Pariser Lehrjahre: Band 1 1793-1843 9783110290639, 9783110290578

The 19th century is frequently referred to as the “century of nationalisms.” Indeed, in the art history of the period th

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German Pages 430 [432] Year 2012

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Pariser Lehrjahre. Eine Einleitung
Abkürzungsverzeichnis
Archive
Editorische Notiz
Lexikonteil
Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793-1843
Pariser Meister
Tafelteil
Tafelnachweis
Abbildungsnachweis
Namensregister
Ortsregister
Danksagung
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Pariser Lehrjahre: Band 1 1793-1843
 9783110290639, 9783110290578

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Pariser Lehrjahre

Pariser Lehrjahre

Ein Lexikon zur Ausbildung deutscher Maler in der französischen Hauptstadt. Bd. I: 1793–1843

Herausgegeben von France Nerlich und Bénédicte Savoy mit Arnaud Bertinet, Lisa Hackmann, Gitta Ho, Frauke Josenhans, Nina Struckmeyer und Sylva van der Heyden

DE GRUYTER

ISBN 978-3-11-029057-8 e-ISBN 978-3-11-029063-9 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de. abrufbar. © 2013 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Titelbild: Auguste Massé, Intérieur de l’atelier de Gros, 1824, Öl/Lw, 80 × 100 cm, Paris, Musée Marmottan Satz: Meta Systems GmbH, Wustermark Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhalt Pariser Lehrjahre. Eine Einleitung Abkürzungsverzeichnis Archive

VII

XVI

XVIII XX

Editorische Notiz 1

Lexikonteil

Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793–1843 Pariser Meister Tafelteil

340

353

Tafelnachweis

378

Abbildungsnachweis Namensregister

387

Ortsregister

403

Danksagung

409

382

327

Pariser Lehrjahre. Eine Einleitung Zwischen 1793 und 1870 pilgerten Hunderte von jungen Künstlern aus dem deutschsprachigen Raum nach Paris. In Berlin, Düsseldorf, Wien,1 Kassel, München, Stuttgart, Karlsruhe oder Dresden, um nur die wichtigsten Kunstzentren zu nennen, entschieden sie sich, einige Wochen, Monate, Jahre in Paris zu verbringen, um dort an der École des beaux-arts oder im Privatatelier eines berühmten Meisters zu lernen, die Kunstwerke im Louvre oder in anderen Museen und Privatsammlungen zu betrachten und zu kopieren, Ausflüge in die Île-de-France oder in die Normandie zu unternehmen und vor der Natur zu arbeiten. Die meisten hatten schon eine erste Ausbildung absolviert. Sie waren im Schnitt Anfang 20 und interessierten sich vor allem für eine Weiterbildung im Privatatelier berühmter französischer Künstler wie Jacques-Louis David, Antoine-Jean Gros, Paul Delaroche oder Thomas Couture.

Warum Paris? Auf die Frage, warum sich im 19. Jahrhundert deutsche Malerinnen und Maler so zahlreich zum Studium nach Paris begaben, gibt es keine einheitliche Antwort. So wie es im 19. Jahrhundert auch keine einheitliche deutsche Haltung zur französischen Kunst und Gesellschaft gibt – und vice versa. Das hier vorgelegte zweibändige Lexikon Pariser Lehrjahre beleuchtet die Attraktivität der Stadt Paris für junge Künstler und deren grenzüberschreitende Mobilität. Der Ansatz, transnationale Künstlermobilität gegen nationale Kategorien des kunsthistorischen Diskurses auszuspielen, zeigt Möglichkeiten auf, wie Kunstgeschichte anders geschrieben werden könnte. Einen Künstler kurzerhand mit einem nationalen Etikett zu versehen, erweist sich allzu häufig als willkürliche Zuschreibung. Einige deutsche Maler, die in Paris studiert hatten, wurden später von der deutschen Kunstkritik als „Franzosen“ angesehen und dafür oft gescholten. Was war an ihnen denn so „französisch“? Und umgekehrt: Wie konnte ein deutscher Maler wie Alexander Laemlein sein Leben lang in Frankreich als „deutscher“ Maler angesehen werden, obwohl er seine gesamte Ausbildung in Frankreich durchlaufen hatte und stilistisch eher in der Nähe von François-Édouard Picot zu verorten war? Doch seine deutsche Herkunft bürgte für die Idealität seiner religiösen Bilder, die man mit den Nazarenern in Verbindung bringen konnte. Die Vorstellung nationaler Schulen verdeckt die Komplexität des Kunstschaffens durch Vereinfachung und Vereinheitlichung. Darüber hinaus werden auch die Bewertungen klar, die mit dem nationalen Prädikat verbunden wurden. Die Beschäftigung mit den Pariser Lehrjahren deutscher Malerinnen und Maler zwischen 1793 und 1870 eröffnet also weitreichende Perspektiven, die über die Frage der nationalen Kategorien der Kunstgeschichte hinausreichen. Sie zeichnet ein ganz neues Bild der künstlerischen Jugend des 19. Jahrhunderts: Viele Namen tauchen hier auf, die von der Kunstgeschichte übergangen wurden, beschäftigt sich diese doch meist mit den arrivierten Künstlern. Einige dieser jungen Leute konnten eine künstlerische Existenz nicht verwirklichen, weil sie in Paris an ihre Grenzen stießen, andere berufliche Laufbahnen einschlugen, Randexistenzen als Zeichenlehrer führten oder weil sie früh verstarben. Das vorliegende Lexikon gewährt durch die Untersuchung des Parisaufenthaltes der deutschen Maler während ihrer Ausbildungszeit auch einen einzigartigen Einblick in die Existenzfragen der jungen Künstlergenerationen zwischen 1793 und 1870. Wie wird man Künstler? Welche beruflichen Entscheidungen werden gefällt und mit welchen Folgen? Gesellschaftliche, moralische, ideologische und ästhetische Überlegungen treten zu Tage – sowie ein Bewusstsein für die Macht des Zufalls –, die die Bedingungen des Kunstschaffens greifbar machen. In

1 Die Frage der Aufnahme von österreichischen und skandinavischen Künstlern hat sich in dem Maße gestellt, in dem die nationale Zugehörigkeit im 19. Jahrhundert nicht nur einer starken Fluktuation unterlag, sondern auch, weil viele Künstler zur „deutschen“ bzw. „germanischen“ Schule gezählt wurden, die stricto sensu heute nicht mehr als Deutsche angesehen werden. Während österreichische Künstler im vorliegenden Lexikon berücksichtigt wurden, gilt dies für skandinavische Maler in der Regel nur dann, wenn sie zum Zeitpunkt ihrer Ausbildung einem deutschen Staat angehörten.

VIII

Pariser Lehrjahre. Eine Einleitung

vielen Fällen bieten die Lexikoneinträge einen Kontrapunkt zur oft fiktionalen (Auto-)Biographie des jeweiligen Künstlers. Der Maler Eduard Magnus hat es auf den Punkt gebracht: In der Fremde, unter dem Einfluss der zahlreichen, heftigen und vielfältigen Impulse der französischen Hauptstadt, konnten die jungen Maler den Weg zu sich selbst finden2.

Zu Forschungslage und Methoden Die Erfahrungen junger deutscher Malerinnen und Maler in Paris wurden anhand primärer Quellen sichtbar gemacht; es wurde also vor allem nach administrativem und privatem Archivmaterial gesucht, das eine Rekonstruktion der Künstlermobilität ermöglichte und zum großen Teil erstmals im Rahmen dieser Publikation erschlossen werden konnte. In Paris lieferte das Archiv der École des beaux-arts – heute größtenteils im Bestand der Archives nationales – nicht nur aufschlussreiche Immatrikulationslisten mit Personaldaten und Adressen, sondern auch Informationen etwa zur Teilnahme an den Concours des places sowie zu gescheiterten Bewerbungen und Korrespondenzen mit den zuständigen Gremien. Im Archiv der Musées nationaux vermittelten vor allem die akribisch gepflegten Kopistenlisten des Louvre, die Verwaltungsakten zu den regelmäßig stattfindenden Salonausstellungen sowie zahlreiche Künstlerkorrespondenzen einen präzisen Einblick in die konkreten Aktivitäten deutscher Malschüler in Paris. In den Archives nationales schließlich fanden sich Unterlagen zu den Pariser Privatateliers, zu Naturalisationsanfragen und Reisegenehmigungen. Entscheidend war jedoch die Aufarbeitung von Quellen in deutschen, polnischen, amerikanischen und skandinavischen Archiven, die Aufschluss über die institutionelle und organisatorische Dimension der Aufenthalte (Kunstschulen, Ministerien, private Haushalte, Stipendienvergabe, ministerielle Gutachten, Berichte, ausgeführte Aufträge usw.), über individuelle Erfahrungen der Maler in Paris (Privatkorrespondenz, Tagebücher, Skizzenbücher, Buchhaltung usw.) sowie über die Nachwirkungen des Aufenthalts (Reformen, Techniktransfer, Naturalisationsverfahren, Zurückweisung der französischen Erfahrungen usw.) geben konnten. 1971 erschien Wolfgang Beckers monumentale Arbeit über Paris und die deutsche Malerei,3 die darum bemüht war, die Beziehung zwischen der deutschen Malerei und der Pariser Kunstproduktion anhand des damals vorhandenen und zugänglichen Archivmaterials fassbar zu machen. Dabei stellte der Verfasser die Attraktivität der französischen Hauptstadt und den „Einfluss“ der französischen Kunst auf die Werke der deutschen Künstler in den Vordergrund. In dieser Perspektive mussten jedoch die Vielschichtigkeit des transnationalen Phänomens, die Pluralität der einzelnen Werdegänge, Entscheidungen und Bedingungen sowie die Komplexität der französischen und deutschen Kunstszene notgedrungen einigen Stereotypen und Vorurteilen zum Opfer fallen. Die für das Lexikon zutage geförderten Quellen korrigieren diese Klischees an vielen Stellen. Die neuen Materialien ermöglichen nämlich erstmals einen Einblick in den konkreten Ablauf des Parisaufenthalts junger deutscher Maler zu dieser Zeit. Sie vermitteln einen Zugang zum Urteil der Professoren, die ihre Schüler nach Paris schickten, zu den Beobachtungen von Gutachtern, die wie Alexander von Humboldt regelmäßig über die Fortschritte der ihnen anvertrauten Jungmaler berichteten, zu den Erfahrungen der jungen Leute, die ihren Familien und Freunden von Freud und Leid ihres Lebens in Paris erzählten. Jede Stimme muss im Kontext verstanden werden: Die Vielfalt der gesammelten Quellen ergibt ein kontrastreiches, manchmal anregend widersprüchliches Bild dieser transnationalen Kunst- und Lebenserfahrungen, die stark von der familiären und professionellen Sozialisation der angehenden Künstler abhing, aber auch von der früheren Ausbildung und konfessionellen Prägung, der künstlerischen Laufbahn und ökonomischen Situation, den sozialen Netzwerken und beruflichen Zukunftsperspektiven, den moralischen Vorstellungen und den politischen Engagements… Aus der Fülle der untersuchten Quellen lassen

2 Eduard Magnus, Berichte über die allgemeine Ausstellung zu Paris im Jahre 1867, Nr. 1, S. 5. 3 Wolfgang Becker, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, Studien zur Kunst des 19. Jahrhunderts, Bd. 10, München 1971.

Pariser Lehrjahre. Eine Einleitung

IX

sich gleichzeitig quantitativ relevante Ergebnisse ableiten, die nicht zu Verallgemeinerungen führen dürfen, auch wenn sie durchaus Tendenzen aufzeigen können.

Pariser Lebenslehre Die erste Begegnung mit Paris löste bei den meisten jungen deutschen Künstlern – ja allgemein bei europäischen Reisenden – eine Art Schock aus. Auch wenn die Novizen versuchten, das Stadtbild mit ihrer Heimatstadt zu vergleichen, wie der junge Gottlieb Schick, den die Menschenmassen in den Pariser Straßen im Winter 1798 an die Stuttgarter „Planie“ am Sonntag erinnern,4 war die französische Metropole doch völlig inkommensurabel mit den deutschen Haupt- und Residenzstädten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Um 1800 hatte Paris bereits fast 550.000 und 1846 sogar über eine Million Einwohner, während in diesem Zeitraum die Stuttgarter Bevölkerung von 18.467 auf gerade einmal 48.635 Einwohner angewachsen war.5 Der unheimliche Eindruck, den die französische Hauptstadt auf die meisten jungen deutschen Maler machte, wird in vielen Briefen geschildert: Die Stadt faszinierte und stieß zugleich ab. Sie wirkte wie ein Moloch, der Verlockungen, aber auch allerhand Gefahren barg – in dieser Hinsicht nährt die Berichterstattung durchaus den verbreiteten Paris-Diskurs der Zeit. So zogen sich viele Neuankömmlinge abends lieber in ihre Wohnungen zurück, als „stundenlang durch den Pariser Dreck zu zockeln […] u. sich beim zu Hause gehen dem Todschlagen auszusetzen“.6 Der 22-jährige Carl Steffeck erwähnt auch die brutalen Überfälle, denen man sich nachts in der Stadt aussetze und deren Folgen man jeden Morgen in der Morgue, dem Leichenschauhaus, sehen könne. Obwohl solche makabren Spektakel tagsüber durchaus die Neugierde der Flaneure anzogen, folgten viele dem Beispiel Steffecks und blieben abends lieber zu Hause, um „zu sitzen, zu schreiben, französisch zu lernen und ein wenig zu frieren“.7 Andere musizierten gemeinsam oder spielten Schach, meist in der trauten Runde einer kleinen Wohngemeinschaft oder im Kreis der „deutschen Kolonie“, wo sich je nach regionaler Herkunft oder jugendlicher Affinität Maler, Architekten, Buchhändler, Komponisten oder Musiker zusammentaten. In Paris gerieten viele deutsche Kunstschüler auch in eine bis dahin unbekannte finanzielle Notlage, die durch die hohen Lebenskosten hervorgerufen wurde. Obwohl oftmals das Studium in Paris durch staatliche Stipendien oder private Finanzierung gefördert wurde, beschäftigten sich die deutschen Künstler intensiv mit materiellen Fragen wie Unterkunft, Nahrung und Kleidung. Ihre Briefe aus Paris lassen viele Klagen über die nagende Armut laut werden, verraten aber auch viele Tipps und Tricks, Hinweise auf günstige Hotels und Restaurants sowie mögliche Einnahmequellen durch Kopieraufträge, Kupferstiche oder Porträtzeichnungen. Dadurch entsteht ein spannendes Bild der sozialen Verhältnisse einer ganzen Studentengeneration, in denen die jungen Maler nicht nur die ersten Erfahrungen eigenständigen Lebens im Ausland machten, sondern ihnen auch praktische Fragen der Produktion und des Vertriebs von Kunst im Besonderen bewusst wurden. Oft stellte sich dabei die Frage der beruflichen Orientierung: Es wurden sowohl Nischen ausgelotet, die zu einer ertragreichen Spezialisierung führen konnten, als auch theoretische Fragen vertieft und erweitert, die das Interesse der angehenden Künstler für die Wissenschaft weckten, oder weiterführende Perspektiven erkannt, die einen neuen, entscheidenden Ansporn für eine Laufbahn als bildender Künstler gaben.

4 Gottlieb Schick an Moses Benedict, 2. November 1798, zit. nach Karl Simon 1914, S. 217: „Inzwischen wünschte ich dich nur einige Tage in Paris, nur daß du auch dieses Ungeheuer von einer Stadt sehen könntest, sie würde Dir gewiß sehr wohl gefallen, absonderlich der Stadttheil bey der Seine, auch würde dir das Gewümel von Fuhrleuthen, Kutschen, Menschen sehr auffallen; in Paris sind die Strassen immer so voll von Leuten, als wie in Stuttgardt am Sonntags die Planie, ja noch völler. Wir haben den Stadtlermen schon 3 Stunden von Paris entfernt gehört.“ Siehe im vorliegenden Band den Artikel zu Gottlieb Schick. 5 In Berlin z.B. wuchs die Bevölkerung in diesem Zeitraum von 200.000 auf über 400.000 Einwohner an, in München von 40.000 auf 94.830 und in Düsseldorf von 10.000 auf 26.301. 6 Berlin, ZA SMB, NL Schadow 249, Carl Steffeck an Felix Schadow, 24. März 1840. 7 Ebd.

X

Pariser Lehrjahre. Eine Einleitung

In den Pariser Ateliers Paris bot für diese grundsätzlichen Lebensentscheidungen vielfältige Möglichkeiten der Selbsterfahrung, die die mitgebrachten Gewohnheiten, Überzeugungen und Erkenntnisse oft auf die Probe stellten. Der Eintritt in ein Pariser Privatatelier stellte dabei eine der wichtigsten Herausforderungen dar: Die Größe der Ateliers, die Masse der Schüler, die meist ohne Aufsicht selbstständig arbeiten mussten, der starke Leistungsdruck, die Distanz zwischen Lehrling und Meister –, all das waren ungewohnte Aspekte des französischen Lernsystems, die deutsche Kunststudenten verunsichern konnten und die unter anderem von Franz Kugler 1845 in seinem Bericht über die französischen Kunstinstitutionen bemängelt wurden.8 Auch wenn die Privatateliers in diesem Bericht im Vergleich zur vernichtenden Beschreibung der École des beaux-arts fast noch gut abschnitten, stellte Kugler als grundsätzliches Problem das fehlende „nähere Verhältnis des Schülers zum Lehrer“ fest, ein Umstand, für den er unter anderem die „sittliche Entartung der französischen Jugend“ und deren bedauerliche „Rohheit und Gemeinheit“ verantwortlich machte.9 Tatsächlich herrschte – sowohl im Schüler-Atelier von Jacques-Louis David als auch im späteren Atelier von Paul Delaroche – eine recht angeregte Atmosphäre, die bei jeder Ankunft eines Neuankömmlings durch derbe Rituale aufgeheizt wurde und manchmal zu dramatischen Unfällen führte. Das überraschte und verwirrte nicht selten die jungen deutschen Maler: „Auf einen Jüngling, der wie ich, so kürzlich das einfache Familienleben in der Heimat und die strenge Johanneums-Schule verlassen hatte, wirkte das Betragen der ‚Rapins‘ (der französischen Kunstschüler), ihre ‚charges‘ (sogenannte scherzhafte, oft sehr ernsthafte Streiche, durch die sie Neuankömmlinge zum Regalieren des ganzen Ateliers zu zwingen suchten), die ununterbrochene ‚Blague‘ (Renommage) einiger besonders frecher Rädelsführer, peinlich genug“, erinnert sich der Maler Rudolf Lehmann.10 Allein das Atelier von Ingres war dafür bekannt, dass dort friedliche Verhältnisse herrschten und man sich untereinander sogar höflich begrüßte, was von vielen anderen Kunststudenten in Paris mit Hohn und Spott bedacht wurde. Was die ausländischen Schüler aber viel nachhaltiger prägte, waren die Arbeitsmethoden, die in diesen Ateliers vermittelt und eingeübt wurden. Den akademischen Lehrstufen entsprechend lernten die Anfänger erst das Zeichnen nach zweidimensionalen Vorlagen (Zeichnungen oder Druckvorlagen), dann nach Gipsen und am Ende nach lebenden Modellen. Nach diesem Propädeutikum durften die Schüler nach Pinsel und Palette greifen und das direkte Malen nach den Modellen üben. Friedrich Pecht erinnert sich an das Atelier von Paul Delaroche im Jahr 1839, einen „unglaublich wüsten, von zwei großen Atelierfenstern beleuchteten Raum, unter einem halben Hundert oft noch sehr grüner Jungen, die da in vier Reihen dicht aufeinander gedrängt sitzend im Schweiße ihres Angesichts ein Modell abmalten oder zeichneten“.11 Das eifrige Arbeiten und die emulatio, die viele Lehrmeister auch noch durch eigene atelierinterne Wettbewerbe anspornten, griffen gelegentlich auf die deutschen Neuankömmlinge über; so berichtete Schick stolz aus Davids Atelier: „Ich bringe mich wirklich schier um, um bald denen, die noch vor mir sind, zuvorzukommen; wir sind etliche 30 im Atelier und fünf sind noch vor mir, die ich noch zu überspringen habe.“12 Schick gehörte auch zu den wenigen deutschen Kunstschülern, die sich dem Wettbewerbssystem ernsthaft unterzogen, am Concours du Prix de Rome bis zur letzten Runde teilnahmen und dafür auch mit Anerkennung belohnt wurden.13

8 Franz Kugler, „Kunstreise im Jahr 1845. Über die Anstalten und Einrichtungen zur Förderung der bildenden Künste und der Conservation der Kunstdenkmäler in Frankreich und Belgien“, in: Kleine Schriften, Bd. 3, Stuttgart 1854, S. 430–459. 9 Ibid., S. 438. 10 Lehmann, Rudolf, Erinnerungen eines Künstlers, Berlin 1896, S. 25. Siehe auch in diesem Band die Schilderungen von Christoffer Wilhelm Eckersberg oder Moritz Daniel Oppenheim. Ferner Friedrich Pecht, Aus meiner Zeit, Lebenserinnerungen von Friedrich Pecht, Bd. 1, München 1894, S. 177. 11 Pecht 1894, S. 173. 12 Simon 1914, S. 218. 13 Siehe in diesem Band die Artikel zu Johann Gottlieb Schick und Christian Friedrich Tieck. Siehe auch den Artikel zu Johann David Passavant, der sich kritisch gegen dieses System der Concours ausspricht, das ihm sein Lehrer Antoine-Jean Gros ans Herz legen wollte.

Pariser Lehrjahre. Eine Einleitung

XI

Die Rolle der École des beaux-arts Die Ateliers dienten als unabhängige Ausbildungsstätten, zugleich aber auch als Vorbereitungsklassen für die École des beaux-arts, die als staatliche, von der Académie des beaux-arts akkreditierte Kunstschule den Weg zu einer glanzvollen Karriere eröffnen konnte. Das traditionelle Hauptziel der École des beauxarts war es ja, Historienmaler (und Bildhauer) auszubilden, die später im Dienst des Staates stehen würden. Zu diesem Zweck war bekanntlich 1663 der Prix de Rome gegründet worden, ein straff organisierter Wettbewerb, der in verschiedenen Etappen die Kunstfertigkeit und den Erfindungsreichtum der jungen Maler (bzw. der Bildhauer) herausfordern und prüfen sollte14 und den Preisträgern ein mehrjähriges Stipendium für die Académie de France in Rom offerierte. Das demokratische Prinzip des anonymen Wettbewerbs bestimmte bis ins 20. Jahrhundert die gesamte Organisation der École des beaux-arts, von der Platzvergabe in den Übungsräumen – den aufwendigen Concours des places, der stets zu Semesterbeginn stattfand und darüber entschied, wie nahe man am Modell sitzen durfte – bis hin zum Prix de Rome. Das Studium an der École des beaux-arts war also sehr leistungsorientiert und bereitete vor allem auf diesen Wettbewerb, den Concours du Prix de Rome, vor, der bis zum frühen 19. Jahrhundert für die französische Historienmalerei eine zentrale Rolle spielte.15 Das erklärt auch, warum die Aufmerksamkeit aller Kunsthistoriker, die sich bis heute mit Fragen und Formen der Künstlerausbildung beschäftigt haben, vor allem der École des beaux-arts galt, obwohl diese nur einen Bruchteil der damals aktiven Künstler anzog16. Das Interesse für die École muss aber vor allem im Hinblick auf die ausländischen Schüler in seiner Spezifizität stark relativiert werden: Die Aufnahme an der École des beaux-arts galt ohne Zweifel als Auszeichnung, die Kurse waren kostenfrei, und man konnte sich der stringenten Methode des Wettbewerbs unterwerfen, um die eigenen Fähigkeiten im akademischen Rahmen zu testen. Die Schule bot darüber hinaus wissenschaftliche und theoretische Fächer an, die für angehende Historienmaler durchaus von Interesse sein konnten. Aber Ausländer waren zwischen 1810 und 1968 grundsätzlich von der Stipendienvergabe ausgeschlossen, so dass ihnen die École des beaux-arts im Gegensatz zu ihren französischen Kollegen keine direkte oder finanzierte Karrierechance bot. Außerdem hatten die meisten deutschen Schüler bereits eine akademische Ausbildung hinter sich. Das erklärt unter anderem, warum das Interesse für die Schule bei vielen von ihnen nach einiger Zeit nachließ und sie sich letztlich für eigenständigere Studien in Privatateliers oder in Kunstsammlungen entschieden. Dabei deutet die Frage, ob man sich als angehender Künstler in den 1830er Jahren besser im Atelier von Paul Delaroche, Michel Martin Drolling, Jean-Auguste-Dominique Ingres, Léon Cogniet oder Horace Vernet einschreiben sollte, auf die vielfältigen Entscheidungskriterien hin, mit denen sich die jungen Deutschen beschäftigen mussten. Es gab nicht nur eine französische Kunst, mit der man sich auseinanderzusetzen hatte. Es musste auch überlegt werden, welche Gattung(en) man wählen, welche ästhetische Orientierung man bevorzugen, welche Technik man erlernen, welches Publikum man ansprechen, welchem Netzwerk man angehören oder welchem Rat man folgen wollte oder sollte. Künstlerische Fragen spielten eine Rolle, aber auch ganz lebenspraktische, denn wenn das Geld für die Lektionen in einem Privatatelier fehlte, musste man im Alleingang in den Museen studieren, auf die Hilfe der Mitschüler zurückgreifen oder erste Aufträge suchen. Wie dem auch sei: Über die Beschäftigung mit der Ausbildung junger deutscher Maler in Paris wird ein ganzes Spektrum der damaligen Pariser Kunstlandschaft wieder sichtbar, das von der Forschung trotz seiner Wichtigkeit lange unberücksichtigt geblieben ist.17

14 Philippe Grunchec, Le Grand Prix de Peinture: Les Concours du Prix de Rome de 1797 à 1863, École nationale supérieure des beaux-arts, Paris 1986. 15 Siehe Albert Boime, The Academy and French Painting in the 19th Century, London 1971. 16 Siehe Séverine Sofio, „L’art ne s’apprend pas aux dépens des mœurs!“ Construction du champ de l’art, genre et professionnalisation des artistes (1789–1848), École des hautes études en sciences sociales, (unveröffentlichte Diss.), 2009, S. 385–419. Die Dissertation erscheint in gekürzter Fassung unter dem Titel La Parenthèse enchantée. Genre et production des beaux-arts en France (1750–1850), Paris, CNRS Éditions, 2013. 17 France Nerlich (Hrsg.), Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863, Tours 2012.

XII

Pariser Lehrjahre. Eine Einleitung

„Französische Materialität“ versus „Deutsche Idealität“ Die nachhaltig-übliche stereotype Gegenüberstellung von französischer Materialität und deutscher Idealität, die in der Kunstkritik des 19. Jahrhunderts immer wieder bemüht wurde, rührt nicht zuletzt von unterschiedlichen Ausbildungsprozessen und praktischen Erfahrungen in Frankreich und Deutschland her. Der Begriff der Materialität, der sowohl formelle Pigmentlastigkeit und technische Fertigkeiten als auch ästhetische Relativität und zeitbezogene Geschichtsinterpretationen bezeichnen konnte, wurde zwar dazu benutzt, nationale bzw. französische Charakterzüge zu beschreiben, entsprach aber in Wirklichkeit keiner national-französischen Kunstauffassung. Das wird unter anderem daran deutlich, dass innerhalb der französischen Kunst(-Debatte) ein Streit tobte, der genau dieses Problem der Polarität zwischen Materie und Idee zum Gegenstand hatte. Johann Heinrich Wilhelm Tischbein hatte diese Polarität klar vor Augen, als er dem jungen Friedrich August von Klinkowström im Jahr 1808 dazu riet, eher in das Atelier des Maler-Poeten Anne-Louis Girodet als in das Atelier von David einzutreten. Tatsächlich spitzte sich damals ein Streit um eine grundsätzliche Neudefinition der Kunst zu, der sich europaweit vor dem Hintergrund der unterschiedlich organisierten Kunstlandschaften abspielte. Diese unterschiedlichen Parameter finden sich denn auch in dem Brief wieder, in dem Feodor Dietz sein intensives Kunststudium in Paris erwähnt und die Übereinstimmung der praktischen Malerei mit den Historien- und Genrebildern von Horace Vernet, Paul Delaroche oder Camille Roqueplan, die zu diesem Zeitpunkt den Ton angaben: „Paris ist, nach den ersten zerstreuenden Eindrücken, sehr geeignet, den Studierenden auf einen rastlosen Eifer vorwärts zu kommen […]; alles arbeitet mit Anstrengung, weil nur das Ausgezeichnete hier hervorspringt […]. Ich habe in Wahrheit in den zerflossenen 10 Monaten mehr gethan, als in 2 Jahren in Deutschland; ich habe hauptsächlich viel Studien nach dem Nakten gemalt, wozu man in hiezu bestimmten Ateliers, die beste Gelegenheit findet […] Meinem Zweck, hier die Malerei im engeren Sinne zu studieren, entsprach die Erscheinung der französischen Kunst ganz, d.h. die der modernen Schule; die Werke Davids, Gros pp., die Ergebnisse der classischen Richtung, ließen mich […] kalt, während Vernet, de la Roche, Roqueplan pp. das erfüllten, was ich von Malerei verlangte und überhaupt die Technik der Franzosen durchaus dem entsprach, was ich in diesem Sinne für ideal hielt.“18 Obwohl Dietz David gegen Delaroche ausspielt, hatte sich bereits im Privatatelier von David ein Prozess angebahnt, der die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts prägen sollte: Die Technik rückte in den Vordergrund, und damit war nicht mehr nur die Fertigkeit der perfekten Nachahmung gemeint, sondern das Beherrschen der malerischen Mittel, die das klassische Ideal – als Form und als Idee – allmählich verdrängten. Das Verhältnis zwischen der Malerei als Technik und der Kunst als Ziel hatte Johann David Passavant 1815 im (komplementären) Gegensatz von Paris und Rom gesehen: „Zuerst will ich nach Paris, wo nach meiner Einsicht jetzt diejenigen Künstler sind, welche in dem Materiellen Theil der Kunst am geschicktesten sind […]. Wenn ich in den nöthigen Kenntnissen des Materiellen in der Kunst einigermaßen ausgerüstet bin, gedenke ich nach Rom zu gehen, […] um das gesammelte zu ordnen und in Anwendung zu bringen.“19 Paris spielte in dieser Perspektive die Rolle einer Vorschule der Kunst, in der man das Handwerkliche erlernen konnte, um dann in Rom die Wahrheit der Kunst zu entdecken und dort selbstständig Werke zu schaffen.20 Der deutsche Blick auf Paris und Rom blieb lange Zeit von diesem Dualismus zwischen Hand und Geist, Technik und Kunst geprägt. Doch als Eduard Magnus ein halbes Jahrhundert später den zur „Ausbildung reisenden Künstlern“ riet, „zuerst und auf längere Zeit nach Paris zu gehen und Italien nachher mehr kursorisch zu besuchen“, lag die Gewichtung bereits anders. Der Schwerpunkt wurde auf Paris als Stätte der Selbstfindung gesetzt: „Hier in diesem lebendigen Treiben findet jede Leistung alsbald auch Ermuthigung. Hier hat der jüngere Künstler am besten Gelegenheit, sich zu versuchen, seiner eigentlichen

18 Berlin, SBB PK HA, Slg. Darmstaedter, 2n 1835, Brief von Dietz an Frommel 10. September 1838. 19 Johann David Passavant an H. A. Cornill, 11. November 1815, zit. nach Kunst und Kennerschaft 1994, S. 17f. 20 Siehe auch den Artikel zu Friedrich August von Klinkowström.

Pariser Lehrjahre. Eine Einleitung

XIII

und individuelleren Kunstbestimmung sich bewußt, und klar über sich selbst und über dasjenige zu werden, was er als Vorbild für seine Ausbildung nachher aufzusuchen und zu benutzen bedacht sein muß“.21 Hier verkehrt sich die traditionelle Auffassung der Kunstausbildung: Der Künstler bildet sich nicht mehr in Bezug auf die (alten) Meister aus, sondern soll sich zuallererst selbst finden, bevor er seine Mentoren – eventuell in Italien – wählt. Dieser Gedanke fällt mit den Reformvorschlägen zusammen, die in Frankreich seit einigen Jahren leidenschaftlich diskutiert wurden – darunter die Frage nach der Entfaltung des angeborenen „Talents“ – und 1863 zur strukturellen Erneuerung der École des beaux-arts geführt hatten.22

Aktstudium am lebenden Modell als nationales Ausbildungsmerkmal Von Gottlieb Schick ist eine Schülerarbeit aus dem Atelier von David erhalten geblieben (Taf. V).23 Die Modellstudie erinnert an die zentrale Rolle, die dem Malen nach dem menschlichen Körper in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beigemessen wurde. Jacques-Louis David hatte als ästhetische Prinzipien seiner Lehre immer wieder die Antike und die Natur beschworen. Das technische Erlernen der Malerei in der Beobachtung des lebenden Körpers sollte den jungen Malern zu einer genauen Nachahmung der Natur verhelfen, aber auch auf die Materialität der Darstellung aufmerksam machen, auf die Modellierung des Körpers durch Farbe, Licht und Schatten, wie sie im Jünglingskopf von Schick in leichten, frottierten Pinselstrichen feinfühlig wiedergegeben werden. Dabei wurde in den Ateliers Wert auf die Vielfalt der Körper gelegt: Es standen professionelle Modelle, Männer und Frauen, sowie ab und an auch die Schüler selbst. Das kostete einige deutsche Maler offensichtlich Überwindung – weniger wenn es darum ging, sich selbst zu entblößen, als beim Studium der weiblichen Aktmodelle. So beschreibt z.B. Karl Friedrich Johann von Müller den „widerlichen Eindruck“, den die weiblichen Modelle auf ihn ausübten, und wie schwer es ihm falle, sie „als Objecte des Studiums anzusehen“,24 während sich Moritz Daniel Oppenheim später noch erinnerte, wie „ängstlich“ ihm zumute war und wie stark er sich hatte zusammenreißen müssen, als er das erste Mal im Atelier von Jean-Baptiste Regnault vor einem sehr schönen jungen Mädchen hatte arbeiten müssen.25 Dass einige ihrer Mitschüler außerdem mit Modellen zusammenlebten und „wie ein ehrsames, bürgerliches Ehepaar, Arm in Arm zu kommen und zu gehen pflegten“, schockierte einen Neuankömmling wie Rudolf Lehmann.26 Wichtiger aber als moralisch-sittliche Erwägungen waren die zentrale Rolle des Aktstudiums und die Verschiedenartigkeit der Modelle.27 Diese Heterogenität relativierte die Frage nach dem Schönheitsideal oder verschob besser gesagt den Schwerpunkt, nämlich auf die Charakteristiken der menschlichen Darstellung. Auch wenn Claude Monet später die ihm von seinem Lehrer Charles Gleyre aufgezwungene Idealisierung des Modells kritisieren sollte, was eher als ein retrospektives anti-akademisches Urteil zu verstehen ist, fand in den Pariser Ateliers der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein wichtiger Prozess

21 Eduard Magnus, Berichte über die allgemeine Ausstellung zu Paris im Jahre 1867, Nr. 1, S. 5. 22 Alain Bonnet, L’enseignement des arts au XIXe siècle – La réforme de l’École des beaux-arts de 1863 et la fin du modèle académique, Rennes 2006.

23 Gottlieb Schick, Kopf eines Jünglings, um 1800–1802, Öl auf Leinwand, 35,7 x 36 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie. 24 Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 61, Erinnerungen aus meinem Leben von Karl Friedrich Johann[es] [von] Müller [v. a. 1813–1837; letzter Eintrag v. 1880]. Siehe den Artikel zu Müller. 25 Siehe den Artikel zu Oppenheim. Boime weist auf ähnliche Reaktionen bei französischen Studienanfängern hin. Siehe Boime, op. cit., S. 30–31. 26 Siehe den Artikel zu Rudolf Lehmann. 27 Das Aktstudium steht im Zentrum der französischen Kunstausbildung des 19. Jahrhunderts. Siehe u.a. Susan S. Waller, The Invention of the Model. Artists and Models in Paris, 1830–1870, Aldershot 2006.

XIV

Pariser Lehrjahre. Eine Einleitung

statt, der entscheidend zur Herausbildung und Affirmation der individuellen Kunstvorstellung beitrug.28 Die Fokussierung auf die Natur und somit auf die Verschiedenartigkeit des menschlichen Körpers relativierte die Idealmaße der Gliederpuppen. Außerdem lockerte sich im Rahmen der Privatateliers die stilistische Vorbildrolle des Meisters, so dass die Schüler nun auf ihren eigenen Stil aufmerksam gemacht wurden. Das notierte etwa Julius Moser, als er 1837 sein Studium in Paris bei Léon Cogniet fortsetzte: „Dabei herrschte durchaus nicht der Zwang einer & derselben Kolorierung, […], sondern jeder macht seine eigenen Erfahrungen u[nd] aus seiner individuellen Anschauung giebt er die Natur wider, so daß von einem Modelle jedes Mal eine mannigfaltige Auffassungsweise erscheint“.29 Die Spannung zwischen technischer Beherrschung der Malerei und möglicher Eigenständigkeit, die in Paris sehr früh erlernt wurde, machte vielen deutschen Malern zu schaffen, da sie mit solchen Methoden bis dahin zumeist noch nicht konfrontiert worden waren. Diese Erfahrung veranlasste aber auch Maler wie Wilhelm Wach, Siegfried Detlev Bendixen oder Carl Steffeck, bei ihrer Rückkehr in die Heimat selbst Privatateliers zu eröffnen, um eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Malen selbst zu ermöglichen.

Der Andere ist in uns Im Jahr 1869 organisierte die Münchener Genossenschaft für bildende Künstler die Erste internationale Kunstausstellung. Sie sollte auch die einzige bleiben, die je im deutschen Bund stattfand. Sie umfasste mehr als 3.000 Kunstobjekte, die im Münchner Glaspalast zur Schau gestellt wurden und den 100.000 Besuchern das Wirken der Münchner, der deutschen, österreichischen, französischen, belgischen, holländischen, spanischen, italienischen, englischen, russischen, skandinavischen und amerikanischen Schulen vorstellen sollte. Das Prinzip internationaler Kunstausstellungen war – angeregt von den großen politischen Medienereignissen der Weltausstellungen in London (1851) und Paris (1855) – noch recht neu. In seinen Kommentaren zur großen Münchner Ausstellung zeichnete der französische Kunstkritiker Eugène Müntz 1869 den Weg vor, den die epistemologische Orientierung der Kunsttheorie in dieser Zeit der internationalen Kunstausstellungen einschlagen sollte. Ihm zufolge spielte diese Ausstellung eine entscheidende Rolle für die deutsche Kunst und den Anbruch einer neuen Ära: „Zum ersten Mal ist die französische Schule mit einem solchen Heer auf dem deutschen Boden zu sehen und ihr Einfluss, der bis zu diesem Zeitpunkt ein partieller und geringer war, droht eine wahre Eroberung zu werden und die germanische Malerei von Grund auf zu verändern“.30 Er hatte zwar eine Ahnung von der längst existierenden Wechselbeziehung zwischen Deutschen und Franzosen, griff aber dennoch zu der martialischen Metapher, um den Triumph der französischen Malerei zu feiern. Die Ideen der Überlegenheit, der Eroberung, der Veränderung haben die Vorstellungen der Kunstgeschichte tief geprägt, obwohl sich die Künstler selbst gegen eine solche Rivalität der Kunstnationen gesträubt hatten: 1863 hatten die Künstler in München eine „erste“ internationale Kunstausstellung organisiert, die nicht mehr nationale Schulen gegeneinander antreten ließ. Im Gegenteil: Die Bilder waren nach Affinitäten gehängt worden, die den tatsächlichen Wechselbeziehungen und transnationalen Vernetzungen entsprachen. Kurz nach der martialisch interpretierten Kunstausstellung von 1869 kam es zum Krieg zwischen Preußen und Frankreich, der auch vielen jungen Künstlern das Leben kostete. 1871 entstand die politische Einheit des deutschen Kaiserreichs, während Frankreich seine „deutschen“ Regionen verlor. Nationalismus wurde nun zu einem vordringlichen Problem auch für die Kunst und die Kunstwissenschaft.31 Die vorliegende Sammlung biogra-

28 Der Schweizer Maler Albert de Meuron, der zunächst bei Stilke und Carl Sohn in Düsseldorf und anschließend in Paris bei Charles Gleyre studierte, äußerte sich zu den unterschiedlichen Lehrmethoden hinsichtlich der Darstellung des menschlichen Körpers. Siehe William Hauptman, Charles Gleyre, 1806–1874, Bd. I: Life and Works, Zürich/Princeton/Basel, Swiss Institute for Art Research/Princeton University Press/ Wiese, 1996, S. 336–337. 29 Berlin, PrAdK a, fol. 22–25. Siehe den Artikel zu Moser. 30 Eugène Müntz, „Exposition internationale de Munich“, Gazette des beaux-arts, Oktober 1869, S. 301–331, 301–304. 31 France Nerlich, „Latinité vs. Germanité: un fantasme identitaire de l’histoire de l’art allemande“, Lendemains. Zeitschrift für Frankreichforschung, 133–1, 2009, S. 162–176.

Pariser Lehrjahre. Eine Einleitung

XV

phischer Skizzen zu den Pariser Lehrjahren einer ganzen Generation junger deutscher Malerinnen und Maler rückt die nationale Obsession historisch in ein anderes Licht. Sie bestätigt, was wir immer schon ahnten: Der Andere ist in uns.

Das vorliegende Lexikon ist das Ergebnis eines deutsch-französischen Forschungsprojektes, das dank einer bilateralen Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Agence Nationale de la Recherche (ANR) von einem Team junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Frankreich und Deutschland – Arnaud Bertinet, Lisa Hackmann, Gitta Ho, Frauke Josenhans, Nina Struckmeyer, Sylva van der Heyden – unter der Leitung von France Nerlich (Université François Rabelais in Tours) und Bénédicte Savoy (Technische Universität Berlin) in Berlin und Paris (Deutsches Forum für Kunstgeschichte) durchgeführt wurde. Tatkräftige Unterstützung erfuhr das Projekt durch zahlreiche Nachwuchsforscher: Anna Ahrens, Stéphanie Baumewerd, David Blankenstein, Jennifer Falckenberg, Lukas Fuchsgruber, Clémentine Garcia, René Hartmann, Annika Kiesewetter, Tino Mager, Corina Meyer, Monika Motylinska, Margot Renard, Sarah Salomon, Robert Skwirblies, Julia Vercamer und Theresa Wissmann. Die für die Lexikonartikel systematisch zusammengetragenen Quellen und Archivalien werden durch eine im Internet zugängliche Datenbank ergänzt. Diese soll es der Forschung künftig ermöglichen, sowohl quantitativ als auch qualitativ weitere Verbindungen der internationalen Kunstvernetzung im 19. Jahrhundert offenzulegen.

Abkürzungsverzeichnis ADB AKL Base Arcade BBKL Bellier

Bénézit

Boetticher Béraldi Bussler DBE DbbL Füßli

Gabet HB für Kupferstecher

Künstlerlexikon Hessen-Kassel Lexikon der Düsseldorfer Malerschule Lexikon der Künstlerinnen Meusel

Müller/Singer Nagler

NDB Neuer Nekrolog

Allgemeine Deutsche Biographie: www.deutsche-biographie.de Allgemeines Künstlerlexikon: http://refworks.reference-global.com www.culture.gouv.fr/documentation/arcade/ Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon: www.bautz.de/bbkl/ Dictionnaire général des artistes de l’école française depuis l’origine des arts du dessin jusqu’à nos jours, Émile Bellier de la Chavignerie u. Louis Auvray (Hrsg.), 3 Bde., Paris 1882–1885. Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays, Emmanuel Bénézit (Hrsg.), 14 Bde., Paris 1999. Boetticher, Friedrich von, Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Beitrag zur Kunstgeschichte, 2 Bde., Dresden 1891–1898. Béraldi, Henri, Les graveurs du XIXe siècle: guide de l’amateur d’estampes modernes, Lame 1981. Bussler, Peter, Historisches Lexikon der bildenden Künstler für Cuxhaven und Umgebung, Bremerhaven 2004. Deutsche Biographische Enzyklopädie, Walther Killy (Hrsg.), 13 Bde., München 1995–2003. Deutschbaltisches biographisches Lexikon, 1710–1960, Wilhelm Lenz (Hrsg.), Köln u. Wien 1970. Füßli, Wilhelm, Die wichtigsten Städte am Mittel- und Niederrhein im deutschen Gebiet, mit Bezug auf alte und neuere Werke der Architektur, Skulptur und Malerei, 2 Bde., Leipzig 21846. Gabet, Charles, Dictionnaire des artistes de l’école française au XIX siècle, Paris 1831. Handbuch für Kupferstichsammler; oder, Lexicon der Kupferstecher, Maler-Radirer, und Formschneider aller Länder und Schulen, Andreas Andresen u. Joseph Heller (Hrsg.), Leipzig 1870–1873. Künstlerlexikon Hessen-Kassel 1777–2000: mit den Malerkolonien Willingshausen und Kleinsassen, Paul Schmaling (Hrsg.), Kassel 2001. Lexikon der Düsseldorfer Malerschule 1819–1918, Kunstmuseum Düsseldorf, Galerie Paffrath (Hrsg.), 3 Bde., München 1997–1998. Schmidt-Liebich, Jochen, Lexikon der Künstlerinnen 1700–1900: Deutschland, Österreich, Schweiz, München 2005. Meusel, Johann Georg, Teutsches Künstlerlexikon oder Verzeichniss der jetztlebenden Künstler, nebst einem Verzeichniss sehenswürdiger Bibliotheken, Kunst-, Münz- und Naturalienkabinette in Teutschland und in der Schweiz, 2 Bde., Lemgo 1809. Allgemeines Künstlerlexikon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler, Hans Wolfgang Singer (Hrsg.), 6 Bde., Frankfurt a.M. 1921. Nagler, Georg Kasper, Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten aus dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter, etc., 22 Bde., München 1835–1852. Neue Deutsche Biographie: www.deutsche-biographie.de Neuer Nekrolog der Deutschen, Friedrich August Schmidt (Hrsg.), Weimar 1824– 1854.

Abkürzungsverzeichnis

Nürnberger Künstlerlexikon ÖBL ODNB Rump Schurr/Cabanne Schweers Siret TB Weilbach

XVII

Nürnberger Künstlerlexikon: bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, Manfred H. Grieb (Hrsg.), 4 Bde., München 2007. Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950, Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.), Wien 1957ff. Oxford Dictionary of National Biography, H.C.G. Matthew u. Brian Harrison (Hrsg.), 60 Bde., Oxford 2005. Der Neue Rump, Lexikon der Bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung, Kay Rump u. Maike Bruns (Hrsg.), Neumünster 2005. Dictionnaire des Petits Maîtres de la peinture 1820–1920, Gerald Schurr u. Pierre Cabanne (Hrsg.), Paris 1996/2003. Gemälde in deutschen Museen: Katalog der ausgestellten und depotgelagerten Werke, Hans F. Schweers, 7 Bde., München u.a. 2005. Siret, Adolphe, Dictionnaire historique des Peintres de toutes les Écoles, Brüssel 1848. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Ulrich Thieme u. Wolfgang Becker (Hrsg.), 37 Bde., Leipzig 1907–1950. Weilbach. Dansk Kunstnerleksikon, Sys Hartmann (Hrsg.), Kopenhagen 1994– 2000.

Archive Berlin, Berlin, Berlin, Berlin, Berlin,

AvH GStA PK LAB PrAdK SBB PK HA

Berlin, Alexander von Humboldt-Stiftung Berlin, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Landesarchiv Berlin, Preußische Akademie der Künste Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung Berlin, SMB PK KK Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett Berlin, SMB PK ZA Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Zentralarchiv Berlin, SStM Berlin, Stiftung Stadtmuseum Berlin, ZLB Berlin, Zentral- und Landesbibliothek Budapest, AUN Budapest, Archiv der Ungarischen Nationalgalerie Dessau, LHASA Dessau, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt Dresden, SHSTA Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, SLUB Dresden, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, SSTA Dresden, Sächsisches Staatsarchiv Düsseldorf, HStA NRW Düsseldorf, Hauptstaatsarchiv Nordrhein-Westfalen Frankfurt a.M., Frankfurt a.M., Städel-Archiv Städel-Archiv Frankfurt a.M., ISG Frankfurt a.M., Institut für Stadtgeschichte Frankfurt a.M., StUB Frankfurt a.M., Stadt- und Universitätsbibliothek Freiburg i.Br., UB Freiburg i.Br, Universitätsbibliothek Gotha, ThStA Gotha, Thüringisches Staatsarchiv Hannover, StA Hannover, Stadtarchiv Jerusalem, JNUL Jerusalem, Jewish National & University Library Kassel, LB Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel Kassel, MHK Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel Karlsruhe, StA Karlsruhe, Stadtarchiv Kiel, SHLB Kiel, Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Köln, HA Köln, Historisches Archiv der Stadt Köln Kopenhagen, KB Kopenhagen, Kongelige Bibliotek Krakau, BJ Krakau, Biblioteka Jagiellońska London, NPG London, National Portrait Gallery Mainz, StA Mainz, Stadtarchiv Marburg, HStAM Marburg, Hessisches Staatsarchiv Marburg München, AdBK München, Akademie der Bildenden Künste München, BSB München, Bayerische Staatsbibliothek, Handschriftenabteilung München, HV München, Historischer Verein von Oberbayern München, StA München, Stadtarchiv Nürnberg, GNM, DKA Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Deutsches Kunst-Archiv Nürnberg, StB Nürnberg, Stadtbibliothek Paris, AD Paris, Archives départementales de la Seine Paris, AMN Paris, Archives des musées nationaux Paris, AN Paris, Archives nationales Paris, BnF Paris, Bibliothèque nationale de France Paris, ENSBA Paris, École nationale supérieure des beaux-arts Paris, FC Paris, Fondation Custodia

Archive

Potsdam, SPSG Schwerin, LHAS Straßburg, ADBR Straßburg, BN Straßburg, SIP Stuttgart, HStAS Trier, StB Tübingen, UA Tübingen, UB Weimar, GSA Weimar, THStAW Wien, AdK Wien, Wienbibliothek Würzburg, MvWM

Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Schwerin, Landeshauptarchiv Schwerin Straßburg, Archives départementales du Bas-Rhin Straßburg, Bibliothèque Nationale et Universitaire Straßburg, Service de l’Inventaire du Patrimoine de la Région Alsace Stuttgart, Hauptstaatsarchiv Trier, Stadtbibliothek Tübingen, Universitätsarchiv Tübingen Tübingen, Universitätsbibliothek Weimar, Goethe- und Schillerarchiv Weimar, Thüringisches Hauptstaatsarchiv Wien, Akademie der bildenden Künste, Universitätsarchiv Wien, Wienbibliothek Würzburg, Martin von Wagner Museum, Universität Würzburg

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Editorische Notiz Die biographischen Einträge des Künstlerlexikons sind wie folgt strukturiert: Einem tabellarischen Überblick der künstlerischen Laufbahn folgt die Beschreibung des Parisaufenthalts; daran anschließend sind die Werke aufgelistet, die den Quellen nach in Frankreich angefertigt wurden; eine Auswahlbibliographie sowie eine Übersicht der konsultierten Archivalien beschließen die Lexikonartikel. Soweit vorhanden, werden den Einträgen Porträts vorangestellt, die den Künstler während seiner Pariser Lehrzeit zeigen. Die in den biographischen Einträgen genannten Künstler, die selbst mit einem Artikel im Lexikonband vertreten sind, kennzeichnet ein Pfeil. Originaldokumente, aus denen in den Lexikonartikeln zitiert wird, werden ohne Vereinheitlichung der Orthographie und der Interpunktion wiedergegeben. Lediglich bei starker Beeinträchtigung des Textverständnisses wurden Ergänzungen vorgenommen, die als solche gekennzeichnet sind. Offensichtliche Druckfehler wurden stillschweigend getilgt.

Ackermann, Johann Adam

Ackermann, Johann Adam 1781 Mainz – 1853 Frankfurt a.M. Landschafts- und Historienmaler, Zeichenlehrer

Künstlerische Laufbahn vor 1802 Unterricht bei dem Porträt- und Landschaftsmaler Johann Caspar Schneider in Mainz; 1801 – um 1804 Parisaufenthalt; Studium im Lehratelier von Jacques-Louis David und an der École des beaux-arts; 1804 kurzzeitiger Aufenthalt in Aschaffenburg; Ernennung zum Hofmaler durch Carl Theodor von Dalberg; ab 1804 in Frankfurt a.M.; Zeichenlehrer an der Englischen Fräuleinschule und der Selectenschule; 1814 erste Romreise mit finanzieller Unterstützung von Carl Theodor von Dalberg; 1818 zweite Romreise; Beratung des Kunstsammlers Esaias Philipp von Schneider bei der Erwerbung von Kunstwerken

Parisaufenthalt 1801 – um 1804 Der 19-jährige Johann Adam Ackermann begab sich im Jahr 1801 zur künstlerischen Fortbildung nach Paris. Die bisherige Forschung zu seinem Aufenthalt in der französischen Hauptstadt stützt sich ausschließlich auf Informationen in historischen Lexika und auf die Arbeit von Wolfgang Becker (Landschulz 1977; dies. 2003; Becker 1971). Die genauen Umstände von Ackermanns Studienaufenthalt in Paris sind nicht bekannt. Im Frankfurter Nachlass Ackermanns konnten bis auf ein auf das Jahr 1804 datiertes Gesuch des Künstlers, in dem er um Erlaubnis zur Erteilung von Mal- und Zeichenunterricht bittet, keine Selbstzeugnisse ermittelt werden, die auf den Parisaufenthalt des Künstlers hinweisen (Frankfurt a.M., ISG). Ackermanns Aufenthalt in der französischen Hauptstadt lässt sich nur anhand von Archivalien in der École des beaux-arts rekonstruieren (Paris, ENSBA). Die Recherchen in Zusammenhang mit der Förderung Ackermanns durch den Erzbischof bzw. späteren Fürstprimas und Großherzog Carl Theodor von Dalberg blieben erfolglos, da der Bestand der Mainzer Geheimen Kanzlei im Würzburger Staatsarchiv im Jahr 1945 nahezu vollständig zerstört worden ist. Ackermann reiste als französischer Staatsbürger nach Paris, da seine Heimatstadt Mainz im Jahr

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1801 zur Hauptstadt des neu geschaffenen Departements Mont-Tonnerre ernannt worden war. Zu der Ausbildung in Paris soll ihm sein Mäzen Carl Theodor von Dalberg geraten haben, der Ackermann in Mainz künstlerisch gefördert hatte (Landschulz 2003, S. 22) und einige Jahre später auch den gleichaltrigen Mainzer Maler Josef Karl → Stieler nach Paris entsendete. Die Einschreibung Ackermanns in die Schülerliste der École des beaux-arts erfolgte am 9. September 1801, wo er als wohnhaft in der „rue St. Benoît, vis-à-vis la rue Taranne, chez le Cn [Citoyen] Legendre, tenant maison garnie“ bezeichnet wird (Paris, ENSBA). Zu Beginn des Sommersemesters 1802 konnte er sich am 3. Mai im internen Wettbewerb der École des beaux-arts für das Zeichnen im Antikensaal qualifizieren (Paris, AN). Erstaunlicherweise taucht Ackermann im darauffolgenden Jahr wieder auf der Schülerliste der École des beaux-arts auf: Dort erfolgte erneut eine Einschreibung am 1. Dezember 1803, vier Tage vor seinem 22. Geburtstag, nun als Schüler von Jacques-Louis David. Als Wohnadresse ist die „rue St. Benoit n° 936, hotel de Bellevue“ präzisiert (Paris, ENSBA). In Davids Atelier kopierte Ackermann die trauernde Frauengruppe aus dessen berühmtem Gemälde Der Schwur der Horatier (Taf. XI) und fertigte zudem im Jahr 1802 in Aquarell Das Bad der Diane an. Nach seiner Rückkehr aus Paris hat sich Ackermann in Frankfurt a.M. vornehmlich der Landschaftsmalerei gewidmet. Es scheint daher fraglich, ob es sich bei der seit Becker angenommenen Teilnahme am Pariser Salon in den Jahren 1841 und 1842 tatsächlich um Johann Adam Ackermann handelt (Becker 1971, S. 453), zumal die Salonkataloge sowie die Salonregister in diesen Jahren einen „Achermann (Jean)“ verzeichnen (Salon 1841, Nr. 2; Salon 1842, Nr. 2). Es scheint hier eine Verwechslung mit dem Schweizer Historienmaler Johann Achermann vorzuliegen.

Werke der Pariser Zeit Das Bad der Diane, 1802, Aquarell und Feder auf Papier, weiß gehöht, zur Verstärkung auf dickeres Papier aufgezogen, 31 × 42 cm, signiert unten links: Paris 1802, Privatbesitz | Die trauernden Frauen der Horatier nach Jacques-Louis David, um 1803, Tu-

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Amerling, Friedrich von

sche in Grau auf Papier, 15,9 × 17,5 cm, signiert: par J Ackermann, Privatbesitz (Taf. XI).

Amerling, Friedrich von 1803 Wien – 1887 ebd. Porträtmaler, Zeichner und Graphiker

Bibliographie ADB, AKL, Bénézit, TB, – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 350, Anm. 774–778; S. 453, Anm. 611–612, 631–632 | Dessoff, Albert u. Heinrich Weizsäcker, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main im neunzehnten Jahrhundert, Bd. 1, Frankfurt a.M. 1909, S. 1. | Gwinner, Philipp Friedrich, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main, Frankfurt a.M. 1862, S. 452f. | Landschulz, Marlene, Mainzer Maler aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Mainz 1977, S. 147–166 | Dies., „Kunststudium in Mainz und Paris im ausgehenden 18. Jahrhundert“, in: Beutekunst unter Napoleon. Die „französische Schenkung“ an Mainz 1803, Sabine Paas (Hrsg.), Ausstellungskat., Landesmuseum, Mainz 2003, S. 19–23 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841– 1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1841, Nr. 2; Salon 1842, Nr. 2 | Tomczyk, Leonhard, Bildende Kunst im Spessart. Ein Lexikon, Hanau 2009, S. 52 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 263.

Archivalien Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 270, S. 297 [22 fructidor an 9 (9.9.1801); 9 frimaire an 12 (1.12.1803)] (s.u. ab S. 327) | Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [3.5.1802: „bosse“] | Frankfurt a.M., ISG, Ratssupplikationen 1804, Bd. IV, fol. 258–260 [Gesuch Johann Adam Ackermanns um Erlaubnis zur Erteilung von Unterricht im Zeichnen und Malen]. Nina Struckmeyer

F. v. Amerling, Selbstbildnis, 1834

Künstlerische Laufbahn 1815–1824 Studium an der Akademie der vereinigten bildenden Künste Wien bei den Historienmalern Hubert Maurer und Karl Gsellhofer; 1824–1827 Aufenthalt in Prag; Studium an der Akademie der Bildenden Künste Prag, vermutlich bei Joseph Bergler; 1827/28 Studienaufenthalt in London; 1828 Parisaufenthalt, Besuch des Ateliers von Horace Vernet; anschließend Rückkehr nach Wien, seitdem dort als Porträtmaler tätig; 1829 Reichel-Preis der Wiener Künstlergenossenschaft für die Darstellung der Dido auf dem Scheiterhaufen; 1831–1832, 1840– 1843, 1845/46 Italienreisen; 1830, 1834–1836, 1838–1840, 1844 Teilnahme an den jährlichen Ausstellungen der Akademie der vereinigten bildenden Künste Wien; 1836 Mitglied der Wiener Akademie der vereinigten bildenden Künste; 1873 Teilnahme an der Wiener Weltausstellung; 1879 Erhebung in den österreichischen erblichen Ritterstand; 1882–1887 Reisen durch Europa

Parisaufenthalt 1828 „Paris ist in jeder Hinsicht merkwürdig. Das Leben und Treiben ist allerdings groß. Zierlichkeit von

Amerling, Friedrich von

Außen überall, unrein innen. […] Maler gibt es viel, die Stadt ist groß, geziert mit schönen Plätzen, Gebäuden, Brücken und Statuen, jedoch alles unrein“ (Probszt 1928, S. 77f.). So beschreibt der 24-jährige Friedrich Amerling am 27. März 1828 seine ersten Eindrücke der französischen Hauptstadt. Wenige Tage zuvor war Amerling aus London, der ersten Station seiner Künstlerausbildung in Westeuropa, nach Paris gekommen (Kat. Wien 2003, S. 263). Über den Parisaufenthalt des österreichischen Malers informiert nicht nur sein Tagebuch, welches Günther Probszt 1927 erstmals ausführlich auswertete und 1928 mit weiteren Briefen veröffentlichte, sondern auch der von Sabine Grabner 2003 herausgegebene Ausstellungskatalog (ebd.). Über die Pläne, die er in Paris verfolgte, gibt der Künstler keine Auskunft (Kat. Wien 2003, S. 263). Der einzige Hinweis auf sein Vorhaben lässt sich in einem Brief vom 28. März an den Freund Eduard Zdekauer finden: „Hier besteht die Einrichtung, daß jeder, welcher Mahler zu werden wünscht, als Schüller [sic] zu einem (nach seiner eigenen Wahl) Maler geht, gegen 25 francs par mois. Dieses will ich also auch vielleicht 2 Monate mitmachen, und mich, da an eine geldeinbringende Arbeit nicht zu denken ist, nach diesem in die Schweitz [sic] begeben“ (Probszt 1927, S. 27). Doch musste der Wiener Künstler seine Pläne ändern: Aufgrund eines Betrugs seines Reisegefährten Seitler, der seine Bilder und Skizzen aus London veräußerte, statt sie ihm nachzuschicken, und das Geld veruntreute (Frankl 1889, S. 20), geriet Amerling in finanzielle Not. Ferner erkrankte er gleich nach seiner Ankunft an hohem Fieber und musste ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, was eine erhebliche Belastung seines Budgets bedeutete. Um seine Unterkunft in der Rue Rufrellet zu bezahlen, porträtierte der Wiener Künstler deshalb die Tochter seiner Hauswirtin (ebd., S. 20). Amerling besuchte am 7. April das Atelier des Historienmalers Horace Vernet (Probszt 1927, S. 27). Da er infolge des Diebstahls keine Bilder vorlegen konnte, „bat [er] endlich [Vernet] um die Erlaubnis, im Atelier etwas malen und vorlegen zu dürfen. Vernet wies ihm sofort einen Nebensaal an und lies eine Staffelei aufstellen. […] Amerling kopierte den Kopf eines grönländischen Hundes und eines Pferdes, die an der Wand hingen, in zwei aufeinander folgenden Tagen“ (Frankl 1889, S. 21). Am 13. April gelangte er erstmals in die königliche Gemäldegale-

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rie, vermutlich mit der Absicht, dort zu kopieren (Kat. Wien 2003, S. 263). Einen Tag später war er im Louvre, wobei „es ihm aufgrund seiner ‚entzweichten Natur […] nach einem Aufenthalt von 3 Stunden zu kalt‘ geworden sei“ (ebd., S. 263). Das Museum beschrieb er wie folgt: „Überrascht war ich durch den majestätischen Anblick, den diese Galerie beim Eintritt gewährt, dass es ganz übersehbar ist: obgleich das k.k. Belvedere zahlreicher an Gemälden ist, so gewinnt diese durch einen imposanten Anblick. Die Zahl der kleinen Gemälde ist nicht sehr groß. Rubens hat mich gar nicht angesprochen. Tizian hat eine wunderschöne Krönung des Heilandes. Davids Bilder gefielen mir nicht im geringsten. Die Einteilung ist aber nicht die beste, sondern prachtvoll“ (Probszt 1927, S. 27). Kurz vor seiner Abreise klagte Amerling in seinem Tagebuch über den Aufenthalt in Paris: „Kann ich denn über Paris ein Urteil fällen? Was habe ich den gesehen oder gelernt? Den größten Teil der Zeit im Bette oder zu Hause zugebracht, die Hälfte meines Reisegeldes verzehrt und auf Kosten des Praxis… O unglücklicher Aufenthalt in Paris!“ (ebd.). Am 21. Mai reiste er „leichten Herzens“ ab (Frankl 1889, S. 18) und traf am 27. Juni in Wien ein. Der knapp sechswöchige Pariser Aufenthalt scheint Amerlings künstlerisches Schaffen wenig geprägt zu haben. Dennoch kommt ihm Bedeutung zu, da er dem jungen Künstler den Kontakt zu Horace Vernet ermöglichte. Die beiden Maler trafen sich 1831 in Rom wieder, wo Amerling den Franzosen in seinem Atelier besuchte (Kat. Wien 2003, S. 31, 40).

Werke der Pariser Zeit Baron Mayenfisch, Gardeoffizier, 1828, Verbleib unbekannt (Probszt 1927, Kat.-Nr. 125, S. 112) | Esther, Tochter von Amerlings Hauswirtin, 1828, Verbleib unbekannt (Probszt 1927, Kat.-Nr. 126, S. 112) | Grönländer-Hund nach Horace Vernet, 1828, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (ebd., Kat.-Nr. 128, S. 112) | Pferdekopf nach Horace Vernet, 1828, Öl/Lw, 43 × 35 cm, Verbleib unbekannt (ebd., Kat.-Nr. 129, S. 112) | Tochter des Musikers Dangu, Verbleib unbekannt (ebd., Kat.-Nr. 127, S. 112).

Bibliographie ADB, AKL, NDB, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971,

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Arnold, Carl Heinrich

S. 74, 80, 91, 111, 249, 365, Anm. 1466–1468, 1470– 1475 | Frankl, Ludwig August, Friedrich Amerling, Ein Lebensbild, Wien, Leipzig 1889 | Kat. Wien 2003: Friedrich von Amerling 1803–1887, Sabine Grabner (Hrsg.), Ausstellungskat., Wien, Österreichische Galerie Belvedere, Leipzig 2003 | Probszt, Günther, Friedrich von Amerling. Der Altmeister der Wiener Porträtmalerei, Zürich et al. 1927 | Ders., „Friedrich von Amerlings Tagebuch und Briefe“, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, Bd. 8, Wien 1928, S. 74–103. Monika Motylinska

Arnold, Carl Heinrich 1793 Kassel – 1874 ebd. Tapetenentwerfer und -fabrikant, Landschafts-, Porträt-, Tiermaler, Lithograph

Künstlerische Laufbahn ab ca. 1807 Mitarbeit in der väterlichen Tapetenmanufaktur; vor 1810 Zeichenunterricht bei Johann Gottlieb Kobold und Ernst Friedrich Ferdinand Robert, zum Teil an der Kunstakademie Kassel; 1812–1813 Parisaufenthalt in Begleitung von Justus → Krauskopf, Ausbildung in den Tapetenfabriken Jacquemart & Bénard und Joseph Dufour sowie im Atelier von Jacques-Louis David; 1823 erste Steindrucke auf hessischem Kalkschiefer, Gründung einer lithographischen Anstalt in Kassel; 1830–1835/1839 Aufenthalt in Berlin, Gründung des Zweigbetriebs des Familienunternehmens, Bekanntschaft mit Adolph Menzel, anschließend Rückkehr nach Kassel; Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; ab 1839 Hofmaler der hessischen Kurfürsten in Kassel; 1842 Übernahme der künstlerischen Leitung in der Tapetenfabrik; ab 1847 Führung des gesamten Unternehmens

Parisaufenthalt 1812–1813 Der Kasseler Fabrikantensohn Carl Heinrich Arnold brach im April des Jahres 1812 nach Paris auf und erreichte gemeinsam mit seinem Reisebegleiter, dem sechs Jahre älteren Justus → Krauskopf, am 9. Mai 1812 die französische Hauptstadt. Sein Vater Jo-

hann Christian Arnold, der erste und bedeutendste Hersteller von Papiertapeten in Deutschland, finanzierte nicht nur den Parisaufenthalt und die Reisebegleitung seines Sohnes, er hatte vor der Abreise auch einen Ersatzmann für dessen Militärdienst verpflichtet (Woringer 1907, S. 174). Über den Parisaufenthalt gibt Arnold in seinen 1867 verfassten Jugenderinnerungen Auskunft (Woringer 1907) – freilich aus der Distanz vieler Jahrzehnte. Hier findet sich eine Fülle detaillierter, allerdings kaum überprüfbarer Informationen. Darüber hinaus werden Arnolds künstlerische Betätigung und sein Auslandsaufenthalt nur kurz und dann in Untersuchungen zum Familienunternehmen thematisiert (Machmar 1942; Glimme 1998). Die Reise nach Paris trat Arnold zusammen mit dem Kasseler Akademieprofessor Ludwig Hummel, dessen Frau Marianne von → Rohden und weiteren Reisegefährten in der Kutsche an, während Krauskopf zu Fuß ging (Woringer 1907, S. 174). Ab Frankfurt schloß sich Arnold seinem Freund Krauskopf an, und sie suchten in Darmstadt den Geheimsekretär Georg Wilhelm → Issel auf, mit dem sich Arnold anfreundete und der den Kasselern bald nach Paris folgen wollte (ebd.). Laut Arnolds Erinnerungen begegneten sie am 9. Mai 1812 bei der Einfahrt nach Paris Napoléon auf dem Weg in den Rußlandfeldzug (Woringer 1907, S. 175). Arnold begab sich zunächst in die Tapetenfabriken von Jacquemart & Bénard sowie von Jacques Dufour. Erst danach vertiefte der junge Maler seine künstlerische Ausbildung, wie er sich später erinnerte. Bevor er offiziell im Tandem mit Krauskopf am 1. Juli 1812 als Schüler ins Atelier von Jacques-Louis David eintrat, stellte er sich dem Meister in dessen Wohnung nahe dem Palais du Luxembourg vor. Arnold war, wie er sich 1867 entsann, „zu neugierig, aber auch sehr befangen, den berühmten David zu sehen. […] Er war sehr ernst, fragte mich einiges[,] und dann sah er meine Arbeiten, die ich in Kassel gemacht hatte. Er schlug die Blätter schnell um, schüttelte den Kopf und sagte: ‚Mon cher ami, oh, comme ça v[i]ent de l’académie, il faut que tu commences de nouveau, mais je vois, tu as du talent ainsi que du courage‘ und gab mir die Hand zum Abschied“ (ebd.). In der Folge zeichnete Arnold in Davids Atelier zunächst nach Gipsen, dann nach lebenden Modellen; schließlich malte er auch (Woringer 1907, S. 175). Schon vor seiner Vorstellung bei David, bekundet Arnold,

Arnold, Carl Heinrich

habe er dessen Atelier besucht und die Bekanntschaft einiger der über 40 zumeist älteren Schüler Davids gemacht. Arnold „wurde auch von ihnen eines Abends in eine Gartenwirtschaft eingeladen, wo auch getanzt wurde. Einige sehr hübsche Frauenzimmer“, die er dort traf, sah er zu seiner „großen Überraschung kurz darauf nackt als Modelle im Atelier“ wieder (ebd.). Hier fand er Freunde, darunter Léopold Robert, Jules Delaroche, Peter → Rittig und einen „Schmidt aus Madrid“ (ebd.). Für zwei Silbergroschen hatten die Maler ihren Mittagstisch in der Rue de la boucherie. „Abends wurde entweder bei Licht noch gearbeitet oder herumgeschweift“; die jungen Künstler gingen ins Theater, besichtigten alte Gebäude – und schauten sich Leichname im Leichenschauhaus an (ebd.). Neben den Tapetenmanufakturen und dem Ausbildungsatelier widmete sich Arnold auch der Dekorationsmalerei. Sein Vater schrieb ihm, dass mit der Ausmalung von Sälen und Decken in Kassel viel Geld zu verdienen sei. Daraufhin verdingte sich der junge Arnold in Paris bei „dem ersten Maler dieser Art, einem Herrn Münich aus Bayern“. Es handelt sich wohl um Simon-Frédéric Moench, dessen Familienwerkstatt unter anderem die „Plafonds in den Tuilerien“ und „in der riesengroßen Gemäldegalerie“ (ebd., S. 185) ausmalte. Im Louvre also arbeitete Arnold „tagelang hoch auf den Gerüsten und lernte diese Arbeit genau kennen, um sie später mit Gewinn zu verwenden“ (ebd.). Ludwig Hummel hatte Arnold und Krauskopf das Hôtel de Lyon als Unterkunft empfohlen. In der ärmlichen Herberge, in einem Hinterhaus der Rue Saint Jacques gelegen, bekamen die jungen Männer zwei Dachkammern für je 12 Franc pro Monat zugewiesen. „Es wohnten größtenteils Studenten, Buchhändler und einige Spanier darin“ (Woringer 1907, S. 175). Mit Issel, der sich nun ebenfalls in Paris befand, sowie mit dem Kasseler Architekten Johann Heinrich Wolff und anderen Deutschen hatten sie täglichen Umgang (Woringer 1907, S. 185). In Issels Stube kopierte Arnold 1813 ein vermutlich älteres italienisches Gemälde, das jener für den Darmstädter Hof erworben hatte (Lohmeyer 1929, S. 228). Arnold wollte sich, wie er sich erinnerte, „ganz der Kunst widmen und von Paris nach Italien reisen“ (Woringer 1907, S. 185). Dagegen stand der Wille des Vaters, ihn in den heimatlichen Betrieb einzubinden. Der Sohn fügte sich schweren Herzens und reiste im Herbst 1813 recht kurzfristig ab: „Ich

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wurde nun Tapetenfabrikant.“ (Ebd.) Das Familienunternehmen blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1874 Arnolds Lebensmittelpunkt. Daneben wurde er Mitglied der Kasseler Kunstakademie, nicht zuletzt dank seiner Pariser Erfahrungen (Glimme 1998, S. 25). „Für die Kasselaner war ich eine neue Erscheinung“, schließt Arnold seine Jugenderinnerungen, „man nannte mich nur den ‚Pariser‘ und wunderte sich sehr, daß ich aus dem liederlichen Paris meine damals so roten Backen wieder mitgebracht hatte“ (Woringer 1907, S. 185).

Werke der Pariser Zeit Zwei männliche Akte, 1811, Rötel, 36 × 22 cm, signiert: Paris 1811, Verbleib unbekannt (Hundert Jahre 1929, S. 36; Becker 1971, S. 420) | Zwei weibliche Rückenakte, weiße u. schwarze Kreide auf Tonpapier, Verbleib unbekannt (Hundert Jahre 1929, S. 36; Becker 1971, S. 420) | Maria mit dem Kind und dem Hl. Franziskus, Kopie nach ungenanntem, wohl altitalienischem Meister im Louvre, Verbleib unbekannt (Lohmeyer 1929, S. 145f., 252).

Bibliographie AKL, NDB, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut BörschSupan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1828, Nr. 906; BAA 1834, Nr. 28, 29; BAA 1838, Nr. 10 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 17, 54, 61, 138, 358, 420 | Friedrich Deiker. Aufzeichnungen und Briefe, Walter Cohen (Hrsg.), Düsseldorf 1926, S. 11f. [Brief Krauskopfs an Deiker, Dez. 1812] | Glimme, HansPeter, „Zur Biographie Johann Christian Arnolds“, in: Sabine Thümmler et al., Der Tapetenfabrikant Johann Christian Arnold (1758–1842), Kassel 1998, S. 17–36 | Hundert Jahre Berliner Kunst im Schaffen des Vereins Berliner Künstler, Max Schlichting (Hrsg.), Berlin 1929, S. 32 | Hoffmeister, Jacob, Gesammelte Nachrichten über Künstler und Kunsthandwerker in Hessen seit etwa 300 Jahren, Gustav Prior (Hrsg.), Hannover 1885 | Leiß, Josef, „Die ersten Tapeten-Manufakturen in Deutschland. Die Blütezeit des Tapetenhanddrucks von 1780–1850“, in: Tapeten. Ihre Geschichte bis zur Gegenwart, Heinrich Olligs (Hrsg.), Braunschweig 1970, Bd. 1, S. 265–368 | Lohmeyer, Karl, Aus dem Leben und den Briefen des Landschaftsmalers und Hofrats

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Aubel, Karl Christian

Georg Wilhelm Issel 1785–1870, Heidelberg 1929 | Machmar, Friedrich u. Bruno Jacob, „Johann Christian Arnold (1758–1842), Karl Heinrich Arnold (1793–1874)“, in: Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830–1930, Ingeborg Schnack (Hrsg.), Marburg 1942, Bd. 3, S. 6–17 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 289 | Velut, Christine, „Der Papiertapetenhandel zwischen Frankreich und den deutschsprachigen Ländern im 18. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts“, in: Papiertapeten. Bestände, Erhaltung und Restaurierung, Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen (Hrsg.), Dresden 2005, S. 26–40 | Wildenstein, Guy u. Daniel Wildenstein, Documents complémentaires au catalogue de l’œuvre de Louis David, Paris 1973, S. 254 | Woringer, August, „Jugenderinnerungen des Fabrikanten Karl Heinrich Arnold in Kassel“, in: Hessenland, 21, 1907, S. 138f., 156–158, 172–175, 185–189.

Aubel, Karl Christian 1796 Kassel – 1882 ebd. Porträtmaler, Galerieinspektor

Robert Skwirblies

T. Rehbenitz, Bildnis des Malers Karl Christian Aubel, um 1825

Künstlerische Laufbahn um 1817 Ausbildung an der Kasseler Kunstakademie; 1819–1823 Parisaufenthalt; Schüler an der École des beaux-arts und im Atelier von AntoineJean Gros; 1824–1832 Italienaufenthalt, vor allem in Florenz, Perugia, Rom, Neapel; 1832 Rückkehr nach Kassel, Tätigkeit als Zeichenlehrer; Professor an der Kurfürstlichen Kunstakademie Kassel; 1842 Restaurierung der Flügeltüren des Marien- und Katharinenaltars in der Elisabethkirche/Marburg; 1844–1877 Inspektor der Kasseler Gemäldegalerie

Parisaufenthalt 1819–1823 Der spätere Kasseler Akademieprofessor und Galerieinspektor Karl Christian Aubel hielt sich ab dem Jahr 1819 zur weiteren Ausbildung in Paris auf. Neben wenigen allgemeinen Informationen (Nagler, TB) können Archivalien aus Paris diesen Aufenthalt genauer bestimmen (AMN; ENSBA).

Aubel, Karl Christian

Nach einer Ausbildung an der Kasseler Kunstakademie begab sich Karl Christian Aubel nach Paris; der genaue Zeitpunkt seiner Ankunft ist nicht bekannt, doch kann als terminus ante quem die erstmalige Teilnahme am Wettbewerb in den Zeichensälen der École des beaux-arts in Paris (Paris, AN a) am 28. September 1819 angesehen werden. Ebenfalls auf das Jahr 1819 wird Aubels Eintritt in das Atelier von Antoine-Jean Gros datiert (Delestre 1845, S. 489; Tripier Le Franc 1880, S. 584). Dort ließen sich auch einige andere zuvor in Kassel tätige Künstler wie Johann Wilhelm → Nahl, Ludwig → Krevel und Wilhelm → Zahn ausbilden (ebd.). Zahn beschrieb den dortigen Atelieralltag als recht lebendig, außer wenn Gros selbst zugegen war, was dreimal wöchentlich für je zwei Stunden der Fall war (Hannover, StA). Aubel hielt sich mehrere Jahre in der Stadt auf und trat am 3. November 1821 in die École des beaux-arts ein, wo er bis September 1823 Unterricht nahm (Paris, AN c). Zum Zeitpunkt seiner Einschreibung wurde seine Adresse mit Rue Saint Jacques 40 vermerkt; unter der gleichen Adresse hielten sich über mehrere Jahre weitere Kasseler Künstler auf, so wenige Jahre zuvor vermutlich Carl Heinrich → Arnold und Justus → Krauskopf, sowie zwei Jahre später Johann Wilhelm Nahl. In den folgenden Semestern der Jahre 1820 bis 1823 nahm Aubel regelmäßig an den internen Wettbewerben der École des beauxarts teil (Paris, AN a); letztmalig am 7. April 1823 (Paris, AN b). Aubel verkehrte mit dem sich seit 1821 zu Studienzwecken in Paris aufhaltenden Geburtshelfer Gustav Adolf Michaelis, von dem er ein Porträt anfertigte (Neitzke 1998, S. 661). Gemeinsam mit Michaelis und dem Orientalisten Justus Olshausen sowie dessen Bruder, dem Politiker Theodor Olshausen, ging Aubel seinen literarischen und künstlerischen Interessen nach (ADB). Noch im Herbst 1823 muss er sich in Paris befunden haben, da er zu diesem Zeitpunkt von dem Münchener Maler Wilhelm von Harnier besucht wurde, der Aubel begegnete, als dieser eine ihm Modell stehende Dame malte (Bott 1975, S. 28). Ab 1824 hielt sich Aubel mehrere Jahre in Italien auf, bevor er im Frühjahr 1832 als Zeichenlehrer in Kassel erwähnt wird, wo er 1833 Professor wurde (Wiegand 1994, S. 18) und vor allem als Madonnenmaler im Stile Raffaels reüssierte (TB).

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Werke der Pariser Zeit Porträt Gustav Adolf Michaelis, Öl/Lw, um 1821, Verbleib unbekannt (Neitzke 1998, S. 661) | Porträt einer Dame, Verbleib unbekannt (Bott 1975, S. 28).

Bibliographie ADB, AKL, Bénézit, Boetticher, Künstlerlexikon Hessen-Kassel, Nagler, TB – Anonym, „Nachrichten vom Oktober, Persönliches“, in: Morgenblatt für gebildete Leser, Bd. 38, 1844, S. 392 | Anonym, „Nekrologe“, in: Zeitschrift für bildende Kunst, Bd. 17, 1882, S. 385 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 110, 170, Anm. 877, S. 361, 425, Anm. 1295–1299 | Bott, Gerhard, Wilhelm von Harnier, 1800–1838: ein Maler und Zeichner des frühen Realismus, Darmstadt 1975, S. 28 | Busse, Joachim, Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1977, S. 41 | Delestre, JeanBaptiste, Gros et ses ouvrages: ou mémoires historiques sur la vie et les travaux de ce célèbre artiste, Paris 1845, S. 489 | Geller, Hans, Die Bildnisse der deutschen Künstler in Rom 1800–1830, Berlin 1952, S. 40 | Hoffmeister, Jacob, Gesammelte Nachrichten über Künstler und Kunsthandwerker in Hessen seit etwa 300 Jahren, Gustav Prior (Hrsg.), Hannover 1885, S. 7 | Neitzke, Gerald u. St. Hoffmann, „Gustav Adolph Michaelis – Arzt, Forscher, Lehrer“, in: Der Gynäkologe, 32, 1998, S. 661 | Tripier Le Franc, Justin, Histoire de la vie et de la mort du Baron Gros, le grand peintre, Paris 1880, S. 584 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 289–290 | Wiegand, Thomas, Ferdinand Tellgmann. Gewerbemäßiges Porträtieren in Malerei und Fotografie um 1850, Kassel 1994, S. 18.

Archivalien Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 6, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1817–1822, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [28.9.1819, 25.4.1820: o.A.; 6.8.1820, 3.10.1820, 11.9.1820: „bosse“; 7.3.1821: „modèle vivant“; 5.5.1821: „bosse“; 4.10.1821: „modèle vivant“; 3.9.1821: „bosse“; 6.4.1822: „modèle vivant“; 5.10.1822: „modèle vivant“; 9.9.1822: „bosse“] | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 7, Procèsverbaux des assemblées générales de l’école, 1823–

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Avenarius, Karl August

1829, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [7.4.1823: „modèle vivant“] | Paris, AN c: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et sculpture, 1807–1841, Nr. 746 (s.u. ab S. 327) | Marburg, HStAM, Best, M 83 Nr. 140 [Einzelne Persönlichkeiten und Familien] | Hannover, StA, Autographensammlung, Unterbestand Culemann, Nr. 2452, o. fol. [Brief von Wilhelm Zahn an N.N. v. 23.5.1824].

Nach seinem Parisaufenthalt war Avenarius in den Jahren 1810–1820 als Privatlehrer in Siebenbürgen tätig und zwischen 1820 und 1831 als Porträtmaler in Pest und Buda (AKL). Seine Bildwerke, in der Hauptsache Porträts in Öl, sind nur aus der Zeit um 1816 und später bekannt, also definitiv nach seinem Parisaufenthalt (ebd.). 1831 zog Avenarius nach Vaál (ebd.), etwa 40 Kilometer vom heutigen Budapest. Was er dort tat und wann genau er in Vaál verstarb, ist unbekannt.

Tino Mager

Werke der Pariser Zeit

Avenarius, Karl August 1788 Kassel – nach 1831 Vaál Maler, Zeichner, Zeichen- und Klavierlehrer

Künstlerische Laufbahn vor 1807 Ausbildung zum Maler in Rom; ab 1807 Parisaufenthalt; Studium an der École des beauxarts; nach 1810–1820 Tätigkeit als Porträtmaler, Zeichen- und Klavierlehrer in Siebenbürgen; 1820– 1831 Porträtmaler in Pest und Buda; nach 1831 Übersiedlung nach Vaál

Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie AKL, Bénézit – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 355, S. 413, Anm. 978–981 | Lyka, Károly, A táblabíró világ művészete. Magyar Művészet 1800–1850, Budapest 1981 | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 313.

Archivalien Parisaufenthalt 1807–? Über das Leben und Werk von Karl August Avenarius gibt es kaum Informationen. Die einzige aktuelle deutschsprachige Quelle ist der Eintrag im Allgemeinen Künstlerlexikon. Unklar ist, ob Avenarius vor seinem Auslandsaufenthalt in seinem Geburtsort Kassel eine künstlerische Ausbildung erhalten hat. Bevor er 1807 nach Paris kam, soll er in Rom studiert haben (AKL). Es gibt für seine Aufenthalte in Rom und Paris jedoch kaum Nachweise. Einzig Avenarius’ Studium an der École des beaux-arts in Paris ist belegt. Hier wurde der 19-jährige Avenarius am 19. Mai 1807 von einem gewissen Henschel vorgestellt (Paris, ENSBA). Es liegt nahe zu vermuten, dass dieser Künstler mit dem ebenfalls aus Kassel stammenden Bildhauer Johann Werner Henschel identisch ist, der sich seit 1805 selbst in Paris aufhielt, ab 1818 Mitglied der Kasseler Akademie und dort ab 1832 auch Professor war. Als Adresse wurde die Rue des Fossés Monsieur le Prince 43 angegeben (ebd.).

Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris de Paris, 1778–1813, S. 332 [19.5.1807] (s.u. ab S. 327). Julia Vercamer

Baehr, Johann Carl (Bähr, Johann Karl) 1801 Riga – 1869 Dresden Historien-, Landschafts- und Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn ab 1824 Studium an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Dresden, vor allem bei Johann Friedrich Matthäi; 1825 Parisaufenthalt, Studium im Atelier des Landschaftsmalers Jean-Victor Bertin; Bekanntschaft mit Jean-Baptiste Camille Corot;

Baehr, Johann Carl (Bähr, Johann Karl)

1825–1826 Reise mit Corot nach Italien und mehrmonatiger Aufenthalt in Rom; 1827–1828 Begegnung mit Johann Wolfgang Goethe in Weimar; erneuter Aufenthalt in Rom; 1829–1832 Porträtmaler in Riga; 1834–1835 Dritter Aufenthalt in Rom, wo er mit vielen deutschen und ausländischen Künstlern verkehrt, u.a. Bertel Thorvaldsen und Horace Vernet; 1835 erneute Tätigkeit in Riga; anschließend Rückkehr nach Dresden; ab 1843 Lehrtätigkeit an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Dresden, ab 1846 als Professor; Veröffentlichung mehrerer wissenschaftlicher Schriften

Parisaufenthalt 1825 Johann Carl Baehrs Parisaufenthalt wird in den wichtigsten biographischen Lexika nicht verzeichnet und findet in der Fachliteratur nur Erwähnung wegen seiner Bekanntschaft mit Camille Corot. In den Publikationen zu dem französischen Landschaftsmaler (u.a. Kat. Paris 1996) taucht Baehr meist am Rande aufgrund der gemeinsamen Italienreise auf. Davon abgesehen, erfährt der Maler wenig Beachtung, außer für seine Porträts von berühmten Zeitgenossen wie Caspar David Friedrich (1836, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister). Allein Hans Joachim Neidhardt widmet Baehr einen längeren Eintrag in seinem Werk Die Malerei der Romantik in Dresden (1976). Das genaue Datum der Ankunft Baehrs in Paris ist nicht dokumentiert. Im Jahr 1825 war er Schüler des französischen Landschaftsmalers JeanVictor Bertin (Neidhardt 1976, S. 244), dessen Atelier auch andere deutsche Künstler wie Wilhelm → Zahn oder Eduard → Gaertner anzog und in dem er Camille Corot kennenlernte (Galassi 1991, S. 60). Einem von Larguier veröffentlichten Reisebericht zufolge verließ Baehr in Begleitung von Corot Paris am 22. September 1825, mit einem Empfehlungsschreiben und dem Segen seines Lehrers Bertin (Larguier 1931, S. 36). Die Reise ging über Lyon durch die Schweiz, unterbrochen von einem Aufenthalt in Lausanne im Oktober, wo die beiden Künstler nach demselben Motiv arbeiteten (Larguier 1931, S. 38). Moreau-Nélaton berichtet, dass Baehr während einer Rast in Lyon Corot in den Genuss des Pfeifenrauchens einweihte (Moreau-Nélaton 1924, S. 13). Im Dezember erreichten sie Rom (ebd., S. 13), wo Baehr und Corot mit vielen anderen dort lebenden Künstlern verkehrten, darunter

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Théodore Caruelle d’Aligny, Léopold Robert und Jean-Victor Schnetz (Larguier 1931, S. 40; Johann Carl Baehr 2011, S. 10). Die Italienreise von Corot und Baehr ist sehr gut dokumentiert dank der Korrespondenz, die Corot mit seinem in Paris lebenden Jugendfreund Abel Osmond führte, den Baehr ebenfalls kannte (Paris, Louvre a). Der französische Maler bestellte gegenseitige Grüße und berichtete beiläufig, dass er sich ganz auf sein Studium konzentriere, während Baehr sich mehr den römischen Mondänitäten widmete (Paris, Louvre b). Während seines Italienaufenthalts malte Baehr mehrere Ölskizzen in der Natur, die einerseits noch stark an klassische Kompositionsmuster gebunden sind, wie man sie in den Werken von Jean-Victor Bertin vorfindet, aber auch dieselbe Sensibilität für die atmosphärischen Effekte der Natur aufweisen, wie sie bei Corot und anderen französischen Landschaftsmalern deutlich wird (Neidhardt 1976, S. 244–245). Baehr schien Corots negatives Urteil über die akademische Ausbildung und den gemeinsamen Lehrer geteilt zu haben und schrieb, dass ihm alles, was er bei Bertin gelernt habe, wie „eine kalte Karikatur Italiens“ vorkomme (Larguier 1931, S. 39). So war es in der Tat der Kontakt mit der italienischen Natur, der für Baehr entscheidend war; in einem Brief vom 28. Juni 1828 schrieb er, dass er Rom „in jeder Hinsicht eine Belehrung zu [ver]danken habe“, die er „nirgend[s] gefunden hätte“ (zit. nach Geller 1947, S. 114). Nach seiner Rückkehr nach Dresden spezialisierte sich Baehr zunehmend in der Porträt- und Historienmalerei. Später vertiefte er seine wissenschaftlichen und philosophischen Interessen (Neidhardt 1976, S. 244) und veröffentlichte einige seiner im Künstler-Verein in Dresden gehaltenen Vorträge, u.a. 1863 die Vorträge über Newtons und Göthes Farbenlehre.

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie ADB, AKL, DbbL, DBE, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 364, Anm. 1419–1422 | Galassi, Peter, Corot en Italie, Paris 1991, S. 131 | Geller, Hans, Ernste Künstler – Fröhliche Menschen. Zeichnungen

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Becker, Carl (Ludwig Friedrich)

und Auszeichnungen deutscher Künstler in Rom zu Beginn des 19. Jahrhunderts, München 1947, S. 70, 110, 114, 117 | Gutwirth, Suzanne, Jean-Victor Bertin (1767–1842). Un paysagiste néo-classique, Paris (École du Louvre) 1969, S. 151 (unpublizierte Diss.) | Johann Carl Baehr (1801–1869): drei Reisen nach Italien; mit Auszügen seiner Tagebücher und Briefe, Herrmann Zschoche (Hrsg.), Frankfurt a.M. 2011, S. 7, 9–10 | Kat. Paris 1996: Corot. 1796–1875, Michael Pantazzi et al. (Hrsg.), Ausstellungskat., Galeries nationales du Grand Palais, Paris 1996, S. 17, 56, 108, 112 | Larguier, Léo, Le Père Corot, Paris 1931, S. 36–42 | Moreau-Nélaton, Étienne, Corot raconté par lui-même, 2 Bde., Paris 1924, Bd. 1, S. 13, 17, 21 | Neidhardt, Hans Joachim, Die Malerei der Romantik in Dresden, Leipzig 1976, S. 244–245.

Becker, Carl (Ludwig Friedrich) 1820 Berlin – 1890 ebd. Genre- und Historienmaler, Präsident an der Berliner Kunstakademie

Archivalien Paris, Louvre a: Paris, Musée du Louvre, Département des Arts graphiques, legs Moreau-Nélaton, 1927, AR 8 L2 [Camille Corot an Abel Osmond, Brief vom 2. Dezember 1825] | Paris, Louvre b: Paris, Musée du Louvre, Département des Arts graphiques, legs Moreau-Nélaton, 1927, AR 8 L 10 [Camille Corot an Abel Osmond, Brief vom 2. Februar 1828] Frauke Josenhans

C. Becker, Selbstbildnis, 1839

Künstlerische Laufbahn 1837–1840 Studium bei dem Historien- und Porträtmaler August von Kloeber an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1841/ 42 Studium der Freskomalerei in München bei Heinrich Maria Hess; ab 1842 Mitarbeit an den Fresken im Königlichen Museum Berlin unter Peter von Cornelius; 1843/44 Parisaufenthalt; Besuch eines Privatateliers; 1844–1847 Romaufenthalt, dort Mitbegründer eines Kunstvereins; 1853 Reise nach Venedig; Rückkehr nach Berlin, Freskomalereien im Niobidensaal des Neuen Museums in Berlin; 1860 Ernennung zum ordentlichen Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1862 Berufung zum Professor an die Königlich Preußische Akademie der Künste in Berlin; 1881 Romreise; 1882 Ernennung zum Präsidenten der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1895 Ernennung zum Ehrenpräsidenten

Becker, Carl (Ludwig Friedrich)

Parisaufenthalt 1843/44 Vor allem in der Fachliteratur des 19. Jahrhunderts (Rosenberg 1879) und den kunsthistorischen Forschungen (Wirth 1990) über die Berliner Malerschule trifft man auf den Namen des Berliner Historienmalers Carl Becker. Zu seinem Parisaufenthalt in den Jahren 1843 und 1844 finden sich Zeugnisse in den Berliner Archiven (Berlin GStA PK; Berlin PrAdK). Nach einem ersten erfolglosen Versuch im Jahr 1840 gewann Becker zwei Jahre später mit dem Gemälde Der geblendete Ödipus verflucht Polineykes (Verbleib unbekannt) die Konkurrenz um den Großen Staatspreis der Königlich Preußischen Akademie der Künste (Berlin, PrAdK b, fol. 332). Zu diesem Werk stellte Wilhelm → Wach in seiner Beurteilung der eingereichten Beiträge fest, dass es in der Tonalität und Ausführung an die neuere französische Schule im Stile Jacques-Louis Davids erinnere (Schadow 1987, S. 805). Das mit dem Sieg um den Großen Staatspreis verbundene Stipendium erlaubte Becker einen insgesamt dreijährigen Studienaufenthalt in Paris und Rom, der mit 500 Reichstalern jährlich gefördert wurde (Berlin, PrAdK b, fol. 332). „Aufgrund seiner Jugend“ war dem damals 21-jährigen Becker von der Akademie jedoch gestattet worden, seine Reise ein Jahr später anzutreten (Berlin, GStA PK). Vermutlich war es aber die 1842 aufgenommene Tätigkeit als Freskenmaler im Königlichen Museum in Berlin unter Peter von Cornelius (Berlin, PrAdK a), die ihn seine Reise verschieben ließ. Über eine vorgeschriebene Route, die ihn durch Brüssel und Antwerpen führte, erreichte er schließlich im Juli 1843 die französische Hauptstadt (Berlin, PrAdK b, fol. 335). Verpflichtend hatte Becker am Ende jedes Semesters einen Bericht an die Akademie zu senden (Berlin, PrAdK b, fol. 335– 336v.). In diesen kurzen Schreiben, von denen eines das Hôtel du Luxembourg in der Rue de La Harpe als Adresse nennt, schildert Becker seine Erlebnisse in der französischen Metropole. So musste er feststellen, dass „das Atelier von Paul Delaroche geschlossen“ war (Berlin, PrAdK b, fol. 335). Er sah sich gezwungen, in einem anderen, von ihm nicht näher benannten Privatatelier zu arbeiten, „wo täglich nach dem lebenden Modell gemalt wurde“ (Das geistige Deutschland 1898, S. 381). Obwohl in den Kopistenlisten des Louvre nicht vermerkt, besuchte Becker nach eigenen Aussagen das Pariser

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Museum, um dort zu kopieren (Berlin, PrAdK b, fol. 336). Aus seiner Pariser Zeit erhielt sich eine Eigenkomposition Amor entflieht der Psyche. Zudem fertigte er mehrere, von ihm nicht näher beschriebene Studien und Skizzen an, deren Verbleib jedoch nicht bekannt ist (Berlin, PrAdK b, fol. 336v.). In Paris machte Becker die Bekanntschaft verschiedenster Künstler, die ihm den Zutritt zu ihren Ateliers gestatteten (Berlin, PrAdK b, fol. 336), wobei sich ihm „besonders die Herren Ingres, Ary Scheffer und Lehmann sehr gefällig erwiesen haben“ (Berlin, PrAdK b, fol. 336). Von ihnen erhielt er die Erlaubnis, sie zu „jeder Zeit besuchen zu dürfen, und mir bei ihnen Rath zu holen“ (Berlin, PrAdK b, fol. 336). Nach einjährigem Aufenthalt verließ Becker Paris, um seine Weiterreise nach Rom anzutreten. Dort verblieb er insgesamt drei Jahre, von denen er eines aus eigenen Mitteln finanzierte (Berlin, PrAdK a). Beckers Werke erfreuten sich auch außerhalb Deutschlands großer Beliebtheit. So verkaufte er Gemälde nach Frankreich (Bénézit) und Amerika (Das geistige Deutschland 1898, S. 382). Bereits einen Tag nach seinem Tod erschien in der New York Times ein kurzer Artikel über den „famous german master“ (Anonym 1900). Der Nekrolog nannte vier Werke Beckers im Besitz des Metropolitan Museums in New York, wo sie sich noch heute befinden.

Werke der Pariser Zeit Amor entflieht der Psyche, 1844, Öl/Lw, 131 × 97 cm, Inv. Nr. 3064, zuletzt: Kunsthandel, Fulda, Semler Kunsthandel | Studien und Skizzen, Verbleib unbekannt (Berlin, PrAdK b, fol. 336).

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, TB – Anonym, „Becker, The Artist, Dead“, in: New York Times, 21.12.1900, o.S. | Das geistige Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts. Enzyklopädie des deutschen Geisteslebens in biographischen Skizzen, Karl Friedrich Moest (Hrsg.), Bd. 1, Die Bildenden Künstler, Leipzig/Berlin 1898 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten. 1820– 1850, Berlin 1929, S. 13 | Dies., Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, Tafel 35 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879. Studien und Kritiken, Berlin 1879, S. 91–92, S. 125–134 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunst-

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Beckmann, Karl (Friedrich Ferdinand)

ansichten ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845. Kommentierte Neuausgabe der Veröffentlichung von 1849, Götz Eckhardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 1, S. 227, S. 231; Bd. 3, S. 799–805 | Weiss, Siegfried, „Carl Ludwig Friedrich Becker“, in: Weltkunst, Vol. 65, H. 12, 1995, S. 1688 | Wingenroth, Max, „Becker, Karl Ludwig Friedrich“, in: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog, Anton Bettelheim (Hrsg.), Jg. 6, Berlin 1904, S. 181–183 | Wirth, Irmgard, Berliner Malerei im 19. Jahrhundert. Von der Zeit Friedrichs des Großen bis zum Ersten Weltkrieg, Berlin 1990, S. 427–429.

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin PrAdK, Pers. BK Carl Becker, o. fol. [verschiedene Lebensläufe Carl Beckers aus fremder Hand, sowie ein von ihm angefertigter, 21.9.1860.] | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK, 152 Großer Staatspreis fol. 332 [Mitteilung der Akademie zur Konkurrenz um den Großen Staatspreis 1842], fol. 335 [Schreiben aus Paris, 13.8.1843], fol. 336 [Schreiben aus Paris, 22.2.1844.] | Berlin, PrAdK c: Berlin PrAdK, 393 Konkurs von Künstlern fol. 129–132 [Auszahlungsangelegenheiten für Beckers Pension.] | Berlin, GStA PK, HA I, Rep. 76 Ve Sekt. 17, Abt. V., Nr. 1, Bd. 4, Acta betreffend: Den Concurs junger Künstler, welche zu ihrer weiteren Ausbildung auf öffentliche Kosten reisen sollen, o. fol. [Akademie teilt Genehmigung eines Abreiseaufschubs Beckers mit, 30.5.1843; Instruktionen der Akademie für Beckers Aufenthalt im Ausland, 30.5.1843]. Jennifer Falckenberg

Beckmann, Karl (Friedrich Ferdinand) 1799 Berlin – 1859 ebd. Landschafts- und Architekturmaler

Künstlerische Laufbahn um 1813 – um 1815 Ausbildung an der Königlich Preußischen Porzellan-Manufaktur in Berlin; Besuch der Zeichenklassen der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; um 1820 Schüler im Atelier von Wilhelm → Wach in Berlin; 1824–1828 Parisaufenthalt; vermutlich Studium bei Jean-Victor Bertin; ab 1826 regelmäßige Teilnahme an den Berliner Akademie-Ausstellungen; 1828–1832 Aufenthalt in Rom; ab 1837 Lehrer für Architektur und Perspektive an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1846 Berufung zum Professor

Parisaufenthalt 1824–1828 Karl Beckmann war zu Lebzeiten einer der führenden Berliner Architekturmaler und wurde von Zeitgenossen sehr geschätzt (Raczynski 1841, Bd. 3, S. 139; Schadow 1987, Bd. 1, S. 208–209, 242). Werke von ihm befanden sich in der Sammlung des Bankiers und Konsuls Joachim Heinrich Wilhelm Wagener (ebd.), dessen Gemäldesammlung Grundstock der Nationalgalerie wurde. Heute findet man Beckmanns Namen in Werken zur Berliner Architekturmalerei (Börsch-Supan 1977, S. 553–554; Kat. Berlin 2001, S. 34, 36, 40), doch ist es schwierig, seine Karriere anhand der wenigen Informationen zufriedenstellend nachzuvollziehen. In verschiedenen Studien zu Berliner Architekturmalern findet man den Hinweis, dass Beckmann zunächst zum Dekorationsmaler an der Königlich Preußischen Porzellan-Manufaktur ausgebildet worden sein soll (Gramlich 1990, S. 289f; Kat. Berlin 2001, S. 34). Allerdings gibt es keine Quellen bezüglich einer solchen Ausbildung, und so könnte es sich um eine Verwechslung handeln (Siebeneicker 2002, S. 386). Beckmann besuchte die Zeichenklassen der Königlich Preußischen Akademie der Künste (Berlin, PrAdK; Zur Jubelfeier 1896, S. 72). An der Akademie wohnte er insbesondere

Beckmann, Karl (Friedrich Ferdinand)

den Vorträgen der Archäologen Jakob Andreas Konrad Levezow und Aloys Hirt bei (ebd.). Dort soll Beckmann das perspektivische Zeichnen bei dem Architekten Leopold Zielcke erlernt haben (Kat. Berlin 2001, S. 40). Nachdem die Manufaktur 1820 in eine wirtschaftliche Krise geraten war, soll Beckmann in das Theaterdekorationsatelier von Carl Wilhelm Gropius eingetreten und später zu Friedrich Wilhelm Köhler gewechselt sein (ebd.). Die meisten Quellen besagen überdies, dass Beckmann ab 1820 im Atelier des ebenfalls in Paris ausgebildeten Malers Karl Wilhelm → Wach lernte, das seit diesem Jahr Schüler empfing (Baumewerd 2011, Nr. 4). Beckmann reiste im Jahr 1824 nach Paris (Gläser 1932, S. 132); es bleibt jedoch unklar, wie er die Reise finanzierte. Er studierte vermutlich im Atelier des französischen Landschaftsmalers Jean-Victor Bertin (TB), wie auch mehrere andere deutsche Maler, u.a. Peter → Feldmann, Johannes → Thomas, Eduard → Gaertner, Wilhelm → Zahn und Johann Carl → Baehr. Es ist anzunehmen, dass sich Beckmann in Paris ebenfalls mit der Perspektive näher beschäftigte. Der Lehrer von Bertin, PierreHenri de Valenciennes, hatte ab 1812 Perspektive an der École des beaux-arts unterrichtet (Kat. Toulouse 2003, S. 107) und ein Buch zur Perspektivmalerei herausgegeben (Élémens de perspective pratique à l’usage des artistes, Paris 1800), das bereits 1803 ins Deutsche übersetzt worden war. Beckmann scheint in Paris Stadtansichten gemalt oder zumindest Vorlagen für spätere Werke erstellt zu haben, wie die in der Berliner Akademie-Ausstellung von 1836 gezeigte Ansicht aus Paris unter Ludwig XIV. (BAA 1836, Nr. 50) annehmen lässt, welche bereits im Jahr zuvor vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gekauft worden war (Berlin, GStA PK). Im Jahr 1828 reiste Beckmann nach Italien, wo er sich bis 1832 aufhielt. Von Rom aus beschickte er 1830 die Ausstellung der Akademie in Berlin (BAA 1830). Nach seiner Rückkehr aus Italien spezialisierte sich Beckmann zunehmend in Berliner Architekturveduten und Darstellungen italienischer Kirchen und Klöster (Kat. Berlin 2001, S. 34; Schadow 1987, S. 229–230, 242). Ab 1837 unterrichtete Beckmann als Lehrer für Architektur und Perspektive an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin und wurde 1846 zum Professor ernannt (Zur Jubelfeier 1896, S. 47, 72). Wie auch bei → Gaertner hat der Parisaufenthalt eine wichtige Rolle in Beck-

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manns Karriere als Architekturmaler gespielt. Insbesondere seine dort erworbenen Kenntnisse der Perspektive bereitete er für die nachfolgende Generation in einem Lehrbuch auf: Im Jahr 1859 erschien sein Traktat zum perspektivischen Zeichnen unter dem Titel Graphische Resultate der Perspektive zum Selbst-Unterricht für Architekten und Maler.

Werke der Pariser Zeit Ansicht aus Paris unter Ludwig XIV., Verbleib unbekannt (BAA 1836, Nr. 50).

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1826, Nr. 188; BAA 1830, Nr. 28, 29, 1254; BAA 1832, Nr. 36, 1240; BAA 1834, Nr. 47; BAA 1836, Nr. 50–52, 1460; BAA 1838, Nr. VIII, 28–30; BAA 1839, Nr. 40; BAA 1840, Nr. 38–39; BAA 1842, Nr. 44, 45; BAA 1846, Nr. 41, 1036, 1760 | Baumewerd, Stéphanie, Das Atelier von Karl Wilhelm Wach als Beispiel eines (erfolgreichen) kunstpädagogischen Transfers 1820–1845, Berlin (Technische Universität) 2011 (unpublizierte Masterarbeit), Anhang Schülerliste, Nr. 4 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 363, 427, Anm. 1397–1399 | Börsch-Supan, Eva, Berliner Baukunst nach Schinkel 1840–1870, München 1977, S. 553–554 | Geismeier, Willi, Die Malerei der deutschen Romantiker, Dresden 1984, S. 318–319 | Geller, Hans, 150 Jahre deutsche Landschaftsmalerei, Erfurt 1951, S. 96 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten. 1820–1850, Berlin 1929, S. 14 | Dies., Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, S. 132 | Gramlich, Sybille, Architekturmalerei im 19. Jahrhundert in Deutschland. Künstler, Themen, Käufer in Berlin und München. Studien zu einer fast vergessenen Kunstgattung, Berlin (FU Berlin) 1990, S. 289f. (unpublizierte Diss.) | Kat. Berlin 2001: Eduard Gaertner, 1801–1877, Dominik Bartman (Hrsg.), Ausstellungskat., Stiftung Stadtmuseum, Museum Ephraim-Palais, Berlin 2001, S. 34, 36, 40 | Kat. Toulouse 2003: ‚La nature l’avait créé peintre‘. Pierre-Henri de Valenciennes, 1750–1819, Ausstellungskat., Toulouse, Musée Paul Dupuy, Paris 2003, S. 107 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3,

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Begas d.Ä., Carl Joseph (Begasse, Carl Joseph)

S. 139 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879. Studien und Kritiken, Berlin 1879, S. 59– 60 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten ein Quellenwerk zur Berliner Kunstund Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845, Kommentierte Neuausgabe der Veröffentlichung von 1849, Götz Eckardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 1, S. 195, 208–209 | Siebeneicker, Arnulf, Offizianten und Ouvriers. Sozialgeschichte der Königlichen Porzellan-Manufaktur und der Königlichen Gesundheitsgeschirr-Manufaktur in Berlin 1763–1880, Berlin 2002, S. 386 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 294 | Zur Jubelfeier 1696–1896. Königlich Akademische Hochschule für die bildenden Künste zu Berlin, [Anton von Werner (Hrsg.)], Berlin 1896, S. 47, 72.

Begas d.Ä., Carl Joseph (Begasse, Carl Joseph) 1794 Heinsberg – 1854 Berlin Historien- und Porträtmaler

Archivalien Berlin, GStA PK, BPH, Rep. 49 G, Nr. 15, o. fol. [Verzeichnis der Gemälde, welche I.M. der König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in den Jahren 1794– 1840 angekauft haben] | Berlin, PrAdK, 0420, fol. 6, 8 [Berichte über die Schüler der Gipszeichenklasse, der Ornamentklasse, des Eleveninstituts, 1812– 1868].

C. Begas, Jugendliches Selbstbildnis in Paris, um 1818

Frauke Josenhans

Künstlerische Laufbahn 1803–1811 Zeichen- und Malunterricht bei Franz Katz (Köln) und Clemens August Joseph Philippart (Bonn), Kopien u.a. nach Raffael und barocken Altarwerken; 1813–1821 Parisaufenthalt; Schüler der École des beaux-arts und bei Antoine-Jean Gros; ab 1817 Stipendium und Aufträge des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., Teilnahme am Pariser Salon; ab 1816 regelmäßige Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1821 Reise über Köln nach Berlin, um sein in Paris gefertigtes Altarbild Ausgießung des Hl. Geistes für die Berliner Domkirche vorzustellen; zuvor Studium der Sammlung Boisserée in Stuttgart; 1822 Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; Bewilligung eines Romstipendiums; Begegnung mit Peter Cornelius in München; 1822–1824 Romaufenthalt; Nähe zum Kreis der Nazarener um Franz Schnorr von Carolsfeld, in deren Geist weitere religiöse Werke entstehen; in dieser Zeit Namensänderung zu Begas; nach 1824 Etablierung in Berlin;

Begas d.Ä., Carl Joseph (Begasse, Carl Joseph)

Aufträge für Porträts und religiöse Historienbilder durch das preußische Königshaus und die wohlhabende Gesellschaft; ab 1826 Professur an der dortigen Königlich Preußischen Akademie der Künste; nach 1830 Fertigung romantischer Genre- und Historienbilder; großformatige Altargemälde; 1842– 1845 Apsisfresko in der Heilandskirche Sacrow im Auftrag des preußischen Königs; 1846 Ernennung zum preußischen Hofmaler, in den letzten Lebensjahren überwiegend Porträtaufträge

Parisaufenthalt 1813–1821 Von Carl Begas sind nur wenige unmittelbare Zeugnisse aus seiner Pariser Zeit erhalten, etwa die Korrespondenz zu seiner Unterstützung durch den preußischen König ab 1815 (Berlin, GStA PK), Selbstzeugnisse in der zeitgenössischen Literatur (Raczynski 1841) und einige Archivalien und Tagebucheinträge anderer Akteure, etwa von Sulpiz Boisserée (Sulpiz Boisserée 1979) oder dem Sohn Oskar (Berlin, SStM). Unmittelbare Forschungen zur Künstlerfamilie Begas und somit auch zu Carl konzentrieren sich in dessen Geburtsstadt Heinsberg (Kat. Heinsberg 1994), die mit der jüngst erfolgten Neueinrichtung des Museums als Begas Haus – Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg neue Impulse erhielten. Der durch die Rheinbesetzung als Franzose geborene Begas wuchs in Köln auf. Sein Weg nach Paris war daher nicht der eines Ausländers, vielmehr kam er als französischer Bürger aus der Provinz in die Hauptstadt. Die Ausbildung zum Künstler wurde seinem späteren Bekunden nach von der Familie widerstrebend akzeptiert und dann auch finanziert (Raczynski 1841, S. 28). Der 18-Jährige erreichte Paris zu Jahresbeginn 1813, wo er am 26. Januar in die Immatrikulationsliste der École des beaux-arts als Schüler von Antoine-Jean Gros eingetragen wurde (Paris, ENSBA; Paris, AN). Die Ausbildung bei Antoine-Jean Gros summierte er später auf ein Jahr Aktzeichnen und, unterbrochen durch die Kriegsereignisse 1813–1815, auf sechs Monate Malerei (Raczynski 1841, S. 29), „wovon wir“, wie sein Sohn 30 Jahre später vermerkte, „Männliche Torse und weibl. ganze Akte jetzt im Atelier hängen haben, die so vortrefflich sind, daß sie allezeit für muster können gelten“ (Berlin, SStM, S. 522). Gros soll vor den Studien seines Schülers ausgerufen haben: „Mon cher, vous ne ferez jamais mieux, que

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ça!“ (Eggers 1855, S. 340). Laut Alexander von Humboldt war Begas anscheinend für die Dauer seines Aufenthalts ununterbrochen bei Gros beschäftigt (Berlin, GStA PK a, fol. 3). Der junge Mann schien sich in Paris zunächst vor allem unter Rheinländern bewegt zu haben (Kat. Heinsberg 1994, S. 16): Der Harfenist Franz von Stockhausen aus Köln wurde ein enger Freund und mit dem späteren Architekten Johann Peter Weyer schrieb er sich gemeinsam in der Akademie ein (Daniell 1856, S. 116); ein Doppelporträt zeugt von dieser engen Freundschaft (Taf. XXXIV). Mit ihm wie auch mit dem Kölner Komponisten Bernhard Klein teilte Begas sich vermutlich eine eher ärmliche Wohnung in der Rue du Gros-Chênet 5, im Faubourg Poissonnière (Berlin, SStM, S. 519; Berlin, GStA PK a, fol. 1). Sulpiz Boisserée lernte den angehenden Maler im Oktober 1820 in Paris kennen, traf ihn mehrfach und blieb ihm über Jahre verbunden. Mit dem französischen Beamten und Kunstkritiker Edme-François Miel oder dem Bankier Jacques Lafitte waren auch Franzosen unter seinen Kontakten (Sulpiz Boisserée 1979, S. 679, 690). Folgenreich waren seine Verbindungen zu preußischen Kreisen in Paris: Der Verleger Friedrich Schöll und der zur Restitution der Kunstwerke 1814 angereiste Hofrat im preußischen Hofmarschallamt Ernst Friedrich Bußler verhalfen Begas zur Förderung durch Friedrich Wilhelm III. (Berlin, GStA PK a, fol. 4ff.) und wurden so zu dessen wichtigsten Vermittlern. Angeblich hatte der preußische König bei seinem Aufenthalt in Paris im Jahr 1814 Begas im Louvre beim Kopieren der Madonna della Sedia von Raffael beobachtet. Bußler habe daraufhin beide miteinander bekannt gemacht (Eggers 1855, S. 340). Im Juli 1815 übersandte der junge Maler Friedrich Willhelm III. eine Kopie der Madonna della Sedia; der König fand Gefallen daran, und Begas konnte das Gemälde zu guter Letzt für ein „Honorar von 60 Friedrichsd’or überreichen“ (Berlin, GStA PK a, fol. 1; Berlin, GStA PK c). Ebenfalls in Bußlers Besitz befand sich eine an Raffaels Sixtinische Madonna in Dresden angelehnte und von Humboldt erwähnte Skizze der Jungfrau Maria als himmlische Erscheinung (Berlin, GStA PK a, fol. 3f.). Der Maler bezeichnete sie später als sein „erstes Bildchen in Paris“ (Raczynski 1841, S. 29). Entstanden war sie vielleicht schon 1813 (ebd., S. 57). Zusammen mit einer weiteren Raffael-Kopie wurde sie auf der Berliner Akademie-Ausstellung 1816 als „eigene Erfin-

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Begas d.Ä., Carl Joseph (Begasse, Carl Joseph)

dung“ des in Paris studierenden Künstlers präsentiert (BAA 1816, Nr. 124) und dort vom preußischen König erworben (Berlin, GStA PK c). Der König erwog eine großformatige Ausführung des Bildes: Alexander von Humboldt wurde im November 1816 aufgefordert, Erkundigungen über den Preis einzuholen und darüber, ob Begas „ein Künstler von ausgezeichnetem Talent“ sei, „von dem sich etwas Vorzügliches erwarten“ lasse (Berlin, GStA PK a, fol. 2). Der angeforderte Bericht war des Lobes voll. Gros hielt Begas für den talentiertesten deutschen Malereistudenten in Paris, so dass der preußische Gesandte in Paris, Karl von der Goltz, „eben im Begriffe“ gewesen sei, Friedrich Wilhelm III. um eine jährliche Unterstützung für den jungen Maler zu bitten. Die angedachte großformatige Ausführung wurde letztlich nicht in Auftrag gegeben (ebd., fol. 3f.). Friedrich Wilhelm III. kaufte jedoch mehrere Gemälde an – Hiob, von seinen Freunden bedauert und Amor – und bewilligte Begas am 26. Januar 1818 eine Unterstützung von 4000 Francs für die nächsten beiden Jahre (Berlin, GStA PK b, fol. 16). Der Verleger Schöll hatte dies beim Preußenkönig angeregt und die Entscheidung mit der Information, Gros habe dem vielversprechenden Maler angeblich „Vorschläge zur Naturalisation [gemacht], um auf diesem Wege für Frankreich ein künftiges Subject in der Kunst zu gewinnen“, stark beeinflusst (Berlin, GStA PK a, fol. 6). Während des Kongresses der Sieger über Napoleon im Herbst 1818 in Aachen reiste Begas in seine Heimat und stellte – wohl auf Anraten aus Berlin (Raczynski 1841, S. 29) – ein weiteres in Paris entstandenes Altarbild aus, in dem er „ganz“ seinen „Gefühlen freien Lauf“ gelassen hatte (Berlin, GStA PK a, fol. 14). Er trug den Christus am Ölberg seinem neuen „Landesvater“ und „Beförderer“ Friedrich Wilhelm III. als Ergebnis seiner Unterstützung an (ebd.). Dieser erwarb das Gemälde für die Berliner Garnisonkirche und erteilte dem 26-Jährigen den Auftrag für ein weiteres in Paris anzufertigendes Altarbild. Das Motiv blieb ihm überlassen – nur evangelisch sollte es sein und eine Skizze vorab geliefert werden (ebd. fol. 16). Es entstand die Ausgießung des Heiligen Geistes. Begas verließ im Frühjahr 1821 nach seinem acht Jahre währenden Aufenthalt die französische Hauptstadt. Mit sich führte er das Altarbild der Ausgießung des Heiligen Geistes, die nach seiner Ankunft in Berlin im Thronsaal des Berliner Schlosses aufgestellt und auf Karl

Friedrich Schinkels Anregung als Altarblatt in die dortige Hof- und Domkirche überführt wurde (Berlin, GStA PK a, fol. 28). Unmittelbar darauf erfuhr Begas neue Impulse durch den etwa zweijährigen Romaufenthalt. Schon 1819 hatte er sich von der preußischen Förderung vor allem einen mehrjährigen Italienaufenthalt versprochen (Berlin, GStA PK a, fol. 25). Zudem änderte sich der Geschmack in der Hauptstadt seiner Förderer. Hatte der „Schüler der heutigen französischen Schule“ für seine Arbeiten in Berlin stets großes Lob erhalten (Berlin, GStA PK d, fol. 21), hielt 1822 der an der Berliner Akademie der Künste beschäftigte Zeichenlehrer Friedrich Förster Begas vor, sich bei der „Ausführung großer Compositionen […] von dem Pariser Effektmachen“ nicht freigehalten zu haben (Berlin, GStA PK b, fol. 93v.). Daher äußerte sich der Maler bald zwiespältig über seine Pariser Ausbildungszeit: Unter Deutschen „schien es Einigen, als seien diese Bilder [Christus am Ölberg und Die Ausgießung des Heiligen Geistes] ganz Französisch […] in Paris schalt mich mein Lehrer, sie seien zu Deutsch; und wer sich zwischen zwei Feuern befand – war ich“ (Raczynski 1841, S. 29). Die folgenden Kontroversen um die Nazarener und deren Malerei, in die Begas involviert wurde, sollten den jungen Maler noch stärker verunsichern. So klagte Begas 1823 seiner Verlobten, „in Berlin zum alles vollkommsten Nazarener“ gemacht worden zu sein. Sein nächstes Altarbild werde „ein sehr verschiedenes Wesen“ vom Dombild haben (Berlin, SMB PK ZA). Die Konzentration auf seine unverfänglichere und weithin gelobte Bildnismalerei lag daher nahe. Schon in Paris porträtierte Begas neben Freunden wie Weyer und Georg Wilhelm → Issel auch Deutsche und Franzosen der höheren Gesellschaft, etwa den preußischen Militärbeamten Johann Friedrich von Paris und die Familie Lafitte. Die einzige Teilnahme am Pariser Salon während seines Aufenthalts in der französischen Hauptstadt bestritt er 1817 mit dem Porträt eines unbekannten Mannes (Salon 1817, Nr. 31; Paris, AMN c). Der Maler war noch 1837 und 1840 im Pariser Salon vertreten und gewann gar die Medaille 2. Klasse (Paris, AMN d). Einige seiner Schüler – Heinrich Pommerencke, Karl Ludwig Rundt, Carl → Steffeck und Wilhelm Amberg – gingen ebenfalls zur Vollendung ihrer Ausbildung nach Paris.

Begas d.Ä., Carl Joseph (Begasse, Carl Joseph)

Werke der Pariser Zeit Porträt Franz Anton Adam Stockhausen, undatiert [1813?], Öl/Lw (?), ehem. Breuer, Paris (Kat. Heinsberg 1994, S. 105) | Porträts von Onkel und Tante F.A.A. Stockhausens, 1813, Öl/Lw (?), Verbleib unbekannt (Kat. Heinsberg 1994, S. 105; Berlin, SStM, fol. 519, 522) | Madonna mit Kind, in den Wolken schwebend nach Raffael, 1813, Öl/Lw, 50 × 37 cm, Inv. Nr. GK I 6353, Berlin, SPSG, Schloss Charlottenburg | Selbstporträt mit Johann Peter Weyer, 1813, Öl/Lw, 100 × 80 cm, Inv. Nr. 2340, Köln, WallrafRichartz-Museum (Taf. XXXIV) | Madonna della Sedia nach Raffael, 1814, Öl/Lw, 72 × 73 cm, bezeichnet „Begasse coloniensis 1814“, Inv. Nr. GK I 5830, Potsdam, SPSG, Orangerie Schlosspark Sanssouci | Knabenporträt, undatiert [um 1814/1817], Öl/ Lw, 82 × 98 cm, Verbleib unbekannt (Kat. Heinsberg 1994, S. 107; Lost Art) | Porträt Georg Wilhelm Issel, 1815, Öl/Lw, 81,5 × 64 cm, bezeichnet „CARL BEGASSE P. AMICO SUO W. ISSEL“, rücks. auf Keilrahmen „Carl (unleserlich) amico suo W. Issel, Paris 1815 (oder 1813)“, Inv. Nr. G 2299, Heidelberg, Kurpfälzisches Museum | Vision des Hesekiel nach Raffael, 1814–15, Öl/Lw, 40 × 33 cm, Inv. Nr. GK I 5840, Potsdam, SPSG, Orangerie Schlosspark Sanssouci | Kardinal Bibbiena nach Raffael, vor 1815, Öl/Lw, 85 × 83 cm, Inv. Nr. GK I 5815, Potsdam, SPSG, Orangerie Schlosspark Sanssouci | Hiob, von seinen Freunden betrauert, 1816–17, Öl/Lw, 176 × 155 cm, Verbleib unbekannt (BAA 1818, Nr. 489; Kat. Heinsberg 1994, S. 17, 108, Abb. 11; Lost Art); dazu: Vorzeichnung, 1816 (bez. „C.B. 1816“), Sepia über Graphit, weiß gehöht, braunes Papier, 34 × 30 cm, Inv. Nr. F III 3613, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett | Maria mit dem Christuskinde als himmlische Erscheinung, Verbleib unbekannt (BAA 1816, Nr. 124) | Portrait d’un homme, um 1817, Öl/Lw, 77 × 66 cm, Verbleib unbekannt (Paris, AMN c) | Christus am Ölberg, 1817, Öl/Lw, Maße o.A., zerstört (Kat. Heinsberg 1994, S. 17, 109; Berlin, SMB PK ZA, Nr. 1017) | Porträt eines jungen Mannes, 1817, Öl/Lw, 54,5 × 54 cm, bezeichnet: „Begasse A. (?) 1817“, zuletzt: Kunsthandel, Berlin (Kat. Heinsberg 1994, S. 18, 109, Abb. S. 290) | Amor, Brustbild, 1817, Öl/ Lw, 97 × 82 cm, Kriegsverlust (BAA 1818, Nr. 490; Kat. Heinsberg 1994, S. 109; Lost Art) | Porträts Johann Friedrich und Auguste von Paris, 1818 (1816?) bzw. 1820, Öl/Lw, 80,5 × 63,2 cm bzw. 81 × 65 cm, bezeichnet: „C.B. 1818“ (1816?) bzw. „C.I. Begasse

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F 1820“, zuletzt: Kunsthandel, Hamburg, Auktionshaus Schopmann, Sommer 2009, Lot. Nr. 673 | Engelskopf mit fliegendem Haar, 1818, Kohlezeichnung, weiß gehöht, 37,5 × 26,8 cm, bezeichnet u.l.: „JC Begasse seinem Freund Koester zum Andenken 1818“, Inv. Nr. K 1638, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett | Gut Herb bei Dremmen/Heinsberg, 1818, Tusche auf Papier, bezeichnet: „C.B. 1818“, Verbleib unbekannt? (Kat. Heinsberg 1994, S. 177) | Selbstporträt, undatiert [um 1818?], Steindruck, 14,7 × 11,5 cm, bezeichnet u.l.: „C.B. s.i.f.“, Inv. Nr. CI 10, Heinsberg, Kreismuseum | Selbstporträt, 1819, Öl/ Lw, 59 × 48 cm, bezeichnet: „Begasse 1819“, Verbleib unbekannt (Kat. Heinsberg 1994, S. 84, 110) | Porträt eines älteren Herrn, 1819, Graphit auf Karton, 18 × 14 cm, bez. u.r. „C. Bga 1819“, Inv. Nr. Z 1292, Köln, Wallraf-Richartz-Museum | Porträt Franz Ferdinand Wallraf, 1819, Graphit auf Papier, 30,4 × 23,9 cm, bezeichnet m.l.: „C. Begasse, 4. Januar 1819, z. Abschied“, Inv. Nr. Z 1292, Köln, Wallraf-Richartz-Museum | Medaillon eines Unbekannten, 1819, Graphit auf Karton, Tondo 26,5 cm, bezeichnet u.r.: „Dédié à Mademoiselle Rosalbine de Münch par Charles Begasse. 1819“, Inv. Nr. CI 19, Heinsberg, Kreismuseum | Ausgießung des Heiligen Geistes, 1820, Öl/Lw, 324 × 255 cm, bezeichnet: „[PIN]XIT KARL BEGASSE v. HEINSBERG 1820“, Berlin, Berliner Dom, Kapelle | Selbstporträt, um 1820, Öl/Lw, 60 × 49 cm, Inv. Nr. A I 1080, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie | Porträt eines sitzenden kleinen Mädchens mit Ball in der rechten Hand, 1820, Zeichnung, 14 × 11,2 cm, bezeichnet: „1820“, Verbleib unbekannt (Berlin, SMB PK ZA) | Porträt Carl Jakob Ignaz Hittorf, 1821, Graphit/Karton, 28,3 × 22,6 cm, bezeichnet: „Im Jahre 1821 zeichnete C. Begasse seinen Freund C. Hittorf den Architekten“, Inv. Nr. 1294, Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Kupferstichkabinett (Taf. XXX) | Madonna mit Kind, umgeben von Hirten, 1821, Öl/Lw, 22 × 16,3 cm, bezeichnet rücks. auf dem Keilrahmen: „Begasse an Hittorf 1821“, Inv. Nr. G/n 32, Solingen, Bergisches Museum Schloß Burg an der Wupper, Slg. Luchtenberg | Porträt des Architekten Franz Christian Gau, 1821, Graphit/Papier, 19 × 15 cm, bezeichnet: „C. Begasse 1821 Paris“, Kriegsverlust (Kat. Heinsberg 1994, S. 179; Lost Art) | Porträt des Bildhauers Landolin Ohnmacht, 1821, Schwarzkreidezeichnung, Verbleib unbekannt (Lost Art) | Doppelporträt Franz

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Begas d.Ä., Carl Joseph (Begasse, Carl Joseph)

Anton Stockhausen und H.B. Gründler, 1821, Bleistift/Papier, 18 × 27,7 cm, bezeichnet: „C. Begas f.“, von fremder Hand erg. „Franz Stockhausen aus Köln, Musiker Paris d. 27. (?) April 1821“ bzw. „H.B. Gründler, med. doctor, aus Breslau d. 27. (?) April 1821“, Frankfurt a.M., Privatbesitz Marlene u. Renate Wirth (Kat. Heinsberg 1994, S. 18, 179) | Porträt Marine-Françoise Lafitte geb. Laeut (1783–1849) und Tochter Albine Étiennette Marguerite, Verbleib unbekannt (Sulpiz Boisserée 1979, S. 679).

Bibliographie ADB, AKL, BBKL, Boetticher, Nagler, NDB, Schweers, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut BörschSupan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, 1816, Nr. 124; BAA 1818, Nr. 489, 490; BAA 1822, Nr. 127, 660; BAA 1824, Nr. IV; Bd. 2, BAA 1826, Nr. 17–21; BAA 1828, Nr. 17, 18, 925, 926; BAA 1830, Nr. VI, XV, XIX, 30, 897, 898, 1118, 1119, 1255, 1256; BAA 1832, Nr. VIII, 37–40; BAA 1834, Nr. 48–51; BAA 1836, Nr. XII, 53–55; 1461; BAA 1838, Nr. VI, 31–35; BAA 1839, Nr. 41–46; BAA 1840, Nr. IX, 40–44; BAA 1842, XIII, Nr. 46–50, 1486; BAA 1844, Nr. 38–43; BAA 1846, Nr. XVIII, 42–45; BAA 1848, Nr. 62–64; BAA 1850, Nr. XV | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 69– 78, 359, 422 | Börsch-Supan, Helmut, Die Deutsche Malerei von Anton Graff bis Hans von Marées 1760– 1870, München 1988 | Sulpiz Boisserée. Tagebücher, Hans-J. Weitz (Hrsg.), Darmstadt 1979, Bd. 1 | Bußler, Robert, Der Rafael-Saal. Verzeichniß der im Königlichen Orangeriehause zu Sans-Souci […] aufgestellten Copien nach Gemälden von Rafael Sanzio, Nachdr. der 2. Auflage [1861], Bildanhang und Kommentar von Gerd Bartoschek, Potsdam 1983 | Daniell, Henri, „Cologne et son ancienne école de peinture à propos de la galerie Weyer“; in: L’Artiste, Nr. 6, 1856, S. 113–116 | Delestre, Jean-Baptiste, Gros et ses ouvrages: ou mémoires historiques sur la vie et les travaux de ce célèbre artiste, Paris 1845, S. 488 | [Eggers, Friedrich], „Karl Joseph Begas“, in: Deutsches Kunstblatt, 6, 1855, S. 336, 339ff. | Geismeier, Willi, Malerei der deutschen Romantik, Stuttgart, Dresden 1984, S. 317 | Kat. Berlin 1976: Nationalgalerie Berlin. Verzeichnis der Gemälde und Skulpturen des 19. Jahrhunderts, Barbara Dietrich et al. (Hrsg.), Bestandskat., Berlin 1976, S. 35 | Kat. Heinsberg 1994: Carl Joseph Begas (1794–1854).

Blick in die Heimat, Rita Müllejans-Dickmann (Hrsg.), Ausstellungskat., Kreismuseum Heinsberg 1994, S. 15–20, 65f., 84, 105–111, 177f. | Koetschau, Karl, Rheinische Malerei in der Biedermeierzeit, Düsseldorf 1926, S. 32 | Merlo, Johann Jacob, Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit. Johann Jacob Merlos neu bearbeitete und erweiterte Nachrichten von dem Leben und den Werken Kölnischer Künstler, Eduard Firmenich-Richartz (Hrsg.), Düsseldorf 1895 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Malerei, 3 Bde., Berlin 1836, Bd. 1, S. 57f., Bd. 3, Berlin 1841, S. 29–31 | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 128, 240, 313 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879. Studien und Kritiken, Berlin 1879 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1817, Nr. 31 [falscher Verweis auf Salon 1812] | Schmitz, Ludwig, „Die dem Rheinland entstammende Künstlerfamilie Begas“, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, 36, 1914, S. 221 | Schnorr von Carolsfeld, Julius, Briefe aus Italien, geschrieben in den Jahren 1817 bis 1827. Ein Beitrag zur Geschichte seines Lebens und der Kunstbestrebungen seiner Zeit, Gotha 1886 | Thimann, Michael, „Nachahmung der Natur um 1800. Zur Krise einer europäischen Idee bei Christian Gottlieb Schick“, in: Dialog und Differenz. Deutsch-französische Kunstbeziehungen 1789–1870, Isabelle Jansen u. Friederike Kitschen (Hrsg.), München 2010, S. 259–281, 262 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 285 | Wirth, Irmgard, Berliner Malerei im 19. Jahrhundert. Von der Zeit Friedrichs des Großen bis zum Ersten Weltkrieg, Berlin 1990, S. 92–99.

Archivalien Berlin, GStA PK a: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 89 Geh. Zivilkabinett Nr. 19519, fol. 1, 2, 3, 4, 6, 10–12, 14, 16, 25, 28 | Berlin, GStA PK b: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 89 Geh. Zivilkabinett Nr. 19854, fol. 93v. | Berlin, GStA PK c: Berlin, GStA PK, BPH Rep. 49 G 15, o. fol. [Verzeichnis der Gemälde, welche I.M. der König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in den Jahren 1794–1840 angekauft haben] | Berlin, GStA PK d: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 76 Kultusministerium Ve Sekt. 17 Abt. × Nr. 1 Bd. 1, fol. 21 |

Bendix, Leopold

Berlin, SStM, Tagebücher Oskar Begas, Bd. 2, fol. 516–520 | Berlin, SMB PK ZA, Autographensammlung, Carl Begas d.Ä., Mappe 72, fol. 1 | Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 12 (s.u. ab S. 327) | Paris, AMN a: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824– 1852, *KK 8, Salon de 1837 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK 9, Salon de 1838 | Paris, AMN c: Paris, AMN, X-Salons, Salon de 1817 | Paris, AMN d: Paris, AMN, X-Salons, Salon de 1837 [État de Médailles accordées à la suite du Salon de 1837, o. fol, Médaille 2ème Classe Begas (Charles)] | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris de Paris, 1778–1813, S. 371 [26.1.1813] (s.u. ab S. 327). Robert Skwirblies

Bendix, Leopold 1818 Berlin – 1883 ebd. Historien-, Porträt- und Genremaler

Künstlerische Laufbahn 1834 Schüler im Atelier von Wilhelm Herbig in Berlin; 1834–1870 regelmäßige Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1835–1839 Studium an der Königlich Preußischen Kunstakademie Düsseldorf bei Theodor Hildebrandt; 1841 in Berlin als Historienmaler tätig; Atelier in der Neuen Friedrichstraße 22; 1841/42 Parisaufenthalt, Schüler im Atelier von Paul Delaroche, Kopiertätigkeit im Louvre; Rückkehr nach Berlin; ab 1843 regelmäßige Teilnahme an der Dresdner Akademie-Ausstellung 1871–1883 Mitglied im Verein Berliner Künstler

Parisaufenthalt 1841/42 Nur noch wenige Werke des jüdischen Berliner Malers Leopold Bendix können heute lokalisiert werden. Erwähnung in der Forschung findet sein im Jahr 1847 entstandenes und sich heute in Wuppertal befindendes Gemälde Eine Auspfändung als frühes Beispiel sozialkritischer Genremalerei (Gaehtgens 2000, S. 119; Kat. Wuppertal 2003, S. 24).

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Darüber hinaus besitzt das Jüdische Museum Berlin zwei seiner Kinderporträts (Kat. Berlin 2002, S. 81). Die wenigen gedruckten Quellen, die Auskunft über Bendix’ Leben geben, erwähnen den Parisaufenthalt des Künstlers nicht, doch erlauben in Paris aufbewahrte Archivalien, diesen in Ansätzen zu rekonstruieren (Paris, BnF; Paris, AMN; Delaborde 1858, o.S.). Nach seiner Ausbildung im Atelier des Historienmalers Wilhelm Herbig in Berlin und an der Düsseldorfer Kunstakademie beschloss der 23-jährige Bendix im Jahr 1841, für weitere Studien in die französische Hauptstadt zu reisen (AKL; Düsseldorf, HStA). Mithilfe eines Empfehlungsschreibens des berühmten Komponisten Giacomo Meyerbeer, datiert vom August desselben Jahres, wurde Bendix Schüler im Pariser Atelier des Historienmalers Paul Delaroche (Paris, BnF; Delaborde 1858, o.S.). Anzunehmen ist, dass Bendix die Bekanntschaft Meyerbeers zuvor im Berliner Salon von Amalie Beer, Meyerbeers Mutter, gemacht hatte, zu deren Gästen er zählte (Wilhelmy 1989, S. 895). Bendix kopierte ab November des Jahres 1841 im Louvre und wurde dort als Schüler von Paul Delaroche in den Kopistenregistern verzeichnet (Paris, AMN). Zu vermuten ist, dass Bendix im Atelier von Delaroche näheren Kontakt zu mehreren deutschen Malerkollegen unterhielt. Auf einem nur noch durch Beschreibung überlieferten und von dem Maler Karl Wilhelm → Streckfuß (Gläser 1929, S. 77) angefertigten Gruppenporträt der Schüler von Paul Delaroche befindet sich das Porträt von Bendix neben dem von Ludwig → Löffler, Johann Heinrich → Jacobi, Johann Baptist → Berdellé, Richard Edmund Flatters, Edmund → Wodick und dem Polen Edmund Meder sowie weiteren Kommilitonen. Das einzige überlieferte Werk von Bendix’ Hand, das während seines Aufenthalts in der französischen Metropole entstand, ist ein Porträt des kanadischen Juristen Guillaume Lévesque aus dem Jahr 1842, der sich zu diesem Zeitpunkt in Paris im politischen Exil aufhielt. Im selben Jahr scheint Bendix Paris verlassen zu haben; in den Katalogen der Berliner AkademieAusstellung, die er in den folgenden Jahren bis 1870 regelmäßig beschicken sollte, ist er bereits 1842 unter einer Berliner Adresse verzeichnet (BAA 1842, Nr. 54–57). Bis zu seinem Tod im Jahr 1883 war Bendix als Genre- und Porträtmaler in seiner Heimatstadt tätig (Lexikon der Düsseldorfer Malerschule, S. 118).

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Bendixen, Siegfried Detlev

Werke der Pariser Zeit Porträt Guillaume Lévesques, 1842, Öl/Lw, 10 × 11,2 cm, Acc. No. 1989–289–1, Ottawa, Library and Archives Canada.

listen Kunstakademie Düsseldorf] | Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL7, Nr. 973 | Paris, BnF, Mss. FR Nouv. Acq. 16800, Famille Delaroche-Vernet. Correspondances, fol. 131 [Brief von Giacomo Meyerbeer an Paul Delaroche, Berlin, 25.8.1841].

Bibliographie AKL, Boetticher, Lexikon der Düsseldorfer Malerschule, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut BörschSupan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1832, Nr. 83, 84; BAA 1838, Nr. 86; BAA 1844, Nr. 1664; BAA 1846, Nr. 1426 | DAA: Die Kataloge der Dresdner Akademie-Ausstellungen 1801–1850, bearbeitet von Marianne Prause, 2 Bde., Berlin 1975, Bd. 1, 1843, Nr. 198, 263; 1844, Nr. 246, Nr. 262; 1845, Nr. 383, 384, 390; 1847, Nr. 205; 1850, Nr. 443 | Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Gaehtgens, Thomas W., „Die Revolution von 1848 in der europäischen Kunst“, in: Die Revolutionen von 1848 in der europäischen Geschichte. Ergebnisse und Nachwirkungen. Beiträge des Symposions in der Paulskirche vom 21. bis 23. Juni 1998, München, Oldenburg 2000, S. 91–122, S. 119 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten. 1820–1850, Berlin 1929, S. 77 | Kat. Berlin 1994: Berlin Museum. Märkisches Museum. Gemälde I,1. 16.–19. Jahrhundert. Verzeichnis der Bestände des künftigen Stadtmuseums Berlin, Bestandskat., Sabine Beneke u. Sybille Gramlich (Bearb.), Berlin 1994, S. 88–89 | Kat. Berlin 2002: Zwei Jahrtausende deutsch-jüdische Geschichte. Geschichten einer Ausstellung, Stiftung Jüdisches Museum Berlin (Hrsg.), Berlin 2002, S. 81 | Kat. Wuppertal 2003: Das irdische Paradies, Sammlung Volmer, Sabine Fehlmann (Hrsg.), Ausstellungskat., Von der Heydt-Museum, Wuppertal 2003, S. 24 | Wiegmann, Rudolf, Die Königliche Kunst-Akademie zu Düsseldorf. Ihre Geschichte, Einrichtung und Wirksamkeit und die Düsseldorfer Künstler, Düsseldorf 1856, S. 238 | Wilhelmy, Petra, Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert (1780–1914), Berlin 1989, S. 895.

Archivalien Düsseldorf, HStA NRW Reg. Düss. Präs. Büro, Bd. 1558, S. 122v., 146v., 163v., 173v., 192v. [Schüler-

Lisa Hackmann

Bendixen, Siegfried Detlev 1784 Kiel – nach 1864 London Historien-, Porträt-, Fresken- und Genremaler, Radierer, Lithograph, Zeichenlehrer

Künstlerische Laufbahn 1802 – um 1808 Unterricht bei dem italienischen Freskenmaler Giuseppe Anselmo Pellicia in Emkendorf, dann Ausbildung in Kiel und Hamburg; vermutlich um 1808 Italienaufenthalt; 1809 Aufenthalt in Dresden; Studium an der Königlichen Kunstakademie; 1810 Aufenthalt in München; Studium an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste; 1811/12 Parisaufenthalt; Schüler von JacquesLouis David; Beschäftigung mit Dekorationsmalerei; 1813–1832 in Hamburg; Lehrtätigkeit an der Zeichenschule der Patriotischen Gesellschaft; 1815 Einrichtung einer privaten Malschule; u.a. Zusammenarbeit mit Heinrich → Herterich, dem Gründer der ersten Steindruckerei in Hamburg; 1822 Mitbegründer des Hamburger Kunstvereins; 1832 Übersiedlung nach London

Parisaufenthalt 1811/12 Seit dem Jahr 1811 hielt sich der 26-jährige Siegfried Bendixen zu einem Studienaufenthalt in Paris auf. Sein Lehraufenthalt in der französischen Hauptstadt sowie sein gesamtes Leben und Werk sind bisher nicht systematisch untersucht worden. Dies mag der schlechten Quellenlage geschuldet sein: Archivalien, die sich etwa im Besitz des Vereins für Hamburgische Geschichte befanden, verbrannten im Jahr 1942 aufgrund von Kriegseinwirkungen. Im Besitz der Hamburger Kunsthalle befindet sich eine umfangreiche Graphik- und Zeichnungssammlung des Künstlers. Zuletzt widmete Ulrich Schulte-Wül-

Bendixen, Siegfried Detlev

wer dem künstlerischen Leben von Bendixen einen kurzen Überblick (Schulte-Wülwer 2009). Er konnte die biographischen Angaben von Martina Mauß, die sie 1967 im Rahmen ihrer Dissertation über den Bendixen-Schüler Christian Morgenstern gemacht hatte, um einige Informationen ergänzen (Mauß 1967). Bendixens Besuch der Münchener Kunstakademie konnte auf das Jahr 1810 datiert werden (München, AdBK). Den Lehraufenthalt von Bendixen in Paris bezeugen die Rechnunglisten des Lehrateliers von Jacques-Louis David (Paris, ENSBA). Bendixen begab sich 1809 auf eine mehrjährige Studienreise, die ihn über Dresden und München nach Paris führte. In der französischen Hauptstadt hielt er sich mit der finanziellen Unterstützung des Grafen Friedrich Karl von Reventlow auf, dessen Herrenhaus in Emkendorf er mit ausgemalt hatte. So berichtete der Maler und Dichter Harro Harring später, Bendixen sei „auf Graf Reventlous Rechnung einige Jahre in Paris gewesen“ (Kiel, SHLB; vgl. auch Schulte-Wülwer 2009, S. 49). Der Hamburger Domherr Friedrich Johann Lorenz Meyer, der sich selbst lange in Paris aufgehalten hatte und den jungen Bendixen in Hamburg künstlerisch förderte, versah ihn für die Reise mit Empfehlungsschreiben (Riedel 1963, S. 98). Die genauen Umstände von Bendixens Aufenthalt in der französischen Hauptstadt sind nicht bekannt. Jedoch trat er am 9. Oktober 1811 in das Lehratelier von Jacques-Louis David ein, wo er bis Ende Mai des Jahres 1812 eingeschrieben war und die monatlichen Ateliergebühren von 24 Francs entrichtete (Paris, ENSBA). Das einzige aus der Pariser Zeit erhaltene Werk Bendixens ist vermutlich das im Jahr 1812 radierte Porträt von Engelbert → Willmes, der im Jahr 1808 ebenfalls das Lehratelier von David besucht hatte und sich zum Zeitpunkt der Porträtanfertigung noch in Paris aufhielt. Bendixen soll sich in der französischen Hauptstadt außerdem mit Dekorationsmalerei beschäftigt haben (Lichtwark 1893, S. 29). Da keine Selbstzeugnisse des Künstlers erhalten sind, lässt sich Bendixens Abreise aus Paris nur aufgrund eines Tagebucheintrags von Christoffer Wilhelm → Eckersberg datieren, der zeitgleich mit ihm das Lehratelier Davids besuchte: Er gibt an, Bendixen habe die französische Hauptstadt im Juli des Jahres 1812 verlassen (C. W. Eckersberg 1947, S. 57). Es wird angenommen, dass Bendixen sich seit 1813 wieder in Hamburg aufhielt (Mauß 1969,

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S. 81). Auf Vermittlung des Domherrn Meyer war Bendixen zunächst als Zeichenlehrer an den Schulen der Patriotischen Gesellschaft tätig (Lichtwark 1893, S. 29), bevor er im Jahr 1815 am Valentinkamp eine private Malschule eröffnete, die zu der wichtigsten in Hamburg werden sollte. Er unterrichtete zahlreiche junge Künstler, darunter Henri → Lehmann und Julius → Hintz. Johann Karl Koch, der Bendixens Malschule von 1823 bis 1826 besuchte, berichtete, dass Bendixen seine Schüler das Zeichnen nach Kupferstichvorlagen antiker Kunstwerke sowie u.a. nach Gemälden von Jacques-Louis David und Anne-Louis Girodet hat erlernen lassen: „Die Vorlagen waren französische Kupferstiche in Kreidemanier sehr schön gemacht, und meistens bestanden dieselben in Nachbildungen von Antiken, später nach Erlangung einer grösseren Fertigkeit in Nachzeichnung französischer Lithographien, welche damals zu den schönsten gehörten und Nachbildungen von französischen Bildern, wie Girandeau [sic], David und andere waren.“ (Hamburg, Kunsthalle). Bendixen fertigte Lithographien und Ölgemälde an und galt in den 1820er Jahren als der begehrteste Fresken- und Dekorationsmaler in Hamburg (Mauß 1969, S. 79).

Werke der Pariser Zeit Porträt Engelbert Willmes, 1812, Radierung, 22 × 16,5 cm, Inv. Nr. G 10191a, Köln, Kölnisches Stadtmuseum, Graphische Sammlung (vermutlich in Paris entstanden, Kat. Köln 1995, S. 252).

Bibliographie AKL, Bussler, Boetticher, Hamburger Künstlerlexikon, Nagler, Rump, TB – C. W. Eckersberg i Paris: dagbog og Breve, 1810–1813, Henrik Bramsen (Hrsg.), Kopenhagen 1947, S. 57 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 359, Anm. 1176–1179 | Kat. Köln 1995: Lust und Verlust. Kölner Sammler zwischen Trikolore und Preussenadler, Hiltrud Klier u. Frank Günter Zehnder (Hrsg.), Ausstellungskat., Wallraf-Richartz-Museum, Köln 1995, S. 252 | Lichtwark, Alfred, Hermann Kaufmann und die Kunst in Hamburg von 1800–1850, München 1893, S. 29 | Mauß, Martina, Christian E.B. Morgenstern (1805–67). Ein Beitrag zur Landschaftsmalerei der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Marburg 1969, S. 77–89 | Riedel,

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Berdellé, Johann Baptist (Bertele, Johann Baptist)

Karl Veit, Friedrich Johann Lorenz Meyer, 1760– 1844. Ein Leben in Hamburg zwischen Aufklärung und Biedermeier, Hamburg 1963 | Schulte-Wülwer, Ulrich, Sehnsucht nach Arkadien: Schleswig-Holsteinische Künstler in Italien, Heide 2009, S. 48–49.

Oberst Andreas Barischnikoff; um 1860 Auftrag des Barons Georg Simon von Sina über mehrere Gemälde für die Ausstattung seines Wiener Palais’; nach 1868 Ausmalung des Treppenhauses der von Gottfried von Neureuther errichteten Münchener Polytechnischen Hochschule

Archivalien Kiel, SHLB, Cb 23:51.01–24 [Harro Harring an Heinrich Todsen, Brief vom 24.3.1819] | Hamburg, Kunsthalle, Archiv 229 [1896, Erinnerungen von Karl Koch (1806–) niedergeschrieben in seinem 90sten Lebensjahre (Transkript von R. Gobert), S. 1.] | München, AdBK, Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste, Siegfried Bendixen, Bd. 1, 1809– 1841, Nr. 118, [Stand: 2.5.2012] | Paris, ENSBA, Ms. 321, Papiers du peintre Louis David, o. fol. [État de recette de l’École de Dessin de M. David, 1812]. Nina Struckmeyer

Berdellé, Johann Baptist (Bertele, Johann Baptist) 1813 Mainz – 1876 München Historien-, Porträt- und Genremaler

Künstlerische Laufbahn ab 1830 Studium der Historienmalerei an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München; 1840 Beteiligung an der großen Münchener Kunstausstellung; 1837–1839 Fortsetzung des Studiums an der Königlich Preußischen Kunstakademie Düsseldorf, Schüler von Carl Ferdinand Sohn; um 1841 – um 1844 Parisaufenthalt; Schüler von Paul Delaroche und Charles Gleyre; Rückkehr nach München; 1845 Italienreise; längere Aufenthalte in Rom und Florenz, anschließend Ansiedlung in München, Kontakte zu Bernhard Fries, Carl Rahl und Bonaventura Genelli; um 1850 Gründung einer privaten Mal- und Zeichenschule in München; 1852–1855 Russlandaufenthalt; Ausmalung der neuen griechisch-orthodoxen Kirche in Kasan durch die Vermittlung des kaiserlich russischen

Parisaufenthalt um 1841 – um 1844 Der aus Mainz stammende Johann Baptist Berdellé setzte zwischen 1841 und 1844 – nach vorheriger Ausbildung in der Historienmalerei an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München und an der Düsseldorfer Kunstakademie (München, AdBK; Düsseldorf, HStA NRW) – seine Studien in Paris fort. Die wenigen erhaltenen Informationen zum Leben und Werk des Künstlers finden sich vorwiegend in zeitgenössischen Nachschlagewerken und Zeitungsartikeln, wobei jedoch der vier Jahre währende Parisaufenthalt im Dunkeln bleibt (ADB; AKL; Anonym 1876 a; Anonym 1876 b; TB; Thomas 1876; Uhde-Bernays 1925). Für Berdellés Anwesenheit in Paris und seine Tätigkeit im Atelier von Paul Delaroche gibt es dennoch zwei Belege: Zum einen erhielt Berdellé am 12. Juli 1842, registriert als Schüler von Delaroche, eine Kopierkarte für den Louvre (Paris, AMN), und zum anderen taucht er auf einem Gruppenbildnis auf, das 15 Schüler von Paul Delaroche zeigt (Gläser 1929, S. 77). Dieses heute verschollene Bild wurde 1843 von Karl Wilhelm → Streckfuß in Paris angefertigt und zeigt neben Berdellé und Streckfuß auch die deutschen Maler Ludwig → Löffler, Johann Heinrich → Jacobi, Richard Edmund Flatters, Edmund → Wodick und Leopold → Bendix (ebd.). Die Mehrzahl von ihnen hatte wie Berdellé ihre Ausbildung in Düsseldorf absolviert. Neben den Studien bei Delaroche soll Berdellé auch bei Charles Gleyre gelernt haben (AKL; Kat. München 1984; Thomas 1876, S. 1). Die bisher konsultierten Quellen schweigen jedoch dazu. Laut seinem Nachruf in der Neuen Freien Presse soll er sich in der französischen Hauptstadt und während des sich anschließenden mehrjährigen Italienaufenthalts „durch stete Beobachtung und eindringende Vergleichung eine hohe und heute nicht häufige Kenntnis der alten Malereischulen“ angeeignet haben (Thomas 1876, S. 1). Seine Italienreise führte Berdellé nach Florenz, Rom und Mantua, wo er das Werk Giulio Romanos studierte; anschlie-

Bernhardt, Joseph

ßend verbrachte er längere Zeit in Venedig, bevor er sich in München niederließ und sich vorwiegend allegorischen und mythologischen Kompositionen widmete (AKL; Anonym 1876b, S. 3467; Kat. München 1984; Thomas 1876, S. 1). Carl Rahl porträtierte Berdellé wenige Jahre nach seinem Parisaufenthalt (Kat. Frankfurt 1982, S. 107). Im Jahr 1850 eröffnete er eine private Mal- und Zeichenschule; zu seinen Schülern zählten Wilhelm Füssli, Anton Deibl, Bernhard Fries und Elisabeth Ney (TB). Unmittelbar nachdem die Jury eines seiner Bilder für eine Ausstellung im Münchener Glaspalast abgelehnt hatte, nahm er sich im Juli 1876 das Leben.

Werke der Pariser Zeit

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Die Königliche Kunst-Akademie zu Düsseldorf. Ihre Geschichte, Einrichtung und Wirksamkeit und die Düsseldorfer Künstler, Düsseldorf 1856, S. 237.

Archivalien Düsseldorf, HStA NRW Reg. Düss. Präs. Büro, Bd. 1558, S. 174v., S. 193v. [Schülerlisten Kunstakademie Düsseldorf] | München, AdBK, Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste, Johann Baptist Berdelle, Bd. 1, 1809–1841, Nr. 1645, [Stand: 5.3.2011] | Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 7, Nr. 1393.

Es konnten keine Werke identifiziert werden. Lisa Hackmann

Bibliographie ADB, AKL, Boetticher, TB – Anonym 1876 a: Anonym, „Der Historienmaler J.B. Berdellé“, in: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Nr. 226, Sonntag, 13. August 1876, Augsburg, S. 3467–3468 | Anonym 1876 b: Anonym, „Nekrolog, J.B. Berdellé“, in: Zeitschrift für bildende Kunst, 11. Jg., Beilage, 1876, S. 801–802 | Brauksiepe, Bernd u. Anton Neugebauer, Künstlerlexikon. 250 Maler in Rheinland-Pfalz. 1450–1950, Mainz-Hechtsheim 1986, S. 26 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten. 1820–1850, Berlin 1929, S. 77 | Kat. Frankfurt 1982: Freies Deutsches Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum, Katalog der Gemälde, Sabine Michaelis (Hrsg.), Bestandskat., Tübingen 1982, S. 107 | Kat. München 1984: Spätromantik und Realismus, Neue Pinakothek, Bayerische Staatsgemäldesammlungen (Hrsg.), München 1984, S. 40–41 (Gemäldekatalog, Bd. 5) | Landschulz, Marlene, Mainzer Maler aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, Mainz 1977, S. 315–316 | Ludwig, Horst et al., Münchner Maler im 19. Jahrhundert, 6 Bde., München 1981, Bd. 1, S. 86–87 | Thomas, Georg Fr., „Der Historienmaler J.B. Berdellé“, in: Neue Freie Presse. Morgenblatt, Nr. 4336, Wien, Mittwoch, 20.9.1876, S. 1–2 | Uhde-Bernays, Hermann, Die Münchner Maler im 19. Jahrhundert, Bd. 2, 1850–1900, München 1925, S. 12 | Wagner, Monika, Allegorie und Geschichte. Ausstattungsprogramme öffentlicher Gebäude des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Von der Cornelius-Schule zur Malerei der Wilhelminischen Ära, Tübingen 1989, S. 230, 290 | Wiegmann, R.,

Bernhardt, Joseph 1805 Theuern bei Amberg – 1885 München Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn vor 1820 vermutlich Lehre als Wappenmaler; 1820–1827 Studium der Historienmalerei an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in München; ab 1825 Tätigkeit als Musiklehrer; 1830– 1837 Schüler im Atelier des Hofmalers Josef → Stieler in München; 1830er Jahre Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Paul Delaroche; 1837 Eröffnung einer eigenen Malschule in München; ab Ende der 1830er Jahre Bildnismaler der gehobenen Münchener Gesellschaft; 1858 Auftrag zum Bildnis König Maximilian II. im Krönungsornat (Ingolstadt, Bayerisches Armeemuseum); ab den 1840er Jahren zahlreiche Ehrenämter und Auszeichnungen Preußens und Bayerns; 1865 Stelle als Schlossverwalter in Aschaffenburg; 1868 in München, im Auftrag des bayerischen Königs Ludwig II. Porträt Richard Wagners (Privatbesitz, Familie Feustel); Porträt König Ludwig II. (Edenkoben/ Pfalz, Schloss „Villa Ludwigshöhe“); ab 1883 Pensionär im Schloss Nymphenburg in München, wo er bis zu seinem Tod malte

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Bernhardt, Joseph

Parisaufenthalt 1830er Jahre

Werke der Pariser Zeit

Über den zu Lebzeiten erfolgreichen Münchener Porträtmaler Joseph Bernhardt ist heute kaum noch etwas bekannt. Seit den 1830er Jahren als Porträtist der Münchener Gesellschaft und der Königsfamilie tätig, betrieb er seit dem Jahr 1837 eine „stark frequentierte“ Malschule in der Bel-Etage des sogenannten „Utzschneiderhauses“ am Maximiliansplatz (AKL; Hotz 1976, S. 81; ADB). Einige wenige kurze Einträge in Nachschlagewerken und Überblickswerken zur Münchener Malerei geben heute Auskunft über sein Leben und Werk (u.a. AKL; ADB, TB; Uhde-Bernays 1925, Bd. 2, S. 12). Die Pariser Ausbildungszeit von Bernhardt findet in der Literatur zwar immer wieder Erwähnung, doch sind von seinem Aufenthalt weder die Dauer, dessen genauere Umstände noch Quellen bekannt, die diesen einwandfrei belegen. Anzunehmen ist, dass sie im Rahmen seiner Tätigkeit im Atelier des Münchener Hofmalers Josef → Stieler erfolgte, d.h. zwischen 1830 und 1837 (AKL). Stieler hatte selbst in den Jahren 1807–1808 in Paris unter François Gérard studiert (Hase 1971, S. 15–16; Uhde-Bernays 1925, Bd. 2, S. 12). Vermutlich wurde Bernhardt in Paris Schüler im Atelier des Historienmalers Paul Delaroche, das 1835 eröffnete und eines der gefragtesten Ateliers der Zeit wurde. Die einzige Schülerliste Delaroches, veröffentlicht im Jahr 1858, vermerkt einen „Bernard“ (Delaborde 1858, o.S.). Ob es sich dabei tatsächlich um Joseph Bernhardt handelt, ist ungewiss. Für eine Ausbildung in der französischen Hauptstadt spricht, dass Bernhardt – wie sein Lehrer Stieler – einige Schüler seiner eigenen Malschule, die er direkt nach seinem vermutlichen Parisaufenthalt eröffnete, zu einem ergänzenden Studium in die französische Hauptstadt entsandte. So empfahl er Paul Martin an Delaroche, Louis Neustetter wurde Schüler im Atelier von Léon Cogniet, und Richard Lauchert arbeitete einige Zeit bei Franz Xaver Winterhalter (Holland 1904, 157; AKL; Kat. Mannheim 1984, S. 35). Bernhardt strebte in der Ausbildung seiner Schüler, so Holland, „nach einem tiefen, satten Colorit, wozu die französischen Vorbilder nicht ohne Einfluss blieben“ (ADB).

Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie ADB, AKL, Boetticher, DBE, Nagler, TB – Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Eberthäuser, Heidi C., Malerei im 19. Jahrhundert. Münchner Schule. Gesamtdarstellung und Künstlerlexikon, München 1978 | Geck, Martin, Die Bildnisse Richard Wagners, München 1970, S. 143–144 | Hase, Ulrike von, Joseph Stieler 1781–1858. Sein Leben und sein Werk. Kritisches Verzeichnis der Werke, Reutlingen 1971 | Holland, Hyacinth, „Paul Martin“, in: Biographisches Jahrbuch und Deutsche Nekrolog, Anton Bettelheim (Hrsg.), 18 Bde., Berlin 1897– 1917, Bd. 6, Berlin 1904, S. 157–158 | Hotz, Joachim, „Josef Bernhardts Porträt der Angelika Leeb – Erinnerungen an eine Künstlerfreundschaft“, in: Oberbayerisches Archiv, Historischer Verein von Oberbayern (Hrsg.), 100, 1976, S. 381–382 | Kat. Mannheim 1984: Louis Coblitz, 1814–1863, Gemälde und Zeichnungen, Marguerite Stahl (Hrsg.), Ausstellungsskat. Mannheim 1984, S. 35 | Roland, Berthold, Schloss „Villa Ludwigshöhe“ mit der Max-Slevogt-Galerie. Aktivitäten, Erwerbungen 1980–1993, Mainz 1994 | Uhde-Bernays, Hermann, Die Münchner Malerei im neunzehnten Jahrhundert, Bd. 2, 1850–1900, München 1925, S. 12.

Archivalien München, AdBK, Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste, Joseph Bernhard, Bd. 1, 1809– 1841, Nr. 624, [Stand: 2.11.2010]. Lisa Hackmann

Bewer, Clemens

Bewer, Clemens 1820 Aachen – 1884 Bonn Historien- und Porträtmaler

J. R. Seel, Porträt Clemens Bewer, 1841

Künstlerische Laufbahn 1836–1839 Studium an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Düsseldorf, Schüler von Carl Sohn; 1841 Reise über Kerkrade, Lüttich, Brüssel und Gent nach Paris; 1841–1847 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Paul Delaroche; unter der Leitung von Ary Scheffer Anfertigung zahlreicher Kopien; um 1843 Unterbrechung des Parisaufenthalts für Kopierauftrag in Madrid; 1847–1876 in Düsseldorf ansässig, Ende der 1850er Jahre fünfjähriger Aufenthalt in Wien und Rom; 1848–1851 erneutes Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie unter Friedrich Wilhelm von Schadow, Joseph Wintergerst und Rudolf Wiegmann; 1850–1861 mehrmalige Ausstellung von Gemälden in der Düsseldorf Gallery in New York; 1864 Ernennung zum Vorsitzenden des Düsseldorfer Kunstvereins; 1869 Ausführung mehrerer Porträts für den Rathaussaal in Münster; Ernennung zum Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie; vor 1876 mehrmals vorübergehend in Köln tätig, Ausführung von Porträtaufträgen; um 1876 Übersiedlung nach Bonn, Be-

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teiligung an der Vorbereitung der Eröffnung des städtischen Kunstmuseums (Museum Obernier)

Parisaufenthalt 1841–1847 Der Düsseldorfer Porträt- und Historienmaler Clemens Bewer verbrachte sechs Jahre seines Lebens in Paris. Am ausführlichsten findet dieser Aufenthalt in Rudolf Wiegmanns Ausführungen zur Geschichte der Düsseldorfer Kunstakademie Erwähnung (Wiegmann 1856, S. 228–230). Darüber hinaus gibt ein Katalog zu Bewers Künstlerkollegen Edmund → Wodick, der wie er in Düsseldorf studiert hatte und gemeinsam mit Bewer nach Paris reiste, Auskunft über die gemeinsame Zeit in der französischen Metropole (Kat. Magdeburg 2011). Nach einem dreijährigen Studium und der Absolvierung seines Militärdienstes reiste der 21-jährige Bewer, vermutlich in Begleitung Wodicks, im Jahr 1841 zunächst nach Holland, anschließend nachweislich über Lüttich, Brüssel und Gent bis nach Paris, wo er Ende des Jahres 1841 eintraf (Gebauer 2011, S. 12). Die Freunde bezogen eine Wohnung in der Rue de La Harpe, die sie für die folgenden neun Monate teilen sollten. Zeugnis der gemeinsamen Zeit ist ein Porträt Bewers von Wodick (Gebauer 2011, S. 12). Bewer trat wie Wodick in das Atelier von Paul Delaroche ein (Wiegmann 1856, S. 228). Wie lange er Schüler des Historienmalers blieb, ist nicht bekannt. Im Jahr 1844 entstand Bewers erstes großes Gemälde, Romeo und Julia. Auch in den folgenden Pariser Jahren sollte er sich der Ausführung weiterer literarischer Historien widmen (Wiegmann 1856, S. 229; Müller von Königswinter 1854, S. 158). Darüber hinaus war er auch im Atelier Ary Scheffers beschäftigt und führte unter seiner Leitung zahlreiche Kopien nach Alten Meistern aus, so nach Raffaels Porträt des Prinzen von Aragonien und Rubens’ Tochter Heinrichs IV., sowie nach einer Heiligen Familie von Andrea del Sarto und mehreren großen Bildern von Murillo und Tizian. Letztere waren für französische DepartementKirchen bestimmt (Wiegmann 1856, S. 228). Anzunehmen ist, dass er so einen Teil seines Lebensunterhalts bestritt. In zwei aufeinanderfolgenden Jahren, 1846 und 1847, nahm Bewer mit Porträts und einem Historiengemälde am Pariser Salon teil (Salon 1846, Nr. 142; Salon 1847, Nr. 138–140). Zu dem Pariser Freundeskreis um Bewer und Wodick zählten der Maler Fritz Meyer, der ebenfalls die

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Bewer, Clemens

Düsseldorfer Akademie besucht hatte, sowie der Leipziger Künstler Ernst Benedikt → Kietz (Gebauer 2011, S. 12). Vermutlich diente Bewer zudem als Pariser Kontaktperson für Johann Richard Seel, ebenfalls Schüler der Düsseldorfer Akademie, als dieser 1845 in die französische Metropole kam. Bewer war es vermutlich auch, der den Neuankömmling an das Atelier Delaroche vermittelte (Heidermann 2003, S. 113). Neben der genannten ersten Pariser Adresse Bewers sind zwei weitere überliefert; so gab er anlässlich des Salons 1846 die Adresse Rue Victor-Lemaire 2, im darauffolgenden Jahr die Adresse Cité Gaillard 1 in der Rue Blanche an (Salon 1846, Nr. 142; Salon 1847, Nr. 138–140). Unterbrochen wurde Bewers Aufenthalt in der französischen Hauptstadt durch eine Reise nach Madrid, wo er durch die Vermittlung Wodicks sechs Bilder von Murillo für einen unbekannten Auftraggeber kopiert haben soll (Gebauer 2011, S. 13). Im Jahr 1847 kehrte Bewer nach Düsseldorf zurück und nahm an der dortigen Kunstakademie erneut sein Studium in der Meisterklasse von Rudolf Wiegmann auf (Düsseldorf, HStA NRW). In Paris soll Bewer „große Bravour in der Behandlung der Farbe erworben“ (Wiegmann 1856, S. 228) und sich eine „blendende Technik“ angeeignet haben, „die besonders in den malerischen Trachten und glänzenden Stoffen, mit denen er seine Bilder auszustatten liebte, zur Geltung kam“ (TB). Bewers Gemälde erfuhren im Ensemble der Düsseldorfer Malerschule nochmals internationale Beachtung – „a work […] that promises well for its youthful painter“ –, als diese in den Jahren 1850 bis 1861 in der New Yorker Düsseldorf Gallery ausgestellt wurden (Kat. New York 1851, S. 39f.).

Werke der Pariser Zeit Porträt Edmund Wodick, 1842, Kohle mit Tusche laviert, 32,6 × 23,6 cm, bezeichnet: No 114, Edmund Wodick aus Alvensleben bei Magdeburg, Vicepräsident der Ponte Molle u. Cervaro, Rom 14. Juli 1844, Bewer f. Paris 1842, Inv. Nr. 80116, Rom, Nachlass des Deutschen Künstlervereins, im Besitz der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte | Romeo und Julia (die Szene in der Gruft mit der Fackelbeleuchtung), 1844, Verbleib unbekannt (Wiegmann 1856, S. 229) | Die Flucht Maria Stuarts von Lochleven über den See, 1846, Verbleib unbekannt (Wiegmann 1856, S. 229) | Die Elfen

nach Tieck, 1847, Verbleib unbekannt (Wiegmann 1856, S. 229; Salon 1847, Nr. 138) | Kopie einer Heiligen Familie von Andrea del Sarto, Verbleib unbekannt (Wiegmann 1856, S. 228) | Der Prinz von Aragonien nach Raffael, Verbleib unbekannt (Wiegmann 1856, S. 228) | Kopien nach „mehreren großen Bildern von Murillo, Tizian u.A.“, Verbleib unbekannt (Wiegmann 1856, S. 228) | Tochter Heinrich IV Kopie nach Rubens, Verbleib unbekannt (Wiegmann 1856, S. 228) | Portrait de M.A.J., architecte, Verbleib unbekannt (Salon 1846, Nr. 142) | Portrait de Mlle R., artiste de l’Opéra, Verbleib unbekannt (Salon 1847, Nr. 139) | Portrait de M.V., Verbleib unbekannt (Salon 1847, Nr. 140).

Bibliographie AKL, Boetticher, Lexikon der Düsseldorfer Malerschule, TB – Gebauer, Anja, „Edmund Wodick 1816–1886. Leben und Werk“, in: Edmund Wodick (1816–1886). Ein Magdeburger Maler des späten Biedermeier, Matthias Puhle (Hrsg.), Ausstellungskat., Magdeburg, Kulturhistorisches Museum, Halle 2011, S. 8–34, S. 11–12 | Heidermann, Horst, Johann Richard Seel, Maler im Wuppertal und Zeichner des Deutschen Michel, Essen 2003, S. 113 | Kanter, Karin, „Edmund Wodick – Artiste Peintre Magdebourg. Eine Prima Idea zu seinem zeichnerischen Werk“, in: Edmund Wodick (1816–1886). Ein Magdeburger Maler des späten Biedermeier, Matthias Puhle (Hrsg.), Ausstellungskat., Magdeburg, Kulturhistorisches Museum, Halle 2011, S. 35–52 | Kat. Bonn 1995: Städtisches Museum ‚Villa Obernier‘. Stiftung eines Bonner Bürgers, Verein August Macke Haus e.V. (Hrsg.), Ausstellungskat., Bonn 1995 | Kat. Magdeburg 2011: Edmund Wodick (1816–1886). Ein Magdeburger Maler des späten Biedermeier, Matthias Puhle (Hrsg.), Ausstellungskat., Magdeburg, Kulturhistorisches Museum, Halle 2011 | Kat. New York 1850: A Private collection of paintings and original drawings by artists of the Düsseldorf Academy of Fine Arts, Ausstellungskat., Düsseldorf Gallery, New York 1850, S. 33, Nr. 114 | Kat. New York 1851: A Private collection of paintings and original drawings by artists of the Düsseldorf Academy of Fine Arts, Ausstellungskat., Düsseldorf Gallery, New York 1851, S. 40, Nr. 114, S. 82, Nr. 127 | Kat. New York 1857: A Private collection of paintings and original drawings by artists of the Düsseldorf Academy of Fine Arts, Ausstellungskat., Düsseldorf Gallery,

Bibyxt, Ludwig

New York, 1857, S. 26, Nr. 4, S. 29, Nr. 17 | Kat. New York 1860: Descriptive catalogue of the paintings now on exhibition at the Institute of Fine Arts, New York, 625 Broadway comprising the celebrated pictures of the well-known Düsseldorf Gallery with several interesting additions, and the unique Jarves Collection of old masters, Ausstellungskat., Institute of Fine Arts, New York 1860, S. 35, Nr. 156, 158, S. 39, Nr. 163 | Kat. New York 1861: Descriptive catalogue of the paintings now on exhibition at the Institute of Fine Arts, New York, 625 Broadway comprising the celebrated pictures of the well-known Düsseldorf Gallery and also a collection of works by American artists, Ausstellungskat., Institute of Fine Arts, New York 1861, Nr. 4, S. 24, Nr. 88, S. 25, Nr. 92 | Kat. Stendal 2008: Porträts deutscher Künstler in Rom zur Zeit der Romantik, Beate Schroedter (Hrsg.), Ausstellungskat., Stendal, Winckelmannmuseum, Tübingen 2008, S. 131–132 | Müller von Königswinter, Wolfgang, Düsseldorfer Künstler aus den letzten 25 Jahren, Leipzig 1854, S. 158–159 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Sanchez, Pierre u. Seydoux, Xavier (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1846, Nr. 142; Salon 1847, Nr. 138–140 | Schaarschmidt, Friedrich von, Zur Geschichte der Düsseldorfer Kunst insbesondere im 19. Jahrhundert, Düsseldorf 1902, S. 190 | Wiegmann, Rudolf, Die Königliche Kunst-Akademie zu Düsseldorf. Ihre Geschichte, Einrichtung und Wirksamkeit und die Düsseldorfer Künstler, Düsseldorf 1856, S. 227–230.

Bibyxt, Ludwig

Archivalien

Werke der Pariser Zeit

Düsseldorf, HStA NRW a: Düsseldorf, HStA NRW Reg. Düss. Präs. Büro, Bd. 1558, S. 149v., 164v., 174v., 193v. [Schülerlisten Kunstakademie Düsseldorf] | Düsseldorf, HStA NRW b: Düsseldorf, HStA NRW Reg. Düss. Präs. Büro, Bd. 1559, S. 158v., 174v., 185v., 222v., 199v., 232v. [Schülerlisten Kunstakademie Düsseldorf].

Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Lisa Hackmann

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1794 Kassel – ? Maler

Künstlerische Laufbahn 1811 Parisaufenthalt; Einschreibung an der École des beaux-arts

Parisaufenthalt 1811 Aus dem Immatrikulationsverzeichnis der École des beaux-arts in Paris (Paris, ENSBA) geht hervor, dass sich dort am 5. Februar 1811 der 17-jährige Louis Bibyxt [sic], aus Kassel gebürtig, einschrieb. Als Wohnort ist die Rue Neuve des Mathurins 53 vermerkt (Paris, ENSBA). Bereits an dieser Stelle enden alle verfügbaren Informationen über diesen Künstler. Sollten Dokumente zu Bibyxt existiert haben, dürften diese bei der Zerstörung des hessischen Staatsarchivs im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen sein. Es ist auch möglich, dass sein eigentlicher Name anders gelautet hat und zur besseren Aussprache französisiert worden ist. Ungeklärt ist auch die Frage, wie sich Bibyxt finanziert hat und bei wem er lernte. Es ist nicht bekannt, ob bzw. wann Bibyxt nach Deutschland zurückkehrte. Sein weiterer Werdegang sowie das Datum seines Todes sind nicht überliefert.

Bibliographie Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 358, S. 420, Anm. 1149–1151 | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 313.

Archivalien Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris de Paris, 1778–1813, S. 354 [5.2.1811] (s.u. ab S. 327). Jennifer Falckenberg

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Bohn, German von (Guermann Bohn)

Bohn, German von (Guermann Bohn) 1813 Stuttgart – 1899 ebd. Historien- und Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn 1835–1839 Parisaufenthalt; Schüler von Ary Scheffer und Henri Lehmann; 1840–1843 Romaufenthalt; 1843–1877 zweiter Parisaufenthalt; 1842–1870 mehrmalige Teilnahme am Pariser Salon; 1844 Verleihung der „goldenen Denkmünze“ durch den französischen König Louis-Philippe für ein Gemälde des Heiligen Martin im Chor der Kathedrale von Tours; 1852 Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion durch Kaiser Napoleon III.; ab 1877 königlicher Hofmaler in Stuttgart

Parisaufenthalte 1835–1839, 1843–1877 Der Stuttgarter German von Bohn war zunächst als Jurist tätig, bevor er 1835 nach Paris ging und eine künstlerische Laufbahn einschlug (Schurr/Cabanne). Bohn verbrachte rund 40 Jahre seines Lebens in Paris, unterbrochen nur von einem mehrjährigen Romaufenthalt (TB). In der zeitgenössischen Literatur (Houssaye 1843, S. 118; Meyer 1867, S. 689) findet er vereinzelt Erwähnung. Darüber hinaus existieren nur wenige Quellen, da er einen Teil seiner Korrespondenz in den Kriegsjahren 1870/71 selbst vernichtet hat; ein Nachlass ist nicht vorhanden. Aus seiner Pariser Zeit sind dennoch einige Werke und manche Briefe überliefert, die seinen künstlerischen Erfolg und seine Kontakte zu angesehenen Persönlichkeiten dokumentieren (Freiburg i. Br., UB; Straßburg, BN; Tübingen, UB, a, b). Eine Zugangserlaubnis zum Louvre bestätigt, dass Bohn am 11. Juni 1835 bereits in Paris war (Paris, AMN a) und dort, seinem Wunsch entsprechend, Schüler von Ary Scheffer (Schemann 1913, S. 77; Kolb 1937, S. 220; TB) geworden war. Er lernte den Diplomaten Arthur de Gobineau kennen, der später durch seine Rassentheorie größere Bekanntheit erlangen sollte. Bohn blieb ihm, der sein und Scheffers Interesse für deutsche Kultur und insbesondere für Johann Wolfgang Goethe teilte, lebenslang verbunden (Smith 1984, S. 30f.). Gobineau be-

schrieb Bohn als herzlich und gut, aber auch schüchtern und zögerlich, wodurch er sich manche Chance vertan haben soll (Schemann 1913, S. 77; Gobineau 1987, S. 1026). Aus einem Brief von 1835 geht hervor, dass Bohn mit seinem in Paris weilenden Jugendfreund Adelbert von Keller verkehrte und auch mit dem Maler August → Canzi, der zu dieser Zeit Schüler von Jean-Auguste-Dominique Ingres war, bekannt war (Tübingen, UB a). Im Jahr 1838 traf Bohn schließlich auf Henri → Lehmann, der 1843 als sein Lehrer erwähnt wird (Houssaye 1843, S. 118) und von dessen Charakter und Können er sich schwer beeindruckt zeigte, wenn er dessen feste Prinzipien sowie seine ernsthafte Strebsamkeit beschrieb (Aubrun 1984, S. 13). Lehmann ging noch im selben Jahr nach Italien, während Bohn, 1839 vom Salon abgelehnt (Paris, AMN b), seinen Parisaufenthalt erst im Jahr 1840 für zwei Jahre unterbrach und sich nach Rom begab. Dort fertigte er 1841 das Gemälde vom Tod der Cleopatra an, womit er im Jahr 1842 im Pariser Salon debütierte und eine Medaille zweiter Klasse erhielt (Salon 1842, Nr. 182). Es folgten regelmäßige Salonteilnahmen bis ins Jahr 1870. In den Katalogen des Salons wird er unter „Guermann Bohn“, der französischen Version seines Namens geführt, mit der er auch signierte. Mit der Rückkehr im Jahr 1843 ist die Ausbildungszeit German von Bohns augenscheinlich beendet. Die folgenden Jahrzehnte in der französischen Hauptstadt waren für den Maler sehr erfolgreich. Im Jahr 1843 fiel Bohns Gemälde Hagar und Ismael große Aufmerksamkeit zu (TB; AKL). Der Kunstkritiker Arsène Houssaye attestierte Bohn ein Potenzial, das ihn weiter als seinen Lehrer Lehmann bringen werde, wenn er seiner Natur nur ernsthaft treu bleibe (Houssaye 1843, S. 118). Bohn erhielt in der Folge den Auftrag, ein Gemälde des Heiligen Martin für den Chor der Kathedrale von Tours anzufertigen, wofür ihm König Louis-Philippe im Jahr 1844 die „goldene Denkmünze“ verlieh (Müller 1857, S. 161). Schließlich erfolgte 1852 die Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion durch Kaiser Napoleon III. (Müller 1857, 161; Lacroix 1860, S. 50). War Bohn am Beginn seiner Pariser Zeit in der Rue St. Honoré 346 wohnhaft (Paris, AMN a), wird seine Adresse 1839 mit Rue de la Michodière 1 angegeben, der Wohn- und Arbeitsstätte Henri Lehmanns (Paris, AMN b). Nach seinem Romaufenthalt zog er in die Rue Neuve-Bréda 19 (Salon

Bohn, German von (Guermann Bohn)

1844, Nr. 111). Ab 1863 war sein Wohnsitz in der Rue Pigalle 77 (Salon 1863, Nr. 27). Bohn kehrte 1877, nachdem er gut 40 Jahre seines Lebens in Paris verbracht hatte, nach Stuttgart zurück, wo er zum letzten königlichen Hofmaler Württembergs ernannt wurde (TB; Tübingen, UB b)

Werke der Pariser Zeit Porträt Dr. Maximilian von Haußmann, 1836, Öl/Lw, 92 × 73,5 cm, Inv. Nr. 1900, Stuttgart, Staatsgalerie | Tod der Cleopatra, 1841, Öl/Lw, 89 × 134 cm, Inv. Nr. 822, Nantes, Musée des Beaux-Arts (Salon 1842, Nr. 182) | Femme italienne avec son enfant, Verbleib unbekannt (Salon 1843, Nr. 559) | Hagar und Ismael, 1843, Verbleib unbekannt (Salon 1843, Nr. 558) | Der Heilige Martin von Tours erweckt durch sein Gebet einen Toten, 1843, Tours, Cathédrale Saint-Gatien (Salon 1844, Nr. 879) | Enfant, tête d’étude, 1844, Verbleib unbekannt (Salon 1844, Nr. 880) | Saint Charlemagne, um 1844, Technik, Maße u. Verbleib unbekannt, Attigny (Base Arcade) | Femme du peuple, 1846, Öl/Lw, 143 × 100 cm, Inv. Nr. 2004 1 101, Toulouse, musée des Augustins (Salon 1846, Nr. 861) | Die Religion, 1847, Wandgemälde, Paris, Sainte-Elisabeth | Gretchen am Brunnen, 1847, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Becker 1971, Abb. 214) | Apotheose der Heiligen Theresa, 1848, Öl/Lw, Maße unbekannt, Paris, Saint-Roch, Chapelle Sainte-Clotilde | Hamlet et Ophélia, 1849, Verbleib unbekannt (Base Arcade; Salon 1849, Nr. 961) | Porträt des Enfants de Mme A. K., 1849, Verbleib unbekannt (Salon 1849, Nr. 963) | Une Orpheline, 1849, Verbleib unbekannt (Salon 1849, Nr. 962) | Roméo et Juliette, 1850, Verbleib unbekannt (Base arcade; Salon 1850, Nr. 1401) | Etude grecque, 1850, Verbleib unbekannt (Salon 1850, Nr. 1402) | Berthe, 1850, Verbleib unbekannt (Salon 1850, Nr. 1403) | Porträt de M. M., 1850, Verbleib unbekannt (Salon 1850, Nr. 1404) | Portrait de Mme E. G., 1850, Zeichnung, Verbleib unbekannt (Salon 1850, Nr. 1405) | Porträt de Mme J. L., 1850, Verbleib unbekannt (Salon 1850, Nr. 1406) | Das Sterbende Kind nach Uhland, 1855, Verbleib unbekannt (TB; Salon 1855, Nr. 2163) | Desdemone, 1855, Verbleib unbekannt (Salon 1855, Nr. 2164) | Portrait de M. C. L., 1855, Verbleib unbekannt (Salon 1855, Nr. 2165) | Jeune âme ravie au ciel, 1857, Verbleib unbekannt (Salon 1857, Nr. 264) | L’aumône de la veuve, 1857, Verbleib unbekannt (Salon 1857, Nr. 265) | La toilette de Mar-

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guerite, 1859, Verbleib unbekannt (Salon 1859, Nr. 287) | Gardeuse de vaches en Normandie, um 1860, Verbleib unbekannt (Base Arcade) | La chevrière béarnaise, um 1860, Öl/Lw, Maße unbekannt, Inv. Nr. INV 20276, Paris, musée du Louvre | Dans le coin, 1861, Verbleib unbekannt (Salon 1861, Nr. 310) | Desdemone, 1861, Verbleib unbekannt (Salon 1861, Nr. 311) | Les deux mères, 1863, Verbleib unbekannt (Salon 1863, Nr. 192) | Marguerite, 1864, Öl/Holz, 91 × 59 cm, Musée artistique et archéologique, La Roche-sur-Yon | Femme en prière devant une madone, 1865, Technik und Maße unbekannt, Musée artistique et archéologique, La Roche-sur-Yon (Base Arcade) | Marguerite et Wagner, 1865, Technik und Maße unbekannt, Musée artistique et archéologique, La Roche-sur-Yon (Base Arcade) | Sainte Agnès, 1866, Verbleib unbekannt (Salon 1866, Nr. 194) | Sainte Élisabeth de Hongrie, 1866, Verbleib unbekannt (Salon 1866, Nr. 193) | L’épine rose, 1867, Verbleib unbekannt (Salon 1867, Nr. 160) | Toison d’or, 1867, Saint-Denis (Réunion) (Base Arcade; Salon 1867, Nr. 161) | Gelsomina, 1868, Technik und Maße unbekannt, Auxerre (Base Arcade; Salon 1868, Nr. 268) | Le vœu, 1868, Verbleib unbekannt (Salon 1868, Nr. 267) | Le parapluie de ma mère, 1870, Verbleib unbekannt (Salon 1870, Nr. 288) | Portrait de Mlle. C. de G., 1870, Verbleib unbekannt (Salon 1870, Nr. 287).

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, Schurr/Cabanne, Schweers, TB – Anonym, „Nachruf und Bericht über die Beerdigung von German von Bohn“, in: Schwäbischer Merkur, 26.1.1899 | Aubrun, MarieMadeleine, Henri Lehmann 1814–1882, catalogue raisonné de l’œuvre, [Nantes] 1984, S. 13, 15 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1780–1840, München 1971, S. 79, 80, 109, 368, 454, 456, Anm. 633, 634, 652, 653, 668, 669, 1629–1637 | Busse, Joachim, Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1977, S. 129 | Ewals, Leo, „Liste des élèves d’Ary et Henry Scheffer“, in: Ary Scheffer 1795–1858, Leo Ewals (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée de la vie romantique, Paris 1996, S. 121–124, hier 121 | Fleischhauer, Werner, Das Bildnis in Württemberg 1760– 1860, Stuttgart 1939, S. 213ff. | Foucart, Bruno, Le renouveau de la peinture religieuse en France (1800–1860), Paris 1987, S. 261, 264f. | Gobineau,

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Bothmann, Georg (von) (Bo(o)tman(n), Egor Ivanovicˇ)

Arthur, Œuvres. Édition publiée sous la direction de Jean Gaulmier, Bd. 3, Paris 1987, S. 946, 1026 | Houssaye, Arsène „Le Salon de 1843–Troisième Partie“, in: Revue de Paris, 1843, Nr. 16, S. 107–126, hier S. 118 | Kolb, Marthe, Ary Scheffer et son temps, 1795–1858, Paris 1937, S. 220 | Lacroix, Paul, Annuaire des Artistes et des Amateurs, Paris 1860, S. 50, 59 | Meyer, Julius, Geschichte der modernen französischen Malerei seit 1789 zugleich in ihrem Verhältniss zum politischen Leben, zur Gesittung und Literatur, Leipzig 1867, S. 689 | Müller, Friedrich, Die Künstler aller Zeiten und Völker oder Leben und Werke der berühmtesten Baumeister, Bildhauer, Maler, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen etc. Stuttgart 1857, Bd. 1, S. 161 | Reck, Alexander, „Der letzte württembergische Hofmaler: German von Bohn zum 100. Todestag“, in: Schwäbische Heimat, 50, 1999, S. 41–44 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1842, Nr. 182; Salon 1843, Nr. 558, 559; Salon 1844, Nr. 879, 880 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1846, Nr. 861; Salon 1849, Nr. 961–963; Salon 1850, Nr. 1401–1406 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852–1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2002, Salon 1855, Nr. 2163–2165; Salon 1857, Nr. 264, 265 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1859– 1863, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2004, Salon 1859, Nr. 287; Salon 1861, Nr. 310, 311; Salon 1863, Nr. 1968 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1864–1867, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2005, Salon 1866, Nr. 193, 194; Salon 1867, Nr. 160, 161 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1868–1870, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2005, Salon 1868, Nr. 267, 268; Salon 1870, Nr. 287, 288 | Schemann, Ludwig, Gobineau, eine Biographie, Straßburg 1913, Bd. 1, S. 77, 78 | Smith, Annette, Gobineau et l’Histoire Naturelle, Paris 1984, S. 30f.

Archivalien Freiburg i. Br., UB, Standnummer NL 12 (Schemann), NL 12/137, NL 12/118, NL 12/125, NL 12/1592 [7 Briefe von Bohn an Unbekannt] | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 12–16, Registre des copistes, cartes des permissions d’entrée, 1834–1865, *LL 12 1835 Nr. 334; *LL 13 1846, Nr. 349 | Paris, AMN b: Paris,

AMN, Salonregister, *KK 10, Salon de 1839 | Straßburg, Bibliothèque Nationale et Universitaire, Ms.3.526/21 [Lettres adressées à Gobineau (1846– 1882)] | Stuttgart, StA, Nachweiskartei Stuttgarter Persönlichkeiten, Adressbuch der Stadt Stuttgart von 1899 | Tübingen, UB a: Tübingen, UB, Md 760 62 [Brief von Bohn an Adelbert von Keller, 1835] | Tübingen, UB b: Tübingen, UB, Md 787 100 [Ernennung von Bohn zum Hofmaler]. Tino Mager

Bothmann, Georg (von) (Bo(o)tman(n), Egor Ivanovič) 1812 Lübeck – 1891 Dresden Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn vor 1842 Tätigkeit als Maler in Lübeck; um 1842 Parisaufenthalt; Schüler von Paul Delaroche; ab um 1846 – vor 1882 in Sankt Petersburg ansässig; Tätigkeit als kaiserlich-russischer Hofmaler; Ernennung zum Akademiker für das Porträt Zar Nikolaus I.; anschließend Rückkehr nach Dresden; 1856 Ausführung von zwei Porträts von Zar Peter I. sowie von Zar Alexander II., 1879 des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch Romanow d.Ä.; 1860/61 Ausführung mehrerer Kopien nach Porträts von Franz Xaver Winterhalter

Parisaufenthalt um 1842 Der ursprünglich aus Lübeck stammende Künstler Georg Bothmann verbrachte den Großteil seines Lebens in Sankt Petersburg und war dort als kaiserlich-russischer Hofmaler tätig (Müller 1979, S. 112; Lindtke 1965, S. 53). Sein künstlerischer Werdegang ist kaum dokumentiert. So existieren keine Nachweise über eine Ausbildung in Deutschland. Zwei heute im Lübecker St. Annen-Museum aufbewahrte und auf das Jahr 1840 datierte Porträts eines Kapitäns und seiner Frau lassen darauf schließen, dass

Bouterwek, Friedrich August (Bouterveck, Friedrich August)

Bothmann bereits als Porträtmaler tätig war, bevor er sich nach Paris begab (Schweers). Im Oktober des Jahres 1842 schrieb sich der 30-Jährige in der Kopistenliste des Musée du Louvre ein. Als sein Lehrer ist dort der Historienmaler Paul Delaroche vermerkt (Paris, AMN). Wie lange Bothmann sich in der französischen Hauptstadt aufhielt und ob er vor seiner Reise nach Sankt Petersburg, wo er spätestens ab 1846 lebte, noch einmal nach Deutschland zurückkehrte, ist ungewiss. Nach mehr als drei Jahrzehnten in Russland verstarb der Künstler im Jahr 1891 in Dresden, wohin er spätestens 1882 zurückgekehrt war, wie zwei auf dasselbe Jahr datierte Gemälde beweisen, welche die Dresdner Wohnung des Künstlers zeigen und heute ebenfalls in Lübeck aufbewahrt werden (Anonym 1981, S. 479; Auskunft Museum Behnhaus Drägerhaus, Lübeck).

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Bouterwek, Friedrich August (Bouterveck, Friedrich August) 1806 Tarnowitz/Tarnowskie Góry – 1867 Paris Porträt-, Historien- und Genremaler

Künstlerische Laufbahn

Archivalien

ab 1822 Schüler an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin von Karl Wilhelm Kolbe d.J.; zahlreiche Porträts der Berliner Gesellschaft, u.a. Christian Daniel Rauchs und Alexander von Humboldts; 1826–1848 regelmäßige Beschickung der Berliner Akademie-Ausstellung, vorwiegend biblische und mythologische Motive; 1832 Gewinn der Konkurrenz für Geschichtsmalerei der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin, dreijähriges Reisestipendium; ab 1833 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Paul Delaroche, Kopien nach dessen Werken; 1834 Reise von Paris über Venedig, Mantua, Bologna, Florenz nach Rom; Aufenthalt in Rom, von dort aus Reise nach Turin mit Horace Vernet; 1835 Rückkehr nach Paris; 1835/36 im Auftrag von König Louis-Philippe Anfertigung von Kopien für das Musée historique de Versailles; 1837–1863 regelmäßige Teilnahme am Pariser Salon; 1841 goldene Medaille erster Klasse; 1841 und 1845 Teilnahme an Ausstellungen in Boulognesur-Mer, 1841 in Lyon und Köln; 1838 Reise als Begleiter Horace Vernets nach Berlin, Aufträge des Zaren Nikolaus I. und des preußischen Königshauses; endgültige Übersiedlung nach Paris, ab den 1840er Jahren hauptsächlich als Kirchenmaler tätig; 1846 Aufenthalt in London, im Auftrag LouisPhilippes Anfertigung von Kopien nach Gemälden von Hans Holbein d.J. in Hampton Court Palace

Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 7, Nr. 1564.

Parisaufenthalte 1833/34, 1835–1867

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie AKL, Schweers – Anonym, „Todtenschau“, in: Unsere Zeit. Deutsche Revue der Gegenwart, Leipzig, 1891, Bd. 2, S. 479 | Lindtke, Gustav, Die Stadt der Buddenbrooks. Lübecker Bürgerkultur im 19. Jahrhundert, Lübeck 1965, S. 53 | Müller, Alexandra, „Das Leben deutscher Künstler in Russland im 18. und 19. Jahrhundert“, in: Beiträge zu den europäischen Bezügen der Kunst in Russland, Schriften des Komitees der Bundesrepublik Deutschland zur Förderung der Slawischen Studien, 1, Hans Grothe (Hrsg.), Gießen 1979, S. 87–185, 112.

Lisa Hackmann

Mehr als sein halbes Leben verbrachte der zunächst mit einem Reisestipendium der Königlich Preußischen Akademie der Künste nach Paris gelangte Friedrich August Bouterwek in der französischen Hauptstadt. Sein Aufenthalt lässt sich zum einen anhand zahlreicher Briefe nachvollziehen (Berlin, PrAdK; Berlin SBB PK HA; Berlin GStA PK), zum anderen anhand ausführlicher Beschreibun-

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Bouterwek, Friedrich August (Bouterveck, Friedrich August)

gen seines Lebens und Werks durch den französischen Kunstkritiker Louis Auvray (Auvray 1870). Mit dem Historiengemälde Ägeus erkennt seinen Sohn Theseus und hindert ihn, das Gift der Medea zu trinken gewann Bouterwek, Schüler der Königlich Preußischen Akademie der Künste, im Jahr 1832 die Konkurrenz für die Geschichtsmalerei und damit ein dreijähriges Reisestipendium im Wert von 500 Thalern jährlich (Berlin, PrAdK fol. 144; Auvray 1870, S. 176). Dieses sah einen Aufenthalt von mindestens eineinhalb Jahren in Rom vor; die übrige Zeit konnte nach Belieben in Paris oder anderswo verbracht werden (Berlin, GStA PK, fol. 4–11). Im Falle von Bouterwek plädierte Akademieprofessor Carl → Begas, der selbst mehrere Jahre in Gros’ Atelier gelernt hatte, dafür, dass er, da er geringe Kenntnisse in der Ölmalerei besitze, zunächst nach Paris gehen solle: „Diese Mängel […] sind es, die in Paris und nicht in Rom ihre strengsten Richter finden werden, wie überhaupt jede Verletzung äußerer Form dort strenger als anderswo gerügt wird.“ Bouterwek solle sich, so Begas, in einem der dortigen Ateliers einschreiben (Berlin, PrAdK, fol. 133). Mit einem Empfehlungsschreiben an den Maler Louis Hersent im Gepäck, der seit 1827 Mitglied der Berliner Königlich Preußischen Akademie der Künste war und der Bouterwek, falls er selbst keine Schüler mehr annehme, an das Atelier von Antoine-Jean Gros überweisen sollte, brach der junge Künstler im Frühjahr 1833 nach Paris auf (Berlin, PrAdK, fol. 138). Seine Reise führte ihn über Düsseldorf, Aachen, Brüssel und Valenciennes in die französische Hauptstadt (Berlin, PrAdK, fol. 140f.). Dort musste er feststellen, dass das Atelier von Hersent keine Schüler mehr ausbildete und das von Gros in „Ansehen und Schule gegenwärtig ganz gesunken“ war, weshalb er das Atelier von Paul Delaroche wählte, das ihn 50 Francs monatlich kostete. Delaroche steige „in der Achtung“ und sei der „ausgezeichnetste Historienmaler der Franzosen“, begründete Bouterwek seine Entscheidung (Berlin, PrAdK, fol. 148; Delaborde 1858, o.S.). Die von Bouterwek vorgelegten Skizzen gefielen Delaroche und verhalfen ihm dazu, „gleich malen zu dürfen“ (PrAdK Nr. 152, fol. 140f.). Im Atelier, in dem „werktäglich 5 Stunden nach dem Modelle gezeichnet und gemalt“ wurde, vollendete Bouterwek unter der Leitung Delaroches das Gemälde Orest von den Eumeniden verfolgt, das er in

Berlin begonnen hatte (Berlin, PrAdK, fol. 148f.), und erlangte so die Aufmerksamkeit seines Lehrers. Dieser schickte seinen Schüler in die Königliche Bibliothek, um sich mit Kupferstichen und Lithographien von „Kostümen vergangener Jahrhunderte“ bekannt zu machen (Berlin, PrAdK, fol. 140f.). Delaroche betraute ihn zudem gegen Entlohnung mit der Anfertigung von verkleinerten Repliken seiner eigenen Werke als Vorlagen für die graphische Reproduktion, u.a. die Hinrichtung der Lady Jane Grey und Cromwell an der Leiche Karls I. (Berlin, PrAdK, fol. 140f.; Auvray 1870, S. 207). Nach einjähriger Arbeit bei Delaroche bot dieser Bouterwek zu Beginn des Jahres 1834 an, sich an der Ausführung des gerade erhaltenen Auftrags, der Gestaltung der sechs Wandbilder in der Pariser Kirche La Madeleine, zu beteiligen (Berlin, PrAdK, fol. 150). Am 21. Februar 1834 kam es zum Vertragsschluss mit Delaroche (Auvray 1870, S. 208); wenige Tage später unterrichtete Bouterwek die Berliner Akademie: Es entspreche ja dem Willen der Akademie, so Bouterweks Argument, dass er sich „so viel als möglich dem Herrn Delaroche anschließen möchte“ und er hoffe, sich dadurch „im historischen Fache besonders für große Dimensionen zu befähigen“. Bouterwek sollte von Delaroche eine jährliche Summe von 3000 Francs erhalten (Berlin, PrAdK, fol. 151). Die Berliner Akademie beklagte sich zwar über die Tatsache, dass Bouterwek ohne ihre Zustimmung den Vertrag abgeschlossen habe, zahlte seine Pension aber dennoch bis zum Beginn des Jahres 1836 weiter aus (Berlin, GStA PK, fol. 69f.). Für die Anfertigung erster Entwürfe für die Madeleine-Kirche reiste der junge Künstler über Venedig, wo er Tizians Assunta kopierte, Mantua, Bologna und Florenz nach Rom und wurde dort im September 1834 von dem Historienmaler Horace Vernet, dem damaligen Leiter der Académie de France, empfangen (Auvray 1870, S. 208). Von einer Reise mit Vernet nach Turin zurückgekehrt, erfuhr Bouterwek durch den gerade in Rom weilenden Delaroche vom Scheitern des Auftrags, die MadeleineKirche auszumalen. Delaroche reiste im Mai 1835 nach Paris zurück, Bouterwek folgte ihm wenige Monate später (Auvray 1870, S. 209; Berlin, PrAdK, fol. 154f.). Im Jahr 1836 ließ sich Bouterwek im Register der Kopisten des Louvre verzeichnen, nach wie vor als Schüler von Paul Delaroche, wohnhaft in der Rue St. George 10 (Paris, AMN b). 1838 begleitete er Horace Vernet auf seiner Reise nach Ber-

Bouterwek, Friedrich August (Bouterveck, Friedrich August)

lin, wo sie den russischen Zaren und die preußische Königsfamilie trafen (Auvray 1870, S. 211–212). Anschließend kehrte Bouterwek wieder nach Paris zurück, um dort auf Dauer sesshaft zu werden. In Paris entstanden nun zahlreiche Historiengemälde, mit denen Bouterwek an einer Vielzahl von Ausstellungen teilnahm. So beschickte er über mehrere Jahrzehnte hinweg regelmäßig die Berliner Akademie-Ausstellungen und den Pariser Salon – für das Gemälde Isaac und Rebekka erhielt er 1841 die goldene Medaille erster Klasse – und nahm 1841 an den Ausstellungen in Boulogne-sur-Mer und Lyon teil (Paris, AMN c; Anonym 1841, S. 179). Über die gesellschaftlichen Kreise, in denen Bouterwek während seiner Pariser Ausbildungsjahre verkehrte, ist wenig bekannt. Neben Vernet (Auvray 1870, S. 263) war er dem Maler Léon Cogniet freundschaftlich verbunden. Zudem traf Bouterwek häufig Alexander von Humboldt – einen alten Freund seines Onkels, des Göttinger Philosophieprofessors Friedrich Bouterwek –, wenn dieser sich in Paris aufhielt (Auvray 1870, S. 173f.). Bouterwek wechselte in den Pariser Jahren häufig seinen Wohnsitz; längere Zeit wohnte er in der Rue de Navarin 10 (Paris, AMN a, d). Die letzten 20 Jahre seines Lebens war Bouterwek hauptsächlich als Kirchenmaler in Paris und Umgebung tätig. Durch die Vermittlung des befreundeten deutschen, ab 1842 durch Naturalisierung französischen Architekten Jakob Ignaz Hittorff erhielt Bouterwek zahlreiche öffentliche Aufträge, so für die Kirchen St-Nicolas du Chardonnet in Paris und Saint-Denis in Argenteuil (Auvray 1870, S. 214, 266–271). Dennoch offenbar mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfend, spielte Bouterwek mit dem Gedanken, zusammen mit seiner Frau, Henriette Koktz d’Oélsen, nach Berlin zurückzukehren (Auvray 1870, S. 261). In einem Brief an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. aus dem Jahr 1852 äußerte er die Bitte um eine Stellung am preußischen Hof, die jedoch kein Gehör fand (Berlin, SBB PK HA). 1867 starb Bouterwek, mittlerweile französischer Staatsbürger, im Alter von 61 Jahren in Paris (Auvray 1870, S. 265).

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Prise de Bone. 27 mars 1832 nach Horace Vernet, 1836, Öl/Lw, 87 × 69 cm, Versailles, Musée national des châteaux de Versailles et de Trianon, Inv. Nr. MV 1821; INV 8406; LP 2366 | Les adieux de Roméo et de Juliette, Verbleib unbekannt (BAA 1836, Nr. 97; Salon 1837, Nr. 197) | Mädchen, welches ihr Haar aufflechtet, Verbleib unbekannt (BAA 1836, Nr. 99) | Tobias opfert die Leber des Fisches. Buch Tobiae Cap. 8, Verbleib unbekannt (BAA 1836, Nr. 100) | Bataille de Navarin. 20 octobre 1827 nach Jean-Charles Langlois, 1837, Öl/Lw, 170 × 152 cm, Versailles, Musée national des châteaux de Versailles et de Trianon, Inv. Nr. MV 1796; INV 5639; LP 3189 | Égyptien au service des Arabes, en sentinelle, Verbleib unbekannt (Salon 1837, Nr. 198) | Famille de Sonnino; frontières du royaume de Naples, Verbleib unbekannt (Salon 1837, Nr. 199) | Portrait d’enfant, Verbleib unbekannt (Salon 1837, Nr. 200) | Brigands au repos, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 191) | Un ménestrel vénitien du XVe siècle, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 192) | Virtuose champêtre, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 193) | Abraham bewirthet die drei Engel. Genesis. Cap. 18, Verbleib unbekannt (BAA 1839, Nr. 94; Salon 1839, Nr. 241) | Ein Abend auf dem Capo di Sorrento, Verbleib unbekannt (BAA 1839, Nr. 93) | Nach Rom wohlfahrtende Pilger, ruhend in der Campagna di Roma, werden von einer Bäuerin mit Milch und Früchten erfrischt, 68 × 78 cm, Verbleib unbekannt (BAA 1840, Nr. 79; Salon 1840, Nr. 160; Paris, AMN e) | La Canzonetta, femmes de l’Arricia, près d’Albano, 115 × 100 cm, Verbleib unbekannt (BAA 1840, Nr. 80; Salon 1840, Nr. 161; Paris, AMN e) | Frau aus Caraffa de’ Greci (Calabre Intérieure), 148 × 120 cm, Verbleib unbekannt (BAA 1840, Nr. 81; Salon 1840, Nr. 162; Paris, AMN e) | Portrait de Mme de C…, 160 × 125 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1840, Nr. 163; Paris, AMN e) | Flucht aus Ägypten, Verbleib unbekannt (Auvray 1870, 212) | Christus am Ölberg, Verbleib unbekannt (Auvray 1870, S. 212).

Bibliographie Werke der Pariser Zeit Orest von den Eumeniden verfolgt, am Omphalos in Pytho, 1833/1834, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Auvray 1870, S. 207) | Arabische Schildwache. Nach der Natur, Verbleib unbekannt (BAA 1836, Nr. 98) |

AKL, Bénézit, Boetticher, TB – Anonym, o. T., in: Journal de la littérature et des Beaux-Arts, 2e série, Bd. 8, 1841 | Auvray, Louis, „Bouterweck, sa vie et ses œuvres“, in: Revue artistique et littéraire, Bd. 18, 1870, S. 171–176, 206–215, 260–271 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen

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Brauer, (Theodor August) Eduard

1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1826, Nr. 158; BAA 1828, Nr. 678, 679; BAA 1830, Nr. XVI. 57–61; BAA 1832, Nr. XX.68–75; BAA 1834, Nr. VIII.88; BAA 1836, Nr. 97– 100; BAA 1839, Nr. 93, 94; BAA 1840, Nr. 79–81; BAA 1842, Nr. 1423–1424; BAA 1844, Nr. 97–102; BAA 1848, Nr. 127 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 272, 433, 452, 453, 454, Anm. 1562–1583, 512–514, 613– 614, 654–655) | Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1837, Nr. 197– 200; Salon 1838, Nr. 191–193; Salon 1839, Nr. 241; Salon 1840, Nr. 160–163 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1841, Nr. 227– 228; Salon 1842, Nr. 239; Salon 1843, Nr. 141–144; Salon 1844, Nr. 213–21 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1846, Nr. 235– 236; Salon 1848, Nr. 574–576; Salon 1849, Nr. 251– 253; Salon 1850, Nr. 364 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852–1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2002, Salon 1852, Nr. 166; Salon 1857, Nr. 365 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten. Ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845. Kommentierte Neuausgabe der Veröffentlichung von 1849, Götz Eckhardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 3, S. 786–787.

Rep. 76 Ve, Sekt. 17, Abt. V, Nr. 1, Bd. 2, fol. 10 [Schadow an das Ministerium, Berlin, 22.1.1833]; fol. 69–70 [Schadow an das Ministerium, Berlin, 30.5.1834] | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, 1834–1865, *LL 3, Nr. 521; Nr. 798; Nr. 274; Nr. 413 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *LL 6– 11, Registre des copistes, cartes d’études délivréee aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 1365 | Paris, AMN c: Paris, AMN, P30, Dossiers d’artistes peintres, Bouterwek, Friedrich, s.d | Paris, AMN d: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK 11, Salon de 1840 | Paris, AMN e: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 34, Salon de 1840. Lisa Hackmann

Brauer, (Theodor August) Eduard 1798 Kassel – 1867 ebd. Historien-, Genre-, Porträtmaler, Zeichenlehrer

Künstlerische Laufbahn vor 1822 Kunstakademie Kassel[?]; 1822–1825 Parisaufenthalt; Studium an der École des beaux-arts; Schüler bei Alexandre Denis Abel de Pujol und bei Antoine-Jean Gros; 1835–1867 Lehrer an der Kunstakademie Kassel für freies Zeichnen und Perspektive

Archivalien Berlin, SBB PK HA, Slg. Darmstädter 2n1840: Bouterwek, Friedrich, Bl. 1–2 (Bouterwek an Friedrich Wilhelm IV, Paris, 21.12.1851) | Berlin, PrAdK Nr. 152, Großen Staatspreis 1825–1842, fol. 133 [Begas an die Akademie, Berlin 9.9.1832], fol. 140–144 [ders., Paris, 26.4.1833], fol. 144 [ders., Paris, 17.9.1833], fol. 148–149 [ders., Paris, 23.11.1833], fol. 150 [Rauch an die Akademie, Berlin, 14.1.1834], fol. 151 [Bouterwek an die Akademie, Paris, 23.2.1834], fol. 152 [ders., Venedig, 29.7.1834], fol. 153 [ders., Rom, 25.5.1835], fol. 154–155 [Rom, 25.5.1835], fol. 156–157 [ders. Florenz, 31.7.1835] | Berlin, GStA PK, I. HA,

Parisaufenthalt 1822–1825 Am 9. November 1822 wurde der 24-jährige Kasseler Maler Eduard Brauer in die Pariser École des beauxarts aufgenommen und in den dortigen Registern als Schüler des Historienmalers Alexandre Denis Abel de Pujol verzeichnet (Paris, AN a); auch für September 1823 und März 1825 ist Brauers Immatrikulation im Register nachweisbar (ebd.). Erst mit Hilfe dieser Quelle und einigen weiteren Archivalien (Hannover, StA; Paris, AMN; Kassel, MHK) lässt sich der bisher völlig unbekannte Parisaufenthalt

Brauer, (Theodor August) Eduard

des Künstlers in dessen sehr lückenhafter Biographie verorten. Neben dem Besuch der École des beaux-arts studierte Brauer in einem oder mehreren Privatateliers in Paris. Hinweis darauf geben Einträge in das Register der Kopisten des Louvre. Bereits am 6. Juli 1822 ist dort ein Schüler von Abel de Pujol namens Brauer erfasst worden (Paris, AMN); als Referenzadresse ist die Rue de Harlay 27 angegeben. Ein knappes Jahr später, am 5. April 1823, wurde nochmals ein Malerschüler von Abel de Pujol mit dem Namen Brauer in das Register eingetragen, diesmal lautete die Adresse Place de l’Estrapade 1 (Paris, AMN). Diese Angabe stimmt mit der Adresse aus dem Register der École des beaux-arts (Paris, AN a) überein: Hierbei kann es sich also nur um den Malerschüler Eduard Brauer handeln. Zudem besuchte Brauer nachweislich ab Ende des Jahres 1823 das Lehratelier von Antoine-Jean Gros, wovon sein Landsmann Wilhelm → Nahl berichtete: „den 15ten [Dezember 1823] hat Brauer den Anfang in dem Gros’schen atelier gemacht, welches ihm aber viel kostet, und doch von Spektakle wenig thun kann.“ (Kassel, MHK). Der ebenfalls aus Kassel stammende Maler Wilhelm → Zahn berichtete seinem Bruder im Mai 1824 von seinem Freund: „Brauer befindet sich jetzt ganz wohl […] er wird aber, wie er sagt nächstens zum Suisse gehen.“ (Hannover, StA) Somit plante der 26-jährige Brauer, nachdem er die akademische Ausbildung an der École des beaux-arts und in diversen Lehrateliers absolviert hatte, in das freie Atelier des Charles Suisse am Quai des Orfèvres einzutreten. Weiter schilderte Zahn, dass sein Freund Brauer kürzlich am concours des places der École des beaux-arts teilgenommen habe: „In Hinsicht der Plätze nach Gips in der Academie, hat Brauer einen sehr guten Platz bekommen ohngeachtet er seine Figur nicht mal vollendet hat […]; er hat nämlich den 15ten Platz“ (ebd.). Tatsächlich lässt sich in den Platzierungslisten des internen Wettbewerbs, der in den Zeichensälen der Kunstschule stattfand, Brauers Name ab dem 9. November 1822 finden (Paris, AN b). Von da an nahm Brauer regelmäßig an den halbjährlich stattfindenden Wettbewerben teil, so auch am 10. Mai 1824, wo er, wie von Zahn berichtet, den 15. Platz erreichte (Paris, AN c). Letztmalig ist Brauers Teilnahme für den 4. Mai 1825 belegt (ebd.). Es ist anzunehmen, dass Brauer

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nach dem Frühsommer 1825 Paris verließ, da alle verfügbaren Quellen zu diesem Zeitpunkt enden.

Werke der Pariser Zeit Die Vermählung der Hl. Katharina nach Correggio, 1824, Verbleib unbekannt (Kassel, MHK)

Bibliographie Künstlerlexikon Hessen-Kassel, Nagler, TB – Delestre, Jean-Baptiste, Gros et ses ouvrages, ou Mémoires historiques sur la vie et les travaux de ce célèbre artiste, Paris 1845, S. 490 | Hoffmeister, Jacob, Gesammelte Nachrichten über Künstler und Kunsthandwerker in Hessen seit etwa 300 Jahren, Gustav Prior (Hrsg.), Hannover 1885, S. 12–13 | Knackfuß, Hermann, Geschichte der Königlichen Kunstakademie zu Kassel, Kassel 1908, S. 172, 215 | Tripier Le Franc, Justin, Histoire de la vie et de la mort du baron Gros le grand peintre. Rédigée sur de nouveaux documents et d’après des souvenirs inédits, Paris 1880, S. 583–593.

Archivalien Kassel, MHK, Graphische Sammlung, Briefe aus dem Nachlass Nahl [13 Briefe vom 18.4.1823 bis 1.2.1825] | Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrés aux artistes, 1821–1823, 1834–1865, *LL 1, S. 4, 5 | Paris, AN a: Paris, AN AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 771 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 6, Procèsverbaux des assemblées générales de l’école, 1817– 1822, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [9.9.1822: „bosse“] | Paris, AN c: Paris, AN, AJ 52 7, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1823–1829, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [7.4.1823: „modèle vivant“; 2.5.1823, 10.5.1824, 6.11.1824: „bosse“; 11.4.1825: „modèle vivant“; 4.5.1825: „bosse“] | Hannover, StA, Autographensammlung, Unterbestand Culemann, Nr. 2452, o. fol. [Brief von Wilhelm Zahn an N.N. v. 23.5.1824]. Sylva van der Heyden

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Brenzinger, Erhard Joseph

Brenzinger, Erhard Joseph 1804 Tiengen (bei Freiburg i. Br.) – 1871 Mannheim Historien- und Porträtmaler, Zeichenlehrer

E. J. Brenzinger, Selbstporträt, 1830–1835

Künstlerische Laufbahn vor 1828 Meisterschüler von Franz Joseph Zoll in Mannheim; 1828 Ausbildung zum Historienmaler unter Peter von Cornelius an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München; 1832 Teilnahme am Hambacher Fest; anschließend Hinwendung zu Porträts und Kopien; 1835–1838 Parisaufenthalt, Schüler an der École des beaux-arts und bei Ary Scheffer; 1840–1843 Zeichenlehrer an der Gewerbeschule in Waldshut; ab 1843 Zeichenlehrer in Mannheim; 1859 Mitbegründer des Mannheimer Altertumsvereins

Parisaufenthalt 1835–1838 Der vor allem für seine Radierung Der Zug zum Hambacher Schloss (1832) bekannte Erhard Joseph Brenzinger geriet weitgehend in Vergessenheit. Ihm sind lediglich zwei ältere Publikationen gewidmet, die nur sehr vage Angaben zu seinem Parisaufenthalt machen (Beringer 1923; Mathy 1919). Brenzinger ging 1835 nach Paris (Beringer 1923, S. 8). Am 4. August des Jahres findet sich sein

Name in der Kopistenliste des Louvre. Brenzinger wurde die Kopiertätigkeit auch ohne Fürsprecher auf eigene Anfrage gewährt. Seine Adresse ist mit Rue de la Harpe 57 angegeben (Paris, AMN a). Erneut schrieb sich Brenzinger am 11. Juli 1837, mit Wohnsitz in der Rue de Babylone 29, in die Kopistenliste ein. Diesmal wurde Ary Scheffer als sein Lehrer angegeben, bei dem seit 1835 auch German von → Bohn Unterricht nahm (Paris, AMN b; Ewals 1996, S. 121). Im Matrikelbuch der École des beauxarts, worin er sich am 2. Oktober 1837 einschrieb, ist seine Adresse mit Rue Papillon 29 vermerkt (Paris, AN a). Am gleichen Tag nahm er an dem Wettbewerb um die Platzierung im Zeichensaal der École des beaux-arts teil; zu seinen Konkurrenten zählten Ferdinand → Krumholz, August Theodor → Kaselowsky, Adolf → Jebens und die Brüder → Leyendecker (Paris, AN b). Brenzinger fertigte einige Arbeiten an, um sich seinen Parisaufenthalt zu finanzieren (Beringer 1923, S. 10–14). Darunter befinden sich mehrere Kopien aus dem Louvre nach Horace Vernet, die sein Interesse für zeitgenössische Werke belegen. Sein Hauptwerk der Pariser Zeit stellt den Blick in die Galerie des Louvre dar, worauf sich Brenzinger selbst festhielt, im Vordergrund an der Staffelei malend (ebd., S. 10–14). Im Jahr 1838 verließ Brenzinger Paris, um nach Freiburg zu reisen (ebd., S. 15).

Werke der Pariser Zeit Blick in die Galerie des Louvre, 41 × 32 cm, Verbleib unbekannt (Beringer 1923, S. 12–14) | Selbstporträt, Verbleib unbekannt (ebd., S. 18) | Der zerbrochene Krug nach Greuze, 96 × 75 cm, Verbleib unbekannt (ebd., S. 10–11) | Morgen nach Vernet, 29 × 37 cm, Verbleib unbekannt (ebd.) | Abend nach Vernet, 29 × 37 cm, Verbleib unbekannt (ebd.) | Apostelkopf nach Scheffer, Verbleib unbekannt (ebd., S. 11) | Aktstudie, Kohlezeichnung, Verbleib unbekannt (ebd., S. 10) | Akt sitzend, Kohlezeichnung, Verbleib unbekannt (ebd, S. 10) | Hl. Johannes, 61 × 39 cm, Verbleib unbekannt (ebd, S. 12).

Bibliographie AKL – Beringer, Joseph August, Erhard Joseph Brenzinger. Eine Künstlergeschichte in Familienbildern, Freiburg i.Br. 1923, S. 8–15 | Ewals, Leo, „Liste des élèves d’Ary et Henry Scheffer“, in: Ary Scheffer

Brockmann, Friedrich Christian Ferdinand

1795–1858, Leo Ewals (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée de la vie romantique, Paris 1996, S. 121–124, hier 121 | Mathy, Ludwig, „Der Maler Erhard Brenzinger“, in: Mannheimer Geschichtsblätter, H. 10– 12, 1919, Sp. 77–83.

Archivalien München, AdBK, Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste, Erhard Brenzinger, Bd. 1, 1809– 1841, Nr. 1441, [Stand: 27.4.2012] | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 1663 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 75, procès-verbaux des jugements des concours des sections de peinture et de sculpture, 1837–1849, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [2.10.1837: o.A.] | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 12–16, Registre des copistes, cartes des permissions d’entrée, 1834–1865, *LL 12, Nr. 397 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 1678. Tino Mager

Brockmann, Friedrich Christian Ferdinand 1809 Güstrow – 1886? Dresden? Historien-, Porträt- und Genremaler, Photograph

Künstlerische Laufbahn 1827–1829 Studium an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1829/30 Studium an der Königlich Preußischen Kunstakademie Düsseldorf; 1830, 1832, 1838, 1844, 1846 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; um 1836 Parisaufenthalt, Schüler im Atelier von Paul Delaroche und an der École des beaux-arts, anschließend Tätigkeit in Norddeutschland; ab 1839 in Dresden als Porträtmaler; 1843, 1844, 1845, 1847, 1850 Teilnahme an der Dresdner Akademie-Ausstellung; ab den 1850er Jahren als Photograph tätig;

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1854 Eröffnung eines Fotoateliers unter dem Namen F. & O. Brockmann in Dresden, Porträts und Aufnahmen des Dresdner Stadtbildes; ab 1865 Gründung des Verlags F. & O. Brockmann; 1869 Übernahme des Geschäfts durch Brockmanns Schwiegersohn Rudolph Tamme, ab 1870 wird Brockmann in den Dresdner Adressbüchern wieder als „Historienmaler“ geführt

Parisaufenthalt um 1836 Die heute im Stadtmuseum und im Landesamt für Denkmalpflege Dresden aufbewahrten Photographien Friedrich Brockmanns, die sowohl Aufnahmen des Dresdner Stadtbildes als auch Porträts bedeutender Persönlichkeiten zeigen, u.a. der Maler Julius Schnorr von Carolsfeld und Carl Gustav Carus, des Bildhauers Ernst Rietschel und des Komponisten Gottlieb Reißiger, zeugen von einer gewissen Bekanntheit des aus Güstrow gebürtigen und in Dresden zunächst als Maler, dann als Photograph wirkenden Künstlers zu seinen Lebzeiten (Schnorr von Carolsfeld 1896, S. 264; Photographie in Dresden 2002). Dass Brockmann einen Teil seiner Ausbildung in Paris absolvierte, geht aus einer Selbstauskunft aus dem Jahr 1841 hervor: „Frühzeitig durch Neigung zur Mahlerkunst hingezogen, habe ich mich in dieser Kunst namentlich an den Academien von Düsseldorf und Paris zu bilden gesucht“ (zit. nach ebd.; Düsseldorf, HStA NRW). Brockmanns Leben und Werk lässt sich nur sehr fragmentarisch rekonstruieren. Neben einigen Erwähnungen in Lexika finden sich Informationen zu Brockmann in einem Kalender aus dem Jahr 2003, der dem Dresdener Fotostudio F. & O. Brockmann gewidmet ist (AKL; TB; Photographie in Dresden 2002). Außerdem beschäftigte sich Holger Starke, Kustos des Stadtmuseums Dresden, mit dem photographischen Wirken Brockmanns (Starke o.J.). Sein Aufenthalt in Paris ist durch vereinzelte Quellen nachweisbar – allerdings sind weder Dauer noch genauere Umstände dieser Zeit bekannt (Schwerin, LHAS; Delaborde 1858, o.S.; Paris, AN; Paris, AMN; BAA 1838, Nr. 86). Eine im Landeshauptarchiv Schwerin aufbewahrte Korrespondenz belegt, dass Brockmann bereits 1833 mit dem Gedanken spielte, zur weiteren Ausbildung in die französische Hauptstadt zu gehen. Er trat mit der Bitte, sein Gemälde Der barmherzige Samariter (BAA 1832, Nr. 83) anzukau-

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Brockmann, Friedrich Christian Ferdinand

fen, an den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin heran. Mit dem Erlös wollte er seinen Parisaufenthalt finanzieren. Nach anfänglicher Ablehnung ging das Gemälde schließlich in die Sammlung der Großherzoglichen Bildergalerie ein, und Brockmann erhielt die Summe von 30 Louis d’or (Schwerin, LHAS a, b). Ob er mit dieser Summe unmittelbar im Anschluss die Reise nach Paris antrat, ist nicht belegt. Erst im Frühjahr 1836 schrieb sich Brockmann, unter Angabe einer Adresse in der Rue des Francs Bourgeois 11, an der École des beauxarts ein (Paris, AN a). Vorgestellt wurde er dort von dem Historienmaler Paul Delaroche (ebd.). Anzunehmen ist, dass er zu diesem Zeitpunkt Schüler in dessen Atelier war (Delaborde 1858, o.S.). Gestützt wird dies zusätzlich durch den Eintrag in das Kopistenregister des Louvre im Juni 1836, das ebenfalls Delaroche als Brockmanns Lehrer führt (Paris, AMN). Zu Beginn des Sommer- und Wintersemesters 1836 beteiligte sich Brockmann an dem Zeichenwettbewerb, der die Platzwahl in den Modellsälen der École des beaux-arts regelte; er erreichte für das Sommersemester Rang 97 von 114 Beteiligten und zum Wintersemester Rang 71 von 110 Beteiligten (Paris, AN b). Zeitgleich mit ihm konkurrierten die deutschen Maler Johann Joseph → Leyendecker, ebenfalls ein Schüler Delaroches, und Ferdinand → Krumholz (ebd.). Einziges überliefertes Werk aus der Pariser Zeit ist Der Reisende, das Brockmann 1838 auf der Berliner Akademie-Ausstellung zeigen sollte (BAA 1838, Nr. 86). Dem Eintrag im Ausstellungskatalog ist der Vermerk „in Rostock“ zu entnehmen (ebd.). Somit hatte Brockmann vor dem Frühjahr 1838, dem Zeitpunkt der Berliner Ausstellung, Paris verlassen. Im Jahr 1839 ließ Brockmann sich in Dresden als Porträtmaler nieder und betrieb wohl seit 1854 ein „artistischphotographisches Institut“, das später unter dem Namen der Eheleute als „F. & O. Brockmann“ firmierte, und ab 1865 den „Verlag F. & O. Brockmann“ (Lehmann 1998, S. 24; Photographie in Dresden 2002). Der Künstler verstarb vermutlich 1886 in Dresden (ebd.).

