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german Pages [344] Year 1977
NUNC COGNOSCO EX PARTE
THOMAS J. BATA LIBRARY TRENT UNIVERSITY
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WISSENSCHAFTLICHE KOMMENTARE ZU GRIECHISCHEN UND LATEINISCHEN SCHRIFTSTELLERN
P. OVIDIUS NASO
TRISTIA Herausgegeben, übersetzt und erklärt von
GEORG LUCK
Band II KOMMENTAR
HEIDELBERG 1977 CARL WINTER • UNIVERSITÄTSVERLAG
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CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Luck, Georg P. Ovidius Naso, Tristia/hrsg., übers, u. erkl. von Georg Luck. — Heidelberg: Winter. NE: Ovidius Naso, Publius: Tristia Bd. 2. Kommentar. — 1977. (Wissenschaftliche Kommentare zu griechischen und lateinischen Schriftstellern.) ISBN 3-533-01177-1 kart. ISBN 3-533-01178-X Lw.
ISBN 3-533-01177-1 kart. ISBN 3-533-01178-X Lw. Alle Rechte Vorbehalten. © 1977. Carl Winter Universitätsverlag, gegr. 1822, GmbH., Heidelberg Photomechanische Wiedergabe nur mit ausdrücklicher Genehmigung durch den Verlag Imprimfe en Allemagne. Printed in Germany Satz und Druck: Georg Appl, Wemding/Schwaben
INHALTSÜBERSICHT
Bound by BOOKSHELF BINDERY LIMITED, Ridgetown, Ontario
Einleitung.
1
Buch I 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.
Elegie. Elegie. Elegie. Elegie. Elegie. Elegie. Elegie. Elegie. Elegie. Elegie. Elegie.
11
25 36 46 49 58 62 68 74 80 87
Buch II.93—160
Buch III.161 1. Elegie.162 2. Elegie.172 3. Elegie.176 Elegie 4 a .184 Elegie 4 b .189 5. Elegie.192 6. Elegie.196 7. Elegie.199 8. Elegie.204 9. Elegie., . . 208 10. Elegie.’ ■ • 211 11. Elegie.216 12. Elegie.220 13. Elegie.225 14. Elegie.227
Buch IV.231 1. Elegie.232 2. Elegie.238 3. Elegie..243 4. Elegie.248 5. Elegie.253 6. Elegie.255 7. Elegie.258 8. Elegie.259 9. Elegie.263 10. Elegie.265
Buch V.277 1. Elegie.278 2. Elegie.285 3. Elegie.289 4. Elegie.295 5. Elegie.298 6. Elegie.302 7. Elegie (a).305 7. Elegie (b).306 8. Elegie.310 9. Elegie.312 10. Elegie.315 11. Elegie.• 318 12. Elegie.319 13. Elegie.323 14. Elegie.325
P. OVIDIUS NASO • TRISTIA
KOMMENTAR
EINLEITUNG
Nachdem im ersten Band die handschriftliche Überlieferung der Tristia be¬ handelt wurde, möchte ich jetzt auf biographische und literarhistorische Fragen eingehen. In welchen Jahren, unter welchen Umständen sind diese Dichtungen entstanden? Wie ist ihr literarischer Charakter, wie ihre Stellung im Gesamtwerk des Dichters zu beurteilen? In den Jahren der Verbannung entstehen zwei große Gedichtsammlungen, die Tristia in fünf und die Epistulae ex Ponto in vier Büchern. Daß ursprünglich auch die Tristia auf vier Bücher angelegt waren, geht aus Ovids Selbstbiographie her¬ vor, die als Sphragis den Schluß nicht nur des vierten Buches, sondern offenbar des ganzen Zyklus bilden sollte. Warum der Dichter dann ein fünftes Buch fol¬ gen ließ, ist schwer zu sagen. Wir dürfen vielleicht an seinen Entschluß erinnern, künftig die Empfänger seiner Versbriefe beim Namen zu nennen, also zum Typus der Epistulae ex Ponto überzugehen. Als er diesen Entschluß faßte, lagen wohl noch Stücke vor, die in den letzten Jahren oder Monaten in Tomis entstan¬ den waren, die aber weder in Buch 3 noch in Buch 4 Platz gefunden hatten. Dazu gehören möglicherweise die Nummern 6-9. Wenn er nun einige neue Stücke hinzukomponiert, etwa 3,5 und 10, so kommt ein neues Buch zustande, das natür¬ lich noch Prolog und Epilog erhält. Dies ist eine bloße Vermutung, die aber vielleicht durch die Analogie der Bü¬ cher ex Ponto bestätigt wird. Die Bücher 1-3 sind, wie die Widmung an Brutus und der Epilog zeigen, als Einheit gedacht und als solche kunstvoll gebaut1. Dagegen enthält das vierte Buch offensichtlich Versbriefe, die vor Abschluß der Sammlung 1-3, aber aus bestimmten Gründen (etwa, weil sie nicht in die bis ins letzte durchdachte Disposition hineinpaßten) vom Dichter beiseitegelegt worden waren. Es stehen hier auch neue Stücke (z. B. 6 und 10), aber im Gegen¬ satz zum 5. Buch der Tristien ist diese Sammlung wohl nicht als solche kompo¬ niert, sondern aus dem Nachlaß zusammengestellt. Schon die Länge des Buches, das mit seinen 16 Stücken und 830 Versen 7 Stücke und fast 100 Verse mehr ent¬ hält als ex Ponto III, gibt zu denken. Bemerkenswert, daß der Dichter die Form, die er gewählt hat, während der nächsten neun Jahre beibehält. Es ist nicht selbstverständlich, daß dies die ele¬ gische Form ist; dennoch würde ich nicht so weit gehen, Tristia und Epistulae ex Ponto als „poetische Experimente“ zu bezeichnen, in denen Ovid den Weg zu einem neuen dichterischen Typus, der seinen Empfindungen, seiner Situation an¬ gemessen wäre, gesucht habe2. Gewiß gibt es weder in der griechischen noch in der römischen Literatur etwas ganz Analoges3, aber Ovid läßt durchblicken, daß 1 Mein Schüler H. Froesch untersucht diese Fragen in seiner Bonner Dissertation 1967. 2 So drückt sich E. J. Kenney, „The Poetry of Ovid’s Exile“, Proc. Cambr. Philol. Soc. 191,1965,38 f. aus. 3 H. Frankel, Ovid. 237 A. 36; A. G. Lee, in: Atti del Convegno intern. Ovidiano 1959, Bd. II 409. 1
Luck, P. Ovidius Naso, Tristia II
155432
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Einleitung
er die Tristia und die Stücke der zweiten Sammlung nicht nur als Briefe, Schil¬ derungen, Bittschriften oder was sie sonst sein mögen betrachtet, sondern immer auch als Klagelieder. Im Prolog zum 3. Tristien-Buch heißt es: inspice quid portem: nihil hic nisi triste videbis carmine temporibus conveniente suis, clauda quod alterno subsidunt carmina versu, vel pedis hoc ratio, vel via longa facit. (9-12) Hier wird das Versmaß durch einen etwas gezwungenen Scherz gerechtfertigt, aber im Prolog zum 5. Buch ist die Beziehung von Form und Inhalt in der Trauer¬ elegie deutlicher ausgesprochen: flebilis ut noster status est, ita flebile carmen . . . efficio tacitum ne mihi fimus eat. . . interea nostri quid agant, nisi triste, libelli? tibia funeribus convenit ista meis. (5; 14; 47 f.) Daß er von der Flöte spricht, die ja nicht nur das traditionelle Begleitinstrument elegischer Dichtungen ist, sondern auch an Begräbnissen erklingt, ist bezeichnend; er empfindet die Verbannung als Tod, und die Lieder aus der Verbannung bil¬ den eine fortwährende elegische Totenklage. Damit gibt er der Elegie einen ihrer - nach seiner Auffassung - wesentlichen und ursprünglichen Bereiche wieder zu¬ rück. Denn obwohl er selbst das elegische Maß zuerst nur für erotische Dichtungen verwendet hat, hält er persönlich an der Theorie der Alexandriner fest, wonach die Elegie eigentlich ein Klagelied war; das zeigt ein Distichon der Totenklage auf Tibull, der einzigen, in diesem Sinn 'echten5 Elegie der Amores (3,9): flebilis indignos, Elegeia, solve capillos: a, nimis ex vero nunc tibi nomen erit. (3 f.) So erklärt sich, daß Ovid die elegische Form für passend hielt, obwohl sie durch seine erotischen Jugenddichtungen sozusagen vorbelastet war: laeta fere laetus cecini, cano trista tristis: conveniens operi tempus utrumque suo est.
(ex P. 3, 9,35 f.)
Daß die Tristien nicht als ganz neuartige Schöpfung gelten können, zeigt auch ihre formale Verwandtschaft mit den Epistulae Heroidum. Diese Gattung hat er, wenn auch nicht erfunden (Ars 3,346 ignotum hoc aliis ille novavit opus), so doch begründet, und die besondere Technik des Versbriefs ist ihm vertraut. Von allen Jugenddichtungen Ovids sind die Epistulae Pleroidum die einzigen, in denen jeweils ein tragisches Schicksal im Mittelpunkt steht, so spielerisch der Ton auch sein mag. Wie Ovid nun selbst in eine tragische Situation gerät, bietet sich die Form der Heroides von selbst an. Er sieht sein Schicksal in Analogie zu Odysseus, pro duce Neritio docti mala nostra poetae scribite, Neritio nam mala plura tuli (1,5,57 f.) und führt die Analogie in einer längeren Synkrisis aus (ibid. 59-80). Er ver¬ gleicht die in Rom verbliebene Gattin mit Penelope (z. B. 1,6,21 f.; 5,5,51 f.). Nur ist die Situation insofern anders, als er das Opfer des Schicksals ist, in der
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Fremde weilt und Briefe an die Gattin, die Freunde zuhause schreibt. Aber die Briefe selbst, die Form der Mitteilung, die Klagen und Hoffnungen: das alles weist unmittelbar auf die Heroides4. Die weitaus meisten Gedichte, die in Tomis entstehen, sind formal Briefe; es ist die Biegsamkeit der Briefform, die es dem Dichter erlaubt, ganz wie im persönlichen Gespräch, alle möglichen Themen zu berühren. Cicero nennt Briefe amicorum colloquia absentium-, Ovid spricht von einem freundschaftlichen Brief als littera, sermonis fida ministra mei
(3, 7,2)
und vergleicht die Korrespondenz mit einem Freund einem langen Gespräch: utque solebamus consumere longa loquendo tempora, sermoni deficiente die, sic ferat ac referat tacitas nunc littera voces, et peragant linguae charta manusque vices.
(5,13,27-30)
So überwiegt die Briefform, wenn man aufs Ganze sieht, aber sie läßt auch andere Formen zu. Das erste Buch der Tristien enthält beispielsweise nur fünf Episteln im eigentlichen Sinn; als Empfänger finden wir die Gattin, drei Freunde, die bis zuletzt zu ihm hielten (die duo tresve von 3,5,10), sowie ein Treuloser. Es ist wohl Absicht des Dichters, wenn diese fünf Episteln (1,5-9) den Mittelteil des ersten Buchs bilden. Aber es sind ja keine echten Briefe, sondern sorgfältig gefeilte, der Öffentlichkeit vorgelegte poetische Dokumente5; und es wäre falsch, etwa in 1,6 einen Liebesbrief an die Gattin zu sehen. Überhaupt weist das erste Buch gegenüber den andern gewisse Besonderheiten auf. Die Dichtungen, die es enthält, sind alle während der Reise ins Exil geschrieben worden und sind daher thematisch mannigfaltiger, was die Stationen der Reise betrifft6. Weder Prolog noch Epilog noch die erzählenden oder beschreibenden Stücke 2,3,4 und 10 wol¬ len Episteln sein. Auch das zweite Buch kann nicht als Epistel bezeichnet werden. Es ist formal eine Bittschrift an den Kaiser, eine Eingabe, ein Gnadengesuch, aber kein Brief. Es ist vor allem, genau wie die andern Bücher der Tristien, ein in Rom durch den Buchhandel verbreiteter, von staatlicher Seite offenbar geduldeter oder jedenfalls nicht wirksam unterdrückter Appell an die Öffentlichkeit, der allerdings gewisse Tatsachen aus Rücksicht auf den Kaiser verschweigt und deshalb so wenig zur Lösung des Rätsels beiträgt, warum Ovid verbannt wurde7. Im dritten Buch sind der Prolog und das auf ihn folgende Gedicht, sowie die Nummern 8-10 und 12-13 keine Briefe. Die erste eigentliche Epistel des Buchs ist an die Gattin gerichtet (3); daneben sind diesmal fünf treue Freunde (3-4 a, 5-7,14) vertreten und ein Feind (11); 4 b scheint an alle Freunde gerichtet zu sein, denen er bis zum Abschluß des 3. Buches noch keinen besonderen Versbrief gewidmet hatte. Auch der Epilog hat Briefform, obwohl er im übrigen den programmatischen Charakter der Epiloge und Prologe trägt. Im vierten Buch sind weder Prolog noch Epilog Briefe; auch die Nummern 2-3,6 und 8 nicht. Wieder ist die erste Epistel an die Gattin gerichtet (3); drei 4 Diese Beziehungen verfolgt H. Rahn, „Ovids elegische Epistel“, Antike und Abend¬ land 7,1958, 105 ff. 5 Richtig W. Marg, in: Atti, Bd. II 345 ff.; Kenney a. O. 39ff. 0 So nach Wilamowitz, Hermes 61,1926,298 f. auch Kenney a. O. 39. 7 Über mögliche Gründe klar und besonnen W. Kraus, RE 18, 1. Hälfte, 1916 f.
1*
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Freunde sind vertreten (4—5, 7), sowie ein Feind (9). Die Episteln für die Freunde sind so angeordnet, daß der Treueste in der Mitte steht, der Vornehmste am An¬ fang, und ein Säumiger, der noch nicht geschrieben hat, am Schluß. Wir sehen, Ovid hat sich auf die Briefform nicht festgelegt, obwohl sie einen bequemen Rahmen bieten würde, alles zu sagen. Da jedes Stück von vornherein für die Veröffentlichung gedacht ist, haftet der Briefform dort, wo Ovid sie ver¬ wendet, etwas Fiktives an. Wäre nun jedes Stück der Tristien in diese Form ge¬ zwungen worden, so wäre es selbst einem genialen Dichter wie Ovid kaum ge¬ lungen, tödlicher Monotonie entgegenzuwirken. Durch den Wechsel hat Ovid verhindert, daß die Briefform zur krampfhaft beibehaltenen Fiktion wurde. Nach seinem Urteil und dem seiner Freunde (wenn wir ihm glauben dürfen) war die durch die Wiederkehr derselben Themen bedingte Monotonie auffällig genug bei einem Dichter, dessen ingenium sein größter Stolz war. Ovid hat scheinbar den dichterischen Wert der Exildichtungen sehr gering eingeschätzt, und die meisten Philologen haben Ovids Selbstkritik zum Teil wörtlich übernommen und sich dadurch den Weg zum Verständnis verbaut. Bis zum Überdruß hört man immer wieder dieselben Urteile über die „mangelnde poetische Kraft“, die „vielen stilistischen und metrischen Nachlässigkeiten“8. Die Mühe, Beispiele zu sammeln, Beweise zu liefern, hat sich bisher niemand gemacht. Alle diese Behauptungen gehen letztlich auf Ovid selbst zurück, der als junger Mann „in sein Genie verliebt war“, in den letzten Jahren seines Lebens aber selbst sein schärfster Kritiker v/ird. Es ist wohl richtig, daß ihm das Dichten nicht mehr so leicht fällt wie früher. Die Entfernung von der Großstadt, der Verzicht auf eine gute Bibliothek, die Unmöglichkeit, sich mit gebildeten und angenehmen Menschen auf lateinisch über die Dinge zu unterhalten, die ihn beschäftigen, die trostlose Umgebung - all das fällt schwer ins Gewicht. Ovid brauchte eine heitere Stimmung, eine schöne Um¬ gebung; das dürfen wir ihm glauben. Aber das Entscheidende ist nicht das. Er schreibt auch jetzt noch formal untadelige Gedichte. Die Leichtigkeit des Produ¬ zieren, die er an sich hervorhebt, ist nur eine Seite seiner reichen künstlerischen Persönlichkeit; er ist, wie Catull und Properz, neben allem andern auch Künst¬ ler; er nimmt es mit dem Flandwerk des Dichtens genau und verlangt, wie E. J. Kenney es ausgedrückt hat9, viel von sich und seinen Lesern. Wenn die Neoteriker von ihren Dichtungen als 'Kleinigkeiten5, 'Spielereien5, 'Nichtigkeiten5 reden, so ist ihnen nicht zu trauen; denn wenn sie im Leben etwas ernst nehmen, so ist es ihre Kunst. Da kennen sie keinen Kompromiß. Zwar sagt Properz: „Was ich schreibe, ist leichte Ware, nur dazu bestimmt, die Geliebte zu gewinnen,“; in Wirklichkeit liegt ihm viel daran, daß sein Werk Bestand hat vor den Zeitgenossen und vor der Nachwelt. Wo er von drei vollendeten Dichtungen träumt, die er im Jenseits vorweisen möchte (2,13 B, 25 f.), da hören wir den echten Properz. Die Äußerungen antiker Dichter über ’den Wert und Unwert ihrer eigenen Werke müssen mit Vorsicht gedeutet werden. Das gilt in besonderem Maß für Ovids Selbstzeugnisse aus dem Exil. Es sind ja keine eigentlichen Selbstanalysen, keine Stimmungsbilder, sondern immer Plädoyers. Wenn er sagt, er sei nicht mehr auf der Höhe seines früheren Schaffens, so 8 Zusammenstellung etwa in Scholtes kommentierter Ausgabe von ex P. I (1933) und bei
H.
Froesch, a. 0.
9 a. 0. 37.
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hat er das wohl wirklich geglaubt. Wie bei jedem schöpferischen Menschen hängt dies mit den Bedingungen zusammen, unter denen er arbeitet. Er braucht heitere, ausgeglichene Stimmung (1,1,39-56). Er liebt eine ruhige, schöne Umgebung, etwa seinen Garten vor der Stadt (1,11,35-44; 3,14,41 f.; 4,8,25-8). Er braucht Bücher, die ihn anregen und seiner Phantasie Nahrung geben (3, 14,37 f.; 5, 12, 53). Er liebt es, das gehobene Latein der Großstadt um sich herum zu hören (3,1, 17 f.; 14,43-50), jenes Latein, das seine Dichtungen aus Tomis in unvergleich¬ licher Frische für immer bewahrt haben, weil es selbst in der wüsten Barbarei in seinem Ohr weiterklingt (vgl. auch 5, 7,53-64; 12,57 f.). Er braucht ein kleines Publikum von Freunden, denen er seine Verse rezitieren kann, bevor er sie ver¬ öffentlicht (3,14,39f.; 4,1,89-94; 10,113 f.; 5,12,53f.). Das, was er schreibt, niemandem vorlesen zu können, ist für einen Dichter das, was ein Tanz im Dun¬ keln für einen Tänzer (ex P. 4,2,33f.). Er klagt auch über den Mangel an Übung (5,12,21-30). Nun zeigt zwar die Zahl, der Umfang seiner Exildichtungen, daß er nie müßig war; aber in seinen besten Jahren muß er produktiver gewesen sein, und er hat wohl, wie Vergil, täglich ein festes Pensum bewältigt. Dazu fehlt ihm jetzt die Kraft. Ein Anreiz, der die Entstehung seiner früheren Werke förderte, der Wunsch nach Ruhm, fällt jetzt weg; nach der Katastrophe kann von der Gel¬ tung, die er einst erhoffte, nicht mehr die Rede sein: die Metamorphosen bleiben unfertig, die Fasten auch, und die Exildichtungen lassen sich mit den größten Schöpfungen der augusteischen Klassik, Horazens Carmina und Vergils Aeneis, nicht vergleichen10. Wozu schreibt er auch im Exil Gedichte? Eine Antwort lautet: Um mit den Freunden in Kontakt zu bleiben (5,1,23f.; 79f.). Eine andere: Um mich zu trösten, mir die Zeit zu vertreiben (4,1,1-22; 10,111-8; 5,1,33 f.; 49-68; 5,7, 39f.; 65-8). Wir können dieses Motiv in der frühen Kaiserzeit weiter verfolgen: Plin. epist. 8,19,1 et gaudium mihi et solacium in litteris, nihilque tarn laetmn quod his laetius, tam triste quod non per has sit minus triste, itaque et infirmitate uxoris et meorum periculo, quorundam vero etiam morte turbatus, ad unicum doloris levamentum studia confugi, quae praestant ut adversa magis intellegam sed patientius feram; Quint. 6, prooem. 14 vivimus et aliqua vivendi ratio quae¬ renda est, credendumque doctissimis hominibus qui unicum adversorum solacium litteras putaverunt (vgl. auch Seneca, Cons. ad Polyb. 8.18). Doch es ist auch etwas Irrationales, das ihn nicht losläßt, die Dämonie der Dichtung, die ihn zwingt, fast gegen seinen Willen zu schreiben (4,1,29-52; 5, 12,59-66). Er gibt dem schöpferischen Drang nach, aber nimmt sich, so sagt er wenigstens, nicht die Mühe, zu korrigieren was er schreibt: scribentem iuvat ipse labor minuitque laborem, cumque suo crescens pectore fervet opus, corrigere ut (et vel at codd., em. Burm.) res est tanto minus (magis pars codd.) ardua quanto magnus Aristarcho maior Homerus erat, sic animum lento curarum frigore laedit et (ut pars codd.) cupidi cursus frena retentat equi (ex P. 3,9,21-6) So sind diese Verse wohl herzustellen; minus (V. 23) ist, wie Bentley gesehen hat, nötig, denn die emendatio ist an sich für den Dichter nichts Schwieriges; sie 10 Zum Motiv des Ruhms: 1,1,49-54; 4,1,3 f.; 5,1, 75-80; 12,37-44.
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hemmt nur den Fluß der Worte, unterbricht die Inspiration; die beiden Seiten des Problems werden durch ut und sic bezeichnet (das Asyndeton muß man in Kauf nehmen); in V. 21 drückt labor - laborem dieselbe Antithese aus. Wenn er aber während des Schreibens nicht gern korrigiert, so heißt das nicht, dar» er nachträglich, beim Überlesen, nicht manches gebessert hat. Trotz allem ist Ovid auch jetzt auf die Dichtungen stolz, die ihm gelingen. Es genügt, eine Stelle anzuführen: en ego, cum caream patria vobisque domoque, raptaque sint, adimi quae potuere mihi, ingenio tamen ipse meo comitorque f ruor que: Caesar in hoc potuit iuris habere nihil. (3, 7,45-8; vgl. 4,10,119ff.) Deutlicher konnte er es nicht sagen: sein ingenium ist auch jetzt nicht versiegt. In seinem Reich, im Reiche der Kunst, ist er ein Fürst; hier stößt Caesars Macht an eine Grenze. Das ist ein großartiges Zeugnis für die geistige Freiheit des Künstlers. Es gibt in den Tausenden von Versen, die Ovid im Exil geschrieben hat, nicht noch einmal ein so mutiges Wort, aber dieses eine versöhnt mit allen Reverenzen, die er dem Princeps erwiesen hat. Die Situation des Dichters nach seiner Verurteilung ist - darauf hat Kenney11 hingewiesen - beispiellos. Ist es nicht unerhört, daß der größte lebende Dichter einer Nation, ein Mann, der die ganze Kultur einer glänzenden Epoche verkörperte, aus der Hauptstadt eines Weltreichs ans Ende der zivilisierten Welt, in die unwürdigsten Bedingungen, verbannt wurde? Daß Ovid trotzdem weiter arbeitet, ist fast ein Wunder, jedenfalls ein Beweis für die tief wurzelnde gei¬ stige Disziplin, ohne die so manche der schönsten Schöpfungen der Antike un¬ erklärlich sind. Wir spüren im 15. Buch der Metamorphosen den starken Ein¬ druck, den Ovid von der Askese der Pythagoreer empfangen hat; wir haben auch gesehen, daß solacium in litteris ein Motiv der philosophischen Diatribe ist. Vielleicht läßt sich seine Haltung als eine philosophische Haltung verstehen; als ein Entschluß, sein Leben auch unter erniedrigenden Umständen sinnvoll zu leben. Daß es ihm da auf die literarische Qualität seiner Dichtungen nicht be¬ sonders ankam, wäre begreiflich. Und daß unter diesen Umständen in seinen Dichtungen stets dieselben Themen wiederkehren, fällt wahrlich nicht zu schwer ins Gewicht. Das ist im Grund auch, wenn man genau hinschaut, der einzige gültige Vorwurf, den er sich selbst macht. Dieser Vorwurf war nur möglich, wenn alle an einzelne Personen gerichteten Briefe von vornherein für die Veröffent¬ lichung bestimmt waren. In den Briefen, die an denselben Empfänger gerichtet sind, vermeidet Ovid nach Möglichkeit dieselben Themen. Er entschuldigt sich für die Monotonie, weil er sich in seinen früheren Werken bemüht hat, gerade diesen Fehler möglichst zu vermeiden. Welche Buntheit, welcher Themenwechsel, welche Vielfalt in den Amores, den Fasti, den Metamorphosen! Und nun diese Wiederkehr derselben Schilderungen, derselben Klagen und Bitten! Ovid kannte sein römisches Publikum zu gut, um nicht zu wissen, wie leicht der ge¬ feierte Liebling von gestern oder heute morgen in Ungnade fallen kann: confusa pudore repulsae sumite plebeiae carmina nostra manus. (3,1,81 f.) 11 a. 0. 38.
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Auch der heutige Leser wird diese Monotonie als lästig empfinden. Das Ur¬ teil, das Friedrich August Wolf in seinen Vorlesungen über Römische Litera¬ turgeschichte12 gefällt hat, möge für viele stehen: „Die Tristia, die zwar auch einige schöne Sachen enthalten, aber nicht angenehm zu lesen sind . . . Sie sind ex Ponto geschrieben und enthalten das größte Einerlei. Ein Jammer, daß sie in Schulen gelesen werden. Man kann dazu nur Stücke ausheben, etwa zwan¬ zig . . .“ Jede solche Auswahl wird anders ausfallen, aber ein Leser, der seine liebsten Stücke auswählt, wird zugeben, daß sie nicht unter den besten der Amo¬ res stehen. Jede Auswahl dürfte den Abschied von Rom (1,3) enthalten, oder Wilamowitz' Lieblingsgedicht (3,2), daneben die aitiologische Erzählung 3,9 und natürlich die Selbstbiographie des Dichters 4,10. Daß er seine Exildichtung so stark entwertet, muß seinen besonderen Grund haben. Er klagt indirekt den Kaiser an, schiebt ihm die Schuld dafür zu, daß sein ingenium gebrochen ist. Er klagt auch die Gesellschaft an, die das geschehen läßt und wenig oder nichts tut, ihn zu retten. Über diese Ungerechtigkeit kommt er nicht hinweg, und die Bitterkeit über die erlittene Schmach, die die schöpferi¬ sche Kraft des alternden Künstlers lähmt, wird immer wieder laut. Er hadert mit dem Schicksal, das ihm nicht vergönnte, seine großen Werke auszuführen. Aber er ist immer noch ein grandioser Künstler; das weiß er wohl13. Die Chronologie der Dichtungen aus dem Exil beruht im wesentlichen auf zwei festen Punkten: (A) das Urteil des Kaisers traf Ovid im 51. Lebens¬ jahr (4,10,95 f.). Da er im Frühling 43 v. Chr. geboren ist und er anderswo (4, 8,33) von zehn lustra peracta spricht, die vor die Verurteilung fallen, kommt man auf den Herbst des Jahres 8 n. Chr. Aus Überlegungen, die unten genannt sind, ergibt sich die Wahrscheinlichkeit, daß Ovid die Stadt ziemlich rasch ver¬ lassen mußte, daß ihm aber andrerseits in Anbetracht der ungünstigen Jahres¬ zeit eine ausreichende Frist bis zur Ankunft in Tomis bemessen wurde. Nichts spricht dafür, daß Augustus ihn in Tomis „rasch und gründlich isolieren“ woll¬ te14; im Gegenteil: es genügte, wenn er einmal aus Rom fort war. In Tomis scheint er nicht vor Mitte des folgenden Jahres 9 n. Chr. eingetroffen zu sein15. (B) Am 23. Oktober 12 n. Chr. feierte Tiberius seinen Pannonischen Triumph. Dieses Datum steht durch ein vor Jahrzehnten gefundenes Bruchstück der Fasti Praenestini fest16. Von dem Ereignis weiß Ovid bei Abschluß des 5. Tristien12 hg. v. Gürtler, 197. 13 Diese Gedanken habe ich Harv. Stud. Class. Philol. 65, 1961, 243 ff. zu begründen ver¬ sucht. S. auch Froesch a. 0. 14 So sieht es W. Kraus a. 0. 1919, nach Martini, Einleitung zu Ovid, 8. 15 Die Annahme, daß Ovid im Spätherbst 8 n. Chr. Rom verlassen habe, ist auf Grund astronomischer Berechnungen bezweifelt worden. Nach Tr. 1,3, 71 f. ging, als sidi die letzte Nacht des Dichters in Rom dem Ende zuneigte, am Himmel der Morgenstern auf. Nun hat im letzten Jahrhundert ein Astronom der Königlichen Sternwarte in Berlin, Dr. Lehmann, errechnet, daß im Herbst des Jahres 8 n. Chr. Venus Abend-, nicht Mor¬ genstern war; so berichtet 0. Gruppe, Philol. Rundschau, 1881, 1623 f. Für den Herbst des folgenden Jahres steht der morgendliche Aufgang der Venus fest, aber das läßt sich mit anderen Überlegungen (s. u.) schwer in Einklang bringen. Irrtum oder dichterische Freiheit? 16 Dazu G. Wissowa, Hermes 58,1923,369ff.; D. Pippidi, Recherches sur le culte imperial, in: Inst. Roum. Et. Lat. 2,1938,58ff.; E. Kornemann, Tiberius, 1960,52; W. Kraus, RE 18, 1. Hälfte, 1918.
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buchs noch nichts, sonst hätte er sicher jetzt schon den Erfolg des späteren Kaisers besungen. Die Nachricht wird ihn noch im selben Jahr erreicht haben, denn der Triumph wurde vor dem 23. Oktober beschlossen (mehr als das brauchte Ovid nicht zu wissen, um sich alles auszumalen; auch in der alten Welt reisten Neuig¬ keiten rasch). Immerhin scheint sie erst nach Abschluß des 5. Tristienbuchs nach Tomis gedrungen zu sein. Dieses hat Ovid vermutlich im Lauf des Jahres 12 n. Chr., und zwar als Ganzes, nach Rom geschickt, denn die Zusammenstellung ist sein Werk. Der dritte Winter, von dem er (5,10,1) spricht, wäre demnach der Winter 11/12. Zählen wir rückwärts, so kommen wir auf 9/10 als ersten Winter in der Verbannung; es ist der 3,10 geschilderte. So bestätigt sich die Annahme, daß Ovid im Lauf des Jahres 9 n. Chr. in Tomis eingetroffen ist, und wir ge¬ winnen ein einfaches chronologisches Gerüst. Buch I ist noch vor der Ankunft in Tomis, wahrscheinlich vor Beginn der letzten Reiseetappe (Tempyra bis Tomis) zusammengestellt und nach Rom ge¬ schickt worden, etwa im Frühling 9 n. Chr. Im Lauf dieses Jahres, nicht unbe¬ dingt erst nach der Ankunft in Tomis, entsteht Buch II, das noch keine nähere Vertrautheit mit Land und Leuten aufweist; V. 187-204 zeugen nur dafür, daß der Dichter bereits an Ort und Stelle ist, was nicht ausschließt, daß ein Teil des Buchs auf der Reise entstand. Für Buch III haben wir durch 3,10 (erster Winter in Tomis, also 9/10) einen festen Punkt. Das Gegenstück, der erste Frühling in der Verbannung (3,12), muß sich dann auf den Frühling 10 beziehen. Im Lauf dieses Jahres wird das dritte Buch abgeschlossen worden sein. Für die Dichtun¬ gen von Buch IV bleibt dann im wesentlichen das Jahr ll17, und für das fünfte, wie schon gesagt, das Jahr 12 n. Chr. Ovid hat also während der ersten fünf Jahre seiner Verbannung durchschnittlich jedes Jahr ein neues Buch Gedichte nach Rom geschickt. In den folgenden Jahren scheint sich seine Produktion eher noch zu steigern. Die in ex P. I-III gesammelten Elegien sind offenbar zum größten Teil in den Jahren 13 und 14 entstanden; denn 2,1 feiert mit Verspätung den Triumph vom 23. Oktober 12, und an zwei Stellen (1,2,26; 8,28) klagt er über eine vierjährige Abwesenheit von der Heimat. Das Jahr 14 ist das fünfte, das er im Getenland verbringt, nicht das fünfte seit seiner Verbannung. Bald nach Augustus’ Tod (19. August 14 n. Chr.) ent¬ steht ex P. 4,6. Hier beziehen sich 17 f. auf ein Gedicht, das er dem 'neuen Gott’ {de caelite . . . recenti) gewidmet habe. Die Todesnachricht wird ihn kaum vor dem Oktober des Jahres erreicht haben. Es ist also Herbst oder Winter geworden, wenn er 4,6,5 f. schreibt: in Scythia nobis quinquennis Olympias acta iam tempus lustri transit in alterius (nach der Fassung, die Housman dem Distichon gegeben hat; überliefert ist acta est / cum). Auch aus diesem Zeugnis ergibt sich, daß der Dichter im Jahre 9 n. Chr. nach Tomis kam. Der Übergang von einem lustrum ins andere stellt im Leben des Römers einen wichtigen Einschnitt dar; ähnlich rechnet er Tr. 4,8, 33 f. iamque decem lustris omni sine labe peractis / parte premor vitae deteriore meae; und vom Tod des Vaters, Tr. 4,10, 77 f. et iam complerat gefiitor sua fata novemque / addiderat lustris altera lustra decem. 17 Er ist zwei volle Jahre fern der Heimat: 6,19; 7,1 (dazu Kraus a. O.).
Einleitung
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Die Apotheose des Augustus, die Ovid - wohl noch im Winter 14/15 - in getischer Sprache vor einem getischen Publikum vorträgt, fällt (ex P. 4,13,39 f.) in den sechsten Winter in Tomis; der erste wäre dann wieder der Winter 9/10. Auffällig ist die lange Dauer der Reise. Ovid verläßt Rom im Spätherbst 8 und erreicht Tomis erst in der zweiten Hälfte des folgenden Jahres, wie es scheint. Vielleicht hat er auf Einladung eines Freundes irgendwo einen Zwischenaufent¬ halt gemacht. Er berichtet über die Reise im ersten Buch, das dennoch, wie H. Frankel bemerkt hat, kein eigentlicher Reisebericht ist; eher könnte man von Variationen zum Thema „Reise ins Exil“ sprechen. Die Gedichte, die auf äußere Ereignisse Bezug nehmen, folgen sich nicht chronologisch. Nachdem er sich ein¬ geschifft hat (doch wohl in Brundisium), erlebt er im Dezember gleich einen Sturm auf der Adria (1,11,3 f.). Er landet in Lechaion, überquert den Isthmus von Korinth und schifft sich in Kenchreai auf der „Galea“ ein, die ihn zuerst in Richtung Hellespont führt, um dann mit scharfem Kurswechsel Samothrake an¬ zusteuern. Auch auf dieser Fahrt gerät er in einen heftigen Sturm (1,4). Auf Samothrake unterbricht er die Reise - wir wissen nicht warum und wie lange und schickt sein Gepäck auf dem Seeweg nach Tomis voraus. Er arbeitet während dieser Zeit am ersten Buch, schreibt mindestens ein Gedicht (1,10) und wartet vielleicht den Frühling ab, um die Reise fortzusetzen. Das Klima war hier recht günstig, die Insel mit ihrem berühmten Heiligtum der Kabiren und ihren heißen Schwefelquellen an der Nordküste nicht unbedeutend; sie bot die Bequemlichkeit, die Ovid später so sehr vermissen sollte. Das hier entstandene Gedicht unter¬ scheidet sich denn auch von allen andern des ersten Buches durch eine beschwingte, fast heitere Stimmung. Das erste Buch enthält einige poetische Briefe (5-9); sie vertreten die Gattung, die Ovid in den folgenden Jahren - wir haben es schon gesagt - besonders pflegen wird. Prolog und Epilog des Buches befassen sich (wie auch in den späteren Bü¬ chern) mit dem literarischen Wert der unter widrigen Umständen verfaßten Ge¬ dichte; im Prolog erscheint zudem ein Thema, das sich oft wiederholen wird: die Bitte um Begnadigung. Damit sind einige Punkte berührt, die sich am besten in der Einleitung be¬ handeln lassen. Anderes wird im Kommentar zu einzelnen Stellen gesagt. Wie soll ein moderner Kommentar zu den Tristien aussehen? Ovid selbst nennt sie (5,1,23) publica carmina, Dichtungen, die allen zugänglich sind. Sach¬ lich gibt es hier bei weitem nicht so viel zu klären wie in Fasten und Meta¬ morphosen. Auch sprachlich treten kaum größere Schwierigkeiten auf. Dagegen ist der Text so schlecht überliefert, daß seine Herstellung besondere Aufmerk¬ samkeit verlangt und der Herausgeber in vielen Fällen seine Entscheidung be¬ gründen muß. Außerdem sind Stil und künstlerische Eigenart dieser Dichtungen noch nicht genügend untersucht. Mit diesen Problemen wird sich der vorliegende Band vor allem beschäftigen. Sicher wäre auch unter diesen Umständen ein großer, möglichst stoffreicher Erläuterungsband erwünscht gewesen. Da aber ein moderner Kommentar zum Gesamtwerk fehlt, habe ich mich entschlossen, das Ziel nicht allzu weit zu stecken und statt jahrelang weiterzusammeln, diesen Versuch vorzulegen, der, vielfach ergänzungsbedürftig, vielleicht doch eine ausreichende Grundlage für die künftige philologische Arbeit bildet.
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BUCH I
1. Elegie
Im Prolog zu der ersten Gedichtsammlung, die Ovid wahrscheinlich noch vor seiner Ankunft in Tomis nach Rom schickt, redet er das neue Gedichtbuch {liber, libellus) an. Es reist an des Dichters Stelle nach Rom. Die Personifikation eines literarischen Werks ist nicht neu; es genügt, an Pindar (Nem. 5, 2 ff.), wo das Lied als Bote auftritt, und an Catull (c. 35, 2) zu erinnern. In etwas anderer Form bedient sich Ovid desselben Kunstgriffs Tr. 3,1; dort spricht das Buch, das als Fremdling nach Rom kommt, selbst. Vergleichbar ist auch ex. P. 4,5,1 f. Ite, leves elegi, doctas ad considis aures, / verbaque honorato ferte legenda viro, wo Anrede und Auftrag ähnlich wie im Prolog von Tr. I durchgeführt sind. Ein di¬ rektes Vorbild für Ovid dürfte Horaz, Epist. 1,20 sein, die Anrede an die Ge¬ dichtsammlung im Epilog. Daß Ovid sie an den Anfang stellt, erklärt sich zum Teil aus seiner Lage: er muß in Rom eine günstige Stimmung schaffen. Er rechnet mit einem Publikum (88 satis a media sit tibi plebe legi), und diesem Publikum gegenüber soll sein Buch sein Anwalt sein. Noch ist die Klage gedämpft, noch wagt er es nicht (wie in Buch II) den Kaiser direkt anzusprechen. Aber es klingen bereits Motive an, die der Prolog zu Tr. III aufnehmen wird; Martial, der sie 12,2 verbindet, hat die innere Verwandtschaft der beiden Gedichte empfunden. 'Schon deine ärmliche Ausstattung läßt die Lage des Verfassers erkennen (3-12); die von Tränen halb verwischten Buchstaben reden eine noch deutlichere Sprache (13 f.). Dennoch ist es ein kleiner Trost für den Dichter, wenigstens durch dich Rom zu besuchen (15 f.). Der eine oder andere wird sich nach meinem Be¬ finden erkundigen; ihm sollst du sagen, daß ich zwar noch lebe, aber daß es mir schlecht geht. Im übrigen verhalte dich, wie Klugheit und Taktgefühl es erfor¬ dern (17-26). Triffst du eine mitfühlende Seele, die mein Los beklagt, so sag ihr meine besten Wünsche. Du stehst freilich nicht auf der Höhe meiner früheren Dichtungen, wie könn¬ test du? Die Not des Verfassers entschuldigt dich (35-48). Am Ruhm liegt mir nichts mehr -die Zeiten sind vorbei -; ein Wunder, daß ich, nach dem, was vor¬ gefallen ist, überhaupt noch dichten kann (49-56). Du darfst Rom sehen, ich muß bleiben (57 f.). Tritt bescheiden auf; berufe dich auf deine Unschuld, wenn man dich abweist (59-68). Ob du dem Kaiser unter die Augen treten sollst? Vorsicht ist geboten, doch wenn sich ein verständiger Für¬ sprecher findet, muß es gewagt werden; nur von dem, der die Wunde schlug, kann Heilung kommen (69-104). Vergiß nicht, deine in Rom geborenen Geschwister zu besuchen, die in meiner Bibliothek stehen. Richte den Metamorphosen aus, mein Schicksal könne jetzt als neues Beispiel einer Verwandlung in sie eingehen (10522). Doch die Zeit drängt, die Reise ist weit, und wenn ich mir alles vom Herzen schreiben wollte, würdest du zu schwer’ (123-8).
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Buch I
Die Anrede an die fertige Buchrolle, die nach Rom geschickt werden soll (1 f.), beginnt mit einer Schilderung ihrer dürftigen Ausstattung (3-14), in der sich das Schicksal des Verfassers spiegelt. Dabei ist sie ihm gegenüber noch bevorzugt: sie darf wenigstens nach Rom reisen. Dies stellt er ohne Bitterkeit fest, obwohl ihm selbst das Betreten der Heimat verboten ist: nec invideo 'und ich gönne es dir gern’, im Sinn von 'und ich halte dich nicht zurück’, parenthetisch eingeschoben wie Straton, Anth. Pal. 12,208,1 EÜxuxeg, ov cpffoveco, ßißAxöiov, wo der Einschub das vorausgehende Attribut ergänzt, während er bei Ovid den folgenden Ge¬ danken vorausnimmt. 1 f. parve ... liber: das erste Tristienbuch, sonst auch libellus (1,11,1). - Den Gedanken von 2, daß der Verfasser gern dorthin gehen möchte, wohin sein Buch geht, hat Ovid früher in einem Liebesgedicht verwendet (ähnlich Straton a. O.): Am. 3,8,6 quo licuit libris, non licet ire mihi. Durch diese Parallele wird das an sich schwach bezeugte quo an unserer Stelle bestätigt, das durch Dittographie leicht zu quod werden konnte. Anders ist 3,2,23 ei mihi quod zu beurteilen, wo quo Verschreibung zu sein scheint. Dagegen läßt sich vielleicht 2,343 ei mihi, quo (E. J. Kenney, brieflich) didici? vergleichen, wo die Hss. zwischen quod, quid und cur schwanken; die Bedingungen, unter denen quo zu quod werden konnte, wären dieselben wie hier. - domino-, wie 3,1,5 (das Buch spricht) haec domini fortuna mei est; ex. P. 5,84 u. ö. Bei Theokrit 16,5 ff. ist der Dichter der Herr, die Lieder seine Boten. 3. incultus = inornatus. — temporis huius: unten 37 f. tempora rerum; 3,1,10 carmine temporibus conveniente suis. In der hier vorliegenden, auch sonst zu er¬ schließenden Bedeutung 'schwere Zeit’, 'traurige Lage’ ist der Plural häufiger. 5-12. Eine der ausführlichsten literarischen Schilderungen der römischen Buch¬ rolle, die erste dieser Art (s. Thesaurus III 1715, 23 ff.), aber durch Catuli 1 ange¬ regt. Sie hat ein Gegenstück in Lygdamus 1, 9-14. Hier wie dort hat die dichte¬ rische Beschreibung technischer Einzelheiten für den Dichter einen besonderen Reiz. 5-8 befassen sich mit den Farben: Ovid wünscht keinen Purpur für das Futteral, kein Rot für den Titel, kein gelbliches Zedernöl zur Behandlung des Papyrus, keine weißen cornua (die herausragenden Enden des Stabs, um den die Rolle gewickelt ist), die mit den schwarzen Schnittflächen kontrastieren würden - kurz gesagt, keinen lepidum novum libellum (Cat. 1,1 mit wesentlich kürzerer Be¬ schreibung), kein comptum opus (Lygd. 1,14). Solche Luxus- oder Liebhaberaus¬ gaben gab es ohne Zweifel in Griechenland (Lukian, De merc. cond. 41 öpoiot eioi xoig xaüioxoig xoüxoig ßißMoig, obv XQWo! pev oi öpqpcdoi., jtopqpupä 6e Exxoaftev f) öupftepa) wie in Rom, und aus Ovids Anspielungen an seine erotischen Jugend¬ werke (vgl. auch 3,1,9 ff.) ergibt sich, daß Amores oder Ars in solcher Ausstattung erhältlich waren; Inhalt und äußere Form entsprachen sich. 5f. Die einzelnen Buchrollen wurden zum Schutz in bunt gefärbte Lederhüllen (membranae, ötcpMpcn) gesteckt. Als Farbstoff diente unter anderm der einge¬ kochte, mit Milch verdickte Saft einer Hyazinthenart, vaccinium. Die etwas ge¬ künstelt anmutende Ausdrucksweise erklärt sich dadurch, daß vaccinium, ähnlich wie purpura, auch den Farbstoff selbst bezeichnen kann; vgl. Mart. 3,2,10 et te purpura delicata velet. Flier ist succo breit bezeugt, aber die bessere Überliefe¬ rung spricht für fuco, wahrscheinlich auch Stat. Silv. 3,2,139 mit J. F. Gronovius quo purpura fuco (qua . . . suco codd.) / Sidoniis iterata cadis. Vgl. The¬ saurus VI 461,26 ff. - Eine ockerfarbene Tönung für das Futteral wünscht Lygd.
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1,9 lutea sed niveum involvat membrana libellum. - 6 wirkt bei Mart. 8,48,6 nach, nec nisi deliciis convenit iste color. 7. titulus oder index, aüAußog: ein an der Stirnseite {frons, 8) angebrachter Streifen, der Verfasser und Werk nennt. Vgl. ex P. 4,13, 7 f. ipse quoque, ut titulum chartae de fronte ('von der Stirnseite der Rolle’) revellas, / quod sit opus videor dicere posse tuum. Er ist zu dieser Zeit, mindestens bei literarischen Tex¬ ten, gewöhnlich mit roter Farbe {minium, coccum) beschriftet, daher später der Ausdruck sub rubrica — sub titulo-, vgl. auch Martial 3,2,11 et cocco rubeat superbus index. An Ovids neuer Sammlung fehlt dieser Streifen nicht (67), ist aber von einfachster Ausführung, d. h. er trägt nur in schwarzen Buchstaben (Rot wäre eine zu festliche Farbe) die Aufschrift OVIDI TRISTIA und heißt deshalb (ex P. 1,1,15) miserabilis index. - cedro: um den Papyrus zu konservieren und ihn vor Bücherwürmern (tineae) zu schützen, rieb man ihn mit Zedernöl ein, wo¬ bei er sich gelblich färbte; allerdings wurden nicht alle Bücher dieser Prozedur unterzogen; Zedernholz und -öl waren teuer. Vgl. Horaz, Ars p. 332. 8. candida . .. cornua-, die oben und unten aus der Rolle herausragenden Enden des Stabs, um den sie gewickelt ist. Der ganze Stab heißt umbilicus; er kann bei kostbaren Büchern aus Elfenbein sein oder ist bemalt; vgl. Mart. 3,2,9 licet . . . pictis luxurieris umbilicis. - nigra . . . fronte: In der Einzahl scheint frons die 'Stirnseite’ der Rolle zu bedeuten, wo sie angefaßt und beim Lesen gehalten wird. Es ist gut denkbar, daß man im Hinblick auf künftige Gebrauchsspuren hier eine Schutzfarbe auftrug. Dagegen dürften geminae ... frontes unten 11 und Lygd. 1,13 atque inter geminas pingantur cornua frontes (die Stelle ist aller¬ dings noch nicht befriedigend erklärt, und eine Verderbnis möglich) die der obern und untern Schnittfläche beim Codex entsprechenden Enden der Rolle sein, aus denen die 'Hörner’ herausragen. Vgl. Mart. 11,107,1. 9. felices libellos: im Gegensatz zu infelix (4) wie 1,7,14 die Metamorphosen in felix . . . opus, das Werk eines unglücklichen Dichters. - instrumenta nähert sich dem Sinn von cultus, ornamenta-, vgl. Fasten 5,279 cetera luxuriae nondum in¬ strumenta vigebant. So wenig Ovid sein Unglück vergessen kann, so wenig darf sein Buch es vergessen; es trägt gleichsam Trauer um ihn (unten 11). llf. Geminae ... frontes scheinen, wie oben (zu 8) dargelegt, den obern und untern Rand der Rolle zu bezeichnen. Um ein Zerfasern zu verhüten, glättet man ihn mit Bimsstein. Auf diese Behandlung, die ganz am Schluß, wenn die Rolle schon beschrieben war, erfolgte, beziehen sich Cat. 1,2 (libellum) arida modo pumice expolitum-, Lygd. 1,10 pumex ... canas tondeat ante comas. Das war an sich so wenig ein Luxus wie die tägliche Pflege der Frisur; hier aber soll die Rolle zum Zeichen der Trauer (oben zu 9) struppig und zerfranst aussehen. Der Ausdruck pumicata fronte findet sich bei Mart. 1,66,10 (vgl. auch 1,117,16 rasum pumice purpuraque cultum-, 8,72,2). - sparsis paßt hier besser und scheint durch Auson. TeÄnop. 13,22 totum opus hoc sparsum crinis bestätigt zu werden, obschon auch passi capilli als Zeichen der Trauer genannt sind (1,3,43; 4, 2,43). 13 f. Man sieht es den Gedichten an, daß sie unter Tränen geschrieben wurden. Auch dieses Motiv (vgl. zu 2), das 3, 1, 15 f. wiederkehrt, scheint aus der erotischen Dichtung zu stammen. Nach Prop. 4,3,3f. siqua tamen tibi lecturo pars oblita derit, / haec erit e lacrimis facta litura meis, verwendet es Ovid am Eingang von Heroidenbriefen (3,3; 11,1).- neve (13) wird gewöhnlich als Fortsetzung von nec (5; 7; 8; 11) erklärt: dazu könnte man Rem. 627 f. vergleichen, nec quae ferre
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solet spatiantem porticus illam,/te ferat, officium neve colatur idem-, doch könnte es nach dem Muster von Her. 20,151 f. nec mihi credideris: recitetur formula pacti; / neu falsam dicas esse, fac ipsa legat einen finalen Adverbialsatz einlei¬ ten, 'und damit du dich nicht schämst, wisse . . Verg. Georg. 3,435f. ist kritisch unsicher. - de lacrimis, wohl nicht nach Properz a. 0. zu ändern; anschaulicher als der bloße Instrumentalis. 15 ff. Nachdem das Buch vorgestellt ist, wird der Auftrag von 2 {vade . . . vade) wieder aufgenommen. - pede: Ovid spielt mit der Doppelbedeutung von pes; vgl. 3,1,11 F; ex P. 4,5,3 longa via est, nec vos pedibus proceditis aequis-, ähnlich schon Am. 3,1,8 (hier in der Schilderung der personißzierten Elegie). 17 f. ut in populo = dbg (oder che) ev jdf]ffei. Die kausale Bedeutung von ut ('nach Maßgabe’) liegt auch vor: 2, 158 cuius (sc. patriae), ut in popido, pars ego nuper eram; 231 denique, ut in tanto, quantum non extitit umquam, / corpore pars nulla est, quae labet, imperii; ex P. 4,5,11 si quis, ut in popido, qui sitis et unde requiret; l,7,16;Hor. Sat. 1,6,79 in magno ut popido; Tac. Hist. 1,8; Florus 1,17 (26,6) cum ut in magno et in dies maiore populo interim perniciosi cives existerent. - siquis (17) und forte (18) sind nicht ohne Bitterkeit. Die Vornehmen werden das Buch vielleicht ignorieren; die einfachen Leute sind unbefangen. Daß Ovid auch im Volk Leser hatte, wird niemand bezweifeln. Gerade die Gedichte aus der Verbannung konnten auch ohne höhere literarische Bildung verstanden werden; das Latein ist die gehobene Umgangssprache jener Zeit. Von den augu¬ steischen Dichtern zielt Ovid vielleicht am meisten auf eine breite Wirkung; darin unterscheidet er sich deutlich von den Neoterikern. - illi: die archaische Form von illic ist 2,373 besser bezeugt als hier (zwei Vertreter von N, die drei andern illo); illic wäre möglich, aber extat ist eine Interpolation nach ex P. 4,15,1 siquis adhuc usquam nostri non immemor extat. Auch bei Vergil ist die Überlieferung nicht einheitlich: Georg. 3,17 illi (illic pars codd.) victor ego; 1,54 hic... illic (illi Ribbeck, Prolegomena erit. S. 208 nach Arusianus Messius), und Manilius verwendet zwar regelmäßig illic, aber 3,309 ist vielleicht das überlieferte illi zu halten (s. Housman z. St.). Ähnlich verhält es sich mit isti und istic, isto und istuc (5,1,79 führt das überlieferte istos auf die ältere Form, wie Heinsius gesehen hat). - quid agam-. die geläußge Frage (vgl. 3,7,6 quid venias quidve, requiret, agam; 5, 7,5 quid agam, carissime, quaeris; Am. 1,11,13) erhält hier, wie Horaz. Epist. l,8,3f. eine unerwartete Antwort. 19 f. dices: die imperativische Verwendung des Futurs scheint umgangssprachlich zu sein (Leumann-Hofmann, Syntax, S. 555): 3,7,7 vivere me dices; Met. 5,414 Cnec longius ibitisV inquit; Mart. 3,4,1 f. si veneris unde requiret, / Aemiliae dices de legione viae; so auch griechisch epeig, 7i|eig, qppaacig. - salvum-, gleichbedeu¬ tend mit integer (5,1,7), incolumis (4,4,24). Der Relegierte hat seine bürgerliche Existenz eingebüßt. Vgl. 1,2,72 nec. . . quod periit, salvum iam caput esse potest. - Augustus hat ihm das Leben geschenkt; dies hebt Ovid hervor: 2,129 f. insuper accedunt te non adimente paternae, / tamquam vita parum muneris esset, opes; 5,4,21 f. nam quod opes teneat patrias, quod nomina civis, / denique quod vivat, munus habere dei; 5,9, 11 Caesaris est primum munus quod ducimus auras; ex P. 4,5,31 f. (an Sextus Pompeius) vivit adhuc vitamque tibi debere fatetur, / quam prius a miti Caesare munus habet; 15,3 f. Caesaribus vitam, Sexto debere salutem / me sciat. Auch in dem Gebet an die Götter des Meeres und des Himmels (Tr. 1,2,63-68) sagt Ovid, es hätte Augustus freigestanden, ihn töten zu lassen, ohne invidia zu erregen.
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21 f. atque ita bezeichnet den Fortgang des Gedankens, der Erzählung; vgl. etwa Her. 18,115; Catull 64,84. 315; Hör. Sat. 1,3,101. — tacitus-. Zum erstenmal deu¬ tet der Dichter an, daß er den wahren Grund für seine Verbannung verschweigen will. Daran hat er sich bis zu seinem Tod gehalten. 23 f. admonitus: 'wird erinnert’, vgl. 5,3,32 admonitu matris u. ö. Das unge¬ nannte Vergehen muß also in aller Munde gewesen sein, nur die Hintergründe wußte man nicht. - repetet: 'wird sich ins Gedächtnis rufen’; vgl. 1,3,3 cum repeto noctem, qua tot mihi cara reliqui. - mea crimina: nicht nur das ungenannte Ver¬ gehen, auch die Tatsache, daß Ovid die Ars geschrieben hatte; vgl. 2,3 cur modo damnatas repeto, mea crimina, Musas? - peragar ... reus: im Unterschied zu reum agere (oder facere) aliquem bedeutet reum peragere 'eine Anklage bis zur Verurteilung durchführen’; vgl. ex. P. 4,6,29 f. ut, qui quid valeas ignoret Marte forensi, J posse tuo peragi vix putet ore reos. Die Verurteilung durch den Kaiser ist schon erfolgt, und für das Volk kann kein Zweifel an der Schuld Ovids be¬ stehen. Dadurch, daß er in seinen Exildichtungen immer wieder beteuert, sein Vergehen sei kein Verbrechen gewesen, anerkennt er das Volk als Instanz. populi. . . ore — voce publica. 25 f. Das Buch übernimmt vor dem Volk die Rolle des Anwalts, patronus-, aber es soll keine 'große Sache’ daraus machen. Causa . . . maior verdient als lectio difficilior den Vorzug vor causa... peior, was eine Interpolation nach ex P. 1,2, 69 sein könnte, est mala (sc. causa), confiteor, sed te bona fiet agente. In ähnlicher Weise scheint der Text in der schlechten Überlieferung Tr. 2,193 zurechtgemacht zu sein, cumque alii causa tibi sint graviore (meliore pars codd.) fugati. Eine causa difficilis (ex P. 1,2,68, an P. Fabius Maximus) ist nicht notwendig eine causa peior, wird aber durch ihre Schwierigkeit zur causa maior. Alles, was Auf¬ sehen erregt, muß im Augenblick vermieden werden. 27. suspiret: zum transitiven Gebrauch vgl. Iuv. 11,152 suspirat longo non visam tempore matrem; zum Sinn vgl. Tr. 4, 10,79 non aliter flevi, quam me fleturus adempto / ille fuit. - adempto: obwohl Ovid seine Relegation als bürger¬ lichen Tod emphndet, liegt in dem Verbum nicht unbedingt der Begriff des ‘Tot¬ seins’. Ebenso unbestimmt ist 3,10,1 si quis adhuc istic meminit Nasonis adempti. - Wieder ein Vers (s. oben zu 6), der bei Martial nachwirkt, 12,3,16 nec nimium siccis perleget ista genis. 29 f. tacitus wird durch den eingeschobenen Finalsatz betont. In einem viel spä¬ teren Gedicht (ex P. 4,9,124) spricht Ovid von der tacita pietas, mit der er sich begnügt. - malus: ähnlich wie Catull 5, 12 ne quis malus invidere possit. Ovid denkt an schadenfrohe Feinde, die mit seinem bisherigen Unglück noch nicht zu¬ frieden sind. Wer Sympathie für den Dichter äußert, könnte denunziert werden. Damit wird das Thema von 1,8 angedeutet, der ersten Abrechnung mit einem dieser Feinde. - lenito Caesare: vgl. unten 32; ex P. 1,2,149; 1,4,57 lenito prin¬ cipe. Man wünscht dem andern, was er sich selbst wünscht. 31 f. ein Gebot antiker Höflichkeit; vgl. 3,1,23 f. di tibi dent, nostro quod non tribuere poetae, I molliter in patria vivere posse tua; ex P. 2,3,95 f. pro quibus, optandi si Jiobis copia fiat, /tarn bene promerito commoda mille precer. - pla¬ catos . . . deos: wegen 30 wahrscheinlich nur auf Augustus zu beziehen; vgl. auch 33; 1,3,40 placato possum non miser esse deo. 33 f. rata sint, 'möge sich erfüllen’; vgl. Fasten 1,696 ratae . . . preces-, Am. 3,2,80; Ib. 97 rata vota; Her. 16,14f. spes rata (Gegensatz: spes irrita, ex P. 3,7,21). principis ira: eine metrisch bequeme Wortgruppe, die sich öfter findet (z. B. 4,10,
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98). - In der Heimat zu sterben und begraben zu werden, ist schon wegen der rituellen Totenklage und des Totenkults wichtig. Vgl. 1,2,51-56; 3,29-46. Mit 35 beginnt ein neuer Abschnitt (-56); mandata greift zurück auf die eben erteilten Aufträge (15-34). Ovid befaßt sich nun mit den literarischen Mängeln, die angeblich dem neuen Werk anhaften. Schon in der Einleitung wurde gesagt, daß wir diese Selbstkritik nicht allzu wörtlich nehmen dürfen. Die Thematik ist etwas monoton geworden, die Formkunst immer noch die alte. Ovid stellt solche Erklärungen gern in Prologe und Epiloge (vgl. z. B. 1,11,35—42). — Gerade für sein ingenium (26) war Ovid berühmt, darum quält ihn die furcht, man werde sagen, sein ingenium sei versiegt; 3,14,33 f. ingenium fregere meum mala, cuius et ante / fons infecundus parvaque vena fuit ist gespielte Bescheidenheit. - ferere, hier weniger = notus eris (entsprechend griech. xodoupou oder xexLqpai; vgl. 5, 14,4 tu tamen ingenio clara ferere meo-, Her. 6,114 en ego Minoo nata Thoante feror), sondern einfach = diceris. 37 f. tempora rerum: oben 4; vgl. noch 3,1,10; 4,1,1 f. siqua meis fuerint, ut erunt vitiosa libellis, / excusata suo tempore, lector, habe. Zu der 'Zeit’ tritt später als mildernder Umstand noch der cOrt’; Ovid kennt ihn vorläufig noch nicht (unten 127). Im Unterschied zu Lukr. 5,1276 (dazu Serv. zu Aen. 7,37) be¬ deutet tempora rerum hier einfach den Zeitpunkt, in dem etwas geschieht. Da Ovid auf die juristische Praxis anspielt, könnte man das Beweisverfahren e tem¬ pore vergleichen, das Quint. Inst. or. 5,10,42 ff. behandelt; näher liegt die Technik, das Mitleid der Hörer zu erregen, indem auf den jähen Wechsel des Glücks hingewiesen wird (Cicero, Pro Mur. 86; Pro Sulla 89). — tutus eris: 5,11,22 tuta suo iudice causa mea est. 39-48. Wie jeder Dichter braucht Ovid eine gewisse Stimmung, gewisse äußere Bedingungen, um zu arbeiten. Dazu gehören innere Ruhe, Einsamkeit und eine liebliche Umgebung. Deshalb zieht sich Horaz an die schattigen Ufer des Anio bei Tibur zurück und sucht die Einsamkeit des Hains, wo er den Musen näher ist: Epist. 2,2,77 scriptorum chorus omnis amat nemus. Die Begegnung des Dichters mit dem Göttlichen in der unberührten Natur ist vorgeprägt bei Hesiod, umge¬ formt bei den Alexandrinern als Sehnsucht des Städters nach der schönen Land¬ schaft, den reinen Quellen. Von hier übernehmen die römischen Dichter das Mo¬ tiv, und in der Kaiserzeit entwickelt sich eine ganze Diskussion um nemora, silvae, amoenitas locorum und ihre anregende Wirkung; vgl. vor allem Tacitus, Dial. 9 und 12; Quint. Inst. or. 10,3,22-33; Plin. d. J., Epist. 1,6,2 (solitudo, silentium als magna cogitatioiiis incrementa). 39 f. proveniunt: eigentlich vom pflanzlichen Wachstum, von Früchten, die gut oder schlecht 'herauskommen5. Schon in der Odyssee (22,348), wo Phemios sagt, der Gott habe Gesänge in ihm wachsen lassen (evecpuoev), hat das Lied eine gewisse Selbständigkeit. Ovid ist das Bild geläufig: Am. 1,3,19 f. te mihi materiem feli¬ cem in carmina praebe: / proveniunt causa carmina digna sua-. Her 15,13f. nec mihi dispositis quae iungam carmina nervis / proveniunt: vacuae carmina mentis opus. Damit verbindet sich hier ein anderes, kaum mehr als solches empfundenes Bild: deducta, eigentlich 'gesponnen5; vgl. ex P. 4,1,1 accipe, Pompei, deductum carmen ab illo, / debitor est vitae qui tibi, Sexte, suae. Während provenire das freie, fast unbewußte Schaffen des Künstlers bezeichnet, liegt in deducere das Handwerkliche, das auch von Stimmung und Umgebung abhängig ist. - nubila ■ . .tempora: Gegensatz zu animo . . . sereno-, anders 1,9,6. - subitis . . . malis: Ovid betont bis in seine letzten Lebensjahre das Plötzliche, völlig Unerwartete
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der Katastrophe: 5,4,33 subitae contagia cladis; ex P. 4,1,25 nil subitis clementia territa fatis. Zum Ausdruck subitum malum vgl. noch Accius 155 R.; Sen. Here, fur. 952. 41 f. secessum-, vgl. 3,14,41 (im gleichen Zusammenhang) nec quo secedam locus est. Er denkt wohl vor allem an seine Gärten vor der Stadt: 1,1 1,37 f. non haec in nostris, ut qtiondam, scripsimus hortis, / nec, consuete, meum, lectule, corpus habes-, 4,8,27 f. (tempus erat) modo, quos habui, vacuos secedere in hor¬ tos, / nunc hominum visu rursus et Vrbe frui. - mare . . . venti . . . hiems: die Si¬ tuation, die 1,11 voraussetzt; Prolog und Epilog sind aufeinander abgestimmt. 43 f. Dies erinnert an die sprichwörtliche Wendung sub cultro esse (etwa Hör. Sat. 1,9, 74). Wer Ovid nach dem Leben trachten sollte, ist nicht ganz klar. Wahr¬ scheinlich fürchtet er die räuberischen Stämme der Sintier (4,1,21) oder Bistonen (exP. 4,5,35), durch deren Gebiet er reisen muß, um Tomis auf dem Landweg zu erreichen; vgl. 1,11,25-32 (wiederum scheint sich der Prolog auf den Epilog zu beziehen). Vgl. noch 4,1, 65 f. - 43 perditus = metu confectus, wie etwa Ti¬ buli 2,6,51 tunc morior curis, tunc mens mihi perdita fingit ... - haesurum: vom scharfen Eisen, das in den Körper eingedrungen ist; vgl. Met. 6,235 summaque tremens cervice sagitta / haesit und besonders Tibuli 1,10,13 f. et iam quis forsitan hostis / haesura in nostro tela gerit latere. - iam . .. iamque: 'jeden Augenblick’; vgl. Met. 1,535 f. alter inhaesuro similis iam iamque tenere / sperat-, Verg. Aen. 2,530; Manii. 1,435; Wölfflin, Ausgewählte kleine Schriften, S. 314. 45 f. Zu der Bitte um Nachsicht vgl. 1,11,35 f.; 3, 14,27-32. - haec quoque = vel haec. - qualiacumque: 'was es auch wert sei’ vgl. 1,7,12. 11,18; 5,11,24 carmina nostra . . . qualiacumque; ex P. 2,5,9 f. missaque ab Euxino legeres cum carmina Ponto, / illa tuus iuvit qualiacumque favor. - cum venia: 1, 7,31 (s. d.). Trotzdem weiß Ovid, daß die unter solchen Bedingungen entstandenen Gedichte den Stem¬ pel seines Genies tragen (vgl. 45 mirabitur; 1,11,7-10; 3,14,29-32). 47 f. Derselbe Gedanke mit einer witzigen Wendung auch ex P. 4,2,21 f. si quis in hac ipsum terra posuisset Homerum, / esset - crede mihi - factus et ille Getes. - da mihi: vgl. ex P. 4,1, 17 f. da mihi, siquid ea est, hebetantem pectora Lethen, / oblitus potero non tamen esse tui; hier wie dort parataktisch. - excidet: 1,6,31 f. siquid et in nobis vivi fuit ante vigoris, / extinctum lo?igis excidit omne malis; 1,11,9 f. ipse ego nunc miror tantis animique marisque / fluctibus ingenium non cecidisse meum. Das Gegenteil von cadere, excidere oder occidere wäre sub¬ sistere (Her. 15,196 ingeniumque meis substitit omne malis) oder sufficere (3,2, 13 suffecitque malis animus). 49 ff. securus famae = sine cura famae. Zum Gedanken vgl. 4,1,3 exui eram, requiesque mihi, non fama petita est; 5,1,75 f. denique nulla mihi captatur gloria, quaeque / ingeniis stimulos subdere fama solet. Zum Ausdruck vgl. Verg. Aen. 10,326; anders Am. 2,19,37; 5,12,41-44 non adeo est bene nunc ut sit mihi gloria curae: / si liceat, nulli cognitus esse velim. / an quia cesserunt primo bene carmina, suades / scribere, successus ut sequar ipse ??ieos? Früher hat ihn der Wunsch, ein berühmter Dichter zu sein, beflügelt: Am. 1,15, 7 f. mihi fama peren¬ nis / quaeritur, in toto semper ut orbe canar; Ars 3,404; Rem. 393f.; das be¬ kennt er auch aus der Perspektive des Exils: Tr. 5,12,37-40 denique non parvas animo dat gloria vires, /et fecunda facit pectora laudis amor. / nominis et famae quondam fulgore trahebar, / dum tulit antemnas aura secunda meas; ex P. 2,3, 77 f. - Zum Anfang von 53 vgl. 1,9,5. - tituli. . . amore (53) steht parallel zu und 2
Luck, P. Ovidius Naso, Tristia II
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gleichbedeutend mit nominis ardor (54). Zu dieser Bedeutung von nomen vgl. 2,118; 3,3,80; 4,10,122; 5,12,39. , , , , , , 55 f. Eigentlich müßte er jetzt die Musen, die sein Unglück verschuldet haben, hassen; doch wenn er das in der ersten Bestürzung getan hatte (1,7,21), so hielt dieser Haß nicht an (vgl. 2,13 f. si saperem, doctas odissem iure sorores, I numina cultori perniciosa suo; 4,1,30 et carmen demens carmine laesus amo. - Zum kau¬ salen oder 'epigrammatischen5 Gebrauch von sic (56) vgl. Kühner-Stegmann Bd. II, S. 158 f. - ingenio . . . fuga parta meo-, vgl. 2,2 ingenio perii qui miser ipse meo- 568 quem mea Calliope laeserit, unus ego. - parta-, von Unglück wie Erfolg: Met. 13,348 illa nocte mihi Troiae victoria parta est. 57 f. Der erste Teil des Prologs wird wieder aufgenommen (vgl. oben 2; 16); ähnlich ist der Gedanke 5,4,3f. tu cui licet, aspice Romam-. / heu quanto melior sors tua sorte mea est. Auch hier verwendet Ovid ein Motiv der erotischen Dichtung. Her. 18,15 f. protinus haec scribens 'felix i littera5 dixi, / ciam tibi formosam porriget illa manum'; Am. 2,15,9 o utinam fieri subito mea munera possem; ähnlich in einem Freundschaftsgedicht Martial 8,72,9 quam vellem fieri meus libellus. - Ovid wendet sich ausdrücklich wieder seinem Buch zu (letzte Anrede 49 f.),: diese Wendung wird durch tu tamen i (N al.) doch wohl besser bezeichnet als durch Heinsius’ an sich bestechende Konjektur i tamen, i (vgl. Heinsius zu Her. 4,127; Am. 3,3,1; Rem. 213; Luck, Gnomon 25,1963, S. 261). 59 f. magnam ... urbem-, 'die Weltstadt5, 'die Großstadt5; vgl. ex P. 4,5,20; Met. 11,137 magnis vicinum Sardibus amnem; Mark Aurel 12,36,1. 61 f. ut titulo careas-. vgl. ex P. 4,13, 7 f. ipse quoque, ut titulum chartae de fronte revellas, / quod sit opus videor dicere posse tuum. Das Buch hat einen Titel (7; 67), er ist nur nicht mit roter Farbe beschriftet. Man würde, selbst wenn der Name des Verfassers nicht angegeben wäre, am Stil erkennen, daß es ein Werk Ovids ist. Vgl. Mart. 12,2,17 f. quid titulum poscis? versus duo tresve legantur, / clama¬ bunt, omnes te, liber, esse meum. Für diese Bedeutung von color vgl. den oben zitierten Brief an Carus (ex P. 4,13), V. 3-6 unde saluteris, color hic tibi pro¬ tinus index / et structura mei carminis esse potest. / non quia mirifica est, sed quod nec publica certe est: / qualis enim cumque est, non latet esse meam. Die ursprüngliche Bedeutung von color ist allerdings in beiden Stellen nicht ausge¬ schlossen (vgl. oben 6). 63 f. Die Tatsache, daß Ovid der Verfasser ist, könnte dem neuen Werk schaden. Zu laedant vgl. 3,7,27 quia me laesere libelli; ex P. 4,14,17 ergo ego cessabo numquam per carmina laedi; Ibis 5 nec quemquam nostri, nisi me, laesere libelli. - plena favoris: früher war es umgekehrt: da genügte der Name Ovid, um einem neuen Werk Leser zu schaffen. Favor ist die günstige Aufnahme, die es findet: vgl. 3,12,23 scaena viget studiisque favor distantibus ardet; 4,10,131 sive favore tuli, sive hanc ego carmine famam (die Volkstümlichkeit hängt also nicht immer von der literarischen Qualität ab); 5,3,53 si vestrum merui candore favorem; ex P. 4,14,55 f. (Ovid ist bei den Skythen beliebt) tempora sacrata mea su?it velata corona, / publicus invito quam favor imposuit. 65 f. Beim Lesen und Schreiben wird die Rolle im Schoß gehalten; vgl. Her. 11, 3 f. dextra tenet calamum ... f et iacet in gremio charta soluta meo. Diese Hal¬ tung setzt eigentlich voraus, daß der Leser sitzt. Nun stellt sich Ovid aber offen¬ bar einen Buchladen vor, in dem Neuerscheinungen ausliegen. Manche werden bloß den Namen Ovid auf dem Titel lesen und sagen: 'das kaufe ich nicht5, ohne sich hinzusetzen und die Rolle in den Schoß zu nehmen.
