473474, 476, 496, 513, 524, 531, 534, 556563, 576-577, 591, 606, 613 Klerus 24, 27, 97, 133-138, 183, 308, 330, 331, 360, 415, 609 Klingelbeutel 77, 417, 437, 486, 504 Kloster 16, 17, 21, 38, 132, 138-143, 148, 167, 178, 273, 384-385, 399, 474, 515, 519, 529, 544, 592, 608 Knecht, auch ĺ Magd, 201, 204, 206, 302, 361, 500, 527, 537-539, 568, 570, 596 Kohle 80, 172, 272, 318-319, 328, 381, 405, 512 Konzil, IV. Laterankonzil 326 Konzil, Basel 127, 137, 445, 471 Konzil, Florenz 325 Konzil, Magdeburg 135, 429 Konzil, Würzburg 134 Kopialbuch 49-50, 53-54, 92, 461, 493, 508, 552, 579, 585, 600 Kran, auch ĺ Winde, 164, 286, 488 Krankensalbung, auch ĺ Sakramente, 335336 Kreuz, auch ĺ Holzkreuz, ĺ Weihekreuz, 122, 195, 230, 237-239, 306, 307, 345 Küster 51, 52, 55, 63, 76-78, 80, 87, 105, 110, 126, 127, 146, 185, 187-189, 206, 258, 264, 272, 279, 289, 292-293, 294, 297, 301, 303, 305, 315, 316, 318-319, 324, 325, 327, 328, 331, 336, 341, 344, 345, 354-355, 358, 359, 364, 365, 370, 372, 374, 378, 382, 413, 415, 419. 426, 433, 438, 440, 441, 443, 461, 466-468, 470, 478, 484, 486-487, 496, 500, 510, 512, 513, 524-537, 542, 545, 549, 550, 551, 576, 577, 578, 580-581, 590, 594, 600, 617, 619 Kurmut 366, 397, 411-412, 454 Lampe ĺ Öllampe Lampenöl 195, 197, 199, 264, 265, 312, 314, 381, 389, 467 Landesherr 16, 36, 89, 97, 132-133, 448, 472-473, 487, 606, 621 Landgut, auch ĺ Immobilien, ĺ Tiere, ĺ Weinberg, 201, 218, 401, 464, 487 Landstadt 16, 19-21, 61, 97, 230, 280, 609, 620 Latein 38, 54, 120, 279 Leibrente, auch ĺ Rente, 43, 203, 218, 386, 399-402, 409, 480-481, 518, 520, 549, 550, 577 Leiter 165, 175 Lektionar 274-275, 534

Lesepult 213, 261, 270, 273, 279, 297, 308, 569 Lettner 179, 224 Leuchter 219, 226, 228, 261-264, 309, 312, 366, 526 Liturgie 12, 219, 251, 261, 274, 320-321, 340, 344, 351, 359, 392-393, 615 liturgisches Gerät, auch ĺ vasa sacra, 27, 176, 230-251, 465-466 Losunger 53, 65-67, 480 Lustration 246-247, 337-338, 352-353, 362, 374, 557 Magd, auch ĺ Knecht, 361, 370 Maler 186, 196, 224, 283, 356, 524, 543, 549, 573-574, 582, 583, 593 Manual, auch ĺ Amtsbuch, 37, 38, 49-53, 132, 251, 285, 361, 376, 385, 400, 514, 552-553, 579, 589 Maßwerk 160, 173, 179 Mauer 169, 170, 593 Maurer 111, 162, 163, 524, 564, 565 Memoria 12, 23, 218, 275-276, 367, 392, 497, 503, 519, 552, 597-599, 602, 605-606 Memorialmesse, auch ĺ Anniversarium, ĺ Jahrtagsmesse, ĺ Seelmesse, 28, 43, 94-95, 127, 257, 311, 337, 365-370, 386, 402, 419, 484-485, 514, 523, 559, 577-578 Memorialstiftung 200, 257, 370-380 Mendikanten 134, 151, 322 Mensa 220 Messdiener 155 Messbuch 211, 274-280, 298, 308, 340 Messe, auch ĺ Frühmesse, ĺ Memorialmesse, 311, 361-380 Messe, Frankfurter 574 Messgewand 254-256, 294, 298, 306, 454, 562, 592 Messglocke 230, 249-250 Mietshaus, auch ĺ Immobilien, 203-207, 396, 401, 461, 502, 506, 518, 537, 566 Monstranz 126, 129, 220, 230, 232-235, 294, 298, 306, 307, 350, 356, 454, 465, 466, 503, 570, 613, 616 Münzen 29, 30, 31, 55, 56, 74, 84, 136 Musik, auch ĺ Chor, ĺ Orgel, 320, 349350, 353, 391 Nägel 172, 568 Näherin 550, 593 Naturalien, auch ĺ Getreide, ĺ Tiere, 42, 44, 76, 203, 374, 380, 387, 399, 404-407, 413, 418, 423, 441, 449, 463, 487, 507, 509, 510, 614 Notizzettel 27, 58, 60, 78-79, 610