Werke der Pariser Zeit Der Reisende. In Paris gemalt, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 86).

Bibliographie AKL, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut BörschSupan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1832, Nr. 83, 84; BAA 1838, Nr. 86; BAA 1844, Nr. 1664; BAA 1846, Nr. 1426 | DAA: Die Kataloge der Dresdner Akademie-Ausstellungen 1801–1850, bearbeitet von Marianne Prause, 2 Bde., Berlin 1975, Bd. 1, DAA 1843, Nr. 198, 263; DAA 1844, Nr. 246, Nr. 262; DAA 1845, 383, 384, 390; DAA 1847, Nr. 205; DAA 1850, Nr. 443 | Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Lehmann, Hans-Ulrich, „Fotografie in Dresden, 1839 bis 1917, Hermann Krone in seinem Umfeld“, in: Fotogeschichte, 18. Jg., H. 68– 69, 1998, S. 21–29 | Milde, Horst, Dresdner AtelierFotografie zwischen 1860 und 1914, Dresden 1991, S. 8, 49 | Photographie in Dresden, F. & O. Brockmann, Wertvolle Zeugnisse der frühen Dresdner Photographie, 13 Motive aus der Zeit um 1870, Kalender für das Jahr 2003, Elbhang-Photo-Galerie (Hrsg.), Dresden 2002 | Schnorr von Carolsfeld, Franz, „Aus Julius Schnorrs Tagebüchern, Teil V“, in: Dresdner Geschichtsblätter, H. 4, Nr. 2, 1896, S. 258–268 | Starke, Holger, F. & O. Brockmann, Frühe photographische Arbeiten aus Dresden, o.J., [Stand: 27.6.2012].

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK, 0416, Bericht über die Schüler der ersten Zeichenklasse, 1797–1857, fol. 123, 127v. | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK, 0417, Berichte über die Schüler der 2. Zeichenklasse, 1818–1845 [ab 1798], fol. 133, 137, 142, 148 | Düsseldorf, HStA NRW Reg. Düss. Präs. Büro, Bd. 1558, S. 4v. [Schülerlisten Kunstakademie Düsseldorf] | Schwerin, LHAS a: Schwerin, LHAS 2.26–1 Kabinett II, Nr. 10176, o. fol. [Brief Friedrich Brockmanns an den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin Friedrich Franz I., 26. Juni 1833] | Schwerin, LHAS b: Schwerin, LHAS 2.26–1 Kabinett II, Nr. 1161, o. fol. [Schriftstück/Quittung von Friedrich Brockmann, 24. August 1833; Brief Kommerziendirektor Flatow an Großherzog von Mecklenburg-Schwerin Friedrich Franz I., 25. September 1833; Brief Großherzog von Mecklenburg-Schwerin Friedrich Franz I. an

Buttlar, Augusta von (Buttler, Auguste von) (geb. Ernst)

Kommerziendirektor Flatow, 25. September 1833] | Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 1316 | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et sculpture, 1807–1841, Nr. 1582 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 8, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école 1830–1836, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [31.3.1836, 6.10.1836: o.A.]. Lisa Hackmann

Buttlar, Augusta von (Buttler, Auguste von) (geb. Ernst) 1796 Pillnitz (heute zu Dresden) – 1866 Florenz Porträt- und Miniaturmalerin, Zeichnerin

Künstlerische Laufbahn ab 1810 nach erstem Zeichenunterricht im Elternhaus Studien an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Dresden bei Johann Friedrich Matthäi; 1811–1835 Teilnahme an den Ausstellungen der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Dresden; 1818 Aufenthalt in Frankfurt a.M.; 1821 Einschreibung als „Dilettantin“ an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München bei → Robert und Peter von Langer; 1822/23 Parisaufenthalt; Schülerin bei François Gérard; ab 1824 Aufenthalte in London, Bonn, Rom, Dresden, Böhmen und Wien; ab 1848 in Brixen in Tirol ansässig; Reisen u.a. nach Italien

Parisaufenthalt 1822/23 Eine ausführliche Darstellung von Augusta von Buttlar als Malerin bietet ein Aufsatz von Moriz Enzinger (Enzinger 1967). Die dort gelieferten Information zum Parisaufenthalt der Künstlerin ergänzen Briefe, die Buttlar aus Frankreich an ihren Onkel schrieb (Dresden, SLUB a–g). Bei diesem handelt es sich um August Wilhelm Schlegel, dessen Korrespondenz genau wie die seines Bruders

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Friedrich Schlegel eine wichtige Quelle zu Buttlars Zeit in Paris darstellt (Friedrich Schlegels Briefe 1890; Krisenjahre 1937; Schlegel 1980). Nach Studien an den Akademien in Dresden und München plante Augusta von Buttlar eine Reise nach Paris, wo sie „die Kunstakademie besuchen und dortige Meister einer geschmackvollen Portraitmalerey studieren“ wollte (Dresden, SStA; München, AdBK). Die Idee zu dem Frankreichaufenthalt stammte von ihrem Onkel August Wilhelm Schlegel. Dieser kontaktierte im Sommer 1821 die Tochter der Schriftstellerin Germaine de Staël, Albertine, um von ihr Ratschläge für die Reise seiner Nichte zu erhalten (Krisenjahre 1937, S. 377). Im Oktober 1822 verfasste Schlegel ein Empfehlungsschreiben, das an François Gérard gerichtet war. Er bat darin den Maler, sich in Paris seiner Nichte anzunehmen, eines „jeune talent qui demande à être encouragé et guidé“ (Gérard 1888, S. 232–233). Am 14. Oktober traf die 26-jährige Buttlar zusammen mit ihrem Mann Heinrich von Buttlar in der französischen Hauptstadt ein (Dresden, SLUB a). Das Ehepaar reiste auf eigene Kosten. Ein Unterstützungsgesuch an den sächsischen König war u.a. mit dem Verweis auf Buttlars Pflichten als Gattin und Mutter, die sie bei einer Tätigkeit als Porträtistin vernachlässigen würde, abgelehnt worden (Dresden, SStA). Die Buttlars kamen zunächst in der Rue d’Angivillier im Hôtel de Rouen in der Nähe des Louvre unter (Dresden, SLUB a), wechselten später aber mehrmals ihre Wohnadresse. Schon bald nach ihrer Ankunft stellte sich Augusta von Buttlar im Atelier von Gérard vor, wo sie freundlich aufgenommen wurde und sein Gemälde Corinne au Cap Misène bewunderte (Dresden, SLUB b). Insbesondere die Malerin Marie-Eléonore Godefroid, die Gérard assistierte, kümmerte sich um sie (Dresden, SLUB d). Beide Künstlerinnen teilten sich zeitweise einen Atelierraum, wo Buttlar Gérards Porträt von Germaine de Staël kopierte (ebd.; Dresden, SLUB e). Parallel dazu legte die Malerin Gérard Bilder vor, die sie bereits in Deutschland begonnen hatte und über die sie sein Urteil einholte (Dresden, SLUB c). Der Franzose zeigte sich zufrieden mit Buttlars künstlerischem Vorankommen. Die Malerin selbst äußerte sich ebenfalls positiv zu ihrer Zeit im Atelier von Gérard und hatte bald das Gefühl, „alle seine Kunstgriffe“ zu kennen (Dresden, SLUB e; Dresden, SLUB g).

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Buttlar, Augusta von (Buttler, Auguste von) (geb. Ernst)

Nicht nur im Atelier, sondern auch privat trafen Buttlar und ihr Mann mit Gérard zusammen. So folgte das Paar im Juni 1823 einer Einladung des Malers, ihn auf seinem Landsitz in Auteuil zu besuchen. Bei diesem Treffen waren u.a. Sulpiz Boisserée, Alexander v. Humboldt und der Archäologe Raoul-Rochette anwesend (Boisserée 1978, S. 915; Moisy 1956, S. 247). Außerdem war Augusta von Buttlar in Paris mit Germaine de Staëls Tochter Albertine und der Comtesse de Sainte-Aulaire bekannt (Dresden, SLUB c; Schlegel 1930, S. 393–394; Schlegel 1980, S. 416; Krisenjahre 1937, S. 421). Beide waren genau wie Gérard sehr bemüht, Buttlars französischen Bekanntenkreis durch Empfehlungsschreiben und Einladungen zu erweitern und ihr Kontakte u.a. zu Dominique-Vivant Denon und Louis de Forbin zu verschaffen (Dresden, SLUB c). Von Forbin, dem damaligen Direktor des Louvre, erhoffte sich Buttlar die Erlaubnis, im Louvre kopieren zu dürfen. Insbesondere war sie an einer Kopie von La Belle Jardinière von Raffael interessiert (Dresden, SLUB h). Ihre Kontakte zu höchsten Gesellschaftskreisen verhalfen der Malerin in Paris auch zu mehreren Porträtaufträgen. Durch die Einnahmen aus Bildnisaufträgen sowie durch den Verkauf von Kopien hoffte Buttlar, Geld für eine spätere Reise nach Italien zu verdienen (Dresden, SLUB e). An eigenen Kompositionen arbeitete die Malerin in Paris nur selten. Die Kosten für Modelle erschienen ihr zu hoch (Dresden, SLUB f). Nachdem Buttlar ein Jahr in Paris verbracht hatte, verließ die Malerin Ende 1823 die Stadt und reiste mit ihrem Onkel August Wilhelm Schlegel nach London weiter. Die gesellschaftlichen Beziehungen, die sie in Paris hatte knüpfen können, verschafften ihr hier zahlreiche Bildnisaufträge aus aristokratischen Kreisen (Krisenjahre 1937, S. 427). Nicht nur in England, sondern auch später wirkte sich auf Buttlars Arbeit als Porträtistin sicher positiv aus, dass sie sich gegenüber ihren Auftraggebern als Schülerin eines so anerkannten Malers wie Gérard bezeichnen konnte.

Werke der Pariser Zeit Porträt der Germaine de Staël nach François Gérard, 1822/1823, Verbleib unbekannt (TB; Dresden, SLUB d) | Die zwei ältesten Kinder der Herzogin von Broglie, 1823, Verbleib unbekannt (Dresden, SLUB e) | Porträt der Frau von Unger mit ihrem Sohn, Ver-

bleib unbekannt (Dresden, SLUB f) | Selbstporträt, Verbleib unbekannt (Dresden, SLUB g) | Porträt Heinrich von Buttlar, Verbleib unbekannt (ebd.).

Bibliographie ADB, DBE, Nagler, TB – Boisserée, Sulpiz, Tagebücher 1808–1823, Hans-Joachim Weitz (Hrsg.), Darmstadt 1978, S. 915 | Enzinger, Moriz, „Die Malerin Auguste von Buttlar und ihre Grillparzer-Bildnisse“, in: Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft, Nr. 3, 1967, S. 11–69 (mit weiterführender Literatur) | Friedrich Schlegels Briefe an seinen Bruder August Wilhelm, Oskar Walzel (Hrsg.), Berlin 1890, S. 628, 641 | Gérard, le Bon, Lettres adressées au baron François Gérard, peintre d’histoire […], Paris 31888, Bd. 2, S. 232–233 | Klette, Anton, Verzeichnis der von August Wilhelm von Schlegel nachgelassenen Briefsammlung, Bonn 1868, S. 3 | Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis, Josef Körner (Hrsg.), Brünn 1937, Bd. 2, S. 377, 421 | Moisy, Pierre, Les séjours en France de Sulpice Boisserée (1820– 1825), Lyon u. Paris 1956, S. 247 (Bibliothèque de la société des études germaniques, Bd. X) | Schlegel, August Wilhelm, Briefe, Josef Körner (Hrsg.), 2 Bde., Zürich 1930, Bd. 1, S. 393–394 | Schlegel, Friedrich von, Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Ernst Behler (Hrsg.), München 1980, Bd. 30, S. 416.

Archivalien Dresden, SLUB a: Dresden, SLUB, Mscr.Dresd.e. 90, XIX, Bd. 3, Nr. 122, Auguste von Buttlar an August Wilhelm Schlegel, Brief aus Paris vom 15.10.1822 | Dresden, SLUB b: Dresden, SLUB, Mscr.Dresd.e. 90, XIX, Bd. 3, Nr. 123, Auguste von Buttlar an August Wilhelm Schlegel, Brief aus Paris vom 20.11.1822 | Dresden, SLUB c: Dresden, SLUB, Mscr.Dresd.e. 90, XIX, Bd. 3, Nr. 124, Auguste von Buttlar an August Wilhelm Schlegel, Brief aus Paris vom 15.12.1822 | Dresden, SLUB d: Dresden, SLUB, Mscr.Dresd.e. 90, XIX, Bd. 3, Nr. 125, Auguste von Buttlar an August Wilhelm Schlegel, Brief aus Paris vom 5.1.1823 | Dresden, SLUB e: Dresden, SLUB, Mscr.Dresd.e. 90, XIX, Bd. 3, Nr. 126, Auguste von Buttlar an August Wilhelm Schlegel, Brief aus Paris vom 6.2.1823 | Dresden, SLUB f: Dresden, SLUB, Mscr.Dresd.e. 90, XIX, Bd. 3, Nr. 127, Auguste von Buttlar an August Wilhelm Schlegel, Brief aus Paris vom 4.5.1823 | Dresden, SLUB g: Dresden, SLUB, Mscr.Dresd.e. 90, XIX, Bd. 3, Nr. 128, Auguste von Buttlar an August

Canzi, August (Kanz, Martin; Canzi, Ágoston/Ákos)

Wilhelm Schlegel, Brief aus Paris vom 7.7.1823 | Dresden, SLUB h: Dresden, SLUB, Mscr.Dresd.e. 90, XIX, Bd. 3, Nr. 129, Auguste von Buttlar an August Wilhelm Schlegel, Brief aus Paris vom 4.8.1823 | Dresden, SStA, Bestand 11126, Kunstakademie Dresden, Akte 55–57 | München, AdBK, Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste, Bd. 1, 1809–1841, Nr. 705, 16.11.1821, [Stand: 11.5.2012]. Gitta Ho

Canzi, August (Kanz, Martin; Canzi, Ágoston/Ákos) 1808 Baden bei Wien – 1866 Pest/Budapest Porträt- und Genremaler, Lithograph, Photograph

Künstlerische Laufbahn vermutlich ab 1829 Studium an der Königlichen Kunstschule Stuttgart; vor 1833 – vor 1840 Parisaufenthalt; ab spätestens 1834 Schüler bei Jean-Auguste-Dominique Ingres; 1833–1840 jährliche Teilnahme am Pariser Salon, 1838 Medaille 3. Klasse; Namenswechsel zu August Canzi; ab 1840 wohnhaft in Wien; 1841, 1843, 1844 Beteiligung an den Ausstellungen der Akademie im Polytechnikum Wien; ab 1843 regelmäßige Teilnahme an den Ausstellungen im Kunstverein in Pest (Művészeti Egyesület); um 1846 Übersiedlung nach Pest (Budapest); 1859 Erwerbung von Canzis bekanntester Genreszene Weinlese in der Gegend von Vàc (Waitzen) durch das Ungarische Nationalmuseum (Budapest, Ungarische Nationalgalerie); 1862 Eröffnung eines Fotoateliers zusammen mit Jόzef Heller

Parisaufenthalt vor 1833 – vor 1840 Die bisher umfassendste Aufarbeitung zu Leben und Werk des Malers August Canzi leistete der Archivar Rudolf Maurer im Rahmen einer kleinen Familienchronik, die auch ein „provisorisches Werkverzeichnis“ enthält (Maurer 2008, hier: S. 22–24).

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Grundlage hierfür ist das aus dem Jahr 1911 stammende Gedenkblatt an den Maler August Canzi des damaligen Badener Stadtarchivars Rainer von Reinöhl (Reinöhl 1911), der noch Angehörige Canzis zu dessen Leben befragen konnte. Anlässlich einer französischen Ausstellung über die Schüler von Jean-Auguste-Dominique Ingres wurde auch Canzi mit einem kurzen Katalogeintrag erwähnt, der die französischen Quellen und deren Widersprüche vorstellt (Lavallée 1999, S. 68). Einzige relativ zeitnahe Quelle – aufgrund einzelner Fehlinformationen jedoch kritisch zu bewerten – ist ein Brief von 1899, in dem Canzis Sohn Auskunft über seinen bereits verstorbenen Vater gibt (Budapest, AUN). Martin Kanz, der sich später in August Canzi umbenennen sollte, wuchs als Sohn eines Buchbinders auf und erfuhr seine erste künstlerische Ausbildung vermutlich an der neu eröffneten Königlichen Kunstschule in Stuttgart. Seine zu dieser Zeit dort lebende Schwester, die berühmte Sängerin Katharina Canzi, soll ihn dorthin geholt (Reinöhl 1911, S. 7) und ihn überdies – laut Canzis Sohn Rudolf Edmund – auch weiterhin finanziell unterstützt haben (Budapest, AUN). Gewissheit über Canzis Stuttgarter Lehrjahre lässt sich heute aufgrund des Verlustes der Matrikelbücher nicht erlangen, seine Freundschaften zu mehreren Stuttgarter Künstlern sprechen jedoch dafür. Henri Lapauze vermutet Canzi bereits 1825 in Paris unter den ersten Schülern von Jean-AugusteDominique Ingres, da er Canzi in den schriftlichen Erinnerungen des Ingres-Schülers Eugène-Emmanuel Amaury-Duval von 1878 identifizieren zu können glaubt (Lapauze 1911, S. 258–259; AmauryDuval 1993, S. 79, 425). Sicher scheint, dass der Maler vor 1833 in der französischen Hauptstadt eintraf (Maurer 2008, S. 19), denn in diesem Jahr war er erstmals im Pariser Salon vertreten (Salon 1833). Spätestens ab 1834 besuchte der 26-Jährige schließlich das Atelier von Ingres, was der ebenfalls aus Stuttgart kommende Ingres-Schüler Karl Friedrich Johann → Müller bezeugt, der sich zudem an eine Begrüßung durch Canzi bei seiner eigenen Ankunft im Atelier 1833 erinnert (Stuttgart, HStAS). Acht Jahre lang, bis 1840, beschickte Canzi den Salon mit insgesamt 22 Werken – hauptsächlich Porträts. Für sein Historienbild Die Befreiung Prinz Alberts von Sachsen nahm er 1838 seine größte Auszeichnung, die Medaille dritter Klasse, entgegen (Paris, AMN). In der Pariser Zeit verkehrte Canzi mit meh-

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Canzi, August (Kanz, Martin; Canzi, Ágoston/Ákos)

reren Stuttgartern. Der Historienmaler Müller entsinnt sich in seinen Erinnerungen, dass „Canzi die Freunde und Landsleute zum Café gebeten hatte“, erwähnt gemeinsame Ausflüge und die Empfehlung eines Quartiers durch Canzi (Stuttgart, HStAS). Der Maler German von → Bohn berichtet im Mai 1835 in einem Brief über eine Verabredung mit Canzi (Tübingen, UB), und zwei in Paris studierende Stuttgarter Architekten, Christian Friedrich Leins und Karl Etzel, wurden von Canzi porträtiert (Wintterlin 1895, S. 415; Fleischhauer 1939, S. 207). Auch zu Persönlichkeiten aus der Politik soll Canzi in Paris Kontakte geknüpft haben, so zu dem späteren Badener Gemeinderat Josef Stauber, zum späteren Minister und Gesandten Anton Freiherr von Doblhoff-Dier, den er später auch porträtierte (Reinöhl 1911, S. 8f.), und zu dem Diplomaten Karl Friedrich Albert Reinhard, von dem er 1834 ein Bildnis mit der Signatur „Canzi à son ami“ (Kat. Stuttgart 1977, S. 98) anfertigte. Die weiteren Aufenthaltsorte von August Canzi werden unterschiedlich angegeben. Fleischhauer behauptet, Canzi sei 1838 nach Stuttgart zurückgekehrt und zwei Jahre dort tätig gewesen (Fleischhauer 1939, S. 208). Maurer hingegen nimmt einen fortdauernden Pariser Wohnsitz bis 1840 an, der lediglich durch kurze Aufenthalte in Stuttgart bei der Schwester im Zusammenhang mit Aufträgen unterbrochen wurde (Maurer 2008, S. 20), Reinöhl berichtet gar von Aufträgen für König Wilhelm I. von Württemberg (Reinöhl 1911, S. 8). Bei den SalonAusstellungen gab Canzi in den Jahren bis 1840 stets verschiedene Pariser Anschriften an, nur die Rue Saint-Honoré 357 nannte er in drei aufeinanderfolgenden Jahren (Salon 1835–1837). Noch im Jahr 1839 beschickte Canzi „von Paris aus“ auch Ausstellungen in Stuttgart mit mehreren Werken (Anonym 1839). Sicher ist, dass Canzi sich im Jahr 1840 in Wien niederließ (Bénézit; TB; Reinöhl 1911, S. 8).

Werke der Pariser Zeit Portrait de M. Tamburini, Verbleib unbekannt (Salon 1833, Nr. 333) | Portrait de Mlle B…, jeune anglaise, Verbleib unbekannt (Salon 1833, Nr. 334) | Portrait de M.L. Suepfle, philologue, Verbleib unbekannt (Salon 1833, Nr. 2956) | Der jüngere Graf Karl Friedrich Albert Reinhard, 1834, Öl/Lw, 91 × 72 cm, signiert: „Canzi à son ami. Paris 1834“, Inv. Nr. GVL

3, Stuttgart, Staatsgalerie | Portrait de Mlle Taglioni, Verbleib unbekannt (Salon 1834, Nr. 275), entspricht vermutlich: Frau Maria (Sophie?) Taglioni, 1833, Öl/Lw, 81 × 65 cm, signiert: „Canzi pinxit 1833“, Inv. Nr. 1239, Stuttgart, Staatsgalerie | Portrait de Mme B., Verbleib unbekannt (Salon 1834, Nr. 276) | Portrait de l’enfant de Mme B., Verbleib unbekannt (Salon 1834, Nr. 277) | Portrait de M.J.Q., Verbleib unbekannt (Salon 1834, Nr. 278) | Portrait de Mme M…, Verbleib unbekannt (Salon 1835, Nr. 309) | Portrait de M.L…., Verbleib unbekannt (Salon 1835, Nr. 310) | Portrait de l’enfant de Mme D…, Verbleib unbekannt (Salon 1835, Nr. 311) | Portrait de Mlle L…, Verbleib unbekannt (Salon 1835, Nr. 312) | La sainte Madeleine, Verbleib unbekannt (Salon 1836, Nr. 294) | Portraits de Mme C. et de sa sœur de L…, Verbleib unbekannt (Salon 1836, Nr. 295) | Portrait de Mme J., Verbleib unbekannt (Salon 1836, Nr. 296) | Portraits des enfants de Mme J., Verbleib unbekannt (Salon 1836, Nr. 297) | Tête d’étude, costume mauresque, Verbleib unbekannt (Salon 1837, Nr. 271) | Délivrance du prince Albert de Saxe. Enlevé par Kunz de Kaufungen, grand-maréchal de Saxe, qui voulait le faire passer en Bohême, ce jeune prince, en traversant une forêt, rencontre des charboniers qui l’arrachent à son ravisseur, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 237) | Portrait de M. Marie, avocat, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 238) | Portrait einer vornehmen Dame, auf einer Terasse vor südlicher Landschaft, 1838, Öl/ Karton, Verbleib unbekannt (Maurer 2008, S. 22) | Tête de femme, étude, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 239) | Jeune pêcheur indien avec un enfant, Verbleib unbekannt (Salon 1839, Nr. 286) | Porträt des Christian Friedrich Leins, 1838/40, Verbleib unbekannt (Wintterlin 1895, S. 415) | Porträt des Architekten Karl Etzel, 1838, Öl/Lw, 97 × 75 cm, Verbleib unbekannt (Fleischhauer 1939, S. 207) | Porträt Katharina Canzi, 1838/40, Verbleib unbekannt (Maurer 2008, S. 22) | Porträt Ludwig Wallbach, 1838/40, Verbleib unbekannt (ebd.) | Selbstporträt, 1838/40, Bleistift/Papier, Privatbesitz (ebd., S. 24) | Jeune fille, étude, Verbleib unbekannt (Salon 1839, Nr. 187) | Oreste et Pylade en Tauride, 125 × 155 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1840, Nr. 223).

Bibliographie AKL, Bellier/Auvray, Bénézit, Schweers, TB – Amaury-Duval, Eugène-Emmanuel, L’atelier d’In-

Catel, Franz Ludwig

gres, Daniel Ternois (Hrsg.), Paris 1993, S. 89, 425 | Anonym, „Stuttgart“, in: Kunst-Blatt, Nr. 58, 1838, S. 230; Nr. 49, 1839, S. 196; Nr. 82, 1839, S. 325 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 76, 79, 151, Anm. 583, S. 367, 434, Anm. 1600–1601, S. 452, 456, 479, Anm. 541–542 | Börsch-Supan, Helmut, Die Deutsche Malerei von Anton Graff bis Hans von Marées 1760–1870, München 1988, S. 539 | Fleischhauer, Werner, Das Bildnis in Baden-Württemberg, 1760– 1860, Stuttgart 1939, S. 206–207 | Fleischhauer, Werner, Die schwäbische Kunst im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart 1952, S. 114 | Kat. Montauban 1999: Les élèves d’Ingres, Marie-Hélène Lavallée (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée Ingres, Montauban 1999, S. 21, 68 | Kat. Stuttgart 1977: Preiser, Arno, Schwaben sehen Schwaben. Bildnisse 1790– 1940 aus dem Besitz der Staatsgalerie Stuttgart, Ausstellungskat., Staatsgalerie, Stuttgart 1977, S. 98f. | Lapauze, Henri, Ingres. Sa vie et son œuvre, Paris 1911, S. 257–261 | Maurer, Rudolf, Kunst und Kunsthandwerk im Biedermeier. Die Badener Familie Kanz, Katalogblätter des Rollettmuseums Baden, Bd. 70, Baden 2008 | Reinöhl, Rainer von, Gedenkblatt an den Maler August Canzi, Baden 1911 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1819–1834, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1833, Nr. 333, 334, 2956; Salon 1834, Nr. 275–278 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1835, Nr. 309–312; Salon 1836, Nr. 294–297; Salon 1837, Nr. 271; Salon 1838, Nr. 237–239; Salon 1839, Nr. 286, 287; Salon 1840, Nr. 223 | Wintterlin, August, Württembergische Künstler in Lebensbildern, Stuttgart et al. 1895, S. 415 | Wirth, Irmgard, „Zu Künstlerporträts des Berliner Biedermeier von F.W. Herdt und A. Rinck, A. Canzi, F. Krüger“, in: Alte und moderne Kunst, Bd. 58/59, 1962, S. 45–49.

Archivalien Budapest, AUN, Inv. Nr. 452/1920, o. fol. [Brief von Rudolf E. Canzi an Gyula Szentiványi, Wien, 26.7.1899] | Paris, AMN, X-Salons, Salon de 1838 | Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 61, Erinnerungen aus meinem Leben von Karl Friedrich Johann[es] [von] Müller, 1813–1837, fol. 16, 17, 21 | Tübingen, UB, Md

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760 62, o. fol. [Brief von German von Bohn an Adelbert von Keller vom 7.5.1835]. Theresa Wißmann

Catel, Franz Ludwig 1778 Berlin – 1856 Rom Illustrator und Landschaftsmaler

F. L. Catel, Selbstbildnis, 1800–1805

Künstlerische Laufbahn 1794–1797 nach einer ersten Ausbildung zur Holzbildhauerei Studium an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; erste Stichvorlagen für den Buchhandel; 1798–1800 erster Parisaufenthalt; Studium an der École des beaux-arts; 1800 Rückkehr nach Berlin; Gründung einer Stuckfabrik mit seinem Bruder, dem Architekten Ludwig Friedrich Catel; 1806 Ernennung zum ordentlichen Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste; Umgang mit den nach dem Einzug der napoleonischen Armee in Berlin stationierten Franzosen; 1807–1811 zweiter Parisaufenthalt und Reisen nach Neuweiler im Elsass zwecks Dekorationsaufträgen für den General Henri-Jacques-Guillaume Clarke; 1811 Reise nach Mailand, anschließend in Rom; 1812–1824 verschiedene Reisen nach Süditalien; 1812 mit dem französischen Archäologen

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Catel, Franz Ludwig

Aubin-Louis Millin, u.a. nach Pompeji; 1820 mit dem dänischen Landschaftsmaler Johan Christian Dahl und 1824 mit Karl Friedrich Schinkel Reisen nach Neapel und Umgebung, wobei das berühmte Gemälde Schinkel in Italien entsteht (Berlin, Alte Nationalgalerie); Teilnahme an der Ausmalung der Casa Bartholdy in Rom; 1819 Teilnahme am Pariser Salon; 1829 Mitbegründer der Società degli Amatori e Cultori delle Belle Arti in Rom; 1833 Stellungnahme gegen die Kunstkritik des Kunst-Blatts in dem in Dessau veröffentlichten kollektiven Text Drei Schreiben aus Rom; 1834 Auftrag von Prinz Heinrich von Preußen für die Auferstehung Christi (1945 zerstört) für den Altar der Luisenkirche in BerlinCharlottenburg; 1838 Teilnahme am Pariser Salon, Gewinn einer Medaille 3. Klasse; 1840 Reise durch Frankreich, England, Holland und Deutschland; 1841 Ernennung zum Professor der Königlich Preußischen Akademie der Künste; 1845 Mitbegründer des Deutschen Kunstvereins in Rom und 1852/53 dessen Vorsitzender; nach seinem Tod Gründung des Pio Istituto Catel für bedürftige Künstler

Parisaufenthalte 1798–1800, 1807–1811 Obwohl Franz Catel insgesamt zwei Reisen nach Paris unternahm und jeweils mehrere Jahre dort verweilte, ist sein Aufenthalt in der französischen Hauptstadt nur ansatzweise untersucht worden (Geller 1960; Stolzenburg 2007). Catel stammte aus einer hugenottischen Familie, die ursprünglich aus Sedan nach Berlin emigriert war. Catel selbst reiste zum ersten Mal im Jahr 1798 nach Frankreich. Zuerst begab er sich nach Weimar, vermutlich in Begleitung des Berliner Architekten Friedrich Gilly, des Wasserbauinspektors Ludwig Leberecht Koppin und des Malers Georg Christian Gropius, um Johann Wolfgang von Goethe zu besuchen, und reiste dann weiter über Gotha, Eisenach und Kassel in die Schweiz (Berlin, GStA PK a). Gilly befand sich bereits im Juli 1797 in Paris, während Catel sich vom Spätsommer 1797 bis zum Sommer 1798 noch in der Schweiz aufhielt. Der Name des 20-Jährigen taucht am 21. September 1798 in den Registern der École des beaux-arts auf, wo er auf Empfehlung von Jean-Antoine Houdon aufgenommen wurde. Dort wird die Rue André-desArts als Wohnadresse angegeben (Paris, ENSBA). Im April 1799 beteiligte sich Catel dann an dem internen Zeichenwettbewerb um die Platzierung im

Modellzeichensaal (Paris, AN). Darüber hinaus ist dieser erste Parisaufenthalt jedoch kaum dokumentiert. Catel stand in Paris in Kontakt mit Wilhelm von Humboldt. Er und sein Bruder Ludwig, der mittlerweile auch in Paris eingetroffen war, waren gerngesehene Gäste im Hause Humboldts (zit. nach Lacher 2005, S. 16). Zur gleichen Zeit erschienen in Braunschweig Catels Illustrationen zu Goethes Hermann und Dorothea, die 1799 vom Verleger Friedrich Vieweg veröffentlicht wurden. Da sie Goethe anscheinend nicht gefielen, versuchte Catel durch Vermittlung von Wilhelm von Humboldt, den Weimarer Kunstrichter umzustimmen. So schrieb Humboldt aus Paris an Goethe am 26. August 1799: „Ich lege noch eine Zeichnung – Iris, wie sie Priam geleitet, den Leichnam des Hektor loszukaufen – bei. Sie stammt von einem Deutschen, von Catel, der jetzt hier ist. Er wünscht sie Ihnen vorzulegen, um vielleicht dadurch das ungünstige Urteil zu verwischen, was die Kupfer zu Hermann und Dorothea bei Ihnen erweckt haben können. […] Gefiele sie Ihnen, so möchte er sich Ihnen zu Arbeiten, auf die Sie vielleicht Einfluss hätten und wofür man kein noch höheres Talent finden könnte, empfehlen. Mir scheint er nicht ohne Fähigkeit und er ist ein fleissiger und bescheidener Mensch.“ Goethe antwortete am 28. Oktober desselben Jahres: „Danken Sie auch Herrn Catel für das Überschickte. Er zeigt in seinen Arbeiten ein schönes Talent, nur sieht man daran, möchte ich sagen, dass er in der Zerstreuung der Welt lebt.“ (Geiger 1909, S. 95, 100). Im Juli 1800 kehrte Catel nach Berlin zurück und zeigte im September in der Ausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste verschiedenste in Paris gefertigte Zeichnungen nach Gemälden alter Meister: die Transfiguration nach Raffael, die Kommunion des heil. Hieronymus nach Dominichino, die Fortuna nach Guido Reni, Der tote Christus und Maria nach Annibale Carracci und die Kamaldulenser-Mönche nach Andrea Sacchi (BAA 1800, Nr. 171, 1–5). Die Zeichnungen wurden u.a. von französischen Künstlern in Paris für Viewegs Taschenbuch für 1801 gestochen und erschienen ebenfalls im Journal des Luxus und der Moden (1800, Bd. 15). 1807 machte Catel, inzwischen ordentliches Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste, die Bekanntschaft von Dominique-Vivant Denon, während eines Essens, zu dem Johann Gottfried Schadow, Direktor der Königlichen Akademie, ihn einlud (Schadow 1987, Bd. 1, S. 78).

Catel, Franz Ludwig

Nach einer erneuten Reise in die Schweiz mit seinem Bruder Ludwig war Catel Ende 1807 wieder in Paris. Ludwig kehrte bald darauf nach Berlin zurück, während Franz in Paris blieb. Dieser erneute Parisaufenthalt hing sicherlich mit dem Auftrag zusammen, das Landhaus des Generals Henri-Jacques-Guillaume Clarke, Kriegsminister und Gouverneur von Berlin zwischen 1806 und 1807, in Neuweiler im Elsass zu dekorieren. Auch die Presse interessierte sich für diesen Auftrag, präzisierte, dass Catel 4000 livres dafür erhielt, und beklagte seine Abreise: „Der Verlust solcher Männer muss dem preußischen Patrioten noch empfindlicher sein als die Entführung toter Kunstwerke.“ (Zit. nach Becker 1971, S. 414f., Anm. 1015) Die Quellen zu diesem Auftrag widersprechen sich: Catel lieferte zunächst vermutlich im April 1808 eine Skizze für die Deckenfresken des Ballsaales des Landhauses (Straßburg, SIP), welche nach dem Wunsch des Generals eine Allegorie zur Erinnerung an die Mitglieder seiner Familie (Guillaume Dalton, Jacques Elliott und James Shée) zeigen sollte, die im Kampf gefallen waren (Straßburg, ADBR; Reiss 1999, S. 313, Anm. 2). Eine andere Quelle besagt aber, dass Catel zwei Deckengemälde in Öl malte, die Alfred als Harfenspieler verkleidet im dänischen Lager und eine Szene aus dem österreichischen Krieg zeigten (Anonym 1808, S. 142–143; Stolzenburg 2007, S. 21). Die Kartons zu diesen Gemälden wurden wahrscheinlich 1808 in Paris ausgestellt und sollen von Jacques-Louis David sehr gelobt worden sein (Anonym 1808, S. 142–143; Müller 1874, S. 442). An der Entstehung der Fresken war möglicherweise auch der Magdeburger Maler Carl → Sieg beteiligt, der sich auf dem Weg nach Paris befand, als er Catel im Elsass begegnete (Fischer 1939, S. 65). Eine erhaltene Zeichnung, Elsässische Landschaft (Berlin, StM), macht deutlich, dass Catel neben der Auftragsarbeit bei General Clarke auch nach der Natur zeichnete. In Paris, wo Catel außerdem die meiste Zeit verbrachte, widmete er sich zunehmend der Ölmalerei (Nagler) und verkehrte dort mit seinem Cousin, dem Komponisten Charles Simon Catel, den Brüdern → Ferdinand und → Heinrich Olivier, Wilhelm Schlegel, der Künstlerin Therese aus dem → Winckel und dem dänischen Poeten Adam Gottlob Oehlenschläger (Müller 1874, S. 420–421; Kat. Rom 2007, S. 21); in dessen Erinnerungsalbum verewigte sich Catel mit einer Szene aus Oehlenschlägers Tragödie Håkon Jarl. Mit Berlin und der dortigen Aka-

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demie der Künste blieb Catel auch in Paris in engem Kontakt. So suchte er im Namen der Akademie mehrere Male Denon auf, um den Direktor des Musée Napoléon um Gipsabdrücke der Antiken des Museums zu bitten, wie er es in einem Brief vom 18. Februar 1808 schildert (Berlin, GStA PK b). Vielleicht machte Catel in diesen Jahren auch die Bekanntschaft des Archäologen Aubin-Louis Millin, den er im Frühling 1812 auf einer Reise durch Süditalien begleitete und für den er Zeichnungen anfertigte, die in der Description des tombeaux qui ont été découverts à Pompei dans l’année 1812 (Neapel 1813) veröffentlicht wurden. Catel arbeitete in Paris auch weiterhin an Illustrationen, u.a. für das Werk des Dichters Jacques Delille L’Homme des Champs ou les Géorgiques françaises, Poëmes en IV chants (neue Auflage, Paris, Guiguet et Michaud, H. Nicolle 1808). Im Sommer des Jahres 1811 reiste Catel nach Mailand ab, wo er seinen Bruder und dessen Frau Henriette Friederike traf. Anschließend reisten die Brüder zusammen weiter nach Rom, wo Franz Catel bis zu seinem Lebensende blieb und dort hauptsächlich Veduten mit Motiven aus dem italienischen Volksleben und römischen Sehenswürdigkeiten malte.

Werke der Pariser Zeit Iris, wie sie Priam geleitet, den Leichnam des Hektor loszukaufen, um 1799, Bleistift, braun laviert, weiß gehöht, 22,6 × 31,5 cm, Weimar, Klassik Stiftung, Graphische Sammlung | Transfiguration nach Raffael, Verbleib unbekannt (BAA 1800, Nr. 171, 1–5) | Kommunion des heil. Hieronymus nach Dominichino, Verbleib unbekannt (ebd.) | Fortuna nach Guido Reni, Verbleib unbekannt (ebd.) | Der tote Christus und Maria nach Annibale Carracci, Verbleib unbekannt (ebd.) | Kamaldulenser-Mönche nach Andrea Sacchi, Verbleib unbekannt (ebd.) | Zwei Gegenden aus der Schweiz, Aquarell, Verbleib unbekannt (BAA 1800, Nr. 172) | Kartons zu Fresken, Verbleib unbekannt (Kat. Rom 2007, S. 21) | Einzug des Kaisers Napoleon, Verbleib unbekannt (Nagler, Bd. 2, S. 435) | Elsässische Landschaft, um 1808, Pinsel in Braun, 29 × 44,4 cm, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Tod eines jungen französischen Offiziers auf dem Schlachtfeld, Verbleib unbekannt (Becker 1971, S. 355, 415, Anm. 1016) | Zeichnung mit einer Szene aus Oehlenschlägers Håkon Jarl, 1808, Feder und

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Catel, Franz Ludwig

Pinsel in Braun, 11,3 × 17,8 cm, Hillerød, Frederiksborg slot, Det Nationalhistoriske Museum | Alfred als Harfenspieler verkleidet im dänischen Lager, Verbleib unbekannt (Kat. Rom 2007, S. 21).

Bibliographie ADB, AKL, Nagler, Reclam, TB – Anonym, „Kunstwanderung in Paris zu teutschen Künstlern. Altarblatt von Hetsch. Neueste Compositionen von Catel. Kolbe’s und Olivier’s Arbeiten“, in: London und Paris, Bd. 21, 1808, S. 142–143 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1800, Nr. 171, 172 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 348–349, 355, Anm. 676–684, 1013– 1017 | Fischer, Johannes, Die Pfälzer Kolonie in Magdeburg. Zum Andenken an ihre vor 250 Jahren erfolgte Begründung, Magdeburg 1939, S. 65–66 | Geiger, Ludwig, Goethes Briefwechsel mit Wilhelm und Alexander von Humboldt, Berlin 1909, S. 95, 100 | Geller, Hans, Franz Catel. Leben und Werk des deutschrömischen Malers, Leipzig (Kunsthistorisches Institut der Universität Köln) 1960 (unpubl. Manuskript) | Johannsen, Rolf H., „Ludwig Friedrich (Louis) Catel“, in: Berliner Klassik. Eine Großstadtkultur um 1800/Online-Dokumente, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften 2001, [Stand: 27.6.2012] | Kat. Rom 1996: Franz Ludwig Catel e i suoi amici a Roma: un album di disegni dell’Ottocento, Ausstellungskat., Rom, Galleria Nazionale d’Arte Moderna, Turin 1996, S. 73 | Kat. Rom 2007: Franz Ludwig Catel 1778–1856: paesaggista e pittore di genere, Andreas Stolzenburg (Hrsg.), Ausstellungskat., Casa di Goethe, Rom 2007, S. 12–13, 20–21 | Lacher, Reimar F., „Künstler(auto)biografien: Ludwig Friedrich Catel“, in: Berliner Klassik. Eine Großstadtkultur um 1800/Online-Dokumente, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften 2005, S. 11–33, [Stand: 27.6.2012] | Meyer, Johann Heinrich, „Kunst. Erklärungen einiger Kupferstiche in Braunschweigischen Taschenkalendern. (Betr. 5 Kupferstiche von F. L. Catel nach Gemälden von G. Reni, A. Sacchi, Rafael, Domenichino und A. Carracci)“, in: Journal des Luxus und der Moden,

Bd. 15, H. 12, 1800, S. 657–661 | Müller, Adolph, Briefe von der Universität in die Heimat, Leipzig 1874, S. 420–421, 433 | Reiss, René, Clarke. Maréchal et Pair de France, Strassburg 1999, S. 313, Anm. 2 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1819–1834, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1819, Nr. 198 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835– 1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1838, Nr. 250 | Savoy, Bénédicte, „Peintres berlinois à Paris 1800–1820“, in: Les Artistes étrangers à Paris: de la fin du Moyen Âge aux années 1920, Marie-Claude Chaudonneret (Hrsg.), Bern, New York 2007, S. 157–175, insbesondere S. 163, 167 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten ein Quellenwerk zur Berliner Kunst-und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845, Götz Eckardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 1, S. 78 | Schuster, Peter-Klaus, „Catel und Goethe. Zur Entstehung der realistischen Bildungslandschaft“, in: Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Festschrift für Richard Brinkmann, Tübingen 1981, S. 164–200, insbesondere S. 165 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 277.

Archivalien Berlin, GStA PK a: Berlin, GStA PK, I. HA, Rep. 76 alt III, Nr. 201, o. fol. [Antrag für einen Reisepass für die Schweiz und Italien vom 7. April 1797 und Bewilligung des Reisepass vom 9. April 1797] | Berlin, GStA PK b: Berlin, GStA PK, I. HA, Rep. 76 alt III, Nr. 251, fol. 10 [Brief von Catel an Geheimrath Alvensleben vom 18.2.1808] | Paris, AMN, X-Salons, Salon de 1838 | Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [19.4.1799: „modèle vivant“] | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, | 1778–1813, S. 233 [1 frimaire an VII (21.9.1798)] (s.u. ab S. 327) | Straßburg, SIP, Inv. général du patrimoine culturel de la région Alsace, IM67015564 | Straßburg, ADBR, Notariat moderne Neuwiller 4 et Neuwiller 5. Frauke Josenhans

Chézy, Max (Maximilian) von

Chézy, Max (Maximilian) von 1808 Paris – 1846 Heidelberg Porträt- und Genremaler

Künstlerische Laufbahn um 1820 in Dresden Unterricht bei Ferdinand Hartmann; um 1822 in Berlin vermutlich Unterricht bei Wilhelm → Wach; 1824–26 in Wien Studium an der Akademie der vereinigten bildenden Künste, u.a. bei Johann Peter → Krafft; 1837 in München Studium an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste; 1829–1831 Parisaufenthalt; Besuch des Lehrateliers von Louis Hersent; nach 1831 Aufenthalte in München, Düsseldorf, Baden-Baden, Traunstein und Linz; 1840 Beteiligung an der Ausstellung des Münchener Kunstvereins; um 1840 in Düsseldorf Studium an der Königlich-Preußischen Kunstakademie

Parisaufenthalt 1829–1831 Der 21-jährige Max von Chézy reiste im Jahr 1829 zur Fortsetzung seines Kunststudiums nach Paris. Über den Studienaufenthalt in seiner Geburtsstadt, in der er seine ersten zwei Lebensjahre verbracht hatte, lassen sich vereinzelt Informationen in den Erinnerungen seines Bruders Wilhelm Theodor von Chézy und seiner Mutter Helmina von Chézy sowie in deren sich heute in Krakau befindlichen Nachlass beziehen (Chézy 1858; Chézy 1863/64; Krakau, BJ). Nach Paris reiste Chézy gegen den Willen seiner Mutter (Chézy 1863/64, S. 104f., 299), die die französische Hauptstadt im Jahr 1810 nach einem knapp zehnjährigen Aufenthalt sowie einer erfolgreichen Tätigkeit als Journalistin verlassen hatte und gemeinsam mit ihren beiden Söhnen nach Deutschland zurückgekehrt war. In der französischen Hauptstadt wohnte der junge Maler bei seinem Vater, dem bekannten französischen Orientalisten Antoine-Léonard de Chézy, der ihn finanziell unterstützte und ihn in das Lehratelier von Louis Hersent schickte: „Der Vater gab ihn zum Maler Hersent in die Lehre, wo der junge Mensch unter mitstrebenden Kameraden erfreuliche Fortschritte, namentlich in der Farbgebung machte“ (ebd.,

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S. 78). Als einziges in Paris entstandenes Werk lässt sich eine heute verschollene Kopie der bekannten Dorfbraut von Jean-Baptiste Greuze nachweisen (Chézy 1858, S. 271). Nach Ausbruch der Julirevolution im Jahr 1830 drängte der Vater seinen Sohn aufgrund der unsicheren politischen Lage zur Rückkehr nach Deutschland (Chézy 1863/64, S. 80). Im März 1831 reiste Chézy nach München, wo er sich zunächst niederließ (Chézy 1858, S. 387). Nach dem Tod seines Vaters im Folgejahr kehrte Chézy Ende 1832 gemeinsam mit seiner Mutter noch einmal kurzzeitig zur Regelung des Nachlasses nach Paris zurück (ebd., S. 389). In den darauffolgenden Jahren war Chézy als Genre- und Porträtmaler tätig.

Werke der Pariser Zeit Die Dorfbraut nach Jean-Baptiste Greuze, unvollendet, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Chézy 1858, S. 271).

Bibliographie ADB, AKL, Bénézit, TB – Börsch-Supan, Helmut, Die deutsche Malerei. Von Anton Graff bis Hans von Marées, 1760–1870, München 1988, S. 540 | Chézy, Helmina von, Unvergessenes. Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Helmina von Chézy. Von ihr selbst erzählt, 2 Bde., Leipzig 1858, Bd. 2, S. 270f., 353– 359, 389, 407 | Chézy, Wilhelm von, Erinnerungen aus meinem Leben, 2 Bde., Schaffhausen 1863/64, Bd. 1, S. 80f., 104f., 299–303; Bd. 2, S. 78–81, 388– 390 | Glück, Franz, „Die ,Spixiade‘. Ein Scherzgedicht aus dem Umkreis Schuberts und Schwinde“, in: Kunstjahrbuch der Stadt Linz, 1969, S. 35–43.

Archivalien Krakau, BJ, Sammlung Varnhagen, Kasten 47, aus der ehem. Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin, o. fol. [Brief von Max v. Chézy an Helmina v. Chézy, 1.3.1829] | München, AdBK, Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste, Maximilian von Chesi, Bd. 1, 1809–1841, Nr. 2629, [Stand: 18.6.2012] | Wien, AdK, Universitätsarchiv, Schülerverzeichnisse, Bd. 28, S. 4 u. Bd. 29, S. 4. Nina Struckmeyer

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Cretius, Constantin Johann Franz

Cretius, Constantin Johann Franz 1814 Brieg (Schlesien) – 1901 Berlin Genre-, Historien- und Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn vor 1833 Zeichenunterricht am Maria Magdalena Gymnasium in Breslau; Ausbildung in den Ateliers der Maler Joseph Kalter und Heinrich König; ab 1833 Ausbildung im Atelier von Wilhelm → Wach und an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1838 Gewinn des Wettbewerbs für Historienmalerei an der Berliner Kunstakademie mit Jakobs Trauer um seinen Sohn Joseph (Verbleib unbekannt); 1839/40 Parisaufenthalt mit Stipendium der Berliner Kunstakademie; 1840–1842 Aufenthalt in Italien mit Stipendium der Berliner Kunstakademie; 1842 Rückkehr nach Berlin; 1846 Reise nach Istanbul; Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. für ein Bildnis des Sultans Abdul Medschid I.; 1860 Ernennung zum Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; ab 1861 Professor für Historienmalerei

Parisaufenthalt 1839/40 Über den Parisaufenthalt des Malers Constantin Cretius von Oktober 1839 bis Oktober 1840 geben zwei an die Königlich Preußische Akademie der Künste gerichtete Berichte in Briefform Auskunft (Berlin, PrAdK a). Neben diesen liegen ein für die Akademie angefertigter Lebenslauf aus dem Jahr 1860 (Berlin, PrAdK b) und Informationen aus Pariser Archiven (Paris, AMN) vor. Der 19-jährige Schlesier war im Jahr 1833 mit seinen Eltern nach Berlin gekommen und hatte dort seine in Breslau begonnene Ausbildung an der Königlich Preußischen Akademie der Künste und im Atelier von Wilhelm → Wach fortgeführt (Berlin, PrAdK b; Baumewerd 2011, Nr. 12). Nach mehrmaliger Teilnahme am Wettbewerb um den ‚Großen Staatspreis‘ der Berliner Kunstakademie gewann Cretius im Jahr 1838 mit der biblischen Komposition Jakobs Trauer um seinen Sohn Joseph (Verbleib unbekannt) den Wettbewerb in der Historienmale-

rei und das damit verbundene Reisestipendium, welches ihm die finanzielle Möglichkeit gab, nach Frankreich und Italien zu reisen (Berlin, PrAdK a, fol. 253–262). Cretius’ Beitrag wurde vom Leiter der Gipsklasse, Heinrich Anton Dähling, der das Thema vorgegeben hatte, als „den anderen sichtlich überlegen und reifer“ bewertet (ebd; Schadow 1980, S. 776–777). Vor Antritt der gewonnenen Studienreise ersuchte Cretius wegen der schweren Erkrankung seines Vaters um eine Verkürzung des Aufenthalts von drei auf zwei Jahre und entsprechende Umlage des jährlichen Stipendiums von 500 Friedrichs d’or auf zwei Jahre (Berlin, PrAdK c, fol. 86). Diese Bitte wurde ihm gewährt: Cretius erhielt vom 1. Oktober 1839 an halbjährlich 375 Friedrichs d’or (ebd.). Wilhelm Wach schrieb noch am Tag von Cretius’ Abreise, dem 30. September 1839, zwei Empfehlungsschreiben für seinen Schüler an den in Paris lebenden Architekten Jakob Ignaz Hittorff (Berlin, SMB PK ZA, fol. 13f.) und an den bedeutenden französischen Historienmaler Horace Vernet (ebd., fol. 19f.). Darin bat Wach um Unterstützung und künstlerische Anleitung während des Parisaufenthalts seines Schützlings (ebd.). In seinem ersten Brief an die Akademie vom März 1840 berichtete Cretius von den Erfahrungen, die er im ersten halben Jahr seines Aufenthalts gemacht hatte: „Nachdem ich hier angekommen und den Louvre mit seinen Kunstschätzen, so wie die Gallerie Luxemburg, wo die besten Arbeiten lebender französischer Künstler aufbewahrt sind, auch das Treiben in einigen Atelliers in Augenschein genommen“ hatte, wurde beschlossen, „sofort mit eigenen Arbeiten zu beginnen […] welche doch die Hauptsache bleiben müßten“ (Berlin, PrAdK a, fol. 266). Sehr bestimmt führte er die Gründe dafür an, welche für ihn gegen das Kopieren sprachen: Zum einen sei das Licht im Louvre im Herbst zu schlecht, zum anderen bliebe das Kopieren selbst der besten Meister „eben copieren“ (Berlin, PrAdK a, fol. 266). „Es gibt Maler, welche wie manche Studenten […] selbst sich beladen mit Mappen voll Studien der berühmten Meister und wenn sie zurückkehren und auspacken haben sie eine Sammlung toter Linien und entbehren des Geistes, der sie lebendig machen soll“ (ebd., fol. 266v.). Auch wenn das „copieren technisch ausbildet“, so entschied sich Cretius dafür, „erst den Geist in Thätigkeit zu setzen um ihn für Farbenskizzen, welche [er] copieren will, […] empfänglicher zu

Cretius, Constantin Johann Franz

machen“ (ebd.). Cretius tat genau das und sandte einige Skizzen und Gemälde ein, die sich mit deutscher Geschichte und Literatur befassten, allerdings auch Skizzen nach Gemälden französischer Künstler wie Eugène Lepoittevin, und erfüllte auf diese Weise die Forderung der Akademie an ihre Stipendiaten, Zeugnisse ihrer künstlerischen Fortschritte nach Berlin zu senden (Schadow 1980, S. 777). Anzunehmen ist, dass er während des gesamten Parisaufenthalts in der Rue de la Harpe 62 wohnte (Paris, AMN a, b, c) und damit die Adresse mit Eduard → Mandel und Carl → Steffeck teilte. Steffeck beschrieb, dass er unter dieser Adresse „eine deutsche Colonie“ antraf. Sicherlich entstanden dadurch auch Freundschaften, man malte sich gegenseitig oder spielte bis tief in die Nacht Schach (Nürnberg, GNM, DKA, fol. 19). Mit seinen Freunden hatte er zusammen auf Empfehlung Philipp → Francks im September 1839 den Louvre besucht (Paris, AMN a, b). In seinem zweiten Bericht vom September 1840 kündigte Cretius nicht nur seine Abreise nach Italien an, sondern berichtete auch vom Pariser Salon 1840. Cretius bedauerte, aufgrund der Menschenmassen nur einen „flüchtigen Überblick über die Fülle an Gemälden“ gehabt zu haben, welche von „großem Werth“, zum Teil aber auch „mittelmäßig“ oder sogar „schlecht“ gewesen seien (Berlin, PrAdK a, fol. 266v.). Genau ein Jahr nach seiner Ankunft in Paris reiste Cretius im Oktober 1840 nach Italien ab. Es entstanden dort sowie nach seiner Rückkehr nach Berlin vorwiegend italienische Genreszenen (TB; Boetticher).

Werke der Pariser Zeit Der überraschte Noviz, Verbleib unbekannt (BAA 1840, Nr. 123) | Savoyardenkinder, Verbleib unbekannt (BAA 1840, Nr. 124) | [Savoyardenkinder.] Eine ähnliche Darstellung, Verbleib unbekannt (BAA 1840, Nr. 125) | Großmutter und Enkel, Verbleib unbekannt (BAA 1840, Nr. 126) | Die Nymphe Sirina von Puna verfolgt, Verbleib unbekannt (Berlin, PrAdK a, fol. 266v.) | Eine Scene aus dem Bethlehemischen Kindermord, Verbleib unbekannt (ebd.) | Carl IV. am Grabe Luthers zu Wittenberg, Verbleib unbekannt (ebd.) | Eine Scene aus Goethes Faust: Zeche lustiger Gesellen in Auerbachs Keller. „Es war einmal ein König“ (Boetticher; Berlin, PrAdK a, fol. 266v.) | Weibliche Akte, ein weiblicher Studienkopf, Verbleib

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unbekannt (Berlin, PrAdK a, fol. 266v.) | Landschaft von Lapito, Verbleib unbekannt (ebd., fol. 266v., 269) | Kleine Marine nach Lepoittevin, Verbleib unbekannt (ebd.) | Farbenskizze nach Jouvaut, Verbleib unbekannt (ebd., fol. 269v.).

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1834, Nr. 131, 132; BAA 1836, Nr. 135, 136; BAA 1838, Nr. 117–121; BAA 1839, Nr. 141–143; BAA 1840, Nr. 123–126; BAA 1842, Nr. 1428, 1429; BAA 1844, Nr. 159–166; BAA 1846, Nr. 138–140, 143; BAA 1848, Nr. 158–160; BAA 1850, Nr. 145–150 | Baumewerd, Stéphanie, Das Atelier von Karl Wilhelm Wach als Beispiel eines (erfolgreichen) kunstpädagogischen Transfers 1820–1845, Berlin (Technische Universität) 2011 (unpublizierte Masterarbeit), Anhang Schülerliste, Nr. 12 | Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 371, Anm. 1732–1734, S. 438 | Schmerber, Hugo von, „Cretius“, in: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog der Deutschen, Band 6 (1901), Berlin 1904, S. 127 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten 1820–1850, Berlin 1929, S. 21 | Dies., Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, S. 51, 61, 78– 79, 81, 109, 129, 132, 145 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der Neueren Deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 36–37 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879. Studien und Kritiken, Berlin 1879, S. 39–40 | Schadow, Johann Gottfried, Kunst-Werke und Kunst-Ansichten 1849. Aufsätze und Briefe 1890, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), Berlin 1980, S. 195, 209, 211, 222, 776–777.

Archivalien Berlin, SMB PK ZA, Autographensammlung Wilhelm Wach, Mappe 1516/3, fol. 13–16, 19–23 | Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK 152, Konkurrenz um den großen Staatspreis 1825–1842, fol. 263–271 | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK Pers. BK 92 Constantin Cretius [eigenhändiger Lebenslauf] | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK 393, Konkurs der Künstler 1825–1849, fol. 65f., 81, 86, 96 | Nürnberg, GNM, DKA, NL Steffeck, Carl, I, B-2, Carl Steffeck, o. fol. [Tagebuch zum Aufenthalt in Paris 1839/1840] | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 12–16, Registre des

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De Noël, Matthias Joseph

copistes, cartes des permissions d’entrée, 1834– 1865, *LL 12, Nr. 2457 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *LL 12–16, Registre des copistes, cartes des permissions d’entrée, 1834–1865, *LL 13, Nr. 79 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK11, Salon de 1840 | Paris, AMN d: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 34, Salon de 1840 [„Le novice surpris, 60 × 52, refusé, rendu“]. Stéphanie Baumewerd

De Noël, Matthias Joseph 1782 Köln – 1849 ebd. Kaufmann, Maler und Zeichner, Dichter, Denkmalpfleger, Altertumsforscher, Archivar und Konservator, Kunstsammler

M. J. De Noël, Selbstporträt mit Zeichenstift und Winckelmann-Ausgabe, 1808

Künstlerische Laufbahn vor 1796 in Köln Unterricht im Zeichnen bei Egidius Mengelberg, in Ölmalerei bei Caspar Benedikt Beckenkamp; nach 1796 bei Caspar Arnold → Grein; 1802 Parisaufenthalt, in Begleitung seines

Lehrers Caspar Arnold Grein, Schüler an der École des beaux-arts; 1803 kaufmännische Lehre in Neuss; im selben Jahr Studienreise nach Utrecht, anschließend endgültiger Einstieg in das Warenmaklergeschäft des Vaters; 1805 gemeinsam mit Maximilian Heinrich Fuchs Ausmalung des Zuschauerraums des Kölner Stadttheaters im ägyptisierenden Stil; ab 1805 verstärkter Kontakt zu Franz Ferdinand Wallraf und dessen Kreis; ab 1824 Erschließung, Ordnung, konservatorische Betreuung und Publikation der Sammlung von Franz Ferdinand Wallraf als dessen Testamentsvollstrecker; Autor verschiedener Sammlungs- und Versteigerungskataloge; 1832–1842 offizieller Konservator des städtischen Museums Köln; u.a. Skizzenbuch Römische Alterthümer; 1842 Rückzug ins Privatleben, Italienreise; bis zu seinem Tod Sammlung von Antiken, Gemälden und Kunstgewerbe

Parisaufenthalt 1802 Ein Großvater war Tabakhändler aus Lüttich, ein anderer Kölner Stadtbaumeister, der Vater dort Warenmakler – Matthias Joseph De Noël kam aus dem Großbürgertum der Rheinmetropole und war ein „Allround-Talent“ (Blöcker 1995, S. 457). Seine zeichnerische Begabung wurde früh erkannt und zunächst durch entsprechenden Unterricht gefördert, doch konnte De Noël seine Begeisterung für Kunst und Geschichte erst im fortgeschrittenen Alter – als erster Direktor des späteren Wallraf-Richartz-Museums, als Denkmalpfleger, lokaler Theaterdichter und marginal auch als Künstler – tatsächlich ausleben. Denn schon kurz nachdem De Noël im Jahr 1802 zur Vollendung seiner künstlerische Ausbildung nach Paris gegangen war, war der junge Mann gezwungen, diesen Aufenthalt abzubrechen, in das überschuldete Geschäft des erkrankten Vaters einzusteigen und dieses später ganz zu übernehmen (ebd., S. 458). Der 20-jährige De Noël war gemeinsam mit seinem Lehrer, dem Landschafts- und Stillebenmaler Caspar Arnold → Grein, im Jahr 1802 zu einer Studienreise nach Paris aufgebrochen (ebd., S. 468). Köln gehörte zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre zum französischen Département de la Roer, mithin handelte es sich um eine Fahrt aus der Provinz in die Hauptstadt. Als solche wurde sie auch in der Kölner Presse beachtet. Im August 1802 habe De Noël unter Anleitung Greins „viermal in der

De Noël, Matthias Joseph

Woche 5 bis 6 Stunden im weltberühmten Musäum“ gezeichnet, wobei der ungenannte Berichterstatter den Wunsch äußert, die französische Regierung werde Kölns „nach der Hauptstadt hingeführte Kunstverluste damit in etwa belohnen, daß sie uns dafür nacheinander eine Anzahl junger Bürger daselbst in Kunst und Wissenschaft bilden ließ, so würden Kinder und Enkel wenigstens unsere Wehmuth darüber vergessen, und an einem Ersatze der Art sich – trösten!“ (Zit. nach Böhm 1980, S. 164). Ein wenig später erschienener Bericht einer anderen Kölner Zeitung korrigierte einige Angaben und behauptete, Grein und De Noël würden jeweils „für sich als Mitglieder der Accademie nach der Natur gleich aufgenohmener [sic]“ arbeiten (zit. nach Böhm 1980, S. 164). In der Tat wurden Grein und De Noël am 29. Juni 1802 in den Listen der École des beaux-arts in Paris verzeichnet (Paris, ENSBA). Ihr Bürge war der Historienmaler LouisJean Lagrenée. Nach einer Musterkarriere hatte sich dieser zwar schon in den vorrevolutionären Jahren von aktuellen Strömungen der Malerei entfremdet (Sandoz 1961, S. 136). Doch als – zumindest nomineller – Konservator des Musée Napoléon stand Lagrénée noch mitten im Kunstbetrieb, und als professeur-recteur der Akademie führte er dieser eine bedeutende Zahl talentierter Maler zu (Sandoz 1983, S. 112). De Noël soll laut Pressebericht „ein Stück Arbeit“ verfertigt haben, das „allgemeinen Beyfall“ erworben habe: „das Probestück auf der Accademie“ (zit. nach Böhm 1980, S. 164). De Noël, der tatsächlich eine Künstlerkarriere anstrebte, wollte also möglicherweise eine Ausbildung in Paris beginnen. Eine Skizze läßt sich dem Aufenthalt sicher zuordnen, der nur wenige Monate dauerte, bevor der junge Mann zurückgerufen und in die Pflicht einer kaufmännischen Ausbildung genommen wurde. Mit dem Gedicht „An das Schicksal“ versuchte er noch 1803, die Eltern umzustimmen, indem er klagt: „Da ließest Du den frohen Sitz der Musen, / Der Künste Sammelplatz, Paris, mich seh’n / Und wecktest hier das Feuer mir im Busen / Ums wieder zu ersticken bey’m Entsteh’n“ (zit. nach Böhm 1980, S. 166). Spuren der persönlichen Eindrücke finden sich auch in späteren Schriften De Noëls, der sich lange nicht mit seinem Schicksal, Kaufmann zu werden, abfinden wollte und sich „als Maler verwirklicht“ sah (Blöcker 1995, S. 458). De Noëls spätere Aktivitäten in der bald preußisch gewordenen Heimat weisen auf die Bedeutung des

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Parisaufenthalts hin: Der junge Mann war mit den revolutionären Museen bekannt geworden, in denen Kunstschätze und kulturgeschichtliche Artefakte aus aller Welt zusammengebracht, geordnet und ausgestellt worden waren. Dominique-Vivant Denons Werk über Ägypten war gerade erschienen, als De Noël sich in Paris aufhielt – vielleicht nicht zufällig schuf dieser drei Jahre später ausgerechnet eine ägyptisierende Empire-Ausmalung im Kölner Stadttheater. Bezeichnenderweise legte De Noël auch später als Sammlungsbetreuer Wert auf genaue Dokumentation und Ordnung der von ihm betreuten Gegenstände (ebd., S. 480f.).

Werke der Pariser Zeit Skizze einer Bank und Skulptur im Tuileriengarten, 1802, Bleistift, Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Graphische Sammlung | Skizzen nach Gemälden (?): Mutter mit Kind, Bleistiftzeichnung; Dame mit Blütenzweig, Sitzende junge Frau, Dame am Sekretär, 1802, Federzeichnungen, Köln, Stadtmuseum.

Bibliographie TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 351, 407 (Nr. 125) | Böhm, Elga, „Matthias Joseph De Noël“, in: Rheinische Lebensbilder, Nr. 7, 1977, S. 109–131 | Dies., „Matthias Joseph de Noël (1782–1849). Erster Konservator des Kölner Museums „Wallrafianum“, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, Nr. 41, 1980, S. 159–223 | Blöcker, Susanne, „Matthias Joseph de Noël. Patriot, Sammler und Bewahrer kölnischer Altertümer“, in: Lust und Verlust. Kölner Sammler zwischen Trikolore und Preußenadler, Hiltrud Klier u. Frank Günter Zehnder (Hrsg.), Ausstellungskat., Museen der Stadt Köln, Köln 1995, S. 457–472 | Dies. et al, „Matthias Joseph de Noël“, in: Lust und Verlust II. Corpus-Band zu Kölner Gemäldesammlungen 1800– 1860, Hiltrud Kier u. Frank Günter Zehnder (Hrsg.), Köln 1998, S. 342–347 | Mettele, Gisela, Bürgertum in Köln 1775–1870, München 1998, S. 181f. | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 314 | Sandoz, Marc, „Louis-Jean-François Lagrénée, dit l’Ainé (1725–1805). Peintre d’Histoire“, in: Bulletin de la société de l’histoire de l’art français, 1961, S. 115–

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Deiker, (Christian) Friedrich

136 | Ders., Les Lagrenée, I.–Louis (Jean, François) Lagrénée, 1725–1805, Tours 1983.

Archivalien Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 280 [10 messidor an X (29. Juni 1802)] (s.u. ab S. 327).

nach Stettin; ab Herbst 1816 in Kassel als Porträtmaler tätig; 1818–1821 Hofmaler des Landgrafen Friedrich V. von Hessen-Homburg; Gründung und Leitung eines Zeicheninstituts in Homburg v.d. Höhe; ab 1821 Maler und Zeichenlehrer am Gymnasium Wetzlar, zu seinen Schülern zählte u.a. sein Sohn Johannes Christian; 1827 Parisaufenthalt; 1833 Tätigkeit als Porträtmaler in Manchester; 1836 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung

Robert Skwirblies

Parisaufenthalt 1827

Deiker, (Christian) Friedrich 1792 Hanau – 1843 Wetzlar Porträt- und Miniaturmaler, Zeichenlehrer

F. Deiker, Selbstbildnis mit Palette vor der Staffelei, 1827/28

Künstlerische Laufbahn ab 1807 Ausbildung in der Zeichenschule Hanau bei Konrad Westermayr; ab 1810 Studium an der Kunstakademie Kassel; Unterricht bei Andreas Range, Johann Christian Ruhl und Ernst Friedrich Robert; 1813/14 Studienreisen nach Berlin und Stettin; 1815 Reise über Hamburg, Lübeck nach Riga und zurück über Memel, Königsberg, Danzig

Der Maler und Zeichenlehrer Friedrich Deiker zählt zu den weniger bekannten Künstlern seiner Zeit und ist heutzutage völlig in Vergessenheit geraten. Monographische Studien zu dem Maler entstanden 1926 durch Walter Cohen, 1960 durch Hanny Pfeiffer und zuletzt 1993 in einer unpublizierten Magisterarbeit durch Astrid Graipner. Einige Briefe von Deiker aus der Pariser Zeit sind überliefert (Friedrich Deiker 1926) und geben einen kurzen Eindruck zum Auslandsaufenthalt des Zeichenlehrers und Porträtisten. Bereits Jahre vor seinem Parisaufenthalt erhielt Deiker aus erster Hand Informationen zu einem Studienaufenthalt in der französischen Hauptstadt. Der wenige Jahre ältere Kasseler Maler Justus → Krauskopf hielt sich im Jahr 1812 in Paris auf und berichtete in einem Brief von dem Atelier Jacques-Louis Davids (ebd., S. 11). Dem eigenhändigen Lebenslauf Deikers kann man entnehmen, dass er bereits nach seinen Wanderungen durch Deutschland im Jahr 1816 einen Auslandsaufenthalt, vornehmlich Rom, plante, um dort seine „Bildung zu vollenden“ (ebd., S. 4). Doch erst über 10 Jahre später konnte er diesen Weg verfolgen und hielt sich von Februar bis September 1827 in Paris auf. Am 9. Februar 1827 schilderte Deiker die überwältigenden Eindrücke: „Ich bin ganz zerschmettert, und wenn ich unter den Werken der Alten einhergehe […] dann möchte ich Pinsel und Gerätschaften hinwerfen, weit, weit von mir und mich auf die Straße setzen und Schuhe der vorübergehenden Wanderer flicken.“ (ebd., S. 4) Informationen über die Teilnahme an Kursen an der École des beaux-arts, Kontakte zu anderen Künstlern oder sonstigen Zutritt zu Ateliers werden in den Briefen nicht übermittelt, und auch Pariser Archivalien geben hierauf keine weiteren Hinweise.

Dietz, Feodor (eigentl. Theodor August)

Am 21. Juli beschreibt Deiker lediglich, dass er tüchtig lernen wolle, obwohl ihm „tausenderlei Hindernisse in den Weg“ gelegt würden. Doch er tröste sich damit, dass er „die besten Arbeiten der lebenden Künstler alle kenne u. dadurch in den Stand gesetzt [werde], das übrige entbehren zu können“. Auch kommt er zu der Erkenntnis, dass er „weder den Franzosen noch den jetzigen Deutschen folgen darf. Beide sind extrem. […] Aber malen hoffe [er] hier zu lernen.“ (ebd., S. 5) Das kurz nach Deikers Rückkehr in Wetzlar entstandene Gemälde Die Auferweckung des Jünglings von Nain ordnet Wolfgang Becker als Ergebnis seiner „Lebrun- und Poussinstudien“ in Paris ein (Becker 1971, S. 429).

Werke der Pariser Zeit Selbstbildnis mit Palette vor der Staffelei, 1827/1828, Öl/Lw, 81,5 × 65,5 cm, Düsseldorf, Privatbesitz (Pfeiffer 1960, Abb. 3) | Bildnis eines alten Mannes, Kreidezeichnung, bezeichnet: „Paris“, Verbleib unbekannt (Becker 1971, S. 364).

Bibliographie ADB, DBE, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut BörschSupan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1836, Nr. 1379 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 43, 71, 78, 364, Anm. 1445–1449 | Friedrich Deiker. Aufzeichnungen und Briefe, Walter Cohen (Hrsg.), Düsseldorf 1926 | Pfeiffer, Hanny, „Unbekannte Bildnisse von Friedrich Deiker“, in: Mitteilungen des oberhessischen Geschichtsvereins, 1960, Bd. 44, S. 145–151 | Renkhoff, Otto, Nassauische Biographie, Wiesbaden 2 1992, S. 123 | Siebert, Karl, Hanauer Biographien aus drei Jahrhunderten, Hanau 1919, S. 435 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 298. Sylva van der Heyden

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Dietz, Feodor (eigentl. Theodor August) 1812 Neunstetten, bei Krautheim – 1870 Arc-lès-Gray Historien- und Schlachtenmaler

Künstlerische Laufbahn 1828–1832 Unterricht bei dem Hofmaler Carl Kuntz und dessen Sohn Rudolf sowie dem Hofmaler Feodor Iwanowitsch Kalmück in Karlsruhe; 1833–1836 Aufenthalt in München; Studium an der Akademie der Bildenden Künste; Gehilfe des Historienmalers Philipp von Foltz; 1836 Rückkehr nach Karlsruhe; 1837–1839 Parisaufenthalt; Kontakt zu den Malern Horace Vernet, Franz Xaver Winterhalter und Jean Alaux; 1838 Beschickung der Berliner AkademieAusstellung; 1838 und 1839 Teilnahme am Pariser Salon; 1839 zurück in Karlsruhe; Aufträge des Großherzogs Leopold von Baden; 1841 Ernennung zum badischen Hofmaler; im Dezember Übersiedlung für über zwei Jahrzehnte nach München; ab 1844 Präsident des Künstlerunterstützungsvereins (ab 1858 Künstlergenossenschaft), entscheidender Einfluss auf das Gesetz zum Schutz des künstlerischen Urheberrechts; 1846 erneute Beschickung der Berliner Akademie-Ausstellung; 1848 Teilnahme am deutsch-dänischen Krieg, in der Folge entstehen zeitgenössische Kriegsdarstellungen, anschließend wieder historische Schlachtenszenen; 1853 erneuter Parisaufenthalt; Ankauf des Gemäldes Nächtliche Heerschau (Musée national du château de Compiègne) durch Napoleon III. für dessen Privatsammlung, Teilnahme am Pariser Salon; 1858 Mitorganisator der Ersten Deutschen Kunstausstellung im Münchener Glaspalast anlässlich der 700-Jahr-Feier der Stadt; 1861–1863 im Auftrag König Maximilians I. Ausführung von drei Wandgemälden mit bayerischen Schlachtenszenen am National-Museum München (heute Staatliches Museum für Völkerkunde); 1862 Ernennung zum Professor für Historienmalerei der Großherzoglich Badischen Kunstschule Karlsruhe durch den badischen Großherzog (Amtsantritt erst 1865), 1864 Rückkehr nach Karlsruhe, ab 1866 Direktor der Kunstschule; 1869 Veröffentlichung der Schrift Kunst und Gewerbe in Deutschland; 1867 dritter Parisaufenthalt; Teilnahme an der Weltausstellung mit Schlachtengemälden

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Dietz, Feodor (eigentl. Theodor August)

Parisaufenthalte 1837–1839, 1853, 1867 Der Badener Historien- und Schlachtenmaler Feodor Dietz ist heute, von der jüngeren Forschung weitgehend unbeachtet, in Vergessenheit geraten, seine erhaltenen Werke sind in den Magazinen der Museen verschwunden (Lehmann 1997, S. 1038). Nach ersten Jahren der künstlerischen Ausbildung in Karlsruhe und München beschloss der 25-jährige Dietz, zur weiteren Ausbildung im Winter 1837 für zwei Jahre nach Paris zu gehen. Informationen zu Dietz’ Pariser Zeit finden sich vorwiegend in Künstlerlexika des ausgehenden 19. Jahrhunderts zur regionalen Badischen und Münchener Malerei (u.a. Regnet 1871; Schill 1875). Ein Brief des Künstlers aus der französischen Hauptstadt vom 10. September 1838 an den damaligen Direktor der Großherzoglichen Gemäldegalerie in Karlsruhe, Carl Ludwig Frommel, gibt Auskunft über die ersten Monate seines Aufenthalts (Berlin, SBB PK HA): „Paris ist, nach den ersten zerstreuenden Eindrücken, sehr geeignet, den Studierenden auf einen rastlosen Eifer vorwärts zu kommen […]; alles arbeitet mit Anstrengung, weil nur das Ausgezeichnete hier hervorspringt“, schrieb Dietz und bilanzierte seinen bisherigen, produktiven Aufenthalt: „ich habe in Wahrheit in den zerfloßenen 10 Monaten mehr gethan, als in 2 Jahren in Deutschland; ich habe hauptsächlich viel Studien nach dem Nakten gemalt, wozu man in hiezu bestimmten Ateliers, die beste Gelegenheit findet“ (ebd.). Eine längere Tätigkeit in einem der bekannten Pariser Ateliers kann nicht belegt werden. Nur eine zeitgenössische Rezension der Karlsruher Kunst-Ausstellung im Jahr 1838 gibt an, dass Dietz bei „Horace Vernet in Paris, der […] [den] jungen Künstler sehr werth halten soll, sein Studium am rechten Platze“ absolvieren würde (Anonym 1839, S. 32). Weitere Quellen (Schill 1875, S. 186; TB) weisen lediglich auf freundschaftliche Kontakte Dietz’ mit Horace Vernet und dem in Paris ansässigen badischen Porträtmaler Franz Xaver Winterhalter hin. Die Ziele seines Aufenthalts sowie seine Haltung der französischen Kunst gegenüber benennt Dietz in dem Brief an Frommel: „Meinem Zweck, hier die Malerei im engeren Sinne zu studieren, entsprach die Erscheinung der französischen Kunst ganz, d.h. die der modernen Schule; die Werke Davids, Gros pp., die Ergebniße der classischen Richtung, ließen mich […] kalt, während Vernet, de la Roche, Roqueplan pp. das erfüllten, was ich von

Malerei verlangte und überhaupt die Technik der Franzosen durchaus dem entsprach, was ich in dießem Sinne für ideal hielt.“ Zwar zeige diese Schule „einen tiefen Mangel […], nemlich der Mangel des Gedankens als alles beherrschendes Prinzip der Composition“, doch sei er „freilich glänzend überkleidet durch Farbe, Wirkung und eine frappante reale Wahrheit“, die er beabsichtige in Paris zu studieren (Berlin, SBB PK HA). Ein Eintrag im Kopistenregister des Louvre im November des Jahres 1837 weist zudem nach, dass Dietz sich mit den Alten Meistern beschäftigte und nach diesen kopierte (Paris, AMN a). Wie zuvor in Karlsruhe und München fertigte Dietz auch in Paris historische Schlachtengemälde an, vorwiegend Auftragswerke. Bereits auf dem Weg nach Paris hatte Dietz vom Großherzog Leopold von Baden in Karlsruhe überraschend den Auftrag erhalten, den Markgrafen Ludwig beim Entsatz von Wien zu malen; in der französischen Hauptstadt angekommen, führte er das Gemälde „unter dem bewältigenden Eindruck der Sammlungen des Louvre, des Luxemburg und Versailles“ aus (Regnet 1871, S. 67). Im Winter 1837 beschickte Dietz von Paris aus die Berliner Akademie-Ausstellung mit dem Bild Gustav Adolphs Tod in der Schlacht bei Lützen 1632 (BAA 1838, Nr. 144). Mit demselben Werk war er zusammen mit dem Gemälde Pappenheims Tod in der Schlacht bei Lützen 1632 im Jahr 1838 im Salon vertreten (Salon 1838, Nr. 340, 341). Eine zweite Version (?) seines im Jahr 1835 entstandenen Gemäldes Der Tod des Max Piccolomini, mit dem er schon in Deutschland breite Anerkennung als Historienmaler erfahren hatte (AKL), bescherte Dietz im darauffolgenden Jahr großen Erfolg im Pariser Salon (Salon 1839, Nr. 588); er errang, „von der Kritik und selbst der belletristischen Journalistik gefeiert“ (Regnet 1871, S. 68), die goldene Medaille 3. Klasse (Paris, AMN b). Gegenüber Frommel erwähnt Dietz zudem eine „(Pro)position […], die man mir gemacht, für Versailles zu arbeiten“ (Berlin, SBB PK HA). Es ist zu vermuten, dass es sich dabei um ein Angebot handelte, an der von Louis-Philippe initiierten Umgestaltung von Teilen des Versailler Schlosses zu einem Nationalmuseum mitzuwirken, an der zahlreiche Künstler beteiligt waren. In diesem Zusammenhang ist eventuell auch die kurze Beschäftigung Dietz’ im Atelier des Vincent- und Guérin-Schülers Jean Alaux zu sehen, der das Musée historique de Versailles mit

Dietz, Feodor (eigentl. Theodor August)

Bildern von Ereignissen der französischen Geschichte gestaltete (AKL; Regnet 1871, S. 67; Schill 1875, S. 186). Ob Dietz in Versailles tatsächlich tätig wurde, ist ungewiss. Über das gesellschaftliche Leben Dietz’, der im sechsten Stockwerk eines Hauses (Regnet 1871, S. 67) in der Rue de Seine 37 (Berlin, SBB PK HA; Salon 1838, Nr. 340, 341; Salon 1839, Nr. 588) wohnte, ist abseits der Kontakte mit den bereits genannten Künstlern Vernet und Winterhalter sowie dem Maler und Delaroche-Schüler Friedrich → Pecht, der kurz vor Dietz’ Abreise in Paris eintraf, nichts bekannt (Pecht 1894, S. 191; Schill 1875, S. 186). Im Herbst 1839 kehrte Dietz, der kurz zuvor erneut einen Auftrag des Großherzogs von Baden erhalten hatte, mehrere Historiengemälde auszuführen, nach Karlsruhe zurück (Regnet 1871, S. 69). Über ein Jahrzehnt später, 1853, brach er für wenige Monate nochmals nach Paris auf. Im Jahr zuvor hatte Dietz auf Anregung des damals in München lebenden Grafen Charles Joseph Louis Tascher de la Pagerie das Motiv der Nächtlichen Heerschau für ein Gemälde gewählt, nach der gleichnamigen populären Ballade des Wiener Dichters Joseph Freiherr von Zedlitz. Die Auferstehung Napoleons als Feldherr auf den elysischen Feldern darstellend, wurde das Bild zu Beginn des Jahres 1853 vollendet (Lehmann 1997, S. 1039). Zunächst im Münchener Kunstverein ausgestellt, brachte Dietz persönlich das Werk im April 1853 nach Paris. Kaiser Napoleon III. erwarb es für seine Privatsammlung und ließ es, nachdem die Ausstellung bereits eröffnet war, am 15. Juni „par ordre“ in den Pariser Salon bringen. Ein unüblicher Vorgang, der die „Oppositionspresse in Bewegung brachte“ (Regnet 1871, S. 75). Noch in Paris entwarf Dietz – wohl auf den Vorwurf mangelnden deutschen Patriotismus’ reagierend – die Skizze zu dem erst drei Jahre später vollendeten Werk Zerstörung Heidelbergs durch General Mélac, bevor er nach München und dann im Zuge seiner Berufung zum Professor nach Karlsruhe zurückkehrte (ebd.). Vor seinem Tod sollte Dietz noch zweimal nach Frankreich reisen: Aus Anlass der Weltausstellung besuchte er 1867 Paris (TB) und kam, als Delegierter der Karlsruher Hilfsvereine die badischen Truppen versorgend, schließlich als Teilnehmer am Deutsch-Französischen Krieg 1870 ein letztes Mal nach Frankreich zurück; Dietz erlag in Arc-lès-Gray bei Dijon einem Hirnschlag (Schill 1875, S. 189).

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Werke der Pariser Zeit Markgraf Ludwig beim Entsatz von Wien, 1837/1838, Verbleib unbekannt (Regnet 1871, S. 67) | Marshall Josias, Graf zu Rantzau-Breitenburg in halber Lebensgröße, 1838, Verbleib unbekannt (ebd.) | Abschied auf dem Schlachtfelde, um 1838, Verbleib unbekannt (Anonym 1839, S. 31; Regnet 1871, S. 68) | Der erschlagene Ritter, um 1838, Verbleib unbekannt (Anonym 1839, S. 31) | Gustav Adolphs Tod in der Schlacht bei Lützen d. 6. Novbr. 1632, 1839, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 340; BAA 1838, Nr. 144) | Kampf um von Oberhausbergen zwischen den Straßburgern und ihrem Bischoff Walter von Gerolseck 1262, 1839, Verbleib unbekannt (Becker 1971, S. 306) | Otto von Wittelsbach, 1839, Verbleib unbekannt (Regnet 1871, S. 68) | Zweite Version (?) von Der Tod Max Piccolomini, 1839, Verbleib unbekannt (Salon 1839, Nr. 588; Regnet 1871, S. 68) | Composition zu einem Bilde aus der französischen Geschichte, Verbleib unbekannt (Berlin, SBB PK HA) | Ein Turner, Verbleib unbekannt (Regnet 1871, S. 68) | Zerstörung Heidelbergs durch General Mélac, 1853, Skizzen, Verbleib unbekannt (ebd., S. 75), dazu: Eine Studie zur Mittelgruppe, Öl/Blech, 13,5 × 19,5 cm, Verbleib unbekannt (Kat. Karlsruhe 1991, S. 51).

Bibliographie ADB, DBE, Nagler, TB – Anonym, „Carlsruher Kunstausstellung. September 1838“, in: Kunstblatt, Jg. 20, Nr. 8, 24.1.1839, S. 30–32 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 306, 438, 453 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1838, Nr. 144; BAA 1846, Nr. 1433 | Kat. Karlsruhe 1991: Katalog Neuere Meister, 19. und 20. Jahrhundert, Bestandskat., Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, bearbeitet von Jan Lauts u. Werner Zimmermann, Karlsruhe 1991, S. 51 | Lehmann, Benno K., „Die Zerstörung Heidelbergs 1689 durch Mélac von dem Karlsruher Historienmaler Feodor Dietz“, in: Weltkunst, Nr. 10, 1997, S. 1038–1039 | Pecht, Friedrich, Aus meiner Zeit. Lebenserinnerungen, 2 Bde., München 1894, Bd. 1, S. 191 | Regnet, Carl Albert, Münchner Künstlerbilder. Ein Beitrag zur Geschichte der Münchner Kunstschule in Biographien und Charakteristiken, 2 Bde., Leipzig 1871, Bd. 1, S. 64–86 | Salon: Les catalogues des Salons des

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Dittenberg, Gustav (Hans Gustav Dittenberger von Dittenberg)

beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1838, Nr. 340, 341; Salon 1839, Nr. 588 | Schill, Karl, „Feodor Dietz“, in: Badische Biographien, Friedrich von Weech (Hrsg.), 6 Bde., Heidelberg 1875–1935, Bd. 1, S. 186–189.

Archivalien Berlin, SBB PK HA, Slg. Darmstaedter, 2n 1835, Brief von Dietz an Frommel 10. September 1838 | München, AdBK, Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste, Theodor August Dietz, Bd. 1, 1809–1841, Nr. 1997, [Stand: 27.6.2010] | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 12–16, Registre des copistes, cartes des permissions d’entrée, 1834–1865, *LL 12, Nr. 949 | Paris, AMN b: Paris, AMN, X-Salons, Salon de 1839. Lisa Hackmann

Dittenberg, Gustav (Hans Gustav Dittenberger von Dittenberg) 1794 Neuenweg (heute zu Kleines Wiesental) – 1879 Moskau Maler, Graphiker, Illustrator, Photograph

Künstlerische Laufbahn vor 1817 erste Ausbildung in Heidelberg bei Friedrich Rottmann und Jakob Wilhelm Christian Roux; 1817–1822 Ausbildung in München bei Peter von Cornelius; 1823 Teilnahme an der Kunst- und Industrie-Ausstellung in Karlsruhe; vor 1824 – um 1825 Parisaufenthalt; Schüler bei Antoine-Jean Gros; um 1831 Romaufenthalt; ab 1836 in Wien tätig; Beschäftigung mit der Photographie; 1857– 1871 in Sankt Petersburg tätig; Beteiligung an der Ausmalung des Marienpalastes; 1871 Übersiedlung nach Moskau; Tätigkeit als Maler

Parisaufenthalt vor 1824 – um 1825 Gustav Dittenberg ging im Anschluss an seine in Heidelberg und München erfolgte Ausbildung nach

Paris. Ihm sind keine Publikationen gewidmet; die einzigen Informationen zu seinem Parisaufenthalt lassen sich seiner freundschaftlichen Korrespondenz mit Julius und Robert Mohl entnehmen, die mehrere Pariser Briefe beinhaltet (Tübingen, UB). Im August 1822 berichtete Dittenberg seinem sich damals in Paris aufhaltenden Freund, dem Staatstheoretiker Robert Mohl, über seine ausschweifende Münchener Zeit, die er gerne noch etwas länger genossen hätte, und erläuterte deren abruptes Ende: „Mitten im Taumel eines wirklich interessanten Lebens, kam ein Brief meines Alten, der mich bestimmte so bald meine Caecilie vollendet war […] München u dem vielen was ich dort genossen Adieu zu sagen. Ich sollte mit dem Hr. Graf v. Helmstadt Frankreich, die Schweiz u Oberitalien durchreisen durch Tyrol, München ein paar Tage genießen über Heidelberg nach Paris gehen um […] dort zu bleiben. Unglückliche Verhältnisse vereitelten mir diese Reise“ (Tübingen, UB a). Zum Zeitpunkt dieser Zeilen verweilte Dittenberg bereits im französischen Morhange auf den Gütern des Grafen Franz Ludwig von Helmstadt und äußerte die Hoffnung, Mohl alsbald in Paris zu treffen. Begeistert von den schönen Französinnen, schrieb er: „fröhliche Stunden wollen wir in Paris erleben“ (Tübingen, UB a). Wann Dittenberg in Paris eintraf, ist nicht genau zu eruieren. Am 1. Dezember 1822 bedauerte er gegenüber Mohl im Hinblick auf die für diesen Monat geplante Parisreise: „Eine schöne Hoffnung geht mir zu [nichte] nehmlich die – dich in Paris zu treffen – unsere Reise dahin ist verschoben vielleicht auf mehr als 8 Monate“ (Tübingen, UB b). Am 24. April 1824 schließlich schrieb Dittenberg aus Paris an Robert Mohl, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in Tübingen befand. Dittenberg muss zu diesem Zeitpunkt bereits seit einiger Zeit in der Stadt gelebt haben, da er weder über seine Eindrücke von Paris noch über seine Lebensumstände berichtet. Es ist davon auszugehen, dass er in Gesellschaft des Grafen Helmstadt lebte, den er immer wieder erwähnt. Dittenberg nennt lediglich einige seiner Arbeiten, die sich nach eigenen Aussagen gut entwickelten und damals ein Marienbild, Egmont einen Christus mit Maria und Martha, das Porträt M. Huys sowie acht Zeichnungen zu Schillers Toggenburg (Taf. XXVII), die 1825 als Kupferstiche bei Cotta publiziert wurden, umfassten: „letztere werden ohne Zweifel meinen Ruhm in

Dittenberg, Gustav (Hans Gustav Dittenberger von Dittenberg)

Deutschland begründen“ (Tübingen, UB c). Über Antoine-Jean Gros, der 1824 als sein Lehrer genannt wird (Delestre 1824, S. 490), schrieb Dittenberg am 28. Mai 1824: „Herr Gros hat immer noch die Ehre mein Lehrer zu sein“ (Tübingen, UB c). Dittenbergs Äußerungen zu künstlerischen Dingen beschränken sich ansonsten lediglich auf eine Beschreibung von Jacques-Louis Davids Gemälde Mars entwaffnet durch Venus und die Grazien, das er in einer Pariser Galerie zu sehen bekam (Tübingen, UB c). In einem zweiten Brief vom 3. Juli 1824 berichtete Dittenberg, dass er in die Rue Neuve Guillemin 5 umgezogen sei: „Ich habe ein Zimmer nebst Alkoven, und Mahlzimmerchen, worin es mir in so weit ziemlich wohl zu Muthe ist“ (Tübingen, UB d). Er machte auch noch Bekanntschaft mit dem Orientalisten Julius Mohl – dem Bruder des bereits nach Tübingen abgereisten Robert Mohl – dem er in der Folge freundschaftlich verbunden blieb. Am 18. August 1824 verließ Dittenberg Paris, um wieder nach Morhange zu reisen. Von dort brach er einige Wochen später zu einem Kurzbesuch in seine Heimatstadt Heidelberg auf, mit der Absicht im Oktober 1824 wieder in Paris zu sein, um „dort noch die Ausstellung zu sehen, die an Zahl sehr bedeutend seyn soll, an Gehalt aber sehr arm“ (Tübingen, UB e). Einige Jahre nach Dittenbergs Parisaufenthalt heißt es in einem Bericht aus der Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode: „sein sechsjähriger Aufenthalt theils in England, theils in Paris, in welch letzter Stadt ihm, durch die Wahl des Barons Gros […] von sechzig Künstlern der dortigen Akademie die Ehre ward, nebst fünf andern mit ihm die Gemälde des Pantheons zu vollenden, berechtigte die Freunde der historischen Wandmalerei zu Erwartungen“ (Saal 1836, S. 572). Diese Erwartungen konnte Dittenberg bei Aufträgen insbesondere in Rußland erfüllen, jedoch konnte eine anteilige Ausmalung des Pantheons in Paris durch Dittenberg unter der Führung von Antoine-Jean Gros nicht nachgewiesen werden.

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UB c) | Ritter Toggenburg, 1824, 8 Zeichnungen, Verbleib unbekannt (Tübingen, UB c); Druck: Umrisse zu Schiller’s Toggenburg entworfen von Gustav Dittenberger, Stuttgart u. Tübingen 1825, Taf. III (Taf. XXVII).

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 363, 427, Anm. 1386–1388 | Busse, Joachim, Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1977, S. 328 | Delestre, Jean-Baptiste, Gros et ses ouvrages, ou Mémoires historiques sur la vie et les travaux de ce célèbre artiste, Paris 1845, S. 490 | Saal, Georg von, „‚Mariä Verkündigung‘, ein Altarblatt vom Maler Gustav Dittenberger“, in: Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, H. 72, 16.6.1836, S. 572–574 | Tripier Le Franc, Justin, Histoire de la vie et de la mort du Baron Gros, le grand peintre, Paris 1880, S. 586 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 296.

Archivalien München, AdBK, Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste, Gustav Dittenberger, Bd. 1, 1809– 1841, Nr. 417, [Stand: 26.4.2012] | Tübingen, UB a: Tübingen, UB, Md 613 196–8, o. fol., Brief von Dittenberg an Robert Mohl vom [1.]8.1822 | Tübingen, UB b: Tübingen, UB, Md 613 196–10, o. fol., Brief von Dittenberg an Robert Mohl vom 1.12.1822 | Tübingen, UB c: Tübingen, UB, Md 613 196–15, o. fol., Brief von Dittenberg an Robert Mohl vom 28.4./28.5.1824 | Tübingen, UB d: Tübingen, UB, Md 613 196–16, o. fol., Brief von Dittenberg an Robert Mohl vom 3.7.1824 | Tübingen, UB e: Tübingen, UB, Md 613 196–17, o. fol., Brief von Dittenberg an Robert Mohl vom 5.9.1824. Tino Mager

Werke der Pariser Zeit Christus bei Maria und Martha, 1824, Verbleib unbekannt (Tübingen, UB c) | Marienbildnis, 1824, Verbleib unbekannt (Tübingen, UB c) | Egmont, 1824, Verbleib unbekannt (Tübingen, UB c) | Porträt M. Huy, 1824, Verbleib unbekannt (Tübingen,

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Drague, Jakob (Jacob)

Drague, Jakob (Jacob) 1780/81 Berlin – nach 1840 Autun Porträt- und Pastellmaler

Künstlerische Laufbahn um 1797 vermutlich Studium an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; ab 1797 Teilnahme an den Ausstellungen der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1806 Parisaufenthalt; Einschreibung an der École des beaux-arts in Paris; ab 1812 wohnhaft in Lyon; 1832 Beantragung der französischen Naturalisation

in dieser Stadt niedergelassen habe und Bildnisse in Öl und Pastell male sowie Zeichenunterricht gebe (Audin/Vial 1918, S. 286). Obwohl die meisten deutschen Maler, die beschlossen hatten, dauerhaft in Frankreich zu bleiben, sich in Paris niederließen, findet man auch Beispiele von Deutschen, die sich als Künstler in der Provinz etablierten, u.a. Franz Wilhelm → Schön, der in Lons-le-Saunier lebte und arbeitete. Von Lyon aus siedelte Drague nach Autun über und beantragte im Jahr 1832 die französische Staatsbürgerschaft (Paris, AN; Anonym 1833, S. 4; Jeffares 2012).

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Pariser Aufenthalt 1806–1812 Über das Leben und das Werk des Porträtmalers Jakob Drague sind nur sehr wenige Quellen bekannt. Vermutlich stammte Drague aus einer in Berlin angesiedelten Hugenottenfamilie (Jeffares 2012). Es könnte sich bei Jakob Drague um den Sohn des Berliner Porträtmalers Nicolas Drague handeln, der ab 1788 regelmäßig an den Berliner Akademie-Ausstellungen teilnahm (BAA 1788, Nr. 169; Jeffares 2012). Jakob Drague zeigte hingegen erst ab 1797 gezeichnete und gemalte Kopien nach alten Meistern auf den Berliner AkademieAusstellungen (BAA 1797, Nr. 111, 112; 1798, Nr. 149, 150; 1804, Nr. 320). Wie wenig über die beiden Maler bekannt ist, zeigt sich auch daran, dass selbst noch in neueren Publikationen Jakob und Nicolas Drague als ein und dieselbe Person aufgeführt werden (AKL). Am 20. Mai 1806 schrieb sich der 25-jährige Jakob Drague an der École des beaux-arts in Paris ein, dank einer Empfehlung von M. Berthélemy (Paris, ENSBA). Vermutlich handelt es sich hierbei um den Historienmaler Jean Simon Berthélemy, der seit 1805 Professor an der École des beaux-arts war. Als Wohnadresse ist das Hôtel de Lyon in der Rue St. Jacques 40 angegeben. Unter der gleichen Adresse, einer offenbar sehr günstigen Unterkunft für Neuankömmlinge in Paris, residierten wenige Jahre später die Kasseler Künstler Carl Heinrich → Arnold und Justus → Krauskopf. Drague verließ Paris spätestens in der ersten Hälfte des Jahres 1812 und zog nach Lyon, wo er am 24. Juni 1812 öffentlich bekanntgab, dass er sich

Bibliographie AKL, Bénézit, TB – Audin, Marius u. Eugène Vial, Dictionnaire des artistes et ouvriers d’art du Lyonnais, Bd. I, Paris, 1918, S. 286 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, 1797, Nr. 111, 112; 1798, Nr. 149, 150; BAA 1804, Nr. 320 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 354, 412, Anm. 957–959 | Anonym, „Ordonnances“, in: Bulletin des lois du royaume de France, IXe série. Règne de Louis-Philippe Ier, roi des Français. IIe partie, II. Sektion, Bd. 2, Nr. 26–47, Paris 1833, S. 4 | Neil Jeffares, „Drague“, in: Dictionary of pastellists before 1800, [Stand: 27.6.2012] | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 314 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, BadenBaden 1953, Bd. 1, S. 82 | Wirth, Irmgard, Berliner Malerei im 19. Jahrhundert. Von der Zeit Friedrichs des Großen bis zum Ersten Weltkrieg, Berlin 1990, S. 527 | Zur Jubelfeier 1696–1896. Königlich Akademische Hochschule für die bildenden Künste zu Berlin, [Anton von Werner (Hrsg.)], Berlin 1896, S. 36.

Archivalien Paris, AN, BB/11/333, dossier 1195 B8 | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie

Eckersberg, Christoffer Wilhelm

royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 321 [20.5.1806] (s.u. ab S. 327). Frauke Josenhans

Eckersberg, Christoffer Wilhelm 1783 Blåkrog/ Blaukrug – 1853 Kopenhagen Porträt-, Historien und Landschaftsmaler

C. W. Eckersberg, Selbstporträt, 1811

Künstlerische Laufbahn vor 1800 Malerlehre bei Jes Jessen in Apenrade; 1800–1803 Ausbildung unter Josiah Jacob Jessen in Flensburg; 1803–1810 Studium an der Königlich Dänischen Akademie der Schönen Künste unter Nicolai Abraham Abildgaard; 1804 Kleine Silber- und Goldmedaille, 1809 Goldmedaille der Akademie; 1810–1813 Parisaufenthalt; Studium im Lehratelier von Jacques-Louis David; 1813–1816 Romaufenthalt; anschließend Rückreise nach Kopenhagen; 1817 Akademiemitglied der Königlich Dänischen Akademie der Schönen Künste; dort 1818 Ernennung zum Professor; 1827–1829 Direktor der Königlich Dänischen Akademie der Schönen Künste, später Aufgabe der Malertätigkeit aufgrund eines Augenleidens

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Parisaufenthalt 1810–1813 Der Parisaufenthalt des wegweisenden dänischen Maler Christoffer Wilhelm Eckersberg ist durch seine Tagebuchaufzeichnungen und einige Briefwechsel, insbesondere mit dem Stecher Johan Frederik Clemens, dokumentiert. Die Tagebücher und Briefe von 1810–1813 wurden 1947 von Henrik Bramsen publiziert und erneut 2009 von Villads Villadsen kommentiert herausgegeben (Eckersberg 1947; Villadsen 2009). Eckersberg erfasste seine finanzielle Situation gewissenhaft, machte jedoch nur spärliche Angaben zu seiner künstlerischen Ausbildung. Charlotte Christensen veröffentlichte 2009 einen Artikel zu Eckersberg als Schüler von Jacques-Louis David (Christensen 2009). In Verbindung mit der 1809 errungenen Goldmedaille der Königlich Dänischen Akademie der Schönen Künste erhielt Eckersberg ein Reisestipendium. Am 3. Juli 1810 trat er gemeinsam mit seinem „Reisepatron“, dem Kunstschriftsteller und Sammler Tønnes Christian Bruun-Neergaard, eine Reise an, die sie über Harz und Rhein via Straßburg nach Paris führte und auf der Eckersberg zahlreiche Zeichnungen anfertigte (Villadsen 2009, S. 52; AKL). Am 9. Oktober trafen sie „am Morgen um 9 ½ Uhr in Paris“ ein (Villadsen 2009, S. 57). Eckersberg standen monatlich 80 Dänische Mark zur Verfügung, zusätzlich besaß er 140 Livres 40 Cent französisches Geld (Villadsen 2009, S. 57). Für sein Mansardenzimmer im Hôtel d’Irlande in der Rue de Beaume 3, welches Eckersberg bis zu seiner Abreise aus Paris bewohnte, zahlte er 24 Livres monatlich (Villadsen 2009, S. 57). Am 5. November besuchte Eckersberg erstmalig den Louvre, ohne sich jedoch darüber zu äußern (Villadsen 2009, S. 57). Wenig später, am 18. November, traf sein enger Freund Jens Peter Møller in Paris ein, der fortan bei Eckersberg unterkam. Sie malten in der Folge häufig gemeinsam Landschafts- und Stadtansichten (Villadsen 2009, S. 62). Erst am 7. Mai 1811 erwähnt er erneut den Louvre und vermerkt auf deutsch: „Die Copie nach Raphael im Museum angefangen, die Tafel kostet 32 franc“ (Villadsen 2009, S. 58). Trotz seiner spärlichen Notizen hat die Pariser Kunstwelt Eckersberg ungemein beeindruckt: „Ich war wirklich unwissend, als ich vor meiner Abreise glaubte, ich könne malen, aber wie stand ich hier vernichtet da, als ich die ungeheure Menge älterer und neuerer Kunstwerke sah“ (Eckersberg 1947, S. 47). Im Juni 1811 fertigte Eckersberg Landschaftszeichnungen in

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Eckersberg, Christoffer Wilhelm

Saint-Cloud an. Dem Maler Christian David Gebauer berichtet er über sein Pariser Leben: „Freund Müller und ich leben hier zusammen und arbeiten fleissig von 5 Uhr Morgens, bis Abends, jetzt sind wir beide im Museum Napoleon beschäftigt, Müller kopiert einen Caspar Poussin, und ich eine heilige Familie von Raphael und halten mit mehreren jungen deutschen Malern eine kleine Akademie wo nach dem nackten gezeichnet wird“ (Eckersberg 1947, S. 57). Der einzige deutsche Künstler, den Eckersberg zu dieser Zeit namentlich erwähnt, ist der Landschaftsmaler und Graveur Johann Georg Primavesi, den er trotz der nur kurzen Bekanntschaft sehr schätzte, und den er am 3. Juli bei einem gemeinsamen Opernbesuch verabschiedete. Eckersberg besuchte die vom 10. bis 12. Juli stattfindende Ausstellung junger französischer Künstler im Palais des Quatre-Nations und bewunderte die gelungene Komposition der Werke wie auch deren treffliche Ausführung. Auf Vermittlung durch Bruun-Neergaard gelangte Eckersberg schließlich in Kontakt mit Jacques-Louis David, der in Eckersbergs Augen „die französische Schule erhoben und verbessert hat“ (Eckersberg 1947, S. 83). Am 4. September wurde Eckersberg in dessen Atelier aufgenommen (Paris, ENSBA), wo er sein Studium ab dem 9. September begann (Villadsen 2009, S. 60). In einem Brief an Clemens vom 14. Oktober berichtete Eckersberg, dass David sehr präzise sei und sich Mühe gebe, seine Studenten zu motivieren. Für die 24 Fr. monatlich könne Eckersberg nun auch mithilfe der „allerschönsten und erlesensten Modellen“ im Tageslicht nach der Natur malen, was seine Malerei nachhaltig voranbringen sollte (Villadsen 2009, S. 60). Einem unbekannten Freund schilderte er die chaotischen Verhältnisse im Atelier, die Unordnung, den Lärm der „Witze und französischen Schweinereien, so dass man unmöglich etwas mit Konzentration zuwege bringen kann“, sowie die Schikanen, denen Neuankömmlinge ausgesetzt waren. Der Lehrer David sei äußerst lebhaft und munter. „Wenn er korrigiert, ist er ernst und spricht mit seltener Begeisterung von Natur und Kunst, mit Gefühl und Wärme über die Künste“ (Villadsen 2009, S. 60). Eckersberg beeindruckte besonders Davids Hilfe und Fairness, er war überzeugt: „es gibt kaum einen besseren Weg, als den, den er weist“ (Eckersberg 1947, S. 81). Ende September 1811 verließ er aus finanziellen Gründen Davids Atelier (Villadsen 2009, S. 71). Seine Abrechnungen

weisen nun hin und wieder Zahlungen für private Modelle auf. Außerdem hält er viele Landschaften in seinen Zeichnungen fest. Ende Dezember 1811 wurde Eckersberg durch Prinz Christian, den späteren König von Dänemark, die Verlängerung seines Aufenthalts um ein weiteres Jahr gewährt (Villadsen 2009, S. 61). In einem Brief an Clemens vom 22. Juni 1812 spricht Eckersberg nun von David als seinem Freund, der ihn besuchte, um seine Arbeiten anzusehen. David äußerte sich angeblich zufrieden: „auch Dänemark wird nun damit beginnen, gute Künstler zu haben“ (Villadsen 2009, S. 64). Ab dem 5. Oktober 1812 verzeichnete Eckersberg nur noch seine Finanzen. Dabei listet er auch Ausgaben für Ausflüge, kulturelle Veranstaltungen und Restaurantbesuche auf, wodurch sein gesellschaftliches Leben in Paris fassbar wird. Neben Ausfahrten in die nähere Umgebung von Paris (Taf. XX) – wie beispielsweise dem gemeinsamen Besuch des Bois de Boulogne mit dem Maler Siegfried Detlev → Bendixen und dem Architekten Olaus Peter Gram im Mai 1812 – besuchte Eckersberg verschiedene Opernund Theateraufführungen sowie diverse Ausstellungen. Künstlerisch war er sehr produktiv, was seine zahlreichen Zeichnungen und Gemälde verdeutlichen. Einen späten Höhepunkt seines Parisaufenthalts stellte der Besuch des Ateliers von François Gérard mit Bruun-Neergaard am 21. Februar 1813 dar, von dem sich Eckersberg tief beeindruckt zeigte (Villadsen 2009, S. 76f.). Am 5. Juni 1813 verabschiedete sich Eckersberg von seinem Freund Møller, der ihn zur Kutsche begleitete, und verließ Paris: „adieu Paris, Dank für die gesegnete Zeit, […] adieu mein unvergessliches Museum“ (Villadsen 2009, S. 85). Er reiste nach Rom und blieb bis 1816 in Italien, um anschließend nach Kopenhagen zurückzukehren.

Werke der Pariser Zeit Barriere von Montmartre, 1810, Zeichnung, Verbleib unbekannt (Villadsen 2009, S. 58) | Figur aus Oehlenschlägers Håkon Jarl, 1810–1816, Bleistift, Feder, Tusche, 20,4 × 12,8 cm, Inv. Nr. KKS4745, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Blick über die alte Brücke von Sèvres gegen den Park von Saint Cloud, 1811, Bleistift, Pinsel, Aquarell, 22,5 × 28,3 cm, Inv. Nr. KKS397, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Die heilige Familie nach Raffael, 1811, Öl/Lw, 198 × 133 cm, Inv. Nr. KMS1278, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst

Eckersberg, Christoffer Wilhelm

| Eine nackte Tänzerin mit einem Tuch, einem ruhenden Mädchen den Kopf im Profil und ein Boot mit zwei Männern, 1811, Bleistift, 22,3 × 27,8 cm, Inv. Nr. KKS382 verso, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Eine Partie an der römischen Wasserleitung in Arcueil, 1811, Bleistift, Pinsel, Aquarell, 22,3 × 27,8 cm, Inv. Nr. KKS382, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Grab von Molière im Jardin Elysée des Petits Augustins, Paris. 10. Juni (1811), 1811, Bleistift, Feder, grau-braune Tusche, 19,9 × 25,8 cm, Inv. Nr. KKS1988–59, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Gräber von Descartes und Condes im Jardin Elysée des Petits Augustins, Paris, 1811, Bleistift, Feder, grau-schwarze Tusche, 22,5 × 28 cm, Inv. Nr. KKS385, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Hermodr bittet Hel, die Göttin des Todes, um die Zurückgabe Balders, 1811–1812, 81 × 65 cm, Privatbesitz (Villadsen 2009, S. 61) | Landschaft mit Bäumen in der Nähe von Paris (gemeinsam mit Peter Møller), 1811, Öl/Lw, 92,5 × 72,5 cm, Inv. Nr. KMS3637, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Liegender weiblicher Akt, 1811, Öl/Lw, 30 × 26,5 cm, Inv. Nr. KMS1820, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Mädchen, das sitzt und näht, während ein kleines Mädchen mit Puppen spielt. Ein Abschnitt der Brücke bei St. Cloud, 1811, Zeichnung, 30 × 40 cm, Privatbesitz (Villadsen 2009, S. 59) | Selbstporträt, 1811, Öl/Lw, 33 × 36 cm, Inv. Nr. KMS1764, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Teil des Parc de Monceaux, 1811, Tusche, 11,5 × 13,4 cm, Paris, Institut Néerlandais (Villadsen S. 59) | Vier schlafende Pariser, 1811, Bleistift, Feder, braune und graue Tinte, 19,2 × 28,6 cm, Inv. Nr. KKS1958–39, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Aussicht von Eckersbergs Wohnung im Hôtel d’Irlande, rue de Beaume 3, über die Seine, 1811–1812, lavierte Zeichnung, 21,3 × 21,8 cm, Inv. Nr. KKS1969–53, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Die Kalydonische Jagd, 1811–1813, Bleistift, Feder, braune Tusche, 40,6 × 62,9 cm, Inv. Nr. KKSgb4249, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Drei junge nackte Knaben im Stehen oder Sitzen unter den Felsbrocken, 1811–1813, Bleistift, Feder, Pinsel, graue Tinte, 24,4 × 28,1 cm, Inv. Nr, KKSgb4179, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Mutter und Tochter – Eckersbergs Vermieterin in Paris (?), 1811–1813, Bleistift, Feder, braune Tusche, 26,8 × 20,4 cm, Inv. Nr. KKS1195, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Die Kirche von Saint-Martin in Montmorency, 10 Juli 1812, 1812, la-

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vierte Zeichnung, 23,7 × 28,5 cm, Inv. Nr. KKS388, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Andromeda an den Felsen gefesselt, 1812–1813, Bleistift, Feder, Pinsel, Tinte grau, 24,5 × 31,9 cm, Inv. Nr. KKSgb4178, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Aussicht vom Pont Royal zum Quai de Voltaire, 1812, Öl/Lw, 55,5 × 71 cm, Inv. Nr. KMS1624, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Brücke von Neuilly, 13. Mai 1812, 1812, Pinsel, braun und grün laviert, 14,7 × 21,8 cm, Inv. Nr. KKS404, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Christus mit den Kindern, um 1812, Bleistift, Feder, braune Tusche, grau laviert, 25 × 16 cm, Inv. Nr. KKSgb4013, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Christus mit Kindern, 1812, Öl /Lw, 201 × 147 cm, Horne, Fåborg Altarbild der Kirche | Das Essen gekocht – Eckersbergs Vermieterin in Paris (?), 1812, Bleistift, Feder, grau-braune Tusche, 22,4 × 25,8 cm, Inv. Nr. KKS402, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Das Longchamp-Tor im Bois de Boulogne, 1812, Öl/Lw, 33 × 40,5 cm, Kopenhagen, Davids Samling | Das Restaurant Ledoyen am Place de la Concorde in der Nähe der Champs-Élysées, 1812, lavierte Zeichnung, 23,9 × 26,7 cm, Inv. Nr. KSgb4238, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Ein kleines Mädchen, den Finger an einem Rosendorn gestochen, 1812, Bleistift, Feder, Tusche, gräulich braun laviert, 26,7 × 21,5 cm, Inv. Nr. KKS401, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Ein Mann, der eine Axt schwingt, 1812, Bleistift, Feder in Braun, grau laviert, 15,4 × 16,2 cm, Inv. Nr. KKS387 verso, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Eine Dame sitzt in einem Sessel vor dem Fenster, 1812, Bleistift, Feder, braune Tusche, 15,5 × 13,4 cm, Inv. Nr. KKS9470, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Eine Frau, die auf einem Stuhl sitzt, Hand und die Füße auf einen anderen Stuhl, 1812, Bleistift, Feder, braune Tusche, laviert, 15,4 × 16,2 cm, Inv. Nr. KKS387, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Einfache Skizze von drei stehenden, in Robe gekleidete Figuren (Kopie nach?), zwei Schiffsstudien, ein Schnitt, 1812, Bleistift, 23,9 × 26,7 cm, Inv. Nr. KKSgb4238 verso, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Entwurf eines Gemäldes „Kekrops Töchter zeigt Minerva geheimen Namen“, 1812, Bleistift, 22,4 × 25,8 cm, Inv. Nr. KKS402 verso, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Hagar und Ismael in der Wüste, 1812, Öl/Lw, 65 × 80 cm, Nivå, Nivaagaards Malerisamling | Hohe Pappeln, Neuilly, 1812, Zeichnung, 25,1 × 34,9 cm, Aarhus, Kunstmu-

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Eckersberg, Christoffer Wilhelm

seum | Jean-Jacques Rousseaus Haus im Schlosspark von Ermenonville, 1812, lavierte Zeichnung, 14,1 × 17,5 cm, Inv. Nr. KKS9471, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Junge Spartaner beim Bogenschießen, Naturstudie, 1812, Öl/Lw, 81 × 64 cm, Kopenhagen, Den Hirschsprungske Samling | Junger Bogenschütze, 1812, Öl/Lw, 64,5 × 72,5 cm, Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek | Landschaft mit Aquädukt in Arcueil, 1812, Öl/Lw, 32,5 × 40 cm, Privatbesitz (Villadsen 2009, S. 73) | Mann von hinten gesehen, 1812, Bleistift, 14,9 × 22,8 cm, Inv. Nr. KKSgb4020 verso, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Molières Grab auf dem Friedhof Père Lachaise, 1812, Aquarell, 20 × 25 cm, Privatbesitz (Villadsen 2009, S. 63) | Moses lässt das Rote Meer zurücktreten – Studie der Israeliten nach der Wanderung durch das Rote Meer, um 1812, Bleistift, 19,7 × 29,5 cm, Inv. Nr. KKS1973–17, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Moses lässt das Rote Meer zurücktreten – Studie zweier Israeliten Migranten, beladen mit Gepäck, 1812, lavierte Zeichnung, 26,5 × 21,9 cm, Inv. Nr. KKS421, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Moses lässt das Rote Meer zurücktreten, 1812, lavierte Zeichnung, 23,9 × 37,7 cm, Inv. Nr. KKS1971–336, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Ödipus und Antigone, 1812, Öl/Lw, 49,5 × 62,5 cm, Privatbesitz (Villadsen 2009, S. 62) | Odysseus am Hofe des Alkinoos, 1812, Bleistift, Feder, grau und braun laviert, 22,3 × 35,1 cm, Inv. Nr. KKS400, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Odysseus und Polyphem, 1812, Bleistift, Feder, grau und braun laviert, 22 × 33,1 cm, Inv. Nr. KKSgb4168, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Odysseus und Kalypso, 1812, Öl/Lw, 49,5 × 62,5 cm, Privatbesitz (Eckersberg 1947, S. 29) | Odysseus Heimkehr, 1812, Öl/Lw, 62,5 × 73,5 cm, Inv. Nr. KMS7256, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Pont de la Concorde, aus den Quai des Tuilerien zum Palais-Bourbon, Paris gesehen, 1812, Bleistift, Feder und grauer Tusche, Spuren von drei perspektivischen Linien, 14,9 × 22,8 cm, Inv. Nr. KKSgb4020, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Rückwärtige Figuren an einem Seinekanal, 1812, lavierte Zeichnung, 15,4 × 22 cm, Inv. Nr. KKS403, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Schlafender nackter Junge vor einer Mauer, 1812, Bleistift, Feder, grau und braun laviert, 23,8 × 32 cm, Inv. Nr. KKSgb4167, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Seine in Neuilly, 1812, Bleistift, Tusche und Sepia, 23 × 21,5 cm, Sorø,

Vestsjællands Kunstmuseum | Sitzende Frau im Gewand, 1812, Tusche, laviert, 15,5 × 12,7 cm, Oslo, Nasjonalgalleriet | Spartanische Knaben, 1812, Den Hirschsprungske Samling, Kopenhagen (TB) | Studie, zwei Männer beladen mit Lasten auf ihrem Weg auf einen Berg, 1812, Bleistift, 19 × 25,7 cm, Inv. Nr. KKS1973–16, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Szene aus der Ludvig Holberg „Jean de France“, 1. Akt, 6. Szene, 1812, Öl/Lw, 57,5 × 70,5 cm, Inv. Nr. KMS461, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Telemach trifft Odysseus – Odysseus; Fragment der ganzen Komposition, 1812, Bleistift, schwarze und braune Tusche, 16,8 × 10,8 cm, Inv. Nr. KKSgb4180, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Telemach trifft Odysseus – Odysseus; Fragment der gesamten Komposition, um 1812, Bleistift, schwarze und braune Tusche, 18,8 × 11,3 cm, Inv. Nr. KKSgb4181, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Trauernde Frau, 1812, Öl/Lw, 80 × 65 cm, Privatbesitz (Villadsen 2009, S. 84) | Zeichnerische Erfindung, 1812, Öl/Lw, 49,5 × 60 cm, Odense, Fyns Kunstmuseum | Zwei Israeliten auf einem Felsen, um 1812, schwarze Tinte, braun laviert, 27,1 × 21,2 cm, Inv. Nr. KKSgb4171, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Alcyone’s Abschied, 1813, Öl/ Lw, 72,5 × 48,5 cm, Inv. Nr. KMS1769, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Aussicht von Schloss Meudon, 1813, Öl/Lw, 55,5 × 71 cm, Inv. Nr.: KMS1623, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst (Taf. XX) | Eine Mutter lehrt ihr kleines Mädchen zu lesen, 1813, Bleistift, Feder, Tusche, grau laviert. 22,2 × 13,3 cm, Inv. Nr. KKSgb4169, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Eine schlafende Frau in antiker Tracht, Amme des Alcyone, 1813, Öl/Lw, 44,5 × 39,2 cm, Inv. Nr. B209, Thorvaldsens Museum, Kopenhagen; dazu: Alcyones Traum, Skizze, 1813, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, Schloss Gottorp | Mädchen mit Katze, 40 × 49,5 cm, Verbleib unbekannt (Villadsen 2009, S. 84) | Madonna dell’Impannata nach Raffael, 1813, Verbleib unbekannt (Eckersberg 1947, S. 48–49) | Porträt Emilie, 1813, Öl/Lw, 25,5 × 20 cm, Privatbesitz (Villadsen 2009, S. 64) | Ruhendes weibliches Modell, Bleistift, Feder, Pinsel und Tusche auf Papier, 187 × 255 mm, Inv. Nr. D1853, Thorvaldsens Museum, Kopenhagen; dazu: Ruhendes weibliches Modell, 1810/1813, Öl/Lw, Privatbesitz, [Stand: 27.6.2012] | Vizelin verteilt Nahrungsmittel an Bedürftige, 1813,

Eichens, Friedrich Eduard

Öl/Lw, 59 × 77 cm, Oslo, Nasjonalgalleriet | Zwei Hirten, 1813, Öl/Lw, 53 × 42 cm, Inv. Nr. KMS1333, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst | Szene aus einem Hof oder Kai in Paris. Vier sitzende, stehende und gehende Figuren, o.D., Bleistift, Feder, Tusche, grau laviert, 15,4 × 21,1 cm, Inv. Nr. KKSgb4175, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst.

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Eichens, Friedrich Eduard 1804 Berlin – 1877 ebd. Zeichner, Porträtist, Kupferstecher

Bibliographie AKL, Bénézit, TB, Weilbach – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1780–1840, München 1971, S. 14, 15, 30, 61, 64, 77, 102, 357–358, 420, Anm. 1125–1135 | Christensen, Charlotte, „Von Blaakrog nach Paris: C.W. Eckersberg als Schüler Jacques-Louis Davids“, in: Nordelbingen, Heide, Nr. 78, 2009, S. 9–32 | Eckersberg, Christopher W., C. W. Eckersberg I Paris: Dagbog Og Breve 1810–13, Henrik Bramsen (Hrsg.), Kopenhagen 1947 | Kat. Hamburg 1968: Kopenhagen – Hamburg-Altona: künstlerische Beziehungen 1750–1850, Knud Voss (Hrsg.), Ausstellungskat., Dänisch-Deutschen Akademie, Hamburg im Altonaer Museum, Hamburg 1968, S. 15–16 | Villadsen, Villads, C.W. Eckersbergs dagbøger 1810–1853, Kopenhagen 2009.

Archivalien Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 774 | Paris, ENSBA, Ms. 321, Papier du peintre Louis David [État de Recette de l’École de Dessin, 1811, 1812]. Tino Mager

F. E. Eichens, Selbstbildnis mit Kappe, 1828

Künstlerische Laufbahn vor 1816 erster Zeichenunterricht in der Hartung’schen Schule zu Berlin; 1816–1825 Schüler an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; seit 1819 Schüler bei dem Maler, Graphiker und Akademieprofessor Ludwig Buchhorn; 1827/28 Parisaufenthalt; Schüler bei den Kupferstechern Théodore Richomme und François Forster; 1828– 1831 Aufenthalt in Parma, Schüler bei dem Kupferstecher Paolo Toschi; bis 1832 Reisen nach Mailand, Rom, Venedig und Florenz; anschließend Rückkehr nach Berlin; ab 1833 Zeichenlehrer an der Friedrichwerderschen Gewerbeschule in Berlin; 1841 zweite Parisreise; Wahl zum ordentlichen Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1842 Teilnahme am Pariser Salon; 1846 Ernennung zum Professor an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1855, 1867 Teilnahme an der Pariser Weltausstellung; 1874 Ernennung zum Ehrenmitglied der Königlichen Akademie zu Parma

Parisaufenthalt 1827/28 Von seinen Zeitgenossen hoch geschätzt und als einer der wichtigsten Kupferstecher des 19. Jahr-

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Eichens, Friedrich Eduard

hunderts bezeichnet (TB), geriet Friedrich Eduard Eichens bald nach seinem Tod in Vergessenheit. Erst- und letztmalig widmet sich ein 1957 veröffentlichter Artikel den Künstlerreisen von Eduard Eichens (Seeger 1957). Weiterführende Informationen über Eichens’ Studienaufenthalt in Paris beruhen vor allem auf Autographen, Korrespondenzen (GStA PK a–b; Berlin, PrAdK b–f), einem Skizzenbuch (Berlin, SMB PK KK) und einem im Jahr 1842 verfassten, allerdings lückenhaften Lebenslauf (Berlin, PrAdK a). Dank dieser Quellen lässt sich der Aufenthalt von Eichens in der französischen Hauptstadt weitestgehend rekonstruieren. Das Talent des Kupferstechereleven Eduard Eichens und seines Freundes und Mitschülers Karl Friedrich Gustav → Lüderitz wurde schon früh von ihrem Lehrer Ludwig Buchhorn und dem Direktor der Königlich Preußischen Akademie der Künste, Johann Gottfried Schadow, erkannt. Daher waren die beiden die Ersten, die von den Plänen der Akademie profitierten, Kupferstecherschüler zur weiteren Ausbildung nach Italien und Frankreich zu schicken. Bereits im Jahr 1826 hatte Christian Daniel Rauch mit Hilfe von Alexander von Humboldt und François Gérard in Paris die Zusage des Kupferstechers Théodore Richomme erhalten „eine[n] der Eleven der Königl. Akademie den Aufenthalt in seinem Atelier zu vergönnen“ (Berlin, GStA PK b, fol. 61v.). Für Eduard Eichens war die Aufnahme in das Atelier von Paolo Toschi in Parma vorgesehen. Eichens und sein Freund Lüderitz setzten sich jedoch für einen gemeinsamen Aufenthalt in Paris ein und erklärten sich in einem Brief an Schadow: „wir [haben] unser Studium zusammen begonnen, und mehrere Jahre gemeinschaftlich fortgesetzt: so wäre unser Wunsch auch in der Folge dasselbe an Einem Orte fortsetzten zu dürfen, zugleich glaubend, daß gegenseitige Mittheilung, und freundschaftlicher Wetteifer das Studium erleichtert“ (ebd., fol. 68). Im September 1827 traten Eichens und Lüderitz, nachdem sie die Zustimmung der Akademie erhalten hatten, die gemeinsame „Kunstreise“ (ebd.) nach Paris an (Berlin, GStA PK a). Die Akademie gewährte ihnen eine jährliche Pension in Höhe von 400 Talern. Sie erreichten nach einer längeren Anreise über Dresden, Nürnberg, München, Stuttgart und Straßburg die französische Hauptstadt und fanden dort „ein[en] größere[n] Zusammenschluß, nicht nur von Kupferstechern, sondern

auch anderer Künstler, deren Umgang zur mehrseitigen höheren Ausbildung […] nothwendig scheint“ (Berlin, GStA PK b, fol. 68). Ein während seiner Studienzeit von Eichens geführtes Skizzenbuch (Berlin, SMB PK KK) enthält auch Skizzen aus der Pariser Zeit, die u.a. Gustav Lüderitz und den Kasseler Bildhauer Philipp Siebrecht zeigen, sowie Kopien aus dem Louvre, die diese beiden Wegbegleiter in Eichens’ Skizzenbuch hinterlassen haben. Von Paris aus schickte Eichens 1828 vier Kupferstiche und zwei Kreidezeichnungen zur Präsentation auf der Berliner Akademie-Ausstellung ein (BAA 1828, Nr. 165–167). Eduard Eichens berichtet in seinem Lebenslauf, dass er bei Richomme und auch bei François Forster im Atelier gearbeitet habe (Berlin, PrAdK a). Doch die Königlich Preußische Akademie der Künste erhielt Nachricht davon, dass Eichens und Lüderitz „in Paris ohne Leitung eines Meisters für sich allein arbeiten“ (Berlin, GStA PK b, fol. 100) und arrangierte den weiteren Verlauf der Kunstreise nach dem ursprünglichen Plan, der Eichens nach Italien führen sollte. Eichens beschrieb die Umstände wie folgt: „[in Paris] stach ich […] einige kleinere Sachen, welche aber in Folge der Aufregung – durch den Aufenthalt in dem gewaltigen [Pariser] Leben in den Künsten verursacht – mangelhaft genug ausfielen – so daß ich, sehr gern dem Rathe der Königl. Akademie folgeleistete in Parma unter der Leitung Toschis meine Studien […] fort zu setzen.“ (Berlin, PrAdK a) Nach nur einem Jahr in Paris brach Eichens im November 1828 nach Parma auf. Er wurde Mitglied der Herzöglichen Akademie Parma und Schüler bei Paolo Toschi, der selbst zehn Jahre in Paris verbracht hatte. Eichens blieb bis März 1831 in der norditalienischen Stadt und reiste dann zu Studienzwecken weiter nach Mailand, Venedig und Rom (Berlin, PrAdK a). Im Mai 1832 kehrte er endgültig nach Berlin zurück. Zunächst freischaffend als Zeichenlehrer adeliger Damen tätig, trat er 1833 eine Stelle als Zeichenlehrer an der Friedrichwerderschen Gewerbeschule in Berlin an, eine Aufgabe, der er bis zu seinem Tod nachging (Seeger 1957, S. 52). Im April 1841 erfolgte ein weiterer, halbjähriger Aufenthalt in Paris, „um daselbst die Beendigung und den Druck des Stiches der Vision des Hesekiel nach Raphael zu bewirken – mit welcher Platte ich mich seit dem Jahr 1837 […], und in der letzten Zeit ausschließlich beschäftigt hatte“ (Ber-

Eichens, Friedrich Eduard

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lin, PrAdK a). Im Herbst desselben Jahres beendete er diese Arbeit und kehrte nach Berlin zurück, wo er zum ordentlichen Mitglied der dortigen Kunstakademie ernannt wurde, eine Position, die – neben seiner Tätigkeit als Zeichenlehrer – die Voraussetzung zu seiner 1846 erfolgten Ernennung zum Professor an der Königlich Preußischen Akademie der Künste war (Berlin, PrAdK f, fol. 32). Weitere Reisen führten Eichens noch einige Male in die französische Hauptstadt (Seeger 1957, S. 54), so zu den Weltausstellungen 1855 und 1867. Als bevollmächtigter Agent für den Verkauf seiner Werke fungierte sein Bruder Philipp Hermann → Eichens (Berlin, PrAdK e, fol. 165), der im Jahr 1849 nach Paris übergesiedelt war.

K2, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz Kupferstichkabinett, fol. 43 | Selbstporträt mit Kappe, 1828, schwarze und weiße Kreide auf braunem Velin, 38,4 × 33,5 cm, signiert: F. Eduard Eichens Paris im Mai, Anno 1828 Aet. 24, Privatbesitz, zuletzt: Kunsthandel, Berlin, Galerie Bassenge, Auktion 87, Los 5644, 26. Mai 2006 | Mehrere Studien nach der Natur, Kreidezeichnung, Verbleib unbekannt (BAA 1828, Nr. 168) | Zwei Portraits nach der Natur, Kreidezeichnung, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 169) | Die Vision des Ezechiel nach Raffael, 1841, Kupferstich 47,5 × 35,5 cm, Berlin, Inv. Nr. S GAL 10/11, E 118, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett.

Werke der Pariser Zeit

Bibliographie

Adam und Eva nach Eduard Steinbrück, 1827, Kupferstich, 20 × 16 cm, Inv. Nr. S GAL 10/11, E 56, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett (ebd., Nr. 165b) | Rahel und Jacob am Brunnen nach Anton Josef Dräger, 1827, Kupferstich, 18 × 14 cm, Inv. Nr. S GAL 10/11, E57, 808–116, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett (ebd., Nr. 165c) | Porträt der preußischen Kronprinzessin Elisabeth nach Wilhelm Wach, 1827/28, Kreidezeichnung, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 166) | Vermählung der Heiligen Katharina nach Fra Bartholomäo, 1827/28, Kreidezeichnung, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 167) | Die beiden Preismedaillen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes, 1828, Kupferstich, 25 × 20,5 cm, Inv. Nr. S GAL 10/11, E 64, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett (ebd., Nr. 165a) | Zwei Landschaftliche Studien nach Wilhelm Krause Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 165d) | Eine Landschaft im deutschen Charakter nach Wilhelm Krause, 1828, Kupferstich, 18 × 11,5 cm, Inv. Nr. S GAL 10/11, E 61, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett (ev. identisch mit BAA 1828, Nr. 165d) | Bildnis von Gustav Lüderitz, 1828, Federzeichnung, „Paris 8ber 1828“, in: Skizzenbuch Eduard Eichens, NG 57/2, LS.ML/K2, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, fol. 46 | Bildnis des Bildhauers Philipp Siebrecht, 1828, Federzeichnung, „Paris 8ber 1828“, in: Skizzenbuch Eduard Eichens, NG 57/2, LS.ML/

AKL, Bénézit, Nagler, TB – Andresen, Andreas, Handbuch für Kupferstichsammler oder Lexicon der Kupferstecher, Maler, Radirer und Formschneider aller Länder und Schulen nach Massgabe ihrer geschätztesten Blätter und Werke. Neu bearbeitet, 1. Bd., Leipzig 1870, S. 438–442 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1828, Nr. 165a–d, 166–169 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 106, 362 | Naumann, Emil Wilhelm Robert, Archiv für die zeichnenden Künste mit besonderer Beziehung auf Kupferstecher- und Holzschneidekunst und ihre Geschichte, Leipzig 1868, Bd. 14, S. 129f. | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1842, Nr. 2060 | Seeger, Joachim, „Der Berliner Kupferstecher Eduard Eichens und seine Künstlerfahrt nach Paris und Parma“, in: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte, Berlin 1957, Bd. 8, S. 44–55 | Zur Jubelfeier 1696–1896. Königlich Akademische Hochschule für die bildenden Künste zu Berlin, [Anton von Werner (Hrsg.)], Berlin 1896, S. 164.

Archivalien Berlin, GStA PK a: Berlin, GStA PK, I. HA Rep. 89 Nr. 19685 [Finanzierung der Eleven Lüderitz und Eichens] | Berlin, GStA PK b: Berlin, GStA PK, I. HA Rep. 76 Ve Sekt. 17 Abt VII Nr. 18 Bd. 1, fol. 61v., 68, 100 [Kupferstecher-Schule, Ausbildung der

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Eichens, Philipp Hermann

Kupferstecher-Eleven und die bewilligten Unterstützungen] | Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK, Pers. BK 116 Eduard Eichens [eigenhändiger Lebenslauf] | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK 0159, Unterstützung der Kupferstecher-Eleven Eichens, Lüderitz und Eduard Mandel behufs ihrer Ausbildung | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK 0257, fol. 71 [Todesanzeige Friedrich Eduard Eichens] | Berlin, PrAdK d: Berlin, PrAdK 222, Auswärtige Ausstellungen: Kunstausstellung in Paris 1855 | Berlin, PrAdK e: Berlin, PrAdK 388, Auswärtige Ausstellungen: Kunstausstellung in Paris 1867, fol. 57 | Berlin, PrAdK f: Berlin, PrAdK 143, Richtlinie des Kultusministeriums zur Verleihung des Professorentitels, fol. 32 | Berlin, SBB PK HA, Slg. Adam, Nachl. 141, K. 118, Eichens, Eduard Friedrich [Briefe aus den 1870er Jahren an Eduard Daege] | Berlin, SMB PK KK, NG 57/2, LS.ML/K2, Skizzenbuch von Eduard Eichens | Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK36, Salon de 1842. Jennifer Falckenberg und Sylva van der Heyden

Eichens, Philipp Hermann 1813 Berlin – 1886 Paris Maler, Lithograph, Kupferstecher

Künstlerische Laufbahn 1829–1832 Schüler an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1830–1832 Schüler im Atelier des Malers Wilhelm Hensel; anschließend Tätigkeit als Lithograph; 1835–1838 Parisaufenthalt; Anreise gemeinsam mit dem Maler Carl Blechen und dem Kunsthändler Louis → Sachse; ab 1836 häufige Teilnahme an der Berliner AkademieAusstellung; ab 1838 regelmäßige Teilnahme am Pariser Salon; 1839–1845 zweiter Parisaufenthalt; 1842 Medaille 3. Klasse im Pariser Salon für die Lithographie La Mandoline; ab 1845 in Berlin; Studium des Stechens und Radierens bei seinem Bruder Eduard → Eichens; Studium der Mezzotintotechnik bei Gustav → Lüderitz; ab 1849 in Paris; Reproduktionen für Kunsthändler Adolphe Goupil; 1859 Medaille 2. Klasse für einen Stich; 1874 Ernennung

zum auswärtigen Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin

Parisaufenthalte 1835–1838, 1839–1845, ab 1849 Der Lithograph Philipp Hermann Eichens reiste im Jahr 1835 gemeinsam mit dem Kunsthändler Louis → Sachse und dem Maler Carl Blechen nach Paris. Im Jahr 2000 publizierte Annette Schlagenhauff auszugsweise die Reisetagebücher des Kunsthändlers Sachse, in denen Eichens Erwähnung findet (Schlagenhauff 2000). Des Weiteren geben ein eigenhändiger Lebenslauf und einige Autographen einen kurzen, noch unvollständigen Abriss über die Aufenthalte und das Leben von Eichens in Paris (Berlin, PrAdK, Berlin SBB PK). Der in Berlin bei Wilhelm Hensel ausgebildete Maler Philipp Hermann Eichens suchte bereits vor seinem Parisaufenthalt in der Lithographie „den nöthigen Erwerb zum Unterhalte“ (Berlin, PrAdK a). Durch seinen älteren Bruder Friedrich Eduard → Eichens, der im Jahr 1832 nach einem fünfjährigen Studienaufenthalt in Frankreich und Italien nach Berlin zurückgekehrt war, erhielt er die entsprechende Einführung in die graphischen Künste, besonders in die Lithographie (ebd.). Seine Arbeiten müssen auf den Berliner Kunsthändler Louis Sachse einen guten Eindruck gemacht haben, da der 22jährige Eichens am 11. Juni 1835 Louis Sachse und Carl Blechen auf der Reise nach Frankreich auf dem Seeweg von Hamburg nach Le Havre begleitete. Sie erreichten am 18. Juni 1835 die französische Hauptstadt (Schlagenhauff 2000, S. 281). Dort angekommen, zeigte der durch frühere Parisreisen ortskundige Sachse „längst bekannte Merkwürdigkeiten“, wie den Louvre und die Galerie des Luxembourg (zit. nach Schlagenhauff 2000, S. 281). Laut Tagebucheintrag besuchte Sachse in geschäftlichen Angelegenheiten zahlreiche in Paris tätige Künstler und Kunsteinrichtungen; so war er am 22. Juni „in den Ateliers von Vernet, Lepoittevin, Isabey, Duval le Camus, Palais royal, Museen“ gewesen (ebd.), und es kann angenommen werden, dass Eichens von diesen Bekanntschaften profitierte. Als Louis Sachse und Carl Blechen am 4. Juli 1835 wieder abreisten (ebd.), ließen sie Eichens gut eingeführt in einem Umfeld von deutschen und französischen Künstlern und Kunsthändlern zurück. Sachse reiste in den darauffolgenden Jahren regelmäßig nach

Eichens, Philipp Hermann

Paris, und zwei Jahre später trafen sich der Kunsthändler und Eichens dort wieder (ebd., S. 282). Ein weiteres Jahr später kann man aus den Tagebüchern zur 5. Parisreise von Sachse ersehen, dass Eichens am 29. März 1838 gemeinsam mit Franz Krüger und Hermann Ludwig → Seefisch sowie am 3. April zusammen mit August Theodor → Kaselowsky dem Kunsthändler in Paris seine Aufwartung machte (ebd., S. 282). Anfänglich widmete sich Eichens dem Studium „nach dem Lebenden Modell, welches in Paris die trefflichste Gelegenheit bot […], und zwar im ersten Jahr in der Königlichen Kunstschule, und ferner in der Privatakademie von Suisse und Boudin, während der Abendstunden dreier aufeinander folgender Winter“ (Berlin, PrAdK). Nachweislich nahm Eichens am 7. Oktober 1835 an dem internen Wettbewerb um die Platzierung in den Zeichensälen der École des beaux-arts teil und erreichte den 22. Platz (Paris, AN). Mit ihm konkurrierten zeitgleich die Maler Joseph → Leyendecker, Adolf → Eybel, Carl Wilhelm → Pohlke und Ferdinand → Krumholz. Ebenfalls am 7. Oktober 1835 wurden die neuen Schüler der École des beaux-arts für das Wintersemester 1835/36 in die Immatrikulationsbücher aufgenommen, Eichens’ Name befindet sich nicht darunter. Um seiner Militärpflicht nachzukommen, war Eichens nach etwas mehr als drei Jahren zur Rückkehr nach Berlin gezwungen, wo er am 21. Oktober 1838 eintraf. Nur kurze Zeit später, am 1. Januar 1839, kehrte er wieder nach Paris zurück, da er von der militärischen Prüfungskommission für den Felddienst untauglich erklärt wurde (Berlin, PrAdK). Am 11. Juli 1839 erhielt Hermann Eichens die Erlaubnis im Louvre als „peintre“ kopieren zu dürfen. Als Adresse ist die Rue de Vaugirard 3 verzeichnet (Paris, AMN a). Dieser zweite Aufenthalt sollte bis 1845 andauern und die Hochphase seiner lithographischen Tätigkeit markieren, belegt durch die regelmäßigen Einsendungen von lithographischen Arbeiten zu den Berliner Akademie-Ausstellungen (BAA 1839, 1842, 1844, 1846, 1848). Im Salon stellte Eichens ebenfalls Lithographien aus (Salon 1838–1842, 1845); 1842 erhielt er die Medaille 3. Klasse für La Mandoline, worüber Auguste-Gaspard-Louis Desnoyer urteilte: „cela m’a paru d’un joli goût et d’une charmante exécution“ (Paris, AMN c). Am 22. April 1845 reiste Eichens nach Berlin, um die „lange gehegte Absicht von der Lithographie zur Schwarzkunst auf Stahl überzuge-

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hen“ (Berlin, PrAdK a) durch die Weiterbildung im Kupferstich und in der Gravur bei seinem Bruder Eduard Eichens und durch das Erlernen der Mezzotintotechnik bei Gustav → Lüderitz in die Tat umzusetzen. Er fand die nötige Anleitung und konnte nach seiner endgültigen Rückkehr nach Paris am 4. April 1849 vermehrt Kupfer- und Stahlstiche ausführen. Häufig reproduzierte er für die international tätige Kunsthandlung Goupil & Cie. Seine Einsendungen zu den Salon-Ausstellungen waren zahlreich und erfolgten nahezu jährlich (Salon 1846, 1848, 1852, 1853, 1855, 1859, 1861, 1863). Im Jahr 1859 wurde er mit einer Medaille 2. Klasse für seine Einsendung Florinde ausgezeichnet (Berlin, PrAdK). Am 10. März 1886 fand im Hôtel Drouot ein öffentlicher Verkauf „pour cause de Départ de M. Hermann Eichens“ (Kat. Paris 1886) statt, bei dem alle Arbeiten Eichens’ sowie seine komplette Atelier- und Privateinrichtung verkauft werden sollten. Die beabsichtigte Heimreise nach Berlin trat Hermann Eichens nicht mehr an, am 17. Mai 1886 verstarb er in Paris (Paris, AD).

Werke der Pariser Zeit [Auswahl] Zuflucht am Altar nach E. Daege, Lithographie, (BAA 1836, Nr. 1209) | Der Edelknabe nach Wittich, Lithographie, (ebd., Nr. 1210) | Das Edelfräulein, nach Wittich, Lithographie (ebd., Nr. 1211) | Jeune Princesse du Moyen-âge touchants de l’orgue, Zeichnung (Salon 1838, Nr. 639) | Die Hussitenpredigt nach Lessing, Lithographie, (BAA 1839, Nr. 1105) | Einige Bildnisse nach der Natur, Lithographie (ebd., Nr. 1106) | Le miracle des roses, d’après M. Édouard Dubufe, (Salon 1841, Nr. 2263) | La maîtresse du Titien, d’après le Titien (ebd., Nr. 2264) | La Joconde, d’après Léonard de Vinci, 33,6 × 22,4 cm, signiert: Lith.ée d’après le tableau original de Léonard de Vinci exposé au Louvre par Hermann Eichens, London, The British Museum (ebd., Nr. 2265) | Albrecht Dürer, eine Gruppe spielender Kinder betrachtend nach J. Jacob, Lithographie, ausgeführt für den Schlesischen Kunstverein, ebd. (BAA 1842, Nr. 1251) | Porträt des Fürsten Louis von Wittgenstein in St. Petersburg nach Amerling, Lithographie (ebd., Nr. 1252) | Männliches Porträt, Kreidezeichnung (ebd., Nr. 1253) | La mandoline (Salon 1842, Nr. 2111) | Christus, Jairi (?) Tochter erweckend nach einer Zeichnung von Steinle, Lithographie, (BAA 1844,

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Eichens, Philipp Hermann

Nr. 1394) | Ein alter Schäfer und seine Tochter, Lithographie (ebd., Nr. 1395) | Piété, Amour, Douleur nach Fanny Geeß, Lithographie (ebd., Nr. 1396; Salon 1845, Nr. 2308) | Florinde, 1857, Mezzotinto (Salon 1859, Nr. 3556; Berlin, PrAdK) | Leçon de danse, d’après M. Heilbuth, 1858, gravure et à la manière noire (Salon 1859, Nr. 3557; Berlin, PrAdK) | Martyre chrétienne, nach Paul Delaroche, Mezzotinto (Salon 1861, Nr. 3714).

Bibliographie ADB, Bénézit, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1836, Nr. 1209–1211; BAA 1838, Nr. 1053– 1061; BAA 1839, Nr. 1105–1106; BAA 1842, Nr. 1251– 1253; BAA 1844, Nr. 1394–1396; BAA 1846, Nr. 1205– 1207; BAA 1848, Nr. 1352 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten. 1820–1850, Berlin 1929, S. 24 | Kat. Paris 1886: Vente pour cause de Départ de M. Hermann Eichens. Graveur et Lithographe. Gravures épreuves d’artiste. Éditions de la Maison GOUPIL et autres Lithographies & Dessins par Hermann EICHENS. Matériel d’atelier et outils de graveur objets de curiosité. Mobilier de Chambre à coucher et de Salle à manger en acajou et palissandre. Rideaux, literie, linge, garde-robe, vaisselle et verrerie. Hôtel Drouot, Salle N°4 le mercredi 10 mars 1886 à deux heures, Paris 1886 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1838, Nr. 639; Salon 1840, Nr. 1835 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1841, Nr. 2263– 2265; Salon 1842, Nr. 2111; Salon 1845, Nr. 2308 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1846, Nr. 2385; Salon 1848, Nr. 5020 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852– 1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2002, Salon 1852, Nr. 1571–1572; Salon 1853, Nr. 1565; Salon 1855, Nr. 4648 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1859–1863, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Dijon 2004, Salon 1859, Nr. 3556–3557; Salon 1861, Nr. 3714–3715; Salon 1863, Nr. 2620–2622 | Schlagenhauff, Annette, „Die Kunst zu handeln: Louis Friedrich Sachse – Lithograph, Kunstförderer und Kunsthändler in Berlin“,

in: Jahrbuch der Berliner Museen, 42, 2000, S. 259– 294.

Archivalien Berlin, PrAdK, Pers. BK 117, Philipp Hermann Eichens [eigenhändiger Lebenslauf] | Berlin, SBB PK HA, 2 p 1846 (2), Briefe von P.H. Eichens an diverse | Paris, AD, Actes de décès, 1883–1892, 14e arr. [Eichens, D1M9883] | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, 1834–1865, *LL 2, Nr. 1042 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, 1834–1865, *LL 3, Nr. 496 | Paris, AMN c: Paris, AMN, X-Salons, Salon de 1842 | Paris, AN, AJ 52 8, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1830–1836, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [7.10.1835: o.A.]. Sylva van der Heyden

Elliot, (Nicolaus) Leo von

Elliot, (Nicolaus) Leo von 1816 London? – 1890 Saint-Gilles/Sint-Gillis Maler, Zeichner, Lithograph, Karikaturist; Pressezeichner

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Pressezeichner in Philadelphia ansässig; weiterhin Tätigkeit als Autor und Illustrator für die Leipziger Illustrierte Zeitung; zusammen mit Eduard Beyer Erstellung eines Panoramas über die Revolutionskämpfe in Ungarn und Italien; 1853 Übersiedlung nach Belgien; ab 1856 ständiger Bildkorrespondent für die Illustrierte Zeitung (Leipzig) und Le Monde illustré (Paris) für Belgien und die Niederlande mit Sitz in Brüssel; 1870/71 offizieller Berichterstatter von Le Monde illustré für den Frankreichfeldzug; weitere Berichterstattungen, u.a. zu den Weltausstellungen 1873 in Wien, 1876 in Philadelphia und 1878 in Paris

Parisaufenthalt 1841–1845

W. Trautschold [?], Porträt Leo von Elliot, um 1836

Künstlerische Laufbahn 1822 Übersiedlung der Familie von London nach Darmstadt; vor 1833 vermutlich Unterricht an der Zeichenschule des Darmstädter Galerieinspektors Franz Hubert Müller; 1836 Studium an der Großherzoglichen Zeichenschule Darmstadt, u.a. bei August Lucas; 1837/38 Studium an der Königlich Preußischen Kunstakademie Düsseldorf, u.a. bei Carl Sohn; um 1841 Studienreise nach Südtirol und/oder Norditalien; 1841–1845 Parisaufenthalt; Schüler in den Lehrateliers von Paul Delaroche und Charles Gleyre; graphische Ausbildung bei Caspar Gsell; erste Illustrationsaufträge; 1845–1848 nach kürzeren Aufenthalten Süddeutschland, in Karlsruhe tätig; erste Illustrationen für Zeitungen; 1848 Übersiedlung nach Frankfurt a.M.; Bildreporter für die Illustrierte Zeitung (Leipzig) und L’Illustration (Paris) zum Revolutionsgeschehen in Baden, Frankfurt a.M., Mainz und Wien; karikaturistische Arbeiten; 1849 politisch motivierte Übersiedlung in die USA; Reise nach New York; als Graphiker und

Auskunft über die Pariser Jahre des später sehr produktiven Pressezeichners, Lithographen und Karikaturisten Leo von Elliot geben hauptsächlich über 20 heute im Stadtarchiv Darmstadt aufbewahrte Briefe Elliots an seine Cousins Leander und August Heidenreich, die allerdings erst im November 1842 einsetzen, also eineinhalb Jahre nach der Ankunft Elliots in der französischen Metropole. Eckart G. Franz veröffentlichte die Mehrzahl dieser Quellen transkribiert in seiner Publikation (Franz 2000, S. 48–67, Dok. 4–28), die sich darüber hinaus auf publizierte Quellen, vor allem Zeitschriften, wie auch auf eine große Anzahl von weltweit verstreuten Archivalien stützt und Einblick in das „wenig erforschte Gewerbe der Pressezeichner des 19. Jahrhunderts“ gibt (Franz 2000, S. 10). Nach einem Zeichenstudium bei August Lucas in Darmstadt und an der Düsseldorfer Kunstakademie, reiste der 25-jährige Elliot Anfang April 1841 in die französische Hauptstadt, um dort seine künstlerische Ausbildung fortzusetzen. Finanziell ermöglicht wurde dieser Aufenthalt durch regelmäßig eingehende Zahlungen aus dem Erbe seiner im Jahr 1838 verstorbenen Mutter, das für ihn von seinem Cousin Leander Heidenreich verwaltet wurde (Franz 2000, S. 16f.). Unmittelbar nach seiner Ankunft in Paris trat Elliot als Schüler in das Lehratelier des Historienmalers Paul Delaroche ein und kopierte nach Werken im Musée du Louvre; so verzeichnet ihn das Kopistenregister des Museums bereits am 20. April 1841 als Schüler Delaroches (Paris, AMN; Delaborde 1858, o.S.). Im November des darauffolgenden Jahres berichtete Elliot seinem Cousin resigniert von seiner einen Monat zuvor ge-

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Elliot, (Nicolaus) Leo von

troffenen Entscheidung, das Atelier Delaroches zu verlassen: Wäre er fünf Jahre früher nach Paris gekommen, hätte wohl noch ein Maler aus ihm werden können, doch sei er nun „nicht länger im Stande […], das demüthigende Gefühl zu ertragen, Schwierigkeiten nicht überwinden zu können, welche Lausbuben von 16/17 Jahren mit Leichtigkeit besigt haben“ (Franz 2000, S. 50, Dok. 6). Auch habe er die nicht näher bestimmbare Tätigkeit, die „leigtern Arbeiten des Père Martin“, die Elliot wohl für den Maler, Restaurator und Kunsthändler Pierre Edmond Martin ausgeführt hatte, aufgegeben, um sich angesichts seines Alters pragmatisch dem „zunechstligend Erreigbare[n]“ zuzuwenden und sich mit „Fleiß auf Erlernung der Lithographie und des Holzzeignen“ zu verlegen, also der neuen Technik des vor allem in der Buchillustration genutzten Flachholzschnitts oder Holzschnitts. Um sich in der Lithographie und im Holzschnitt zu schulen, ging er ab Oktober ganztägig bei dem in Paris tätigen Schweizer Zeichner und Graphiker Caspar Gsell – einem ehemaligen Schüler Delaroches und Ingres‘ – in die Lehre. Für seinen Lebensunterhalt begann er zudem, sich mit Stoffdruck und Spitzenmustern zu befassen (Franz 2000, S. 18, 50, Dok. 6). Doch auch wenn die graphische Ausbildung Elliots für einige Monate im Vordergrund stand, scheint er noch einmal den Wunsch verspürt zu haben, sich dem Studium der Malerei zu widmen. Nachdem Delaroche „das Attelier geschloßen“ hatte (Franz 2000, S. 52, Dok. 9), war Elliot in das Atelier von dessen Nachfolger Charles Gleyre eingetreten. Im Februar 1844 berichtete er in die Heimat, sein neuer Lehrer habe ihm geraten, „zu bleiben und noch 3 Jahre mit voller Seele mich dem Studium der Malerei zu widmen: ‚Si vous aurez ce courage, je vous garanti du succès‘ waren seine Schlussworte“ (Franz 2000, S. 60, Dok. 18). Allerdings erwähnt Elliot in keinem der nachfolgenden Briefe seine Ausbildung bei Gleyre. Inwieweit er dieser also tatsächlich nachging, ist nicht bekannt. Die zeitgenössische französische Kunst sah und bewertete Elliot bei den Besuchen der Pariser Salons der Jahre 1843 und 1844. Im März 1843 zeigte er sich begeistert von Léon Cogniets Le Tintoret peignant sa fille morte – „eins der schönsten Kunstwerke darin, was wohl je seit neuerer Zeit geleistet worden ist“, weniger hingegen von der „ganzen Masse von Bataillen, die da sind“ und von denen „nur 3 erhebliche von Carlet, Coniet und Belange“ (Franz

2000, S. 54, Dok. 11). Der Salon von 1844 enttäuschte ihn vollständig: „Sie [die Ausstellung] ist, obgl[e]ich sehr zahlreig, bei weitem die schlechteste. Es sind, ausgenommen 2 kleine Vernets, fast keine Namen von Bedeutung da.“ Vielmehr interessierte ihn die nur alle sieben Jahre stattfindende Industrieausstellung, „auf welche[r] alle nur möchliche[n], erdenkbare[n] Sachen ausgestellt werden“. „Die Buden, die dazu im Champs-Elysées ausgestellt hergerichtet sind, bilden eine 2te Stadt“ (Franz 2000, S. 61, Dok. 19). Darüber hinaus besuchte er die „verschiedenen medicinischen Museen; welche ein Reichthum an abscheulichen Modellen, für Leien nehmlich wie ich“ boten (Franz 2000, S. 53, Dok. 10). Als bezahlter „Claqueur“ hatte er in seiner Freizeit mehrmals die Gelegenheit, kostenlos Opernaufführungen beizuwohnen, und durch das Zeichnen von Plakaten für die großen Opernbälle kam er in den Besitz von „Concertbillete“ für das Conservatoire impérial de musique et de déclamation, das wiederholt begeistert Erwähnung in seinen Briefen findet: Die „Musick des Conservatoars […] ist das non plus ultra, was man sich in der Musik denken kann. […] Es wird fast nur teutsche oder alt-italienische Musick aufgeführt, und wie aufgeführt!“ (Franz 2000, S. 55, Dok. 11). Obwohl Elliot im Schnitt etwa 700 Francs pro Jahr zur Verfügung hatte, ist die Mehrzahl seiner Briefe an die Familie geprägt von teilweise dramatischen Schilderungen der Entbehrungen, die er in Paris erdulden musste und nachdrücklichen Aufforderungen, endlich die sehnlichst erwarteten Geldbeträge zu schicken: Er könne „Paris mit einer reich besetzten Tafel vergleigen, an welcher ich mit Eßgeschirr wohl erscheine, doch nichts erhaschen kann. Mir ist zu Muth gleich einer durstenden Ratte in einem Keller voll mit Drath umsponener, versiegelder Flaschen“ (Franz 2000, S. 53, Dok. 10). Spätestens ab Frühjahr 1843 scheint Elliot sich jedoch in einer besseren finanziellen Lage befunden zu haben und wohnte nun in der „Rue Gildebert N 5 [rue Childebert?]“. Er habe sich „aus dem Studentenquatier herausgemacht“ und sei nun „in die noble Faubourg St. Germain gezogen“ (Franz 2000, S. 55, Dok. 12). Im Herbst des folgenden Jahres wechselte er noch einmal sein Quartier, diesmal in die „Rue St. Dominique 22 St. Germain“ (Franz 2000, S. 63, Dok. 22). Gelegentliche Honorareinnahmen, so eine Holzstichserie oder die Mitarbeit als Zeichner an dem von Louis Lurine herausgegebenen Werk Les Rues de Paris,

Eybel, Adolf (Eibel, Adolph)

das 1844 in Paris erschien, ermöglichten diese Schritte (Franz 2000, S. 56, Dok. 12, S. 57f., Dok. 14). Über die gesellschaftlichen Kontakte, die Elliot in Paris pflegte, ist wenig bekannt. Namentlich erwähnt er nur Joseph Fay, der „mit noch 2 Düsseldorfer früheren Bekanten“ Ende des Jahres 1844 in Paris angekommen war (Franz 2000, S. 64, Dok.) und den Straßburger Maler Louis Schützenberger (Franz 2000, S. 56f.). Von den zahlreichen Besuchern aus Deutschland erfährt man aus seinen Briefen hingegen mehr, genannt werden beispielsweise der Arzt Christian Pfannmüller, ein Kollege seines Vetters August, und seine Cousine, die Frauen- und Kinderärztin Charlotte Heidenreich-Siebold (Franz 2000, S. 18, 23, Dok. 10). Im Sommer 1855 verließ Elliot die französische Hauptstadt und arbeitete zunächst als Zeichner in Karlsruhe, bevor der Ausbruch der Revolution 1848 ein neues Arbeitsfeld für Illustratoren eröffnete. Elliot wurde Berichterstatter der Leipziger Illustrierten Zeitung und der Pariser L’Illustration in Europa und Nordamerika; nebenbei entstanden karikaturistische Arbeiten. Als „Spezialzeichner“ kehrte er, entsandt von der Leipziger Redaktion, aus Anlass der Weltausstellung im Jahr 1878 noch einmal nach Paris zurück (Franz 2000, S. 19–20, 24, 35).

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1670–1870, 2 Bde., Princeton, New Jersey 1968, Bd. 1, S. 122 | Kat. Mannheim 1998: Mit Zorn und Eifer. Karikaturen aus der Revolution 1848/49. Der Bestand des Reiss-Museums Mannheim, Grit Arnscheidt (Bearb.), Hansjörg Probst (Hrsg.), Ausstellungskat. Mannheim, Reiss-Museum, Mannheim 1998.

Archivalien Düsseldorf, HStA NRW Reg. Düss. Präs. Büro, Bd. 1558, S. 164v., S. 174v. [Schülerlisten Kunstakademie Düsseldorf] | Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 7, Nr. 70. Lisa Hackmann

Eybel, Adolf (Eibel, Adolph) 1808 Berlin – 1882 ebd. Historien-, Genre- und Porträtmaler

Werke der Pariser Zeit Titelseite des Kapitels Rue et Faubourg du Temple, Illustration zu Louis Lurines Les Rues de Paris, Bd. 2, Paris, 1844, S. 93 (Franz 2000, S. 133, Abb. 17) | Textillustrationen zum Kapitel Rue St. Martin. Umzug gegen die Lutheraner 1525 und Abenteuer des Marshalls Bassompierre 1606, Illustrationen zu Louis Lurines Les Rues de Paris, Bd. 2, Paris, 1844, S. 49, 63 (Franz 2000, S. 133, Abb. 18–19).

Bibliographie AKL – Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Franz, Eckhart G., Revolution, Krieg und Streik, Weltausstellung und Volksfest. Der Illustrator und Karikaturist Leo von Elliot (1816– 1890), Darmstadt 2000 | Hamilton, Sinclair, Early American book illustrators and wood engravers,

Künstlerische Laufbahn um 1820 Beginn des Studiums an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; ab 1830 Schüler von Carl Wilhelm Kolbe d.J.; ab 1824 regelmäßige Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1846 goldene Medaille; 1834–1839 Parisaufenthalt; Schüler im Lehratelier von Paul Delaroche; 1840 Rückkehr nach Berlin; ab 1845 Mitglied der Berliner Kunstakademie; 1845 Ausführung eines Freskogemäldes nach den Entwürfen von Carl Begas d.Ä. in der Apsis der Heilandskirche in Potsdam-Sacrow; um 1848 zwei Friesbilder für das Schloss zu Putbus auf Rügen (Kriegsverlust); ab 1849 Leiter der Tierzeichenklasse an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1850 Ernennung zum Professor; 1854 Berufung in den akademischen Senat; 1851 zwölf Darstellungen der Reformatoren in Grisaille an den Pfeilern in der Berliner Schlosskapelle (Kriegsverlust)

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Eybel, Adolf (Eibel, Adolph)

Parisaufenthalt 1834–1839 Obwohl die Pariser Ausbildung des Malers Adolf Eybel im Atelier des Historienmalers Paul Delaroche „den besten Theil seiner Begabung“ (ADB) entfaltet haben soll und auch seine „effektvolle Darstellung von Stofflichkeiten und historischen Szenen“ sowie die „Hinwendung zum Bildnis der vielfigurigen Historienmalerei“ (AKL) als Resultat dieses Aufenthalts gedeutet wurden, hat diese künstlerisch prägende Zeit bislang in der Literatur kaum Erwähnung gefunden (ebd.; Wirth 1990, S. 88). Einige deutsche und französische Quellen ermöglichen es, ein fragmentarisches Bild der Pariser Lehrjahre des Berliner Künstlers zu zeichnen (Berlin, PrAdK a, c, b; Paris, AMN; Paris, AN; Salon 1838; BAA 1838; Kat. Berlin 1883). Was den 26-jährigen Eybel im Jahr 1834 bewog, sich nach seinem Studium an der Berliner Kunstakademie in Paris fortzubilden, ist nicht bekannt. Dort angekommen, wurde er wohl zunächst Schüler Léon Cogniets (Paris, AMN), bevor er in das Atelier von Delaroche eintrat, dessen Schüler er mehrere Jahre blieb (Berlin, PrAdK a, c). Aus einem Brief, den Eybel im Mai 1838 zusammen mit zwei Werken für die Akademie-Ausstellung desselben Jahres an ein Senatsmitglied der Berliner Akademie sandte, geht hervor, dass der Künstler außerdem bei Ary Scheffer gelernt hatte, denn sowohl Delaroche als auch Scheffer hätten sich positiv zu seiner künstlerischen Entwicklung geäußert (Berlin, PrAdK b). Allerdings seien durch die Ausführung der Bilder für die Akademie-Ausstellung, sowie durch das „doch sehr kostspielige Studium in einigen Ateliers“ seine „vorher schon sehr geringen Mittel zum Studium gänzlich erschöpft“, weshalb Eybel darum bat, die in Paris gefertigten Bilder dem Berliner Kunstverein zum Kauf anbieten zu dürfen (Berlin, PrAdK b). Eybel widmete sich in Paris bis auf wenige Ausnahmen der Genremalerei; mit zahlreichen Werken beschickte er die Berliner Akademie-Ausstellung, so u.a. im Jahr 1836 mit der Ährenleserin (BAA 1836, Nr. 195). Zwei Jahre später nahm der junge Maler mit mehreren Genredarstellungen am Pariser Salon teil (Salon 1838, Nr. 636– 638). Einige ländliche Motive seiner Werke lassen darauf schließen, dass er sich zu Studienzwecken nicht nur in Paris, sondern auch in der Umgebung der französischen Metropole aufhielt, abzulesen u.a. an dem Titel Bauernkinder im Eselkarren aus Romainville bei Paris (Kat. Berlin 1883, S. 27,

Nr. 211). Ob Eybel im Lehratelier seines französischen Meisters Delaroche darüber hinaus, wie Ilona Schneider annimmt, die Technik des Freskos studierte, was ihn später in den Augen von Carl → Begas für die Ausführung der Wandmalerei in der Heilandskirche in Potsdam-Sacrow qualifiziert haben könnte, ist nicht nachzuweisen (Schneider 1998, S. 71). Neben seiner Ausbildung bei Delaroche kopierte Eybel nach Werken im Musée du Louvre; seine im November 1835 in der Kopistenliste des Museums verzeichnete Adresse lautet Rue Boucherat 16 (Paris, AMN). Auch ein einsemestriger Besuch der Modellzeichensäle an der École des beaux-arts ist für das Jahr 1835 nachweisbar (Paris, AN). Drei Jahre später gab Eybel für die Teilnahme am Pariser Salons die Adresse Rue des Francs Bourgeois Saint-Michel 11 an (Salon 1838); unter der gleichen Adresse sind für den Zeitraum ab 1836 auch die Delaroche-Schüler Friedrich → Brockmann und Johann Gottlieb Ferdinand → Frick wohnhaft. Nach fünfjährigem Aufenthalt kehrte Eybel in seine Heimatstadt Berlin zurück und beschäftigte sich zunächst, wie zuvor in Paris, bevorzugt mit Genredarstellungen und Historienmalerei (AKL). Im Jahr 1855 nahm Eybel mit dem Gemälde Der große Kurfürst in der Schlacht bei Fehrbellin noch einmal am Pariser Salon teil (Salon 1855, Nr. 1719).

Werke der Pariser Zeit Studie zur Ährenleserin, 1836, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1883, S. 29, Nr. 264) | Ährenleserin, 1836, Verbleib unbekannt (BAA 1836, Nr. 195; Kat. Berlin 1883, S. 29, Nr. 271a) | Aus der Umgebung von Paris, 1836, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1883, S. 27, Nr. 219) | Zwei weibliche Studienköpfe, 1836, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1883, S. 31, Nr. 306–307) | Winzerin, 1838, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1883, S. 27, Nr. 215) (BAA 1838, Nr. 171) | Gewandstudie zur Winzerin, 1838, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1883, S. 31, Nr. 303) | Winzerfamilie, 1838, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1883, S. 29, Nr. 272) | Eselstudie, 1838, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1883, S. 28, Nr. 242) | Bauernkinder im Eselkarren aus Romainville bei Paris, 1838, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1883, S. 27, Nr. 211) | Eine Fischerfrau mit ihren Kindern, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 169) | Ein Winzer, seine Gärten und Felder betrachtend, Verbleib unbekannt (BAA

Faure, (Jean-Victor) Louis

1838, Nr. 170) | Zwei Bäuerinnen aus Romainville, auf einem Esel reitend, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 172) | Ein Mädchen, vor der Hütte mit einen Kinde schäkernd, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 173) | Jeune paysanne des environs d’Altenahr au bord du Rhin, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 636) | Un vigneron et sa femme regardant leurs champs et leurs vignes, près d’Ahrweiler, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 637) | Tableaux de genre, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 638) | Studie zur Milchhändlerin, 1839, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1883, S. 29, Nr. 270) | Milchhändlerin, 1839, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1883, S. 29, Nr. 289) | Heimkehr der Feldarbeiter, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1883, S. 29, Nr. 285).

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Berlin, PrAdK 214 Kunstausstellung 1838, fol. 38 [Brief von Adolph Eybel aus Paris, 22. Juni 1838] | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK 1526 Lehrer der königlichen Akademie der bildenden Künste [Lebenslauf Adolph Eybels] | Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 1177 | Paris, AN, AJ 52 8, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1830–1836, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [7.10.1835: o.A.]. Lisa Hackmann

Faure, (Jean-Victor) Louis Bibliographie ADB, AKL, Bénézit, Boetticher, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1836, Nr. 195; BAA 1838, Nr. 169–173; BAA 1839, Nr. 189–191 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 280, 434, Anm. 1609–1614, S. 452, 470, Anm. 545–546 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten. 1820–1850, Berlin 1929, S. 25 | Gläser, Käte, Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, S. 50, 72, 132 | Kat. Berlin 1883: Sechzehnte Sonder-Ausstellung in der Königlichen National-Galerie zu Berlin. Werke von A. Dressler (Breslau), A. Lier, E. Neureuther und A. Eybel, Ausstellungskat. National-Galerie, Berlin 1883, S. 25–31 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879. Studien und Kritiken, Berlin 1879, S. 187–188 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1838, Nr. 636–638 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852–1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2002, Salon 1855, Nr. 1719 | Schneider, Ilona, „Potsdam-Sacrow, die Wandmalereien in der Heilandskirche“, in: Brandenburgische Denkmalpflege, Bd. 7, H. 1, 1998, S. 57–71 | Wirth, Irmgard, Berliner Malerei im 19. Jahrhundert, von der Zeit Friedrichs des Großen bis zum Ersten Weltkrieg, Berlin 1990, S. 88.

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK, Pers. BK 125, Adolf Eybel [eigenhändiger Lebenslauf] | Berlin, PrAdK b:

um 1785/1796 Berlin – 1879 Paris Landschaftsmaler, Lithograph

Künstlerische Laufbahn um 1812 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Jean-Victor Bertin; ab 1814 Veröffentlichung druckgraphischer Werke; um 1822 Rückkehr nach Berlin; 1814, 1817, 1819, 1831, 1833, 1834 Teilnahme am Pariser Salon; 1822, 1824, 1836 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1824 Veröffentlichungen in lithographischen Publikationen in Berlin; nach 1824 Übersiedlung nach Frankreich und Tätigkeit als Lithograph und Lehrer in Paris

Parisaufenthalte um 1812–1822, nach 1824 Obwohl der frühe Werdegang des als Sohn französischer Eltern in Berlin geborenen Louis Faure wenig dokumentiert ist – über eine Ausbildung vor seiner Pariser Zeit ist nichts bekannt –, lässt sich seine Mobilität zwischen Paris und Berlin entlang entstandener Werke der Landschaftsmalerei und Druckgraphik sowie anhand von Archivalien dokumentieren. In Paris besuchte Faure das Atelier des Landschaftsmalers Jean-Victor Bertin, wie ein weiterer Bertin-Schüler, François-Alexandre Pernot, im Jahr 1812 berichten konnte: „Je passai tout l’hiver chez M. Bertin, et c’est là que je connus Michallon, Rémond, Ricous, Villeneuve, Faure, Devilliers, Duplat, Boisseau et beaucoup d’autres artistes ou ama-

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Faure, (Jean-Victor) Louis

teurs“ (François-Alexandre Pernot 1990, S. 18). Über dieses Zeugnis hinaus kann nicht bestimmt werden, wann genau Faure in das Atelier von Bertin eintrat und wie lange er dort blieb. In den Jahren 1814, 1817 und 1819 nahm Faure mit Werken der Landschaftsmalerei an den Pariser Akademie-Ausstellungen teil; dabei sind in den Katalogen verschiedene Pariser Adressen für ihn angegeben, u.a. die Rue Montorgueil (Salon 1814, 1817, 1819). Außerdem war Faure in dieser Zeit in der Druckgraphik tätig. Bereits im Jahr 1814 veröffentlichte er eine vier Blätter umfassende Sammlung von Landschaftsstudien in Kupferstich, „Collection complète de toutes les espèces d’arbres nécessaires pour le paysage“, unter seiner eigenen Adresse in der Rue Montorgueil (Bibliographie de la France 1814, S. 109). Ab 1817 erschienen dann Arbeiten bei Charles-Philibert de Lasteyrie (IFF, S. 495), einem der ersten Steindrucker in Paris, und ab ca. 1819 (Bibliographie de la France 1819, S. 473) Kupferstiche bei Bernard (IFF, S. 495). Im Jahr 1822 kehrte Faure „aus Paris, wo ich zur Vervollkommnung meines Talents mich aufgehalten hatte“, zunächst in seine Heimatstadt Berlin zurück, wie er der dortigen Akademie mitteilte (Berlin, PrAdK). Im Jahr 1824 wurden dann auch in Berlin Werke von Faure lithographisch publiziert (Goethe 1999, S. 307; Winkler 1975, S. 135). In diesen Jahren stellte er zweimal, 1822 und 1824, auf der Akademie-Ausstellung in Berlin aus. Dabei könnte seine in einem späteren Pariser Salon ausgestellte Ansicht der Kartause von Grenoble (Salon 1834, Nr. 694) identisch sein mit einem 1824 auf der Akademie-Ausstellung in Berlin gezeigten Werk (BAA 1824, Nr. 106). Wann genau Faure erneut nach Paris zurückkehrte, ist nicht zu ermitteln. Um 1825 veröffentlichte er zehn gedruckte Studien nach anderen Künstlern im Selbstverlag unter seiner Adresse in der Rue Montorgueil (IFF, S. 495), und 1831 erwähnt Charles Gabet eine nicht genauer beschriebene Lehrtätigkeit Faures mit eigenem Atelier in der Rue de la Tixérandrie 17 (Gabet). Ein Indiz für den spätesten anzunehmenden Rückkehrzeitpunkt bietet die Berliner Akademie-Ausstellung 1836, denn dort zeigte Faure eine Zeichnung von Heidelberg und wurde im Katalog als gegenwärtig „in Paris“ vermerkt (BAA 1836, Nr. 197). Faure verstarb in Paris im Jahr 1879 (Nouvelles Archives 1887, S. 318).

Werke der Pariser Zeit Collection complète de toutes les espèces d’arbres nécessaires pour le paysage, 1814, vier gedruckte Tafeln (Bibliographie de la France, Band 4, Nr. 16 u. 17, S. 109) | Plusieurs paysages, um 1814, Verbleib unbekannt (Salon 1814, Nr. 388) | Paysage représentant des arcades, um 1817, Verbleib unbekannt (Salon 1817, Nr. 326) | Pasage répresentant une Cascade tombant d’un rocher, um 1817, Verbleib unbekannt (Salon 1817, Nr. 363) | Paysage au clocher, 1817, Druck bei Lasteyrie (IFF 1954, S. 495) | Plusieurs paysages, um 1819, Verbleib unbekannt (Salon 1819, Nr. 1594) | Vue du tombeau de Méhul au Père Lachaise, um 1821, Druck bei Bernard (IFF 1954, S. 495) | Vue du tombeau de Grétry au Père Lachaise, um 1821, Druck bei Bernard (IFF 1954, S. 495).

Bibliographie Bellier/Auvray, Bénézit, Gabet, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin, 1971, Bd. 1, BAA 1822, Nr. 154; BAA 1824, Nr. 106–107; Bd. 2, BAA 1836, Nr. 197 | Bibliographie de la France ou Journal général de l’imprimerie et de la librairie, 1814, Bd. 4, Nr. 16 und 17, S. 109 | Bibliographie de la France ou Journal général de l’imprimerie et de la librairie, 1819, Nr. 675, S. 473 | François-Alexandre Pernot, 1793–1865. Journal d’un artiste peintre au temps des romantiques, Denis Cailleaux (Hrsg.), Paris 1990 | Goethe, Johann Wolfgang, Ästhetische Schriften 1824–1832. Über Kunst und Altertum V–VI, Anne Bohnenkamp (Hrsg.), Frankfurt a.M. 1999, S. 307 (Sämtliche Werke, Abt. I, Bd. 22) | Inventaire du fonds français après 1800, Bibliothèque nationale, Département des Estampes, Bd. 7, Paris 1954, S. 495 | Kat. Paris 1995: Les années romantiques. La peinture française de 1815 à 1850, Isabelle Julia u. Jean Lacambre (Hrsg.), Ausstellungskat. Paris 1995, S. 462 | Nouvelles Archives de l’art français, Charavay Frères, Bd. 3, Paris 1887, S. 318 | Salon: Les catalogues des Salons des beauxarts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1814, Nr. 388; Salon 1817, Nr. 326; Salon 1819, Nr. 1594; Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1819–1834, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1834, Nr. 694 | Winkler, Rolf Arnim, Die Frühzeit der deut-

Feldmann, Peter

schen Lithographie, Katalog der Bilddrucke von 1796–1821, München 1975, S. 135.

Archivalien Berlin, PrAdK, 212, Kunstausstellung 1822, fol. 46– 47 [Schriftwechsel zum Gesuch des Malers Louis Faure, Brief von Faure vom 24.1.1823]. Lukas Fuchsgruber

Feldmann, Peter 1790 Krefeld – 1871 ebd. Landschaftsmaler, Zeichner und Lithograph

Künstlerische Laufbahn vor 1819 Ausbildung durch den Vater in Krefeld; 1819–1822 Parisaufenthalt; Studienreisen durch Frankreich; um 1824/25 Reise nach Italien; ab 1825 Schreib- und Zeichenlehrer am Gymnasium in Duisburg; nach 1835 erweiterte Lehrtätigkeit am Gymnasium zu Duisburg; Mal- und Zeichenunterricht in Krefeld; Exkursionen in die Umgebung Krefelds; 1830–1832 Reisen nach Baden-Baden und in die Schweiz; 1842 Parisaufenthalt

Parisaufenthalte 1819–1822, 1842 Peter Feldmann kam 1819 im Alter von 29 Jahren dank finanzieller Unterstützung durch Krefelder Bürger nach Paris (AKL). Dabei handelte es sich um die Krefelder Unternehmerfamilie von der Leyen, die mit dem Maler in Kontakt stand und von ihm aus Paris Arbeiten erhielt (Köln, HA; Höller/Köppen 1982, S. 43). Über den Künstler und über seinen Parisaufenthalt ist wenig bekannt. Peter Feldmann gehört zu den Malern, die nicht in den größeren Kunstzentren Deutschlands tätig waren und nur regional eine gewisse Bedeutung erlangten. Die meisten seiner Werke befinden sich noch heute in seiner Heimatstadt Krefeld, wo das Kaiser Wilhelm Museum dem Künstler 1971 eine monographische Ausstellung (Kat. Krefeld 1971) widmete. Seitdem findet Feldmann in Studien zur lokalen Geschichte Erwähnung (Höller/Köppen 1982). Auch seine Rolle

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in den Anfängen der Steindruckkunst in Paris ist von der Fachliteratur gänzlich vergessen worden. Feldmann war nach seiner Ankunft im Jahr 1819 in Paris „eine zeitlang Schüler des Professor Valenciennes“ (Köln, HA, fol. 59v.). Der Besuch des Ateliers von Pierre-Henri de Valenciennes war nicht von Dauer gewesen, da der französische Landschaftsmaler bereits im Februar 1819 verstarb. Anschließend soll er bei dessen ehemaligem Schüler Jean-Victor Bertin gelernt haben (Becker 1971, S. 361), der zahlreiche andere deutsche Maler ausbildete, u.a. Johann Carl → Baehr, Eduard → Gaertner und Wilhelm → Zahn. Feldmann nahm im Jahr seiner Ankunft mit zwei Landschaften am Pariser Salon teil (Salon 1819, Nr. 434, 435). Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits eine feste Wohnadresse in Paris am Quai des Grands-Augustins 5 (ebd.). Während seines Aufenthalts unternahm Feldmann Studienreisen durch Frankreich; er erkundete die Îlede-France, wo er im Bois de Boulogne, in Compiègne und in Pierrefonds arbeitete, aber auch die Auvergne, wo er in Royat zeichnete. Feldmann fertigte zahlreiche Baumstudien nach der Natur an, wobei er die Charakteristika unterschiedlicher Baumarten festhielt und auf den Blättern die jeweilige Gattung angab (Kat. Krefeld 1971). Vermutlich war sein botanisches Interesse angeregt durch seinen Lehrer Bertin, der dem genauen Studium der Natur große Bedeutung zukommen ließ und u.a. eine Lithographiesammlung mit Baumstudien als Arbeitsmaterial für seine Schüler herausgegeben hatte (Bertin, Recueil d’études d’arbres, Paris, Engelmann, 1818– 1821). Während seiner Pariser Zeit entstanden auch sechs Lithographien nach gezeichneten Landschaften, die zwischen 1819 und 1822 von Godefroy Engelmann in seiner 1816 in Paris gegründeten lithographischen Anstalt gedruckt wurden (Kat. Krefeld 1971). Im Sommer 1820 sandte Feldmann an seine Mäzene in Krefeld „eine Copie nach Claude Lorrain“, die viel Beifall erhielt und „über alle Erwartungen ausgefallen […] und […] zum bewundern aufforderte“ (Köln, HA, fol. 59v.). Dieser Beweis von Feldmanns „Kunstfortschritten“, brachte die Mäzenin H.[enriette] von der Leyen zu der Einschätzung, dass „dieser junge Mann […] auf dem Wege [sei] eine bedeutende Stufe unter den Künstlern einzunehmen“ (Köln, HA, fol. 59v.–60). Bevor Feldmann im Jahr 1822 aus der französischen Hauptstadt abreiste, stellte er erneut eine Landschaft im Pariser Salon aus (Salon 1822, Nr. 473).

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Feldmann, Peter

Im Jahr 1824 begab sich Feldmann nach Italien, wo er vorzüglich in Rom und Umgebung arbeitete. Nach seiner Rückkehr gab Feldmann neben seiner Lehrtätigkeit am Duisburger Gymnasium Mal- und Zeichenunterricht in Krefeld (AKL); zu seinen Schülern gehörte u.a. Maria von der Leyen, die ihn auf mehreren Studienreisen begleiten sollte (Lexikon der Künstlerinnen). Im Jahr 1842 reiste Feldmann aller Wahrscheinlichkeit nach ein weiteres Mal nach Paris. Im Repertoire der Kopisten wurde einem Pierre Feldmann am 28. Juni 1842 eine carte d’artiste ausgestellt, die freien Eintritt in den Louvre gewährte (Paris, AMN). Allerdings sind keine weiteren Werke dieses zweiten Parisaufenthalts bekannt.

Werke der Pariser Zeit Eiche, 1819, Kohle, 46 × 30,2 cm, Beschriftung: „Chêne d’après nature au bois de boulogne 1819“, Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum | Landschaft, Mondschein, Verbleib unbekannt (Salon 1819, Nr. 435) | Landschaft, Sonnenuntergang, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 434) | Bei Compiègne, um 1819–1822, Bleistift, 26,4 × 40 cm, Beschriftung: „Frankreich, Compiene“, Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum | Ruinen bei Pierrefonds, um 1819–1822, Bleistift, 26,7 × 37,2 cm, Beschriftung: „a Pierrfon“, „Paris Pierrefond, Frankreich“, Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum | Bei Royat, um 1819–1822, Bleistift, 25,7 × 38,5 cm, Beschriftung: „à Royat“, Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum | Royat, um 1819–1822, Bleistift, 28,4 × 35,9 cm, Beschriftung: „Royat“, Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum | Bei Le Mont-Dore, um 1819–1822, Bleistift, 26,5 × 39,5 cm, Beschriftung: „mont d’or“, Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum | Mühle an einem Gebirgsbach, um 1819–1822, Kohle, weiss gehöht, auf blauem Papier, 26,7 × 36,6 cm, Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum | Thiers, um 1819–1822, Bleistift, 27,2 × 41,5 cm, Beschriftung: „a Thiers“, Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum | Sechs Lithographien mit romantischen Landschaften, 1819–1822, 19,6 × 26,5 cm, Beschriftung: „Feldmann à Paris“, „Lith. de G. Engelmann“, Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum | Lindenbaum, 1821, Kohle, 48,5 × 34 cm, Beschriftung: „1821“, „Tillieul“, Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum | Buche, 1821, Kohle, 45 × 30,8 cm, Beschriftung: „1821, hêtre“, Krefeld, Kaiser Wilhelm Museum | Pastorale Landschaft, Verbleib unbekannt (Salon 1822,

Nr. 473) | Kopie nach Claude Lorraine, Verbleib unbekannt (Köln, HA, fol. 59v.).

Bibliographie AKL, Lexikon der Künstlerinnen, Nagler, TB – Anonym, Crefelder Wochenblatt, Nr. 42, 24. November 1819 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 361, Anm. 1300– 1302 | Börsch-Supan, Helmut, Die Deutsche Malerei von Anton Graff bis Hans von Marées 1760–1870, München 1988, Nr. 3806 | Deeters, Joachim, Der Nachlaß Ferdinand Franz Wallraf (Best. 1105) (= Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, H. 71), Köln/Wien 1987, S. 120 | Höller, Walther u. Ernst Köppen, Sie kamen aus Krefeld – Lebensbilder, Krefeld 1982, S. 43–45 | Köppen, Ernst, Krefelder Miniaturen, Krefeld 1967, S. 84–85 | Kat. Krefeld 1971: Peter Feldmann, 1790–1871, Gisela Fiedler (Hrsg.), Ausstellungskat, Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld, 1971 | Salon: Les catalogues des Salons des beauxarts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1819, Nr. 434, 435 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1819–1834, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1822, Nr. 473 | Troescher, Georg, Kunstund Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800– 1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 288–289.

Archivalien Köln, HA, Best. 1105, Nr. 11, fol. 59f. [Brief von H.[enriette] von der Leyen an Ferdinand Franz Wallraf, 9.8.1820] | Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, 1834–1865, *LL 3, Nr. 677 [28.6.1842]. Frauke Josenhans

Fleischbein, Franz Joseph (Fleischbein, Frantz/François Jacques)

Fleischbein, Franz Joseph (Fleischbein, Frantz/François Jacques) um 1804 Godramstein (heute zu Landau) – 1868 New Orleans Porträtmaler, Daguerreotypist, Ambrotypist, Zeichenlehrer

Künstlerische Laufbahn vor 1833 vermutlich Kunststudium in München; Aufenthalt in Paris, Ausbildung im Atelier von Anne-Louis Girodet-Trioson; 1833 Übersiedlung nach New Orleans, Tätigkeit als Porträtmaler, Zeichenlehrer und später auch als Photograph

Parisaufenthalt vor 1833 Eine Aufarbeitung von Leben und Werk Franz Joseph Fleischbeins fand bisher vor allem in den USA statt, wo der Maler den größten Teil seines Lebens verbrachte. Zu seinem Parisaufenthalt finden sich kaum gesicherte Angaben; ein Skizzenbuch mit Notizen aus der französischen Metropole, das ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1976 beschreibt und dessen Verbleib heute unbekannt ist, gibt einzelne Hinweise (Jordan 1976, zit. nach Keyse Rudolph 2010, S. 37). Der in der Pfalz geborene Künstler genoß zunächst eine Ausbildung in München (Kat. New Orleans 1971, S. 48), in den Matrikelbüchern der Königlichen Akademie der Bildenden Künste findet sich sein Name jedoch nicht. Anschließend ging Fleischbein nach Paris und nahm dort Unterricht bei Anne-Louis Girodet-Trioson, wie Fleischbeins späterer Schüler George Coulon einige Jahre später in seinen Notizen über Künstler von New Orleans berichtet (New Orleans, Louisiana State Museum, George Coulon, 1901, 2, Scrapbook 100, nach Keyse Rudolph 2010, S. 94, Anm. 24). Auch das Skizzenbuch Fleischbeins, in dem er u.a. Jacques-Louis Davids Schwur der Horatier gezeichnet haben soll, dokumentiert seinen Parisaufenthalt (Keyse Rudolph 2010, S. 37). Ein weiterer Anhaltspunkt hierfür ist seine Hochzeit mit Marie Louise (oder Marie Elise) Têtu (Keyse Rudolph 2010, S. 94, Anm. 24). Vermutlich lernte Fleischbein im Atelier von Girodet-Trioson den

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ebenfalls dort studierenden französischen Porträtisten Jean Joseph Vaudechamp kennen. Dieser war bereits 1832 nach New Orleans gereist, und es ist wahrscheinlich, dass er Fleischbein und andere Porträtmaler in Paris ermutigte, ebenfalls ein Auskommen in New Orleans zu suchen (Keyse Rudolph 2007, S. 103, Anm. 36; Gerdts 1990, S. 94–95). Schließlich gibt eine Zeitungsannonce Auskunft über Fleischbeins Übersiedlung in die USA. Am 8. Juli 1833 verkündet er in der französisch-englischsprachigen Zeitung New Orleans Bee „F. Fleischbein, peintre de portraits, nouvellement arrivé de France, a l’honneur de prévenir les habitants de cette ville, qu’il fait des portraits à l’huile et au dessin, en touts grandeurs desirables, dont il garantira la resemblance parfaite. Les personnes qui desireraient examiner ses ouvrages et se faire peindre par lui, peuvent s’adresser à l’Hotel de la Marine, rue de la Levée.“ (Zit. nach Keyse Rudolph 2010, S. 37) In New Orleans wurde Fleischbein schließlich auch als Zeichenlehrer tätig; neben Coulon zählte zu seinen Schülern Julien Hudson, der seinerseits wiederum zwei Reisen nach Paris unternahm (Keyse Rudolph 2010, S. 36ff.). Ab den späten 1850er Jahren soll Fleischbein sich dann zunehmend der Porträtphotographie zugewendet haben (Pennington 1991, S. 53).

Werke der Pariser Zeit Skizzenbuch, Verbleib unbekannt (zuletzt: New Orleans, Privatbesitz, vgl. Jordan 1976, S. 2).

Bibliographie AKL – Bott, Katharina, Deutsche Künstler in Amerika 1813–1913, Weimar 1996, S. 65f. | Gerdts, William H., Art Across America. Two Centuries of Regional Painting 1710–1920, Bd. 2, New York 1990 | Groce, George C. u. David H. Wallace, The New York Historical Society’s Dictionary of Artists in America 1564– 1860, New Haven 1957 | Jordan, George, „Old Sketch Books Recall Early N.O. Artist“, in: TimesPicayune, 4. April 1976, S. 2 | Kat. New Orleans 1971: Nineteenth Century Louisiana Painters and Paintings from the Collection of W.E. Groves, New Orleans, Margaret und Martin Wiesendanger (Hrsg.), Gretna [Louisiana] 1971, S. 48f. | Keyse Rudolph, William, Vaudechamp in New Orleans, The Historic New Orleans Collection, New Orleans 2007 | Keyse

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Franck, Philipp (Christian Konrad)

Rudolph, William, „Searching for Julien Hudson“, in: In Search of Julien Hudson. Free Artist of Color in Pre-Civil War New Orleans, Erin Greenwald (Hrsg.), New Orleans 2010, S. 21–98 | Merrill, Peter C., German Immigrant Artists in America. A Biographical Dictionary, London 1997, S. 63 | Pennington, Estill Curtis, Downriver. Currents of Style in Louisiana Painting 1800–1950, Gretna [Louisiana] 1991, S. 52–56. Theresa Wißmann

Franck, Philipp (Christian Konrad) um 1780 Stettin/Szczecin – 1848 Paris Porzellan-, Porträt- und Historienmaler, Lithograph

Künstlerische Laufbahn 1800–1803 Porzellanmaler in der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin, gleichzeitig Schüler bei dem Maler Georg Friedrich Weitsch; 1800–1810, 1814, 1816 Teilnahme an der Berliner AkademieAusstellung; ab 1810 oder 1812 ständiger Aufenthalt in Paris; 1812 Teilnahme am Salon; 1813 Schüler an der École des beaux-arts; 1814–1815 im Atelier von Jacques-Louis David, danach freie Tätigkeit; 1815–1816 Überführung und Aufsicht der vom preußischen König erworbenen Gemäldesammlung Giustiniani von Paris nach Berlin, weitere Aufenthalte außerhalb von Paris ungewiß; ab 1816 dauerhaft in Paris; 1824, 1827, 1831, 1833, 1837 Teilnahme am Pariser Salon; 1828, 1850 erneute Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung

Parisaufenthalt ab 1810 oder 1812 Als in Berlin bereits tätiger Maler ging der etwa 30jährige Philipp Franck nach Paris. Es ist nicht bekannt, was ihn nach Paris zog, wo er vermutlich vor dem 25. Juli 1810 ankam (GStA a); vielleicht war es sein Talent, das ihm früh attestiert wurde (Füßli). Der Maler wird in der Forschung marginal behandelt und ist nur durch wenige Quellen zu greifen – vorwiegend Akten der preußischen Regierung, die seine Tätigkeiten für den Staat zwischen

1814 und 1821 betreffen. Ähnliche Dokumente gibt es auf französischer Seite für die späten 30er Jahre. Im Jahr 1812 stellte Franck bereits mehrere Porträts im Pariser Salon aus (Salon 1812, Nr. 390). Im Februar 1813 schrieb er sich in der École des beaux-arts ein (Paris, ENSBA a; Paris, AN a). Im September desselben Jahres beteiligte er sich an den akademieinternen Zeichenwettbewerb und qualifizierte sich für einen Platz im Zeichensaal während des Wintersemesters 1813 (Paris, AN b). Seit dem 10. Juli 1814 besuchte er mit einigen Unterbrechungen bis zum Ende des Jahres 1815 das Lehratelier von Jacques-Louis David (Paris, ENSBA b). Wilhelm → Ternite, der ebenfalls 1815 das Atelier von David besuchte, gehörte wohl zu Francks Bekanntenkreis. Ihm lieh Franck einige Jahre später eine stattliche Summe Geld (Berlin, GStA PK g, fol. 94). Im Jahr 1814 reichte Franck bei den preußischen Kommissaren einen Aufsatz u ¨ ber die unter Dominique-Vivant Denon in den Jahren 1806/07 von Berlin und Potsdam nach Paris transportierten und noch dort zurückgehaltenen Kunstwerke ein (Berlin, GStA PK c). Anfang 1815 wurde er mit der Verpackung und Ru ¨ cksendung von Werken nach Berlin betraut. In ähnlicher Weise beteiligte er sich beim Ankauf der Sammlung Giustiniani im selben Jahr: Etwa 150 vorwiegend italienische Gemälde des 16. und 17. Jahrhunderts, die in Paris zum Verkauf standen und die der siegreiche König Preußens für das zuku ¨ nftige Berliner Museum kaufte, wurden unter seiner Aufsicht nach Berlin gebracht (Berlin, GStA PK d). Franck bewachte die Gemälde und schloss sie regelrecht vor den Berliner Akademieprofessoren weg, denen er nicht zutraute, die alten Bilder ihrem Wert entsprechend zu behandeln (ebd., fol. 35f.). Jene sollten ihm seine Verachtung noch Jahre später u ¨ belnehmen. Franck kehrte im Sommer 1816 umgehend nach Paris zuru ¨ ck, obwohl ihm eine Stelle im preußischen Staatsdienst in Aussicht gestellt wurde. In Paris unterstützte der ebenfalls aus Stettin stammende Graf Gustav Schlabrendorf den Maler in seinen künstlerischen Aktivitäten: Er beauftragte Franck mit der Anfertigung seines Porträts und bezahlte die Modelle fu ¨ r die Ausführung des großformatigen Werkes Beerdigung des Polyneikes. Während Franck mit der Anfertigung befasst war, berichtete die Preußische Staatszeitung von den ungünstigen Umständen, mit denen Franck, der sich

Franck, Philipp (Christian Konrad)

kein eigenes Atelier leisten konnte, zu kämpfen hatte: „In dem Tanzsaale einer Guinguette, der des Winters nicht zu erheitzen, kämpfte er gegen Zugluft und Rheumatismus. Ein paarmal jede Woche […] mußte er seine Arbeit einstellen und das Gemälde an die Wand lehnen, um den Tänzern Platz zu machen“ (Anonym 1821). In Berlin bemu ¨ hte sich der mit dem Ku ¨ nstler befreundete Hofrat Johann Friedrich Bever, der im preußischen Staatskanzleramt unter Karl August von Hardenberg beschäftigt war, mehrfach um Unterstu ¨ tzung fu ¨ r Franck (Berlin, GStA PK e, h, fol. 12f., 116d). Im Sommer 1822 veranlasste er seine Vorgesetzten durch den – vielleicht von ihm selbst verfassten – Bericht der Preußischen Staatszeitung, Franck zur Sendung seines Gemäldes zur Berliner Akademie-Ausstellung aufzufordern (ebd.). Gleichzeitig erging in Paris an den preußischen Diplomaten Alexander von Humboldt der Auftrag, u ¨ ber „den moralischen und ku ¨ nstlerischen Werth“ des Malers Erkundigungen einzuholen. Jener besuchte Franck im Atelier, der an einem weiteren Monumentalgemälde arbeitete – Hylas mit den Nymphen – und kam zu einem verhaltenen Urteil. Dieses Bild sei gut komponiert und in Teilen äußerst gut gearbeitet – man sehe den Gewinn, den Franck aus seiner kurzen Zeit bei David gezogen habe –, doch mehr Stil und Farbe blieben zu wu ¨ nschen, wenn auch die französische Schule generell „ne brille pas par le coloris et par la chaleur des conceptions“ (Berlin, GStA PK e). Das Vorhaben zerschlug sich wegen Francks nu ¨ chterner Zuru ¨ ckhaltung: Da der König und Hardenberg keine Gelegenheit hätten, die Beerdigung des Polyneikes zu sehen und zu kaufen, sah er keinen Sinn darin, das Bild nach Berlin zu senden (ebd.). Sein Freund Brever regte an, daß Franck „eine Anstellung mit auskömmlichem Gehalt“ etwa als Lehrer erhalten könnte, „da er, außer seiner Kunstfertigkeit vielleicht noch mehr Theorie hat, als irgend einer bei der hiesigen Kunst-Academie“ (ebd.). Tatsächlich hatte Franck schon 1815 bei der Betreuung der Sammlung Giustiniani modernste konservatorische Kenntnisse bewiesen. Humboldt und ein weiterer mit Nachforschungen beauftragter preußischer Diplomat verbanden mit Francks Namen allerdings eher einen Helfer der preußischen Soldaten im letzten Krieg als einen Ku ¨ nstler (Berlin, GStA PK e, f). Beide hoben sein Engagement bei den Restitutionen hervor, weswegen sich Franck die Pariser Mu-

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seumsdirektion wie auch „Ku ¨ nstler und Beförderer“ zu Feinden gemacht habe (Berlin, GStA PK f). Zwischen allen Stu ¨ hlen, entschied sich Franck, in Paris endgültig Fuß zu fassen. Er versuchte dort „ein sogenanntes Atelier, oder praktische Mahlerschule unter seiner Leitung zu errichten“ (ebd.). Diese Malschule sollte im Jahr 1839 der preußische Künstler Carl → Steffeck besuchen. Den Polyneikes stellte Franck schließlich im Jahr 1828 doch noch auf der Akademie-Ausstellung in Berlin aus, wobei ein Kunsthändler Friedländer beteiligt war (Berlin PrADK; BAA 1828, Nr. 173). Dort sah Johann Gottfried Schadow das Bild und bemerkte su ¨ ffisant, daß es „durch seine Dunkelheit und durch den Gegenstand eine tragische Wirkung machte“ (Schadow 1987, S. 170). Der Polyneikes wurde im Jahr 1831 auch im Pariser Salon gezeigt, in dem Franck mehrfach ausstellte (Salon 1831, Nr. 835). 1838 wurde Franck durch die Museumsdirektion des Louvre mit der Restaurierung von Erasmus Quellinus’ II. Christus am Kreuz beauftragt (Paris, AMN). Franck wurde gelobt und geschätzt: Das französische Innenministerium ließ ihn fu ¨ r 800 Francs ein Porträt des Königs Louis-Philippe nach Gérard kopieren, gleichzeitig war er offenbar an der Ausmalung des Louvre beteiligt (Distelbarth 1830). Franck lebte 1815 noch in der Rue de Grétry; seine spätere Adresse – Rue des Fossés Monsieur le Prince 20 – scheint Franck seit 1821 nicht mehr gewechselt zu haben. In Berlin erinnerte man sich noch einmal 1850 des verlorenen Sohnes: Eine Maria mit dem Christusknaben wurde auf der Akademie-Ausstellung gezeigt. Der Katalog vermerkt den Tod des Malers im Juli 1848 – in Paris (BAA 1850).

Werke der Pariser Jahre [Auswahl] Plusieurs portraits, Verbleib unbekannt (Salon 1812, Nr. 390) | Porträt des Leibarztes des russischen Zaren, Sir James Wylie, vor 1816, Verbleib unbekannt (TB) | mehrere Bildnisse, Verbleib unbekannt (BAA 1818) | Geheime Beerdigung des Thebanerfu¨rsten Polyneikes durch seine Frau Arzia und seine Schwester Antigone, 1821, Öl/Lw, 212 × 280 cm, Caen, Musée des Beaux-Arts (BAA 1828, Nr. 173; Salon 1831, Nr. 835) | Hylas und die Najaden, 1821, Öl/Lw, ca. 314 × 251 cm, Louviers, Musée municipal (Base Arcade) | Porträt des Grafen Gustav von

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Franck, Philipp (Christian Konrad)

Schlabrendorf, vor 1825, Louviers, Musée municipal, Verbleib unbekannt (BAA 1826) | Vierge au linge nach Raffael, 1827, Verbleib unbekannt (Salon 1827, Nr. 412) | Die Gerechtigkeit wacht u¨ber die Ruhe, Verbleib unbekannt (Wandgemälde nach Entwurf von Jean Alaux, Kunstblatt 1830) | Portrait de Monsieur Godard, homme de lettres, Verbleib unbekannt (Salon 1831, Nr. 836) | Portraits, 1831, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 837) | L’amour tourmentant l’âme, 1837, Verbleib unbekannt (Salon 1837, Nr. 765) | Portrait en pied du Roi Louis-Philippe nach Gérard, [um 1838], Cannes, Mairie (Base Arcade).

Bibliographie AKL, Bellier/Auvray, Fu ¨ ßli, Gabet, Nagler, TB – Anonym, „Zeitungs-Nachrichten aus Paris“, in: Preußische Allgemeine Staatszeitung vom 14.4. u. 14.5.1821 | BAA: Die Kataloge der Berliner AkademieAusstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1800, Nr. 277, 374; BAA 1802, Nr. 192–194; BAA 1804, | Nr. 118–123; BAA 1806, Nr. 109–110; BAA 1808, Nr. 161– 162; BAA 1810, Nr. 149; BAA 1814, Nr. 390; BAA 1816, Nr. 84; Bd. 2, BAA 1828, Nr. 173, 174; BAA 1850, Nr. 176 | Degering, Hermann, „Französischer Kunstraub in Deutschland 1794–1807“, in: Internationale Monatsschrift fu¨r Wissenschaft, Kunst und Technik, Bd. 11, 1916, H. 1., Sp. 1–48, erw. Sp. 29 | Distelbarth, Friedrich, „Notizen u ¨ ber die wichtigsten, dermalen in Bau begriffenen Denkmale der Architektur zu Paris. Sechster Artikel. Beschreibung der Decken- und Seitengemälde in den Sizungssälen des Staatsraths im Louvre“, in: Kunstblatt, 1830, Nr. 10, 4.2.1830, S. 38 | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 314 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1812, Nr. 390 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1819–1834, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1824, Nr. 677; Salon 1827, Nr. 412, Nr. 1360; Salon 1831, Nr. 835, Nr. 837; Salon 1833, Nr. 981 | Les catalogues des Salons des beauxarts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1837, Nr. 765 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten. Ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845. Kommentierte

Neuausgabe der Veröffentlichung von 1849 hg. v. Götz Eckardt, Berlin 1987, S. 109, 162, 169f. | Wirth, Irmgard, Berliner Malerei im 19. Jahrhundert. Von der Zeit Friedrichs des Großen bis zum Ersten Weltkrieg, Berlin 1990, S. 143, 145, Abb. S. 146.

Archivalien Berlin, PrAdK 0076–29, 0077–07, 0077–23, 0077– 30 [Sendung eines Abgusses durch Franck aus Paris, Ru ¨ cksendung seiner Gemälde nach Paris 1828–29] | Berlin, GStA PK a: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 81 Gesandtschaft Paris X 48 [Paßsachen, 1810–11] | Berlin, GStA PK b: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 81 Gesandtschaft Paris IX 14 [Auslieferung der nach Frankreich gebrachten preußsichen Kunstsachen, 1814–1819] | Berlin, GStA PK c: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 143 IV 11 [desgl.] | Berlin, GStA PK d: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 74 Staatskanzleramt, L VIII Spez. Nr. 69 [Ankauf der Slg. Giustiniani 1814– 16] | Berlin, GStA PK e: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 74 Staatskanzleramt, L VIII Spez. Nr. 67 [Philipp Franck, 1821–22] | Berlin, GStA PK f: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 81 Gesandtschaft Paris IX 26 [in Paris lebende Maler und andere Ku ¨ nstler, 1816–22] | Berlin, GStA PK g: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 89 Geh. Zivilkabinett Nr. 19810 [Ternite bewilligte Unterstu ¨ tzungen, 1810–55] | Berlin, GStA PK h: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 74 Staatskanzleramt, L VI Spez. Nr. 1, Bd. 1 | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 129 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 5, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1811–1816, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [30.9.1813: o.A.] | Paris, AMN, P30 Franck, Philippe | Paris, ENSBA a: Paris, ENSBA, Ms 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 374 [17.2.1813]. (s.u. ab S. 327) | Paris, ENSBA b: Paris, ENSBA, Ms. 321 (Papiers du peintre Louis David), o. fol., 1814 [Note de l’argent remis à Mr. Levol le 10 juillet 1814]; 1814, 1815 [État de Recette de l’Atelier de Peinture]. Robert Skwirblies

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Frick, Johann Gottlieb Ferdinand

Freund, Charles 1775/76 Bernkastel – ? Maler

9.9.1797: „modèle vivant“] | Paris, AN b: Paris, AN AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 20 (s.u. ab S. XX) | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 194 (s.u. ab S. 327).

Künstlerische Laufbahn

Gitta Ho

1795 – mindestens 1797 Parisaufenthalt; Studium an der École des beaux-arts

Parisaufenthalt 1795–1797 Über den in Bernkastel in Rheinland-Pfalz gebürtigen Charles Freund ist fast nichts bekannt. Am 15. September 1795 schrieb er sich im Alter von 19 Jahren an der École des beaux-arts ein und gab als Wohnort die Rue de Bretagne 18 an (Paris, ENSBA). In den darauffolgenden Jahren nahm er insgesamt dreimal am schulinternen Wettbewerb um die Platzierung im Unterrichtssaal teil, dem concours des places (Paris, AN a). Wolfgang Becker schlägt vor, Charles Freund mit dem Maler Philipp Freund identisch zu erklären, der 1800 am Salon teilnahm und noch drei Jahre später in Paris ansässig war (Becker 1971, S. 348). Eine naheliegende Verwechslungsmöglichkeit besteht zudem zwischen Charles Freund und einem gleichnamigen, am 21. November 1795 in Karlsruhe geborenen Künstler. Dieser war Schüler von Pierre-Narcisse Guérin, wohnte in der Rue colombier 21 und war seit dem 20. August 1813 in der École des beaux-arts eingeschrieben (Paris, AN b). Weitere Informationen haben sich auch zu diesem Charles Freund nicht erhalten.

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 348, Anm. 635–641.

Archivalien Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [21.10.1796, 9.5.1797: „bosse“;

Frick, Johann Gottlieb Ferdinand um 1809 Berlin? – nach 1879? ebd.? Historien-, Genre- und Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn vor 1826 – nach 1832 Studium an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; u.a. Schüler von Wilhelm → Ternite; 1826–1836, 1856 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung, vorwiegend mit Genregemälden; um 1836 – nach 1845 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Paul Delaroche; 1839 Teilnahme am Pariser Salon; 1856–1879 in Berlin wiederholt als Historienmaler nachweisbar

Parisaufenthalt um 1836 – nach 1845 Das Leben und Werk des Berliner Malers Johann Gottlieb Ferdinand Frick, dessen genaue Lebensdaten nicht bekannt sind, lässt sich nur über einzelne Erwähnungen schemenhaft rekonstruieren. Dies gilt auch für seinen mindestens sechs Jahre dauernden Parisaufenthalt. Frick studierte mehrere Jahre an der Berliner Akademie der Künste, u.a. bei Wilhelm → Ternite (Berlin, PrAdK a–b; Schadow 1987, Bd. 1, S. 171, Bd. 3, S. 696, 700, 871). Ob sein Lehrer, der längere Zeit in Paris verbracht hatte, Frick animierte, sich ebenfalls in der französischen Hauptstadt weiterzubilden, ist nicht bekannt. Im Jahr 1836 scheint Frick sich zumindest eine gewisse Zeit noch in Berlin aufgehalten zu haben, wie die Nennung seines Namens und seiner Profession, „Frick, F. – Geschichtsmaler“, in den Berliner Adressbüchern beweist (Adressbücher 1836, S. 84).

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Frick, Johann Gottlieb Ferdinand

Der erste Hinweis auf den Parisaufenthalt Fricks ist ein Eintrag im Katalog der Berliner Akademie-Ausstellung aus dem Jahr 1836, der ihn als „gegenwärtig in Paris“ beschreibt (BAA 1836, Nr. 212). In den zwei darauffolgenden Jahren taucht sein Name im Register der Kopisten des Musée du Louvre auf: Im November 1837 erhielt er die Erlaubnis zum Kopieren auf Empfehlung eines „Mr. Bapet“, Anfang Juli 1838 ist als sein Lehrer Paul Delaroche angegeben, und im November 1838 wiederum empfahl ihn sein deutscher Malerkollege Feodor → Dietz, der sich seit 1837 in Paris aufhielt. Die in allen Fällen angegebene Adresse Fricks lautet Rue des Francs-Bourgeois 11 (Paris, AMN a–c). Er wohnte somit im selben Haus wie seine deutschen Malerkollegen Adolf → Eybel und Friedrich → Brockmann, die sich seinerzeit ebenfalls in Paris befanden. Im Dezember des Jahres 1839 Jahres traf Frick in einem Restaurant den deutschen Malerschüler Carl → Steffeck. Dieser berichtet in seinem auf Französisch verfassten Paristagebuch von der Begegnung mit einem „jeune Allemand nommé Frick, qui est déjà depuis long temps à Paris“ (Nürnberg, GNM, DKA). 1839 nahm Frick am Pariser Salon teil, wo er ein Männerporträt zeigte (Paris, AMN d; Salon 1839, Nr. 805). In den Jahren 1842 und 1843 beschickte er nochmals den Salon, doch wurden seine Werke abgelehnt (Paris, AMN e–f). Nachweislich wohnte und arbeitete Frick bis 1845 in Paris (Annuaire 1847, S. 277). Über ein Jahrzehnt später, im Jahr 1856, nahm Frick erneut an der Berliner Akademie-Ausstellung teil (Kat. Berlin 1856, S. 18). Zudem taucht sein Name in diesem Jahr erstmals wieder im Berliner Adressbuch unter der Bezeichnung „Historienmaler“ auf und wird dort, mit zwei großen Lücken von 1860 bis 1870 sowie 1872 bis 1878 bis in das Jahr 1879 geführt (Adressbücher 1860–1879). In den Jahren 1868 bis 1877 wandte sich darüber hinaus ein „Ferd. Frick“ bzw. ein „F. Frick, Maler“ mit der Bitte um finanzielle Unterstützung wiederholt an den Senat der Berliner Akademie der Künste (Berlin, PrAdK c–e).

Werke der Pariser Zeit Mutter und Kind an einem Grabmal, Verbleib unbekannt (BAA 1836, Nr. 212) | Portrait en pied de M. le P…, Verbleib unbekannt (Salon 1839, Nr. 805).

Bibliographie Bénézit, Nagler, TB – Annuaire des lettres, des arts et des théâtres, 1845–1846, Paris 1847, S. 277 | Berliner Adressbücher, 1856, S. 104, 1857, S. 113, 1858, S. 117, 1859, S. 123, 1860, S. 125; 1870, S. 188; 1871, S. 186; 1872, S. 195; 1878, S. 222; 1879, S. 204 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1836, Nr. 212 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 302, 437, Anm. 1705–1708 | Kat. Berlin 1856: Verzeichnis der Werke lebender Künstler ausgestellt zu Berlin in den Sälen des königlichen Akademie-Gebäudes, 1856 vom 1. September bis zum 31. October. XL. Kunstausstellung der Königlichen Akademie der Künste, Ausstellungskat. Berlin, Königliche Akademie der Künste, Berlin 1856, S. 18, Nr. 226–229 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule, Studien und Kritiken, Berlin 1879, S. 187–188 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1839, Nr. 805 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten. Ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845, Kommentierte Neuausgabe der Veröffentlichung von 1849, Götz Eckardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 1, S. 171; Bd. 3, S. 696, 700, 871 | Wirth, Irmgard, Berliner Malerei im 19. Jahrhundert, von der Zeit Friedrichs des Großen bis zum Ersten Weltkrieg, Berlin 1990, S. 528.

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK 0074–18, Sitzung des Akademischen Senats, 30.9.1826 | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK 0079–29, Abschriften der Schreiben des Akademischen Senats an das Kultusministerium, Januar – Dezember 1831, 7.1.1832 | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK 520 fol. 44 [Ferdinand Frick an Senat der Königlichen Akademie der Künste, 15.2.1868]; fol. 123 [F. Frick an Senat der Königlichen Akademie der Künste, Berlin, 25.11.1873] | Berlin, PrAdK d: Berlin, PrAdK 521 [fol. 8, F. Frick an Senat der Königlichen Akademie der Künste, 17.5.1877] | Berlin, PrAdK e: Berlin, PrAdK 682, Bl. 1, [F. Frick quittiert den Erhalt von 100 Mark der Königlichen Akademie der Künste, Berlin, 20.6.1877] | Nürnberg, GNM, DKA, NL Steffeck, Carl, I,B-2: Carl Steffeck: Tagebuch zum Auf-

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Gareis, Franz (Johann Franz Peter Paul)

enthalt in Paris 1839/1840, 14.12.1839 | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 12–16, Registre des copistes, cartes des permissions d’entrée, 1834–1865, *LL 12, Nr. 947 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *LL 12–16, Registre des copistes, cartes des permissions d’entrée, 1834–1865, *LL 12, Nr. 1075 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 2365 | Paris, AMN d: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852,*KK 10, Salon de 1839 | Paris, AMN e: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824– 1853, *KK 36, Salon de 1842 | Paris, AMN f: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 14, Salon de 1843.

Gaede nach England und war vermutlich in London wohnhaft (Onlinequelle).

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie AKL, Boetticher – Busse, Joachim, Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1977, S. 445 | Feddersen, Berend H., Schleswig-Holsteinisches Künstler-Lexikon, Bredstedt 1984, S. 62 | Glinzer, Ernst, Carl Glinzer (Hessische Künstler 1), Kassel 1917 | [Stand: 15.5.2012]

Lisa Hackmann Tino Mager

Gaede, Friederich (Christian Diederich) 1803 Kiel – 1862 London Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn 1824 – vor 1831 Parisaufenthalt; 1831 Übersiedlung nach London; ab 1835 in Oxford ansässig

Parisaufenthalt 1824 – vor 1831 Friederich Gaede ist als Künstler kaum fassbar. Nur durch die Privatinitiative der Nachfahren Gaedes, die ihre genealogischen Forschungen der Öffentlichkeit über das Internet zugänglich gemacht haben, sind wenige Eckdaten überliefert. Diesen ungesicherten Angaben nach verließ Gaede im Jahr 1824 seine Heimatstadt Kiel, um sich in Paris weiterzubilden (Onlinequelle). Er wurde dort zwischen November 1825 und August 1826 von Carl → Glinzer porträtiert, der damals gemeinsam mit anderen deutschen Künstlern, darunter Ludwig → Krevel und Eduard → Gaertner, Schüler von Antoine-Jean Gros war (Glinzer 1917, S. 8). Wie lange er sich in Paris aufhielt, ist ungewiss. Im Jahr 1831 emigrierte

Gareis, Franz (Johann Franz Peter Paul) 1775 Klosterfreiheit (heute zu Ostritz) – 1803 Rom Maler und Zeichner

Künstlerische Laufbahn 1791–1795 Ausbildung an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Dresden bei Giovanni Battista Casanova, später in dessen Klasse für Historienmalerei; Stipendium der Akademie; um 1795 Zeichenlehrer in Dresden; 1795/96 Reise durch Preußen und Russland mit dem russischen Fürsten Putjatin; zweijährige Pension vom sächsischen Kurfürsten Friedrich August III.; 1796–1799 Rückkehr nach Dresden; Aufenthalt in Berlin und Teilnahme an der Ausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste; Bekanntschaft mit Johann Friedrich Reichardt in Halle (Saale); Teilnahme an der Ausstellung der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Dresden; 1799 Weiterbildung in der Porträtmalerei in Wien bei Heinrich Füger; 1800 Teilnahme an der Ausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1801 Bekanntschaft mit Philipp Otto Runge; Teilnahme an den Weimarer Preisaufgaben; 1801–1803 Parisauf-

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Gareis, Franz (Johann Franz Peter Paul)

enthalt mit einem Stipendium der Königliche Akademie der Bildenden Künste in Dresden; 1802 Teilnahme am Pariser Salon; 1801 und 1803 Teilnahme an der Akademie-Ausstellung in Dresden; anschließend Reise nach Rom

Parisaufenthalt 1801–1803 Im Jahr 1801 nahm Franz Gareis mit einer Zeichnung zum Thema Der Kampf des Achilles mit den Flüssen an den von Goethe organisierten Weimarer Preisaufgaben teil (Scheidig 1958, S. 184, 224). Trotz der schlechten Kritiken bezüglich seiner Zeichnung, die seinem Mitstreiter Philipp Otto Runge ungerechtfertigt erschienen (Runge 1981, S. 67), erhielt Gareis 1801 ein Stipendium für einen Parisaufenthalt, inklusive 100 Taler für die Reisekosten, von der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Dresden (Förster 1913, S. 55–56; Dresden, HStA, fol. 158, 159), so dass er im gleichen Jahr seinen Parisaufenthalt antreten konnte. Franz Gareis wurde bereits als junger Künstler von Kritikern und Zeitgenossen hoch gelobt (Morgenstern 1799, S. 256). Nach seinem frühen Tod geriet der Maler jedoch schnell in Vergessenheit, und seine zahlreichen Porträts wurden zum größten Teil Anton Graff zugeschrieben (AKL). Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Gareis wiederentdeckt, insbesondere durch Lokalhistoriker wie Franz Ulrich Apelt oder Richard Förster, der ein erstes Werkverzeichnis des Malers aufstellte (Förster 1913, S. 1– 116). Eine monographische Ausstellung im Jahr 2003 fasste die seit Jahrzehnten geführten Recherchen zusammen (Kat. Görlitz 2003). Der Parisaufenthalt von Gareis wird in der Fachliteratur stets als eine wesentliche Etappe seiner kurzen künstlerischen Laufbahn behandelt (ebd., S. 40), wobei gerade sein Erfolg in der französischen Hauptstadt seit Förster stets hervorgehoben wird (Förster 1913, S. 1). Gareis reiste im Oktober 1801 nach Paris (ebd., S. 56) und machte sich dort bald einen Namen durch Kopien nach Gemälden im Louvre, u.a. die Kommunion des Heiligen Hieronymus und das Martyrium der Heiligen Agnes von Dominichino, die Kreuzabnahme und Der wunderbare Fischzug von Rubens und die Heilige Familie und die Transfiguration von Raffael (Pensées de F. Gareis 1820, S. 2). Für Amalie Fürstin von Gallitzin soll er insgesamt 15 Werke der italienischen Schule kopiert haben

(Reichardt 1981, S. 53). Gareis soll auch eine Kopie der Transfiguration von Raffael für Reichardt ausgeführt haben (ebd.) und für seinen Schwager, den Geheimen Kriegsrat Carl Alberti, ein Gemälde nach Guido Reni (Förster 1913, S. 60). Der Künstler fand durch sein zeichnerisches Talent schnell Ansehen, und selbst berühmte Künstler sollen seine ohne Raster entstandenen Kopien gelobt haben (Pensées de F. Gareis 1820, S. 2). Trotz seiner schlechten Französischkenntnisse fand Gareis rasch Mäzene vor Ort (Förster 1913, S. 64). Auch seine Kopiertätigkeit ermöglichte ihm, seinen Lebensunterhalt in Paris zu verdienen und seine Familie in Deutschland finanziell zu unterstützen (ebd., S. 59). Der Maler erhielt ebenfalls Porträtaufträge, u.a. von Wilhelm Hensler, dem Stiefsohn Reichardts, und vom Ingenieur und Pariser Wasserbauinspektor François Brahl, ein seit Jahren in Frankreich lebender Deutscher (Kat. Görlitz 2003, S. 40). Mit letzterem verband Gareis eine enge Freundschaft; so wohnte und lebte er Reichardt zufolge „ganz mit ihnen, wie ein Kind vom Hause“ und betrieb „auch mit den edlen Bewohnern des Hauses angenehme und ihn selbst fördernde Kunstbeschäftigung“ (Johann-Friedrich Reichardt 1981, S. 90–91). Gareis berichtete auch von einem Deckengemälde, das er für Brahl entworfen hatte (Förster 1913, S. 60). Gareis nahm mit zwei Gemälden am Pariser Salon von 1802 teil, einem Orpheus in der Unterwelt und dem Portrait du citoyen B. ingénieur (Salon 1802, Nr. 712, 713). Reichardt, der den Salon besuchte, urteilte, dass das Gemälde des Orpheus „einen eignen gut gehaltnen Ton“ habe, aber dass es „unvorteilhaft und gerade neben Guérins glänzenden Hippolyte“ hinge (Johann-Friedrich Reichardt 1981, S. 35). Das Porträt des „hiesigen, sehr beliebten Ingenieurs Brahl“ fand Reichardt zufolge großen Beifall (ebd.). Von Paris aus beschickte Gareis die Ausstellungen der Dresdner Akademie der bildenden Künste im Jahr 1801 mit dem Gemälde Die Musik und im Jahr 1803 mit dem bereits in Paris gezeigten Orpheus (DAA 1801, 1803). Gareis’ in Paris entstandene Zeichnungen und Gemälde wurden in Berlin und Dresden von der Kritik sehr gelobt (Anonym 1803 a, S. 197), und der Orpheus wurde als sein gelungenstes Werk bezeichnet (Anonym 1803 b, S. 75). Gareis scheint keine hohe Meinung von den zeitgenössischen französischen Künstlern gehabt zu haben; in einem Brief an Carl und Wilhelmine Alberti vom Oktober 1802 schreibt

Gareis, Franz (Johann Franz Peter Paul)

er, dass es in Paris „sehr brave Künstler“ gebe, „ohne das man sagen“ könne, „das sie das wahre Talent besitzen“ würden (zit. nach Förster 1913, S. 66). Doch betont Gareis in demselben Brief auch, dass er sich dank der dortigen Künstler technisches Wissen habe aneignen können (ebd.). Zusammen mit dem Maler Johann Carl Rößler reiste Gareis 1803 aus Paris ab, um sich über Marseille und Livorno nach Rom zu begeben, versehen mit „den besten Empfehlungen sowohl von Paris als von Dresden aus“, u.a. an den preußischen Gesandten in Rom, Wilhelm von Humboldt (Förster 1913, S. 75). Dort angekommen, erlag Gareis kurz nach seinem Eintreffen einem Fieber (ebd., S. 75f.). Nach dem Tod des Künstlers bekam die Familie von Gareis einen Teil des Nachlasses, die restlichen Werke gingen an die Familie Reichardts und an die Dresdner Akademie (Kat. Görlitz 2003, S. 41). Im Jahr 1820 gab der französische Amateur und hohe Militär im Generalstab H.B. Guffroy den Sammelband Pensées de F. Gareis heraus, mit 56 Lithographien nach Zeichnungen des Künstlers. Guffroy ließ diese Zeichnungen von Gottfried Engelmann, Charles Étienne Pierre Motte und Charles Philibert de Lasteyrie lithografieren. Er widmete das Werk dem sächsischen König Friedrich August I. und ließ es ihm durch den sächsischen Grafen von Einsiedel überreichen; die Widmung endet mit den Worten „j’ai voulu seulement déposer une Couronne sur le tombeau de Gareis“ (Pensées de F. Gareis 1820). Guffroy soll Gareis nicht selbst in Paris begegnet sein, sondern kannte den Künstler anscheinend nur durch Schilderungen von Freunden, die ihn dazu veranlassten, die Werke von Gareis zu sammeln und zu vervielfältigen (Förster 1913, S. 80). Im Vorwort, das eine biographische Notiz des Künstlers enthält, hebt Guffroy die liebenswerten Charakterzüge des Malers und dessen künstlerisches Talent hervor. Der Titel, Pensées de F. Gareis, bezieht sich auf die Zeichnungen selber, die Guffroy zufolge die Gedanken des Künstlers darstellen und Szenen nach der Natur wiedergeben sollen. Die verschiedenen Zeichnungen, die wohl nach Gareis’ Abreise im Besitz seiner Freunde in Paris verblieben (ebd., S. 78), zeigen verschiedene Kompositionen, mythologische Themen, u.a. eine Skizze zum Orpheus, aber auch viele Skizzen nach Alltagsszenen und Allegorien, z.B. die Musik darstellend.

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Werke der Pariser Zeit Die Musik, 1801, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (DAA 1802, Nr. 291; Kat. Görlitz 2003, S. 40) | Orpheus und Eurydike, 1801, Feder, Tusche/Sepia, 11,2 × 13,5 cm, Inv. Nr. H 1085, Görlitz, Kulturhistorisches Museum | Ein Portrait in Lebensgröße, Verbleib unbekannt (DAA 1801, Nr. 26) | Ein gewöhnliches Brustbild, Verbleib unbekannt (ebd.) | Portrait des Kronprinzen von Preußen in der halben Größe, Verbleib unbekannt (ebd.) | Deckengemälde im Haus des Ingenieurs Brahl, 1802 (Kat. Görlitz 2003, S. 41) | Französisches Dorf, um 1802, Feder, braune Sepia, 12,3 × 19,3 cm, Inv. Nr. H 1045, Görlitz, Kulturhistorisches Museum | Orpheus in der Unterwelt, 1802, Öl/Lw, 122 × 164 cm, verschollen (DAA 1803, Nr. 339; Kat. Görlitz 2003, S. 40) | Porträt des Ingenieurs Brahl, 1802, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Kat. Görlitz 2003, S. 40) | Porträt des Ingenieurs Brahl, 1802, Feder, Tusche, 9,6 × 6,5 cm, Inv. Nr. H 1087, Görlitz, Kulturhistorisches Museum | Porträt von Wilhelm Hensler, um 1802, Technik unbekannt, 58 × 49 cm, verschollen (Kat. Görlitz 2003, S. 40) | Posaunen blasende Engel mit Inschrift auf den Blättern, die aus einem Füllhorn herabfallen „Gedic(t)e Eschen Eschen“, [1802], Feder, braune Sepia, 18,6 × 30,7 cm, Inv. Nr. H 1022, Görlitz, Kulturhistorisches Museum | Kommunion des Heiligen Hieronymus nach Dominichino, Verbleib unbekannt (Förster 1913, S. 86f.) | Kopie nach einem Gemälde von Guido Reni, Verbleib unbekannt (ebd., S. 86f.) | Der wunderbare Fischzug nach Rubens, Verbleib unbekannt (ebd., S. 86f.) | Die Heilige Familie nach Raffael, Verbleib unbekannt (ebd., S. 86f.) | Kreuzabnahme nach Rubens, Verbleib unbekannt (ebd., S. 86f.) | Martyrium der Heiligen Agnes nach Dominichino, Verbleib unbekannt (ebd., S. 86f.) | Transfiguration nach Raffael, Verbleib unbekannt (ebd., S. 86f.).