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67 f. Er bittet, den Titel anzuschauen; da steht auch TRISTIA; es ist trotz des elegischen Maßes, kein erotisches Werk. Vgl. 3,1,4 nullus in hac charta versus amare docet; 9 inspice quid portem: nihil hic nisi triste videbis; 11 clauda quod alterno subsidunt carmina versu, / vel pedis hoc ratio, vel via longa facit. - quas meruit poenas: vgl. 1,2,63 si quam commerui, poenam me pendere vultis; 2,4 an semel est poenam commeruisse parum? 5,5,63 poenam fateor meruisse. Aber das ganze Buch II soll ja beweisen, daß die Ars nicht diese ungewöhnlich schwere Strafe verdient hätte; vgl. etwa 493f. his ego deceptus non tristia carmina feci, / sed tristis nostros poena secuta iocos. 69 f. Die heikle Frage, ob ein Freund, der beim Kaiser in Gunst steht, diesem ein Exemplar überreichen soll. Daß dies bei früheren Werken der Fall war, wird man daraus nicht schließen; aber die Widmung zeigt, daß Fasten und Meta¬ morphosen dazu bestimmt waren. — a?i: ungewöhnlich, für num oder si; man kann ergänzen: 'du erwartest vielleicht (meine ausdrückliche Anordnung, da du selbst im Zweifel bist), ob . ..’ — alta Palatia: 4,2,3 altaque velentur fortasse Palatia sertis. Der 'poetische Plural’ ist eine metrische Bequemlichkeit, wie Capitolia (1, 3,29; ex P. 4,9,5) für Capitolium-, vgl. noch ex P. 2,8,17 quid nostris oculis nisi sola Palatia desunt? Den Singular verwendet der Dichter ohne Unterschied der Bedeutung 3,1,31 'porta esV ait Hsta Palati ...’. Das Wort hat erstmals Ars 3, 119 die Bedeutung 'Kaiserpalast’; ob es hier parallel zu Caesarea domus steht (vgl. Met. 1,171 regalis domus), ist unsicher. 71 ff. augusta . . . loca bezeichnet wohl nicht nur die Tempel auf dem Palatin, sondern auch das Flaus des Flerrschers, der seit dem 16. Januar 27 v. Chr. den Ehrennamen Augustus trug. Er ist neben Apollo Palatinus einer der di locorum, der mitissima numina-, vgl. 3,1,38 et magni verum est hanc Iovis esse domum-, 40 [cur) cingit . . . augustas arbor opaca fores? 53 me miserum\ vereor que locum vereor que potentem. Auch Met. 1,175 f. ist die Analogie zur Götterburg deut¬ lich. - illa . . . ab arce: ursprünglich der Gipfel des Capitols (Fasten 6,183), dann das Capitol als Ganzes (Fasten 6,18), hier aber sicher der Kaiserpalast auf dem Palatin, wie später bei Tacitus, Hist. 3,70 in Palatium, in ipsam imperii arcem; Plin. Paneg. 47,4 parens tuus hanc ante vos principes arcem 'publicarum aedium’ nomine inscripserat. Weiter bezeichnet Ovid Met. 1,163 auch die Götterburg als arx. 75 ff. Die Gleichnisse aus dem Tierreich sind für unser Gefühl befremdend. War es nicht zumindest taktlos, den Kaiser mit einem Habicht, einem Wolf zu ver¬ gleichen? Für antikes Empfinden offenbar nicht; Horaz Sat. 2,1,19 f. vergleicht ihn mit einem ausschlagenden Pferd. Die Fabel vom Habicht und der Nachtigall bei Hesiod (Erga 202 ff.) bezieht sich auf das Verhältnis vom Dichter zu einem Mächtigen. Das Bild vom Habicht und der Taube erscheint ex P. 2,2,35 f. in anderem Zusammenhang, accipitremque timens pennis trepidantibus ales / audet ad humanos fessa venire sinus. Wie hier mit dem Bild vom Wolf und dem Schaf verbunden: Ars 2,363f. accipitri timidas credis, furiose, columbas, / plenum montano credis ovile lupo. Besonders schön ausgeführt ist es Met. 6,527 ff. illa timet velut agna pavens quae saucia cani / ore excussa lupi nondum sibi tuta videtur, / utque columba suo madefactis sanguine plumis / horret adhuc avidosque timet, quibus haeserat, ungues. - siqua = ei xig, verallgemeinernd; vgl. Met. 5,627 {agna) si qua lupos audit circum stabula alta frementes. - excussa (78): der jagende Hirt hat dem Raubtier seine Beute mit Gewalt entrissen; vgl. die eben zitierte Metamorphosenstelle (6,528); weniger kräftig das horazische (Iamb. 2, 60) haedus ereptus lupo. 2*
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79 f. Nach den Tiervergleichen ein mythologisches Exemplum. Vgl. 3,4,29f. nec natum in flamma vidisset, in arbore natas, / cepisset genitor si Phaethonta Merops; 4,3,65 f. nec quia rex mundi compescuit ignibus ignes, / ipse suis Phae¬ thon infitiandus erat. Im Wortlaut nähert sich 80 Met. 2,182 et iam mailet equos numquam tetigisse paternos. Ovid vergleicht sich mit Phaethon und Ikaros (89 f.) und deutet vielleicht an, daß sein Vergehen ein Eindringen in die Sphäre des Princeps war. 81 f. me quoque: die Reihe der Vergleiche (75-80, 83f.) wird unterbrochen durch den Hinweis auf sein eigenes Schicksal. 83 f. steht wieder ein Vergleich, 85 f. (et mea cumba) ein Hinweis auf das eigene Schicksal. Vgl. 3, 11,29 f. (nach einem mythologischen Vergleich) me quoque . . . quae sensi, 'die ich am eignen Leib verspürt habe’; vgl. 3,8,14 et, quem sensisti, rite precare deum; 4,1,46 ille nec iratos sentit habere deos. - infesto . . . igne (82): vgl. Ibis 467 Iovis infesti telo feriare trisulco. - peti: oft vom Blitzstrahl: Am. 3,3,35-8; Nux 182; Cons. Liv. 402; Tibull 1,2,8 te Iovis imperio fulmina missa petant. 83ff. das letzte mythologische Exemplum dieser Reihe: Am Kap Kaphereus, der südöstlichen Spitze von Euboia, scheiterte bei Nacht die Griechenflotte auf der Rückkehr von Troia, von König Nauplios, der so den Tod seines Sohns Pala¬ medes rächte, durch trügerische Lichtsignale auf die Klippen gelockt. Ovid hat, bildlich gesprochen, am Palatin Schiffbruch erlitten und ist mit dem nackten Leben davongekommen; mehr liegt in dem Vergleich nicht, und es wäre unvor¬ sichtig, zu fragen, ob ihm der Kaiser eine Falle gestellt habe. Wo Ovid sein Ver¬ hältnis zur Dichtung charakterisiert, verwendet er dasselbe Beispiel, aber in ent¬ gegengesetztem Sinn: 5,7,35 f. quaeque modo Euboicis lacerata est fluctibus, audet / Graia Capherea currere puppis aqua. Vgl. noch Rem. 735 f. - Die Form Capherea ist hier von Riese durch Konjektur hergestellt, in Analogie zu 5,7,36; auch Rem. 735 führt die beste Überlieferung (R) auf diese Schreibung; vgl. Magnus zu Met. 14,472. 85 f. die Schiffahrt gibt die verschiedensten Bilder für das menschliche Schicksal im allgemeinen und das Ovids im besonderen her; vgl. etwa 2,99-102 ultima me perdunt, imoque sub aequore mergit / incolumem totiens una procella ratem. / nec mihi pars nocuit de gurgite parva, sed omnes / pressere hoc fluctus Oceanusque caput-, 3,4,15 f. dum mecum vixi, dum me levis aura ferebat, / haec mea per placidas cumba cucurrit aquas; 5,2,42 ancora iam nostram non tenet ulla ratem; ex P. 4,3,5f. dum mea puppis erat valida fundata carina, / qui mecum velles currere, primus eras; 4,14,21 f. ad veteres scopidos iterum devertor et illas, / in quibus offendit naufraga puppis, aquas? - vasta: hier wie Lucr. 1,722 vasta Charybdis nicht nur 'gewaltig’, sondern fast im Sinn von 'tödlich’. - adire be¬ deutet sonst oft 'sich einer heiligen Stätte nähern’; vgl. unten 95; 3, 1,70 (itempla) .. . erant pedibus non adeunda meis- ex P. 3,1,137 tibi di faciant adeundi (sc. domum Augusti) copia fiat; 4,4,29 templaque Tarpeiae primum tibi sedis adiri. Auch hier dürfte der Kaiserpalast gemeint sein. - Quo ist örtlich zu fassen. 87 f. Die Mahnung zur Vorsicht wird erneuert (vgl. 21 f.; 25 f.). - Zum Schluß von 87 vgl. Rem. 89 celeri circumspice mente. Zu der Erwartung, daß das Buch vielleicht im Volk Freunde finden werde, vgl. oben 17; 3,1,82 sumite plebeiae carmina nostra manus. Zum Ausdruck media plebs vgl. 2,351 f. nec quisquam est adeo media de plebe maritus, / ut dubius vitio sit pater ille meo; Met. 5,207 nomina .. .media de plebe virorum; 11,283 mediae quoque ... plebi; ähnlich
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7,432 medium vidgus. Vgl. auch 5,7,53 imus in hoc nemo est populo qui forte Latine / quamlibet e medio reddere verba queat. 89 f. Ein neues Exemplum, verwandt mit der Phaethon-Sage (oben 79 f.), wird angefügt. Hier, wie 3,4,21-4 scheint der Dichter anzudeuten, daß er selbst 'zu hoch hinauswollte’: qui fuit, ut tutas agitaret Daedalus alas, / Icarus immensas nomine signet aquas? / nempe quod hic alte, demissius ille volabat: / nam pen¬ nas ambo non habuere suas. - nimium sublimia: vgl. 3,4,31 tu quoque formida nimium sublimia semper. - Der Text von 90 ist unsicher. Sehen wir von Va ab, wo der Vers nach 3,4,22 (s. oben) interpoliert ist, lassen wir A und andere beiseite (denn aequoreas nomine fecit aquas ist Unsinn), so bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: aequoreis nomina fecit aquis und Icariis nomina fecit aquis, beides wahrscheinlich Humanistenkonjekturen. In G ist nachträglich die breite Überlieferung hineinkorrigiert worden, Icarias nomine fecit aquas; aber das hat Ovid schwerlich geschrieben. Wir müssen uns fragen, was ihm hier wich¬ tiger war, die genaue Angabe, daß es sich um ein Meer handelt, nicht um einen Fluß (Met. 14,615), oder das Wortspiel Icarus Icariis (vgl. ex P. 1,1,52 Isidis Isiacos). Ein solches Wortspiel ist von der jüngeren Überlieferung auch in die Parallelstelle 3,4,22 hineinpraktiziert worden, so daß Icarus Icarias heraus¬ kam. Nun kennt Ovid den Ausdruck Icaria aqua (5,2,28), aber er vermeidet das Wortspiel Fasten 4,284 learus .. .vastae nomina fecit aquae. Wo er um¬ gekehrt den Namen des Meeres nennt, übergeht er den Namen der Person: Ibis 368 qui nova Myrtoae nomina fecit aquae (vgl. Auson. Epist. 19, p. 268,42 P. audax Icario qui fecit nomina ponto). Als gesichert kann der Ausdruck nomina fecit gelten: Met. 14,616 (von Tiberinus) nomina fecit aquae; Fasten 3,870 (von Helle) de se nomina fecit aquae. Vgl. auch Heinsius zu Met. 2,326. 91 f. tamen leitet einen neuen Abschnitt ein: vgl. 105 cum tarnen; 5,5,61 u. ö.; Hör. Epist. 1,12,25 und oft bei Iuvenal. Die Ubergangspartikel scheint typisch für Gesprächs- und Briefstil zu sein. - hinc: von Tomis aus. Vgl. ex P. 1,5,71 nec reor hinc istuc nostris iter esse libellis. - remis utaris an aura: gewöhnlich wird nur bei schlechtem Wind gerudert; vgl. ex P. 2,6,37 f. quae tu cum praestes, remo tamen utor in aura, / nec nocet admisso subdere calcar equo. Jedenfalls geht es schneller mit Segeln und Ruderern: Tr. 5, 14,44 vela damus, quamvis remige puppis eat. Die Frage ist hier: soll man es darauf ankommen lassen, daß der Kaiser zufällig das neue Büchlein sieht, oder soll man ihn nachdrücklich darauf hinweisen. Die Antwort darauf hängt von den Umständen ab, die 93-104 genannt werden. - resque locusque = xaipog; denn res ist die Gelegenheit, die sich wie von selbst ergibt (vgl. Hör. Sat. 2,1,18 cum res ipsa feret, erklärt durch dextro tempore, ähnlich wie luce bona bei Ovid 97). Der Vers ist fast wörtlich gleich Am. 1,4,54. Wie sich Ovid eine solche Vorsprache beim Kaiser - sollte sie wirklich ratsam sein — vorstellt, zeigt ex P. 3,1,129 ff. (an die Gattin über die Möglichkeit einer Audienz bei Livia): eligito tempus captatum saepe rogandi, / exeat adversa ne tua navis aqua. / non semper sacras reddunt oracula sortis, / ipsaque non omni tempore fana patent. / cum status urbis erit, qualem nunc auguror esse, / et nullus popidi contrahet ora dolor, / cum domus Augusti, Capitoli more colenda, / laeta, quod est et sit, plenaque pacis erit, / tum tibi di faciant adeundi copia fiat, / profectura aliquid tum tua verba putes. / siquid aget maius, differ tua coepta, caveque I spem festinando praecipitare meam. / nec rursus iubeo dum sit vacuis sima quaeras: / corporis ad cultum vix vacat illa sui. Merk¬ würdig eng berührt sich damit die Schilderung eines ähnlichen Auftrages, Met.
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9,61 Off. forsitan et missi sit quaedam culpa ministri: / non adiit apte nec legit idonea, credo, / tempora nec petiit lioramque animumque vacantem. / haec no¬ cuere mihi... _ _ . 93 f. der Fürsprecher muß warten, bis der Kaiser keine dringenden Geschäfte hat, in günstiger Stimmung ist und nicht gleich aufbraust, wenn er nur den Na¬ men Ovid hört. Ähnliches schärft Horaz Vinnius Asina ein, Epist. 1,13,3 ff. si validus, si laetus erit, si denique poscet, / ne studio nostri pecces odiumque^ libel¬ lis / sedulus importes-, er warnt ihn vor Übereifer. — vacuo-, 'wenn er Zeit hat ; vgl. 2,239 at si, quod mallem, vacuum tibi forte fuisset; 558 (utinam) iubeas hinc tibi pauca legi; ex P. 3,1,141 (s. o.); Am. 1,11,15 vacuae bene redde tabel¬ las. — vires fregerit ira suas: vgl. Her. 1,85 f. ille tamen pietate mea precibus que pudicis / frangitur et vires temperat ipse suas. Daß Ovid so oft vom Zorn des Kaisers spricht, ist wohl kein heimlicher Vorwurf. Denn die Möglichkeit, daß sich der Zorn immer wieder erneuern kann —und Ovid rechnet damit —zeigt deut¬ lich, daß es, auch nach Ansicht des Dichters, keine vorübergehende Wallung war. 95 f. dubitantem et adire timentem: vgl. ex P. 3,1,119 quid trepidas et adire times? Zu adire vgl. oben 86. — tarnen: wohl nicht 'trotz allem’, d. h. obwohl ich in Ungnade gefallen bin’, sondern durch Ellipse von quamvis vor pauca zu erklären; auch wenn es nur wenige Worte sind, sagen soll er sie doch. Vgl. 1,8,20 pauca tamen ficto verba dolore loqui; Met. 2,337 tamen peregrina condita ripa; Lukr. 3,553 tamen in parvo liquuntur tempore tabe. - tradat: oben 93. Hor. Sat. 1,9,47; Epist. 1,9,3; 18,78 verwendet tradere im Sinn von 'einführen’, 'emp¬ fehlen’; das gilt hier auch für Ovids personifiziertes Buch. 97. luce bona = die fausto, tempore dextro (Hor. Sat. 2,1,18; s. oben zu 92); vgl. ex P. 3,1,159 lux etiam coeptis facito bona talibus adsit; ähnlich Fasten 1,71 prospera lux; Bömer zu 1,65.-Wenn Ovid seinemBuch mehr Erfolg wünscht, als er selbst gehabt hat, so läßt das wohl darauf schließen, daß er persönlich beim Kaiser vorsprach oder vorsprechen wollte und abgewiesen wurde. 99 f. Achilles hatte Telephos, den König von Mysien, vor Troia verwundet und heilte später selbst, in Erfüllung eines Orakels (ö xpcooac; lacrexai), die schwä¬ rende Wunde mit Rost von seiner Lanzenspitze. Euripides’ Drama war berühmt. Ovid weiß, daß nur der Kaiser selbst das Edikt aufheben kann: 2,19-22 forsitan ut quondam Teuthrantia regna tenenti, / sic mihi res eadem vulnus opemque ferat, / Musaque, quam movit, motam quoque leniat iram; / exorant magnos carmina saepe deos; 5,2,15-8 Telephus aeterna consumptus tabe perisset, / si non, quae nocuit, dextra tulisset opejn. / et mea, si fachius nullum commisimus, opto, / vulnera, qui fecit, facta levare velit. (Man beachte die Ähnlichkeiten im Satzbau und in der Wortwahl: Vorausnahme der Relativsätze quam movit und quae nocuit, Wortspiele quam movit motam und qui fecit facta; die zweite Stelle scheint bewußt im Hinblick auf die erste komponiert zu sein, als neue Variation zum gleichen Thema). - Achilleo . . . more — Achillis modo, wie 1,3,65 fraterno more = fratris modo. 101 f. Ovid warnt vor Übereifer, wie Horaz, Epist. 1,13,3 ff. (oben zu 93 f.). Das Schwanken zwischen Hoffnung und Furcht schildert er mehrmals in ähn¬ licher Weise: 4,3,12 cur iacet ajjibigiio spes mea mixta metu? ex P. 1,2,62 spesque levis magno victa timore cadit; Her. 9,42 speque timor dubia spesque timore cadit; 13,124; Ars 3,478; Fasten 3,362 sollicitae mentes speque metuque pavent. Hier scheint animi nur zu timore zu gehören; vgl. ex P. 1,4,8; 10,36 anxietas animi; Suet. Tib. 7; 49 angor animi.
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103f. vgl. oben 94; 2,21 u. ö. Statt den Kaiser zu besänftigen, könnte ihn das neue Buch in seinem Entschluß nur bestärken, ein 'zusätzlicher Grund’ (altera causa, vgl. ex P. 1,4,7; etwas anders 4,9,57) sein, die Bestrafung nicht aufzu¬ heben. 105 f. tamen leitet einen neuen Abschnitt ein (oben zu 91). Ein Exemplar des neuen Werks wird auch ins Haus des Dichters geschickt und kommt in sein Ar¬ beitszimmer, seine Bibliothek. Dort stehen im Bücherschrank (armarium) die Rollenbehälter, scrinia oder capsae. — Curva muß hier 'zylindrisch5 heißen (ex P. 2,7,44 curvis ... rotis heißt es 'rund’); die Lesart parva ist auf die schlechte Überlieferung beschränkt, und Heinsius’ Versuch (zu Fasten 2,408; Met. 12,243) einen Kompromiß zwischen beiden Varianten herzustellen (curta entspräche paläographisch curva, dem Sinne nach parva) hat keinen Anklang gefunden. 107 f. Werke desselben Dichters sind Geschwister; das Bild, daß sie seine Kinder sind (vgl. 1,7,20 viscera nostra; ex P. 3,5,30 studii pignora mitte tui-, vgl. auch oben 105; 3,1,65 quaerebam fratres) taucht schon bei Aristophanes, Nub. 536 auf und wirkt bei Martial 12,3,6 nach. — ex ordine-, zu 3,12,17 iunctis ... ex ordine ludis; Met. 2,109; 12,211. - evigilavit: faktitiv auch 2,11 pretium curae vigilatorumque laborum; Ars 2,285 vigilatum carmen; vgl. auch Fasten 4,109. Das Verbum, das in seinen aktiven Formen auf die Dichtung beschränkt ist, scheint ein Lieblingsausdruck der Neoteriker gewesen zu sein; vgl. Cinna, Fr. 11 B. Arateis multum evigilata (so Dilthey, während Sonnenburg, Rhein. Mus 66, 1911, S. 477 ff. dem überlieferten invigilata das Simplex vigilata vorzog) lucernis, nach Kallim. Epigr. 27,4 Pf. ’Apr|Tou aüpßoA,ov oiYtAimqg; Ciris 46 accipe dona meo multum vigilata labore. 109 f. Die Rollen ragen aus dem Behälter heraus, und die tituli hängen so, daß man sie bequem lesen kann. Die drei Bücher der Ars sind offenbar in einen dunklen Winkel des Bücherschranks verbannt. Vgl. ex P. 1,1,11 f. (über die Sammlung ex P. I—III) quaeris ubi hos possis nullo componere laeso? / qua stete¬ rant Artes, pars vacat illa tibi. - cetera turba: metrisch bequeme Fügung; vgl. Met. 3,236.564; Fast. 2,218. 3,628; Nux 46. lllf. Der Text des Pentameters ist noch nicht sicher hergestellt: hi qui (G V) geht zur Not, aber man vermißt eine besondere Wendung des Gedankens; hi quoque (S pl., darunter die andern drei Vertreter von N) müßte nach unserer Faustregel als starke Bezeugung gelten, befriedigt aber auch nicht; als Ausweg bleibt die Annahme einer einfachen Verschreibung: sic quoque (Bentley).-amare docent: wie 3,1,4 nullus in hac charta versus amare docet eine Anspielung auf den Beginn der Ars (1,2) lecto carmine doctus amet. 113 f. Das Werk hat seinen Schöpfer vernichtet und ward mit den Vatermördern Oidipus und Telegonos verglichen; der Dichter als Vater: oben 107; 1,7,35; 3, 1,57; 66f.; ex P. 4,5,29. - satis oris = satis audaciae; ähnlich ex P. 1,1,80 plus isto duri, si precer, oris ero; Cic. Pro Rab. Post. 34 quod habent os, quam audaciam\ Vgl. ferner Am. 2,1,12 et satis oris erat (nicht vom os magna sonaturum des Epikers); Her. 17, 102 f. non tu plus cernis, sed plus temerarius audes, / nec tibi plus cordis, sed magis oris inest. 115 f. ein echt ovidischer Einfall, wie gleich darauf 119 f., beide für den Schluß des Gedichts aufgespart. Er beschwört sie bei der pietas, die sie ihm schulden: Am. 2,16,47 si qua mei tarnen est in te pia cura relicti. 117 f. Die Metamorphosen sollten sein Plauptwerk sein; daß er nicht mehr dazu kam, sie zu vollenden, schmerzt ihn tief; vgl. 1,7,11-40; 2,63 f. inspice
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maius opus quod adhuc sine fine tenetur, / in non credendos corpora versa mo¬ dos; 555 f. dictaque sunt nobis, quamvis manus idtima coeptis / defuit, in facies corpora versa novas; 3,14,19-24 sunt quoque mutatae, ter quinque volumina, formae, / carmina de domini funere rapta sui. / illud opus potuit, si non piius ipse perissem, / certius a summa nomen habere manu: / nunc incorrectum populi pervenit in ora, / in populi quicquam si tamen ore meum est. Ovid bemüht sich, das Verwandlungsmotiv immer neu zu beschreiben, aber einmal wiederholt er einen Vers wörtlich (117 = 3,14,19). — mutatae ... formae-. Verwandlungen von Gestalten’, d. h. 'von Menschen’; vgl. 1,7,13 mutatas hominum . . . foimas. — ter quinque: für das metrisch unbrauchbare oder unbequeme Zahlwort; vgl. 2,94 decem deciens; 4,10,10 tribus . . . quater; Fasten 3,59 ter senos usw. - volumina-. die einzelnen Buchrollen, libri oder libelli. Vgl. 1,7,35 quicumque volumina tangis; 2,550 (von den Fasten) cum . . . suo finem mense volumen habet; 3, 14,19. Das Werk ist also trotz seines unfertigen Zustandes schon in fünfzehn Bücher abgeteilt; auch Abschriften sind vorhanden (1,7, 24). 119 f. Ein ähnlicher Einfall wie 115 f. - fortunae vultum-, das Schicksal des Dich¬ ters, wie es sich z. B. auch in der schlichten, ärmlichen Ausstattung des Buches äußert (10), ist personifiziert; manchmal sieht er es fast greifbar vor Augen, 3,8,35 f. haeret et ante oculos veluti spectabile corpus / adstat fortunae forma tegenda meae; ähnlich: Ibis 119f. sitque, quod est rarum, solito defecta favore / fortunae facies invidiosa tuae; Fler. 9,126; Manii. 5,484 omnis fortunae vultum per membra reducet; Veli. Patere. 2,41 dissimilem ... fortunae suae indutus habitum. 121 f. die Metamorphose des Schicksals wird geschildert. - flendaque nunc (sc. est)-, vgl. 3,11,37 carnifici fortuna potest mea flenda videri. 123 f. Das Buch wird einen Augenblick lang zum Boten, der vor dem Weggehen fragt, ob noch etwas auszurichten sei; vgl. die stereotype Frage der Umgangs¬ sprache numquid vis? Etwas anders ist ex P. 4,12,43-6 (an Tuticanus) quid mandem, quaeris? peream, nisi dicere vix est, / si modo, qui periit, ille perire potest: / nec quid agam invenio, nec quid nolimve velimve, / nec satis utilitas est mihi nota mea. (Der Briefempfänger erwartet vielleicht noch bestimmte Auf¬ träge). Jedenfalls geht die Vorwegnahme einer möglichen Frage des andern auf das lebendige Gespräch zurück; vgl. noch Fasten 3,183 quae fuerit nostri, si quaeris, regia nati. - mandare . . . habebam: Gräzismus, wie do servanda (Met. 4, 647) u. ä. Das Tempus der Vergangenheit entspricht einem Irrealis; vgl. 1,9,56 expediit ('es wäre besser gewesen’) studio lumen abesse meo. - tardae . . . morae-. es ist schwer, sich zwischen dieser Variante und tardae . . . viae zu entscheiden. Der Bote ist ungeduldig, das Schiff will abfahren, und Ovid beeilt sich, das Buch zu beschließen, um nicht an der 'Verzögerung’ (vgl. ex P. 3,2,76 dum tardae causas invenit ipsa morae; 3,4,52 gratiaque officio quod mora tardat abest) schuld zu sein. Der Ausdruck tarda mora ist also gut bezeugt, ähnlich longa mora (Tr. 1,3,8; Fasten 3,204; 2, 722 mit der Variante lenta m.; vgl. Ars 2,456; Her. 3, 138); aber auch tarda via läßt sich verstehen, und die Wiederholung von via in 127 wäre kein unüberwindliches Hindernis. G2DK mit der Mehrzahl (darunter HP) ist keine starke Bezeugung gegenüber AGV und dem vierten Vertreter von S. Jedenfalls hat Ovid eine Gelegenheit, das Buch schon vor seiner Ankunft in Tomis (vgl. 127) nach Rom zu schicken, und diese Gelegenheit möchte er nicht versäumen; damit gibt er dem Prologgedicht - dem längsten der Sammlung und einem der längsten aus der Zeit der Verbannung — einen natürlichen Abschluß; dieser umfaßt also drei Distichen (123-8).
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125 f. quae subeunt: 'was mir noch einfällt’. - sarcina . . . magna: ähnlich Horaz zum Überbringer seiner drei Odenbücher in einem Geleitgedicht, das Ovid sicher kennt (oben zu 93 f.; 101 ff.), Epist. 1,13,6 si te forte meae gravis uret sarcina chartae.
127 f. wiederum die Fiktion des Boten, den man zur Eile mahnt. Vgl. Fasten 5,501 f. atque ita 'longa via est, nec tempora longa supersunt’ / dixit. - orbis ulti¬ mus: 1,3,83 ultima tellus; 2,199 f. haec est Ausonio sub iure novissima vixque / haeret in imperii margine terra tui-, 3,3,3 in extremis ignoti partibus orbis-, 4, 51 f. ulterius nihil est nisi non habitabile frigus: / heu quam vicina est ultima terra mihi\ 4,4, 83 f. haec igitur regio, magjii paene ultima mundi, / quam fugere homines dique, propinqua mihi est-, 9,9 sim licet extremum, sicut sum, missus in orbem-, 5,2,31 f. barbara me tellus orbisque novissima magni / sustinet. Hier hört im Nordosten die bewohnte und bewohnbare Welt auf; im Nordwesten wird sie von Britannien begrenzt (Verg. Ecl. 1,66; Hör. Carm. 1,35,29f.); im Westen von Iberien (Lucan. 4,1 procul extremis terrarum ... in oris; 147 tendit in ultima mundi; 7,541 extremi. . . orbis).
2. Elegie Die Schilderung eines schweren Sturms auf hoher See während der Fahrt ins Exil hat ihr Gegenstück in dem kürzeren und literarisch weniger anspruchs¬ vollen Gedicht 1,4. Ovid stellt in den Metamorphosen einen Sturm im epischen Stil dar (11,478 ff.); er hat sich da mit Homer (Od. 5,291 ff.; 12,403 ff.) und Vergil (Aen. 1,81 ff.; 3,192ff.) gemessen. Daß eine Sturmbeschreibung im Reise¬ bericht nicht fehlen durfte, ist klar. Daß er wirklich Stürme erlebt hat, ergibt sich aus dem Epilog; es wäre müßig, zu fragen, ob es einer oder mehrere waren. Die Schilderung ist hier in die Form eines Gebets an die Götter des Himmels und des Meeres gekleidet; diese Form erlaubt es dem Dichter, sein eigenes Schicksal in den Mittelpunkt zu stellen und die eigentlich beschreibenden Partien mit Klagen und Reflexionen wechseln zu lassen. Durch das ganze Gedicht zieht sich die Rechtfertigung des ungenannten Vergehens. Er beteuert den Göttern gegenüber, daß er kein Verbrechen beging; im Aufhören des Sturms sieht er ein Zeichen, daß sie ihm Glauben schenken. 'Nur ein Gebet kann mir noch Rettung bringen (1 f.). Ich hoffe, daß wenigstens ein Gott noch auf meiner Seite steht (3-12). Wind und Wogen ersticken meine Worte (13-8). Ich sehe die entsetzlichen Wogenmassen ringsum, fühle das Schiff zwischen Elimmel und Wasser schwanken, höre das Toben der entfesselten Win¬ de (19-32). Der Tod ist mir gewiß; nur gut, daß die Gattin nichts von meiner Not weiß und daß sie selbst mich nicht begleitet (33-44). Blitze zucken, Donner rollt, und wütend peitschen die Wellen an die Wände des Schiffs (45-50). Der Tod auf hoher See, ohne letzten Gruß an die Lieben, ohne ein Grab in heimischer Erde, ist furchtbar (51-8). Und doch hat der Kaiser mir das Leben geschenkt; diese Begnadigung dürfen die andern Götter nicht wieder aufheben (59-70). Aber ich habe ja nichts zu verlieren, bin schon vernichtet; was soll ich da um Rettung flehen (71-90)? Unterdessen hat der Sturm das Schiff in Richtung Italien zurückgeworfen; auch das läuft dem Befehl des Kaisers zuwider (91-6). Den Göttern ist nichts verborgen; sie wissen, daß ich im Innersten schuldlos bin und dem kaiserlichen Haus stets treu ergeben war. Wenn ich die Wahrheit sage,
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möge der Sturm abziehen. Sieh, er läßt nach; die Götter haben mich erhört (97-110). If. di maris: neben Neptun wahrscheinlich Tritonen, Nereiden - supersunt: der Plural richtet sich nach dem unmittelbar vorausgehenden yota; das eigent¬ liche Subjekt {quid) tritt zurück; vgl. ex P. 4,2,45 quid, nisi Pierides, solacia frigida, restant {restat pars codd.); Met. 14,396 nec quicquam antiquum ico nisi nomina restant {restat pars codd.); Verg. Ecl. 8,67 nihil hic, nisi carmina desunt. - Die durch enim (auch nam) eingeleitete Parenthese am Beginn direkter Rede, unmittelbar nach einer Anrede, drückt die innere Bewegung des Sprechen¬ den aus; vgl. Verg. Aen. 1,198 o socii {neque enim ignari sumus ante malorum). Gebet in höchster Not, oft mit Gelübden verbunden, wenn die Kunst des Steuer¬ manns am Ende ist; vgl. 1,11,21 f. ipse gubernator tollens ad sideia palmas / ex¬ poscit votis, inmemor artis, opem-, Met. 2,184 ff. ita fertur, ut acta l praecipiti pinus Borea, cui victa remisit / frena suus rector quam dis votisque reliquit-, Sen. Agam. 510 in vota miseros ultimus cogit timor. - parcite: einfach = nolite. - quas¬ satae . . . membra ratis: die einzelnen Bestandteile des Schiffes (Spanten, Planken, Kiel usw.) drohen sich voneinander zu lösen; vgl. Ibis 17 ego quassa meae com¬ plectar membra carinae-, 275 f. lacerae .. . fracta . . . membra ratis-, Liv. 23,34,17 alvei navium quassati erant; 30,39,3 quassatae armamentisque spoliatae naves. Die Verbindung quassata . . . navis hat Ovid von Vergil übernommen (Aen. 1, 551; 4,53; 9,91); Horaz verwendet zweimal quassae rates. 3f. subscribite: der Rechtssprache entnommen; subscriptor ist der Nebenan¬ kläger, accusatoris adhdor (Gellius 2,4). Der Gedanke, daß der göttliche Kaiser die Hilfe der andern Götter gar nicht nötig hat, taucht erst 59 ff. auf. - premente deo: bezeichnet die aus dem Epos bekannte und (5-10) mit Beispielen belegte Verfolgung eines Sterblichen durch einen Gott: 1,5, 75 f. me deus oppressit nullo mala nostra levante: / bellatrix illi (sc. Ulixi) diva ferebat opem; 78 illum Nep¬ tuni, me Iovis ira premit-, ex P. 3,6,21 f. crede mihi, miseris caelestia numina parcunt, / nec semper laesos et sine fine premunt. 5f. in Troiam... stabat = adversus Troiam pugnabat-, vgl. Her. 7,166 nec steterunt in te vir que pater que meus. Als Gegensatz dazu pro Troia stabat, eig. stellte sich schützend vor5 (das Haus, die Stadt usw.); vgl. Fasten 5,135f. (von den Laren) stant quoque pro nobis et praesunt moenibus urbis / et sunt praesentes auxiliumque ferunt (hier zeigt sich, daß praesens, von einem Gott gesagt, 'hilf¬ reich5 bedeuten kann; vgl. unten zu 7 f. und 2,54); Verg. Aen. 9,677 pro turribus adstant; 12,661. - aequa = propitia-, vgl. Ars 2,310 (im Sinne von lenis, favens); Hör. Sat. 2,1,70 u. ö. Als Gegensatz dazu iniqua, 'ungnädig5, 'feindlich5, vgl. Hör. Carm. 1,2,47. 7 f. propior: 'geneigter, 'gewogener5, also = aequa (12); vgl. Verg. Aen. 1,526 parce pio generi et propius res aspice nostras; Lucan. 7,297 (Caesar vor der Ent¬ scheidungsschlacht) haud umquam vidi tam magna daturos / tam prope me su¬ peros. - Veneris numme tutus: 1,10,12 Palladio numine tuta. 9f. Die Synkrisis mit Odysseus ist hier und 3,11,61 f. nur angedeutet, 1,5,57-84 breit ausgeführt. Cautus entspricht dem homerischen jioLu|ATprig. 11 f. Die mythologischen Exempla stärken seinen Mut; das Epiphonem schließt den ersten Teil des Gedichts ab. - Zur Bescheidenheitsklausel quamvis distamus ab illis vgl. 1,3,25. - Was ist besser: quis vetat oder quid vetat? Das erste ist gut bezeugt, das zweite ist Scaligers Konjektur, die sich nachträglich in einer schlech-
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ten Handschrift fand, von Heinsius aber in den Text gesetzt wurde (s. seine Anrn. zu Her. 10,88). Eine Prüfung der wichtigsten Stellen ergibt, meine ich, daß im Lateinischen beides möglich ist, genau wie im Griechischen xiq nmlmi und x’i xco?iuei, vorkommt. Es wäre falsch, eine Gleichförmigkeit zu erzwingen, die der Sprache fremd war. Quid vetat oder prohibet ist besser überliefert Am. 3,7,35 {quis 'dett.’); Her. 10,88 (quis Guelferb.); Fasten 2,423 (quis pars codd.); 3,11; Hör. Sat. 1,1,24 ridentem dicere verum / quid vetat; 10,56; Petron. 127,2; aber quis sollte wahrscheinlich an folgenden Stellen beibehalten werden: Ars 3,93 (quid Heinsius 'ex vetere codice’); 525 (quid Heinsius ex codd.); Fasten 1,295 (quid Heinsius ex 'optimo Vaticano’ aliisque); Her. 17,42 (qui P1, quid Heinsius ex codd.); Verg. Aen. 5,631 (qui M1, quid R c, Henry); Petron. 132,15 nam quis concubitus, Veneris quis gaudia nescit? / quis vetat (quis petat vel quis petit codd., quid vetat Heinsius) in tepido membra calere toro? / ipse pater veri doctos Epi¬ curus amare / iussit; hier scheint quis vetat durch die Anapher gesichert, so gut wie Tr. 5,1,69 f. quis te mala sumere cogit? / aut quis deceptum ponere sumpta vetat?; Auson. Epist. 29, p. 286,32 P. (quid Heinsius); Quint. Inst. or. 4,2,82 (quid Burman); Sil. It. 17,231 (quid Heinsius). Im Griechischen gibt es xt xcdüjei oder oüöev xoAxtei, z. B. Eur. Iph. T. 507; Fr. 794; Piat. Euthyphr. 9 d) neben xtg ae xcoA/usi (z. B. Aristoph. Fr. 100). - irato .. . deo-. Oben 3 Caesaris irae; 1,1,33 principis ira. 13 f. Hier endet der erste Teil des Gebets. Das Motiv, daß es doch nicht an die Ohren der Götter dringt, erlaubt es Ovid, zur eigentlichen Schilderung des Sturms überzugehen. Das Gebet wird erst 59 pro superi viridesque dei, quibus aequora curae (analog zu di maris et caeli, 1) wieder aufgenommen; denn fingite 57 braucht sich nicht an die Götter zu richten. Es wird noch einmal, gegen Schluß, unterbrochen, aber nur durch ein Distichon (107 f.). Die beiden letzten Verse des Gedichts sind wieder an die Götter gerichtet. Durch den wiederholten Wechsel erhält das Gedicht dramatische Spannung. - Auffällig ist die Häufung gleich¬ bedeutender Ausdrücke: frustra, non proficientia (vgl. 1,4,13; Met. 13,409 non profecturas tendebat ad aethera palmas), perdere (vgl. Her. 7, 6). - Eine Variante zu dem im Pentameter geschilderten Geschehen: 1,11,40 ipsaque caendeis charta feritur aquis. Zum Schluß von 14 vgl. Ars 2,92. 15 f. dicta (N pl.) ist gut überliefert; verba (DKT al.) scheint eine Interpolation aus 13 zu sein; umgekehrt ist 1,3,80 verba besser bezeugt. An beiden Stellen folgte Heinsius der schlechteren Überlieferung. Vgl. noch Fast. 4,664; 5,686 und Met. 8,535, wo die Hss. zwischen dicta und vota schwanken. - Zum Motiv der vom Winde verwehten Worte: Tibull 1,5,35 f. haec mihi fingebam quae nunc Eurus¬ que Notusque / iactat odoratos vota per Armenios; Culex 383 et mea diffusas rapiantur dicta per auras. 17 f. Der Gedanke wird so gewendet, daß das Wortspiel vela/vota möglich wird; ähnlich Am. 1, 7,15 f. talis periuri promissaque velaque Thesei / flevit praecipites Cressa tulisse Notos; Her. 7,8 idem venti vela fidemque ferent? 2,25 ventis et verba et vela dedisti; vgl. auch Rem. 286 (von Odysseus) irrita cum velis verba tulere Noti. 19f. Die Partie 19-22 lehnt sich stark an Vergil an: vgl. Aen. 3,564f. tollimur in caelum curvato gurgite, et idem / subducta ad manis imos desedimus unda. Ovid hat das in vier Versen veranschaulicht. Auch in den Metamorphosen (11, 497 ff.) hat er Vergil nachgeahmt: fluctibus erigitur caelumque aequare videtur / potitus .../ et modo cum fulvas ex imo verrit harenas, / concolor est illis Stygia
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■modo nigrior unda I ... I despicere in valles imumque Acheronta videtur. montes . . . aquarum-. 1,4, 7 f. monte nec inferior prorae puppique recurvae / in¬ silit et pictos verberat unda deos-, 1,11,20 inque modum cumuli concava surgit aqua; Verg. Aen. 1,105 insequitur ... praeruptus aquae mons. Vorbild dieser Stellen ist Homer, Od. 3,290 (vgl. 11,243) xüpaxd xe xpocposvxa jteküQia laa öpeaarv. — volvuntur: vgl. Verg. Aen. 1,86 vastos volvunt (sc. venti) . . . fluctus; 3,196 f. continuo venti volvunt mare magnaque surgunt / aequora. - iam iam: Vgl. zu 1,1,44. - sidera summa: die Wellen schlagen bis an die Sterne; vgl. Met. 11, 497 ff. (oben zit.); 15,508 f.; Accius Fr. 391 ff. R.; Verg. Aen. 1,102 f. procella / velum adversa ferit fluctusque ad sidera tollit. 21 f. Die Wellentäler sind so tief, daß sie bis in die Unterwelt zu reichen schei¬ nen; etwas weniger stark 1,4,6 erutaque ex imis fervet har ena fretis; Verg. Aen. I, 106 f. his unda dehiscens / terram inter fluctus aperit; dagegen überspitzt Phil. Thess. Anth. Pal. 9,290,2 ff. ex 8e veidxcov / puxäiv ßuhixig rj)dppog e^ppeiiYeTO / . .. qpopxlg 8’ eaiipex’ eg ’A18av. — diducto . . . aequore: Vgl. Met. 8,587 f. fluctus nosterque marisque / continuam diduxit humum. - subsidunt: Fasten 5,13 pon¬ dere terra suo subsedit et aequora traxit; Lucan. 9,305 f. (von den Syrten) neque subsedit penitus quo stagna profundi / acciperet nec se defendit ab aequore tellus. 23 f. Ovid folgt Vergiß Aen. 3,193 caelum undique et undique pontus, der sei¬ nerseits vielleicht von Moschos, Europa 132 f. abhängt, tpalvexo 8’ ohx’ axxf) xig dVppoOog oux’ opog autü, / a)l’ df|p phv dvcoFev, evepOe 8e jtovxog aiteipcov. - quo¬ cumque aspicio ist gut überliefert; quocumque aspicies (O) könnte eine Inter¬ polation nach ex P. 1,3,55 sein; ähnliche Formeln: 1,3,21 quocumque aspiceres; II, 23 quocumque aspexi (aspicio D ab); Ovid scheint bewußt zu variieren. Vgl. noch Her. 13,22 et quod spectarem nil nisi pontus erat. — hic bezieht sich auf das im Satzgefüge Entferntere, dem Sprechenden aber räumlich näher Liegende; dies ist nicht ungewöhnlich; vgl. Her. 1,40; Met. 1,539; 3,205; Fasten 1,674; Verg. Aen. 8,357 f.; auch in Prosa zu belegen: Justin 2,1,20 Aegyptum . . . quae . . . sit . . .tantis instructa molibus, tot fossis concisa, ut, cum his arceantur, illis recipian¬ tur aquae. - fluctibus . . . tumidus: Vgl. 2,18 in tumidas . . . aquas; Arat. Phain. 909 oiöcuvovaa Habaaaa. 25 f. immani... murmure: murmur kann das Tosen des Meeres (Pacuv. 417 R. aus Servius zu Aen. 1,55: sic dixit Pacuvius murmur maris , quia ventos murmur sequitur), das Rollen des Donners (Lucr. 5, 1193 et rapidi fremitus et murmura magna minarum) bezeichnen, aber ebensogut das Sausen der Winde. Vgl. Verg. Aen. 6,594; Wopkens, Advers. II p. 278 ed. Frotscher. immani. .. turbine ist wohl alte Konjektur nach Val. Fl. 3,78 hasta volans immani turbine transtris / insonuit. - Die Winde, die 'Herren der Wellen’ führen Streit (vgl. 30 proelia . . . gerit), und das Meer weiß nicht, wem es gehorchen soll; vgl. Lucan. 5,602 et dubium pendet vento cui concidat aequor.
27 ff. Stürme mit Wechselwinden schildert schon die Odyssee (5,291 ff.); danach Verg. Aen. 1,81 ff. 2,416 ff., während Manilius 4,587 ff. vielleicht Ovid folgt, quattuor in partes caeli discribitur orbis / ... totidem venti de partibus isdem / erumpunt secumque gerunt per inania bella. / asper ab axe ruit Boreas, fugit Eurus ab ortu, / Auster amat medium solem Zephyrusque profectum. - purpureo ... ab ortu: das stehende Beiwort ist charakteristisch für den epischen Stil der Schilderung. - vires capit: 'erneuert seine Kraft’; vgl. Fasten 3,144. - Zephyrus: Sturmwind auch bei Verg. Aen. 2,417. - sero vespere-, von jenem Teil des Hori¬ zonts, wo die Sonne spät, das heißt, am Abend steht. Ist sie untergegangen, so
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ist in südlichen Ländern gleich die Nacht da. Anders Met. 4,415 (von den Minyaden) seroque tenent a vespere nomen. 29f. sicca ab Arcto: weil der große Bär nie ins Meer eintaucht: 3,10,3; 4,3, 1 f.; 4,9,18; ex P. 2,10,46 qui semper liquidis altior extat aquis; Ibis 474 liqui¬ dis quae caret Arctos aquis; Met. 13,293 immunemque aequoris Arcton; Fasten 4,575f. nach Homer II. 18,489. - bacchatur: Vgl. Hör. Carm. 1,25,11 Thracio bacchante magis sub interlunia vento; Ciris 480. Die Stelle wirkt nach bei Paconianus ap. Diom. 1,499 GLK = FPL p. 123 Morel, Arctoo plaustro Boreas bacchatur ab Haemo (rheno codd., em. Burman). - adversa . . . fronte: Die Winde bekämp¬ fen sich wie zwei Stiere; vgl. Manil. 1,502 Arctos et Orion adversis frontibus ibant. — proelia . . . gerit: Vgl. Met. 11,491 omnique e parte feroces / bella gerunt venti; Verg. Georg. 1,318 omnia ventorum concurrere proelia vidi; Sen. Med. 940. 31 f. Die Hilflosigkeit des Steuermanns ist ein typischer Zug solcher Schilderun¬ gen; vgl. 1,4,11 f. navita confessus gelidum pallore timorem, / iam sequitur vic¬ tus, non regit arte ratem; 11,21 f. ipse gubernator tollens ad sidera palmas / ex¬ poscit votis, immemor artis, opem; Met. 2,184 ff. acta / praecipiti pinus Borea cui victa remisit / frena suus rector quam dis votisque reliquit; 11,492 f. ipse pavet, nec se, qui sit status ipse fatetur, / scire ratis rector; Fasten 3,593f. vincitur ars vento, nec iam moderator habenis / utitur: a votis is quoque poscit opem; Sen. Agam. 507 nil ratio et usus audet: ars cessit malis. - ambiguis . . . malis: zu stupet; vgl. Fler. 8,111 malis stupeo rerumque oblita locique. - Nach 32 kann vielleicht Maxim. El. 1,126 emendiert werden, atque intenta suis ars stupet (adstupet vel obstupet codd., em. Owen) ipsa malis. 33 f. Eine Variante zu 13 f. (Vergeblichkeit des Gebets, Wasserschwall ins Ge¬ sicht). - obruit: Vgl. Met. 11,568 f. niger arcus aquarumI frangitur et rupta mersum caput obruit unda. 35 f. opprimet: Vgl. 2,102 omnes / pressere hoc fluctus Oceanusque caput. - hanc animam: 'mein Leben5; vgl. Met. 6,539 f. quin animam hanc . . . / eripis? Verg. Aen. 1,98. - Ob necare hier die von W. Schulze (Kleine Schriften 157) erschlos¬ sene ursprüngliche Bedeutung 'ersticken5 hat, ist fraglich. 37 f. Der Schmerz seiner Gattin wäre noch größer, wenn sie wüßte, daß er dem Tod nahe ist. - scitque gemitque: Der Reim ist beabsichtigt; ähnliche Fügungen: 1, 7,6 fersque refersque; 5, 7,14 itque reditque (dies nach Verg. Aen. 6,122) usw. 41 f. Beim Abschied hatte sie gebeten, ihn begleiten zu dürfen: 1,3,81-8. o bene: hier steht N der breiten Masse der Hss., geführt von S, gegenüber, die das Richtige bewahrt. O bene ist bei Ovid gut belegt (Ars 2,605), und es gibt in der Ovidüberlieferung noch mindestens ein Beispiel für die nachträgliche Änderung von o zu di (ex P. 4,1,9). - mors . . . bis patienda: anders Horaz, Carm. 3,9,15 pro quo bis patiar mori. 43 f. ut: konzessiv-hypothetisch 'selbst wenn5; vgl. 1,1,61 ut titulo careas, ipso noscere colore u. ö. - dimidia . . . parte: Die Steigerung des Gedankens läßt sich in der römischen Dichtung gut verfolgen, vom einfachen pars animae meae oder pars mei (4,10,32; Horaz, Carm. 2,17,5) zu magna pars (ex P. 1,6,16; 8,2; 3,4, 69), und von dimidia pars (vgl. Horaz, Carm. 1,3,8 animae dimidium meae) zu maior pars (3,3,16) und carior pars (Met. 8,405f.) zu maxima pars (Rut. Nam. 1,493 nostrae pars maxima mentis). In der griechischen Dichtung ist seit Asklepiades (Anth. Pal. 12,166,1 f.), Theokrit (Id. 29,5) und Kallimachos (Epigr. 41, 1 L Pf.) bis Meleager (Anth. Pal. 12,52,2) das Bild von der 'Hälfte der Seele5 belegt. 45 f. Die Reflexion wird durch die Schilderung des Sturms unterbrochen, der mit
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erneuter Wucht einsetzt. Donner und Blitz reißen den Dichter aus seinen Ge¬ danken. Was bei Ovid zwei Verse einnimmt, hatte Vergil in einen verdichtet: Aen. 1,90 intonuere poli, crebris micat ignibus aether. - ab aetherio . . . axe: das ganze Himmelsgewölbe ist gemeint; vgl. Fasten 3,368 et gravis aetherio venit ab axe fragor; Verg. Aen. 2,512; 8,28); axis kann so gut wie polus oder poli (Verg. Aen. 1,90 oben zit.) den Himmel bezeichnen. Der Anfang von 45 scheint bei einem anonymen Dichter (FPL inc. 43 Morel) nachzuwirken, ei mihi, quam celeri rapiuntur grata volatu. 47 f. Der Vergleich auch Met. 11,508 f. nec levius pulsata (sc. puppis) sonat quam ferreus olim / cum laceras aries ballistave concutit arces. Überhaupt läßt sich die epische Sturmschilderung in der Keyx-Episode Met. 11,478 ff. durchweg mit unserer Stelle vergleichen. (ballista ist die Form der Inschriften; sie ist Met. 11, 509 breit überliefert, durch die Etymologie gestützt und sollte deshalb hier auch gegen die Hss. hergestellt werden; vgl. Thesaurus II 1701,1 ff.). - tabulae: genauer als membra (2), 'Planken5; vgl. 1,6,8 naufragii tabulas qui petiere mei. - laterum-. die Schiffswände (xolyog); vgl. Met. 11,529 sic, ubi pulsarunt noviens latera ardua fluctus / vastius insurgens decimae ruit impetus undae; Verg. Aen. 1,105. 49 f. Die letzte Welle in einer Serie von zehir galt den Römern als die gefähr¬ lichste (fluctus decumanus, öexaxvpla), während die Griechen vor allem die dritte fürchteten (xpixupla). Vgl. Met. 11,529 f.; Lucan. 5,672; Sil. It. 14,12 ff. non aliter Boreas Rhodopes a vertice praeceps / cum sese immisit decimoque volumine pontum / expulit in terras. - supereminet-, nicht vor Vergil (Aen. 1,501; 6,856; 10, 765). Zum Wortlaut vgl. AlkaiosFr. 6, lf. Lob. xoö aux£ xüp,axco Jtpoxepco tvspcD / oxelyeu - Die Umschreibung von decimus scheint hier übrigens nicht nur me¬ trisch bedingt zu sein wie anderswo (1,1,117 ter quinque; 4,10,4 novies . . . decem u. ö.); es ist vermutlich eine Laune des Dichters. 51 f. Übergang zur Rellexion; 59 setzt wieder das Gebet an die Götter ein. - Der Tod hat für ihn keine Schrecken mehr (vgl. Met. 14,202 mors erat ante oculos, minimum tamen illa malorum), nur den Tod fern der Heimat, auf hoher See oder in einem fremden Land (3,3,37 f. tam procul ignotis igitur moriemur in oris,Iet fient ipso tristia fata loco) fürchtet er.-Genus ist betont. Zwischen letum und mors (und tiex,57) besteht kein Bedeutungsunterschied; vgl. etwa auch Lucan. 3, 689 mille modos inter leti mors una timori est. Zum Gedanken vgl. noch 5, 7,23 f.; ex P. 1,2,57 f. saepe precor mortem, mortem quoque deprecor idem, / ne mea Sarmaticum contegat ossa solum; Am. 3,9,47 f.; Her. 10,119-24 (vgl. auch Tibuli 1,3,5 ff.). Ovid folgt vor allem zwei berühmten Vorbildern, Soph. Elektra 1129 ff. und Verg. Aen. 10,557-60.
53 f. est aliquid = non parvi momenti est. Ovid liebt diese Art der Hervorhe¬ bung: 5,1,59 est aliquid fatale malum per verba levare; ex P. 2, 7,65 est aliquid patriis vicinum finibus esse; 2,8,9f. est aliquid spectare deos et adesse putare / et quasi cum vero numine posse loqui; 3,4,17 f. spectatum vates alii scripsere triumphum; / est aliquid memori visa notare manu; Met. 12,93 est aliquid non esse satum Nereide. Verwandt damit sind Aussagen vom Typus sunt aliquid Manes (Prop. 4,7,1). - fatove ... ferrove: Heinsius’ Emendation scheint not¬ wendig; denn fatum und ferrum bezeichnen verschiedene Möglichkeiten des Ster¬ bens; vgl. Quint. Inst. or. 8,6,10 ferro, non fato ... occidit; Iust. 9,8,3 partim jato, partim feiro periere. Gewiß ist auch der gewaltsame Tod (jcctpü cpücuv, ßiciuog) vom Schicksal bestimmt; dennoch stellt man sich den natürlichen Tod (xaxö qp-uaiv) als eigentliche Erfüllung des fatmn vor; vgl. 3,3,29 f. si tarnen
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implevit mea sors, quos debuit, annos, / et mihi vivendi iam cito finis adest. solita . . . humo: hier ist solita besser überliefert und läßt sich zwanglos als 'hei¬ misch, vertraut’ verstehen; es ist die Erde, die er als neugeborenes Kind berührt hat (4,3,45 f. et cinis in tumulo positus iacuisset avito, / tactaque nascenti corpus haberet humus), die Grabstätte seiner Familie, die er oft besucht hat und die ihm deshalb vertraut ist (3,3,31 f. quantum erat, o magni, morituro parcere, divi, / ut saltem patria contumularer humo?). Solida im Sinne von firma, stabili (ais Gegensatz zum Meer denkbar) kommt sonst nur in anderem Zusammenhang vor (etwa Fasten 2,648; 3,442; 6,404). - moriens: zu corpus; vgl. Ennius, Trag. 311 f. R. 55 f. mandare: von den letztwilligen Verfügungen Sterbender; vgl. 3,3,43 nec mandata dabo (vom Tod in der Fremde); Suet. Div. Iul. 87 (mit Anspielung auf Xenophon, Kyrup. 8, 7. - Den Fischen zum Fraß zu dienen, schon bei Flomer (Od. 15,480) eine besonders quälende Vorstellung; vgl. auch Feon. Tar. A. P. 7,273,5 f. xdycb pev jtovtco öiVEÜpsvog ixüütn xüppa / oixqpai; danach Properz 3, 7,8 nova longinquis piscibus esca natat-, bei Ovid noch Ib. 145 f. sive per im¬ mensas iactabor naufragus undas, / nostraque longinquus viscera piscis edet. Die Stelle scheint in der Orestes-Tragödie 405 ff. (PFM 5, p. 237 Baehr.) nach¬ zuwirken, iam sperare licet vel praeter vulnera ferri / corporis exitium; fas est sperare sepulcra, / ordine legitimo flammas sperare rogales / et tumidum sibi quisque paret post busta perennem. 57 f. Die Nähe eines Schuldigen bringt auch Unschuldige in Gefahr (Xen. Kyrup. 8,1,25), und es ist nicht ratsam, mit einem Frevler dasselbe Schiff zu besteigen. Vgl. Eur. Elektr. 1354 die Mahnung der Dioskuren aöixEiv pqÖEig heiUsTto pqö’ ejuoqxcov pcxa oupkTieItcjo; ähnlich Flor. Carm. 3,2,26-9. Ovid fühlt sich zwar unschuldig, aber der Zorn des Kaisers kann den aller andern Götter mit sich ziehen (3). Da das eigentliche Gebet erst mit 59 wieder aufgenommen wird (oben zu 13 f.), richtet sich fingite (57) sowenig wie demite (52) an die Götter; zur For¬ mel vgl. noch Fier. 14,62 finge viros meruisse mori. - trahit: Gratt. Cyn. 412 (ianima) quae prima sequaci / sparsa malo est, ne dira trahant contagia vulgus. 59 f. superi... dei entsprechen den di caeli und virides ... dei den di maris von 1 ; ähnliche Ausdrücke für die Meeresgötter: ex P. 4,16,22 caeruleos ... deos; Met. 2, 8; sie nehmen also die Färbung ihres Elementes an (vgl. Eurip. Helena 1457 yXavnd öe FTovtou üxr/üxriQ / rodavela) und wurden zweifellos in der großen Malerei auch so dargestellt. Sonst ist nur das Haar grün (Met. 2,12; Hör. Carm. 3,28,10 Neptunum et viridis Nereidum comas) oder neben Haar und Bart die Arme (Met. 13,960 ff.). Vgl. noch ex P. 2,10,40 aequoreos .. . deos. 61 f. mitissima Caesaris ira: kein eigentliches Oxymoron; gemeint ist: der Zorn hätte auch andere Formen annehmen können; vgl. ex P. 1,2,87 f. ira viri mitis non me misisset in istam, / si satis haec illi nota fuisset humus. Das Paradoxon stär¬ ker betont Tr. 4,8,37 f. ergo illum demens in me saevire coegi, / mitius immensus quo nihil orbis habet. - in loca iussa: vgl. unten 89 iussae . . . terrae; vgl. zum Versschluß Fasten 2,388. 63 f. Die hier geäußerten Gedanken berühren sich mit ex P. 3,6,27-38, am eng¬ sten 29 f. obruerit cum tot saevis deus aequoris undis, / ex illis mergi pars quota digna fuit? Der Tod, so fährt Ovid fort, ob er durch Naturkatastrophen oder im Krieg erfolgt, ist etwas Endgültiges; dagegen kann Caesars Gnade einen Ver¬ bannten wieder zurückbringen. - ipso iudice = aütoü (toü öeo>jt6tou) öixatovxog. Dieses Urteil ist für die himmlischen Götter verbindlich; vgl. 3,2,28.
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65 f. si iam: nicht = ei ye 'wenn wirklich’ (wie etwa Her. 17,67 sed si iam veilem fines transire pudoris), sondern 'wenn . . . schon’, das heißt, vor meinem natür¬ lichen Ende. - 'In die Unterwelt gehen’ oder 'jemanden in die Unterwelt schicken’, kann im Lat. auf verschiedene Weise ausgedrückt werden, je nachdem, welcher Gedanke im Vordergrund steht. Die Diskussion, ob hier und an ähnlichen Stel¬ len (Magnus, Fleckeis. Jbb. 147,1893,609 ff.; ders. zu Met. 3,272) zu lesen sei Stygias ... in .. . undas oder Stygias ...ad... undas läßt sich so zusammen¬ fassen: Beides ist möglich, und die bessere Überlieferung muß jeweils entschei¬ den. Im einen Fall {ad) wird der Tote ans Ufer des Styx geschickt: 5,2,74 ad 'Styga mittat; ex P. 1,3,19 f. cernis ut e molli sanguis pulmone remissus / ad Stygias certo limite ducat aquas; 2,3,43 Pirithoum Theseus Stygias comitavit ad undas; entsprechend Tr. 5,9,19, wenn der Tote den Styx noch nicht über¬ schritten hat, seminecem Stygia revocasti solus ah unda. Im andern Fall {in) stellt man sich den Nachen Charons vor, der auf die Wellen hinausfährt; vgl. Lygd. 3,37 me vocet in vastos amnes nigramque paludem / . . . Orcus. Wieder anders ist die Vorstellung Tr. 4,5,21 f. caput nulli servabile, si non / qui mersit Stygia sublevet illud aqua; Met. 10,697 an Stygia sontes dubitavit mergeret unda-, Prop. 3,18,9 hic pressus Stygias vultum demisit in undas. Vgl. noch Haupt, Opusc. I S. 99; Castiglioni, Gnomon 18,1942, S. 286. - in hoc: 'zu diesem Zweck’; vgl. 2, 285 cum quaedam spatientur in hoc, ut amator eodem / conveniat-, Met. 8, 77. 67 f. 'Es steht in seiner Macht, mein Blut zu vergießen, ohne im Volk invidia zu erregen’. Cruoris Jiostri copia ergibt sich aus der vitae necisque potestas. Was invidia hier heißen muß, ist im Deutschen schwer wiederzugeben. Es ist eine Äußerung der 'öffentlichen Meinung’, wie wir heute sagen würden. Sie ist neben den Gesetzen eine Instanz, die der Kaiser auch berücksichtigen muß. In diesem Fall hätte er die Hinrichtung befehlen können, ohne im Volk Entrüstung, Bitter¬ keit, Protest zu erregen, ohne seine Popularität zu gefährden. - feret = auferet. Er könnte also seine Begnadigung jederzeit zurückziehen. 69. Die Verbindung von certe und puto, eigentlich unlogisch, dürfte der Um¬ ganssprache angehören. 71 f. ut: oben 13; unten 73. - salvum-, zu 1,1,19; vgl. auch 4,5,21 et tutare caput nulli servabile, wo caput, wie hier, die 'Person’ bezeichnet, wohl weniger nach dem Muster von xapa in der griechischen Tragödie, sondern aus der Umgangs¬ sprache; vgl. etwa Plaut. Epid. 95. 73. considat-. Prop. 1,8,13 atque ego non videam talis subsidere ventos. - fer¬ entibus = secundis; vgl. Am. 3,11,51; Her. 16,125; ähnlich cpspcov äveuog (Od. 3,300). 75-90. Der Gedanke 'ich fahre ja nicht zu meinem Vergnügen, auch nicht in Ge¬ schäften, sondern das Ziel meiner Reise ist Tomis’ wird immer wieder anders gewendet.
76. mutandis mercibus: finaler Dativ. Zum Ausdruck vgl. Verg. Ecl. 4,38 nec nautica pinus / mutabit merces; Hör. Sat. 1,4,29; Pers. 5,54 f. mercibus hic Italis mutat sub sole recenti / rugosum piper et pallentis grana cumini; Lucan. 8, 864 nennt den Kaufmann mercis mutator. - aequor aro: 3,12,36 vicinas tutus ararit aquas; Am. 2,10,33 f.; ähnlich scindo (1,10,48); findo (3,10,48), sulco (ex P. 1, 4,35; Verg. Aen. 5,158). Das Bild, das vielleicht von Vergil eingeführt wurde (vgl. noch Aen. 2,780; 3,495), scheint im späteren römischen Epos zu fehlen. Im griechischen Bereich offenbar zuerst Aisch. Suppl. 1007. 77 f- Als Ziel für Bildungsreisen nennt auch Properz 1,6,13 f. Athen zusammen
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mit den berühmten Städten Kleinasiens: an mihi sit tanti doctas cognoscere Athe¬ nas / atque Asiae veteres cernere divitias?, vielleicht das Vorbild unserer Stelle: Ovid läßt hier zwei Epitheta weg und stattet nur das letzte Beispiel in der Reihe mit einem Beiwort aus. Wie Horaz (Epist. 2,2,43) und viele Römer überhaupt hat auch Ovid (wohl um 23-22 v. Chr.) Athen und andere griechische Städte besucht. Das Reiseprogramm dürfte etwa Chios, Lesbos, Samos, Sardes, Smyrna, Kolophon eingeschlossen haben; vgl. Hör. Epist. 1,11,1 ff. Aus Met. 15,424-30 darf man entnehmen, daß er neben Troia (Fasten 6,423 cura videre fuit, vidi templumque locumque, nämlich den restaurierten Athenetempel von Neu-Ilion) Sparta, Mykene und Theben gesehen hat, was man ohnehin annehmen würde. Wenn er später (ex P. 2,10,21 f.) an Cn. Pompeius Macer schreibt, te duce magnificas Asiae perspeximus urhes, so meint er diese Reise. Er war studiosus, d. h. wohl nicht 'bildungshungrig’, sondern 'interessiert’, cupidus videndi; er scheint als Tourist gereist zu sein, nicht um längere Studien zu betreiben wie ein Menschenalter vor ihm Cicero. 79 f. Alexandria weniger als Stätte der Bildung und Kultur, sondern der Ver¬ gnügungen und Ausschweifungen. Das Motiv braucht nicht auf die politische Pro¬ paganda während des Krieges gegen Antonius und Kleopatra zurückzugehen; Alexandria und sein Vorort Kanobos (Am. 2,13,7 genialia ... arva Canopi) scheint genau das gewesen zu sein, als was die Römer es hinstellen. Strabon 17, 16 f., p. 880 dvxi advxcov ö’ eoxlv 6 xwv jtavr]Yupiaxcöv oxhoc, xwv ex xfjg ’Ataljavöplag (sc. eig Kavcoßov) xaxiovxcov xf) öubpux1’ xäaa f]pipa xai Jtdaa vui; jdr]{K>ei xtov ev xolg rdoiapung xaxcnAoupivoov xai xaxopxoupivwv aveör|v pexa xfjg eoxdxiqg dxoXaalag xai avbpcöv xai yuvaixcöv. Kanobos, etwa 12 Meilen von Alexandria auf einer Landenge gelegen, war mit der Hauptstadt durch einen Kanal verbun¬ den, an dem nach Strabon zahlreiche Hotels, Restaurants und Promenaden die Touristen anlockten. Delicias und iocose deuten auf sexuelle Abenteuer: ähnlich Martial 4,42,4 nequitias tellus scit dare nulla magis; vgl. die Erklärer zu luven. 15,46 und Bömer zu Fasten 6,320. 83 f. 'Da binde ich mich (durch ein Gelübde, 1; 86) - und wozu? um die links¬ seitige wilde Küste des Pontos zu erreichen . . .’; vgl. die ausführliche Interpreta¬ tion von W.-D. Lebek, Mus. Helv. 24,1967,33 ff .-tangam-. 1,5,81 f.; 3,2,18.-laevi . . . Ponti: 4,1,60 dum miser Euxini litora laeva peto; 10,97 maris Euxini positos ad laeva Tomitas. Für ihn ist die 'linke Küste’ auch die 'Unglücksküste’. 85 f. nescio quo . . . positos . . . in orbe: 3,3,3 in extremis ignoti partibus orbis; 4,10,97. - exilem (attributiv) . . . viam: die Furche im Kielwasser des Schiffes; vgl. 1,10,16 longum tenui limite fecit iter. Ein kleines Schiff hinterläßt eine schmale Spur, und seine Hilflosigkeit auf dem Meer wird noch augenfälliger: ex P. 1,4,35 nos fragili ligno vastum sulcavimus aequor. - facio . . . viam: oft von einem Weg, der unter Schwierigkeiten gebahnt wird: Her. 16,21 f. hac duce Sigeo dubias a litore feci / longa Phereclea per freta puppe vias. 87-90. seu . . seu magis: wie seu .. . seu; vgl. Properz 3,21,30 sive ebore exactae, seu magis aere, manus. Das Besondere an dieser Alternative scheint, daß sie im Grund keine ist. Wenn er den Sturm überlebt und in Tomis landet (zu advertere vgl. Verg. Aen. 5,34 notae advertuntur harenae; 7,35) erfüllt sich seine Strafe erst: 1,3,61 f.; 2,193f.; 3,2,18 poenae tellus est mihi tacta meae; 10,78 haec est in poenam terra reperta meam; ex P. 3,1,9 f. (an das politische Land) pace tua dixisse velim: tu pessima duro / pars es in exilio, tu mala nostra gravas. 91-4. Der Sturm treibt das Schiff in Richtung Italien zurück; dasselbe Motiv 1, 3
Lude, P. Ovidius Naso, Tristia II
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4,17-24. - carbasa: für das überlieferte corpora scheint eine Humanistenkon¬ jektur zu sein. Corpora würde für einen Schwimmer passen (Met. 11,564 illius ante oculos ut agant sua corpora fluctus / optat); aber hier ist von einem Schilf die Rede; vgl. Rem. 531 (dazu Luck, Gnomon 35,1963, S. 257); anders H. Magnus, Fleckeis. Jbb. 143,1891, S. 694. - Ausonios fines: 1,3,6 finibus extremae . . . Ausoniae. 95 f. merui: prägnant vom Schuldbekenntnis, wie ex P. 1,1,54 (einer der sich gegen die Götter vergangen hat) clamabat media se meruisse via; Her. 7, 71 quid tanti est ut tum 'merui! concediteP dicas; Met. 10,484 f. merui! nec triste recuso / supplicium. - fasque piumque: das Edikt ging von dem vergöttlichten Caesar aus. Ovid liebt derartige Begriffspaare (hier praktisch gleichbedeutend) an dieser Versstelle: iusque piumque (Her. 8,4), iusque pudorque (Ars 3,614); für diese Verbindung vgl. noch Met. 15,867 quosque alios (sc. deos) vati fas appellare piumque est; vgl. auch Liv. 7,31,3; 45,33,2 usw.; Quint. Inst. or. 3,8,26; Paneg. Lat. 2 (12), 27,3 si fas piumque mortalibus aestimare caelestia. 97 f. Wenn die Götter wissen, was wirklich geschehen ist, wissen sie auch, daß Ovid kein Verbrechen begangen hat. An diesen Gedanken knüpft 105 f. an. - Zu si tarnen vgl. Met. 14,729 si tamen, o superi, mortalia facta videtis. - Immer wieder wägt Ovid die Begriffe crimen, culpa, facinus, scelus gegeneinander ab. Er gibt hier culpa zu (entsprechend stidta . . . mens, 100), nicht aber facinus (ent¬ sprechend scelerata mens, 100). Cidpa ist das durch einen Irrtum, ein Fehlurteil [error 99) bewirkte 'fahrlässige Verschulden’: dieser Irrtum schließt die ver¬ brecherische Absicht aus: 3,11,33 f. omnia vera puta mea crimina, nil sit in illis / quod magis errorem quam scelus esse putes. Hier und anderswo ist crimen das juristisch feststellbare Vergehen: 3,6,25f. si nullum scelus est in pectore nostro, / principiumque mei criminis error habet; 4,1,23 f. scit quoque (sc. Musa), cum perii, quis me deceperit error, / et culpam in facto (hier = crimine), non scelus, esse meo. Vgl. andere typische Aussagen: 1,3,37 f. caelestique viro, quis me de¬ ceperit error, / dicite, pro cidpa ne scelus esse putet; 3,1,51 f. in quo poenarum, quas se meruisse fatetur, / non facinus causam, sed suus error habet; 4,4,43f. ergo ut iure damus poenas, sic afuit omne / peccato facinus consiliumque meo; 5,4,18 conscius in cidpa non scelus esse sua; 5,11,15-18 nec vitam nec opes nec ius mihi civis ademit, / qui merui vitio perdere cuncta meo, / sed quia pec¬ cato (entspricht culpa) facinus non adfuit illi, / nil nisi me patriis iussit abesse focis; ex P. 1,7,37-40 nulla potentia vires / praestandi, ne quid peccet amicus, habet. / et tamen ut cuperem culpam quoque posse negari, / sic facinus nemo nescit abesse mihi. Aus niederer Gesinnung, verbrecherischer Absicht entspringt facinus, scelus, aus Torheit und Verwirrung culpa. Crimen deckt alle drei Be¬ griffe. Torheit scheint für römisches Empfinden verbrecherisches Planen eo ipso auszuschließen; vgl. den unbekannten Dichter FPL p. 176 Morel horum quid mavis, stultusne malusne videri? 99-106. Die lange Periode gliedert sich durch das wiederholte si 'so wahr’. Mit diesen Beteuerungen beruft sich der Bittende auf frühere Taten, die seine Ge¬ sinnung zeigen; vgl. 5,3,53-58; Met. 8,350 si te coluique coloque; Fasten 3,335 f.; Verg. Aen. 2,690 si pietate meremur. Es ist der Typus des Bittgebets, wie er bereits in der älteren griechischen Dichtung ausgebildet ist: Horn. II. 5, 115; Sappho Fr. 1; Soph. OT 159-66 (dazu R. Pfeiffer, Philologus 84,1929, S. 144, A. 8 = Ausgew. Sehr. 1960, S. 48, A. 8). 99. Da sich mit immo ita in der Umgangssprache (Plaut. Amph. 538; Bacch. 1100
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usw.) in der Regel der Sprecher selbst berichtigt, vermißte man offenbar (G2 T vertreten hier den interpolierten Strang, während DK mit Vertretern von N und der Mehrzahl der Codices wohl die gute Überlieferung bewahren) einen neuen Gedanken. Heinsius’ Änderung von si zu di ist leicht; aber wenn Ovid jetzt schon sicher wäre, daß die Götter ihn nicht für einen Verbrecher hielten, wäre das Aufhören des Sturms keine Überraschung mehr. Erwägenswert ist höch¬ stens die Änderung von immo ita zu idque ita (vgl. 3,6,25; 5,3,53 ff.).-meus ... er¬ ror ist breit überliefert; malus ... error dürfte eine Humanistenkonjektur sein (aber unnötig, trotz Heinsius zu Am. 1,10,9), vielleicht nach 2,109 illa nostra die, qua me malus abstulit error; die Stelle hängt ihrerseits von Verg. Ecl. 8,41 ( = Ciris 430) ab; vgl. außerdem Her. 3,44, wo Lehrs für meis der Hss. malis einsetzen wollte; Met. 10,342 retinet malus ardor (error Heinsius ex codd.). Error ist in Analogie zu pavla (Theokr. 2,82) nicht so sehr 'Irrtum5 als 'Verirrung5. Zum Gegensatz stulta mens / scelerata mens s. oben; gleichbedeutend mit stul¬ titia verwendet Ovid 1,5,42 simplicitas; vgl. außerdem ex P. 1,6,18 ff. pectora nostra . .. / stulta magis dici quam scelerata decet. 101 f. quod licet et minimis gibt einen guten Sinn; quamlibet e minimis ist wohl wieder eine Humanistenkonjektur; vgl. 5, 7,53 f. unus in hoc nemo est populo qui forte Latine / quamlibet (quaelibet überl.) e medio reddere verba queat. Der favor der Untertanen äußert sich in ihrer 'Loyalität5; vgl. 2,55 hunc animum favisse tibi, vir maxime. - si satis Augusti publica iussa mihi: schwierig zu über¬ setzen, da wir keine genau entsprechenden Formeln haben; vermutlich = si iussa Augusti tamquam a popido ipso edita putavi; es ist die Vorstellung, daß Augustus in seinen Beschlüssen das Volk vertritt. 103 f. Neben Augustus selbst heißen auch andere Angehörige seines Hauses duc.es (3,12,48; 4,2,44; Ars 3,119; Fasten 1,646 usw.), ohne daß dies je offiziel¬ ler Titel gewesen wäre. Zum Ausdruck hoc duce vgl. Hör. Carm. 1,2,52 te duce, Caesar. - Die Verkündigung der Botschaft, daß unter Augustus ein neues Zeit¬ alter angebrochen sei, nimmt in der Literatur die verschiedensten Formen an und läßt sich als Motiv von den messianischen Hoffnungen in Vergils vierter Ekloge bis zu den Verseinlagen in der Apokolokyntosis und der ersten und vier¬ ten Ekloge des Calpurnius verfolgen, in denen Neros Thronbesteigung gefeiert wird. Felix saeculum (nach Quint. Inst. or. 8,6,24 ist der Ausdruck geläufig) be¬ zeichnet das Goldene Zeitalter; vgl. Sen. Contr. 2,7 (15), 7 felici et aureo quod aiunt saeculo natos. Wir haben es mit der Huldigung an einen gottgesandten Fürsten und Erlöser (fteög xai ocottiq) zu tun, die allmählich ihres religiösen Ge¬ haltes entleert wird und den konventionellen Ausdruck der Loyalität des römi¬ schen Staatsbürgers darstellt. - Vor dem genius Augusti im Larenheiligtum seines Hauses bringt er Weihrauchopfer dar; vgl. 2,59 f. et pia tura dedi pro te cumque omnibus unus / ipse quoque adiuvi publica vota meis; ex P. 1,4,55 f. turaque Caesaribus cum coniuge Caesare digna, / dis veris, memori debita ferre manu. 105. animus: Ovids Gesinnung wird durch eine Art Gottesurteil dramatisch be¬ stätigt. - ita = oürcog 'unter dieser Bedingung5 nimmt ita 99 auf. 107-110. Der Sturm läßt nach; die Götter haben das Gebet des Dichters gnädig aufgenommen. 109 f. sub condicione vocati: die durch si ... si ... si .. . ita formulierte Be¬ dingung, unter der sich die Bitte verwirklichen soll; vgl. Fasten 4,320 accipe sub certa condicione preces. - fallere: was oben (97) nur als Möglichkeit aus¬ gesprochen wurde, hat sich jetzt bestätigt; vgl. 2,213 fas ergo est aliqua caelestia 3*
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pectora falli (von Augustus); 4,10, 89 f. (an die Manen der Eltern) scite, piecor, causam [nec vos mihi fallere fas est) / errorem iussae, non scelus, esse fugae. — non est = oüx eisern; vgl. 3,4,55 £. quae contingere non est / corpore', 12,25 o quater et quotiens non est numerare, beatum-, 5,11,19 quorum numerum comprendere non est-, ex P. 4,12,43 peream nisi dicere vix est. 3. Elegie 'Wenn die Erinnerung an die letzte Nacht, die ich in Rom verbrachte, in mir aufsteigt, muß ich heute noch weinen (1-4). Das Edikt des Kaisers hatte mich wie ein Blitzschlag getroffen; in meiner Betäubung dachte ich kaum daran, mich auf die Reise vorzubereiten (5-12). Die Gattin, das Gesinde, die wenigen treu ge¬ bliebenen Freunde, die erschienen sind, weinen (13-26). Mitternacht zieht vor¬ über; ich bete zu den himmlischen Göttern, die Gattin zu den Laren und Penaten (27-42). Die Nacht geht zur Neige, die Stunde des Abschieds ist nahe, und wäh¬ rend ich mir alles, was ich verlassen muß, noch einmal vergegenwärtige, wachsen Qual und Verwirrung in meiner Seele (47-70). Schon blinkt der Morgenstern; die Klage um mich schwillt noch lauter im Hause, und die Gattin läßt sich kaum zurückhalten, mir zu folgen. Ich verlasse das Haus; es ist, als wäre es mein eigenes Begräbnis (71-90). Später berichtet man mir, meine Frau habe nur aus Rück¬ sicht auf mich ihrem Leben nicht ein Ende gesetzt’ (91-102). Die Elegie, die Goethe sich bei seinem Abschied von Rom „mit unsäglicher Rührung“ vorgesagt hat, ist einem Drama vergleichbar mit Ovid als Protago¬ nisten; seine Frau spielt die zweite Rolle; Freunde und Gesinde bilden den tragischen Chor, der mit seinen Klagerufen das Geschehen begleitet. Der Zeit¬ ablauf wird in vier Abschnitte gegliedert: 5 iam prope lux aderat, qua me dis¬ cedere Caesar / finibus extremae iusserat Ausoniae; 27 iamque quiescebant voces hominumque canumque / Limaque nocturnos alta regebat equos; 47 iamque morae spatium nox praecipitata negabat, / versaque ab axe suo Parrhasis Arctos erat; 71 f. dum loquor et flemus, caelo nitidissimus alto, / stella gravis nobis, Lucifer ortus erat. Es sind die natürlichen, durch das Auf- und Untergehen der Gestirne gegebenen Zeitabschnitte. Das Pathos steigert sich vom einen Abschnitt zum andern; es erreicht seinen höchsten Punkt in einer Szene, die der Dichter nicht mehr selbst erlebt hat (91-100), sondern nach dem Bericht anderer schildert: Ein dichterisches Kunstmittel, das Lessing zu würdigen gewußt hätte; die Gefahr allzu starker Effekte wird dadurch gebannt. Mit ungewöhnlicher Gestaltungskraft hebt Ovid sein persönliches Schicksal ins Heroisch-Mythische. Er ist der Mensch, in dessen Leben die Götter jäh ein¬ gegriffen haben (7 f.). Er ist vom Blitzstrahl Jupiters getroffen (11 f.). Sein Haus bietet den Anblick einer belagerten Stadt (25 f.). Seine Gattin ist vom Opfermut einer altrömischen Matrona beseelt. Gebete, Klagen, seelische Kämpfe — alles Elemente des hohen Stils — redren sich aneinander. Trotzdem wirkt das Gedicht nicht 'literarisch’. Es spricht aus ihm die Verbundenheit des Römers mit seiner Heimat (49 blando patriae retinebar amore), mit seinem Haus, seiner Gattin, seinen Freunden (63-6), die Liebe zu Rom (62), die Furcht vor der langen Reise in ein unbekanntes Land. Das alles hat mit Sentimentalität nichts zu tun; es greift an die Wurzeln des Daseins. 1-4. Stimmungshafter Prolog, davon abgehoben durch deutlichen Einschnitt (5) die narratio.
