334 96 9MB
German Pages 240 Year 1828
Saſchen Bibliothet der
wichtigſten und intereſſanteſten
See -und Land-Neiſen herausgegeben Won
goachim Heinrich gåck,
.W
Sinigl. Bibliothekar zu Bamberg.
18. Bändchent.
Rü r n berg . 1828 .
Inhalts , Anzeige. Seite 5
literatur .
1. Reiſe desvenezianiſchen Patrijiers ſ. Barbaro in Namen ſeiner Republik nach der Tartarei und Perſien 1473. 4. d. Latein , überſ. und in gedrängier stürze mitgetheilt von N. Fiedler aus Bamberg . II . Auszug aus der Reiſebeſchreibung des
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venezianiſchen Patriziers Ambros Co 115 tareni, als Geſandten zu dem Stönige Uſun Tafam von Perſien 1473 – 97.
A. 0. Latein. liberſ. von M. Fiedler. III . Auszüge aus der Reiſebeſchreibung eines unbekannten ital . Siaufnanincs vom Jahre 1507 — 1520. A. 0. Latein , überſ. v . M. Fiedler .
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30
IV . Reiſebeſchreibung des Engländers A 113 ton Jenkinson, von Rußland bis
Boghar in der Tatarei im Jahre 1557 . 4. d. Latein. überf. v. M. Fiedler.
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Bardhen - Bibliothek wichtigſten und intereſſanteſten Reiſen durdy
Per ſie 1 . Mit Landfarten , Planen , Portraits und anderen Abbildungen.
0011
Mehren
Gelehrten ,
und herausgegeben Won '
go a ch im Heinrich gå cf, Stönigl. Bibliothekar zu Bamberg." ,
I. Theil.
1. Bändchen .
Nürnberg. Verlegt von Haubenſtricker und von Ebujør. 18 2 8 .
"
Perſie it..
Die erſte Reiſe in dieſes land , welche den Earos påern mitgetheilt wurde , verfaßte der berühmte Ves nezianer Marco Paolo aus den J. 1272 93 ; fie
wurde in viele Sprachen überfekt , und öfters aufges legt. (S. China Båndchen 1. II. d. Tarch .: Bibl.) Nach ihm ſind uns die Berichte einiger ſeiner Landss leute , Catarins Ben o 1471 , als : Joh. Bars baro , Ambr. Contareni , und M. Aluvig is
von 1473-74 durch Ant. M a n uz zugekommen , welche als Geſandte am perſiſchen Hofe im XV. und XVI. Jahrhunderte geweſen find.
In der Ramus
fiſchen Sammlung befindet ſich der Bericht eines itao
R() ECAP
liſchen Staufmannes ,
welcher 1507 -- 20 Perſie'n
durchreiſte; in jener von Purch a s iſt die Reiſe der Engländer J. Cartwright , dann Ant. Jenkins ron 1562 , Joh. Neuberie 1581 ,, und der Brüder A. und R. Sheiklen , welche 1599 — 1601 am Hofe des Schaches Abbas verweilten . Der geheinte
Sekretår Testander, welcher den Geſandten S. N its
63831
.6
dolph's II. , Stephan Stakar ch 1602 an den pers ſiſchen Hof begleitete , ließ zu Altenburg 1609. 8. reine Reiſe mit Stupfern erſcheinen .
Ein Linbekannter,
Namens Johann von Perſien , machte die Merks
würdigkeiten Perſien’s zu Valladolid 1604. 4. bes Die Reiſe der Engländer Joh. Salbant kannt. und Robert Cobert aus Indien nach Perſien 1609 wurde von Job. de faet in die elzeviriſche Schade Sammlung über Perſien aufgenommen . iſt , daß der Venezianer Peter della Valle bei
ſeinen Geſandtſchaften am türkiſchen , perſiſchen und indiſchen Hofe · 1614 - 26 zu leichtgläubig war , wie aus ſeinen vertrauten Briefen erhelit , welche zu Nom
-1650 , 58 , 63. 4. in 4 Theilen erſchienen, weder durch die wiederholten Auflagen , noch durch die Ueberſekuns
gen in das Franzöſiſche und Deutſche von dieſem Flecken gereinigt worden find. Merkwürdig iſt die Reiſe des Englånders Rich . Steele aus Indien
tiach Perſien bis Bagdad 16
1615 .
Die Reiſe des
ſpaniſchen Geſandten Garc de Silva Figueroa von 1619 – 24 wurde in das Franzöſiſche und Engliſche übertragen . - Auch die Reiſe Th. Herbert's von 5626 – 27:nach Perſien , und Oſtindien wurde aus dem Cugliſchen in das Holländiſche und Franzöſiſche über:
feßt. Berückſichtigung verdient die Reiſe von Nir. Hemm nach J 8 pahan 1623 .
Nie erhielt ſich
eine Reiſe : Beſchreibung längere Zeit , oder durch imebre Sprachen und Auflagen in Adytung , als die
..7
neue Orientaliſche des båniſchen Sekretárs 28. Olegs rius an der Seite der Geſandten I. 4. 0. Main: delsloe , J. Anderſens und V. Yverſens
Neben 6 teutſchen Auflagen zu Schless 1636–38. tig und Hamburg erhielt ſie eine holländiſche , italis Iche , franzöfifche und engliſche Ueberſetung , und Die Reiſe wurde noch im Auszuge mitgetheilt. des Holländers Sam . gmbrecht blieb unbeachtet.
Deſto mehr Ruhm erwarb die Reiſe J.
B. Davers
nier's , welcher 1636-64 ſiebenmal am perſiſchen Hofe war , neben 4 franzöſiſchen Ausgaben noch durch die Ueberſeßung in das Franzöſiſche und Teutſche.
Aber keine frühere Reiſe : Beſchreibung kam jener J. Chardin's an Wichtigkeit des Inhaltes in gedrångs ter Stürze gleich . Er war 1664—90 , und 1671 – 77 in Perſiert und Ditindien , der türkiſchen , perfiſchen und arabiſchen Sprachen ſehr - kundig , begleitet vont
berühmten Maler Gelot, und unterſtüßt yon Herb. Diager und einem guten Mathematiker Indiens. 4. Dauliers Deslandes ſchilderte die Vorzüge Perſiens , und ließ gute Abbildungen zu Paris 1673 beifügen. Frper's Reiſe von 1676–81 ,wurde aus dem Engliſchen in das Holländiſche überfekt. Der Bericht des franzöſischen Miſionårs Sanſon von 1683-86 wurde in das Teutſche überſekt, und wiederholt aufgelegt. Der ſchwediſche Geſandt: fchafts - Sekretár Eng. såmp fer machte nicht allein
1683–85 hócht wichtige Beobachtungen, ſondern auch
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reiche naturhiſtoriſche Sammlungen, fvelche jeħt großens theils im brittiſchen Müfeum zu London ſich befins den. Die Reiſe Fr. st. Schillinger's dus Et: tingen , des . Dieners zweier Jeſuiten nách Perfien und Oftindien 1699 1102 ift nicht einer , vielweniger dreier Auflagen würdig gewefen . Ein Gleiches gilt von iener P. Lucas. Le Brun's Reifen nach Moss kau , Perſien und Oſtindien 1704 -5 håtten ſich im Anſehen erhalten , wenn ſie auch nicht öfters aufges legt worden waren.
Die Reiſe des fchottiſchen
Arztes J. Bell 1715 , wurde erſt 1966 in das Frans sofiſche überſeßt. Bemerkenswerth ift J. J. Stetts Ier's und J. O. W o r ins Reiſe von Batavia nach Ispahan in den J. 1716 - 18. Was der Miſſionår de lå Maje berichtete , tvar nicht von Bedeutung : wohl aber die Geſchichte der leßten Perfiſchen Revolus tion von 1709 bis 1730 , welche vom Jeſuiten du. Cercea u aus den hinterlaſſenen Handſchriften des Ordens • Genoſſen Struſinsk 1128 herausgegeben , gleichzeitig in das Engliſche uud Teutſche åberſekt
wurden.
Sehr ungeſchminkt iſt die Reiſe des Pas
riſer Akademikers Otter , welche von Schad erfi 1781 verteutſcht wurde. J. Han w a y's Tagebuch durch Rußland und Perſien 1743 — 45 wurde um ro fchneller von Bernoulli verteutſcht, als es zugleich Nachrichten über die Nevolution Perſiens enthielt, in
das Holländiſche überſekt, und zu London wiederholt 1772 , 4. erſchienen war.
Auch S. 6. Omelin's
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Reife 1910–12 tvurde von den Teutſchen beſonders
deßwegen verſchlungen , weil ſie mehre Nachrichten vom Schach Nadir enthielt, welche jenen von Hans way zum Theile widerſprachen .
In den neueſten
Zeiten erregten beſonders Intereſſe die Reiſen von Olivier , Mottrave , Moginié, Jves , Fot: fer , Franklin , kunoon , St er · Porter, Grandpré, Ferrières - Sauveboeuf, Faus bert , Morier , Waring , stogebue , WA61, und Anderer.
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I. Reiſe des venezianiſchen Patriziers Jos Teph Barbaro im Namen ſeiner Res publik nach der Tartarei und Perſien 1473. Aus dem Lateiniſchen überſekt , und in ges
drängter Kürze mitgetheilt von Michael Fiedler aus Bamberg *).
Wirçlandeten zu Cartus. Dieſe ſchöne Stadt ges borcht dem Dulgador , deſſen Bruder Sefficar *) Der Verfaſſer dieſer Reiſe ſtarb im hohen Alter zu Venedig 1494. Dieſe wurde zuerſt daſelbſt von ihm ſelbſt in italiſcher Sprache verfaßt,
der Sammlung von Ramuſio ſpåter einges reihet , unter dem überſcßten Titel : „ Itinera . rium
ad
Tanaim
et in Persiam " mit den
Scriptoribus reruin Persicarum zu Frankfurt 1601. Fol. , und im Ausjuge durch Job. von
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heißt. Obgleich die Landſchaft ein Theil son: Selein : Armenien iſt , id fteht ſie doch unter der Bothmås figkeit des Sultans. Nach der Bemerkung des Leonel a viu $ helft dieſe Landſdaft oder Provinz Dulgadir ; bei uns
führt ſie theils den Namen 4 :1adoule , theils Alas
doule. Die türkiſchen Jahrbücher nennen ſie Diuls Baridis, deren Beherrſcher A ladeule. Dieſe Lands fchaft , von den Gebirgen St a p p adoziens einges : fcloffen , grångt gegen Syrien an aleppo; gegen das perſiſche Reich an Klein : Armenien ; ge: gen das türkiſche Reich an Amalien ; gegen Cars manieii au Ada 11 a und Tarſus.
Die Stadt vat 3 Meilen in umfange ; zu ihr
führt eine ſteinerne Brücke über den Sluß, welcher fie rings umfließt. Die Burg , ſchön aus Steinen ers baut , iſt groß ; die Stadt ſelbſt liegt auf einer Anbåbe.
Von da kommt man in einer Tagreiſe zur rehr großen Stadt Aden , welche gleichfalls ein nicht uns La et zu Leyden 1633. 18. aus der elzeviriſchen Druckerei mitgetheilt , wie es vor uns liegt.
(Ludewigs und Jochers Wörterb. , dann Viss de hist. Lat. IIl. 8. , und Lambec. prodrom .) Der urſprünglich italiſche Titel iſt : Viaggio di Josaphat Barbaro , Ambasciatore di Venc tia alla Tana , in Persia. Venetia 1543. 8.
Nuova edizione.
(Jäck.)
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bedeutender Fluß beſpühlt; über denſelben führt eine feinerne , 40 Fuß lange , in Bogin getbeilte Brücke. Uden und die benachbarte Landſchaft hat Weberfluß an Baumwolle. Sie gehorcht dem Sultan , ungeachs tet ſie in Stlein - Armenien liegt.
feonclavius bemerkt , daß der Fluß , welcher
beide Städte beſpühlt, der Cyd n us der Alten ges weſen ſei, die Türken nennen ihn Caruſu , von der ſchwarzen Farbe reines Fehr tiefen Waffers. Viele Schlöffer und verwüſtete Ståbte ſieht man bis zu den Ufern des Euphrat ; auf eitiem türkiſchen Schiffe , in welche: n ſich 16 Pferde für den Staiſer
befanden , reßten wir über dieſen Fluß. Un dem ents gegengerekten Ufer des Fluſſes übernachteten wir in
den Dérfern der Armenier , Die nächſte Stadt, auf welche wir ſtießen , war Drpha , welche einige für das alte Ederra balten ; ſie gehorcht dem urrams beus und wird von ſeinein Bruder Balibeck vers
waltet.
Von ihrem früheren Glanze verlor fie ſehr .
viel durch die Verwüſtung der Türken , während affam beus Bir belagerte. Von hier kamen wir zur Stadt Medina an dem
Fuße der Berge ; den Eingang zu ihr geſtatten nur Leitern , deren Stufen gehauene Steine, 4 Schuhe groß , über eine italieniſthe Meile betragen . An iha rem Ende führt ein . Thor durch eine lange Straße in
die Stadt ; der Berg iſt reichlich mit Quellen ſüßen Waliers verſehen . Zu einem m feilen Berge in
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der Stadt , mit einer ſehr feſten Burg , führen gleichs falls Leitern und Stufen ; sie eingefallenen Wände
der Burg dienen als Mauer und Marktplaß für die zahlreichen Bürger, welche hier mit Seide und Haums wolle Handel treiben .
Von Medin a kamen wir in 6 Tagreiſen zuk Stadt a franchi ph , welche deru a frambeu
ges
borcht. Wendet man ſich rechts , ſo ſieht man viele Höhlen und Gemächer in einen kleinen Berg gehauen, welche zum Aufenthaltsorte der Menſchen dienen , an
der linken Seite des Berges liegt die Stadt mit eis
nem berühmten Marktplake , welcher 1/2 Meile groß ift , mit Palåkten und einigen Moſcheen. Ueber den See und Fluß Sert , dem alten Tigris , welcher bei der Stadt vorbei fließt, führt eine hölzerne Brücke. Ueber dieſen Berg kommt man auf eine Ebene mit
einigen Hügeln , und nach 2 Tagen gegen Oft zur Stadt Sairt. - Sie hat die Geſtalt eines Dreiecked, und wird durch ein Staftel mit vielen Vorwerken auf
der einen Seite geſchüßt; die Mauern deſſelben ſind theils eingefallen . Die Stadt hat 3 Meilen im Ums fange, viele Einwohner ſehr ſchöne Gebäude und Tems
pel , und vorzügliche Quellen ; 2 große und reiſende Flüffe, deren einer Betelis , der andere Isan beißt , durchftromen fie. So tveit erftreckt fich stleits Armenien
Jekt müſſen wir die Lånder an dem Taura , melcher son ſchwarzem Meere nahe bei Erapejan
14 beginnt, und ſich gegen Oft bis an den Perfiſchen Meer:
buren ausbreitet, durchwandern . Zuerſt fößt man auf ſehr hohe und rauhe Gebirge; ivelche It'orden bewols nen, die eine von ihren Nachbarn verſchiedene Sprache
reden , und rehr grauſame: Råuber ſind. Ihre Woh: nungen ſind: fô auf Bergrüuen und: rauhe: Abhänge
gebaut, daß, kaum ein Reiſender ihren Hånden entflies ben kann. Mir ſelbſt begegnete dieſes unglück: Denn
als: wir am 4. April 14-74 frühe aus der Stadt Chei ran , welche: einem Varallen. des. Arrambe us ges
borcht , gegangen waren ., und kaum die: Hålffe unſe: res Weges zurückgelegt hatten , wurden wir auf einem fteilen Abhange : von den Sturden angefallen . Der Geſandte desi uframbeu s und einige meiner Leute fielen , ich ſelbſt. verwundet, rettete mich mit Mühe durch die Slucht . Am dritten Tage betraten wir die
Stadt Vaftan , welche beinahe gånzlich zerſtört , mit wenigen . Einwohnern kaum 300 Håurer. hat. 2 Tags
reiſen davon liegt Chov, gleichfals zerſtört, mit nur 400 Häuſern ..Als wir an das Ende des: Berges Taus ruis gekommen waren , führte mich ein anderer Weg: weiſer. in 3. Tagen nach Tauris , dem Ecbatana der Alten , und der Hauptſtadt Medien's.
Soltania , eine ehmals berührte Start , ohne Mauern mit einem Staſtelle , deſſen Mauern damals eingefallen waren , iſt ziemlich groß , hat 4 Meilen im
Umfange, viele Einwohner, und Ueberfluß an Quellen , Wenn man von Sültania gegen Schiras reift,
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kommtman zuerft in die kleine Stadt Culperdean , deren eingefallene: Mauern auf ihre frühere: Größe ſchließen laſſen ; ſie hat gegen: 2500 Häuſers, Pon. da Fetraten wir die Stadt Spahan , ( 185
faban ) , welche ringsum mit: einem :Walle aus Naren und einem Graben umgeben 4.Meilen,im. Umfange hat.. Rechnet: man róth die Vorſtådte: binzu , welche:
ſo ſchöne Gebäude , wie die Stadt, ziereni, po mag ſie fich: auf.10 : Meilen erſtrecken ... Die früher. zahlreichen , kriegeriſchen: und ſehr reichen: Einwohner ſollen ſich
oft: gegen ihre: Krónige emport : haben , und als vor. 20 Jahren Giaura, ſich der perfiſchen Herrſchaft. bemachs tigte , fou er: bei einem Aufſtande jedem ſeiner Soldas ten.befohlen haben , ein Haupt zu bringen ;-Dadurch ents: ftand ein ſo großes. Morden in der Stadt , daß jest: kaum der ſechſte: Theil der frühern Bevölkerung übrig ift.. Jn der Stadt ſieht man viele Alterthümer. und
ſehr:ſchöne: Stunftwerke. Unter dieſen zeichnet ſich ein viereckiger: See : mit rehr. Klarem und: ſchönem : Waſſer aus ;: um diefen: ftehen verſchiedene Säulen und Staufs manns- Budenz, welche Nachts. zur Sicherheit der Waas ren : mit einer. Verzäunung umgeben werden. Andere bewunderungswürdige. Gebäude:übergehe ich ;die Volk&. Bahli beläuft: ſich in der Stadt und den Vorſtådten, auf 150,000 .,
Die volfreiche: Stadt Carran , in welcher viele Gewånder aus Seide und Baumwolle verfertigt wers
den , iſt mit einer Mauer uingebeil , und bat eitjen
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Umfang von beiläufig 3 Meilen und überdies noch mehre und große Vorſtådte. Von da begaben wir uns nach Com , einer Stadt mit ſchlechten Gebäuden ; ſie hat 6 Meilen im Umfange, und eine Mauer. Die Einivohner treiben weder Acker : noch Weinbau ; in mehren Gärten werden die beſten Melonen erzeugt ; einige wiegen 30 Pfund , ihr Fleiſch iſt weiß und
ſchmeckt ſo ſüß wie Zucker; fie gåhlt 20,000 Häufer . Im Verfolge unſerer Reiſe kamen wir zur Stadt ge $ d ; welche von Seiden -Wirkern bewohnt wird ; der Umfang ihrer Mauer betrågt bei 5000 Fuße. Ihre Worſtådte ſind groß ; ihre meiſten Bewohner treiben Weberei; die beſte Seide wird hierher in reichlicher Menge aus Strana , Aji und den Propinjen gegen gaga tagus und das Starpiſche meer gebracht. Soweit reifte ich gegen Süd. Aus meiner Rückx reiſe gegen Of will ich zuert ſprechen von Schiras, der lebten Stadt Perſicas gegen Diten . Sie if groß, beträgt mit ihren Vorſtådten bei 20,000 Schritte, ift ſehr volkreich , und hat ſehr viele Staufleute , weil alle von Ere , Sarmakand und andern oflichen Provimien nach Perſien Reiſenden durchgehen. A rambeu $ umgab ſie mit einem ſehr hohen , und fer ten Walle aus Naren und mit einem Graben ; ſie zeigt ſehr ſchöne Tempel und künſtliche Gebåude ; ihre See lenzahl belduft ſich über 200,000. Von hier kommt man auſſerhalb Perfien zur Stadt Ere in der Provinz 3 Agatais ſie gehört det
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Sohne des Sultans Buſech ; ſie iſt zwar groß , aber
um ein Drittheil kleiner, als Schiras.
Von da
führt nördlich durch Wüſten, unfruchtbare und waffers arme Gegenden , ein Weg von 40 Tagreiſen nach Sars
macand ; diefe Stadt gleichfalls in der Provinz Za: gatai ijt Tebi groß und bevölkert. Durch ſie gelen
und reiſen zurück die- Staufleute von Sini, Mazini und Cathaen ; dieſe Provinjen habe ich nicht ſelbſt geſehen ; die Betvohner der großen Provinzen Sini und Naçinli folien Goßendiener feyn . Wer von Tauris nach dem Perſiſchen Meerbu:
ſen reiit, muß über Cuer ch , einer kleinen aber an eis nem günſtigeni Orte gelegenen Stadt. Von Ormuş
zurück führt der Weg über kar , einer ausgezeichneten und großen Stadt mit einem Handlungsplake.
Umfang beträgt 2000 Fuße.
Ihr
Von da kommt man auf
Schiras ; dann zuin großen Dorfe Camāra , bei welchem man einen runden , gegen 6- Fuße hohen Berg
erblickt ,'auf deſſen ebenen Scheitel 40 Säulen ſtehen , welche chilmin a r, d.i. 40 Säulen heiſſen . Jede der: relben iſt 20 Ellen bod und ſo dick, daß kauni 3 Männer
ſie umſpannen können ; einige von ihnen ſind zuſams mengeſtürzt, hier mag ehemals ein prachtiges Gebäude geftanden ſeyn . Der Boden iſt ein Stein, in den Ger Halten von menſchen eingegraben ſind, von gigantiſcher Größe ; vor allen ein Bildniſ in einem Streiſe , in der Art wie wir unſern Gott Vater avvilden , mit einer
fürciſe in der Hand ; unter demſelben ſind kleinere fis 18tes B. Perſien. 1. 1 :
2
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guren ; ferner die Abbildung eines Mannes, welcher
fid),auf einer Bogen ſtůſt; dieſcu halten ſie für Šas lo mno. Weiter unten fichen weit mehre, welche ein
höher ſtehender Mann mit einer påbſtlichen Infel und init erhabener und offener Hand zu regnen ſcheint. Ties fer erblickt man das Bild eiues ſtarken Reiters, welchen
ſie für Samſon halteil. Nach dieſen folgen mehre Månner mit langen Haaren in från fiſcher Kleidung. In 2 Tagreiſen konimt mau zur Stadt Thimar, in1 ebenſoviel Zeit zu einer zweiten , wo die Mutter Salomos begraben ſeyn ſoll. Zur Stadt Debebeti
fülren 3 Tagreiſen , zur ehenials großen und ſchönen Stadt Vargau gwei; fie zählt jeħt 1003 Håuſer. Zur Stadt Defter führen 4, nach Tatier 3 Tagreis ren ; in einem Tage kommt man nach Y asdenl.; von da zur kleinen Stadt Meruth , und in 2 Tagen nach
Gnerde11., wo die Abrainer wohnen , welche ents weder ihr Geſchled ) t von Abraham leiten , oder der
ron Neligion befolgen . JN 2 Tagen kommt man zur Stadt Naim von 500 Häuſern , in zwei zur Stadt Naijan , und in ebenſovielen Tagen zur kleinen Stadt Hartiſtan mit 500 Hduſern . Nad cairan fluid 3 Tage , und ebenſoviele von Safran nach Com . Von Com reift mgu in 1 Tage nach Sava,
welches 1000 Häuſer enthält. 3 Tagreijen von Sava liegt die kleine Stadt Euchar , und ebenſoviele Tag: reiſen entfernt Soltania.
van Tauris bis zu den Provinzen , welche ges
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gen Oft am Stafpifchen Meere liegen , und zu sagas tai gerechnet werden, führt folgender Weg. Von Tauris bis Soltania find 7 Tagreifen , von Soltania bis Euchar 3 , von Euchar bis Sava 4, von Sava bis zur kleinen Stadt fi dim 4, von bier bis zur kleinen und wenig beivonnten Stadt
X bei 3, von bier bis zur kleinen Stadt Sarri, ebenſoviele, von hier bis zur kleinen Stadt Sinda 4r von hier bis zur kleinen Stadt Tremigat 4 , und von hier bis Bilan 6 Tagreiſeit .
Hierauf folgt Strava ; von ihr hat die Sefte der Stravanier ihren Namen ; die Stadt liegt an
Stafpiſchen Meere in einer ungeſunden und Getreidaus men Gegend ; deßwegen ißt inant hier Reis . Anadie : ſem Meere liegen uoch andere Serter , wie Labank bent und Mandrad: an ; in dierent wird die befit Seide von ganz Perrien geſammelt. Wenn man von Trapezu n t bis Tauris gegex Súd reiſt , ſo muß man über Berge und durd , unbas
wohnte Wålder, Ivo man auf einige Villen und kleine Schlöſſer füßt. Das erſte Baiburtl , in eiuem Chale , - ringsum vøll Bergen eingeſchloſſen , ift trit guten Mauern umgeben und wohl befeſtigt ; der Bos.
den iſt fruchtbar ; es hat 500 Häuſer; als ſeinen Sjerrn erkennt es deni arrambeus. Ju 5. Tagreiſen kummit
man zur ehemals großen ,jetzt faſt ganz zerſtörten Stadt Ar zinga . Von hier bis an den Fluß Euphrat
find 2 Meilen , über denſelben führt eine ſteinerne
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Hrůcke von 17 Bogen . 5 Tagreiſen von Arzinga lebte dania $ in den Schloße Carputh Deſpinas catur , die Gemahlin des Afrain be us , die Tochs ter des Heberrſchers ron Trap ¢ u 11 t. Dann koins men die wohlbefeſtigten Schlórier Mofchollt , Hals la und Thené. Jedes hat bei 500 Häuſer , bei ih: nen läuft ein großer Fluß vorbei , welcher nicht weit
von Carputh entſpringt. Die Bewohner dieſes Dis ftrietes beiſſen Coinari, d. i. die Vieb zu chttreis benden. Gegen Oft liegt das Schloß Pallu auf eis sein Felſeri, mit beiläufig 300 Häuſern an einem Fluſſe. Von da kommt man gegen denſelben Himmelsſtrich zum Schloße A n u s auf einem ſchlecht bebauten Bos den . Der Weg führt dann nach Turkom anie n, den eheinaligen Groß : Armenien ; die Bewohner
veſſelben heiſſen Caraculu , 0. i. fch w arze Wids der ; wie die Bewohner Perſien & und von Zagas tem accortu , D. i . weiße Widder.
Hier zeigt ſich zuerſi das kleine und gut befeſtigte Schloß M us auf einem Berge ; unter demſelben liegt
eine polfreiche Stadt mit einem Umfange von 3 Meis 3 Tagreiſen davon liegt das ſchöne befeſtigte Schloß Alhart, an einem Sce, welcher in der Långe
lell .
159 in ſeiner größten Breite 50 Meilen beträgt. 15 Dieilen davon gegen Nord liegt ein anderer Cee mit
einem Infange vou beiläufig 80 Meilen . Unter Albart liegt eine Stadt mit 100 Hauſern. An dem zweiten See liegt die ziemlich ſchöne und bemauerte Stadt
21 Seus.
In einer Eagreiſe lång8 der Meeresküfte
kommt man zur Stadt Herzis, nicht weit son derſels ben führt über einen Fluß eine Brücke. 5 Meilen von dem See ſieht man das befeftigte Schloß Orias ; der See breitet ſich eine halbe Tagreiſe gegen Ort aus ; an ibm liegt die Stadt Coi.
5 Tagreifen von Eo i iſt eine Ebene , auf welcher ehemals eine große Stadt ſtand , welche in der Folge son Tamerlan zerſtört wurde. Hier findet man viele Villen , und nach dieſen einen See , welcher in der Långe 200,000 und in der Breite 30 Schritte bei
trågt. Endlich kommen die 2 Stådte Terſu und Zer -rifter ; beide zåhlen beinahe 3000 Häuſer. Die Reiſe von Tauris gegen Olt , uud bisweis len gegen Nord , wenn man einige Orte in der Mitte auſſer Acht lågt, hat keine Schwierigkeit. Ju beiiäufig 12 Tagen kommt man nach Sam m a ch i einer Stadt Medie n’s in der Provinz Eherichia ; ihr Behers ſcher beißt Siruanfcha , die Stadt kann , wenn es - die Nuth erfordert 10,009 Reiter in das Feld ſtellen .
Vom Starpiſden Meere , welches ihr zur Rechteu liegt , iſt fie
Tagreiſen entfernt. Zur Linken hat ſie
Mengrelien, dus rch warie Meer , und Caita es do 6 am Euße des kaſpiſchen Berges. Die Stadt ift groß und hat gegen 5000 Häuſer ; ihre Bewohner, größtentheils Armenier , terdaftigen fich mit der Vers
fertigung von Seidengeugen .
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Von da iſt eine Eagreiſe bis Derbent eine Stadt , welche Alexander der Große am Staſpis ſchen Meere erbaut haben ſoll , ſie liegt eine Meile von dem Berge auf welchem ein Schloß ſteht , defien 2 mauern bis an die Wogen des Niceres reichen . Ders
$ ent in unſerer Sprache Enge , Engpaß, beißt heut zu Tage Thamircapi, eirerne Pforte. Es ( cheidet Medien von Albanien , welches jekt einen Theil der Tartarei ausniacht; ſo zivar, daß diejenigen , wvelde aus Syrien oder Perſien in die Cartas
rei reiſen, nothwendig durch dieſe Stadt sehen miſs fell. Dem ziviſchen dem ſchwarzen und kaſpiſchen Meere dehnen fich in einem Zwiſchenraunie von 500,000 Fußen ſehr hohe Berge und Thåler aus, welche kleine
Baunkönige bewohnen ; niemand getraut aus Furcht vor Räubern durch dieſe zu gehen . Am Staſvifchen Meere liegt die Stadt Bachu, nach welcher jeßt das Si aſpiſche Meer benannt wird. Nahe bei derſelben entguillt aus einem Berge ſchwarzes , ſtarkriechendes Del , welches die Bewohner anzünden , und ihre Sias mele mit demſelben gegen die Raude, welcher ſie ſehr
ausgeſekt find , einre:ben .
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II. Auszug '18 der Reiſebeſchreibung des venetianifden Patriziers Ambros Cons
tareni als Geſandten zu deni Sönige uſu'n Caffam von Perſien 1473 – 77. Aus dem Lateiniſden überſetzt von
Michael Fiedler *). Die Stadt Theodolia coder Taffa) an den Ges ftaden des ſchwarzen Micces, iſt ein beſuchter und bes *) Viaggio di A. Contareni , Ambasciadore di Venetia , ad Ussun - Cassam ', kė di Persin .
Nuovaediz. Ven . 1543. 8. Dieſe Reiſe wurde vom Nürnbergiſchen Patrijier jak. Gcuder aus Herolmberg in das Lateiniſde überlebt, der Frankfurter Sammlung pertiſcher Gegenſtande 1601 eingeieihet , von Peter van der Wa in cas Franzöſiſche überſckt, und mit defien
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rihniter Handelsplat mit ſehr vielen Einwohnern, ? welche wie das Gerücht geht , reich und machtig ſind. Am 15. Juni 1473 regelten wir von Caffa,mit gutem Winde in das ſchwarze Meer , und ſteuerten in serader Richtung auf Tina. Als wir ſchon bei
20 Meilen zurückgelegt hatten , mußten wir , wegen
der Gefährlichkeit dieſes Plakes auf Ermahnung der Schiffer, das Schiff gege: Piari ui ) Phafis rich , ten. Um 29. Juni kam ich in den Ort Varti ; die Pferde wurden an das Land gebracht , und nach Pha: fis , welches 60 Meilen entfernt liegt , geführt. Varti iſt ein Schloß und kleines Dorf in Ming: relien. Der Beherrſcher des Landes heißt Gocs
bola ; ilm gehört auch Caltichea , ein unbedeus tender Ort am ſchwarzen Meer. Man findet da wes der Seide , noch Hanf, noch Wachs ; die Bewohner ſind ſehr armſelig.
Am 1. Juli kamen wir in die Mündung des Phas ſi 6. Ich begab mich auf einen Stahn , und ſtieß auf eine Inſel , auf welcher Detes , Medea's Vater,
Recueil de divers. voyages curieux verbun :
den . ( Jocher , Zedler , Meuſel , Geßner, Poſs revin , Miraeus. Voss hist. Lat. iv . ) Wir benußfen : Jo. de Laet Persia. Lugd. Bat. 1053. 18. P : 209 - 214. , s. Excerpta quaedam ex Itinerario A. Contareni Ven. Reip. Legati ad Usuo Cassanum .
(Jae ch .)
25
regiert haben ſoll.
Hier übernachteten wir , rehr be:
unruhigt durch die Stiche der Müden . Am folgendent Tage beſtieg ich einen Stann , fuhr bei der Stadt Afro an dem Geſtade , das ringsum
mit Wåldern
verſehen iſt , vorbei , hier iſt der Fluß nur zwei Steins
würfe breit ; ich ſtieg an das Land , und verweilte 2 Tage.
Die Stadt Phaſis in Mingrelien gehört deni Fürften Hendian , welcher ein kleines Gebiet hat, das kaum 3 Tagreiſen groß , allenthalben mit Wåls dern uud Bergen umgehen iſt , ſeine Bewohner ſind
roh , und kommen den Thieren gleich . Sie bereiten Bier , und haben wenig Storn und wöhnliche Speiſe iſt Buchweißen , gekocht wird. Nichts fehlt ihnen triebſamkeit , um ſo viele Fiſche in
Wein . Ihre des welcher wie Brei als Fleiß und Bes dem Fluſſe. zu fans
gen , als zu ihrem Unterhalte nöthig waren. Sie nens nen : fich Chriſten , . und beobachten die Gebräuche der Griecben , welche ſie durch den graſſejten Aberglauben entitellt haben .
Am 4. Juli verließ ich Plaſis , fekte über den Fluß , legte in 2 Tagen , fortwährend durch Wålder und über Berge , einen großen Theil von Mingres lien zurück , und kann gegen Abend nach M a z us, wo Bendian , mit ſeinem ganzen Hufe unter Bius men ruhte.
Am 7. Juli führte uns der Weg fortwährend über Berge und durch Wålders, ami fuigenden Tage Terten
wir über den Fluß, welcher M i n.grelien von Geors sien trennt.
Am
11. Juli kamen wir auf Cotas
ch is , einer kleinen Stadt , mit einer aus Steinen erbauten Feftung auf einem Hügel , nebſt einem alten Tempel. Am 12ten brach ich auf , ging fortwährend åber Berge und durch Wålder , und übernachtete am Fuße des Berges : zunächſt liegt das Schloß Scans der; die Reſidenz des Stonigs Pangrates. Ich wurs de ju ilm geführt, und erhielt einen Wegweiſer. Um 15ten fetzte ich die Rciſe durch Wålder und über fdireckliche Gebirge mit der größten Beſdwerde fort. Am 17ten kamen wir zur Stadt Goridell, welche unter der Bothmäßigkeit des Königs von Georgien Reht ; fie liegt in einer Ebene , hat ein feſtes Schloß ; ein großer Fluß läuft an ibt vorbei. Die Provinz Georgien übertrifft Mingres
lie'ni ein wenig an Fruchtbarkeit; die Einwohner find jedoch einander hinſichtlich der Sitten und Lebensart gleich .
Am 20. Juli verließen wir dieſen Plat , reiften fortiválrend über Berge und durch Wilder ; bisweis len trafen wir einige Dörfer, wo ſvir uns Lebensmits tel verſchafften. Wir übernachteten im Grafe an Quellen hingelagertz auf dieſe Art durchreiſten wir ganz Mingrelien und Georgien .
Ám 22. Juli
beſtiegen wir einen Berg von unermeßlicher Hole, und erreichten kaum gegen Abend den Gipfel deliels
ben , wo wir übernachten mußten , obwohl wir mans
27
gel an Waſſer litten . Am folgenden überſtiegen wir den Berg , und kamen zuerft in das Gebiet des uſun Caffam, den Anfang Armeniens. Gegen Abend kamen wir in das Schloß Reo auf einer Ebene an
einer ſehr tiefen Fluſſe; auf der anderen Seite um: gibi pe ein ſehr hoher Berg. An dem Ufer deſſelben iſt ein von Arnieniern bewohntes Dorf ; in der Burg
liegt eine Beſatzung von u run Cariam . Um 26. Juli verließen wir Reo , kamen über einem Berg in cine Ebene ,hinab , dann zum Berg Nod , welcher wegen feiner Höhe das ganze Jahr mit Schnee bes deckt iſt.
Dann jog fich die Reiſe durch geräumige
mit Hügeln beregte Ebenen. Am 30. Juli erreichten wir das Schloß Chiagri , welches den freien Ars meniern gehört. Am 1. Auguft kamen wir gegen Abend auf ein armeniſches Dorf , am Fuße eines Hers
ses. Am folgenden Tage reßten wir über den vor: bei- laufenden Fluß. Zur linken Seite erblickt man 11 armeniſche Dörfer in einiger Entfernung von eins ander.
Dieſe Gegend iſt die fruchtbarſte und anges
nehmfte in ganz perſien.
Am 3. Auguft erreichten wir Nacht: die Stadt Marerichi , und fekten der anderen Dags darauf in der größten Hiße über Ebenen unſere Reiſe zu Pferd fort , ohne einen Trunk reinen Waffers zu er: halten . Am folgenden Tage betraten wir Tauris oder Ecbatana : es liegt in einer Ebene , und tvird
28
von einem ſchlechten Walle von Erde umgeben.
In
der Nähe erblickten wir die tauriſchen Berge. Am 22 ten verließ ich Ecbatana. Die Gegend ,
durch welche wir reiſten , war überall eben , rehr ſels ten mit Hügeln umgeben , dürr , und wegen angel der Flüſſe baumlos , mit Ausnahme der Ufer
fels
ben . Wir ſtießen auf kleine Dörfer , ruhten Vorinits tags auf dem Felde , welches uns auch zum Nachtlas ger diente ; in den Dörfern verſchafften wir uns die Auf dieſe Weiſe erreichten wir am Lebensmittel. 27. September. die Stadt Soltania mit einer ges råumigeu Burg und mit Mauern . In ihr erbliit man 3 eherne Thore , welche zu Damask verfertigt wurden .
Die Stadt auf einer Ebene wird von bes
nachbarten Berghóßen umgeben ; jedea Winter wans dern die Einwohner wegen der Stålte aus.
Den 23 .
September reiſten wir bald, über Ebenen , bald über Hügel , und übernachteten im Felde. Den 4. October landeten wir bei der Stadt Sena ; ſie liegt ohne Mauern auf einer Ebene , und wird von einigen våus
men umgeben . die Stadt Stoa .
Den 6. October erreichten wir frühe Die nicht ſehr große Stadt auf eis
ner Ebene iſt mit einer aus Lelinen erbauten Mauer
umgeben. Sie hat viele Einwohner und Ueberfluß an Alem .
Den 11. October erreichten wir die Stadt
Starfan , welche fchöner als Sto mi iſt ; an folgenden
Tage die Stadt Neth as auf einer Ebene , welche Heberfluß an Bein bat.
29
Den 28. Detober reßten wir unſere Reiſe über eine Ebene fort; deri 3. November tam ich zur Stadt
Spaan ( 98faban ) , wo ſich urrun Carran aufhielt. Die Stadt von einem Walle aus Erde ums gcben , liegt in einer Ebene , und bat Ueberfluß an allen Bequemlichkeiten des Lebens.
/
30
III. Auszüge aus der Reiſebeſchreibung eis nes unbekannten italiſoen fi auf mannes vom Jahre 1507 bis 1520.
Aus dem Lateiniſchen überſetzt von Michael Fiedler *). Von Alexpo reiſte er ab , kam zuerft über den Eus Stadt Bir an Geſtade deſſel: pH rat in die kle ben ; der Sultan Sarabe e d unigab ſie mit einer
Mauer ; ſie hat ein ſchönes und feſtes Schloß.
*) Excerpta ex itinerario Itali Mercatoris Ano
nymi , apud Ramusium , interpreto Jo. de Laet. Lugd. Bat. ex off . Elzevir. 1633. 18. P: 214 - 220. Das Original betitelt ſich : Viag gio d'un Mercante nella Persia , dall'anno 1507 șino all'anno 1520 ; uella Raccolta de' viaggi di Kamusio Vol.lí. p .78. (Ja eck.)
31
bemerkt auch
alle Stådte und Schlöſſer jenſeits des
Eupbrats båtten iminer unter der Herrſchaft des perfiſchen Stónigo geianden , iu wie die Lån: der diefſeits des Fluſſes untez dem Sultanate von Aegypten . Von Bir kommt man in 2 Tugen nach Orfa,
welches die Einwohner für ſehr alt ausgeben , und Nimrud erbaut haben ſoll. Der Umfang der Stadt
beträgt 10,000 Fuße ohne dem Graben ; in ihrer Mitte ftehen 2 fchöne und hohe Säulen , welche jenen vor dem Gebånde des 1). Markus zu Venedig midt
nachſtehen . Eirie [chine Quelle treibt in der Stadt 7 Mühlen , und beiváſſert die benachbarten Felder ; man nennt ſie die Quelle Abrabani’s .
Gegen
6000 Schritte außerhalb der Stadt iſt ein Brunnen, deifen Waffer den Auslaß beilen fou. Die vorzüglich ſchöne Stadt hat viele Palåſte und 10– 12 Tempel, welche bąufig mit Marinor ausgelegt ind . Ihr Ge: biet ist ſehr reißend und fruchtvar ;, die Stadt ſelba ift die Hauptiadt der Provints Diarbeck . Zwei Tagreiſen von Orfa liegt auf einem kleie nen Serge des Schluß . Ju milen mit einer . rawas
den Mauer , und cinem engen Graben aus Steinen , In ihrer Umgebung ſi: 3 viele Höhlen in den Felſer,
welche den kandleuten , vorzüglid den robin , zum Aufenthalte dienen . Das Land iſt ſo dürr , daß in deil Frühlings : Monaten das Regenwaſſer in Ziſternen ges ammelt werden muß.
Drei Tagerciſen von dieſem
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Schloſſe liegt die fehr große Stadt Caramit , wels che Conſtantin erbaut haben roll ; ſie hat im Ums fange 10 – 1200 Fuß , ſtarke Mauern aus natürlichen
Steinen mit '360 großen und kleinen Thürmen von bewunderungswůrdiger Bauart. In der Stadt ſieht mau viele prachtvolle Ternpel und inarmorne Palåſte mit griechiſchen Inſchriften . Sie hat Ueberfuß an Waſſer und Quellen ; unter den Flů;,en , welche ſie
beſpühlen , iſt der Set merkwürdig , welcher in den Wintermonaten außerordentlich anſchwilt , reißend nach Arian chif fich ſtürzt , und bei Bagdad fidh in den Euphrat ergießt.
Von Caramit iſt eine Tagreiſe zum ſchönen Schloſſe Dedu , welches mehre Dörfer unter ſich hat. Von Dedu komint man in einem Tage zur
ſchönen Stadt Mirdin , mit einem Umfange von 4 – 5000 Schritten auf einem hohen Berge ; ſie bat ein Schloß mit ſtarken Mauern , prächtige Palåſte und
Teinpel . Wenn ſie nicht an Waſſer , welches beinahe falsig ift , angel litte , fo tvůrde ſie die ſchönfte Stadt der Provinz Diarbeck feyn . ♡ on Mirdin liegt zwei Tagreiſen entfernt ges. sen Norden die Stadt Gijire auf einer Inſel ; fie wird von Armeniern , Curden und andern Vðikern bewohnt; der Fluß Set , welcher an ihr vorbei läuft,
beriihrt den benachbarten Berg , auf welchem ein Schloß ſieht. Dieſe Stadt wird von den nach Tau: ris Reiſenden zur Rechten gelaſſen .
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Bier Tagreiſen davon liegt Afan chif, die Haupts ftadt von Diarbed ; ſie hat 4-5000 Fuß im Ums fange , eine Mauer an dem Fuße eines Berges ; an ihr läuft der Fluß Set vorbei. Sie iſt ein bevölker: ter Handelsplaß . In der Nähe der Stadt ſind 2
Schlöſſer; außerhalb derſelben 4 Vorſtådte ; gegen Often ſind an dem Abhange eines Berges ſehr viele Höhlen in die Felſen gehauen , welche einer mittel: mäßigen Stadt gleich kommen . Unter dieſen liegt eine andere Vorſtadt mit prächtigen Gebäuden ; jens ſeits des Fluſſes befinden ſich an den ſchroffen Ufern
deſſelben ähnliche Höhlen und ausgezeichnete Palåſte mit ſehr ſchönen Stufen , welche zu dem Fluſſe bins
abführen. Von dieſer Vorſtadt führt eine ſehr ſchone und bewunderndivůrdige Brücke zur Stadt. Fünf Tagreiſen von a ranch if liegt auf einem gevirgigten und dürren Se. rauhen Berge in ein gend das Schloß Safondeur. Ein wenig von der Straße abwärts werden bei der Stadt Sert Gall:
åpfel und Staftanien in reichlicher Menge erzeugt.
Unter a ranch if ſind die 3 ſehr ſchönen Schloſs fer Airu , Sanroit und Arcem.
Bitlis , eine mittelmäßige Stadt, ohne Mauern , fpird durch ein ziemlich großes Schloß auf einer Un ,
höhe vertheidigt. Die Stadt liegt ziviſchen ſehr hohen Bergen in einem Thale. Dieſe Gegend iſt ſo lange dem Schnee ausgeſeßt , daß die Einwohner vor deut 18tes B. Perſien , 1. 1 .