Sachregister Oblate ĺ Hostie Oblationen 92, 134, 143, 154, 356, 367, 416425, 476, 536 Ofen 206, 210, 211, 215, 272, 319 Öl ĺ Chrisam, ĺ Lampenöl Ölberg 190, 195-196, 228, 305, 582 Öllampe 195, 219, 228-229, 264-265, 312, 314, 316, 336, 380, 461, 526, 529, 555, 616 Opfergabe ĺ Bede, ĺ Oblation, ĺ Schenkung, ĺ Spende Opferschale, -teller 417-418, 424, 436-437, 486 Opferstock ĺ Kirchenstock Organist 111, 125, 281, 321, 415, 470, 512, 524, 535, 541-542, 545, 576, 582, 593, 594 Orgel, auch ĺ Musik, 122, 124-126, 159, 219, 220, 280-284, 301, 302, 308, 312, 321, 323, 350, 363, 390, 430, 454, 456457, 464, 471, 472, 499, 500, 513, 520, 541, 543, 553, 558, 570, 571, 583, 600 Orgel(bau)meister, Orgelmacher 125, 281, 470, 507, 513, 524, 570-571, 584 Ornat 122, 150, 255-256, 296, 339, 388, 451, 453, 454, 455 Ossuarium ĺ Karner Ostern 248-249, 269, 304, 313, 314, 315, 317, 322, 324, 329, 334, 335, 341-346, 359, 398, 416, 420, 422-424, 429, 435, 547, 551, 591, 593 Papier 36, 38, 49, 58, 278, 491-493, 495, 612 Paramente, auch ĺ Albe, ĺ Chormantel, ĺ Fastentuch, ĺ Kasel, ĺ Kleidung, ĺ Messgewand, ĺ Ornat, ĺ Stola, ĺ Tuch, 51, 219, 251-261, 296-298, 302, 307, 503, 524, 526, 548-550 Patronat, Patronatsrecht 16, 128, 132, 141, 148-149, 167, 209, 474, 480, 561 Patene 239-243, 251, 259, 298, 306, 327, 466 Paternoster 450, 452-454, 459 Pest, ĺ auch Katastrophe, 125, 126, 140, 195, 358, 365, 368, 412, 467, 539, 543, 559, 598 Pfarrer 17, 24, 35, 77, 95, 100, 105, 111, 115, 124, 133, 134, 138, 144, 145, 149, 153, 154, 206-208, 252, 254, 294, 312, 319, 322, 324, 327, 330, 332, 333, 336, 345, 355, 358, 362, 371-373, 376, 377, 441, 458, 471, 473-474, 478, 500, 504, 526, 531, 532, 537, 556-560, 576-578, 591, 593, 595, 606, 622 Pfarrhaus 141, 146, 159, 194, 201, 206-208, 218, 376, 423, 469, 532, 578

719

Pfeiler 167, 169-170, 181, 182, 186, 215, 222, 250, 271, 290, 464, 566 Pferd 141, 202, 406, 412, 476, 488 Pfingsten 315, 324, 329, 334, 335, 347-348, 375, 418-420, 422-425, 429 Pfründe 17, 89, 90, 91, 93-94, 96, 113, 138, 139, 143, 146, 147, 151, 362, 377, 476, 534, 559, 562, 613 Pilgerfahrt ĺ Wallfahrt Portal, auch ĺ Brautportal, 175-176, 180, 186 Prämonstratenser 21, 138, 139 Predella, auch ĺ Altar, 220, 231 Prediger 278, 322-323, 371, 457, 460, 501, 562-563 Predigt 322-323, 391 Priester 146, 147, 208, 257, 274, 302, 319, 332, 336, 380, 384, 415, 526, 562 Priesterbruderschaft, Priesterpräsenz, auch ĺ Bruderschaft, 146, 302 Primiz 413, 415 Prior 138, 141 Propst 266, 302, 353 Prozession 77, 132, 136, 144, 145, 233-235, 238, 253, 280, 294, 307, 315, 323, 340, 341, 345-351, 353-360, 362-363, 385, 389, 390-391, 417-419, 425, 430, 431, 436, 437, 444, 456, 461, 470, 471, 475-476, 487, 523, 528, 541, 543, 555, 557, 577, 588589, 595, 600 Psalter 273, 275-277, 279, 342, 541, 547 Pult ĺ Lesepult Pyxis 230, 239-240, 298 Quittung 27, 58, 60 Rat der Stadt 13, 26, 27, 52, 61, 64, 65, 69, 70, 72, 88, 89, 96, 123, 131, 132, 135, 138, 151, 194, 219, 302, 312, 315, 320, 351, 360, 369, 377, 391, 428, 432, 458, 469472, 523, 529, 545-546, 582, 606-607, 624 Ratsbibliothek ĺ Bibliothek Rechenbrett, auch ĺ Abakus, 60, 487 Rechenzettel 40, 58-59, 68, 75, 79, 610 Rechnungsabschluss 57, 61-62, 87 Rechnungsbuch 13, 14, 18, 24, 27, 34-88, 601, 610-612 Rechnungskontrolle 33, 60-72 Rechnungslegung 14, 33, 34, 35, 44, 49, 55, 58, 60-72, 85-88, 106, 120, 136-138, 161, 426, 494, 508, 590, 602, 606, 607, 609, 611 Regenrinne, auch ĺ Blei, ĺ Dach 168, 171172, 174 Reichsstadt 16, 19, 20, 26, 35, 44, 61, 72, 97, 101, 230, 392, 455, 515, 532, 603, 609

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Register

Reinigung, auch ĺ Staubwedel, ĺ Straßenreinigung, 183-190, 228, 526, 543, 548549, 615 Reliquie, Reliquiar 134, 154, 187, 219, 222, 225, 230-232, 298, 305, 340, 350, 354, 355-357, 416, 417, 429, 442, 445, 475-476, 517, 526, 596, 613 Rente, auch ĺ Erbrente, ĺ Ewigrente, ĺ Leibrente, ĺ Wiederkaufsrente, 43, 382, 383, 385, 386, 389, 395-396, 398-403, 461, 477, 479-485, 497, 502, 506, 518, 549, 554, 579, 585, 599, 615, 616 Restanten 41, 58, 396-397, 505-512 Retabel ĺ Bild Rezess 12, 14, 38, 40, 44, 45, 65-68, 71, 73, 86 Richter 113, 585-586 Säge 163 Sägewerk 168 Sakramente, auch ĺ Beichte, ĺ Eucharistie, ĺ Firmung, ĺ Hochzeit, ĺ Krankensalbung, ĺ Taufe, ĺ Viaticum, 121, 155, 324-339, 351, 418, 438, 470, 476, 526, 596, 622 Sakramentalien, auch ĺ Benediktion, ĺ Kirchweih, ĺ Lustration, 324, 336339, 526, 557 Sakramentshaus ĺ Tabernakel Sakristei 35, 77, 147, 148, 152, 167, 171, 175-179, 186, 213, 255, 272, 279, 282, 296-303, 312, 338, 376, 549, 570, 578, 588 Salbuch 50, 51, 80, 92, 136, 279, 461, 492 Salve-Regina-Messe 77, 338, 361-363, 365, 371, 378, 461, 462, 484, 493, 503, 524, 538, 547, 559, 578 Schablone 170 Schaffner ĺ Küster Schaufel 76, 163, 539 Schenkung, auch ĺ Spende, ĺ Votivgabe, 251, 258, 306, 395-396, 449-457, 476, 507, 517 Schiefer, -platten 171-172, 176, 568 Schiff 148, 165-167, 425 Schleifstein 163 Schloss 199, 210, 214, 248, 295, 297-303, 433, 486 Schlüssel 126, 178, 199, 210, 211, 214, 292, 295, 298-303, 486, 556 Schmied 288, 296, 357, 471, 513, 524 Schmierfett 78, 80, 164 Schnee 185, 540 Schneider, -in, auch ĺ Näherin, 550 Schrank 296-298