Bibliographie AKL, TB – Anonym 1803 a: Anonym, in: Der Freimüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser, 1803, 29. März, Nr. 50, S. 197 | Anonym 1803 b: Anonym, in: Gemeinnützige Beiträge zu den Dresdner Anzeigen, 10. Stück, 1803, S. 75 | Anonym 1803 c: Anonym, „Nekrolog“, in: Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, 1803, Bd. 68, H. 1, S. 144 | Anonym 1803 d: Anonym, „Nekrolog“, in: Neues Lausitzer Magazin, 1803, S. 247 | Apelt, Franz Ulrich, „Franz

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Gaertner, (Johann Philipp) Eduard

Gareis, ein Oberlausitzer Maler. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des Empire“, in: Neues Lausitzer Magazin, 1907, Nr. 83, S. 239–248 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 350, Anm. 742–747 | DAA: Die Kataloge der Dresdner Akademie-Ausstellungen 1801– 1850, bearbeitet von Marianne Prause, 2 Bde., Berlin 1975, Bd. 1, DAA 1801, Nr. 26; DAA 1802, Nr. 291; DAA 1803, Nr. 339 | Förster, Richard, „Franz Gareis“, in: Neues Lausitzer Magazin, 1913, Nr. 89, S. 1–116 | Förster, Richard, in: Neues Lausitzer Magazin, 1921, Nr. 97, S. 173–187 | Inventaire du fonds français après 1800. Bibliothèque nationale, Département des estampes, Jean Adhémar (Hrsg.), Bd. 9, Paris, 1955, S. 473 | Johann-Friedrich Reichardt, Vertraute Briefe aus Paris 1802/1803, Rolf Weber (Hrsg.), Berlin 1981, S. 35, 53, 90–91 | Kat. Dresden 1998: Zurück in Dresden. Eine Ausstellung ehemals vermisster Werke aus Dresdner Museen, Ausstellungskat., Dresden, Dresdener Schloss, Eurasburg 1998, S. 125 | Kat. Görlitz 2003: Franz Gareis. Zum Maler geboren, Ausstellungskat, Kulturhistorisches Museum Görlitz, Görlitz 2003, S. 40–41 | Morgenstern, Karl, „Über den Dresdner Künstler Franz Gareis“, in: Der neue Teutsche Merkur, 1799, 2. Bd., S. 256 | Pensées de F. Gareis. Jeune Peintre Saxon ou collection d’esquisses et de sujets gracieux d’après les dessins qu’on a de lui. Précédée d’une lettre à S.M. le Roi de Saxe et d’une notice biographique, H.B. Guffroy (Hrsg.), Paris 1820 | Runge, Philipp Otto, Briefe und Schriften, Peter Betthausen (Hrsg.), Berlin 1981, S. 67 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1802, S. 92, Nr. 712, 713 | Scheidig, Walther, Goethes Preisaufgaben für die Bildende Künstler. 1799–1805, Weimar 1958, S. 184, 224 | Steffens, Henrich, Was ich erlebte. Aus der Erinnerung niedergeschrieben von Henrich Steffens, 10 Bde., Breslau 1840–1844, Bd. VI, S. 95 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 266.

Archivalien Dresden, HStA, Acta der Kunstakademie und Zeichen-Schule, Vol. VII, Ao. 1796–1799 [2362], fol. 158, 159. Frauke Josenhans

Gaertner, (Johann Philipp) Eduard 1801 Berlin – 1877 Zechlin (heute zu Rheinsberg) Landschafts- und Architekturmaler

E. Gaertner, Selbstbildnis[?] im Schlafrock, 1825/26

Künstlerische Laufbahn 1811 Zeichenunterricht bei dem Maler und Kupferstecher Franz Hubert Müller in Kassel; 1814–1820 Ausbildung zum Porzellanmaler in der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin; Besuch der Zeichenklasse der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin bei Friedrich Wilhelm Ferdinand Collmann; ab 1817 Zeichenunterricht beim Architekten Leopold Ludwig Zielke an der Königlichen Porzellan-Manufaktur; ab 1821 Dekorationsmaler im Atelier des königlichen Theater-Inspektors Carl Wilhelm Gropius, u.a. Beteiligung an den Theaterdekorationen für das neue Berliner Schauspielhaus; 1825 Gründungsmitglied des Vereins der Jüngeren Künstler in Berlin; 1825–1828 Parisaufenthalt mit Unterbrechungen, Studium im Atelier des

Gaertner, (Johann Philipp) Eduard

Landschaftsmalers Jean-Victor Bertin; 1826 Teilnahme an der Ausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1827 erfolglose Einsendung zum Pariser Salon; 1828 Teilnahme an der Ausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste mit Pariser Ansichten; 1833 Ordentliches Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste; ab 1833 Entstehung von zahlreichen Berlin-Ansichten; 1837–1839 mehrere Reisen nach Sankt Petersburg und Moskau mit Aufträgen für den russischen Hof; ab 1840 zahlreiche Reisen durch Deutschland und Mitteleuropa; regelmäßige Teilnahme an den Ausstellungen der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin bis 1872

Parisaufenthalt 1825–1828 Nach einer abgeschlossenen Ausbildung zum Porzellanmaler trat Gaertner im Jahr 1825 eine Studienfahrt nach Paris an, vermutlich auf Anraten des königlichen Theaterinspektors und Vedutenmalers Carl Wilhelm Gropius, der sich selbst in Paris weitergebildet hatte (Becker 1971, S. 362). Auf der Akademie-Ausstellung von 1824 hatte Gaertner eine vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. in Auftrag gegebene Innenansicht des Berliner Doms gezeigt (BAA 1824, Nr. 739), für die er 25 Friedrichs d’Or erhalten hatte (Kat. Berlin 2001, S. 313–314). Der Erlös der ersten Arbeit ermöglichte Gaertner, nach Paris zu reisen, um sich dort weiterzubilden. Zwei Skizzenbücher (Berlin, SMB PK KK) zeigen, dass der Künstler über Nürnberg, wo er sich im Juli befand, Stuttgart, Gent, vermutlich Brügge sowie Brüssel nach Paris reiste, wo er im November 1825 eintraf (Kat. Berlin 2001, S. 65). In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts galt Eduard Gaertner in Deutschland als führender Architektur- und Vedutenmaler, doch sein Ruhm nahm schon um die Mitte des Jahrhunderts ab, als er wegen seiner „so bescheidenen […], ob auch nüchternen Weise“ (Kugler 1854, Bd. 3, S. 680) als überholt angesehen wurde. Erst 1906 wurde Gaertner im Rahmen der Jahrhundertausstellung deutscher Kunst wiederentdeckt. Eine umfassende Monographie von Irmgard Wirth (1979) und eine große monographische Ausstellung der Stiftung Stadtmuseum Berlin im Jahr 2001 erlaubten, dem Maler und seiner Bedeutung für die europäische Vedutenmalerei gerecht zu werden.

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Gaertner besuchte wahrscheinlich ab Ende 1825 oder Anfang 1826 (Kat. Berlin 2001, S. 69f.) das Atelier des französischen Landschaftsmaler Jean-Victor Bertin, dem Johann Georg von Dillis bereits im Jahr 1806 einen Besuch abgestattet hatte und das in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts mehrere ausländische Schüler wie Johann Carl → Baehr, Wilhelm → Zahn und Anton Sminck Pitloo aufnahm. Bertin war ein höchst angesehener Maler, der regelmäßig mit seinen auf Naturstudien beruhenden historischen Landschaften am Pariser Salon teilnahm. Er war auch ein gesuchter Lehrer, aus dessen Atelier mehrere Grand Prix de Rome du paysage historique hervorgingen (Gutwirth 1974, S. 337, 339). Zu Bertins Lehrpraktik gehörte das Kopieren nach seinen Gemälden, dem sich auch Gärtner widmete (Kat. Ottawa 1999, S. 121–122, Nr. 50; Michel-Szelechowska 2007, S. 256, Anm. 88). Im Frühsommer 1826 kehrte Gaertner nach Deutschland zurück und reiste über Töplitz und Nürnberg nach Heidelberg (Berlin, SMB PK KK). Im selben Jahr nahm er mit dem Gemälde der Schlosskapelle in Charlottenburg und fünf Ansichten aus Paris, einem Ölgemälde und vier kolorierten Zeichnungen, an der Ausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste teil (BAA 1826, Nr. 328, Nr. 1001–1005) und war vermutlich selbst anwesend, obwohl seine Werke aus Paris eingereicht wurden (Berlin, PrAdK). Schadow erinnert sich später, dass es „die Aquarelle[n] des Malers Gaertner, von Paris zurückgekehrt,“ waren, „welche vielen Beifall fanden“ (Schadow 1987, Bd. 1, S. 160). Gaertner kehrte daraufhin nach Frankreich zurück und war im November 1826 bereits wieder in Paris (Kat. Berlin 2001, S. 65). Im Juni 1827 arbeitete er in Fontainebleau (ebd.). Im selben Jahr schickte Gaertner sein Ölgemälde La vue du garde-meuble an die Kommission des Pariser Salons, wurde aber von ihr abgelehnt (Paris, AMN). Dasselbe Gemälde zeigte Gaertner im Jahr darauf in der AkademieAusstellung in Berlin, wo er auch andere Ölgemälde und Aquarelle mit Ansichten von Paris präsentierte: Ein Prospekt aus Paris, le Garde Meuble vorstellend (La vue du garde-meuble); Seitenansicht der Kirche Notre-Dame mit dem Archevêché; Pont St. Michel vom Quai des Augustins gesehen; Pont Neuf von der Seite des Quai de l’Ecole; Pont Louis XVI vom Quai de la Conférence (BAA 1828, Nr. 182–186). Friedrich Wilhelm III. erwarb mehrere dieser Bilder

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Gaertner, (Johann Philipp) Eduard

im November 1827 und im November 1828 (Berlin, GStA PK). Während seines Parisaufenthalts arbeitete Gaertner auch für einen Pariser Kunstverlag und zeichnete mindestens eine Ansicht von der Pariser Börse (IFF, S. 304), die als Vorlage für ein Lithographiealbum des Verlegers Delpech (1826) diente (Wirth 1979, S. 22, Nr. 149, 512). Gaertner reiste vermutlich auch an die normannische Küste, wie ein Aquarell nach einem Segelschiff aus dem Jahr 1827 vermuten lässt (Kat. Berlin 2001, S. 77). Nach seiner Rückkehr nach Berlin im Jahr 1828 produzierte Gaertner zahlreiche Stadtveduten, zumeist nach Berliner Ansichten, die großen Erfolg hatten, u.a. beim preußischen Königshaus und ebenfalls in Russland, wohin er sich mehrmals begab. Insofern kann man behaupten, dass der Parisaufenthalt für Gaertners weitere künstlerische Laufbahn ausschlaggebend war, da sich in dieser Zeit die Stadtvedute als eigenständiges Genre herauskristallisierte und er sich diesem fortan hauptsächlich widmete. Trotz seiner zahlreichen Reisen durch Europa und obgleich er sich nach seinem Parisaufenthalt in der Vedeutenmalerei spezialisierte, ist anzumerken, dass Gaertner seine Ausbildung nach seiner Parisreise als vollendet ansah und nie nach Italien reiste.

Werke der Pariser Zeit Skizzenbuch, 1824–26, Bleistift auf Papier, 10,8 × 15 cm, Inv. Nr. SZ Gaertner Skb. 71 (F III 587), Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett | Skizzenbuch, 1824– 26, Bleistift auf Papier, Inv. Nr. F III 2926, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett | Selbstbildnis [?] im Schlafrock, um 1825/1826, Bleistift auf Papier, 27,5 × 16,7 cm, zuletzt: Köln, Sammlung Prof. Dr. Erich Köllmann | Unter dem Pont des Arts mit Blick auf den Pont-Neuf, 1826, Wasserfarben über Feder und Bleistift, 29,5 × 44 cm, Beschriftung: „Ed. Gaertner f/Paris 1826“, Inv. Nr. SZ 52, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett | Unter dem Pont des Arts mit Blick auf den Pont-Neuf, 1826, Bleistift, Feder auf Transparentpapier auf Leinen kaschiert, 31,7 × 50,4 cm, Inv. Nr. XI 24 296, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Rue Neuve-Notre-Dame, 1826, Öl/Lw, 44 × 33 cm, Beschriftung: „Ed. Gaertner/Paris

1826“, Inv. Nr. GK I 1295, Potsdam, SPSG, Damenflügel im Schloss Sanssouci | Rue Neuve-NotreDame mit Blick auf die Notre-Dame, 1826, Bleistift auf Papier, 21,7 × 14,8 cm, Inv. Nr. VII 59/126 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Rue Neuve-NotreDame (mit Staffage), 1826, Feder, Spuren von Bleistift auf Transparentpapier, auf Leinen kaschiert, 42,6 × 29,6 cm, Inv. Nr. VII 59/128 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Pont-Neuf von der Seite des Quai de l’École, um 1826, Wasserfarben auf Papier, Inv. Nr. 777 a, SPSG, Graphische Sammlung, Aquarellsammlung, verschollen | Notre-Dame von Südosten, 1826, Feder, Staffage, Rötel und Bleistift, 27,6 × 43,7 cm, Inv. Nr. VII 59/133 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Notre-Dame von Südosten, Blick vom Quai des Augustins, 1826, Feder auf Papier, auf Leinen kaschiert, 29 × 45,1 cm, Inv. Nr. VII 59/132 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Pont Louis XVI vom Quai de la Conférence, um 1826, Wasserfarben über Bleistift, 21,2 × 56,4 cm, Beschriftung: „Gaertner fc.“; verso: „Der Pont de Louis XVI von dem Champs Elysées/von Gärtner 8 frd.“, Inv. Nr. 777 d, SPSG, Graphische Sammlung, Aquarellsammlung | PontNeuf mit dem Reiterstandbild Heinrichs IV., 1826, Feder, Bleistift, 28 × 44,2 cm, Inv. Nr. VII 59/139 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Pont-Neuf mit dem Reiterstandbild Heinrichs IV., 1826, Feder auf Papier, auf Leinen kaschiert, 12,2 × 49,1 cm, Inv. Nr. VII 59/140 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Pont-Neuf mit dem Reiterstandbild Heinrichs IV., 1826, Wasserfarben über Feder und Bleistift, 21,1 × 56,4 cm, Beschriftung: „E. Gaertner fec/paris 1826“, Inv. Nr. 777e, SPSG, Graphische Sammlung, Aquarellsammlung | Blick auf den Pont-Neuf und Häuser am Seine-Ufer, 1826, Feder auf Papier, auf Leinen kaschiert, 29 × 45,3 cm, Beschriftung: „Gaertner“, Inv. Nr., VII 59/146 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Blick vom Port aux Tuiles auf NotreDame, 1826, Wasserfarben über Bleistift, 28,6 × 45,5 cm, Beschriftung: „E. Gaertner./fc./1826“, Inv. Nr. 777 c, SPSG, Graphische Sammlung, Aquarellsammlung | Blick vom Quai de l’École auf den Pont-Neuf, um 1826, Bleistift auf Transparentpapier, auf Leinen kaschiert, 12,3 × 21,9 cm, Inv. Nr. VII 59/ 142 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Blick vom Quai de la Tournelle auf die Île-de-la-Cité und NotreDame, 1826, Feder, Bleistift auf Transparentpapier, auf Leinen kaschiert, 15,4 × 42,8 cm, Inv. Nr. VII 59/ 130 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Blick vom Quai de la Tournelle auf die Île-de-la-Cité und Notre-

Gaertner, (Johann Philipp) Eduard

Dame, 1826, Wasserfarben über Feder und Bleistift, 28,5 × 43,4 cm, Beschriftung: „E. Gaertner fc./ Paris 1826“, Inv. Nr. 777 b, SPSG, Graphische Sammlung, Aquarellsammlung | Blick von der Seine auf den Pont Neuf, 1826, Feder auf Papier, auf Leinen kaschiert, 7,9 × 18 cm, Inv. Nr. VII 59/141 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Blick von der Seine auf den Pont de la Concorde und das Palais Bourbon, auf dem Fluss Raddampfer, 1826, Bleistift, Deckweiss auf Papier, auf Leinen kaschiert, 28 × 57,8 cm, Inv. Nr. VII 59/137 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Börse und Tribunal de Commerce, 1826, Feder, Bleistift auf Transparentpapier, mit Sepia laviert, 13,7 × 17,3 cm, Inv. Nr. VII 59/54 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Blick auf den Pont St-Michel und Notre-Dame, 1827, Feder auf Transparentpapier, auf Leinen kaschiert, 27,2 × 57,5 cm, Inv. Nr., VII 59/138 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Ein Prospekt aus Paris, le Garde Meuble vorstellend, um 1827, Öl/Lw, 60 × 80 cm, verschollen (BAA 1828, Nr. 182) | GardeMeuble an der Place Louis XV, um 1827, Feder auf Transparentpapier, auf Leinen (aus zwei verschiedenen Stücken zusammengesetzt), 42,1 u. 32,5 × 64,7 cm, Inv. Nr. VII 59/27 w, Berlin, Stiftung Stadtmuseum | Hofdurchblick, 1827, Öl/Lw auf Hartfaser, 46 × 33 cm, Beschriftung: „E. Gaertner fec:/1827“, Inv. Nr. I/63, Halle, Staatliche Galerie Moritzburg | Im Walde von Fontainebleau, Skizzenbuchblatt, 1827, Bleistift auf Papier, 20,1 × 23,8 cm, Beschriftung: „Fontaine bleau den 14ten Juni 27 EG“, Inv. Nr. F IV 265, 83, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett | Pont St. Michel vom Quai des Augustins gesehen, 1827, Öl/Lw, 41 × 56 cm, Beschriftung: „Ed. Gaertner fec. à Paris“, Inv. Nr. GKI 8621, Berlin, SPSG, Neuer Pavillion, Schloss Charlottenburg | Segelschiff an der normannischen Küste, 1827, Wasserfarben, 21 × 31 cm, Beschriftung: „E.G. 1827“, Sammlung Gottfried Herbst | Seitenansicht der Kirche Notre-Dame mit dem Archevêché, 1827, Öl/Lw, 58 × 42 cm, Beschriftung: „Ed. Gaertner / à Paris 1827“, Inv. Nr. GK 8809, Berlin, SPSG, Schloss Charlottenburg.

Bibliographie ADB, AKL, Bénézit, DBE, Nagler, Schweers, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1826, Nr. 328, 1001–

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1005; BAA 1828, Nr. 181–186 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 363, Anm. 1400–1410 | Cosmann, Ursula, Eduard Gaertner, Leipzig 1982 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten. 1820–1850, Berlin 1929, S. 27 | Gramlich, Sybille, Architekturmalerei im 19. Jahrhundert in Deutschland. Künstler, Themen, Käufer in Berlin und München. Studien zu einer fast vergessenen Kunstgattung, Berlin (FU Berlin) 1990 (unpublizierte Diss.) | Gutwirth, Suzanne, „Jean-Victor Bertin: un paysagiste néo-classique“, in: Gazette des Beaux-Arts, 1974, S. 337, 339 | Holst, Niels von, „Deutsche Maler sehen Paris“, in: Die Kunst und das schöne Heim, 1954, Nr. 52, S. 415–417 | Inventaire du fonds français après 1800. Bibliothèque nationale, Département des estampes, Jean Adhémar (Hrsg.), Bd. 8, S. 304 | Josenhans, Frauke, „La nature conçue depuis l’atelier: la formation dans les ateliers de peintres de paysage à Paris au début du XIXe siècle“, in: Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863, France Nerlich (Hrsg.), Tours 2012 | Kat. Berlin 1977: Eduard Gaertner, 1801–1877, Ausstellungskat., Märkisches Museum, Berlin 1977, S. 9–10, 20–21 | Kat. Berlin 1996: Marianne und Germania 1789–1889. Frankreich und Deutschland: Zwei Welten – Eine Revue, Ausstellungskat., Martin-Gropius-Bau, Berlin 1996, S. 254–255 | Kat. Berlin 2001: Eduard Gaertner, 1801–1877, Dominik Bartman (Hrsg.), Ausstellungskat., Stiftung Stadtmuseum, Museum Ephraim-Palais, Berlin 2001 | Kat. Ottawa 1999: Baltic Light. Early Open-Air Painting in Denmark and North Germany, Catherine Johnson et al. (Hrsg.) Ottawa, National Gallery of Canada, Hamburg, Hamburger Kunsthalle, Kopenhagen, Thorvaldsens Museum, New Haven 1999, S. 121 | Kat. Paris 1976: La peinture allemande à l’époque du Romantisme, Ausstellungskat., Musée de l’Orangerie, Paris 1976, S. 76– 77 | Michel-Szelechowska, Nathalie, „Réflexions autour d’un paysage de Jean-Victor Bertin de la Bibliothèque Marmottan ‚Petit paysage au cavalier‘“, in: Bulletin de la Société de l’Histoire de l’Art français, 2007, S. 235–267 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845. Kommentierte Neuausgabe der Veröffentlichung von 1849, Götz Eckhardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 1, S. 160, 169 | Wirth, Irmgard, Eduard Gaertner. Der Berliner Architekturmaler, Frankfurt a.M./Berlin/Wien 1979, S. 8–9, 17–21 | Wirth, Irm-

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Geissler, (Johann Martin) Friedrich

gard, Berliner Malerei im 19. Jahrhundert. Von der Zeit Friedrichs des Großen bis zum ersten Weltkrieg, Berlin 1990, S. 178–180.

Archivalien Berlin, GStA PK, BPH, Rep. 49 G, Nr. 15, o. fol. [Verzeichnis der Gemälde, welche I.M. der König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in den Jahren 1794– 1840 angekauft haben] | Berlin, PrAdK, Pers BK 150, Eduard Gaertner [eigenhändiger Lebenslauf] | Berlin, PrAdK, Akte X Abt. Nr. 1, Vol. G (212a) Kunstausstellungen 1826, 1828, fol. 67 | Berlin, SStM, Archiv Eduard Gaertner | Paris, AMN, *KK 1– 22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK 2, Salon de 1827. Frauke Josenhans

Geissler, (Johann Martin) Friedrich 1778 Nürnberg – 1853 ebd. Zeichner, Radierer, Kupferstecher

Künstlerische Laufbahn 1791–1797 Ausbildung bei dem Kunsthändler und Verleger Johann Friedrich Frauenholz in Nürnberg; ab 1797–1803 Schüler von Gustav Philipp Zwinger und dem Kupferstecher Heinrich Guttenberg in Nürnberg; 1803–1814 Parisaufenthalt zusammen mit Albert Christoph → Reindel; Studium bei ihrem Nürnberger Lehrer Heinrich Guttenberg; Studium an der École des beaux-arts; 1812 Teilnahme am Pariser Salon; 1814 Reise über die Schweiz und München nach Nürnberg zurück; ab 1814 Tätigkeit in Nürnberg als Vignetten- und Landschafts-Kupferstecher; 1816 Erhalt der Gewerbekonzession als Kupferstecher; Radierung zahlreicher kleinformatiger Stadtansichten für Taschenbücher und Almanache; Ausbildung zahlreicher Schüler; 1832 Hinwendung zum Stahlstich unter Anleitung von Friedrich Fleischmann

Parisaufenthalt 1803–1814 Der Zeichner und Kupferstecher Friedrich Geissler, der von seinen Zeitgenossen auch der Pariser Geissler genannt wurde (Rettberg 1854, S. 207), verbrachte über elf Jahre seines Lebens in der französischen Hauptstadt. Zu dem Schüler von Heinrich Guttenberg finden sich einige Hinweise in der einschlägigen Literatur zur Graphik, aber nur wenige Randnotizen zu seinem Aufenthalt in Paris. Zwei Briefe von Geissler, die dieser von Paris aus an seinen ehemaligen Arbeitgeber Johann Friedrich Frauenholz und an die Nürnberger Kunstakademie schickte, gewähren einen tieferen Einblick in sein dortiges Leben (Nürnberg, SB a, b). Der Brief an die Nürnberger Kunstakademie, unterzeichnet von Geissler und Guttenberg, beschreibt detailliert Ausstattung, Personal und Kosten der in Paris besuchten französischen Kunstschule. Zusätzlich zu den Briefen wird auch eine autobiographische Notiz von Geissler aus dem Jahr 1832 in der Stadtbibliothek Nürnberg aufbewahrt (Nürnberg, SB c). Auf den Spuren ihres Lehrers Heinrich Guttenberg, der im April 1803 bereits zum zweiten Mal seinen Wohnsitz in Paris genommen hatte (Die Nürnbergischen Künstler 1823, S. 15), traten der 25jährige Friedrich Geissler und sein Mitschüler Albert → Reindel am 3. September 1803 die Reise per Postwagen in die französische Hauptstadt an. Am 14. September 1803 in Paris angekommen, wurden sie von Guttenberg in Empfang genommen (Nürnberg, SB c, fol. 7). Der Lehrer hatte seinen Schülern eine Wohnung angemietet, und unter seiner Leitung arbeiteten sie an den verschiedensten Aufträgen. Um anfängliche finanzielle Schwierigkeiten zu überbrücken, erfüllte Geissler Arbeitsaufträge, die ihm nach Paris geschickt wurden; so erhielt er am 12. Dezember 1803 von Frauenholz den Auftrag, „eine Gemmenzeichnung von Herrn Nahl gefertigt“ (Nürnberg, SB c, fol. 8) als Kupferstich auszuführen (Nürnberg, SB a). Ein Zeugnis der privaten Kunstproduktion und gleichzeitig der geselligen Ausflüge in die Umgebung von Paris stellt das Blatt Blick von Issy auf Paris aus dem Jahr 1803 dar (Taf. XXI). Am 27. April 1804 schrieb sich Friedrich Geissler in die École des beaux-art ein, wobei das Alter fehlerhaft mit 20 Jahren angegeben ist; tatsächlich war er zu diesem Zeitpunkt bereits 26 Jahre alt. Weiterhin wurde er als Schüler von Guttenberg verzeichnet und laut Register von „M. Lagrenée jeune“, d.h. von dem Historienmaler und Kupfer-

Geissler, (Johann Martin) Friedrich

stecher Jean-Jacques Lagrenée, empfohlen (Paris, ENSBA). Da Heinrich Guttenberg als Kupferstecher in Paris bereits hohes Ansehen genoss und hervorragende Kontakte besaß, konnte er seinem Schüler attraktive Aufträge vermitteln. So beendete Geissler „das Werk von Spanien gezeichnet von Mr Bourgois und von Mr Dequeveauvillier père“ und stach die Landschaften der raffaelischen Madonnenbilder für den Kupferstecher Auguste-Gaspard-Louis Desnoyers im Louvre: „Im Jahr 1805 machte ich die Bekanntschaft mit Mr. Aug. B. Desnoyers, der mir den Stich der Landschaft zu seiner Vierge au rochés [La Vierge aux rochers, Louvre] nach dem großen Originalgemälde des L. da Vinci, […], auftrug.“ (Nürnberg, SB c, fol. 9–10) Mit einem weiteren prominenten graphischen Werk ist Geisslers Name verbunden: Pierre Laurents und Robillard-Péronvilles Prachtpublikation Le Musée français. Der Künstler lieferte im Jahr 1805 für den zweiten Band zahlreiche Radierungen, die von Guttenberg, François Jacques Dequevauviller und anderen ausgeführt wurden, und fertigte eigenhändig die Stiche nach van der Lee, Patel, Ruysdael und Nicolas Berchem an. Geissler setzte sich sehr rasch als Kupferstecher in den Landschaftsdarstellungen durch und begründete dies in seinen Memoiren: „Ich sah bald ein, daß ich im historischen Fache, wozu ich noch ein längeres Studium von nöthen hatte; und welches ohnehin von vielen großen Meistern besetzt war, mein Glück nicht machen würde, um damit zu prunken, dagegen das Landschaftsfach wenig besetzt, und außer Mr. Pillement […] keine großen Meister vorhanden waren.“ (Nürnberg, SB c, fol. 9) Diese erfolgreiche Spezialisierung brachte ihm posthum das Prädikat „Chodowiezki [sic] der Landschaft“ (Rettberg 1854, S. 207) ein. Friedrich Geissler rühmte sich in seinen autobiographischen Erinnerungen, mit den „ausgezeichnetsten Künstlern der damaligen Zeit in freundschaftliche und nähere Berührung“ gekommen zu sein. Er zählt die Größen der französischen Kunstszene des Empire auf: „David[,] Gerard, Le Gros, den berühmten Blumenmaler Redouté, die Miniaturmaler Augustin, De Seine, Schwebach, Beauvart, die Kupferstecher Auduin, Buquoi, Bervic, Duplessis, Bertoux, Blot, Desnoyers, Forster, Girodet, Laugier, De Launay, Masquelier, Mussard, Nicol, Pradier, Ribault, Roger, Sellier, Alex. Tardieu, Tenier, De Villiers.“ (Nürnberg, SB c, fol. 12) Des Weiteren unterhielt er Kontakte zu seinen Berufskollegen Friedrich → Müller,

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Heinrich Carl Müller, Ernst Morace, Johann Conrad → Ulmer und traf die Bildhauer Ludwig Wichmann, Johann Christian Stubinitzki sowie die Maler Felice Maria Ferdinando Storelli und Heinrich → Reinhold. „Auch muß ich des 82 jährigen Wille erwähnen, den ich noch mit der Feder in der Hand zeichnen sah“ (Nürnberg, SB c, fol. 12). Der Großteil des Parisaufenthalts von Geissler liegt trotz der bisherigen Informationen weiterhin im Dunkeln. Ein letztes Zeugnis legt Geisslers Salonteilnahme im Jahr 1812 ab; als Adresse ist dort die Rue de l’Odeon 38 angegeben (Salon 1812, Nr. 1230). Am 23. September 1814 verließ Geissler nach über 11 Jahren die französische Hauptstadt und resümiert: „Frankreich habe ich viel zu verdanken, meine schönsten Jahre haben es in seiner höchsten Blüthe gesehen, die Meister-Werke aller Völker waren dort vereint, der Kunstgenuß war in allen Zweigen erhaben und mit Worten nicht zu beschreiben“ (Nürnberg, SB c, fol. 13). Nach seiner Rückkehr ließ er sich in Nürnberg nieder und arbeitete erfolgreich als Kupferstecher, bildete Schüler in der Kupferstecherkunst aus und schulte sich im Stahlstich bei dem Nürnberger Künstler Friedrich Fleischmann. Gemeinsam mit seinem Lehrer Heinrich Guttenberg sowie seinem Mitschüler und Freund Albert Reindel bildete er den Kern der sogenannten Neuen Nürnberger Kupferstecherschule.

Werke der Pariser Zeit Blick von Issy auf Paris, 1803, schwarze Kreide, grau und braun laviert, auf Bütten, ca. 12 × 18,5 cm, signiert: Monogramm und datiert oben rechts, oben links bezeichnet: „Près de Paris sur l’hauteur d’Issy ici du bon vin à quatre sous la litre Jambon pain et fromage pour le rendez-vous des artistes Allemands“. Verso mit Figurenstudien in Bleistift, Privatbesitz (Taf. XXI) | Radierungen nach Ruysdael, van der Meulen, Wouwerman, Andrea del Sarto, 1804, Radierung (Blatt in: Galerie du Musée Napoléon 1804–1828) | Landschaft nach Claude Lorrain, 1804, Kupferstich (Blatt in: ebd.) | Eine Landschaft mit alten Eichen nach Wynants, 1804, Kupferstich (Blatt in: ebd.) | Viehstück nach van de Velde, 1804, Kupferstich (Blatt in: ebd.) | Das Paradies nach Poussin, 1804, Kupferstich (Blatt in: ebd.) | Zwei Viehstücke und Landschaften nach Berghem, 1804, Kupferstich (Blatt in: ebd.) | Wasserfall nach Ruysdael, 1804, Kupferstich (Blatt in: ebd.) | Kopie nach

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Giebele (Gibèle), Johann Nepomuk

Rembrandt, 1804, Kupferstich (Blatt in: ebd.) | Kopie nach Wilhelm Kobell. Husaren und Grenadiere in einem Feldlager, 1806, Aquatinta, 47 × 63,5 cm, links unten bez. „Wilhelm Kobell pinx: A 1803“, rechts unten „Fried.Geisler aqua forti fec: in Paris 1806“, zuletzt: München, Hermann Historica, 46. Auktion, 4.-8. Mai 2004 | Viehstück nach Van Lee, Kupferstich (Blatt in: Le Musée Napoléon 1812) | Landschaft mit runden Formen nach Patel, Kupferstich (Blatt in: ebd.) | Eine Landschaft mit alten Eichen nach Wynants, Kupferstich (Blatt in: ebd.) | Der Weg durch den Buchenwald nach Ruisdael, Kupferstich (Blatt in: ebd.) | Viehstück, überhöht nach Berghem, Kupferstich (Blatt in: ebd.) | Die Heimkehr von der Fremde nach Berghem, Kupferstich (Blatt in: ebd.) | Cinq paysages d’après Berghem, Wynant, van Velde, Lorrain, Poussin, Kupferstiche, Verbleib unbekannt (Salon 1812, Nr. 1230) | [Zusammen mit Auguste-Gaspard-Louis Desnoyer:] Landschaft zur Vierge aux rochers nach Leonardo da Vinci (Nagler) | [Zusammen mit Auguste-Gaspard-Louis Desnoyer:] Landschaft zu Vierge de Foligno nach Raffael (Nagler) | [Zusammen mit Auguste-Gaspard-Louis Desnoyer:] Landschaft zu Vierge au Linge nach Raffael (Nagler) | Vierge au Berceau nach Raffael, Radierung (Nagler) | [Zusammen mit Carl Pradier:] Landschaft zu Amor und Psyche nach François Gérard, Kupferstich (Nagler).

Bibliographie ADB, DBE, Nagler, Nürnberger Künstlerlexikon, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 183 | Die Nürnbergischen Künstler geschildert nach ihrem Leben und ihren Werken, Verein nürnbergischer Künstler und Kunstfreunde (Hrsg.), 2. Heft, Nürnberg 1823, S. 15 | Galerie du Musée Napoléon, Antoine Michel Filhol (Hrsg.), Paris 1804–1828 | Le Musée Napoléon ou Recueil de gravures d’après les plus beaux tableaux, statues et bas-reliefs, choisis dans la collection impeériale, Henri Laurent (Hrsg.), Paris 1812 | Le Musée Royal ou Recueil de gravures d’après les plus beaux tableaux, statues et bas-reliefs de la collection royale, avec description des sujets, notices littéraires et discours sur les arts […], Henri Laurent (Hrsg.), Paris 1816–1822 | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 316 | Rettberg, Ralf von, Nürnbergs

Kunstleben in seinen Denkmalen dargestellt, Stuttgart 1854, S. 207 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1812, Nr. 1230 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 271 | Weiss, Hermann F., Funde und Studien zu Heinrich von Kleist, Tübingen 1984, S. 88.

Archivalien Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 301 [7 floréal an XII (27.4.1804)] (s.u. ab S. 327) | Nürnberg, StB a: Nürnberg, StB, Autogr. 981, o. fol. [Brief von Geissler J.F. an Frauenholz aus Paris, 27.12.1803] | Nürnberg, StB b: Nürnberg, StB, Autogr. 1689, o. fol. [Brief von Geissler an Nürnberger Künstlerakademie aus Paris, 9.3.1806] | Nürnberg, StB c: Nürnberg, StB, Autogr. 1655 [Biographische Notizen von Geissler, 10.11.1832, 4 Doppelbl. mit 15 beschriebenen Seiten]. Sylva van der Heyden

Giebele (Gibèle), Johann Nepomuk 1775 Württemberg – nach 1836 Paris? Maler, Aquatintastecherstecher und Zeichenlehrer

Künstlerische Laufbahn bis 1801 Studium an der Kaiserlich-Königlichen Akademie der bildenden Künste in Wien unter Friedrich August Brand und Lorenz Janscha; erster Preis für Landschaftsmalerei mit dem Gemälde Waldlandschaft mit einem Wasserfall (Wien, Akademie der bildenden Künste); ab ca. 1801 in Paris ansässig; 1803 Beteiligung an der Weimarer Kunstausstellung; ab 1805 Zeichenlehrer an der École d’architecture; 1814 vermutlich Besuch des Lehrateliers von Jacques-Louis David; nach 1814 Tätigkeit als Aquatintastecher in Paris

Giebele (Gibèle), Johann Nepomuk

Parisaufenthalt ab ca. 1801 Nach einem Studium an der Wiener Kunstakademie, begab sich Johann Nepomuk Giebele vermutlich im Jahr 1801 nach Paris. Sein Aufenthalt in der französischen Hauptstadt ist bisher nicht systematisch untersucht worden; es existieren in der Forschung neben Einträgen in historischen Lexika nur wenige Hinweise auf Giebeles Biographie sowie die künstlerische Tätigkeit des Malers und Aquatintastechers (Kat. Wien 1989; Kat. Wien 1997; Kat. Leipzig 1995). Giebele wird sowohl zu der deutschen, als auch zu der französischen Schule gezählt, bedingt durch seinen langen Aufenthalt in Frankreich. Dies zeigt sich auch in der französischen Version seines Namens „Gibèle“, der in der Fachliteratur ebenso oft wie der deutsche Name auftaucht. Die näheren Umstände des Parisaufenthalts von Giebele sind unbekannt. Eine erste Spur des Künstlers findet sich im Jahr 1803, als der Maler Heinrich → Kolbe im August gemeinsam mit seinem eigenen Beitrag zur Weimarer Kunstausstellung eine Zyklopische Landschaft von Giebele aus Paris an Goethe nach Weimar sandte (Scheidig 1958, S. 378). Ein paar Monate später muss Giebele sich in prekären Verhältnissen befunden haben, denn Ende Januar 1804 beklagt sich der Künstler und vormalige Wiener Kunststudent Martin → Wagner in einem Brief über die missliche Lage, in der sich viele deutsche Künstler in Paris befänden und hob hervor: „Ein anderer Mensch Giebele, den ich schon in Wien kannte, hat der Hunger schon fast aufgerieben“ (Würzburg, MvWM, fol. 2v.). In jener Zeit bewegte sich Giebele in einem Pariser Kreis von ehemaligen Wiener Kunststudenten, zu dem – neben Wagner – auch Ferdinand → Jagemann, Johann Peter → Krafft und Johann Georg → Raber zählten (München, BSB, fol. 11r.). Zu diesem Kreis aus „Freunden und alten Bekannten“ gehörte außerdem der sich in Paris aufhaltende Weimarer Journalist Carl Bertuch (ebd.). Dieser verwendete im Jahr 1804 zur Illustration eines Artikels, den er in der von seinem Vater Friedrich Justin Bertuch herausgegebenen Weimarer Zeitschrift London und Paris publizierte, Giebeles Stich Ansicht von Paris, vom Montmartre aus genommen (Bertuch 1804; Taf. XIX). In den folgenden Jahren publizierte Bertuch in London und Paris zwei weitere von Giebele gestochene Parisansichten. In dieser Zeit nahm Giebele außerdem eine Lehrtätigkeit auf, denn er wird von Charles Landon als Lehrer für das Unterrichts-

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fach „Dessin du paysage“ an der im Oktober 1805 eingerichteten École d’architecture in der Rue de Seine genannt (Anonym 1805, S. 134). Giebele soll in jenen Jahren auch nach Brüssel gereist sein und Ansichten der Stadt erstellt haben (AKL, Bd. 53, S. 318; Gabet). Ob Giebele noch einmal nach Wien zurückkehrte, ist ungewiss; der Stich Einzug von Marschall Berthier in Wien könnte auf eine kurzzeitige Rückkehr an die Donau im Jahr 1810 hindeuten, doch könnte der Stich auch nach zeitgenössischen Vorlagen entstanden sein. Becker erwähnt, dass Giebele Schüler von Jacques-Louis David war (Becker 1971, S. 350, Anm. 756), und tatsächlich findet sich auf zwei Rechnungslisten des Lehrateliers von David ein Schüler Namens „Griebel“, der es im Mai und Juli des Jahres 1814 besucht hat (Paris, ENSBA a, b). Ob es sich dabei tatsächlich um den damals rund 40jährigen Giebele handelt, bleibt fraglich, da dieser seinerzeit ein bereits etablierter Maler und Zeichenlehrer war. Zwar könnte er das Lehratelier Davids gezielt für Studienzwecke besucht haben – wie etwa das intensive Aktmodellstudium, für das Davids Atelier in jenen Jahren bekannt war (Struckmeyer 2012) – doch gibt es im Werk von Giebele keine Hinweise auf Akt- oder Porträtstudien. Giebele etablierte sich als Reproduktionsstecher in Paris und fertigte Blätter nach dem frühneuzeitlichen Maler Cornelis Jonson van Ceulen und zeitgenössischen Künstlern, u.a. Anton Ignaz Melling und Michel Victor Petit-Baltet, dessen Ansichten von Troyes er kopierte. In späteren Jahren scheint sich Giebele über die Grenzen Frankreichs und Deutschlands hinaus einen Ruf als Aquatintastecher gemacht zu haben. Der aus Gent stammende Architekt Pierre-Jacques Goetghebuer beauftragte ihn mit den Aquatintastichen für das Werk Choix des monuments, édifices et maisons les plus remarquables du royaume des Pays-Bas (Claude Nicolas Ledoux 2006, S. 101). Gabet führt Giebele in seinem Lexikon von 1831 als Künstler der französischen Schule auf und gibt die Rue St-Etienne-des Grès 12 als Wohnadresse an (Gabet). Über die spätere Tätigkeit Giebeles liegen keine Informationen vor.

Werke der Pariser Zeit Kyklopische Landschaft, 1803, Zeichnung, Verbleib unbekannt (Scheidig 1958, S. 385) | Ansicht von Paris, vom Montmartre aus genommen, 1804, sig-

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Glinzer, Carl

niert: „Gib. ad nat. delin. 1804“, Aquatinta, Verbleib unbekannt (Blatt in: London und Paris, 13. Bd., 1804, Beiblatt, Taf. VI) (Taf. XIX) | Vue des Tuileries, Aquarell, Paris, Musée Carnavalet | Ansicht der Tuilerien in Paris, 1804, kolorierter Kupferstich, signiert: „Gibele ad nat. del. 1804“, (Blatt in: London und Paris, 1804, Bd. 14, Taf. XI) | Vue du Jardin des Plantes à Paris, 1805, Kupferstich (Abb. in: London und Paris, 1805, Bd. 15, Taf. I) | Ansicht der Tuilerien in Paris, 1806, Kupferstich, 25,8 × 18, 2 cm, bezeichnet „Gibele ad nat. del. 1806“, Privatbesitz | Einzug von Marschall Berthier in Wien (5.3.1810), Verbleib unbekannt (AKL) | Le Palais des Tuileries, Verbleib unbekannt (AKL) | Porträt von Friedericke Louise Wilhelmine, Verbleib unbekannt (AKL) | Zwei Pferde vor der Schenke, nach Paulus Potter, Öl/ Holz, 25 × 25 cm, Inv. Nr. 1818, Leipzig, Museum der Bildenden Künste | Vue de la Porte de Paris de Troyes nach Michel Petit-Baltet, Lithographie, 27,4 × 37 cm, signiert: Gibèle N., Nr. Inv. 85.4.49, Troyes, Musée d’art, d’archéologie et de scienes naturelles | Vue de la Porte Saint-Jacques de Troyes nach Michel Petit-Baltet, Lithographie, 27 × 37 cm, Inv. Nr. D.45.22.15, Troyes, Musée d’art, d’archéologie et de scienes naturelles | Vue de la vanne du Pont de Bruley nach Michel Petit-Baltet, Lithographie, 18,5 × 21,5 cm, Inv. Nr. D.45.22.14, Troyes, Musée d’art, d’archéologie et de scienes naturelles | Vue de la vanne du Pont de la Paix nach Michel Petit-Baltet, Lithographie, 18,5 × 21,5 cm, Inv. Nr. D.45.22.13, Troyes, Musée d’art, d’archéologie et de scienes naturelles.

Bibliographie TB, AKL, Bénézit, Gabet, Nagler, Schweers – Anonym, „Ecole d’Architecture pour les jeunes artistes et les candidats à l’Ecole polytechnique…“, in: Nouvelles des arts, peinture, sculpture, architecture et gravure, Charles-Paul Landon (Hrsg.), Paris 1805, Bd. 5, S. 132–136, hier S. 134 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 350, S. 406–407, Anm. 755–759 | Bertuch, Karl, „Ansicht von Paris, vom Montmartre aus genommen“, in: London und Paris, 1804, Bd. 13., S. 255–261 | Claude Nicolas Ledoux et le livre d’architecture en français: Étienne Louis Boullée, l’utopie et la poésie de l’art, Daniel Rabreau u. Dominique Massounie (Hrsg.), Paris 2006, S. 101 | Goetghebuer, Pierre Jacques, Choix des monuments, édifices

et maisons les plus remarquables du royaume des Pays-Bas, Gent 1827 | Kat. Wien 1989: Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien. Illustriertes Bestandsverzeichnis, Bestandskat., Wien 1989, S. 91 | Kat. Wien 1997: Die deutschen und Schweizer Zeichnungen des spa¨ten 18. Jahrhunderts. Beschreibender Katalog der Handzeichnungen in der Graphischen Sammlung Albertina, Bestandskat., Wien 1997, S. 58–59 | Kat. Leipzig 1995: Museum der Bildenden Ku¨nste, Leipzig: Katalog der Gema¨lde 1995, Bestandskat., Leipzig 1995, S. 63 | Scheidig, Walther, Goethes Preisaufgaben für bildende Künstler, 1799–1805, Weimar 1958, S. 378, 385 | Struckmeyer, Nina, „‚C’est que seul … je vaux une académie‘. Dans l’atelier des élèves de Jacques-Louis David“, in: Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863, France Nerlich (Hrsg.), Tours 2012 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 266.

Archivalien Paris, ENSBA a: Paris, ENSBA, Ms. 321, Papier du peintre Louis David, o. fol. [Note de l’argent remis à Mr. Levol le 27 mai 1814] | Paris, ENSBA b: Paris, ENSBA, Ms. 321, Papier du peintre Louis David, o. fol. [Note de l’argent remis à Mr. Levol le 10 juillet 1814] | München, BSB, Cgm 6238 (1), Johann Martin von Wagner, Fragmentarische Autobiographie, undatiert, fol. 11r. | Würzburg, MvWM, Wagner-Nachlaß, L 39, fol. 2v. [Wagner an seine Schwester Margareth, Brief vom 28.1.1804] Frauke Josenhans und Nina Struckmeyer

Glinzer, Carl 1802 Breitenau – 1878 Kassel Porträt-, Historien- und Landschaftsmaler, Lithograph, Zeichenlehrer

Künstlerische Laufbahn vor 1820 Zeichenunterricht mutmaßlich bei JeanJacques-Isaac Raffin und bei Justus → Krauskopf in Kassel; 1820–1822 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München, anschließend Heim-

Glinzer, Carl

kehr nach Kassel; 1825/26 Reise über Brüssel nach Paris, Studium bei Antoine-Jean Gros, in der Folge Arbeit als freier Maler in Kassel; 1833/34 Studienreise nach Italien; nach 1848 überwiegende Tätigkeit als Zeichenlehrer in Kassel

Parisaufenthalt 1825/26 Im November 1825 reiste Carl Glinzer über Brüssel nach Paris, wo er im Atelier von Antoine-Jean Gros studierte (Glinzer 1917, S. 2). Als Schüler und Freund des Malers Justus → Krauskopf in Kassel, bei dem er vor allem „Ölstudien nach Antiken“ (ebd., S. 1) gefertigt hatte, muss er unmittelbar mit dessen wenige Jahre zuvor erfolgtem Parisaufenthalt konfrontiert worden sein. Über den Aufenthalt Glinzers in der französischen Hauptstadt informiert als wichtigste Quelle ein 1917 erschienener Aufsatz seines Sohnes, dem noch zahlreiche Werke und Aufzeichnungen des Malers vorlagen (Glinzer 1917). Carl Glinzer selbst verfasste im Alter scharfzüngige Schriften über den Zeichenunterricht (Glinzer 1865 a; Glinzer 1865 b; Glinzer 1866). In Paris stand das Aktzeichnen im Mittelpunkt. Glinzers Sohn erkannte später in den Pariser Zeichnungen seines Vaters „Offenbarungen von der Schönheit des Menschenkörpers sowie von der hohen Stufe der Entwicklung, welche der Kunstunterricht damals in Paris einnahm“ (Glinzer 1917, S. 2). Ein Frauenakt in Rückenansicht ist auf den Dezember 1825 datiert, offenbar auch mit dem Namen des Modells aus Gros’ Atelier versehen (ebd., S. 2., Taf. 6). „Hier war es, wo ihm beim Malen eines weiblichen Aktes die gegen den neutralen Hintergrund spontan hinzugefügte leuchtende Kostümierung den erfreuten Ausruf seines Meisters Gros einbrachte: ‚Monsieur, vous êtes coloriste‘“ (ebd., S. 2). Auch bei den „Skizzen nach einem Van Dyck, Kopien wie die nach Rembrandts Engel Tobias im Louvre“ läge das Hauptaugenmerk auf „der Grazie der Form, in den Wundern des Farbenspiels“ (ebd.). In einer Sammelzeichnung porträtierte Glinzer 1825 oder 1826 seine deutschen „Kunstgenossen“ in Paris (ebd., S. 8), darunter Eduard → Gaertner, und die zwei aus Eutin kommenden, bisher nicht identifizierten Künstler Knust und Kaufmann. Der aus Lübeck stammende Buchdrucker und spätere baltische Verleger Heinrich Laakmann unterschrieb sein Porträt ebenso wie Ludwig → Krevel – auch dieser ein Schüler Kraus-

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kopfs – und der Kieler Malereistudent Friederich → Gaede. Als einziger Franzose wird Jules Foulton [Foullon?] auf der Sammelzeichnung erwähnt. Spätestens im Sommer 1826 war Glinzer wieder in Kassel, wo er die „Ernte […] von seinen Pariser Studien einbringen konnte“ (ebd., S. 2). In der Tat konnte Glinzer für einige Jahre gut von Porträtaufträgen leben, bevor ihn die wirtschaftlichen und kunstpolitischen Verhältnisse in Kassel nötigten, sich vorrangig als Zeichenlehrer zu betätigen (ebd., S. 6; Wiegand/Tellgmann 1994, S. 87). Noch in seinen vorrangig bildungsreformerischen Schriften zum Zeichenunterricht der 1860er Jahre bekannte er sich stolz „als Zögling und Verehrer der strengen David’schen Schule“ (Glinzer 1866, S. 63). Dieser schrieb er die Einführung einer Zeichentechnik zu, „das Wischen (Estompiren) unter Beihilfe des crayonnirenden Stiftes auf weißem Papier“, die er nachdrücklich verteidigte (ebd., S. 63).

Werke der Pariser Zeit Sammelzeichnung Pariser Künstlerfreunde und Bekannter, Verbleib unbekannt (Glinzer 1917, S. 8) | Weiblicher Rückenakt, Kreide auf Papier, 61 x 33 cm, zuletzt Familienbesitz Glinzer aus dem Nachlaß des Künstlers (ebd., Taf. 6) | Kopien nach van Dyck und Rembrandt im Louvre, Verbleib unbekannt (ebd., S. 2).

Bibliographie AKL, Boetticher, Künstlerlexikon Hessen-Kassel, Schweers, TB – Glinzer 1865 a: Glinzer, Carl, „Eine Skizze nach der Natur, mit Randglossen“, in: Monatsblätter zur Förderung des Zeichenunterrichts an Schulen, 1, 1865, S. 38–41 | Glinzer 1865 b: Glinzer, Carl, „Kunst und Schule“, in: Monatsblätter zur Förderung des Zeichenunterrichts an Schulen, Bd. 1, 1865, S. 117–119, 131–135, Bd. 2, 1866, S. 9–11, 20– 23 | Glinzer, Carl, „Die Schule des Schattirens“, in: Monatsblätter zur Förderung des Zeichenunterrichts an Schulen, 2, 1866, S. 62–64 | Glinzer, Ernst, Carl Glinzer (Hessische Künstler 1), Kassel 1917 | Herzog, Erich, Kurhessische Maler 1800–1850, Kassel 1967 | Hoffmeister, Jacob, Gesammelte Nachrichten über Künstler und Kunsthandwerker in Hessen seit etwa 300 Jahren, Gustav Prior (Hrsg.), Hannover 1885 | Jantson, Signe, „Booksellers, publishers and Press Workers in the second Half of the 19th and early

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Graefle, Albert (Gräfle, Albert)

20th century in Estonia“, in: Knygotyra, 52, 2009, S. 235 | Kat. Kassel 2006: Gemälde des 19. Jahrhunderts, Bestandskat., Marianne Heinz (Hrsg.), Museumslandschaft Hessen Kassel, Kassel 2006, S. 110– 115 | Kemp, Wolfgang, „… einen wahrhaft bildenden Zeichenunterricht überall einzuführen.“ Zeichnen und Zeichenunterricht der Laien 1500–1870, Frankfurt a.M. 1971 | Otto, Gunter, „Johann-Christian zeichnet ohne ‚Ausmessungskraft‘. Zeichnen und Zeichenunterricht im 19. Jahrhundert – und vorher“, in: Kunst und Unterricht 228, Dezember 1998, S. 14–18 | Schmidt, Eva Elisabetha, Louis Krevel (1801–1876). Leben und Werk. Ein Beitrag zur Porträtmalerei der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Bonn 2009 | Wiegand, Thomas u. Ferdinand Tellgmann, Gewerbsmäßiges Portraitieren in Malerei und Fotografie um 1850, Kassel 1994. Robert Skwirblies

Graefle, Albert (Gräfle, Albert) 1809 Freiburg i.Br. – 1889 München Historien-, Porträt-, Genre- und Stilllebenmaler, Zeichner

Künstlerische Laufbahn um 1825 Studium an der Universität Freiburg i.Br.; Zeichenunterricht durch den badischen Hofmaler Franz Joseph Zoll; ab 1827 Studium an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München; erster Kontakt zu seinem späteren Lehrer Franz Xaver Winterhalter; 1839–1848 Parisaufenthalt; Eintritt in das Atelier von Winterhalter als dessen Schüler und Gehilfe, Tätigkeit als Porträt- und Historienmaler; ab 1846 Teilnahme am Pariser Salon; 1848 vorübergehender Aufenthalt im Elsass; 1849– 1852 Parisaufenthalt; ab 1852 in München ansässig; Tätigkeit vor allem als Porträtmaler, Leiter einer Kunstschule

Parisaufenthalte 1839–1848, 1849–1852 Albert Graefles Parisaufenthalte werden in verschiedenen Schriften zum künstlerischen Leben in Baden

bzw. München vom Ende des 19. Jahrhunderts erwähnt (Badische Biographien 1891; Rosenberg 1889; Pecht 1888). Während die dort gelieferten Informationen später in Lexika, Museumskatalogen etc. aufgegriffen wurden, ist das Quellenmaterial zu dem Künstler aus dieser Zeit spärlich; hierzu trug sicher bei, dass Graefles Nachlass bereits kurz nach seinem Tod aufgelöst wurde (ADB). Als Graefle im Herbst 1839 zum ersten Mal nach Paris reiste, war er 30 Jahre alt. Nach einer mehrjährigen Ausbildung an der Münchener Akademie bei Julius Schnorr von Carolsfeld und Peter Cornelius konnte er bereits auf erste Erfolge als Historienmaler zurückblicken (Artistisches München 1836, S. 40). Dass er sich dennoch dazu entschloss, in der französischen Hauptstadt als Schüler und Gehilfe in ein Atelier einzutreten, hatte mit seinem dortigen Meister, dem wie er aus Baden stammenden Porträtmaler Franz Xaver Winterhalter, zu tun. Graefle hatte Winterhalter einige Jahre zuvor in München kennen gelernt, als er sich gerade der Bildnismalerei zuwandte. Seine Fertigkeiten auf diesem Gebiet wollte er nun in Paris verbessern, um „ein Reisegeld nach Italien zu erwerben, um doch einmal in meinem Leben das gelobte Land der Kunst zu erbliken [sic]“ (Berlin, SBB PK HA). Zur Porträtmalerei bot ihm Winterhalters Pariser Atelier Gelegenheit, da der Maler beim Publikum sehr beliebt war und eine große Anzahl von Aufträgen zu bewältigen hatte. Graefle, den Winterhalter und sein ebenfalls als Maler tätiger Bruder als „geschikt“ beschrieben und den sie „recht gern“ hatten (Die Künstlerfamilie Winterhalter 1998, S. 94), war hier u.a. damit beschäftigt, Kopien von Werken seines Lehrers zu schaffen (Badische Biographien 1891, S. 159). Auch arbeitete Graefle direkt an Porträts von Winterhalter mit, die z.B. für das französische Königshaus und den englischen Hof entstanden, an den Graefle Winterhalter begleitete (Kat. München 1984, S. 166). In seinem eigenen Atelier, das er um 1841 bezog, führte Graefle durch Winterhalter vermittelte Porträtaufträge aus (ADB). Einige seiner Arbeiten, die vermutlich in jener Zeit entstanden sind, wurden von französischen Künstlern reproduziert und in Paris herausgegeben. Neben seiner Arbeit im Atelier von Winterhalter bildete sich der Künstler in Paris durch das Kopieren von Gemälden im Louvre weiter (Paris, AMN a–b). Zusätzlich arbeitete er an eigenen Bildkompositionen, die er u.a. aus dem Bereich der Historien-

Graefle, Albert (Gräfle, Albert)

malerei wählte. Zu ihnen zählte sein Hauptwerk, die Schilderhebung Hermanns des Cheruskers nach der Schlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9 nach Chr. Das Schlachtengemälde fand im Salon 1848 großen Zuspruch, wurde jedoch nicht, wie oft behauptet, mit einer Goldmedaille prämiert (TB). Im Anschluss zeigte man es auf mehreren Stationen in Deutschland und England (Wood 1995, S. 203). Hierbei erntete es nicht nur positive Kritik. So wurde Graefles „weiche, süssliche Manier“, die man mit seinem Aufenthalt in Paris in Zusammenhang brachte, als unnatürlich gewertet und als gefahrenvoller Einfluss auf die junge Malergeneration angesehen (Schorn 1853, S. 428). Noch heute überrascht das Werk dadurch, dass der Maler in Paris ein tief in der deutschen Geschichte verankertes Thema aufgriff. Im Zuge der revolutionären Ereignisse von 1848 zog sich Graefle für einige Zeit ins Elsass zurück. Hier arbeitete er als Porträtmaler und betrieb Landschaftsstudien (ADB). Später siedelte er wieder nach Paris über, wo er in der Rue Neuve-Bréda unweit des Ateliers von Thomas Couture in einem unter Künstlern sehr beliebten Stadtviertel wohnte und wieder im Louvre kopierte (Graves 1905, S. 287; Paris, AMN a). Im Salon, den der Maler seit 1846 mit Genrebildern und Porträts beschickte (Salon 1846/1847/1848) und auf dem er 1846 für ein Porträt eine Medaille 3. Klasse erhalten hatte (Paris, AN), wurden seine Werke nun nicht mehr gezeigt. Im Oktober 1849 fertigte er eine Zeichnung von Frédéric Chopin, den er schon zu Lebzeiten porträtiert hatte (Taf. XXXI), auf dem Totenbett an (Idzikowski/Sydow 1953, S. XXI). 1852 kehrte Graefle nach München zurück. Er übernahm eine zuvor von dem Gérard-Schüler Joseph → Stieler geleitete Malschule, wurde zum badischen Hofmaler ernannt und arbeitete weiterhin an hochrangigen Porträtaufträgen (AKL). Wie schon seinen in Paris entstandenen Werken bescheinigten Kritiker auch seinen späten Arbeiten den Einfluss der französischen Malschule. Gerügt wurde seine „süssliche Auffassung“, die man unter den Begriffen der „Gefallsucht“ und „faden Eleganz“ auch seinem Lehrer Winterhalter zum Vorwurf machte (Rosenberg 1889, S. 18). Graefles damaliger Beliebtheit als Porträtist insbesondere adeliger Kreise schadete diese negative Einschätzung sicherlich wenig.

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Werke der Pariser Zeit Seitenporträt des Komponisten Frédéric Chopin, um 1840, Öl/Holz, 27 × 22 cm, Paris, Privatsammlung (Idzikowski/Sydow 1953, S. XXI) (Taf. XXXI) | Femme de Sorrente, Verbleib unbekannt; Vorlage zu: Émile Lassalle, Femme de Sorrente nach Albert Graefle, 1844, Lithographie, 45 × 63 cm, SNR-3– GRAEFLE, A., Paris, Bibliothèque Nationale de France, Département des Estampes et de la photographie | Schilderhebung Hermanns des Cheruskers nach der Schlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9 nach Chr., 1845–46, Öl/Lw, 201 × 286 cm, Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle | Drei Frauenköpfe, Verbleib unbekannt (Salon 1846, Nr. 805–807) | Jeune fille jouant de la mandoline, Verbleib unbekannt (Salon 1847, Nr. 755) | Une bacchante; tête d’étude, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 756) | Portrait de M.G. … pianiste, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 757) | Chopin auf seinem Sterbebett, 1849, Bleistiftzeichnung, 25,5 × 16,3 cm, Paris, Sammlung Emmanuel Fabius.

Bibliographie ADB, AKL, Bénézit, DBE, Müller/Singer, Nagler, Schweers, TB – Artistisches München im Jahre 1835, Adolph von Schaden (Hrsg.), München 1836, S. 39– 40 | Badische Biographien, Friedrich von Weech (Hrsg.), Karlsruhe 1891, Bd. 4, S. 158–160 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei, München 1971, S. 80, 91, 371, 454, 456, Anm. 1756–1758 | Beringer, Joseph August, Badische Malerei im neunzehnten Jahrhundert, Karlsruhe u. Leipzig 1913, S. 38–39 | Die Künstlerfamilie Winterhalter. Ein Briefwechsel, Hubert Mayer (Hrsg.), Karlsruhe 1998, S. 94, 106, 115 | Graves, Algernon, The Royal Academy of Arts. A Complete Dictionary of Contributors and their work from its foundation in 1769 to 1904, London 1905, Bd. 3, S. 287 | Idzikowski, Mieczyslaw u. Bronislaw Edward Sydow, Les Portraits de Fryderyk Chopin, Krakau 1953, S. XXI | Kat. Freiburg i.Br. 2004: Gemälde 19. und 20. Jahrhundert Augustinermuseum Freiburg, Bestandskat., Margret Zimmermann (Hrsg.), Augustinermuseum, Freiburg i.Br. 2004, S. 311, 375 (mit weiterführender Literatur) | Kat. München 1984: Spätromantik und Realismus, Barbara Eschenburg (Hrsg.), Bestandskat., Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München 1984, Bd. 5, S. 166–167 | Pecht, Friedrich, Geschichte der Münchener Kunst im neunzehnten Jahrhundert, München 1888, S. 142 | Rosenberg, Adolf, Geschich-

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Grein, Caspar Arnold

te der modernen Kunst, Leipzig 1889, Bd. 3, S. 19 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1846, Nr. 805–807; Salon 1847, Nr. 735–737; Salon 1848, Nr. 2059 | Schorn, Otto von, „Physiognomie der Münchner Kunstausstellung 1853“, in: Deutsches Kunstblatt, 1853, S. 428–430 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, BadenBaden 1953, Bd. 1, S. 303 | Uhde-Bernays, Hermann, Die Münchner Malerei im 19. Jahrhundert, Eberhard Ruhmer (Hrsg.), München 1983, Bd. 3, S. 12 | Wood, Christopher, Victorian Painters, Woodbridge 1995, Bd. 1, S. 203 (Dictionary of British Art, Bd. IV).

Archivalien Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, 1834–1865, *LL 3, Nr. 245; Nr. 1108 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *LL 12–16, Registre des copistes, cartes des permissions d’entrée, 1834– 1865, *LL 12, Nr. 2529 | Paris, AN, F21 527, État des médailles accordées à des artistes étrangers [Nr. 805, Graefle, 30.5.1846] | Berlin, SBB PK HA, Slg. Darmstaedter, 2n 1850 (0), Albert Graefle an Ludwig Frommel, Brief vom 2.5.1839. Gitta Ho

Grein, Caspar Arnold 1764 Brühl – 1835 Köln Stillleben- und Landschaftsmaler, Zeichner

Künstlerische Laufbahn ab 1779 Ausbildung in Köln bei dem Blumenmaler Johann Martin Metz; ab 1790 Leitung einer eigenen Zeichenschule in Köln; 1802 – um 1804 Parisaufenthalt mit seinem Schüler Matthias Joseph → de Noël, Schüler der École des beaux-arts; anschließend Rückkehr nach Köln; 1805 Teilnahme an Goethes Preisaufgaben für bildende Künstler in Weimar

Parisaufenthalt 1802 – um 1804 Caspar Arnold Grein ist vor allem als Zeichenlehrer bekannt geworden, und als solcher wird er von der kunsthistorischen Forschung erwähnt, meist jedoch nur skizzenhaft. Jegliche ausführliche Studien über seine Person fehlen bisher. Informationen über seine Pariser Zeit sind hauptsächlich durch den von Elga Böhm verfassten Aufsatz zu Greins Schüler Matthias Joseph → De Noël verzeichnet (Böhm 1980), der seinen Lehrer auf dessen mehrmonatiger Studienreise nach Paris im Jahr 1802 begleitete (Blöcker 1995, S. 468). Die beiden Rheinländer wurden am 29. Juni 1802 in den Listen der École des beaux-arts in Paris erfasst, als Bürge ist Louis-Jean Lagrenée verzeichnet (Paris, ENSBA). Im August 1802 berichtete die kölnische Tagespresse, dass der Junge De Noël unter der Anleitung seines Lehrers „viermal in der Woche 5 bis 6 Stunden im weltberühmten Musäum“ zeichnete (zit. nach Böhm 1980, S. 164). Einige Tage später erschien ein polemischer Artikel, dessen Verfasser behauptete: „M.J. Denoël […] zeichnet und mahlet nicht unter Grein, Beyde wandelten gesellschaftlich zu diesem Endzwecke [nach Paris] hin, arbeiten jeder für sich als Mitglieder der Accademie nach der Natur gleich aufgenohmener [sic]. – Es muß einen so würdigen Lehrer als Grein das Lob so ihm gebührt, zugestanden werden, nehmlich Scholaren gebildet zu haben, die sich selbst überlassen, im Stande sind ein Stück Arbeit zu verfertigen, so allgemeinen Beyfall erwirbt, so wie das Probestück auf der Accademie es erhielte“ (zit. nach Böhm 1980, S. 164). De Noël wurde bereits im selben Jahr nach Köln zurückgerufen, um eine kaufmännische Ausbildung zu absolvieren (Blöcker 1995, S. 457). Es ist unklar, ob Grein gemeinsam mit ihm zurückgekehrt ist oder länger in der französischen Hauptstadt blieb. Eingeschrieben an der École des beaux-arts, nahm er für das folgende Wintersemester jedoch an einem Zeichenwettbewerb teil, der ihm seinen Platz im Modellzeichensaal für das ganze Semester sicherte (Paris, AN). Der einzige Hinweis, dass der Künstler bereits im Jahr 1804 wieder in Köln war, ist die Signatur eines Früchtestilllebens, welches sich heute im Wallraf-Richartz-Museum befindet: „C.A. Grein à Cologne 1804“ (Blöcker 1998, S. 347).

Heideloff, Alfred

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

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Heideloff, Alfred 1802 Weimar – 1826 Paris Maler

Bibliographie AKL, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 51, 351, 407 (Nr. 126) | Böhm, Elga, „Matthias Joseph de Noël (1782–1849). Erster Konservator des Kölner Museums ‚Wallrafianum‘“, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 41, 1980, S. 159–223 | Blöcker, Susanne, „Matthias Joseph de Noël. Patriot, Sammler und Bewahrer kölnischer Altertümer“, in: Lust und Verlust. Kölner Sammler zwischen Trikolore und Preußenadler, Hiltrud Kier und Frank Günter Zehnder (Hrsg.), Ausstellungskatalog, Museen der Stadt Köln, Köln 1995, S. 457–472 | Blöcker, Susanne u.a., „Matthias Joseph de Noël“, in: Lust und Verlust II. CorpusBand zu Kölner Gemäldesammlungen 1800–1860, Hiltrud Kier u. Frank Günter Zehnder (Hrsg.), Köln 1998, S. 342–347 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1836, Bd. 1, S. 278 | Scheidig Walther, Goethes Preisaufgaben für Bildende Künstler. 1799–1805, Weimar 1958, S. 477, 482–483.

H. Müller [?], Alfred Heideloff, 1826

Archivalien

Künstlerische Laufbahn

Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [8.9.1802: „modèle vivant“] | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 280 [10 messidor an X (29.6.1802)] (s.u. ab S. 327).

vor 1814 Unterricht bei seinem Vater, dem Theaterund Dekorationsmaler Carl Heideloff in Weimar; um 1821 Studium im Zeicheninstitut Weimar; weitere Ausbildung bei dem Hofbaumeister Carl Friedrich Christian Steiner; ab 1824 Gehilfe des Dekorationsmalers Carl Wilhelm Holdermann; 1824 Reise nach Dresden; Teilnahme an der Weimarer Kunstausstellung; 1825 Beteiligung an der Ausmalung des Hoftheaters zu Weimar; 1826 Parisaufenthalt mit Unterstützung des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar; Studien bei Pierre-Luc-Charles Cicéri und André-Marie Chatillon

Monika Motylinska

Parisaufenthalt 1826 Der Parisaufenthalt des aus einer Künstlerfamilie stammenden Alfred Heideloff wurde von seinem Landesherren, Carl August von Sachsen-Weimar, finanziert (Neuer Nekrolog). Dem Landschaftsmaler Friedrich Preller zufolge war sein Jugendfreund Heideloff der talentvollste aller Schützlinge des Großherzogs gewesen (Roquette 1883, S. 52). Wie

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Heigel, Franz Napoleon

Preller erhielt auch Heideloff eine Studienunterstützung für seinen Aufenthalt in der französischen Hauptstadt. So empfing er vor Reiseantritt am 10. Mai 1826 in Weimar 42 Reichstaler (Weimar, THStAW a). Spätestens am 26. Mai muss Heideloff dann in Paris angelangt sein, da er an diesem Tag seine monatliche Auszahlung des Stipendiums durch den weimarischen Gesandtschaftssekretär quittierte (Weimar, THStAW b). Heideloff, der sich bereit in Weimar als Dekorationsmaler betätigt hatte, soll bei dem Theatermaler Pierre-Luc-Charles Cicéri und bei dem Architekten André-Marie Chatillon unterrichtet worden sein (Neuer Nekrolog). Beide Meister zeigten stets „die größte Zufriedenheit“ und „stellten selbst seine Leistung den übrigen jungen Künstlern als Muster fleißiger Arbeit und als Vorboten meisterhafter Schöpfung vor“ (ebd.). Seinem Vetter, dem Architekten Carl Alexander Heideloff, lieferte er Abbildungen aus Paris für dessen Publikation über Bauplastik des Mittelalters (Heideloff 1852, S. 13). Eine Lithographie, die Heideloff im Profil zeigt, entstand vermutlich während seines Aufenthaltes in Paris in der Druckerei von Henri Gaugain (Neuer Nekrolog). Infolge einer Erkrankung verstarb Heideloff 25-jährig, am 18. September 1826, in Paris. Sein künstlerischer Nachlass wurde von seinem Bruder, einem Kaufmann, nach Weimar verbracht und soll sich noch heute in der dortigen Bibliothek befinden (Bénézit, Bryan 1904, S. 27).

Archivalien Weimar, THStAW a: Weimar, THStAW, Fürstenhaus A 1385, fol. 38v. [Schatullrechnung des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach aus dem Jahr 1826/27] | Weimar, THStAW b: THStAW, Fürstenhaus A 1387, fol. 566–570 [4 Belege Unterhaltungskosten in Paris vom 26. Mai, 29. Juni, 14. Juli, 22. August 1826]. Sylva van der Heyden

Heigel, Franz Napoleon 1813 Paris – 1888 München Miniaturmaler, Aquarellmaler

Werke der Pariser Zeit: Es konnten keine Werke identifiziert werden. F. N. Heigel, Selbstbildnis im Alter von siebzehn Jahren, 1830

Literatur Bénézit, Nagler, Neuer Nekrolog, TB – Bryan, Michael, Dictionary of painters and engravers, London 1904, Bd. 3, S. 27 | Heideloff, Carl Alexander, Les ornements du Moyen Age. Die Ornamentik des Mittelalters; eine Sammlung auserwählter Verzierungen und Profile byzantinischer und deutscher Architectur, neue Ausgabe, Nürnberg 1852, Bd. 1, H. V, S. 13 | Roquette, Otto, Friedrich Preller. Ein Lebensbild, Frankfurt a. M. 1883, S. 52 | Troescher, Georg, Kunstund Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800– 1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 296 | Weber, Werner, Forderungen, Zürich, Stuttgart 1970, S. 119–120.

Künstlerische Laufbahn vor 1827 erste Ausbildung bei seinem Vater, dem Miniaturmaler Joseph → Heigel in München; 1827/ 28 Studium der Porträtmalerei an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München; 1828 Reise mit den Eltern nach Berlin, dann über Frankfurt und Darmstadt nach Paris; ab 1828 Parisaufenthalt; Ausbildung bei dem Miniaturmaler JeanUrbain Guérin, Besuche der Ateliers von Jacques Augustin und Jean-Baptiste Isabey; Aufenthalte in Lyon, Beaujolais und der Normandie; dort 1833

Heigel, Franz Napoleon

Teilnahme an der Exposition municipale du musée des Beaux-Arts von Rouen, Auszeichnung mit einer großen silbernen Medaille; vermutlich 1831, sicher 1833 und 1835 Teilnahme am Pariser Salon; 1835 Rückkehr über Wien nach München; dort bedeutende Aufträge von Ludwig I., fünfjährige Tätigkeit als Zeichenlehrer der königlichen Prinzessinnen; Porträts der gesamten Königsfamilie Wittelsbach; 1838 Studienreise nach Oberitalien, Frankreich und Belgien; 1846 sechsmonatige Reise nach Oberitalien, Florenz, Rom und Neapel; anschließend dauerhaft in München; nach zunehmender Verdrängung der Miniaturmalerei durch die Daguerreotypie verstärkt Tätigkeit als Aquarellist und Genremaler; 1863 Teilnahme an der internationalen Kunstausstellung von München mit fünf in Aquarell gefertigten weiblichen Allegorien europäischer Ländertypen; daraufhin Ehrendiplom der Société belge des Aquarellistes; 1869 Ernennung zum bayerischen Hofmaler durch Ludwig II.; Studienreisen nach Paris und Versailles

Parisaufenthalte 1828–1835, nach 1869 Der deutsche Miniaturmaler und Aquarellist Franz Napoleon Heigel wurde im Jahr 1813 als Sohn des Miniaturmalers Joseph → Heigel und seiner französischen Ehefrau Joséphine Catherine Hypolythe Heigel geb. Rabelot (München, StA) in Paris geboren (ADB). Doch trotz seiner Herkunft aus einer bekannten Münchener Künstlerfamilie und der Anerkennung seines Werks zu Lebzeiten, lassen sich Leben und Werk Franz Napoleon Heigels nur schemenhaft rekonstruieren. Es ist anzunehmen, dass hierbei, ähnlich wie bei seinem Vater, die Spezialisierung auf die kunsthistorisch wenig rezipierte Gattung der Miniaturmalerei eine Rolle spielt. Nachdem Heigel vermutlich im Jahr 1819 im Kindesalter mit seiner Familie von Paris nach München gekommen war (ADB) und dort zunächst bei seinem Vater, dann ab dem Sommer 1827 auch an der Münchener Akademie der Bildenden Künste seine erste Malerausbildung im Fach Historienmalerei erhalten hatte (München, AdBK; LemoineBouchard 2008, S. 282), reiste er im Jahr 1828 nach einem längeren Berlinaufenthalt, den er mit den Eltern am 1. Mai des Jahres angetreten hatte (München, StA), über Frankfurt und Darmstadt erneut nach Paris, wo er die folgenden Jahre seines Lebens verbrachte (ADB).

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Heigel trat vermutlich im Alter von 15 Jahren in das Atelier des renommierten Miniaturmalers Jean-Urbain Guérin ein, verkehrte jedoch auch in den Lehrateliers von Jacques Augustin und JeanBaptiste Isabey, zwei ebenfalls hochangesehenen Miniaturmalern (ADB). Aus dieser Zeit stammt das Selbstbildnis, das ihn im Alter von 17 Jahren als Zeichner vor einer Tischstaffelei sitzend darstellt. Wenig später fertigte Heigel in Paris das Porträt seiner Schwester Henriette an. Henriette Heigel, deren Signatur auf Miniaturen ebenfalls auf eine Tätigkeit als Miniaturmalerin schließen lässt (Foskett 1972, S. 321), sitzt in diesem Porträt im gemeinsamen Pariser Atelier von Vater und Sohn Heigel, umgeben von verschiedenen Arbeitsgeräten wie Palette, Staffelei und kleineren Gipsen (Taf. XXIX). Wann Heigel seine Ausbildung beendet hat, ist nicht bekannt, doch nahm der junge Künstler mit großer Wahrscheinlichkeit bereits 1831 mit noch nicht einmal 18 Jahren zum ersten Mal mit mehreren Miniaturbildnissen am Pariser Salon teil, ebenso wie an den beiden folgenden in den Jahren 1833 und 1835 (Salon 1831, 1833, 1835). Während Franz Napoleon Heigel bis zum Jahr 1833 offenbar noch bei seinem Vater Joseph in der Rue Joubert 5 lebte (Salon 1833), lautete seine Anschrift 1835 bereits Rue Caumartin 3 (Salon 1835). Vor seiner Übersiedlung nach München im Jahr 1835 (Nagler) bereiste der junge Künstler zudem für einige Zeit die französische Provinz und war unter anderem in Lyon, im Beaujolais und der Normandie tätig, wo er im Jahr 1833 mit mehreren Miniaturen an der Exposition municipale du musée des Beaux-Arts in Rouen teilnahm und mit einer großen silbernen Medaille ausgezeichnet wurde (ADB; Lemoine-Bouchard 2008, S. 282). Zurück in München, brachte es Franz Napoleon Heigel ebenfalls zu beruflichen Ehren, zunächst als königlicher Zeichenlehrer, später dann als bayerischer Hofmaler (ADB; TB; Lemoine-Bouchard 2008, S. 282). Doch auch nachdem er sich endgültig in der bayerischen Hauptstadt niedergelassen hatte, unternahm Heigel immer wieder Studienreisen nach Frankreich und in seine Geburtsstadt Paris (TB; DBE). So reiste er vermutlich in den späten 1840er Jahren nach Paris, um die beiden Miniaturbildnisse der Familie des Grafen de Reiset anzufertigen, welche bislang dem Vater zugeschrieben wurden (Lemoine-Bouchard 2008, S. 282), oder auch in den 1870er Jahren nach Versailles, um dort

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Heigel, Franz Napoleon

die Porträts der französischen Königsfamilie des 17. und 18. Jahrhunderts zu studieren (TB).

Werke der Pariser Zeit Selbstbildnis im Alter von siebzehn Jahren. Brustbild fast von vorn, in der rechten Hand den Zeichenstift. Blondes Haar, blaue Augen. Schwarzer Rock mit weißem Kragen. Hintergrund braun, 1830, Elfenbein, 18 × 22 cm (oval), Privatbesitz/München (Lemberger 1910, Tafel XIX) | Un cadre de miniatures, parmi lesquelles sont les portraits de l’auteur, d’un égyptien et de M. Freudenschuss, chanteur, Verbleib unbekannt (Salon 1831, Nr. 1054) | Henriette Heigel im Atelier, um 1832, Aquarell/Elfenbein, 13 × 10,7 cm, rückseitig beschriftet: „Henrietta Heigel /…Paris… /Port. gemalt von Franz He[igel] /…183[]?“, zuletzt: Kunsthandel, Wien, Nr. 31622, Boris Wilnitsky Fine Arts (Taf. XXIX) | Henriette Heigel, um 1832, Aquarell/ Karton, 22,3 × 18,3 cm (oval), signiert: „F.N. Heigel f.“, zuletzt: Kunsthandel, Wien, Nr. 29400, Boris Wilnitsky Fine Arts | Dame vor Landschaft, um 1832, Aquarell/Elfenbein, 24 × 19 cm (oval), Lot 468, Neumeister Kunstauktionen, 7.12.1994, Auktion 285 und 286 | Portrait du Docteur B., grande miniature, Verbleib unbekannt (Salon 1833, Nr. 1224) | Portrait de lady T., grande Miniature, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1225) | Portrait de Mme SchroederDevrient, aquarelle, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1226) | Miniatures, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1227) | Groupe des paysans napolitains, aquarelle (Salon 1835, Nr. 1044) | Portrait à l’aquarelle de Mlle … (Salon 1835, Nr. 1045) | Portrait de M. le Marquis de … (Salon 1835, Nr. 1046) | Portrait de M. le Comte de… (Salon 1835, Nr. 1047) | Le Comte MarieFrédéric de Reiset et son fils aîné à son bureau, undatiert, 17 × 13 cm, Sammlung Gualtiero Schubert, Mailand (zuletzt Joseph Heigel zugeschrieben: Lemoine-Bouchard 2008, S. 282) | La Comtesse de Reiset sous un arbre avec son plus jeune fils, undatiert, 17 × 13 cm, Sammlung Gualtiero Schubert, Mailand (zuletzt Joseph Heigel zugeschrieben: LemoineBouchard 2008, S. 282).

Bibliographie ADB, DBE, Nagler, TB – Ebertshäuser, Heidi C., Malerei im 19. Jahrhundert. Münchner Schule. Gesamtdarstellung und Künstlerlexikon, München 1979, S. 203 | Foskett, Daphne, A Dictionary of British Mi-

niature Painters, London 1972, Bd. 1, S. 321 | Kosch, Wilhelm, Das katholische Deutschland, 3 Bde., Augsburg 1933, Bd. 1, S. 484 | Lemberger, Ernst, Die Bildnisminiatur in Deutschland von 1550 bis 1850, München 1910, Tafel XIX | Lemoine-Bouchard, Nathalie, Les peintres en miniature actifs en France. 1650–1850, Paris 2008, S. 282 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1819–1834, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1831, Nr. 1054; Salon 1833, Nr. 1224–1227 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1835, ohne Nr. | Schidlof, Leo R., La Miniature en Europe aux 16e, 17e, 18e et 19e siècles, Graz 1964, Bd. 1, S. 354f.

Archivalien München, StA, PMBH 157, o. fol. [Familienbogen für Joseph Heigel] | München, AdBK, Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste, Franz Napoleon Heigel, Bd. 1, 1809–1841, Nr. 1289, [Stand: 23.4.2012]. Sarah Salomon

Heigel, Joseph

Heigel, Joseph 1780 München – 1837 Paris Miniaturmaler, Lithograph

J. Heigel, Brustbild ohne Hände, fast von vorn, 1815

Künstlerische Laufbahn 1795 möglicher erster Parisaufenthalt zur Ausbildung im Atelier des Miniaturmalers Jean-Baptiste Isabey; vor 1797 – vor 1806 Ausbildung an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, Kopiertätigkeit in der Münchener Hofgartengalerie (Historien, Porträts); um 1806–1819 zweiter Parisaufenthalt und eventuell Fortsetzung der Ausbildung im Atelier Isabeys; erste Aufträge als Miniaturmaler und Kopiertätigkeit; 1817 Teilnahme am Pariser Salon; 1819 Rückkehr nach München, dort u.a. als Miniaturmaler am Hof tätig; 1819– 1828 wechselnd in Deutschland und Paris, 1828 Reise von München nach Berlin, dann über Frankfurt und Darmstadt zurück nach Paris; ab 1828 dauerhaft in Paris; in den 1830er Jahren Teilnahme am Salon

Parisaufenthalte 1795, um 1806–1819, vor 1827, 1828–1837 Obwohl Joseph Heigel zu Lebzeiten sowohl in Paris als auch in Deutschland als Miniaturmaler hohes Ansehen genoss (Schidlof 1964, S. 354; Kat. Celle

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2002, S. 10, 316; Lemoine-Bouchard 2008, S. 282), fand sein Werk bislang lediglich in einigen wenigen Künstlerlexika und Ausstellungskatalogen Erwähnung. Nicht verifizierbaren Aussagen Beckers zufolge (Becker 1971, S. 348) reiste Heigel bereits im Jahr 1795 im Alter von nur fünfzehn Jahren erstmals nach Paris, um sich im Atelier des angesehenen Miniaturmalers Jean-Baptiste Isabey ausbilden zu lassen. Da jedoch keine Schülerlisten existieren und keine Selbstzeugnisse Heigels aus jener Pariser Lehrzeit erhalten sind, lässt sie sich letztlich nicht zweifelsfrei belegen. Doch der Umstand, dass Joseph Heigel zu Lebzeiten in Paris im Ruf stand, die Technik der französischen Miniaturisten aufs beste zu beherrschen (Schidlof 1964, S. 354; Kat. Celle 2002, S. 316), lässt eine frühe Ausbildung in Paris zumindest sehr wahrscheinlich erscheinen. Gesichert ist hingegen, dass der junge, in seiner bayerischen Heimat bereits angesehene Porträtmaler nach Beendigung seiner Münchener Ausbildungszeit spätestens im Jahr 1806 in die französische Hauptstadt reiste, um dort als Miniaturist seinen Lebensunterhalt zu verdienen und nicht erhaltene Kopien nach Antiken und alten Meistern anzufertigen (Lipowsky 1810, S. 113; Nagler). Er machte nun die Stadt an der Seine neben München zu seinem zweiten Lebensmittelpunkt, heiratete die Französin Joséphine Catherine Hypolythe Rabelot (München, StA) und wurde im Jahr 1813 in Paris Vater eines Sohnes, des später ebenfalls in Frankreich und Deutschland tätigen Malers Franz Napoleon → Heigel. Die Verbundenheit mit beiden Städten erschwert jedoch für die folgenden drei Jahrzehnte bis zu seinem Tod im Jahr 1837 die zeitlich genaue Bestimmung des Verbleibs von Joseph Heigel in Paris. Es ist anzunehmen, dass er von 1806 bis 1819 durchgehend oder zumindest überwiegend in der französischen Hauptstadt lebte und arbeitete (Lipowsky 1810, S. 113). Für diesen Zeitraum gesichert sind die Entstehung einer Miniatur des Kaisers Napoleon im Jahr 1806 (Verbleib unbekannt), ein Selbstporträt mit weißer Weste und blauem Rock aus dem Jahr 1815 (Lemberger 1910, Tafel IX) sowie die Porträtminiaturen eines Ehepaars von 1817, die sich heute in der Münchener Sammlung Tansey befinden (Kat. Celle 2002, Nr. 57, 58). Im selben Jahr nahm Joseph Heigel erstmals mit einem „cadre de miniatures“ am Pariser Salon teil (Salon 1817, S. 299). Zu diesem Zeitpunkt lebte der Maler noch

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Heigel, Joseph

in der Rue de l’Université 60, wie aus dem Katalog des Salons hervorgeht (ebd.). Spätestens seit dem Salon von 1831 bis zu seinem Tod lautete seine Adresse dann Rue Joubert 5 (Salon 1831, S. 235). Nach einer Reise in die bayerische Heimat im Jahr 1819 (ADB) schien er sich in den 1820er Jahren für einige Zeit wieder in München niedergelassen zu haben (Lemoine-Bouchard 2008, S. 282). Im Jahr 1828 dann begab sich die Familie am 1. Mai (München, StA) auf eine längere Reise nach Berlin und kehrte von dort aus über die Stationen Frankfurt und Darmstadt endgültig nach Paris zurück (ADB). Wieder in der französischen Hauptstadt, nahm Joseph Heigel in den 1830er Jahren an mehreren Pariser Salons teil. Zweifelsfrei gesichert ist seine Teilnahme mit jeweils einer Miniatur für die Jahre 1836 und 1837 (Salon 1836, Nr. 945; Salon 1837, Nr. 935). Bei anderen Salons ist es teilweise nicht möglich, die lediglich unter dem Familiennamen Heigel eingereichten Beiträge mit letzter Sicherheit Joseph Heigel zuzuschreiben, da sein Sohn Franz Napoleon zwischenzeitlich ebenfalls im Salon ausstellte (Salon 1831, Nr. 1054; Salon 1833, Nr. 1224– 1227). Im Jahr 1837 verstarb Joseph Heigel schließlich im Alter von 57 Jahren in Paris.

Werke der Pariser Zeit [Auswahl] Bildnis des Kaisers Napoleon, 1806, Verbleib unbekannt (TB) | Brustbild ohne Hände, fast von vorn. Braunes Haar und brauner Backenbart, graublaue Augen. Vatermörder und weiße Halsbinde, weiße Weste, dunkelblauer Rock. Hintergrund graugrün, 1815, Elfenbein, 10,5 × 7,5 cm (oval), Privatbesitz, München (Lemoine-Bouchard 2008; Schidlof 1964, S. 355) | Herr im blauen Rock, 1817, Aquarell und Gouache auf Elfenbein, 9,8 × 7,8 cm (oval), Metallrahmen in profilierter Holzplatte mit Metallornamenten, Sammlung Tansey, München (Kat. Celle 2002, S. 154f.) | Dame in weißem Kleid mit rotem Kaschmirschal, 1817, Aquarell und Gouache auf Elfenbein, 8,9 × 7,3 cm (oval), Metallrahmen in profilierter Holzplatte mit Metallornamenten, Sammlung Tansey, München (Kat. Celle 2002, S. 156f.) | Un cadre de miniatures, Verbleib unbekannt (Salon 1817, Nr. 411) | König Max I. Joseph, 1818, Elfenbein, Privatbesitz München und Sammlung des Großherzogs von Hessen (TB; Schidlof 1964, S. 355) | Bildnis eines Unbekannten. Brustbild ohne Hände nach rechts. Schwarzes Haar und schwarzer Schnurrbart,

dunkelgraue Augen. Schwarze, hochgeschlossene Halsbinde, weinrote Weste, schwarzer Rock. Hintergrund graubraun, 1830, Elfenbein, 9,5 × 11,6 cm (oval), Privatbesitz, München (Schidlof 1964, S. 355) | Portraits en miniature, parmi lesquels on remarque celui de M. Le général comte de Monistrol, Verbleib unbekannt (Salon 1836, Nr. 945) | Portrait de M.S., miniature, Verbleib unbekannt (Salon 1837, Nr. 935).

Bibliographie ADB, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 348, 402, Anm. 645–646, S. 361, 424, Anm. 1280–1281, S. 449–452 | Kat. Celle 2002: Miniaturen des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung Tansey, Stiftung Miniaturensammlung Tansey im Bomann-Museum Celle (Hrsg.), Celle 2002, S. 10, 154ff., 316 | Lemberger, Ernst, Die Bildnisminiatur in Deutschland von 1550 bis 1850, München 1910, Tafel IX | LemoineBouchard, Nathalie, Les peintres en miniature actifs en France. 1650–1850, Paris 2008, S. 282 | Lipowsky, Felix, Baierisches Künstlerlexikon, Bd 1., 1810, S. 113 | Salon: Les catalogues des Salons des beauxarts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1817, Nr. 411 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1819–1834, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1831, Nr. 1054; Salon 1833, Nr. 1224–1227 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1836, Nr. 945, Salon 1837, Nr. 935 | Schidlof, Leo R., La Miniature en Europe aux 16e, 17e, 18e et 19e siècles, Bd. 1, A–L, Graz 1964, S. 354f. | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 286.

Archivalien München, StA, PMBH 157, o. fol. [Familienbogen für Joseph Heigel]. Sarah Salomon

Hemerlein, Carl Johann Nepomuk

Hemerlein, Carl Johann Nepomuk 1801 Mainz – 1884 Wien Historien- und Landschaftsmaler, Archivar

Künstlerische Laufbahn vor 1823 Erziehung in Paris; anschließend Rückkehr nach Mainz, Unterricht im Zeichnen und Malen; 1823, 1826 und 1835 Teilnahme an den Ausstellungen des Mainzer Kunstvereins; 1826– 1828 Studium an der Wiener Akademie der bildenden Künste; 1835–1837 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Paul Delaroche; Rückkehr nach Mainz, dort Bekanntschaft mit dem Österreichischen Staatskanzler Fürst Metternich; 1837 Teilnahme an der Ausstellung des Darmstädter Kunstvereins sowie 1837 und 1838 der Wanderausstelllungen des Rheinischen Kunstvereins; 1838 Übersiedlung nach Wien; 1841 erneuter Parisaufenthalt; Kopiertätigkeit; 1842 Reise nach Rom und Paris; anschließend als Historienmaler in Wien ansässig

Parisaufenthalte 1835–1837 und 1841 Die Aufenthalte von Carl Hemerlein in der französischen Hauptstadt werden durch Pariser Archivalien sowie eine kurze, undatierte autobiographische Skizze bezeugt, die der Maler für Constantin von Wurzbach zwischen 1862 und 1874 verfasst haben muss (Paris, AMN; Wien, Wienbibliothek). Darüber hinaus findet Hemerleins künstlerisches Wirken in den Publikationen von Marlene Landschulz zu Mainzer Malern Erwähnung (Landschulz 1977; dies. 2000). Der im Jahr 1801 „unter der Regierung Napoléon Iten in Mainz geborene“ Hemerlein wurde nach dem Tod des Vaters, eines höheren Beamten, „in Paris erzogen“ (Wien, Wienbibliothek). Seinen ersten künstlerischen Unterricht soll Hemerlein in Mainz erhalten haben, anschließend studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste (Landschulz 1977, S. 300; Wien, AdK). Hemerlein selbst erwähnt dies in seinem autobiographischen Bericht nicht, sondern erinnert sich: „in Paris erzogen, trieb mich ein unwiderstehliches Gefühl zur Malerei, welche ich nach vielen Hindernissen 1835 unter

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Delaroche in Paris studieren durfte“ (Wien, Wienbibliothek). Die genauen Umstände von Hemerleins Pariser Studienjahren sind nicht bekannt. Neben seiner Ausbildung bei Delaroche zeugt einzig ein Eintrag zu Beginn des Jahres 1836 im Register der Kopisten des Musée du Louvre davon, dass Hemerlein einer Kopiertätigkeit nachging (Paris, AMN a). Als Wohnadresse ist dort die Rue de Richelieu 65 verzeichnet. Im Jahr 1837 in seine Heimatstadt Mainz zurückgekehrt, machte Hemerlein die Bekanntschaft des österreichischen Staatskanzlers Fürst Klemens von Metternich. Auf dessen Einladung siedelte er nach Wien über, „woselbst ich 4 Jahre in der Staatskanzlei wohnte und gleich einem Sohne behandelt, täglich an dessen Tafel speiste, sogar in den Soireen erscheinen durfte“ (Wien, Wienbibliothek). Hemerlein soll als Archivar und Bibliotheksvorstand für Metternich tätig gewesen sein (Landschulz 2000, S. 67). Im Frühjahr 1841 hielt er sich erneut in Paris auf. Das Register der Kopisten des Louvre verzeichnet Hemerlein im März des Jahres mit der Adresse Hôtel de l’Univers in der Rue Sainte Anne (Paris, AMN b). Zurück in Österreich, schuf der Künstler Werke, die u.a. zur Aufstellung in französischen Kirchen bestimmt waren: „Nach nochmalige[m] Aufenthalt in Paris, gründete ich in Wien ein Atelier und lieferte bis heute über 200 Altar- und Historiengemälde zum Theile riesig große zum Theil kleine […]. Ferner malte ich […] für die Josefskirche in Paris, und Trouville in der Normandie“ (Wien, Wienbibliothek). Darüber hinaus führte Hemerlein für den Kaisersaal des Römers in Frankfurt a.M. ein Porträt des Kaisers Rudolf II. aus (Baudenkmäler 1898, S. 177). Ein weiteres Gemälde, das den Habsburger zum Thema hat, Ein Astrologe weissagt Rudolf von Habsburg, wird heute in der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien aufbewahrt (Kat. Wien 1993, S. 146; Telesko 2006, S. 265).

Werke der Paris Zeit Es konnten keine Werke aus der Pariser Zeit identifiziert werden.

Bibliographie Bénézit, Boetticher, ÖBL, TB – Czeike, Felix, Historisches Lexikon Wien in fünf Bänden, Wien 1994,

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Hermann, Ludwig

Bd. 3, S. 140 | Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main, Architekten- und Ingenieur-Verein u. Verein für Geschichte und Alterthumskunde (Hrsg.), bearbeitet von Carl Wolff u. Rudolf Jung, Frankfurt a.M. 1898, Bd. 2, S. 177 | Kat. Wien 1993: Kunst des 19. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie in Wien, Elisabeth Hülmbauer (Hrsg.), Wien 1993, Bd. 2, S. 146 | Landschulz, Marlene, Mainzer Maler aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Meister und ihre Werke, Mainz 1977, S. 300–304 | Dies., „Mainzer Maler zwischen 1806 und 1866. Geschichte – Künstler – Gattungen“, in: Kunstlandschaft Rhein-Main. Malerei im 19. Jahrhundert 1806–1866, Ausstellungskat., Haus Giersch – Museum Regionaler Kunst, Frankfurt a.M. 2000, S. 65– 77 | Telesko, Werner, Geschichtsraum Österreich. Die Habsburger und ihre Geschichte in der bildenden Kunst des 19. Jahrhunderts, Wien u.a. 2006, S. 265, 281 | Schöny, Heinz, „Lebensdaten von Wiener Malern – neu oder berichtigt“, in: Wiener Geschichtsblätter, Verein für Geschichte der Stadt Wien (Hrsg.), Nr. 44, 1989, S. 88–92 | Wurzbach, Constant von, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche seit 1750 in den österreichischen Kronländern geboren wurden oder darin gelebt und gewirkt haben, Wien 1891, Bd. 8, S. 298.

Archivalien Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 1246 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *LL 12–16, Registre des copistes, cartes des permissions d’entrée, 1834–1865, *LL 13, Nr. 3 | Wien, AdK, Universitätsarchiv, Schülerverzeichnisse, Bd. 28, S. 13; Bd. 29, S. 9; Bd. 59 3/4, S. 4 (SK 1826, WK/SK 1826/1827, Sk 1828) | Wien, Wienbibliothek, Sign.: H.I.N. 25497*Sto (Nachlass Constantin von Wurzbach), o. fol. [Biographische Skizze von Carl Hemerlein, o.J.]. Lisa Hackmann

Hermann, Ludwig 1812? – 1881 Berlin Landschafts- und Marinemaler

Künstlerische Laufbahn 1831/32 Schüler der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin unter Johann Gottfried Schadow; ab 1836 Teilnahme an den Berliner Akademie-Austellungen; 1837/38 Parisaufenthalt; Schüler von Eugène Isabey und Eugène Lepoittevin, anschließend Rückkehr nach Berlin; 1842/43 Italienaufenthalt; 1862–1873 Aufenthalte und Ausstellungen in London

Pariser Aufenthalt 1837/38 Das Leben Ludwig Hermanns liegt über weite Teile im Dunkeln. Da weder eine Monographie noch ein Nachlass existieren, sind Informationen hauptsächlich Künstlerlexika des 19. sowie frühen 20. Jahrhunderts zu entnehmen. In den Aufzeichnungen der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin werden Hermann „einige Anlagen“ attestiert, doch widerfährt ihm im Folgenden keine nähere Beachtung (Berlin, PrAdK a). Ludwig Hermann wurde als Sohn eines Gärtners im April 1812 in Greifswald geboren und wuchs in Anklam auf. Im Alter von 19 Jahren erfolgte 1831 die Aufnahme an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin, wo er Schüler Johann Gottfried Schadows war (Berlin, PrAdK b). In den Jahren 1837 und 1838 hat sich Hermann in Paris aufgehalten und soll bei Eugène Isabey sowie Eugène Lepoittevin, zu deren Schülern später auch Hermann → Kramer und Julius → Hintz zählten, gelernt haben (TB). Die Werke seiner Lehrer wird Ludwig Hermann wohl bereits 1835 in der Berliner Galerie des Kunsthändlers Louis Friedrich → Sachse kennengelernt haben (Nerlich 2010, S. 109ff.). Während seiner Zeit in Frankreich besuchte er die damals auch für deutsche Maler wie etwa Charles → Hoguet so attraktive Normandie, was aus den Titeln einiger Gemälde, die dortige Küstenlandschaften und Hafenstädte anführen, hervorgeht. Es sind keine näheren Informationen zu seiner Zeit in Paris zu ermitteln. In der Folge hielt sich Ludwig Hermann hauptsächlich als Maler in Berlin auf und

Herterich, Heinrich Joachim

unternahm Reisen nach Rom, London und in die Niederlande.

Werke der Pariser Zeit Der Hafen von Rouen in der Normandie, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 300) | Erinnerungen aus der Normandie, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 301) | Französischer Strand, Verbleib unbekannt (BAA 1839, Nr. 313) | Seestadt an der Küste der Normandie, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 314) | Lotsenstation an der Küste der Normandie, Verbleib unbekannt (BAA 1840, Nr. 292) | Strand bei Dieppe, Verbleib unbekannt (BAA 1842, Nr. 338).

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, Nagler, Schweers, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin, 1971, Bd. 2, BAA 1836, Nr. 457–348; BAA 1838, Nr. 299–301, Nr. 302–306; BAA 1839, Nr. 306– 314; BAA 1840, Nr. 290–194; BAA 1842, Nr. 338–340; BAA 1844, Nr. 383–385; BAA 1846, Nr. 341–343; BAA 1848, Nr. 380–383; BAA 1850, Nr. 254–257 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1780– 1840, München 1971, S. 110, 370, 435, 438, Anm. 1717–1719 | Busse, Joachim, Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1977, S. 568 | Graves, Algernon, Dictionary of artists who have exhibited works in the principal London exhibitions from 1760 to 1893, Bath 1970, S. 114 | Nerlich, France, La peinture française en Allemagne: 1815–1870, Paris 2010, S. 109ff.

Archivalien Berlin, GStA PK, I. HA, Rep. 100, Nr. 1645, Ministerium des Königlichen Hauses, o. fol. [Vorschlag der Verleihung des Professoren-Titels bzw. des Prädikats ‚Königl. Hofmaler‘ an den Architektur- und Marinemaler Ludwig Hermann in Berlin, 1869– 1870] | Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK 659, Notizen über Schüler 1830–1846, fol. 7 | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK 419, Berichte über Schüler der Prüfungsklasse 1829–1850 | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK 213, Kunstausstellung 1836, fol. 26, 268 | Berlin, PrAdK d: Berlin, PrAdK 219, Kunstausstellung 1846, fol. 267. Tino Mager

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Herterich, Heinrich Joachim 1772 Hamburg – 1852 ebd. Porträtmaler, Lithograph

Künstlerische Laufbahn vor 1797 erste Ausbildung bei seinem Vater, dem Miniaturmaler Johann Andreas Herterich, in Hamburg; 1797/98 in Hamburg Zeichenlehrer und in den folgenden Jahren Mentor von Philipp Otto Runge; 1798/99 in Dresden; Kontakt zu Franz → Gareis; 1804 – vor 1808 Parisaufenthalt; ab spätestens 1808 wieder in Hamburg, enger privater Kontakt zur Familie Speckter; 1811 bei Johann Wolfgang Goethe in Weimar; 1814/15 in Hamburg; Lehrer des späteren Malers Erwin Speckter; 1817 Erlernen der Lithographie, vor allem Kreidetechnik, bei Johann Michael Mettenleiter in München; Anwerbung von Gehilfen; 1818 Rückkehr nach Hamburg; Gründung der ersten Steindruckerei in Norddeutschland zusammen mit Johann Michael Speckter (Hamb. Steindruckerei Speckter & Herterich); Ausbildung seines Neffens Friedrich von Nerly in der Lithographie; 1825 vermeintliche Berufung zur Reorganisation der lithographischen Anstalt in Berlin; 1844 Vorsteher der Gewerbe-Schulen Hamburg

Parisaufenthalt 1804 – vor 1808 Der Hamburger Maler Heinrich Herterich war bei Antritt seiner Reise nach Paris im Jahr 1804 bereits 31 Jahre alt. Sein Parisaufenthalt bildet in seiner Biographie eine Leerstelle, die nur mit äußerst spärlichen Informationen, die aus zeitgenössischen Lexika (Meusel, Nagler) und dem Briefverkehr Philipp Otto Runges (Philipp Otto Runge 1940; Philipp Otto Runge 1965) stammen, ansatzweise geschlossen werden kann. Im Dezember 1803 berichtet der Maler Philipp Otto Runge an seine Verlobte: „Einer von meinen Freunden, Herterich, mit dem ich mich noch am meisten verstehe, geht in einigen Tagen nach Paris, um dort einige Jahre zu bleiben. Ich bin nun in dieser Zeit so mit ihm, damit wir uns doch noch sprechen.“ (Philipp Otto Runge 1840, S. 248) Der Bruder des Malers Runge, Johann Daniel Runge, erinnerte sich an das Jahr 1804: „Es traf

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Hertzberg, Reinhard Rudolph (Herzberg, Reinhold Rudolf)

sich unglücklich […], daß unser Herterich jetzt grade auf mehrere Jahre nach Paris und Kassel abging.“ (Philipp Otto Runge 1841, S. 496) Bislang ließ sich der Verweis auf einen Aufenthalt Herterichs in Kassel jedoch nicht belegen. Was Herterich in Paris tat und wie lange er dort verblieb, ist nicht überliefert; Archive in Paris und Deutschland bieten hierzu keinerlei Informationen. Spätestens im Frühjahr 1808 muss Herterich wieder nach Hamburg zurückgekehrt sein, da er laut Runges Bericht an den Feierlichkeiten zu dessen Hochzeitstag am 3. April 1808 teilnahm (Philipp Otto Runge 1940, S. 346). Erst wieder das Schreiben eines Freundes von Runge, Friedrich August von → Klinkowströms, lässt Vermutungen über die reichen Erfahrungen zu, die Herterich in Paris gemacht haben muss. So schreibt Klinkowström in Vorbereitung seiner eigenen Reise nach Paris am 14. Oktober 1808: „Von der Aufstellung der Gemählde und Antiken in P.[aris] habe ich zwar schon die Meynung gehabt, daß sie wenig nutzbar seyn und die von den lezteren insonderheit mehr pomphaft seyn möchte; allein ich rechnete auf Privat-Akademien, welche David und Regnault haben. – Ich bitte dich nun, dir von Herterich sagen zu lassen, in wiefern eigentlich die Anstalten vortheilhaft sind, wie kostspielig das Leben sey, und wie es einem mit den Meistern ergehe, wenn man nicht bloß als Fremder zum Bewundern und Genießen kommt. […] Ich warte freylich deinen Brief ab, und traue viel auf Herterich’s Urtheil“ (Philipp Otto Runge 1840, S. 366f.). Da Klinkowström im Jahr 1808 nach Paris reiste und Anfang des darauffolgenden Jahres eine Ausbildung im Atelier von Jacques-Louis David antrat, ist anzunehmen, dass das Urteil von Herterich in der Frage der Lehrateliers eindeutig ausgefallen war (Klinkowström 1877, S. 87f.). Es ist noch darauf hinzuweisen, dass die Frühphase der Lithographiekunst in die Zeit von Herterichs Aufenthalt in Paris fiel. Dies muss Eindruck auf den Künstler gemacht haben, denn Herterich eröffnete später gemeinsam mit einem Freund, dem Geschäftsmann Johann Michael Speckter, die erste Steindruckerei Norddeutschlands und sicherte sich mit einem Privileg die Alleinausübung dieses Handwerkes in Hamburg auf 10 Jahre.

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie AKL, Meusel, Nagler, Rump, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 353, Anm. 899 | Klinkowström, Alphons von, Friedrich August von Klinkowström und seine Nachkommen, Wien 1877, S. 87f. | Philipp Otto Runge. Briefe in der Urfassung, Karl Friedrich Degner (Hrsg.), Berlin 1940, S. 346 | Philipp Otto Runge. Hinterlassene Schriften, Johann Daniel Runge (Hrsg.), 2 Bde., Hamburg 1840, Bd. 1, S. 248, 365–367; 1841, Bd. 2, S. 496 | Winkler, Rolf Arnim, Die Frühzeit der deutschen Lithographie, Katalog der Bilddrucke von 1796–1821, München 1975, S. 109, 291. Sylva van der Heyden

Hertzberg, Reinhard Rudolph (Herzberg, Reinhold Rudolf) 1811 Berlin – 1888 Schloß Langenberg bei Weißenburg Maler, Kupferstecher

Künstlerische Laufbahn 1826–1830 Unterricht in verschiedenen Klassen der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin und bei dem Kupferstecher Ludwig Buchhorn; 1828–1834 Teilnahme an den Akademie-Ausstellungen in Berlin mit Kupferstichen; 1835 Reise durch Deutschland: Dresden, Prag, Nürnberg, Würzburg, Rhöngebirge mit Edmund → Rabe, August Theodor → Kaselowsky und Eduard → Mandel; 1836 Landschafts- und Genrebilder in der Berliner Akademie-Ausstellung; Schüler von Franz Krüger; 1836–1842 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Paul Delaroche; nach 1842 Italien und Schweiz; 1846 Rückkehr nach Berlin; 1855–1865 Zeichenlehrer an der Ritter-Akademie in Brandenburg; 1865–1878 Inspektor der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin

Hertzberg, Reinhard Rudolph (Herzberg, Reinhold Rudolf)

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Parisaufenthalt 1836–1842

Bibliographie

Die Rekonstruktion des künstlerischen Werdegangs des nahezu unbekannten preußischen Malers Rudolph Hertzberg wird durch fehlendes Schrift- und Bildmaterial erschwert; speziell die Verortung des Künstlers in der französischen Hauptstadt ist nur durch einige wenige Quellen möglich (Paris, AMN a–c; Berlin, PrAdK). In Berlin wurden auf der Akademie-Ausstellung im Jahr 1836 mehrere Gemälde, darunter Ansichten von Rügen und Genreszenen, von „R. Hertzberg, in Berlin, Schüler des Professor Krüger“ (BAA 1836, S. 128) ausgestellt. Bisher wurde bezweifelt, dass es sich hierbei um den ehemaligen Kupferstecherschüler Rudolf Hertzberg handelt (TB). Da Hertzberg selbst aber von „Neigungen zur Malerei“ sprach, die eine Reise durch Deutschland mit den Berliner Kommilitonen Edmund → Rabe, August Theodor → Kaselowsky und Eduard → Mandel im Jahr 1835 in ihm weckte, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um Hertzberg selbst handelt. Dieser Wendepunkt führte dazu, dass er sich schließlich ab Ende des Jahres 1836 in Paris aufhielt. Am 13. November 1836 erhielt Hertzberg eine Kopierkarte und somit die Erlaubnis, im Musée du Louvre zu studieren und zu kopieren (Paris, AMN a). Zeitgleich mit ihm schrieb sich dort der Berliner Maler Leopold → Knebel ein. Als Lehrer beider Künstler ist der Historienmaler Paul Delaroche aufgeführt. Beide, Hertzberg und Knebel, wohnten laut Register zu diesem Zeitpunkt in der Rue Christine 10 (Paris, AMN a). Ein weiteres Mal und damit gegen Ende seines Parisaufenthalts, erscheint der Name Hertzbergs am 19. April 1842 in den Kopistenregistern (Paris, AMN b), diesmal unter Angabe der Adresse Rue de La Harpe 62. Unter der gleichen Adresse sind zu verschiedenen Zeitpunkten um das Jahr 1840 die deutschen Künstler Carl → Steffeck, Eduard → Mandel, Edmund → Wodick, Clemens → Bewer, Constantin → Cretius und Karl → Streckfuß wohnhaft. Nach einem sechsjährigen Aufenthalt in Paris reiste Hertzberg 1842 weiter nach Italien, um im Jahr 1846 nach Berlin zurückzukehren (Berlin, PrAdK; Noack 1927, S. 258).

Bénézit, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut BörschSupan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1828, Nr. 964; BAA 1830, Nr. 938; BAA 1832, Nr. 979–982; BAA 1834, Nr. 1039; BAA 1836, Nr. 1492–1497 | Noack, Friedrich, Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 258 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1842, Nr. 951.

Werke der Pariser Zeit La méditation, Öl/Lw, 30 × 25 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1842, Nr. 951; Paris, AMN c).

Archivalien Berlin, PrAdK, 0171, Anstellung und Besoldung der Inspektoren, 1825–1888, fol. 89 [Bewerbungen für vacant gewordene Inspektorenstelle, inkl. eigenhändiger Lebenslauf von Hertzberg] | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 1602 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 7, Nr. 1278 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 36, Salon de 1842. Sylva van der Heyden

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Hildebrandt, Eduard

Hildebrandt, Eduard um 1818 Danzig – 1869 Berlin Landschaftsmaler, Aquarell- und Genremaler, Reiseschriftsteller

nach Italien, Ägypten, Syrien, Palästina, in die Türkei und nach Griechenland; 1855 Ernennung zum Ordentlichen Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; Goldmedaille an der Pariser Weltausstellung und Erhalt der Légion d’honneur; 1859 Teilnahme am Pariser Salon mit 38 Aquarellen; 1862–1864 Weltreise mit Stationen u.a. in Ägypten, Indien, China, Japan und den USA; 1867 Publikation seines Reisejournals Reise um die Welt

Parisaufenthalte 1841–1843

L.-A. Moreau, Portrait du peintre Eduard Hildebrandt, 1844

Künstlerische Laufbahn um 1830 Lehre als Stubenmaler in Danzig; gelegentlicher Besuch der Danziger Kunstschule; um 1838–1840 Ausbildung im Privatatelier von Wilhelm Krause in Berlin; verschiedene Studienreisen nach Norddeutschland, Skandinavien, Schottland und England; 1841–1843 Parisaufenthalt, 1842/43 Studium im Atelier von Eugène Cicéri und anschließend bei Eugène Isabey; 1843 Goldmedaille am Pariser Salon; verschiedene Reisen in Frankreich, Belgien und die Schweiz; Rückkehr nach Berlin und Bekanntschaft mit Alexander von Humboldt; 1844/ 45 Reise nach Brasilien im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. und anschließende Rückreise über Nordamerika; 1847–1849 Reisen nach England, Schottland, Irland und anschließend nach Madeira, den Kanarischen Inseln, Spanien und Portugal; 1847 Ernennung zum königlich preußischen Hofmaler; 1849–1851 Aufenthalt in Berlin; 1850 Goldmedaille der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1851/52 Reise

Im Jahr 1841 ging der etwa 23-jährige Eduard Hildebrandt nach Paris, „um dort die Französische Schule, und namentlich die Genremalerei zu studieren“ (Berlin, PrAdK a, fol. 10), nachdem er zuvor bereits die nordischen Länder, Schottland und England besucht hatte (ebd.). Der Landschaftsmaler Hildebrandt ist heute vor allem aufgrund seiner zahlreichen Reisen und den dabei entstandenen Studien in Aquarell bekannt (Kat. Berlin 2001; Kat. Berlin 2009). Trotz der zahlreichen Publikationen über sein Leben fehlt es noch immer an genauen Informationen zur Dauer seines Aufenthalts und zum Wirken Hildebrandts in Frankreich. Selbstzeugnisse sind fast gänzlich unbekannt, einzig ein eigenhändiger Lebenslauf (Berlin, PrAdK a) sowie einige Berliner und Pariser Archivalien (Paris, AMN; Paris, BnF; Paris, FC) geben über Hildebrandts Zeit in Paris Auskunft. Hildebrandt verdiente sich seinen Aufenthalt in Paris zunächst durch den Verkauf von aquarellierten Ansichten der französischen Hauptstadt, für die ihm ein Pariser Kunsthändler anfänglich 3 Francs bezahlte, deren Preis aber nach ein paar Monaten anstieg, so dass Hildebrandt dann bis zu 40 oder 60 Francs für ein Werk erhalten haben soll (Berlin, PrAdK a, fol. 10f.). Seinen Biographen zufolge soll Hildebrandt anschließend beim schwedischen Landschaftsmaler Petter Gabriel Wickenberg (Arndt 1869, S. 42) gelernt haben, der auf dem Salon von 1838 mit einer schwedischen Winterlandschaft großen Erfolg erlangt hatte (TB). Anschließend soll Hildebrandt ins Atelier von Eugène Cicéri eingetreten sein (Arndt 1869, S. 43; Lammers 1933, S. 14), wo er Charles → Hoguet wiedertraf, mit dem er zusammen im Atelier von Krause in Berlin studiert hatte. Hildebrandt selbst erwähnte in seinem Lebenslauf weder Wickenberg noch Cicéri und geht

Hildebrandt, Eduard

nur auf den Aufenthalt beim Marinemaler Eugène Isabey näher ein (Berlin, PrAdK a, fol. 11). Im Atelier von Isabey hatte Hildebrandt Gelegenheit, „alle bedeutenden Künstler und die ersten Kunstliebhaber Frankreichs kennen zu lernen“ (ebd.). Verschiedene Quellen heben den Einfluss Isabeys auf seinen Schüler hervor (Arndt 1869, S. 51; Meyer 1869, S. 263; Rosenberg 1879, S. 336). Sicherlich hatte sein Aufenthalt bei Isabey eine Auswirkung auf seine Maltechnik, aber vermutlich auch auf seine Motivwahl und auf den weiteren Verlauf seiner Karriere. Hildebrandt schreibt in der Tat, dass sich seine „pekuniären Verhältniße der Gestalt verbeßert“ hätten. Sechs Monate nach seinem Eintritt in das Atelier von Isabey eröffnete er sein eigenes Atelier in Paris, in dem er drei Schülern die Aquarelltechnik beibrachte (Berlin, PrAdK a, fol. 11; Arndt 1869, S. 44). 1842 reiste Hildebrandt durch Frankreich und die Schweiz, wie mehrere datierte Reiseskizzen belegen (Berlin, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. 970–989). Nachdem er 1843 auf dem Pariser Salon eine Goldmedaille für ein Ölgemälde erhalten hatte, kehrte Hildebrandt im selben Jahr nach Berlin zurück. Es sollen die in Südfrankreich entstandenen Aquarelle gewesen sein, die Alexander von Humboldt – vielleicht aufgrund ihrer prägnanten Lichtbehandlung – auf Hildebrandt aufmerksam machten (Arndt 1869, S. 5; Meyer 1869, S. 261–272, 336– 345; Rosenberg 1879, S. 337). Sie sollen auch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. dazu bewogen haben, Hildebrandt mit Ansichten von Brasilien zu betrauen (Berlin, PrAdK, fol. 12; Gärtner 2009, S. 136). 1844 befand sich Hildebrandt wieder in Paris, von wo er einen Brief an Louis-Panthaléon-Jules-Amédée, comte de Noë sandte, um ihm das Gemälde Plage et des pêcheurs als Ankauf für die Société des amis des arts vorzuschlagen (Paris, FC). Er setzte 350 francs als Kaufpreis fest und betonte, dass es sich wohl um sein letztes Gemälde in Frankreich vor seiner Abreise nach Brasilien handle (ebd.). Kurze Zeit später schiffte sich Hildebrandt, vermutlich von Marseille aus, nach Brasilien ein. Er war Passagier auf dem französischen Schiff Amélie und kam am 31. März 1844 in Rio de Janeiro an, wo er zahlreiche Ansichten des Landes erstellte (Ferrez 1989, S. 14–15). Nach seiner Rückkehr nach Berlin im Jahr 1845 zeigte Hildebrandt seine während der Südamerikareise entstandenen

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Aquarelle, die in Berlin auf positive Kritik stießen (Schadow 1987, S. 254). In Paris war er 1855 auf der Weltausstellung zu sehen, wo ihm der Orden der Légion d’honneur verliehen wurde (Annuaire des artistes 1860, S. 60). 1859 stellte er 38 Landschaftsaquarelle im Pariser Salon aus (Salon 1859, Nr. 1471–1508), die von dem Kunstkritiker Charles Baudelaire positiv beurteilt wurden (Baudelaire 1868, S. 337). Hildebrandt begegnete wohl auch während einem seiner Besuche in Paris Paul Delaroche, wie aus einem Brief von Humboldt an den französischen Maler hervorgeht (Paris, BnF, fol. 103–106). Dass er selbst großes Interesse für die französische Kunst hegte, zeigt die Privatsammlung Hildebrandts, in der sich Werke zeitgenössischer Maler befanden, u.a. Bilder von Cicéri. Die Kreidezeichnung Kriegsschiff gegen Strandbatterien feuernd, mit der Beschriftung: „Isabey à son ami Hildebrandt“ war offenbar ein Geschenk des ehemaligen Lehrers an seinen Schüler (Kat. Berlin 1869, S. 16, Nr. 88).

Werke der Pariser Zeit Der Canal bei Calais. Marine mit Fort Rouge, 1842, Öl/Lw, 50,5 × 75,5 cm, Inv. Nr. A 84/17535, Greifswald, Pommersches Landesmuseum | Enfants de pêcheurs, 1843, Lithographie, Inv. Nr. 38.1941, Boston, Museum of Fine Arts | Plage avec des pêcheurs, Verbleib unbekannt (Paris, FC) | Barques de pêche en train d’être déchargées, et enfants jouant sur la grève, Musée du Louvre, Département des arts graphiques, RF 34493, Recto | Eine Strasse in Lyon, 49 × 60 cm, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1906, S. 224, Nr. 726) | Reiseskizzen aus Frankreich, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. 774–803, 965, 968, 970–983.

Bibliographie Bénézit, Boetticher, Schurr/Cabanne, Schweers, TB – Annuaire des artistes et des amateurs, Paul Lacroix (Hrsg.), Paris 1860, S. 60 | Arndt, Fanny, Eduard Hildebrandt, der Maler des Kosmos: sein Leben und seine Werke, Berlin 1869, S. 40–48 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1840, Nr. 302; BAA 1842, Nr. 353–356; BAA 1844, Nr. 388–389 | Baude-

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Hildebrandt, Eduard

laire, Charles, Œuvres complètes de Charles Baudelaire. II. Curiosités esthétiques, Paris 1868, S. 337 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 103, 105 | Bryan, Michael, Dictionary of painters and engravers, London 1904, Bd. 3, S. 44f. | Drost, Wolfgang, „Eduard Hildebrandt in Paris“, in: Westpreussen-Jahrbuch, 1969, Bd. 19, S. 85–88 | Ferrez, Gilberto, The Brazil of Eduard Hildebrandt, Rio de Janeiro [1989], S. 8, 13 | Gärtner, Hannelore, „Eduard Hildebrandt (1818–1868). Ein preußischer Maler in Brasilien“, in: Die Welt im Großen und im Kleinen. Kunst und Wissenschaft im Umkreis von Alexander von Humboldt und August Ludwig Most, Gerd-Helge Vogel (Hrsg.), Berlin 2009, S. 133–143 | Kat. Berlin 1869: Verzeichniss der von dem Hofmaler Prof. Eduard Hildebrandt hinterlassenen Sammlung älterer und moderner, fremder und eigener Oelbilder, Aquarellen, Zeichnungen und Skizzen, Berlin 1869 | Kat. Berlin 1906: Ausstellung deutscher Kunst aus der Zeit von 1775–1875 in der Königlichen Nationalgalerie, Ausstellungskat., Berlin, Nationalgalerie, München 1906, 2 Bde., Bd. 2, Katalog der Gemälde, S. 224, Nr. 726–726a | Kat. Berlin 1959: Eduard Hildebrandt: Aquarelle Zeichnungen. Aus Beständen der National-Galerie von der Sowjetunion 1958 übergeben, Karl-Heinz Janda (Hrsg.), Ausstellungskat., Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Berlin 1959 | Kat. Berlin 2001: Bilder aus Brasilien im 19. Jahrhundert. Im Blick von Alexander von Humboldt, Renate Löschner (Hrsg.), Ausstellungskat., IberoAmerikanisches Institut zu Berlin PK, SBB PK, 2001, Schloss Cappenberg, Kreismuseum Neuwied, 2002, Berlin 2001 | Kat. Berlin 2009: Kunst um Humboldt. Reisestudien aus Mittel- und Südamerika von Rugendas, Bellermann und Hildebrandt im Berliner Kupferstichkabinett, Sigrid Achenbach (Hrsg.), Ausstellungskat., Berlin, Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, München 2009, S. 211, 259– 260 | Kossak, Ernst, Prof. Eduard Hildebrandt’s Reise um die Erde, nach seinen Tagebüchern und mündlichen Berichten, Berlin 1867 | Lammers, Egbert, Charles Hoguet. Ein Beitrag zur Berliner Kunstgeschichte im 19. Jahrhundert, Berlin 1933, S. 13–14, 37 | Meyer, Bruno, „Eduard Hildebrandt. Geb. 1817, gest. den 25. Oktober 1868“, in: Zeitschrift für bildende Kunst, 1869, 4. Bd., S. 261–272, 336–345 | Miquel, Pierre, Eugène Isabey, 1803–1886: la marine au XIXe siècle, Maurs-la-Jolie 1980, S. 237, Anm. 4 | Nerlich, France, La peinture française en Allemagne

1815–1870, Paris 2010, S. 271 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879. Studien und Kritiken, Berlin 1879, S. 335–339 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1842, Nr. 954; Salon 1843, Nr. 607, 608; Salon 1845, Nr. 834, 835 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852–1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2002, Salon 1855, Nr. 1731, 1732 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1859–1863, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Dijon 2004, Salon 1859, Nr. 1471–1508 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845. Kommentierte Neuausgabe der Veröffentlichung von 1849, Götz Eckhardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 1, S. 254 | „… alle, die zu diser Academie beruffen“. Verzeichnis der Mitglieder der Berliner Akademie der Ku¨nste 1696–1996 [anla¨sslich der 300–Jahr-Feier der Akademie der Ku¨nste und der Hochschule der Ku¨nste, Berlin], Stiftung Archiv der Akademie der Künste (Hrsg.), Berlin 1996, S. 151.

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK, Pers. BK 223, Eduard Hildebrandt [eigenhändiger Lebenslauf] | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK, 222, Pariser Ausstellung 1855, fol. 35–43 | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK 279, Verleihung der Goldenen Medaille für Kunst, 1850, fol. 18 | Paris, AMN, X Salon, Salon de 1848 [Médailles de 2e classe, Hildebrandt] | Paris, BnF, Mss. FR Nouv. Acq. 16800, Famille DelarocheVernet. Correspondances, fol. 103–106 | Paris, FC, Collection Fritz Lugt, 2000-A.6, LAS, Paris, 17-I1844. Frauke Josenhans

Hintz, Julius

Hintz, Julius vor 1805 Hamburg – 1862 Paris Landschafts- und Marinemaler

Künstlerische Laufbahn vor 1833 Schüler von Siegfried Detlev → Bendixen in Hamburg; ab 1833 Parisaufenthalt; 1834 erstmalige Teilnahme am Pariser Salon; um 1840 im Atelier des Marinemalers Eugène Isabey; ab 1847 regelmäßige Teilnahme am Pariser Salon; um 1850 Aufenthalt in England

Parisaufenthalt 1833–1862 Den Großteil seiner Karriere verbrachte der Landschafts- und Marinemaler Julius Hintz in Frankreich und wurde so auch von der zeitgenössischen Presse zur französischen Schule gezählt (u.a. Lagrange 1861, Bd. 10, S. 104; Anonym 1862, S. 356). Er präsentierte regelmäßig seine Gemälde auf dem Salon und in verschiedenen Kunstausstellungen in der französischen Provinz (Salon 1834, 1847–1863; Becker 1971, S. 368). Auch sind die meisten seiner Werke in französischen Museen zu finden. Heute wird er zu den weniger bedeutenden Malern dieser Gattung gerechnet und meist nur in Erwähnung mit seinem Lehrer, dem französischen Marinemaler Eugène Isabey, genannt (Kat. Düsseldorf 1997, S. 29). In den wenigen biographischen Notizen zu Hintz wird angegeben, dass er nach einer Ausbildung bei Siegfried → Bendixen in Hamburg im Jahr 1840 nach Paris kam (TB). Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er sich bereits 1833 in der französischen Hauptstadt befand, da Henri → Lehmann, der mit Hintz zusammen bei Bendixen in Hamburg studiert hatte, ein Porträt von ihm malte (Aubrun 1984, S. 76). Im Jahr 1834 nahm der Maler zum ersten Mal am Salon teil (Salon 1834, Nr. 977) und gab einen eigenen Wohnsitz in der Rue de la Victoire 33 an (Salon 1834, S. 92). Im September 1839 erscheint der Name von Julius Hintz im Register der Kopisten und ebenda wurde ihm als Schüler des Marinemalers Léon Morel-Fatio der Zutritt zum Louvre gewährt (Paris, AMN e). Hintz studierte ab 1840 (Troescher 1953, S. 303) im Atelier von Eugène Isabey (Miquel 1980, Bd. 1, S. 237). Wie sein Lehrer widmete sich Hintz

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der Marinemalerei. Das Atelier von Eugène Isabey zog auch andere deutsche Maler wie Eduard → Hildebrandt an. In den folgenden Jahren versuchte Hintz erneut am Salon teilzunehmen, wurde aber mehrmals ausjuriert (Paris, AMN b, c, d). Ab 1847 findet man seinen Namen regelmäßig in den Broschüren des Salons, wo seine überwiegend französischen Küstenlandschaften und Hafenansichten großen Erfolg hatten. Ab 1852 wird Hintz in den Livrets des Salons stets als Schüler von Eugène Isabey aufgeführt (Salon 1852, S. 112), und auch die zeitgenössische Kunstkritik assoziierte seinen Namen oft mit dem seines Lehrers (Clément de Ris 1853, S. 181; Anonym 1861, S. 102). In den Jahren 1857 und 1859 erhielt er eine Auszeichnung des Salons (Bénézit); mehrere seiner Gemälde wurden vom französischen Staat angekauft. Der Hafen von Sète wurde 1849 vom Präsidenten der Republik in Auftrag geben (Paris, AN e) und 1852 im Musée von Montpellier deponiert (Paris, AN i). Der Eingang des Hafens von Dieppe wurde ebenfalls vom Staat gekauft und an das Museum in Tours geschickt (Paris, AN b). Noch kurz vor dem Tod des Künstlers wurde durch die Kommission der Lotterie ein im Salon ausgestelltes Gemälde erworben (Houssaye 1861, Bd. 10, S. 320). Zahlreiche Gemälde von Hafenstädten im Norden und Süden Frankreichs – u.a. Dieppe, Trouville und Sète – illustrieren die ausgiebigen Reisen von Hintz durch Frankreich (Schurr/Cabanne). Die Normandie war ein bevorzugtes Bildmotiv von Hintz, genau wie von vielen anderen – auch deutschen – Malern wie Ludwig → Hermann, Charles → Hoguet und Hermann → Kramer. Hintz stellte in verschiedenen Kunstvereinen sowohl in Deutschland (TB) als auch in Frankreich aus, u.a. in Nantes, Bordeaux, Lyon und Saint-Etienne (Matheron 1852, S. 58; Feautrières 1858, S. 71; Bernard 1858, S. 9); in Troyes gewann er 1860 eine Silbermedaille (Anonym 1860, S. 129). Im Jahr 1855 nahm Hintz an der Exposition Universelle in Paris teil (Paris, AN a). Hintz reiste vermutlich um 1850 nach England, wo sein Bruder Alexander als Kaufmann tätig war (TB); 1850 zeigte er zwei Ansichten von Guernsey und Jersey im Pariser Salon (Salon 1850, Nr. 1535, 1536) und 1852 ein Gemälde der Hafenstadt Cowes auf der Isle of Wight (Salon 1852, Nr. 637). Nach seinem Tod im Jahr 1862 in Paris wurden seine Werke posthum im Salon von 1863 ausgestellt (Salon 1863, Nr. 924–925).

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Hintz, Julius

Werke der Pariser Zeit [Auswahl] Das Fort St.-Pierre, bei Cette, 1834, Verbleib unbekannt (Salon 1834, Nr. 977) | Hamburger Hafen, 1842, Öl/Lw, Carcassonne, Musée des beaux-arts | Ansicht des Hafens von Cette, 1849, Öl/Lw, 74 × 111 cm, Montpellier, Musée Fabre | Der Hafen von Sète, 1849, Öl/Lw, Sète, Musée Paul Valéry | Hafenlandschaft (Ein Dorf in der Normandie), 1849, Öl/Lw, Roanne, Musée Joseph Déchelette | Ansicht des Hafens von Dieppe, 1850, Öl/Lw, 49 × 79 cm, Inv. Nr. 853–1-2, Tours, Musée des beaux-arts | Der Hafen von Beuzeval in Dives, vor 1861, Verbleib unbekannt (Houssaye 1861, S. 320) | Hafenlandschaft, vor 1862, Öl/Lw, 27, 5 × 41,3 cm, Beschriftung: „J. Hintz“, Nantes, Musée des beaux-arts | Ansicht eines Dorfes in der Bretagne, Öl/Lw, Roanne, Musée Joseph Déchelette | Landschaft, o.J., Öl/Lw, Carcassonne, Musée des beaux-arts | Die Docks am Ufer von Greenwich, o.J., Öl/Eiche, 31,5 × 50 cm, Beschriftung: „J. Hintz Paris“, Inv. Nr. 3144, Hamburg, Hamburger Kunsthalle.

Bibliographie AKL, Bénézit, Hamburgisches Künstlerlexikon, Schurr/Cabanne, TB – Anonym, „Société des amis des arts de Paris“, in: Journal des artistes: annonce et compte rendu des ouvrages de peinture, sculpture, architecture, gravure, lithographie, poésie, musique et art dramatique, 1846, S. 65 | Anonym, L’Exposition de Troyes illustrée, Nr. 16, 9. Juli 1860, Beilage zur Nr. 16, S. 129 | Anonym, „Le Salon de Paris“, in: Journal des beaux-arts et de la littérature, (Belgien), Nr. 13, 15. Juli, 1861, S. 102 | Anonym, „Chronique, documents, faits divers“, in: Revue des beaux-arts de France, Bd. 16, 1862, S. 356 | Aubrun, MarieMadeleine, Henri Lehmann 1814–1882, catalogue raisonné de l’œuvre, [Nantes] 1984, Bd. 1, S. 76 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 368, Anm. 1625–1628 | Bernard, J.B., „Société des amis des arts de SaintEtienne – 1857“, in: Tribune artistique et littéraire du Midi, 1858, Nr. 1, 5. Dezember 1857, S. 9 | Clément de Ris, Louis, „Salon de 1853“, in: L’Artiste, 1853, Bd. 10, S. 181 | Feautrières, Jacques de, „Société des amis des arts de Lyon. Exposition de 1858“, in: Tribune artistique et littéraire du Midi, 1858, Nr. 4, 10. April 1858, S. 71 | Houssaye, Édouard, [Ohne Titel], in: Gazette des Beaux-Arts, 1861, Bd. 10, 1. April 1861, S. 320 | Hansen, Hans Jürgen,

Deutsche Marinemalerei, Hamburg 1977, S. 37, 140 | Kat. Düsseldorf 1997: Andreas und Oswald Achenbach, „Das A und O der Landschaft“, Martina Sitt (Hrsg.), Ausstellungskat., Düsseldorf, Kunsthalle Düsseldorf, Hamburg, Altonaer Museum, Linz, Landesgalerie am Oberösterreichischen Landesmuseum Linz, Köln, 1997, S. 29–30 | Kat. Hamburg 1993: Die Gemälde des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, bearbeitet von Jenns Eric Howoldt u. Andreas Baur, Bestandskat., Hamburg 1993, S. 82 | Kat. Montpellier 1914: Catalogue des peintures et sculptures exposées dans les galeries du Musée Fabre de la ville de Montpellier, Bestandskat., Montpellier 1914, S. 235 | Kat. Nantes 1913: Nicolle, Marcel, Musée des beaux-arts de Nantes. Catalogue, Bestandskat., Nantes 1913, S. 397 | Kat. Tours 2001: Moreau, Véronique, Peintures du XIXe siècle, 1800–1914, Bestandskat., Musée des beauxarts de Tours, Tours 2001, Bd. 2, S. 376–377 | Lagrange, Léon, „Des Sociétés des amis des arts en France“, in: Gazette des Beaux-Arts, 1861, Bd. 10, 1. April 1861, S. 104 | Matheron, Laurent, Exposition de la Société des amis des arts de Bordeaux, 1852, revue critique, Bordeaux 1852, S. 58 | Miquel, Pierre, Eugène Isabey, 1803–1886. La marine au XIXe siècle, 2 Bde., Maurs-la-Jolie 1980, Bd. 1, S. 138, 237 | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 247 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1819– 1834, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1834, S. 92, Nr. 977 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1847, Nr. 828–831; Salon 1848, Nr. 2267–2272; Salon 1849, Nr. 1048–1051; Salon 1850, Nr. 1531– 1538 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852–1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2002, Salon 1852, Nr. 635–637; Salon 1853, Nr. 608–610; Salon 1855, Nr. 3308–3311; Salon 1857, Nr. 1356–1360 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1859–1863, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Dijon 2004, Salon 1859, Nr. 1519– 1521; Salon 1861, Nr. 1525–1527; Salon 1863, Nr. 924–925 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, BadenBaden 1953, Bd. 1, S. 303.

Archivalien Paris, AMN a: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK 5 | Paris, AMN

Höffler, Heinrich Friedrich

b: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK 7 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK 8 | Paris, AMN d: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK 9 | Paris, AMN e: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870,*LL 6, Nr. 2751 | Paris, AN a: Paris, AN, F21 521 A/B Exposition universelle 1855 | Paris, AN b: Paris, AN, F/21/4910A, dossier 1, pièce 54 | Paris, AN c: Paris, AN, F/21/0087, dossier 7 | Paris, AN d: Paris, AN, F/21/2201, dossier 5 | Paris, AN e: Paris, AN, F/21/0035, dossier 39 | Paris, AN f: Paris, AN, F/21/0035, dossier 38 | Paris, AN g: Paris, AN, F/21/4909B, dossier 10, pièce 90 | Paris, AN h: Paris, AN, F/21/0439, dossier 17 | Paris, AN i: Paris, AN, F/21/4909B, dossier 10, pièce 32. Frauke Josenhans

Höffler, Heinrich Friedrich 1793 Frankfurt a.M. – 1844 ebd. Porträtmaler, Maler religiöser Sujets, Leiter einer Mal- und Zeichenschule

Künstlerische Laufbahn vor 1817 Zeichen- und Malunterricht am Zeichnungs-Institut von Johann Andreas Benjamin Reges in Frankfurt a.M.; 1817–1822 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Antoine-Jean Gros und an der École des beaux-arts; Stipendiat des Städelschen Kunstinstituts; 1822 Rückkehr nach Frankfurt a.M.; weitere Studien im Modellzeichnen am Städelschen Kunstinstitut; Tätigkeit als Porträtmaler und Maler religiöser Sujets; nach 1822 Studienreisen an den Rhein und in die Schweiz; 1827 Beteiligung an einer Frankfurter Ausstellung hiesiger Künstler mit zwei Studienköpfen und einem männlichen Porträt in Öl; spätestens 1834 Gründung einer eigenen Mal- und Zeichenschule, Leitung derselben bis mindestens 1838, dort auch Unterricht seiner später künstlerisch tätigen Kinder

Parisaufenthalt 1817–1822 Im November 1817 begab sich der 24-jährige Heinrich Friedrich Höffler gemeinsam mit dem gleichalt-

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rigen Frankfurter Johannes → Thomas als Stipendiat des erst wenige Monate zuvor gegründeten Städelschen Kunstinstituts zu Fuß in die französische Hauptstadt (Gwinner 1862, S. 438f.; Frankfurt, Städel-Archiv a; Beckert 1983, S. 44). Der vierjährige Aufenthalt in Paris ist bislang lediglich in seinen Eckdaten dokumentiert (Weizsäcker/Dessoff 1907; Gwinner 1862; TB; Becker 1971); eine monographische Bearbeitung des Künstlers, dessen Werke heute fast ausschließlich aus Erwähnungen bekannt sind, fehlt bislang. Höffler erhielt insgesamt „für Studien im Zeichnen und Malen in Paris“ von November 1817 bis zur letzten Rate im Juni 1821 ein Stipendium von 1600 Gulden vom Städelschen Kunstinstitut (Frankfurt a.M., Städel-Archiv b, c). Bereits im Dezember 1817 berichteten Höffler und Thomas an das Institut von ihrer Ankunft in Paris (ebd., a). Der Inspektor des Kunstinstituts, Carl Friedrich → Wendelstadt, selbst wenige Jahre zuvor in Paris bei Jacques-Louis David ausgebildet, empfahl den beiden Studenten in einem Brief: „Der Aufenthalt in Paris kann Sie zu Künstlern bilden, wenn Sie sich auf der rechten Bahn fern von aller Manier halten, jede Gelegenheit benutzen, nach der Natur und Antique zu arbeiten und viel componiren, welches leztere unter den jungen Leuten in Paris nur zu oft hinten angesetzt wird“ (ebd., e). Zu Beginn des Jahres 1818 meldeten die beiden Stipendiaten nach Frankfurt, dass sie „in die Kunstschule des würdigen Malers und Lehrers H. Gros getretten [sic]“ seien (ebd.; Kirchner 1818, S. 318). Höffler war wohl bereits im Dezember 1817 von Gros aufgenommen worden (Delestre 1845, S. 489). Am 24. August 1818 schrieb sich Höffler in die École des beaux-arts ein und wurde bei der Immatrikulation von seinem Lehrer Antoine-Jean Gros unterstützt (Paris, AN a). Die Listen um die Platzierungen in den Zeichensälen der École des beaux-arts erfassen Höffler ab dem Sommersemester und Wintersemester 1819, für das Wintersemester 1820 und das Sommersemester 1821 (Paris, AN b). Anfang Februar 1819 erwartete das Städelsche Kunstinstitut von seinen Stipendiaten, dass sie es „mit dem Plane Ihres Studiums so wie mit Ihren bisher gemachten Fortschritten […] bekannt machen“, sowie eine Mitteilung darüber, „in welchem Genre der Malerey Sie gesonnen sind sich zu werfen[,] und einige Belege dazu von ihren bisher verfertigten Arbeiten“. Wendelstadt unterrichtete sie über die genauen Vorgaben: Wenn sie zum

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Höffler, Heinrich Friedrich

Beispiel Porträtmaler werden wollten, sollten sie eine akademische Figur, einen Kopf, „der irgend einen benähmten Ausdruck darstellt“, und Skizzen zu Familienporträts einsenden (Frankfurt a.M., Städel-Archiv e). Diese Arbeiten scheinen nicht überliefert zu sein. Die beiden Stipendiaten Höffler und Thomas erhielten das Stipendium des Städelschen Kunstinstituts allerdings nicht nur für ihre Studien, sondern wurden zudem beauftragt, für dieses Pariser Gipsabgüsse zu besorgen. So wurden sie als Kunststudenten zu den Vermittlern und Einkäufern der Frankfurter Gipsabgusssammlung (seit Ende des Jahres 1817 bis mindestens 1820) (Frankfurt a.M., Städel-Archiv a; Meyer in Vorb.). Die Administration des Städelschen Kunstinstituts erwartete nicht nur beste Qualität der Abgüsse, sondern hierzu auch jeweilige Rücksprache mit den erstklassigen Kunstkennern vor Ort. Dieser Umstand muss den beiden Stipendiaten gute Kontakte in der Kunstmetropole eingebracht haben. Darüber hinaus besuchte Höffler den Louvre häufig (Gwinner 1862, S. 439). Im Jahr 1822 kehrte Höffler zurück nach Frankfurt und setzte seine Studien am Städelschen Kunstinstitut fort (Gwinner 1862, S. 439; Dessoff/Weizsäcker 1909, Bd. 2, S. 61; Frankfurt a.M., Städel-Archiv d). Daneben war er als Porträtmaler tätig und unterrichtete an mehreren Schulen in Frankfurt (Dessoff/Weizsäcker 1909, Bd. 2, S. 61). Höffler heiratete 1823 Johannes Thomas’ Schwester Johanna Eleonora (Frankfurt, ISG). Er arbeitete bis zu seinem Tod in Frankfurt als Maler, zwischen 1834 und 1838 war er nachweislich auch als „Zeichnenmeister, [mit einem] Unterrichts-Lokal im Junghof“ geführt (Allgemeines Adress-Buch 1834–1844).

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie AKL, Bénézit, TB – Andreas, Christoph, Adolf Höffler (1825–1898). Ein Frankfurter Zeichner und Maler, Mainz 1981 | Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 361, 424, Anm. 1276–1279 | Beckert, Peter, „Mit Führern und Laternen nachts auf den Feldberg. Kleine Reise ‚ins Gebürge‘, um frische Luft zu holen. Wanderungen im Taunus vor mehr als 150 Jahren“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 225, 28.9.1983, S. 44 | Dele-

stre, Jean-Baptiste, Gros et ses Ouvrages: ou mémoires historiques sur la vie et les travaux de ce célèbre artiste, Paris 1845, S. 489 | Dessoff, Albert u. Heinrich Weizsäcker, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main im neunzehnten Jahrhundert, 2 Bde. Bd. 1, Frankfurt a.M. 1907, S. 19; Bd. 2, 1909, S. 61 | Gwinner, Philipp Friedrich, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main, Frankfurt a.M. 1862, S. 438f. | Kirchner, Anton, Ansichten von Frankfurt am Main, der umliegenden Gegend und den benachbarten Heilquellen Frankfurt, Frankfurt a.M. 1818, S. 318 | Meyer, Corina, Die Geburt des bürgerlichen Kunstmuseums. Johann Friedrich Städel und sein Kunstinstitut in Frankfurt am Main, Berlin (TU Berlin) (Diss. in Vorbereitung) | Tripier Le Franc, Justin, Histoire de la vie et de la mort du Baron Gros, le grand peintre, Paris 1880, S. 587.

Archivalien Allgemeines Adress-Buch der Freien Stadt Frankfurt, Frankfurt a.M., 1834–1844 | Frankfurt a.M., ISG, Nachlassakte 1873/317 [Nachlassakte der Witwe Höffler: Johanna Eleonore geb. Thomas] | Frankfurt a.M., Städel-Archiv a: Frankfurt a.M., Städel-Archiv, Protocolle der Administration, Band I, 1816–1831, o. Sign., 13.12.1817, 24.1.1818, 13.7.1819, 18.11.1819, 27.12.1819 | Frankfurt a.M., Städel-Archiv b: Frankfurt a.M., Städel-Archiv, Karton „X Architekturschule“, Faszikel Zeichen-Schule, „Verzeichnis der bezahlt wordenen Unterstützungen“, o. Sign., o. fol. | Frankfurt a.M., Städel-Archiv c: Frankfurt a.M., Städel-Archiv, „Notiz Buch der an junge Künstler verwilligt wordenen Unterstüzungen“, o. Sign., fol. 2 | Frankfurt a.M., Städel-Archiv d: Frankfurt a.M., Städel-Archiv, Verzeichniss der Schüler des Staedel’schen Kunst-Instituts. July 1825. Mit I Band Register, o. Sign., darin: „Verzeichniß einiger älterer Schüler und Hospitanten, welche in den Büchern nicht eingeschrieben sind.“, o. fol. | Frankfurt a.M., Städel-Archiv e: Frankfurt a.M., StädelArchiv, Rechnungskorrespondenzbuch, o. Sign. [13.3.1818, S. 176; 1.2.1819, S. 189f.] | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et sculpture, 1807–1841, Nr. 467 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 6, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1817–1822, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [24.3.1819,

Hoguet, Charles

28.9.1819: o.A.; 6.8.1820: „bosse“; 7.3.1821: „modèle vivant“]. Corina Meyer

Hoguet, Charles 1821 Berlin – 1870 ebd. Stillleben-, Marine- und Landschaftsmaler, Graphiker und Lithograph

Künstlerische Laufbahn vor 1839 Ausbildung im Privatatelier von Wilhelm Krause und an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin gemeinsam mit Eduard → Hildebrandt; 1839–1848 Parisaufenthalt; Studium im Atelier von Eugène Cicéri, und bei Eugène Isabey; 1841 Reise mit Eduard Hildebrandt nach England; ab 1842 Teilnahme am Pariser Salon; 1844– 1846 mehrere Studienreisen in die Normandie, Bretagne, Picardie und Pyrenäen; 1848 Medaille 2. Klasse auf dem Pariser Salon; ab 1849 in Berlin als Stillleben-, Marine- und Landschaftsmaler tätig; 1852–1855 Teilnahme am Pariser Salon aus Berlin; weitere Aufenthalte in Frankreich; 1860 Verleihung der kleinen goldenen Medaille der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1869 Ernennung zum Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin

Parisaufenthalte 1839, 1840–1848 Der Berliner Maler Charles Hoguet wird oft der französischen Schule zugezählt, einerseits wegen seiner Herkunft aus der französischen Hugenottenkolonie in Berlin, andererseits aber auch wegen der langen Jahre, die er in Frankreich verbrachte. Ihm wird eine wichtige Rolle in der Einführung der französischen Malkultur in Berlin zugeschrieben (Kat. Nürnberg 1926; Die Kleine Nationalgalerie 2005, S. 194). Zu seinem neunjährigen Parisaufenthalt liefern vor allem der Lebenslauf im Archiv der Preußischen Akademie der Künste (Berlin, PrAdK a) und die 1933 veröffentlichte Dissertation von Egbert Lammers grundlegende Informationen. Nachdem Hoguet nach seinem Tod in Vergessenheit geraten war, wurde ihm in der ersten Hälfte des 20. Jahr-

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hunderts zunehmend neue Beachtung geschenkt (Kat. Berlin 1906; Kat. Berlin 1929). Doch waren es Anfang des 20. Jahrhunderts hauptsächlich die Stillleben des Marine- und Landschaftsmalers, die aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit den Werken von Jean-Siméon Chardin (Lammers 1933 b, S. 280, 282– 283) hoch geschätzt wurden. Vermutlich reiste Charles Hoguet im Jahr 1839 in Begleitung seines Vaters, Solotänzer und Ballettmeister am Berliner Königlichen Theater, zum ersten Mal nach Paris (Lammers 1933 a, S. 14). Jedoch ließ er sich erst ein Jahr später in Paris nieder und besuchte das Privatatelier von Eugène Cicéri (ebd.). Zusammen mit Eduard → Hildebrandt, seinem Mitschüler aus Berlin (Zur Jubelfeier 1896, S. 108; Lammers 1933 a, S. 13), der ebenfalls im Atelier von Cicéri studierte, reiste Hoguet 1841 nach England und kehrte anschließend nach Paris zurück. In den Akten, welche die Einsendungen für den Pariser Salon des Jahres 1843 verzeichnen, befindet sich auch die Pariser Adresse, die Hoguet angegeben hatte; es handelt sich dabei um den Standort des Ateliers von Cicéri: Rue de Bréda 28/Avenue Frochot (Paris, AMN d). Im Anschluss an die Ausbildung bei Cicéri trat Hoguet in das Atelier von Eugène Isabey ein (Lammers 1933 a, S. 14; Miquel 1980, S. 237). Bestätigt wird dies in den Registern der Kopisten des Louvre aus dem Jahr 1846, demzufolge Hoguet als Schüler von Eugène Isabey eine Studienkarte erhalten hat (Paris, AMN a). In verschiedenen Lexika und Zeitungen wird Hoguet ausserdem als Schüler von Paul Delaroche und Jean-Victor Bertin erwähnt (Bellier/Auvray; Bénézit; Schurr/Cabanne; Annuaire 1870, S. 34). Auch im Livret zum Salon von 1853 wird Hoguet als Schüler von Bertin aufgeführt (Salon 1853, Nr. 616–618). Dennoch gibt es bislang keine Quellen, die seine Aufenthalte in diesen beiden Ateliers eindeutig belegen könnten. Während seines Frankreichaufenthalts unternahm Hoguet mehrere Reisen in die Normandie, aber auch nach Belgien und kehrte gelegentlich zurück nach Berlin. Genau wie sein Lehrer Isabey stellte Hoguet in zahlreichen Gemälden die normannische Küste dar; er lernte den französischen Maler Hippolyte Garnerey kennen, der ihm die technischen Details der Darstellung von Schiffen beigebracht haben soll (Lammers 1933 a, S. 14). 1842 nahm Hoguet zum ersten Mal mit einer Hafenansicht am Pariser Salon teil (Salon 1842, Nr. 958). In vielen Texten wird der Einfluss von Isabey auf

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Hoguet, Charles

seinen Schüler erwähnt; die französische und deutsche Kunstkritik bemerkte in der Tat oft die Ähnlichkeiten zwischen Hoguets Werken und denen seines Lehrers Isabey, vor allem während seiner Studienzeit (Houssaye 1843, S. 121; Anonym 1842, S. 876). Hoguet beschickte von Paris aus ebenfalls die Ausstellung der Berliner Akademie (BAA 1840, 1842, 1844, 1846). Dass sein Kontakt mit Berlin während seines französischen Aufenthalts nicht abriss, zeigt sich auch in seinem Verkehr mit dem Berliner Kunsthändler Louis → Sachse, der während seiner Parisreise am 29. April 1846 mit Hoguet zusammentraf (Schlagenhauff 2000, S. 286). Hoguets eigenes Atelier, Rue Neuve Bréda 9, wurde auch von anderen deutschen Künstlern besucht, darunter der Maler Franz Krüger, der ihm im Jahr 1846 während seiner Parisreise einen Besuch abstattete (Lammers 1933 a, S. 15; Kat. Berlin 2007, S. 82). Im Jahr 1848 erhielt Hoguet eine Goldmedaille 2. Klasse am Pariser Salon (Paris, AMN b). Trotz seines Erfolgs in Paris entschied sich Hoguet 1848, nach Berlin zurückzukehren (Lammers 1933 a, S. 16). Ab den 50er Jahren scheint Hoguet mehr und mehr Stillleben produziert zu haben (Lammers 1933 b, S. 280). Auch nach seiner Rückkehr nach Berlin stellte Hoguet weiterhin Gemälde im Pariser Salon aus und reiste regelmäßig nach Paris und in die französische Provinz (Lammers 1933 a, S. 17) und stellte die normannische Küste, Fontainebleau (Lammers 1933 b, S. 280) und die an Windmühlen reiche ländliche Île-de-France dar (Boetticher). Wegen seiner Darstellungen von Windmühlen wurde er von der französischen Kunstkritik als „Raphaël des moulins à vent“ bezeichnet (Bellier/ Auvray, S. 773; Gautier 1853, S. 14). Er blieb weiterhin mit Cicéri in Kontakt und gab im Livret du Salon von 1852 die Adresse seines ehemaligen Lehrers als seine Wohnadresse an (Salon 1852, Nr. 640). Für seine im selben Salon ausgestellten Werke erhielt er von den Brüdern Goncourt eine positive Beurteilung (Goncourt 1893, S. 109–110). In Deutschland kam die offizielle Anerkennung allerdings erst später: Hoguet erhielt 1860 eine kleine goldene Medaille der Königlich Preußischen Akademie der Künste (Berlin, PrAdK a; Lammers 1933 a, S. 19), und im Jahr 1869, kurz vor seinem Tod, wurde Hoguet zum Mitglied der Preußischen

Akademie der Künste ernannt (Verzeichnis der Mitglieder 1996, S. 151).

Werke der Pariser Zeit Eine französische gestrandete Brigg bei Ebbe, um 1840, Verbleib unbekannt (BAA 1840, Nr. 307) | Straße in Rouen, um 1840, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 311) | Französische Fischer vor Anker nach d. Sturm, um 1842, Verbleib unbekannt (BAA 1842, Nr. 372) | Kinder am Strande, 1842, Öl/Lw, doubliert, 27,5 × 41 cm, Inv. Nr. B 157/17505, Greifswald, Pommersches Landesmuseum | Ansicht eines Hafens, um 1842, 68 × 75 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1842, Nr. 958; *KK 13, Salon de 1842) | Ebbe, Küste von England, um 1843, 112 × 150 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1843, Nr. 612; *KK 14, Salon de 1843) | Fischerboot, um 1843, 92 × 120 cm, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 613) | Einfahrt in den Hafen von Dieppe, um 1844, Verbleib unbekannt (BAA 1844, Nr. 400) | Küste in der Gegend von Treport, um 1844 (ebd., Nr. 402) | Einfahrt in den Hafen von Calais, um 1846, Verbleib unbekannt (BAA 1846, Nr. 363) | Souvenir von Schottland, um 1846, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 928) | Souvenir von den Pyrenäen, um 1846, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 929) | Der Strand (Holland), um 1846, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 930) | Ansicht von Montmartre, um 1847, Verbleib unbekannt (Salon 1847, Nr. 832) | Verlassenes Boot, um 1847, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 833) | Ansicht von den Buttes de Chaumont, um 1848, Verbleib unbekannt (Salon 1848, Nr. 2284) | Innenansicht einer Küche, um 1848, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2285) | Ansicht der Pont Neuf, von der Pont des Arts, um 1848, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2286) | Pariser Strassenbild, 1845–1850, Öl/Lw, 112 × 79,3 cm, Inv. Nr. MGS 4292, Schweinfurt, Museum Georg Schäfer (Taf. XXIII) | Windmühle in der Normandie, 1852, Öl/Lw, 112 × 90 cm, Inv. Nr. 1108, Altenburg, Staatliches Lindenau-Museum | Melone auf einem Stuhl, 1853, Öl/Lw, 53 × 36,5 cm, Inv. Nr. NG 1186, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie | Markt in Rouen, 1859, Öl/Holz, 32,5 × 23 cm, Inv. Nr. 79/41886, Greifswald, Pommersches Landesmuseum | Mühle am Montmarte, 1859, Öl/Lw, 60 × 43,5 cm, Inv. Nr. A 92/174767, Greifswald, Pommersches Landesmuseum | Alte Stadt in der Bretagne, Mitte des 19. Jahrhunderts, Öl/Lw, 47 × 33 cm, Inv. Nr. LMO 15.743, Oldenburg,

Hoguet, Charles

Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte | Letzte Mühle auf Montmarte, Öl/Lw, 111 × 99 cm, Inv. Nr. NG 140, Berlin, Nationalgalerie | Paris, Pont au double, Kohle, 19,5 × 27,5 cm, Verbleib unbekannt (Kat. Nürnberg 1926, S. 53, Nr. 231) | Strand in der Normandie, Öl/Lw, 65,5 × 63,5 cm, Wiesbaden, Museum Wiesbaden | Winterlandschaft, Aquarell, 15 × 24 cm, Inv. Nr. 876.3.147, Montpellier, Musée Fabre | Landschaft mit Bauernhaus, Aquarell, 19,2 × 16,8 cm, Inv. Nr. 1162, Versailles, Musée Lambinet.

Bibliographie Bellier/Auvray, Bénézit, Boetticher, Schweers, Schurr/Cabanne, TB – Annuaire de la Gazette des Beaux-Arts, 1870, S. 34 | Anonym, „Correspondenz aus Berlin“, in: Zeitung für die elegante Welt, Nr. 219, 8. November 1842, S. 876 | Anonym, „Nekrolog“, in: Die Dioskuren, 1870, S. 273ff. | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1840, Nr. 307–312; BAA 1842, Nr. 372–375; BAA 1844, Nr. 400–405; BAA 1846, Nr. 363–364 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 102, 103, 105, 165, Anm. 808 | Die Gema¨ldesammlung von Hofrat Joseph Benzino 1819–1893, Britta E. Buhlmann (Hrsg.), Kaiserslautern 2002, S. 84, 223 | Die Kleine Nationalgalerie. Ein Bildersaal deutscher Kunst im 19. Jahrhundert, Brigitte Buberl (Hrsg.), Dortmund, Köln 2005, S. 194, 238 | Gautier, Théophile, Constantinople, Paris 1853, S. 14 | Ders., Tableaux à la plume, Paris 1880, S. 179 | Goncourt, Edmond u. Jules de, Études d’art. Le Salon de 1852. La peinture à l’exposition de 1855, Paris 1893, S. 109– 110 | Houssaye, Arsène, „Le Salon de 1843“, in: Revue de Paris, Bd. 16, 1843, S. 121 | Kat. Berlin 1906: Ausstellung deutscher Kunst aus der Zeit von 1775–1875 in der Königlichen Nationalgalerie, Ausstellungskat., Berlin, Nationalgalerie, München 1906, 2. Bde., Katalog der Gemälde, S. 230–232 | Kat. Berlin 1929: 100 Jahre Berliner Kunst im Schaffen des Vereins Berliner Künstler, Ausstellungskat. Verein Berliner Künstler (Hrsg.), Berlin, 1929 | Kat. Berlin 2007: Der Maler Franz Krüger, 1797–1857: preußisch korrekt, berlinisch gewitzt, Gerd Bartoschek (Hrsg.), Ausstellungskat., Berlin, Schloss Charlottenburg, München 2007, S. 82, 83, 129, 222 | Kat. Nürnberg 1926: Ausstellung älterer und neuerer

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Berliner Kunst, Albrecht Dürer-Verein, Nürnberg 1926, S. 52–53, Nr. 229–231 | Kat. Schweinfurt 2001: Fernweh und Reiselust. Gemälde und Arbeiten auf Papier aus dem Bestand des Museums Georg Schäfer, Sigrid Bertuleit u. Andreas Strobl (Hrsg.), Ausstellungskat, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt 2001, S. 42, 168 | Kat. Versailles 2008: La collection Asse: petits maîtres romantiques, Catherine Gendre (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée Lambinet, Versailles 2008, S. 21, Nr. 57 | Lammers 1933 a: Lammers, Egbert, Charles Hoguet. Ein Beitrag zur Berliner Kunstgeschichte im 19. Jahrhundert, Berlin 1933 | Lammers 1933 b: Lammers, Egbert, „Charles Hoguet, 1821–1870“, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 2 Bd., H. 4, 1933, S. 279–289 | Lorenz, Detlef, Künstlerspuren in Berlin vom Barock bis heute. Ein Führer zu Wohn-, Wirkungs- und Gedenkstätten bildender Künstlerinnen und Künstler, Berlin 2002, S. 119, 130, 432 | Miquel, Pierre, Félix Ziem: 1821– 1911, Maurs-la-Jolie 1978, S. 297 | Miquel, Pierre, Eugène Isabey, 1803–1886: la marine au XIXe siècle, Maurs-la-Jolie 1980, S. 237 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879. Studien und Kritiken, Berlin 1879, S. 342–343 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1842, Nr. 958; Salon 1843, Nr. 612–613 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1846, Nr. 928–930; Salon 1847, Nr. 832–833; Salon 1848, Nr. 2284–2286 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852–1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2002, Salon 1852, Nr. 640; Salon 1853, Nr. 616–618; Salon 1855, Nr. 1734 | Scheffler, Karl, Die europäische Kunst im neunzehnten Jahrhundert. Malerei und Plastik, 2 Bde., Berlin 1926–1927 | Schlagenhauff, Annette, „Die Kunst zu Handeln. Louis Friedrich Sachse. Lithograph, Kunstförderer und Kunsthändler in Berlin“, in: Jahrbuch der Berliner Museen, Bd. 42, 2000, S. 259–294 | Thoré, Théophile, Le salon de 1846, précédé d’une Lettre à George Sand, Paris 1846, S. 148 | „… alle, die zu diser Academie beruffen“. Verzeichnis der Mitglieder der Berliner Akademie der Ku¨nste 1696–1996 [anla¨sslich der 300-Jahr-Feier der Akademie der Ku¨nste und der Hochschule der Ku¨nste, Berlin], Stiftung Archiv der Akademie der Künste (Hrsg.), Berlin 1996, S. 151 | Zur Jubelfeier 1696– 1896. Königlich Akademische Hochschule für die bil-

120

Hose (Hoße, Hosse), Johann Heinrich

denden Künste zu Berlin, [Anton von Werner (Hrsg.)], Berlin 1896, S. 108.

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK, Pers BK 235, Charles Hoguet [eigenhändiger Lebenslauf] | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK 53, Sitzung des Akademischen Senats am 12. März 1859, fol. 27f. [Dankschreiben des Malers Carl Hoguet für die Überreichung der „kleinen goldenen Medaille für Kunst“] | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK 279, Verleihung der Goldenen Medaille für Kunst, fol. 45 | Berlin, PrAdK d: Berlin, PrAdK 280, Verleihung der Goldenen Medaille für Kunst, fol. 49 | Berlin, PrAdK e: Berlin, PrAdK 255, Mitglieder, Wahl zu ordentlichen Mitgliedern der Akademie, Sektion für die bildenden Künste, 30. Apr./7. Mai 1869, fol. 86–88 | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 8, Nr. 763 | Paris, AMN b: Paris, AMN, X Salon, Salon de 1848 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *KK 1– 22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK 13, Salon de 1842; *KK 14, Salon de 1843 | Paris, AMN d: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 36; *KK 37; *KK 42. Frauke Josenhans

Hose (Hoße, Hosse), Johann Heinrich 1765 Tannroda – 1841 Eisenach Bildhauer, Maler und Zeichenlehrer

Künstlerische Laufbahn 1777–1780 Besuch der Weimarer Zeichenschule; ab 1783 Ausbildung zum Bildhauer unter Jean Tassaert an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste und Mechanischen Wissenschaften zu Berlin; daneben Ausbildung zum Maler; 1792 Rückkehr nach Eisenach; ab 1793 Anstellung als Zeichenlehrer an der Freien Zeichenschule in Eisenach, Ausführung dieser Lehrtätigkeit bis zu seinem Parisaufenthalt; um 1799 – um 1802 Parisaufenthalt; Schüler im

Lehratelier von Jacques-Louis David und an der École des beaux-arts; 1802 Rückkehr nach Eisenach, Wiederaufnahme seiner Lehrtätigkeit an der Freien Zeichenschule; Beteiligung an der Weimarer Kunstausstellung; bauplastische Arbeiten für das Weimarer Stadtschloss; ab 1809 Weimarer Hofbildhauer; Ausführung verschiedener Porträtbüsten der herzoglichen Familie; 1830 Beteiligung an der Berliner Akademie-Ausstellung

Parisaufenthalt um 1799 – um 1802 Johann Heinrich Hose reiste vermutlich im Jahr 1799 zur Fortsetzung seiner künstlerischen Ausbildung nach Paris. Das Leben und Werk des Eisenacher Künstlers ist bisher nicht systematisch untersucht worden, doch fand im Rahmen der thüringischen Klassizismusforschung vor allem seine Tätigkeit als Zeichenlehrer sowie sein bildhauerisches Werk Berücksichtigung (Eilers 1986; Schmidt 1980; Mihai 2004). Die Quellenlage zum Parisaufenthalt des Künstlers ist schlecht, da der Großteil der Hose betreffenden Akten im Archivdepot des Thüringischen Landeshauptarchivs in Bad Sulza durch Kriegseinwirkungen im Jahr 1945 verbrannt ist. Zudem sind sein bildhauerisches Werk in Holz, Alabaster und Meerschaum sowie sein zeichnerisches Werk nur in geringem Umfang erhalten. Hose war als Lehrer an der Zeichenschule in Eisenach tätig, als sich dort 1799 der französische Emigrant und ehemalige Kriegsminister Louis Marie Comte de Narbonne-Lara für kurze Zeit niederließ und auf Hoses künstlerisches Talent aufmerksam wurde. Am 18. März 1799 soll NarbonneLara, als er Goethe in Weimar besuchte, Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach die weitere Ausbildung des Künstlers in Paris empfohlen haben (Eilers 1986, S. 26). Noch im selben Jahr soll der 34-jährige Hose in die französische Hauptstadt gereist sein, finanziell unterstützt durch den Herzog, der ihm „das große Glück für Künstler, einige Zeit in Paris zu studieren widerfahren ließ“ (Weimar, THStAW; Mihai 2004, S. 42). Am 27. April 1801 wurde Hose in den Schülerregistern der Pariser École des beaux-arts verzeichnet (Paris, ENSBA). Kurze Zeit später, am 11. Mai und nochmals am 24. Oktober 1801 qualifizierte sich Hose dort für einen Platz in der Gipszeichenklasse (Paris, AN). Im März des Jahres 1802 ist er abermals in den Registern der École des beaux-arts ausgewiesen, dies-

Hottenroth, Woldemar

mal als Schüler von Jacques-Louis David (Paris, ENSBA). Seinen Aufenthalt in Paris beendete Hose demnach nicht bereits zu Anfang des Jahres 1801, wie es in der Forschungsliteratur bisher angenommen wurde (Eilers 1986, S. 26). Es gibt keine konkreten Hinweise auf Werke, die während des Aufenthalts von Hose in Paris entstanden sind. Allerdings ist zu vermuten, dass er die Kreidezeichnung Heilige Familie, nach Raffael, mit der er sich im Jahr 1802 an der Weimarer Kunstausstellung beteiligte, in der französischen Hauptstadt ausgeführt hat (Scheidig 1958, S. 325). Als Künstler wurde Hose bis an sein Lebensende durch den Weimarer Hof gefördert, der ihn regelmäßig mit Aufträgen versah, sein Engagement als Lehrer an der Eisenacher Zeichenschule würdigte und ihn im Jahr 1829 zum Geheimrat ernannte.

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cours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [11.5.1801, 24.10.1801: „bosse“] | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 267 (s.u. ab S. 327) | Weimar, THStAW, A 11729a, fol. 49 [Charlotte Hose an Carl August, Brief vom 18. Mai 1816]. Nina Struckmeyer

Hottenroth, Woldemar 1802 Blasewitz/Dresden – 1894 Wachwitz/Dresden Porträt- und Historienmaler

Künstlerische Laufbahn Werke der Pariser Zeit Heilige Familie nach Raffael, um 1802, Kreidezeichnung auf Papier, Verbleib unbekannt (Scheidig 1958, S. 325).

Bibliographie AKL, Bénézit, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 349, 406, Anm. 724–727 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1830, Nr. 284 | Eilers, Herbert, Die Eisenacher Zeichenschule. Die Geschichte der Schule und ihrer Lehrer, Bonn 1986, S. 25–39 | Mihai, Călin Alexandru, Johann Peter Kauffmann und die spätklassizistische Skulptur am Weimarer Hof: ein Beitrag zur regionalen Kunstgeschichte Thüringens, Cluj-Napoca 2004, S. 40–46 | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 314 | Schmidt, Eva, „Vier Grabdenkmäler der Goethezeit in der Stadtkirche zu Weimar“, in: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts, Tübingen 1980, S. 108–134, hier S. 130–134 | Scheidig, Walther, Goethes Preisaufgaben für bildende Künstler, 1799–1805, Weimar 1958, S. 325.

Archivalien Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du con-

1817–1828 Schüler der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Dresden; 1827 Teilnahme an der Dresdner Akademie-Ausstellung; 1828–1830 Parisaufenthalt mit einem Stipendium der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Dresden; Studium an der Académie Suisse und im Atelier von Louis Hersent; 1829 Reise durch die Schweiz mit seinem Bruder Edmund; 1830–1843 Aufenthalt in Rom und Bekanntschaft mit Bertel Thorvaldsen, Joseph Anton Koch und Johann Friedrich Overbeck; 1831, 1833, 1836, 1842 Beteiligung an der Dresdner Akademie-Ausstellung; nach 1843 Aufenthalt in Hamburg; 1845 erneuter Aufenthalt in Paris; Reisen nach England und Schottland; 1851–1853 zweiter Italienaufenthalt; ab 1854 sesshaft in Dresden

Parisaufenthalte 1828–1830, 1845 Woldemar Hottenroth gilt heute nicht als eine der Hauptfiguren der Malerei des 19. Jahrhunderts, obwohl er zu Lebzeiten ein angesehener Maler war mit Kontakten zu berühmten Zeitgenossen wie Horace Vernet und Henri → Lehmann. Er hinterließ einen großen Nachlass an Schriften, vor allem Briefe an seine Familie mit Eindrücken von seinen Auslandsaufenthalten und seiner Arbeit, die sein Sohn 1927 in Form einer Lebensbeschreibung gesammelt herausgab (Woldemar Hottenroth 1927). Im Jahr 1828 erhielt Hottenroth für sein Gemälde Erminia bei den Hirten (DAA 1827, Nr. 365) ein einjähriges Stipendium der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Dresden „zu einer Bil-

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Hottenroth, Woldemar

dungsreise ins Ausland“ (Woldemar Hottenroth 1927, S. 47). In dem offiziellem Schreiben der Dresdner Akademie empfahl der Generaldirektor der Akademie, Graf Vitzthum von Eckstädt, Hottenroth ausdrücklich, nicht sofort nach Italien, sondern zunächst nach Paris zu gehen, um sich in einem Atelier „der vorzüglichsten dortigen Künstler“ auszubilden zu lassen (ebd., S. 48). Das Reisestipendium implizierte die Auflage, regelmäßig einen Bericht über seine Tätigkeit und Arbeiten seiner Hand nach Dresden zu schicken (ebd.). Obwohl Hottenroth es bevorzugt hätte, direkt nach Rom zu reisen (ebd.), entschied er sich, seine Ausbildung erst einmal in Paris fortzusetzen, wo er Ende 1828 eintraf. Er fing an, Gemälde im Louvre zu kopieren und machte Modellstudien an der Académie Suisse (ebd., S. 73f.). Aus den Briefen an seine Familie (ebd.) und an den Generaldirektor der Dresdner Akademie (Dresden, SHSTA) geht hervor, dass die Stadt selbst ihm anfangs wenig gefiel und er vorhatte, bald aus Paris abzureisen, um sich nach Italien zu begeben. Dennoch schrieb sich Hottenroth im Januar 1829 – nach längeren Bemühungen, unentgeltlich in ein Atelier einzutreten – in das Atelier von Louis Hersent ein (ebd., fol. 31v.). Hersent, so berichtet Hottenroth nach Dresden, gehöre zu den „gefeiertsten fr. Künstlern“ (ebd., fol. 31v.), jedoch bedauere er, unter dessen Aufsicht nur nach dem lebenden Modell zeichnen zu können, ohne Zuhilfenahme weder von „Gliederpuppe noch Gewänder[n]“ (Woldemar Hottenroth 1927, S. 81). Auch beklagte Hottenroth die Kosten seines Studiums, von „achtzehn Frank für den Meister und sechs Frank für das Modell […] sechs Frank für Holz, sechs Frank für Gipsabgüsse […] und drei Frank für den lumpichten Strohstuhl“ (ebd., S. 82). Hottenroth war der einzige Deutsche im Atelier Hersents, da sein Landsmann und Freund, der Architekt und Maler Woldemar Hermann, es dort nur 14 Tage ausgehalten hatte (ebd.). Hottenroth zeigte sich auch enttäuscht über die Pariser Museen und beklagte, dass sie „nur Bilder französischer Maler, wie im Palais Luxembourg und [in der] Galerie des Herzogs von Orleans“ beherbergen würden; nur das Antikenkabinett entfachte seine Begeisterung (ebd., S. 81). Günstiger fiel sein Urteil über die zeitgenössische Kunstproduktion aus: „Ich habe hier schon mehrere Künstler in ihren Ateliers besucht wo ich manches schönes sah besonders bei Augustin und Levevre“ (Dresden, SHSTA, fol. 32v.). In sei-

nen Briefen beklagte sich Hottenroth häufig über die hohen Lebenskosten in Paris. Obwohl er gelegentlich Zulagen des Generaldirektors erhielt, war er gezwungen, wie er schrieb, zusätzlich Geld durch das Malen von Porträts zu verdienen, u.a. von anderen Bewohnern seines Hotels (Hottenroth 1927, S. 86, 92). Hottenroth führte ein aktives gesellschaftliches Leben, besuchte häufig die Pariser Theater und reiste mit anderen Künstlern im Frühjahr 1829 in die Normandie (ebd., S. 88–92). Obwohl er Paris zunehmend schätzen lernte, zog es ihn doch nach Rom, und so schrieb er im Juli 1829, es sei „wohl auch vorzuziehen, lieber zwei Jahre in Rom als in Paris zu bleiben“ (ebd., S. 103). Mit seinem Bruder Edmund Hottenroth, der Ende Juni 1829 in Paris zu ihm gestoßen war, unternahm er im Herbst desselben Jahres eine Reise durch die Schweiz (ebd., S. 98, 108ff.). Ende des Jahres kehrten die beiden Maler nach Paris zurück, und Hottenroth begann, an einem Gemälde zu Leukothea und Ulysses zu arbeiten. Er malte erneut in der Académie Suisse nach dem Modell, kopierte in verschiedenen Museen und porträtierte weiterhin Personen aus seinem Bekanntenkreis, u.a. die Baronin Martini (ebd., S. 93, 124). Zudem fand im Herbst 1829 eine Ausstellung der Kunstwerke statt, „welche um den großen Preiß [Prix de Rome] concurirten“, deren Modalitäten und Abläufe Hottenroth ausführlich dem Dresdner Akademie-Direktor darlegte (Dresden, SHSTA, fol. 169–170). Neben der Nennung der Preisträger in den verschiedenen Kategorien – u.a. Jean-Louis Bézard, Théophile Vauchelet und Jean-Baptiste Adolphe Gibert in der Malerei – beschrieb er die Preisverleihung, bei der die „Glücklichen unter den Glückwünschungen den Freudenzurufungen des Volkes und schmettern der Trompeten feyerlich gekrönt“ (ebd. fol. 170) wurden. Im Frühling 1830 schickte Hottenroth mehrere seiner in Paris entstandenen Werke, darunter das Gemälde Leukothea und Ulysses, einen Kopf nach Raffael und verschiedene Kopfstudien, an den Generaldirektor Vitzthum nach Dresden (Hottenroth 1927, S. 133). Obwohl die von Hottenroth gesandten Werke und seine künstlerischen Fortschritte von Vitzthum kritisch beurteilt wurden, erhielt er dennoch eine Verlängerung seines Stipendiums um weitere 18 Monate (ebd., S. 134). In einem Schreiben an König Anton von Sachsen sprach sich Vitzthum allerdings sehr zufrieden über die Fortschritte

Hottenroth, Woldemar

Hottenroths aus (ebd.), und Prinz Friedrich August erwarb das in Paris entstandene Porträt eines Armeniers (ebd., S. 137). Die bereits für Mai 1830 geplante Abreise der Brüder nach Italien verschob sich aufgrund der Erkrankung Edmunds, und so verließen die beiden Paris erst am 10. Juli 1830, um über die Schweiz nach Rom zu reisen. In Rom machte Hottenroth die Bekanntschaft von Horace Vernet, von 1829 bis 1834 Direktor der Académie de France in Rom, und von Léopold Robert (ebd., S. 154; Neidhardt 1976, S. 276). Hottenroths Aufenthalt in Paris hatte zur Folge, dass er sich in Rom den französischen Malern und ihrer Maltechnik näher fühlte als den Deutschen, die „mit hartem Stift und Kohle arbeiteten“ (Woldemar Hottenroth 1927, S. 154; Neidhardt 1976, S. 276–277). Nachdem Hottenroth sich nach jahrelangem Italienaufenthalt in Hamburg niedergelassen hatte, unternahm er im Frühjahr 1845 wieder eine Reise nach Paris. Er kam per Schiff in Le Havre an und nahm von dort die Postkutsche nach Paris. Dort angekommen, besuchte Hottenroth den Pariser Salon, wo er den Gemälden Vernets besondere Aufmerksamkeit schenkte (Woldemar Hottenroth 1927, S. 248). Er traf ebenfalls Henri → Lehmann, dessen Bekanntschaft er bereits in Rom gemacht hatte (ebd., S. 250). Allerdings war dieser zweite Aufenthalt nur von kurzer Dauer und Hottenroth befand: „wenn man in Italien gelebt hat, kann einem dieser unendliche Großstadt-Summs nicht behagen“ (ebd., S. 251).

Werke der Pariser Zeit Leukothea und Ulysses, um 1830, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Woldemar Hottenroth 1927, S. 133) | Porträt eines Armeniers, um 1830, Verbleib unbekannt (ebd., S. 137) | Zwei Kopfstudien eines Armeniers, um 1830, Inv. Nr. 3086 und 3087, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister | Porträt der Baronin Martini, um 1830, Verbleib unbekannt (Woldemar Hottenroth 1927, S. 93, 124) | Kopie nach Raffael, um 1830, Verbleib unbekannt (ebd., S. 133) | Kopfstudien, um 1830, Verbleib unbekannt (ebd., S. 133).

Bibliographie AKL, Boetticher, Schweers, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, Mün-

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chen 1971, S. 365, Anm. 1481–1488 | DAA: Die Kataloge der Dresdner Akademie-Ausstellungen 1801– 1850, bearbeitet von Marianne Prause, 2 Bde., Berlin 1975, Bd. 1, DAA 1827, Nr. 365; DAA 1831, S. 56, Nr. IV–V; DAA 1833, Nr. 458–460; DAA 1836, Nr. 430; DAA 1842, Nr. A424 | Woldemar Hottenroth 1802–1894. Das Leben eines Malers: aus hinterlassenen Aufzeichnungen, Briefen und Tagebüchern, sowie nach alten Akten, Berichten, mündlichen Überlieferungen und persönlichen Erinnerungen, zusammengestellt und bearbeitet von Johann Edmund Hottenroth, Dresden 1927 | Neidhardt, Hans Joachim, Die Malerei der Romantik in Dresden, Leipzig 1976, S. 276–277, 367 | Rump, Ernst, Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung, Hamburg 1912, S. 61.

Archivalien Dresden, SHSTA, Bestand 11126, Sig. 058, fol. 31– 32v. [Brief von Hottenroth an Vitztum von Eckstaedt aus Paris vom 24.1.1829 inkl. Quittung Atelierkosten Hersent 18.1.1829]; fol. 169–170 [Brief von Hottenroth an Vitzthum von Eckstädt aus Paris vom 14.11.1829]. Frauke Josenhans und Sylva van der Heyden

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Issel, Georg Wilhelm

Issel, Georg Wilhelm 1785 Darmstadt – 1870 Heidelberg Landschaftsmaler, Hofbeamter, Kunst- und Altertumswissenschaftler

am Großherzoglichen Hof in Hessen; ab 1830 mehrfache Wohnortswechsel von Konstanz über Freiburg nach Heidelberg; bis zu seinem Tod Tätigkeit als Landschaftsmaler, Altertumswissenschaftler und Förderer junger Künstler

Parisaufenthalte 1813, 1814/15

C. Begas, Bildnis Georg Wilhelm Issel, 1815

Künstlerische Laufbahn 1803 neben dem Studium der Rechte in Gießen autodidaktische Studien in der Landschaftsmalerei; 1806–1812 Beamtenlaufbahn am hessischen Hof; erste Ankäufe für seine Kunstsammlung; Entdeckung und Förderung des Landschaftsmalers Carl Philipp Fohr; 1813 erster Parisaufenthalt; Kunstagent für den hessischen Hof; Betätigung als Kopist; 1813/14 eventuell Italienreise und erste Studienwanderung durch Bayern; 1814/15 zweiter Parisaufenthalt; Vollendung mehrerer bayerischer Landschaftsgemälde; 1815–1818 Studienreisen nach Süddeutschland, in die Schweiz, nach Wien sowie Reise nach Prag, Dresden, Berlin über Weimar; Bekanntschaft mit den Gebrüdern Schnorr von Carolsfeld, Ferdinand → Olivier, Karl August Böttiger und Karl August Förster; 1817 Abfassung der Denkschrift Über deutsche Volks-Museen 1817. Einige fromme Worte über Museen deutscher Alterthümer und Kunst; 1820–1830 vorwiegend kunstwissenschaftliche, altertumswissenschaftliche und denkmalpflegerische Studien und Publikationen regionaler Altertümer; 1830 Ernennung zum Hofmaler

Die Studienreisen von Georg Wilhelm Issel, die den Darmstädter „Hofrat, Malerdilettant[en] und Museumsagent[en]“ (Märker 1998, S. 193) auch mehrere Male nach Paris führten, wurden letztmalig in der Monographie von Almuth Heidegger aus dem Jahr 1993 betrachtet (Heidegger 1993). Als Quelle hierfür greift Heidegger auf Karl Lohmeyers Monographie von 1929 zurück, die eine Sammlung der Korrespondenz zwischen Issel und dem Kabinettssekretär Ernst Christian Schleiermacher in Darmstadt enthält (Lohmeyer 1929). Der Abdruck dieser Briefe, obwohl zum Teil gekürzt, ist umso bedeutsamer, da die Originalschriftstücke kriegsbedingt zerstört wurden. Georg Wilhelm Issel, der in der Literatur als natürlicher und illegitimer Sohn des späteren Großherzogs Ludwig I. von Hessen-Darmstadt gilt, reiste im Alter von 27 Jahren im April 1813 nach Paris, um im Auftrag Ludwigs I. Ankäufe für dessen Kunstsammlung zu tätigen. In seiner Korrespondenz mit Schleiermacher berichtete er fortwährend von bevorstehenden Kunstverkäufen und seinen eigenen Erwerbungen (ebd., S. 225–230). Neben diesen offiziellen Aufträgen fertigte Issel auf Anraten eines befreundeten Kupferstechers Kopien nach Originalen von Nicolas Poussin, Claude Lorrain und Jacob van Ruisdael im Musée Napoléon an. Eigenhändige Notizen (Heidegger 1993, S. 213ff.) auf den Rückseiten der Leinwände geben auf den Tag genau Auskunft über den Zeitpunkt der Anfertigung dieser von ihm rückblickend so betitelten „Kunstversuche“ (zit. nach Lohmeyer 1929, S. 268). Während seines Parisaufenthalts machte Issel Bekanntschaft mit Carl → Begas, Schüler von Antoine-Jean Gros, und den Schülern Jacques-Louis Davids Peter → Rittig und Carl Heinrich → Arnold; Zeugnis davon legen die Issel-Porträts von Begas und Rittig ab. Anfang November 1813 verließ Issel nach sieben Monaten die Stadt und ging vermutlich mit diplomatischen Empfehlungen nach Italien, wohin er schon lange Zeit zu reisen gewünscht hatte.

Issel, Georg Wilhelm

Im Oktober 1814 kehrte Issel zu seinem zweiten Aufenthalt in die französische Hauptstadt zurück. Finanziert von Ludwig I., blieb er fünf Monate in Paris, um dort nach eigener Aussage „umgeben von den ersten Künstlern und Kunstwerken meine Gemälde auszuführen, wozu ich alle die nöthigen Naturstudien und Vorarbeiten mitgebracht habe“ (zit. nach ebd., S. 234). Während dieses Aufenthalts vollendete er nicht nur zwei bayerische Landschaftsdarstellungen, sondern er fertigte auch – für sein Œuvre außergewöhnlich – mehrere Architekturdarstellungen an, welche den Ausblick aus einem eigens für diesen Zweck angemieteten Zimmer darstellen (ebd., S. 310; Heidegger 1993, S. 310). Im Januar 1815 organisierte Issel in Paris eine Ausstellung seiner Werke, zu der er viele Künstler und Kunstliebhaber einlud, um seine „Naturstudien und […] zwei ausgeführte Bilder sehen und beurtheilen zu lassen“ (zit. nach ebd., S. 236). Die Rückkehr Napoleons nach Frankreich im März 1815 zwang Issel zur sofortigen Abreise aus Paris. Die folgenden Jahrzehnte seines Lebens waren geprägt von ständigen Reisen durch die deutschsprachigen Länder, die er als Besucher und Beobachter von Kunstsammlungen, Ankäufer und Denkmalpfleger tätigte. Die berufliche Anerkennung als Altertums- und Kunstgelehrter blieb ihm jedoch versagt, und er widmete sich daher vorrangig, bis zu seinem Tod im Jahr 1870, seiner künstlerischen Tätigkeit.

Werke der Pariser Zeit Landschaft nach Claude Gelée genannt Lorrain, 1813, Öl/Lw, 38 × 45,8 cm, signiert verso: Nach Claude Lorrain, gemalt auf dem Museum zu Paris, am 23, 24, 28, 29 u. 30 Mai 1813, Münster, Privatbesitz (Heidegger 1993, S. 213) | Landschaft mit Hirten nach Gaspard Dughet, 1813, Öl/Lw, 38 × 45 cm, Münster, Privatbesitz (ebd., S. 214) | Italienische Landschaft nach Jan Frans van Bloemen, 1813, Öl/ Lw, 38 × 45 cm, signiert verso: nach Orizonte (v. Bloemen gemalt auf der Kaiserlichen Gallerie zu Paris am 9, 10 u. 11 Juni 1813), Münster, Privatbesitz (ebd., S. 215) | Ansicht von Dordrecht nach Jan van Goyen, 1813, Öl/Holz, 30 × 40 cm, Freiburg, Privatbesitz (ebd., S. 216) | Landschaft nach Jacob van Ruisdael, 1813, Verbleib unbekannt (Lohmeyer 1929, S. 230, 236) | Aussicht aus Issels Wohnung, 1813, Verbleib unbekannt (ebd., S. 310) | Steinhütte

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im Park von Ermenonville, 1813, Öl/Papier, 30,8 cm × 46 cm, signiert: Ermenonville, Inv. Nr. HZ 1370, Darmstadt, Hessisches Landesmuseum | Blick auf Schloß Leutstetten und den Starnberger See, 1814, Öl/Lw, 53 × 70 cm, signiert: Issel p.: Paris 1814, Mainz, Privatbesitz (Heidegger 1993, S. 226) | Hügellandschaft mit See, 1814, Öl/Lw, 51 × 68 cm, signiert: Issel p.: Paris 1814, Inv. Nr. GK 1343, Darmstadt, Hessisches Landesmuseum (ebd., S. 227) | Ansicht des Kochelsees, Ölgemälde, 1814/15, Verbleib unbekannt (Lohmeyer 1929, S. 236) | Große Historische Landschaft, Ölgemälde, 1814/15, Verbleib unbekannt (ebd.) | Eine große Tiroler Landschaft, 1815, Verbleib unbekannt (ebd., S. 237) | Einige Studien nach verschiedenen Ansichten von Paris, 1815, Verbleib unbekannt (ebd.) | Saint-Etienne-du-Mont, Sainte-Geneviève und das Pantheon in Paris, 1815, Öl/Lw, 86 × 72 cm, Inv. Nr. G 354, Heidelberg, Kurpfälzisches Museum.

Bibliographie DBE, Schweers, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 30, 95–98, 103, 359, Anm. 1224–1229 | Escherich, Mela, „Rezension von: Lohmeyer, Karl: Aus dem Leben und den Briefen des Landschaftsmalers und Hofrats Georg Wilhelm Issel. 1785–1870, Heidelberg 1929“, in: Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 1930, S. 101–102 | Heidegger, Almuth, Georg Wilhelm Issel (1785–1870). Monographie und Werkkatalog eines Landschaftsmalers des 19. Jahrhunderts, München 1993 | Krimmel, Elisabeth, „Georg Wilhelm Issel“, in: Darmstadt in der Zeit des Klassizismus und der Romantik, Magistrat der Stadt Darmstadt (Hrsg.), Ausstellungskat., Darmstadt 1978, S. 350–369 | Lohmeyer, Karl, Aus dem Leben und den Briefen des Landschaftsmalers und Hofrats Georg Wilhelm Issel. 1785–1870, Heidelberg 1929 | Märker, Peter, „Issel, Fellner und Carl Philipp Fohr – Rezeptionsgeschichtliche Überlegungen“, in: Zeitenspiegelung. Zur Bedeutung von Traditionen in Kunst und Kunstwissenschaft, Peter K. Klein u. Regine Prange (Hrsg.), Berlin 1998, S. 193–202 | Metzger, Anneka, „Georg Wilhelm Issel (1785–1870). Landschaftsmaler und Kunstsammler“, in: Biedermeier in Heidelberg 1812–1853, Carl-Ludwig Fuchs u. Susanne Himmelheber (Hrsg.), Heidelberg 1999, S. 46–55 | Noack, Werner, „Rezension von: Lohmeyer, Karl: Aus dem Leben und den Briefen des Landschafts-

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Jacob d.Ä., Julius (Jacob, Isaac)

malers und Hofrats Georg Wilhelm Issel. 1785– 1870, Heidelberg 1929“, in: Oberrheinische Kunst, 4, 1929/30, S. 51. Sylva van der Heyden

Jacob d.Ä., Julius (Jacob, Isaac) 1811 Berlin – 1882 ebd. Historien-, Genre- und Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn ab 1828 an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin und Schüler im Atelier von Wilhelm → Wach; 1830–1848 regelmäßige Teilnahme an den Ausstellungen der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1833–1836 Studium an der Königlich-Preußischen Kunstakademie Düsseldorf; 1837–1844 Parisaufenthalt; regelmäßige Teilnahme am Pariser Salon, 1842 Medaille 3. Klasse; Reisen in Europa, Kleinasien, Nordamerika und Afrika; Anfertigung einer Vielzahl von Skizzen, Kopien und Porträts; 1844 Ernennung zum Mitglied der Société des beaux-arts de Paris; ab 1844 in London ansässig; 1845, 1847– 1854 Teilnahme an den Ausstellungen der Royal Academy London mit insgesamt 16 Porträts; 1850/ 51 Romaufenthalt während der Wintermonate; nach 1854 Aufenthalt in Wien; Anfertigung zahlreicher Porträts; 1866 endgültige Rückkehr nach Berlin

Parisaufenthalt 1837–1844 Im Alter von 26 Jahren ging der in Berlin geborene jüdische Künstler Isaac Jacob, später als Julius Jacob d.Ä. bekannt, 1837 nach Paris. Sein bewegtes Leben ist lediglich durch die Zusammenfassung diverser Lexikoneinträge zu umreißen (TB; DBE; Boetticher). Einige Eckdaten zu seinem siebenjährigen Parisaufenthalt liefern Pariser und Berliner Archivalien (Berlin, PrAdK; Paris, AMN). Bevor Jacob nach Paris ging, durchlief er eine Ausbildung im Berliner Atelier von Wilhelm → Wach in der Klosterstraße (Baumewerd 2011, Nr. 36)

und besuchte die Zeichenklasse der Königlich Preußischen Akademie der Künste, wo er bei seiner Immatrikulation auf die Mitschüler Reinhold Rudolph → Herzberg, Julius → Markus(e), Edmund → Rabe, Carl Wilhelm → Pohlke und Friedrich Christian Ferdinand → Brockmann traf, die sich alle Ende der 1830er Jahre in Paris aufhalten sollten (Berlin, PrAdK). Ein weiteres Studium in der Genremalerei von 1833 bis 1836 an der Kunstakademie Düsseldorf (Düsseldorf, HStA NRW) folgte, bevor er ab 1837 mehrere Jahre nach Paris ging, um seine Studien zum Abschluss zu bringen (Raczynski 1841, S. 55). In den vorliegenden Lexikonbeiträgen zu seiner Person wird häufig seine Ausbildung im Atelier des Historienmalers Paul Delaroche erwähnt (TB; Osborne 1939, S. 405), doch sind Details dieser Ausbildung nicht bekannt. Möglicherweise liegt eine Verwechslung mit dem Maler Johann Heinrich → Jacobi vor, der nachweislich auf der überlieferten Schülerliste von Paul Delaroche aufgeführt ist (Delaborde 1858, o.S.). Neben einer möglichen Ausbildung in einem Pariser Atelier kopierte Jacob nach Werken im Musée du Louvre; so verzeichnet das Register der Kopisten drei Besuche in den Jahren 1839 bis 1841 (Paris, AMN a). Ab 1838 nahm er regelmäßig mit mehreren Genredarstellungen, Porträts und Historien am Pariser Salon teil (Salon 1838–1840, 1842–1844). 1842 wurde Jacob für sein Gemälde La Marguerite mit einer Medaille 3. Klasse ausgezeichnet, die mit 100 Francs dotiert war (Paris, AMN b). Verschiedene Pariser Adressen sind in mehreren Jahren mit der Teilnahme Jacobs am Salon verzeichnet worden, so die Rue des BeauxArts 17 (Salon 1839, 1840, 1843; Paris, AMN f), Sitz der École des beaux-arts, Rue Mazarin 70 (Salon 1838) und die Rue des Petits-Augustins 15 (Salon 1844). Gegen Ende seines Parisaufenthalts wechselte Jacob seinen Vornamen von Isaac zu Jules bzw. Julius. Als Nachweis können die Akten zu den SalonAusstellungen (Paris, AMN b–f) und die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellung (BAA) gelten. Bis zu seinem Parisaufenthalt wurde Jacob in den Ausstellungskatalogen der Berliner Akademie als Isaac (BAA 1836, Nr. 413–416) geführt, mit dem Standortwechsel nach Paris hingegen als J. Jacob (BAA 1838). In einigen Quellen wird eine weitere Ausbildung und der Gewinn von Medaillen in Lyon und Rouen beschrieben (Bénézit; Osborne 1939, S. 405). Im Jahr 1844 wurde Jacob zum Mitglied der

Jacob d.Ä., Julius (Jacob, Isaac)

Société des beaux-arts Paris gewählt und erhielt Aufträge für Malereien in Versailles, die er jedoch nicht ausführte; stattdessen siedelte er nach London über, wo er als Porträtmaler sehr gefragt war (TB). Sein Aufenthalt in London ist durch die Teilnahme an den Ausstellungen der Royal Academy belegt, die er zwischen 1845 und 1854 von einer Londoner Adresse beschickte (Pavière 1964, S. 44). Nach einem mehrjährigen Aufenthalt als Porträtmaler in Wien kehrte Jacob 1866 endgültig in seine Heimatstadt Berlin zurück.

Werke der Pariser Zeit Les pêcheurs sans hameçons, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 953) | Des fruits, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 954) | Trait de la vie d’Albert Durer, Verbleib unbekannt (Salon 1839, Nr. 1055) | Fruits, 55 × 60 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1840, Nr. 871; Paris, AMN c) | Fruits sur un plateau, 65 × 70 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1840, Nr. 872; Paris, AMN c) | Perdrix et des fruits, 69 × 78 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1840, Nr. 873; Paris, AMN c) | Portrait de M. de H. …, en costume de moyen-âge, 88 × 69 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1840, Nr. 874; Paris, AMN c) | Herrenbildnis in Renaissancetracht, 1840, Öl/Lw, 65 × 54 cm, Inv. Nr. W.S.96, Berlin, Alte Nationalgalerie [eventuell identisch mit oben genanntem Werk] | La Marguerite, Verbleib unbekannt (Paris, AMN b; Salon 1842, Nr. 991) [im Salon 1842 fälschlich einem anderen Künstler zugeordnet] | La sensitive, 106 × 88 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1843, Nr. 633; Paris, AMN e) | Le repos, 84 × 70 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1843, Nr. 634; Paris, AMN e) | Portrait en pied de Mme de S…, de Naples, 94 × 80 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1843, Nr. 635; Paris, AMN e) | Des fruits, 46 × 54 xm, Verbleib unbekannt (Salon 1843, Nr. 636; Paris, AMN e) | Des fruits, 36 × 46 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1843, Nr. 637; Paris, AMN e) | Le conte, Verbleib unbekannt (Salon 1844, Nr. 952) | La satisfaction, Verbleib unbekannt (Salon 1844, Nr. 953) | Fruits, Verbleib unbekannt (Salon 1844, Nr. 954) | Ein junger weiblicher Kopf. Studium nach der Natur, Verbleib unbekannt (BAA 1848, Nr. 1607).

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Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1830, XVI, Nr. 292, 293; BAA 1832, Nr. 305–311; BAA 1834, Nr. 327; BAA 1836, Nr. 413–415; BAA 1838, Nr. 355–357, 1313; BAA 1839, Nr. 370–373; BAA 1840, Nr. 339–343; BAA 1842, Nr. 417; BAA 1844, Nr. 441, 442; BAA 1846, Nr. 1509; BAA 1848, Nr. 1607 | Baumewerd, Stéphanie, Das Atelier von Karl Wilhelm Wach als Beispiel eines (erfolgreichen) kunstpädagogischen Transfers 1820–1845, Berlin (Technische Universität) 2011 (unpublizierte Masterarbeit), Anhang Schülerliste, Nr. 36 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750– 1840, München 1971, S. 372, Anm. 1763–1769, S. 439, 454, Anm. 636, S. 471 | Delaborde, Henri, „Liste des élèves de Delaroche“, in: Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Graves, Algernon, A Dictionary of Artists, Principal London Exhibitions from 1760 to 1893, Bath 1901, Reprint 1970, S. 150 | Noack, Friedrich, Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, Bd. 2, Berlin, et al., 1927, S. 286 | Osborne, Sidney, Germany and her jews, London 1939, S, 405 | Pavière, Sydney H., A dictionary of flower, fruit, and still life painters, 1964, Vol. III, Part I, S. 44 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 55, 141 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879. Studien und Kritiken, Berlin 1879, S. 54–55 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1838, Nr. 953–954; Salon 1839, Nr. 1055; Salon 1840, Nr. 871–874 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1842, Nr. 991; Salon 1843, Nr. 633–637, Salon 1844, Nr. 952–954 | Wininger, Salomon, Große jüdische National-Biographie mit mehr als 8000 Lebensbeschreibungen namhafter jüdischer Männer und Frauen aller Zeiten und Länder, Cernauti 1928, Bd. 3.

Archivalien Bibliographie AKL, DBE, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut

Berlin, PrAdK, 0417, Berichte über die Schüler der 2. Zeichenklasse, 1818–1845, fol. 150, 156 | Berlin, SMB PK ZA, Autographensammlung WACH, Karl Wilhelm, Mappe 1516/2, 1831–1836, fol. 1–4 | Düs-

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Jacobi, Johann Heinrich

seldorf, HStA NRW, Reg. Düss. Präs. Büro, Bd. 1558, S. 75v., S. 103v., S. 120v. [Schülerlisten Kunstakademie Düsseldorf] | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 1– 5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, 1834–1865, *LL 2, Nr. 943; *LL 3, Nr. 110; *LL 3, Nr. 429 | Paris, AMN b: Paris, AMN, X-Salons. Salon de 1842. [Genre, 3e classe, Isaac Jacob, 30 ans, Nr. 991, La Marguerite] | Paris, AMN c: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons, Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 34, Salon de 1840 | Paris, AMN d: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK35, Salon de 1841 | Paris, AMN e: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK37, Salon de 1843 | Paris, AMN f: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824– 1852, *KK 10, Salon de 1839. Stéphanie Baumewerd

Jacobi, Johann Heinrich 1803 Hamburg – 1859 Hornheim bei Kiel Porträtmaler, Miniaturist, Lithograph

Künstlerische Laufbahn vor 1841 Studium an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; anschließend in Hamburg als Porträtzeichner, -maler, Miniaturist und Lithograph tätig; ab ca. 1841 Parisaufenthalt; Studium im Atelier von Paul Delaroche; 1844–1857 Teilnahme am Pariser Salon

Parisaufenthalt ab ca. 1841 Nach einem Studium an der Berliner Kunstakademie und einer Tätigkeit u.a. als Porträtist in seiner Heimatstadt Hamburg reiste Johann Heinrich Jacobi im Alter von 38 Jahren in die französische Hauptstadt. Nur wenige Quellen, darunter Ausstellungskataloge, in Paris aufbewahrte Archivalien und Einträge in Nachschlagewerken, geben Auskunft über seine dortige Tätigkeit (TB; Bénézit; Delaborde 1858; Paris, AMN; Salons 1844–1857). Frühester Hinweis auf Jacobis Parisaufenthalt ist die Nennung seines Namens im Register der Ko-

pisten des Musée du Louvre im November 1841; verzeichnet ist er dort als Schüler des Historienmalers Paul Delaroche (Paris, AMN). Auch in der einzigen überlieferten Schülerliste Delaroches findet sich der Name „Jacobi“ (Delaborde 1858, o.S.). Bezeugt wird Jacobis mehrjährige Tätigkeit in dessen Atelier zudem durch ein Sammelporträt seines deutschen Malerkollegen Karl Wilhelm → Streckfuss, 15 Schüler von Delaroche in Paris aus dem Jahr 1843. Die Namen der Dargestellten sind laut Käte Gläser, die in den 1930er Jahren in Berliner Privatbesitz auf das heute verschollene Gemälde stieß, auf den Ecken des Bildes angegeben: „Löffler, Meder, Maron, Jacobi, von Berdelle, Camille le Moine, von Nieber, Walthar, Desire Henry, Grabinski, Flatters, Wodik, Coninx, Bendix, Streckfuß“. Anzunehmen ist folglich, dass Jacobi während seiner Lehrzeit bei Delaroche neben Streckfuss auch Kontakt zu den deutschen Malern Ludwig → Löffler, Johann Baptist → Berdellé, Richard Edmund Flatters, Edmund → Wodick, Leopold → Bendix und zu dem Polen Edmund Meder hatte (Gläser 1929, S. 77; dies. 1932, S. 64). Einzige Quelle für das weitere Wirken Jacobis sind die Kataloge des Pariser Salons. Diese weisen seine regelmäßige Teilnahme in den Jahren 1844 bis 1857 nach, vorwiegend mit Porträts und unter Angabe verschiedener Pariser Adressen. Verzeichnet sind über mehrere Jahre u.a. die Adressen Rue Racine 24 und Rue des Petits-Augustins 5 (Salon 1844–1857). Zu vermuten ist, dass Jacobi erst kurz vor seinem Tod im Jahr 1859 in Hornheim bei Kiel nach Deutschland zurückkehrte (TB).

Werke der Pariser Zeit Portrait de M.F., Verbleib unbekannt (Salon 1844, Nr. 955) | Portrait de M. Paul Delamotte, docteur en médecine, Verbleib unbekannt (Salon 1845, Nr. 866) | Enfants s’amusant, Verbleib unbekannt (Salon 1846, Nr. 966) | Portrait de M. de L., Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 967) | Portrait de M. le docteur W., Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 968) | Portrait de Mlle …, Verbleib unbekannt (Salon 1848, Nr. 2364) | Portrait de Mme F…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2365) | Portrait de M.L.E., Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2366) | Pâtre des environs de Rugles (Eure), Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2367) | Le larcin, Verbleib unbekannt (Salon 1849, Nr. 1100) | Portrait de Mme D., Verbleib unbekannt (Salon

Jagemann, Ferdinand Carl Christian

1850, Nr. 1592) | Portrait de Mlle A.D., Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1593) | Portrait de M.P. de F…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1594) | Portrait de M.N., Verbleib unbekannt (Salon 1852, Nr. 675) | Portrait de M.L., Verbleib unbekannt (Salon 1853, Nr. 638) | Portrait de M.B., Verbleib unbekannt (Salon 1857, Nr. 1405) | Portrait de M.A.G., Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1406).

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Jagemann, Ferdinand Carl Christian 1780 Weimar – 1820 ebd. Porträt-, Historien- und Miniaturmaler

Bibliographie Bénézit, Rump, TB – Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Hamburgisches Künstler-Lexikon, Hamburg 1854, S. 120–121 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841– 1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1844, Nr. 955; Salon 1845, Nr. 866 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846– 1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1846, Nr. 966–968; Salon 1848, Nr. 2364–2367; Salon 1849, Nr. 1100; Salon 1850, Nr. 1592–1594 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852–1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2002, Salon 1852, Nr. 675; Salon 1853, Nr. 638; Salon 1857, Nr. 1405–1406 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten, Berlin 1929, S. 77 | Dies., Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, S. 64 | Lemberger, Ernst, Die Bildnis-Miniatur in Deutschland von 1550 bis 1850, München 1909, S. 323 | Zimmermann, Ernst, Geschichte der Lithographie in Hamburg, Festschrift zur Säkular-Feier der Erfindung der Lithographie in Hamburg, Hamburg 1896, S. 42.

Archivalien Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 7, Nr. 988.

F. Jagemann, Selbstporträt, o.J.

Künstlerische Laufbahn 1795/96 Ausbildung bei Johann Friedrich August Tischbein in Kassel; 1796/97 Ausbildung bei Georg Melchior Kraus an der Freien Zeichenschule in Weimar; 1797–1801 Studium bei Heinrich Friedrich Füger an der Kaiserlich-Königlichen Hofakademie in Wien; 1802–1804 Parisaufenthalt; Studium im Atelier von Jacques-Louis David und vermutlich von Jean-Baptiste Regnault; Beteiligung an den Ausstellungen der Weimarer Kunstfreunde; 1804/ 05 im Dezember Rückkehr nach Weimar, Tätigkeit als Porträtmaler; 1806–1810 Romaufenthalt; Atelier in der Strada Felice; zeitweise enger Kontakt zu Friedrich → Tieck; u.a. Anfertigung von Vorlagen für Titelkupfer des Almanach aus Rom; 1810–1820 Rückkehr nach Weimar; Anstellung als Professor, später als Direktor an der Freien Zeichenschule in Weimar

Lisa Hackmann

Parisaufenthalt 1802–1804 Über den Maler Ferdinand Jagemann und seinen Parisaufenthalt ist wenig bekannt, obwohl Groß-

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Jagemann, Ferdinand Carl Christian

herzog Carl August von Weimar-Sachsen-Eisenach dessen künstlerische Ausbildung maßgeblich vorantrieb und ihn nach seiner Rückkehr aus der französischen Hauptstadt im Jahr 1804 zu einem der wichtigsten Porträtisten des klassizistischen Weimar machte. Eine monographische Studie über den Künstler und sein Œuvre fehlt bislang. Biographische Kenntnisse zu Jagemann lassen sich in der jüngeren Forschung nur über einen knappen Lexikonartikel sowie die Sekundärliteratur zu seiner Schwester Caroline Jagemann erschließen, einer der bekanntesten Schauspielerinnen ihrer Zeit (Heygendorff/Seifert 2006; Caroline Jagemann 2004). Der 22-jährige Ferdinand Jagemann reiste 1802 auf Wunsch von Carl August nach Paris. Bereits 1797 hatte der Herzog dem Maler ein Studium an der Wiener Kunstakademie bei Heinrich Friedrich Füger vermittelt und unterstützte dessen Ausbildung seitdem finanziell (Heygendorff/Seifert 2006, S. 192). Er legte große Hoffnung in das Talent des jungen Künstlers, wie sich aus der Korrespondenz mit Goethe seit Ende der 1790er Jahre belegen lässt. So nimmt Goethe etwa in einem Schreiben an Carl August vom 28. September 1802 auf einen heute wohl verschollenen Brief Jagemanns Bezug: „Ew. Durchlaucht haben mir den Brief des jungen Jagemann, aus Paris, mitzutheilen geruht und befohlen, daß ich darüber meine Gedanken äußern möge. Ich thue dieses um so lieber, als ich aus demselben sehe, daß der junge Mann Gesinnungen eines Künstlers zeigt, der etwas zu leisten gedenkt. […] Desto angenehmer war mirs zu sehen, wie der junge Jagemann von David und seiner Schule denkt und den Vorsatz gefaßt hat daher den möglichen Vortheil zu ziehen. […] [ich] gönne dem jungen Jagemann von Herzen das Glück eines längeren Aufenthalts in Paris und bin, nach seinen ersten Schritten, überzeugt, daß er diese Vortheile auf das beste nutzen wird.“ (zit. nach Briefwechsel 1915, S. 304f.) Von der Forschung unberücksichtigt blieb bisher ein knapp sechs Monate später datierter Brief von Jagemann an Carl August, den er gemeinsam mit einer Kopie von Guido Renis Bethlehemitischen Kindermord nach Weimar sandte (Taf. VII). Jagemann beklagte sich in dem Brief über die schlechten Arbeitsbedingungen, die zu jener Zeit im Louvre herrschten: „Da die Gemählde im Museum nicht herab genommen werden, sondern von der Wand kopiert werden müßen, so hatte ich mit

manchen Schwierigkeiten zu kämpfen; unter die auch die üble Beleuchtung in dem Saale der Gemählde gehört und die bey dem Kopieren eines großen Bildes sehr hinderlich ist“ (Weimar, ThHStAW; Struckmeyer 2012 a). Jagemann kritisiert gleichzeitig die Hängung der Gemälde in der Grande Galerie („Selbst der vortrefflichen Transfiguration von Raphael hat man keinen schönern Platz gegönnt“) und bittet um Nachsicht bei der Beurteilung seiner Arbeit. Außerdem berichtet Jagemann seinem Mäzen von dem Studium in Davids Lehratelier: „Ich besuche jezt das Davidsche Attelier, wo das Studium des Modells mit dem des einzelnen Kupfers abwechselt. […]. David besucht uns jezt öfter wie sonst, gewöhlich alle zwei Tage und sieht was wir machen; Er ist in seiner Correktur genau und freundschaftlich ermunternd. Ein großes Gemählde die Griechen bey Termonpilae vorstellend beschäftigt ihn jetzt von vielen Figuren und großer Composition. Er braucht seine zahlreichen Schüler dabey zu Modellen und hat ihnen dafür erlaubt das Gemählde der Sabiner gratis zu sehen.“ David hatte seit dem Herbst 1799 mit der kostenpflichtigen Ausstellung seines großformatigen Gemäldes Raub der Sabinerinnen im Louvre großes Aufsehen erregt. In seinem Atelier war es eine gängige Praxis, dass seine Schüler sowohl für ihn als auch untereinander als Modelle posieren mussten (Struckmeyer 2012 b). Johann Martin → Wagner, mit dem Jagemann in Wien studiert hatte, berichtete, er habe mit Jagemann gemeinsam die Ateliers von David und Jean-Baptiste Regnault besucht (München, BSB, fol. 12v.). Zu einem Kreis ehemaliger Wiener Kunststudenten, dem Jagemann und Wagner angehörten, zählten außerdem Johann Peter → Krafft, Johann Nepomuk → Giebele und Johann Georg → Raber (ebd., fol. 11r. f.). In Paris verkehrte Jagemann zudem im Kreis von Friedrich Schlegel und Helmina von Chézy, die ihn in ihren Erinnerungen an die gemeinsamen sonntäglichen Soirées in der Rue de Clichy Nr. 19 als „liebenswürdige[n] Künstler“ und als „ein[en] heiterer[en], gemüthvolle[r]n Sohn des Weimar’schen, klassischen Bodens“ bezeichnet (Chézy 1840, S. 52). Schlegel verwendete im Jahr 1805 eine Raffael-Kopie Jagemanns als Titelbild für das letzte Heft seiner Zeitschrift Europa. Jagemann stand während seines Parisaufenthalts außerdem in Kontakt mit einem alten Schulfreund, dem sich ebenfalls in der französischen Hauptstadt aufhal-

Jagemann, Ferdinand Carl Christian

tenden Weimarer Altphilologen Karl Benedikt Hase (Weimar, GSA), sowie mit dem Weimarer Schriftsteller Karl Bertuch und dem Dichter Heinrich von Kleist (Weiss 1984, S. 75). Jagemann beteiligte sich an den seit 1802 jährlich stattfindenden Ausstellungen der Weimarer Kunstfreunde nachweislich mit sechs in Paris entstandenen Werken, bei denen es sich u.a. um Kopien nach Raffael und Guido Reni handelte (Scheidig 1958, S. 385, 425, 479). Zwei der 1804 ausgestellten Raffaelkopien (Madonna von Foligno, Madonna von Loretto) wurden im selben Jahr auch auf der halbjährlich stattfindenden Ausstellung der Freien Zeichenschule gezeigt, wo sie viel Lob erhielten. So galt die ungeteilte Aufmerksamkeit eines Kritikers nicht den ebenfalls gezeigten Landschaftsstücken des Akademiedirektors Georg Melchior Kraus, die nur beiläufig Erwähnung fanden, sondern den Bildern seines vormaligen Schülers und Pariser Kunststudenten: „Gern kehrte ich mehreremal zu den geistvollen Kopien nach Raphael vom Herrn Ferdinand Jagemann zurück, die er in Paris vorigen Winter fertigte. […] Die beiden hier aufgestellten Tableaus, obgleich nur Kopien, bezeichnen doch hinlänglich sein Kunstgenie“ (Anonym 1804, S. 497f.). Kurz nach seiner Rückkehr aus Paris im Dezember 1804 erhielt Jagemann eine Anstellung als Professor in der neu gegründeten „Ölmalereiklasse“ der Freien Zeichenschule in Weimar. Ein Jahr später verwendete Schiller eine in Paris angefertigte Zeichnung Jagemanns nach einem Jeanne d’ArcGemälde als Vorlage für das Titelkupfer der ersten, 1805 bei Cotta erschienenen Gesamtausgabe seiner dramatischen Werke (Schillers Werke 1984). In Weimar widmete Jagemann sich der Porträtmalerei und führte u.a. das lebensgroße Ganzfigurbildnis Herzog Carl Augusts sowie das Brustbildnis Goethes für den Weimarer Bibliothekssaal aus (Weimar, KSW). Ab 1816 leitete Jagemann gemeinsam mit Johann Heinrich Meyer die Freie Zeichenschule in Weimar, an der er bis zu seinem Tod im Jahr 1820 unterrichtete.

Werke der Pariser Zeit Perseus und Andromeda, 1802, Kreidezeichnung, Verbleib unbekannt (Scheidig 1958, S. 324) | Der bethlehemitische Kindermord nach Guido Reni, 1803, Öl/Lw, 270 × 173,5 cm, Inv. Nr. G 191, Weimar, Klassik Stiftung (Taf. VII) | Madonna di Foligno nach Raffael, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Scheidig

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1958, S. 425) | Madonna della Seggiola nach Raffael, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (ebd.) | Madonna von Loretto nach Raffael, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (ebd.) | Engel aus Heliodor nach Raffael, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (ebd.) | Jeanne d’Arc nach einem Gemälde im Musée National des Monuments Français, das laut seiner Inschrift 1581 von den Bürgern von Orléans gestiftet worden ist, Zeichnung, Verbleib unbekannt (Bertuch 1804, S. 144).

Bibliographie Boetticher, Nagler, TB – Anonym, „Ausstellung der Herzoglichen Zeichen-Akademie in Weimar im Sept. 1804“, in: Journal des Luxus und der Moden, Bd. 19, 1804, S. 497–499 | Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 51, 61, 351, Anm. 817–822 | Bertuch, Carl, „Beitrag zur Geschichte der Johanna d’Arc, genannt die Jungfrau von Orleanx“, in: London und Paris, 5. St., 1804, S. 116–149, hier S. 144f., Tafel XIII | Biedrzynski, Effi, Goethes Weimar, Zürich 1992, S. 208 | Briefwechsel des Herzogs-Großherzogs Carl August mit Goethe, Hans Wahl (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1915, Bd. 1, S. 304–305 | Selbstinszenierung im klassischen Weimar: Caroline Jagemann, Ruth B. Emde (Hrsg.), 2 Bde., Göttingen 2004, Bd. 1, S. 37, 75, 81, 91–94, 97f., 100–103, 106, 148, 158, 163, 167, 199, 227f., 223, 237, 267, 290, 293, 296, 328, 338, 379, 401, 411f. 414, 420, 423–425, 427, 432, 461f., Bd. 2 S. 614, 617, 624, 658, 684f., 687, 693, 703, 724, 737, 754, 760f., 778, 785, 787, 788f., 795, 802, 811f., 893, 923, 999, 1001–1004 | Chézy, Helmina von, „Ueberlieferungen und Umrisse aus Napoleons Tagen“, in: Der Freihafen. Galerie von Unterhaltungsbildern aus den Kreisen der Literatur, Gesellschaft und Wissenschaft, H. 4, 1840, S. 45–89, hier S. 52 | Heygendorff, Achim von u. Siegfried Seifert, „Ferdinand Carl Christian Jagemann“, in: Thüringer biographisches Lexikon. Lebenswege in Thüringen, Felicitas Marwinski (Hrsg.), Weimar 2006, Slg. 3, S. 191–194 | Schillers Werke. Nationalausgabe, Norbert Oellers (Hrsg.), 56 Bde., Weimar 1984, Bd. 32, S. 192 | Scheidig, Walther, Goethes Preisaufgaben für bildende Künstler, 1799–1805, Weimar 1958, S. 131, 324, 385, 424, 479 | Struckmeyer 2012 a: Struckmeyer, Nina, „Le transfert de la pratique artistique: les élèves allemands dans l’atelier de Jacques-Louis David“, in: Transferts de modèles dans le sillage des Lumières. Approches croisées, Susanna Caviglia u. Véroni-

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Jebens, Adolf (Gebens, Adolf)

que Meyer (Hrsg.), Poitiers 2012 | Struckmeyer 2012 b: Struckmeyer, Nina, „‚C’est que seul … je vaux une académie‘. Dans l’atelier des élèves de JacquesLouis David“, in: Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863, France Nerlich (Hrsg.), Tours 2012 | Weiss, Hermann F., Funde und Studien zu Heinrich von Kleist, Tübingen 1984, S. 75, 82–83, 87.

Gesellschaft zur Förderung der Künste Sankt Petersburg; vor 1861 Ernennung zum Mitglied, 1861 zum Akademiker der Genremalerei der Kaiserlich Russischen Akademie der Künste; 1863/64 nach einer Reise über Warschau (Ausführung verschiedener Auftragsporträts von Soldaten) Niederlassung in Berlin; regelmäßige Beschickung der Berliner Akademie-Ausstellung; ab 1871 Mitglied im Verein Berliner Künstler

Archivalien München, BSB, Cgm 6238 (1), fol. 11r. [Johann Martin von Wagner, Fragmentarische Autobiographie, undatiert] | Weimar, GSA, Sig. GSA 1081 1246, o. fol. [Ferdinand Jagemann an Karl Benedikt Hase, Brief vom 13.1.1803] | Weimar, THStAW, Großherzogliches Hausarchiv A XIX 61c, o. fol. [Ferdinand Jagemann an den Herzog Carl August, Brief vom 13.3.1803]. Nina Struckmeyer

Jebens, Adolf (Gebens, Adolf) 1819 Elbing (Elbląg, Polen) – 1888 Berlin Porträt-, Genre- und Historienmaler

Künstlerische Laufbahn ab 1832 Besuch des Cöllnischen Gynasiums in Berlin; Studium an der Königlich Preußischen Akademie der Künste; 1836–1839 Parisaufenthalt; Studium an der École des beaux-arts, Schüler in den Lehrateliers von Carl von → Steuben und Paul Delaroche; 1836, 1839–1842 Teilnahme an den Ausstellungen des Danziger Kunstvereins; 1839 – vor 1841 in Elbing, Danzig und Berlin als Porträtmaler tätig; 1841 erneuter Parisaufenthalt; erneut Schüler von Paul Delaroche; 1842 Studienaufenthalt in Rom; Teilnahme am Pariser Salon und an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1843–1846 in Warschau, Danzig und Elbing, Tätigkeit als Porträtist der Danziger Gesellschaft; ab 1846 in Sankt Petersburg; erfolgreiche Tätigkeit als Porträtist; ab ca. 1848 Ausführung eines Gemäldezyklus’ zur russischen Armee im Auftrag des Zaren Nikolaus I.; ab 1848 Lehrer der Malerei an der Zeichenschule der

Parisaufenthalte um 1836–1839, 1841 Bevor sich der aus der Nähe von Danzig stammende Adolf Jebens 1846 für fast zwei Jahrzehnte in Sankt Petersburg niederließ, war der Künstler in Berlin und Paris als Maler ausgebildet worden. Wie seine künstlerische Laufbahn insgesamt lässt sich auch seine Lehrzeit in der französischen Hauptstadt über Einträge in Nachschlagewerken, Ausstellungskataloge, vereinzelte Erwähnungen in Publikationen zu seinem Russlandaufenthalt und einige wenige Archivalien nur in groben Umrissen nachvollziehen. Während die meisten Quellen fälschlicherweise behaupten, Jebens habe sich nur 1839/ 1840 (TB; AKL) oder 1841/1842 (Altpreußische Biographie 1841, S. 305) in Paris aufgehalten, gehen andere von den Jahren 1836 bis 1839 aus (Müller 1979, S. 46; Rothe 1979, S. 138). Amburger nimmt mit Berufung auf die Aussage eines Nachkommen Jebens’ darüber hinaus an, der Künstler habe sich im Jahr 1841 erneut in der französischen Metropole aufgehalten und sei dort wieder im Atelier des Historienmalers Paul Delaroche tätig gewesen (Amburger 1986, S. 236). Nachgewiesen ist der Name „Jebens, Adolphe“ im November 1836 unter Angabe der Adresse Rue St. Jacques 145 im Register der Kopisten des Musée du Louvre (Paris, AMN). Der 17-Jährige war, wie ebenfalls im Register nachzulesen ist, zu diesem Zeitpunkt Schüler des Historien- und Porträtmalers Carl von → Steuben (ebd.). Anfang Oktober des Jahres 1837 wurde Jebens in der Schülerliste der École des beaux-arts als Schüler von Paul Delaroche verzeichnet (Paris, AN a). Dort qualifizierte er sich für drei aufeinanderfolgende Semester ab Oktober 1837 für die Teilnahme am Zeichenunterricht im Modellsaal (Paris, AN b). Bei Delaroche blieb er darüber hinaus vermutlich mehrere Jahre tätig (Delaborde 1858, o.S.; Amburger 1986, S. 236; Rothe 1979, S. 138; Kunst-Vereine 1839, S. 25).

Jebens, Adolf (Gebens, Adolf)

Im Jahr 1839 unterbrach der Künstler seinen Parisaufenthalt, um u.a. in Elbing, Danzig und Berlin als Porträtmaler zu arbeiten. Anschließend setzte er jedoch, wie Amburger annimmt, seine Lehre bei Delaroche fort (Amburger 1986, S. 236). In Danzig traf Jebens den jungen Maler Ludwig Pietsch, einen späteren Schüler von Charles Gleyre, der berichtet, wie sehr Jebens seine künstlerische Ausbildung in Paris schätzte: „[Jebens] besuchte gerade damals 1839 bis 40, seine Vaterstadt Danzig und seine dortigen Verwandten, die zu den angesehensten, reichsten Patrizierfamilien zählten. Er wurde mit Aufträgen, Bildnisse bekannter Persönlichkeiten zu malen, überhäuft und erntete große Anerkennung. […] [Jebens] wurde nicht müde, mir Paris als den einzigen Ort zu preisen, wo man wirklich zeichnen und malen lernen könnte. Er stellte mir sogar die Unterstützung seines Onkels, eines reichen, hochherzigen Mäcens, in Aussicht, wenn ich mich für Paris entschiede“ (zit. nach Pietsch 1903, S. 7f.). Gegen Ende des Jahres 1841 verließ Jebens endgültig die französische Hauptstadt und reiste weiter nach Rom, wo er mehrere Monate blieb (Noack 1927, S. 288). 1842 nahm er mit Genre- und Historiengemälden sowohl am Pariser Salon als auch an der Berliner Akademie-Ausstellung teil (Salon 1842; BAA 1842). Nach einem 20-jährigen Aufenthalt in Sankt Petersburg, wo der – dort als Adol’f Ivanovič Gebens bekannte – Künstler vor allem als Porträtmaler des Adels sowie durch Aufträge des Zaren Nikolaus I. von Russland erfolgreich war, kehrte Jebens nach Deutschland zurück. Er ließ sich 1864 in Berlin nieder, wo er fast alljährlich an den Akademie-Ausstellungen teilnahm, die er vorwiegend mit Porträts beschickte. Bis ins Jahr 1869 sandte er noch regelmäßig Gemälde nach Russland, auch wenn er nie wieder dorthin zurückkehrte (AKL; TB).