3
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20. April nicht fåeu können.
Die Stadt durchſchnei:
det ein Fluß .
Zwei Tagreifen von Bitlis iſt das kleine Stas fel Totavan auf einem Berge , welcher an einen
falzigen See grånzt; er hat 300,000 Fuß in der Långe, und 150,000 in der Breite ; in der Nähe ivohnen vor: züglich Armenier auf fehr vielen Dörfern. An ber jftlichen Seite deſſelben liegen 4 Schlöſſer : Totas Dau , Vafan , Van und Belgari ; an der weſtlis chen 3 , Argis , Abalgiris , und Se alata. Dies
fes jeßt kleine Schloß zeigt aus ſeinen Ruinen , daß es früher eine große Stadt war. Zwiſchen Totas van und Vaſta n liegt eine Inſel 2000 Fuß über das Ufer erhöht , ein nackter Fels , welcher ganz von der Stadt , die 2000 Schritte im Umfange hat , ums
geben wird. Sie heißt #rming, und wird von vies
ten Arnieniern befvohnt. Den See ungeben zwei fehr bohe , mit Schnee bedeckte Berge. Zwei Tagreiſen entfernt liegt das Schloß V as fan , welches I s na el ro zerſtörte , daß nichts als
ein Dorf mit einem Marktplate übrig blieb. 911 långlicher Geſtalt liegt auf einem Felfett eine Tagreiſe entfernt , das Schloß van ; es hat 1000
Schritte iin Umfange , und iſt über ejue Meile von dem See entfernt.
Drei Tagreiſen von Dan wird das Schloß Elas.
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tamedia , von Turkomatten Betvvhnt; 3 Tagereiſen weiter Merent ; ( eine ehemals große Stadt , wie
ihre alten Gebäude beweiſen ) auf einer Ebene mit vielen kleinen Flüffen und ſehr ſchönen Gårten . Drei
Eagreiſen von Merent iſt eine ſehr fchöne Ebeve , rings von Bergen umgeben ; in ihrer Mitte liegt die große Stadt Coi , deren frühere Größe man aus den Crůmmern der Gebäude ſieht. Der Stönig von Perz fien , Scha s J &mael, erbaute hier einen prachtigen Palaft , Doulet bana , d . i. fchou e $ H aus ges nannt .
Von da kommt man über die kleine Stadt Soc
phian , und endlich zur ſehr berühmten und alten Stadt Tauris , von der wir oben mehres erwähnt baben .
Ardevil iſt 4 Tagreiſen von Dauris entfernt . MN a umutaga , ein ſehr feſtes Schloß am kaspiſchen Meere , hat einen Hafen , in welchem die Schiffe von
Sara und Narandran mit Waaren aller Art , welche nach Sum mach ia und Tauris geführt werden , landen .
Von dieſem Schloſſe find zwei
Zagreifen nach Summachia , einem großen uud berühmten Handelsplake .
Von M a umutaga führt ein Weg ju 1 Lagrei: ren durch die Provinz Servan nach Derbent ; ſie bat nicht weit vom kaspiſchen Meere 3 große Städte,
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und eben ſo viele Staftelle. Die Hauptftadt iſt Sums mach ia , eine Tagreiſe vom Meere. Nicht weit davon liegt auf einem ſehr hohen und
felſigten Berge das Schloß Suliſtan , mit einem febr beſchwerlichen Zugange.
37
V. Reiſebeſchreibung des Engländers ans ton Jenkinſon von Rußland bis Boghar in der Tartarei iin Jahre 1557. Aus dem Lateiniſchen überfekt von Michael Fiedler *).
Am 12. Mai 1559 verließ A. Jenkinſon alsOber: befehlshaber einer Flotte von 4 Schiffen den Haven von Graverand , und wurde Begleiter des ruſſiſchen
*) A. Jenkinſon , ein geſchickter engliſcher Staufs marin wurde 1557 von der Moskowitiſchen Ges
ſellſchaft in England abgeſchickt , einen Weg für die Handlung nach Bokhara in der großen Bucharei auszuforſchen, welcher Zweck aber durch die råuberiſche Lebensweiſe der Usbeckiſchen Tars Er machte ſpäter noch drei Reiſen von England nach Rußland , eine
taren vereitelt wurde .
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Geſandten 3 fe
nepe a Gregor o wich , welcher
mit ſeinem Gefolge auf 05.11 Schiffe, die Schlüffels Blume genannt, ſich befand. Sie regelten um Nors wegen , kamen am 12. Juni nach St. Nikolaus in Rußland , und fuhren dann nach Moskau. Von hier fuhr Jenkinſon in 21 Franzöſiſchen Meilen nach sfolloin , ohngefähr eine Meile von hier ergießt ſich der Fluß Mioska u in die Oka ; von ib:
ſogar als Geſandter der Stonigin Eliſabeth , und 1562 noch eiie in Handlungs:Angelegenheis ten nad Perſien . Er verfaßte ſorgfältig alle ſeine Benierkungen auf den Reiſen in Briefen
an die Moskowitiſche Gefellſchaft uno Private, Purchas in ihre vaterländiſchen Sammlungen aufgenommen , ſondern auch in das Franzöſiſche überlebt, und dem Recueil des Voyages au Nord eingerihet wurden . Sie find beſonders
welche Briefe nicht nur volljackluyt und
wegen der Breiten ſehr ſchånbar , welche er an den Orten ſeines Aufenthaltës náhm. Die Moss
kowitiſche Geſellſchaft veranſtaltete eine beſons dere Ausgabe derſelben unter dem Titel : " The voyages of Persia by the Merchants of Lon
don ; " Prevo ft überſetzte ſie in das Franzöſi: ſche , aus welchem ſie auch in die eigeineine Hiſtorie der Reiſen Theil Vil. S. 519 — 55 über: tragen wurden . Ein lateiniſcher 4118zug aus
Den verſchiedenen Ausgaben findet ſich in : Jo.
de LaetPerlia. Lugd. Bat. 1603. 18. p .259–268, welchen wir bier benutzteni . ( Jaeck )
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rem Zuſammenfluſſe bis zum Schloſſe Terre vetisto find s .Meilen. Wenn man dieſes zur Rechten låßt,
führen 8 -Meilen zum Schloſſe . Peroslave ;. vou da bis zu den Trümmern des alten Rejania ſind 6, bis
jur Feſte Terrecot 12 Meilen , bis zum Schloſſe Carris mehre Meilen ; zur Linken von dieſem bis Moroni 20, bis Nyse : Novogorod 25 Meileil. Hier ergießt ſich die Doca in die Wolga ; bis Vas
filiogorod führen 25 , bis zum Staftelle Sabo tv ib as re 16 ; bis zum Schlofie Sugaftio 25, bis Saza u
noch viele Meilen. Die Inſel, aufwelder die Stadt Aftrach a n liegt , iſt vom Aequator 49 Grade und 19
Minuten entfernt. Von dieſer Inſel ergießt ſich in verſchiedenen Strümmungen ein Flaß in das Staspiſche Meer ; ſeine öſtliche Mündung iſt von Aftra ch an 20 Meilen entfernt. Wenn man von dieſer Mündung långs des Geſtades gegen Norden reiſt , erblickt man zuerſt die Inſel A csurgar mit einem hohen Berse, und 10 Meilen davon die Inſel B a w biata , welche noch viel höher als die erfere liegt. Beide liegen an einein Meerbuſen , welcher ſich gegen Norden ausbreis tet , und das himmelblaue Meer heißt.
Von
diefer Inſel kommt man zur Landſchaft Baugle as tàn , welche von der Mündung der Wolga 74 Meis len , voin Aequator 46 Grade und 14 Minuten gegen
Norden liegt. Hierauf reiſten ſie 10 Meilen långs des Geſtades gegen Often , und fekten über den Fluß
Jaie ; - von der Mündung, deſſelben liegt beinahe eine
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Tagreiſe entfernt die Stadt Sera chick; fie gehorcht
dein Tartaren - Fürfien ; ihre Einwohner treiben Viehzucht, und find ſehr råuberiſch. 16 Meilen von
Jaic fuhren fie über einen 6 Meilen breiten Meers buſen , und kainen an ein Vorgebirge ; nach deſſen ues
berſieigung gegen Norden die Stufe wieder erſcheint,
und einen Buſen öffnet, in welchen ſich der Fluß Vem aus der Provinz Tolmack ergießt. Nach 24 Meilen ftoßt man auf eine Inſel mit vielen Sandbånken , und hinter diefer gegen Norden auf einen Meerbuſen . Die Reiſenden um den Sandbanken zu entgehen , wendeten ſich rechts gegen Ofen, und erblickten nach 30 Meilen die Meereskúſte mit hohen und feilen Bergen wieder. Als ſie långs der sëůſte hinfuhren, kamen ſie zuerft an einen Meerbuſen und eine hervorragende Landſpige. Wegen ungünſtigen Windes warfen ſie in dem Hafen Manju slave Anker, und kauften ſich am 3. Sept. bei ihrer kandung für theures Geld Stamele. Hierauf betraten ſie das Gebiet des Tartaren
Sultan Timor, und kamen über waſſerloße Lånder am 5. Oktober wieder an einen Buſen des Staspifchen
Meeres, in welchen ſich ehmals des Orus ergoß ; jeßt ergießt er ſich in den Fluß Ardock welcher gegen Nord fließt, und ſich unter der Erde verlieren , nach einem ungeheueren Ziviſchenraume wieder erſcheinen , und ſich in den Sce Stith a y ergieffen rou.
Ju 9 Tagreifen erreichten ſie das Schloß Sellis
jure, welches damals A fim Chan beberrſchte. Es 1
1
41
liegt auf einem hohem Berge ; die Wohnung des Chan iſt aus Lehm erbaut. Gegen Süden liegen niedrige und fruchtbare Lånder ; die große und ſaftreiche Frucht D 7. nie gebrauchen die Einwohner nach Tiſde als Ses
trånke ; die Frucht Carbure von der Größe einer ftarken Gurke , hat eine gelbe Farbe und einen lieblis chen Geſchruack; Tegur eine Art Storn , deſſen Halm To dick wie das Zuckerrohr iſt, wird hoch, das Storn ift wie der Reis ; an der Spitze des Rohres wie Weins trauben ſich ausbreitend.
Zwei Tagreiſen ſind von Sellizure bis zur Stadt Urgence , welche der Sultan Ali , Azim s
Bruder , beherrſchte. Er hatte vor kurzem die Stadt Coraran an den Gränzen Perfieus erobert. Die Stadt Urgelice auf einer Ebene , mit einem Wale aus Lehm , hat im Umfange 4 Meilen ; die Gebåude
beſtehen aus angehåuften Raſenſtücken ; fie hat eine
bedeckte Straſſe , welche zum Handelsplate dient. Die ganze Landſchaft vom Staspiſchen Meere bis zur Stadt heißt Turkoma nien , und gehorcht deni
Sultané Uzim und deſſen Brüdern , weldie unter ſich im Zwieſpalte leben, und von verſchiedenen Müttern geboren ſind.
Die meiſten Einwohner leben auf dem
Lande von großen und dickſchwänzigen Schafen ; ſie ges brauchen kein Geld , ſondern treiben Tauſchhandel, ers ren kein Brod, aber deſto mehr Fleiſch i fauere Pferdes Milch dient innen als Trank.
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Von urgence reiſten Tie 100 Meilen långs des
Fluſſes Orus , fetten über den großen und reiſenden Fluß Ardoc , und kamen am 4. Dezember zum Stas ſtelle St ait, welches.de: Sultan Saramet, der Brus der des Königs von urgence beherrſcht. Am 13. September kamen ſie zur Stadt soghar
in
actrien, ſie liegt auf einem niedrigen Boden ,
und iſt mit einem hohen , aus Lehm erbauten Walle untgeben ; zwei Cheile derſelben bewohnt der Stónig.
in dem dritten wohnen die Staufleute und Handwers ker getrennt.
Die Häuſer ſind aus Raren erbaut ;
nur wenige Häuſer , einige Tenipel und ſehr prachts polle Båder ſind aus Steinen erbaut, durch die Mitte der Stadt låuft ein kleiner Fluß mit ungeſundem Waſſer, welches denjenigen , welche es zu trinken nicht gewohnt find , an den Schenkeln Würnier zwiſchen Haut und Fleiſch erzeugt. Niemand darf hier etivas
anders trinken , als Waſſer oder Pferde:Milch . Strenge wird gegen diejenigen verfahren , welche Brantwein
oder einen åhnlichen Trank zu ſich nehmen .
Diere Landſchaft gehorchte ehemals den Perſern ; ihre Bewohner reden heute noch die perſiſche Sprache,
führen aber beftindig der Religion wegen mit den Pers ſern Strieg , wiewohl ſie der Lehre Mahomets aus hången. Dieſe Tartaren ſcheeren die Oberlippe glatt , wie die Perfer , welche ſie a phars d. i. Treulore nennen .
43
Obgleich ihr Stönig Bogar , ton allen verkåuffis chen Gegenſtänden den zehnten Theil erhålt , ſo iſt er doch weder mächtig , noch reich . Im Falle der Noth entreißt er ſeinen Unterthanen mit Gewalt, ſo viel ihm beliebt, ihre Münzen find theils von Silber, theils von Erz ; eine ſilberne gilt 12 engliſde Denaren , 120 er : serne , deren eine poole heißt , machen eine ſilberne aus . Der skönig åndert nach Willkühr den Wertb beider Münzen . Auf demſelben Wege kehrte I e nis kinſon wieder nac Rufland zurück.
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VI. Anton Jenkinſons zweite Reiſe von Rußland nach Perſien im Jahre 1562. Aus dem Lateiniſchen überſekt von Michael Fiedler *). Von der Wolga fchiffte er in das Kaspische M e er , und vor jenen 3 Jnſeln vorbei, welche- 9 Meis len von der Mündung der Wolga entfernt ſind , ses gen Süd- Weſt regelnd , kam er 40 Meilen von dieſen zu den 4 Inſeln Ehallica O ftriva. Am folgens
den Tage ſahen fie in derſelben Richtung die Stadt ; Tuke m in der Provinz Tumen , dem Aufenthaltss Orte ſehr vieler Seeråuber. Ohngefähr 40 Meilen gegen Oſten ſteuernd , kamen ſie auf Sandbånke ; der
Gefahr des Schiffbruches entgangen , erreiciten ſie die *) Itinerarium e Ruſsia in Persiam a. 1562.
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ſchöne Jurel Chatalet , welche bei - 100 Meilen von Chalica Oftriva entfernt iſt. Hier ſchwebten ſie in der größten Gefahr, Sturm zu leiden . Von da ges
gen Süden regelnd , ſtießen ſie auf die Provinz S hos /
ru a 11 sha, wvarfen 150 Meilen von Cb atalet Ans ker, und landeten gegen Of bei der Stadt, Derbent,
welche dem Könige Hyrcaniens gehorcht. Die alte Stadt Derbent hat ein altes Schloß
auf dem Berge Eaſtow ; es iſt nach Art der Euros påiſchen aus natürlichen Steinen erbaut, bat hobe und dicke Mauern . Ihr Erbauer Alerander der Große
führte die ſehr hohe und dicke Mauer bis zur Geors
giſchen Stadt Tiflis ; fie liegt am Meere, 41 Grade vom Aequator gegen Norden .
Von da reiſten ſie gegen Often, und landeten nach 80. Meilen bei Shabron ; von hier kam er zu Lande auf einem Stamele in 6 Tagen nach Shamakia
( Summachia ) im Reiche Shirvan , den alten Hyra canien , deſſen Beherrſcher Obdolucan iſt.
Hyrcanien , eine ehemals ſehr berühmte Lands ſchaft , hatte ſo viele Städte , Dörfer und Schlöſſer, daß ſie mit Þerfien & Stónigen an Macht wetteifers
te ; jeßt aber ſind die meiſten Städte zerſtört , und ihr Stónig iſt den Perſern zinóbar.
Die Stadt Summa ch ia , 7 Tagreiſen vori Meert entfernt , if merkwirdig wegen eines aus den Hirns
fchalen der Einwohner erbauten Thurmes , und wird jeft vorzüglich von Armeniern bewohnt. Die Stadt
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urraſh in derſelben Provinz , an den Gränzen Ges orgien 8, il jeßt ein ſehr befuchter und reicher Hans delsplat, und hat die meiſten Seidenzeuge. Nicht weit von Summ a c ia ſieht man das vor einigen Jahren von den Perſern zerſtörte alte Staftell Gullift an. Ju dieſer Provinz liegt der ſehr hohe Berg Quiquifs. Am 6. Oktober brach Jenkinron von Su ms machia auf , und kam nach 36 Meilen zum Dorfe
2avaten , bei welchem der Fluß Cor , vorbeilâuft, welcher auf den Gebirgen Georgie 12 $ entſpringt, und ſich siviſchen den 2 alten Städten Shabran und Back in das Stasſpiſche Meer ergießt.
Weber
eine große , von rohen Völkern bewohnte Ebene führs ten 10 Tagreiſen zur Stadt Ardovill. Dieſe ſehr alte Stadt der Provinz A derraugan ift 38 Grade som equator entfernt.
Vier Tagreiſen von Ardovil gegen Weſten liegt Cauris, die größte Stadt Perſiens. - Von & rs dovil reiſte Jenkinſon in 10 Tagen nach Casit, der Reſidenzſtadt Perſiens.
· Dieſelbe Reiſe machte im Jahre 1565 Arthur, Eduards Sohn , aus England.
Als er den 31.
Juli von u ſtrach an abgereiſt war , kam er 23. Aus guſt in Den Haven Nazauon , und von da in 6 Tagen nach Sham makia (Sammachia). Daſelbſt ftarb im Monate Oktober Shyrvans Stönig Dbs Dolucan .
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Im folgenden Jahre ſchiffte von Aftredan in 8 Tagen zur Stadt Gilan , und ging in 4 Tagen nach Casb is .
Es war das Jahr 1679, wo wieder Reiſende aus Rußland über Aſtrachan bis zur Stadt Bildih in
der Provinz Sirvan kamen . Damals befaſſen ſie die Dürken , nach Eroberung der Stadt Derbent. Bildih iſt vom Aequator gegen Mitternacht 40 Grade und 25 Minuten , und von Badu eine Tagreiſe oder 6 Meilen entfernt.
Derbent liegt nach ihrer genauen Beobachtung ooni Aequator gegen Norden 11 Grade und 62 Bis nuter .
Von hier bis Bildih zählt man über 46 Tagreis ren . Von Summ a ch i a bis Bachu 10 Leuken oder 30 engliſche Mçilen. Von Bach u bis Bildib reift man zu Lande in 5 oder 6 Meilen , zur See in 12.
48
기
VII. Reiſe des Engländers Johann Newberie von Aleppo bis Drmuz im Jahre 1681-82. A. 8. Latein. überſ. durch Michael Fiedler *) .
Den 19. März reifte Newberie von Aleppo . weg , ging Nachmittags bei dem großen Thurnie Hoab auf einem hohen Berge vorbei , und erreichte gegen Abend das Dorf Halſe.
Am 20ten kam er nach Bir an dem öſtlichen Ufer des Euphrat ; hier resten ſie auf einem Stabne über den Fluß , und fuhren am 26ten bei dem Dorfe Naich gleich fals àm öflichen Euphrat : Ufer vorbei.
*) Itinerarium Jo . Newberie Angli ab Aleppo ad Ormuzium a . 1681 interprete Jo . de Laet.
Lugd. Bat. 1633. 18. p. 269-278.
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Den 27ten regelten fie bei dem zerſtörten Schloffe Balerien am weſtlichen Ufer vorbei , und bald dars auf bei der kleinen Stadt Gabbar auf einen Berge anı öſtlichen Ufer ; den 28ten bei der alten Stadt
Racca mit einemt zerſtörten Schloſſe , gleichfalls a :1 demſelben Ufer , am 30ten bei der Stadt und dem
Schloiie Balladac ; beide zerſtört, liegen am iveſtlis. chen Ilferi, bald darauf bei der Stadt Di rings mit einem Graven umgeben iſt.
welche
Am 1. April ſaben ſie das Schloß Rab am weſt lichen Ufer ; am 2ten die kleine Stadt Ashar , gleichs fals weſtlich , am 3ten das gånzlich zerſtörte Subers dar am ditlichen Ufer; am 4ten das Dorf N en alle weſtlich , und bald die ſehr lange Stadt Anna an
beiden Ufern . Die größte derſelben liegt am weſtlis chen ; in derſelben iſt ein von Waſſer umgebenes Schloß nebſt vielen waſſerreichen Inſeln . Am 9. und 10. war die Reiſe unbedeutend wegen des entgegenges ſekten Windes . Am 1oten kamen ſie nach Andeta , und Abends
nach Gebbar , am öſtlichen Ufer des Fluſſes; am 11ten nach seit mit einem Schloſſe ant weſtlichen Ufer. Zwiſchen Anna und Heit ſind beide Ufer mit Gebåuden und Dattelbäumen beſeßt. Am 12ten gingen ſie von Heit weg , und kamen den 13ten gun Dorfe A mubar an dein dgtlichen Ufer. Bei Felu : gia ſtiegen fie deil 14ten an das Land , ferten ihre istes B. Perſien 1, 1 .
4
50
Reiſe zu Land fort ,
und kamen den 15ten nach
B 49dad .
Am 15ten reifte Newberie von Bagdad ab,
fuhr bei der zerſtörten Stadt Bourac am Weſtufer, und bald darauf bei einem Thurme in der Mitte des
Sluſſes vorbei .
Am 18ten faben ſie die Stadt Mies
nil am öſtlichen Ufer , von der nur noch ein Thurm ſteht; und bald darauf den kleinen Flecken Amor an
demſelben Ufer, am goten die Stadt Sekia und das långliche Dorf Stenedge , beide am öflichen Ufer. Abends landete er bei Surna auf einer Landſpiße, wo der Furro und der Fluß , welcher bei Bagdad vorbei fließt , zuſammenſtromen. Ain ſüdlichen Ufer
des Furro liegt ein anderes Schloß , und 3 Meilen unter dieſem ein drittes.
Am 1. Mai kamen ſie an die Stadt Balfara, welche weſtlich vom Fluſſe gegen Oft liegt. Außerhalb der Stadt ſind ſehr verſchiedene Marktplåße , und aus
großen Rohren erbaute Häuſer; innerhalb ſind ſie aus Backſteinen , welche an der Sonne getrocknet ſind. Die Stadt hat 4 Thore ; bier wird Ebbe und
Fluth wahrgenommen . Die Türken eroberten dieſe Stadt 1650.
Am 16ten beſtiegen ſie ein Schiff und fuhren den 24ten in den perſirchen Meerburen. Am 25ten faben ſie die Gebirge Perſiens, die Inſel Carreghe, und landeten den 26ten bei derſelben . Sie hat Uebers
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fluß an Quellen , faſt 2 Meilen- in der Långe , und eben ſo viele in der Breite. Am 29ten nach ihrer Abreiſe von dieſer Inſel
fahen ſie die niedrig liegenden Lånder Perſiens, und ſchifften bei dem Staftelle Abo urber vorbei. Den letzten Mai kamen ſie an eine felſige Lands
ſpiße, und ſtießen in die hohe See , um zur Inſet Baharen zu fahren. Den 6. Juni berührten ſie die
den Portugieſen gehörige , und beinahe den Woger gleiche Inſel Scie oder Seche.
Sie ſteuerten den sten nach Ne chel, 4 Meilen von Scie , und ſtiegen hier an das Land . Die Weis ber tragen lange Sileider und Ringe in den Naſen . Den 11ten gingen ſie von Nech el weg , kamen nach
MN elgor , einem großen Flecken štviſchen Bergen ; am 1sten zu den Flecken Gerrer , den 19ten nach Bender , und berührten die Inſel Left ; vor dem Lande Bender liegt die Inſet Barredor , beide gehören den Portugieſen ; Gerrer aber und Bens der auf dem Feftlande dem Abraham Chan , ebs
mals dem Stónige von Ormuſ, Den 22. Juni 1581 kam man nach Ormus. Am 2. Auguſt kam er von Ormuß nach Bens
der Gomrow , wo die Portugieſen eine Feſtimg und Berapung haben .
Am
5ten brachen fie Nachts von
Gomrow auf , kamen den sten fu dem Dorfe Cowrſtan , am joten nach Durmangel , und den 15ten zur Stadt Lar.
52
Am 24ten ging er von far ju dem Dorfe Des baccouw , und am folgenden Tage zum Flecken Berren , den 27ten nach Dlous , nicht weit von Goueit , wo die Provinz Lar endigt, Um 1. September kamen ſie zur Stadt - Gaars rom , und bald hernach zum Flecken Demonoer; am 2ten nach Mecoeal mit übelriechendein W :after, am 3ten nach Cawger , am 4ten zur ſchönen Hers berge Cherimon Noddafar , am 5ten nach Cos wel , und den 6ten frühe nach Schira 6. Zwiſchen
Lar und Schiras halten ſich viele Wölfe auf. Der. Weg von Lar bis Schir as wird gegen Nordweſt
zurückgelegt. Am 22ten kamen Tie von Schiras zur kleinen Stadt Sargoin am Fuße eines Berges in einer ſchönen Ebene ; am 23ten . zum Dorfe A uglas mor. Bei dieſem liegt ein anderes Dorf, Namens
Uugalm ; am 24ten paſſirten ſie frühe eine Bråcke, und erreichten Mouffe ; am 25ten das Dorf Sess non Dermal. Um 26ten überſtiegen fie den ſehr hohen Berg A ugow , und kamen den 27ten nach
Haura pass an einem Berge mit einem runden Schloſſe, auf einer benachbarten Anhóbe gegen Weſt
der Stadt ; am 28ten nach Suskerar, ivo eine neue Herberge erbaut wurde , den 29ten nach Gerdou , den 30ten nach y estacas auf einem Felſen in eis nem tiefen Thale.
Am 2. October kamen ſie zu dem Getreidereichen
Dorfe Boial , am 3ten nach Mondar; am 4ten
53
nad Hispahan.
Am 9ten nach Jen , am noten
nach Shererr Chan , und bald zu dein großen Dorfe Calenda , am noten zur Stadt Shen mit
vielen Früchten , am 12 nach Garratton) , und ges gen Abend zur Stadt Safran.
Am 4. November gelangten ſie von Carran zum
Flecken Senren auf einem Hügel ; nicht weit das von liegt das Dorf Bedra mit einem Schloſſe. Am 5ten erreichten ſie das kleine Dorf C as mo va auf
einer großen Ebene mit einem Schloſſe gegen Süd ;
am sten die große Stadt Com mit einer ſteinernen Brücke gegen Mitternacht ; am 7ten die neue Herberge Gaffar aw , am sten die Stadt Sow wa ; den sten Dangb ; am 1oten das Dorf Arraſan ; am 11ten Stirra auf einem runden Hügel ; am 12ten das weinis
und nåſſereiche Parren , am 13ten das Dorf A ufs far , und bald die Herberge Deffam.
Am 14ten ließen ſie gegen Südweſt Soltanin ,
und kamen zur neuen von dem Stinige erbauten Hers berge ; am 16ten zur Stadt Sangas ; am 17ten zur Herberge Necpaw ; am 18ten zur Herberge Sar: ch a m ; am 19ten zur Stadt Menan naw ; ai zoten zum Dorfe Turkeman ; am 21ten zum Dorfe sjags gegaw ;" am 22ten zum Flecken A varpeng ; und am 23ten nach Tauris .
Von hier kamen ſie am 1. Dezember zu 'dein Dorre Souffion , und am 3ten nach Mere li ti
am sten auf die Stadt Jolfa u $ , bei welder der
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Araxes vorbeifließt , über den eine fteinerne , baus fällige Brücke führte. Die Stadt am Fuße eines Bers ges , hat fait 3000 Häuſer und 4 Tempel.
Am
sten
giugen ſie durch die getreibereiche Stadt Narn an ;
am aten durch das Dorf Potta ; am sten durch das Dorf C a nibelloa , am 9ten durch Errev an oder Reyvan , dem Aufenthaltsorte vieler Chriſten ; am 10ten durd, das chriſtliche Dorf Edimarren ; am
14ten durch Dag 6 w a nn ; am 15ten durch den Flecken Serraffa ; am 16ten durch C a p p anac ; am 17ten durch Comatreur; am 18ten durch S be fv bank;
ſåmmtliche ſind Herbergen .
Am 1sten erreichten fie
außer der Stadt Harran Galau tb mit einem ſehr feften Schloſſe , welches eine dreifache Mauer umgibt, noch den Flecken Bellow a fch ; am 21ten kamen ſie
zur Stadt a rzerum , welche ausgézeichnet viel Ges treide und 3 Thore hat ; am 29ten von Arze ru in
zumn Flecken Pretton , am 30ten zum Flecken Shemar.
Am 1. Januar 1582 zum Flecken Gotter und zur Herberge Geberre ; am aten zum großen Flecken , Baderegge ; am 3ten erreichten ſie den Flecken Bettareg , nicht weit von Arfingam , und an demſelben Tage dieſes , welches 4 Dagreiſen von Tras pefunt liegt. An der Oſtſeite der Stadt befindet
ſich ein rebr feſtes faſtell, und gegen Süd führt eine ſteinerne Brücke über den Fluß Ponna t ;- am
13ten die Herberge Serperron ; am 14ten den
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Flecken Ardan regb : an dieſem Tage fiegen ſie über die mit Schnee uild Eis bedeckten Berge Car: dator.
Am 1 ten reiſten ſie zuin Dorfe S bewbas ,
ning ; am 17ten durch den großen Flecken Andre, welcher außerhalb der Straße in einein ſebr ſchönen Thale an dem Fuße eines Berges liegt ; am 18ten
über den Flecken Yeoltedder an dem ufer eines Fluffes mit einer großen ,
nd auf einem ſehr hohen ,
gegen Nord liegenden Burg.
Am 19ten kamen fie
über hobe Berge, zum Flecken kongo , am 20ten zum Fleckeu Proffa , und den 21ten nach Tos cat , von
welchen
gegen Nord der Fluß Pons
nat fließt, über den eine ſtarke , ſteinerne Brücke geſchlagen ift. Auf der Nordſeite der Stadt liegt in einiger Entfernung auf einem ſehr hohen Felſen ein wohlbefeſtigtes Schloß ; gegen Mittag ſind beide von bohen Bergen umgeben ; die Stadt wird von vielen Chriſten bewohnt. Ain 29ten führte ſie eine feinerne Brücke zu dem Flecken Adelson , am 30ten kamen
ſie über den Flecken Burgh carre zum Dorfe T as ek i an , und den 31ten zum Flecken Dadow , von welchem nicht weit gegen Nord die Stadt A maria ift.
Ain 1. Februar reiften ſie zu dem in zwei Hålften getheilten Flecken Scardella ; am 2ten zum Flecken
Ch agannadel; am 3ten zur Stadt Garom mit einen Schloſſe , das öſtlich von der Stadt liegt ; am 4ten nach dem Flecken fout; am sten zu dem Flecken
Mourt Larrarrete jenſeits des Fluſſes Caſals
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mach , welcher ſich in das r ch'iv a rze Mie er ergießt ; am cten zum Flecken ullagour auf einem Berge ; am 7ten zum Dorfe Ennebean ; am sten zum Flecken Sarracaſt; am 10ten zum kleinen Flecken Saddar ; am 11ten nach Erandrervan in einem
ſchönen Thale ; die Stadt Angria iſt von ihr nur eine Tagreiſe entfernt ; am 12ten zur Stadt A a B in einem
Thale ; am 13ten zum Flecken Abemet Shalla ; am 14ten zuni Dorfe Gara ch a ziviſchen Bergen .
Ani 15. fiiegen fie über den Berg C bambelle zum Dorfe G a ye herab ; am 16. kamen ſie zu dem Flecken Caralla ; und am 17ten zu dem Flecken Sow des
gan , nachdein ſie über den Fluß geſekt waren , wels cher gegen Oft läuft; am 16ten zum Flecken So us fch erde rom ; am 19ten über die Stadt Boureius, zur Stadt Bararich ; am zoten über einen hohen Berg zum Flecken Kors honno u m ; am 22teri zum Flecken Actrau ; am 23ten nach Barra. Am 5ten März rekten fie über einen Fluß , deſſen
ufer eine ſteinerne Brücke verbindet , und kamen zum chriſtlichen Flecken Peage ; am oten über den Meers buſen bei der Stadt Gamle ch und den See Hours
ch inach Samaldechi; am - sten über Pharus an das ſchwarze Meer nach Skell , und den 9ten nach
Galata und Stonftantinopel.
VIII. U bentheuerliche Reiſen der drei Brüder , Anton , Robert und Tho mas Sherley aus England , am Ende des
XVI. und im Anfange des XVII. Jahrhunderts, durch Deutſchland , Italien , Arabien , Perſien , Rußland , Spanien , Marokko und in die Türkei. A. 0. Engl. frei überſetzt von I. l. Rhode, General - Poſt - Directions - Sekretär zu Frankfurt a. M.
Beitrag zur Literatur dierer Reiſen und
ihrer ueberreßung. Anton Sherley , geboren zu Wifton , in der Grafſchaft Suffer gegen das Jahr 1565 , erhielt 1585 auf der Univerſität Orford das Baccalaureat, leiſtete dann unter den englichen Truppen , welche ſich
damals in Holland befanden, Striegsdienſte , begab ſich 1596 auf der engliſchen Flotte trach Amerika , wurde nach ſeiner Åůckkchr 1597 zum Ritter befördert, und
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ſpåter von der St. Eliſabeth nach Italien geſchickt, um den wider den Papſt empörenden Bewohnern des Gebietes Ferrara behůlflich zu ſeyn . Da aber ſchon vor ſeiner Ankunft der Friede zwiſchen beiden Theilen bergeſtellt war , ſo begab er ſich über Venedig 1598 nach Perſien. Welche Dienſte er am Hofe des Sdach Abbas leiſtete , lehrt die hier mitgetheilte Reiſe, welche ein Edelmann ſeines Gefolges ſo beſchrieben baben ſoll , wie ſie in einer zu Paris bei Morirot 1651 erſchienenen Sammlung unter dem irrigen Nas men Stirlen , ſtatt Sherley , zu finden iſt. Von ſeiner Feder iſt bekannt : 1 ) Travel to America , by
Hackluyt. Lond. 1600. 2) Account of Mp. Ha met's rising in the Kingdom of Marocco , Fez etc. Lond. 1609. 3 ) History of his travels into Persia .
Lond. 1613. 4) Travel over the Caspian sea' and through Russia , by Sam . Purchas 1625. Fol. Von ſeinen 2 Brüdern iſt außer der in dieſen Reis ren folgenden Mittheilung nichts beſonders bekannt. Der ueberſeker Rhode , geboren 1717 34
Wiesbaden , wurde zuerſt durch Hauslehrer , und fpås ter am Gymnaſium zu Weilburg unter Schellens
berg , Müller und Eich hof gebildet , deren Vors
liebe , im Vereine mit ſeiner Neigung , ihn zur Forts reßung der Studien auf einer Univerſität beſtimmten . Allein da rein Vater als Beaniter auf einem eins
zeln gelegenen Schloſſe bei Nallau wvåhrend des gleichs zeitigen franzöſiſchen Heberfalles öfteren Beraubungen ,
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Plünderungen und Epidemien ausgefekt war , und ſich viel von einem ererbten Frankfurter Bürger vers ſprach , ſo mußte der Sohn nach deſſen Willen dem
Handelsſtande fich widmen.
Die öfteren Stockungen
der Geſchäfte , welche der Strieg nach ſich zog , boten
ihm Zeit und Gelegenheit dar , ſich in der franzöſis ſchen Sprache , welche damals zur erſten Bildung jes
des Rheinbewohners gerechnet wurde , noch mehr zu vervollkommnen , mit der italiſchen ſich ebenfalls ber kannt zu machen , und die engliſche aus Stlaſſikern der
Blütezeit ihrer Literatur , ý. B. Thomſon , Pope, Swift, Addiſon , Hume , locke , und den beſten Dras matikern zu erlernen. So ausgerüſtet verſab er von 1800 bis 1812 in mehren der erſten Häuſer Frankfurts mit bohem Zutrauen die Stelle eines Storreſpondenten in
4 Sprachen , bis er in die fürſtlich Tariſchen Poſts dienſte übertrat. Vom Streben nach höherer Geiſtess bildung erfüllt, widmete er derſelben jede freie Stunde. Das erſte Reſultat davon war 1817 eine kleine Samms lung von Gedichten unter dem Titel : Poetiſche Wans derungen des Stlauſners vom Tauuus an der Bergs
ſtraße. Ihnen folgte in Trochåen das Trauerſpiel: die Maccabder ; dann Ueberſegungen aus dem Franzos fiſchen und Jtaliſchen für mehre Opern ; von demſelben wurde das Nothkäppchen, das Wunder : Glockchen , das Hirten - Mädchen , Demetrius, Torwaldo und Dorliska und Marc Antonio auf mehren Bühnen mit Beifalle aufs geführt. Er überfekte ferner : Die Stunft, Sprachen ju 1
!
60
lernen , a. D. Franz. Des Prof. Weiß ; die Wahrfa .
gerin in 3 Bånden ; Denkwürdigkeiten Indiens von Wallace ;.Ada Reis in 2 Bånden ; Rothelan Noy in 3 Bånden ; Vivian Grey in 3 Heften; Taſſonis geraubten Eimer 2c. Er verfaßte ein idylliſches Epos
in Herametern ; ein Traueripiel in Perren ; den Wins eine Feen : Oper in 3 Acten für einen Stompoſiteur zu London ; ein Drama mit Chören in 3 Acten , und beſchäftigt ſich jett mit einem Cys
ternachts - Traum
clus der Reformations : Geſchichten Spaniens , Ita: ljens und Englands. Borliegende abentheuerliche Reiſent betiteln fich : The three brothers ; or the travels and adyen
tures of Sir Antony , Sir Robert , and Sir Thomas Sherley , in Persia , Russia , Turkey , Spain etc. with three portraits. London. Printed for Hurst, Robinson et Co. etc. 1825. 8. IV. and 204. Price
9 Shillings Boards.
61 ,
Vorrège des Verfaffers. Da die Biographie des Sir Anton und des Sir Robert Sherley in nehreren Bånden zerſtreut iſt, deren einige im Drucke heraus ſind , mehrere aber noch
im Manuſcripte liegen , ſo ſind ihre Reiſen und Abens theuer im Ganzen wenig bekannt , und daher bisweis len mit einander verwechſelt worden . Da indeſſen das
Wenige , was von ihren ſo eigenen und außerordent: lichen Schickſalen bekannt geworden , das Verlangen liad einer genaueren und umſtändlicheren Erzählung erregt hat , ſo beſchloß ein neuerer Herausgeber alles
ju ſammeln , was in sinſicht ihrer aufgefunden wers den konnte. Zu dieſem Behufe ſind alle Quelleil, aus
Denen zu ſchợpfen war , aufgeſucht , und die verſchies denen einzelnen Thatſachen nunmehr zuſammengeſtellt
worden. Größtentheils ſind die aus mehreren Werken gezogenen Bruchſtücke in den Worten der Verfaſſer wieder gegeben worden .
Und wenn auch hierdurch
62
der Styl nothwendig verſchiedenartig erſcheinen muß, ro hofft man doch , daß ſie ein unterhaltendes Ganze bilden werden.
Obſchon die Reiſen des Sir Thomas Shers let , ſo weit man Nachrichten darüber hat , weit mins der merkwürdig ſind , ſo glaubte man dennoch , dieſes kleine Werk durch die Aufnahme deſſen , was davon in Erfahrung gebracht werden konnte , voldåndiger ju machen , was alſo geſchehen ift.
!
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Reiſen und Abentheuer des Sir Anton, Sir Robert und des Sir Thomas
Sherlen. Erfte 8 Buch .
Keiſen und Abentheuer des Sir Anton Sherley.
I. H A u pit ft û F. 2
Einleitung.
Der Verfaffer der „ Genealogie der Familie Sher's ley , " ein lateiniſches Manuſcript in dem brittiſchen Muſeum , leitet in feiner enthuſiaſtiſchen Anbånglichs keit , dieſes Haus in mannlicher Linie von den Zeis
ten Eduards des Bekenners , bis zu den bes rühmten , in dieſem Werke erwähnten Zweigen deſſels ben ab , und verſichert , daß es die Ehre hatte , nicht
64
allein mit der königlichen Familie in England , und
den Angelſächſiſchen und Normåriniſchen Seinigen, ſondern auch mit jenen von Frankreich , Schottland, Dånemark, Aragonien , Leon , Staftilien , den Fürften des heiligen römiſchen Reichs und faſt allen fürftlichen
Håuſern des Chrifienthums verwandt zu feyn . linter dem engliſihen hohen Adel , rühmte es ſich der Vers wandtſchaft mit den vornehmiſten herzoglichen und gråflichen Familien ..
Die Thaten der drei Brüder dieſes Hauſes, deren Leben und Abentheuer der Gegenſtand dieſes Werkes
ſind , verdienen denen der berühmteſten ihrer Vorfalys rer an die Seite gefekt zu werden , Vielleicht haben noch keine drei Glieder einer Familie zu gleicher Zeit folche ungewöhnliche und merkwürdige Schickſale er :
Sie waren die Söhne von Sir Thomas Sherley aus Bisneſto i oder Wifion in Sufs lebt.
ſer . Da Sir Thomas Sherley , obgleich der
ålteſte in Jahren , fich minder ausjeichnete , ſo wer: den wir die Zeitfolge ſoweit umkehren , daß wir, fiatt mit ihm ailzufangen , mit ihm endigen werden. Anton Sherlen , der zweite Sohn wurde um das Jalir 1565 geboren . Er tvurde in das Scollegium
von Hart : Hall nach Orfort geſchickt , wo er 1579 immatrikulirt , 1581 zum Baccalaureus der ſchönen Künſte creirt und im November deſſelben Jahres zum Eraminanten des Kollegiums aller Seelen ernannt wurde , weil er ein Verwandter mütterlicher Seits
65
non dem Stifter derfelben war. Er verließ die Urtis verſitár , jedod, ohrie den Orad eines Magiſters er:
langt zu haben . Ohne ihn fir einen Beruf zu beſtim: mren , batten ihn ſeine Eltern alles ternen laſſen , was zur Bildung eines Mannes vom Stande gehört , und er wendete ſeine Fåhigkeiten auf eine ſolche Art an, daß ihi imiper die anſebnlichften Stellen anvertraut wurden .
Ju feiner grenzenloſen Ehrerbietung für dem Grafen von Eiffer , hatte er ſich ihm in allen ſeinen Handlungen zum Vorbilde gewählt , und sich deſſen liebe erivarken.
Sir Anton nahm zuerſt an den Feldzigen in den Niederlanden Theil , wo er ein stommando bes
kan , und 1586 der Schlacht von Zutphen beis wohnte. Es erhellt ebenfalls , daß er in dem franzöſis (den, Striege verwendet wurde , und wahrſcheinlich den Grafeu von Errer begleitete, als er mit einem Storps
vou 4000 Mann dem Sténig von Frankreich gegen die Berbündeten der ligue zur Hilfe geſchickt wurde.
Zur Hélohnung ſeiner. Dienſte verlieh ihm Heinrich der Vierté den St. Michaels - Orden , zum großen SjEliſabeth , welche raste ,
daß wie eilt tugendhaftes Weib niemand anders ants
fehenmüffe,alsihrenManu;ſodürfeeinintertian feine Blicke auf keinen andern Monarchen ridten , als
den Gott über ihn geſegt habe. Ich will nicht," fagte fie , meiul Schaafe such mit einem frenden Zeichen 18tes B. Perſlen. I. 1.
5
-66
gebrannt haben , noch dulden, daß fie auf den Pfiff çi: nes fremden Hirten hören .' Die Königin , welche die Annahme des Ordens als eine Verleßung ſeiner Pflich's ten gegen ſeine Monarchin anſals , ließ ſogleich eine
Unterſuchung gegen ihn auſtellen , in Folge welcher ihm , ob er gleich den Ordens-Eid , nur vorbehaltlich der gegen ſeine Monarchin auf ſich babende Verpflici:
tung, geleiſtet batte , ihm der Orden wieder abgenoms mien wurde.
Sir Unton blieb nicht lange in Unthätigkeit ; denn er beabſichtigte eine Erpedition nach der Inſel St. { b'o nias unter dem Schuße des Grafen von Effex , welcher es åbernahm , ihm ein königliches Patent hierzu zu erivirken . Es iſt Urſache zu glauberi,
Daß er zu dieſem Zuge durch håusliche Iineinigkeit eben ſo ſehr, als durch ſeinen Unternehmungsgeiſt an :
getrieben wurde: Er batte Franziska , die Schwes
fer von Wernon aus Hotnet geheirathet; allein feine Ehe war unglücklich , wie es aus einem Briefe des Sir Rowland W hote an Sir Robert Sids
nep erhellt , worin er fagt: „ Sir Anton Sher: Ten geht fehr wohlgerüſtet auf die Reiſe , durch fein ſonderbares Geſchick in der Ehe ju irgend einer linternehmung getrieben , die ihr beſchäftigt und von dem Gedanken an die 'loſen Worte ſeiner Frau abs
bringt.“ Sir Anton hatte fich an Bacon gewents ho r
um deffenzu Verwendung det , Patentes wegenBetra Prertigung reis erhalten , welches nes
6. melches derfelbenicht obne
.67
manche Schwierigkeit feinen Wünfchen gemäß erbielt. Da er das 18thige Anſehen verlangte um einen Halis pen roher Menſchen , die er zu ſeiner vorhabenden Ers pedition angefvorben hatte , im Zaume zu halten. Um 9. April wurde dem Sir Anton ein Patent von den beiden Generålen , dem Grafen von Errer und dem ford Admiral zugefertigt , das ihn ers måchtigte ein Scorps von nidyt åber 1500 Mann Sols daten anzuwerben und zu bewaffnen , und ihn zum sus pitain und stommandanten aller Schiffe uid Fahrs zeuge ernannte , die unter Auftrag des Sir Thomas Sberley) , Ihrer Naieſtåt Striegsfcbazmeiſter , und des Sir Anton Sherlen zu der bezeichneten Erpes
dition ausgerüftet worden . Da die Ausrüfung endlich zu Stande gekommen war , fo trat Sir Anton ſeine Reiſe an , wovon in
dem Folgenden eine Erzåhlung aus Hadluyt geges ben wird.