Schreiber, auch ĺ Stadtschreiber, ĺ Gerichtsschreiber, 51, 54-57, 71, 73, 75, 76, 80, 81, 110, 149, 430, 453, 455, 483, 493495, 524, 547, 552-553, 577, 585, 617, 619 Schreiner 568-569, 593 Schubkarre 163, 539 Schüler 154, 189, 206, 320, 321-322, 336, 342, 343, 348, 349, 353, 358-359, 363, 390, 436, 540-541, 547 Schule, Schulgebäude 159, 201, 209-212, 218, 301, 400, 406, 463, 469, 489, 545 Schulmeister 52, 64, 147, 206, 209-212, 302, 321-322, 342, 343, 353, 362-363, 373, 390, 415, 524, 542, 545-548, 582-583 Schultheiß 61, 64, 377, 433, 593 Schütze 556 Seelhaus, auch ĺ Immobilien, 161, 203, 265, 383, 406 Seelenmesse, auch ĺ Memorialmesse, ĺ Totenmesse, 43, 94-95, 361, 365-368, 370, 372, 374, 376, 377, 379, 381, 386, 581, 614 Seil 164, 250, 287, 289, 539 Seitenkapelle, auch ĺ Kapelle, 153, 176, 178, 183, 433 Send 99, 149, 154 Sicherheit, auch ĺ Diebe, Diebstahl, 130, 217, 294-305, 360, 391, 414-415, 433, 489, 556, 615 Situla 245-247 Skulptur, auch ĺ Figur, 219, 225-228, 613 Skriptorium, auch ĺ Franziskaner, 275, 278, 384 smael tyns, auch ĺ Zinsen, 41, 396-397, 406, 408 Spenden, auch ĺ Schenkung, ĺ Votivgabe, 41, 83, 94, 95, 134-136, 154, 158, 227, 283, 333, 336, 395, 398, 412, 421, 424426, 436, 441, 444, 449-457, 459, 465, 478, 495, 506, 516-517, 523, 527, 536, 617, 622 Spiel 155, 269, 343-346, 351-352, 354, 356357, 359-360, 389, 391, 516, 525, 548, 555, 597, 600, 623 Spielleute 77, 348-349, 355, 470, 543 Spital ĺ Hospital Stadtbaumeister, auch ĺ Stadtbaumeister, 53, 160, 185, 205, 464, 566, 578, 591 Stadtbote, auch ĺ Bote, 110, 127, 355, 554, 586 Stadtknecht, auch ĺ Büttel, 64, 346, 554555, 577 Stadtrechnung 25, 31, 40, 80, 86, 141, 148, 414 Stadtschreiber ĺ Schreiber

Sachregister Stadtviertel, auch ĺ Gemeinde, städtische, 70, 117-118, 151-153, 556 Staubwedel 188 Stein 160, 165, 166, 181-182, 414, 463, 497, 541, 592 Stein, Naturstein 165 Stein, Ziegelstein, auch ĺ Ziegelei, 77, 165, 167-170 Steinbruch 165, 166, 202, 218, 464, 488, 567 Steinmetz 162, 166, 179, 214, 272, 387, 405, 408, 524, 565-566, 574, 582, 583 Stift, Stiftskirche 16-17, 20, 61, 91, 105, 136, 218, 414, 531, 609 Stiftung, auch ĺ Schenkung, 12, 28, 92, 95, 100, 127, 130, 220, 223, 229, 239, 251, 258, 306, 311, 316, 329, 332, 336, 337, 352, 360, 361-382, 386, 392, 395, 461-462, 473, 478, 484-486, 503, 507, 514, 517, 519, 523, 524, 557, 560, 585, 601, 605606, 613-614, 617 Stiftungsbrief 18, 49, 50, 52, 53, 70, 96, 97, 127, 311, 361, 365, 371, 372, 374, 376, 377, 378, 385, 486, 504, 579, 580 Stock ĺ Kirchenstock Stola 253, 255 Stolgebühr 134, 140, 143, 144, 324-327, 336, 366, 418, 438, 476, 537, 622 Straßenreinigung, auch ĺ Reinigung 151 Stuhl ĺ Beichtstuhl, ĺ Chorgestühl, ĺ Kirchenstuhl Synode, Basel 280 Synode, Freising 137, 138 Synode, Regensburg 136 Synode, Salzburg 138 Tabernakel 228, 230, 236-237, 264, 298, 302, 371, 378, 520 Tafel ĺ Bild, ĺ Texttafel Tafelträger 154, 593 Tagelöhner 162, 199, 201, 361, 541, 565, 576, 579 Taufe, auch ĺ Sakramente, 324, 438, 526 Taufstein 182, 229, 247-248, 345, 472 Territorialherr ĺ Landesherr Testament 49, 97, 100, 141, 361, 371, 395, 457-460, 476 Testamentsvollstrecker 97, 156, 367, 370, 459, 621 Texttafel 228, 432, 447, 517, 595 Tiere, auch ĺ Pferd, 126, 192, 198, 202, 406-407, 411, 412, 476, 487, 593 Tinte 38, 39, 45, 65, 71, 491, 493 Tischler 408, 568-569, 583 Totengeläut 51, 390, 438-439, 441, 489, 494 Totengräber 76, 163, 185, 189, 194-195,