Werke der Pariser Zeit Landschaft mit Vieh, Verbleib unbekannt (KunstVerein 1839, Nr. 242) | Ein Dampfschiff auf der See, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 243) | Ein männliches Bildnis, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 244) | Ein weibliches Bildnis, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 245) | Männliches Porträt, Ölgemälde, Verbleib unbekannt (Kunst-Verein 1840, Nr. 108; vermutlich in Paris ausgeführt) | Männliches Porträt, Ölgemäl-

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de, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 109; vermutlich in Paris ausgeführt) | Männliches Porträt, Ölgemälde, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 110; vermutlich in Paris ausgeführt) | Französische Blumen- und Fruchthändlerin, Ölgemälde, Verbleib unbekannt (Kunst-Verein 1841, Nr. 78) | Zwei spielende Kinder, Ölgemälde, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 79) | Le compte d’Egmont (Goethe), Verbleib unbekannt (Salon 1842, Nr. 1006; vermutlich in Paris ausgeführt) | Die verfängliche Frage, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 430; vermutlich in Paris ausgeführt) | Egmont und Clärchen (Aufzug III. Sc. II. Clärchen. Laß mich dir in die Augen sehen; alles drin finden, Trost und Hoffnung, Freude und Kummer), Verbleib unbekannt (BAA 1842, Nr. 1440; Kunst-Verein 1842, Nr. 106; vermutlich in Paris ausgeführt).

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, TB – Amburger, Erik, Deutsche in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft Russlands. Die Familie Amburger in St. Petersburg 1770– 1920, Wiesbaden 1986, S. 236–237 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 322, 439, Anm. 1770–1772 | Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue rainsonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Altpreußische Biographie, Christian Krollmann (Hrsg.), 2 Bde., Marburg 1941, Bd. 1, S. 305 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1842, Nr. 430, Nr. 1440 | Müller, Alexandra, Das Leben deutscher Künstler in Russland im 18. und 19. Jahrhundert, Gießen 1979, S. 46 | Noack, Friedrich, Deutschtum in Rom, 2 Bde., Leipzig 1927, Bd. 1, S. 288 | Pietsch, Ludwig, Aus der Heimat und der Fremde. Erlebtes und Gesehenes, Berlin 1903, S. 7f. | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 126 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1842, Nr. 1006 | Schriften des Komitees der Bundesrepublik Deutschland zur Förderung der Slawischen Studien, Hans Rothe (Hrsg.), Gießen 1979, Bd. 1, S. 138 | Verzeichnis der ersten Ausstellung des Kunst-Vereins zu Danzig im Lokale des grünen Thors, welches vom

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Jentzen, Friedrich

2. Mai bis 2. Juni täglich von 11 Uhr bis 16 Uhr geöffnet ist, Danzig 1836, S. 31, Nr. 256 | Verzeichnis der vom Danziger Kunst-Vereine veranstalteten vierten Kunst-Ausstellung, welche den 2. August d.J. im Saale des grünen Thors eröffnet werden wird, Danzig 1839, S. 25, Nr. 242–245 | Verzeichnis der vom Kunst-Vereine zu Danzig veranstalteten fünften Kunst-Ausstellung, Ausstellung von 1841, welche am 29. December 1840 im Saale des grünen Thors eröffnet worden, Danzig 1840, S. 15, Nr. 108–110 | Verzeichnis der vom Kunst-Vereine zu Danzig veranstalteten außerordentlichen Kunst-Ausstellung, welche am 27. December 1841 im Saale des grünen Thors eröffnet worden, Danzig 1841, S. 20, Nr. 78–79 | Verzeichnis der vom Danziger Kunst-Vereine veranstalteten sechsten Kunst-Ausstellung, welche am 25. December d.J. in der Aula des Gymnasiums eröffnet werden wird, Danzig 1842, S. 15, Nr. 106.

Archivalien Paris, AMN, Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834– 1870, *LL 6, Nr. 1590 | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 1680 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 75, procèsverbaux des jugements des concours des sections de peinture et de sculpture, 1837–1849, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/ d’hiver, o. fol. [2.10.1837, 7.4.1838, 2.10.1838: o.A.]. Lisa Hackmann

Jentzen, Friedrich 1804 Berlin – 1875 Weimar Porträtmaler, Lithograph

Künstlerische Laufbahn 1819 Schüler an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin bei Heinrich Anton Dähling und Johann Gottfried Niedlich; ab 1822–1848 regelmäßige Teilnahme an der Berliner AkademieAusstellung; 1824 Begegnung mit Franz Krüger, Fokussierung auf die Anfertigung von Lithographien; 1829 Reise durch Deutschland und die Schweiz

nach Frankreich; 1830 Parisaufenthalt; Einsendungen von Originallithographien und Zeichnungen für die Berliner Akademie-Ausstellung; ab 1843 außerordentliches Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin

Parisaufenthalt 1830 Im Jahr 1829 brach der Maler und Lithograph Friedrich Jentzen im Alter von 25 Jahren zu einer Reise über München, Tirol und die Schweiz auf, die ihn schließlich Anfang des Jahres 1830 nach Paris führte. Die Quellen zu seinem knapp einjährigen Parisaufenthalt sind äußerst spärlich. Jentzen berichtete nur kurz von den verschiedenen Stationen seines Lebens in einem selbst verfassten Lebenslauf (Berlin, PrAdK a). Im Vorfeld seines Parisaufenthalts hatte Jentzen durch die Bekanntschaft mit Franz Krüger, dessen Werke er fast ausschließlich lithographieren durfte, einige finanzielle Rücklagen gebildet. Diese deckten mit einem Reisestipendium der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Höhe von 300 Reichstalern die Kosten seiner künstlerischen Fortbildung in der französischen Hauptstadt (Berlin, PrAdK a, b). Aus Paris reichte Jentzen fünf Werke für die in Berlin im Frühjahr 1830 stattfindende AkademieAusstellung ein (BAA 1830). Ein heute verschollener Brief vom 21. März 1830 aus Paris begleitete diese Einsendung (Berlin, PrAdK b). Unter den ausgestellten Werken befand sich auch ein Portrait der Geliebten Titian’s nach dem Original-Gemälde, welches sich in der Pariser Gallerie befindet (BAA 1830, Nr. 297). Anzunehmen ist, dass Jentzen in den Pariser Museen kopierte und sich in den dortigen Steindruckerwerkstätten in der Technik der Lithographie schulte. Ende des Jahres 1830 kehrte Jentzen nach Berlin zurück und arbeite als einer der „tüchtigsten unter den Berufslithographen […] nach Krügers Vorlagen“ (Glaser 1922, S. 158). Sein Berufskollege Philipp Hermann → Eichens, der sich dauerhaft in Paris niedergelassen hatte, versorgte Jentzen in den folgenden Jahren mit französischen Kreiden (Berlin, SBB PK HA). Die französische Hauptstadt hielt offensichtlich für die Ausstattung eines Lithographen die besten Arbeitsmittel bereit.

Werke der Pariser Zeit Portrait der Geliebten Titian’s nach dem Original-Gemälde, welches sich in der Pariser Gallerie befindet,

Kaiser, Friedrich

Zeichnung oder Gemälde, 1830, Verbleib unbekannt (BAA 1830, Nr. 296) | Portrait des Prof. Hummel, Zeichnung nach der Natur, 1830, Verbleib unbekannt (BAA 1830, Nr. 297) | Bildnisse nach der Natur, 1830, Zeichnungen, Verbleib unbekannt (BAA 1830, Nr. 298) | Bildnisse nach der Natur, 1830, Lithographie, Verbleib unbekannt (BAA 1830, Nr. 954) | Musikanten-Kinder nach Williams, 1830?, Lithographie Verbleib unbekannt (BAA 1830, Nr. 955).

Bibliographie Bénézit, Nagler, NDB, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1822, Nr. 443; BAA 1824, Nr. 645; BAA 1826, Nr. 700; BAA 1830, Nr. 296–298, 954, 955; BAA 1832, Nr. 313–316, 991–996; BAA 1834, Nr. 332, 333, 1046–1053; BAA 1836, Nr. 1234–1236; BAA 1838, Nr. 1082–1087; BAA 1839, Nr. 1134–1140; BAA 1842, Nr. 1284–1287; BAA 1844, Nr. VIII, 1437–1442; BAA 1846, Nr. 398–400, 1245–1248; BAA 1848, Nr. 1390–1394 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 366, Nr. 267, S. 432, Nr. 1533–1537 | Glaser, Curt, Die Graphik der Neuzeit vom Anfang des XX. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Berlin 1922, S. 158 | Kat. Berlin 2007: Der Maler Franz Krüger, 1797–1857: preußisch korrekt, berlinisch gewitzt, Gerd Bartoschek (Hrsg.), Ausstellungskat., Berlin, Schloss Charlottenburg, München 2007, S. 128.

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK, Pers. BK 259 Friedrich Jentzen [eigenhändiger Lebenslauf] | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK 78, Senatsprotokolle 1830 | Berlin, SBB PK HA, 2 p 1846 (2) [Brief von P.H. Eichens an Jentzen vom 24.4.1849]. Sylva van der Heyden

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Kaiser, Friedrich 1815 Lörrach – 1889 Berlin Lithograph, Historien- und Schlachtenmaler

Künstlerische Laufbahn um 1833 Aufenthalt in Karlsruhe und mögliche künstlerische Ausbildung; um 1837 Parisaufenthalt; nach 1840 Ausbildung zum Maler in München; vor 1848 Übersiedlung nach Karlsruhe; 1850 Übersiedlung nach Berlin; Tätigkeit als Hofmaler

Parisaufenthalt um 1837 Die wenigen Fakten, die zum Leben und Werk von Friedrich Kaiser zusammengetragen werden können, ergeben nur ein skizzenhaftes Bild der Jahre vor 1840 (Beringer 1922, S. 47; Weech 1891, S. 214; Rosenberg 1879, S. 293–294.) und damit auch zum Parisaufenthalt. So lassen sich über die Ausbildung, die Friedrich Kaiser in Lörrach erhalten haben könnte, nur aufgrund von Aufzeichnungen seines älteren Bruders Eduard Kaiser Vermutungen anstellen. Letztgenannter berichtet in seinen Lebenserinnerungen, dass er selbst vom Kupferstecher und Miniaturmaler Christian Meichelt ausgebildet worden sei (Kaiser 1910, S. 48, 59). Es ist also durchaus möglich, dass auch Friedrich Kaiser von diesem unterrichtet wurde. Der Bruder berichtet weiter, dass sich Kaiser 1833 in Karlsruhe aufhielt, so dass er seine lithographische Ausbildung dort erhalten haben könnte (ebd., S. 151). Ob Kaiser bereits als Lithograph ausgebildet war, oder ob er nach Paris ging, um dort an den Werken von Horace Vernet das Lithographieren erst zu erlernen (TB; Bénézit), lässt sich nicht ermitteln. Der Interpretation des Aufenthalts als Schlüsselerlebnis für Kaisers Hinwendung zur Malerei folgen hingegen Adolf Rosenberg (Rosenberg 1879, S. 293) und alle späteren Autoren. Kaiser kam demzufolge 1837 nach Paris, wo er an Lithographien nach Gemälden von Horace Vernet arbeitete. Die Beschäftigung mit Vernets Gemälden weckte sein Interesse an der Historien- und Schlachtenmalerei, so dass er sich später in München weiter zum Maler ausbilden ließ (ebd.). Unsicher bleibt, ob der 22-jährige Kaiser tatsächlich im Atelier von Vernet arbeitete oder sich in Paris ledig-

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Kaselowsky, August Theodor

lich mit dessen Malerei beschäftigte. Weder das Studium bei Vernet, welches einzig der Vorstand der Gewerbeschule in Karlsruhe, Joseph Thomas Cathiau, 1891 als „Grundlage seiner künstlerischen Ausbildung“ bezeichnet (Weech 1891, S. 214), noch eine Aufnahme an der Kunstakademie in Paris lassen sich nachweisen.

Kaselowsky, August Theodor Potsdam 1810 – Berlin 1891 Historien- und Freskenmaler

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie Bénézit, Singer, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 371, 438, Anm. 1728 | Beringer, Joseph August, Badische Malerei 1770–1920, Karlsruhe 1922, S. 47 | Hütt, Wolfgang, Deutsche Malerei und Graphik 1750–1945, Berlin 1986, S. 140 | Kat. Lörrach 1990: Moehring, Gerhard, Friedrich Kaiser – der Historien- und Schlachtenmaler. Zu seinem 100. Todestag am 13. Okt. 1890, Ausstellungskat., Museum am Burghof, Sonderdruck des Museums, Lörrach 1990, S. 7 | Kaiser, Eduard, Aus alten Tagen. Lebenserinnerungen eines Markgräflers 1815–1875, Lörrach 1910, S. 59, 60, 149, 151 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879. Studien und Kritiken, Berlin 1879, S. 293–294 | Weech, Friedrich von, Badische Biographien, Heidelberg 1891, Bd. 4, S. 214. René Hartmann

W. Hensel, August Kaselowsky, 1836

Künstlerische Laufbahn 1827–1832 Schüler an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1832–1836 Schüler im Privatatelier von Wilhelm Hensel in Berlin; 1832– 1850 Teilnahme an den Berliner Akademie-Ausstellungen; 1836–1839 Parisaufenthalt; 1837 Schüler bei Léon Cogniet und an der École des beaux-arts; 1839–1850 Romaufenthalt, Aufträge des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. zu einer Freisprechung der Susanna durch Daniel (Verbleib unbekannt) sowie Aposteldarstellungen in der preußischen Gesandtschaftskapelle; 1842 mehrmonatiger Deutschlandaufenthalt; ab 1850 Aufträge für sechs Fresken im Niobidensaal des Neuen Museums in Berlin; Beteiligung an den Fresken in der Kapelle des Berliner Stadtschlosses (zerstört); Reisen durch Griechenland, Spanien, Türkei und England; 1855 Teilnahme am Pariser Salon mit zwei Gemälden; 1855 und 1867 Beteiligung an der Pariser Weltausstellung; 1859 Ernennung zum Professor an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; um 1878 Restaurierung der Fresken in der Vorhalle des Alten Museums in Berlin

Kaselowsky, August Theodor

Pariser Aufenthalt 1836–1839 In der Literatur erscheint der Name des Historienmalers August Theodor Kaselowsky vor allem im Zusammenhang mit seinem Lehrer und Freund Wilhelm Hensel. Die erhaltenen Dokumente zu Kaselowskys künstlerischem Schaffen sind außerhalb dieses Kontextes bisher kaum ausgewertet. Seine überlieferten Briefe und Berichte vermitteln jedoch ein umfassendes Bild eines preußischen Kunstschülers im Paris der 1830er Jahre (Berlin, GStA PK; Berlin, PrAdK). Im Alter von 26 Jahren gewann der Berliner Akademieschüler Kaselowsky die Konkurrenz um den Großen Staatspreis (Berlin, PrAdK a, fol. 212ff., 228). Das von der Preußischen Akademie der Künste Berlin geförderte Stipendium in Höhe von jährlich 500 Talern sah eine Studienreise nach Italien für drei Jahre vor. Auf Antrag wurde Kaselowsky jedoch gestattet, das erste Jahr in Paris zu verbringen (Berlin, GStA PK a, fol. 140). Verpflichtend hatte er Bericht über seine Tätigkeiten zu erstatten und zur Überprüfung seiner Fortschritte Bilder und Skizzen nach Berlin zu schicken. Als die geforderten Arbeitsproben in Berlin eintrafen, befanden sich darunter Porträts der Hensel-Schüler Philipp Hermann → Eichens und Carl Wilhelm → Pohlke (Berlin, PrAdK a, fol. 251v.). Die französische Hauptstadt erreichte Kaselowsky im November 1836, nachdem er eine ausgiebige Kunstreise über Düsseldorf, Antwerpen und Brügge gemacht hatte (Berlin, PrAdK a, fol. 229ff.). In Paris nahm sich der Potsdamer zunächst eine Unterkunft am Quai St. Michel 11 (Berlin, GStA PK a., fol. 149; Paris, AMN) und seit spätestens Januar 1839 lebte er in der Rue des Franc-Bourgeois 1 (Berlin, GStA PK b, fol. 75). Die ersten vier Wochen nach seiner Ankunft nutzte er, um sich einen „allgemeinen Überblick von der Stadt, den Künstlern und den Gemälde-Galerien zu verschaffen“ (Berlin, PrAdK a, fol. 234). In der Frage nach der Wahl eines ausbildenden Ateliers schwankte Kaselowsky zwischen Paul Delaroche und Léon Cogniet. Über die Lehrtätigkeiten der beiden urteilte Kaselowsky, dass sie sich in Technik und Ausführung kaum unterscheiden. Cogniet sehe jedoch „zugleich streng auf die Ähnlichkeit der einzelnen Theile des Modells in Zeichnung und Farbe“, und daher würden die Studien seiner Eleven „eine größere Wahrheit verrathen als die der Schüler von Delaroche“ (Berlin, PrAdK a, fol. 234v.). Kaselowsky war es von der

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Akademie in Berlin frei gestellt worden, in ein Atelier einzutreten (Berlin, GStA PK a, fol. 144). Bereits am 4. Oktober 1836 hatte sein Berliner Lehrer Hensel an den Historienmaler François Gérard die Bitte gerichtet, seinen Schüler zu empfangen und ihm beratend zur Seite zu stehen (Gérard 1888, S. 448). Da Gérard jedoch am 11. Januar 1837 verstarb, ist nicht klar, ob Kaselowsky diesen Besuch tätigen konnte. Die Wahl eines ausbildenden Ateliers fiel auf das von Cogniet, in welches Kaselowsky am 2. Januar 1837 eintrat und das er bis August desselben Jahres besuchte. Über den Unterricht schrieb er in seinem Bericht an den Senat der Königlich Preußischen Akademie der Künste: „Nach dem lebenden Modell wird täglich 5 Stunden gemalt; wöchentlich zwei Mal korrigiert, alle Woche ein neues Modell. Alle 4 Wochen stellt der Meister ein Thema für Komposition, wozu Farbenskizzen von gleicher Größe verlangt werden, mit denen eine Koncurrenz […] verbunden ist.“ (Berlin, PrAdK a, fol. 234v.) Bei diesen Wettbewerben sei er selbst mehrere Male dabei gewesen und habe mitunter auch bei der Entscheidung helfen dürfen. Die beste Skizze, berichtete er, würde in einem Rahmen im Atelier aufgehängt. Unter ihnen seien seiner Auskunft nach auch Preisträger des Prix de Rome (ebd.). Im direkten Vergleich mit der französischen Kunstausbildung kamen Kaselowsky Zweifel an seinem Können, denn er fühlte sich „wie ein Mensch, der in seinem ganzen Leben noch keinen einzigen Versuch in der Kunst gemacht hatte“. „Was ich mir an technischer Fertigkeit angeeignet hatte, das schien mir wie Etwas in einer Schule erlerntes, während die hiesigen Künstler, fußend auf eine gründliche Vorbildung, die aus einem ununterbrochenen Studium des Nackten hervorging, rasch und sicher dasjenige vollführen, was die Phantasie erschafft.“ (Ebd., fol. 235) Um diesen Makel auszugleichen, besuchte er den von ihm ausführlich beschriebenen Louvre (Paris, AMN), wo er nach alten Meistern kopierte und sich zugleich eine Meinung über die zeitgenössische französische Malerei bildete. Einen besonders großen Eindruck hinterließ u.a. Théodore Géricaults Das Floß der Medusa (Berlin, PrAdK a, fol. 237v.). Kaselowsky kommentierte, „daß man gegen die jetzt lebenden Künstler ungerecht“ sei. „Ich finde, daß man bei Betrachtung alter MeisterWerke immer geneigt ist, die guten Eigenschaften derselben hervorzuheben, ohne auf ihre Schwächen zu achten“; so sei die gegenwärtige Kunst „an

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Kaselowsky, August Theodor

Künstlern noch viel reicher als die frühere“ (ebd.). In einem Schreiben an den Senat der Königlichen Preußischen Akademie der Künste vom 1. Oktober 1837 bat Kaselowsky um Verlängerung seines Parisaufenthalts um ein zweites Jahr (ebd., fol. 239). Dieser Bitte wurde stattgegeben, unter dem Vorbehalt, dass er im Anschluss daran nach Rom aufbrechen müsse (Berlin, GStA PK b, fol. 66). Ab Oktober desselben Jahres besuchte Kaselowsky die École des beaux-arts (Paris, AN a, b), „um nach dem Leben zu zeichnen“ (Berlin, PrAdK a, fol. 242). Ausführlich beschrieb er, dass alle vier Wochen Wettbewerbe stattfänden, die mit Medaillen unterschiedlicher Wertigkeit bedacht wurden. An einem Skizzenwettbewerb im Fach der Historienmalerei nahm er selbst teil, ohne zu erwähnen mit welchem Erfolg (ebd.). Obwohl Kaselowsky in seinen Schreiben stets darauf hinwies, wie kostspielig das Leben in Paris sei, suchte er sich ein eigenes Atelier, das er für sechs Monate anmietete und das ihm lediglich „die baren vier Wände, ohne Ofen, kurz gar nichts“ bot (ebd., fol. 246v.). Hinzu kamen also Ausgaben für Mobiliar und Heizung – „zumal bei den Pariser Fenster[n] und Thüren“ – sowie für Material und Modell. Allein die Kosten dafür beliefen sich auf 180 Francs (ebd.), so dass er sich gezwungen sah, Schulden zu machen. Um diese zu begleichen, bat er im Oktober 1838 den Akademischen Senat, einige seiner Bilder bei der Akademie-Ausstellung im selben Jahr zum Verkauf anbieten zu dürfen (ebd., fol. 247ff.), wovon jedoch keines veräußert wurde. Anfang des Jahres 1839 wird deutlich, dass Kaselowsky die ihm zugedachte Studienzeit in Paris bereits um sechs Monate überschritten hatte, obwohl er laut Absprache mit der Akademie zu diesem Zeitpunkt längst in Rom hätte sein müssen (Berlin, GStA PK b, fol. 75). Die Akademie zeigte sich enttäuscht über die Verzögerung und die anfänglich so vielversprechenden Leistungen ihres Schülers. Sie meinte in den Arbeiten den Einfluss der „tadelnswerthen Richtungen der neuesten französischen genreartigen Geschichtsmalerei“ zu erkennen. „Um sich zurecht zu finden“, wurde er schließlich von der Akademie aufgefordert, nach Berlin zurückzukehren (ebd., fol. 108ff.). Statt dieser Anweisung zu folgen, reiste Kaselowsky im Sommer 1839 nach Rom weiter. Die Akademie erkannte ihm darauf den Status des Pensionärs ab (ebd., fol. 109). In Italien verblieb Kaselowsky dann bis zum Jahr 1850. Nach

Deutschland zurückgekehrt, ließ er sich in Berlin nieder, wo er 1859 eine Professur an der Königlich Preußischen Akademie der Künste erhielt. Aus Berlin beteiligte er sich an den Pariser Weltausstellungen 1855 mit vier Gemälden und 1867 mit einem Gemälde (ebd., fol. 37; PrAdK c, fol. 101, 127).

Werke der Pariser Zeit Archimedes, Aktstudie in Lebensgröße, 1838, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 372) | Erster Ausgang eines Genesenen, 1838, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 373) | Porträt, Kniestück in Lebensgröße, 1838, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 374) | Der kleine Savoyarde, 1839, Verbleib unbekannt (BAA 1839, Nr. 393) | Porträt des Lithographen Eichens, Verbleib unbekannt (Berlin, PrAdK a, fol. 251) | Porträt des Malers Pohlcke, Verbleib unbekannt, zuletzt im Besitz der Familie Pohlke (ebd.) | Studium nach der Natur, Verbleib unbekannt (ebd.) | Die Vermählung der Heiligen Katharina von Alexandrien nach Correggio, Verbleib unbekannt (ebd.) | Jupiter und Antiope nach Correggio, Verbleib unbekannt (ebd.) | Die Flucht Loths mit seiner Familie von den Engeln geführt nach Rubens, Verbleib unbekannt (ebd.) | Die Heilige Familie nach Raffael, Verbleib unbekannt (ebd.) | Weibliches Porträt nach Rembrandt, Verbleib unbekannt (ebd.) | Eine Fischerfamilie in der Arbeitsstube nach Rembrandt, Verbleib unbekannt (ebd.) | Judith und Holofernes nach Horace Vernet, Verbleib unbekannt (ebd.) | Pabst Pius VIII. nach Horace Vernet, Verbleib unbekannt (ebd.) | Der Schiffbruch der Medusa nach Théodore Géricault, Verbleib unbekannt (ebd.) | Der Schnitter nach Hubert Robert, Verbleib unbekannt (ebd.).

Bibliographie DBE, Boetticher, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1836, Nr. 448–449; BAA 1838, Nr. 372– 374; BAA 1839, Nr. 393–394 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 370, 437, Anm. 1703–1704 | Gérard, le Bon, Lettres adressées au baron François Gérard, peintre d’histoire […], Paris 31886, 1. Bd., S. 448 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten. 1820–1850, Berlin 1929, S. 41 | Dies., Das Bildnis im Berliner Bieder-

Kaselowsky, August Theodor

meier, Berlin 1932, S. 55, 63–64, 83, 132, 145 | Grossmann, Joachim, Künstler, Hof und Bürgertum. Leben und Arbeit von Malern in Preußen 1786–1850, Berlin 1994, S. 65 | Kat. Berlin 1981: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts. Zeichnungen von Wilhelm Hensel, Nationalgalerie Berlin (Hrsg.), Berlin 1981, S. 17, 20, 77, 81–84 | Lowenthal-Hensel, Cécile u. Jutta Arnold, Wilhelm Hensel. Maler und Porträtist. 1794–1861. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts, Berlin 2004, S. 153, 186, 189, 199, 201–203, 233, 287–292 | Lowenthal-Hensel, Cécile u. Jutta Arnold, Europa im Porträt. Zeichnungen von Wilhelm Hensel. 1794–1861, 2 Bde., Berlin 2005, Bd. 1, S. 264 | Müller, Friedrich (Hrsg.) et al., Die Künstler aller Zeiten und Völker. Oder Leben und Werke der berühmtesten Baumeister, Bildhauer, Maler, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen etc. Von den frühesten Kunstepochen bis zur Gegenwart, Stuttgart 1857. S. 468 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 56–57 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852–1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2002, Salon 1855, Nr. 1745–1746 | Kunst in Berlin 1648– 1987, Günter Schade (Hrsg.), Ausstellungskat., SMB PK, Berlin 1987, S. 218 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845. Kommentierte Neuausgabe der Veröffentlichung von 1849, Götz Eckhardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 1, S. 193; Bd. 3, S. 751.

Archivalien Berlin, GStA PK a: Berlin, GStA PK, HA. I, Rep. 76 Ve, Sekt. 17, Abt. V, Nr. 1, Bd. II, Kultusministerium, fol. 139–140 [Brief der Akademie an den preußischen Gesandten von Werther in Paris], fol. 144 [Abschrift der Instruktionen für den Maler August Theodor Kaselowsky, 1.10.1836], fol. 148–150 [Korrespondenzen zwischen Kaselowsky und der Akademie mit der Bitte um Sonderzahlungen] | Berlin, GStA PK b: Berlin, GStA PK, HA. I, Rep. 76 Ve, Sekt. 17, Abt. V, Nr. 1, Bd. III, Kultusministerium, fol. 66 [Schreiben der Akademie, 25.1.1839], fol. 73–75 [Schreiben der Akademie an Kultusministerium Januar 1839], fol. 108 [Bericht der Akademie zu einem von Kaselowsky am 18.11.1839 gestellten Antrag auf Weiterförderung seiner Studien in Rom] | Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK 152, Konkurrenzen um den

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großen Staatspreis fol. 212–216 [Formalia zum Wettbewerb um den großen Staatspreis]; fol. 228 [Platzierung Kaselowsky]; fol. 229–230v. [Kaselowsky aus Paris, 11.11.1837]; fol. 231–240v. [Kaselowsky aus Paris, 1.10.1837]; fol. 241 [Einsendung der Beiträge für die Akademie-Ausstellung, 9. Oktober 1837]; fol. 242–247 [Kaselowsky aus Paris, 1.10.1838]; fol. 251–251v. [Auflistung der aus Paris versandten Studien, 17.6.1839] | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK 222, Pariser Ausstellung 1855, fol. 37 [Beiträge Kaselowskys an der Pariser Weltausstellung 1855] | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK 388, Auswärtige Ausstellungen, fol. 101 [Verzeichnis der Anmeldungen zur Pariser Weltausstellung 1867, Kaselowsky Nr. 42], fol. 127 [Beitrag Kaselowsky für die Weltausstellung 1867] | Berlin, PrAdK d: Berlin, PrAdK 393, Wettbewerbe und Reisestipendien, fol. 56 [Unterstützung der Eleven Kaselowsky und Knebel, 16.9.1837], fol. 79–79v. [Bittschreiben Kaselowskys mit einer Empfehlung Léon Cogniets, 5.8.1838], fol. 88–88v. [Einverständnis des KultusMinisteriums, dass Kaselowsky in Rom nicht weiter gefördert wird, 3. Januar 1840] | Paris, AMN, *LL 6– 11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 1622 | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et sculpture, 1807– 1841, Nr. 1662 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 75, procès-verbaux des jugements des concours des sections de peinture et de sculpture, 1837–1849, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [2.10.1837: o.A.]. Jennifer Falckenberg

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Kietz, Julius Ernst Benedikt

Kietz, Julius Ernst Benedikt 1815 Leipzig – 1892 Dresden Porträtist, Lithograph

E. Wodick, Porträt Ernst Benedikt Kietz, 1842

Künstlerische Laufbahn 1831–1838 Studium an der Königlichen Akademie Dresden unter Johann Friedrich Matthäi, Johann Carl Rößler und Ernst Rietschel; 1832, 1834, 1838 Teilnahme an den Dresdner Akademie-Ausstellungen; Bildnisse der Dresdner Gesellschaft; ab 1838 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Paul Delaroche; Bekanntschaft mit Richard Wagner; 1841– 1857 mehrmalige Teilnahme am Pariser Salon; zahlreiche Porträts; 1853 Reise über Malta nach Konstantinopel, auf dem Rückweg in Athen und Rom; ab ca. 1858 in Épernay ansässig; 1870 Rückkehr nach Deutschland bei Ausbruch des DeutschFranzösischen Krieges, Tätigkeit als Zeichenlehrer der Töchter Friedrichs VIII. von Schleswig-Holstein (darunter die spätere Kaiserin Auguste Viktoria) auf Schloss Primkenau (Schlesien); ab 1873 in Dresden ansässig; Zeichenlehrer der Prinzessin Mathilde von Sachsen

Parisaufenthalt 1838–1870 Julius Ernst Benedikt Kietz verbrachte mehr als drei Jahrzehnte seines Lebens in Paris. Eine Annäherung an seine dortige Schaffenszeit gelingt nur über Briefe und Berichte von Zeitgenossen, so vor allem über diejenigen Richard Wagners. Vermittelt durch den Verleger Eduard Avenarius, lernten der Komponist – dieser war nach Paris gekommen, um seine Oper Rienzi zur Aufführung zu bringen – und der junge Künstler sich 1839 kennen (Glasenapp 1905, S. 346). In der Folge verband sie eine jahrzehntelang andauernde Freundschaft, von der eine umfangreiche Korrespondenz zeugt. Allerdings sind bis auf wenige Ausnahmen nur die Briefe Wagners an Kietz überliefert (Wagner 1986; ders., 2000 a, b; ders., 2003). Darüber hinaus geben einige kurze Einträge in Nachschlagewerken Auskunft über das Leben und Werk von Kietz (TB; Boetticher; Müller 1882; Kaulen 1878). Bevor Kietz 1839 mit 24 Jahren nach Paris ging, hatte er mehrere Jahre an der Dresdner Akademie studiert, wobei er sich vorwiegend der Zeichnung gewidmet hatte. Obwohl er erfolgreich als Porträtist der Dresdner Gesellschaft tätig war und mehrmals an den Dresdner Akademie-Ausstellungen teilgenommen hatte (DAA 1832, 1834, 1835), entschied er sich, zur Vervollständigung seiner künstlerischen Ausbildung nach Paris zu gehen. In der französischen Hauptstadt angekommen, trat Kietz in das Atelier des Historienmalers Paul Delaroche ein, um dort seine Studien als Maler zu absolvieren (Glasenapp 1905, S. 345; Delaborde 1858, o.S.). Er blieb dort bis mindestens 1842 tätig (Wagner 2000 a, Bd. 1, S. 597). Künstlerisches Zeugnis dieser Ausbildungszeit ist ein Porträt, das Kietz von seinem Meister anfertigte (Taf. XXXIII). Im November 1841 wohnte Kietz einer den Schülern und Professoren vorbehaltenen Feier bei, in dessen Rahmen Delaroches neuestes Werk, die Ausmalung des Hémicycle im neugebauten Preisverleihungssaal der École des beaux-arts präsentiert wurde (Wagner 1911, S. 121–124). Wagner, der Kietz begleiten durfte, berichtete am darauffolgenden Tag, dem 1. Dezember, in einem an die Dresdner Abendzeitung eingesandten ausführlichen Bericht von dem Ereignis: Die Schüler Delaroches seien in einem solchen Maße begeistert gewesen, „daß sie den endlich ebenfalls in den Saal tretenden Delaroche in Jubel und Enthusiasmus fast zu erdrücken drohten; – [Delaroche] selbst war so ergriffen, daß er sich der

Kietz, Julius Ernst Benedikt

Thränen nicht erwehren konnte, unter welchen er eine rührende und herzliche kleine Rede hielt, worin er schließlich seine Schüler zu Muth und Ausdauer anfeuerte“ (ebd., S. 123). Wagner zufolge zeigte Kietz in der „Aneignung der Ölfarbe […] vieles Talent“, doch nahm „das Auswaschen der Pinsel seine Zeit so vollständig in Beschlag, dass er sehr selten zum eigentlichen Malen kam“, weshalb es ihm nicht gelang, „auch nur ein einziges Porträt“ zu vollenden (Wagner 1963, S. 189–190). Tatsächlich sind nur wenige Gemälde Kietz‘ aus seinen Pariser Jahren überliefert. Den Pariser Salon beschickte er über zwei Jahrzehnte fast ausschließlich mit Pastell- und Bleistiftzeichnungen (Salon 1841–1857). Er fertigte Porträts von Pariser Persönlichkeiten wie seinem Lehrer Delaroche, dem Maler Eugène Isabey und dem Historiker François-Auguste Mignet an. Weitere Bildnisse widmete er Richard Wagner, Heinrich Heine sowie zahlreichen Wagner-Freunden und -Bekannten, darunter dem Dichter Adam Gottlob Oehlenschläger und dem Architekten Gottfried Semper (Kaulen 1878, S. 329f.). In den ersten Jahren seines Aufenthalts verkehrte Kietz vor allem in einem Kreis junger Deutscher, dessen Mittelpunkt Wagner bildete. Neben dem Maler Friedrich → Pecht, der ebenfalls Schüler von Delaroche war, gehörten ihm der Philologe Samuel Lehrs und der Musikschriftsteller Gottfried Engelbert Anders an (Pecht 1894, S. 181–183; Wagner 2000 a, Bd. 2, S. 74). Im Atelier Delaroches lernte er zudem den Berliner Carl → Steffeck und den aus Magdeburg stammenden Edmund → Wodick kennen (Berlin SMB PK ZA; Kat. Magdeburg 2011, S. 50). Eine im August 1842 entstandene Porträtzeichnung Wodicks von Kietz sowie eine von Kietz stammende Skizze des Hôtel Candal in Wodicks Skizzenbuch zeugen von dieser Verbindung (ebd.). Außerdem lebte Kietz’ Onkel, der ebenfalls mit Richard Wagner befreundete Maler Eduard Fechner, seit 1825 in Paris (Wagner 2000 a, Bd. 1, S. 413). Zunächst vorübergehend am Quai des Augustins 39 und in der Rue Jacob 16 untergebracht, wohnte Kietz seit etwa Mitte der 1840er Jahre in der Rue des Petits-Augustins 30, bevor er in den 1850er Jahren in die Rue Bonaparte 24 zog (Salon 1841– 1855). Ab etwa 1858 lebte Kietz im etwa 100 Kilometer von Paris entfernten Épernay (Wagner 2000 b, S. 114; ders. 2003, S. 30). Was Kietz bewog, Paris zu verlassen, und ob er vor seiner endgültigen Abreise

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nach Deutschland noch einmal länger in die französische Hauptstadt zurückkehrte, ist ungewiss. Obwohl Kietz, der permanent mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfte, immer wieder mit dem Gedanken spielte, nach Deutschland zurückzukehren, und mehrere Angebote Wagners erhielt, bei ihm in Dresden unterzukommen, sollte er Frankreich in den 30 Jahren seines Aufenthalts nur ein einziges Mal verlassen (ders. 2000 a, Bd. 1, S. 511; ders. 2000 b, S. 263): Im Jahr 1853 unternahm Kietz eine Reise über Malta nach Konstantinopel; auf dem Rückweg besuchte er Athen und Rom (ders. 1986, S. 138; Kaulen 1878, S. 329). Nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges wurde der Maler aus Paris ausgewiesen und kehrte nach Deutschland zurück, wo er seinen Lebensunterhalt als Zeichenlehrer verdiente (Boetticher).

Werke der Pariser Zeit Porträt des Prinzen Labominsky/composition de Musique, 1838, Bleistift auf Papier, Inv. Nr. Slg. Kietz, 77.5041, Düsseldorf, Heinrich-Heine Institut | Bildnis eines Herrn, 1840, Öl/Lw, 34 × 25 cm, Inv. Nr. 89/ 48, Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister | Den Himmel voll Hoffmannscher Spukgestalten, spielt Wagner nach Minnas Noten, um 1840, Zeichnung, Verbleib unbekannt (Köhler 2001, S. 582) | Titelblatt zu der Heine gewidmeten Komposition Deux grenadiers von Richard Wagner, 1840, Lithographie nach eigener Zeichnung, Verbleib unbekannt (TB) | Portrait de Mme W…, Bleistiftzeichnung, Verbleib unbekannt (Salon 1841, Nr. 1113) | Portrait de M. Paul Delaroche, Zeichnung, Verbleib unbekannt (Salon 1842, Nr. 1062) | Richard Wagner, 1842, Bleistift auf Papier, 33 × 26 cm, signiert u.r.: E.B: Kietz fec. Paris (Jan 40) Juni 1842, Bayreuth, Privatbesitz | Richard Wagner und seine Halbschwester Cäcilie Avenarius, um 1844, Verbleib unbekannt (photographische Abb. im Besitz der Richard-Wagner-Gedenkstätte, Bayreuth; Zuschreibung umstritten, vgl. Geck 1970, S. 129) | Eduard Avenarius, 1844, Kohle auf bräunlichem Papier, 41,2 × 29,5 cm, signiert u.: E. Kietz.; li.: Paris 28. Nov 1844 5 Uhr Abends, Inv. Nr. K 593, Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum | Portrait de M.C. d’A…, Zeichnung, Verbleib unbekannt (Salon 1844, Nr. 1997) | Portrait de M. le docteur Tischendorf, Zeichnung, Verbleib unbekannt (Salon 1845, Nr. 1878) | Portrait du petit Jules B…, Pastell, Verbleib unbekannt (Salon 1847, Nr. 1832) | Portrait de

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Kietz, Julius Ernst Benedikt

Mme…, Pastell, Verbleib unbekannt (Salon 1848, Nr. 2486) | Portrait de Mme et de ses quatre enfants, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2487) | Portrait de Mlle Anaïs, du théâtre de la République, Pastell, Verbleib unbekannt (Salon 1849, Nr. 1158) | Portrait de Mme de V…, Pastell, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1159) | Lazarus Gottlieb Sichling, um 1850, Stahlstich auf Papier, 21,5 × 16,8 cm, Porträt G 67, Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum | Richard Wagner, 1850, Buntstift auf Papier, Verbleib unbekannt (ebd., S. 130) | Bildnis Gottfried Semper, 1850, Kreidezeichnung, 48,2 × 40 cm, Zürich, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur/Semper Archiv, ETH Zürich | Portrait d’enfant, Verbleib unbekannt (Salon 1850, Nr. 1693) | Portrait de M.A.Ph., Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1694) | Portrait d’enfant, Pastell, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1695) | Heinrich Heine, 1851, Bleistiftzeichnung, 45 × 36 cm, signiert l.u.: E. Kietz, Paris, den 27. July 1851, Düsseldorf, Heinrich-Heine-Institut | Heinrich Heine, 1851, Bleistiftzeichnung, 37,8 × 30,6 cm, Düsseldorf, Heinrich-Heine-Institut | Heinrich Heine und Mathilde Heine, um 1851, Öl/Lw, 37 × 34 cm, Düsseldorf, Heinrich-Heine-Institut (Zuschreibung umstritten, vgl. Heine im Porträt 2006, S. 71) | Portrait de Mme la vicomtesse…, Pastell, Verbleib unbekannt (Salon 1855, Nr. 5113) | Portrait de Mme H.C…, Pastell, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 5114) | Mathilde Wesendonck mit ihrem Sohn, 1856, Pastell, Verbleib unbekannt (TB) | Porträt Mathilde Wesendonck, 1856, Verbleib unbekannt (Köhler 2001, S. 591) | Portrait de Mme…, Verbleib unbekannt (Salon 1857, Nr. 1477) | Geschichtschreiber Mignet, Verbleib unbekannt (Müller 1882, S. 289) | Johanna Wagner, Verbleib unbekannt (TB) | Komponist Kücken. Porträt von Friedrich Wilhelm Kücken, Verbleib unbekannt (ebd.) | Porträt von Sigismund Ritter von Neukomm, Verbleib unbekannt (ebd.) | Maler Isabey, Verbleib unbekannt (Müller 1882, S. 289) | Naturforscher Örsted, Verbleib unbekannt (ebd.) | Dichter Béranger. Porträt des Pariser Lyrikers Pierre-Jean de Béranger, Verbleib unbekannt (TB) | Dichter Oehlenschläger. Porträt des dänischen Dichters Adam Gottlob Oehlenschläger, Verbleib unbekannt (ebd.) | Dichter Tiedge, Verbleib unbekannt (Müller 1882, S. 289) | Die Sängerin Malibran. Porträt der Opernsängerin María de la Felicidad Malibran, Verbleib unbekannt (TB) | Die Sängerin Viardot-Garcia. Porträt von Michelle Pauline ViardotGarcía, Verbleib unbekannt (ebd.) | Skizze des Hôtel

Candal in Paris, Blatt im Skizzenbuch von Edmund → Wodick, Inv. Nr. Hz 1121/9, Magdeburg, Kulturhistorisches Museum | 4 Zeichnungen zu Richard Wagners Pariser Zeit, o.J., Inv. Nr. NA II C m, Bayreuth, Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung | Portrait de Paul Delaroche, o.J., Lithographie, 40 × 30 cm, Nantes, Bibliothèque municipale, fonds Labouchère (Taf. XXXIII).

Bibliographie AKL, Boetticher, Schweers, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 312, 453, 471, Anm. 615–616, 672–673, 687–688, 712–713, 726–727, 1742–1745 | Delaborde, Henri, „Liste des élèves de Delaroche“, in: Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue rainsonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | DAA: Die Kataloge der Dresdner Akademie-Ausstellungen 1801–1850, bearbeitet von Marianne Prause, 2 Bde., Berlin 1975, Bd. 1, DAA 1832, Nr. 63–65, 73; DAA 1834, Nr. 108; DAA 1835, Nr. 116, 489; DAA 1838, Nr. 179–186 | Geck, Martin, Die Bildnisse Richard Wagners, München 1970, S. 129 | Glasenapp, Carl Friedrich, Das Leben Richard Wagners in sechs Büchern dargestellt, Leipzig 1905, Bd. 1, S. 345 | Heinrich Heine im Porträt. Wie die Künstler seiner Zeit ihn sahen, Christian Liedtke (Hrsg.), Hamburg 2006 | Heinrich Heine: Werke, Briefwechsel, Lebenszeugnisse, Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar und dem Centre national de la recherche scientifique in Paris (Hrsg.), Berlin 1975, Bd. 23 | Kat. Magdeburg 2011: Edmund Wodick (1816–1886). Ein Magdeburger Maler des späten Biedermeier, Matthias Puhle (Hrsg.), Ausstellungskat., Magdeburg, Kulturhistorisches Museum, Halle 2011, S. 50 | Kaulen, Wilhelm, Freud‘ und Leid im Leben deutscher Künstler. Ihren mündlichen Mittheilungen nacherzählt, Frankfurt a.M. 1878, S. 326–330 | Köhler, Joachim, Der Letzte der Titanen. Richard Wagners Leben und Werk, München 2001, S. 552, 591 | Müller, Hermann Alexander, Biographisches Künstler-Lexikon, Leipzig 1882, S. 298f. | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1841, Nr. 1113; Salon 1842, Nr. 1062; Salon 1844, Nr. 1997; Salon

Klinkowström, Friedrich August von

1845, Nr. 1878 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1847, Nr. 1832; Salon 1848, Nr. 2486–2487; Salon 1849, Nr. 1158– 1159; Salon 1850, Nr. 1693–1695 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852–1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2002, Salon 1855, S. 614, Nr. 5113–5114; Salon 1857, S. 186, Nr. 1477 | Mallgrave, Harry Francis, Gottfried Semper. Architect of the nineteenth century, New Haven (Conn.) 1996, S. 178 | Pecht, Friedrich, Aus meiner Zeit, Lebenserinnerungen von Friedrich Pecht, 2 Bde., München 1894, Bd. 1, S. 181–183 | Wagner, Richard, Sämtliche Schriften und Dichtungen. Volksausgabe, 16 Bde., Leipzig 1911, Bd. 12, S. 121–124 | Ders., Mein Leben, Martin Gregor-Dellin (Hrsg.), München 1963, S. 189–190 | Ders., Sämtliche Briefe, Hans-Joachim Bauer u. Johannes Forner (Hrsg.), Leipzig 1986, Bd. 6, S. 138 | Wagner 2000 a: ders., Sämtliche Briefe, Gertrud Strobel u. Werner Wolf (Hrsg.), Leipzig 2000, Bd. 1, S. 413, 597; Bd. 2, S. 74 | Wagner 2000 b: ders., Sämtliche Briefe, Klaus Burmeister u. Johannes Forner (Hrsg.), Leipzig 2000, Bd. 9, S. 114 | Ders., Sämtliche Briefe, Martin Dürrer u. Isabel Kraft (Hrsg.), Wiesbaden u.a. 2003, Bd. 13, S. 30.

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Klinkowström, Friedrich August von 1778 Ludwigsburg bei Greifswald – 1835 Wien Maler, Publizist und Pädagoge

P. O. Runge, Bildnis des August von Klinkowström, 1808

Archivalien Berlin, SMB PK ZA, NL Schadow 249, o. fol. [Carl Steffeck an Felix Schadow, Brief vom 24.3.1840]. Lisa Hackmann

Künstlerische Laufbahn 1802 Zeichenunterricht bei dem Architekten und Maler Johann Gottfried Quistorp in Greifswald; 1802–1806 Aufenthalt in Dresden; enge Freundschaft mit Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge; Studium an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste; Kopiertätigkeit in der Dresdner Gemäldegalerie; 1806–1808 Klinkowström folgt Runge nach Hamburg; anschließend in Ludwigsburg bei Greifswald; 1808–1810 Parisaufenthalt; Studium im Atelier von Jacques-Louis David; 1810 Romaufenthalt; im Künstlerkreis von Johann Friedrich Overbeck, Gottlieb → Schick, Bertel Thorvaldsen und Christian Daniel Rauch; ab 1811 in Wien; Auftragskopien für Prinz Wilhelm von Preußen; Zeichenlehrer der Tochter Wilhelm von Humboldts; journalistische Tätigkeit; ab 1813 publizistische und militärische Tätigkeit; Teilnahme an den Befreiungskriegen gegen Napoleon; in Leipzig Anstellung beim Generalgouvernement; ab 1814 zurück in Wien; Herausgabe des Wiener Sonntagsblatts; im

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Klinkowström, Friedrich August von

Kreis um den Redemptoristenpater Clemens Maria Hofbauer, zu dem u.a. Friedrich Schlegel zählt; Konversion zum Katholizismus; 1818 Gründung der katholischen Erziehungsanstalt Klinkowströmsches Institut

Parisaufenthalt 1808–1810 Friedrich August von Klinkowström berichtete regelmäßig in Briefen an seinen Freund Philipp Otto Runge über seinen Parisaufenthalt (Philipp Otto Runge 1840). Diese Briefe dienten auch Klinkowströms Sohn als Quelle für die im Jahr 1877 veröffentlichte Biographie seines Vaters (Klinkowström 1877). Der Maler, der seine spät begonnene, zehn Jahre lang andauernde künstlerische Laufbahn zugunsten einer diplomatischen, publizistischen und pädagogischen Karriere aufgab, ist lange Zeit von der Forschung unbeachtet geblieben: Zuletzt behandelte 1985 eine knappe Monographie (InamaSternegg 1986) und der Katalog der Ausstellung Die Geburt der Romantik in Pommern. Friedrich. Runge. Klinkowström (Kat. Greifswald 2010) die künstlerische Leistung Klinkowströms. Nachdem Klinkowström zunächst auf Wunsch des Vaters in den Preußischen Militärdienst eingetreten war und in Danzig als Offizier gedient hatte, nahm er im Jahr 1802 in Greifswald 24-jährig das Studium der Malerei auf, das ihn kurz darauf gemeinsam mit Caspar David Friedrich nach Dresden führte. Die beiden Maler wohnten zeitweise zusammen und entwickelten eine enge Freundschaft zu ihrem pommerschen Landsmann Philipp Otto Runge, der sich ebenfalls in Dresden aufhielt (Inama-Sternegg 1986, S. 17f.). 1806 in seine Heimat zurückgekehrt, konnte Klinkowström zwei Jahre später durch den von Runge vermittelten Verkauf seiner in Dresden nach Correggios Heiliger Nacht entstandenen Kopie eine Studienreise nach Paris finanzieren (Klinkowström 1877, S. 129). Auch für die Dauer seines Parisaufenthalts scheint ihn die Familie Runge unterstützt zu haben (ebd., S. 130). Das Vorhaben des gemeinsamen Freundes missbilligend, in die französische Hauptstadt reisen zu wollen, schrieb Caspar David Friedrich am 4. Oktober 1808 an Runge: „Es thut mir leid um unsern Klinkowström, dass er jetzt auf Irrwegen ist, und da die Kunst zu finden glaubt, wo höchstens nur die Künsteley zu Hause seyn kann. Die Kunst

mag ein Spiel seyn, aber sie ist ein ernstes Spiel; wer sie da zu finden glaubt, wo K. sie zu finden gedenkt, der hält sie für Puppenspiel!“ (Philipp Otto Runge 1840, S. 365) Klinkowström rechtfertigte gegenüber Runge seinen Entschluss, nicht Rom, sondern Paris als Studienort gewählt zu haben: „Unläugbar ist dort wenigstens Thätigkeit, und das Arbeiten und Ueben giebt große Vortheile. Mein Entschluß, dahin zu gehen, wurde erkämpft, um von jeder Vortrefflichkeit, wo sie sich finde, zu lernen. Du siehst also, daß Eifer zur Thätigkeit eine heroische Unpartheylichkeit verlangte, welche jedoch auch in ihrer Künstlichkeit leicht zu erschüttern ist. Ueberdem sind die Kosten der Reise und des Lebens dort ein zu wichtiger Umstand jetzt, um nicht alle Bedachtsamkeit zu fordern.“ (Zit. nach Klinkowström 1877, S. 78f.) Im selben Brief äußerte Klinkowström den Wunsch, in den „Privat Akademien“ von Jacques-Louis David oder Jean-Baptiste Regnault zu studieren, und bat Runge, seinen Freund Heinrich Joachim → Herterich nach den Studienbedingungen in den Pariser Lehrateliers zu fragen (ebd., S. 79). Runge vermittelte Klinkowström daraufhin Empfehlungsschreiben des Malers Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und des Gelehrten Charles de Villers an Jacques-Louis David und Anne-Louis Girodet-Trioson (Philipp Otto Runge 1840, S. 370f.). Ende November 1808 reiste der 30-jährige Klinkowström von Greifswald über Hamburg, wo er Runge besuchte, nach Paris. Im Dezember in der französischen Hauptstadt angelangt, wandte Klinkowström sich zunächst vergebens an David: Er hatte die Hoffnung, mit dessen Hilfe die zu diesem Zeitpunkt aufgrund von Baumaßnahmen nicht zugängliche Grande Galerie des Musée Napoléon besuchen zu können, deren zenitäre Oberbeleuchtung verbessert werden sollte (Klinkowström 1877, S. 85). Ein erneutes Zusammentreffen mit David scheint Wirkung gezeigt zu haben, denn bald darauf schrieb Klinkowström an Runge, er sei mit dem „Bewußtsein, daß die Zeichnung mir am Nöthigsten thue, und der Erkenntniß, daß die Zeichnung gerade die Haupteigenschaft der hiesigen Kunst“ sei, in das Lehratelier von David aufgenommen worden und konnte zudem berichten: „Die Gallerie gewährt einen seltsamen Eindruck. In dem vierten Theile des Lokales stehen alle Bilder in Haufen zusammen, und man sieht zwischen Schutt nur zufällig das eine oder das andere durch Gefäl-

Klinkowström, Friedrich August von

ligkeit der Aufwärter. Wie seltsam es ist, das göttliche Gemählde, die Transfiguration, in dieser unwürdigen Umgebung und in einem Abstand von nur zwei Schritt zu sehen, ist unaussprechlich! […]. Wenn die Veränderung der Gallerie, welche beinahe durchgehends von oben beleuchtet wird, fertig ist, so wird dieses Etablissement das imponierendste der Welt sein.“ (Zit. nach Klinkowström 1877, S. 87f.) Bezüglich seiner Studien präzisierte Klinkowström: „Ich habe zwei Monate in der David’schen Schule gezeichnet, um mit dem Verfahren bekannter zu werden, welches vieles Gutes und Leichtes hat. Allein sich noch weiter hinzugeben geht nicht an; […] Man verstattet es einem nicht, seiner Phantasie zu folgen, noch dem Begriff und der Wissenschaft, um etwas, das man sieht, schön oder verständig nachzuzeichnen. Sie haben weiter nichts, als das Auffassen des Vorbildes, und bestehen auf charakterloses Nachahmen.“ (Ebd., S. 94f.) Diese in jenen Jahren in der deutschen Öffentlichkeit zum Topos gewordene negative Einschätzung der vermeintlichen Oberflächlichkeit der französischen Kunstauffassung relativiert Klinkowström aber gegenüber dem Vorteil der französischen Hauptstadt als Studienort: „Es gehört noch längere Zeit dazu, erst alle Gelegenheiten kennen zu lernen, die zu benützen sind da dann gewiß nirgend so studirt werden kann wie hier. Von dieser Seite ist Paris ganz unschätzbar, und mein größter Wunsch, die Zeit hier recht zu nützen.“ (Ebd., S. 95) Mehrere Male betonte Klinkowström, er wolle in das Lehratelier von Girodet eintreten, von dem bereits Tischbein gemutmaßt hatte, der ehemalige DavidSchüler könne Klinkowström „nützlicher“ sein als David selbst (Philipp Otto Runge 1840, S. 371). Auch wenn Klinkowström die Zeichenkunst seines Lehrers schätzte, so stand er ihm von Anfang an skeptisch gegenüber: „David hat sehr große Verdienste geleistet, indessen ist der Ruhm davon bei weitem überspannt“ (Klinkowström 1877, S. 85). Klinkowström übersandte Runge aus Paris Farben und Malgeräte nach Hamburg (ebd., S. 88), obwohl er in Bezug auf Materialfragen klagte: „Nur schlechte Materialien gibt es zum Mahlen. Man hat gar nicht einmal hellen und dunkel gebrannten Ocker; nur Englisch Roth und Terra di Siena. Bloß Nußöl; üble Firniße. Bei der Bequemlichkeit, alles in zierlichen Bläschen und Gläsern bei Kunsthändlern zu fin-

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den, bekümmert man sich nicht weiter darum.“ (Ebd., S. 91) Im April 1810 machte Klinkowström die Bekanntschaft mit Josef Anton Pilat, der als Privatsekretär des österreichischen Botschafters Graf von Metternich nach Paris gekommen war. Ende Mai 1810 erwarb Metternich seine Raffael-Kopie der Belle Jardinière für 30 Louis d’Or (ebd., S. 112). In Pilats Haus lernte Klinkowström dessen Schwägerin Luise von Mengershausen kennen, mit der er sich im Juni 1810 in Paris verlobte und zwei Jahre später verheiratete. Eine Bleistiftzeichnung der Verlobten ist das einzige erhaltene Werk aus der Pariser Zeit (Inama-Sternegg 1986, S. 46, W.18), obwohl Klinkowström über die Entstehung mehrerer Werke berichtet, die er bei Besuchen im Louvre sowie im Antiken- und Kupferstichkabinett der Bibliothèque nationale anfertigte (Klinkowström 1877, S. 109, 112). Während seines Parisaufenthalts verkehrte Klinkowström in zahlreichen geselligen Kreisen, u.a. von Henriette Mendelssohn, Helmina von Chézy und Therese aus dem → Winckel (Chézy 1858, S. 371). Er pflegte außerdem Kontakt zu Malerkollegen wie Ludwig Hummel und Marianne → von Rohden, Wilhelm → Unger und den Brüdern → Olivier, die er noch aus Dresden kannte (Grote 1999, S. 83). Bereits 1809, ein Jahr nach seiner Ankunft in Paris, erbat Klinkowström die Einwilligung seines Vaters zur Reise nach Rom. Ausgestattet mit ausreichenden finanziellen Mitteln (Klinkowström 1877, S. 116) sowie einem Reisepass, ausgestellt durch den schwedischen Botschafter in Paris, konnte Klinkowström schließlich die Reise nach Rom mit einem Freund, dem Kunstgelehrten Karl Jakob Alexander Rennenkampf, Anfang September 1810 antreten (Inama-Sternegg 1986, S. 16, 57). Dort traf er am 6. November desselben Jahres ein. Nach der Teilnahme an den Befreiungskriegen gegen Napoleon lebte Klinkowström seit 1814 in Wien. Nachdem dort eine Berufung an die Kunstakademie und an das Kunstinstitut von Adam Müller gescheitert waren, war Klinkowström als Publizist sowie Pädagoge in der von ihm gegründeten katholischen Erziehungsanstalt tätig.

Werke der Pariser Zeit Belle Jardinière nach Raffael, 1809, Verbleib unbekannt (Klinkowström 1877, S. 105, 112) | Zwei Minia-

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Knebel, (Karl) Leopold

tur Porträts in Öl, 1809 Verbleib unbekannt (ebd., S. 105) | Besuch Mariens bei Elisabeth auf Holz auf Goldgrund, 1809, Verbleib unbekannt (ebd., S. 105) | Hl. Georg, 1809, Verbleib unbekannt (ebd.) | Mehrere größere Compositionen in Umrißen, Verbleib unbekannt (ebd., S. 105f.) | Christuskind mit Johannes, 1810, Verbleib unbekannt (ebd., S. 115) | Das Gastmahl des Herodes, 1810, Verbleib unbekannt (ebd.) | Portrait Louise von Mengershausen, 1810, lebensgroße Kreidezeichnung, Verbleib unbekannt (ebd., S. 116) | Porträt Luise von Mengershausen, 1810, Bleistift auf beigem Papier, 23 × 18,5 cm, Privatbesitz (Inama-Sternegg 1986, S. 46, W.18).

Bibliographie ADB, Nagler, NDB, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 41, 61, 69, 365, Anm. 1066–1078 | Chézy, Helmina von, Unvergessenes. Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Helmina von Chézy. Von ihr selbst erzählt, 2 Bde., Leipzig 1858 | Grote, Ludwig, Die Brüder Olivier und die Deutsche Romantik, Berlin 1938, Neuauflage Berlin 1999 | Inama-Sternegg et al., Der Romantiker Friedrich August von Klinkowström: 1778–1835; Offizier, Maler, Schriftsteller und Pädagoge, Bozen 1986 | Kat. Greifswald 2010: Die Geburt der Romantik in Pommern. Friedrich. Runge. Klinkowström, Uwe Schröder (Hrsg.), Ausstellungskat., Pommersches Landesmuseum, Greifswald 2010 | Klinkowström, Alphons von, Friedrich August von Klinkowström und seine Nachkommen, Wien 1877 | Philipp Otto Runge. Hinterlassene Schriften, Johann Daniel Runge (Hrsg.), 2 Bde., Hamburg 1840, Bd. 1, S. 365, 370f. Nina Struckmeyer

Knebel, (Karl) Leopold 1810 Berlin – nach 1853? Historien-, Genre- und Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn vor 1826–1836 Studium an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin u.a. bei Wilhelm → Ternite; 1829 und 1836 Teilnahme an der Kon-

kurrenz um den „Großen Staatspreis“; 1826–1842 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung, vorwiegend mit Genregemälden; 1836–1838 Parisaufenthalt, Schüler im Atelier von Paul Delaroche; Teilnahme am Pariser Salon; 1838/39 in Rom, anschließend Weiterreise nach Florenz und Bologna; 1839 Teilnahme an der Ausstellung des Danziger Kunstvereins; ab 1840 in Berlin als Historienmaler ansässig

Parisaufenthalt 1836–1838 Bevor der Berliner Künstler Leopold Knebel sich zur weiteren Ausbildung nach Paris begab, hatte er an der Berliner Kunstakademie studiert. Sein Lehrer → Ternite bezeichnete ihn als einen seiner begabtesten Schüler (Raczynski 1841, S. 135). Im Jahr 1836 konkurrierte er in der Hoffnung auf ein Reisestipendium um den „Großen Staatspreis“ der Malerei der Berliner Akademie, musste sich jedoch August Theodor → Kaselowsky geschlagen geben. Allerdings erhielt er, wie auch Constanstin → Cretius, eine „Anerkennung“ und für sein Wettbewerbsbild, einen „zum Vorbilde bei dem Unterrichte bestimmten Act“, die Summe von 30 Reichstalern (Berlin, PrAdK a–b). Inwieweit der Erhalt des Geldes seinen Entschluss, nach Paris zu gehen, beeinflusste, ist ungewiss. Während die wenige Literatur zu Leopold Knebel (TB; Gläser 1929; dies., 1932; Raczynski 1841; Schadow 1980) davon ausgeht, dass der Maler 1838 lediglich über Paris weiter nach Italien reiste, lässt ein Eintrag im Kopistenregister des Musée du Louvre vermuten, dass sich Knebel zu Ausbildungszwecken länger dort aufhielt. Der Eintrag stammt vom 13. Dezember 1836 und verzeichnet den Deutschen als „Kenebel, Leopold“. Als sein Lehrer ist der Historienmaler Paul Delaroche aufgeführt (Paris, AMN b). Ein weiterer möglicher Hinweis auf ein Studium Knebels im Atelier des französischen Malers ist die Nennung eines „Knibel“ in dessen Schülerliste, bei dem es sich vermutlich um Leopold Knebel handelt (Delaborde 1858, o.S.). Während die von Knebel im Louvre angegebene Pariser Adresse noch Rue Christine 10 lautet, findet sich später die Rue des Grands-Augustins 27 als seine Anschrift (Paris, AMN b; Salon 1838, Nr. 1013–1014). Im Jahr 1838 nahm Knebel mit drei in der französischen Hauptstadt entstandenen Werken am Pariser Salon teil. Die Genregemälde wurden im sel-

Knebel, (Karl) Leopold

ben Jahr sowie ein Jahr darauf auch auf der Berliner Akademie-Ausstellung und der Ausstellung des Danziger Kunstvereins gezeigt (Paris, AMN a; Salon 1838, Nr. 1013–1014; Berlin, SMB PK ZA; BAA 1838, Nr. 414–415, 417; Verzeichnis Danziger Kunst-Verein 1839, Nr. 272–274). Johann Gottfried Schadow, der die Gemälde in Berlin sah, beschrieb sie folgendermaßen: „Knebel der in Paris studierte, hatte im Genre zwei Mädchen am Brunnen; dieses Bild ließ eine gute Nachfolge vermuten. Ebenso zwei Mädchen, aber antik drapiert, die am Ufer stehend Fische angeln, aufgeführt als Töchter Ägyptens, gefielen durch die saubere Ausführung und befinden sich in der Sammlung der Damen von Waldenburg“ (Schadow 1987, S. 211). Im Laufe des Jahres 1838 verließ Knebel die französische Metropole, um sich nach Rom zu begeben. Hier hielt er sich bis zum Sommer 1839 auf, bevor er weiter nach Florenz und Bologna reiste (Noack 1927, S. 320). Knebel wird in den Berliner Adressbüchern im darauffolgenden Jahr nicht mehr – wie noch vor seinem Paris- und Italienaufenthalt – als Porträtmaler, sondern als „Geschichtsmaler“ geführt (Berliner Adressbücher 1840, S. 192). Im Mai 1849 setzte sich sein ehemaliger Lehrer Ternite erfolgreich beim späteren deutschen Kaiser Wilhelm I. für die „Ueberlassung eines sich angeblich im Lagerhause befindlichen und unbenutzten Atteliers“ für „den talentvollen Historienmaler Knebel“ ein (Berlin, SBB PK HA). Unter verschiedenen Adressen kann Leopold Knebel bis in das Jahr 1853 als in Berlin wohnhaft nachgewiesen werden (Berliner Adressbücher 1853, S. 253). Anschließend verliert sich seine Spur.

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Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1838, Nr. 414–417; BAA 1840, Nr. 383 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750– 1840, München 1971, S. 309, 452, Anm. 551–552 | Berliner Adressbücher, Berlin 1836, S. 170 | Berliner Adressbücher, Berlin 1840, S. 192 | Berliner Adressbücher, Berlin 1852, S. 253 | Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten, Berlin 1929, S. 44 | Dies., Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, S. 52f. | Noack, Friedrich, Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, 2 Bde., Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 320 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1838, Nr. 1013– 1014 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten. Ein Quellenwerk zur Berliner Kunstund Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845, Kommentierte Neuausgabe der Veröffentlichung von 1849, Götz Eckardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 1, S. 211 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 134f. | Verzeichnis der vom Danziger KunstVereine veranstalteten vierten Kunst-Ausstellung, welche den 2. August d.J. im Saale des grünen Thors eröffnet werden wird, Danzig 1839, S. 28, Nr. 272– 274.

Archivalien Werke der Pariser Zeit La visite au tombeau/Besuch am Grabhügel, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 1013; BAA 1838, Nr. 415; Verzeichnis Danziger Kunst-Verein 1839, Nr. 273) | La conversation à la fontaine/Erzählung am Brunnen, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 1014; BAA 1838, Nr. 414; Verzeichnis Danziger Kunst-Verein 1839, Nr. 272) | Ein schlafender Fischerknabe, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 416; Verzeichnis Danziger Kunst-Verein 1839, Nr. 274) | Landmädchen, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 417).

Bibliographie Bénézit, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut

Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK 725, Konkurrenzordnung für den Großen Staatspreis, 1884–1912, fol. 4 | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK 393, Wettbewerbe und Reisestipendien, 1825–1849, fol. 55 | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK 74, Sitzungsprotokolle: Außerordentliche Sitzung des Akademischen Senats, fol. 18f., 39 | Berlin, PrAdK d: Berlin, PrAdK 152, Ergänzungsakten zu den Konkurrenzen um den Großen Staatspreis 1825 bis 1842, fol. 83–87 [für Geschichtsmaler 1829, mit Protokollen der außerordentlichen Sitzungen des Senats, 14./15./21./ 23.3.1829, 5.7.1829] | Berlin, PrAdK e: Berlin, PrAdK 197, fol. 43 [Anfertigung und Herausgabe von Vorlegeblättern und Musterzeichnungen zur Benutzung beim Unterricht: Leopold Knebel, 1832] | Berlin, SMB PK ZA, Tieck, Christian Friedrich: 1837–1847,

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Koberwein, Georg

Autographensammlung, Mappe 1460/4, fol. 14 | Berlin, SBB PK HA, Slg. Darmstädter 1 1871: Wilhelm I. Dt. Kaiser, fol. 19 | Paris, AMN a: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK 9, Salon de 1838 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 601. Lisa Hackmann

Koberwein, Georg 1820 Wien – 1876 London Porträtmaler, Photograph

Künstlerische Laufbahn 1836–1839 Studium an der Akademie der vereinigten bildenden Künste in Wien und bei dem Bildnisund Miniaturmaler Joseph Weidner; 1841–1843 Parisaufenthalt; Schüler von Paul Delaroche; Studium an der École des beaux-arts; 1843 Rückkehr nach Wien, Tätigkeit als Porträtmaler; ab spätestens 1846 Tätigkeit als Photograph; ab den 1840er Jahren mehrmalige Teilnahme an den Ausstellungen des Vereins für bildende Künste Wien, seit 1852 der Monatsausstellungen des Österreichischen Kunstvereins; 1849 Parisaufenthalt, Tätigkeit als Porträtmaler; anschließend zeitweise in Sankt Petersburg; Rückkehr nach Wien; 1858 erneuter Parisaufenthalt; Ende der 1850er Jahre Übersiedlung nach London; 1859–1878 Teilnahme an den Ausstellungen in der Royal Academy, der British Institution und der Society of British Artists; Aufträge durch den Londoner Hof

Parisaufenthalte 1841–1843, 1849, 1858 Als Sohn der bekannten Hofschauspieler Joseph Koberwein und Sophie Bulla wuchs Georg Koberwein in Wien auf (TB; Wurzbach 1864, S. 175; Koberwein 1909, S. 22f., 34). Auskunft über das künstlerische Schaffen des Porträtmalers und Photographen geben vorwiegend kürzere Einträge in Lexika und Ausstellungskatalogen (TB; Wurzbach; Starl 2005; Kat. Wien 1993; Millar 1992). Der mehrjährige Parisaufenthalt des Künstlers, der im Laufe seines

Lebens in mehreren europäischen Metropolen tätig war, findet dort zwar Erwähnung. Die näheren Umstände bleiben jedoch weitgehend im Dunkeln. Nach einem Studium an der Wiener Kunstakademie begab sich der 21-jährige Koberwein im Jahr 1841 zur weiteren Ausbildung nach Paris (Wien, AdK). Hier trat er in das Atelier des Historienmalers Paul Delaroche ein, wo er zwei Jahre studierte (Delaborde 1858, o.S.; Paris, AMN; Wurzbach 1864, S. 175). Zeugnis dieser Lehrzeit ist ein Porträt in Pastelltechnik, das Koberwein von seinem französischen Meister anfertigte (Kat. Oxford 2006, Lot. 87). Neben seiner Ausbildung bei Delaroche kopierte Koberwein nach Werken im Musée du Louvre; das Register verzeichnet im April 1841 als seine Adresse „34 R.N. Mal[unleserlich]“ (Paris, AMN). Am 30. März 1842 schrieb er sich zusätzlich an der École des beaux-arts ein (Paris, AN a). Am selben Tag nahm er am concours des places der Kunstakademie teil und belegte Rang 73 (Paris, AN b). Koberweins Teilnahme an dem Wettbewerb, der zweimal jährlich über die Sitzverteilung im Klassenraum entschied, blieb einmalig. Im darauffolgenden Jahr, 1843, kehrte der Künstler in seine Heimatstadt Wien zurück und war dort erfolgreich als Porträtmaler tätig (TB). Mitte der 1840er Jahre wandte er sich der Photographie zu. Seit 1846 besaß er ein eigenes Fotoatelier und wurde „bald einer der gesuchtesten Photographen Wiens“ (Wurzbach 1864, S. 175). Er erfand ein Verfahren, die Abzüge mit Farben zu lasieren. Zudem nutzte er die Aufnahmen als Vorlagen für seine Porträtmalerei (ebd.; Starl 2005, S. 250). Ein erneuter Besuch in der französischen Metropole, wo Koberweins „PhotografieMiniaturen Beifall“ fanden, schloss sich 1849 an (Wurzbach 1864, S. 175). Wie lange sich der Künstler in Paris aufhielt, ist nicht bekannt (ebd.; Starl 2005, S. 250). Einen Hinweis darauf, dass Koberwein im Jahr 1858 ein drittes Mal nach Paris reiste, gibt ein Gemälde mit dem Titel Portrait of a Zouave warrior, holding a bayonet. Laut Signatur soll das Werk, das 2006 in Oxford versteigert wurde, in Paris entstanden sein (Auktion Bonhams, Pictures, Furniture, European and Oriental Works of Art, 28.11.2006, Banbury Road, Oxford 2006, Lot. 185). Ende der 1850er Jahre siedelte der Wiener Künstler nach London über. Hier führte er im Auftrag der Königin Victoria zahlreiche Porträts der königlichen Familie sowie Kopien u.a. nach Gemälden von Franz Xaver Winterhalter aus (Millar 1992,

Kolbe, Heinrich Christoph

S. xliv, 134–136, 325, Nr. 316–328; Kat. Eichenzell 2009, S. 174f.). Außerdem nahm er mit seinen Werken an Ausstellungen wie etwa der Royal Academy teil (Graves 1884, S. 162). Aus Anlass seines Todes im Jahr 1876 in London beschrieb Königin Viktoria Koberwein als „such a useful good Artist & pleasant person“ (Windsor, Royal Archives, zit. nach Millar 1992, S. 134).

Werke der Pariser Zeit Porträt Paul Delaroche, o.D., Pastell, 62 × 49cm (Auktion Bonhams, Pictures, Furniture, European and Oriental Works of Art, 28.11.2006, Banbury Road, Oxford 2006, Lot. 87). | Portrait of a Zouave warrior, holding a bayonet, 1858, Öl/Lw, 82 × 65 cm, sign.: Paris (ebd., Lot. 185)

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lebt und gewirkt haben, Wien 1864, Bd. 12, S. 175, 298.

Archivalien Paris, AMN, Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834– 1870, *LL 7, Nr. 72 | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 235, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1841–1871, Nr. 2000 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 75, Procèsverbaux des jugements des concours des sections de peinture et de sculpture, 1837–1849, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/ d’hiver, o. fol. [30.3.1842: o.A.] | Wien, AdK, Schülerverzeichnisse, Bd. 7, S. 284; Bd. 38, S. 12; Bd. 41 ½, S. 20 (1835, WK1836/1837, WK/SK 1837/1838, 1839). Lisa Hackmann

Bibliographie Bénézit, TB – Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Graves, Algernon, A dictionary of artists who have exhibited works in the principal London exhibitions of oil paintings from 1760 to 1880, London 1884, S. 162 | Kat. Eichenzell 2009: Fürstenkinder, Porträts vom 16. bis 21. Jh. im Hause Hessen, Hessische Hausstiftung Museum Schloss Fasanerie (Hrsg.), Ausstellungskat., Eichenzell, Museum Schloss Fasanerie, Petersberg 2009, S. 174f. | Kat. Wien 1993: Kunst des 19. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie in Wien, Elisabeth Hülmbauer (Hrsg.), Bestandskat., Wien 1993, Bd. 2, S. 228f. | Koberwein, Emilie, Erinnerungen eines alten Hofburgtheaterkindes, Wien 1909, S. 22f., 34 | Millar, Oliver, The Victorian pictures in the collection of Her Majesty the Queen, 2 Bde., Cambridge 1992, Bd. 1 (Text), S. xliv, 134–136, 325; Bd. 2 (Plates), Nr. 316–328 | Starl, Timm, Lexikon zur Fotografie in Österreich, 1839 bis 1945, Wien 2005, S. 250 | Stewart, Brian u. Mervyn Cutten, The Dictionary of Portrait Painters in Britain up to 1920, Woodbridge 1997, S. 292 | Wurzbach, Constant von, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche seit 1750 in den österreichischen Kronländern geboren wurden oder darin ge-

Kolbe, Heinrich Christoph 1771 Düsseldorf – 1836 ebd. Historien- und Porträtmaler, Kopist

J. P. Krafft, Der Maler Heinrich Christoph Kolbe, 1804

Künstlerische Laufbahn vor 1801 Ausbildung an der kurfürstlichen Kunstakademie in Düsseldorf, u.a. bei Johann Peter Lan-

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Kolbe, Heinrich Christoph

ger; ab 1790 Tätigkeit für das in Düsseldorf ansässige Mechanographische Institut des Schwagers Laurentz Schleicher, das ab ca. 1795 von Langer und Johann Böninger geleitet wird; 1798 Abschluss eines Zehnjahresvertrags mit dem ab 1801 in Paris ansässigen Institut; 1799–1801, 1803 Beteiligung am Preis der Weimarischen Kunstfreunde; 1799 zusammen mit Ferdinand Hartmann erster Preis für die Zeichnung Aphrodite führt die Helena dem Paris zu; 1801–1811 Parisaufenthalt; 1802 Einschreibung in die École des beaux-arts; Schüler von FrançoisAndré Vincent und François Gérard; Teilnahme am Pariser Salon; 1811 Rückkehr nach Düsseldorf; Ausführung zahlreicher Porträts des industriellen Bürgertums in Barmen-Elberfeld (Wuppertal); 1818– 1820 zweiter Parisaufenthalt; 1819 Teilnahme am Pariser Salon; 1818, 1824, 1826 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung u.a. mit in Paris entstandenen Werken; 1820 – um 1822 Aufenthalt in Köln, Anfertigung mehrerer Familienbildnisse; 1822–1829 Aufenthalte in Weimar; Ausführung von Porträts u.a. von Johann Wolfgang Goethe und Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach; 1822 in Dresden, Kopiertätigkeit in der königlichen Gemäldegalerie; 1822–1831 in Düsseldorf Professur für Malerei an der Königlich-Preußischen Kunstakademie

Parisaufenthalte 1801–1811, 1818–1820 Im Alter von 30 Jahren reiste Heinrich Christoph Kolbe 1801 erstmals nach Paris. Der zehnjährige Aufenthalt in der französischen Hauptstadt lässt sich anhand seiner Korrespondenz mit Johann Wolfgang Goethe, eigener Schriften sowie durch Berichte von Zeitgenossen in Zeitschriften und Sammelbänden rekonstruieren (Anonym 1808; Boisserée 1978; Chézy 2009). Die 1889 erschienene Monographie Goethe und der Maler Kolbe zieht die Briefe Kolbes an Goethe als Hauptquelle heran und widmet sich auf wenigen Seiten der Pariser Zeit (Gaedertz 1889). Auf ähnliche Weise findet im Jahr 1958 der Parisaufenthalt Kolbes bei Walther Scheidig Erwähnung (Scheidig 1958). Ein 2005 publizierter, umfassender Aufsatz von Horst Heidermann zu Kolbes Leben und Werk erweitert die bisherigen Kenntnisse über die Pariser Jahre (Heidermann 2005). Über Kolbes zweiten Parisaufenthalt in den Jahren 1818 bis 1820 gibt es hingegen nur wenige gesicherte Informationen.

Als Goethe, den Kolbe seit seiner ersten Teilnahme am Preis der Weimarischen Kunstfreunde im Jahr 1799 kannte, von der geplanten Parisreise des Malers erfuhr, bat er ihn um einen Bericht über „den jezigen Zustand der bildenden Kunst in Frankreich“ (Scheidig 1958, S. 144). Wenige Monate nach seiner Ankunft, im Januar 1802, sandte Kolbe die gewünschte Darstellung nach Weimar (ebd., S. 271– 277). Kolbe vertrat darin mittlerweile konventionell gewordene Einschätzungen der künstlerischen Entwicklungen in der französischen Hauptstadt: Die Manier von François Boucher und Jean-Baptiste Greuze trete zugunsten von Jacques-Louis David zurück, der sich große Anerkennung erworben habe und auf „den Geschmak der Künstler so wie auf den der Nation […] sehr vortrefflich wirke“ (ebd, S. 272). Junge Künstler versuchten, David nachzuahmen, so dass man vielleicht den Anbruch einer neuen Kunstepoche konstatieren könne. Außerdem beschrieb Kolbe die seiner Einschätzung nach besten Gemälde des Salons 1801 (ebd., S. 273ff.). Kolbes Aktivitäten in der französischen Hauptstadt waren vielfältig: Er war dort mit einigen Unterbrechungen bis zum Jahr 1803 für das gerade nach Paris umgezogene Düsseldorfer Mechanographische Institut tätig, das von dem Künstler Johann Peter von Langer und dem Kaufmann Johann Böninger geleitet wurde (vgl. Robert → Langer). Außerdem besuchte er das Musée Napoléon, wo er nach Raffael kopierte. Unter anderem schuf er eine Kopie von dessen Gemälde Heilige Familie Franz I. in Originalgröße, für die er im Sommer 1803 einen Käufer suchte (Briefe an Goethe 1988, Nr. 881). Weitere Kopien entstanden zu Raffaels Werken La Belle Jardinière und der Madonna della Sedia (Gaedertz 1889, S. 30, 39). Im Januar 1802 erfolgte Kolbes Einschreibung an der École des beaux-arts (Paris, ENSBA). Im April 1805 konnte er sich dort als Zweitplatzierter für das Zeichnen im Modellsaal qualifizieren (Paris, AN a). Im Juni wurde Kolbe mit der 1. Medaille für das „Trimestre de Germinal“ ausgezeichnet (Paris, AN b), für die Kopie von Raffaels La belle Jardinière erhielt er im Juli 1806 die „1ere médaille de dessin“ (Paris, AN b) an der École des beaux-arts (Taf. VIII). In den Jahren 1806 und 1808 nahm Kolbe mit Bildnissen am Pariser Salon teil (Salon 1806, Nr. 279; Salon 1808, Nr. 326). Im Jahr 1806 und 1807 wurde Kolbe vom Institut National des Sciences et des Arts jeweils eine Silber-Medaille von Napoleon

Kolbe, Heinrich Christoph

sowie Preise für seine Zeichnungen – „Le prix de Dessin à Mr. Henri Kolbe, Élève de Mr. Vingtcent, membre de l’Inst.“ – verliehen (Heidermann 2005, S. 238). Kolbe war demnach also Schüler im Atelier von François-André Vincent. Die Journalistin Helmina von Chézy hob ihn 1806 unter den VincentSchülern hervor als einen Maler, „der in der Kunst mit Talent und Fertigkeit auch die besten Kenntnisse verbindet“ (Chézy 2009, S. 341). Unterricht soll Kolbe in dieser Zeit auch im Atelier von François Gérard erhalten haben (Réau 1928, S. 240; Gaedertz 1889, S. 30). In einem Artikel der Zeitschrift London und Paris aus dem Jahr 1808, der vermutlich von Helmina von Chézy stammt, wird Kolbes Vorankommen auf dem Gebiet der Porträtmalerei gelobt: „Wir haben neulich einige schöne Bildnisse in Miniatur, oder vielmehr in verjüngtem Maßstabe in Isabeys Manier, von unserem teutschen Maler Kolbe aus Düsseldorf gesehen. Dieser fleißige und geschickte Künstler macht die besten Fortschritte, besonders in der Farbgebung, ein den Zöglingen der französischen Schule seltener Vorzug. Er malt das Porträt mit Treue und Geschmack“ (Anonym 1808, S. 144). Die Bekanntschaft mit Helmina von Chézy dürfte Kolbe bereits im Winter 1803/04 gemacht haben, als er im Kreis Friedrich Schlegels und seiner Frau Dorothea verkehrte, wo ihn Sulpiz Boisserée antraf (Boisserée 1978, S. 20). Neben Chézy gehörte auch Kolbe zu den Autoren der Zeitschrift Europa, die Schlegel in dieser Zeit herausgab; in den ersten beiden Nummern von 1803 berichtete er nüchtern „Über die Pariser Kunst-Ausstellung vom Jahre XI“, welche von September bis November 1802 stattfand (Kolbe 1963, S. 140–144). Freundschaftlich verbunden war Kolbe mit dem Maler Johann Peter → Krafft, der sich von 1802 bis 1804 in Paris aufhielt und der Kolbe im Juni 1804 porträtierte. Auch der Wiener Johann Nepomuk → Giebele sowie Engelbert → Willmes gehörten zu seinem Bekanntenkreis. Im Jahr 1803 sandte Kolbe eine Landschaft von Giebele zusammen mit seinem eigenen Beitrag – dem Ölgemälde Odysseus und Polyphem – zur Weimarer Kunstausstellung an Goethe (Scheidig 1958, S. 378; Taf. XV). Wie nur wenige der deutschen Künstler, die sich seinerzeit in Paris aufhielten, heiratete Kolbe 1806 in der französischen Hauptstadt, und zwar die aus Aix-en-Provence stammende Französin Marie Thérèse Françoise Planchon.

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Kolbe zog während seines Parisaufenthals mehrmals um. Lautete seine Adresse 1803 „Kolbe, chez le cit. Lefevre Limonadier, rue Thionville No. 1 en face du pont neuf“ (ebd., S. 277), gab er in späteren Jahren die Rue St-Honoré 210 sowie die Rue Faubourg St. Denis 13 als seinen Wohnsitz an (Salon 1806, 1808). Im Frühjahr 1811 kehrte Kolbe mit seiner Familie nach einem Jahrzehnt in der französischen Hauptstadt nach Düsseldorf zurück, wo er sich nun fast ausschließlich auf die Porträtmalerei konzentrierte (Heidermann 2005, S. 261). Zu Studienzwecken ging Kolbe in den Jahren 1818 bis 1820 erneut nach Paris (ebd., S. 241). Hier vollendete er das Gemälde Venus führt Paris die Helena zu – schon 1802 hatte Kolbe seine Absicht bekundet, die Zeichnung Die Versöhnung des Paris und der Helena in Öl ausführen zu wollen (Briefe an Goethe 1988, S. 96) – und präsentierte das Werk im Jahr 1819 im Pariser Salon (Salon 1819, Nr. 654). 1820 erhielt Kolbe für das Bild eine Silbermedaille des französischen Königs Louis XVIII. in Lille (Heidermann 2005, S. 241). Das Porträt dreier junger Männer sowie eine Kopie nach Correggios Jupiter und Antiope dürften ebenfalls während Kolbes zweitem Parisaufenthalt entstanden sein (ebd.). Nach seiner endgültigen Rückkehr aus Paris im Juni 1820 wohnte Kolbe zunächst in Köln. Ab 1822 lehrte er als Akademieprofessor in Düsseldorf Malerei, bis er seine Lehrtätigkeit aufgrund von Differenzen mit dem Akademiedirektor Friedrich Wilhelm von Schadow im Jahr 1831 aufgab.

Werke der Pariser Zeit Die Versöhnung des Paris und der Helena, 1799, Verbleib unbekannt (Heidermann 2005, S. 228) | Venus führt Paris der Helena zu, 1802–1819, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Briefe an Goethe 1988, S. 96) | Odysseus und Polyphem, 1803, Öl/Lw, 64,4 × 75,8 cm, Inv. Nr. GGe/00830, Weimar, Goethe-Nationalmuseum (Taf. XV) | Heilige Familie Franz I. nach Raffael, 1803, Öl/Lw, 207 × 140 cm, Inv. Nr. GKI 5835, Potsdam, SPSG, Orangerie Schlosspark Sanssouci | Portrait d’un homme, Verbleib unbekannt (Salon 1806, Nr. 279) | 3 portraits d’hommes en buste, Verbleib unbekannt (Salon 1808, Nr. 326) | La Belle Jardinière nach Raffael, um 1806/1818– 1820, Öl/Lw, 122 × 80 cm, Inv. Nr. GKI 5814, Potsdam, SPSG, Orangerie Schlosspark Sanssouci (Taf. VIII) | Jupiter und Antiope nach Correggio, um

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Krafft, Johann Peter

1818/1820, Verbleib unbekannt (Berlin, GStA) | Madonna della Sedia nach Raffael, Verbleib unbekannt (BAA 1824, Kat. Nr. 583; Heidermann 2005, S. 248) | Liegende Venus, o.J., Öl/Lw, Inv. Nr. B 2035, Düsseldorf, Stadtmuseum | Verschiedene Miniaturbildnisse, Verbleib unbekannt (Anonym 1808, S. 144).

Bibliographie ADB, DBE, Nagler, TB – Anonym, „Kunstwanderung in Paris zu teutschen Künstlern. Altarblatt von Hetsch. – Neueste Compositionen von Catel. – Kolbe’s und Olivier’s Arbeiten“, in: London und Paris, Bd. 21, 1808, S. 139–144 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1818, Nr. 199; BAA 1824, Nr. 583; BAA 1826, Nr. 395 | Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 350, 407, Anm. 350–351, 760–773 | Boisserée, Sulpiz, Tagebücher 1808–1823, Darmstadt 1978, Bd. 1, S. 20 | Briefe an Goethe: Gesamtausgabe in Regestform, Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv (Hrsg.), 7 Bde., Weimar 1988, Bd. 4, Nr. 881 | Bußler, Robert, Der Rafael-Saal. Verzeichniß der im Königlichen Orangeriehause zu Sans-Souci […] aufgestellten Copien nach Gemälden von Rafael Sanzio, Reprint der 2. Auflage [1861], Potsdam 1983, S. 21, 48, X, XVI | Chézy, Helmina von, Leben und Kunst in Paris seit Napoleon I., Bénédicte Savoy (Hrsg.), Berlin 2009, S. 341 | Gaedertz, Theodor, Goethe und der Maler Kolbe, Leipzig 1889, S. 30, 39 | Heidermann, Horst, „Der Düsseldorfer Maler Heinrich Christoph Kolbe“, in: Düsseldorfer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, 75, 2005, S. 221– 294 | Kolbe, Heinrich Christoph, „Über die Pariser Kunstausstellung im Jahre XI“, in: Europa. Eine Zeitschrift, Reprint d. Ausgabe Frankfurt a.M. 1803, Stuttgart 1963, Bd. 1, H. 1, S. 89–107; H. 2, S. 140– 144 | Réau, Louis, Histoire de l’Expansion de l’Art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohême et Hongrie, Paris 1928, S. 314 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1806, Nr. 279; Salon 1808, Nr. 326; Salon 1819, Nr. 654 | Scheidig, Walther, Goethes Preisaufgaben für bildende Künstler (1799– 1805), Weimar 1958, S. 144, 378 | Troescher, Georg,

Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 264.

Archivalien Berlin, GStA PK HA, I Rep. 36 Geh. Rat Hof- u. Güterverw. Nr. 2728, fol., 450 [Kunstsachen erworben von den preußischen Königen in der Zeit von 1794 bis 1836] | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 275 [12 nivôise an X (2.1.1802)] (s.u. ab S. 327) | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 4, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1805–1810, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [9.8.1805: „modèle vivant“] | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 4, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1805–1810 [médaille pour le trimestre de germinal, 19.6.1805; médaille de dessin, 14.7.1806; concours entre les premiers médaillistes, 13.7.1807]. Lisa Hackmann

Krafft, Johann Peter 1780 Hanau – 1856 Wien Porträt-, Historien- und Miniaturmaler

J. P. Krafft, Selbstbildnis, um 1804

Künstlerische Laufbahn 1790–1799 in Hanau Schüler an der Zeichenakademie von Jean-Louis Gallien sowie des Hofmalers

Krafft, Johann Peter

Anton Wilhelm Tischbein; ab 1799 in Wien; 1799– 1801 Studium an der Kaiserlich-Königlichen vereinigten Akademie der bildenden Künste; 1801 Beteiligung an der Preisaufgabe der Weimarer Kunstfreunde; 1802–1804 Parisaufenthalt; Studium an der École des beaux-arts; Teilnahme am Pariser Salon; ab 1804 in Wien; Tätigkeit als Porträt- und Historienmaler; 1808 dreimonatiger Romaufenthalt; 1813 Mitglied der Akademie der vereinigten bildenden Künste in Wien, dort ab 1823 Professor für Historienmalerei; 1828 Berufung zum Direktor der Kaiserlichen Gemäldegalerie im Belvedere; 1830 Mitbegründer des Wiener Kunstvereins; 1837 zweiter Italienaufenthalt; Erwerbungen von Kunstwerken für die Kaiserliche Gemäldesammlung

Parisaufenthalt 1802–1804 Der 22-jährige Johann Peter Krafft reiste im Frühjahr 1802 zur Fortsetzung seines Kunststudiums nach Paris. Sein Lehraufenthalt in der französischen Hauptstadt ist in der im Jahr 1984 publizierten Monographie zu Leben und Werk des Malers berücksichtigt worden (Frodl-Schneemann 1984, S. 17–19). Diese Studie veröffentlichte erstmals eine um 1840 verfasste Autobiographie, in der Krafft einige Zeilen seinem Parisaufenthalt widmete (ebd, S. 173–176). Im Jahr 1956 wurde im Rahmen einer Wiener Gedächtnisausstellung zu Ehren Kraffts ein „Eigenhändiges Briefblatt mit biographischen Notizen von 1799–1808“ ausgestellt, anhand dessen sich sein Parisaufenthalt datieren lässt (Kat. Wien 1956, S. 4f.). „Von Wien nach Paries abgereist den 9ten Aprill 1802. In Paries angekommen den 14ten May 1802“ – der junge Künstler hatte sich über München und Straßburg in die französische Hauptstadt begeben (ebd.). Er begleitete den 38-jährigen Maler Veit Hans Schnorr von Carolsfeld, der den Mitreisenden in seinem ein Jahr später publizierten Reisebericht nur einmal lakonisch erwähnt: „Ich hatte noch Herrn Kraft bey mir, einen sehr braven Künstler aus Hanau“ (Schnorr von Carolsfeld 1803, S. 15). Ein halbes Jahr nach seiner Ankunft in Paris wurde Krafft am 11. November 1802 als wohnhaft in der Rue St. Jacques in die Schülerliste der École des beaux-arts eingeschrieben (Paris, ENSBA), nachdem er bereits im Vorfeld, am 3. Mai 1802, an einem internen Zeichenwettbewerb nach Gipsen teilgenommen hatte (Paris, AN). Neben dem Besuch der

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Pariser Kunstakademie verdiente Krafft seinen Lebensunterhalt mit der Anfertigung von Auftragsarbeiten. Für den französischen Grafen Antoine-François Andréossy führte er nach eigenen Angaben Adam und Eva bei dem ersten Gewitter sowie Oedipus und Antigone aus (Frodl-Schneemann 1984, S. 173). Dieses Werk wurde gemeinsam mit mehreren Porträts im Herbst des Jahres 1802 im Pariser Salon ausgestellt (Salon 1802, Nr. 745, 746). Die Zeit, die Krafft in Paris seinem Kunststudium hat widmen können, scheint aufgrund dieser regen Arbeitstätigkeit beschränkt gewesen zu sein. So schreibt er retrospektiv, der Parisaufenthalt habe ihm Gelegenheit gegeben „sich immer mehr und mehr in seiner Kunst auszubilden, obschon er ausser seinen Studien größtentheils mit Copien in Miniatur nach antiken Gemälden für Lucien Bonaparte und mit Portraiten beschäftigt war“ (zit. nach Frodl-Schneemann 1984, S. 173). In der Kunstsammlung von Lucien Bonaparte lassen sich die Werke von Krafft allerdings nicht mehr nachweisen (vgl. Edelein-Badie 1997). Der hessische Gesandte in Paris, Ernst Friedrich von der Malsburg, erwarb zudem Kraffts Gemälde Hebe mit dem Adler (FrodlSchneemann 1984, S. 173). Krafft verkehrte in der französischen Hauptstadt mit vormaligen Wiener Kunststudenten: Der im September 1802 nach Paris gereiste Johann Martin von → Wagner berichtete, dass er nach seiner Ankunft in Paris „Kraft aus Hanau“ im Kreis von „Freunden und alten Bekannten“ wieder getroffen habe, darunter auch Ferdinand → Jagemann sowie Johann Nepomuk → Giebele (München, BSB). Zudem verkehrte Krafft mit dem Düsseldorfer Maler Heinrich → Kolbe, dessen Porträt er kurz vor seiner Abreise aus Paris anfertigte. Krafft signierte das Bildnis seines Freundes mit den Worten „Zum Andenken von P: Krafft. Paris im Juni 1804“. Nach einem zweijährigen Aufenthalt verließ Krafft die französische Hauptstadt am 22. Juni 1804 und reiste nach Wien zurück, wo er am 15. September desselben Jahres eintraf (Kat. Wien 1956, S. 5). Der große stilistische Einfluss der Schule Davids auf sein Werk wird von Krafft später selbst betont. So schreibt er, dass er nach seiner Rückkehr aus Paris eine Sapho (Verbleib unbekannt) und den Orpheus am Grabe der Eurydike (1805, Wien, Belvedere) „sehr der davidschen Schule verwand“ ausgeführt habe (zit. nach Frodl-Schneemann 1984, S. 173). Ein Besuch des Lehrateliers von David, wie

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Kramer, Hermann

er in der Forschung immer wieder vermutet worden ist, konnte allerdings nicht bestätigt werden. In den folgenden Jahren etablierte sich Krafft als Porträtund Historienmaler in Wien, wo er zu den wichtigen Persönlichkeiten des Kunstgeschehens zählte.

sches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche seit 1750 in den österreichischen Kronländern geboren wurden oder darin gelebt und gewirkt haben, Wien 1891, Bd. 13, S. 106–110.

Werke der Pariser Jahre

Archivalien

Oedipus und Antigone, 1802, Öl, Verbleib unbekannt (Frodl-Schneemann 1984, Kat. Nr. 18), dazu: Oedipus und Antigone, Feder auf Papier, 23,3 × 18,3 cm, Wien, Privatbesitz (ebd., Kat. 18) | Plusieurs Portraits, Verbleib unbekannt (Salon 1802, Nr. 746) | Adam und Eva beim dem ersten Gewitter, 1802–1804, Verbleib unbekannt (ebd., Kat. Nr. 16) | Hebe mit dem Adler, 1802–1804, Verbleib unbekannt (ebd., Kat. Nr. 17) | Bildnis des Malers Heinrich Christoph Kolbe, 1804, Öl/Holz, 20,5 × 17,5 cm, signiert auf der Rückseite: Zum Andenken von P: Krafft. Paris im Juni 1804, Inv. Nr. 2391, Köln, Wallraf-Richartz-Museum | Selbstbildnis, um 1804, Aquarell auf Elfenbein, Durchmesser 7, 4 cm, Wien, Privatbesitz (Frodl-Schneemann 1984, Kat. 19) | Copien in Miniatur, Verbleib unbekannt (ebd., S. 173– 176).

Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [3.5.1802: „bosse“] | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 285 [20 Brumaire an 11 (11. 11. 1802)] (s.u. ab S. 327) | München, BSB, Cgm 6238 (1), Johann Martin von Wagner, Fragmentarische Autobiographie, o.D., fol. 11r. Nina Struckmeyer

Kramer, Hermann 1808 Berlin – nach 1866 ebd. Landschafts- und Genremaler, Kupferstecher

Bibliographie ADB, Bénézit, NDB, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 85, 106, 350, Anm. 782–790, 448, Anm. 288–289 | Edelein-Badie, Béatrice, La collection de tableaux de Lucien Bonaparte, Prince de Canino, Paris 1997 | Frodl-Schneemann, Marianne, Johann Peter Krafft 1780–1856. Monographie und Verzeichnis seiner Gemälde, Wien, München 1984 | Kat. Wien 1956: Gedächtnisausstellung Peter Krafft, 1780–1856, Verein der Museumsfreunde (Hrsg.), Ausstellungskat., Österreichische Galerie, Wien 1956 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1840, Bd. 2, S. 618–619 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1802, Nr. 745, 746 | Schnorr von Carolsfeld, Veit Hans, „Erinnerungen aus meiner artistischen Wanderschaft“, in: Der neue Teutsche Merkur, 1803, Bd. 1, S. 6–33 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 266. | Wurzbach, Constant von, Biographi-

Künstlerische Laufbahn vor 1826 Studium der Malerei an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; um 1826–1830 Studium des Kupferstechens bei Ludwig Buchhorn in Berlin; ab 1826 regelmäßige Teilnahme an den Ausstellungen der Königlich Preußischen Akademie der Künste; um 1835–1842 Parisaufenthalt; Studium bei Eugène Lepoittevin; 1836 Teilnahme am Pariser Salon; um 1842 Rückkehr nach Berlin; 1842 erneute Teilnahme am Pariser Salon

Parisaufenthalt um 1835–1842 Wann genau Kramer nach Paris ging, ist unklar. Der in manchen Nachschlagewerken auf 1838 datierte Beginn seines Parisaufenthalts (TB; Gläser 1929) muss allerdings früher angesetzt werden. So lässt sich belegen, dass Kramer bereits ab 1835 in der französischen Hauptstadt lebte und im Louvre kopierte (Paris, AMN a). Mithilfe dieser und anderer Pariser Quellen (Paris, AMN b, c) ist es möglich,

Kramer, Hermann

einige Stationen seines Parisaufenthalts genauer zu bestimmen. Obwohl Hermann Kramer zu Lebzeiten regelmäßig an den Ausstellungen der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin teilnahm und auch den Pariser Salon beschickte, wurde seine künstlerische Karriere bislang wenig, der Parisaufenthalt sogar überhaupt nicht beachtet. Trotz seiner aktiven künstlerischen Tätigkeit ist der Aufenthaltsort der meisten seiner Werke heute unbekannt. Von Berlin kommend, wo er wie Eduard → Eichens, Gustav → Lüderitz und Eduard → Mandel bei Ludwig Buchhorn studiert hatte, traf Kramer spätestens vor Beginn des Salons im Jahr 1835 in Paris ein. Vermutlich begann er zu dieser Zeit, bei dem französischen Marinemaler Eugène Lepoittevin zu studieren, bei dem auch der deutsche Maler Ludwig → Hermann lernte, ebenfalls ein Schüler der Berliner Akademie der Künste (TB). Kramer kannte vermutlich Werke von Lepoittevin oder deren Reproduktionen bereits aus Berlin, da der französische Maler in dieser Zeit enge Kontakte nach Berlin unterhielt. Lepoittevin nahm mehrfach mit seinen Gemälden an den Berliner AkademieAusstellungen teil, u.a. im Jahr 1836 (BAA 1836; Nerlich 2010, S. 115), und der Berliner Kunsthändler Louis → Sachse zeigte die Werke des Franzosen in seinem Geschäft (Nerlich 2010, S. 119–120). Lepoittevin zählte auch auf die Hilfe seines Schülers Kramer, um sein Werk in Deutschland zu verbreiten (Berlin, SBB PK HA, zit. nach Nerlich 2010, S. 126). Von Paris aus beschickte Kramer weiterhin die Berliner Akademie-Ausstellung mit Landschaften (BAA 1836, 1838, 1839, 1840, 1842). Er nahm auch im Jahr 1836 mit drei Gemälden am Pariser Salon teil (Salon 1836, Nr. 1078–1080). Seine Wohnadresse wird als Quai St. Michel 19 angegeben (Paris, AMN b). Im folgenden Jahr wurde seine Eingabe für den Pariser Salon allerdings ausjuriert (Paris, AMN c). Es ist anzunehmen, dass Kramer während seines Frankreichaufenthalts auch in die Normandie reiste, da die Küstenregion in seinen 1838 in Berlin gezeigten Gemälden vorkommt (BAA 1838, Nr. 445– 450). Die Normandie war in der Tat im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts zu einem beliebten Zielort für deutsche Maler geworden (Becker 1971, S. 110). Viele von ihnen wie etwa Julius → Hintz, Eduard → Hildebrandt und Ludwig → Hermann entdeckten die Normandie dank ihrer französischen Lehrer Eugène Isabey und Lepoittevin. Vor

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seinem Parisaufenthalt stellte Kramer hauptsächlich Kupferstiche und Zeichnungen aus, obwohl sich auch einige Versuche in Öl finden lassen; erst während und nach seiner Zeit in Frankreich änderte sich das Verhältnis, und Kramer zeigte auf den Berliner Akademie-Ausstellungen vornehmlich Gemälde. Um 1842 verließ Kramer Paris und kehrte in seine Heimatstadt Berlin zurück. Auch nach seiner Rückkehr nach Berlin zeigte Kramer weiterhin Motive aus Frankreich, darunter Stadtansichten von Paris, auf der Berliner Akademie-Ausstellung (BAA 1842, Nr. 526–534). Das Werk Kramers schien fortan in Deutschland mit dem seines Meisters assoziiert zu werden, und man warf ihm vor, in seinen Gemälden Lepoittevin zu sehr nachzuahmen (Anonym 1839, S. 811). Kramer nahm zum letzten Mal im Jahr 1866 an der Akademie-Ausstellung in Berlin teil. Wann genau Kramer verstarb, ist ungewiss, allerdings beantragte seine Witwe ab 1881 regelmäßig finanzielle Unterstützung seitens der Akademie (Berlin, PrAdK).

Werke der Pariser Zeit Fischerherberge in der Normandie, Verbleib unbekannt (BAA 1836, Nr. 494) | Die Flucht vor dem Gewitter, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 495) | Der Vormittag, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 496) | Fischers Trauer, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 497) | Zwei französische Schifferkostüme, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 498) | Holländisches Fischermädchen, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 499) | Tanzende Bauern in einer Herberge in Neumark, um 1836, Verbleib unbekannt (Salon 1836, Nr. 1078) | Der kleine Fischer, um 1836, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1079) | Spielende Kinder, um 1836, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1080) | Die entdeckten Schmuggler, Verbleib unbekannt (BAA 1842, Nr. 526) | Paris, Fernblick auf Notre Dame vom Pont de la Tournelle, Herbsteffekt, 1842, 55 × 75 cm, Inv. Nr. GKI 4256, Potsdam, SPSG, Damenflügel im Schloss Sanssouci (ebd., Nr. 527) | Ein Morgen auf der Seine, nahe beim Ausfluss, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 528) | Fischmarkt in Abbéville, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 529) | Familienszene bei Dieppe, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 530) | Mehrere Studien in Öl, nach der Natur, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 531) | Strandbewohner bei Fécamp in der Normandie, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 533) | Ansicht des Kanals

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Krauskopf, Justus

in Abbéville, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 534) | Ein kranker Nachtwächter, um 1842, Verbleib unbekannt (Salon 1842, Nr. 1070) | Ansicht eines Fischerdorfes in Pommern, um 1842, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1071).

tes, cartes des permissions d’entrée, 1834–1865, *LL 12, Nr. 460 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *KK 1– 22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK 7, Salon de 1836 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824– 1852, *KK 8, Salon de 1837.

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, Schweers, TB, Nagler – Anonym, „Correspondenz aus Berlin“, in: Zeitung für die elegante Welt, Nr. 203, 17. Oktober 1839, S. 811 | BAA: Die Kataloge der Berliner AkademieAusstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1826, Nr. 149; BAA 1828, Nr. 950–952; BAA 1830, Nr. 344–346, Nr. 963–965; BAA 1832, Nr. 998–1002, Nr. 1267– 1269; BAA 1834, Nr. 415–424, Nr. 1059–1060; BAA 1836, Nr. 494–503; BAA 1838, Nr. 445–450; BAA 1839, Nr. 447–454; BAA 1840, Nr. 406–416; BAA 1842, Nr. 526–534; BAA 1844, Nr. 529–534; BAA 1846, Nr. 459–466; BAA 1848, Nr. 494–498; BAA 1850, Nr. 355–357 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 102, 110, 370, Anm. 1709–1714, S. 451, 454 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten. 1820–1850, Berlin 1929, S. 45 | Nerlich, France, La peinture française en Allemagne: 1815–1870, Paris 2010, S. 115, 119–120, 126 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 115, 137 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1836, Nr. 1078–1080 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1842, Nr. 1070–1071 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845. Kommentierte Neuausgabe der Veröffentlichung von 1849, Götz Eckhardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 1, S. 211, 223, 226, 230, 240 | Verzeichniß der Werke lebender Künstler, welche in den Sälen des Königl. Akademie-Gebäudes zu Berlin 1866 ausgestellt sind, Berlin 1866, S. 38–39.

Archivalien Berlin, SBB PK HA, Sammlung Adam [Brief von Lepoittevin an Kramer, 29. Juni 1839 (Nerlich 2010, S. 126)] | Berlin, PrAdK 510 Fiche 2, fol. 95 | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 12–16, Registre des copis-

Frauke Josenhans

Krauskopf, Justus 1787 Kassel – 1869 ebd. Porträt- und Landschaftsmaler, Lithograph, Zeichenlehrer

Künstlerische Laufbahn vor 1812 Studium an der Kasseler Kunstakademie, Zeichenunterricht zur Finanzierung seines Lebensunterhalts; 1812/13 Parisaufenthalt; im Atelier von Jacques-Louis David; 1828 Veröffentlichung einer Anleitung zum Zeichenunterricht, zuvor Einrichtung einer privaten Mal- und Zeichenschule in Kassel; 1833/34 Studienreise nach Italien, zusammen mit Carl → Glinzer; anschließend weiterhin Tätigkeit in Kassel als Zeichenlehrer

Parisaufenthalt 1812/13 Justus Krauskopf tritt in der Kunstgeschichtsschreibung kaum in Erscheinung. Einzige direkte Quellen aus Paris sind ein 1812 datierter Brief an einen Kasseler Künstlerfreund (Friedrich Deiker 1926) und Krauskopfs Anleitung zur Zeichenkunst (Krauskopf 1828). Werke seiner Hand sind neben den Druckwerken nach seinen Zeichnungen nicht bekannt. Krauskopf scheint sich auf Landschaften, dabei vor allem auf technische Detailtreue und Fragen der Perspektive konzentriert zu haben. Als junger Akademieschüler wandte sich Krauskopf, dessen Vater Kammerdiener beim preußischen Gesandten in Kassel war, im Februar 1812 direkt an König Jerôme Bonaparte: Er wollte Porträtmaler werden und bat um eine Studienunterstützung (Knackfuß 1908, S. 147). Sein Ziel war ein Studienjahr in einer Gemäldegalerie oder unter Leitung eines Meisters, ohne sich um den täglichen Broterwerb sorgen zu müssen. Seine Professoren

Krauskopf, Justus

gaben ihm wohlwollende Referenzen, darunter der Kasseler Galerieinspektor Ernst Friedrich Robert. Dieser hatte sich vor 1790 selbst in Paris und Rom weitergebildet und empfahl einen auswärtigen Aufenthalt. Finanzielle Mittel scheinen nicht an Krauskopf geflossen zu sein. Denn dass sein Wunsch in Erfüllung ging, verdankte Krauskopf schließlich dem Tapetenfabrikanten Johann Christian Arnold. Dieser schickte seinen Sohn Carl Heinrich → Arnold im Frühling 1812 zur Aus- und Weiterbildung nach Paris. Krauskopf wurde als dessen Begleiter engagiert und mitfinanziert. Bezeichnenderweise reiste er zu Fuß nach Paris, während Arnold zumindest bis Frankfurt in der Kutsche saß, um sich dann zu Krauskopfs Überraschung seinem Fußmarsch anzuschließen (Woringer 1907, S. 174). Auf ihrem gemeinsamen Weg trafen sie Georg Wilhelm → Issel in Darmstadt und besichtigten Heidelberg und Straßburg (ebd., S. 174f.). Wohl am 9. Mai in Paris angekommen (ebd., S. 175), studierten sie offiziell seit 1. Juli 1812 in Davids Atelier. Laut Arnold war Krauskopf bereits vor ihm dort eingetreten (Friedrich Deiker 1926, S. 11, Woringer 1907, S. 175). Wenige Tage später berichtete Krauskopf seine Eindrücke seinem Hanauer Freund Friedrich → Deiker, der später wie Krauskopf eine eigene Zeichenschule betreiben sollte. Vermutlich hatten sie sich 1810 an der Kasseler Akademie oder im privaten Kreis kennengelernt. Der in Auszügen edierte Brief (Friedrich Deiker 1926, S. 11f.) dreht sich daher um das Zeichenstudium und ist als Kontrastfolie zur Kasseler Künstler- und Akademieszene zu verstehen – und überdies das einzige unmittelbare Zeugnis von Krauskopfs Pariser Aufenthalt. Krauskopf schien den betagten David zu schätzen, der an manchen Tagen anwesend war, und vergnügte sich „an seinem corrigiren und raissonements“, während er offenbar – ganz im Gegensatz zu seinem Begleiter Arnold – von den fast 40 Mitschülern wenig hielt. Diese seien „mehr Hanswürste als Künstler“, und ihre Malerei hielt er weder für gelungen noch für „im Stande […], einem zum Muster zu dienen“. Die besten unter ihnen seien die deutschen Künstler. Das Atelier könne zwar „für Paris noch besser“ sein, doch sei David „ein herrlicher Lehrer und gar kein französischer Künstler“. Bemerkenswert sind die nationalen Stereotypen, die Krauskopf selbst seinem Lehrer in den Mund legt: „Um eine schlechte Malerei oder Manier zu schildern, so sagt er: c’est la manière

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française und zitiert Raphael, Rubens u. dgl. um Muster der Nachahmung aufzustellen“. Der Eleve berichtet seinem Kasseler Freund stolz, daß er „die Antiken weder zu rund noch zu eckigt“ zeichne. „Ersteres, sagt David, ist der Deutschen ihr Fehler u. letzteres der Franzosen. Er rät uns Deutschen, nach Michel Angelo zu zeichnen, weil wir im ganzen viel zu kalt sind“. Schließlich äußert sich der Schüler über den Lehrer: Es gehöre „große Ausdauer dazu, um unter seiner Aufsicht nicht mutlos zu werden, denn wenn man ein Meisterstück vollendet zu haben glaubt u. schon mit Vergnügen seine Lobeserhebungen hierüber zu vernehmen glaubt, so hört man oft statt dessen nach seinem ersten Blick auf das Machwerk… non, ce n’est pas ça! u. nach einer langen Predigt ist man genötigt, alles wieder auszulöschen u. von vorne anzufangen“ (ebd.). Carl Heinrich Arnold spricht in seinen Memoiren meist von sich und Krauskopf, wenn er von Geselligkeiten erzählt: „Is[s]el, der Professor Meyer, [Johann Heinrich] Wolff, der auch mit uns wohnte, ein Architekt Hähnlein aus Stuttgart waren unser täglicher Umgang.“ Von gemeinsamen Exkursionen nach Versailles und Saint-Cloud ist die Rede (Woringer 1907, S. 185). Als Arnold vom Vater im Zuge der Freiheitskriege in die Heimat gerufen wurde, musste Krauskopf ihn begleiten. Einige Jahre später soll er als Zeichenlehrer mehreren angehenden jungen Künstlern wichtige Anstöße gegeben haben – „seine vortreffliche Methode“ abseits der Akademieausbildung wurde von Zeitgenossen gelobt (ebd., S. 185, Piderit 1882, Hoffmeister 1885). Unter anderem waren Carl → Glinzer und Ludwig → Krevel Schüler bei Krauskopf (Glinzer 1917, S. 1, Adolph Menzel 2009, S. 90), bevor sie ihrerseits zur Ausbildung nach Paris gingen.

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie Künstlerlexikon Hessen-Kassel, Nagler, TB – Adolph Menzel. Briefe, Claude Keisch u. Ursula Riemann-Reyher (Hrsg.), 4 Bde, Berlin 2009, S. 90 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 359, Anm. 1145, 1183– 1185 | Friedrich Deiker. Aufzeichnungen und Briefe, Walter Cohen (Hrsg.), Düsseldorf 1926, S. 11f. [Brief

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Krevel, Ludwig (Krevel, Louis)

Krauskopfs an Deiker, Dez. 1812] | Geiger, Annette, Urbild und fotografischer Blick. Diderot, Chardin und die Vorgeschichte der Fotografie in der Malerei des 18. Jahrhunderts, München 2004, S. 152f. | Glinzer, Ernst, Carl Glinzer (Hessische Künstler 1), Kassel 1917, S. 1 | Herzog, Erich, Kurhessische Maler 1800– 1850 (Kunstschätze aus dem Kurhessisch-Waldeckischen Raum 3), Kassel 1967 | Hoffmeister, Jacob, Gesammelte Nachrichten über Künstler und Kunsthandwerker in Hessen seit etwa 300 Jahren, Gustav Prior (Hrsg.), Hannover 1885, S. 63 | Knackfuß, Hermann, Geschichte der Königlichen Kunstakademie zu Kassel. Aus den Akten der Akademie zusammengestellt, Kassel 1908, S. 147 | Krauskopf, Justus, Erinnerungen an Nenndorf, Kassel 1823 | Ders., Theoretisch-praktische Zeichenkunst 1ster Theil. Anleitung zum geometrisch-richtigen Sehen, Vergleichen und Beurtheilen, als Grundlage eines guten Zeichnenunterrichts. Mit 60 Vorlegebl. und 1 Erklärungstafel, Kassel 1828 | Otto, Gunter, „Johann-Christian zeichnet ohne ‚Ausmessungskraft‘. Zeichnen und Zeichenunterricht im 19. Jahrhundert und vorher“, in: Kunst und Unterricht 228, Dezember, 1998, S. 14–18 | Piderit, Franz Carl, Geschichte der Hauptund Residenzstadt Cassel, Jacob Christian Carl Hoffmeister (Hrsg.), Kassel 21882, S. 480 | Schmidt, Eva Elisabetha, Louis Krevel (1801–1876). Leben und Werk. Ein Beitrag zur Porträtmalerei der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Bonn 2009 | Savoy, Bénédicte, „Peintres berlinois à Paris 1800–1820“, in: Les Artistes étrangers à Paris: de la fin du Moyen Âge aux années 1920, Marie-Claude Chaudonneret (Hrsg.), Bern, New York 2007, S. 157–166 | Woringer, August, „Jugenderinnerungen des Fabrikanten Karl Heinrich Arnold in Kassel“, in: Hessenland 21, 1907, S. 156–158, 172–175, 185–189. Robert Skwirblies

Krevel, Ludwig (Krevel, Louis) 1801 Braunschweig – 1876 Trier Porträt-, Historien- und Genremaler

L. Krevel, Selbstporträt, 1827

Künstlerische Laufbahn vor 1818 vermutlich Ausbildung beim Vater, dem Miniaturmaler und Radierer Johann Hilarius Krevel in Braunschweig und Kassel, später Zeichenunterricht bei Justus → Krauskopf in Kassel; 1824–1830 Parisaufenthalt; 1827 Teilnahme am Pariser Salon; um 1830 Rückkehr nach Deutschland; Tätigkeit als freier Maler im Rheinland und Saarland; um 1841 Italienreise; vor 1848 Umzug nach Köln, ab 1864 in Freiburg; die letzten Lebensjahre in Trier ansässig

Parisaufenthalt 1824 – um 1830 Der in Braunschweig und Kassel aufgewachsene Ludwig Krevel, der nach einem mehrjährigen Studienaufenthalt in Paris den Vornamen „Louis“ annahm, verdankt seinem Wirken als Porträtist im saarländischen und rheinländischen Raum, nicht in Vergessenheit geraten zu sein. Dem Vertreter der

Krevel, Ludwig (Krevel, Louis)

„Kultur des Biedermeier“ (Kat. Saarbrücken 2001), wurden 1956 und 2001 zwei Ausstellungen sowie eine Monographie gewidmet, die einen Werkkatalog enthält und den Forschungsstand zusammenfasst (Schmidt 2009). Dennoch bleibt die Pariser Ausbildungszeit aufgrund fehlender Quellen weiterhin eine Forschungslücke. Durch einen Brief Adolph Menzels wissen wir, dass Krevel bei Justus → Krauskopf in Kassel Unterricht nahm (Adolph Menzel 2009, S. 90). Ein ähnlicher Kontakt bestand möglicherweise auch zu Carl Wilhelm Gropius (Schmidt 2009, S. 13f.), der in Paris studiert hatte. Kontakte zur Kasseler Kunstakademie sind jedoch nicht bekannt. Krauskopf mag auf die Entscheidung zu einem Studium in Paris Einfluss gehabt haben – jedenfalls brach Krevel im Dezember 1824 nach Paris auf, um auf unbestimmte Zeit dort zu bleiben (ebd., S. 15). Da direkte Quellenzeugnisse fehlen, kann nur spekuliert werden, wo und bei wem der junge Krevel in Paris studierte. Eine Sammelzeichnung von Carl → Glinzer, in der der ebenfalls bei Krauskopf in Kassel ausgebildete und kurz bei Antoine-Jean Gros eingeschriebene Deutsche 1825 oder 1826 seine Pariser Kunstgenossen porträtierte und auf der auch Krevel zu sehen ist, könnte darauf hinweisen, dass Krevel ebenfalls im Atelier von Gros lernte (Glinzer 1917, S. 8). Unter den Abgebildeten finden sich außerdem Eduard → Gaertner aus Berlin und der Kieler Friedrich Christian Diederich → Gaede. Krevel unterschrieb das Erinnerungsblatt mit „überall bin ich zu hause“ (ebd.), was möglicherweise andeutet, dass Krevel sich nicht auf ein Atelier und einen Lehrer beschränkte. So können etwa Robert Lefèvre und François-Joseph Kinson eine Rolle in Krevels Pariser Lehrzeit gespielt haben (Schmidt 2009, S. 17f.). Auch über eine Ausbildung und Tätigkeit als Theater- und Dekorationsmaler bereits in Paris wurde gemutmaßt (ebd., S. 14, 20). Der Pariser Vedutenmaler Pierre-Justin Ouvrié war ein Freund Krevels (ebd., S. 21). Krevel konzentrierte sich offenbar früh auf das Porträtfach. Der Kölner Bankierssohn Johann David Herstatt ließ sich vermutlich in Paris 1826 von dem nur wenig älteren Krevel porträtieren (ebd., S. 3). Ein Jahr darauf bewarb dieser sich mit zwei Damenbildnissen für den Pariser Salon, von denen das kleinere tatsächlich angenommen und ausgestellt wurde (Paris, AMN a–b). Zu jener Zeit entstand auch ein kleinformatiges Selbstporträt, das den

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Künstler in seiner Wohn- und Atelierstube bei der Arbeit zeigt und das vielleicht im Hôtel d’Italie gemalt wurde, welches der Salonkatalog als Adresse des Malers nennt (Salon 1827). Vielleicht begann hier Krevels professionelle Malerkarriere, auf die sein Eintrag als Maler in ein Pariser Adressregister kurz nach seiner Teilnahme am Salon hindeutet (Schmidt 2009, S. 19). Mögliche Förderer Krevels in Paris sind bislang unbekannt. Seine Zulassung zum Salon 1827 wäre ohne Hilfe ebenso schwer möglich gewesen wie sein Engagement durch das französische Innenministerium im Jahr darauf (ebd., S. 18): Neben elf weiteren Künstlern fertigte er eine Kopie nach Gérards Königsporträt für eine Provinzstadt an, was ihm 1000 Franc einbrachte (ebd., S. 19; Paris, AMN c). Wie lange Krevel noch in Paris blieb, ist genauso ungewiss wie die konkreten Gründe für seine Abreise. Als sicher kann gelten, dass Krevel die Ausbildung in Paris als Kapital verstand. Seine Arbeiten wurden auch unter diesem Blickwinkel gelobt und geschätzt – etwa in Berlin, wo der Maler auf der Akademie-Ausstellung 1836 mit einem Porträt vertreten war. Athanasius Raczynski bescheinigte dem Werk „alle Eigenschaften, welche die besten Werke der Bildnismaler in Frankreich auszeichnen: es ist von sprechender Wahrheit, es ist leicht und geistreich gemalt, es ist voll Lebens“ (Raczynski 1836, S. 277). Krevel zog nicht nach Kassel, Düsseldorf oder Berlin, trotz aller Bekanntschaften und Möglichkeiten. Vielmehr wählte er ein recht einträgliches Dasein als Porträt- und Genremaler, vorrangig für das wohlhabende Bürgertum in der westdeutschen Provinz.

Werke der Pariser Zeit Porträt Johann David Herstatt, 1826, Öl/Lw (?), 32,5 × 24 cm, Privatbesitz (Schmidt 2009, S. 3) | Porträt Madame A.M., 1826–1827, Öl/Lw, 78 × 68 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1827, Nr. 617; Becker 1971, S. 363; Schmidt 2009, S. 149) | Porträt Mademoiselle Blaisir, 1826–1827, Öl/Lw, 100 × 84 cm, Verbleib unbekannt (ebd.) | Hochzeit zu Kanaa, Teilkopie nach Veronese, um 1827, Aquarell auf Papier, 14,5 × 18,5 cm, Privatbesitz (Schmidt 2009, S. 82) | Selbstporträt, 1827, Öl/Lw, 33 × 25 cm, Privatbesitz (ebd., S. 83) | Porträt Karl X. nach François Gérard, 1828, Öl/Lw (?), Verbleib unbekannt (ebd., S. 149f.) | Mehrere Aquarellkopien (Heilige, Madon-

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Krigar, Heinrich

na mit Kind, Ruhe auf der Flucht), ggf. auch erst in Italien entstanden, Verbleib unbekannt (ebd., S. 148f.).

Affaires traitées par l’administration des beauxarts, 1815–1880. Robert Skwirblies

Bibliographie ADB, DBE, Nagler, NDB, TB – Adolph Menzel. Briefe, Claude Keisch u. Ursula Riemann-Reyher (Hrsg.), 4 Bde., Berlin 2009, Bd. 1, S. 90 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei, München 1971, S. 78, Anm. 603, S. 363, Anm. 1370–1376, S. 450, Anm. 402–403 | Dieck, Walter, „Louis Krevel, ein rheinischer Bildnismaler des 19. Jahrhunderts“, in: Walraff-Richartz-Jahrbuch, 20. Jg., 1958, S. 275–290 | Explication des ouvrages de peinture, sculpture, gravure, lithographie et architecture des artistes vivans, exposés au Musée Royal des Arts: le 4 novembre 1827, Paris 1827, S. 98 | Glinzer, Ernst, Carl Glinzer, Marburg 1917, S. 8 (Hessische Künstler, Bd. 1) | Hohensee, Teja, „Louis Krevel (1801–1876) – ein Bildnismaler von europäischem Rang“, in: Rheinische Heimatpflege, 4. Jg. (N.F.), 1980, S. 271– 273 | Kat. Saarbrücken 2001: Kultur des Biedermeier. Der Maler Louis Krevel, Christof Trepesch (Hrsg.), Ausstellungskat., Saarland Museum Saarbrücken, Worms 2001 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1836, Bd. 1, S. 277 | Schmidt, Eva Elisabetha, Louis Krevel (1801–1876). Leben und Werk. Ein Beitrag zur Porträtmalerei der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Bonn 2009 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1819–1834, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1827, Nr. 617 | Trepesch, Christof, „Louis Krevel und die Kultur des Biedermeier an Saar und Mosel“, in: Weltkunst. 71. Jg., H. 9, Sept. 2001, S. 1385–1387 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 294f.

Archivalien Paris, AMN a: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 24, Salon de 1827 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *KK 48, Procès verbaux du Jury, Salon de 1827 | Paris, AMN c: Paris, AMN, P6, Commandes et acquisitions, 1794–1953 | Paris, AN a: Paris, AN, F7 2561, Police générale. Enregistrement chronologique des passports, 1824 | Paris, AN b: Paris, AN F21 496,

Krigar, Heinrich 1806 Berlin – 1838 ebd. Historien- und Genremaler

Künstlerische Laufbahn ab 1824 Schüler der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1824 oder 1826/27–1836 Schüler im Atelier von Wilhelm → Wach in Berlin; 1826–1836 regelmäßige Teilnahme an den Berliner Akademie-Ausstellungen; um 1836/37 Studienreise nach Belgien, Holland und Parisaufenthalt, dort wahrscheinlich Schüler im Atelier von Paul Delaroche

Parisaufenthalt um 1836/37 Über den jung verstorbenen Maler Heinrich Krigar ist kaum etwas bekannt. Die wenigen vorhandenen Informationen werden in Lexikoneinträgen lediglich wiederholt, eine Rekonstruktion des kurzen Lebens und seines Parisaufenthalts ist nur fragmentarisch möglich (Bénézit; Boetticher; Nagler; Troescher 1953). Mit etwa 21 Jahren war Krigar in das Atelier von Wilhelm → Wach in Berlin eingetreten, wo er als einer seiner talentiertesten Schüler galt (Baumewerd 2011, Nr. 44; Gläser 1932, S. 132). Er blieb dort insgesamt zehn Jahre bis zu seiner Studienreise nach Holland, Belgien und Paris im Jahr 1836 (Raczynski 1841, S. 115–116; Nagler). In der französischen Hauptstadt soll Krigar im Pariser Lehratelier des Historienmalers Paul Delaroche seine Studien 1836/37 fortgesetzt haben (Bénézit; Hütt 1986, S. 140; Gläser 1932, S. 132). Ob es sich bei dem in der Schülerliste Delaroches verzeichneten Künstler „Krigard“ tatsächlich um Heinrich Krigar handelt, kann nur vermutet werden, doch ist dies sehr wahrscheinlich (Delaborde 1858, o.S.). Zwei Werke könnten während seines Auslandsaufenthalts entstanden sein, nämlich Aschenbrödel, dem die Täubchen die Erbsen lesen sowie Ritter und Knappe (Georg

Krumholz, Ferdinand Stanislaus

und Lerse). Nach Goethes Götz von Berlichingen (Taf. XXVIII), mit Sicherheit lässt sich dies jedoch nicht sagen (Boetticher). Die Themenwahl der Arbeiten würde zeigen, dass Krigar sich in Frankreich mit Bildsujets beschäftigte, die aus der deutschen Literatur stammen. Eine schwere Erkrankung zwang den Maler, seinen Parisaufenthalt zu beenden und nach Berlin zurückzukehren. Dort verstarb er im Jahr 1838 (Rosenberg 1879, S. 36).

Werke der Pariser Zeit Aschenbrödel, dem die Täubchen die Erbsen lesen, um 1836, Verbleib unbekannt (Boetticher) | Ritter und Knappe (Georg und Lerse). Nach Goethes Götz von Berlichingen, 1836, Öl/Lw, 91 × 80 cm, signiert: Krigar 1836, Inv. Nr. W.S. 122, Berlin, Nationalgalerie (Taf. XXVIII).

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, Nagler, TB – Baumewerd, Stéphanie, Das Atelier von Karl Wilhelm Wach als Beispiel eines (erfolgreichen) kunstpädagogischen Transfers 1820–1845, Berlin (Technische Universität) 2011 (unpublizierte Masterarbeit), Anhang Schülerliste, Nr. 44 | Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 91, 370, Anm. 1702 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1826, Nr. 203–204; BAA 1828, Nr. 752–753; BAA 1830, Nr. 359–360; BAA 1832, Nr. 386; BAA 1834, Nr. 436–437; BAA 1836, Nr. 516–518 | Delaborde, Henri, „Liste des élèves de Delaroche“, in: Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Gläser, Käte, Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, S. 132 | Hütt, Wolfgang, Deutsche Malerei und Graphik 1750–1945, Berlin 1986, S. 140 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der Neueren Deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 115– 116 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879, Berlin 1879, S. 36 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 302.

161

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK 169, Protokolle zur Versetzung der Schüler 1815–1828, o. fol. | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK 212 a, Kunstausstellungen 1826, 1828, fol. 56. Stéphanie Baumewerd

Krumholz, Ferdinand Stanislaus 1810 Hof/Dvorce – 1878 Bern Landschafts-, Porträt- und Genremaler

Künstlerische Laufbahn vor 1825 erstes Studium der Malerei bei seinem Onkel, dem Kirchenmaler Stanislaus Michael Krumholz, vermutlich in Čáslav; 1826–1829 Studium der Landschafts- und Historienmalerei an der Akademie der vereinigten bildenden Künste in Wien; um 1829–1832 Tätigkeit als Zeichenlehrer in Triest und Studium an der Accademia Reale di Belle Arti in Venedig; Reise über Rom und Neapel zurück nach Wien; 1834–1844 Parisaufenthalt; Tätigkeit als Porträtmaler; 1835–1837 Studium an der École des beaux-arts; ab 1836 Teilnahme am Pariser Salon, 1841 Goldmedaille 3. Klasse; 1844–1847 Aufenthalt in Portugal; Ernennung zum Mitglied der Academia Portuguesa das Belas Artes und zum Ritter des Christusordens; 1848–1852 Aufenthalt in Brasilien; Ernennung zum Hofmaler und zum Mitglied der Academia Imperial de Belas Artes in Rio de Janeiro; Rückkehr über London nach Wien; 1854 Reise nach Indien; ab 1858 erneuter Parisaufenthalt; ab 1876 wohnhaft in Bern

Parisaufenthalte 1834–1844, ab 1858 Der österreichische Künstler Ferdinand Krumholz war zu Lebzeiten ein in Österreich und Südamerika geschätzter Porträtmaler, der aber zunächst in Frankreich bekannt wurde. Auf dem Pariser Salon zeigte er zahlreiche Porträts, die ihn bald bei der französischen Aristokratie beliebt machten. Trotz seiner zahlreichen Reisen und Aufenthalte in verschiedenen Ländern, u.a. Portugal und Brasilien,

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Krumholz, Ferdinand Stanislaus

spielte Paris nicht nur am Anfang seiner Karriere eine wichtige Rolle für ihn. Auch später kehrte er mehrmals in die französische Hauptstadt zurück und beschickte den Salon. Nach erstem Malerunterricht bei seinem Onkel studierte Krumholz ab 1826 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Anton Petter, Johann Nepomuk Ender und dem Bildhauer Johann Nepomuk Schaller (Fuchs 1973, S. K 143). Anschließend begab er sich nach Italien und kehrte nach einem zweijährigen Aufenthalt in Triest und Venedig über Rom und Neapel zurück nach Wien (ebd.). 1834 kam er nach Paris und kopierte zunächst, wie viele andere ausländische Maler, im Louvre (Paris, AMN a). Er holte später sogar die Erlaubnis ein, bereits ab acht Uhr morgens im Museum arbeiten zu dürfen (Paris, AMN g). Von 1835 bis 1837 studierte er auf Empfehlung des Bildhauers David d’Angers an der École des beaux-arts, wobei er bei seiner Einschreibung die Rue Saint-André des Arts 69 als Adresse angab (Paris, AN a–c). Im Jahr 1836 nahm der Maler zum ersten Mal mit einem Porträt am Pariser Salon teil (Salon 1836, Nr. 1082), auf dem er auch im darauffolgenden Jahr vertreten war (Salon 1837, Nr. 1037–1039). Als Adresse wurde von ihm nun die Rue de Furstemberg 6 angegeben (ebd.). Anscheinend behielt Krumholz diese Wohnadresse bis zu seiner Abreise aus Paris bei, da die Rue de Furstemberg bis zum Jahr 1845 immer wieder in den Livrets des Pariser Salons auftauchte (Salon 1845, Nr. 929). Diese Adresse wurde in späteren Jahren als diejenige von Eugène Delacroix weltbekannt. Delacroix bezog das Atelier Ende des Jahres 1857 und wohnte dort bis zu seinem Tod im Jahr 1863 (Moreau-Nélaton 1916, S. 184). Krumholz etablierte sich rasch in Paris und wurde zu einem angesehenen Porträtmaler, der zahlreiche Aufträge von der französischen Bourgeoisie erhielt. 1838 wurde Krumholz beauftragt, ein historisches Porträt des Schriftstellers Bernard Le Bovier de Fontenelle für das Schloss von Versailles zu malen (Paris, AMN b). Im Jahr 1841 erhielt er die Goldmedaille 3. Klasse am Pariser Salon (Paris AMN d; Annuaire 1860, S. 62). Allerdings verlor Krumholz diese kurz darauf und bat die französische Verwaltung darum, im Hôtel de la Monnaie in Paris eine neue Medaille herstellen lassen zu dürfen (Paris, AMN c). Im Sommer 1843 porträtierte er in Bad Ischl die Witwe Napoleons, Marie Louise, und ihre Hofdamen (Fuchs 1973, S. K 143). Krumholz schien mittlerweile zu einem Protegé des

Herzogs von Nemours aufgestiegen zu sein, der ihm vermutlich Kontakte nach Portugal vermittelte (Kat. Toulon 1985, S. 147). Krumholz verließ Paris um 1844 und ging nach Portugal, wo er von Ferdinand II. von Portugal zum Hofmaler ernannt wurde (ebd.). Der Künstler zeigte auf dem Pariser Salon von 1845 noch ein Porträt des portugiesischen Königs (Salon 1845, Nr. 929). Krumholz blieb bis 1847 in Portugal und unternahm anschließend eine Reise nach Brasilien, wo er zum Hofmaler von Dom Pedro II und zum Mitglied der Akademie der Künste in Rio de Janeiro ernannt wurde (TB). Nach seiner Rückkehr nach Europa und einer Reise nach Indien hielt sich Krumholz ab 1858 wieder in Paris auf. Allerdings ist ungewiss, wie lange sein Aufenthalt dort währte. Im Jahr 1866 nahm Krumholz erneut am Pariser Salon teil (Salon 1866, Nr. 1053) sowie ein letztes Mal 1874 (Salon 1874, Nr. 1025). 1876 ließ er sich schließlich in Bern nieder, wo er bis zu seinem Lebensende wohnte.

Werke der Pariser Zeit Portrait de Mme Hausman, Verbleib unbekannt (Salon 1836, Nr. 1082) | Portrait de Madame H., Verbleib unbekannt (Salon 1837, Nr. 1039) | Portrait de Mme la Baronne D.P., Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1038) | Ein Schornsteinfeger, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1037) | Portrait Bernard Le Bovier de Fontenelle, um 1838, Öl/Lw, 100 × 82 cm, Inv. Nr. MV 6879/INV 1415/LP 3601, Versailles, Musée national des châteaux de Versailles et de Trianon | Portrait de M. le Baron…, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 1016) | Portrait de Mlle Anaïs D., Verbleib unbekannt (Salon 1839, Nr. 1148) | Portraits en pied de Mme P. et de son fils, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1147) | Portrait en pied de M. le Marquis de G., Verbleib unbekannt (Salon 1840, Nr. 944) | Portrait de M. le Baron de C., Verbleib unbekannt (Salon 1841, Nr. 1122) | Portrait de M. le comte du R., Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1120) | Portrait de Mme la Comtesse du R., Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1119) | Portrait de Mme la Marquise de F., Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1121) | Portrait en pied du fils de M. le comte de Séran, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1118) | Portrait de Marius Grandjean, 1842, Öl/Lw, 40 × 32 cm, signiert: Krumholz 1842, Inv. Nr. 968.28.1, Toulon, Musée d’Art (Kat. Toulon 1985, S. 147) | Portrait de M. le Marquis de F., Verbleib unbekannt (Salon 1842, Nr. 1073) | Portrait de

Krumholz, Ferdinand Stanislaus

Mlle de L., Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1072) | Portrait en pied du fils de Sir Tho…, Verbleib unbekannt (Salon 1843, Nr. 678) | Le dernier sou du Savoyard, Verbleib unbekannt (Salon 1844, Nr. 1028) | Portrait en pied de S. M. Ferdinand II, roi du Portugal, Verbleib unbekannt (Salon 1845, Nr. 929), Bildnis des Fürsten Felix Lichnowsky, Verbleib unbekannt (TB) | Bildnis des Marschalls Victor de Bellune, Verbleib unbekannt (ebd.).

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55 (1999), S. 53–55 | Schweizerisches Künstler-Lexikon, Frauenfeld 1908, Bd. 2 | Wurzbach, Constant von, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche seit 1750 in den österreichischen Kronländern geboren wurden oder darin gelebt und gewirkt haben, Wien 1891, Bd. 13, S. 208.

Archivalien Bibliographie AKL, Bénézit, Bellier, ÖBL, TB – Annuaire des artistes et des amateurs, Paul Lacroix (Hrsg.), Paris 1860, S. 62 | Anonym, „Salon de 1845“, in: L’Artiste, 4. Serie, Bd. 3, 1845, S. 260 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 368, 434, Anm. 1615–1618 | Fuchs, Heinrich, Die o¨sterreichischen Maler des 19. Jahrhunderts, Wien 1973, Bd. 2, S. 143 | Kat. Bern 1983: Kunstmuseum Bern. Die Gema¨lde, Bestandskat., Bern 1983, S. 134, Nr. 452–455 | Kat. Calais 1993: Les Salons retrouvés: éclat de la vie artistique dans la France du Nord, 1815–1848, Ausstellungskat., Calais, Musée des beaux-arts et de la dentelle, Paris 1993, Bd. 1, S. 202 | Kat. Paris 2005: La collection Brasiliana: les peintres voyageurs romantiques au Brésil (1820–1870), Ausstellungskat., Musée de la vie romantique, Paris 2005, S. 153 | Kat. Toulon 1985: La Peinture en Provence dans les collections du Musée de Toulon du XVIIe au début du XXe siècle, Ausstellungskat., Musée d’Art, Toulon 1985, S. 147 | Lemos, Carlos et al., The art of Brazil, New York 1983, S. 174 | Moreau-Nélaton, Étienne, Delacroix raconté par lui-même, Paris 1916, Bd. 2, S. 184 | Pragenau, Kurt Landwehr von, Anmerkungen zum Leben und Wirken des Malers Ferdinand Krumholz aus Hof in Ma¨hren, Bern 1988 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1836, Nr. 1082; Salon 1837, Nr. 1037–1039; Salon 1838, Nr. 1016; Salon 1839, Nr. 1147–1148; Salon 1840, Nr. 944 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon de 1841, Nr. 1118–1122; Salon 1842, Nr. 1072, 1073; Salon 1843, Nr. 678; Salon 1844, Nr. 1028; Salon 1845, Nr. 929 | Schenkova, Marie, „K dílu Ferdinanda Krumholze ve sbírkách Slezského zemského muzea v Opave“, in: Bulletin Moravské galerie v Brně, Vol.

Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 12–16, Registre des copistes, cartes des permissions d’entrée, 1834– 1865, *LL 12, Nr. 112 | Paris, AMN b: Paris, AMN, P 30, Dossiers d’artistes, Krumholz [Brief vom 18.9.1838] | Paris, AMN c: Paris, AMN, P 30, Dossiers d’artistes, Krumholz [Brief vom 11.9.1841] | Paris AMN d: Paris, AMN, X-Salons, Salon de 1841 [État des médailles accordées, 8.6.1841] | Paris, AMN e: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852; *KK 7, Salon de 1836; *KK 8, Salon de 1837; *KK 9, Salon de 1838; *KK 10, Salon de 1839; *KK 11, Salon de 1840; *KK 12, Salon de 1841; *KK 14, Salon de 1843 | Paris, AMN f: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853; *KK 34, Salon de 1840; *KK 35, Salon de 1841; *KK 36, Salon de 1842; *KK 37, Salon de 1843 | Paris, AMN g: Paris, AMN, P18, Travail des copistes, cinéma, photographies (autorisations, règlements), 1795–1867, 19.7.1844 | Paris, AMN h: Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, 1834–1865, *LL 3, Nr. 933 | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807– 1841, Nr. 1471 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 8, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1830–1836, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [2.4.1835, 7.10.1835, 31.3.1835, 6.10.1836: o.A.] | Paris, AN c: Paris, AN, AJ 52 75, Procès-verbaux des jugements des concours des sections de peinture et de sculpture, 1837–1849, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [27.3.1837, 2.10.1837: o.A.]. Frauke Josenhans

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Kühner, Friedrich Johann Christian

Kühner, Friedrich Johann Christian

(Würzburg, MvWA). Nach seiner Rückkehr nach Deutschland erwartete Kühner eine erfolgreiche Karriere in Gotha.

1774 Gotha? – 1852 Gotha Maler, Hofrat, Sammlungsdirektor

Werke der Pariser Zeit

Künstlerische Laufbahn

Bibliographie

1802/03 Parisaufenthalt; Studium an der École des beaux-arts; 1804 Ernennung zum Hofmaler durch Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg; 1810 Studienaufenthalt in Rom; 1816 Ernennung zum Hofrat und Professor der Theorie der bildenden Künste durch Herzog August von SachsenGotha-Altenburg; offizielle Übertragung der Aufsicht über die Gemälde-, Kupferstich- und Handzeichnungssammlungen durch Herzog August; 1824 Ernennung zum Direktor der Herzoglichen Gemälde-, Kupferstich- und Handzeichnungssammlungen durch Herzog Friedrich IV. von SachsenGotha-Altenburg; 1842 Ernennung zum geheimen Hofrat durch Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha

ADB, Nagler – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1780–1840, München 1971, S. 351, Anm. 795–798 | Bogyay, Thomas von, „Studien zu Jean-Antoine Houdons Werk in Deutschland“, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 27. Jg., Nr. 2, 1964, S. 105–132 | Rathgeber, Georg, Nike in Hellenischen Vasenbildern: Eine archaeologische Untersuchung, Gotha 1851, S. 98 | Steiner, Gerhard, Die Sphinx zu Hildburghausen. Friedrich Sickler: Ein schöpferischer Geist der Goethezeit, Weinheim 1985, S. 66 | Vapereau, Gustave, Dictionnaire universel des contemporains, contenant toutes les personnes notables de la France et des pays étrangers avec leurs noms, prénoms, surnoms et pseudonymes […] etc., Paris 1858, S. 933.

Parisaufenthalt 1802/03

Archivalien

Über Friedrich Johann Christian Kühners Zeit vor seiner Ernennung zum Hofmaler im Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg im Jahr 1804 ist kaum etwas bekannt. Ein Nachlass sowie seine Korrespondenz aus der Zeit des Parisaufenthalts konnten nicht ausfindig gemacht werden. Der Maler Kühner reiste am 7. Mai 1802 als Begleiter des Altertumsforschers Friedrich → Sickler, der auch künstlerisch tätig war, von Gotha nach Paris (Steiner 1985, S. 66). Am „28 prairial“, also dem 17. Juni, 1802 schrieb sich Kühner zusammen mit Sickler an der École des beaux-arts ein (Paris, ENSBA). Beide wurden von dem Bildhauer Jean-Antoine Houdon empfohlen und gaben als Adresse die Rue des Orties, gegenüber der Galerie Nr. 322, an (ebd.). Der Kontakt von Kühner zu Houdon ist wohl durch die seit 1771 unterhaltenen Beziehungen des Franzosen zum Gothaer Hof zu erklären und sicherlich eher als Protektion anzusehen (Bogyay 1964, S. 105ff.). Über Kühners Abreise Anfang November 1803 informiert ein Brief von Martin → Wagner, den dieser an seine Schwester schrieb

Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Paris, ENSBA, Ms 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 280 [17.6.1802] (s.u. ab S. 327) | Gotha, ThStA, Geheime Kanzlei UU XL Nr. 12 [Personalakte Johann Christian Kühner] | Würzburg, MvWM, Universität Würzburg, Wagner-Nachlaß, L 39, o. fol. [Wagner an seine Schwester Margareth, Brief vom 21.10.1803]. René Hartmann und Tino Mager

Laemlein, Alexander 1813 Hohenfeld (heute zu Kitzingen) – 1871 Pontlevoy Maler, Radierer und Lithograph

Künstlerische Laufbahn 1823–1871 Parisaufenthalt; vor 1828 erste Ausbildung in einer Radierwerkstatt in Paris; 1829 Schü-

Laemlein, Alexander

ler bei Jean-Baptiste Regnault; 1830 Schüler bei François-Édouard Picot; 1835–1839 Mitwirkung an der Restauration der Galerie Henri II in Fontainebleau unter der Leitung von Jean Alaux; 1836 erste Teilnahme am Pariser Salon; regelmäßige Beschickung des Salons bis 1870; Auszeichnung mit Medaillen in den Jahren 1841, 1843 und 1859 für im Salon ausgestellte Werke; 1842/43 Ausführung von fünf historischen Porträts für den Saal der Kreuzzüge im Schloss von Versailles; 1855 Lehrtätigkeit an der École spéciale de dessin de Paris; 1856–1858 Ausführung von Wandmalereien in der St. RemiKapelle in der Basilika Ste. Clotilde, Paris

Parisaufenthalt 1823–1871 Alexander Laemlein galt lange Zeit in der französischen Forschungsliteratur als einer der erfolgreichsten Vertreter des nazarenischen Stils in Frankreich, dessen Malweise sehr an die von Schnorr von Carolsfeld und Führich erinnere (Foucart 1987, S. 265). Er galt in der Kunstkritik als Paradebeispiel eines deutschen Künstlers, der in Paris Karriere gemacht hatte (ebd., S. 264) und von der Düsseldorfer Malerschule stilistisch beeinflusst worden war (Saunier 1917, S. 85). Tatsächlich fand Laemleins gesamte künstlerische Ausbildung und Laufbahn in Paris statt. Alexander Laemlein wurde von seinem Vater, einem Gärtner, im Jahr 1823 nach Paris geschickt. Der damals Zehnjährige wohnte bei seinem Onkel, der ein Hotel leitete und leidenschaftlicher Schachspieler war (Saunier 1917, S. 82). Nach einer ersten Ausbildung in einer Radierwerkstatt (Montcouquiol, 1999, S. 265) schrieb sich Laemlein am 31. März 1829 an der École des beaux-arts ein (Paris, AN d) und wurde von Jean-Baptiste Regnault unterrichtet (Sells 1981, S. 709). Sein Lehrer schärfte ihm während der Monate, die er bei ihm verbrachte, den Geschmack der „anatomies savantes“ (Saunier 1917, S. 82) ein. Nach dem Tod von Regnault studierte Laemlein im Atelier von François-Édouard Picot. Die Beziehung, die sich zwischen dem Deutschen und seinem neuen Meister entwickelte, scheint eine sehr enge gewesen zu sein, denn noch im Jahr 1853 signierte Laemlein einen Brief an Picot mit „votre élève, votre fils, votre ami“ (Paris, AMN g). Laemlein profitierte von der Förderung seines Lehrers, der von seinen schnellen Fortschritten beeindruckt war und ihm zahlreiche Kontakte vermit-

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telte, u.a. zu Jean Alaux. Diesem assistierte er bei der Restaurierung der Galerie Henri II und dem Ballsaal von Primaticcio im Schloss von Fontainebleau (Kat. Paris 1974, S. 110). Die Zusammenarbeit beider Künstler setzte sich im Schloss von SaintCloud fort. 1842 übertrug Picot seinem Schüler einen Auftrag über verschiedene Porträts für den Saal der Kreuzzüge in Versailles (Anonym 1842, S. 146; Taf. XXVI). Weiterhin half Laemlein seinem Meister 1847 bei der Kopie des Deckengemäldes L’Abondance von Lemoyne im Schloss von Versailles (Paris, AMN h). Nachdem Laemlein am 9. Juli 1835 die französische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, stand ihm auch die Teilnahme am Prix de Rome offen. Im Jahr 1838 schied er in der zweiten Wettbewerbsrunde aus (Paris, AN c). Laemleins Ausscheiden beim Prix de Rome stand seiner Teilnahme am Salon, wo er seit 1836 seine Werke präsentierte, sowie seiner Karriere als Historienmaler jedoch nicht entgegen. Sein Beitrag zum Salon im Jahr 1836, Der keusche Joseph, zeigt stilistische Einflüsse seiner Ausbildung bei Picot ebenso wie der an der École des beaux-arts, insbesondere bezüglich der „volonté de réalisme archéologique“ (Montouquiol 1999, S. 266) sowie der gestalterischen Entwicklung seiner Gemälde (Saunier 1917, S. 82). Seine später im Salon präsentierten Werke bestätigen die Orientierung an klassischen Meistern, sei es an Poussin in Die Erweckung der Tabitha durch den Heiligen Peter (Salon 1843, Nr. 687) oder an Leonardo da Vinci in Die Barmherzigkeit (Salon 1846, Nr. 1040). Letztgenanntes Werk, das vom Zeitgeist vor der Februarrevolution 1848 zeugt, erzielte beim Publikum großen Erfolg. In der Zeitschrift L’Artiste wurde es im Jahr 1849 sogar als „tableau phalanstérien“ bezeichnet (Lord Pilgrim 1849, S. 59). Die deutsche Abstammung Laemleins wurde von der französischen Kunstkritik regelmäßig angeführt, um die ikonographische Komplexität seiner Werke sowie seine Verwendung einer breiten Farbpalette zu begründen. Doch mehr als der Einfluss der Nazarener spielten zeitgenössische französische Künstler wie Delacroix und Chassériau beim „aspect étrange de l’ensemble, la matière sensuelle et la gamme de coloris“ (Montcouquiol 1999, S. 266, 272) im Werk von Laemlein eine Rolle. Im weiteren Verlauf seiner Karriere zeigte Laemleins Schaffen – seine im Salon und auf Weltausstellungen gezeigten Werke, die Ausgestaltung des Kasinos in Baden-Baden und sein Wirken als

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Laemlein, Alexander

Lehrer an der École spéciale de dessin – eine viel größere Verankerung in der französischen Malschule als in der deutschen, zu dessen Repräsentant Laemlein von der französischen Kunstkritik gleichwohl immer wieder ernannt wurde. Laemlein verstarb im Jahr 1871 an den Folgen von Entbehrungen, die der Deutsch-Französische Krieg verursacht hatte.

Werke der Pariser Zeit [Auswahl] Portrait de Madame B…, 1836, Verbleib unbekannt (Salon 1836, Nr. 1091) | Portrait de M.F. de Lizardi, 1839, Verbleib unbekannt (Salon 1839, Nr. 1175) | Portrait de M.J. de Lizardi, 1839, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1174) | La chasteté de Joseph, 1839, Öl/Lw, 163 × 128 cm, Privatbesitz (ebd., S. 266) | Portrait en pied de M.E.E., 1840, Öl/Lw, 50 × 40 cm, Verbleib unbekannt (Paris, AMN b) | Le réveil d’Adam, 1841, Öl/Lw, 175 × 250 cm, Verbleib unbekannt (Paris, AMN c) | Portrait de Mathilde H[eine], 1842 (?), Öl/Lw, Privatsammlung (Paris, AMN d) | Raymond du Puy, premier grand maître de l’ordre de Saint-Jean-de-Jérusalem (? – c. 1160), 1842, Öl/Lw, 170 × 111 cm, Inv. Nr. MV 430, Musée national des châteaux de Versailles et de Trianon | Portrait de Madame N… et sa fille, 1843, Öl/Lw, 101 × 81 cm, Privatsammlung (Montcouquiol 1999, S. 267; Salon 1844, Nr. 1051) | Tabitha ressuscitée par saint Pierre, 1843, Öl/Lw, 205 × 300 cm, Boé, Kirche Saint-Pierre-de-Gaubert (Paris, AMN e) | Tête de femme, um 1843, Öl/Lw, 55 × 46 cm, Inv. Nr. 120, Musée d’Art et d’Histoire de Rochefort | Philippe III, dit Le Hardi, roi de France (1245–1285), 1844, Öl/Lw, 105 × 77 cm, Inv. Nr. MV 400, Musée national des châteaux de Versailles et de Trianon (Taf. XXVI) | Portrait de Madame de Saint-A…, 1844, Verbleib unbekannt (Salon 1844, Nr. 1050) | Philippe d’Artois, comte d’Eu, connétable de France (? – 1397), 1844, Öl/Lw, 103 × 80 cm, Inv. Nr. MV 411, Musée national des châteaux de Versailles et de Trianon | Jean II. Le Meingre, dit Boucicault, maréchal de France (1364– 1421), 1844, Öl/Lw, 103 × 77 cm, Inv. Nr. MV 413, Musée national des châteaux de Versailles et de Trianon | Jean Sans Peur, duc de Bourgogne (1371– 1419), 1844, Öl/Lw, 103 × 80 cm, Inv. Nr. MV 412, Musée national des châteaux de Versailles et de Trianon | Portrait de M. Gay, 1845, Verbleib unbekannt (Salon 1846, Nr. 1041) | La charité, 1846, Ölskizze, 32 × 21 cm, Inv. Nr. 259, Saint-Denis de la

Réunion, Musée Léon Dierx | La charité, 1846, Öl/ Lw, 225 × 140 cm, Inv. Nr. 87–2, Caen, Musée des Beaux-Arts | La vision de Jacob, 1847, Öl/Lw, 455 × 325 cm, Musée de Grenoble | Vision de Zacharie, 1850, Öl/Lw, 472 × 729 cm, Inv. Nr. D119, Musée d’Art et d’Histoire de Rochefort | La ville de BadenBaden sur un char, avec le Rhin à ses portes et l’Oss traversant ses jardins, 1855, Deckengemälde, Kasino Baden-Baden (ebd., S. 278) | Apothéose de saint Rémi, Saint Rémi convertit un arien à la foi catholique. Translation du corps de saint Rémi par les anges, 1858, Wandmalerei, Paris, St. Remi-Kapelle in der Basilika Sainte-Clotilde (Montcouquiol 1999, S. 279).

Bibliographie ADB, AKL, Bénézit, TB, Schurr/Cabanne – Anonym, „Le Salon avant le jury“, in: L’Artiste, 3. Serie, Bd. 1, 1842, S. 146 | Foucart, Bruno, Le renouveau de la peinture religieuse en France (1800–1860), Paris 1987, S. 264–265 | Kat. Nantes 1995: Les Années Romantiques 1815–1850, Isabelle Julia u. Jean Lacambre (Hrsg.), Austellungskat., Nantes, Musée des Beaux-Arts, Paris 1995, S. 408–409 | Kat. Paris 1974: Le musée du Luxembourg en 1874, Geneviève Lacambre (Hrsg.), Austellungskat., Galeries nationales du Grand Palais, Paris 1974, S. 110 | Lord Pilgrim, „Mouvement des arts“ in: L’Artiste, 5. Serie, Bd. 3, 1849, S. 59 | Montcouquiol, Jérôme, „Alexandre Laemlein (1813–1871), les étapes d’une carrière“, in: Bulletin de la Société d’Histoire de l’Art français, 1999, S. 265–289 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1836, Nr. 1091; Salon 1839, Nr. 1173–1175, 2388 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1841, Nr. 1145; Salon 1843, Nr. 686; Salon 1842, Nr. 1094–1095; Salon 1844, 1050–1051 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846– 1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Dijon 2001, Salon 1846, Nr. 1040–1041; Salon 1847, Nr. 910; Salon 1848, Nr. 2534–2535; Salon 1849, Nr. 1172–1173, 2560–2561; Salon 1850, Nr. 1723– 1725, 3792, 3881 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852–1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Dijon 2001, Salon 1852, Nr. 738– 739; Salon 1853, Nr. 672; Salon 1855, Nr. 3436– 3440; Salon 1857, Nr. 1499–1500 | Les catalogues

Langer, Joseph Robert von

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des Salons des beaux-arts, 1859–1863, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Dijon 2004, Salon 1859, Nr. 1698–1699 u. 522; Salon 1861, Nr. 1740; Salon 1863, Nr. 1057–1058 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1864–1877, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Dijon 2004, Salon 1866, Nr. 1071; Salon de 1867, Nr. 841, 1860–1861 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1868–1870, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Dijon 2004, Salon 1868, Nr. 1391–1392; Salon 1869, Nr. 1332–1333, 2865–2866; Salon 1870, Nr. 1531– 1532 | Saunier, Charles, „L’art français au-delà du Rhin de Napoléon Ier à Napoléon III“, in: Revue des études napoléoniennes, 1917, S. 58–86 | Sells, Christopher, Jean-Baptiste Regnault, biography and catalogue, London (Courtauld Institute) 1981, S. 709 (unpublizierte Diss.).

Langer, Joseph Robert von

Archivalien

1783 Düsseldorf – 1846 München Historienmaler, Kupferstecher, Sammlungsdirektor

Paris, AMN a: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK 7, Salon de 1836 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 34, Salon de 1840 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK35, Salon de 1841 | Paris, AMN d: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 36, Salon de 1842 | Paris, AMN e: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 37, Salon de 1843 | Paris, AMN f: Paris, AMN, P30, dossiers d’artistes, Alaux, Jean | Paris, AMN g: Paris, AMN, P30, dossiers d’artistes, Laemlein, Alexandre | Paris, AMN h: Paris, AMN, P30, dossiers d’artistes, Picot, Édouard-François | Paris, AMN i: Paris, AMN, X-Salons, Salon de 1841, Liste des médaillés, peinture d’histoire, médaille de 3e classe | Paris, AMN j: Paris, AMN, XSalons, Salon de 1843, État des médailles, peinture d’histoire, médaille de 2e classe | Paris, AMN k: Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, 1834– 1865, *LL 3, Nr. 375, Nr. 268 | Paris, AMN l: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 165 | Paris, AN a: Paris, AN AJ 52 7, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1823–1829, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [31.3.1828, 5.10.1829: o.A.] |

Paris, AN b: Paris, AN AJ 52 8, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1830–1836, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [3.4.1830, 27.9.1830, 6.10.1831: o.A.] | Paris, AN c: Paris, AN AJ 52 89, Procès-verbaux donnant le nom des lauréats, 1837–1875 | Paris, AN d: Paris, AN AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 1093 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN e: Paris, AN, BB11 380, Dossier de naturalisation, 5040X2, 1835–1848. Arnaud Bertinet

Künstlerische Laufbahn vor 1798 Schüler seines Vaters Johann Peter Langer in Düsseldorf; 1798 gemeinsam mit dem Vater Reisen u.a. nach Dresden, Berlin und Kassel; dreimonatiger Parisaufenthalt; 1801–1804 regelmäßige Teilnahme an den Weimarer Preisaufgaben; 1804/05 erste Italienreise, u.a. nach Venedig, Florenz, Rom und Neapel; 1806–1827 Professor an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München, seit 1820 deren Generalsekretär; 1822 zweite Italienreise gemeinsam mit seinem Vater, u.a. nach Mailand und Mantua; 1827–1841 Direktor des Königlichen Kabinetts der Handzeichnungen und Kleinplastiken in München; seit 1841 Direktor der Königlichen Central-Gemälde-Galerie

Parisaufenthalt 1798 Der 16-jährige Robert Langer unternahm im Herbst des Jahres 1798 gemeinsam mit seinem Vater, dem Historienmaler und Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie Johann Peter Langer, sowie dem Duisburger Unternehmer Johann Böninger eine dreimonatige Studienreise nach Paris. Informationen zu dieser Reise lassen sich über Veröffentlichungen zu Johann Peter Langer (Langer 1799, S. 221–243; Stern 1930) und den schriftlichen Nachlass von Johann Peter und Robert von Langer bezie-

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Langer, Joseph Robert von

hen (München, BSB a–e). Untersuchungen, die der Person Robert Langer gewidmet sind, beziehen sich einzig auf sein künstlerisches Spätwerk (zuletzt: Nielsen 2004). Der Anlass für die „Kunstreise“ nach Paris war das kurz zuvor von Johann Peter Langer und Johann Böninger in Duisburg gegründete Mechanographische Institut, für das sie in der französischen Hauptstadt werben wollten (Langer 1799, S. 55). Dieses Institut, das mittels eines mechanischen Verfahrens Ölgemälde auf Leinentapeten druckte, hatte bereits in Deutschland viel Aufsehen erregt (Böttiger 1798, Anonym 1798). Am 7. September trafen die drei Reisenden in Paris ein (München, BSB c, d). In der französischen Hauptstadt besuchte Langer gemeinsam mit seinem Vater die Nationalbibliothek und deren Kupferstichkabinett sowie die öffentlichen Kunstsammlungen; neben den Schlössern von Versailles und Saint-Cloud vor allem den Louvre (ebd.). Ein umfangreiches Faszikel zeugt von diesen Museumsbesuchen: Robert Langer vermerkte listenartig auf zahlreichen eng beschrifteten Oktavblättchen die Kunstwerke, die sie sahen. Teilweise notierte er ausführlich Gemäldebeschreibungen zu Werken von Raffael, Leonardo da Vinci, Nicolas Poussin, Guido Reni, Le Brun und Titian (München, BSB a). Seine Beschreibungen und Notizen beziehen sich jedoch ausschließlich auf die betrachteten Kunstwerke und geben keine weiteren Hinweise auf seinen Parisaufenthalt. Dafür berichtete sein Vater nach ihrer Rückkehr einem Freund, dass sie häufig den Louvre besucht hätten und dort die von französischen Revolutionstruppen verschleppten Kunstwerke aus Italien besichtigen konnten: „Vorläufig muß ich noch bemerken das ich das Glück hatte den[n] Conservatoren des Museums zu gefallen welche mir nicht allein Erlaubten alle Tage die ausgestellten Kunstwerke zu sehen, sondern auch diejenigen die noch nicht gezeigt wurden welche in den[n] Magasins sind und auf den Zimmern wo sie Regnoviert werden“ (München, BSB f, fol. 1r.). Des Weiteren berichtet er, dass dieses Privileg für ihn von „großer Wichtigkeit“ gewesen sei, da er die Kunstwerke auf diese Weise genau untersuchen konnte und bei dieser Gelegenheit in den Stand gesetzt worden sei „meinem Sohne[s] viehles zu zeigen welches nicht möglich war wen die Bilder aufgehängt gewesen wären. Ich habe in den drey Monathen in Ansehung der Kunst viele Entdeckungen gemacht.“ (Ebd.) Zudem be-

suchten sie neben den königlichen Schlössern auch die königliche Porzellanmanufaktur in Sèvres (ebd., fol. 2v.). Es konnten keine künstlerischen Zeugnisse Robert Langers von der Pariser Studienreise ausfindig gemacht werden. Dagegen fertigte Johann Peter Langer u.a. zwei Ölkopien nach Jacques-Louis Davids Belisar bittet um Almosen (München, Alte Pinakothek, Inv. Nr. 7649; München, Graphische Sammlung, Inv. Nr. 806 Z) an und verfasste eine ausführliche Gemäldebeschreibung zu dessen berühmtem Gemälde Der Schwur der Horatier, das zu jenem Zeitpunkt im Atelier Davids ausgestellt war (München, BSB b). Hinweise darauf, dass Robert Langer das Lehratelier Davids als Schüler besucht habe – wie es wiederholt behauptet wird (TB; Münchner Maler 1982, S. 22f.) – konnten dagegen nicht gefunden werden. Robert Langers Kunststudium in Paris erfolgte nicht institutionell, sondern beschränkte sich offenbar auf die Sammlungsbesuche und die Gemäldestudien mit seinem Vater. Während ihres Aufenthalts logierten die Langers und Böninger in der Maison des Étrangers in der Rue Vivienne (München, BSB e). Außerdem verkehrten sie auf den Abendgesellschaften von Aubin-Louis Millin, dem Direktor der Antikensammlung der Pariser Nationalbibliothek, der sie bei der Ausstellung ihrer mechanographischen Gemälde unterstützte (Langer 1799, S. 55; Aubin-Louis Millin 2005, S. 77). Der französische Innenminister François de Neufchâteau lud Böninger und Langer ein, sich mit ihrer Erfindung in Frankreich niederzulassen (München, BSB e). Böninger folgte dieser Einladung im Jahr 1801 und verlegte das Mechanographische Institut nach Paris, wo u.a. Heinrich → Kolbe für ihn arbeiteten sollte. Als Robert Langer sich im Jahr 1801 – drei Jahre nach seinem Parisaufenthalt – erstmals mit der Zeichnung Tod der Lucretia (Verbleib unbekannt) außer Konkurrenz an der Weimarer Preisaufgabe beteiligte, schrieb sein Vater an Goethe: „Vielleicht darf er auf Ihr nachsichtiges Urteil seiner Arbeit rechnen, wenn ich hinzu setze, dass er noch nicht 19 Jahre alt ist, obwohl er in diesem frühen Alter bereits das Vorzüglichste der Kunst in Deutschland und Frankreich gesehen hat.“ (Zit. nach Scheidig 1957, S. 205) Heinrich Meyer lobte dann auch Langers Zeichnung in der Allgemeinen Literaturzeitung ausdrücklich (Meyer 1802). Allein die Wahl des Sujets bemängelte er, das er indirekt

Langer, Joseph Robert von

mit der französischen Revolutionskunst in Verbindung brachte (Dönike 2005, S. 272). Langers Werk sollte in den folgenden Jahren stark vom zeitgenössischen französischen Klassizismus beeinflusst bleiben.

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie ADB, Bénézit, Boetticher, Meusel, Nagler, TB – Anonym, „Der achte May auf der Leipziger Ostermesse“, in: Journal des Luxus und der Moden, Juni, 1798, S. 327–352, hier S. 335–340 | Anonym, „Böningers mechanographische Gemälde in Paris“, in: London und Paris, Bd. 1, 1799, S. 60–61 | AubinLouis Millin et l’Allemagne: le Magasin encyclopédique – les lettres à Karl August Böttiger, Geneviève Espagne u. Bénédicte Savoy (Hrsg.), Hildesheim u.a. 2005 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 348, Anm. 675 | Böttiger, Karl August, „Mechanografische Gemälde“, in: Der Neue Teutsche Merkur, Bd. 2, 1798, S. 155–167 | Böttiger, Karl August, „Zweyte mechanografische Ausstellung in der Leipziger Ostermesse 1799“, in: Der neue Teutsche Merkur, Bd. 2, 1799, S. 54–62 | Dönike, Martin, „Pathos, Ausdruck und Bewegung“. Zur Ästhetik des Weimarer Klassizismus 1796–1806, Berlin 2006, S. 272 | Langer, Johann Peter, „Vergleichung zwischen Rafael, Coreggio und Tizian“, in: Der neue Teutsche Merkur, Bd. 3, 1799, S. 55–62 | Langer, Robert von, „Raphael und Poussin“, in: Der Neue Teutsche Merkur, Bd. 2, 1806, S. 221–243 | Meyer, Heinrich, „Tod der Luretia, von Herrn Langer, Sohn, aus Düsseldorf“, in: Allgemeine Literatur-Zeitung, Weimarische Kunstausstellung vom Jahre 1801 und Preisaufgaben für das Jahr 1802, Extrabeilage zum 1.1.1802, S. XXIII– XXV | Münchner Maler im 19. Jahrhundert, Horst Ludwig (Hrgs.), 3 Bde., München 1981–1983, Bd. 3, S. 22–23 | Nielsen, Eva Christine, „Robert von Langer und die Fresken seiner Villa in Haidhausen: Ein Beitrag zur Kunst des späten Klassizismus in München“, in: Oberbayerisches Archiv, Bd. 128, 2004, S. 183–192 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1840, Bd. 2, S. 281–284 | Scheidig, Walther, Goethes Preisaufgaben für bildende Künstler, 1799–1805, Weimar

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1958, S. 205, 225, 290–293 | Stern, Max, Johann Peter Langer. Sein Leben und sein Werk, Bonn 1930.

Archivalien München, BSB a: München, BSB, Langeriana 8, o. fol. [Faszikel, ca. 100 von Robert Langer verfasste, zumeist beidseitig beschriebene Oktavblättchen] | München, BSB b: München, BSB, Langeriana 11, o. fol. [„Beschreibung eines Gemähldes von David. Die Horatier wie sie ihren Vatter schwören“] | München, BSB c: München, BSB, Langeriana 12, o. fol. [Tabellarische Übersicht politischer Ereignisse sowie persönlicher Aufenthaltsorte und Reisen von Robert Langer, 1794–1809] | München, BSB d: München, BSB, Langeriana 13, o. fol. [Eigenhändiges Werkverzeichnis Robert von Langers, nach dem Datum der Entstehung der Arbeiten; auch biographische Einträge] | München, BSB e: München, BSB, Langeriana 15, fol. 1 [Brief des Innenministers an Johann Böninger und Johann Peter Langer, vom 23 Brumaire an 7 (13.11.1798)] | München, BSB f: München, BSB, Schenkiana 1 5, o. fol. [Johann Peter Langer an Heinrich Schenk, Brief vom 23.10.1798]. Nina Struckmeyer

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Lehmann, Henri (Karl Ernst Rudolf Heinrich Salem)

Lehmann, Henri (Karl Ernst Rudolf Heinrich Salem) 1814 Kiel – 1882 Paris Porträt- und Miniaturenmaler

Künstlerische Laufbahn bis 1831 Ausbildung im Hamburger Atelier seines Vaters, des Malers Leo Lehmann; ab 1831 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Jean-Auguste-Dominique Ingres; 1832 Einschreibung an der École des beaux-arts; ab 1835 regelmäßige Teilnahme am Pariser Salon; 1837 Aufenthalt in München; 1838– 1842 Romaufenthalt gemeinsam mit Ingres; anschließend Rückkehr nach Paris; 1846 Mitglied der Ehrenlegion; 1847 Ritter der Ehrenlegion; 1847 Annahme der französischen Staatsbürgerschaft; ab 1861 Lehrer an der École des beaux-arts; 1875 Ernennung zum Professor; 1864 Ernennung zum Mitglied des Institut de France

Parisaufenthalte 1831–1838, 1842–1882 Über die erste Phase von Lehmanns Pariser Zeit sind nur fragmentarische Informationen verfügbar. Den umfassendsten Einblick bietet hier GustaveAdolphe-Clarence Boulangers Notice sur M. Lehmann (Boulanger 1883). Lehmanns weiterer Parisaufenthalt ist besser dokumentiert: Sein jüngerer Bruder Rudolf → Lehmann, der 1835 ebenfalls nach Paris ging, erwähnt ihn an mehreren Stellen seiner Autobiographie Erinnerungen eines Künstlers (Lehmann 1896). Ebenso sind einige Archivalien erhalten, die auch Teile seiner Korrespondenz einschließen und in verschiedenen Publikationen aufgearbeitet wurden. Dabei sei besonders auf den 1984 durch Marie-Madeleine Aubrun erstellten Catalogue Raisonné verwiesen, der eine ausführliche Bibliographie enthält (Aubrun 1984). Nach einer ersten künstlerischen Ausbildung in Hamburg wurde der 17-jährige Lehmann auf Beschluss seiner Eltern Ende Juli des Jahres 1831 nach Paris geschickt, um dort eine optimale Fortbildung zu erhalten (Boulanger 1883, S. 4). Damit kamen sie den Empfehlungen der französischen Verwandtschaft nach (Lehmann 1896, S. 12). Lehmann erhielt von seinem Vater einen Unterhalt von 100 Francs

(Aubrun 1984, S. 12) und kam in Paris zunächst bei der Familie seiner Tante mütterlicherseits, der Bankiersgattin Sophie Dellevie, unter. Diese unterhielt einen Salon und war mit dem Architekten Jakob Ignaz Hittorff befreundet, in dessen Abendgesellschaft Lehmann auf Pierre-Narcisse Guérin, Léopold Robert und Jean-Auguste-Dominique Ingres traf. An letzteren soll Lehmann laut Boulanger durch den mit Sophie Dellevie befreundeten François Gérard empfohlen worden sein, nachdem dieser Lehmanns Arbeiten begutachtet hatte (Boulanger 1883, S. 4). Am 31. März 1832 schrieb sich Lehmann mit der Empfehlung von Ingres an der École des beaux-Arts ein, wo seine Adresse mit Rue Louis le Grand 11 verzeichnet wurde (Paris AN a). Später bezeichnete ihn sein Bruder Rudolf als „Ingres’ fanatische[n] Schüler“ (Lehmann 1896, S. 25); tatsächlich blieb er seinem Meister lebenslang freundschaftlich eng verbunden (Naef 1967, S. 6). Ende Juli 1832 verbrachte Lehmann einige Tage in Rouen und fertigte Aquarelle an (Boulanger 1883, S. 6). Im Herbst 1833 kopierte er Werke Raffaels, Giovanni Benedetto Castigliones und Pompeo Batonis (Aubrun 1984, S. 12). Im November desselben Jahres erhielt Lehmann dann seinen ersten offiziellen Auftrag, der ihm 300 Franc einbrachte: das Porträt Jeanne d’Albret, Königin von Navarra (Aubrun 1984, S. 12). 1835 debütierte er schließlich im Salon und erhielt eine Medaille 2. Klasse für sein Gemälde Der Erzengel Raphael begleitet Tobias bei seiner Abreise (Paris, AMN e). Angesichts seines Erfolges richtete er sich im selben Jahr ein eigenes Atelier ein und bot seinen Eltern an, einen seiner jüngeren Brüder zu sich nach Paris zu holen, um ihm ebenfalls eine Malerausbildung zu ermöglichen. Die Wahl fiel auf Rudolf Lehmann, der im März in Begleitung seiner Mutter anreiste und das Atelier folgendermaßen beschrieb: „Rue de la Michodière war […] ein altes, schmutziges, vielstöckiges Haus. Auf jedem Stockwerk wohnten zwei ärmliche Familien. Im fünften, dem höchsten, war meines Bruders Atelier, von dem ein Stückchen, durch eine Bretterwand unter dem schrägen Dache, zum Schlafzimmer für uns abgeschnitten war“ (Lehmann 1896, S. 23). Lehmann war ein ehrgeiziger Künstler, der durch seinen späteren Schüler German von → Bohn als ein Mann mit Prinzipien charakterisiert wurde, der ernsthaft und mit beinahe wissenschaftlicher Präzision sein Werk verfolge, Wert auf niveauvollen Austausch von Ideen lege und niemals Clubs oder

Lehmann, Henri (Karl Ernst Rudolf Heinrich Salem)

Cafés besuche (Boulanger 1883, S. 8). So erhielt er bereits 1837 durch König Louis-Philippe I. den Auftrag, ein Bild vom Tod Roberts des Starken für das Musée historique de Versailles anzufertigen (Nagler). Darüber hinaus brachte ihm der Ankauf des Gemäldes Der Fischer durch das Ministerium 1500 Franc ein; ein weiteres Bild, Tobias bittet Raguel um die Hand seiner Tochter Sarah, wurde durch den Sammler Jacques Paturle erworben (Lehmann 1896, S. 26). Das Geld sollte es Lehmann ermöglichen, seinen Wunsch einer Italienreise zu erfüllen. So begab er sich im Juli mit seinem Bruder Rudolf zunächst nach Hamburg, wo sie an der silbernen Hochzeit ihrer Eltern teilnahmen, um schließlich nach Süden aufzubrechen. Da Rom zu dieser Zeit von der Cholera heimgesucht wurde, mussten die Brüder nach München ausweichen (ebd., 26f.). Lehmann bewarb sich 1838 erfolglos im Salon (Paris, AMN c) und begab sich Ende des Jahres 1838 nach Rom, wo er mit seinem Bruder sowie Ingres, der sich als Direktor der Académie de France bereits seit 1835 dort aufhielt, zusammentraf. Im Januar 1842 kehrte Lehmann endgültig nach Paris zurück, wo er 1847 die französische Staatsbürgerschaft annahm (Paris, AN b) und den Rest seines Lebens als erfolgreicher Maler verbrachte.

Werke der Pariser Zeit Porträt Jeanne d’Albret, Königin von Navarra, 1833, Verbleib unbekannt (Aubrun 1984, S. 12) | Der Erzengel Raphael begleitet Tobias bei seiner Abreise, 1835, Öl/Lw, 162 × 196 cm, Inv. Nr. 2257, Hamburg, Kunsthalle | Porträt Graf Perthuis, 1835, Öl/Lw, 125 × 105 cm, Verbleib unbekannt (ebd., S. 79) | Porträt Gräfin Perthuis, 1835, Öl/Lw, 125 × 105 cm, Verbleib unbekannt (ebd.) | Porträt M. Mercier, 1835, Öl/Lw, 125 × 105 cm, Verbleib unbekannt (ebd., S. 78) | Jephthas Tochter, 1836, Öl/Lw, 170 × 195 cm, Verbleib unbekannt (ebd., S. 79f.) | Don Diego, Vater Cids, 1836, Öl/Lw, 100 × 81 cm, Lyon, Musée des beaux-arts | Tobias bittet Raguel um die Hand seiner Tochter Sarah, 1837, Öl/Lw, 200 × 240 cm, Verbleib unbekannt (ebd., S. 85f.) | Der Fischer (nach Goethe), 1837, Öl/Lw, 260 × 260 cm, Carcassonne, Musée des beaux-arts | Tod Roberts des Starken, 1837, Verbleib unbekannt (Nagler) | Grablegung der Heiligen Katharina von Alexandrien, 1840, Öl/Lw, 152 × 261 cm, Inv. Nr. 892.4.8, Montpellier, Musée Fabre (Taf. XXV) |

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Die Jungfrau und das Jesuskind, 1840, Öl/Lw, 125 × 95 cm, Verbleib unbekannt (Aubrun 1984, S. 94) | Porträt Franz Liszt, 1840, Öl/Lw, 140 × 87, Inv. Nr. CARP1683/P1683, Paris, Musée Carnavalet | Die Geißelung Christi, 1842, Öl/Lw, 272 × 185 cm, Boulogne-sur-Mer, Église Saint-Nicolas | Porträt Hugo von Payns, erster Großmeister des Templerordens, 1842, Öl/Lw, 170 × 110 cm, Inv. Nr. MV 433/ INV 6155/LP 5150, Versailles, Musée National des Chateaux de Versailles et de Trianon | Frauen am Wasser, 1842, Verbleib unbekannt (Salon 1842, Nr. 1197) | Mariuccia, 1842, Öl/Lw, 130 × 100 cm, Verbleib unbekannt (Aubrun 1984, S. 99) | Herrenporträt, 1842, Verbleib unbekannt (Salon 1842, Nr. 1199) | Porträt Gräfin Perthuis, 1842, Öl/Lw, 160 × 112 cm, Verbleib unbekannt (Aubrun 1984, S. 100) | Chiaruccia, 1842, Verbleib unbekannt (Salon 1842, Nr. 1201).

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, Nagler, NDB, Schweers, TB – A checklist of painters c1200–1976 represented in the Witt Library, Courtauld Institute of Art, London, Witt Library (Hrsg.), London 1978, S. 172 | Aubrun, Marie-Madeleine, Henri Lehmann 1814–1882. Catalogue raisonné de l’œuvre, 2 Bde., Nantes 1984, Bd. 1, S. 12, 78f., 85f., 94, 99f. | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1780–1840, München 1971, S. 75, 79, 80, 92, 112, 366, Anm. 1548– 1561, S. 451–456, Anm. 471, 472, 492, 493, 521, 522, 605, 606, 641, 642 | Boulanger, Gustave-AdolpheClarence, Notice sur M. Lehmann, Paris 1883 | Busse, Joachim, Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1977, S. 746 | Feddersen, Berend Harke, Schleswig-Holsteinisches Künstler-Lexikon, Bredstedt 1984, S. 108 | Foucart, Bruno, Le renouveau de la peinture religieuse en France (1800–1860), Paris 1987, S. 219–221 | Houssaye, Arsène, „Le Salon de 1843 – Troisième Partie“, in: La Revue de Paris, Nr. 16, 1843, S. 109, 117 | Joubert, Solange, Une correspondance romantique: Madame d’Agoult, Liszt, Henri Lehmann, Paris 1947, S. 13ff. | Jouin, Henri Auguste, Maîtres contemporains: Fromentin, Corot, Henri Regnault, Paul Huet, Léon Cogniet, Lehmann, Jouffroy, Timbal, de Nittis, Cham, Doré, Baudry, etc., Paris 1887, S. 151–168 | Kat. Paris 1978: Henri Lehmann 1814–1882: Quelques aspects du grand dessinateur, Marie-Madeleine Aubrun (Hrsg.), Ausstel-

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Lehmann, (Wilhelm August) Rudolf

lungskat., Galerie Gaubert, Paris 1978 | Kat. Montauban 1999: Les élèves d’Ingres, Marie-Hélène Lavallée (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée Ingres, Montauban 1999, S. 135ff. | Lehmann, Richard, An Artist’s Reminiscences, London 1894 | Lehmann, Rudolf, Erinnerungen eines Künstlers, Berlin 1896, S. 12, 23, 25ff., 45, 92ff., 225 | Lehmann, John Frederick, Ancestors and Friends, London 1962 | Naef, Hans, „Ingres und der Maler Henri Lehmann“, in: Neue Zürcher Zeitung, Beilage: Literatur und Kunst, 29.10.1967, Nr. 4584 (122), S. 6 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1835, Nr. 1327–1330; Salon 1836, Nr. 1197, 1198; Salon 1837, Nr. 1158, 1159; Salon 1840, Nr. 1050–1052 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1842, Nr. 1195– 1201.

Archivalien Berlin, SBB PK HA, Slg. Darmstaedter 2n 1847: Lehmann, Henri | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 12– 16, Registre des copistes, cartes des permissions d’entrée, 1834–1865, *LL 12, Nr. 230 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, 1834– 1865, *LL 3, Nr. 39 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK 7, Salon de 1836; *KK 8, Salon de 1837; *KK 9, Salon de 1838; *KK 14, Salon de 1843 | Paris, AMN d: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 36, Salon de 1842; *KK 37, Salon de 1843 | Paris, AMN e: Paris, AMN, X-Salons, Salon de 1835 | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807– 1841, Nr. 1290 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, BB/II/500, Dossiers de naturalisation, dossier 661X4, 31.5.1847. Tino Mager

Lehmann, (Wilhelm August) Rudolf 1819 Ottensen – 1905 Bournemede Historien-, Genre- und Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn 1835–1837 Parisaufenthalt; Ausbildung bei seinem Bruder → Henri Lehmann, im Atelier von Boudin, bei Louis-Édouard Rioult sowie an der École des beaux-arts; 1838/39 Schüler von Peter von Cornelius und Wilhelm von Kaulbach an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München; 1839–1846, 1851–1859, 1861–1866, 1882 Romaufenthalte; 1842–1859 mehrmalige Teilnahme am Pariser Salon; 1843 Medaille dritter Klasse; 1845, 1848 Medaillen zweiter Klasse; 1846/47, 1847/48 erneute Aufenthalte in Paris; 1850/51, 1861 Londonaufenthalte; 1851–1904 regelmäßige Teilnahme an den Ausstellungen der Royal Academy in London; ab 1866 ständiger Wohnsitz in London; Einbürgerung

Parisaufenthalt 1835–1837 Rudolf Lehmann erhielt seine erste Ausbildung zum Maler bei seinem Bruder → Henri in Paris, wo er im Alter von 16 Jahren eintraf. Im Anschluss sollte er, künstlerisch erfolgreich, den wesentlichen Teil seines Lebens in Italien und England verbringen. Seiner Pariser Ausbildung widmete er nur knapp zwei Seiten seiner Autobiographie Erinnerungen eines Künstlers (Lehmann 1896). Lehmanns älterer Bruder Henri Lehmann, der sich schon seit 1831 in Paris aufhielt, dort Schüler von Jean-Auguste-Dominique Ingres war und bereits erste künstlerische Erfolge verbuchen konnte, schrieb der Familie 1835: „er sei bereit, einen seiner Brüder, falls er entschiedenen Beruf zur Malerei zeigen sollte, zu sich zu nehmen, um ihn in der Kunst zu unterweisen und so seinem Vater die Last der großen Familie zu erleichtern“ (ebd., S. 12). Die Wahl der Eltern fiel auf Rudolf, der bislang keine künstlerische Neigung aufwies, aber aus Altersgründen als einziger in Frage kam. Er begab sich schließlich gemeinsam mit seiner Mutter, die ihren ältesten Sohn und die in Paris lebenden Schwes-

Lehmann, (Wilhelm August) Rudolf

tern besuchen wollte, im März 1835 mit der Postkutsche von Hamburg nach Paris. Lehmann beschrieb die neuntägige Reisezeit als qualvoll, konnte sich jedoch an den vielfältigen Eindrücken begeistern, die ihm die fremden Städte und Menschen boten (ebd., S. 17f.). In Paris angekommen, zeigte sich Lehmann von der Stadt überwältigt. Durch den Salon seiner Tante Sophie Dellevie war es ihm möglich, mit der Pariser Gesellschaft in Kontakt zu treten. Die Erinnerungen an die Begegnungen mit Ludwig Börne, Heinrich Heine, Alexander von Humboldt, Frédéric Chopin, Giacomo Meyerbeer und François Gérard sind Lehmann bis ins Alter lebendig geblieben (ebd., S. 18ff.). Nach einigen Monaten wurde Lehmanns Mutter von seinem Bruder Henri zurück nach Deutschland begleitet. Dieser hatte sich zu der Zeit bereits ein eigenes Atelier in der Rue de la Michodière 1 eingerichtet, in dem Rudolf nun unterkam. „Im fünften, dem höchsten, war meines Bruders Atelier, von dem ein Stückchen, durch eine Bretterwand unter dem schrägen Dache, zum Schlafzimmer für uns abgeschnitten war. Hier stand, fast vom Dach berührt, mein Feldbett (lit de sangle), das fast den ganzen Raum neben dem meines Bruders ausfüllte“ (ebd., S. 23). Während der Abwesenheit seines Bruders, der ihn in der „Privat-Akademie“ von Boudin im Quartier Latin angemeldet hatte, begann Lehmann mit seinen Studien (ebd., S. 25). Allmorgendlich ließ er sich durch seinen Nachbarn, einen Lithographen und Drucker, wecken. Über die Pont Neuf, wo er sich für 5 Sous „pommes de terre frites“, „Sahne von der ‚Laitière‘“ und Brot als Frühstück kaufte, begab er sich auf den Weg in Boudins Atelier. Zunächst war er entsetzt vom Betragen der dortigen Kunststudenten: „Auf einen Jüngling, der wie ich, so kürzlich das einfache Familienleben in der Heimat und die strenge Johanneums-Schule verlassen hatte, wirkte das Betragen der ‚Rapins‘ (der französischen Kunstschüler), ihre ‚charges‘ (sogenannte scherzhafte, oft sehr ernsthafte Streiche, durch die sie Neuankömmlinge zum Regalieren des ganzen Ateliers zu zwingen suchten), die ununterbrochene ‚Blague‘ (Renommage) einiger besonders frecher Rädelsführer, peinlich genug“ (ebd., S. 25). Besonders verletzte ihn jedoch die anscheinend allgegenwärtige Unmoral: „Als ein Beispiel mag dienen, daß eines der beliebtesten AktModelle die Geliebte eines meiner Mitstudierenden war, und daß Niemand etwas darin zu finden

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schien, daß die beiden, wie ein ehrsames, bürgerliches Ehepaar, Arm in Arm zu kommen und zu gehen pflegten“ (ebd., S. 25). Gern erinnerte sich Lehmann hingegen an die Pausen, die Boudin mit amüsanten Berichten über seine Armeezeit füllte. Die Nachmittage verbrachte Lehmann im Louvre, wo er nach „antiken Statuen oder in der Nähe nach den besser beleuchteten Gypsabgüssen“ zeichnete oder Werke von Giulio Romano, Giovanni Bellini und Leonardo da Vinci kopierte; auch Kupferstiche, die er in der Bibliothèque Royale einsah, dienten ihm als Studienvorlagen (ebd., S. 26; Paris, AMN a). Abends besuchte er noch das Atelier von LouisÉdouard Rioult in der Rue Saint-Antoine 214 (Gabet). Am 27. März 1837 schrieb er sich an der École des beaux-arts ein, wobei seine Wohnadresse mit Rue Chauchat 2 vermerkt wurde (Paris, AN a). In einem Wettbewerb der Kunstakademie, in dem über die Platzvergabe im Klassenraum entschieden wurde, konnte Lehmann schließlich den zehnten Platz belegen (Paris, AN b). Mit Grauen sollte er sich später an einen anatomischen Kurs erinnern: diesen „zwang mich der Ekel zu unterbrechen, da rund um uns herum die jungen Studenten, in rohester Weise, an anderen Leichen ihre Studien machten“ (Lehmann 1896, S. 26). Der künstlerische Erfolg seines Bruders Henri stellte den Geschwistern eine Italienreise in Aussicht, zu der sie Ende Juli 1837 via Hamburg, um dort der Silberhochzeit der Eltern beizuwohnen, aufbrachen. Henri wählte den teureren Landweg, Rudolf verließ Paris auf der Seine, um sich in Le Havre in Richtung Hamburg einzuschiffen: „Während der mehrtägigen Seefahrt, auf der ich unsäglich litt, machte ich die Bekanntschaft eines liebenswürdigen alten Pariser Notars […] und ich verdanke ihm einen wichtigen Moment im Leben eines Künstlers, die erste Bestellung“ (ebd., S. 27). Aufgrund der Cholera in Rom mussten die Brüder in München verweilen, wo sich Rudolf weiter ausbilden ließ. Er wurde ein erfolgreicher Porträtmaler, sollte später viele Jahre in Rom verbringen, Paris im Winter 1846/47 sowie 1847/48 erneut besuchen und sich schließlich in London niederlassen.

Werke der Pariser Zeit La Belle Ferronière nach Leonardo da Vinci, um 1836, Verbleib unbekannt (Lehmann 1896, S. 26) | Kopfstudie nach einem Doppelporträt von Giovanni

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Leibnitz, Heinrich

Bellini, um 1836, Verbleib unbekannt (ebd.) | Selbstporträt nach Giulio Romano, um 1836, Verbleib unbekannt (ebd.) | Die Hochzeit des Tobias nach Henri Lehmann, 1837, Technik unbekannt, 33 cm × 43,5 cm, Privatbesitz (Boetticher).

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, Gabet, Nagler, TB, Schweers, Witt – Anonym, „Rudolf Lehmann Dead. Painter and Author Was Born in 1819 – Settled in London in 1866", in: New York Times, 28.10.1905, S. 5 | Aubrun, Marie-Madeleine, Henri Lehmann 1814–1882, catalogue raisonné de l’œuvre, Nantes 1984, S. 13 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1780–1840, München 1971, S. 79, 368, 435, Anm. 1638–1642, S. 454–456, 471, Anm. 643– 644, 660–661, S. 472, Anm. 693–694, 700, 716–717, 730–731 | Boulanger, Gustave-Adolphe-Clarence, Notice sur M. Lehmann, Paris 1883 | Busse, Joachim, Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1977, S. 746 | Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Olaf Klose (Hrsg.), Neumünster 1982, S. 179– 180 | Lehmann, Richard, An Artist’s Reminiscences, London 1894 | Lehmann, Rudolf, Erinnerungen eines Künstlers, Berlin 1896 | Lehmann, John Frederick, Ancestors and Friends, London 1962, S. 13, 16– 17, 19–22, 40, 52, 66, 79–80, 142, 150, 162, 172, 175, 192–195, 197, 218, 220 | Lehmann, Rudolf u. Henry Currie Marillier, Men and women of the century: being a collection of portraits and sketches, London 1896 | Salon: Les catalogues des Salons des beauxarts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1842, Nr. 1201; Salon 1843, Nr. 757; Salon 1845, Nr. 1037–1039 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1847, Nr. 1021–1024; Salon 1848, Nr. 2849– 2852 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852–1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2002, Salon 1853, Nr. 739–740; Salon 1855, Nr. 3562–3566; Salon 1859, Nr. 1908–1910.

Archivalien Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 1130 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons,

1824–1852, *KK 14, Salon de 1843 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 36, Salon de 1842; *KK 37, Salon de 1843 | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 1615 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 75, procès-verbaux des jugements des concours des sections de peinture et de sculpture, 1837– 1849, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [27.3.1837: o.A.]. Tino Mager

Leibnitz, Heinrich 1811 Stuttgart – 1889 Tübingen Historien-, Porträt- und Landschaftsmaler, Lithograph, Kunsthistoriker, Zeichenlehrer

Künstlerische Laufbahn 1828–1831 Studium an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste München; im Anschluss Rückkehr in seine Geburtsstadt Stuttgart; ab 1834 – um 1835 Parisaufenthalt; Ausbildung im Privatatelier von Jean-Auguste-Dominique Ingres; 1837–1840 Romaufenthalt; 1841–1879 Zeichenlehrer am Zeicheninstitut der Universität Tübingen, seit 1848 Tätigkeit als Dozent an der Tübinger Universität, Vorträge über Baukunst; 1861 Ernennung zum außerordentlichen Professor; ab 1862 Leiter des Zeicheninstituts; 1855, 1858 Publikation von Schriften zur sakralen Architektur des Mittelalters

Parisaufenthalt ab 1834 – um 1835 Die Literatur über den Maler und Lithographen Heinrich Leibnitz beleuchtet vor allem seine fast 40-jährige Tätigkeit als Kunsthistoriker, Kunstschriftsteller sowie Zeichenlehrer an der Universität Tübingen (200 Jahre Wirtschafts- und Staatswissenschaften 2004; Fleischhauer 1939; Schulze 2004). Seine künstlerische Tätigkeit und somit auch seine Ausbildung in der französischen Hauptstadt, die bislang vorwiegend über zeitgenössische Nachschlagewerke erschlossen werden konnten, lassen sich anhand von Quellen aus dem Hauptstaatsar-

Leibnitz, Heinrich

chiv Stuttgart (Stuttgart, HStAS a–c) und dem Universitätsarchiv Tübingen (Tübingen, UA) rekonstruieren. Im Jahr 1833 bewarb sich der „Malerzögling Heinrich Leibnitz, 21 Jahre alt, Sohn des hiesigen Hofschauspielers Leibnitz“ (Stuttgart, HStAS a) für den „Kunst-Reisefonds“ der Königlichen Kunstschule Stuttgart, da er sich nach Italien begeben wollte, „um sich in der Historienmalerei auszubilden“ (ebd.). Das Gremium der Stuttgarter Königlichen Kunstschule unter der Leitung des Direktors Johann Heinrich Dannecker beschloss jedoch, dass der junge Leibnitz nach seinem Bildungsstand noch nicht reif für eine Reise nach Italien sei. In einem diesbezüglichen Bericht wurde die Notwendigkeit eines vorangehenden einjährigen Parisaufenthalts für Leibnitz genau wie für seinen Mitbewerber Karl Christian → Schmid befunden. Dort sollten beide die Gelegenheit nutzen, „vieles zu sehen, benützend, im Privat Atelier eines dortigen Meisters die akademische Correktheit der französischen Schule“ zu erlernen (ebd.). Kurze Zeit später wurde beiden Malern ein Staatsstipendium von 400 Talern aus dem jährlich 1200 Taler umfassenden Kunstreisefonds bewilligt. Als Bedingung wurde die Fertigung und Lieferung eines Gemäldes inklusive Studien an die Stuttgarter Königliche Kunstschule gestellt (ebd.). Bereits Anfang 1834 befand sich Leibnitz nachweislich in Paris (Stuttgart, HStAS b), wo sich der 22-Jährige am 14. Juni als Schüler von Jean-Auguste-Dominique Ingres im Kopistenregister des Louvre eintrug (Paris, AMN). Als Pariser Adresse wurde hier die Rue des postes 22 angegeben. Außerdem taucht er neben seinen Stuttgarter Kollegen Karl Friedrich Johann → Müller und Karl Christian Schmidt in Ingres’ Schülerliste auf (Lacambre/Lacambre 1969, S. 9). Aus einer Lebenserinnerung Müllers, der bereits im Herbst 1833 nach Paris ging, geht hervor, dass die Stipendiaten Schmidt und Leibnitz nach ihm in das Privatatelier von Ingres eintraten (Stuttgart, HStAS c). Ob Leibnitz bei Ingres an dem von der Stuttgarter Königlichen Kunstschule geforderten Gemälde arbeitete, lässt sich nicht nachweisen. Leibnitz selbst schien seine Pariser Ausbildungsphase als wenig erwähnenswert anzusehen. So nehmen das Jahr 1834 und der Aufenthalt in Frankreich nur eine marginale Stellung in seinem selbst verfassten Curriculum ein. In zwei Dokumen-

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ten – einer Bewerbung zum Zeichenlehrer (Tübingen, UA a) und einem Antrag auf Zulassung zur Privatdozentur an der Tübinger Universität (Tübingen, UA b) – erwähnte er lediglich: „Im Jahr 34 ging ich nach bestandenem Concurs mit einem Staatstipendium nach Paris und endlich im Jahr 37 als Pensionär seiner Majestät unseres Königs nach Rom.“ Heinrich Leibnitz’ dreijähriger Romaufenthalt (Noack 1927 S. 350; Fischer 1925, S. 56) stellte den für ihn zentraleren Moment in seiner künstlerischen Laufbahn dar. Obwohl sich seine Zeit in Rom mit Ingres’ Tätigkeit in der italienischen Hauptstadt überschnitt, wo dieser seit 1835 Direktor der Académie de France war, lässt sich ein näherer Kontakt zwischen Leibnitz und seinem ehemaligen Pariser Lehrer nicht nachweisen.

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie Bénézit, Nagler, TB – 200 Jahre Wirtschafts- und Staatswissenschaften an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Leben und Werk der Professoren: Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Tübingen und ihre Vorgänger (1817–2002), Helmut Marcon u. Heinrich Strecker (Hrsg.), 2 Bde., Wiesbaden 2004, Bd. 2, S. 1458 | Busse, Joachim, Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1977, S. 746 | Fischer, Otto, Schwäbische Malerei des neunzehnten Jahrhunderts, Berlin u. Leipzig 1925, S. 55–56 | Fleischhauer, Werner, Das Bildnis in Württemberg 1760–1860: Geschichte, Künstler und Kultur, Stuttgart 1939, S. 216–217 | Kat. Montauban 1999: Les élèves d’Ingres, Marie-Hélène Lavallée (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée Ingres, Montauban 1999, S. 137 | Kat. Stuttgart 1919: Katalog der grossen Versteigerung von Gemälden, Bronzen, Vasen, Teppichen, Porzellanen, altertümlichen und neueren Möbeln im Residenzschloss zu Stuttgart, Felix Fleischhauer (Hrsg.), Stuttgart 1919, No. 69/70 | Kat. Stuttgart 1925: Ausstellung schwäbischer Kunst des 19. Jahrhunderts: das schwäbische Land, Ausstellungskat., Neues Ausstellungsgebäude, Stuttgart 1925, S. 26 | Lacambre, Geneviève u. Jean Lacambre, „Documents inédits sur les élèves d’Ingres,“ in: Bulletin du Musée Ingres, H. 25 (Juli), 1969, S. 9 |

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Leyendecker, Johann Joseph (Leiendecker, Johann Joseph)

Leibnitz, Heinrich, Die Organisation der Gewölbe im christlichen Kirchenbau – eine kunstgeschichtliche Studie, Leipzig 1855, S. 1–65 | Ders., „Die Cistercienser-Abtei Bebenhausen im Schönbuch“, in: Mittelalterliche Baudenkmale aus Schwaben, Carl Alexander von Heideloff (Hrsg.), 8 Bde., Stuttgart 1858, Bd. 6, S. 64–80 | Nagel, Gert K., Schwäbische Maler, Bildhauer, Kunstgewerbler, und Architekten: Ein illustriertes Künstler-Lexikon, Stuttgart 1975, S. 96 | Noack, Friedrich, Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 350 | Scholl, Reinhold, Die Bildnissammlung der Universität Tübingen 1477 bis 1927, Stuttgart 1927, S. 62, 169 (Schriften des Vereins für württembergische Familienkunde, H. 2) | Schulze, Elke, Nulla dies sine linea. Universitärer Zeichenunterricht – eine problemgeschichtliche Studie, Stuttgart 2004, S. 67–74.

Archivalien Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves 1821–1823, 1834– 1864, *LL 6, Nr. 29 | Stuttgart, HStAS a: Stuttgart, HStAS, E 200 Bü 489, Bericht der Kunst-Schule, Betreff den Kunstreisefond, 24.9.1833 | Stuttgart, HStAS b: Stuttgart, HStAS, E 200 Bü 489, Bittgesuch des Hofschauspielers Leibnitz bezüglich einer Verlängerung des Stipendium seines Sohns Heinrich Leibnitz, 4.2.1834 | Stuttgart, HStAS c: Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 61, (Karl Friedrich Johann Müller), Erinnerung aus meinem Leben, o. Dat | Tübingen, UA a: Tübingen, UA, 117/815, Sachakten des Rektoramts betr. das Zeicheninstitut [sic]: 1841– 1889, Bewerbung zum Universitätszeichenlehrer, 12.4.1841 | Tübingen, UA b: Tübingen, UA, 117/815, Sachakten des Rektoramts betr. das Zeicheninstitut [sic]: 1841–1889, Beantragung der Zulassung zur Privatdozentur Fallnummer 26, 5.7.1848. Annika Kiesewetter

Leyendecker, Johann Joseph (Leiendecker, Johann Joseph) 1810 Dernau an der Ahr – 1867 Paris Porträt-, Historien- und Landschaftsmaler

Künstlerische Laufbahn ab 1832 Parisaufenthalt; Studium an der École des beaux-arts bis 1839; Schüler von Paul Delaroche und François-Joseph Heim; 1835–1848, 1861–1867 regelmäßige Teilnahme am Pariser Salon; 1848 Gewinn der Medaille 3. Klasse; 1841, 1843, 1860er Jahre Ausführung von Kopien und Gemälden für den französischen Hof; 1850er Jahre Tätigkeit im Bonner Raum; mehrere Aufträge für Kirchengemälde, u.a. 1855 für die Gestaltung des Altars der Kirche in Dernau mit der Krönung Mariens; 1860 endgültige Übersiedlung nach Paris

Parisaufenthalt ab spätestens 1835 Als Johann Joseph Leyendecker 1810 in Dernau an der Ahr geboren wurde, stand das Dorf nahe Bonn unter französischer Verwaltung, so dass der Maler die französische Staatsbürgerschaft erhielt. Zeitlebens bildeten für ihn, seinen Bruder Mathias → Leyendecker und seinen Sohn Paul Joseph Leyendecker das Rheinland und die Stadt Paris die zwei entscheidenden Lebensmittelpunkte. Informationen zu Johann Joseph Leyendeckers künstlerischem Wirken in der französischen Hauptstadt finden sich vereinzelt in Lexika und Ausstellungskatalogen (Bénézit; Biographie nationale 1878; TB; Salon 1835–1848). Zusammenfassend widmete sich der Regionalhistoriker Josef Ruland in einem Aufsatz der Malerfamilie Leyendecker aus dem Ahrtal (Ruland 2000). Was genau den Winzersohn bewog, eine künstlerische Ausbildung anzustreben und zu diesem Zweck nach Frankreich zu gehen, ist nicht bekannt. Ab Oktober 1832 studierte er an der École des beaux-arts, wo er bis 1839 regelmäßig am concours des places um die Sitzverteilung im Klassenraum teilnahm (Paris, AN a–b). In den Kopistenregistern des Musée du Louvre ist sein Name ab 1834 nachzuweisen (Paris, AMN c–d). Im Jahr 1835 stell-

Leyendecker, Johann Joseph (Leiendecker, Johann Joseph)

te er im Alter von 25 Jahren seine Werke zum ersten Mal im Pariser Salon aus. Bis ins Jahr 1848 beschickte er die Ausstellung fast ausschließlich mit Bildnissen (Salon 1835–1848; Paris, AMN a–b). Außerdem trat Leyendecker als Schüler in die Ateliers der Historienmaler Paul Delaroche und François-Joseph Heim ein (Biographie nationale 1878, S. 458; Salon 1861; Delaborde 1858, o.S.). Zu Beginn der 1840er Jahre führte Leyendecker im Auftrag von König Louis-Philippe eine Kopie von Nicolas Poussins Selbstporträt im Louvre sowie ein Porträt des Grafen Muraire aus (Ruland 2000, S. 169f.) Die Werke waren für das Musée historique de Versailles bestimmt. In den 1860er Jahren erhielt Leyendecker weitere Aufträge von der französischen Regierung und es entstanden Kopien nach Raffaels Heiliger Familie (Nolay, Kirche Côte-d’Or) sowie nach den Porträts Napoleons III. von Hippolyte Flandrin (Marseille, Musée Bouches-du-Rhône) und Franz Xaver Winterhalter (Angers, Musée Maine-et-Loire) (Base arcade, a–c). Über die sozialen Kontakte Leyendeckers während seiner Lehrzeit in Paris ist wenig bekannt. Neben seinem Bruder Mathias, der sich seit spätestens 1837 in der französischen Metropole aufhielt und mit dem er eine Wohnung in der Rue Cassette 8 geteilt zu haben scheint, verkehrte er in Paris mit dem Koblenzer Bildhauer Jakob Schorb, einem Schüler des Bildhauers David d’Angers (Salon 1843–1848). Ein Porträt Leyendeckers von Schorb aus dem Jahr 1838, das auf der Rückseite die Inschrift „seinem Freunde Schorb“ trägt, belegt die Freundschaft der beiden Künstler (Kat. Koblenz 1999, S. 51–52). Leyendeckers Parisaufenthalt wurde von mehreren Aufenthalten in der rheinischen Heimat unterbrochen. In den 1830er Jahren führte er einige Porträtaufträge in Ahrweiler und Bonn aus und heiratete 1839 die gebürtige Ahrweilerin Johanna Schoenewald (Ruland 2000, S. 167f.). Zahlreiche Werke Leyendeckers im Bonner Raum, die in den 1850er Jahren entstanden und zu denen viele Kirchengemälde zählen, sowie die Nichtteilnahme am Pariser Salon in diesen Jahren lassen darauf schließen, dass Leyendecker der französischen Hauptstadt längere Zeit fernblieb. Eine Notiz aus den Tagebüchern von Sulpiz Boisserée berichtet im Juni 1853 wenig schmeichelhaft von der Begegnung mit einem religiösen Gemälde des Künstlers: „Nachmittags im Convict St. Aloys die Maria mit Jesus und

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Johannes nach Rubens oder van Dyck frei nachgeahmt von Maler Leyendecker von hier. Das Colorit kräftig und blühend aber sonst alles flach und schwach; der Mann war als Zimmer-Maler in Paris, jetzt malt er hier Portrait – und die Leute sagen, er sei Hofmaler bei Louis-Philippe gewesen“ (Boisserée 1985, S. 1020). Im Jahr 1860 löste Leyendecker den Familienwohnsitz in Bonn endgültig auf und reiste nach Paris zurück, wo er in die Rue du Cherche-Midi 72 zog (Ruland 2000, S. 175). Bis zu seinem Tod nahm der Maler regelmäßig am Pariser Salon teil (Salon 1861–1867). Im Jahr 1865 waren sogar gleich drei Leyendeckers in der Ausstellung vertreten – Joseph, sein Bruder Mathias und sein Sohn Paul Joseph (Salon 1865, Nr. 1363–1367).

Werke der Pariser Zeit Portrait de Mlle Levasseur, Verbleib unbekannt (Salon 1835, Nr. 1336) | Portrait de la femme de l’auteur, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1337) | Portrait de son père, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1338) | Porträt des Bildhauers Jakob Schorb, 1838, Öl/Lw, 81,4 × 65,4 cm, sign. u.l.: J. Leiendecker/Paris 1838/ seinem Freunde Schorb, Inv. Nr. M 140, Koblenz, Mittelrhein-Museum | Portrait de M.N.P. Léon B…, Verbleib unbekannt (Salon 1839, Nr. 1309) | Portrait du jeune Al. L…, Verbleib unbekannt (Salon 1841, Nr. 1262) | Episode de l’incendie de Dernau, près Bonn, 1835, Verbleib unbekannt (Salon 1842, Nr. 1204) | Portrait de Mme la duchesse d’O…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1205) | Portrait de Mme de B…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1206) | Portrait de Mlle de B…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1207) | Portrait de M. le comte de S…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1208) | Portrait de M. le baron de P…, député, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1209) | Selbstporträt nach Nicolas Poussin, um 1843, 63 × 52 cm, Inv. Nr. 7323, Musée national des châteaux de Versailles et de Trianon | Portrait de M. le comte Muraire, premier président de la cour de cassation, sous l’empire, Verbleib unbekannt (Salon 1843, Nr. 760) | Portrait de M.M. L…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 761) | Portrait de M. Paul C. de B…, Verbleib unbekannt (ebd., 1843, Nr. 762) | Portrait de M. le docteur C., professeur agrégé à la faculté de Médecine, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 763) | Honore, Comte Muraire (1750–1837), 1844, Öl/Lw, 50 × 40 cm, Inv. Nr. 6172, Musée national des châteaux de Versailles et de Trianon | Portrait de M.

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Leyendecker, Johann Joseph (Leiendecker, Johann Joseph)

Berryer, député, Verbleib unbekannt (Salon 1844, Nr. 1147) | Portrait de Mme la vicomtesse de S…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1148) | Portrait de Mlle A. Brohan, sociétaire du Théâtre-Français, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1149) | Portrait de M.C. H…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1150) | Portrait de Mlle A. D…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1151) | La Vierge à la vigne, Verbleib unbekannt (Salon 1845, Nr. 1040) | Fruits et fleurs, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1041) | Portrait de Mme de Lansac, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1042) | Portrait de Mme L…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1043) | Portrait de M. le baron de P., député, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1044) | Portrait de Mme D. F…. (ebd., Nr. 1045) | Portrait de M. Manuel, major du 1er régiment de chasseurs à cheval d’Afrique, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1046) | Portrait de M. le comte de Montesquiou, pair de France, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1047) | Portrait en pied de Mme I…. et de son fils, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1048) | Portrait de Mlle S. F…, Verbleib unbekannt (Salon 1846, Nr. 1163) | Portrait de Mme V. E…, Verbleib unbekannt (Salon 1847, Nr. 1125) | Portrait de Mme J. D…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1126) | Portrait de M.J. de D…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1127) | Les baigneuses, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1128) | Portrait de Mlle de L…, Verbleib unbekannt (Salon 1848, Nr. 2853) | Portrait de M. de J…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2854) | Portrait de Mme L…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2855) | Portrait de M. B…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2856) | Portrait de Mme L. B…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2857) | Portrait de M. de W…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2858) | Portrait de Mme F…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2859) | Portrait de M. G…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2860).

Bibliographie Bénézit, Schweers, TB – Biographie nationale des contemporains: rédigée par une Société de gens de lettres, Ernest Glaeser (Hrsg.), Paris 1878, S. 458 | Boisserée, Sulpiz, Tagebücher, Hans-J. Weitz (Hrsg.), 4 Bde., Darmstadt 1985, Bd. 4, S. 1020 | Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Kat. Berlin 2002: Die zweite Schöpfung, Bilder der

industriellen Welt vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, Sabine Beneke u. Hans Ottomeyer (Hrsg.), Ausstellungskat., Deutsches Historisches Museum, Berlin 2002, S. 200, Nr. 54; S. 367 | Kat. Koblenz 1999: Die Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Bestandskataloge des MittelrheinMuseums Koblenz, Klaus Weschfelder (Hrsg.), Bestandskat, Mittelrhein-Museum, Koblenz 1999, Bd. 6, S. 51–52, Abb. 113 | Kat. Paris 1986: Catalogue sommaire illustré des peintures du Musée du Louvre, Isabelle Compin u. Anne Roquebert (Hrsg.), Bestandskat. Musée du Louvre, Paris 1986, Bd. 4, S. 62 | Ruland, Josef, „Die Leyendeckers aus Dernau. Eine Malerfamilie aus dem Ahrtal“, in: Rheinische Heimatpflege, 37. Jg., H. 3, 2000, S. 162–181 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Sanchez, Pierre u. Seydoux, Xavier (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1835, Nr. 1336–1338; Salon 1839, Nr. 1309 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1841, Nr. 1262; Salon 1842, Nr. 1204–1209; Salon 1843, Nr. 760– 763; Salon 1844, Nr. 1146–1151; Salon 1845, Nr. 1040–1048 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1846, Nr. 1163; Salon 1847, Nr. 1025–1028; Salon 1848, Nr. 2853– 2860 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1864–1867, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2005, Salon 1865, Nr. 1363–1367.

Archivalien Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 75, Procès-verbaux des jugements des concours des sections de peinture et de sculpture, 1837–1849, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [6.10.1832; 3.4.1833; 2.4.1835; 7.10.1835; 31.3.1836; 6.10.1836; 27.3.1837; 2.10.1837; 7.4.1838; 2.10.1838; 4.4.1839: o.A.] | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 8, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école 1830–1836, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver [6.10.1832; 3.4.1833; 2.4.1835; 7.10.1835; 31.3.1836; 6.10.1836: o.A.]; zudem: s.u. ab S. 327 | Paris, AMN a: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824– 1852, *KK 11, Salon de 1840; *KK 12, Salon de 1841; *KK 14, Salon de 1843 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853; *KK 34, Salon de 1840; *KK

Leyendecker, Mathias (Leiendecker, Matthias)

35, Salon de 1841; *KK 36, Salon de 1842; *KK 37, Salon de 1843 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, 1834–1865, *LL 2, Nr. 599; *LL 3, Nr. 193; Nr. 109 | Paris, AMN d: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 315 | Base arcade, a: Base arcade, F/21/0158 | Base arcade, b: Base arcade, F/21/4909B | Base arcade, c: Base arcade, F/21/0158. Lisa Hackmann

Leyendecker, Mathias (Leiendecker, Matthias) 1821 Dernau an der Ahr – 1871 bei Bonn? Porträt- und Stilllebenmaler

Künstlerische Laufbahn ab spätestens 1837 Parisaufenthalt; Schüler an der École des beaux-arts und in den Ateliers von Michel-Martin Drolling und Franz Xaver Winterhalter; 1843–1848, 1861–1870 regelmäßige Teilnahme am Pariser Salon; 1860er Jahre Kopiertätigkeit für die französische Regierung

Parisaufenthalt ab spätestens 1837 Die Wahl von Paris als Studienort war für den Maler Mathias Leyendecker sicherlich unmittelbar durch seinen elf Jahre älteren Bruder Joseph → Leyendecker motiviert. Dieser war bereits in der ersten Hälfte der 1830er Jahre zu Ausbildungszwecken in die französische Hauptstadt gegangen. Zu vermuten ist, dass Mathias Leyendecker seinem Bruder bald darauf nach Paris folgte. Für ihn sollte die Stadt nicht nur eine Zwischenstation, sondern vielmehr der neue Lebensmittelpunkt werden. Auskunft über seine Pariser Lehrzeit geben vereinzelte Einträge in deutschen und französischen Lexika, die Kataloge des Pariser Salons, Archivalien sowie der von Josef Ruland im Jahr 2000 verfasste Aufsatz zur Malerfamilie Leyendecker (Biographie nationale 1848; TB; Salon 1843–1870; Paris, AMN a–b; Paris, AN a–b; Ruland 2000).

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Erstmals eindeutig in Paris verorten lässt sich Mathias Leyendecker durch seine Einschreibung an der École des beaux-arts im Oktober 1837. Zu diesem Zeitpunkt war er 16 Jahre alt. Seine regelmäßige Teilnahme am concours des places, einem institutsinternen Wettbewerb über die Platzvergabe im Klassenraum, bis zum Oktober 1848 zeigt, dass er mehr als zehn Jahre an der École des beaux-arts studierte (Paris, AN b). Eine weitere künstlerische Ausbildung erfuhr der Maler in den Ateliers des Historienmalers Michel-Martin Drolling und des Porträtmalers Franz Xaver Winterhalter (Salon 1861, S. 240; Ruland 2000, S. 177). Im Musée du Louvre ging Leyendecker darüber hinaus einer Kopiertätigkeit nach, wie ein Eintrag im Register vom Juli 1841 beweist. Seine dort verzeichnete Adresse lautet Rue Cassette 8 und stimmt damit mit der seines Bruders Joseph überein (Paris, AMN a). Bis ins Jahr 1848 scheinen sich die Brüder eine Wohnung geteilt zu haben, wie die Adressangaben in den Katalogen des Pariser Salons vermuten lassen. In den Jahren 1843 bis 1848 nahm Leyendecker regelmäßig mit Porträts an der Ausstellung teil (Salon 1843– 1848). Über die künstlerische Tätigkeit Leyendeckers in den anschließenden Jahren liegen keine Informationen vor. Wie sein Bruder nahm auch Mathias Leyendecker in den 1850er Jahren nicht am Pariser Salon teil. Möglich ist, dass Mathias wie sein Bruder Paris verließ, um für längere Zeit nach Deutschland zurückzukehren. Im Jahr 1859 lässt sich Leyendecker wieder in Paris nachweisen; am 2. März 1859 heiratete er in der Kirche Notre-Dame Virginie Hortense Adèle Didier (Ruland 2000, S. 178). Ab den 1860er Jahren erhielt Mathias Leyendecker zahlreiche Kopieraufträge der französischen Regierung. Wie sein Bruder Joseph kopierte er u.a. die Porträts Napoleon III. nach Hippolyte Flandrin (Paris, Musée d’Orsay) und Franz Xaver Winterhalter (Grenoble, Hôtel de ville; Base arcade). Den Pariser Salon beschickte er ab 1868 nicht mehr mit Porträts, sondern vorwiegend mit Stillleben (Salon 1861–1870). Kurz darauf kehrte Mathias Leyendecker vermutlich ins Rheinland zurück, denn er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Alten Friedhof in Bonn (Ruland 2000, S. 178).

Werke der Pariser Zeit Portrait de M. Jos. L…, Verbleib unbekannt (Salon 1843, Nr. 764) | Intérieur de famille; portraits de M.

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Leyendecker, Mathias (Leiendecker, Matthias)

et de Mme J. L…, Verbleib unbekannt (Salon 1844, Nr. 1152) | Portrait de Mme E. P…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1153) | Portrait de M.J. D…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1154) | La Vierge et l’EnfantJésus, Verbleib unbekannt (Salon 1845, Nr. 1049) | Tableau de famille, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1050) | Portrait de M.P.J. S…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1051) | Portrait de M.M. L…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1052) | Portrait de Mlle A. Brohan, sociétaire de la Comédie-Française, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1053) | Portrait d’enfant, Verbleib unbekannt (Salon 1846, Nr. 1164) | Portrait de M. G…, Verbleib unbekannt (Salon 1847, Nr. 1029) | Portrait de Mme M. K…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1030) | Portrait de Mme R. H…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1031) | Portrait de M.A. de M…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1032) | Portrait de M. T…, Verbleib unbekannt (Salon 1848, Nr. 2861) | Portrait de M. D…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2862) | Portrait de Mme F. E…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2863) | Portrait de M.H. T…, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2864).

Bibliographie Bénézit, Boetticher, TB – Biographie nationale des contemporains: rédigée par une Société de gens de lettres, Ernest Glaeser (Hrsg.), Paris 1878, S. 457– 458 | Kat. Paris 1981: Catalogue sommaire illustré des peintures du Musée du Louvre, Arnauld Brejon de Lavergnée u. Dominique Thiébaut (Hrsg.), Bestandskat., Musée du Louvre, Paris 1981, Bd. 2, S. 30 | Ruland, Josef, „Die Leyendeckers aus Dernau. Eine Malerfamilie aus dem Ahrtal“, in: Rheinische Heimatpflege, 37. Jg., H. 3, 2000, S. 162–181 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Sanchez, Pierre u. Seydoux, Xavier (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1843, Nr. 764; Salon 1844, Nr. 1152–1154; Salon 1845, Nr. 1049–1055 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Sanchez, Pierre u. Seydoux, Xavier (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1846, Nr. 1164; Salon 1847, Nr. 1029– 1032; Salon 1848, S. 205–206, Nr. 2861–2864 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1859–1863, Sanchez, Pierre u. Seydoux, Xavier (Hrsg.), Paris 2004, Salon 1861, Nr. 2003; Salon 1863, Nr. 1208– 1209 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1864–1867, Sanchez, Pierre u. Seydoux, Xavier (Hrsg.), Paris 2005, Salon 1864, Nr. 1227; Salon 1865, Nr. 1365; Salon 1866, Nr. 1235–1236; Salon

1867, Nr. 973 | Les catalogues des Salons des beauxarts, 1868–1870, Sanchez, Pierre u. Seydoux, Xavier (Hrsg.), Paris 2005, Salon 1868, Nr. 1593–1594, 2059; Salon 1869, Nr. 1538; Salon 1870, Nr. 1761– 1762 | Schidlof, Leo R., La Miniature en Europe, aux 16e, 17e, 18e et 19e siècles, Graz 1964, Bd. 1, S. 500.

Archivalien Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 7, Nr. 312 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852; *KK 1, Salon de 1843 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853; *KK 37, Salon de 1843 | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, fol. 72, Nr. 1682 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 75, Procèsverbaux des jugements des concours des sections de peinture et de sculpture, 1837–1849, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/ d’hiver, o. fol. [2.10.1837; 7.4.1838; 2.10.1838; 4.4.1839; 9.10.1839; 1.4.1840; 1.10.1840; 8.4.1841; 30.3.1842; 27.9.1843; 3.4.1844; 2.10.1844; 16.4.1845; 21.9.1845; 3.3.1846; 6.10.1846; 7.4.1847; 6.10.1847; 7.3.1848; 19.10.1848: o.A.] | Base arcade, F/21/0158. Lisa Hackmann

Lieder, Friedrich Johann Gottlieb

Lieder, Friedrich Johann Gottlieb 1780 Potsdam – 1859 Budapest Porträt- und Miniaturmaler, Lithograph

F. Lieder, Selbstporträt, o.J.

Künstlerische Laufbahn 1797, 1802 Teilnahme an der Berliner AkademieAusstellung; 1803/04 erster Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Jacques-Louis David und an der École des beaux-arts; ab 1805 Reisen nach Budapest, Pressburg (Bratislava) und Tyrnau (Trnava), dort Tätigkeit als Porträtmaler des österreichischungarischen Adels; ab 1806 in Wien; dort vor allem Tätigkeit als Miniaturmaler; 1814 zweiter Parisaufenthalt[?]; 1814/15 Anfertigung von Miniaturporträts der Teilnemer des Wiener Kongresses; 1816–1819 Hofmaler in Berlin, Anfertigung u.a. von Friedrich Willhelm III. in österreichischer Husarenuniform sowie die Illustration der preußischen Uniformvorschrift Darstellung der königlich Preußischen Infanterie (1820); ab 1820 abwechselnd in Wien und Budapest; 1822 Porträtmaler auf dem Veroneser Kongress; 1822–1840 mehrere Beteiligungen an der Akademie-Ausstellung in Wien; seit 1824 Mitglied Akademie der vereinigten bildenden Künste Wien

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Parisaufenthalte 1803/04, 1814[?] Die Pariser Lehraufenthalte sowie das gesamte Leben und Werk von Friedrich Lieder sind nicht systematisch erforscht worden und stützen sich auf Einträge in historischen Künstlerlexika und die Arbeit von Wolfgang Becker (Becker 1971). Eine im Jahr 1904 verfasste Biographie von Lieders Enkelsohn blieb bisher unbeachtet, in der dieser auch die Aufenthalte seines Großvaters in Paris erwähnt (Wien, Wienbibliothek). Darüber hinaus geben in Berlin befindlichen Archivalien Aufschluss über Lieders künstlerischen Werdegang und seinen ersten Aufenthalt in der französischen Hauptstadt (Berlin, GStA PK a, b). Lieder wurde zunächst gemäß dem Wunsch seines Vaters, des königlichen Hofküchenmeisters Christian August Lieder, im „montanistischen Fach“ ausgebildet, bevor er sich dem Kunststudium widmen durfte (Wien, Wienbibliothek). Über die künstlerische Ausbildung, die Lieder erhielt, bis er 1797 an der Berliner Akademie-Ausstellung debütierte, ist nichts bekannt. Drei Jahre später, im Jahr 1800, kaufte der preußische König Friedrich Wilhelm III. für 30 Friedrichs d’Or zwei nicht näher bestimmte Gemälde Lieders (Berlin, GStA PK a, Nr. 15). Als sich der 23-jährige Künstler im April 1803 mit der Bitte an ihn wandte, seine geplante Studienreise nach Paris durch ein Stipendium zu unterstützen, wurde ihm dies jedoch versagt, da nach Einschätzung des Gutachters „für die zunächst ihm nötige Vervollkommnung, zu reichend noch Kunstwerke in Berlin und Potsdam vorhanden“ seien (Berlin, GStA PK b, fol. 54). Lieder brach dennoch im selben Jahr mit finanzieller Unterstützung seines Vaters nach Paris auf (Wien, Wienbibliothek). Dort erfolgte am 19. August seine Einschreibung in die École des beaux-arts mit dem Bildhauer Claude Dejoux als Bürgen (Paris, ENSBA). Da sich die Gemäldeaufträge in Paris nicht einstellten, mit denen Lieder sein Leben zu finanzieren erhoffte, richtete er zwei Monate später erneut ein Stipendiumsgesuch an den preußischen König, der er mit der Beigabe einer im Louvre angefertigten „Copie en miniature nach Raphael“ Nachdruck zu verleihen suchte (Berlin, GStA PK b, fol. 55). Diesem wurde stattgegeben – trotz der Zurechtweisung „Hätte der Maler Lieder der, unterm 28ten Aprill d.j. ihm ertheilten Warnung, die Reise nach Paris auf spätere Zeiten auszusetzen, Folge geleistet, würde er iezt nicht in der Verlegenheit sich

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Lieder, Friedrich Johann Gottlieb

befinden, um Unterstützung zu seinem dortigen Aufenthalte abermals Ansuchung zu thun“ – und ihm eine Summe von 40 Friedrichs d’Or zuerkannt (ebd.). Nähere Angaben zu dem weiteren Verlauf von Lieders Aufenthalt in Paris, der bis 1804 andauerte und ihn als Schüler in das Lehratelier Jacques-Louis Davids führte (Wien, Wienbibliothek), lassen sich nicht ermitteln. Nach seinem Parisaufenthalt reiste Lieder durch Österreich und Ungarn, wo er für den dort ansässigen Adel tätig war. Während seiner Reise lernte er die Tochter des ungarischen Hofkammerrates Philipp d’Ellevaux de Limon kennen, die er heiratete und mit der er sich 1806 in Wien niederließ. Dort feierte er in den folgenden Jahren als Miniaturmaler große Erfolge. 1809 soll er von Napoleon beauftragt worden sein, ihn während dessen Aufenthalts im Schönbrunner Schloß zu porträtieren; als Dank habe der französische Kaiser ihm ein goldenes Reisebesteck geschenkt, das dieser bis dahin selbst benutzt habe (Wien, Wienbibliothek). 1814 soll Fürst von Metternich den Maler nach Paris entsandt haben, um ihn dort die damals neuartige Technik der Lithographie erlernen zu lassen (Schidlof 1911; TB). Von Lieders Biographen wird dies nicht erwähnt. Er berichtet jedoch, dass der französische Miniaturmaler Jean-Baptiste Isabey einen großen Einfluss auf Lieder gehabt habe: „Lieder gefiel besonders des letzteren Manier derart, dass er sich ebenfalls auf die Miniaturmalerei verlegte. Lieder’s Porträts in diesem Genre erregten durch ihre frappante Ähnlichkeit, gepaart mit einer außerordentlichen Feinheit des Pinsels und vornehmer Auffassung, sowie durch ihre hervorragende Charakteristik allgemeines Ansehen und begründeten in Wien seinen Ruf als großen Künstler“ (Wien, Wienbibliothek). Während des Wiener Kongresses wurde Lieder durch Fürst von Metternich beauftragt, sämtliche Teilnehmer in Miniatur auf Elfenbein zu porträtieren; zu diesem Zweck wurde ihm ein Atelier eingerichtet, in dem 16 Künstler unter seiner Anleitung arbeiteten (ebd.). Als preußischer und österreichischer Hofmaler war Lieder später in Berlin, Wien und Budapest tätig.