11. Ha u p t ft ú ok. Unternehmung Sir Anton Sherley's 1596
nach der Juſel St. Thomas ; Fahrt nach St. Jago, Dominca, Margaretha, und långs der Süfte des fets lands xc . 26. *). Wir langten den 29. April in Plymuth an, to
wir den Grafen von Effer bereits mit ſeiner Erpedition
* ) Voyage to S. Jago , Dominica , Marguerit",
68
nach Cadir beſchäftigt fanden , der nuſer General drei Schiffe und 1600 Soldaten , alle svohl verproviantirt
und ausgerüſtet , abgab. Am 28. Mai fuhren wir von Plymouth ab , mit dem Bevis , dem Gallion , dem George , dem George Noble , den Wolf und der Gas
leere. Am 27. Mai bekamen wir die Spaniſche Stůſte zu Geſicht, und fuhren von da an der Stüfte der Hars bare i vcrbei nach Magarast, wo die Spanier eine Berapung haben. Hierauf ihren Lauf nach den St as nariſche 11 Inſeln richtend , verlor die Galeere ihr Nuder. Nachdem wir hier Waſſer eingenommen hata ten , rege!ten wir nach den Infelii des grünen Vors gebirgs , wo wir die Flotte von St. T h.0-m a 8 ju trefs
ren hofften. Während wir an der Stůſte von Guinea lagen , wurde der Regen ſtinkig, und verwandelte ſich ,
wo er hinfiel, auf Kleidung oder Tauwerk binnen ſechs
Stunden in Maden * ). Nachdem die StadtSt.Jago von Sir Anton Sherlen genominen ivorden war, regelte er nach der Feuer - Inſel, einer febr kleinen Jus Jamaica , to the Bay of Honduras and home.
ward by New - Foundland in the year 1596. *) Dieß ſagt Fuller , ließ ihn ſeine Richtung nach Anierika nehmen , wo er die Stadt St. Jago, die von 3000 Portugieſen bereßt war, wegiahm , - und wđiyrend zweier Tage und Nådie mit 280 Mann bereßt bielt , von denen 80 berwundet isorden waren .
69
fel mit einen hohen Berg in der Mitte , welcher bes ſtåndig raucht x und von Natur unerfteiglich iſt. Wir hatten eines Nachts einen Aſchen -Regen , welcher von dieſem Feuerſpeienden Berge 10 dick auf unſere Schiffe
fiel, daß man den Namen mit dein Finger auf das Perdeel ſchreiben konnte. Auf der Inſel St. Domis
nica fanden wir herrliche warme Bådcr, welche üns ſere Leute fehr erquicktell , und regelteu von da nach St. Margaretha, wo wir Auſteru - fifcher ju trefs fen, hofften , ſie aber nicht fanden . Von da ſchifften wir nach dem Cap de la Vela ; auf welchem Wege und ein Boot verſchlagen wurde, und einige unſerer Leute
unikanien . Bir nahmen Santa Marta, der Wolf verlief uns wieder mit einer Heinen zu: St. Jago ges nonimenen Barke , und kehrte mit rchlimmen Nach : richten über unſern Zuſtand nach England zurück. Al lein wir gelangten am 29. Januar in die Straße von
Jamaica , deren Eingang durch die Sandbånke und Felfen - Riffe , welche vor derſelben liegen , ſehr gefährs lich iſt. Hier landeten wir, und marſchirten rechs Meis len in das Land nach der Stadt. Das Volk , alle zu
Pferde , machte Miene , ſich uns entgegen zu ſtellen , that aber nichts. Da wir jeßt Herr. der ganzen Ins rel waren , fo unterwarf ſich uns das Volk auf Gnade und ungnade , und lieferte uns reiche Vorråthe von gedürrten Rindfleiſch und Caſſava :Mehl, eine ſchlechte Speiſe , aber das Beſte, was das Land hervorbringt.
Dieſe Jurel ift überaus fruchtbar , und ein GAME
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ten oder eine Vorrathskammer für verſchiedene Sees Gegenden zu nennen . Sie hat große Ebenen , wie wir
ſolche in dem übrigen indien nicht angetroffen has beil , einen Ueberfluß an Rindvieh und Carava , wie verſchiedene Gattungen febr wohl ſchmeckenden Obſtes. Wir haben in Indien keinen angenehmeren und ges funderen Plaß angetroffen . Das Vorhaben unſers Generals war nach Neu-Fundland und yon hier nach der Magellaniſchen Meerenge zu regeln , und.ro
über Ok . Indien zurückzukehren. Auçin bei H as Wann ab rerlieben ihn am 13. Mai alle feine Schiffe. Unſer Mißtrauen in den Admiral war in der That fehr groß , da keiner auf dem Schiffe je zuvor in Ins dien geweſen war , wir großen Mangel an Lebensmits tel litten , und überdieß die Gefahren der Nation und die wüthende Strömung des Stanals zu befieben hats ten. Defienohngeachtet waren wir gengthiget , ohne Verzug aus dem Kanal zu ſchiffen . Nachdem ſolches
glücklich volbracht war , richteten wir unſeren Lauf nach Neu - Fundland , wo wir den 15. Juni anlandes ten ; da wir nicht für eine Stunde långer Lebensmits
tel hatten . Hier wurden wir durch unſere Landsleute erfriſcht und verſehen , und blieben bis zum 24. Juni,
immer die Gallone erwartend ; da ſie aber nicht ans kam , und unſer Vorhaben aufgegeben wurde , ſo kehrs
ten wir nach England zurück, wo wir dem Grafen von Eſſer in See fanden , und uns ſogleich auf ſein Schiff
begaben , um ihm unſere ergebenſte Dienſte zu leiſten .
71
III. Ha u pt ft
cf.
Veranlaſſung von Sir Anton Sberley's Reiſe
nach Italien . Sir Anton Sherley kehrte im Juni 1599 von ſeilier Reiſe zurück, und begab ſich mit einem zahls reichen Gefolge nach London. Als der Graf zum
Lord Lieutenant von Irland ernannt wurde, begab fich Sir Anton mit ihm dorthin , und wurde von ſeinem Patrone zum Ritter ernannt. Im Winter von 1598 auf 1599 wurde Sir An:
to 11 in Begleitung mehrerer Striegsleute geprüfter Das pferkeit von deni Grafen deni Don Cäfar von Efte,
dem illegitimen Sohne des Herzog8 son Ferrara, wels cher Lettere kürzlich verſtorben war, gegen den Pabſt qu Hülfe geſchickt, welcher lektere Anſprüche auf das Herzogthum machte. Allein vor ſeiner Ankunft hatte die Unterwerfung des Herzogs unter den Pabſt dem Striege ein Ende gemacht. „ Nachdem ich " ſagt Sir Anton , “ den Grafen davon benachrichtigte, der ſei. nem gerechten und ehrbaren Ehrgeiße keine Grenzen
ſeşte , ſo wünſchte er auch diejenigen , auf welche er ſein Zutrauen gerekt hatte , in der Meinung der Welt gerechtfertigt zu ſehen. Da er alſo nicht der Meinung war, daß ich zurück: kehren und mich dem Gerede ausfeßen ſollte , als ob ich planlos gegangen ſei und wegen des Verluftes meis
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Her Zeit , meines Geldes und meiner Hoffnung zum
Gelpotte reiner und meiner Feinde werden ſollte ; ro ſchlug er mir nach einenr kurzen Berichte, den ich ihm aus Venedig abſtattete, vor, cine Reiſe nach Perſie'n fu unternehmen , welche er auf zweierlei Růckfichten
gründete. Erſtlich , daß ich mich bemühen rollte , den Stönig von Perfien zu überreden , ſich mit den drifts lichen Fürſten gegen die Türkeri ju verbinderi , und
zweitens einen Handels- Verkehr zwiſchen dieſem Lande und Oſtindien anzuknüpfen . Außer dieſen Haupt: Ges
fichtspunkten hatte Sir Anton ebenfalls ſeine eigene Abſichten . “ Da ich ſagt er , “ vermoge dieſer Nurs träge in der Ausführung eigener Plåne beſtårkt wur: de, zu denen ich hier durch hinlängliche Mittel und
Credit: Briefe an die Geſellſchaft der Sandelsleute ju Aleppo erhielt , ſo ſchiffte ich mich , ohne meine ges heimen Plåné jemand mitzutheilen , da ich eher eine
fühiefe, als eine günſtige Beurtheilung meiner unter nehmung zu fürchten hatte, und mich im Falle des Mißglůckens nicht dein Geſpötte ausſéken wollte , mir im Gegentheile im Falle des Gelingens jede Art von Ruhm ſicherte , den 27. Mai 1599 mit einem Ges folge von 25 Leuten , meiſtens vom Stande, auf einein
italiſchen Stauffahrer, morijell genannt., von Wes nedig nach Aleppo ein . Wir geben hier die Erzählung Manwaringo, eier ſeiner Begleiter , wie ſolche größten theils in der
73
ren Rückblicke abgedrudt ſteht und deren Ref hier aum exſtenmal offentlich erſcheint.
IV . Ha u pt pt ů c.
Reiſe Sir Anton Sherley's , über Deutſch land nach Venedig , Zante, Candia , Cypern und Tri: Polis nach dem Orontes , beſchrieben von Gcorg Manwaring.
Die erſte Veranlaſſung zu dir unto il Shers ley's Reiſe war die Nachricht eines zwiſchen dem Herzog von Ferrara und dem Pabſte wahrſcheinlich ausbrechenden Serieges und weil er vernahm , daß der
Herzog ein tapferer Mann ſein und dieſer ferner den Sönig von Frankreich uin einige gute General Offiziere
gebeten hatte , ſo daß er alſo glaubte ſeine Zeit nicht beſſer vekwenden zu Einnen , als ſich dorthin zu bege's ben und dem Herzoge ſeiue Dienfte im Striege anjus
bieten ; deßwegen verließ er England auf einige Zeit. Wir wurden zuerſt in einem kleinen Hafen zu Errex eingeſchifft , und landeten zu Fliefſing'e ni in ' den
Niederlanden , wo wir am folgenden Tage von Lord Sydney, Seni Gouverneur , und eben ro: in Mida Delburg von den engliſchen Staufleuten trefflid be: wirthet wurdent. Von da ſchlugen wir unſern Weg
nach Doua o ein , wo Graf Morik feinen Hof bielt,
der uns ebenfalls königlich bewirthete , und des Sir
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Nicolas Parker's Reitertruppe , die damals in Duisburg lng , mit 311 ſchicken befahl , welche und durch des Feindes Land bis nach fröln begleitete ; wo fie uns verließ. Von sfólu nahmen wir Wagen und Pferde bis Nürnberg und Augsburg, wo wir die Nachs richt erhielten , daß ſich der Herzog von Ferrara , dem Pabfte unterworfen babe, und der Strieg geendigt ſei. Sir Anton munterte uns jedoch mit der Vers ſicherung, ihm zu folgen , auf, daß, wenn wir ihr auf ſeinem Zuge begleiten wollten , wir alle Ehre einerns ten, und uns rehr bereichern ſollten . Von Augsburg nahmen wir Poftr ferde nach Venedig , wo wir uns
beinahe drei Monate gåtlich thaten , während wels cher Zeit Sir Anton ſeinen Bruder , Robert
Sherlen, wegen eines Anliegens zu dem Herzog von Florenz ſchickte , der ihn ſehr ehrenvoll aufnahm , und ihn mit einer goldenen Stette beſchenkte , deren Werth auf 1600 franzöſiſche Stronen geſchäßt ward. Zu der
Zeit , daß wir in Venedig lagen " , kam Sir Anton mit einem Perſiſchen Kaufmann zu ſprechen , welcher ju Venedig für den König von Perſien Waaren einhandelte, die in ſeinem eigenen Lande fehlten , nåms lich engliſches Tuch , ſowohl wollenes als leinenes.
Dieſer Staufmann erzählte dem Sir Anton von Sophi , ſeinem Stónige , zum großen Wohlgefallen Sir A 11 to 11's. Er war jedoch noch nicht entſchloſſen ,
dorthin zu gehen, ſondern einen andern Weg für ſeine Reiſe einzuſchlagen ; allein in derſelben Stadt Ventes
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dig hörte er zu ſeinem Glack von einem großen Reis ſenden , der neulich erſt von dem Hofe Sophi's nach Venedig gekommen war. Er hieß 4 11 gelo , und war in der Türken geboren , jedoch ein guter Chriſt, der ! 16 Jahre gereift und 24 Sprachen ſich zur Fers
tigkeit angeeignet hatte, Dieſer Angelo benachrichs tigte den Sir Anton ebenfalls, welch trefflicher Mann
der Sönig von Perſien ſei, daß er ein tapferer Sols dat, und ſehr wohlwollend gegen Fremde , und wie gütig er von deinſelben an feinem Hofe aufgenommen
worden ſei. Er verſicherte den Sir Anton zugleich, daß es Tehr zu ſeinem Vortheil gereichen werde, wenn
er ſich durthin begeben , daß er iijn dabin begleiten wolle , worin Sir Anton Sherle » willigte ; es
jedoch ſehr geheim bielt , damit es nicht in der 2 år: ten lautbar werde , weil wir durch dieſes Land reis ſen mußten , und der türkiſche Staiſer und der König von Perſien nicht auf dem freundſchaftlichften Fuße mit einander ftanden ; fondern blos einen Friedenss Vertrag auf drei Jahre mit einander abgeſchloſſen bats ten , welcher jeßt abgelaufen war. So verließen wir Venedig , und gingen nach Malamoco , etwa fünf Meilen von Venedig , wo wir mehrere Schiffe fanden , unter andern auch eis nen Stauffahrer , welcher nach Skanderum beſiimmt +
svar , auf dem wir uns einſchifften , und ein ſchweres
Seld für unſere Ueberfahrt bezahlen mußten . Der Bind war uns jedoch ſo ſehr entgegen , daß wir 24
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Tage brauchten , um nach Zante zu regeln , welches nicht der halbe Weg war , während , wenn wir günſti: gen Wind gehabt hätten , wir in dieſer Zeit zu Skans der u-n håtten ſeyn können . Es befarid ſich jedoch auf unſerin Schiffe , wiihrend der Ueberfahrt ein Reis render , der, ehe wir Zante erreichten , ſich mehrer
wilanfdudiger Ausdrucke gegen unſere verſtorbene siis nigin bediente. Sir A 11t011. ließ ihm Daher die Bas fongde von einem der unterſten ſeiner Leute geben,
der ihm ſolche derb aufzállte , worauf er ein fo fürch : terliches Geſchrei erhob, daß der Schiffs- Stapitain , die Pafjagiere und die Matrofeu , ihrer 250 au der Zahl, die Waffen gegen uns ergriffen , während unſere gange
Sefellſchaft nicht über 26 Mann ſtark war. Dennoch leijieten wir Widerſtand , wobei jedoch niemand be chås digt wurde, da ſich drei armeniſche Staufleute ziviſchen Ulls warfen , um Friede zu ſtiften , wvoju die Italiener am erſten einwilligten . Wir langten endlich in zante an , wo Sir Anton und wir alle, die wir in Gefols ge des Sir 11ton Sherlep ivaren , an das Land
fiiegen , um Lebensmittel einzunehmen , weil unſer gans jer Vorrath pufgegebrt war. Nachdem wir das Schiff verlaſſen hatten , ſchickten ſie uns unſere darin geblies
benen Habſelig keiten nach , und richteten das Geſchütz gegen uns , inden fie ſchwuren , uns in den Grund bohren zu wollen , wenn ivir es wagten , an Bord zu :
růck zu keisreu. Sir Anton beſchwerte rich hierüber
bei. Dent Gouverneur des plates , konnte jedoch keine
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Abhülfe erhalten ; wir verloren demnach unſere Pars ſagierslohr. , und wurden zu unſerin großen Aufents halte und mit fchiveren Stoften genöthiget 10 Tage in Zante liegen zu bleiben, ehe wir uns einſchiffen -Fonus ten ; tiur daß die engliſchen Staufleute uns mit einis gem Wohlivollen aufnahmen . Dieſes. 3 ante iſt eine
den Veneziantern gehörige Infel; die Stadt liegt an denu Abhange eines Bergee, und es iſt ſehr heiß darin. Das Land liefert eine große Menge von Corinthen ; die Einwohner find imeifien s Gricdien; doch befinden ſich auch Italiener , Venezianer und ebenfalls Juden hier. Der Plaß iſt unſeren engliſchen Staufleuten ſehr wohl bekannt , ich brauche daber nicht, noch etwas
Weiteres zuzufügen . Nach Verlaufe dieſer 10 Tage nahmen wir von Zante übſchied , und beſtiegen ein kleines Schiff. Da wir nicht hintånglich mit friſchem Waffer verſeher: waren , 10 legten wir den nächfien Tag an einer Inſel an , um unſere Fåffer zu füllen , indem das Waſſer auf der Inſel 3 ante reir theuer
war. Denn als ich mich , um ein Beiſpiel anzufühs ren , eines Tages zu Zante in dein Hauſe eines Staufs wauns befand , und von einen ſeiner Dienſtboten eis
nen Drunk Waſſer forderte , weil ich ſehr ausgetrock:
net war, ſagte mir der Staufmann , der es hörte , ju meiner großen Verivunderung , daß ich Bein trinken möchte , ſo viel ich wollte , da ihm fein Waſſer theues rer zu fiehen komme , als ſein Wein.
Die Inſel, wo wir angelegt hatten , um friſches
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Waſſer einzunehmen , iſt ein Plaß , welcher der Bei
merkung werth iſt. Sie iſt ein kleines Inſelchen , worauf ſich jedoch ein recht artiges Dörfchen befindet.
Sie zieht nicht viel Którnerfrucht, iſt jedoch ſehr fruchts bar an Erzeugniſſen anderer Årt , wie Aprikoſen , Drongen , Simonen , Granatapfeln , allen Gattungen
von Trauben und vielen anderen Früchten. Es iſt nur ein Staftell auf der Inſel , das jedoch von keinem ans
deren Menſchen , als von Prieſtern und Mönchen , welche alle Griechen ſind , bewohnt wird. Sie bewirs theten uns freundlich , indem ſie uns von ihren Früchs ten gaben, für welche wir ihnen Geld anboten, das ſie jedoch nicht annehmen wollten . Ich habe auf unſerer ganzen Reiſe keinen angenehmeren Ort angetroffen , and håtte von Herzen wünſchen mögen , immer dort zu bleiben. Man nennt fie die Prieſters inrel. Von hier fuhren wir ab , und regelten nach der Inſel Si andia , wo wir nur drei Tage in dem Hafen lies gen bleiben wollten ; da wir keine Geſchåfte hier hats ten , als bloß die Stadt zu befehen .
Wir waren alle
an das Land geſtiegen , und gedachten uns nicht lån ger , als über Nacht darin aufzuhalten , wenn unſerm Schiffe nicht ein beſonderer Unfall zugeſtoßen wäre.
Denn wir halten es noch nicht zwei Stunden verlaſs ſen , als eine der Galeeren von St andia, welche aus
See kam , in einem ſtürmiſchen Winde gegen das Ruder unſeres Schiffes anrannte , und es mit fid) fortnahm .
Heverdies bekam das Schiff an zwei Ste !!
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len einen Leck , welches uns einen Aufenthalt von
9 Tagen verurſachte , ehe es wieder in ſegelfertigen Stand geſekt werden konnte.
Hier fanden wir eine
königliche Aufnahme, vorzüglich von Seite eines der Gouverneurs , deren einer ein Grieche , und der ans dere ein Jtaliener war. Die Stadt Sandia iſt eine
Garniſonsſtadt , und beſtåndig liegen bei 1500 Mann Soldaten daſelbſt. Der griechiſche Gouverneur ließ vier Befehle ergehen , des Inhalts , daß wir bei Tag und Nacht die Freiheit haben follten , ruhig und uns gehindert bei der Haupts und den Schildwachen vors
beigehen zu dürfen , was eine beſondere Vergünſtigung war. Beſonders freundlich behandelten uns die Bürs
ger, vorzüglich die Frauen vom Staude, ivelche uns dfs .
ters Fefte mit Muſik und Tanz in ibren Gårten gaben. Man kann 'fie wohl die luſtigen Griechen nennen ; denn wenn ſie Abends von ihrer Arbeit gehen , pflegen Månner und Weiber in den Straßen auf und ab zu
tanzen. Ohngefähr eine halbe Meile von der Stadt, ſteht noch jeft' die Stapelle , in welcher der ls. Paul predigte , die bis ju dieſer Stunde die St. Paul6 : Se a pelle genennt, und von den Griechen in großer Ehre gehalten wird.
Von standia ſegelten wir nach Cypern , ein meiſt zerſtörter Ort , welcher jetzt unter der türkiſchen Oberherrſchaft ſteht. Wir verweilten uns hier nicht über zwei Stunden , während welcher der Gouverneur des Plabes , ein Türké , an Bord unſeres Schiffes
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kam , und uns mit Trauben und andern Früchten be: ſchenkte. Er begegnete 116 fehr wohlwollend , evel: - ches uns die Meinung beibradyti , daß alle Türken ſo
geſinnt ſeien , allein wir fanden das Gegentheil. Von Syper il regelten wir nach Tripolis , wo wir an das Land ſiegen , und unſer Schiff , das wir nicht weiter miethen wollten , verließeu . Als wir in den Hafen kamen , fanden wir den Truffahrer Daſelbſt , in welcheni wir von Venedig nach Zante gefahren waren . Seine Beſatzung hatte uns nicht ſobald ers kannt, als der Stapitán und der Schiffsmeiſter -fogleid
zun Gouverneur gingen , und ihm erzählten , daß wir Banditen und Seeräuber ſeien , und daß fie dem Gous
verneur,riethen , und alle aufzuhången ; worin er. auch Da Sir Anton Sherlen durch einen Griechen , welcher auf dem Stauffahrer diente , hiervon
tviligte.
Nachricht erhielt , ſo fühicête er ſogleich den Angélo,
ſeinen Begleiter , ju ' den Gouverneur , um ita ja melden , daß wir Engländer feien , welche nach Kto 118 ftantinopel an den Hof des Großſultans gingen ;
allein diefe Botſchaft wurde nicht angehört , weil die Venezianer uns fo Fehr entgegen arbeiteten. Der Gouverneur behielt Angelo , den er in Feſſeln fchlas gen ließ , bei ſich , und ſchickte einen Stapitán mit drei Soldaten , die ſie Janitſcharen nenten , nach uns aus,
Sie kámen in einem Boot , welches fie Fregatte nens nen , und legten ſich an die Seite unſeres Schiffee:* Der Stapitån kam zu uns 4. Borb , nachdem er den
.81 Janitſcharen befohlen hatte , auf der Fregatte zu bleis ben.
Er unterhielt ſich mit Sir Unton Sherler
eine Stunde lang , in welcher Zeit die armeniſchen Staufleute , wvelde -in dem Stauffahrer waren , zu dem Gouverneur gingen und ihn beredeten , ein "Löſegeld von uns anzunehmen , und uns gehen zu laſſen , was er auch zu Sir Anton-$ großen Stoften that, und uns
Angelo wieder zurück ſchickte. Hierdurch Witt den wir aber in große Noth getrieben , weil wir kein Schiff finden konnten , was uns nöthigte , auf einem kleinen Fiſcherboot nach Skanderun 30 fahren , da unan
und zwang , in die See zu Rechen , auf der wir ſechs Tage lang durch Sturm und widrige Winde ohne alle Lebensmittel., außer ein wenig friſches Waſſer und ets was Tabak , hin und her getrieben wurden. Endlich
entdeckten wir Land , und da und der Wind hin führte ; po regelten wir auf Geradeivohl darauf los. Als wir in Angeſicht des Plages waren, benachrichtigte und der
Schiffsmeiſter, daß wir uns ganz in der Nähe des Fluſſes Drontes befånden, und wenn es Sir Anthu gefiele, wir dieſen Fluſi binaufſchiffen , und in Paläſtina
landen könnten ; welchen Vorſchlag Sir Anton rebr So ftiegen wir am ſiebenten Tage,
gerne annahm .
nachdem wir aus Mangel an Lebensmitteln beinabe
gånzlich erſchöpft waren , an das Land.
sites . Perfex. l. 1 .
0
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V. Ha ttt ft i f . Aufenthalt ind üble Behandlung in der Türkei ;
Neiſe über Antio ch u $ nach Aleppo .
Nachdem wir am Ufer des Fluſſes Oroutes ausgeſtiegen waren , begab fich Angelo unſerWegfühs rer einige Meiten weit in das Land , um uns Lebens.
mittel und andere Bedürfniſſe zu verfchaffen . In ders felber Stadt wohnte ein Spahi , welcher ein Strieger des Großſultans war , und den Plaß unter ihm befehs
ligte . Denn diejenigen , welche zu Pferde dienen , werden gewöhnlich Srahis oder Chorfen genannt. Dieſer Spahi kama mit einigen Janitſcharen und an: deren Leuten zu uns , welche uns anfänglich freunds lich behandelten , am Ende aber ihr freundliches Bes
nehmen änderten , Sømåhworte gegen uns ausſties fen , und uns mehrere Sachen wegzunehmen verſuch :
ten , indem ſie einigen von unſeren Leuten Schlåge austheilten , gegen die wir uns nicht vertheidigen durften , fondern uns in Geduld fügen mußten . Denn in der Türkei beſteht ein Gefeß , daß , wenn ein Chrift einen Türken fchlågt, er entweder ein Türke werden, oder reinen rechten Arm verlieren muß ; wegen welchen Geſexes wir manche Streiche mit Geduld ertrugen . Allein dieſe Burſche begnügten ſich nicht damit , uns
au ſchlagen , und uns mehrere Sachen wesjuneb men,
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ſondern ſie wollten auch mit Gewalt einen Staben von uns baben , lvelcher Sir Anton $ Page war. Sir Auton aber ſchwur , daß er lieber rein eigenes Leben einbüfen , als zugeben wolle , ihn oder einen feines Gefolges auf dieſe Weiſe zu verlieren. Allein da wir am Ende dieſer und flichen Gåſte gerne los
ſeyii wolten ; ſo ſuchten wir ſie mit 12 Goldfiücken , welche man zu Benedig Zechinen nennt , zu befries digen , und io ließen ſie uns gcheti. Von hier fekten wir unſere Reiſe nach ) 11 tiochia fort , welches zwei
und eine halbe Zagreife von Orontes liegt , wohin
wir ritten , und unſer Gepäcke auf Famelen und Ereln, die wir zum Glücke von den Türken gemiethet hatten , fortbringen ließen . Als wir nach Antioch i a kamen, logirten wir ili einein Hauſe , das von zwei Janits ſchareri , gebornen Ungarn bewohnt war , die beide
Brüder , und Türken geworden waren. Sie begegnes ten uns freundlicher , als die übrigen , und da ſie eine Art von Befehlshaberſtelle auf dem Plake bekleideten , ſo gaben ſie uns die Erlaubniß , frei in der Stadt berum zu gehen , indem ſie uns Jemand zur Beglei: tung mitgaben , um uns zu beſchůßen.
9111tiochia
liegt an dem Abhange cines Hügels ; die Stadt ist ſehr in Verfall gerathen ; zu dieſer Stunde ſtellen als lein noch die Stadtmauern feſt. Hier liegt der heilige forens begraben , weicher von Como bierher ge: bracht wurde.
Die Chriſten , welche in der Türier
wohnen , bezahlen jábriid, einen Tribut an die Tür:
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ken , um immer eine Lampe auf ſeinem Grabe brens nend unterhalten zu dürfen . Zu'Antiochia , wo wir drei Tage blieben , mietheten wir Stamele und Eſel , um
uns mit einer Vedeckung nach AlepPo
zu bringen , weil wir benachrichtiget ivaren , daß uns terwegs eine Bande von weihundert Råubern oder Renegaten låge.
Von Antiochi a nach Alep po
ſind ſechs Tagreifen. Nachdem wir zwei unterwegs geweſen waren , erzählte der Stapitin der Bedeckung
dem Sir Anton Sherley), daß wir noch 16 Mann tveiter in einem Dorfe miethen nigter , welches wir žu pafſiren håtten , weil e : fürchte , das wir den i åcha
ften Tag auf jene Räuber ſtoßen möchten. Sir
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ton fragte ihn , was er ver!ange , er antwortete, nicht weniger als rechs Stronell , und als er das Geld ems pfangen hatte , ging er nach der Stadt , und kehrte in einer halben Stunde mit nur einem einzigen Manne zurück. Sir Anton fragte ihn , wo die Uebrigen ſeien ; hier ſind ſie alle in Einem , ragte der Türke. Denn dieſer Mann hatſich mit 16 Menſchen auf eints mal berum geſchlagen , und ſie überwältigt , deshalb iſt er ſeither jminer für ſechszehn Mann bezahlt wors den . Sir Anton , der über ihr hinterliſtiges Vers
fahren ein wenig aufgebracht war, antiportete , daß er einige in ſeiner eigenen Begleitung babe , gegen wels che' ein weit beſſerer , ' als er , nur ein Sinabe wire.
ilm jedoch weiteren Unannehmlichkeiten zu entgehen, waffnete er fich, mit Geduld , und begnügte fich,
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fich mit dieſem Manne auf ſolche Weiſe abil :
finden.
Am Ende des fechſten Tages erreichten wir glücks lich Aleppo , ivo ivir von einem Herrn Colthuri, der datnais Stonful der engliſchen Staufleute war , wie
von den Kaufleuten ſelbſt , freundlich aufgenommen
wurden ; da ſie uns in ihre Häufer einlogirten , und uns mit allen verſahen , was wir nothwendig batten. Die Türken begegneteu uns jedoch ziemlich ſchlecht, denn wir durften uns nicht in den Straßen reben laſſen , stne daß ſie uns Ohrfeigen verſekten , und
uns ſchmählig mißhandelten , wenn wir keinen Janits ſcharen bei uns hatten : denn es iſt der Gebrauch hier, daß alle Fremde gewohulich einen Janitſcharen ju ibs rer Sicherheit ins Haus hehmen. Eines Tages traf : es ſich , daß ich allein auf der Straße ging , und das Inglůck hatte , einem Türken zu begegnen , der ſeinem Stleide nach ju urtheilear ein anſehnlicher. Mann war, und mich auf nachfolgende Weiſe behandelte. Er faßte mich mit der Hand feſt an einem meiner Ohren , und .
führte mich ſo die Straßen auf und ab , und wenn ich ihn ſauer darüber anſal), ſo zaußte er mich dewi. maßen , daß ich glaubte , er wolle unir das Ohr abreis: Ben , und auf dieſe Weiſe fuhr er eine ganze Stunde: langs mit mir fört ; " wobei uns eine Menge Volkes ,
folgte , von denen einige Steine nach mir warfen , andere mich anſpiecir.. Endlid ließ er mich los , dar
ich aber, als ich, weg ging's nicht lachen wollteeros
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verſette er mir einen ſolchen Schlag mit einem Stocke, dfi er mich damit zu Boden ſchlug. Als ich nach dem Haufe des Stonfuls zurückkam , ' und der Janits ſchar deſſelben mich über und über blutig rah , fragte er mich , auf welche Beiſe ich ſo zugerichtet worden rey , da ich es ihm erzählte , lu griff er gleich zornig nach ſeinem Stocke, hieß mich mit ihm geben , und ihm
den Türken zu zeigen , der mich ro behandelt habe. Wir fanden ihn bald bei ſeinem Vater und andern
vornehmen Türken ſikend , wo ich ihn dem Janitſchas ren bezeichnete , der wild auf ihr zuſprang , ihn rücks
lings niederwarf , und ihm zivanzig Streiche auf Schenkel und Fußſohlen ſo berſekte , daß er weder geben , noch ftehen konnte. Er war mit einem Unters kleide aus Goldſtoff , und mit einem ſcharlach farbes
nen rammtenen Oberkleide bedeckt, allein Teine koſtbas ren Kleider konnten ihn nidt vor der ftrengen Wuth des Janitſcharen fchineu , und auf dieſe Weiſe erhiels ten unſere Leute einige Zeit Ruhe. Ich will hier Einiges von den Sitten der Türken anführen denn ob fie gleich unſeren Staufleuten ſehr
bekannt ſind , ſo find fie es doch nicht im Algemieis nen . Was náinlich die Freiheit belangt , welche die vornehmen Türken ihren Soldaten , Janitſcharen ges nannt, jugeſtehen : So iſt leßtern erlaubt, Lebensmits
tel für ſich und ihre Pferde zu nehmen , ohne je einen Pfennig dafür zu bezahlen , in welche Stadt unter
türkiſcher Oberherrſchaft ſie auch kommen ; und wenn
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ſie die Türfen nicht fu ihrer Zufriedenheit bedienen,
ro ſchlagen dieſe ſie wie die Hunde. Wenn ſie ſich zu widerſeken wagen ; jo fallen alle ihre Güter den Grrbíultan anbeim. Ich will hier ein Beiſpiel von einem bedauernswurdigen Vorfalle erzáblen , der fich wåhrend meines Aufenthalts, in der Türkei mit den Janitſchar411- zutrug. Sedis von ihnen , welche durch das Land reiften , kamen nach einer Stadt , wo ſie ſich mehrerit ungebůbwlichkeiten gegen die Fraueii jur Schuid kommen ließen. Als die Männer in der Stadt ihre ſchåndliche Aufführung faben , widerfekten ſie ſich
ihnen ſo , daß am Ende einer der Janitſcharen erſchlas gen wurde . Die andern fünf verließen ſogleich die Stadt und kamen iiach Aleppo , welches nur zivans
zig Meilen von dem Orte entfernt lag , und erzählten den Janitſchauen , deren immer 300 in dortiger Feſte liegen , was ſich zugetragen batte. Am folgendenti Tage zogen ihrer zweihuudert aus der Fefte nach der
Stadt , wo der Janitſchar getódtet worden war , und brachten Männer , Weiber und Stinder um , riſſen ibre
Häuſer nieder und trugen ihr Hagbe und Gut als Beute dayon.
Ich rab die Stadt felbft adt Tage , nachdem fi:b
dieſes zugetragen hatte , und ſie bot mir einen trauris gen Anblick dar.
Viele Chriſten wohnen unter den
Lürken , welche von Leßtern auf eine unmenſchliche , Weiſe gebrandſchaft werden . Denn wenn ihnen ein
Chriß oder ein Jude in den Weg kongmt, und Letz:
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terer nur einen Stein aufhebt und tvegwirft , oder fich, nur ein Türke in der Ferne rehen läßt , ſo wird er. ihn. augenblicklich verklagen und ſchwören , daß er einen Stein nach ihm geworfen habe , und ſo, wie ſie
es in dieſem : Lande nennen , Rache an ihn nehmen.
.
Er muß- Oqon entiveder ein Türke werden , oder alle feine Haabſeligkeiten verlieren , lvovon die eine Hälfte der Großſultan , und die Andere der Anklåger erhålt. So gehen ſie auch in ihren Städten, wo piele Chriſten wohnen ,wenn ſie ſolchefür reich balten , bei der Nacht bin und tódten ihrer zwei oder drei , einen : Juden ,
Den ſie einem Chriften vor: feine Hausthüre legen , und auf ihn Acht geben , bis es. Tage wird , daun rufen fie:
einen Offizier , jeigen ihm den Anblick und ſchwören , daß fie gefeben båtten , wie ihn der Chrift umgebracht babe , und fo. nehmen fie, wie ſie es nennen , ihre Rache an ihm .
Er muß dann entweder eine Türke
werden , oder er wird gehångt und verliert ſein gans. jes Vermögen und ſein Geld.. Sie bedienen ſich rols: cher bosbaften Streiche , um die Chriſten zu quälen. Was ihre Moſcheen belangt, ſo find ſie ſehr ſchön : und haben hohe Thürme , jedoch keine Glocken darin ; allein Männer , welche viermal des Tages. auf die
Spiken der Thürme fieigen ,, ' und fie mit fo lauter. Stimme, daß man ſie in der ganzen Stadt: hören: kann ,. fingend an die ihnen von Ma bo nied birters :
Laffenen Gebote ermahnen . Sie haben auf den Höfen ibrer. Moſdeen meiſtens einen Springbrunnen , über
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welchen ein kleines Haus gebaut iſt , das zwei Abs theilungen , eine für die Ménner und die andere für
die Frauen hat. Hier pflegen ſie , ehe ſie nach der Moſchee geheli , um ihr Gebet ju verrichten , rowohl Månner als Weiber , den Wiibel des Stoffs, die Hände und Arme bis an den Ellenbogen , ihre Füße und Schaamtheile zu waſchen . Sie haben die Gerebe M a home to auf große Pergament- Rollen geſchries ben , welche ihre Prieſler zwei und dreimal die Woche durch die Straßen tragen . Vor: ihnen her trägt einer
ein Secken , in welches das Volk Geld wirft , das , wie
ſie ſagen , zur Unterhaltung ihrer Moſcheen und zur Auſchaffung des Dels für ihre Ampeln verivendet wird.
Ihr Feiertag, den ſie in früheren Zeiten verloren batten , faut auf den Freitag. Da ſie ihn wieder ers bielten ; ro pflegen ſie am Dorinerliag Abends die Thůrme ihrer Mordeen mit Lampen zu behånger ,
am : das Volk an ſeinen Sabbath ju erinnern , damit ſie ihn nicht wieder verloren. Sie haben eine gewiſſe Art von Getrånk, welches ſie fe affee nennen . Es e wird aus einem italieniſchen Saamen bereitet, und ſehr heiß getrunken ; es iſt weder ſchmackhaft , noch fvohlriechend ; allein ſehr geſund.
So wie wir in
England in die Schenke gehen , um die Zeit in freunds ſchaftlicher Geſellſchaft hinzubringen , ſo habeni fie rehr ſchöne Häuſer , worin dieſer Staffee ausgeſchenkt wird, täglich begeben fich die Bornehmeren in dieſe Håuſer, deren Eigentbúmer junge Stuaben unterbalten ; in
manchen bis auf ein Dußend und mehr oder weniger. Dieſe Stnaben werden Pardaſche s genennt , ſehr koſtbar in ftleidung unters;alten , und von ihnen auf eine viehiſche Weiſe ştatt der Weiber gemißbraucht. Denn während des grizeu Sommers. halten ſie ihre
Weiber in ihren Häuſern eingeſchloſſen , und bedienen ſich dieſer Senabeni.
Man ſieht ebenfalls auf ihren
Märkten Chriſten verkaufen , Männer, weiber und Stinder , als wenn ſie Schaafe oder Vich wären , wels ches ich ſehr behersigte. - Es ſind auch noch bis zu dieſer Stunde einige von M a home to Nachkommen vorhanden , die von ihnen in großen Ehren gehalten werden . Denn ein Wort von ihnen gilt eben ſo viel,
wie das von ſieben andern Menſchen. Sie ſind leicht
zu erkennen : denn die tragen immer gråne Turbane. Es befand ſich ebenfalls während unſeres Aufenthaltes
zu Aleppo ein Tůrte , ein, ſehr fetter und außerors dentlich kurzer Mann daſelbſt , der immer nackt an der Ecke der Straße mit einem kleinen Spieße in der Hand,
Taß , und den fie für einen großen Propheten hielren . hatte den
ganzen
Tag großen
Zulaufi
und
ſie hegten eine ro hobe Meinung son ihm , daß fie denjenigen für ſelig achteten , der von ſeinem Spieße getödtet würde. Denn während der kurzen Zeit uns ſers Aufenthaltes daſelbſt, erſtach er ihrer drei. Die
Türkei iſt nicht fehr bevölkert , ausgenommen , in ihs ren großen Städten :: denn ein Mann kann drei oder. vier Cage hinter einander reiſen , ohne ein Haus oder
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eine Stadt anzutreffen ; diberdieß iſt das Land aufers ordentlich unfruchtbar.
Wir tvunderten uns wie der
türkiſche Kaiſer ſo viele Soldaten in das Feld fiellen kann , da das Land ſo ſchlecht bevolkert iſt. VI. Haupt ft û d.
Re le von Aleppo, durch die arabiſche Wafie über 3.45pIon tab Terrier .
Nachdem wir uns fünf Wochen lang zu Aleppo bei den engliſchen Staufleuten aufgehalten hatten , vers
ſah ſich Sir Anton Sherlen mit einigen Warren ,
wie z. B. mit Stůcken von Goldfioff, zwolf Bechern mit Siwaragd und Juwelen von großem Werth , die er dein Sophi von Perrien zu überbringen beabs ſichtigt hatte , wenn ihn nicht rein Mifseſchick daran verhindert våtte. Zu Aleppo mietheten wir Stames le , Eſel , Maulthiere und Pferde , um uns von da nach einer Stadt zu bringen , die von den Terken Beer , funiſt auch Berſada genannt wird , und wos
bin uns ein Türke vegleitete , den ſie Endi nannten , und der ſich als Geſandter des Großſultans zu dem
Paſcha oder Pijekðnig von Bagdad , ſonſt auch Bas bylo 11 genannt , begað . Auch begleiteten uns vier engliſche Saufleute von Aleppo nach Beer , wohin wir vier Tagereiſen batten. In Beer angekommen ſchiffren wir uns nach einem Aufenthalte von fünf
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oder ſechs Tagen nicht ohne einige Schwierigkeiten in einem Boote auf dem berühmten Fluffe Euphrat
ein , und wurden 'von eilf anderen türkiſchen Booten begleitet, wvulche mit Kaufmanns-Gütern nach Babus lon fuhren . Nachdem wir zwei Tage dem Fluß hinas geregelt waren , kamen wir an einen Piat , wo ein großer Haufen Steine aufgeſchichtet war, und die Jus den , welche ſich in unſerer Geſellſchaft befanden , ers zählten uns, daß dieſes der Ort ſei an welchem Abs raham ſeine Zelte aufgeſchlagen habe , und bezeigten
ihw ihre Ehrfurcht. Wir ſahen gewöhnlich jeden Mors gen große Löwen an das Ufer des Fluſſes kommen, und die wilden Araber verfolgten uns faſt den ganzen Dus långs der Anbihen des Ufers , bisweilen zu huns
derten und öfters zu jweihunderten mit Schleudern, aus welchen ſie Steine nach uns warfen ; die uns aber rückſichtlich unſerer Schießgewehre wenig ſchadeten , obgleich ſie uns einigerinaßen beſchwerlich fielen . Fo den Strom hinab fahrend, kamen wir nach eis ner Stadt , Anna genannt , welche von den Türken regiert , aber von vielen Arabern , bewohnt wurde, und ohngefáije zwei Meilen von der Stadt an dein lifer des Stromes, batte . der Stönig von Arabieu reine
Zelte aufgeſchlagen . Denn , wie erzählt wurde, batte er ein Gelübde gethan , nie ein Haus zu betres ten , bis er alle Túrken aus ſeinem Lande gejagt habe . Alle Boote hatten den Befehl , eine Salve ju geben ,
ſo oft wir an einem tedeutenden Orte vorbei kåwien.
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und da wir das Gleiche an dieſem Plane thaten , als wir mit unſeren Booten dicht vor die Stadt gekoms
men waren , ro todete einer der Türker , der ſein Ges wchr mit einer Stugel geladen hatte , einic : rou des
Iðnigs Garde , welcher mit einigen Fünfiig ſeiner
Kameraden am Ufer ſpaßieren ging.
Als ihn dieje
plößlich fallen rahen , ro zogen ſie in der Wuth ihre
Schiverter , nicht wiſſend, an wem ſie ſich råchen ſolls ten . Allein der Türke , der ihn getidet hatte , fand auf und rief mit lanter Stintme, daß ein Chrijt ihn erfchoffen habe, worauf fie alle auf unſer Boot zifirms ten , und ſchwuren , uns alle umzubringen . Alciu
Gott beſchikte úns : denn es befand ſich ein Türke aus Mia bo meds Stamme in demſelben Boote , mit demjenigen , welcher den Menſchen getódct batte , der ſogleich in das Waſſer ſpralig, und den Garden zurief : „ Hier iſt der Menſch, der euern stamineraden erſchoſs fen hat : denn ich ſah ihn die Stugel in ſein Gewehr lader .
Sie machten hicrauf Halt , und fügten uns
kein Seid zu. Alein plönlich ſprangen ſie alle auf dies
ſen Türken los , und hieben ihn in tauſend Stücke, welche ſię aufrafften und hin und hér (treuten. Die Nachricht hiervon kam rogleich vor den Stönig , und es ließ einen Befehl an alle Boote ergehen , an den Plaß
ju koumen , wo die Zelte aufgeſchlagen ſeien, welches wir ſogleich thaten .