721

206, 214, 343, 370, 382, 440-441, 527, 536, 538, 540, 544, 550, 576 Totenmesse, auch ĺ Memorialmesse, ĺ Seelenmesse, 365-366 Totenregister 275, 367 Totenschild 369 Treppe 177, 178, 282, 302 Trinkgeld(er), auch ĺ Geschenk, ĺ Festessen, 339, 488, 590, 592 Truhe 49, 152, 177, 296-298, 388 Tuch, auch ĺ Altartuch, ĺ Fastentuch, 258259, 339, 348, 353, 450, 549, 593 Tür, auch ĺ Vordach, 160, 175-176, 178, 204, 210, 298, 301, 463, 464, 566 Turm ĺ Kirchturm Turmwächter, auch ĺ Wächter, 126, 172, 174, 359, 470, 537, 555-556 Turnier 472, 501 Uhr, auch ĺ Ziffernblatt, 125, 128, 129, 219, 290-294, 308, 452, 500, 519-520, 525, 527, 536, 600 Uhrwerk 140, 286, 291-294, 463, 500, 566 Uhrmacher 292, 512 Umland, auch ĺ Landgut, 61, 167, 172, 216, 227, 307, 358, 430, 446, 468, 478, 490, 517, 555, 587, 614, 616-617 Umgang 136, 358, 425-428, 434 Unterschlagung 83, 84, 169, 504-505, 530, 534 Urkunde 18, 49, 50, 53, 100, 176, 302, 365, 376, 439, 494, 552, 585, 603 vasa sacra, auch ĺ liturgisches Gerät, 240, 242, 251, 303, 304, 523, 531, 613, 616 Vertrag 50, 53, 93, 124, 157, 284, 361, 372, 379, 441, 480-481, 483, 514, 524, 545, 552, 565, 571, 573, 579-580, 582-585, 587 Viaticum 330, 335-336, 461 Vikar 116, 146, 302, 329, 355, 362, 373, 376, 377, 389, 426, 559-562, 576-577, 613 Vikarie 111-113, 128, 136, 142, 473, 622 Vordach 176 Votivgabe, auch ĺ Spende, ĺ Schenkung, 441-442, 448 Waage 441-442, 488 Wächter, auch ĺ Schütze, ĺ Turmwächter, 304, 305, 343, 358, 359, 556, 593 Wachs 136, 229, 313, 380, 397-398, 410, 481 Wachszins, Wachszinsige, auch ĺ Hörige, 397-398, 411, 438 Wachsfackel 312-317, 340, 349, 529, 549

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Register

Währungsverhältnisse 29-31, 55-56, 74, 83, 405 Wäscherin 550 Wald 407, 414 Wallfahrt, Wallfahrtskirche 227, 398, 444, 447, 468, 499, 615 Wandlungsglocke ĺ Messglocke Wappen, Wappenschild 122, 597-598 Wasserwaage 163 Wechselkurs ĺ Währungsverhältnisse Weihbischof 77, 147-150, 325, 338, 339 Weihe ĺ Benediktion Weihekreuz 186 Weihnachten 62, 274, 314, 315, 317, 318, 334, 335, 340, 416, 420, 422, 424, 425, 429, 504, 512, 540, 593 Weihrauch 78, 80, 249-250, 272, 312, 317318, 390, 549 Weihrauchfass 230, 249-250, 526 Weihwasser 245-247, 319, 337, 339, 353, 371 Weihwasserstein 246-247 Weihwasserwedel 80, 246 Wein, auch ĺ Eucharistie, 43, 63, 144, 201202, 219, 230, 242-245, 327, 329-335, 339, 354, 371, 390, 418, 438, 461, 470, 471, 472, 488, 503, 526, 588-590, 593, 613, 615, 622 Weinberg 201-202, 331 Werkstatt 159, 184, 201, 272, 302, 404

Werkzeug ĺ Axt, ĺ Eimer, ĺ Hacke, ĺ Kran, ĺ Leiter, ĺ Säge, ĺ Schaufel, ĺ Schleifstein, ĺ Schubkarre, ĺ Wasserwaage, ĺ Winde, ĺ Winkelmaß Wetterläuten 358, 528 Wiederkaufsrente 399, 403, 409, 480-484, 519-520 Winde, auch ĺ Kran, 163 Winkelmaß 163 Wohnung ĺ Mietshaus Zahlungsmoral 479, 505-515, 518 Zaun 191 Zettel ĺ Notizzettel, ĺ Rechenzettel Ziborium 239-240 Ziegelei 167-168 Ziffer, arabische 36, 39, 40, 66 Ziffer, römische 36, 39, 66 Ziffernblatt, auch ĺ Uhr, 291, 293 Zimmermann, Zimmerleute 208, 283, 289, 404, 405, 513, 524, 565, 568-569, 578, 583, 593 Zinsbuch 35, 50, 51, 53, 58-59, 80, 81, 125, 492, 511, 515, 610 Zinsen, auch ĺ Gartenzins, ĺ Hauszins, ĺ smael tins, 53, 55, 125, 395, 397-398, 411, 462, 477, 480, 490, 492 Zinshaus ĺ Mietshaus Zoll, Zöllner 431, 478, 488 Zunft 153-155, 217, 317, 349-351, 357, 389, 392, 613, 619, 621