Bibliographie ADB, Bénézit, Boetticher, ÖBL, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786– 1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1797, Nr. 157, 158; BAA 1802, Nr. 161 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 73, 352, Anm. 838–843 | Kat. Celle 2002: Miniaturen des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung Tansey, Stiftung Miniaturensammlung Tansey im Bomann-Museum Celle (Hrsg.), Celle 2002, S. 35, 318 | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 314 | Schidlof, Leo, Die Bildnisminiatur in Frankreich im XVII., XVIII. und XIX. Jahrhundert, Wien, Leipzig 1911, S. 214 | Wurzbach, Constant von, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche seit 1750 in den österreichischen Kronländern geboren wurden oder darin gelebt und gewirkt haben, Wien 1891, Bd. 15, S. 177.

Archivalien Berlin, GStA PK a: Berlin, GStA, BPH, Rep. 49 G, Nr. 15, Verzeichnis von Gemälde, welche I.M. Der König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in den Jahren 1794–1840 angekauft haben, nebst Nachweisungen über ihren Verbleib. Angelegt und geführt durch den Geh. Kämmerer Kienast | Berlin, GStA PK b: Berlin, GStA PK, HA I, Rep. 36, Nr. 2759, Immediatgesuche von Malern und Kupferstechern 1792–1806 L, fol. 53–55 [Gesuch des Malers Friedrich Lieder, Brief vom 25.4.1803] | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 294 [1er fructidor an 11 (19.8.1803)]. (s.u. ab S. 327) | Wien, Wienbibliothek, Sig. H.I.N. 2*Sto, o. fol. [Biographische Skizze über Friedrich Johann Gottlieb Lieder. 1780–1859, Verfasst von Friedrich D’Ellevaux, September 1904, 6 Bl.]. Nina Struckmeyer

Werke der Pariser Zeit Miniatur, Kopie nach Raffael (Berlin, GStA PK b, fol. 55).

Lose (Lohse), Christian Friedrich

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Lose (Lohse), Christian Friedrich

Sturz Napoleons blieb Lose anscheinend weiter in Italien und verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf seiner Arbeiten.

1775 Görlitz – um 1833 Mailand? Maler, Zeichner und Kupferstecher

Werke der Pariser Zeit

Künstlerische Laufbahn um 1786 Schüler der Akademie der bildenden Künste in Leipzig bei Adam Friedrich Oeser; 1801 Parisaufenthalt; Studium an der École des beauxarts; Schüler im Atelier von François-André Vincent; um 1802 Aufenthalt in der Schweiz; ab ca. 1805–1814 im Dienste des italienischen Vizekönigs Eugène de Beauharnais in Mailand

Parisaufenthalt 1801 Bevor der Maler Christian Friedrich Lose, zu dessen Leben es kaum gesicherte Daten gibt, nach Paris ging, studierte er in Leipzig Landschafts- und Dekorationsmalerei. Vermutlich im Frühjahr 1801 machte er in Dresden die Bekanntschaft des Dichters Heinrich von Kleist. Der Kontakt wurde durch seine spätere Frau Caroline, geb. von Schlieben, und deren Schwester Henriette hergestellt, die mit dem Dichter und seiner Stiefschwester Ulrike freundschaftlich verbunden waren (Lexikon der Künstlerinnen 2005, S. 408). Im Alter von 26 Jahren traf Lose schließlich in Paris ein. Er schrieb sich dort am 22. August 1801 an der École des beaux-arts ein, und zwar auf Empfehlung von François-André Vincent, als dessen Schüler er geführt wurde (Paris, ENSBA). Lose war an der École des beaux-arts für die Modellklasse eingeschrieben und nahm am internen Wettbewerb um die Platzierung im Klassenraum teil (Paris, AN). Wie aus den Schülerregistern hervorgeht, wohnte er in der Rue des poulies 208 (ebd.). Kleist, der zu jener Zeit ebenfalls in Paris verweilte, reiste Mitte November 1801 mit Lose weiter in die Schweiz (Briefe von und an Heinrich von Kleist 1997, S. 287), wo Lose sich länger aufhielt, wohl in der Hoffnung, sich als Maler einen Namen zu machen (ebd., Nr. 76, S. 315–316). Später begab er sich nach Mailand, um in den Dienst des italienischen Vizekönigs Eugène de Beauharnais zu treten. Dort arbeitete er zusammen mit seiner Ehefrau Caroline, die selbst Künstlerin war (Nagler). Nach dem

Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 349, Anm. 731–735 | Briefe von und an Heinrich von Kleist 1793–1811, Klaus Müller-Salget u. Stefan Ormanns (Hrsg.), Frankfurt a.M. 1997, Bd. 4, Nr. 61, 76, S. 287, 296, 329–330 | Kleist-Material: Katalog und Dokumentation des Georg Minde-Pouet-Nachlasses in der Amerika-Gedenkbibliothek, Wilhelm Amann et al. (Hrsg.), Basel 1997, S. 124 | Lexikon der Künstlerinnen 1700–1900. Deutschland, Österreich, Schweiz, Jochen Schmidt-Liebich (Hrsg.), München 2005, S. 408–409 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 273.

Archivalien Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 269 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN, AJ 52 3 Procès-verbaux des assemblées generals de l’écoles, 1794–1804. Jugement du concours pour les places du semester d’éte/d’hiver [10.9.1801: „modele vivant“]. Frauke Josenhans

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Lüderitz, (Karl Friedrich) Gustav

Lüderitz, (Karl Friedrich) Gustav 1804 Berlin – 1884 ebd. Kupferstecher, Lithograph

F. E. Eichens, Porträt Gustav Lüderitz, 1828

Künstlerische Laufbahn 1819 Studium an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1823 Schüler im Atelier des Malers und Graphikers Ludwig Buchhorn in Berlin; 1827–1832 Parisaufenthalt; Schüler bei Théodore Richomme und François Forster; ab 1829 Studium an der École des beaux-arts; 1832 Abreise nach London; im gleichen Jahr Rückkehr nach Berlin; 1839 Ernennung zum ordentlichen Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1846 Ernennung zum Professor an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1853 Lehrer für Schabkunst an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1855–1876 unter dem Namen „Chodowiecki“ Mitglied des Literaturvereins Tunnel über der Spree, dem auch Theodor Fontane und Adolph Menzel angehören

Parisaufenthalt 1827–1832 Der Name des Kupferstechers Karl Friedrich Gustav Lüderitz erscheint zumeist im Zusammenhang mit

der Arbeit seines Vaters, des Kunsthändlers Carl Gottfried Lüderitz. Über diesen lernte er bekannte Persönlichkeiten der Berliner Gesellschaft kennen, u.a. den Historienmaler Franz Krüger. Lüderitz’ Parisaufenthalt wird vor allem durch einige seiner dort verfassten Briefe (Berlin, PrAdK) sowie durch Archivalien beleuchtet, die auch seinen Freund Friedrich Eduard → Eichens berücksichtigen. Mit Eichens trat Lüderitz im September 1827 im Alter von 23 Jahren seine Stipendienreise in die französische Hauptstadt an (Berlin, PrAdK b), wo er sich in der Rue de l’Est 3 einquartierte (Nürnberg, GNM). Beiden war von der Preußischen Akademie der Künste eine zunächst einjährige Förderung in Höhe von 400 Talern gewährt worden, für die sie „einen Kupferstich nach einem zu bestimmenden Gemälde zu arbeiten und einzuliefern“ hätten. Von diesem sollten Abdrucke in Berlin angefertigt werden „und zum Zwecke der Vermehrung des Kupferstich Cabinets“ dienen (Berlin, GStA PK a). In Paris angekommen, wurden beide Schüler bei den angesehenen Kupferstechern Théodore Richomme und François Forster. Bei ihnen habe Lüderitz anfänglich viel Zeit auf das Studium am lebenden Modell aufbringen müssen, da die neuen Lehrer unzufrieden mit seinen zeichnerischen Fähigkeiten waren (Berlin, PrAdK a, fol. 21). Schon bald musste Lüderitz jedoch feststellen, dass „es unmöglich ist beim Kupferstechen, wo es so viel auf die Art der Behandlung ankommt, den Rath Zweier zu befolgen, und zu vereinigen“. Beide Künstler rieten ihm jeweils „eine so ganz verschiedene Manier […] anzuwenden, daß [er] in die Unannehmlichkeit gerieth, der Meinung des Einen dieser Herren geradezu entgegen arbeiten zu müssen“ (ebd.). Letztlich entschied sich Lüderitz, ausschließlich im Atelier von Richomme tätig zu sein, bei dem er statt der anfänglich geforderten 40 Franc Honorar nun lediglich 25 Franc aufbringen musste (ebd.). Zu den Lehrinhalten im Atelier von Richomme gehörten die Anwendung der Schabkunst und das Kopieren nach alten Meistern (Berlin, PrAdK b). Am 31. März 1829 schrieb sich der Künstler mit einer Empfehlung von Richomme an der École des beaux-arts ein, wo er bis mindestens 1830 studierte (Paris, AN a–c). Durch Vermittlung des preußischen Gesandten Heinrich von Werther war es Lüderitz und seinem Freund Eichens gelungen, Zugang zur Galerie des Louvre zu erhalten, die seiner

Lüderitz, (Karl Friedrich) Gustav

Aussage nach zu diesem Zeitpunkt nicht öffentlich zugänglich war (Berlin, PrAdK a, fol. 21). Allerdings berichtete Lüderitz seinem Berliner Lehrer Ludwig Buchhorn, dass der Direktor der Königlichen Museen Louis Nicolas Philippe de Forbin „ein Vorurtheil gegen die jungen hier studierenden Preußen gefasst“ habe, da sich zwei von Lüderitz nicht näher benannte Berliner Schüler „auf der Gallerie die größten Ungezogenheiten haben zu Schulden kommen lassen, was ihnen umso mehr zu verargen ist, da sie alle nur mögliche Vergünstigungen genossen haben, und ihnen sogar die Bilder die sie kopirt haben, in besondere Zimmer gegeben worden sind“ (ebd.). In einem Schreiben an den Direktor der Königlich Preußischen Akademie der Künste Johann Gottfried Schadow berichtete Lüderitz im Juni 1831 von den zeitgenössischen Spannungen in der französischen Malerei und der „stattfindenden Spaltung der französischen Schule in Classique und Romantique“, die er beim Besuch des Pariser Salons bemerkt haben wollte. Er war sich sicher, dass die Romantiker immer mehr Anhänger bekämen, und in dem bestehenden Wettstreit den Sieg davontragen würden (Berlin, PrAdK a, fol. 36). Zu den ausgestellten Künstlern gehörten unter anderem Antoine-Jean Gros und Eugène Delacroix. Beiden warf Lüderitz vor, dass sie übertrieben gearbeitet hätten und ihre früheren Werke vorzuziehen seien (ebd.). Allein das Fehlen von Jean-Auguste-Dominique Ingres bedauerte Lüderitz: „dieser Künstler hat von Italien, wo er sich lange aufgehalten hat, eine große Verehrung für Raphael und die alten italienischen Meister mitgebracht […]. Er zeichnet sich in seiner Composition durch Einfachheit und Gründlichkeit vor allen anderen Franzosen aus, auch haben die Charaktere seiner Köpfe mehr Tiefe und Wahrheit als man gewohnt ist in den französischen Bildern zu finden“ (ebd.). In demselben Schreiben bat er Schadow außerdem, dass dieser seinen Antrag auf Verlängerung seiner seit vier Jahren laufenden Pension unterstützen möge (ebd.). Lüderitz hatte sich erhofft, wie sein Freund Eichens nach Italien reisen zu können, doch hatte er länger als erwartet über einer Kupferplatte zugebracht, so dass ihm kein Geld mehr für die lang ersehnte Reise geblieben war (ebd.). Im selben Jahr hatte er bereits die mit der Preußischen Akademie vereinbarte Platte, den Erzengel Michael nach Raffael darstellend, nach Berlin

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geschickt (Berlin, GStA PK c, fol. 173–173v.). Es ist nicht belegt, ob sein Antrag angenommen wurde. Nachweislich reiste Lüderitz jedoch im Laufe des Jahres 1832 nach London weiter. Dort übte er sich bei Charles Heath und Samuel Cousins im Stahlstichverfahren in Schwarzkunstmanier (Zur Jubelfeier 1896, S. 165) und kehrte noch im gleichen Jahr nach Berlin zurück. Die in England erlernte kunsttechnologische Neuerung führte Lüderitz 1844 an der Königlich Preußischen Akademie in Berlin ein (Schadow 1987, S. 244), an der er ab 1853 die Schabkunst unterrichtete (TB).

Werke der Pariser Zeit Erzengel Michael nach Raffael, 1828, Kupferstich, Verbleib unbekannt; Version aus dem Jahr 1831: 46 × 31,5 cm, Inv. Nr. W GAL 11/17, 187–122, Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett | Christuskopf nach Correggio, 1828, Kupferstich (Probedruck), Verbleib unbekannt | Ein Deckengemälde, die Regententugenden vorstellend nach Wilhelm Wach, Verbleib unbekannt (BAA 1828, Nr. 318) | Jagdszene nach Franz Krüger, o.J., Kupferstich, 31 × 44 cm, Inv. Nr. W GAL 11/17 189– 122, Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett (BAA 1828, Nr. 319) | Die Erziehung Jupiters nach August Ferdinand Hopfgarten, Kupferstich, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 320) | Porträt Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Karl [Maria, Ehefrau des Prinzen Karl von Preußen], nach der Natur, Lithographie, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 322) | Porträt der Königlichen Kammersängerin Caroline Seidler nach Eduard Daege, o.J., Lithographie, 42,5 × 32 cm, Inv. Nr. W GAL 11/17 799– 103, Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett (ebd., Nr. 323) | Porträt nach der Natur, Lithographie, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 324).

Bibliographie Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut BörschSupan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1828, Nr. 318–324; BAA 1830, Nr. 983 | Behrend, Fritz, Geschichte des Tunnels über der Spree, Berlin 1938, S. 55, 71 | Ebeling, Jörg, „Jacob Ignaz Hittorff und die preußische Gesandtschaft“, in: Isabelle Jansen u. Friederike Kitschen, Dialog und Differenzen

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Lund, Johann Ludwig Gebhard

1789–1870. Deutsch-französische Kunstbeziehungen/Les relations artistiques franco-allemandes, Berlin u. München 2010, S. 43–56 | Handbuch für Kupferstichsammler oder Lexicon der Kupferstecher, Maler, Radirer und Formschneider aller Länder und Schulen nach Massgabe ihrer geschätztesten Blätter und Werke, Andreas Andresen (Hrsg.), 2 Bde., Leipzig 1873, Bd. 2, S. 93f. | Kat. Berlin 1885: Werke von Ludwig Burger und Gustav Lüderitz, Ausstellungskat., Nationalgalerie, Berlin 1885, S. 55–58 | Kat. Berlin 2007: Der Maler Franz Krüger, 1797–1857: preußisch korrekt, berlinisch gewitzt, Gerd Bartoschek (Hrsg.), Ausstellungskat., Berlin, Schloss Charlottenburg, München 2007, S. 127f., 147, 177, 180–182 | Lucanus, Friedrich, „Kupferstiche deutscher Künstler neuerer Zeit“, in: Kunst-Blatt, Jg. 20, 1839, S. 126 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst. 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 146 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten: ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845, Götz Eckardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 1, S. 244 | Zur Jubelfeier 1696–1896: Königliche Akademische Hochschule für die bildenden Künste zu Berlin, Berlin 1896, S. 165.

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK 159, Unterstützung der Kupferstecher-Eleven Eichens, Lüderitz und Eduard Mandel behufs ihrer Ausbildung, fol. 10– 20; fol. 21 [Lüderitz an Ludwig Buchhorn, Paris 24.6.1828]; fol. 36 [Lüderitz an Gottlieb Schadow, Paris 10.6.1831]; fol. 39 [Bewilligung der Weiterförderung] | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK Pers. BK 333, Gustav Lüderitz [eigenhändiger Lebenslauf] | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK 143, Richtlinie des Kultusministeriums zur Verleihung des Professorentitels, 35, Ernennung zum Professor, fol. 33 | Berlin, PrAdK d: Berlin, PrAdK 136, Ernennung zum ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, Wahl neuer Mitglieder der Akademie, fol. 29 | Berlin, GStA PK a: Berlin, GStA, Acta des königlichen Civil-Kabinets, 1. Abth.: betr. die Kupferstecher Lüderitz und Eichens: I. HA Rep. 89 Nr. 19685, Förderung für Lüderitz und Eichens, o. fol. | Berlin, GStA PK b: Berlin, GStA, Die Gründung einer akademischen Schule bei der Akademie der Künste zu Berlin für schwarze Kunst auf Stahl: Findbuch 1. HA Rep. 76 Ve Sekt. 17 Abt. VIII (zer-

stört) | Berlin, GStA PK c: Berlin, GStA, Kultusministerium, Abt. Kunst, 1. HA Rep. 76 Ve Sekt. 17 Abt VII Nr. 18 Bd 1, fol. 68–68v. [Schreiben Lüderitz’ und Eichens an Schadow mit der Bitte gemeinsam nach Paris fahren zu dürfen, 25.11. 1826]; fol. 172– 172v. [Dank Lüderitz’ an das Ministerium für Förderung, 2.8.1831]; fol. 173–173v. [Lüderitz an das Ministerium, 10.6.1831] | Nürnberg, Historisches Archiv des Germanischen Nationalmuseums, Autographen K. 27 Siebrecht, Ph., o. fol. | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807– 1841, Nr. 1078 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 7, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1823–1829, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver [5.10.1829: o.A.] | Paris, AN c: Paris, AN, AJ 52 8, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1830– 1836, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver [3.4.1830; 27.9.1830: o.A.]. Jennifer Falckenberg

Lund, Johann Ludwig Gebhard 1777 Kiel – 1867 Kopenhagen Historien-, Porträt- und Landschaftsmaler

Künstlerische Laufbahn vor 1797 Ausbildung beim Vater Hans Giewert Lund in Kiel; 1797–1799 Studium bei Nicolai Abraham Abildgaard an der Königlich Dänischen Akademie der Schönen Künste in Kopenhagen; 1799 Gewinn der großen Silbermedaille; 1799/1800 Aufenthalt in Dresden; Studium an der Königlichen Kunstakademie; 1800–1802 Parisaufenthalt; Studium im Lehratelier von Jacques-Louis David und an der École des beaux-arts; 1802–1810 erster Italienaufenthalt; ab 1810 in Kopenhagen ansässig; 1814 Mitglied der Königlichen Kunstakademie; 1816– 1819 zweiter Italienaufenthalt; u.a. Beteiligung an der Ausstellung deutscher Künstler im Palazzo Caffareli; 1819 Rückkehr nach Kopenhagen; Berufung zum Professor an die Königliche Kunstakademie

Lund, Johann Ludwig Gebhard

Parisaufenthalt 1800–1802 Im August 1800 reiste der 22-jährige Johann Ludwig Lund von Dresden nach Paris, um dort sein Kunststudium fortzusetzen. Sein Studienaufenthalt in der französischen Hauptstadt sowie sein gesamtes Leben und Werk sind bisher nicht systematisch untersucht worden, obwohl Lund neben Christoffer Wilhelm → Eckersberg zu den einflussreichsten dänischen Künstlern seiner Zeit zählte und im Kreis der deutschen Künstler in Paris eine zentrale Rolle spielte. Bisherige Informationen zu Lunds Parisaufenthalt stützen sich auf Einträge in historischen Lexika (vor allem Weilbachs Kunstnerleksikon), die Arbeit von Wolfgang Becker (Becker 1971) und Katalogeinträge (vor allem Kat. Kopenhagen 1990). In der Dänischen Königlichen Bibliothek in Kopenhagen befinden sich u.a. zwei auf Deutsch verfasste Tagebücher des Malers aus den Pariser Jahren 1801 und 1802, in denen er ausschließlich über eine mehrmonatige Reise durch die Schweiz berichtet bzw. von seiner Weiterreise nach Italien (Kopenhagen, KB b, c). Auf diese bisher unpublizierten Quellen hat 1974 Hannemarie Ragn Jensen hingewiesen, die zudem eine wertvolle Quellenübersicht zu Lund liefert (Ragn Jensen 1974). Kürzlich untersuchte Ulrich Schulte-Wülwer ausführlich die Italienaufenthalte von Lund (Schulte-Wülwer 2009). Johann Ludwig Lund muss kurz nach seiner Ankunft in Paris in das Lehratelier von JacquesLouis David aufgenommen worden sein, denn bereits am 16. September 1800 wurde er an der École des beaux-arts als dessen Schüler eingeschrieben (Paris, ENSBA). Als Wohnort ist die „rue des Poulies, n° 208“ verzeichnet. Im Oktober qualifizierte er sich im Wintersemester für das Zeichnen im Antikensaal sowie in den beiden darauf folgenden Semestern für das Zeichnen im Modellsaal bzw. erneut für den Antikensaal (Paris, AN). Als einziges in Paris angefertigtes Werk ist ein im Jahr 1801 in Öl ausgeführter Studienkopf überliefert, der vermutlich im Lehratelier von David entstanden ist (Kat. Kopenhagen 1990, Kat. Nr. 12). Lund hat sich in Paris offenbar vor allem mit der Porträtmalerei beschäftigt, denn der in Kopenhagen tätige Kupferstecher Johan Frederik Clemens riet ihm im Januar des Jahres 1801: „Also fahren Sie nur fort mit Portrait malen, wozu Ihr Zutritt bei dem Cit. David Ihnen zu großem Nutzen sein wird, denn die historischen Portrait-Maler sind nicht sehr zahlreich.“ (Kopenhagen, DKB a)

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Lund unterbrach seinen Parisaufenthalt, um vom 11. August bis zum 20. Oktober des Jahres 1801 gemeinsam mit dem dänischen Kammerherrn und Kunstschriftsteller Tønnes Christian Bruun- Neergaard eine Reise in die Schweizer Alpen und an den Lago Maggiore zu unternehmen (Kopenhagen, DKB b). Die beiden begleiteten Bruun-Neergaards Lehrer, den Geologen und Mineralogen Déodat de Dolomieu, der von der französischen Regierung beauftragt worden war, die Erzvorkommen am Simplonpass zu untersuchen. Dem im Anschluss an diese Reise publizierten Tagebuch von Neergaard ist ein Titelkupfer nach einer Zeichnung von Lund beigefügt, die eine Ansicht von Airolo und dem Gotthardmassiv zeigt (Bruun-Neergaard 1802). Nach seinem zweijährigen Parisaufenthalt brach Lund am 20. April 1802 zu Fuß nach Rom auf, wo er am 5. Juni eintraf (Kopenhagen, KB c). Dort verkehrte er im Kreis deutscher und dänischer Künstler und Gelehrter um Wilhelm und Caroline von Humboldt sowie Friederike Brun, zu dem etwa Gottlieb → Schick und Johann Martin → Wagner zählten (Schulte-Wülwer, S. 37f.). Lund, der zunächst stark von der klassizistischen Schule Davids geprägt war, wandte sich spätestens mit seinem zweiten Aufenthalt in Rom der altitalienischen Malerei zu. Seine Abkehr von der zeitgenössischen französischen Schule äußerte er auch gegenüber dem Theologen Frederik Schmidt, der Lund im Jahr 1818 in Florenz traf. Schmidt notierte in seinem Tagebuch: „Ich hatte ein interessantes Gespräch mit Lund über Kunst, die er mit warmen Herzen verehrt und ausübt. Die neue französische Schule liebt er nicht, er bezeichnet ihre Werke wie ihre Poesie als ein Produkt lediglich des Verstandes und einer mechanischen Fertigkeit, die zwar um Korrektheit bemüht ist, der es aber an Herzenswärme mangelt“ (zit. nach Schulte-Wülwer 2009, S. 63).

Werke der Pariser Zeit Antiker Krieger (Studienkopf), 1801, Öl/Lw, 36,3 × 30,2 cm, Inv. Nr. KMS8207, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst (Abb. Kat. Kopenhagen 1990, S. 106, Nr. 12) | Ayrolo, neben dem St. Gotthard, Zeichnung, Verbleib unbekannt (Abb. eines Kupferstichs nach dem Werk als Titelbild von Bruun-Neergaard 1802).

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Magnus, Leopold Eduard (Samuel)

Bibliographie Bénézit, TB, Weilbach – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 69, 349, Anm. 712–718 | Bruun-Neergaard, Tønnes Christian, Dolomieu’s letzte Reise durch die Schweitz in dem Jahre 1801: nebst des Bürger Eymars, Präfecten von Leman, Nachrichten über Dolomieu’s Reise und dessen Tod; mit einem Tittelkupfer nach Lund, Hamburg 1802 | Kat. Kopenhagen 1990: Mellem guder og helte: Historienmaleriet i Rom, Paris og Kobenhavn, 1770–1820, Kasper Monrad (Hrsg.), Ausstellungskat., Statens Museum for Kunst, Kopenhagen 1990, S. 47ff., Kat. Nr. 12 | Kat. Kiel 2005: Die Kopenhagener Schule. Meisterwerke dänischer und deutscher Malerei von 1770 bis 1850, Dirk Luckow u. Dörte Zbikowski (Hrsg.), Kunsthalle, Kiel 2005, S. 171f., 252–253 | Ragn Jensen, Hannemarie, „Sechs Landschaftsgemälde von J.L. Lund“, in: Hafnia, 1974, S. 29–45 | Schulte-Wülwer, Ullrich, Sehnsucht nach Arkadien: Schleswig-holsteinische Künstler in Italien, Heide, 2009, S. 36–43, 58–66 | Schultz, Sigurd, „Danske Kunstneres Studierejser i Slutningen af det 18. og Begyndelsen af det 19. Aarhundrede“, in: Franz von Jessen (Hrsg.), Danske i Paris gennem tiderne, Kopenhagen 1936, S. 316–418, hier S. 408–410 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 265.

Archivalien Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 256 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [23.10.1800: „bosse“; 13.4.1801: „modèle vivant“; 11.5.1801: „bosse“] | Kopenhagen, KB a: Kopenhagen, KB, NKS 3756, Johan Frederik Clemens an Lund, Brieffragment vom 6.1.1801 | Kopenhagen, KB b: Kopenhagen, KB, NKS 2055f 4', 1801, Tagebuch meiner Reise von Paris in die Schweiz u. Lago Maggiore u. Rückreise nach Paris. 1800. Aug.-Sept.-Octb | Kopenhagen, KB c: Kopenhagen, KB, NKS 2055f 4', 1802, Tagebuch der Reise von Paris nach Rom. Nina Struckmeyer

Magnus, Leopold Eduard (Samuel) 1799 Berlin – 1872 ebd. Porträt-, Genre- und Historienmaler

E. Magnus, Selbstbildnis, o.J.

Künstlerische Laufbahn ab 1823 Schüler von Jakob Schlesinger in Berlin; vor 1826 Architekturstudium an der königlichen Bauakademie zu Berlin; Besuch der Aktklasse der Königlich Preußischen Akademie der Künste; Privatunterricht bei dem Akademielehrer Carl Friedrich Hampe; 1826 erster Parisaufenthalt; 1826– 1834 Romaufenthalt; 1834/35 zweiter Parisaufenthalt; ab 1826 Teilnahme an nationalen Kunstausstellungen, u.a. Berlin, Akademie-Ausstellung (1848 große goldene Medaille) und Dresden, Ausstellung der königlichen Akademie (1849); ab 1828 Teilnahme an internationalen Kunstausstellungen, u.a. Rom, Palazzo Caffarelli (1828) und Paris, Weltausstellungen (1855, 1867); ab 1837 Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste; 1837 Teilnahme am Pariser Salon; ab 1844 Professor an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1850 Ehrenmitglied der Dresdner Akademie; 1852/53 Reise über Paris nach Spanien mit Franz Xaver Winterhalter; 1855 Reise nach Paris mit Adolph Menzel, anschließend Weiterreise nach

Magnus, Leopold Eduard (Samuel)

Spanien; 1866 Wahl in den Senat der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin

Parisaufenthalte 1826, 1834/35 Eduard Magnus gehörte in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu den angesehensten Malern und gefragtesten Porträtisten der Berliner Gesellschaft. Eine 1967 erschienene Monographie mit Werkverzeichnis (Gläser 1963) wertet seine Parisaufenthalte und die Kontakte, die er zu französischen Künstlern etablierte, als bedeutend für seine künstlerische Entwicklung. Der Briefwechsel, den der Künstler von 1840 bis 1872 mit dem Archäologen Gustav Adolf Schöll führte, bestätigt die Verbindungen von Magnus zu Pariser Künstlerkreisen (Über den Berliner Kunstbetrieb 2012). Über die frühen Parisaufenthalte geben einige wenige Briefe des Künstlers an Mitglieder der einflussreichen Bankiers- und Händlerfamilie, der er entstammte, Aufschluss (Gläser 1963, S. 14, 17). Die erste Reise nach Paris 1826 trat Magnus im Alter von 27 Jahren mit Unterstützung aus Berliner Künstlerkreisen an. Er brachte Empfehlungsbriefe von Carl Joseph → Begas an den deutschstämmigen Architekten Jakob Ignaz Hittorff mit und traf in der Seine-Stadt mit dem Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch zusammen. Mit Bedauern stellte Magnus in einem Brief an seinen Bruder Martin fest, dass sein Lehrmeister an der Berliner Bauakademie, Karl Friedrich Schinkel, 14 Tage zuvor aus Paris abgereist sei (ebd., S. 14). Rauch, der sich „ungemein freundlich und dienstfertig“ um den jungen Mann kümmerte, scheint ihn auch in die Pariser Gesellschaft eingeführt zu haben: Er sollte „wie Rauch es zu meinem großen Mißvergnügen einmal eingeleitet hat, morgen abend um 10 Uhr mit einem Herrn v. Weitz zu Mr. le peintre [François] Gérard fahren, wo uns [Alexander von] Humboldt erwartet, und mich, den er selbst noch nicht kennt, dem Franzosen vorstellen wird. Wie wird mir’s da gehen! Hätt‘ ich doch nur lieber alles abgewiesen. Indes, man ist hier wirklich ungemein zuvorkommend, und die Deutschen lernen hier: das Leben bequem und leicht beweglich zu machen“ (ebd.). Sehr wahrscheinlich vermittelte Rauch ebenfalls eine Begegnung mit seinem Freund JeanAuguste-Dominique Ingres. In der französischen Hauptstadt malte Magnus ein Porträt von Rahel Varnhagens Schwägerin Frie-

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derike Robert-Tornow, das 1826 auf der Berliner Akademie-Ausstellung gezeigt wurde (BAA 1826, Nr. 435). Für Magnus war der erste Parisaufenthalt eine Zwischenstation auf dem Weg nach Rom, wo er, mit einem Jahr Unterbrechung, bis 1834 blieb (Noack 1974, S. 376; Raczynski 1836, S. 67). Im Anschluss reiste Magnus gemeinsam mit seinem jüngsten Bruder Albert von Italien über Holland und Belgien nach Paris, wo er laut Raczynski annähernd ein Jahr verbrachte. Wie schon beim ersten Parisaufenthalt verzichtete er darauf, sich an der École des beaux-arts einzuschreiben oder eine reguläre Ausbildung in einem der Pariser Lehrateliers zu beginnen (Anonym 1873, S. 430). Stattdessen mietete er sich ein eigenes kleines Atelier am Quai Voltaire, um in Ruhe zu malen. Seiner Mutter berichtete er am 6. November 1834: „Bis jetzt habe ich mehrere Skizzen gemacht und schaffe immer so sachte incognito fort. Das ist mein größtes Glück, das Incognito, und wenn Du wissen willst, was ich mir als das Angenehmste und Schönste für die Zukunft […] wünsche, so antworte ich Dir: ein ruhiges Künstlerleben incognito in Rom, ohne Professoroder Hofmalertitel. Aber gute Bilder malen!“ (Gläser 1963, S. 17) Sein in Paris entstandenes Gemälde Heimkehr des Palikaren wurde 1836 in der Berliner Akademie-Ausstellung (BAA 1836, Nr. 576) gezeigt (Taf. XXIV). Als Magnus’ zeitlebens einziger Beitrag zum Pariser Salon wurde das Historienbild 1837 in Paris ausgestellt (Salon 1837, Nr. 1260), wo es von der französischen Presse lobend, wenn auch beiläufig erwähnt wurde (Béraud 1837, S. 254). Paris blieb neben Berlin und Rom ein wichtiger Orientierungspunkt des Malers, der auch während seiner römischen Jahre mit französischen Künstlern wie Horace Vernet in Kontakt stand. Zwar war Magnus freiwillig aus dem klassischen Ablauf einer Kunstausbildung in der französischen Hauptstadt ausgeschert, die einen Aufenthalt an der École des beaux-arts oder im Privatatelier eines anerkannten Meisters vorsah. Trotzdem riet er 1867, zu diesem Zeitpunkt längst Professor an der Akademie der Künste in Berlin, seinen deutschen Studenten zu einem Lehraufenthalt in Paris: „Drum würde ich auch jedem zu seiner Ausbildung reisenden Künstler, besonders dem Maler, den Rath geben, zuerst und auf längere Zeit hierher nach Paris zu gehen und Italien nachher und mehr kursorisch zu besuchen. Hier in diesem lebendigen Treiben findet jede Leistung alsbald auch Ermuthigung. Hier hat

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Mandel, (Johann August) Eduard

der jüngere Künstler am besten Gelegenheit, sich zu versuchen, seiner eigentlichen und individuelleren Kunstbestimmung sich bewußt, und klar über sich selbst und über dasjenige zu werden, was er als Vorbild für seine Ausbildung nachher aufzusuchen und zu benutzen bedacht sein muß“ (Berichte über die allgemeine Ausstellung zu Paris im Jahre 1867, S. 5).

Werke der Pariser Zeit Porträt der Friederike Robert-Tornow, 1826, Öl/Lw, 64 × 53 cm, Privatbesitz | Heimkehr des Palikaren, 1834, Öl/Lw, 94 × 116 cm, Inv. Nr. W.S. 145, Berlin, Nationalgalerie (Taf. XXIV) | Porträt der Mme Fries, 1852, Öl/Lw, 127 × 97 cm, Inv. Nr. C 49.114, Compiègne, Musée national du château de Compiègne.

Ders., Geschichte der modernen Kunst, 3 Bde., Leipzig 1887, Bd. 2, 473ff. | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1837, Nr. 1260 | Über den Berliner Kunstbetrieb. Briefe des Malers Eduard Magnus 1840–1872, Sibylle Ehringhaus u. Robert Kanz (Hrsg.), Köln 2012 | Waagen, Gustav Friedrich, Verzeichniß der Gemälde-Sammlung des am 18. Januar zu Berlin verstorbenen königlichen schwedischen und norwegischen Konsuls J.H.W. Wagener, welche durch letztwillige Bestimmung in den Besitz S.M. des Königs übergegangen ist, Berlin 1861, S. 79, Nr. 145 (Wiederabdruck in: Die Sammlung des Bankiers Wagener: die Gründung der Nationalgalerie, Udo Kittelmann et al. (Hrsg.) Ausstellungskat., Nationalgalerie Berlin, Leipzig 2011, S. 1–156) | Wirth, Irmgard, Berliner Malerei im 19. Jahrhundert. Von der Zeit Friedrichs des Großen bis zum Ersten Weltkrieg, Berlin 1990, S. 129f.

Bibliographie ADB, Boetticher, Nagler, TB – Anonym, „Eduard Magnus“ (Nekrolog), in: Unsere Zeit: Deutsche Revue der Gegenwart, Bd. 9/1, H. 1, 1873, S. 430– 431 | BAA: Die Kataloge der Berliner AkademieAusstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1826, Nr. 435; BAA 1836, Nr. 576 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 79, 364, Anm. 612, 1435–1441 | Béraud, Antony, „Salon de 1837“, in: Le monde dramatique, 3. Jg., H. 4, 1837, S. 254 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten 1820–1850, Berlin 1929, S. 915ff. | Dies., Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, S. 76, 122f. | Gläser, Ludwig, Eduard Magnus. Ein Beitrag zur Berliner Bildnismalerei des 19. Jahrhunderts, Berlin 1963 | Magnus, Eduard, „Bericht über die Ölgemälde“, in: Berichte über die allgemeine Ausstellung zu Paris im Jahre 1867, erstattet von den für Preußen und die Norddeutschen Staaten ernannten Mitgliedern der internationalen Jury, 7 Hefte, Berlin 1868, H. 1, S. 3–9, hier S. 5 | Meyer, Bruno, „Eduard Magnus und die Magnus-Ausstellung in Berlin 1873“, in: Kunstchronik, Jg. 8, H. 33, 1873, S. 521– 532; H. 34, 1873, S. 537–544 | Noack, Friedrich, Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, 2 Bde., Stuttgart 1974, Bd. 2, S. 180, 376, 444 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1836, Bd. 1, S. 67 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule, 1819– 1879, Studien und Kritiken, Berlin 1879, S. 145 |

Archivalien Der Verbleib der Briefe, aus denen nach Gläser 1963 zitiert wurde, ist unbekannt. David Blankenstein

Mandel, (Johann August) Eduard 1810 Berlin – 1882 ebd. Kupferstecher, Radierer

Künstlerische Laufbahn 1826 – um 1828 Schüler an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin mit finanzieller Unterstützung von Friedrich Wilhelm III.; Unterricht bei dem Schrift- und Kartenstecher Johann Carl Maré; 1826–1830 Schüler am Berliner Kupferstecher-Institut bei Ludwig Buchhorn; ab 1828 regelmäßige Teilnahme an der Berliner AkademieAusstellung; 1837 Ernennung zum ordentlichen Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1839–1841 Parisaufenthalt; 1840 Teilnahme am Pariser Salon, Medaille 3. Klasse; 1842 Ernennung zum Professor für Kupferstecher-

Mandel, (Johann August) Eduard

kunst in Berlin; 1844 Stellvertreter von Ludwig Buchhorn am Kupferstecher-Institut der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1856 Direktor des Kupferstecher-Instituts; 1844, 1845, 1850, 1855, 1857, 1861, 1865 Teilnahme am Pariser Salon; 1844, 1855 Auszeichnung mit Medaille 2. Klasse; 1867 Ernennung zum Chevalier de la Légion d’Honneur

Parisaufenthalt 1839–1841 Der Parisaufenthalt von Eduard Mandel, einem der erfolgreichsten und talentiertesten Kupferstecher seiner Generation, stellt sich rückblickend als die wichtigste Station in dessen internationaler Karriere dar. Obwohl Mandel Träger mehrerer hochrangiger Auszeichnungen wie des Ordens pour le mérite, des belgischen Leopoldsordens und des österreichischen Ordens der Eisernen Krone sowie geschätztes Mitglied der Kunstakademien in Berlin, Wien, Paris, Rom, Florenz, Brüssel und Antwerpen war (Berlin, SStM), ist er heute dennoch, bis auf einige überlieferte Schilderungen seines Lebens (Berggruen 1880; Anonym 1882; ADB; Boetticher), völlig unbekannt. Mandels künstlerisches Talent wurde schon sehr früh erkannt und vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gefördert (Berlin GStA a). Ein Studienaufenthalt im Ausland, der sich der akademischen Kunstausbildung anschließen sollte, blieb ihm hingegen lange Zeit verwehrt. In den Jahren 1832 und 1835 versuchte Eduard Mandel vergeblich, mithilfe des Direktoriums der Akademie der Künste, beim preußischen König finanzielle Unterstützung für einen Auslandsaufenthalt zu erlangen (Berlin, GStA b, fol. 44). Auf die Bitte vom Februar 1835 ihn für „eine Reise auf ein Jahr nach Italien, Paris und London“ zu unterstützen, um sich „für die Kupferstecherkunst weiter auszubilden“ (Berlin, PrAdK a, fol. 50), wurde mit Verweis auf die Ausschöpfung der Fördermittel durch Gustav → Lüderitz und Eduard → Eichens nicht eingegangen (ebd., fol. 49). Mandel wurden lediglich 200 Taler zur Verfügung gestellt (Berlin, GStA b, fol. 50), die er im Jahr 1836 für eine Reise durch verschiedene Städte Deutschlands verwendete, gemeinsam mit den Studiengenossen Edmund → Rabe, August Theodor → Kaselowsky und Rudolph → Hertzberg (Berlin, PrAdK a, fol. 57–59; Berlin, PrAdK c). Im November 1838 wagte Mandel einen erneuten Vor-

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stoß und erläuterte, dass er bei einem einjährigen Aufenthalt in Paris und London „durch die persönliche Bekanntschaft mit den dortigen ersten Meistern noch vielen Nutzen für […] ferneres Studium und Fortkommen schöpfen“ könne (Berlin, GStA b, fol. 60). Endlich erhielt Mandel 500 Taler für seine Reise (Berlin, PrAdK a, fol. 63), die er im Laufe des Jahres 1839 antrat. Am 1. Oktober 1839 informierte Eduard Mandel in einem Brief, den er mit dem Absender der Rue de La Harpe 62 versah, das Direktorium und den Senat der Königlichen Akademie der Künste über seinen Aufenthalt in Paris (ebd.). Er habe sich nun mit allem bekannt gemacht und besonders seine Kontakte mit den „ausgezeichneten Künstler[n] wie Richomme, Desnoyer, Forster, Mercari“, die ihn „bisweilen selbst besuchen“, seien förderlich, da deren Rat ihn belehre und aufmuntere. Des Weiteren meinte er, dass „die großen Schätze der hiesigen Gallerien […] vorzugsweise für den Kupferstecher eine Fundgrube“ seien und er sich ein Selbstporträt von Anthonis van Dyck ausgewählt habe, welches er für den „Stich höchst interessant und belehrend“ fand. Mandel berichtete durchgehend von positiven Eindrücken, und sein Lob galt beispielsweise den Druckereien in Paris: „denn die Abdrücke die ich hier […] erhalten habe, lassen die in Berlin erhaltenen bei Weitem hinter sich, sowohl diejenigen auf weißem als auf chinesischem Papier sind gleichmäßig klar weich und harmonisch.“ Darüber hinaus berichtete er von der neueren französischen Malerschule in Paris und „muß[te] gestehen die Leistungen von Delaroche, Scheffer, Ziegler sind ausgezeichnet, denn sie verstehen es ihren Bildern einen Einfachheit und Würde und vor Allem eine korrekte Zeichnung zu geben, wie es den vielen andern sonst ausgezeichneten Malern schwerlich gelingt“ (ebd.). Mandels sehr ausführlichen Bericht und seine Fortschritte schien Friedrich Wilhelm III. wohlwollend aufgenommen zu haben; der König gewährte für das Jahr 1840 weitere 300 Taler (ebd., fol. 66). Der erfolgreich begonnene Parisaufenthalt setzte sich im Jahr 1840 fort, als Eduard Mandel im Pariser Salon des Jahres 1840 mit der Goldenen Medaille 3. Klasse für den Kupferstich Die Loreley nach Carl → Begas ausgezeichnet wurde (Paris, AMN). Ob und wann Mandel Schüler des bedeutenden Kupferstechers Louis Pierre Henriquel-Dupont war, wie es von seinen Zeitgenossen berichtet wird (Berggruen 1880, S. 58), bleibt noch

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Mandel, (Johann August) Eduard

nachzuweisen. In Paris befand sich Mandel, allein schon durch seine Pariser Unterkunft in der Rue de La Harpe 62, in ständigem Kontakt mit anderen jungen deutschen Künstlern; dort traf man auf „eine deutsche Colonie“ (Nürnberg, GNM, DKA, fol. 3). Die Maler Constantin → Cretius und Carl → Steffeck hatten dort ebenfalls Zimmer gemietet, und Letzterer fertigte im Jahr 1840 ein Porträt von Mandel an (ebd., fol. 20). Anfang des Jahres 1841 kehrte Mandel wieder nach Berlin zurück (Schadow 1980, S. 326). Zunächst bearbeitete er Aufträge von privaten Auftraggebern und wurde 1842 zum Professor der Kupferstecherkunst ernannt (Berlin, PrAdK b). Im Jahr 1844 setzte sich die Akademie der Künste dafür ein, Mandel dauerhaft am Kupferstecher-Institut zu beschäftigen, ihn zum Nachfolger seines Lehrers Buchhorn zu bestimmen und fest in Berlin zu verorten. Mandel hatte „sicherem Vernehmen nach von Pariser Künstlern und Kunsthändlern sehr vortheilhafte Anerbietungen erhalten, um ihn zu vermögen, seinen Aufenthalt von Berlin nach Paris zu verlegen, was als ein Verlust für die Akademie, ja für die Deutsche Kunst überhaupt zu betrachten seyn würde. Der Werth eines Kupferstechers ersten Ranges ist durch die Vervielfältigung einheimischer Werke für den Ruhm der hier erbringenden Künstler nicht hoch genug zu schätzen, und es würde von höchstem Nachttheil seyn, den Grabstichel eines solchen Meisters französischen Künstlern dienstbar werden zu lassen. So daß es, ganz abgesehen von commerziellen Rücksichten, fast zur Ehrensache wird, den Professor Mandel in Berlin zurückzuhalten“ (Berlin, GStA b, fol. 125). Mandel blieb schließlich in Berlin und leitete bis zu seinem Tod das der Königlich Preußischen Akademie der Künste angegliederte Kupferstecher-Institut.

Werke der Pariser Zeit Der italienische Hirtenknabe nach Leopold Pollack, 1840, Kupferstich, London, The British Museum, Prints & Drawings (BAA 1840, Nr. 1103) | Selbstporträt nach van Dyck, 1840, Graphit-Zeichnung, 16, 5 × 21,5 cm, Inv. Nr. A 294, Berlin, Kupferstichkabinett | Enfant jouant avec des fleurs d’après Magnus, Zeichnung, Verbleib unbekannt (Salon 1840, Nr. 1133) | La vierge Lore-Ley, d’après Begas, Radierung, Verbleib unbekannt (Salon 1840, Nr. 1818).

Bibliographie ADB, Bénézit, Nagler, TB – Anonym, „Eduard Mandel (Nekrolog)“, in: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Nr. 313, 9.11.1882 | Apell, Aloys, Handbuch für Kupferstichsammler oder Lexikon der vorzüglichsten Kupferstecher des 19. Jahrhunderts, Leipzig 1880, S. 257 | BAA: Die Kataloge der Berliner AkademieAusstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1828, Nr. 953, 954; BAA 1830, Nr. XVI, 410, 985–988; BAA 1832, Nr. 1016–1021; BAA 1834, Nr. 1069, 1071; BAA 1836, Nr. 1256, 1257; BAA 1838, Nr. VII, 1109, 1110; BAA 1840, Nr. 1103; BAA 1842, Nr. 1302–1306; BAA 1844, Nr. 1472–1476; BAA 1846, Nr. 1271, 1272; BAA 1848, Nr. 1405–1407; BAA 1850, Nr. 1041, 1042 | Berggruen, Oskar, „Eduard Mandel. Zum siebzigsten Geburtstage“, in: Die Graphischen Künste, 2, 1880, S. 57–59 | Eduard Mandel und seine Werke nebst dem von V. Jasper radirten Porträt des Meisters, Ludwig Pietsch (Hrsg.), Berlin 1883 | Kat. Berlin 1887: Katalog des Kunst-Nachlasses des verstorbenen Kupferstechers Professor Eduard Mandel […], Berlin 1887 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1840, Nr. 1133, 1818 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1844, Nr. 2368–2369; Salon 1845, Nr. 2282 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1850, Nr. 3808– 3810 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852–1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2002, Salon 1855, Nr. 4721–4724; Salon 1857, Nr. 3226 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1859–1863, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Dijon 2004, Salon 1861, Nr. 3807– 3809 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1864–1867, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2005, Salon 1865, Nr. 3382 | Schadow, Johann Gottfried, Kunst- und Kunst-Ansichten 1849. Aufsätze und Briefe 1890, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), Berlin 1980, S. 326.

Archivalien Berlin, GStA PK a: Berlin, GStA PK, I. HA Rep. 89, Nr. 19688, Unterstützung von Eduard Mandel, fol. 3–7 | Berlin, GStA PK b: Berlin, GStA PK, I. HA Rep. 76 Ve Sekt. 17 Abt VII, Nr. 18, Die mit der Kö-

Marcuse, E. (Markuse, Markus; Markus, Julius)

niglichen Kunst-Academie verbundenen Kupferstecher-Schule desgleichen die Ausbildung der Kupferstecher-Eleven und die zu diesem Behuf bewilligten Unterstützungen, Band 2: Januar 1832 bis December 1862, fol. 44f., 46, 47, 49, 50f., 52, 125–132, 171, 219 | Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK 0159, Unterstützung der Kupferstecher-Eleven Eichens, Lüderitz und Eduard Mandel behufs ihrer Ausbildung 1825–1840, fol. 50, 57–61, 63–66 | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK, Pers. BK 337, Eduard Mandel [eigenhändiger Lebenslauf mit Abschrift; Mitteilung über den Erhalt einer goldenen Medaille für die Arbeiten auf der Ausstellung des Pariser Salons 1840] | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK, Pers. BK 496, Edmund Rabe [eigenhändiger Lebenslauf] | Berlin, SStM, Nachlass Eduard Mandel [diverse Urkunden und Auszeichnungen] | Nürnberg, GNM, DKA, NL Steffeck, Carl, I, B-2, Carl Steffeck, o. fol. [Tagebuch zum Aufenthalt in Paris 1839/1840] | Paris, AMN, X-Salons, Salon de 1840. Sylva van der Heyden

Marcuse, E. (Markuse, Markus; Markus, Julius) um 1810 Berlin – ? Porträt- und Genremaler

Künstlerische Laufbahn 1827–1829 Studium an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; nach 1829 Studium an der Königlich-Preußischen Akademie der Künste Düsseldorf; um 1834 Parisaufenthalt; 1837/38 Ausführung mehrerer Bildnisse in Düsseldorf; um 1840 Parisaufenthalt; Studium im Atelier von Paul Delaroche; 1846–1850 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung

Parisaufenthalte um 1834, um 1840 Der wahrscheinlich in Berlin geborene Maler Marcuse ist biographisch schwer zu greifen. Unterschiedliche Schreibweisen seines Nachnamens und wechselnde Vornamen lassen lediglich vermuten,

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dass es sich bei den verschiedenen Erwähnungen des Künstlers um dieselbe Person handelt. Anzunehmen ist, dass der um 1810 geborene Sohn eines Kaufmanns von 1827 bis 1829 an der Berliner Kunstakademie studierte, wo er sich als „Julius Markus“ einschrieb. Danach wechselte er an die Düsseldorfer Kunstakademie, wo er Ende der 1830er Jahre als „Markus Markuse“ mehrere Bildnisse gemalt haben soll (Berlin, PrAdK; Püttmann 1839, S. 237). Ein erster Hinweis auf einen Parisaufenthalt des Künstlers findet sich in einem Brief, den Joseph Lehmann an Heinrich Heine in Paris richtete. Der jüdische Berliner Journalist schrieb am 7. Juni 1834 an den Literaten: „die Überbringerin dieses Schreibens, eine aufrichtige Bewunderin Ihrer Schriften – besonders der hier verbotenen – Madame Minna Marcuse, die mit ihrer anmuthigen Tochter und ihrem Sohne, einem jungen Maler, nach Paris reist, wird Ihnen so viel von Berlin erzählen können“ (Heine 1984, S. 262). Zu vermuten ist folglich, dass der angehende Künstler im Jahr 1834 mit seiner Mutter und seiner Schwester in die französische Hauptstadt reiste und dort eventuell die Bekanntschaft von Heinrich Heine machte. Ein weiterer Hinweis darauf, dass sich Marcuse in Paris befand, ergibt sich erst sechs Jahre später durch ein Schreiben von Carl → Steffeck. Der Maler hielt sich in den Jahren 1839 bis 1840 zu Ausbildungszwecken in der französischen Hauptstadt auf und berichtete im März 1840 seinem Freund Felix Schadow: „Seit gestern bin ich in dem Attelier von Delaroche, wo fast alle Deutsche geweßen sind, es sind auch noch 3 da aber keine Bekannte von uns außer einem gewissen Markuse der früher in Berlin dann in Düsseldorf u jetzt hier sein Heil versucht“ (Berlin, SMB PK ZA). Auch Marcuse bildete sich demnach im Atelier des Historienmalers Paul Delaroche fort. Von 1846 bis 1850 nahm ein „E. Marcuse“ mehrmals an der Berliner Akademie-Ausstellung teil, wo er Historiengemälde präsentierte (BAA 1846–1850). Schadow sah eines seiner Ölgemälde auf der Ausstellung des Jahres 1846 und äußerte sich positiv über das Werk: „Der französischen Schule entsprechend ist auch von Marcuse: Tod des Königs Saul und seiner drei Söhne. […] In dieser Arbeit war ein gründliches academisches Studium sichtbar“ (Schadow 1987, S. 251). Nach 1850 verliert sich die Spur des Malers vollständig.

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Martersteig, Friedrich Wilhelm (Mardersteig, Friedrich Wilhelm (Heinrich))

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie Nagler – BAA: Die Kataloge der Berliner AkademieAusstellungen, 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, 1846, Nr. 581– 581; 1848, Nr. 1635; 1850, Nr. 403–404 [Marcuse, E.] | Heine, Heinrich, Werke, Briefwechsel, Lebenszeugnisse, Stiftung Weimarer Klassik u. Centre National de la Recherche Scientifique in Paris (Hrsg.), Berlin 1984, Bd. 20/27, S. 262 [Marcuse] | Püttmann, Hermann, Die Düsseldorfer Malerschule und ihre Leistungen seit der Errichtung des Kunstvereines im Jahre 1829. Ein Beitrag zur modernen Kunstgeschichte, Leipzig 1839, S. 237 [Markuse, Markus] | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten. Ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845. Kommentierte Neuausgabe der Veröffentlichung von 1849, Götz Eckardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 1, S. 251 [Marcuse].

Archivalien Berlin, PrAdK, 0417 [fol. 48, 54, 159, Berichte über die Schüler der 2. Zeichenklasse, 1818–1845 (ab 1798)] | Berlin, SMB PK ZA, NL Schadow 249, o. fol. [Carl Steffeck an Felix Schadow, Brief aus Paris vom 24.3.1840]. Lisa Hackmann

Martersteig, Friedrich Wilhelm (Mardersteig, Friedrich Wilhelm (Heinrich)) 1814 Weimar – 1899 ebd. Historien- und Genremaler, Zeichenlehrer

Künstlerische Laufbahn ab 1822 Kunstunterricht an der Freien Zeichenschule in Weimar; 1829–1834 Ausbildungsstipendium des Weimarer Großherzogs Carl Friedrich; Studium an der Dresdner Kunstakademie, Unterricht bei Ludwig Richter, Kopien nach Alten Meistern in der Dresdner Gemäldegalerie; 1834–1838 Studium an der Königlich Preußischen Kunstakademie Düsseldorf, Schüler von Carl Ferdinand Sohn, Theodor Hildebrandt, Friedrich Wilhelm von Schadow; 1836 Teilnahme an der Ausstellung der Zeichenschule in Weimar; 1838–1848 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Paul Delaroche, Tätigkeit im Atelier von Ary Scheffer, mehrmalige Teilnahme am Pariser Salon; 1844–1850 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1848 Rückkehr nach Weimar; im Auftrag des Weimarer Großherzogs Ausführung eines Ölgemäldes für die Wartburg, Aufenthalt in Eisenach; Erteilung von Malunterricht für den Großherzog; 1849 Berufung zum ordentlichen Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste; Ernennung zum Professor durch den Weimarer Großherzog; 1853–1884 Zeichenlehrer am großherzoglichen Sophienstift in Weimar; 1862 Berufung zum Präsidenten der Deutschen Kunstgenossenschaft; 1870er Jahre Gemäldezyklen zum Leben Girolamo Savonarolas, Ullrich von Huttens und Theodor Körners; 1874 Umbenennung in Mardersteig

Parisaufenthalt 1838–1848 Der Weimarer Historienmaler Friedrich Wilhelm Martersteig stand sein Leben lang in der Gunst des Weimarer Hofes. Auf Empfehlung Johann Wolfgang Goethes, der die Fortschritte des jungen Künstlers an der Freien Zeichenschule verfolgte, erhielt Martersteig von Großherzog Carl Friedrich ein Stipendi-

Martersteig, Friedrich Wilhelm (Mardersteig, Friedrich Wilhelm (Heinrich))

um, das ihm seine Ausbildung in Dresden und Düsseldorf ermöglichte (Mardersteig 1952, S. 5). Auch sein anschließender Parisaufenthalt sollte durch die Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, Maria Pawlowna, finanziert werden (Kat. Weimar 2004, S. 147, 155; Paris, BnF). Auskunft über diese sich über ein Jahrzehnt erstreckende äußerst produktive Zeit geben einige überlieferte Quellen (Redslob 1914, S. 609; Paris, BnF; Paris, AMN), ein Mitte des 19. Jahrhunderts verfasster Lebenslauf (Berlin, PrAdK) und ein Katalog seiner Werke aus dem Jahr 1914 (Kat. Weimar 1914). Im Jahr 1952 verfasste zudem sein Enkel, Fritz Mardersteig, eine biographische Skizze seines Großvaters, die Hauptquelle für die Rekonstruktion seiner Pariser Jahre (Mardersteig 1952). Da die an der Düsseldorfer Akademie – Martersteig hatte sich dort vorwiegend der Genremalerei gewidmet (Düsseldorf, HStA NRW) – verfolgten Tendenzen nicht mit „seinen innern Gefühlen übereinstimmten“, beschloss der 24-Jährige, sich im Jahr 1838 nach München zu begeben. Vorher jedoch wollte er für einen kurzen Aufenthalt Paris besuchen (Berlin, PrAdK). In der französischen Metropole angekommen, „von so vielem Neuen und Schönen angeregt und ergriffen, angefeuert von der edlen Theilnahme der dortigen Künstler als Delaroche, Vernet u. Ary Scheffer“, entschied er sich zu bleiben. Ein erstes Dokument seines Parisaufenthalts ist Martersteigs Eintrag in das Register der Kopisten des Louvre am 20. Oktober 1842. Demnach war es ihm erlaubt, im Museum zu arbeiten und zu kopieren (Paris, AMN). Um seinen „lang gehegten Wunsch“, sich „der Historienmalerei zu widmen“, in die Tat umzusetzen, trat er in das Schüleratelier Paul Delaroches ein (Berlin, PrAdK; Mardersteig 1952, S. 9). In den folgenden Pariser Jahren entstammen seine bevorzugten Themen den Dichtungen Goethes und Schillers, der Zeit der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges. So führte er u.a. mehrere Lutherbilder und Gemälde zum Leben Herzog Bernhards von Sachsen-Weimar aus (Berlin, PrAdK; Mardersteig 1952, S. 10). Sein Mitschüler Friedrich → Pecht erinnert sich im Jahr 1894 an die gemeinsame Ausbildungszeit in Paris: „Auch der Thüringer Martersteig, ein sehr begabter Schüler Delaroches, malte zuletzt wie dieser lauter Pariser auf seine Historienbilder und verwandelte Bernhard von Weimar in einen französischen General“ (Pecht 1894, S. 191). Über seine Fortschritte bei der

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Ausführung der Übergabe der Augsburgischen Konfession 1513 schrieb Martersteig im Januar 1845 an den Hofrat Gustav Adolf Schöll in Weimar: „Allein es ist mir gelungen, mehr denn je Hr. Delaroches ganze Zufriedenheit zu erlangen […]. Das fortwährende Zusammenleben mit Hr. Delaroche übt auf mich den wohltätigsten Einfluß in jeder Hinsicht aus“ (zit. nach Mardersteig 1952, S. 11). Zur selben Zeit scheint Delaroche seinen Schüler, der in den letzten Pariser Jahren mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfte, auch materiell unterstützt zu haben: So habe ihm Delaroche, als er zufällig von dessen Problemen mit dem im Entstehen begriffenen Gemälde Übergabe von Breisach an Herzog Bernhard von Weimar erfuhr – ihm fehlten die Mittel für die teuren Kostüme und die Modelle – einen großen Koffer mit einer Fülle von Stoffen und Kostümen zugesandt (Mardersteig 1952, S. 12). Neben der Ausführung eigener Werke wurde Martersteig von Delaroche und Ary Scheffer, in dessen Atelier er ebenfalls verkehrte, zur Mitarbeit an ihren größeren Arbeiten herangezogen (Berlin, PrAdK). Seinem Enkel zufolge soll er die „untere Partie und den Hintergrund“ von Delaroches bekanntem Gemälde Napoleon in Fontainebleau (1845) gemalt haben (Mardersteig 1952, S. 9, 12). Zudem fertigte Martersteig für seine Gönnerin, Maria Pawlowna, zwei kleine Kopien nach der Marguerite Scheffers an (Kolb 1937, S. 191; Ewals 1996, S. 123; Paris, BnF, fol. 164). Darüber hinaus erhielt die Großherzogin über die Vermittlung Martersteigs zahlreiche graphische Reproduktionen von Delaroches Werken (Paris, BnF, fol. 165f.; Weimar, ThHStA). In den Jahren 1841, 1843 bis 1845 und 1848 war Martersteig mit mehreren Gemälden im Pariser Salon vertreten (Salon 1841, 1843–1845, 1848); 1844 wurde er mit einer goldenen Medaille 3. Klasse in der Kategorie Historie ausgezeichnet (Paris, AMN b). Darüber hinaus beschickte er von Paris aus mehrmals erfolgreich die Berliner Akademie-Ausstellung (BAA 1844, 1846, 1848; Kossak 1846, S. 68f.). In Paris erhielt Martersteig Besuch namhafter Weimarer Persönlichkeiten, so des Kanzlers von Müller, Goethes Freund und Vertrautem, und des Kunstschriftstellers Ludwig von Schorn (Mardersteig 1952, S. 11f.). Über seinen Lehrer Delaroche kam er mit den Malern Joseph Nicolas Robert-Fleury und Horace Vernet in Kontakt (ebd., S. 10). Zu seinen engsten ortsansässigen Freunden zählte der

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Martersteig, Friedrich Wilhelm (Mardersteig, Friedrich Wilhelm (Heinrich))

russische Schriftsteller Alexander Iwanowitsch Turgenew (ebd., S. 12f.). Während seiner Pariser Jahre wechselte Martersteig den Salonkatalogen zufolge wiederholt seine Adresse: Rue la Roche-Foucault 5bis, Rue de la Tour-d’Auvergne 8 und Rue Victor-Lemaire 5, wo er mehrere Jahre verbrachte. Seine letzte Adresse lautete: Rue de Navarin 19 (Salon 1841, 1843, 1844, 1848). König Louis-Philippe stellte Martersteig zu Beginn des Jahres 1848 in Aussicht, Arbeiten für das Versailler Schloss auszuführen, doch sollte der Ausbruch der Revolution dies verhindern (Berlin, PrAdK; Mardersteig 1952, S. 14). Die Wirren der Revolution beeindruckten Martersteig nachhaltig: Kurz vor der Rückkehr nach Weimar vollendete er eines seiner seltenen Bilder mit zeitgenössischem Bezug (Berlin, PrAdK; Mardersteig 1952, S. 14). Mit den Pariser Barrikaden schuf er eines der wenigen Zeugnisse einer bildhaften Auseinandersetzung eines deutschen Künstlers mit der Pariser Februarrevolution (Kat. Berlin 1996, S. 341). Zurück in Weimar, hoffte er, dass „ein Umschwung der Dinge“ ihm erlauben werde, nach Paris zurückzukehren „oder sonst eine andere Bestimmung zu treffen“ (Berlin, PrAdK). In Weimar vollendete er einige in Paris begonnene Arbeiten und malte in Eisenach im Auftrag der Großherzogin auf der Wartburg die Ankunft der Heiligen Elisabeth (Mardersteig 1952, S. 15f.). Mitte der 1850er Jahre übernahm er in Weimar eine Zeichenlehrerstelle am Weimarer Sophienstift (Müller 1882, S. 355f.).

Werke der Pariser Zeit Die Geburt Bernhards von Weimar, 1840, Verbleib unbekannt (Mardersteig 1952, S. 22) | Arnold, de Melchtal (Histoire de la Suisse par Muller, et de Guillaume Tell), 170 × 220 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1841, Nr. 1391; Paris, AMN d; Boetticher) | Porträt Paul Delaroches, Zeichnung, 1843, Familienbesitz? (Redslob 1914, S. 609) | La rencontre à la Fontaine (Tiré du poème d’Hermann et Dorothée de Goethe), 96 × 76 cm, Verbleib unbekannt (Paris, AMN f; Salon 1843, Nr. 844) | Adieux de Dorothée aux fugitifs, 90 × 100, Verbleib unbekannt (Paris, AMN f; Salon 1843, Nr. 845; (Becker 1971, S. 454?)) | Einzug des Herzogs Bernhard von Sachsen in Breisach, Verbleib unbekannt (BAA 1844, Nr. 1725; Salon 1844, Nr. 1274; Boetticher) | Protestation des Etats évangéliques à la diète d’Augsbourg, le 1er mai

1530, Verbleib unbekannt (Salon 1845, Nr. 1164) | Die Übergabe der Augsburgischen Konfession 1530, 1845, Verbleib unbekannt (BAA 1846, Nr. 1537; Mardersteig 1952, S. 22) | Übergabe von Breisach an Herzog Bernhard von Weimar, 1845, Verbleib unbekannt (Mardersteig 1852, S. 28) | Luther, wie er am 31. Oct. zu Wittenberg die 95 Sätze gegen den Ablaß anschlägt, Verbleib unbekannt (BAA 1846, Nr. 1536) | Gebet Bernhards nach der Schlacht bei Rheinfelden, 1847, Verbleib unbekannt (Mardersteig 1952, S. 28) | Luther auf dem Reichstage zu Worms, 1847, Öl/Lw, 156 × 274 cm, Privatbesitz, zuletzt: Kunsthandel, Sotheby’s London, L10101, 2.6.2010 | Huß vor dem Concilium in Constanz, Verbleib unbekannt (Salon 1848, Nr. 3177; BAA 1848, Nr. 620; Mardersteig 1952, S. 28) | Luther, wie er am 10. Decbr. 1520 die Bannbulle verbrennt, Verbleib unbekannt (Salon 1848, Nr. 3178; BAA 1846, Nr. 1535; Mardersteig 1952, S. 28) | Pariser Barrikaden, 1848, Öl/Lw, 103 × 169 cm, Weimar, Kunstsammlungen zu Weimar, G 1132 | Luther vor dem Eintritt in den Reichstag zu Worms vom Ritter Frundsberg angeredet: „Mönchlein, du gehst einen schweren Gang“, 1849, Öl/Lw, 58 × 92 cm, Verbleib unbekannt (Boetticher; Mardersteig 1952, S. 28) | Marguerite, zwei Kopien nach Ary Scheffer, Verbleib unbekannt (Kolb 1937, S. 191; Ewals 1996, S. 123; Paris, BnF).

Bibliographie ADB, Boetticher, Lexikon der Düsseldorfer Malerschule, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut BörschSupan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1844, Nr. 1725; BAA 1846, Nr. 1535–1537; BAA 1848, Nr. 620–621 | Bann, Stephen, „Paul Delaroche’s German Reception“, in: Dialog und Differenzen. Deutsch-französische Kunstbeziehungen 1789–1870, Isabelle Jansen u. Friederike Kitschen (Hrsg.), München 2010, S. 139–151 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 311, 438, Anm. 1735–1741, S. 454, 471–472, Anm. 662–663, 678–679, 695–696 | Deutsche Kunst-Zeitung für bildende Kunst und das künstlerische Erbe der Gegenwart, 1. Bd, Leipzig 1851, S. 44–45 | Ewals, Leo, „Liste des élèves d’Ary et Henry Scheffer“, in: Ary Scheffer 1795–1858, Leo Ewals (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée de la vie romantique, Paris 1996, S. 121–124, hier S. 123 | Kat. Berlin 1996: Marianne und Germania 1789–1889. Frankreich und

Meister, Simon

Deutschland. Zwei Welten – Eine Revue, Marie-Louise von Plessen (Hrsg.), Ausstellungskat., MartinGropius-Bau, Berlin, 1996, S. 341–343 | Kat. Weimar 1914: Gedächtnisausstellung von Werken Friedrich Martersteigs, Ausstellungskat., Großherzogliches Museum, Weimar 1914 | Kat. Weimar 2004: „Ihre Kaiserliche Hoheit“ Maria Pawlowna – Zarentochter am Weimarer Hof, Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen im Schloßmuseum Weimar (Hrsg.), Ausstellungskat. und CD-Rom, Schlossmuseum, Weimar 2004 | Kolb, Marthe, Ary Scheffer et son temps. 1795–1858, Paris 1937 | Kossak, Ernst, Die Berliner Kunstausstellung im Jahr 1846, Berlin 1846, S. 68–69 | L’Artiste. Beaux-Arts et Belles-Lettres, Bd. 5, Paris, 1844, S. 211 | Mardersteig, Fritz, Friedrich Wilhelm Martersteig: ein Weimarer Historienmaler 1814–1899, Weimar 1952 | Müller, Hermann Alexander, Biographisches Künstler-Lexikon, Leipzig 1882, hier S. 355–356 | Pecht, Friedrich, Aus meiner Zeit, Lebenserinnerungen von Friedrich Pecht, 2 Bde., München 1894, Bd. 1, S. 191 | Redslob, Edwin, „Weimarer Maler im 19. Jahrhundert, 1. Friedrich August Martersteig“, in: Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers, Leipzig, 1914, Bd. 6, 20/21, S. 607–612 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1841, Nr. 1391; Salon 1843, Nr. 844–845; Salon 1844; Nr. 1274; Salon 1845, Nr. 1164 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1848, Nr. 3177– 3179.

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Salons, 1824–1852, *KK14, Salon de 1843 | Paris, AMN f: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK37, Salon de 1843 | Paris, BnF, Mss. FR Nouv. Acq. 16800, Famille Delaroche-Vernet. Correspondances, fol. 164–166 | Weimar, THStAW, HA A XXV 1315 fol. 1v. [Korr. D 366, Paul Delaroche an Maria Pawlowna, Paris, 28.9.1841]. Lisa Hackmann

Meister, Simon 1796 Koblenz – 1844 Köln Schlachten-, Porträt- und Tiermaler

Archivalien Berlin, PrAdK, Pers. BK 337, Friedrich Martersteig [eigenhändiger Lebenslauf] | Düsseldorf, HStA NRW Reg. Düss. Präs. Büro, Bd. 1558, S. 106v., 122v., 146v., 160v., 171v. [Schülerlisten Kunstakademie Düsseldorf] | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, 1834–1865, → LL 3, Nr. 501, Nr. 797 | Paris, AMN b: Paris, AMN, X-Salons, Salon de 1844 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK12, Salon de 1841 | Paris, AMN d: Paris, AMN, *KK 23– 46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK35, Salon de 1841 | Paris, AMN e: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des

S. Meister, Selbstbildnis, 1827

Künstlerische Laufbahn vor 1817 private Ausbildung in Koblenz bei Konrad Zick und Johann Heinrich Verflassen; im Zeitraum 1817–1823 erster einjähriger Parisaufenthalt; 1824 Aufenthalt und Ausbildung in Berlin, vermutlich bei Wilhelm → Wach mit finanzieller Unterstützung durch den preußischen Hof; 1824–1828 zweiter Parisaufenthalt; Ausbildung bei Horace Vernet; 1827 Teilnahme am Pariser Salon; 1828 Rückkehr nach Koblenz; Anfertigung zahlreicher Porträts der

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Meister, Simon

Koblenzer Gesellschaft; 1833 Übersiedlung nach Köln; Ausführung von Schlachtenbildern und Darstellungen des Kölner Karnevals; ab 1841 in Zusammenarbeit mit seinem Bruder und Schüler Niklas Meister Anfertigung von Dioramen in Köln

Parisaufenthalte im Zeitraum 1817–1823, 1824–1828 Nachdem eine Überblicksausstellung zur Düsseldorfer Malerschule 1925 nach langen Jahren der Vergessenheit wieder an Simon Meister erinnerte (Koetschau 1926), widmete seine Heimatstadt Koblenz dem Maler 1994 eine Einzelausstellung. Der zugehörige Katalog arbeitet Archivalien des Geheimen Staatsarchivs auf und bietet damit die einzigen, jedoch wertvollen Informationen zu Meisters zweitem Parisaufenthalt (Kat. Koblenz 1994). Literarisch lieferte Meisters Leben Stoff für Otto Brües’ Roman Simon im Glück (1949), der jedoch keinen Anspruch auf genaue Angabe biographischer Fakten erhebt und dessen Wahrheitsgehalt vage bleibt. Aus einer armen rheinischen Sattlerfamilie stammend, studierte Simon Meister zunächst privat bei Konrad Zick und Johann Heinrich Verflassen in Koblenz. Über seinen ersten, einjährigen Parisaufenthalt, der vermutlich zwischen 1817 und 1823 stattfand, ist kaum etwas bekannt. In den Kopistenregistern des Louvre befindet sich allerdings ein Eintrag zu einem „Meister“, der als Schüler des Schlachtenmalers Jean-Charles Langlois verzeichnet ist und als Adresse die Rue de Grenelle St. Germain 82 angibt (Paris, AMN a). Vielleicht kam der Maler als Sattlergeselle nach Paris und nahm dort am Zeichenunterricht einer Handwerkerschule teil (Neuer Nekrolog; Jungjohann 1929, S. 29). Andere Quellen behaupten, er sei aus eigenem Antrieb mit geringer finanzieller Unterstützung seitens seiner Familie nach Paris gereist (Kat. Koblenz 1994, S. 7). Dass Meister sich mit der französischen Malerei auseinandersetzte, zeigt sein wohl bekanntestes Gemälde, das Porträt des Fürsten Blücher aus dem Jahr 1823 (Taf. XVII). Zum einen weist das Gemälde eindeutig Elemente von Théodore Géricaults Gardejäger beim Angriff (1812) auf (Schoch 1975, S. 111), zum anderen ist der Bezug zu Jacques-Louis Davids Bonaparte überquert den St. Bernhard (1800/01) unverkennbar (Hansmann 2000, S. 87ff.). Blücher hatte ein Exemplar des Napoleon-Bildnisses aus Saint-Cloud als Kriegsbeute nach Berlin mitgenom-

men und dann dem preußischen König zum Geschenk gemacht. Meister scheint sein großformatiges Bildnis jedoch ohne Auftrag ausgeführt zu haben, um das preußische Königshaus auf sich aufmerksam zu machen (ebd., S. 87). Dass er sein Blücher-Bildnis als Pendant zu Davids Gemälde konzipierte, kann als Strategie gedeutet werden, um Zugang zum Berliner Schloss zu erhalten. Im Januar 1824 schrieb Generalleutnant Johann Adolf Freiherr von Thielmann an den preußischen König Friedrich Wilhelm III., um sich im Namen der Koblenzer Bürger für den jungen Simon Meister einzusetzen und ihm das Bildnis des Fürsten Blücher als Beweis seines Talents anzubieten (Berlin, GStA PK, fol. 1–2). Nachdem der Berliner Maler Wilhelm → Wach den Kauf vermitteln konnte (Berlin, GStA PK, fol. 4–5), ließ der preußische König Simon Meister nach Berlin kommen, wo er ihm finanzielle Unterstützung und Ausbildung garantierte (Berlin, GStA PK, fol. 9). Nach einem kurzen Aufenthalt in Berlin wurde der 28-jährige Meister im Frühjahr 1824 und durch persönliche Vermittlung Alexander von Humboldts dem Pariser Maler Horace Vernet empfohlen (Berlin, SBB PK HA). Der sieben Jahre ältere Vernet war zu diesem Zeitpunkt bereits ein angesehener Schlachtenmaler, und Humboldt notierte: „Vernet hat mir versprochen an Herrn Meister ein ganz besonders Talent zu nehmen: Ich kann mich gut verbürgen, das er dies halten wird, wenn nur Herr Meister nicht etwa neue Schlachten in denen die Franzosen besiegt werden, Einzüge in Paris und solche etwas anzügliche Gegenstände hier mahlen will. Nationalstolz ist Vernet’s Steckenpferd und soll er daher, uneigennützig, einem ihm ganz unbekannten Künstler nützlich sein, so muss der Friede von dieser Seite nicht gebrochen werden“ (Berlin, GStA PK, fol. 10). Meisters Ausbildung bei Horace Vernet wurde trotz privater Zwischenfälle, die seinen Aufenthalt in der „Schule eines so ausgezeichneten Meisters“ kurzzeitig gefährdeten (Berlin, GStA PK, fol. 15), 1825 durch das preußische Königshaus für ein weiteres Jahr bewilligt (Berlin, GStA PK, fol. 22–33). Bereits ein Jahr nach Beginn der Ausbildung Meisters in seinem Atelier schickte Vernet Alexander von Humboldt ein Zeugnis, in dem er das große Talent des jungen Malers außerordentlich lobte. Er wolle ihn weiter fördern, damit Meister Preußen Ehre erweisen könne (Berlin, GStA PK, fol. 18). Vernets Aufmerksamkeit für Simon

Meister, Simon

Meister führte später zu der Annahme, Meister sei sein Lieblingsschüler gewesen (Koetschau 1926, S. 24; Jungjohann 1929, S. 29). Im Oktober 1827 schrieb Humboldt an den preußischen König, dass Meister noch ein weiteres Jahr in Paris bleiben solle und Vernet anschließend wünsche, mit ihm nach Berlin zu kommen und den König zu treffen (Berlin, GStA PK, fol. 30–31). Im selben Jahr beschickte Meister von der Rue des Grès 11 aus (Salon 1827, Nr. 714, 715) den Salon mit zwei Gemälden, nämlich Prinz Wilhelm der Ältere von Preußen zu Pferde in der Schlacht bei Laon, welches später als Geschenk nach Berlin ging, und dem Kampf eines Griechen mit einigen Türken um einen Roßschweif. Die Bilder wurden 1828 in der Berliner Akademie-Ausstellung gezeigt (BAA 1828, Nr. 332, 333), wo Johann Gottfried Schadow „ihre Grösse und Bravour“ lobte, vor allem aber die „Manier des Horace Vernets“ erkennen wollte (Schadow 1987, S. 170). Das Studium bei Vernet prägte die Rezeption Simon Meisters nachhaltig, da er auch noch in der jüngsten Literatur als „Vernet des Niederrheins“ oder „Vernet des Rheinlands“ (Kat. Koblenz 1994, S. 22; Weschenfelder 1994 b, S. 2941; Füßli 1846, S. 364f.) bezeichnet wird. Im Alter von 32 Jahren kehrte Simon Meister 1828 in seine Heimatstadt Koblenz zurück. In mehreren Briefen bemühte er sich um Aufträge und Ankäufe durch seine Förderer, die preußische Königsfamilie (Berlin, GStA PK, fol. 35–47). Nachdem diese einige Gemälde erstanden hatte (Berlin, GStA PK, fol. 47), blieben weitere Geschäfte aus, wohl weil der Stil Meisters sowie sein Interesse an Schlachtenszenen nicht dem am preußischen Hofe vorherrschenden Geschmack entsprachen. 1833 siedelte Meister schließlich nach Köln um (Hansmann 2000, S. 103), wo er eine kleine Malerschule gründete und als Porträtmaler tätig war. Auch wendete er sich hier gemeinsam mit seinem Schüler und Bruder Nikolas erfolgreich der Dioramen- und Panoramenmalerei zu (Mungen 1998; Jungjohann 1929, S. 35–36; Kat. Koblenz 1994, S. 19–20). Diese hatte er möglicherweise schon in Paris kennengelernt. Auch Vernet führte später großformatige Panoramengemälde für das Schloss von Versailles aus.

Werke der Pariser Zeit Selbstbildnis, 1821, Öl/Lw, 55 × 46,5 cm, Inv. Nr. M 164, Koblenz, Mittelrhein-Museum | Bildnis eines

199

Mädchens, 1823, Öl/Lw, 65 × 44,5 cm, Inv. Nr. 60.75, Bonn, Rheinisches Landesmuseum | Feldmarschall Blücher zu Pferde, 1823, Öl/Lw, 293 × 249 cm, Berlin, Schloss Charlottenburg (Taf. XVII) | Bildnis einer Dame, 1824, Öl/Lw, 52 × 44 cm, Verbleib unbekannt | Bildnis eines preußischen Generals zu Pferde in der Schlacht, 1825, Öl/Lw, 56 × 45 cm, Koblenz, Kunsthandlung Gebr. Meister | König Friedrich Wilhelm III. mit dem Kronprinzen und Begleitung (ehemaliger Titel: General von Borstell in der Schlacht bei Dennewitz), 1825, Ölskizze auf Leinwand, 54,5 × 46 cm, Inv. Nr. M 265, Koblenz, Mittelrhein-Museum | König Friedrich Wilhelm III. mit dem Kronprinzen und Begleitung, 1825, Öl/Lw, 379 × 323 cm, Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Inv. Schloß Stolzenfels/Standort Burg Sooneck | König Friedrich Wilhelm III. in der Schlacht, 1825, Öl/Lw, 380 × 323 cm, Koblenz, Mittelrhein-Museum | Tod des Herzogs von Braunschweig, 1825, Verbleib unbekannt | Selbstbildnis, 1826, Öl/Lw, 24 × 18,5 cm, Köln, Stadtbibliothek Köln-Chorweiler | Napoleon zu Pferde, 1826, Verbleib unbekannt, vormals Köln, Privatbesitz | Skizze zu Prinz Wilhelm der Ältere von Preußen zu Pferde in der Schlacht, vor 1827, Öl/ Holz, 56,5 × 43 cm, Koblenz, Mittelrhein-Museum | Prinz Wilhelm der Ältere von Preußen zu Pferde in der Schlacht, vor 1827, Öl/Lw, 359 × 305 cm, Verbleib unbekannt, vormals Berlin, Königliches Schloß (Salon 1827, Nr. 714) | Kampf eines Griechen mit einigen Türken um einen Roßschweif, 1827, Öl/ Lw, 305 × 260 cm, Inv. Nr. GK I 938, Potsdam, Neues Palais (Salon 1827, Nr. 715; Kat. Koblenz 1994, S. 88) | Selbstbildnis, 1827, Öl/Lw, 62,5 × 48,5 cm, Inv. Nr. 1115, Köln, Wallraf-Richartz-Museum.

Bibliographie ADB, Bénézit, Boetticher, Nagler, Neuer Nekrolog, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner AkademieAusstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, BAA 1828, Nr. 332–333 | Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 361–362, Anm. 1319– 1325, S. 425–426, 450, Anm. 406, 407 | Brauksiepe, Bernd u. Anton Neugebauer, 250 Maler in RheinlandPfalz, 1450–1950. Künstlerlexikon, Mainz-Hechtsheim 1986, S. 151–153 | Brües, Otto, Simon im Glück, Gütersloh 1949 | Füßli, Wilhelm, Die wichtigsten Städte am Mittel- und Niederrhein im deutschen Gebiet, mit Bezug auf alte und neuere Werke der Architektur,

200

Meister, Simon

Skulptur und Malerei, 2 Bde., Leipzig 21846, Bd. 2, S. 24, 364–365 | Hansmann, Martina, „Simon Meisters Bildnis des Fürsten Blücher zu Pferde“, in: Uwe Fleckner et al. (Hrsg.), Jenseits der Grenzen, französische und deutsche Kunst vom Ancien Régime bis zur Gegenwart, 3 Bde., Köln 2000, Bd. 2, S. 87–110 | Jungjohann, Adolf, Beiträge zur Geschichte der Koblenzer Malerei in der ersten Hälfte des Neunzehnten Jahrhunderts. Koblenzer Maler vor hundert Jahren, Koblenz 1929, S. 29–36 | Kat. Koblenz 1994: Simon Meister (1796–1884), Klaus Weschenfelder (Hrsg.), Ausstellungskat. u. Werkverzeichnis, Mittelrhein-Museum, Koblenz 1994 | Kat. Koblenz 1999: Die Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Weschenfelder, Klaus (Hrsg.), Bestandskat., Mittelrein-Museum, Koblenz 1999, Band 6, S. 64ff. | Koetschau, Karl, Rheinische Malerei in der Biedermeierzeit, zugleich ein Rückblick auf die Jubiläums-Ausstellung Düsseldorf 1925 der Jahrtausendfeier der Rheinlande, Düsseldorf 1926, S. 22–24 | Merlo, Johann Jakob, Kunst und Künstler in Köln, Nachrichten von dem Leben und den Werken Kölnischer Künstler, Köln 1850, S. 280–283 | Mungen, Anno, „… man müsste den Donner der Kanonen kören können!“ – Simon und Niklas Meister und die Kölner Panoramen- und Dioramenmalerei. Für die „Dienstagsreferate“ des Freundeskreises des Wallraf-Richartz-Museums und des Museums Ludwigs, Vortrag im Rahmen des DFG-Projekts Theaterbilder und Musik, Köln 1998, [Stand: 4.5.2012] | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der Neueren Deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin, 1836, Bd. 1, S. 267–277 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1819–1834, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1827, Nr. 953–954 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten, Götz Eckhardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 1, S. 169– 170 | Schoch, Rainer, Das Herrschaftsbildnis in der Malerei des 19. Jahrhunderts, München 1975, S. 110– 111 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 292 | Weschenfelder 1994 a: Weschenfelder, Klaus, „Koblenzer Maler im 19. Jahrhundert im Mittelrhein-Museum Koblenz“, in: Weltkunst, Bd. 21, 1994, S. 2922–2924 | Weschenfelder 1994 b: Ders., „Vernet des Rheinlands Simon Meister“, in: Weltkunst, Bd. 21, 1994, S. 2941.

Archivalien Berlin, GStA PK, I. HA Rep. 89 Geh. Zivilkabinett, jüngere Periode Nr. 19693: Die von dem Maler Simon Meister zu Coblenz angefertigten Gemälde und die demselben Behuf zur Ausbildung seines Talents bewilligte Unterstützung, fol. 1–2 [Brief von Freiherr von Thielmann an Unbekannt, Koblenz, 12.1.1824/Brief von Freiherr von Thielmann an Friedrich Wilhelm III, Koblenz, 12.1.1824]; fol. 4– 5 [Brief von Wilhelm Wach an Unbekannt, Berlin, 17.2.1824]; fol. 9 [Brief v. Kabinettsrat Albrecht an Unbekannt, Berlin, 17.2.1824]; fol. 10 [Brief v. Alexander von Humboldt an König Friedrich Wilhelm III, Paris, 8.5.1824]; fol. 15 [Brief v. Wilhelm Wach an Kabinettsrat Albrecht, 12.8.1825]; fol. 18 [Zeugnis v. Horace Vernet für Maester (sic), Paris, 28.6.1828]; fol. 22–33 [Briefverkehr um finanzielle Unterstützung Meisters von Albrecht, Freiherr von Altenstein, Alexander von Humboldt, Simon Meister etc., Oktober 1825 bis August 1827]; fol. 30–31 [Alexander von Humboldt an Unbekannt, Berlin, 23.10.1827]; fol. 35–47 [Briefverkehr zum Ankauf verschiedener Gemälde, September 1828 bis Februar 1829]; fol. 47 [Ankauf der Gemälde, Brief an Simon Meister, Berlin, 22.2.1829] | Berlin, SBB PK HA, Autogr. I/560 [Alexander von Humboldt an Horace Vernet, o.O., o.D.] | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrés aux artistes, 1821–1823, 1834–1865, *LL 1, S. 41 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852; *KK 2, Salon de 1827; *KK 10, Salon de 1839. Stéphanie Baumewerd

Melzer, (Karl Ferdinand) Ludwig

Melzer, (Karl Ferdinand) Ludwig 1796 Poznań/Posen – nach 1835? Porträt- und Historienmaler

Künstlerische Laufbahn 1814–1817 Schüler an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1817–1820 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Antoine-Jean Gros und an der École des beaux-arts; 1820–1825 Romaufenthalt; nach 1825–1835 Historien- und Porträtmaler in Berlin; 1828, 1830, 1832 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung

Parisaufenthalt 1817–1820 Der völlig unbekannte Porträt- und Historienmaler Ludwig Melzer gelangte unmittelbar nach seiner Ausbildung an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin im Alter von 21 Jahren nach Paris. Erstes Zeugnis für seinen dortigen Aufenthalt legt sein Name auf der Liste der Schüler von Antoine-Jean Gros ab; dort wird Melzer im Jahr 1817 verzeichnet (Delestre 1845, S. 489). Bestätigt wird der Schülerstatus bei Gros durch den Eintrag Melzers in das Register der École des beaux-arts am 29. August 1818 (Paris, AN a). Die Einschreibung erfolgte auf Empfehlung durch Gros, wie ebenfalls dem Register zu entnehmen ist. In den folgenden Semestern beteiligte sich Melzer rege an den Wettbewerben der École des beaux-arts. Von März 1819 bis April 1820 nahm er an dem Platzierungswettbewerb der Modellzeichenklassen teil und sicherte sich dort seinen Platz in den Zeichensälen (Paris, AN b). Zeitgleich sind dort die wenige Jahre älteren Frankfurter Maler Johannes → Thomas und Heinrich Friedrich → Höffler anwesend (ebd.). Als einzige Adresse Melzers ist aus dieser Zeit der Quai des Augustins 47 zu ermitteln (Paris, AN a). Dass Melzer im Anschluss an seinen Parisaufenthalt nach Rom ging, scheint gesichert, nur muss das bisher angenommene Anreisedatum von 1818 revidiert werden (TB; Geller 1952, S. 136), da der Künstler frühestens im Frühjahr 1820 aus Paris abreiste (Paris, AN b). Nach seiner Rückkehr aus Rom ist Melzer bis zum Jahr 1835 in Berlin zu verorten (BAA 1828, 1830,

201

1832; Berliner Adressbücher). Später erscheint der Name Melzers noch zwei weitere Male im Pariser Kontext und lässt Spekulationen über den weiteren Lebensweg des Künstlers zu: Im Januar 1845 erhält ein Louis Melzer eine Zugangserlaubnis, um im Louvre arbeiten und studieren zu dürfen, mit der Adresse Rue du Faubourg du Temple 94 (Paris, AMN a); im Jahr 1848 stellte ein Maler namens Louis Melzer im Pariser Salon (Salon 1848, Nr. 3267–3268) unter Angabe der Adresse Rue Notre-dame-de-Lerette [Lorette?] 46 aus. Ob es sich hierbei um den beschriebenen Ludwig Melzer handelt, bleibt unklar.

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie Bénézit, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1828, Nr. 335; BAA 1830, Nr. 417–420; BAA 1832, Nr. 445–446 | Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin auf das Jahr […] enthaltend: die Wohnungsnachweisungen aller öffentlichen Institute und Privat-Unternehmungen, aller Hausbesitzer, Beamteten, Kaufleute, Künstler, Gewerbetreibenden und einen eigenen Hausstand Führenden, in Alphabetischer Ordnung, J.W. Boicke (Hrsg.), Berlin 1823– 1854 | Delestre, Jean-Baptiste, Gros et ses Ouvrages: ou mémoires historiques sur la vie et les travaux de ce célèbre artiste, Paris 1845, S. 489 | Geller, Hans, Die Bildnisse der Deutschen Künstler in Rom 1800– 1830, Berlin 1952, S. 136 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1848, Nr. 3267–3268 | Tripier Le Franc, Justin, Histoire de la vie et de la mort du baron Gros le grand peintre. Rédigée sur de nouveaux documents et d’après des souvenirs inédits, Paris 1880, S. 589.

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK 0416, Bericht über die Schüler der ersten Zeichenklasse, 1797–1857, fol. 59 | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK 0417, Berichte über die Schüler der 2. Zeichenklasse, 1818– 1845 [ab 1798], fol. 23, 27, 30 | Berlin, PrAdK c: Ber-

202

Möller, Johannes Ludwig Heinrich (Møller, Johannes Ludwig Heinrich)

lin, PrAdK 0420, Berichte über die Schüler der Gipszeichenklasse, der Ornamentklasse, des Eleveninstituts, 1812–1868, fol. 10 | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 12–16, Registre des copistes, cartes des permissions d’entrée, 1834–1865, *LL 13, Nr. 1194 | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 472 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 6, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1817–1822, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [24.3.1819, 29.8.1819, 25.4.1820: o.A.]. Sylva van der Heyden

Möller, Johannes Ludwig Heinrich (Møller, Johannes Ludwig Heinrich) 1814 Lübeck – 1885 London Miniaturmaler

Künstlerische Laufbahn um 1835 Schüler von Friedrich Carl Gröger und Jacob Aldenrath in Altona; 1836/37, 1839/40 Studium an der Königlich Dänischen Akademie der Schönen Künste in Kopenhagen; 1837–1839 Reise durch Norwegen und Schweden; 1840/41 erster Parisaufenthalt mit privater Unterstützung des dänischen Königs Christian VIII.; 1842–1844 zweiter Parisaufenthalt; Schüler in den Ateliers von Théodore Gudin und Paul Delaroche; 1845 dritter Parisaufenthalt; 1843–1845, 1847 Teilnahme am Pariser Salon; 1845 Medaille 2. Klasse; 1844–1848 dänischer Hofminiaturmaler in Kopenhagen; 1844 Ernennung zum Mitglied der dortigen Kunstakademie; Erlangung des dänischen Bürgerrechts; 1848– 1850 in Stockholm, Ausführung von Porträts der schwedischen Königsfamilie; 1850–1859 in London ansässig; 1851–1873 Teilnahme an Ausstellungen der Royal Academy London; 1859–1861 Aufenthalt in Sankt Petersburg, um 1860 Ernennung zum Mitglied der Russischen Kunstakademie; 1861 endgül-

tige Niederlassung in London; Ausführung von Porträts der britischen Königsfamilie

Parisaufenthalte 1840/41, 1842–1844, 1845 Die drei aufeinanderfolgenden Parisaufenthalte des in Lübeck geborenen Miniaturmalers Johannes Ludwig Heinrich Möller finden kurze Erwähnung in verschiedenen Künstlerlexika und Publikationen zur Miniaturmalerei (u.a. Feddersen 1984, S. 122; Foskett 1972, S. 410; Schidlof 1964, S. 581; Weilbach 1997, S. 25–26). Darüber hinaus geben die Kataloge des Pariser Salons und in Paris befindliche Archivalien Auskunft (Salon 1847; Paris, AMN). Eine erste Ausbildung hatte Möller zunächst bei den Miniaturisten Jacob Aldenrath und Friedrich Carl Gröger in Altona erhalten, bevor er ein Studium an der Königlich Dänischen Akademie der Schönen Künste in Kopenhagen aufnahm und sich anschließend erstmals nach Paris begab (Schidlof 1964, S. 581–582; Weilbach 1997, S. 25f.). Im Dezember 1840 reiste Möller mit privater Unterstützung des dänischen Königs Christian VIII. für ein Jahr in die französische Metropole (Weilbach 1997, S. 25). Die genauen Umstände seines Aufenthalts sind nicht bekannt. Zu Ausbildungszwecken kehrte Möller im Jahr 1842 nach Paris zurück. Im Register der Kopisten des Louvre wird er im Juli 1842 als Schüler des Marinemalers Théodore Gudin geführt (Paris, AMN a). Spätestens 1843 trat Möller darüber hinaus in das Atelier des Historienmalers Paul Delaroche ein (Paris, AMN c; Schidlof 1964, S. 581f.; Weilbach 1997, S. 25f.). Im Pariser Salon stellte Möller in den Jahren 1843 bis 1845 und 1847 ausschließlich Miniaturen aus, so u.a. ein 1840 noch in Kopenhagen ausgeführtes Porträt des Bildhauers Bertel Thorvaldsens nach Horace Vernet und ein Porträt des Königs von Dänemark, für das er 1845 eine Medaille 2. Klasse erhielt (Salon 1843, Nr. 1326, 1°; Salon 1845, Nr. 1943; Paris, AMN b). In den Katalogen des Salons sind mehrere Adressen Möllers verzeichnet: Rue Castellane 9, Rue Taranne 18 und Rue Fontaine-Saint-Georges 25 (Salon 1843–1845). Einziges privates Zeugnis seiner Aufenthalte in der französischen Metropole ist das auf 1842 datierte Porträt seiner Ehefrau, die Möller wohl nach Paris begleitet hatte (Kunsthandel Regensburg). Im Jahr 1844 verließ der Künstler Paris zunächst und wurde dänischer Hofmaler in Kopenhagen, bevor er im darauf-

Möller, Johannes Ludwig Heinrich (Møller, Johannes Ludwig Heinrich)

folgenden Jahr noch einmal an die Seine zurückkehrte (Weilbach 1997, S. 25; Salon 1845, Nr. 1943– 1944). Nach sich anschließenden Tätigkeiten als Miniaturmaler am schwedischen Hof, ließ sich Möller im Jahr 1850 in London nieder (Foskett 1972, S. 410).

Werke der Pariser Zeit Porträt von Bertel Thorvaldsen nach Horace Vernet, Aquarell auf Elfenbein auf Karton, 11.8 × 9.0 cm, signiert: J. Möller 1840, London, The Royal Collection, Inv. Nr. RCIN 420824 | Bildnis der Gattin des Künstlers Elina Sophia Möller, Miniatur auf Elfenbein, Paris 1842, 13 cm hoch, vergoldeter, teilweise fein punzierter und ziselierter Messingrahmen mit hellblauer Emaille-Einlage, rückseitig mit Feder in Dunkelbraun auf weißem Ziegen(?)leder, bezeichnet: „Mad. Elina Sophia Möller … Johannes Möller in Paris 1842“, zuletzt: Kunsthandel, Regensburg, Antiquitäten Baumann | Porträt Christian VIII., 1842, Miniatur, Elfenbein, 5,5 × 4,1 cm, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Inv. Nr. KMS4740 | Selbstporträt, 1843, Miniatur, Gummitempera auf Elfenbein, 12,2 × 8,8 cm, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Inv. Nr. KMS4090 | Portrait de S. Exc. M. le ministre de K…, miniature, Verbleib unbekannt (Salon 1843, Nr. 1326, 2°) | Portrait de M. le chevalier D…, miniature, Verbleib unbekannt (ebd. Nr. 1326, 3°) | Portrait de M. M…, miniature, Verbleib unbekannt (ebd. Nr. 1326, 4°) | Porträt Christian VIII., 1844, Miniatur, Elfenbein, 15,3 × 10,2 cm, Kopenhagen, Akademiraadet. Det Kongelige Akademi for de Skønne Kunster, Inv. Nr. KS 147 | Portrait de M. L…, miniature, Verbleib unbekannt (Salon 1844, Nr. 2066, 1°) | Une petite fille avec un chien, d’après M. Gué, miniature, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2066, 2°) | Portrait de Mlle S…, miniature, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2066, 3°) | Portrait de S. M. le roi de Danemark, Verbleib unbekannt, miniature (Salon 1845, Nr. 1943) | Portrait de M. M…, miniature, Verbleib unbekannt (Salon 1845, Nr. 1944) | Trois portraits, miniatures, Verbleib unbekannt (Salon 1847, Nr. 1901).

Bibliographie TB, Weilbach – Feddersen, Berend H., SchleswigHolsteinisches Künstler-Lexikon, Bredstedt 1984, S. 122 | Foskett, Daphne, A Dictionary of British Mi-

203

niature Painters, Bd. 1, London 1972, S. 410 | Foster, Joshua James, A Dictionary of Painters of Miniatures (1525–1850), London 1926, S. 209 | Lemberger, Ernst, Die Bildnis-Miniatur in Deutschland von 1550 bis 1850, München 1909, S. 327 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1843, Nr. 1326; Salon 1844, Nr. 2066; Salon 1845, Nr. 1943–1944 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1847, Nr. 1901 | Schidlof, Leo, Die Bildnisminiatur in Frankreich im XVII., XVIII. und XIX. Jahrhundert, Wien, Leipzig 1911, S. 221 | Schidlof, Leo R., La Miniature en Europe, aux 16e, 17e, 18e et 19e siècles, Bd. II, Graz 1964, S. 581–582.

Archivalien Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 7, Nr. 1409 | Paris, AMN b: Paris, AMN, X Salon, Salon de 1845 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852, *KK 14, Salon de 1843 | Paris, AMN d: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK37, Salon de 1843. Lisa Hackmann

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Moser, Julius

Moser, Julius 1805/1808 Gumbinnen/Gussew – 1879 Berlin Historien- und Porträtmaler, Zeichenlehrer

W. Hensel, Julius Moser, 1837

Künstlerische Laufbahn 1831 Schüler im Berliner Privatatelier von Wilhelm Hensel; 1832 Schüler an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1832–1850 Teilnahme an den Berliner Akademie-Ausstellungen; 1837–1840 Parisaufenthalt; 1837–1838 Schüler von Léon Cogniet; 1838–1840 Schüler von Paul Delaroche; 1840–1848 Romaufenthalt; ab 1850 in Berlin; Tätigkeit als Zeichenlehrer und Porträtist des jüdischen Berliner Bürgertums

Parisaufenthalt 1837–1840 Der gebürtige Ostpreuße Julius Moser, dessen Berichte aus Paris im Archiv der Akademie der Künste in Berlin aufbewahrt werden (Berlin, PrAdK a–b), findet vor allem in der Forschungsliteratur zur jüdischen Kultur Erwähnung. Wird hier besonders seine Bedeutung als Porträtist des jüdischen Bürgertums hervorgehoben, beschäftigen sich andere Studien auch eingehender mit dem Künstler (Landsberger 1937; Bertz 2004). Die von Moser in

Paris angefertigten Skizzenbücher wurden letztmalig Ende der 1930er Jahre erwähnt (Landsberger 1937) und konnten später nicht wieder aufgefunden werden. 1836 wurde der jüdische Historienmaler Julius Moser der erste Stipendiat der neu gegründeten Michael-Beer-Stiftung (Berlin, PrAdK b, fol. 1–3). Die Stiftung hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mittellosen jüdischen Kunststudenten ein Auslandsstudium zu finanzieren. Die Statuten sahen einen einjährigen Auslandsaufenthalt vor, von dem acht Monate in Rom zuzubringen waren (Berlin, PrAdK a, fol. 13). Mit einer Förderung von 500 Reichstalern war Mosers erstes Ziel jedoch Paris (Berlin, PrAdK a, fol. 22–25). Am 18. Juni 1837 traf Moser in der französischen Hauptstadt ein, wo er sich in direkter Nachbarschaft zu seinem Studienfreund August Theodor → Kaselowsky am Quai Saint Michel 13 ein Quartier suchte (ebd.). Die Berichte Mosers und Kaselowskys weisen zum Teil starke Parallelen auf, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die beiden Kunststudenten viel gemeinsam unternahmen. Nachdem Moser die ersten zwei Wochen seines Aufenthalts genutzt hatte, die Pariser Kunstsammlungen kennenzulernen, folgte er dem Beispiel seines Freundes Kaselowsky und wurde Schüler bei Léon Cogniet, der eines „der vorzüglichsten Atteliers“ führte (ebd.). Von dessen Lehrmethoden berichtet Moser: „Dabei herrschte durchaus nicht der Zwang einer & derselben Kolorierung, […], sondern jeder macht seine eigenen Erfahrungen u aus seiner individuellen Anschauung giebt er die Natur wider, so daß von einem Modelle jedes Mal ein mannigfaltige Auffassungsweise erscheint“ (ebd.). Auch lobte Moser die Vielfältigkeit der Modelle und dass sie „nicht so theuer zu haben sind, als ich es von Italien gehört“ (ebd.). Er äußert sich begeistert über die Möglichkeiten, die sich für Künstler in Paris boten. Nirgends seien derart viele Hilfsmittel und Quellen für historische Forschung frei zugänglich wie dort. Dabei erwähnt er sowohl die Bibliotheken und Sammlungen als auch den Kunsthandel lobend (ebd.). Die ersten fünf Monate seines Aufenthalts verbrachte Moser mit dem Studium am lebenden Modell und Kopiertätigkeiten im Musée des artistes vivants im Palais du Luxembourg (ebd.). Auch im Louvre (Paris, AMN) fertigte er Kopien nicht nur nach alten Meistern wie Rembrandt, sondern auch

Moser, Julius

nach zeitgenössischen Malern wie Jean-Baptiste Joseph Debay und Joseph-Désiré Court an (Berlin, PrAdK a, fol. 29–32v. u. 41–43v.). In dieser Zeit wurde ihm klar, „was schon anfangs einige deutsche Kunstgenossen mir gesagt, daß Paris für die Kunst wie für das Leben als eine hohe Bildungsschule zu betrachten sei, die sich unmöglich in einem kurzen Zeitraum absolvieren lasse“ (Berlin, PrAdK a, fol. 13). Selbst Johann Gottfried Schadow, Direktor der Königlichen Akademie der Künste in Berlin, zeigte sich wenig überzeugt von dem eigentlichen Reiseziel Rom. In Bezug auf Mosers Berichte aus Paris kommentierte er, dass es Rom an geeigneten Ateliers mangele und dass die Schüler „statt Schritte vorwärts zu thun, […] sogar manches Gute, angeeignete“ einbüßten (Berlin, PrAdK b, fol. 21– 21v.). Im Dezember 1837 bat Moser die Akademie der Künste und die Michael-Beer-Stiftung daher darum, seinen Aufenthalt in Paris verlängern zu dürfen, bevor er nach Italien abreise. Im Februar 1838 wurde seinem Anliegen stattgegeben (Berlin, PrAdK b, fol. 25) Ein weiteres Jahr später wurde ihm auf Empfehlung der Berliner Akademie das Stipendium der Michael-Beer-Stiftung erneut zugesprochen, da es an anderen Bewerbern mangelte (Berlin, PrAdK b, fol. 31–32). Bei seinen Studien richtete Moser den Fokus verstärkt auf seine Fertigkeiten in Farbe und Zeichnung (Berlin, PrAdK a, fol. 29–32v.). Vor allem in Bezug auf die Zeichnung habe er erhebliche Schwächen in seinem Können bemerken müssen und wolle daher seine restliche Zeit in Paris dazu nutzen, sich diesem „wichtigsten Grundstein der Kunst ganz allein zu widmen“ (ebd.). Aus diesem Grund verließ er das Atelier Cogniets und ging zu Paul Delaroche, der den Ruf hatte, vor allem auf die Zeichnung ein strenges Auge zu werfen (ebd.; Delaborde 1858, o.S.). In dessen Atelier blieb Moser bis zu seiner Abreise 1840. Über seine Zeit in der französischen Hauptstadt berichtet Moser, dass ihm „Paris fast jede Annehmlichkeit, ja fast jede Bequemlichkeit des äußeren Lebens versagt“ habe. Dennoch scheide er nicht „ohne zu bedauern, daß mir nicht noch einige Jahre zu solchen Studien vergönnt geblieben, wie ich hier zu machen Gelegenheit fand u nirgends wieder in so großer Mannichfaltigkeit finden werde“ (ebd.). Moser erreichte Rom im Sommer 1840, wo er im Kreis seines Berliner Lehrers Wilhelm Hensel und seines Studienfreundes August Kaselowsky,

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der bereits ein Jahr zuvor in Rom eingetroffen war, Aufnahme fand. Im Februar 1847 nahm er dort an einem Treffen von 18 ehemaligen Cogniet-Schülern teil (Apprendre à peindre 2012). Zu den Anwesenden zählten neben dem Organisator, dem französischen Bildhauer Louis-Ernest Barrias, u.a. Eugène Ernest Hillemacher, Charles-Marcel de Pignerolle und Charles Diodore Rahoult. Alle Künstler unterschrieben ein Bildnis von Cogniet, das von Barrias gefertigt worden war (ebd.). Moser blieb bis 1848 in Rom, bevor er sich zwei Jahre später dauerhaft in Berlin niederließ und fortan als Zeichenlehrer und Porträtist arbeitete.

Werke der Pariser Zeit Versteck, 1838, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Berlin, PrAdK a, fol. 29–32v.) | Bildnis eines griechischen Mädchens, 1838, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (ebd.) | Die Söhne Jakobs fordern Benjamin nach Ägypten, 1838, Skizze, Verbleib unbekannt (ebd.) | Der Rattenfänger in Hameln, 1838, Skizze, Verbleib unbekannt (ebd.) | Lucrèce sur la place publique de Collatie nach Auguste-Hyacinthe Debay, 1838, Skizze, Verbleib unbekannt (ebd.) | Loth und seine Familie von Engeln aus Sodom geführt nach Rubens, 1840, Verbleib unbekannt (Berlin, PrAdK a, fol. 41–43v.) | Ein spanischer Bettelknabe nach Murillo, 1840, Verbleib unbekannt (ebd.) | Selbstporträt Van Dycks nach Van Dyck, 1840, Verbleib unbekannt (ebd.) | Der Engel verlässt Tobias und seine Familie nach Rembrandt, 1840, Verbleib unbekannt (ebd.) | Der Tod Cäsars nach Joseph-Désiré Court, 1840, Verbleib unbekannt (ebd.).

Bibliographie AKL, Nagler, TB – Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris au XIX siècle, France Nerlich (Hrsg.), Tours 2012 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut BörschSupan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1838, Nr. 518–520 | Bertz, Inka, Familienbilder. Selbstdarstellung im jüdischen Bürgertum, Köln 2004, S. 49– 58 | Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten 1820–1850,

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Müller, Johann(es) Friedrich Wilhelm

Berlin 1929, S. 55 | Dies., Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, S. 55, 132, 145 | Judaica-Katalog, Vera Bendt (Hrsg.), Berlin 1989, S. 48–49 | Juden in Berlin, Andreas Nachama (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 2001, Bd. 1, S. 67–68 | Juden in Berlin. Biografien, Elke-Vera Kotrowski (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 2005, Bd. 2, S. 199 | Jüdische Geschichte in Berlin. Bilder und Dokumente, Reinhard Rürup (Hrsg.), Berlin 1995/96, S. 103 | Kat. Berlin 1981: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts. Zeichnungen von Wilhelm Hensel, Ausstellungskat., Nationalgalerie, Berlin 1981, S. 84 | Kat. Berlin 1994: Berlin Museum. Märkisches Museum. Gemälde I,1. 16.–19. Jahrhundert. Verzeichnis der Bestände des künftigen Stadtmuseums Berlin, Bestandskat., Sabine Beneke u. Sybille Gramlich (Bearb.), Berlin 1994, S. 190–192 | Landsberger, Franz, „Julius Moser. Ein vergessener jüdischer Maler“, in: C.-V.-Zeitung, H. 13, 1. April 1937, 2. Beilage, o.S. | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 68 | Schadow, Johann Gottfried, Kunstwerke und Kunstansichten: ein Quellenwerk zur Berliner Kunst- und Kulturgeschichte zwischen 1780 und 1845, Götz Eckhardt (Hrsg.), 3 Bde., Berlin 1987, Bd. 1, S. 229.

des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves 1834–1870, *LL 6, Nr. 1692. Jennifer Falckenberg

Müller, Johann(es) Friedrich Wilhelm 1782 Stuttgart – 1816 Burg Sonnenstein (heute zu Pirna) Kupferstecher und Zeichner

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK 132, Michael Beer’sche Stiftung 1835, Statuten der Michael-BeerStiftung, fol. 13; fol. 22–25 [erster Bericht Mosers aus Paris, 20.12.1837]; fol. 29–32v. [zweiter Bericht Mosers aus Paris, 2.10.1838]; fol. 41–43v. [dritter Bericht Mosers aus Paris, 15.6.1840] | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK 574, Kuratorium der Michael-Beerschen Stiftung (Bewerbungen) 1836–1850, fol. 1–3 [Unterstützung der Maler Eleven J. Moser und H. Löwenstein]; fol. 10–11 [Akademie der Künste an Michael Beer-Stiftung über den Sieg Mosers an der Konkurrenz]; fol. 12 [Bestätigung Wilhelm Hensels über die von Moser erfüllten Bedingungen]; fol. 21– 21v. [Schreiben Mosers an Schadow, 20.12.1837]; fol. 22–22v. [Schadow an Michael-Beer-Stiftung Bezug nehmend auf Mosers Schreiben vom 20.12.1837]; fol. 26–26v. [Bewilligung des verlängerten Studienaufenthalts, 18.2.1838]; fol. 31–32 [Empfehlung der Königlichen Akademie der Künste, Moser erneut das Stipendium der Michael-Beer-Stiftung zuzusprechen] | Paris, AMN, *LL 6–11, Registre

J. F. W. Müller, Selbstporträt, um 1803

Künstlerische Laufbahn vor 1800 Ausbildung zum Stecher beim Vater Johann[es] Gotthard Müller in Stuttgart; Unterricht bei Philipp Jakob Scheffauer im Zeichnen und durch Johann Heinrich von Dannecker; nach 1800 Tätigkeit als Kupferstecher in Stuttgart für den Kunstverleger Johann Friedrich Frauenholz aus Nürnberg; 1802–1806 Parisaufenthalt; Ausbildung an der École des beaux-arts und Tätigkeit als Kupferstecher; 1806 Rückkehr nach Stuttgart; Tätigkeit als Kupferstecher; 1808 Aufenthalt und Kopiertätigkeit in Dresden; anschließend Studienreise über Wien nach Rom; 1809 Rückkehr nach Stuttgart; 1813 Ernennung zum Hofkupferstecher; 1814 Professor der Kupferstecherkunst an der Allgemeinen

Müller, Johann(es) Friedrich Wilhelm

Kunst-Academie in Dresden; 1815 Aufgabe der Professur

Parisaufenthalt 1802–1806 Über die Ausbildung des Kupferstechers Johann Friedrich Wilhelm Müller in Paris werden hier erstmals vom Künstler selbst hinterlassene Aufzeichnungen und Briefe aus dem Hauptstaatsarchiv in Stuttgart ausgewertet, in denen sich zahlreiche biographische Informationen finden. Der einzigen kunstwissenschaftlichen Publikation zufolge (Rümelin 2000) entstanden in Paris nur sieben Kupferstiche und Radierungen. Müllers malerisches Werk nimmt sich mit drei bekannten Gemälden noch bescheidener aus. Von Straßburg kommend, traf Müller am 15. September 1802 in Paris ein (Stuttgart, HStAS f). Am Tag darauf schrieb er sich an der École des beaux-arts ein (Paris, ENSBA), wo er vom erfolgreichen Kupferstecher und Akademie-Mitglied Charles-Clément Bervic (auch bekannt unter dem Namen Balvay) empfohlen wurde. Die Register erwähnen auch, dass er der Sohn des „c[itoyen] Muller Académicien“ sei, was zum einen als Garantie angesehen wurde, zum anderen auch auf den Bekanntheitsgrad des Vaters hindeutet. Tatsächlich unterhielt Johann Gotthard Müller gute Beziehungen zu Bervic und anderen in Paris ansässigen Künstlern wie Franz Peter Joseph Kymli, was die Integration des jungen Künstlers sowie seine berufliche und künstlerische Entwicklung in den folgenden Jahren entscheidend förderte. Bei seiner Ankunft war der 20-Jährige bereits ein ausgebildeter Kupferstecher und seit mehreren Jahren in diesem Beruf tätig. Er wohnte und arbeitete zunächst mit dem Arbeitskollegen und Freund Johann Gottfried Schmidt „in der rue du Chantre nro 78 prés le Louvre & Palais royal, hotel de Warwik“ (Stuttgart, HStAS a). Nachweisen lassen sich auch Kontakte zu Johann Georg Wille und ein Besuch bei der Malerin Marie Louise-Élisabeth Vigée-Lebrun (Stuttgart, HStAS b). Spätestens seit Januar 1803 arbeitete Müller für Louis-Nicolas-Joseph Robillard-Péronville (Stuttgart, HStAS f), in dessen Auftrag 1803/04 auch die Stiche Vénus d’Arles und La Jeunesse entstanden. Mit Pierre-Louis-Henri Laurent und Johann Conrad → Ulmer arbeitete er seit April 1803 zusammen und schuf gemeinsam mit ihnen einige Kupferstiche (Stuttgart, HStAS b). Man kann also

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vermuten, dass Müller seinen Lebensunterhalt durch Auftragsarbeiten und gelegentliche Zuwendungen der Eltern bestritt (Stuttgart, HStAS e; Stuttgart, HStAS f). Neben seiner Tätigkeit als Stecher und dem Unterricht an der École des beaux-arts besuchte Müller ab dem 9. Januar 1803 auch „einen anatomischen Cursus“ beim Chirurgen und Künstler JeanGalbert Salvage (Stuttgart, HStAS f). Seinem Vater teilte er später den eigentlichen Grund dieser Weiterbildung mit: „Vorige Woche versuchte ich mein Heil auf der Academie nach dem Model um den Plaz [concours de place] zu zeichnen; ich habe mich ziemlich gut herausgezogen – fürs erstemal; ich bin der 29 auf der Liste. Diesen Sommer erst werd ich die Kenntnisse von Anatomie die ich mir erworben habe, gut anwenden lernen“ (Stuttgart, HStAS b; Paris, AN a; Taf. III). Im November 1803 schrieb Müller dann über einen weiteren concours, dass seine Zeichnungen nach der Antike und der Natur gelungen seien, er bei ihnen aber, da er „den Geschmak der Herrn Professoren ein wenig kenne, […] etwas mehr auf Effect als richtige Formen“ Wert gelegt habe (Stuttgart, HStAS c; Paris, AN b). Bei welchen Professoren er Kurse besuchte, oder ob Müller zusätzlich von Bervic oder einem befreundeten Kupferstecher ausgebildet wurde, ist nicht überliefert. Seine technischen Fertigkeiten im Stecherhandwerk verbesserte er, indem er sich die Kenntnisse anderer Stecher und Drucker aneignete (ebd.; Stuttgart, HStAS d). In Paris studierte Müller natürlich auch die Kunstschätze der Sammlungen und Museen. Mehrfach besuchte er den Louvre und die Gemäldesammlung in Saint-Cloud sowie das Palais Royal und den Salon (Stuttgart, HStAS a; Stuttgart, HStAS d; Stuttgart, HStAS e). Im April 1803 bezog er zusammen mit → Ulmer ein neues Arbeitsatelier in der „Rue de la liberté no. 30. prés du Luxembourg“, welches ihm Kymli für 15 Franc monatlich vermietete (Stuttgart, HStAS b). Im Sommer 1803 erlitt Müller dann einen Schwächeanfall, woraufhin er einige Monate auf dem Land verbrachte (Stuttgart, HStAS f). Dort wurde er von Kymli, vermutlich in Choisy, im Malen unterrichtet (Stuttgart, HStAS b). Das Ergebnis dieser Ausbildung waren drei Gemälde, worunter sich das Selbstporträt und ein Kinderkopf nach einer Skizze von Eustache Le Sueur befanden (Stuttgart, HStAS c). In den letzten

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Müller, Johann(es) Friedrich Wilhelm

drei Jahren des Aufenthalts war Müller wieder als Kupferstecher tätig. Als Müller im August 1806 nach Stuttgart zurückkehrte, hatte er sicherlich seine Fertigkeiten als Kupferstecher verbessert; ob und wann er die Ausbildung an der École des beaux-arts beendete, bleibt aber unklar. Erst 1814 wurde Johann Friedrich Müller zur „Errichtung einer Kupferstecherschule“ (Wintterlin 1895, S. 239) an die Kunstakademie in Dresden berufen. Nachdem die Einrichtung 1815 infrage gestellt wurde, trat er enttäuscht von der Professur zurück und verfiel in geistige Verwirrung, in deren Folge er sich das Leben nahm.

Werke der Pariser Zeit Porträt von Charles-Clément Balvay Bervic, Zeichnung, nach 1802, Verbleib unbekannt (Wintterlin 1895, S. 234) | Johann Martin Notter, 1802–1803, Kupferstich u. Radierung, 33,9 × 27,4 cm (Platte), 32,5 × 25 cm (Einfassung), 21,5 × 17,6 cm (Bild), Paris, Bibliothèque Nationale de France, Département des Estampes et de la Photographie u. Tübingen, Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen (Rümelin 2000, S. 224, Abb. 44; ADB) | Bonaparte, um 1802–1803, Aquatinta, Kupferstich u. Radierung, 11 × 82 cm (Platte), 10,3 × 74 cm (Bild), 8,1 × 6,4 cm (Darstellung), Tübingen, Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen (ebd., S. 224; ADB) | Evangelist Johannes nach Domenichino, um 1802–1806, Kupferstich u. Radierung, 41 × 31 cm (Platte), 33,6 × 27,8 cm (Bild), Tübingen, Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen u. Dresden, Kupferstichkabinett (ebd., S. 224, Abb. 58; ADB) | zahlreiche Aktstudien der Pariser Zeit, 1802–1806, Graphische Sammlung, Staatsgalerie, Stuttgart | Rückenakt, 1803, Zeichnung, signiert Rückseite: Muller; oben rechts mit Feder in Braun: B. 49. Muller / fig.er des Places; Le du Modele / 14 G. al an XI. C. u Guir Scul.; mit Bleistift: appellée le 29, Inv. Nr. C 1938/140, Graphische Sammlung, Staatsgalerie, Stuttgart (Taf. III) | Selbstporträt, um 1803, Öl/ Lw, 55 × 45,5 cm, Inv. Nr. 2002, Staatsgalerie, Stuttgart | Ein Bildnis nach dem Leben (1), 1803, Öl/Lw (?), verschollen (ebd., S. 234) | Ein Bildnis nach dem Leben (2), 1803, Öl/Lw (?), verschollen (ebd.) | Vénus d’Arles, 1803–1804, Kupferstich u. Radierung, 42 × 31,4 cm (Platte), 35,3 × 24,8 cm (Bild),

Paris, Bibliothèque Nationale de France, Département des Estampes et de la Photographie u. Tübingen, Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen u. Dresden, Kupferstichkabinett (Rümelin 2000, S. 225, Abb. 45; ADB) | La Jeunesse, wohl nach 1803–1806, Kupferstich u. Radierung, 41,5 × 27 cm (Platte), 34,5 × 21,4 cm (Bild), Paris, Bibliothèque Nationale de France, Département des Estampes et de la Photographie u. Tübingen, Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen u. Dresden, Kupferstichkabinet (Rümelin 2000, S. 226, Abb. 46; ADB) | Wilhelm, Kronprinz von Würtemberg, um 1806, Kupferstich u. Radierung, 37,8 × 26,8 cm (Platte), 33 × 23 cm (Einfassung), 19,8 × 15,7 cm (Bild), Paris, Bibliothèque Nationale de France, Département des Estampes et de la Photographie u. Tübingen, Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen (Rümelin 2000, S. 224, Abb. 47; ADB) | Die Heilige Cäcilie nach Domenichino, vor 1806, Zeichnung, Verbleib unbekannt (Wintterlin 1895, S. 47, 235. Gestochen von J.G. Müller) | Möglicherweise Müller zuzuschreiben: Hiob und seine Freunde, um 1802, Radierung, 37,1 × 46,4 cm (Platte), 33,1 × 43,6 cm (Bild), Stuttgart, Graphische Sammlung der Staatsgalerie (Rümelin 2000, S. 223–224) | Möglicherweise Müller zuzuschreiben: Hufeland, um 1802, Kupferstich u. Radierung, 36,6 × 27 cm (Platte), 30,2 × 23 cm (Bild), Paris, Bibliothèque Nationale de France, Département des Estampes et de la Photographie u. Tübingen, Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen u. Dresden, Kupferstichkabinett (ebd., S. 223, Abb. 43).

Bibliographie ADB, AKL, Bénézit, Singer – Andresen, Andreas, Joh[ann] Gotthard v[on] Müller und Johann Friedr[ich] Wilhelm Müller. Beschreibendes Verzeichniss ihrer Kupferstiche, Leipzig 1865, S. 27–30 | Kat. Stuttgart 1977: Preiser, Arno, Schwaben sehen Schwaben. Bildnisse 1760–1940 aus dem Besitz der Staatsgalerie Stuttgart, Ausstellungskat., Staatsgalerie, Stuttgart 1977, S. 56 | Kat. Stuttgart 1993: Schwäbischer Klassizismus. Zwischen Ideal und Wirklichkeit, 1770–1839. Zeichnen, malen, bilden, Christian von Holst (Hrsg.), Ausstellungskat., Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart 1993, 2 Bde., Bd.

Müller, Karl Friedrich Johann(es) (von)

1, S. 370, Kat. Nr. 246 | Rümelin, Christian, Johann Gotthard Müller (1747–1830) und das Stuttgarter Kupferstecherei-Institut. Mit einem Werkverzeichnis der Druckgraphik von Johann Gotthard Müller (1747– 1830) und Johann Friedrich Wilhelm Müller (1782– 1816), Stuttgart 2000 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 268 | Wintterlin, August, Württembergische Künstler in Lebensbildern, Stuttgart u.a. 1895, S. 47, 232–241.

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Müller, Karl Friedrich Johann(es) (von) 1813 Stuttgart – 1881 Frankfurt a.M. Genre-, Porträt- und Historienmaler, Zeichner

Archivalien Stuttgart, HStAS a: Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 55, o. fol. [Friedrich Müller an seine Eltern, Paris 16.9.1802] | Stuttgart, HStAS b: Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 55, o. fol. [Friedrich Müller an seine Eltern, Paris 15.4.1803] | Stuttgart, HStAS c: Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 55, o. fol. [Friedrich Müller an seine Eltern, Paris 24.11.1803] | Stuttgart, HStAS d: Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 55, o. fol. [Friedrich Müller an seine Eltern, Paris 11.7.1804] | Stuttgart, HStAS e: Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 55, o. fol. [Friedrich Müller an seine Eltern, Paris 31.7.1804] | Stuttgart, HStAS f: Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 59, Johann Gotthard Müller und sein Sohn Friedrich Müller [Memorabilia facta und cogitata von Friedrich Müller während seines Aufenthalts in Paris verfasst: Tagebuchaufzeichnungen 15.9.1802–3.7.1803; Textpassagen zur Französischen Geschichte in französischer Sprache, fol. 1–6, o.D.] | Nürnberg, StB, Autogr. 1655, fol. 8 [Biographische Notizen von Friedrich Geissler, 10.11.1832, 4 Doppelbl. mit 15 beschriebenen Seiten] | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 282 [16.9.1802] (s.u. ab S. 327) | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du concours pour les places du semestre d’été, o. fol. [10.4.1803: „modèle vivant“] | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 3, Procèsverbaux des assemblées générales de l’école, 1794– 1804, Jugement du concours pour les places du semestre d’hiver, o. fol. [5.9.1804, „modèle vivant“]. René Hartmann

K. F. Müller, Selbstbildnis mit der Palette, um 1835

Künstlerische Laufbahn vor 1830 in Stuttgart Zeichenunterricht beim Großvater Johann Gotthard Müller und bei Johann Heinrich von Dannecker; Malunterricht bei Johann Friedrich Dieterich; ab 1831 Studium der Malerei an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München bei Peter von Cornelius; Besuch von kunstgeschichtlichen Vorlesungen bei Ludwig von Schorn; vor 1833 Rückkehr nach Stuttgart; Unterricht an der Königlichen Kunstschule und als „Compositionszeichenschüler“ bei Prof. Schlothauer; 1833–1837 Parisaufenthalt; Ausbildung bei Jean-Auguste-Dominique Ingres und an der École des beaux-arts; Teilnahme am Salon 1835–1837; ab 1837–1848 Aufenthalt in Rom im Gefolge von Ingres; ab 1848 in Stuttgart und Frankfurt a.M. tätig; 1850–1867 als Porträt- und Historienmaler wieder in Paris tätig; 1850–1866 regelmäßige Teilnahme am Pariser Salon; 1867 Übersiedlung nach Frankfurt a.M.; 1877 Erhebung in den erblichen Adelsstand durch König Karl von Württemberg

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Müller, Karl Friedrich Johann(es) (von)

Parisaufenthalte 1833–1837, 1850–1867 Zum Zeitpunkt seiner Ankunft in Paris 1833 war der Maler Karl Friedrich Johann Müller 20 Jahre alt und hatte bereits ein künstlerisches Studium absolviert. Über seine Ausbildung in der französischen Hauptstadt berichtet er in seinen Erinnerungen aus meinem Leben (Stuttgart, HStAS). Der Maler gibt hier an, dass er in Paris von dem deutschen IngresSchüler August → Canzi empfangen wurde (ebd., S. 17, 19, 23). Canzi zählte genau wie die ebenfalls aus Deutschland stammenden Ingres-Schüler Heinrich → Leibnitz und Karl Christian → Schmidt zu Müllers Pariser Bekanntenkreis (ebd., S. 19). Mit seinen neuen Freunden, zu denen sich „die Landsleut […] Georges v. Schéeler, Reinhardt von Stuttgart u. Roeder v. Mainz […] u. Süschle (Heidelberg)“ gesellten, erkundete Müller die Cafés von Montmartre und unternahm Ausflüge in das Umland von Paris (Stuttgart, HStAS, S. 22). Die erste Unterkunft, die Müller „mit Architect Klein aus Stuttgart“ teilte, wurde ihm durch Canzi vermittelt (ebd., S. 18); bis 1837 wechselte Müller jedes Jahr die Wohnadresse. Am 5. Oktober 1833 wurde Müller auf Empfehlung von Ingres an der École des beaux-arts eingeschrieben (Paris, AN). Am 17. Juni 1834 taucht er auch auf den Schülerlisten des französischen Meisters auf (Lacambre/Lacambre 1969, S. 9). Zu seiner Ausbildung bei Ingres gab Müller in seinen Erinnerungen genauere Auskunft (Stuttgart, HStAS). Er beschreibt dort, wie er durch einen Brief des Stuttgarter Architekten Karl Ludwig Wilhelm von Zanth an dessen Pariser Kollegen Jakob Ignaz Hittorff empfohlen wurde, der ihn dann bei Ingres vorstellte. Ingres nahm ihn in sein Schüleratelier auf, wo er ihn als „le fils de celèbre Muller [sic]“ vorstellte. Offensichtlich musste Müller sofort vorzeichnen (ebd., S. 19). Bei der anschließenden Korrektur versicherte ihm Ingres, dass er ausreichendes Talent für das weitere Studium besitze; Müllers bisherige Ausbildung an Kunstschulen in Stuttgart und München erschien dem Franzosen jedoch wenig qualitätsvoll. Müller erinnert sich weiter, dass im Atelier von Ingres zu dieser Zeit „über 110 Schüler eingeschrieben und täglich 60–80 gegenwärtig“ waren (ebd.). Seine Ausbildung im ersten Sommer in Paris beschreibt Müller wie folgt: Er ging um sechs Uhr ins Atelier, wo er frühstückte und bis mittags arbeitete. Danach fertigte er im Louvre nach Bildern

oder Statuen Zeichnungen an (Paris, AMN). „Sie wurden Ingres immer vorgezeigt wenn er kam, was 3 mal die Woche geschah“ (Stuttgart, HStAS, S. 20). Bereits nach kurzer Zeit durfte Müller zum Zeichnen nach lebenden Modellen übergehen (ebd., S. 19). Über den anatomischen Zeichenunterricht, in dem auch nach weiblichen Modellen gearbeitet wurde, vermerkte er, dass die Modelle einen „widerlichen Eindruck“ auf ihn machten. Ihre Nacktheit stieß ihn ab und er konnte sich nur langsam daran gewöhnen, die Frauen „als Objecte des Studiums anzusehen“ (ebd., S. 20). Da Ingres seine Zeichnungen gefielen, wechselte Müller bald in die Malklasse. Hier wurde, wie Müller berichtet, auf Farbe „nicht viel gehalten“ und Ingres bezeichnete ihn scherzhaft als einen „petit Lui’sehse [sic] Maler des 18 Jahrh.“ (ebd.). Im Alter von 24 Jahren verließ Müller 1837 schließlich Frankreich und ging nach Rom, wo sein ehemaliger Lehrer Ingres seit 1835 Direktor der Académie de France war. Den vier Jahren in Frankreich folgte bis 1848 ein elfjähriger Aufenthalt in Italien. 1850 kehrte Müller nach Paris zurück, um dort als Porträt- und Historienmaler zu arbeiten. In den folgenden Jahren beteiligte er sich fast jedes Jahr am Salon in Paris oder Bordeaux, bevor er Frankreich 1867 für immer verließ.

Werke der Pariser Zeit Herkules am Scheideweg, ca. 1833–1837, Verbleib unbekannt (ADB) | Selbstbildnis mit der Palette, um 1835, Öl/Lw, 51,5 × 42,5 cm, Inv. Nr. 2010, Staatsgalerie Stuttgart | („Ch. Muller“ zugeschrieben), Vue de la montagne Saint-Odile [sic] et de ses environs, département du Bas-Rhin, Aquarell, Verbleib unbekannt (Salon 1835, Nr. 1618) | („Ch. Muller“ zugeschrieben), Une taverne, Verbleib unbekannt (Salon 1836, Nr. 1374; Kat. Montauban 1999, S. 153) | („Ch. Muller“ zugeschrieben), Portrait de M.K., Verbleib unbekannt (Salon 1836, Nr. 1375; Kat. Montauban 1999, S. 153) | („Ch. Muller“ zugeschrieben), Portrait de M.B., Verbleib unbekannt (Salon 1836, Nr. 1376; Kat. Montauban 1999, S. 153) | Roméo et Juliette, Verbleib unbekannt (Salon 1837, Nr. 1352) | Portrait de Mlle Sophie Cruvelli, de l’Opéra, 1852, Öl/Lw, 117 × 90 cm, Inv. Nr. C 32.041/C 38.3453, Compiègne, Musée National du Château de Compiègne | Bacchante, Verbleib unbekannt (Salon 1852, Nr. 949; Kat. Montauban 1999, S. 153) | Portrait

Müller, Nikolaus

d’enfant, Verbleib unbekannt (Salon 1852, Nr. 951; Kat. Montauban 1999, S. 153) | Lever d’une prima donna, Verbleib unbekannt (Salon 1853, Nr. 863; Kat. Montauban 1999, S. 153) | Odalisque, Verbleib unbekannt (Salon 1853, Nr. 864; Kat. Montauban 1999, S. 153) | Portrait de Mme la comtesse de S., Verbleib unbekannt (Salon 1853, Nr. 865) | Souvenir d’Albano, Verbleib unbekannt (Salon 1859, Nr. 2228) | Le jugement de Pâris, Verbleib unbekannt (Salon 1861, Nr. 2339) | Endymion, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2340) | Hélène évoquée par Faust, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 2341) | Diane surprise par Actéon, Verbleib unbekannt (Salon 1863, Nr. 1375) | Le Titien, Verbleib unbekannt (Salon 1866, Nr. 1428) | Faust, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1429).

Bibliographie ADB, AKL, Bénézit, Singer, TB – Fleischhauer, Werner, Das Bildnis in Württemberg 1760–1860, Stuttgart 1939, S. 208–210 | Kat. Montauban 1999: Les élèves d’Ingres, Marie-Hélène Lavallée (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée Ingres, Montauban 1999, S. 153 | Lacambre, Geneviève u. Jean Lacambre, „Documents inédits sur les élèves d’Ingres“, in: Bulletin du Musée Ingres, H. 25 (Juli), 1969, S. 7–12 | Wintterlin, August, Württembergische Künstler in Lebensbildern, Stuttgart u.a., 1895, S. 406–411.

Archivalien Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 61, Erinnerungen aus meinem Leben von Karl Friedrich Johann[es] [von] Müller [v. a. 1813–1837; letzter Eintrag v. 1880] | Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, o. fol, Nr. 1377 (s.u. ab S. 327) | Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, *LL 6, Nr. 55.

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Müller, Nikolaus 1770 Mainz – 1851 ebd. Maler, Theaterdekorateur, Dichter, Dramatiker, Kunstschriftsteller, Zeichenlehrer, Gemälderestaurator und Sammlungskonservator

Künstlerische Laufbahn 1786 Publikation poetischer und dramatischer Arbeiten; Anfertigung eines Bühnenbildes für das kurfürstliche Theater in Mainz; Beschäftigung bei den Dekorationsmalern Edmund Seeland und Wenzel; 1787–1789 Studium der Philosophie sowie der Anatomie und Physiologie in Mainz; im September 1789 Hinwendung zur Malerei; nach 1789 Tätigkeit als Dekorationsmaler am Mainzer Theater und als Hofmaler der nassauischen Fürsten in Biebrich; ab 1792 Mitglied des Mainzer Jakobinerklubs; 1793 im Juli Auflösung der Mainzer Republik durch die preußische Armee; als französischer Soldat Flucht nach Frankreich; 1793/94 Parisaufenthalt; kurzes Studium der Malerei in den Lehrateliers von Jacques-Louis David, Jean-Baptiste Regnault und Charles Meynier sowie der Bildhauerei an der École des beaux-arts bei Étienne Gois; 1795 längerer Aufenthalt in Straßburg; im Auftrag der französischen Armee u.a. Requisition von zwei großen Altarblättern Rubens’ aus dem elsässischen Kloster Marmoutier; ab 1798 zurück in Mainz; Gründung einer Zeichenschule; Ernennung zum städtischen Dekorateur; Tätigkeit als Theatermaler; 1802 Ernennung zum Professor der artistischen Aesthetik und der Zeichnung am Lyceum in Mainz; ab 1805 ehrenamtlicher Konservator und Gemälderestaurator der zwei Jahre zuvor begründeten Mainzer Gemäldegalerie; 1824–1851 Engagement und Förderung der bildenden Künste in Mainz: u.a. Mitbegründer des Mainzer Vereins für Literatur und Kunst (1824) und einer Zeichenakademie (1825)

René Hartmann

Parisaufenthalt 1793/94 Über Nikolaus Müllers sechs Monate dauernden Parisaufenthalt geben eine knappe 1831 veröffentlichte Autobiographie (Müller 1831) sowie ein unpublizierter und undatierter autobiographischer Entwurf (Mainz, StA) Auskunft. Der vielseitig künstlerisch tätige Müller ist heute vor allem als Sammlungs-

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Müller, Nikolaus

konservator und Restaurator der Mainzer Gemäldegalerie bekannt; als solcher fand er kürzlich in der museologischen Forschung (Wöhler 2006) und in Ausstellungskatalogen Berücksichtigung (Landschulz 2003; Kat. Mainz 1982). Zuletzt widmete Werner Brilmayer dem Mainzer Künstler einen monographischen Aufsatz (Brilmayer 1994). Nikolaus Müller, Sohn eines Mainzer Kaufmannspaares, publizierte bereits im Alter von 16 Jahren poetische und dramatische Werke und betätigte sich neben dem Besuch des Gymnasiums und der kurfürstlichen Universität in Mainz als Theatermaler. Nach einem Philosophiestudium und erfolgreicher Magisterprüfung verließ er im Jahr 1789 jedoch die Universität und wählte die Malerei zum Beruf (Brilmayer 1994, S. 158). Während seines Studiums hatte Müller sich für die Ideen der Französischen Revolution begeistert und zählte nach der Besetzung seiner Heimatstadt Mainz durch französische Revolutionstruppen im Jahr 1792 zu den Mitgliedern des ersten deutschen Jakobinerklubs. Aufgrund seiner französischen Sprachkenntnisse wurde er in das Comité d’instruction und das Comité de surveillance aufgenommen und diente der französischen Regierung als „Dichter republikanischer Hymnen“ und „Dekorateur republikanischer Feste“ (Müller 1831, S. 265). Nach der Einnahme der Stadt Mainz durch preußische Truppen im Juli 1793 floh Müller als französischer Soldat nach Paris. Er traf am 28. August in der französischen Hauptstadt ein, „wo aber bald ein Theil des Glanzes seines Freiheits-Ideals verloren ging, da er die Dinge in der Nähe gesehen hatte, welche in der Ferne so gut zu täuschen wußten“ (Müller 1831, S. 266). Desillusioniert und resigniert angesichts des Terrors, der „bösen Eindruck auf sein Gemüth“ machte, wie Müller sich später erinnerte, erkrankte er an einem „dreiwöchigen Fieber“ (Mainz, StA, fol. 1r.). Nach seiner Genesung wurde er Schüler in dem Lehratelier von Jacques-Louis David, das er aber bald wieder verließ, da ihm sein Lehrer als „zu selbstsüchtig“ erschien: Die „400 Schüler starke Schule in welcher jeder Lehrling monatlich 30 Franken bezahlen musste galt ihm [David] nicht sowohl eine Pflanzschule der Kunst als eine Rente von wenigstens 100.000 Franken jährlich“ (ebd.). Nach eigener Auskunft besuchte er anschließend die Ateliers der Historienmaler Jean-Baptiste Regnault und Charles Meynier (ebd.). Außerdem ließ Müller sich „in die Bildhauerakademie von Goes [sic] einführen, malte

Pastellportraits und ein großes Grabgewölbe zu Romeo und Julia für das Theater Feydeau“ (Müller 1831, S. 267). Zudem besuchte er das im August 1793 eröffnete Musée central des arts. Müller verließ Paris nach einem halben Jahr; keines seiner dort ausgeführten Werke ist heute erhalten. Lediglich Kupferstiche von indischen Göttern, deren Vorlagen er auf Anraten seines Freundes Georg Forster im Jahr 1794 in Paris angefertigt hatte, zeugen heute von seiner künstlerischen Tätigkeit in der französischen Hauptstadt; Müller veröffentlichte sie im Jahr 1822 in einer Abhandlung über den Hinduismus (Müller 1822, S. 584; S. 529). 1798 kehrte er in seine Heimatstadt Mainz zurück, die inzwischen Hauptstadt des französischen Départements du Mont-Tonnère geworden war. Müller gab Zeichenunterricht und nahm als Mitglied einer Expertenkommission 1803 die aus Paris eintreffenden Kunstwerke für die neu eingerichtete Mainzer Gemäldegalerie in Empfang.

Werke der Pariser Zeit Zahlreiche Abzeichnungen altindischer Miniaturen, Verbleib unbekannt (zum Teil abgedruckt in Müller 1822) | Pastellporträts, Verbleib unbekannt (Müller 1831, S. 267) | Dekorationen für das Théâtre Feydeau, Verbleib unbekannt (Müller 1831, S. 267).

Bibliographie ADB, Bénézit, NDB, TB – Brilmayer, Werner, „Nikolaus Müller (1770–1851). Eine Gestalt des Mainzer Geisteslebens von der Aufklärung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts“, in: Mainzer Zeitschrift, Nr. 89, 1994, S. 157–166 | Kat. Mainz 1982: Mainz in napoleonischer Zeit, Wilhelm Weber (Hrsg.), Ausstellungskat., Mainz, Landesmuseum, Mainz 1982, S. 47–63 | Landschulz, Marlene, Die Mainzer Maler aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Meister und ihre Werke, Mainz 1977, S. 111–119 | Landschulz, Marlene, „Kunststudium in Mainz und Paris im ausgehenden 18. Jahrhundert“, in: Beutekunst unter Napoleon. Die ‚französische Schenkung‘ an Mainz 1803, Sigrun Paas u. Sabine Mertens (Hrsg), Ausstellungskat., Landesmuseum Mainz, Mainz 2003, S. 19–23 | Müller, Nikolaus, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus in ursprünglicher Gestalt und im Gewande der Symbolik, mit vergleichenden Seitenblicken auf die Symbolmythe der berühmtes-

Nahl, (Johann) Wilhelm

ten Völker der alten Welt, mit hiergehöriger Literatur und Linguistik, mit zwei Tabellen und sieben Steindrucktafeln, Mainz 1822 | Müller, Nikolaus, „Autobiographie“, in: Scriba, Heinrich Eduard, Biographisch-literarisches Lexikon der Schriftsteller des Großherzogtums Hessen, Darmstadt 1831, Bd. I, S. 262–275 | Wöhler, Désirée, „Die Gemäldegalerie in Mainz“, in: Tempel der Kunst. die Geburt des öffentlichen Museums in Deutschland 1701–1815, Bénédicte Savoy (Hrsg.), Mainz 2006, S. 349–357.

Archivalien Mainz, StA, Gedrängte Biographie von Maler N. Müller, Aktenzeichen 471210, Tgb. Nr. 831/10, o.D. Nina Struckmeyer

Nahl, (Johann) Wilhelm 1803 Kassel – 1880 ebd. Porträt-, Historienmaler, Radierer, Kunstsammler

W. Nahl, Selbstbildnis, 1823

Künstlerische Laufbahn vor 1818 Ausbildung in Kassel beim Vater Johann August Nahl d.J.; ab 1818 Schüler der Kunstakademie in Kassel bei Maler Sebastian Weygandt; 1823–

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1825 Parisaufenthalt mit den Brüdern Georg und → Wilhelm Zahn; Schüler der École des beaux-arts; ab 1828 nachweislich wieder in Kassel; Aufträge von Kurfürst Wilhelm II. von Hessen-Kassel

Parisaufenthalt 1823–1825 Gemeinsam mit seinen Kasseler Freunden → Wilhelm und Georg Zahn begab sich Wilhelm Nahl, Sohn des berühmten Kasseler Historienmalers, Direktors und Professors der Akademie in Kassel Johann August Nahl d.J., im Alter von 19 Jahren im April 1823 nach Paris (Kassel, MHK). Da nahezu keine biographischen Notizen zu Wilhelm Nahl existieren, ist bisher kaum etwas über den Parisaufenthalt bekannt. Neue Informationen aus der Korrespondenz seiner Freunde (Hannover, StA), Pariser Archivalien (Paris, AMN; Paris, AN), der innigen Korrespondenz mit seinem Vater (Kassel, MHK) und aus seinem Skizzenbuch (Kassel, LB) schließen diese Lücke. Am 18. Oktober 1823 trat Nahl in die École des beaux-art ein (Paris, AN a). Die Empfehlung für die Aufnahme an die Kunstschule erhielt er von dem belgischen Historienmaler François-Josèphe Kinson (ebd.), der 1810 bis 1813 am Hof von Jérôme Bonaparte in Kassel gearbeitet hatte (TB). Als Adresse ist in verschiedenen Quellen das Hôtel de Lyon in der Rue St. Jacques 40 angegeben (Kassel, MHK; Paris, AMN). Hierbei handelt es sich um eine unter Kasseler Reisenden beliebte Wohnadresse, unter der nicht nur Nahl und seine Freunde residierten, sondern auch über mehrere Jahrzehnte verteilt Ludwig Hummel, Karl Christian → Aubel, Carl Heinrich → Arnold und Justus → Krauskopf. Ab dem Tag seines Eintritts in die École des beauxarts beteiligte sich Nahl insgesamt vier Mal an dem internen Zeichenwettbewerb um die Platzierung in den Modellzeichensälen (Paris, AN b). Die Ergebnisse übersendete er seinem Vater und ließ sich diese ausführlich beurteilen: „Meine Akte haben Dir nicht ganz misfallen, im Gegentheil erwehnst Du mehrere gute Stellen die Du darin bemerkt hast, welches mich recht sehr freute zu hören, und mich aufmuntert den muth nicht sinken zu lassen denn ich gestehe es, daß ich unter so wilden Thieren zuweilen recht mit Widerwillen arbeite.“ (Kassel, MHK). Im Mai 1824 nahm Nahl ein letztes Mal am concours des places teil (Paris, AN b) und sein Freund Zahn berichtet, dass er „auf seine gut gelungene Figur einen schlechten Platz, […] den

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Nahl, (Johann) Wilhelm

36ten“ erhalten habe (Hannover, StA). In Paris besuchte Nahl kein Lehratelier, zeichnete aber in der freien Zeichenakademie „eines Malers namens Dupuis“ (Kassel, MHK) und kopierte regelmäßig Gemälde im Louvre; es entstand dort eine verkleinerte Kopie nach Pierre Narcisse Guérins Gemälde Enée et Didou und im Mai 1824 war er darum bemüht, das vorübergehend geschlossene Museum so schnell wie möglich wieder besuchen zu können, um dort ein Bild nach Raffael zu vollenden (Hannover, StA). Am 30. Januar 1825 starb Nahls Vater in Kassel. Nunmehr ohne dessen Inspiration und Anleitung (Kassel 1994, Anm. 117; Stadie-Lindner 1991, S. 523) trat Nahl die geplante Italienreise nicht an (Preime 1943, S. 23) und reiste vermutlich im Frühjahr 1825 aus Paris ab. Als Nachweis dafür können die ersten fünf mit Tusche lavierten Blätter in Nahls Skizzenbuch gelten, eklektische Szenen, mythologischen und biblischen Inhalts, die neben dem Datum, Januar bis März 1825, auch Paris als Entstehungsort verzeichnen. Die folgenden Blätter in dem am 21. August 1823, unweit seines Hotels bei dem Papier- und Büromöbelhändlers Sauvage in der Rue Saint-Jaques 29, erworbenen Skizzenbuch setzen ab Dezember 1825 ohne Ortsbezeichnung wieder ein (Kassel, LB). Im Jahr 1828 befand sich Wilhelm Nahl nachweislich wieder in Kassel (Bleibaum 1933, S. 204). Paris wurde für Wilhelm Nahl nochmals von Interesse, als sein Neffe Carl Christian Nahl im Jahr 1846 nach Paris ging.

Werke der Pariser Zeit Jupiter, Juno und Hebe, 1820–1825, Öl/Lw, 104,5 × 104,5 cm, Inv. Nr. 1875/1319, Museumslandschaft Hessen Kassel | Selbstbildnis, 1823, Bleistift, Verbleib unbekannt (Preime 1943, Abb. 17) | Porträt Johann August Nahl d. J., Studie, 1823–1825, Öl/ Zinkblech, 10,6 × 8,2 cm, Inv. Nr. 1875/1209, Museumslandschaft Hessen Kassel | Kopie nach Raphael, 1824, Verbleib unbekannt (Hannover, StA) | Aeneas und Dido nach Pierre Narcisse Guérin, 1824, Öl/Lw, 42,8 × 56 cm, signiert: u.r.: Paris W. Nahl. pinx. 1824, Inv. Nr. AZ 98, Museumslandschaft Hessen Kassel | Figur nach Gipsen in der Académie, Verbleib unbekannt (Hannover, StA) | 5 Skizzen, 1825, Tusche laviert, in: Skizzenbuch von Wilhelm Nahl, Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel, 2° Ms. Hass. 658, 18.

Bibliographie ADB, AKL, Bénézit, Künstlerlexikon Hessen-Kassel, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 362, S. 427, Nr. 1355–1358 | Bleibaum, Friedrich, Johann August Nahl. Der Künstler Friedrichs des Grossen und des Landgrafen von Hessen-Kassel, Baden bei Wien [u.a.] 1933, S. 204 | Hoffmeister, Jacob, Gesammelte Nachrichten über Künstler und Kunsthandwerker in Hessen seit etwa 300 Jahren, Gustav Prior (Hrsg.), Hannover 1885, S. 83 | Kat. Kassel 1994: Die Künstlerfamilie Nahl, Sabine Fett u. Michaela Kalusok, Ulrich Schmidt (Hrsg.), Ausstellungskat., Staatliche Museen Kassel, Kassel 1994, S. 32ff. | Preime, Eberhard, „Die Bildnisse der Nahls“, in: Hessenland. Zeitschrift für Kulturpflege des Bezirksverbandes Hessen, H. 1, 1943, S. 1–12, Abb. 17 | Stadie-Lindner, Babette, Zimmerkenotaphe. Ein Beitrag zur Sepulkralkultur des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, Berlin (Freie Universität Berlin) 1991, S. 84f., 523ff. (unpublizierte Diss.).

Archivalien Hannover, StA, Autographensammlung, Unterbestand Culemann, Nr. 2452, Brief von Wilhelm Zahn an N.N. v. 23.5.1824, o. fol. | Kassel, LB, Skizzenbuch von Wilhelm Nahl (1825–1833), 2° Ms. Hass. 658, 18 | Kassel, MHK, Graphische Sammlung, Briefe aus dem Nachlass Nahl [13 Briefe vom 18.4.1823 bis 1.2.1825] | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et sculpture, 1807–1841, Nr. 795 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 7, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1823–1829, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [18.10.1823: „modele vivants“; 10.11.1823: „bosse“; 10.4.1824: „modèle vivant“; 10.5.1824 „bosse“]. Sylva van der Heyden

Olivier, (Johann Heinrich) Ferdinand

Olivier, (Johann Heinrich) Ferdinand 1785 Dessau – 1841 München Landschaftsmaler, Zeichner, Graphiker

Künstlerische Laufbahn 1801/02 Unterricht bei dem Landschaftsmaler Carl Wilhelm Kolbe d. J. und dem Kupferstecher Johann Christian Haldenwang in Dessau; 1802/03 Lehre bei dem Drucker und Holzschneider Johann Gottlieb Unger in Berlin; 1804–1806 Aufenthalt in Dresden, Anfertigung von Kopien nach Claude Lorrain und Jacob van Ruisdael in der Dresdner Gemäldegalerie; 1807–1809 Parisaufenthalt; Ausführung von Auftragsarbeiten für Herzog Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau gemeinsam mit dem Bruder → Heinrich Olivier; 1810 Aufenthalt in Dessau; Harzreise; 1811–1830 Aufenthalt in Wien; Bekanntschaft mit Joseph Anton Koch, Spezialisierung auf Landschaftsmalerei; 1817 Aufnahme in den Lukasbund; 1815, 1817 von Wien aus Reisen in das Salzburger Land, Anfertigung zahlreicher Bleistiftzeichnungen (Dessau, Staatliche Galerie); 1818–1823 Anfertigung der lithographischen Folge Sieben Gegenden aus Salzburg und Berchtesgaden geordnet nach sieben Tagen in der Woche, verbunden durch zwey allegorische Blätter (Dessau, Staatliche Galerie); 1825, 1831 Teilnahme an den Dresdner Akademie-Ausstellungen; 1828, 1830, 1834 Teilnahme an den Berliner Akademie-Ausstellungen; ab 1830 in München; Ernennung zum Professor der Kunstgeschichte an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste

Parisaufenthalt 1807–1809 Den Brüdern Ferdinand und → Heinrich Olivier widmete sich Ludwig Grote erstmals umfassend in einer grundlegenden, bereits 1938 in Erstauflage erschienenen Monographie – ein ganzes Kapitel behandelt ihre Pariser Zeit (Grote 1999, S. 77–94). An Grotes Abhandlung anknüpfend, veröffentlichte Thomas W. Gaehtgens im Jahr 2004 einen Aufsatz zum Napoleonbildnis der Oliviers (Gaehtgens 2004). Der Parisaufenthalt lässt sich zudem lückenlos anhand des Briefwechsels von Friedrich und Heinrich

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Olivier mit dem Dessauer Hof rekonstruieren (Dessau, LHASA). Ferdinand Olivier kam 22-jährig im Juni 1807 als Legationssekretär des Dessauer Hofes aus diplomatischem Anlass nach Paris. In den Augen des Herzogs Leopold III. Friedrich Franz von AnhaltDessau und des Geheimen Kabinettsrates, August von Rode, prädestinierten Olivier seine französischen Sprachkenntnisse – sein Vater stammte ursprünglich aus der Nähe von Lausanne – an den Verhandlungen um Kriegsentschädigungen für das neutral gebliebene Anhalt teilzunehmen. Nachdem die Verhandlungen schon im Oktober gescheitert waren, entließ der Herzog Olivier aus seinen diplomatischen Diensten, gewährte ihm und seinem Bruder Heinrich, ebenfalls Maler, der ihm nach Paris gefolgt war, auf seine Bitten hin jedoch Beihilfen zum Lebensunterhalt und zur Fortsetzung ihrer künstlerischen Studien in der französischen Hauptstadt (Dessau, LHASA, fol. 41–42v.). Die sich seit 1801 in Paris aufhaltende Schriftstellerin Helmina von Chézy nahm sich ihrer an und führte sie in die Gesellschaft der dort lebenden deutschen Musiker, Künstler und Schriftsteller ein; so fanden sie sich bei der Harfenistin, Schriftstellerin und Malerin Therese aus dem → Winckel und Joseph Anton Pilat, dem Privatsekretär des österreichischen Botschafters Graf Metternich ein. Dort trafen sie u.a. auch den Maler Friedrich August von → Klinkowström, den dänischen Kunstschriftsteller Tønnes Christian Bruun-Neergaard, den jungen Arzt Adolph Müller, den Maler Franz → Catel und den Dichter Adam Oehlenschläger (Chézy 1858, S. 345; Grote 1999, S. 80f.). In Paris stellte das Musée Napoléon mit seiner umfangreichen Kunstsammlung einen einzigartigen Ort des Kunststudiums dar, die den Brüdern jedoch aufgrund der stattfindenden Umbauten nur schwer zugänglich war (Dessau, LHASA, fol. 59– 60v.). Der sich seit 1807 im Louvre befindliche Danziger Altar von Memling, damals van Eyck zugeschrieben, wurde von der deutschen Künstlergemeinschaft besonders beachtet. Retrospektiv schildert Helmina von Chézy in ihren Erinnerungen Oliviers Reaktion beim Anblick des Gemäldes: „Ferdinand jubelte mit feuchten Augen, seine mühsam zerdrückten Thränen galten dem Raube an Deutschland, der Jubel dem Anblick des alten Meisterwerks“ (Chézy 1858, S. 338). Ein Empfehlungsschreiben des Herzogs Leopold III. an Dominique-

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Olivier, (Johann Heinrich) Ferdinand

Vivant Denon vom 14. November 1808 (Dessau, LHASA, fol. 69) ermöglichte Ferdinand Olivier und seinem Bruder Heinrich zudem Zutritt zu Museum und Depot, wo sich zahlreiche Werke der altniederländischen Malerei befanden, die sie eingehend studierten (ebd., fol. 76–76v.; Grote 1999, S. 86). Weiterhin hielten sie sich auch in der leichter zugänglichen Kaiserlichen Bibliothek auf (ebd., fol. 74–75v.). Eine Ausbildung in einem Pariser Atelier hatte Ferdinand Olivier nicht durchlaufen. Er habe Paris nach einem dreijährigen Aufenthalt verlassen, ohne sich dort „mit der neufranzösischen Schule im Geringsten […] befaßt zu haben. Es wäre allerdings praktisch manches in ihr zu erlernen gewesen“, schreibt er fast drei Jahrzehnte später in seinen Erinnerungen (Olivier 1836, S. 99). In die Pariser Zeit fallen auch die ersten großen Bildaufträge, die Ferdinand zusammen mit seinem Bruder von dem mittlerweile durch Napoleon in den Fürstenstand erhobenen Herzog von AnhaltDessau erhielt. Unter dem Druck des Kaisers war der Herzog 1807 dem Rheinbund beigetreten. Unter anderem erbat er eine Kopie eines von den Brüdern auszuwählenden französischen Bildnisses von Napoleon (Dessau, LHASA, fol. 46–47v.). Den Brüdern gelang es nicht, ein geeignetes Werk für die bestellte Kopie zu finden: „In keiner der Sammlungen, welche den Künstlern zur Benutzung offen stehen, ist irgend ein Portrait des Kaisers vorhanden, sondern alle, die von den bessern Meistern nach dem Leben verfertigt worden, sind in öffentlichen Gebäuden und Instituten aufgestellt […]. Ohne eine besondere und mächtige Protection würde es wohl […] auf keine Weise gestattet werden von irgend einem dieser Gemählde eine ausführliche Copie zu nehmen“ (ebd., fol. 46v.). Alternativ unterbreiteten die Oliviers den Vorschlag, einen eigenen Entwurf anzufertigen: Sie würden „die nöthigen Studien zur Erreichung der Aehnlichkeit sammeln […] die Conzeption aber des ganzen Bildes, das Einweben einer historischen Beziehung“ selbst entwickeln (ebd., fol. 47). Nachdem die Oliviers im Mai 1808 Skizzen nach Dessau gesandt hatten, entschied sich der Herzog für ein Reiterbildnis (ebd., fol. 55) – es sollte neben dem berühmten Gemälde Jacques-Louis Davids eines von nur vier lebensgroßen Reiterbildnissen Napoleons vor 1815 werden (Taf. XVI). Die Ausführung des Gemäldes teilten die Brüder unter sich auf: Heinrich malte das eigentliche Bildnis, den Kaiser zu Pferde, Ferdinand übernahm die übrigen

Figuren und die Darstellung des Hintergrunds (ebd., fol. 49–52). Wöchentlich waren Abstimmungen mit dem Herzog nötig, um Detailfragen zu klären: „Wir werden heute gegen Mittag wieder ein Porträt vom Kayser in Augenschein nehmen, vom Maler Robert Lefèvre, das von Gerard können wir bey ihm benutzen, wie wir wollen.“ (Ebd., fol. 53v.– 54) Zeitgleich mit dem Napoleonbild erhielten die Oliviers den Auftrag, zwei Kopien nach Gemälden im Louvre, „das Abendmahl und […] die Taufe“, für die Kirche in Wörlitz anzufertigen. „Am liebsten würde mir sein, wenn sie zu beyden, Originale aus der alten teutschen Schule wählten, z.B. von denen welche auf dem Museo den Raphaels ungefähr gegenüber hängen“ (ebd., fol. 56), schreibt der Herzog im September 1808. Wieder gelang es den Brüdern nicht, geeignete Vorlagen zu finden. Erneut entstanden in gemeinsamer Arbeit Eigenkompositionen; Ferdinand führte die Landschaft und Ornamentik des Abendmahls und der Taufe aus und Heinrich jeweils die Figuren (ebd., fol. 49v.). Im Dezember 1809 kehrten Ferdinand Olivier und sein Bruder Heinrich nach zweieinhalbjähriger Abwesenheit nach Dessau zurück und beendeten dort die drei großformatigen Ölgemälde, die sie in Paris begonnen hatten. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt Ferdinand Oliviers in Wien folgten zahlreiche Reisen, die entscheidenden Einfluss auf seine Entwicklung als Landschaftsmaler hatten. 1833 wurde Ferdinand Olivier Professor für Kunstgeschichte an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München.

Werke der Pariser Zeit Stammbuchblatt für Adam Oehlenschläger, 1808, signiert und datiert: Paris, d. 30.VI.1808, Deck- und Aquarellfarben, 11,4 × 17,8 cm, Frederiksborg, Naturhistorisches Museum | Napoleon, gemeinsam mit Heinrich Olivier, Skizzen, 1808, Verbleib unbekannt (Grote 1999, S. 89) | Prinz von Neufchâtel, gemeinsam mit Heinrich Olivier, 1808, Skizzen, Verbleib unbekannt (Dessau, LHASA, fol. 56, 74) | Napoleon, gemeinsam mit Heinrich Olivier, 1810, Öl/Lw, 305,5 × 248,6 cm, Inv. Nr. I-291, Schloss Mosigkau Dessau, Kulturstiftung Dessau-Wörlitz (Taf. XVI) | Taufe Christi, gemeinsam mit Heinrich Olivier, 1810, Öl/Lw, 151 × 300 cm, St. Petri-Kirche, Wörlitz | Abendmahl, gemeinsam mit Heinrich Olivier, 1810,

Olivier, Heinrich

Öl/Lw, 151 × 300 cm, St. Petri-Kirche, Wörlitz | Parklandschaft, u.a. Wasserfarben, Verbleib unbekannt (Chézy 1858, S. 343).

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Olivier, Heinrich 1783 Dessau – 1848 Berlin Maler und Zeichner

Bibliographie ADB, Brun, DBE, Nagler, Neuer Nekrolog, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1828, Nr. 353, 1025– 1029; BAA 1830, Nr. 462; BAA 1834, Nr. 572 | Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750– 1840, München 1971, S. 68, 71, 73, 99, 355, Anm. 982–989 | Chézy, Helmina von, Unvergessenes. Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Helmina von Chézy. Von ihr selbst erzählt, 2 Bde., Leipzig, 1858, Bd. 1, S. 335–337, 340, 342–345, 351–352, 358, 363, 368; Bd. 2, S. 11, 225 | DAA: Die Kataloge der Dresdner Akademie-Ausstellungen 1801–1850, bearbeitet von Marianne Prause, 2 Bde., Berlin 1975, Bd. 1, DAA 1825, Nr. 7, 15–16, 391; DAA 1831, Nr. 601 | Gaehtgens, Thomas W., „Das nazarenische Napoleonbildnis der Brüder Olivier“, in: Geschichte und Ästhetik. Festschrift für Werner Busch zum 60. Geburtstag, Margit Kern u. Hubertus Kohle (Hrsg.), Berlin 2004, S. 296–312 | Grote, Ludwig, Die Brüder Olivier und die Deutsche Romantik, Berlin 21999 | Müller, Adolph, Briefe von der Universität in die Heimath: aus dem Nachlaß Varnhagen’s von Ense, Ludmilla Assing (Hrsg.), Leipzig 1874, S. 417–451 | Olivier, Ferdinand, „Selbstbiographie“, in: Artistisches München im Jahr 1835, Adolph von Schaden (Hrsg.), München 1836, S. 93–105 | Schmidt, Paul F., „Das Gesamtwerk der Brüder Olivier in Dessau“, in: Weltkunst, Jg. V, Nr. 2, 25.1.1931, S. 9.

Archivalien Dessau, LHASA, DE, Abt. Dessau, A10, Nr. 202 [Pariser Briefe Napoleon u Wörlitzer Bilder], fol. 38– 40, 41–42v., 46–47v., 48–48v., 49–52, 56–56v., 59– 60v., 69, 74–75v., 76–76v. Lisa Hackmann und Sylva van der Heyden

Künstlerische Laufbahn 1801 erster Unterricht bei dem Landschaftsmaler Carl Wilhelm Kolbe d. J. in Dessau; 1801–1804 philologisches Studium in Leipzig; dort vermutlich auch Besuch der Zeichenakademie; 1804–1806 Aufenthalt in Dresden zusammen mit dem Bruder Ferdinand → Olivier, Anfertigung von Kopien nach Claude Lorrain und Jacob van Ruisdael in der Dresdner Gemäldegalerie; 1807–1809 Parisaufenthalt; Ausführung von Auftragsarbeiten für Herzog Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau gemeinsam mit Ferdinand Olivier; ab 1810–1813 Aufenthalt in Dessau; Fertigstellung der Aufträge für den Herzog; 1812 Anfertigung eines Porträts der Herzogin Luise von Anhalt-Dessau (Anhaltische Gemäldegalerie, Dessau); 1814–1817 Teilnahme an den Befreiungskriegen; 1814–1815 Aufenthalt in Wien; Ausführung Die heilige Allianz (1815, Staatliche Galerie Dessau); Illustrationen für die Zeitschrift Friedensblätter; ab 1817 in Dessau; Anfertigung mehrere Porträts; 1818, 1824 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; vor 1848 Zeichen- und Sprachlehrer in Berlin

Parisaufenthalt 1807–1809 Der 24-jährige Heinrich Olivier kam im Juni 1807 wenige Monate nach seinem Bruder Ferdinand Olivier nach Paris (siehe Eintrag zu Ferdinand → Olivier). Er hegte die Hoffnung, sich „bald einen Weg nach Rom oder Paris zu bahnen, um dort nach den größten Werken der Kunst ferner und ferner fortzuschreiten“, und hatte die „günstige Angelegenheit ergriffen […] [seinem] Bruder nach Paris zu folgen“ (Dessau, LHASA, fol. 43v.). Jegliche Aktivitäten während des zweieinhalbjährigen Parisaufenthalts haben die Brüder, den Quellen nach, gemeinschaftlich durchgeführt. So führten sie zusammen mehrere Aufträge für den Herzog Leopold III. Friedrich von Anhalt-Dessau aus. Während Heinrich Olivier bei den Werken Napoleon (Taf. XVI) sowie Abendmahl und Taufe Christi für die Wörlitzer Kirche die Figuren und Staffagen ausführte,

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Oppenheim, Moritz Daniel

malte der Bruder Ferdinand die Landschaft und die architektonischen Elemente (ebd., fol. 49v.). Nur die Kopien aus dem Musée Napoléon, Johanna von Aragonien und Heilige Familie, später angekauft vom Dessauer Hof, hatte Heinrich selbstständig ausgeführt (Anonym 1808, S. 144). Darüber hinaus entstanden in der französischen Hauptstadt die Bildnisse des jungen Arztes Adolph Müller und Adam Oehlenschlägers (ebd.; Oehlenschläger 1850, S. 137). Im Dezember 1809 kehrten Heinrich und sein Bruder nach einem zweieinhalbjährigen Aufenthalt in Paris nach Dessau zurück. Gemeinsame Jahre der beiden Brüder folgten in Wien, bevor Heinrich Olivier erneut nach Dessau ging und aus der finanziellen Not heraus eine Anstellung als Wirtschaftsrat beim Anhaltinischen Herzogshaus annahm, infolgedessen er seine künstlerische Tätigkeit aufgab.

Werke der Pariser Zeit Heilige Familie, Kopie nach Raffael, 1808, Öl/Lw, 38,5 × 28,5 cm, Inv. Nr. 675, Dessau, Staatliche Galerie | Johanna von Aragonien, Kopie nach Raffael, 1808, Verbleib unbekannt (Anonym 1808, S. 144; ebd., S. 86) | Zeichnung seines Bruders Ferdinand im Wams mit Spitzenkragen, 1808, Zeichnung, Verbleib unbekannt (Becker 1971, S. 65) | Napoleon, gemeinsam mit Heinrich Olivier, 1808, Skizzen, Verbleib unbekannt (Grote 1999, S. 89) | Prinz von Neufchâtel, gemeinsam mit Heinrich Olivier, 1808, Skizzen, Verbleib unbekannt (Dessau, LHASA, fol. 74) | Abendmahl, gemeinsam mit Heinrich Olivier, 1810, Öl/Lw, 151 × 300 cm, St. Petri-Kirche, Wörlitz | Napoleon, gemeinsam mit Heinrich Olivier, 1810, Öl/Lw, 305,5 × 248,6 cm, Inv. Nr. I-291, Schloss Mosigkau Dessau, Kulturstiftung Dessau-Wörlitz (Taf. XVI) | Taufe Christi, gemeinsam mit Heinrich Olivier, 1810, Öl/Lw, 151 × 300 cm, St. Petri-Kirche, Wörlitz | Porträt von Adam Oehlenschläger, Verbleib unbekannt (Grote 1999, S. 87) | Porträt von Adolph Müller in altdeutscher Tracht, Verbleib unbekannt (ebd.) | Selbstbildnis Raffaels (Oehlenschläger 1850, S. 137)

Künstlern. Altarblatt von Hetsch. Neueste Compositionen von Catel. Kolbe’s und Olivier’s Arbeiten“, in: London und Paris, Bd. 21, 1808, S. 139–144 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1818, Nr. 194–196, 514–516; BAA 1824, Nr. 588 | Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 61, 64f., 355, S. 414., Anm. 990–999 | Oehlenschläger, Adam, Meine Lebenserinnerungen, 4 Bde., Leipzig, 1850, Bd. 2, S. 137.

Archivalien (siehe Eintrag zu Ferdinand → Olivier) Dessau, LHASA, DE, Abt. Dessau, A10, Nr. 202, fol. 43v., 49v. Lisa Hackmann und Sylva van der Heyden

Oppenheim, Moritz Daniel 1800 Hanau – 1880 Frankfurt a.M. Historien-, Porträt- und Genremaler, Lithograph, Kunsthändler

M. D. Oppenheim, Selbstbildnis, 1822

Bibliographie (siehe Eintrag zu Ferdinand → Olivier) ADB, Brun, DBE, Nagler, Neuer Nekrolog, TB – Anonym, „Kunstwanderung in Paris zu teutschen

Künstlerische Laufbahn ab 1810 Besuch der Hanauer Kurfürstlichen Zeichenakademie; Zeichenunterricht bei dem Maler

Oppenheim, Moritz Daniel

und Kupferstecher Konrad Westermayr, Malunterricht bei dessen Frau Henriette in Hanau; um 1814 Kopiertätigkeit in der Gemäldesammlung von Karl Christian Ernst von Benzel-Sternau auf dem Hofgut Emmerichshofen; ab 1818 zweijährige Ausbildung an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste München, Schüler von Johann Peter von Langer und dessen Sohn Robert von → Langer, anschließend Rückkehr nach Hanau; 1818 Anfertigung einer der frühesten künstlerischen Lithographien, Porträt Ludwig Craft Ernst Fürst von Oettingen-Oettingen und Oettingen-Wallerstein, (Stuttgart, Staatsgalerie, Graphische Sammlung); 1820/21 Parisaufenthalt; Schüler von Jean-Baptiste Regnault; 1821 Teilnahme am concours des places an der École des beaux-arts; 1821–1825 Aufenthalt in Italien u.a. in Rom, Florenz und Neapel; Bekanntschaft mit Künstlern aus dem Kreis der Nazarener und Bertel Thorvaldsen; 1824 Teilnahme am Zeichenwettbewerb der Accademia von San Luca in Rom, Aberkennung des ersten Preises aufgrund Oppenheims jüdischer Herkunft; in Neapel Zusammentreffen mit seinem späteren Mäzen Baron Carl Mayer von Rothschild; für die Familie Rothschild in den folgenden Jahren Tätigkeit als Porträtist und Kunstagent; ab 1825 Etablierung in Frankfurt a.M. als Historien-, Genre- und Porträtmaler, Aufträge u.a. von Ludwig Börne und Heinrich Heine; 1827 Verleihung des Professorentitels durch Vermittlung von Johann Wolfgang Goethe; ab ca. 1830 Tätigkeit als Kunsthändler; wiederholte Reisen, u.a. mindestens fünf Mal nach Paris, dort 1836 Teilnahme am Salon

Parisaufenthalt 1820/21 Die von Moritz Daniel Oppenheim 1880 niedergeschriebenen Lebenserinnerungen dienen heute in der Forschung als Hauptquelle zu seiner Person (Erinnerungen 1924; Erinnerungen eines deutsch-jüdischen Malers 1999). Darin widmet der Maler seinen Pariser Lehrjahren 1820/21 jedoch nur wenige Seiten. Als größtenteils ungedruckte Quellen finden sich ein Stellengesuch und mehrere Empfehlungsschreiben, die Aufschluss über Reisedaten und -vorhaben geben (Marburg, HStAM; Jerusalem, JNUL a–c). Darüber hinaus sind Oppenheims Leben und Werk sowie seine Rolle als erster jüdischer Maler der Moderne Gegenstand verschiedener Publikationen, die zum Teil anlässlich von Ausstellungsvorhaben zu dem Künstler erschienen und

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einen Œuvrekatalog umfassen (Kat. Jerusalem 1983; Der Zyklus 1996; Kat. Frankfurt a.M. 1999). Die Tatsache, dass Oppenheim im August 1820 von Hanau aus den Kurfürsten Wilhelm I. von Hessen ersuchte, ihm ein „Amt oder eine Stelle [in Rom] zuzusichern“, zeigt, dass der Maler einen Aufenthalt in Rom anstrebte (Marburg, HStAM). Zunächst brach er jedoch nach Paris auf, mit einem Empfehlungsschreiben des Regierungsrates Rieß vom 27. August 1820: „Herrn Moritz Oppenheim von hier, Schüler der hiesigen kurfürstl. Zeichnungsakademie, der sich späterhin zu München mit Eifer und Nutzen als Maler weiter ausbildete, empfehle ich hierdurch, sowohl wegen seiner schönen Fortschritte in der Kunst, als auch wegen seines bescheidenen, tadellosen Betragens aufs angelegentlichste, mit wahrem Vergnügen“ (Kat. Frankfurt a.M. 1999, S. 22). Als Grund für seine Reise nannte der Künstler rückblickend den Reiz der „Weltstadt Paris“, sowie das Wiedersehen seines aus England anreisenden Bruders Herz Daniel. „Die Kunst allein war es nicht“, die ihn zu der Reise veranlasste, „denn ihr Wesen war mir noch immer unbekannt; ich glaubte, es genüge gut malen und ähnlich porträtieren zu können“ (Erinnerungen 1924, S. 26). In Oppenheims Memoiren ist von zwei verschiedenen Lehrateliers die Rede. Zunächst nahm er Unterricht bei einem Lehrer, dessen Namen er schuldig bleibt: „Ich besuchte in Paris einen berühmten Maler, der sein Atelier entfernt von demjenigen seiner Schüler hatte; jeder derselben zahlte ihm 25 Franken monatlich und hatte dafür täglich ein freies Modell.“ Die Späße, die die Mitschüler auf seine Kosten trieben, ließen Oppenheim jedoch gleich wieder eine neue Ausbildungsstätte aufsuchen (Erinnerungen 1924, S. 27f.). So wurde er Schüler des 66-jährigen Jean-Baptiste Regnault, über den er eine Anekdote zu berichten wusste: „Ich ging hierauf zu Meister Regnault, einem Zeitgenossen Davids, der in der Kunstwelt den Namen le père rotule hatte, weil er der Ansicht huldigte, daß die Kniescheibe eine Hauptsache und deren gelungene Wiedergabe die schwierigste Arbeit sei; in der Tat exzellierte er in der Darstellung dieses Körperteiles. Sein Atelier war neben dem seiner Schüler, deren harmlosen Farcen er oft lachend beiwohnte. Er war ein schöner, ehrwürdiger, alter Mann, aus dessen Atelier tüchtige Schüler, berühmte Maler hervorgingen.“ Auch offenbart Oppenheim seine Nervosität beim ersten Arbeiten mit einem weiblichen Aktmodell, „und zwar ein junges, sehr

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Oppenheim, Moritz Daniel

schönes Mädchen; mir ward ängstlich dabei zumute, doch sagte ich mir: ‚So gut die anderen lebensund liebeslustigen jungen Leute ruhig dasitzen und arbeiten, werde ich auch aushalten und malen können‘ – und so war es auch“ (Erinnerungen 1924, S. 28). Über Werke aus der Pariser Zeit ist kaum etwas bekannt. Der Künstler selbst äußert sich lediglich zu einer Arbeit eindeutig: „Neben meinen Atelierstudien fertigte ich einige Portraits, unter anderen malte ich M. Dupont, den chef des claqueurs aller Pariser Theater“ (Erinnerungen 1924, S. 29). Im Jahr 1821 nahm Oppenheim einmalig am concours des place an der École des beaux-arts teil (Paris, AN). Im selben Jahr verließ er Paris wieder, als sich die Gelegenheit bot, mit einem Kurier der Familie Rothschild nach Rom zu reisen. Drei Pariser Empfehlungsschreiben, die er mit sich führte, sind heute erhalten. Eines war an den Kunstautor Giovanni Gherardo de Rossi in Rom adressiert, die anderen an potentielle Unterstützer in Neapel und Mailand (Jerusalem, JNUL a–c). Zwei der Schreiben lassen sich vermutlich dem jüdischen Bankier Olry Worms de Romilly zuschreiben (Jerusalem, JNUL a–b). Es ist daher davon auszugehen, dass Oppenheim sich für sein berufliches Vorankommen seine jüdischen Kontakte zunutze machte. In den Erinnerungen Oppenheims heißt es zu der Zeit in Paris und Rom: „Mein gesellschaftlicher Umgang in Paris war nicht geeignet, dem höheren Wesen der Kunst mich näherzubringen; in der Technik des Malens kam ich jedoch weiter, weil ich fleißig arbeitete. Um fleißig sein zu können, hätte ich aber nicht nötig gehabt nach Paris zu gehen; noch weniger nach Rom, wohin zu reisen ich durch Freunde veranlasst ward“ (Erinnerungen 1924, S. 30). Wie die Notizen in Oppenheims Skizzenbüchern belegen, kehrte der Maler ab 1835 noch einige Male im Rahmen seiner Tätigkeit als Kunsthändler nach Paris zurück (Kat. Frankfurt a.M. 1999, S. 399–400). Einmalig beschickte er im Jahr 1836 den Pariser Salon mit dem Werk Suzanne sortant du bain, surprise par deux vieillards (Salon 1836, Nr. 1399). In den Jahren danach wurden seine Werke – u.a. 1841 ein Porträt des jüdischen Journalisten und Schriftstellers Ludwig Börne, der 1830 nach Paris ins Exil gegangen war – abgewiesen (Paris, AMN a–b). Zu diesem Zeitpunkt hatte Moritz Daniel Oppenheim, der aus einfachen Verhältnissen stammte, bereits Kontakte zu Auftraggebern wie den in Rom ansässigen

Rothschilds aufnehmen können, die ihm letztlich ein sicheres Auskommen ermöglichten.

Werke der Pariser Zeit Monsieur Dupont, 1820/21, Verbleib unbekannt (Kat. Frankfurt a.M. 1999, S. 353, Nr. II.18).

Bibliographie AKL, Nagler, Raczynski, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 361, 425, Anm. 1288–1294, S. 451, 469, Anm. 494–495 | Der Zyklus. Die Bilder aus dem altjüdischen Familienleben und sein Maler Moritz Daniel Oppenheim, Ruth Dröse et al. (Hrsg.), Hanau 1996 | Erinnerungen. Moritz Oppenheim, Alfred Oppenheim (Hrsg.), Frankfurt 1924 | Erinnerungen eines deutsch-jüdischen Malers. Moritz Daniel Oppenheim, Christmut Präger (Hrsg.), Heidelberg 1999 | Kat. Frankfurt a.M. 1999: Moritz Daniel Oppenheim. Die Entdeckung des jüdischen Selbstbewußtseins in der Kunst, Georg Heuberger (Hrsg.), Ausstellungskat., Frankfurt, Jüdisches Museum, Köln 1999 | Kat. Jerusalem 1983: Moritz Oppenheim. The First Jewish Painter, Elisheva Cohen (Hrsg.), Ausstellungskat., The Israel Museum, Jerusalem 1983 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1836, Nr. 1399 | Spitzer, Judith, „Moritz Daniel Oppenheim – Painter of the Rothschilds, Rothschild of the Painters“, in: The Israel Museum Journal, H. 19, 2001, S. 42–47 | Weber, Anette, „Maler jüdischer Herkunft im 19. Jahrhundert – zur Programmatik ihrer Kunst“, in: Hans Günter Golinski u. Sepp Hiekisch-Picard (Hrsg.), Das Recht des Bildes. Jüdische Perspektiven in der modernen Kunst, Ausstellungskat., Museum Bochum, Heidelberg 2003, S. 121–136 | Wolff, Eberhard, „Ankunft in der Moderne. Aufklärung und Reformjudentum“, in: Arno Herzig u. Cay Rademacher (Hrsg.), Die Geschichte der Juden in Deutschland, Bonn 2008, S. 114–121.

Archivalien Jerusalem, JNUL a: Jerusalem, JNUL, Dept. of Manuscripts and Archives, Arc. Ms. Var. 388/109 [Empfehlungsschreiben an Herrn Gio[vanni] Gherardo de Rossi in Rom, unterzeichnet von Olry Worms de

Osterwald, Georg (Rudolf Daniel)

Romilly, 31.8.1821] | Jerusalem, JNUL b: Jerusalem, JNUL, Dept. of Manuscripts and Archives, Arc. Ms. var. 388/109 [Empfehlungsschreiben an Herrn Falconnet in Neapel, unterzeichnet von Olry Worms de Romilly, 31.8.1821] | Jerusalem, JNUL c: Jerusalem, JNUL, Jerusalem, Dept. of Manuscripts and Archives, Arc. Ms. var. 388/230 [Empfehlungsschreiben an Dr. Samson Pavia in Mailand, 30.8.1821] | Marburg, HStAM, Bestand 6 a Nr. 2883, o. fol. [Gesuch des Israeliten Moritz Oppenheim aus Hanau um Zusicherung einer Stelle, zwecks Ausbildung in der Malerkunst in Rom, Hanau, August 1820] | München, AdBK, Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste, Moritz Oppenheim, Bd. 1, 1809– 1841, Nr. 447, [Stand: 16.5.2012] | Paris, AMN a: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852; *KK 7, Salon de 1836; *KK 8, Salon de 1837; *KK 9, Salon de 1838; *KK 12, Salon de 1841 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 35, Salon de 1841 | Paris, AN, AJ 52 6, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1817–1822, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver [5.5.1821: „bosse“]. Theresa Wißmann

Osterwald, Georg (Rudolf Daniel) 1803 Rinteln – 1884 Köln Architektur-, Bildnis,- Porträt- und Landschaftsmaler, Zeichner, Graphiker, Verleger, Zeichenlehrer

Künstlerische Laufbahn ab 1819 Gehilfe an der Oberbergamts-Zeichenkammer in Bonn; Studium an der Universität Bonn u.a. bei August Wilhelm Schlegel; 1822 Aufnahme eines Studiums an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste München; Lehrtätigkeit an der Baugewerkschule München; 1825–1828 Lehrtätigkeit am Fellenberg’schen Institut in Hofwil bei Bern; Wanderungen bis nach Oberitalien; Hinwendung zur

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Landschaftsmalerei; 1829 Aufenthalt auf der Eisengießerei Sayner Hütte nahe Koblenz bei seinem Bruder; 1830–1832 Parisaufenthalt; 1833 nach Aufenthalten in verschiedenen deutschen Städten Umzug nach Hannover; 1835/36 zusammen mit Johann Hermann Detmold Herausgeber der Hannoverschen Kunstblätter; 1841 nach Aufenthalt in Dresden; Umzug nach Köln; 1855–1859 Studienreise durch Italien; 1864 Ernennung zum Professor durch Wilhelm I. von Preußen in Köln; Studienreise nach Schweden und Norwegen

Parisaufenthalt 1830–1832 Mehrere monographische Artikel, die der Kölner Heimatforscher Johann Jacob Merlo im 19. Jahrhundert verfasste, liefern vereinzelte Informationen über den Parisaufenthalt von Georg Osterwald (ADB; Merlo 1895, S. 631–639; ders. 1850, S. 309– 314). Merlos Quelle bilden heute verlorene Dokumente aus dem Historischen Archiv in Köln (Köln, HA). Wolfgang Becker thematisiert den Parisaufenthalt Osterwalds, ohne die Schriften Merlos oder die Kölner Archivbestände zu berücksichtigen (Becker 1971, S. 96, 366, 432, Anm. 1532). Neuere Aufsätze zu Osterwald rücken seine Werke in den Vordergrund und verweisen dabei auf die in Frankreich verbrachte Zeit (Glißmann 2004, S. 62–63; Kocks 1981, S. 516–519). Bereits in jungen Jahren experimentierte Osterwald mit verschiedenen künstlerischen Techniken und schuf Zeichnungen, Gemälde sowie Druckgraphik (Merlo 1850, S. 309). Parallel hierzu war der Künstler schon sehr früh als Lehrer tätig. Die Kombination von Lehrtätigkeit und eigener künstlerischer Weiterbildung prägte auch seinen zweijährigen Parisaufenthalt in den Jahren 1830 bis 1832. Obwohl er an der Akademie in München unter Friedrich von Gärtner Architektur studiert hatte, trat er in der französischen Hauptstadt nicht als Architekturmaler auf, wie Becker behauptet (Becker 1971, S. 96). Stattdessen wollte der Künstler in Paris seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Aquarellmalerei, in der die französische Schule als führend galt, ausweiten (Merlo 1850, S. 310). Wie genau der Künstler sein Vorhaben verwirklichte, bleibt unklar. Merlo spricht recht vage von „tüchtigen Meistern der Kunst“, denen Osterwald in Paris „näher zu treten“ beabsichtigte (ADB). Auch über Osterwalds zeitgleiche Tätigkeit als Privatlehrer, die

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Passavant, Johann David

er in verschiedenen Pariser Haushalten sowie an einer nicht weiter benennbaren Erziehungsanstalt für junge Engländerinnen ausübte, haben sich keine Einzelheiten erhalten. Bereits in Paris gelang dem Deutschen der Verkauf verschiedener Werke (Merlo 1850, S. 310). Es scheint also, dass der Künstler mit seinen Arbeiten den Geschmack des Publikums traf und in seinem künstlerischen Vorankommen überzeugte. Für seine weitere Tätigkeit erwies sich die konzentrierte Beschäftigung des Künstlers mit der Aquarellmalerei in jedem Fall als vorteilhaft. Osterwald wendete die Technik vor allem bei seinen Landschafts- und Städtedarstellungen an, die auf den zahlreichen Reisen des Künstlers entstanden (Glißmann 2004, S. 57–85).

Passavant, Johann David 1787 Frankfurt a.M. – 1861 ebd. Historienmaler, Kupferstecher, Kunstgelehrter und Museumsdirektor

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie ADB, Bénézit, Boetticher, Müller/Singer, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei, München 1971, S. 96, 366, 432, Anm. 1532 | Glißmann, Oliver, „Lebensstationen eines romantischen Malers: Georg Osterwalds Weg von Rinteln nach Köln“, in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins e.V., Bd. 75, 2004, S. 62–63 | Kocks, Dirk, „Georg Osterwald. Ein Kölner Künstler im Zeitalter der Domvollendung“, in: Die Weltkunst, H. 5, März 1981, S. 516–519 | Merlo, Johann Jacob, Nachrichten von dem Leben und den Werken Kölnischer Künstler, Köln 1850, S. 309–314 | Ders., Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit, Düsseldorf 1895, S. 631–639 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 300.

Archivalien Köln, HA, Best. 1038, Georg Osterwald (zerstört). Gitta Ho

J. D. Passavant, Selbstbildnis im Barett vor römischer Landschaft, 1818

Künstlerische Laufbahn ab 1792 Privatunterricht bei dem Dekorationsmaler Muck in Frankfurt a.M.; später bei dem Maler Bager; 1809–1813 erster Parisaufenthalt; 1813–1815 Rückkehr nach Frankfurt; Teilnahme an den Befreiungskriegen gegen Napoleon; 1815–1817 zweiter Parisaufenthalt; Schüler in den Lehrateliers von Jacques-Louis David und Antoine-Jean Gros; 1817– 1824 Romaufenthalt; im Künstlerkreis um Johann Friedrich Overbeck; Publikation der Ansichten über die bildenden Künste und Darstellung derselben in der Toscana (1820); ab 1821 Korrespondent des von Ludwig Schorn herausgegebenen Kunstblatts; 1824–1828 Rückkehr nach Frankfurt; Tätigkeit als Maler und als Kunstschriftsteller; 1829–1839 Forschungen zum Werk Raffaels; Reisen nach Berlin, Dresden, Frankreich, England und Italien; 1839 Publikation des zweibändigen Rafael von Urbino und sein Vater Giovanni Santi (dritter Ergänzungsband 1858); ab 1840 Inspektor am Frankfurter Stä-

Passavant, Johann David

delschen Kunstinstitut; Neuordnung und umfangreiche Erweiterung der Kunstsammlung sowie der Museumsbibliothek; 1860–1864 Publikation des sechsbändigen Ergänzungswerks zu Adam von Bartschs Le Peintre-Graveur

Parisaufenthalte 1809–1813, 1815–1817 Johann David Passavant berichtete von seinen zwei Parisaufenthalten in über 210 Briefen, die heute in der Stadt- und Universitätsbibliothek in Frankfurt a.M. verwahrt werden und von der Forschung nicht vollständig erschlossen sind (Frankfurt, StUB). Die umfassendste Auswertung dieser Quelle ist das mit „Lehrjahre in Paris“ betitelte Kapitel in der drei Jahre nach Passavants Tod publizierten Biographie von Adolph Cornill (Cornill 1864). In jüngerer Zeit untersuchte Elisabeth Schröter innerhalb ihres Aufsatzes zu Passavants Raffael-Forschung sowie ein Ausstellungskatalog den Pariser Studienaufenthalt des Künstlers und späteren Kunstgelehrten unter Berücksichtigung der unveröffentlichten Frankfurter Korrespondenz (Schröter 1990; Kat. Frankfurt 1994). Der 22-jährige Passavant reiste im Sommer 1809 in die französische Hauptstadt, um die im elterlichen Geschäft begonnene Lehre als Kaufmann mit einem Auslandsaufenthalt im Pariser Bankhaus Rougemont de Löwenberg abzuschließen. Der Beruf wurde von dem Kaufmannsvolontär als bloße Pflichterfüllung ausgeführt. Sein eigentliches Interesse galt in Paris der Kunst: „Den dritten Tag meines hiesigen Aufenthalts […], ging ich um 10 Uhr ins Museum Napoleon um die heiligen Überreste der griechischen Bildhauerkunst zu bewundern. Ein heiliger Schauer überlief mich als ich in die Säle eintrat wo diese göttlichen Statuen aufgestellt sind; Tränen entrollten meinen Augen bey dem Anschauen der überirdischen mediceischen Venus“ (Frankfurt, StUB a fol. 3). Am selben Abend besuchte er außerdem die Gemäldegalerie im Palais du Luxembourg, wo er u.a. „die schönen Gemälde von Rubens sah“ und begeistert von „dem göttlichen Raphael“ schwärmt: „es ist eine heilige Familie alles ist Gefühl u Geist ich werde noch viele frohe Stunden bey ihm zubringen“ (ebd., fol. 3). Passavant besuchte in seiner frei verfügbaren Zeit das Musée Napoléon, wo er italienische, deutsche und niederländische Kunstwerke studierte und Skizzen anfertigte, u.a. entstand die Kreidezeich-

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nung einer historischen Landschaft „im Geiste Nicolaus Poussins“ (Cornill 1864, S. 50). Knapp ein Jahr nach seiner Ankunft in Paris teilt er seiner Mutter mit, er unternehme alles, um sich im Kaufmannsberuf fortzubilden „indem ich mir manches Vergnügen entsagte, als das Zeichnen, das ofte Besuchen der hiesigen Gallerien, nur auf das diese Liebhaberey keine Leidenschaft bey mir würde; doch keinen Hang zum Handelsstande konnte mir dieß alles nicht beybringen und dieser wird auch niemals in mir rege werden“ (Frankfurt, StUB a, fol. 106v.; Schröter 1990, S. 324). Die beruflichen Anforderungen in den darauffolgenden Monaten ließen die Beschäftigung mit der Kunst nur eingeschränkt zu. Der Tod seines Jugendfreundes Franz Pforr im Juni 1812, mit dem er sich in seiner Kindheit im Zeichnen geübt hatte und an dessen Ausbildung zum Maler er bewegt Anteil nahm, erschütterte Passavant nachhaltig und bestärkte ihn darin, Maler werden zu wollen (Kat. Frankfurt 1994, S. 17). Doch vorerst konnte er diesen Entschluss nicht umsetzen: „Es ist an der Zeit daß ich von hier weg gehe, die tägliche Ansicht der Kunstsachen verrückt mir den Kopf da ich meinen Hang doch nicht befriedigen darf u es ist Zeit sich nach einer möglich gesicherden Existenz umzusehen.“ – schrieb Passavant am 24. Juni 1813 an seinen Frankfurter Freund Heinrich Anton Cornill (Frankfurt, StUB b, fol. 24–24v.). Als er die Aussicht auf eine kaufmännische Anstellung in Frankfurt erhielt, brach Passavant nach vier Jahren seinen Aufenthalt in Paris ab – ohne eine künstlerische Ausbildung erfahren zu haben – und kehrte im Herbst 1813 in seine Heimatstadt zurück. Nach der freiwilligen Beteiligung an den Befreiungskriegen gegen Napoleon von Juli bis Oktober 1815 und der Liquidierung des elterlichen Geschäftes in Folge neu erhobener Einfuhrzölle, entschloss sich der inzwischen 28-jährige Passavant schließlich dazu, das Studium der Malerei aufzunehmen. Im November teilte er seine Absicht mit: „Zuerst will ich nach Paris, wo nach meiner Einsicht jetzt diejenigen Künstler sind, welche in dem Materiellen Theil der Kunst am geschicktesten sind, diese Kunstgriffe will ich lernen […]. Wenn ich in den nöthigen Kenntnissen des Materiellen in der Kunst einigermaßen ausgerüstet bin, gedenke ich nach Rom zu gehen […], um das gesammelte zu ordnen und in Anwendung zu bringen.“ (Zit. nach Kat. Frankfurt 1994, S. 17f.) Die technische Fertig-

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Passavant, Johann David

keit wollte sich Passavant also zunächst in der französischen Hauptstadt aneignen, bevor er in Italien künstlerische Inspiration erfahren wollte. Anfang Dezember 1815 traf Passavant zu seinem zweiten Aufenthalt in Paris ein. Dort angekommen, suchte er sogleich den Kupferstecher Johann Conrad → Ulmer auf, an den ihn noch in Frankfurt Carl Friedrich → Wendelstadt empfohlen hatte. Ulmer riet Passavant zu einer Lehre bei Jacques-Louis David, da „er in seinem Unterricht die besten Grundsätze habe“ und man dort hauptsächlich nach der Natur studiere (Frankfurt a.M., StUB, fol. 141v.). Passavant befolgte den Ratschlag Ulmers und stellte sich am 9. Dezember dem damals 67-jährigen David vor. Er berichtete, „freundlich“ aufgenommen worden zu sein: „nachdem ich ihm meine Absicht gesagt u ihm erklärt hatte noch gar nicht studiert zu haben, zeigte ich ihm jedoch auf sein Verlangen einige Kleinigkeiten von meiner Arbeit, er war sehr zufrieden damit, ich soll gleich nach der Natur zeichnen und heute um 12 Uhr in sein Attelier kommen wo er mich einführen will“ (ebd.). Einige Tage später berichtete Passavant vom täglichen Ablauf des Lehrbetriebs: „seit 8 Tagen arbeite ich nun […] mit viel Vergnügen immer nach den lebenden Modelen, es zeichnen morgens 9 bis 2 Uhr unter Aufsicht von David, und abends 6 bis 10 Uhr unter uns Schülern u nach einem andern Model als des Morgens, wöchentlich wird wieder gewechselt, so daß wir die größte Manigfaltigkeit der menschlichen Gestalten zu sehen bekommen u solche studieren; vorige Woche hatten wir einen sehr schön gebauten Mann von 40 Jahren. Abends einen 50 jährigen äußerst lebhaften Italiener […]; heute morgen zeichneten wir nach einem 18 jährigen jungen Menschen von hübschen Proportionen und überaus schöner, feiner Gesichtsbildung.“ (ebd., fol. 142). Für das intensive Studium nach dem lebenden Modell war das Lehratelier von David in jenen Jahren bekannt (Struckmeyer 2012). Dort traf Passavant außerdem auf den Koblenzer Maler Peter → Rittig und den Berliner Maler Wilhelm → Wach, zu denen sich in den folgenden Wochen eine enge Freundschaft entwickelte. Am 18. Dezember berichtete Passavant, sie hätten gemeinsam vereinbart, „täglich 1 Stunde nach geschlossenen Atellier mit dem Lesen der Niebelungen zu zubringen“ und „gleich den Anfang“ gemacht (Frankfurt a.M, StUB a, fol. 143v.). Neben der gemeinsamen Lektüre, die außerdem die Werke Winckelmanns, Goethes, Wackenroders und Tiecks

umfassen sollte (Frankfurt a.M., StuUB a fol. 149v.), arbeiteten die drei deutschen Ateliergenossen gemeinschaftlich in Davids Atelier. Passavant bezog eine kleine Wohnung in der Rue Mazarine Nr. 21 in unmittelbarer Nähe des Lehrateliers, das im Collège des Quatre-Nations untergebracht war (Frankfurt a.M., StUB a, 143v.). Knapp zwei Monate nach Passavants Ankunft in Paris wurde Ende Januar 1816 das Lehratelier von David geschlossen, da dieser nach dem Sturz Napoleons ins Brüsseler Exil gehen musste. Gemeinsam mit Wilhelm Wach besuchte Passavant daraufhin das im Juli eröffnete Nachfolgeatelier des Malers Antoine-Jean Gros. Außerdem schloss Passavant sich Rittig an, der ein eigenes Atelier angemietet hatte: „jeden Tag nach dem Atelier gehe ich mit in das seinige u arbeite unter seiner Aufsicht, ich habe schon 2 über lebensgroße Köpfe bey ihm gemalt den einen von einem alten langbärtigen Mann, das andere von einem außerordentlich schönen Jüngling“. Passavant berichtete zudem davon, eine Kopie von Rittigs Gemälde Perikles und Anaxagoras anzufertigen (Frankfurt StUB, fol. 161–161v.). Zu Beginn des Jahres 1817 kam es zu Unstimmigkeiten zwischen Passavant und seinem französischen Lehrer, der jeden seiner Schüler dazu bringen wollte, ein zusätzlich Studium an der École des beaux-arts aufzunehmen: „Gros jedoch wird immer schärfer gegen mich, besonders da ich in manchem ihm nicht ganz folge. Er ist nämlich sehr ehrgeizig und wünscht hauptsächlich auch den Ruf zu haben, vorzügliche Schüler zu bilden, daher sollten seine Schüler alle in die königl. Academie gehen, um Preise zu erwerben“. Passavant wies die Aufforderung seines Lehrers zurück, „da dazu eine gewisse Fertigkeit gehört, welche von dem wahren Studium wegführt“ (Frankfurt a.M., StUB a, fol. 167r.). Nach knapp anderthalb Jahren verließ Passavant schließlich im Mai 1817 Paris und kehrte nach Frankfurt zurück. Nach kurzem Aufenthalt in seiner Heimatstadt brach er im Herbst desselben Jahres zu einem siebenjährigen Italienaufenthalt auf. Dort verkehrte er im Künstlerkreis um Johann Friedrich Overbeck, Carl Philipp Fohr und Peter Cornelius. Es entstanden einige Werke (u.a. das Selbstbildnis im Barett, Frankfurt, Städelsches Kunstinstitut), dann trat die Malerei gegenüber der Tätigkeit als Kunstschriftsteller immer mehr zurück.

Pecht, Friedrich

Werke der Pariser Zeit Große historische Landschaft im Geiste Nikolaus Poussins, 1810, Verbleib unbekannt (Cornill 1864, S. 50) | Kopie eines Porträts nach Raffael, 1816, Verbleib unbekannt (Schröter 1990, S. 327) | Kopie eines Augustus, Kopie eines Tiberius (Zeichnungen nach Antiken zum Studium des Faltenwurfs), 1816, Verbleib unbekannt (ebd.) | Studien eines Bacchus, 1816, Verbleib unbekannt (ebd.) | Zwei überlebensgroße Köpfe, 1816, Verbleib unbekannt (Frankfurt StUB, fol. 161–161v.) | Perikles und Anaxagoras, Kopie nach Peter Rittig, 1816, Verbleib unbekannt (ebd. fol. 161) | „Porträt von Raphael welches einen allerliebsten Jungen vorstellt“, 1817, Verbleib unbekannt (wahrscheinlich das berühmte Bildnis des „Blonden Knaben“, damals Raffael zugeschrieben, Schröter 1990, S. 327, Anm. 115) | Zwei kolorierte Skizzen zum Nibelungenlied, 1817, Verbleib unbekannt (ebd., S. 328).

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tin, Histoire de la vie et de la mort du Baron Gros, le grand peintre, Paris 1880, S. 583–593, hier S. 590.

Archivalien Frankfurt a.M., StUB a: Frankfurt a.M., StUB, Ms. Ff. J. D. Passavant A.I.a [Briefe aus Paris an die Mutter] Nr. 2, fol. 3–4v.; Nr. 56, fol. 106–108v.; Nr. 74, fol. 141–142v.; Nr. 84, fol. 161–161v.; Nr. 87, fol. 166– 167v.; Nr. 90, fol. 171–172v. | Frankfurt a.M., StUB b: Frankfurt a.M., StUB, Ms. Ff. J. D. Passavant A.I.b [Briefe aus Paris an H.A. Cornill] Nr. 12, fol. 24–25v. | Paris, ENSBA, Ms. 321, Papiers du peintre Louis David, o. fol., 1816 [Note de l’argent remis à M Le Vol le 2 janvier 1816]. Nina Struckmeyer

Pecht, Friedrich Bibliographie TB, ADB, Nagler – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 15, 65, 68, 69, 71, 357, Anm. 1094–1099 | Cornill, Adolph, „Johann David Passavant. Ein Lebensbild. 1. Abtheilung nebst Passavants Mittheilungen über seine Familie“, in: Neujahrsblatt, den Mitgliedern des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt/Main dargebracht im Januar 1864, Frankfurt a.M. 1864, S. 46–59 | Kat. Frankfurt a.M. 1994: Von Kunst und Kennerschaft: die Graphische Sammlung im Städelschen Kunstinstitut unter Johann David Passavant 1840 bis 1861, Hildegard Bauereisen (Hrsg.), Ausstellungskat., Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Frankfurt a.M. 1994, S. 13–21 | Kitschen, Friederike, „Johann David Passavant (1787–1861)“, in: Dictionnaire des historiens d’art allemands. 1750–1950, Michel Espagne u. Bénédicte Savoy (Hrsg.), Paris 2010, S. 182–189 | Schröter, Elisabeth, „Raffaelkult und Raffael-Forschung: J. D. Passavant und seine Raffael Monographie im Kontext der Kunst und Kunstgeschichte seiner Zeit“, in: Römisches Jahrbuch der Bibliotheca Hertziana, 1990, 26, S. 303–397, hier: S. 324–328 | Struckmeyer, Nina, „‚C’est que seul … je vaux une académie.‘ Dans l’atelier des élèves de JacquesLouis David“, in: Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863, France Nerlich (Hrsg.), Tours 2012 | Tripier Le Franc, Jus-

1814 Konstanz – 1903 München Historien- und Porträtmaler, Lithograph, Kunstkritiker

Künstlerische Laufbahn ab 1824/25 Mitarbeit in der lithographischen Anstalt des Vaters Andreas Pecht in Konstanz; ab 1833 Studium der Lithographie an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste München bei Julius Schnorr von Carolsfeld, Peter von Hess und Konrad Eberhard; 1834–1836 Tätigkeit für die lithographische Anstalt von Franz Hanfstaengl in München, Beteiligung an dessen Reproduktionen der Meisterwerke der Dresdner Gemäldegalerie; 1837–1839 in Leipzig, Beschäftigung als Zeichner und Lithograph der Leipziger Gesellschaft; 1839–1841 Parisaufenthalt, Schüler im Atelier von Paul Delaroche, 1841 Teilnahme am Pariser Salon; anschließend Rückkehr nach Konstanz; 1842–1853 häufiger Ortswechsel: Leipzig, Dresden, Frankfurt a.M., London; Tätigkeit u.a. als Porträtist, Karikaturist; 1847–1879 zahlreiche Italienreisen, in den 1850er Jahren erste kunstwissenschaftliche und kunstschriftstellerische Tätigkeit; ab 1854 vorwiegend in München ansässig; seit 1854 Redakteur für das Kunstressort der Augsburger Allgemeinen Zeitung; seit 1856 Vorstandsmitglied des Münchener Kunstvereins; 1857

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Pecht, Friedrich

Auftrag für die Ausgestaltung eines Konferenzraums im Maximilianeum mit historischen Fresken; seit 1881 Mitglied der Galerie-Kommission der Alten Pinakothek; 1867, 1878 in Paris, 1873 in Wien als Berichterstatter von den Weltausstellungen für mehrere Zeitungen; 1877–1885, 1888 Herausgabe der Überblickswerke Deutsche Künstler des 19. Jahrhunderts und Geschichte der Münchner Kunst im 19. Jahrhundert; seit 1885 Herausgeber der Zeitschrift Kunst für Alle, daneben Veröffentlichungen in verschiedenen Tageszeitungen; 1883 endgültige Beendigung der künstlerischen Tätigkeit, Aufgabe des Ateliers

Parisaufenthalt 1839–1841 Nach seiner Ausbildung in München und ersten beruflichen Erfahrungen als Lithograph u.a. in Leipzig ging Friedrich Pecht 1839 auf eigene Kosten nach Paris, um sich hier „der Malerei zu widmen“ (Pecht 1894, S. 167). Hauptquelle für die zwei Ausbildungsjahre ist ein umfassendes Kapitel in seinen Lebenserinnerungen (ebd., S. 167–215) und einige wenige erhaltene Briefe von Zeitgenossen. Zahlreiche Originaldokumente aus den Pariser Jahren fielen 1869 einem Brand im väterlichen Haus zum Opfer (ebd., S. 213). Von der Forschung ist Friedrich Pecht bislang nur als äußerst produktivem Kunstkritiker des 19. Jahrhunderts Beachtung geschenkt worden (Bringmann 1982; Feist 1999, S. 304–305). Sein künstlerisches Werk fand lediglich in biographischen Einträgen unterschiedlicher Lexika Erwähnung (Holland 1905, S. 51–60; TB; Nagler; DBE). In Paris angekommen, war die deutsche „Buchhandlung von Avenarius“ in der Rue de Richelieu im Sommer 1839 die erste Anlaufstation des 25-jährigen Pecht (Pecht 1894, S. 172). Der Künstler hatte die Adresse von zwei Freunden erhalten, nämlich dem Dichter Heinrich Laube und dem Porträtisten Ernst Benedikt → Kietz. Beide hielten sich ebenfalls in Paris auf und waren Pecht bereits aus Leipzig bekannt (ebd.). Wie sein Freund Kietz hatte Pecht die Absicht, in das Schüleratelier von Delaroche einzutreten. Dieses besaß den Ruf, von allen Ateliers „das größte [und] das wildeste zu sein“ und „die begabtesten, aber auch die ausgelassensten Schüler von allen“ zu versammeln (ebd., S. 177). Mit einem Empfehlungsschreiben des Ingres-Schülers Jules Etex, den Pecht in Dresden ken-

nengelernt hatte, sowie einigen Porträts suchte Pecht das Privatatelier von Delaroche „auf dem Montmartre in einem kleinen Hause der Rue Latour des Dames“ auf (ebd., S. 172). Zu den Zeichnungen, die Pecht ihm vorlegte, bemerkte Delaroche nur „ah, que c’est allemand“ und nahm ihn als Schüler in sein Lehratelier auf (ebd., S. 173, 212–213; Delaborde 1858, o.S.). Da sich Delaroches Atelier in der Rue Mazarin befand, mietete Pecht zunächst in der benachbarten Rue Jacob „in einem kleinen Hotel garni“ ein Zimmer, bevor er später zu Kietz an den Quai des Augustins 29 zog (Pecht 1894, 173; Salon 1841, Nr. 1543). Im November 1839 begann Pechts Ausbildung bei Delaroche, und zwar in einem, wie er berichtet, „unglaublich wüsten, von zwei großen Atelierfenstern beleuchteten Raum, unter einem halben Hundert oft noch sehr grüner Jungen, die da in vier Reihen dicht aufeinander gedrängt sitzend im Schweiße ihres Angesichts ein Modell abmalten oder zeichneten“ (Pecht 1894, S. 173). Neben Franzosen wie Charles François Jalabert und Thomas Couture, die „es später zu großem Ruf brachten“ (ebd., S. 212), waren noch andere Deutsche wie Kietz und Friedrich Wilhelm → Martersteig sowie einige Engländer im Atelier beschäftigt. Dreimal in der Woche erschien Delaroche, der laut Pecht ein „sehr strenger, aber vortrefflicher Lehrer“ war, im Atelier (ebd., S. 177f., 191, 212). Insgesamt stellte Pecht eine technische Überlegenheit der übrigen Delaroche-Schüler ihm gegenüber fest: Er habe wohl zehn Jahre zu spät mit der Malerei begonnen. Anders als er selbst blieben die Schüler darüber hinaus länger im Atelier, üblicherweise drei bis fünf Jahre (ebd., S. 179). Die „Kenntnis des menschlichen Körpers und die Fähigkeit, ihn mit Feinheit wiederzugeben“, so resümiert Pecht retrospektiv, sei zudem viel besser vermittelt worden, als er es in München erfahren hatte (ebd.). Wenig Beachtung schenke Delaroche hingegen den unterschiedlichen individuellen Fähigkeiten seiner Schüler. Zudem sage Delaroche zwar „über die Behandlung der Komposition vortreffliche Dinge“ und warne „besonders und vor allem Theatralischen und Absichtlichen wie vor der Pest“, doch seien die Kompositionen seiner Schüler wenig überzeugend. Pecht erklärte sich diesen Umstand durch einen Mangel an Phantasie, der daraus resultiere, dass ein „Schüler alle Tage im Jahr morgens seine fünf Stunden Modell“ malt, „nachmittags dann noch ein paar Stun-

Pecht, Friedrich

den im Louvre nach den alten Meistern kopiert“, um sich abends nochmals der Aktmalerei zu widmen. Zudem habe Delaroche die Gegenstände seiner Kompositionsaufgaben „nie dem wirklichen Leben der Gegenwart, sondern immer der alten Geschichte und den christlichen oder antiken Mythen“ entnommen (ebd., S. 179f.). Im Herbst 1840 verließ Pecht, den „das ewige Abmalen […] langweilte“, das Lehratelier Delaroches. Er wandte sich der Genremalerei zu und versuchte sich an dem Gemälde Andacht in der Kirche, das im Salon des darauffolgenden Jahres ausgestellt wurde (ebd.; Salon 1841, Nr. 1543). Für die Zukunft plante Pecht, sich ganz auf die Porträtmalerei zu konzentrieren (Pecht 1894, S. 212). In seiner Freizeit unternahm Pecht zahlreiche Ausflüge in die Umgebung von Paris. Durch Laube wurde er an das Pariser Theater- und Opernleben herangeführt und wohnte gesellschaftlichen Ereignissen wie der feierlichen Beisetzung Napoleons im Invalidendom und den Festlichkeiten um die Enthüllung der Julisäule auf der Place de la Bastille bei (ebd., S. 194, 199f., 206–211). Abgesehen von vereinzelten engeren Bekanntschaften mit Franzosen wie dem bereits genannten Etex, in dessen Begleitung es zu einer kurzen Begegnung mit dem von Pecht bewunderten Eugène Delacroix kam, und seiner Freundschaft zu dem Delaroche-Schüler Jules-Louis-Joseph Vibert, hielt Pecht sich überwiegend in deutschen Kreisen auf (ebd., S. 176f., 212). So war er dem Porträtmaler Franz Xaver Winterhalter empfohlen worden, den er häufig besuchte (ebd., S. 175). Zudem verkehrte Pecht mit den Malern Albert → Graefle und Heinrich → Lehmann. Dem Schlachtenmaler Feodor → Dietz begegnete er, kurz bevor dieser nach dreijährigem Aufenthalt Paris verließ (ebd., S. 190–192). Wenige Monate nach Pechts Ankunft kam es im Herbst 1839 zu einem ersten Aufeinandertreffen mit dem gleichaltrigen Komponisten Richard Wagner. Aus dem Treffen, das durch Laube vermittelt worden war und im Louvre stattfand, entwickelte sich eine langjährige Freundschaft (Gutman 1979, S. 84–89). Wagner war nach Paris gekommen, um seine Oper Rienzi zur Aufführung zu bringen, und bildete den Mittelpunkt eines kleinen Kreises junger Deutscher, zu denen auch Kietz und „ein Kaufmann, Herr Brix“ gehörten (Pecht 1894, S. 181–183; Wagner 1967, Nr. 115). Laube war es auch, der Pecht zu einem Abendessen mit dem von ihm verehrten

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Heinrich Heine einlud (Pecht 1894, S. 184). Von Heine genau wie von Laube malte Pecht in Paris ein Porträt (Taf. XXXII); ein Wagner-Bildnis entstand hingegen erst 1865 (Gutman 1979, S. 86). Im März 1841 sah sich Pecht durch seine finanzielle Lage gezwungen, Paris zu verlassen (Pecht 1894, S. 212; Wagner 1967, Nr. 135). Seit den 1850er Jahren rückte seine künstlerische Tätigkeit zugunsten seiner Arbeit als Kunstschriftsteller in den Hintergrund. Im Laufe seines Lebens verfasste Pecht, der für zahlreiche Zeitungen und Fachzeitschriften tätig war, über 1600 Beiträge und zwei größere kunsthistorische Werke zur Kunst des 19. Jahrhunderts (Bringmann 1982). Als Berichterstatter von den Weltausstellungen kehrte er 1867 und 1878 für jeweils mehrere Monate nach Paris zurück.

Werke der Pariser Zeit Heinrich Heine, 1840, Lithografie, 32,7 cm × 25,7 cm, signiert: Pecht ft./Paris 1840, Konstanz, Städtische Wessenberg-Galerie (Taf. XXXII) | Bildnis E. de Sinner, 1840, Lithographie, 38,8 cm × 30,5 cm, signiert: Fr. Pecht ft. Paris 1840, Imp. Lemercier, Benard et C., Konstanz, Wessenberg-Galerie | Heinrich Laube, 1840, Lithographie, 32,8 × 24,8 cm, Inv. Nr. Porträt M 26, Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum | Andacht in der Kirche, Frömmigkeit und Koketterie/ Piété et distraction, Verbleib unbekannt (Salon 1841, Nr. 1543).

Bibliographie DBE, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 439, 453, 471, Anm. 1759–1761, 607–608 | Bringmann, Michael, Friedrich Pecht (1814–1903). Maßstäbe der deutschen Kunstkritik zwischen 1850 und 1900, Berlin 1982 | Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Feist, Peter H., „Friedrich Pecht“, in: Metzler Kunsthistoriker-Lexikon. Zweihundert Porträts deutschsprachiger Autoren aus vier Jahrhunderten, Peter Betthausen (Hrsg.), Stuttgart u. Weimar 1999, S. 304–305 | Gutman, Robert W., „Friedrich Pecht’s Portrait of Richard Wagner“, in: Arts Magazine, LIII/5, Januar 1979, S. 84–89 | Hol-

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Pohlke, Carl Wilhelm

land, Hyacinth, „Friedrich Pecht“, in: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog, Anton Bettelheim (Hrsg.), 18 Bde., Berlin 1905, Bd. 8, S. 51– 60 | Heinrich Heine Briefe, 1831–1841, Stiftung Weimarer Klassik u. Centre National de la Recherche Scientifique, Paris (Hrsg.), Berlin 1970, Bd. 21, Nr. 786 | Heinrich Heine im Porträt. Wie die Künstler seiner Zeit ihn sahen, Christian Liedtke (Hrsg.), Hamburg 2006 | Pecht, Friedrich, Aus meiner Zeit, Lebenserinnerungen von Friedrich Pecht, 2 Bde., München 1894 | Ders., Kunst und Kunstindustrie auf der Weltausstellung von 1867: Pariser Briefe, Leipzig 1867 | Salon: Les catalogues des Salons des beauxarts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1841, Nr. 1543 | Richard Wagner. Sämtliche Briefe, Briefe der Jahre 1830– 1842, Gertrud Strobel u. Werner Wolf (Hrsg.), Leipzig 1967, Bd. 1, Nr. 115, 135.

Archivalien München, AdBK, Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste, Friedrich Pecht, Bd. 1, 1809– 1841, Nr. 2072, [Stand: 16.5.2012] | Paris, AMN a: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852; *KK 12, Salon de 1841 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *KK 23–46, Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853; *KK 35, Salon de 1841 | Paris, AMN c: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 2958. Lisa Hackmann

Pohlke, Carl Wilhelm 1810 Berlin – 1876 ebd. Historien-, Genre-, Porträt- und Landschaftsmaler

Künstlerische Laufbahn 1825–1831 Studium an der Königlichen Preußischen Akademie der Künste in Berlin; ab 1832 regelmäßige Teilnahme an den Ausstellungen der Akademie der bildenden Künste in Berlin; um 1832–1835 Ausbildung im Privatatelier von Wilhelm Hensel in Berlin; 1835–1845 Parisaufenthalt; Studium im Atelier von Louis-Étienne Watelet und an der École des beaux-arts; ab 1838 Privatlehrer im Fach Perspektive an verschiedenen Pariser Instituten; ab 1841 Lehrer an der École spéciale du commerce; 1845 Rückkehr nach Berlin; ab 1848 Lehrtätigkeit in Berlin am Gewerbe-Institut (1848–1865), an der städtischen Fortbildungsanstalt (1849– 1852), an der städtischen Gewerbeschule (1849– 1860), an der Königlichen Bau-Akademie (1849– 1876) sowie an der Baugewerbeschule (1850–1857); ab 1859 Lehrtätigkeit an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin

Parisaufenthalt 1835–1845 Ein im Archiv der Akademie der Künste in Berlin aufbewahrter, von dem Maler selbst verfasster Lebenslauf erlaubt, die wichtigsten Lebensstationen von Carl Wilhelm Pohlke nachzuzeichnen und seinen zehnjährigen Aufenthalt in Paris zeitlich zu belegen (Berlin, PrAdK). Die meisten Künstlerlexika enthalten hingegen nur sehr spärliche Informationen über das Leben und Werk von Pohlke, obwohl er in den frühen Jahren seiner Karriere regelmäßig an den Ausstellungen der Akademie der bildenden Künste seiner Heimatstadt teilnahm und später 16 Jahre lang an der Berliner Akademie unterrichtete. Hauptsächlich wird er in Werken zur Mathematik erwähnt, da er einen wichtigen Beitrag zur darstellenden Geometrie lieferte und dem Pohlkeschen Fundamentalsatz der Axonometrie seinen Namen verlieh. Im April 1835 reiste Pohlke von Berlin nach Paris (Rosenberg 1879, S. 86; Raczynski 1841, S. 103). Begleitet wurde er von dem Maler Johann Daniel Lebrecht Franz → Wagner, der wie er in Ber-

Pohlke, Carl Wilhelm

lin Schüler im neueröffneten Atelier von Wilhelm Hensel gewesen war (Lowenthal-Hensel/Arnold 2004, S. 186). Die beiden Künstler hatten vor, den Pariser Salon zu besuchen, wie aus Briefen von Fanny Hensel an ihren Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy hervorgeht (ebd., S. 210). Fanny Hensel, die im selben Jahr mit ihrem Mann nach Paris reiste, schreibt, dass „die beiden jungen Leute […] sich auf ehrenvolle Weise die Mittel zu dieser Reise erworben“ hätten (ebd.). In den Jahren 1835 bis 1838 studierte Pohlke im Atelier des Landschaftsmalers Louis-Étienne Watelet in Paris (Berlin, PrAdK). Ab dem Wintersemester 1835 nahm er Unterricht an der École des beaux-arts (Paris, AN a–b), wo er für seine Leistungen eine Auszeichnung erhalten haben soll (Berlin, PrAdK). Ob der Maler auch im Atelier von Léon Cogniet studierte, wo sein Gefährte → Wagner Schüler war (Rosenberg 1879, S. 86) und wie es einzelne Quellen behaupten (Boetticher; TB), ist ungewiss. Pohlke selbst erwähnt in seiner Lebensbeschreibung keine Schülerschaft bei Cogniet. Im Jahr 1836 sandte er drei Werke aus Paris zur Berliner Akademie-Ausstellung, von denen zwei bereits vom König angekauft worden waren (BAA 1836, Nr. 676–678). Zudem unternahm Pohlke vermutlich mehrere Reisen durch Frankreich, wo er genau wie bei Ausflügen ins Pariser Umland vor der Natur arbeitete (Raczynski 1841, S. 103). Im Jahr 1838 schickte Pohlke zwei Werke mit Ansichten aus den französischen Alpen zur Berliner Akademie-Ausstellung (BAA 1838, Nr. 595– 596). Nach seiner Ausbildung arbeitete er als Lehrer der Perspektive (Projektion) an verschiedenen Pariser Instituten (Berlin, PrAdK). Von 1841 bis 1845 unterrichtete er an der École spéciale de commerce und wurde 1843 deren Vizedirektor (ebd.; Poggendorff 1904, S. 550). Boetticher führt ein heute verschollenes Werk, Mädchen von Meran am Brunnen, auf, das von einer vermeintlichen Italienreise inspiriert sein könnte, die auch in mehreren Lexika erwähnt wird (Nagler; Boetticher; AKL). Allerdings verweist Pohlke in seinem Lebenslauf nicht auf eine solche Reise. Nach seiner Rückkehr nach Berlin widmete sich der Maler „von nun an definitiv dem Lehrfach der künstlerischen Perspektive“ (Zur Jubelfeier 1896, S. 265) und unterrichtete u.a. an der Königlichen Bauakademie. Im Jahr 1859 folgte seine Berufung auf die durch den Tod von Karl → Beckmann freigewordene Stelle als Lehrer der Perspektive an

229

der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin (ebd., S. 72). Pohlke soll im Jahr 1860 zwei Medaillen von der École des beaux-arts für seine Verdienste im Fach der Perspektive erhalten haben (Berlin PrAdK).

Werke der Pariser Zeit Gegend bei Bas-Meudon an der Seine; in der Ferne Paris und der Montmartre, Verbleib unbekannt (BAA 1836, Nr. 676) | Aussicht von Bellevue auf die Seine, die Brücke bei Sèvres und die Stadt St. Cloud, Verbleib unbekannt (BAA 1836, Nr. 677) | Blick auf St. Germain, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 678) | Gegend bei dem Städtchen Alleward in den französischen Alpen, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 595) | Ansicht der großen Karthause bei Grenoble, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 596) | David raubt dem schlafenden Saul einen Zipfel seines Mantels, Verbleib unbekannt (Boetticher) | Junge Orientalistin mit Kakadu. In Paris gemalt, Verbleib unbekannt (Boetticher; Raczynski 1841, S. 103, hier Johann Daniel Lebrecht → Wagner zugeschrieben).

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen, 1786– 1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1836, S. 52; BAA 1838, S. 43 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750– 1840, München 1971, S. 369, 436, Anm. 1657–1660 | Hensel, Fanny, Briefe aus Paris an ihre Familie, Hans-Günther Klein (Hrsg.), Wiesbaden 2007, S. 11, 40 73 | Lowenthal-Hensel, Cécile u. Jutta Arnold, Wilhelm Hensel. Maler und Porträtist, 1794–1861, Berlin 2004, S. 186, 189, 210, 299 | Poggendorff, Johann C., Biographisch-literarisches Handwörterbuch, Leipzig 1904, S. 550 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 103 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879. Studien und Kritiken, Berlin 1879, S. 86–88 | Zur Jubelfeier 1696– 1896: Königliche Akademische Hochschule für die bildenden Künste zu Berlin, [Anton von Werner (Hrsg.)]; Berlin 1896, S. 72, 265.