Bei urſerer Ankunft ſchickte der Stinig eine Abs
theilung reiner Leute nach uns, welche die Reder uns
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ſerer Boote tregiiahmen , und befahl, daß die Oberey der Reiſegeſellſchaft vor ihn erſcheinen ſollten , wels des lie thatei. Sir Kitc 11 ging zuert, von drei ſeiner Leute aufer mir felbſt begleitet. Wir hatten dei vollen vierten Theil einer engliſchen Meile zu ges . beni , ehe yvir nach Eintritt in das Königliche Zelt , in
welchem zu beiden Seiten Wachen mit Schiebgeweba ren und Pifen aufgeliellt wartii, vor den Stónig famen . Als wir vor ihm erſchienen , fand er auf, und nahm den Sir Antoi bei der Salid . Diefer wollte ſie fürs fen , was er ihm jedoch nicht zugeben wollte, wir aber thaten. Er fragte hierauf den Sir anton Shers ley), wver er fei , und nachdem ihm dieſer den Ziveck uuſerer Reiſe treulich angegeben hatte , ſo lobte er ihn Dibhaib rebyr , und ließ eine Mahlzeit von Früchten auftragen , wie folche dort wachſen. Es gibt ſehr wes nig Brod in dieſem Lande , und die Einwohner leben
gewöhnlich von Bijam :Mielonen , Rettigen und Reis ; ibre Sileidung iſt ſehr einfach, und beſtelyt blos aus eis nem Noche , der wie ein Chorhemd mit weiten Uer: meln aus einem blauen halóſeidenen Zeuge gemacht iſ. Die dermel binden ſie mittelft einer Ecke derſela
ben auf dem Nůžkeni fo. zuſammen , daß die Arme felbft nackt gelaſſen werden. In den Leib tragen ſie einen
Gürtel von Pferde- Leder, ohngefähr fünf Finger breit, worin ein Dolch mit cinem bölzernen Griife ſteckt, und
auf dem Stopfe eine Filzmütze , die wie ein Helm oder ein Casquet geſtaltet iſt, und unter dem Stinn mit ei:
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ner Art son fchivarzem Florzeuge zuſammengebunden wird.
Auf dieſe Weiſe var auch der Sfonig gekleidet, nur mit dem Unterſchiede , daß er einen reidenen Oberrock
ohne Aermel trug. Er war eiù ziemlich gutmüthiger Mann , außerordentlich ſd ,warz, und hatte ein ſehr
grimmiges Anſehen. Die Königin , feine Frau , war eine Negerit , und der Zug , welcher ihm folgte , be: ftand aus 20,000 Marin : denn er führte ohngefahr 10,000 Stamele bei fich, während des Sommers bielt er ſich immer in der Nähe Cupbrat's ; allein im Winter weiter oben in der Wüſte auf.
Als Sir Anton fah , wie er geilcidet war , ließ er ein Stück Goldſtoff aus den Fahrzeugen bringen, und überreichte es dem Sönige für ein Oberkleid wels
ches dieſer ſehr hod) aufnahm , wofür er ſich ſehr bei ihm bedankte , ihm auch von ſeiner eigenen Hand eis nen Paß gab , uni ohue ferneren Aufenthalt unbe: fchwert Vurch reiu Laud reiſen zu können . Allein die Túrken mußten ihm den Tod ſeines Dieners theuer bezahlen . Nachdem wir einen Tag und eine Nacht hier verweilt hatten , reiſten wir ab , und kamen in
wenigen Tagen an eiuen merkwirdige! Plaß , der wie Pech' und Schwefel brannte , und einen ſolchen Rauch von ſich gab , daß er die Gegend beinahe verfinſterte, und des Pech , weldes in haushohen Flanımen auflos
derte, verurſachte ein fürchterliches Gepraffel. Dieſer Plaz war, wie die Juden und erzÅbiten , kir Ort, an
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welchem Sodom 1!18 Gomorra geftanden batteri,
der aber von den Türken der Eingang jur Hölle ger nannt wird . Von da famen wir nach einer ſchönen Stadt, eiuem ſehr alten Orte, Racea genannt, welche von Türken und Arabern bewohnt wird.
Der Fus
* brat fließt durch die Stadt , und ſie baben weder eine Brücke noch Båte , um von einem Pfer an das andcre zu gelangen ; ſondern bedienen fich der Ziegens
felle , welche fie wie eine Blaſe aufblaren , ſich auf fie worfen und überichwimme!i. Men fieht fie fo håufig wie die Bite auf der Themſe hin- und herfahreti. Vou da kamen wir nach Feleugo, einem Orte der in den
Vorſtådten, von Babylon liegt, wo wir unſere Fahrs Jeuge verlieģen und Stamele und Efel mietheten , um urs nach der jeßigen Stadt Babylon zu bringen , welche eine Tag und Nachtreiſe von dieſem Plake
entfernt war. Allein ehe wir nach Babylon kanten, ergåhlte der Stadi; 'der als Geſandter. Des türkiſchen Staiſers an den Vicesfönig von Babylon abgeſchickt war , dem Sir Anton , daß ſein Gepäcke durchſuct werden würde ; da er fürchte, daß man ihm ſeine Waas
ren nehmen würde ., ſo wollte er ihm rathen , ihm eis nige derſelben juuſtellen , die er ihm ſicher verwahren und ſie ihm bei ſeiner Abreiſe von Babylon wieder
juftellen wolle, was er denn auch redlich that , da Sit
Anton ihm , mehrere Juwelen und andere Waarep in Verwalrung gab ; die Smaragden Becher aber bielt er für den Vicekönig von Babylon zurüd. Ebe
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wir jedoch in die Stadt kamen , wurden wir viſitirt and ader unſerer Haabreligkeiten, im Wert von 600 Stronen beraubt , von denen wir nie ,etwas wieder Tabea . Håtten wir jene Waaren nicht dem Geſandten
anvertraut , ſo würden wir von allem entblòstwors den ſeyn .
Da Babylon den Engländern gevohnlich unbes fannt iſt ; ſo will ich hier einiges darüber ſagen. Von dem durch Nimrod erbauten Eburme ſteht noch ein Sheil ; er iſt von beträchtlicher pohe und eine Tasreiſe oder etwas weiter von der jezigen Stadt Babylon entfernt. Et ſtebt in einer Wildniß , und es befinden ſich ſo viele wilde Thiere in ſeiner Umgebung, daß ibm kein Menſch auf zivei Meilen zu nabe kommen kann , man ſieht ihn aber deutlich . Hier iſt 110 ch ein anderer
Thuru , der etivas weniger , als eine Viertels Meile von der Stadt ſteht, und den fie den Nebucadnes
jars , oder den falſchen Thurm nemen . Der Eis gris fließt darch die Stadt ; er iſt der reiſendite Strom . Sie haben eine Brücke darüber gebaut , die
aus großen Biten und quer darüber gelegten Breitern juſammen geſegt ift. Es wird bier ein großer Handel mit Dilindiſchen , Armeniſchen , Perſiſchen und Venes tianiſchen Staufleuten und vielen Juden getrieben. Eberſo iſt die Prophezeibung der Praimen in Erfüllung gegangen , daß Babylon in Staub verwandelt wers
den ſollte. Denn die jebige , wie die alte Stadt hat
eine ſolche Fülle von Sand, daß cin Mann kauın daria 18tes B. Perfen. I, 1.
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geben kann ; an einigen Stellen iſt er fo tief , daß er Die Stadt iſt reichlidh mit Lebensmitteln verſehen , welche ſehr wohlfeil ſind, was uns um ſo mehr Wunder nahin , als das Land ro unfruchtbar iſt. Es regnet. Dort ſehr wenig , alleini. ſie bis an das halbe Bein reicht.
bedienen ſich des folgenden Mittels. , ihre Stornfelder
zu bewäſſern , wie ich ſowohl am Euphrat als am
Tigris geſehen habe. Sie jochen vier. Ochſen an einander, und haben eine Radmaſchine, Ivelche ſie dicht an das Ufer des Fluſſes und vermittelft zweier Seiic in Cewegung feßen . Am Ende eines jedeni Seils bes finden ſich zwei aus Büffel: Leder verfertigte Eimer, ſobald ein. Eimer berabgeht , ſo komit der andere mit Wafier gefüllt berauf.,, welches in kleinen fendeln an einigen Plåren zehn Neilen weit , oder noch weiter geleitet wird, und den Boden bewäſſert, was eine ſehr ſchöne Erfindung ift. Man ſieht dic Nuinen von Babylon noch bis
zur heutigen Stunde. Ich felbft, såhlte neun Thore, und fab -rady viele unterirdiſche Gewvélbe und Funda: mente zerſtörter Håuſer, als ich durch reifte. Die Ein : naohner von Babylori, ſind Türken , Araber, Arme: nier und Juden .
Die Waaren , welche den Sir Anton tveggenoms men worden waren, wurden nach ihrer Beſchlagnahme, Dem Paſcha überbracht, welcher ſo großen Gefallen an
den. Hedern fand , daß er ſie für ſeinen eigenen Ges
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brauch behielt, und dem Sir Antona Sherlen nicht eineil Pfennig dafür. rergůžete ; fordern ihn zu , ſich rufen ließ. As Sir 4.11ton vor ihm erſchien , ero wartete der Paſcha , daß er ihin große Ehren erweiſen ſolite ; allein Sir U11 t.011, der wie immer, einen loven Geiſt hatte , wollte ſich ihm durchaus nicht unterthänig
bezeige!l . Denn alder mit einein ſtattlichen Gefolge zu ibm kam , trat er fedt in das Zimmer , und bückte ſich nicht einmal, rondern ſekte ſich ungeheißen zu ihm nieder. Der Vicekonis raly ihn hierauf rehr ergrimmt an , und ſagte ihm , daß er ihn in Stetten nach Ko na: ftantinopel an den Großfultan ſchicken wođe , daß
reiner ganzen Begleitung die Südpfe abgeſchlagen , und ſolche auf den Thoren von Babylon aufgeſteckt wers: den ſollten . Sir Anton eriviederte hierauf, daß, ivas .
ſein eigenes Leben anbelange, er keinen Werth darauf lege , ſondern er berückſichtige blos ſein Gefolge , und wolle ſelbſt alle Qualen erdulden , wel : nur die Seis
nigen ungehindert ihrer Wege ziehen könnten , worauf er ibn diesmal in ſeine Wohnung entlieb. Hier befand ſich ein Armenier, ein geborner Chriſt.
in dem Gefolge des Parchas , der ihn febr liev batte. Sein Name war Margevelo. Dieſer Chriſt ver: wendete ſich ſehr für Sir Anton , und erlangte am Ende. für ihn die Erlaubniß , rubig abreiſen zu dürfell, konnte ihm aber feine Waaren nicht wieder verſa afien ; ſondern ſuchte dem Sir Anton Sherley zu :))
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Stronen durch einen Venetianifden Staufmann ju vers belfen , welcher ſich dert befayd * ). Nachdem wir einen Monat hier verweilt hatten,
fand ſich eine Staravane Perſiſcher Staufleute , welche auf der Ridkreiſe nach Perfien begriffen , froh was
ren , urifere Begleitung zu erhalten . Denn man muß wiſſen , daß die Staufleute in dieſen Ländern in rehr grofer Aniahl , und bis ju jweiteuſend Mann und *) Sherleus eigene Nachricht über dieſe Vors falenheit, welche daſſelbe fouiderbare uiid romans riſche Intereife , wie ſeine übrigen Abentheuer genährt, iſt ſehr verſchieden von jener des Manis warı gi dem wie es ſcheint die damit verknüpfs ten Umfiande unbekannt waren . Sherley batte, un alien Aıgwoon zu vermeiden, fid) für einen Staufmann ausgegeben , der ſeine Gürer mit der nächſien Staravane erwarte; allein die Bah! ſeines Gefolges machte einen gegenſeitigen Eindruck, und er wurde geriau beobachtet. Ein
Kaufmanni aus Florens, Namens Victorio Spiriere, welcher mit Sherley von Aleps po gereiſt war , und dem rein Benehmien aufs fiel, tahm mehrmals. Gelegenheit , ihm ſeine gefahrliche Lage vorzufielleri. Sherley aber, welder ilin für einen Spiunt hieit , der die Abs
ſicht ſeiner Neiſe ausforſchen wollte, acitete dels Ten Warnung nicht, wurde jedoch endlich von
deffen wolltvolleiden Abjichten dabei überzeugt. Speciera teftellte ihn für eine Zuſammens fulft niit ilm jur Zeit als eine Staravine nach Perſien zu geben im Begriff jiand. „ Als ich , tährt Sir Anton fort , an den beitimmten
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mebr reiſen , weil es bier ſehr viele Diebe giebt, welche in großer Menge die Wege belagern ; und eine ſolche Geſellſchaft von Staufleuten nennt man eine Staravane. Unſere Behandlung in Babylon' war von Seite
der Bürger weit beſſer , als an andern Orten : denn man ließ uns frei : umbet gehen , ohne uns zu behellin gen ; vieimehr begegneten uns alle Menſchen freunds lid ), mit Ausnahme des Wieckonige. Endlich nahmen
Plat" kant , führte er mich zu einem gewiſſen ' Vitturin , von welchem er bereits Pferde, fas: mele und Maulthiere für mich gemiethet hatre; ich fand ein Zelt, welches er durch ſeine Diener
hatte aufſchlagen laſſen : hier öffnete er ſeinen Rock , und übergab mir einen Heutel mit Zechin nen ,-init den Worten : der Gott des Himmels regnie Euch , Eure Begleiter und Euer Untes: nehmen deſſen Zweck ich nicht weiter: erforſchen will , der, aber , wie ich die Hoffnung bege, gut
fenn mag. Ich ſelbſt gehe nach China , wo ,, wenn ich wiederkehre, mir die Wiedervergeltung dieſer Euch ausgutemHerzen erwieſenenFreunds: schaft unnöthig : wird , und wenn ich auf dem Wege ſterbe , brauche ich es noch weniger. Wenn
aber Gott uns beide richer geleitet ; ro bin ich verſichert, daß Ihr Euch meiner als eines Freuns des erinnert werdet; dieſes iſt alles , was ich eja nem Manne von Euerm Schlage zu 'ſageli braus
che" . Dhue mir: faſt Zeit zu laſſent , ihm gehdo: könnte , für eineſo große und edle Wohlthat trennte er lich von mir , und wie ich nach her : durch. Briefe aus. Drmu's von ihm erfubra rig zu danken , tvenn Danf binreichend reyn .
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wir unſern Abfchied aus Babylon , und wir waren
noch nicht über fünf bis ſechs Meiten entfernt, als der
Armenier. , welcher dem Sir Antonsſo viele Freund: Tchaft erwieſen hatte , 'ihm ein pråchtiges arabiſches Neitpferd mit einem Sattel von Sammet nachſchickte.
Id kanu die große Liebe, die er uns erwies, nicht genug rühmen ,, denn was geſchali? Als wir einige Tagreiſen son Babylon entfernt waren , kam ein Befehl von
batte er nach meiner Abreiſe ſehr viele Unans nehmlichkeiten zu beſtehen , weil er rein gegen
mich bewieſenes Wohlwolen noch fortzuſeken Atrebte. Denn da er meine Flucht nicht hinlängs
lich geheim gehalter - glaubte, weil meine Wohs nung beftàndig von Spionen , umgeben war, ro
hatte ermich nicht ſobald in der Staravane jus růckgelaſſen , als er ſeine Wohnung für die Meis
nige umtauſchte, , (iveldies, wie er ſagte , ich eben ſo gethan habert wurde ) zu dem Cadi ging, und ihm erzählte , daß ich krank ſei , und daß er ihn um einen Arzt båte , wohl wiſſend , daß der
Cadi keinen batte; ſondern blos um mein Nicht: erſcheinen in der Stadt dadurch zu bemänteln . Der Cadi antwortete , daß ibm meine Krank:
f
heit leid thue , und er dei Paſcha un feinen Arzt bitten wolle , ivelches Signor Victos rio Spiciera , unſer edler Florentiner , fers neswegs zu thun gemeint war; er hoffe ragte er , daß Strankheit nidt von folcher Be : deutung jevn werde, um Seine Hobeit den Pas fcha Dainit zu beheligen .“ Hierdurch verſtrichen fünf Tage , ehe Sir A 11to.n Sherbet vers
mißt wurde , und die Janitſcharen , welche ihm
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dem Großſultan an den Pafcha , uns in aller Elle rad, st on fta ntinopelzu ſchicken . Auf dieſe Nachs
richt befahl der Pardha , uns mit zweihundert Reitern nad ſeßen zu laſien , und da der Armenier dieſes borte,
ging er zu dem Stapitain ,, der dieſe Reiter befehligte , und gab -ihin hundert Dukaten , ſeine Reiter- Truppe
einen andern Weg zu führen , und zu ſehen , daß er und -verfehle , welches er auch that ; er hatte , wie wir
erfuhren , einmal noch nicht drei Meilen von uns über
nachgefchickt wurden , kehrten , da ſie die stara: vane nicht mehr einholen zu können glaubteil, un1v.rrichteter Sache zurück , weßhalb der edet:
gefinnte Florentiner genöthigt wurde , fünfhun : Dert Kronen zu erlegen , um ſich mit dem Paſcha abzufinden. Ich gebe, “ , ſagte Sherler ,,,,die ges naue Summe welche ich von dem Florentiner erhielt , nicht an , damit ſich andere nichtauf: halten ., die , eines jeden Menſchen Gefinnung
nach ihrer eigenen Engherzigkeit erineffend , e! ner Handlung keinen Glauben beimeſſen werden , ihrigen nicht entſpricht. Allein die die den Surme war ſo bedeutend , daß ſie nicht alleill während der dreißig Tage , die wir bis an die
Grenze ., und der fünfzehn von der Grenze bis nach Casbin , wo wir einen Monat auf die Ankunft des stönigs warteten , zubrachten , hins långlich ausreichte , ſondern uns auch Mittel vers Tchaffte , uns in foſtbare Kleider ju fteden , um uns jedem Fúriten norſtellen laſſen zu können ,
und nochaußergewöhnliche Ausgaben und Ges fchenke zu beſtreiten .
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Nacht gelegen ; allein er 'kéhrte' am anderen Morgen zurück, und verlor zum Empfang in Babylon ſeinen
Stopf. Der Armenier, aber entginig der Gefahr, und lebt noch in der Gunſt des Paſcha's , welcher ibn ſehr
lobte , daß er ſeinen eigenen Glaubensgenoſſen ſo treus lich beigeftanden habe. So fekten wir alſo unſere Reiſe fort, und kamen in wenigen Tagen an einen
Drt , der von den Türken . Samara genannt wurde, der aber wie uns die Juden erzählten , die uns noch immer begleiteten , das alte Samaria war. Es ift ein alter, meiſtens in Kuinen liegender Ort ; die Rings mauern ſtehen bis dieſe Stunde noch , und in der Mitte der ehemaligen Stadt haben die Türken und Araber, einen kleinen Flecken erbaut, der von einer aus. Lehm erbauten , ro ungeheuer hohen Mauer umgeben ift, daß man nicht einmal eine Thurmfpitze der Stadt ſehen : kann .
Es ſieht ebenfalls bei der alten Stadt ein ,
Thurm , von der ohngefåljren Höhe des St:: Paulo Thurms zu London , wvelcher in Gefalt des Babylos nifchen Thurmes erbaut iſt. Der Gang hinauf ift
To brcit", daß drei Starren gemachlich neben einander: fahren können .
Sir Robert Sherlen und ich felbf.ftiegen bis auf die Skiķe ; : ebe wir aber hinauf kommen konnten , wurden wir von der außerordentlichen Sonnenhiße beis nahe verbrannt. Wir fanden es auf der Spiße weit: kälter ,, als unten .
Es gibt auch um die Stadtthore
* " viele Hirſche , ro groß wie, die, Ochſen . Hier liegt ,
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ebeitfalls einer ihrer Heiligeir begrabent, ju deſſen Gras
be rowohl Perfer als Túrken alljährlich Pilgerfahrten ans. Kellen . Von hier zogen wir fünf oder rechs Tage durch die Wüſte , bis wir an eine ſogenannte Wildniß kamen, welche ein dickes Gehölz war, durch welches ein kleis der Strom fließt , wo wir rückſichtlich des Waſſers
unſere Zelte aufſchlugen : dean wit hatten zwei Tage lang kein Waſſer zum Trinken . Ohngefábyr: zwei Meilen von uns ' lagen 10,000
Türken, welche aus dieſen Gegenden , wie uns erzåhlt wurde, nach ungarn marſchirten . Als ihr General erfuhr, daß wir in ſeiner Nähe ſeien , kanı .er zu uns, and wir waren ſehr bange für unſer Leben ; allein er batte die Geſinnungen eines Soldaten , und ließ uns ruhig und ohne Beſchwerde: unſere Straße ziehen. Nachdem wir einen Tag und eine Nacht hier verweilt Batter , regten wir unſere Reiſe fört , und kamen bei
einem türkiſchen Staffel vorbei, mit Namen Tartange. Es liegen in dieſem Schloſſe immer zweihundert Solé Daten , und es iſt wohl mit Geſchüß verſehen. Wir fvaren nicht entſchloſſen hier zu: bleiben ; : allein als ſie uns vorbeiziehen rahen , liegen ſie uns durch zwei Ors donanz Stücke , Halt ju : machen , befehlen . Um ung :
alſo keiner Gefahr auszuſeßen , hielten wir fille, und rolugert unſere Zelte unter den Mauern des StaſteUs
auf. Der Gouverneur war ſehr neugierig und zu fras
gen , wer wir“ feien , indem er uns befahl, ihm unſere Gewebre, Pulver und Stugeln ausjuliefern. Wir eros
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zähtten ihm aber, daß wir faufleute feien , welche nach Ormus reiſten, woran er jedoch nicht glauben wollte,
ſondern feinen Soldaten befahl, uus, feſt zu nehmen. Da fie uns jedod , mit geladenem Gewehr auf unſerer
Huth , und -Willens rahen , eher jul ſterben , als uns an Tolche unbófiche Heiden zu ergeben ; Fo waren ſie wicht fehr zudringlich , ſondern begriågten ſich , ein kleis enk anzunehmen , wogegen ſie uns erla en,
mes G
die Nacht dort zu bleiben , und uns für unſer Geld die nöthigen Bedürfniſſe, die wir bei ibnen haben konns ten , zu verſchaffen .
um folgenden Morgen reißen wir ſehr frühzeitig weiter und kamen nach Curdia , ein Land , welches
von einer ſehr diebiſchen und viehiſchen Nation bewohut
wird. Sie haben keine Häuſer , rondern - teben in Zels ten und Höhlen ; beftellen ihre Fruchtfelder zweimal des Jahres , und ziehen mit ihren Zelten von Ort zu Drt; fie reiten gewöhnlich auf Stühen und Ochſen , und ſchlagen ihre Wohnung meiftentheils in der Nähe eines kleinen Fluſſes , Wamens Had no auf. Shre Kleidung iſt ſehr ſchlecht : denn fie tragen nur ein Hemd , und -über dieſes einen Rock von'rohen Sellen , und auf ihrem Stopf einen zuſammen gebundenen Laps
pen. Sie kamen öfters zu Vierzigen , bisweilen mehr oder weniger , fu ung, und wenn wir nicht genau auf
ſie Acht hatten , dann -Pflegten ſie zu ſtehlen , was ihs nen unter die Finger kam .
Bei Nacht waren wir genótbigt gut aufzupaffen :
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denn da die Abende etwas dunkel tvaren , To pflegten : dieſe Menſchen auf dem Bauch unter die Perſer ju Frieden , weidie in unſerer Geſellſchaft waren , und ibs, nen dié Turbane von ihren Stopfen zu ſtebleri. Biss
weilen fingen ſie einen ſolchen Lårm an , als werin
jivanjig Armeen bei ammen waren . So überfielen_fie unter andern eines Abends, da wir etwas ſpår reiſter,
drei der vornehmſten Staufleute , welche als Nachzugs ler binter der übrigen Geſellſchaft geblieben waren , und ſchleppten ſie mit ſich fort. Dieſe erhoben aber ein ſoldes Geſchrei, daß uns Sir Anton ſchnell zus růdkreiten lief. Wir befreiten ſie dann , wobei aber
viele von ihnen ihr Leben einbåßten, welche ergriffen wurden , obgleich Die gut beritten waren . Dieſe ivaren die erſten Reiter , welche wir in dieſem Laude rahen. In dieſer Nacht hatten wir uns in die Nåbe einer Stadt gelagert , was wir jedoch erſt am folgenden Morgen gewahr wurden, als das Volk in großer Metis se zu uns herab gefromt kam , was uns veranlaßte, zu den Wafiqn 311. greifen . Wir nahmen am Ende jes Doch wahr , daß ſie unbewaffuet: kamen , und uns Brod ,
Reis , Ziegen , ståre und andere Lebensmittel brachten , wofür wir ihnen Silber und Gold anboten , das ſie aber ausſchlugen , da ſie hiervon weder Gebrauch zu machen wußten , noch Geld kannten .
Sie nahmen
aber alte Schuhe, kupferne Ringe und kleine Spiegel, , welche wir auf den Nath von Angelo, unſerm Wegs
weiſer , zu dieſem Zwecke gekauft batten.
Hier:blies
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berf wir zwei Tage liegen , um auszuruhen , weil der Plak ro angenehm war , und das Bolk ſich ſo freunds lich gegen uns benahm ; ' allein den Namen von dem Ort habe ich vergeſſen , weil er nicht aus alten Zeiten ftamilte.
Von da zogen wir weiter durch das Land, das wir jekt weit bequemer und angenehmer zu unſerer Reiſe, als zuvor, und das Volk weit beſcheidener und freunds licher fanden , To , daß wir uns freuten , nach ſo viels
fåltig beſtandenen Gefahren eine ſo große Veränderung zu finden . Auf unſerem Zuge durch dieſes Land raben
wir viele zerftorte Orte , welche , wie uns von Juden und Türken erzählt wurde, Tamerlan erobert hatte. Denn ſein Name if noch bis auf den heutigen Tag in gutem Andenken unter ihnen. Wir hatten vier oder fünf Tage zu reiſen , bis wir an einen Plaß kamen, welcher der Bemerkung werth iſt, dieſes war Hitbers
bag 8 , wo ein Sönig wohnte , der ſich it on ig von Hitherbà gg nennt. Er hat nur dieſe Stadt, welche rings von einem Felſeawalle umgeben , und auf dieſe Weiſe unübertvindlich ift. Der Stónis lebt hier" auf ftattlichem Fuße , und if ein ſo wohl beleibter Mann , als wvir irgend einen auf unſerer ganzen Reiſe antrafen .
Er fteht immer im
Bündniſſe mit dem Stonige von Perſien , und bietet Dem türkiſchen Staiſer. Cros : denn die Türken möchs
ten dieſen Plak gerne erobern , können aber nicht.
109 Bier ſchlugen tvir, itvei Tage lang unſere Zelte in eis nem ſehr angenehmen Thale unterhalb der Stadt auf,
wohin uns der Sonig und ſein Gefolge begleitete , welcher mit uns ſcherite, und ſehr freundlich begegnete, uns auch erlaubte , ju zwei und zwei in feine Stadt ju geben , was eine ſehr große Begünſtigung von ihm war, da er keinem Fremden den Eingang in die Stadt zu erlaubeu pflegte Die Stadt hat uur ein Thor, weldies nicht weiter iſt , als daß ein einzelnes Pferd
durchgehen kann. In der Mitte der Stadt befindet
ſich ein ſebr feſtes Staftell mit Geſchüß bepflanzt , wos
rin der Sonig fich ſelbſt aufhält. Dieſes Staftell bes berrſcht die ganze Umgegend.ro , daß kein Geſchüß zur Errichtung einer Batterie aufgeſtellt werden kann, ohne den Verluſt von vieler Tauſenden . , Denn der tůro tiſche Staiſer ſchickte einſt eine große urmee dagegen aus , allein nach einiem Tage und einer Nacht Dienft,
waren die Türken genoihigt ju entfliehen, nachdem fic mehr als die Hälfte ilyrer Leute auf dem Plaße gelaſs ren hasten . Dieſer Stónig ſprach uns vielen Müth ju, indem er uns verſicherte, daß wir an dem Sophi von Perſien den berühmteſten Sürſten der Welt, for
wohl in Rückſicht feiner Güte , als Capferkeit finden würden , und daß er ein großer Freund der Ehriften ſen . So viahmen wir denn Abſchied von ihin , legten unſere Reiſe fort und langten wenige Tage nachher
slüdlich in dem Stönigreiche Perrien an , ohne eis
nen einzigen Mann von unſerer Begleitung verloren
110 zu haben . Wir fanden hier auf einmal Land und Einwohner ſo verändert, daß wir darüber außerordents lid erfreut waren ..
VII. S a'u'p t ft ů . Un Funft und Aufnahme in Perfiett. Nachdem wit zwei bis drei Meilen über die Grenze in das Land gekommen waren ,•rief uis Sir. Anton Sherley zuſammen ; wir fielen auf die Stnie., und dankten Gott , daß wir ro glücklich unſer Ziel erreicht Batten , obgleich wir mehrmals zuvor alle Hoffnung unſers Lebens båtten aufgeben müſſen, wenn wir nicht
einen fo würdigen Führer gehabt hätteil, der relbſt in
unſern größten Nöthen nie" ein Zeichen von Verzweif: lung von fich gab , ſondern uns' muthig zu ſprach , uns kine Furcht anwandeln zu laſſen , da er mit ſeinein Leben für uns einſtehen würde. Die erfie Stadt hatte eine ſehr befeſtigte Lage : denn wir konnten ganz und gar kein Haus entdecken, foudern der Plaß glich einem großen Berge , aus wel: chem hier und dort Rauch aufſtieg ; da ihre Häuſer, ohngefähr dreihundert an der zahl , auf eine ſehr ſons derbare Weiſe unten in den Berg eingegraben waren . Die Strafen waren relyr ſchön und wie ein Tiſch, und von der Spiße des Berges war ; n große Su achten ge:
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graben , dieſen Straßen und Houſern ſicht zu vera ſchaffen . Wir fanden hier einen großen Vorrath von Lebensmitteln aller Art ; die Leute waren ſehr höflich; und zu jeder Art Dienfte bereitwillig. Es lagen ebens fals ein hundert Soldaten hier: denn der Stönig latte
rings an allen Eingången in ſein Land Wachen aufs geſtellt. Sie ſind alle beritten , geben roth gekleidet mit rothen Federn , und haben Bogen und Pfeile, Schwerte und Schilder und kurze Schießgewehre..
Dieſe Soldaten begegneten uns ſehr ehrerbietig , und . Berſicherten uns , daß ihr König "felur erfreut renn werde , wenn er von unſerer Ankunft böre. Nachdem wir einen Tag und eine Nacht hier fill gelegen bats ten , ſekteri yvir unſere Reiſe nach Sasbin , eine bes: rühmte Stadt von hohen Alterthume fort. Wir kas
men an vielen Städten vorüber , deren jedoch keine pou beſonderer. Wichtigkeit war , und je weiter wir kamen , defto freundlicher waren die Leute. In jedem :
Dorfe , wo wir einkehrten , pflegte das Overſjaupt zu uns zu kommen , uns jeden Abend dieſes oder jenes
zu unſerer Erfriſchung anzubieten , und glücklich war der , welcher das ſchönſte Haus zu unſerer Aufnahme hatte . Eben ſo kamen ihre Weiber und bewillkomms
ten uns , worüber wir uns um ſo mehr verwunderten , da reit einer geraumen Zeir kein Weib mit uns ges ſprochen hatte.
Auf unſerem Wege nach Casbin rähen wir ein
großes Wunderwerk, das durch den derma igen Stönig
112
la Stande gebracht worden war. Da nämlich in iets reren Theilen des Stönigreichs das Waſſer ſehr theuer oft , ſo batte er durch eine Menge von Arbeitern einen Chalweg graben laſſen , welcher zwanzig Tagreiſen weit von dem Strome geleitet war, und wodurch dem Lande hinlängliches Waſſer zugeführt wurde. Er war ro gegraben , daß er alle rechsjig Ellen eine Deffnung nach Oben hatte * ).
Indem wir ſo durch das Land
zogen , und nunmehr in Sicherheit waren , ſchickte Sir Anton Sherlop den Angelo, unſern Ful rex , in Begleitung eines Engländers Namens Jobs
eart, vier Tagreiſen vor uns heimlich nach C a 68 bin ab , um uns eine Wohnung zu verſchaffen , und fwei oder drti Meilen von der Stadt , etwas ſpåt am Abend unſere Ankunft zu erwarten , um uns von da,
nach unſerer gemietheten Wohnung zu begleiten , ohne daß die Einwohner ſolches gewahr würden , da wir unſerer weiten Reiſe balber mit den erforderlichen
Kleidungsſticken und andern Bedürfniſſen nicht verſes ben waren. Sie konnten jedoch ihr Vorhaben nicht ſo heimlich in das Werk ſeken , da es dem Haushofs meiſter des Stönigs , so wie dem Gouverneur der
Stadt verrathen wurde , welche beide nach ihnen ſchick ten , um zu erfahren , wer es ſen , der ihren Könis
* ) Es ſcheint alſo eine durch den Berg segrabene
Waſſerleitung geweſen zu ſeyn ,
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zu beſuchen , komme. Sie erzählten ihnen die Wahr: heit , beſtimmten ihnen jedoch den Tag unſers Ein : treffens nicht genau , worüber ſie und die Bürger ſehr unzufrieden waren ,
da ſie große
Vorbereitungen
trafen , uns feierlichft zu empfangen.
ſerem
Vorhaben gemäß ,
Allein an :
langten wir bei der
Nacht an , und täuſchten fie auf dieſe Weiſe. Den folgenden Tag nach unſerer Ankunft , kam der kö? nigliche Haushofmeiſter *) mit einem großen Gefolge vornehmer Herren , zu uns , und begrüßte den Sir Anton Sherley auf folgende Weiſe : „ Im Nas men meines Königs , der ſich jeſt gegen die- Tartaren im Felde befindet , wollte ich Euch bitten , diere kleine
Verehrung von uns anzunehmen , da Ihr eine fo lange und beſchwerliche Reiſe gemacht habt ; und da Ihr Fremde , hier in dieſem Lande Tend ;. fo möchten die
Anftalten zu Eurer Verſehung , vielleicht nicht ſo ſchnell getroffen werden können . Ich bitte mir da: her zu verzeihen , wenn ich mit meinem Erbieten uns recht thun follte.“ Indem er mit dieſen Worten
zwanzig Pfunde zu Sir Antons Füßen niederlegte, fuhr er fort : „ſoviel ſollt Ihr alle Tage außer den
andern Bedürfniſſen zu Eurem Unterhalte empfangen . Diefes thue ich aus eigener Ermächtigung , ſo lange, bis wir von unſerm Könige Befehl einholen können,
der , wie ich mich verſichert balte, dieſe Summe be: *) ford Steward nach unferm Original, 18tes 8. Perſien. I. 1.
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ſeiner Rückkehr um das dreifache verinehren wird.“ Sir Anton ftieß jedoch nach ſeiner fürſtlichen Geſins nung das Geld mit dem Fuße vor ſich , und gab dieſe Antwort :
„ Wiſſe , braver Perfer , daß ich nicht
konime , um von deinem Stonige zu betteln ; ſondern , daß ich , als ich von ſeinem großen Nuhme und ſeinen
trefflichen Eigenſchaften vernahm , nieine Zeit nicht
beſſer anwenden zu können glaubte , als wenn ich kåme, ihn zu ſehen , ſeine Hand zu küſſen, und mit Gefahr meines Lebens ihm in ſeinen fürſtlichen Stries gen beizuſtehen .“
Der Perſer trat , als er dieſe Ants
wort hårte , plößlich zurück , verbeugte fich tief und ,,Verzeihe mir , edler Fremde : denn jekt rehe ich , daß du ſelbſt ein Fürft biſt , wie es aus deiner fürftlichen Antwort erbellt." Sir Anton Sherlen erwiederte hierauf : „ Nein , ich bin nur der zweite Sohn eines engliſchen Edelmanns ; allein
erwįederte :
ich bin im Striege erzogen worden , und an dem Hofe
meines Sfönigs geachtet ; deßhalb komme ich , deinem Stönig meine befen Dienfte anzubieten , wenn es
Sr. Sobeit gefått, ſie von mir anzunehmen . " „Ich weiß“ , ſagte der Perſer , „ daß mein Stönig eis nen hohen Werth auf deine Ankunft legen , und ſich
glücklich ſchåßen wird , einen ſo würdigen Mann an ſeinem Hofe aufzunehmen“' ; und nachdem er uns ſo alie begrüßt hatte , empfahl er ſich .
Sobald er wegs
gegangen war , kam der Gouverneur der Stadt mit
einem prachtigeu Zuge ſebr ſchon berittener Edelleute ,
115
un Sir Anton Sherlen ſiine Aufwartung zu mas chen. Er war ein febr artiyer beredter Mann , der fich ſehr gut zu benehmen wußte , den Sir Anton und uns alle ſehr freundlich bewvillkommte , und erſtes
rem alles , was er vermoge , zu reinen Dienſten ans bot. Dieſer dankte ihm ſehr freundlich, bemerkte ihm jedoch , daß er boffe , von ſeinen Erbietungen keinen Gebrauch machen zu dürfen . So verließ er uns dießs mal , und denſellien Abend überſchickte der Haushofs meiſter und der Gouverneur dem Sir Anton eine
ſolche Menge von Geſchenken , daß wir darüber ers ftaunt waren , und ſo alle Tage , da ſie mit einander wettciferten , wer von ihnen beiden , uns am zuvors kommenſten begegnen würde.
Nach Berlauf von fünf bis rechs Tagen wurden wir mit Stleidung und Pferden verſehen , und der Haushofmeiſter lud den Sir Anton und uns alle, die wir in ſeiner Begleitung waren ", zu einem großen Banket in des stönigs Palaſt ein , welche Einladung Sir Anton nicht ablehnte. Der Haushofmeifter
empfiig uns königlich , und kan uns mit vierzig wohls berittenen Edelleuten auf halbem Wege entgegen. Als
wir an den Palaſt gekommen waren , bot ſich uns eitt
prächtiges Schauſpiel dar , nåmlich das Thor des Pa: laſtes , welches wunderbar gearbeitet , und mit koſtbas ren ', funkelnden Steinen eingelegt war , dergleichen wie ich glaube , die Welt nicht mehr aufzuweiſen hat.
Zu den Thore führten ſieben Treppen , welche etwa
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ein halb Dußend Euen breit , und von ſehr feſter Steinart waren. Als wvir von unſern Pferden abges
ſtiegen , und an das Thor gekommen waren , bemerkte der Haushofmeiſter dem Sir Anton , es ſer Sitte, daß diejenigen , welche zum Thore eingingen , vorzügs
lich Fremdlinge , die erſte Stufe füffen müften , daß er aber das Vorrecht haben ſollte , zu thun , was ihm beliebe. Sir Anton Sherley erwieserte : dieſes
will ich thun zur Ehre des Sopbi , deines ſtönigs, ro machte er einen tiefen Bückling , ebenſo rein Brus
der Robert Sherley und küßten , wie wir alle . die Stufe , worüber ſich der Haushofmeiſter und ſeine Begleitung -höchlich freuten . So kameli wir denn in den Palaſt , worin jedes Zimmer mit koſtbaren golds_ nen Tapeten behångt , und deren Fußboden mit Fóſts lichen gewirkten Fußteppichen belegt waren ; beſchreis ben kann ich aber nicht , wie vielerlei Gerichte wir batten . Alle dieſe waren mit Reis zubereitet , und von allen Arten der Farben. Wir hatten ebenfalls die königliche Muſik zur Bevienung , rowohl hier als zu
Hauſe , und wohin wir folche beſtellen tvollten . Auch fanden ſich ſehr ſchöne und prachtig geſchmückte Mäds chen bei der Mahlzeit ein , die nach der Sitte ihres Landes , während wir ſchmauften , tanzten und fangen. So brachten wir einen gauzen Tag hin , und bei
unſerer Stückkehr nach Hauſe wurden wir unter dem Stlange von Trommeln und Trompeten auf eine wahrs baft königliche Weiſe von den vornehmſten Bürgern
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der Stadt begleitet. Der Gouverneur bewirthete und in gleicher Art , und alle Menſchen beeiferten ſich , uns alles mögliche Vergnügen zu bereiten. Endlich langte eine Nachricht von dem Seðnige aus der Tarta: rei , mit einer von des stönigs eigener Hand geſchries bener Bekanntmachung an , welche durch einen Edels mann in Sasbin ausgerufen ward , und ju deren Anhörung wir alle eingeladen wurden . Der Inhalt derſelben war , daß wir Pferde und Leute zu unſern Dienſten ſollten fordern können , bei
Todesſtrafe für diejenigen , welche fich uns widerfeßen würden . Desgleichen ſollte derjenige reinen Stopf vers lieren , welcher die Hand aufhebe , um dem Gering: ften unter uns etivas Leides zuzufügen , weldie Bes
kanntmachung bei allen Bürgern einen ſehr günſtigen Eindruck machte .
Ich unterbreche hier die Erzählung der uns gewors denen Aufnahme, um von der Weiſe Nachricht zu geben , wie der ierige fönig zu der Regierung ge; langte , und wie wir bei ſeiner Rückkehr aus dem Striege von ihm aufgenommen wurden.
Ihr müßt willeni, es iſt Geſex und Sitte in Pers ſien , daß , wenn ein Stónig ftirbt , der älteſte Sohn oder Nachfolger reines Vaters ſeinen Brüdern , wenn
ihrer auch noch ſo viele ſind , die Augen ausſtechen låßt , aus Furcht , daß ſie ſich Anhang im Lande vers
-ſchaffen und Empórung anſtiften möchten . Dieſer König , der jckt in Perſie n regiert , und deſſen Nas me Schach Abbas , d. b . Stónig Abbas ift , (denn
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das Wort Schach iſt die perfifche Benennung eines Stönigs) war ein nachgeborner Sohn , der bei der Nachricht von dem Tode reines Vaters aus dem Lande nach Curdia oder Kurdiſtan floh , und ſich biss
weilen an der Grenze oder in den benachbarten Pros vinzen von Perſien aufhielt , wo er ohngefähr 1000 mann bei ſich hatte. Sein älteſter Bruder , der
als Sfönig gekrönt wurde , ſchrieb, ihm viele ſchmeichels hafte Einladungsbriefe , daß , wenn er kommen , und fich ihm interwerfen wolle , er rein Leben und fein
Scſicht behalten , und einen hohen Poſten im Lande beglciten ſoilte. Fr trauete jedoch dem frönig nicht, ſondern lebte wie zuvor , und rein Anhang vergrößerte fich tåglich . Nun befand ſich ein Großer in der nahen
Ilmgebung des Fönigs , welcher an Abbas beimlich einen Brief des Inhalts fchries , wenn er ihm ein ges twiſſes Herzogthum verleihen wolle , welches eine der böchſten Würden in dem Stönigreich Perſien war, er veranlaſien fvolle , daß rein Bruder der Stónig , uins
gebracht , und er ſelbſt zum Könige erwählt wurde. Darauf eriviederte er ihm , daß , wenn er bewirken wolle , daß ein ſo geliebter Herr , wie der Stónig rein Bruder ihm ren , umgebracht würde , er gerne ſeinen Bruder verlieren wolle , um ihm in der Regierung zu
folgen , und daß er alsdann zur Belohnung ſeiner Dienſte zum größten Herzog in Perſien ernannt werden ſollte. Er unterſchrieb hierauf ſeinen Brief mit ſeinem Blut , welches bei ihnen Sitte ift , wenn ſie ſich zu etwas verbiudlich machen . Dießer Große
1
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empfing ſeinen Brief mit vielem Vergnügen , und ſann auf Auſchläge dem Leben ſeines geliebten Herrn und Gebieters , der ihn , wie ich viele Perſer habe ers zählen bören , über alles liebte 4 der aber bei ſeinen
Unterthanen nicht beliebt war , ein Ende zu machen. Er beſtach daher den Barbier des Königs mit einer großen Summe. Geldes , daß er ſeinem Herrn bei dem
Naſiren die Stehle abſchnitt, und nach vollzogener hat entfloh dieſer Große ſogleich zu ſeinem neuen Herrn .
Das ganze Land gerieth hierüber in Aufſtand, und es wurden ein halb Dußend Könige ausgerufent ; einige geblendete Brüder des Verſtorbenen und einige reiner Dheime , die ebenfalls blind waren ; da das Volt reis nen Neigungen nach wåhlte. Allein dieſer Abbas kam mit ſeiner Macht , und belagerte Casbin , weil ihn die Bürger nicht aufnehmen wollten . Er kam jes doch in wenigen Tagen hinein , und ließ viete durch das Schwert hinrichten , weil ſie ihm Widerſtand ges leiſtet hatten . So nahm reine Macht mit jedem Tage ju , und er marſchirte auf I 8 paban los , welches die Hauptſtadt des Fönigreichs , und ohngefähr zehn Tags reiſen von Casbin entfernt ift , indem er ſich das Land unterwarf , und ſich die Menge mit ihm vereis
nigte. · Die königlichen Räthe brachten zwar ein bes deutendes Heer zuſammen , um ſich ihm entgegen zu feßen , als fie aber vernahmen , wie ſtark er bereits ges worden war , ånderten ſie ihre Geſinnungen , und ems
pfingen ibn fußf&uig unter großen Freudensbezeigun: gen.
Am folgenden Morgen ward er zum Könige in
120
Ispahan ausgerufen , und zwei Tage nachier uns ter großem Jubel gekrönt.