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I f. subit: 'steigt auf’, auch in Prosa, z. B. Tac. Hist. 3,31,3 subit recordatio. supremum tempus: vgl. 1,8,24 supremo . . . die. - gutta: vgl. Prop. 4,1,144 gutta . .. ex oculis . . . cadet. 5f. iam prope lux aderat: die Zeitbestimmung als Übergangsformel (s. Einl.). Die Tempusfolge ist bedeutsam: aderat, dann zurückgreifend fuerat . . . torpu¬ er ant (die Zeitspanne von der Verurteilung bis zum Vorabend der Abreise, die er in seiner Betäubung nicht ausgenützt hat), dann fuit. . . stupui. - cum (GAHV) scheint gegenüber dem breit überlieferten qua (DKT mit dem fünften Vertreter von N) ein Versuch, die Wiederholung zu vermeiden; 2 ist aber ziemlich sicher quae herzustellen. - Ob finibus extremae . . . Ausoniae als Enallage gelten kann, läßt sich kaum entscheiden, da extremae pleonastisch steht. Ist dies eine Formel, die im Edikt verwendet wurde? Der Hafen ist wohl Brundisium. 7 f. satis apta scheint ein Begriff zu sein. - mens wird im nächsten Vers durch pectora nostra (also = Verstand, vgl. Ars 2, 735 f. quantus apud Danaos . . . / pectore Nestor erat) aufgenommen, torpuerant bezeichnet das Ergebnis des lan¬ gen Wartens zwischen Verurteilung und Abreise, dagegen stupid (11) den Ein¬ druck der Verurteilung selbst. Zur Bedeutung von torpere vgl. 5,12,21 f. adde quod ingenium longa rubigine laesum / torpet et est multo, quam fuit ante, minus; ex P. 1,2,27 f. fine carent lacrimae, nisi cum stupor obstitit illis / et similis morti pectora torpor (= vdgxcocug) habet; der Unterschied zwischen stupor und torpor ist also gering; vgl. noch Florus 1,28 (2,12) 13 regem attoni¬ tum adhuc tamquam subito malo et stupentem. — Zum Ausdruck longa mora: 1,3,8; 3,7,8 nec mala tarn longa nostra levata mora; ex P. 1,3,25 f. cura quoque interdum nulla medicabilis arte est, / aut, ut sit, longa est extenuanda mora (entsprechend 15 tempore . . . longo). 9 f. comitis, eine Humanistenkonjektur, stellt die hier mögliche und von Heinsius (zu Fasten 3,564) empfohlene Kollektivform (vgl. 4,2,16 eques = equites; Kühner-Stegmann I, S. 67; ebenda S. 745 für die Verbindung servorum ... legendi) her; Ovid hat mehrere Begleiter gehabt (4,10,101 quid referam com¬ itumque nefas famulosque nocentes? 1,5,64 me profugum comites deseruere mei) und unterscheidet sie, wie wir sehen, von den servi; es dürften also Klienten gewesen sein. - aptae: oben 7. - opis = xD^paxcov, in dieser Bedeutung im Sin¬ gular sonst nicht zu belegen, vielleicht aus der Umgangssprache; für den Plural vgl. Verg. Aen. 2, 799 f. undique convenere animis opibusque parati / in quas¬ cumque velim pelago deducere terras. II f. das Edikt des Kaisers, das ihn verurteilt, wird mehrmals einem Blitzstrahl verglichen; vgl. 1,1,81 f. me quoque, quae sensi, fateor Iovis arma timere: / me reor infesto, cum tonat, igne peti; auch den Zustand der Lähmung und Betäubung schildert er öfter: 1,5,3 f. attonitum qui me, memini, carissime, primus / ausus es alloquio sustinuisse tuo; 5,4,37 quamvis attonitus, sensit tamen omnia; ex P. 1,6,11 f. certe ego cum primum potui sentire, quid essem / (nam fuit attoniti mens mea nulla diu). Vgl. ferner Tr. 1,1,72; 2,179; 4,5,6; 5,2,53; 3,31; ex P. 1,2,128; 7,46; Val. Max. 7,7,4. f. Aus der fast wohltätigen Betäubung reißt ihn der Schmerz des Abschieds. Dieselbe psychologische Beobachtung Met. 5,510 f. attonitaeque diu similis fuit, atque dolore / pulsa gravi gravis est amentia. - animi nubem: die Wolke, die um sein Bewußtsein lag; ähnlich unten 91 f., von der Ohnmacht seiner Gattin, illa dolore amens tenebris narratur obortis / semianimis media procubuisse domo; etwas anders ex P. 2,1,5 f. tandem aliquid pulsa curarum iiube serenum / vidi 13
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(vgl. zu diesem Bild Stat. Silv. 1,3,109 omni detectus pectora mibe)-, wieder anders Sen. De ira 3,12,4 caligo quae premit mentem (ein Wutanfall); am ehesten ist mit unserer Stelle zu vergleichen II. 17,591 xöv ö’dxeog vecpeA.r] exodxnjis pelmrva. - sensus convaluere mei = resipiscere coepi; vgl. Her. 16,73 mens mea convaluit (dort auch Gegensatz zu obstupescere, 67). 15 f. Da er die Freunde anspricht (bisher hat er in seiner Betäubung geschwie¬ gen), nicht die Freunde ihn, wird man adloquor nicht als aapaputteopai. fassen (wie etwa Sen. Cons. ad Marc. 1,6 omnia in supervacuum tentata sunt: fatigatae adlocutiones amicorum). Tibuli 1,3,15 f. ipse ego solator . . . / quaerebam tardas anxius usque moras ist anders, obschon sich die dort geschilderte Abschiedsszene (15-20) mit der unsrigen berührt. - extremum-, adverbiell, wie bei Verg. Aen. 3,68 supremum; vgl. noch Met. 12,521 quae mihi tunc primum, tunc est conspecta supremum; auch in Prosa: Liv. 1,29,3 ultimum; Tac. Hist. 4,14,3 supremum. Bei Ovid wie bei Verg. Aen. 6,466 wirkt eine berühmte Stelle, Soph. Aias 857 f. nach, jtQooevveaco / jmvuoxaxov 5f) xotmox’ authg üaxepov (vgl. unten 67 f.).-moclo de multis = de iis qui modo multi fuerant; vgl. Her. 14, 1 mittit Hypermestre de tot modo fratribus uni; Met. 3,687 f. de modo viginti (tot enim ratis illa fere¬ bat) / restabam solus. Daß in dieser Nacht nur so wenige Freunde kamen (die offenbar bis zum Morgengrauen bei ihm blieben), schmerzt ihn tief: 1,5,33 f. vix duo tresve mihi de tot superestis amici: / cetera Fortunae, non mea turba fuit; 3,5,9 f. idque recens praestas nec longo cognitus usu, / quod veterum misero vix duo tresve mihi-, ex P. 1,9,15 f. adfuit ille (Celsus) mihi, cum me pars magna reliquit, / Maxime, Fortunae nec fuit ille (ipse pars codd.) comes; 2,3, 29 ff. (an M. Aurelius Cotta Maximus) cumque alii nolint etiam me nosse videri, / vix duo proiecto tresve tulistis opem. - erant-. DKT mit der Mehrzahl gegen N al. richtig, obwohl erat möglich wäre; die Parallelen sind nicht eindeutig. Für den Singular spricht Fasten 2,394 ex illis unus et alter ait-, für den Plural Am. 1,8,54 nec satis effectus unus et alter habetit-, Rem. 364 qui volet, impugne(ri)t unus et alter opus, hat sich die von Polizian und Dan. Heinsius vorgeschlagene Änderung im Turonensis gefunden (s. E. J. Kenney z. St.; L. Becker, Diss. Marburg 1913, S. 10 ist kritisch zu benutzen). 17f. flentem flens: zum Polyptoton, das den gemeinsam empfundenen Schmerz hervorhebt, vgl. ex P. 1,4,53 et narrare meos flenti flens ipse labores; Met. 14, 305 f. flentem flentes amplectimur ipsi (ähnlich 7,863); Cic. Pro Flacco 102 o nox illa . . . cum ego te, Flacce, caelum noctemque contestans flens flentem ob¬ testabar. — imbre: aus der hellenistischen von der neoterischen Dichtung über¬ nommenes Bild: vgl. Asklepiad. Anth. Pal. 5,145,3 xaxopßpa yag öppax’ epebvxeov (vgl. 5 epöv üexov, dies nach Gow und Page z. St. in dieser Bedeutung sonst nicht belegt); Catull 68,55 f. maesta neque assiduo tabescere lumina fletu / ces¬ sarent tristique imbre madere genae; für Ovid vgl. noch Ars 1,532 indigno teneras imbre rigante genas. - indignas = immeritas, 'die es nicht verdient hät¬
ten ; in dieser Bedeutung nicht vor Ovid bezeugt: zuerst, wie es scheint, Am. 3,9,3; von Dingen zuerst Ars 1,532 (s. oben) und 3,708, dann Fasten 2, 780. 19 f. nata: es wird seine Tochter aus zweiter Ehe sein, die damals schon zum zweitenmal verheiratet war: 4,10, 75 f. filia me mea bis prima fecunda iuventa, / sed non ex uno coniuge, fecit avum. Die Stieftochter, von der dritten Gattin in die Ehe gebracht, wird hier nicht erwähnt; sie erscheint erst nach Augustus’ Tod als verheiratet: ex P. 4,8,11 f. (an Suillius) nam tibi quae coniunx, eadem
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mihi filia pae?ie est, / et quae te generum, me vocat illa virum; vgl. 90 pro socero paene precare tuo. - diversa: 'fern5; vgl. Verg. Aen. 12,621 quisve ruit tantus diversa clamor ab urbe-, Tac. Ann. 3,2 u. o. — sub: 'unmittelbar an5 oder 'auf’; vgl. Prop. 3,9,36 tota sub exiguo flumine nostra mora est-, Lucan. 9,435 sub illa . . . terra-. Stat. Silv. 5,3,94. - certior esse: für den Genetiv des Objekts vgl. Cic. ad Att. 9,2a, 2. 21 f. quocumque aspiceres: zu 1,2,23. - luctus gemitusque-, beide Begriffe im Plural (anders etwa Cic. Pro Balbo 61 dolorem alii, nos luctum maeroremque suscepimus), der erste vielleicht in Angleichung an den zweiten; vgl. 3,8,37 cumque locum moresque hominum cultus que sonumque / cernimus; Plaut. Pseud. 62 nostri amores, mores, consuetudines-, Sali. Cat. 15,4 neque vigiliis neque quieti¬ bus. - forma . . . non taciti funeris-. Ovid vergleicht mehrmals seine Verbannung mit einem Begräbnis, sein Leben im Exil mit dem Tod; dieser Abschied ist für ihn und die Seinen ein Abschied für immer. Daß Ovid mit dem funus non taci¬ tum das sogenannte funus indictivum meint, zu dem ein Herold einlud, im Ge¬ gensatz zum funus plebeium, glaube ich nicht; auch an einem Armeleutebegräbnis wurde laut geklagt, und Ovid sagt selbst, wie gering die Teilnahme der Freunde und Bekannten war. Vgl. noch 5,1,13 f. Sarmaticas longe proiectus in oras, / ef¬ ficio tacitum ne mihi funus eat; hier dauert das Begräbnis über den Abschied hin¬ aus, und die klagende Stimme ist die des Dichters. - funere: kausal wie etwa Cic. Tusc. 3,63 interitu suorum quam gravissime maerere. 25 f. si licet exemplis in parvo grandibus uti: in parvis ist breit überliefert; leider ergibt sich für S kein klares Bild (G2 folgt der Nebenüberlieferung, K hat Wort¬ umstellung), so daß in parvo Konjektur sein dürfte, hier für das Verständnis des Satzes nötig. Kann eine Inschrift (CLE 1988,34) sit, precor, hoc iustum exemplis in parvo grandibus uti hier, wie 1,11,12, als Beweis gelten, daß die breite Über¬ lieferung falsch ist? Bei Ovid linden sich keine klaren Parallelen: 1,6,28 grandia si parvis adsimilare licet; ex P. 3,1,55 si locus est aliquis tanta inter nomina par¬ vis; Met. 5,416 quod si componere magnis / parva mihi fas est; Ars 3,525 f. quis vetat a magnis ad res exempla minores / sumere . . .? Ähnliche Ausdrücke bei Verg. Ecl. 1,23: Georg. 4,176; Herodot 2,10,1 (vgl. Stein z. St.); Thuk. 4,36,3. Etwas anders, wenn auch ähnlich im Gedanken: 1,2,11 f.; ex P. 1,1,25 nec me nominibus furiosus confero tantis. - Das Bild der eroberten Stadt (hier kühn auf eine Familie in Trauer übertragen) ist vorgeprägt bei Homer (II. 22,405 ff.), erscheint auch später im Epos (Verg. Aen. 4,669 ff.) und in der Geschichtschrei¬ bung (Liv. 1,29,2), aber naturgemäß meist dann, wenn ein Unglück wirklich eine Stadt, ein Heerlager trifft, weniger, wie hier, einen Privathaushalt. Noch über¬ spitzter ist die Übertragung bei Oppian, Hai. 5,553 ff. (von der Harpunierung eines Delphins) parodistisch bei Prop. 4,8,56 spectaclum capta nec minus urbe fuit (von der Verheerung, die die eifersüchtige Cynthia im Haus des Dichters an¬ richtet). - facies: weniger = spectaculum (Prop. a. 0.; vgl. Liv. 31,24,3) als forma (Sen. de dem. 1,26,2), vultus (Tr. 3,8,9 desertaeque domus vultum memoresque sodales) oder imago (Met 12,225 captaeque erat urbis imago); in die¬ ser Bedeutung findet sich das Wort auch in historischer Prosa: Sali. Cat. 32,1; Tac. Hist. 3,83 saeva ac deformis urbe tota f acies; im ältern Latein bezeichnet es bekanntlich allgemein das in die Augen Fallende, das Aussehen eines Men¬ schen oder Objekts (Gell. 13,30). 27 f. Der Kontrast zwischen dem Schlummer der Stadt, dem ruhigen Lauf des Gestirns am nächtlichen Himmel und der Verzweiflung der Menschen ist nach
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Apollon. Rhod. 3, 748 ff. von Vergil (Aen. 4,522 ff.) geschildert worden. Ob Ovid hier und Met. 10,446, tempus erat quo cuncta silent, das conticinium meint, ist fraglich; es wird von Macrob. Sat. 1,3,12 (wohl nach Varro) u. a. als einer von sieben Zeitabschnitten der Nacht definiert: gallicinium, inde conticinium (so A0, conticuum die andern Hss., doch siehe Thes. IV 697,35) cum et galli con¬ ticescunt et homines etiamdum (etiam tum codd.) quiescunt; das wäre erst gegen Morgen und würde mit dem unten 71 f. charakterisierten Abschnitt ungefähr zu¬ sammenfallen. Die Schilderung der Nacht erinnert an Varro Atacinus kr. 8 Mor. desierant latrare canes urbesque silebant: / omnia noctis erant placida composta quiete, wo Ovid nach Sen. Contr. 7,1,27 die letzten drei Worte streichen wollte; vgl. auch Petron. PLM 4, p. 98 Baehr. (= Nr. 99, V. 11 f.) ecce tacent voces hominum strepitusque viarum / et volucrum cantus turbaque fida canum. — alta: 'hoch am Himmel’; ähnlich Prop. 1,10,8 mediis . . . Luna ruberet equis. - Zu 28 vgl. auch Her. 11,46. 29 f. ab hac: wieder ein Fall, wo S, sekundiert von der breiten Überlieferung, wahrscheinlich das Richtige bewahrt. Zur zeitlichen Bedeutung 'nach ihm’ vgl. Heinsius zu Her. 2,86; Munro zu Lucr. 5,1332; Kühner-Stegmann I S. 494,2b. Ad hanc müßte heißen 'in seinem Schein’; vgl. Fasten 1,438 ad Lunae lumina; aber ob das bloße Demonstrativum ausreicht, zumal es im gleichen Vers anders verwendet wird, ist zweifelhaft. — nostro . . . Lari-, 'meinem Haus’; vgl. 3,10,62; 12,52 luv. 15,153 f. aedificare domos, laribus coniungere nostris / tectum aliud. 31-40. Das Gebet richtet sich an die Götter, deren Sitz das Kapitol ist. Der An¬ blick der Tempel muß überwältigend gewesen sein; Tac. Hist. 1,40 nec illos Capitolii adspectus et imminentium templorum religio et priores et futuri prin¬ cipes terruere. 33 f. Das Kapitol ist hier ein Wahrzeichen der 'hochgetürmten Stadt’ (aurü jtToMEÜpov), wie andere mythische oder historische Städte - Troia, Babylon, Kar¬ thago - geschildert werden: vgl. 1,5, 69 f. quae de septem totum circumspicit orbem / montibus, imperii Roma deumque locus-, Verg. Aen. 1,7 altae moenia Romae. - Quirini-, die alte Nationalgottheit erscheint oft in feierlicher Rede: 1,8, 37 non ego te genitum placida reor urbe Quirini-, ex P. 1,5,73 procid urbe Qui¬ rini-, Met. 15,756; Hor. Carm. 1,2,46. - Ovid sieht sich als den Protagonisten einer epischen oder dramatischen Situation. Der Abschied von der Heimat be¬ deutet die Auflösung einer religiösen Bindung, und die bloße Nähe eines heiligen Bezirks ist bedeutungsvoll. Ähnlich die Abschiedsszene Met. 15,685 ff. (Aesculap) oraque retro / flectit et antiquas abiturus respicit aras / adsuetasque domos habitataque templa salutat. - este salutati. . . mihi: Vgl. Met. 4,154 estote rogati; Fasten 1,513 este bonis avibus visi natoque mihique; feierlicher als ego vos saluto, hat der Ausdruck zugleich etwas Abschließendes, wie etwa xaüxd poi Eippatlco. 35 f. clipeum: die im Gebet angerufene Hilfe der Götter, die jetzt zu spät kom¬ men muß. - odiis: der Plural wohl nur metrisch bedingt; im gleichen Zusammen¬ hang (Haß des Volkes) steht 2,87 f. der Singular: ergo hominum quaesitum odium mihi carmine, quosque / debuit, est vultus turba secuta tuos. - error . . . culpa . . . scelus: vgl. zu 1,2,95 ff. 37 f. quod vos scitis: die himmlischen Götter wissen, daß er unschuldig ist; vgl. zu 1,2,99. - placato ... deo: wahrscheinlich auch hier, wie 1,1,32 und 4,4,88 die Vorbedingung für Ovids Begnadigung und Rückkehr; der vorsichtige Aus¬ druck possum non miser esse läßt dies offen; 5,2,77 f. neque enim miser esse
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recuso, / sed precor ut possim tutius esse miser, wünscht sich Ovid nur einen weni¬ ger schlimmen Aufenthaltsort. 41-6. Die Gattin betet zuerst zu den römischen Staatsgöttern, dann zu Laren und Penaten.
42 erscheint wörtlich Cons. Liv. 120, was gegen die von Heinsius aufgenommene Lesart des cod. Barberin. spricht; praepediente ist wohl eine Humanistenkonjek¬ tur nach Her. 14,18 et subitus dextrae praepedit orsa tremor. Der Ausdruck ist verkürzt 3,5,16 singultatis oscula mixta sonis. 43 f. ante Lares: wegen Penates (44) besser als ante aras: G2 (oder G3?) DT mit der Mehrzahl (darunter AHP) von N gegen K mit den restlichen Vertretern von N. focos (= aras) wäre dann eine bloße Wiederholung. Die Änderung braucht nicht auf christlicher Umdeutung zu beruhen (vgl. L. Traube, Vorl.u.Abh. II S. 68, A. 1), sondern kann durch Stellen wie Sen. Oed. 71 adfusus aris; 197 prostrata iacet turba per aras beeinflußt sein. - passis . . . capillis: als Zeichen der Trauer; vgl. 4,2,43 crinibus en etiam fertur Germania passis; Met. 6,531 f. passos laniata capillos, / lugenti similis; das breit überlieferte sparsis kann als Verschreibung gelten; vgl. 1,1,12; Am. 3,2,45; Ars 3,709; Fasten 3,219; Peeters, Les Fastes d’Ovide, S. 367. - extinctos . . . focos: als Zeichen der Trauer ließ man das Feuer auf dem Hausaltar erlöschen; hesternos (Heinsius zu Fasten 2,534) bedeutet im Grunde dasselbe, ist aber paläographisch näher dem Befund von GHPV; da fast alle andern Hss. einhellig extinctos überliefern, fällt N (ohne A) hier nicht ins Gewicht. Anders sind Fälle wie Prop. 1,15,5; 2,34,59; 3,8,1 zu beurteilen; vgl. Thes. VI 3,2668, 73 ff. - focos: eig. das Kohlenbecken, die Feuerpfanne, dann oft = ara; vgl. Ars 1,638 dentur in antiquos tura merumque focos; Met. 4,752; Prop. 2,19,14 haedus ubi agrestis corruet ante focos; Tib. 1,2,82 sertaque de sanctis corripuisse focis. 45 f. aversos . . . Penates: Heinsius’ Konjektur (zu Her. 7,4) ist notwendig; vgl. ex P. 1,2, 7 f. vereor ne nomine lecto / durus et aversa (adversa 'dett.’) cetera mente legas; 3,2,7f. non illis pietas, non officiosa voluntas / defuit: aversos (adversos vulgo) extimuere deos; Prop. 4,1,73 aversus (adversus v. 1.) Apollo; Lygd. 3,28; Hor. Carm. 3,23,19 aversos Penatis; Verg. Aen. 1,482 diva solo fixos oculos aversa tenebat. - deplorato: 'ais verloren beweint’; vgl. 3,5, 7 f. ausus es igne Iovis percussum tangere corpus / et deploratae Ihnen adire domus; Met. 13,479 f. deploratosque recensent / Priamidas. 47 f. praecipitata: wie die Sonne, kann auch die Nacht auf- und untergehen: Verg. Aen. 2,8 f. et iam nox umida caelo / praecipitat suadentque cadentia sidera somnos. — versaque ab axe suo: Die Lage des Großen Bären hat sich verändert; die Achse, um die er sich gedreht hat, kann aber nicht die Himmelsachse sein, in deren Nähe er sich befindet (Her. 18,152 quaeque micat gelido Parrhasis Vrsa polo), sondern seine eigene Achse; denn obschon Ovid hier vom „Bären“ spricht, denkt er gleichzeitig an den „Wagen“; vgl. ex. P. 4,10,39f. proxima sunt nobis plaustri praebentia formam / et quae praecipuum sidera frigus habent; Met. 2, 177; da plaustrum einen zweirädrigen Karren bezeichnet (G. Herzog-Hauser, RE 20,2552), ist axis also die Wagenachse, um die der Karren gekippt ist, so daß die Deichsel in die Höhe ragt; vgl. Met. 10,447 flexerat obliquo temone plaustra Bootes; Lucan. 2,237 Parrhasis obliquos Helice cum verteret axes; Sen. Here. fur. 131. - Parrhasis: 'arkadisch’; ursprünglich nur den zwischen Alpheios und Lykaon liegenden Teil Arkadiens bezeichnend. Zum Katasterismos der Kallisto: Met. 2,401 ff.; Fasten 2,153 ff. (Bömer zu 2,276).
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49 f. blando patriae ... amore-, ex. P. 1,3,29 rursus amor patriae ratione ( = koympto) valentior omni; 35 f. nescioqua natale solum dulcedine cunctos / ducit et immemores non sinit esse sui, wo Odysseus’ Worte (Od. 9,27 f.) nachklingen: ou toi eyco ye / rjg yodrig Suvapoa yLuxepdrcepov abXo tSeahcu. Vgl. auch Sen. Epist. 66,26 (vielleicht nach Övid) Ulixes ad Ithacae suae saxa sic properat quemad¬ modum Agamemnon ad Mycenarum nobiles muros-, Tac. Germ. 2,1 quis porro, praeter periculum horridi et ignoti maris, Asia aut Africa aut Italia relicta Ger¬ maniam peteret informem terris, asperam caelo, tristem cultu aspectuque nisi cui (Sturm: si vulgo) patria sit? — iussae . . . fugae wahrscheinlich als Dativ aufzu¬ fassen: 'für die befohlene Fahrt ins Exil’; zum Ausdruck vgl. 4,10, 90. 51 f. aliquo ... properante: unten 61 quid propero? — quid urges: sc. iter; vgl. Fasten 6,520. - festinas: der Indikativ läßt sich halten (Wopkens, Lect. Tüll. II 5, p. 81 ed. Frotscher; Haupt-Korn-Ehwald zu Met. 10,637) und ist lectio difficilior; festines dürfte Konjektur sein. 53 f. me sum mentitus habere: A. c. i. wie etwa Lucan 7,447 mentimur regnare lovem; wenn das heißt 'wir behaupten, Iuppiter regiere - doch das ist eine Lüge’, so meint Ovid 'ich sagte immer wieder, es gebe für mich eine bestimmte Stunde, die für die geplante Reise geeignet sei - doch das war eine Lüge.’ Ovid möchte die Abreise mit allen erdenklichen Mitteln aufschieben; er erfindet Ausflüchte und tut dabei, als habe er einen guten Grund, noch etwas zu warten. - Gegensatz zu hora apta (dextra, commoda) wäre hora sinistra: Fler. 21,68 et fuit ad coeptas hora sinistra vias. 55 f. Das Überschreiten der Schwelle ist eine symbolische Handlung: es bedeutet den endgültigen Abschied. Vgl. in anderem Zusammenhang Rem. 785 f. di faciant possis dominae transire relictae / limina, proposito sufficiantque pedes. Für den Verbannten kann es ein Abschied für immer sein; deshalb zögert er vor dem Überschreiten der Schwelle. Limen in Verbindung mit exsilium auch bei Verg. Georg. 2,511 exsilioque domos et dulcia limina mutant. Postliminium ist das Recht der Rückkehr in die Heimat. Ovid sagt nicht, daß sein Fuß an der Schwelle angestoßen sei; das wäre ein schlechtes Vorzeichen für jede Reise (Cic. De div. 2,84), obschon der Vers im Wortlaut an zwei Stellen erinnert, wo von der pedis offensio die Rede ist: Met. 10,452 ter pedis offensi signo est revocata- Tib. 1,3, 19 f. o quotiens ingressus iter mihi tristia dixi / offensum in porta signa dedisse pedem. Auch Ovid läßt sich zurückrufen, aber das ist keine Warnung (in der An¬ nahme, er habe das böse Omen nicht selbst bemerkt), sondern eine Bitte, noch zu bleiben. Oder soll man annehmen, daß Ovid dreimal halb unbewußt das böse Omen zustande bringt, um nicht abreisen zu müssen? 57 f. vale-, vgl. 1,8,23-6. - oscula summa = o. ultima- vgl. Her. 15,101 non tecum lacrimas, non oscula summa tulisti; Sen. Med. 289 dum extrema natis mater infigo oscula. 59 f. mandata: die letzten Verfügungen eines Römers angesichts des Todes (1,2, 55; 3,3,43) oder vor einer gefährlichen Reise (Tib. 1,3,15f. cum iam mandata dedissem, / quaerebam tardas anxius usque moras, Vorbild unserer Stelle). meque ipse fefelli: die Selbsttäuschung gut beobachtet, wie oben 53 f.; 55 f. oculis .. . meis: streng genommen überflüssig; vielleicht deutet Ovid an, daß er sich die Gesichter seiner Lieben nochmals eingeprägt hat; der Gegensatz zwi¬ schen konkretem Sehen und bloßer Vorstellung taucht später öfters auf: 3,4b, 55-60; 4,2,57-68; 6,45-8. - pignora: meist von den Kindern (Prop. 4,11,73 nunc tibi commendo communia pignora natos), aber auch von den andern Fami-
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lienangehörigen und nahen Verwandten (CLE 1258,1 f.) und schließlich von Freunden (3,11,16 qaod coniuge cara, / quod patria careo pignoribusque meis). 61 f. Der krasse Gegensatz zwischen der Weltstadt Rom und dem Nest am Schwarzen Meer, schon 51 f. angedeutet, wird 1,2,77-90 und 1,5,61-70 aus¬ geführt; vgl. noch ex P. 1,3,37 quid melius Roma? Scythico quid frigore peius? Scythia ist sonst fast gleichbedeutend mit Barbarei und nördlicher Kälte; aber Tomis gehört administrativ zur Scythia minor. Herodot kennt noch keine Skythen südlich der Donau; sie werden erst seit etwa 200 v. Chr. dort erwähnt, sind aber wohl schon früher bis in die Umgebung von Tomis vorgedrungen. Vgl. 3,2,1 f. ergo erat in fatis Scythiam quoque visere nostris, / quaeque Lycaonio terra sub axe iacet; 4,9,17 f. quod Scythicis habitem longe summotus in oris, / siccaque si?it ocidis proxima signa meis; ex P. 4,6,5 in Scythia nobis quinquennis Olym¬ pias acta. - iusta: 'angemessen’; vgl. ex P. 2,9,59 tempora sic data sunt studiis ubi iusta paternis; Her. 17,156 magna fuit subitae iustaque causa viae. 63 f. die ihm nahe stehenden Menschen, die er oben 60 als pignora zusammen¬ faßte, werden genauer bezeichnet. - vivo . . . viva: zur Wortfigur oben 17 fletztem fletis; unten 82 exidis exzd. - dulcia membra-. 4,10,47 f. Ponticus heroo, Bassus quoque clarus iambis / didcia convictus membra fuere mei. 65 f. sodales: nicht nur die befreundeten Dichter, mit denen ihn ein sodalicium verband: 4,10,45f. saepe suos solitus recitare Propertius ignes / iure sodalicii, quo mihi iunctus erat; 5,3,51 f. admonitusque mei, cum circumspexerit omnes, / dicat 'ubi est nostri pars modo Naso chori?’ (von der jährlichen Zusammenkunft der Dichter) das Bild etwas anders; ein sodalis ist auch der Empfänger von 1,7 (vgl. dort V. 10 quam procul a nobis Naso sodalis abestl), der kein Dichter zu sein scheint. Sodalis ist also jeder enge Freund. - pectora: Ausdruck der Zunei¬ gung oder Zärtlichkeit; vgl. 4,10,91 f. ad vos, studiosa, revertor, /pectora, qui vitae quaeritis acta meae. - Thesea . . . fide: abgekürzt für fides qua Theseus amico iunctus erat (vgl. ex P. 4,10,78 in . . . fide Theseus quilibet esse potest); das Adjektiv, nach 0p08U)g gebildet, auch bei Prop. 1,3,1 Thesea . . . carina. Fides = fidelis amicitia, 'echte Freundschaft’; vgl. Phaedr. 3,9,1 vulgare amici noznen, sed rara est fides. 67 f. numquam: durch das ganze Gedicht zieht sich wie ein Leitmotiv die An¬ deutung, daß dies ein Abschied für immer sei: vgl. oben 32 iamque ocidis num¬ quam templa videnda meis; 63 uxor in aeternum vivo mihi viva negatur; vgl. auch 1,8,23-6. - in lucro est = in lucro ponitur, ein Ausdruck der Geschäfts¬ sprache, der ursprünglich einen unerwarteten Gewinn bezeichnet; vgl. Ter. Pho. 251 quicquid praeter spem eveniet, omne id deputabo esse in lucro; etwas anders Hör. Epist. 1,4,14 grata superveniet, quae non sperabitur, hora. 69 f. nec mora: parataktisch und fast adverbiell; vgl. etwa 3,7,5 f. quidquid aget, cum te scierit venisse, relinquet, / nec mora quid venias quidve, requiret, agam; Bömer zu Fast. 1,17; Met. 4,480. - verba imperfecta relinquo: vgl. Her. 13,13 f. linguaque mandantis verba imperfecta reliquit: / vix illud potui dicere triste vale ; 21,25; Met. 1,525 f. plura locuturum timido Peneia cursu / fugit cumque ipso verba imperfecta reliquit. - complectens: scheint amplectar (67) aufzunehmen und ist daher wohl wörtlich zu fassen; dann wäre animo proxima quaeque meo ein Aus¬ druck, analog zu pignora cara (60); vgl. 5,2,39 me miserum\ quid agam, si pro¬ xima quaeque relinquunt? ex P. 2,3,24 quae (sc. Fortuna), simul intonuit, pro¬ xima quaeque fugat. 71 f. Der letzte Akt, wieder durch eine Erscheinung am Himmel eingeleitet (oben
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28; 47 f.). Die Verse erinnern an Her. 18,112; Met. 4,663f. caelo clarissimus alto / Lucifer ortus erat-, der Gegensatz zwischen der reinen Schönheit des Ge¬ stirns und seiner traurigen Bedeutung vom Dichter sicher empfunden. 73 f. Durch die Trennung fühlt sich Ovid in Stücke gerissen: er führt dieses un¬ gewöhnliche und starke Bild hier in drei Variationen vor. Der Akt des Zer¬ reißens ist durch drei verschiedene Verben ausgedrückt: dividor, membra relin¬ quam, abrumpi-, das Zerstückeln von Absyrtos (3,9,27) wird durch divellere be¬ zeichnet. 75 f. Mettus Fufetius hatte die Römer im Krieg gegen Veii im Stich gelassen und wurde zur Strafe auf Befehl von Tullus Hostilius von wilden Pferden zer¬ rissen: Liv. 1,27 f; Verg. Aen. 8,642 f. haud procul inde citae Mettum in diversa quadrigae / distulerant, eine Stelle, auf die sich dieses Distichon und Ib. 277 f. vel tua... / viscera diversis scissa feratitur equis sowie 335 f. sic, ubi vita tuos invisa re¬ liquerit artus, / ultores rapiant turpe cadaver equi beziehen könnte. Wie fast in der gesamten Überlieferung Mettus (Metius in zwei jungen Hss. dürfte Kon¬ jektur sein) durch Priamus verdrängt wurde, ist nicht leicht zu erklären. Wenn das Distichon echt ist (Heinsius und Schräder, Emendationes S. 204 hielten es für eine Eindichtung, und man begreift tatsächlich kaum, wieso Ovid sich mit einem Verräter vergleichen sollte), so könnte man annehmen, daß ursprüng¬ lich hier kein Name stand (auch in den Ibis-Stellen fehlt er), daß vielmehr nach doluit ein anapästisches oder spondeisches Wort stand, so daß Mettus so gut wie Priamus Randnotizen wären, die in den Text gedrungen sind. Dann ist es prak¬ tisch unmöglich, das Wort, das sie ersetzt haben, zu ermitteln. Wenn die beiden Verse fehlten, würde sie wohl niemand vermissen. Vgl. noch W. Heraeus, Rhein. Mus. 79, 1930, 253 ff. = Kl. Sehr. S. 249. 77 f. tum vero = tote öf], 'da. . . erst recht’; diese Art der Überleitung bei Ovid auch sonst in elegischer Dichtung (Am. 2,5, 23; Her. 5, 71). — Der Anklang an einen berühmten Vergilvers, Aen. 2,313, ist nicht zu überhören, exoritur clamorque virum clangorque tubarum. - Das Schlagen der entblößten Brust gehört zur Toten¬ klage (3,3,48 feries pavida pectora fida manu? Fasten 4,454 et feriunt maesta pectora nuda manu\ Theokr. 15,134 f.); das paßt zum Bild des Begräbnisses (21 ff.; 89 f.). 79 f. Die spärlich bezeugte Variante lacrimis . . . suis, die
Heinsius (zu Her. 17, 252) in den Text setzt, könnte mittelalterliche Konjektur sein. Sie gibt einen guten Sinn: die Gattin spricht unter Tränen; vgl. 3,5,13 f. (ein Freund in der Abschiedsnacht) et lacrimas cernens in singula verba cadentes / ore meo lacrimas, auribus illa bibi. Etwas anders ex P. 1,9,20 (Celsus in derselben Nacht) cumque meis lacrimis miscuit usque suas; Her. 2,95 cumque tuis lacrimis lacrimas con¬ fundere nostras: hier vermischen sich die Tränen zweier Menschen. Aber Ovid konnte gerade so gut sagen, daß sich die Worte eines Menschen mit den Tränen eines andern vermischen, wenn beides gleichzeitig geschieht. 81 f. Die Rede der Gattin baut sich aus kurzen Satzgliedern auf, die fast sto߬ weise aufeinanderfolgen. Jedes der drei Distichen 81-86 ist mit großer Kunst gestaltet (Wortfiguren: simul ah, simul; exulis exul; et mihi. . . et me; die Anti¬ these Caesar ... pietas, die sich wieder auf löst), aber stärker als die einzelnen Stilmittel wirkt das Ethos, das diese Verse erfüllt, das Bild der sarcina parva, die Personihzierung der pietas. - simul ah, simul: die Gruppe D K T, die diese von Heinsius übernommene Variante bezeugt, hat die breite Überlieferung ge¬ gen sich; trotzdem scheint die Überbetonung des Ausgangspunktes in simul hinc,
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simul schlecht. Vielleicht wurde ha als hc gelesen, und dies als Abkürzung von hinc aufgefaßt. — avelli: oben 73 f. — ibimus-. Hör. Carm. 1,7,25 f. quo nos cum¬ que feret. . . Fortuna . . . / ibimus, o socii comitesque. - exulis exul: oben 63; zum Gedanken 4,10, 73 f. ultima, quae mecum seros permansit in annos, / sustinuit coniunx exulis esse viri. Sie ist aber, wie er sie 5, 11,1 ff. belehrt, nicht exulis uxor, da er nur relegiert, nicht verbannt ist. - et. . . et: der Bau des Verses erinnert an Her. 16,354 et mihi sunt vires et mea tela nocent; vgl. Tib. 2,6,10 et mihi sunt vires et mihi facta via est. 83 f. facta via est: 1,2,86 exilem facio per mea vota viam-, 4,3,76 publica virtuti per mala facta via est; Her. 16,330 iam facient celeres remus et aura vias. - capit = xcdqeI; vgl. 3,4,29 f. nec natum in flamma vidisset, in arbore natas, / cepisset genitor si Phaethonta Merops. - ultima tellus: der äußerste Rand der Welt; 1,1, 128 nobis habitabitur orbis / ultimus, a terra terra remota mea; 3,4,5f. ulterius nihil est nisi non habitabile frigus: / heu quam vicina est ultima terra mihi\ sarcina parva: Das Bild scheint in diesem Zusammenhang von Properz geprägt zu sein: 4,3,45 f. (Arethusa möchte Lykotas ins Feld folgen) Romanis utinam patuissent castra puellis\ / essem militiae sarcina fida tuae; danach auch Ovid, Her. 3,68 (Briseis) non ego sum classi sarcina magna tuae. 85 f. pietas haec mihi Caesar erit: Dieselbe Figur ex P. 1, 7,22 quis se Caesaribus notus non fingit amicum? / da veniam lasso: tu mihi Caesar eris; 5,67 f. quo mihi diversum fama contendere in orbem? / quem fortuna dedit, Roma sit ille locus. Daß Caesar kein Feind der pietas ist, sagt Ovid 1,5,37-40. 87 f. dedit . . . manus: das Bild stammt vom Besiegten, der die Hände zum Fesseln hinhält: Am. 1,2,20 porrigimus victas ad tua iura manus; Her. 4,14; 17,260; Fasten 3,688; Prop. 4,11,88 capta dabit vestris moribus illa manus. - utilitate: praktische Überlegungen, im Gegensatz zum Gebot der pietas. 89 f. Der überlieferte Text von 89 ist schwer zu verstehen: 'Ich gehe hinaus, oder vielmehr: das war ein Getragenwerden ohne Begräbnis’ wäre die wörtliche Über¬ setzung. Auch wenn man sine funere = sine corpore mortuo auffaßt (vgl. Prop. 1, 17,8; Verg. Aen. 6,150 usw.), ergibt sich kein befriedigender Sinn, außerdem geht das Bild des Begräbnisses, das der ganzen Abschiedsszene zugrunde liegt, verloren. Erwägenswert scheint mir sine funere funus, 'oder vielmehr (sive = seu potius): es war ein Begräbnis ohne Leiche’; vielleicht hat Manil. 5,548 virginis et vivae rapitur sine funere funus an diese Stelle gedacht; vgl. auch Sen. Phoen. 94 f. funus extendis meum / longasque vivi ducis exequias patris; Apul. Met. 4,34 toto prosequente populo vivum producitur funus. - Ungekämmt und in unsauberer Kleidung verläßt er das Haus. Zu diesen Zeichen der Trauer vgl. 4, 2,34 squalida promissis qui tegit ora comis; ex P. 3,4,107 f. squalidus immissos fracta sub harundine crines / Rhenus; Cons. Liv. 85 f. vidimus attonitum fraterna morte Nero¬ nem / squalida promissa flere per ora coma; 295 . . . comitum squalent im?nissis ora capillis usw. 91 f. Was sich nach seinem Verlassen des Hauses (91-100) abspielte, hat Ovid, wohl später durch Briefe, erfahren. Der Schmerz führt zur Ohnmacht vgl. Met. 7,826 subito conlapsa dolore, / ut mihi narratur, cecidit, zu dem Ausdruck tene¬ bris . .. obortis (die falsche Variante abortis in GAV erörtert A. Perosa, Rinascimento 3,1952, S. 170ff.; richtig S pl.) vgl. Ars 2,88 nox oculis pavido venit oborta metu; Her. 13,23 f. tenebrisque exsanguis obortis / succiduo dicor pro¬ cubuisse gejiu; Met. 2,181 suntque oculis tenebrae per tantum lumen obortae. media . . . domo: ihre Kraft reicht nicht aus, sich bis zum Bett zu schleppen.
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93 f. pulvere turpi: Der Boden ist schmutzig, weil er in der allgemeinen Trauer nicht gefegt wurde. Während eine römische Dame normalerweise auf ihre Frisur achtgegeben hätte, fällt diese Rücksicht jetzt auch dahin. Zur Situation vgl. Met. 8,529 f. pulvere canitiem genitor vultusque seniles / foedat humi fusus; als epische Vorbilder können Stellen wie II. 16, 795 f.; 22,401; Od. 8,523 ff.; Verg. Aen. 12, 99 gelten. - gelida . .. humo: es ist kalt im Haus, da man das Feuer ausgehen ließ (oben 44). 97 f. Die Klage der aus ihrer Ohnmacht Erwachten (95-8) kommt einer Toten¬ klage gleich; vgl. ex P. 1,9,17 f. illum (Celsum) ego non aliter flentem mea funera vidi, / ponendus quam si frater in igne foret. Zu der geläufigen Verbindung struc¬ tos ... rogos vgl. 3,13,22; 4,10,86; ex P. 3,2,32 usw. 99 f. mali... sensum: die Änderung des überlieferten mori (mori et D al. ist sekundär) hat Madvig, Adv. er. II S. 96 vorgeschlagen; dann wird aber auch die Änderung von setisus zu sensum nötig; vgl. Philologus 103, 1959, S. 106. Das von Francius konjizierte potuisse hat sich nachträglich in E gefunden. Das Distichon ist in der überlieferten Form schwerfällig und sprachlich anstößig: der Ausdruck moriendo ponere sensus dürfte sich kaum belegen lassen, und die Wiederholung von periisse nach moriendo ist unschön. - respectu . . . mei: vgl. ex P. 4,9,100 respectu cupiunt hic tamen esse sui. Dem Gedanken nach entspricht es utilitate (88). Das Angebot seiner Gattin, ihn zu begleiten (81-6), wie auch ihr Entschluß, zu sterben (99 f.), scheitern an der Überlegung, daß sie ihm in Rom nützlich sein kann. Dies muß der Gedanke des letzten Distichons sein. 101 f. Text unsicher; mit der leichten Änderung von J. F. Gronovius am Anfang von 100 kommt man aus (= quoniam fata sic tulerunt, ut vivat oder absentem sublevet ut vivat?), aber sie ist letztlich unbefriedigend. Die Wiederholung von vivat et zu Beginn zweier aufeinanderfolgender Verse läßt auf eine mechanische Verderbnis schließen; das Ursprüngliche wiederherzustellen, dürfte kaum möglich sein. - sic fata tulerunt: intransitiv auch Verg. Aen. 2,34 iam Troiae sic fata ferebant; CLE 417,6 (vgl. 420,13) sic denique fata tulerunt; reflexiv CLE 2156, 12 sed sic se fata ferebant; mit dem Objekt der Person: Met. 3,176 (von Aktaion) sic illum fata ferebant; Verg. Ecl. 5,34 (von Daphnis) postquam te fata tulerunt. auxilio sublevet: Verg. Aen. 2,452 auxilioque levare viros vimque addere victis; 4,538 quiane auxilio iuvat ante levatos...? Dem Sinne nach läßt sich Ciceros Bitte an seine Gattin, Farn. 14,4,3 vergleichen, si est spes nostri reditus, eam confirmes et rem adiuves. 4. Elegie Die Schilderung eines Sturms auf dem Ionischen Meer (3) berührt sich in Ein¬ zelheiten mit 1,2, ist aber wesentlich kürzer und im Ganzen weniger 'literarisch’. Wenn Ovid im Epilog sagt (1,11,3 f.), er habe im Dezember mitten auf dem Adriatischen Meer während eines Sturms an den in diesem Buch gesammelten Versen gearbeitet, so meint er vermutlich dieses Gedicht. V. 15 des Epilogs, fuscabatque diem custos Atlantidos Vrsae dürfte sich auf 1 beziehen, tingitur Oceano custos Erymanthidos Vrsae: Ort und Zeit passen. Das Gedicht könnte noch im Dezember des Jahres 8 entstanden sein. Ihm gegenüber wirkt 1,2 wie eine spä¬ tere, anspruchsvollere Variante zum gleichen Thema. 'Ein Sturm droht, aber ich muß meine Fahrt durchs Ionische Meer fortsetzen, nicht aus eigenem Begehren, aber tapfer aus lauter Furcht (1-4). Die Wogen
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schwellen an und peitschen das Schilf; Gebälk und Taue ächzen (5-10). Der Steuer¬ mann ist am Ende seiner Kunst (11—6). Das Schiff treibt von seinem Kurs ab, und die Küste Italiens taucht am Horizont auf (17—24). Ihr Götter, rettet mich, wenn Rettung für mich überhaupt noch möglich ist5 (25-8). Das Gedicht hängt in den Hss. mit dem vorhergehenden zusammen; T. Faber (Epist. I 23) trennte es ab. 1 f. Der Abenduntergang des Arcturus im November bringt Stürme mit sich: Plaut. Rud. 71 vehemens sum exoriens, quom occido vehementior; Hör. Carm. 3, 1,27 saevus Arcturi cadentis / impetus aut orientis Haedi. Das Datum ist schein¬ bar zu früh, denn 1,11,3 f. spricht Ovid von einem Sturm auf der Adria im De¬ zember. Allerdings meint er hier auch nicht den Arcturus, sondern den Arktophylax (so auch 1,11,15) oder Bootes, und zwar kaum, weil er sie verwechselt, sondern weil der Abenduntergang des Arktophylax nicht in den November, son¬ dern in den Dezember fällt. - tingitur oceano: Met. 2,171 f. tum primum radiis gelidi caluere triones/et vetito frustra temptarunt aequore tingi-, 528-30; 15,418 f. in alto Phoebus anhelos / aequore tinget equos-, Ars 1,409 f. tunc tristis hiems, tunc Pliades instant, / tunc tener aequorea mergitur (tingitur Burmann. ex coni.) Haedus aqua-, Manii. 1,411 nec clarius astrum / tingitur Oceano. - suo sidere-. Das Gestirn als direkte Ursache des Sturms: 1,11,14 saepe minax Steropes sidere pontus erat-, Manii. 1,365 Haedi eludentes sidere pontum. 3f. Ionium ... aequor = Toviov Jtekocyog (Philipp. Thess. Anth. Pal. 6,251,2), von der eigentlichen Hadria (1,11,4) durch die Meerenge von Otranto getrennt, durch die Io geschwommen sein soll. Ursprünglich hieß nur der nördliche Teil des Arms Hadria; für Ovid begann vermutlich das Ionische Meer südlich des Gar¬ ganus. - audaces . . . metu-, ähnliche Oxymora bei Sen. Nat. quaest. 2,59,5 animus ex ipsa desperatione sumatur-, Veli. Pat. 2,5,3 mixtus timori pudor spesque des¬ peratione quaesita; Vergils berühmtes Wort, Aen. 2,354 una salus victis nullam sperare salutem ist anders. 5f. Die eigentliche Schilderung des Sturms (5-10) entspricht 1,2,19-22 und 47 f. - nigrescunt-, auch hier verdient die Gruppe DKT (ohne G2), gestützt durch die breite Überlieferung, Vertrauen; increscunt (A2 G H P V) scheint blaß gegen¬ über der Beobachtung, daß die stürmische See sich dunkel färbt. Die Verse 5 und 6 entsprechen der Sturmschilderung im 11. Buch der Metamorphosen 499-501 et modo, cum fulvas ex imo vertit harenas, / concolor est illis, Stygia modo nigrior unda, / sternitur interdum spumisque sonantibus albet. - Der bequeme Versschluß so oder ähnlich auch 4,4,57; ex P. 2,3,27; Met. 11,433. - fretis wegen des Anklangs an das etymologisch verwandte fervet wohl besser als vadis; vgl. Lucr. 6,427 freta circum / fervescunt graviter spirantibus incita flabris; Verg. Georg. 1,327 fervetque fretis spirantibus aequor; die Variante ist vielleicht durch Verg. Aen. 1,125 f. beeinflußt, imis / stagna refusa vadis. 7 f. puppi... recurvae-, neben curva bei Ovid das gebräuchliche Beiwort der Schiffe; vgl. Met. 2,163; 8,141 u. ö. Anderswo heißen sie pictae (ex P. 2,10,33; Fasten 4,275 u. ö.) von der mit Wachs eingebrannten Farbe, mit der seit früher griechischer Zeit die Schiffe überzogen wurden. - pictos . . . deos-, die Götterfigur am Heck; vgl. zu 1, 10,1. 9f. pinea texta: vgl. Met. 14,530 fert ecce avidas in pinea Turnus / texta faces; Fasten 1,506 pinea non sano ter pede texta ferit. Ein Schiff bauen (eig. es mit Planken bekleiden) heißt texere navem: Her. 16,110 texitur et costis panda
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carina suis; Catuli 64,10 pinea coniungens inflexae texta carinae. Der Ausdruck muß alt sein, denn er setzt die Bedeutung 'flechten’ voraus und scheint vom Fach¬ werkbau zu sein. - Das Ächzen des Schiffes im Sturm (vgl. auch 1, 11, 19 nunc quoque - nämlich wie in 1,4 - contenti stridunt Aquilone rudentes) wird ausge¬ malt nach Verg. Aen. 1,87 insequitur clamorque virum stridorque rudentum; etwas anders Horaz, Carm. 1,14,3 ff. nonne vides ut. . . malus celeri saucius Afri¬ co / antemnaeque gemunt. Vergil dürfte seinerseits eine berühmte Tragikerstelle nachahmen, Pacuv. 335 f. R. . . . armamentum stridor, flictus navium, / strepitus, fremitus, clamor tonitruum et rudentum sibilus ... Noch enger folgt Ovid, Met. 11, 495 sonant clamore viri, stridore rudentes seinem Vorbild Vergil. - rudentes: sicher das Takelwerk, nicht die tuto^copaTa {funes, Horaz, Carm. 1,14, 6), die star¬ ken Taue, mit denen das Schiff rings umspannt wird, damit es nicht auseinander¬ bricht. - ingemit: das ganze Schiff stöhnt gleichsam aus Mitgefühl für Ovids Schick¬ sal: vgl. ex P. 2,7,31 f. nulla Getis toto gens est truculentior orbe, / sed tamen hi nostris ingemuere malis; Cic. Tuse. 2,21 (in einer Sophokles-Ubersetzung, V. 26) me . . . quem vidit nemo ulli ingcmescentem malo. Diese Parallelen sprechen gegen das von D K T mit den meisten Hss. überlieferte adgemit (5,400), das durch Fasten 5,399f. ingemuit Chiron traxitque e corpore ferrum, / adgemit (sic pauci dett., ingemit Gemblac., s. XI, a sec. manu, et gemit plerr.) Alcides Haemoniusque puer (trotz Heinsius z. St.) kaum genügend bestätigt wird; vgl. auch Stat. Theb. 11,246 f. (del. Guyet). 11 f. Die Hilflosigkeit des Steuermanns (11-6) ist ebenfalls ein typischer Zug solcher Sturmschilderungen; vgl. 1,2,31 f.; 11,21 f.; Met. 2,184 ff. ita fertur ut acta / praecipiti pinus Borea, cui victa remisit / frena suus rector, quam dis votisqxie reliquit; Fasten 3,593 vincitur ars vento, nec iam moderator habenis / utitur. - confessus: 'ausdrückend’, wie 2,525 vultu fassus . . . iram; Met. 6,35 confessaque vultibus iram; Fasten 6,19 horrueram tacitoque animum pallore fatebar. - geli¬ dum pallore timorem: xVüqov öeog (Hom. FI. 7,479; vgl. Aisch. Suppi. 566); Stat. Ach. 1,158 gelidus pallor. - victus: vgl. außer den oben genannten Stellen noch Her. 19,183 arte laboratae vincuntur ab aequore puppes; Met. 11,553 spoliis ani¬ mosa superstes / undavelut victrix; Verg. Aen. 1,121 f.; 9, 91 f. neu cursu quassatae ullo neu turbine venti / vincantur; Sen. Phdr. 183 et victa prono puppis aufertur vado. 13 f. Der Vergleich des Schiffes mit einem wilden, starrsinnigen (cervicis rigidae, Gen. quäl.) Pferd auch Am. 2,9,29 ff. ut rapit in praeceps dominum spumantia frustra / frena retentantem durior oris equus, / ut subitus, prope iam prensa tellure, carinam / tangentem portus ventus in alta rapit; Met. 2,185 (oben zu 1,2,31 f.). 15f. quo rapit impetus: vgl. 4,5,9 dum me rapit impetus; Met. 1,581 qua tulit impetus illos. - vela dedisse = v. remisisse, analog zu frena remittit equo (14); der Gegensatz dazu wäre habenas immittere. Auriga heißt der Steuermann (vgl. auch Plaut. Rud. 268), wie im Griechischen vqög qvioxog (Pollux 1,9,7); entspre¬ chend ist das Schiff ein hölzernes Pferd oder ein schwimmender Wagen (Aisch. Prom. 468; Soph. Trach. 656; Eur. Med. 1122), und die Taue, mit denen die Segel gerichtet werden, sind die Zügel (Fasten 3,593, oben zit.; Lucr. 5,787; Verg. Aen. 5,662; 6,1. 17-24. Auch ein bereits in 1,2 (91-4) verwendetes Motiv. Der Dichter variiert in drei Distichen den Gedanken, daß seine Heimat jetzt für ihn verbotener Bo¬ den ist {loca nobis non adeunda, Italia mihi interdicta, vetita terra; vgl. 1, 8,37 f. 3,12,26 interdicta . . . urbe; 4,1,106).
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17 f. mutatas . . . auras-, vom Umschlagen des Windes auch Met. 7,660 cum pri¬ mum . . . Eurus / . . . fuerit mutatus in Austros. - emiserit Aeolus: der Windgott (oder Jupiter selbst, Met. 1,264) läßt die Winde los; weniger konkret Ib. 33 parsque eadem caeli Zephyros emittet et Euros; Met. 11,433 cum semel emissi tenue¬ runt aequora venti. 19 f. laeva de parte-. Met. 8,220 f. et iam Iunonia laeva / parte Samos (fuerant Delosque Par os que relictae), / dextra Lebinthos erat. 23 f. Den Widerstreit von Furcht und Hoffnung stellt Ovid besonders gern dar: 1,11,24 (mortem) (quam dubia timeo mente timensque precor; Am. 2,19,5 spere¬ mus pariter, pariter metuamus amantes; Met. 14,215 mortemque timens cupidusque moriri. — repelli: Heinsius setzte aus einigen Hss. revelli in den Text; aber Rutil. Nam. 1,19 at mea dilectis fortuna revellitur oris ist keine zwingende Parallele; wo T (ohne D und K) mit wenigen Hss. geht, verdient er kaum Ver¬ trauen. - increpuit: transitiv wie z. B. Met. 12,52 Iuppiter atras / increpuit nubes. Ähnliche Ausdrücke 1,2,47 f. feriuntur, pulsat. 25 f. caerulei. . . ponti: xuaveou .. . aovtou (Apollon. Rhod. 4, 843 u. ö.); vgl. 1,2,1; 59. - vos saltem: die Sonderüberlieferung von N vos parcite (gegenüber G2 D K T und der Masse der Hss.) ist eindeutig schlechter. Die Wiederholung von parcite ist zwecklos; dagegen wird durch saltem der Gedanke des Pentameters ('es ge¬ nügt, wenn Iuppiter mir zürnt’) vorbereitet; ähnlich 4,1,53 f. sint, precor, hae saltem faciles mihi! namque deorum / cetera cum magno Caesare turba facit. 27 f. periit. . . periisse: das Wortspiel beruht auf dem Doppelsinn des Verbums; selbst wenn Ovid diesen Sturm überlebt, ist doch seine bürgerliche Existenz durch die Relegation vernichtet; vgl. 1,2, 71 f. nec tamen, ut cuncti miserum servare velitis, / quod periit, salvum iam caput esse potest; 3,3,53 cum patriam amisi, tunc me periisse putato; 7, 7, vivere me dices, sed sic, ut vivere nolim; ex P. 4,12, 43 f. quid mandem, quaeris? peream, nisi dicere vix est, / si modo, qui periit, ille perire potest.