VIERTELJAHRSCHRIFT FÜR SOZIAL- UND WIRTSCHAFTSGESCHICHTE (VSWG) BEIHEFTE Herausgegeben von Günther Schulz, Christoph Buchheim, Gerhard Fouquet, Rainer Gömmel, Friedrich-Wilhelm Henning, Karl Heinrich Kaufhold, Hans Pohl 63. Hans Pohl: Die Portugiesen in Antwerpen (1567– 1648). Zur Geschichte einer Minderheit. 1977. X, 439 S., 2 Faltktn., kt., 2380-1; Ln. 2381-X 64. Hannah Rabe: Das Problem Leibeigen-schaft. Eine Untersuchung über die Anfänge einer Ideologisierung und des verfassungsrechtlichen Wandels von Freiheit und Eigentum im deutschen Bauernkrieg. 1977. XII, 128 S., kt. 2678-9 65. Franz Irsigler: Die wirtschaftliche Stellung der Stadt Köln im 14. und 15. Jahrhundert. Strukturanalyse einer spätmittelalterlichen Exportgewerbeund Fernhandelsstadt. 1979. VIII, 413 S. m. 7 Ktn. u. 15 Graphiken, kt. 2743-2 66. Ludolf Kuchenbuch: Bäuerliche Gesellschaft und Klosterherrschaft im 9. Jahrhundert. 1978. XVI, 443 S., 20 Ktn., 1 Abb., 4 Tab., kt. 2829-3 67. Jörg Jarnut: Bergamo 568–1098. Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte einer lombardischen Stadt im Mittelalter. 1979. X,330 S., 6 Ktn., kt. 2789-0 68. Erich Maschke: Städte und Menschen. Beiträge zur Geschichte der Stadt, der Wirtschaft und Gesellschaft 1959–1977. 1980. XX, 532 S., kt. 3329-7 69. Helmut Grieser: Die ausgebliebene Radikalisierung. Zur Sozialgeschichte der Kieler Flüchtlingslager im Spannungsfeld von sozialdemokratischer Landespolitik und Stadtverwaltung 1945–1950. 1980. XII, 185 S. m. 1 Taf., kt. 3110-3 70. Reinhard Liehr: Sozialgeschichte spanischer Adelskorporationen. Die Maestranzas de Caballería (1670–1808). 1981. X, 380 S. m. 4 Abb., 4 Ktn. u. 3 Schaubilder, kt. 2923-0 71. Wilfried Reininghaus: Die Entstehung der Gesellengilden im Spätmittelalter. 1981. X, 361 S., kt. 3428-5 72. Wolfgang Hartung: Die Spielleute. Eine Randgruppe in der Gesellschaft des Mittelalters. 1982. VIII, 112 S. m. 5 Abb., kt. 3690-3 73. –: Süddeutschland in der frühen Merowingerzeit. Studien zu Gesellschaft, Herrschaft, Stammesbildung bei Alamannen und Bajuwaren. 1983. X, 227 S., kt. 3418-8 74. Marian Biskup / Klaus Zernack, Hrsg.: Schichtung und Entwicklung der Gesellschaft in Polen und Deutschland im 16. und 17. Jahrhundert. Parallelen, Verknüpfungen, Vergleiche. 1983. VIII, 310 S., kt. 3805-1 75. Rudolf A. Helling †: Socio-Economic History of German-Canadians. They, too, founded Canada. A research report by Rudolf A. Helling, Jack Thiessen, Fritz Wieden, Elizabeth and Kurt Wangenheim, Karl Heeb. Edited and with a preface by Bernd Hamm. 1984. 156 S. m. 1 Abb. u. 2 Tab., kt. 4014-5 76. Reinhard R. Doerries: Iren und Deutsche in der Neuen Welt. Akkulturationsprozesse in der amerik. Gesellschaft im späten 19. Jh.. 1986. 363 S., kt. 4102-8 77. Josef Rosen: Verwaltung und Ungeld in Basel 1360–1535. Zwei Studien zu Stadtfinanzen im Mittelalter. 1986. 231 S. m. 12 Tab., kt. 3348-3 78. Hans Pohl, Hrsg.: Gewerbe- und Industrielandschaften vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Referate der 10. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vom 5.–9.April.1983 in Graz. 1986. 497 S. m. 73 Ktn., 7 Graph., 2 Diagr. u. zahlr. Tab., u. 6 Faltktn, kt. 4392-6

79. Anselm Faust: Arbeitsmarktpolitik im Deutschen Kaiserreich. Arbeitsvermittlung, Arbeitsbeschaffung und Arbeitslosenunterstützung 1890– 1918. 1986. VIII, 338 S., kt. 4422-1 80. Hans Pohl Hrsg.: Die Auswirkungen von Zöllen und anderen Handelshemmnissen auf Wirtschaft und Gesellschaft vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Referate der 11. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vom 9. – 13. April. 1985 in Hohenheim. 1987. 397 S. m. 21 Abb. u. 14 Ktn., kt. 4739-5 81. Werner Abelshauser, Hrsg.: Die Weimarer Republik als Wohlfahrtsstaat. Zum Verhältnis von Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Industriegesellschaft. 1987. 337 S., kt. 4738-7 82. Toni Pierenkemper: Arbeitsmarkt und Angestellte im Deutschen Kaiserreich 1880–1913. Interessen und Strategien als Elemente der Integration eines segmentierten Arbeitsmarktes. 1987. 391 S. m. 53 Tab. u. Schaubildern, kt. 4747-6 83. Uta Lindgren, Hrsg.: Alpenübergänge vor 1850. Landkarten – Straßen – Verkehr. Symposium am 14. und 15. Februar 1986 in München. 1987. 188 S., 26 Abb., kt. 4847-2 84. Hermann Kellenbenz / Hans Pohl, Hrsg.: Historia socialis et oeconomica. Festschrift für Wolfgang Zorn zum 65. Geburtstag. 1987. 369 S., kt. 4959-2 85. Renate Pieper: Die spanischen Kronfinanzen in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-hunderts. Ökonomische und soziale Auswirkungen. 1988. 333 S., 27 Tab., 17 Abb., 144 Tab. i. Anh., kt. 5086-8 86. Ulrich Kluge: Bauern, Agrarkrise und Volksernährung in der europäischen Zwischenkriegszeit. Studien zur Agrargesellschaft und -wirtschaft der Republik Österreich 1918 bis 1938. 1988. 515 S., kt. 4802-2 87. Hans Pohl, Hrsg.: Die Bedeutung der Kommunikation für Wirtschaft und Gesellschaft. Referate der 12. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozialund Wirtschaftsgeschichte vom 22.–25.April 1987 in Siegen. 1989. 485 S., kt. 5320-4 88. Rüdiger vom Bruch / Rainer A. Müller, Hrsg.: Formen außerstaatlicher Wissenschaftsförderung im 19. und 20. Jahrhun-dert. Deutschland im europäischen Vergleich. 1990. 304 S., kt. 5337-9 89. Hans Pohl, Hrsg.: The European Discovery of the World and its Economic Effects on PreIndustrial Society, 1500–1800. Papers of the Tenth International Economic History Congress. Edited on Behalf of the International Economic History Association. 1990. X, 330 S., kt. 5546-0 90. Peer Schmidt: Die Privatisierung des Besitzes der Toten Hand in Spanien. Die Sä-kularisation unter König Karl IV. in Andalusien (1798–1808). 1990. 356 S. m. 22 Abbildungen, zahlreichen Tabellen und Karten., 1 Faltplan, kt. 5585-1 91. Brigitte Maria Wübbeke: Das Militärwesen der Stadt Köln im 15. Jahrhundert. 1991. 308 S., kt. 5702-1 92-94. Hermann Kellenbenz †: Kleine Schriften 92. I. Europa, Raum wirtschaftlicher Begegnung. 1991. 441 S., kt. 5805-2 93. II. Dynamik in einer quasi-statischen Welt. 1991. 300 S., kt. 5854-0 94. III. Wirtschaftliche Leistung und gesellschaftlicher Wandel. Aus dem Nachlaß hrsg. sowie mit einem Nachwort, einem Schriftenverzeichnis des