Nach der Strónung kam jener Große , welcher ſeis nen Bruder hatte umbringen laſſen zu dem Stonig, und verlangte das Herzogthum , welches er ihm ver: fprochen hatte. Der Stönig antwortete ihm : . ,,Du bift deſſen würdig . “ Er hieß ibn darauf niederzu . knieen , ernannte ihn zum Herzog , und fiellte ihn zus nächlt ſich ro an , daß er nach dem Stónige der vors nehmfte Mann in Perſien wurde. Am folgenden
Tage , als der Stónig mit ſeinen Großen zu Rathe saß, legte er dieſe Frage vor: Was derjenige verdiene, der einen Herrnt habe , welcher ihn " faft meht , . als ſich ſelbſt liebe , und ibri dennoch umbringen dieße. Nun . will dies Landesfitte ; daß , wenu der Sinig eine Frage
vorlegt , der nächſte im Range nad ihm Antwort gében muß , und da diefer neue Herzog gegenwårtig war , fo gab er endlid nad langeni Zögern, unwillig zur Antivort , daß ein folcher Diener die größte Strafe verdiene. Der König ſtand daun auf , 30g plößlich
rein Schwert aus der Scheide und ſagte : „Schurke, der biſt du , du ſouft deinen verdienten lohu bas bert, denn da du einen Herrn verrietheſt, der dich .To
ſehr liebte , ſo würdeſt du daſſelbe auch an mir thun. Nimm alſo bin deinen Lohn !" Hiermit bieb er ihm . mit eigenen Hånden den storf ab , und ließ ſeinen
Leichnam den Stråhen im Felde. vorwerfen. (Die Fortſetung im nächſter Båndchen .)
Seite
V. Anton Jenkinſon $ ftveite Reiſe von Rußland nach Perfien im Jahre 1562. A. d. Latein. überſ. v . M. Fiedler. 44 VI. Reiſe des Engländers Joh. News berie von Aleppo bis Ormuß im Jahre 1681–82. 4. d. Latein. überf. 3. M. Siedler .
48
VII . Abeitheuerliche Reifen der drei Brüs der : Anton, Robert und Thomas Sherley aus England , am Ende des
XVI. und im Anfange des XVII. Jahrs hunderts durch Deutſchland , Italien , Arabien , Perſien , Rußland , Spanien,
Marokko und in die Türkei. A. d. Engl. frei überſ. von J. L. Rhode, Generals Poſts Directions Sekretår ju frift. a . M. 57
Sachen Bibliothek der
wichtigſten und intereſſanteffen Reiſen durch
Perſien . Herausgegeben von
Joachim Heinrich gåck, Stonigl. Sibliothekar ju Bamberg.
I. Theil.
1. Bändchen .
Nürnberg. 1828.
care
REVORECORRER CENTER Taſchen - Bibliothek der
wichtigſten und intereſſanteſten
See-und Land-Neiſen herausgegeben bon
Joachim Heinrich gåck , Stonigl. Bibliothekar zu Bamberg.
20. Bändchent.
N i r n berg. 1828 .
Inhalts-Anzeige Seite Meirer und abentheuer des Sit Aa ton , Sir Robert und des Sir
bomas Sberlep. Sortretung
126
1
Wunder.fi
SIR ANTON SHERLEY .
Taſchen - Bibliothek wichtigſten und intereſſanteſten
See- und Land -Reiſen , von der
Erfindung der Buchdrucerkunft bis auf unſere Zeiten. Priit Landkarten , Planen , Portraits und anderer Abbildungen.
Per if a 6 t 90n
Me hren Gelehrten , und berausgegeben von
Foach im Heinrich gacy stönigl. Bibliothekar ju Bamberg.
20. Bändchen . mit einem fupfer.
1. Theil.
2. Bändchen von Perſien .
Nürnberg. Berlegt von Haubenftricker und Dou Ebna 1828
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Taſchen Bibliothek der
wichtigſten und intereſſanteſten Reiſem durdy
Per fi e n . Mit Landkarten , Planen , Portraits und mberek Abbildungen .
Mehren Gelehrten, und berausgegeben 01
Joachim Heinrich g && Königl . Bibliotbelar ju Banrberg .
I. Theil. 2. Bändchen . Nürnberg. Werlegt von Haubenſtrider und vort Couer 1828
Reifen: uno Åbentheuer des Sir Antony Sir Robert und des Sir Thomas
Sherlen. VIIÍ. Sa u p t ft å d . Des Stonig & RådTehr aus dem Striege # 10 derren Aufnahme.
(Sortretung.)
Zwei Tage vorher , ehe der König feinen Einzug in Casbin hielt , ſchickte er einen Kurier , oder eine Poft an ſeinen Haushofmeiſter mit dem Befehle , daß er uns mit den beften Pferden , die zu haben reien , verſehen , und wir ihm: in Begleitung des Gouver's neurs und ſeiner felbſt vierMeilen von Casb in entr gegen kommen ſollten , was beide auf die artigſte Weiſe vollzogen . Der Zug von Sir Anton Shers L'eq und ſeinen Begleitern wurde alſo angeordnet::
Zuerſt kam Sir Anton Sherlen felbfti, dellen Rock und Unterkleid von koſtbarem Goldfoſſe waren ;.
ſein Schwert bing an einem koſtbaren Mehrgebinge
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in Werthe uon tauſend Pfund Sterlingen, da es mit Perlen und Diamanten befekt war. Auf dem Stopfe trug er einen angemeffenen Turban von zweihundert Chalern Werth ; und ſeine Stiefel waren gleichfalls mit Perten und Nubinen geftickt. Hierauf fam fein Bruber , Sir Robert Sberlev , ebenfalls in Rock und Unterkleid von Goldftoff , mit einem koftbaren Surban auf dem Stopfe; rein Dolmetſcher Angelo in Ober- und Unterkleid von Silberſtoff.
Dann vier
andere in Röcken von Silberftoff mit ſeidenen damass cirten Unterkleidern ; hierauf wieder vier andere in
Röcken von ( charlachfarbenem Sammet , mit damass cirten Unterkleidern ; vier in blau damascirten Nocken mit taffetnen unterkleidern ; und vier andere in gelb damascirten Röcken und Unterricken ' von perſiſchem Stoffe. Dieren folgten rein Page in Goldftoff, und reine vier Lakeien in fleiſchfarbenem Taffet , und ſo Teßte ſich der Zug in Bewegung. Sir Anton und fin Bruder ritten zuſammen , der Hausbofmeiſter zu ihrer Rechten , und der Gauverneur zur Linken ; die
Uebrigen kamen zwei und jivei nach . Ich felbf ritt gerade vor Sir Anton mit einem weißen Stabe in
der Hand; denn ihm batte gefallen , mich zu ſeinem Marſchall zu ernennen , da in dieſem Lande jeder
Große einen Marſchall hat , der vor ihn reitet. Nach : Dem wir ſo eine halbe Meile vor die Stadt gekommen
waren , hatten fvir einen Anblick , wie man ſolchen ariclit gewóbnlich zu ſehen #fiegt, nämlich sivolfbundert
127
Reiter , welche zwölfhundert Menſchenköpfe auf ihrer Langen trugen , und mehrere von ihnen hatten Mens ſchenohren , in Sdnůren eingefädelt , um den Hals
hången . Auf dieſe folgten die Trompeter , welche cir nen ſchrecklichen Lårm machten , da ihre Trompeten ganz anders geformt find , wie die engliſchen . Dieſe Trompeten ſind zwei und eine halbe Ele lang und
gegen die Mündung lo dick und breit , wie ein Hut. Nåchft diefen kamen die Trommelſchläger, deren Troms meln von Stupfer waren , und von Stamelen getragen
wurden. Dieſen folgten fechs Standarten - Tråger, und hierauf wieder zwölf Pagen , deren jeder eine Lanze in der Hand trug. In einer ziemlichen Entfers
nung kam ſodann der Stönig, welcher allein ritt , eine Lanje in der Hand hatte , und an deſſen Seite Hogen und Pfeile; Schwert und Schild hingen . Er war ein Mann von unterfekter Statur ; aber fehr fråftis gem förperbau und fchwärzlicher Geſichtsfarbe. Zu*
nächſt auf den König kam ſein Generals Lieutenant der Felbtruppen , und ſeine fämmtlichen Bogenſchüßori, in balbinondförmiger Ordnung. Als wir zuerſt vor den störig kamen , fliegen Sir Anton und fein Bru : der von ihren Pferden ab , und gingen hin , dem stos nig den Fuß zu küſſen . Denn es ift Sitte in dieſem fande , daß ein jeder , ſei er auch noch ſo pornehm, bei ſeiner erſten, Zuſammenkunft mit dem Stönige,
deffen Fuß küſien muß.
Nachdem dieſes geſchehen
war , rah fie beide der sönig mit ftoljer Miene an ,
128 and dann uns Ale ; indem er mit Sir Anton nicht
ein Wort wechſelte , ſondern dem General - Lieutenant befahl, mit ihm. nach den erhaltenen Befehlen zu vers
Hiermit gab der Siðnig reinein Pferde die Sporne, und begab ſich auf eine Stunde hinweg.
fahren .
Dem Sir Anton wurde hierauf die Stelle des stos
nigs eingeräumt; ſein Bruder Robert Sherleo und der General - Lieutenant nahmen jene zu ſeiner Nechten , und der Haushofmeiſter: jene zu reiner Lins Fen ein. Als ſich der Stónig entfernt hatte , erzählte ber Haushofmeiſter dem Sir A 11-ton , daß Sitte des Landes rey , Fremdlinge auf diefe Weiſe zu enipfans gen , und bat ihn , ſich eine Weile zu gedulden , und den Ausgang abzuwarten . Nach Verlauf einer Stunde
Rebirte der Stónig wieder , fo geſchwind rein Pferd taus fen konnte, und hatte rechszehn Frauen zu: Pferde bei fich , die alle ſehr kofbar gekleidet waren . Als er nahe bei Sit Anton gekommen war , begrüßten ihn die Weiber mit einem Halioh ! und ſtießen ein ſehr lays tes Gefchrei aus ; gleich dem der roben Irlander , daß wir uns höchlich darüber verwunderten. A18 fie das
mit fertig waren , fam . Der Stónig auf. Sir.Anton und ſeinen Bruder ju ' , umarmte und füßte fie drei. oder viermal , und fchwur , indem er Sir Anton bei
der Hand nahmt , einen feierlichen Eid , daß er ſein Bruder fegu wolle , wie er ihn auch immer ſo nannte, und indem er wegging, lick er den Sir Anton zu kiner Rechten geben .
129
Die große Volksmenge, die fich hierbei berfams melt hatte , gewährte einen bewunderungswürdigen Unblick , wo der Stönig vorüber ging , kniete das Volk nieder und Füßte die Erde. Ehe wir aber in die Stadt · kamen , wurde: ein Befehl bekannt gemacht, daß bei: Lodesſtrafe kein Soldat in die Stadt kommen ſolite, Welcher nicht etiva darin geboren ſei , aus Furdt, daß
fie einen- Tumult anſtiften möchten , ſo wurden ſie für diefesinal - alle entlaſſen , und kehrten in ihre Heis math zurück.
Nach unſerer Rückkehr in die Stadt , marſchirten wir durch alle Straßen , ' und kamen am Ende zu eis dem königlichen Hankethauſe , wo der König den Sir
Anton in ein koſtbar ausgeſtattetes Zimmer führte,
4
woſelbſt Lekterer eine Rede an den Stönig über den Siveck Feiner Ankunft hielt , und ihm eine. E påhlung
ſeiner beſchwerlidien Reiſe und unſerer Behandlung in der Türkei , nebſt anderer uns auf dem Wege zus
geſtoßener Unfälle machten: welcher der König mit großer Aufmerkſamkeit zuhörte. Als Sir Anton jeine Rede geendigt hatte , ftand er auf, und erwies derte: Bruder , es thut mir leid , Deine , auf der Reiſe beſtandene gefahrvolle , und mühſelige Abens tlycuer- zu vernehmen ; ich freue mich jedoch , dich jekt
glücklich an meinenu Hofe angelangt zu ſehen : * denn ſei perſichert, daß ich dich auf meinen Stopf ſtellen werde ;" ein Ausdruck , womit er ſo viel ſagen wollte,
his obser: ibu suv ben. Ehren zu erbeben beabſichte.
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Es wurde hierauf eine große Mahlzeit unter Munt aufgetragen , und hiermit zwei volle Stunden ſehr
vergnügt hingebracht. Nachdem das Banket geendigt war , bat der Stönig den Sir Anton , am Fenſter ibren Spielen zu Pferde zuzuſehen. Vor dem Hauſe befand ſich ein ſehr ſchöner, freier und ebener Plat son ohngefähr zehn Morgen Landes , auf welchen der Stónig hinab ftieg , und als er ſein. Pferd genommen
batte , ertönten Trommeln und Trompeten . Es ren in Alem zivólf Reiter mit dem Sönige , die zu ſechs und rechs auf zwei Seiten verthelten. trugen in ihren Händen lange hölzerne Ruthen ,
was ſich Sie von
der Dicke eines Mannsfingers , an deren Enden ein Stück Hols in Gefialt eines Hammers angenas gelt war.
Nachdem ſie ſich ſo vertheilt , und die Geſichter gegen einander gekehrt hatten , kam einer in die Mitte
geritten , und warf eine hölzerne Kugel zwiſchen beide Cheile , als ſie hierauf Stangen an beiden Enden der Bahn aufgerichtet hatten , fingen ſie an zu ſpielen , ins
dem einer dem Andern die Stugel mit ihren Ruthen, auf die Art zuſchlugen , wie in England der Fußball geſpielt wird. So oft die Stugel an dem König vors bei kam , machten ſie mit ihren Trommeln und Troms
peten einen Tuſch , und mehrere Male kam der Stönig zu Sir Anton an das Fenſter , um ihn zu fragen , wie ihm der Spaß gefalle.
Als das Spiel zu Ende war , ſchickte mich Sir
131
Anton einer Beſorgung wegen binab , und als ich
auf die Stiege kam , begegnete mir zufällig der feinig, der , als er mich rab , mich aun Arme nahm , mich mit ihm umkehren bieß, und mich in das Zimmer brachte, worin fich der tårliſche Geſandte befand. Er führte mich an das obere Ende des Zimmers über den tirtis
rohen Geſandten , und hieß mich , mich auf den Bos
den nieder zu feßen; da ſie keine Stühle haben , forys dern auf Teppichen zu fişen pflegen. Ich konnte nicht • nach ihrer Art mit unterſchlagenen Beinen ſißen , ſons dern warf mich auf die Stnie , worauf der Geſandte dem Stónig erzählte , daß Sitte in England rei , auf
Stühlen zu ſiken: ' denn er ſei öfters in den Håuſern der engliſchen Staufleute zu stonftantinopel ges weren . Als der Stönig dieſes vernahm , ging er ſos gleich in das nächſte Zimmer, und ließ durch einen
ſeiner Pagen eine kleine Bank heraus tragen , auf welche ſie ihre Weinflaſchen zu ftellen pflegen , und bieß mich niederſißen , nachdem er zuvor einen goldes nen Teppich darüber gebreitet hatte. Er forderte als: dann Wein , und trank nieine Geſundheit mit dieſen Worten : „Ich ſchåße die Fußpohle eines Chriſten höher , als den beſten Türken in ſeinem Lande." Er fragte mich hierauf , ob ich ihm dienen tvolle. Ich antwortete ihm , daß , da ich ein Unterthan in ſeinem Lande fei, er mir zu gebieten habe , daß ich aber meis tie:: vormaligen Herrn nicht gerne verlaſſe , da er mich lieb babe ; bei spelchen Worten mich der Stonis um
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den Hals nahm , mich drei bis viernfali hüßte , und ſagte : „ Ich achte deine Beſtåndigkeit hödylich , deffen ungeachtet wil ich meinen Bruder , deinen Herrn bits ten , daß er dir erlaubt , mir so lange zu dienen , als ibr in meinen Lande bleibt.
Nach einigen weiteren Worten ging er aus dem Zimmer zti Sir Antºn , ibin zu ſagen , daß er durchs qus einen von ſeinen Dienern haben miffe , dieſer antwortete jedoch , daß es nicht in ſeiner Macht ftehe, einen von ihnen wegzugeben , er aber über die Dienſts
leiſtungen von einem jeden derſelben gebieten könne, wofür ilin der Stónig berzlich dankte und ſagte : daß er feinen Dienern befehlen würde , das Gieiche zu thull. Der Sönig führte hierauf den Sir Anton nach einer kurzen Unterreduug nach Hauſe zurück, und außerte ihm , daß er keinen Abfchied von ihm nehmen -svolle , indern er ihn noch vor dem Schlafe zu ſehen
gedachte. Nachdem wir alſo in unferer eigenen Wohs
nung zu Nadt geſpeißt hatten , beſchloß Sir Anton , nicht glaubend, daß er den Sönig noch dieſen Abend
ſehen wvürde , da es ſchon fpåt geworden war , fich zur Nube fu -begeben . Er irrte ſich jedoch : denn es kam
der Haushofmeiſter mit rechsfehn Fackeltrågern und etlichen und zwanzig Edelieuten zu ihm ; ihn und ſeine ganze Geſellſchaft zu : dem .Stónige abzuholen , um die
Nacht: bei - ihin zuzubringen . Als wir bei dem Stónige anlangten , faben wir ein Schauſpiel , worüber wir faſt in Entzücken serietben .
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Es befindet fich måmlich in der Mitte der Stadt Ca $ bin ein Plak , den ſie Bazar nennen , und der auf die Art wie die Börſe .zu London eingerichtet,
zwar nicht ſo ſchön , aber dreimal größer iſt , und wo alle möglichen Handels:Artikel in Buden feil geboten werden. Die Staufleute hatten ihre Waaren auf die ſchönſte Weiſe ausgelegt, und ſich ſelbſt ſehr geſchmacks pol gekleidet. In der Mitte dieſes Plaßes fent cin auf ſechs Pfedern erbautes Rondel mit einem Site wo Stleider und andere Waaren verkauft werden. Dies res Rondel war mit koſtbaren golderien , ſilbernen und
ſeidenen Tapeten behångt , und in deſſen Mitte ftand des Stönigs Throuſtuijl. Der Stuhl war aus Silber reich mit Türkiſen , Rubinen und fechs großen Dias manten befekt , welche leştere , wie die Sterne funs kelten . Der Sit war von Scarlach mit Perlen -Stiks
keren , und eine unzåhlige Menge Lampen waren rings aufgehängt . Als Cir Anton ankam , ließ ihn der Stónig bilaufſteigen zu den toujiglichen Throne , mit ſeinem
Vicekönige und anderp Großen reines Reiches bei dem Stuhle ftehend, fafte er Sir Anton bei der Hand , und bjeb -ihn, ſich darauf zu ſeken. Sir Anton aber fiel vor ibm auf die Stnie , und buat den stönig um
Verzeihung , indem ihm kein ſolcher fürftlicher Plan zukomme, da er nur ein Unterthan von ihuu rei. Der König verſchwur fich jedoch hoch und theuer bei der
Seele des Mortus :Ali, daß er ſich in den Stuhl ſeben müſſe, und wenn der beſte Perfex fich darüber
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årgern follte , ſo wolle er ihm ſogleich den Sopf abs bauert.
Er faſte hierauf den Sir Anton bei der
Hand , und hieß ihn, fich ohne Furcht niederzuſeßen, was Sir Anton auch that. Als er raf , küfte ihn der Stonig, und fagte : „Bruder du fúuft dieſer Plaß rebr würdig, aus. Er verlangte födann einen Stuhl für Herrn Nobert Sherley , der ſogleich gebracht wurde , und reşte ihn dicht neben ſeinen Bruder Ans
toa ; uns Andere von ſeiner Begleitung aber , rings um den Thron herumt , und zwar nach Landesfitte mit unterſchlagenen Beinen auf Teppichen . Es wurde dann unter Woraustritt von Trommeln und Trompeten ein königliches Mahl von vier und zwanzig Edelleuten auf
getragen , und als die Trommeln und Trompeteu abs gingen , trat die Muſik fpielend ein , welcher zwanzig
prachtig gekleidete Frauen , ſingend und tanzend vors auskamen . Als das Banket beendigt war, ſtand der Stönig auf, nahm Sir Anton bei dem Urine , und ging Arm in Arm mit ihn durch alle Straßen der Stadt . , während die zwanzig Frauen vor ihuen her, fangen und tangten , und ſein Hofjiaat ihnen folgte, indem jeder einen der Unſerigen bei der Hand führte. Un jeder Ecke war Muſik aufgeſtellt , und zu beiden
Seiten der Straße waren Lampen aufgehångt , lies ben , jedesmal über einander , was ſich überaus prächs tig ausnahm.
So brachten wir acht Tage und Nachte mit allen erdenklic en Setlichkeiten zu. Nacb Verlauf des gebnis
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ten Tages ſchickte der Stönig demt Sir Anton wolf Ramele , drei ſehr große Zelte mit allem , zur Hauss dienerſchaft gehörigen Geräte ; ſechszehn Naulthiere jedes mit vier Teppichen , von denen sier: von Seide mit Gold , rechó vou bloſer Seide , die übrigen aber ſchöne , aus Zwirn gewebene Tapeten waren . Er fchickte ihm ebenfalls vierzehn Pferde, unter denen mei Sattelpferde; für ihn ſelbſt , jwei für ſeinen Brur : der, und zehn , für zehn Begleiter waren . Er ſchickte ihm ebenfalls vierzebn Såttel, von denen ztvei mit : Goldplatten überlegt , und reich mit Türkiſen und Russ binen bcreßt waren . Zwei waren von einfachen Golds
Platten , und die andern jeln von Sammet, mit einer loftbaren Silberſtickerei und ſo viel Silber, ( im Wertb.
pon ſechszehntauſend Dukaten ) daß rechszehn Mann ? daran zu tragen hatten , wobei er den Sir Antoni
bitten ließ , dieſe Stleinigkeit zur Beſtreitung ſeiner monatlichen Ausgaben anzunehnien , und ihr zugleich erſuchte , mit gelin ſeiner beſten Leute und ſeinein Brus der auf die Entfernung von etwa: vier Tagereiſen zu ihm zu kommen . Sie Anton welcher glaubte , daß
der stönig unſern Muth prüfen wolle , lief unſerer jebu zu fich: rufen , nämlich mich ſelbft , John Norris, hom 4:8 Davis , William Parry , Ebomas
Powell , John Ward , John Parrot, Gabs riel Brookes , Arnold Rolderaft und Eduard
Dantbeinier einen Holländer , und erzählte uns. was a glaube , daß es des Königs #bficht rei , und
136
wie er Willens rei'ihm zu zeigen, daß wir wahre Eng lån der reien , wenn es erforderlich fern ſollte. Wir machten uns demnach am nächſten Morgen , begleitet von einem der koniglichen Stalmeiſter , der uns zum Wegweiſer diente , und hus , ohne einen :
Pfennig dafür zu bezahlen , ill jeder Stadt oder Orte, durch welche wir kamen , mit Lebensmitteln verfali auf den Weg .
Am Ende des vierten Tages ftießen
wir an einem Kreuzwege auf des sidnigs Maulthiere, die mit feinen Mundvorråthen beladen waren . Einer von des Stönigs Leuten erzählte uns, daß er in det Näibe -rev, der uns in einer halben Stunde einholte, und ein Gefolge von zweihundert Mann bei ſich batte.. Als er zu dem Sir Anton kami, fafte er ihn um den
Leib, und küßte ihn zwei bis dreimal, wobei er ſchwur, daß ihm jeder Tag wie ein Jahr vorgekommen rei, bis er ihn wieder geſehen habe. An dieſem Abende aßen wir mit dem stônig in einem großen Gebäude 18 Nacht, welches derſelbe für Reifende batte erbarep laſſen ; denn wo das Land nicht fehr bevölkert iſt , har der Stónig große Gebäude aufführen laſſen , die fie Canns nenuen , um Staufleute und andere Reiſende darin aufzunehmen , und worin Menſden und Pferde ihre Bewirthung finden . Der König war dieſen Abend bei der Mahlzeit up
gemein (paßhaft mit uns , bis ibn .einer von ſeinca , Edelleuten einer kleinen Veranlaſſung wegen årgerte, und wir besaben uns alsdann zur Nube. Am nách ken
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Morgeni ſtand der König ſehr frühzeitig auf, und ließ, da er zornig war , den Edelmann , der , iijn beleidigt hatte mit Stetten an einen Pfahl binden, und von zein ſeiner Edelleute ein hundert Quitten nach ihm werfeni. Der fiönig warf reibſt die erſte nach ihm , und als jeder ihn mit einer Quitte geworfen hatte , trat Sir Aito 11 zu dem Könige , und but , ihm zu verzeihen , und nicht mehr nach ihm werfen zu laſſen .
Der Stós
nig lächelte hierauf und ſagte : „ Bruder es ſei , wie du veriangit, und ließ ihn hierauf abbinden , weßives
gen der Edelmanu kam , den Sir Anton die Hand zu fürfen . Un Deniſelbigen Abend gingen wir zwölf Meiler weit nach einer ſchönen Stadt, Se a rch a n ges nannt , und vertrieben und unterwegs die Zeit durch Reiherheben und Jugen . Wir langtei: ain Abend in dieſer Stadt: an , und wurden von den Bürgeril kas niglich besvirthet. Der Stónig rchlief in ſeinem eiges nen Paaſte und wir logirten in dem Hauſe eines Edelmanns , wo wir von Seite der Bürger mit allen Arten von Leckerbiſſen bewirthet ivurden .
Gegen zelin
Uhr des Nachts vurden wir zu dem Könige in die Piazi a abgeholt, welche ein großer ſchöner Plat in
der Mitte der Stadt , gleich unſerm Smithfield iſt ; wo wir den rönig und ſeinen Adél von einer großen Menge Fackeln umgebeni antrafen , und rings um , an den Seiten der unbeleuchteten Häuſer, ivar
der Plaß mit Lampen behångt. Der fionig nahm uns auf die Spike eines Thurmes , und ließ uns von da 2utes B. Perſien . I. 2.
2
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auf die Lampen niederblicken , welche alle in einem Augenblicke angezündet wurden .
Ebenſo waren oben
auf den Hausdächern Lampen angebracht, welche, dich
ter wie die Sterne des Himmels , einen prächtigen Anblick gewährten. Es kam hierauf ein ſo prächtiges, von einem Türken verfertigtes Feuerwerk , daß es die
Bewunderung von Sir Anton erregre , denn nebſt meireren anderen Veränderungen , die es darbot, ſchies
nen ſich feuerige Drachen in der Luft mit einander zu ftreiten. Vorzüglich merkwürdig war ein Stück. Es fiiegen nåmlich , wie aus der Tiefe eines auf der Piajia ſtehenden großen Springbruinens , Geſtalten wie Fiſche in die Höhe , die aus ihren Mäulern Feuer
bis zu der Höhe von ein Dußend Ellen ausſpieen, wels dhes wir für ein großes Wunder hielten . Nachdem dioſes Sdauſpiel beendigt war , wurde ein herrliches Banket unter Trommeln und Trompetenſchall aufges trase11.
Nacident wir hier drei Tage mit allen möglichen Beluftigungen hingebracht hatten , wie z. B. Ringen
hackter Menſchen ,
Stamel : Gefechten , Antellopens
Treibjagen , Kårenheßen , Stiergefechten und dergleis chen, machten wir uns auf die Neiſe nach der berühm: ten Stadt J 8 pahan , auf welchem Wege wir durch
viele Stådte ritten , von denen jedoch nur eine der Semnerkung werth war , nåmlich Coome ( Stom ) , wo
und die Stadtleute freundlich empfingen. Hier blieben wir einen Tag und eine Nacht, und rekten dann uns
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ſere Reiſe weiter fort , indem wir uns unterwegs mit Jagen und Heßen beluſtigten , während wir in drei Tagen bis auf drei Meilen von I $ paban kamen , wo
wir die Nadt liegen blieben , ſowohl der König , wie fein ganzer Hoffiaat. An nåchſten Morgen gegen neun Uhr , machten wir uns fertig , deu Stönig zu begleiten , und nachdem wir nur eine Viertelèmeile geritten was ren , raben wir in einem Thale die königlichen Trups pen aufgeſtellt , dreißigtauſend Mann ftark , welche des Stönigs Ankunft erwarteten .
Sobald ſie ſolche vers
nahmen , fingen ſie einen fårm mittels ihrer Trom : meln und Trompeten an , als ob Himmel und Erde mit einander im Streite lågen . Auch von dieſen wurs
den Menſchenköpfe auf Piken getragen , und nachdem der Stónig ſie angeredet hatte , bildeten ſie einen Haibs mond , und folgten dem königlichen Zuge . Als tvir zwei Meilen vor die Stadt kamen , kamen ihm gegen jehntauſend Bürger in prachtiger Sleidung entgegen . Sie belegten den Weg , auf welchen der Stónig ritt mit Taffet und Atlaß , wofür ſich der Stónig , als er es fab , ſehr bedankte, was den Bürgern ungemein ges fiel. Der Sönig nahm hierauf Sir Anton Sher: len bei der Hand , und bat ihn , auf ſeinem Pferde zu reiten , was derſelbe durchaus nicht thun wollte ,
und als der Stónig diefes rah , ließ er ſeine Garden zu ſich kommen , und überließ ihnen alles Seidenzeug , das ſie unter einander vertheilten .
Hier wurde ein
Stilſtand gemacht , und der Stônig befahl ſeinem Ges
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neral:Lieutenant , reine Soldaten: ſcharmßiren zu laſs ren . Es befinden ſich jedoch einige Offiziere unter ihs tien , die es dem fidnige nicht riach ſeinem Sinne machten , und da überdies ſeine Soldaten nicht ſo eins
geübt waren , wie er es erivartet hatte , ſo ſprengte er auf einmal mit gezogenem Schwert, wie ein Herk us les auf ſie ein , und verivundete vice von ihneli tid:
lich . Er wurde hierauf noch immer hißiger ; ſo daß er keinen fchonte ; ſondern mehreren von ihnen die
Arme abijieb. Einen der Offiziere , welcher ſich nur ju lächelnı erlaubt hatte , verfolgte er unabläſſig , und
da lekterer um Schuß zu ſuchen , ſich in unſere Ges ſelifchaft flüchtete; 10 perſette ihm der Stónig einen folden Streid ) , daß er ihn von einander bieb , und
: Hälften ſeine : Störpers auseinander fielen. Hier brachten wir den Tag zu , und gegen ſechs Uhr des Abends marſchirten wir nach der Stadt.
Mährend der Gouverneur den Zug anführte , kam der junge Prinz dicht neben ihn zu reiten , und zog ihn auf eine etwas derbe Weiſe mit ſeiner Frau auf,
weil ſie ein ſchönes Weib war. Der Gouverneur be: diente ſich hierauf einiger unhöflicher Worte gegen den Prinzen , die ihn aufbrechten. Er ritt demnadı ſo: gleich zum Stinige , um es ihm zu erzählen , der ihm befahl , Bogen und Pfeil zu nehmen und ihn zu dirche bohren , was er auch ſogleich that , und ihn durch ei. nen ſeiner Schenkel ſchoß.
Der Gouverneur ſtieg ſus
gleich von ſeinem Pferd ab , und kam dem Prinzen den
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Fuß zu kůßen . Als der König dieſes rah , kann er zu dem Gouverneur, küfte iba , erhob ihn zum Vicekönig dieſer Provinz, und ſeşte nachgehends ein großes Vers trauen in ihn. So kamen wir in die Stadt , und 30: gen durch alle Straßen . Der Stónig begleitete ſodann den Sir Anton Sherley nach dem Hauſe, welches zu ſeiner Aufnahme eingerichtet worden war , und bát ihna ſich bis zum nåchſten Morgen zu gedulden , 100 er ihn wieder ſehen wollte. Der König begab ſich hierauf 'nach ſeinem Palaſte , und wir legten uns zur
Ruhe. An dieſem Tage kamen hundert und vierzig Mann um , die theils durch die große Hiße , theils von dem Stinig ſelbſt getödet worden waren . Uuter andern hatte der Stönig auch einen Bedienten von Sir
Anton umgebracht , der ein Perſer ivar , was dem Stónig , als man es ihm erjåhlte , ſehr leid that , weil er in der Meinung ſtand , daß er ein Chriſt geweien
rei. Er kam demnach am 118chſten Morgen perſönlich gu Sir Anton , um -ihn zu ſagen , wie außerordents lich bekümmert er darüber rei , und wie er wünſche,
lieber ein Dukend Perſer für ihn umgebracht zu haben, Auf Sir Anton's Bemerkulig , daß er ein Perſer ges weſen rei, war er jedoch außerordentlich froh, und bat denfelben , ſich einen andern Bedienten aus ſeinen eis
genen Leuten zu tråhlen . So viel mag hinreichen um die Aufnahme zu ſchildern , die uns in Perſien zu Theile ward.
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IX . H au p t ft ü d . Von der Lebensweiſe , den Sitten und Gebrå u den der Perſer.
Einem Fremden iſt weit angenehmer , in den pers
fiſchen Ländern zu leben , als in der Türkei , da der gegenwärtige Stonig ſeit ſeiner Throats Beſteigung eine folche Ordnung in dem Lande herseftellt hat, daß nian mit einem Stock in der Hand , und
es ohne Gefahrmit
ohne andere Waffen , bereiſen kann .
Das Volk ift ges
gen Fre.lide horlich und freundlich , und ſeine Tracht nett und anſtändig. Die Männer tragen lange Röcke,
die ihnen bis auf das dünne Theil ihrer Beine reis chen , mit großen Fallhůten auf ihren Stopfen , die von vielerlei Farben find , und Turbaiie genennt werden .
Sie tragen ferner måndel, welche mit koſtbarem Pelje gefüttert find : denn obgleich das Silima außerordent: lich heiß iſt, ſo kleiden ſie ſich doch immer in Pelirode. Die Weiber ſind , was die vornehmere Klaſſe belangt, ſehr ſchön , weil ſie verſchleiert gehen , ihnen die Sonne daher niemals in das Geſicht ſcheinen kaun ; ſie tragen
Beinkleider wie die Männer , und Strümpfe aus ros themi Samnet. Der Mann hat nur ein Weib , aber
ro vicle Beiſchläferinnen , als er halten kann . Wird ein verheirathctes Weib überwieſen , Ehebruch began: gen zu haben , ſo wird ſie ſogleich verbrannt , auch iſt hier nicht erlaubt , wie in der Türkei , Sinaben zu bals
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ten , da dieſes Lafter von den Perſern ſtreng beftraft wird , wovon ich ein merkwürdiges Beiſpiel fals. Während meines Aufenthaltes in dieſem Lande,
war daſelbſt ein vornehmer Edelmann, Namens Peer
s'alliberg, ein Verwandter des Stönigs, welcher eis nen von des Sidnigs Pagen zu dieſer Schåndlichkeit bereden wollte , und ihm ein großes Geſchenk dafür
bot ; allein der Knabe benachrichtigte den fðnig das von, trelder , als er es vernahm , den Edelmann in ſeiner Wuth ſogleich holen , und ihm von dem Sinaben mit ſeineni eigenen Schwerte den stopf abhauen ließ. Wenn ferner die Türken die Nachkommen M a hos meds in hohen Ehren halten , ſo iſt bei den Perſern
gerade das Gegentheil der Fall, Denn man ſieht alle Tage in jeder perſiſchen Stadt einen Mann mit einer Art auf der Schulter durch die Straße ziehen , und mit lauter Stimnie ausrufen : „ daß , wenn jemand M ahomeds Nachkommen für beſſer halte, als andere Menſchen , oder wenn einer fage , daß er von ihm ab: ftanıme , er augenblicklich reinen Stopf verlieren rolle.
Ja felbft fah einen Türken zu Ispahan auf den
ferl zukonimen , und ihm betheuern , daß er von Mabomed $ Geſchlechte rei , und in dieſer Meinung ſterben wolle. So knieete er nieder , und legte ſeinen Stopf auf einen Block, den er ihm auch ſogleich abhieb , Sie glauben an Gott deri Vater den mortus
Ali , und halten mahomed für einen großen Pros
pbeten. Sie haben Stirden und ſehr ſchöne Kirchhöfe,
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welche' fie ſehr reinlich halten , in deren Mitte eine - Kanzel ſteht , und ebenſo einer Springbrunnen , an
welchem ſie ſich waſchen , ehe ſie zum Gebete gehen .. Gie haben ebenfalls heilige Männer, welche ſie Sans 1011 s nennen , und worauf ſie ein großes Vertraueil, ſetzeli , daß ſie ihnen ſagen können , was ihnen auf eis ner zu unternehmenden Reiſe begegnen wird . Dieſe
Heiligen gehen nacht, haben keine Hemden , ſondern ILUT einen blauen Pelirock an ; und alle Jahre an dem
Tage, wo Mortus Ali ſtarb , zerñeiichen ſie ſich die Bruſi und Arme mit Meſſern, auf eine ſo jammerlidie Weiſe, daß ſie bisweilen daran fterleri . Ihre Pricfier gehen in Weiß gefleidet , und predigeri alle Freitage; welcher Tag ihr Sabath iſt. Sie beten ſehr andåchtig, ich habe ſie relbſt mit ſolcher Jubrunſt beten ſehen , dat ſie dabei in . Ohnmacht fielen . Sie halten ihre
Saſien meiſt um dieſelbe Zeit , wie wir hier in Cnig: land, und dieß nennen ſie ihren Bairum * ).
ieſe
Faften dauern acht und zwanzig Tage , wobei ſie den gauzen Tag nichts' eſſen , bis der Štern des Südens
aufgeht; dann begeben ſie ſich zur Mahlzeit , und bes luſtigen ſich die ganze Nacht. Die Beſſeren von ihnen trinken weder hier , noch zu einer andern Zeit Wein,
mit Ausnahme, wenn ſie die Erlaubniß von dem Std . nige haben .
Wenn dieſer in guter Laune bisweilen
* ) Bairam.
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iſt; ſo låßt er eine Bekanntmachung ergehen , daß es drei Tage lang jedermann erlaubt ſeyn ſolle , nach Ges fallen Wein zu trinken . Man ſieht Ne bisweilen bes trunken und dann findet der stånig rein großes Vers gnügen daran , in den Straßen der Stadt herum zu gehen , und ſie zu ſehen. Allein wer berauſdt gefuns den wird, wenn dieſe drei Tage vorüber ſind, der vers liert ſeinen Stopf. Allen Chriſten iſt erlaubt , Wein ju trinkeli, und allen Dienern des Stinigi . Das Land liefert alle Gattungen von Früchten , beſonders viel Waiken ro , daß das Brud ſehr wohl: feil iſt , und die Lebensmittel in ſehr billigem Preiße frehen . Ihr Hauptnahrungsmittel iſt Reis , welcher
auf verſchiedene Art zubereitet wird. Der König geht heimlich auf ihre Märkte , um zu ſehen , welche Ord: nung gehalten wird . Denn zwei Jahre , ebe wir in das Land kamen , ivar der Stónig auf dem Markt zu
À spaban geweſen , und hatte ſich mit einem Burs fchen in das Geſpråd , eingelaſſen , welcher Milch vers kaufte. Er fragte ihn, wie ſich der Gouverneur *) Nun “ ſagte der Burſche, Teines Ortes benehme. der etwas vorlaut war , „wenn ich an ſeiner Stelle
wäre, ſo würde ich dem Stönig alle Woche ein Dußend
Stópfe von Spißbuben bringen , welche das Land bes ftehlen . Wir dürfen uns kaum einen Steinwurf von *) Ortsvorſtand , Schulje.
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unrern Häuſern entfernen , ohne beraubt zu werden, der Gouverneur hålt mit ihnen , und nimmt Geld von
ihnen , damit ſie dieſe Lebensweiſe fortſeßen können . Als der Stönig dieſes hörte , gefiel ihm der Burſche Tehr , und hieß ihn den nächſten Morgen an den Hof kommen , wo er ihin des Seinigs Haus zeigen wolle , indem er ilin anwies' , bei ſeiner Ankunft, bei einem
von des Sidnigs Garde , nach einem gewiſſen Abbas
ju fragen , welches der Burſche auch zuſagte. Als der Stinig an den Hof zurück kam , ließ er den Befehl an
ſeine Garde ergehen , daß , wenn am folgenden Mora gen ein ſolcher Burſche kåme, und mit einem gewiſſeni
Abba 8 zu ſprechen verlange , ſie ihm vorführen ſolls, ten . Seinem Verſprechen gemäß , ſtellte fich der junge Menſch am nächſten Morgen ein , und fragte einen der Garden nach einem gewiſſen Abbas , worauf ſie ihn ſogleich nach des Stönigs Schlafzimmer führten , der ihn , als er ſeine Ankunft vernahm , rogleich zu ſich eintreten ließ. Als der Menſch den König fvahrs nahm ; ro fiel er vor ihm auf die Sinie und bat um Vergebung ; allein der Stönig hieß ihn aufſtehen , ließ ihm Seleider koninen , und gab ihm den Befehl über fünfzig Mann , mit dem Auftrage , ihm zuerſt den
Gouverneur zu bringen , der , als dieſes innerhalb drei Tagen geſchah , ſogleich ſeinen Stopf verlor.
Der seinig beauftragte ihn hierauf, ihm die nächſte Woche die Köpfe derjenigen zwölf Spißbuben zu bringen , welche das Land, beraubten , ſonſt würde
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er ſeinen eigenen verlieren. So beurlaubte er ſich dieſmal von dem Stinig , und brachte ihm binnen vier Eagen zwanzig Stöpfe. Als der stönig dieſes Taby, gab
er ihm den Befehl über weitere fünfzig Mann , und ernannte ihn zum Gouverneur diefes Plaßes , und er. benahm ſich To wohl , daß er in den Zeitraume eines
Monats, eine ſolche Sicherheit im Lande hervorbrachte, daß man ohne Gefahr mit einem Stock in der Hand, darin reiſen konnte. Der Stónig fand bald ein ſolches Gefallen an ihm , daß er ihn zum Stapitán reiner Garde ernanuté, und ihm den Befehl über tauſend Mann sab , um die Grenzen ſeines Landes zu bes wachen .
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Einſt als der Stönig auf einer Reiſe war , (bei ivelchen Gelegenheiten er das Land nie mit Herbeis ſchaffung von Wagen belåftigte , da er und ſein ganzer Adel zu dieſem Endzwecke ihre eigenen Wagen bei ſich
führten ,) holte der König unter Wegs einige Wagen ſeis nes neu ernannten Gouverneurs einl , von denen ſechs mit Naulthieren beſpannt waren . Das mittlere Mauls thier hatte ſeinen Wagen mit einem Teppiche bedeckt, welcher aus Gold und Silber gewebt war , und der
Stönig fragte die Leute , wen der Wagen gehöre , wor; auf ihm eirer zur Antwort gab , daß es der Wagen
von M u ftriffa , Stapitin ſeiner Garde ſei : denn ſo hatte ihn der König betitelt. Der Stónig ſchlief diere . Nacht in ſeinem Zelte , und der neue Gouverneur kam
etwas ſpåt an den Hof; als aber der Stónig reine uns
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kunft vernahm , ließ er ihn rogleich vorfordern , und erzihlte ihn , daß er reine Wagen eingeholt habe , von welchen die Ladung des einen mit einem goldenen Teppiche bedeckt geweſen , welche Ladung , wie der Frónig ſagte , er haben müſſe.
Er fiel hierauf zu den Füßen des stönigs , und bat , ihm eher alles Uebrige zu nehmen , da dieſes rein ganzer Reichthum ſei. Der stånig gerieth in große Wuth gegen ihn , ließ ihn in Stetten ſchlagen , und begab ſich ſogleich nach jenem Wagen . Hier fand er . eine Stifte , die er aufbrechen ließ , aber nichts darin fand , als feine alten Stleider und ſeine Milcheimer, die er ehedeffen zum Verkaufe ſeiner Milch gebraucht batte. Als der skönig dieſes raly , fing er an zu weis nen , weil er ihm ro ſehr unrecht gethan hatte. Er fragte ihn hierauf, warum er dieſes @wobl verwahrt babe , und er antwortete : Da die Gunſt der Fürſten bisweilen wegen eines geringen Fehlers verloren ges hen , und ſein Schickſal dereinſt eine ſchlimme Wens
dung nehmen könne, und da ihm viele vom Hofe die erlangte Ehre mißgonnten , und ihn um ſein Glück beneideten , ſo habe er ſie zur Vorſorge aufbewahrt,
damit er ſeinen Lebensunterhalt verdienen könne, wenn einft eine ſolche Veränderung mit ihm vorgehe. Der Stönig ließ die Milcheimer ſogleich verbrennen , und
ernannte ihn zum Herzoge , indem er ihm jährlich 4000 Tomans an ſeinem Gehalte zuretzte , welches 8000 Pfund Sterlinge engliſchen Geldes au6icht,
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und er ſtand während unſers Aufenthalts dort bei dent Stönig in großer Achtung. Er war durchaus ein Mann von dern bravſten Benehmen , der ſich gegen
Sir Anton und deſſen ganzes Gefolge rehr freunds fchaftlich benahm , und mir beſonders manche Freunds ſchaft erwies.
Auf dieſe Weiſe hat der Strönig reit ſeiner Throns Beſteigung maniche arine Menſchen zu Ehrenſtellen ers
hoben . Man kann des Stónige Stimmung an der Stleiding wahrnehmen , trelche er denſelben Tag trägt : dein ivenn folche ſchwarz iſt , ro ift er gewöhnlich mes lancholiſch und höflich ; trågt er weiß , grün, gelb oder
eille andere lichte Farbe , so iſt er gewöhnlich beiter; wenn er aber roth anlegt , dann fürchtet ſich der ganze Hof vor ihm : deni an dieſem Tage wird er ſicher Jemand umbringen , wie id ſolches oft beinerkt habe.