Archivalien Berlin, PrAdK, 1526, Carl Wilhelm Pohlke [eigenhändiger Lebenslauf] | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52

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Rabe, Edmund (Friedrich Theodor)

234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 1553 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN AJ 52 8, Procèsverbaux des assemblées générales de l’école, 1830– 1836, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [7.10.1835: o.A.]. Frauke Josenhans

Rabe, Edmund (Friedrich Theodor) 1815 Berlin – 1902 ebd. Schlachten-, Historien- und Genremaler, Lithograph

Künstlerische Laufbahn 1827–1833 Zeichenunterricht bei dem Landschaftsmaler und Professor Samuel Rösel; Unterricht in verschiedenen Klassen der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; ab 1833 im Atelier des Berliner Schlachten- und Parademalers Franz Krüger; 1834–1889 regelmäßige Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1838 Gemäldeauftrag für den Konsul Joachim Heinrich Wilhelm Wagener (Gefangenentransport 1813); 1835 Studienreise durch Deutschland mit Reinhold → Hertzberg, August Theodor → Kaselowsky und Eduard → Mandel; 1841 Ausstellung in Leipzig; 1841–1843 Reise durch Holland, Frankreich, Italien und die Schweiz; um 1842 Parisaufenthalt; 1843 Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; 1850 Veröffentlichung des lithographischen Werkes Uniformen des preußischen Heeres […] bei Louis → Sachse & Co in Berlin; 1872–1875 Mitglied im Verein Berliner Künstler

Parisaufenthalt um das Jahr 1842 bekannt. Allgemeinere Angaben benennen den Aufenthalt in der französischen Hauptstadt als Teil einer dreijährigen Studienreise durch Deutschland, die Niederlande, Frankreich, Italien und die Schweiz (Gläser 1929, S. 60). Gleichzeitig mit Rabe hielten sich auch eine Reihe von weiteren jungen Berliner Künstlern in Paris auf. Sie alle hatten gemeinsam die Zeichenklassen an der Königlich Preußischen Akademie der Künste absolviert (Berlin, PrAdK b, c, d). Über den Grad der Bekanntschaft in der Fremde kann nur spekuliert werden, doch es ist anzunehmen, dass Rabe, Julius → Jacob, Julius → Moser, Carl Wilhelm → Pohlke und Reinhold → Hertzberg auch in Frankreich den Kontakt zueinander suchten. In der Zeit von Rabes Parisaufenthalt entstanden vor allem Gemälde mit Themen der jüngeren preußisch-französischen Geschichte, wie z.B. Scène du guerre napoléonienne oder Choc de cavalerie (Bénézit). Rabe hebt jedoch in seiner Erinnerung nur ein Werk aus der Pariser Zeit hervor: „Meine Hauptarbeit in Paris war ein Bild eine Kunstreitergesellschaft in einer französischen Provinzialstadt vorstellend, welches ich daselbst entwarf und auch vollendete, und welches sich auf der letzten Kunstausstellung der königl. Akademie der Künste hier selbst befand.“ (Berlin, PrAdK a; BAA 1842, Nr. 740)

Werke der Pariser Zeit Markt in einer französischen Stadt, eine Kunstreitergesellschaft kündigt Vorstellung an, 1842, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (BAA 1842, Nr. 740) | Choc de cavalerie, 1843, Öl/Lw, 55,9 × 77,5 cm, zuletzt: Kunsthandel, Toronto, 22.10.1981 (Bénézit) | Scène du guerre napoléonienne, 1843, Öl/Lw, 57,7 × 78,6 cm, zuletzt: Kunsthandel, New York, 13.2.1985 (Bénézit).

Parisaufenthalt um 1842 Der 26-jährige Edmund Rabe erhielt mit Unterstützung des Direktoriums der Königlich Preußischen Akademie der Künste die finanziellen Mittel „eine schon lange gewünschte Studienreise auf längere Zeit machen zu können. Paris war das eigentliche Ziel derselben, wo ich auch etwa 1 Jahr blieb“ (Berlin, PrAdK a). Ausschließlich durch diese kurze Selbstauskunft des Malers ist dessen einjähriger

Bibliographie Bénézit, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1834, Nr. 607–614; BAA 1836, Nr. 694–699; BAA 1838, Nr. 604–613; BAA 1839, Nr. 651–655; BAA 1840, Nr. 628–631; BAA 1842, Nr. 740; BAA 1844, Nr. VI.789–794; BAA 1846, Nr. 698–702.1774;

Raber, Johann Georg

BAA 1848, Nr. 783–787 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten. 1820–1850, Berlin 1929, S. 60 | Küster, Martin, „‚…schönes Talent in Pferden und Kriegsleuten‘. Der Berliner Genremaler Edmund Rabe“, in: Berlinische Monatsschrift, H. 7–2, 2001, S. 10–24 | Uniformen des Preussischen Heeres in ihren Hauptveränderungen bis in die Gegenwart. Bearbeitet, gezeichnet und lithographirt von Edmund Rabe, Berlin 1850.

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK, Pers. BK 496, Edmund Rabe [eigenhändiger Lebenslauf] | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdk 0416, Bericht über die Schüler der ersten Zeichenklasse, 1797–1857, fol. 141, 143, 145 | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK 0417, Berichte über die Schüler der 2. Zeichenklasse, 1818–1845 [ab 1798], fol. 148, 154, 159 | Berlin, PrAdK d: Berlin, PrAdK 0420, Berichte über die Schüler der Gipszeichenklasse, der Ornamentklasse, des Eleveninstituts, 1812–1868, fol. 42, 44, 46. Sylva van der Heyden

Raber, Johann Georg 1764 Wien – um 1830 München Maler, Reproduktions- und Kupferstecher

Künstlerische Laufbahn vor 1799 Erlernen des Posamentiererhandwerks (Herstellung von Borten-, Fransen- und Quastenschmuck) in Wien; 1799 berufliche Umorientierung und Aufnahme von Zeichenunterricht in München; nach 1799 Unterricht bei Johann Gotthard Müller in Stuttgart; Reise nach Dresden und Berlin; 1804 – um 1810 Parisaufenthalt mit einer Pension von Maximilian I. von Bayern; Studium bei Auguste-Gaspard-Louis Desnoyers; nach 1810 in München tätig

Parisaufenthalt 1804 – um 1810 Im Alter von 40 Jahren traf Johann Georg Raber Anfang des Jahres 1804 in Paris ein. Über Raber, der erst vergleichsweise spät zu seinem künstlerischen

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Beruf fand, gibt es über die Nachschlagewerke (TB; Nagler; Hb. für Kupferstichsammler) hinaus kaum greifbare Informationen. Autobiographische Aufzeichnungen seiner Zeitgenossen erlauben dennoch, einige Stationen des Parisaufenthalts von Johann Georg Raber zu rekonstruieren. Seine Ankunft in der französischen Hauptstadt hatte Raber bereits vorsorglich dem Kupferstecher Friedrich Wilhelm → Müller angekündigt, mit der Bitte, dieser möge sich um eine Unterkunft für ihn kümmern (Stuttgart, HStAS). Müller äußerte sich in der Korrespondenz mit seinem Vater Johann Gotthard Müller recht skeptisch über Raber und gab an, „es wäre zu wünschen, daß er hier, wo er überhaupt mit vielen Unbequemlichkeiten zu kämpfen haben wird, ein wenig in die Enge käme; diß allein glaube ich könte ihn arbeiten lehren“ (ebd.). Raber schien zunächst nicht auf finanziellen Zuerwerb angewiesen zu sein, da er mit einem Stipendium des Kurfürsten und späteren bayerischen Königs, Maximilian I., nach Paris kam (Nagler). Mehrere Lexikoneinträge erwähnen, dass sich Raber bei dem Künstler Desnoyers in Paris weiterbildete (Kat. Paris 1817; Nagler; TB). Vermutlich handelt es sich um den Kupferstecher Auguste-Gaspard-Louis Desnoyers, der im Salon von 1804 eine Goldmedaille erhalten hatte. Raber fertigte während seines Aufenthalts Reproduktionen alter Meister an, u.a. zwei kleine Madonnenbilder nach Raffael (Nagler). In Paris begegnete Raber anderen deutschen Künstlern wie etwa Johann Martin → Wagner (München, BSB), der vom 15. September 1803 bis zum 11. Mai 1804 in Paris weilte und vermutlich ebenfalls das Atelier von Desnoyers besuchte (Weiss 1984, S. 88). Im Umkreis von Wagner traf Raber auf Christian Friedrich Traugott Duttenhofer, Ferdinand → Jagemann, Peter → Krafft, Lorenz Adolf Schönberger und Johann Nepomuk → Giebele (München, BSB). Ab März 1806 war der Maler und Kunstbeauftragte der bayerischen Krone, Johann Georg Dillis, für fünf Monate zu Gast bei Raber, der zu diesem Zeitpunkt im „Hôtel de Colonier, rue de la Loi No. 62“ lebte (München, HV a). Zeitgleich waren dort der Architekt Friedrich Weinbrenner und „der Kalmuke Feodor“ Iwanowitsch, badischer Hofmaler und Kupferstecher, wohnhaft (München, HV a). Dillis hatte Raber mit dem Auftrag betraut, das Porträt seines Vaters, des königlichen Oberförsters Wolfgang Dillis, das von Moritz Kellerhoven gemalt worden war, zu stechen. Dillis

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Ramboux, Johann Anton

war zufrieden mit dem Ergebnis und schrieb an seinen Bruder Ignaz in München: „Herr Raber hat mit einem außerordentlichen Fleiß das Porträt unseres geliebten, und allgemein geschäzten Vaters vollendet, und hier allgemeinen Beyfall erhalten“ (München, HV b). Nachdem Dillis im August 1806 nach Südfrankreich abgereist war (München, HV b; Josenhans 2011), verweilte Raber wohl noch einige Jahre in Paris, da im Baierischen Ku¨nstler-Lexikon aus dem Jahr 1810 erwähnt wird, er befinde sich gegenwärtig noch immer in der französischen Hauptstadt (Lipowsky 1810, S. 31).

Werke der Pariser Zeit Zwei kleine Madonnenbilder nach Raffael, 1805, Verbleib unbekannt (Nagler) | Wolfgang Dillis, k.b. Oberförster nach Moritz Kellerhoven, um 1806, Kupferstich, Verbleib unbekannt (Nagler) | Ludwig Carl August, Kronprinz von Bayern nach Moritz Kellerhoven, 1808, Kupferstich, 27 × 21 cm, bezeichnet „gestochen in Paris von J.G. Raber, Pensionist S.M. des Königs von Baiern“, Inv. Nr. Tall. Graf. III, 12, 18, Dresden, SLUB.

Weiss, Hermann F., Funde und Studien zu Heinrich von Kleist, Tübingen 1984, S. 87f.

Archivalien München, BSB, Cgm 6238(1), Johann Martin von Wagner, Fragmentarische Autobiographie, undatiert, fol. 11r. | München, HV a: München, HV von Oberbayern, Nachlass Dillis, Brief von Dillis an seinen Bruder Ignaz, 26.3.1806 | München, HV b: München, HV von Oberbayern, Nachlass Dillis, Brief von Dillis an seinen Bruder Ignaz, 24.8.1806 | Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 55, o. fol. [Brief von Friedrich Wilhelm Müller an seinen Vater von Paris, 24.11.1803]. Frauke Josenhans und Sylva van der Heyden

Ramboux, Johann Anton 1790 Trier – 1866 Köln Porträt- und Landschaftsmaler, Lithograph, Bildrestaurator, Kunstsammler und Sammlungskonservator

Bibliographie ADB, Nagler, TB, Hb. für Kupferstichsammler – Anonym „Nekrolog verdienstvoller Forstmänner Baierns“, in: Zeitschrift für das Forst- und Jagdwesen in Baiern, H. 1, 1813, S. 70 | Josenhans, Frauke, „Vers le Sud: le voyage de Johann Georg von Dillis à travers la France, la Suisse et l’Italie en 1806“, in: RIHA Journal 0026 (8 July 2011), [Stand: 10.5.2012] | Kat. Paris 1817: Catalogue raisonnée des estampes du cabinet de M. Le Comte Rigal, François-Léandre RegnaultDelalande (Hrsg.), Bestandskat., Paris 1817, S. 294 | Lipowsky, Felix Joseph, Baierisches Ku¨nstler-Lexikon, München 1810, Bd. 2, S. 30–31 | Maillinger, Joseph von, Bilder-Chronik der Königlichen Hauptund Residenzstadt München, München 1876, Bd. 1, S. 261 | Pfeiffer, Berthold, „Die Kupferstecher Johann Gotthard Müller und Friedrich Müller“, in: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte, H. 3/4, IV Jg., 1881, S. 269 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 260 |

C. P. Fohr, Johann Anton Ramboux, um 1817

Künstlerische Laufbahn ab 1803 Zeichenunterricht bei Karl Ruben in Trier; 1807/08 Aufenthalt in Florenville (Herzogtum Luxemburg); Lehrling in der Werkstatt des Kirchen-,

Ramboux, Johann Anton

Historien- und Porträtmalers Jean-Henri Gilson; 1809–1813 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Pierre-Claude Gautherot und Jacques-Louis David sowie an der École des beaux-arts; 1813 Rückkehr nach Trier; Tätigkeit als Porträtmaler; 1815 in München Studium an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste; 1816–1822 Wanderung durch die Schweiz mit dem Kupferstecher Samuel Amsler, danach erster Italienaufenthalt im Kreis der dort lebenden deutschen Künstler und Gelehrten; 1822 Rückkehr nach Trier; u.a. lithographische Arbeiten mit längeren Arbeitsaufenthalten in München; 1824, 1828, 1832 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1832–1842 zweiter Italienaufenthalt; Tätigkeit als Kopist altitalienischer Malerei; ab 1843 in Köln; Berufung zum Konservator der Wallrafschen Sammlung

Parisaufenthalt 1809–1813 Der 18-jährige Johann Anton Ramboux reiste im Frühsommer 1809 von seiner Heimatstadt Trier aus nach Paris. Wichtigste Quelle zu seinem Lehraufenthalt in der französischen Hauptstadt ist ein heute verschollenes Geschäftsbuch seiner Mutter Anna Odilia Ramboux, das auszugsweise in einem 1921 erschienenen Zeitungsartikel zitiert wird (Daverkosen 1921). Darüber hinaus gibt ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1944 Hinweise auf den Parisaufenthalt von Ramboux (Laven 1944). Auf diese Quellen hat Eberhard Zahn 1980 in seiner Monographie zu Ramboux hingewiesen, die das Werk des Künstlers im Stadtmuseum Simeonstift in Trier vorstellt (Zahn 1980). Wichtige Hinweise zu Ramboux’ Leben und Gesamtwerk bietet zudem der Katalog einer Kölner Gedächtnisausstellung aus dem Jahr 1966 (Kat. Köln 1966). Die jüngste Arbeit zu Ramboux aus dem Jahr 1990 erwähnt nur am Rande dessen Lehraufenthalt in Frankreich (Groß 1990). Voraussetzung von Ramboux’ Studienreise nach Paris war die Freistellung von seiner Militärpflicht, die in dem seit 1801 zu Frankreich gehörenden Saardepartement herrschte. Ramboux stammte aus einer wohlhabenden Familie. Der im Jahr 1798 verstorbene französische Vater war ein angesehener Händler gewesen, und seine Mutter, die aus einer reichen Trierer Goldschmiedefamilie stammte, war finanziell in der Lage „1809 dem Anton ein Man zu stellen, welcher mich gekostet wie der contract ausweisset mit unkösten 660 Rtlr [Reichsta-

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ler]“ (Daverkosen 1921; Zahn 1980, S. 7). So durch einen „Remplaçent“ vom Militärdienst freigekauft, konnte Ramboux zu seinem Studienaufenthalt in die französische Hauptstadt aufbrechen, den ihm seine Mutter finanzierte. Sie notierte in ihrem Geschäftsbuch: „den 14ten Mai 1809 ist der Anton auf Paris gereist und hab ihm auf seyne Rechnung an geld mitgegeben zwantzig fünf Louisdor“ (ebd.). Die näheren Umstände der Reise sowie der Ankunft von Ramboux in der französischen Hauptstadt sind nicht bekannt, doch wurde er dreieinhalb Monate später, am 28. August, in der Schülerliste der École des beaux-arts als Schüler von Pierre-Claude Gautherot eingetragen. Als Wohnadresse ist die Rue des Deux Portes St. Sauveur verzeichnet (Paris, ENSBA a). Am 20. Dezember 1809 sandte die Mutter „12 ½ Louis 11 frc“ und drei Monate später, am 24. März 1810, erneut einen etwas höheren Betrag an Ramboux nach Paris. Für ihren Sohn sollen Trierer Geschäftsleute, die „öfter an der Seine zu tun hatten und auch regelmäßig sein Atelier im Quartier Latin besuchten“, nur „Worte des Lobes und der bewundernden Anerkennung“ gehabt haben (Laven 1944). Anton Joseph Recking, unter der französischen Verwaltung Bürgermeister von Trier, soll Ramboux’ Mutter eine Mappe aus Paris überbracht haben, „die eine Menge prächtige Aktstudien, Entwürfe und Skizzen“ sowie „Zeichnungen nach Gipsen vom Jahre 1808 und historischen Szenen, Landschafts- und Gruppenbildern von 1809“ enthalten habe (ebd.). Am 1. Oktober 1810 konnte Ramboux sich im Wintersemester für das Zeichnen im Modellsaal der École des beaux-arts qualifizieren (Paris, AN). Dort ergänzte man außerdem zweieinhalb Jahre nach seiner Einschreibung, im Februar 1812, seinen Eintrag in der Schülerliste mit dem Zusatz, er sei nun Schüler von Jacques-Louis David, und gab die Rue St. Jacques Nr. 16 vis-a-vis des Panthéon als Wohnadresse an (Paris, ENSBA a). Die Aufnahme in Davids Lehratelier belegen zudem Rechnungslisten, auf denen die gezahlten Ateliergebühren notiert wurden und auf denen Ramboux von Februar bis August des Jahres 1812 sowie erneut im Januar und Februar des Jahres 1813 verzeichnet ist (Paris, ENSBA b). In Davids Lehratelier soll er auf Empfehlung eines „luxemburgischen Mäzens“ aufgenommen worden sein (Laven 1944). Zu diesem Zeitpunkt besuchten phasenweise auch Carl Heinrich

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Ramboux, Johann Anton

→ Arnold, Siegfried → Bendixen, Carl → Sieg und Johann Conrad → Ulmer das Lehratelier von David. In der zweiten Hälfte des Jahres 1812 soll Ramboux in seine Heimatstadt Trier zurückgekehrt sein und die Porträts seiner Schwester Anna Maria und ihres Mannes, des Oberförsters Franz Anton Utsch, ausgeführt haben (Koetschau 1926). Becker vermutet, dass Ramboux nach einem kurzen Winteraufenthalt in Trier, der erneut seiner Befreiung von Militärdienst gedient haben könnte, Anfang des Jahres 1813 nach Paris zurückgekehrt sei und sich erneut in das Atelier von David sowie an der Kunstakademie eingeschrieben habe (Becker 1971, S. 356, Anm. 1049). Drei umfangreiche Skizzenbücher aus der Pariser Lehrzeit von Ramboux sind erhalten. Sie umfassen neben Kompositionsstudien, Akt- und Modellzeichnungen, anatomischen Studien, einigen Landschaften und Stadtansichten auch literarische Notizen, Exzerpte von Werken griechischer Dichter wie Pindar und Hesiod sowie aus Lessings Laokoon oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie und Friedrich Schlegels Geschichte der Poesie der Griechen und Römer. Im Bestand des Städtischen Museums Simeonstift in Trier befinden sich zudem vier weitere Studienblätter aus der Pariser Lehrzeit, darunter ein Männlicher Akt (Taf. II; Zahn 1980, Kat. Nr. 1–4). Im Musée Napoléon soll Ramboux nach Alten Meistern kopiert und sich zudem in „graphischen Techniken“ versucht haben (ebd.). Das letzte in der französischen Hauptstadt angefertigte Werk soll eine „Kreuzabnahme nach Rubens“ gewesen sein, die er in Aquatinta gestochen habe (Laven 1944). Als Ramboux seinen Studienaufenthalt in Paris beendete, stellte ihm sein Lehrer David ein Zeugnis aus, in dem er seinen Schüler in den höchsten Tönen lobt: „je dois avouer que parmi le grand nombre d’élèves que j’ai formés, personne dans aucun temps n’a marqué plus de disposition que le jeune Ramboux et je ne crains pas d’être dementi dans les choses flatteuses que je dis de lui et de ses heureuses dispositions; il est né pour faire honneur dans cet art au pays qui lui a donné la naissance“ (Trier, StB). Nachdem Ramboux im Jahr 1813 in seine Heimatstadt Trier zurückgekehrt war, studierte er 1815 einige Monate an der Münchener Kunstakademie, u.a. bei Robert von → Langer. Im Jahr 1816 reiste er über die Schweiz nach Italien. In Rom stand er

dem Kreis der sich dort aufhaltenden deutschen Künstler und Gelehrten wie Johann Friedrich Overbeck, Johann David → Passavant und Karl Friedrich von Rumohr nahe. Overbeck schrieb 1818 in einem Brief aus Rom: „Eine sehr merkwürdige Erscheinung ist auch Ramboux aus Trier, der früher ein Anbeter und Nachahmer Davids war und noch vor kurzem Modellstudien nach Art der Franzosen aufs Manierierteste zeichnete und malte und nun auf dem schönen Wege der Natur, die er höchst genialisch auffaßt, mit Riesenschritten wandelt.“ (Zit. nach Robels 1966, S. 11)

Werke der Pariser Zeit Männlicher Akt, o.J., Kohlezeichnung auf braunem Papier, 54, 2 × 41,5 cm, Inv. Nr. IV/43, Trier, Städtisches Museum Simeonstift (Taf. II) | Joseph deutet den ägyptischen Hauptleuten im Gefängnis ihre Träume, Bleistiftzeichnung, 44,2 × 58 cm, Inv. Nr. IV/31, Trier, Städtisches Museum Simeonstift | Bacchantenzug, Bleistiftzeichnung mit geringen Lavierungen, 13,5 × 17,5 cm, Inv. Nr. IV/34, Trier, Städtisches Museum Simeonstift (Detail eines antiken Reliefs im Louvre, das den Besuch des Dionysos im Hause des Ikarus darstellt, vgl. Zahn 1980, Kat. Nr. 3) | Zwei Krieger, Federzeichnung, laviert mit Weißhöhungen, 24,5 × 20 cm, Inv. Nr. IV/29, Trier, Städtisches Museum Simeonstift (Figurenstudie entstand vermutlich in Paris, vgl. Zahn 1980, Kat. Nr. 4) | Franz Anton Utsch als kaiserlich-französischer Maître des fôrets-ambulant, 1812, Öl/Lw, 113,5 × 95 cm, Inv. Nr. M 81/6, Kaiserslautern, Pfalzgalerie | Anna Maria Utsch, 1812, 114 × 94 cm, Öl/ Lw, Maße, Inv. Nr. M 81/7, Kaiserslautern, Pfalzgalerie | Kreuzabnahme nach Rubens, Aquatinta, Verbleib unbekannt (Laven 1944) | Skizzenbuch aus Paris, o.D., verschiedene Techniken, ca. 50 Blatt, Inv. Nr. Hz 2512, Darmstadt, Hessisches Landesmuseums | Skizzenbücher aus Paris, o.D., verschiedene Techniken, 13,3 × 22,4 cm, 40 Blatt, Inv. 27/193 ZB 2, Köln, Wallraf-Richartz-Museum | Skizzenbücher aus Paris, o.D., verschiedene Techniken, 13,3 × 22,4 cm, 84 Blatt, 27/193 ZB 3, Köln, Wallraf-Richartz-Museum.

Bibliographie ADB, AKL, Bénézit, Boetticher, Nagler, NDB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen

Rayski, (Louis) Ferdinand von

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1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1824, Nr. 204; Bd. II, BAA 1828, Nr. 369; BAA 1832, Nr. 522 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 15, 39, 52f., 61, 67, 69ff., 73, 77, 99, S. 356, S. 416, Anm. 1034–1052 | Daverkosen, H., „Zur Geschichte der Familie Ramboux“, in: KurTrier, Nr. 5, 1921, S. 52 | Groß, Guido, „Beiträge zur Kenntnis von Leben und Schaffen des Trierer Malers J.A. Ramboux“, in: Trierer Zeitschrift für Geschichte und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete, Trier 1990 | Koetschau Karl, Rheinische Malerei in der Biedermeierzeit, Düsseldorf 1926, S. 27, 182f. | Laven, Ferdinand, „Anna Odilia Ramboux, die Mutter eines rheinischen Künstlers“, in: Kölnische Zeitung, Nr. 221, 13.8.1944, S. 4 | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 315 | Robels, Hella, „Ramboux‘ Leben und künstlerisches Schaffen“, in: Johann Anton Ramboux. Maler und Konservator, 1790–1866, Ausstellungskat., Köln, WallrafRichartz-Museum, Köln, 1966, S. 9–16 | Trierer Biographisches Lexikon, Heinz Monz (Hrsg.), Koblenz 2000, S. 353 | Zahn, Eberhard, Johann Anton Ramboux, Museumsdidaktische Führungstexte, Dieter Ahrens (Hrsg.), Bd. 4, Trier, 1980.

Rayski, (Louis) Ferdinand von

Archivalien

Künstlerische Laufbahn

Paris, AN, AJ 52 4, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1805–1810, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [1.10.1810: o.A.] | Paris, ENSBA a: Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 345 [28.8.1809] (s.u. ab S. 327) | Paris, ENSBA b: Paris, ENSBA, Ms. 321, Papiers du peintre Louis David, Recette de l’École de Dessin, o. fol., 1812, 1813 | Trier, StB, Autographen-Sammlung, o.D., Zeugnis von Jacques-Louis David an Johann Anton Ramboux.

1816–1821 Besuch des Freimaurerinstituts Dresden; Zeichenunterricht bei Traugott Faber; ab 1819 mehrmalige Teilnahme an der Dresdener Akademie-Ausstellung 1823–1825 Besuch der ersten Zeichenklasse an der Dresdner Kunstakademie; seit 1821 im Königlichen Kadettenkorps in Dresden-Neustadt; 1829–1831 Tätigkeit als reisender Porträtist in Deutschland; Anfertigung zahlreicher Adelsporträts; ab 1831 wieder in Dresden; Studien an der an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste und in der Galerie sowie autodidaktische Weiterbildung; Anfertigung zahlreicher Porträts; 1834/35 oder 1836 Parisaufenthalt; vermutlich Unterricht bei Horace Vernet und Paul Delaroche; 1835–1840 Reisen in Deutschland mit längeren Stationen in Trier, Frankfurt a.M., Würzburg, München, Düsseldorf und Westpreußen; ab 1840 wieder hauptsächlich in Dresden ansässig; zahlreiche Reisen durch Deutschland, nach Prag und England

Nina Struckmeyer

1806 Pegau – 1890 Dresden Porträt-, Historien- und Genremaler, Zeichner

F. v. Rayski, Selbstbildnis, um 1834

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Rayski, (Louis) Ferdinand von

Parisaufenthalt 1834/35 oder 1836

Werke der Pariser Zeit

Zum Parisaufenthalt von Ferdinand von Rayski sind bislang keine Quellen bekannt. Doch wird bereits in der älteren Sekundärliteratur auf den Aufenthalt des Dresdner Malers in der französischen Hauptstadt verwiesen und vor allem einigen seiner Werke nachgesagt, sie seien in Anlehnung an französische Meister entstanden, die Rayksi in Paris gesehen habe (Sigismund 1907; Goeritz 1942). Nachdem der 28-jährige Rayski sich bereits bei den Freimaurern, denen er bis zu seinem Tod treu blieb, im Zeichnen ausbilden ließ und auch parallel zu seiner Soldatenlaufbahn die Zeichenklasse der Dresdener Kunstakademie besuchte, soll er vom Sommer 1834 bis mindestens zum Frühjahr 1835 Paris besucht haben (Kat. Würzburg 2006, S. 23). Da Rayski in den Adressbüchern Dresdens allerdings für die Jahre 1834 bis 1836 verzeichnet wurde, lassen jüngste Forschungen vermuten, dass der Maler sich lediglich für einige Monate im Frühjahr 1836 in Paris aufhielt (Dresden, SLUB a–c; Motz). Rückschlüsse auf Rayskis Frankreichreise erlauben vor allem seine Werke. Diverse Ölskizzen lassen vermuten, dass der Künstler in Paris Werke dort ansässiger Maler gesehen haben muss. Eine Ausbildung bei Horace Vernet und Paul Delaroche konnte bislang nicht nachgewiesen werden, doch wird Rayski eine Beziehung zu ihnen oder zumindest zu ihren Werken nachgesagt (Goeritz 1942, S. 36–38). Rayskis zu dieser Zeit entstandene Schlachtendarstellungen zeigen eine gewisse Nähe zur Malerei Vernets, aber auch zu Delacroix, dessen Gemälde Schlacht von Nancy mit Rayskis Kavallerieangriff verglichen wird (Goeritz 1942, S. 44–45). Außerdem zeige der Kavallerienagriff mehrere Elemente des im Louvre ausgestellten Werks von Delacroix Schlacht von Nazareth, die Gros kopierte, oder von Rubens’ Eroberung von Tunis (ebd.). Auch mit Delaroches Ermordung des Herzogs von Guise aus dem Jahr 1834 wird das Schaffen Rayskis in Beziehung gesetzt; das Gemälde, das 1835 im Salon ausgestellt wurde, soll Rayski zu seiner Ölskizzenserie Ermordung des Thomas Becket inspiriert haben (Sigismund 1907, S. 10). Der Künstler ließ die Ölskizzen unausgeführt, brachte sie jedoch vermutlich von seinem Parisaufenthalt mit in die Heimat (Grautoff 1923, S. 38). Nach Aufenthalten in verschiedenen deutschen Städten wurde der Maler schließlich wieder in Dresden ansässig.

Kostümstudien, 1834/1835, Bleistift auf Papier, versch. Maße, Inv. Nr. Ca 53 mc, Bl. 17 u. 30, Dresden, Kupferstichkabinett | Pferdekopf, um 1835, Graphit, 17,2 × 21,6 cm, Inv. Nr. C 1949–386, Dresden, Kupferstichkabinett | Studienblatt mit Pferd und Reiter, um 1835, 17,2 × 21,6 cm, Inv. Nr. C 1949– 387, Dresden, Kupferstichkabinett | Die kleine Samariterin, um 1835, Öl/Lw, 57,5 × 37 cm, Verbleib unbekannt (Maräuschlein 1943, S. 205; Menz 1957, Nr. 98) | Kavallerieangriff, 1835/1836, 113 × 135 cm, Öl/Lw, Verbleib unbekannt, vormals: Berlin, Nationalgalerie (Grautoff 1923, S. 79) | Königin Christine und ihr Stallmeister, um 1835, Öl/Lw, 49 × 60,5 cm, Gal.-Nr. 2242 Z, Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister | Königin Christine beschuldigt ihren Stallmeister des Hochverrats, um 1835, Öl/Lw in Grisailletechnik, 30,3 × 43,7 cm, Privatbesitz oder Verbleib unbekannt (Kat. Dresden 1991) | Die Ermordung des Thomas Becket, 1835, Öl/Lw auf Pappe kaschiert, 33,5 × 37,5 cm, Gal.-Nr. 2242 Q, Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister | Die Ermordung des Thomas Becket, 1835, Öl/Lw, 34,5 × 27 cm, Inv. Nr. C 1947– 41, Dresden, Kupferstichkabinett | Die Ermordung des Thomas Becket, 1835, Öl/Lw, 42 × 36,8 cm, Inv. Nr. C 1949–38, Dresden, Kupferstichkabinett | Die Ermordung des Thomas Becket, 1835, Öl/Lw, 36,3 × 25,2 cm, Inv. Nr. SZ Rayski 1, Berlin, Kupferstichkabinett | Männliches Porträt nach der Natur gemalt in Öl, Verbleib unbekannt (DAA 1835, Nr. N111) | Studien zu „Salvator Rosa“, um 1835, Bleistift, 13,1 × 21,2 cm, Verbleib unbekannt (Kat. Dresden 1991) | Zwei Entwürfe zu „Salvator Rosa“, um 1835, Bleistift, 15,7 × 13,3 cm, Verbleib unbekannt (Kat. Dresden 1991) | Vier historische Studien/Kostümstudien, um 1835, Bleistift auf Papier, versch. Maße, Inv. Nr. Ca 53 mc, Bl. 17 u. 30, Dresden, Kupferstichkabinett | Agierende Schauspieler, um 1835, Graphit auf Papier, 15,7 × 13 cm, Inv. Nr. C 1908– 32, Dresden, Kupferstichkabinett | Selbstbildnis vor der Staffelei, um 1835, Kohle/weiß gehöht auf Papier, 21 × 27,8 cm, Inv. Nr. C 7561, Dresden, Kupferstichkabinett | Selbstbildnis en face, um 1835/1840, Graphit auf Papier, 41,2 × 30,5 cm, Inv. Nr. C 1954– 64, Dresden, Kupferstichkabinett | Der Gardereiter, 1835/1840, Öl/Lw, 49,2 × 67,5 cm, Inv. Nr. 8857, München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek.

Reindel, Albert (Albrecht) Christoph

Bibliographie Bénézit, Boetticher, TB, NDB – Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, Nr. 279, S. 352, 434 | DAA: Die Kataloge der Dresdner Akademie-Ausstellungen 1801–1850, bearbeitet von Marianne Prause, 2 Bde., Berlin 1975, Bd. 1, DAA 1819, Nr. 170; DAA 1820, Nr. 194; DAA 1821, Nr. 197–98, 201; DAA 1825, Nr. 154; DAA 1834, Nr. 554; DAA 1835, Nr. N111; DAA 1841, Nr. N63–64; DAA 1842A, Nr. 191 | Goeritz, Mathias, Ferdinand von Rayski und die Kunst des Neunzehnten Jahrhunderts, Berlin 1942 | Grautoff, Otto von, Ferdinand von Rayski, Berlin 1923 | Kat. Dresden 1907: Gutbier, Ludwig u. Hans Rosenhagen, Gedächtnisausstellung für Ferdinand von Rayski 1806–1890, Karl Buchholz 1849–1889, Ausstellungskat., Galerie Ernst Arnold, Dresden 1907 | Kat. Dresden 1991: Ferdinand von Rayski 1806–1890. Ausstellung zum 100. Todestag, Hans Joachim Neidhard (Hrsg.), Ausstellungskat., Albertinum, Dresden 1991 | Kat. Würzburg 2006: Ferdinand von Rayski, Ein Dresdener Maler in Franken, Claudia Lichte (Hrsg.), Ausstellungskat., Mainfränkisches Museum, Würzburg 2006 | Maräuschlein, Walter, Ferdinand von Rayski, Sein Leben und sein Werk, Bielefeld u. Leipzig 1943, S. 205 | Menz, Henner, Ferdinand von Rayski. Handzeichnungen – Ölskizzen, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Graphische Sammlung, Dresden 1957 | Motz, Michaela, Ferdinand von Rayksi 1806–1890. Monografie und Werkkatalog der Gemälde, Ölstudien und bildmäßigen Zeichnungen (Universität Regensburg, Dissertation in Vorbereitung) | Spitzer, Gerd, Ferdinand von Rayski in der Dresdener Galerie, Dresden 2006 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 303, Nr. 1922.

Archivalien Dresden, SLUB a: Dresden, SLUB, Dresdner AdressKalender, 1834, S. 191 (v. Rayski, Ferd., Porträtmaler, a. Altenm. 9), [Stand: 20.3.2012] | Dresden, SLUB b: Dresden, SLUB, Dresdner Adress-Kalender, 1835, S. 191 (v. Rayska (sic), Ferdinand, Porträtmaler, Am See 55 U), [Stand: 20.3.2012] | Dresden, SLUB c: Dresden, SLUB, Dresdner Adress-Kalender, 1836, S. 192 (v. Rayski, Ferd., Porträtmaler, Joh. G. 28 b, pt), [Stand: 20.3.2012]. Stéphanie Baumewerd

Reindel, Albert (Albrecht) Christoph 1784 Nürnberg – 1853 ebd. Zeichner, Radierer, Kupferstecher, Direktor der Nürnberger Kunstakademie, Restaurator

Künstlerische Laufbahn ab 1798 zunächst Lehrling in einem Nürnberger Handelshaus; anschließend Schüler von Gustav Philipp Zwinger und dem Kupferstecher Heinrich Guttenberg in Nürnberg; 1803–1809 Parisaufenthalt; Schüler an der École des beaux-arts und weitere Ausbildung bei Heinrich Guttenberg; ab 1809 in Nürnberg; Tätigkeit als Kupferstecher, Stiche nach der altdeutscher Malerei und architektonischen Rekonstruktionen; ab 1811 lebenslanges Direktorat an der Maler-Akademie Nürnberg und zugleich Konservator der städtischen und königlichen Bildergalerie; 1819–1821 Reorganisation der MalerAkademie Nürnberg (später: Königliche Kunstschule; Kunstgewerbeschule); 1821–1824 Leitung der Restaurierung des Brunnens auf dem Nürnberger Marktplatz; Auszeichnung mit dem bayerischen Civilverdienstorden; 1831 Leitung der Restaurierung der protestantischen Hauptkirche und der Synagoge in Fürth nach seinen Rekonstruktionen; 1833/34 Publikation der von Reindel angefertigten Übersetzung des französischen Traktates Application de la perspective linéaire aux arts du dessin von Jean Thomas Thibault; 1837, 1838, 1849 Teilnahme am Pariser Salon; 1837 Medaille 2. Klasse; 1841 Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin

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Reindel, Albert (Albrecht) Christoph

Parisaufenthalt 1803–1809 Um sich über den Parisaufenthalt von Albert Christoph Reindel zu informieren, muss man auf seine Autographen und die seiner Reisegefährten zurückgreifen. Denn der Fokus in der Beschäftigung mit Reindel lag nie auf seinem Leben und künstlerischem Werk, über die kleinere Artikel und Nekrologe informieren (Anonym 1853; Andresen 1866), sondern auf seinem Direktorat und der damit erfolgten Umstrukturierung und Erneuerung der Maler-Akademie in Nürnberg (Kluxen 1999). Im April 1803 hatte der Kupferstecher Heinrich Guttenberg, der zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als vier Jahren Reindels Lehrer war, Nürnberg verlassen, um seinen ständigen Wohn- und Arbeitsort nach Paris zu verlegen (Nürnberg, SB, fol. 7). Reindel erinnert sich: „Ich befand mich nun ohne Lehrer und es war mir hier auch keiner bekannt der seine Stelle hätte ersetzen können. Um aus diese Verlegenheit zu kommen und da Guttenberg aus Paris schrieb daß dort zu meiner weitern Ausbildung mir alle Gelegenheiten offen ständen, auch mein Vater seine Einwilligung zur Fortsetzung meiner Studien an einem fremden Ort u die Zusicherung gab mich so lange es nothwendig wäre unterstützen zu wollen, reißte ich im Herbst 1803 von hier ab um mich in Paris noch länger unter die Leitung meines von mir sehr verehrten Lehrers zu begeben.“ (Berlin, PrAdK) Gemeinsam mit seinem Freund und Mitschüler Friedrich → Geissler trat der 19-jährige Albert Reindel am 3. September 1803 die Reise nach Paris an. Obwohl Reindel bei seinen Zeitgenossen als Kupferstecher in Erscheinung trat, nahm er in Paris zunächst eine Ausbildung als Maler auf und schrieb sich am 8. Oktober 1803 in die École des beaux-arts ein (Paris, ENSBA). Zum Beginn des Sommersemesters 1804 nahm Reindel dann erstmals an den concours des places teil, dem internen Platzierungswettbewerb in den Zeichensälen (Paris, AN a). Bis zum Sommersemester 1808 beteiligte er sich regelmäßig und mit guten bis sehr guten Ergebnissen an den concours. Auffällig ist dabei, dass er anfänglich nur an zwei Wettbewerben in den Gipsklassen teilnahm, hingegen sechs mal in den Modellklassen konkurrierte (Paris, AN a, b). Die möglichst umfangreiche akademische Ausbildung, u.a. „das Studium der Osteologie u Myologie“ (Berlin, PrAdK) bei Jean-Galbert Salvage und die Ausbildung „in der Davidschen Schule“

(Anonym 1862, S. 52), legte nicht nur die Grundlage für seinen Erfolg als Kupferstecher, sondern schuf auch die inhaltliche Voraussetzung für seine spätere Tätigkeit als reformierender Direktor einer Kunstschule. Als seine erste bedeutende Arbeit in Paris entstand das eigenhändige, in Kupferstich ausgeführte Porträt des Nürnberger Kaufmanns Justus Christian Kiessling, der als Abgeordneter der Stadt Nürnberg in Paris weilte und bei der Krönung Napoleons im Jahr 1804 zugegen war (Meusel). Wie sein Freund Geissler konnte sich Reindel auf die Reputation und die sehr guten Netzwerke seines Lehrers Guttenberg stützen. So führte er ab 1804 Kupferstiche für die Prachtpublikationen Musée Francais und Musée Napoléon sowie für die Iconographie ancienne von Ennio Quirino Visconti aus. Intensiver, „täglicher Umgang“ (Anonym 1853, S. 117) mit Johann Friedrich Wilhelm → Müller, Friedrich Geissler, Auguste-Gaspard-Louis Desnoyers und „mehreren andern jungen geschikten Landsleuten u Franzosen“, die ihn „alle an Kenntnißen mehr oder weniger übertrafen“, erweckte in Reindel den Ehrgeiz, seine „ganze Kunst aufzubieten und keine Stunde unbenüzt verstreichen zu laßen“ (Berlin, PrAdK). Im Jahr 1809 kehrte Reindel nach Nürnberg zurück, trat schon 1811 die Stelle des Direktors der Nürnberger Maler-Akademie an und widmete sich der lebenslangen Aufgabe, eine Kunstakademie nach französischem Vorbild aufzubauen (Kluxen 1999, S. 179f.). Im Dürer-Stammbuch, welches 1828 anlässlich des 300. Todestages von Albrecht Dürer in Nürnberg erschien, vereinte Albert Reindel Arbeiten unterschiedlichster Technik, die von zeitgenössischen Künstlerkollegen wie Johann David → Passavant, Eduard → Gaertner und Veit Hans Schnorr von Carolsfeld stammten.

Werke der Pariser Zeit Ariadne oder Cleopatra, antike Statue des Capitol, gr. qu. fol. (Le Musée Français, Pierre Laurent et al. (Hrsg.), Band 1–3, Paris 1803–1809) | Ceres und Isis, antike Statuen, qu. fol. (ebd.) | Les bergers d’Arcadie, arkadische Hirten bei einem Grabmale nach Poussin, angefangen von Matthieu, die Figuren von Reindel, die Landschaft von Haldenwang, qu. fol. (ebd.) | Diogenes wirft seine Schale weg nach Poussin, Figuren von Reindel, die Landschaft von Haldenwang, qu. fol. (ebd.) | Porträt des Nürnberger

Reinhold, Heinrich

Kaufmanns Justus Christian Kiessling, 1804, Kupferstich, Verbleib unbekannt (Meusel) | Die Büste des Partamasiris, Königs von Armenien, der Kopf des Oussak, König von Iberien, nach einer Gemme, auf einem Blatte, auf welchem auch noch zwei Reihen von Chossard gestochener Münzen zu sehen sind, gr. fol. (Visconti 1808, Taf. 45) | Messaline, ihren kleinen Sohn Britannicus auf dem Arm tragend, antike Statue, fol. (Le Musée Napoléon 1812) | Maria mit dem schlafenden Kinde, La Silence nach Annibale Carracci, qu. fol. (ebd.) | Ein antikes Basrelief, eine griechische Braut, deren Füsse die Dienerin salbt, qu. fol., Verbleib unbekannt (Nagler) | Weitere Kupferstiche der Pariser Zeit: siehe Nagler.

[Biographische Notizen von Friedrich Geissler, 10.11.1832, 4 Doppelbl. mit 15 beschriebenen Seiten] | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 296 [14 vendémaire an VII (3.10.1803)] (s.u. ab S. 327) | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [16.5.1804, 15.10.1804: „bosse“] | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 4, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1805–1810, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [13.9.1805, 19.3.1806, 15.9.1806, 25.3.1807, 17.9.1807, 19.3.1808: „modèle vivant“].

Bibliographie ADB, DBE, Meusel, Nagler, Nürnberger Künstlerlexikon, TB – Andresen, Andreas, „Albert Christoph Reindel. Katalog seiner Kupferstiche“, in: Archiv für die zeichnenden Künste mit besonderer Beziehung auf Kupferstecher- und Holzschneidekunst und ihre Geschichte, Robert Naumann (Hrsg.), Bd. 12–13, Leipzig 1866, S. 161–188 | Anonym, „Albert Christoph Reindel“, in: Deutsches Kunstblatt, Jg. 4, 1853, Nr. 14, S. 117f. | Anonym, „Kunst-Chronik Nürnberg“, in: Die Dioskuren, 7. Jg, 16.2.1862, S. 52 | Anonym, „Christoph Albert Reindel“, in: Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, Christoph von Imhoff (Hrsg.), Nürnberg 1984, S. 249f. | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750– 1840, München 1971, S. 352, Anm. 854–858 | Kluxen, Andrea M., „Die Geschichte der Kunstakademie in Nürnberg. 1662–1998“, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung, 59, 1999, S. 167–207 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1837, Nr. 2084; Salon 1838, Nr. 2011 | Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1846–1850, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2001, Salon 1849, Nr. 1849 | Sitzmann, Karl, Künstler und Kunsthandwerker in Ostfranken, Kulmbach 1957, S. 429 | Visconti, Ennio Quirino, Iconographie ancienne ou Recueil des portraits authentiques des empereurs, rois, et hommes illustres de l’antiquité, Paris, Diderot 1808, Taf. 45.

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Sylva van der Heyden

Reinhold, Heinrich 1788 Gera – 1825 Rom Landschaftsmaler und Kupferstecher

Künstlerische Laufbahn um 1804 Ausbildung an der Dresdner Akademie der bildenden Künste, vermutlich bei Adrian Zingg; 1807–1809 Studium an der Kaiserlich-königlichen vereinigten Akademie der bildenden Künste in Wien; 1809–1814 Parisaufenthalt; Tätigkeit als Kupferstecher für Dominique-Vivant Denon in Paris; 1814–1819 zweiter Aufenthalt in Wien, Reisen durch die Alpen, u.a. nach Salzburg und Berchtesgaden; Hinwendung zur Landschaftsmalerei unter Anleitung seines älteren Bruders Friedrich Philipp; Kontakt mit den Nazarenern, u.a. Ferdinand und Heinrich → Olivier; 1819–1825 Aufenthalt in Rom; Reisen nach Neapel, Pisa und Florenz; häufige Aufenthalte in Olevano, u.a. mit Joseph Anton Koch und Ludwig Richter; Bekanntschaft mit Bertel Thorvaldsen

Parisaufenthalt 1809–1814 Archivalien Berlin, PrAdK, Pers. BK 487, Albert Reindel [eigenhändiger Lebenslauf] | Nürnberg, StB, Autogr. 1655

Der Parisaufenthalt von Heinrich Reinhold, der durch seine Tätigkeit als Kupferstecher geprägt war, wird in der Literatur zu dem Künstler meist nur beiläufig erwähnt. Sein früher Tod trug dazu

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Reinhold, Heinrich

bei, dass sein Werk jahrzehntelang unbeachtet und unerforscht blieb, obwohl er von seinen Zeitgenossen und Malerkollegen wie etwa Julius Schnorr von Carolsfeld sehr geschätzt wurde (Schnorr von Carolsfeld 1886, S. 291). Nachdem seit Mitte der 90er Jahre den Landschaftsölskizzen des frühen 19. Jahrhunderts zunehmende Aufmerksamkeit zuteil wird, erwecken die in Italien entstandenen Werke Reinholds zunehmendes Interesse bei Kunsthistorikern und Museen (Kat. Gera 1988) und werden regelmäßig in relevanten Ausstellungen gezeigt (Kat. Paris 2001, S. 216–219). Nach seinem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Dresden begab sich Reinhold nach Wien, wo sein älterer Bruder Friedrich Philipp als Landschafts- und Porträtmaler tätig war. Dominique-Vivant Denon, der mit der napoleonischen Armee 1809 nach Wien kam, wurde auf Reinhold aufmerksam und bot ihm an, als Kupferstecher an einem Werk über die Feldzüge Napoleons mitzuarbeiten (Kat. Gera 1988, S. 313). Im Herbst 1809 reiste Reinhold mit dem Zeichner und Kupferstecher Benjamin Zix, der ebenfalls im Dienste Denons stand, über Straßburg nach Paris, wo er am 5. Dezember eintraf (ebd.). Dort stach Reinhold acht Kupferplatten nach Zeichnungen von Zix zu den militärischen Kampagnen Napoleons. 1810 nahm er bereits am Pariser Salon teil, und zwar mit seinem Kupferstich Les derniers moments du duc de Montebello (Paris, AN). In Paris verkehrte Reinhold mit dem Straßburger Maler Charles Louis Merlin, dem Münchener Porträtmaler und Radierer Joseph Heigel sowie dem Karlsruher Architekten Oel (Kat. Gera 1988, S. 313). Er suchte häufig das Musée Napoléon auf, wie er seinen Brüdern Friedrich Philipp und Gottfried in zahlreichen Briefen berichtete (ebd., S. 313ff.). Aus diesen Schreiben geht hervor, dass der anfängliche Enthusiasmus Reinholds bald abnahm und ihm seine Situation zunehmend unerträglich wurde: „Die Einwohner, die Lebensart, der unendliche Steinhaufe, die dürre, ärmliche Natur, einige erträgliche Stellen ausgenommen, nichts giebt dem Geist Nahrung, keinen Stoff zu Compositionen und Ideen“ (zit. nach ebd., S. 24). Auch fühlte er zunehmend, wie sehr seine Tätigkeit im Dienste Denons im Widerspruch zu seiner Berufung zum Landschaftsmaler stand: „immer und ewig füllt sich bey dieser Beschäftigung, die immer nur zum Zweck hatte, Greuel zu verewigen, meine friedliebende Seele mit Bildern des Elends und der Ver-

wüstung, die jede für die ruhige, friedliche Landschaftsmalerey günstige Stimmung und Idee schon im Keimen wieder vernichten“ (ebd.). Ein Augenleiden erschwerte ihm zunehmend die Arbeit des Kupferstechens, so dass er ankündigte, bald nach Österreich zurückzukehren „und in Wien und Steiermark [sich] der Landschaftsmalerey […] zu widmen“ (ebd., S. 328). Er arbeitete jedoch noch einige Zeit als Stecher weiter und stellte bis Ende 1813 acht Kupferplatten fertig (ebd., S. 317). Im selben Jahr unternahm Reinhold eine lang geplante Reise in die Normandie und besuchte Le Havre und Caen (ebd., S. 316). Letztlich war es der Sturz Napoleons, der Reinhold ermöglichte, Paris zu verlassen; doch hatte die Niederlage Frankreichs zur Folge, dass die von Reinhold gestochenen Platten sowie fast alle Abdrucke zerstört wurden (ebd., S. 328). Am 28. August 1814 verließ Reinhold die französische Hauptstadt und reiste zunächst nach Wien, wo er sich zunehmend der Landschaftsmalerei widmete (ebd., S. 309, 328 ff). Im Oktober 1819 reiste Reinhold nach Rom, wo er sich bald mit seinen Landschaftsölskizzen einen Namen machte; der in Rom lebende Maler Franz → Catel befand, „dass einige Sachen wie von Claude gemalt“ seien (Schnorr von Carolsfeld 1886, S. 423). Während die italienischen Landschaftsdarstellungen Reinholds von anderen Malern sehr geschätzt wurden (Richter 1886, S. 163f.), wurde sein Parisaufenthalt eher als ein Karrierehindernis aufgefasst, so etwa von Schnorr von Carolsfeld: „sein Talent, welches früher durch mancherlei Hindernisse in seiner Entwicklung gehemmt wurde, entfaltet sich jetzt zusehends“ (Schnorr von Carolsfeld 1886, S. 463).

Werke der Pariser Zeit Platz in Burgos mit Napoleon 10. 11. 1808, um 1809– 1811, Kupferstich, 44 × 55 cm, Wien, Albertina | Die letzten Momente des Herzogs von Montebello, 1810, Kupferstich, Verbleib unbekannt (Salon 1810, Nr. 1183) | Napoleon bei Wagram 5./6.7.1809, um 1810–1811, Kupferstich, 39 × 51 cm, Wien, Albertina | Napoleons Hochzeit mit Marie Louise 1. 4. 1810, 1810–1811, Kupferstich, 46 × 61 cm, Wien, Albertina | Napoleon und Marschall Lannes bei Aspern 22.5. 1809, um 1810–1811, Kupferstich, 35,4 × 62,2 cm, Wien, Albertina | Napoleon, vor ihm kniende Mönche, um 1810–1811, Kupferstich, 34 × 59,1 cm, Wien,

Richter, Johann Heinrich

Albertina | Übergabe von Madrid 4. 12. 1808, um 1810–1811, Kupferstich, 35,1 × 48,2 cm, Wien, Albertina | Schlacht bei Ebersdorf 20. 5. 1809, um 1811– 1812, Kupferstich, 36,4 × 61,5 cm, Wien, Albertina | Schlacht bei Jena 14. 10. 1806, um 1813–1814, Kupferstich, 39,5 × 62 cm, Wien, Albertina | Porträt von Abraham Gottlob Werner, Kupferstich, Verbleib unbekannt (Kat. Gera 1988, S. 328) | Porträt von René Just Haüy, Kupferstich, Verbleib unbekannt (ebd.).

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136–137 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 280 | Vivant Denon, directeur des musées sous le Consulat et l’Empire. Correspondance (1802–1815), Marie-Anne Dupuy et al. (Hrsg.), Paris 1999, Bd. 2, S. 1384–1385 | Weber, Ingrid, Heinrich Reinhold (1788–1825). Ein deutscher Romantiker, Berlin (Humboldt-Universität) 1956 (unpublizierte Diplomarbeit). Frauke Josenhans

Bibliographie ADB, AKL, Boetticher, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786– 1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1824, Nr. 208; Bd. 2, BAA 1826, Nr. 467–468 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 357, Anm. 1116–1118 | Bernhard, Marianne, Deutsche Romantik. Handzeichnungen, 2 Bde., München 1973, Bd. 2, S. 1308–1309 | Kat. Gera 1988: Heinrich Reinhold (1788–1825). Italienische Landschaften, Ausstellungskat., Kunstgalerie, Gera 1988 (hier Auswertung zahlreicher Briefe aus österreichischem Privatbesitz, die für den Parisaufenthalt wichtig sind) | Kat. Paris 2001: Paysages d’Italie. Les peintres du plein air (1780–1830), Anna Ottani Cavina (Hrsg.), Ausstellungskat., Galeries nationales du Grand Palais, Paris 2001, S. 216–219 | Kat. Siegen 1975: Heinrich Reinhold: Gera 1788–1825 Rom. Zum 150. Todestag, Ausstellungskat., Museum des Siegerlandes, Siegen 1975, S. 8, 30 | Richter, Ludwig, Lebenserinnerungen eines deutschen Malers: Selbstbiographie nebst Tagebuchniederschriften und Briefen, Heinrich Richter (Hrsg.), Frankfurt a.M. 1886, S. 163–164 | Robels, Hella, Sehnsucht nach Italien. Bilder deutscher Romantiker, München 1974, S. 90 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1810, Nr. 1183 | Schnorr von Carolsfeld, Julius, Briefe aus Italien von Julius Schnorr von Carolsfeld, geschrieben in den Jahren 1817 bis 1827. Ein Beitrag zur Geschichte seines Lebens und der Kunstbestrebungen seiner Zeit, Gotha 1886, S. 291, 389, 423, 460, 463, 478, 480 | Schwarz, Heinrich, „Heinrich Reinhold in Italien“, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, Bd. 10, 1965, S. 71–96 | Spiegel, Régis, Dominique-Vivant Denon et Benjamin Zix. Témoins et acteurs de l’époque napoléonienne 1805–1812, Paris 2000, S. 120,

Richter, Johann Heinrich 1803 Koblenz – 1845 ebd. Porträt-, Historien- und Genremaler

Künstlerische Laufbahn vor 1822 Ausbildung zum Goldschmied in der Werkstatt seines Vaters in Koblenz; 1822–1827 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Anne-Louis Girodet-Trioson, seit Anfang des Jahres 1825 bei François Gérard; Rückkehr nach Koblenz; vor 1830 Reise in die Niederlande und nach Paris; 1830– 1833 in München; Ausführung historischer Kartons an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München; erfolgreiche Tätigkeit als Gesellschaftsporträtist; 1832–1834 Aufenthalt in Neapel, Florenz und Rom; möglicherweise im Umkreis von Horace Vernet und Léopold Robert; Rückkehr nach München; 1836 in Koblenz; überwiegend als Porträtmaler tätig; 1840–1844 in Holland (Haag, Middelburg); Auftragsarbeiten als Porträtmaler; Rückkehr nach Koblenz

Parisaufenthalt 1822–1827 Obwohl zeitgenössische Nachschlagewerke zur regionalen Kunst am Mittelrhein und in München Johann Heinrich Richter als erfolgreichen Gesellschaftsporträtisten (Artistisches München 1836; Stramberg 1854) sowie „Hauptmeister in italienischen Lebensbildern“ (Romberg 1848, S. 357) beschreiben, lassen sich sein Leben und Werk heute nur noch skizzenhaft nachzeichnen. Nach einer ersten Ausbildung bei seinem Vater, einem „bemittelten Goldschmied“ aus Koblenz (Stramberg 1854,

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Richter, Johann Heinrich

S. 524), ging er im Alter von 19 Jahren nach Paris, „um dort die letzte Weihe in der vom Vater getriebenen Kunst zu empfangen“ (ebd.). Bald nach seiner Ankunft schrieb er sich in das Kopistenregister des Louvre ein, wo seine Adresse mit Rue de la Grande Truanderie 41 angegeben ist (Paris, AMN). Richter besuchte wohl zunächst eine Pariser Handwerkerschule (Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland 1979, S. 53). Von hier aus gelangte Richter, dessen frühe künstlerische Neigung „ihn dort mit Künstlern bekannt“ machte (Artistisches München 1836, S. 128f.), in das Atelier von Anne-Louis GirodetTrioson. Die „vielen Meisterwerke“, die in Paris betrachtet werden konnten, hatten Richter dazu ermutigt, sich ausschließlich der Malerei zu widmen: „Sein hervorstechendes Talent, seine raschen Fortschritte, erweckten die Aufmerksamkeit von Girodet-Trioson; Künstler in dem ganzen Sinne des Wortes, erkannte dieser den künstlerischen Beruf seines Zöglings“ (Stramberg 1854, S. 524). Auch wenn über die zweijährige Lehrzeit kaum etwas in Erfahrung zu bringen ist, so wird zumindest berichtet, dass sich Richter „auf besten Rath, unter dessen Leitung, […] mit ganzer Seele den Studien widmete“ (ebd.). Zu den in Paris entstandenen Werken sind wenig mehr als Hinweise überliefert. Becker berichtet von einem Selbstbildnis aus dem Jahr 1825, das „die Malweise der Schüler des David-, Gros-, Vernet-Ateliers“ aufzeigen würde (vgl. Becker 1971, S. 78). Dieses Selbstporträt, das Beckers Angaben zufolge nach dem Tod Girodets am 9. Dezember 1824 entstanden ist, wird also mit einiger Wahrscheinlichkeit bereits im Atelier von François Gérard gemalt worden sein. Die zeitgenössischen Berichte legen einhellig nahe, dass Richter unmittelbar nach dem Tod seines „väterlichen Freundes“ Girodet sein Studium bei Gérard fortsetzte, wo er sich bis Mitte des Jahres 1827 weiterbildete (Stramberg 1854, S. 524). In einem Brief an Gérard vom 6. Juli 1827 bedankt sich Alexander von Humboldt für die freundliche Aufnahme des Koblenzer Künstlers in das Atelier des Meisters (Lettres adressées au baron François Gérard 1886, S. 80f.). Das in Berlin verfasste Schreiben entstand offenbar nach Richters Abreise in die Heimat. Humboldt erwähnt darin ein Gemälde des Heiligen Sebastian, das wohl in Paris keinen Käufer gefunden hatte. Dieses Gemälde, das Richter in Anlehnung an das gleichnamige Werk von

Perugino im Louvre schuf, wurde später für die Kirche St. Kastor in Koblenz angekauft (ebd., S. 165f.; TB). Andere Quellen berichten hingegen, dass Richter den Heiligen Sebastian erst nach dessen Rückkehr in seiner Heimatstadt Koblenz fertiggestellt habe (Stramberg 1854, S. 525; Artistisches München 1836, S. 128). Von Richters Studium im Louvre zeugt ein weiteres Gemälde, das jedoch offenbar erst Anfang der 1830er Jahre in Rom fertiggestellt wurde: eine Kopie des Papstporträts Pius VII. von Jacques Louis David (TB). Bevor sich Richter 1830 als Historien- und Porträtmaler in München niederließ, reiste er „zum zweiten Male […] nach Paris zurück, besuchte aber zuerst noch die Niederlande“ (Artistisches München 1836, S. 128f.; Stramberg 1854, S. 525). Es ist davon auszugehen, dass sich Richter nur für eine kurze Visite noch einmal in der Seine-Metropole aufhielt. Von April 1833 bis Juli 1834 weilte Richter schließlich in Rom, wo er möglicherweise im Kreis um Léopold Robert und Horace Vernet verkehrte (Becker 1971, S. 111). Richter selbst maß seinen Lehrjahren bei „den ersten französischen Künstlern“ einige Bedeutung bei, wie aus einem Brief an Georg Kaspar Nagler vom 20. August 1836 deutlich wird. Der Koblenzer Maler empfahl sich darin dem Münchener Kunsthistoriker, um in dessen Allgemeines Künstler-Lexikon aufgenommen zu werden. Seinen Lebenslauf beginnt Richter mit den Worten: „Sie können denken, dass es für mich nicht uninteressant ist, da ich unter den ersten französischen Künstlern gearbeitet habe“ (München, BSB).

Werke der Pariser Zeit Selbstporträt, 1825, Verbleib unbekannt (Becker 1971, S. 78) | Der Heilige Sebastian nach Perugino, 1827, Verbleib unbekannt (Stramberg 1854, S. 524; Artistisches München 1836, S. 128) | Bildnis des Papstes Pius VII. nach Jacques Louis David, 1833/ 34, Verbleib unbekannt (TB).

Bibliographie Boetticher, Nagler, TB – Artistisches München im Jahre 1835, oder Verzeichnis gegenwärtig in Bayerns Hauptstadt lebender Architekten, Bildhauer, Tondichter, Maler, Kupferstecher, Lithographen, Mechaniker etc., Adolph von Schaden (Hrsg.), München 1836, S. 128f. | Becker, Wolfgang, Paris und die deut-

Rittig, Peter

sche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 12, 78, 111, 362, 426f., Anm. 1346–1352 | Die Künstler aller Zeiten und Völker oder Leben und Werke der berühmtesten Baumeister, Bildhauer, Maler, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen, etc. von der frühesten Kunstepoche bis zur Gegenwart, Friedrich Müller et al. (Hrsg.), 3 Bde., Stuttgart 1864, Bd. 3, S. 339 | Heitger, Elisabeth, Die Koblenzer Maler und ihre Werke in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Bonn 1982, S. 323 | Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Malerei, Eduard Trier u. Willy Weyres (Hrsg.), Düsseldorf 1979, S. 53 | Lettres adressées au baron François Gérard, peintre d’histoire, par les artistes et les personnages célèbres de son temps, Henri Gérard (Hrsg.), Bd. 2, Paris 1886, S. 80f., 165f. | Romberg, Johann Andreas, Conversations-Lexicon für Bildende Kunst, 7 Bde., Leipzig 1848, Bd. 4, S. 357 | Stramberg, Christian von, Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius welcher die wichtigsten und angenehmsten geographischen, historischen und politischen Merkwürdigkeiten des ganzen Rheinstroms von seinem Ausflusse in das Meer bis zu seinem Ursprunge darstellt, Bd. 3 (1. Abt.), Koblenz 1854, S. 524f.

Archivalien Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, 1834– 1865, *LL 1, S. 59, S. 60 | München, BSB, HSOO3631863, o. fol. [Johann Heinrich Richter an Georg Kaspar Nagler, Koblenz 20.8.1836]. Anna Ahrens

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Rittig, Peter 1789 Koblenz – 1840 Rom Historien- und Genremaler

Künstlerische Laufbahn vor 1808 Ausbildung in Berlin; um 1808–1816 Parisaufenthalt; Studium an der École des beaux-arts und im Atelier von Jacques-Louis David; ab 1816 wohnhaft in Rom, im Künstlerkreis um Johann Friedrich Overbeck; 1819 Beteiligung an der anlässlich des österreichischen Kaiserbesuchs organisierten Kunstausstellung im Palazzo Caffarelli in Rom; 1821 Mitglied des von Julius Schnorr von Carolsfeld und seinen Künstlerfreunden Johann Friedrich Overbeck, Carl → Begas und Peter von Hess gegründeten Komponiervereins für sakrale Kunst; 1824 mit den Gemälden Ruhe auf der Flucht, Der barmherzige Samariter und Ankunft der Vermählten des jungen Tobias Teilnahme an der römischen Ausstellung deutscher Künstlern in der Via Margutta, an der u.a. auch Moritz Daniel → Oppenheim beteiligt ist; 1824–1830, 1838 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1827 Einweihung des von der päpstlichen Regierung den deutschen Künstlern in Rom an der Piazza del Popolo zur Verfügung gestellten Ausstellungsraums mit der Präsentation von Rittigs Himmelfahrt Christi

Parisaufenthalt um 1808–1816 Der Pariser Studienaufenthalt von Peter Rittig lässt sich rekonstruieren anhand von Quellen in Berliner und Pariser Archiven sowie mithilfe zahlreicher Briefe des Malers Johann David → Passavant, der das letzte Aufenthaltsjahr von Rittig gemeinsam mit ihm in Paris verbrachte; seine Briefe werden in der Frankfurter Stadt- und Universitätsbibliothek verwahrt (Frankfurt a.M., StUB). Auf diese Quelle hat im Jahr 1990 Elisabeth Schröter im Rahmen ihrer Raffael-Forschung zu Passavant hingewiesen (Schröter 1990). Über Rittig und sein heute weitgehend verschollenes Werk ist in der kunsthistorischen Forschung bisher kaum etwas bekannt. Der 24-jährige Rittig wurde am 6. Januar 1808 in die Schülerliste der École des beaux-arts eingeschrieben. Er wurde von Dominique-Vivant Denon empfohlen, dem Direktor des Musée Napoléon, und

244

Rittig, Peter

als wohnhaft in der Rue de colombier, faub. St-Germain verzeichnet (Paris, ENSBA a). Ende September konnte Rittig sich in der Pariser Kunstakademie für das Zeichnen im Modellsaal qualifizieren (Paris, AN). Knapp ein Jahr später wurde dort Rittigs Eintrag in der Schülerliste um die Information ergänzt, er besuche seit August des Jahres 1809 das Lehratelier von Jacques-Louis David. In den Rechnungslisten von Davids Atelier war seit August 1811 ein Schüler namens „Retis“ verzeichnet, bei dem es sich um den Koblenzer Maler handeln könnte (Paris, ENSBA b). Mit korrekt geschriebenem Namen taucht Rittig erst am 6. November 1815 auf den Rechnungslisten des Lehrateliers auf, wo er bis zu dessen Schließung Anfang des Jahres 1816 Schüler war und monatlich 24 Francs Ateliergebühren bezahlte (ebd.). In den ersten Jahren seines Aufenthalts in der französischen Hauptstadt gibt es nur einen Hinweis auf ein in Paris angefertigtes Werk: Im Sommer 1808 sandte Rittig ein Porträt Napoleons nach Berlin, um sich damit an der Akademie-Ausstellung zu beteiligen (Berlin, PrAdK). Im Katalog zu dieser Ausstellung ist Rittig allerdings nicht verzeichnet. Im Verlauf des Jahres 1815 stellte Rittig an den preußischen König ein Stipendiumsgesuch. Diesem wurde am 26. September desselben Jahres stattgegeben: „Dem Maler Rittig sind auf die drey Jahre jährl. 1600 Fr: bewilligt; der Finanz Minister soll ihm solche ein halbes Jahr lang in Paris und hiernächst 2 ½ Jahr lang in Rom zahlen laßen“ (Berlin, GStA PK, fol. 1). Rittig plante also nach einem achtjährigen Aufenthalt, Paris zu Beginn des Jahres 1816 zu verlassen und nach Italien weiterzureisen. Als Johann David Passavant Anfang Dezember 1815 nach Paris kam und in das Lehratelier von David eintrat, berichtet er, dass er bei seinem ersten Atelierbesuch von David an „Maler Rittig“ – der an diesem Tag nicht zugegen war – als einen „sehr braven Zeichner u zugleich guten Menschen empfohlen“ wurde (Frankfurt a.M., StUB a, fol. 141v.). Ein paar Tage später schreibt Passavant, dass er „täglich“ Rittig gemeinsam mit dem Berliner Maler Wilhelm → Wach im Atelier von David treffe und sie vereinbart hätten, jeden Tag „1 Stunde nach geschlossenen Atellier mit dem Lesen der Niebelungen zu zubringen“ und „gleich den Anfang“ gemacht hätten (ebd., Nr. 75, fol. 143v.). In den folgenden Monaten entwickelte sich zwischen den drei deutschen Ateliergenossen eine enge Freundschaft.

Neben der gemeinsamen Lektüre der Schriften Goethes, Wackenroders und Tiecks arbeiteten sie gemeinsam im Lehratelier von David und kopierten im Musée Napoléon (vgl. → Passavant). Ende Februar des Jahres 1816 wurde das Lehratelier von David geschlossen, da der Maler nach dem Sturz Napoleons ins Exil nach Brüssel gehen musste. Während Wach und Passavant das Nachfolgeatelier des Malers Antoine-Jean Gros besuchten, nahm Rittig sich ein eigenes Atelier. Seine Abreise nach Rom hatte sich verzögert. Ein halbes Jahr nach der geplanten Weiterreise nach Italien berichtet Passavant am 17. September 1816: „Freund Rittig ist noch immer hier u sein nun bald vollendetes Gemälde wird ihn auf noch etliche Wochen hier aufhalten; indessen benutze ich diese für mich kostbare Zeit so viel als möglich: jeden Tag nach dem Atelier gehe ich mit in das seinige u arbeite unter seiner Aufsicht, ich habe schon 2 über lebensgroße Köpfe bey ihm gemalt“ (Frankfurt a.M., StUB a). Bei dem von Passavant erwähnten Gemälde handelt es sich um eine Darstellung von Perikles und Anaxagoras, die Rittig schließlich nach seiner Fertigstellung gemeinsam mit einem am 23. November 1816 verfassten Brief an den preußischen König sandte: „Indem ich nun jetz meine Reise nach Italien zu meiner weitern Vervollkommnung in der Kunst antrete, übersende ich allerunterthänigst beykommendes Gemälde welches Eur. Königliche Majestät als einen zweyten Versuch eines historischen Gemäldes und als die Frucht meines Fleißes während eines Theils meines hiesigen Aufenthalts, mit gnädiger Nachsicht aufzunehmen bitte. Mein Hauptzweck war das Studium eines nackenden Körpers, und ich glaubte diesen zu erreichen“ (Berlin, GStA PK). Das Werk fand den Zuspruch von Friedrich Wilhelm III., der Rittig am 1. März 1817 erneut eine finanzielle Unterstützung zukommen ließ: „Ich habe das […] Mir von Ihnen übersandte Gemälde mit Beyfall aufgenommen, da es einen Beweis gewährt, daß Sie Ihren Zwecke mit Liebe für die Kunst nachzukommen fortdauernd bemüht sind. Zum Ersatz der auf das Gemälde verwendeten Auslagen empfangen Sie hiebey zwanzig Stück Friedr. D’or.“ (ebd., fol. 2). Das Antwortscheiben des preußischen Königs erreichte Rittig bereits in Rom – Ende November 1816 war er aus Paris abgereist. Am 8. Februar 1817 schrieb er aus Italien den ersten ausführlichen Brief an Passavant, in dem er ihm in Bezug auf Materialfragen mitteilt:

Rittig, Peter

„was hier die gemächlichkeiten angeht, so finde ich das man Farben und alles besser in Paris bekommt“ (Frankfurt a.M. StUB b). Einige Monate später, im Frühjahr 1817, reisten auch Wach und Passavant nach Rom, wo die drei Freunde sich wiedertrafen. In Italien erhielt Rittig in den folgenden Jahren bis zu seinem Tod 1840 regelmäßig finanzielle Unterstützung vom preußischen König, der verschiedene Gemälde bei ihm in Auftrag gab (Berlin, GStA PK).

Werke der Pariser Zeit Porträt Napoleons, 1808, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Berlin, PrAdK) | Der jugendliche Issel auf seinen Studienfahrten, um 1813–1815, Öl/Lw, 72 × 59 cm, Berlin, Privatbesitz | Perikles und Anaxagoras, 1816, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Berlin, GStA PK) | Kopie nach Raffael, 1816, Verbleib unbekannt (Cornill 1864, S. 52) | Porträt des ehemaligen Botschafters Helfinger in Darmstadt, Verbleib unbekannt (Lohmeyer 1929, S. 146).

Bibliographie TB, Nagler, Boetticher – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1824, Nr. 571–573; Bd. 2, BAA 1826, Nr. 473; BAA 1828, Nr. 376–381; BAA 1830, Nr. 1291; BAA 1838, Nr. 645 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 71, 355, Anm. 1018–1019 | Cornill, Adolph, „Johann David Passavant. Ein Lebensbild. 1. Abtheilung nebst Passavants Mittheilungen über seine Familie“, in: Neujahrsblatt, den Mitgliedern des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt/Main dargebracht im Januar 1864, Frankfurt a.M. 1864, S. 31– 77 | Heitger, Elisabeth, Die Koblenzer Maler und ihre Werke in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Bonn 1982, S. 19 | Jungjohann, Adolf, Beiträge zur Geschichte der Koblenzer Malerei in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Koblenz 1929, S. 24, 29f. | Lohmeyer, Karl, Aus dem Leben und den Briefen des Landschaftsmalers und Hofrats Georg Wilhelm Issel 1785–1870, Heidelberg 1929, S. 146 | Noack, Friedrich, Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, Stuttgart 1927 | Peters, Ursula, „Tobias empfängt Sara vor dem Haus seiner Eltern. Ein nazarenisches Gemälde von Peter Rit-

245

tig“, in: Monats Anzeiger. Museen und Ausstellungen in Nürnberg, Nr. 140, November 1992, S. 1123– 1124 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 340 | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 315 | Schröter, Elisabeth, „Raffael-Kult und Raffael-Forschung: Johann David Passavant und seine RaffaelMonographie im Kontext der Kunst und Kunstgeschichte seiner Zeit“, in: Römisches Jahrbuch der Bibliotheca Hertziana, 26, 1990, S. 303–397, hier S. 326–328.

Archivalien Berlin, PrAdK 29, fol. 111 [Sitzungen des Akademischen Senats 1808, Reskript vom 10. August] | Berlin, GStA PK, HA I, Rep. 89, Nr. 19741, fol. 1–2 [Acta betreffend die von dem Maler Rittig gefertigten Gemälde und die demselben bewilligten Unterstützungen, 1815, 1817–1820, 1821–1828, 1839–1843] | Frankfurt a.M., StUB a: Frankfurt a.M., StUB, Ms. Ff. J.D. Passavant, A.I.a Nr. 74, fol. 141v. [Passavant an seine Mutter, Brief vom 9.12.1815]; A.I.a Nr. 84, fol. 161r. [Passavant an seine Mutter, Brief vom 17.9.1816] | Frankfurt a.M., StUB b: Frankfurt a.M., StUB, A.II.e Nr. 640, fol. 1125r. [Rittig an Passavant, Brief vom 31.1.1817] | Paris, AN, AJ 52 5, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1805– 1810, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [27.9.1808, „modele viviant“] | Paris, ENSBA a: Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 334 [6.1.1808] (s.u. ab S. 327) | Paris, ENSBA b: Paris, ENSBA, Ms. 321, Papiers du peintre Louis David, o. fol. [État de Recette de l’École de Dessein: 1811, 1812, 1813; État de recette de l’Atelier de Peinture: 1815; Note de l’argent remis à M Le Vol: 1815; Note de l’argent remis à M Le Vol: 1816]. Nina Struckmeyer

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Rohden, Marianne von (verh. Hummel)

Rohden, Marianne von (verh. Hummel) 1785 Kassel – 1866 Leipzig Porträt- und Landschaftsmalerin

Künstlerische Laufbahn 1808–1813 Parisaufenthalt, im Anschluss Rückkehr nach Kassel; nach 1840 Übersiedlung nach Leipzig

Parisaufenthalt 1808–1813 Die Malerin Marianne von Rohden, Schwester des Landschaftsmalers Johann Martin von Rohden, heiratete 1807 den deutsch-italienischen Maler und Kupferstecher Ludwig Hummel. Auch nach ihrer Eheschließung war sie den Zeitgenossen weiterhin unter ihrem Mädchennamen bekannt. Das Ehepaar ging 1808 für fünf Jahre nach Paris, um im Auftrag des Herzogs von Oldenburg im Louvre Kopien anzufertigen, hauptsächlich nach Werken Raffaels (Schmidt-Liebich 2005, S. 209). Marianne von Rohden fertigte eine Kopie von Raffaels La Belle Jardinière an (Runge 1840, S. 375). Ihr Mann und sie scheinen in der französischen Hauptstadt nicht viele Kontakte gepflegt zu haben, sondern lebten „äußerst still und eingezogen“ (Böttiger 1808, S. 767f.). Über ihren Ehemann könnte Rohden Carl Heinrich → Arnold und Justus → Krauskopf begegnet sein, denen Ludwig Hummel ein Hotel empfahl (Woringer 1907, S. 175). Weiterhin war sie wohl mit Friedrich August von → Klinkowström (Klinkowström 1877, S. 85) und Therese aus dem → Winckel bekannt (Strittmatter 2004, S. 78f.). In Paris wurde 1811 ihre Tochter, die spätere Künstlerin Susette Hauptmann, geboren (TB). Im Anschluss an ihren Parisaufenthalt gingen Marianne von Rohden und ihr Mann zurück nach Kassel. Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1840 zog die Malerin zu ihrer Tochter nach Leipzig.

Werke der Pariser Zeit La Belle Jardinière nach Raffael, 1809, Verbleib unbekannt (Runge 1840, S. 375).

Bibliographie AKL, Bénézit, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1780–1840, München 1971, S. 12, 74, 77–79, 355, 414, Anm. 1005–1011, S. 416, Anm. 1031, S. 448, 466, Anm. 309–311 | Böttiger, Karl A., „Ueber eine deutsche Künstlerin in Paris“, in: Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 192, 11.8.1808, S. 767f., zit. nach Strittmatter 2004, S. 79 | Klinkowström, Alphons von, Friedrich August von Klinkowström und seine Nachkommen, Wien 1877, S. 85 | Hinterlassene Schriften von Philipp Otto Runge, Johann Daniel Runge (Hrsg.), 2 Bde., Hamburg 1840, Bd. 2, S. 375 | Schmidt-Liebich, Jochen, Lexikon der Künstlerinnen 1700–1900, München 2005, S. 209 | Strittmatter, Anette, Paris wird eine einzige große Wunderlampe sein. Das Leben der Künstlerin Therese aus dem Winckel 1779–1867, Berlin 2004, S. 78f. | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 279 | Woringer, August, „Jugenderinnerungen des Fabrikanten Carl Heinrich Arnold in Kassel [1867]“, in: Hessenland, 21. Jg., 1907, S. 175. Tino Mager

Rössler, Karl Adolf (Adolph) 1814 Usingen – 1885 Wiesbaden Jurist, Entomologe (Schmetterlingsforscher), Maler

Künstlerische Laufbahn 1840[?], 1843 Parisaufenthalt(e); Schüler im Atelier von Paul Delaroche; Kopiertätigkeit

Parisaufenthalt(e) 1840[?], 1843 Nach Abschluss eines Jurastudiums in Heidelberg und erster Tätigkeit als Jurist begab sich der 26– jährige Karl Adolf Rössler im Jahr 1840 „auf ein ½ Jahr nach Paris zum Studium der Malerei, die er gerne und mit grossem Talent ausübte“ (Pagenstecher 1885, S. 149). Ob Rössler sich die Malerei zuvor autodidaktisch angeeignet oder ob er Unterricht genommen hatte, ist nicht bekannt.

Rosenfeld, (Karl) Eduard

Einziger konkreter Hinweis auf Rösslers künstlerische Ausbildung in der französischen Metropole ist ein Eintrag im Register der Kopisten des Musée du Louvre. Rössler ist hier als Schüler des Historienmalers Paul Delaroche verzeichnet, die angegebene Pariser Adresse lautet „rue [unleserlich] St. Honoré 17“ (Paris, AMN). Der Eintrag stammt vom Mai des Jahres 1843 und entstand somit zu einem Zeitpunkt, als der Deutsche laut seinem Biographen Arnold Pagenstecher längst in seine Heimat zurückgekehrt war (Pagenstecher 1885, S. 149). Ob Rössler, wie die Sekundärquellen behaupten, tatsächlich bereits im Jahr 1840 nach Paris reiste, anschließend in Eltville und ab 1842 in Wiesbaden als „Amtsaccessist“ arbeitete (ebd.; Hermann 1928, S. 594), um sich im Jahr 1843 erneut in die französische Hauptstadt zu begeben, bleibt daher unklar. Denkbar wäre, dass sich Rössler ausschließlich 1843 in Paris aufhielt. Bis zu seinem Lebensende blieb Rössler als Jurist tätig und wurde im Jahr 1866 zum Königlich Preußischen „Appellationsgerichtsrat“ ernannt (ebd., S. 594). In seiner Freizeit widmete er sich weiterhin der Malerei, doch vor allem der Entomologie. Mit seinen Forschungen über die Fauna Nassaus erlangte er in Fachkreisen zu Lebzeiten großes Ansehen (Pagenstecher 1885, S. 149–152).

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie Herrmann, Albert, Gräber berühmter und im öffentlichen Leben bekanntgewordener Personen auf den Wiesbadener Friedhöfen, Wiesbaden 1928, S. 594 | Pagenstecher, Arnold, „Nekrolog, Dr. Adolf Roessler“, in: Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde, Arnold Pagenstecher (Hrsg.), Jg. 38, 1885, S. 149–152 | Renkhoff, Otto, Nassauische Biographie: Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, Wiesbaden 1992, S. 653.

Archivalien Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1821–1823, 1834– 1865, *LL 7, Nr. 1894. Lisa Hackmann

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Rosenfeld, (Karl) Eduard 1804/05 Thorn/Toruń – ? Zeichner

Künstlerische Laufbahn um 1820–1822 Parisaufenthalt; 1821/22 Schüler im Atelier von Antoine-Jean Gros und Studium an der École des beaux-arts; 1822–1824 Studium an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; Teilnahme an deren Ausstellungen, möglicherweise fortgesetzter Parisaufenthalt

Parisaufenthalt um 1820–1822 Eduard Rosenfeld tritt nur kurz aus dem Dunkel der Kunstgeschichte hervor. Sein Vater Franz war bis 1806 preußischer Beamter im westpreußischen Thorn (Berlin, GStA PK d; Berlin, GStA PK e), kam anschließend mit Frau und Kindern nach Berlin und reiste über Stationen in Dresden und Wien schließlich 1817 nach Frankreich. Frühestens 1818 holte er seine Familie nach, darunter seinen Sohn Eduard. Über dessen Aufenthalt in Paris gibt eine Reihe von Archivalien Aufschluss, die sich vor allem im Geheimen Staatsarchiv, Berlin, befinden. Eduard Rosenfeld hatte früh künstlerisches Talent gezeigt und nahm 1820 als 16-Jähriger bei Antoine-Jean Gros Zeichenunterricht. Zuvor hatte ihn ein preußischer Legationssekretär mit Carl → Begas und Wilhelm → Ternite bekannt gemacht. Sie empfahlen Rosenfeld ihrem Lehrer Gros (Berlin, GStA PK f), der ihm die Möglichkeit eröffnete, ihn für drei Jahre in Ausbildung zu nehmen. Der Vater zögerte, seinen Sohn allein in Paris zurückzulassen und zu finanzieren. So bemühte er sich für Eduard um ein Stipendium des preußischen Königs (Berlin, GStA PK f; Berlin, GStA PK b). Neben Begas und Ternite fand er offenbar in dem französischen Maler Jean-Pierre Granger einen weiteren Fürsprecher. Sie attestierten Eduard Rosenfeld Talent und Fortschritte im bereits begonnenen Unterricht (Berlin, GStA PK b). Daraufhin empfahl der Kultusminister Karl vom Stein zum Altenstein dem Monarchen im Februar 1821 eine Unterstützung des Nachwuchstalents in Höhe von 150 Talern für ein Jahr. Friedrich Wilhelm III. lehnte mit Blick auf die „bereits laufenden vielfachen Unterstützungen“ (ebd.)

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Rosenfeld, (Karl) Eduard

ab. Offenbar „mittelst milder Gaben von einigen Gönnern“ (Berlin, GStA PK a) konnte Rosenfeld dennoch in Gros’ Atelier zeichnen. Anderthalb Jahre später stellte sich der 17-Jährige selbst beim preußischen Gesandten Karl von der Goltz vor, der am 2. September 1822 beim Staatskanzler Hardenberg Fürsprache einlegte (ebd.). Eduard Rosenfeld überreichte dem Grafen von der Goltz ein persönliches Zeugnis seines Lehrers Gros. Dieser wußte seinen jungen Schüler den preußischen Beamten eloquent zu empfehlen: „Je l’ai toujours remarqué pour l’intelligence et le Sentiment qu’il mettoit dans les Etudes, ainsi que pour Sa Douceur et bonne conduitte. Les Encouragemens que les Gouvernemen[ts] Se plaisent à reprendre par ceux qui promettent de se distinguer ne sauroient être mieux placer“ (Berlin, GStA PK a). Der Gesandte war von dem höflichen Rosenfeld beeindruckt und empfahl eine drei- bis vierjährige Pension von 200 bis 250 Talern. Altenstein, an den der Antrag weitergeleitet wurde, veranlasste mit Blick auf den eben gescheiterten ersten Antrag eine nichtreguläre kleine Unterstützung durch das Ministerium (ebd.). Es gibt allerdings keine Hinweise auf erfolgte Zahlungen, die von allen Beteiligten auch als Hilfe für die gesamte Familie Rosenfeld betrachtet wurden. Seit Spätsommer oder Herbst 1821 in Gros’ Atelier, schrieb sich Eduard am 30. März 1821 mit der Empfehlung von Jean-Pierre Granger an der École des beaux-arts in Paris ein, wo er bis mindestens 1822 studierte (Paris, AN a–b). Als Adresse gab er die Rue Traversière Saint-Honoré 29 an. Gleichzeitig scheint er auch in Berlin eingeschrieben gewesen zu sein. Der Katalog der dortigen Akademie-Ausstellung von 1822 nennt „Eduard Rosenfehl“ einen „Schüler der Akademie [der Künste], jetzt in Paris“ (BAA 1822). Ausgestellt wurden vermutlich Zeichnungen nach David. Der akademische Senat befasste sich 1823 ebenfalls mit der Bewertung von Rosenfelds Arbeiten (Berlin, PrADK). Ein Jahr später sah man in Berlin von „Eduard Rosenfeldt“ ein „Porträt, nach der Natur gemalt“ und die „Genealogie nach van Dyck“ unter den Arbeiten der Akademie-Eleven (BAA 1824). Die Arbeiten wurden unter den später eingesandten Kunstsachen verzeichnet – vielleicht war Rosenfeld noch in Paris, doch ist dies nicht wie sonst üblich vermerkt.

Seine Eltern lebten spätestens seit 1823 wieder in Berlin (Berlin, GStA PK e). Ob Eduard Rosenfeld sich ihnen anschloss, ist ungewiss. In den Adressbüchern der preußischen Hauptstadt war er nicht verzeichnet. Ob er jung starb, Maler geworden ist oder nicht: Weder seine Arbeiten noch sein Schicksal sind bekannt.

Werke der Pariser Zeit Leonidas an den Thermopylen nach David, Verbleib unbekannt (BAA 1822, Nr. 482) | Figur in der Stellung des Prometheus nach David, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 483).

Bibliographie Nagler – Allgemeines Adressbuch für Berlin auf das Jahr 1823, I. W. Boicke (Hrsg.), Berlin 1823 | Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin auf das Jahr 1824, I. W. Boicke (Hrsg.), Berlin 1824 | Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin auf das Jahr 1825, I. W. Boicke (Hrsg.), Berlin 1825 | Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840. München 1971, Nr. 219, S. 361, 425 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, BAA 1822, Nr. 482, 483; BAA 1824, Nr. 658, 659.

Archivalien Berlin, GStA PK a: Berlin, GStA, HA I Rep. 74, Staatskanzleramt, L VIII Spez. Nr. 69 | Berlin, GStA PK b: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 89, Geh. Zivilkabinett, Nr. 19854, fol. 25–26 | Berlin, GStA PK c: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 151, Finanzministerium, IB, Nr. 7494, Ehemaliger Thorner Salzinspektor Rosenfeld, 1815–1817 | Berlin, GStA PK d: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 147, Gehaltsenschädigungskommissionen für die östlichen Provinzen, Nr. 881, Abwicklung der Gehaltsentschädigung des Franz Rosenfeld, ehemaliger Salzmagazininspektor in Thorn, dann wohnhaft in Berlin, 1815–1816 | Berlin, GStA PK e: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 89, Geh. Zivilkabinett, Nr. 10761, Rosenfeld Salzinspektor, 1823 | Berlin, GStA PK f: Berlin, GStA PK, HA III, Außenministerium II Nr. 1528 – Die Vorschläge des Rosenfeld zur Bildung eines Staats-ConventionsFonds, 1824 [Franz Rosenfeld an Altenstein, Brief vom 4.10.1820] | Berlin, GStA PK g: Berlin, GStA PK,

Sachse, Louis Friedrich

HA I Rep. 76, Kultusministerium I Sekt. 30 Nr. 50 Bd. 1, fol. 11–13 | Berlin, PrADK, 0033–20 [Gutachten der Schülerarbeiten u.a. von Rosenfeld, 6.9.1823] | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 717 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 6, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1817–1822, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [4.10.1821: „modèle vivant“; 3.9.1821: „bosse“; 6.4.1822: „modèle vivant“; 5.10.1822: „modèle vivant“; 9.9.1822: „bosse“]. Robert Skwirblies

Sachse, Louis Friedrich 1798 Berlin – 1877 ebd. Lithograph, Verleger und Kunsthändler

Künstlerische Laufbahn 1825 Lehrling am Königlich Lithographischen Institut in Berlin; 1827 Parisaufenthalt; Ausbildung im lithographischen Institut Knecht, Senefelder et Cie. in Paris und bei Alois Senefelder in München; 1828 Eröffnung eines lithographischen Instituts in Berlin, Jägerstraße 30; Verlag und Handel mit deutscher und französischer Graphik; 1834–1861 16 Reisen in die deutschen Länder und ins europäische Ausland (Paris, London, Wien, Brüssel, Prag, Warschau); darunter Parisreisen in den Jahren 1834, 1835 (in Begleitung von Carl Blechen und Hermann → Eichens), 1837, 1838, 1839, 1844, 1846 (in Begleitung von Franz Krüger), 1851, 1853, 1855; 1835 Beginn des Handels mit Aquarellen und Gemälden; von nun an regelmäßige Ausstellungen vorzugsweise französischer und deutscher Künstler in Sachses Salon; 1836 Erfolgreiche Beschickung der Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin mit französischen Gemälden; 1839 Einfuhr der ersten französischen Lichtbilder und Kameras nach Berlin; eigene Versuche und Verkauf; 1853 Eröffnung einer Permanenten Gemäldegalerie in der Jägerstraße 27, Berlin; dauerhafte Präsentation internationaler Gegenwartskunst in wechselnden Exponaten; 1871–1875 Herausgabe der Kunst-Correspondenz für die Mit-

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glieder von Sachses Internationalen Kunstsalon; 1874 Umzug der Permanenten Gemäldegalerie in der Taubenstraße 34, Berlin; 1875 Auflösung des Unternehmens; Versteigerung sämtlicher Einrichtungsgegenstände und Kunstwerke

Parisaufenthalt 1827 Die sechsmonatige Ausbildungszeit in Paris war für Sachses spätere Wirksamkeit von großer Bedeutung. Als Besitzer eines lithographischen Instituts, Graphik- und Gemäldehändler kehrte er bis 1855 regelmäßig in die Seine-Metropole zurück, um Kontakte zu pflegen und sich auf dem Kunstmarkt nach neuesten Entwicklungen umzusehen. Der im Berliner Landesarchiv verwahrte Familiennachlass Sachse (Berlin, LAB a–c) enthält neben einem umfangreichen Teil seiner Korrespondenz, Zeitungsartikeln, Zeichnungen etc. eine Abschrift seiner Reisetagebücher, die von Annette Schlagenhauff erstmals veröffentlicht wurden (Schlagenhauff 2000 a). Auch im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz und im Archiv der Berliner Akademie der Künste haben sich zahlreiche Akten erhalten, die Sachses Anliegen dokumentieren (Berlin GStA PK). In verschiedenen deutschen und französischen Archiven und Bibliotheken befinden sich Korrespondenzen und Graphiken aus Sachses Institut. In der jüngeren Forschung fand Sachse bereits einige Beachtung. Über das Auftreten und den Einfluss französischer Gemälde in deutschen Sammlungen veröffentlichten Annette Schlagenhauff und France Nerlich umfangreiche Studien, in denen der Vermittlungstätigkeit Sachses die angemessene Aufmerksamkeit zuteil wird (Schlagenhauff 2000 a, b; dies. 2001; dies. 2011; Nerlich 2010 a, b; Nerlich 2007). Anna Ahrens publizierte einen Aufsatz zu Sachses Wirksamkeit, mit der sich auch ihr Dissertationsvorhaben befasst (Ahrens 2010; dies, in Vorb.). Der in Berlin geborene Louis Friedrich Sachse, dessen Eltern der französischen Kolonie der Stadt angehörten, arbeitete zwischen 1819 und 1822 als Privatsekretär von Wilhelm von Humboldt. Die Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung brachte ihm jedoch den Vorwurf demagogischer Umtriebe ein. Nach drei Jahren Festungshaft mußte sich Sachse neu orientieren. 1825 ging er als Lehrling an das Königlich Lithographische Institut. Im Hinblick auf sein Vorhaben, ein eigenes Unternehmen in

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Sachse, Louis Friedrich

Berlin zu begründen, erkannte Sachse bald die Notwendigkeit einer weiterführenden Ausbildung in Paris, dem Zentrum der künstlerischen Lithographie jener Jahre. Am 12. April 1827 erreichte Sachse die französische Metropole. Hier traf er u.a. Alexander von Humboldt und besuchte sämtliche kulturelle und Vergnügungsanstalten der Stadt. Am 20. April 1827 trat Sachse eine sechsmonatige Ausbildung im Institut von Knecht, Senefelder et Cie. in der Rue Poissonnière 27 an. Joseph Knecht, ein Neffe des Steindruckerfinders Alois Senefelder und Leiter der Pariser Filiale, nahm sich seiner als freundschaftlicher Förderer an. Schon nach wenigen Tagen durfte Sachse eigene Zeichnungen anfertigen und selbst vervielfältigen (Berlin, LAB b). Bald bot Knecht Sachse an, eine von ihm konstruierte Druckerpresse für den zukünftigen Gebrauch in Berlin nachbauen zu lassen. Tatsächlich scheint sich schnell ein echtes Vertrauensverhältnis zwischen den beiden Männern eingestellt zu haben. Knecht unterbreitete Sachse sogar den Vorschlag, sein Partner zu werden und über kurz oder lang das Pariser Geschäft zu übernehmen. Nach intensiver Rücksprache mit seiner Familie lehnte Sachse die Offerte Knechts ab. Beide kamen aber darin überein, auch in Zukunft „immer im freundschaftlichsten und Geschäfts=Verhältnis“ zusammenzuarbeiten (Berlin, LAB a). Bis zu seiner Abreise kaufte Sachse „Pariser Ruß, Kreide und schöne Kunstsachen“ für sein zukünftiges Berliner Institut ein (Berlin, LAB c). Mitte September 1827 reiste Sachse von Paris nach München, wo er zwei weitere Monate bei Alois Senefelder persönlich den Steindruck studierte. Am 1. Juni 1828 eröffnete Sachse sein eigenes lithographisches Institut in der Jägerstraße 30 in Berlin, das er mit in Paris ausgebildeten Lithographen und Kunstdruckern nach französischem Vorbild einrichtete (Anonym 1829). Mit Joseph Knecht gab er erste gemeinsame Alben heraus (Les Arts et les Métiers, Recueil de Caricatures, Paris/Berlin 1828). Sachse arbeitete in den Folgejahren regelmäßig mit französischen und englischen Verlagen und Instituten zusammen, bevorzugt mit dem Kunstverlag von Adolphe Goupil. Es gelang Sachse über die in Paris gemachten Erkenntnisse und die Auswahl und Förderung talentierter Zeichner und Drucker in seinem Institut, der „lithographischen Kunstparthie“ in Berlin zu einer Blütezeit zu verhelfen (Zedlitz 1834, S. 426). Von 1834 bis 1861 unternahm Sachse regel-

mäßig Reisen in Deutschland und ins europäische Ausland, vor allem aber nach Paris. Hier kam er durch seine regen geschäftlichen und persönlichen Beziehungen zu Künstlern, Händlern und Verlegern mit dem sich zunehmend institutionalisierenden Handel mit zeitgenössischen Gemälden in Berührung. Sachse erkannte früh den Trend dieser jüngsten Entwicklungen und darf heute zu den Begründern des modernen Kunsthandels in Berlin gezählt werden. Er gab Künstlern die willkommene Gelegenheit, ihre Werke in seinem Kunstsalon und später in seiner Permanenten Gemäldegalerie zu präsentieren und übte durch die Vermittlung und den Verkauf der Arbeiten vor allem deutsch- und französischsprachiger Maler wesentlichen Einfluss auf das Kunstgeschehen und die Kunstentwicklung in der preußischen Hauptstadt aus.

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie Anonym, „Das königliche Lithographische Institut des Generalstabs“, in: Vossische Zeitung, Nr. 6, 16.4.1829, S. 200–203 | Ahrens, Anna, „Louis Friedrich Sachses „Internationaler Kunstsalon“. Paris und der Berliner Kunstmarkt“, in: Dialog und Differenzen. Deutsch-französische Kunstbeziehungen 1789–1870, Isabelle Jansen u. Friederike Kitschen (Hrsg.), Berlin u. München 2010, S. 381–396 | Dies, Der Kunsthändler Louis Friedrich Sachse (1798– 1877), Berlin (Humboldt-Universität zu Berlin) (Diss. in Vorb.) | Kat. L’Isle-Adam 2005: De Géricault à Delacroix. Knecht et l’invention de la lithographie 1800–1830, Ausstellungskat., L’Isle-Adam, Musée d’Art et d’Histoire Louis Senlecq, Paris 2005 | Nerlich, France, „Les voies de l’art. La présence de la peinture française en Allemagne, 1789–1848“, in: La Circulation des œuvres d’art. 1789–1848, Roberta Panzanelli u. Monica Preti-Hamard (Hrsg.), Rennes 2007, S. 231–249 | Nerlich 2010 a: Dies., La peinture française en Allemagne, 1815 à 1870, Paris 2010 | Nerlich 2010 b: Dies., „La fin de l’exclusion artistique. Le marchand d’art berlinois Louis Friedrich Sachse à la conquête de la province“, in: Marché(s) de l’art en province 1870–1914, Laurent Houssais u. Marion Lagrange (Hrsg.), Bordeaux 2010, S. 143– 160 | Schlagenhauff 2000 a: Schlagenhauff, Annet-

Sattler, Caroline Franziska (verh. Tridon)

te, „Die Kunst zu handeln. Louis Friedrich Sachse – Lithograph, Kunstförderer und Kunsthändler in Berlin“, in: Jahrbuch der Berliner Museen, Bd. 42, Berlin 2000, S. 259–294 | Schlagenhauff 2000 b: Dies., „Delaroches „Hémicycle“ vor dem Berliner Publikum„, in: Jenseits der Grenzen. Französische und deutsche Kunst vom Ancien Régime bis zur Gegenwart. Festschrift zum 60sten Geburtstag von Thomas Gaehtgens, Uwe Fleckner et al. (Hrsg.), Köln 2000, Bd. 2, S. 168–181 | Dies., Capital Concerns. German Perception of French Art and Culture in Berlin 1830–1855, London 2001 | Zedlitz, Leopold von, Neuestes Conversations-Handbuch für Berlin und Potsdam, Berlin 1834, S. 426f.

Archivalien Berlin, LAB a: Berlin, LAB, E. Rep. 200–03, Nr. 4 [Louis Sachse an seine Mutter, Paris 17.6.1827] | Berlin, LAB b: Berlin, LAB, E. Rep. 200–03, Nr. 20 [Louis Sachse an Nanni L’Hermet, Paris 20.5.1827; 2.6.1827; 15.6.1827; 5.8.1827] | Berlin, LAB c: Berlin, LAB, E. Rep. 200–03, Nr. 20 [Louis Sachse an Nanni L’Hermet, Paris 24.8.1827] | Berlin, GStA PK, I HA Rep. 89, 19753 und VIII HA, C, 92 | Berlin, PrAdK, Nr. 213–217, 219, 311, 449. Anna Ahrens

Sattler, Caroline Franziska (verh. Tridon) 1799 Erlangen – 1863 Dresden Porträt- und Miniaturmalerin, Lithographin

Künstlerische Laufbahn ab ca. 1820–1827 mehrjähriger Parisaufenthalt; ab 1823 Studium der Miniaturmalerei bei Jean-Baptiste Isabey und Jean-Baptiste Augustin sowie der Ölmalerei bei Robert Lefèvre; Kopiertätigkeit im Louvre; 1823 Beschickung der Münchener Akademie-Ausstellung mit acht in Paris entstandenen Miniaturen; ab 1827 dauerhaft in Dresden; bis zu ihrem Tod Tätigkeit vor allem als Bildnisminiaturmalerin, aber auch als Lithographin, u.a. für den Sächsi-

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schen Hof; Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen der Dresdner Akademie

Parisaufenthalt ca. 1820–1827 Der genaue zeitliche Rahmen des Parisaufenthalts der Miniaturmalerin Caroline Franziska Sattler, deren Leben und Werk bislang niemals Gegenstand einer eigenständigen kunsthistorischen Untersuchung waren, ist schwer abzustecken. Die zahlreichen Künstler- und Miniaturisten-Lexika, in denen die Malerin mitunter auch unter ihrem späteren Namen Tridon verzeichnet ist (Lemoine-Bouchard 2008; Schmidt-Liebich 2005; TB; Petteys 1985), sowie die verschiedenen anderen Publikationen, in denen Sattler genannt wird (Becker 1971; Kat. Wien 1924; Schidlof 1964), liefern hierzu keine übereinstimmenden Angaben. Zweifellos jedoch verbrachte Caroline Sattler vor ihrer Heirat im Jahr 1829 mehrere Jahre in der französischen Hauptstadt. Vermutlich bereits 1820 (Schidlof 1964, S. 847; Lemoine-Bouchard 2008, S. 489), spätestens jedoch 1823 (TB) scheint die Malerin nach Paris aufgebrochen zu sein, um sich dort in den Ateliers von Jacques Augustin und Jean-Baptiste Isabey im Fach der Miniaturmalerei ausbilden zu lassen. Zudem nahm sie bei dem Maler Robert Lefèvre Unterricht in der Ölmalerei (Lemoine-Bouchard 2008, S. 489; Schidlof 1964, S. 847). Im selben Jahr beschickte Sattler die Münchener Akademie-Ausstellung mit mehreren in Paris angefertigten Miniaturen (ebd.). Der Hinweis, dass sie während ihres Parisaufenthalts den „Professortitel der Akademie“ (Boetticher; Die Kataloge der Dresdner Akademie-Ausstellungen 1975, S. 18, Nr. 109) erhalten habe, bleibt rätselhaft und kann nicht belegt werden. Erwiesen ist hingegen, dass die junge Künstlerin in Paris mehrere Miniaturkopien schuf (Schmidt-Liebich 2005, S. 478). Bei einem Christuskopf nach Guido Reni, einer Heiligen Cäcilie nach Domenichino und einer Venetianerin nach Tizian handelt es sich um gesicherte, bei einem Kopf nach Jean-Baptiste Greuze und Drei Engeln nach Charles Le Brun um vermutliche Kopien aus dem Louvre. Alle sechs Werke schickte Sattler im Jahr 1827, nachdem sie bereits nach Deutschland zurückgekehrt war und sich in Dresden angesiedelt hatte, zur Akademie-Ausstellung ihrer neuen Heimatstadt. Zudem sandte sie ein Bildnis der Caroline Ferdinande Louise Herzogin von Berry nach ihrem Lehrer Lefèvre ein (ebd.). Auf

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Scharf, Georg(e) Johann

ihrer Heimreise aus Paris hatte sie zuvor in Begleitung des Dichters Gustav Schwab am 13. Mai Sulpiz Boisserée in Stuttgart besucht (Boisserée 1981, S. 164). Auch noch viele Jahre nach ihrer Rückkehr aus Paris, als Sattler sich längst unter ihrem neuen Namen Tridon als Miniaturmalerin und Lithographin etabliert hatte, zeigte die Künstlerin auf Ausstellungen ihre Kopien nach Werken aus dem Louvre (BAA 1838, Nr. 1449, ev. 1450). Auch die zeitlebens beibehaltene Gewohnheit, ihre Werke mit französischsprachigen Signaturen zu versehen, spricht für eine anhaltende künstlerische Verbundenheit zu Paris. So signierte sie etwa eine PorträtMiniatur der Fürstin Elisabeth zu Fürstenberg aus dem Jahr 1844 mit „Mad. Tridon“ (Lemberger 1910, S. 190). Das Werk Die kleine Bettlerin unterzeichnete die Künstlerin mit „Clne Tridon, élève d’Augustin et d’Isabey“ (Schidlof 1964, S. 848), was gleichfalls zeigt, dass Sattler ihre Ausbildungszeit in Paris als Auszeichnung empfand, die sie von anderen Künstlern abhob.

Werke der Pariser Zeit Bildnis einer Dame in schwarzem Samtkleid mit Halskrause und rotem Schal, 1821, Elfenbein, oval, 9:7 cm, Verbleib unbekannt (Kat. Wien 1924, Nr. 766) | Christuskopf nach Guido Reni, Verbleib unbekannt (Schmidt-Liebich 2005, S. 478) | Heilige Cäcilie nach Domenichino, Verbleib unbekannt (ebd.) | Bildnis der Caroline Ferdinande Louise Herzogin von Berry nach Robert Lefèvre, Verbleib unbekannt (ebd.) | Kopf nach Jean-Baptiste Greuze, Verbleib unbekannt (ebd.) | Die Venezianerin nach Tizian, Verbleib unbekannt (ebd.).

Bibliographie ADB, Boetticher, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen, 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1838, Nr. 1446–1453 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 226, 427, Anm. 1363–1365 | Boisserée, Sulpiz, Tagebücher, Hans-J. Weitz (Hrsg.), 5 Bde., Darmstadt 1981, Bd. 2, S. 164 | Die Kataloge der Dresdner Akademie-Ausstellungen 1801–1850, bearbeitet von Marianne Prause, 2 Bde., Berlin 1975, Bd. 1, S. 19 | Kat. Wien 1924: Schidlof, Leo, Katalog der

internationalen Miniaturenausstellung in der Albertina, Ausstellungskat., Albertina, Wien 1924, S. 88 | Leisching, Eduard, Die Bildnis-Miniatur in Oesterreich von 1750 bis 1850, Wien 1907 | Lemberger, Ernst, Die Bildnis-Miniatur in Deutschland von 1550 bis 1850, München 1909, S. 190f. | Lemoine-Bouchard, Nathalie, Les peintres en miniature actifs en France. 1650–1850, Paris 2008, S. 489f. | Petteys, Chris, Dictionary of women artists. An international dictionary of women artists born before 1900, Boston 1985, S. 706 | Schidlof, Leo R., La Miniature en Europe aux 16e, 17e, 18e et 19e siècles, 4 Bde., Graz 1964, Bd. 2, S. 847f. | Schmidt-Liebich, Jochen, Lexikon der Künstlerinnen. 1700–1900, München 2005, S. 478f. | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 293. Sarah Salomon

Scharf, Georg(e) Johann 1788 Mainburg – 1860 Westminster Marine-, Miniatur- und Genremaler, Aquarellist und Lithograph

Künstlerische Laufbahn um 1801 erste künstlerische Ausbildung in Geisenfeld bei einem Maler namens Kiermeyer; 1805– 1810 Studium an der Maler- und Bildhauerakademie der Bildenden Künste (ab 1806 Königliche Akademie der Bildenden Künste) in München bei Joseph Hauber; um 1808 Reisen durch Frankreich und Belgien; vermutlicher Aufenthalt in Antwerpen; um 1811 Parisaufenthalt; Schüler an der École des beaux-arts in Paris; 1814/15 im Dienst der Britischen Armee; 1815 Einzug mit der britischen Armee in Paris; 1816 Ankunft in London; ab 1817 Teilnahme an den Ausstellungen der Royal Academy of Arts in London; 1833–1836 Mitgliedschaft in der New Society of Painters in Water-Colours; 1845 Reise nach Bayern mit Aufenthalten in Mainburg, München und Regensburg; 1848 Rückkehr nach London

Scharf, Georg(e) Johann

Parisaufenthalt um 1811 Die Ausbildung des in Mainburg geborenen Malers Georg Johann Scharf an der École des beaux-arts in Paris wird in neueren Publikationen zu dem Künstler nicht berücksichtigt (Jackson 1987; Kat. London 2009). Da Scharf den größten Teil seiner künstlerischen Karriere in England verbrachte, wird er in deutschen Publikationen kaum beachtet, während er in zahlreichen Lexika zur englischen Malerei immer wieder Erwähnung findet (Foskett 1972; Brewington 1982). Sein Sohn George Scharf, ebenfalls zum Maler ausgebildet, spielte eine entscheidende Rolle für die englische museale Landschaft und wurde später Direktor der National Portrait Gallery in London. Georg Johann Scharfs Darstellungen des Londoner Alltags aus den Jahren 1820 bis 1840 sind eine wichtige zeitgenössische Quelle und bis heute sein bekanntestes Werk, u.a. dank einer Ausstellung der Aquarelle und Zeichnungen des Künstlers im Jahr 2009 im Sir John Soane’s Museum in London (Kat. London 2009). Scharf lernte ab 1805 unter Joseph Hauber, Professor an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in München. Vermutlich war es Hauber, der ihn während seiner Ausbildung in die Lithographie einführte (Schwarzbach 1979, S. 94; Kat. London 2009, S. 10). 1810 verließ Scharf München und reiste vermutlich durch Frankreich und die Niederlande (Schwarzbach 1979, S. 94). Er befand sich 1811 in Paris, wo er sich am 28. Dezember 1811 an der École des beaux-arts einschrieb (Paris, ENSBA). Als Garant fungierten die französischen Bildhauer Edme Étienne François Gois und Jacques-Edme Dumont (ebd.). Scharf logierte zu diesem Zeitpunkt im Hôtel de Bourgogne in der Rue de la Tisseranderie 49 (ebd.). Die Dauer seines Parisaufenthalts ist nicht gesichert. Es scheint, er habe sich 1811 auch in Verdun aufgehalten, wo er Porträts sowohl von gefangenen britischen Offizieren als auch von Mitgliedern der französischen Garnison ausführte (Kat. London 2009, S. 12; London, NPG a). Im Jahr 1814 soll sich Scharf in Antwerpen befunden haben, das gerade durch die Alliierten belagert wurde (Schwarzbach 1979, S. 94). Er schloss sich zu diesem Zeitpunkt der Englischen Armee an (Kat. London 2009, S. 12; Mallalieu 1986, S. 303), wo er Karten und Zeichnungen von Fortifikationen erstellte. Scharf nahm als lieutenant of baggage in der Britischen Armee an der Schlacht von Waterloo teil (Kat. London 2009, S. 12) und kam so nach dem

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Sieg der Alliierten nach Paris (ebd.; Mallalieu 1986, S. 303). Von dort reiste er weiter nach London, wo er am 6. Januar 1816 eintraf (Bryan 1919, S. 33; Schwarzbach 1979, S. 95). In London machte sich Scharf mit seinen Lithographien einen Namen (Bryan 1919, S. 33) und wurde durch seine Darstellungen historischer Ereignisse (Jackson 1987, S. 5) sowie seine Zeichnungen der architektonischen Verwandlung Londons bekannt (Salaman 1920, S. 36). Von 1817 bis 1850 nahm er wiederholt an den Ausstellungen der Royal Academy of Arts teil (Foskett 1972, S. 494). In den letzten Jahren seines Lebens geriet Scharf in finanzielle Schwierigkeiten und konnte nur mit Mühe von seiner Kunst leben (Kat. London 2009, S. 22–24). Die zahlreichen Zeichnungen und Aquarelle aus Scharfs Nachlass wurden nach seinem Tod an das British Museum verkauft, während der schriftliche Nachlass der National Portrait Gallery übergeben wurde (ebd., S. 24; Binyon 1907, S. 33–37).

Werke der Pariser Zeit Skizzenbuch mit Ansichten des Bois de Boulogne, 1815, Bleistift u. Aquarell, 25,4 × 33 cm, London, British Museum.

Bibliographie Modern English biography (MEB), Oxford Dictionary of National Biography (ODNB), TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750– 1840, München 1971, S. 358, S. 420, Anm. 1173–1175 | Binyon, Laurence, Catalogue of drawings by British artists and artists of foreign origin working in Great Britain, preserved in the Department of Prints and Drawings in the British Museum, 4 Bde., London 1907, Bd. 4, S. 33–37 | Brewington, Dorothy E.R., Dictionary of marine artists, Salem 1982, S. 343 | Bryan, Michael, Dictionary of painters and engravers, London 1919, Bd. 5, S. 33 | Foskett, Daphne, A Dictionary of British Miniature Painters, 2 Bde., London 1972, Bd. 1, S. 494, Bd. 2, Nr. 801 | Jackson, Peter, George Scharf’s London: sketches and watercolours of a changing city, 1820–50, London 1987, S. 4–18 | Kat. London 2009: George Scharf, From the Regency Street to the Modern Metropolis, Jerzy Kierkuc-Bielinski (Hrsg.), Ausstellungskat., Sir John Soane’s Museum, London 2009, S. 9–25, 57–58 | Long, Basil S., British Miniaturists, London 1966,

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Schick, (Christian) Gottlieb

S. 389 | Mallalieu, Huon L., The Dictionary of British watercolour artists up to 1920, 2 Bde., Woodbridge 1986, Bd. 1, S. 303 | Salaman, Malcolm Charles, Londoners Then and Now: as pictured by their Contemporaries, London u.a. 1920, S. 36 | Schwarzbach, Frederic S., „George Scharf and early Victorian London“, in: Victorian Artists and the City: A Collection of Critical Essays, Ira Bruce Nadel u. Frederic S. Schwarzbach (Hrsg.), New York 1979, S. 93–105 | Stewart, Brian u. Mervyn Cutten, The Dictionary of portrait painters in Britain up to 1920, Woodbridge 1997, S. 411 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, BadenBaden 1953, Bd. 1, S. 281.

Schick, (Christian) Gottlieb 1776 Stuttgart – 1812 ebd. Historien-, Landschafts- und Porträtmaler, Zeichner und Graphiker

Archivalien Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 364 (s.u. ab S. 327) | London, NPG a: London, NPG, Inv. Nr. NPG7/3/7/2 [Tagebücher, 1833–1860, 15.6.1839] | London, NPG b: London, NPG, Inv. Nr. NPG7/3/7/2 [Tagebücher, 1833–1860, 21.10.1845, 22.10.1845, S. 22–23, 31.12.1846, S. 43]. Frauke Josenhans G. Schick, Selbstbildnis, um 1800

Künstlerische Laufbahn 1787–1795 Unterricht bei Philipp Friedrich Hetsch an der Hohen Karlsschule in Stuttgart; nach deren Schließung im Jahr 1794 Privatunterricht bei Hetsch, bis dieser nach Rom übersiedelt; 1795–1798 Ausbildung im Stuttgarter Atelier des Bildhauers Johann Heinrich Dannecker; 1798–1802 Parisaufenthalt; Ausbildung im Atelier von Jacques-Louis David und an der École des beaux-arts; mehrmalige Teilnahme am Wettbewerb um den Prix de Rome; 1802 im Frühjahr Rückkehr nach Stuttgart, Aufenthalt bis September; Anfertigung mehrerer Auftragsporträts, u.a. großformatige Bildnisse von Henrike Dannecker (Berlin, Nationalgalerie) und Wilhelmine von Cotta (Stuttgart, Staatsgalerie); 1802–1811 Romaufenthalt; u.a. Anfertigung der Historienbilder David spielt vor Saul, Noahs Dankopfer (Stuttgart, Staatsgalerie) sowie Porträts der Familie von Humboldt; 1809 Erhalt des ersten Preises für Apoll unter den Hirten (Stuttgart, Staatsgalerie) auf der internationalen Kunstausstellung auf dem Kapitol; 1811

Schick, (Christian) Gottlieb

krankheitsbedingte Rückkehr nach Stuttgart; Ablehnung einer durch Wilhelm von Humboldt eingeleiteten Berufung an die Berliner Kunstakademie aufgrund gesundheitlicher Probleme

Parisaufenthalt 1798–1802 Der 22-jährige Gottlieb Schick reiste im Herbst des Jahres 1798 nach Paris. Sein Lehraufenthalt in der französischen Hauptstadt lässt sich teilweise anhand von Briefen rekonstruieren, die er aus Paris sowie später aus Rom an Freunde und Verwandte schrieb und die sich heute in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart befinden. Sie sind vollständig von Karl Simon in der ersten monographischen Studie zu Schick im Jahr 1914 sowie im Jahr 1930 publiziert worden und bilden die Grundlage für die bisher vorliegenden Bewertungen seines dreieinhalbjährigen Pariser Studienaufenthalts (Simon 1914; Baudissin 1930). Darüber hinaus dienen Berichte von befreundeten Zeitgenossen, die sich nach dem frühen Tod des Künstlers auch zu dessen Pariser Jahren äußern, als wichtige Quellen; hier ist vor allem Ernst Platner zu nennen, der zeitweilig sein Hausgenosse in Rom war und dessen Künstlerbiographie zu Schick kürzlich von Michael Thimann neuediert und ausführlich kommentiert worden ist (Platner 2010). Ein Ausstellungskatalog anlässlich Schicks 200. Geburtstags im Jahr 1976 untersuchte ausführlich das Gesamtwerk des Künstlers (Kat. Stuttgart 1976 a). Außerdem berücksichtigen Christian von Holst und Michael Thimann in ihren jüngst erschienenen Aufsätzen zu Schick auch dessen Pariser Studienaufenthalt (Holst 2008; Thimann 2008; ders., 2010). Gottlieb Schick begab sich vermutlich Ende September des Jahres 1798 zu Fuß von Stuttgart nach Paris (Simon 1914, S. 20). Er folgte damit dem Vorbild fast aller aus der Hohen Karlsschule hervorgegangenen Künstler, darunter auch seine Lehrer Philipp Friedrich Hetsch und Johann Heinrich Dannecker, die ebenfalls Studienaufenthalte in der französischen Hauptstadt absolviert hatten. Kurz nach seiner Ankunft muss Schick in das Lehratelier von Jacques-Louis David eingetreten sein, das Hetsch ebenfalls von 1782 bis 1785 als Schüler besucht hatte, denn am 2. November berichtet Schick, dass er dort arbeite (Simon 1914, S. 216). An seinen Freund Moses Benedikt schrieb Schick in einem vermutlich Anfang des Jahres 1799 verfassten Brief,

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dass er täglich von 9 bis 15 Uhr den Unterricht bei David besuche und im Anschluss noch eine Stunde im Museum zeichne (Simon 1914, S. 218). Der Unterricht bei David war streng durchstrukturiert und musste von seinen Schülern etappenhaft durchlaufen werden. Er ließ zunächst anhand von Kupferstichvorlagen und Gipsen nach der Antike zeichnen, dann nach dem lebenden Modell, und erst daraufhin erfolgte die Anfertigung von Kompositionsentwürfen, die in Öl ausgeführt wurden (Struckmeyer 2012). Schick arbeitete nach eigener Aussage ehrgeizig daran, sich unter seinen Mitschülern vorzuarbeiten: „Ich bringe mich wirklich schier um, um bald denen, die noch vor mir sind, zuvorzukommen; wir sind etliche 30 im Atelier und fünf sind noch vor mir, die ich noch zu überspringen habe.“ (Simon 1914, S. 218) Zeitgleich mit Schick lernten in Davids Atelier u.a. der Stuttgarter Bildhauer Konrad Heinrich Schweickle und Friedrich → Tieck, mit dem Schick eine enge Freundschaft verband, sowie Jean-August-Dominique Ingres. Von Schicks Unterricht bei David zeugt der Kopf eines Jünglings, den er im Lehratelier ausführte (Taf. V; Holst 2008, S. 86). Nachdem Schick bereits mehr als ein halbes Jahr in Davids Atelier studiert hatte, erfolgte am 7. Juni 1799 die Einschreibung in die Schülerliste der École des beaux-arts auf Empfehlung des Bildhauers Augustin Pajou, bei dem sein Lehrer Dannecker in den Jahren 1783 bis 1785 studiert hatte (Paris, ENSBA). In der Kunstakademie qualifizierte sich Schick im Wintersemester für das Zeichnen im Antikensaal (Paris, AN a). Im selben Jahr beteiligte er sich erstmals an dem prestigeträchtigen Wettbewerb um den Prix de Rome, der in drei Prüfungsetappen ausgeführt wurde. Mit seiner in Öl ausgeführten Bildskizze zu dem vorgeschriebenen Thema Schwur, den Tod der Lucretia zu rächen schaffte er es allerdings nicht, sich für die zweite Etappe zu qualifizieren (Grunchec 1989, S. 17; Paris, AN a, fol. 109). Zwei Jahre später beteiligte sich Schick erneut am Großen Preis und wurde dieses Mal mit seinem Beitrag Hektor fleht die Götter um Ruhm für Astyanax an und nimmt Abschied von Andromache am 20. März 1801 für die zweite Wettbewerbsrunde zugelassen. Diese bestand in der Ausführung einer männlichen Aktstudie, mit der es Schick gelang, sich erfolgreich für die Endrunde zu qualifizieren (Grunchec 1989, S. 24; Paris, AN b, fol. 172f., 179). Den ersten Preis für die Interpretation des vorge-

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Schick, (Christian) Gottlieb

schriebenen Themas Die Abgesandten Agamemnons im Zelte des Achill erhielt allerdings sein Mitschüler Ingres (Grunchec 1989, S. 24). Platner berichtet später zu Schicks Ausführung der Preisaufgabe (Taf. XIII): „David für seine Person verkannte jedoch sein Talent nicht, und erwies ihm daher Auszeichnung unter seinen Schülern. Es war ihm leid, daß das Bild, welches Schick zu seiner Preisaufgabe in Paris verfertigte, nicht seiner Erwartung gemäß ausfiel, und nicht den Preis erhielt, wie er es ihm gern gewünscht hätte. Nach Schicks eigenem Geständniß geschah ihm keineswegs unrecht, indem dieß Gemählde schlechter als seine vorigen Arbeiten, und als er von sich selbst erwarten konnte, ausgefallen war“ (Platner 2010, S. 15). Über die Schwierigkeiten, in jenen Pariser Jahren seine künstlerische Bestimmung zu finden, schrieb Schick an seinen Stuttgarter Lehrer Dannecker: „Wie schwer ist es doch, den rechten Weg zu treffen, ich wollte dem heutigen Irrwege (der Antike en caricature) entlaufen, und gerieth dadurch in einen anderen. Die Modernen Schulen kennen nichts als die Antike, die sie nun verbessern und (so zusagen) noch antiker machen wollen, die Frucht davon ist, daß sie trocken, kalt, steif und von Herzen matt werden, ich wollte dieses vermeiden, und fiel in den entgegengesetzten Fehler, in die Wildheit, aus der ich mich nun mit der größten Anstrengung herauszuwikeln suchen werde. Ich habe jetzt ein großes Gemälde angefangen […] Eva, die sich zum 1sten Mal im Wasser erblickt […]. Sie sollte sich wenigstens nicht über Manier beklagen bei diesem Gemälde, ich suche die Natur mit einer leichten Hinsicht auf die Antike (ich habe die medizeische Venus in meinem Zimmer) und auf den Raphael nachzuahmen – wie man mir versichert, reussiere ich gut“ (Baudissin 1930, S. 361). Tatsächlich wurde Schicks Gemälde Eva im Jahr 1800 im Pariser Salon ausgestellt (Taf. XIV; Paris, AMN). Die in Paris entstandenen Skizzenbücher von Schick zeugen von seinen Museumsbesuchen im Louvre, wo er nach der Antike sowie nach Michelangelo, Raffael, Giulio Romano und Primaticcio zeichnete. Es entstand dort auch die Kopie des Zeus von Otricoli, der sich in jenen Jahren in dem Pariser Museum befand (Taf. I). Der junge Maler war von seinen Museumsbesuchen über alle Maßen beeindruckt: „Ich kam nach Paris, sahe von Raphael die Verklärung Christi (oder vielmehr seine eigene) und gehörte nimmer mir selbst. Ich gieng weiter und

sahe Julio Romano, es schwindelte mir vor seinen kühnen Compositionen, und so oft ich selber nachher eine Skize machte, dachte ich immerwährend an ihn“ (Baudissin 1930, S. 361). Schick beschäftigte sich zudem in Paris mit der Miniaturmalerei. An Moses Benedict schrieb er im Juni 1799, er habe sich „Miniatür-Farben“ gekauft und wolle es „auch propieren in Miniatür zu mahlen; ich werde zwar nicht viel üben, aber ich möcht‘ es doch gern können“ (Simon 1914, S. 221). Über die näheren Lebensumstände von Schicks Aufenthalt in Paris ist wenig bekannt. Er war von der Metropole, die er als „Ungeheuer von einer Stadt“ bezeichnete, zunächst überwältigt. An seinen Stuttgarter Freund Moses Benedikt schrieb er: „auch würde dir das Gewümel von Fuhrleuthen, Kutschen, Menschen sehr auffallen; in Paris sind die Strassen immer so voll von Leuten, als wie in Stuttgardt am Sonntags die Planie, ja noch völler. Wir haben den Stadtlermen schon 3 Stunden von Paris entfernt gehört“ (Simon 1914, S. 216). Als Wohnadresse gab Schick seit Anfang Januar des Jahres 1799 die Rue du Faubourg Poissonnières 1 bei dem deutschen Kaufmann Schacher an (ebd., S. 225). Ein halbes Jahr später ist bei der Einschreibung in die Schülerliste der École des beaux-arts als Wohnadresse die Rue de Bonne Nouvelle 129 verzeichnet (Paris, ENSBA). Gemeinsam mit seinem Mitschüler Tieck verband ihn eine enge Freundschaft mit Wilhelm und Caroline von Humboldt, in deren von Schriftstellern, Philosophen und Künstlern viel frequentierten Pariser Haus er „täglich“ verkehrte, wie sich Caroline später erinnert (Humboldt 1893, S. 63), und mit denen er während seines späteren Romaufenthalts weiterhin eng verbunden blieb. Im Frühjahr 1802 kehrte Schick zunächst nach Stuttgart zurück, bevor er im September desselben Jahres zu einem neun Jahre dauernden Aufenthalt nach Rom aufbrach. Dort feierte er große Erfolge, deren Höhepunkt die internationale Ausstellung im Jahr 1809 markierte. 1895 schreibt August Wintterlin: „Nach dem Schlusse einer Gemäldeausstellung auf dem Kapitol, wobei der Apollo neben Werken von Künstlern aller Nationen zu sehen war, kam zuerst eine französische, dann eine italienische Deputation zu Schick, um ihm im Namen aller ihrer Landsleute, Künstler, Kenner und Liebhaber ‚den Preis und die Krone‘ zu überreichen“ (Wintterlin 1895, S. 213). Im Jahr 1811 erkrankte Schick schwer

Schick, (Christian) Gottlieb

und kehrte auf ärztliches Anraten nach Stuttgart zurück, wo er am 7. Mai 1812 im Alter von 35 Jahren an einer Erweiterung der Herzschlagader starb. Laut Platner betonte Schick im Nachhinein, der Parisaufenthalt habe ihm künstlerisch wenig genutzt: „Nach seiner Überzeugung, die er oft gegen mich geäußert, war ihm der Aufenthalt in Paris vielmehr schädlich als nützlich gewesen“ (Platner 2010, S. 15). Diese Aussagen stehen jedoch im Widerspruch zu Äußerungen, die Schick etwa kurz nach seiner Ankunft in Rom gegenüber einem Stuttgarter Freund geäußert hat: „So dann sind die Anstalten der Regierung zur Bildung junger Künstler in Paris besser, als irgendwo, die Gallerie, der AntikenSaal, die Bibliothek sind dem Künstler in jeder Stunde offen, und er wird an allen diesen Orten, wie ein König, unentgeldlich bedient, so wie man auch einen Cours von Alterthümern, Geschichte, Anatomie unentgeldlich hören kann. Man genießt den Unterricht in der Perspektive, zeichnet in Gipssäalen zeichnet nach der Natur, mit aller Bequemlichkeit ohne einen Heller zu bezahlen“ (Brief vom 9. Juni 1803 an Freiherr v. Uexküll, zit. nach Holst 1980, S. 126).

Werke der Pariser Zeit Apoll unter den Hirten, 1799, Feder und Pinsel in Braun, Deckweiß, auf hellbraunem Papier, 33,4 × 48, 4 cm, Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett | Schwur, den Tod der Lucretia zu rächen, 1799, Verbleib unbekannt (Grunchec 1989, S. 17) | Die Flucht der Cloelia, um 1799, Feder in Schwarzbraun, Pinsel in Braun und Deckweiß, über Bleistift, auf hellbraunem Papier, 49,5 × 74,8 cm, Inv. Nr. C 6466, Stuttgart, Staatsgalerie | Die Versuchung, um 1800, Öl/Lw, 29 × 28 cm, Inv. Nr. 2293, Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle | Skizzenbuch, bezeichnet auf der Innenseite des Rückendeckels „den 16 Germinal an 8 / den 7ten Aprill 1800“, 27,5 × 41,5 cm, Inv. Nr. 2480, Stuttgart, Staatsgalerie (Kopien und Figurenstudien nach dem Leben, in Paris, Stuttgart und Rom benutzt, u.a. Umrisszeichnungen nach Michelangelo, Parthenonfries, Apoll von Belvedere, Laokoon; Haltungsstudien nach der Natur von Einzelfiguren, Gruppen, Szenen, Knochen, Tiere, Skizze nach dem Gemälde der Madame Récamier von J.-L. David) | Selbstbildnis, um 1800, Aquarell auf Elfenbein, mit Deckweiß gehöht, 7,5 × 6 cm, Inv. Nr. 2341, Stutt-

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gart, Staatsgalerie (wahrscheinlich in Paris ausgeführt, vgl. Kat. Stuttgart 1976, Nr. 10) | Kopf eines Jünglings (Jean-Baptiste Vermay), um 1800–1802, Öl/Lw, 35,7 × 36 cm, Inv. Nr. NG 4/08, Berlin, Staatliche Museen (Taf. V) | Eva, 1800, Öl/Lw, 192 × 150,5 cm, Inv. Nr. 1948, Köln, Wallraf-Richartz-Museum (Taf. XIV) | Hektor fleht die Götter um Ruhm für Astyanax an und nimmt Abschied von Andromache, 1801 (zerstört) | Ruhende Diana, o.J., Grisaille, 28,1 × 32,3 cm, Inv. Nr. 1669, Stuttgart, Staatsgalerie (wahrscheinlich in Paris entstanden, vgl. Kat. Stuttgart 1976, Nr. 19) | Die Abgesandten des Agamemnons im Zelte des Achill, 1801, Öl/Lw, 105 × 138 cm, Privatbesitz (Taf. XIII) | Skizzenbuch aus Paris, 23,1 × 14 cm, Inv. Nr. 2476, Stuttgart, Staatsgalerie, Kopien nach Antiken und italienischer Malerei (u.a. nach dem Parthenonfries, Niobiden, Michelangelo, Raffael, Giulio Romano, Primaticcio) | Skizzenbuch aus Paris und Rom, 28,2 × 23,5 cm, Inv. Nr. 2478, Stuttgart, Staatsgalerie, Kopien nach italienischer Malerei, Landschaften (u.a. nach Michelangelo, Pflanzen mit Farbnotizen, Möbeldekor) | Marius in Minturnä nach Jean-Germain Drouais, o.J., Umrissfederzeichnung in Schwarzgrau über Bleistift auf dünnem, rohweißem Bütten, 16,8 × 22,7 cm, Inv. Nr. 2377, Stuttgart, Staatsgalerie (Taf. X) | Zeus von Otricoli, o.J., Kreide auf Kohle auf rohweißem Bütten, 58,2 × 43,6 cm, Inv. Nr. 6459, Stuttgart, Staatsgalerie (Taf. I) | Zahlreiche Studienarbeiten der Pariser Zeit in den Beständen der Graphischen Sammlung der Stuttgarter Staatsgalerie (vgl. Kat. Stuttgart 1976 a, Katalogteil, S. 55–74; Kat. Stuttgart 1976 b, S. 168ff.) | Sokrates den Giftbecher entgegennehmend o.J., Feder in Grau über Bleistift, Pinsel in Schwarzgrau, mit Deckweiß gehöht, auf olivgrün eingefärbten Papier, 35,9 × 5,50 cm, Inv. Nr. 2409, Stuttgart, Staatsgalerie.

Bibliographie ADB, Bénézit, Nagler, TB – Baudissin, Klaus von, „Ein Brief von Gottlieb Schick aus dem Jahre 1800 an Johann Heinrich Dannecker“, in: Württemberg, Monatsschrift im Dienste von Volk und Heimat, Nr. 89, 1930, S. 361 | Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, 15, 40, 42f., 45, 51–53, 61, 63, 69, 71, 76f., 111, 114, 349, Anm. 685–707, S. 448, Anm. 280–281 | Felbinger, Udo, „Die Skizzenbücher von Gottlieb Schick – Ein Beitrag zur Raffael-Rezeption im Klassizismus“, in:

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Schmidt, Augusta

Raffael und die Folgen. Das Kunstwerk in Zeitaltern seiner graphischen Reproduzierbarkeit, Corinna Höpe (Hrsg.), Ausstellungskat., Staatsgalerie, Graphische Sammlung, Stuttgart 2001, S. 135–148 | Grunchec, Philippe, Les Concours des prix de Rome de 1797 à 1863, Paris 1989, Bd. 2, S. 17, 24 | Haakh, Adolf, Beiträge aus Württemberg zur neueren deutschen Kunstgeschichte, Stuttgart 1863, S. 15–31, 59ff. | Holst, Christian von, „Gottlieb Schick in Paris: ein ‚Franzosenkopf‘ und ein Gemälde nach der ‚bereits halbgetanen Arbeit‘ des Homer“, in: Denken in Bildern: 31 Positionen zu Kunst, Museum und Wissenschaft, Günther Schauerte u. Moritz Wullen (Hrsg.), Ostfildern 2008, S. 84–91 | Humboldt, Wilhelm und Caroline von, Lettres à Geoffroi Schweighaeuser, traduites et annotées sur les originaux inédits par Arthur Laquiante, Paris 1893, S. 63 | Kat. Stuttgart 1976 a: Gottlieb Schick. Ein Maler des Klassizismus, Ulrike Gauß u. Christian von Holst (Hrsg.), Ausstellungskat., Staatsgalerie, Stuttgart 1976 | Kat. Stuttgart 1976 b: Die Zeichnungen und Aquarelle des 19. Jahrhunderts in der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart, Bestandskat., Ulrike Gauß (Hrsg.), Stuttgart 1976, S. 168ff. | Kat. Stuttgart 1980: Holst, Christian von, Dante, Vergil, Geryon: der 17. Höllengesang der Göttlichen Komödie in der bildenden Kunst, Ausstellungskat., Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart 1980, S. 123–136 | Kat. Stuttgart 1993: Schwäbischer Klassizismus. Zwischen Ideal und Wirklichkeit, 1770– 1839. Zeichnen, malen, bilden, Christian von Holst (Hrsg.), Ausstellungskat., Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart 1993, 2 Bde., Bd. 1, S. 43–49, S. 269 | Platner, Ernst, Über Schicks Laufbahn und Charakter als Künstler. Wien 1813, kommentierte Neuausgabe mit einem Nachwort und Beitrag versehen, Michael Thimann (Hrsg.), Heidelberg 2010 | Savoy, Bénédicte, „Peintres berlinois à Paris 1800–1820“, in: Marie-Claude Chaudonneret (Hrsg.), Les artistes étrangers à Paris. De la fin du Moyen Âge aux années 1920, Bern u.a. 2007, S. 157–175, hier 162ff. | Simon, Karl, Gottlieb Schick. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Malerei um 1800, Leipzig 1914 | Struckmeyer, Nina, „C’est que seul … je vaux une académie. Dans l’atelier des élèves de JacquesLouis David“, in: Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863, France Nerlich (Hrsg.), Tours 2012 (im Erscheinen) | Thimann, Michael, „Meine Phantasie ist geschäftiger als mein Auge. Il pittore Christian Gottlieb Schick

tra Parigi e Roma“, in: La pittura di storia in Italia 1785–1870. Ricerche, quesiti, proposte, Giovanna Capitelli u. Carla Mazzarelli (Hrsg.), Rom 2008, S. 29–45 | Thimann, Michael, „Nachahmung der Natur um 1800. Zur Krise einer europäischen Idee bei Christian Gottlieb Schick“, in: Dialog und Differenz. Deutsch-französische Kunstbeziehungen 1789– 1870, Isabelle Jansen u. Friederike Kitschen (Hrsg.), München 2010, S. 259–281 | Wintterlin, August, Württembergische Künstler in Lebensbildern, Stuttgart u.a. 1895, S. 203–221.

Archivalien Paris, ENSBA, Ms 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 241 [19 Prairial an 7 (7.6.1799)] (s.u. ab S. 327) | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 3, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/ d’hiver (1794–1804), o. fol. [24.10.1799: „bosse“] | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du concours pour le grand prix de peinture, fol. 110, 172–173, 179 | Paris, AMN, X-Salon, Salon de an 8 [1800], Registre de Réception des Ouvrages apportée par les artistes pour être exposés au Salon, Nr. 251 [„Schick. Tableau rep.ant Eve se voyant la 1ère fois dans l’eau“]. Nina Struckmeyer

Schmidt, Augusta um 1800 Berlin – nach 1831 ? Porträt- und Genremalerin

Künstlerische Laufbahn um 1827–1831 Parisaufenthalt; Ausbildung bei Jean-Baptiste Mauzaisse und seiner Ehefrau; 1827 Teilnahme am Pariser Salon

Parisaufenthalt um 1827–1831 Über die im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts in Berlin geborene Porträt- und Genremalerin Augusta Schmidt ist heute kaum mehr etwas bekannt. Auch neuere Nennungen stützen sich ausschließ-

Schmidt, Karl Christian

lich auf die wenigen und sehr knappen Einträge in Künstlerlexika älteren Datums (Schmidt-Liebich 2005, S. 410). Hier erfahren wir, dass Schmidt als junge Frau nach Paris gekommen sein muss, um sich dort als Malerin ausbilden zu lassen (Nagler). Sie wurde Schülerin des Historien- und Porträtmalers Jean-Baptiste Mauzaisse und seiner Ehefrau (Nagler; TB). Im Jahr 1827 war Schmidt mit zwei Porträts beim Pariser Salon vertreten und gab als Adresse die Rue Saint-André-des-arts 59 an (Salon 1827, Nr. 948, 949). Vier Jahre darauf wird sie unter der Adresse Quai des Augustins 25 verzeichnet und als „peintre de genre et de portraits“ beschrieben (Gabet). Ob Augusta Schmidt sich noch länger in der französischen Hauptstadt aufhielt oder später nach Deutschland zurückkehrte, bleibt unklar.

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Schmidt, Karl Christian 1808 Stuttgart – 1892 ebd. Historien- und Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn vor 1826 Schüler von Johann Gotthard von Müller in Stuttgart; 1826–1830 Unterricht in Porträtmalerei an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München unter Peter von Cornelius; 1834/35 Parisaufenthalt; Schüler von Jean-AugusteDominique Ingres; nach 1835 Lehrer für Schattenlehre und Perspektive an der Königlichen Kunstschule in Stuttgart

Parisaufenthalt 1834/35

Werke der Pariser Zeit Portrait en pied de Mme Virginie C., Verbleib unbekannt (Salon 1827, Nr. 948) | Portrait d’Enfant, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 949).

Bibliographie Bénézit, Gabet, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 245, Anm. 1450, 1451 | Petteys, Chris, Dictionary of women artists. An international dictionary of women artists born before 1900, Boston 1985, S. 630 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1819–1834, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1827, Nr. 948, 949 | Schmidt-Liebich, Jochen, Lexikon der Künstlerinnen. 1700–1900, München 2005, S. 410 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 290. Sarah Salomon

Die Quellenlage zu Karl Christian Schmidt beschränkt sich auf wenige Dokumente (München, AdBK; Stuttgart, HStAS a–b). Allerdings wird er in Untersuchungen zu den Schülern von Jean-Auguste-Dominique Ingres berücksichtigt (Lacambre/Lacambre 1969; Kat. Montauban 1999). Weitere Details zu Schmidts Parisaufenthalt sind nicht ermittelbar. Im Jahr 1833, nach einer Ausbildung in seiner Heimatstadt Stuttgart bei Johann Gotthard von Müller (Müller 1882, S. 471) sowie an der von Peter von Cornelius geleiteten Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München (München, AdBK), bewarb sich Karl Christian Schmidt an der Königlichen Kunstschule in Stuttgart um den „Kunst-Reisefond“. Der mit einem vorzüglichen Münchener Zeugnis ausgestattete, jedoch mittellose Maler bat hierbei um Unterstützung für eine dreijährige Reise nach Rom und Paris, um sich in der Historienmalerei und der Lithographie weiterzubilden. Die Kommission befand ihn dafür als „noch nicht reif“ genug, gewährte ihm und Heinrich → Leibnitz jedoch je 400 Taler für einen einjährigen Parisaufenthalt, wo sie die Gelegenheit hätten, „im Privat Atelier eines dortigen Meisters die akademische Correktheit der französischen Schule zuvor sich aneignen“ zu können. Als Gegenleistung wurde die Anfertigung eines Gemäldes samt Studien erwartet (Stuttgart, HStAS a–b). Am 17. Juni 1834 wurde Schmidt im Kopistenregister des Louvre als Schüler von Jean-Auguste-Dominique Ingres verzeichnet

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Schön, Franz Wilhelm (Schoen, François-Guillaume)

(Paris, AMN). Der ebenfalls aus Stuttgart stammende Karl Friedrich Johann → Müller, der sich gemeinsam mit ihm im Louvre einschrieb und genau wie er als Pariser Adresse den Quai des Augustins 43 angab, bestätigte, dass sein Landsmann nach ihm in das Atelier von Ingres eingetreten war (Stuttgart, HStAS a; Kat. Montauban 1999, S. 180). Schmidts Ausbildung bei Ingres fand wahrscheinlich von 1833 bis 1835 statt (Boetticher). Später war Schmidt als Professor an der Königlichen Kunstschule in Stuttgart tätig und veröffentlichte 1849 ein Buch über die Proportionen des menschlichen Körpers (Schmidt 1849; Müller 1882, S. 471).

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, Nagler, Singer, TB – Bach, Max, Stuttgarter Kunst 1794–1860: Nach gleichzeitigen Berichten, Briefen und Erinnerungen, Stuttgart 1900, S. 166, 177, 183f., 212, 327 | Busse, Joachim, Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1977, S. 1121 | Champlin, John Denison u. Charles Callahan Perkins, Cyclopedia of painters and paintings, 4 Bde., Port Washington 1969, Bd. 3, S. 137 | Fleischhauer, Werner, Das Bildnis in Württemberg 1760–1860, Stuttgart 1939, S. 248 | Friedhöfe in Stuttgart: Fangelsbach-Friedhof, Hermann Ziegler (Hrsg.), 5 Bde., Stuttgart 1994, Bd. 5, S. 139 | Kat. Montauban 1999: Les élèves d’Ingres, Marie-Hélène Lavallée (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée Ingres, Montauban 1999, S. 180f. | Lacambre, Geneviève u. Jean Lacambre, „Documents inédits sur les élèves d’Ingres“, in: Bulletin du Musée Ingres, H. 25, 1969, S. 7–16, insbesondere S. 9 | Maier, Thomas u. Bernd Müllerschön, Die Schwäbische Malerei um 1900: die Stuttgarter Kunstschule/Akademie, Professoren und Maler; Geschichte – Geschichten – Lebensbilder, Stuttgart 2000, S. 24 | Müller, Friedrich et al., Die Künstler aller Zeiten und Völker oder Leben und Werke der berühmtesten Baumeister, Bildhauer, Maler, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen etc. von den frühesten Kunstepochen bis zur Gegenwart, 3 Bde., Stuttgart 1864, Bd. 3, S. 471 | Müller, Hermann Alexander, Biographisches Künstler-Lexikon der Gegenwart: Die bekanntesten Zeitgenossen

auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke, Leipzig 1882, S. 471 | Nagel, Gert K., Schwäbisches Künstlerlexikon: vom Barock bis zur Gegenwart, München 1986, S. 106 | Schmidt, Karl Christian, Proportionsschlüssel: neues System der Verhältnisse des menschlichen Körpers, Stuttgart 1849.

Archivalien München, AdBK, Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste, Karl Christian Schmidt, Bd. 1, 1809–1841, Nr. 1222 [Stand: 16.5.2012] | Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves 1834–1870, *LL 6, Nr. 9 | Stuttgart, HStAS a: Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 61, Erinnerungen aus meinem Leben (K.F.J. Müller 1813–37) | Stuttgart, HStAS b: Stuttgart, HStAS, E 200 Bü 489, Kunstfonds, Bericht der königl. Direktion der Kunstschule, 24.9.1833. Tino Mager

Schön, Franz Wilhelm (Schoen, FrançoisGuillaume) 1784 Köln – 1871 Lons-le-Saunier Historien-, Landschafts- und Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn vor 1811 vermutlich Ausbildung und erste künstlerische Tätigkeit in Köln; 1811 – vor 1839 Parisaufenthalt; ab 1811 Schüler an der École des beauxarts in Paris und im Atelier von Antoine-Jean Gros; vor 1839 Umzug nach Lons-le-Saunier; ab 1839 Tätigkeit als Maler und Gemälderestaurator

Parisaufenthalt 1811 – vor 1839 Die wenigen Publikationen, die den Maler Franz Wilhelm Schön berücksichtigen, zählen ihn zur französischen Schule (Hardouin-Fugier 1998; Kat.

Schön, Franz Wilhelm (Schoen, François-Guillaume)

Paris 1995). Seine Tätigkeit fernab der großen europäischen Kunstzentren war vermutlich bereits zu Lebzeiten ein Grund für den Mangel an Interesse seitens der zeitgenössischen Kunstkritik. 1811 ging Schön im Alter von 27 Jahren aus Köln nach Paris, wo er sich am 29. August an der École des beaux-arts einschrieb (Paris, ENSBA). Er wohnte zu diesem Zeitpunkt im Hôtel de Bretagne, Place Sorbonne 30 (ebd.). Parallel dazu besuchte er das Atelier des französischen Malers Antoine-Jean Gros (ebd.; Merlo 1895, S. 770). 1824 beschickte der Maler den Pariser Salon mit einem Porträt, allerdings wurde das Werk ausjuriert (Paris, AMN a–b). Es ist ungewiss, wann Schön Paris verließ und sich in der Stadt Lons-le-Saunier im Jura niederließ, aber ein Jahrbuch der Region deutet in einem Aufsatz über die aus dem Jura stammenden und ansässigen Künstler an, dass er bereits vor 1839 dort sesshaft war (Annuaire du département du Jura 1843, S. 592). In diesem Eintrag wird knapp geschildert, dass Schön auf großformatige Bilder spezialisiert sei, dass er mehrere religiöse Werke für die Kirchengemeinden in der Umgebung gemalt habe (u.a. die Kuppel eines Priesterseminars in Lons-leSaunier) und gute Landschaftsbilder male. Schön arbeitete in Lons-le-Saunier neben seiner künstlerischen Tätigkeit auch als Restaurator von Gemälden (Annuaire du département du Jura 1843, S. 592; Brune 1912, S. 263). Dass sein Talent vielseitig war, bezeugen Stillleben und Porträts, die heute noch überliefert sind (u.a. Chasse au lièvre (Trophée de chasse), Lons-le-Saunier, Musée des beaux-arts). Der Grund, aus dem Schön sich im Jura etablierte, war wahrscheinlich die Heirat mit einer Französin, einer geborenen Laumier, deren Familie aus Lons-le-Saunier stammte. Seine Frau war ebenfalls als Malerin tätig und hatte Unterricht bei dem Blumenmaler Pierre-Joseph Redouté in Paris genommen (Brune 1912, S. 263; Annuaire du département du Jura 1843, S. 592). Sie gründete in Lonsle-Saunier eine Zeichen- und Malschule für Frauen (ebd.; Kat. Besançon 2000, S. 35).

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Musée des beaux-arts | Chasse aux oiseaux (Trophée de chasse), o.J., Öl/Lw, 78,5 x 111,5 cm, Inv. Nr. L 7, Lons-le-Saunier, Musée des beaux-arts.

Bibliographie TB – Annuaire du département du Jura pour l’année 1843. Liste des principaux artistes nés dans le Jura et de ceux qui y font leur résidence, Lons-le-Saunier 1843, S. 591–592 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 358, 420, Anm. 1166–1169 | Brune, Paul, Dictionnaire des artistes et ouvriers d’art de la France. FrancheComté, Paris 1912, S. 263 | Hardouin-Fugier, Elisabeth, Les peintres de natures mortes en France au XIXe siècle, Paris 1998, S. 314 | Kat. Besançon 2000: Gustave Courbet et la Franche-Comté, Ausstellungskat., Besançon, Musée des beaux-arts et d’archéologie, Paris 2000, S. 35 | Kat. Lons-le-Saunier 1913: Catalogue de Musée de la Ville de Lons-le-Saunier: peinture, Bestandskat., Lons-le-Saunier 1913, S. 3, 11 | Kat. Paris 1995: Les années romantiques. La peinture française de 1815 à 1850, Ausstellungskat., Galeries nationales d’Exposition du Grand Palais, Paris 1995, S. 482 | Koetschau, Karl, Rheinische Malerei in der Biedermeierzeit, Düsseldorf 1926, S. 32 | Merlo, Johann Jacob, Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit: Johann Jacob Merlos neu bearbeitete und erweiterte Nachrichten von dem Leben und den Werken Kölnischer Künstler, Düsseldorf 1895, S. 770 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 55.

Archivalien Paris, AMN a: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852; *KK 1, Salon de 1824 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *KK 23–46, Registre des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853; *KK 24, Salon de 1824 | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 363 (s.u. ab S. 327).

Werke der Pariser Zeit Portrait de Mr Tamisier, maire de Lons-le-Saunier en 1815, 1830 et 1831, nach 1831, Öl/Lw, 59,5 × 48,6 cm, Inv. Nr. L 208, Lons-le-Saunier, Musée des beauxarts | Chasse au lièvre (Trophée de chasse), o.J., Öl/ Lw, 79,6 x 112,3 cm, Inv. Nr. L 8, Lons-le-Saunier,

Frauke Josenhans

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Schöner, Georg Friedrich Adolph

Schöner, Georg Friedrich Adolph 1774 Mansbach (heute zu Hohenroda) – 1841 Bremen Porträtmaler und Lithograph

Künstlerische Laufbahn 1789–1795 Ausbildung bei dem Porträtmaler Conrad Geiger in Schweinfurt; 1795/96 Studium bei dem sächsischen Hofmaler und Akademieprofessor Anton Graff in Dresden; 1796–1800 Aufenthalt in Halberstadt; Anfertigung von Bildnissen für das Gleimhaus, u.a. von Johann Heinrich Voß und Ludwig Körte; 1800–1802 Aufenthalt in Berlin; Tätigkeit als Porträtmaler; 1802/03 Parisaufenthalt; vermutlich Ausbildung im Atelier von Jacques-Louis David; 1803–1810 Aufenthalt in Bern; Bekanntschaft mit dem Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi, den er mehrfach porträtiert, u. a Pestalozzi mit seinem Enkel (Zentralbibliothek, Zürich); 1810/ 11 Aufenthalte in Frankfurt a.M., Straßburg und vermutlich in der Schweiz; um 1812–1816 Aufenthalt in Halberstadt, danach in Braunschweig; ab 1837 in Bremen

Parisaufenthalt 1802/03 Die einzige Quelle zu dem Pariser Lehraufenthalt von Georg Friedrich Adolph Schöner ist die Schülerliste der École des beaux-arts (Paris, ENSBA). Die Kenntnisse zum Leben und Werk des Künstlers, die bisher nicht systematisch untersucht wurden, sind sehr spärlich. Neben verstreuten Lexikon- und Katalogeinträgen, gibt bislang lediglich ein 1998 publizierter Aufsatz einen Überblick über die in der Kunsthalle Schweinfurt befindlichen Werke des Künstlers (Brantl 1998). Nach einer ersten künstlerischen Ausbildung zum Porträtmaler bei seinem Onkel Conrad Geiger in Schweinfurt sowie bei Anton Graff in Dresden begab sich der 27-jährige Schöner nach Paris. Am 30. Oktober 1802 wurde er als wohnhaft im Hôtel de Saxe in der Rue du colombier in die Schülerliste der École des beaux-arts eingeschrieben (Paris, ENSBA). Georg Troescher bezeichnet Schöner zudem als Schüler von Jacques-Louis David (Troe-

scher 1953, S. 268). Diese Zugehörigkeit zu dem Lehratelier konnte allerdings durch keine weiteren Quellen belegt werden. Im Jahr 1803 verließ Schöner Paris und ließ sich zunächst in der Schweiz nieder. Der als Porträtist bürgerlicher Kreise geschätzte Künstler sollte in den folgenden Jahren ein unruhiges Wanderleben mit Stationen in ganz Mitteleuropa führen (Kat. Bremen 2000, S. 25).

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie AKL, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 351, Anm. 809–814 | Brandl, Andrea, „Der Maler Georg Friedrich Adolph Schöner (1774–1841) und seine Werke in Schweinfurt“, in: Politik – Religion – Kunst: Beiträge zur Geschichte Schweinfurts. Festschrift Horst Ritzmann, Uwe Müller u. Ernst Petersen (Hrsg.), Schweinfurt 1998, S. 31–42 (Veröffentlichungen des Historischen Vereins Schweinfurt e.V., Bd. 4) | Kat. Bremen 1976: Die Lithographie von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ausgewählte Meisterwerke zur Geschichte des Flachdrucks aus dem Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen, Ursula Heiderich u.a. (Hrsg.), Ausstellungskat., Kunsthalle, Bremen 1976, S. 43–44, 216 | Kat. Bremen 2000: Kunst und Bürgerglanz in Bremen, Jörn Christiansen (Hrsg.), Ausstellungskat., Focke-Museum, Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte u.a., Bremen 2000, S. 25, 77–81, 150 | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 315 | Schwarzwälder, Herbert, Das Große Bremen-Lexikon, 2 Bde., Bremen 2003, Bd. 2, S. 231 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, BadenBaden 1953, Bd. 1, S. 268.

Archivalien Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 284 [8 brumaire an 11 (30.11.1802)] (s.u. ab S. 327). Nina Struckmeyer

Schorn, Karl

Schorn, Karl 1803 Düsseldorf – 1850 München Historien- und Genremaler

Künstlerische Laufbahn ab 1821 Besuch der Königlich-Preußischen Kunstakademie in Düsseldorf; Ausbildung in den Fächern Perspektive und Baukunst unter Carl Friedrich Schäffer, später Unterricht bei Heinrich Christoph → Kolbe; Bekanntschaft mit Peter von Cornelius; 1824–1827 Parisaufenthalt; Studium in den Ateliers von Antoine-Jean Gros und Jean-AugusteDominique Ingres; 1827 Rückkehr nach Deutschland; Ausbildung an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München unter Heinrich Maria von Hess; 1832–1841 Aufenthalt in Berlin; Eintritt in das Atelier von Wilhelm → Wach; 1841–1843 Italienreise und Romaufenthalt; 1843 Rückkehr und endgültige Übersiedlung nach München; 1847 Ernennung zum Professor der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München im Fach Historienmalerei

Parisaufenthalt 1824–1827 Der dreijährige Parisaufenthalt des Historienmalers und Akademieprofessors Karl Schorn, über dessen künstlerischen Werdegang keine Monographie existiert, wurde bisher nicht genauer beleuchtet. Auch zeitgenössische Artikel bieten selten genaue Informationen (ADB). Nachdem Schorn sich an der Kunstakademie seiner Heimatstadt Düsseldorf zunächst für ein Architekturstudium eingeschrieben hatte, wechselte er auf Ratschlag des Akademiedirektors Peter von Cornelius bald in die Zeichenklasse von Heinrich Christoph → Kolbe (TB). Das Bestreben Schorns, die Ölmalerei zu erlernen, bewog Kolbe dazu, ihn zur Verbesserung seiner Maltechnik nach Paris zu schicken (Neuer Nekrolog). Im Jahr 1824 reiste der 21-jährige Schorn in die französische Hauptstadt. Der Eintritt in das Atelier von Antoine-Jean Gros ist für das Jahr 1825 belegbar (Delestre 1845, S. 491). Im Anschluss daran besuchte er bis zum Herbst des Jahres 1827 das Atelier von Jean-Auguste-Dominique Ingres (TB; Bénézit; Kat. Montauban 1999, S. 181), schrieb sich aber nicht an der École des

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beaux-arts ein. Während dieses dreijährigen Aufenthalts übte er sich besonders in der Technik der Malerei und schuf Kopien nach Raffael, Naturstudien sowie kleinere Bilder nach eigenen Entwürfen (Neuer Nekrolog). Über die Wirkung des Parisaufenthalt auf Schorn kursieren widersprüchliche Aussagen. Einerseits wurde behauptet, der Maler sei „im Ganzen wenig erbaut von Paris nach München zurückgekehrt“ (Anonym 1850 a). Andererseits betonte man die besondere Wichtigkeit, welche Schorn seinen Studien in Paris beimaß. Er soll im Anschluss an seinen Parisaufenthalt in der Tat immer „mit großer Wärme von der dortigen Gelegenheit zu seiner künstlerischen Ausbildung“ gesprochen haben (Anonym 1850 b, S. 395). Nach seiner Rückkehr aus Paris im Herbst 1827 folgte Schorn Cornelius nach München (Lexikon der Düsseldorfer Malerschule, S. 231), wo er sich von Heinrich Maria von Hess weiterbilden ließ (Meyer 1909, S. 11). Mit 35 Jahren trat Schorn, den man zu diesem Zeitpunkt als bereits „vollendeten und selbstständigen Künstler“ betrachten musste (Raczynski 1841, S. 72), in das Berliner Atelier des preußischen Hofmalers Wilhelm → Wach ein. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Italien kehrte der Maler 1843 nach München zurück, wo er zum Professor an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München ernannt wurde (200 Jahre Akademie der bildenden Künste München 2008, S. 40), nur drei Jahre vor seinem Tod im Jahr 1850.

Werke der Pariser Zeit Es entstanden verschiedene nicht identifizierbare Kopien nach Raffael, eigene Kompositionen sowie Naturstudien (Anonym, 1850, S. 648; ADB).

Bibliographie ADB, AKL, Bénézit, Boetticher, Lexikon der Düsseldorfer Malerschule, Nagler, Neuer Nekrolog, TB – 200 Jahre Akademie der bildenden Künste München, Nikolaus Gerhart et al. (Hrsg.), München 2008, S. 40 | Anonym 1850 a: Anonym, „Nekrolog“, in: Allgemeine Zeitung, 1850, Beilage Nr. 289 | Anonym 1850 b: Anonym, „Nekrolog“, in: Illustrirte Zeitung (Leipzig), Nr. 390, 21.12.1850, S. 394–396 | Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750– 1840, München 1971, S. 363, 427, Anm. 1389–1393

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Seefisch, Hermann Ludwig

| Delestre, Jean-Baptiste, Gros et ses ouvrages, ou Mémoires historiques sur la vie et les travaux de ce célèbre artiste, Paris 1845, S. 491 | Kat. Montauban 1999: Les élèves d’Ingres, Marie-Hélène Lavallée (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée Ingres, Montauban 1999, S. 181 | Meyers Großes Konversations-Lexikon, Leipzig 61909, Bd. 18, S. 11 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der Neueren Deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 72–73 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879, Berlin 1879, S. 37–39 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 294 Stéphanie Baumewerd

Seefisch, Hermann Ludwig 1810 Potsdam – 1879 ? Landschafts-, Genre- und Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn 1829–1833 Studium an der Königlich Preußischen Akademie der bildenden Künste in Berlin; Kurse zur Anatomie und Perspektive; 1832 Ausbildung im Atelier von Wilhelm → Wach in Berlin; ab 1834 regelmäßige Teilnahme an den Berliner AkademieAusstellungen; um 1836–1839 Parisaufenthalt; bis ca. 1838 Studium im Atelier von Louis-Etienne Watelet; Reisen durch Frankreich; um 1839 Reise durch die Schweiz und Aufenthalt in Italien; nach 1839 Tätigkeit als Maler in Berlin

Parisaufenthalt um 1836–1839 Der zu Lebzeiten geschätzte Genre- und Landschaftsmaler Hermann Ludwig Seefisch studierte ab 1829 an der Königlich Preußischen Akademie der bildenden Künste in Berlin (Zur Jubelfeier 1896, S. 137), ab 1832 auch im Privatatelier von Wilhelm → Wach (Raczynski 1841, S. 105), bevor er um 1836 nach Paris ging (Nagler). Nach Frankreich zog es ihn vermutlich, nachdem einer seiner Mitschüler aus Wachs Atelier, Carl Wilhelm → Pohlke, 1835 nach Paris gegangen war. Das genaue Jahr von Seefischs Ankunft in Paris ist allerdings ungewiss. Gläser zufolge soll sich Seefisch bereits 1834 in Paris

befunden und im Atelier des französischen Landschaftsmalers Louis-Étienne Watelet studiert haben (Gläser 1929, S. 73; dies. 1932, S. 132). Andere Quellen hingegen nennen das Jahr 1836: So sollen die auf der Berliner Akademie-Ausstellung im Jahr 1836 gezeigten Gemälde von Watelet und Théodore Gudin (BAA 1836, Nr. 267–271, 1000–1001) ihn zu seiner Reise nach Paris bewogen haben (Raczynski 1841, S. 106). Für eine Anreise im Jahr 1836 spricht, dass Seefisch im selben Jahr auf der Berliner Akademie-Ausstellung noch Genrebilder zeigte (BAA 1836, Nr. 908–910), wohingegen Gemälde von ihm mit französischen Motiven erst ab 1838 ausgestellt wurden (BAA 1838, Nr. 787ff.). Dass Seefischs Wahl auf das Atelier von Watelet fiel, mag an der bereits existierenden Beziehung zwischen dem französischen Maler und der Berliner Akademie liegen: 1832 war Watelet zum auswärtigen Mitglied der Akademie der Künste ernannt worden (Schlagenhauff 2000, S. 272; Nerlich 2010, S. 100–104). Auch stand Watelet in engem Kontakt zum Berliner Kunsthändler Louis Friedrich → Sachse (ebd.). Dieser wiederum war mit Seefisch bekannt und traf sowohl in Paris als auch später in Berlin mit dem Maler zusammen (ebd., S. 282; Berlin, LAB; Berlin, SBB PK HA). In Paris soll sich Seefisch zunehmend der Landschaftsmalerei gewidmet haben (Rosenberg 1879, S. 37). Tatsächlich mehren sich die Gemälde mit landschaftlichen Motiven in der Zeit seines Parisaufenthalts (BAA 1838, Nr. 787–789; BAA 1839, Nr. 819; BAA 1840, Nr. 730, 735–737). Seine in den Jahren 1838 und 1840 zur Berliner Akademie-Ausstellung geschickten Werke zeigen Motive aus der näheren Umgebung von Paris, dem Norden des Landes und aus den Savoyer Alpen, was belegt, dass Seefisch verschiedene Regionen Frankreichs besuchte (BAA 1838, Nr. 787–790; BAA 1840, Nr. 730, 736f.). Seine Landschaftsgemälde scheinen großen Erfolg gehabt zu haben (Nagler). Auch König Friedrich Wilhelm III. besaß von ihm eine Ansicht von Paris, von den Kalksteinbrüchen bei Pantin aus (BAA 1838, Nr. 787). Allerdings stießen seine Werke auch auf Kritik. So urteilte ein Kritiker, dass seine Gemälde „nur zu sehr die Äußerlichkeiten französischer Malerei nachahmen“ würden (Anonym 1839, S. 811). Während seines Parisaufenthalts arbeitete Seefisch auch im Musée du Louvre, was die Register der für Schüler ausgestellten Karten belegen (Paris, AMN).

Seefisch, Hermann Ludwig

Seefisch reiste vermutlich von Paris aus weiter durch die Schweiz nach Italien, wie seine auf der Berliner Akademie-Ausstellung gezeigten Gemälde vermuten lassen (BAA 1842, Nr. 929f.; BAA 1844, Nr. 981ff.). Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er in Berlin als Maler tätig und nahm weiterhin an den Berliner Akademie-Ausstellungen teil. Es lassen sich Kopien von Seefisch nach zeitgenössischen französischen Malern wie Gudin oder Camille Roqueplan in Berliner Sammlungen nachweisen (Nerlich 2010, S. 272). 1851/52 war er erneut in Italien (Noack 1927, S. 549). Seefisch, der im 19. Jahrhundert sowohl als Genre- als auch als Landschaftsmaler wahrgenommen wurde und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem in Publikationen zur Bildnismalerei auftaucht (Gläser 1929, S. 73; dies. 1932, S. 132), bleibt heute ein von der Kunstgeschichte kaum beachteter Maler, was sicher auch an dem Mangel an präzisen biographischen Informationen liegt, der eine genaue Rekonstruktion seines Lebens und Werkes erschwert.

Werke der Pariser Zeit Ansicht von Paris, von den Kalksteinbrüchen bei Pantin aus, beim Sonnenuntergang, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 787) | Gegend bei St. Denis, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 789) | Le repos des moissonneurs, 1838, Öl/Lw, 40,7 × 62,2 cm, Verbleib unbekannt (Mayer: 100 000 œuvres d’art 2001, S. 48) | Lotsen im Hafen von Dünkirchen, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 790) | Stadt in der Normandie, Komposition nach Motiven aus Rouen, Verbleib unbekannt (BAA 1838, Nr. 788) | Quilleboeuf an der Seine, Verbleib unbekannt (BAA 1839, Nr. 819) | Französischer Bauernhof, Verbleib unbekannt (BAA 1839, Nr. 818) | Ansicht von Rouen, 1840, Öl/Lw, 65 × 54 cm, Inv. Nr. A I 803, Berlin, Nationalgalerie | Der Montblanc von Sallenches aus gesehen, Verbleib unbekannt (BAA 1840, Nr. 730) | Französisches Dorf im Thale, Verbleib unbekannt (BAA 1840, Nr. 735) | Hafen von Dünkirchen, Verbleib unbekannt (BAA 1840, Nr. 737) | Havre de Grace, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 736).

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„Die diesjährige Berliner Kunstausstellung“, in: Deutsches Kunstblatt, Bd. 1, 1850, S. 246 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen, 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1836, Nr. 908–910; BAA 1838, Nr. 787–789; BAA 1839, Nr. 818; BAA 1840, S. 49–50; BAA 1842, Nr. 929f.; BAA 1844, Nr. 981ff. | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 370, 437, Anm. 1699– 1701 | Das grosse Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände, Hermann Julius Meyer (Hrsg.), Hildburghausen 1851, Bd. 8, S. 708 | Die Künstler aller Zeiten und Völker: oder Leben und Werke der berühmtesten Baumeister, Bildhauer, Maler, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen etc., Friedrich Müller et al. (Hrsg.), Stuttgart 1864, S. 514 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten 1820–1850, Berlin 1929, S. 73 | Dies., Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, S. 132 | Kat. Berlin 1986: Die Gemälde der Nationalgalerie. Verzeichnis. Deutsche Malerei vom Klassizismus bis zum Impressionismus. Ausländische Malerei von 1800 bis 1930, Bestandskat., Nationalgalerie, Berlin 1986 | Mayer: 100 000 œuvres d’art; le livre international des ventes aux enchères, 37. Jg., Bd. 3, 2001, S. 48 | Noack, Fridrich, Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, 2 Bde., Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 549 | Nerlich, France, La peinture française en Allemagne, 1815 à 1870, Paris 2010, S. 100–104, 272 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 105–106 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879. Studien und Kritiken, Berlin 1879, S. 36–37 | Schlagenhauff, Annette, „Die Kunst zu Handeln: Louis Friedrich Sachse. Lithograph, Kunstförderer und Kunsthändler in Berlin“, in: Jahrbuch der Berliner Museen, Bd. 42, 2000, S. 259–294 | Siret, Adolphe, Dictionnaire historique des Peintres de toutes les Écoles, Brüssel 1848, S. 507 | Zur Jubelfeier 1696– 1896. Königliche Akademische Hochschule für die bildenden Künste zu Berlin, [Anton von Werner (Hrsg.)], Berlin 1896, S. 137.

Archivalien Bibliographie AKL, Boetticher, Nagler, Schweers, TB – Anonym, „Correspondenz aus Berlin“, in: Zeitung für die elegante Welt, Bd. 203, 17.10.1839, S. 811 | Anonym,

Berlin, SBB PK HA, Slg. Darmstaedter 2n 1840 [4.7.1839] | Berlin, LAB, E Rep. 200–03, N. 1–30, Nachlass Louis Sachse [Reisetagebuch von Louis Friedrich Sachse, Reise nach Paris und London, 29.3.1838] | Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des co-

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Sickler, Friedrich Karl Ludwig

pistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821– 1823, *LL 6, Nr. 1670. Frauke Josenhans

Sickler, Friedrich Karl Ludwig 1773 Gräfentonna – 1836 Hildburghausen Altertumsforscher, Philologe, Schriftsteller

Künstlerische Laufbahn vor 1791 privater Zeichen- und Malunterricht; 1791–1796 Studium der Philosophie, Theologie und Philologie in Jena und Göttingen; 1798/99 Privatdozent für Philosophie in Jena; Aufenthalt in Gotha; 1802–1805 Parisaufenthalt; Studium an der École des beaux-arts; Fertigstellung der Schrift Geschichte der Wegnahme und Abführung vorzüglicher Kunstwerke aus den eroberten Ländern in die Länder der Sieger (1803); 1805 kurzzeitige Rückkehr nach Gotha; Reise mit Friedrich → Kühner nach Florenz; 1805–1810 Romaufenthalt; Tätigkeit als Hauslehrer der Familie von Humboldt; Herausgabe des Almanach aus Rom: für Künstler und Freunde der bildenden Kunst und klassischen Literatur (1810–1811) gemeinsam mit dem Maler Johann Christian Reinhart; 1811 Rückkehr nach Gotha; ab 1812 Aufenthalt in Hildburghausen; Direktor am Gymnasium Fridericianum

Parisaufenthalt 1802–1805 Der 29-jährige Altertumsforscher Friedrich Sickler reiste im Frühjahr 1802 zu einem vielseitigen Studienaufenthalt nach Paris. Neben naturwissenschaftlichen und historischen Studien wollte er in der französischen Hauptstadt das Musée Napoléon besuchen und seine zeichnerischen Fähigkeiten schulen. Sicklers Studium an der École des beaux-arts sowie seine Tätigkeit als Illustrator seiner wissenschaftlichen Publikationen sind bisher nicht untersucht worden. Sein Parisaufenthalt wurde jedoch in einer 1985 veröffentlichten Biographie berücksichtigt (Steiner 1985).

Am 7. Mai 1802 reiste Sickler zusammen mit dem Maler Friedrich Johann Christian → Kühner von Gotha nach Paris. Dort wurden sie gemeinsam am 17. Juni 1802 in die Schülerliste der École des beaux-arts eingeschrieben (Paris, ENSBA). Sickler und Kühner gaben beide als Adresse die Rue des Orties an und wurden von dem Bildhauer Jean-Antoine Houdon empfohlen. Es ist anzunehmen, dass die Empfehlung von Houdon durch die seit 1771 unterhaltenen Beziehungen des Franzosen zum Gothaer Hof zustande kam (Bogyay 1964, S. 105ff.). Während seines Parisaufenthalts stand Sickler in engem Kontakt mit Aubin-Louis Millin, dem Direktor des Antiken-und Münzkabinetts der Nationalbibliothek, an den er mit Empfehlungsschreiben von Karl August Böttiger verwiesen worden war (Steiner 1985, S. 67). Sickler besuchte dessen Archäologievorlesung und war zu Gast auf seinen bekannten Abendgesellschaften. Sickler widmete Millin im Herbst 1802 sein in Paris fertiggestelltes Werk über die Kunsteroberung der Antike Geschichte der Wegnahme und Abführung vorzüglicher Kunstwerke aus den eroberten Ländern in die Länder der Sieger (Sickler 1803). Vermittelt durch Millin erhielt Sickler außerdem eine Anstellung als Hauslehrer in den Diensten der wohlhabenden Pariser Bankiersfamilie Delessert. Martin → Wagner berichtete, Sickler habe ihm den Auftrag vermittelt, Porträts von Benjamin Delessert und dessen Frau anzufertigen. Die Ausführung kam aufgrund von Wagners Abreise nach Rom allerdings nicht mehr zustande (München, BSB, fol. 11). Der einzige Hinweis auf Sicklers zeichnerische Tätigkeit in der französischen Hauptstadt ist die Konstruktionszeichung einer Sämaschine, die er 1805 in Paris publizierte (Sickler 1805, Taf. 1,2). Im Sommer 1805 verließ Sickler die französische Hauptstadt, um kurzzeitig nach Gotha zurückzukehren. Von dort aus reiste er gemeinsam mit Friedrich Kühner nach Italien, wo er am 19. Oktober 1805 eine Stelle als Hauslehrer der Kinder von Caroline und Wilhelm von Humboldt in Rom antrat (Steiner 1985, S. 86, 88). Hier traf er u.a. mit Friedrich → Tieck, Gottlieb → Schick und Ferdinand → Jagemann zusammen, deren Kunstwerke er u.a. in seinem Almanach aus Rom beschreibt (Almanach aus Rom 1810–1811).

Sieg, Carl

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

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Sieg, Carl 1784 Magdeburg – 1845 ebd. Porträtmaler und Lithograph

Bibliographie ADB – Almanach aus Rom: für Künstler und Freunde der bildenden Kunst und klassischen Literatur, Friedrich Karl Ludwig Sickler und Johann Christian Reinhart (Hrsg.), Leipzig 1810–1811 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 351, Anm. 791–793 | Bogyay, Thomas von, „Studien zu Jean-Antoine Houdons Werk in Deutschland“, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 27. Jg., Nr. 2, 1964, S. 105–132 | Réau, Louis, Histoire de L’expansion de l’Art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 315 | Sickler, Friedrich Karl Ludwig, Geschichte der Wegnahme und Abführung vorzüglicher Kunstwerke aus den eroberten Ländern in die Länder der Sieger. Ein Beytrag zur Kunst- und Kultur-Geschichte, Gotha 1803 | Sickler, Charles Fr.L., Le spirodiphre ou char à planter le blé, Paris 1805, Taf. 1,2 | Steiner, Gerhard, Die Sphinx zu Hildburghausen. Friedrich Sickler: Ein schöpferischer Geist der Goethezeit, Weinheim u.a. 1985 (darin: „Die Stadt Napoleons und die Artemis mit dem Hirsch. Zweiunddreißig Monate in Paris“, S. 66– 87).

Archivalien Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 279 (s.u. ab S. 327) | München, BSB, Cgm 6238 (1), o.D., fol. 11r. f. [Fragmentarische Autobiographie von Martin von Wagner]. Nina Struckmeyer

Künstlerische Laufbahn vor 1802 Studium an der Königlich Magdeburgischen Provinzial-Kunstschule; ab ca. 1802, spätestens ab 1807 Studium an der Königlichen Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften in Berlin; Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1808 auf der Anreise nach Paris Begegnung mit Franz → Catel, Zusammenarbeit im elsässischen Neuweiler; 1809–1813 Parisaufenthalt; Schüler an der École des beaux-arts sowie in den Ateliers von François-André Vincent und Jacques-Louis David; 1810 Teilnahme am Salon; 1813–1816 Romaufenthalt; ab 1816 in Magdeburg, 1819–1821 unterbrochen von einem Aufenthalt in Berlin; 1818–1830 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung

Parisaufenthalt 1809–1812 Kenntnisse zu dem Parisaufenthalt des Magdeburger Künstlers Carl Sieg, dessen Leben und Werk bisher nicht systematisch untersucht wurden, lassen sich aufgrund von Pariser Archivalien in der École des beaux-arts und den Archives nationales ermitteln. Hinweise auf Siegs Biographie und seinen künstlerischen Werdegang gibt ein im Jahr 1844 publiziertes Stammbuch der Familie Bonte (Bonte et al. 1844). Auf diese Quelle stützt sich eine im Jahr 1939 publizierte Studie zu der Pfälzer Kolonie in Magdeburg sowie ein Überblick zur Magdeburger Malerei und Grafik um 1800, in der Sieg zuletzt Erwähnung fand (Fischer 1939; Hagedorn 1990). Carl Sieg soll im Jahr 1808 seine Reise nach Paris angetreten haben, „doch auf dem Wege dahin, im Elsaß, fand er seinen Landsmann Catel, der ihn bestimmte, bei ihm in Neuweiler bei Straßburg zu bleiben, um ihm bei der Ausschmückung der Villa des Generals Clarke behilflich zu sein“ (Bonte 1844, S. 144). Der Berliner Maler Franz → Catel war zu diesem Zeitpunkt damit beschäftigt, für den französischen Kriegsminister und Gouverneur von Berlin, Henri-Jacques-Guillaume Clarke, zwei Deckengemälde in dessen elsässischem Land-

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Sieg, Carl

haus auszuführen. Spätestens im Sommer 1809 muss der 25-jährige Sieg jedoch in Paris eingetroffen sein, denn dort erfolgte am 6. September seine Einschreibung an der École des beaux-arts. Der angehende Maler wurde hier als Schüler von François-André Vincent verzeichnet, als seine Adresse wurde die Rue de Seine 16 notiert (Paris, ENSBA a). Mindestens zwei Jahre lang studierte Sieg an der Kunstakademie, wo er sich am 30. September 1811 im concours des places für das Arbeiten im Zeichensaal qualifizieren konnte (Paris, AN). Bereits ein Jahr nach seiner Einschreibung an der École des beaux-arts nahm Sieg mit einer Heiligen Familie und dem Miniaturporträt einer Frau am Pariser Salon teil (Salon 1810, Nr. 734–735). Außerdem fertigte er in der französischen Hauptstadt zwei Alben mit Zeichnungen nach antiken und biblischen Vorlagen (u.a. Theseus und Ariadne Maria mit dem Christuskind, Erscheinung Christi), Porträts, Genredarstellungen und Modellstudien an. Unter den akademischen Aktzeichnungen finden sich Blätter, die mit „Suisse“ bezeichnet sind und das damals bekannte Modell Charles Suisse zeigen. Dieser posierte in jenen Jahren für Jacques-Louis David. Da Sieg seit August des Jahres 1811 im Lehratelier von David studierte, entstanden die Modellstudien vermutlich dort. Sieg war mit einigen Monaten Unterbrechung bis zum Ende des Jahres 1812 Schüler von David, wie dessen Rechnungslisten mit geleisteten Ateliergebühren belegen (Paris, ENSBA b). Nach einem etwa vierjährigen Aufenthalt in Paris kehrte Sieg kurzzeitig nach Magdeburg zurück, bevor er 1813 nach Italien weiterreiste und sich bis 1816 vornehmlich in Rom aufhielt (Noack 1927, S. 499). Später war Sieg hauptsächlich als Porträtmaler und Lithograph in seiner Heimatstadt tätig.

Werke der Pariser Zeit Heilige Familie, Verbleib unbekannt (Salon 1810, Nr. 734) | Miniaturporträt einer Frau, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 735) | Zwei Alben mit Skizzen, um 1810, Tusche, laviert, Kohle mit Deckweiß gehöht, Bleistift auf unterschiedlich gefärbten Bütten, 20 × 28 cm, Verbleib unbekannt, zuletzt: Kunsthandel, Berlin, Auktion Jeschke, Greve & Hauff, 5.6.2005.

Bibliographie Bénézit, Meusel, Nagler, TB – Bonte, Issac et al., Stamm-Register und Geschichte der Familie Bonte mit ihren Verzweigungen vom Jahre 1620 bis auf heutige Tage. Aufgestellt im Jahre 1844 von Familiengliedern, Magdeburg 1844, S. 144–145 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786– 1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1804, Nr. 404–406; BAA 1806, Nr. 337–338; BAA 1818, Nr. 126–129; BAA 1820, Nr. 456–458; Bd. 2, BAA 1826, Nr. 502; BAA 1828, Nr. 448; BAA 1830, Nr. 621–625 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 357, Anm. 1103–1107 | Fischer, Johannes, Die Pfälzer Kolonie zu Magdeburg. Zum Andenken an ihre vor 250 Jahren erfolgte Begründung, Magdeburg 1939, S. 65–66 | Hagedorn, Renate, „Malerei und Grafik um 1800 in Magdeburg“, in: Magdeburger Blätter. Jahresschrift für Heimat- und Kulturgeschichte in Sachsen-Anhalt, Pädagogische Hochschule Magdeburg (Hrsg.), Magdeburg 1990, S. 52–60, hier S. 53, 59 | Magdeburger Biographisches Lexikon 19. und 20. Jahrhundert, Guido Heinrich u. Gunter Schandera (Hrsg.), Magdeburg 2002, S. 682 | Noack, Friedrich, Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, Stuttgart 1927, S. 499 | Salon: Les catalogues des Salons des beauxarts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1810, Nr. 734, 735.

Archivalien Berlin, PrAdK, 0415, Schülerlisten der Königlichen Akademie der Künste in Berlin, 1796–1817 [1807, „Siege Carl, Magdeburg, Mahler“] | Paris, ENSBA a: Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 346 [6.9.1809] (s.u. ab S. 327) | Paris, ENSBA b: Paris, ENSBA, Ms. 321, Papiers du peintre Louis David, o. fol., [État de recette de l’École de Dessin de M. David: 1811, 1812] | Paris, AN, AJ 52 5, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1811–1816, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [23.5.1811, 30.9.1811: o.A.]. Nina Struckmeyer

Siegert, (Johann) August(in)

Siegert, (Johann) August(in) 1786 Schweidnitz/Świdnica – 1869 Jordansmühl/ Jordanów Śląski Historien-, Porträt- Landschafts- und Miniaturmaler

A. Siegert, Selbstporträt, 1812

Künstlerische Laufbahn 1803–1807 Lehre in der Goldschmiedewerkstatt des Vaters im niederschlesischen Schweidnitz sowie Unterricht bei einem dort ansässigen italienischen Miniaturmaler; 1808–1811 Parisaufenthalt; Schüler von François-André Vincent und JacquesLouis David sowie an der École des beaux-arts; 1810 Teilnahme am Pariser Salon; ab 1811 in Breslau ansässig; seit 1812 Tätigkeit als Lehrer und später als Professor für Malerei und Zeichenkunst an der Breslauer Provinzialkunstschule, der späteren Königlichen Kunst-, Bau- und Handwerksschule; Teilnahme an den Schlesischen Kunstausstellungen; 1816–1818 Italienaufentalt; 1824–1842 Teilnahme an den Berliner Akademie-Ausstellungen; 1831 zweiter Italienaufenthalt, u.a. in Venedig, Genua und Florenz; nach 1843 weitere Studienreisen nach Italien, Frankreich, England, Belgien und in die Schweiz

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Parisaufenthalt 1808–1811 Der 21-jährige August Siegert traf am 24. April 1808 zur Fortsetzung seines Kunststudiums in Paris ein. Es lassen sich heute nur noch wenige Informationen zu seinem Lehraufenthalt in der französischen Hauptstadt ermitteln. Die Hauptquelle ist ein 1916 erschienener Aufsatz von Erwin Hintze, der in seinem Artikel auf Tagebuchaufzeichnungen und Briefe Siegerts zurückgriff, ohne allerdings nähere Angaben zu seinen Quellen zu machen (Hintze 1916). Dieser Aufsatz diente 1986 Elisabeth Trux als wichtigste Quelle für einen kurzen Artikel, den sie anlässlich des 200. Geburtstags von Siegert verfasste (Trux 1986). Vereinzelte Spuren von Siegert konnten in Pariser Archiven nachgewiesen werden; die Recherche nach Hinweisen auf den Parisaufenthalt in Breslauer Archiven und Sammlungen blieb dagegen erfolglos. Ein in Schweidnitz einquartierter „französischer Kriegskommissar namens Saillet“ bot Siegert im Jahr 1808 an, ihn auf seiner Rückreise nach Frankreich mitzunehmen. Nachdem Siegert die ersten Wochen bei Saillet im nordfranzösischen Sainte-Menehould verbrachte hatte, reiste er weiter nach Paris. Die Reisekosten bestritt Siegert durch die Anfertigung von Porträtminiaturen, die seinen „Geldbeutel um zehn Louisdors“ bereichert hätten (Hintze 1916, S. 268). Sein dreieinhalb Jahre andauernder Aufenthalt in der französischen Hauptstadt wurde hingegen maßgeblich durch finanzielle Zuwendungen seiner Familie ermöglicht (ebd.). Siegert muss im Frühjahr 1808 in Paris eingetroffen sein, denn am 8. März wurde er in die Schülerliste der École des beaux-arts eingeschrieben. Hier wurde er zunächst als Schüler des Historien- und Porträtmalers François-André Vincent verzeichnet (Paris, ENSBA). Im Herbst 1808 besuchte Siegert den Pariser Salon und soll begeistert berichtet haben: „Welches Glück, welche Freude für mich, dahin gehen zu können und mit den Augen zu stehlen“ (Hintze 1916, S. 268). Er arbeitete zudem im Musée Napoléon und soll eine Kopie nach Jacques-Louis Davids Bonaparte beim Überschreiten der Alpen am Großen Sankt Bernhard angefertigt haben (ebd.). Am 18. Dezember, neun Monate nach dem Eintritt in das Lehratelier von Vincent, berichtet Siegert: „Ich habe einen Kopf nebst Rumpf nackend und das Gesicht als Porträt in Lebensgröße in Öl gemalt und dem Professor vorgezeigt, welcher nicht nur seine Zufriedenheit äusserte, sondern

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Siegert, (Johann) August(in)

mein Colorit auch sehr lobte. Alle sagen mir, dass ich ein starker Colorist werden würde. Dagegen sehe ich ein, dass ich noch schwach bin in ganzen nackten Figuren nach dem lebenden zu zeichnen, deshalb bin ich jetzt sehr fleißig darin, denn dies ist der grösste Berg, den ich noch zu übersteigen habe.“ (Ebd) Siegert verließ das Lehratelier von Vincent im Januar 1809. Im August desselben Jahres wurde er als Schüler von Jacques-Louis David an der École des beaux-arts geführt (Paris, ENSBA). Bei ihm studierte er schließlich intensiv nach dem lebenden Modell, wofür das Lehratelier von David in jenen Jahren bekannt war (Struckmeyer 2012). Siegert soll dort 16 „in Ölfarben ausgeführte Skizzen“ angefertigt haben, die sich noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts in schlesischem Privatbesitz befunden haben sollen (Hintze 1916, S. 268). Neben dem Studium im Lehratelier von David, nahm er zweimal erfolgreich am concours des places, dem akademieinternen Wettbewerb zur Platzierung um das lebende Modell, teil: Er konnte sich am 9. Oktober 1809 für das Wintersemester sowie am 9. April 1810 für das Sommersemester qualifizieren (Paris, AN). Im Januar 1810 stellte Siegert eine Miniatur im Pariser Salon aus und wurde im Salonkatalog mit der Adresse Rue de l’université 4 verzeichnet (Salon 1810). Im Jahr 1811 war Siegert gezwungen, seinen Parisaufenthalt zu beenden, da seine Familie ihn finanziell nicht mehr unterstützen konnte. Sein Lehrer David soll ihm am 8. Juni 1811 ein lobendes Zeugnis ausgestellt haben: „Ich bescheinige, dass Herr Siegert während eines Zeitraumes von mehr als zwei Jahren mein Zögling in Paris gewesen ist, und dass derselbe während dieser Zeit sich ständig ernsten Studien gewidmet hat, um die glücklichen Anlagen zu entwickeln, welche er von der Natur erhalten, dass seine Anstrengungen auch nicht erfolglos gewesen sind; denn er hat in seiner Kunst überraschende Fortschritte gemacht. Es ist in der Tat schade, dass sein Schicksal ihm Vorzüge entzieht, welche in ihm sind, und er genöthigt ist, dieselben auf halben Weg aufzugeben.“ (Hintze 1916, S. 268f.) Am 16. Juni 1811 verließ Siegert die französische Hauptstadt, um in seine schlesische Heimat zurückzukehren. Der 26-Jährige erhielt zunächst eine Anstellung als Zeichenlehrer an der Breslauer Provinzialkunstschule und wurde dort später, als sie zur Kunstakademie erhoben wurde, zum Professor für Malerei und Zeichenkunst ernannt. Seine

Lehrtätigkeit wurde durch mehrere Studienreisen nach Italien unterbrochen.

Werke der Pariser Zeit Portrait de femme en miniature, Verbleib unbekannt (Salon 1810, Nr. 736) | Bonaparte beim Überschreiten der Alpen am Großen Sankt Bernhard nach Jacques-Louis David, Verbleib unbekannt (Hintze 1816, S. 268) | Sechzehn Ölskizzen nach dem lebenden Modell, Verbleib unbekannt (ebd.) | Bildnis einer italienischen Markise, Verbleib unbekannt (Kunst-Blatt 1821; evtl. identisch mit Portrait de femme en miniature?).

Bibliographie TB, Bénézit, Boetticher, Nagler – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1824, Nr. 248; Bd. 2, BAA 1826, Nr. 954; BAA 1830, Nr. 627–130; BAA 1832, Nr. 659–664; BAA 1834, Nr. 743–749; BAA 1842, Nr. 946 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750– 1840, München 1971, S. 356, Anm. 1053–1057, S. 448, Anm. 317 | Hintze, Erwin, „Augustin Siegert und Carl Herrmann“, in: Jahrbuch des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer (= Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. Neue Folge), Karl Masner u. Hans Seger (Hrsg.), Breslau 1916, Bd. 7, S. 267–275, Tafel XII | Kunst-Blatt, Ludwig Schorn (Hrsg.), 1821, Nr. 62, 26.8.1821, S. 246 | Réau, Louis: Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 316 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1810, Nr. 736 | Struckmeyer, Nina, „‚C’est que seul … je vaux une académie‘. Dans l’atelier des élèves de Jacques-Louis David“, in: Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863, France Nerlich (Hrsg.), Tours 2012 | Trux, Elisabeth, „August Siegert – 1786 Schweidnitz bis 1869 Breslau“, in: Schlesien: Eine Vierteljahresschrift für Kunst, Wissenschaft und Volkstum, Bde. 31–32, 1986, S. 37–39.

Archivalien Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris,

Steffeck, Carl Constantin Heinrich

1778–1813, S. 336 [8.3.1808] (s.u. ab S. 327) | Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [9.10.1809, 9.4.1810: o.A.]. Nina Struckmeyer

Steffeck, Carl Constantin Heinrich 1818 Berlin – 1890 Königsberg/Kaliningrad Historien-, Porträt- und Tiermaler

C. Steffeck, Der Künstler am Fenster, 1839/40

Künstlerische Laufbahn 1834/35 in Berlin Studium an der Königlich Preußischen Akademie der Künste; 1835–1838 Schüler im Atelier von Franz Krüger; ab 1838 Schüler im Atelier von Carl → Begas; erstes Historiengemälde; 1839/40 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Paul Delaroche und in einem privaten Aktsaal; Kopiertätigkeit im Louvre; 1840–1842, 1852/53 Romaufenthalte; ab 1842 in Berlin ansässig; Tätigkeit als Maler und Lehrer; 1853 Eröffnung eines privaten Schülerateliers; 1855 Teilnahme am Pariser Salon, Medaille 3. Klasse; Berufung zum Ritter der Légion

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d’Honneur; ab 1859 Professor an der Königlich Preußischen Akademie der Künste; ab 1860 Mitglied der Wiener Kunstkademie und Königsberger Akademie; ab 1862 Vorsitzender des Vereins Berliner Künstler; um 1875 zweiter Parisbesuch; 1880 Schließung des Privatateliers in Berlin, Berufung zum Direktor der Preußischen Kunstakademie in Königsberg

Parisaufenthalt 1839/40 Im Jahr 1839 entschied sich Carl Steffeck im Alter von 21 Jahren, nach einer Lehre im Atelier des Pferde-, Militär- und Bildnismalers Franz Krüger sowie einer kurzen Lehrzeit im Atelier von Carl → Begas zur weiteren Ausbildung nach Paris zu gehen – die Düsseldorfer Akademie konnte ihn, wie er sagte, nicht verlocken (Berlin, PrAdK). Finanziell unterstützt wurde er in seinem Vorhaben durch seine Eltern. Steffeck sollte etwa ein Jahr in der französischen Metropole bleiben. Auskunft über diese Zeit geben das fast vollständig in französischer Sprache verfasste Pariser Tagebuch des jungen Künstlers, das neben Alltagsbegebenheiten besonders über seine gesellschaftlichen Kontakte berichtet (Nürnberg, GNM), sowie zwei Briefe Steffecks an seinen Freund Felix Schadow (Berlin, SMB ZA a, b). Zwei monographische Ausstellungskataloge, in denen mehrere Pariser Briefe von Steffeck an seine Lehrer Krüger und Begas publiziert sind, informieren darüber hinaus über die dort entstandenen Werke und seine künstlerischen Fortschritte (Kat. Berlin 1890; Kat. Berlin 1913). Am Morgen des 16. November 1839 erreichte Steffeck „mit der Messagerie Lafitte Galliard“ Paris und mietete sich schon wenige Tage später für 18 Francs ein „kleines Kämmerchen“ in der Rue de La Harpe 62, „wo er eine deutsche Colonie antraf“ – Ausgangspunkt zahlreicher Bekanntschaften mit anderen deutschen Künstlern wie Constantin → Cretius und Eduard → Mandel, die dort ebenfalls wohnten (Nürnberg, GNM). Überhaupt sollte sich Steffeck in den folgenden Monaten bis auf wenige Ausnahmen in deutschen Kreisen bewegen; so berichtet er u.a. von vielen gemeinsamen Mittagessen und Abenden mit seinen Freunden, darunter vermutlich der deutsche Buchhändler und Verleger Gustav Remmelmann sowie Julius → Moser (ebd.). Wenige Wochen nach seiner Ankunft begann Steffeck mit seinem Studium: Anfang Dezember

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Steffeck, Carl Constantin Heinrich

wurde er als Schüler von Philipp → Franck, der in Paris eine private Malschule betrieb, in die Kopistenliste des Louvre eingetragen (Paris, AMN a). Auch im darauffolgenden Jahr bürgte Franck für Steffeck, damit dieser erneut eine carte de permission erhielt, um seine Kopiertätigkeit im Museum fortzuführen (Paris, AMN b); dort fertigte er Kopien nach Alten Meistern an, u.a. nach van Dyck (Nürnberg, GNM). Im März 1841 wurde Steffeck Schüler im Atelier des Historienmalers Paul Delaroche, „wo fast alle Deutsche geweßen sind“ (Berlin, SMB ZA a). Er plane, wie er Felix Schadow schreibt, „erst einige Monate Delaroche zu frequentieren, u wenn die Ausstellung geschlossen ist wieder auf dem Louvre zu copieren“ (ebd.). Außer Steffeck waren zu diesem Zeitpunkt auch die Deutschen Markus → Markuse und Ernst Benedikt → Kietz bei Delaroche beschäftigt (ebd.). Enttäuscht von der seltenen Anwesenheit des Meisters, trat Steffeck allerdings schon nach zwei Monaten wieder aus Delaroches Atelier aus (Berlin, PrAdK). In den Ateliers der Maler Eugène Lepoittevin und Horace Vernet verkehrte Steffeck ebenfalls; ob er aber deren Schüler wurde oder es sich nur um Besuche handelte, ist nicht nachweisbar (Nürnberg, GNM; Gold 1913, S. 14). Bereits im Frühjahr 1840 äußerte Steffeck gegenüber Felix Schadow seine „getrübten Hoffnungen in Bezug auf Paris“: „Die jungen Maler bilden hier eine Bande, der man wahrhaftig [anspucken?] möchte außerdem kann der größte Theil ganz u garnichts nicht mal die gepriesenen Eigenschaften der Franzosen wie Technik u Farbe haben sie“. Auch die Mehrzahl der Deutschen habe, „im Vertrauen gesagt mehr oder weniger auch diese rohe Farbe u Technik angenommen“. Die zweite vorherrschende künstlerische Richtung, sei „eine [Art] altdeutsche[,] ihre Anfänger die meißt Nachahmer von Ingres sind“, seien zwar „stellenweis gewissenhafter“, aber „sehr häufig trocken“ (Berlin, SMB ZA a). „Bis auf ein sehr schönes Bild von de Kayser“ erfüllte auch der Pariser Salon des Jahres 1840 größtenteils nicht Steffecks Erwartungen: „nichts als Portraits u einige hübsche Landschaften, die historischen Gegenstände, die hier bemüht sind um nackte dem Gewand reiche oder schön gestellte Figuren zu machen sind eigentlich gar keine Kunstwerke zu nennen, so lange man nicht die Technik für eine Kunst hielt“ (ebd.). Ungeachtet dieser anscheinend negativen Erfahrungen scheint Steffeck

seinen Berliner Lehrern, Krüger und Begas regelmäßig in Briefen über die neuesten künstlerischen Entwicklungen in Paris berichtet und ihnen zudem eigene Studien zugesandt zu haben. So bedankt sich Krüger im April 1840 für die „Schilderung über die Art des Grau-Malens der dortigen jungen Künstler“ und äußert sich im September desselben Jahres lobend gegenüber Steffeck: „Die Studien, die sie mir in Paris gefertigt […] haben mich in jeder Hinsicht, besonders aber in der Farbe außerordentlich gefallen und mit außerordentlicher Freude habe ich darin die großen Fortschritte gemerkt, die Sie in ihrer Kunst gemacht“ (Kat. Berlin 1913, S. 63, 67f.). Anfang September 1840 kündigte Steffeck in einem Brief an Schadow seinen Abschied von der französischen Metropole an: „In drei Wochen also verlasse ich Paris“; zusammen mit Konstantin Cretius beabsichtigte er, nach Rom weiterzureisen und dort „15–18 Monate zu bleiben“ (Berlin, SMB ZA b; Noack 1927, S. 572). In Berlin eröffnete Steffeck im Jahr 1853 im Garten seines Hauses in der Hollmannstr. 17 ein privates Schüleratelier, das in den fast 30 Jahren seines Bestehens von Malern, Architekten und Kunsthistorikern gleichermaßen besucht wurde, so u.a. von Max Liebermann, Hans von Marées und Wilhelm von Bode (Meier-Graefe 1987, S. 62). Sein wohl berühmtester Schüler Liebermann erinnert sich: „Die Hochschule für bildende Künste, die damals Akademie hieß, war sehr versumpft und erfreute sich keines besonderen Renommees. Desto mehr Zuspruch hatte Steffeck, dessen Schule nach Pariser Vorbild – dem einzig nachahmenswerten – eingerichtet war: Vormittags von 9 bis 1 Uhr wurde nach dem lebenden Modell gearbeitet, nachmittags nach Gips gezeichnet, und abends von 6 bis 8 Uhr war Aktsaal“ (Liebermann 1913, S. 5). Mehrere seiner Schüler, darunter Hermann Behmer, Ernst Ewald und August Jakob Theodor von Heyden besuchten – sicher angeregt von ihrem Lehrer – nach ihrer Ausbildung bei Steffeck das Pariser Atelier von Thomas Couture (ADB; Meier-Graefe 1987, S. 73). Zwei Jahre nach der Eröffnung seines Schülerateliers nahm Steffeck das erste und einzige Mal am Pariser Salon teil und gewann eine goldene Medaille 3. Klasse (Salon 1855); im selben Jahr wurde er zum Ritter der Légion d’Honneur ernannt (Benezit). Nach Paris soll Steffeck noch einmal in den

Steffeck, Carl Constantin Heinrich

1870er Jahren zu einem kurzen Besuch zurückgekehrt sein (Gold 1913, S. 21).

Werke der Pariser Zeit Kopfstudie eines bärtigen Mannes, aufblickend, 1839, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1890, S. 69, Nr. 674) | Männliches Brustbildnis, 1839, Verbleib unbekannt (ebd., S. 69, Nr. 675) | Studienkopf nach Rembrandt, Paris 1839, Aquarell, Eigenthum des Herrn Rittergutsbesitzers Dorgerloh zu Berlin (ebd., S. 76, Nr. 863) | Erdmann, Brustbild, 1839, Verbleib unbekannt (ebd., S. 77, Nr. 864) | Dr. Lauer, Brustbild, 1839, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 865) | Der Künstler am Fenster, 1839/1840, Öl/Lw, 26 × 22 cm, Inv. Nr. A II 25, Berlin, Staatliche Museen, Nationalgalerie | De Cuvry, Brustbild en face, 1840, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1890, S. 77, Nr. 866) | E. Mandel, Brustbild nach Rechts, 1840, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 867) | Ch. Touchon, 1840, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 868) | Spanische Kostümstudie, Männliche Halbfigur, 1840, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 870) | Der Künstler in seiner Jugend, 1840, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1890, S. 69, Nr. 677) | Ruhe auf der Jagd, 1840, Öl/Lw, 17 × 23 cm, signiert: C. Steffeck Paris 1840, Verbleib unbekannt (Kat. Berlin 1929, S. 174, Nr. 1369) | Reiterkampf, 1840[?], Öl/Lw, 33 × 49 cm, signiert: Steffeck Paris 1848 [gemeint 1840?], Verbleib unbekannt (ebd., S. 174, Nr. 1377) | Zwei Hirsche, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (BBA 1840, Nr. 757) | Ein Jokey mit drei Pferden, Verbleib unbekannt (BBA 1840, Nr. 758).

Bibliographie ADB, Benezit, Boetticher, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786– 1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1838, Nr. 811–812; BAA 1839, Nr. 836–838; BAA 1840, Nr. 756–758; BAA 1842, Nr. 951–952; BAA 1844, Nr. 1004–1007; BAA 1846 Nr. 878–887; BAA 1848, Nr. 1011–1015; BAA 1850, Nr. 722–730 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München, 1971, S. 323, Anm. 1773–1775 | Boime, Albert, Thomas Couture and the Eclectic Vision, New Haven, London 1980 | Delaborde, Henri u. Jules Goddé, Œuvre de Paul Delaroche reproduit en photographie par Bingham accompagné d’une notice sur la vie et les ouvrages de Paul

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Delaroche par Henri Delaborde et du catalogue raisonné de l’œuvre par Jules Goddé, Paris 1858, o.S. | Donop, Lyonel von, „Carl Steffeck“, in: Ausstellung der Werke von Wilhelm Gentz und Carl Steffeck in der Königlichen National-Galerie, Ausstellungskat. Berlin, Königliche Nationalgalerie, Berlin 1890, S. 49–57 | Föhl, Thomas, Curt Hermann, Ein Künstlerleben 1854–1929, Ostfildern-Ruit 1996 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten. 1820–1850, Berlin 1929, S. 75 | Gläser, Käte, Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, S. 64f. | Gold, Alfred, „Carl Steffeck“, in: Carl Steffeck (1818–1890), Seine Kunst, sein Leben, seine Werke. Zur Ausstellung aus dem Nachlasse von Carl Steffecks, Ausstellungskat. Kunstsalon Paul Cassirer, Berlin, 1913, S. 13–21 | Kat. Berlin 1890: Ausstellung der Werke von Wilhelm Gentz und Carl Steffeck in der Königlichen NationalGalerie, Ausstellungskat., Königliche Nationalgalerie, Berlin 1890 | Kat. Berlin 1913: Carl Steffeck (1818–1890), Seine Kunst, sein Leben, seine Werke. Zur Ausstellung aus dem Nachlasse von Carl Steffecks, Ausstellungskat., Kunstsalon Paul Cassirer, Berlin 1913, S. 63–69. [darin Briefe von Krüger und Begas an Steffeck] | Kat. Berlin 1929: Hundert Jahre Berliner Kunst im Schaffen des Vereins Berliner Künstler, Ausstellungskat., Verein Berliner Künstler, Berlin 1929, S. 176 | Lammel, Gisold, Preussens Künstlerrepublik von Blechen bis Liebermann. Berliner Realisten des 19. Jahrhunderts, Berlin 1995, S. 133–135 | Liebermann, Max, „Erinnerungen an Carl Steffeck“, in: Carl Steffeck (1818–1890), Seine Kunst, sein Leben, seine Werke. Zur Ausstellung aus dem Nachlasse von Carl Steffecks, Ausstellungskat. Kunstsalon Paul Cassirer, Berlin 1913, S. 5–9 | Meier-Graefe, Julius, Hans von Marées, sein Leben und sein Werk, 2 Bde., Frankfurt a.M., 1987, Bd. 1., S. 61–64, 72–73 | Noack, Friedrich, Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, 2 Bde., Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 572 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879. Studien und Kritiken, Berlin 1879, S. 289–291 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1852–1857, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2002, Salon 1855, Nr. 1810–1813 | Zils, W., „Carl Steffeck zum 100. Geburtstag“, in: Die Christliche Kunst, XII. Jahrgang, August 1920 – September 1921, H. 11/12, Beilage, S. 22–23.

Archivalien Berlin, PrAdK, Pers. BK 492, Carl Constantin Heinrich Steffeck [eigenhändiger Lebenslauf] | Berlin,

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Steuben, Carl Wilhelm von

SMB PK ZA a: Berlin, SMB PK ZA, NL Schadow 249, o. fol. [Carl Steffeck aus Paris an Felix Schadow, Brief vom 24.3.1840] | Berlin, SMB PK ZA b: Berlin, SMB PK ZA, NL Schadow 249, o. fol. [Carl Steffeck aus Paris an Felix Schadow, Brief vom 9.9.1840] | Nürnberg, GNM, DKA, NL Steffeck, Carl, I, B-2, Carl Steffeck, o. fol. [Tagebuch zum Aufenthalt in Paris 1839/1840] | Paris, AMN a: Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 2845 | Paris, AMN b: Paris, AMN, *LL 12–16, Registre des copistes, cartes des permissions d’entrée, 1834–1865, *LL 13, Nr. 78. Lisa Hackmann

Steuben, Carl Wilhelm von 1788/1791 Bauerbach (heute zu Grabfeld) – 1856 Paris Historien- und Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn vor 1804 18-monatiges Studium an der Kaiserlichen Kunstakademie in Sankt Petersburg; ab 1804 Parisaufenthalt; Schüler von Robert Lefèvre; vor 1808 vermutlich Schüler von Pierre-Paul Prud’hon; 1808–21 Schüler und Assistent von François Gérard; ab 1812 Teilnahme an den Pariser Salons; 1819 Goldmedaille erster Klasse (Historiengemälde) im Salon; 1824 und 1846 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1828 Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion; 1830 Übernahme der Schüler von Robert Lefèvre nach dessen Tod; 1833–1837 Lehrtätigkeit an der École Polytechnique; 1831 Recht der Wohnsitznahme in Frankreich („admis à domicile“); 1841 Preußischer Roter-Adler-Orden 3. Klasse; um 1844–1854 Aufenthalt in Sankt Petersburg; Arbeiten für die Isaaks-Kathedrale; 1855 Rückkehr nach Paris

Parisaufenthalt ab 1804 Carl Wilhelm von Steuben war seinerzeit ein europaweit anerkannter und erfolgreicher Künstler. Dem hohen Bekanntheitsgrad des „franco-german Genius of Art“ (Anonym 1841, S. 89), den er bereits zu Lebzeiten genoss, stehen die nur sehr spärlichen

schriftlichen Zeugnisse von und über ihn gegenüber. Auch bei den Quellen, aus denen sich seine Lehrjahre in Paris rekonstruieren lassen, handelt es sich vor allem um unzureichend belegte und widersprüchliche Zeitschriftenartikel aus dem 19. Jahrhundert. Der künstlerischen Ausbildung Steubens in Paris ging ein etwa anderthalb Jahre dauernder Aufenthalt an der kaiserlichen Kunstakademie in Sankt Petersburg voraus (Lestrées 1845, S. 269). Auf dem Weg in die französische Hauptstadt hielt sich der Maler kurze Zeit in Weimar auf (AKL). Von dort brach er Anfang 1804 – von Friedrich Schiller, wie dieser in einem Brief vom 7. Februar 1804 berichtet, mit „10 Dukaten in natura und 4 Conventth. Silbergeld“ ausgestattet (Schillers Werke 1984, S. 107), ansonsten völlig mittellos – gen Paris auf. Obwohl Steuben in Thüringen zur Welt gekommen war, waren seine Verbindungen nach Frankreich und Russland für seinen Lebensweg und seine Karriere bedeutender als diejenigen zu seinem Herkunftsland – dessen Sprache er, laut Wilhelm von Humboldt, zudem kaum beherrschte (Wilhelm und Caroline von Humboldt 1910, S. 328). Das erklärt u.a. auch, warum Steuben trotz seiner Herkunft meist als Vertreter der französischen Schule angesehen wurde (Nagler; Meyer 1867, S. 432f.), obwohl er in frühen Jahren von Dominique-Vivant Denon als Beispiel für die Internationalität des Pariser Salons herangezogen worden war (Paris, AMN a). Entgegen der verbreiteten Behauptung, Steuben habe 1823 die französische Nationalität angenommen, erhielt der Künstler 1831 lediglich das Recht zur Wohnsitznahme in Frankreich. Dieses leitete zu damaliger Zeit das Einbürgerungsverfahren zwar ein, doch blieb Steuben, da keine weiteren administrativen Schritte folgten, zeitlebens und wahrscheinlich sogar, ohne sich selbst darüber klar zu sein, deutscher Staatsbürger (Paris, AN). Aus Weimar brachte Steuben Empfehlungsschreiben von Caroline von Wolzogen sowie Friedrich Schiller an den elsässischen Mediziner Joseph Harbaur mit nach Paris (Wolzogen 1849, S. 222; Goepp 1856, S. 415). Madame de Staël setzte sich mit Briefen an Joseph-Marie de Gérando (Lestrées 1845, S. 269) und an François Gérard für den jungen Künstler ein (Goepp 1856, S. 445f.). Zunächst kam Steuben bei einem Attaché der russischen Gesandtschaft unter (ebd., S. 440). Offensichtlich war eine seiner ersten Anlaufstellen das Atelier von Gé-

Steuben, Carl Wilhelm von

rard, auch wenn er zunächst sporadischer Besucher blieb. Seine Pariser Ausbildung begann bei Robert Lefèvre, in dessen Atelier Steuben in der Porträtmalerei unterrichtet wurde (Anonym 1843, S. 21). Dort lernte er auch seine zukünftige Frau, die Malerin Éléonore Trollé, kennen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Atelier, das er womöglich aufgrund persönlicher Differenzen mit seinem Meister verließ (Lestrées 1845, S. 269), soll er seine Ausbildung bei Pierre-Paul Prud’hon fortgesetzt haben (Anonym 1843, S. 21). Für ein Studium bei Prud’hon und an der École des beaux-arts, letzteres häufig in der Literatur erwähnt, lassen sich jedoch keinerlei Belege finden. Ab 1808 hielt sich Steuben für längere Zeit im Atelier von François Gérard auf. Dieser betrieb kein Lehratelier im eigentlichen Sinne, sondern heuerte junge Assistenten für Zuarbeiten sowie die Mitarbeit an seinen eigenen Gemälden an (Lestrées 1846, S. 270). Der Beitrag Steubens an Gemälden Gérards, wenngleich noch nicht umfassend untersucht, wird in der Forschungsliteratur immer wieder unterstrichen (Bénézit; Kat. Paris 1974, S. 429). Zumindest zeitweilig war der Maler auch im Haus des französischen Meisters untergebracht. Über Gérard lernte Steuben Alexander von Humboldt kennen, der über Jahre hinweg regelmäßiger Gast im Atelier Gérards war und dort unter Steubens Anleitung Unterricht im Zeichnen und Malen nahm (Nelken 1980, S. 80ff.). Die enge Beziehung zwischen Steuben und Humboldt war für die Karriere des Künstlers von entscheidender Bedeutung. Der Gelehrte versorgte den Künstler mit Portrait- und Kopieraufträgen – für sich selbst, seine Verwandten und Freunde (Lerner 2006). Nach der Besetzung von Paris durch die Alliierten 1814 vermittelte Humboldt Steuben Porträtaufträge für die Prinzen Friedrich Wilhelm, Wilhelm und Friedrich Wilhelm Ludwig von Preußen sowie begleitende Militärs. Der privilegierten Nähe zum preußischen Herrscherhaus verdankte Steuben auch Aufträge für drei Kopien nach Raffael. Zusammen mit ähnlichen Arbeiten deutscher Künstler wie Wilhelm → Wach, Carl → Begas und Wilhelm → Ternite wurden die Gemälde für die königlichen Sammlungen angekauft und sind seit 1850 im Raffaelsaal der Orangerie Sanssouci ausgestellt. 1815 wurde Steuben von Alexander I. von Russland ein Stipendium über fünf Jahre in Höhe von 3000 Francs gewährt (Goepp 1856, S. 441). Seine Teilnahme am Pariser Salon begann 1812 mit

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dem vielbeachteten Gemälde Pierre le Grand surpris par la tempête sur le lac Ladoga, das vom französischen Staat für 5000 Francs angekauft und 1814 auf Initiative von Dominique-Vivant Denon von der Gobelin-Manufaktur reproduziert wurde (Salon 1812, Nr. 860; Paris, AMN c). Es folgten auf die Salonteilnahme verschiedene Gemäldekommissionen während des Empire und der Restaurationszeit: 1813 kaufte die Stadt Straßburg das Porträt der Kaiserin Marie-Louise, 1816 erwarb Louis XVIII. das Porträt des Generals Jean-Charles Pichegru und 1817 kaufte der französische Staat Mercure endormant Argus (Kat. Paris 1986, S. 226). Für das von der Préfecture de la Seine in Auftrag gegebene Gemälde Saint Germain distribuant des aumônes wurde Steuben im Salon 1819 mit der Goldmedaille für Historiengemälde ausgezeichnet (Paris, AMN d). Steuben zog mehrere Male innerhalb von Paris um. Als seine Adresse wurde in den 1810er Jahren die Rue Bonaparte 6 bzw. die Rue Saint-Germaindes-Prés 6 angegeben, es folgte ab 1821 die Rue Vaugirard 72 (Bénézit; Salon 1812, Nr. 860). Nach dem Tod seines ehemaligen Lehrers Lefèvre übernahm er 1830 dessen Schülerinnen und Schüler (Anonym 1830, S. 260). Sein Atelier hatte Steuben in der Rue Hautefeuille, damals Nr. 30, eingerichtet. Die Adresse wurde später durch seinen kurzzeitigen Schüler Gustave Courbet verewigt, der hier im Jahr 1855 sein Gemälde Das Atelier des Künstlers schuf (Le Men 2007, S. 88). Obwohl Steuben innerhalb deutscher und russischer Netzwerke verkehrte und sich ab 1844 zehn Jahre lang in Sankt Petersburg aufhielt, bewirkte seine Ausbildung in Paris doch zweifellos seine Aufnahme in französische Künstlerkreise. Dies sollte nicht nur seine Karriere, sondern auch seine Rezeption als französischer Maler bestimmen. Dennoch waren seine Herkunft und die Kontakte, die er während seiner Ausbildungszeit in Paris zu deutschen Kreisen pflegte, wichtig für seine Biographie und seine Rezeption; als Beispiel hierfür kann die Präsentation seines Humboldt-Porträts auf der Berliner Jahrhundertausstellung deutscher Kunst im Jahr 1906 stehen (Kat. Berlin 1906, S. LI).

Werke der Pariser Zeit Porträt Karoline von Wolzogen, um 1808, Verbleib unbekannt (Wolzogen und Neuhaus 1858, S. 147, Anm. 3) | Porträt Napoleon Bonaparte, 1812, Öl/

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Steuben, Carl Wilhelm von

Holz, 31,2 × 24,2 cm, Verbleib unbekannt (Bénézit) | Porträt Alexander von Humboldt, 1812–21, Öl/Lw, 220 × 146 cm, Kriegsverlust (Nelken 1980, S. 82) | Zar Peter der Große im Sturm auf dem Ladoga-See, um 1812, Bleistift auf blauem Papier, 38 × 51 cm, Inv. Nr. MP. 96.6.1, Amiens, Musée de Picardie | Zar Peter der Große im Sturm auf dem Ladoga-See, um 1812, Öl/Lw, 352 × 405 cm, Dépôt du Louvre 7979, Amiens, Musée de Picardie | La belle Ferronière nach Leonardo da Vinci (Schule), vor 1813, Verbleib unbekannt (Humboldt/Humboldt 1880, S. 222) | Porträt der Kaiserin Marie Luise nach François Gérard, 1813, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Vivant Denon 1999, S. 1006; Paris, AMN b) | Porträt Wilhelm Karl August Timm, um 1814, Öl/Lw, 60 × 80 cm, Inv. Nr. GK I 30010, Berlin, SPSG, Jagdschloss Grunewald | Madonna mit dem Schleier nach Raffael, 1814, Öl/Lw, 120 × 90 cm, Inv. Nr. GK I 5803, Potsdam, SPSG, Orangerie Schlosspark Sanssouci | Porträt Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, 1814, Öl/Lw, 65 × 54 cm, Inv. Nr. GK I 2944, Berlin, SPSG, Schloss Charlottenburg | Porträt Prinz Wilhelm von Preußen, um 1814, Öl/Lw, 65 × 54 cm, Inv. Nr. GK I 2967, Berlin, SPSG, Schloss Charlottenburg | Porträt Prinz Friedrich Wilhelm Ludwig von Preußen, 1814, Öl/Lw, 65 × 45 cm, Inv. Nr. GK I 2921, Berlin, SPSG, Schloss Charlottenburg | Karl Friedrich von dem Knesebeck, um 1814, Verbleib unbekannt (Fontane 1998, S. 51) | Porträt August Hedemann, 1815, Verbleib unbekannt (Wilhelm und Caroline von Humboldt in ihren Briefen 1912, S. 73) | Porträt Prinz Friedrich der Niederlande, 1815, Öl/Lw, 65 × 54 cm, Berlin, SPSG, Schloss Glienicke | Porträt Freiherr vom Stein zu Altenstein, 1815, Öl/Lw, 64,5 × 55 cm, signiert: Steube 7bre 1815, Privatbesitz | Porträt Prinz Alexander Suvorov, 1815, Öl/Lw, 74 × 60 cm, Sankt Petersburg, A. Suvorov State Memorial Museum | Madonna della Perla nach Raffael, 1817, Öl/Lw, 144 × 115 cm, Inv. Nr. GK I 5843, Potsdam, SPSG, Orangerie Schlosspark Sanssouci | Saint Germain distribuant les aumônes, um 1818, Öl/Lw, 352 × 390 cm, Paris, Église de Saint-Germain-des-Prés (Salon 1819, Nr. 1047) | Madonna mit dem Fisch nach Raffael, 1818, Öl/Lw, 215 × 158 cm, Inv. Nr. GK I 5795, Potsdam, SPSG, Orangerie Schlosspark Sanssouci | Porträt Jean Charles Pichegru, 1819, Öl/Lw, 207 × 191 cm, Inv. Nr. MV 1219/INV 7992/L 3619, Paris, Musée de l’Armée | Mercure endormant Argus, um 1821, Öl/Lw, 288 × 200, Inv. Nr. 7972,

Paris, Musée du Louvre (Salon 1822, Nr. 1203) | Porträt Alexander von Humboldt, Kriegsverlust | Je zwei Kopien der Porträts von Prinz Wilhelm und Prinz Friedrich Wilhelm Ludwig, Verbleib unbekannt (Mirbach 2006, S. 64) | Porträt Prinz Alexander Suvorov, Kopie für den preußischen König?, Verbleib unbekannt (Berlin, AvH).

Bibliographie ADB, AKL, Bellier, Bénézit, Nagler, Schurr/Cabanne, TB – Anonym, o.T., in: Revue de Paris, Bd. 20, 1830, S. 260 | Anonym, „Foreign Art“, in: The Art Union. A monthly Journal of the Fine Arts, Bd. 3, H. 28, 1841, S. 89 | Anonym, „M. Steuben“, in: L’Artiste, Bd. 4, 5. Ser., 1843, S. 21f. | Anonym, „M. Steuben“ [Nekrolog], in: Revue universelle des arts, Bd. 4, 1856, S. 286–288 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut BörschSupan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1824, Nr. 249; Bd. 2, BAA 1846, Nr. 1796–1798 | Bazin, Germain, Théodore Géricault: le retour à Paris, Paris 1997, S. 105 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 359, 409, Anm. 861–872 | Dictionnaire de la conversation et de la lecture, Paris 1839, Bd. 50, S. 1–5 | Dictionnaire universel des contemporains, Gustave Vapereau (Hrsg.), 2 Bde., Paris 1858, Bd. 2, S. 1618f. | Fontane, Theodor, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Berlin 1998, Bd. 1, S. 51 | Goepp, Edouard, „Steuben. Notice sur sa vie et ses œuvres“, in: Revue française, Bd. 7, 1856, S. 440–448 | Humboldt, Alexander von u. Wilhelm von Humboldt, Briefe Alexander’s von Humboldt an seinen Bruder Wilhelm, Stuttgart 1880, S. 222 | Kat. Berlin 1906: Ausstellung deutscher Kunst aus der Zeit von 1775– 1875 in der Königlichen Nationalgalerie, Ausstellungskat., Vorstand der Deutschen Jahrhundertausstellung (Hrsg.), Nationalgalerie, Berlin 1906, S. LI | Kat. Berlin 1996: Marianne und Germania 1789– 1889: Frankreich und Deutschland: zwei Welten – eine Revue, Marie-Louise Plessen (Hrsg.), Ausstellungskat., Martin-Gropius-Bau, Berlin 1996, S. 199 | Kat. Paris 1974: De David à Delacroix. La peinture francaise de 1774 à 18830, Pierre Rosenberg et al. (Hrsg.), Ausstellungskat., Galeries nationales du Grand Palais, Paris 1974, S. 429 | Kat. Paris 1986: Catalogue sommaire illustré des peintures du musée du Louvre et du musée d’Orsay, Bestandskat., 5 Bde, Paris 1986, Bd. 4, S. 226 | Kat. Paris 1995: Les Années

Steuben, Carl Wilhelm von

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277

Briefen, Anna von Sydow (Hrsg.), 7 Bde., Berlin 1910, Bd. 4, S. 328; Berlin 1912, Bd. 5, S. 73, | Wolzogen, Caroline von, Literarischer Nachlass der Frau Caroline von Wolzogen, 2 Bde., Leipzig 1849, 2. Bd., S. 222 | Wolzogen und Neuhaus, Karl August Alfred von, Geschichte des Reichsfreiherrlich von Wolzogen’schen Geschlechts, Leipzig 1859, Bd. II, S. 147, Anm. 3.