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'Du hast im Unglück treu zu mir gehalten; du weißt, daß dieses Gedicht dir gilt, auch wenn ich deinen Namen nicht nenne (1-8). Nie werde ich vergessen, was du für mich getan hast; mögen die Götter es dir lohnen (9-16). Wahre Freunde zei¬ gen sich in der Not; das habe ich jetzt an mir selbst erfahren (17-34). Augustus wird es keinem meiner Freunde übel nehmen, wenn er mir treu bleibt; mein Ver¬ gehen war nicht so schwer (34-44). Unsägliches Leid habe ich erlebt (45-56); ver¬ glichen mit dem meinigen war Odysseus’ Schicksal nicht so schwer (57-84). Wie 1,9 bestimmt dieses Gedicht Wesen und Wert der Freundschaft. Die be¬ rühmten Freundespaare der Antike (Theseus und Peirithoos, Orestes und Pylades, Euryalus und Nisus) werden genannt, die vornehme Haltung des einen Freun¬ des, der hier angeredet wird (man hat an Celsus, aber auch an Sextus Pompeius gedacht; Sicherheit läßt sich nicht gewinnen) von der Unbeständigkeit der mei¬ sten andern abgehoben. In einem zweiten Teil führt Ovid eine cnjyxQung zwischen seinem Schicksal und dem des heroischen Dulders Odysseus durch: er beweist Punkt für Punkt, daß er viel mehr gelitten hat. Dieser zweite Teil (45-84) kann kaum als selbständiges Gedicht betrachtet werden, obwohl in einigen Hss. die 4
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Trennung durchgeführt ist. Ein ähnliches Problem liegt in 1,9 vor; auch dort be¬ faßt sich der erste Teil (1-36) mit der wahren Freundschaft; auch dort hebt sich deutlich ein zweiter Teil (37-66) ab, der wiederum in einigen späteren Hss. selb¬ ständig ist; hier wie dort lautet das überleitende Distichon ähnlich: 1,5,45 f. scire meos casus siquis desiderat omnes, plus, quam quod fieri res sinit, ille petit; 1,9,37 f. is status, haec rerum nunc est fortuna mearum, debeat ut lacrimis nullus adesse modus. Aber während sich der 2. Teil von 1,5 im Unterschied zum ersten nicht an einen einzelnen Freund richtet, geht 1,9 im 2. Teil auf die erfolgreiche Karriere eines Mannes ein, vermutlich desselben, der im 1. Teil angeredet ist. Dort sind beide Teile also enger verbunden als hier. 1-8. Die kunstvolle Periode, die sich über drei Distichen hinzieht, ist mit Absicht als Anakoluth gestaltet; denn an der Stelle, wo man den Namen des so feierlich Angesprochenen erwartet, unterbricht sich der Dichter selbst, weil er den Namen nicht nennen will oder darf: Der Ungenannte sei so genau beschrieben worden, daß er sich selbst erkennen müsse. Der Anfang von 4,4 ist vergleichbar: auch dort zieht sich eine feierliche Anrede über drei Distichen hin, gefolgt von einem Di¬ stichon, das erklärt, der Angeredete sei zu genau beschrieben worden; nun müsse ihn jeder erkennen: 0 qui, nominibus cum sis generosus avorum / exsuperas mo¬ rum nobilitate genus, / cuius inest animo patrii candoris imago, / non careat numeris candor ut iste suis, / cuius in ingenio est patriae facundia linguae, / qua prior in Latio non fuit ulla foro: / quod minime volui, positis pro nojnine signis / dictus es: igfioscas laudibus ipse tuis. Ähnlich ist auch der Beginn von 4,5; hier zieht sich die Anrede über vier Distichen hin, dann unterbricht sich Ovid: 'bei¬ nah wäre mir dein Name entschlüpft’. In allen drei Fällen bildet eine lange, durch Relativpronomina reich gegliederte ehrende Anrede den Anfang; die Periode wird nicht zu Ende geführt, da sich der Dichter selbst unterbricht; der Grund dafür wird in einem anschließenden Distichon genannt. lf. post nullos umquam memorande-, das breit überlieferte ullos numquam legt die sinnstörende Verbindung numquam memorande nahe und würde beim ersten Hören durch falschen Nachdruck das Verständnis erschweren. Martial scheint an diese Stelle zu denken, wenn er 1,15, 1 schreibt o mihi post nullos, Iuli, memorande sodales. Hier wie dort entspricht post nullos einem ante alios (Met. 10,120) oder praeter o?nnes (Hör. Iamb. 3,9). Etwas anders ex P. 4,13,1 f. 0 mihi non dubios inter memorande sodales, / qui quod es, id vere, Care, vocaris, ave! - cui prae¬ cipue sors mea visa sua est; dagegen der Treulose 1,8,45, den Ovids Unglück 'nichts angeht’, mala nostra minus quam nunc aliena putares. 3f. attonitum: schildert den Zustand des vom Blitz Getroffenen; vgl. 5,4,37 quamvis attonitus, sensit tamen omnia, nec te / se minus adversis indoluisse suis; dem Gedanken nach vergleichbar ist 1,3,11 f. vergleichbar, non aliter stupui, quam qui Iovis ignibus ictus / vivit et est vitae nescius ipse suae. - ausus es: es brauchte Mut, sich zu dem in Ungnade Gefallenen zu bekennen; vgl. 1,9,21 saeva neque admiror metuunt si fulmina, quorum / igjiibus adflari proxima quaeque solent; ex P. 3,2,7-22. - alloquio = jtapapufHcp; vgl. 1,8,17 f. quid fuit, ingenti
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prostratum mole sodalem / visere et alloquii parte levare tui; ex P. 1,6,18 allo¬ quioque iuva pectora nostra tuo. 5 f. consilium vivendi-, der hier angeredete Freund hat Ovid also vom Selbstmord zurückgehalten; man hat ihn deshalb mit Celsus identifiziert, von dem es ex P. 1, 9,21 f. heißt, o quotiens vitae custos invisus amarae / continuit promptas in mea fata manus. Andrerseits erinnert 10 unten (perpetuusque animae debitor huius ero) an ex P. 4,1,1 f. Accipe, Pompei, deductum carmen ab illo, / debitor est vitae qui tibi, Sexte, suae. 7 f. positis pro nomine signis: (gleicher Versausgang 4,4,7) nomen ponere (ex P. 3,6,1 posuit nomen quam paene\) 'den Namen hinsetzen’; signa ponere muß in Analogie dazu heißen: 'Erkennungszeichen hinsetzen’. - officium . . . meum wird trotz der schwachen Bezeugung (mittelalterliche Konjektur?) richtig sein; denn der Freund merkt, daß Ovid mit diesem Brief eine Freundespflicht ihm gegenüber erfüllt; daß er Ovid gegenüber als wahrer Freund gehandelt hat (iofficium tuum), weiß er ohnehin. Vgl. 3,4,65f. sed timor officium (sc. meum) cautus compescit, et ipsos / in nostro poni carmine nolle puto; 4,4,11 f. nec tamen officium nostro tibi carmine factum / principe tam iusto posse nocere puto; 5,9, 33 f. ne tamen officio memoris laedaris amici, / parebo iussis (parce timere) tuis; ex P. 4,8,43f. nec tamen officio vatum per carmina facto / principibus res est aptior ulla viris; 67 non potes officium vatis contemnere vates. Hier stehen die Ausdrücke officium nostro tibi carmine factum, officium memoris amici, officium vatum per carmina factum, officium vatis alle gleichbedeutend mit officium meum, und gemeint ist jedesmal ein Gedicht Ovids zu Ehren eines Freundes, als Begleichung einer Dankesschuld. Sf. imis infixa medullis: das 'Mark’ als Zentralorgan der Gefühle, besonders der Liebe (Catull 64,93) und Freundschaft (Cic. Fam. 15,16,2 de te qui mihi haeres in medullis). Im gleichen Sinn verwendet Ovid pectus, 3,5,20; signa favoris / pectoribus teneo non abitura meis. - animae... huius: 'meines Lebens’; ähnlich 11 spiritus . . . hic 'mein Lebenshauch’; vgl. oben zu 5. 11 f. spiritus in vacuas prius hic evanidus auras-. Was in M, der hier beginnt, lesbar ist, führt eindeutig auf dieses Adjektiv: von erster Hand steht evandus; über n hat die zweite Hand i gesetzt; das fehlende i hat zu den Konjekturen tenuandus und extenuandus geführt, die ihrerseits dann am Versanfang die Änderung von spiritus in (M2 al.) zu spiritus et oder spiritus hic bedingten. Zwi¬ schen dem Zeitpunkt, in dem die Vorlage von M zum erstenmal abgeschrie¬ ben wurde und dem 12. Jahrh. bilden sich also verschiedene Formen einer Vulgata, die alle von einem mißglückten Lesungsversuch ausgehen. Zum Sinn von evanidus vgl. Rem. 653 f. in tenues evanidus exeat auras / per que gradus molles emoriatur amor; Met 14,432 tabuit itique leves paulatim evanuit auras; Fasten 2,509 in tenues oculis evanuit auras; Verg. Aen. 4,278 in tenuem ex oculis evanuit auram. - Zur Beteuerungsformel: ex P. 2,11,5 ff. nominis ante mei venient oblivia nobis, / pectore quam pietas sit tua pulsa meo, / et prius hanc animam vacuas reddemus in auras, / quam fiat meriti gratia vana tui; in solchen Stellen wirkt über Ver g. Aen. 4,336 nec me meminisse pigebit Elissae, / dum memor ipse mei, dum spiritus hos regit artus, das homerische Vor¬ bild II. 9,609 f. (vgl. 22,387 f.) nach, eig öx’ dmpfi / ev OTf]-0£Gcu perp xcu pot qnA,a Youvat’ opcbpp. - spiritus . . . in tepido deseret ossa rogo: Die endgültige Tren¬ nung des Lebenshauchs vom Körper vollzieht sich nach dieser Auffassung erst auf dem erkalteten Scheiterhaufen; vgl. dazu 3,3,59 ff. atque utinam pereant
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animae cum corpore nostrae, / effugiatque avidos pars mihi nulla rogos! / nam si morte carens vacua volat altus in aura / spiritus .. .; 4,10,85 f. si tamen ex¬ stinctis aliquid nisi nomina restat, / et gracilis structos effugit umbra rogos, Properz 4, 7,1 f. sunt aliquid Manes: letum non omnia finit, / luridaque exstinctos effugit umbra rogos. 13 f. subeant animo . . . nostro: Wie eine Erinnerung (1,3,1), so kann auch das Vergessen im Geist aufsteigen; vgl. Maximian El. 1,123 en Lethaea meam subeunt oblivia mentem. — oblivia: Offenbar von einem hexametrischen Dichter geprägter, zuerst bei Lukrez (3,828 u. ö.) belegter Ersatz für das unbequeme oblivio. - longa . . . die = longo tempore. - excidat: 'daß ... mir entfalle’; vgl. ex P. 2,4,23 f. non ego, si biberes securae pocula Lethes, / excidere haec credam pectore posse tuo; Her. 12,71 noscis? an exciderunt mecum loca? 20,188 exciderant animo foedera lecta tuo; Fasten 5,315 excidit officium tristi mihi. 15 f. faciles = propitii; vgl. 1,2,81 quod faciles opto ventos; Met. 5,559 faciles ... deos habuistis. 17 f. Zum Gedanken, daß echte Freundschaft sich erst in der Not bewährt, vgl. 5,5,49-60; exP.2, 7,81 f. nec vos parva datis pauci solacia nobis, I quorum specta¬ ta est per mala nostra fides. - Das Bild von Lebensschiff, das von einem günstigen Wind getragen wird, verwendet Ovid in einem Gedicht, das sich mit diesem auch sonst berührt (s. Einleitung), 1,9,42 ferret adhuc istam cum minor aura ratem; es entsprechen sich haec navis 'mein Schiff’ und ista ratis 'dein Schiff’, ventus amicus (vgl. Met. 13,438 dum mare pacatum, dum ventus amicior esset; Sil. Ital. 17,209 interea voto non auras poscit amicas) und aura minor; Bömer zu Fasten 1,5. 19 f. Berühmte Freundespaare werden auch 1,9,27-34; ex P. 2,3,43-6. 6,25f. als Vorbilder genannt. - non tam sensisset amicum: im gleichen Sinn auch ex P. 1,7,57 nec tarnen officium sensit domus altera nostrum; von feindseligen Hand¬ lungen Tr. 1,1,81 me quoque, quae sensi, fateor Iovis arma timere; ähnlich ver¬ wendet der Dichter experiri; vgl. 3,2,27 di, quos experior nimium constanter iniquos. - infernas . . . aquas = xaxaxhoviov u5 öüvapau - saxa . . . pedem: ein Sprichwort, wie es scheint, das auch die Griechen kannten (8lg jtpög xöv aüxöv aiaypov itpogxpoveiv Afdov); vgl. etwa Cat. 14,21 f. vos hinc interea valete, abite / illuc, unde malum pedem attulistis; Apul. Met. 6,26 pessimo pede domum nostram acces¬ sit; Auson. Praef. Ep. 7 (p. 231,23 P.) ut tua culpa ad eundem lapidem bis of¬ fenderes; Amm. Mare. 26,6,18 (von Procopius) palatium pessimo pede festi¬ natis passibus introiit. Dabei ist malus, pessimus nicht eigentlich 'verwünscht5, sondern es hat die Bedeutung von infaustus und entspricht einer adverbialen Bestimmung; vgl. Fast. 1,513 este bonis avibus visi. 17 f. Zwei Beispiele für diese Art von insania. Zum ersten vgl. 'Seneca5, De spe 27 f. (PLM IV p. 66) sperat et in saeva victus gladiator har ena / sit licet in¬ festo pollice turba minax; aber Ovid spricht erst 19 ff. von seiner Hoffnung. Zum zweiten Bild vgl. 1,1,83ff.; 5,12,49f. nil mihi debebat cum versibus amplius esse, / cum fugerem merito naufragus omne fretum. Auch der Anonymus, Anth. Pal. 9,133 wendet das Bild auf eine allgemein menschliche Situation an, ei xig oktal yppag jtaAt öeüxepa Aexxpa öicoxei, / vaw]yög jtAcoci ötg ßuüöv apyaAiov. 19 f. Ein drittes Bild leitet zu einem neuen Gedanken über: Vielleicht ist mein Tun doch sinnvoll. Auch Telephos begab sich einst auf eine fast aussichtslose Mission. Der Held der berühmten euripideischen Komödie erscheint 1,1,99 f. (s. d.); 5,2,15f.; ex P. 2,2,26 als Trostmotiv. - regna tenenti: vgl. Ibis 345 Dryantiadae Rhodopeia regna tenenti; der Typus des Versschlusses könnte aus der archaischen Dichtung stammen und ist vermutlich älter als Lucr. 5,1130 regere imperio res velle et regna tenere. - ferat: vulnus ferre kann heißen 'eine Wunde schlagen5 (vgl. Rem. 44 una manus vobis vulnus opemque feret), aber auch 'eine Wunde empfangen5 (vgl. Ibis 255 f. nec levius doleas quam qui bibit ubera cervae / armatique tulit vulnus, inermis opem; Her. 6,82). 21 f. Zum Zorn des Kaisers vgl. unten 28; 1,1,33 u. ö. - movit, motam: das pleonastische Partizip ist charakteristisch für Ovid; vgl. 3,5,11 vidi ego con¬ fusos vultus visosque notavi; 9,27 atque ita divellit divulsaque membra per agros / dissipat; 10,13; 5,2,18. - leniat iram: der Ausdruck begegnet zuerst Plaut. Miles 583 und dann recht häufig in historischer Prosa; vgl. Gudeman zu Tac. Dial. 31,5. - exorant: neben Gebet und Opfer (3,13,23 nec dare tura libet nil exorantia divos) können auch Hymnen, Prozessionen usw. die Götter gnädig stimmen. - magnos . .. deos: deutlich auf Augustus bezogen; vgl. 5,9,12; ex P. 1,1,48; 5,70. 23 f. Die religiöse Feier, auf die Ovid anspielt, ist sonst nicht bekannt. Man hat 7
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sie u. a. auf die Einweihung des von Augustus neu aufgebauten Tempels der Juno auf dem Palatin, 3 n. Chr., bezogen (G. Wissowa, Religion und Kultus d. Röm., 2. Aufl., S. 319, A. 1), aber der Zusammenhang läßt eher auf einen Bitt¬ oder Sühneritus schließen. Die Frauen (jüngere und ältere, vgl. Cons. Liv. 204 Ausoniae matres Ausoniaeque nurus) gaben diesen Anlässen einen stark emo¬ tionalen Charakter; vgl. Vitruv 3,2,3 matres familiarum, cum ad supplicatio¬ nem gradibus ascendunt, non possunt per intercolumnia amplexae adire. Daß sie besonders aufgeboten wurden, sagt auch Horaz, Ars p. 232 ut festis matrona moveri iussa diebus. - turrigerae . . . Opi-, die Göttin wird wie Kybele (Verg. Aen. 6,785; Prop. 3,17,35; Ovid, Fast. 4,219 und Bömer z. St.) mit der Mauer¬ krone dargestellt; Met. 10,696 heißt sie turrita mater. - dicere: hier und im fol¬ genden Vers für die Rezitation dieser liturgischen Gesänge. 25 f. iusserat . . . dici: gewollte Inversion von dicere iussit. — ludos: sc. saecu¬ lares. - quos . . . semel: umschreibt den Ruf des Herolds, der zu den Festlich¬ keiten einlud (Suet. Claud. 21,2 vox praeconis . . . invitantis ad ludos, quos nec spectasset quisquam nec spectaturus esset. 27 f. his . . . exemplis: die 23-26 genannten. — nunc: beim Lesen dieses Buchs; vgl. 15. - mitissime Caesar: Augustus’ clementia wird betont (vgl. unten 123 ff.); durch die Verbindung mit ira kommt ein Oxymoron zustande; vgl. 4,8,37 f. ergo illum demens in me saevire coegi, / mitius immensus quo nihil orbis habet. - fiat . . . mollior: entspricht leniat (21). — ab ingenio: instrumental; vgl. oben 8; ex P. 1,1,41 scimus ab imperio fieri nil tale Dianae. 29 f. iusta: vgl. unten 139 f. - nec me ... negabo: vgl. Met. 13,315. — meruisse: oben 4. - adeo: unterstreicht die Negation, wie Met. 5,273 sed (vetitum est adeo sceleri nihil) omnia terrent / virgineas mentes. 31 f. Augustus’ clementia soll sich gerade darin erweisen, daß er auch schwere Verfehlungen verzeiht. Das entspricht der philosophischen Auffassung der Kaiserzeit; vgl. Seneca, De dem. 2,3 clementia est temperantia animi in potes¬ tate ulciscendi vel lenitas superioris adversus inferiorem in constituendis poenis. Der Herrscher, der seine Macht nicht ausnützt, sondern Milde walten läßt, zeigt sich wahrhaft den Göttern gleich (unten 39 f.). Das Argument, das Ovid daraus ableitet, mutet leicht sophistisch an (ähnliches 4,3, 73 ff.; 5,14,21 ff.), ist aber durchaus ernst gemeint, denn clementia, eine der großen Herrschertugenden, glänzt nur dann, wenn ein Vergehen vorliegt, das sie großmütig verzeihen kann. - concedere = condonare, culpam remittere; Her. 7,71 quid tanti est, ut tum 'merui! concedite!’ dicas. Gegen solche Gedanken scheint sich Paulus im Römerbrief 3,5 zu wenden, ei öe f] aönua f||Vöv üeoö öixauxTÜvqv Tcovixtb amr^xä (Homer, II. 1, 544; vgl. Aristot., Pol. 1259 b 13) cog x’ eit] aaxr)p avöpcov te Fecöv te. ÖEivog öe öia tö xoM^ev Tcbg aöixEovxag xai xpaxEV xai xupiEÜEV Jtavxcov e'xel öe xai xöv XEgauvöv |.i£xd yElpa, avpßoXov xäg ÖEivoxaxog. em adcn öe xoüxoig (xvapovEÜEv öel, öxc ffEopipov evxi jxpäYpa ßacxdfia- vgl. 265, 11 ÜEÖg ev avöpcbaoig aapEOxripdxurxai. Auf diese Stellen weist hin W. Theiler, Das Musengedicht des Horaz, jetzt in: Untersuchungen zur antiken Literatur (1970) 412 f. Staat und König werden in diesen und verwandten Texten, wie Theiler aus¬ führt, neben Kosmos und Zeus wie Abbild neben Urbild gestellt, und die Ord¬ nung der Polis ahmt die Harmonie im Kosmos nach. Als Gott auf Erden hat der Herrscher die Befugnis, zu strafen; das ist die Bedeutung von Donner und Blitz. Diese Gedanken sind für die Kaiserideologie der augusteischen Dichter wichtig. 39 f. Den Titel pater patriae trug Augustus seit dem 5. Februar 2 v. Chr. Ovid spielt auch unten 157; 181; 4,4,13 darauf an, ferner Met. 15,857 ff. denique, ut exemplis ipsos aequantibus utar, / sic et Saturnus minor est Iove: luppiter arces / temperat aetherias et mundi regna triformis: / terra sub Augusto est, pater est et rector uterque; Fast. 2,127 f. sancte pater patriae, tibi plebs, tibi curia no¬ men / hoc dedit, hoc dedimus nos tibi nomen eques. Diese letzte Stelle lehnt sich eng an Augustus’ eigene Formulierung an (Res gestae 35) tertium decimum consulatum cum gerebam, senatus et equester ordo populusque Romanus uni¬ versus appellavit me patrem patriae. Die Analogie zu Jupiter auch Fast. 2,131 f. hoc tu per terras quod in aethere luppiter alto / nomen habes: hominum tu pater, ille deum. - more dei: er muß also seine Untertanen lieben, nachsichtig zu ihnen sein (oben zu 31 f.); vgl. Dio Cass. 53,18,3 W aüxoi (sc. 01 xö xpaxog e'xovxeq) . . . xoiig apyopsvoug cog xai jxalöag aYancpEV . . . 41 f, idque facis: damit der Wunsch 40 nicht wie ein Vorwurf klinge. Augustus 7*
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hat seine clementia (moderatio ist ein verwandter Begriff) oft gezeigt; vgl. Res gestae 1,14 victor omnibus superstitibus civibus peperci, externas gentes, qui¬ bus tuto ignosci potuit, conservare quam excidere malui. Auch in diesem Punkt berührt sich Ovid eng mit dem Rechenschaftsbericht des Kaisers: Tr. 4,4,53; 5,2,35 f. ille deus, bene quo Romana potentia nixa est, / saepe stio victor lenis in hoste fuit; ex P. 1,2,59; 121 ff.; 2,2,115ff. vgl. zu 1,5,39f.; 9,23f. zum Text: moderatior umquam könnte eine Verschreibung sein, aber moderatius alter ist vielleicht eine durch 1,9,25 beeinflußte Änderung; vgl. ex P. 3,6,23; Hör. Sat. 1,1,40. - frena tenere: Fast. 1,532. 43 f. Besonders einem besiegten Feind ge¬ genüber ist Milde geboten; vgl. 3,5,31 ff.; Verg. Aen. 6,853 parcere subiectis et debellare superbos-, Hör. Carm. saec. 51 f. bellante prior, iacentem / lenis in hostem. - concessurus: oben zu 31. 45 f. divitiae und honores sind eigentlich die Belohnung des Siegers, aber Au¬ gustus hat auch frühere Gegner mit hohen, einträglichen Ämtern ausgestattet; vgl. Dio Cass. 55,14 und 22 über Cn. Cornelius Cinna. — auctos: vgl. Fast. 3, 601 f. iam pius Aeneas regno nataque Latini / auctus erat-, Cic. De nat. deor. 3,87 aut honoribus aucti aut re familiari-, De harusp. resp. 56; Phil. 9,15; ad Att. 7,2,6; Hor. Sat. 1,6,11 et vixisse probos amplis et honoribus auctos-, Sen. De Prov. 4,3. - tulerant . . . arma: ex P. 1,1,26 saeva deos contra non tamen arma tuli-, Cic. Phil. 2,72 ego ad illum belli civilis causam attuli, ego leges perjiiciosas rogavi, ego arma contra consules miperatoresque popidi Romani, contra senatum populumque Romanum, contra deos patrios arasque et focos, contra patriam tuli. 47 ff. belli ... iram: der Ausdruck erscheint auch Liv. 2,62,2 omnis ira belli ad populationem agri vertit. Gemeint ist die Leidenschaft, der Haß, den jeder Krieg erregt. - pars . . . utrique: pars victrix et pars superata (43). — templis: wohl Dat. comm.; denn die Weihgeschenke, die man im Fall eines Sieges gelobt hat, gehören eigentlich dem Gott; vgl. etwa Her. 15,183 grata lyram posui tibi, Phoebe, poetria Sappho. - Eigenartig und vielleicht ungewollt sind die Wieder¬ holungen tulerant (46) . . . sustulit (47) . . . tulit (48); dagegen ist die Entspre¬ chung vicerit . . . victum (49 f.) sicher beabsichtigt 49 f. quia wird vielleicht durch 1,1,64 gestützt, wo quod schlecht überliefert ist. 51 f. Vgl. 1,5,41 f. causa mea est melior, qui non contraria fovi / arma, sed hanc merui simplicitate fugam (s. d.); 1,1,26; 4,4,19f.; Cic. Verr. 2,5,116 per¬ timuerat adulescens quod eandem suam causam videbat esse quam illorum, qui innocentes peribant. Hier wie dort schließt qui sich an das Possessivum an; vgl. noch 5,11,3 f.; ex P. 3,4,91 nec mea verba legis, qui sum summotus ad Histrum - hostiles . . . opes variiert contraria . . . arma; zu dieser Bedeutung von opes vgl. Fast. 6,568; Am. 1, 9, 34 dum licet, Argoas frangite, Troes, opes; Fast. 6, 567 f. Pallantide caesus eadem / Didius hostiles ingeminavit opes. Ovid denkt an die Zeit der Bürgerkriege, nicht an Verschwörungen gegen den princeps. 53 f. Die Formel umfaßt die drei Reiche, in die die Welt aufgeteilt ist (vgl. II. 15,187 ff.). Analoge Beteuerungen zeigen klar, daß die schwach bezeugte und von den bisherigen Editoren fast einstimmig verworfene Lesart terram richtig sein muß; vgl. Plaut. Trin. 1070 mare, terra, caelum, di vostram fidem; Pseud. 351 (dazu E. Riess, Class. Quart. 1941, 154); Ter. Ad. 790 o caelum, o terra, o maria Neptuni; dazu Donat: in haec enim tria rerum natura dividitur; Ouint. Deci. 6,5 di immortales caeli, maris, inferorum praesides. Der sinnstörende Plu¬ ral terras könnte eine Reminiszenz von Verg. Aen. 1,58 sein, maria ac terras
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caelumque profundum (vgl. auch Ecl. 1,51; Georg. 4,222). Die Götter des 'drit¬ ten Reichs’ sind in der Regel die der Unterwelt; vgl. Fast. 4,584, wo die Sonne von Persephone spricht, nupta lovis fratri tertia regna tenet; Lygd. 5,21 f. par¬ cite, pallentes undas quicumque tenetis / duraque sortiti tertia regna dei; aber Oyid nennt zuerst das Meer und die Erde (Unterwelt), dann die Götter des Himmels und schließlich Augustus. Die Steigerung ist unverkennbar. Noch län¬ ger und emphatischer ist die Beteuerung 155 ff. Im Unterschied zu den Göttern im Himmel und den Heroen der Vorzeit, die erst nach dem Tode vergöttlicht wurden, Herakles oder Romulus (vgl. Hör. Epist. 2, l,5ff.), ist Augustus schon hienieden ein Gott. Als fleög Ejtupavr)g ist er 'hilfreich gegenwärtig’ (auch das liegt in praesens). Diese Anschauung ist Ovid ganz geläufig; vgl. 4,4,19 f. causa tua exemplo superorum tuta deorum est, / quorum hic (sc. Caesar aspicitur, cre¬ ditur ille (sc. Iuppiter) deus; 5,2,45 f.; ex P. 1,1,63 ut mihi di faveant, quibus est manifestior ipse; 1,2,105 quamque dedere mihi praesentia numina vitam; 2,8,9 f. est aliquid spectare deos et adesse putare, / et quasi cum vero numine posse loqui; 52 praesentis aliquid prosit habere deos; Met. 3,658f.; 15,622 pan¬ dite, nunc, Musae, praesentia numina vatum; 868 ff. tarda sit illa dies et nostro serior aevo, / qua caput Augustum, quem temperat, orbe relicto / accedat caelo faveatque precantibus absens; Cic. Tuse. 1,28; Verg. Ecl. 1,41 nec (sc. licebat) tam praesentis alibi cognoscere divos; Hor. Carm. 3,5,1 caelo tonantem credi¬ dimus lovem / regnare: praesens divus habebitur / Augustus; Veget. De re mil. 2,5 nam imperatorii), cum Augusti nomen accep(er)it, tamquam praesenti et corporali deo fidelis est praestanda devotio. Diese Vorstellungen gehen auf den hellenistischen Herrscherkult zurück, für den Demochares (FGrHist II A 75, Fr. 2 Jacoby) ein bemerkenswertes Zeugnis gibt: Die Athener priesen Demetrios Poliorketes als den einzigen wahren Gott, povog üeog aUifhvog, o'i ö’ aUoi xaüeijöouaiv fj djtoör)uoi3(Tiv f| oüx Eiacv. Vgl. L. Berlinger, Diss. Breslau 1935, 87. conspicuum: 4,4,20. 55 f. hunc animum: 'meine Gesinnung’; von favor animi ist unten 562 die Rede. Vgl. 1,2,101 ff. - qua sola potui: wohl keine Anspielung auf seine Unfähigkeit zum Kriegsdienst; er will einfach sagen, daß er nie zur näheren Umgebung, zum persönlichen Kreis des Kaisers gehörte. 57-60. Das könnte sich auf einen öffentlichen Bittgottesdienst beziehen, der anläßlich einer schweren Erkrankung des Kaisers abgehalten wurde. Die For¬ men optavi . . . fui . . . dedi weisen auf ein bestimmtes Ereignis hin. Zeitlich läßt es sich kaum festlegen; immerhin sind auf Münzen und Inschriften Gebete für die Genesung des Kaisers ausreichend bezeugt. Zum Inhalt dieses Gebets vgl. 5,2,51 f. sic habites terras et te desideret aether, / sic ad pacta tibi sidera tardus eas; 11,25 f. iure deos, ut adhuc caeli tibi limina claudant, / teque velint sine se, comprecor, esse deum; Met. 15,448 f. quo, cum tellus erit usa, f ruentur / aetheriae sedes caelumque erit exitus illi; 868 tarda sit illa dies et nostro serior aevo, / qua caput Augustum, quem temperat, orbe relicto / accedat caelo fave¬ atque precantibus absens (oben zu 53f.); Hor. Carm. 1,2,45 serus in caelum redeas diuque / laetus intersis populo Quirini; Lucan l,45f. - pars ... parva: unten 158; 4,2, 16; ex P. 1,7,16 in quibus, ut populo, pars ego parva fui. 59 f. pia tura: als Ausdruck frommer Gesinnung; vgl. Am. 3,3,33 et quisquam pia tura focis imponere curati Met. 11,577 superis pia tura ferebat; Tib. 2,2,3 urantur pia tura focis. Vgl. auch 1,2,103 f. - pro te = pro valetudine tua. - cum¬ que omnibus unus: 'als einer unter vielen’; vgl. Cic. De or. 1,132 sicut unus
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pater familias his de rebus loquor (und Wilkins z. St.). — publica vota: es sind Gebete, die im Namen des ganzen Volkes an die Götter gerichtet werden; vgl. Met. 7,449 f. pro te, fortissime, vota / publica suscipimus. 61 ff. Auch in seinen Dichtungen, selbst in der Liebeskunst (z. B. 1,171 ff.; 203 ff.) drückt sich seine loyale Gesinnung aus; vgl. noch ex P. 1,1,27 f. denique Caesareo, quod non desiderat ipse, / non caret e nostris ullus honore liber. 63 f. Die Metamorphosen sind also bereits veröffentlicht, obwohl unvollendet (vgl. 1,7,13ff.; 35ff.); adhuc weist vielleicht darauf hin, daß Ovid wenigstens zeitweilig am Schluß eine Zudichtung plante. - in non credendos . . . modos: 'in unglaubliche Formen’, vielleicht an Ausdrücke wie mirandum in modum an¬ klingend. credere ist transitiv wie 3,10,35; das Gerundiv drückt die Möglich¬ keit aus. Zum Motiv vgl. unten 555 ff. und zu 1,1,117 f. Zum Text: die singu¬ läre Lesart von M wird wohl heute allgemein bevorzugt, aber die Erklärung von Owen ('is checked’) scheint mir unzutreffend. Das Werk ist publiziert, d. h. es befindet sich in den Händen des Publikums. Diese Sonderbedeutung von tenere ist allerdings schwer zu belegen; man könnte höchstens auf die Analogie von 3,1,82 sumite plebeiae carmina nostra manus hinweisen. 65f. invenies nimmt parataktisch inspice auf; vgl. 3,1,9 inspice ... videbis. — vestri nominis: ein Vorläufer des 'pluralis reverentiae’, der erst in Symmachus’ Briefen voll ausgebildet erscheint (Leumann-Hofmann, 372); aber das Pro¬ nomen umfaßt Augustus und sein Haus. Ähnlich ex P. 4,6,18, wo vestra Brutus und seine Freunde einschließt. - illic: z. B. Met. 15, 745 ff. — animi: oben zu 55 f. certa: das Wort war im Archetyp wohl schlecht leserlich (der Schreiber von M, viell. durch 1,3,60 oder Fast. 3,218 beeinflußt, glaubte cara zu sehen) und ist im frühen Mittelalter durch das (besonders nach mille modis, 62) farblose multa ersetzt worden. Man kann ex P. 4,13,32 qui dederint animi pignora certa sui anführen. 67 f. Sonst sagen die Dichter, daß sie allein dauernden Ruhm verleihen können, aber Ovid entrückt den Kaiser in die göttliche Sphäre. 69 f. Zum Gedanken vgl. 4,4,17 f. luppiter ingeniis praebet sua numina vatum, t seque celebrari quolibet ore sinit-, Culex 26 ff. sancte puer, tibi namque canit non pagina bellum / triste Iovis ponitque . . . / Phlegra, Giganteo sparsa est quae sanguine tellus, / nec Centaureos Lapithas compellit in enses. - Das breit überlieferte Iovis ist durch Dittographie entstanden; zum Dativ vgl. 3,9, 17 superest ingens audacia menti-, Ter. Pho. 69 quoi tanta erat res et supererat? Bentley erklärte 'satis et abunde ei fama est: non indiget fama; laudari tamen gaudet.’ 71 f. Ovid wählt das Beispiel, weil es sich um ein besonders schwieriges Thema handelt und weil Zeus sich besonders freuen muß, wenn sein Sieg über die Giganten besungen wird. Ob Ovid selbst je eine Gigantomachie plante, ist un¬ gewiß; aber es fällt auf, daß er nicht nur unten 333 f., sondern schon Am. 2,1, 11 ff. (dazu Luck, in: Ars Interpretandi, hg. von W. Eisenhut, 1969) dieses Beispiel wählt; vgl. auch H. Frankel, Ovid, 189, A. 68; H. Herter, Am. Journ. Philol. 1949, 144. Mart. 8,49,1 quanta Gigantei memoratur mensa triumphi scheint diese Stelle im Gedächtnis zu haben. - laetum nimmt iuvat (70) auf. 73 f. vgl. unten 335 ff.; 529 ff. - quanto decet ore: das volltönende Organ des Epikers, das zum ingenium uberius gehört (mens divinior sagt Horaz, s. u.); vgl. ex P. 4,10, 75 f. qui (sc. Theseus) quamquam est factis ingens et conditur a te I vir tanto quanto debuit ore cani-, 16,5 magni ... Rabirius oris-, Am. 2,1,11 f.
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ausus ei am, memini, caelestia dicere bella / centimanumque Gyen, et satis oris ei at; Ars 1,206 (von Augustus) magno nobis ore sonandus eris; Verg. Georg. 3,294 nunc, veneranda Pales, magno nunc ore sonandum; Hor. Sat. 1,4,43 f. ingenium cui sit, cui mens divinior atque os / magna sonaturum, des nominis huius (sc. poetae) honorem. — Ovid denkt wohl vor allem an Varius’ Preisge¬ dicht auf Augustus.
75 f. Auch ein bescheidenes Opfer erfreut die Götter, denn es kommt auf die Gesinnung an, in der es dargebracht wird; vgl. ex P. 3,4,81 f. haec (sc. volun¬ tas) facit ut veniat pauper quoque gratus ad aras, / et placeat caeso non minus agna bove; 4,8,37 ff. sed qui, quam potuit, dat maxima, gratus abunde est, / et finem pietas contigit illa suum, / nec quae de parva pauper dis libat acerra / tura minus grandi quam data lance valent. / agnaque tam lactens quam gramine pasta Falisco / victima Tarpeios inficit icta focos; 9,33 turaque mente magis plena quam lance dedissem; Fast. 4,150 Fortuna Virilis / ... hoc parvo ture rogata facit; Eur. Fr. 327; 946; Hor. Carm. 3,23,17 ff. immunis aram si tetigit manus, / non sumptuosa blandior hostia / mollivit aversos Penatis / farre pio et saliente mica; Prop. 2,10,21 ff. at caput in magnis ubi non est tangere signis, / ponitur hic imos ante corona pedes; / sic nos nunc, inopes laudis conscendere carmen, / pauperibus sacris vilia tura damus; Paneg. Mess. 14ff.; Pers. 2,3ff. non tu prece poscis emaci, / quae nisi seductis nequeas committere divis; / at bona pars procerum tacita libabit acerra; Stat. Silv. 1,4,127 ff. qua nunc tibi pauper acerra / digna litem? nec si vacuet Mevania vallis, / aut praestent niveos Clitumna novalia tauros, / sufficiam, sed saepe deis hos inter honores / caespes et exiguo placuerunt farra salino; Antip. Thess. Anth. Pal. 9,93,3 f. D.aog aUa öeyoiTO xai ouvqcxeiev aoiöov / Zeug qiyag cbg oTiycp rarOopevog Xißövcp. Den Ge¬ gensatz zur Hekatombe des reichen Mannes bildet das bescheidene Weihrauch¬ opfer, das sich auch der Ärmste leisten konnte. - turis honore-, formelhafte Wen¬ dung, die sich bequem ins daktylische Maß einfügt; vgl. Met. 10,681; 14,130; Tib. 1,7,53 tibi dem turis honores; Prop. 4,6,5. Zur Variante odoris vgl. die Herausgeber zu Met. 8,740, wo Heinsius wegen Verg. Aen. 3,547 honores in den Text nahm. 77-80. Augustus ist durch seine Regierungsgeschäfte zu sehr in Anspruch ge¬ nommen (213-224), als daß er die Ars persönlich hätte lesen können. Er ließ sich anscheinend nur Auszüge aus dem Werk vorlesen, die dann als Beweisstücke der Anklageschrift zugrunde gelegt wurden. Diese Auswahl wurde, wie Ovid sagt, in böswilliger Weise vorgenommen; z. B. wurden alle Stellen, die dem Kaiser huldigten, weggelassen. 77 f. Zum Text: crudelior omnibus hostis (M V) könnte das Ursprüngliche sein; es ist gut möglich, daß, wie Owen sagt, nimium eine in den Text gedrungene Glosse ist (crudelior = nimium crudelis). nimium crudeliter hostis wäre sprach¬ lich unanfechtbar; vgl. 3,2,27 di, quos experior nimium constanter iniquos; Cic. ad Att. 11,10,2 qui mihi tam crudeliter inimici sunt; Fr. Haase, Vorles. über lat. Sprachwiss. II 207. - delicias . . . meas: 'meine erotischen Dichtungen’ (an¬ ders unten 368). - Die Tmesis von quicumque ist eine dichterische Freiheit nach dem Vorbild von Lucr. 3,550; 5, 1128; Verg. Aen. 1,610 quae me cumque vocant terrae u. ö.; Hor. Carm. 1,7,25 quo nos cumque feret melior Fortuna parente; 2,7,14 vgl. J. Wackernagel, Kl. Sehr. I 75 = Indogerm. Forsch. 1892, 407). 79 f. carmina: hier einzelne Stellen, nicht ein ganzes Werk. - venerantia: vgl. oben 65 vestri praeconia nominis; 73 te celebrant alii; Bömer zu Fast. 5,447. -
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nostris . . . libris: lokaler Abi.; vgl. unten 437; 4,1,1. — indicio . . . candidiore: candidus bedeutet hier 'wohlwollend5; der Gegensatz wäre iniquus oder niger; vgl. unten 467; 4,10,132; so nennt Horaz Epist. 1,4,1 Tibuli sermonum nostro¬ rum candide iudex. - possint: periphrastisch, wie unten 204; 245; 1,9,3; 5,2,46 si fas est homini cum Iove posse loqui. - legi = eligi. 31 f. vgl. unten 87 f.; 1,1,23 f. - tune: als mich dein Zorn traf. 83 f. Sprichwörtlich; vgl. Publii. Syrus 243 Fortuna unde aliquid fregit, cassum penitus est. - Der Pentameter scheint sich an Verg. Aen. 12,59 anzulehnen, in te omnis domus inclinata recumbit. Das Bild des einstürzenden Hauses kehrt unten 121 f. wieder; vgl. auch 1,9,17 ff. (s. d.); ex P. 1,9,13 f. cum domus in¬ genti subito mea lapsa ruina / concidit in domini procubuitque caput; 3,2,11 f. cumque dedit paries venturae signa ruinae, / sollicito vacuus fit locus ille metu. 85 f. Das Bild wird näher ausgeführt, aber der Text ist umstritten; vielleicht waren die beiden Verse im Archetyp schlecht leserlich, suo . . . pondere wird gestützt durch Prop. 3,2,22 annorum aut ictu, pondere victa, ruent; Aetna 500 f. atque ipso pondere tracta / volvitur; Mart. 1,82,6 (porticus) victa est pondere cum suo repente: Plin. Epist. 6,16,6; Anth. Lat. 462,6; Maxim. l,259ff. omnia naturae solvuntur viscera nostrae / et tam praeclarum quam male nutat opus\ / his veniens onerata malis incurva senectus, / cedere ponderibus se docet ipsa suis. Dagegen sind die Worte cunctaque . . . quondam (nach Heinsius zu Her. 17,71 = quandoque, aliquando, nonnumquam) . . . tracta unsicher. - dehiscunt: vgl. 5,12,27 vertitur in teneram cariem rimisque dehiscit, / siqua diu solitis cumba vacarit aquis; Met. 13,890 f. tum moles tacta dehiscit, / vivaque per ri¬ mas proceraque surgit harundo. - ruunt: unten 121; ex P. 4,3,36 et subito casu quae valuere ruunt; Hor. Ia. 16,2 suis et ipsa Roma viribus ruit; Liv. 6,19,6 ut suis ipse oneratus viribus ruat. 87 f. quaesitum: vgl. Hor. Carm. 3,30,15 sume superbiam / quaesitam meritis; Prop. 3,2,23 at non ingenio quaesitum nomen ab aevo / excidet. - Damit hängt zusammen, daß Ovid von vielen alten Freunden im Stich gelassen wurde; und das richtet ihn ohnehin; vgl. 1,3,36 hanc odiis exonerate fugam (s. d.). Das Volk paßt sich dem zornigen Antlitz des Kaisers an; zu dieser Bedeutung von sequi vgl. 1,8,22. 89 f. An der transvectio equitum; vgl. oben zu 7f.; unten zu 541 f. Den equites equo publico, die sich dieses Privilegs als unwürdig erwiesen, wurde das Pferd abgenommen; vgl. Suet. Aug. 39 unumquemque equitum rationem vitae red¬ dere coegit atque ex improbatis alios poena, alios ignominia notavit, plures ad¬ monitione, sed varia. - Dadurch, daß der Kaiser ihm das Pferd nicht wegneh¬ men läßt, billigt er stillschweigend Ovids Lebenswandel, vitamque . . . moresque: dafür sagt Sueton a. O. rationem vitae. - praetereuntis: das fehlende No¬ men ist aus meam zu ergänzen; vgl. Am. 1,8,108 ut mea defunctae molliter ossa cubent; Hor. Sat. 1,4,23 cum mea nemo / scripta legat vidgo recitare timentis; Lucan 4,718 f.; Heinsius und Palmer zu Her. 5,45. 91 f. Man tut das Gute, ohne einen Vorteil davon zu erhoffen oder Dank zu erwarten; aber es ist immerhin nicht ganz gleichgültig, ob einer ein rechtschaf¬ fenes Leben führt oder nicht. Damit wird die strenge sittliche Forderung der älteren Stoa im Sinne des Peripatos etwas gemildert. Utile und gratum sind an sich keine gültigen Kriterien, wenn es um die sittliche Pflicht (honestum — xö xodov) geht, vgl. 5,14,31 f.; Cic. De fin. 2,99 innatam esse homini probi¬ tatem gratuitam, non invitatam voluptatibus nec praemiorum mercedibus evo-
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catam; Sen. De vit. beata 9,4 interrogas quid petam ex virtute? ipsam-, nihil enim habet melius, ipsa pretium sui; De benef. 4,1,3. Aber die praktische Le¬ bensweisheit empfiehlt oft einen Kompromiß; vgl. Iuv. 10,141 f. quis enim vir¬ tutem amplectitur ipsam, / praemia si tollas? — gratia . . . redditur: wie sonst giatia refertur (unten 572; ex P. 1,7,61 emeritis referenda est gratia setnper). gloria (M N pl.) ist deswegen weniger wahrscheinlich; Cic. De nat. deor. 3,87 pi opter virtutem enim iure laudamur et in virtute recte gloriamur ist anders. Ovid erwartet nicht gloria, hofft aber doch, daß seine Pflichterfüllung anerkannt wird. - crimen adeptus: gegen Heinsius’ Änderung (vgl. ex P. 2,2,16; Verg. Aen. 7,386) durch Tac. Ann. 1,74,2 odium apud omnes adeptus ausreichend geschützt.
93 ff. Ein Versagen Ovids in diesen amtlichen Funktionen hätte demnach zu einem Tadel bei der transvectio führen können. Er war — wohl nur kurze Zeit — Mitglied des Centumviralgerichts (eigentlich hundertfünf, drei aus jeder der fünfunddreißig tribus), das sich hauptsächlich mit Vermögens- und Erbschafts¬ streitigkeiten befaßte. Vgl. ex P. 3,5,23f. utque fui solitus, sedissem forsitan unus / de centum iudex in tua verba viris. - male commissa-, vgl. Liv. 34,49,6 male commissam libertatem-, Sen. Contr. 9,5,8 cui male liberi sui committeren¬ tur. - fortuna: wahrscheinlich nicht 'Vermögen’ (so die Übersetzung), sondern 'Schicksal’; Vgl. Cic. In Pis. 98 neque in tabellis paucorum iudicum sed in sen¬ tentiis omnium civium famam nostram fortunamque pendere. - decem deciens: zur Umschreibung vgl. etwa Fast. 4,384 inter bis quinos usus honore viros-, zu 1,1,117 f. — inspicienda = cognoscenda. Die Untersuchung geht dem Urteil (sta¬ tui, 95) voraus; vgl. Val. Max. 5,8,3 a patribus conscriptis petiit, nequid ante de ea re statuerent, quam ipse Macedonum filiique sui causam inspexisset. 95 f. Auch als Einzelrichter in Zivilsachen hat er stets gerecht entschieden. sine crimine = äpEpjtxog; vgl. 3,3,45 sine honore sepulchri = dffajtTog. - deque mea . . . fide: das höchste Lob, das einem Richter oder Schiedsmann zuteil werden kann; vgl. Liv. 3,1,4 atrox certamen aderat, ni Fabius consilio neutri parti acerbo rem expedisset; 7,21,8; Iust. 2,7,5 (von Solon) tanto tempera¬ mento inter plebem senatumque egit . . ., ut ab utrisque parem gratiam traheret. 97 f. extrema (vgl. ultima, 99): vielleicht zu ergänzen discrimina, pericula oder tempora-, vgl. Cat. 64,150 f. potius germanum amittere crevi, / qua?n tibi fal¬ laci supremo in tempore dessem; 169 extremo tempore-, Hor. Carm. 2,71 o saepe mecum tempus in ultimum / deducte. Eine rein zeitliche Bedeutung läßt sich aber nicht ausschließen; vgl. 4,3,35f. in omnibus actis, / ultima si demas, vita tuenda mea est; ex P. 2,2,105 f. nec mea, si tantum peccata novissima demas, / esse potest domui vita pudenda tuae. - tutus: vgl. 4,1,92; 5,11,22; 4,4,35f. (oben zit.). 99ff. Ähnliches Bild unten 469f.; vgl. zu 1,1,85f. - Die Variante mersit ist vielleicht durch Verg. Aen. 6,342 quis te, Palinure, deorum / eripuit nobis me¬ dioque sub aequore mersit? beeinflußt, aber Ovid hat wohl auch Met. 14,584 mer¬ git geschrieben (mersit Ciofan. ex cod.). - pars . . . de gurgite parva bildet den Gegensatz zu omnes fluctus Oceanusque, also eine Katastrophe auf offener See, ein Sturm, wie er ihn 1,2 oder 1,4 geschildert hat; vgl. noch ex P. 1,3,13 f., und zur Bedeutung von gurges J. Henry, Aeneidea I 378 ff. - pressere: vgl. 1,2,35. 103-108. Im Bild der Aktaion-Sage (vgl. Met. 3,131-252) deutet Ovid ver¬ hüllend an, was geschehen ist. Anders als H. Kleinknecht (Hermes 1939, 337) kann ich weder hier noch in den Met. erotische Motive finden. Was Ovid ge-
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sehen hat, mag eine erotische Szene gewesen sein, aber er beteuert ja seine eigene Unschuld; er war nicht selbst irgendwie beteiligt. Culpa ist ganz all¬ gemein ein 'Vergehen5. Vgl. 3,5,49f. inscia quod crimen viderunt lumina, plec¬ tor, / peccatumque oculos est habuisse meum; 6,27 f. nec leve nec tutum, quo sint mea, dicere, casu / lumina funesti conscia facta mali. Es handelt sich um error, nicht scelus: Met. 3,141 ff. at, bene si quaeras, Fortunae crimen in illo, / non scelus invenies: quod enim scelus error habebat? Aktaion mußte sterben, um Dianas Rachsucht zu befriedigen (Met. 3,251 f.): nec nisi finita per plurima vulnera vita / ira pharetratae fertur satiata Dianae. Die Anklänge an die Sage dürfen wohl kaum so erklärt werden, daß Ovid die Erzählung erst jetzt, im Exil, in das unvollendete Werk einfügte; vielmehr sieht er im Helden des Mythos ein Gegenbild zu sich selbst, so wie anderswo (1,5,57 ff.) in Odysseus. inscius: vgl. 3,5,49f. (oben zit.); Kall. Hymn. 5,113 ojtjtotav owe eüeTaov jteq l6t| xaplevxa Xosxpa / öodpovog; Bömer zu Fast. 4, 761 f. — praeda: vgl. Manil. 5,183 f. Actaeon . .. canibus nova praeda fuit; Sen. Phoen. 14 f. iacuit Actaeon suis / nova praeda canibus (beide wohl nach Ovid). - in superis: unten 383; 430; 1,9,24. - fortuna oder casus können in einem solchen Fall nicht als mildernde Umstände gelten; vgl. ex P. 1,6,26 omnis an in magnos culpa deos scelus est? Kall. Hymn. 5,101 f. 05 xe xtv5 aüavaxcov, öxa pr) fteög auxög eH|xch, / aüpf]crfl, [uaOcö xoüxov iöeiv pEycAto. 109 ff. Vgl. zu 1,9,17 f. 109 f. lila . . . die: als er etwas sah, was nicht für seine Augen bestimmt war. — qua me malus abstidit error: deutlicher Anklang an Verg. Ecl. 8,41 (= Ciris 430); von hier ist malus wohl 1,2,99 eingedrungen. Error kann sich nicht auf bloßes Zuschauen beziehen, sondern schließt vielleicht eine Fehlhandlung ein, die Ovid im Zusammenhang mit dem, was er sah, beging; vgl. 3,1,52 non faci¬ nus causam, sed suus error habet; 3,6,25f. - parva ... domus: vgl. 4,8,9. sine labe: vgl. oben zu 95; 1,9,43 (s. d.); 4,8,33; ex P. 1,2,143 nos quoque praeteritos sine labe peregimus annos: / proxima pars vitae transilienda meae; 2,7,49 vita prior vitio caret et sine labe peracta est: / auxilii misero nil tulit illa mihi; 4, 8,33 f.; Bömer zu Fast. 4,335. lllf. sic ... tamen: präzisiert die Aussage 109 f. - patrio ... aevo: 'in der Generation meines Vaters5 oder 'zur Zeit meiner Ahnen5, beides im Gegensatz zu Ovids Generation (vgl. ex P. 1,8,21 aevo ... nostro). Ovids Familie hat offenbar früher eine größere Rolle gespielt als jetzt; clara et nobilis dürfte eine stehende Formel sein, die er hier variiert (vgl. Her. 17,52 clara satis domus haec nobilitate sua est). In seiner Generation hat sie an politischer Bedeutung verloren; dafür fällt von seinem Dichterruhm ein Abglanz auf sie; vgl. unten 115 ff. Lesen wir mit Burman und Bentley arvo (vgl. Ibis 501; Met. 15,443) so ist zu verstehen, daß die Familie in Sulmo sehr angesehen war, also zum Provinzadel gehörte. - nec ullius = et nullius; vgl. Met. 1,110 nec renovatus (= et non ren.) ager gravidis canebat aristis. 113 f. Zu claritudo und nobilitas können noch divitiae hinzutreten. Ovids Va¬ ter war nicht arm; er gab seinen Söhnen die beste damals mögliche Erziehung (4,10,15 ff.) und hinterließ dem Dichter ein Landhaus bei Sulmo (4,8,10; ex P. 1.8,41 f.); daneben besaß Ovid ein Stadthaus in der Nähe des Kapitols (1,3. 29 f.) und Gärten vor der Stadt, wo die Via Flaminia auf die Via Clodia stieß (ex P. a. O.). - notanda = conspicienda. - unde sit (M N pl.) läßt sich vertei¬ digen im Sinne von ut inde ortus sit. - conspiciendus = conspicuus, insignis;
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vgl. ex P. 4,13,15 f. tam mala Thersiten prohibebat forma latere, / quam pidchi a Nireus conspiciendus erat; Martial 9,49,4 mit deutlichem Anklang an un¬ sere Stelle, in hac (sc. toga) ibam conspiciendus eques; vgl. noch Nep. Att. 13,5 suppellex modica, non multa, ut in neutram partem conspici posset. Den glei¬ chen Sinn kann auch conspectus haben (Met. 4,796; 12,553; Liv. 4,13,3); ähn¬ lich jtEQißXejrtog. 1.15 f. sit quoque: konzessiv. - census bezieht sich auf divitiae (113), ortus auf nobilitas (112).
117 ff. Auf seinen Dichterruhm ist Ovid stolz (vgl. 4,10,121 ff.); das ist mehr als census und nobilitas: ex P. 1,9,39 f. si modo non census nec darum nomen avorum / sed probitas magnos ingeniumque facit. Etwas anders Horaz Sat. 2, 1,74 ff. quidquid sum ego, quamvis / infra Lucili censum ingeniumque, tamen me / cum magnis vixisse invita fatebitur usque / invidia. 117 f- iuveniliter ist gut bezeugt und muß vielleicht von iuvenaliter (M A) schärfer geschieden werden, als es die Lexika tun. Iuvenalis ist nach Ana¬ logie von animalis, mortalis usw. gebildet und scheint vorwiegend in gutem Sinne ('jugendlich’, 'kraftvoll’) verwendet zu werden; vgl. Tr. 2,167 (von Au¬ gustus’ Enkeln) sidus iuvenale; Am. 1,5,22 quam iuvenale femur; 3,9,61 f. hedera iuvenalia cinctus / tempora. Dasselbe gilt von iuvenaliter: Ars 3, 733 f. ille feram vidisse ratus iuvenaliter (sic R: iuveniliter A plurr.) artus / corripit; Met. 7,805 venatum in silvas iuvenaliter ire solebam; 10,675 iecit ab obliquo nitidum iuvenaliter aurum. Dagegen scheint iuvenilis (analog zu hostilis, ser¬ vilis) gelegentlich eine negative Bedeutung ('leichtsinnig’, 'ungestüm’; vgl. Burman zu Met. 10,675) zu haben; vgl. 339 ad leve rursus opus, iuvenilia (iuve¬ nalia M3A al.) carmina, veni; aber 4,10,57 carmina ... populo iuvenilia legi ist wohl nicht abwertend, und 5,1,7 integer et laetus laeta et iuvenalia (iuvenilia D al.) lusi nähern sich beide Adjektive sehr stark in der Bedeutung. Auch Met. 14,639 Silenusque suis semper iuvenilior annis schreiben einige Herausgeber nach Magnus iuvenalior. Die Verwirrung in den Handschriften zeigt, daß die beiden Formen getrennt werden sollten, und das Adverb iuveniliter hat an unserer Stelle eindeutig einen negativen Beigeschmack. Heraeus (zu Mart. 14, 189,1) möchte bei Ovid wie bei Vergil überall iuvenalis, -iter hersteilen. Vgl. noch Bömer zu Fast. 5,273. - Ovid wird überall dort, wo lateinisch gesprochen wird, gelesen; der Wunschtraum seiner Jugend (Am. 1,15, 7 f. mihi fama peren¬ nis / quaeritur, in toto semper ut orbe canar) ist in Erfüllung gegangen (Met. 15,871 ff.; ex P. 3,2,35). - ab orbe: vgl. Mart. 9,101,20 victor Hyperboreo nomen ab orbe tidit. — Nicht nur das breite Publikum, auch die Kenner, auf deren Urteil es ankommt, schätzen ihn; dazu gehören vor allem die Dichter¬ kollegen (5,3,47 f.). Nun genügt es ihm, von der z plebs' gelesen zu werden (3, 1,82); auf den Beifall der Kenner wagt er nicht mehr zu hoffen: ex P. 3,9,45f. non fuit hoc tanti; confesso ignoscite, docti: / vilior est operis fama salute mea. non fastiditis . . . viris: nicht unbedingt Ausdruck der Bescheidenheit; vgl. Liv. 30,45,5 Polybius, haudquaquam spernendus auctor. 121 f. corruit: oben 83ff.; ex P. 1,9,13 cum domus ingenti subito mea lapsa ruina / concidit in domini procubuitque caput. - accepta = grata. - sub: hat seine ursprüngliche lokale Bedeutung; Met. 5,62 exhalantem sub acerbo vulnere vitam u. ö. ist es rein kausal. - uno . . . crimine: vgl. oben 100 una procella. 123f. sic . . . ut: vgl. oben lllf.; 3,4,18. - ematuruerit: das Verbum mit dem intensivierenden Präfix ist zum erstenmal bei Ovid belegt; maturescere steht
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synonym zu mitescere, leniri (vgl. 3,5,26; ex P. 2,7,79 spes quoque posse mora mitescere principis iram). Das Bild stammt vom alten, abgelagerten Wein und wird auch in der Stiltheorie verwendet: Cic. Brut. 288 ipse . . . Thucydides, si posterius fuisset, multo maturior fuisset et mitior. 125-138. Die Tatsache, daß er relegiert, nicht verbannt wurde, nimmt Ovid als Beweis für die clementia des Kaisers; vgl. ex P. 3,6,7 ff. quanta sit in media clementia Caesaris ira / si nescis, ex me certior esse potes. / huic ego, quam patior, nil possem demere poenae, / si iudex meriti cogerer esse mei; dazu Wickert, RE 22,2240; Winkler, RAC 3,209. 125 f. in eventu poenae: Gen. def. wie ex P. 2,2,31 fortuna miserrima tuta est, / nam timor eventus deterioris abest. - venerit ut = ut fuerit (die Vulgata des 12. Jahrh. beruht also wohl auf einer Glosse); vgl. 4,5,20; Fast. 5,648 et tan¬ dem Caco debita poena venit (fuit v. 1.); Prop. 1,18,14 non ita saeva tamen venerit ira mea; 2,34,81; E. Löfstedt, Studia Neophilol. 2,1938/39, 182 ff.; E. Ingvarsson, Eranos 1955, 168. Vielleicht liegt auch ein Anklang an eventus darin. - metu: freier Abi. comp, 'als ich befürchten mußte’; der Gegensatz wäre etwa voto 'als ich gewünscht hätte’. 127 f. citra . . . necem-, vgl. 5,8,23 quia peccavi citra scelus; Tac. Ann. 12,22,2 ira Agrippinae citra ultima stetit, vielleicht eine Ovid-Reminiszenz (Furneaux z. St.). — tua constitit ira: Selbstbeherrschung ist ein Teil der clementia, wie Seneca sie definiert (oben zu 31 f.). — princeps: die Anrede gehört nicht in die offizielle Titulatur jener Zeit, sondern ist aus dem gesprochenen Latein in die Dichtersprache übergegangen; vgl. noch Hör. Carm. 4,14,6 maxime principum. parce = modice; unten 138 parca ... verba; ex P. 1,7,45f., quaque ego per¬ misi quaque est res passa, pepercit, / usus et est modice fulminis igne sui. - viri¬ bus: ex P. 2,2,122. - use: Petron. 108,5 usurum me viribus meis clara liberaque voce clamavi. 129 ff. An den Unterschied zwischen relegatio und exsilium klammert sich Ovid (vgl. noch 5,2,55ff.; 11,9f.; 15ff.), obwohl der Kaiser ihm von Anfang an keine Hoffnung auf Begnadigung ließ (unten 145 f.). Vielleicht wurde im Edikt sogar ausdrücklich festgehalten, daß die relegatio in perpetuum anstelle einer Ver¬ bannung ausgesprochen war; vgl. die Abstufung Dig. 48,19,28 proxima morti poena metalli coercitio, post deinde in insulam deportatio, ceterae poenae ad existimationem, non ad capitis periculum pertinent, veluti relegatio ad tempus, vel in perpetuum, vel in insulam, vel cum in opus quis publicum datur, vel cum fustium ictu subicitur. Da aber selbst Verbannte begnadigt werden konnten, gibt Ovid jahrelang die Hoffnung nicht auf. 129f. paternae ... opes: vgl. zu 1,1,19f.; 4,4,45f. nec lumen ademptum, / nec mihi detractas possidet alter opes; zum Ausdruck ex P. 4,15,13. - muneris: 1,1,20 id quoque, quod vivam, munus habere dei; ex P. 4,5,31 f. vivit adhuc vitamque tibi debere fatetur, / quam prius a miti Caesare munus habet. 131 ff. Tac. Ann. 3,24 bietet vielleicht den besten Kommentar: inlustrium do¬ muum adversa (etenim haud multum distanti tempore Calpurnii Pisonem, Aemi¬ lii Lepida?n amiserant) solacio adfecit D. Silanus luniae familiae redditus, ca¬ sum eius paucis repetam, ut valida divo Augusto in rem publicam fortuna, ita domi inprospera fuit ob impudicitiam filiae et neptis, quas urbe depulit adul¬ terosque earum morte aut fuga punivit, nam culpam inter viros ac feminas vul¬ gatam gravi nomine laesarum religionum ac violatae maiestatis appellando clementiam maiorum suasque ipse leges egrediebatur. Er berichtet dann von
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D. Silanus, einem der Liebhaber der jüngeren Julia, der sich freiwillig ins Exil begab. Tiberius soll später gesagt haben, Silanus sei weder durch Senatuscon¬ sultum, noch aufgrund eines Gesetzes verurteilt worden; er hat ihn aber eben¬ sowenig begnadigt wie Ovid, mit der Begründung, sibi . . . adversus eum (sc. Silanum) integras parentis sui offensiones. Nach Paulus, Sentent. rec. 2,26,14 gaben die Bestimmungen der Lex lidia de adulteriis die Handhabe zur Rele¬ gation auf Inseln und zur Konfiskation eines Teils des Vermögens. K. J. Neu¬ mann zieht (Hermes 1897, 476) aus diesen Texten folgenden Schluß: „Ovids Relegation war also nicht durch Senatusconsult, nicht selecto iudice, d. h. nicht durch ein Urteil einer quaestio erfolgt, sondern durch kaiserliches Edikt auf¬ grund der magistratischen Coercitionsbefugnis des princeps . . . Bei der quaestio denkt man an die aufgrund der lex lulia de coercendis adidteriis vom Jahr 17 v. Chr. eingerichtete . . . oder an die quaestio ?naiestatis.“ 133 f. tristibus = asperis, severis; vgl. ex P. 2,7,56 addita sunt poenis aspera verba meis; Lucii. Fr. 1014M. idque tuis factum (factis vulgo) saevis et tristibu dictis; Cic. Brut. 113 Rutilius . . . in quodam tristi et severo genere dicendi ver¬ satus est. - ita principe dignum-, vgl. Manii. 2,485 ut principe dignum est. offensas: 3,8,39f. tantus amor necis est, querar ut cum Caesaris ira, / quod non offensas vindicet ense suas; vgl. oben zu 131 ff. 135 f. edictum: vgl. 5,2,57f. nec mea concessa est aliis fortuna, nec exsul / edicti verbis nominor ipse tui. - in poenae nomine: 'was die Bezeichnung der Strafe betrifft’; vgl. 5,11,21 f. ipse relegati, non exulis utitur in me / nomine: tuta suo iudice causa mea est. Ovid war also nicht zur deportatio verurteilt. Aber wenn die relegatio in perpetuum ausgesprochen war, so bedeutete das nur, daß er Bürgerrecht und Vermögen behalten durfte. 137 f. Vgl. Tac. Ann. 3,17,8 ut ... M. Piso exuta dignitate et accepto quin¬ quagiens sestertio in decem annos relegaretur. In diesem Fall wurde also die relegatio in tempus ausgesprochen. - parcaque: oben 128. Diese Worte spielen für sein Schicksal, sein künftiges Dasein eine große Rolle; von ihnen hängt alles ab. privaque (M) sucht Housman zu Lucan 5,612 zu halten, aber was es hier bedeuten soll, ist nicht klar. - in illo: sc. edicto; vgl. 138 ibi. — fortunae . . . meae: etwas anders Quint. Deel. 377 (p. 420,11 R.) sed ne fallam te, pater, respon¬ debo verbis fortunae meae, respondebo quod soleo, id est, non alius reus quam filius. 139 f. vgl. oben 91 f. - sano: 'für einen normalen Menschen’; vgl. Hör. Sat. 1, 5,44 nil ego contulerim iucundo sanus amico. — mentis . . . potenti: der Gegen¬ satz wäre amens oder inops animi; vgl. Verg. Aen. 4,300; Sen. Thy. 546f. ferus ille et acer / nec potens mentis truculentus Atreus. — tanto . . . viro: oben 55 vir maxime. - displicuisse: vgl. Hor. Epist. 1,17,35 principibus placuisse viris non ultima laus est; Cons. Liv. 41 f. quid, tibi nunc mores prosunt et puriter actum / omne aevum et tanto tam placuisse viro (auch von Prop. 3,18,11 ff. beeinflußt). 141 f. Der Gedanke von 123 f. wird aufgenommen und durch Beispiele aus der Natur begründet. - placabile numen: vgl. 3,5,31 quo quisque est maior, magis est placabilis irae; ex P. 1,9,23 o quotiens dixit 'placabilis ira deorum est’; 3. 6,21 f. crede mihi, miseris caelestia numina parcunt / nec semper laesos et sine fine premunt. Met. 10,399 ira deum sive est, sacris placabilis ira; Culex 271 audax ille quidem, qui mitem Cerberon umquam / credidit aut ulli Ditis placa¬ bile numen. - Zum ersten Beispiel vgl. Fast. 1,495 nec fera tempestas toto tamen horret in anno (Bömer z. St.); Hor. Carm. 2,9,1 ff. non semper imbres nubibus
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hispidos / manant in agros aut mare Caspium / vexant inaequales procellae / usque, nec Armeniis in oris, / amice Valgi, stat glacies iners / mensis per omnis aut Aquilonibus / querceta Gargani laborant / et foliis viduantur orni-, 10,17 f.; Lygd. 6,32 venit post multas una serena dies-, Sen. Epist. 107,8; Theokr. 4,43 %(b Zeiig akhoxa pev jtEÄ.ei aidpiog, aU.Oxa 8’ vei. - candidus — clarus, serenus. ire = venire oder prodire-, vgl. Hor. Carm. 2,14,5 quotquot eunt dies-, 4,5,7; Epist. 2,2,55. 143 f. Zum zweiten Beispiel vgl. 4,9,13 et patriam, modo sit sospes, speramus ab illo: / saepe lovis telo quercus adusta viret. - vidi ego: häufig zur Einführung eines (vielleicht fiktiven) persönlichen Erlebnisses, das zur allgemeinen Erfah¬ rung wird; vgl. 5,8,11; ex P. 1,1,51; Tib. 1,2,91. — Die Rebe, die sich um die Ulme rankt: 5,3,35 f.; ex P. 3,8,13; Hor. Epist. 1,16,3; Mart. 4,13,5; J. B. E. Mayor, Journ. of Philol. 1892, 265. saevo muß richtig sein; vgl. unten 179; 1, 9,21; 3,4,6; 4,3,69; Met. 2,313. 145 f. sperare: absolut, wie Am. 2,19,5 speremus pariter, pariter metuamus amantes; Stat. Silv. 1,2,78 longos iussi sperare per annos. Als Objekt wäre etwa aus 575 ff. zu ergänzen reditum aut certe tutius exilium. - te prohibente: vgl. 4,4,15 nec prohibere potest, quia res est publica Caesar; etwas anders 3,7,45 ff. en ego, cum caream patria vobisque domoque, / raptaque sint, adimi quae po¬ tuere mihi, / ingenio tamen ipse meo comitor que f ruor que-. / Caesar in hoc potuit iuris habere nihil. 147f. Zum Gedanken vgl. ex P. 1,2,59ff. - mitissime: oben 27; 43; 1,1,73; 4,4,53. - spes . .. cadit-, ex P. 1,2,62; 6,36; vgl. auch Tr. 4,3,12 iacet . . . spes und s. unten zu 153 f. 149-152. Zum dritten Beispiel vgl. ex P. 4,4,1 ff. nulla dies adeo est australi¬ bus umida nimbis, / non intermissis ut fluat imber aquis. / nec sterilis locus ullus ita est, ut non sit in illo / mixta fere duris utilis herba rubis. - Die Schilderung der Windstille nach dem Sturm erinnert an Verg. Aen. 10,101 ff. deum domus alta silescit / . . . silet arduus aether; / tum Zephyri posuere, premit placida aequora pontus. - ac veluti (149) wird aufgenommen von sic (153). - aequora-. zur Verwechslung mit aera vgl. zu 1,8,35 f.; ähnlich variieren die Handschrif¬ ten ex P. 3,2,63 levibus ventis sub nube per aethera (aequora A : aera 'dett.’) vectam; vgl. Housman zu Manii. 4,743. Zwar spricht Ovid Met. 1,75 von agi¬ tabilis aer; aber 14,544 aeraque et tumidum subitis concursibus aequor / Astraei turbant et eunt in proelia fratres ist nicht eindeutig. - modo-, aus aequalis . . . continuus läßt sich 149f. ein entsprechendes modo ergänzen; vgl. Tac. Ann. 4, 50,6 hostis clamore turbido, modo per vastum silentium, incertos obsessores effecerat. Das zweite modo ist also weder = postmodo (Housman zu Manii. 1, 871 u. Add.) noch = iam (Shackleton Bailey, Class. Quart. 1954, 169). - siles¬ cunt-. Cat. 46,2 f. iam caeli furor aequinoctialis / iucundis Zephyri silescit auris; Verg. a. O. 153 f. - variantque: intr. wie Met. 15,648 dissidet et variat sen¬ tentia. - timores: Gegensatz zu spes (147f.); vgl. 1,1,102; 4,3,12; ex P. 1,2,62 spesque levis magno victa timore cadit; Her. 9,42 speque timor dubia spesque timore cadit; 13,124 spes bona sollicito victa timore cadit. 155-182. Diese 28 Verse bilden eine einzige Periode, wobei die Beteuerung 155-178 einnimmt, der sich daran knüpfende Wunsch 179-182. Ein ähnliches Kunststück, inhaltlich und formal verwandt: ex P. 2, 8,23 ff. 155f. Anrufung der himmlischen Götter, verbunden mit dem Wunsch, Augu¬ stus möge Rom (vgl. oben 57 f.) noch lange erhalten bleiben; vgl. Hor. Carm.
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saec. 67 f. alterum in lustrum meliusque semper / prorogat aevum. - longa . . . tempora: ex P. 2,1,53 f. di tibi dent annos ... / sint modo virtuti tempora longa tuae. Wie die Wunschform in der Überlieferung verwischt werden kann, zeigen die Hss. Her. 15,107, wo Heinsius mit Recht discedat in den Text genommen hat; auch Am. 3,11,46 muß dent gelesen werden. — Romanum . . . nomen: un¬ ten 221; Met. 1,201 sanguine Caesareo Romanum exstinguere no7nen. 157 f. Anrufung des Vaterlands, dessen Vater Augustus ist; vgl. oben 39; un¬ ten 574; ex P. 2,2,115 placidus facilisque parens veniaeque paratus-, 4,9,134 f. nec tu / immerito nomen mite parentis habes; (Sen.) Oct. 485 ff. invidia tristis victa consensu pio / cessit: senatus, equitis accensus favor / plebisque votis atque iudicio patrum / tu pacis auctor, generis humani arbiter / electus orbem iam sacra specie regis / patriae parens, quod nomen ut serves petit / suosque cives Roma commendat tibi; Iuv. 8,243; Sil. It. 8,2. - ut in populo: unten 231; zu 1,1,17; B. Axelson, Eranos 1944, 50,3. — pars: oben 58. — nuper: vor seiner Verurteilung. 159f. Die Beteuerung vom Typus per superos, per patriam wird abgelöst durch das dem eigentlichen Wunsch (179 ff.) vorangestellte sic (nachgestellt z. B. 3,4, 75 ff.; 5,3,35 ff.; Hör. Carm. 1,28,25 ff.) 'so wahr’; vgl. Hör. Carm. 1,3,1 ff. sic te diva potens Cypri, / sic fratres Helenae, lucida sidera, / ventorumque regat pater / obstrictis aliis praeter Iapyga, / navis, quae tibi creditum / debes Ver¬ gilium; finibus Atticis / reddas incolumem precor / et serves animae dimidium meae. — Zum Gedanken vgl. ex P. 2,11,25 f. o referant grates, quoniam non possumus ipsi, / di tibi! qui referent, si pia facta vident. - factis animoque: faßt die vier Kardinaltugenden des Kaisers (Mon. Anc. 34) zusammen; vgl. H. Mar¬ kowski, Eos 1936, 109ff.; J. Gage, REL 1937, 90f,; M. P. Charlesworth, Proc. Brit. Ac. 1937, 111 ff.; H. Mattingly, Harv. Theol. Rev. 1937, 103ff.; J. G. C. Anderson, JRS 1939, 93. 161-164. Die 5ic-Formel wird fortgesetzt (vgl. 165; 169; 177), die den Kaiser betreffenden Wünsche auf seine Gemahlin und die ganze Dynastie ausgedehnt (Wickert, RE 22,2160). Wir gewinnen daraus eine Vorstellung von den vota publica (oben 60); vgl. ex P. 2,8,41 ff. sic pater in Pylios, Cumaeos mater in annos / vivant, et possis filius esse diu. / tu quoque, conveniens ingenti nupta marito, / accipe non dura supplicis aure preces. / sic tibi vir sospes, sic sint cum prole nepotes, / cumque bonis nuribus quod peperere nurus; Fast. 1,721 f. utque domus quae praestat eam, cum pace (oben 157) perennet, / ad pia propensos vota rogate deos; Met. 15,832ff. pace data terris animum ad civilia vertet / rura suum legesque feret iustissimus auctor / exem¬ ploque suo mores reget (unten 223 f.) inque futuri / temporis aetatem ventu¬ rorumque nepotum / prospiciens prolem sancta de coniuge natam / ferre simul nomenque suum curasque iubebit / nec nisi cum senior Pylios aequaverit annos / aetherias sedes cognataque sidera tangat (oben 57f.); Fast. 1,529ff. tempus erit cum vos orbemque tuebitur idem, / et fient ipso sacra colente deo, / et penes Augustos patriae tutela (oben 157) manebit: / hanc fas imperii frena tenere domum. / inde nepos natusque dei, licet ipse recuset, / pondera caelesti mente paterna feret, / utque ego perpetuis olim sacrabor in aris, / sic Augusta novum Iulia numen erit. Ovid findet stets neue Variationen für denselben Gedanken. sociales compleat annos: vgl. ex P. 3,1,73 socialis amor foedusque maritum; Aen. 1,74 f. omnis ut tecum meritis pro talibus annos / exigat et pulchra faciat te prole parentem; zu complere vgl. noch Tr. 4,10,77; die Variante impleat ist wohl aus Her. 3,135 eingedrungen. - Livia allein ist seiner würdig: ex P. 2,8,
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29 f. per que tori sociam, quae par tibi sola reperta est, / et cui maiestas non one¬ rosa tua est-, 43 tu quoque, conveniens ingenti nupta marito; 3,1,118 sola est caelesti digna reperta toro; Fast. 1,650 sola toro magni digna reperta lovis (Bömer z. St.); Cons. Liv. 380 (dazu Scott, TAPhA 1930, 64 ff.); (Sen.) Oct. 544 ff. (Nero spricht) dignamque thalamis coniugem inveni meis / genere atque forma, victa cui cedat Venus / lovis que coniunx et ferox armis dea. - erat: der Indikativ stellt die Tatsache fest; vgl. ex P. 1,7,51 f.; Her. 8,28 et si non esses vir mihi, fra¬ ter eras. 165 f. Tiberius galt in den Jahren 8-9 als der vom Kaiser selbst erwählte Nach¬ folger, der in absehbarer Zukunft (zu olim vgl. unten 182; Am. 3,11,7 dolor hic tibi proderit olim; Hör. Carm. 2,10,17) neben ihm und dann an seiner Stelle regieren würde. Im Wortlaut ganz ähnlich Mart. 6,3,2 ff. nascere, magne puer (Domitians Gattin erwartet ein Kind) / cui pater aeternas post saecula tradat habenas, / quique regas orbem cum seniore senex. - imperium regat hoc-. 'Akkusativ des Inhalts5; vgl. ex P. 3,3,61 sic regat imperium terrasque coerceat omnis / Caesar; Lucr. 5,11,30; Verg. Aen. 1,340 imperium Dido Tyria regit urbe profecta; Conington-Nettleship z. St.; Liv. 3,15,7; 8,23,9; Sen. Phoen. 374 f.; Plin. Epist. 6,11,47; Suet. Caes. 48 domesticam disciplinam . . . diligenter adeo severeque rexit. 167 f. ut faciuntque = ut et faciunt; oben 41 idque facis und zur Stellung von -que etwa 4,1,74. - Drusus und Germanicus werden als strahlend schöne Jüng¬ linge - den Dioskuren vergleichbar - geschildert; auf der zu seinen Lebzeiten verfaßten Inschrift von Philae (Epigr. Graeca 978 K.) ist Augustus selbst ein Gestirn. Zum Preis der Schönheit vgl. Hör. Carm. 3,9,21 sidere pulchrior / ille est, der Hom. II. 6,401 odfyxiov acrcepi xaAcp (vgl. auch Eur. Hipp. 1121) stei¬ gert. Zum Bild des Retters vgl. Poseidonios aus Marcellus bei Plut. Marc. 30, 8 = FGrHist II A 87 F 44 Jac. Oüxög toi 'Pcoppg 6 peyac;, ^eve, Jtaxpföog daxf]p, / MapxeTAog x^eivcöv K7.aüöiog ex Jtaxepcov; vgl. ferner Hör. Sat. 1,7,24-26; Ma¬ nii. 1,385 Augusto, sidus nostro qui contigit orbi, Horaz nennt Carm. 1,12,46 ff. das julische Geschlecht sidus lulium; danach auch Cons. Liv. 409 (von Drusus) sideris ... obitum; Suet. Cal. 13; Sen. Dial. 11,13,1 (von Claudius) sidus hoc semper luceat. Von einer andern vornehmen Familie: ex P. 3,3,2 o sidus Fa¬ biae, Maxime, gentis, ades; Vollmer zu Stat. Silv. 3,4,28. - per tua . . . facta eant = te imitentur factis; vgl. Manil. 1,913 perque patris pater Augustus vestigia vicit; ähnlich etwa 5,3,27 exemplis ire; Ars 3,87 ite per exemplum, genus o mortale, dearum; Met. 4,430 f. cur non stimuletur eatque / per cognata suis exempla furoribus Ino. Jeder Vater wünscht sich, daß seine Söhne ihm nach¬ eifern: Tibull 1,7,55 at tibi succrescat proles, quae facta parentis / augeat; CLE 1908, 14. - sui. . . parentis — Tiberii.
169-172. Die Siegesgöttin (zur Victoria Augusta vgl. Weinstock, RE 8 A, 2518 ff.) möge die römischen Feldzeichen begleiten, dem Feldherrn beistehen und den Lorbeerkranz auf sein Haupt legen (vgl. Hör. Epist. 1,18,64). Die geflügelte Gottheit (Am. 3,2,45; Met. 8,13; Scr. Hist. Aug., Alex. Sever. 14,1 pater ... in somnis vidit alis se Romanae Victoriae, quae in senatu, ad caelum vehi ist überall dort gegenwärtig gedacht, wo eine Entscheidung erzwungen wird; sie lenkt die Hände der Kämpfer (Verg. Aen. 11,436), flattert über den Feldzeichen des überlegenen Heeres oder sitzt auf dem Pferdegespann des Sie¬ gers (luv. 8,63). - nunc quoque-, bezieht sich vermutlich auf die Feldzüge des Tiberius in Dalmatien und Pannonien, 6 bis 9 n. Chr., die also noch nidit ab-
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geschlossen sind; das ist für die Datierung dieses Buches wichtig. - se praestet: von einer Gottheit auch Apul. Met. 6,4,16 (Iunos Antwort auf ein Gebet) quam veilem . . . per fidem nutum meum precibus tuis accommodare, sed . . . prae¬ stare me pudor non sinit. — solitis . . . alis: Augustus ist victoriosus ubique semper (dazu L. Berlinger, Diss. Breslau 1935, 22 ff.). - Zum Versschluß vgl. Met.
2.719; Hör. Sat. 2,1,58; Verg. Aen. 3,233; 6,866; Man. 5,489; Stat. Theb. 1, 51; 8,675. — nitida ... coma: man braucht nicht an das glänzende Haar der Götter zu denken, deren Statuen gesalbt wurden (vgl. Fast. 3,2 Mars, ades et nitidas casside solve comas)\ auch Menschen rieben sich, zumal bei festlichen Gelegenheiten, das Haar ein; vgl. etwa Hör. Carm. 1,4,9 nunc decet aut viridi nitidum caput impedire myrto / aut flore, terrae quem ferunt solutae. - laurea serta: der Lorbeerkranz des siegreichen Heerführers; vgl. ex P. 2,2,90 venit honoratis laurea digna comis.