Sie haben ſirenge Geſeße in dieſem Lande : denn wenn ein Menſch für ſechs Pfennige, Werthy ſtielt , wird er auf Befehl des Gouverneurs des Plates , : worin er ergriffen worden iſt , ſogleich an den nächfien Eaum aufgehangen. Jede kleine Stadt oder jedes Dorf hat ſeinen Gouverneur , oder wie ſie es nennen , ſeinen
Stadi, und ivo ſich der Stónig befindet , , da übt er ges wöhnlich ſelbſt Gerechtigkeit aus.
immer ein großes Gefolge bei ſich
Der König bat
bis zu fünf oder
ſechshundert Mann . Sie ſind ſehr auf ihre Feuerges wehre oder Musketen eingeübt : denn obgleich einige neuerlich geſchrieben haben , daß ſie den Gebrauch der
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Schießgewehre vor unſerer Ankunft nicht gekannt håts
ten , ſo muß ich doch zu ihrem Lobe ſagen , daß ich nie beſſere Musketenläufe rabs , als hier. Der Stónig hat in der Nähe ſeines Hofes zu J 8paha n zweihuns dert Menſchen in Arbeit , welche einzig damit beſchäfs tigt ſind , Schießgewehre , Bogen und Pfeile, Schwers ter und Schilder zu verfertigen , wie ſolche nach der
Mode und den Sitten der Perſer gebräuchlich Tind. um bier wieder in unſere Erzählung einzulenken , habe ich vorher gezeigt , daß uns der König zu Cass bin vierzehn Pferde und andere Vorråthe überſchickt hatte, um ihn von da nach J 8 paban zu begleiten ;-und daß wir den Reſt unſerer Geſellſchaft unter dem Bes feble des Abel Pimron , welcher Hausmeiſter von
Sir Anton Sherley war , in Cas-bin zurück ließen. Dieſe aus vier und zwanzig Perſonen , Engs ländern , Franjoren , Griechen und Perfern beſtehend, waren von dem Vice - Sönige ein jeder mit eineni Pferde und Zugehör feinem Stande gemåß pråchtig ausgeſtattet , und von einem feiner eigenen Edelleute von Sabbin nach 7 8 x ab an geführt worden , wo wir nach ihrer Vereinigung mit uns ſechs Monate hinter einander verblieben , und uns die Zeit mit
Heßen , Jagen und andern Beluftigungen vertrieben. Während dieſer Zeit hatte ſich der Stönig entſchlorien ,
den Sir Robert Sherley mit koſtbaren Geſchens ken an die Königin von England abzuſchicken , um ihr ju zeigen , wie ſehr er fie verehre.
151
Allein Sir Anton brachte den stönig von dies
fem Vorhaben ab , und überredete ihn zu einer Sens dung an alle Fürſten der Chriſtenheit. Da er übers zeugt ſei , daß der Sönigin wohl gefallen würde, wenn er mit ihnen allen ein Bündniß einginge ; welche Ges
fandtſchaft er über ſich nehmen wolle , und wenn er den Strieg geget: die Türken von ſeiner Seite unters bielte , ſo wolle er bei den chriftlichen Fürſten zu bes wirken ſuchen , daß ſie den Strieg auch auf ihrer Seite
fortſekten , um die Türken hierdurch zu überwältigen. Der Stånig freute ſich hierůber außerordentlich , dankte deni Sir Anton für ſeinen guten Plan , ſchickte deui türkiſchen Geſandten , welcher gekommen war , das
Bündniß zwiſchen dem Großſultan und dem Stönig von Perſien zu erneuern , ſogleich fort , und befahl ihm , ſeinem Herrn zu ſagen , daß er nicht eher ruhen wolle , als bis er gegen ihn im Felde ſtehe. Die Pers fer freuten ſich über dieſe Antivort des stönigs fehr : denn es ging eine alte Sage in Perſieni, daß ein Chrift aus weiter Fremde in ihr Land kommen würde, durch
deſſen Rathſchlåge ſie den Türken alles wieder abnehs men würden , was die Perſer in früheren Zeiten vers loren batten .
Nachden
jedoch dieſes alles verabredet
war , that es dem liðnig rebr leið , ſich von dem Sir Anton zu trennen , und erbot ſich , ihn zum Generals Lieutenant aller ſeiner Truppen gegen die Türken zu ernennen , welches Erbieteni dem Sir Anton zwar
böchlich gefiel , der aber in Betracht des größeren Rus
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fes , den er vor ſeinem Bruder voraus hatte , vorzog, ſich auf ſeine Gefaudtſchaftsreiſe zu begeben, und hier: auf ſo ſchnell wieder zurückzukehren , als es ihm möglich ſei ; wenu ilin kein Mißgeſchick auf der Reiſe
betroffen håtte. Sir Anton bat den Stónig hierauf, einen Perſer von hohem Range mit ihin zu ſchicken , um ihn zu bezeugen , wie ſehr der fånig die Freunde ſchaft der chriſtlichen Fürften wünſche. Dem Siönige gefiel dieſer Vorſchlag fehr wohl , und wählte einen , tveicher lange in ſeinem Gefolge geweſen war , und fich Selane Olibeg ( oder C uch in Allibi nach
Sherlen ) nannte , dem er eine hohe Würde verſiei , und ihm erlau' te , rechszehn Mann zu feirler Hedie : ning mit zu nehnjen . Ueberdieß verſprach der Stönig dem Sir Anton , allen Fürften Gefühenke von großem Werthe zu ſchicken . Nadidem dieſe Verhältniſſe angeordnet waren, kam ein Franziskaner zu uns nach Ì $ paban , und ers gåhlte dem Sir Anton , wie er es um ro mehr wage , fich an ibu zu ivenden , als er ein Chriſt rei,
und daß noch ein anderer Mönch , ein. Dominikaner kommte , welcher Biſchof zu Orm us und ein gevors
ner Portugieſe rei , der ſid) wegen wichtiger Geſihåfte zu dem Sidnige von Spanien begebe. Seiii Berlangen war , das Sir Anton für dieſen die Gnade beim Sto.
nig erwirken möchte , in ſeiner eigenen Kleidung oder ſeinem Habit erſcheinen zu dürfen , welche Gunft Sir
Anton von dem Sönig auch erhielt. Am folgenden
153 Tage ritt ihm Sir anton mit hundert Reiterii vier
Meilen weit von J8paban entgegen , brachte ihn ſo nach der Stadt , und logirte ihn in ſeine Wohnung ein . Am nächſtfolgenden Tage ſtellte er ihn dem Stos nig vor , der ihn wegen Sir Anton königlich ems pfing, und ihm ein mit Diamanten , Türkiſen und Rubinen berektes goldnes Struzifir gab , welches den
Stönig vom Presbiter Iban ( ohann ) iberſchickt worden- war , ipie uns der Stónig felbſt zeigte. Der
König fragte den Mönch , woherer komme? Der Mönch antwortete , daß er vom Papſte zu den Chriſten in dieſe Lånder geſchickt ſei. Der Sönig fragte , wer der Papft ſei : denn ob er es gleichwohl wußte , To ftellte
er ſich dennoch , als ob er nie you ilym gehört habe. Der Mönch antwortete , daß der Papſt Chriſti Statts balter auf der Erde ſei , um zu verzeihen , und die
Sünden zu vergeben . „ Dann , " fuhr der Stónig fort, ,,muß er ein ſehr alter Mann reyn , wenn er reit der Zeit immer auf der Erde geweſen iſt, da Chriſtus von
den Juden gekreuzigt wurde.
,,Nein ,“ ſagte der
Mönch ; ,,es hat ſeit jener Zeit viele Påpſte gegeben : denn wenn einer ſtirbt, ſo kommt ein Anderer ant deſſen Stelle.“ „ Wie , " ſagte der Sönig , „find ſie denn irdiſche Menſchen , welche in Italien oder Rom
geboren werden ?"
Ja ," ſagte der Monch. „ Allein
baben ſie je mit Chriſtus oder Gott den Vater geſpros chen ?''. fragte der Stónis. „ Nein !" entgegnete der Mönch. Der stönig antwortete bierauf : wich glaube 20fes 3. Perſien . I. 2 .
3
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nicht , daß ein Menſch auf der Eide Sünden vergeben kann , ſondern allein Gott der Vater , und was Chris
ftus belangt, ſo halte ich ihn für einen großen Pros pheten , ja für den größten , den es je gegeben hat, und ich glaube in der. Thati, daß wenn ein Menſch
$
Sünden vergeben könne , er es ſeyn múffe. Denn ich babe geleſen , daß er große Wunder verrichtete , als er auf der Erde wandelte. Er war von einem Weibe geboren , und ich habe geleſen , daß ein Engel Gottes zu dieſem fam, es anhauchte , und daß es ſo empfing. Ich habe ebenfalls von reiter. Streurigung durch die
Juden geleſen , welches fie mir ſehr verhaft gemacht dat : denn von dieſer Stunde an wird keiner mehr in meinem Lande geduldet." Der Mönch war zum Schweigen gebracht , und wir alle wunderten uns, den
König ausnehmend gut raifoniren zu hören , da er Doch nur ein Heide war.
Er erzählte dein Sir Ans
tion , daß er in ſeinem Herzen beinahe ein Chriſt ges worden wäre , ſeitdem er zu ihm gekommen ſei..
Nach Berlauf von ztvei weiteren Wochen waren des Stonigs Briefe an alle chriftliche Fürſten ausgefers
tigt , welche Dem. Sir. Anton. von dem Stónige übers geben wurdeni.. So nahmen wir alſo unſern Abſchied aus J 8.pa.b an , und der Stönig begleitete uns zwei Lage,auf die Reiſe , worauf er mit ſchwerem . Herzen von Sir. Anton Abſchied nahm. Er faßte reinen den wir zus Bruder , den Sir Robert Sberle
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rücklieben , bei der Hand , und der Stånig ragte dert Sir Anton , daß er ihn vvie reinen eigenen Sohn
behandeln : wolle', und er nie Mangel leidea foute , ro
lange er fånig von Perſien fci.
Er gab hierauf dem
Sir Anton ein goldnes Singel und ſagte : Bruder, was du je unterſiegelft , und wenn es den Werth meis nes Stönigreichs betráfe, ſo will ich es zahlen laſſen. Der Stónig kiifte bierauf den Sir Anton drei bis viermal, und ſagte , daß wenn wir wiederkehren vvůr. den , wir große Ehre empfangen ſollten . So ſchieden wir alſo von dem Stonige , son dem falſchen Mönche: begleitet , der am Ende , wie hernach berichtet werden. föll , uns ſchåndlich zu betrügen trachtete : allein Ses ane Olibeg , der mit uns kommen ſollte , war der Geſchenke fvegen zurück geblieben , weil folche uoc nicht fertig waren , und er route an dem Orte unſer rer Einſchiffung zu uns ſtoßen ." . um jeßt in der Erzählung von Sir Anton Åbentheuern fortzufahren , müſſen wir unſere Zuflucht
ju Parr y’s Pamphlet nehmen. Nachdem er die Vors. falenheiten ſeiner Expedition bis zu dieſer Periode ers; záble bat , fábrt er in folgender Art fort.
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X. H a u p t ft å ok. Reiſe über Aftraban uno staran , nach Moss kau , Ilua n n e hmlichkeiten in R u ß :
land und Einſchiffung. Wir brachten zwei Monate auf dem kaspiſchen Meere , das wir zu überſchiffen hatten , ju , ehe wir
landeten , während welcher Zeit wir vieles Urgemach und nicht weniger furcht auszuſtehen hatten , da wir außerdem , daß dieſes Reer gewöhnlich ſehr fürmiſch iſt , ſehr böſes und windiges Wetter batten , wodurch wvir þeinabe Schiffbruch gelitten båtten , da unſer Schiff zweimal liegen blieb , ſo , daß wir genöthigt
waren , einen großen Theil unſerer Lebensmittel über Hord zu werfen . Endlich erreichten wir nach Vers ļauf von zwei Monaten den gewünſchten Hafen , wo,
als wir ankomen , der Gouverneur, welcher bereits Nachricht von unſerer Landung batte , einen Stapitán mit einer Wache zu unſeren Empfang abſchidte , um
uns nach dem Staſtelle von Aſtrach an zu führen , wo erſt am vorhergehenden Tage ein Geſandter gelandet
war , den der Stónig von Perſien ſchou vor einem Mos nate abgeſchickt hatte , um uns die Reiſe durch die
Lånder des ruſſiſchen Staiſers zu bewirken . Von dies ſem Staftelle batten wir zehn Wochen zu Waſſer und fu Land zu reiſen , bis wir nach der Stadt Nos Fa u kamen ; während welcher Zeit Sir Anton und ſeine Begleiter , wie der andere Geſandte und ſein Gefolge,
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alle auf Stoſten des ruſſiſchen Staiſers unterhalten wurden : denn die Sitte dieſes Landes iſt , daß alle
Reiſende dieſer Art , ſo lange fie durch das ruſſiſche Gebiet reiſen, ihre Speiſen , die man ihnen vorſekt, umjonft erhalten , und das ſie überdieß von einer Wache begleitet werden , ſo daß ſie für wenig beſſer , als Gefangene anzuſehen find , ſo lange fie ſich auf ruſſiſchem Gebiete befinden .
Von # ſtrach an fuhren wir zu Schiffe auf dem måchtigen Wolga - Strome , bis wir nach einer
Reiſe von ſieben Wochen eine Stadt Namens Regs foon erreichten . Während dieſer Zeit fahen wix nichts der Bemerkung Werthes , außer drei oder vier
hölzerne Staffelle , oder Blockhäuſer, zu Bewachung des Siromes , auf welchen dem Staiſer viele koſtbare Waaren zugeführt werden . Låtrgs dem Strome leben viele Tartaren , welche von Ort zu Ort ziehen , und in kleinen auf Rädern ſtehenden Häufern wohnen , welche hin und ber gefahren werden. Sie haben eis
nen Ueberfluß an Viel , find dem Staiſer unterwürfig, und zahlen ihren Tribut.
Wir fahen die ganze Zeit
über eine einzige ſchöne Stadt, Namens ftaran , aus welcher wir nach dem vorgemeldeten Negro on kamen .
Hier entzweiete rich Sir Anton mit dem
ändern Geſandten , weil er fich erlaubt hatte ; ihn wegen mehrmaligen üblen Betragend zur Unebre reis nes Königs und ſeines Landes zur Rede zu ſtellen , ro
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daß wir uns einander umgebracht haben würden , wenn wir nicht eine Wache bei uns gehabt hätten. Wir unterbrechen unſere Erzählung , um - zu dem Mönche zurück zu kehren ., zwiſchen welchem und reis nem : Collegen ſich ein tödtlider Haß entſponnen baite. Sein Name war Ulphonro , und er ein Franziſkas. ner. Dieſer Mönch hatte Sir Anton benachrichtigt, daß Bruder Nicolao reinl Leben ſehr liederlich in
Indien zugebracht babe ... wovon er ihn alle Ums ftåndlichkeiten erzählte. Er benachrichtigte ihn ebens
falls , daß ihn der Seðnig reines ausſchweifenden Les beris halber zurück berufen habe , da er mehr Nachtheil als Gutes in dieſem Lande anſtifte , aber bis jeßt nicht babe dorthin zurück gehen wollen . Er erzählte
ibın ferner , daß das Geſchenk , welches er dem König von Perſien in feinem eigenen Namen überreicht habe, ihn von einem Freunde des Königs aus Or in us durch einen dritten mit einem Briefe an denſelben überſchickt worden ſei; daß der Mönch aber , der den
Ueberbringer gekannt habe, ihn durch ſchöne Worte und ein Geſchenk von fünfzig ' Stronen verlockt habe,
ihm das Geſchenk mit dem Brief für den Stonig eins zuhåndigen , was ihm auch endlich gelungen ſei. Als er nad) Perſien gekommen wäre , habe er den Brief unterſchlagen , allein das Geſchenk in ſeinem eigenen
Namen übergeben. Bei der Entdeckung dieſer Schlechs tigkeit nahm ihn Sir Anton gefangen ., und führte ibn mit ſich ., als einen früber.der Freiheit Beraubren .
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Als wir nach -Negroo.n kamen , blieben wir beis nahe einen Monat daſelbft. Gegen Ende des Mos nats , fchickte der Staiſer einen Großen von ſeineint Hofe dorthin , um uns nach Moskau du besleiten. Dieſer ließ dem „perfiſchen Geſandten den Vorrang, weil er ein Geſandter von Perſien an den Staiſer, und Sir Anton ſeiner Meinung nach nur ein Reiſender durch ſein kand war , und ihn daher auch , ju Sir A nt;0 11.8 nidt geringem Mißfallen , ganz nach Wills
külr behandelte , bis wir nach M o b.ka u kamen ; WIB wir auf die beſte, ihnen mögliche Weiſe in einer Ges fellſchaft von Brandwein ; Trinkern , welche in Gold: ftyff gekleidet waren ., gaſtirt wurden. Nachdem dieſe erſte Feſlichkeit vorüber war , wurden dieſe Sileider wieder in dem Schak oder der Garderobe aufbewahrt, und wir zehn Tage tang in ein Gefängniß geſperrt ; ja, aller Zutritt von Fremden zu uns , oder wir zu ihncil, ward hierdurch gånglich abgeſchnitten. Während dieſer Zeit ließen wir das Erſuchen ftellen , daß es unſern Landsleuten , den engliſbert Staufleuten , entweder erlaubt werden möchte , zu uns žu kommen , oder daß wir unſrer Bedürfniſſe balber,
zu ihnen gehen oder ſchicken möchten , weil wir nicht mit den nöthigen Stleidern verſehen ſeien in welchen wir vor dem Kaiſer zu erſcheinen für ſchicklich hielten . Der Sanjier ſchickte hierauf zu den Staufleuten , und ließ fie fragen , wer Sir Anton Sherlev ſei , und
ob ſie ihm Stredit geben dürften , woraufſie erwieders
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ten , daß er von hoher Abkunft , und mit den vors
nehmſten Familien in England verwandt rei, auch daß
fie ihm für ihr ganzes Vermögen Sredit geben wolls ten . Hierauf erhielten ſie die Erlaubniß, uns die ver
langten Bedürfniſſe zugehen zu laſſen ; fie durften aber nicht zn uns , noch viel weniger wir ju ihnen kommen. Am zebnten Tage erhielten wir den Befehl , vor
dem Staiſer nach ihrer Anordnung zu erfcheinen , nach welcher einem Jeden ſein Plak in dent Zage anges
wieſen werden ſollte, wie wir ,' da wir zu Pferde waren , zu reiten hatten. Hierin ſollte , nach des Stais fers Befehl , der perfiſche Geſandte den erſten und vornehmſten Plat , den zweiten zunächſt jener Perſer einnehmen , welcher nur zur Begleitung des Sir Ans ton abgeſchickt war , und der Legte von dieſen dreien
follte Sir Anton felbft reyn , der ſich gånzlich in dieſer Ordnung zu gehen weigerte , da ihm eigentlich die Leitung und Ausführung des ganzen Geſchäftes anvertraut war , durch welches Perfien ebenfalls
einen unendlichen Vortheil ziehen ſollte; hauptſächlich aber , weil er als Chriſt and als der Erde hinter fie, die nur Heiden waren , zurückgeſetzt werden ſollte. Durch dieſe Weigerung zog er fich des Staiſers Miß : fallen zu , welches er ihm dadurd ) guerſt zu erkennen
gab , daß er ihm den Månch abnahm , und legterenu die Freiheit fchenkte, hinzugeben , wohin er für gut fånde. Er ſchickte bierauf täglich ſeine Großherzoge,
um den Sir Anton über verſchiedene gleichgültige
!
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Sachen zu fragen , und zu verſuchen , etwas aus ihm zu bringen , das gegen ihn ausgelegt werden könne. Auf dieſe Weiſe wurde er tåglich von dem Staiſer aus Berordentlich beläftigt und gequält. Der perſiſche Geſandte machte ſich indeſſen unter
der Hand an den Mönch , um alle mögliche Bosheis. ten gegen den Sir Anton zu erfinnert , und hekte ihn auf , ju fagen , daß er den Sir Anton nur als einen Mann von geringer Herkunft kenne , und daß derſelbe nur als ein Spion und ſeines eigenen Vors theils wegen durch das Land konie , und nicht tves
gen des Beſtens von Perſien und der Chriſtenheit, wie er vorgåbe , worauf fie ihm alle königliche Briefe ab: nahmen und ſie eröffneten , um ihren Inhalt kennen ju lernen. Bald hierauf wurden Sir Anton und der Mönch zum weiteren Verhöre yor Commiſſåre ges hellt , wo Sir Anton vom Zorn ergriffen , daß man ihn , ohngeachtet ſeiner gerechten Sache , ſo übel bes handelte , fragte , ob der Staiſer je einen Geſandten in fremde Lånder zu ſchicken , beabſichte ; in welchem Fale , wie er betheuerte , er , wenn er je welche in irs gend einem Theile der Welt , außer ihrem Lande ans
treffen würde , ihnen zu wiſſen thun wolle , daß er in Rußland nicht halb ſo gut behandelt worden rei , als
die Veranlaſſung ſeiner Hinkunft mit Recht verdient håtte , und wie der Staiſer nach göttlichen und menſch : lichen Gefeßen håtte bandeln ſollen. Um ſo mehr, als er ein Chriſt rei , wie er ſelbſt zu ſeyn vorgåbe , und
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wie es einem Chriſten gezieme , des allgemeinen Bes
ftens der Chriſtenhcit wegen kåme; wozu die Perſer durch ihn allein aufgereiąt feiert.
Als hierauf der
Mönch dein Sir Anton , ideffen Blut bereits im Uebermaak -ſeines Zornes kochte , tviderſprach , und da
er durch dieſen gottloſen und undankbaren Mönch noch weiter gereißt wurde; ſo verſette er , un fåhig långer
ſich halten , wenn er auch auf der Stelle båtte fterben müſſen , ihm eine folche derbe Dhrfeige , daß der
Mönch von der Gewalt des Schlages , die der Zorn verdoppelt batte , niederſtürzte , als wenn ihn der Blib getroffen bøtte. Da dieſes mit jenem Muthe und jener Entſchloſſenheit geſchah , wie ſolche reinen Blicken , Worten und ſeiner übrigen Handelsweiſe ans
gemeſſen war; fo gaben ſie das weitere Merkór , wob mit ſie des Sir Anton's Geduld nur zu ſehr guf die Probe geſtellt hatten ,, was ſie , wie ich denke , wohl
nicht ohne Furcht lahen , und der Mönch nur zu ſehr gefühlt hatte , auf. Sie begaben ſich hierauf fogleich ju dem Staiſer ,, und benachrichtigten ihn von dem ,
was fich ,zugetragen hatte , und wie eutſchloſſen Sir Anton ſei.; wofür er , wie es der Ausgang erwies, nun beſſer behandelt wurde.
Denn jekt hatten wir
die Freiheit , zu den Englåndern ,zu gehen , von denen wir höflich aufgenommen , und zu königlichen Gaſter reien eingeladen wurden. Delfen ohngeachtet waren wir gerðthigt, fechs Monate hier zu bleiben , und alle Tage in Crwartung zu fehen , daß uns irgend ein
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Unheil widerführe , oder daß wir eilig in irgend einen entlegenen Theil dieſes Landes geſchickt , und gefans gen gehalten würden , wvofelbji wir nie wieder von uns fern Freunden Gören könnten ., was wir mehr als den
Tod fürchteten . Am Ende wurden wir jedoch einmal plóblich vor den geheimen Rath geladen , wo Sir Ans ton der Befehl erhielt, zu geben , welches uns allen keine geringe Freude verurſachte. Allein den Tag , ehe wir PR.0 Bikau verließen,
hatte ich das Glück , den Baar und die Zagrin in eis nem - feſtlichen Aufzuge zu ſehen ., die aus der Stadt sogen , um einem gewiffen , etliche Dreißig Meilen ents
fernten -Mönchsklofter , ein groges Bild und eine uns Dieſes geſchah alſo: Erſtlich zagen den ganzen Morgen die verſchiedenen geheueve Glocke zu verehren .
Keitertruppen aus der Stadt., um fich zu ihrem Ems
pfange außerhalb des Thores aufzufellen. Gegen Mitrag ließ der Saiſer ſeine Garden auts
růcken , alle zu Pferd und fünfhundert an der Zahl. Sie waren in kaftanienbraune Röcke gekleidet , ritten
zu drei und drei in Heihe und Glied , batten Bogen und Pfeile , ivaren mit einem Schwert umgürtet, und batten unter dem einen Schenkel eine Streitart bans geil . Nach der Garde kamen von zwanzig Månnerit
geführt , zianzig prächtige Pferde., mit zwanzig koſts baren und ſchon gearbeiteten Såtteln ( für den Zaar) ; dann noch sehn Pferde weiter für ſeinen Sohn und muthmaßlichen Thronerben , welcher ein Kind von
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swólf Jahren war. Hierauf wurden in gleicher Weiſe zwanzig prächtige weiße Pferde , für die Wagen der
Baarin , geführt , welche bloß ſchöne Decken aufliegen . und Zäume von rothem Samwet batten . Nach ihnen folgte eine große Anzahl von MÖNS chen , mit koſtbaren Stappen , welche Tangen , und viele Gemälde und Sterzen trugen ; und nach dieſen der
größte Theil der Staufleute aus der Stadt. Zunächſt ihnen wurde das für ſelbigen Tag erwählte Leibpferd des Zaars ; ſammt jenem feines Sohnes geführt. Der Sattel des Zaars und das Geſchirr war åußerſt prachts voll mit Steinen von großen Werth und großer Schons heit befekt. Dann folgte der Patriarch mit allen Erzs
biſchöffen , Biſchoffen und Prälaten , in koſtbaren und prachtigen Chormänteln , welche fangen , und große Bilder vor ſich her tragen ließen , die mit koftbaren farbigen Steinen eingefakt und von Sterzen umgeben waren. Nach ihnen kam der Zaar relbft , welcher an
ſeiner linken Hand reinen oben erwähnten Sohn führs te , und in ſeiner Rechteu feine Stappe hielt. Ihm junächſt die Zaarin , zu beiden Seiten von zwei alten
Damen geführt; ihr Geſicht war dick mit Farbe übers legt , ivie das iör andern Frauen nach der Sitte des Landes ; fic war wohl beleibt ; batte boble , tief in dem Stopf liegende Augen , und ward von etwa ſechszig
Frauen begleiter , ivelche ſehr ſchön waren , wenn die Schminke, woran ſie wie an einem Heiligtbum hans gen , nicht mein Auge täuſchte.
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Die Stleider dieſer Auer waren ſehr koſtbar , reich mit Perlen geſtickt , und wunderbar ſchon gearbeitet ;
fie hatten weiße Hüte mit breiten runden Nånderii, die mit Perlen überladen ivaren .
Wir haben außer
ihnen irr dieſem Lande keine Frauenzimmer mit hus ten angetroffen . Ihnen zunächst fuhren drei große Wagen
der
erſte wurde von zehn ſchönen Pferden , zwei und zwei neben einander gezogen ; der ziveite von nicht, imd der dritte von ſechs Pferden in gleicher Ordnung. Die Mugen waren ſehr koſtbar und von Ihnen und Außen
ſchimmernd ; hiernach kamen alle Edelleute in Stuts ſchen. Alsdann wurde das vorerwähnte Bild , unter der Uufficht eines hohen Staats - Beamten , der fünfs hundert Mann zu ſeiner Bedeckung und Begleitung unter ſeinem Stominando batte, in einer großen Stifte getragen. Zuleßt yon allem , kam die große Glocke,
von zwanzig Tonnen Gewicht , und von dreitauſend fünfhundert Månnern gezogen, da ſie von Ochſerioden Pferden nicht fortgebracht werden konnte , und zwar
auf folgende Weiſe. Sie befeſtigten ſechs außerors dentlich lange Anker: oder Siappeltaue an die Schleife, worauf die Glocke lag .
An dieſe Taue wurden die
dreitauſend fünfhundert Mann geſtellt , die kleine Seiler um ihre Schultern batten , welche an das große Tau befeſtigt waren , und ſo gogen fie auf die Weiſe unſerer weſtlichen Bootsleute hier in England. Das Gewicht der Glocke war ſo groß , daß , als
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fie über die Straßen von Moskau führ., welche mit
großen hölzernen , dicht in einander gefügten Biers ecken gepflaſtert waren , das Holz dieſer Schleife, wors auf die Glocker lag , die Valken in den Straßen durch
die Reibung beider Hölzer an einander. entzündete; weßwegen einige dicht nachfolger mußten , um Waſs fer auf das Holz zu gießen , tvenn es zu rauchen ans fing , und ſo wurde die Glocke und das Heiligenbild nach dem Stlofter, gebracht.
Am nächſten Tage , nåmlich in der Mitte des Monats. Mai, gegen den St. Nikolai- Tag traten wir unſere Reiſe an , um uns einzuſchiffen , wohin wir eis nen Weg von ſechs Wochen zu Waſſer und zu Land
zu machen hatten , und während der ganzen Zeit ras ben wir nichts , als Wålder und Waſſer: Als wir aber an die Seeküſte und den Ort, wo wir uns eins fchiffen ſollten , gekommen waren , blieben wir einen Monat Daſelbſt , um uns zu unſerer Reiſe zu provian:
tiren . In der Zwiſchenzeit wurden wir mehrere Male
an Bord engilſüjer Schiffe. eingeladen , an denen wir auf, Stoften der Agenten und der Staufleute füniglich bewirthet wurden . Zur Feier des Hankets geſchahen dreihundert Schüſſe aus grobem Geſchüße. W &bs rend unſers Aufenthalts daſelbſt kam ein gewiſſer Megrich , ein Staufmann von Moskau , und
brachte uns die beiden Briefe des Mönchs mit der Nachricht , daß der Stanzler zur Genugthuung des Un:
rechts und der üblen Behandlung , die er dem Sir
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Un ton zugefügt hatte, dem Mönch bis zur- Grenze babe nach reken , ihm ſeine beiden Briefe und alle: ſeine Habreligkeiten abnehinen laffen , welche er betrügeris
ſcher und liederlicher Weiſe in Indien mehrere Jahre geſammelt hatte , und daß er ihm nicht ſo viel, als ſeinen Habit gelaſſen habe. Ob es ihm die Steble abſchneiden ließ , iſt ungewiß , aber nicht unwahrs fcheinlich .
Von hier:Hahmen wir Schiffe nach Stode ( ? ), und waren fechs Wochen auf der See , ehe wir es ers
reichen konnten , während melder Zeit tvir: beſtändig von widrigen Winden bin und her getriebeir wurden ;
ſo , daß wir beinahe gårzlich verſchlagen worden wås ren , und wir alle von Verzweiflung überwåltigt wurs den , da wir im Begriff ſtanden , unter zu gehen , als
lein wir kamen über alle Erivartung glücklich davon, und begegneten der Fley. Da ich verſchiedene Briefe von Sir Antou an ſeine Freunde nach Engiand zur Beſorgung erhielt , fu treinte ich mich von ihm , ins
dem
er ſeinen Weg zu dem teutſchen Staiſer nahm.
So kam ich alſo nach dem Texel, und von da nach
dein Haag , nach Fliefingen , und endlich nach Dover, wo ich in der Mitte Septembers in den drei und vierzigſten Jahre der Regierung Ihrer Man
jeftåt der Stönigin , und im Jabre unſers Herrn rechos jebn hundert uns Eins landete..
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XI. sz a 11 p t ft i d. Sir Anton Sherley’s Empfang § u Prag ø om St. Rudolph II.
Da Sir Anton's Erwartungen in Rußland fehls geſchlagen waren , ſo eilte er , ivas er konnte , nach
Teutſchland ; allein aus Margel an Nachrichten můfien wir die Vorfallenheiten unterwegs übergeben , und uns aus Nufland ſogleich nach Prag verſeßen . Der Staiſer hörte von ſeiner Ankunft : da , wo er hinkani, ein großer Nuf immer vor ihm herging , ro befahl er, ilm , dem perſiſchen Geſandten und ihrem Gefolge dreizehn Seutſchen entgegegen zu ſchicken . Es kamer ebenfalls , um ihm entgegen zu gehen , und ihm ihre Ehre zu erweiſen , wenigſtens fünftaufenó Menſchen ,
von denen die meiſten Oberfte , Hauptleute , Lieutes mants und Edelleute som Range uud Stande waren ,
wie viele vom Adel. Er wurde feierlich eingeholt, mit
ſeinem Gefolge und ſeiner Begleitung in einem prachto polen Aufzuge nach der Stadt Prag gebracht , wo er an dem Hofe des Staiſers eine königliche Aufnahme,
und nachdem er ſich des Inhalts feiner Sendung ents ledigt hatte , alles ſeiner Würde und der Wichtigkeit ſeiner Geſchåfte entfprechend fand. Zu ſeiner Woh: nung wurde ihm , zuſammen mit dem perſiſchen Ges randten , nicht weit vom Hofe ein ſchönes Haus eins geräumt. Beide wurden auf balb vergoldetem Silber
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nur nach den verſchiedenen Sitten ihrer Lånder auf perſchiedene Art bedient.
Er blieb ein halbes Jahr zu Prag , während welcher Zeit er nichts als Gelagen , Feſten und ans Deren Beluftigungen am Hofe beizuwohnen hatte. So oft er ausging , hatte er auf Befehl des St'aiſers eine ſchöne Stutſche mit rechs Pferden zu Gebot ftehen . Der Perſer hatte daſſelbe ; allein Sir Anton immer in Range und der Achtung , die man ihnen erwies, den Vorzug , wvciches die einzige Urſache der öfteren Bånkereien und Entzweiungen war i die bisher zwi: fchen ihnen Statt gefunden hatten . Denn der Perſer, welcher ſtolz und ehrſüchtig war , ließ ſich in ſeiner
übermüthigen und beleidiger den kaune nicht allein bei: gehen , ihn öffentlich durch Worte beſchåmen , und ſein Benelmen gegen ihn zu tadeln , als auch heims lich durch geſchmiedete Rånke und Skunſtgriffe berab zu reken , was jedoch entdeckt , und am Ende von ſeis nem eigenen Fürfen zu des Sir Anton's Ehre und des Perſers Beſchämung in ſeinem eigenen Lande ges råcht wurde, Sir Anton ging , nachdem er von dem Staiſer
ehrerbietigſt und feierlichſt Abſchied genommen hatte, von Prag nach Nürnberg , wo ihm die Bürger durch ihren Empfang und prächtige Seite die Achtung bewieſen , welche ſie in ihn ſetzten , da ſie ihn außer den vielen prächtigen Gaſtereien und koſtbaren Oes ſchenken , welche ſie ihm gaben , vier Tage koſtenfrei 20tes B. Perſien . I. 2.
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Bewirtheten , und ihnen bei feiner Abreiſe zwei goldne Becher verehrten , einen dem Sir Anton und den andern dem Perſer. Der Inhalt von Sir ito ni's
Becher war jedoch beſſer als das deußere , da er mit Gold angefüllt war. Als er ſeiner Abſchied von Nårnberg genommen hatte , kam er nach A ugs Burg , wo er gut aufgenommen wurde , und von da
nach Mů n che nl , wo ihin der Herzog von Baiern große Gaftercien zu Ehren veranſi altere. Don M ů 11s ch e ni kam er nach Inſpruck , und von da viber Trient
nach Rom , an welchen Orten er wohl aufgenommen wurde.
Zu Rom veruneinigte er fich abermals mit dem
Perſer, wegen des Rangftreites, wo ihm Sir Anton
offen erklärte , daß er manchmal rein ſtolzes und un: derſchämtes Benehmen , i!nd mehr, als mit ſeiner Ehre und feiner Stellung vereinbar fei, ertragen habe, blos um die ihnen aufgetragene Unterhandlung zu beför:
dern. „ Da Jhr jedoch , " faste er, alles gethan habt, was in Euern fråften ftand ; um ſie 317 hintertreiben , da ihr mehr Eurer übermüthigen kaune Gehör geges ben , als die Natur und die Eigenſchaft Eurer Vers
wendung berückſichtigt habt ; ſo will ich Euch hierdurch zu werftelsen geben , daß ich Eure Worte, Mieren und
Handlungen künftig genauer beobachten , und unter ftrengere Aufſicht nehmen werde. Denn Ihr müßt wiſſen , daß ich Euir Oberer bin , und daß ich nichts
tljue" , was mir nicht siemt , ſowod! aus Achtung für
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mich ſelbſt, als in Gemißheit des mir durch dieſe Sen: dung verliehenen Anſehens,
Der Perſer hieriber
rehr aufgebracht , war weder Willeirs ſich zu fügen, noch hatte er den Muth ſich zu rächen. Er trennte ſich in übler Laune, ohne ſich jedoch etwas von ſeinen boshaften Abſichten oder den falſchen Einlispelungen feines Gefolges merken zu laſſen , von Sir Anto 11,
und machte ſich nach Perrien auf die Reiſe, indeir
er während ſeines Weges auf alle erdenkliche Mittel ; fann , den Sir Auton bei ſeinem Stonige zu vers kleinern .
Allein wie Mancher eine Srube für Andere gråbt, und felbſt hinein fått; ſo brachte dieſer unglückliche
Perſer , indem er wålsnte , Sir Anton das Gift zu feinem Verderben bereitet zu haben , ſich felbſt der
tödlichen Trank bei. Denn als er an den perfiſcheir Hof zurück kant, und in Beiſeyn des Herrn Robert Shérler dem perſiſchen Könige den ganzen Vorgang feiner Reife erzáilte, und dabei beſonders mit neis diſch giftiger Zunge reine fälſchlichen und erdichteten Anklagen gegen Sir Anton vorbrachte; fo erſuchte Sir Robert Sherley , als er es hörte , mit ſolchen
Nienen und Ausdrucken , wie fie ihm felbſt und reis nem gekrånkten Bruder angemeſſen waren , den stoc nig ehrerbietia, dieſem Vortrage nicht Gehör zu fühen :
ken , und ihm zu erlauben die Vertheidigung reines Bruders zu übernehnien . Als ihm dieſes zugeſtanden wurde, ſo fing er den perfer ſo in Reisen Reden, un )
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beſchämte ihn dermaßen , daß er fir fauldig befun :
den wurde , wider ſeinen Auftrag gehandelt , ſich in dieſer wichtigen Sache mit Hinterliſt und auf eine die Ehre ſeines Stonigs ſchmålende Weiſe benommen , und hierdurch die Ausführung eines ro wichtigen Ses
( chäftes gefährdet zu haben. Da übrigens die gegen Sir Anton Sherley vorgebrachten Beſchuldiguns
gen von Bosheit und nicht von der Wahrheit jeugten ; to wurde er am Ende von dem Stönig verurtheilt, daß ihm in Gegenwart Robert Sberley's die Hånde abgehauen , und die Zunge aus dem Halſe geſchnitten werden ſollte. U18 Lekterer gefragt wurde , was er
noch mehr zur Genugthuung für ſeinen Bruder gethan baben wolle; ſo antwortete er, daß er kein Vergnügen
daran fånde, ihn zu martern , daß das bereits Geſche: bene mehr ſei , als er ſelbſt zugeben möchte , und daß er jeßt für den elenden Perſer bitten wolle, da ihm, toie er vermuthe, in ſeiner Lage kein größerer Gefallen geſchehen könne , als daß ſein Stopf das Schickſal ſeis ner Zunge und ſeiner Hånde theile. So endigte auf einmal beides , der Stoz und das Leben dieſes ans glüdlichen Perſers.
XII. H a u pt ſt ü . Sir Anton Sherley's Reiſe nach Spanient.
Wenn ich das Zeitalter von Sir ' n ton Shers Hey's Abreiſe nach England mit ſeinen großen Unis
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ternehmungen vergleiche , ſo sieht es mich zur Bers
ivunderung hin , daß weder die # atürliche Anhänglichs keit , die ein jeder Menſch für ſein Vaterland hat, noch der frohe Willkomm und die ehrenvolle Aufnahme, welche ihu dort erwartete , reinen Sinn im mindeſten umåndern, und ihn von ſeinem vorgefaßten Lieblingss
Unternehmen gegen die Türken abziehen konnten ; da es der Hauptzweck reiner Bemühungen und Handluns gen war , die chriftliche Verehruing zu zeigen , welche er
für ſeine Religion hatte. Ebenſo wollte er ſein Verſpres chen gegen den Stönig von Perſien dadurch erfüllen , daß er die Gemüther und die Macht der angrenzenden gegen die ottomaniſche Pforte und den Alkoran feinds lich geſinnten Könige beharrlich gegen ſie beide aufsus regen ſuchte , ſo daß große Hoffnung, uns die Erwars tung vorhanden war , in kurzer Zeit den Glanz des türkiſchen Reiches verdunkelt , und es in engere Gren : zen zurück gewieſen zu ſehen . Begleiten wir ibn daher einftweilen nach Spas nien , wo er an Hofe mit allen Ehrenbezeigungen aufgenommen ward , und nachdem er ſich ſeiner Bots
ſchaft fowohl , rückſichtlich feiner eigenen Angelegens heit , als råckſichtlich des neu geſchloſſenen und wahrs
ſcheinlich fortgelegt werdenden Bündnißes zwiſchen den beiden berůbniten Stónigen von Spanien und Enge land entledigt hatte , wurde ihn ſein Unterhalt vers
doppelt, ihm und ſeinem Gefolge eine prächtige Woh .
nung angelvieſen , und ſie auf das reichlichfte mit les
174 bensmitteln verſehen, Es fehlte nichts, was zum Vers
gnügen und zur Zufriedenheit des ehrbaren Gaſtes, oder zur Verherrlichung der Macht eines ſo großen fürſten gereichen konnte. Da Sir Anton aber nicht Willens war , ſich in
den Beluſtigungen des Hofes zu vergraben , iloch ſich durch die Vergnügungen , die ihm dieſes blúbende stos nigreich darbot; einſchläfern zu laſſen , ſo richtete er Seiren Sinn mit ſteter Aufmerkſamkeit auf die Erles
digung ſeiner Geſchäfte , indem er jede Zeit für vers Loren bielt , die er nicht in Ueberlegung , Berathung oder Ab [chluß der ihm anvertrauten unterhandlung To hinbrachte , daß ſein thåriger Geift ſeinem Körper kaum Zeit zur Ruhe ließ. So groß war ſein Verlans
gen , ſowohl feinen Bruder auszulóſen , den er dem Perſiſchen Stönige als Geiſel zurückgelaſſen hatte ; a! 8 und bauptfächlich die chriftliche Religion in den von den Türken eroberten Ländern wieder herzuſtellen , wo iezt die heiligen Stirchen und die geweiheten Tempel unſers Heilands in Götentempel und gotteslåſteriiche Moſcheen M a bon ed's verwandelt ſind.
Nicht lange nach ſeiner Ankunft in Spanien , ers nannte ihn der Stónig zum Ritter des Sankt Ingo: Ordens, und zum Stapitain ſeiner Striegs -Galeeren gesen
Die Türken. Ein ſo großes Wohlgefallen ſchien er an feirer Perſon , wie an ſeinem Vorhaben zu finden , das Sir Anton bei allen ſchicklichen Gelegenheiten auf Das eifrig te betrieb , und keine Gelegenheit verabs
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fáumte , den jungen König in ſeiner ehrenvollen Abe Ficht zu beſtårken , dieſen Strieg zu unternehmen . ' Während ihm ſo viele Ehre von Seite des Stor nigs von Spanien , und von vielen ſeines hohen Adels erzeigt wurde , fand er ſich von einigen Anderen hins
tergangen , die er aus der Gefangenſchaft befreit hatte. Denn da er durch ſein Verwenden drei Gefangenen
gegen Löſegeld ihre Freiheit wieder verſchafft hatte, und nun die Bezahlung des Lóregeldes erwartete ; ro wurde er zwar von zweien dankbar behandelt , allein der dritte undankbare Schurke brachte ihm , um das
löregeld zu erſparen , einen Gifttrank bei, welcher ſo weit bei ihm wirkte , daß ihm die Haare vom Stopfe und die Någel von den Fingern abfielen, allein doch
die beabſichtigte teufliſche Wirkung nicht hatte. Dent er genas in kurzer Zeit , und Gott ſchenkte ihm ſeinte vorige Geſundheit wieder.
XIII. H a u p t ſt û d. Sir Anton Sherley's Expedition nach der Türkei und die einem
engliſchen
St A u fs
mann ju lirfabon erwieſene Freunds Schaft. Da Sir Antón Sberley's Erpedition nach
der Türkei beſchloſſen worden war ; ſo wurden große
Striegsrüſtrngen gemacht, überall Soldaten und Me
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troren ausgehoben , Waffen und Artillerie angefchafft, Striegsſchiffe und Galeeren bemannt , und viele beſvars gen ſich um Befehlshaber : und andere wichtige Stels
len. Viele Oberfte , Stapitains und Lieutenants wurs den ernannt, und Sir Anton das Hanptkonimando anvertraut. Denn er erhielt ein Patent unterzeichnet, worin er zum General : Kapitain der Seemacht er: nannt wurde , die außer den Galeeren und vielen ans
dern kleinen Transport:Schiffen aus zweihundert gróis feren Schiffen beſtand , und dreißigtauſend Mann Sols daten an Bord hatte.
Nachden auf dieſe Weiſe alles vorbereitet war ,
begab ſich Sir Anton an den Hof, um Abſchied von dent Stónige zu nehmen , welcher unter vielen andern Zeichen und Merkmalen ſeiner Gnade ein Seleinod von
großem Werthe , mit dem Gemälde son reinem Vas
ter se. Philipp II. und feinem eigenen auf der ans bern Seite, von dem Halſe nahm , und es dem Sir anto il mit dieſen Worten überreichte : „ Wenn Shr
dieres anſehet fo denkèt an mich ." Sir Anton , der es auf die ehrerbietigfte und dankbarſe Weiſe entges gen nahm , betheuerte , daß er ſich nur in feinera Tode von ihm trennen wirde. Nachdem er ſich hierauf feierlichſt beurlaubt hätte, begab ſich Sir Anton in möglichſter Eile nach Lifs rabont , wo ſeine Armee Feine Ankunft erwartete , und wo er eine über Erwartung günſtige Aufalme faud.