Verfassers und einem Register für alle 3 Bände versehen von Rolf Walter. 1991. VI, 534 S., kt. 5896-6 95. Hans Pohl, Hrsg.: Staatliche, städtische, betriebliche und kirchliche Sozialpolitik vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Referate der 13. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vom 28.3.–1.4.1989 in Heidelberg. 1991. 395 S., kt. 5824-9 96. Ursula Beyenburg-Weidenfeld: Wettbewerbstheorie, Wirtschaftspolitik und Mittelstandsförderung 1948–1963. Die Mittelstandspolitik im Spannungsfeld zwischen wettbewerbstheoretischem Anspruch und wirtschaftspolitischem Pragmatismus. 1992. 413 S. m. 25 Tab., kt. 5799-4 97. Wolfram Pyta: Landwirtschaftliche Interessenpolitik im Deutschen Kaiserreich. Der Einfluß agrarischer Interessen auf die Neuordnung der Finanz- und Wirtschaftspolitik am Ende der 1870er Jahre am Beispiel von Rheinland und Westfalen. 1991. 157 S., kt. 5883-4 98. Ian Blanchard / Anthony Goodman / Jennifer Newman, Ed.: Industry and Finance in Early Modern History. Essays presented to George Hammersley on the occasion of his 74th birthday. 1992. 272 S. m. 10 Abb., 18 Tab., 5 Ktn., kt. 5806-0 99. Markus Bittmann: Kreditwirtschaft und Finanzierungsmethoden. Studien zu den wirtschaftlichen Verhältnissen des Adels im westlichen Bodenseeraum 1300-1500. 1991. 303 S., kt. 5914-8 100. Wolfgang Zorn: Wirtschaftlich-soziale Bewegung und Verflechtung. Ausgewählte Aufsätze. 1992. 530 S. m. 2 Faltktn. u. 29 Abb., geb. 6135-5 101. Dietrich Ebeling: Der Holländerholzhandel in den Rheinlanden. Zu den Handelsbeziehungen zwischen den Niederlanden und dem westlichen Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert. 1992. 241 S. m. 33 Abb., 3 Ktn., 2 Tab., kt. 5972-5 102. Ruth M. Vornefeld: Spanische Geldpolitik in Hispanoamerika 1750-1808. Konzepte und Maßnahmen im Rahmen der bourbonischen Reformpolitik. 1992. 300 S. m. 5 Abb., 14 Tab., kt. 6015-4 103. Manfred Pix / Hans Pohl, Hrsg.: Invention – Innovation – Diffusion. Die Entwicklung des Spar- und Sparkassengedankens in Europa. Zweites Europäisches Kolloquium für Sparkassengeschichte am 28./29. Mai 1990 in München. 1992. 236 S., kt. 6104-5 104. Peter Lewek: Arbeitslosigkeit und Arbeitslosenversicherung in der Weimarer Republik 1918-1927. 1992. 483 S. m. 23 Tab., kt. 6008-1 105. Christian Windler: Lokale Eliten, seigneurialer Adel und Reformabsolutismus in Spanien (1760–1808). Das Beispiel Niederandalusien. 1992. 577 S., kt. 6212-2 106. Eckart Schremmer, Hrsg.: Geld und Währung in der Neuzeit vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Referate der 14. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vom 9. bis 13. April 1991 in Dortmund. 1993. 343 S., kt. 6220-3 107. Karlheinz Wiegmann: Textilindustrie und Staat in Westfalen 1914-1933. 1993. 289 S., kt. 6194-0 108. Hartmut Benz: Finanzen und Finanzpolitik des Heiligen Stuhls. Römische Kurie und Vatikanstaat seit Papst Paul VI. 1993. 183 S., kt. 6204–1 109. Siegfried Epperlein: Waldnutzung, Waldstreitigkeiten und Waldschutz in Deutschland im hohen Mittelalter. 2. Hälfte 11. Jahrhundert bis ausgehendes 14. Jahrhundert.1993. 108 S., kt. 6305–6 110. Rudolf Holbach: Frühformen von Verlag und Großbetrieb in der gewerblichen Produktion

(13.–16. Jahrhundert). 1994. 764 S., geb.5820-6 111. Karl-Heinz Spieß: Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters 13. bis Anfang des 16. Jahrhunderts. 1993. XIV, 627 S., kt. 6418-4 112. Lambert F. Peters: Der Handel Nürnbergs am Anfang des Dreißgjährigen Krieges. Strukturkomponenten, Unternehmen und Unternehmer. Eine quantitative Analyse. 1994. 694 S., geb. 6288-2 113. Thomas Südbeck: Motorisierung, Verkehrsentwicklung und Verkehrspolitik in der Bundesrepublik Deutschland der 1950er Jahre. Umrisse der allgemeinen Entwicklung und zwei Beispiele: Hamburg und das Emsland. 1994. 379 S. m. 14 Abb., 62 Tab, kt. 6488-5 114. Eckart Schremmer, Hrsg.: Steuern, Abgaben und Dienste vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Referate der 15. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vom 14. bis 17. April 1993 in Bamberg. 1994. 247 S. m. 8 Abb., kt. 6518-0 115. Ekkehard Westermann, Hrsg.: Vom Bergbauzum Industrierevier. Montandistrikte des 17./18. Jahrhunderts auf dem Wege zur industriellen Produktionsweise des 19. Jahrhunderts. III. Ettlinger Tagung zur europäischen Bergbaugeschichte, 19.25. September 1993. 1995. 492 S., zahlr. Abb., kt., 6469-9 116. Ian Blanchard, Ed.: Labour and Leisure in Historical Perspective, Thirteenth to Twentieth Centuries. Papers presented at Session B-3a of the Eleventh International Economic History Congress, Milan 12th-17th September 1994. 1994. 198 S., kt. 6595-4 117. Markus Schreiber: Marranen in Madrid 1600– 1670. 1994. 455 S. m. 2 Ktn., kt. 6559-8 118. Paul Thomes: Kommunale Wirtschaft und Verwaltung zwischen Mittelalter und Moderne. Bestandsaufnahme - Strukturen - Konjunkturen. Die Städte Saarbrücken und St. Johann im Rahmen der allgemeinen Entwicklung (13211768). 1995. 446 S., Kartenmappe m. 3 Faltktn., 17 Tab., kt. 6555-5 119. Karl Christian Führer: Mieter, Hausbesitzer, Staat und Wohnungsmarkt. Wohnungsmangel und Wohnungszwangswirtschaft in Deutschland 1914–1960. 1995. 463 S., kt. 6673-X 120a. Wilfried Feldenkirchen, Frauke SchönertRöhlk und Günther Schulz (Hg.): Wirtschaft – Gesellschaft – Unternehmen. Festschrift für Hans Pohl zum 60. Geburtstag. 1. Teilband: Wirtschaft. 120b.Wilfried Feldenkirchen, Frauke SchönertRöhlk und Günther Schulz (Hg.): Wirtschaft – Gesellschaft – Unternehmen. Festschrift für Hans Pohl zum 60. Geburtstag. 2. Teilband: Gesellschaft, Unternehmen. 1995. Zus. XIV, X, 1249 S., geb. 6646-2 121. Albrecht Jockenhövel, (Hrsg.): Die Arbeiten der Montani und Silvani – Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Internationaler Workshop (Dillenburg, 11.–15. Mai 1994. Wirtschaftshistorisches Museum „Villa Grün“). 1996. 298 S., kt. 6644-6 122. Rolf Straubel: Kaufleute und Manufakturunternehmer. Eine empirische Untersuchung über die sozialen Träger von Handel und Großgewerbe in den mittleren preußischen Provinzen (1763 bis 1815). 1995. 588 S., kt. 6714-0 123. Mark Spoerer: Von Scheingewinnen zum Rüstungsboom. Die Eigenkapitalrentabilität der deutschen Industrieaktiengesellschaften 1925– 1942. 1996. 236 S., kt. 6756-6 124. Achim Knips: Deutsche Arbeitgeberverbände der Eisen- und Metallindustrie, 1888–1914. 1996. 319 S., kt. 6748-5