Archivalien Berlin, AvH, Archiv Lenigrader Inst. f. Geschichte. F. der Voroncovs, op. 2, Nr. 390, L1, R, 2 | Paris, AMN a: Paris, AMN, *AA 9, Direction des musées de France, correspondance administrative 1813–1815, fol. 119 [Denon an den Comte de Blacas, 9.6.1814] | Paris, AMN b: Paris, AMN, *AA 9, Direction des musées de France, correspondance administrative 1813–1815, fol. 42–43, N. 2920, 18.8.1813 | Paris, AMN c: Paris, AMN, X-Salons, Salon de 1812, Médailles et listes | Paris, AMN d: Paris, AMN, X-Salons, Salon de 1819 | Paris, AMN e: Paris, AMN, *KK 1–22, Registres des notices des Salons, 1824–1852; *KK 1, Salon de 1824; *KK 2, Salon de 1827; *KK 3, Salon de 1831; *KK 4, Salon de 1833; *KK 5, Salon de 1834; *KK 7, Salon de 1836; *KK 8, Salon de 1837; *KK 9, Salon de 1838; *KK 10, Salon de 1839; *KK 12, Salon de 1841 | Paris, AMN f: Paris, AMN, *KK 23–46; Registres des Salons. Enregistrement des œuvres, 1824–1853, *KK 35, Salon de 1841 | Paris, AMN g: Paris, AMN, *LL 1–5, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux artistes, 1821–1823, 1834–1865, *LL 2, Nr. 720; *LL 3, Nr. 630 | Paris, AN, BB/II/316, Dossiers de naturalisation, 6768 B7, 13.4.1831. David Blankenstein

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Stieler, Joseph Karl

Stieler, Joseph Karl 1781 Mainz – 1858 München Porträtmaler

J. K. Stieler, Selbstporträt, 1806

Künstlerische Laufbahn vor 1798 autodidaktisches Studium der Malerei in Mainz, später Förderung durch den kurfürstlichen Koadjutanten Carl Freiherr von Dalberg; 1798– 1800 Schüler des Hofmalers Christoph Fesel in Würzburg; 1800–1805 Schüler von Heinrich Füger an der Kaiserlich-königlichen vereinigten Akademie der bildenden Künste in Wien; 1805–1807 Studienreise nach Krakau und Warschau; Rückkehr nach Wien; 1807/08 Parisaufenthalt; Schüler von François Gérard; 1808/09 Tätigkeit als Maler in Frankfurt a.M.; 1809–1812 Italienaufenthalt; 1809 Tätigkeit am Mailänder Hof des Vizekönigs Eugène de Beauharnais; 1810 Studienaufenthalt in Rom; 1811 Tätigkeit am neapolitanischen Hof von König Joachim Murat; 1812–1848 Tätigkeit am Hof von König Maximilian I., anschließend von König Ludwig I. sowie König Maximilian II. in München; 1816–1820 Tätigkeit am Wiener Hof; ab 1820 königlich bayerischer Hofmaler in München; 1855 Pensionierung und Einstellung der künstlerischen Tätigkeit

Parisaufenthalt 1807/08 Im Mai 1807 verließ der Maler Joseph Karl Stieler Wien, um via München, die Schweiz und Lyon Paris zu erreichen. Über seinen Aufenthalt in der französischen Hauptstadt hinterließ der seinerzeit prominente und an zahlreichen europäischen Höfen tätige Porträtist nur wenige Aufzeichnungen. Die Dokumente befinden sich in seinem Nachlass (München, BSB), den eine Monographie zu dem Künstler auswertet (Hase 1971). Am 28. August 1807 traf der 25-jährige Stieler gemeinsam mit seinem heute nicht mehr identifizierbaren Schützling namens Carl, den ihm sein Mäzen Carl Freiherr von Dalberg anvertraut hatte, in Paris ein (Hase 1971, S. 15). Stieler erwähnt, dass er 191 Louis d’or mit sich brachte (München, BSB a). Schon bald trat er in den Kreis des bekannten Porträtmalers François Gérard ein, der sich damals auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand und dessen Talent den Deutschen sehr beeindruckte (Hase 1971, S. 38). Neu war für Stieler die Arbeit nach der Natur: „Gérard [war] der erste, welcher mir sagte, daß ich in allen Dingen die Natur vor Augen haben muß. Denn bisher hatte ich in der Wiener Schule gelernt, alles, außer dem Gesicht, aus der Idee zu malen“ (ebd., S. 42). Neben seinem Unterricht führte Stieler Kopierarbeiten im Louvre aus und erhielt verschiedene Aufträge (ebd., S. 15). Wahrscheinlich war er auch mit dem Maler Robert Lefèvre und dem Kupferstecher Charles Clément Bervic bekannt (München, BSB b). Es sind kaum Werke aus Stielers Pariser Zeit erhalten. Überliefert ist allerdings, dass er im Mai 1808 den in Paris weilenden Prinz Wilhelm von Preußen porträtierte und im gleichen Jahr mit zwei Porträts am Pariser Salon teilnahm (ebd.; Salon 1808, Nr. 560–561). Seine Adresse wird in den Salonkatalogen mit Rue de Beaune 5, Hôtel de France angegeben (ebd.). Den wenigen Angaben Stielers zu seiner Ausbildung stehen in seinen Tagebuchaufzeichnungen zahlreiche Einträge über das kulturelle Leben in der französischen Hauptstadt gegenüber. Insbesondere Berichte über Opern-, Konzert-, Schauspiel- und Ballettbesuche sind hier zu finden (München, BSB b). Mit vielen Empfehlungen ausgestattet, fiel Stieler der Einstieg in die Pariser Gesellschaft offensichtlich leicht (Hase 1971, S. 15). Im April und Mai 1808 litt Stieler an einer Augenkrankheit, die seine künstlerischen und gesellschaftlichen Aktivitäten sehr einschränkte (Mün-

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Streckfuß, Karl Wilhelm

chen, BSB b). Aus finanziellen Gründen nahm Stieler Abschied von Paris: „Nach einem 11/2 jährigen Aufenthalt war meine Casse leer und ich mußte alle Herrlichkeit verlassen, um wieder Brot zu suchen, welches ich wohl auch in Paris finden könnte, allein nicht so reichlich, daß ich davon hätte fortstudieren können“ (Hase 1971, S. 16). Am 27. September 1808 verließ er Paris, um in der wohlhabenden Handelsstadt Frankfurt a.M. seine finanzielle Situation zu verbessern (München, BSB a). Nach zehn Monaten begab er sich für längere Zeit nach Italien und übte ab 1812 eine künstlerische Tätigkeit am Münchener Hof aus. Einige Schüler Stielers, darunter Joseph → Bernhardt und Franz Xaver Winterhalter, gingen später ebenfalls nach Paris (Hase 1971, S. 15–16; Uhde-Bernays 1925, Bd. 2, S. 12).

Archivalien

Werke der Pariser Zeit

Künstlerische Laufbahn

Der Heilige Karl, 1808, Verbleib unbekannt (Schickh 1838, S. 1235) | Portrait du frère de l’auteur, Verbleib unbekannt (Salon 1808, Nr. 560) | Portrait de **** représentation en Hébé, déesse de la jeunesse, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 561) | Porträt Metternich, Verbleib unbekannt (München, BSB) | Porträt Fürstin Lapia, Verbleib unbekannt (ebd.).

ab 1832 Studium an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin, u.a. in der Zeichenklasse von Friedrich Wilhelm Herbig; 1836–1839 Studium an der Königlich-Preußischen Akademie der Künste Düsseldorf bei Carl Sohn; 1838–1892 regelmäßige Teilnahme an den Berliner AkademieAusstellungen; 1840 Rückkehr nach Berlin; eigenes Atelier in der Mohrenstr. 15; Porträtaufträge; 1842/43 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Paul Delaroche; 1843/44 Italienaufenthalt (Rom und Süditalien), anschließend Rückkehr nach Berlin; 1845 dreimonatiger Aufenthalt in den Alpen; 1847/48, 1858–1862 Vorsitzender des Vereins Berliner Künstler; 1849/50 Aufenthalt in der westpreußischen Provinz; Tätigkeit als Porträtmaler; 1858 Erscheinen seines Lehrbuch der Perspektive; in den 1860er Jahren Beiträge zur Perspektive in den Dioskuren; ab 1868 Lehrer für Perspektive an der Zeichenschule des Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen in Berlin; 1876/77 Stellvertreter des Lehrers im Fach Perspektive Carl Wilhelm → Pohlke an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste Berlin; ab 1877 dessen Nachfolger; 1879 Teilnahme an der Weltausstellung in Sydney

Bibliographie ADB, Bénézit, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1780–1840, München 1971, S. 12, 74, 77–79, 355, 414, Anm. 1005–1011, S. 448, 466, Anm. 309–311 | Busse, Joachim, Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1977, S. 1200 | Hase, Ulrike von, Joseph Stieler, 1781–1858: sein Leben und sein Werk, München 1971 | Landon, Charles Paul, Annales du musée et de l’école moderne des beaux-arts, Paris 1808, Bd. 2, S. 112 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1808–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1808, Nr. 560–561 | Schickh, Johann, „Gallerie einiger in München lebender Künstler“, in: Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, 27.12.1838, S. 1235 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 277 | UhdeBernays, Hermann, Münchner Malerei im 19. Jahrhundert, München 1925, Bd. 2, S. 12.

München, BSB a: München, BSB, BF000090447, Nachlass Joseph Karl Stieler [Abrechnungsheft für Jahre 1805–1811] | München, BSB b: München, BSB, BF000090447, Nachlass Joseph Karl Stieler [Reisepass; Tagebuchaufzeichnungen von der Reise nach Paris 13.4.–5.6.1807]. Tino Mager

Streckfuß, Karl Wilhelm 1817 Merseburg – 1896 Berlin Historien-, Porträt-, Genre- und Landschaftsmaler

Parisaufenthalt 1842/43 Karl Wilhelm Streckfuß war der Sohn des preußischen geheimen Oberregierungsrats Adolf Friedrich Karl Streckfuß, der auch als Schriftsteller tätig war

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Streckfuß, Karl Wilhelm

und u.a. Dantes Göttliche Komödie übersetzte. Nach einer ersten Ausbildung an der Berliner Kunstakademie, an die sich ein dreijähriges Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie anschloss (TB; Düsseldorf, HStA), reiste der Maler 1842 nach Paris. Über seinen Aufenthalt in der französischen Metropole ist wenig bekannt. Mehrere Lexikoneinträge, ein im Archiv der Akademie der Künste Berlin aufbewahrter Lebenslauf sowie die Werke Käte Gläsers erwähnen die Zeit des Künstlers in Frankreich. Die unveröffentlichte Biographie seines Sohnes Karl Streckfuß bildet die insgesamt umfangreichste Quelle zum Leben und Werk des Malers (TB; Nagler; Boetticher; Müller 1882; Berlin, PrAdK; Gläser 1929; dies. 1932; Streckfuß 1946). Als Streckfuß in Paris eintraf, war er 24 Jahre alt. Er erreichte die Stadt „wohlversehen“ mit einem „Empfehlungsschreiben [Alexander von] Humboldt’s an Delaroche und Einführungen bei Rothschild“ (ebd., S. 10). Bald nach seiner Ankunft scheint Streckfuß in das Atelier des Historienmalers eingetreten zu sein. Bereits im Oktober soll Delaroche gegenüber Humboldt geäußert haben, dass er mit seinem Schüler sehr zufrieden sei (ebd., S. 10; TB; Berlin, PrAdK). Unmittelbares Zeugnis des Studiums bei Delaroche ist ein Sammelporträt von Streckfuß, das 15 Schüler von Delaroche zeigt. Ihre Namen sind laut Käte Gläser, die das heute verschollene Gemälde in den 1930er Jahren in Berliner Privatbesitz entdeckte, auf den Ecken des Bildes angegeben: „Löffler, Meder, Maron, Jacobi, von Berdelle, Camille le Moine, von Nieber, Walthar, Desire Henry, Grabinski, Flatters, Wodik, Coninx, Bendix, Streckfuß“ (Gläser 1929, S. 77). Dies belegt, dass Streckfuß im Atelier von Delaroche nähere Kontakte zu seinen deutschen Malerkollegen Ludwig → Löffler, Johann Heinrich → Jacobi, Johann Baptist → Berdellé, Richard Edmund Flatters, Edmund → Wodick, Leopold → Bendix und zu dem Polen Edmund Meder unterhielt (ebd.; dies. 1932, S. 64). Da es sich vorwiegend um Künstler handelt, die wie Streckfuß an der Düsseldorfer Akademie studiert hatten, ist anzunehmen, dass der Maler sie zum Teil bereits aus Deutschland kannte. Ein weiteres Gemälde von Streckfuß zeigt Das Atelier des Künstlers in Paris (Taf. XXII). Das Motiv lässt darauf schließen, dass der Künstler während seines Aufenthalts ein eigenes Atelier unterhielt. Darüber hinaus sind nur vereinzelte Werke aus der Pariser Zeit bekannt, zu denen u.a. einige Ölstudien zählen

(Streckfuß 1946, S. 10). Ein Eintrag im Register der Kopisten des Musée du Louvre im April 1842 beweist zudem, dass Streckfuß schon kurz nach seiner Ankunft im Museum nach Gemälden kopierte; die im Register angegebene Adresse des Künstlers lautet Rue de La Harpe 62 (Paris, AMN). Im Sommer 1843 verließ Streckfuß die französische Hauptstadt, um nach Rom weiterzureisen (Noack 1927, S. 583). Im darauffolgenden Jahr wurde er in Berlin ansässig (Streckfuß 1946, S. 10; Berlin, PrAdK). Obwohl er mit Historiengemälden Aufsehen erregte und sich auch der Porträtmalerei widmete, wandte er sich ab Mitte der 1850er Jahre der Landschaftsmalerei zu (Kunstreich 1965, S. 256; Boetticher). Zahlreiche Studienreisen führten ihn u.a. nach Kiel, die Umgebung von Stettin und nach Dänemark (Kunstreich 1965, S. 255–259; Kat. Berlin 1978, S. 40–41; Kat. Kopenhagen 1982, S. 168). Zudem widmete er sich mathematischen Perspektivkonstruktionen, veröffentlichte im Jahr 1858 ein Lehrbuch der Perspektive und erfand in den folgenden Jahren verschiedene Werkzeuge zum perspektivischen Zeichnen (Streckfuß 1858). Auf eine Tätigkeit als Lehrer im Fach Perspektive folgte 1877 die Berufung zum Professor an der Berliner Kunstakademie (Streckfuß 1946, S. 17, 32–33; Berlin, PrAdK).

Werke der Pariser Zeit 15 Schüler von Delaroche in Paris, 1843, Öl/Lw, 63 × 80 cm, verschollen, zuletzt in Berliner Privatbesitz [laut Gläser oben auf den abgerundeten Ecken des Bildes auf der Streckleinwand die Angabe folgender Namen: „L. Löffler, Meder, Maron, Jacobi, von Berdelle, Camille le Moine, von Nieber, Walthar, Desire Henry, Grabinski, Flatters, Wodik, Coninx, Bendix, Streckfuß“; „15 Köpfe auf einer Leinwand, seine Delaroche Collegen und ihn – im Halbdunkel – darstellend, signiert: fecit Paris 1843“ (Streckfuß 1946, S. 10; Gläser 1929, S. 77)] | Das Atelier des Künstlers in Paris, um 1843, Leinwand auf Pappe aufgezogen, 31 × 37 cm, Inv. KM 42/1921, Berlin, Stiftung Stadtmuseum (Taf. XXII) | Parc Luxembourg, Ölstudie, Verbleib unbekannt (Streckfuß 1946, S. 10) | Blick über die Dächer von Paris, Ölstudie, Verbleib unbekannt (ebd.) | Blick auf eine Hinterhausfront, Bleistiftskizze, Verbleib unbekannt (ebd.).

Ternite, (Friedrich) Wilhelm

Bibliographie Boetticher, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen, 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, 1838, Nr. 818; 1839, Nr. 855; 1840, Nr. 768–771; 1842, Nr. 970–973; 1844, Nr. 1022–1025; 1846, Nr. 903–911; 1848, Nr. 1040–1046 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten, Berlin 1929, S. 77 | Dies., Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, S. 64 | Kat. Berlin 1929: Hundert Jahre Berliner Kunst im Schaffen des Vereins Berliner Künstler, Ausstellungskat., Verein Berliner Künstler, Berlin 1929, S. 176 | Kat. Berlin 1978: Zeichnungen und Aquarelle deutscher Meister 1750 bis 1900. Aus den Sammlungen der Stiftung Pommern, Kiel, Helmut Börsch-Supan (Bearb.), Ausstellungskat., Schloss Charlottenburg, Berlin 1978, S. 40–41 | Kat. Kopenhagen 1982: Vor hundert Jahren: Dänemark und Deutschland 1864– 1900. Gegner und Nachbarn, Jens Christian Jensen (Hrsg.), Ausstellungskat., Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Berlin 1982, S. 168 | Kunstreich, Jan S., Wilhelm Streckfuss, ein Gast an der Kieler Förde, Nordelbingen 1965 | Müller, Hermann Alexander, Biographisches Künstlerlexikon der Gegenwart, Leipzig 1882, S. 509 | Noack, Friedrich, Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, 2 Bde., Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 583 | Streckfuß, Karl, Carl Wilhelm Streckfuss 1817–1896. Versuch eines Lebensbildes, Berlin 1946 (unpubliziertes, maschinengeschriebenes Dokument, Berlin, Stiftung Stadtmuseum) | Streckfuß, Wilhelm, Lehrbuch der Perspective: für den Selbst-Unterricht bearbeitet, Breslau 1858.

Archivalien Berlin, PrAdK 1526, Lehrer der königlichen Akademie der bildenden Künste, fol. 53 [Lebenslauf Streckfuss] | Düsseldorf, HStA NRW, Reg. Düss. Präs. Büro, Bd. 1558, fol. 147v., 164v., 174v., 193v. [Schülerlisten Kunstakademie Düsseldorf] | Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 7, Nr. 1267. Lisa Hackmann

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Ternite, (Friedrich) Wilhelm 1786 Neustrelitz – 1871 Berlin Porträt- und Miniaturmaler, Lithograph

Künstlerische Laufbahn 1803 Zeichenunterricht an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste bei Friedrich Weitsch, ab 1804 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; Rückkehr nach Neustrelitz; ab 1810 Förderung durch Friedrich Wilhelm III. von Preußen; 1810–1813 Aufenthalt in Berlin und Potsdam; 1813 Teilnahme an den Befreiungskriegen in preußischen Diensten; 1814–1823 Parisaufenthalt; Studium und Ausbildung in den Ateliers von JacquesLouis David und Antoine-Jean Gros; 1823 Rückkehr nach Berlin; im Herbst Begleitung des Grafen Gustav Adolf von Ingenheim auf dessen Reise nach Italien; 1823–1825 Aufenthalt in Rom und Neapel; ab 1826 Aufseher der königlichen Kunstwerke (Inspektor der Bildergalerie) in Potsdam; Tätigkeit vor allem als Porträtmaler

Parisaufenthalt 1814–1823 Obwohl Wilhelm Ternite seine Werke jahrzehntelang auf der Berliner Akademie-Ausstellung zeigte und Inspektor der Potsdamer Bildergalerie war, ist der Maler heute weitgehend vergessen. Außer in Publikationen zur Kunst in Berlin und Potsdam (Gläser 1932; Lacher 2004; Helvig 1829; Friedlaender 1880) sowie einigen Nachschlagewerken (ADB, DBE, Nagler, TB) findet sich sein Name in der Literatur zu Zeitgenossen wie z.B. August Wilhelm Schlegel (Briefe von und an August Wilhelm Schlegel 1930; Sulger-Gebing 1897) und Johann Wolfgang Goethe (Goethe 1890; ders. 1897; ders. 1908; ders. 1999); eine Monographie zu dem Künstler existiert nicht. Als die preußische Königin Luise in ihrer Heimat bei Neustrelitz, aus der auch Ternite kam, starb, zeichnete er sie am Totenbett. Hierdurch gewann der aus einfachsten Verhältnissen stammende Ternite das Wohlwollen von Ehemann und Sohn der Toten. Dieses führte ihn bald auch nach Paris. Als Kriegsfreiwilliger zog der 28-Jährige mit den

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Ternite, (Friedrich) Wilhelm

preußischen Truppen im März 1814 in die französische Hauptstadt ein. Von König Friedrich Wilhelm III. und Karl August Friedrich von Hardenberg sah er sich dort „zur Auffindung und Bestimmung des sämtlichen Preußischen Kunsteigenthums“ beauftragt (Berlin, GStA PK a, fol. 8). Offiziell waren jedoch die Hofbeamten Ernst Friedrich Bußler und Jean Henry mit dieser Aufgabe betraut. Wilhelm von Humboldt wies den Vorschlag zurück, ihnen Ternite als Kunstkenner beizuordnen. Der Maler hatte sich zusammen mit Philipp → Franck unterzuordnen und wurde zu kaum mehr als Packdiensten herangezogen (Jean Henry 2001, S. 24, 34). Der preußische Gesandte Karl von der Goltz empfahl, einen anderen Sachverständigen zu schicken, da Ternite kaum Französisch sprach und sich unzuverlässig zeigte (Berlin, GStA PK h; Jean Henry 2001, S. 120). Dafür wurde Ternite auf Anordnung von Hardenbergs 1814 nach Sèvres in die Manufaktur geschickt, um dort für die Berliner Porzellanmanufaktur „die besten und neuesten Formen“ zu zeichnen (Berlin, GStA PK a, fol. 10). Parallel dazu versuchte sich Ternite als Agent im Gemäldehandel. Bereits kurz nach seiner Ankunft in Paris kaufte er „auf Allerhöchsten Befehl“ ein Gemälde von Raffael an, das sich später als alte Kopie herausstellte (Berlin, GStA PK e). Eine Beteiligung beim Ankauf der Gemäldesammlung Giustiniani 1814 in Paris (Raczynski 1841, S. 134), an dem Franck beteiligt war, ist hingegen nicht nachweisbar. Wohl als die Marienkrönung von Fra Angelico öffentlich ausgestellt war, kopierte er sie in mehreren Zeichnungen im Louvre (Berlin, GStA PK a, fol. 16). Nach einem Monat im Atelier von JacquesLouis David (Paris, ENSBA a) wünschte Ternite, durch eine weitere Ausbildung in Paris „die verlohrenen Jahre, durch angestrengten Fleiß und Studium einzufahren“ (Berlin, GStA PK a, fol. 10v.). Ternites Bezugsperson und Fürsprecher im Umkreis des Königs, Kabinettsrat Daniel Ludwig Albrecht, schaltete daraufhin Alexander von Humboldt ein, der dem Maler Kontakte zu Pariser Künstlerkreisen verschaffen sollte (ebd., fol. 13). Humboldt hielt Ternite für talentiert, nachdem er dessen Zeichnungen nach Fra Angelicos Die Krönung Mariä gesehen hatte. Diese waren im Louvre entstanden, durch den Ternite bereits zuvor einen preußischen Staatsrat geführt hatte (Abeken 1908, S. 202). Humboldt empfahl Ternite „eine tägliche regelmäßige Arbeit in einer Werkstatt“ zusammen mit anderen Künst-

lern. So bekomme er Vergleichsmöglichkeiten und könne auch im Auge behalten werden. Falls er später ins Atelier von Guérin wechseln oder in der École des beaux-arts Aktzeichnen wolle, sicherte ihm Humboldt seine Hilfe zu (Berlin, GStA PK a, fol. 16v–17). Ab Mitte April 1815 arbeitete Ternite nach längerer Krankheit wieder einen Monat im Atelier von David. Aufgrund der alliierten Feldzüge gegen Napoleon reiste er vermutlich im Mai nach Berlin, um seinen Militärpflichten nachzukommen. Zurück in Paris (Berlin, GStA PK i), studierte er ab September bei Antoine-Jean Gros (Paris, ENSBA a), der Davids Atelier nach dessen Exil übernommen hatte. Mit Hilfe von Humboldt bemühte er sich bei den preußischen Behörden erfolgreich um eine Verlängerung seines Aufenthalts. Gros selbst meinte, dass Preußen „diesen jungen Mann noch wenigstens 1 Jahr oder 15 Monathe unter seinen Händen lassen müsse; daß er nach dieser Zeit als einer der vorzüglichsten Portraitmahler in einem großen Genre nach Berlin zurückkehren werde; wolle man ihn aber noch länger als diese 15 Monathe hier lassen, so könne auch ein braver Historienmahler aus ihm werden“ (Berlin, GStA PK a, fol. 27). Zwei auf Gros’ Rat ausgewählte Kopfstudien schickte Ternite, der in der französischen Presse auch als „dessinateur“ (Anonym 1818, S. 1) rezipiert wurde, dem preußischen König. Im Jahr 1817 gelang es Ternite, seine Zeichnungen nach Fra Angelico als Kupferwerk herauszugeben (Ternite/Schlegel 1817). „Aus Gefälligkeit“ verfasste August Wilhelm Schlegel den Kommentar (Briefe von und an August Wilhelm Schlegel 1930, Bd. 1, S. 314; Bd. 2, S. 139f.), was den Erfolg des Werkes garantierte. Die von Schlegel getadelte französische Übersetzung stammte vom Verleger und preußischen Legationsrat Schöll, der bereits zuvor einen Stich von Ternite publiziert hatte (Svinin 1814, Titelblatt). Wie lange Ternites malerische Ausbildung in Paris dauerte, ist unklar. Möglicherweise blieb er bis 1823 im Atelier von Gros (Anonym 1823, S. 682f.). Im Jahr 1818 besuchte er, vielleicht auf fremde Anregung hin, seinen ehemaligen Lehrer David im Brüsseler Exil (Paris, ENSBA b). Als sich Sulpiz Boisserée im November 1820 in Paris aufhielt, traf er Ternite mehrere Male (Boisserée 1978, S. 129, 685–691). Auch an der Fürsprache für Eduard → Rosenfeld 1821 war Ternite beteiligt (Ber-

Ternite, (Friedrich) Wilhelm

lin, GStA PK d). Anfang November 1818 stellte er genau wie Carl → Begas, mit dem er bei Gros studierte, dem preußischen König beim Aachener Kongress seine Arbeiten vor. Am 18. November 1818 erhielt er 200 Dukaten für seine Arbeit Gegend von Paris wo die Schlacht am 29. März 1814 geliefert und eine Kopie nach Raffaels Spasimo di Sicilia (Berlin, GStA PK a, fol. 35). Diese gab den Ausschlag für den Auftrag zu einer weiteren Raffael-Kopie: den Erzengel Michael im Louvre. Ternites Wunsch, nach Italien zu reisen und die Einlösung der mündlichen Zusicherung des Galerieinspektorpostens in Potsdam durch Friedrich Wilhelm III. (ebd., fol. 37) wurden 1818 abgelehnt. Stattdessen verlängerte man seinen bezahlten Urlaub (ebd., fol. 38). War hier noch von der Fortsetzung seiner Ausbildung die Rede, gründeten sich Ternites Bitten um die Finanzierung seines Aufenthalts in Paris seit 1819 nur noch auf die notwendige Vollendung seiner Gemälde. Dabei brachte Ternite nicht nur Alexander von Humboldt in Verlegenheit, sich immer wieder für ihn einzusetzen. Auch der preußische Gesandte von der Goltz war verärgert über den Maler und seinen „Mißbrauch der ihm zweimahl nur mit der größten Mühe […] verschafften Erlaubniß“, ein Raffael-Gemälde im Louvre zum Kopieren in einen separaten Raum bringen zu dürfen (ebd., fol. 55v.; Paris, AMN a). Ternite hingegen schob die Schuld dafür, dass er Kopien nicht fristgerecht fertigstellte, auf von der Goltz, der um zu wenig Verlängerung gebeten habe, sowie auf das trübe Wetter (Berlin, GStA PK a, fol. 62), den Ausfall seiner Modelle aufgrund von Krankheit und fehlerhaftes Malmaterial (ebd., fol. 82; Nagler). Die finanziellen Nöte, in die sich Ternite in Frankreich u.a. durch seine Gemäldespekulationen immer wieder brachte (Berlin, GStA PK a, fol. 47v– 48), bestärkten die preußischen Behörden in der Meinung, dass Ternites „längerer Aufenthalt in Paris für ihn ohne allen Vortheil hinsichtlich der Kunst, wohl aber von [v.] großem Nachtheile für ihn in anderer Hinsicht seyn dürfte“ (ebd., fol. 86). Tatsächlich präsentierte Ternite nach seiner Rückkehr nach Berlin Anfang 1823 eine Liste seiner auf über 10000 Francs angewachsenen Schulden (ebd., fol. 94). In Italien sah der Künstler sich geläutert: Er werde nun arbeiten und sparen (ebd., fol. 121).

Werke der Pariser Zeit Porträt des Generals Alexandre Moreau auf dem Totenbett, Stichvorlage, Verbleib unbekannt (Svinin

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1814, Frontispiz) | Die Krönung Mariä nach Fra Angelico, 1814–1815, 15 Zeichnungen, Verbleib unbekannt (Becker 1971, S. 423; Ternite/Schlegel 1817) | Spasimo di Sicilia, Teilkopie nach Raffael, um 1816, 318 × 229 cm, Verbleib unbekannt (BAA 1826, Nr. 1051) | Zwei nach der Natur 1817 zu Paris gemalte Köpfe, 1817, Verbleib unbekannt (Becker 1971, S. 360, 423; BAA 1826, Nr. 1049f.) | Gegend von Paris wo die Schlacht am 29. März 1814 geliefert, vor 1818, Verbleib unbekannt (Berlin, GStA PK a, fol. 35) | Spasimo di Sicilia, Teilkopie nach Raffael, vor November 1818, Skizze, Verbleib unbekannt (BAA 1826, Nr. 1052) | Erzengel Michael nach Raffael, um 1818–21, Öl/Lw, 268 × 160 cm, Inv. Nr. GK I 5820, Potsdam, SPSG, Orangerie Schlosspark Sanssouci (Nagler 409; BAA 1822, Nr. 249; Berlin, GStA PK f; Berlin, GStA PK a, fol. 79) | Johannes der Täufer, das Kreuz an die Brust drückend, 1819–23, Verbleib unbekannt (Nagler; ev. BAA 1824, Nr. 574; Becker 1871, S. 423f.; Berlin, GStA PK f; Berlin, GStA PK a, fol. 99) | Zeichnung des Porträts auf dem Abendmahl von Schoreel, vor November 1820, Verbleib unbekannt (Boisserée 1978, S. 691) | Erzengel Michael, Teilkopie nach Raffael, vor März 1823, Verbleib unbekannt (Berlin, GStA PK f) | Madonna di Foligno nach Raffael, vor 1823, 288 × 189 cm, Verbleib unbekannt (ev. Verwechslung mit gleichnamiger Arbeit von Senff; ev. Berlin, GStA PK a, fol. 39) | o.T. nach Luini, 1823, Verbleib unbekannt (BAA 1826, Nr. 1053) | 23 Zeichnungen nach Kunstgegenständen aus der Porzellanmanufaktur Sèvres (Vasen, Schalen, Tassen etc.), Verbleib unbekannt (Berlin, GStA PK k; Berlin, GStA PK a, fol. 12).

Bibliographie ADB, DBE, Nagler, TB – Abeken, Hedwig, Hedwig von Olfers, geb. von Staegemann 1799–1891. Ein Lebenslauf, 2 Bde., Berlin 1908, Bd. 1, S. 202 | Anonym, o.T., in: Journal des Débats politiques et littéraires, 11.9.1818, S. 1f. | Anonym 1823a: Anonym, o.T., in: Revue encyclopédique, ou analyse raisonnée des productions les plus remarquables dans la politique, les sciences, l’industrie et les beaux-arts, 5. Jg., Bd. 17, Januar 1823, S. 682f. | Anonym 1823b: Anonym, „Malerey“, in: Kunst-Blatt, 38. Jg, 10.05.1823, S. 152 | Anonym, „Persönliches“, in: Kunst-Blatt, 15. Jg., 1834, S. 264 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971,

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Ternite, (Friedrich) Wilhelm

Bd. 1, BAA 1804, Nr. 394, 396, 583; BAA 1810, Nr. 359–361; BAA 1822, Nr. 249; BAA 1824, Nr. 574; Bd. 2, BAA 1826, Nr. 515, 516; BAA 1828, Nr. 464–484; BAA 1830, Nr. 1195–1198; BAA 1832, Nr. 688–690; BAA 1834, Nr. 789–791; BAA 1836, Nr. 964–970; BAA 1838, Nr. 826–830; BAA 1842, Nr. 988–990; BAA 1844, Nr. 1045–1048; BAA 1850, Nr. 769, 770 | Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 69, 71, 360, 423f. | Boisserée, Sulpiz, Tagebücher, 1808–1823, Hans-J. Weitz (Hrsg.), 5 Bde., Darmstadt 1978, Bd. 1, S. 129, 625–631 | Briefe von und an August Wilhelm Schlegel, Josef Körner (Hrsg.), 2 Bde., Zürich u.a. [1930], Bd. 1, S. 314; Bd. 2, S. 139f. | Brieger, Lothar, Das Pastell. Seine Geschichte und seine Meister, Berlin 1921, S. 336–339 | Bußler, Robert, Der Rafael-Saal. Verzeichniß der im Königlichen Orangeriehause zu Sans-Souci […] aufgestellten Copien nach Gemälden von Rafael Sanzio, Nachdr. der 2. Auflage [1861], Potsdam 1983, S. 8f., 47, XIV | Degering, Hermann, „Französischer Kunstraub in Deutschland 1794– 1807“, in: Internationale Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik, 11. Jg., H. 1, 1916, Sp. 1– 48 | Eckardt, Götz, Die Bildergalerie in Sanssouci. Zur Geschichte des Bauwerks und seiner Sammlungen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Halle 1971 (unpublizierte Diss.), S. 70, 89, 91–94, 188f., 198 | Friedlaender, J., „Die Königlichen Kunst- und Alterthums-Sammlungen bis zum Jahre 1830“, in: Zur Geschichte der Königlichen Museen in Berlin. Festschrift zur Feier ihres 50jährigen Bestehens am 3. August 1880, Berlin 1880, S. 20 | Gläser, Käte, Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, S. 52f., 72, 132 | Goethe, Johann Wolfgang, Goethe’s Gespräche, Woldemar von Biedermann (Hrsg.), 10 Bde., Leipzig 1890, Bd. 8, S. 287 | Ders., Tagebücher, Weimar 1897, Bd. 9, S. 11 (Weimarer Ausgabe, 3. Abt.) | Ders., Briefe, Weimar 1908, Bd. 43, S. 43– 112 (Weimarer Ausgabe, 4. Abt.) | Ders., Ästhetische Schriften 1824–1832. Über Kunst und Altertum V– VI, Anne Bohnenkamp (Hrsg.), Frankfurt a.M. 1999, S. 375–381 (Sämtliche Werke, Abt. I, Bd. 22)| Hagen, A., „Ueber Abbildungen altitalienischer Gemälde“, in: Archiv für die zeichnenden Künste mit besonderer Beziehung auf Kupferstecher- und Holzschneidekunst und ihre Geschichte, 5. Jg., 1859, S. 11 | Helvig, Amalie von, „Ueber die Kunstausstellung zu Berlin, im Oktober 1828“, in: Kunst-Blatt, 10. Jg., H. 20, 9.3.1829, S. 78 | Jean Henry. Journal d’un vo-

yage à Paris 1814, Bénédicte Savoy (Hrsg.), Paris 2001, S. 24, 34, 120 | Kat. Wernigerode 1934: Fuhse, Franz et al., Gesamt-Bildnis-Katalog für Ostfalen, Bestandskat. Stadt Wernigerode: Öffentlicher u. privater Besitz, Berlin 1934, Bd. 1, H. 4, S. 2 | Lacher, Reimar F., „Die Konferenzen der Berliner Kunstakademie 1786–1815 – Annalen des Berliner Kunstalltags“, in: Berliner Klassik. Eine Großstadtkultur um 1800/Online-Dokumente, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften 2004

[Stand: 17.4.2012] | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 134f. | Savoy, Bénédicte, „Peintres berlinois à Paris 1800–1820“, in: Les artistes étrangers à Paris: de la fin du Moyen Âge aux années 1920, Marie-Claude Chaudonneret (Hrsg.), Bern u.a. 2007, S. 164 | Dies., Patrimoine annexé: les biens culturels saisis par la France en Allemagne autour de 1800, 2 Bde., Paris 2003, Bd. 1, S. 164 | Schnorr von Carolsfeld, Julius, Briefe aus Italien, geschrieben in den Jahren 1817 bis 1827, Gotha 1886, S. 301 | Svinin, Pavel Petrovitch, Détails sur le Général Moreau et ses derniers momens, Paris 1814, Titelblatt | Sulger-Gebing, Emil, Die Brüder A.W. und F. Schlegel in ihrem Verhältnisse zur bildenden Kunst, München 1897, S. 170f., 181 | Ternite, Wilhelm u. August Wilhelm Schlegel, Mariä Krönung und die Wunder des Heiligen Dominicus, Paris 1817 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 288 | Tripier Le Franc, Justin, Histoire de la vie et de la mort du Baron Gros, le grand peintre, Paris 1880, S. 592

Archivalien Berlin, GStA PK a: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 89 Geh. Zivilkabinett Nr. 19810, Unterstützungen und Korrespondenzen, Ternite betreffend: fol. 8 [Ternite an Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Brief vom 29.5.1814]; fol. 10f. [Ternite an Friedrich Wilhelm III., Brief vom 12.12.1814]; fol. 13 [Daniel Ludwig Albrecht an Alexander von Humboldt, Brief vom 24.12.1814]; fol. 16f. [Alexander von Humboldt an Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Brief vom 10.1.1815]; fol. 27 [Ternite an Humboldt, Nv. 1816]; fol. 35 [Quittung über 200 Dukaten, gezahlt von Friedrich Wilhelm III. von Preußen an Ternite,

Thomas, Johannes

Aachen, 17.11.1818]; fol. 37 [Ternite an Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Brief vom 8.11.1818]; fol. 38 [Friedrich Wilhelm III. von Preußen an Ternite, 15.11.1818]; fol. 47v.–48 [Ternite an Daniel Ludwig Albrecht, Brief vom 2.9.1830]; fol. 55v. [Ternite an Daniel Ludwig Albrecht, Brief vom 5.11.1821]; fol. 62 [Ternite an Daniel Ludwig Albrecht, Brief vom 6.1.1821]; fol. 82 [Ternite an Friedrich Wilhelm III. von Preußen, 4.5.1822]; fol. 86 [Ternite an Daniel Ludwig Albrecht]; fol. 94 [Ternite, „Verzeichnis meiner schulden“, o.D., Feb.-März 1823]; fol. 121 [Ternite an Daniel Ludwig Albrecht, Brief vom 17.8.1823] | Berlin, GStA PK b: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 76 Kultusmin. I Sekt. 30 Nr. 19 Bd. 1, fol. 4, 17 [Fragment Briefwechsel mit Altenstein aus Paris, 4.11.1817] | Berlin, GStA PK c: Berlin, GStA PK HA I Rep. 76 Kultusmin. Ve Sekt. 17 Abt. VII Nr. 6 Bd. 1, fol. 12 [Altenstein an die Akademie, Brief vom 24.5.1819] | Berlin, GStA PK d: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 89 Geh. Zivilkabinett Nr. 19854, fol. 26 [Bewilligung des Parisaufenthalts und der monatlichen Unterstützung] | Berlin, GStA PK e: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 76 Kultusmin. I Sekt. 30 Nr. 95, fol. 1 [Auftrag zur Begutachtung von Gemälden Raffaels und Kopien, Ternite an Altenstein, Brief vom 28.3.1823] | Berlin, GStA PK f: Berlin, GStA PK, o. fol., BPH Rep. 49 (Friedrich Wilhelm III.) G 15 [Ankaufsverzeichnis der Gemälde Friedrich Wilhelms III] | Berlin, GStA PK g: Berlin, GStA PK, BPH Rep. 113 Nr. 2289 [Anstellung und Beschäftigung von Handwerkern, Künstlern und Lieferanten, Bd. 1, 1812–72] | Berlin, GStA PK h: Berlin, GStA PK, fol. 53v., HA I Rep. 81 Gesandtsch. Paris IX Nr. 14, Auslieferung der nach Frankreich gebrachten Kunstsachen, 1814–19 [Brief an Hardenberg, 7.11.1814] | Berlin, GStA PK i: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 74 Staatskanzleramt L VIII Spez. Nr. 6, Vorschüsse und Förderungen, Ternite betreffend [Ternite an Hardenberg, Brief vom 26.6.1815] | Berlin, GStA PK k: Berlin, GStA PK, HA I Rep. 92 Nl K.A.v.Hardenberg, K 27, fol. 47 [Zeichnungen von Porzellan durch Ternite] | Paris, ENSBA a: Paris, ENSBA, Ms. 321, Papiers du peintre Louis David [État de recette de l’Atelier de Peinture, 1815] | Paris, ENSBA b: Paris, ENSBA, Ms. 317, Lettres de la famille de David, Nr. 5, Mme David an AntoineJean Gros, Brief vom 23.11.1818 | Paris, AMN a: Paris, AMN, P 18, Travail des copistes, cinéma, photographies (autorisations), 1802–1962, 3.9.1815 | Paris, AMN b: Paris, AMN b, P 6, Commandes et

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acquisitions, 1794–1953 | Potsdam, SPSG, nv. 83, Berlin, fol. 118–119 [Königl. Palais [Kronprinzenpalais], 2. Stock, 1822]. Robert Skwirblies

Thomas, Johannes 1793 Frankfurt a.M. – 1863 ebd. Maler und Lithograph

P. V., Johannes Thomas, o.J.

Künstlerische Laufbahn um 1817 Studium an der Zeichenschule des Darmstädter Galerieinspektors Franz Hubert Müller; 1817–1821/22 Parisaufenthalt mit einem Stipendium des Städelschen Kunstinstituts; 1818 Studium im Atelier von Antoine-Jean Gros und vermutlich Jean-Victor Bertin; 1818–1821 Studium an der École des beaux-arts; 1822–1825 Aufenthalt in Rom und

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Thomas, Johannes

Florenz; ab 1825 in Frankfurt a.M. ansässig; 1831 Teilnahme am Pariser Salon

Parisaufenthalt 1817–1821/22 Im November 1817 brach Johannes Thomas, dessen Leben und Werk eng mit seinem Heimatort Frankfurt a.M. verknüpft sind, nach Paris auf. Informationen zu seinem künstlerischen Wirken finden sich in Publikationen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts zur regionalen Kunstgeschichte. Seine Werke wurden zudem auf Ausstellungen in Frankfurt a.M. und in Hessen gezeigt (Kat. Frankfurt a.M. 1881; Kat. Wiesbaden 1936). Thomas reiste zu Fuß nach Paris und wurde dabei von dem gleichaltrigen Frankfurter Künstler Heinrich Friedrich → Höffler begleitet. Beide finanzierten ihre Reise durch ein Stipendium, das ihnen durch das erst wenige Monate zuvor gegründete Städelsche Kunstinstitut gewährt wurde (Gwinner 1862, S. 438f.; Frankfurt, Städel-Archiv a; Beckert 1983, S. 44). Insgesamt erhielten sie „für Studien im Zeichnen und Malen in Paris“ von November 1817 bis Juni 1821 Stipendien von jeweils 1600 Gulden (Frankfurt, Städel-Archiv f). Im Dezember trafen sie in Paris ein (Frankfurt, Städel-Archiv a). Der Inspektor des Städelschen Kunstinstituts, Carl Friedrich → Wendelstadt, der selbst wenige Jahre zuvor in Paris bei David studiert hatte, empfahl den beiden Studenten: „Der Aufenthalt in Paris kann Sie zu Künstlern bilden, wenn Sie sich auf der rechten Bahn fern von aller Manier halten, jede Gelegenheit benutzen, nach der Natur und Antique zu arbeiten und viel componiren, welches leztere unter den jungen Leuten in Paris nur zu oft hinten angesetzt wird“ (Frankfurt, Städel-Archiv i, S. 176). Zu Beginn des Jahres 1818 berichteten die beiden Stipendiaten, dass sie in das Atelier von Antoine-Jean Gros eingetreten waren (ebd.). Dort studierten sie u.a. gemeinsam mit Paul Delaroche und Abel de Pujol (Delestre 1845, S. 489; Weizsäcker/ Dessoff 1909, S. 19). Thomas wechselte anschließend vermutlich in das Atelier von Jean-Victor Bertin (TB). Der Landschaftsmaler bildete in den folgenden Jahren mehrere deutsche Maler aus, u.a. Peter → Feldmann, Eduard → Gaertner, Wilhelm → Zahn und Johann Carl → Baehr. Bertin war bekannt dafür, dass er seine Schüler zum Studium in der freien Natur anregte (Kat. Paris 1996, S. 16). In

Paris befasste sich Thomas mit Farbenlehre sowie mit Perspektive, über die er eine Abhandlung verfasste (Weizsäcker/Dessoff 1909, S. 157). Auch hierzu stammte die Anregung wahrscheinlich von Bertin oder dessen eigenem Lehrer Pierre-Henri de Valenciennes, der Perspektive an der École des beauxarts lehrte (Kat. Paris 2001, S. 112). An eben dieser Schule schrieb sich Thomas im April 1818 ein (Paris, AN a). Als Adresse gab er die Rue du colombier 21 an (ebd.). Seine Teilnahme am schulinternen concours de places um die Sitzverteilung im Klassenraum belegt, dass Thomas bis mindestens 1821 an der École des beaux-arts studierte (Paris, AN b). Anfang Februar 1819 bat das Städelsche Kunstinstitut seine Stipendiaten um Belege bisher angefertigter Arbeiten sowie Mitteilung darüber, „in welchem Genre der Malerey Sie gesonnen sind sich zu werfen“. Es galten hier genaue Vorgaben: Wenn die jungen Künstler z.B. Porträtmaler werden wollten, sollten sie eine akademische Figur, einen Kopf, „der irgend einen benähmten Ausdruck darstellt“, und Skizzen zu Familienporträts einsenden (Frankfurt, Städel-Archiv i, S. 189f.). Weder von Thomas noch von → Höffler scheinen derartige Arbeiten überliefert zu sein. Beide Kunststudenten erhielten ihr Stipendium allerdings nicht nur für ihre Ausbildung. Sie waren außerdem damit beauftragt, in Paris Gipsabgüsse zu besorgen (ebd., fol. 169). Auf diese Weise wurden die jungen Künstler von Ende 1817 bis mindestens 1820 zu Vermittlern und Einkäufern der Frankfurter Gipsabgusssammlung (Frankfurt, Städel-Archiv b–e; Meyer in Vorb.). Ihre Tätigkeit muss den beiden gute Kontakte in der Kunstmetropole verschafft haben. Die Administration des Städelschen Kunstinstituts erwartete nicht nur beste Qualität der Abgüsse, sondern auch, dass jedes Mal Rücksprache mit „H. Gros oder andre[n] anerkannte[n] Kenner[n] oder berühmte[n] Künstler[n]“ vor Ort gehalten wurde (Frankfurt, StädelArchiv i, S. 169). Nach einem kurzen Aufenthalt in Frankfurt im Dezember 1820 war Thomas 1821 wieder in Paris. Im Jahr 1822 reiste er nach Italien, wo er die Bekanntschaft von Johann David → Passavant, Johann Nikolaus Hoff und Ludwig Richter machte (Hoff 1902, S. 1f.). Später kehrte Thomas nach Frankfurt a.M. zurück, wo sich noch heute viele seiner Werke in öffentlichen Sammlungen befinden. Er setzte hier seine Studien am Städelschen Kunst-

Thomas, Johannes

institut fort (Frankfurt, Städel-Archiv h) und war als Landschaftsmaler sowie Zeichenlehrer tätig (Allgemeines Adress-Buch 1839/40). Im Jahr 1831 beschickte Thomas den Pariser Salon mit drei Werken, die landschaftliche Motive aus der Umgebung von Frankfurt zeigten. Vielleicht war Thomas zu diesem Zeitpunkt selbst in der französischen Hauptstadt anwesend, da er im Livret du Salon mit der Pariser Anschrift Rue St. Dominique-d’Enfer 12 verzeichnet ist (Salon 1831, Nr. 1987–1989).

Werke der Pariser Zeit Burg Eltz, um 1830, Öl/Lw, 80 × 100,9 cm, Inv. Nr. 1307, Frankfurt a.M., Städel Museum (Salon 1831, Nr. 1987) | Burg Keisemberg, in der Nähe von Frankfurt am Main, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1989) | Das Siebengebirge, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1988).

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Paris 2001: Paysages d’Italie, Ausstellungskat., Galeries nationales du Grand Palais, Paris 2001, S. 112 | Kat. Wiesbaden 1936: Zwei Jahrhunderte deutscher Landschaftsmalerei, 1700–1900, Ausstellungskat., Nassauisches Landesmuseum, Wiesbaden 1936, S. 52, Nr. 735 | Kirchner, Anton, Ansichten von Frankfurt am Main der umliegenden Gegend und den benachbarten Heilquellen Frankfurt, Frankfurt a.M. 1818, S. 318 | Meyer, Corina, Die Geburt des bürgerlichen Kunstmuseums. Johann Friedrich Städel und sein Kunstinstitut in Frankfurt am Main, Berlin (TU Berlin) (Diss. in Vorbereitung) | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1819–1834, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1831, Nr. 1987–1989 | Weizsäcker, Heinrich u. Albert Dessoff, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main im neunzehnten Jahrhundert. Biographisches Lexikon der Frankfurter Künstler im neunzehnten Jahrhundert, 2 Bde., Frankfurt a.M. 1909, Bd. 1, S. 19; Bd. 2, S. 157.

Bibliographie NDB, TB – Allgemeines Adress-Buch der Freien Stadt Frankfurt, Frankfurt a.M. 1839/1840 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750– 1840, München 1971, S. 361, Anm. 1282–1287 | Beckert, Peter, „Mit Führern und Laternen nachts auf den Feldberg. Kleine Reise ‚ins Gebürge‘, um frische Luft zu holen. Wanderungen im Taunus vor mehr als 150 Jahren“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 225, 28.9.1983, S. 44 | Delestre, JeanBaptiste, Gros et ses ouvrages, ou Mémoires historiques sur la vie et les travaux de ce célèbre artiste, Paris 1845, S. 488–492 | Gwinner, Philipp Friedrich, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main, Frankfurt a.M. 1862, S. 438f. | Hoff, Johann Friedrich, Ein Künstlerheim vor 70 Jahren, Frankfurt a.M. 1902, S. 1–2 | Kat. Frankfurt a.M. 1881: Rittweger, Franz, Catalog der Frankfurter Historischen Kunst-Ausstellung, Ausstellungskat., Frankfurt a.M. 1881, S. 18 | Kat. Frankfurt a.M. 1903: Weizsäcker, Heinrich, Catalog der Gemälde-Gallerie des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt am Main. Die Werke der neueren Meister seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts, Bestandskat., Frankfurt a.M. 1903, S. 78 | Kat. Frankfurt a.M. 1972: Kataloge der Gemälde im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt am Main, Bestandskat., 2 Bde., Ostfildern-Ruit 1972, Bd. 2, S. 433 | Kat. Paris 1996: Corot. 1796–1875, Ausstellungskat., Galeries nationales du Grand Palais, Paris 1996, S. 16 | Kat.

Archivalien Frankfurt a.M., ISG a: Frankfurt a.M., ISG, Nachlassakten 1857/415 | Frankfurt a.M., ISG b: Frankfurt a.M., ISG, Nachlassakten 1873/317 [No. 5, CivilStand der Stadt Frankfurt. Familien-Attestat auf Grund der hiesigen Kirchen- und Standes-Bücher, 29.8.1873] | Frankfurt a.M., Städel-Archiv a: Frankfurt a.M., Städel-Archiv, o. Sign., Protocolle der Administration, Bd. I, 1816–1831, [13.12.1817] | Frankfurt a.M., Städel-Archiv b: Frankfurt a.M., StädelArchiv, o. Sign., Protocolle der Administration, Bd. I, 1816–1831, [24.1.1818] | Frankfurt a.M., StädelArchiv c: Frankfurt a.M., Städel-Archiv, o. Sign., Protocolle der Administration, Bd. I, 1816–1831, [13.7.1819] | Frankfurt a.M., Städel-Archiv d: Frankfurt a.M., Städel-Archiv, o. Sign., Protocolle der Administration, Bd. I, 1816–1831, [18.11.1819] | Frankfurt a.M., Städel-Archiv e: Frankfurt a.M., StädelArchiv, o. Sign., Protocolle der Administration, Bd. I, 1816–1831, [27.12.1819] | Frankfurt a.M., Städel-Archiv f: Frankfurt a.M., Städel-Archiv, X Architekturschule, Faszikel Zeichen-Schule, o. Sign., Verzeichnis der bezahlt wordenen Unterstützungen | Frankfurt a.M., Städel-Archiv g: Frankfurt a.M., Städel-Archiv, o. Sign., Notiz Buch der an junge Künstler verwilligt wordenen Unterstüzungen, S. 2 | Frankfurt a.M., Städel-Archiv h: Frankfurt a.M., Städel-Archiv, o. Sign., Verzeichniss der Schüler des

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Tieck, Christian Friedrich

Staedel’schen Kunst-Instituts. July 1825. Mit I Band Register, darin im Buchdeckel: Verzeichniß einiger älterer Schüler und Hospitanten, welche in den Büchern nicht eingeschrieben sind | Frankfurt a.M., Städel-Archiv, Rechnungskorrespondenzbuch, o. Sign. [S. 169, 15.12.1817; S. 176, 13.3.1818; S. 189f., 1.2.1819] | Paris, AN a: Paris, AN, Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 466 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, Paris, AN, AJ 52 6, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1817–1822, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver [3.10.1820: „bosse“; 7.3.1821, „modèle vivant“]. Frauke Josenhans und Corina Meyer

Tieck, Christian Friedrich 1776 Berlin – 1851 ebd. Bildhauer, Maler, Sammlungsdirektor

den Künste und Mechanischen Wissenschaften; 1793–1850 zahlreiche Teilnamen an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1794 Aufnahme in das Atelier von Johann Gottfried Schadow; 1795 Sieg beim Preisausschreiben der Berliner Kunstakademie zur Verherrlichung des Baseler Friedens mit dem Basrelief Mars und Amor (verschollen); 1797 Abreise nach Italien, unterwegs längere Aufenthalte in Dresden und Wien; aufgrund des Kriegs in Oberitalien Weiterreise nach Paris; 1798–1801 Parisaufenthalt; Schüler von Jacques-Louis David und an der École des beaux-arts; regelmäßige Teilnahme am Rompreis der Académie des beaux-arts; 1801–1805 Aufenthalt in Weimar mit einigen Unterbrechungen; u.a. Anfertigung einer Goethe-Büste (Klassik Stiftung, Weimar) sowie Ausführung der Plastiken für das Weimarer Stadtschloss; um 1804 Ernennung zum Professor durch Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach; 1805–1819 zunächst dreijähriger Aufenthalt in Rom; 1808–1812 Rückkehr nach Deutschland, dann 1812–1818 Aufenthalt in Carrara; gemeinsames Atelier mit dem Bildhauer Christian Daniel Rauch; 1819 Rückkehr nach Berlin; mit Rauch Gründung einer staatlichen Bildhauerwerkstatt; Aufnahme als Professor und ordentliches Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste; 1829–1849 wesentliche Beteiligung an der Restaurierung der Antikensammlung für das neugegründete Königliche Museum, 1830 Ernennung zum Direktor der Skulpturensammlung; 1839–1849 Vizedirektor der Königlich Preußischen Akademie der Künste

Parisaufenthalt 1798–1801

C. F. Tieck, Selbstbildnis, um 1805/06

Künstlerische Laufbahn 1789–1794 in Berlin Bildhauerlehre bei Christian Friedrich Heinrich Sigismund Bettkober; um 1791 Schüler an der Königlichen Akademie der Bilden-

Friedrich Tieck hielt sich seit Anfang des Jahre 1798 zur Fortsetzung seines Studiums in Paris auf. Der dreieinhalbjährige Lehraufenthalt des Bildhauers und Malers ist in seinen wichtigsten Abschnitten in zwei Monographien dargestellt, die Edmund Hildebrand und Bernhard Maaz zu dem Künstler verfasst haben (Hildebrandt 1906; Maaz 1995). Die Quellen, die Tiecks Pariser Lehrjahre in ihrer Gesamtheit dokumentieren, sind bislang nur unvollständig erschlossen. Zu nennen ist hier v.a. Tiecks Briefwechsel mit seinen Geschwistern Ludwig Tieck und Sophie Bernhardi, der heute in Dresden verwahrt wird (Dresden, SLUB, App. 273) und zum Teil innerhalb der in Vorbereitung befindlichen HistorischKritischen Ausgabe des Briefwechsel Ludwig Tiecks

Tieck, Christian Friedrich

berücksichtigt werden wird. Die Pariser Briefe von Tieck an seinen Bruder sind kürzlich partiell ausgewertet worden (Joachimsthaler 2012). Tieck hatte im Jahr 1795 mit der erfolgreichen Teilnahme an einem Preisausschreiben der Berliner Kunstakademie eine Reiseunterstützung für Italien erhalten. Die Reise, die der 21-jährige Bildhauer zusammen mit den Berliner Freunden Wilhelm von Burgsdorff und Wilhelm von Humboldt schließlich im Juni 1797 antrat, verlief jedoch kompliziert: Aufgrund des Kriegs in Oberitalien mussten sie in Wien ihre Reisepläne ändern und entschieden sich, gemeinsam nach Paris zu fahren. An der deutschfranzösischen Grenze mussten Tieck und Burgsdorff wochenlang auf ihre Pässe warten, bevor sie am 4. Januar 1798 schließlich die französische Hauptstadt erreichen konnten und Tieck zunächst ein Quartier bei dem deutschen Arzt Carl Grapengießer bezog (Dresden, SLUB a). Unmittelbar nach seiner Ankunft tauchte Tieck in das akademische Leben der Stadt ein: „Um 4 Uhr ohngefähr gingen wir, ich und Burgsdorf, zu Humboldt, und fuhren bald darauf zu einer öffentlichen Sitzung des Institut National, der jetzigen Akademie aller Künste“ (ebd.). Durch die Vermittlung Wilhelm von Humboldts lernte Tieck außerdem den Bildhauer und Rektor der Pariser Kunstakademie Augustin Pajou kennen, der ihn gemeinsam mit Humboldt durch den Louvre führte (Dresden, SLUB b). Die erste Pariser Arbeit, eine Bildnisbüste von Caroline von Humboldt, hat Tieck nach eigener Auskunft Pajou gezeigt, der sie daraufhin „gelobt und gründlich corrigirt“ habe (Dresden, SLUB b, vgl. auch Maaz 1995, S. 259). Die Aufnahme in die École des beaux-arts erfolgte zehn Tage nach Tiecks Ankunft in der französischen Hauptstadt, wo er am 14. Januar 1798 mit dem Maler Piat-Joseph Sauvage als Bürgen in die Schülerliste eingeschrieben und seine Adresse mit dem Hôtel des Étrangers in der Rue de la Loy verzeichnet wurde (Paris, ENSBA). An der Kunstakademie qualifizierte er sich ab dem Frühjahr in den drei aufeinanderfolgenden Semestern für das Zeichnen im Modellsaal (Paris, AN a). Im Spätsommer 1798 hatte Tieck sich bereits gut in das Pariser Kunst- und Gesellschaftsleben integriert: Am 29. August schrieb er seinem Bruder, dass er an den bekannten Abendgesellschaften des Archäologen Aubin-Louis Millin teilnehme und seit „2 Dekaden“, also seit knapp drei Wochen, das Lehratelier

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von Jacques-Louis David besuche. Er kann seinem Bruder zudem berichten: „David ist mit meiner Art ziemlich zufrieden, er sagte mir gestern, man sehe sehr wohl das ich verstanden was ich mahle“ (Dresden, SLUB c). In Davids Atelier modellierte und zeichnete Tieck nach der Natur und wurde in den Grundlagen der Malerei unterrichtet. Er zählte zu einer Reihe von deutschen Bildhauern, die das Lehratelier von David zwischen 1798 und 1813 besuchten, darunter Friedrich Andreas Ullrich, Werner Henschel, Ludwig Wichmann, Johann Jakob Flatters und Konrad Heinrich Schweickle (Struckmeyer 2012). Schweickle zählte neben Gottlieb → Schick zu den beiden deutschen Mitschülern von Tieck in Davids Lehratelier. Zu Schick entwickelte sich eine enge Freundschaft; der junge Stuttgarter Maler war wohl ein wesentlicher Antrieb dafür, dass Tieck sich intensiv dem Studium der Malerei zuwandte (Maaz 1995, S. 24). Im Atelier von David lernte Tieck außerdem den italienischen Bildhauer Lorenzo Bartolini kennen, der im Jahr 1802 den Prix de Rome gewann. Laut Helmina von Chézy sprach Bartolini oft von Tieck und dessen Arbeit, die er „lebhaft pries“ (Chézy 1840, S. 175). Tieck selbst nahm seit seiner Ankunft in Paris regelmäßig an dem drei Prüfungsetappen umfassenden Wettbewerb um den prestigeträchtigen Grand Prix de Rome de sculpture teil, der jährlich von der Pariser Kunstakademie ausgeschrieben wurde. Im Jahr 1798 konnte er mit seiner Arbeit zum vorgegebenen Thema Tod des Timophanes die zweite Runde erreichen (Paris, AN b). Im Folgejahr schaffte er es mit seiner Interpretation des Schwurs den Tod der Lucretia zu rächen sowie mit seinem Beitrag der demi-figure modelée bis in die Endrunde (ebd., fol. 110f.). Im Jahr 1800 erreichte Tieck erneut die Endrunde, in der sein Beitrag zu Priamos vor Achill (Taf. XII) gemeinsam mit dem Beitrag des in Warschau geborenen Alexandre-JeanConstantin Norblin den zweiten Preis erhielt (ebd., fol. 158). Diese Auszeichnung wog schwer: In jenem Jahr wurde kein erster Preis vergeben, da weder Tieck noch Norblin die französische Staatsbürgerschaft besaßen und der erste Preis ausschließlich Franzosen vorbehalten war. „Tiek hat den Preiß unter den Bildhauern bei der Akademie gewonnen, und wird morgen in der öffentlichen Sitzung des Instituts gekrönt werden“, berichtet Caroline von Humboldt am 6. Oktober 1800 aus Paris (zit. nach Karoline von Humboldt 1901, S. 43). Kurze Zeit nach

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Tieck, Christian Friedrich

dem Preisgewinn bat Goethe in einen Brief an Wilhelm von Humboldt: „Versäumen Sie ja nicht mir die Nachricht von der Pariser Ausstellung entweder zu übersenden oder sie mitzubringen. Vielleicht hätte Herr Tieck die Gefälligkeit mir bey dieser Gelegenheit einige nähere Notiz von den französischen Künstlern zu geben, auch den Geburtsort, das Alter und was sonst von ihnen merkwürdig ist, anzuzeigen und mit mir, wenn Sie Frankreich verlassen, in eine unmittelbare Correspondenz zu treten.“ (Femmel 1980, S. 262) Tieck bemühte sich, der Aufforderung Goethes nachzukommen, war aber von seiner Arbeit so in Anspruch genommen, dass Goethe sich mit seiner Bitte schließlich an Heinrich → Kolbe wandte (Maaz 1997, S. 57). Tieck stellte im Jahr 1800 ein Gesuch an die Berliner Kunstakademie, in dem er um die Verlängerung seines Stipendiums bat, das offiziell bis Ende Mai 1801 genehmigt worden war. Dies wurde jedoch trotz der Unterstützung seines Lehrers Johann Gottfried Schadow abgelehnt (Maaz 1995, S. 23). Tieck kehrte dennoch erst im August 1801 nach Deutschland zurück. Der Grund dieser verzögerten Abreise war „die kurz zuvor geschehene Eröffnung des Italiänischen Salons, den er noch habe studiren wollen“ (zit. nach Maaz 1997, S. 59). Im Frühjahr 1801 hatte im Louvre die Antikenabteilung mit den im Zuge des napoleonischen Kunstraubs aus Italien nach Paris verbrachten Kunstwerken eröffnet. Noch im Jahr 1806 erinnert sich Helmina von Chézy in ihrem Parisbericht, dass Tieck „in allen Gemüthern der Lehrer und Freunde ein Angedenken voll Herzlichkeit und Achtung zurückließ“ (Chézy 2009, S. 346). Kurz nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde Tieck nach Weimar berufen, wo er auf Vermittlung Goethes mit der Innendekoration des Weimarer Schlosses beauftragt wurde. Er fertigte mehrere Büsten von Persönlichkeiten der Residenzstadt an, u.a. von Goethe selbst, der die Arbeitssitzungen nutzte, um sich bei Tieck nach Neuigkeiten aus der französischen Hauptstadt zu erkundigen, wie er am 10. Oktober 1801 schrieb: „Herr Tieck, Bildhauer, der eben von Paris zurückgekehrt, modelliert gegenwärtig an meiner Büste. Ich hatte dabey Gelegenheit mich viel mit ihm über jene wunderliche Hauptstadt der Welt zu unterhalten, wo er beynahe 3 Jahre studirt hat.“ (Zit. nach Femmel 1980, S. 265) Auch wenn Tieck nach seiner Rückkehr aus Frankreich kaum gemalt hat, so profitierte er wäh-

rend seiner späteren Berliner Tätigkeit für die Akademie und das Königliche Museum von seiner breitgefächerten Ausbildung in Davids Lehratelier (Maaz 1995, S. 24). Seinen Lehrer soll er bis ins hohe Alter verehrt haben (Raczynski 1841, S. 190). Im Jahr 1823 forderte Schadow, der seit 1816 Direktor der Berliner Kunstakademie war, Tieck im Zuge der Wettbewerbseinführung um das Berliner Romstipendium auf, einen Bericht über den Pariser Prix de Rome zu verfassen. In seinem daraufhin entstandenen Schreiben schildert Tieck, der inzwischen als Professor für Bildhauerei an der Akademie tätig war, detailliert das Pariser Wettbewerbsprocedere, das er als vorbildhaft für die Berliner Akademie beschrieb (Berlin, GstA PK; Scheller 2008, S. 33–35). Ganz offensichtlich zeigte sein Urteil Wirkung: Im Jahr 1825 führte Schadow in Berlin einen Rompreis nach französischem Modell ein.

Werke der Pariser Zeit Caroline von Humboldt, Büste, 1798, Gips, Maße unbekannt, verschollen (Maaz 1995, Nr. 17) | Diane, 1798, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 18) | Bildnis Pereto, 1798, Medaillon (?), Material und Maße unbekannt, verschollen (ebd., Nr. 19) | Wilhelm Heinrich Wackenroder, 1798, Marmormedaillon, 57,5 × 41,5 × 20 cm, Potsdam, Sanssouci, Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten | Clothilde, Büste, 1798, Material und Maße unbekannt, verschollen (ebd., Nr. 21) | Alexander von Humboldt, 1798, Gipsmedaillon, 29 × 21 × 6 cm, Berlin, SBB | Tod des Timophanes, 1798, Material und Maße unbekannt, verschollen (Paris, AN b, fol. 109) | Jens Baggesen, um 1798– 1800, Medaillon, Maße unbekannt, verschollen (ebd., Nr. 23) | Jacob Ulrich Sprecher von Bernegg, um 1798–1800, Medaillon, Material und Maße unbekannt, verschollen (ebd., Nr. 24) | Schwur, den Tod der Lucretia zu rächen, 1799, Material und Maße unbekannt, verschollen (Paris, AN b, fol. 110f.) | Anaxagoras und Perikles, 1799, Material und Maße unbekannt, verschollen (ebd., fol. 121) | Priamos vor Achill, 1800, Basrelief, Material und Maße unbekannt, verschollen (ebd., Nr. 26), dazu: Charles Normand, Priam, aux pieds d’Achill nach dem Basrelief von Friedrich Tieck, 1800, Kupferstich, in: Anonym 1800 (Taf. XII) | Gustav von Schlabrendorff, um 1800, Material und Maße unbekannt, verschollen (ebd., Nr. 27) | Christine Reinhard, 1800–1801, Gipsbüste, Maße unbekannt, ver-

Tieck, Christian Friedrich

schollen (ebd., Nr. 28) | Bildnismedaillons von Kindern, um 1801, Material und Maße unbekannt, verschollen (ebd., Nr. 29) | Skizzenbuch, Inv. Nr. Friedrich Tieck SZ 2, Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett (enthält u.a. Skizzen aus Paris; Maaz 1997, S. 126, Anm. 361).

Bibliographie ADB, Bénézit, Meusel, Nagler, TB – Anonym, „Des Beaux-arts“, in: Annales du Musée et de l’école moderne des beaux-arts, Charles Paul Landon (Hrsg.), 1800, Bd. 1, S. 1–80, hier S. 21f. | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1793, Nr. 325, 326; BAA 1794, Nr. 286; BAA 1802, Nr. 278, 447, 448; BAA 1808, Nr. 218; BAA 1812, Nr. 614, 615, BAA 1820, Nr. VI, X, 241– 247; BAA 1822, Nr. 334–343; BAA 1824, Nr. 356–360; Bd. 2, BAA 1826, Nr. 603–612; BAA 1828, Nr. XIII, 519–528; BAA 1830, Nr. XIX, 833–838, 1219; BAA 1832, Nr. 866–868; BAA 1834, Nr. 968–972; BAA 1836, Nr. X, 1151–1156; BAA 1838, Nr. 996–1001; BAA 1839: Nr. VII, 1049,1050; BAA 1840, Nr. V, VI, 1001–1005; BAA 1842, Nr. VIII, 1475–1478; BAA 1844, Nr. VIII; BAA 1846, Nr. XI, 1130, 1131, 1631, 1632; BAA 1848, Nr. 1721–1723; BAA 1850, Nr. XIV, 1287–1289 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 56, 68, 69, 348, Anm. 653–663 | Burgsdorff, Wilhelm von, Briefe an Brinkmann, Henriette v. Finckenstein, Wilhelm v. Humboldt, Rahel, Friedrich Tieck, Ludwig Tieck und Wiese, Alfons Fedor Cohn (Hrsg.), Berlin 1907 | Chézy, Helmina von, „Ueberlieferungen und Umrisse aus Napoleons Tagen. 1. Frau von Genlis und Napoleon. 2. Friedrich und Dorothea von Schlegel“, in: Der Freihafen. Galerie von Unterhaltungsbildern aus den Kreisen der Literatur, Gesellschaft und Wissenschaft, 3. Jg, H. 3, 1840, S. 124– 177, hier S. 175 | Chézy, Helmina von, Leben und Kunst in Paris seit Napoleon I., Bénédicte Savoy (Hrsg.), Berlin 2009, S. 346 | Femmel, Gerhard, Die Franzosen. Katalog und Zeugnisse, Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwissenschaft, Leipzig 1980, Zeugnis 93, S. 262; Zeugnis 95, S. 265 | Hildebrandt, Edmund, Friedrich Tieck. Ein Beitrag zur deutschen Kunstgeschichte im Zeitalter Goethes und der Romantik, Leipzig 1906, S. 7–17 | Joachimsthaler, Jürgen, „Ortlos in Paris. Friedrich Tiecks Reisebriefe an seinen Bruder Ludwig (1797–1801)“, in:

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Reisen um 1800, Helmut Peitsch (Hrsg.), München 2012, S. 139–165 | Neue Briefe von Karoline von Humboldt: Rudolf Haym zum Gedächtnis, Albert Leitzmann (Hrsg.), Halle a.S. 1901, S. 43 | Maaz, Bernhard: Christian Friedrich Tieck, 1776–1851. Leben und Werk unter besonderer Berücksichtigung seines Bildnisschaffens, mit einem Werkverzeichnis, Berlin 1995, S. 23–26 | Maaz, Bernhard, „Rom oder Paris – Reisen zur Antike. Ausbildung und Situation der Bildhauer an der Berliner Akademie um 1800“, in: Die Kunst hat nie ein Mensch allein besessen, Ausstellungskat., Akademie der Künste und Hochschule der Künste, Berlin 1996, S. 259–266 | Maaz, Bernhard, Friedrich Tieck. Briefwechsel mit Goethe, Berlin 1997 | Maaz, Bernhard, „Tieck, Christian Friedrich“, in: Goethe-Handbuch Supplemente, Andreas Beyer u. Ernst Osterkamp (Hrsg.), Stuttgart 2011, Bd. 3, S. 588–589 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 190–192 | Savoy, Bénédicte, „Peintres berlinois à Paris 1800–1820“, in: Marie-Claude Chaudonneret (Hrsg.), Les artistes étrangers à Paris. De la fin du Moyen Âge aux années 1920, Bern u.a. 2007, S. 157–175 | Scheller, Yvonne-Katrin, Das Romstipendium an der Akademie der Künste und dessen Stipendiaten (1786– 1850). Eine Dokumentation, Berlin (Technische Universität) 2008 (unpublizierte Magisterarbeit), S. 33– 35 | Struckmeyer, Nina, „Le transfert de la pratique artistique: les élèves allemands dans l’atelier de Jacques-Louis David“, in: Transferts de modèles dans le sillage des Lumières. Approches croisées, Susanna Caviglia et Véronique Meyer (Hrsg.), Poitiers 2012 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 259f.

Archivalien Berlin, GStA PK, I. HA, Rep. 76 Ve, Sekt. 17, Abt. V, Nr. 1, Bd. 1, fol. 28–31 [Bericht des Professors Tieck über die Einrichtung des Concurses junger Künstler in Paris, als Anlage zu dem Berichte der Kön. Akademie der Künste vom 12. May 1823] | Dresden, SLUB a: Dresden, SLUB, App. 273, Nr. 6 [Friedrich Tieck an Ludwig Tieck, Brief vom 7.1.1798] | Dresden, SLUB b: Dresden, SLUB, App. 273, Nr. 28a [Friedrich Tieck an Ludwig Tieck, Brief vom 25.3.1798] | Dresden, SLUB c: Dresden, SLUB, App. 273, Nr. 31 [Friedrich Tieck an Ludwig Tieck,

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Toeche, Carl Johann Friedrich (Töche, Carl Johann Friedrich)

Brief vom 29.8.1798] | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 221 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol., [19.4.1798, 19.9.1798, 19.4.1799: „modèle vivant“] | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du concours pour le grand prix de sculpture, fol. 109, 110, 172–173, 179. Nina Struckmeyer

Toeche, Carl Johann Friedrich (Töche, Carl Johann Friedrich) 1814 Potsdam? – 1890 Zürich Landschaftsmaler, Lehrer für Landschaftsmalerei

Künstlerische Laufbahn 1833–1837 Studium der Landschaftsmalerei bei Carl Blechen an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1836 erste Teilnahme an der Ausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; um 1837/38 Parisaufenthalt und Studium im Atelier von Léon Cogniet; 1838/39 Reise durch die Schweiz und Italien; Sommer 1839 Aufenthalt in Rom; um 1842–1845 erneuter Aufenthalt in Paris; um 1846 Rückkehr nach Berlin; ab ca. 1850 in Zürich ansässig; Tätigkeit als Lehrer für Landschaftsmalerei

Parisaufenthalte um 1837/38, um 1842– 1845 Nachdem Carl Toeche seit September 1833 an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin bei Carl Blechen Landschaftsmalerei studiert hatte (Berlin, PrAdK a), reiste er im Jahr 1837 nach Paris. Wie es die wenigen biographischen Notizen, die zu dem in Vergessenheit geratenen Künstler existieren, stets hervorheben, wollte er sich dort weiterbilden (Nagler; Brun). Gleichzeitig wandelte er auf

den Spuren seines Berliner Lehrers Blechen, der 1835 in die französische Hauptstadt gereist war (Kat. Berlin 1990, S. 291). Am 25. Juli 1837 schrieb sich Toeche im Louvre in das Register der Kopisten ein (Paris, AMN). Der Künstler wird dort als Schüler des Genre- und Historienmalers Léon Cogniet aufgeführt, der ein bedeutendes Lehratelier in Paris betrieb. In den Schülerlisten von Cogniet taucht der Name von Toeche allerdings nicht auf (Vottero 2009). Als Wohnadresse des Malers wird die Rue des Francs Bourgeois 11 angegeben (Paris, AMN). Es ist anzunehmen, dass Toeche nach seinem Parisaufenthalt über die Schweiz nach Italien reiste (Noack 1927, S. 599), wo er dieselben Orte wie sein Lehrer Blechen besuchte (Kat. Berlin 1990, S. 16– 20). Im Anschluss kehrte der Künstler nach Paris zurück, wo er anhand seiner Studien verschiedene Ölgemälde und Aquarelle ausführte (Brun). Im Jahr 1842 wohnte er in der Rue de la Michodière 15 (Berlin, PrAdK b). Die in Paris entstandenen Gemälde, die vornehmlich Motive aus der Schweiz, Italien und Deutschland zeigten, präsentierte Toeche in den Jahren 1842 und 1844 auf den Berliner Akademie-Ausstellungen (BAA 1842, Nr. 998–1000; BAA 1844, Nr. 1052–1054). So schickte der Maler z.B. das Gemälde Ansicht von Schloss Stolzenfels am Rhein von Paris aus nach Berlin (Berlin, PrAdK b). Noch 1845 soll sich Toeche in Paris aufgehalten haben (Nagler). Ab zirka 1846 befand er sich erneut in Berlin (BAA 1846, Nr. 930–931), bevor er sich um 1850 in Zürich etablierte (TB).

Werke der Pariser Zeit Ansicht von Lausanne mit dem Genfersee, nach der Natur, 1838, Öl/Lw, 97 × 130 cm, Inv. Nr. GK I 4555, Potsdam, Schloss Babelsberg (BAA 1838, Nr. 835) | Gegend aus dem Mühlenthale bei Amalfi, Verbleib unbekannt (BAA 1842, Nr. 998) | Kloster Santa Scolastica bei Subiaco im Sabinergebirge, Verbleib unbekannt (BAA 1842, Nr. 999) | Ansicht von Schloss Stolzenfels am Rhein, Verbleib unbekannt (BAA 1842, Nr. 1000) | Die Jungfrau, aus der Umgegend bei Thun gesehen, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1052) | Gegend bei Meyringen in der Schweiz, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1053) | Das Schloss Neufchatel, Verbleib unbekannt (ebd., Nr. 1054) | Siebengebirge, Öl/Lw, 75,5 × 112 cm, Inv. Nr. GK I 4610, Potsdam, Schloss Babelsberg.

Ulmer, Johann Conrad (Ullmer, Johann Konrad)

Bibliographie Boetticher, Brun, Nagler, Schweers, Siret, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1836, Nr. 975; BAA 1838, Nr. 835; BAA 1840, Nr. 793–796; BAA 1842, Nr. 998–1000; BAA 1844, Nr. 1052–1054; BAA 1846, Nr. 930–931 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 370, 438, Anm. 1720–1721 | Eggers, Friedrich „Die diesjährige Berliner Kunstausstellung“, in: Deutsches Kunstblatt, 1852, S. 391 | Kat. Berlin 1990: Carl Blechen. Zwischen Romantik und Realismus, Peter-Klaus Schuster (Hrsg.), Ausstellungskat., Berlin, Nationalgalerie, München 1990, S. 16–20, 291 | Kat. Zürich 1925: Kunsthaus Zu¨rich, Sammlung der Skulpturen und Gema¨lde, Bestandskat., Zu ¨ rich 1925, S. 113 | Noack, Friedrich, Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, 2 Bde., Aalen 1974, (Neudruck der Ausgabe Stuttgart 1927), Bd. 2, S. 599 | Simpson, John et al., „Kunstvereine. Der Kunstverein zu Danzig“, in: Deutsches Kunstblatt, 1853, S. 256 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 106 | Vottero, Michaël, La peinture de genre en France sous le Second Empire et les premières années de la Troisième République (1852–1874), Paris (Sorbonne) 2009 (unpublizierte Diss.).

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK, 422, fol. 30–43 [Schülerlisten von Carl Blechen] | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK, 217, fol. 93 [Brief von Carl Toeche, 2.9.1842] | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK, 217, fol. 163 [Brief an Schadow, 25.10.1842] | Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 1695. Frauke Josenhans

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Ulmer, Johann Conrad (Ullmer, Johann Konrad) 1780 Berolzheim (heute zu Ansbach) – 1820 Frankfurt a.M. Radierer, Kupferstecher

Künstlerische Laufbahn vor 1795 Zeichenunterricht bei dem Ansbacher Hofmaler Friedrich Gotthard Naumann; ab 1795 Besuch der Reichsstädtischen Kunstakademie in Augsburg als Schüler des Kupferstechers Johann Elias Haid; 1800–1802 Stipendiat der preußischen Regierung; Schüler bei Johann Gotthard Müller in Stuttgart; 1803 – um 1817 Parisaufenthalt; Schüler an der École des beaux-arts und in den Ateliers von Jean-Baptiste Regnault und Jacques-Louis David; 1812 Teilnahme am Pariser Salon; 1818–1820 Professor der Kupferstecherkunst am Städelschen Institut in Frankfurt a.M.

Parisaufenthalt 1803 – um 1817 Der erste Professor der Kupferstecherkunst am Städelschen Institut, Johann Conrad Ulmer, hat wie viele Künstlerkollegen seiner Generation eine Berufsausbildung in Paris genossen. Über den sehr produktiven und von seinen Zeitgenossen hoch geschätzten Künstler erschien jüngst ein erster Aufsatz (Engel 2009), der alle verfügbaren, jedoch insgesamt spärlichen Informationen zusammenfasst. Im Anschluss an seine Ausbildung bei dem renommierten Professor der Kupferstecherkunst Johann Gotthard Müller in Stuttgart ging Johann Conrad Ulmer als Pensionär der preußischen Regierung zu Ansbach im Jahr 1803 nach Paris (Engel 2009, S. 219). Bereits ein Jahr zuvor war Johann Friedrich Wilhelm → Müller, sein Freund, Mitschüler und Sohn seines Stuttgarter Professors, von seinem Vater nach Paris geschickt worden (Stuttgart, HStAS b). Müller berichtete seinem Vater in einem Brief vom 15. April 1803 von der bevorstehenden Ankunft Ulmers: „in wenigen Tagen werde ich ein neues Quartier beziehen […]. Es ist zwar nicht gros, doch wird Ulmer recht gut bei mir arbeiten können; Dieß ist auch nöthig, wenn etwas heraus kommen soll. Ich hoffe, er soll hier auch etwas thätiger &

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Ulmer, Johann Conrad (Ullmer, Johann Konrad)

fertiger im Arbeiten werden“ (Stuttgart, HStAS a). Johann Gotthard Müller hatte ein berechtigtes Interesse daran, dass Ulmer seine Studien in Paris gewissenhaft fortsetzte und „seine Preußische Pension zweckmäßig benuzt[e]“, da er dem preußischen Minister Karl August von Hardenberg stets ein „vorteilhafftes Zeugniß“ seines Schülers gegeben habe (ebd.). Am 21. Mai 1803 wurde Johann Conrad Ulmer als Schüler von Jean-Baptiste Regnault in die École des beaux-arts aufgenommen (Paris, ENSBA a). Seine Empfehlung für die Aufnahme an der Akademie erhielt er von dem Kupferstecher Charles Clément Bervic, der auch Johann Friedrich Wilhelm Müller an die Akademie empfohlen hatte. In den folgenden Jahren nahm Ulmer dort regelmäßig an den Wettbewerben um die Platzierung in den Zeichensälen teil (Paris, AN a–c). Vom 24. Mai 1803, als er erstmals um einen Platz in der Gipsklasse konkurrierte, bis zum 30. September 1813 besuchte Ulmer fast durchgängig die École des beaux-arts (ebd.). Damit zählte er seinerseits zu den deutschen Künstlern, die sich am intensivsten dem akademischen Zeichenstudium gewidmet haben. Parallel zu den Lehrbesuchen war Ulmer als Kupferstecher tätig, jedoch sind nur wenige Stationen seiner Tätigkeit bekannt. Wie Albert → Reindel und Friedrich → Geissler arbeitete er an dem von Pierre Laurent und Robillard-Peronville herausgegebenen Stichwerk Le Musée français sowie an Le Musée Napoléon mit. Sein erstes Blatt für die großformatige Publikation, Der Bürgermeister nach Van Dyck, fertigte Ulmer 1805 an. Im Jahr 1812 stellte der Künstler im Salon aus (Salon 1812, Nr. 1288–1291) und war in der Rue du jardinet 9 wohnhaft (Béraldi). In einem kurzen Kommentar zum Salon 1812 finden Ulmer und seine vier ausgestellten Stiche lobend Erwähnung: „exécutée avec un vrai talent par ce jeune artiste“ (Durdent 1813, S. 90). Zahlreiche weitere Werke sollten folgen. Obwohl er mittlerweile ein gestandener Kupferstecher war, sind für die Jahre 1813 und 1815 Zahlungen von Ulmer an Jacques-Louis David dokumentiert, die einen Besuch in dessen Atelier belegen (Paris, ENSBA b). Sein 15-jähriger Aufenthalt in der französischen Hauptstadt und die erfolgreiche Mitarbeit an den populärsten zeitgenössischen Publikationen führte dazu, dass viele junge Künstler bei Ulmer Rat suchten. So riet er dem Frankfurter Maler Johann David → Passavant zu einer Lehre im Atelier

von Jacques-Louis David: „da er in seinem Unterricht die besten Grundsätze habe, nur die Natur soll[e] man studieren“ (Frankfurt a.M., StUB, fol. 141v.). Der Zeitpunkt von Ulmers Abreise kann auf Ende des Jahres 1817 datiert werden. Im Oktober 1817 setzte der Kupferstecher Friedrich Geissler, der bereits 1814 aus Paris nach Nürnberg zurückgekehrt war, ein Empfehlungsschreiben für Ulmer auf, das diesem „aus Paris kommend“ Zugang zu einer privaten Sammlung in einer nicht näher benannten Stadt verschaffen sollte (Nürnberg, GNM). Unmittelbar nach Ulmers Rückkehr aus Paris, im Februar 1818, wurde er an das neu gegründete Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt a.M. berufen (Frankfurt a.M., Städel-Archiv). Seinen Posten hatte er jedoch nur für zwei Jahre inne, bis zu seinem Freitod am 26. August 1820.

Werke der Pariser Zeit La vierge et l’enfant Jésus. Maria reicht dem auf dem Kissen liegenden Jesuskind die Brust nach Antonio Solari, 1803–1809, 30 × 24,3 cm (Blatt in: Le Musée Royal 1816–1822; Engel 2009, Abb. 5) | Un des Fils de Niobé percé d’une flèche nach Wicar, 1804, Radierung und Kupferstich, 20,4 × 38,4 cm, signiert: Gravé par J.C. Ulmer, Pensionnaire de S. Maj. Le Roi de Prusse (Blatt in: Wicar 1789; Engel 2009, Abb. 3) | Carlo Dolce, Porträt mit Selbstbildnis in der Hand in umrahmten Oval nach C. Dolce, 1804, Kupferstich, 23,6 x17,6 cm (Blatt in: Wicar 1789, 30. Lfg.; Engel 2009, Abb. 4) | Der Bürgermeister, Halbbildnis eines jungen Mannes mit Halskrause und Stulpenhandschuh über der linken Hand nach van Dyck, 1805, Kupferstich, 21,2 × 18,8 cm (Blatt in: Le Musée Napoléon 1812; Engel 2009, Abb. 5) | Abaelino oder der große Bandit, halbe Figur nach einem (verschollenen) Gemälde von F.G. Naumann, Studienblatt, 1806, 29 × 23 cm (Engel 2009, Abb. 6) | Amor mit dem Delphin, Ausschnitt aus Goltzius’ Kupferstich „Triumph der Galathea“ nach Raffael, 1806, 15 × 21,5 cm, Verbleib unbekannt (Engel 2009, S. 230) | Becadelli, Kardinal im Lehnstuhl sitzend nach Tizian, 1807, Radierung und Kupferstich, 19 × 15,2 cm (Blatt in: Wicar 1789, 42. Lfg.; Salon 1812, Nr. 1291; Engel 2009, Abb. 7) | Basrelief Etrusque, Mort de Polytès nach Wicar, 1807, Radierung und Kupferstich, 13,3 × 21,7 cm (Blatt in: Wicar 1789, 42. Lfg.; Salon 1812, Nr. 1290; Engel 2009, Abb. 8) | Jupiter und Alcmène, Basrelief nach Wicar,

Ulmer, Johann Conrad (Ullmer, Johann Konrad)

1807, Radierung und Kupferstich, 13,3 × 21,9 cm (Blatt in: Wicar 1789; Engel 2009, S. 231) | Madonna della Seggiola nach Raffael, 1810, Kupferstich, 28,4 × 28,6 cm, Verbleib unbekannt (Engel 2009, Abb. 10) | Die vier Bürgermeister oder die Preisverleihnung bei den Bogenschützen in Amsterdam nach van der Helst, 1812, Kupferstich, 23,8 × 32 cm, Verbleib unbekannt (Salon 1812, Nr. 1288; Engel 2009, Abb. 11) | Quatre sujets allégoriques gravés sur des dessins de Wicar (l’Accord, le Caprice, l’Epreuve et la Rupture), Kupferstiche, Verbleib unbekannt (Salon 1812, Nr. 1289; Wicar 1789) | Bacchus et un Jeune Satyre. Bacchus de Michel-Ange – Bacchante Antique, 27,8 × 25,2 cm, Radierung und Kupferstich, signiert: Gravées par C. Langlois et C. Ulmer (Blatt in: Wicar 1789, 47. Lfg.; Engel 2009, Abb. 9) | Amor straft einen Satyr, Verbleib unbekannt (Apell).

Bibliographie ADB, Bellier/Auvray, Bénézit, Béraldi, Nagler, TB – Anonym, „Kunst. 1. Correspondenz aus Baiern. April 1818. [Über den Kupferstecher Johann Konrad Ulmer]“, in: Journal des Luxus und der Moden, Jg. 33, Mai 1818, S. 332–334 | Apell, Aloys, Handbuch für Kupferstichsammler oder Lexikon der vorzüglichsten Kupferstecher des 19. Jahrhunderts, Leipzig 1880, S. 437f. | Durdent, René-Jean, Galerie des peintres français du Salon de 1812, ou Coup-d’oeil critique sur leurs principaux tableaux et sur les différens ouvrages de sculpture, architecture et gravure, Paris 1813, S. 90 | Engel, Peter, „Johann Conrad Ulmer. 1780–1820. Kupferstecher in Paris und in Frankfurt am Main. Versuch einer biographischen Skizze“, in: Jahrbuch des historischen Vereins für Mittelfranken, Bd. 99, 2009, S. 215–247 | Gwinner, Friedrich, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main, Frankfurt a.M. 1862, S. 402f. | Le Musée Napoléon ou Recueil de gravures d’après les plus beaux tableaux, statues et bas-reliefs, choisis dans la collection impériale, Henri Laurent (Hrsg.), Paris 1812 | Le Musée Royal ou Recueil de gravures d’après les plus beaux tableaux, statues et bas-reliefs de la collection royale, avec description des sujets, notices littéraires et discours sur les arts […], Henri Laurent (Hrsg.), Paris 1816–1822 | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 316 | Salon: Les catalogues des Salons des beauxarts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux

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(Hrsg.), Paris 1999, Salon 1812, Nr. 1288–1291 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 277 | Wicar, Jean-Baptist, Tableaux, statues, basreliefs et camées de la Galerie de Florence et du palais Pitti […], Paris 1789 – [1814].

Archivalien Frankfurt a.M., Städel-Archiv, Karton M, Faszikel M Kunstbeamte, M4. [Ulmer, Vertrag 15.(?).2.1818] | Frankfurt a.M., StUB, Ms, Ff. J.D. Passavant, A.I.a. Nr. 74, fol. 141v. [J.D. Passavant an seine Mutter, 9.12.1815] | Nürnberg, GNM, AGA 30 [Brief von Friedrich Geissler an Unbekannt, 29.10.1817] | Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et sculpture, 1807–1841, Nr. 68 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 3, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1794–1804, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [24.10.1803, 16.5.1804: „bosse“; 5.9.1804: „modèle vivant“] | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 4, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1805–1810, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [12.5.1805: „bosse“; 13.9.1805: „modèle vivant“; 14.10.1805, 21.4.1806, 20.10.1806, 20.4.1807: „bosse“; 27.9.1808: „modèle vivant“; 10.4.1809, 9.10.1809, 9.4.1810, 1.10.1810: o.A.] | Paris, AN c: Paris, AN, AJ 52 5, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1811–1816, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [23.5.1811, 30.9.1811, 19.3.1812, 28.9.1812, 26.3.1813, 30.9.1813: o.A.] | Paris, ENSBA a: Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 291 (s.u. ab S. 327) | Paris, ENSBA b: Paris, ENSBA, Ms. 321, Papier du peintre Louis David [„État de Recette de l’École de Dessin“, 1813, 1815] | Stuttgart, HStAS a: Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 55 [Brief von Friedrich Müller an seine Eltern, 15.4.1803; Brief von J.G. Müller an seinen Sohn, 8.2.1804] | Stuttgart, HStAS b: Stuttgart, HStAS, J 50 Bü 59 [Memorabilia facta und cogitata, 15.9.1802– 3.7.1803]. Sylva van der Heyden

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Unger, (Christian) Wilhelm (Jacob)

Unger, (Christian) Wilhelm (Jacob) 1775 Kirchlotheim – 1855 Neustrelitz Miniaturmaler, Kupferstecher, Scherenschnittkünstler, Lithograph

Künstlerische Laufbahn vor 1795 Studium bei seinem Onkel Johann Heinrich Tischbein d. J. an der Kunstakademie Kassel; vornehmlich Tätigkeit als Kupferstecher; 1795 Berufung zum Hofmaler des Fürsten Friedrich von Waldeck in Arolsen; 1795–1798 erster Parisaufenthalt; Ausbildung beim Miniaturmaler Jean-Baptiste Isabey; 1799–1801 Lehrer an der von seinem Onkel Wilhelm Tischbein gegründeten Zeichenakademie für Damen in Hannover; 1801–1806 Aufenthalt in Hamburg mit Wilhelm Tischbein; vermutlich Mitarbeit am umfangreichen Kupferstichwerk Homer nach Antiken gezeichnet; 1806–1815 zweiter Parisaufenthalt; 1812 und 1814 Teilnahme am Pariser Salon; 1816/17 Lehrer für Miniaturmalerei an der Kunstakademie Kassel; ab 1817 Hofmaler in Neustrelitz bei seiner ehemaligen Kasseler Schülerin Marie von Hessen-Kassel, nun Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz; im März 1820 Ernennung zum Professor an der Kunstakademie Kassel

Parisaufenthalte 1795–1798, 1806–1815 Die heutigen Kenntnisse über Leben und Werk von Wilhelm Unger, einem Nachkommen der bekannten Künstlerfamilie Tischbein, sind vornehmlich den Schriften seines Urenkels Eckhard Unger zu verdanken (Unger 1961–1964). Auch über die Parisaufenhalte des Malers finden sich dort Informationen. Gerade 20-jährig, wurde Unger im Jahr 1795 zum Hofmaler des Fürsten Friedrich von Waldeck in Arolsen ernannt, der den jungen Künstler noch im selben Jahr nach Paris schickte. Der bislang hauptsächlich als Kupferstecher tätige Unger blieb drei Jahre in der französischen Hauptstadt, wo er eine Ausbildung bei Jean-Baptiste Isabey erhielt (Unger 1961, S. 19). Nähere Details zu Ungers Ausbildung im Atelier des Pariser Miniaturmalers sind genauso wenig bekannt wie Arbeiten des Künstlers aus diesen ersten Jahren in Paris. Die frühesten da-

tierten Miniaturen stammen aus der Zeit kurz nach seiner Rückkehr aus Paris (ebd.). Von 1798 bis zu seinem zweiten Parisaufenthalt ab 1806 lebte Wilhelm Unger in Hannover und Hamburg, wo er als Zeichenlehrer und Kupferstecher tätig war. Offenbar aufgrund der Besetzung Hamburgs durch die Franzosen kehrte er im November 1806 nach Paris zurück (Unger 1962/63, S. 39). Seine Verlobung mit einer Hamburger Kaufmannstochter lässt vermuten, dass zunächst eine kürzere Aufenthaltsdauer geplant war als die acht Jahre, die er schließlich in der französischen Hauptstadt verbrachte: Unger blieb nachweislich bis Ende 1815 in Paris. Er nahm in diesem Zeitraum zweimal am Salon teil (Salon 1812, Nr. 908; Salon 1814, Nr. 1397). Im Jahr 1812 zeigte er das Miniaturbildnis einer jungen sitzenden Frau. Zwei Jahre später wurden mehrere, nicht genauer benannte Miniaturen von ihm im Salon präsentiert (ebd.). Ob es sich bei diesen „plusieurs portraits en miniature“ (ebd.) um einige zum Teil heute noch rekonstruierbare Auftragsarbeiten handelte, die in jenen Jahren entstanden, lässt sich nicht abschließend klären (Unger 1963/64, S. 76ff.). Anlässlich des Salons von 1812 erfahren wir auch die Pariser Wohnadresse des Künstlers am Quai des Augustins 15 (Salon 1812, Nr. 908). Die Adresse wurde noch drei Jahre später von Jacob Grimm als Anschrift genannt (Unger 1961, S. 22ff.; Stengel 1886, S. 17). Unger arbeitete von Oktober bis Dezember 1815 für Grimm und unterstützte ihn bei der Restitution der Bilder für den Kasseler Hof. Der Maler war hierbei insbesondere mit den Beständen aus den kaiserlichen Schlössern von Fontainebleau und Rambouillet betraut (Stengel 1886, S. 36ff.). Die Spannungen mit französischen Künstlern, die sich aus seiner Tätigkeit ergaben, verleideten Unger jedoch offenbar endgültig den Aufenthalt in Paris. So berichtete Jacob Grimm in einem Schreiben an den Kasseler Hof, dass der „Mahler Unger, der überhaupt seines uns sehr nützlich gewordenen Eifers wegen dem Allergnädigsten Herrn empfohlen zu werden verdient, aber auch eben durch die öffentlich geleistete Beihülfe hier in Paris und unter den französis. Künstlern zu sehr compromitirt worden ist, um noch länger hier bleiben zu wollen“, mit ihm 1815 nach Deutschland zurückreisen werde (Stengel 1886, S. 38f., 95ff.). Von seinem kurzen Engagement für den Kasseler Hof abgesehen, bleibt bis heute ungeklärt,

Unger, (Christian) Wilhelm (Jacob)

woher Ungers finanzielle Mittel für seinen zweiten Parisaufenthalt stammten. Zusätzlich zu Einnahmen, die ihm Porträtaufträge einbrachten, wurde der Maler möglicherweise von seinem Bruder Ludwig unterstützt. Dieser arbeitete als Buchhändler und lebte zeitweise in der französischen Hauptstadt (Unger 1962, S. 62). Wilhelm Ungers künstlerische Tätigkeit in Paris lässt sich ebenfalls nur teilweise rekonstruieren. Ein Brief, den der Maler Friedrich August von → Klinkowström am 18. Februar 1809 aus Paris an Philipp Otto Runge sandte, berichtet, dass Unger zeitgleich mit Ludwig Hummel im Louvre Gemälde kopierte. Als Werke, die Unger fertigte, nennt Klinkowström mehrere Aquarelle nach Gemälden von Raffael (Klinkowström 1887, S. 88). Außerdem entstanden Kopien des Porträts der Anna Wake von Anthonis van Dyck (Unger 1961, S. 23; ders. 1963/64, S. 76). Jacob Grimm erwähnt außerdem Kopien nach Werken von Ostade, die Unger vermutlich deutlich vor 1815 in Paris malte und die sich heute nicht mehr lokalisieren lassen (Stengel 1886, S. 79). Nach Ungers Rückkehr aus Paris scheinen sich seine Hoffnungen auf eine künstlerische Karriere in der Heimat bald zerschlagen zu haben. Konflikte mit Kasseler Akademiekollegen (Unger 1962/63, S. 39) hatten zur Folge, dass der inzwischen 42-jährige Maler 1817 in die Dienste der Großherzogin Marie von Mecklenburg-Strelitz trat und die letzten Jahrzehnte seines Lebens als Hofmaler in der mecklenburgischen Provinz verbrachte. Dass Unger seine Karriere als Zeichenlehrer und Scherenschnittkünstler für die Neustrelitzer Gesellschaft beschloss und öffentlich kaum mehr in Erscheinung trat, trug sicherlich viel dazu bei, dass der Künstler bereits im 19. Jahrhundert zunehmend in Vergessenheit geriet.

Werke der Pariser Zeit Aquarelle nach Raffael, 1809, Verbleib unbekannt (Klinkowström 1877, S. 88) | Anna Wake, Gattin des Sir John Sheffield nach Anthonis Van Dyck, 1809, Elfenbein, 7,3 × 6,4 cm, Inv. Nr. M 210, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie | Junges Mädchen, um 1810, Miniaturgemälde, 8 × 6,5 cm, Privatbesitz (Unger 1963/ 64, S. 77) | Sitzende Frau, 1812, Verbleib unbekannt (Salon 1812, Nr. 908; Unger 1963/64, S. 76) | Porträt Sofia Kristina Forsell, 1814, Gouache, 8,0 × 6,5 cm

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(oval), Flen, Sammlung Kamrer Forsell (?) (Unger 1963/64, S. 78) | Damenbild mit Reiterstatue Heinrichs IV. Auf dem Pont Neuf in Paris, 1814, Elfenbein, 9,9 × 8 cm, Verbleib unbekannt (Unger 1963/ 64, S. 76) | Junger Mann, Brustbild, 1814, Elfenbein (oval), 9,6 × 7,8 cm, Inv. Nr. M 335, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie (Salon 1814, Nr. 1397) | Mehrere Miniaturporträts, 1814, Verbleib unbekannt (Unger 1963/ 64, S. 78) | Junges Mädchen/Bildnis einer Dame, 1815, Elfenbein (oval), 8,8 × 7,4 cm, Inv. Nr. M 31, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie | Porträt Kristian Didrik Forsell, 1815, Gouache, 7,5 × 6,2 cm (oval), Flen, Sammlung Kamrer Forsell (?) (Unger 1963/64, S. 78) | Brustbild (Hedwig Suden?), 1806/1815, Tusche, 10,2 × 5,8 cm, Privatbesitz (Unger 1963/64, S. 83) | Kopien nach drei Gemälden von Ostade, vor 1815, Verbleib unbekannt (Stengel 1886, S. 79).

Bibliographie Nagler, TB – Explication des ouvrages de peinture, sculpture, architecture et gravure des artistes vivans, exposés au Musée Royal des Arts, le 1er novembre 1814, Paris 1815, S. 136 | Hamburgisches KünstlerLexikon, Hamburg 1854, S. 576 | Klinkowström, Alphons von, Friedrich August von Klinkowström und seine Nachkommen, Wien 1877, S. 88 | Pappe, Bernd, „Ausbildung im Miniaturmalen für Künstler und Dilettanten: Die Ateliers von Augustin und Isabey in Paris“, in: Miniaturen des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung Tansey, Stiftung Miniaturensammlung Tansey im Bomann-Museum Celle (Hrsg.), München 2002, S. 11–30 | Private und amtlich Beziehungen der Gebrüder Grimm zu Hessen. Eine Sammlung von Briefen und Actenstücken als Festschrift zum hundertsten Geburtstag Wilhelm Grimms den 24. Februar 1886, Marburg 1886, Bd. 2, S. 19–99 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1812, Nr. 908; Salon 1814, Nr. 1397 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 260 | Unger, Eckhard, „Wilhelm Unger (1775–1855), Hofmaler und Professor in Neustrelitz“, in: Das Carolinum. Blätter für Kultur und Heimat, Nr. 33, 1961, S. 16–32 | Ders., „Wilhelm Unger (1775–1855), Anhang I, Biographisches“, in: Das Carolinum. Blätter für Kultur und

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Wach, (Karl) Wilhelm

Heimat, Nr. 35, 1962, S. 62–65 | Ders., „Wilhelm Unger (1775–1855), Anhang II, Briefe“, in: Das Carolinum. Blätter für Kultur und Heimat, Nr. 36, 1962/ 63, S. 30–51 | Ders., „Wilhelm Unger (1775–1855), Anhang IV, Werke“, in: Das Carolinum. Blätter für Kultur und Heimat, Nr. 39, 1963/64, S. 73–83. Sarah Salomon

der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1829 Mitglied des Senats der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1828 Berufung zum Mitglied der Kommission zur Einrichtung des Museums neben Karl Friedrich Schinkel, Alois Hirt, Gustav Friedrich Waagen und Christian Daniel Rauch unter Vorsitz Wilhelm von Humboldts; Beteiligung Wachs an der Entscheidung über Ankäufe und Restaurierung; 1840/41 Vizedirektor der Königlich Preußischen Akademie der Künste

Wach, (Karl) Wilhelm Parisaufenthalt 1815–1817 1787 Berlin – 1845 ebd. Porträt- und Historienmaler, Leiter eines Malateliers

C. P. Fohr, Porträt von Karl Wilhelm Wach, 1817

Künstlerische Laufbahn 1797–1804 Schüler des Historien- und Porträtmalers Carl Kretschmar in Berlin; ab 1804 Ausbildung an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Berlin; ab 1810 Aufträge des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III.; 1815–1817 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Jacques-Louis David und anschließend von Antoine-Jean Gros; 1817 Einschreibung an der École des beaux-arts; 1817–1819 Italienreise und Aufenthalt in Rom; 1819 Rückkehr nach Berlin; Eröffnung eines Malateliers, das ab 1820 Schüler aufnimmt; 1820 ordentliches Mitglied

Bei Beginn der Befreiungskriege meldete sich der Porträt- und Historienmaler Wilhelm Wach, der zu jener Zeit bereits auf eine langjährige künstlerische Ausbildung zurückblicken konnte und Bildnisaufträge u.a. durch das preußische Königshaus erhalten hatte, zum Militärdienst. Im Jahr 1815 kam er im Stab des Generals Tauentzien nach Paris. Nachdem er vom König aus dem Heer entlassen wurde, soll er eine königliche Empfehlung für das Atelier von Jacques-Louis David erhalten haben (Eggers 1976, S. 6). Wach studierte bis 1816 bei David, wo u.a. Johann David → Passavant und Peter → Rittig zu seinen Mitschülern zählten (Paris, ENSBA; Schröter 1990, S. 327). Auch machte der Maler in der französischen Hauptstadt die Bekanntschaft von Wilhelm → Ternite (Berlin, GStA PK, fol. 14– 15). Als David 1816 ins Exil gehen musste, wechselte Wach in das Atelier von dessen Schüler AntoineJean Gros (Berlin, GStA PK, fol. 22). Die Ausbildung in den Künstlerateliers war für Wach in vielerlei Hinsicht prägend. Besonders das Studium der Natur, welches in der von ihm besuchten Berliner Akademie der Künste nicht auf dem Lehrplan stand, begeisterte ihn: „Das Studium der Natur in den Ateliers ist sehr gut eingerichtet und besonders unter Davids Aufsicht, der so schwer zu befriedigen ist, ganz erstaunlich unterrichtend, und es besitzen daher unter den angehenden Schülern viele eine so große Fertigkeit in Kopieren, Zeichnen und ganz praktischen Malen nach der Natur, dass ich, der ich in diesen Teilen ziemlich unbewandert bin, sehr in Erstaunen gesetzt worden bin, und es mich zur lebhaftesten Nacheiferung angefeuert hat“ (Osborn 1910, S. 24–25). Am 18. Februar 1817 schrieb sich Wach an der École des beaux-arts ein und gab dort die Adresse Rue de l’observance 8 an (Paris, AN). Parallel zu

Wach, (Karl) Wilhelm

seiner Ausbildung fertigte er während seines Parisaufenthalts auch Kopien im Louvre an. Neben Werken von Raffael kopierte er Gemälde von Tizian, Die Grablegung Christi sowie Die Geliebte Tizians (Raczynski 1841, S. 79). Viele junge Künstler wie Wach schufen Kopien nicht nur zu Übungszwecken, sondern – als Gegenleistung für die Förderung durch das preußische Königshaus – für den König und dessen Sohn Prinz Wilhelm. Wach arbeitete zusätzlich aber auch an eigenen Kompositionen und malte u.a. das Altarbild Christus am Kreuz sowie Johannes der Evangelist auf Patmos (Berlin, GStA PK, fol. 31). Beide Gemälde befanden sich nach Wachs Rückkehr nach Deutschland in Berlin (ebd.). Während der zwei Jahre, die Wach in Paris verbrachte, reflektierte er das Kunstverständnis der Franzosen. Im Vergleich zu seiner preußischen Heimat fielen ihm dabei Unterschiede auf. So schreibt er am 24. August 1816 aus Paris: „Wenn der Keim und der Sinn bei uns für die Kunst vielmehr auch für eine künftig zu wünschende Kunstepoche vorsprechen mag, so ist es doch für mich eine sehr überraschende und belebende Erscheinung gewesen, unter ein Volk zu treten, was seine Kunstansichten in großen vollständigen Bildern ausgestellt hat, und sozusagen, für diese Zeitperiode eine große bedeutende Schule gebildet hat.“ (Berlin, SMB PK ZA) Wie viele seiner Künstlerkollegen entschied sich auch Wach im Anschluss an seinen Parisaufenthalt, nach Italien zu gehen, um dort seine Ausbildung zu beenden. „Indem ich mich nun bemüht habe von dem Guten dieses Kunstwesens zu profitieren, ohne meinem deutschen ganz anderen Sinn für die Kunst zu entsagen, glaube ich mit Nutzen nach Italien gehen zu können, um endlich in meiner lieben Heimath die Früchte meiner Studien niederzulegen.“ (ebd.) Alexander von Humboldt, der sich für junge deutsche Künstler in Paris einsetzte, erbat beim preußischen Königshaus eine finanzielle Unterstützung für Wach. Er wies auf die Schwierigkeiten hin, die sich für den Maler ergeben hatten, als seine Ausbildung im Atelier von David durch die Verbannung seines Lehrers unterbrochen wurde, und sprach sich für eine Übersiedlung Wachs nach Rom aus (Berlin, GStA PK, fol. 11–12). Dass Wach für seinen zweijährigen Italienaufenthalt ein königliches Stipendium erhielt, ist sicherlich Humboldts Einsatz zu verdanken.

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1819 kehrte Wach nach Berlin zurück. Unmittelbar darauf wurde er zum Lehrer an der Berliner Akademie der Künste ernannt und erhielt auf Anordnung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. ein Atelier direkt neben dem der Bildhauer Christian Daniel Rauch und Friedrich → Tieck (Lowenthal-Hensel/Arnold 2004, S. 69). Den bedeutsamsten Einfluss von Wachs Parisaufenthalt auf sein späteres Leben stellte gewiss die Öffnung seines Ateliers zu Lehrzwecken im Jahr 1820 dar: „Ich habe in Paris die Vortheile kennen gelernt, welche der Unterricht und die Leitung eines einzigen Lehrmeisters den jungen Leuten gewähren. Ich beschloß daher, mein Atelier so einzurichten, dass ich in diesem Locale eine gewisse Anzahl Schüler vereinigen konnte, und ich hatte die Freude, bald die erste Schule sich bilden zu sehen, die Preußen nach Art derjenigen, welche ich in Frankreich kennen gelernt hatte, entstehen sah.“ (Berlin, PrAdK; Raczynski 1841, S. 81) Bis 1837 bildete Wach, dessen Atelier eine der erfolgreichsten Ausbildungsstätten für Maler in Preußen wurde, bis zu 70 Schüler aus (Berlin, PrAdK).

Werke der Pariser Zeit Christus am Kreuz, zerstört, vermutlich vormals Berlin, Garnisonskirche (Kündiger/Weigert 2004, S. 142) | Johannes auf Patmos, undatiert, Öl/Lw, 100 × 82 cm, Verbleib unbekannt (Eggers 1976, S. 83–84) | Männlicher Studienkopf, 1815–1817, ÖL/ Lw, 47 × 37,5 cm, Inv. Nr. W.S. 246, Berlin, Alte Nationalgalerie (Taf. VI) | Mehrere Kopien nach Raffael, Verbleib unbekannt (Berlin, GStA PK, fol. 11–12) | Madonna di Foligno nach Raffael, Verbleib unbekannt (ebd.) | Grablegung Christi nach Tizian, Verbleib unbekannt (Raczynski 1841, S. 79; BAA 1820, Nr. 76) | Tizians Geliebte nach Tizian, Verbleib unbekannt (ebd.; BAA 1826, Nr. 100) | Heilige Familie nach Raffael, Verbleib unbekannt (BAA 1818, Nr. 491) | Skizzenbuch Karl Wilhelm Wach, Inv. Nr. 16296, Skizzenbuch 94, Frankfurt a.M., Städel-Archiv, Graphische Sammlung.

Bibliographie ADB, Boetticher, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1802, Nr. 326,427; BAA 1804, Nr. 388–

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Wagner, Franz Johann Daniel Lebrecht

390; BAA 1808, Nr. 243–246; BAA 1810, Nr. 355– 357; BAA 1812, Nr. 555–558; BAA 1814, Nr. 73; BAA 1816, Nr. 89, BAA 1818, Nr. 91, 491, 492; BAA 1820, Nr. 73–77; BAA 1822, Nr. IV, 97, 98; BAA 1824, Nr. 757; Bd. 2, BAA 1826, Nr. 94–99; BAA 1828, Nr. VI, XIV, 8–13; BAA 1830, Nr. XIV, 977–985; BAA 1832, Nr. 710–714, BAA 1834, Nr. 806–812; BAA 1836, Nr. 993–998; BAA 1838, Nr. 861–867; BAA 1839, Nr. 910–916; BAA 1840, Nr. VI, X; BAA 1842, Nr. VIII, 1031–1033; BAA 1844, Nr. VIII, 1109, 1110; BAA 1846, Nr. VII, XI | Baumewerd, Stéphanie, Das Atelier von Karl Wilhelm Wach als Beispiel eines (erfolgreichen) kunstpädagogischen Transfers 1820– 1845, Berlin (Technische Universität) 2011 (unpublizierte Masterarbeit) | Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 360, Anm. 1245–1251, S. 424 | Eggers, Friedrich, Christian Daniel Rauch, 5 Bde., Berlin 1837, Bd. 1, S. 195 | Eggers, Barbara, Künstlermonographie des Berliner Malers Karl Wilhelm Wach (1787–1845), Berlin (Humboldt-Universität) 1976 (unpublizierte Diplomarbeit) | Kat. Berlin 1883: Jordan, Max, Katalog der königlichen Nationalgalerie zu Berlin, Bestandskat., [Berlin] 61883, S. 240 | Kat. Heidelberg 1995: Carl Philipp Fohr und seine Künstlerfreunde in Rom, Ausstellungskat., Kurpfälzisches Museum, Heidelberg 1995, S. 198 | Kündiger, Barbara u. Dieter Weigert, Der Adler weicht der Sonne nicht. 300 Jahre Berliner Garnisonskirche, Berlin 2004, S. 142 | Lowenthal-Hensel, Cécile u. Jutta Arnold, Wilhelm Hensel. Maler und Porträtist, 1794–1861, Berlin 2004, S. 69 | Osborn, Max, Franz Krüger, Bielefeld u.a. 1910, S. 24–25 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 79 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–79, Berlin 1879, S. 9– 24 | Savoy, Bénédicte, „Peintres berlinois à Paris 1800–1820“, in: Les artistes étrangers à Paris: de la fin du Moyen Âge aux années 1920, Marie-Claude Chaudonneret (Hrsg.), Bern u.a. 2007, S. 157–176 | Schröter, Elisabeth, „Raffael-Kult und Raffael-Forschung: J.D. Passavant und seine Raffael-Monographie im Kontext der Kunst und Kunstgeschichte seiner Zeit“, in: Römisches Jahrbuch der Bibliotheca Hertziana, H. 26, 1990, S. 327 | Tripier Le Franc, Justin, Histoire de la vie et de la mort du Baron Gros, le grand peintre, Paris 1880, S. 593 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 286f.

Archivalien Berlin, SMB PK ZA, Autographensammlung Karl Wilhelm Wach (1816), Mappe 1516/1, fol. 15–21, hier: fol. 16 | Berlin, GStA PK, I HA Geheimes Zivilkabinett, jüngere Periode Rep. 89 Nr. 19827, Acta betr.: Die von dem Maler Wach angefertigten Gemälde und die demselben bewilligten Unterstützungen 1810–1811–1816–1817–1824–1825–1827– 1859, fol. 1–134, hier: fol. 11–12 [Brief v. Wilhelm Wach an König Friedrich Wilhelm III, Paris, 20.2.1816], fol. 14–15 [Brief v. Wilhelm Wach an Unbekannt, Paris, 22.2.1816], fol. 22 [Brief v. Wilhelm Wach an König Friedrich Wilhelm III, Paris, 21.4.1816], fol. 31 [Brief v. Wilhelm Wach an König Friedrich Wilhelm III, Paris, 7.3.1817], fol. 16 [Brief v. Alexander von Humboldt an Unbekannt, Paris, 27.2.1816], fol. 24–25 [Brief v. Alexander von Humboldt an Unbekannt, Paris, 26.6.1816] | Berlin, PrAdK, Pers. BK 541 Wilhelm Wach [eigenhändiger Lebenslauf] | Berlin, ZLB, Historische Sondersammlung, EH286, o. fol. [Einladung Alexander von Humboldts, April 1817] | Paris AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et sculpture, 1807–1841, Nr. 746 (s.u. ab S. 327) | Paris, ENSBA, Ms. 321, Papiers du peintre Louis David, o. fol. [Note de l’argent remis à M. Le Vol le 2 janvier 1816]. Stéphanie Baumewerd

Wagner, Franz Johann Daniel Lebrecht 1810 Berlin – nach 1883? Historien-, Porträt-, Landschafts- und Genremaler sowie Lithograph

Künstlerische Laufbahn vor 1830 Schüler an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin; 1831/32 – um 1836 Schüler im Privatatelier von Wilhelm Hensel in Berlin; 1835–1837 Parisaufenthalt; Ausbildung im Privatatelier von Léon Cogniet und an der École des beaux-arts; ab 1838 Tätigkeit als Maler und Zeichenlehrer in Berlin; 1838–1864 regelmäßige Beteiligung an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1856

Wagner, Franz Johann Daniel Lebrecht

Teilnahme an der zehnten großen Ausstellung des Bremer Kunstvereins; 1863 Beteiligung an der Ausstellung neuerer Ölgemälde Bremens in der Kunsthalle Bremen

Parisaufenthalt 1835–1837 Das Leben und Werk von Franz Wagner ist hauptsächlich in Künstlerlexika und Nachschlagewerken des 19. Jahrhunderts dokumentiert (AKL; Boetticher; Nagler). Darüber hinaus lässt sich seine künstlerische Laufbahn in Preußen und Paris über einige Dokumente im Archiv der Berliner Akademie der bildenden Künste rekonstruieren (Berlin, PrAdK a–d). Seit 1831 oder 1832 studierte er im Berliner Privatatelier von Wilhelm Hensel. Sein Mitschüler war hier Karl Wilhelm → Pohlke, mit dem Wagner im Alter von 25 Jahren nach Paris reiste (Raczynski 1841, S. 89; Rosenberg 1879, S. 86). Es war vermutlich Hensel, auf dessen Empfehlung die beiden Maler die Reise in die französische Hauptstadt antraten. In einem Brief vom April 1835 schrieb Hensels Ehefrau Fanny an ihren Bruder, den Musiker Felix Mendelssohn Bartholdy: Wagner und Pohlke „reisen zur Ausstellung und werden uns dort erwarten und zum Winter zurückkommen. Die beiden jungen Leute haben sich auf ehrenvolle Weise die Mittel zu dieser Reise erworben“ (Lowenthal-Hensel/Arnold 2004, S. 210). Mit der Ausstellung ist der Pariser Salon von 1835 gemeint, der am 1. Mai des Jahres endete (Hensel 2007, S. 73). Erwähnenswert ist außerdem, dass die beiden Schüler Fanny Hensels Aussage zufolge nur einen kurzen Aufenthalt in Paris planten. Wagner blieb aber die nächsten zwei Jahre in der Kunstmetropole, wo er unter anderem im Louvre Bilder kopierte. Sein Name taucht im Register des Louvre auf, wo auch seine Pariser Adresse mit Quai Saint Michel 12 angegeben ist (Paris, AMN). Aus weiteren Briefen Fanny Hensels geht hervor, dass sie und ihr Ehemann mehrfach zu privaten Ausflügen mit Wagner und Pohlke aufbrachen. So berichtete sie im Juli 1835 ihrem Vater, dem Bankier Abraham Mendelssohn Bartholdy: „Wagner und Pohlke sehen wir öfters, sie waren mit uns in Boulogne und auf dem Père la Chaise, wir sind aber nicht ganz einverstanden mit ihrer Art zu sehn, und Hensel rüffelt sie beständig. Sie sind fleißig aber nicht auf die rechte Weise, und leider offenbart sich ein gewisser Philistrismus, der um so schlimmer in ihrem Alter ist,

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als er mit den Jahren nicht abzunehmen pflegt“ (Hensel 2007, S. 40). Während Pohlke bei dem Landschaftsmaler Louis-Étienne Watelet studierte, war Wagner von 1835 bis 1837 Schüler im Privatatelier von Léon Cogniet (Raczynski 1841, S. 89; Rosenberg 1879, S. 86; Gläser 1929, S. 82). Außerdem besuchte er im Wintersemester 1835 zusätzlich die Pariser École des beaux-arts (Paris, AN). Mit dem einzigen nachweislich in Paris entstandenen Kunstwerk Kind mit einem Vogel spielend beschickte er 1836 die Berliner Akademie-Ausstellung (BAA 1836, Nr. 999; Berlin, PrAdK b). Franz Wagners weiteres künstlerisches Schaffen während seines Parisaufenthalts ist unbekannt. Nach zweijährigem Aufenthalt an der Seine kehrte er 1837 nach Berlin zurück (Raczynski 1841, S. 89; Rosenberg 1879, S. 86). Hier war er nach eigener Aussage über 20 Jahre als Zeichenlehrer tätig (Berlin, PrAdK d), beteiligte sich bis 1864 regelmäßig an den Berliner Akademie-Ausstellungen (TB; BAA 1838–1864) und arbeitete an seiner Schrift über Die Proportion des menschlichen Körpers (Berlin, GStA PK). Wagners Bemühungen um eine Stelle als Lehrer an der Berliner Akademie blieben trotz mehrfacher Bewerbungen erfolglos (Berlin, PrAdK a; Berlin, PrAdK c–d).

Werke der Pariser Zeit Kind mit einem Vogel spielend (Morgenländisches Mädchen mit Kakadu), Verbleib unbekannt (BAA 1836, Nr. 999).

Bibliographie AKL, Boetticher, Nagler, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1836, Nr. 999 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1780–1840, München 1971, S. 369, 288, Anm. 1650–1653 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten 1820–1850, Berlin 1929, S. 82 | Hensel, Fanny, Briefe aus Paris an ihre Familie 1835, Hans-Günter Klein (Hrsg.), Wiesbaden 2007, S. 11, 31, 40, 73 | Lowenthal-Hensel, Cécile u. Jutta Arnold, Wilhelm Hensel. Maler und Porträtist. 1794– 1861. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts, Berlin 2004, S. 186–189, 201–204, 210 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1841, Bd. 3, S. 89–

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Wagner, Johann Martin (von)

90 | Rosenberg, Adolf, Die Berliner Malerschule 1819–1879, Berlin 1879, S. 86–87 | Toelken, E.H., „Ueber die diesjährige kleinere Kunstausstellung im Akademie-Gebäude“, in: Berliner Kunst-Blatt, 2. Jg., H. 5, 1829, S. 129.

Archivalien Berlin, GStA PK, I. HA Rep. 76 Kultusministerium, VIII, Sekt. 50, Lit. W, Nr. 24, o. fol. | Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK 002, Lehrer der Akademie und ihrer Institute, fol. 149 [Bewerbung von J.D.L. Franz Wagner um die Stelle des verstorbenen Lehrers Berger im Fach anatomisches Zeichnen, 26.11.1849] | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK 213, Kunstausstellung 1836, fol. 41 [Brief Franz Wagners bezüglich seiner Beteiligung an der Berliner Akademie-Ausstellung, Paris August 1836] | Berlin, PrAdK c: Berlin, PrAdK 231, Kunst- und Gewerk-Schule, fol. 113 [Anforderung eines Gutachtens über J.D.L. Franz Wagner für die Stelle des verstorbenen Linger, 27.9.1858] | Berlin, PrAdK d: Berlin, PrAdK 242, fol. 42 [Bewerbung J.D.L. Franz Wagners um die Stelle des verstorbenen Herbig als Lehrer in der Klasse für Vorbereitung und Prüfung, 8.11.1861] | Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 1178 | Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 1554 (s.u. ab S. 327). Annika Kiesewetter

Wagner, Johann Martin (von) 1777 Würzburg – 1858 Rom Maler, Bildhauer, Radierer, Kunstagent und -sammler

F. Jagemann, Johann Martin Wagner, 1805

Künstlerische Laufbahn ab 1794 Ausbildung in der Werkstatt des als fürstbischöflichen Hofbildhauer tätigen Vaters Johann Peter Wagner in Würzburg; 1797–1802 in Wien Schüler von Heinrich Füger an der Kaiserlich-königlich vereinigten Akademie der bildenden Künste, dort 1802 erster Preis für Venus und Aeneas (verschollen); 1802 Rückkehr nach Würzburg; 1803 Gewinn des ersten Preises der Weimarer Kunstfreunde mit Odysseus und Polyphem (verschollen); 1803/04 Parisaufenthalt; kurzzeitig Schüler im Lehratelier von Jacques-Louis David und Jean-Baptiste Regnault und vermutlich an der École des beaux-arts; 1804–1808 erster Romaufenthalt; Anstellung als Zeichenlehrer in der Familie Wilhelm von Humboldts; erfolgreiche Ausstellung des Gemäldes Rat der griechischen Helden von Troja (München, Bayerische Staatsgemäldesammlung); 1808 Rückkehr nach Würzburg; ab 1810 in Rom als Pensionär des Bayerischen Hofes sowie Tätigkeit als Kunstagent des Kronprinzen Ludwigs, u.a. Ankauf des Barberi-

Wagner, Johann Martin (von)

nischen Fauns (München, Glyptothek); 1812/13 im Auftrag Ludwigs Reise nach Griechenland; Erwerbung der Äginetengruppe (Glyptothek, München), die er gemeinsam mit Bertel Thorvaldsen in Rom restauriert; 1818–1837 Entwurf der Giebelgruppe der Münchener Glyptothek; Ausführung des Hauptfrieses für die Walhalla bei Regensburg; Entwurf der Löwenquadriga für das Siegestor in München; 1841 Ernennung zum Generaldirektor der Münchener Museen durch Ludwig I.; Wagner zieht es jedoch vor, in Rom zu bleiben.

Parisaufenthalt 1803/04 Der 26-jährige Martin Wagner reiste im Jahr 1803 zur Fortsetzung seines Studiums nach Paris. Sein knapp acht Monate dauernder Lehraufenthalt in der französischen Hauptstadt ist bisher nur am Rande behandelt worden (Kat. Würzburg 1977; Ragaller 1978; Weiss 1984; Kat. Würzburg 2007). Dabei sind die im Würzburger Universitätsarchiv des Martin von Wagner Museums sowie die in der Bayerischen Staatsbibliothek in München befindlichen Korrespondenzen und autobiographischen Zeugnisse nur unvollständig ausgewertet worden, in denen Wagner von seinem Aufenthalt in der französischen Hauptstadt berichtet (Würzburg, MvWM a–e; München, BSB a, b). Der Abreise nach Frankreich war ein monatelanges Hadern und Abwägen Wagners vorausgegangen, wovon ein ausführlicher Briefwechsel mit dem Historienmaler Eberhard Wächter zeugt. Dem jungen Würzburger Künstler war während seines Studienaufenthalts in Wien Wächter, der selbst von 1785 bis 1792 einen Studienaufenthalt in Paris absolviert hatte, ein wichtiger Ratgeber geworden. Im Februar 1803 hatte dieser an Wagner geschrieben: „Wenn ich gewünscht habe, daß Sie nach Paris gehen möchten, so war meine Hauptursache, Sie möchten wieder etwas ganz anderes sehen, anderen Styl, andere Grundsätze und dergl. […]. Die Bestimmtheit, und eine gewisse Correction, welche jetzt die Franzosen suchen, verdient nachgeahmt zu werden, denn es ist noch keine Nation jetzt, deren Künstler so academisch richtig zu seyn suchen“ (München, BSB b, fol. 53r.). Wagners Zögern lag in seinem eigentlichen Wünsch begründet, nach Rom reisen zu wollen. Außerdem wollte er nicht erneut seine Eltern bitten, ihm die Reise nach Paris zu finanzieren, zumal diese ihm bereits sei-

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nen fünfjährigen Studienaufenthalt in Wien ermöglicht hatten (ebd., fol. 10v.). Da es ihm auch nicht gelang eine finanzielle Unterstützung von seinem „Vaterlande“ zu erhalten, wäre sein Vorhaben fast gescheitert; schließlich beschloss er trotz unsicherer finanzieller Lage, sein „übriges väterliches Vermögen der Kunst vollens aufzuopfern“ und die Reise anzutreten (ebd). Ausgestattet mit Empfehlungsschreiben von Wächter an dessen Onkel Karl Eberhard Freiherr von Wächter, der als Gesandter in Paris in den Diensten des dänischen Königs stand, sowie an den französischen Maler Louis Lafitte (Würzburg, MvWM d, e), reiste Wagner schließlich aus Würzburg ab. Retrospektiv berichtet er: „[Ich] begab mich den 6sten September 1803 nach Paris, in der Absicht, mich besonders im Zeichnerischen zu vervollkommen, wozu mir mein werther Freund Waechter gerathen hatte“ (München, BSB a, fol. 2v.). In der französischen Hauptstadt angekommen, schrieb Wagner nach einigen Wochen einem Freund: „Ich befinde mich in Paris, und das seit dem 15. September. […] Von meiner Ankunft bis jetzt habe ich die Zeit gänzlich mit sehen, und herumlaufen verbracht. Ich habe nun fast alle Seltenheiten von Paris gesehen; die unschätzbaren Kunstwerke der Alten, so wie die Werke der Neuen; Allein alles das befriedigte mich nicht. Ich vermisse den redlichen biederen Deutschen Charakter, Deutsche schwäbische Herzlichkeit.“ (München, BSB b, fol. 60r.) Und auch an seine Schwester berichtet er enttäuscht: „Ich bin noch nicht entschlossen ob ich den Winter hier bleiben werde oder nicht, es will mir auser dem Museum in Paris nichts gefallen, es ist ein ganz besonderes Volk, daß Lachen ist Ihnen seit der Revolution ziemlich vergangen. […] Ich muß dich versichern, daß in Wirzburg viel mehr Luxus herscht als hier. Und seit dem Krieg hat vollends alles aufgehört. Zum verdienen ist einmal hier keine Aussicht, überdies ganz gräßlich theuer wovon Du keinen Begriff hast“ (Würzburg, MvWM a, fol. 1r.). Trotz materieller Not, die Wagner in Paris litt („Ich esse nur einmal des Tags, und nur 2 Speisen brod“, ebd., fol. 1v.), konzentrierte er sich auf sein Studium in den Pariser Kunstsammlungen: „Unterdessen arbeite ich was ich kann, bey den Handzeichnungen oder dann bey den Andiken“ (ebd.). In einem späteren Brief an seine Schwester berichtet Wagner erneut von den materiellen Sorgen,

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Wagner, Johann Martin (von)

mit denen die deutschen Künstler in Paris zu kämpfen hatten: „Alle stehen voller Schulden und keiner weis wie er sie bezahlen soll die möchten gerne fort, aber können Schulden halber nicht […] viele sind schon wegen elenden Leben so hier gestorben. Ein anderer Mensch Giebele, den ich schon in Wien kannte, hat der Hunger schon fast aufgerieben. So stehts mit den armen Deutschen in Paris.“ (Würzburg, MvWM c, fol. 2v.) Der Maler und Stecher Johann Nepomuk → Giebele, der gemeinsam mit Wagner die Kunstakademie in Wien besucht hatte, hielt sich vermutlich bereits seit 1801 in Paris auf. Wagners Wohlbefinden verbesserte sich, als der Kupferstecher Christian Friedrich Traugott Duttenhofer und der Maler August Friedrich Oelenhainz in Paris eintrafen. So berichtet er Ende November über das Zusammensein mit seinen alten Freunden: „wir haben oft einen herzlichen Spas über den dicken Ohelenheinz, welcher sich unter den Franzosen ganz besonders ausnimt und eine comische Rolle spielt. Auf heute hat er uns zum Rothen Oschen [sic] (ein deutsches Wirthaus) invitirt, wo wir Sauerkraut und Knöchel [sic] essen wollen. In dem ganzen Wirtshaus ist alles deutsch, Wirtsleud, Essen, Musik, kurz alles ist auf deutschen Fuß eingerichtet. Die Deutschen gehn aus dieser Ursache häufig hin wahlfahrten, und erweisen dort ihre Andacht, mit Klös und Kraut“ (Würzburg, MvWM b, fol. 2v.). In Paris zählte Wagner überdies zu den Gästen der sonntäglichen Abendgesellschaften im Haus von Friedrich Schlegel (Boisserée 1862, S. 25). Er traf mehrere seiner „Freunde und alten Bekannten“ in Paris wieder, die zuvor ebenfalls in Wien studiert hatten, darunter Ferdinand → Jagemann, Peter → Krafft und Johann Georg → Raber, sowie den Landschaftsmaler Lorenz Adolf Schönberger und den Schweizer Maler Ludwig Lombach. Er schloss außerdem Bekanntschaft mit dem Weimarer Journalisten Carl Bertuch sowie mit dem aus Gotha stammenden Maler Christian → Kühner und dem Altertumsforscher Friedrich → Sickler (München, BSB a, fol. 11r.). Sickler, der als Hauslehrer in den Diensten der Pariser Bankiersfamilie Delessert stand, vermittelte Wagner den Auftrag, Porträts von Monsieur und Madame Delessert anzufertigen, deren Ausführung allerdings nicht zustande kam (ebd., fol. 11v.). Als Kühner im November 1803 die Heimreise nach Gotha über Würzburg antrat, gab Wagner ihm Pinsel und Farben für seine Schwester mit (Würz-

burg, MvWA a). Und auch Eberhard Wächter, der Wagner mit einer Pinsel-Kommission beauftragt hatte, erhielt seine gewünschten Materialien aus Paris (München, BSB b, fol. 56 r). Wagner folgte dem Rat Wächters und suchte, wie er retrospektiv berichtet, in Paris die privaten Lehrateliers französischer Meister auf: „So besuchte ich die vorzüglichsten Attelier der im großen Ruf stehenden Künstler, nemlich das des Malers David, und Renieux [Regnault]. Allein ich bemerkte bald daß dortens für mich keine Aussicht sey.“ (München, BSB a., fol. 12v.) Wagner beschreibt, dass er die Ateliers von David und Regnault gemeinsam mit Ferdinand Jagemann besucht habe, bemängelt dort jedoch die allzu große Unruhe und den Unernst unter den jungen Kunstschülern. Er glaubte sich in einer „Menagerie von wilden Thieren zu befinden“ und „dieß machte einen so wiederwärtigen Eindruck auf mich, dass ich sogleich mein Vorhaben aufgab, umso mehr da ich bemerkte daß diese Attelier so von Schülern überfüllt waren, daß man kein Raum finden konnte.“ (ebd.) Auch der Unterricht an der École des beaux-arts enttäuschte Wagners Erwartungen. So berichtet er, dass es in der Kunstakademie „um kein Haar besser“ als in den Lehrateliers zuginge (ebd., fol. 13r.). Indes ist unklar, in welchem Umfang Wagner sein Studium an der Kunstakademie betrieb, da sich sein Name nicht auf der Schülerliste des École des beaux-arts findet. Enttäuscht von den institutionalisierten Lehreinrichtungen, wandte Wagner sich intensiven Studien im Louvre zu: „Ich beschloß daher auf meine eigenen Wege so viel als möglich mich zu bilden, und weiter zu gehen. Ich besuchte fleißig das damals zu jener Zeit so reiche Museum“ (ebd.). Wagner hält fest, er habe im Louvre eine Kopie nach Raffaels Madonna del Diadema angefertigt, die aber unvollendet geblieben sei (München, BSB a, fol. 13r.). Außerdem habe er „einige Zeichnungen von eigener Erfindung“ im „Davidschen Stile“ ausgeführt (ebd., fol. 13v.). Unter der Anleitung von Duttenhofer versuchte Wagner sich auch in der Stecherkunst und radierte eine Heilige Familie in Kupfer (München, BSB b, fol. 21). In Paris entstand zudem das Porträt des Goldschmieds und Medailleurs Peter Bruckmann, der wie Wagner in Wien studiert hatte und sich in Paris fortbilden ließ. Eine Entwurfskizze zu Polyeidos erweckt den Glaukos führte Wagner vermutlich ebenfalls in der französischen Hauptstadt aus (Regaller 1978, S. 68). Auch

Wagner, Johann Martin (von)

ein Skizzenbuch, das Wagner 1803 in Paris begonnen hat, ist erhalten. Noch vor seiner Abreise nach Paris hatte Wagner sich an der Preisaufgabe der Weimarer Kunstfreunde mit einer Zeichnung zum Thema Odysseus und Polyphem beteiligt. Ende November schrieb Goethe nach Würzburg, dass Wagner der erste Preis zugesprochen worden sei. Goethe wusste nicht, dass Wagner sich längst in Paris befand und beauftragte den sich in Würzburg aufhaltenden Philosophen Friedrich Joseph Schelling, seinen Einfluss geltend zu machen, damit Wagner direkt nach Rom und nicht zuerst nach Paris gehe, „denn diese falsche Instradation verwindet das größte Talent nicht“ (zit. nach Möbius 1960, S. 138). Wagner, dessen Vater die Briefsendung Goethes an seinen Sohn nach Paris geschickt hatte, wurde mit dem Preisgewinn aus seiner misslichen finanziellen Lage befreit und berichtet im Rückblick: „da man für den 2. Preiss kein würdig gefunden habe, so habe man, den meinigen auf 60 Dukaten erhöht welche dem Schreiben mit beygeschlossen waren. Wie groß meine Überraschung und Freude war, besonders in meiner damaligen Lage, kann man sich wohl vorstellen.“ (München, BSB a, fol. 11r.) Mitte Dezember kam Wagner Goethes Bitte nach, ihm eine Lebensbeschreibung zuzusenden, in dem er zu dem vorläufigen Fazit seines Parisaufenthalts kommt: „Inzwischen finde ich mich hier in den meisten Stücken wenig befriedigt und vermisse vor allen Dingen das Große, Einfache der italienischen Schule und das Ungeschminkte und Ungezierte der wahren Kunst“ (zit. nach Scheidig 1958, S. 366). Durch Goethes Vermittlung wurde Wagner schließlich Anfang des Jahres 1804 zum Professor der höheren Zeichenkunst an der Universität Würzburg berufen und aufgefordert, sich zunächst für zwei Jahre zum Studium nach Rom zu begeben (Kummer 2009, S. 236). Am 11. Mai 1804 verließ Wagner schließlich Paris, um nach Italien zu reisen. Wagner berichtet rückblickend über den Einfluss, den der „Davidsche Stil“ auf ihn in der französischen Hauptstadt ausübte: „Es war vielleicht gut, daß ich nicht länger in Paris verweilte, weil ich Gefahr lief mich ganz nach jener Schule zu wägen. So groß ist die Macht der Gewohnheit und die der Umgebung.“ (München, BSB a, fol. 13v.) Dass der Parisaufenthalt nicht spurlos an Wagner vorbeige-

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gangen war, bemerkte auch Eberhard Wächter zwei Jahre später in einem Schreiben vom 15. März 1806 an Freiherrn Karl Friedrich von Uexküll-Gyllenband, in dem er sich zu einem Stich nach einer Zeichnung Wagners äußert: „Ein kleines Blättchen […] ist in sofern merkwürdig, als es einen Beweis ablegt, wie sehr das, was einen Menschen umgibt, auf ihn einwirkt. Wagner war bis auf den letzten Augenblick seines Aufenthalts in Paris gegen den neufranzösischen Styl eingenommen, und doch glich nichts so sehr diesem Styl, als obgesagtes Blatt.“ (Zit. nach Haakh 1863, 330) In Rom sollte Wagner sich schließlich – abgesehen von wenigen Unterbrechungen – bis zu seinem Lebensende niederlassen. Seine spätere Tätigkeit als Kunstagent für den bayerischen Kronprinzen und späteren König Ludwig I. führte zu der fast ausschließlichen Beschäftigung mit der Plastik, über der er die Malerei aufgab.

Werke der Pariser Zeit Bildnis P. Brukmann, 1803, Bleistift auf Papier, 17 × 11,1 cm, Inv. Nr. Hz 3842, Würzburg, Martin von Wagner Museum | Skizzenbuch, 1803–1804, 15,1 × 10 cm, Inv. Nr. SW 72, Würzburg, Martin von Wagner Museum (1803 in Paris begonnen und in Rom fortgeführt, Regaller 1978, S. 56) | Die Heilige Familie in einer Landschaft, diese mit Palmen und Tempeln, Inv. Nr. K 5097, undatiert, Radierung, 16,9 × 23,9 cm, Würzburg, Martin von Wagner Museum | Polyeidos erweckt den Glaukos (Entwurfsskizze), undatiert, Feder über Blei auf Papier, 9,9 × 13,9 cm, Inv. Nr. Hz 3303, Würzburg, Martin von Wagner Museum | Madonna del Diadema nach Raffael, unvollendet, Verbleib unbekannt (München, BSB a, fol. 13r.).

Bibliographie AKL, Bénézit, Boetticher, Meusel, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 352, Anm. 847–851 | Boisserée, Sulpiz, Lebensbeschreibung, Bd. 1, Stuttgart 1862, S. 25 | Haakh, Adolf, Beiträge aus Württemberg zur neueren deutschen Kunstgeschichte, Stuttgart 1863, S. 330 | Kat. Würzburg 1977: Martin von Wagner 1777–1858. Gemälde- und Handzeichnungen, Heinrich Regaller (Hrsg.), Ausstellungskat., Martin von Wagner Museum, Würzburg 1977

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Wagner, Johann Peter

| Kat. Würzburg 2007: Johann Martin von Wagner. Künstler, Sammler und Mäzen, Stefan Kummer u. Ulrich Sinn (Hrsg.), Ausstellungskat., Martin von Wagner Museum, Würzburg 2007 | Kummer, Stefan, „Martin (von) Wagner bittet um Urlaub in Rom. Neue Dokumente zur Frühzeit des Würzbuger Klassizisten“, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst, Jg. 61, Bd. 132, 2009, S. 236– 266 | Möbius, Hans, „Goethe und Martin Wagner“, in: Goethe-Jahrbuch, Bd. 77, 1960, S. 135–149 | Ders., „Martin Wagners Jugendwerke. Zur Gedächtnisausstellung des Martin von Wagner-Museums in der Würzburger Residenz“, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst, Jg. 10, Bd. 81, 1958, S. 236–253 | Ragaller, Heinrich, „Martin von Wagners Erwähnungen seiner Werke im Codex Germanus Monacensis 6238 (I u. II) in der Staatsbibliothek München“, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst, Jg. 30, Bd. 101, 1978, S. 64– 74 | Scheidig, Walther, Goethes Preisaufgaben für bildende Künstler, 1799–1805, Weimar 1958 | Ulrichs, Ludwig von, Johann Martin von Wagner: ein Lebensbild, Würzburg 1866 | Weiss, Hermann F., Funde und Studien zu Heinrich von Kleist, Tübingen 1984, S. 86–88.

Archivalien München, BSB a: München, BSB, Cgm 6238 (1), Fragmentarische Autobiographie, o.D. | München, BSB b: München, BSB, Cgm 6238 (2), Fragmente zur Biographie Wagners, o.D. | Würzburg, MvWM a: Würzburg, MvWM, Universität Würzburg, WagnerNachlass, L 39, o. fol. [Wagner an seine Schwester Margareth, Brief vom 21.10.1803] | Würzburg, MvWM b: Würzburg, MvWM, Universität Würzburg, Wagner-Nachlass, L 39, o. fol. [Wagner an seine Schwester Margareth, Brief vom 20.11.1803] | Würzburg, MvWM c: Würzburg, MvWM, Universität Würzburg, Wagner-Nachlass, L 39, o. fol. [Wagner an seine Schwester Margareth, Brief vom 28.1.1804] | Würzburg, MvWM d: Würzburg, MvWM, Universität Würzburg, Korrespondenz s.v. Waechter, fol. 96– 97 [Eberhard Wächter an Baron Wächter, Brief vom 27.8.1803] | Würzburg, MvWM e: Würzburg, MvWM, Universität Würzburg, Korrespondenz s.v. Waechter, fol. 100–101 [Eberhard Wächter an den Maler Lafitte]. Nina Struckmeyer

Wagner, Johann Peter 1802 Mannheim – 1847 Karlsruhe Maler, Lithograph und Druckereibesitzer

Künstlerische Laufbahn vor 1823 Lehre in der Steindruckerei des Onkels Karl Wagner in Karlsruhe; 1823/24 Studium an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München; um 1824/25 Parisaufenthalt; Begegnung mit dem Maler Carl Ludwig Frommel; um 1826/27 Reise nach Italien; nach 1827 Übernahme der Steindruckerei seines Onkels unter dem Namen Lithographische Kunstanstalt J.P. Wagner in Karlsruhe; Vorsitzender des 1831 gegründeten Gewerbevereins; Mitglied der Karlsruher Museumsgesellschaft

Parisaufenthalt um 1824/25 Der von der Kunstgeschichte fast gänzlich vergessene Maler und Lithograph Johann Peter Wagner entschied sich während seines Studiums an der Akademie der bildenden Künste in München, nach Paris zu gehen und dort seine Ausbildung fortzusetzen (Karlsruhe, StA a). Verschiedene Briefe, die er mit dem Maler Carl Ludwig Frommel austauschte und die im Stadtarchiv in Karlsruhe aufbewahrt werden, geben über seine Pläne Auskunft (Karlsruhe, StA a–c). Frommel bestärkte Wagner mit Nachdruck in seinem Entschluss, nach Paris zu gehen. Seiner Meinung nach sei in der französischen Metropole die Entwicklung von Drucktechniken am weitesten fortgeschritten, und Wagner werde sicher „ebenso schön drucken“ lernen (Karlsruhe, StA a). Auch erzählte Frommel von seinen zahlreichen Kontakten in Paris, die Wagner nützlich sein könnten (ebd.). Wagner scheint die Reise von München nach Paris zusammen mit Karl Friedrich Kuentzle, später Hofbaumeister in Karlsruhe, unternommen zu haben (ebd.). Da an der École des beaux-arts keine Lithographie unterrichtet wurde (Kat. L’Isle-Adam 2005, S. 17), liegt die Vermutung nahe dass sich Wagner in einem Privatatelier oder einer der florierenden Druckereien der Stadt weiterbildete. Sicher ist, dass Wagner während seiner Pariser Zeit mit zwei Architekten, dem Schweizer Melchior Berri und dem Deutschen Karl Joseph Berckmüller, ver-

Welter, Michael

kehrte (Karlsruhe, StA c). Beide waren Mitarbeiter des französischen Architekten Jean-Nicolas Hyot. Nach seinem Parisaufenthalt blieb Wagner weiterhin mit Frommel in Kontakt und schuf verschiedene Lithographien nach seinen Werken (Nagler). Mit Berri und Berckmüller reiste er 1826 oder 1827 nach Italien, ließ sich später aber endgültig in Karlsruhe nieder. Dort gab der Künstler zahlreiche Werke über die Stadt Karlsruhe und ihre Umgebung heraus (Wagner 1835). Dass Wagner, dessen Beitrag zur Entwicklung des Steindrucks nur selten in der Literatur erwähnt wird (Winkler 1975, S. 312), vor allem in lokalen Studien zur Kunst in Karlsruhe Beachtung findet, überrascht daher kaum (Rott 1917, S. 154).

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Welter, Michael 1808 Köln – 1892 ebd. Dekorations-, Architektur- und Porträtmaler

Werke der Pariser Zeit Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Bibliographie Nagler, TB – Kat. Karlsruhe 1989: Carl Ludwig Frommel, 1789–1863. Zum 200. Geburtstag: Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik aus dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Rudolf Theilmann (Hrsg.), Ausstellungskat., Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe 1989, S. 15 | Kat. L’IsleAdam 2005: De Géricault à Delacroix, Ausstellungskat., Musée d’Art et d’Histoire Louis-Senlecq, L’IsleAdam 2005, S. 17 | Rott, Hans, Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof, Karlsruhe 1917, S. 154 | Wagner, Peter, Erinnerungen an Carlsruhe, Karlsruhe 1835 | Winkler, Rolf Arnim, Die Frühzeit der deutschen Lithographie. Katalog der Bilddrucke von 1796–1821, München 1975, S. 312.

Archivalien Karlsruhe, StA a: Karlsruhe, StA, 7/NL Wagner 57 [Frommel an Peter Wagner, Brief vom 17.2.1824] | Karlsruhe, StA b: Karlsruhe, StA, 7/NL Wagner 58 [Frommel an Peter Wagner, Brief vom 25.3.1824] | Karlsruhe, StA c: Karlsruhe, StA, 7/NL Wagner 59 [Frommel an Peter Wagner, Brief vom Mai 1825]. Frauke Josenhans

M. Welter, Selbstporträt, um 1826

Künstlerische Laufbahn ab 1825 Zeichenunterricht bei Egidius Mengelberg in Köln; 1827/28 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Pierre-Luc-Charles Cicéri und Pierre-François-Léonard Fontaine; 1828 Rückkehr nach Köln, Tätigkeit als Dekorationsmaler; 1829–1831 Tätigkeit im Berliner Atelier von Wilhelm → Wach und in der Werkstatt von Carl Wilhelm Gropius in Berlin; seit 1830 Schüler der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin; ab August 1831 zweimonatige Reise über Dresden, Meißen, Prag, Regensburg, Nürnberg, Würzburg und Mainz nach Köln; ab 1832 wieder in Köln ansässig, Tätigkeit als Dekorationsmaler; 1833 Gründung des Vereins bildender Künstler (heute Kölnischer Kunstverein) gemeinsam mit seinem Schwager, dem Historiker Ernst Weyden; 1860er Jahre zweijährige Ausmalungsarbeiten auf der Wartburg bei Eisenach im großen Fest- und Waffensaal; 1866/67 Auftrag für eine Miniaturkopie der Wartburgmalereien für den bayerischen König Ludwig II.; zahlreiche Ausmalungsarbeiten in Norddeutschland; ab 1878 Auftrag für die Res-

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Welter, Michael

taurierung der Wandmalereien der Marienburg (Malbork) in Ostpreußen; 1880 sechswöchige Italienreise mit seinem Freund, dem Maler und Graphiker Eduard Gerhardt

Parisaufenthalt 1827/28 Durch Vermittlung des Architekten und Archäologen Ignaz von Hittorff reiste Michael Welter im Jahr 1827 nach Paris (TB). Der Künstler war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein erfolgreicher Dekorationsmaler, zu dessen bekanntesten Arbeiten Wandmalereien in der Wartburg und der Marienburg zählen. In Welters Nachlass (Köln, Privatbesitz), der die Grundlage einer Monographie über den Künstler bildet (Blanchebarbe 1984), haben sich Korrespondenzen und Reisetagebücher erhalten. Obwohl diese nur wenig Auskunft über den Parisaufenthalt Welters geben, lässt sich rekonstruieren, dass der Kölner nach einer Studienreise über Aachen, durch Belgien und die Normandie im Oktober 1827 in der französischen Metropole eintraf (ebd., S. 8). Hier wurde er Schüler im Atelier des Dekorationsleiters der Pariser Staatsoper PierreLuc-Charles Cicéri sowie des Hofarchitekten PierreFrançois-Léonard Fontaine. Während seiner Ausbildung fertigte er Skizzen nach dem lebenden Modell, von denen sich einige erhalten haben (Köln, Privatbesitz). Ob Welters Architekturzeichnungen, bei denen es sich um Kopien nach Gipsmodellen von Kapitellen, Friesen und Gesimsen handelt (Blanchebarbe 1984, S. 8), ebenfalls während seiner Atelierausbildung entstanden, ist ungeklärt. Die Blätter könnten auch in einer von Franz Christian Gau geleiteten Architekturschule, die hauptsächlich von deutschen Studenten besucht wurde und die Welter vielleicht in Paris besuchte, angefertigt worden sein. Seit 1809 lebte der Kölner Architekt Gau in der französischen Hauptstadt, wo Welter ein Medaillonporträt von ihm schuf (ebd.). Welters Skizzenbücher, die in seinem Nachlass überliefert sind, zeugen von einem breiten Interesse an unterschiedlichen Motiven (Köln, Privatbesitz). Oft lassen sich weder die Datierung noch der Entstehungsort der Arbeiten mit Sicherheit bestimmen. Unter anderem sind Porträtskizzen historischer Persönlichkeiten wie Molière und Voltaire überliefert. Auch ornamentale Motive und Kostümentwürfe hielt der Künstler fest. Architekturansichten, die z.B. Türbeschläge der Kirchenportale von

Notre-Dame de Paris abbilden, veranschaulichen die Aufmerksamkeit, die der Künstler kleinsten Details widmete (ebd.). Ob die Welter zugeschriebene Kopie einer Manessischen Liederhandschrift, die sich zu damaliger Zeit in der Bibliothèque nationale befand, wirklich von dem Künstler stammt, bleibt unklar. Nicht zu ermitteln ist ferner die Herkunft zahlreicher französischer Kupferstiche, die sich im Besitz des Künstlers befanden (ebd.). Ob Welter die Landschaftsdarstellungen, Genreszenen und Architekturansichten nach Werken großer Meister wie Jean-Honoré Fragonard, Charles Le Brun und Louis-Michel van Loo in Paris erwarb, ist unbekannt. Nach seiner Rückkehr aus Paris 1828 reiste Welter zunächst für einige Zeit durch Deutschland, bevor er ab 1829 für zwei Jahre in den Berliner Ateliers von Wilhelm → Wach und Carl Wilhelm Gropius tätig war (ebd.). Eine Notiz, die der Künstler auf einer Aktstudie hinterließ, informiert außerdem darüber, dass er an der Königlich Preußischen Akademie der Künste Berlin bei Carl → Begas, Friedrich → Tieck und Christian Daniel Rauch studierte (ebd.; Taf. IV). Ab 1832 ließ er sich endgültig in seiner Geburtsstadt Köln nieder.

Werke der Pariser Zeit F. C. Gau Architecte du Roi à Paris, 1827, Bleistift und Kreide auf grauem Papier/Medaillonporträt, Verbleib unbekannt (Blanchebarbe 1984, S. 8) | Stillleben, 1827, Öl/Papier, o. Gr., Köln, Privatbesitz | Historisierendes Porträt eines unbekannten Mannes im Profil, 1827, Öl/Papier, o. Gr., Köln, Privatbesitz | Architekturskizzen, o.J., unbekannte Technik, o. Gr., Köln, Privatbesitz | Kandelaber, 1827, unbekannte Technik, o. Gr., Köln, Privatbesitz | Skizzenbücher, o.J., unbekannte Technik, o. Gr., Köln, Privatbesitz | Molière, 1827/28, Bleistiftskizze, 22,5 × 13,8 cm, Köln, Privatbesitz | (Welter zugeschrieben:) Manessische Liederhandschrift nach dem in der Bibliothèque Nationale in Paris befindlichen Original, 1827/28, Inv. Nr. Cod.pal.germ. 848, Universitätsbibliothek Heidelberg | Vier Aktstudien, 1827/28, Kreide, Kohle und Bleistift auf Papier (?), o. Gr., Köln, Privatbesitz; darunter: Aktstudie, 1827/28, Kreide, Kohle und Bleistift auf Papier, 47 x 31 cm, Köln, Privatbesitz (Taf. IV).

Wendelstadt, Carl Friedrich

Bibliographie Boetticher, DBE, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei, München 1971, S. 364, 430, Anm. 1458–1462 | Blanchebarbe, Ursula, Michael Welter (1808–1892). Ein Kölner Dekorationsmaler im 19. Jahrhundert, 2 Bde., Köln 1984, S. 8 | Hülsen-Esch, Andrea, „Das Bühnenbild der Grand Opéra. Mittelalterphantasien zwischen Himmel und Hölle – Teil 2“, in: Bühnentechnische Rundschau, Jg. 101, H. 6, 2007, S. 52–54 | Merlo, Johann Jacob, Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit, Düsseldorf 1895, S. 930–931 | Steimel, Robert, Kölner Köpfe, Köln 1958, S. 430 | Troescher, Georg, Kunstund Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800– 1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 298.

Archivalien Köln, Privatbesitz, Nachlass Welter, unsortiert und nicht inventarisiert [u.a. Zeichnungen, Skizzen, Skizzenbücher, Kupferstiche, Briefe und Reisetagebücher]. Jennifer Falckenberg

Wendelstadt, Carl Friedrich 1786 Neuwied – 1840 Gent Historien- und Porträtmaler, Radierer, Lithograph, Glasmaler, Inspektor und Zeichenlehrer

Künstlerische Laufbahn vor 1809 Zeichen- und Malunterricht in Frankfurt a.M.; 1809–1813 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von Jacques-Louis David und an der École des beaux-arts; 1813 Rückkehr nach Frankfurt a.M.; Tätigkeit als privater Zeichenlehrer; um 1815 Betreuung der Kunstsammlung des Juristen Johann Georg Grambs; 1817–1840 Inspektor am Städelschen Kunstinstitut; ab 1820 Unterricht als Zeichenlehrer am Städelschen Kunstinstitut; 1823 Reise nach Dresden und München, dort Galeriebesuche; 1828 Herausgabe der Lithographie-Folge Umrisse nach alt-italiänischen und alt-deutschen Gemälden im Be-

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sitze von C.F. Wendelstadt; ab 1838 Versuche in der Glasmalerei

Parisaufenthalt 1809–1813 Der 22-jährige Carl Friedrich Wendelstadt reiste im Jahr 1809 zu einem vierjährigen Studienaufenthalt nach Paris, der bislang lediglich in seinen Eckdaten dokumentiert ist (Weizsäcker/Dessoff 1909; Gwinner 1862; Grimmell 1954; Becker 1971). Eine monographische Untersuchung des Künstlers, dessen Werk heute zum Großteil verschollen ist, fehlt bislang. Der Jurist und Kunstsammler Johann Georg Grambs ermöglichte seinem Ziehsohn Wendelstadt eine erste künstlerische Ausbildung in Frankfurt und finanzierte ihm ab 1809 die vier Studienjahre in Paris (Frankfurt a.M., ISG a). Die näheren Umstände seines Aufenthalts in der französischen Hauptstadt sind nicht bekannt, jedoch wurde Wendelstadt am 9. Februar 1809 als Schüler von Jacques-Louis David an der École des beaux-arts eingeschrieben (Paris, ENSBA). Im April konnte er sich für das Sommersemester im Zeichensaal der Kunstakademie qualifizieren sowie erneut für die beiden darauffolgenden Semester (Paris, AN). Vermutlich hatte Wendelstadt während dieser drei Semester Kontakt zu dem Kupferstecher Johann Conrad → Ulmer und dem Berliner Bildhauer Ludwig Wichmann, die sich ebenfalls in diesem Zeitraum für das Arbeiten im Modellsaal qualifiziert hatten. In Davids Lehratelier, das Wendelstadt parallel zu seiner Ausbildung an der Pariser Kunstakademie besuchte, soll er die französische Porträtmalerin Anna Antoinette Bailly kennengelernt haben, die er im Jahr 1812 in einer Zivilehe in Paris heiratete (Schmidt-Liebich 2005). Zeitgleich besuchte auch der Kasseler Bildhauer Werner Henschel das Atelier von David; es ist anzunehmen, dass die Freundschaft zwischen den beiden Künstlern, die nach ihrer Rückkehr aus der französischen Hauptstadt belegt ist, in Paris begründet wurde. Eine nachweisbare Auftragsarbeit für die Frankfurter Weißfrauenkirche muss Wendelstadt um 1811 in Paris ausgeführt haben: Das Altarblatt Christus und Maria Magdalena war ein von seinem Pflegevater Grambs vermittelter Auftrag und wurde 1812 im „Museum“ in Frankfurt ausgestellt, bevor es im Oktober 1812 seinen Bestimmungsort fand (Gemeinnützliche Blätter 1812).

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Wendelstadt, Carl Friedrich

Wendelstadt kehrte im Januar 1813 gemeinsam mit seiner französischen Frau nach Frankfurt zurück: „In dem Monat Februar 1813 erhielte ich nachdem ich meine Studien in Paris bey dem Mahler David beendigt hatte, unter der vorigen Fürstlichen Regierung nachdem Herr Doctor Grambs für mich Caution geleistet hatte, einen PermißionsSchein zu meinem dahiesigen Aufenthalt.“ (Frankfurt a.M., ISG a) Er arbeitete zunächst als Privatlehrer in Frankfurter Familien und betreute spätestens ab 1815 die Kunstsammlung seines Pflegevaters Grambs. Als Johann David → Passavant im Jahr 1815 seinen zweiten Aufenthalt in der französischen Hauptstadt plante, wandte er sich in Vorbereitung seiner Reise an Wendelstadt. Dieser empfahl ihn an Ulmer, der sich noch immer in Paris aufhielt (Frankfurt a.M., StUB). Alle drei – Passavant, Ulmer und Wendelstadt – sollten später für das 1816 gegründete Städelsche Kunstinstitut tätig sein. Bereits kurz nach dessen Gründung, im Jahr 1817, wurde Wendelstadt von der Administration des Kunstinstituts – der auch Grambs angehörte – zum Inspektor der Kunstsammlungen ernannt. In diesem Amt empfahl er Heinrich Friedrich → Höffler und Johannes → Thomas, die als Stipendiaten des Städelschen Kunstinstituts nach Frankreich reisen sollten: „Der Aufenthalt in Paris kann Sie zu Ku ¨ nstlern bilden, wenn Sie sich auf der rechten Bahn fern von aller Manier halten, jede Gelegenheit benutzen, nach der Natur und Antique zu arbeiten und viel componiren, welches leztere unter den jungen Leuten in Paris nur zu oft hinten angesetzt wird“ (Frankfurt a.M., Städel-Archiv). Wendelstadt übte das Amt des Inspektors der Städelschen Kunstsammlungen bis zu seinem Freitod im Jahr 1840 aus.

Werke der Pariser Zeit Verkündigung der Geburt Christi an die Hirten nach J. H. Roos, vor 1810, 146 × 190,5 cm, Inv. Nr. B0347, Frankfurt a.M., Historisches Museum | Christus und Maria Magdalena, um 1811, Technik unbekannt, Altarblatt für die Weißfrauenkirche, 1944 zerstört (Gemeinnützliche Blätter 1812, S. 491f.) | Bildnis Dr. iur. Johann Georg Grambs, vor 1812, Öl/Lw, 98,4 × 71,1 cm, Inv. Nr. 780, Frankfurt a.M., Städel Museum [die Datierung im Kat. Frankfurt a. M. 1972, Bd. I, S. 466, ist fehlerhaft, da bereits die Gemein-

nützlichen Blätter 1812 das Werk erwähnen] | Aurora auf Wolken, o.J., Öl/Lw, 81 × 65 cm, Inv. Nr. B0348, Frankfurt a.M., Historisches Museum.

Bibliographie ADB, AKL, Bénézit, DBE, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München, 1971, S. 69, 148, Anm. 529; S. 357, Anm. 1088f. | Dessoff, Albert u. Heinrich Weizsäcker, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main im neunzehnten Jahrhundert, 2 Bde, Bd. 2, 1909, S. 168–169 | Frankfurter Biographie, Wolfgang Klötzer (Hrsg.), 2 Bde., Frankfurt a.M. 1996, Bd. 2, S. 550 | Gemeinnützlichen Blätter für das Großherzogtum Frankfurt und dessen Umgebungen, 1. Teil des 2. Bd., Frankfurt a.M. 1812, Nr. 122, 7.10.1812, hier: S. 491f. | Grimmell, Eduard. Die Familie Wendelstadt, in: Gesellschaft für Familienkunde in Kurzhessen und Waldeck u.a. (Hrsg.), „Hessische Familienkunde“, H. 1, Bd. 3, Frankfurt a.M. 1954, S. 19–26 | Gwinner, Philipp Friedrich, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main, Frankfurt a.M. 1862, S. 433–436 | Kat. Frankfurt a.M. 1972: Städelsches Kunstinstitut Frankfurt. Kataloge der Gemälde im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt am Main. Die Gemälde des 19. Jahrhunderts, E. Holzinger u. H.-J. Ziemke (Hrsg.), Bestandskat., Frankfurt a.M. 1972, Bd. 1, S. 466 | Meyer, Corina, Die Geburt des bürgerlichen Kunstmuseums. Johann Friedrich Städel und sein Kunstinstitut in Frankfurt am Main, Berlin (TU Berlin) (Diss. in Vorbereitung) | Passavant, Johann David, „Fortgang der bildenden Künste in Frankfurt a.M.“, in: Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung, 3.9.1838, Beilage zu Nr. 243 | Réau, Louis, Histoire de L’expansion de l’Art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris, 1928, S. 316 | Schmidt-Liebich, Jochen, Lexikon der Künstlerinnen 1700–1900: Deutschland, Österreich, Schweiz, München 2005, S. 501 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 274

Archivalien Frankfurt a.M., ISG a: Frankfurt a.M., ISG, Senatssupplikationen, Sign.: 1, Bd. 47 | Frankfurt a.M., ISG b: Frankfurt a.M., ISG, Heiratsregister, Bd. 21, 1816–1818 [hier: 1818, fol. 421, Nr. 85b mit 2 Anl.] |

Willmes, Engelbert

Frankfurt a.M., StUB, Ms, Ff. J.D. Passavant, A.I.a, Nr. 75, fol. 141v. [Johann David Passavant an seine Mutter, Brief vom 9.12.1815] | Frankfurt a.M., StädelArchiv, Rechnungskorrespondenzbuch, o. Sign. [13.3.1818, S. 176; 1.2.1819, S. 189f.] | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 340 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN, AJ 52 4, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1805–1810, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [10.4.1809, 9.10.1809, 9.4.1810: o.A.]. Corina Meyer und Nina Struckmeyer

Willmes, Engelbert 1786 Köln – 1866 ebd. Porträtmaler, Radierer, Kunsthändler

S. Bendixen, Porträt Engelbert Willmes, 1812

Künstlerische Laufbahn vor 1808 Schüler bei Ferdinand Franz Wallraf an der Zentralschule in Köln; 1808–1812 Parisaufenthalt; Studium im Atelier von Jacques-Louis David und Jean-Baptiste Regnault; Schüler an der École des beaux-arts; nach 1812 als Kunsthändler in Köln tätig, 1822 mit eigener Kunsthandlung; häufige

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Geschäftsreisen nach Paris; 1817 ehrenamtlicher Oberaufseher der Gemälde und Kunstgegenstände im Jesuiten-Gebäude in Köln; 1839 Gründungsmitglied des Kölner Kunstvereins; Überlassung der privaten Gemäldesammlung für die dortige erste Ausstellung

Parisaufenthalt 1808–1812 Am 10. August 1808 schwärmt der 18-jährige Engelbert Willmes in einem Brief aus Paris an seinen Lehrer Ferdinand Franz Wallraf: „Was die Studien für die Kunst angeht, so ist es hier vortrefflich“ (Köln, HA, fol. 74). Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Kölner Maler seit etwa drei Monaten in der französischen Hauptstadt. Er hatte bereits ausgiebig die dortigen Museen besucht und für sein künstlerisches Vorankommen die beste Strategie entwickelt: Von „Morgens 6 Uhr bis 9 bin ich bis die vorige Woche in eine Privat Akademie gegangen, wo man blos nach der Natur zeichnet, und jetzt bin ich in die Schule von David, wo es geschulte Zeichner giebt und man den ganzen Morgen beschäftigt ist meistens nach der Natur sowohl im mahlen als zeichnen […]. Samstags, wo man auf keiner Gallerie arbeiten kann, weil dann dort die Säle ausgeputzt werden, so hat man doch Beschäftigung und geht auf die Kaiserliche Bibliothek oder das Kupferstichkabinet, wo alle Kupferstiche und radierten Blätter zu finden, die nur in der Welt herausgekommen und jeden Künstler freystehen zu besuchen oder daraus zu zeichnen“ (ebd., fol. 74v.). Wenige Tage später, am 19. August 1808, wurde Engelbert Willmes in den Registern der École des beaux-arts verzeichnet (Paris, ENSBA a); er war dort bis zum Jahr 1811 immatrikuliert (ebd.). Gesondert für das Jahr 1810 vermerkt das Register Willmes als „élève de Regnault“ (Paris, ENSBA b); weitere Belege für eine Lehre bei dem französischen Historienmaler Jean-Baptiste Regnault lassen sich nicht finden. Überhaupt hat der nahezu unbekannte Kölner Maler Engelbert Willmes nur wenige Zeugnisse seines Wirkens hinterlassen. Zwei Kopien nach Werken von Jacques-Louis David könnten während seiner Ausbildung in dessen Atelier entstanden sein. So fertigte Willmes eine verkleinerte Kopie des Gemäldes Bonaparte überquert den Großen St. Bernhard an, welches er im Jahr 1810 der Munizipalbehörde Köln schenkte (Kat. Köln 1994, S. 48), und das Gemälde Kaiser Napoleon I. in gan-

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Willmes, Engelbert

zer Figur im Krönungs-Ornat, welches vermutlich einen Ausschnitt aus dem bekannten Krönungsbild Davids Le Sacre de Napoléon darstellt (Krischel 1995, S. 261, Anm. 151). Während des Parisaufenthalts lernte Willmes den Düsseldorfer Historien- und Porträtmaler Heinrich Christian → Kolbe kennen und traf auf die Kupferstecher Friedrich Kaiser und „Schroeder“[?] (Köln, HA, fol. 75). Die Graveure unterwiesen Willmes in der Technik des Kupferstichs und in „jeden übrigen Nebenstunden“ beschäftigte er sich zu Hause im „zeichnen oder radieren“ (Köln, HA, fol. 74v.). Eine Porträtradierung von Siegfried Detlev → Bendixen aus der ersten Hälfte des Jahres 1812 soll Willmes mit den Attributen eines Kupferstechers zeigen (Kat. Köln 1995, S. 628f.). Wann genau Willmes die französische Hauptstadt verließ, ist nicht bekannt. Es ist aber anzunehmen, dass er noch seinen ehemaligen Lehrer Wallraf im Spätherbst 1812 in Paris traf, der dort im Kreis seiner früheren Schüler – „Mediziner, Juristen, Maler und Baumeister der Zukunft“ – das Musée Napoléon besuchte (zit. nach Kat. Köln 1994, S. 123f.; Nykrog 1995, S. 550). Nach seiner Rückkehr nach Köln war Willmes als Kunsthändler tätig und unternahm häufig Geschäftsreisen, die ihn stets auch wieder nach Paris zurück führten.

Werke der Pariser Zeit Bonaparte überquert den Großen St. Bernhard nach Jacques-Louis David, um 1810, Öl/Lw, 139 × 117 cm, HM 1940/109, Köln, Kölnischen Stadtmuseum (Dauerleihgabe des Wallraf-Richartz-Museum/Fondation Corboud WRM 1435) | Kaiser Napoleon I. in ganzer Figur im Krönungs-Ornat, Öl/Lw, 67,6 × 49,4 cm, Verbleib unbekannt (Kat. Köln 1995, S. 261, Anm. 151).

Bibliographie Nagler, Schweers – Kat. Köln 1994: Die französischen Jahre. Ausstellung aus Anlaß des Einmarsches der Revolutionstruppen in Köln am 6. Oktober 1794, Joachim Deeters (Hrsg.), Ausstellungskat., Historisches Archiv der Stadt Ko ¨ln, Köln 1994, S. 48, 124 | Kat. Köln 1995: Lust und Verlust. Kölner Sammler zwischen Trikolore und Preußenadler, Hiltrud Kier u. Frank Günter Zehnder (Hrsg.), Ausstellungskat., Museen der Stadt Köln, Köln 1995, S. 628f. | Kri-

schel, Roland, „Kölner Maler als Sammler und Händler“, in: Kat. Köln 1995, S. 237–262 | Merlo, Johann Jacob, Nachrichten von dem Leben und den Werken Kölnischer Künstler, Köln 1850, S. 515f. | Nykrog, Per, Chretien de Troyes. Romancier Discutable, Paris 1996, S. 550.

Archivalien Paris, ENSBA a: Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 338 [19.8.1808] (s.u. ab S. 327) | Paris, ENSBA b: Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 348 [13.2.1810] (s.u. ab S. 327) | Köln, HA, Best. 1105, Nr. 22, fol. 74–76 [zwei Briefe von Willmes an Wallraf 10.8.1808, 20.3.[1809]]. Sylva van der Heyden

Winckel, Therese aus dem

Winckel, Therese aus dem 1779 Weißenfels – 1867 Dresden Kopistin, Harfenspielerin, Schriftstellerin

A. Molinari, Therese aus dem Winckel, o.J.

Künstlerische Laufbahn vor 1801 privater Zeichenunterricht durch eine namentlich nicht bekannte Lehrerin sowie einen namentlich nicht bekannten akademischen Lehrer; autodidaktisches Studium der Malerei in der Dresdner Gemäldegalerie; privater Harfenunterricht; ab 1801 Teilnahme an den Dresdner Akademie-Ausstellungen; 1806 Reise nach Paris über Weimar und Gotha; Begegnungen mit Goethe und Wieland sowie mit Herzog Emil Leopold August von Sachsen-Gotha-Altenburg; 1806–1808 Parisaufenthalt; Unterricht bei den Malern Jacques-Louis David und François Gérard sowie bei dem bekannten Harfenisten und Komponisten François-Joseph Nadermann; 1809 Rückkehr nach Dresden; Anfang März Ausstellung der in Paris angefertigten Kopien in ihrem Privathaus; nach 1809 Bestreiten des Lebensunterhalts durch die Anfertigung von Kopien italienischer Gemälde in der Dresdner Galerie

Parisaufenthalt 1806–1808 Die 26-jährige Therese aus dem Winckel reiste 1806 gemeinsam mit ihrer Mutter nach Paris, um ihre

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Fähigkeiten als Harfenistin, vor allem aber als Malerin fortzubilden. Die Künstlerin hat über ihren zweieinhalbjährigen Parisaufenthalt ausführlich in zahlreichen Briefen, Zeitungsartikeln und einer 1860 verfassten Autobiographie berichtet. Diese zum Teil unpublizierten Selbstzeugnisse berücksichtigte Anette Strittmatter umfangreich in einem 1998 publizierten Aufsatz sowie in ihrer 2004 veröffentlichten Künstlerbiographie, in deren Mittelpunkt der – für das weitere Selbstverständnis als Künstlerin wegweisende – Parisaufenthalt der vielseitig talentierten Dresdnerin steht (Strittmatter 1998; Strittmatter 2004). Der Wunsch der jungen Frau, der eine akademische Künstlerausbildung verwehrt war und die sich bis dahin weitgehend autodidaktisch im Fach der Malerei gebildet hatte, war eigentlich ein Studienaufenthalt in Rom, doch ihre „weltkluge Mutter sah wohl ein dass in jenem ersten Jahrzehnd des 19. Jahrhunderts, wo alle Meisterwerke der Kunst in Paris vereinet waren, und wo zugleich die wahre Pflanzschule für Theresens Lieblingsinstrument war, es für diese weit vorteilhafter sey in Paris ihre Studien fortzusetzen“ (zit. nach Strittmatter 1998, S. 298). Die Dresdnerin reiste mit Empfehlungsschreiben des Herzogs August von Sachsen-GothaAltenburg sowie des Dresdner Publizisten Karl August Böttiger nach Paris (ebd). Zwei Wochen nach der Ankunft der Künstlerin und ihrer Mutter in der französischen Hauptstadt schrieb der Archäologe Aubin-Louis Millin am 31. Mai 1806 an seinen Freund Böttiger, dass beide Frauen an einer seiner regelmäßig stattfindenden Abendgesellschaften teilgenommen hätten. Millin versicherte seinem Dresdner Freund, dass er sein Bestes tun werde, um den beiden behilflich zu sein, merkte aber an, „elles auront peu besoin de moi, a Paris on est si prevenant pour les belles dames et tout est ouvert aux etrangers“ (zit. nach Millin 2005, S. 429). Kurz nach ihrem Eintreffen in Paris muss aus dem Winckel den Museumsdirektor Dominique-Vivant Denon kennengelernt haben, denn am 30. Juni schrieb sie an Herzog August nach Gotha: „Dénon ertheilte mir die seltene Erlaubnis, die Gemählde, die ich zu kopieren wünsche, abhängen lassen zu dürfen und räumte mir ein eigenes kleines Zimmer im Louvre als Atelier ein. […] Freitags, wo das Museum allen andern Menschen verschlossen ist, erlaubt er mir, in den Antikensälen zu zeichnen.“ (Zit. nach Metzsch-Schilbach 1893, S. 55) Neben

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Winckel, Therese aus dem

diesen Privilegien berichtete sie in den ersten Wochen ihres Aufenthalts auch von Atelierbesuchen bei dem Bildhauer Jean-Antoine Houdon sowie bei den Malern César van Loo, François Gérard und Jacques-Louis David. Von Gérard und David erhielt sie künstlerische Ratschläge; in welcher Form sie allerdings als deren Schülerin gelten konnte, bleibt unklar. Über Gérard schrieb aus dem Winckel am 1. Juli 1806 an Herzog August, „er übernahm es unaufgefordert Leitender Ratgeber von mir zu werden“ (ebd., S. 122). Über David, an den sie der Maler Karl Anton Graff empfohlen haben soll (Strittmatter 2004, 66f.), äußert sich aus dem Winckel retrospektiv in ihrer Autobiographie, er habe sich ihrer mit „väterliche[m] Wohlwollen“ angenommen. Sie habe „oft unter seiner Leitung“ gezeichnet und „er hätte sie gern zum Selbstcomponiren geführt“ (zit. nach Strittmatter 1998, S. 299). Doch sie entschied sich gegen den für eine Künstlerin in der damaligen Zeit schwierigen Weg als Malerin eigener Kompositionen und war ausschließlich als Kopistin tätig. Im Juni 1806 erhielt aus dem Winckel von Herzog August den Auftrag, ein Bildnis Napoleons anzufertigen. Als Vorlage wählte sie das im Salon 1806 gezeigte Bildnis des französischen Kaisers von Robert Lefèvre, in dessen Atelier sie ihre Kopie ausführen durfte (Strittmatter 2004, S. 192, 196f.). Dies blieb wohl der einzige offizielle Kopierauftrag, den aus dem Winckel in Paris erhielt. Rückblickend berichtet sie, dass David sie in ihren Bemühungen unterstützt habe, Auftraggeber für ein großes Kopierprojekt zu finden und ihr zu diesem Zweck ein heute verschollenes Zeugnis ausgestellt habe, „da er Kraft und Fleiss an ihr kannte“. Er habe ihr zudem gestattet, „eine berühmte Gruppe aus einem seiner grossen Gemälde zu kopieren, was er noch keinem seiner Schüler erlaubt hatte“ (zit. nach Strittmatter 1998, S. 299). Bei dieser Kopie handelt es sich um eine Zeichnung der Frauengruppe aus Davids bekanntem Brutus-Gemälde. Neben ihrer Kopiertätigkeit im Musée Napoléon (u.a. Taf. IX) fertigte aus dem Winckel auch in der Pariser Privatsammlung Sebastien Érards und in der sich damals in Paris befindenden Sammlung Giustiniani Kopien an (siehe hierzu Strittmatter 2004, S. 176–190). Sie berichtete außerdem regelmäßig in deutschen Journalen wie der Dresdner Abendzeitung oder der Zeitung für die elegante Welt von ihren täglichen Museumsbesuchen, dem Salon 1806 und lieferte Beschreibungen des kulturellen

und gesellschaftlichen Lebens in der französischen Hauptstadt (ebd.). Die erste Unterkunft bezogen Mutter und Tochter in der „Rue des Colonnes Nr. 9 près du Passage Feydeau“. Im Herbst 1806 zogen sie allerdings an den „Quai de la Monnaie“, den heutigen Quai de Conti (Strittmatter 2004, S. 59f.). Dort gab Therese aus dem Winckel regelmäßig Soirées, zu denen sie vor allem Gäste aus der damals in Paris ansässigen deutsch-dänischen Kolonie empfing. Helmina von Chézy hält in ihren Erinnerungen fest: „Die Sonnabende der Fräulein Therese aus dem Winkel boten einen meist glänzenden Centralpunkt für die Gäste aus dem Norden dar“ (Chézy 1858, S. 345). Neben Chézy und ihrem französischen Ehemann Antoine-Léonard de Chézy zählten zu den Gästen u.a. die Dichter Adam Oehlenschläger und Jens Baggesen, der Schriftsteller Tønnes Christian Bruun-Neergaard, die Künstler Franz → Catel, Heinrich → Kolbe, Friedrich August von → Klinkowström sowie die Brüder → Olivier (vgl. Strittmacher 2004, S. 75f.). Umgang pflegte aus dem Winckel außerdem mit Ludwig Hummel und dessen Frau, der ebenfalls als Kopistin tätigen Marianne von → Rohden. Der Verlust des Familienvermögens aufgrund der Entwertung von österreichischen und schwedischen Staatspapieren, das Ausbleiben von Kopieraufträgen und die teuren Lebenshaltungskosten in Paris zwangen aus dem Winckel und ihre Mutter schließlich im Herbst 1808 zur Rückkehr nach Dresden. Die Künstlerin finanzierte die Reise nach Deutschland durch Harfenkonzerte. Zurück in ihrer Heimatstadt, veranstaltete sie in ihren privaten Wohnräumen eine Ausstellung mit den in Paris entstandenen Kopien. Eine Zeit lang konnte aus dem Winckel als Kopistin in Dresden genug Geld verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, und nahm mit ihren Werken regelmäßig an den Dresdner Akademie-Ausstellungen teil. Später war sie darauf angewiesen, als Privatlehrerin Harfenund Sprachunterricht zu erteilen und sich als Journalistin zu betätigen. Aus dem Winckel beklagte später das Scheitern ihrer künstlerischen Karriere in Deutschland nach den hoffnungsvollen Pariser Lehrjahren. Noch im Oktober 1806 hatte sie aus Paris an Herzog August geschrieben: „die größten der hiesigen Künstler behaupten so fest, ich sei zu weit mehr fähig und es sei Sünde diese Fähigkeiten nicht durch stetes Studium nach der Natur auszubilden, daß ich

Winckel, Therese aus dem

fast irre werde. […] Weibliches Talent wird hier weit mehr gefördert unterstützt und weniger unterdrückt als in Deutschland“ (zit. nach MetzschSchilbach 1893, S. 92f.). Obwohl aus dem Winckel von wichtigen Persönlichkeiten des Pariser Kunstlebens unterstützt wurde und Erfolge als Künstlerin feierte, geriet sie an die Grenzen dessen, was eine unverheiratete Frau in jener Zeit beruflich erreichen konnte.

Werke der Pariser Zeit Bildnis Napoleons I. im Krönungsornat, das Haupt mit einem Lorbeerkranze geziert nach François Gérard 1806/07, Öl/Lw, 92 × 73 cm, Verbleib unbekannt (Strittmatter 2004, S. 192f.) | Magdalena nach Guido Reni, 1807, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (ebd., S. 177f.) | Skizzenbuch, 1807, Bleistift- und Kohlezeichnungen, teilweise mit farbigen und Weißhöhungen, 21 × 19 cm, Inv. Nr. R9580, Bautzen, Stadtmuseum | Heilige Kathrina, Teilkopie aus I cinque Santis nach Raffael, 1807, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Strittmatter 2004, S. 178f.) | La vierge au voile nach Raffael, 1807, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (ebd., S. 180) | Bildnis Rafaels in jungen Jahren, Kopie nach dem Portrait de jeune homme von Parmigianino, um 1807, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (ebd., S. 189f.) | Christus, Maria im Himmel empfangend nach Jacques Stella, um 1807, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (ebd.) | Frauengruppe, Teilkopie nach Jacques-Louis Davids Die Liktoren bringen Brutus die Leichen seiner Söhne, um 1807, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (ebd.) | Madonna und Kind mit dem Johannesknaben nach einer Domenichino zugeschriebenen Kopie nach dem Original von Annibale Carracci, 1807, Öl/Lw, 39 × 46, 5 cm, Inv. Nr. R18262, Bautzen, Stadtmuseum (Taf. IX) | Il giorno nach Correggio, 1807, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Strittmatter 2004, S. 184) | Johannes predigt in der Wüste nach Domenichino, 1808, Öl/Lw, 56 × 75 cm, Inv. Nr. R18278, Bautzen, Stadtmuseum | Heilige Familie nach dem damals Michelangelo zugeschriebenen Werk, 1808, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Strittmatter 2004, S. 186) | Heilige Familie nach Leonardo da Vinci, 1808, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (ebd., S. 185) | Heiliger Johannes, die Geschichte der Offenbarung niederschreibend nach Raffael, um 1808, Öl/Lw, 211,5 × 159 cm, Inv. Nr. R18272, Bautzen, Stadtmuseum | Bildnis Napoleons I. nach Robert Le-

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fèvre, um 1809, Öl/Lw, 64,7 × 54 cm, Inv. Nr. R4873, Bautzen, Stadtmuseum.

Bibliographie ADB, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 354, Anm. 974 | Chézy, Helmina von, Unvergessenes. Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Helmina von Chézy. Von ihr selbst erzählt, Leipzig 1858, S. 345 | DAA: Die Kataloge der Dresdner Akademie-Ausstellungen 1801–1850, bearbeitet von Marianne Prause, 2 Bde., Berlin 1975, Bd. 1, DAA 1801, Nr. 24; DAA 1802, Nr. 288; 1803, Nr. 348–349; DAA 1804, Nr. 164–165, 172, 312; DAA 1805, Nr. 88, 182; DAA 1810, Nr. 20–22, 28–31, 208, 349; DAA 1814, Nr. 193– 198; 1816, Nr. 3, 11, 15; DAA 1817, Nr. 15–18, 277; DAA 1818, Nr. 19–21, 269, 301; DAA 1819, Nr. 343– 345; DAA 1821, Nr. 379–80; DAA 1823, Nr. 350, 365; DAA 1842, Nr. 207–209, 286 | Metzsch-Schilbach, Wolf von, Briefwechsel eines deutschen Fürsten mit einer jungen Künstlerin (Herzog August von Sachsen-Gotha und Altenburg und Fräulein aus dem Winckel), Berlin 1893, S. 55, 92f. | Aubin-Louis Millin et l’Allemagne. Le Magasin encyclopédique, Geneviève Espagne u. Bénédicte Savoy (Hrsg.), Hildesheim u.a. 2005, Nr. 58, S. 61–77 | Schellenberger, Simona, „Vom Ethos der Kopie – Die Schenkung der Therese aus dem Winckel (1779 Weißenfels in Sa. – 1867 Dresden) an die Stadt Bautzen im Jahr 1864“, in: Jahresschrift des Stadtmuseums Bautzen 1996, Regionalmuseum der sächsischen Oberlausitz, 2, 1999, S. 5–20 | Strittmatter, Anette, Paris wird eine einzige große Wunderlampe sein. Das Leben der Künstlerin Therese aus dem Winckel 1779–1867, Berlin 2004 | Dies., „Die Kopistin Therese aus dem Winckel“ in: Das „Gemäldekopieren“ in der deutschen Malerei zwischen 1780 und 1860, Münster 1998, S. 190–212, S. 295–301 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 276. Nina Struckmeyer

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Wodick, Edmund

Wodick, Edmund 1816 Markt Alvensleben (heute zu Bebertal) – 1886 Magdeburg Historien-, Landschafts- und Porträtmaler

C. Bewer, Porträt Edmund Wodick, 1842

Künstlerische Laufbahn um 1831 Ausbildung als Steindrucker an der lithographischen Anstalt Julius Brückner in Magdeburg; 1837/38–1841 Studium an der Königlich-Preußischen Kunstakademie Düsseldorf, Unterricht bei Carl Sohn und Rudolph Wiegmann; 1841/42 Parisaufenthalt; Schüler von Paul Delaroche; 1842 Teilnahme am Pariser Salon; 1842–1844 Italienaufenthalt, vorwiegend in Rom und Umgebung; Vizepräsident der Ponte Molle-Gesellschaft; Ankauf zweier Werke durch Ludwig I. von Bayern; 1844/45 Rundreise durch Spanien und nach Marokko; 1845 vermutlich Heimreise über Paris, 1846 Rückkehr nach Magdeburg; 1848 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1856 Reise nach Berchtesgaden und ins Salzburger Land; 1861 und 1865 Reisen in die Schweiz, 1870 nach Thüringen; 1882 Ernennung zum stellvertretenden Vorsitzenden des Magdeburger Kunstgewerbe-Vereins

Parisaufenthalte 1841/42, 1845 Die Lehr- und Wanderjahre des Malers Edmund Wodick, die ihn nach Holland, Belgien, in die Schweiz, nach Rom, Spanien, Marokko und auch nach Paris führten, lassen sich durch verschiedene im Familiennachlass aufbewahrte Dokumente lückenhaft rekonstruieren. Zu diesen zählen Briefe Wodicks an seine Verlobte und spätere Ehefrau Louise Renker, Relikte eines Skizzenbuches, Einzelblätter und Gemälde sowie eine von seinem Enkel verfasste Familienchronik (Kanter 2011; Hamburg, Privatbesitz; Unbekannter Ort, Privatbesitz). Das Leben und Werk des Magdeburgers Künstlers, der sich zu Lebzeiten insbesondere als Porträtmaler und Persönlichkeit des kulturellen Lebens in seiner Heimatstadt einen Namen machte, fand erstmals umfassend in dem Katalog Edmund Wodick (1816– 1886). Ein Magdeburger Maler des späten Biedermeier Beachtung (Kat. Magdeburg 2011). Bevor sich Wodick 1841 im Alter von 25 Jahren von Düsseldorf aus – zunächst mit den Zielen Rom und Paris – auf Reisen begab, hatte er eine Ausbildung als Steindrucker sowie ein dreijähriges Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie abgeschlossen (Gebauer 2011, S. 10). Ob Wodick seine erste Reiseetappe bereits mit seinem Freund und Studienkollegen Clemens → Bewer absolvierte, ist nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass beide nach einem Aufenthalt im holländischen Kerkrade zusammen über Lüttich, Brüssel und Gent nach Paris reisten, wo sie Ende des Jahres 1841 ankamen (Gebauer 2011, S. 12). Dort trat Wodick in das Lehratelier des berühmten Historienmalers Paul Delaroche ein (Hamburg, Privatbesitz). In seinen Briefen findet die Ausbildung bei Delaroche zwar keine Erwähnung, doch sprechen sowohl die Tatsache, dass Bewer ebenfalls das Atelier des Historienmalers besuchte, wie auch eine Porträtstudie des französischen Meisters, die Wodick im August 1842 anfertigte, dafür (Hamburg, Privatbesitz; Gebauer 2011, S. 12–13; Kat. Magdeburg 2011, S. 94, Nr. 70). Auch ist Wodick auf dem Gemälde 15 Schüler von Delaroche in Paris abgebildet, das der DelarocheSchüler Karl Wilhelm → Streckfuß im Jahr 1843 malte. Nach eigenen Aussagen besuchte Wodick außerdem die abendliche Zeichenklasse an der École des beaux-arts und studierte intensiv die Gemälde im Louvre (Gebauer 2011, S. 13). Er kopierte dort Werke von van Dyck, Raffael und Murillo. Unmittelbares Zeugnis seiner Beschäftigung mit der

Wodick, Edmund

zeitgenössischen französischen Malerei ist eine erhaltene Kopie nach Léopold Roberts Die Ankunft der Schnitter in den Pontinischen Sümpfen aus dem Jahr 1820 (Kat. Magdeburg 2011, S. 56–57, Nr. 2). Überzeugt von Wodicks Talent als Kopist, machte ein heute unbekannter Kunstliebhaber ihm sogar das Angebot, nach Madrid zu reisen, um dort sechs Bilder nach Murillo gegen Honorar auszuführen. Allerdings stand das Angebot Wodicks festem Entschluss entgegen, bald nach Italien aufzubrechen. So lehnte er ab, nachdem er sich mit der Weitervermittlung des Angebots an Bewer trösten konnte (Gebauer 2011, S. 13). Im Jahr 1842 nahm Wodick mit dem Porträt eines Mannes am Pariser Salon teil (Salon 1842, Nr. 1879). Um Wodick und Bewer, die gemeinsam eine Wohnung in der Rue de La Harpe bewohnten, bildete sich ein Freundeskreis, zu dem der aus Berlin stammende, ebenfalls in Düsseldorf ausgebildete Maler Fritz Meyer und der Leipziger Künstler Ernst Benedikt → Kietz gehörten. Ein kleines von Wodick im Februar 1842 gemaltes Porträt von Fritz Meyer, ein gezeichnetes Bildnis von Kietz sowie ein Porträt Wodicks mit Vollbart und verziertem Hut von Bewer sind künstlerische Zeugnisse dieser freundschaftlichen Verbindung. Zudem ist im Skizzenbuch Wodicks eine Architekturzeichnung von Kietz zu finden, die das Hôtel Candal in Paris zeigt (Kat. Magdeburg 2011, S. 50, Anm. 22; S. 55, Nr. 1; S. 93– 94, Nr. 71). Ende August 1842 verließ Wodick Paris. Im letzten Brief vor seiner Abreise, der vom 2. August stammt, bezeichnet er die französische Hauptstadt als „wahren Ort der Kunst, wo Leben, Industrie, Wandel und Vollkommenheit herrscht, wo man sein Glück machen und Geld verdienen kann, wenn man länger bleibt“ (Unbekannter Ort, Privatbesitz; Gebauer 2011, S. 13). An den nun folgenden zweijährigen Romaufenthalt schlossen sich mehrere Reisen an (Kat. Magdeburg 2011, S. 57–59, Nr. 3– 10; S. 93–123, Nr. 72–150). Kurz vor Wodicks Rückkehr nach Magdeburg im Jahr 1846 besuchte der Maler vermutlich noch einmal Paris, wie sein dort entstandenes Porträt seines Düsseldorfer Künstlerkollegen Richard Edmund Flatters annehmen lässt (Gebauer 2011, S. 18, 95, Nr. 78). In Magdeburg avancierte Wodick Ende der 1840er Jahre zu einem gefragten Bildnismaler (ebd., S. 9, 20f.).

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Werke der Pariser Zeit Porträt Fritz Meyer, 1842, Öl/Lw, 24 × 18 cm, bez. u.r.: E. Wodick Paris 25.2.42, Inv. Nr. G. 36, Magdeburg, Kulturhistorisches Museum | Baumstudie, 1842, Bleistift, 42 × 32,7 cm, bez. u.r.: EW d. 8 Aug 42, Inv. Nr. Hz 54.1, Magdeburg, Kulturhistorisches Museum | Porträt Ernst Benedikt Kietz, 1842, Bleistift, grau laviert, 33 × 24,5 cm, bez. u.r.: Edm Wodick Paris d 29/8 42, bez. u.M.: Schulden aus dem Sacke und Federn auf dem Hut und saß auf allem Placke, das zeigt von leichtem Blut EB Kietz, Inv. Nr. Hz 1121/10, Magdeburg, Kulturhistorisches Museum | Porträt Paul Delaroche, 1842, Bleistift, grau laviert, 33 × 24,4 cm, bez. u.r.: Paris d. 29/8 42, bez. u.l.: EWodick, bez. u.M.: Paul de la Roche, Inv. Nr. Hz 1121/8, Magdeburg, Kulturhistorisches Museum | Arrivée des moissonneurs dans les marais Pontins nach Léopold Robert, 1842, Öl/Lw, 59 × 89,5 cm, Privatbesitz | Portrait d’homme, Verbleib unbekannt (Salon 1842, Nr. 1879) | Porträt Edmund Flatters, o.D., Bleistift, blau laviert, 33 × 24,5 cm, bez. u.r.: Paris Edmund Wodick, bez. u.M.: Flatters, Inv. Nr. Hz 1121/6, Magdeburg, Kulturhistorisches Museum

Bibliographie Boetticher, Lexikon der Düsseldorfer Malerschule, Nagler, Schweers, TB – BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen, 1786–1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 2, BAA 1848, Nr. 1715 | Clericus, Ludwig, „Nachruf Edmund Wodick“, in: Pallas, Zeitschrift des Kunstgewerbe-Vereins zu Magdeburg, Bd. 7, 1886, S. 19 | Gebauer, Anja, Spanien – Reiseland deutscher Maler 1830–1870, Petersberg 2000, S. 79–82 | Dies., „Edmund Wodick 1816–1886. Leben und Werk“, in: Kat. Magdeburg 2011, S. 8–34 | Heidermann, Horst, Johann Richard Seel, Maler im Wuppertal und Zeichner des Deutschen Michel, Essen 2003, S. 31, 113 | Kanter, Karin, „Edmund Wodick – Artiste Peintre Magdebourg. Eine Prima Idea zu seinem zeichnerischen Werk, in: Kat. Magdeburg 2011, S. 35–52 | Kat. Magdeburg 2011: Edmund Wodick (1816–1886). Ein Magdeburger Maler des späten Biedermeier, Matthias Puhle (Hrsg.), Ausstellungskat., Magdeburg, Kulturhistorisches Museum, Halle 2011 | Kat. Stendal 2008: Porträts deutscher Künstler in Rom zur Zeit der Romantik, Beate Schroedter (Hrsg.), Ausstellungskat., Stendal, Winckelmannmuseum, Tübin-

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Wolff, Johann Eduard

gen 2008, S. 131–132 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1841–1845, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1842, Nr. 1879.

Archivalien Unbekannter Ort, Privatbesitz, Maschinenschriftliches Typoscript, 6 Seiten, unveröffentlichte Briefe von Edmund Wodick an Louise Rencker(t), 1838– 1845 | Hamburg, Privatbesitz, Felix Theobald Edmund Wodick, Familienchronik der Familie Wodick, 1683–nach 1886, aufgezeichnet von dem Enkel des Malers Edmund Wodick, o.J. Lisa Hackmann

Wolff, Johann Eduard 1786 Königsberg – 1868 Berlin Historien- und Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn ab 1800 Schüler an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste und Mechanischen Wissenschaften zu Berlin; 1804 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1805–1816 Parisaufenthalt; Schüler in den Lehrateliers von Jacques-Louis David und Antoine-Jean Gros; Studium an der École des beaux-arts; 1816 Rückkehr nach Berlin; ab 1819 Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste; 1816–1848 regelmäßige Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung; 1828 Preis des Berliner Kunstvereins; 1829–1836 Aufenthalt in Königsberg; 1836 Rückkehr nach Berlin; ab 1838 Zeichenlehrer an der Königlich Preußischen Akademie der Künste; 1841 Ernennung zum Professor

Parisaufenthalt 1805–1816 Nach einem Studium an der Berliner Kunstakademie reiste der 22-jährige Johann Eduard Wolff im Jahr 1805 nach Paris. Das Leben und das Werk des Malers sind bisher nicht systematisch erforscht worden, lediglich in historischen Lexika sowie in Gesamtdarstellungen preußischer Künstler finden sich Hinweise auf seine künstlerische Tätigkeit

(Degen 1924, Gläser 1929). Die Umstände seines Parisaufenthalts sind unklar, es lassen sich aber vereinzelte Spuren seines künstlerischen Schaffens in der französischen Hauptstadt nachweisen. Am 13. August 1805 wurde Wolff in die Schülerliste der École des beaux-arts eingeschrieben und dort als Schüler von Jacques-Louis David verzeichnet (Paris, ENSBA). Später besuchte Wolff außerdem das Lehratelier von Antoine-Jean Gros (Berlin, PrAdK a; Tripier Le Franc 1880, S. 593). Die Pariser Quellen geben keine Auskunft über die Länge des jeweiligen Lehratelierbesuchs; nach Degen soll Wolff bis zum Jahr 1810 Schüler von David gewesen sein und anschließend von 1811 bis 1815 das Lehratelier von Antoine-Jean Gros besucht haben (Degen 1925, S. 103). Neben dem Studium in den Lehrateliers von David und Gros folgte Wolff dem Unterricht an der École des beaux-arts. Dort konnte er sich 1806 und nochmals 1812 in den internen Akademiewettbewerben für das Zeichnen im Modellsaal für die laufenden Sommer- und Wintersemester qualifizieren (Paris, AN a, b). Einige Hinweise lassen auf Werke schließen, die Wolff in der französischen Hauptstadt angefertigt haben muss: Im Jahr 1808 wurde Wolffs in Paris entstandene Darstellung der Zusammenkunft der Kaiser Napoleon und Alexander und des Königs Friedrich Wilhelm III. zu Tilsit auf dem Pavillon im Niemen am 26. Juni 1807 lobend im Journal des Luxus und der Moden erwähnt: „Mit Geschmack und großer Aehnlichkeit der handelnden Personen hat der Künstler das Ganze componirt.“ (Anonym 1808, S. 25f.) Außerdem nahm Wolff dreimal am Pariser Salon teil: Im Jahr 1810 mit einer Biblischen Szene, 1812 mit einem Männerbildnis sowie 1814 mit einem nicht näher bestimmten Porträt. Als Adressen gab er im Jahr 1810 die Place des victoires 6 und in den beiden darauffolgenden Ausstellungsjahren die Rue du Bac 58 an (Salon 1810, 1812, 1814). Zeitweise hatte sich Wolff in Paris seinen Lebensunterhalt durch das Erteilen von Malunterricht verdient. So berichtet Hedwig von Staegemann, Tochter des sich in Paris aufhaltenden preußischen Staatsrats August von Staegemann, in einem Brief an eine Freundin im August 1815, dass der Unterricht bei Wolff „sehr teuer, aber sehr gut“ sei und er „drei Stunden für eine“ gebe (Zit. nach Abeken 1908, S. 381). Im selben Brief berichtete von Staegemann, Wolff habe um die Erlaubnis gebeten, sie

Wolff, Johann Eduard

zu porträtieren: „‚als das Studium des weiblichen Kopfes‘ drückt er sich aus, und die Mutter hat es ihm bewilligt“ (Zit. nach Abeken 1908, S. 382). Das Resultat dieser Studie war das Bildnis Hedwig von Staegemanns im raffaelischen Kleid. Nach einem elfjährigen Aufenthalt in Paris kehrte Wolff 1816 nach Berlin zurück, wo er später als Professor an der Königlich Preußischen Akademie der Künste lehrte und dort in den Jahren 1838 bis 1850 Zeichenunterricht nach dem lebenden Modell erteilte (Berlin, PrAdK b).

Werke der Pariser Zeit Le jeune Tobie rendant la vue à son père, Verbleib unbekannt (Salon 1810, Nr. 857) | Portrait d’homme, Verbleib unbekannt (Salon 1812, Nr. 978) | Un portrait, Verbleib unbekannt (Salon 1814, Nr. 970) | Zusammenkunft der Kaiser Napoleon und Alexander und des Königs Friedrich Wilhelm III. zu Tilsit auf dem Pavillon im Niemen am 26. Juni 1807, Verbleib unbekannt (Anonym 1808) | Hedwig von Staegemann im raffaelischen Kleid, 1815, Öl/Lw, Verbleib unbekannt (Abeken 1908, S. 369).

Bibliographie Boetticher, Nagler, TB – Abeken, Hedwig, Hedwig von Olfers geb. v. Staegemann, 1799–1899: ein Lebenslauf, Bd. 1, Berlin 1908, S. 381 | Anonym, „Zusammenkunft der Kaiser Napoleon und Alexander und des Königs Friedrich Wilhelm III. zu Tilsit auf dem Pavillon im Niemen am 26. Junius 1807“, in: Journal des Luxus und der Moden, Nr. 23, Januar 1808, S. 25–26 | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 65, 353, 410, Anm. 902–908, 448, 449 | BAA: Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786– 1850, Helmut Börsch-Supan (Hrsg.), 2 Bde., Berlin 1971, Bd. 1, BAA 1804, Nr. 352–326; BAA 1816, Nr. 113–115; BAA 1818, Nr. 115–116; BAA 1820, Nr. X, 69–70; BAA 1822, Nr. 102–104; BAA 1824, Nr. 83– 84; Bd. 2, BAA 1826, Nr. 102–103; BAA 1828, Nr. 83– 84; BAA 1830, Nr. 701–702; BAA 1832, Nr. 733; BAA 1834, Nr. 833–834; BAA 1836, Nr. 1026–1027; BAA 1838, Nr. 891; BAA 1840, Nr. 864–865; BAA 1842, Nr. 1061; BAA 1844, Nr. 1168–1169; BAA 1846, Nr. 1022; BAA 1848, Nr. 1172–1173 | Degen, Heinrich: „Nachrichten von Königsberger Künstlern [1835]“, in: Immanuel Kant. Festschrift zur zweiten Jahrhun-

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dertfeier seines Geburtstages, Albertus-Universität in Königsberg i.Pr. (Hrsg.), Leipzig 1924, S. 103–104 | Gläser, Käte, Berliner Porträtisten. 1820–1850, Berlin 1929, S. 85f. | Réau, Louis, Histoire de l’expansion de l’art français. Belgique et Hollande, Suisse, Allemagne et Autriche, Bohème et Hongrie, Paris 1928, S. 316 | Salon: Les catalogues des Salons des beauxarts, 1801–1819, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 1999, Salon 1810, Nr. 857; Salon 1812, Nr. 978; Salon 1814, Nr. 970 | Tripier Le Franc, Justin, Histoire de la vie et de la mort du baron Gros le grand peintre. Rédigée sur de nouveaux documents et d’après des souvenirs inédits, Paris 1880, S. 593 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 275.

Archivalien Berlin, PrAdK a: Berlin, PrAdK, Pers. BK 571, fol. 335 [Biographische Notiz von Hand des Akademieinspektors Schuppli] | Berlin, PrAdK b: Berlin, PrAdK 188, Erteilung des Unterrichts nach dem lebenden Modell, 1838–1850, fol. 40, 52, 55, 58, 63, 65f., 74, 76, 81 [Besoldung von Prof. Johann Wolff] | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 315 [25 thermidor an 13 (13.8.1805)] (s.u. ab S. 327) | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 4, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1805–1810, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [19.3.1806: „modèle vivant“] | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 5, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1811–1816, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/ d’hiver, o. fol. [19.3.1812, 28.9.1812: o.A.]. Nina Struckmeyer

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Wolfsheimer, Isaak (Wolffsheimer, Jacques)

Wolfsheimer, Isaak (Wolffsheimer, Jacques) 1782 Fürth – um 1845? Miniaturmaler, Kupferstecher, Lithograph

Künstlerische Laufbahn vor 1804 Schüler bei Heinrich Guttenberg in Nürnberg; 1804 – nach 1807 Parisaufenthalt; Schüler an der École des beaux-arts; 1805 Umrissstiche auf Kupfer nach Raffael; um 1810 als Miniaturmaler in Fürth tätig; 1820 Patentierung der Wolfsheimerschen Graviermaschine in München; ab 1838 wieder in Nürnberg ansässig; 1843 als Porträtmaler und Kupferstecher in Frankfurt a.M. tätig; 1845 Teilnahme an der Local-Industrie-Ausstellung der königlich bayerischen Stadt Nürnberg mit seinen Erfindungen

Parisaufenthalt 1804 – nach 1807 Zur Person Isaak Wolfsheimer sind nur zwei gesicherte Fakten bekannt: seine Tätigkeit als Miniaturmaler und seine Erfindung einer Kupferstich-Liniermaschine. Darüber hinaus ergeben sich bei der Recherche vermehrt Unklarheiten durch zwei weitere Künstler mit gleichem Familiennamen: Moritz Wolfsheimer, gebürtig aus Bamberg und tätig in München als Miniaturmaler, sowie Joseph Wolf(f)sheimer, ein nicht näher bekannter Porzellanmaler aus München (Juden im deutschen Kulturbereich 1962, S. 76), erschweren die Nachforschungen zu Isaak Wolfsheimer und seinem Parisaufenthalt. Am 4. Oktober 1804 wurde der 22-jährige „Jacques Wolfsheimer“ an der École des beaux-arts immatrikuliert (Paris, ENSBA). Dort besuchte er von Herbst 1805 bis zum Frühjahr 1807 die Gips- und Modellzeichensäle, nachdem er sich zuvor in den internen Wettbewerben einen Platz gesichert hatte (Paris, AN). Zeitgleich mit ihm besuchten die deutschen Kupferstecher Johann Conrad → Ulmer, Albert → Reindel, Friedrich → Geissler und Ludwig Friedrich → Kaiser die Pariser Kunstschule und nahmen ebenfalls an den Wettbewerben teil (Paris, AN). Diese deutschen Künstler waren, bis auf Kaiser, nicht nur Schüler an der École des beaux-arts, sondern auch Schüler des deutschen Kupferste-

chers Heinrich Guttenberg in Paris. Der Nürnberger hielt sich ebenfalls von 1803 bis 1816 in Paris auf, wo er seinen Aufträgen nachging, unterrichtete und seinen Schülern, von denen er einige zuvor bereits in Nürnberg unterwiesen hatte, beratend zur Seite stand (Die Nürnbergischen Künstler 1823, S. 15). Die Angabe, dass Wolfsheimer Schüler des erfolgreichen und bekannten Miniaturmalers JeanBaptiste Jacques Augustin gewesen sein soll (Nürnberger Künstlerlexikon), konnte nicht bestätigt werden. Wolfsheimers Name taucht unter Kupferstichen in verschiedenen Pariser Veröffentlichungen auf, etwa auf zwei Tafeln in Jean-Galbert Salvages Anatomie du Gladiateur combattant oder mehreren Tafeln in Aubin L. Millins Galerie Mythologique. Erst ab dem Jahr 1820 kann Wolfsheimer wieder mit Sicherheit verortet werden. Am 17. Februar 1820 wurde dem „Maler Isaak Wolfsheimer in München“ das königlich bayerische Privilegium für die „von ihm erfundene Kupferstich-Linier-Maschine“ (Anonym 1820) verliehen. Dabei handelte es sich um ein Handwerkszeug für Kupferstecher zur Bearbeitung großformatiger Kupferplatten. In den folgenden Jahren war Wolfsheimer als Graveur und Miniaturmaler in München, Nürnberg und in Frankfurt a.M. tätig, wie mehrere Briefe an den Nürnberger Verleger Johann Leonhard Schrag belegen (München, BSB).

Werke der Pariser Zeit Vier Tafeln, Umriss-Stich, Kupferstich (Millin 1811, Bd. 2, Taf. CVI, CXLV, CXLVI, CXLIX) | Zwei Tafeln, Kupferstiche, signiert: Sculpsit J. Wolffsheimer (Salvage 1812, Taf. 16, 17)

Bibliographie ADB, Nagler, Nürnberger Künstlerlexikon, TB – Anonym, Allgemeines Intelligenz-Blatt für das Königreich Baiern, VI. Stück, München, 1. März 1820, S. 73f. | Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 352, 410, Anm. 883–887 | Die Nürnbergischen Künstler, geschildert nach ihrem Leben und ihren Werken, Verein nürnbergischer Künstler und Kunstfreunde (Hrsg.), Nürnberg 1823, S. 15 | Juden im deutschen Kulturbereich. Ein Sammelwerk, Siegmund Kaznelson (Hrsg.), Berlin 1962, S. 76 | Millin, Aubin Louis, Galerie Mythologique Recueil De Monuments Pour

Woltreck, Friedrich

Servir À L’Étude De La Mythologie, De L’Histoire De L’Art, De L’Antiquité Figurée, Et Du Langage Allégorique Des Anciens […], 2 Bde., Paris 1811 | Salvage, Jean-Galbert, Anatomie du Gladiateur combattant, applicable aux beaux arts, ou traité des os, des muscles, du mécanisme des mouvemens, des proportions et des caractères du corps humain, Paris 1812, 20 Tafeln | Verzeichnis der Local-Industrie-Ausstellung der königlich bayerischen Stadt Nürnberg im Jahre 1845, Nürnberg 1845, S. 26.

Archivalien Paris, AN, AJ 52 4, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1805–1810, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [14.10.1805 bosse, 19.3.1806 modèle vivant, 21.4.1806 bosse, 20.10.1806 bosse, 20.4.1807 bosse] | Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 305 (s.u. ab S. 327) | München, BSB, H 11 722, Nachlass Schrag [26 Briefe, 1820–1843]. Sylva van der Heyden

Woltreck, Friedrich

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Woltreck: „Mein Bruder war früher Klemtrer [Klempner], versäumte aber nicht in seinen Nebenstunden Blumen nach der Natur zu Zeichnen u Malen, weshalb er jetzt zur sichtbaren Freude seines Lehrers solche Fortschritte im Modellieren macht, dass ihn Herr David täglich lieber gewinnt. Er hat seinen Unterricht ebenfalls frey wie ich, u da er keine Unterstützung noch Vermögen hat um davon Studieren zu können so muß ich mit hülfe meiner Freunde, meinen kärglichen Lebensunterhalt mit ihm theilen, bis er im Stande sein wird durch practisches Arbeiten des Marmors etwas zu verdienen.“ (Dessau, LHASA) Franz Woltreck hatte in Paris die Bekanntschaft von Alexander von Humboldt gemacht, der sich nun für den jungen Künstler einsetzte und beim Herzog von Anhalt-Dessau eine Verdopplung seiner finanziellen Unterstützung erwirkte (HundAnschütz 1923, Anm. 16). Möglich ist, dass Friedrich nicht nur von den persönlichen Kontakten seines Bruders, sondern auch finanziell von ihm profitierte. Am 31. März 1829 schrieb sich Woltreck mit einer Empfehlung von David d’Angers an der École des beaux-arts ein. Als Adresse gab er die Rue de Fleurus 13 an (Paris, AN a–b). Zwei Jahre später verstarb der Künstler im Alter von 27 Jahren in Paris.

1804 Zerbst – 1831 Paris Maler

Werke der Pariser Zeit

Künstlerische Laufbahn

Bibliographie

ab 1827 Parisaufenthalt; Schüler im Atelier von David d’Angers; ab 1829 Schüler an der École des beaux-arts

TB – Hund-Anschütz, Georg, Franz Woltreck, ein Beitrag zur Geschichte der Plastik des 19. Jahrhunderts, Würzburg 1923 (unpublizierte Diss.) | Mitteldeutsche Lebensbilder, Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt (Hrsg.), 5 Bde., Magdeburg 1929, Bd. 4, S. 242–252 | Noack, Friedrich, Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, 2 Bde., Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 656 | Troescher, Georg, Kunst- und Künstlerwanderungen in Mitteleuropa, 800–1800, Baden-Baden 1953, Bd. 1, S. 295.

Parisaufenthalt 1827–1831 Der Maler Friedrich Woltreck reiste im Jahr 1827 nach Paris. Zu diesem Zeitpunkt hielt sich sein älterer Bruder, der wesentlich bekanntere Bildhauer und Plastiker Franz Woltreck, ebenfalls in der französischen Hauptstadt auf. Bereits seit Oktober 1824 befand sich Franz in Paris, wo er Schüler im Atelier von Horace Langlois sowie bei dem Bildhauer David d’Angers war. Als Friedrich Woltreck nach Paris kam, trat er wie sein Bruder in das Atelier von d’Angers ein. Im Dezember 1827 schreibt Franz

Es konnten keine Werke identifiziert werden.

Archivalien Paris, AN a: Paris, AN AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculp-

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Zahn, Wilhelm

ture, 1807–1841, Nr. 1098 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN AJ 52 8, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1830–1836, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [3.4.1830: o.A.] | Dessau, LHASA, Abteilung Dessau, Z 44, A 10 Nr. 310b, fol. 162–163v. [Franz Woltreck aus Paris vom 27.12.1827]. Julia Vercamer

Zahn, Wilhelm 1800 Rodenberg – 1871 Berlin Dekorationsmaler, Architekt, Altertumswissenschaftler

Künstlerische Laufbahn 1818 Studium an der Kunstakademie in Kassel, Unterricht in Architektur und Malerei bei Andreas Range und Sebastian Weygandt; Privatunterricht in Kassel bei Oberbaudirektor Heinrich Christoph Jussow; Kontakt mit Johann August Nahl d.J.; 1823/24 Parisaufenthalt mit seinem Bruder Georg und Wilhelm → Nahl; Besuch der Ateliers von Jean-Victor Bertin und Antoine-Jean Gros; 1824–1827 erster Italienaufenthalt vor allem in Pompeji, Herkulaneum und Neapel; Bekanntschaft mit Bertel Thorwaldsen, Otto Magnus Freiherr von Stackelberg; Reise nach Sizilien mit Julius Schnorr von Carolsfeld und dem Danziger Maler Johann Karl Schulz; 1827 Berufung von Wilhelm Zahn, Johann Martin von Rohden und Friedrich Wilhelm Müller durch Kurfürst von Hessen nach Kassel zur Ausmalung der Residenzen; anschließend Reise über Weimar nach Berlin; Begegnung mit Goethe; 1828–1830 Erstpublikation des aus 10 Heften und 100 farbigen Lithographien bestehenden Druckwerks Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde aus Pompeji, Herkulaneum und Stabiä (Berlin bei Georg Reimer); 1829 Ernennung zum Königlich Preußischen Professor und zum Patent-Architekten; 1830–1840 zweiter Italienaufenthalt; Aufenthalt in Neapel und Pompeji; u.a. Ausgrabung der Casa di Goethe; 1839 Reise nach Griechenland; 1832–1848 Veröffentlichung des Druckwerkes Ornamente aller klassischen Kunstepochen (Berlin bei Georg Reimer), bestehend aus 20 Heften mit 100 farbigen Li-

thographien; nach 1840 häufige Studienreisen nach Frankreich, England, Belgien und Holland; 1842–1844 Veröffentlichung der Auserlesenen Verzierungen aus dem Gesamtgebiet der bildenden Kunst (Berlin), bestehend aus 5 Heften mit 20 Tafeln

Parisaufenthalt 1823/24 Der Parisaufenthalt des Dekorationsmalers, Architekten und Altertumswissenschaftlers Wilhelm Zahn wird im Gegensatz zu dem mehrere Jahre umfassenden Italienaufenthalt des Künstlers, aus dem große Prachtpublikationen mit farbgetreuen Wiedergaben der antiken römischen Wanddekorationen des südlichen Italiens resultierten, kaum wahrgenommen. Kurze Studien (Schasler 1863, S. 209ff; Rademacher 1982, S. 16–23), ein eigenhändiger Lebenslauf (Zahn 1830), ein Brief von Wilhelm Zahn aus Paris, adressiert an seinen Bruder (Hannover, StA) und die Korrespondenz von Wilhelm → Nahl mit seinem Vater (Kassel, MHK), können diese Lücke schließen. Im April 1823 begaben sich der 22-jährige Wilhelm Zahn, sein Bruder Georg und der Kasseler Maler Wilhelm Nahl nach Paris, wo sie in demselben Hotel unterkamen. Zahn erhielt in Paris regelmäßig Kreditbriefe, um die Kosten seines Aufenthalts zu bestreiten (Hannover, StA). Wie Zahn das erste Jahr in Paris verbrachte und ob er eine künstlerische Ausbildung erhielt, ist nicht überliefert. Erst im Mai 1824 kann ein Brief, der an seinen mittlerweile heimgekehrten Bruder gerichtet war, Auskunft über die alltäglichen Tätigkeiten und die gesellschaftlichen Kontakte des jungen deutschen Künstlers in Paris geben (ebd.). Ausführlich berichtet Zahn über seine künstlerische Ausbildung: „Seit 14 Tagen besuche ich das Atelier des H. Gros […]; der H. Gros kommt alle Woche drei mal wo er gewöhnlich 2 Stunden im Atelier bleibt, und einem jeden corrigirt, er hat ungefähr so eine Methode wie der H. Range; unter den Arbeiten der Eleven habe ich bis jetzt noch nichts besonders bemerkt; und ich kann mir Recht sagen, daß keine darunter ist, der es so gut macht, als unser Freund Nahl, demohngeachtet kann ich da doch genug lernen; der Lärm welcher in diesem Atelier herrscht, ist wirklich sehr arg, ich glaube nicht, daß es ein Ort giebt, wo es toller hergeht, sobald wie aber H. Gros, kommt ist alles ganz still und es spricht keiner ein

Zahn, Wilhelm

Wort […] im Ganzen genommen gefällt es mir ganz gut in diesem Atelier, zwar nicht so gut als bei H. Bertin wo alles ordentlich hergeht.“ (ebd.) Ganz genau informiert Zahn seinen Bruder auch über die Kosten, die ihm als Schüler im Atelier von AntoineJean Gros entstanden, und verglich die dortige Unterrichtsmethode mit der seines Kasseler Lehrers Sebastian Weygandt (ebd.). Als Schüler im Atelier von Antoine-Jean Gros und Jean-Victor Bertin soll Wilhelm Zahn außerdem das Atelier des Architekten André-Marie Châtillon besucht haben (Schasler 1863, S. 210). Anders als sein Freund Nahl immatrikulierte sich Zahn nicht an der École des beaux-arts und besuchte auch nicht die dortigen Zeichenkurse. Seine technischen Fertigkeiten in der Malerei und im Zeichnen schulte er hingegen bei regelmäßigen Besuchen des Louvre. So versprach er seinem heimgekehrten Bruder, dessen unvollendete Landschaft nach Vernet zu vervollständigen: „ich [werde] mir Mühe geben die Erlaubniß zum Arbeiten im Museum zu bekommen“ (Hannover, StA). Es wird angenommen, dass er sich neben dem Kopieren und der Arbeit in verschiedenen Ateliers auch mit der Dekorations- und Theatermalerei beschäftigt hat, „wobei ihm die nähere Bekanntschaft mit den Herren Daguerre und Bouton sehr förderlich war“ (Schasler 1863, S. 210). Zahn umgab sich in Paris mit Freunden und Bekannten aus Kassel wie Wilhelm Nahl und Theodor August Eduard → Brauer sowie Neuankömmlingen; so berichtete er von einem jungen Künstler namens Jorns „aus Braunschweig gebürtig“, der im Mai 1824 bei ihm im Hotel eintraf (Hannover, StA). Im Oktober 1824 reiste Zahn von Paris aus erstmalig nach Italien. Er trat diese Reise nicht unvorbereitet an: In Paris hatte er – ebenso wie wenige Jahre zuvor der Maler Wilhelm → Wach – Italienischunterricht genommen (ebd.) und war im Besitz von „Empfehlungen, die ich von Paris mitgebracht hatte“ (Zahn 1830, S. 13f.), welche ihm in Italien von großem Nutzen sein sollten. Wilhelm Zahn fertigte seine Darstellungen der pompejianischen Wandmalereien und der antiken Dekorationen in Farbsteindruck an, den er nach eigenen Angaben bereits seit den 1820er Jahren entwickelt hatte. Ausführlich beschreibt er in seinem 1830 publiziertem Lebenslauf seine Beobachtung, dass in Paris nachträglich kolorierte Lithographien als Farblithographien verkauft wurden, und empört sich über diese „Windbeuteley“ (ebd., S. 15f.). Wei-

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terhin berichtet er: „Dem Herrn Alexander von Humboldt verdanke ich, daß man wohl jetzt hier im Allgemeinen eine richtigere Ansicht von der Sache hat; er kannte die Pariser Betrügerey, und sprach sich darüber öffentlich aus, indem er das, was ich bey meinem Werke in der Hinsicht geleistet, anerkannte und erwähnte.“ (ebd., S. 15) In eben diesem Lebenslauf nimmt sein Parisaufenthalt, neben der oben beschriebenen Begebenheit, nur wenige Zeilen ein, und er erinnert sich, „vorzugsweise das Atelier des Hrn. Gros“ besucht und dort „einige kleine Bilder“ und „Studien aller Art“ angefertigt zu haben (ebd., S. 13). Italien, welches sein ganzes künstlerisches und wissenschaftliches Wirken beherrschte, ließ seine Erinnerungen an Paris und seine vielfachen Kontakte mit der französischen Schule verblassen.

Werke der Pariser Zeit Dekorationen in Pariser Theatern, Verbleib unbekannt (Schasler 1863, S. 210) | Landschaft nach Claude Joseph Vernet, Verbleib unbekannt (Hannover, StA).

Bibliographie ADB, Bénézit, DBE, Nagler, TB – Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 225, 427, Anm. 1359–1362 | Rademacher, Eva, „Der Maler und Altertumsforscher Wilhelm Zahn aus Rodenberg und seine Beziehung zu J.W. von Goethe“, in: Schaumburger Heimat, Nr. 13, 1982, S. 16–23 | Schasler, Max, „Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. XXXII. Wilhelm Zahn“, in: Die Dioskuren, 8. Jg., Nr. 28–35, 1863, S. 209ff. | Zahn, Wilhelm, „Wilhelm Zahn berichtet von seinem Lebensgange“, in: Jahrbücher der Literatur, 1830, Bd. 21, S. 13–16.

Archivalien Hannover, StA, Autographensammlung, Unterbestand Culemann, Nr. 2452, o. fol. [Brief von Wilhelm Zahn an N.N. v. 23.5.1824] | Kassel, MHK, Graphische Sammlung, Briefe aus dem Nachlass Nahl [13 Briefe vom 18.4.1823 bis 1.2.1825] Sylva van der Heyden

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Zimmermann, Heinrich Wilhelm

Zimmermann, Heinrich Wilhelm 1805 Danzig (Gdansk, Polen) – 1841 ebd. Genre- und Porträtmaler

Künstlerische Laufbahn ab 1826 Lehrling eines unbekannten Danziger Malers; anschließend Schüler des Malers Michael Carl Gregorovius in Danzig; 1829 nach kurzem Aufenthalt in Berlin Übersiedlung nach Wien, zusammen mit seinem Danziger Freund, dem Landschaftsmaler Adolf Stövesandt; 1829 – mindestens 1834 Studium an der Akademie der vereinigten bildenden Künste in Wien; finanzielle Unterstützung durch die Danziger Friedensgesellschaft; 1832–1840 Beschickung der Jahresausstellung der Wiener Kunstakademie, vorwiegend mit Genrebildern; 1837, 1840, 1841 Teilnahme an der Ausstellung des Danziger Kunstvereins; 1837/38 Parisaufenthalt; Studium an der École des beaux-arts und im Atelier von Paul Delaroche; 1838 Teilnahme am Pariser Salon; 1839 Rückkehr nach Wien; Einrichtung eines eigenen Ateliers; ab 1839 wieder in Danzig ansässig; Tätigkeit als Porträtmaler

Parisaufenthalt 1837/38 Über den künstlerischen Werdegang des bereits mit 36 Jahren verstorbenen Malers Heinrich Wilhelm Zimmermann geben nur wenige kurze Lexikoneinträge und Ausstellungskataloge Auskunft. Einzig ein Nekrolog, der auch den Parisaufenthalt des Danziger Künstlers erwähnt, widmet sich ihm ausführlicher (Nagler; TB; Wurzbach 1891; Leisching 1907; Neuer Nekrolog). Zimmermann begab sich 1837 im Alter von 32 Jahren nach Paris. Erst spät hatte er sich seiner eigentlichen Leidenschaft, der Kunst, widmen können. Nach dem Tod seines Vaters, der Inhaber einer Destillieranstalt war und ihn eine kaufmännische Lehre absolvieren ließ, begann er mit Mitte 20 eine Ausbildung zum Maler (Neuer Nekrolog). Er studierte u.a. in Wien (Wien, AdK; Neuer Nekrolog), wo ihm „die Aufmerksamkeit einiger Kenner“ den unentgeltlichen Besuch der Akademie gestattete. Die zunehmende Bekanntheit seines Werks in der

Wiener Gesellschaft ermöglichte ihm auch seine Parisreise. Vorbereitend hatte er begonnen, die französische Sprache zu erlernen (ebd.; TB). Im Mai 1837 trug sich Zimmermann in den Kopistenlisten des Musée du Louvre als Schüler des Historienmalers Paul Delaroche ein. Darüber hinaus besuchte er die École des beaux-arts (Paris, AMN; Neuer Nekrolog). Im Jahr 1838 nahm er am Pariser Salon teil, wo er sein Werk Sonntagmorgen in der Steiermark präsentierte (Salon 1838, Nr. 1807). Das vielfigurige Genregemälde erfuhr im Journal des débats viel Lob durch den Kritiker Étienne-Jean Delécluze: „Le Dimanche en Styrie, par M. Zimmermann, donne lieu à une scène fort gracieuse“ (Delécluze 1838, o.S.). Während die Adresse, die Zimmermann im Register des Louvre angab, noch Rue Napoléon 19 lautete, ist der Maler im Salonkatalog unter der Adresse der Kunstakademie Rue des beaux-arts 17 verzeichnet (Paris, AMN; Salon 1838, Nr. 1807). Nach einem etwa einjährigem Aufenthalt in Paris kehrte Zimmermann 1839 nach Wien zurück; dort fanden „viele seiner Bilder […] in den dortigen Ausstellungen Käufer, die gut bezahlten“ (Neuer Nekrolog). Auf der Wiener Akademie-Ausstellung war der Künstler noch im selben Jahr mit einigen in Paris entstandenen Genreszenen vertreten (Wurzbach 1891, S. 118). Bald darauf verließ Zimmermann Wien erneut, um sich in seiner Heimatstadt Danzig niederzulassen, wo er sich vorwiegend der Porträtmalerei widmete (Neuer Nekrolog).

Werke der Pariser Zeit Sonntagmorgen in der Steiermark/Le Dimanche en Styrie, Verbleib unbekannt (Salon 1838, Nr. 1807) | Französische Bauern kehren bei Sonnenuntergang aus der Stadt zurück, 1839, Verbleib unbekannt (Wurzbach 1891, S. 118) | Der Blumenmarkt in Paris, 1839, Verbleib unbekannt (ebd.) | Ein Invalide erzählt einer Kastanienhändlerin die Begebenheiten des Pont d’Arcole in Paris, 1839, Verbleib unbekannt (ebd.) | Das Innere einer Alpenhütte in Obersteiermark, 1839, Verbleib unbekannt (ebd.) | Alpensänger, 1839, Verbleib unbekannt (ebd.).