173-176. Der Kaiser stellt seinem Heerführer (hier Tiberius) das Heer zur Verfügung und gibt seine Auspizien, d. h. die fortuna Augusti (Wickert, RE 22,2101). Es kämpft, als ob er gegenwärtig wäre; vgl. Res gest. 1,24 ff. ob res a(me aut per legatos) meos auspiciis meis terra m(ariqu}e pr(o}spere gestas; 5,44 ff. (im Hinblick auf diese Ereignisse) Pannoniorum gentes . . . devictas per Ti. (N e}ronem, qui tum erat privignus et legatus meus, imperio populi Romani s(ubie}ci protulique fines Illyrici ad r(ip}am fluminis Dan(u)i. citrea') quod (D)a(cor}u(m tr}an(s} gressus exercitus meis a(u}sp(iciis vietius profligatusque (est} . . . Statt der Verbindung auspicium et dei haben wir Ars 1,191 f. die Verbindung auspicia et animi; näher unserer Stelle ist Hör. Carm. 4,14, 33 f. te copias et consilium et tuos / praebente divos (vgl. 9 milite . . . tuo, 16 auspiciis . . . secundis); danach wohl Tac. 13,6 pleraque in summa fortuna au¬ spiciis et consiliis quam telis et manibus geri. Der Feldzug wurde offiziell ductu et auspiciis Augusti begonnen und geführt. Vgl. noch Paneg. Lat. 8 (5), 14,2 Fronto . . ., cum belli in Britannia confecti laudem Antonino principi daret, quamvis ille in ipso Vrbis palatio residens gerendi eius mandasset auspicium. praesens: vgl. die eben zitierte Stelle; Augustus weilt in Rom und ist gleich¬
zeitig bei den an den Grenzen des Reiches kämpfenden Legionen. - Das Text¬ problem habe ich Harvard Stud. Class. Philol. 1961, 254 f. behandelt. Es scheint, daß im Archetyp dum hinter praesens unleserlich geworden war; M und andere scheinen dafür et gelesen zu haben; die meisten andern Lesarten dürften auf Konjektur beruhen. Zur Konstruktion vgl. 217 f. de te pendentein sic dum circumspicis orbem, / effugiunt curas inferiora tuas. - respicis: von der Sorge der Götter für die Menschen; vgl. Plaut. Rud. 1316 homines respiciunt, Ter. Andr. 642 u. ö. — saeva . .. bella: Met. 1,161; 6,464. 177 f. Zur formelhaften Endung vgl. Met. 15,569; Hör. Epist. 1,10,37 postquam victor violens discedit ab hoste; Housman zu Manii. 5,568. Redire steht oft prägnant = 'siegreich zurückkehren’; vgl. Fast. 3,465; ähnlich remeare (Verg. Aen. 2,95; Heinsius zu Met. 15,569). - Das Bild des siegreichen Feldherrn, der im Triumphzug hoch auf dem bekränzten Wagen steht; auch die Pferde, die ihn ziehen, sind bekränzt. Vgl. 4,2,22; ex P. 2,1,57 f. te quoque victorem Tarpeias scandere in arces / laeta coronatis Roma videbit equis; Fast. 5,52; Cons. Liv. 374. Zur Präposition vgl. Ars 1,213 f. ergo erit illa dies, qua tu, pulcherrime rerum, / quattuor in niveis aureus ibis equis; Fast. 6,724; Verg. Aen. 5,554; 578; 7,285; 11,10. 179 f. Zum Bild vgl. 1,1,72; 81; 4,3,69f.; Mart. 6,83,3f. nam tu missa tua 8
Luck, P. Ovidius Naso, Tristia II
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revocasti fulmina dextra: / hos cuperem mores ignibus esse Iovis. — fera tela-. oben 144; Met. 2,61, 181 f. Oben 39f. Den Ehrennamen pater patriae erhielt Augustus am 5. Februar 2 v. Chr.; vgl. Flor. 4,12,66 ob haec tot facta ingentia dictator perpetuus et pater patriae. - olim: wie oben 165 unten 575. - placandi spem: 5,8,22. 183 f. non precor ut redeam: unten 575 f. - maiora petitis: vgl. 5,6,42 vero . . . minor; ex P. 2,6,6 et mala me meritis ferre minora doces; 3,3, 76 non gravior merito iudicis ira fuit; Met. 3,660; 13,651 voto maiora fideque / munera; Sen. Phdr. 711; Fucan 6,215. - petenti (D al.) scheint durch roganti (185) beeinflußt zu sein. - credibile est: oben 72. 185f. mitius exilium: 4,4,51 f.; ex P. 2, 7,63f. mitius exilium faciunt loca: tristior ista / terra sub ambobus non iacet ulla polis; 4,4,50 fatebor / protinus exilium mollius esse meum; Ibis 27 f. - roganti: 5,2,37. - pars . . . levata: vgl. 5,1,45 poenae modo parte levata; ex P. 1,8, 73 f. terra velim propior nullique obnoxia bello / detur: erit nostris pars bona dempta malis. Der Fehler in M ist sonderbar, aber Housman (zu luv. 10,351; zu Manil. 5,463) hat Beispiele gesammelt. 187-206 Dieser Abschnitt des Buchs endet mit einer Schilderung des Verban¬ nungsorts. Ovid klagt vor allem über drei Dinge: (a) die Kälte, (b) die weite Entfernung von Rom, (c) die räuberischen Stämme. Die drei Themen sind aber nicht sauber getrennt, sondern manches geht durcheinander; so ist z. B. der Ver¬ gleich mit andern Verbannten auseinandergerissen. Eigentlich würde 193 f. besser direkt an 187 f. anschließen und 195 f. an 189 f. Das Distichon 191 f. ist von manchen Editoren umgestellt worden, z. B. nach 198 von Owen, nach 204 von Magnus (Berl. Philol. Wochenschr. 1920, 159). Vielleicht war die ursprüng¬ liche Anordnung wie folgt: 187 ultima perpetior medios eiectus in hostes, 188 nec quisquam patria longius exid abest, 193 cumque alii causa tibi sint graviore fugati, 194 ulterior nulli, quam mihi, terra data est: 189 solus ad egressus missus septemplicis Histri 190 Parrhasiae gelido virginis axe premor. 195 longius hac nihil est, nisi tantum frigus et hostes, 196 et maris adstricto quae coit unda gelu. 197 hactenus Euxini pars est Romana sinistri: 198 proxima Bastarnae Saur ornatae que tenent. 191 Ciziges et Colchi Matereaque turba Getaeque 192 Danuvii mediis vix prohibentur aquis. 199 haec est Ausonio sub iure novissima vix que 200 haeret in imperii margine terra tui. Es könnte sein, daß drei Distichen (189 f.; 191 f.; 193 f.) ihren Platz verloren haben. Eine leichte Schwierigkeit der vorgeschlagenen Reihenfolge: hac (195) schließt nicht an terra (194) an; doch das Wort kann ohne weiteres ergänzt wer¬ den. Die Entsprechung ultima (186) . . . ulterior (194) wäre sinnvoll, und von nec quisquam (188) über nulli (194) zu solus (189) führt eine deutliche Verbin¬ dung. 187 f. ultima = td eo%axa; vgl. 3,2,11 idtima nunc patior; Met. 14,483 ultima iam passi comites belloque fretoque; Piat. Phaid. 83 c o jtdvTCOv peyunov te xaxwv xai coxatov ccm, toöto Jtda%Et. - medios ... in hostes: er ist rings von feindlichen Stämmen umgeben, die 191 und 198 aufgezählt sind; vgl. auch 195; 203 f. - eiec-
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tus\ vgl. Thes. 5,2,305,61 ff. - longius: unten 195; 3,6,37 alium, quo longius absim / quaere . . . locum; zum Gedanken vgl. 194. 189 f. septemplicis Histri: Das Adjektiv begegnet zuerst bei Verg. Aen. 12,925 (vom Schild des Turnus); Stat. Silv. 5,2,136 nennt die Donau septenus . . . Hister. Von sieben Armen sprechen auch Strabon 7,3,15 und Pomponius Mela 2,1,8; anders Herodot 4,47. Weniger genau Tr. 3,10,28 miscetur vasto multa per ora freto. Die Donau bildet hier die Grenze des römischen Reiches; vgl. Sen. Nat. Qu. 6,7,1 hinc Nilus per aestatem ingentes aquas invehit, hinc, qui medius inter pacata et hostilia fluit, Danuvius ac Rhenus, alter Sarmaticos impetus cohibens et Europam Asiamque disterminans, alter Germanos, avidam belli gentem, repellens-, vgl. unten 192. - Parrhasiae . . . virginis: Kallisto. Ihre Sage erzählt Ovid. Met. 2,401 ff. - gelido . . . axe premor: vgl. 3,10,12 (Text unsicher); ex P. 1,7, 11 nos premat aut bello tellus aut frigore caelum. Wahrscheinlich ist mit axis hier der nördliche Himmelspol gemeint; vgl. 3,2,2 quaeque Lycaonio terra sub axe iacet; 10, 12 (Text unsicher); 4,8,41; 5,2,64; Lucan 8,174 f. qui non mergitur undis / axis inocciduus gemina clarissimus arcto. Dieselbe Erklärung gilt wohl auch für Tr. 1,3,48: der Große Bär hat sich vom Plimmelspol weggedreht (anders z. St.). 191 f. Ciziges: Plin. Nat. hist. 6,19 führen die Handschriften auf die Form Cizici; das ist aber nur eine phonetische Variante. Dagegen dürfte Iazyges eine Interpolation sein, obwohl auch dieser sarmatische Stamm bezeugt ist (Strabon 7,4,17; Tac. Ann. 12,29); denn die Synizese scheint unzulässig (vgl. ex P. 1,2, 77; 4,7,9; Ibis 135). - Die Kolcher sollen die Hafenstadt Pantikapaion (Kertsch) am kimmerischen Bosporus gegründet haben. - Ich habe die Form Matereaque her¬ gestellt, weil Ptolemaios 5,9,17 die Materoi als Stamm der Sarmatia Asiatica kennt. Auf diese Form lassen sich die wichtigsten Varianten leicht zurückführen, und es ist überflüssig, mit Ellis Tereteaque einzusetzen. Bentley, Schräder (Emendationes 220 ff.) und andere wollten das Distichon streichen, aber welcher Interpolator wäre auf diese entlegenen Völker verfallen? Höchstens eine Um¬ stellung könnte erwogen werden (s. o.). - mediis . . . aquis: Der Fluß bildet nur im Sommer ein natürliches Hindernis; vgl. unten 203; 3, 10, 7 f. Daraus wird man kaum schließen dürfen, daß Ovid schon einen Winter in Tomis erlebt hat. prohibentur: oben zu 189 f. 193 f. - tibi: dat. ag., wie 1,7,32 u. ö. - causa . . . graviore: 5, 8,37 utque ego te videam causa graviore fugatum; das Gegenteil von gravior wäre melior (oben 51). 195 f. Die drei Worte longius, frigus, hostes fassen die drei Themen des ganzen Abschnitts zusammen: Die große Entfernung von Rom, das rauhe Klima, die unmittelbare Nachbarschaft feindlicher Stämme. Die Vereisung der nördlichen und westlichen Randteile des Pontus hat Ovid wohl noch nicht beobachtet; vgl. dagegen 3,10,37 ff.; 5,10,1 f. ut sumus in Ponto, ter frigore constitit Hister, / facta est Euxini dura ter unda maris; ex P. 3,1,15f.; 4, 10,32. - adstricto: 3,4,48; ex P. 3,3,26; Met. 1,119f. tum primum siccis aer fervoribus ustus / canduit et ventis glacies adstricta pependit; Lucan 5,436 sic stat iners Scythicas adstrin¬ gens Bosporus undas. 197-200. Unter Augustus ist die Provinz Moesia ein Verwaltungsbezirk, der im Norden und Osten von der Donau und dem Schwarzen Meer begrenzt und von Thrakien, Makedonien und Illyrien durch die Gebirgsketten des Haemus, Scor¬ dus, Drimus und Savus getrennt ist. Ovid verwendet den Namen Moesia noch nicht; für ihn ist Tomis eine thrakische Stadt (vgl. Plin. Nat. hist. 4,11,44, nach 8"
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der Chorographie Agrippas), die am 'linken Ufer’ des Pontus (vgl. 1,2,83; 8,39; ex P. 1,4,31 usw.) die Grenze zwischen dem römischen Reich und Barbarenvöl¬ kern wie Bastarnen, Geten usw. bezeichnet. - Bastarnae: so die durch Res gest. 5,52 gesicherte Schreibung (vgl. auch Furneaux zu Tac. Ann. 2,65,5); über diesen germanischen Stamm vgl. A. Bauer, Sitzungsberichte Wien 185, 1918; über die Sarmaten vgl. K. Kretschmer, RE 1 A, 2542ff.; 2 A, 1 ff. Sie sind iden¬ tisch mit den Sauromatae (diese Form von den griechischen Quellen, besonders den älteren, bevorzugt); anders Rostovtzeff, Iranians and Greeks in South Russia, 116. - novissima ... terra-, vgl. 3,13,27; 5,2,31 f. - imperii ... tui: Augustus besitzt das imperium; vgl. oben 166; ex P. 2,9,33; Met. 15, 830 f. quodcumque habitabile tellus / sustinet, huius erit; pontus quoque serviet illi; Fast. 2,138 quodcumque est alto sub love, Caesar habet (Bömf.r z. St.; Wickert, RE 22, 2237); Hor. Carm. 3,14,15f. - margine-. Plin. Nat. hist. 12,98 extremo ...in margine imperii nostri, qua Rhenus adluit, vidi. . . 201 f. in tuta-, substantiviert wie Verg. Aen. 11,882 inter tuta domorum (vgl. auch Conington-Nettleship zu 1,421 strata viarum; Munro zu Lucr. 1,315). adempta-. Ovid vermeidet Elisionen in der zweiten Pentameterhälfte (I. Hilberg, Die Gesetze der Wortstellung im Pentameter des Ovid, 1894, 7 ff.); das würde für dempta sprechen; aber es ist keineswegs eine harte Elision, wie Owen meint. Vgl. noch ex P. 1,8,74 detur: erit nostris pars bona dempta malis; 2,9,78 qui nisi natalem nil mihi dempsit humum; Fast. 1,326. 203 f. gentes: vgl. 191; 198. - summovet = arcet, prohibet (192). - tuus . . . civis: Cic. Rep. 1,54 occurrit nomen quasi patrium regis ut ex se natis ita consulentis suis civibus; Sen. De Clem. 1,16,2 imperat princeps civibus suis; Veli. Pat. 2, 126,5 facere recte civis suos princeps optimus faciendo docet; Plin. Pan. 21,4 ut cum civibus tuis quasi cum liberis parens vivis. - possim: periphrastisch wie oben 80; 3,5,30. 205 f. Vgl. ex P. 1,2,89 f. nec me nec quemquam Romanum gaudet ab hoste, / me que minus, vitam cui dabat ipse, capi. - fas prohibet: daootatei Depig (Aisch. Eum. 414) oder einfach oü Oepig. Vergil verwendet fas obstat (Aen. 6,438) und im Gegensatz dazu fas et iura sinunt (Georg. 1,269). Augustus hat die heilige Pflicht, jedem Mitbürger zu helfen, und da Ovid sein Bürgerrecht behalten durfte, hat auch er Anspruch auf diese Hilfe. - Caesaribus salvis: Augustus, Tiberius, Drusus und Germanicus; vgl. ex P. 2,3,98 salvo Caesare; Prop. 3,11,66 vix timeat salvo Caesare Roma lovem. 207 f. duo crimina: die beiden Punkte der Anklageschrift. - carmen: die Liebeskunst. - error-, oben 109; 4,4,39 aut timor aut error nobis, prius obfuit error; 10, 89 f. scite, precor, causam (nec vos mihi fallere fas est) / errorem iussae, non scelus, esse fugae. So auch von Aktaion (oben 105 ff.), Met. 3,141 f. at, bene si quaeras, Fortunae crimen in illo, / non scelus invenies: quod enim scelus error habebat? - facti culpa-, tautologisch für factum oder culpa; vgl. Met. 3,654 quo merui poenam facto; 9,408. — silenda-. Ovid kann und will darüber nichts genaues sagen; vgl. ex P. 1,2,144 proxima pars vitae transilienda meae; 6,21 f. nec breve nec tutum peccati quae sit origo / scribere: tractari vulnera nostra timent; 2,2,59 lingua sile] non est ultra narrabile quicquam. 209f. non sum tanti: Gen. pretii wie ex P. 4,6,12; 3,9,45; Am. 1,10,49 non fuit armillas tanti pepigisse Sabinas; 3,6,37f.; Her. 7,45f.; Prop. 3,20,4 tantine, ut lacrimes, Africa tota fuit? 3,12,3; Tib. 2,6,42 non ego sum tanti, ploret ut illa semel. - renovem: ex P. 4,11,19 f. at cum longa dies sedavit vulnera mentis, /
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intempestive qui movet illa, novat; Rem. 729 f. — nimio plus-, übertreibend, aus der Umgangssprache; vgl. Plaut. Bacch. 133 o Lyde, es barbarus, / quem ego sapere nimio censui plus quam Thalem- Hör. Carm. 1,18,15; 1,33,1 f. Albi, ne doleas plus nimio memor / immitis Glycerae. 211 f. ln diesem Distichon scheint Ovid die Anklageschrift zusammenzufassen; turpe carmen (vgl. ex P. 1,1,7) und obscenum adulterium (vgl. unten 345 f.; ex P. 3,3,57 f.) könnten wörtliche Zitate daraus sein; darauf weist arguor hin. Deshalb scheint mir lecto am Schluß von 211 nötig (vgl. oben 78); B. Axelson schlägt (brieflich) luso vor. - Auf Grund dieser Stelle nimmt man vielfach an, Ovid habe das Verhältnis von Julia mit D. Silanus begünstigt (vgl. Tac. Ann. 3,24; oben zu 131 ff.). 213-238. Augustus ist durch seine Regierungsgeschäfte zu stark in Anspruch ge¬ nommen, als daß er die Ars hätte persönlich lesen können; vgl. oben 77-80; Wickert, Festschrift J. Kroll, 131 f. und RE 22,2103. 213f. fas est: 3,12,37; Fasten 1,329; Hör. Carm. 1,24,19 levius fit patientia / quicquid corrigere est nefas. - ergo: zu 3,2,1. - pectora-, corpora ist eine Inter¬ polation nach Her. 17,119 oder Met. 15,662 (vgl. auch Verg. Aen. 11,276).— ei: leitet die Antwort auf die Frage ein, = 'ja, denn . . .’ (wie gr. dpa; vgl. zu 3,2,1). - notitia . . . minora tua = minora quam ut in notitiam tuam perveniant-, vgl. ex P. 1,2,74 haec est caelesti pectore cura minor-, Her. 12,184; Met. 6,367f. nec dicere sustinet ultra / verba minora dea-, Prop. 4,9,32. 215-218. Wieder der Vergleich mit Jupiter, wie oben 33-40. Der Gedanke ist alt; vgl. z. B. Eur. Fr. 974 N.2 xchv ctyav yäp ajtXEXou / ffeog, xa pixpa ö’stg xüxr|v äqpeig e ffEppouvExai, / akU obg Tißrig xig pel^ovog öelxai rcupog; Plat. Leg. 10,900c-903d; Cic. Nat. deor. 2,167 magna di curant, parva neglegunt; 3,86 at enim minora di neglegunt . . . ne in regnis quidem reges omnia minima curant; Div. 1,118; Sen. Nat. Qu. 2,46 singulis non adest (sc. Iuppiter). - tuenti-, fast = regenti; vgl. Bömer zu Fasten 1,529; 531. - vacat: m. Inf.: ex P. 1,2,75; Met. 5,333 sed forsitan otia non sint / nec nostris praebere vacet tibi cantibus aures? - de te pendentem: Hor. Epist. 1,1, 103 ff. rerum tutela mearum / cum sis et prave sectum stomacheris ob unguem / de te pendentis, te respicientis amici; Cic. Ad fam. 6,22,2 incolumitati tuae tuorum¬ que, qui ex (de R) te pendent, consulas; Lukian, Tim. 5 ex xoi)|ioü vetipaxog ajtr|pxT]p£voi. - circumspicis: entspricht tuenti (215), orbem (sc. terrarum) ent¬ spricht caelum sublime (215); vgl. l,5,69f.; Fasten l,85f. Iuppiter arce sua totum cum spectat in orbem, / nil nisi Romanum, quod tueatur, habet. - curas: ent¬ spricht notitia (oben 214), und inferiora nimmt minora auf. 219 f. scilicet: leitet eine rhetorische Frage ein. - imperii . . . statione: aus der Militärsprache. Augustus hat das Bild auf sich selbst angewandt, in dem bei Gell. 15,7,3 zitierten Brief an seinen Enkel Gaius, dvöpayatfoüvxcov upclöv xal SiaSc/opEvarv stationem meam. Nach Ovid steht es im gleichen Sinn bei Lucan 1,45 (von Nero) cum statione peracta / astra petes serus; Veli. Pat. 2,124,2; 131; Tac. Dial. 17,4 sextam iam felicis huius principatus stationem. Ohne den Ausdruck, aber sein stoisches Ethos bewahrend, Sen. Cons. ad Polyb. 7,2 omnium somnos illius vigilia defendit, omnium otium illius labor, omnium delicias illius industria, omnium vacationem illius occupatio; vgl. E. Koestermann, Philologus 1932, 359ff.; L. Wickert, RE 22,2060f.; 2230. - imparibus .. . modis: die geläu¬ fige Umschreibung des elegischen Distichons; vgl. 3,1,11 f.; Her. 15,5 forsitan et quare mea sint alterna requiras / carmina; Mart. 8,3,13 an iuvat ad tragicos
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soccum transferre cothurnos (vgl. unten 553 f.) / aspera vel paribus bella tonare modis? Demnach sind pares modi oder pares versus stichische Hexameter. 221 ff. Das Motiv erscheint bei Horaz, Epist. 2,1,1 ff. cum tot sustineas et tanta negotia solus, / res Italas armis tuteris, moribus ornes, / legibus emendes. - ea . .. ut = talis ... ut; vgl. 3,13,19; Met. 7,43-5; Lucan 1,171. - moles: vgl. Met. 15, 1 f. quaeritur interea quis tantae pondera molis / sustineat tantoque queat suc¬ cedere regi. Der Anklang an Verg. Aen. 1,33 tantae molis erat Romanam con¬ dere gentem ist deutlich. Vgl. noch Calpurn. Sic. Ecl. 1,84 f. scilicet ipse deus Romanae pondera molis / fortibus excipiet sic inconcussa lacertis-, Petron. 120 (V. 82 f.) ecquid Romano sentis te pondere victam? / nec posse ulterius perituram extollere molem? - Romani nominis: oben 156. - tuis umeris: Fasten 4,861 f. et, quotiens steteris domito sublimis in orbe, / omnia sint umeris inferiora tuis. 223 f. lusibus: leichte Unterhaltungsliteratur, vor allem Liebesdichtungen; vgl. I, 9,61; 5,1,7; Bömer zu Fasten 4,9. - ineptis: Munro zu Catull 17,2 erklärt = non aptis und vergleicht Cic. Or. 228 quod multo maiorem habent apta vim quam soluta, aber hier ist das ein moralischer, kein stilistischer Begriff. - advertere numen: wie bei gewöhnlichen Sterblichen advertere animum, und zwar in dop¬ pelter Bedeutung: 'bemerken’ und 'bestrafen’; vgl. Hör. Ia. 5,53f. nunc in hosti¬ les domos / iram atque numen vertite-, Verg. Aen. 4, 611 f. accipite haec meritum¬ que malis advertite numen / et nostras audite preces (Pease z. St.). Ausgeschlos¬ sen ist hier lumen nicht, denn es geht ja ums Lesen; vgl. Met. 6,180 adverti lumina; 8,482 vultus advertite vestros. - 224: excutias: wohl aus der Bauern¬ sprache, vom Dreschen oder Worfeln des Getreides; dann 'prüfen’, 'kritisch lesen’; vgl. Sen. Epist. 58,5; Quint. Inst. 1,4,4. - otia: das Ergebnis der Muße, wie cura (oben 1); vgl. zu 1, 7, 25 f. 225-232. Die reine Aufzählung der Länder- und Völkernamen gibt einen Be¬ griff von der gewaltigen Ausdehnung des Imperiums, über das der Kaiser herrscht. Ähnlich schreibt Philon, Leg. ad Gaium 10 (Bd. VI, p. 157, 13 ff. W.-C.) dpxf]v ou/i xiöv jxA,£1(Txcdv xai, avayxaioxaxcov pepcöv xrjg oixoupivpg, a öf) xai xoplcog dv xig oixoupivpv eiaoi, öuoi jxoxapoig öpi^opivT]v, Eiicppaxp xe xai 'Pfjvcp, xä) pev ajtoxepvopEvco Teppaviav xai boa OrigicoÖEcrxeQa eövr), Euqppaxri 5e nagth)r|vf]v xai xd Sagpaxtov yevri xai Sxv&cov, obtep ovx f)xxov E^Tiyplcoxai xcöv Teppavixtöv, vgl. J. B. Mayor, Journ. of Philol. 1892, 259 f. Über die Kriege, durch die Augustus die Grenzen des Reichs sicherte, vgl. Suet. Aug. 21,1 domuit autem partim ductu, partim auspiciis suis (oben 173 f.) Cantabriam, Aquitaniam, Pannoniam, Delmatiam cum Illyrico omni, item Rhaetiam et Vindelicos ac Salassos, gentes Inalpi¬ nas; auch die Gliederung bei Florus 4,12 (1-3 Pannonii, Illyrii, Thraces, Ger¬ mani etc.; 6f. bellum Illyricum; 8 f. Pannonicum; 17 Thracicum; 21-39 Germani¬ cum; 42-5 Armenium; 61-4 pax Parthorum) weist eine gewisse Ähnlichkeit auf. Ovid meint offenbar folgende Feldzüge: Erster Illyr. Krieg (13-10 v. Chr.), nach Agrippas Tod von Tiberius weitergeführt; Zweiter Illyr. Krieg (6-9 n. Chr.), von Tiberius und Germanicus geleitet. 225 f. Pannonia: oben zu 169 ff. - Illyris: das Adjektiv ist in spätlateinischer Dichtung (Auson. Parent. 14,9 p. 38 Pei.; Sidon. Ap. Carm. 2,224) und vielleicht schon bei Manilius bezeugt, wenn Housman 4,690 richtig ripa hergestellt hat. Illyricum und Dalmatia waren 11 v. Chr. eine kaiserliche Provinz geworden. Raetica: seit etwa 15 v. Chr. eine kaiserliche Provinz, nach der Unterwerfung der Raeter und Vindeliker durch Tiberius und Drusus. - Thracia . . . arma: 11 v. Chr. hatte L. Piso einen Aufstand unterdrückt.
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227 f. Augustus Erfolge über Armenier und Parther liegen weit zurück. 20 v. Chr. war Tiberius ohne auf Widerstand zu stoßen in Armenien einmarschiert; darauf bezieht sich wohl auch Hör. Epist. 1, 12,26 ff. Claudi virtute Neronis / Armenius cecidit, ius imperiumque Phraates / Caesaris accepit genibus minor-, auch 1,18,56f. scheint auf die Einsetzung des Tigranes durch Tiberius zu gehen; vgl. Res. gest. 5,24-27 Armeniam maiorem interfecto rege eius Artaxe cum pos¬ sem facere provinciam, malui maiorum nostrorum exejnplo regnum id Tigrani regis Artavasdis filio, nepoti autem Tigranis regis, per Ti. Neronem tradere, qui tum mihi privignus erat. Im selben Jahr hatte er auch die Parther gezwungen, die bei Carrhae (53 v. Chr.) und später (40 und 36 v. Chr.) erbeuteten römischen Feldzeichen auszuliefern; vgl. Res. gest. 5,40 ff. Parthos trium exercituum Roma¬ norum spolia et signa reddere mihi supplicesque amicitiam populi Romani petere coegi. Dieser mehr diplomatische Erfolg wurde von den augusteischen Dichtern als großer Sieg gefeiert; vgl. neben Fasten 5,585ff. Verg. Georg. 2,170; 3,30; Aen. 7,606; 8,726; Hör. Carm. 2,9,19ff.; 4,5,25; 15,6. - porrigit arcus-, vgl. Fasten 5,579 ff. nec satis est meruisse semel cognomina Marti-. J persequitur Parthi signa retenta manu. / gens fuit et campis et equis et tuta sagittis / et cir¬ cumfusis invia fluminibus-, / addiderant animos Crassorum funera genti, / cum periit miles signaque duxque simul. / signa, decus belli, Parthus Romana tenebat, / Romanaeque aquilae signifer hostis eratl / isque pudor mansisset adhuc, nisi fortibus armis / Caesaris Ausoniae protegerentur opes-. / ille notas veteres et longi dedecus aevi / sustidit: agnorunt signa recepta suos. / quid tibi nunc solitae mitti post terga sagittae, / quid loca, quid rapidi profuit usus equi? / Parthe, refers aquilas, victos quoque porrigis arcus: / pignora iam nostri nulla pudoris habes. - Parthus: so ausschließlich bei Horaz in Iamben und Sermonen, während er in den Carmina das den Tristien fremde Medus, Medi hat. 229 f. prole tua: Tiberius kämpfte 9-7 v. Chr. und 4-5 n. Chr. gegen die Ger¬ manen; vgl. Fasten l,645f. Sein letzter Feldzug von 10 n. Chr. kann hier nicht gemeint sein (vgl. dagegen 3,12,47; 4,2,1 f.). - sentit: vgl. 4,1,46; Flor. 3,2,3 prima trans Alpes arma nostra sensere Salluvi. - Caesar: nach seiner Adoption hieß er Tiberius Caesar, Augusti /., Divi pronepos. - obit: die richtige Form hat sich in M und drei Vertretern von N gehalten; sie wird durch Liv. 4, 7,2 quia duo consules obire tot simul bella nequirent gestützt. Es ist leicht zu sehen, wie das im Archetyp offenbar kaum leserliche Wort zu habet (aus abet) oder agit (das allerdings eine Parallele bei Grattius Cyn. 334 agendi tempora belli hat) umge¬ formt werden konnte. Ob Fast. 1,68 agit wegen 4,926 habet verdrängt hat, ist schwer zu entscheiden. 231 f. denique: zusammenfassend nach der langen Aufzählung. - ut in tanto: vgl. 1,1,17.- Zum Begriff des corpus imperii vgl. Cic. De off. 1,85 totum corpus reipublicae; Phil. 8,15; danach Sen. De dem. 2,2,1; 1,5,1; Tac. Hist. 1,16,1 si immensum imperii corpus stare ac librari sine rectore posset-, im Sinne von corpus civitatis auch bei Liv. 26,16, 9; 34,9,3; 39,37, 7; Sen. De Clem. 1,12,3. Der Staat als lebender Organismus scheint ein platonischer Gedanke zu sein (Rep. 5,464B); vgl. Schlier, RAC 3,441 f. - quae labet: vgl. Met. 15,437 cum res Troiana labaret. Ovid will sagen, daß durch Augustus’ Wachsamkeit das Reich trotz aller Gefahren fest steht; diesen Sinn verfehlt Goldbachers Konjektur quin. 233 f. Zu Augustus’ Pflichten gehört kraft seiner tribunicia potestas auch morum legumque regimen perpetuum (Suet. Aug. 27,5); vgl. Met. 15,832f. pace data terris animum ad civilia vertet / iura suum legesque feret iustissimus auctor /
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exemploque suo mores reget; Hor. Epist. 2,1,1 ff. cum . . . / res Italas . . . moribus ornes / legibus emendes, in publica commoda peccem, / si longo sermone morer tua tempora, Caesar; Carm. 4,5,22 mos et lex maculosum edomuit nefas; 15,9£f. ordinem / rectum evaganti frena licentiae / iniecit emovitque culpas / et veteres revocavit artes. Ovid denkt wohl vor allem an die Lex Iulia de adulteriis coercen¬ dis, die Lex Iulia de maritandis ordinibus und vielleicht die Lex Papia Poppaea, wobei das Verhältnis dieser drei Gesetze zueinander nicht ganz klar ist. - Vrbs ... te ... lassat: vgl. Fasten 2,197 (von den Fabiern) una domus vires et onus susceperat Vrbis. - leges und mores als Begriffspaar auch Liv. 1,19,1 von Numa Pompilius; qui . . . urbem novam conditam vi et armis, iure eam legibusque ac moribus de integro condere parat; Eutrop. 1,3,- similes . . . tuis: vgl. Met. 15, 833 (oben zit.); Fasten 6,647 f. sic agitur censura et sic exempla parantur, / cum index, alios quod monet, ipse facit. Es ist ein Leitgedanke des Kaisers, wie Res gest. 2,13 f. ipse multarum rerum exempla imitanda posteris tradidi und Suet. Aug. 76-78 zeigen; vgl. v. Premerstein, Werden und Wesen des Prinzipats (ABAW 15, 1937, 150ff.); Weber, Princeps I (1936) 599; Beranger, Recherches, 207ff.; Volkmann zu Res gest. 6,37/42. 235f. Augustus als EipTjvojuHoc; für Rom und die ganze oixou|xevrp ex P. 2,7,67 praestat et exulibus pacem tua laurea, Caesar. Vielleicht ist das ein Echo von Ver¬ gib Ecl. 1,6 o Meliboee, deus nobis haec otia fecit (Bömer, Bonner Jahrbücher 1952,36 f.); vgl. allgemein Allen, Am. Journ. of Philol. 1922, 259 ff.; Samter, Diss. Tübingen 1932, 17 ff.; Berlinger, Diss. Breslau 1935, 42 ff. Die Aufopfe¬ rung des Herrschers erinnert auch an das stoische Wort von der ßaodeia als evöo|og öoiüida. - cum vitiis: ergibt sich aus der cura legum et morum (vgl. Sen. Epist. 51,6 nobis quoque militandum est . . . debellandae sunt in primis volup¬ tates; 13 sed satis diu cum Baiis litigavimus, numquam satis cum vitiis), ist aber vielleicht (trotz Hor. Carm. 1,2,47 ff. neve te nostris vitiis iniquum / ocior aura / tollat) doch zu speziell, denn pondus rerum (237) umfaßt ja auch die bella externa, die Augustus durchkämpfen muß, um der Welt den Frieden zu bringen. 237f. in ... pondere rerum: vgl. oben 221 f.; Mart. 6,64,14 ipse etiam tanto dominus sub pondere rerum / non dedignatur bis terque revolvere Caesar. nostros . . . iocos: vgl. oben 223 lusibus . . . ineptis; zu 1,9,61 f. - evoluisse: vom Abwickeln der Buchrolle; unten 307; Catuli 95,6 Zmyrnam cana diu saecula pervoluent. 239f. quod mallem: 5,5,59 et tua, quod malles, pietas ignota maneret; Ibis 145 sive ego, quod nolim, longis consumptus ab annis, / sive manu facta morte solutus ero; Met. 13,862 ille tamen placeatque sibi placeatque licebit, / quod nollem, Galatea, tibi. - vacuum tibi forte fuisset ist gut überliefert, und das unpersönliche vacuum (sc. tempus; vgl. ex P. 4,5,25) wird durch Tac. Hist. 2,38,1 gestützt, ubi subacto orbe .. . opes concupiscere vacuum fuit. Gegen vacuus fortasse fuisses (vgl. 558 vacuo . . . tibi; ex P. 3, 1,141 f.) spricht das Fehlen von Belegen für die Verbindung von si. . . fortasse im klassischen Latein. S. zu 1,1,93. 241 f. frontis . . . severae / scripta: Auch das Buch hat eine frons (vgl. 1,1,8; 11), die Eingangsverse (247 ff. zitiert), die dem Leser gleich einen Begriff von Stim¬ mung und Inhalt geben. Zum Ausdruck vgl. Plaut. Epid. 609 illi caperrat frons severitudine; Phaedr. 4, 7, 4 severitatem frojitis dum placo tuae; Manii. 5, 105 ff. digna: vgl. 214; 218; 238. 243 f. non tamen idcirco: klingt leicht prosaisch, zumal die Formel 265 wiederholt ist (vgl. Prop. 2,18,32; 22,27; 33,14; dreimal bei Horaz und Vergil; vgl. E. Neu-
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Diss. Berlin 1925, 45). - legum . . . iussis: die zu 233f. genannten Gesetze; vgl. auch 345 f. - erudiuntque: vgl. Fasten 3,294 atque ita qua possint erudit (Heinsius ex codd.: edidit pars codd.) arte capi. — nurus: Töchter aus gutem Hause; vgl. oben 23. mann,
245 f. quibus scribam-, unten 303 a scripta solis meretricibus Arte; ex P. 3,3,51 f. scripsimus haec illis, quarum nec vitta pudicos / contingit crines nec stola longa pedes. Ovid hat gleich am Anfang des Werkes erklärt, an welch ein Publikum er sich wendet.
247-250* Er zitiert Ars 1,31-34 zum Beweis dafür, allerdings mit einer bezeich¬ nenden Variante; für nos Venerem tutam setzt er nil nisi legitimum ein. Dahinter liegt natürlich keine plumpe Täuschungsabsicht, wohl auch kein Irrtum; es ist viel¬ mehr eine Verdeutlichung, eine Interpretation; denselben Gedanken hat er Ars 2,599f. ausgesprochen, en iterum testor: nihil hic nisi lege remissum / luditur-, in nostris instita nulla iocis; vgl. 3,27 f. nil nisi lascivi per me discuntur amores. Die römischen Damen trugen die Stola, deren unterer Saum mit einer Borte, instita, verziert war; auf der Straße trug man drüber die palla, einen Mantel oder Shawl; vgl. ex. P. 3,3,51 f. (oben zit.); Am. 3,6,55 f.; Fasten 4,133 f. rite deam colitis, Latiae matres que nurusque / et vos, quis vittae longaque vestis abest-, Tib. 1,6,67 f.; Hor. Sat. 1,2,28 f. sunt qui nolint tetigisse nisi illas / quarum subsuta talos tegat instita veste; 99. Die Kurtisanen erkannte man an der kurzen tunica (:meretrices apud veteres succinctiore veste utebantur, Nonius, p. 541). Natürlich darf man sich die Grenzen nicht allzu scharf vorstellen: es gab Damen aus gutem Hause, die wie meretrices lebten und sich vielleicht auch so kleideten. - Ehebruch im Sinne der augusteischen Gesetzgebung kann nur mit einer matrona begangen werden; ein Verhältnis mit einer Frau, die zur 'demi-monde’ gehört, ist straffrei. Es gibt also erlaubte Liebesaffären (legitima, concessa furta; vgl. Prop. 4,3,49) und verbotene Verhältnisse; vgl. 347; 461 f.; ex P. 3,3,55f. an sit ab his omnis rigide summota libellis, / quam lex furtivos arcet habere viros; 69 f. nil nisi con¬ cessum nos te didicisse magistro, / Artibus et nullum crimen inesse tuis; vgl. Shackleton Bailey, Propertiana, 232. 251 f. ecquid = nonne; vgl. 3,3,47; 5,2,1; ex P. 3,5,39. - summovimus: unten 304; ex P. 3, 3,55 f. - contingi: verhüllend, wie Rem. 783 nam sibi quod numquam tactam Briseida iurat; Hor. Sat. 1,2,28f. (oben zitiert); 54 matronam nullam ego tango. — sumpta: pleonastisch, wie Am. 3,7,84 dedecus hoc sumpta dissimidavit aqua.
253f. at: leitet einen möglichen Vorwand ein; ähnlich unten 277 (Text unsicher); Her. 17,41 'at peccant aliae, matronaque rara pudica est: / quis prohibet raris nomen inesse meum; Prop. 2,16,35 f. 'at pudeat: certe pudeat ... - alienis-, die ihr fremd sind, die von Kurtisanen praktiziert werden. - quoque trahat: würde bedeuten 'womit sie verführen kann’ (vgl. Ars 3,421 f. se quoque det populo mulier speciosa videndam: / quem trahat, e multis forsitan unus erit), aber in diesem Zusammenhang könnten das nur ihre natürlichen Reize sein. Die Lesart quodque trahat ist deshalb zu erwägen; trahere hat ja auch eine medizinische Bedeutung (5,13,3 aeger enim traxi contagia corpore mentis; ex P. 3,2,13 f. quis non e timidis aegri contagia vitat, / vicinum metuens ne trahat inde malum), also 'sie kann angesteckt werden, auch ohne daß sie sich belehren läßt.’ 255 f. ad delinquendum: in sexueller Hinsicht (vgl. unten 258 ad vitium) wie Am. 2,8,9 in ancilla siquis delinquere possit. - doctior esse: entspricht mores suos instruet (258).
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257 f. Vgl. unten 288; 301; Publil. Syr. 384 malefacere qui vult, nurnquam non causam invenit. - studiosa: vgl. Lucan 6,147 pronus ad omne nefas. - sinistri: substantiviert; im ähnlichen Sinn mores sinistri (Verg. Aen. 11,347), natura sinistra (Phaedr. 2, Epil. 16). 259-262. Ovid wählt zwei klassische Dichter, Ennius und Lukrez (auch 423 ff. sind sie nebeneinander genannt); der eigentliche Katalog erotischer Dichter und erotischer Motive in berühmten Dichtungen folgt 361 ff. (inferius, 263). Die Er¬ zählung von Rea Silvia stand in den Annalen (Vahlen3, S. LXI); danach Cic. De div. 1,40 und Ovid Fast. 2,381 ff.; 3,9ff. - hirsutius: bezieht sich auf Stil und Sprache (vgl. unten 424 Ennius ingenio maximus, arte rudis; Prop. 4,1,61 f. Ennius hirsuta cingat sua dicta corona: / mi folia ex hedera porrige, Bacche, tua), aber wohl auch auf den Inhalt, der ja ganz im Gegensatz zu Ovids Liebesdichtungen steht. - Das Lehrgedicht des Lukrez wird nach den Anfangsworten Aeneadum genetrix, hominum divumque voluptas, / alma Venus zitiert; vgl. Fasten 4,90 ff. und zu dieser Zitierweise überhaupt Bentley zu Hör. Sat. 1,3,7; Jahn zu Pers. 1,96. Der Anruf ist vorgeprägt bei Ennius, Ann. 53 V.3 te sale nata precor, Venus et genetrix patris nostri, und taucht auch später auf, z. B. Auson. Epigr. 34 orta salo, suscepta solo, patre edita Caelo, / Aeneadum genetrix hic habito alma Venus. Mit Aeneades meint Ovid hier die Römer überhaupt (Bömer zu Fasten 1,717). prima: sc. verba. - unde = a quo. Wie sie Anchises ihre Liebe schenkte, wird im Hom. Hymn. 5,155 ff. erzählt. 263 f. Weist auf 361 ff. voraus (s. oben zu 259-262). - persequar . . . posse nocere: eine ungewöhnliche Verbindung (und wohl für Bentley und andere ein Grund, das Distichon zu streichen); doch vgl. Hör. Carm. 1,23,9 atqui non ego te, tigris ut aspera / Gaetulusve leo, frangere persequor; Ciris 254 persequitur . . . causas exquirere; Munro zu Lucr. 5,529. - inferius: soviel wie infra; vgl. Phaedr. 4,26, 2 dixi superius; Bell. Hisp. 28,4 ut superius demonstravimus. - modo si: metrisch bequeme Transposition von si modo; vgl. Prop. 2,17, 10 (nihil est) modo si sapias, quod minus esse velis. Kommt diese Transposition in Prosa vor, ist sie vielleicht archaisierend; vgl. Apul. Met. 1,1 at ego . . . aures . . . tuas benivolas lepido su¬ surro permulceam, modo si papyrum Aegyptiam . . . non spreveris inspicere. carminis omne genus: vgl. unten 381 omne genus scripti; 517 genus hoc scripti; ex P. 4,16,24 et Marius scripti dexter in omne genus; der Gen. sing, ist in dieser Verbindung sonst selten, aber carmen, scriptum usw. (vgl. noch Pompon. 119 R2. omne piscati genus) sind Kollektive. 265 f. non tamen idcirco: oben 243. - crimen . . . habebit — criminari poterit; unten 498; 4,4,21 ut non debuerim, tamen hoc ego crimen habebo. - quod . . . idem: 3,13,9 quod idem fecere sodales; Cic. Pro. Cluent. 113 nego . . . quicquam fuisse in Fidiculam causa, quod idem non esset in ceterorum; De off. 1,43; 3,34 usw.; Quint. Inst. or. 4,2,99. - Zum Gedanken vgl. noch 3,4, 7 f. 267 f. igne quid utilius: verallgemeinernde rhetorische Frage, wie etwa ex P. 1,3, 37 quid melius Roma? Scythico quid frigore peius? 4,11 quid bove firmius? comparat: Verben des Anfangens (paro, apparo, comparo) und Aufhörens haben den Inf.; vgl. Met. 1,224f. nocte gravem somno necopina perdere morte / me parat; Verg. Aen. 9,146. 269 f. In schweren Fällen versagt die ärztliche Kunst und kann sogar Schaden stiften; vgl. ex P. 3, 7,25 f. curando fieri quaedam maiora videmus / vulnera, quae melius non tetigisse fuit; Ceis. 2,6,16 coniecturalem artem esse medicinam, ratio¬ nemque coniecturae talem esse, ut, cum saepius aliquando responderit, interdum
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tamen fallat; 3,12,1 fieri potest, ut .. . summa in eo pernicies sit, quod auxilii causa sit inventum; Manii. 4,75f. cura nocet, cessare iuvat, medicina malorum / dat causas laeduntque cibi parcuntque venena■ Sen. Oed. 70; Carm. Lat. Epigr. 902,5 f. B. Ovid meint wohl vor allem, daß auch die Kenntnis der Giftpflanzen in den Bereich der Medizin gehöre; ein bewußter Mißbrauch medizinischer Kennt¬ nisse (medicina im Sinn von icctpixri) läßt sich ja nie ausschließen. — interdum, modo-, für modo - modo; ähnlich modo - interdum (Met. 2,189 f. usw.) oder modo —modo — interdum (Met. 4, 197 ff. usw.). — iuvans (A) ist erwägenswert, denn 4,10, 44 ist keine ganz genaue Parallele, und die ungrammatische Form iuvat (M G K T al.) geht vielleicht auf iuväs zurück. — herba: Ovids Zeitgenosse Aemilius Macer hatte u. a. ein Lehrgedicht über Heilkräuter geschrieben; vgl. 4, 10,43 f. und Manil. 2,44 (über Nikander) hic ... herbas fata refert vitamque sua radice ferentis.
271 f. Vgl. Nux 43 f. sic timet insidias, qui se scit ferre viator, / cur timeat: tutum carpit inanis iter.
273 f. Die alte Definition des Redners - vir bonus dicendi peritus - gilt immer noch, aber wo sich fjOog und texvt| nicht das Gleichgewicht halten, besteht die Ge¬ fahr des rjrTG) Xöyov xpsflmo jtoieiv. 275 f. sic igitur . . . constabit: auch diese Formel, die das Fazit zieht, erinnert an den Stil der Gerichtsrede. — recta . . . mente: Gegensatz zu perversas . . . mentes (301); vgl. Enn. Ann. 202 V.3 quo vobis mentes, rectae quae stare solebant / ante¬ hac, dementis sese flexere viai? Pindar, 01. 8,24 öpM cppevl; Aisch. Prom. 1000 optftog cppovelv; auch an den öpftög koyog der Stoiker darf erinnert werden. 277 f. Der Text ist unsicher, doch aus dem Zusammenhang ergibt sich, daß ein möglicher Einwand durch at eingeleitet wird (vgl. oben zu 253). Der Versanfang war im Archetyp unleserlich geworden, und das Richtige scheint noch nicht gefun¬ den zu sein. Es wäre besser, eine Crux zu setzen. - concipit: vgl. ex P. 2, 7,16 pec¬ tore concipio nil nisi triste meo; Met. 10,351 f. at tu, dum corpore non es / passa nefas, animo ne concipe; Cic. Tuse. 1,72 nam qui se humanis vitiis contamina¬ vissent et se totos libidinibus dedissent, quibus caecati vel domesticis vitiis atque flagitiis se inquinavissent vel re publica violanda fraudes inexpiabiles concepis¬ sent. - arrogat: vgl. Val. Max. 3,7, ext. 3 (von Zeuxis’ Gemälde der Helena) adeone dextrae suae multum pictor arrogavit? 270-300. Von den Büchern geht er über zu Stätten und Einrichtungen (Theater, 279 f.; Zirkus, 281-284; Säulenhallen, 285 f; Tempel, 287-300). Sie alle können als sittengefährdend bezeichnet werden, denn hier werden Liebesaffären ange¬ knüpft (vgl. Am. 3,2,97 ff.; 133 ff.; Ars 1,67 ff.; 3,387 ff.; Frankel, Ovid 23 f.) oder der Besucher wird an erotische Motive des Mythos erinnert. 279 f. hoc: nimmt hoc (277) auf; Ovid läßt also den Einwand gelten, bringt aber sogleich ein anderes Argument vor. - ludi: er denkt an die ludi scaenici, die an bestimmten Festen gegeben wurden, als ludi Megalenses oder Florales oder Ce¬ reales. Im Theater verliebt sich Properz in unbekannte Schöne; vgl. 2,19,9 f.; 22,4 o nimis exitio nata theatra meo. - semina . . . nequitiae: vgl. Am. 3,4,9 f. cui peccare licet, peccat minus: ipsa potestas / semina nequitiae languidiora facit. Die Versuchung des Augenblicks, die günstige Gelegenheit, führen zur nequitia, zum peccare, sind also cmEppaxa roö xaxoö (umgekehrt spricht Musonius p. 8,1 H. von öpEtfjg OJtEQpa). Anders wird totus verwendet ex P. 2,6,28 in quorum plausus tota theatra sonant; Prop. 3,18,18 stantiaque in plausum tota theatra iuvent. Hier ist das voll besetzte Theater gemeint. Es gab zu Ovids Zeit drei perma-
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nente, aus Stein erbaute Theater in Rom: das Pompeius-, das Marcellus- und das Balbus-Theater. 281 f. peccandi causam: parallel zu semina . . . nequitiae (oben 279 f.). Diese Be¬ deutung von peccare ist wohl umgangssprachlich; vgl. Hör. Sat. 2,7,62, wo ma¬ trona peccans = matrona adultera steht. - Was die Liebesdichter begrüßen oder nur komisch übertreibend beklagen (Prop. 2,22,4), ist für andere Autoren sitten¬ verderbend; vgl. Suet. Aug. 44,1 spectandi confusissimum ac solutissimum morem correxit ordinavitque; Tac. Germ. 19, 1 ergo saepta pudicitia agunt, nullis spectacidorum illecebris, nullis conviviorum irritationibus corruptae; Tert. Spect. 25 pudicitiam ediscet attonitus in mimos? immo in omni spectaculo nullum magis scandalum occurret, quam et ipse ille mulierum et virorum accuratior cultus, ipsa consensio, ipsa in favoribus aut conspiratio aut dissensio inter se de commercio scintillas libidinum (vgl. oben 279 f. semina . . . nequitiae) conflabellant. — Martia . . . harena: vielleicht nicht „Sand vom Marsfeld“, sondern „Sand für Gladiatoren¬ kämpfe“; vgl. Am. 2,14,8 sternetur pugnae tristis harena tuae; Ars 1, 164 sparsaque sollicito tristis harena foro; Bömer zu Fasten 3,813. - sternit: Am. 2,14,8 (oben zit.); Prop. 4, 8, 75 f. tu neque Pompeia spatiabere cultus in umbra, / nec cum lascivum sternet harena Forum. Gladiatorenkämpfe wurden noch zu Ovids Zeit gelegentlich auf dem Forum abgehalten, obwohl seit 29 v. Chr. das steinerne Am¬ phitheater des Statilius Taurus bestand. 283 f. Im Zirkus war also manches erlaubt, und ein Mädchen durfte sich nicht empören, wenn ein Herr zudringlich wurde; hier saß man nicht getrennt; vgl. Ars 1, 139; Suet. Aug. 44. Es gab damals den Circus Maximus, zwischen Palatin und Aventin, und den Circus des Flaminius auf dem Marsfeld. 285 f. quaedam: vor allem die Damen, für die er die Ars geschrieben hat. - spatientur = ßaöt^oumv; deutet vielleicht die lässig-gezierte Gangart der Kurtisanen und der Playboys an; vgl. Ars 3,303; Prop. 2,4,6 ibat et expenso planta morata gradu; 4,8,75 (oben zit., danach Mart. 11,47,3 cur nec Pompeia lentus spatiatur in umbra?); Phaedr. 5,13; Sen. Nat. qu. 7,31 tenero et molli incessu suspendimus gradum; Petron. 126,3 ex vidtibus . . . hominum inores colligo, et cum spatiantem vidi, quid cogites scio. - in hoc = eie toüto; in diesem Sinn wohl zuerst Hör. Iamb. 17,63 f. ingrata misero vita ducenda est in hoc, / novis ut usque suppetas labori¬ bus; vgl. zu 1,2,65 f. - porticus: er denkt wohl vor allem an die Säulenhalle des Pompeius, einen Treffpunkt der eleganten Welt (Prop. 4, 8, 75 f.; Mart. 11,47,3). 287-300. Ein Topos der Diatribe (luv. 9,22 ff. nuper enim, ut repeto, fanum Isidis et Ganymedem / Paris et advectae secreta Palatia matris / et Cererem (nam quo non prostat femina templo?) / notior Aufidio moechus celebrare solebas, / quod¬ que taces, ipsos etiam inclinare maritos) und, stark dramatisiert, der christlichen Apologetik; vgl. Minuc. Fel. Oct. 25,11 ubi autem magis a sacerdotibus quam inter aras et delubra conducuntur stupra, tractantur lenocinia, adulteria medi¬ tantur? frequentius denique in aedituorum cellulis quam in ipsis lupanaribus fla¬ grans libido defungitur; Tert. Apol. 15, 7 ceterum si adiciam . . . in templis adul¬ teria componi, inter aras lenocinia tractari, in ipsis plerumque aedituorum et sacerdotum tabernaculis, sub isdem vittis et apicibus et purpuris ture flagrante libidinem expungi; De pudic. 5; August. Civ. Dei 6,10 deteriora sunt templa ubi haec aguntur, quam theatra ubi finguntur. Das Motiv stammt aus der Liebeselegie; vgl. Prop. 2, 19, 9f. illic te nulli poterunt corrumpere ludi / fanaque, pec¬ catis plurima causa tuis.
287 f. quis locus est templis augustior? Zur Form der Frage vgl. oben 267 igne
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quid utilius? - Zur Bedeutung von augustus vgl. Fasten l,609f. sancta vocant augusta patres, augusta vocantur / templa sacerdotum rite dicata manu; Claudian. De rapt. Pros. 1,202 hic sedes augusta deae templique colendi / relligiosa silex. — Zum Motiv vgl. noch Seneca bei August. Civ. Dei 6,10 sunt quae lunoni ac Mi¬ nervae capillos disponant longe e templo, non tantum a simulacro stantes, digitos moveant orantium modo . . . sedent quaedam in Capitolio quae se a Iove amari putant nec lunonis quidem, si credere poetis velis, iracundissimae respectu terren¬ tur. - ingeniosa: zur Konstruktion vgl. unten 342; Ibis 188 Aeacus in poenas in¬ geniosus erit; Bömer zu Fasten 5,325. Auch im Griechischen belegt; vgl. Anth. Pal. 9,3, 6 (vielleicht von Ovid abhängig) öuoöoupcov eg epr]v iißpiv exagnocpogovv. 289—300. Ovid nennt die Tempel folgender Götter: Iuppiter Optimus Maximus auf dem Kapitol (289 f.); luno Moneta, ganz in der Nähe (291 f.); Minerva, auf dem Aventin (293 f.); Mars Ultor und Venus, auf dem Forum Augustum, 2 v. Chr. geweiht (295 f.). Zu Ovids Zeit gab es sicher schon mehrere Isis-Kapellen, aber offenbar außerhalb der Stadt (297 f.). Es folgen der Tempel der Venus Genetrix auf dem Forum Iulium (299), der Diana-Tempel auf dem Aventin (ibid.) und der Ceres-Tempel beim Circus Maximus (300). Wenn Ovid von den Liebesabenteuern dieser Götter spricht, denkt er vielleicht an eine berühmte Stelle im Ion des Euri¬ pides, 442 ff. jtcüg ovv öbcaiov xoüg vopoug upäg ßpoxoig / yga^avxag, aüxoijg ävopiav öqAuxxaveiv; / ei ö’ (ox> yag eaxai, xcö Xbyw öe xpf|Gopaö / öbcag ßiaicov öcbaex’ avOpcbJtoig yapcüv, / au xal Iloaeiöcöv Zeug O’ög oupavoü xgaxei, / vaoug xivovxeg aöudag xevcbaexe. 289 f. im zweiten Satzglied steht in öurrö xoivoö. — m,ultas matres-, es sind die paelices von 292. 291 f. lunonia läßt sich (trotz Heinsius zu Fasten 1,55) durch Met. 11,578; Fasten 3,247 nicht stützen; viell. ist die sekundäre Lesart durch Stat. Theb. 1,383 beein¬ flußt. - paelicibus: vgl. Her. 14,95 illa lovis magni paelex metuenda sorori-, Met. 2,468 f. et iam puer Arcas (id ipsum / indoluit luno) fuerat de paelice natus; Sen. Here. fur. 1 ff. Soror Tonantis — hoc enim solum mihi / nomen relictum est - semper alienum Iovem / ac templa summi vidua deserui aetheris / locumque caelo pulsa paelicibus dedi. - hanc . . . deam-, entsprechend ille deus (290). 293 f. Pallade conspecta: Das Kultbild. - In der ältesten Fassung der Sage war Erichthonios zweifellos der Sohn des Hephaistos und der Athene. Diese Version wurde im Lauf der Zeit bewußt abgeändert, weil sie nicht zum Bild der jungfräu¬ lichen Göttin paßte; vgl. z. B. Met. 2,553 ff. Pallas Erichthonium, prolem sine matre creatam, / clauserat Actaeo texta de vimine cista / virginibus que tribus gemino de Cecrope natis / et legem dederat, sua ne secreta viderent. Später wur¬ den wieder Zweifel an ihrer Jungfräulichkeit laut; vgl. Tat. Or. ad Gr. 8, 7; Clem. Alex. Protr. 2,28,3; Lact. Inst. 1,17,11 ff.; August. Civ. Dei 1,2; W. Kraus, RAC 1,881. - sustulerit: Athena hob das Kind vom Boden auf, um zu zeigen, daß sie es aufziehen wollte; vgl. Ter. Andr. 219 quidquid pe perisset decreverunt tollere. 295 f. tua munera: Augustus hatte den Tempel vor der Schlacht bei Philippi, in der er seinen Adoptivvater Julius Caesar rächte, gelobt. Vgl. Fasten 5,555 ff.; 569 ff. Den Haupttempel auf dem Forum Augustum weihte er 2 v. Chr. Um die göttliche Abstammung der gens lulia augenfällig zu bekunden, ließ er im Innern die Kult¬ bilder des Mars und der Venus nebeneinander aufteilen. Der Liebhaber wurde also besonders geehrt, während sich der Gatte, Vulcan, mit einem Platz vor dem Tempel begnügen mußte. Vgl. W. Helbig, Untersuchungen zur campanischen Wandmalerei (1873), 26; H. P. L’Orange, Symb. Osl. 1932, 94ff.; H. Volkmann
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zu Res. gest. 21,21. Zur Variante numina vgl. Fasten 6,92 Concordia placidi munus (Heinsius ex codd.) opusque ducis, wo numen breit überliefert ist. munus, -era im Sinne von 'Stiftung’ findet sich auch Fasten 6,776; Ars 1,69f.; Cons. Liv. 287 f. (vgl. unten 420). - vir: Bevor das Richtige sich in M fand, hatte Bentley es durch Konjektur gefunden; er erklärte 'Venus in medio templo cum Marte iungitur; vir seu Vulcanus ante fores templi cum ceteris viris et heroibus.’ 297 f. Isidis aede-. Die Göttin wurde als Kuh oder als Frau mit Kuhhörnern dar¬ gestellt; deshalb hat man sie mit Io, der Tochter des Inachos, verwechselt, die von der eifersüchtigen Hera in eine Kuh verwandelt worden war; Hermes ließ sie dann von einer Stechfliege durch das nach ihr genannte Ionische Meer und den ebenfalls nach ihr genannten Bosporus (wörtlich 'Ochsenfurt’) treiben. Vgl. Bömer zu Fasten 5,619. - sedens: Von den Isisgläubigen wird oft gesagt, daß sie sich nach dem Opfer oder dem Gebet hinsetzen; z. B. ex P. 1,1,51 f.; Am. 2,13, 17 f.; aber auch in den Tempeln anderer Gottheiten hat man sich gesetzt; vgl. Prop. 2,28; 45 f. 299 f. in Venere: wahrscheinlich abgekürzte Ausdrucksweise für in templo Vene¬ ris, wie in Luna = in templo Lunae, in Cerere — in templo Cereris; so spricht Catuli von libelli, wenn er den Teil des Forums meint, an dem sich die Buchläden befanden, te . .. quaesivimus ... I ... in omnibus libellis (55,3f.; dazu Latomus 1966, 284); analog ßißHa. - Latmius heros: Endymion; vgl. Am. 1,13,43f.; Ars 3,83; Gow zu Theokr. 3,49. - Iasion: Geliebter der Demeter; vgl. Hom. Od. 5, 125 f.; Hes. Theog. 970. - referatur: vgl. oben 289 succurret; 291 subibit. 301 f. Vgl. oben 257 f.; 287 f. - perversas . . . mentes = oxoAiocppovag, Gegensatz zu recta . . . mente (275). - corrumpere: vgl. Prop. 1,8,21; 2,19,9 illic te nulli po¬ terunt corrumpere ludi; Tac. Germ. 19,1 (oben zu 281 f. zit.). - illa: faßt Theater, Zirkus, Säulenhallen und Tempel zusammen. 305 f. Ich habe dieses Distichon vor 303 f. gestellt, weil es den Anschluß von 304 an 307 stört. Außerdem ist et 303 eigentlich nur sinnvoll, wenn der Vergleich vor¬ ausgeht. Der Vergleich selbst ist in seinem Wortlaut schon früh mißverstanden worden (erupit, erumpit für irrupit, irrumpit); er mußte auch unklar bleiben, so¬ lange nicht huic (Rothmaler) hergestellt war. Ovid denkt an eine Frau, die in ein Heiligtum eindringt, zu dem der Priester oder die Priesterin ausdrücklich den Zugang verwehrt hat. So wurden bei den Mysterienkulten die nicht Eingeweihten weggewiesen. Irrupit muß, obwohl schwach bezeugt, richtig sein; vgl. 5,1,77 f. (etwas anders) nolumus assiduis animum tabescere curis, / quae tamen irrumpunt, quoque vetantur, eunt; ex P. 1, 7,23 nec ta?ne7i irrumpo, quo non licet ire; Fasten 6,453 dixit et irrupit, factum dea rapta probavit (hier haben einige Hss. eripuit). Zur Variante qua vgl. 1,9,66; 5,1,78 (E. J. Kenney ex coni.); Ars 3, 636; Prop. 3, 16,26 qua facit assiduo tramite vidgus iter. Wir sehen also wieder (vgl. zu 1,10, 7 f.), wie im selben Vers das Richtige einmal schwach und einmal gut bezeugt sein kann. - huic dempti: der Priester wird entlastet, und sie trägt selbst die volle Ver¬ antwortung. Zum Ausdruck crimen demere vgl. oben 9. 303 f. Gerade weil der Dichter, der sacerdos Musarum ist, die römischen Matro¬ nen vor der Lektüre seiner Liebeskunst gewarnt hat, trifft ihn keine Schuld, wenn doch die eine oder andere sein Werk lesen sollte (vgl. oben 245 ff.). - summovet: oben 251. - ingenuas . . . manus: vgl. Ars 2,215f. nec tibi turpe puta (quamvis sit turpe, placebit) / ingenua speculum sustinuisse manu. - pagina prima: oben 247 ff. 307 f. Der Vergleich 305 f. wird etwas abgemildert; es ist bestimmt kein schweres Verbrechen, wenn eine anständige Dame Liebesgedichte liest, denn es ist ja nicht
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gesagt, daß sie das, was sie liest, auch tut. — licet nimmt man wohl am besten wörtlich, es ist erlaubt’ (anders die Übersetzung); dann ist castae nom. pl. — ver¬ sas ... mollis-, das Adjektiv steht betont am Schluß. Ovid meint wohl nicht nur die Ars, sondern erotische Dichtungen überhaupt; vgl. unten 349; ex P. 3,4,85 molles elegi; Bömer zu Fasten 2,3. — castae: enger als ingenuae; das letztere bezeichnet die gesellschaftliche Stellung (mit ihren Verpflichtungen), das erstere geht eher auf die Gesinnung. — non facienda-, was man 'nicht tut’; Gegensatz dazu ist legere (analog videre, cernere im folgenden Vergleich, 309-312). 309 f. Ein neuer Vergleich: Anständige Damen sehen auf der Straße 'nackte’, d. h., spärlich bekleidete Dirnen, und können sich das nicht verbitten. — super¬ cilii . . . severi: die hochgezogenen oder gerunzelten Brauen drücken Verachtung, Hochmut oder Mißbilligung aus; vgl. Her. 17,16 nec sedeo duris torva super¬ ciliis; Mart. 11,2,1 triste supercilium durique severa Catonis / frons (und siehe oben 241). - nudas: sc. meretrices (aus 311 zu ergänzen); vgl. Tac. Ann. 15,37,6 (über das große von Tigellinus gegebene Schauspiel) crepidinibus stagni lupana¬ ria adstabant illustribus feminis completa et contra scorta visebantur nudis cor¬ poribus. - Veneris . . . genus omne: unten zu 523. - stantis = prostantis; 'simplex pro composito’; vgl. ex P. 2,3,20 prostat et in quaestu pro meretrice sedet: Am. 1, 10,21 stat meretrix certo cuivis mercabilis aere. Zum Gegensatz zwischen an¬ ständigen Frauen und Dirnen vgl. H. Herter, RAC 3,1167; 1176, der u. a. Ter. Ad. 747; Cic. Fin. 2,12; Hör. Epist. 1,18,3 f. nennt. 311 f. Vestalinnen durften mit Dirnen nichts zu tun haben. Wenn Seneca, Contr. 1,2,1 das Gesetz nicht fingiert, so durfte eine Priesterin nicht einmal eine un¬ keusche Magd besitzen. - corpora . . . meretricia: es sind also Sklavinnen, die für ihren dominus (312), d. h. den leno (Am. 1,10,23 f.; Sen. Rhet. a. O.) arbeiten müssen. - Vestales oculi = virginum Vestalium oculi. - res ea: die Tatsache, daß diese Mädchen vor den Augen von Vestalinnen ihrem Gewerbe nachgehen. 313 f. Der Dichter kehrt zur Ars (nostra Musa = meus über) zurück. - nimia lascivia: vielleicht ein Terminus der Anklageschrift (oben 211 f.; unten 345f.). suadet amare: dies ist der wesentliche Punkt des Vergleichs mit den meretrices (309 ff.). Es bleibt ja immer dem Einzelnen überlassen, ob er sich zur Liebe 'ge¬ winnen ’ läßt oder nicht; vgl. auch 308. 315-326. Man könnte ihm höchstens die Wahl des Gegenstandes und die Art seiner Behandlung vorwerfen. 315 f. peccatum: weniger schwerwiegend als facinus und etwa gleichbedeutend mit culpa; daher Gegenstand der paenitentia, nicht aber strafbar im Sinne des Gesetzes; vgl. z. B. ex P. 1,6, 25 quidquid id est, ut non facinus, sic culpa vocanda est; 2,9, 71 ff. nec quidquam, quod lege vetor committere, feci: / est tamen his gravior noxa fatenda mihi. / neve roges, quae sit, stidtam conscripsimus Artem; / innocuas nobis haec vetat esse manus. / ecquid praeterea peccarim, quaerere noli, / ut lateat sola culpa sub Arte mea. - fatenda est: das Prädikat richtet sich nach dem benachbarten Substantiv; vgl. ex P. 1,6,25 quicquid id est, ut non facinus, sic culpa vocanda est, wo H. Stephanus u. Heinsius vocandum est herstellen wollten. Vgl. Magnus, Berl. Philol. Wochenschr. 1920, 156. - ingenii: oben 2. Die Versuchung lag darin, an dem etwas ausgefallenen Thema sein ingenium zu erproben; das gilt auch für die Themen, die er 471 ff. aufzählt. - iudicii: der Ent¬ schluß, die Ars zu schreiben; vgl. 4, 10,39 f. 317-326. Warum habe ich nicht lieber ein heroisches Epos geschrieben? Er nennt drei mögliche Themen, die in knapper Form auch Am. 3,12, 15 f. erscheinen, cum
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Thebae, cum Troia foret, cum Caesaris acta, / ingenium movit sola Corinna meum; vgl. Frankel, Ovid 33. 317 f. versata = fatigata. Das Thema ist abgegriffen, und der Epiker, der es nach so vielen Vorgängern nochmals behandelt, läßt gleichsam Troia noch einmal die Schrecken des Krieges verspüren; der Ausdruck wohl nach Hör. Carm. 4,9,18 non semel Ilios / vexata. 319 f. Auch das Thema Thebais war zu Ovids Zeit ziemlich abgenützt, obwohl er das nicht ausdrücklich sagt. Es hätte den Zweikampf der feindlichen Brüder Eteokles und Polyneikes umfaßt (vgl. Prop. 1,7,1 f. dum tibi Cadmeae dicuntur, Pontica, Thebae / armaque fraternae tristia militiae; Manii. 4,83 mutuaque armati coeunt in vulnera fratres nach analogen Ausdrücken bei den drei großen attischen Tragikern: Aisch. Sept. 820; Soph. OC 1373; Eur. Phoen. 1423), sowie den Zug der Sieben gegen die siebentorige Stadt (ejrr&jnAoc; schon bei Hom. II. 4,406 u. ö.; vgl. Aisch. Sept. 55; Eur. Phoen. 287). 321 f. Vgl. Prop. 3,3,1 ff. - bellatrix Roma-, Prud. Contra Symm. 2,490; Sidon. Apoll. Carm. 5,13. - patriae facta: als ob das vergöttlichte Vaterland sie voll¬ bracht hätte, denn facta sind gewöhnlich die Leistungen einzelner; vgl. etwa Verg. Aen. 8,288; 10,281 f. nunc magna referto / facta, patrum laudes. 323 f. Auch Horaz (Sat. 2,1,10 ff. aude / Caesaris invicti res dicere, multa labo¬ rum / praemia laturus) und Properz (2,1,25 f.) haben auf Maecenas’ Drängen mit diesem Gedanken gespielt, ihn dann aber wieder fallen lassen (W. Wimmel, Kallimachos in Rom, 1960,45; 162ff.). - meritis impleveris omnia: Her. 9,16 implesti meritis solis utramque domum; Met. 12,545 ille quidem maiora fide — dii - gessit et orbem / implevit meritis. - pars una: nicht wie 5,3,44 unum de numero me . . . esse tuo, sondern hervorhebend 'dich vor allen’. - de multis: aus der reichen Materie (vgl. oben 321). - canenda fuit: es wäre ein Gebot der pietas gewesen (vgl. oben 322). 325 f. Nicht das strahlende Auge der Sonne ist gemeint (Cat. 63,49; Apoll. Rhod. 1,519), sondern ihr Licht, das die Blicke der Menschen auf sich zieht; vgl. Met. 1,767 f. spectansque ad lumina solis / 'per iubar hoc’ inquit 'radiis insigne corus¬ cis, / ante, tibi iuro; Lucr. 5,462 und 700 (nach Ennius). - traxissent: die Ana¬ logie von canenda fuit (oben 324) zeigt, daß es sich um einen Iussiv handelt; er ist in der Dichtersprache selten (3,13,8 ist nicht eindeutig), aber bei Ovid gut be¬ legt; vgl. Her. 10,77 me quoque, qua fratrem, mactasses, improbe, clava; Met. 5,26 quae si tibi magna videntur, / ex illis scopidis, ubi erant adfixa, petisses, 'hättest du sie holen müssen’; H. Blase, Glotta 1920, 37. 327-338. Auch dieser Vorwurf (vgl. oben zu 315-326) wäre ungerecht; Ovids Talent ist diesen großen Themen nicht gewachsen (vgl. auch oben 73-76). Die Beschränktheit, Einseitigkeit der dichterischen Begabung ist ein Topos der recu¬ satio (Wimmel, Kallimachos in Rom, 1960, 165, A. 2). Ovid illustriert ihn hier mit zwei Bildern - aus der Landwirtschaft (327 f.) und aus der Schiffahrt (329 f.) und führt nochmals das Beispiel an, das er schon 71 f. verwendet hat. 327 f. tenuis . . . campus: wie tenuior terra (Varro, De re rust. 1,23,2, wo der Gegensatz pinguis terra ist); hier könnte man als Gegensatz ager magnus atque fertilis (aus 328) erschließen; vgl. noch 3,14,33f.; ex P. 4,2,15f.; Thes. 5,2, 1476,12 ff. - magnae fertilitatis: vgl. 335 divitis ingenii. - opus: oft vom Land¬ bau, z. B. Ter. Haut. 73; Verg. Georg. 2,472; 3,519 opere in medio defixa reliquit aratra. 329 f. Zu diesem Bild vgl. Prop. 3,3,22 ff. non est ingenii cumba gravanda tui: /
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alter remus aquas, alter tibi radat har enas: / tutus eris, medio maxima turba mari est; 9,3f. und die Erklärer, sowie Shackleton Bailey, Propertiana, 296. Vgl. bes. unten 548; Met. 15,176 magno feror aequore plenaque ventis / vela dedi; Hör. Carm. 4,15,3 f. ne parva Tyrrhenum per aequor / vela darem; Mart. 12, 44, 7 f.; Nemesian, Cynegetica 58 ff.; Cato, Dist. 4,33; Ennodius, Epist. 1,1,1. ludere: 'sich vergnügen’. - cumba ist ein kleiner Kahn, kein seetüchtiges Schiff; vgl. Prop. 1,11,9 f. atque utinam mage te remis confisa minutis / parvula Lucrina cumba moretur aqua. 331 f. et hoc dubitem: das klingt nun doch etwas zu bescheiden; natürlich wußte Ovid genau, daß er der Meister der leichten Muse war. Zur Formel vgl. Her. 17, 37 hoc quoque enim dubito. - numeri leviores und parvi modi entsprechen ein¬ ander; vgl. 4,10,24 f. modis .. . numeros. Zu levioribus vgl. ex P. 4,5,1 ite leves elegi; Am. 1,1,19; 2,1,21; Bömer zu Fasten 2,3. - Zu parvos vgl. ex P. 2,5,25 f. dum tarnen in rebus temptamus carmina parvis, / materiae gracili sufficit in¬ genium; Hor. Carm. 3,3,72 magna modis tenuare parvis (etwas anders Carm. 4,2,31 operosa parvus / carmina fingo); Ars p. 77 exiguos elegos. - aptus mit Dat. entspricht sufficiam mit in und Akk., das aber auch so konstruiert werden kann; vgl. ex P. 2,5,26 materiae gracili sufficit ingenium; 4,16,11 f. quique vel impari¬ bus numeris, Montane, vel aequis / sufficis. 333 f. Das Beispiel von 71 f. wird wieder aufgenommen; es ist ein Thema, das Ovid oft berührt; vgl. z. B. ex P. 4,8,59f.; Met. 1,152ff.; Fasten 3,439f. fulmina post ausos caelum adfectare Gigantas / sumpta Iovi. Zur Endung -as vgl. auch 4,7,17; ex P. 4,8,59; Fasten 5,35; Met. 1,152. - conantem: nach älterem Sprach¬ gebrauch nicht so sehr 'versuchen’ als 'wagen5, also = audere (unten 337) oder experiri; vgl. Hor. Carm. 1,6,5 ff. nos, Agrippa, neque haec dicere nec gravem / Pelidae stomachum cedere nescii / nec cursus duplicis per mare Ulixei, / nec saevam Pelopis domum / conamur, tenues grandia (vgl. oben zu 327). - ex P. 2,5, 25 ff. bietet eine gute Parallele zu unserer Stelle, vgl. bes. 28 ff. ausus sum tantae sumere molis opus. / obruit audentem rerum gravitasque nitorque, / nec potui coepti pondera ferre mei. / illic, quam laudes, erit officiosa voluntas: / cetera materia debilitata iacent. 335 f. Vgl. oben 323-326, wobei immania acta (335) gegenüber facta (326) eine Steigerung darstellt. Die erhabenste dichterische Gattung ist neben der Tragödie (unten 381) das Epos, und der größte Stoff für ein römisches Nationalepos wären die res gestae divi Augusti. Keiner der augusteischen Dichter hat sich daran ge¬ wagt. Horaz (Carm. 1,6; Sat. 2,1,10 ff. aut si tantus amor scribendi te rapit, aude / Caesaris invicti res dicere, multa laborum / praemia laturus, cupidum, pater optime, vires / deficiunt), Properz 2, 1 (oben zu 323 f.) und Ovid entschul¬ digen sich damit, daß sie nicht zum Epiker geboren sind. - divitis ingenii: oben 74 ingenio uberiore; 328 magnae fertilitatis opus; Lucr. 1,413 meo diti de pec¬ tore; Hor. Epist. 2,2,121 Latiumque beabit divite lingua; Ars p. 409. In ähn¬ lichem Sinn spricht Lucr. 1,731 von divinum pectus und 5,1 von pollens pectus; Cic. De cons. suo 74 fuderunt claras fecundi pectoris artis. - immania Caesaris acta: Met. 9,247; Hor. Epist. 2,1,6 post ingentia facta deorum in templa recepti; Veli. Pat. 2,46,1 cum deinde immanis res vix multis voluminibus explicandas C. Caesar in Gallia ageret; Flor. 4,12 (von Augustus) ob haec tot facta ingentia Dictator perpetuus et pater patriae dictus. Stat. Theb. 2,103 f.; Claudian. III Cons. Stil. 38 f. stimulisque malignis / facta sequebatur quamvis ingentia, livor. condere = componere; vgl. ex P. 4,10, 75 f. conditur a te / vir tanto, quanto 9
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debuit ore cani; 12,27; Paneg. Mess. 4 humilis tantis sim conditor actis; Prop. 2,1,41 f. nec mea conveniunt duro praecordia versu / Caesaris in Phrygios con¬ dere nomen avos. - materia-, oben 321; ex P. 4,13,46 materiam vestris afferat ingeniis: Am. 3,1,25 materia premis ingenium (dazu H. Frankel, Ovid 173, A. 17; W. Kraus, RE 18, 1972); Plin. Epist. 9,2,2 nec materia plura scribendi dabatur, neque enim eadem nostra condicio quae M. Tullii . .. illi enim et copio¬ sissimum ingenium et ingenio qua varietas rerum qua magnitudo largissime sup¬ petebat. - superetur: 1,5,56 materia vires exsuperante meas; etwas anders Met. 2,5 materiam superabat opus (das kostbare Material wird von der kunstvollen Ausführung noch übertroffen). 337 f. Von diesem Versuch wissen wir sonst nichts; daß die Sache völlig aus der Luft gegriffen sei, kann ich nicht glauben. Owens Vermutung, Ovid habe Augustus unter dem Bild des Gigantenbezwingers feiern wollen (Kommentar S. 63), ist allerdings wenig wahrscheinlich. - ausus eram: oben zu 334. - eram: statt der ein¬ fachen Vergangenheit; vgl. ex P. 13,47 qua genitus fueram tellure. - detrectare = detrahere. Zur Schreibung vgl. 4,10,123 (Apparat); zur Bedeutung auch Rem. 365 ingenium magni Livor detrectat (detractat v. 1.) Homeri; Hör. Carm. 1,6, 9 ff. conamur tenues grandia, dum pudor / imbellisque lyrae Musa potens vetat / laudes egregii Caesaris et tuas / culpa deterere ingeni. Der Paneg. Messallae ist ein warnendes Beispiel, das Ovid vielleicht kannte. - damno . . . esse: die Vor¬ stellung beruht vielleicht auf dem Glauben an eine Art Analogiezauber; würden die Kräfte, die Leistungen des Kaisers nicht gebührend gepriesen, könnten sie abnehmen. 339 f. leve . . . Opus: oben 331 numeri leviores. - iuvenilia carmina: da sich 4,10, 57 f. carmina cum primum populo iuvenilia legi, / barba resecta mihi bisve semelve fuit, auf die Gedichte der ersten Auflage der Amores beziehen muß, wird er hier (vgl. rursus) an die der zweiten Auflage denken. Die Ars wird durch 340 ausgeschlossen. Vgl. auch oben 117. - falso . . . amore: vgl. unten 349-356, bes. 355 magnaque pars mendax operum est et ficta meorum. Ars 1,618 darf man nicht vergleichen. - movi: vgl. 4, 10,59 f. moverat ingenium totam cantata per urbem / nomine non vero dicta Corinna mihi; Am. 3,12,15 f. - pectus: Parallel zu ingenium, wie die eben zitierte Stelle 4,10,59 f. zeigt; vgl. noch 3, 7,19f.; 5,12, 1 f.; ex P. 4,12,15f. his ego si vitiis ausim corrumpere nomen, / ridear et merito pectus habere neger; Met. 13,289 ff. ut caelestia dona, / artis opus tantae, rudis et sine pectore miles / indueret?; Hor. Epist. 1,4,6 und Bentley zu Sat. 1,3,34. Ovid sagt nicht, daß es Corinna nie gegeben habe; er deutet nur an, daß sie anders hieß, und daß die Wirklichkeit anders aussah als seine Dichtung. 341 f. veilem: er ist nachträglich, durch Erfahrung, klug geworden; vgl. 4,1,27. me mea fata trahebant: das ihm bestimmte Schicksal stand also im Gegensatz zu seinem eigenen Wollen, und im Grunde genommen mußte eben alles so kom¬ men; das ist stoisch gedacht, wie auch 3,6,15 f. sed mea me in poenam nimirum Parca trahebat, / omne bonae claudens utilitatis iter; Met. 7,816 sic me mea fata trahebant; Her. 6,51 sed me mala fata trahebant. Die Stoa lehrt, daß es das Beste ist, sich ins Schicksal zu fügen; vgl. Verg. Aen. 5, 709 f. quo fata trahunt retrahuntque sequamur: / quidquid erit, superanda omnis fortuna ferendo est. - in: oben 288; final steht auch ad (Her. 2,22) oder der Dativ (Am. 3,8,46 nimium damnis ingeniosa tuis: ähnlich Veil. Pat. 1,6,2 nimium felicem malo suo). Derselbe Ge¬ danke oben 1 f. 343 f. quo (E. J. Kenney) muß richtig sein; denn es steht parallel zu cur und ist
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in gleichem Zusammenhang 3,2,23 ei mihi quo in M richtig überliefert. Vgl. noch zu 1,1,2. — didici: sc. litteras; vgl. Ars 1,428 littera poscetur, ne didicisse iuvet; Petron. 58,13 ist unsicher. - docuere parentes-. Ovid hat Lesen und Schrei¬ ben wohl zu Hause gelernt; 4,10,15 f. bezieht sich z. T. auf seine spätere Aus¬ bildung. — morata-, vgl. Am. 1,11,21 f. comprimat ordinibus versus oculosque moretur / margine in extremo littera rasa meos-, Hor. Epist. 1,13,17 carmina quae possint oculos auresque morari / Caesaris. 345 f. oben 313. - vetitos . . . toros: die Ehen, vor allem die der höheren Klassen; vgl. oben 211 f.; 251 f.; unten 351 f.; 498 vetiti crimen amoris; ex P. 3,3,57 f. quid tamen hoc prodest, vetiti si lege severa / credor adulterii composuisse notas. Das geht wiederum auf Augustus’ Gesetze zum Schutz der Ehe, 18 v. Chr. und später (vgl. oben zu 233 f.), durch die Ehebruch ausdrücklich zum Delikt erklärt wurde; vgl. Mommsen, Strafrecht, 691. - sollicitare = corrumpere; vgl. ex P. 3,3,49 f. scis tamen, et liquido iuratus dicere possis / non me legitimos sollicitasse toros; Her. 17,4 (von Paris’ Ehebruch) legitimam nuptae sollicitare fidem. 347 f. furta: die verbotenen Liebesaffären verheirateter Frauen; vgl. unten 461; den Gegensatz dazu bilden concessa furta, bei denen kein Ehebruch vorliegt. me . . . ?nagistro: ex P. 3,3,69f. (zu Amor) nil nisi concessum nos te didicisse magistro, / artibus et nullum crimen inesse tuis. 349-356. Ovids Privatleben war nie im Gerede der Leute. Das bedeutet nicht, daß er keine Abenteuer hatte, aber jedenfalls war es nie zu einem Skandal ge¬ kommen; vgl. 4,10,67 f. cum tamen hic essem minimoque accenderer igni / no¬ mine sub nostro fabula nulla fuit. Etwas anders klang es Am. 3,1,15 ff., wo die personifizierte Tragödie spricht, 'ecquis eriV dixit Hibi finis amandi, / o argu¬ menti lente poeta tui? / nequitiam vinosa tua convivia narrant / narrant in multas compita secta vias. / saepe aliquis digito vatem designat euntem / atque ait „hic, hic est, quem ferus urit Amor.“ / fabula, nec sentis, tota iactaris in urbe, / dwn tua praeterito facta pudore refers. Aber das läßt sich aus dem Gesetz der Gat¬ tung (oben zu 339 f.) erklären und ist Topos (nach Prop. 2,24,1 ff.). - delicias: gleichbedeutend mit mollia (oder lasciva) carmina, molles versus; vgl. oben 78; 307; 5,1,15. Das bezieht sich mehr auf den Inhalt als auf den Stil, obwohl die römische Liebesdichtung seit Catull auch einem bestimmten Stil, dem yevog 7.£jtt6v, verpflichtet ist. — strinxerit: unten 466; 563; 5,6,21. - fabula: 4,10,67 f. (oben zit.); Hor. Iamb. 11,8 fabula quanta fui\; Epist. 1,13,9; Prop. 2,24,1 'tu loqueris, cum sis iam noto fabula libro . . .’; Tib. 1,4,83 parce, puer, quaeso, ne turpis fabula fiam. Im Sinn von 'Skandal5, 'Klatsch5 kann fabula also auch persönlich konstruiert werden. 351 f. adeo: hebt als Proklitikon hervor wie gr. ye als Enklitikon. - media de plebe maritus: vgl. 1, L88 ut satis a media sit tibi plebe legi (s. d.); Met. 5,207 f. nomina longa mora est media de plebe virorum / dicere; 11,283; Fasten 5,20 de media plebe .. . deus. - dubius . . . pater: Met. 5,145 matre Palaestina dubio genitore creatus; zum Gedanken auch ex P. 3,3,53f. dic, precor, ecquando didi¬ cisti fallere nuptas, / et facere incertum per mea iussa genus? 353 f. Ovid beteuert, man dürfe aus seinen Dichtungen nicht auf sein Privatleben schließen; vgl. 1,9,59 f. vita tamen tibi nota mea est, scis artibus illis / auctoris mores abstinuisse sui (s. d.); 3,2,5f. nec mihi, quod lusi vero sine crimine, pro¬ dest, / quodque magis vita Musa iocata mea est; ex P. 2, 7,47 ff.; 4,8,19. Ähnlich schon vor ihm Catull 16,5 f. nam castum esse decet pium poetam / ipsum, versi¬ culos nihil necesse est; später Martial 1,4,8 lasciva est nobis pagina, vita proba; 9'
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auch hier scheint est am Versende sekundär zu sein 11,15,13; Plin. Epist. 4,14, 4 f.; 5,3,2; Apul. Apol. 11. - verecunda-, im Sinne von casta, proba. - iocata (M) ist hier vielleicht nur eine Verschreibung; doch vgl. 3,2,6; 5,1,20. 355 f. mendax ... et ficta: das gilt vor allem für die Amores, deren biographi¬ scher Aussagewert demnach gering ist. Er distanziert sich von den meisten Episo¬ den, sagt aber nicht, daß alles erfunden sei (oben zu 339f.). - plus sibi permisit: als wäre das Werk ein lebendiges Wesen, das unabhängig von seinem Schöpfer lebt und handelt. 357 f. animi-. 'Gesinnung’, wie oben 55 u. ö. - honesta voluntas: der Ausdruck ist Plin. Epist. 3,8,4 gut bezeugt, honestissimae voluntati tuae pareo (vgl. auch ex P. 2,5,31 illic, quam laudes, erit officiosa voluntas), aber in diesem Zusammenhang paßt es kaum. Dagegen ist voluptas, obwohl schwach bezeugt, durchaus erwägens¬ wert; das Buch dient der Unterhaltung, aber es ist eine anständige Unterhaltung (im Gegensatz zu den Mimen u. dgl., unten 497 ff.). So nennt Minuc. Fel. Oct. 12,5 Spiele honestae voluptates, und im späteren Latein ist der Ausdruck voluptates für Schauspiele und Aufführungen ganz geläufig (Hist. Aug., Aurel. 34,6; M. Anton. 23,4; Prob. 19,1). In diesem Sinn kann auch ein Buch voluptas genannt werden. Die Verwechslung mit voluntas kommt, wie die von Owen z. St. gesam¬ melten Beispiele zeigen, sehr oft vor. - mulcendis auribus apta-, dadurch unter¬ hält es und ist nicht nur ein Lehrbuch; vgl. Met. 5,561 ille canor mulcendas natus ad aures; 10,301 mea si vestras mulcebunt carmina mentes. Dadurch erfüllt es Horazens höchsten Anspruch (Ars p. 333 ff.) aut prodesse volunt aut delectare poetae / aut simul et iucunda et idonea dicere vitae I ... j ficta voluptatis causa sint proxima veris I... / omne tulit punctum qui miscuit utile dulci. 359 f. Charakter und Lebensführung eines Autors dürfen nicht nach seinem Werk beurteilt werden. Accius hat grausame, gewalttätige Charaktere auf die Bühne gebracht und sie ihrem Ethos gemäß sprechen lassen. Ovid nennt ihn Am. 1,15,19 animosi. . . Accius oris, und Quintilian, Inst. or. 10,1,97 sagt, er habe mehr Kraft, vires, als Pacuvius. Mit der Wahl seiner Themen hat das weniger zu tun; die¬ selben Stoffe haben ja auch die andern Tragiker behandelt; atrox muß sich auf den Stil der großen Bühnenreden beziehen. - conviva: 'Parasit’ oder 'Bonvivant’. Feste und Gelage spielen bei Terenz und überhaupt in der Neuen Komödie (im Gegensatz zur Mittleren) keine besonders große Rolle. Natürlich wird Essen und Trinken bei ihm gelegentlich erwähnt (Liste der Stellen bei Owen). Aber Ovid denkt wohl vor allem an die Glanzrolle des Phormio, den Terenz so liebevoll gezeichnet hat. Übrigens vermeiden die Schriftsteller der Kaiserzeit den Ausdruck parasitus und verwenden dafür cliens, comes, convictor oder conviva (Hug, RE 18,2,1399). Ovid will diese psychologisierende Literaturbetrachtung ad absur¬ dum führen. Anders meint Quint. Inst. or. 11,3,73, daß der Schauspieler zumin¬ dest vorübergehend etwas vom Ethos oder Pathos der dargestellten Person an¬ nimmt, in iis quae ad scaenam componuntur fabulis artifices pronuntiandi a per¬ sonis quoque affectus mutuantur, ut sit Aerope in tragoedia tristis, atrox Medea, attonitus Aiax, truculentus Hercules. 361-520. Andere Dichter haben sich mit dem Thema 'Liebe’ im weitesten Sinn beschäftigt. Es gibt Lehrgedichte über die ausgefallensten Dinge, und anstößige Mimen werden frei aufgeführt. Keiner dieser Autoren ist je vor Gericht gestellt worden.