Allein , da ſich ein günſtiger Wind zu dem Drang reis
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-ner Geſchäfte gefellte ; To hielten ihn die nothwendis gen Anordnungen nicht ſehr lange hier auf. Wir wür:
den ihm aber Unrecht thun , wenn wir die große Wohlthat , und die guten Dienſte vergeſſen wollten , die er einem gewiſſen engliſchen Staufmanne erwies, deſſen Namen und Credit in England hinlänglich bes. kanut ſind. Denn Sir A inton war auf allen ſeinen Reiſen immer darauf bedacht , denjenigen zu helfen ,
die er im Unglück fand, vorzüglich ſeinen Landsleuten, wie unter Andern folgendes Beiſpiel beweiſet. Dieſer Kaufmann hatte gegen die ſpaniſchen Zolls
gefeße idlftauſend Dukaten in Spaniſchen Goldmüns gen eingeſchifft , um folche nach England zu fchiks ken. Da die Zollbeamten und andere königliche Be: dienten hiervon Stundſchaft erhielten ; ſo nahmen fie ihm die ganze Summe in Beſchlag , weil es son Obs rigkeitswegen verboten war , und ihnen nach den Ges feßen des Landes der Betrag anheim fiel. Der Staufs mann , der über das ſo unerwartet ihn betroffene uns glück fehr beſtürzt war , weil ſein Hauptvermögen darin ſteckte, begab ſich mit ſchwerem Herzen zuin Sir
Anton , dem er ſeine unglückliche , durch dieſen Zus fall herbeigeführte lage vorfielte , und ihn um die Gunſt erfuchte, ſich mit ſeinem Anſehen zu Wiederers baltung diefer großen Summe für ihn zu verwenden , deren Verluſt wie er wohl wußte , ihn mit Weib und
Stindern in das Verderben geſtürzt haben würde , wos bei er ihm betheuerte , daß er hierfür über jeden ihm
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beliebigen Antheil gebieten könne, und daß er ſich ihin
fo verbunden fühlen würde, daß er ihn als den Ers balter feines Glücks und ſeines Bermögens betrachten werde.
Sir Anton , der über des Staufmanns Unglück vom Mitleiden ergriffen wurde , wußte die Arguswächs ter dieſes Schakes ſo gu gewinnen , daß er , wie man
ju ſeiner größten Ehre und feinem Ruhme nachſagen muß , dieſe große Summe, ohne ſich ſelbſt auch nur das Mindefte davon zužueignen bald wieder in den Befiß des Staufmanns. brachte , welcher gleich Jaron mit ſeinen Gefeller mit ſeinem goldneri Pließe fróbs lich heimſegelte. Sturz darauf lichtete Sir Anton bei günſtigem Winde, mit ſeinem Geſchwader die Ans
ker, und verlor bald die Stüſte von Spanien und Pors tugal aus dem Geſicht. Allein wir müſſen ihn jeật aus Mangel fernerer Nachrichten auf der Levantiſchen See ſeinem hoffnungsvollen guten Glück überlaffen , welches ein ehrenvolles Unternehmen begleitete . “
Im Jahr 1604 wurde dieſer außerordentliche Mann , von dem deutſchen Staiſer, als Geſandter an den Stonig von Marocco abgeſchickt. Eine kurze Nachricht von dieſer Geſandtſchaftsreiſe ift in Purchas's Pilgrimme aufs
bewahrt und bietet verſchiedene auffallende Züge von Sir Antons Charakter dar : „Um dieſe Zeit Anfangs October,“ ſagt derſelbe, „ langte Sir Anton Sbers I en als Geſandter des deutſchen Staiſers an den Stos nig von Marocco zu Saffi an. Sein Gefolge war
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etwas beſſer , wie das eines Privatmanns , obgleic dem Charakter der Perſon , von welcher er abgeſchickt war , nicht ganz entſprechend. Es waren wenige bes deutende Månner in ſeiner Begleitung , die aus ohne gefähr 13 Perſonen beſtand. Von jeder chriſtlichen
Sprache einen , weil er ſich rickſichtlich der Dol's metſchung vorſehen wollte. Unter dieſen war Edwi 11 Rich, der ſich ſehr vortrefflich benahm , und von dein an allen Orten , wo er biukam , geſprochen wurde ; da
er reinen Credit nicht in Anſpruch nahm , um Geld aufzuheben und für ſeine Bedürfniſſe auf eine , ſeiner
Geburt , ſeinem Stande und ſeineni damaligen Ausgas ben entfprechende Weiſe woljl verſehen war. Sir Ans
ton, der damals während eines Aufenthaltes von vier Monaten zu Saffi den Titel eines Geſandten ans
nahm , hielt ein offenes Haus, und luð alle chriſtlis
chen Staufleute tåglich zum Mittag- und Abendeſſen ein . Um feinen eigenen Geldbedürfniſſen zu entſpres chen , verſchaffte er ſich Stredit bei Juden , Geld für ihn aufzunehnen , um die Marokkaner zu bezahlen ;
allein zu fürchterlich hohen Zinſen , faſt fünfzig vom Hundert. Er kaufte auf gleiche Weiſe vom Factor eines Engliſchen Staufmanns , der mit ihm 311 Mittag fpeifte, mit zwei oder drei Worten ein Schiff von 160 Tonnen mit ſeiner Ladung aus Waizen beſtehend, ills dem er ihm zweitauſend unzen in die Hand zählte, und verſprach , daß , wenn er den Reſt feines Geldes binnen 10 Tagen nach ſeiner Ankunft in Marokko nicht
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erhalten hatte , der ståufer ſein Handgeld verlieren route. Alein ehe er binkam , war Abdel melech , der einen Striegszug nach Feß unternommen hatte , wes
-gen eines Sufitandes feiner Soldaten zurückgekehrt, und der Stönig von Feß auf Marokko marſchirt, wets ches etwa vier Tagreiſen davon entfernt iſt , und bes lagerte den Hafen Sale 11, (Sali ? ) den er wegnahm,
konnte aber das Staſielt nicht einnehmen. Der Alkade des Schloſſes fchrieb hierauf dem Muley Boferes, &
daß, obgleich die Stadt verloren ſei , er doch das
Schloß für ihn erhalten wolle , wenn er ihm dreihuns dert Scheffel Storn ſchicke, um seine Leute zu provian. tiren, und eine Verſtärkung von Fånfzig Mann Sols daten . Boferes , der den Plaß ungern verlor , und börte , daß Sir Anton ein Schiff mit Storn gekauft babe , ſchrieb nach Saffi , und bat ibu , das Schiff nach Salen ( Sali) zu ſenden , und dort das Storn für den Schloß- Stommandanten und ſeine Soldaten auszuſchiffen . Sir Anton Willens , dem Sidnige eis nen Gefallen zu erzeigen , ſchickte nach dem Stapitain und dem Staufmann des Schiffes , bat ſie nach dem Hafen zu fahren , und vermochte ſie , indem er ihnen
die Zahlung für dreihundert Scheffel leiſtete , dorthin zu ſchiffen . Da aber das Faſtell übergeben war , a!8 ſie hinkamien , ſo ſchifften der Stapitain und der Stauf: mann , weder das Storn noch die Leute aus, und kehr: ten nach Saffi zurück.
Um dieſe Zeit wurden dem Geſandten fünfhundert
181
Mann unter dem Stommando von ztvei Alkenden zu ſeiner Bedeckung zugeſchickt , und Sir Anton gab jedem der Soldaten einen Turbith ( Turban ? ) zur
Auszeichnung $ weßwegen ſie ihn ro verehrten und achteten , daß , als einer der beiden Alkeyden ſich nicht eilen wollte , um den Geſandten nach Marokko zu begleiten , und Sir Anton ſich gerne auf den Weg gemacht båtte , die Soldaten fich , ihm zu gefalleni,
über die Langſamkeit des Alkeyden emporten , und jivei ſeiner Bedienten todeten , um ihren Vorgefetten anzutreiben . Nach einem vierin onatlichen Aufenthalte zu Saffii wo er ſich ſowohl gegen ſeine Landsleute, als auch gegen die Flammländer, Franzoſen und Spas
nier außerordentlich freigebig bewies , und von ſeinen Soldaten bewundert wurde , warð er zů Marokko mit
großem Pompe empfangen , und erhielt unterivegs, wie auch während eines Aufenthaltes zu Saffi ges
ſchehen war, mehrere Briefe von dem König, der ſeine ehrenvolle Mühen , feine, durch weltberühmte Abens theuer zu See und Land geprüfte Tapferkeit heraus hob , und keine Urtigkeit unterließ , ſich ſeiner Liebe zu ſichern oder ihm allen Zweifel an einem freundlis chen Empfange zu benehmen . Nach einem zweitåsigen Aufenthalte in der Stadt, ließ der Stönig Anſtalten zu ſeinem Empfange bei
Hofe treffen , zu welchem er ſein Gefolge fo gut auss Kattete , als es die Kürze der Zeit erlaubte , und es ſein Stredit bei den chriſtlichen Staufleuten , der übris
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gens anſehnlich war , fuließ . Denn zwei Spanier ren ro von reinen Verdienſten eingenommen , durch reine Reden mit fo ſeltener Hoffitung von erfüllt, daß ſie mit einander wetteiferteri , ihm
was und ihni ihre
Dienfte anzubieten , und ilin mit Geld zu verſehen . In anſtåndiger Begleitung reines Gefolges , ritt er nach dem Hof , indem er nicht von ſeinem Pferde ab: ftieg, wie ſolches felbſt die Sobne des Stonigs gewübns
lich thun ; ſondern ritt durch den M ufc ward , wels
ches die königliche große Halle iſt, worin ihm die Großer , Edeln und Häupter des Volks ihre Aufwar: tung machen, wenn ſie an den Hof konumen , und wohin der König nur allein reiten darf. Als er bis junr Stónige gekommen war , wurden ſeine Beglaubis
gungs- Schreiben mit den Beweiſen des größten Wohls wollens aufgenommen , und ihm mit aller mögtichen
Achtung nicht allein von dem Stónige ſelbſt , ſondern auch von den vornehmſten Beamten und Gůnflingen am Hofe begegnet. Als er aus dieſer Audienz entlaſſen wurde , ward er von den vornehmien Männern wieder zurück nach
dem Plate geführt, wo er wieder auf ſein Pferd ſtieg. Dungefähr fünf Tage darauf, als Sir Anton Sher: Tey wieder zur Audienz kamt , und wieder wie zuvor
einreiten wollte , war eine Stette quer über den Eins gang des Muſchwards geſpannt.
Da er merkte , daß
dieſes bios ge dhchen rei , um ihm den Weg zu vers
ſperren , ſu wollte er nicht abſteigen , und kehrte uns
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zufrieden zurück.
Da dieſes B oferes hinterbracht
wurde , ſo ſchickte er drei ſeiner vornehmſten Alkeyden ab , um die Sache beizuleger. Allein Sir inton
nahm die Beleidigung nicht ſowohl, als ihm ſelbſt , fondern als der Perſon widerfahren auf , welche er
vorſtellte , indem er dem ülkeyden bemerklich machte , daß ſein Herr , der staiſer , die ihm angethanene Bes leidigung zu rächen inr Stande wäre , und ju rächen wiſſen würde , und daß er ſich nicht fürchte, obgleich er fich jeßt in Hoferes Gewalt befånde. Denn er wiſſe , daß der , in deſſen Dienſte er verwendet were,
dem Souig von Marokko ſo weit überlegen rei, daß er , troß reines Stolzes, von da abgeholt werden könne und für die geringſte Beleidigung , die ihm widers
führe , volle Genugthuung erhalten würde.
Die drei
Alkoden fchoben die Schuld auf des stönigs Thürſte: ber , und boten Sir Anton den Stopf deſſelben an , wenn er ihn haben wolle. Nachdem ſie ſo eine Stunde
bei ihm zugebracht hatten , uin ihn zu belånfrigen und ihn zurückzubringen , ſo wurde der Thürfteher vor ſeis
nen Augeu: ders geprügelt und eingeſteckt , und er nie wieder verhindert , durch den Muſchward einzus reiten.
Während feines Aufenthaltes du Marokko, wels
cher fünf Monate dalierte , hatte Hoferes und er verſchiedene Privat Stonferenzen mit einander , deren
Sweck , wie allgemein geglaubt wurde , die Berathung war , wie er ſich gegen ſeine beiden Brüder Sche of
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und Sidan in der Regierung erhalten ſollte ; ſo wie den Plan , dem türkiſchen Staiſer einen großen Streich zu ſpielen , und ihn aus Algier und Tunis su vers treiben . Von Marokko reiſ'te Sir Anton Sher's
len ſelbſt äußerſt befriedigt , und von dem Wohlwols len des Boferes begleitet , ab , von dem er zwei
portugieſiſche Edelleute für 150,000 Ungen Silber, welches gegen 10 000 Pfund Sterling betrågt , aus der Gefangenſchaft loskaufre. Dieſe beiden waren beinahe
16 Jahre lang zu Marokko gefangen gehalten wors den ; Einer war der Sohn des Virekönigs in Oſtins
dien , der Andere aus einem edlen Portugieſiſchen Hauſe. Der Eine erhielt ſein köregeld treimal aus Oſtindien geſchickt , um ihn loszukaufen , es wurde aber zweimal von den Engländern , und einmal von den Flammlandern während des lekten Strieges wegs genommen . Die andern Brüder ließen ihn im Stiche , entweder um das Geld zu ſparen , oder weil ſie ein ro großes Löſegeld nicht bezahlen konnten. Um ihn von dem Hofe nach Saffi ju begleiten , wurde einer von
des Königs Zeremonienmeiſtern abgeſchickt , dem er bei der Abreiſe den Hut , den er trug , mit einem Jus welen großen Werthes von reinem Stopfe zuwarf , und das Gefolge des Zeremonienmeifters reichlich beſcherikte.
Zu ſeiner Bewachung wurden , da die Wege damals fehr gefährlich waren , vierhundert Schůßen unter
Stommando des Alkeyden Abdela Sinko , einen Fortugiefiſchen Renegaten mit ihm abgeſchickt , welcher
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Leştere ehedem ein Chrift , und fpåterhin ein Maure gelvorden war.
Dieſer Mann, begab ſich , aus ueberredung oder aus dem freiwilligen Wunſche , ſein Vaterland wieder zu ſehen , ail Bord des Schiffes , worauf ſich Sir Eds
w in Ni ch befand , und nicht in jenes des Sir An: tons. Das Schiff lichtete ſogleich die Anker und res gelte nach Spanieni ab ; allein der Ande blieb bei Sir Anton im Hafen.
Dieſes Verfahren wurde ſo übel aufgenommen , daß fünf von Sir Anton's Leuten , welche wegen einiger Bedürfniſſe an das Land geſtiegen waren, in das Gefängniß geworfen , und in Stetten nach Mas rokko geſchickt , allein nachher doch wieder losgelaſ . ſen wurden . Sir Anton ſchrieb an den Stonig , um ſich wegen dieſes Vorganges zu entſchuldigen , da er dieſe neuen Beſchwerden zu beſeitigen wŭnſchte , ſo gab er der Sache einen Anſtrich , und wartete noch
vier Tage auf das aiidere Schiff , auf welchem der Alkende, abgefahren war , und ivůrde hier auf ſeine fůrif Leute gewartet haben , wenn er nicht durch einen beſondern Freund am Lande ſchriftlich gewarnt wors den wåre , der ihm rieth , nicht ſo lange im Hafen
zu verweilen . ", Denn verſchiedene flåmmiſche Striegs: ſchiffe kreuzten vor demſelben , und wenn eines eins
laufen wvůrde , wie es dfter geſchåbe , und dieſe beis,
den Edelleute fånde , fie ſich ihrer als guter Priſe bes måchtigten , und dann 35,000 Unzen Silber für jou 20tes B. Perſien . I. 2.
5 1
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verloren ſeyn würden .
Dieſe hatte der Factor eines
Handelsmann dem Sir Anton Sherley geliehen, damit er aus dem Lande kommen konnte , und für
welche die beiden Portugieſen dem Factor dieſe Schuld bei ihrer Ankunft zu liſsabon bezahlen ſollten. Auf dieſe Nachricht reiſte er ab , und am nächs fen Tage ſchickte ihm Boferes einen Brief mit der Nachricht von der Befreiung ſeiner Leute. „ Die nachs folgenden Unternehmungen des
Sir Anton Shers
Te » ſind nicht aufgezeichnet ; allein es erbellt aus Wadsworth & engliſchen und ſpaniſchein Pilgrimme, der im Jahr 1630 Heraus kam , daß gegen das Jahr
1625 unter den engliſchen Reſidenten an dem Hofe von Spanien der erſte und vorzüglichſte dieſer Sir Antoi +Sherley war , der ſich ſelbſt einen Grafen des heiligen römiſchen Reids betitelte , und von reis ner katholiſchen Majeſtät eine jährliche Penſion von
zweitauſend Dukaten bezog , was rückſichtlich reiner freigebigkeit ſo viel , als nichts war." ,, Dieſer Sir Anton Sherley , " ſagt er , vift ein großer Rånfeidhmied und Projektenmacher in pos litiſchen Angelegenheiten , und unterfångt ſich durch Strieg. liften zur See ſein eigenes Vaterland in das Verderben zu ſtürzen. Eine genaue Er åhlung ſeiner Thaten würde einen ganzen Band ausfüllen ." Auf was Sir Wadsworth in der leßten Stelle anſpielt , können wir nicht errathen . Allein einero
unbeſtimmte Beſchuldigung verdient keine Beachtung ,
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da fie von einem Manne herkommt, der ſelbſt nur ein bigotter Menſch war , deſſen Anſehen in Würdigung der Motive und des Benehmens eines Mannes von solchem herciſchen Schlage , wie Sir Anton Sbers len war , nur von geringem Gewichte ſeyn kann . Die Ehre , welche dem Sir Anton eriviefen wurde, und die Wichtigkeit , die man außer Landes auf ſeine
Perſon legte , 'erregten das Mißvergnügen , oder viels mehr den Neid ft . Jacob 1. zu Hauſe , der ihm bes faht, nach England zurück zu kehren – ein Befehl, dem Sherlen nicht nach iu kommen für gut faud . Nach Graininger ſtarb er 1630 in Spanien .
So lautet die Geſchichte dieſes fúrſtlich geſinnten Edelmanns , ro weit wir ſolche zu fammeln ira Stande
geweſen ſind . Er ſcheint beſonders zu beldenmuthigen , Abentheuern geſchaffen geweſen zu ſeyn . Seboren in einer Periode , in welcher der Geift des Ritterthums noch nicht in den lande ausgeſtorben war , verband er fühnen Muths mit politifchen Steuntniſſen und den Eigenſchaften eines Staatsmanns. Bei einem ernſen imponirenden Neußern , und einem würdevollen gebies
tenden Heuehnen , beſaß er ein beſonderes vermogen, ſich die Liebe der Menſchen zuzueigneim
188
- 3 wei tes Buch .
Sir Robert Sherley . I. Hauptſtück. Surse Nachrichten über Sir Robert ,
bis
ju Sir Antons Abreiſe von I 8pahan .
Der nächſe Sprofile des alten Hauſes der Shers ley's , mit deren Schickſalen wir uns hier beſchäftis
gen , iſt Sir Robert Sberlen ein Edelmann , deſs ſen Begebenheiten nur von weniger außerorderitlicher Art , als die reines Bruders des Sir Anton's find . Deßwegen , und weil ſie in einer innigeren Verbinis
dung mit der vorhergehenden Erzählung, als die reis nes ålteren Bruders , des Sir Thomas Sherler
feben , beſtimmten ivir uns , ihn , obgleich er der jüngſte der Geburt nach iſt, nach ſeinem ålteren Brus der in biſtoriſcher Ordnung folgen zu laſſen . Nigolls ſetzt, in ſeinem Stammbaume der
Sberleys , deſſen Geburt auf das Jahr 1564 feſt,
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welcher Datum jedoch als irrig anzunehmen iſt. Denn nach der Juſchrift eines Kupferfiichs von Sir Nos bert Sherley ſcheint es , daß er am 28. Septems
ber 1609 in ſeinem 28. Lebensjahre nach Rom kam,
welches ſein Geburtsjahr auf 1581 ſeßen würde; was ſich auch durch die Neußerungen des Sir Anton's in der Beſchreibung ſeiner Reiſe nach Perſien beſtatis get findet. In der That behandelt Sir Anton den Sir R os Bert durchaus als einen Jüngling , dem rein Bruder bei ſeiner Abreiſe aus Perſien beſondere Verhaltungss
Vorſchriften , rückſichtlich ſeiner Studien und ſeines Benehmens ſich in dieser4. Auch Sir Robert, wenn er von
ſich in dieſem Zeitpunkte ſpricht , fagt , daß ſeiner Jahre nur wenige geweſen ſeien. Auf der andern Seite führt Herbert , der , als er 1627 ftarb , bei
ihm war , in ſeiner Reiſebeſchreibung an , daß er alt,
utið zu ferneren Dienſtleiſtungen unfähig , auch zur Zeit reines Todes nicht über fein lektes Stufemjahr hinaus geweſen wäre. Es iſt ſchwer , Herbert's Bemerkung mit unſern Mutimaßungen in llebereir:s
ſtiramung zu bringen , wenn wir nicht annehmen , daß
ihn das morgenländiſche stliná frühzeitig gealtert have.
Wenn die Inſchrift auf dem Kupferdruck eis
nige Glaubenswürdigkeit verdient , ſo iſt die Frage entſchiedeii ; allein augenommen , ſie ſei irrig , ſo iſt doch auch bin ånglider Grund vorhanden , einen ſpås
tern Datum für ſein Geburtsjahr anzunehmen als 1562,
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Es iſt außer Zweifel, daß er mit ſeinem Bruder 1599 nach Perſien ging, und daß er nicht zum Reichsgrafen ernanntwurde, ebe er nach Perſien ging, dadas Decret dieſer Ernennung von 1609 datire ift. Der Jrrthum liegt , wie wir glauben , darin , daß Sir Anton und Sir Robert mit einander verwechſelt wurden , da
der Erſte feine öffentliche Laufbahn um die Zeit bes sinnt , die dem Sir Nóbert angewieſen wird , wo
er ſich auf Reiſen begeben haben foll , und wirklich im Jahre 1604 von dem Staiſer als Geſandter vers wendet uvurde.
Es kann daher wenig Zweifel übrig bleiben , daß die Reiſe nach Perſien das erſte Unternehmen warg
an welchem Sir Robert Sberley Theil nahm . Der Leſer wird ſich erinnern , daß Sir Anto'n Teinen Eruder dem Schach Abbas , welcher ihn , wie zuvor gemeldet wurde , bat , daß er bei ihm bleiben mòdite , als Geiſel zurück ließ. Als dieſes Erſuchen
ani deu Sir Anton geſtellt wurde , hielt er für noths wendig , etivas zu Gunſten ſeines Bruders zu ſagen,
svovon er in ſeinem Reiſeberichte Nachricht gibt. Sir Anton hålt hier den guten Eigenſchaften
ſeines Bruders eine Lobrede, wie er erupfänglich für jegliches Gute geweſen , fich von fråher Jugend an auszubiiden , und gegen die Siůrme des Schickſals auszurufen gefirebt babe , und einen ehrenvollen Ruf
dem Ueberfluſſe und den Reichthümern vorgezogen ;
191 daß er von dem Glauben beſeelt geweſen ſei , ſeinem
Bruder durch ſein Verweilen bei dem fönige son Perſien gute Dienſie ju lciiten , und den lehtern in ſeinem Vorhaben zu bejiårken , und etwaige Borgånge, welche ſich in ſeiner Abweſenheit zutragen könnten , dazu zu benüßeii , ihn hierin beharrlicher 311 machen,
oder den Einfluß rolcher abzuwenden , die ihn in reis
nen Entſchlüften erfalten konnten . Er habe ſich dems nach mehr aus Liebe zu ihm , und um den Ausgang der Dinge zu ſehen , als aus andern Gründen zu bleis ben entſchloſſen .
Er åußerte ſich demuach in dem Sinne gegen den Stonig , daß er es zwar als ein Unglück betrachte , ſido von ſeinem Bruder trennen zu müſſen , da er aber reis men Bruder lei ſich zu behalten wünſche, ſo wolle er ihm rioch eine fernere Veranlaſſung geben , fie ju lies ben . Er bliebe im Bewußtſenn , recht zu handeln
und nicht der ihm verheißenen königlichen Freigebigs keit halber , daß er vielmehr keine höhere Gunft vers langen werde , als er ſich durch reine Verdienſte ers
wůrbe. Da er ihn allein zurück laſſe, ſo traue er Seis ner Maienår zu , daß er nie vergeſſen werde , ihn als
Edelmanın zu behandeln , der ſich freiwillig in ſeine Dienſte begeben habe .
Fünf Leute von dem Gefolge des Sir Anton blieben bei reinem Bruder an dem perſiſchen Hofe, wo fic rid einer bobe ! Gunft zu erfreuen hatten .
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Allein da zwei Jahre verfloſſen , und noch immer keine Nachricht von der wichtigen Geſandtſchaft aniangte; ſo beganni Schach Abbas den Sir Robert niit mins der günſigen Blicken anzuſehen , als vorher. Die
siålte des perfiſchen Stönigs tvar jedoch nur voribers
gchend , da es Sir Robert riicht allein gelungen war , ſich bei ſeiner Majeſtåt wieder in Gunſt zu leben ; ſondern auch Gewiſſensfreiheit für alle Chriſten im Die erſte öffentliche Derweridung , womit Schad Abbas den Sir Ros
Perfiſchen Reiche zu erwirken .
bert beehrte , geſchah in ſeinen Striegen mit den Durs
ken , wovon uns einige umfaride in einem Bruchſtücke einer.Handſchrift aufbewvahrt ſind , weiche ivir hier anführen wollen.
II. 5 a ư ? t ft i . Von des Sir Robert Sherley's Verwens Dung in dem Si riege der Perrer gegen die Türken nach de 8 Sir Anton $ Abreiſe ; von
feinen Siegen und ſeiner Heirath mit ciner Baſe des per riſaje 11 St / nigó.
Nach ſeines Bruders Abreiſe wurde Sir Robert Sherie » General , und natynı die erſte Stelle in der
perſiſchen Armee gegen die Türken ein , worin er ſid ſo tapfer benahm , daß ihm die Perſer eine forbeers
Strone für den Sieg zuerkannten .
Denn iachdem er
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ſich bewaffnet , und zum Gefecht fertig gemacht hatte, nahm er eine Streitart , madte ſelbſt einen ro furcht:
baren Angriff , und trieb die beſtürzten -Feinde fo.jus růck , daß ſeine Soldaten ſeinien Muth nachahmend,
alle Feinde niedermeßelten “, und nur einige dreißig der Haupt - Ariführer am Leben ließen. Dieſe führte er , nachdem er ſie gefangen genommen hatte , im
Friumph zum Stónige , und ſchickte gleich dem Türken einen Botſchafter mit einem Briefe des Inhalts ; daß
er über das Leben dieſer dreißig gebieten könne , und fie ohne Gefahr und löſcgeld ſicher ausgeliefert haben
ſollte , wenn er einen , den er gefangen balte , logs laffe. Er meinte nåmlich den Sir Thomas, ſeinen Bruder , der damals von ihnen gefangen gehalten wurde. Allein der Veid , der an der Spiße des tårs kiſchen Schwertes hångt , fachte ſie ſo zur Rache ani, daß fie ſein Anerbieten nicht, annahmen , und ihm ras gen ließen , daß er mit den Gefangenen machen könne, was er wolle. Nebfidem ihin auch trotzige Worte zus ſchichte.? , und ihin droheren , daß die Sonne nicht
zweimal über ihn aufgehen ſollte , daß ſie ihn nicht mit Schrecken au fivecken , und ihn mit ſeiner ganzen
Sippſchaft in Staurien und Beſli :zing feben würden. Es hätte Sir Robert Sherlen wohl aus
ſchrecken können , lo plóziich wieder zu den Waffen gerufen zu werden , da er wohl wußte , daß reine Leute
fdwvach , måde , und von dem letzteit ſiegreichen Ses feust abgematici warcii , und in Betracht der gerins
194
geren Stärke ſeiner Armee, indem die Türken immer dreimal hundert tauſend Mann in Bereitſchaft hatten. Ulein jener Ehrgeiß , den er ſich bei allen ſeinen Handlungen zum Ziele Tekte , ließ ihn alle Furdt und Verzagtheit bei Seite ſeßen. Denn er hatte nicht ſos bald die Nachricht von den Drohungen der Türken vernommen , und die Weigerung ſeines freundlidien
Anerbietens , als er dieren Dreißig türkiſchen Anfühs
rern die Köpfe abſchlagen , und ſie nach der perſiſchen Sitte auf den Piken reiner Soldaten im Triumph an dem Marktplatz berum tragen ließ , und in ſeinem Sorré ſchwur, daß dieſer Tag dem Feinde verderblich werden ſollte, indem er entſchloſſen fei ; als Sieger wiederzukehren , oder im Felde zu bleiben . ' Er ordnete demnach reine Soldaten in aller Eile sur Schlacht,
die , als ſie den Feind erblickten , wohl muthmaße:? konnten , daß ihrer sehen gegen . Einen ſeien , was ſeis nien Leuten ſehr den Muih benahm .
Als er dieres
gewahr wurde ; ro fing er an , ſie auf folgende Weiſe zu ermuthigeni :
„ Würdige Strieger und Soldaten Perſiens ! ich brauche Euch nicht in einer langen Rede erſt Muth
einzufloßen , und fo Del in die Flammen zu gießen , oder ein ungezügeltes Noß zu ſpornen . Eure frühere tapfere Entſchloſſenbeit , die Ihr ſowohl in der less ten , als in vielen andern Schlachten bewieſen habt,
gibt mir die Verſicherung, daß, wenn die Feinde noch um vieles tårker wåren , wir doch bei der guten und gerech :
/
195 ten Sache unſeres Stanipfs , und bei dem wahren Muthe , mit welchem wir beſeelt ſind , ohngeachtet der
Ungleichheit an Står fe , wie wir bisher gethan haben, Da es vorzüglich meine Ehre bes trifft ; ro wil ich der Vorderſte in der Schlacht ſeyn, wenn mir der Tod . nicht ein ehrenvolles Ende bereis obſiegen werden.
tet. Ich werde heute Eurer Hochherzigkeit zum Vors bild dienen , und meine Thaien ſollen ein Beiſpiel für Euch abgeben. Drångt Euch nur , fu weit vorwärts, wie Euer General , und dann , muthige Strieger, wird der Sieg unſer ſeyn:“ Hiermit ergriff er ſeine Streit : Art , machte rein Wiſir berab , gab ſeinem Pferde sie Sporne , und ftürzte alſo wüthend auf den Feind ein . Seine Sols daten folgten mit rolcher verzweifelten Entſchloſſenheit, daß die Türken über ſeine Tapferkeit beſtürzt wurden . Denn er ſprengte wie ein köwe durch die Truppen, und machte alles nieder , was fich ihm entgegen reşte . Als dieſes die Feinde wahrnahmen , und welches Ges megel er unter ihnen anrichtete , entflohen viele ; viele
warfen die Waffen weg , und ergaben ſich ; die Hebris gen aber wurden ohne Unterſchied niedergemacht. Bei dieſer zweiten Niederlage der Türken erhielt er aber :
mals ihrer dreißig der vornehmſten am Leben , und machte den årken das gleiche. Ausloſungs Auers bieten .
(Hier endigt die Handicrift. )
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III. Ha u p t ft û c. Geſandtſchaftsreiſe nach England. In einem ſeiner Gefechte mit den Türken erhielt Sir Robert drei Wunden. Seine Dienſte blieben nicht unbeachtet. Er regte ſich immer mehr und mehr
bei Schach Abbas in Gunft , und deſſen Gnadens
Bezeigungen vermehrten ſich immer niehr und mehr. Ju einem von demir perſiſchen Monarchen zu ſeinen Gunſten erlaſſenen Gnadenbriefe beißt es : ,,Das Brod dieſes Mannes iſt für ſechszig Jahre gebacken.“ Als einen weitern Beweis reines Zutrauens , und ohns
geachtet des üblen Erfolgs der früheren Geſandtſchaft, entſchloß fich Schach Abbas , ihn mit dem Charakter eines Geſandten zu bekleiden , und ihli an mehrere Fürften der Chriſtenheit abzuſchicken , wahrſcheinlich in der Abſicht , ſie zu einem Butidniß gegen die Tür: ken zu vereinigen. Ueber den Erfolg dieſer Geſandts ſchaft des Sir Robert beſigen wir nur unvollſtåns dige Nachrichten .
Wahrſcheinlich verließ er Perſien
in der leßteren Hälfte des Jahrs 1608 , oder im Frühs linge 1609. Er ging zuerſt nach Polen , wo er vom
St. Sigismu u D III. febr ehrenvoll aufgenommen wurde , wie aus einer kleinen Flugichrift zu ſehen iſt. welche 1609 erſchien , und Nachricht von ſeiner Aufs nahme daſelbſt gibt. Im Juni deſſelben Jahres war er in Deutſchland,
und erhielt den Ditel eines Pfalzgrafen , sjachdem er
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zuvor die Ehre gehabt hatte, von Paul V. zum Grafen des heiligen Palaſtes im Veteran und zum Stammerherrn ernannt zu werden , mit einer ronderbaren , und wie es ſcheint, ſehr einträglichen Gewalt, alle Baſtarde zu legitimiren , worüber Pur ch as die Bulle geſehen zu haben vorgibt . Das Patent iſt vom 2. Juni 1609
Datirt , und vom St. Rudolph * II. untergefertigt. Es iagt , daß Sir 4 11 ton Sherley und andere als Geſandte von Perſien an den Staiſer abgeſchickt worden ſeien , und ſchließt damit , den Sir Robert zum Ritter des römiſchen Reichs zu ernennen , und ihn mit dem Titel eines Pfalzgrafen zu beehren , mit
gleicher Gewalt und Worrechten , wie die eines Sous verains , mit der Gewalt öffentlicher Notarien zu er: nennen , Baſtarde ( die ſtinder großer Fürften , Grafen
und Barone allein ausgenommen ) zu legitimiren ,
und
Unehrliche , durd Gereß und Factum wieder ehrlich zu machen.
Aus erwähnter Druckſchrift erhellt , daß Sir Ros bert feinen öffentlichen Einzug zu Rom zuerſt in nachfolgendem September bielt.
In der Folge ging
er nach Spanien. Erſt 1611 kam er nach England, und wir müſſen aus Mangel an Nachrichten über die Zwiſchenzeit hinweggehen . Unſer ehrlicher Job ni Stow muß hier den Faden der Erzählung wieder Auffaſſen .“ Nachdem er das Erwålinte angeführt und erzählt hat , daß Schach Abbas den Sir Robert mit Thereſia , der Tochter von 36mi Hawn,
198
Fürfen der Stadt von Hircaffia :Major vermáblt habe , fährt er in der Erzállung deſſen fort , wovon er ivahrſcheinlich beſſer unterrichtet war , als von den Umfånden , womit er ſeine Erzählung beginnt. „ Die Perſer" , fåhrt er fort , verwendeten ihn bei verſchies denen Fürſten Europa 8 , und ſchickten ibn auf einer beſondern Geſandtſchaft nach England unter dem König Jakob , wo er im Sommer 1611 anlangte , und am zweiten nachftfotgenden Oktober eine Audienz zu Hampton Court erhielt , in welcher er ſeine Bes
glaubigungsſchreiben überreichte , und ſein Creditis zeigte , in welchem des perſiſchen Schachi große Liebe und Ergebenheit zu Seiner Majeſtát , rein herzliches Verlangen , Freundſchaft mit dem Sönig von Großs britanien zu halten , und das Erbieten eines freien
Handels aller engliſchen Unterthanen , durch das ganze perſiſche Reich ausgedrückt ivaren. Graf Sherley wurde mit der , einem Gerandten
gebührenden Achtung aufgenommen und geehrt. brachte ſein Weib Iberere init , welche damals ſchwanger war , und kurz darauf einen Sohn.gebar,
deſſen Gothe die Stónigın , und deſſen Taufpathe Pririt Heinrich war , der das Itind nach ſeinem eis genen Namen benannte. Der Geſandte blieb über ein Jahr in England , und nachdern er von dem Stönige huldreiche' Friefe an den Schach von Pers rien erhalten hatte , wurde ihm zu gleicher Zeit auf
ſeiner Majejiåt Befehl ein gut gerüſtetes Schiff ans
--
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gewieſen , um ihni , rein Weib und ſeine Dienerſchaft nach Oſtindien zu bringen , und ihn ſo nahé , als mögs lich , der perſiſchen Grenze an das Land zu regen . Das relbſt ſollten ſie dem Geſandten , wenn er das Schiff
verließe , fünf hundert Pfund Sterling baared Geld, un die Unkoſten ſeiner Reiſe zu lande zu beſtreiten ,
zuſtellen , und ihm ferner alle mögliche Freundſcbaft ertveiſen .
IV . Haupt ſt ü cf. Růdlebr nach Perſien. Sir Robert Sherley. fchiffte ſich im Monat Januar 1612 zu Dover ein , und ließ ſeinen Sohn Heinrich in England zurück. Stapitán Thomas Powel von Hertfororbire , den der Stónig jekt zum Ritter ernannte , begleitete den Geſandten auf
ſeiner Hers und Hinreiſe.
Er war Oberſt von 700
Reitern unter den Perſern , und heirathete damals eine Englånderin , die mit ihni ging. Stapitån N -e ws port wurde zum Schiffskapitán über das Transports ſchiff des Geſandten und ſeines Gefolges erwählt , und
da jeine Reiſe ſich vor andern ausgezeichnet , ro babe ich ihrer in der stürze erwähnt. Sie fuhren an den Stanariſchen Inſeln vorbei, und langten im April an dem Vorgebirge der
guten Hoffnung, wo ſie friſches Waſſer und
200
Lebensmittel einnahmen. Von dort Tegelten ſie nach der großen Inſel St. La u reng , ehedem Madagass kar genannt , wo ſie wieder friſches Waſſer einnahs men , und fuhren nach der Inſel M o helia , wo ſie ſich mit allen Arten von koſtbarem Fleiſche und delis. katen Früchten verfahent.
Dieſes iſt einer der ariges
nehmſten und fruchtbarften Plåtze der Welt. Sie res gelten hierauf nach der Stadt Dopbar in dem glůcts lichen Arabien , wo ſie wegen des außerordentlich ſchlechten Wetters gezwungen wurden , acht und ztvans zig Tage liegen zu bleiben , und von bier dann nach
der Mündung des ferſiſchen Meerbuſens , wo ſie den Geſandten zu landen beabſichtigten . Da fie aber den Plak ſehr unbequem hierzu fanden , regelten * fie nach
Godel , wo ein aufwiegleriſcher Herzog *) , der Pers. fer mit ſeiner Armee lag , verrátizeriſcher Weiſe den Geſandten überfallen , und das Schiff mit den Staufs leuten , ihren Gitern und Auem wegnehmen wollte .
Allein des Herzogs Verråtherei wurde durch einen pers fiſchen Eremiteni entdeckt , und die Engländer biers durch auf eine wunderbare Weiſe aus einer außerors
dentlichen Gefahr gerettet. Hier ſchifften ſie ſich abers mals ein , und kamen zu dem Fluſſe Synde , tvo Stapitán N e w port den Geſandten und den Sir
Thomas Powel mit ihren Weibern und ihrem *) Paſcha.
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ganzen Gefolge , das ſich in England mit ihm einge: ſchifft hatte, wohlbehalten an das Land rezte , und wo fie von dem Gouverneur und den Einwohdern des fans des bewilkommt wurden , welches Land jeßt dem
Groß - Mogul an der Grenze von Perſien ges but. مه
V. Ha u p t ft å dk. Satve.ite Reiſe nach England.
Im Jahr 1623 kam Sir Robert Sherler abermals als Geſandter des Schachs Abbas nach Engs land. Sir John Finnet , Zeremonien Meiſter St. Jakob's I., macht eine unterhaltende Beſchreibung von ſeiner Aufnahme an dem engliſchen Hofe and von der Veranlaſſung ſeiner Abreiſe. „ Am 19. Januar 1623—4. nachdem ich den Befehl des Lords: Stammers berrn empfangen hatte , begab ich mich nach New market , um den Sir Robert Sherleg der als
Geſandter des Stånigs von Perſien gekonimen war, zur Audienz zu begleiten , welche er auf Befehl ſeiner Majeſtåt dort haben ſollte , als ſeiner Wohnung fu S arbam, dem Orte, wo er nach ſeiner Landung und langen Reiſe ſeine erſte Ruheſtation hatte , nahe geles
gen, und von wo mich ſeine Schwefter, Lady Crofts erſuchen ließ , ihm Zutritt bei Seiner Majeſtát ju vers fchaffen .
Sobald er an den Hof gekommen war,
ſchickte ich ihm meinen Bedienten , mit der Nachricht zotes B. Pesken, 1. % 6
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von meiner Ankunft, um ihm zu dienen , und nachdem ich ſeine Antwort erhalten batte , worin er mit ſein
Verlangen ausdrückte, befördert zu werden , um baldigft zurückkehren zu können , benachrichtigte: ich den Hers zog von Buck in gbam und den Sekretår Conway, von der Urſache meiner Ankunft und der Empfehlung, welche ich vont Lord Stammerherrn an ihn hatte , mit
dem Erſuchen mir ferner Verhaltungsbefehle zu geben .
Den 29. Januar wurde ich mit den: Sönigs Stutſche, und nur fünf Gentlemens ( königliche Diener) nach Sarbam geſchickt, und da ich nach Mitternacht eine Staffette vom Herzog erhielt , daß der Stönig die Aus dieng, auf den Nachmittag des nachſtfolgenden Tages
anberaumt habe, und wünſche, daß : ich den Geſandten gegen zehn Uhr Vormittags hinbringe, fo. langten wir dieſem Befehl. zufolge mit drei Feutſchen , außer der
Stöniglichen am Hofe' an , wo, nachdem ich ihn ſos gleich in des Stönigs geheimes Stabinet geführt hatte, welches in Abiveſenbeit Seiner Hoheit ausdrücklich für
den Geſandten behangenworden war , er durch den Grafen von Ungleſea abgeholt , durch das Privats
zimmer und ein anderes Zimmer , wo er den Herzog traf, in des sónige Schlafzimmer geführt wurde. Nachdem er hier ſeine erſten Verbeugungen mit demu Durban auf dem Stopfe gemacht hatte , da reine
Kleidung ganz perfiſch war , nahm er ihn hierauf bei der dritten ganz ab , und legte ihn zu des Königs Skrien nieder, worauf er ſeine Anrede kaitend bielt,
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bis ihn der Stönig bat , aufzuſtehen und ſich zu bedeks ken , was er that , und ſeine BeglaubigungssSchreiben überreichte , die in perfilder Sprache geſchrieben was ren , und daher aus Mangel eines Dolmetſchers , des reh man keine in England fand , nicht verfanden wers
ben konnten . Nachdem ihm der Stönig bierauf in buldvollen Ausdrücken und Mienen geantwortet hatte , fehrte er in derſelben Begleitung , wie er gekommen war , nach der , ihm vom Stönig angewieſenen Wohs nung zurück , worauf ſich der Sekretår Conto ay ju ihm begab , und ſich eine Stunde lang mit ihm über ſeine zu madenden Anträge unterhielt, ( die er ein wenig zuvor ihm und dem
Herzog ſchriftlich mitges
theilt batte ) und bierauf kehrte et nach Sarbam furück . Sir Robert erhielt unter dem 14. Februar eine
abermalige Audienz bei dem Stinig in St. Jame8 , du welcher er durch die Stöniglichen Kutſchen e nges bolt worden war.
Als er in die Nähe des Stönigs kam , der mit uus bedecktem Haupte da ftand, fiel er auf die Sinie , wurde
aber ſogleich von Seiner Majeſtåt aufgehobei?, no er auf den Inhalt ſeiner Botfiaft zu ſprechen kam . Nachdem er denfelben dem König zur Eiwigung - ſchriftlich überreicht hatte , jog er ſich zurück , wie er eingetreten war , und begab ſich dann nach Hauſe. Ebenſo erhielt er am 13. April 1625 eine feierliche Uudienz bei dem Könise in Towerb.ill.