Bibliographie Bénézit, Nagler, Neuer Nekrolog, TB – Delécluze, Étienne-Jean, „Salon de 1838“, in: Journal des débats, politiques et littéraires, 17.3.1838, o.S. | Lei-

Zippel, Johann Christian

sching, Eduard, Die Bildnisminiatur in Oesterreich von 1750–1850, Wien 1907, S. 228 | Raczynski, Athanasius von, Geschichte der neueren deutschen Kunst, 3 Bde., Berlin 1840, Bd. 2, S. 621, 624, 629 | Salon: Les catalogues des Salons des beaux-arts, 1835–1840, Pierre Sanchez u. Xavier Seydoux (Hrsg.), Paris 2000, Salon 1838, Nr. 1807 | Verzeichnis der zweiten Ausstellung des Kunst-Vereins zu Danzig im Lokale des grünen Thors, welche vom 6. März bis 5. April stattfinden wird, Danzig 1837, S. 41, Nr. 509–511 | Verzeichnis der vom Kunst-Vereine zu Danzig veranstalteten fünften Kunst-Ausstellung, Ausstellung von 1841, welche am 29. December 1840 im Saale des grünen Thors eröffnet worden, Danzig 1840, S. 32, Nr. 257–265 | Verzeichnis der vom Kunst-Vereine zu Danzig veranstalteten außerordentlichen Kunst-Ausstellung, welche am 27. December 1841 im Saale des grünen Thors eröffnet worden, Danzig 1841, S. 26, Nr. 124 | Wurzbach, Constant von, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche seit 1750 in den österreichischen Kronländern geboren wurden oder darin gelebt und gewirkt haben, Wien 1891, Bd. 60, S. 118.

Archivalien Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 6, Nr. 1658 | Wien, AdK, Schülerverzeichnisse, Bd. 7, S. 238; Bd. 28, S. 36; Bd. 29, S. 31; Bd. 38, S. 33. Lisa Hackmann

Zippel, Johann Christian 1789 Potsdam – nach 1841? Porträt- und Historienmaler

Künstlerische Laufbahn vor 1811 Studium der Malerei an der Königlich Preußischen Akademie der Künste bei Johann Gottlieb Puhlmann in Berlin; 1806, 1808 Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung mit Kopien nach Franz Hillner sowie Rubens und Tizian; 1811 – nach 1841 Parisaufenthalt; seit 1811 Schüler an der École des beaux-arts und ab 1812 Schüler im Atelier von

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Antoine-Jean Gros; 1820 Beschickung der Ausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste mit zwei Gemälden; 1841 Kopiertätigkeit im Louvre

Parisaufenthalt 1811 – nach 1841 Nur wenige Dokumente ermöglichen die Rekonstruktion der Biographie von Johann Christian Zippel. Über den Parisaufenthalt des Historien- und Porträtmalers geben vor allem die im Geheimen Staatsarchiv Berlin befindlichen Briefe Auskunft. Abgeschickt von Zippels Pariser Adresse in der Rue du Pont de Lodi (Berlin, GStA PK, fol. 5–5v.), beinhalten sie unter anderem Bittgesuche an den preußischen König Friedrich Wilhelm III. Der Sohn eines Stellmachermeisters aus Potsdam kam im Alter von 22 Jahren nach Paris, wo er sich am 16. August 1811 unter dem Namen Jean Zuppel an der École des beaux-arts einschrieb (Paris, ENSBA a). Im folgenden Jahr belegte er bei einem concours des places der Kunstakademie den 43. Rang unter 51 Platzierten (Paris, AN b). Am 1. September 1812 begann er ein Studium bei dem Historienmaler Antoine-Jean Gros (Paris, ENSBA b). Einem Empfehlungsschreiben des Pariser Lehrers, das am 4. April 1814 an Friedrich Wilhelm III. gerichtet wurde, ist zu entnehmen, dass Zippel mindestens zwei Jahre lang bei Gros lernte. Gros bescheinigt in dem Schreiben, dass sein Schüler gewissenhaft und mit Erfolg in seinem Atelier tätig sei. Er habe sich die Aufmerksamkeit und Protektion seines Souveräns durchaus verdient (Berlin, GStA PK, fol. 7). Gros’ Brief war einem Bittschreiben Zippels an den preußischen König beigefügt. Von diesem hatte Zippel „eine Unterstützung bei Veränderung der Zeitumstände versprochen“ bekommen (Berlin, GStA PK, fol. 9–9v.). Zippel bat immer wieder um finanzielle Unterstützung, die ihm in Einzelbeträgen unterschiedlichster Höhe unregelmäßig gewährt wurde (Berlin, GStA PK, fol. 10–10v., 13, 16, 17–18v.). Am 27. September 1815 sandte Zippel aus Paris erneut ein Bittschreiben an Friedrich Wilhelm III. Darin erwähnt er ein dem König gewidmetes Gemälde, das den Augenblick darstellt, „wie Ew. Königl. Majestät, nebst den hohen Personen durch das Porte St. Martin auf den Boulevard angekommen sind, und eben bey der Porte St. Denis sich befinden“ (Berlin, GStA PK, fol. 12–12v.). Dabei handelt es sich wohl um das Gemälde Einzug der

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Zippel, Johann Christian

drei verbündeten Monarchen in Paris am 31. März 1814, das seit dem Ersten Weltkrieg verschollen ist und Friedrich Wilhelm III. zusammen mit Alexander I. von Russland sowie Franz I. von Österreich beim Einzug in die französische Metropole zeigt. Die kleinformatige Ölskizze Passage des Souverains alliés sur le Boulevard de Saint-Denis en 1814 ist wahrscheinlich eine vorbereitende Studie zu dem Historienbild (Taf. XVIII). Ein Gemälde mit abgewandeltem Motiv, das den Titel Friedrich Wilhelm III. und Zar Alexander I. vor Paris trägt, fertigte Zippel im Auftrag des preußischen Königs an; das Gemälde Friedrich Wilhelm III. mit dem Kronprinzen vor Paris, wahrscheinlich auf der Höhe von Beauregard schickte Johann Zippel 1820 zur Kunstausstellung der Akademie der Künste in Berlin, wo es jedoch nicht ausgestellt wurde (Berlin, GStA PK, fol. 13; TB; Berlin, PrAdK). Danach verliert sich die Spur des Malers. Ein letztes Mal lässt sich Zippels Name 1841 in den Kopistenlisten des Louvre finden. Dort trug er sich am 19. August mit einer Empfehlung des Sekretärs des Musée Royal Charles-Louis Debusne ein (Paris, AMN). Ob und wann Zippel zu einem späteren Zeitpunkt nach Deutschland zurückkehrte, ist unbekannt.

Werke der Pariser Zeit Friedrich Wilhelm III. mit dem Kronprinzen vor Paris, wahrscheinlich auf der Höhe von Beauregard, o.J., Öl/Lw, o.Gr., zuletzt: Berlin, Stadtschloss (1915) (TB; Abb. Joos 1918, S. 43 u. Janson 1915, S. 28) | Friedrich Wilhelm III. und Zar Alexander I. vor Paris, o.J., Öl/Lw, o.Gr., zuletzt: Berlin, Stadtschloss (1915) (TB) | Passage des Souverains alliés sur le Boulevard de Saint-Denis en 1814, 1815, Öl/Lw, 60 × 81 cm, Inv. Nr. P. 520, Paris, Musée Carnavalet (Kat. Paris 1999, S. 427) (Taf. XVIII) | Einzug der drei verbündeten Monarchen in Paris am 31. März 1814, verschollen (TB; Joos 1918, S. 43).

Bibliographie TB – Becker, Wolfgang, Paris und die Deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, S. 358, 420, Anm. 1160–1165 | Janson, A. von, „König Friedrich Wilhelm III. und die preußischen Prinzen in den Befreiungskriegen 1813–1815“, in: HohenzollernJahrbuch, Paul Seidel (Hrsg.), 19. Jg., Berlin 1915, S. 1–46 | Joos, Josef, „Das steirische Goldschmiede-

handwerk bis ins XIX. Jahrhundert (I.)“, in: Kunst und Kunsthandwerk, 21. Jg., 1918, S. 41–43 | Kat. Paris 1985: Les grands boulevards, Ausstellungskat., Musée Carnavalet, Paris 1985, S. 233 | Kat. Paris 1999: Peintures du Musée Carnavalet. Catalogue Sommaire, Bestandskat., Musée Carnavalet, Paris 1999, S. 427 | Tripier Le Franc, J., Histoire de la vie et de la mort du baron Gros le grand peintre. Rédigée sur de nouveaux documents et d’après des souvenirs inédits, Paris 1880, S. 593 | Tulard, Jean, L’Histoire de Napoléon par la peinture, Paris 1991, S. 276, 315.

Archivalien Berlin, GStA PK, I.HA Rep. 89 Nr. 19850, Acta betr. den Maler Zippel 1811–1821, fol. 5–5v. [Bittschreiben Zippels, 3.4.1814]; fol. 7 [Gutachen AntoineJean Gros, 4.4.1814]; fol. 8. [Zahlungsanweisung über 100 Taler, 7.5.1814]; fol. 9–9v. [Bittschreiben Zippels, 20.7.1815]; fol. 10–10v. [Bittschreiben Zippels, 6.9.1815]; fol. 12–12v. [Bittschreiben Zippels, 27.9.1815]; fol. 13. [Zahlungsanweisung für Materialien, 4.10.1815]; fol. 15 [Schreiben an A. von Humboldt mit Bitte um Überprüfung, ob Zippel tatsächlich erkrankt]; fol. 16 [Zahlungsanweisung für Gemäldeauftrag, 1.7.1816]; fol. 17–18v. [Bericht Humboldts über Zippel und andere Schüler, 30.10.1816]; fol. 19 [ärztliche Bescheinigung über Zippels Erkrankung, 26.10.1816] | Berlin, PrAdK, 211 Kunstausstellungen der Akademie der Künste, o. fol. [Zippel reicht zwei Gemälde zur Teilnahme an der Berliner Akademie-Ausstellung ein] | Paris, ENSBA a: Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 361 [16.8.1811] (s.u. ab S. 327) | Paris, ENSBA b: Paris, ENSBA, Ms. 823, Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778–1813, S. 370 [1.9.1812] (s.u. ab S. 327) | Paris, AN a: Paris, AN, AJ 52 234, Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841, Nr. 16 (s.u. ab S. 327) | Paris, AN b: Paris, AN, AJ 52 5, Procès-verbaux des assemblées générales de l’école, 1811–1816, Jugement du concours pour les places du semestre d’été/d’hiver, o. fol. [29.8.1812: o.A.] | Paris, AMN, *LL 6–11, Registre des copistes, cartes d’études délivrées aux élèves, 1834–1870, *LL 7, Nr. 685. Jennifer Falckenberg

Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793–1843 Auszug aus drei unterschiedlichen Schülerlisten, die nachfolgend originalgetreu wiedergegeben werden und sämtliche an der École des beaux-arts eingeschriebenen deutschen Künstler berücksichtigt (im Lexikon behandelte Maler sind fett hervorgehoben) Paris, ENSBA, Ms 823 : Registre des élèves de l’Académie royale de peinture et sculpture de Paris, 1778– 1813. Du 25 [nivose an VI] [14 janvier 1798] Frederick Tieck [Tieck, Christian Friedrich], S[culpteur]. natif de Berlin, âgé de 21 ans, demeurant rue [?], hôtel des Orangers [Granges?] n° 329, présenté par le C[itoy]en Sauvage, a justifié de son passeport. Du 25 [thermidor an 6] [12 août 1798] Georges Hartemann [Hartmann, Georges], P[eintre]. natif de Kentel [Kandel] en Allemagne, âgé de 38 ans, demeurant à Paris rue du Foin… a justifié de son passeport de la commune d’Avranches, où il est domicilié depuis 12 ans Du 1er vendémiaire an 7 [22 septembre 1798] Jean André Ulrich, S[culpteur]. natif de Dresde, âgé de 32 ans demeurant [pas d’adresse] présenté par le C[itoy]en Demachy, a justifié de son passeport Du 15 [brumaire an 7] [5 novembre 1798] Charles Maringer, S[culpteur]. natif de Trèves, âgé de 33 ans, demeurant rue de l’ancienne comédie, fb Germain, n° 3, a justifié de son passeport, reçu par le C[itoy]en Bridan Du 19 [brumaire an 7] [9 novembre 1798] Conrad Henry Schweicle [Schweickle, Konrad Heinrich], S[culpteur]. natif de Stutgard [Stuttgart] Pais [Pays] de Wurtemberg, âgé de 19 ans, élève du C[itoy]en Moitte, demeurant rue des Poulies n° A justifié de son passeport Du 1er frimaire [an 7] [21 novembre 1798] François Louis Catel [Catel, Franz Ludwig], P[eintre]. natif de Berlin, âgé de 20 ans, présenté par le C[itoy]en Houdon, demeurant rue André des Arts n° 88, maison de Bretagne, a justifié de son passeport Du 19 prairial an 7 [7 juin 1799] Théophile Schick [Schick, Gottlieb], P[eintre]. natif de Stwkart [Stuttgart], âgé de 21 ans, demeurant rue de bonne nouvelle n° 125, présenté par le C[itoy]en Pajou, élève du C[itoy]en David. Du 5 vendémiaire an 8 [27 septembre 1799] Charles Auguste Joseph Hirsch [Hirsch, Karl August Joseph], P[eintre]. natif de Dresde, âgé de 22 ans, demeurant rue St-Antoine n° 317 vis-à-vis le petit [Vautrin?], présenté par le C[itoy]en Le Barbier L[’ain]é Du 29 fructidor an 8 [16 septembre 1800] Jean Louis Lund [Lund, Johann Ludwig Gebhard], natif du Danemarck [sic], âgé de 22 ans, demeurant rue des Poulies n° 208, élève du C[itoy]en David Du 9 [nivose an 9] [30 décembre 1800] Daniel Matuszewky [Matuszewski, Daniel], P[eintre]. natif de Koenigsburg [Königsberg in Preußen] en Prusse, âgé de 26 ans, demeurant rue St-Honoré n° 62 chez la C[itoy]ene Vanion tenant maison garnie, admis par le C[itoy]en Berthelemy

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Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793–1843

Du 7 [floréal an 9] [27 avril 1801] Henry Hose [Hose, Heinrich], P[eintre]. natif de Eisenach en Saxe Weymar [Weimar], âgé de 32 ans, demeurant hôtel de Bretagne, rue du Bouloy n° 10, admis par le C[itoy]en Suvée. G[ermina]l an 10 rue des Poulies, n° 181, élève du C[itoy]en David. Du 4 fructidor [an 9] [22 août 1801] Chrétien Frederick Lohse [Lose, Christian Friedrich], P[eintre]. de Dresde, âgé de 26 ans, demeurant rue des Poulies n° 208, élève admis par le C[itoy]en Vincent Du 22 [fructidor an 9] [9 septembre 1801] Jean Adam Akerman [Ackermann, Johann Adam], S[culpteur]. natif de Mayence, âgé de 19 ans, demeurant rue St-Benoît, vis-à-vis la rue Taranne chez le C[itoy]en Le Gendre tenant maison garnie, admis par le C[itoy]en Houdon Du 12 [nivose an 10] [2 janvier 1802] Henry Kolbé [Kolbe, Heinrich], P[eintre]. natif de Dusseldorff [Düsseldorf], âgé de 30 ans, demeurant rue de Thionville n° 1 chez M. Lefevre limonadier, admis par le C[itoy]en Berthelemy. G[ermina]l an 13 demeurant rue du Bacq n° 1093 Du 28 [prairial an 10] [17 juin 1802] Frederick Sickler [Sickler, Friedrich], P[eintre]. natif de Gotha, âgé de 20 ans, demeurant rue des Orties, vis-à-vis les galleries n° 322, présenté par le C[itoy]en Houdon Du 28 prairial an [10] [17 juin 1802] Chrétien Kuhner [Kühner, Christian], P[eintre]. natif de Gotha, âgé de 30 ans, demeurant rue des Orties, vis-à-vis les galleries n° 322, présenté par M. Houdon Du 10 messidor [an 10] [29 juin 1802] Mathieu Joseph Denoël [De Noël, Matthias Joseph], P[eintre]. natif de Cologne, département de la Ruer [Ruhr], demeurant rue Montmartre n° hôtel de France des deux [?] n° 52 chez Marriet, traiteur hôtel du Pigeon blanc, admis par le C[itoy]en Lagrenée J[eun]e Du 10 [messidor an 10] [29 juin 1802] Garspard Arnould Grin [Grein, Caspar Arnold], S[culpteur]. natif de Bruhl [Brühl], près Cologne, demeurant comme cy dessus, rue des deux [?], admis par le C[itoy]en Lagrenée J[eun]e Du 29 [fructidor an 10] [16 septembre 1802] Frederick Muller [Müller, Johann Friedrich Wilhelm], G[raveur]. natif de Stutgart [Stuttgart], âgé de 20 ans, demeurant rue du Chantre, hôtel varvick, présenté par le C[itoy]en Bervic et fils du C[itoy]en Muller [Müller, Johann Gotthard], Académicien Du 8 brumaire [an 11] [30 octobre 1802] Georges Frederick Adolphe Schöner [Schöner, Georg Friedrich Adolph], natif de Berlin, âgé de 27 ans, demeurant hôtel de Saxe, rue du colombier, Fb. St-Germain, admis par le C[itoy]en Lecomte Du 16 brumaire [an 11] [7 novembre 1802] Jean Christian Stubinitsky, S[culpteur]. natif de Albersthtand, âgé de 23 ans, demeurant faub. Germain cloître St-Benoît n° 355, admis par le C[itoy]en Dejoux ; présenté par le C[itoy]en [Mierne?] J[eun]e Février 1812, rue de Seine, Fb. St-Germain n° 18 Du 28 [brumaire an 11] [19 novembre 1802] Pierre Jean Krafft [Krafft, Johann Peter], natif de Hanau, âgé de 22 ans, demeurant rue St-Jacques, présenté par le C[itoy]en Muller ancien et admis par le C[itoy]en Lecomte Du 4 frimaire an 11 [25 novembre 1802] Ernest Théodore Meltzer [Melzer, Ernst], S[culpteur]. natif de Berlin, âgé de 20 ans 9 mois, demeurant hôtel de Seine, rue de Seine n° 1667 au coin de la rue du Colombier, connu du C[itoy]en Norblin, et admis par le C[itoy]en Houdon

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[Du 1er prairial an 11] [21 mai 1803] Conrad Ulmer [Ulmer, Johann Conrad], G[raveur]. natif d’Anspack, âgé de 22 ans, demeurant rue de l’école de médecine n° 24, maison garnie, présenté par M. Bervic [Du 1er fructidor an 11] [19 août 1803] Jean Gottlob Lieder [Lieder, Johann Gottlieb Friedrich Franz], P[eintre]. natif de Potsdam, âgé de 21 ans, demeurant rue d’Argenteuil, maison de France, admis par M. Dejoux Du [15 vendémiaire an 12] [8 octobre 1803] Albert Christophe Reintel [Reindel, Albrecht Christoph], P[eintre]. natif de Nuremberg, âgé de 20 ans, demeurant rue du battoir n° 6 chez M. Pichard épicier, présenté par M. Guttemberg, graveur en taille douce et par M. Lansar graveur, admis par M. Berthelemy. G[ermina]l an 12 rue du théâtre français n° 9 9 frimaire an 12 [1er décembre 1803] Jean Adam Akerman [Ackermann, Johann Adam], P[eintre]. natif de Mayence, âgé de 21 ans, demeurant rue St-Benoît n° 936, hôtel de Bellevue, élève de M. David, admis par M. Dejoux Du 7 floréal an 12 [27 avril 1804] Frederick Geissler [Geissler, Johann Martin Friedrich], G[raveur]. natif de Nuremberg, âgé de 20 ans, demeurant rue du théâtre français n° 9, élève de M. Gutemberg graveur, admis par M. Lagrenée J[eun]e 12 vendémiaire [an 13] [4 octobre 1804] Jacques Wolfsheimer [Wolfsheimer, Isaak], natif de Furth [Fürth] en Prusse, âgé de 22 ans, demeurant rue du battoir n° 6, chez M. Pichard épicier Du 17 [vendémiaire an 13] [9 octobre 1804] Frederick Auguste Milhauser [Milhauser, Friedrich August], P[eintre]. natif de Dresde en Saxe, âgé de 33 ans, demeurant rue Notre-Dame de Nazareth n° 7 chez M. Heigherr artiste musicien, élève de M. Lafitte, présenté par M. Renou Du 19 [germinal an 13] [9 avril 1805] Jacob Swoboda [Swoboda, Jakob], âgé de 30 ans, natif de Saffy près Coblentz [Koblenz] département du Rhin et Mozele [Moselle], demeurant rue d’Amboise n° 7, admis par M. Gois Du 4 [fructidor an 13] [22 août 1805] Frederick Kaiser [Kaiser, Friedrich], G[raveur]. Natif de Ulm en Bavière, âgé de 25 ans, demeurant rue de Condé n° 4, présenté par M. Muller fils, admis par M. Dejoux [13 fructidor an 13] [10 septembre 1805] Théodore Iahn [Jahn, Theodor], P[eintre]. natif de Gotha, âgé de 16 ans, demeurant rue de Sèves n° 29, demeurant chez M. Mongin peintre, son maître [25 thermidor an 13] [13 août 1805] Jean Wolff [Wolff, Johann(es) Eduard], P[eintre]. natif de Konigsberg [Königsberg] en Prusse, âgé de 22 ans, demeurant rue du Temple n° 102 chez M. Jacquest [?] magasin de bronzes, élève de M. David, admis par M. Regnault, février 1812, rue de Verneuil n° 20 Du 23 [fructidor an 13] [10 septembre 1805] Werner Henschel, S[culpteur]. natif de Cassel, âgé de 23 ans, demeurant rue Taranne n° 26 chez M. Ducrosse, présenté par M. Houdon et admis par M. Boizot Mars, rue de l’Université, pension de M. Tiernizet Juin 1806, rue St-Jacques, hôtel de Lyon n° 40, près la place de Cambray Du 19 may [1806] Charles Frederick Wagner [Wagner, Karl Friedrich], natif de Louisbourg [Ludwigsburg], en Wurtemberg, âgé de 16 ans et demi, demeurant rue du lycée hôtel de l’Europe, protégé par M. Robert, admis par M. Lagrenée

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Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793–1843

Du [20 mai 1806] Jacques Drague [Drague, Jacob], P[eintre]. natif de Berlin, âgé de 25 ans, demeurant hôtel de Lyon, rue St-Jacques n° 40, admis par M. Berthelemy Du 9 juin [1806] Charles Henry Scheibler [Scheibler, Carl Friedrich Heinrich], S[culpteur]. natif de Berlin, âgé de 24 ans, demeurant rue de Bussy, hôtel de Bussi, n° 6, présenté par M. Kolbé [Kolbe], admis par M. Houdon Du 11 [juillet 1806] Frédéric Louis Schoenfeldt [Schönfeld, Friedrich Ludwig], de Berlin, âgé de 25 ans, demeurant rue StDenis n° 8 chez M. Devin, admis par M. Lagrenée Du 5 7bre [septembre 1806] Jean Baptiste Honoré Porthaux, P[eintre]. natif de Munick [Munich], âgé de 16 ans et demi, demeurant rue de Grenoble St-Honoré n° 24 au coin de la rue des deux [?] chez M. son père facteur d’instrumens de musique, élève de M. [Lebrovsky?], P[eintre]. admis par M. Berthelemy Du 7 [octobre 1806] Charles Wœcther [Wächter, Karl], P[eintre]. de Stutgard [Stuttgart], âgé de 37 ans, demeurant rue des fossés M. Le Prince n° 28 chez M. Kumeril, admis par M. Regnault Du 4 novembre 1806 Charles-Guillaume Hibner [Hübner, Karl Wilhelm], P[eintre]. natif de Stettin en Prusse, âgé de 26 ans, admis par M. Regnault Du 17 [décembre 1806] Théophile Sauermilch, G[raveur]. sur métaux natif de Meinningen en Saxe, âgé de 28 ans, demeurant quay des orfèvres n° 36 place Dauphine n° 19, admis par M. Berthelemy Du 11 [mars 1807] Henry Schoefer [Schoeffer, Heinrich], natif de Laubach grand-duché de Hesse, âgé de 29 ans, demeurant rue de Beaune n° 5, âgé de 29 ans, élève de M. Regnault et présenté par lui Du 19 [mai 1807] Charles Auguste Avenarius [Avenarius, Karl August], P[eintre]. natif de Hesse Cassel, âgé de 19 ans, demeurant rue des fossés M. le Prince n° 43 chez Mme Bellangé, présenté par M. Henschel [?], admis par M. Dejoux, Recteur Du 6 janvier 1808 Pierre Rittig [Rittig, Peter], P[eintre]. natif de Coblentz [Koblenz], âgé de 24 ans, demeurant à Paris rue du Colombier fb. St-Germain n° 4 chez M. Becker, recommandé par M. Denon et M. Ponce Camus ancien élève Id. août 1809 élève de M. David Du 8 [mars 1808] Auguste Siegert [Siegert, August], natif de Schweidnitz [Swidnica] en Silésie, âgé de 21 ans, demeurant rue de l’Université n° 4, élève de M. Vincent Même demande août 1809, élève de M. David Du 17 août [1808] Charles Frederick Leopold Brastberger [Brastberger, Karl Friedrich Leopold], natif de Spire département du Mont-tonnere, P[eintre]. âgé de 20 ans, demeurant rue Mazarine n° 58 à l’aigle d’or, élève et présenté par M. Regnault, août 1810 au marché neuf n° 13, id. février 1811

Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793–1843

331

[19 août 1808] Engelbert Willmès [Wilmes, Engelbert], natif de Cologne département de la Roer [Ruhr], âgé de 21 ans, demeurant rue St-Jacques à l’hôtel de Lyon n° [pas de numéro] près le Panthéon. Août 1810 place Sorbonne n° 32 chez M. Flieuteau hôtel du [Partennde?], id. février 1811, id. 7bre 1811 Du 10 Xbre [décembre 1808] Louis Wickmann [Wichmann, Ludwig], S[culpteur]. natif de Berlin, âgé de 21 ans, demeurant rue de Seine fb. St-Germain, hôtel de la Rochefoucauld, élève de M. Lesueur S[culpteur]. Du 6 [février 1809] Charles Frederick Wendelstadt [Wendelstadt, Karl Friedrich], P[eintre]. natif de Francfort, âgé de 20 ans, demeurant rue de Tournon n° 12 chez M. Le Sage, élève de M. David Du [6 février 1809] Frederick Philippe Gaidé [Gaede, Philipp Friedrich], S[culpteur]. natif de Berlin, âgé de 26 ans, demeurant rue Mazarine n° 74 hôtel de la Paix, élève et présenté par M. De Seine Du 11 [février 1809] Jean Rachwittz, S[culpteur]. de Berlin, âgé de 17 ans et demi, demeurant rue de l’arbre sec n° 38 chez M. Laurenz fruitier, élève de M. Cartelier Du 25 [février 1809] Jean Michel Frederich [Friedrich, Johann Michael], P[eintre]. natif de Dresde en Saxe, âgé de 20 ans, élève du Professeur de Dresde M. Schenau, demeure au théâtre Louvois chez le concierge [Du 26 août 1809] Jean Antoine Ramboux [Ramboux, Johann Anton], P[eintre]. natif de Trèves département de la Sarre, âgé de 18 ans et demeurant rue des deux portes St-Sauveur n° 22, élève de M. Gautherot. Février 1812 rue St-Jacques n° 116 vis-à-vis le Panthéon, élève de M. David Du 27 [août 1809] Jean-Jacques Flatters [Flatters, Johann Jakob], S[culpteur]. natif de Crevelle [Krefeld], département de la Roër [Ruhr], âgé de 23 ans, demeurant rue Blanc n° 23 chez M. Grassal à côté du passage Saunier fb. Montmartre, élève de l’académie de Dusseldorf, présenté par M. Collamard, élève de M. Houdon [Du 1er septembre 1809] Joseph Mayer, G[raveur]. natif de Vienne en Autriche, âgé de 14 ans, demeurant rue Fontaine nationale près la rue du Temple n° 19 chez M. son père, élève de M. Jean Guérin graveur et M. Tardieu. Id. août 1812 Du 6 [septembre 1809] Charles Sieg [Carl Sieg], natif de Magdebourg en Westphalie, âgé de 25 ans, demeurant rue de Seine n° 16 fb. St-Germain, élève de M. Vincent Du 15 février [1810] Wilmes Élève de M. Regnault Du 10 7bre [septembre 1810] Charles Louis Ernest St-Blanquart, P. natif de Berlin, âgé de 19 ans, demeurant boulevard des Italiens n° 28, élève et présenté par M. [Verme] Du 5 [février 1811] Louis Bibyxt [Louis Bibyxt], P[eintre]. natif de Cassel en Westphalie, âgé de 17 ans, demeurant rue neuve des Mathurins n° 50

332

Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793–1843

Du 17 [juillet 1811] August Hoberlé [Hoberle, August], P[eintre]. natif de Darmstadt, âgé de 25 ans, demeurant rue du marché neuf n° 13, élève de [Du 16 août 1811] Jean Zuppel [Zippel, Johann], natif de Berlin, âgé de 22 ans, demeure rue Oblin n° 4, élève de l’académie de Berlin Du 29 [août 1811] François Guillaume Schoen [Schön, Franz Wilhelm], P[eintre]. natif de Cologne département de la Roer [Ruhr], âgé de 27 ans, demeurant place Sorbonne n° 30, hôtel de Bretagne, élève de M. Gros [Du 31 août 1811] Frederic Boehme [Boehme, Friedrich], natif de Hanovre, âgé de 22 ans, demeurant rue des fossés M. le Prince n° 33, élève de M. David Du 28 Xbre [décembre] 1811 Georges Scharf [Scharf, Georg Johann], P[eintre]. natif de Munick [Munich], âgé de 23 ans, demeurant rue de la Tissanderie n° 49 hôtel de Bourgogne, présenté par M. Gois et M. Dumont Du [1er septembre 1812] Jean Zippel [Zippel, Johann], P[eintre]. natif de Berlin, âgé de 22 ans, demeurant rue Obelin n° 4, élève de M. Gros Du 26 Jer [janvier 1813] Charles Begasse [Begas(se), Carl Joseph], P[eintre]. natif de Heynsberg [Heinsberg] département de la Röer [Ruhr], âgé de 18 ans, demeurant rue de Beaune n° 11 hôtel garni, élève de M. Gros Du 17 [février 1813] Philippe Chrétien Conrad Franck [Franck, Philipp Christian Konrad], natif de Berlin, âgé de 32 ans, demeurant rue Gretry, n° 2 7 may [1813] Chrétien Louis Müller [Müller, Christian Ludwig], natif de Meren en Autriche, âgé de 24 ans, demeurant quay Voltaire n° 19 chez M. Guérin peintre

Noms des élèves

Bégasse [Begas] P[eintre]. Vu 8bre 1816

Zippel P[eintre].

Freund

Mayer P[eintre].

Ulmer Gr[aveur].

Muller [Müller] G[raveur] id. 18 août 1814 id. août 1815 id. 7bre 1816 id. 7bre 1817 Vu août 1818

Numéro

12

16

20

49

68

69

Date de la naissance

Louis Chrétien [Christian Ludwig]

Jean Conrad [Johann Conrad]

Joseph

Charles

Jean Chrétien [Johan]

Berlin

Heinsberg

Lieu de la naissance

23 ans

10 août 1780

19 mars 1789

Waldeck

Berolsheim

Vienne

22 9bre [noCalsruhe [Karlsvembre] 1795 ruhe]

2 avril 1789

Charles Jole 30. 7bre seph [septembre] [Carl Joseph] 1794

Prénoms

en Westphalie

Province d’Ansbach en Bavière

Autriche

Gd Duché de Bade

Prusse

La Rouere [Ruhr]

Département

Quay Voltaire N°19

rue du jardinet N° 9

rue Fontaine n[ation]ale n° 19 fb. du Temple

rue du Colombier N° 21 chez M. Albert

rue de Thionville N° 21

rue de Beaune N°29 Hôtel de Lyon 8bre 1816 rue de l’Université n° 54

Demeure des élèves

M. Guérin Gr.

M. Regnault

M. Guérin

M. Guérin

M. Gros

M. Gros

Présenté par M.

Paris, AN, AJ 52 234 : Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1807–1841.

Louis Müller

Signature des élèves

7 may 1813

1er Prairial an XI [21 mai 1803]

1er 9bre [novembre] 1809

20 août 1813

16 août 1811

26 janvier 1813

Date de l’entrée

Succès et observation

Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793–1843

333

Noms des élèves

Franck

Stubiniski S[culpteur]. Vu 8bre 1795 Vu 8re 1815

Flatters

Leeb

Vach [Wach]

Thomas

Hoeffler [Höffler] vu août 1819 vu Août 1820

Numéro

129

143

201

271

395

466

467

13 août 1780

6 février 1791

Date de la naissance

Henry Frederick [Heinrich Friedrich]

Jean [Johannes]

Ch. Guillaume [Wilhelm]

Jean [Johann]

Creveld [Krefeld]

Halberstadt

Berlin

Lieu de la naissance

29 mars 1793

4 7bre [septembre] 1793

28 ans

Francfort sur le Mein [Frankfurt am Main]

Francfort sur le Mein [Frankfurt am Main]

Berlin

1er 7bre [sep- Memmingen tembre] 1790

Jean-Jacques le 16. 9. [Johann 1786 Jakob]

Jean Georges Christlieb

Philippe Conrad Chrétien [Philipp Christian Konrad]

Prénoms

Ville anséatique

Ville anséatique

Bavière

Laroer [Ruhr]

Westphalie

Prusse

Département

M. Bosio

M. Houdon

M. Le Sueur

Présenté par M.

rue du Colombier N° 21

rue du Colombier N° 21

M. Gros

M. Gros

rue de l’obser- M. Gros vance n° 8

rue du Temple N° 30

rue de Bellefond N° 33

rue de Seine Fb. St-Germain N° 18 1816 rue des Sts-Pères N° 81

rue de Grétry N° 2

Demeure des élèves

Signature

signature

signature Charles G. Vach

signature

signature

signature

Signature des élèves

24 août 1818

24 août 1818

28 fév[ri]er 1817

17 fév[ri]er 1815

Date de l’entrée

2d médaille

Succès et observation

334 Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793–1843

Noms des élèves

Metzer [Melzer] vu août 1819

Weffel [Wessel]

Rosenfeld vu août 1821 vu en septembre 1822

Aubel

Brauer Vu en septembre 1823 vu en mars 1824 vu en mars 1825

Nahl vu en mars 1824

Woltereck [Woltreck] vu en mars 1826

Numéro

472

473

717

746

771

795

898

Henri Frédéric François [Franz]

Guillaume [Johann Wilhelm]

Théodore Aug[ust]in Edouard [Theodor August Eduard]

Charles [Karl Christian] Vu en septembre 1822 Vu en septembre 1823

Carle, Edouard [Karl Eduard]

Bernard [Bernhard]

Charles Louis [Karl Ludwig]

Prénoms

20 août 1800

22 juillet 1808

29 février 1798

le 7 juillet 1814

1er février 1795

27 avril 1796

Date de la naissance

Zerbst

Cassel

Cassel = Hessen

Cassel

Thorn

Osnabruck

Posen [Poznan]

Lieu de la naissance

Dessau (Allemagne)

Hesse

M. Regnault

M. Gros

Présenté par M.

Rue SaintJacques 40

rue des Carmes N° 6

Saint Jacques N° 40

David

Kinson

Abel de Pujol

Gros

rue traversière M. Granger saint Honoré N° 29

Quai des Augustins N° 47

Quai des Augustins N° 47

Demeure des élèves

Hessen = West- Place de l’estphalie rapade N° 1

Hesse

Westpreussen

Étranger Hanovre

en Prusse

Département

Woltreck

signature

signature

Charles Aubel

signature

signature

signature

Signature des élèves

19 novembre 1825

18 8bre [octobre] 1823

9 novembre 1822

3 9bre [novembre] 1821

le 30 mars 1821

29 août 1818

29 août 1818

Date de l’entrée

Succès et observation

Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793–1843

335

Noms des élèves

Hoffmann

Luderitz [Lüderitz]

Laemlein

Woltreck

Lavalette

Verbeckt

Wiebecke [Wiebeck]

Lehmann

Numéro

982

1078

1093

1098

2040 [1040]

1175

1271

1290

Charles Ernest Rodolphe Henry Salem [Heinrich]

Alexandre François Guillaume

Jean Baptiste Antoine

Jacques Martin Jean Guillaume

Jean Henry Frédéric [Friedrich]

Alexandre

Charles Frédéric Gustave [Karl Friedrich Gustav]

Augustin Gislain

Prénoms

Tennstadt

Lieu de la naissance

Hohenfeld

14 avril 1814

15 février 1811

1er juin 1808

29 février 1812

Kiel

Düsseldorff

Geboorten r. du colombier n° 11

Heidelberg

24 9bre [noZerbs[t] vembre] 1804

9 décembre 1813

15 Xbre [déBerlin cembre] 1809

22 Thermidor an XIII (10 aout 1805)

Date de la naissance

Prusse

Prusse

Allemagne

Suisse

Allemagne

Bavière

Prusse

Saxe

Département

Richomme

Cortoz

Présenté par M.

rue Louis le grand 11

rue du Faubourg Poissonnière 11

r. du Colombier N° 11

rue Jacob N° 8

Ingres

Marneuf

Ramey fils

Jacquot

rue de Fleurus David n° 13

rue des Colon- Regnault nes N° 11 Picot

rue de l’Est N° 5

Demeure des élèves

Wiebeck

Lavalette

Luderitz

Signature des élèves

31 mars 1832

6 8bre [octobre] 1831

3 avril 1830

5 8bre 1829

31 mars 1829

31 mars 1829

31 mars 1829

17 novembre 1827

Date de l’entrée

Nationalité française par ordonnance du roi en date du 9 juillet 1835

Succès et observation

336 Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793–1843

Noms des élèves

Leyendecker

Müller

Delamare

Gmeinder

Krumholz

Pohlke

Wagner

Straube

Numéro

1327

1377

1394

1401

1471

1553

1554

1577

7 mai 1810

11 janvier 1814

4 janvier 1813

2 8bre [octobre] 1813

19 7bre [septembre] 1810

Date de la naissance

Frédéric Adolphe Leonhard [Friedrich Adolph Leonhart]

Jean Daniel François Leberecht [Johann Daniel Lebrecht Franz] 24 février 1810

15 juillet 1810

Charles Guil- 28 janvier laume [Karl 1810 Wilhelm]

Ferdinand Stanislas

Ignace

Frédéric Auguste

Charles Jean Frédéric [Karl Friedrich Johann]

Jean Joseph

Prénoms

Weymar [Weimar]

Berlin

Berlin

Holx

Bregenz

Eimbeck

Stuttgart

Mayschofs

Lieu de la naissance

Demeure des élèves

Saxe

Prusse

Prusse

Moravie

Allemagne

Hanovre

Wurtemberg

Cogniet

Watelet

David

Gros

Steuben

Ingres

Heim

Présenté par M.

Place St Sulpi- David ce 4

quai St. Michel 19

quai St. Michel 19

r. St André des arts 69

r. de grammont 25

49 rue des Vieux-Augustins

rue de Bussy 26

Rhin et Moselle Rue de l’école (Prusse) de médecine 11

Département

Franz Wagner

Ch. Pohlke

Krumholz

A. de Lamare

J. Leyendecker

Signature des élèves

31 mars 1836

id. [7 octobre 1835]

id. [7 octobre 1835]

2 avril 1835

5 octobre 1833

id. [5 octobre 1833]

5 8bre [octobre] 1833

6 8bre [octobre] 1832

Date de l’entrée Visé 1833

Succès et observation

Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793–1843

337

Noms des élèves

Brockmann

Wolff

Schorb

Lehmann

Cazelowsky [Kaselowsky]

Brenzinger

Bellut

Jebenz [Jebens]

Leyendecker

Numéro

1582

1604

1606

1615

1662

1663

1675

1680

1682

8 avril 1814

26 avril 1810

19 août 1819

1er février 1809

6 avril 1816

27 janvier 1809

Date de la naissance

Mathyas

Adolphe [Adolf] 15 mai 1822

19 mars 1809

Franz Joseph 23 août 1810

Joseph Erhard

August Theodore [August Theodor]

Auguste Guillaume Rodolphe [Rudolph Wilhelm August]

Jacques [Jakob]

Wilhemm [sic]

Frédéric Charles Ferdinand [Friedrich]

Prénoms

Dernau

Elbing [Elblag]

Volmersoerth

Thingen [Tiengen]

Potsdam

Hambourg

Coblentz [Koblenz]

Fearbellin [Fehrbellin]

Güstrow en Mecklembourg

Lieu de la naissance

Prusse

Prusse

?

Duché de Bade

Prusse

Allemagne

Rhin de Moselle

Prusse

Allemagne

Département

r. Dauphine 20

r. du Parc Royal

rue des grands Augustins 27

r. Papillon 29

quai St. Michel 4

r. chauchat 2

rue Ste Marthe 4

rue Boucherot 16

rue des francs bourgeois [?] 11

Demeure des élèves

Leyendecker Joseph

Delaroche

David

Scheffer

Cogniet

Fauginet

David

P. Delaroche

Présenté par M.

Brenzinger

Lehmann

Schorb

Signature des élèves

id. 2 octobre 1837

id. 2 octobre 1837

2 octobre 1837

id. 2 8bre 1837

id. 2 8bre 1837

27 mars 1837

id. [6 octobre 1836]

id. [6 octobre 1836]

31 mars 1836

Date de l’entrée

Succès et observation

338 Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793–1843

Muller

Van Gelder

Brehmer

Sulzer

1830

1866

1904

1913

Lieu de la naissance

8 mars 1822

Coblentz [Koblenz]

28 8bre 1820 Coblentz [Koblenz]

Date de la naissance

Jules Charles Emile David Christophe [Julius Karl Emil]

11 février 1818

Breslaw [Breslau]

Henry Frédé- 25 9bre [noHanovre ric [Heinrich vembre] 1825 Friedrich

Frédéric Antoine

Louis Charles [Ludwig Karl]

Prénoms

Prusse

Hanovre

Prusse

Prusse

Département

30 École de médecine

6 r. d’anjou

26 r. du cherche midi

26 r. du cherche midi

Demeure des élèves

2000

Koberwein

Georges Frédéric

11 février 1820

Vienne

Autriche

Rue [?]

Paris, AN, AJ 52 235: Registres matricules des élèves des sections de peinture et de sculpture, 1841–1871.

Noms des élèves

Numéro

Delaroche

Delaroche

Ramey Dumont

David

David

Présenté par M.

Signature des élèves

30 mars 1842

id. [8 avril 1841]

1er 8bre [octobre]1840

1er avril 1840

9 8bre [octobre] 1839

Date de l’entrée

Succès et observation

Deutsche Künstler an der École des beaux-arts, 1793–1843

339

Pariser Meister Die nachfolgenden Einträge zu den französischen Lehrern deutscher Maler in Paris dienen der biographischen und bibliographischen Erstorientierung.

Jean Alaux, gen. Le Romain (1786–1864) Nachdem Alaux, ein Schüler von François-André Vincent und Pierre Narcisse Guérin, im Jahr 1815 den Rompreis gewonnen hatte, stand die Historien- und Genremalerei im Mittelpunkt seines Schaffens. Im Auftrag des französischen Staates schuf er mehrere bedeutende Wandmalereien und Historiengemälde, u.a. für den Pariser Senat. Von König Louis-Philippe gefördert, erhielt er prestigeträchtige Aufträge für das Musée historique de Versailles und übernahm die Aufsicht über Restaurierungsarbeiten im Schloss von Fontainebleau. In den Jahren 1846 bis 1852 war er Direktor der Académie de France in Rom und seit 1851 Mitglied des Institut de France. → Dietz Literatur: Brockmeyer, Mickaël, Jean Alaux, sa vie, son œuvre, Paris (Université Paris IV) 1980 (unpublizierte Dissertation); Alaux, Jean-Paul, Académie de France à Rome, ses directeurs, ses pensionnaires, Paris 1933.

Jean-Baptiste Jacques Augustin (1759–1832) Neben Jean-Baptiste Isabey zählte Augustin zu den bedeutendsten französischen Miniaturmalern seiner Zeit. Augustin, der sich seit 1781 in Paris aufhielt, hatte sich weitgehend autodidaktisch ausgebildet. Als europaweit bekannter Miniaturmaler – besonders geschätzt waren seine Emailbildnisse – porträtierte er bekannte Persönlichkeiten des Premier Empire und der Restauration, darunter Napoleon, Kaiserin Joséphine, Madame Récamier, Louis XVIII. und die Herzöge von Berry und Orléans. Im Jahr 1819 ernannte ihn Louis XVIII. zum „peintre en miniature de la chambre et du cabinet de roi“, 1824 zum „premier peintre en miniature“. Im Jahr 1821 erhielt er den Titel „Ritter der Ehrenlegion“. Die von Augustin geführte Zeichenschule zog zahlreiche Künstler aus ganz Europa an, die dort ihre Ausbildung erhielten. → Sattler, → Heigel, F. N. Literatur: AKL; Pappe, Bernd, „Jean-Baptiste Jacques Augustin et son atelier à Paris (XVIIIe/XIXe siècle)“, in: La miniature en Europe, Nicole Garnier-Pelle et al. (Hrsg.), Paris 2008.

Jean-Victor Bertin (1767–1842) Bertin war Schüler von Pierre-Henri de Valenciennes, der ihn in der historischen Landschaftsmalerei unterrichtete. Als er später selbst Schüler in sein Atelier aufnahm, legte Bertin Wert sowohl auf die Vermittlung theoretischer Kenntnisse als auch auf die praktische Erfahrung der Freilichtmalerei. Er prägte mehrere Generationen französischer und ausländischer Landschaftsmaler. Zudem veröffentlichte er wichtige didaktische Arbeiten wie den Recueil d’études de paysage (1816–1824). → Baehr, → Becker, → Beckmann? → Faure, → Feldmann, → Gaertner, → Hoguet? → Thomas? → Zahn Literatur: Josenhans, Frauke, „La nature conçue depuis l’atelier: la formation dans les ateliers de peintres de paysage à Paris dans la première moitié du XIXe siècle“, in: Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863, France Nerlich (Hrsg.), Tours 2012; Chiara, Stefanie u. Didier Aaron, An eye on nature III: Bertin’s ideal landscapes, London 2004; Gutwirth, Suzanne, „Jean-Victor Bertin, un paysagiste néoclassique (1767–1842)“, in: Gazette des beaux-arts, 83. Jg., Bd. 6, 1974, S. 337–358.

Pariser Meister

341

Atelier Boudin Die von der Forschung bislang nicht beachtete „Privat-Akademie“ des Malers „Boudin“ im Quartier Latin, nahm in den 1830er Jahren Schüler auf. Die jungen Künstler arbeiteten hier nach männlichen und auch weiblichen Aktmodellen, wie der Maler Rudolf → Lehmann in seinen Memoiren berichtet. → Eichens, P.H., → Lehmann, R. Literatur: Lehmann, Rudolf, Erinnerungen eines Künstlers, Berlin 1896, S. 25.

Pierre-Luc-Charles Cicéri (1782–1868) Cicéri zählt zu den bekanntesten französischen Dekorations- und Theatermalern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er erhielt zunächst Unterricht im Zeichnen bei François Joseph Bélanger. Ab 1804 war Cicéri für die Pariser Oper tätig sowie im Laufe seines Lebens für zahlreiche weitere Pariser Theater. Nachdem er im Jahr 1806 in das Atelier de peinture de l’Académie impériale de musique eingetreten war, übernahm er wenige Jahre später dessen Leitung und hatte diesen Posten bis 1848 inne. Im Jahr 1853 erfolgte seine Ernennung zum kaiserlichen Theaterinspektor. → Heideloff, → Welter Literatur: AKL; Daniels, Barry, Le décor de théâtre à l’époque romantique: catalogue raisonné des décors de la Comédie-Française: 1799–1848, Paris 2003.

Eugène Cicéri (1813–1890) Ciceri erhielt eine künstlerische Ausbildung bei seinem Vater, dem Dekorationsmaler Pierre-Luc-Charles Cicéri, wandte sich jedoch, vermutlich angeregt durch seinen Onkel Eugène Isabey, schon früh der Landschaftsmalerei zu. Cicéri arbeitete häufig im Wald von Fontainebleau, in dessen Umgebung er sich 1849 niederließ. Neben der Landschaftsmalerei widmete er sich auch der Lithographie. → Hildebrandt, → Hoguet Literatur: AKL, Bénézit

Léon Cogniet (1794–1880) Cogniet gewann im Jahr 1817 den Rompreis. Nach seiner Rückkehr aus Italien im Jahr 1822 nahm er erste Schüler in sein Atelier in der Rue Grange-aux-Belles auf und eröffnete 1830 ein Privatatelier in der Rue de la Cité. 1834 richtete er zudem ein Lehratelier für angehende Malerinnen in der Impasse Sainte-Opportune ein, das er mit Unterstützung seiner Schwester Marie-Amélie und seiner Ehefrau Catherine Caroline Thévenin führte. Darüber hinaus arbeitete er seit 1831 als Zeichenlehrer am Collège Louis le Grand und seit 1847 an der École polytechnique. Im Jahr 1849 wurde er zum Mitglied des Institut de France ernannt und erhielt 1851 eine Professur an der École des beaux-arts, die er 1863 aus gesundheitlichen Gründen aufgab. Seine privaten Lehrateliers galten als die wichtigsten seiner Zeit: Über einen Zeitraum von etwa 35 Jahren bildete Cogniet hier mehr als 300 Schüler aus, wobei hierbei die große Anzahl von Schülern unberücksichtigt bleibt, die er in staatlichen Institutionen unterrichtete. → Eybel, → Kaselowsky, → Moser, → Toeche, → Wagner, F. J. D. Literatur: Vottero, Michaël, „Les ateliers de Léon Cogniet“, in: Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863, France Nerlich (Hrsg.), Tours 2012.

Jacques-Louis David (1748–1825) David war in der Zeit um 1800 der berühmteste Historienmaler Frankreichs. Erfolgreich als Maler und politisch einflussreich während der Revolution und des ersten Kaiserreichs, spielte er auch in der Erneuerung der Künstlerausbildung eine entscheidende Rolle. Obwohl er Mitglied der Académie des beaux-arts war, stand er der akademischen Kunstausbildung ablehnend gegenüber und unterrichtete nie an der École

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des beaux-arts. Nach seinem Aufenthalt als Pensionär an der Académie de France in Rom eröffnete er im Jahr 1781 in Paris ein äußerst erfolgreiches Privatatelier, das er bis zu seiner Verbannung aus Frankreich zu Beginn des Jahres 1816 führte. In diesem Atelier, das sich zwischen 1781 und 1805 im Louvre und anschließend im Collège des Quatre-Nations befand, bildete er über 400 Schüler aus, darunter nicht nur berühmte französische Künstler, sondern auch eine große Anzahl von Ausländern. Davids Unterrichtstätigkeit, die auf dem Studium der Antike und dem lebenden Modell basierte, war an akademische Lehrmethoden angelehnt. Diese wurden jedoch unter dem Einfluss republikanischer Ideologien weiterentwickelt, was sich nachhaltig auf Organisation und Konzeption der außerakademischen Künstlerausbildung auswirken sollte. → Ackermann, → Arnold, → Bendixen, → Eckersberg, → Franck, → Giebele? → Hose, → Jagemann, → Klinkowström, → Krauskopf, → Lieder, → Lund, → Müller, N. → Passavant, → Ramboux, → Rittig, → Schick, → Schöner? → Sieg, → Siegert, → Ternite, → Tieck, → Ulmer, → Wach, → Wagner, J. M., → Wendelstadt, → Willmes, → Winckel, → Wolff Literatur: Struckmeyer, Nina, „‚C’est que seul … je vaux une académie‘. Dans l’atelier des élèves de Jacques-Louis David“, in: Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863, France Nerlich (Hrsg.), Tours 2012; Crow, Thomas, Emulation: Making Artists for Revolutionary, London 1994; Delécluze, Étienne-Jean, Louis David: son école et son temps, Paris 1855.

Paul Delaroche (1797–1856) In den 1830er Jahren galt Delaroche als Erneuerer der Gattung der Historienmalerei. Obwohl er nie den Rompreis gewann, wurde er 1832 zum Mitglied des Institut de France gewählt und 1833 zum Professor der École des beaux-arts ernannt. Nach dem Tod seines Lehrers Antoine-Jean Gros 1835 baten ihn mehrere Schüler, dessen privates Lehratelier weiterzuführen. Dieses befand sich im Institut de France in der Rue Mazarine 3. So grundlegend sich sein Malstil auch von dem Davids unterschied, empfahl Delaroche doch wie dieser das Studium nach der Antike und der Natur. Nach Schließung seines Lehrateliers im Jahr 1843 hielt er an einem kleinen Kreis von Schülern fest, die mit ihm in seinem Atelier in der Rue de la Tourdes-Dames arbeiteten. Insgesamt unterrichtete er knapp 400 Schüler, die aus ganz Europa stammten. → Bendix, → Berdellé, → Bernhardt, → Bewer, → Bothmann, → Bouterwek, → Brockmann, → Elliot, → Eybel, → Frick, → Hemerlein, → Hertzberg, → Hoguet, → Jacobi, → Jebens, → Kietz, → Knebel, → Koberwein, → Krigar, → Leyendecker, J.J., → Marcuse, → Martersteig, → Möller, → Moser, → Pecht, → Rayski?, → Rössler, → Steffeck, → Streckfuß, → Wodick, → Zimmermann Literatur: Hackmann, Lisa, „Les élèves allemands dans l’atelier de Paul Delaroche“, in: Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863, France Nerlich (Hrsg.), Tours 2012; Hauptman, William, „Delaroche’s and Gleyre’s teaching ateliers and their group portraits“, in: Studies in the History of Art, Jg. 18, 1985, S. 79–119.

Auguste-Gaspard-Louis Desnoyers (1779–1857) Ausgebildet bei dem Historienmaler Guillaume Lethière und dem Kupferstecher Alexandre Tardieu, trat Desnoyers vor allem durch seine Stiche nach Raffael und zeitgenössischen Künstlern wie Robert Lefèvre und François Gérard hervor. Für La belle Jardinière nach Raffael wurde er im Salon, an dem er bis 1846 regelmäßig teilnahm, im Jahr 1804 mit einer goldenen Medaille ausgezeichnet. Zudem erhielt er den staatlichen Auftrag, das Bildnis Napoleons nach Gérard zu stechen. Seit 1816 war Desnoyers Mitglied der Académie des beaux-arts, seit 1820 Ritter und seit 1838 Offizier der Ehrenlegion. Im Jahr 1825 erfolgte die Ernennung zum „premier graveur“ des Königs. → Raber Literatur: AKL, Bénézit

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Michel-Martin Drolling (1789–1851) Drolling, ein Schüler Jacques-Louis Davids, gewann im Jahr 1810 den Rompreis. Nach seiner Rückkehr aus Italien führte er zunächst Genreszenen aus, konzentrierte sich dann jedoch auf Werke der Historienmalerei und erhielt zahlreiche offizielle Aufträge. Im Jahr 1833 wurde er zum Mitglied des Institut de France ernannt und 1837 als Nachfolger von François Gérard zum Professor an die École des beaux-arts berufen. Ab 1839 nahm er ausschließlich mit Porträts am Pariser Salon teil. Die Plätze in seinem Lehratelier, das auf den Wettbewerb um den Rompreis vorbereitete, waren sehr begehrt. Delaroche schickte nach der Schließung seines eigenen Ateliers mehrere seiner Schüler zu Drolling. → Leyendecker, M. Literatur: Jordy, Catherine, La peinture romantique en Alsace 1770–1870, Lille (Université Marc Bloch) 2003 (unpublizierte Diss.); Devenir peintre au XIXe siècle: Baudry, Bouguereau, Lenepveu, Alain Bonnet (Hrsg.), Ausstellungskat., La Roche-sur-Yon, Musée Municipal, Lyon 2007.

François Forster (1790–1872) Der gebürtige Schweizer schrieb sich 1805 an der École des beaux-arts ein. Nachdem Forster 1809 beim Wettbewerb um den Prix de Rome en gravure nur den zweiten Platz belegt hatte, gewann er den Preis im Jahr 1814. Er begann daraufhin eine Laufbahn als Kupferstecher, die ihm zahlreiche Ehrungen und vielfache Salon-Auszeichnungen einbrachte. 1828 nahm er die französische Staatsbürgerschaft an. Im Jahr 1863 wurde er zum Mitglied des Institut de France gewählt und im selben Jahr zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. → Eichens, F.E., → Lüderitz Literatur: AKL, Bénézit

François Gérard (1770–1837) Der David-Schüler der ersten Generation war einer der bekanntesten Porträtisten seiner Zeit. Er war für Königshöfe und Adelsfamilien in ganz Europa tätig. Im Jahr 1817 wurde er zum Premier peintre von Louis XVIII. ernannt. Seit 1812 war er Mitglied des Institut de France. Von 1812 bis zu seinem Tod lehrte er außerdem an der École des beaux-arts. Gérard unterhielt nie ein offizielles Lehratelier, führte jedoch verschiedene Aufträge mit Hilfe junger Künstler aus, die sich als seine Schüler verstanden. → Buttlar, → Kolbe, → Richter, → Steuben, → Stieler, → Winckel Literatur: Lenormant, Charles, François Gérard, peintre d’histoire: essai de biographie et de critique, Paris 1847.

Anne-Louis Girodet-Trioson (1767–1824) Girodet, der seit 1783 bei Jacques-Louis David studierte, gewann im Jahr 1789 den Prix de Rome. Nach mehrjährigem Studienaufenthalt in Italien kehrte er 1795 nach Paris zurück und eröffnete – ungewöhnlich schnell – bereits 1796 ein Schüleratelier, das mit dem seines Meisters in Konkurrenz stand. Er pflegte zunächst einen engen Umgang mit seinen Schülern, deren Arbeitsraum neben seinem eigenen Atelier eingerichtet war – zunächst im Louvre, später im Couvent des Capucines. Ab 1816 mietete er jedoch ein eigenständiges Lehratelier in der rue Neuve-des-Mathurins an. Girodet feierte unter dem ersten Kaiserreich grosse Erfolge, irritierte aber auch wegen seiner fantastischen oder poetischen Bildinventionen die Anhänger einer klassischeren Kunstauffassung, darunter auch Jacques-Louis David. Neben seinen Historienbildern führte Girodet zahlreiche Illustrationen aus und widmete sich zunehmend der Literatur und Kunsttheorie. 1808 wurde er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Beim großen Concours décennal des Pariser Salons im Jahr 1810 setzte er sich mit seinem Gemälde Scène de déluge gegen seinen Lehrer David durch und erhielt die Goldmedaille. 1815 wurde er zum Mitglied der Académie des beaux-arts ernannt. → Fleischbein, → Richter

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Literatur: Girodet 1767–1825, Sylvain Bellenger (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée du Louvre, Paris 2005; Au delà du maître, Girodet et l’atelier de David, Ausstellungskat., Montargis, Musée Girodet, Paris 2005; Lemeux-Fraitot, Sidonie, „Les ateliers de Girodet“, in: Apprendre à peindre! Les ateliers privés à Paris de la fin du XVIIIe siècle à 1863, France Nerlich (Hrsg.), Tours 2012.

Charles Gleyre (1806–1874) Der gebürtige Schweizer studierte bei Louis Hersent, an der Académie Suisse und ab 1825 an der École des beaux-arts. Im Jahr 1828 trat Gleyre eine längere Reise an, die ihn nach Italien sowie als Reisebegleiter des amerikanischen Industriellen John Lowell nach Malta, Korfu, Smyrna, Konstantinopel, Rhodos nach Ägypten führte. Erst 1838 kehrte er nach Paris zurück. Mit der Ausstellung seines Gemäldes Le Soir im Pariser Salon hatte er im Jahr 1843 großen Erfolg. Nach der Schließung des Ateliers von Paul Delaroche im selben Jahr, übernahm Gleyre eine Vielzahl von dessen Schülern und begann eine äußerst erfolgreiche Lehrtätigkeit. Sein Atelier zählte in den folgenden zwei Jahrzehnten zu einem der erfolgreichsten von Paris und zog französische und ausländische Studenten an. → Berdellé, → Elliot Literatur: AKL; Bénézit; Staiger-Gayler, Birgit, „Listes des élèves de Gleyre“, in: Charles Gleyre ou les illusions perdues, Rudolf Koella (Hrsg.), Ausstellungskat., Winterthur, Kunstmuseum, Marseille, Musée Cantini, Zürich 1974, S. 141–148; Hauptman, William, „Delaroche’s and Gleyre’s teaching ateliers and their group portraits“, in: Studies in the History of Art, Jg. 18, 1985, S. 79–119.

Antoine-Jean Gros (1771–1835) Der Historienmaler Gros erhielt während des ersten Kaiserreichs große Anerkennung für seine Schlachtengemälde und wurde im Jahr 1815 zum Mitglied des Institut de France gewählt. Ein Jahr später erfolgte die Ernennung zum Professor an der École des beaux-arts sowie die Übernahme des Lehrateliers von seinem Lehrer Jacques-Louis David im Collège des Quatre-Nations. Bis zu seinem Selbstmord im Jahr 1835 bildete er fast 500 Schüler aus. Sein Atelier, das als eines der wichtigsten in Paris galt, verstand sich als Vorbereitungsklasse auf den Wettbewerb um den Rompreis. Es zog zudem eine Vielzahl ausländischer Schüler an. In Anlehnung an seinen Lehrer David, dem er sehr nahe stand, führte Gros dessen Unterrichtsmethoden fort. → Aubel, → Begas, → Brauer, → Dittenberg, → Glinzer, → Höffler, → Melzer, → Passavant, → Rosenfeld, → Schön, → Schorn, → Ternite, → Thomas, → Wach, → Wolff, → Zahn, → Zippel Literatur: Allard, Sébastien u. Marie-Claude Chaudonneret, Le Suicide de Gros. Les peintres de l’Empire et la génération romantique, Paris 2010; Tripier Le Franc, Justin, Histoire de la vie et de la mort du Baron Gros, le grand peintre, Paris 1880.

Jean Antoine Théodore Gudin (1802–1880) Die Ausbildung des Marinemalers erfolgte zunächst im Lehratelier von Anne-Louis Girodet. Nach dessen Tod 1824 wechselte Gaudin in das Atelier von Antoine-Jean Gros. Im Jahr 1822 debütierte er im Pariser Salon; zwei Jahre später wurde er mit einer Medaille ausgezeichnet und feierte u.a. mit seinem Gemälde Incendie du Kent 1827 einen großen Publikumserfolg. Charles X. ernannte ihn 1828 zum Ritter der Ehrenlegion und später zum offiziellen Maler der Marine. König Louis-Philippe betraute ihn mit mehreren offiziellen Aufträgen, so u.a. mit einem großen Bildprogramm der ruhmreichen Taten der französischen Marine für das Musée historique de Versailles. Bereits in jungen Jahren eröffnete Gudin ein Lehratelier in der Rue Saint-Lazare, in dem er bis zu vierzig Schüler ausgebildet haben soll. → Möller Literatur: AKL, Bénézit

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Jean-Urbain Guérin (1760–1836) Der Straßburger Porträt- und Miniaturmaler erhielt die erste Ausbildung im Atelier seines Vaters Christophe Guérin und anschließend bei Charles-Alexis Huin. Ab 1785 hielt er sich in Paris auf und war vermutlich Schüler von Jean-Baptiste Regnault. Unter der Anleitung von Jean-Baptiste Weyler soll er sich schließlich der Miniaturmalerei zugewandt haben. Er stellte zwischen 1798 und 1827 zahlreiche Porträtminiaturen im Pariser Salon aus. → Heigel, F.N. Literatur: Schidlof, Leo R., The miniature in Europe in the 16th, 17th, 18th, and 19th centuries, 4 Bde., Graz 1964, Bd. 1, S. 318f.

Pierre-Narcisse Guérin (1774–1833) Guérin studierte zunächst bei Nicolas-Guy Brenet und wurde später Schüler von Jean-Baptiste Regnault. Im Jahr 1797 gewann er den Rompreis, konnte aber erst 1803 nach Italien aufbrechen. Mit dem Bild Le Retour de Marcus Sextus hatte er im Salon von 1799 großen Erfolg und widmete sich nun vor allem der Historienmalerei. 1816 wurde er zum Direktor der Académie de France in Rom berufen, trat seinen Posten jedoch erst 1822 an. Von 1810 bis 1823 führte er ein renommiertes Lehratelier. Unter seiner Leitung wurden dort etwa 70 französische und nichtfranzösische Schüler ausgebildet, zu denen Géricault, Delacroix, Delaroche, Cogniet und Ary Scheffer zählten. → Freund Literatur: Korchane, Mehdi, Pierre Narcisse Guérin (1774–1833) et l’art français de la Révolution à la monarchie de Juillet, Lyon (Université Lumière Lyon 2) 2005 (unpublizierte Diss.); ders., „Guérin et ses élèves: paternité et filiation paradoxales?“, in: Paris 1820, L’affirmation de la génération romantique, Sébastien Allard (Hrsg.), Bern 2005, S. 85–99.

François-Joseph Heim (1787–1865) Der aus dem ostfranzösischen Belfort stammende Heim wurde 1803 von seinem Vater, einem Zeichenlehrer, nach Paris geschickt, um im Atelier von François-André Vincent zu studieren. Im Alter von 20 Jahren gewann er den Prix de Rome und setzte anschließend seine Ausbildung unter der Leitung von Guillaume Lethière an der Académie de France in Rom fort. Nach seiner Rückkehr nach Paris erhielt er zahlreiche Aufträge von Louis XVIII. und Charles X., bei denen es sich zumeist um religiöse Szenen handelte. Während der Julimonarchie schuf er wie viele andere Künstler Werke für das Musée historique de Versailles. Im Jahr 1825 wurde ihm der Orden der Ehrenlegion verliehen, 1829 wählte man ihn zum Mitglied des Institut de France. Seine Berufung zum Professor an die École des beaux-Arts erfolgte 1832. Anlässlich der Weltausstellung 1855 wurde Heim neben Delacroix, Ingres, Decamps, Meissonier und Vernet mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. → Leyendecker, J.J. Literatur: Cuzin, Jean-Pierre, „François-Joseph Heim (1787–1865): peintre d’esquisses“, in: Bulletin de la Société d’Histoire de l’Art français, 1991, S. 199–217.

Louis Hersent (1777–1860) Der Lithograph, Porträt- und Historienmaler war in Paris ein Schüler von Jean-Baptiste Regnault. Im Jahr 1797 platzierte er sich beim Prix de Rome als zweiter. Krankheitsbedingt unterbrach er sein Studium 1798 und war anschließend als Lithograph tätig. 1803 wurde er Zeichenlehrer an der Militärschule Saint-Cyr und feierte später als Historien- und Porträtmaler Erfolge. 1822 wurde er zum Mitglied des Institut de France ernannt. Er eröffnete ein Privatatelier, in dem er zahlreiche Schüler ausbildete. 1825 wurde er zudem als Professor an die École des beaux-arts berufen. → Chézy, → Hottenroth

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Literatur: Louis Hersent: peintre d’histoire et portraitiste, Ausstellungskat., Musée de la vie romantique, Paris 1993.

Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780–1867) Ingres erhielt 1802 den Rompreis, konnte aber aufgrund der Kriegssituation erst 1806 nach Italien reisen. Nach Ablauf seines Stipendiums blieb er noch einige Jahre in Rom und kehrte erst 1824 nach Paris zurück. Noch im selben Jahr eröffnete er hier ein privates Lehratelier. Zeitgleich wurde er zum Mitglied des Institut de France ernannt. Im Jahr 1829 trat er die Nachfolge von Jean-Baptiste Regnault als Professor an der École des beaux-arts an. Zusätzlich war er zwischen 1835 und 1840 Direktor der Académie de France in Rom. Ingres, der schon zu Lebzeiten als einer der wichtigsten französischen Künstler galt, war der erste Maler, dem anlässlich der Weltausstellung in Paris 1855 der Titel „Grand Officier“ der Ehrenlegion verliehen wurde. Machten ihn bereits seine Historiengemälde mit antiken oder religiösen Sujets zu einem herausragenden Repräsentanten der Malerei seiner Epoche, sicherten ihm insbesondere seine Porträts von Vertretern der Aristokratie und des gehobenen Bürgertums lang anhaltenden Ruhm. → Canzi, → Lehmann, H., → Leibnitz, → Müller, K. F. J., → Schmidt, K.C., → Schorn Literatur: Ingres (1780–1867), Vincent Pomarède et al. (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée du Louvre, Paris 2006; Pineu-Duval, Eugène-Emmanuel-Amaury, gen. Amaury-Duval, L’Atelier d’Ingres, souvenirs par Amaury-Duval, Paris 1878.

Eugène Isabey (1803–1886) Der Sohn und Schüler von Jean-Baptiste Isabey malte hauptsächlich Genreszenen, Landschaften und Marinegemälde. Baudelaire zufolge, gehörte er zu den Erneuerern der Landschaftsmalerei; zudem zählt er zu den ersten Malern, die das Leben an der normannischen Küste darstellten. Im Jahr 1837 eröffnete er ein Atelier in der Rue de Bréda/Avenue Frochot. Hier bildete er zahlreiche Künstler aus, u.a. Johan Barthold Jongkind, Paul Baudry und William Bouguereau. → Hermann, → Hildebrandt, → Hintz, → Hoguet Literatur: Miquel, Pierre, Eugène Isabey, 1803–1886: la marine au XIXe siècle, Maurs-la-Jolie 1980.

Jean-Baptiste Isabey (1767–1855) Isabey wurde zunächst von Jean Girardet, anschließend von Charles-Jean-Baptiste Claudot in Nancy ausgebildet. Am Hof von Louis XVI. arbeitete er als Porträt- und Miniaturmaler und setzte gleichzeitig seine Ausbildung im Atelier von Jacques-Louis David fort. Nachdem seine Miniaturbilder während der Revolution große Erfolge erzielt hatten, gab er seine Pläne auf, nach Rom zu reisen. Stattdessen wurde er Zeichenlehrer an einer von Jeanne Louise Henriette Campan gegründeten Erziehungseinrichtung in Saint-Germain-en-Laye. Während des Premier Empire fertigte er für Napoleon und seine Frau zahlreiche Porträts, entwarf Möbel sowie Schmuck und organisierte Feste für den kaiserlichen Hof. In der Zeit der Restauration führte er seine Tätigkeit fort und wurde von Charles X. zum „peintre de cabinet“ befördert. 1853 ernannte Napoleon III. ihn zum Kommandeur der Ehrenlegion. Im Laufe seiner langen Karriere bildete er zahlreiche Miniatur- und Aquarellmaler, aber auch Zeichner aus. → Heigel, J., → Sattler, → Unger Literatur: Lécosse, Cyril, Jean-Baptiste Isabey (1767–1855): l’artiste et son temps, Lyon (Université Lumière Lyon 2) 2012 (unpublizierte Diss.); Jean-Baptiste Isabey (1767–1855), portraitiste de l’Europe, François Pupil (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée National des Châteaux de Malmaison et Bois-Préau, Paris 2005.

Henri Lehmann (1814–1882) Der deutsche Historienmaler Henri Lehmann, Sohn des Porträt- und Miniaturmalers Leo Lehmann, trat 1831 in das Atelier von Ingres ein. 1835 stellte er zum ersten Mal im Salon aus und hielt sich danach

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mehrere Jahre in Rom auf. 1842 ließ er sich endgültig in Paris nieder, wo er 1847 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt wurde. Im Jahr 1864 erfolgte Lehmanns Wahl zum Mitglied des Institut de France. Von 1875 bis 1881 war er Professor an der École des beaux-arts, wo er etwa 80 Schüler ausbildete. → Bohn Literatur: Aubrun, Marie-Madeleine, Henri Lehmann 1814–1882. Catalogue raisonné de l’œuvre, 2 Bde., Nantes 1984.

Eugène-Modeste-Edmond Lepoittevin (1806–1870) Lepoittevin, Sohn eines „sous-conservateur du mobilier de la couronne“, studierte zunächst im Atelier von Xavier Leprince, bevor er im Jahr 1826 in das von Louis Hersent eintrat. Am Wettbewerb um den Rompreis nahm er mehrmals vergeblich teil; sein bestes Ergebnis war ein zweiter Platz in der Kategorie „historische Landschaft“ im Jahr 1829. Lepoittevin stellte regelmäßig im Salon aus und wurde mit mehreren Medaillen ausgezeichnet. Er stand Isabey nahe und spezialisierte sich auf anekdotische Küstenszenen, die von holländischen Malern des 17. Jahrhunderts inspiriert waren. Seine beim Publikum überaus beliebten Kompositionen erlangten durch Kupferstiche weite Verbreitung. Der zu Lebzeiten hoch geschätzte Künstler war Mitglied der Kunstakademien von Berlin und Antwerpen. → Hermann, → Kramer Literatur: Marine painting in mid-nineteenth century, John Zarobell (Hrsg.), Ausstellungskat., Philadelphia Museum of Art, Philadelphia 2003.

Robert Lefèvre (1755–1830) Lefèvre, ein Schüler Jean-Baptiste Regnaults, war mit seinen Porträts während des Premier Empire und der Restauration sehr erfolgreich: Von Napoleon I. und dem kaiserlichen Hof erhielt er zahlreiche Aufträge. König Louis XVIII. ernannte ihn später zum Hofmaler. In den Jahren 1795–1827 beschickte er, zunächst mit Historiengemälden, später fast ausschließlich mit Bildnissen, den Pariser Salon. → Sattler, → Steuben Literatur: Bénézit, TB.

Jean-Baptiste Mauzaisse (1784–1844) Der Historien-, Genre- und Bildnismaler war ein Schüler von François-André Vincent, in dessen Atelier er im Jahr 1803 eintrat. Seit 1808 stellte er auf dem Pariser Salon aus und erhielt dort 1812 eine Goldmedaille. Mauzaisse führte verschiedene Staatsaufträge aus, u.a. schuf er für den Louvre drei Deckengemälde und für das Schloss in Versailles einige Schlachtenbilder und historische Porträts. Mauzaisse war zudem als Lithograph tätig. → Schmidt, A. Literatur: Bénézit, TB.

François-Edouard Picot (1786–1868) Der Porträt- und Historienmaler war in Paris Schüler von François-André Vincent. Im Jahr 1811 erhielt er den zweiten Platz beim Prix de Rome. Nach einem Studienaufenthalt in Italien, kehrte Picot nach Paris zurück und stellte im Salon aus. 1836 wurde er zum Mitglied der Académie des beaux-arts ernannt. Sein Lehratelier galt als eins der erfolgreichsten seiner Zeit. Zu seinen zahlreichen Schülern zählten u.a. William Bouguereau, Alexandre Cabanel und Gustave Moreau. → Laemlein Literatur: Bénézit, TB.

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Pierre-Paul Prud’hon (1758–1823) Nach einer Ausbildung bei dem Maler François Desvoges in Dijon und einem mehrjährigen Studienaufenthalt in Italien, ließ sich Prud’hon 1788 in Paris nieder. Dort wurde er vor allem als Porträtmaler bekannt. 1805 fertigte er das Bildnis der Kaiserin Joséphine an. Später wurde Prud’hon durch Napoleon I. zum Zeichenlehrer von Kaiserin Marie-Louise ernannt. 1816 wurde er als Mitglied in die Académie des beauxarts aufgenommen. → Steuben Literatur: Pierre-Paul Prud’hon, Sylvain Laveissière (Hrsg.), Paris 2001; Prud’hon ou Le rêve du bonheur, Sylvain Laveissière (Hrsg.), Ausstellungskat., Grand Palais, Paris 1997.

Alexandre Denis Abel de Pujol (1785–1861) Nach dem Besuch der Akademie seiner Heimatstadt Valenciennes, wo Abel de Pujol Schüler des Malers und Kupferstechers Jacques-François Momal war, setzte der Historienmaler seine Ausbildung in Paris fort. Er trat in das Atelier von Jacques-Louis David ein und besuchte die École des beaux-arts. Nachdem er 1811 den Prix de Rome gewonnen hatte, ging er nach Italien. Bereits ein Jahr später kehrte er nach Paris zurück, was seine Förderer missbilligten. Im Salon von 1814 gewann er eine Goldmedaille. Es folgten zahlreiche Staatsaufträge (u.a. Deckengemälde im Louvre) und Ehrungen (u.a. die Mitgliedschaft im Institut de France). Wann genau Abel de Pujol sein Lehratelier, das sich in der Rue Albouy-St.-Martin 18 befand, eröffnete, ist nicht bekannt. In seinem Atelier unterrichtete er sowohl Künstler als auch Künstlerinnen. → Brauer Literatur: Georges Rouget, Notices sur Abel de Pujol: peintre d’histoire, membre de l’Institut, Valenciennes 1861; Patrick-André Gueretta, De Giotto à Abel de Pujol: réhabilitation du cabinet de dessins genevois JeanMarc dit John du Pan (1785–1838), Genf 2009.

Jean-Baptiste Regnault (1754–1829) Bevor der Historienmaler Regnault im Jahr 1776 den Rompreis gewann, hielt er sich gemeinsam mit seinem Lehrer Jean Bardin in Italien auf. 1783 wurde er Mitglied der Académie des beaux-arts und im Jahr 1795 Mitglied des Institut de France. Er führte ein sehr erfolgreiches Lehratelier, in dem er mehr als 400 Schüler ausbildete, darunter 41 Frauen. → Jagemann? → Laemlein, → Oppenheim, → Ulmer, → Wagner, J. M. Literatur: Sells, Christopher, Jean-Baptiste Regnault, biography and catalogue, London (Courtauld Institute) 1981 (unpublizierte Diss.).

Théodore Richomme (1785–1849) Richomme, ein Schüler von Jean-Baptiste Regnault und Jacques-Joseph Coiny, gewann im Jahr 1806 den Prix de Rome. 1826 wurde er Mitglied des Institut de France. Richomme galt als einer der besten Kupferstecher seiner Zeit und schuf zahlreiche Werke nach Gemälden von Raffael und Ingres. Sein Lehratelier erfreute sich großer Beliebtheit und wurde später von seinem Sohn Jules, der eine Ausbildung bei MichelMartin Drolling erhielt, weitergeführt. → Eichens, F.E., → Lüderitz, Literatur: Bénézit, TB

Louis-Édouard Rioult (1790–1855) Der Porträt- und Genremaler hatte seine Ausbildung bei Jacques-Louis David und Jean-Baptiste Regnault erhalten. Im Jahr 1814 belegte er in dem Wettbewerb um den Prix de Rome den zweiten Platz. → Lehmann, R.

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Literatur: Bellier, TB

Ary Scheffer (1795–1858) Der Historienmaler niederländischer Abstammung kam 1811 nach Paris, wo er Schüler im Atelier von Pierre-Narcisse Guérin und an der École des beaux-arts wurde. Im Jahr 1830, kaufte der inzwischen sehr erfolgreiche Scheffer ein Haus in der Rue Chaptal 16 und erweiterte es um zwei Anbauten: Der eine beherbergte sein Privatatelier, der andere sein Lehratelier, das aufgrund der großen Bekanntheit des Malers eine Vielzahl von Schülern anzog. → Bohn, → Brenzinger Literatur: Ary Scheffer (1795–1858), Léo Ewals (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée de la vie Romantique, Paris 1996.

Carl von Steuben (1788–1856) Der aus Deutschland stammende Historienmaler folgte seinem Vater, einem Offizier, durch ganz Europa. Zunächst schrieb er sich an der Akademie von Sankt Petersburg ein und zog anschließend nach Paris, wo er ab 1805 an der École des beaux-arts als Schüler von Pierre-Paul Prud’hon und Robert Lefèvre studierte. 1808 wurde er Schüler im Atelier von François Gérard. 1827 wurde Steuben zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Ab 1831 unterrichtete er als Zeichenlehrer an der École polytechnique. Steuben war an der Ausgestaltung des Musée Charles X. im Louvre beteiligt und schuf Werke für Louis-Philippes Musée historique de Versailles. Am Quai Malaquais in Paris führte er eine private Akademie, an der sich auch angehende Künstlerinnen einschreiben konnten. → Jebens Literatur: Lady Jane, „La peinture et les peintres français, Charles de Steuben“, in: Musée des Familles, Bd. 1, 1858, S. 105–108.

Académie Suisse Der Maler Charles Suisse war bei Antoine-Jean Gros ausgebildet worden und eröffnete 1815 am Quai SaintMichel 15 eine freie Akademie, die angehenden Künstlern gegen einen Festbetrag einen Übungsraum zur Verfügung stellte. Es wurde kein Unterricht erteilt, doch konnte man in diesem Atelier nach dem lebenden männlichen und weiblichen Modell arbeiten. Die Académie Suisse ist u.a. dadurch in Erinnerung geblieben, dass Maler wie Cézanne, Manet und Pissarro dort ihre ersten künstlerischen Schritte getan haben. Tatsächlich haben sich dort Künstler aller Stilrichtungen getroffen, um eigenständig verschiedene Techniken auszuprobieren und sich, oftmals parallel zu anderen Lehrateliers, fortzubilden. → Eichens, P.H., → Hottenroth Literatur: Noël, Benoît u. Jean Hournon, Parisiana. Capitale des peintres aux XIXe siècle, Paris 2006, S. 134.

Pierre-Henri de Valenciennes (1750–1819) Der Landschaftsmaler, der im Jahr 1787 zum Mitglied der Académie Royale de Peinture et de Sculpture gewählt wurde, war Professor für Perspektive an der École polytechnique sowie an der École des beauxarts, an die er 1812 berufen wurde. Zeit seines Lebens war Valenciennes ein geschätzter Maler und Pädagoge, dessen viel gelesene didaktische Schrift aus dem Jahr 1799 Élémens de perspective pratique à l’usage des artistes, suivis de réflexions et Conseils à un Élève sur la Peinture et particulièrement sur le genre du Paysage 1803 ins Deutsche übersetzt wurde. Zwischen 1795 und 1800 soll er ein privates Lehratelier geführt haben. → Feldmann

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Literatur: Gallo, Luigi, Pierre-Henri de Valenciennes (1750–1819): le paysage dans la théorie artistique et la peinture françaises de la fin du XVIIIe siècle, Paris (Université Panthéon-Sorbonne) 2003 (unpublizierte Diss.); Pierre-Henri de Valenciennes: 1750–1819, Geneviève Lacambre (Hrsg.), Neapel 1996.

Horace Vernet (1789–1863) Obwohl Vernet eine nur wenig akademisch ausgerichteten Ausbildung genossen hatte – er nahm zum Beispiel nie am Wettbewerb um den Rompreis teil – wurde er 1826 zum Mitglied des Institut de France gewählt und ein Jahr später zum Direktor der Académie de France in Rom ernannt. Als Nachfolger von Antoine-Jean Gros wurde Vernet 1835 auf eine Professur an die École des beaux-arts berufen, die er bis zu seinem Tod innehatte. Über die Lehrtätigkeit des europaweit bekannten Schlachtenmalers ist in der Forschung kaum etwas bekannt. Belegt ist, dass er Schüler in seinem Privatatelier in der Rue des Martyrs empfing. Unter ihnen befanden sich viele Angehörige des Militärs sowie Mitglieder wohlhabender Familien. → Meister, → Rayski? Literatur: Garcia, Clémentine, L’Atelier privé d’enseignement d’Horace Vernet, Tours, 2012 (unpublizierte Masterarbeit); Horace Vernet (1789–1863), Philippe Durey (Hrsg.), Ausstellungskat., École nationale des beaux-arts, Paris 1980.

François-André Vincent (1746–1816) François-André Vincent erhielt eine Ausbildung bei seinem Vater, dem Miniaturmaler François-Elie Vincent, und bildete sich anschließend bei Alexander Roslin und Joseph-Marie Vien weiter. Nach dem Gewinn des Prix de Rome im Jahr 1768 erfolgte 1782 seine Aufnahme als Mitglied in der Académie des beaux-arts. 1790 wurde er zum „garde des dessins du roi“ und 1792 zum Professor an die Académie des beaux-arts berufen, die zur damaligen Zeit kurz vor ihrer Auflösung stand. Im selben Jahr wurde er als Museumskonservator mit der Betreuung der graphischen Sammlung des Louvre betraut und 1805 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Seit 1809 unterrichtete Vincent zudem als Professor an der École polytechnique. Anfang des 19. Jahrhunderts zählte sein Atelier neben denen von Regnault und David zu den wichtigsten Lehrateliers in Paris. Als Vincent 1816 starb, konnte er alle Stipendiaten der Académie de France in Rom zu seinen ehemaligen Schülern zählen: Louis-Vincent-Léon Pallière, Henri-Joseph de Forestier, FrançoisÉdouard Picot, Jean Alaux, Antoine Jean Baptiste Thomas und selbst der Direktor, Charles Thévenin. → Kolbe, → Lose, → Sieg, → Siegert Literatur: Cuzin, Jean-Pierre, „François-André Vincent“, in: Cahiers du dessin français, Nr. 4, 1988; ders., „De Fragonard à Vincent“, in: Bulletin de la Société de l’Histoire de l’Art français, 1981, S. 103–124.

Louis-Étienne Watelet (1780–1866) Der Landschaftsmaler nahm in den Jahren 1800 bis 1850 regelmäßig mit Aquarellen und Ölbildern am Pariser Salon teil; 1819 erhielt er eine goldene Medaille. Er bereiste Frankreich, Italien, Belgien und Tirol. Im Jahr 1824 wurde er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Watelet unterhielt ein Lehratelier, in dem er sowohl Männer als auch Frauen ausbildete. → Pohlke, → Seefisch Literatur: Gabet 1831, TB

Franz Xaver Winterhalter (1805–1873) Der aus dem Schwarzwald stammende Winterhalter siedelte 1834 nach Paris über, wo er den größten Teil seines Lebens verbrachte und als Porträtmaler erfolgreich war. Unter anderem wurde er zum Hofmaler von Louis-Philippe sowie zum Premier Portraitiste der kaiserlichen Familie und des Hofs von Napoleon III. ernannt. Auch im übrigen Europa arbeitete er für Herrscherhäuser und Sammler. Überlastet mit Aufträ-

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gen, umgab er sich mit Schülern und Assistenten, die ihm bei der Ausführung seiner Porträts zur Hand gingen. → Graefle, → Leyendecker, M. Literatur: Burlion, Emmanuel, Franz Xaver Winterhalter, Brest 2011; Badea-Päun, Gabriel, Portraits de société, XIXe–XXe siècles, Paris 2007; Franz Xaver Winterhalter et les cours d’Europe de 1830 à 1870, Richard Ormond u. Carol Blackett-Ord (Hrsg.), Ausstellungskat., Musée du Petit Palais, Paris 1988.

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Taf. I: Gottlieb Schick, Zeus von Otricoli, o. J.

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Taf. II: Johann Anton Ramboux, Männlicher Akt, o. J.

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Taf. III: Friedrich Müller, Rückenakt, 1803

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Taf. IV: Michael Welter, Aktstudie, 1827/28

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Taf. V: Gottlieb Schick, Kopf eines Jünglings, um 1800–1802

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Taf. VI: Wilhelm Wach, Männlicher Studienkopf, 1815–1817

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Taf. VII: Ferdinand Jagemann, Der bethlehemitische Kindermord nach Guido Reni, 1803

Taf. VIII: Heinrich Kolbe, La Belle Jardinière nach Raffael, um 1806/1818–1820

Taf. IX: Therese aus dem Winckel, Madonna und Kind mit dem Johannesknaben nach Carracci, 1807

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Taf. X: Gottlieb Schick, Marius in Minturnä nach Jean-Germain Drouais, o. J.

Taf. XI: Johann Adam Ackermann, Die trauernden Frauen der Horatier nach Jacques-Louis David, um 1803

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Taf. XII: Charles Normand, Priam, aux pieds d’Achille nach Friedrich Tieck, 1800

Taf. XIII: Gottlieb Schick, Die Abgesandten des Agamemnons im Zelte des Achill, 1801

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Taf. XIV: Gottlieb Schick, Eva, 1800

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Taf. XV: Heinrich Kolbe, Odysseus und Polyphem, 1803

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Taf. XVI: Ferdinand u. Heinrich Olivier, Napoleon, 1810

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Taf. XVII: Simon Meister, Feldmarschall Blücher zu Pferde, 1823

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Taf. XVIII: Johann Christian Zippel, Passage des Souverains alliés sur le Boulevard de Saint–Denis en 1814, 1815

Taf. XIX: Johann Nepomuk Giebele, Ansicht von Paris, vom Montmartre aus genommen, 1804

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Taf. XX: Christoffer Wilhelm Eckersberg, Aussicht von Schloss Meudon, 1813

Taf. XXI: Friedrich Geissler, Blick von Issy auf Paris, 1803

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Taf. XXII: Karl Wilhelm Streckfuß, Das Atelier des Künstlers in Paris, um 1843

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Taf. XXIII: Charles Hoguet, Pariser Strassenbild, 1845–1850

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Taf. XXIV: Eduard Magnus, Heimkehr des Palikaren, 1834

Taf. XXV: Heinrich Lehmann, Grablegung der Heiligen Katharina von Alexandrien, 1840

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Taf. XXVI: Alexander Laemlein, Philippe III, dit Le Hardi, roi de France (1245–1285), 1844

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Taf. XXVII: Gustav Dittenberg, Ritter Toggenburg, 1824

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Taf. XXVIII: Heinrich Krigar, Ritter und Knappe (George und Lerse). Nach Goethes Götz von Berlichingen, 1836

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Taf. XXIX: Franz Napoleon Heigel, Henriette Heigel im Atelier, um 1832

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Taf. XXX: Carl Begas, Porträt Carl Jakob Ignaz Hittorff, 1821

Taf. XXXI: Albert Graefle, Seitenporträt des Komponisten Frédéric Chopin, um 1840

Taf. XXXII: Friedrich Pecht, Heinrich Heine, 1840

Taf. XXXIII: Julius Ernst Benedikt Kietz, Portrait de Paul Delaroche, o. J.

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Taf. XXXIV: Carl Begas, Selbstporträt mit Johann Peter Weyer, 1813

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Tafelnachweis Taf. I Gottlieb Schick, Zeus von Otricoli, o.J., Kreide auf Kohle auf rohweißem Bütten, 58,2 × 43,6 cm, Inv. Nr. 6459, Stuttgart, Staatsgalerie, Graphische Sammlung / Foto: Staatsgalerie Stuttgart

Taf. II Johann Anton Ramboux, Männlicher Akt, o.J., Kohlezeichnung auf braunem Papier, 54, 2 × 41,5 cm, Inv. Nr. IV/43, Trier, Städtisches Museum Simeonstift / Foto: Stadtmuseum Simeonstift Trier; Fotograf: Bernhard Matthias Lutz, Konz.

Taf. III Friedrich Müller, Rückenakt, 1803, Zeichnung, signiert Rückseite: Muller; oben rechts mit Feder in Braun: B. 49. Muller / fig.er des Places; Le du Modele / 14 G. al an XI. C. u Guir Scul.; mit Bleistift: appellée le 29, Inv. Nr. C 1938/140, Stuttgart, Staatsgalerie, Graphische Sammlung / Foto: Staatsgalerie Stuttgart

Taf. IV Michael Welter, Aktstudie, 1827/28, Kreide, Kohle und Bleistift auf Papier, 47 × 31 cm, Köln, Privatbesitz / Foto: ArtTransForm; Fotograf: Lukas Fuchsgruber

Taf. V Gottlieb Schick, Kopf eines Jünglings (Jean-Baptiste Vermay), um 1800–1802, Öl/Lw, 35,7 × 36 cm, Inv. Nr. NG 4/08, Berlin, Staatliche Museen, Alte Nationalgalerie / Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Fotograf: Andres Kilger

Taf. VI Wilhelm Wach, Männlicher Studienkopf, 1815–1817, Öl/Lw, 47 × 37,5 cm, Inv. Nr. W.S. 246, Berlin, Staatliche Museen, Alte Nationalgalerie / Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Fotograf: Andres Kilger

Taf. VII Ferdinand Jagemann, Der bethlehemitische Kindermord nach Guido Reni, 1803, Öl/Lw, 270 × 173,5 cm, Inv. Nr. G 191, Weimar, Klassik Stiftung / Foto: Klassik Stiftung Weimar

Taf. VIII Heinrich Kolbe, La Belle Jardinière nach Raffael, um 1806/1818–1820, Öl/Lw, 122 × 80 cm, Inv. Nr. GKI 5814, Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Neue Orangerie / Foto: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg; Fotograf: Daniel Lindner

Taf. IX Therese aus dem Winckel, Madonna und Kind mit dem Johannesknaben nach einer Domenichino zugeschriebenen Kopie nach dem Original von Annibale Carracci, 1807, Öl/Lw, 39 × 46, 5 cm, Inv. Nr. R18262, Bautzen, Stadtmuseum / Foto: Stadtmuseum, Bautzen

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Taf. X Gottlieb Schick, Marius in Minturnä nach Jean-Germain Drouais, o. J., Umrissfederzeichnung in Schwarzgrau über Bleistift auf dünnem, rohweißem Bütten, 16,8 × 22,7 cm, Inv. Nr. 2377, Stuttgart, Staatsgalerie, Graphische Sammlung / Foto: Staatsgalerie Stuttgart

Taf. XI Johann Adam Ackermann, Die trauernden Frauen der Horatier nach Jacques-Louis David, um 1803, Tusche in Grau auf Papier, 15,9 × 17,5 cm, signiert: par J Ackermann, Privatbesitz / Foto: Kunsthandel H. W. Fichter

Taf. XII Charles Normand, Priam, aux pieds d’Achille nach dem Basrelief von Friedrich Tieck, 1800, Kupferstich, in: Annales du Musée et de l’école moderne des beaux-arts, Charles Paul Landon (Hrsg.), 1800, Bd. 1, Taf. 9 / Foto: Staatliche Museen zu Berlin-Preußischer Kulturbesitz, Kunstbibliothek

Taf. XIII Gottlieb Schick, Die Abgesandten des Agamemnons im Zelte des Achill, 1801, Öl/Lw, 105 × 138 cm, Privatbesitz / Foto: Galerie Arnoldi-Livie

Taf. XIV Gottlieb Schick, Eva, 1800, Öl/Lw, 192 × 150,5 cm, Inv. Nr. 1948, Köln, Wallraf-Richartz-Museum / Foto: Rheinisches Bildarchiv

Taf. XV Heinrich Kolbe, Odysseus und Polyphem, 1803, Öl/Lw, 64,4 × 75,8 cm, Inv. Nr. GGe/00830, Weimar, Klassik Stiftung, Goethe-Nationalmuseum / Foto: Klassik Stiftung Weimar

Taf. XVI Ferdinand u. Heinrich Olivier, Napoleon, 1810, Öl/Lw, 305,5 × 248,6 cm, Inv. Nr. I-291, Dessau, Kulturstiftung DessauWörlitz, Schloss Mosigkau, / Foto: Kulturstiftung DessauWörlitz

Taf. XVII Simon Meister, Feldmarschall Blücher zu Pferde, 1823, Öl/Lw, 293 × 249 cm, Berlin, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Schloss Charlottenburg / Foto: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten BerlinBrandenburg; Fotograf: Wolfgang Pfauder

Taf. XVIII Johann Christian Zippel, Passage des Souverains alliés sur le Boulevard de Saint-Denis en 1814, 1815, Öl/ Lw, 60 × 81 cm (Ölstudie), Inv. Nr. P. 520, Paris, Musée Carnavalet / Foto: Musée Carnavalet; Fotograf: Agence Roger-Viollet

Taf. XIX Johann Nepomuk Giebele, Ansicht von Paris, vom Montmartre aus genommen, 1804, signiert „Gib. ad nat. delin. 1804“, Aquatinta, Verbleib unbekannt, in: London und Paris, Bd. 13, 1804, Beiblatt, Taf. VI / Foto: Staatliche Museen zu Berlin-Preußischer Kulturbesitz, Kunstbibliothek

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Taf. XX Christoffer Wilhelm Eckersberg, Aussicht von Schloss Meudon, 1813, Öl/Lw, 55,5 × 71 cm, Inv. Nr. KMS1623, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst / Foto: SMK Photo

Taf. XXI Friedrich Geissler, Blick von Issy auf Paris, 1803, schwarze Kreide, grau und braun, laviert, auf Bütten, ca. 12 × 18,5 cm, signiert: Monogramm und datiert oben rechts, oben links bezeichnet: Près de Paris sur l’hauteur d’Issy ici du bon vin à quatre sous la litre Jambon pain et fromage pour le rendez-vous des artistes Allemands. Verso mit Figurenstudien in Bleistift, Privatbesitz / Foto: Galerie Arnoldi-Livie

Taf. XXII Karl Wilhelm Streckfuß, Das Atelier des Künstlers in Paris, um 1843, Leinwand auf Pappe aufgezogen, 31 × 37 cm, Inv. KM 42/1921, Berlin, Stiftung Stadtmuseum / Foto: Stiftung Stadtmuseum Berlin; Fotograf: Oliver Ziebe

Taf. XXIII Charles Hoguet, Pariser Strassenbild, 1845–1850, Öl/Lw, 112 × 79,3 cm, Inv. Nr. MGS 4292, Schweinfurt, Museum Georg Schäfer / Foto: Museum Georg Schäfer, Schweinfurt

Taf. XXIV Eduard Magnus, Heimkehr des Palikaren, 1834, Öl/Lw, 94 × 116 cm, Inv. Nr. W.S. 145, Berlin, Staatliche Museen, Alte Nationalgalerie / Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Fotograf: Andres Kilger

Taf. XXV Heinrich Lehmann, Grablegung der Heiligen Katharina von Alexandrien, 1840, Öl/Lw, 152 × 261 cm, Inv. Nr. 892.4.8, Montpellier, Musée Fabre / Foto: Musée Fabre; Fotograf: F. Jaulmes

Taf. XXVI Alexander Laemlein, Philippe III, dit Le Hardi, roi de France (1245–1285), 1844, Öl/Lw, 105 × 77 cm, Inv. Nr. MV 400, Musée national des châteaux de Versailles et de Trianon / Foto: Photo RMN; Fotograf: Gérard Blot

Taf. XXVII Gustav Dittenberg, Ritter Toggenburg, 1824, in: Gustav Dittenberg, Umrisse zu Schiller’s Toggenburg entworfen von Gustav Dittenberger, Stuttgart u. Tübingen 1825, Taf. III / Foto: Trustees of the British Museum

Taf. XXVIII Heinrich Krigar, Ritter und Knappe (Georg und Lerse). Nach Goethes Götz von Berlichingen, 1836, Öl/Lw, 91 × 80 cm, signiert: Krigar 1836, Inv. Nr. W.S. 122, Berlin, Staatliche Museen, Alte Nationalgalerie / Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie; Fotograf: Andres Kilger

Taf. XXIX Franz Napoleon Heigel, Henriette Heigel im Atelier, um 1832, Aquarell/Elfenbein, 13 × 10,7 cm, Rückseitig beschriftet: „Henrietta Heigel /…Paris… /Port. gemalt von Franz He[igel] /…183[]?“, zuletzt: Kunsthandel Wien, Nr. 31622, Boris Wilnitsky Fine Arts / Foto: Boris Wilnitsky Fine Arts

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Taf. XXX Carl Begas, Porträt Carl Jakob Ignaz Hittorff, 1821, Graphit/Karton, 28,3 × 22,6 cm, bezeichnet „Im Jahre 1821 zeichnete C. Begasse seinen Freund C. Hittorf den Architekten“, Inv. Nr. 1294, Köln, Wallraf-RichartzMuseum, Kupferstichkabinett / Foto: Rheinisches Bildarchiv

Taf. XXXI Albert Graefle, Seitenporträt des Komponisten Frédéric Chopin, um 1840, Öl auf Holz, 27 × 22 cm, Paris, Privatsammlung / Foto: The Chopin Society, London

Taf. XXXII Friedrich Pecht, Heinrich Heine, 1840, Lithografie, 32,7 cm × 25,7 cm, signiert: Pecht ft./Paris 1840, Konstanz, Städtische Wessenberg-Galerie / Foto: Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz

Taf. XXXIII Julius Ernst Benedikt Kietz, Portrait de Paul Delaroche, o.J., Lithographie, 40 × 30 cm, Nantes, Bibliothèque municipale, fonds Labouchère / Foto: Nantes, bibliothèque municipale

Taf. XXXIV Carl Begas, Selbstporträt mit Johann Peter Weyer, 1813, Öl/Lw, 100 × 80 cm, Inv. Nr. 2340, Köln, WallrafRichartz-Museum / Foto: Rheinisches Bildarchiv

Abbildungsnachweis S. 10 Friedrich von Amerling, Selbstbildnis, 1834, Öl/Lw, 50,5 × 41,5 cm, Salzburg, Residenzgalerie, in: Friedrich von Amerling 1803–1887, Sabine Grabner (Hrsg.), Ausstellungskat., Wien, Österreichische Galerie Belvedere, Leipzig 2003, S. 245.

S. 14 Theodor Rehbenitz, Bildnis des Malers Karl Christian Aubel, um 1825, Bleistift/Papier, 18 × 24 cm, Lübeck, Museen für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, Graphische Sammlung, in: Geller, Hans, Die Bildnisse der deutschen Künstler in Rom 1800–1830, Berlin 1952, Abb. 11.

S. 18 Carl Becker, Selbstbildnis, 1839, Technik unbekannt, 52 × 41 cm, Privatbesitz, in: Gläser, Käte, Das Bildnis im Berliner Biedermeier, Berlin 1932, Taf. 35.

S. 22 Carl Begas, Jugendliches Selbstbildnis in Paris, um 1818, Steindruck, 14,7 × 11,5 cm, Heinsberg, Kreismuseum, in: Carl Joseph Begas (1794–1854). Blick in die Heimat, Rita Müllejans-Dickmann et al. (Hrsg.), Ausstellungskat., Kreismuseum, Heinsberg 1994, Abb. 65.

S. 33 Johann Richard Seel, Porträt Clemens Bewer, 1841, Bleistiftzeichnung, 32,9 × 24,5 cm, Magdeburg, Kulturhistorisches Museum, in: Edmund Wodick (1816–1886). Ein Magdeburger Maler des späten Biedermeier, Matthias Puhle (Hrsg.), Halle 2011, S. 37.

S. 44 Joseph Erhard Brenzinger, Selbstporträt, 1830–1835, Technik, Maße und Verbleib unbekannt, in: Beringer, Joseph August, Erhard Joseph Brenzinger. Eine Künstlergeschichte in Familienbildern, Freiburg i. Br. 1923, S. 18.

S. 51 Franz Ludwig Catel, Selbstbildnis, 1800–1805, Bleistift und Kohle über Feder in Braun, 10,4 × 8,8 cm, Düsseldorf, Goethe-Museum, in: Der Landschafts- und Genremaler Franz Ludwig Catel (1778–1856), Andreas Stolzenburg (Hrsg.), Ausstellungskat., Casa di Goethe, Rom 2007, S. 10.

S. 58 Matthias Joseph De Noël, Selbstporträt mit Zeichenstift und Winckelmann-Ausgabe, 1808, Technik und Maße unbekannt, Privatbesitz, in: Böhm, Elga, „Matthias Joseph de Noël (1782–1849). Erster Konservator des Kölner Museums ,Wallrafianum‘“, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 41, 1980, S. 171.

S. 60 Friedrich Deiker, Selbstbildnis mit Palette vor der Staffelei, 1827/28, Öl/Lw, 81,5 × 65,5 cm, Düsseldorf, Privatbesitz, in: Pfeiffer, Hanny, „Unbekannte Bildnisse von Friedrich Deiker“, in: Mitteilungen des oberhessischen Geschichtsvereins, Bd. 44, 1960, S. 145–151, Abb. 3.

Abbildungsnachweis

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S. 67 Christoffer Wilhelm Eckersberg, Selbstporträt, 1811, Öl/Lw, 33 cm × 26 cm, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, in: Christensen, Charlotte, „Von Blaakrog nach Paris: C. W. Eckersberg als Schüler JacquesLouis Davids“, in: Nordelbingen, Nr. 78, 2009, S. 10.

S. 71 Friedrich Eduard Eichens, Selbstbildnis mit Kappe, 1828, schwarze und weiße Kreide auf braunem Velin, 38,4 × 33,5 cm, Privatbesitz, Foto: Bassenge Berlin / Notica.

S. 77 Wilhelm Trautschold [?], Portrait Leo von Elliot, um 1836 [Selbstporträt um 1840?], Technik unbekannt, Affolterbach, Privatbesitz Magda Heidenreich, in: Franz, Eckhart G., Revolution, Krieg und Streik, Weltausstellung und Volksfest. Der Illustrator und Karikaturist Leo von Elliot (1816–1890), Darmstadt 2000, S. 5.

S. 94 Eduard Gaertner, Selbstbildnis (?) im Schlafrock, 1825/26, Bleistift auf Papier, 27,5 × 16,7 cm, Köln, Sammlung Prof. Dr. Erich Köllmann, in: Wirth, Irmgard, Eduard Gaertner. Der Berliner Architekturmaler, Frankfurt a. M. 1979, Abb. 8.

S. 107 H. Müller [?], Alfred Heideloff, 1826, Lithographie, Maße und Verbleib unbekannt, in: Neuer Nekrolog der Deutschen, Bd. 4 [1826], 2. Theil, Ilmenau 1828, Titelblatt.

S. 108 Franz Napoleon Heigel, Selbstbildnis im Alter von siebzehn Jahren. Brustbild fast von vorn, in der rechten Hand den Zeichenstift. Blondes Haar, blaue Augen. Schwarzer Rock mit weißem Kragen. Hintergrund braun, 1830, Elfenbein, 18 × 22 cm (oval), München, Privatbesitz, in: Lemberger, Ernst, Die Bildnisminiatur in Deutschland von 1550 bis 1850, München 1910, Tafel XIX.

S. 111 Joseph Heigel, Brustbild ohne Hände, fast von vorn. Braunes Haar und brauner Backenbart graublaue Augen. Vatermörder und weiße Halsbinde, weiße Weste, dunkelblauer Rock. Hintergrund graugrün, 1815, Elfenbein, 10,5 × 7,5 cm (oval), München, Privatbesitz, in: ebd., Tafel IX.

S. 118 Louis-Auguste Moreau, Portrait du peintre Eduard Hildebrandt, 1844, Aquarell auf Papier, 27,5 × 22 cm, Verbleib unbekannt, in: Ferrez, Gilberto, The Brazil of Eduard Hildebrandt, Rio de Janeiro 1989, o. S.

S. 132 Carl Begas, Bildnis Georg Wilhelm Issel, 1815, Technik und Maße unbekannt, Heidelberg, Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg, in: Carl Joseph Begas (1794–1854). Blick in die Heimat, Rita MüllejansDickmann et al. (Hrsg.), Ausstellungskat., Kreismuseum, Heinsberg 1994, Abb. 9.

S. 137 Ferdinand Jagemann, Selbstporträt, o.J., Miniatur auf Elfenbein, 7 × 8,5 cm (oval), Verbleib unbekannt, in: Geller, Hans, Die Bildnisse der deutschen Künstler in Rom 1800–1830, Berlin 1952, Abb. 198.

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Abbildungsnachweis

S. 144 Wilhelm Hensel, August Kaselowsky, 1836, Bleistift auf Karton mit Passepartoutstrich, 22,4 × 17,7 cm, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, in: Europa im Porträt. Zeichnungen von Wilhelm Hensel. 1794–1861, 2 Bde., Berlin 2005, Bd. 1, S. 264.

S. 148 Edmund Wodick, Porträt Ernst Benedikt Kietz, 1842, Bleistift, grau laviert, 33 × 24,5 cm, Magdeburg, Kulturhistorisches Museum, Magdeburg, in: Edmund Wodick (1816–1886). Ein Magdeburger Maler des späten Biedermeier, Matthias Puhle (Hrsg.), Halle 2011, S. 94.

S. 151 Philipp Otto Runge, Bildnis des August von Klinkowström, 1808, Öl/Lw, 64 × 48 cm, Wien, Kunsthistorisches Museum, in: Die Geburt der Romantik in Pommern. Friedrich. Runge. Klinkowström, Uwe Schröder (Hrsg.), Ausstellungskat., Pommersches Landesmuseum, Greifswald 2010, S. 31.

S. 157 Johann Peter Krafft, Der Maler Heinrich Christoph Kolbe, 1804, Öl/Eichenholz, 20,5 × 17,5 cm, Inv. Nr. WRM 2391, Köln, Wallraf-Richartz-Museum, in: Frodl-Schneemann, Marianne, Johann Peter Krafft 1780–1856, Monographie und Verzeichnis seiner Gemälde, Wien u. München 1984, Kat. Nr. 20.

S. 160 Johann Peter Krafft, Selbstbildnis, um 1804, Aquarell auf Elfenbein, Durchmesser 7,4 cm, Wien, Privatbesitz, in: ebd., Kat. Nr. 19.

S. 166 Ludwig Krevel, Selbstporträt, 1827, Öl/Lw, 33 × 25 cm, Privatbesitz, in: Kultur des Biedermeier. Der Maler Louis Krevel, Christof Trepesch (Hrsg.), Worms 2001, Buchdeckel, Rückseite.

S. 189 Friedrich Johann Gottlieb Lieder, Selbstporträt, o.J., 38,3 × 27,9 cm, Wien, Albertina, Foto: Peter Geymeyer.

S. 192 Friedrich Eduard Eichens, Porträt Gustav Lüderitz, 1828, Zeichnung, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Skizzenbuch Eduard Eichens, NG 57/2, fol. 46, in: Seeger, Joachim, „Der Berliner Kupferstecher Eduard Eichens und seine Künstlerfahrt nach Paris und Parma“, in: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte, Berlin 1957, Bd. 8, S. 49, Abb. 27.

S. 196 Eduard Magnus, Selbstbildnis, o.J., Öl/Lw, 47,2 × 39,5 cm, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie, in: Geller, Hans, Die Bildnisse der deutschen Künstler in Rom 1800–1830, Berlin 1952, Abb. 277.

S. 205 Simon Meister, Selbstbildnis, 1827, Öl/Lw, 55 × 46,5 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum, in: Simon Meister (1796–1884), Ausstellungskat. und Werkverzeichnis, Klaus Weschenfelder (Hrsg.), Mittelrhein-Museum, Koblenz 1994, S. 40.

Abbildungsnachweis

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S. 212 Wilhelm Hensel, Julius Moser, 1837, Bleistift auf Karton, 23,3 × 18 cm, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, in: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts. Zeichnungen von Wilhelm Hensel, Nationalgalerie Berlin (Hrsg.), Berlin 1981, S. 84.

S. 214 Johann Friedrich Wilhelm Müller, Selbstporträt, um 1803, Öl/Lw, 55 × 45,5 cm, Stuttgart, Staatsgalerie, in: Preiser, Arno, Schwaben sehen Schwaben. Bildnisse 1760–1940 aus dem Besitz der Staatsgalerie Stuttgart, Ausstellungskat., Staatsgalerie, Stuttgart 1977, Abb. 29.

S. 217 Karl Friedrich Müller, Selbstbildnis mit der Palette, um 1835, Öl/Lw, 51, 5 × 42, 5 cm, Stuttgart, Staatsgalerie, in: ebd., Abb. 58.

S. 221 Wilhelm Nahl, Selbstbildnis, 1823, Technik, Maße und Verbleib unbekannt, in: Preime, Eberhard, „Die Bildnisse der Nahls“, in: Hessenland. Zeitschrift für Kulturpflege des Bezirksverbandes Hessen, H. 1, 1943, S. 1–12, Abb. 17.

S. 226 Moritz Daniel Oppenheim, Selbstbildnis, 1822, Öl/Lw, 44 × 36,5 cm, Jerusalem, The Israel Museum, in: Moritz Daniel Oppenheim. Die Entdeckung des jüdischen Selbstbewusstseins in der Kunst, Georg Heuberger (Hrsg.), Ausstellungskat., Frankfurt a.M., Jüdisches Museum, Köln 1999, S. 75.

S. 230 Johann David Passavant, Selbstbildnis im Barett vor römischer Landschaft, 1818, Öl/Lw, 45 × 32 cm, Frankfurt a. M., Städelsches Kunstinstitut, in: Frankfurter Biographie: personengeschichtliches Lexikon, Wolfgang Klötzer (Hrsg.), Frankfurt a.M. 1996, S. 125.

S. 240 Carl Philipp Fohr, Johann Anton Ramboux, um 1817, Bleistift auf Papier, 12,4 × 11,7 cm, Heidelberg, Kurpfälzisches Museum, in: Johann Anton Ramboux. Maler und Konservator, 1790–1866, Ausstellungskat., WallrafRichartz-Museum, Köln 1966, Abb. 50.

S. 243 Ferdinand von Rayski, Selbstbildnis, um 1834, Technik, Maße und Verbleib unbekannt, in: Ferdinand von Rayski 1806–1890. Ausstellung zum 100. Todestag, Hans Joachim Neidhard (Hrsg.), Ausstellungskat., Albertinum, Dresden 1991, S. 34.

S. 262 Christian Gottlieb Schick, Selbstbildnis, um 1800, Aquarell/Elfenbein mit Deckweiß gehöht, 7,5 × 6,0 cm, Stuttgart, Staatsgalerie, in: Gottlieb Schick. Ein Maler des Klassizismus, Ulrike Gauß u. Christian von Holst (Hrsg.), Ausstellungskat., Staatsgalerie, Stuttgart 1976, S. 14.

S. 277 August Siegert, Selbstporträt, 1812, Technik, Maße und Verbleib unbekannt, in: Jahrbuch des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer, Karl Masner u. Hans Seger (Hrsg.), Bd.7, Breslau 1916, Taf. XII.

386

Abbildungsnachweis

S. 279 Carl Steffeck, Der Künstler am Fenster, 1839/40, Öl/Lw, 26 × 22 cm, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie, in: Becker, Wolfgang, Paris und die deutsche Malerei 1750–1840, München 1971, Abb. 142.

S. 286 Joseph Karl Stieler, Selbstporträt, 1806, Öl/Lw, 69,5 cm × 56 cm, München, Städtische Galerie im Lenbachhaus, in: Hase, Ulrike von, Joseph Stieler, 1781–1858: sein Leben und sein Werk, München 1971, Abb. 12.

S. 293 Philipp Veit, Johannes Thomas, o.J., Bleistift/Papier, 17,7 × 10,4 cm, Mainz, Landesmuseum [ehem. Städt. Museum], in: Geller, Hans, Die Bildnisse der deutschen Künstler in Rom 1800–1830, Berlin 1952, Abb. 542.

S. 296 Friedrich Tieck, Selbstbildnis, 1805/06, Öl/Lw, 39 × 30,5 cm, Weimar, Klassik Stiftung, in: Maaz, Bernhard, Christian Friedrich Tieck, 1776–1851, Berlin 1995, S. 5.

S. 306 Carl Philipp Fohr, Porträt von Karl Wilhelm Wach, 1817, Zeichnung, Heidelberg, Kurpfälzisches Museum, in: Carl Philipp Fohr und seine Künstlerfreunde in Rom, Kurpfälzisches Museum, Heidelberg 1995, S. 198.

S. 310 Ferdinand Jagemann, Johann Martin Wagner, 1805, Pastell, 43 × 30 cm, Würzburg, Martin von Wagner Museum, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst, Bd. 10, 1958, Abb. 19 [hier fälschlicherweise noch als Selbstporträt angegeben].

S. 315 Michael Welter, Selbstporträt, um 1826, Öl/Lw, 18 × 24 cm, Privatbesitz, in: Blanchebarbe, Ursula, Michael Welter (1808–1892). Ein Kölner Dekorationsmaler im 19. Jahrhundert, Bd. 1, Köln 1984, Abb. 6.

S. 319 Siegfried Bendixen, Porträt Engelbert Willmes, 1812, Radierung, 22 × 16,5 cm, Köln, Kölnisches Stadtmuseum, Graphische Sammlung, in: Lust und Verlust. Kölner Sammler zwischen Trikolore und Preußenadler, Hiltrud Kier (Hrsg.), Köln 1995, S. 252.

S. 321 Alexander Molinari, Therese aus dem Winckel [nach einem Selbstbildnis?], o.J, Zeichnung, 30,6 × 24,4 cm (oval), Dresden, Städtische Galerie, in: Strittmatter, Anette, Paris wird eine einzige große Wunderlampe sein. Das Leben der Künstlerin Therese aus dem Winckel 1779–1867, Berlin 2004, Titelbild.

S. 324 Clemens Bewer, Porträt Edmund Wodick, 1842, Kohle mit Tusche laviert, 32,6 × 23,6 cm, Rom, Nachlass des Deutschen Künstlervereins, im Besitz der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, in: Gebauer, Anja, „Edmund Wodick 1816–1886. Leben und Werk“, in: Edmund Wodick (1816– 1886). Ein Magdeburger Maler des späten Biedermeier, Matthias Puhle (Hrsg.), Halle 2011, S. 11.

Namensregister Abdul-Medschid I., Sultan (1823–1861) 48 Abildgaard, Nicolai Abraham (1743–1809) 59, 186 Achermann, Johann (1790–1845) 1 Ackermann, Johann Adam (1781–1853) 1–2, 328– 329, 342, 361, 379 Alaux, Jean, gen. Le Romain (1786–1864) 53–54, 80, 165, 167, 340, 350 Alberti, Carl (?–1829) 84 Alberti, Wilhelmine 84 Albrecht, Daniel Ludwig (1765–1835) 200, 282, 285 Aldenrath, Jacob (1775–1844) 202 Alexander I. Kaiser von Russland (1777–1825) 275, 318–319, 326 Alexander II. Kaiser von Russland (1818–1881) 30 Aligny, Théodore Caruelle d’ (1798–1871) 9 Amaury-Duval, Eugène-Emmanuel (1808–1885) 41– 42, 346 Amberg, Wilhelm (1822–1899) 16 Amerling, Friedrich von (1803–1887) 2–4, 67, 382 Amsler, Samuel (1791–1849) 233 Anders, Gottfried Engelbert (1795–1866) 141 Andréossy, Antoine-François comte de (1761–1828) 153 Arnold, Carl Heinrich (1793–1874) 4–7, 124, 157– 158, 213, 233–234, 246, 342 Arnold, Johann Christian (1758–1842) 4–6, 157 Aubel, Karl Christian (1796–1882) 6–7, 213, 335, 344, 382 Auduin (Andouin), Pierre (1768–1822) 91 August Prinz von Sachsen–Gotha–Altenburg (1772– 1822) 164, 313–315 Auguste Viktoria Prinzessin von Schleswig–Holstein (1858–1921) 140 Augustin, Jean Baptiste Jacques (1759–1832) 91, 100–101, 122, 251–252, 297, 320, 340 Auvray, Louis (1810–1890) 32 Avenarius, Eduard (1809–1885) 140–141, 226 Avenarius, Karl August (1788–nach 1831) 8, 330 Baehr (Bähr), Johann Carl (Karl) (1801–1869) 8–10, 13, 87, 286, 340 Baggesen, Jens (1764–1826) 290, 314 Bailly, Anna Antoinette (1785–1864) 309 Bardin, Jean (1732–1809) 348 Barischnikoff, Andreas 22 Barrias, Louis–Ernest (1841–1905) 205 Bartolini, Lorenzo (1777–1850) 289

Bartsch, Adam von (1757–1821) 223 Batoni, Pompeo (1708–1787) 170 Baudelaire, Charles (1821–1867) 111, 346 Baudry, Paul (1828–1886) 171, 343, 346 Beauharnais, Eugène de (1781–1824) 183, 278 Beauharnais, Joséphine de (1763–1814) 348 Beauvart (Miniaturmaler) 91 Beckenkamp, Caspar Benedikt (1747–1828) 50 Becker, Carl (Ludwig Friedrich) (1820–1890) 10–12, 340, 382 Beckmann, Karl (Friedrich Ferdinand) (1799–1859) 12–13, 229, 340 Beer, Amalie (1767/1772–1857) 19 Begas (Begasse) d. Ä., Carl Joseph (1794–1853) 14– 19, 32, 34, 71–72, 124, 189, 191–192, 243, 247, 271–273, 275, 283, 308, 332–333, 344, 376, 377, 381–383 Behmer, Hermann (1831–1915) 272 Bélanger, François Joseph (1744–1818) 341 Bellangé, Hippolyte (1800–1866) 70 Bellini, Giovanni (1430/1435–1516) 173–174 Bellut, Franz Joseph (1810–?) 338 Bénard, Eugène 4 Bendix, Leopold (1818–1883) 19, 22, 128, 280, 342 Bendixen, Siegfried Detlev (1784–1864) XIV, 20–22, 113, 234, 311, 312, 342, 386 Benedikt, Moses (1772–1852) 255, 256 Benzel-Sternau, Karl Christian Ernst von (1767– 1849) 219 Béranger, Pierre-Jean de (1780–1857) 142 Berchem, Nicolas (1620–1683) 91 Berckmüller, Karl Joseph (1800–1879) 306, 307 Berdellé (Bertele), Johann Baptist (1813–1876) 19, 22–23, 128, 280, 342, 344 Bernhard (Bernhardt), Joseph (1805–1885) 23–24, 279, 342 Bernhard Herzog von Sachsen–Weimar (1604– 1639) 195–196 Bernhardi, Sophie (1775–1833) 288 Berri, Melchior (1801–1854) 306–307 Berthélemy, Jean Simon (1743–1811) 58, 327–330 Bertin, Jean-Victor (1767–1842) 9–10, 12–13, 73, 75, 87, 89, 117, 285–286, 322–323, 340 Bertoux (Kupferstecher) 91 Bertuch, Carl (1777–1815) 93, 131, 304 Bertuch, Friedrich Justin (1747–1822) 93 Bervic, Charles-Clément, eigtl.: Balvay (1756–1822) 91, 207–208, 278, 294, 328–329

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Namensregister

Bettkober, Christian Friedrich Heinrich Sigismund (1748–1808/1809) 288 Bever, Johann Friedrich 79 Bewer, Clemens (1820–1884) 25–26, 109, 316–317, 342, 380, 386 Beyer, Eduard (1820–1865) 69 Bézard, Jean-Louis (1799–1861) 122 Bibyxt, Ludwig (1794–?) 27, 331 Blechen, Carl (1798–1840) 66, 249, 273, 292–293 Blot, Maurice (1753–1818) 91 Blücher, Gebhard Leberecht von (1742–1819) 198– 200, 366, 379 Bode, Wilhelm von (1845–1929) 272 Boehme, Friedrich (1788/1789–?) 332 Bohn, German (Guermann) von (1813–1899) 28–30, 36, 42–43, 170, 347, 349 Boisserée, Melchior (Hermann Joseph Georg) (1786–1851) 14 Boisserée, Sulpiz (Johann Melchior Dominikus) (1782–1854) 14–15, 18, 40, 151–152, 177–178, 252, 277, 282–284, 304–305 Boizot, Louis (1743–1809) 329 Bonaparte, Jérôme (1784–1860) 156, 213 Bonaparte, Louis-Napoléon (1808–1873) 28, 53, 55, 167, 177, 179, 346, 350 Bonaparte, Lucien (1775–1840) 153–154 Bonaparte, Napoléon (1769–1821) 4, 45, 104, 115, 131, 143, 150–152, 162, 167, 183, 195, 198–199, 208, 215–218, 222–224, 227, 238, 240, 244–245, 269–270, 275, 311–312, 314–315, 318–319, 326, 340, 342, 346–348, 365, 379 Böninger, Johann (1756–1810) 150, 167–169 Börne, Ludwig (1786–1837) 173, 219–220 Bosio, François Joseph (1768–1845) 334 Bothmann (Botman/Botmann/Bootmann/Bottman), Georg (Egor Ivanovic) von (1812–1891) 30–31, 342 Böttiger, Karl August (1760–1835) 124, 168–169, 246, 266, 313 Boucher, François (1703–1770) 150 Boudin 172–173, 341 Bouguereau, William (1825–1905) 343, 346–347 Boulanger, Gustave-Adolphe-Clarence (1824–1888) 170–171, 174 Bourgois, Jean-Baptiste-Henri (1770–1817) 91 Bouterwek (Bouterveck), Friedrich August (1806– 1867) 31–34, 342 Bouton, Charles-Marie (1781–1853) 323 Brahl, François (1750–?) 84–85 Brand, Friedrich August (1735–1806) 92

Brauer, (Theodor August) Eduard (1798–1867) 34– 35, 323, 335, 344, 348 Brehmer, Heinrich Friedrich (1815/1825–1889) 339 Brenet, Nicolas-Guy (1728–1792) 345 Brenzinger, Joseph Erhard (1804/1814–1871) 36–37, 338, 349, 382 Bridan, Charles-Antoine (1730–1808) 327 Brockmann, Friedrich Christian Ferdinand (1809– 1886?) 37–38, 82, 126, 338, 342 Bruckmann, Peter (1778–1850) 304 Brückner, Julius 316 Brun, Frederike (1765–1835) 187 Bruun-Neergaard, Tønnes Christian (1776–1824) 59–60, 187–188, 215, 314 Buchhorn, Ludwig (1770–1856) 63–64, 108, 154– 155, 184–186, 190–192 Bulla, Sophie (1783–1842) 148 Buquoi (Kupferstecher) 91 Burgsdorff, Wilhelm von (1772–1822) 289, 291 Bußler, Ernst Friedrich (1773–1840) 15, 282 Buttlar (Buttler), Auguste (Augusta) von, geb. Ernst (1796–1866) 39–41, 343 Campan, Jeanne Louise Henriette (1752–1822) 346 Canzi, August (Ágoston/Ákos) (1808–1866) 28, 41– 43, 210, 346 Canzi, Katharina (1805–1890) 41–42 Canzi, Rudolf Edmund (1854–1906) 41, 43 Carl August Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757–1828) 99–100, 120–121, 130–132, 150, 288 Carracci, Annibale (1560–1609) 44–46, 239, 360 Cartelier (Cartellier), Pierre (1757–1831) 331 Carus, Carl Gustav (1789–1869) 37 Casanova, Giovanni Battista (um 1730–1795) 83 Castiglione, Giovanni Benedetto (1609–1664) 170 Catel, Charles Simon (1773–1830) 45 Catel, Franz Ludwig (1778–1856) 43–46, 152, 215, 218, 240, 267, 314, 327, 382 Catel, Henriette Friederike 44 Catel, Ludwig Friedrich (1776–1819) 43, 45–46 Cathiau, Joseph Thomas (1832–?) 136 Ceulen, Cornelis Janssens van (1593–1661) 93 Cézanne, Paul (1839–1906) 349 Chardin, Jean-Siméon (1699–1779) 117, 158 Charles X. König von Frankreich (1757–1836) 159, 344–346, 349 Charlet, Nicolas Toussaint (1792–1845) 70 Chassériau, Théodore (1819–1856) 165 Châtillon, André-Marie (1782–1859) 99–100, 323

Namensregister

Chézy, Antoine-Léonard de (1773–1832) 47, 314 Chézy, Helmina von (1783–1856) 47, 130–131, 145– 146, 150–152, 215, 217, 289–291, 314–315 Chézy, Max (Maximilian) von (1808–1846) 47, 345 Chézy, Wilhelm Theodor von (1806–1865) 47 Chodowieki, Daniel Nikolaus (1726–1801) 91, 184 Chopin, Frédéric (1810–1849) 97, 173, 374, 381 Christian VIII. Friedrich König von Dänemark (1786–1848) 202–203 Cicéri, Eugène (1812/1813–1890) 110, 117–118, 341 Cicéri, Pierre-Luc-Charles (1782–1868) 99–100, 307–308, 341 Clarke, Henri-Jacques-Guillaume, duc de Feltre (1765–1818) 43, 45–46, 267 Claudot, Charles-Jean-Baptiste (1733–1805) 346 Clemens, Johann Frederik (1748–1831) 59–60, 187– 188 Cogniet, Léon (1794–1880) XI, XIV, 33, 70, 72, 136– 137, 139, 171, 204–205, 229, 292, 300–301, 337– 338, 341, 345 Cogniet, Marie-Amélie (1798–1869) 341 Coiny, Jacques-Joseph (1761–1809) 348 Collamard 331 Collmann, Johann Friedrich Wilhelm Ferdinand (1763–1837) 86 Coninx 128, 280 Cornelius, Peter von (1783–1867) 10, 14, 23, 36, 56, 96, 209, 224, 259, 263 Cornill, Adolph (1822–1902) 223, 225, 245 Cornill, Heinrich Anton (1790–1875) 223, 225 Corot, Jean-Baptiste Camille (1796–1875) 8–10, 287 Correggio (1489–1534) 35, 138, 144, 151, 185, 315 Cortoz 336 Cotta, Ernestine Philippine Wilhelmine von (1769– 1821) 254 Coulon, George (1822–1904) 77 Courbet, Gustave (1819–1877) 261, 275 Court, Joseph-Désiré (1797–1865) 205 Cousins, Samuel (1801–1887) 185 Couture, Thomas (1815–1879) VII, 97, 226, 272–273 Cretius, Constantin Johann Franz (1814–1901) 48– 49, 109, 146, 192, 271 Daguerre, Louis Jacques Mandé (1787–1851) 323 Dahl, Johan Christian Clausen (1788–1857) 44 Dähling, Heinrich Anton (1773–1840) 48 Dalberg, Carl Freiherr von (1744–1817) 1, 278 Dalton, Guillaume 45 Dannecker, Henrike, geb. Rapp (1773–1823) 254

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Dannecker, Johann Heinrich (1758–1841) 175, 206, 209, 254–255, 257 David d’Angers, Pierre-Jean (1788–1856) 162, 177, 321, 335–339 David, Jacques-Louis (1748–1825) VII, X, XII, XIII, 1, 3–6, 11, 20–22, 45, 52, 57, 59–60, 63, 77– 80, 91–95, 108, 115, 120–121, 124, 129–132, 143– 145, 150, 153, 156–157, 168–169, 181–182, 186– 187, 198, 211–212, 219, 222–225, 233–235, 242– 245, 248, 254–258, 262, 267–270, 276, 281–282, 285–286, 288–291, 293–295, 298–300, 302, 304, 309–315, 318, 327–332, 341–344, 346, 348, 350, 361, 379, 383 Debay, Jean-Baptiste Joseph (1779–1863) 205 Debusne, Charles-Louis 326 Decamps, Alexandre-Gabriel (1803–1860) 345 Deibl, Anton (1833–1883) 23 Deiker, (Christian) Friedrich (1792–1843) 5, 52–53, 156–158, 382 Deiker, Johannes Christian (1822–1895) 52 Dejoux, Claude (1731–1816) 181, 328–330 Delacroix, Eugène (1798–1863) 162, 165, 185, 227, 236, 250, 276, 307, 345 Delamare, Frédéric Auguste (1813–?) 337 Delaroche, Jules (1795–1849) 5 Delaroche, Paul (1797–1856) VII, X, XI, XII, 11, 19– 26, 30–32, 34, 38, 55, 68–72, 81–82, 105, 108– 109, 111, 117, 126–129, 132–133, 137, 140–142, 146–149, 160–161, 176–178, 191, 193–197, 202, 205, 225–227, 235–236, 246–247, 251, 271–273, 279–280, 286, 316–317, 324, 338–339, 342–344, 376, 381 Delécluze, Étienne-Jean (1781–1863) 324, 342 Delessert, Jules Paul Benjamin (1773–1847) 266, 304 Delille, Jacques (1738–1813) 45 Dellevie, Sophie (1796–1864) 170, 173 Delpech, François Séraphin (1778–1825) 88 Demachy, Pierre-Antoine (1723–1807) 339 Denon, Dominique-Vivant (1747–1825) 40, 44–45, 51, 78, 216, 239–241, 243, 274–277, 313, 330 Dequevauviller (hier: Dequeveauvillier), François (1745–1807/1809) 91 Dequevauviller, François Jacques (1783–1848) 91 Deseine, Louis-Pierre (hier: De Seine) (1749–1822) 91, 331 Desnoyers, Auguste-Gaspard-Louis (1779–1857) 91, 231, 238, 342 Detmold, Johann Hermann (1807–1856) 221 Devin 330

390

Namensregister

Didier, Virginie Hortense Adèle 179 Dieterich, Johann Friedrich (1787–1846) 209 Dietz, Feodor (Theodor) August (1812–1870) ) XII, 53–56, 82, 227, 340 Dillis, Ignaz (1772–1808) 232 Dillis, Johann Georg von (1759–1841) 87, 231–232 Dillis, Wolfgang (vor 1740–1805) 231 Distelbarth, Friedrich (1768–1836) 79–80 Dittenberg, (Hans) Gustav (Dittenberger von) (1794–1879) 56–57, 344, 373, 380 Doblhoff-Dier, Anton von (1800–1872) 42 Dolomieu, Déodat Gratet de (1750–1801) 187–188 Dom Pedro II Kaiser von Brasilien (1825–1891) 162 Domenichino, eigtl.: Domenico Zampieri (1581– 1641) 45, 46, 208, 251–252, 315, 378 Drague, Jakob (Jacob) (1780/1781–1840) 58, 330 Drague, Nicolas (vor 1780–nach 1828) 58 Drolling, Michel-Martin (1786–1831) XI, 179, 343, 348 Drouais, Jean Germain (1763–1788) 257, 361, 379 Ducrosse 329 Dufour, Joseph (1754–1827) 4 Dumont, Jacques Edme (1761–1844) 332 Duplessis–Bertaux, Jean (1747–1819) 91 Dupont 220 Dürer, Albrecht (1471–1528) 67, 238 Duttenhofer, Christian Friedrich Traugott (1778– 1846) 304 Duval le Camus, Pierre (1790–1854) 66 Dyck, Anthonis van (1599–1641) 95, 177, 191–192, 205, 248, 272, 294, 297, 316 Eberhard, Konrad (1768–1859) 225 Eckersberg, Christoffer Wilhelm (1783–1853) 21, 59– 63, 187, 342, 368, 380, 383 Eichens, Friedrich Eduard (1804–1877) 63–66, 184– 186, 191, 193, 343, 350, 383–385 Eichens, Philipp Hermann (1813–1886) 66–68, 134, 137, 249, 341, 349 Einsiedel, Detlev Graf von (1773–1861) 85 Ellevaux de Limon, Philipp d’ 182 Elliot, (Nicolaus) Leo von (1816–1890) 69–71, 342, 344, 383 Elliott, Jacques 45 Emil Leopold August Herzog von Sachsen-GothaAltenburg (1772–1822) 313 Ender, Johann Nepomuk (1793–1854) 162 Engelmann, Gottfried (1788–1839) 75–76, 85 Érard, Sébastien (1752–1831) 314

Ernst I. Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha (1744–1844) 164 Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (1745–1804) 164 Ernst, Auguste siehe Buttlar (Buttler), Auguste (Augusta) von Etex, Jules (1810–1889) 226–227 Etzel, Karl (1812–1865) 42 Ewald, Ernst (1836–1904) 272 Eybel (Eibel), Adolf (Adolph) (1808–1882) 67, 71– 73, 82, 341–342 Eyck, Jan van (um 1390–1441) 215 Faber, (Carl Gottfried) Traugott (1786–1863) 235 Fauginet, Jacques Auguste (1809–1847) 338 Faure, (Jean-Victor) Louis (1795/1796–1879) 73–75, 340 Fay, Joseph (1812–1875) 71 Fechner, Eduard Clemens (1799–1861) 141 Feldmann, Peter (1790–1871) 13, 75–76, 286, 340, 349 Ferdinand II. König von Portugal (1816–1885) 162 Fesel, Christoph (1737–1805) 278 Flandrin, Hippolyte (1809–1864) 177, 179 Flatters, Johann Jakob (1784–1845) 289, 331, 334 Flatters, Richard Edmund (1822–1876) 19, 22, 128, 280, 317 Fleischbein, Franz Joseph (Frantz/François Jacques) (1804–1868) 77, 343 Fleischmann, Friedrich (1791–1834) 90–91 Flieuteau 331 Fohr, Carl Philipp (1796–1818) 124–125, 224, 232, 298, 385–386 Foltz, Philipp von (1805–1877) 53 Fontaine, Pierre-François-Léonard (1762–1853) 307–308 Fontane, Theodor (1819–1898) 184, 276 Forbin, Louis Nicolas Philippe de (1779–1841) 40, 185 Forestier, Henri-Joseph de (1787–1872) 350 Forster, François (1790–1872) 63–64, 91, 184, 191, 343 Förster, Friedrich (Berliner Zeichenlehrer) 16 Forster, Georg (1754–1794) 212 Förster, Karl August (1784–1841) 124 Foulton (Foullon?), Jules 95 Fra Angelico (1395/1400–1455) 282 Fragonard, Jean-Honoré (1732–1806) 308, 350 Franck, Philipp (Christian Konrad) (um 1780–1848) 49, 78–80, 272, 282, 332, 334, 342

Namensregister

Franz I. Kaiser von Österreich (1768–1835) 326 Frauenholz, Johann Friedrich (1758–1822) 90, 92, 206 Frick, Johann Gottlieb Ferdinand (um 1809–nach 1879?) 72, 81–82, 342 Friedrich August I. König von Sachsen (1750–1827) 83, 85 Friedrich August II. König von Sachsen (1797–1854) 123 Friedrich August III. Kurfürst von Sachsen siehe Friedrich August I. König von Sachsen Friedrich Franz I. Großherzog von MecklenburgSchwerin (1756–1837) 38 Friedrich IV. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg (1774–1825) 164 Friedrich V. Landgraf von Hessen-Homburg (1748– 1820) 52 Friedrich VIII. Herzog von Schleswig-Holstein (1829–1880) 140 Friedrich Wilhelm III. König von Preußen (1770– 1840) 13–14, 16, 18, 87, 182, 190–191, 198–199, 244, 247, 264, 281–285, 298–299, 318–319, 325– 326 Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen (1795– 1861) 275 Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen (1794–1863) 275–276 Friedrich, Caspar David (1774–1840) 9, 143–144 Friedrich, Johann Michael (1788/1789–?) 331 Fries, Bernhard (1820–1879) 22–23 Frommel, Carl Ludwig (1789–1863) 54, 56, 98, 306– 307 Fuchs, Maximilian Heinrich (1767–1846) 50 Füger, Heinrich Friedrich (1751–1818) 83, 129–130, 278, 302 Führich, Joseph von (1800–1876) 165 Füssli, Wilhelm (1830–1916) 23, 199 Gaede, Friederich (Christian Diederich) (1803–1862) 83, 95, 159 Gaede, Philipp Friedrich (1782–1840) 331 Gaertner, (Johann Philipp) Eduard (1801–1877) 9, 13, 83, 86–90, 95, 159, 238, 286, 340, 383 Gallien, Jean-Louis (1730–1809) 152 Gallitzin, Fürstin Amalie von (1748–1806) 84 Gareis, Franz (Johann Peter Paul) (1775–1803) 83– 84, 107 Garnerey, Hippolyte (1787–1858) 117 Gärtner, Friedrich von (1791–1847) 221 Gau, Franz Christian (1789–1853) 17, 308

391

Gaugain, Henri (1799–nach 1834) 100 Gautherot, Pierre-Claude (1765–1825) 233, 331 Gebauer, Christian David (1777–1831) 60 Geiger, Conrad (1751–1808) 262 Geissler, (Johann Martin) Friedrich (1778–1853) 90– 92, 209, 238–239, 294–295, 320, 329, 368, 380 Gelder, Frédéric Antoine van (1822–?) 339 Genelli, Bonaventura (1798–1868) 22 Gérando, Joseph-Marie de (1772–1842) 274 Gérard, François (1770–1837) 24, 39–40, 60, 64, 79–80, 91–92, 97, 137–138, 150–151, 159, 170, 173, 189, 216, 241–243, 274–275, 278, 313–314, 342–343, 349 Gerhardt, Eduard (1812/1813–1888) 308 Géricault, Théodore (1791–1824) 137–138, 198, 250, 276, 307, 345 Gibert, Jean-Baptiste Adolphe (1803–1889) 122 Giebele (Gibèle), Johann Nepomuk (1775–1836?) 92–93, 130, 151, 153, 231, 304, 342, 367, 379 Gilly, Friedrich (1772–1800) 44 Gilson, Jean-Henri (1741–1809) 233 Girardet, Jean (1709–1778) 346 Girodet-Trioson, Anne-Louis (1767–1824) XII, 21, 77, 91, 144–145, 241–242, 343–344 Gleyre, Charles (1806–1874) XIII, 22, 69–70, 133, 342, 344 Glinzer, Carl (1802–1878) 83, 94–95, 156–160, 344 Gmeinder, Ignace (1814–?) 337 Gobineau, Arthur de (1816–1882) 28–30 Goetghebuer, Pierre-Jacques (1788–1866) 93 Goethe, Johann Wolfgang von (1749–1832) 9, 28, 44, 46, 49, 74, 84, 86, 93–94, 99, 107, 120–121, 130–131, 133, 150–152, 161, 168–169, 171, 194– 196, 219, 224, 281, 284, 288, 290–291, 305–306, 313, 322–323, 374, 380 Gois, Edme-Etienne-François (1765–1836) 211, 253, 329, 332 Goltz, Karl (Heinrich Friedrich) von der (1775–1822) 16, 248, 282–283 Goujon de Villiers, Antoine Abraham (1784–1818) 73, 91 Goupil, Adolphe (1806/1809–1893) 66–68, 250 Grabinski 128, 280 Graefle (Gräfle), Albert (1809–1889) 96–98, 227, 351, 376, 381 Graff, Anton (1736–1813) 18, 43, 47, 76, 84, 262 Graff, Karl Anton (1774–1832) 314 Gram, Olaus Peter (1779–1827) 60 Grambs, Johann Georg (1756–1817) 309–310 Granger, Jean-Pierre (1779–1840) 247–248, 335

392

Namensregister

Grapengießer, Carl (1773–1813) 289 Grassal 331 Gregorovius, Michael Carl (1786–1850) 324 Grein, Caspar Arnold (1764–1835) 50–51, 98, 328 Greuze, Jean-Baptiste (1725–1805) 36, 47, 150, 252 Grimm, Jacob (1785–1863) 296–297 Gröger, Friedrich Carl (1766–1838) 202 Gropius, Carl Wilhelm (1793–1870) 13, 86–87, 159, 307 Gropius, Georg Christian (1776–1850) 44 Gros, Antoine-Jean (1771–1835) VII, XII, 6–7, 14–16, 18, 32, 34–35, 54, 56–57, 83, 91, 95, 115–116, 124, 159, 185, 201, 222, 224–225, 236, 242, 244, 247–248, 260–261, 263–264, 281–287, 298, 300, 318–319, 322–323, 325–326, 332–335, 337, 342, 344, 349–350 Gsell, Caspar (1814–1904) 69, 70 Gsellhofer, Karl (1779–1858) 2 Gudin, Jean Antoine Théodore (1802–1880) 202, 264–265, 345 Guérin, Christophe (1758–1831) 345 Guérin, Jean-Urbain (1760–1836) 100–101, 331, 333, 345 Guérin, Pierre Narcisse (1774–1833) 54, 81, 84, 170, 214, 282, 332–333, 340, 345, 349 Guffroy, H. B. 85–86 Guttenberg (hier auch: Gutemberg), Heinrich (1749–1818) 90–91, 237–238, 320, 329 Haid, Johann Elias (1739–1809) 293 Haldenwang, Johann Christian (1770–1852) 215, 238 Hampe, Carl Friedrich (1772–1848) 188 Harbaur, Joseph (1776–1824) 274 Hardenberg, Karl August Freiherr von (1750–1822) 79, 248, 282, 285, 294 Harnier, Wilhelm von (1800–1838) 7 Harring, Harro (1798–1870) 21–22 Hartmann (Hartemann), Georges (1759/1760–?) 327 Hartmann, Ferdinand (1774–1842) 150 Hase, Karl Benedikt (1780–1818) 131–132 Hauber, Joseph (1766–1834) 252–253 Hauptmann, Susette (1811–1890) 246 Heath, Charles (1785–1848) 185 Heideloff, Alfred (1802–1826) 99–100, 341, 383 Heideloff, Carl (1770–1814) 99 Heideloff, Carl Alexander (1789–1865) 100, 176 Heidenreich-Siebold, Charlotte (1788–1859) 71 Heidenreich, August (1801–1880) 69 Heidenreich, Leander (1814–1881) 69

Heigel, Franz–Napoleon (1813–1888) 100–104, 340, 345, 375, 380, 383 Heigel, Henriette (1806–1854) 101–102, 375, 380 Heigel, Joseph (1780–1828) 101–104, 346, 383 Heigel, Joséphine Catherine Hypolythe, geb. Rabelot (1781–nach 1837) 101 Heigherr (Maler und Musiker) 329 Heim, François-Joseph (1787–1865) 176–177, 337, 345 Heine, Heinrich (1797–1856) 141–142, 173, 193–194, 219, 227–228, 376, 381 Heinrich Prinz von Preußen (1726–1802) 44 Heller, Jο´ zef 41 Helmstadt, Franz Ludwig Graf von (1752–1841) 56 Hemerlein, Carl Johann Nepomuk (1801–1884) 105– 106, 342 Henriquel-Dupont, Louis Pierre (1797–1892) 191 Henry, Désiré 128, 280 Henry, Jean 282, 284 Henschel, (Johann) Werner (1782–1850) 8, 289, 309, 329 Henschel, Eduard (1815–1841) 8 Hensel, Fanny (1805–1847) 229, 301 Hensel, Wilhelm (1794–1861) 66, 136–137, 139, 204– 206, 228–229, 300–301, 384–385 Hensler, Wilhelm (1772–1835) 84–85 Herbig, Friedrich Wilhelm (1754–1832) 19, 279, 302 Hermann, Ludwig (1812–1881) 106–107, 113, 155, 346, 347 Hersent, Louis (1777–1860) 32, 47, 121–123, 344–347 Herstatt, Johann David (1805–1879) 159 Herterich, Heinrich Joachim (1772–1852) 20, 107, 108, 144 Herterich, Johann Andreas (1725–1794) 107 Hertzberg (Herzberg), Reinhard Rudolph (Reinhold Rudolf) (1811–1888) 108–109, 126, 191, 230, 342 Hess, Heinrich Maria von (1798–1863) 10, 263 Hess, Peter von (1792–1861) 225, 243 Hetsch, Philipp Friedrich (1758–1838) 254–255 Heyden, August Jakob Theodor von (1827–1897) 272 Hildebrandt, Eduard (1818–1869) 110–112, 117, 155, 341, 346, 383 Hildebrandt, Theodor (1804–1894) 19, 194 Hillemacher, Eugène Ernest (1818–1887) 205 Hillner, Franz (1745–1812) 325 Hintz, Alexander 113 Hintz, Julius (1805–1862) 21, 106, 113–114, 155, 346 Hirsch, Karl August Joseph (1776/1777–?) 327 Hirt, Aloys (1759–1837) 13, 298

Namensregister

Hittorff, Jakob Ignaz (1792–1867) 17, 33, 48, 170, 185, 189, 210, 308, 376, 381 Hoberle, August (1785/1786–?) 332 Hofbauer, Clemens Maria (1751–1820) 144 Hoff, Johann Nikolaus (1798–1873) 286 Höffler, Heinrich Friedrich (1793–1844) 115–116, 201, 286, 310, 344 Höffler, Johanna Eleonora siehe Thomas, Johanna Eleonora Hoffmann, Augustin Gislain (1805–?) 336 Hoguet, Charles (1821–1870) 106, 110, 112–113, 117– 120, 340–342, 346, 370, 380 Holbein, Hans d. J. (1498–1543) 31 Holdermann, Carl Wilhelm (1783–1852) 99 Hose (Hoße/Hosse), Johann Heinrich (1765–1841) 120–121, 328, 342 Hottenroth, Edmund (1804–1889) 122–123 Hottenroth, Woldemar (1802–1894) 121–123, 345, 349 Houdon, Jean-Antoine (1741–1828) 44, 164, 266– 267, 314, 327–331, 334 Hübner, Karl Wilhelm (1779/1780–?) 330 Hudson, Julien (1811–1844) 77–78 Huin, Charles-Alexis (1735–1796) 345 Humboldt, Alexander von (1769–1859) VIII, 15–16, 31, 33, 40, 46, 64, 79, 110–112, 173, 198–200, 242, 250, 275–276, 280, 282–284, 290, 299– 300, 321, 323 Humboldt, Caroline von (1766–1829) 187, 256, 266, 274, 276–277, 289–291 Humboldt, Wilhelm von (1767–1835) 44, 46, 85, 143, 187, 249, 255–256, 266, 274, 276–277, 282, 289–291, 298 Hummel, Ludwig (1770–1840) 5, 145, 213, 246, 297, 314 Hummel, Marianne siehe Rohden, Marianne von Hutten, Ullrich von (1488–1523) 194 Hyot, Jean-Nicolas (1780–1840) 307 Ingenheim, Gustav Adolf Wilhelm von (1789–1855) 281 Ingres, Jean-Auguste-Dominique (1780–1867) X, XI, 28, 41, 43, 170–172, 174–175, 189, 209–211, 256, 259–260, 263–264, 272, 336–337, 345–246, 348 Isabey, Eugène (1803–1886) 106, 110–114, 117–119, 141–142, 341, 346–347 Isabey, Jean-Baptiste (1767–1855) 66, 100–101, 103, 151, 155, 182, 251–252, 296, 340, 346 Issel, Georg Wilhelm (1785–1870) 4–6, 16–17, 124– 126, 157, 245, 383

393

Iwanowitsch, Feodor (um 1766–1821) 231 Jacob d. Ä., Julius (Isaac) (1811–1882) 126–128, 230 Jacobi, Johann Heinrich (1803–1859) 19, 22, 128, 280, 342 Jacquemart, Auguste François (1776–1854) 4 Jacquemart, René (1778–1848) 4 Jacquest (?) (Händler) 329 Jacquot, Georges (1794–1874) 336 Jagemann, Caroline (1777–1848) 130–131 Jagemann, Ferdinand Carl Christian (1780–1820) 129–132, 153, 231, 266, 302, 304, 342, 348, 360, 378, 383, 386 Jahn, Theodor (1788/1789–?) 329 Jalabert, Charles–François (1819–1901) 226 Janscha, Lorenz (1746–1812) 92 Jebens (Gebens), Adolf (Ivanovic) (1819–1888) 36, 132–133, 338, 342, 349 Jentzen, Friedrich (1804–1875) 134–135 Jessen, Jacob Josiah (1761–1805?) 59 Jessen, Jes (1743–1807) 59 Jongkind, Johan Barthold (1819–1891) 346 Jonson van Ceulen, Cornelis (1622–1700) 93 Jussow, Heinrich Christoph (1754–1825) 322 Kaiser, Eduard (1813–1903) 135, 136 Kaiser, Friedrich (1779–1819) 312, 329 Kaiser, Friedrich (1815–1889) 135–136, 320 Kalmück, Feodor Iwanowitsch (1765–1832) 53 Kalter, Joseph (1780–1834) 48 Kanz, Martin siehe Canzi, August Karl I. König von Württemberg (1823–1891) 209 Kaselowsky, August Theodor (1810–1891) 36, 108– 109, 136–139, 146, 191, 204–205, 230, 338, 341, 384 Katz, Franz (1782–1851) 14 Kaufmann 95 Kaulbach, Wilhelm von (1804/1805–1874) 172 Keller, Adelbert von (1812–1883) 28, 30, 43 Kellerhoven, Moritz (1758–1830) 231–232 Kiermeyer 252 Kiessling, Justus Christian (1750–1819) 238–239 Kietz, Julius Ernst Benedikt (1815–1892) 26, 140– 142, 226–227, 272, 317, 342, 376, 381, 384 Kinson, François-Josèphe (Joseph) (1771–1839) 159, 213, 335 Klein (Stuttgarter Architekt), 210 Klein, Bernhard (1793–1832) 15 Kleist, Heinrich von (1777–1811) 92, 131–132, 183, 232, 306

394

Namensregister

Kleist, Ulrike von (1774–1849) 183 Klinkowström, Friedrich August von (1778–1835) XII, 108, 143–146, 215, 246, 297, 314, 342, 384 Klinkowström, Luise von siehe Mengershausen, Luise von Kloeber, (Carl Friedrich) August von (1793–1864) 10 Knebel, (Karl) Leopold (1810–um 1853) 109, 139, 146–147, 342 Knecht, Joseph (1789–1870) 249–250 Knust 95 Koberwein, Georg (1820–1876) 148–149, 339, 342 Koberwein, Joseph (1774–1858) 148 Kobold, Johann Gottlieb (1771–1809) 4 Koch, Johann Karl (1806–1900) 21–22 Koch, Joseph Anton (1768–1839) 121, 215, 239 Köhler, Friedrich Wilhelm (1805–1871) 13 Koktz d’Oélsen, Henriette 33 Kolbe d. J., Carl Wilhelm (1781–1853) 31, 71, 215, 217 Kolbe, Heinrich Christoph (1771–1836) 46, 93, 149– 154, 168, 263, 290, 312, 314, 328, 330, 343, 350, 360, 364, 378–379, 384 König, Heinrich (1777–1867) 48 Koppin, Ludwig Leberecht (1766–?) 44 Körner, Theodor (1791–1813) 194 Körte, Ludwig 262 Krafft, Johann Peter (1780–1856) 47, 93, 130, 149, 151–154, 231, 304, 328, 384 Kramer, Hermann (1808–1866) 106, 113, 154–156, 347 Kraus, Georg Melchior (1737–1806) 129, 131 Krause, Wilhelm (1803–1864) 65, 110, 117 Krauskopf, Justus (1787–1869) 4–5, 7, 52, 58, 94– 95, 156–159, 213, 246, 342 Kretschmar, Carl (1769–1847) 298 Krevel, Johann Hilarius (1776–1846) 158 Krevel, Ludwig (Louis) (1801–1876) 7, 83, 95–96, 158–160, 384 Krigar, Heinrich (1806–1838) 160–161, 342, 374, 380 Krüger, Franz (1797–1857) 43, 67, 108–109, 118–119, 134–135, 184–186, 249, 271–273, 300 Krumholz, Ferdinand Stanislaus (1810–1878) 36, 38, 67, 161–163, 337 Krumholz, Stanislaus Michael 161 Kücken, Friedrich Wilhelm (1810–1882) 142 Kuentzle, Karl Friedrich (1801–um 1870) 306 Kühner, Friedrich Johann Christian (1774–1852) 164, 266, 304, 340 Kugler, Franz (1808–1858) X Kumeril 330 Kuntz, Karl (Carl) (1770/1773–1830) 53

Kuntz, Rudolf (1797–1848) 53 Kymli, Franz Peter Joseph (1748–1813) 207 Laakmann, Heinrich (1802–1890) 95 Laemlein, Alexander (1813–1871) VII, 164–167, 336, 347–348, 372, 380 Lafitte, Jacques (1767–1844) 15–16, 329 Lafitte, Louis (1770–1828) 16, 303, 306 Lagrenée d. J., Jean-Jacques (1739–1821) 90–91, 328–330 Lagrenée, Louis-Jean (1724–1805) 51, 98 Landon, Charles Paul (1760–1826) 93–94, 279, 291, 379 Langer, Johann Peter von (1756–1824) 39, 150, 167– 169, 219 Langer, Joseph Robert von (1783–1846) 39, 150, 167–169, 219, 234 Langlois, Horace 321 Langlois, Jean-Charles (1789–1870) 33, 198 Lasteyrie, Charles Philibert de (1759–1849) 74, 85 Laube, Heinrich (1806–1884) 226–227 Lauchert, Richard (1823–1869) 24 Laugier, Jean Nicolas (1785–1875) 91 Launay, Robert de (1750–1814) 91 Laurent, Pierre (1739–1809) 91, 238 Laurent, Pierre-Louis-Henri (1779–1844) 92, 207, 295 Laurenz (Obsthändler) 331 Lavalette d’Egisheim, Jacques Martin Jean Guillaume (1812–?) 336 Le Barbier, Jean–Jacques, gen. Le Barbier l’Aîné (1738–1826) 327 Le Bovier de Fontenelle, Bernard (1657–1757) 162 Le Brun, Charles (1619–1690) 53, 168, 251, 308 Le Gendre 1, 328 Le Moine, Camille 128, 280 Le Sage 331 Le Sueur, Eustache (1616–1655) 207 Le Sueur, Jacques–Philippe (1757–1830) 331, 334 Lebrovsky (?) (Maler) 330 Lecomte, Félix (1737–1817) 328 Lee, van der 91–92 Leeb, Johann (1790–?) 334 Lefevre (Limonadenhändler) 151, 328 Lefèvre, Robert (1755–1830) 159, 216, 251–252, 274– 275, 278, 314–315, 342, 347, 349 Lehmann, (Wilhelm August) Rudolf (1819–1905) X, XIV, 170, 172–174, 338, 341, 348 Lehmann, Henri (Karl Ernst Rudolf Heinrich Salem) (1814–1882) 11, 28–29, 113–114, 121, 170–174, 227, 336, 346–347, 371, 380

Namensregister

Lehmann, Joseph (1801–1873) 193 Lehmann, Leo (1782–1859) 170 Lehrs, Samuel (1806–1843) 141 Leibnitz, Heinrich (1811–1889) 174–176, 210, 259, 346 Leins, Christian Friedrich (1814–1892) 42 Lemoyne, François (1688–1737) 165 Leonardo da Vinci (1542–1519) 92, 165, 168, 173, 276, 315 Leopold Großherzog von Baden (1790–1852) 53 Leopold III. Friedrich Franz Herzog von Anhalt-Dessau (1740–1817) 215, 217 Lepoittevin, Eugène-Modeste-Edmond (1806–1870) 49, 66, 106, 154–156, 272, 347 Leprince, Xavier (1799–1826) 347 Lethière, Guillaume (1760–1832) 342, 345 Lévesque, Guillaume (1819–1856) 19–20 Levezow, Jakob Andreas Konrad (1770–1835) 13 Leyen, Henriette von der (1774–1850) 75–76 Leyen, Maria von der (1768–1857) 76 Leyendecker (Leiendecker), Johann Joseph (1810– 1867) 36, 38, 67, 176–180, 337–338, 342, 345 Leyendecker (Leiendecker), Mathias (1821–1871) 36, 176, 178–180, 338, 343, 351 Leyendecker (Leiendecker), Paul Joseph (1842– 1891) 176, 178 Liebermann, Max (1847–1935) 272–273 Lieder, Christian August (1739–1811) 181 Lieder, Friedrich Johann Gottlieb (1780–1859) 181– 182, 329, 342, 384 Löffler, Ludwig (1819–1876) 19, 22, 128, 280 Lombach, Ludwig (1772–1821) 304 Loo, César van (1743–1821) 314 Loo, Louis-Michel van (1707–1771) 308 Lorrain, Claude (1600–1682) 76, 91, 124–125, 217 Lose (Lohse), Caroline, geb. von Schlieben (1784– 1837) 183 Lose (Lohse), Christian Friedrich (1775–1833) 183, 328, 350 Louis XVI. König von Frankreich (1754–1793) 87– 88, 346 Louis XVIII. König von Frankreich (1755–1824) 151, 275, 340, 343, 345, 347 Louis-Philippe I. König von Frankreich (1773–1850) 28, 31, 54, 58, 79–80, 171, 177, 196, 340, 344, 349, 350 Lowell, John (1743–1802) 344 Lucas, August (1803–1863) 69 Lüderitz, (Karl Friedrich) Gustav (1804–1884) 64– 67, 155, 184–186, 336, 343, 350, 384

395

Lüderitz, Carl Gottfried 184 Ludwig I. König von Bayern (1786–1868) 101, 303, 305, 316 Ludwig I. von Hessen-Darmstadt (1753–1830) 124– 125 Ludwig II. König von Bayern (1845–1886) 101 Luise Herzogin von Anhalt-Dessau (1750–1811) 217 Luise Prinzessin von Preußen (1770–1836) 281 Lund, Hans Giewert 186 Lund, Johann Ludwig Gebhard (1777–1867) 186– 188, 327, 342 Lurine, Louis (1810–1860) 70–71 Magnus, Albert (1809–1859) 189 Magnus, Leopold Eduard (Samuel) (1799–1872) VIII, XII, 188–190, 192, 371, 380, 384 Magnus, Martin 189 Malibran, Maria, eigtl. Maria de la Felicidad Garcia (1808–1836) 142 Malsburg, Ernst Friedrich von der (1786–1824) 153 Mandel, (Johann August) Eduard (1810–1882) 49, 66, 109, 155, 186, 190–193, 271, 273 Manet, Édouard (1832–1883) 349 Marcuse (Markus/Markuse), E. (Julius) (1810–?) 193, 194, 342 Marcuse, Minna 193 Maré, Johann Carl (1772/1773–1835) 190 Marées, Hans von (1837–1887) 18, 43, 47, 76, 272– 273 Maria Pawlowna Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach (1786–1859) 195, 197 Marie Großherzogin von Mecklenburg–Strelitz siehe Marie Prinzessin von Hessen-Kassel Marie Prinzessin von Hessen-Kassel (1796–1880) 296–297 Marie-Louise von Österreich (1791–1847) 162, 275, 348 Maringer, Charles (1764/1765–?) 327 Marneuf, Antoine André (1796–1865) 336 Maron 128, 280 Marriet 328 Martersteig (Mardersteig), Friedrich Wilhelm (Heinrich) (1814–1899) 194–197, 226, 342 Martin, Paul (1821–1901) 24 Martin, Pierre Edmond (1783–?) 70 Masquelier, Claude Louis (1781–1852) 91 Mathilde Prinzessin von Sachsen (1863–1933) 140 Matthäi, Johann Friedrich (1777–1845) 8, 39, 140 Matuszewski, Daniel Thomas (1774–1835?) 327 Maurer, Hubert (1738–1818) 2

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Namensregister

Mauzaisse, Jean–Baptiste (1784–1844) 258–259, 347 Maximilian I. Joseph König von Bayern (1756–1825) 53, 231, 278 Maximilian II. Joseph König von Bayern (1811– 1864) 23, 278 Mayer, Joseph (1789/1794/1795–?) 331, 333 Meder, Edmund (erwähnt 1848–1883) 19, 128, 280 Meichelt, Christian (1776–nach 1830) 135 Meissonier, Ernest (1815–1891) 345 Meister, Niklas (1809–1883) 198, 200 Meister, Simon (1796–1844) 197–200, 366 Melling, Anton Ignaz (1763–1831) 93 Melzer (Meltzer), Ernst (1782–?) 328 Melzer, (Karl Ferdinand) Ludwig (1796–1835) 201, 335, 344 Mendelssohn Bartholdy, Abraham (1776–1835) 301 Mendelssohn Bartholdy, Felix (1809–1847) 229, 301 Mendelssohn, Henriette (1775–1831) 145 Mengelberg, Egidius (1770–1849) 50, 307 Mengershausen, Luise von, verh. von Klinkowström (1790–1821) 145–146 Menzel, Adolph von (1815–1905) 4, 157, 159–160, 184, 188 Mercari 191 Merlin, Charles Louis (1783–?) 240 Merlo, Johann Jacob (1810–1890) 18, 200, 221–222, 261, 309, 312 Mettenleiter, Johann Michael (1765–1853) 107 Metternich, Clemens Wenzel Lothar Fürst von (1773–1859) 105, 145, 182, 215, 279 Metz, Johann Martin (1717–1790?) 98 Meyer, Friedrich Johann Lorenz (1760–1844) 21–22 Meyer, Fritz (1816–?) 25, 317 Meyer, Johann Heinrich (1760–1832) 46, 131, 168 Meyerbeer, Giacomo (1791–1864) 19–20, 173 Meynier, Charles (1768–1832) 211–212 Michaelis, Gustav Adolf (1798–1848) 7 Michelangelo (1475–1564) 256–257, 295, 315 Miel, Edme-François (1775–1842) 15 Mignet, François-Auguste (1796–1884) 141–142 Milhauser, Friedrich August (Dresdner Maler) 329 Millin, Aubin-Louis (1759–1818) 44–45, 168–169, 266, 289, 313, 315, 320 Moench, Simon-Frédéric (1746–1837) 5 Mohl, Julius (1800–1876) 56–57 Mohl, Robert (1799–1875) 56–57 Moitte, Jean-Guillaume (1746–1810) 327 Molière, Jean-Baptiste Poquelin (1622–1673) 61–62, 308

Möller (Møller), Johannes Ludwig Heinrich (1814– 1885) 202–203, 342, 344 Möller, Elina Sophia 203 Møller, Jens Peter (1783–1854) 59–61 Momal, Jacques-François (1754–1832) 348 Monet, Claude (1840–1926) XIII Mongin, Pierre Antoine (1761/1762–1827) 329 Morace, Ernst (1766–vor 1820) 91 Moreau-Nélaton, Étienne (1859–1927) 9–10, 162–163 Moreau, Gustave (1826–1898) 347 Moreau, Louis-Auguste (1818–1877) 110, 383 Morel-Fatio, Léon (1810–1871) 113 Morgenstern, Christian (1805–1867) 21 Moser, Julius (1805/1808–1879) XIV, 204–206, 230, 271, 341–342, 385 Motte, Charles Étienne Pierre (1785–1836) 85 Muck 222 Müller, Adam 145 Müller, Adolph (Arzt) 215, 217–218 Müller, Christian Ludwig (1788/1789–?) 332–333 Müller, Franz Hubert (1784–1835) 69, 86, 285 Müller, Friedrich von (1779–1849) 91, 195, 379 Müller, Heinrich Carl (1784–1846) 91, 99, 383 Müller, Johann (Johannes) Friedrich Wilhelm (1782–1816) 206–209, 231–232, 238, 293, 295, 322, 328, 356 Müller, Johann (Johannes) Gotthard (1747–1830) 206–209, 231–232, 259, 293, 295, 328 Müller, Karl Friedrich Johann (Johannes) (von) (1813–1881) XIII, 41, 175, 209–210, 260, 337, 346 Müller, Ludwig Karl (1829– ?) 339 Müller, Nikolaus (1770–1851) 211–213, 342 Müntz, Eugène (1845–1902) XIV Muraire, Honoré (1750–1837) 177 Murat, Joachim (1767–1815) 278 Murillo, Bartolomé Esteban (1617/1618–1682) 25–26, 205, 316–317 Mussard 91 Nadermann, François-Joseph (1781–1835) 313 Nagler, Georg Kaspar (1801–1866) 242–243 Nahl d. J., Johann August (1752–1825) 213–214, 322 Nahl, (Johann) Wilhelm (1803–1880) 7, 35, 213–214, 322–323, 335, 385 Nahl, Carl Christian (1818–1878) 214 Napoleon I. siehe Bonaparte, Napoléon Napoleon III. siehe Bonaparte, Louis–Napoléon Narbonne-Lara, Louis Marie comte de (1755–1813) 120

Namensregister

Naumann, Friedrich Gotthard (1750–1821) 293–294 Nemours, Herzog von siehe Orléans, Louis d’, Herzog von Nemours Nerly, Friedrich von (1803/1808–1878) 107 Neufchâteau, Nicolas–Louis François de (1750– 1828) 168 Neukomm, Sigismund Ritter von (1778–1858) 142 Neureuther, Gottfried von (1811–1887) 22 Neustetter, Louis (1829–1899) 24 Ney, Elisabeth (1830–1907) 23 Nicol 91 Nieber, von 128, 280 Niedlich, Johann Gottfried (1766–1837) 134 Nikolaus I. Kaiser von Russland (1796–1855) 30–31, 132–133 Noë, Louis-Panthaléon-Jules-Amédée comte de (1777–1858) 111 Noël, Mathias (Matthias) Joseph de (1782–1849) 50– 51, 98–99, 328, 382 Norblin, Alexandre-Jean-Constantin (1777–1828) 289, 328 Normand, Charles (1765–1840) 362 Oehlenschläger, Adam Gottlob (1779–1850) 45, 60, 141–142, 215–216, 218 Oel (Karlsruher Architekt) 240 Oelenhainz, August Friedrich (1745–1804) 304 Oeser, Adam Friedrich (1717–1799) 183 Olfers, Hedwig von siehe Staegemann, Hedwig von Olivier, (Johann Heinrich) Ferdinand (1785–1841) 45–46, 124, 146, 152, 215–218, 239, 314, 365, 379 Olivier, Heinrich (1783–1848) 45–46, 146, 152, 215– 218, 239, 314, 365, 379 Olshausen, Justus (1800–1882) 7 Olshausen, Theodor (1802–1869) 7 Oppenheim, Moritz Daniel (1800–1880) XIII, 218– 221, 243, 348, 385 Oppenheim, Rosalie Henriette 219 Orléans, Louis d’, Herzog von Nemours (1814–1896) 122, 162 Osmond, Abel (1794–1840) 9–10 Osterwald, Georg (Rudolf Daniel) (1803–1884) 221– 222 Ouvrié, Pierre-Justin (1806–1879) 159 Overbeck, Johann Friedrich (1781–1869) 121, 143, 222, 224, 234, 243 Pajou, Augustin (1730–1809) 255, 289, 327 Pallière, Louis-Vincent-Léon (1788–1820) 350

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Paris, Johann Friedrich von 16 Passavant, Johann David (1787–1861) ) XII, 222–225, 234, 238, 243–245, 286, 294–295, 298, 300, 310–311, 342, 344, 385 Patel, Pierre (1605–1676) 91–92 Paturle, Jacques (1779–1858) 171 Pecht, Andreas (1773–1852) 225 Pecht, Friedrich (1814–1903) X, 55, 97, 141, 143, 195, 197, 225–228, 342, 376, 381 Pellicia, Giuseppe Anselmo (1774/1775–1840) 20 Pernot, François-Alexandre (1793–1865) 73–74 Perugino (1445/1448–1523) 242 Pestalozzi, Johann Heinrich (1746–1827) 262 Peter I. (gen. der Große) Zar von Russland (1672– 1725) 30, 276 Peter I. Friedrich Ludwig Großherzog von Oldenburg (1755–1829) 246 Petit-Baltet, Michel Victor (1790–1865) 93–94 Petter, Anton (1781–1858) 162 Pfannmüller, Christian (1811–1881) 71 Pforr, Franz (1788–1812) 223 Philippe III. König von Frankreich (1245–1285) 372 Philippart, Clemens August Joseph (1751–1825) 14 Pichard (Lebensmittelhändler) 329 Pichegru, Jean-Charles (1761–1804) 275–276 Picot, François-Édouard (1786–1868) VII, 165, 167, 336, 347, 350 Pietsch, Ludwig (1824–1911) 133, 192 Pignerolle, Charles–Marcel de 205 Pilat, Joseph Anton (1782–1854) 145, 215 Pillement, Jean (1728–1808) 91 Pissarro, Camille (1830–1903) 349 Pitloo, Anton Sminck (1790–1837) 87 Pius VII. (1742–1823) 138, 242 Planchon, Marie Therèse Françoise (1786–1870) 151 Pohlke, Carl Wilhelm (1810–1876) 67, 126, 137–138, 228–230, 264, 279, 301, 337, 350 Pommerencke, Heinrich (1821–1873) 16 Ponce-Camus, Marie–Nicolas (1778–1839) 330 Porthaux, Jean Baptiste Honoré (1790–?) 330 Poussin, Caspar (Gaspard) (1615–1675) 60 Poussin, Nicolas (1594–1665) 91, 124, 165, 168, 169, 177, 223, 225, 238 Pradier, Charles Simon (1783–1847) 91–92 Preller, Friedrich (1804–1878) 99, 100 Primaticcio, Francesco (1504–1570) 165, 256–257 Primavesi, Johann Georg (1774–1855) 60 Prud’hon, Pierre–Paul (1758–1823) 274–275, 348– 349 Puhlmann, Johann Gottlieb (1751–1826) 325

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Namensregister

Pujol, Alexandre Denis Abel de (1785–1861) 34–35, 286, 335, 348 Putjatin, Nikolai Abramowitsch (1749–1830) 83 Quellinus, Erasmus (gen. Erasmus Quellinus II.) (1607–1678) 79 Quistorp, Johann Gottfried (1755–1835) 143 Rabe, Edmund (Friedrich Theodor) (1815–1902) 93, 108, 109–126, 191, 193, 230–231, 342 Rabelot, Joséphine Catherine Hypolythe siehe Heigel, Joséphine Catherine Hypolythe Raber, Johann Georg (1764–1830) 93, 130, 231–232, 304, 342 Rachwittz, Jean (1792–?) 331 Raczynski, Athanasius (von) (1788–1874) 159, 189 Raffael, eigtl.: Raffaelo Sanzio bzw. Santi (1483– 1520) 7, 14–15, 17, 25–26, 40, 44, 59–60, 62, 64–65, 80, 84–85, 92, 118, 121–123, 130–131, 145, 150–152, 157, 168–170, 177, 181–182, 185, 214, 216, 218, 222–223, 225, 232, 243, 245–246, 256–258, 263, 275–276, 283, 294–295, 297, 299, 300, 304–305, 315–316, 320, 342, 348, 360, 378 Raffin, Jean-Jacques-Isaac (1776–1843) 94 Rahl, Carl (1812–1865) 22–23 Rahoult, Charles Diodore (1819–1874) 205 Ramboux, Anna Maria (1780–1858) 234 Ramboux, Anna Odilia (?–1810) 233, 235 Ramboux, Johann Anton (1790–1866) 232–235, 331, 342, 355, 378, 385 Ramey, Étienne-Jules, gen. Ramey fils (1796–1852) 336, 339 Range, Andreas (1762–1835) 52, 322 Raoul-Rochette, Désiré (1789–1854) 40 Rapp, Henrike siehe Dannecker, Henrike Rauch, Christian Daniel (1777–1857) 31, 34, 64, 143, 189, 288, 298–300, 308 Rayski, (Louis) Ferdinand von (1806–1890) 235– 237, 342, 350, 385 Récamier, Juliette (1777–1849) 257, 340 Recking, Anton Joseph (1743–1817) 233 Redouté, Pierre-Joseph (1759–1840) 91, 261 Reges, Johann Andreas Benjamin (1772–1847) 115 Regnault, Jean-Baptiste (1754–1829) XIII, 108, 129– 130, 144, 165, 167, 171, 211–212, 219, 293–294, 302, 304, 311, 329, 330–331, 333, 335–336, 345– 348, 350 Reichardt, Johann Friedrich (1752–1814) 83–86 Reimer, Georg (1828–1866) 322

Reindel, Albert (Albrecht) Christoph (1784–1853) 90–91, 237–239, 294, 320, 329 Reinhard, Karl Friedrich Albert (1802–1873) 42 Reinhart, Johann Christian (1761–1847) 266–267 Reinhold, Friedrich Philipp (1779–1840) 240 Reinhold, Gottfried (1786–1852) 240 Reinhold, Heinrich (1788–1825) 91, 239–241 Reinöhl, Rainer von (1854–1920) 41–43 Reiset, Marie Frédéric Eugène de (1815–1891) 101– 102 Reißiger, Gottlieb (1798–1859) 37 Rembrandt, eigtl.: Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606–1669) 92, 95, 138, 204–205, 273 Remmelmann, Gustav (1811–?) 271 Reni, Guido (1575–1642) 44–46, 84–85, 130–131, 168, 251–252, 315, 360, 378 Renker, Louise 316 Rennenkampf, Karl Jakob Alexander (1783–1854) 145 Renou, Antoine (1731–1806) 329 Reventlow, Friedrich Karl Graf von (1755–1828) 21 Ribault, Jean François (1767–1820) 91 Richomme, Théodore (1785–1849) 63–64, 184, 191, 336, 348 Richter, Johann Heinrich (1803–1845) 241–243, 343 Richter, Ludwig (1803–1884) 194, 239, 241, 286 Rieß von Scheurnschloß, Franz (1781–1857) 219 Rietschel, Ernst (1804–1861) 37, 140 Rioult, Louis-Édouard (1790–1855) 172–173, 348 Rittig, Peter (1789–1840) 5, 124, 224–225, 243–245, 298, 330, 342 Robert der Starke (um 820–866) 171 Robert-Fleury, Joseph Nicolas (1797–1890) 195 Robert-Tornow, Friederike (1795–1832) 189–190 Robert, Ernst Friedrich Ferdinand (1763–1843) 4, 52, 157 Robert, Hubert (1733–1808) 38 Robert, Léopold (1794–1835) 5, 9, 123, 170, 241–242, 317, 329 Robillard-Péronville, Louis-Nicolas-Joseph (1750– 1809) 91, 207, 294 Rode, August von (1751–1837) 215 Roger, L. 91 Rohden, Johann Martin von (1878–1868) 246 Rohden, Marianne von, verh. Hummel (1785–1866) 4, 145, 246, 314 Romano, Giulio (1499–1596) 22, 173–174, 256–257 Romanow d. Ä., Nikolai Nikolajewitsch (1831–1891) 30 Romilly, Olry Worms de (1759–1849) 220–221

Namensregister

Roqueplan, Camille (1800/1803–1855) XII, 54, 265 Rösel, Samuel (1768/1769–1843) 230 Rosenfeld, (Karl) Eduard (1804/1805–?) 247–249, 282, 335, 344 Rosenfeld, Franz 247–248 Roslin, Alexander (1718–1793) 350 Rossi, Giovanni Gherardo (1754–1827) 220 Rößler (Rösler), Johann Carl (1775–1845) 85, 140 Rössler, Karl Adolf (Adolph) (1814–1885) 246–247, 342 Rothschild, Carl Mayer von (1788–1855) 219, 220 Rottmann, Friedrich (1768–1816) 56 Roux, Jacob Wilhelm Christian (1771–1831) 56 Ruben, Karl (1772–1843) 232 Rubens, Peter Paul (1577–1640) 3, 25–26, 84–85, 138, 157, 177, 205, 211, 223–234, 236, 325 Rudolf II. (1552–1612) 105 Ruhl, Johann Christian (1764–1842) 52 Rumohr, Carl Friedrich von (1785–1843) 234 Rundt, Carl Ludwig (1802–1868) 16 Runge, Johann Daniel (1767–1856) 107, 146, 246 Runge, Philipp Otto (1777–1810) 83–84, 86, 107– 108, 143–146, 246, 297, 384 Ruysdael, Jacob van (1629/1630–1681) 91 Sacchi, Andrea (1599–1661) 44–46 Sachse, Louis Friedrich (1798–1877) 66–68, 106, 118–119, 155, 230, 249–251, 264–265 Sachsen, Anton von (1755–1836) 122 Saillet (französischer Kriegskommissar) 269 Saint-Blanquart, Charles Louis (1790/1791–?) 331 Salvage, Jean-Galbert (1770–1813) 207, 238, 320–321 Sarto, Andrea del (1486–1530) 25–26, 91 Sattler, Caroline Franziska, verh. Tridon (1799– 1863) 251–252, 340, 346–347 Sauermilch, Théophile (1777/1778–?) 330 Sauvage, Piat–Joseph (1744–1818) 214, 289, 327 Savonarola, Girolamo (1452–1498) 194 Schadow, Felix (1819–1861) 143, 193–194, 271–272, 274 Schadow, Friedrich Wilhelm von (1788–1862) 25, 151, 194 Schadow, Johann Gottfried (1764–1850) 11, 44, 64, 79, 87, 106, 147, 185, 199, 205–206, 288, 290, 293 Schäffer, Carl Friedrich (1779–1837) 263 Schaller, Johann Nepomuk (1777–1842) 162 Scharf, Georg (George) Johann (1788–1860) 252– 254, 332 Scharf, George (1820–1895) 253

399

Scheffauer, Philipp Jakob (1756–1808) 206 Scheffer, Ary (1795–1858) 11, 25, 28–30, 36, 72, 191, 194–197, 338, 345, 349 Scheibler, Carl Friedrich Heinrich (1781/1782–?) 330 Schelling, Friedrich Joseph (1775–1854) 305 Schenau, Johann Eleazar, eigtl.: Zeissig (1737–1806) 332 Schick, Christian Gottlieb (1776–1812) IX, X, XIII, 18, 143, 187, 254–258, 266, 289, 327, 342, 354, 358, 361, 362, 363, 378–379, 385 Schiller, Friedrich (1759–1805) 56–57, 131, 195, 274, 277, 380 Schinkel, Karl Friedrich (1781–1841) 13, 16, 44, 189, 298 Schlabrendorf, Gustav von (1750–1824) 78, 80, 290 Schlegel, August Wilhelm (1767–1845) 39, 40–41, 45, 221, 281–284 Schlegel, Dorothea (1764–1839) 151, 291 Schlegel, Friedrich (1772–1829) 39, 40, 130, 144, 151, 234, 284, 291, 304 Schleicher, Laurentz 150 Schleiermacher, Ernst Christian (1755–1844) 124 Schlesinger, Jakob (1792–1855) 188 Schlieben, Caroline von siehe Lose (Lohse), Caroline Schlieben, Henriette von (1777–1850) 183 Schlothauer (Professor) 209 Schmidt, Augusta (1800–1831) 258–259, 347 Schmidt, Frederik (1771–1840) 187 Schmidt, Johann Gottfried (1764–1803) 207 Schmidt, Karl Christian (1808–1892) 175, 210, 259– 260, 346 Schneider, Esaias Philipp von 1 Schneider, Johann Caspar (1753–1839) 1 Schnetz, Jean-Victor (1787–1870) 9 Schnorr von Carolsfeld, Franz (1842–1915) 14, 38 Schnorr von Carolsfeld, Julius (1794–1872) 18, 37– 38, 96, 124, 165, 225, 240–241, 243, 284, 322 Schnorr von Carolsfeld, Veit Hans (1764–1841) 124, 153–154, 238 Schoefer (Schoeffer), Heinrich (1777/1778–?) 330 Schoenewald, Johanna (1818–?) 177 Schöll, Friedrich (1766–1833) 15–16, 282 Schöll, Gustav Adolf (1805–1882) 189, 195 Schön (Schoen), Franz Wilhelm (François–Guillaume) (1784–1871) 58, 260–261, 344 Schönberger, Lorenz Adolf (1768–1846) 231, 304 Schöner, Georg Friedrich Adolph (1774–1841) 262, 328, 342 Schönfeld, Friedrich Ludwig (1780/1781–?) 330

400

Namensregister

Schorb, Jakob (1809–1858) 177, 338 Schorn, Karl (1803–1850) 263, 344, 346 Schorn, Ludwig von (1793–1842) 195, 209, 222, 270 Schrag, Johann Leonhard (1783–1858) 320–321 Schroeder 312 Schulz, Johann Karl (Danziger Maler) 322 Schützenberger, Louis (1825–1903) 71 Schwab, Gustav (1792–1850) 252 Schwebach, Jacques François Joseph (1769–1823) 91 Schweickle, Konrad Heinrich (1779–1833) 255, 289, 327 Schweighäuser, Johann Gottfried (1742–1830) 258 Seefisch, Hermann Ludwig (1810–1879) 67, 264– 265, 350 Seel, Johann Richard (1819–1875) 25–26, 317, 382 Seeland, Edmund (vor 1777–nach 1822) 211 Sellier, François Noël (1737–um 1800/nach 1824) 91 Semper, Gottfried (1803–1879) 141–143 Senefelder, Alois (1771–1834) 249–250 Shée, James 45 Sickler, Friedrich Karl Ludwig (1773–1836) 164, 266–267, 304, 328 Siebrecht, Philipp (1806–1844) 64, 186 Sieg, Carl (1784–1845) 45, 234, 267–268, 331, 342, 350 Siegert, (Johann) August (Augustin) (1786–1869) 269–270, 330, 342, 350, 385 Sina, Georg Simon von (1810–1876) 22 Sohn, Carl Ferdinand (1805–1867) 22, 25, 69, 194, 279, 316 Speckter, Erwin (1806–1835) 107 Speckter, Johann Michael (1764–1845) 107–108 Stackelberg, Otto Magnus Freiherr von (1787–1837) 322 Staegemann, August von (1763–1840) 318 Staegemann, Hedwig von, verh. von Olfers (1799– 1891) 283, 318–319 Staël, Albertine de (1797–1838) 39 Staël, Anne Louise Germaine de (1766–1817) 39–40, 274 Stauber, Josef 42 Steffeck, Carl Constantin Heinrich (1818–1890) IX, XIV, 16, 49, 79, 82, 109, 141, 143, 192–194, 271– 274, 342, 386 Stein, Karl vom (1757–1831) 247 Steiner, Carl Friedrich Christian (1774–1840) 99 Steuben, Carl Wilhelm von (1788/1791–1856) 132, 274–277, 337, 343, 347–349 Stieler, Josef Karl (1781–1858) 1, 24, 97, 278–279, 343, 386

Stockhausen, Franz von 15, 17–18 Storelli, Felice Maria Ferdinando (1778–1854) 91 Stövesandt, Adolf (1808–1838) 324 Straube, Friedrich Adolph Leonhardt (1810–1839) 337 Streckfuß, Adolf Friedrich Karl (1779–1844) 279 Streckfuß, Karl Wilhelm (1817–1896) 19, 22, 109, 128, 279–281, 316, 342, 369, 380 Stubinitzky (Stubinitzki/Stubinitsky/Stubinitzki/ Stubinski), Johann Christian (1788/1789–?) 91, 328, 334 Suisse, Charles 35, 67, 121–122, 268, 344, 349 Sulzer, Julius Karl Emil (1818–1889) 339 Suvée, Joseph Benoît (1743–1807) 328 Swoboda, Jakob (Jacob) (1774/1775–?) 329 Tardieu, Alexandre (1756–1844) 91, 331, 342 Tascher de la Pagerie, Charles Joseph Louis (1811– 1869) 55 Tassaert, Jean (1727–1788) 120 Tenier 91 Ternite, (Friedrich) Wilhelm (1786–1871) 78, 80–81, 146, 247, 275, 281–285, 298, 342, 344 Tetu, Marie Louise 77 Thévenin, Catherine Caroline (1813–1892) 341 Thévenin, Charles (1764–1838) 350 Thibault, Jean Thomas (1757–1826) 237 Thielmann, Johann Adolf Freiherr von (1765–1824) 198, 200 Thomas, Antoine Jean Baptiste (1791–1833) 350 Thomas, Johanna Eleonora, verh. Höffler (1824– 1899) 116 Thomas, Johannes (1793–1863) 115–116, 201, 285– 287, 310, 334, 340, 344, 386 Thorvaldsen, Bertel (1770–1844) 9, 62, 121, 143, 202–203, 219, 239, 303, 322 Tieck, Christian Friedrich (1776–1851) 129, 147, 224, 244, 255–256, 266, 288–291, 299, 308, 327, 342, 362, 379, 386 Tieck, Johann Ludwig (1773–1853) 289 Tieck, Ludwig (1789–1823) 288, 291 Tiernizet 329 Tischbein, Anton Wilhelm (1730–1804) 153 Tischbein, Johann Friedrich August (1750–1812) 129 Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm (1751–1829) XII, 144–145, 296 Tizian, eigtl.: Tiziano Vecellio (1488–1576) 3, 26, 32, 67, 169, 211, 251, 294, 299, 325 Toeche (Töche), Carl Johann Friedrich (1814–1890) 292–293, 341

Namensregister

Toschi, Paolo (1788–1854) 63–64 Trautschold, Wilhelm (1815–1877) 69, 383 Tridon, Caroline Franziska siehe Sattler, Caroline Franziska Trollé, Éléonore (1788–1869) 275 Turgenew, Alexander Iwanowitsch (1784–1845) 196 Uexküll-Gyllenband, Karl Friedrich von (1755–1832) 257, 305 Ulmer (Ullmer), Johann Conrad (Konrad) (1780– 1820) 91, 207, 224, 234, 293–295, 309–310, 320, 329, 333, 342, 348 Ulrich, Jean André (1765/1766–?) 327 Unger, (Christian) Wilhelm (Jacob) (1775–1855) 145, 296–298, 346 Unger, Eckhard (1884–1966) 296–297 Unger, Johann Gottlieb 215 Utsch, Franz Anton 234 Valenciennes, Pierre-Henri de (1750–1819) 13, 75, 340, 348–350 Vanion 327 Varnhagen, Rahel (1771–1833) 189 Vauchelet, Théophile (1802–1873) 122 Vaudechamp, Jean Joseph (1790–1866) 77 Veit, Philipp (1793–1877) 386 Verbeckt, Jean Baptiste Antoine (1808–?) 336 Verflassen, Johann Heinrich (1763–1853) 197–198 Verme (?) 331 Vernet, Claude Joseph (1714–1789) 323 Vernet, Horace (1789–1863) XI, XII, 3, 9, 31–33, 36, 48, 53–55, 66, 70, 121, 123, 135–136, 138, 189, 195, 197–200, 202–203, 235–236, 241–242, 272 Viardot-García, Pauline (1821–1910) 142 Vibert, Jules-Louis-Joseph (1815–1879) 227 Victoria Königin von Großbritannien und Irland (1819–1901) 148 Vien, Joseph-Marie (1716–1809) 350 Vieweg, Friedrich (1761–1835) 44 Vigée-Lebrun, Marie Louise-Élisabeth (1755–1842) 207 Villers, Charles de (1765–1815) 144 Villiers, Antoine Abraham siehe Goujon de Villiers, Antoine Abraham Vincent, François-André (1746–1816) 54, 150–151, 267–269, 328, 330–331, 340, 345, 347, 350 Vincent, François-Élie (1708–1790) 350 Vinci, Leonardo da siehe Leonardo da Vinci 67, 92, 165, 168, 173, 276, 315 Visconti, Ennio Quirino (1751–1818) 238–239

401

Vitzthum von Eckstädt, Heinrich Graf (1770–1837) 122–123 Voltaire, eigtl.: François–Marie Arouet de Voltaire (1694–1778) 189, 308 Voß, Johann Heinrich (1751–1826) 262 Waagen, Gustav Friedrich (1794–1868) 190, 298 Wach, Karl Wilhelm (1787–1845) XIV, 11–13, 47–49, 65, 126–127, 160–161, 185, 197–198, 200, 224, 244–245, 263–264, 275, 298–300, 307–308, 323, 334, 342, 344, 359, 378, 386 Wächter, Eberhard Georg Friedrich von (1762–1852) 303–306 Wächter, Karl (1770–?) 330 Wächter, Karl Eberhard Freiherr von (1746–1825) 303 Wackenroder, Wilhelm Heinrich (1773–1798) 224, 244, 290 Wagener, Joachim Heinrich Wilhelm (1782–1861) 12, 190, 230 Wagner, Franz Johann Daniel Lebrecht (1810–1883) 228–229, 300–302, 337, 341 Wagner, Johann Martin (von) (1777–1858) 93–94, 130, 132, 153–154, 164, 187, 231–232, 266–267, 302–306, 342, 348, 386 Wagner, Johann Peter (1802–1847) 302, 306–307 Wagner, Johanna (1826–1894) 142 Wagner, Karl (Steindrucker) 306 Wagner, Karl Friedrich (1790–?) 329 Wagner, Richard (1813–1883) 23–24, 140–143, 227– 228 Waldeck, Friedrich von (1763–1812) 296 Wallraf, Ferdinand Franz (1748–1824) 17, 50, 76, 311–312 Walthar 128, 280 Watelet, Louis-Étienne (1780–1866) 228–229, 264, 301, 337, 350 Weidner, Joseph (1801–1870/1871) 148 Weinbrenner, Friedrich (1766–1826) 231 Weitsch, Friedrich Georg (1758–1828) 78, 281 Welter, Michael (1808–1892) 307–309, 341, 357, 378, 386 Wendelstadt, Carl Friedrich (1786–1840) 115, 224, 286, 309–310, 331, 342 Wenzel 211 Werther, Heinrich von (1772–1859) 139, 184 Wessel, Bernhard (1795–1860?) 335 Westermayr, Konrad (1765–1834) 52, 219 Weyden, Ernst (1805–1869) 307 Weyer, Johann Peter (1794–1864) 15–18, 377, 381

402

Namensregister

Weygandt, Sebastian (1760–1836) 213, 322–323 Wichmann, Ludwig (1788–1859) 289, 331 Wickenberg, Petter Gabriel (1812–1846) 110 Wiebeck, Alexandre François Guillaume (1811–?) 336 Wiegmann, Rudolf (1804–1865) 20, 23, 25–27, 316 Wieland, Christoph Martin (1733–1813) 313 Wilhelm I. König von Preußen (1797–1888) 221 Wilhelm I. Kurfürst von Hessen-Kassel (1743–1821) 219 Wilhelm II. Kurfürst von Hessen-Kassel (1777–1847) 213 Wilhelm Prinz von Preußen (1783–1851) 143, 199, 276, 278 Wille, Johann Georg (1715–1808) 207 Willmes, Engelbert (1786–1866) 21, 151, 311–312, 342, 386 Winckel, Christiane Amalie aus dem (?–1827) 313 Winckel, Therese aus dem (1779–1867) 45, 145, 215, 246, 313–315, 342–343, 360, 378, 386 Winckelman, Johann Joachim (1717–1768) 224 Wintergerst, Joseph (1783–1867) 25 Winterhalter, Franz Xaver (1805–1873) 24, 30, 53– 54, 96–97, 148, 177, 179, 188, 350–351 Wodick, Edmund (1816–1886) 19, 22, 25–26, 109, 128, 140–142, 280, 316–318, 342, 380, 382, 386 Wolff, Johann Eduard (1786–1868) 318–319, 329, 342, 344 Wolff, Johann Heinrich (1792–1869) 5, 157

Wolff, Wilhelm (1816–1887) 338 Wolfsheimer (Wolffsheimer), Isaak (Jacques) (1782– 1845?) 320, 329 Wolfsheimer, Joseph 320 Wolfsheimer, Moritz (1807–1840) 320 Woltreck, Franz (1800–1847) 321–322, 335 Woltreck, Friedrich (1804–1831) 321, 336 Wolzogen, Caroline von (1763–1847) 274–275, 277 Worms de Romilly, Olry (1759–1849) 220–221 Wurzbach, Constantin von (1818–1893) 105–106 Zahn, Georg 213, 322 Zahn, Wilhelm (1800–1871) 7–9, 13, 35, 75, 87, 213– 214, 286, 322–323, 340, 344 Zanth, Karl Ludwig Wilhelm von (1796–1857) 210 Zdekauer, Eduard (1809–1856) 3 Zedlitz, Joseph Freiherr von (1790–1862) 55 Zick, Konrad (1773–1836) 197–198 Ziegler, Jules (1804–1856) 191 Zielcke, Leopold Ludwig (1791–1861) 13 Zimmermann, Heinrich Wilhelm (1805–1841) 324, 342 Zingg, Adrian (1734–1816) 239 Zippel, Johann Christian (1789–1841?) 325–326, 332–344, 367, 379 Zix, Benjamin (1772–1811) 240–241 Zoll, Franz Joseph (1770–1833) 36, 96 Zwinger, Gustav Philipp (1779–1819) 90, 237

Ortsregister Aachen 16, 25, 32, 285, 308 Afrika 126 Ägypten 33, 51, 110, 147, 205, 344 Ahrweiler 73, 177 Aix-en-Provence 151 Altona (heute zu Hamburg) 202 Anklam 106 Antwerpen 11, 137, 191, 252–253, 347 – Académie royale des beaux–arts 191, 347 Apenrade 59 Arc-lès-Gray 53, 55 Argenteuil – Kirche Saint–Denis 33 Arolsen 296 Aschaffenburg 1, 23 Athen 140–141 Auteuil 40 Autun 58 Auvergne 75 Baden 54, 69, 96 Baden (bei Wien) 41 Baden-Baden 47, 75, 166 Barmen–Elberfeld (heute zu Wuppertal) 150 Bauerbach (heute zu Grabfeld) 274 Bayern 5, 23, 124, 252 Beaujolais 100–101 Belgien 69, 101, 110, 117, 160, 189, 252, 269, 308, 316, 322, 350 Berchtesgaden 215, 239, 316 Berlin VII, 4, 10, 12, 13–16, 19, 31–33, 37–38, 43– 45, 47–49, 52, 58, 63–67, 71–74, 78–79, 81–84, 86–88, 100–104, 106–111, 117–118, 120, 124, 126–128, 132–138, 141, 146–147, 154, 159–161, 167, 181–182, 184–185, 188–194, 198, 201, 204– 205, 215, 222, 228–231, 242–244, 247–250, 258, 262–265, 267, 271–272, 279–283, 288–290, 292, 298–301, 307–308, 317–319, 322, 324–325, 327– 328, 330–334, 336–337 – Dom 14, 16–17, 87 – Friedrichwerdersche Gewerbeschule 63–64 – Garnisonkirche 16 – Hartung’sche Schule 63 – Königliche Bauakademie 188, 189, 229 – Königlich Preußische Akademie der Künste [Königliche Akademie der Bildenden Künste und Mechanischen Wissenschaften] 10, 12, 14, 16,

31–32, 37, 43, 48, 58, 63, 66–67, 71, 74, 81, 83, 87, 108, 117, 120, 126, 128, 132, 134, 136, 146, 154–155, 160, 184, 188–191, 193, 201, 204–205, 228, 230, 237, 247, 264, 267, 271, 279, 281, 288, 290, 292, 298–301, 307, 318, 325, 347 – Königlich Preußische Porzellan-Manufaktur 12, 78, 86, 282 – Nationalgalerie 12, 44, – Neues Museum 10, 136 – Schloss 16, 136, 198 – Schlosskapelle 71, 87 Bern 161–162, 262 Bernkastel 81 Berolzheim (heute zu Ansbach) 293, 333 Blasewitz (heute zu Dresden) 121 Blåkrog/Blaukrug 59 Böhmen 39 Bologna 31, 32, 146–147 Bonn 14, 25, 39, 176–177, 179, 221 Bordeaux 113, 210 Boulogne 301 Boulogne-sur-Mer 31, 33 Bournemede 172 Brandenburg – Ritter-Akademie 108 Brasilien 110–111, 161–162 Bratislava 181 Braunschweig 44, 158, 262, 323 Breitenau 94 Bremen 262, 301 Breslau 48, 269, 339 – Provinzialkunstschule/Kunstakademie 270 Bretagne 117 Brieg/Brzeg 48 Brixen 39 Brügge 87, 137 Brühl 98, 328 Brüssel 11, 25, 32, 69, 87, 93, 95, 191, 224, 244, 249, 282, 316 Buda (heute zu Budapest) 8 Budapest 41, 181–182 – Ungarisches Nationalmuseum 41 Burg Sonnenstein (heute zu Pirna) 206 Caen 240 Carrara 288 Charlottenburg (heute zu Berlin)

404

Ortsregister

– Luisenkirche 44 – Schlosskapelle 87 Čáslav 161 China 110 Choisy 207 Compiègne 75 Dänemark 280 Danzig/Gdansk 52, 110, 132–133, 144, 322, 324 – Kunstverein 146–147 Darmstadt 4, 69, 100–101, 103–105, 124, 157, 285, 332 – Großherzogliche Zeichenschule 69 – Kunstverein 105 Dernau an der Ahr 176, 179 Dessau 44, 215–218, 335 Dieppe 133 Dresden VII, 8–9, 15, 20–21, 30–31, 37–39, 64, 83– 85, 99, 107–108, 121–122, 124, 140–141, 143– 145, 150, 167, 183, 186–187, 188, 194–195, 206, 215, 217, 221–222, 226, 231, 235, 239–240, 247, 251, 262, 288, 307, 309, 313–314, 327, 329, 331 – Königliche Akademie der Bildenden Künste 20, 39, 47, 83–84, 121, 140, 143, 186–187, 194–195, 207–208, 235–236, 239, 262 – Gemäldegalerie 143, 150, 194, 215, 217, 225, 313 – Stadtmuseum 37 Duisburg 75, 167 Düsseldorf VII, 19, 22, 25, 32, 37, 47, 69, 71, 126, 137, 149–151, 153, 159, 167, 193–195, 235, 263, 279, 312, 316–317, 328, 331, 336 – Königlich–Preußische Kunstakademie 19, 25–26, 37, 47, 69, 126, 149, 193–195, 263, 271, 279– 280, 316, 331 Eisenach 44, 120, 194, 196, 307 – Freie Zeichenschule 120–121 – Wartburg 194, 196, 307, 308 Elbing/Elbląg 132–133, 338 Elsass 43, 45, 96–97, 267 Emkendorf 20–21 England 40, 44, 57, 83, 97, 110, 113, 117, 121, 136, 172, 185, 219, 222, 235, 253, 269, 322 Épernay 140–141 Erlangen 251 Flensburg 59 Florenville 232 Florenz 6, 22, 31–32, 39, 63, 101, 146–147, 167, 187, 191, 219, 239, 241, 266, 269, 286 Fontainebleau 87, 118, 165, 296, 340–341

– Schloss von Fontainebleau 165, 296, 340–341 Frankfurt a.M. 1, 4, 39, 69, 100–101, 103–105, 115, 157, 209, 218–219, 222–225, 235, 243, 262, 278– 279, 285–287, 293–294, 309–310, 320, 331, 334 – Englische Fräuleinschule und Selectenschule 1 – Städelsches Kunstinstitut 115–116, 222–223, 285– 286, 293–294, 309–310 – Zeichnungs–Institut 115 Freiburg i. Br. 96 Fürth 237, 320, 329 Geisenfeld 252 Gent 25, 87, 93, 309, 316 Genua 269 Gera 239 Godramstein (heute zu Landau) 77 Görlitz 183 Gotha 164, 266, 304, 313, 328–329 Göttingen 266 Gräfentonna 387 Greifswald 106, 143–144 Grenoble 74 Griechenland 110, 136, 303, 322 Guernsey 113 Gumbinnen/Gussew 204 Güstrow 37, 338 Haag 241 Halberstadt 262, 334 Hamburg 20–21, 52, 66, 107–108, 113, 121, 123, 128, 143–145, 170–171, 173, 296, 338 – Zeichenschule der Patriotischen Gesellschaft 20 Hanau 52, 152–153, 157, 218–219, 328 – Kurfürstliche Zeichenakademie Hannover 221, 296, 332, 337, 339 – Zeichenakademie für Damen 296 Heidelberg 47, 55–57, 74, 87, 124, 157, 246, 336 Heinsberg 14–15, 332–333 Hildburghausen 226 Hof/Dvorce 161 Hofwil 221 Hohenfeld (heute zu Kitzingen) 164, 336 Holland 25, 44, 160, 189, 230, 241, 316, 322 Hornheim (bei Kiel) 128 Indien 110, 161–162 Italien XII, 2, 5, 6, 7, 9, 13, 16, 20, 22, 28, 39–40, 43, 45, 48–50, 56, 60, 64, 66, 69, 75–76, 88, 95–96, 101, 106, 108–110, 121–123, 124, 137– 138, 146–147, 153, 156, 158, 160, 162, 167–168,

Ortsregister

171–173, 175, 183, 185–187, 189, 191, 204–205, 210, 214, 219, 221–225, 229, 230, 233–234, 240, 244–245, 263–266, 268–270, 278–279, 281, 283, 286, 288–290, 292, 298–299, 305–308, 316– 317, 322–323, 341, 343–348, 350 Irland 110 Isle of Wight 113 Japan 110 Jena 266 Jersey 113 Jordanów Śląski/Jordansmühl 269 Jura 261 Kandel 327 Karlsruhe VII, 53–56, 69, 71, 81, 135–136, 240, 306– 307, 129, 156–159, 167, 213–214, 246, 333 – Großherzogliche Gemäldegalerie 54 Kasan 22 Kassel VII, 4–8, 27, 34, 44, 52, 58, 64, 86, 94–95, 108, 309, 322–323, 330–331, 335 – Gemäldegalerie 6 – Kunstakademie 4–7, 34–35, 52, 156–157, 296 Kerkrade 25, 316 Kiel 20, 83, 95, 128, 159, 170, 186, 280, 336 Kirchlotheim 296 Kitzingen 164 Klosterfreiheit (heute zu Ostritz) 83 Koblenz 177, 197–198, 221, 224, 241–244, 329–330, 338–339 – Kirche St. Kastor 242 Köln 14–15, 25, 31, 50–51, 98, 150–151, 158–159, 197–199, 221, 232–233, 260–261, 307–308, 311– 312, 328, 331–332 – Wallraf–Richartz–Museum 50, 98, 199, 233 – Zentralschule 311 Königsberg/Kaliningrad 52, 271, 318, 327, 329 – Preußische Kunstakademie 271 Konstantinopel 140–141, 344 Konstanz 124–125, Kopenhagen 59–60, 186–187, 202 – Königlich Dänische Akademie der Schönen Künste 59, 186, 202 Krakau 47, 278 Krefeld 75–76, 331, 334 Lago Maggiore 187 Lausanne 9, 215 Le Havre 66, 123, 173, 240 Leipzig 69, 140, 143, 183, 217, 225–226, 230, 246, 317

405

– Akademie der bildenden Künste 183, 217 Livorno 85 London XIV, 2–3, 20, 31, 39–40, 69, 83, 106–107, 126–127, 148–149, 161, 172–173, 184–185, 191, 202–203, 225, 249, 252–253 – British Museum 253 – Hampton Court Palace 31 – National Portrait Gallery 253 – Royal Academy of Arts 253 Lons–le–Saunier 58, 260–261 Lörrach 135 Lübeck 30–31, 52, 95, 202 – St. Annen–Museum 30 Ludwigsburg (bei Greifswald) 143, 329 Lüttich 25, 50, 316 Lyon 5, 9, 31, 33, 58, 100–101, 113, 126, 278 Madeira 110 Madrid 5, 25–26, 317 Magdeburg 25, 45,141, 267–268, 316–317, 331 Mailand 43,45, 63–64, 167, 183, 220, 278 Mainburg 252–253 Mainz 1, 22, 69, 105, 210, 211–212, 278, 307, 328–329 – Gemäldegalerie 211–212 Malta 140–141 Manchester 52 Mannheim 36, 306 Mansbach (heute zu Hohenroda) 262 Mantua 22, 31–32, 167 Marburg 6 Marienburg/Malbork 308 Markt Alvensleben (heute zu Bebertal) 316 Marokko 316 Marseille 85, 111 Meudon 229, 369, 380 Meiningen (Thüringen) 330 Meißen 307 Memel 52 Merseburg 279 Middelburg 241 Montpellier 113 Morhange 56–57 Moskau 56, 87 München VII, XIV, 7, 10, 14, 20, 21–24, 36, 39, 47, 53–56, 64, 77, 90, 94, 96–97, 100–101, 103– 104, 107, 130, 134–135, 153, 167, 170–174, 195, 209–210, 215–216, 219, 221, 225–226, 231–235, 240–242, 249–253, 259, 263, 278–279, 303, 306, 309, 320, 330, 332 – Alte Pinakothek 168

406

Ortsregister

– Glaspalast 23, 53 – Glyptothek 303 – Königliche Akademie der Bildenden Künste 20– 23, 36, 47, 53, 77, 94, 96, 100–101, 103, 105, 167, 172, 174, 209, 215–216, 219, 212, 225, 233– 234, 241, 252–253, 259, 263, 306 – Königliche Central–Gemälde–Galerie 167 – Königliches Kabinett der Handzeichnungen und Kleinplastiken 167 – Maximilianeum 226 – National–Museum 53 Nassau 21, 247 Nantes 113 Neapel 6, 44–45, 101, 161–162, 167, 219–220, 239, 241, 281, 322 Neuenweg (heute zu Kleines Wiesental) 56 Neunstetten (bei Krautheim) 53 Neustrelitz 281, 296–297 Neuweiler 43, 45, 267 Neuwied 309 New Orleans 77 New York 11, 25–26, 69 – Metropolitan Museum 11 Niederlande 69, 107, 230, 241–242, 253 Nordamerika 71, 110, 126 Normandie VII, 100–101, 105–106, 113, 117, 122, 155, 240, 308 Norwegen 202, 221 Nürnberg 64, 87, 90–91, 108, 206, 237–238, 294, 307, 320, 329 – Kunstakademie [Maler–Akademie] 237–238 – Städtische und Königliche Bildergalerie 237 Olevano 239 Österreich 2–3, 105, 145, 148, 161, 181–182, 191, 215, 240, 243, 314, 326 Osnabrück 335 Ottensen 172 Oxford 83, 148 Palästina 110 Paris – Académie des beaux-arts XI, 288, 341–343, 347– 348, 350 – Académie Suisse 35, 67, 121–122, 344, 349 – Atelier von Jean Alaux 54 – Atelier von Jacques Augustin 100–101, 251, 340 – Atelier von Jean-Victor Bertin 13, 73–74, 87, 285– 286, 322–323, 340

– Atelier von Eugène Cicéri 110, 117 – Atelier von Pierre-Luc-Charles Cicéri 307–308 – Atelier von Léon Cogniet XI, XIV, 137, 205, 229, 292, 300–301, 341 – Atelier von Jacques-Louis David X, XII–XIII, 1, 4– 5, 21, 52, 59–60, 78, 93, 108, 120, 129–130, 143– 145, 153, 156–157, 168, 181–182, 186–187, 211– 212, 222, 224, 233–234, 242–244, 254–255, 262, 267–268, 270, 281–282, 289–290, 293–294, 298–299, 304, 309, 311, 314, 318, 342, 346, 348, 350 – Atelier von David d’Angers 162, 321 – Atelier von Paul Delaroche X–XI, 11, 19, 22–26, 31, 38, 69, 70–72, 81, 105, 108, 117, 126, 128, 132, 137, 140–141, 146, 148, 160, 177, 193–195, 202, 205, 225–227, 271–272, 279–280, 316, 324, 342–344 – Atelier von Auguste-Gaspard-Louis Desnoyers 231 – Atelier von Michel-Martin Drolling XI, 179, 343 – Atelier von Duval le Camus 66 – Atelier von Pierre-François-Léonard Fontaine 308 – Atelier von François Forster 64 – Atelier von Pierre-Claude Gautherot 233 – Atelier von François Gérard 39–40, 60, 151, 242, 274–275, 314, 343, 349 – Atelier von Anne-Louis Girodet-Trioson XII, 77, 241, 343 – Atelier von Antoine-Jean Gros 6–7, 15, 32, 35, 95, 115, 159, 201, 222, 224, 242, 244, 247–248, 260– 261, 263, 281–282, 285–286, 298, 318, 322–323, 325, 342, 344 – Atelier von Jean Antoine Théodore Gudin 202, 344 – Atelier von François-Joseph Heim 177 – Atelier von Louis Hersent 32, 47, 121–122, 345, 347 – Atelier von Jean-Auguste-Dominique Ingres X–XI, 41, 170, 174–175, 210, 260, 263, 346 – Atelier von Eugène Isabey 110–111, 113, 117, 346 – Atelier von Jean-Baptiste Isabey 66, 100–101, 103, 251, 296 – Atelier von Horace Langlois 321 – Atelier von Robert Lefèvre 275, 314 – Atelier von Eugène Lepoittevin 66, 272 – Atelier von Charles Meynier 211–212 – Atelier von François-Édouard Picot 165, 347 – Atelier von Jean-Baptiste Regnault XIII, 108, 129– 130, 144, 211–212, 219, 293, 304, 311, 348, 350 – Atelier von Théodore Richomme 64, 184 – Atelier von Louis-Édouard Rioult 173 – Atelier von Ary Scheffer 11, 25, 194–195, 349

Ortsregister

– Atelier von Carl von Steuben 275, 349 – Atelier von Charles Suisse siehe Académie Suisse – Atelier von Horace Vernet XI, 3, 66, 135, 198, 242, 272, 350 – Atelier von François-André Vincent 151, 267–270, 345, 347, 350 – Atelier von Louis-Étienne Watelet 228–229, 264, 301, 350 – Atelier von Franz Xaver Winterhalter 96, 179, 351 – Basilika Sainte-Clotilde 165 – Bibliothèque nationale 145, 168, 216, 308, 311 – Bois de Boulogne 60, 75, 253 – Conservatoire impérial de musique et de déclamation 70 – École des beaux-arts VII–VIII, X–XI, XIII, 1, 6–8, 1315, 27, 34–36, 38, 43–44, 50–51, 53, 58, 67, 72, 78, 81, 90, 98, 115, 120, 126, 132, 136, 138, 140, 148, 150, 153, 161–162, 164–165, 170, 172– 173, 176, 179, 181, 183, 185–187, 189, 201, 218, 207–211, 213, 219, 224, 228–229, 233, 237–238, 243, 247–248, 252–253, 255, 256, 260–263, 266, 267–270, 275, 282, 285–286, 288–289, 293–294, 298, 300–302, 304–306, 309, 311, 316, 318, 320–321, 323–325, 327, 328–339, 341–350 – École polytechnique 274, 341, 349–350 – École spéciale de commerce 228–229 – École spéciale de dessin 165–166 – Gobelin-Manufaktur 275 – Invalidendom 227 – Madeleine-Kirche 32 – Kirche Saint-Nicolas-du-Chardonnet 33 – Kupferstichkabinett 145, 168 – Louvre VII–VIII, 3, 11, 15, 19, 22, 28, 31–32, 35– 36, 38–40, 45, 48–49, 51, 54, 59, 64, 66–67, 69, 76, 79, 81–82, 84, 91, 96–97, 105, 109, 113, 116–117, 122, 124, 126, 128, 130, 132, 137, 144– 146, 148, 154, 162, 168, 173, 175–176, 177, 179, 181, 184, 195, 198, 201, 202, 204, 207, 210, 214– 216, 227, 234, 236, 242, 244, 246–247, 252, 256, 259, 260, 264, 266, 269, 271–272, 278, 280, 282– 283, 289–290, 292, 299, 301, 304, 312–313, 316, 324–326, 342, 343, 347–350 – Montmartre 60, 93, 94, 118, 210, 226, 229, 328, 331, 354 – Notre-Dame 179, 308 – Palais des Quatre-Nations 60, 224, 342, 344 – Palais du Luxembourg 4, 66, 122, 204, 223 – Palais des Tuileries 5 – Palais Royal 66, 207 – Panthéon 57, 233, 331

407

– Parc du Luxembourg 280 – Père Lachaise 62, 74, 301 – Privatakademie Boudin 172–173, 341 – Société des beaux-arts 126–127 Parma 65 – Herzogliche Akademie 63–64 Pegau 235 Perugia 6 Pest (heute zu Budapest) 8, 41 Philadelphia 69 Picardie 117 Pierrefonds 75 Pillnitz 39 Pisa 239 Pompeji 44, 322–323 Pontlevoy 164 Portugal 110, 162 – Academia Portuguesa das Belas Artes 161 Potsdam 78, 136–137, 181, 264, 283, 292, 325, 329, 338 – Bildergalerie 281 – Orangerie Sanssouci 275 – Heilandskirche Potsdam-Sacrow 72 Poznań/Posen 201, 335 Prag 2, 108, 124, 235, 249, 307 Pressburg siehe Bratislava Putbus – Schloss Putbus 71 Pyrenäen 117 Regensburg 252, 303, 307 Riga 8, 9, 52 Rinteln 221 Rio de Janeiro 111, 161–162 – Academia Imperial de Belas Artes 161 Rodenberg 322 Rom XI–XII, 1,3, 6, 8–14, 16, 22, 25, 28, 31–32, 39, 43–45, 52, 59–60, 63–64, 76, 83–85, 101, 105, 107, 121–123, 126, 129, 132–133, 136, 138, 140– 141, 144, 146–147, 153, 157, 161–162, 164, 167, 170–175, 187–189, 191, 201, 204–206, 209–210, 217, 219–220, 222–223, 234, 239–245, 254–257, 259, 263, 266–267, 271–272, 278–281, 285, 288, 292, 298–299, 302–303, 305, 313, 316–317, 340, 342, 345–347, 350 – Accademia di San Luca 219 – Académie de France 32, 123, 171, 175, 210, 345 – Casa Bartholdy 44 – Palazzo Caffareli 186 Rouen 101, 126, 170 Rügen 71, 109

408

Ortsregister

Russland 22, 31, 83, 88, 132–133, 274–275, 326 Saint–Cloud 60, 157, 168, 198, 207 – Schloss von Saint-Cloud 165 Saint-Étienne 113 Saint-Gilles/Sint-Gillis 69 Sainte Menehould 269 Salzburg 215, 239, 316, Sankt Petersburg 30–31, 56, 87, 132–133, 148, 202, 274–275 – Isaaks-Kathedrale 274 Schottland 110, 121 Schweden 202, 221 Schweidnitz/Świdnica 269, 330 Schweiz 1, 9, 44–45, 56, 70, 75, 90, 108, 110–110, 115, 121–124, 134, 183, 187, 230, 233–234, 262, 264–265, 269, 278, 292, 304, 306, 316 Sedan 44 Sèvres 168, 282–283 – Königliche Porzellanmanufaktur 168, 282–283 Siebenbürgen 8 Skandinavien 110 Spanien 91, 110, 136, 188–189, 316 Speyer 330 Stettin 52, 78, 280, 330 Straßburg 28, 59, 64, 71, 153, 157, 207, 211, 240, 262, 267, 275 Stuttgart VII, IX, 14, 28–29, 42, 64, 87, 157, 174–175, 206–210, 231, 252, 254–257, 259–260, 289, 293, 327–328, 330, 337 – Hohe Karlsschule 254–256 – Königliche Kunstschule 175 Sydney 279 Syrien 110 Tannroda 120 Tarnowitz/Tarnowskie Góry 31 Theuern bei Amberg 23 Thorn/Toruń 247 Thüringen 274, 316 Tiengen (bei Freiburg i. Br.) 36 Tirol 39, 69, 134 Töplitz 87 Tours 28, 113 Trier 158, 232–235, 327, 331 Triest 161–162 Trouville 105, 113 Troyes 93 Tübingen 28, 174–175

Turin 31–32 Türkei 110, 136 Tyrnau/Trnava 181 Ulm 329 Ungarn 69, 182 USA 69, 77, 110 Usingen 246 Utrecht 50 Vaál 8 Venedig 10, 23, 31–32, 63–64, 161–162, 167, 169 Versailles 31, 54–55, 101, 127, 157, 162, 165, 168, 171, 177, 199, 340, 344–345, 347, 349 – Schloss von Versailles 162, 165, 199, 347 – Musée historique de Versailles 31, 54, 171, 177, 340, 344–345, 349 Wachwitz (heute zu Dresden) 121 Waldshut 36 Warschau 132, 249, 278, 289 Waterloo 253 Weimar 9, 44, 93, 98–100, 107, 120–121, 124, 129– 131, 134, 150, 194–196, 274, 288, 290, 302, 304, 313, 322, 328, 337 – Freie Zeichenschule 131 Weißenburg/Wissembourg 108 Weißenfels 313 Westminster 252 Wetzlar 52–53 Wien VII, 2–3, 22, 25, 39, 41–42, 47, 55–56, 69, 83, 92–93, 101, 105, 124, 126–127, 129–130, 143, 145, 148, 151–154, 161–162, 181–182, 191, 206, 215–218, 226, 231, 239–240, 247, 249, 271, 278, 288–289, 302–304, 324, 331, 333, 339 – Akademie der vereinigten bildenden Künste [Kaiserlich-Königliche Akademie der bildenden Künste; Kaiserlich-Königliche Hofakademie] 2, 47, 92, 148, 153, 161, 181, 192, 239, 278, 324 – Belvedere 3, 105, 153 Wiesbaden 246–247 Wörlitz 216–217 Wuppertal 19, 150 Württemberg 29, 42, 92, 209, 255, 329 Würzburg 1, 108, 235, 278, 302–305, 307 Zechlin (heute zu Rheinsberg) 86 Zerbst 321, 335 Zürich 292

Danksagung Ein besonderer Dank gilt der Agence nationale de la recherche (ANR) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), ohne deren finanzielle Unterstützung das Forschungsprojekt ArtTransForm nicht möglich gewesen wäre. Zudem geht ein inniger Dank an Prof. Dr. Andreas Beyer, der das französische Projektteam großzügig am Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris beherbergte, sowie an alle, die in verschiedenen deutschen und französischen Institutionen das Vorhaben mit viel Rat und Tatkraft unterstützt haben: Dr. Bettina Baumgärtel (Museum Kunstpalast, Düsseldorf), Prof. Dr. Alain Bonnet (Université Pierre-Mendès-France, Grenoble), Prof. Dr. Philippe Bordes (Université de Lyon II), Prof. Dr. Werner Busch (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Adrian von Buttlar (Technische Universität Berlin), Prof. Dr. Éric de Chassey (Académie de France, Rom), Dr. Marie-Claude Chaudonneret (Centre national de la recherche scientifique, Paris), Prof. Dr. Michel Espagne (Centre national de la recherche scientifique, Paris), Prof. Dr. Uwe Fleckner (Universität Hamburg), Prof. Dr. Étienne François (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin), Prof. Dr. Thomas W. Gaehtgens (Getty Research Institute, Los Angeles), Prof. Dr. Gudrun Gersmann (Deutsches Historisches Institut, Paris), Dr. Joachim Haag (Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bonn), Markus Hilbich (Technische Universität Berlin), Prof. Dr. Barthélémy Jobert (Université Paris IV-Sorbonne), Dr. Birgit Jooss (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg), Eva Knels (Deutsches Historisches Institut, Paris), Stefan Krauss (post scriptum, Hinterzarten), Dr. Laurent Langer (Institut suisse pour l’étude de l’art, Lausanne), Prof. Dr. Ségolène Le Men (Université de Paris X-Nanterre), Prof. Dr. Gilbert Lupfer (Staatliche Kunstsammlungen Dresden), Prof. Dr. Bernhard Maaz (Staatliche Kunstsammlungen Dresden), Prof. Dr. Ekkehard Mai (Universität Köln), Prof. Dr. Ernst Osterkamp (Humboldt-Universität zu Berlin), Yann Potin (Archives nationales, Paris), Dr. Katja Richter (de Gruyter, München), Pierre Rosenberg de l’Académie française (Paris), Dr. Emmanuel Schwartz (École nationale supérieure des beauxarts, Paris), Dr. Claudia Sedlarz (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin), Klaus Tell (Technische Universität Berlin), Prof. Dr. Michael Thimann (Universität Passau), Prof. Dr. Pierre Vaisse (Université de Genève), Dr. Michaël Vottero (Direction Régionale des Affaires Culturelles, Dijon), Prof. Dr. Conrad Wiedemann (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin), Eva Wolff (Technische Universität Berlin). Ein großer Dank gilt außerdem den Mitarbeitern der Institutionen, Bibliotheken, Archive und Kunsthandlungen sowie Experten und Nachfahren, die uns bei der Recherche tatkräftig unterstützt haben: Camille Abbiateci (Archives Municipales, Besançon), Dr. Antje Adler (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam), Guillaume Assié (Musée Fabre, Montpellier), Angelika ArnoldiLivie (Galerie Arnoldi-Livie, München), Dr. Gerd Bartoschek (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam), Dr. Alexander Bastek (Museum Behnhaus Drägerhaus, Lübeck), Dr. Alexandra Nina Bauer (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam), Ursula Benkö (Städtische Museen Konstanz), Dr. Inka Bertz (Jüdisches Museum Berlin), Jan Böttger (Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin), Lady Rose Cholmondeley (The Chopin Society, London), Dr. Christofer Conrad (Staatsgalerie Stuttgart), Ghislaine Courtet (Musée des beaux-arts et d’archéologie, Besançon), Dr. Julia Danielczyk (Wienbibliothek im Rathaus, Wien), Dr. Katja Deinhardt (Thüringisches Hauptstaatsarchiv, Weimar), Dr. Jörg Ebeling (Deutsches Forum für Kunstgeschichte, Paris), Beate Ebelt (Zentralarchiv, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz), Marlies Ebert (Stiftung Stadtmuseum, Berlin), Steffen Egle (Staatsgalerie Stuttgart), Aurelio Fichter (H. W. Fichter Kunsthandel, Frankfurt a.M.), Dr. Birte Frenssen (Pommersches Landesmuseum, Greifswald), Dr. Jörn Grabowski (Zentralarchiv, Staatliche Museen zu Berlin), Katinka Gratzer-Baumgärtner (Österreichische Galerie Belvedere, Wien), Volker Graupner (Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar), Gesine Grundmann (Köln), Ferdinand Gutschi (Akademie der bildenden Künste, Wien), Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Volkmar Hansen (Goethe-Museum Düsseldorf), Dr. Klaus Hardering (Dombauarchiv, Köln), Volker Harms-Ziegler (Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt a.M.), Andreas Heese (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz), Stephan Helms (Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz), Angelika Herkert (Stadtarchiv & Histori-

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Danksagung

sche Museen, Karlsruhe), Dr. Juliette Jestaz (École nationale supérieure des beaux-arts, Paris), Dr. Irene Jung (Historisches Archiv, Wetzlar), Dr. Karin Kanter (Kulturhistorisches Museum Magdeburg), Beate Kocher-Benzing (Nagel Auktionen, Stuttgart), Michael Kolod (Städel Museum, Frankfurt a.M.), Edouard Kopp (The J. Paul Getty Museum, Los Angeles), Dr. Tilman Kossatz (Martin von Wagner Museum, Universität Würzburg), Chantal Lavina (Musée des Beaux-Arts, Lons-le-Saunier), Dr. Dawn Leach (Archiv der Kunstakademie Düsseldorf), Sabine Liebscher (Kulturhistorisches Museum Magdeburg), Claudia Lörius-Lukas (Kulturhistorisches Museum Magdeburg), Dr. Jörg Ludwig (Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden), Dr. Christiane Lukatis (Museumslandschaft Hessen Kassel), Winfried Maibücher (Auktionshaus Ursula Nusser, München), Raschida Mansour (Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt a.M.), Dr. Rudolf Maurer (Rollettmuseum-Stadtarchiv, Baden), Dr. Ulrike Möhlenbeck (Archiv der Akademie der Künste, Berlin), Michael Mohr (Städel Museum, Frankfurt a.M.), Michaela Motz (Dresden), Dr. Rita Müllejans-Dickmann (Begas Haus-Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg), Isabell Müller (Stadtarchiv, Magdeburg), Dr. Reiner Nolden (Stadtarchiv, Trier), Sarah van Ooteghem (Fondation Custodia, Paris), Carolin Pilgermann (Zentralarchiv, Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz), Magdalene Popp-Grilli (Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart), Alain Prévet (Archives des musées nationaux, Paris), Angelika Reimer (Stiftung Stadtmuseum Berlin), Dr. Karin Rhein (Museum Georg Schäfer, Schweinfurt), Dr. Olaf Richter (Stadtarchiv, Krefeld), Dr. Bernd Röder (Stadtmuseum Simeonstift Trier), Dr. Kornelia Röder (Staatliches Museum Schwerin), Prof. Dr. Jochen Sander (Städel Museum, Frankfurt a.M.), Dr. Dietmar Schenk (Archiv der Universität der Künste, Berlin), Bernd Schnarr (Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin), Michael Schramm (Kupferstichkabinett, Hamburger Kunsthalle), Sabine Schroyen (Künstlerverein Malkasten, Düsseldorf), Prof. Dr. Ulrich Schulte-Wülwer (Flensburg), Dr. Ingo Schwarz (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin), Jobst von Sieg (Herne), Manfred Simonis (Stadtarchiv, Mainz), Dr. Gerd Spitzer (Staatliche Kunstsammlungen Dresden), Dr. Holger Starke (Stadtmuseum Dresden), Dr. Andreas Stolzenburg (Kupferstichkabinett, Hamburger Kunsthalle), Dr. Frank Teske (Stadtarchiv, Mainz), Dr. Cornelia Töpelmann (Universitätsbibliothek, München), Michael van Uem (Stadtarchiv, Krefeld), Norá Veszprémi (Ungarische Nationalgalerie, Budapest), Dr. Thomas Weidner (Münchner Stadtmuseum), Monika Wildner (Archiv der Hamburger Kunsthalle), Dr. Samuel Wittwer (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam) sowie den hier namentlich nicht genannten Mitarbeitern sämtlicher konsultierter Bibliotheken und Archive.