361 f. denique: leitet den neuen Abschnitt ein, der bis 520 reicht. Ein Unterab¬ schnitt endet 494, und das abschließende Distichon entspricht gedanklich genau
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dem ersten, 363 f. Dann folgt, nicht ganz konsequent wieder durch denique ver¬ knüpft, ein Abschnitt (495 ff.), der im Grunde noch zum vorhergehenden gehört. Wahrscheinlich trennt Ovid absichtlich die Mimen ab; denn als literarische Gat¬ tung stehen sie für ihn noch unter den leichtfertigen Lehrgedichten, von denen 471 If. die Rede ist. 361 f. teneros . . . amores: vgl. Am. 2,18,19 artes teneri profitemur Amoris; Ars 1,7 me Venus artificem tenero praefecit Amori. Mit dem knabenhaften Liebes¬ gott wird der weiche Charakter der Liebesdichtung in Verbindung gebracht. 363f. Anakreon von Teios ist der Dichter der Liebe und des Weins; vgl. Kritias Fr. 8 D. (dazu Wilamowitz, Sappho und Simonides, 108 ff.): xöv öe y^vouxeigiv peAecov rtWE,avxd jtox’ cpöag / qöiiv ’AvaxpEiovxa Tecog eig 'EMaö’ üvfp/ev, / ouujcoaiaiv Epefhopa, yvvamüv f|jtEp6jt£upa, / avlwv avxuraA.ov, cpdoßapßixov, fjÖiiv atautov. / oüjtoxe crou (pdoxqg Y^a^ou, oüöe ftavEixai, / eox’ av üöcop oivcp cruppEiyviipevov xiAixeocti / xtalg öicertopjtEijri, jtpoaocrEig EmÖE|ia vcopcöv, / jtavvuxiöag tf ispag lfr|7.Eig yopoi apcpiEjuoarv, / rcXaoxiYt fl’ f) xa^x°ü fhiYaxrip ek angaioi xa^itr) / xoxxaßou TuxpTqXcxTg xopucpatg ßpopiou 'ipaxdÖEcrmv, danach die hellenisti¬ schen Epigramme Anth. Pal. 7,24 und 25 ('Simonides’ II und II Gow-Page). Als Lesestoff empfohlen Ars 3,329f. sit tibi Callimachi, sit Coi nota poetae, / sit quo¬ que vinosi Teia Musa senis. Auch Piat. Phdr. 235 c und Plutarch, Mul. virt. 243 b nennen ihn zusammen mit Sappho. - lyrici Teia Musa senis: vgl. 3,7,20 vates Lesbia; Hor. Carm. 2,16,38 Graiae . . . Camenae; Auson. Epist. 12,1 'EUaöixfjg pEXE^cov Mouaqg Latiaeque Camenae. 365 f. Das Distichon ist nicht so zu verstehen, als hätte Sappho didaktische Dich¬ tungen hinterlassen. Sie hat Glück und Bitterkeit ihrer eigenen Sehnsucht geschil¬ dert und dadurch in den Mädchen Liebe geweckt. Maximus v. Tyros 24 (18,9, p. 230 Hobein) vergleicht ihre xE^vq cpcoxixri mit derjenigen des Sokrates, und wir können auch anhand der Fragmente noch feststellen, wie sie ihre Freun¬ dinnen umwirbt. 367 f. Dies braucht sich nicht auf Liebeselegien zu beziehen, obwohl Kallimachos neben Philetas von den Römern oft als Liebesdichter angeführt wird. Es ist immer noch fraglich, ob die beiden Alexandriner Liebesgedichte in der Art der proper¬ zischen oder ovidischen geschrieben haben. Ovid denkt wohl vor allem an mytho¬ logische Erzählungen, wie die von Akontios und Kydippe, die er für die Heroides verwendet hat (vgl. Rem. 281 L); er denkt hier aber auch an Kallimachos’ erotische (fast ausschließlich päderastische) Epigramme, die in Rom mindestens seit O. Lutatius Catulus bekannt und beliebt sind. Vermutlich gab es im Altertum noch mehr Gedichte dieser Art von ihm. - delicias . . . tuas: wohl nicht mit 78 und 349 zu vergleichen; gemeint sind pueri quos in deliciis habuit Callimachus. - fassus es: unten 429 f. (Catullus) multos vulgavit amores, / in quibus ipse suum fassus adulterium est. 369 f. Über Menander als Dichter der Liebe vgl. Am. 1,15,17 f. dum fallax ser¬ vus, durus, pater, improba lena / vivent et meretrix blanda, Menandros erit; Wilamowitz, Kleine Schriften I, 247. Seine Stücke bewegen sich immer um eine Liebeshandlung und enden gewöhnlich mit einer Hochzeit. Bei ihm werden junge Mädchen verführt, aber später geheiratet, und Ehebruch im Sinne der augustei¬ schen Gesetzgebung kommt, nach den erhaltenen Texten zu schließen, bei ihm nicht vor. - iucundi: Ovid liebt es, trotz seiner eigenen Warnung 357-360 die Wesensart eines Dichters in einem Schlagwort zusammenzufassen; vgl. unten 423 gravis Ennius; 427 lascivo .. . Catullo; 465 blandi ... Properti. - pueris virgini-
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busque: vgl. Hör. Carm. 3,1,4; vom Schulbetrieb auch Mart. 3,69,8; 8,3,15f. praelegat ut tumidus rauca te voce magister, / oderit et grandis virgo bonusque puer; 9,68,1 f. Plut. Symp. quaest. 7,4 (p. 712) spricht von pipf|pata, die vor Frauen und Kindern aufgeführt werden dürfen. — hic: vgl. Am. 2,1,5; Ars 1,2; Rem. 71 f.; Prop. 1,7,13. 371-380. Erst jetzt kommt Homer. Ovid hat mit den eigentlichen Liebesdichtern’ (Anakreon, Sappho, Kallimachos) begonnen, geht dann zu dem an sich harm¬ losen, als Schullektüre benutzten Menander über und endet den Abschnitt mit Homer, dem größten Dichter. 371-376. Merkwürdig ähnlich ist Palladas Anth. Pal. 9,166,5 f. ’Riag ouv tö aövripa p,iäg yapiv earl ywaixog, / aütap ’Oöuaaelp ITryvsXojrq jtpöcpacug. 371-374. Die Ilias ist in ihrem Kern auch bei Horaz, Epist. 1,2,6 f. ein Abbild menschlicher Leidenschaften, fabula, qua Paridis propter narratur amorem / Graecia barbariae lento collisa duello; 11 ff. Nestor componere litis / inter Peliden festinat et inter Atriden: / hunc amor, ira quidem communiter urit utrum¬ que; 15 f. scelere atque libidine et ira I . . . peccatur; vgl. auch Hor. Carm. 2,4,3f. prius insolentem / serva Briseis niveo colore / movit Achillem; Prop. 2,8,35. 371 f. Ilias ipsa: ohne Helena kein Krieg, ohne Krieg keine Ilias. Ovid zitiert sich hier selbst, wie so oft; vgl. Her. 13,133 quid petitur tanto nisi turpis adultera bello (daher die Variante nisi turpis adultera, die Heinsius aufnahm). Das Motiv könnte auf die Tragödie zurückgehen; vgl. Eur. Andr. 362 f. öux •yuvaixeiav epiv / xal rr]v Tcd.aivav aAeaag ^puycov jioki/v; Tro. 368 f. oi Öia picxv y^valxa xal plav Kimpiv / üriQCüVTEg TAevryv, puploug aitaAeaav. - amatorem = adulterum; vgl. 371; dagegen ist vir hier der rechtmäßige Gatte (oben 296), während in der Liebeselegie meist der jeweilige Geliebte so bezeichnet wird. 373f. prius: vgl. oben 261 ubi prima (sc. verba). Ovid meint, daß dieses Motiv gleich am Anfang aufritt. - illi: hier wie 1,1,17 (s. d.) und Met. 9,463 siqua est illi formosior muß die ältere Form eingesetzt werden. — flamma: unten 383; vgl. auch 380; Am. 1,9,33 ardet in abducta Briseide maestus Achilles. Seine Liebe ist „geradezu ein locus communis der Erotik“ (Kiessling-Heinze zu Hor. Epist. 1,2,13ff.; vgl. oben zu 371-374); Ovid drückt nach seiner Gewohnheit denselben Gedanken zweimal aus; deshalb erübrigt sich die Variante Chryseidos, die Heinsius bevorzugte. - Im zweiten Satzglied (utque = 'und wie’; vgl. 1,9,7; 5, 14,35 usw.) muß das fehlende quam aus dem Abi. comp, flamma des ersten er¬ gänzt werden, also: et quid prius est illi quam narratio ut. . . 375 f. Die Odyssee wird etwas gewaltsam auf ein reines Liebesmotiv reduziert; propter amorem ist überraschend. Der Pentameter klingt an Prop. 2,9,4 an, tarn multis femina digna procis (auch von Penelope); daher wohl die unsicher be¬ zeugte Variante procis, die das Wortspiel verdirbt; vgl. Her. 20,49f. non sum, qui soleam Paridis reprehendere factum, / nec quemquam, qui vir posset ut esse, fuit; oben zu 372.
377 f. Diese Geschichte, die Od. 8,266-369 erzählt wird, ist im Grunde nur eine längere Episode, die für die Haupthandlung keine Bedeutung hat; Ovid variiert sie Ars 2,561 ff. und Met. 4,171 ff.; sie wurde im Altertum aber auch als Mimos dargestellt. Reiches Material zu der Sage und ihrer Interpretation bei Mayor zu luv. 10,313. — quis nisi wird von unde nisi (379) aufgenommen. — in obsceno . . . toro: das Bett, auf dem der Ehebruch (obscenum adulterium, oben 212) began¬ gen wurde; etwas anders Met. 10,465 von einem Inzest (Myrrha und Kinyras) accipit obsceno genitor sua viscera lecto. - prensa: vgl. Am. 1,9,39 Mars quoque
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deprensus fabrilia vincula sensit; Met. 4,184; pressa (M D al.) scheint eine alte Variante zu sein; vgl. Am. 1,2; 14; Kennet, Class. Quart. 1958, 54. 379 f. magni.. . Homeri', stehendes Beiwort; vgl. ex P. 3,9,24 magnus Aristarcho maior Homerus erat-. Am. 1,8,61; Rem. 365; Mayor zu luv. 10,246. 379 f. Erst jetzt werden Kalypso und Kirke genannt (Od. 5,13 ff. und 10, 133 ff.). igne: zu 373; 383. 381-408. Ovid zählt Liebesmotive aus griechischen Dramen auf. Die Gattung Tragödie stellt er noch über das Epos, ähnlich wie er die Mimen 495 ff. offenbar noch unter die scherzhaften Liebesgedichte stellt. Er bemerkt selbst (407 f.), daß seine Liste nicht vollständig sei. Man könnte beispielsweise von Euripides noch die Kreterinnen, die Stheneboia, Andromache, die weise Melanippe u. a. nennen (Schmid-Stählin, Gesch. der griech. Lit. I 3,697,7). Manche dieser Motive ge¬ hören in die Kategorie der \kxa dqppoölaia (Nikostratos bei Stob. Flor. 4,23,65; p. 598, 9 ff. H.), oder epornnd aafffipaxa, wie sie eine Generation vor Ovid, zum Teil wohl aus hellenistischen Dramen, Parthenios gesammelt hat. Gleich die ersten beiden Beispiele (383 f.) können dazu gerechnet werden. 381 f. omne genus scripti: anders als 264 ist genus hier ganz prägnant verwendet, denn in dem Abschnitt 381—520 heben sich einzelne literarische genera deutlich ab (Tragödie 381-408; commixta tragoedia 409-412; scherzhafte Lehrgedichte 471 ff.; Mimen 497 ff.), ohne daß die Gliederung ganz konsequent durchgeführt wäre, denn 421-470 ist eine Aufzählung römischer Liebesdichter; das genus steht hier im Hintergrund, obwohl naturgemäß die Elegie vorwiegt. — gravitate: nach dieser Rangordnung der genera steht zuoberst die Tragödie, dann das Epos, dann wohl die Lyrik im Stil Pindars, erst dann die leichteren Gattungen wie Elegie und Epigramm. - materiam = copiam; amoris wäre dann Gen. defin.; vgl. Met. 9, 769 consumpserat omnem / materiam ficti. 383 f. Der Hexameter bezieht sich wohl auf die beiden Hippolytos-Dramen des Euripides, den verlorenen T. xodimTopevog und den erhaltenen T. (rreqpavlac;. Aus Her. 4 und Met. 15,492 ff. lassen sich vielleicht gewisse Motive des früheren Stücks gewinnen. Von Sophokles gab es eine Phaidra (Pearson, Fragm. II 94). Der Pen¬ tameter spielt auf den Aiolos des Euripides (Nauck2, S. 366) an, den Ovid ziem¬ lich sicher für Her. 11 (Canace Macareo) benutzt hat. - caeca ... flamma: weder 'blinde Liebe’ noch 'blind machende Liebe’ (unrichtig Bömer zu Fasten 2, 762), sondern 'heimliche Liebe’; vgl. Pease zu Verg. Aen. 4,2 mit Belegen von Catull bis Leopardi. Der Ausdruck ist schon früh mißverstanden worden, und die mittelalterlichen Schreiber haben entweder caecae gelesen oder zu saevae, dem stereotypen Beiwort der noverca, geändert. Vgl. noch Met. 3,489f. sic atte¬ nuatus amore / liquitur et tecto paulatim carpitur igni 8,516f. uritur et caecis torreri viscera sentit / ignibus; Sen. Phor. 640 f.; Thes. 3,45,45 ff. 385 f. Pelopsdramen gab es von Sophokles (Oinomaos oder Hippodameia, vgl. Nauck2, S. 233) und Euripides (Oinomaos, Nauck2, S. 539). Pelops, der Mann mit der elfenbeinernen Schulter, hat sich in Hippodameia verliebt. - quid? zur Einführung mythologischer Beispiele auch Am. 1,7,7; 2,9,7; 3,6,29; Prop. 2,8, 21 quid? non Antigonae tumulo Boeotius Haemon / corruit ipse suo saucius ense latus? — eburnus: vgl. Verg. Georg. 3, 7 Hippodameque umeroque Pelops insignis eburno. - equis = uutoig te xai apiaatu 387 f. Von den Medea-Dramen der Antike ist das euripideische am bekanntesten. - tingueret: vgl. 4,6,34 cui tela suo sanguine tincta rubent-, Ibis 54; ex P. 3,2,54 decolor adfuso tincta cruore rubet; Met. 7,599; Verg. Georg. 3,492 ac vix suppo-
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siti tingantur sanguine cultri; Hor. Carm. 3,23,13; Sen. Phoen. 257. Der kunst¬ voll gebaute Satz lehnt sich an Verg. Ecl. 8,47 an, saevus Amor docuit natorum sanguine matrem / commaculare manus. - a laeso amore-, instrumental, wie oben 28; unten 421; 462 usw. Daß Medea aus gekränkter Liebe zur Mörderin ihrer Kinder wurde, hat Ovid vielleicht in seinem Drama hervorgehoben. 389 f. Es gab Tereusdramen von Sophokles (Nauck2, S. 257) und Philokles (Nauck2, S. 759). Tereus tat seiner Schwägerin Philomela Gewalt an; um die Schwester zu rächen, tötete Prokne, die Tochter des attischen Königs Pandion, ihren Sohn Itys. Die Götter verwandelten Prokne in die Schwalbe (so die den römischen Dichtern geläufige Fassung), deren Klageruf an den gemordeten Itys erinnern soll (so schon Hesiod, Op. 568 öpfipoyori Ilavöiovig .. . Xe7.i5cbv; Mnasalkas, Anth. Pal. 9,70), Philomela in die Nachtigall, Tereus in den Wiedehopf. Ovid erzählt die Geschichte (nach Sophokles, wie es scheint) Met. 6,423-675. subitas volucres: Ibis 274; Met. 7,372 subitus olor (von Kyknos, der in einen Schwan verwandelt wird); 14,508 si volucrum quae sit subitarum (dubiarum v. 1.) forma requiris Cons. Liv. 105 ff. (deutlich von Ovid abhängig, vgl. bes. 106; 110). Fraglich Her. 18,160 subitum (Heinsius: -o codd.) ... deum. 391 f. Von Sophokles gab es zwei Atreus-Dramen (Nauck2, S. 160 und 184); Agathon und andere haben offenbar Thyest zur Hauptperson gemacht (Nauck2, S. 763); von Agathon gab es auch eine Aerope (Nauck2, S. 763). Aerope spielte offenbar in den Kretern des Euripides und in seinem Thyestes eine wichtige Rolle; schließlich könnte auch Euripides’ Pleisthenes gemeint sein. Die Sage bei Hygin, Fab. 88 (vgl. auch 258; Schob Eur. Or. 812) Thyestes Pelopis et Hippodamiae filius, quod cum Aeropa Atrei uxore concubuit, a fratre Atreo de regno est eiectus: at is Atrei filium Plisthenem, quem pro suo educaverat, ad Atreum interficiendum misit, quem Atreus credens fratris filium esse, imprudens filium suum occidit. Vgl. Pearson, Soph. Fragm. I 91 ff.; Frazer zu Apollod. Epit. 2,10,3 f. Das Motiv des Sonnengottes, der sich aus Entsetzen über die grausige Tat des Atreus wendet und flieht: ex P. 4,6,47f.; Am. 3,12,39f.; Her. 16,205f.; Lucan 1,544; 7,451 f.; Vollmer zu Stat. Silv. 5,3,95. 393 f. Es muß ein berühmtes Skylla-Drama gegeben haben (Nauck2, S. 840), wir wissen nicht, von wem. Ovid (Met. 8,1-151) und die pseudovergilische Ciris gehen wohl beide auf Parthenios zurück; vgl. noch Hygin, Fab. 198; W. Ehlers, Mus. Helv. 1954, 65ff. - tragicos cothurnos: vgl. 553 (codd.); ex P. 4,16,29; Rem. 375 grande sonant tragici, tragicos decet ira cothurnos-, Mart. 12,94,3; Bömer zu Fasten 5,348.
395 f. Ovid denkt vermutlich an die sophokleische Elektra und den euripideischen Orestes. Die tragische Verstrickung der Geschwister hat ihren Ursprung im Ehe¬ bruch von Klytaimnestra und Aigisthos. - egentem mentis: hier vom Wahnsinn; etwas weniger stark Met. 15,150 palantesque homines passim et rationis egentes-, wieder anders ('außer sich’) Verg. Aen. 8,299; vgl. Conington-Nettleship zu Aen. 5,363; Munro zu Lucr. 4,502. Übertreibend, wie in der heutigen Um¬ gangssprache, Am. 2,8,10 illum ego contendi mente carere bona. - Zur Form des Namens vgl. Housman Journ. of Philol. 1910, 238; sie ist 5,4,25 und ex P. 3,2, 33 sporadisch bezeugt. 397 f. Bellerophon hatte in seiner Heimat Korinth einen Mord begangen und floh zu König Proteus von Tiryns. Dessen Gattin Anteia (bei den Tragikern heißt sie Stheneboia) verliebte sich in ihn. Als er sie zurückwies, klagte sie ihn bei ihrem Gatten an; dieser sandte ihn mit einem Uriasbrief zu seinem Schwiegervater
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Iobates. Sophokles schrieb einen Iobates (Nauck2, S. 194), Euripides eine Stheneboia (Nauck2, S. 567) und einen Bellerophon (Nauck2, S. 443). Iobates schickte Bellerophon aus, die feuerschnaubende Chimaira zu töten. - nam quid ist nicht dasselbe wie quidnam, sondern leitet eine Reihe von Fragen ein (397-403), zu denen jeweils referam oder loquar zu ergänzen ist; vgl. ex. P. 1,3,81; Am. 3,11, 21, 2,6,43; 3,6,33; Prop. 3,19,17. — leto ... dedit: ex P. 4,7,46 und sonst oft bei Ovid (vgl. Magnus, Philologus 1924, 171, 4). - fallax hospita: Stheneboia (die Übersetzung ist unrichtig). 399 f. Hermione wurde während Menelaos’ Abwesenheit vor Troia von ihrem Großvater Tyndareus dem Orestes zur Frau versprochen. Nach seiner Rückkehr verheiratete Menelaos sie mit Neoptolemos; Orest tötete den Rivalen. Sophokles schrieb eine Hermione (Nauck2, S. 176); auch Euripides’ Andromache setzt diesen Mythos voraus. - Die Erzählung von Hippomenes und Atalante bildet eine Parallele zu derjenigen von Pelops und Hippodameia (oben 385 f.). Wir wissen von keiner Tragödie, die dieses Thema behandelt hätte; dennoch glaube ich nicht, daß Ovid die boiotische Atalante mit der arkadischen verwechselt hat, denn Met. 8,317 ff. und 10,560 ff. hält er die beiden Sagen genau auseinander. - quid loquar: oben zu 397 f. - Der Pentameter dürfte sich auf Aischylos’ Agamemnon beziehen; Phoebas ist Kassandra als Priesterin Apollons, und der dux Mycenaeus ist Aga¬ memnon (vgl. Am. 2,8,12 serva Mycenaeo Phoebas amata duci; Verg. Aen. 11, 266. 401 f. Es gab eine Danae von Sophokles (Nauck2, S. 168) und eine von Euripides (Nauck2, S. 453); die Ankunft von Mutter und Kind auf Seriphos wurde in Aischylos’ Diktyulkoi (Fr. 464-474 Mette) behandelt; ihre Rettung hat Euripides im Diktys (Nauck2, S. 459) gezeigt. Ovid deutet den Mythos Met. 4,604 ff. nur an; vgl. 697 f. — Danaesque nurum: Andromeda, die Tochter des Kepheus, die Perseus rettete und zur Frau nahm. Sophokles (Nauck2, S. 157) und Euripides (Nauck2, S. 392) behandelten die Sage; bei Euripides verweigert Kepheus dem um sie werbenden Perseus die Tochter. Die Liebe auf den ersten Blick ist ein Motiv in Ovids Erzählung, Met. 4, 663 ff. - Matremque Lyaei: Semele, wie Danae eine Geliebte des Zeus. Ovid denkt vielleicht an die Semele des Aischylos (Fr. 354-362 Mette), die durch Papyrusfunde jetzt besser bekannt ist; aber auch spä¬ tere Tragiker haben die Sage dramatisiert. Ovids Erzählung Met. 3,259 ff., be¬ rührt sich mit Eur. Hipp. 555ff.; Bakch. 6ff. und 88ff. - Haemonaque: In der sophokleischen Antigone begehen die beiden Liebenden Selbstmord, in der euripideischen haben sie sich offenbar geheiratet (Nauck2, S. 404); hier kommt es nur auf das Liebesmotiv an. - noctes cui coiere duae: M bewahrt hier eine Spur des Richtigen; die Verderbnis (cui zu qui, Unsicherheit am Versende) ist leicht zu erklä¬ ren. Der Dativ hat eine genaue Parallele bei Prop. 2,22,25 f. Iuppiter Alcmenae geminas requieverat arctos, / et caelum noctu bis sine rege fuit. Ovid denkt viel¬ leicht an die Alkmene des Aischylos (Fr. 34 Mette) oder an die des Euripides (Nauck2, S. 386); von Sophokles gab es einen Amphitryon (Nauck2, S. 156). 403 f. Peliae generum: Admetos. Die euripideische Alkestis nahm die Stelle eines Satyrspiels ein, aber diejenige des Phrynichos (Nauck2, S. 720) und die römische Bearbeitung des Accius kann man trotz des im Mythos vorgegebenen guten Aus¬ gangs auch formal als Tragödien bezeichnen. - Thesea: Von Sophokles (Nauck2, S. 184; 134) und Euripides (Nauck2, S. 477; 363) gab es Theseus- und AigeusDramen. Theseus hat mehr als eine Frau geliebt: Helena, Ariadne, die Amazone Antiope (oder Hippolyte) und Phaidra. - quique Pelasgum: Protesilaos, der junge
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Gatte der Laodameia, fiel als erster Grieche vor Troia, nach Ovids Darstellung (Met. 12,67 f.) von Hektars Hand. Er durfte sie als Geist besuchen, und sie folgte ihm freiwillig in die Unterwelt. Der Protesilaos des Euripides (Nauck2, S. 563) wird mehrmals genannt; aber es ist unsicher, ob Ovid dieses Drama dem 13. Heroidenbrief zugrundelegt. In den Exildichtungen nennt er neben Alkestis (Tr. 5,5,55; 14,37; ex P. 3,1,106) auch Laodameia (Tr. 1,6,20; 5,5,58; 14,39; ex P. 3,1,109) als vorbildlich treue Gattin. Die Form der Anknüpfung (quique) wird, obwohl Konjektur, durch die Häufung von -que in den vorhergehenden drei Ver¬ sen empfohlen. Als Überlieferung hat quidve zu gelten; das kann aber geradeso¬ gut eine Verlesung von quique als von quive sein (anders Owen z. St.). Zum Gen. pl. Pelasgum vgl. Verg. Aen. 6,503; Stat. Ach. 1,751 u. ö.; Val. Fl. 2,657 u. ö. Ovid hat Her. 13,94 Danaum, Met. 13,281 Gramm. Vgl. Lachmann zu Lucr. 5, 727. Der Anklang an Homer, II. 2, 701 f. ist deutlich, xöv ö’exxave Aapöavog avf]p / vqög djtoÜQfpaxovTa noXi) jtQamaxov ’Aycnüiv. 405 f. lole: Herakles tötete Eurytos, den König von Oichalia, und nahm seine Tochter lole als Beute mit sich. Von Eifersucht gequält, ließ Deianeira ihm das im Blut des Kentauren Nessos getränkte Gewand überreichen, das ihr, wie sie wähnte, seine Liebe zurückgeben würde. Ovid denkt an Sophokles’ Trachinierinnen, die er vermutlich Her. 9 und Met. 9,134 ff. benutzt hat. Es ist aber auch mög¬ lich, daß lole die Titelheldin einer verschollenen Tragödie war. - Pyrrhique parens: Achilles mußte sich in Mädchenkleidern am Hof des Königs Lykomedes von Skyros verborgen halten. Deidameia, die Tochter des Königs, verliebte sich in ihn und gebar ihm Pyrrhos (Neoptolemos). Sophokles (Nauck2, S. 253; 840) und Euripides (Nauck2, S. 574) schrieben SxÜQioi; Ovid erzählt die Geschichte Ars 1,681 ff. - Herculis uxor: Deianeira; gehört eigentlich zu lole (s. oben), und man versteht nicht recht, weshalb diese beiden Heroinen durch eine Gestalt aus einem andern Sagenkreis getrennt werden. - Hylas: Sohn des Thiodamas, Königs der Dryopen, Herakles’ jugendlich schöner Gefährte beim Argonautenzug, den die Nymphen entführten. Es muß eine Hylas-Tragödie gegeben haben (Nauck2, S. 851), und das Thema war in der hellenistisch-römischen Dichtung beliebt (Verg. Georg. 3,6 cui non dictus Hylas puer?-, Prop. 1,20). - lliacusque puer: Auch die Entführung des Ganymedes muß Gegenstand einer Tragödie gewesen sein; Ovids Zeugnis, Anspielungen bei Euripides (z. B. Tro. 820; Or. 1391) und die Mythen¬ travestie der Mittleren Komödie beweisen das eindeutig. Iliades ist eine Inter¬ polation nach Am. 3,4,40 oder Met. 10,160 und widerspricht Ovids Sprachge¬ brauch. Die beiden letztgenannten Sagen sind durch das Motiv des dcpaviopog verbunden (vgl. F. G. Welcker, Kleine Schriften I 10 ff.). 407f. tempore deficiar: bricht die Aufzählung ab; etwas breiter Met. 15,418ff. desinet ante dies, et in alto Phoebus anhelos / aequore tinget equos, quam conse¬ quar omnia verbis / in species translata novas. Zu der Form deficiar vgl. Heinsius zu Her. 5,150; Thes. 5,324,74 (wo unsere Stelle schlecht eingeordnet ist); 334, 12 ff. - tragicos . . . ignes: 'das Liebesmotiv in der Tragödie’; vgl. unten 537; 4,10, 45. Ovid hat in den Metamorphosen manche eqtoxixa Jtaüfipaxa der Tragödie nacherzählt: Hippolytos (oben 383) 15,492 ff.; Tereus (oben 389) 6,412 ff.; Ata¬ lante (oben 399) 10,560ff.; Semele (oben 401) 3,253ff. - persequar: oben 263; ex P. 1,8,3 si persequar omnia, flebis; Met. 8,533 ff. non mihi si centum deus ora sonantia linguis / ingeniumque capax totumque Helicona dedisset, / tristia per¬ sequerer miserarum dicta sororum. - nomina nuda: 3,11,18 nuda . . . Caesaris ira.
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409-412. Nach der Tragödie eine andere Gattung, vielleicht das Satyrspiel, das Demetr. De eloc. 169 xpaycoöla nai'Qovoa nennt, vielleicht aber auch die HilaroTragödie, die kabarettistische Travestie von Mythen. Für die erstere Möglichkeit spricht das von Ovid gewählte Beispiel, die ’AydAicog epaoxcu des Sophokles (Nauck2, S. 165), unten 411 f. Aber auch die derben süditalischen Possen, als deren 'Erfinder’ Rhinthon gilt, können nicht ausgeschlossen werden. Vgl. E. Wüst, RE 20,1,292 ff.
409 f. in obscoenos . . . risus: in wird meist final erklärt, aber die angeführten Stel¬ len (z. B. 5, 7,28 Musa nec in plausus ambitiosa mea est) würden besser zu deflexa (G2 D T pl.) als zu commixta (M3 G H P V al.) passen; was M von erster Hand hatte, ist unsicher. Commixta tragoedia wirkt eher wie ein terminus technicus, analog dem griechischen Hapoxpaycoöla und ist bei Plaut. Amph. 59 eine tragi¬ comoedia vom Typus dieses Stücks. Dies, wie auch die Art der Bezeugung (Bd. I, S. 16), spricht eigentlich für deflexa, das außerdem eine genaue Parallele bei Steph. Byz. hat (s. v. Tdpag, von Rhinthon) xd xpayua pexappuüpl^cov eg xö yeT-oiov. Denn sehr wahrscheinlich kann deflectere heißen 'den Rhythmus, den Stil ändern’. Bloßes flectere hat nämlich mehrfach Ausdrücke wie vox, modi usw. zum Objekt; das heißt, es bezeichnet den künstlerischen Vortrag eines dichterischen Textes oder Gesangstücks. Zwar ist Tr. 5,1,23 quod superest, numeros ad publica carmina flexi kein sicheres Zeugnis (numeros ist Ehwalds Verbesserung von hs. animos oder socios), doch vgl. Am. 2,4,25 dulce canit flectitque facillima vocem; Stat. Silv. 5,3,152 Pindaricae vox flexa lyrae-, Firm. Mat. Math. 6,30,9 musici carminis modos didciter flectere. Folglich bedeutet deflectere 'umstimmen’, d. h. in ein anderes Genos transponieren. Dazu paßt finales in (häufig bei Ovid) sehr gut, und es wäre zu übersetzen: „Die Tragödie ist auch umgestimmt worden, da¬ mit man über Zoten lachen kann . . Diese Stücke wollen den Zuschauer durch zweideutige Stoffe, obszöne Witze, gewagte Anspielungen, handfeste Ausdrücke der Umgangssprache usw. zum Lachen bringen, was dem Wesen der Tragödie völlig fremd ist; vgl. Hör. Ars p. 231 ff. (er spricht aber 220-250 nur vom Satyr¬ spiel) effutire leves indigna tragoedia versus, / ut festis matrona moveri iussa die¬ bus, / intererit satyris paulum pudibunda protervis. Die Handlungsmotive, die Personen, sind durchaus die der Tragödie, aber der Ton ist ganz anders. - prae¬ teriti verba pudoris: zu dieser Bedeutung von praeterire vgl. Am. 3,1,22 dum tua praeterito facta pudore refers; Her. 17,67 sed si iam vellem fines transire pudoris. Horaz verlangt freilich, daß sich auch die Sprache des Satyrspiels im Rahmen des Schicklichen halte, Ars p. 244 ff. silvis deducti caveant me iudice Fauni (= Sdxupoi) / ne velut innati triviis ac paene forenses / aut nimium teneris iuvenentur versibus umquam / aut immunda erepent ignominiosaque dicta. Es gab sicher sehr derbe Satyrspiele, aber sexuelle Derbheit war nicht unbedingt nötig, jedenfalls nicht in klassischer Zeit. 411 f. In einem solchen Stück - vermutlich den ’AyiAAecog epacreou des Sophokles (Nauck2, S. 165) - erschien also der große Held als pathicus oder cinaedus (vgl. Mart. 2,84,1 mollis erat facilisque viris Poeantius heros). Die Satyrn stellten ihm zwar erfolglos nach, aber Cheiron, Herakles und vielleicht auch Patroklos schei¬ nen mehr Glück gehabt zu haben. Das Thema war schlüpfrig, aber auch nadi luv. 1,163 nulli gravis est percussus Achilles (vgl. oben zu Hylas, 406) offenbar unbedenklich. - infregisse: zu der Bedeutung 'schwächen’ vgl. Prop. 1,14,17 illa (sc. Venus) potest magnas heroum infringere vires; Sen. Epist. 90,19 hinc (sc. a luxuria) textorum, hinc fabrorum officinae sunt, hinc odores coquentium, hinc
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molles corporis motus docentium mollesque cantus et infractos. - suis . . . jnodis: oben zu 409 f. {flectere). - fortia facta: soviel wie virum fortem, 'abstr. pro con¬ creto.’ 413 f. iunxit . . . secum = iunxit inter se (E. Rohde, Kl. Sehr. II 27 f.). Es handelt sidi also um einen Novellenkranz, einen Zyklus von Geschichten mit Rahmen¬ erzählung, wie die Märchen von Tausendundeiner Nacht oder Boccaccios Dekameron. Sisennas Übersetzung (unten 443 f.) umfaßte mindestens 13 Bücher. Aristides lebte im 2. Jahrh. v. Chr.; seine schlüpfrigen Liebesgeschichten hießen Milrjoiaxa. Petrons Witwe von Ephesos und Apuleius’ Metamorphosen geben uns einen Begriff von dieser Art von Unterhaltungsliteratur. - crimina = axo^aaTT)(rata. 415 f. Eubios war offenbar der Verfasser eines Buchs über die Methoden der Ab¬ treibung; wenn Wilamowitz Recht hat, wird er auch von Arrian, Diss. Epictet. 4,9,6 neben Aristides genannt (Eüiqvov codd.). Ob es ein Lehrbuch oder eine Sammlung von Geschichten war, läßt sich nicht entscheiden; Immisch (Philologus 1912, 563 ff.) meinte, es sei ein pseudomedizinisches Lehrgedicht gewesen. Ovid ist selbst in seinen Jugendgedichten (Amores 2,13; 14 und Her. 11,37-42) gegen die Abtreibung aufgetreten. Über die verschiedenen Mittel vgl. J. Fischer, Die Gynäkologie bei Dioskurides und Plinius (1927), 5-8. - immundae ist sekundär (trotz Heinsius zu Am. 1,8,39); vgl. Augustin Civ. Dei 7,27. - conditor historiae: vgl. Fr. inc. poet. 16 Mor. (bei Quint. Inst. 8,3,29) et verba antiqui multum furate Catonis, / Crispe, Jugurthinae conditor historiae, vielleicht ein bewußter Anklang. 417 f. Sybaritica: ein laszives Gedicht augusteischer Zeit, auch in späterer Zeit noch gelesen; vgl. Mart. 12,95,1 ff. Musaei pathicis simos libellos, / qui certant Sybariticis libellis / et tinctas sale pruriente chartas. Verfasser war ein gewisser Hemitheon von Sybaris. Von ihm sagt Lukian, Adv. indoct. 23 6 xivouöog 'Huiftecov 6 Sußapmig, ög xoüg OorupaoToug üpiv vopoug ouveypaVev, (hg ypr] (pafveaüai (XeouveaHai Markland) xai jrap öaipov peyaT-a. - Der Text bietet Schwierigkeiten; gegen A. G. Lees Emendation wendet Axelson (brieflich) die Elision nempe addit ein; er meint auch, id sei in der Bedeutung opes ohne weiteres möglich. Dat und rapit können gut als Gegensätze stehen wie
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bei Hör. Ep. 1,6,53 f. cid libet hic fascis dabit eripietque curule / cui volet impor¬ tunus ebur; die Stelle ist auch geeignet, cuicumque zu stützen. 43 £f. Den Gedanken, daß nur das Reich des Geistes dem Gesetz der Vergängliduceit, dem Zugriff der Tyche entrückt ist, haben Philosophen und Dichter im¬ mer wieder ausgesprochen; vgl. Epikur, Fr. 489 Us. eqpfipepov piv Jtav xö xcöv itoUtöv dyaüov ecm xai xaxov, aocpla öe oüöapcog xiiyp xoivcovei; Kallim. Epigr. 2,5 f. Wil. ai 8e xeai ^(oouacv ar]8oveg, fjaiv 6 jtavxcov / apjtaxxr]g ’A[8r)g ovn eju Xelpa ßaXei. 43 f. singula ne referam: Was die breite Überlieferung bietet, läßt sich durch Am. 1,5,23 stützen; vgl. auch Verg. Aen. 6,123; 601; 8,483 quid memorem? (und parodistisch Hör. Sat. 1,8,40 singula quid memorem?); CLE 325,5 cetera quid memorem .. .? aber auch ne referam ist der Umgangssprache nahe. — nil non: Am. 1,5,23 (s. o.). - pectoris . . . ingeniique. bonis\ oben 19; Ars 2,112 in¬ genii dotes corporis adde bonis. Stat. Silv. 4,4,21 f. dubium morumne probandus / ingeniine bonis; Ps.-Sen. Oct. 548f. sola perpetuo manent / subiecta nulli mentis atque animi bona: / florem decoris singidi carpunt dies. 45 ff. Vgl. oben S. 6. 45 f. caream patria vobisque domoque: ex P. 4,4,7 ecce domo patriaque carens oculisque meorum. 47f. ingenio: oben 44; vgl. auch 1,11,10 u. ö. — comitorque: hier in passiver Bedeutung wie Am. 1,6,33 non ego militibus venio comitatus et armis; Lukr. 1,98 (dagegen aktiv ex P. 1,4,47; 2,3,43). 49 ff. Ovids Gewißheit, daß sein Ruhm ihn überdauern wird, spricht auch aus den Dichtungen des Exils; vgl. 3,3, 77 f.; 4,10,127 ff.; vielleicht ist auch Met. 15,871 ff. später angefügt worden. Etwas weniger zuversichtlich klingt ex P. 2, 6,33 f. crede mihi, nostrum si non mortale futurum est / carmen, in ore fre¬ quens posteritatis eris. Vgl. dagegen, aus früheren Jahren, Am. 1,15,41 f. ergo etiam cum me supremus adederit ignis, / vivam, parsque mei multa superstes erit. 49f. superstes: Am. 1,15,42 (oben zit.); 3,15,20; Mart. 10,2,8 et meliore tui parte superstes erit-, Pfeiffer zu Kall. Fr. 7,14. 51 f. Zum Gedanken, daß Rom von seinen sieben Hügeln aus den ganzen Erd¬ kreis überblickt vgl. 1,5, 69 f.; das ist sonst das Privileg der Götter: Met. 2,95f. (der Sonnengott zu Phaethon denique quicquid habet dives - circumspice! mundus / eque tot ac tantis caeli terraeque marisque / posce bonis aliquid! nullam patiere repulsam (von J. J. Wettstein mt Matth. 4,8 verglichen). Zum Thema der Roma aeterna vgl. H. Herter, Gnomon 15, 1939, 207, A. 2. Das Mo¬ tiv des unterworfenen Erdkreises auch Ars 3,113 f.; Fast. 4,255f. Der Ausdruck Martia Roma auch ex P. 1,8,24; 4,9,65 f.; Cons. Liv. 246; Mart. 5,19,5 (Bömer zu Fast. 3, 79). - Zur persönlichen Konstruktion von legere vgl. 2,370; Am. 2,1,5; Rem. 71 f.; Prop. 1,7,13 me legat assidue post haec neglectus amator. - Zum Text: septem ist besser bezeugt und scheint durch 1,5,69 (und wohl auch Verg. Aen. 6, 783) gesichert; omnem . . . orbem . .. domitum klingt schwach. Es könnte eine alte Verschreibung sein. 53f. quam . . . maneat: zum Akk. vgl. 1,9,48. - qua = quatenus, quantum muß richtig sein, trotz Heinsius zu Rem. 325. Fälle wie 3,3,57 quod potes (vielleicht auch 3,14,8) und selbstverständlich auch Am. 1,14,4 qua patet usque sind von vornherein auszuschließen; dagegen sind Stellen wie Pier. 18,118 respiciens do¬ minam dum licet usque meam verwandt; vgl. auch Ars 1,140 iunge tuum lateri qua potes usque latus-, Met. 3,302 qua tamen usque potest, vires sibi demere
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temptat. Auch die andern Stellen, die Heinsius a. O. gesammelt hat, müssen kritisch gesichtet werden. Kenney, Class. Quart. 1958, 57 f. meint, in solchen Fäl¬ len sei es besser, überhaupt nicht zu interpungieren.
8. Elegie 'Ich wünschte, ich könnte eines der Luftfahrzeuge der Mythologie besteigen oder durdi die Lüfte fliegen wie Perseus oder Daidalos, um Rom, mein Haus, meine Gattin und die Freunde zu besuchen (1-10). Doch der Wunsch ist töricht; er läßt sich nie erfüllen. Viel besser wäre es, Augustus durch Bitten zu erweichen; er kann mir Flügel geben. Aber dazu ist es vielleicht noch zu früh (11-20). We¬ nigstens könnte er mir jetzt schon einen etwas freundlicheren Verbannungsort zuweisen; hier kann ich weder das Klima noch das Wasser ertragen. Ich bin körperlich und seelisch krank, leide an Schlaf- und Appetitlosigkeit, bin blaß und abgemagert und entkräftet. Ständig muß ich über meinem Schicksal brü¬ ten (21-36). Die fremden Menschen um mich, ihre Gebräuche, ihre Sprache und der Gedanke an mein früheres Leben bedrücken mich so sehr, daß ich wünsche, der Kaiser hätte mir das Leben genommen. Doch da er es mir gelassen hat, möchte idi wenigstens ein weniger hartes Exil (37-42).’ In der Schilderung der seelischen und körperlichen Leiden, die Ovid in Tomis ausstehen muß, berührt sich das Gedicht mit 3,3 und 4,6. Neu und origi¬ nell ist hier der Wunsch des Dichters, auf dem schnellsten Weg durch die Luft nach Rom fliegen zu können (1-10). Dieser Einfall gibt ihm nicht nur Gelegen¬ heit zur Mythenkritik (11 L). sondern erlaubt ihm auch, ein Gnadengesuch an den Kaiser anzuschließen. Im übrigen verweise ich auf die außerordentlich le¬ senswerte Interpretation des Gedichts, die A. G. Lee, Greece Sc Rome 1949, 113 ff. gegeben hat.
1-6. Zum Schlangen wagen des Triptolemos vgl. Met. 5,642 ff. und Bömer zu Fast. 4,497. In Sophokles’ verlorenem Triptolemos, einem berühmten Stück, mit dem der Dichter vielleicht 468 v. Chr. seinen ersten Preis errang, wurde dieser Wagen wahrscheinlich auf der Bühne gezeigt. Zu Medeas Schlangenwagen, auf dem sie sich von Akrokorinth (4) nach Athen rettete vgl. Met. 7,219 ff. und Bömer zu Fast. 2,41. Dieser Wagen war vermutlich dem römischen Publikum durch En¬ nius’ Medea vertraut; Ovid wird ihn in seinem gleichnamigen Stück auch ein¬ geführt haben. Zum Motiv des geflügelten Perseus vgl. Met. 4,614 ff. Auch Dai¬ dalos ist bei Ovid, Met. 8, 183 ff. ein Verbannter (Daedalus interea Creten longumque perosus / exilium tactusque loci natalis amore / clausus erat pelago) und konstruiert in dieser Lage seine Flügel; vgl. Ars 2,21 ff. Durch die phantastischen mythologischen Exempla wirkt der Anfang des Gedichtes beschwingt, fast hei¬ ter; doch mit 11 f. vollzieht sich ein Wechsel der Stimmung, die gegen Schluß immer düsterer wird. Es ist, als hätte sich der Dichter durdi jene Einfälle zur Heiterkeit gezwungen, aber dann bricht seine wahre Stimmung durch, lf. consistere curru-, dazu scheint conscendere currus, aus der Art der Bezeu¬ gung zu schließen, eine alte Variante zu sein. Der Versschluß conscendere cur¬ rum (oder currus) ist ziemlich häufig; vgl. Lukr. 6,46 f. quae restant percipe por¬ ro, / quandoquidem semel insignem conscendere currum-, Prop. 2,10,23 f. con¬ scendere currum (carmen vel culmen codd., em. Markland); 2,18,13 currum
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conscendens; Manii. 5,10 (in Anlehnung an Lukrez) cum semel aetherios ausus conscendere currus (contendere currum K); Lucan 1,48; Thesaurus IV 361, 58 ff. Ovid sagt von Medea, Met. 7,220 quo (sc. in currum) simul adscendit; anderseits spricht 2,59 f. der Sonnengott, non tamen ignifero quisquam consistere in axe / me valet excepto, wo axis — currus. Es ist also denkbar, daß ein ursprüngliches consistere curru unter dem Einfluß der häufigen Versendung conscendere cur¬ rum (-5) verdrängt worden ist. - in ignotam . . . humum-, 'ignotum dicitur quod nunc primum alicui innotescit’ (Housman zu Manii. 3,4); vgl. Am. 2,1,6 rudis ignoto tactus amore puer; Met. 7,672; German. Phain. 365f. hunc, nova silva, / planxere ignotis maestae Phaethontides ulnis; Val. Fl. 1,69 f. (teils nach Ovid, teils nach Culex 135 f.) ignaras Cereris qui vomere terras / imbuit et flava quer¬ cum damnavit arista. — rude semen-. Met. 5,646f. partimque rudi data semina iussit / spargere humo, partim post tempora longa recultae. 3f. frenare dracones: vgl. Val. FI. l,65ff. nunc aerii plantaria vellet / Perseos aut currus et quos frenasse dracones / creditus, ignaras etc. (s. o.) 5f. Vgl. Cat. 58 b, 2ff. non Ladas ego pinnipesve Perseus, / non si Pegaseo ferar volatu, / non Rhesi niveae citaeque bigae; Prop. 2,30,3 ff. non si Pegaseo vecteris in aere dorso, / nec tibi si Persei noverit ala pedes, / vel si te sectae ra¬ piant talaribus aurae, / nil tibi Mercurii proderit alta via. - iactandas ... pen¬ nas-. die singuläre Lesart von K ist vermutlich nach Stellen wie 3,10,45; Met. 2,835; 4,789 zurechtgemacht. Nichts hindert uns, hier einmal die Form iactan¬ das anzunehmen, auf die im Grund auch die Korruptel iactantes hinführt. — sumere-. Heinsius zu Met. 4,561. 7 f. tenera: hier soviel wie 'elastisch’, 'nachgiebig’; vgl. 5,2,26; Met. 4,616 aera carpebat tenerum stridentibus alis; Lucr. 1,207 teneras ... auras; 2,146. In sei¬ ner Übersetzung eines Euripidesfragments, De nat. deor. 2,65, gibt Cicero aiftspa / xai yfjv rcepd; exovfl’ üypaig ev dyxodoag durch aethera / qui tenero ter¬ ram circumiectu amplectitur wieder. - dulce . .. solum: 3,4,53f.; zu 1,3,49f. 9f. Vgl. l,3,25f. 3,4,53 f.; 4,6,45f.; ex P. 1,2,47 ff. aut ubi decipior melioris imagine somni, aspicio patriae tecta relicta meae; / et modo vobiscum, quos sum veneratus, amici, / et modo cum cara coniuge multa loquor. - domus: 3,2,21; 4,57; 7,45 u. 0. - cara ... ora: 1,7,8. 11 f. Ovid verwirft selbst die Phantasien (1-8), die er eben aufgebaut hat. Diese Art von Mythenkritik ist vergleichbar derjenigen, die er Am. 3,6,13 ff. übt, nunc ego, quas habuit pinnas Danaeius heros / terribili densum cum tulit angue caput, / nunc opto currum, de quo Cerealia primum / semina venerunt in rude missa solum. / prodigiosa loquor veterum mendacia vatum; / nec tulit haec umquam nec feret idla dies; vgl. auch 3,12,23 f. nos (sc. poetae) pedibus pinnas dedimus, nos crinibus angues; / victor Abantiades alite fertur equo ... 41 f. exit in immensum fecunda licentia vatum, / obligat historica nec sua verba fide; ähnlich auch Tr. 4, 7,11 ff.; Vitruv. De arch 7,5 haec autem (nämlich die typischen Ornamente des sogenannten dritten pompeianischen Stils) nec sunt nec fieri possunt nec fuerunt. Zum Stimmungsumschwung vgl. auch Tr. 4,3,11 und H. Frankel, Ovid, 180, A. 24; 233, A. 11. - Zum Text: Da N selten gegen die Masse der Hss. das Richtige bewahrt (Bd. I, S. 15), wird hier, wo sogar ein Vertreter von N mit den übrigen geht, tibi richtig sein; G H P V sind also wohl nach Am. 3,6,18 zurechtgemacht; 1,7,5 ist keine echte Parallele. 13 f. si semel optandum est: 3,13,75, und zu optandum = precandum vgl. Bömer zu Fast. 1,695. - Augusti numen: 5,3,46; 10,52; 11, 20; ex P. 1,2,73 magna
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tenent illud numen molimina rerum; 3,1,163 e quibus (sc. dis) ante omnis Au¬ gusti numen adora; 4,6,9 f. certus eras pro me, Fabiae laus, Maxime, gentis, / numen ad Augustum supplice voce loqui. Von Kiessling-Heinze (zu Hor. Epist. 2,1,16 iurandasque tuum per numen ponimus aras) wird dies ais 'genius Au¬ gusti’ erklärt. Das ist bei Horaz möglich, aber Ovid geht einen Schritt weiter; denn adorare (13), rite precare (14), vota (18) sind bewußt gewählte Ausdrücke der kultischen Sprache. Vgl. auch Pfister, RE 17, 1283; 1285; 1287. - quem sensisti: sentire hat oft die Bedeutung 'die Macht eines andern am eigenen Leib verspüren’; vgl. 1, 1,81; 2,229; 4,1,46; Ibis 383 f.; Her. 9,46; Verg. Aen. 7,432; Hor. Carm. 4, 6 ff. dive quem proles Niobea magnae / vindicem linguae sensit, usw.; laesisti ist eine Interpolation nach Stellen wie 1,5,84. — rite: vgl. 4,2,48; Fast. 3,234; 4,133 usw. Ganschinietz, RE 1A, 928; K.-H. Roloff: Glotta 1954, 36 ff. 15f- det reditum: zur Parataxe vgl. 2,33 f.; Bömer zu Fast. 1,17. 17 f. maiora rogare: Ibis 639 f. sed di dent plura rogatis / midtiplicentque suo vota favore mea. - vota modesta parum: vgl. 4,4,50; ex P. 1,1,80 plus isto, duri, si precer oris ero; 2,63 nec tamen idterius quicquam sperove precorve; Her. 9,35 ipsa domo vidua votis operata pudicis. 19 f. Die Hoffnung, daß Augustus ihn später einmal begnadigen wird, drückt er immer wieder aus: 2,575f.; 3,1,75 f.; 4,4,47 f.; 9,13 f. - satiaverit iram: zum Ausdruck vgl. Her. 20,87 cum bene se quantumque volet satiaverit ira (daher Castiglionis Vorschlag zum Text); Soph. Phil. 324; Eur. Hipp. 1329 jiHiqoüv ftupöv. 21 f. Die Stellung von nimis hat zu dem Mißverständnis geführt, das die Vul¬ gata bestimmt; ähnlich ist 4,3,11 nimium falsch verstanden worden. - instar: 3,4,67; Met. 6,443 magni mihi muneris instar. - muneris ampli: 'einer reichen Gabe’; vgl. z. B. Petr. 60 satis amplo munere. - ex his . . . locis: 4,4,49; ex P. 4, 14,5 f. sunt . . . ultima vota / quolibet ex istis scilicet ire locis. 23 f. Hier haben wir genau das Denkschema der hippokratischen Schrift jt. depcov, üÖdxcov, xöjtcov; vgl. 3,3, 7 f. - faciunt = mihi conveniunt; vgl. 1,10,44; Am. 3, 11,42; Ars 3,540; Her. 6,128; 15,8; Prop. 3,1,20 non faciet capiti dura corona meo; Sen. Contr. 3, praef. 9 alii ad aprum, alii ad cervum canes faciunt. - lan¬ guor: ex P. 1,4,3 iam vigor et quasso languent in corpore vires; Ars 2,317 f. cum modo frigoribus premitur, modo solvitur aestu, / aere non certo, corpora languor habet (vgl. auch Met. 7,547). Cic., Ad Att. 11,22,2 corpore vix sustineo gravita¬ tem ludus caeli quae mihi languorem adfert in dolore. 25 f. vitiant: ex P. 1,10,3 f. longus enim curis vitiatum corpus amaris / non pati¬ tur vires languor habere suas. - aegrae contagia mentis: 5,13,3 f. - in regione: 1,2,90; 3,10,78; ex P. 1,10,23 f. sed vigilo vigilantque mei sine fine dolores, / quorum materiam dat locus ipse mihi; 2,5,15 f. quoque magis movear e malis, doctissime, nostris, / credibile est fieri condicione loci. 27 f. ut = ex quo tempore; vgl. 5,10,1; Her. 2,105 (Palmer zu 18,26). - insom¬ nia = 'schlaflose Nächte’, nicht 'Träume’, denn die gehören nicht in das Krank¬ heitsbild, das er schildert; vgl. Cic. De sen. 44; Prop. 2,25,47 cum satis una tuis insomnia portet ocellis; R. J. Getty, Am. Journ. Philol. 54, 1933, 1 ff.; zum Plu¬ ral auch Pease zu Verg. Aen. 4,9. — vix ... ossa tegit macies: 4,6,42; Gow zu Theokr. 2, 89 f. — nec iuvat ora cibus: ex P. 1,10,7 f. os hebes est positaeque mo¬ vent fastidia mensae, / et queror, invisi cum venit hora cibi.
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29 ff. Ovids Hautfarbe ist in der Verbannung fahl geworden; vgl. 4,6,41; ex P. 1,10,25 ff. vix igitur possis visos agnoscere vultus, / quoque ierit quaeras qui fmt ante color. / parvus in exiles sucus mihi pervenit artus, / membraque sunt cera pallidiora nova-, mit Buchsbaumholz wird die fahle Haut (des Südländers) verglichen Met. 4,134; 11,417; der Vergleich mit Herbstblättern noch Ars 3, 703 f. palluit, ut serae lectis de vite racemis / pallescunt frondes quas nova laesit hiems; Fast. 6,149f. — nova ... hiems = 'der Winteranfang’ (mit scharf ein¬ setzender Kälte); vgl. Verg. Georg. 1,43 vere novo. 31 f. nec viribus adlevor ullis: vgl. 4,6,41; ex P. 1,4,3 iam vigor et quasso lan¬ guent in corpore vires; l,10,3f. - queruli . . . doloris-. Ibis 113 nec corpus que¬ rulo nec mens vacet aegra dolore. Zur Verbindung causa doloris vgl. 3,3,24; 7,26; ex P. 1,5,60; Bömer zu Fast. 5,248. 33f. Er ist körperlich und seelisch krank; vgl. 4,6,43f.; Ibis 113 (oben zit.); Hör. Epist. 1,8, 8 f. quia mente minus validus quam corpore toto / nil audire ve¬ lim, nil discere, quod levet aegrum. - damna fero-. Fast. 1,60 {Roma) damna sub adverso tristia Marte tulit. 35 f. Sein Schicksal hat sich gleichsam materialisiert, sichtbare Form angenom¬ men; vgl. 1,1,119 f.; 4,6,43 f. - haeret: 4,3,19; ex P. 1,9, 7 f. ante meos ocidos tamquam praesentis imago / haeret. - ante oculos: 3,4,57 (Heinsius z. St.); ex P. 2.4.7. — spectabile: hier (und etwa Met. 3,708) nur 'sichtbar’; anders z. B. ex P. 2.7, 79 (= 'sehenswert5, admirabilis; vgl. auch Met. 6,135 u. ö.; Ensslin, RE 3A, 1552). - tegenda: die Konjektur von Postgate (Class. Quart. 10,1916, 191) er¬ scheint mir heute weniger sicher: legenda läßt sich vielleicht durch Verg. Aen. 6, 754 f. halten, et tumidum capit unde omnis longo ordine posset / adversos legere et venientum discere vultus (vgl. auch 33 f. quin protinus omnia / per¬ legerent oculis). - fortunae forma: zu 1,1,120. 37 f. Das Polyptoton ist ausdrucksvoll; äußere Bewegung malt Met. 1,286 f. cumque satis arbusta simul pecudesque virosque / tectaque cumque suis rapiunt penetralia sacris. - Der Text ist unsicher. Zwar steht mores isoliert, aber die Elision vor der Zäsur ist selten (bei -que gut bezeugt. Am. 1,6,57; 10,7; Ars 3, 627; unsicher Tr. 3,5,47). Auffällig ist auch der Plural cultus, denn Met. 4, 765 ff. ist ebenfalls unsicher (vgl. Luck, Untersuchungen zur Textgeschichte Ovids, S. 61) cultusque genus que locorum / quaerit Lyncides moresque animumque virorum; aber cultumque (K) ist vielleicht nach Verg. Aen. 5,730 gens dura et aspera cultu / debellanda tibi est Latio eingesetzt; vgl. auch zu 1,3,21 f. — sonumque: 5, 12,55 f. ist keine sichere Parallele. - cernimus: umfaßt zeugmatisch das Sicht¬ bare wie das Hörbare; vgl. Aisch. Prom. 115; Sept. 103; Verg. Aen. 4,490; 6, 256f. (und Norden z. St.); Prop. 2,16,49 vidistis toto sonitus percurrere caelo; August. Conf. 10,54 ad oculos enim videre proprie pertinet, utimur autem hoc verbo etiam in ceteris sensibus, cum eos ad cognoscendum intendimus, neque enim dicimus 'audio quid rutilet’. Vgl. noch Munro zu Lukr. 4,598. - Die Frage, ob qui, quis oder quid zu lesen sei, läßt sich schwer entscheiden. Am besten überliefert ist qui; quis hat eine gewisse Stütze in Her. 12,31 tunc coepi scire quis {quid v. 1.) esses, während für quid gelegentlich ex P. 1,6,11 cum primum potui sentire quid essem angeführt wird. Aber der Sinn ist jeweils nicht ganz derselbe; so könnte man sagen, daß Ovid (dies betrifft die letzte Stelle) durch die relegatio einen Teil seiner Rechte, d. h. seiner Persönlichkeit verloren hat. Ovid denkt hier und 4,1,99 (wo die Überlieferung ähnlich zu bewerten ist) wohl an Prop. 1,12,11 non sum qui {quod Burman) fueram. Vgl. zu 3,11,25. -
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subit: 3,13,24; ex P. 1,2,59; der volle Ausdruck (mentem subire) Met. 12,472, parallel zu commoneri. Vgl. Jahn zu Pers. 2,55. 39 f. amor necis: 1,5,6. - querar ... cum: Met. 1, 733; 10, 724; Cic. Fam. 3,10,7 quererer tecum atque expostularem. - Caesaris ira: 1,3,85 u. ö. - offensas ... suas: 2,134. 41 f. odio civiliter usus: Vgl. Met. 12,583 exercet memores plus quam civiliter iras; hier wie dort hat civiliter den Sinn von dementer-, vgl. 4,4,13; Tac. Ann. 1,54 (von Augustus) civile rebatur misceri voluptatibus vulgi (darauf zielt auch Ovid, Tr. 2,509-14). Tacitus fährt fort alia Tiberio morum via: sed populum per tot annos molliter (eine Steigerung von civiliter) habitum nondum audebat ad duriora vertere. - levior: 5,1,45 f.; etwas anders ex P. 2,7,57.