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Gegen die Mitte des Februar $ 1625 – 6, nachdem die Staufleute der Drindiſchen tompagnie Seiner
Majef åt die Anzeige gemacht hatten, daß ein lang für verloren gehaltenes , und zu Portsmouth anges langtes Schiff , einen Geſandten des Stönigs von- Pers fien mitgebracht habe, erhielten ſie die Stönigliche Stuts ſche , worin ſich der Graf von Warw i of als seres monienmeiſter und andere königliche Diener befanden , uin ihn zu sí i ng#on , ju bewillkommen , und nach
London zu bringer. Mit affectirten Ehrenbezeigun : -gen , die weit über das gingen, was man dem anders perſiſchen Geſandten Sir Robert Sherley erwies fen hatte , hatten diere Staufleute es dahin gebracht,
daß die verſchaffte Kutſche zur Herabſetungdes Lettern vorzugsweiſe mit acht Pferden beſpannt wurde. Er kam den 19. Februar uach Londoni , und ward auf
Koſten der Staufleute in die Wohnung des Widermand
Holliday einlogirt. Nach Verlauf von zwei Tagen hielt er um eine Audienz an , und es wurde ihm der
folgende Faſtnachts -Dienſtag hierzu anbergnmt. Da Sir Robert Sherley und ſeine Freunde ein Stoine plot der Staufleute vermutheten , weil ſie ſich fo ſehr
mit der Audienz beeilten , um ſeine Wiedererſcheinung bei Hof dadurch zu beſeitigen, und den Seinig mit den
Nachrichten des neuen Geſandten gegen ihn einjunch: men , ſo bat er den Grafen von Cleveland, wel!
cher eine reiner Nichte geheirathet hatte , ibn auf ei: nem Bewillkommungo : Beſuch zu begleiten, den er
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dem Geſandten abftatten wolle , um ſich ihm wegen feiner eigenen Eigenſchaft als Geſandter von demſets
ben Stönig , für den er unter dieſem Titel hier ſo lange unterhandelt hatte , zu verſtåndigen . In dieſer Abſicht wendete ſid ) der Graf von Cles
Beland an den Lordsstammerherrn , um durch ſeine Verwendung vom Lord é on w ay, dem erfen Sefres tår die Beglaubigungss Briefe an den Stönig Jakob für den Sir Robert Sherley zu erhalten, welches der Lord Stammerherr jedoch zu thun ſich weigerte, da es wie er ſagte, nicht zu ſeinem Amte gehöre. , VOR ihm giug. der Graf von Cleveland zum Herzoge von Buckingham , und erwirkte für den Lord . Conwav durch ſeine Verwendung von Seiner Mas jeft &t die Erlaubniß , ſolche dem Geſandten Shet
lep zu ſeinem Gebrauch und zur Einſicht mitzutheilen , damit er den andern Geſandten dadurch überzeugen kønne. Nachdem Lord Cleveland ſie erhalten hatte , begab er ſich den Morgen des Tages , an dem der neuangekommene Geſandte Nachmittags mit der køg
niglichen Kutſche und ſieben oder neun Bedienten zur Audienz. fahren ſollte , zu Sir Robert Shers
len in ſeine Wohnung in Cowerbill , wo ich im Augenblick, als wir uns zu dem neuen Geſandten auf den Weg machen wollten , um die Unhöflich keit eines ſcheinbaren Ueberfalles zu vermeiden , vorſchlug , ihm zuvor unſern baldigen Beſuch anzumelden . Wir ers
hielten ſeine Antwort unterwegs mit keinem andern
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Tomplimente, als daß wir kommen möchten . Bei dem Eintritte in den Saal , in welchem er nach perſiſcher Manier mit zuſammengeſchlagenen Beinen auf einem Stuhle raß , und keine Bewegung machte , um irgend
einem von uns feine Achtung zu bezeigen , begråtto in Sir Robert Sherlev , und rekte ſich auf eis pen Stuhl neben ihm , während der Graf von Cles veland mittelſt eines Dolmetſchers in wenigen Wors
ten ihn von der Veranlaſſung benachrichtigte , welche den Geſandten Sherley, ibn ſelbſt, und uns ju ihm führten.
1
Darauf ſchien er aber wenig Acht zu geben , bis id dem Dolmetſcher des neuen Geſandten bemerklich machte, in welcher Eigenſchaft Sir RobertSherler
hier rei, worauf er ſeine zuſammen geſchlagenen Beine . bom Stuble herabließ , und eine Art Verbeugung vor ihm machte. Sir Robertentfaltete hierauf feine Bes slaubigungs-Briefe, und nachdem er fie,wie die Perſer aus Ehrfurcht gegen ihren Stönig zu thun pflegen, zuerſt mit ſeinen Augen berührt, dann über ſeinen Stopf gehals
ten , und hernach geküßti hatte reichte erſie dem Geſand: ten hin , damiterbei dem Empfange die gleiche Zeremonie
beobachten möchte ; als lekterer plóßlich von ſeinem Stuhle auffprang , ju Sir Robert Sherley trat, ihm die Briefe aus der Hand riß. folche in Stücken gers riß , und ihm mit der Fauſt einen Schlag in das Ges ficht verfekte. Während der Graf von Cleveland ffich dazwiſchen warf, um weitere Gewalttätigkeiten
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abzu wehren, firang der Sobn des Perſere, der sunachit war , auf Sir Robert zu , und ftreckte ihn mit zwei oder drei weiteren Schlågen zu Hoden. 'Judein Mars well, Stammerdiener , und der Graf von Clevies land , der zunächſt bei ihni ftand., ihn zurück zogen, wobei unſere ganze Gefellſchaft die Hand an thre Schwerter legte , aber rolche nicht entblößten , weil keiner der Perſer ſein Schwert oder ſeinen Dolch ges
zogen hatte, machte Lord Cleveland dem Geſands
ten über die Gefahr und Unverſchånrtheit feines thåts lichen Angriffs Vorwürfe ; indem er ihn bedeutete , daß , wenn er und der Herr , der bei ihm rei , nicht mehr Achtung vor dem Stónige båtten , den er vorſtelle, als er , der Geſandte den Briefen bewieſen habe , die ihm zum Beweiſe des Nanges des Andern gezeigt wors
den fever , weder er;, 11och diejenigen bei ihm , die ſich einer Unverſchämtheit båtten zur Schuld kommen laſs
fen , lebendig von dem Plaße würde gekommen fenn . Nach dieſen Worten ragte er, daß es ihm leid ſene , den Herrn und uns durch dieſe Handlung bes
leidigt zu haben , da er außer ſich vor Wuth geweſen ſei, daß fich jemand babe unterftchen konnten, des Stos
nigs Schriftzüge nachzuahmen, welche er , wie er ſagte, immer an die Spiße ſeiner Briefe Tekte , während die
Briefe , die er ihm gezeigt habe , folche auf der Rücks feite trügen, und ferner zu hören, wie er gethan habe, daß ein ro gemeiner Sterl und ein Betrüger ſich hers ausnehme zu ſagen , daß er des Stónigo reines Herra
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Nichte geheirathet habe. Hierauf trat Sir Robert Sberley , der ſich über den erhaltenen Schlag und die erlittene Behandlung erſchrocken und berehåmt hins ter die andern zurückgezogen hatte , hervor , und ants wortete, er habe nie geſagt, daß er des Stónigs Nichte geheirathet håtte , ſondern nur die Baſe der Stånigin .
Was djaWeiſe belange, wie der Stónig ſeine Briefe zeich , ne, ſo rey wohl wahr, daß derſelbe bei allen Verwendung
gen ſeiner eigenen Unterthanen an fremde Fürften , oder wenn er ihnen ſchreibe , ſeinen Namen oben an den Stopf ſeiner Briefe zu reben pflege. Wenn er aber Fremde bei ausländiſchen Fürften verwende, fo jeichue er ſich gewótulich auf die Rückſeite feiner Briefe, das mit man vor deren Eröffnung ſehen könne , wer ſie ſende. Hierauf antwortete ihm der Geſandte nur mit zornigen Klicken . Wir alle, die wir wenig oder keine
Achtung für ihn hatten gingen weg , führten deu Sir Robert Sherle y. nach ſeiner Wohnung , und bes
gleiteten den Grafen Cleveland nach Hofe, wo, da er den Herzog von Buckin'gham , im Audienzjims mer fand, wohin der König eben zum Eſſen gekommen war, der Lord. Seine Majeſtåt vou unſerem Abens theuer unterrichtete. Ich erhielt ſogleich Befehl, dem Sir Lewis { ewknex wiſſen zu laſſen , daß er ſich
augenblicklich zu dem neu ange koninonen perſiſchen Geſandten zu verfügen , und ihn zu benachrichtigen babe, daß malt: bewogen worden ſei, die auf den Nachs mittag beftimnire Audiens zu verſchieben , und auf ei:
1
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Men andern Dag in verlegen , damit Seine Majeſlåt
über die vorgefallenen Unannehmlichkeiten und Unords Hungcut náhere Erkundigungen einzieben konnten . Der größte Tadel dieſes Vorfaus wurde auf deit Sir Robert Sberlev geſchobelt , weil es ihm an
Entſchloſſenheit gefehlt habe , die ihm ansethaue Beſchimpfung mit Schlågen , oder mindeſtens mit Wors ten zu erwiedern, wodurch, er wenigjiens die Wirklichs
keit feiner Eigenſchaft als Geſandter beſtåtigt, und den Staufleuten durch ſeine Schwåche und Mangel an Muth keine Veranlaſſung gegeben haben würde, ſeine
Sendung , wie ſie zuverſichtlich thaten , in Abrede zu ſtellen , und ſeinen eigenen Freunden Gelegenheit dass geboten deren Wabihaftigkeit zu bezweifeln . Endlich jedoch , als er Seiner Majeſtat fchrieb , und bat , ihn mit den beiden Briefen an ſeinen Hals
gebunden nach Perſien ju fohicken , um zu prüfen , ob ſie wahr oder falſch ſeien , fing man an zu glaus ben , daß ihm Unrecht geſchehen fei. Der Stónig gab den Staufleuten ernſtlich, auf, und befahl itinen bei ſeiner Ungnader ihn auf ihrer Flotte, die damals nach Dindien zu regeln in Bereitſchaft lag , mitzus nebmen, und in Perſie n an das Land zu reten , um fich dort ausjuweiſen : Ungerne wiligten ſie ein , und
drangen auf die Audienz des andern Geſandten, welche ihm nach acht oder sehen Tagen anberaumt,,unter
dem 6. Midrz gegeben, und wožu er durch den Grafen von War't ich abgebolt wurde.
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Nachdem er in das Bankethaus gekommen tvar, wo der Sönig unter einem Thron :Hininel ftand , um ihn zu empfangen , trat er , ohne ihm auch nur darch einen Blick oder eine Geberde reine Ehrfürcht zu bes
zeugen , rahe vor den stönig , berührte die Briefe mit ſeinen Augen , küßte einen nach dem andern , und drückte ſie Seiner Majeftåt in die Hände, wobei es ſich nicht einmal bei der Uebergabe verbeugte. Als er,
nach Beendigung ſeiner kurzen Zeremonie , fid in Weggehen mit dem Rücken gegen den Stonig gekebrt, auf sivanzig Schritte zurückgezogen hatte , drehte er ſich um , indem er rechts und links ein gebieteriſches Zeichen mit der Hand gab , als ob er der Menge , die
fich zwiſchen ihm und dem Stonig gedrångt batte , bes fehlen wolle , Plaß zu machen , machte eine Art von Bückling, hierauf noch einen zweiten und dritten, und entfernte fich dann . Als er vernahm , daß die Stonis
gin , welcher er einen Beſuch zu machen beabſichtigt -batte , nicht zu Hauſe rei, brachte er die Zwiſchenzeit damit hin , mit all reinen Stutſchen eine Spazierfahrt in St. James Park zu machen , und fab Ihro majes ftåt erſt bei ihrer Rückkehr.
VI. Ha u ø ¢ ſt ü d . N ů té B'r nach Perfi e n . Am folgenden Tage führte ich den andern Geſands ten , Sir Robert Sherlen zu einer Audienz bei
dem Könige in ſeinem Geſellſchaftszimmer ein. Nach
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mancherlei Zwiſtigkeiten , die zwiſchen den Stauffeuten and dem Geſanden . Sherley , vorfielen , ob er vont ihnen , wie es der König verlangte , oder von Seite
des Sönigs felbft frei gehalten werden rollte, da ihnen Seine Majef åt den Befehl hatte zugehen laſſen , ihn mit der Flotte , welche im Anfange des Monats Mai nach Oll: Judien abſegeln ſollte , mit dem andern Geſandten nach Perſie 11 ju überfübren , war endlich die Zeit zu ibrer Abreiſe angerůckt. Sie langten aber
beide zu ſpåt an dem Ort ihrer Einſchiffung, den Dún et au , um die Reiſe noch in demſelben Jahre
machen zu können , da die Flotte , welche nicht låns
ger auf fie hatte warten können , bereits abgelegt war. Sir Robert , der dem Andern den Vorſprung abges wonnen hatte , ſchiffte ſich zwar mit Sir Dormer Cotton , der zu gleicher Zeit als Geſandter Seiner
Majeftåt an den Stönig abgeſchickt wurde , um ſowohl zu bewahrbeiten , ob Sir Sherley ein Betriger ſei oder nicht , als um einen Handels-Verkehr einzus leiten , welchen der andere Geſandte jul unterhandeln gekommen war ; auf einem Jachtſchiffe der Flotte ein. Sie wurden aber gezivungen , nach London zurücks zukehren , und dort eine neue Gelegenheit, in dem fols genden März , jehn Monate ſpäter abzutvarten, wo fie alle drei im Anfange ihrer Reiſe , welche beide Ges ſandten in verſchiedenen Schiffen machten , geſtorben feyn ſollten , und mit ihnen der Streit und die Frage nach ihnen ein Ende rahm.
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Finnett ift in ſeiner Angabe , daß ſie alle drei auf dem Wege ftarben , febr unrichtig , in welcben Irtbus me ihnı Fuller folgte.
Man findet die Geſchichte des Sir Robert Shers ley von dieſer Periode bis zu ſeinem Tode , in den
Reiſen des Sir Thomas Herbert , der die Pars thien auf ihrer Reiſe nach Perſien begleitete. Wir ziehen alſo aus Herbert die Nachricht der Schlußs feene von Sir Robert Sherley's Leben aus. ri Den 29. November 1626 legten wir in Indien vor Anker. Nogdibey , der Geſandte des Stönigs von Perſien , gab ſeinen Geiſt auf , nachdem er ſich aus freien Sticken ſelbſt vergiftet hatte, indem er vier Tage lang' nichts , als Opium zu ſich nahm . Die Wahrheit iſt , daß er ſich uicht getraute , vor ſeinem
Herrn zu erſcheinen , noch ſich in unſerer Gegenwart wider feinen Gegner Sir Robert Sherley zu vers
theidigen , um ſeine Ehre zu reinigen. Den 10. Tas nuar zog Sir Robert Sherley , nachdem wir auf dem perſiſchen Meerbuſen dort angekommen waren iu -Gamb xoom ( 6 omron
) ein . Als unſere Ans
kunft bekannt wurde , kam der Sultan der Stadt ibm reine Aufwartung zu machen . Da Sir Robert Sherley perſiſcher Geſandter war, und die türkiſche Sprache ſprach , ſo verlangte er von ihm , daß er den Sir Dormer Cotton , als Geſandten unſeres Mos
narchen , zu reiner Reiſe an den Hof mit dem nothi: gen Aufwande und Unterbalte perſeben , und ihm
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Pferde , Stamele und Maulthiere verſchaffen möge. Dies wollte er aber , da der Stónig ſich an dem Cass
piſchen Meere befand, ju thun fich weigern, bis er den firman oder Empfehlungs-Grief zu Geſicht bekam, wos rauf er denn gerne einwilligte , und ihn mit Quem verfab . "
„Bei ſeiner Landung gaben ihm die Stapitáne, der engliſchen Schiffe, welche daſelbſt vor Anker lagen , eine Salve von hundert Schůfen aus ſchwerem Geſchütze zum Abſchiede. Als er zur Stadt ging, kamen ihm
der Sultan , der Schach - Bender oder Hafen-Stönig, und viele Cuzel: Paſchas oder Reiterei:Offiziere vom erſten Range entgegen, und begleiteten ihn nach der Stadt , und von der Feſte Gambroon ivurde eine
Salve aus zehn Stück Gefchůß gegeben. Den ganzen Weg von der Küſte bis nach der Wohs nung
es Sultans ritten wir zwiſchen
vei Reihen
perſiſcher Bogenſchüßen und Musketire , und der Ges ſandte , die angeſeheneren ſeines Gefolges , und die Seekapitåne wurden hier zu einem artigen Mahle eins geladen , wobei wir die Muſik von den Schiffen hats ten. Von da ritten wir nach dem Hauſe des englis
fchen Agenten, der uns zum zweiten Male bewirthete. Nach vierzehntågigem Lager traten wir unſere Lands reiſe nach Perfien an , wozu wir mit neun und zwans zig Stamelen , und zwanzig Pferden von dem Sultan
perceben wurden , der nachdem er uns fünf Meilen be:
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gleitet Batte , nach Erhalt eines Geſchenkes ( Pistarch
genannt,) zurückkehrte. Bei unſerer Ankunft in Shiras, der Haupts
ftadt des Herzogs, befand er ſich zwei Tagreiſen von da in einem Luftſchloſſe. Sir Robert Sherlev ritt zu ihm ,, um ihn von der Ankunft unſers. Gerands
ten zu benachrichtigen . Er wußte dieſe ſehr wohl, und meinte, daß wir warten müßten , bis ihm gelegen ſei. Nachdem wir alſo rechs Tage in der Stadt ausgeruht
batter , benachrichtigte unſer Geſandter den Shake aly - Hey , daß er wieder abzureiſen wünſchte. mWie,“ erwiederte er, „ wollt ihr gehen, ebe Ihr den Herzog geſehen habt ?“ . Er antwortete , daß ihm ſeine Geſchäfte anders wohin riefen , indem er ſich zu reis dent Herrn zu begeben komme. Am nächſten Tage kan aun der Herzog nach Shiras mit zweitauſend Reis tern , und blieb zwei Tage daſelbſt , ohne uns zu bes ſchicken , oder Notif von uns zu nehmen . Endlich ſchickte er einen Herrn an unſern Geſandten ab', um ilyn zu bewillkommen , und ihn zu bitten , daß er ihn
beſuchen möge. Unſer Geſandter ließ ihm ſagen , er babe eine ſo große Reiſe gemacht , daß er hierdurch entſchuldigt rey ; wenn es aber dem Herzog gefåls
lig ſeyn wolle ,' zu ihm zu kommen , ihm ſolches an : genehm ſeyn werde.
Der Herzog tobte außerordentlich , ſich ſo gering
geſchårt zu ſehen ; da er ihn jedoch ju beleidigen fürchs tete , indem der König von Perſien ihm und andern
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porker geſchrieben hatte ,, daß man uns auf unſerer Reiſe durch das Stönigreich auszeichnen rolle , fo ließ er ihm nach einer Weile ragen , daß er am 11åchſten
Jag kommen , und ihn beſuchen wolle . Dies that er
jedoch nicht, indem rein Sohn, ein Menſch von achts: fehn Jahren , ſeinen Vater zu entſchuldigen kam , und
auch ohne ſich aufðuhalten , wieder weg ging .. Am nächſten Tage ließ der Geſandte dem Sohne des Hers jogo durch Sch al e: - Al - Ben ſagen , daß er ihn mit ſeinem Beſuch beſchiveren wolle : Der Herzog
war damit nicht ſehr zufrieden , daß ſeinem Sohne der Beſuch zugedad )t werden ſolle', ſo daß , als unſer Geſandter abftieg .. wir zu dem Herzog in den Saal
eingeführt wurden , welcher lang, Tehr reich mit Sils berwerk und koſtbaren Tapeten ausgeſtattet war , und worin wir viele Tänzerinnen und Ganimede antrafen . Der Herzog raß oben am
Ende krummbeinig wie
ein Schneider , welcher Benennung jedoch ſein ftoljer Glick keineswegs entſprach .
Er bewegte kein Bein ,
bis unſer Geſandter bei ihm war , daun ſtand er auf, and umarmte ihn . Wir hatten hier Wein , Beiber
und eine Mahlzeit zu unſerer Unterhaltung , und bes gaben uns nad einem zweiſiúndigen Aufenthalte wvies der weg .
Am nächften Tage, den 22. März , wurden wir zu einem feierlichen Bankete eingeladen . Wir wurden
bierzu in eine große offene Halle eingeführt , deren Decke auf jmanjig , reich vergoldeten Pfeilera rubte,
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und von getriebener Arbeit in Golde , der Fufboden aber mit koſtbaren reidenen Teppichen belegt war.
Dieſe Halle öffnete ſich in einem großen viereckigten Hof, in welchem rings unther die vornehmſten Eins wohner der Stadt, und in einem zweiten Hofe fünfs
hundert gemeine Leute aufgeſtellt waren , welche der Herzog fåmtlich eingeladen hatte , um bierdurch ſeine Große zu zeigen. Am obern Ende des Saals 'befand fich ein Thront
himmel von (charlach farbenem Atlas , der mit Perlen und gefickt war , unter dem der Herzog mit unters ſchlagenen Beinen auf bloßen Teppiche faß. Zu reis ner Rechten befand ſich der Fürſt von der Tartarei ; ja ſeiner Linken unſer Geſandter ; nächſt ihin des Hers 30g8 åltefter Sohn oder Begl'erbeggen , deffen Stopf drei Jahre ſpåter , nämlich 1632 auf Befehl des jungen Stönigs einer geringfügigen Urſache halber abges ſchlagen wurde. Nach diefem kam der gefangene Stos nig von Ormu $ , welcher täglich fünf Mark zu reis nem Unterhalte erhielt, und ihm zunächſt waren die zwei unglücklichen Prinzen , feine Söhne , in veren Geſellſchaft wir übrigen Gentlemens unſere Siße aus gewieſen erhielten. Auf der andern Seite neben denk
Fürften von der Tartaren , faß der Fürſt von Geox sien, ein Herr von tapferem Anfehen , und nicht mina der brav in Waffenthaten . ein Chrift.
Er war feines Glaubens
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Während ihres Verweilens hier waren ſie traurig
und niedergeſchlagen , und ich konnte an ihnen mer: ken , daß ſie mehr anderen zu Gefallen , als zu ihrem 1
eigenen Vergnüigen hier waren . Der übrige Theil der Halle war mit Sultanen , großen Staufleuten und Cus zel : Paſcha's angefüllt. Das Banket war ſehr körtlich ;
getrocknete, überzuckerte Früchte, als Datteln , Birnen, Piftasien , Mandeln , Quitten , Aprikoſen , Myrobalas
nen , hunderterlei andere Früchte und Gewürze -wur: den dabei in Menge aufgetragen . Die Ganymede oder
jungen Snaben , welche ſebr wolüftig angezogen was ren , ſchenkten den Liebhabern Wein ein. Am Ende des Bankets erhob das Volk von Außen ein großes Geſchrei , und rief Yough A119 W hods Daw Bashat, welches ſo viel heißt , als : Gott
ſei Dank. Der Herzog trat alsdann ſelbſt in Begleis tung von dreißig Sklaven , welche ſcharlachfarbene.ges ſteppte ſeidene Röcke und Turbane trugen , ein . Jes der Turban war mit einer Stette von Rubinen , Túrs kiſen , Smaragden und dergleichen vom ſchönſten
Glanze und großem Werthe umwunden . Der Herzog ſelbſt hatte einen mit Silber geſtickten Rock, und hiers åber ein Oberkleid von großer Långe , das ſo dicht mit ſchimmernden prientaliſchen Steinen befekt war , daß man die Grundfarbe kaum erkennen konnte. Es war von unſchäßbarem Werthe , und ſein Turban und feine
Sandalen eben ſo pråchtig . Daß er nicht früher kam, bis das Bauket beendigt war , ſchmerzte unſern Se. zoter B. Perfion . I, 2 .
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fandten ro ſehr , daß er ftill und mifvergnügt dafat,
während die ganze Geſellſchaft bei feinem Eintritte ſich mit dem Stopfe bis auf die Erde beugte .
Die
Wahrheit iſt , Daß der Herzog mit Fleiß vermied, Feine Hoheit der Bewunderung des Volks blos zu ſtellen . o Sir Robert Sherley nahm- ſich die Freiheit, ihm mit einem tiefen Bůcklinge aus einem Becher
von Golde zujutrinken , den der Herzog ihn für ſeine Mühe anzunehmen bat. Da lekterer unſeren Geſand : ten fo fill erblickte , lächelte er ihm zu, trank auf ſein Wohlſeyn , und begab ſich nach einigen wenigen Stom : plimenten weg. , in
VII. H a up t -ſt it c . Einzug der e'n glifchen - Geſandten in Tspås ban , und Tod Sir Robert Sherley's . ' 3
Wir kanten den 10. April nach Jopaban , und ich werde bier unſern Empfaug nach der Ordnung treu
erzählen. Drei Meilen por dieſer, großen Stadt wurs den wir erſucht, in einem Garten des Stónigs ausjus ruhen , wo uns ein Feft gegeben wurde. Hierber kam ter engliſche Agent , nebſt einigen engliſchen Factoren ,
um unſerm Geſandten ihre Auftvaftung zu machen . Dann kamen uns ferger in prachtigeu Equipa jen, der Sultan von 36 Paba , elovbeg , der Schat: .
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meiſter, Hoogee : Nazarr, der Fürft der armeniſchen Chriſten mit allen Begiers Begs und Cuzel : Paſcas
der Stadt , in Begleitung von viertauſend Reitern entgegen , um uns zu bewilkouimen ,
Ueberall auf unſerın Wege , tvaren Felder und
Strafen , auf swei Meileil weit, mit Schlafrocken
und Weibern aus der Stadt , angefüllt , wenigtens ihrer 10,000 , die , als wir vorüber gingen , laut jubels
ten und „ willkomm '' ſchrie'n ; unter den Reitern bes fandeir fich über vierzig Paukenſchläger und Hands trommeln. Auch fehlte es nicht an Freudenmädchen und Stnaben , welche durch ihre antiken Danse die Feierlichkeit erhöhten. fliegen wir an Bei unſerer Ankunft in der dem
königlichen Palaſte ' ab mich auf dem .
großen Mydan oder Marktplatz befindet. Meloy.is und Sir Robert She'r € ) kuieeten dreimal nieder , und küfter die Chůrfdwelle, oder den Bos
den bei ihrem erſten Cintritte. Als dieſes geſchehen war, hielt ein Soldat eine Anrede, und dann begas
ben wir uns nach unſerer Wohnung,welche eines von des Stönigs ſchönſten Häuſern 'war , und nahe am
Strome lag. Der Kaiſer oder Pot- f chaug von
Perſien befandſich damals an derKüfte des kaspijchen Meeres. Bier Tage nach“ unſerer Ankunft, den 14. April, lud uns der Agent der engliſchen Kaufleute
zu einem Feſte ein , wo wir eine freundliche Aufnahme und Bewirthung fanden , und um das Feft noch mehr
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zu verherrlichen , ließ er bei Nacht einen Teich mit Wachslichtern umſtellen , und ein Feuerwerk abbrennen , deſſen hoch auffteigende Raketen die ganze Stadt in Verwunderung fetten . Am nächſten Tage luden wir uns ſelbß zu Hods gee :Nazarr ein , einem armeniſchen Fürſten , der
allein die Regierung über eine "kleine Stadt , Namens Jelphea katte , deren Einwohner alle Chriſten was ren , Jelp bea beſindet ſich auf der andern Seite des Stromes ,
auf diefelbe Weiſe wie Southwark
London gegenüber liegt. Hoogee: Nazarr freute fich , uns bei fich zu ſehen , und empfing uns auf eine fürſtliche Weiſe. Unter andern Speiſen hatten wir ein gebratenes Schwein , ein Gericht, das ſonſt von den Mahomedanern und Juden verabſcheut wird. Die
Weinflaſchen und flachen Schaalen , aus welchen wir Tranken , waren von gediegenem Golde.
Nachdem unſer Geſandter vier Tage zu Afdhas ausgeruht hatte , ſchickte der stønig einen Sujels
Paſcha mit Empfehlungen und der Nachricht an ihr ab, daß er ihm am nächſten Tage eine Audienz :ertheis len wole. Am nächſten Tage, welches unſer Soun :
tag, und bei ihnen ein Feſttag , nåmlich der Anfang ihrer großen Faften war (denm an dieſem Tage ift nicht erlaubt zu effen , noch zu trinken , bis die Sonne untergegangen iſt , welches beides ſie ſehr ſtreng bals ten , und welches Feſt Namazan , Ramdam oder
Ramadan genannt wird) , begaben wir uns , unſer
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Geſandter mit Sir Robert Sherlen und ſieben oder acht Engländern vom Stande , die in ſeinem Ges folge waren , an den Hof. Ich erinnere mich , unſer Geſandter nahm übel , daß Niemand ihn abzuholen , oder ihm den Weg zu zeigen kam . Denn als er deris ſelben Morgen deßhalb zu Mabome0 : Aly Hey, einem großen Günſtlinge des Schachs ſchickte , lendete und der Ungläubige einen ſeiner Bedienten , den uns fer Geſandter aufgebracht zurück wies , und blos in Begleitung ſeiner eigenen Leute ging. Als wir an dem Hofthore abſtiegen , führte u11s ein Officiant an einen kleinen Plaß , der ein prachti:
ges marmornes Waſſer- Behältniß , oder einen Teich in der Mitte hatte , und deſſen übriger Theil mit reið : nen Teppichen belegt war. Unſer Geſandter und wir Uebrigen verweilten zwei Stunden , und wurden hiers auf mit Pelo bewirthet , welche Speiſe aus Reis bes ftebt , der mit Hühnern , Hammelsfleiſch , Butter, Mandeln und Sturkuma abgekocht ift. So ſchlecht ins
deſſen das Effen war , ſo prächtig war das Geſchirr. Es beſtand aus geſchlagenem Golde , ſowohl Schuſs
Teln als Stürzen , Flaſchen , Becher und alles Uebrige.
Hier wurden wir von mehreren Sultanen durch
einen großen pråchtigen und wohlriechenden Garten nach einem Luſthauſe geführt , deſſen Ziminer die Auss ſicht auf den Taurus , und die kaspiſche See get
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währten. Wir gingen in dieſes Haus , deſſen unteres
Zimmer rund und geräumig , und der Boden mit ſei: denen Teppichen belegt war. In der Mitte befand fich ein marmornes Waſſer - Behältniß , vou kriſtall: bellen Waſſers , ein Element, das in dieſen heißen zoneii von nicht geringem Werthe ift. Rund um den Teich waren Gefäße von gebiegenem Gold aufgefellt, deren einige mit Wein , andere mit angenehm Oufs tenden Blumen angefüllt waren . Von hier traten wir in ein Gémach , welches auf dieſelbe Weiſe , wie das
Erſtere ausgeſtattet war, worin ſich aber dreimal mehr goldene Gefäße befanden , die hier zum Prunk und
zur Schau ausgeſtellt waren. Am Ende deſſelben rak der Pot:Schaugh oder der große Sfónig mit uns terſchlagenen Beinen , etwas höher als die Andern , da rein Siß aus drei weißen Polſtern beſtand ,
über die Beppiche gelegt waren. nicht- über vierzig Schillinge werth.
die
Sein Durban war
Sein Anzug bes
faird aus rothem Calico , mit Baumwolle gefüitert, und war von ſehr geringem Wertbe. Sein Schwert bing an einem ledernen Welyrgehånige , und der Griff war aus Gold . Da der Stórig fo einfach angejeger
ivar , ro hatten die meiſten Hofleute an dieſem Tage einen ähnlichen Anzug gewählt. Allein das Silber zeug und die Stoſtbarkeiten in dieſem Hauſe lieferteni
eitren Beweis , daß hier keine Armuth wohne. " Ein Staufmann , welcher zugegen war , Tchåtte ſolche auf jwanzig Millionen Pfunde.
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Sobald unſer Geſandter vor ihm kam , erläuterte er ihm in der Stürze die Beranlaſſung ſeiner weiſe, welche den Zivock hatte , ihm zu ſeinen Siegen uiver die Türken Glück ju wünſchen , den Seidenhandel zu erneuern , und dergleichen mehr zum Beſten der Staufs leute.
Auch wollte er reben ,
daß Sir Robert
Sherley von den Beſchuldigungen ſich reinige, welche NogDibeg , des Stonigs von Perſien letter
Geſandter , wider ihn vorgebracht hatte, Der König antwortete ihm ſehr gnädig . Werin
er dem tirkiſchen Geſandten Ehre genug zu eriveiſer glaubt , daß er ihni den Saum ſeines Rockes., und bisweilen ſeinen Fuß zu küffen gibt ; ſo reichte er uns ſerm Geſandten ſebr edelmüthig die Hand , 309 ihni zu ſich nieder , und reßte ihn mit unterſchlagenen Beis neit nebeii fich .
Er forderte hierauf einen Becher
Weins, und trank auf das Wohl reines Herrn , ' "1111s fers berühmten frönigs , wobei unſer Geſandter den Hut abuiahnı. Als der König dieſes rah , 30g er reis nen Turban ab, und trank den Becher aus, was unſer Geſandter dankbar erwiederte.
Es kam
den Leuten
ſehr ſonderbar vor , ihren Stónig ro höflich zu ſehen , weil ſie für eine Schande halten , den stopf zu ents bloren . Das Zimmer , worin er empfangen wurde , war an beiden Seiten ſehr ſchön gemalt und vergoldet . Rings umber fafen fünfiig bis ſechszig Beglerbeys ,
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Sultane und Shane mit dem Rücken gegen die Wand gekehrt , eher Statuen als lebenden Weſen åhnlich . ' Ganymede gingen mit Weinflaſchen auf und ab , und
ſchenkten denen eiti, weiche es verlangten .'
Nach einigen Aufenthalte zu' Sabbin beſuchte unſer Geſandter, welcher gerne befördert ſeyn wollte , den Mabomed 419.Be1 , und ließ durch ihn um eine Antwort auf ſeine Briefe bitten . Der Heide ants wortete ihm kurz , daß wenn er noch etwas weiter bei dem Stónige zu thun habe, er es ihm zuerſt zu wiſfen thun rulle , worauf er danii eine Antivort erhalten
' würde. Unſer Geſandter erwiederte wenig , aber war ſehr mißvergnügt, indem er wahrnahın , daß er keinen fernern Zutritt bei dem Stinige haben ſollte.
Da er
aber Willens war zu gehen , und auch bei denı Günfts linge keine Muthloſigkeit blicken laſſen wollte ; fo trug. er ilım die Erledigung feines Anliegens auf , welches theils darin beſtand , um die Fortſegung der freunde
fchaftlichen Verhältniſſe ziviſchen ihren Herren nachs zuſuchen , in einigen Worten im Betreff des Handels unſerer Staufleute , und råckſichtlich der Anerkennung des Sir Robert Sherley , als wirklichen Geſand ;
teu des stönigs in Europa. In Betreff der beiden erá ften Punkte ließ ſich Mabomed AlnBev univers
bolex' Heraus, daß er wiſſe, daß ſein Herr der Stönig son Perfien oder Pot : Sú a ug h keinen Fürften der Welt mehr" zugethan rei , als unſerm Strönige , und
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daß der Handel und Austauſch zwiſchen ihren Staufs
leuten, ſeinem Sinig eben ſo angenehm , als nůklid - rei . Was Sir Robert Sherley belange , (deſſen Feind M a bomed immer war ) , ſo wilie er und
båtte es den Stónig ſelbſt ſagen hören , daß er nichts mit ihm zu ſchaffen habe , und ſeine Gefandtſchaften
und Botſchaften an die chriſtlichen Stonige nichtig und geſchmiedet feien . Es iſt wahr, fügte er hinzu, der Stinig: gab ihm , als ein Zeichen ſeiner Gunſt an dem: kaspiſchen Meere ein Pferd und einen Anzug ; allein mehr wegen der andern Geſandten , als aus Achs
tung , welche der Stónig für ihn hegte. Als ihm hiers auf unſer Geſandter bemerkte , daß Sir Robert zür Beftätigung der Wahrheit , einen Föniglichen Beglaus bigungs - Brief, oder Firman haben , und , daß , wenn er ein Betrüger ſei, er in Wahrheit der größte Thor geweſen ſein müſſe , eine Reiſe von ſolcher Långe und
Sefahr zu unternehnien , da er des Königs Strenge kenne. Der Heide antwortete' ihm hierauf nicht; ſons dern bemerkte ihm , daß er bei ihrem erſten Zuſams mientreffen ſich ihm ausführlicher erklären wolle , wos bei er ihn bat , ihm das von ſeinem Sônige Sch a cha Abbas zu' Í s paban unterzeichnete Creditiv für
Sir Robert fehen zu laſſen . Der Geſandte' bný ihn hierauf, es zu betrachten, und'ihm zu ſagen, ob es einem geſchmiedeten ähnlich fåhe. Der tückiſche Günſts ling. glaubte zwar, daß es dieſes Anſehen habe , da er jedvch hierüber in ingewißheit rei; erbitte er ſich ſols
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ches , um es dem Stónig fu zeigen , was er gud, wenn wir ihm , als ſeinem Feinde und einem Ungläubigen
Glauben beimeſien durfeni, drei Tage nachher that. Der Stönig , (wie Sir Dormer Cotton erzählt) fals es an , läugnete , daß es acht rei , und verbrannte ſoldes in der Wuth , mit dem Wunſche , daß Sir Robert Sherley , als alt und il in låſtig , das Sto :
nigreich verlaſſen möge. Leſterer war hierüber beſtürzt, konnte aber nichts dagegen einwenden . /
Ich für meinen Theil bin überzeugt , daß der Fir: man und des Stönigs Siegel åcht waren , und daß
Mabomed A14 : B e y entweder einen Betrug mit
ihm ſpielte, da wir nur hörten , was er zu uns ſagte, und nidt wieder vor den stönig kamen ; oder auch , daß er andere Briefe ſchmiedete, um ſie dem Stönige şu zeigen . Denn warum behielt er folche zwei Tage,
ohne ſie zu übergeben ? oder er verlåumdete den Kos uig , daß er ſagte, er habe ſie verbrannt, indem es eine, eines ſo gerechten Fürfen , wie Stönig Ab 6.0.6 berühmt ivar , unwurdige Handlung geweſen wäre. Dieſes mgg uns zum Beweis dienen , daß er wirkli: cher Geraudter war , daß der ffonig , da er borte , daß derſelbe fich deßwegen zu rechtfertigen , und ſeine Ehre von den ihm durch Nogoibeg in England auf
gehefteten Beſchuldigungen ju reinigen komme , wenn er ihm auch keine offenbare Deiingthuung gab , doch
auch die ihm widerfahrne Beleidigung keineswegs aha :
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dete , wie es eine ſolche wirklich geweſen wäre , wenn er den Betrüger gemacht hätte. Hieraus folgt , daß er die linjohuld und die Wihrheit fiir fid hatte. Und warum , wenn Nog dibeg dem Sir Robert Shers ley nicht recht that , ließ fich Schach Abbas vers
lauten , es ſei gut für ihil , daß er ſich vergiftet habe, tveil er ſonſt , wenn er an den Hof von Perſie nt gekommen were , feinen Störper in ro wiele Theile, als Tage im Jair ſind , zerhackt , und ſie mit Hundekoth auf offiiem Marktplage verbrannt haben würde. Eben: ſo durfte ſein Sohn , der ſich in unſerer Gefellſchaft befand , nicht an den Hof kommen , um ſeinen uns glücklichen Vater zu vertheidigeri, bis Z enall Chan , Hçrzog von Euro 411 , ſein Vetter , ſich für ihn vers
wendet und durch Beſtechungen Friede und Zutritt bei Hofe für ibu ausgewirkt batte,
Die Wahrheit iſt, daß Sir Robert Sherler ſich um den Feinig von Perſien wohl verdient ges mg vit batie,
Da er gber alt und zu weitereni Diens
ſten unfähig ivar ,,, wurde er damit belohnt , an ſeiner
Ehre in dem Augenblicke gekrånikt zu werden , ivv er auf Danik und Anerkennung gtaubte Anſpruch machen zu können . Dieſe und andere åhnliche Urſachen zum
Mißvergnügen , denen jeder Sterbliche unterworfen iſt, betrübten ihn ſo ſehr, daß er bald hierauf einem Fieber : Unfalle und Schlagfluſſe unterlag , daß er den
13. Juni der Welt entſagte , und aus Mangel eines
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beſſeren Begräbniß : Plakes vor der Thür ſeines eiges nen Hauſes zu Casbin , Ivo er ſtarb , begraben wurde.
Er war der Bruder zweier würdiger Ededeute des Sir Anton und Sir Ihomas Sherley , nicht über, rein großes Stufenjahr hinaus , und hatte einen offenein , edelmüthigen , aber unbeſtändigen Charakter.
Er war der größte Reiſende reiner Zeit , und hatte fich der Gunſt vieler großer Fürſten in reidhem Maaße zu erfreuen .
Von dem Papſte war er mit der Gewalt beklei: det , Indier zu legitimiren ; und von dem Staiſer ers
hielt er den Ehrentitel eines Reichs : Pfalzgrafen . Seine Beharrlichkeit war großer als rein Verſtand . Auch war er nicht ſehr mit den Muſen befreundet. Was ihm aber an Philoſophie abging , erſeşte er durch reine Sprachen - Stenntniſſe. Er hatte dem Perſer bei dreißig Jahren gedient , und ſich um einen beſſern
Dank verdient gemacht , als er in dem Augenblicke erhielt , wo 'er denſelben am meiſten erwartete.
VIII. Ha u p t ſt ü . Schickſal der Frau Thereſe Sherley . So wenig es auch hierher zu gehören ſcheint , ſo
kann ich doch , ohne ungerecht zu reyn , ſie nicht mit
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Stillſchweigen übergeben , die ich ſo ſehr ehrte , die hochwerthe , unerſchrockere Frau Thereſia , ſein treues Weib , welches während dieſer traurigen Zeit immer in unſerer Geſellſchaft war. Sie war , wie ihre &eltern , chriſtlicher Religion , und von edler Hers
kunft. Ihr Vaterland war Circarria , welches an Georgien und Zinria , nabe an Pontus Eu: riņus und das kaspirche Meer grenzt. Zu dies ſer Zeit , als ihr Mann todt bei ihr , und ſie ſelbſt
krank und ſchwach nieder lag , verband ſich ein holläns diſcher Maler , welcher dem Könige von Perſien jwans zig Jahre gedient batte , mit M a homed Aly : Bey gegen ſie , unter dem Vorgeben einer Verbindlichkeit, welche Sherler :gegen einen gewiſſen Crole, einen
Flammländer eingegangen habe , von dem vorlanger Seit Sir Robert Sherley Geld gebørgt håtte. Da ibm Glauben geſchenkt wurde , ſo erhielt er eine Vollmacht von dem Caw fen ( Cadi ? ) oder Richter, ſich der Habſeligkeiten der Frau zu bemächtigen . Dies
ſer verworfene Anſchlag konnte nicht ſo heimlich ges halten werden , daß er nicht einem ehrlichen Englån. der , Mr. Hedges, der im Gefolge unſers Geſand:
ten war , : mitgetheilt worden wäre , der die Frau
Shérlen ſogleich davon unterrichtete. Da fie wohl wußte , daß dieſe Silage falſch rei, ſo war fie darüber jivar erftaunt , jedoch ſie faßte Beſinnung , jog mit ſchwachen Händen eine ſeidene Decke ,von einem Ståſt: .chen herab und vertraute ihm ihre Schåre, in einigen
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Juwelen , koſtbaren Steinen und dergleichen beftehend.
Staun war er weggegangen , als die beidniſchen Hås fcher mit John , deni Flammländer , in das Haus traten , und wegbrachten , was irgend einen Werth batte oder verkaufbar war , als : " Pferde , Stamele,
Kleider ; Turbane, einen koſtbaren perſiſchen Dold Dá fie aber nach genauer Durchſuchung keine Juwelen fanden , da fie ihn welche hatten tragen fehen , die ihre Naubgier ges reizt hatte , ſo gingen ſie zornig , berdamt und5 unbes und mehrere andere Gegenſtande.
friedigt weg. Als der Sturm worüber wary gab the
edges
ihre Juwelen , wieder , die ihr jetzt von doppeltem Werthe waren. Denn , wenn ſie folche nicht erbalten båtte , würde ihr Vermogen nicht auf fånfig Pfund
fich belaufen haben , was ein ſehr geringes Einkoms men für eine fo: verdiente Dame geweſen wäre. Es war ihr in dieſen für das zweite Geſchlecht fo uns wirthlichen Gegenden äußerſt nüblid), da die Frauen, obgleich von den Perſern -verebrt, bier doch eher für die Sklaverei und die Launen der Månner geſchaffen ſcheinen , als zum Genuſſe der Freiheit oder Huldis
gungen , nach denen von unſern ſchwachen Schönen doch ſo ſehr geſtrebt wird. Nach einigen Verdrieblich Feiten und einer viers
zehntågigen Angåblichkeit an einer , entweder durch
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den Genuß zu vieler Früchte , oder durch die Stålte am Taurus fich zugezogenen Ruhr , farb unſer
frommer Geſandter Sir Dormer Cotton zu Cas; bin , den 23. Juli 1628. Wir erhielten die Erlaubs niß , ihn auf dem Gottesacker der dortigen armeniſchen Chriſten zu begraben , welche mit ihren Prieſtern Sent
Begräbniſſe beiivohnten . Sein Pferd , welches einen Trauerſattel auf ſich hatte , wurde vor ſeinen Sarge geführt , über welchen ein carmoiſinrothes , mit purs
purfarbenier Seide gefüttertes Reichentuch gedeckt war. Ueber dem Sarge lagen ſeine Bibel , rein Schwert
und fein Hut. Diejenigen von feinem Gefolge, tvelche abkommen konntes , singen binter demſelben und Doktor Gougb , ein ehrivůrdiger Mann , renkte ihn in die Gruft , auf der ich ihm , obgleich reine Tugens den und ſein Andenken niemals nusſterben können , ein würdigeres Denkmal wünſche. Nach einem monatlichen Aufenthalte zu Casbi.1i, woſelbſt wir unſere beiden Geſandten begruben,
fchickte der fošnig einem jeden von uns zivei lange Stleider oder Nocke ,
als eine Giaden - Bezeigung,
Nachdem wir Mabomed Aly : Bey mehrmals uns ſere Aufwartung gemacht hatten , erhielten wir die
Erlaubniß , mit Briefen von Potr ch au gh jur Sis cherheit unſerer Reiſe verſehen , abreiſen zu dürfen .
Er übergab uns übrigens einen Brief von dem Sönige
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in Perſien , an unſeren Seinig , der in ein Stück Goldſtoff eingeriÅht , mit einer feidenen Schnur um: wunden , und mit einem Shiffer - Stempel nach ihrer Weiſe verſehen war * ) .
* Siebe Sir Thomas Herbert's Reiſen .