125. Natalie Fryde: Ein mittelalterlicher deutscher Großunternehmer. Terricus Teutonicus de Colonia in England, 1217–1247. 1996. 246 S., kt. 6817-1 126. Hildegard Adam: Das Zollwesen im fränkischen Reich und das spätkarolingische Wirtschaftsleben. 1996. 270 S. m. 1 Kte., kt. 6806-6 127. Dieter Ziegler: Eisenbahnen und Staat im Zeitalter der Industrialisierung. 1996. 604 S. m. 21 Abb., kt. 6749-3 128. Eckart Schremmer, (Hrsg.): Wirtschaftliche und soziale Integration in historischer Sicht. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in Marburg 1995. 1996. 364 S., kt. 6924-0 129. Hans-Liudger Dienel/Barbara Schmucki, Hrsg.: Mobilität für alle. Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt zwischen technischem Fortschritt und sozialer Pflicht. 1997. 267 S., kt. 6892-9 130. Ekkehard Westermann, Hrsg.: Bergbaureviere als Verbrauchszentren. Fallstudien zu Beschaffung und Verbrauch von Lebensmitteln sowie Roh- und Hilfsstoffen in Montandistrikten des vorindustriellen Europa (13. bis 18. Jahrhundert). 1997. 494 S., kt. 7005-2 131. Angela Verse-Herrmann: Die „Arisierungen“ in der Land- und Forstwirtschaft 1938–1942. 1997. 202 S., kt. 6895-3 132. Hans-Jürgen Gerhard, Hrsg.: Struktur und Dimension. Festschrift für Karl Heinrich Kaufhold zum 65. Geburtstag. Band 1: Mittelalter und Frühe Neuzeit. 1997. XXVI, 525 S., geb. 7065-6 133. Hans-Jürgen Gerhard, Hrsg.: Struktur und Dimension. Festschrift für Karl Heinrich Kaufhold zum 65. Geburtstag. Band 2: Neunzehntes und Zwanzigstes Jahrhundert. 1997. XVIII, 608 S., geb. 7066-4 134. Cord Ulrichs: Vom Lehnhof zur Reichsritterschaft. Strukturen des fränkischen Niederadels am Übergang vom späten Mittelalter zur frühen Neuzeit. 1997. 222 S., kt. 7109-1 135. Dieter Schott, Hrsg.: Energie und Stadt in Europa. Von der vorindustriellen ,Holznot‘ bis zur Ölkrise der 1970er Jahre. 1997. 207 S., kt.7155-5 136. Hans Pohl, Ed.: Competition and Cooperation of Enterprises on National and International Markets (19th–20th Century). 1997. 176 S., kt. 7142-3 137. Sabine Lorenz-Schmidt: Vom Wert und Wandel weiblicher Arbeit. Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in der Landwirtschaft in Bildern des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit. 1998. 310 S., 31 Taf., kt. 6988-7 138. Marcel Boldorf: Sozialfürsorge in der SBZ/ DDR 1945–1953. Ursachen, Ausmaß und Bewältigung der Nachkriegsarmut. 1998. 254 S., kt. 7237-3 139. Markus A. Denzel: Professionen und Professionisten. Die Dachsbergsche Volksbeschreibung im Kurfürstentum Baiern (1771–1781). 1998. 517 S., kt. 7244-6 140. Astrid Petersson: Zuckersiedergewerbe und Zuckerhandel in Hamburg im Zeitraum von 1814 bis 1834. Entwicklung und Struktur zweier wichtiger Hamburger Wirtschaftszweige des vorindustriellen Zeitalters. 1998. 315 S., kt. 7265-9 141. Andreas Otto Weber: Studien zum Weinbau der altbayerischen Klöster im Mittelalter. Altbayern – Österreichischer Donauraum – Südtirol. 1999. 479 S. m. 20 Ktn., 7 Taf., kt. 7290-X 142. Hans Cymorek: Georg von Below und die deutsche Geschichtswissenschaft um 1900. 1998. 374 S., kt. 7314-0