9. Elegie 'Auch hier, mitten in der Barbarei, gibt es Griechenstädte; Tomis ist von Milet aus besiedelt worden und hat seinen Namen von der Zerstückelung des Absyr¬ tos erhalten (1-6). Auf der Flucht vor ihrem Vater landeten hier Medea und Iason auf der Argo; da meldete ein Späher das Nahen der Verfolger. Medea ist einen Augenblick ratlos und fast verzweifelt (7-18). Doch dann fällt ihr Blick auf ihren kleinen Bruder Absyrtos, und sie weiß, was den Vater aufhalten kann: Sie tötet den Bruder, zerstückelt ihn und zerstreut seine Glieder über die ganze Gegend. Das blutige Haupt und die Hände legt sie gut sichtbar auf eine Fels¬ spitze (19-32). Daher - vom Zerschneiden des Bruders - der Name des Orts
(33 f.).’
Dieses Glanzstück ovidischer Erzählkunst ist eine aitiologische Elegie in der Art des Kallimachos. Properz hat das Genus in den Römischen Elegien des vier¬ ten Buchs eingeführt, und Ovid hat nach einem frühen Versuch (Amores 3,13) in den Fasten solche Aitia erzählt; vgl. W. Kraus, RE 18, 1953. Das Material für das Gedicht stammt teils aus Apollonios Rhodios (wobei die gelehrte Tra¬ dition berücksichtigt ist), zum Teil aus der römischen Tragödie (vgl. FTR Inc. 165; 170 R.1 * 3 * 5). Ovid hat aus den verschiedenen Fassungen (vgl. Wernicke, RE 2,285) die für ihn am nächsten liegende ausgewählt und sie mit jiaüog und eXeog ausgestattet (vgl. auch Her. 6,129 f.; 12,113 ff.). 1 f. Graiae . . . urbes: erklärt durch 3f. Über die getisch-griechische Mischkultur vgl. etwa 5,10,27 ff. - inhumanae . . . barbariae: ex P. 1,5,66; 3,5,28; 4,13,21 f. coepi ... poetae / inter inhumanos nomen habere Getas. Warum in seinen Au¬ gen die Geten keinen Anteil an (römischer) humanitas haben, sagt er Tr. 5,7,43 ff. 3f. Mileti missi ... coloni: Milet ist [XT]Tp6jto7.ig, Tomis öutooda. Vgl. auch 1,10, 41 adveniat Miletida sospes ad urbem. Die Zahl der milesischen Kolonien am Schwarzen Meer schwankt zwischen neun und neunzig; vgl. die antiken Zeug¬ nisse bei F. Bilabel, Philologus Suppi. 14,1 (1920), 13 ff. - constituere: 1,10,40. 5 ff. Die Version, der Ovid hier folgt (vgl. Einl.) stammt vielleicht aus einer römischen Medea-Tragödie (Accius?); vgl. Pease zu Cic. Nat. deor. 3,67. Ovid war mit dem Stoff durch seine eigene dramatische Bearbeitung der Sage ver¬ traut. Bei Euripides (Medea 166 f.) denkt sie voller Verzweiflung an die Tat zurück. - posita ... urbe: 'als die Gründung der Stadt’; vgl. Verg. Aen. 8,53
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delegere locum et posuere in montibus urbem; Hor. Carm. 2,6,5 Tibur Argeo positum colono. - constat: nach einer Version brachte Medea ihn noch vor der Flucht um, nach den meisten unterwegs, aber die Stätte wird verschieden bezeich¬ net (Phasis, skythische Küste, Mündung der Donau, Korkyra, Absyrtides-Inseln); vgl. A. Lesky, RE 15, 35ff.; G. Björck, Apsyrtus (1944). 7f. Die Argo war das erste Schiff, das die Meere befuhr; vgl. ex P. 3,1,1 aequor Iasonio pulsatum remige primum■ Am. 2,11,1 f.; Her. 12,13; Met. 6,270; 8,302; Cat. 64,11 ff. - pugnacis ... Minervae: 1,5,76; 3,10,13; Met. 14,475 u. ö. Hor. Carm. 1,12,21 Pallas ... proeliis audax; Verg. Aen. 11,483 armipotens, praeses belli, Tritonia virgo. — non temptatas . . . aquas = ■ödA.axxav djrefpTjxov; vgl. Verg. Ecl. 4,32 temptare Thetim ratibus (Hor. Carm. l,3,9ff.). 9f. impia ... Medea: vgl. etwa Met. 7,396 sanguine natorum perfunditur im¬ pius ensis. - desertum fugiens .. . parentem: vgl. Prop. 4,5,41 Medeae ... probra sequacis. Bei Nonn. Dionys. 1,131 heißt Europa 7.urc6aaxpig. — applicuisse: Met. 3,597 ff. forte petens Delon Chiae telluris ad oras / applicor et dextris adducor litora remis / doque leves saltus udaeque immittor harenae. - vadis: das seichte Küstengewässer; vgl. ex P. 4,9,2 mittit ab Euxinis hanc (sc. salutem) tibi Naso vadis; Fast. 4,282. 11 f. tumulo . . . ab alto: 5,9,17; Met. 3,603. - Die freie Wortstellung ahmt nicht unbedingt, wie Wackernagel (K1S I 192) meint, den künstlichen Satzbau helle¬ nistischer Dichter nach; er vergleicht u. a. Met. 9,95 f.; Catull 44, 8 f.; 66,18; Verg. Cat. 13,1 f. und verweist auf Lobeck zu Soph. Ai. 476 (S. 286); vgl. auch Pfeif¬ fer zu Kall. Fr. 6. Ovid drückt vielmehr, wie ich glaube, die erregten, sich über¬ stürzenden Worte des Sprechers aus; vgl. Val. Fl. 6,28 'hostis io5 conclamat 'equis, agite, ite, propinquat\ 13 f. Minyae: die Argonauten; vgl. Met. 6,720; Pind. Pyth. 4,69; Kallim. Fr. 7,24; Ap. Rh. 1,229ff. - solvitur aggere funis: Met. 14,445 solvitur herboso religatus ab aggere funis (nach Verg. Aen. 7,105 f. Laomedontia pubes / gra¬ mineo ripae religavit aggere classem). Es ist das griechische jtetapaxa M>av; funis = retinaculum. 15f. conscia ... meritorum entspricht genau dem deutschen 'schuldbewußt5; zu dieser Bedeutung von meritum vgl. ex P. 1,6,45; 3,6,9f. huic ego, quam patior, nil possem demere poenae, / si iudex meriti cogerer esse mei; Liv. 25,6,4; 26,29, 4; 28,27,13. - multa nefanda: bezieht sich nicht auf ihre Zauberkünste (Tib. 1, 5,42), sondern auf alle Verbrechen, die sie begangen hat und noch begehen wird. 17 f. ingens: Lieblingswort von Ennius und Vergil (Mackail, CIRev 1912, 251 ff.; Conway ebd. 254 ff. und zu Aen. 1,114), danach des Tacitus (Gudeman zu Dial. 6,5; Kroll, Studien z. Verst. d. röm. Lit. 272). Ovid hat es häufig in den Met. und mehrmals in den Tristia (1,8,17; 3,10,37; 5,2,38; 8,25; 13,9). superest audacia menti: 2,69 fama fovi superest; Iuv. 13,109 nam cum magna malae superest audacia causae; Suet. Aug. 56,3. Der Kontrast von ingens audacia (innerlich) und pallor (äußerlich) ist künstlerisch von großer Wirkung. - atto¬ nitae ist besser überliefert, und trotz ex P. 2,3,90 gutta per attonitas ibat oborta genas und Tac. Hist. 1,40 attoniti vultus muß das hier auch möglich sein; vgl. 5,3,38; Fast. 3,864; ConsLiv 319; Lucan 8,591. - Die Variante sedet (für fuit) ist wahrscheinlich aus Met. 2, 775 pallor in ore sedet hier eingedrungen; vgl. auch Iuv. 4, 74 f. in quorum facie miserae magnaeque sedebat / pallor amicitiae. Kaum richtig Gronovius, Obs. II 3; Heinsius zu Rem. 288. 14
Lude, P. Ovidius Naso, Tristia II /
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19 f. prospexit: Her. 10,49 mare prospiciens in saxo frigida sedi; Met. 3,603. morandus: unten 32; Her. 18,20. 21 f. versat ... vultus: stärker als (con)vertere vultus (4,3,9: Met. 11,547); es drückt die rasche, wiederholte Bewegung aus. - lumina flexa tulit: sie blickt ihn von der Seite her an; etwas anders Verg. Aen. 4,369f. num lumina flexit? / num lacrimas victus dedit . ..? Anders als bei Eur. Med. 92 (s. Page zur Stelle) oder Verg. Aen. 6,467 (von Dido) torva tuentem . . . animum braucht man hier nicht an Haß oder Mordlust zu denken. Vgl. zu 2,525f. 23f. vicimus: Met. 4,356; 6,513 'vicimus’ exclamat (sc. Philomela) 'mecum mea vota feruntur’; Heinsius zu Am. 2,12,2; Jahn zu Pers. 2,48. 25 f. Vgl. Met. 13,873 cum ferus ignaros nec quicquam tale timentes / . . . videt (zu tale vgl. auch Tr. 5,12,67). - innocuum ... latus: ähnlich wie indignus, immeritus; von Körperteilen auch 1,3,18; Met. 1,631 usw.; vgl. Thesaurus VII 1188, 8 ff. 27 ff. Ovid spielt Ibis 433 f. auf diese Stelle an, et tua sic latos spargantur membra per agros, / tamquam quae patrias detinuere vias. Vgl. auch Her. 6,129 f. spargere quae fratris potuit lacerata per agros / corpora. Im Hintergrund steht wohl eine berühmte Stelle aus einer Medea-Tragödie (Ennius? Accius?), zitiert von Cicero, Nat. deor. 2,67 (= Trag. inc. 165 ff. R.2) postquam pater / adpropinquat iamque paene ut comprehendatur parat / puerum interea obtruncat mem¬ braque articulatim dividit, / perque agros passim dispergit corpus: id ea gratia, / ut, dum nati dissupatos artus captaret (aptaret Kiessling) parens, / ipsa interea effugeret, illum ut maeror tardaret sequi, / sibi salutem (vgl. oben 24) ut familiari pareret parricidio. 27 f. atque ita: wohl besser 'und dann’ (Axelson brieflich). - divellit divulsaque membra . . . dissipat: der Anklang an das tragische Fragment ist unverkennbar (vgl. noch Val. Max. 9,2,1; Thesaurus VI 1406, 31 ff.). Ähnlich die Drohung Polyphems, Met. 13, 865 f. viscera viva traham divulsaque membra per agros ) perque . . . spargam . . . undas; vgl. auch Verg. Georg. 4,522 discerptum latos iuvenem sparsere per agros (von Orpheus); Aen. 4,600f. non potui abreptum divellere corpus et undis / spargere (wo Dido vielleicht auch an Pentheus denkt). Zur Anknüpfung divellit divulsaque vgl. 3,5,11 f.; Met. 13,943 pabida decerpsi decerptaque dente momordi. - in multis . . . locis: Ibis 537 f.; Prop. 3,15,3 f. tibi gloria Dirce / ducitur in multis mortem habitura locis. 29 f. proponit = 'palam exhibet’; vgl. Shackleton Bailey, Propertiana 79 f. 31 f. tardetur: klingt wohl auch an das tragische Fragment (oben zu 27 ff.) an; vgl. auch Met. 13,282 f. nec me lacrimae luctusve timorve / tardarunt. - retardet: vielleicht ist doch aus AHPV und andern moretur einzusetzen; denn die Wieder¬ holung ist störend; vgl. oben 20: Her. 19,20 quaeque tuum, miror, causa moretur iter-, Ars 2,226 curre, nec inceptum turba moretur iter. 33 f. Die in dem Schob zu Sen. Med. 137 bewahrte Sonderüberlieferung ist schwer zu beurteilen. An sich würde membratim durch articidatim im oben zitier¬ ten tragischen Fragment gestützt; und dilacerasse hat eine Parallele in Her. 6,129f. (oben zu 27 ff.); aber dann müßten wir schließen, daß alle Hss. hier (wie z. B. 1,11,12) interpoliert sind. In dem von mir rekonstruierten Archetypus der Tristia (Untersuchungen zur Textgeschichte Ovids, 112) wäre 34 der erste Vers einer Seite.
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10. Elegie 'Wenn jemand in Rom noch meiner gedenkt, so möge er wissen, daß ich im kalten Norden, im Barbarenland leben muß (1-6). Im Sommer ist das Leben hier erträglich, aber der Winter ist furchtbar (7-24). Die Donau friert zu und kann zu Fuß, zu Pferd, im Wagen überquert werden (25-34). Ja, sogar das Meer verwandelt sich in eine Eisfläche (35-50). Barbarenhorden kommen über die Donau herüber, rauben Dörfer aus und töten die Einwohner mit giftigen Pfeilen oder schleppen sie in die Sklaverei; die Hütten gehen in Flammen auf (51-66). Der Boden bleibt ungepflügt; hier wächst kein Obst, kein Wein; die Felder sind kahl (67-76). Und ausgerechnet hierher hat man mich verbannt (77 f.)!’ Dies ist der erste Winter, den Ovid im Exil verbringt, und das Gedicht, das ein Gegenstück in der Schilderung des Frühlings (3,12) hat, ist voll von neuen Ein¬ drücken. Manches wird man in Rom kaum glauben (35), aber Ovid beteuert, er habe nichts erfunden. Trotzdem ist der Einfluß von Verg. Georg. 3,349 ff. nicht zu leugnen; vgl. z. B. Ovid 71-76 mit Vergil 352 nec ullae / aut herbae campo apparent aut arbore frondes, oder Ovid 24-34 mit Vergil 360 ff. undaque iam tergo ferratos sustinet orbes, / puppibus illa prius, patulis nunc hospita plaustris, oder schließlich Ovid 23 f. mit Vergil 364 caeduntque securibus umida vina. Vergil war sicher nie im Skythenland, sondern entnahm dies Reiseberichten oder ethnographischen Schriften. Was ist neu bei Ovid? Vor allem die Einbrüche räuberischer Nomaden (51 ff.), die er beobachten konnte; die Stadt ist relativ geschützt (vgl. 4,1,69ff.; 5,10,15ff.). So durchdringen sich literarische Einflüsse und persönliche Beobachtung in eigenartiger Weise. 1 f. siquis adhuc . . . meminit-, vgl. 1,1,17. — istic = Romae, wie oft in Briefen; vgl. z. B. 3,12,17; Cic. Fam. 14,14,2 ad me scribite et vos quid agatis et quid istic agatur. Ähnlich isto — Romam (5,1,79). — Nasonis adempti: die relegatio, in der Form, wie sie gegen Ovid ausgesprochen worden ist, kommt dem bürger¬ lichen Tod gleich. Vgl. 1,1,27; ex P. 4,6,49 qui me doluistis ademptum. - in Vrbe: vgl. 3,14,8 quaque (fort. leg. quodque) potes, retine corpus {nomen K) in Vrbe meum. 3f. Vgl. 1,1,29; 3,2,2; ex P. 4,10,39f. proxima sunt nobis plaustri praebentia formam / et quae praecipuum sidera frigus habent; Verg. Georg. 3,381 f. talis Hyperboreo septem subiecta trioni / gens effrena virum Riphaeo tunditur Euro. Der 'Wagen1 * * * 5 * 7 erscheint als Bezeichnung neben dem 'Bären5 schon bei Homer, II. 18,487; Od. 5,273; vgl. auch Met. 2,177; 10,447. 5f. Sauromatae . . . fera gens: vgl. Herodot 4,117; luven. 15,125 Sauromatae ... truces; Florus 2,29 (4,12,20) tanta barbaria est ut nec pacem intellegant. cingunt: 5,2,32. - Bessi: vgl. Val. Flacc. 2,231 immanes Bessi. - ingenio ... digna: etwas anders 3,11,50. Vgl. auch 4,1,94; 5,1,74. 7 f. medio . . . Histro: 2,191 f. 9ff. Die Schilderung des Winters (in Verbindung mit 3f.) erinnert an eine Stelle (566 f. R.2) von Accius’ Philocteta, sub axe posita ad stellas septem, unde hor¬ rifer l Aquilonis stridor gelidas molitur nives. - tristis hiems: Verg. Georg. 4,135. - squalentia ... ora: Met. 2,30. - protulit: vgl. Hor. Iamb. 2,17 f. vel cum decorum mitibus pomis caput / Autumnus agris extulit. Der Genius der 14*
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Jahreszeit wird personifiziert. - marmoreo: unten 47; Fast. 4,918 nec sic mar¬ moreo pallet (sc. Ceres) adusta gelu. - gelu-. Petron. 123, v. 200 et concreta gelu ponti velut unda ruebat. 11 f. Das Distichon ist zweifellos korrupt. Nach meiner Rekonstruktion des Arche¬ typs der Tristien war es das letzte einer Seite (s. o. zu 3,9,33 f.). Ovid sagt ex P. 4,10,41 f. vom Boreas, daß er vom Polarstern her komme, hinc (sc. a Parrhasia axe) oritur Boreas oraeque domesticus huic est / et sumit vires a propiore loco, und vielleicht ist der Zusammenhang hier ähnlich, aber axe tremente kann durch Hör. Carm. 3,27,22 kaum verteidigt werden. In der überlieferten Form ist das Distichon fast sicher eine Interpolation des 12. Jahrhunderts, aber premi könnte echt sein; vgl. 2,190; ex P. 1,7,11 nos premat . . . frigore caelum. 13 f. Der Schnee bleibt lange liegen und schmilzt nicht; vgl. zu iactam Am. 1,7,58; Ars 2,232; Her. 7,1. - sol pluviaeque: der Wechsel von Singular zum Plural ist metrisch bedingt; vgl. Met. 1,99 non galeae, non ensis erat. - resolvant: ex P. 2,3,89 f. exemploque nivis quam mollit aquaticus Auster, / gutta per attonitas ibat obortu genas-, Her. 13,52 nivis . . . sole madentis. - perpetuam-, ex P. 1,3,50 fert . . . perpetuas obruta terra nives. 19 f. sutis . . . bracis-, genähte Hosen und Ärmel galten als barbarisch; vgl. 5,7, 47 ff.; Verg. Aen. 11, 777 barbara tegmina crurum (danach Tac. Hist. 2,20 bracas, barbarum tegimen). - mala frigora: durch 5,7,49 gegen male (Heinsius zu Fast. 2,170) geschützt. 21 f. glacie pendente: Met. 1,121 f. tum primum siccis aer fervoribus ustus J canduit, et ventis glacies adstricta pependit. Auch das könnte aus Vergils Be¬ schreibung des skythischen Winters stammen, Georg. 3,365f. et totae solidam in glaciem vertere lucunae / stiriaque impexis induruit horrida barbis-, vgl. auch Aen. 4,251. 23f. Wein gefriert und kann in Blöcken aufbewahrt und genossen werden; vgl ex P. 4,7,8 ipse vides rigido stantia vina gelu (an Vestalis, der am Pontus eingetroffen ist). Vergil spricht a. O. 364 von dieser Erscheinung, die später wieder bezweifelt worden ist (Macr. Sat. 7,12,28). Plin. Nat. hist. 14,132 berichtet, daß in den Alpen der Wein in Holzfässern mit eisernen Reifen (also nicht in TonAmphoren )aufbewahrt und durch Feuer warm gehalten wurde. - nudaque: der Krug ist gleichsam das Gewand. 25f. quid? loquar: leitet eine Steigerung ein, wie z. B. Tib. 1,7,17; anders Tr. 2,399; Verg. Ecl. 6, 74. - vincti . . . rivi: ex P. 2,2,94 unda . . . vincta gelu; 3,1,15 tu (sc. Pontica tellus) glacie freta vincta tenes. - concrescant: ex P. 4,7,7 ipse vides certe glacie concrescere Pontum; Verg. Georg. 3,360 (viell. nach Lucr. 6,626) concrescunt subitae currenti in flumine crustae. - effodiantur aquae: 3,12,28. 27 ff. Das Gefrieren der Donau im Winter wird oft berichtet; z. B. von Am¬ mianus Marc. 19, 11,4 (Feldzug des Constantius gegen die Sarmaten) cum necdum solutae vernis caloribus nives amnem undique pervium faciunt; Sidon. Apoll. Carm. 5,519f. fors unus ab illo / agmine, canentem cuius rota triverat Histrum. 27 f. papyrifero ... amne: Met. 15,753 perque papyriferi septemflua flumina Nili; das Adjektiv offenbar nur bei Ovid. Nil und Donau werden auch ex P. 4,10,57 f. verglichen. - multa per ora: 2,189. Ammianus Marc, zählt sie 22,8,44 auf. 29f. caeruleos ... latices: anders (und wohl genauer) ex P. 4,10,59-62 copia tot laticum, quas auget, adulterat undas, / nec patitur vires aequor habere suas. /
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quin etiam, stagno similis pigr aeque paludi, / caeruleus vix est diluitur que color. Caeruleus = xmveog ist sonst das Meer; vgl. ex P. 3,5,1 ubi caeruleis iungitur Hister aquis. - congelat-, intr. wie Met. 6,307. - tectis . . . aquis: ex P. 3,1,15 f. (oben zu 25 f.) tu glacie freta vincta tenes, et in aequore piscis / inclusus tecta saepe natavit aqua-, anders Met. 15,275. - serpit: Tib. 1,7,14 (vom Cydnus). 31 ff. Seneca, Here. Fur. 535 ff. scheint diese Stelle zu kennen: calcavitque freti terga rigentia / et multis tacitum litoribus mare. / illic dura carent aequora fluctibus, / et qua plena rates carbasa tenderent, / intonsis teritur semita Sarmatis. 31 f. Wiederum spürt man den Einfluß Vergils, Georg. 3,360 ff. concrescunt subitae currenti in flumine crustae, / undaque iam tergo ferratos sustinet orbes, / puppibus illa prius, patulis nunc hospita plaustris. Etwas anders ex P. 4,10,32 ff. hic freta vel pediti pervia reddit hiems, / ut, qua remus iter pulsis modo fecerat undis, / siccus contempta nave viator eat. How und Wells berichten zu Herodot
4,28,1, daß der Golf von Odessa im Januar zufriert. Sie beziehen Ovids Zeugnis auf die Mündungen der Donau, was allerdings aus dem Zusammenhang nicht klar hervorgeht (denn 27 f. ist eine allgemeine Beschreibung, keine Lokalisierung). How und Wells meinen, Hippokrates, De Aere etc. 19 und Herodot a. O. hätten die Schrecken des pontischen Winters übertrieben; aber das Zeugnis Ovids, auch wenn es über Vergil durch frühe Reisebeschreibungen beeinflußt ist, be¬ stätigt doch im ganzen die griechischen Berichte. - frigore concretas: vgl. Mart. 4,3,4 concretas pigro frigore ridet aquas. - ungula pulsat equi: derselbe Versschluß ex. P. 1,2,110. 33 f. ganz ähnlich 3,12,29 f. und ex P. 4, 7,9 f. ipse vides, onerata ferox ut ducat Iazyx / per medias Histri plaustra bubulcus aquas; d. h. Vestalis kann sich jetzt selbst überzeugen, daß Ovids frühere Schilderungen nicht übertrieben waren. Bei den plaustra handelt es sich um Wohnwagen; sie sind mit soliden Zeltdecken überspannt; daher der Name Hamaxobioi (vgl. K. Kretschmer, RE 1A, 2458). Horaz spricht Carm. 3,24,9f. von den campestres ... Scythae, / quorum plaustra vagas rite trahunt domos; vgl. auch 1,35,9; 4,14,42. 35 f. vix equidem credar: deutet auf das Folgende, schier Unglaubliche hin (etwas anders Fast. 2,55; 4,793 vix equidem credo). Die passive Form credar wie gr. moxeüopai; vgl. zu 2,63 f.; ähnlich bildet Ovid 2,64 non credendos für incredi¬ biles; vgl. auch Met. 7,98; 15,74 creditus usw. (Verg. Aen. 2,247 mit Henrys Erklärung); Löfstedt, Syntactica II 412,1. - ratam habere fidem: wie 1,5,50 (abgekürzt 1,8, 8). 37 ff. Das Zufrieren des Meeres (s. o. zu 31 f.) ist beinah ein Topos; vgl. 2,195 f.; 5,10, lf.; ex P. 3,1,15 f. tu glacie freta vincta tenes, et in aequore piscis / inclusus tecta saepe natavit aqua (unten 49f.); 4,7,7 ipse vides certe glacie concrescere Pontum; 4,10,33 f.; vgl. auch Lucan 1,17 f. qua bruma rigens ac nescia vere remitti / astringit Scythico glacialem frigore pontum; Val. FI. 4,722ff. 37 f. vidimus: wie oft, um das eigene Erlebnis hervorzuheben; vgl. 5, 8,11; ex P. 1,1,51; 4, 7,7 ff. - glacie consistere: ex P. 1,2,79 frigore constitit Hister. - testa: wie gr. tpucpog (Statilius Flaccus, Anth. Pal. 7,542,4) auch von der Eisscholle. Die Variante crusta dürfte von Verg. Georg. 3,360 beeinflußt sein. 41 f. Leander hätte nicht zu schwimmen brauchen und wäre also nicht ertrunken. Zu crimen = exprobratio (der Vorwurf, den man dem Meer machen kann) vgl. 4,4,25; Am. 2,11,35 vestrum crimen erit talis iactura puellae; 17,25; Her. 15,180 ne sim Leucadiae mortua crimen aquae; Prop. 1,11,30 a pereant Baiae, crimen amoris, aquae; Verg. Aen. 10,188, 12,600.
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43f. pandi ... delphines: Her. 18,131 iam nostros curvi norunt delphines amores. 45f. iactatis ... alis: 3,8,5. - insonet: Met. 6,695 (Boreas spricht) ut medius nostris concursibus insonet aether; Verg. Aen. 12,365 f. ac velut Edoni Boreae cum spiritus alto / insonat Aegaeo. - obsesso: Met. 15,717 Trachas ... obsessa palude. 47 f. inclusae: ex P. 3,1,15 f. in aequore piscis / inclusus tecta saepe natavit aqua. - marmore: vgl. 3,10,10; Fast. 4,918. Wir sehen aus Verg. Aen. 7,718 und Lucan 9,349, daß marmora auch die vom Eis freie Meeresfläche bedeuten kann. Die Variante margine ist vielleicht eine Reminiszenz von Met. 1,14. findere: wie gr. oyf^eiv; vgl. Lukian, Amores 6; Doxogr. Gr. 3,3,2 Diels (vom Ruder). Die Variante scindere ist vermutlich durch 1,10,48 beeinflußt. Vgl. auch 1,2,76. 49 f. Vgl. Iuv. 4,41 f. nec enim minor haeserat illis / quos operit glacies Maeo¬ tica-, Theophr. bei Plin. Nat. hist. 9,177 f. eadem in Ponti regione adprehendi glacie piscium maxime gobiones. - pars ex illis: nach Analogie von Met. 1,407 f. quae tamen ex illis aliquo pars umida suco / et terrena fuit zu schließen, meint Ovid einen Teil ihres Körpers. 51 f. reduntatas . . . aquas: zu diesem transitiven Gebrauch vgl. z. B. Fast. 6,402 amne redundatis fossa madebat aquis, wo auch die Variante redundanti bezeugt ist; ähnlich etwa Fast. 3,655 erratis ... in agris. 53 f. siccis Aquilonibus: vermutlich weil sie vom Großen Bären her kommen, der trocken bleibt; vgl. 1,2,29 sicca gelidus Boreas ... ab alto. 54 ff. Uber die Raubüberfälle berittener Barbaren (man denkt an die Hunnen) vgl. ex P. 1,2, 75 ff. quid Sauromatae faciant, quid Iazyges acres / cultaque Ore¬ steae Taurica terra deae, / quaeque aliae gentes, ubi frigore constitit Hister, / dura meant celeri terga per amnis equo-, Tac. Hist. 1,79 (über einen Einfall der Rhoxolani, eines Stamms der Sarmaten, in Moesien und über Bewaffnung und Taktik der Sarmaten überhaupt); vgl. Cambridge Ancient History X 356; 367; XI 84 ff.; E. Wistrand, Stud. Graec. et Lat. Gothoburg. 4,1956,16ff. 55 f. longeque volante sagitta: der Versschluß leicht abgewandelt nach Verg. Aen. 9,572; vgl. auch 10, 754. 57 ff. alii . . . pars .. . pars: distributiv verwendet wie etwa Verg. Aen. 2,399 ff. incustoditae: ein langes Wort füllt die erste Pentameterhälfte; bei Ovid ist das häufig ein Partizip auf -atus oder -itus; vgl. etwa 1,6,10 (5,28; 4,5,24). Die zweite Plälfte ist jeweils aufgelockert, so daß ein Decrescendo entsteht; vgl. noch 3,3,46 und allgemein M. Bernhard, Philologus 84, 28; 30. 59 f. stridentia plaustra: 3,12,30. Hier sicher nicht Wohnwagen, wie oben 34, sondern die Lastwagen der ansässigen Bauern. 61 ff. Die Einwohner werden in die Sklaverei verschleppt oder an Ort und Stelle niedergemacht; vgl. 4,1,81 ff. 61 f. respiciens: 1,3,60; Met. 15,685 f. oraque retro / flectit et antiquas abiturus respicit aras. - Larem . . . suum = domum suam; vgl. z. B. Laberius llOf. eques Romanus e Lare egressus meo / domum revertar mimus. 63f. Verwundung durch einen Giftpfeil bedeutet sicheren Tod; vgl. ex P. 1,2, 15 f. qui, mortis saevo geminent ut vulnere causas, / omnia vipereo spicula feile linunt. - volucri ferro: wohl nach Verg. Aen. 5,242 noto citius volucrique sagitta. - tinctile virus: ex P. 3,1,26 tinctaque mortifera tabe sagitta madet;
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3,106 tinctaque mordaci spicula feile gerant; 4,10,31 hic spicula tincta venenis. Ovid braucht mit Vorliebe Formen von tingere; vgl. Lucan 3,266f. tinxere Sagittas / errantes Scythiae populi. Zur Sache noch Tr. 5, 7,16; Plin. Nat. 11,279; 16,20; 21,105; 25,5 u. ö. 65 f. abducere: vom Viehdiebstahl Her. 16,357 paene puer ... abducta armenta recepi. 67 f. trepidant formidine-. Met. 2,66 sit timor et pavida trepidet formidine pec¬ tus. — presso vomere: ex P. 1,8,57 f. ipse manu capulum pressi moderatus aratri / experiar mota spargere semen humo; Lukr. 5,209; Verg. Georg. 1,45 depresso incipiat iam tum mihi taurus aratro / ingemere. 69 f. In Hexametern, die auf zwei Disyllaba enden, findet sich bei den Elegikern fast immer Sinneseinschnitt in der bukolischen Diärese, und der vierte Fuß ist daktylisch. Die andere Ausnahme bei Ovid: Her. 7,39. Zum Versende vgl. Met. 13,548. Zum Sinn vgl. 5,2, 71 f. - cessat: in dieser Bedeutung auch ex P. 1,4,13 quae numquam vacua solita est cessare novali, / fructibus assiduis lassa senescit humus. Übertragen: 3,7,26; 4,7,5; Cic. Ac. 1,2 {cessare = nihil scribere). iners = 'unproduktiv’; vgl. 3,7,22; ex P. 1,5,8; Verg. Georg. 1,94 glaebas . . . inertes. 71 f. In der Gegend von Tomis wird kein Weinbau betrieben; ex P. 1,3,51 non ager hic pomum, non dulces educat uvas; 3,8,13 non hic pampineis amicitur vitibus ulmus; doch vgl. Tr. 3,12,14. Die Verbindung pampinea . . . umbra findet sich nach dem Vorbild von Copa 31 hic age pampinea f essus requiesce sub umbra auch in Nemes. Ecl. 4,46. - altos . . . lacus: Adxxoi sind die großen Bottiche, in denen der junge, noch gärende Wein gelagert wird (Hug, RE 12, 376); vgl. Fast. 3,558 inque cavos ierant tertia musta lacus; Priap. 53,2, wo Buecheler, Kl. Sehr. I 348 cum capiant alti vix nova musta lacus hergestellt hat. - fervida = spumantia; vgl. Aetna 267 tumeant ut dolcia musto; Prop. 3,17,17 dummodo purpureo spument mihi dolia musto; Inc. auct. PLM 4, S. 291 (305,20) et spumant pleno dulcia musta lacu. Etwas anders Tibuli 1,1,10 praebeat .. . pleno pinguia musta lacu; der junge Wein ist noch nicht klar; vgl. Bentley zu Hör. Sat. 2,4,65; Housman zu Man. 3,663. 73f. Hier wachsen auch keine Obstbäume; vgl. ex P. 1,3,51; 3,8,14 nulla pre¬ munt ramos pondere poma suo. Daß es überhaupt keine Bäume gibt (Tr. 3,12,16) scheint eine Übertreibung (s. u. zu 75f.). - negat: Verg. Georg. 1,149; Aen. 3,142. - Acontius: von Ovid Her. 20 und 21 im Anschluß an Kallimachos be¬ handelt; vgl. E. J. Kenney, Philologus 111, 1967, 212 ff. und zum Motiv des Apfels als Liebespfand Gow zu Theokr. 5,88. 75 f. Die kahle trostlose Landschaft audi ex P. 3,1,19ff. (vgl. 4,10,31) rara, neque haec felix, in apertis eminet arvis / arbor, et in terra est altera forma maris. / non avis obloquitur, silvis nisi siqua remota / aequoreas rauco gutture potat aquas. / tristia per vacuos horrent absinthia campos, / conveniensque suo messis amara loco. - nudos . . . campos: Cat. 62,49 ut vidua in nudo vitis quae nascitur arvo; Gratt. Cyn. 421 nudis .. . vallibus. Gelegentlich steht auch apertus (5,4,9 ex P. 3,1,19 s. o.). Der Gegensatz Ars 1,289 sub umbrosis nemorosae valli¬ bus Idae. — non adeunda: anders als 1,4,18; 8,38; ex P. 1,8,12: „den ein Glück¬ licher nicht zu betreten braucht“ (unscharf die Übersetzung); vgl. 5,6,6. 77 f. ergo: hier zusammenfassend und das ganze Gedicht voraussetzend; anders 3,2,1. - in poenam: die Wahl des Ortes verschärft die Strafe; vgl. 1,2,90; 2,193f.; ex P. 3,-l,9f pace tua (sc. Pontica tellus) dixisse velim, tu pessima
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duro / pars es in exilio, tu mala nostra gravas. Zur finalen Konstruktion vgl. Sen. Here. für. 604 f. in poenas meas / ... non satis terrae patent / Iunonis odio; ähn¬ lich Hör. Carm. 4,2,56 vitulus ... iuvenescit / ... in mea vota = ut mea vota solvat. 11. Elegie 'Mein Unglück genügt dir nicht; du läßt mir auch jetzt keine Ruhe; so grau¬ sam bist du (1-4). Wohin wird sich dein Haß noch steigern? Ich muß alle Qualen des Exils und den Zorn des Kaisers ertragen (5-18). Du läßt meine Wunden nicht heilen; du stampfst meine Existenz, die ohnehin schon vernichtet ist, in Grund und Boden (19-32). Selbst wenn ich wirklich ein Verbrecher wäre, bin ich schon genug bestraft (33-38). Du bist grausamer als Busiris oder Phalaris oder der Er¬ finder des Stiers, der seinen gerechten Lohn fand (39-54). Wenn du wüßtest, was ich erlebt habe, würdest auch du Mitleid fühlen (55-62). Hör auf, meine Wunden aufzureißen, und vergiß nicht, daß dir eines Tages dasselbe Schicksal wider¬ fahren kann (63-68). Von mir droht dir keine Gefahr; ich möchte nur, daß du am eigenen Leib die Härte meiner Strafe erfährst (69-74).’ Nach 1,8 ist dies das zweite, an einen ungenannten Feind in Rom gerichtete Gedicht. Trotz der Versicherung 2,569 ff. gab es also Leute (oder vielleicht nur einen Mann), die sich über das Unglück des Dichters freuten und in seinem Schaden ihren Vorteil fanden. Es ist schwer, zu entscheiden, ob unser Gedicht auf denselben Mann zielt wie 5,8, und ob dieser identisch ist mit dem Ibis. Die einleitenden Verse von 5,8 nehmen deutlich auf unser Gedicht Bezug (5,8,4 erinnert an 1 und 3 sowie 67 f. und 74) Nichts deutet darauf hin, daß der Wider¬ sacher unseres Gedichts (oder derjenige von 5,8) einst Ovids Freund war wie der Treulose von 1,8. R. Heinze, Philol. Wochenschr. 1921, 895 meinte, Ovid habe die Person des Widersachsers noch nicht gekannt, als er dieses Gedicht schrieb, und die Gerüchte nicht glauben wollen, die ihn erreichten. Das Gedicht ist aber doch im einzelnen so konkret, daß man annehmen muß, Ovid habe genau gewußt, wovon er sprach; er läßt mit Absicht manches unklar. Vgl. auch oben S. 58, Einl. zu 1,6; S. 60 (zu 1,6,13 f.). Über die Wirkung des Gedichts auf 'Senecas’ Epigramme vgl. zu 25 f. (und Einl. zu 4 a). lf. quisquis es: obwohl schwach bezeugt, muß richtig sein (vgl. Heinsius zu Her. 1,21), schon wegen 56. Die breite Überlieferung dürfte durch 1,7,1 beeinflußt sein. Umgekehrt ist 1,1,31 quisquis in mindestens einer Hs. zu si quis geworden. Ovid denkt an eine bestimmte Persönlichkeit, deren Namen er nicht nennen kann. - insultes ... casibus ... nostris: 5,8,4 und zu 1,5,43; ex P. 4,3,27 in¬ sultare iacenti / te mihi nec verbis parcere fama refert; vgl. auch 2,571 f. reum . . . agas: dichterisch für reum facias; der Ausdruck ist weniger stark als reum peragere (vgl. zu 1,1,24; Palmer zu Her. 21,152) und findet sich offenbar zuerst bei Prop. 2,30,32, dann Ov. Am. 1,7,22 u. ö. s. Thesaurus I, 1369, 19 ff. dempto fine = sine fine (ex P. 1,10,23); vgl. Her. 1,50 virque mihi dempto fine carendus abest; ähnlich ex P. 1,1, 74 fine nullo. 3f. Zu dieser pathetischen, mit konventionellen literarischen Mitteln arbeitenden Schilderung vgl. 1,8,37 ff. 5f.se... porrigat ira: vgl. Juv. 8,207 L; Sen. De vita beata 8,4 mens .. . cum secuta suos sensus per illos se ad externa porrexit. - abesse: was ihm (in den
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Augen des Feindes) zur fortuna miserrima noch fehlt; vgl. ex P. 4,12,38 hic cumulus nostris absit abestque malis; Hör. Ep. 1,18,57 nunc et siquid abest, Italis adiudicat armis. — Die Diaerese nach dem spondeischen ersten Fuß des Penta¬ meters mit starkem Sinneseinschnitt ist relativ selten; vgl. Platnauer, Lat. Eleg. Verse, 23. 7 f. Vgl. 3,4,47 f.; 13,28. Ovid variiert me .. . tenet, me ... habet, me .. . videt. Maenalis: 'arkadisch’; das Mainalos-Gebirge vertritt in der Dichtung die Land¬ schaft; vgl. Fast. 2,192; Apollon. Rhod. 1,168. — ursa: zuerst bei Ovid. wie es scheint (Pease zu Cic. Nat. deor. 2,105). 9f. commercia linguae: 5,7,61; 10,35; Lucan 6,701; 8,348; Stat. Theb. 2,512. Über das Gemisch von Griechisch und Getisch, das in Tomis gesprochen wurde vgl. 5,7b,51 f. - solliciti ... metus: ex P. 3,2,12 sollicito vacuus fit locus ille metu. llf. montanis ... lupis: Her. 11,90; Ars 2,364 plenum montano credis ovile lupo? 13f. belligeris: vielleicht Neuschöpfung des Dichters (bei gentes auch Sen. Med. 64); vgl. Ars 2,672 aut fera belligeras addite in arma manus. - saeptus: analog zu cinctus (12); vgl. 3,10,5; ex P. 2,8,69 Geticis si cingar ab armis. 15 f. pignoribusque meis: sonst meist von Kindern oder Enkelkindern (Met. 3,134; Fast 3,218); hier schließt es vermutlich auch die engsten Freunde ein; vgl. 1,3,60. 17 f. nudam = solam; vgl. 2,408; Met. 13,159 operum quoniam nudum certamen habetur; Gic. Tuse. 5,13; Parad. 3,24.- Caesaris iram: unten 72; 1,2,61; 1,3,85, 2,124; 3,8,39. 19 f. vulnera cruda: unten 64; ex P. 1,3,15 f. tempore ducetur longo fortasse cicatrix: l horrent admotas vulnera cruda manus. - retractet: ex P. 1,6,22 tractari vulnera nostra timent; Ib. 13 vulneraque immitis requiem quaerentia vexat. Der ungenannte Feind möchte Ovid eindeutig zum Verbrecher stempeln; oben 2; vgl. Ibis 14 iactet et in toto nomina nostra foro. 21 f. in causa facili: für den Ankläger, nicht für den Angeklagten; vgl. ex P. 1,2,67 f. suscipe, Romanae facundia, Maxime, linguae, / difficilis causae mite patrocinium. - disertum: die prädikative Bestimmung im Akkusativ nach dem Dativ der Person ist selten; denn Cic. Pro Flacco 71; Caes. B. G. 6,35,8; Ouint. 4,4,6 sind kritisch unsicher; doch vgl. Cic. Att. 14,17A,2 ne licet quidem tibi iam tantis rebus gestis non tui similem esse; Heinsius zu Her. 14,64; KühnerGerth I, S. 769. 23 f. 'Seneca’ PLM IV, S. 61 (Nr. 17, V. 12) scheint unser Gedicht zu kennen (unten zu 25 f.) stantia namque premunt, praecipitata ruunt. Sonst bildet cadens den Gegensatz zu stans; vgl. Sen. Tro. 1086 saxum imminens / muri cadentis. — Ich würde jetzt (vor allem wegen 1,9,24) quamlibet in den Text setzen. - pre¬ munt = calcant (unten zu 25 f.). 25 ff. Dies lehnt sich vielleicht an den Stil von Grabschriften an; vgl. CLE 1943, 8 parce meos cineres pedibus calcare protervis; 2014,1; doch vgl. auch Am. 3,11,5 vicimus et domitum pedibus calcamus Amorem; Ibis 29 calcasti qui me, violente, iacentem; Prop. 2,18,19 f., exagitet nostros Manis, sectetur et umbras, / insultetque rogis, calcet et ossa mea. 25 f. non sum ego quod fueram: für qui sprechen Parallelen wie 3,8,38; 4,1,99; 5,12,30; anders ist es ex P. 1,6,11 cum primum potui sentire quid (= in quo statu) essem; vgl. auch Her. 12,31; Maximian. 1,5; J. F. Gronovius, Diatr. in
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Stat. I S. 125ff.; Shackleton Bailey, Propertiana 38. Eine Entscheidung ist schwierig, aber wenn man die Art der Korruptel und die relativ gute Bezeugung berücksichtigt, wird man vielleicht doch qui den Vorzug geben; vgl. Prop. 1,12,11 (unten zit.). Auch vom Sinn her könnte man überlegen, daß Ovid vor der Ver¬ bannung ein quidam war und erst nadiher ein quiddam oder quoddam wurde. fueram: dichterisch oft für eram oder fui; vgl. ex P. 3,3,37 nec satis hoc fuerat (gefolgt von feci); Met. 2,570; Prop. 1,12,11 non sum ego qui fueram; Verg. Aen. 5,397; 10,613. Zum Gedanken vgl. Soph. OK 109f. OixTipaT’ avöpög Oiöutou toö’ dftA.tov / etöaAov oü yap öf) xo y' aQ%aiov öepag; Cic., Ad Qu. fr. I, 3,1 (er wollte Quintus nicht sehen) non enim vidisses fratrem tuum, non eum quem reliqueras . . ., ne vestigium quidem eius nec simulacrum sed quandam effigiem spirantis mortui; Prop. 2, 12,20 non ego, sed tenuis vapidat umbra mea; Liv. 21,40,9. - quid inanem proteris umbram: Ovid, das Ziel seiner Angriffe ist nur noch ein substanzloser (zu inanis vgl. Verg. Aen. 6,269 und die Erklärer z. St.) Schatten; er ist schon tot (vgl. 32), und die Toten läßt man ruhen. Diese Stelle (und das ganze Gedicht) wirkt nach bei 'Seneca’, PLM IV 62 (Nr. 20); vgl. z. B. 1 f. quisquis es {an nomen dicam? dolor omnia cogit), / qui nostrum cinerem nunc, inimice, premis. - cinerem = me mortuum; selten im Singular, hier metrisch möglich und außerdem den Sigmatismus vermeidend (P. Maas, Arch. lat. Lexikogr. 12,518). Anders ex P. 4,16,48 neu cineres sparge curente meos. - Es ist ein verbreitetes Motiv, daß Gräber bestimmter Menschen mit Steinen beworfen wer¬ den; vgl. Prop. 2,12,20; 4,5,77 quisquis amas, scabris hoc bustum caedito saxis; Marc. Arg., Anth. Pal. 7,403,5 f. 27 f. Dasselbe Beispiel 4,3,29 f.; 5,4,11; vgl. auch Am. 2,1,32; Prop. 2,8,38 (vgl. 3,1,28) fortem illum Haemoniis Hectora traxit equis. Ovid denkt an Hom. II. 22,395 ff. (vgl. auch Eur. Androm. 107). 29 f. Zum Typus der Anknüpfung {me quoque) vgl. 1,1,81; 4,10,83; ex P. 1,5, 16; 6,41; 4,9,31; Am. 2,9,23; 12,27 u. ö. -simulacara = eiöoAov; er ist nur noch ein Gespenst seines früheren Selbst. 31 f. dictis . . . amaris: Verg. Aen. 10,368 und 591 von harter Zurechtweisung; wieder anders ex P. 4,14,37 scriptis vexavit amaris von Metrodors Schmähschrift auf Rom. - incessis: Met. 13,232 ausus erat reges incessere dictis / Thersites. parce, precor: meist in höflicher Anrede: Tib. 1,8,51; Hör. Carm. 4,1,2 parce, precor, precor. - Manes: oben 25 f. Aus Stellen wie 3,3,63f. und ex P. 1,2,112 sehen wir, daß Manes parallel zu umbra stehen, also den Geist eines bestimmten Toten bezeichnen kann. - sollicitare: 'aufschrecken’; vgl. Verg. Aen. 4,379f. (in anderem Zusammenhang) ea cura quietos / sollicitat; 11,253f. Bemerkenswert ähnlich ist Octavia 271 f. renovare fluctus parce cum fletu pios, / Manes parentis neve sollicita tuae. 33 f. Zur Unterscheidung von crimen {verum vel falsum), error und scelus vgl. zu 1,2,97 f.; 4,1,23 f.; 5,8,23 f. - Die Parataxe {puta — si putes) ist umgangs¬ sprachlich. 35 f. Das Bild des Grausamen, der sich am Unglück anderer Menschen weidet: unten 57 f.; vgl. Met. 6,280f. pascere crudelis nostro, Latona, dolore / cor que ferum satia; (dazu Luck, Untersuchungen zur Textgeschichte Ovids, 1969, 63 f.). - Zur Anapher mit Kasuswechsel vgl. etwa ex P. 4,8,51 scripta ferunt annos: scriptis Agamemnona nosti. 37 f. carnifici: etwas weniger dramatisch Tac. Ann. 12,26,2 nemo adeo expers misericordiae fuit quem non Britannici fortuna maerore afficeret. - flenda: 1,1,
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121 f. — mersa-. 5,11,13 quassa tamen nostra est, non mersa nec obruta navis-, Lucan 1,158; 7,654f. nec, sicut mos est miseris, trahere omnia secum / mersa iuvat gentesque suae miscere ruinae-, 8,509. 39 ff. Busiris und Phalaris werden sehr oft zusammen genannt (Pfeiffer zu Kall. Fr. 44-47, der im 2. Buch der Aitia die Geschichte vom ehernen Stier er¬ zählte); vgl. Ars. 1,647 ff.; Claudian, in Eutr. 1,163 ff. Phalaris allein 5,l,53f.; Ibis 437 ff.; Lippold RE 19, 797; Rüge, ibid. 1651. 39 {. tristi: 'hart’, 'grausam’; vgl. 2,133; 3,5,26; Her. 17,15; Ter. Andr. 857 tristi severitas inest in vultu-, Tac. Dial. 20 antiquitas tristis et inpexa (Gudeman z. St.). - falsum . . . bovem: unten 48. - lentis carbonibus: unten 47. - torruit: ex P. 2,9,44 qui ... repertorem torruit arte sua; Ars l,653f. et Phalaris tauro violenti membra Perilli / torruit. 41 f. conciliasse = commendavisse-, cf. Caes. B. G. 8,52; Apul. Apol. 12,14 (von der Venus caelestis) pulchritudine honestatis virtutes amatoribus suis con¬ ciliasse. 43 f. sed: die Bedeutung 'und zwar’ paßt hier gut; vgl. 5,5,24; Mart. 1,117,7 et scalis habito tribus, sed altis; Iuv. 5,147; die Änderung von set zu et ist nicht so notwendig wie 3,10,50. Zum Gedanken vgl. Met. 7,681 f. usum / maiorem specie mirabere ... in isto. 45 f. adapertile: nur hier bezeugt. 47 f. lentis carbonibus: oben 40. - veri . . . bovis: oben 40. Vgl. ex P. 4,1,34 ut similis verae vacca Myronis opus; Ibis 437 aere Perilleo veros imiter e iuvencos; Met. 6,104 verum taurum, freta vera putares. 49 f. pro quibus inventis: Am. 2,8,21 pro quibus officiis pretium mihi dulce re¬ pende. - ingenio digna: 3,10,6. 51 f. mirande: hier ironisch, wie oft gr. ftaupdots. - imbue: Ars 1,654 infelix imbuit auctor opus; Mart. 8,51,17. Das entsprechende griechische Wort (Kall. Fr. 46) ist xaivi^co. 53 f. nec mora: 1,3,69; 3, 7,6; ex P. 4, 7,31. - monstratis: 'nach Anweisung’; vgl. Verg. Georg. 4,549 monstratas ... aras; Aen. 4,636 monstrata piacula; Hör. Epist. 2,2,149. - querulos (R2 al.): vielleicht durch 5,1,54 beeinflußt. - gemente muß schon wegen Prop. 2,25,12 gemere in tauro, saeve Perille, tuo richtig sein. 55 f. Die Erzählung von Phalaris (39 ff.) wird als digressio gekennzeichnet; dem redire entspricht ein zu ergänzendes illuc unde abii (Hör. Sat. 1,1,108). Deshalb quid mihi nicht so sehr Ausdruck der Überraschung oder Entrüstung wie Her. 6,47; 14,65; 15,52 quid mihi cum Lesbo? Sicelis esse volol Anders auch ti qplv xou ool; (Matth. 8,29). Ovid braucht eine bequeme Formel, um zum Thema zu¬ rückzukommen. - Zur Form Cizigas vgl. 2,191. - quisquis es: oben zu 1; 25 f.; Ibis 9; Bömer zu Fast. 6, 731. 57 f. Die Grausamkeit, wie oben 55, aber hier zum Bild des Blutdurstes ge¬ steigert; vgl. Met. 13,768 (von Polyphem) caedis amor feritasque sitisque immensa cruoris / cessant; Hist. Aug. Geta 7,6 varietas autem tanta fuit Antonini Bassiani, immo tanta sitis caedis, ut modo fautores Getae, modo ini¬ micos occideret, quos fors obtulisset. Zu sitim .. . explere vgl. Rem. 533 ex¬ plenda est sitis ista tibi, quo perditus ardes. - Die Variante mente geras ist teil¬ weise wohl von 5,8,21 neve tamen tota capias fera gaudia mente beeinflußt; allerdings ist odium {odia) gerere gut bezeugt (Liv. 28,22,2; Sen. Here. fur. 362; vgl. auch Ag. 127 tumido feroces impetus animo geris?). Vielleicht ist an unserer Stelle corde geras zu lesen.
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59 f. Vgl. 4,10,107 f. - sum ... passus: Die Analogie zu 4,1,59 zeigt, daß in Relativsätzen das Praesens patior gleichbedeutend stehen kann; vgl. Friedrich zu Cat. S. 246. - Der Gedanke des Pentameters nimmt 37 (s. d.) auf; vgl. noch Ibis 203 f. tot tibi vae misero! venient talesque ruinae, / ut cogi in lacrimas me quoque posse putem; Sen. Ag. 521 f .cladibus nostris daret / vel Troia lacrimas (dies wohl nach Verg. Aen. 11,257 ff. infanda per orbem / supplicia et scelerum poenas expendimus omnes, / vel Priamo miseranda manus (Gerda z. St. gibt viele Parallelen). 61 f. Zum Vergleich mit Odysseus vgl. 1,5,57 ff. (in der Anm. z. St. ist ex P. 4,10,9ff. nachzutragen). - collatus: Prop. 1,4,9; 1,5,7 non est illa vagis similis collata figuris. - fuit\ das Perfekt hat Anstoß erregt, aber Ovid spricht gleichsam aus der Rückschau.
63 ff. oben zu 19 f. 67 f. Zu diesem Topos vgl. Hesiod, Op. 5; Hör. Carm. 1,28,31 ff. fors et / de¬ bita iura vicesque superbae / te maneant ipsum: precibus non linquar inultis, / teque piacula nulla resolvent-, Bentley zu Iamb. 5,87; Iuv. 7,197 f. si fortuna volet, fies de rhetore consul: / si volet haec eadem, fies de consule rhetor; Ammian. Mare. 14,11,30 haec fortuna mutabilis et inconstans fecit Agathoclem Siculum ex figulo regem et Dionysium gentium quondam terrorem Corinthi lit¬ terario ludo praefecit. — humanae sortis: PLM IV S. 291 (Nr. 306, V. 3) fas nulli est humanam vincere sortem. 69 f. maxima cura-, hier sarkastisch im Gegensatz zu 4,3,17. 71 f. tuta est-, wohl Humanistenkonjektur nach ex P. 2,2,31 tuta petant alii: fortuna miserrima tuta (nostra v. 1.) est, obwohl der Zusammenhang dort anders ist. An unserer Stelle ist das Ursprüngliche vielleicht am Versschluß unleserlich geworden, und was die meisten Hss. bieten, ist eine frühe (aber schlechte) Kon¬ jektur. 73 f. quod magis ut liqueat: aus der Umgangssprache; vgl. Plin. Epist. 2,20,4 quod ut tibi magis liqueat. - experiare = patiare; vgl. 3,2,27.
12. Elegie 'Die Sonne ist ins Zeichen des Widders eingetreten, und mildere Lüfte wehen
(1-4). Blumen sprießen, die Vögel singen, das Gras wächst, und Reben und Bäume (die es leider hier nicht gibt) knospen (5-16). In Rom sind jetzt Ferien; sportliche Wettkämpfe werden abgehalten, und die drei Theater widerhallen vom App¬ laus. Wie schön ist es jetzt dort (17-26)! Bei uns herrscht Tauwetter; das Meer und die Donau sind vom Eis befreit (27-30). Bald werden wieder Schiffe landen, die allerdings kaum von weither kommen, höchstens von der Propontis, und nur ganz selten aus Italien (31-38). Gleichgültig, ob der Schiffer Griechisch oder La¬ teinisch spricht, er kann mir vielleicht von Augustus’ neuestem Triumph über die Germanen berichten (39-48). Wenn er das kann, werde ich ihn gleich in mein Haus einladen - doch hoffentlich ist das nicht mein Haus, sondern nur eine Her¬ berge (49-54).’ Der Frühling in Tomis ist das Gegenstück zum Winter (3,10). Ovid liebt den Frühling; er schildert ihn mehrfach in den Fasten (1,149ff.; 3,235ff.; 4,125ff.) und Metamorphosen (15,201 ff.). Motive und Stimmung sind anders in den bei¬ den berühmten horazischen Frühlingsgedichten 1,4 und 4,7; Calpurnius Sic.
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Ecl. 5,16—23 ist hauptsächlich von Fast. 1,1156 ff. beeinflußt. Leider ist der Ver¬ fasser der beschwingten Ekphrasis Anth. Pal. 9,363 umstritten; auch Gow und Page sprechen es Meleager ab. 1 f. anno .. . peracto: vgl. 4, 7,2; 5,10,6; 11; Met. 13,618 cum sol duodena per¬ egit / signa; Fast. 1,88. Ähnlich Her. 21,85 luce peracta, 'am Ende des Ta¬ ges’. - Der Pentameter ist noch nicht geheilt. Vermutlich ist antiquis uisa durch Dittographie zustandegekommen (vgl. zu 2,8); dadurch könnte die Änderung von Tomitis (Lachmann) zu der prosodisch unmöglichen Form Maeotis (vgl. Schulze, Berl. Philol. Wochenschr. 1919, 283 f.) bedingt sein. Aber möglicher¬ weise ist auch der Versanfang zurechtgemacht. 3f. pertulit: Fast. 2,737 (equi) pertiderant dominos. - Hellen: Zu 1,10,27 f. Der Pentameter ist wörtlich Fast. 3,878 wiederholt; ähnlich schon Q. Cic. Fr. 1,2 Morel curriculum . . . Aries aequat noctisque dieque; Verg. Georg. 1,208 Libra die somnique pares ubi fecerat horas; Lucan 8,467 tempus erat quo Libra pares examinat horas. Grammatisches Subjekt ist der Widder, in den die Sonne eintritt. Das Aequinoctium wird von Columella (11,2,31) und Plin. (Nat. hist. 18,246) auf den 25. März festgesetzt. 5 f. Die Störung im Pentameter läßt sich am besten beheben, wenn man mit N und wenigen andern im Hexameter violam liest; der Singular steht kollektiv wie flos = flores (Tib. 2,1,59 rure puer verno primum de flore coronam / fecit; Thesaurus VI 1, 930, 69 ff.). Die wild wachsenden Veilchen als Boten des Früh¬ lings auch bei Moschos, Europa 64 ff. (neben Narzissen, Hyazinthen und Thy¬ mian); vgl. Schuster, RE 8A, 594. - hilaresque: steht üjtö xoivoü.- Daß die Veil¬ chen wild wachsen ist ein idyllischer Zug, der in den Schilderungen des Goldenen Zeitalters erscheint; vgl. allgemein Lucr. 5,937 f. quod terra crearat / sponte sua; Verg. Georg. 2,10 namque aliae (sc. arbores) nullis hominum cogentibus ipsae / sponte sua veniunt; Prop. 1,2,9f. aspice quos sumittat humus formosa colores, / ut veniant hederae sponte sua melius. 7 f. pubescunt: vgl. Verg. Georg. 2,390 hinc omnis largo pubescit vinea fetu; Aen. 4,514 pubentes herbae (und Servius z. St.); Wakefields Konjektur luces¬ cunt (vgl. Lucr. 5,783) ist also unnötig. - variorum . . . colorum: zum Ausdruck vgl. Met. 1,270 nuntia Iunonis varios induta colores. Er denkt an die ranxilfa der Frühlingswiese: Verg. Aen. 4,202 variis . . . sertis; Prop. 1,2,9 (oben zu 6) colores = flores varii coloris. - indocili: (Pass.) = non docta, rudi; vgl. 4,1,6; Prop. 1,2,12 sciat indocilis currere ly>7npha vias. - gutture: Am. 1,13,8 liquidum tenui gutture cantat avis; Tib. 1,3,60 didce sonant tenui gutture carmen aves; Kall. Fr. 757 Pf. cptfeyyEOO . . . (pdpuyi. - vernat: hier wohl 'singt ein Frühlingslied’; der Zusammenhang legt dies nahe, und so hat die Stelle offenbar Rutil. Nam. De red. 1,112 verstanden, vernula quae vario carmine ludat avis; etwas anders Petron. 120, V. 72 f. non verno persona cantu / mollia discordi strepitu virgulta loquuntur. 9 f. malae matris crimen: 'den Vorwurf, eine schlechte Mutter zu sein’, da Prokne ihren eigenen Sohn Itys tötete (zu 2,389 f.). Die Schwalbe ist der Frühlingsvogel, veris praenuntia (Fast. 2,853), dyye^og x7.uxd sapog döuoö|.iou (Simonides Fr. 46 D.). Ein hübscher Gedanke, daß sich die Schwalbe doppelt mütterlich in ihrer Sorge um die Brut erweist, um den alten Makel abzuwaschen. - hirundo: Bei den meisten Griechen wird Philomela in die Schwalbe, Prokne in die Nachtigall ver¬ wandelt; bei den Römern ist es in der Regel umgekehrt; vgl. z. B. Am. 2,6,7
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quod scelus Ismarii quereris, Philomela, tyranni-. Fast. 2,853 ff. (nach Verg. Ecl.
6,78; Georg. 4,15 ff.); anders hier und Met. 6,474 ff.; vgl. M. C. van der Kolf, RE 19, 2517; Luck, Gnomon 1955, 606. - Nestbau: Fast. 1,158 et luteum celsa sub trabe figit opus.
llf. Vgl. Met. l,123f. (vom Ehernen Zeitalter) semina tum primum longis Cerealia sulcis / obruta sunt, pressique iugo gemuere iuvenci. - molle: umschrie¬ ben Met. 15,203f. tunc herba nitens et roboris expers / turget et insolida est et spe delectat agrestes. — cacumen: Fast. 4,127 f. nunc herbae rupta tellure ca¬ cumina tollunt, / nunc tumido gemmas cortice palmes agit (vgl. unten 13 f.). 13 f. Vgl. Fast. 1,151 f. omnia tunc florent, tunc est nova temporis aetas, / et nova de gravido palmite gemma tumet; oben zu 11 f. - Trotz Ovids Zeugnissen (3,10,71 f.; ex P. 1,3,51; 3,8,13) ist offenbar streckenweise am Pontus Wein gepflanzt worden; auf einer Münze von Pataulia (Head, Hist. Num.2, 287) ist Ge, unter einem Weinstock liegend, abgebildet; auch der spätere Name von Krunio, Dionysopolis, weist darauf hin (Fluss, RE 15, 2407). 15f- turgescit: Met. 15,202f. (oben zu llf.). - Zur Steppenlandschaft der süd¬ lichen Dobrudscha vgl. Fluss, RE 15, 2361. Ähnliche Vorstellung bei Flor. Carm. 1,22,17 f. pone me pigris ubi nulla campis / arbor aestiva recreatur aura. Die leichte Variation eines vorhergehenden Verses ist ein bevorzugtes Stilmittel Ovids; vgl. Kraus, RE 18, 1976. 17 f. iunctis . . . ex ordine: bezeichnet den geregelten Ablauf der Darbietungen; vgl. Met. 11,96 per bis quinque dies et iunctas ordine noctes. — ludis: ludi Ce¬ reales, Florales und Megalenses sind gemeint. - cedunt: das Volk strömt jetzt ins Theater, nicht aufs Forum (unten 24). - bella: zur militärischen Metapher vgl. 4,10,18; ex P. 4,6,29 Marte forensi; Rem. 152 vade per urbanae splendida castra togae-. Fast. 1,22; 4,188; Prop. 3,21,27 Demosthenis arma; Petron. 5, V. 14; Mayor zu luv. 16,47; Gudeman zu Tac. Dial. 26, 7. 19 ff. Über Sport und Spiel im alten Rom vgl. Ars 3,383 ff. sunt illis (sc. viris) celeresque pilae iaculumque trochique / armaque et in gyros ire coactus equus. / nec vos (sc. puellas) Campus habet, nec vos gelidissima Virgo, nec Tuscus pla¬ cida devehit amnis aqua; . . . RE Suppi. 7,383. 19 f. usus equi: Met. 3,554 quem neque bella iuvant nec tela nec usus equorum; Fast. 2,297. Die breit bezeugte Variante lusus ist sicher von luditur beeinflußt. luditur . . . armis — ad armorum peritiam exercetur; vgl. Ter. Pho. 346 f. prima coitio est acerrima. / si eam sustinueris, postilla iam ut lubet ludas licet. Hor. Carm. 1,8,3 ff. zählt die verschiedenen Sportarten auf: Schwimmen (im Tiber), Reiten und Rennfahren (auf dem Marsfeld); Fechten, Diskus- und Speerwerfen. Augustus förderte diese Übungen (vgl. Suet. 83 u. zum Troiae lusus 43), exercita¬ tiones campestres equorum et armorum, die als Vorbereitung zum Kriegsdienst gal¬ ten und mit Beginn der schönen Jahreszeit einsetzten. - pila . . . trochus: vgl. 2, 485 f.; Prop. 3,14,65 f. cum pila veloces fallit per bracchia iactus, / increpat et versi clavis adunca trochi; Hor. Ars p. 380; Mart. 15,45; Jahn zu Pers. 3,51. 21 f. oleo labente-. Verg. Aen. 3,281 f. exercent patrias oleo labente palaestras / nudati socii, wozu Conington-Nettleship bemerken „the oil is said to slip, probably from its effect on the bodies of those who use it.“ Der ganze Sportplatz 'glänzt’ von den gesalbten Körpern der jungen Athleten; deshalb nitida palaestra (Her. 16,151; Fast. 5,667 und Bömer z. St.; RE 17, 2463); vgl. auch Her. 18,11 aut fora vos retinent aut unctae dona palaestrae; Mart. 4,8,5. Bei Cat. 63,64 ego gymnasi fui flos, ego er am decus olei steht oleum fast — palaestra. - Virgine
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. . . aqua: an diesen Aquädukt, den Agrippa zur Versorgung seiner Thermen ge¬ baut hatte, denkt Ovid auch sonst, wenn er sich Rom vergegenwärtigt: ex P. 1, 8,38; Fast. 1,464. Vgl. auch oben zu 19 ff. 23/. scaena viget: vgl. Fast. 4,187 f. scaena sonat ludique vocant: spectate Qui¬ rites, / et fora Marte suo litigiosa vacent (das Distichon variiert unsere Stelle und 17 f.; über die Priorität läßt sich natürlich nichts aussagen). Ludi scaenici an den Megalensia sind erstmals für das Jahr 194 bezeugt (vgl. Fast. 4,357); seit 191 gab es zum Frühlingsfest auch Zirkusspiele. - favor: 'Beifall’ ist sicher die ur¬ sprüngliche Bedeutung, gleichgültig, ob es sich um künstlerische Darbietungen oder Wettrennen usw. handelt; vgl. Z. B. Cic. Pro Roscio Com. 29 quam enim spem et exspectationem, quod studium et quem favorem secum in scaenam attu¬ lit Panurgus, quod Rosci fuerit discipulus! Hor. Epist. 1,18,66 fautor utroque tuum laudabit pollice ludum; Plin. Pan. 33,3. Durch die Rezitationen wird es aber fast zum literarischen Terminus, auch für den Erfolg eines Buchs; vgl. zu 1,1,64; 4,10,131; 5,3,53; ex P. 4,14,55 f. tempora sacrata mea sunt velata co¬ rona, / publicus invito quam favor imposuit. - pro . . . tribus foris: Forum Roma¬ num, F. Iulium und F. Augusti. Vgl. oben zu 18; 3,1,27; Bömer zu Fast. 6,793. Von späteren Autoren vgl. Mart. 3,38,4; 8,44,6; Stat. Silv. 4,9,15 quae trino iuvenis foro tonabas / aut centum prope iudices (die ihre Sitzungen damals ge¬ wöhnlich in der Basilica Iulia abhielten). - terna theatra: das Baibus-, das Mar¬ cellus- und das Pompeius-Theater; vgl. Ars 3,394 visite conspicuis terna theatra locis. 25 f. Zur Form des paxapiopog vgl. Ars 2,447 f. o quater et quotiens numero comprendere non est / felicem; Hom. Od. 5,306; Verg. Aen. 1,94 terque quaterque beati; Tib. 1,10,63 quater ille beatus; Hor. Carm. 1,13,17; Wölfflin, Kleine Sehr. 325; Göbel, Formen und Formeln der epischen Dreiheit in der griech. Lit. (Tüb. Beitr. 26, 1935), 16. Formal und inhaltlich vergleichbar ist Eur. Fr. 793 N.2 paxapioc; öaxig eüxuxcöv oixoi pivet. - est = eSjeaxi; vgl. 3,4,55 u. ö. - interdicta: 1,4,20; 4,1,106. - frui: 4,2,28; ex P. 1,1,21 f. nihil impedit ortos / exule ser¬ vatis legibus urbe frui; 8,39f. at, puto, sic Vrbis misero est erepta voluptas, / quolibet ut saltem rure frui liceat. 27 f. nix .. . soluta: Sen. Here. Oet. 729 nives ut Eurus solvit aut tepidus Notus. durae . . . aquae: ex P. 1,2,80 dura meant celeri terga per amnis equo; 4,9,85 mentiar, an coeat duratus frigore Pontus; 10,38 horrida Sarmaticum cur mare duret hiems. - fodiuntur: 3,10,26. 29f. Zum Zufrieren der Donau vgl. 3,10,25ff.; ex P. 4,7,9f. - stridula ... plaustra: 3,10,34; 59; ex P. 4,7,10. - bubulcus: hier der Fuhrmann des Ochsen¬ karrens; vgl. ex P. 4,7,10; CLE 269,2 B. procul hinc rege plaustra, bubulce. 31 f. adnare: vom Schiff, das sich der Küste nähert; vgl. Verg. Aen. 4,612 f. si tangere portus I ... ac terris adnare necesse est; 6,358. - hospita . . . puppis: Fast. I, 340 hospita navis; Conington-Nettleship zu Verg. Aen. 3,377 f. quo tutior hospita lustres / aequora et Ausonio possis considere portu. 33 f. dicta . . . salute: Met. 14,11 dicta acceptaque salute. - quid veniat: 3,7,6; ex P. 1,1,13 quid ( qui v. 1.) veniant, novitate roges fortasse sub ipsa. - quisve quibusve locis: die alte homerische Formel; z. B. Od. 1,170; 3, 71; 9,52. 35 f. mirum ni: 'es wäre ein Wunder, wenn . . . nicht’ (vgl. Met. 7,12 f. mirumque, nisi hoc est, / aut aliquid certe simile huic, quod amare vocatur), also = nimirum; vgl. Bentley zu Hor. Sat. 2,1,55. - non nisi: vgl. Kühner-Stegmann II, 414. - tutus: hier = cautus, also proleptisch {ut tutus esset); Heinsius’ Ande-
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rung cautus (zu ararit vgl. Heinsius zu Ars 1,686) ist also unnötig. Vgl. noch Hör. Sat. 2,1,20; Ars p. 28. - aravit-, zu 1,1, 76. 37 f. fas: zu 2,213 f. 41 f. Mit Wilamowitz (Coniect. S. 4) nach 36 zu stellen; im Text sind aus Ver¬ sehen die Randzahlen nicht angegeben worden (41 fas quoque ... 42 huc aliquem . . . 37 rarus ab ... 38 litora). - fas est = fieri potest; vgl. 2,213; 3,5,27 f.; Met. 9,385; Bömer zu Fast. 1,329; 532. - vela dedisse: Am. 2,16,22 et dare non aequis vela ferenda Notis. 37 f. Vgl. 4,2,69 f.; ex P. 3,1,27 f. quod procul haec regio est et ab omni devia cursu, / nec pede quo quisquam nec rate tutus eat. - Italia: zu 1,4,20. - litora . .. portubus orba: 3,2,11; 4,4,4,58. 39 f. Graeca ... voce loqui: Zur Stellung duo xoivoö vgl. E. J. Kenney, Class. Quart. 1958, 55. Heinsius wollte Graia hersteilen, doch vgl. B. Axelson, Unpoet. Wörter, 51 f. - ille muß sich auf navita (37) beziehen, so daß 37-44 (ohne 41 f.) ein Satzgefüge bilden, in das die Parenthese certe gratior huius erit eingeschal¬ tet ist. Zur Stellung von ille (nur beim zweiten Glied der Alternative) vgl. Hör. Sat. l,6,122f. post hanc (sc. horam quartam) vagor, aut ego lecto / aut scripto quod me tacitum iuvet, ungor olivo-, Tib. 1,6,37 f. non saeva recuso / verbera, detrecto non ego vincla pedum-, F. Leo, Analecta Plautina I 25. 43f. quisquis is est: zu 3,11,56; Bömer zu Fast. 6,731. - rumorem: Her. 16,41 magna quidem de te rumor praeconia fecit; Flor. 3,3,20 frequens in spectaculo rumor 'Victoriae Cimbricae feliciter’ dixit. - famae: 4,2,18. 45 f. Latio .. . lovi = lovi Capitolino; ein Echo vonProp. 3,4,6 adsuescent Latio Partha tropaea lovi. - reddita = djto5ohevra;vgl. 4,2,8; Cat. 66,37 f.; Verg. Ecl. 5, 74 f.; Petron. 115; Iustin. 11,10,10 Tyrum se ire velle ad vota Herculi red¬ denda. 47 f. Zu dem erwarteten Triumph (des Tiberius?) über die Germanen vgl. zu 2,229 f.; 4,2,1 f.; ex P. 2,8,39f. sic fera quam primum pavido Germania vultu / ante triumphantis serva feretur equos; 3,4,97; Manii. 4,692 et stupefacta suos inter Germania partus. 47 f. rebellatrix . . . Germania: das breit bezeugte Adjektiv wird durch Liv. 40, 35,13; Ammian. 14,8,2 gestützt. - Das Bild der unterjochten Germania auch 4,2, 43 f. (ähnlich Illyrien ex P. 2,2, 79 f. nec dedignata est abiectis Illyris armis / Caesareum famulo vertice ferre pedem). Vgl. zum Ausdruck sub pede (pedibus) auch Fast. 1,701 gratia dis domuique tuae: religata catenis / iam pridem vestro sub pede bella iacent; Met. 14,490; Bömer zu Fast. 1,646; Verg. Aen. 7,100. - ducis: gemeint ist vermutlich Tiberius (vgl. 4,2,44; ex P. 2,1,22). Dux ist ein halb¬ offizieller Titel (vgl. zu 1,2,103): die Angehörigen des Kaiserhauses werden so bezeichnet (Ars 3,119; Fast. 1,714), vor allem natürlich Augustus selbst (Fast. 4,408), aber auch Germanicus (Fast. 1,646). 49 f. vidisse dolebo: Der Infinitiv wie ex P. 1,3,67 non doluit patria Cynicus procid esse Sinopeus; Hör. Carm. 4,4,62 non hydra secto corpore firmior / vinci dolentem crevit in Herculem. - hospes: Fast. 5,502 hospitibus ianua nostra patet. 51 f. Zum Gedanken vgl. 4,4, 85 f. - Lare: 1,10,40; Sen. Phoen. 511 patria re¬ motus, hospes alieni Laris. 53 f. facite ut: vgl. 1,10,49. Die Konstruktion mit ut ist selten bei Ovid und verschwindet nach ihm fast ganz. - penetrale: wie 1,1,105 sein eigenes, privates Zimmer; wie domus im Gegensatz zu hospitium, dem vorübergehenden Aufent¬ halt. -sed: zur Stellung vgl. 5,1,38; ex P. 4,9,124.