143. Oskar Schwarzer: Das ordnungspolitische Experiment der sozialistischen Zentralplanung am Beispiel der SBZ/DDR. Eine Effizienz-Analyse (1945–1989). 1999. XII, 422 S., kt. 7379-5 144. Birgit Buschmann: Unternehmenspolitik in der Kriegswirtschaft und in der Inflation. Die Daimler-Motoren-Gesellschaft 1914–1923. 1998. 453 S., kt. 7318-3 145. Eckart Schremmer (Hg.): Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Gegenstand und Methode. 17. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in Jena 1997. 1998. 228 S., kt. 7385-X 146. Michel Hubert: Deutschland im Wandel. Geschichte der deutschen Bevölkerung seit 1815. 1998. 368 S., kt. 7392-2 147. Hans-Jürgen Teuteberg und Cornelius Neutsch (Hg.): Vom Flügeltelegraphen zum Internet. Geschichte der modernen Telekommunikation. 1998. 480 S., kt. 7414-7 148. Karl Heinrich Kaufhold und Bernd Sösemann (Hg.): Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung in Preußen. Zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. 1998. 233 S., kt. 7424-4 149. Rolf Sprandel: Von Malvasia bis Kötzschenbroda. Die Weinsorten auf den spätmittelalterlichen Märkten Deutschlands. 1998. 207 S., kt. 7425-2 150. Anne Aengenvoort: Migration – Siedlungsbildung – Akkulturation. Die Auswanderung Nordwestdeutscher nach Ohio, 1830–1914. 1999. 371 S., kt. 7423-6 151. Reinhold Reith: Lohn und Leistung. Lohnformen im Gewerbe 1450–1900. 1999. 476 S., kt. 7512-7 152. Thomas Rhenisch: Europäische Integration und industrielles Interesse. Die deutsche Industrie und die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. 1999. 276 S., kt. 7537-2 153. Angela Schwarz: Der Schlüssel zur modernen Welt. Wissenschaftspopularisierung in Großbritannien und Deutschland im Übergang zur Moderne (ca. 1870–1914). 1999. 423 S., kt. 7520-8 154. Wolfgang König: Geschichte der Konsumgesellschaft. 2000. 509 S., geb. 7650-6 155. Christoph Bartels / Markus A. Denzel (Hg.): Konjunkturen im europäischen Bergbau in vorindustrieller Zeit. Festschrift für Ekkehard Westermann zum 60. Geburtstag. 2000. 272 S., kt. 7684-0 156. Jürgen Schneider (Hg.): Öffentliches und privates Wirtschaften in sich wandelnden Wirtschaftsordnungen. Referate der 18. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vom 7. bis 9. April 1999 in Innsbruck. 2001. II, 266 S., kt. 7868-1 157. Elisabeth Weinberger: Waldnutzung und Waldgewerbe in Altbayern im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert. 2001. 315 S., kt. 7610-7 158. Dagmar Bechtloff: Madagaskar und die Missionare. Technisch-zivilisatorische Transfers in der Früh- und Endphase europäischer Expansionsbestrebungen. 2002. 258 S., geb. 7873-8 159. Rainer Gömmel u. Markus A. Denzel (Hg.): Weltwirtschaft und Wirtschaftsordnung. Festschrift für Jürgen Schneider zum 65. Geburtstag. 2002. XVI, 410 S., geb. 8043-0 160. Kristina Winzen: Handwerk – Städte – Reich. Die städtische Kurie des Immerwährenden Reichstags und die Anfänge der Reichshandwerksordnung. 2002. 206 S., kt. 7936-X

161. Michael Pammer: Entwicklung und Ungleichheit. Österreich im 19. Jahrhundert. 2002. 318 S., kt. 8064-3 162. Bernhard Löffler: Soziale Marktwirtschaft und administrative Praxis. Das Bundeswirtschaftsministerium unter Ludwig Erhard. 2002. 658 S., geb. 7940-8 163. Markus A. Denzel / Jean Claude Hocquet / Harald Witthöft (Hrsg.): Kaufmannsbücher und Handelspraktiken vom Spätmittelalter bis zum 20. Jahrhundert / Merchant’s Books and Mercantile Pratiche from the Late Middle Ages to the Beginning of the 20th Century. 2002. 219 S., kt. 8187-9 164. Manuel Schramm: Konsum und regionale Identität in Sachsen. Die Regionalisierung von Konsumgütern im Spannungsfeld von Nationalisierung und Globalisierung. 2002. 329 S., kt. 8169-0 165. Rainer Metz: Trend, Zyklus und Zufall. Bestimmungsgründe und Verlaufsformen langfristiger Wachstumsschwankungen. 2002. XVIII, 533 S., geb. 8238-7 166. Jürgen Schneider (Hrsg.): Natürliche und politische Grenzen als soziale und wirtschaftliche Herausforderung. Referate der 19. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vom 18. bis 20. April 2001 in Aachen. 2003. 299 S., kt. 8254-9 167. Albert Fischer: Luftverkehr zwischen Markt und Macht (1919–1937). Lufthansa, Verkehrsflug und der Kampf ums Monopol. 2003. 367 S., kt. 8277-8 168. Bettina Emmerich: Geiz und Gerechtigkeit. Ökonomisches Denken im frühen Mittelalter. 2004. 334 S., kt. 8041-4 169. Günther Schulz, Christoph Buchheim, Gerhard Fouquet, Rainer Gömmel, Friedrich-Wilhelm Henning, Karl Heinrich Kaufhold, Hans Pohl (Hrsg.): Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Arbeitsgebiete – Probleme – Perspektiven. 100 Jahre Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. 2003. 661 S., geb. 8435-5 170. Christine Reinle: Bauernfehden. Studien zur Fehdeführung Nichtadliger im spätmittelalterlichen römisch-deutschen Reich. 2003. 589 S., geb. 7840-1

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FRANZ STEINER VERLAG STUTTGART

Wie finanzierten die Städte im Mittelalter den Bau und den Unterhalt ihrer Pfarrkirchen? Wer verwaltete die Gelder und pflegte die Ausstattung? Welchen Einfluss hatten die Gemeinden auf ihre Kirchen? Die fabrica ecclesiae, auf Deutsch: das „Bauwerk“ oder die „Bauhütte“ der Kirche, war ein Fonds zur Finanzierung der Pfarrkirche. Aus ihm entwickelte sich eine der wichtigsten Institutionen der mittelalterlichen Stadt: die „Kirchenfabrik“. Im Zentrum der Untersuchung stehen die Rechnungsbücher der Kirchenfabriken, die erstmals systematisch ausgewertet wurden. Zusammen mit weiteren Quellen geben diese Aufschluss über die Administration und das Geschehen in der Kirche, über die Einbettung der Kirche in die Stadt sowie über die sozialen Verflechtungen der Verantwortlichen.

www.steiner-verlag.de Franz Steiner Verlag

ISBN 3-515-08548-3

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