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13. Elegie 'Meinen Geburtstag im Exil zu feiern hat wenig Sinn. Am besten wäre ich in frühester Jugend gestorben - oder an dem Tag, als ich Rom verlassen mußte (1-10). Soll ich wirklich ein weißes Gewand anlegen, den Altar bekränzen, Weih¬ rauch verbrennen und Kuchen spenden (11-18)? Ich kann mich über dieses Fest nicht freuen und habe keine Lust, zu opfern und zu beten (19-24). Nur einen Wunsch habe ich: dies sei mein letzter Geburtstag am Schwarzen Meer (25-28)? Der 20. März des Jahres 10 n. Chr. (W. Kraus, RE 18, 1964) ist gekommen, aber Ovid ist nicht in festlicher Stimmung. Der Geburtstag soll ein Tag der Freude sein, er aber hat keinen Grund, sich zu freuen; im Gegenteil, er wird sich seines Unglücks nur noch schmerzlicher bewußt. Formal kann das Gedicht unter die Texte eingereiht werden, die E. Cesareo, II carme natalizio nella poesia latina (1929) bespricht. Das Genus wurde besonders im Messalla-Kreis gepflegt; vgl. Tibull 1,7 und 2,2, ferner Properz 3,10 und Horaz 4,11. Auch Statius Silv. 4,7 und 8 sind wichtig für die Themen und Topoi. Durch seine düstere Stimmung, die schlecht verhüllten Selbstmordgedanken, unterscheidet sich Ovids Elegie von den genannten Texten. Vergleichbar ist Tr. 5,5, aber Ovid ist eher bereit, im Exil den Geburtstag seiner Frau zu feiern, als den eigenen. lf. supervacuus: ex P. 2,7,6 me timor ipse malorum / saepe supervacuos cogit habere metus; GuDEMANzuTac. Dial. 41,4. - quidenim: die erklärende Parenthese wird den zu erklärenden Worten vorausgeschickt; vgl. 1,2,1; Verg. 1,198 f. o socii (neque enim ignari sumus ante malorum) / o passi graviora; 4,20; KühnerStegmann II, 123. - Die Vorstellung des Natalis läßt sich nicht scharf von der des Genius oder (im hellenistischen Bereich) des Daimon trennen; er wird hier angeredet wie Tib. 1,7,63 f. wo V. 49 der Genius Messallas neben dem Natalis vergegenwärtigt wird; vgl. auch 2,2. 3f. dure: zur Stellung des Vokativs vgl. 3,11,1 improbe; ex P. 4,16,1 invide; 48 cruente. - miseros: Burmans Konjektur seros verdient Erwähnung; vgl. zur Möglichkeit einer Verschreibung 4,10,73. - imposuisse modum: Ars 2.20 dif¬ ficile est illis imposuisse modum. Der präsentische Gebrauch des Inf. Pf. ist hier besonders deutlich; daß er metrisch bedingt ist, führt Bömer zu Fast. 2,322 aus (kaum richtig Norden zu Aen. VI3, S. 147). 5 f. cura und pudor stellen zusammen den Inhalt des Begriffs der pietas dar. Sie hätte darin bestanden, das Leben Ovids nicht zu verlängern. 7 f. temptasses wahrscheinlich = temptare debueras; vgl. 4 debueras . . . im¬ posuisse; ähnl. Fast. 3,573 et tamen hospitii servasset ad ultima munus; zu 2,325 f. 9f. Die breit überlieferte Lesart inque relinquendo wird als mihi relinquenti erklärt (z. B. Munro zu Lukr. 6,333, der auf Caes. Bell. Civ. 2,9,8 in struendo reliquerunt hinweist). Da mir Heinsius’ iamque unnötig erscheint, möchte ich jetzt inque relinquenda . . . Vrbe erwägen, d. h. in Vrbe quae mihi relinquenda erat.-vale: 1,8,26; 3,3,88. 1 lf. quid tibi cum Ponto: vgl. 3,11,55; Her. 6,47; 14,65 usw.; ähnlich Tr. 5,12, 49; ex P. 1,5,39 nil sibi cum pelagi dicit fore naufragus undis; 7,25. - gelidi . .. orbis: 5,2,64; 13,21; ex P. 2,4,1 gelido ... ab Histro; Ibis 11 gelidos Aquilonis ad ortus; vgl. auch Tr. 3,3,3 in extremis ignoti partibus orbis. 15
Luck, P. Ovidius Naso, Tristia II
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13f. solitum ... honorem: umfaßt alle Bräuche, die 13-18 genannt werden. moris: vgl. Festus s. v. mos est institutum patrium pertinens maxime ad religiones caerimoniasque antiquas. 15 f. Der bekränzte Altar raucht, und in den Flammen knistert Weihrauch; vgl. ex P. 4,9,53 f. surgat ad hanc vocem plena pius ignis ab ara, / detque bonum voto lucidus omen apex; Met. 10,279; Prop. 3,10,19 f. (am Geburtstag der Ge¬ liebten) inde coronatas ubi ture piaveris aras, / luxerit et tota flamma secunda domo. Die Kränze auch 5,5,10; Fast. 4, 737 tegat ornatas longa corona fores; vgl. Deubner, Ardi. f. Rel.-Wiss. 30, 1933, 70ff.; Nilsson, Gesch. d. griech. Rei. I S. 35,1; 290. - sollemni — festo; vgl. ex P. 4,8,29; Hor. Carm. 4,11,17 (von Maecenas’ Geburtstag). - sonet: die Weihrauchkörner knistern und sprühen in den Flammen; vgl. 4,2,4; Fast. 1,344 non exiguo laurus adusta sono; 4,472. 17f. genitale ... tempus = diem genitalem; vgl. Lukr. 2,1104 mundi tempus genitale. Dissen zu Tibuli 1, 7,53 f. meint, daß die Zahl der Kuchen den Lebens¬ jahren Ovids entspreche, aber diese Vorstellung ist nirgends klar bezeugt. Sie sind als Opfer für den Genius gedacht. Vgl. noch Am. 1,8,94 natalem libo testi¬ ficare tuum; Ars 1,429; Tib. a. O. - concipiam ... preces: Am. 3,7,44 quas nunc concipiam per nova vota preces; Fast. 1,181 f. templa patent auresque deum, nec lingua caducas / concipit ulla preces dictaque pondus habent. - ore favente: unten 24; 5,5,5; Bömer zu Fast. 1,71 f.; 165 f.; 175. Diese vota sind Tib. 1, 7,55ff. im Anschluß an das Kuchenopfer angedeutet; vgl. auch 2,2,1 f. dicamus bona verba: venit Natalis ad aras: / quisquis ades, lingua, vir mulierque, fave; dort umfassen die vota 9-16. 19 f. non ita sum positus: vgl. 1,1,51. - ea = talia; vgl. 1,9,37; 2,221; 5,4,13; ex P. 1,10,17 f; scilicet is status est, ea rerum forma mearum, / deliciis etiam possit ut esse locus. — adventu ... laetus: Ars 2,160 ut adventu laeta sit illa tuo. 21 f. funeris ara: Also kein festlicher Altar, dem Genius zu opfern, sondern eine ara sepulchralis (Met. 8,480) oder a. sepulchri (Verg. Aen. 6,177 und Nor¬ den z. St.); vgl. auch Ibis 101 f. tu quoque, quid dubitas ferales sumere vittas? / iam stat, ut ipse vides, funeris ara tui. Es ist die pyra, der 'Scheiterhaufen’, denn ara behält seine ursprüngliche Bedeutung = 'Feuerstätte’. Das aufgeschichtete Holz (vgl. structis ... rogis; Lucan 3,404 structae diris altaribus arae) macht den Scheiterhaufen zum Altar. - ferali . . . cupressu: die Totenbäume, die vor dem Scheiterhaufen stehen; vgl. Verg. Aen. 6,216 f. feralis ante cupressos / consti¬ tuunt; Norden zu V. 215 und Conington-Nettleship zu 3,64; Petron. 120,75 (saxa) gaudent ferali circumtumulata cupressu; Sil. It. 10,533-535. - structis . . . rogis: 1,3,98; 4,10,86; ex P. 3,2,32; Bömer zu Fast. 2,534. 23f. exorantia: 'erweichend’; vgl. 2,22; Cic. Tusc. 5,62; Mart. 7,54,4. - subeunt = occurrunt, in mentem veniunt; vgl. 1,3,1; 3,8; 38; ex P. 1,2,59; Jahn zu Pers. 2,55. - bona verba: oben zu 18; 5,5,6; Fast. 2,638. 25 f. si tarnen est ... petendum: vgl. 3,8,13, wo optandum gleichbedeutend mit precandum steht. - hac ... luce — hodie. 27 f. Vgl. 2,199. 5,2,31; Cat. 4,23f. cum veniret a mari / novissimo hunc ad usque limpidum lacum. - novissima = extrema; vgl. Tac. Ann. 2,24,1 ita vasto et profundo, ut credatur novissimum ac sine terris (sc. mare); Hist. 5,2 novissi¬ ma Libyae. - Eü|avog steht bekanntlich euphemistisch für a^eivog; darauf spielt Ovid auch 3,11,7; 4,4,56; 5,10,13 an. Vgl. Pindar. Pyth. 4,203; Eur. Andr. 793; Iph. T. 218; 253.
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14. Elegie 'Du hast viel für mich und andere Dichter getan. Kümmerst du dich auch jetzt um mein Werk? (1-6). Bitte tu es; nimm dich meiner verwaisten Kinder an; sie durften ja in Rom bleiben (7-16). Nur die drei Bücher der Liebeskunst sind mit mir verurteilt worden; die andern darf man lesen. Dazu gehören auch die 15 Bü¬ cher Metamorphosen, die ich nicht mehr vollenden konnte (17-24). Bitte nimm auch das neue Gedichtbuch, das am Schwarzen Meer entstanden ist, in deine Ob¬ hut. Man soll es nicht mit meinen früheren Werken vergleichen, sondern be¬ denken, unter welchen Umständen es geschrieben wurde, und es mit Nachsicht prüfen (25-52).’ Der Epilog des dritten Buches behandelt ein Thema, das in den Prologen der beiden folgenden Bücher wiederkehrt (vgl. auch zu 1,11,35 f.): Ovid ist nicht mehr der Dichter, der er einst war; das Unglück hat seine schöpferische Kraft gebrochen. Daneben beschäftigt sich das Gedicht mit den unvollendeten Meta¬ morphosen, wie schon 1,7. Vielleicht sind beide Gedichte an denselben Mann gerichtet (anders W. Kraus, RE 18, 1964). Im Empfänger dieses Versbriefs sieht man gewöhnlich Hyginus, den Leiter der palatinischen Bibliothek, auf den die Anrede cultor et antistes doctorum .. . virorum gut passen würde. Die weitere Anrede (7) vatum studiose novorum charakterisiert ihn als Förderer der moder¬ nen Literatur, was für einen Bibliotheksvorsteher nicht selbstverständlich ist. Die Frage hängt auch mit dem Textproblem in 5 zusammen: soll man conficis oder colligis lesen? Die letztere Variante würde wohl besser die Aufgabe eines Bibliothekars umschreiben, aber wenn conficis die Bedeutung exemplar emen¬ datius conficis haben kann, so gehörte auch das in den Pflichtenkreis des antiken Bibliothekars seit alexandrinischer Zeit. Man hat aber auch an Ovids 'Verleger’ gedacht (s. zu 1,7). Ist der Empfänger tatsächlich Hygin, so darf man annehmen, daß Ovids Bü¬ cher, mit Ausnahme der Ars, nicht aus der palatinischen Bibliothek entfernt wor¬ den waren. Auch die neuesten Elegien, von ihm selbst zu Büchern zusammen¬ gestellt, fehlen nicht. Und während er 1,7 die Herausgabe der Metamorphosen gestattete, erklärt er sich hier damit einverstanden, daß das Werk, obwohl nicht vollendet, in einer der großen Bibliotheken Roms aufliegen könne. Sind diese Vermutungen richtig, so wäre Ovids Furcht (3,1,59 ff.), daß Buch III nicht in die Bibliothek aufgenommen würde, unbegründet - vielleicht nicht mehr als ein spie¬ lerischer Einfall. 1 f. cultor: 5,3,15. - antistes: Cic. De or. 1,202 non enim causidicum nescio quem clamatorem aut rabulam hoc sermone nostro conquirimus, sed eum virum qui . .. sit eius artis antistes. - doctorum . . . virorum: 2,419 f.; 3,1,63 f. - sancte: 3,1,68; 2,4; 7,32; 4,1,28; 10,19 usw. - quid facis: in der Umgangssprache und daher im Briefstil vgl. Hör. Epist. 1,4,1 f. Albi ..., / quid nunc te dicam facere. Hier wird quid durch ecquid (3; 5) auf genommen und durch das Verb in 5 verdeut¬ licht. Es besteht kein Grund, das weniger gut bezeugte qui in den Text zu setzen (vgl. auch Palmer zu Her. 2,39). Anders (pathetisch) ist quid facis etwa ex P. 1,6,43; Her. 5,115. - semper amice: praktisch ein Begriff, wie Prop. 1,22,2 semper amicitia, analog zur Stellung von def.
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Buch III
3f. incolumen = salvum, integrum-, vgl. 4,4,24; ex P. 4,14,51 f. quem vix in¬ columi cuiquam salvoque (Gegensatz wäre exsuli) daretis, / is datus a vobis est mihi nuper amor-, Cic. Fam. 1,16,6 an tu Romae habitare, id putas incolumen esse; Hor. Sat. 1,4,98 incolumis laetor quod vivit in Vrbe. - totus abesse: wenig¬ stens durch seine Werke (unten 8) und Briefe (1,1,16; 5,1,80) weilt der Dichter noch in Rom. 5f. conficis: das muß ein technischer Ausdruck sein, und zwar vielleicht im Sinne von colligis; vgl. Cic. Att. 1,7 wo Shackleton Bailey bibliothecam conficere mit 'to procure a library’ übersetzt; etwas anders 12,37,2 hortos conficere, 'to get me a place in the suburbs.’ Aus der Vita Lucani 10 läßt sich eine andere Be¬ deutung gewinnen, poemata eius etiam praelegi memini, confici vero ac proponi venalia operose et diligenter, sed et inepte quoque; das bezieht sich also auf eine sorgfältige Edition des unvollendeten Gedichts, wie sie zu Ovids Metamorphosen, aber nicht zu seinen andern Werken, die hier mitgemeint sind, passen würde. Vielleicht trifft die Glosse colligis das Richtige; suspicis läßt sich kaum durch 5,6,3; ex P. 1,1,3f.; Ciris 46 halten (vgl. auch Thesaurus V 2, 1251, 67 f.). exceptis . . . solis artibus: 3,1,65 f.; zur Sache 1,1,107 ff.; 2,13f. - artifici: ex P. 2,7,47 f.; Ibis 5f. nec quemquam nostri, nisi me, laesere libelli, / artificis periit cum caput Arte sua. 7 f. immo ita fac: zu der seltenen Elision vgl. noch 1,2,99. - vatum . . . novorum: vgl. 4,10,41; 55; 5,3,55f. - qua ... potes = quatenus (quantum) potes; vgl. 3,4b,75; 7,54; Plaut. Asin. 96; Kroll 34 Catull 68,149. - corpus ... meum: 'mein Werk’; vgl. 2,535; H. Landwehr, Arch. Lat. Lex. 6, 1889, 250. Es liegt also, zum Teil wenigstens, am Empfänger, ob Ovids Bücher auch künftig in Rom zugänglich sind. 9f. dicta — indicta; vgl. Her. 5,33 illa dies fatum miserae mihi dixit; Hor. Carm. 3,3,57f. sed bellicosis fata Quiritibus / hac lege dico; Tib. 1,6,55 tibi nescioquas dixit, mea Delia, poenas; Manii. 4,137. - poenam . . . meruere: 1,2, 63;; ex P. 3,6,28 qui poenam culpa non meruere pati; Thesaurus VIII 810, 22 ff.; 814, 51 ff. 11 f. pater ... natis: variiert den Begriff dominus (10; vgl. 1,1,2; 3,1,5; 14 usw.). Derselbe Gedanke auch ex P. 1,1,21 f. nihil impedit ortos / exule ser¬ vatis legibus Vrbe frui; vgl. noch Tr. 1,7,35 f. Zu dem Bild vgl. auch 1,1,113ff.; 7,19f.; 3,1,57; 66; ex P. 4,5,29. Schon Platon spricht von den exyova Jtoir|X(öv (Symp. 209D); vgl. Prop. 3,1,9; Gudeman zu Tac. Dial.2 S. 198. -stirps . . . pro¬ geniesque: die Unterscheidung ('Nachkommenschaft’ - 'Geschlecht’), die Nipperdey-Andresen zu Tac. Ann. 2,37 annehmen, scheint etwas zu subtil. 15 f. Der Wortlaut erinnert an die letzten Verfügungen eines Sterbenden; vgl. vor allem Prop. 4,11, 73 ff. nunc tibi commendo communia pignora natos: / haec cura et cineri spirat inusta meo. / fungere maternis vicibus, pater: illa meorum / omnis erit collo turba ferenda tuo. - orba parente: vgl. 1,7,35 (von den Meta¬ morphosen). - sarcina: von sidi selbst 5,6,5; von seiner Gattin ex P. 1,2,145; vgl. noch Prop. 4,11, 78 (oben) tota domus coepit nunc onus esse tuum. 17 f. contagia nostra: 5,4,33. - palam: drückt vielleicht aus die Hoffnung, daß sich der Empfänger im Geheimen auch der Liebeskunst annehmen würde. 19 ff. Uber den unvollendeten Zustand der Metamorphosen vgl. 1,1,117 f., 1,7, 13 ff. Sie sind in dieser Form inzwischen ins Publikum gekommen (das Perfekt pervenit 23 deutet darauf hin). Zur Umschreibung des Titels vgl. 1,7,38; 2,64;
14. Elegie
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556, Met. 1,1. — volumina — libros-, vgl. 1,1,117; 7,351; 2,550; H. Landwehr, Arch. Lat. Lex. 6, 1889, 240. 21ff. Zur Herausgabe der Metamorphosen vgl. auch 1, 7,22; 27 ff.; 39f.; 2,555f.; Kraus, RE 18, 1949. 21f. a summa manu: 1,7,28; 30; 2,555f.; vgl. auch Ars 3,226 a summa manu; Fast. 6, 798; Met. 8,200f. postquam manus ultima coeptis / imposita est; Petron. 118 placet hic impetus, etiam si nondum receperit ultimam . . manum. Zu Ovids Erwartungen vgl. 1, 7,31 f. 23 f. incorrectum: wohl nach Analogie von aöiopftcoxov, das Cic. Att. 13,21a, 1 verwendet; später im literarischen Sinn noch Schol. Hör. Epist. 2,1,167 poetae carmina sua scripta incorrecta dimittebant; bei den christlichen Schriftstellern nur im ethischen Sinn. - populi pervenit in ora: nicht etwa 'trat in den Gesichts¬ kreis’, sondern, wie schon Ruhnken erklärte, 'in ore esse dicitur qui crebro me¬ moratur’. Jeder, der von sich reden macht, ist 'im Volksmund’; vgl. ex P. 2,6,34 in ore frequens posteritatis eris (dadurch, daß sein Name ausgesprochen, genannt wird, lebt er weiter); Catull 40,5 an ut pervenias in ora vulgi? Das gilt aber ganz besonders von Dichtern, deren Werk gelesen wird; vgl. 1,7,25 f.; 4,1,68; ex P. 4,6,10 vestra . . . carmen in ora dedi; Prop. 2,1,2 (quaeritis) unde meus veniat mollis in ora liber; 3,1,24 maius ab exsequiis nomen in ora venit; 9,32 et venies tu quoque in ora virum; Conington-Nettleship zu Verg. Georg. 2,9. si tamen: fast gleichbedeutend mit si modo; vgl. ex P. 1,2,113f. Caesaris haec animum poterant audita movere, / Maxime, movissent si tamen ante tuum; 7,34; 3,2,30. 25 f. hoc: dieses neue Buch, also Tristia III. — nescio quid: betont abschätzig, wie ex P. 1,1,21 quicquid id est, adiunge meis; vgl. auch Tr. 1,7,12. - diverso . . . ab orbe: 3,2,12; 4,2,69; ex P. 1,5,67f. quo mihi diversum fama contendere in orbem? / quem fortuna dedit, Roma sit ille locus; Her. 13,151 dum tamen arma geres diverso miles in orbe; Verg. Aen. 3,4 diversa exilia et desertas quaerere terras. 27 ff. Die Bitte um Nachsicht gründet sich auf die Gesichtspunkte tempus (vgl. 1,1,37ff.; 45f.; 4,1,2; 105) und locus (vgl. 3,1,17f.; 5,1,71 ff.); beide Begriffe zusammengefaßt 5,12,36. 31 f. Es ist fast ein Wunder, daß Ovid unter diesen Umständen überhaupt noch dichten kann; vgl. 1,11,7 ff. - in . . . tot adversis: 5,2,27. - carmen ducere-. 1,11,18; 5,12,63; ex P. 1,5, 7 ducendi carminis usus (13 deducere versum; Met. 1,4); Quint. Inst. 10,3,18 rectius erit, ...ab initio sic opus ducere ut caelandum, non ex integro fabricandum sit; Lejay zu Hor. Sat. 1,10,44; 2,1,4. 33 f. Dieses Geständnis eines der begabtesten antiken Dichter kommt etwas überraschend; vgl. noch 2,327ff.; 531 f. Dagegen bezieht sich ex P. 2,5,21 ff. auf die Exiljahre; auch 4, 2, 15 ff. deutet an, daß sein ingenium früher rei¬ cher war; vgl. noch Tr. 4, 10, 25 f. (ähnlich Hor. Carm. 2,18,2; 10) und zu 1,1,35; 6,31 f. Die Elegie, als deren Meister Ovid galt (anders die Metamorpho¬ sen; vgl. Bömer zu Fast. 2,123) gehören ohnehin zum genus exiguum oder molle oder leve. Diese Selbstzeugnisse sind fast immer rhetorisch stilisiert. — ingenium fregere meum mala: ex P. 1,2,61 cum video quam sint mea fata tenacia, frangor; Cic. Fam. 4,8,1 sin te tanta mala rei publicae frangerent; Sen. Tro. 745 ipse post Troiam pater / posuisset animos, magna quos frangunt mala. Vgl. auch Tr. 5, 12,31 f. - fons infecundus parvaque vena: 2,331 f.; 3,7,16; ex P. 2,5,21 f. in¬ genioque meo, vena quod paupere manat, / plaudis, et e rivo flumina magna fa-
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Buch III
cis; 4,2,20 carmen vena pauperiore fluit; Prop. 4,1,59 f. et tamen exiguo quodcumque e pectore rivi / fluxerit; Lejay zu Hor. Sat. 1,4,17; Mayor zu luv. 7,53 (Add.). 35 f. Zum Gedanken vgl. 5,12,21 ff. - nullo exercente-. Am. 1,8,53 forma, nisi admittas, nullo exercente senescit; vgl. zur Konstruktion auch Tr. 3,12,6; Fast. 4,395 nullo sollicitante; Met. 1,103 nullo cogente; Verg. Georg. 2,10. - periit: 3,7,16; 5,12,2; zum Gedanken vgl. auch 3,7,22; 10,70; ex P. 1,5, 7 f. et mihi siquis erat ducendi carminis usus, / deficit estque minor factus inerte sinu. - Zur prosodischen Längung der Endsilbe von periit vgl. 4,3,68; ex P. 4,12,44; 1,4,46 (subiit); 3,84 (adiit); Am. 3,8,17; Ars. 3,64, Rem. 6; Bömer zu Fast. 2,341; Fritzsche zu Hor. Sat. 1,9,21. 37 f. Das Motiv erinnert an Cat. 68,33f. nam, quod scriptorum non magna est copia apud me, / hoc fit, quod Romae vivimus; braucht aber deswegen nicht rein literarisch zu sein; vgl. auch oben S. 5. - inviter: invitare heißt hier soviel wie 'aufmuntern’; vgl. H. Nettleship, Journ. Phil. 5, 1874, 20 ff. - arcus et arma: alliterativ, wie etwa Her. 4,91. 39 f. recitem: diese Rezitationen im kritischen und verständnisvollen Kreis sind also für ihn selbstverständlich; vgl. 4,1,89f.; 10,113; ex P. 4,2,25-38 und über 'Lesung aus eigenen Werken’ in der Antike die nahezu erschöpfende Material¬ sammlung bei Mayor zu luv. 3,90 (auch Nachträge, S. 346 f. der 4. Aufl. von 1889); ferner Funaioli, RE 1A, 438. - intellecturis . .. auribus: 4,1,90; 5,10,37. Zur metrischen Struktur des Pentameters vgl. 1,7,40; 4,10,62; M. Bernhard, Philologus 84, 1929, 28. 41 f. Zum Motiv der ständigen Bedrohung vgl. 4,1,69 ff.; ex P. 1,8,61 f. - quo secedam: vgl. 1,1,41, oben S. 5. - summovet: ex P. 1,2,22 portaque vix firma summovet arma sera. 43 f. nomenque locumque: Ovid denkt vielleicht an die Abfassung von Buch II, das (vor allem 361 ff.) von Namen wimmelt. Alle Gedichte von Buch III (auch die Absyrtos-Episode, Nr. 9) konnten ohne Nachschlagewerke geschrieben wer¬ den; die mythologischen Anspielungen waren Ovid sicher geläufig. An den Meta¬ morphosen arbeitet er offenbar nicht, wohl aber an den Fasten, und für dieses Werk braucht er tatsächlich Hilfsmittel aller Art. - certior esse: 1,3,20; ex P. 1,2,6; 3,6,8. 45f. Vgl. 5,7,57f.; ex P. 3,9,17f. saepe aliquod verbum cupiens mutare reli¬ qui, / iudicium vires destiuuntque meum. 47 f. circumsonor: 4,10,111; 5,3,11. - Geticis ... modis: später hat Ovid Getisch gelernt und auch in dieser Sprache gedichtet; vgl. ex P. 4,13,17-22; wenn er dort (V. 20) aber von nostri modi spricht, so meint er sicher daktylische Verse; nur die Sprache, nicht das Versmaß, ist getisch. 51 f. qualemcumque ... libellum: vgl. 1,1,46; 7,12; 11,18; 5,11,24; ex P. 2,5, 10. Vielleicht nach Cat. 1,8 f. quare habe tibi quidquid hoc libelli / qualecumque. - venia dignare: ex P. 1,8,9, quoque magis nostros venia dignare ... libellos; ähnlich 3,9,55 da veniam scriptis. - condicione: oben 28; vgl. auch 3,5,53; ex P.
1,2,72; 2,5,16.
BUCH IV
Das Buch enthält nur zehn Gedichte, ist aber mit 678 Versen länger als Buch I (552) und II (578), weniger lang als III (788) und V (750). Wie wir das schon im Aufbau von I und III beobachtet haben, entsprechen sich Prolog und Epilog. In 3,1 und 14 sprach Ovid von seiner Dichtung, besonders seiner Exildichtung und bat um Nachsicht für ihre Schwächen. Dies ist auch das Thema von 4,1; aber 4,10 hat den Charakter einer Selbstbiographie und die Geltung von Ovids Gesamtwerk steht im Vordergrund. An die Gattin ist 4,3 gerichtet, an gute Freunde 4 und 5, an einen säumigen Freund 7, an einen Feind 9. Es ist das übliche Fachwerk - wenn man es so nennen darf. Dazwischen finden sich anders¬ artige Texte: 4,2 die visionäre Schilderung eines römischen Triumphes; 6 und 8 Klagen über die Härte des Exils - ein Thema, das auch sonst anklingt, hier aber ganze Elegien beherrscht. Die Tatsache, daß eine elegische Autobiographie in Form einer Sphragis das Buch beschließt, ist wohl so zu erklären, daß Ovid ursprünglich diese Sammlung als letztes Buch der Tristien betrachtet hat. Der Anfang des 5. Buches, hunc quoque de Getico, nostri studiose, libellum litor e praemissis quattuor adde meis könnte diese Vermutung bestätigen. Ovid spricht hier von den Büchern I-IV wie von einem in sich geschlossenen Corpus, dem nachträglich noch etwas bei¬ gefügt wird. Die Vierzahl hat ihre Analogie bei Cornelius Gallus und Properz (der fast sicher Buch IV selbst herausgegeben hat). Dagegen sind die Bücher ex P. nicht zu vergleichen, da ursprünglich wohl nur drei Bücher geplant waren und man Buch IV am besten als Sammlung von Gedichten betrachtet, die etwa gleich¬ zeitig mit denjenigen von ex P. I—III entstanden sind, aber aus irgendeinem Grund nicht in das Corpus (das durch Prolog und Epilog gesichert ist) aufgenom¬ men wurden. Auch die vier horazischen Odenbücher bilden, wie bekannt, keinen einheitlichen Komplex. Das Buch ist wahrscheinlich im Lauf des Jahres 11 veröffentlicht worden, denn 4,7,1 f. (obwohl schlecht überliefert) besagen doch wohl, daß Ovid schon zweimal den Wechsel vom Winter zum Frühling im Exil erlebt hat. Die beiden Verse beziehen sich, wenigstens teilweise, auf zwei Gedichte des dritten Buchs (3,10 und 12). Es ist also seither wieder Winter und Frühling geworden, und jener Freund hat noch immer nicht geschrieben. Das heißt: Ovid schreibt 4,7 im drit¬ ten Jahr seiner Verbannung.
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Buch IV
1. Elegie 'In meinen Exildichtungen sind manche Schwächen, ich weiß; aber ich schreibe nicht mehr um des Ruhmes willen, sondern, um mich abzulenken (1-4). Sklaven, Arbeiter, einsame und enttäuschte Menschen finden Trost und Erholung im Lied (5-18). Meine Muse hat mich auch auf der Reise ins Exil nicht im Stich gelassen (19-26). Trotzdem - ich wollte, ich hätte nie einen Vers geschrieben, aber ich kann es nun einmal nicht lassen (27-46). Vielleicht ist es Wahnsinn, aber wenig¬ stens entrückt mich die Kunst eine Weile den Leiden meiner Verbannung (37-52). Mein Leben hier ist entsetzlich: ich bin am Ende der Welt, von Räubern bedroht, von Angst und Verzweiflung gequält (53-102). Deshalb bitte ich den Leser um Nachsicht (103-106).’ Dieser Prolog hat auf Joachim Du Bellay stark gewirkt. In der wundervollen Zueignung seiner Regrets spiegeln die ersten fünfzehn Strophen deutlich die ersten sieben Distichen von Ovids Prolog wider (ed. J. Joliffe, 1966, S. 46 ff.). Nur ein Beispiel, um zu zeigen, wie gut Du Bellay als Dichter und Humanist seinen Ovid verstanden hat: „Si je n’ay plus la faveur de la Muse, Et si mes vers se trouvent imparfaits, Le lieu, le temps, l’aage ou je les ay faits, Et mes ennuis leur serviront d’excuse.“
1-14. Eine der apologetischen Erklärungen, die in Ovids Exildichtungen so oft begegnen (vgl. z. B. 1,1,35 ff.; 11,35 ff.; 3,1,17 f.; 14,25 ff.; 5,7,55 ff.; 12, 33 ff.). Der typische Ort dafür sind Prologe und Epiloge, aber sie fehlen (vgl. 5, 7 und 12) auch sonst nicht. Vgl. zu ihrer Bewertung oben S. 4 ff. 1 f. ut erunt: 1,11,36; 2,155; Met. 13,135 (aber hier nicht nach si, sondern eingeschoben zwischen quod . .. esse videtur). — excusata habe: nicht völlig gleichbedeutend mit excusa, denn habere wird doch als selbständiges Verbum empfunden, das etwas dauerndes bezeichnet; vgl. Thielmann, Arch. lat. Lexikogr. 2, 1885, 372 ff; 540. - tempore: unten 105; 1,1,37 f. 3f. mihi: zum dat. auct. vgl. 2,376. - fama: im Gegensatz zu seinen früheren Werken; vgl. 1,1,51 ff.; 5,1,75f.; ex P. 1,5,57-86 (bes. 67f. quo mihi diversum fama contendere in orbem? /quem fortuna dedit, Roma sit ille locus); 3,9,55f. da veniam scriptis, quorum non gloria nobis / causa, sed utilitas officiumque fuit. - mens intenta ... malis: Met. 15,515f. mihi mens interrita mansit / exiliis intenta (contenta pars codd.) suis. Ähnlich steht auch animum intendere (Met. 6,5; Hor. Epist. 1,2,36 si non / intendes animum studiis et rebus honestis). Zum Gedanken vgl. Maxim. EI. 1,125 f. [mens) ad nullum consurgit opus, cum cor¬ pore languet / atque intenta suis ars stupet (astupet vel obstupet codd.; em. Owen, sed cf. W. Schetter, Klass.-Philol. Studien 36, 1970, 128, n. 35) ipsa malis, eine klare Reminiszenz. 5 f. Zum Motiv des Sklaven, der trotz seiner Fesseln bei seiner schweren Arbeit singt vgl. Tib. 2,6,25 f. spes etiam valida solatur compede vinctum: / crura sonant ferro, sed canit inter opus; Mayor zu luv. 8,180; 11,80; 10,182; 14,24.hoc est cur: ex P. 1,6,31 f. (nach Tibuli a. O.) haec (sc. spes) facit ut vivat fossor
1. Elegie
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quoque compede vinctus, / liberaque a ferro crura futura putet. Etwas anderes Prop. 2,24 B, 1 hoc erat in primis quod me gaudere iubebas? - indocili: passi¬ visch = indocto, rudi; vgl. 3,12,8; Prop. 1,2,12 ut sciat indocili currere lympha via; die Erklärer zu Verg. Ecl. 3,25 f. 7 f. Dieses Bild bot sich Ovid vielleicht am Tiberufer; vgl. Prop. 1,14,3 f.; mireris ... / ... tam tardas funibus ire rates; Ausonius sah es an der Mosel (40 ff.). Über die naves caudicariae und den clamor helciariorum orientiert Axel Boethius, Gnomon 1956, 260. - Die gehäuften Spondeen im Hexameter malen vielleicht die Anstrengung. 9f. Der Gesang der Ruderer wird oft erwähnt; vgl. z. B. Verg. Aen. 3,128; Mart. 4,64,21; Sext. Emp. Adv. Mus. 24 und andere Stellen bei Pease zu Cic. Nat. deor. 2,89. - ad pectora: Met. 11,461 ff. ast iuvenes quaerente moras Ceyce reducunt / ordinibus geminis ad fortia pectora remos / aequalique ictu scindunt freta. Zum Plural vgl. Löfstedt, Synt. I, S.42. - in numerum: 'imTakt’; vgl. Fast. 4,183 f. (von den phrygischen Kureten, die rhythmisch auf ihre Zymbeln und Pauken schlagen); Lucr. 2,636 in numerum pulsarent; 4,769 bracchiaque in numerum iactare et cetera membra; Verg. Ecl. 6,27; Aen. 8,453. - pulsa . . . aqua: Octavia 316 resonant remis pulsata freta. 11 f. incubuit baculo: ex P. 1,8,52 ipse velut baculo pascere nixus oves; Met. 8, 218 aut pastor baculo stivave innixus arator-, Culex 98 baculo ... nixus . .. pa¬ stor-, Prop. 4,2,39 pastor me ad baculum possum curvare. - Der singende Hirte audi Rem. 181 f. pastor inaequali modidatur harundine carmen, / nec desunt comites, sedula turba, canes. - Zu mulcet vgl. noch Met. 10,301 mea si vestras mulcebunt carmina mentes-. Fast. 2,116 cantat et aequoreas carmine mulcet aquas. 13 f. Die bezaubernde Melodie dieser lieblichen Schilderung genügt schon, den Dichter zu widerlegen. Das kunstvolle Hyperbaton, die Assonanzen (cantantis . . . trahentis, fallitur . . . decipitur que), die durch Anadiplosis verstärkte Alli¬ teration (pariter pariter . . . pensa), der ganze verschwenderische Aufwand von Kunstmitteln, der das schlichte Bild so unvergeßlich einprägt - da hört man doch die alte Meisterschaft, und vielleicht sogar einen neuen Ton. Dahinter stehen zwei wundervolle Vergilverse, Georg. 1,293 f. interea longum cantu solata la¬ borem / argute coniunx percurrit pectine telas-, danach vielleicht Tib. 2,1,65f. atque aliqua assidue textrix operata Minervae / cantat et applauso tela sonat latere. Zum Motiv der singenden Spinnerin oder Weberin vgl. Claudian 20,458; Gow-Page zu Leon. Tar. 72 (= Anth. Pal. 7,726); Blümner, Technol. I2, S. 121. — Die Verdopplung von pariter ist eine der Möglichkeiten, dpa . .. dpa wieder¬ zugeben; ähnlich ist simul . .. simul (Verg. Aen. 1,513) oder aeque .. . aeque (Hör. Epist. 1,1,25), wobei wohl das Versmaß entscheidet, welche Formel ge¬ wählt wird. Vgl. noch Met. 8,324; 10, 722; 12,36; Verg. Aen. 8,545. - data pensa trahentis: vom Zupfen und Ausziehen der zugeteilten Wolle in Fäden; vgl. Her. 3, 75; Met. 13, 511; Fast. 2, 743. - fallitur: 3, 3, 12; 5, 7, 39; Her. 1,9 (Pene¬ lope am Webstuhl) spatiosam fallere noctem. - decipitur: 4,10,114; Hör. Carm. 2,13,37 f. quin et Prometheus et Pelopis parens / dulci laborem decipitur sono. Ähnlich Met. 14,120 f. inde ferens lassos adverso tramite passus / cum duce Cumaea mollit sermone laborem. 15 f. In der Ilias (9,186 £f.) spielt und singt Achill xTia avöpcöv; das Briseis-Motiv taucht erst 273 auf; aber in der römischen Liebesdichtung (Am. 1,9,33; Rem. 777; Prop. 2,20,1) steht es im Vordergrund. - Haemonia .. . lyra: Hermes gab
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die Leier dem Thraker Orpheus; vgl. Hör. 3,117f. (Briseis an Achill) tutius est iacuisse toro, tenuisse puellam, / Threiciam digitis increpuisse lyram. 17 f. Das bekannte Bild von Orpheus; vgl. Met. 11,1 f.; 44 ff.; Hör. Carm. 1,12, 7ff. (Nisbet-Hubbard z. St.); Manil. 1,329 tunc silvas et saxa trahens, nunc si¬ dera ducit (zur Datierung der Astronomica benutzt von van Wageningen, RE 14, 1928, 1117). Dies im wesentlichen wohl nach Apoll. Rhod. 1,569 ff. (und sei¬ ner Vorlage?); vgl. Ziegler, RE 18,1, 1939, 1427 ff. - bis amissa coniuge: Met. 10,64; Verg. Georg. 4,504. - maestus: Seneca, Epist. 74,2 hic amissis liberis maestus, hic sollicitus aegris. 19 f. Vgl. 49 ff.; 4,10,115 ff. (anders ex P. 1,5,12). - levat: 5,1,59; Verg. Aen. 8,308 vario ... viam sermone levabat-, Tac. Ann. 4,58,1 liberalibus studiis prae¬ diti, ferme Graeci, quorum sermonibus levaretur. — comes: unten 50; 1,5,64. nostrae ... fugae = mihi profugo; vgl. 1,5,36; 64; ex P. 1,4,34. 21 f. insidias: unten 65; 1,11,27. - Zum Text: für das überl. inter nec schlägt Borszak nec iter vor. 23f. Es handelt sich um error [culpa), nicht um scelus; vgl. unten 33f.; 1,2,99f.; 3,37 f.; 3,11,33 f.; 4,10, 89 L; 5,8,23f.; ex P. l,6,25f. quiequid id est, ut non facinus, sic culpa vocanda est. / omnis an in magnos culpa deos scelus est? 25 f. aequa — propitia. - criminis acta rea est: Rem. 388; Fast. 4,308. 27 f. Zum Gedanken vgl. 2,3f.; 13 f.; 3,7,9. - nocitura fuerunt: in der Rück¬ schau; vgl. ex P. 1,7,42 parva relegari poena futura fuit; Prop. 2,29,38 neu sibi neve mihi quae nocitura forent. - Pieridum sacris: unten 29; 3,7,32; 4,10,19; ex P. 2,9,64; 10,17; 3,4,67; 4,8,8lf. Der Dichter als Priester Apolls und der Musen auch 3,2,3f.; Am. 3,8,23; Prop. 3,1,3f.; 4,6,1 usw. Vgl. Jahn zu Pers. prol. 7; Gudeman zu Tac. Dial. 9,3. - imposuisse manum; ex P. 4,8,82 isdem studiis imposuisse manum. 29f. carmine laesus: oben 27; unten 35; 1,1,55; 2,31 f.; 3,14,6. 31 f. Lotos als Frucht des Vergessens (ähnlich, nach Homer, Lethe unten 47) ex P. 4,10,18 nec degustanti lotos amara fuit; Culex 124 f. 33 f. fere: Hor. Epist. 2,1,236. - persequitur que: zum Wortbild in der 2. Penta¬ meterhälfte vgl. unten 40; 1,8,24 (prothetisches dum); 2,532; 4,5,6. - culpae: oben zu 23 f. Es handelt sich um eine 'Schwäche5, eine 'Verirrung5. In Verbindung mit amor auch Verg. Aen. 4,19, denn minuit ... amoris invidiam cum dicit 'cul¬ pae5 (Lact. Plac. zu Stat. Theb. 5,453). Zur Verbindung materiam culpae vgl. Met. 2,213 materiam ... suo praebet seges arida damno. 35 f. oben 30; 3,7,9. - Zum Oxymoron vgl. 5,7,33 f.; ex P. 4,14,20 telaque ad¬ huc demens quae nocuere, sequor. 37 f. Zum Topos (insania der Dichter) vgl. 1,11,11; 2,15; ex P. 1,5,31 f. an populus vere sanos negat esse poetas, / sumque fides huius maxima vocis ego? Hor. Epist. 1,19,4 male sanos .. . poetas; Brink zu Ars p. 296. 39f. Vgl. 4, 10, 115ff.; 5, l,33f.; 7,39f.; 65. - obtutu: 5,1,66. 41-44. Fast wie ein Kommentar zu dieser Stelle liest sich Longin. De subl. 36,1 (o£ ev Tnyoig peycdoqmElg) jtdvxeg eioiv ejtdv« toü OvrjTOÜ. 41 f. Ovid denkt vielleicht an die großartige Parodos von Eur. Bakch. (64 ff.). Ähnliches wird von den fanatici ex aede Bellonae (d. h. den Priestern der Göttin Ma) berichtet: Tib. 1,6,45f. haec ubi Bellonae motu est agitata, nec acrem / flammam, non amens verbera torta timet. - stupet: Hor. Carm. 3,25,9 exsomnis stupet Euhias. Vielleicht weist Catuli 64,60 saxea ut effigies bacchantis auf ein berühmtes hellenistisches Kunstwerk hin, das Ovids Leser kannten. Vermutlich
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ist doch mit Bentley (zu Hör. Carm. 3,25,9; zu Lucan. 1,675) Edonis zu lesen; vgl. die Erklärer zu Verg. Aen. 12,365. - exululata: eig. 'geheult habend’; nicht vor Ovid. Zu der Form vgl. 3,5,16; 10,52; Verg. Aen. 5,332 vestigia ... titubata; Bömer zu Fast. 4,186; Kühner-Stegmann Bd. I, § 26,4. 43 f. calent . .. pectora: Met. 2,641 incaluitque deo, quem clausum pectore habe¬ bat; Fast. 6,5 est deus in nobis, agitante calescimus illo. - thyrso: Am. 3,1,23 tempus erat thyrso pulsum graviore moveri; Met. 9,641 f. utque tuo motae, proles Semeleia, thyrso / Ismariae celebrant repetita triennia Bacchae. Über diese Vor¬ stellungen s. 0. Falter, Der Dichter und sein Gott, Diss. Würzburg 1934, 67. — altior humano . .. malo: Cons. Liv. 59 f. Caesaris adde domum, quae certe fu¬ neris expers / debuit humanis altior esse malis. Ähnlich ex P. 2,7,75 f. omnia deficiunt: animus tamen omnia vincit: / ille etiam vires corpus habere facit. 45f. Scythici ... ponti: 3,4,46; 5,2,62. - sentit: 1,1,81; 2,229; 3,8,14; Ibis 383. 47 f. Zum Lethe-Motiv vgl. 1,8,36; ex P. 2,4,23f. non ego, si biberes securae pocida Lethes, / excidere haec credam pectore posse tuo; 4,1,17 f.; Met. 11,603 f. rivus aquae Lethes, per quem cum murmure labens / invitat somnos crepitantibus unda lapillis. Zum Lethetrunk vgl. Waszink zu Tert. De an. 43,9; 50,4; zum Lethebecher vgl. Apul. Met. 2,29 und Klauser-Grün, RAC 2,46. 49f. levantes: oben 19; 4,10,112. - sollicitae ... fugae: unten 85; 1,11,2. comites: Die Musen als Begleiterinnen auch 4,10,119 f. und schon bei Lukr. 3, 1037 (etwas anders Verg. Aen. 9,775); vgl. O. Falter, Der Dichter und sein Gott (Diss. Würzb. 1934), 25 f.; 93 ff. 51 f. Das Distichon ist besonders kunstvoll gebaut: partim ... partim und vel .. . vel entsprechen sich; rate weist auf pelago, pede auf terra zurück. Der Ein¬ druck der Verschränkung wird durch die ungewöhnlich weite Sperrung von vestigia . . . nostra noch verstärkt. 53 f. hae: sc. Musae. Zu der Variante haec vgl. Heraeus zu Mart. 7,26,4; Housman zu luv. 6,259; zu Lucan 7,387. - faciles — propitiae. - turba: von den Göt¬ tern auch 1,2,60; 3,1,77; 2,4. - cum magno Caesare: vgl. Prop. 2,7,5 'at magnus Caesar\ sit magnus Caesar in armis. 55 ff. Vgl. 4,10,107 f.; 5,1,31 L; ex P. 2,7,25ff. Cinyphiae segetis citius numera¬ bis aristas, / altaque qua?n multis floreat Hybla thymis, / et quot aves motis nitan¬ tur in aere pinnis, / quotque natent pisces aequore, certus eris, / quam tibi no¬ strorum statuatur summa laborum, / quos ego sum terra, quos ego passus aqua. Dieser Typ des Vergleichs parodistisch verwendet bei Juvenal 10,220 f. quorum si nomina quaeras, / promptius expediam quot amaverit Oppia moechos. Das Bild von den Sandkörnern schon Ilias 9,395. Zu cumulant vgl. Ennius, Trag. 307 R. heu heu, mea Fortuna, ut omnia in me conglomeras mala\ - Zum ersten Vergleich im Pentameter s. auch 5,2,25. 57f. Zum Blumenvergleich s. auch 5,2,23; Ilias 2,467f. (ähnl. Odyss. 9,51) eotcxv ö’ ev Aeipom Sxapavöpüp dvüepöevTi/pÜQioi, öoaa te ’ cdya Xsovte xuvoöv imo xapxapoSovToiv / dpaa^avts qp£pr|tov ava pcojtrpa jtuxva; 16,352f. tbg 8e ?aixoi agxeooiv ejiexpaov i) Epftpoioiv / aivrai ... 81 f. saepe = saepto. Das Mißverständnis (sede in der 'guten’ Überlieferung) auch sonst bezeugt; vgl. Heinsius zu Met. 2, 713; 4,86; Peasf. zu Cic. De div. 1,13 (S. 80 f.). — repperit: über die Schreibweise Forbiger zu Verg. Aen. 4,214. habet-, aus der Gladiatorensprache, 'ihn hat’s erwischt’. 83 f. 3,10, 61 ff. - virus habente: Ibis 526; ex P. 4,6,34. 85 f. sollicitae . . . sedis: oben 50. — iaceo: lateo scheint ein Sonderfehler von M zu sein; vgl. 3,3,5; 13; 4,3,12; ex P. 1,3,49; 1,5; Thesaur. 7,1,27,34 ff. - novus incola: ex P. 1,1,1 Naso Tomitanae iam non novus incola terrae. - tempora lon¬ ga: Hor. Epist. 1,1,21 mihi tarda fluunt ingrataque tempora- Ars p. 172 (Brink z. St.). Weder hier noch 5,10,12; 13,27 ist lenta notwendig. 87 f. numeros: zu 5,1,23.- sacra: oben 28. — sustinet: mit Inf. auch 4,4,14; 10, 74; 5,12,16; ex P. 1,5,18. Über den Inf. bei Hilfsverben vgl. Kühner-Stegmann 2,569. Stolz-Schmalz-Hofmann 582 (nicht ganz richtig; denn unsere Stelle ist früher als ex P. 1,5,18); Löfstedt, Synt.2 1,137 f.; 2,181. 89 f. Er leidet darunter, daß er kein Publikum hat: 3,14,39 f.; 4,10,113 f.; ex P. 4,2,37 f. hic mea cui recitem nisi flavis scripta Corallis, / quasque alias gentes barbarus Hister habet. 91 f. mihi: unten zu 93 f. — Er liest laut, was er geschrieben hat; aber er schreibt natürlich auch für sein Publikum in Rom. Was ihm fehlt, sind die engen Freunde, denen er früher neue Werke vorlas. - tuta: 2,98; Prop. 2,13,14 domina iudice tutus ero; Mart. 9,17,6 quo felix f acies iudice tuta fuit. Ovid braucht sein eigenes Urteil nicht zu fürchten, da er selbst am besten weiß, unter welchen Umständen diese Verse gedichtet wurden. 93 f. Vgl. ex P. 1,5,29 f. cur igitur scribam, miraris? miror et ipse, / et tecum quaero saepe quid inde petam; 61 f. cur ego sollicita poliam mea carmina cura? / an verear ne non approbet illa Getes? - cui: Dat. commodi; vgl. ex P. 1,8,45 (von seinen Gärten) quos ego nescio cui colui; Cic. Pro Rose. Am. 49 praedia aliis coluit, non sibi. 95 f. Vgl. 1,1,13f.; 3,1,15 f. u. ö. - littera: vielleicht kollektiv = litterae, 'die Schrift’. 97 f. Vgl. 4,6,21 f.; ex P. 3,7,33f. torqueor en gravius, repetitaque forma lo¬ corum / exilium renovat triste recensque facit. - maestae . .. aquae: Stat. Silv. 5, l,34f. citius Tithonida maesti / deficient rores. - imber: Am. 3,6,68 spargebat teneros flebilis imbre sinus; Cat. 68,56. 99 f. vice mutata: Vgl. Hor. Carm. 4,7,3 mutat terra vices; Sen. Rhet. Contr. 5, 1,1 mutantur vices felicitatis humanae. — qui: Dieselbe Unsicherheit im Text wie 3,8,38; 11,25. Eindeutig ist ex P. 1,6,11 überliefert certe ego cum primum potui sentire quid essem, aber der Sinn ist hier etwas anders (= in quo statu essem); vgl. noch Prop. 1,15,32 sis quodeumque voles; 2,9,1 iste quod est, ego saepe fui; 3,24,6 ut quod non esses, esse putaret amor. Aber deswegen braucht man Prop. 1,12,11 non sum ego qui fueram nicht mit Burman quod einzusetzen; vgl. noch Her. 9,106 (und Heinsius zu 12,31); Fast. 4,230. Überhaupt wäre es falsch, zu normalisieren (vgl. zu 1,2,12) und die Sinnesnuancen zu verwischen.
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101 f. Ähnliches berichtet er von seinen Jugendgedichten (4,10,61 f.) und den Metamorphosen (ibid. 63 f.; 1,7,15 f.)- Aber er zerstört offenbar auch manches, was in Tomis entsteht (5,12,61 ff.). - manus demens: Am. 3,6,36 irata ... manu; Prop. 3,25,10 nec tamen irata ianua fracta manu; oben zu 73 ff. 103f. Ovid gibt zu verstehen, daß er eben doch Kritik übt, und daß von dem vielen, das er schreibt, nicht viel übrigbleibt, weil er das meiste ins Feuer wirft; Horaz, Epist. l,6,45f. ist anders. - cum venia: vgl. 1,1,46; 7,31; Liv. 7,41,3; 29,17,6; Quint. 10,1,72 habent ... comici, si cum venia legantur, quaedam quae possis decerpere. - quisquis es: Bömer zu Fast. 6,731. 105f. Vgl. 1,1,35ff.; 3,14,51 f.; 5,12,35f. - interdicta: 1,4,20; 3,12,26. - con¬ sule ... boni: eine nicht besonders häufige Art des gen. pretii; vgl. ex P. 1,3,93 f. munus tua grande voluntas / ad me pervenit consulitur que boni-, 3,8,23f. quae quamquam misisse pudet, quia parva videntur, / tu tamen haec, quaeso, consule missa boni-, Sen. De prof. 2,4; Epist. 9; Quint. 1,6,32; praef. 16; Plin. Epist. 7,12,3.
2. Elegie 'Ich stelle mir vor, daß die Germanen jetzt besiegt sind und daß Tiberius seinen Triumph feiern kann (lf.). Nun sind die Vorbereitungen getroffen: Au¬ gustus, Tiberius, Livia und die Prinzen und Prinzessinnen des kaiserlichen Hau¬ ses opfern dankbar den Göttern. Volk, Senat und Ritterschaft freuen sich (3-16). Nur ich kann an der allgemeinen Freude nicht teilhaben (17 f.). Der oder jener wird versuchen, die Namen der Könige und Fürsten, die gefangen im Zug vor¬ beigeführt werden, zu erklären, auch wenn er nichts genaues weiß (19-46). Caesar selbst wird auf dem Triumphwagen vorüberfahren, von Beifallsstürmen umbraust (47-56). Nur mein Geist, der riesige Distanzen mühelos durchfliegt, kann alles sehen; nur von fern kann ich es genießen. Aber wenn mir jemand spä¬ ter Kunde davon bringt, will ich mein Leid vergessen und ein Fest der Freude feiern (57-74)3 Tiberius kämpfte 9-7 v. Chr. und 4-5 n. Chr. (vgl. Fast. 1,645 f.; zu Trist. 2,229f.) und nochmals 10 n. Chr. gegen die Germanen (vgl. Trist. 3,12,47). Der Triumph, den Ovid hier in Form einer Vision schildert, müßte der Abschluß die¬ ser drei Feldzüge sein. Das Gedicht berührt sich stark mit verschiedenen Stellen des ersten Buchs der Fasti. Zum Topos der jtonjtfjg excppaoig vgl. noch ex P. 2,1 und 3,4; Am. 1,2,23ff.; Ars 1,213ff. Der Ort des Gedichts im Buch (gleich nach dem Prolog) scheint seine Bedeutung zu unterstreichen (vgl. W. Port, Philologus 81, 1926, 458). Die visionäre Schilderung eines römischen Triumphes (den Ovid natürlich in Wirklichkeit oft erlebt hat) ist ein origineller Gedanke. Die Klage über das Leben in der Verbannung, fern von den Freuden der Großstadt, ver¬ bindet sich hier mit der Huldigung gegenüber dem Herrscherhaus. Das Gedicht ist auf eigene Weise ein Festgedicht, allerdings ohne realen Hintergrund (wenig¬ stens vorläufig) und mit ausgesprochen elegischen Untertönen. lf. Zum geschichtlichen Hintergrund vgl. Tac. Ann. 2,26; danach mußte Rom im Jahre 16 n. Chr. nur den Krieg gegen die Germanen führen; 2,41 berichtet er vom Triumph des Germanicus: bellum ... quia conficere prohibitus erat, pro confecto accipiebatur. Nach dem Sieg über die Germanen wäre also die ganze
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Welt römisch. Vgl. Fast. 1,67; 285ff.; 721 ff. und Germanicus selbst in seinem Preis des Friedens, Phaen. 5-16. - fera ... Germania: ex P. 2,8,39f. sic fera quam primum pavido Germania vultu / ante triumphantis serva feratur equos; Hor. Iamb. 16,7 nec fera caerulea domuit Germania pube. Ähnlich Tr. 3,12,47. - potest: da er von dem Ereignis noch nichts Konkretes gehört hat; vgl. unten 67ff. - flexo succubuisse genu; Met. 4,340 flexum ... genu submisit; Fast. 2, 438 suppliciter posito procubuere genu; Her. 13,24. 3f. alta ... Palatia: 1,1,69. - velentur: 3,1,39; Bömer zu Fast. 3,137. - sonent: 3,13,16; Met. 15,734f. [tura) parte ab utraque sonant et odorant aera fumis, / ictaque coniectos incalfacit hostia cultros. 5f. adducta ... securi: Fast. 1,575 adductaque clava, 'zum Schlag ausgeholt’, d. h. eigentlich dem Körper (der Schulter usw.) genähert; vgl. auch Her. 10,15 adductis sonuerunt pectora palmis. Die Übersetzung ist unrichtig. - colla: Met. 15,126 (vgl. 7,428) percussit colla securi. - percussa: vgl. auch Fast. 1,347 hic qui nunc aperit percussi viscera (= exta) tauri-, 720 albaque percussa victima fronte cadat; Jahn zu Pers. 5,167 'voce sollemni de popa qui hostiam ferit’. pulset: die (trotz Gronovius, Obss. 1,13) weniger gut bezeugte Lesart tinguat ist vielleicht aus Fast. 6,82; 462; Ibis 368 eingedrungen, wo der Zusammenhang jeweils anders ist. Der Ausdruck ist malerisch und exakt. 7 ff. Vgl. Cons. Liv. 19 ff. ignotumque tibi meruit, Romane, triumphum, / protulit in terras imperiumque novas. / solvere vota lovi fatorum ignara tuorum, / ma¬ ter, et armiferae solvere vota deae / Gradivomque patrem donis implere para¬ bas / et quoscumque coli est iusque piumque deos. Der ovidische Stil ist unver¬ kennbar; die Beziehungen der Consolatio zu den Tristien verdienten eine ge¬ nauere Untersuchung. 7 f. Die Wiederholung des Motivs in 11 f. ist charakteristisch für den feierlichen Stil. - Zu promissa vgl. M. Roth, Diss. Gießen 1935, 57. - reddere = arcoöoüvai; vgl. 3,12,46. - Caesar uterque: Augustus und Tiberius. 9f. iuvenes: Germanicus und der jüngere Drusus. - sub nomine: 2,551; Thes. 4,128,81 ff.; Leumann-Hofmann, S. 539. - perpetuo: 3,1,41; ex P. 1,2,99 utque diu sub eo, sic sit sub Caesare terra (dazu Housman Man. 1,926 Add.). 11 f. cumque bonis nuribus: Agrippina (Gattin des Germanicus) und Livilla (Gattin des Drusus); vgl. ex P. 2,2, 73 f. adde nurus neptesque pias natosque nepotum / ceteraque Augustae membra valere domus (wo die jüngeren Frauen des Kaiserhauses, und besonders Agrippina und Livilla gemeint sind); 8,45f. (an Livia) sic tibi vir sospes, sic sint cum prole nepotes, / cumque bonis nuribus quod peperere nurus. - meritis ... deis: oben 7 f.; unten 56; 1,10,43. 13 ff. Die Aufzählung erinnert einerseits an Met. 15,729 ff. (Begrüßung des Asklepioskultes in Rom) huc omnis populi passim matrumque patrumque / obvia turba ruit, quaeque ignes, Troica, servant, / Vesta, tuos, laetoque deum clamore sa¬ lutant; anderseits denkt man audi an Fast. 4,293 ff. omnis eques mixtaque gravis cum plebe senatus / ... procedunt pariter matres nataeque nurusque. Alle Schich¬ ten der Bevölkerung sind vertreten; dadurch erhält der Triumph fast kultisdien Charakter. - sine crimine: 4,10,71. - castos ... focos: Fast. 3,698 sic e castis Vesta locuta focis (vgl. 417). - virginitate: Fast. 4,296 quae ... colunt sanctos virginitate focos. Zur Bedeutung von focos (= aram) vgl. ex P. 1,1,52. 15 f. Die drei Stände - Volk, Senat, Ritterschaft - sind vertreten. Zur kollektiven Bedeutung von eques vgl. Cons. Liv. 202; zu pars vgl. 2,58; 158; ex P. 1,7,15f.
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cetera sit sospes cultorum turba tuorum, / in quibus, ut populo, pars ego parva fui. Die Wortstellung im Pentameter ist besonders kunstvoll; im Hexameter fällt die Wiederholung des Begriffs der pia plebs auf. 17 f. communia gaudia: an denen jeder (mit Ausnahme des Verbannten) teil¬ haben kann. - longe = paxpoüev; vgl. z. B. Met. 10,719 agnovit longe gemitum morientis. 19ff. Hier beginnt die eigentliche Schilderung des Triumphzugs; einzelne Mo¬ tive auch sonst bei Ovid (z. B. Ars 1,219 ff.). Vgl. noch Cons. Liv. 271 ff.; Mayor zu luv. 8,69. - ergo omnis: die Elision ist selten, doch vgl. 1,1,87 ergo cave. spectare triumphos: ex P. 2,2,91 felices, quibus o licuit spectare triumphos-, Mart. 5,19,3 quando magis dignos licuit spectare triumphos? Auson. Mos. 421 f. Augustae veniens quod moenibus urbis / spectavit iunctos natique patrisque triumphos (Übertragung des Motivs ins Jahr 369 n. Chr., von Augustus auf Valentinian I., von Rom nach Trier). - titulis: sie enthalten die Namen der besiegten Fürsten und eroberten Städte usw., und wahrscheinlich auch den Namen des Triumphators; vgl. ex P. 2,1,49f. pertulit hic idem nobis, Germanice, rumor? / oppida sub titulo nominis isse tui; Prop. 3,4,16 titulis oppida capta legam; Claud. Laud. Stil. 3,23 hi famulos traherent reges, hi facta metallo / oppida vel montes captivaque flumina ferrent. Es handelt sich also um relativ solide (aus Metall konstruierte) Darstellungen. Zum Namen des Siegers vgl. noch Plin. Paneg. 17,1 videor ingentia ducum nomina . . . noscitare. 21 f. Zum Bild der gefesselten Könige vgl. ex P. 2,1,43 f. totque tulisse duces captivis addita collis / vincula; Prop. 2,1,33 f. aut regum auratis circumdata colla catenis / Actiaque in sacra currere rostra via (die Vergoldung der Ketten erinnert an Christus’ Purpurmantel und Dornenkrone); Hör. Carm. 2,12,11 f. ductaque per vias / regum colla minacium; Epist. 2,1,192; Jahn zu Pers. 6,45; Instinsky, Hermes 82, 1954, 127. - ante: Cic. in Pisonem 59 quid tandem habet iste currus, quid vincti atite currum duces, quid simulacra oppidorum, quid aurum, quid argentum, quid legati in equis et tribuni, quid clamor militum, quid tota illa pompa? Bentley zu Lucan 3,77 macht darauf aufmerksam, daß bei Seneca, Troad. 152 die Gefangenen hinter dem Wagen des Siegers gehen. — corona¬ tos ... equos: 2,178; ex P. 2,1,57 f. te quoque victorem Tarpeias scandere in arces / laeta coronatis Roma videbit equis; Fast. 5,52; Cons. Liv. 374; Mart. 7, 8, 8 inter laurigos . . . comes ibit equos. 23f. vultus ... versos: 'ins Gegenteil verkehrt’ und daher = deiectos (im Ge¬ gensatz zu terribilis, 24); vgl. 29 f. — immemoresque sui: ihrer gegenwärtigen Lage; entspr. pro tempore; näher ausgeführt 31; vgl. ex P. 1,3,35 f. nescioqua natale solum dulcedine cunctos / ducit et immemores non sinit esse sui. 25f. causas: fast so viel wie 'nähere Umstände’; vgl. aina und aiTioXoyeIv. illa: richtet sich nach dem zunächst stehenden Substantiv, umfaßt aber auch cau¬ sas und res (sc. gestas). 27 f. fulget: Prop. 2,1,5 sive illam Cois fulgentem incedere - sublimis in ostro: Her. 12,179 rideat et Tyrio iaceat sublimis in ostro. - fuerat — fuit, wie oft (unten 30: 3,11,25; ex P. 2,3,61; 3,2,53; 3,37; 4,9,119 usw.). — proximus ... duci = legatus ducis; vgl. Lucan 3,106f. proxima lege potestas, / praetor (nach dem Konsul). 29f. in humo: selten, doch vgl. Met. 13,541 adversa figit ... lumina terra; Kühner-Stegmann II, S. 485. Noch seltener die Ausdrucksweise luv. 3,80 figentes lumine terram. - vultu: oben 23 f.; 5,7,17.
2. Elegie
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31 f. ardens (sc. ira): Verg„ Aen. 6,467 ardentem, et torva tuentem; Hor. Sat. 1,4,48 at pater ardens / saevit; Sil. It. 9,262 ardens animi. - hortator: ein ge¬ suchtes Wort, vielleicht nach Ennius, der möglicherweise auch Met. 13,45 horta¬ tor scelerum (von Odysseus, nach Verg. Aen. 6,528) nachwirkt; entspricht gr. HsT.cuöTi^g. — consilium: Fast. 3,276 (von Egeria) illa Numae coniunx consiliumque fuit. Mißverständnis von abstractum pro concreto führte zu der Variante dedit (nach 1,5,5, wo umgekehrt aus unserer Stelle fuisti eingedrungen ist). 33 f. perfidus hic: mit umgangssprachlicher Färbung; vgl. Hor. Sat. 1,1,29 per¬ fidus hic caupo. Zum Thema der perfidia der Feinde vgl. auch Veil. Pat. 2,119,2 exercitus ... perfidia hostis, iniquitate fortunae circumventus. - fraude locorum: vgh 4,1,70; 5,10,18; Verg. Aen. 9,396 fF. quem iam manus omnis / fraude loci et noctis ... / oppressum rapit; Tac. Ann. 12,33 astu (= ingenio) locorum prior, vi militum inferior. - Die Ähnlichkeit des Pentameters mit Cons. Liv. 86 pallida promissa flore per ora coma ist auffällig; vgl. auch Tr. 1,3,90 squalidus immissis hirta per ora comis und Cons. Liv. 295 at comitum squalent immissis ora capillis. 35 f. Tac. Ann. 1,61,3 (Germanicus findet die Überreste der Varusarmee) lucis propinquis barbarae arae, apud quas tribunos ac primorum ordinum centuriones mactaverant. — recusanti ... deo: zur aufgeklärten Konzeption der Götter vgl. 4,4,81. - corpora capta: nicht rein periphrastisch (= captivos), sondern prägnant = avöpajtoöa; vgl. 2,311; Her. 3,36 puellae / Lesbides, eversa corpora capta domo. 37ff. Vgl. ex P. 2,1,37ff.; 3,4.105ff.; Cons. Liv. 313 fluminaque et montes et nomina magna locorum. 37 f. Zum Begriffspaar caedes - eruor vgl. 1,11,32; Fast. 6,599 hinc eruor, hinc caedes. 39 f. Vgl. Fast. 1,597 et mortem et nomen Druso Germania fecit; Hor. Carm. 4,14,10 wo die Siege des Drusus über die Vindeliker, 15 v. Chr. (KiesslingHeinze zu Carm. 4,4) und andere Stämme gefeiert werden. - digna parente: ex P. 2,2,82 digna parente suo nominibusque datis (von Germanicus und Drusus); 9,38 o Coty, progenies digna parente tuo. Die Emendation von T. Faber wird durch Cons. Liv. 337 f. bestätigt, gaudebuntque suae merito cognomine gentis, / quod solum domito victor ab hoste tulit. 41 f. Der Rhein als Flußgott, mit gebrochenen Hörnern und von Blut besudelt; vgl. ex P. 3,4,107 f. squalidus immissos fracta sub harundine crines / Rhenus et infectas sanguine portet aquas; Prop. 3,3,45f. barbarus aut Suevo perfusus san¬ guine Rhenus / saucia maerenti corpora vectet aqua; Claud. Cons. Stil. 1,220 Rhenum ... minacem / cornibus infractis adeo mitescere cogis; Bömer zu Fast. 3,647. - hic ... erat: 'was da eben vorbeizog, war der Rhein’; der Tempus¬ gebrauch in diesem Gedicht ist sehr überlegt. - male tectus: Her.3,103; Liv.38, 21,4; Stat. Theb. 11,543 male .. . plumis imus tegit inguine thorax. - ab ulva: zu ab bei Dingen vgl. Bömer zu Fast. 2,764. - decolor: Hor. Carm. 2,1,33 ff. qui gurges aut quae flumina lugubris / ignara belli? quod mare Dauniae / non decoloravere caedes? / quae caret ora eruor e nostro? Sidon. Epist. 1,5 Metaurus cuius ita in longum felicitas uno die parta porrigitur, ac si etiam nunc Dalmatico salo cadavera sanguinolenta decoloratis gurgitibus inferret; Cons. Liv. 385 f. Rhenus et Alpinae valles et sanguine nigro / decolor infesta testis Isargus aqua (nach W. Kraus, RE 18, 1973 eine ungeschickte Nachahmung unserer Stelle); Stat. Theb. 12,410 qua turpatus (sc. Ismenus) adhuc et sanguine decolor ibat. Vgl. Orelli und Lejay zu Hor. Sat. 1,10,37. 16
I.uck, P. Ovidius Naso, Tristia II
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43 f. Vgl. ex P. 2,8,39 f. sic fera quam primum pavido Germania vultu / ante triumphantis serva feratur equos; Bömer zu Fast. 1,646; 3,560. Die Darstellung der besiegten Germania fährt also unmittelbar vor dem Wagen des Triumpha¬ tors. - ducis: Tiberius ist gemeint. - maesta sedet: Fast. 4,503 sedit gelido maestissima saxo; Prop. 1,15,11 f. (von Kalypso) multos illa dies incomptis
maesta capillis / sederat. 45 f. Vgl. Cons. Liv. 271 ff. at tibi ius veniae superest, Germania, nullum: / postmodo tu poenas, barbare, morte dabis. / aspiciam regum liventia colla ca¬ tenis / duraque per saevas vincula nexa manus / et tandem trepidos vultus inque illa ferocum / invitis lacrimas decidere ora genis. / spiritus ille minax et Drusi morte superbus / carnifici in maesto carcere dandus erit. — colla animosa: Hypallage wie Prop. 3,14,9 gaudentia bracchia; Lucan 1,603 Salius laeto por¬ tans ancilia collo. 47 f. super in curru: ex P. 2,2,79f. ipse (sc. Tiberius) super currum placido spectabilis ore / tempora Phoebea virgine flexa tulit-, 3,4,35 illa ducis facies in curru stantis eburno-, Iuv. 10,36f. praetorem curribus altis / extantem et ... sublimem-, 8,3 stantis in curribus Aemilianos. - rite: 3,8,14. - per ora: 'an den Gesichtern vorbei’ (die rechts und links die Straßen säumen). Ennius bei Cic. Tusc. 1,34 volito vivo’ per ora virum und Verg. Aen. 12,235 sind nicht zu ver¬ gleichen, denn dort ist der unsterblich, dessen Name im Mund geführt wird. 49 f. Vgl. ex P. 2,1,35 f. quaque ierit felix adiectum plausibus omen, / saxaque roratis erubuisse rosis; Am. 1,2,39 f.; Th. Klauser, RAC 2,449. 51 f. Die Wiederholung von io malt den Jubel der Zuschauer und die rhythmi¬ schen Sprechchöre der Soldaten, die immer wieder einsetzen; vgl. Hör. Carm. 4, 2,50 'io triumphe’ / non semel dicemus 'io triumphe’ / civitas omnis dabimusque divis / tura benignis (vgl. zum Schlußmotiv oben 4 ff.). - Zum Lorbeerkranz vgl. Am. 1,2,34; Tib. 2,5,117 f. ipse gerens laurus (lauros G alii) lauro devinctus agresti, / miles 'io’magna voce 'triumphe’ canet; zum Epithet vgl. ex P. 2,2,80; Am. 1,7,35 f.; Met. l,560ff.; Bömer zu Fast. 3,137. 53 f. Vgl. Verg. Aen. 5,148 tum plausu fremituque virum studiis faventum / consonat omne nemus (weshalb ich Philologus 103,1959,110 f. faventum für hs. canentum oder calentes usw. vorgeschlagen habe). - quadriiugos: Vergil ver¬ wendet quadriiugus (vgl. Cons. Liv. 332 aequa paternis / gloria quadriiugis au¬ reus ibit equis) und quadriiugis (Conington-Nettleship zu Aen. 10,571). resistere equos: die seltene Elision ist hier besonders ausdrucksvoll; vgl. ex P 1,8,46 addere aquas; Prop. 3,4,14. 55 f. arcem: die Elision von arcem ist ungewöhnlich, und 1,3,89 (s. d.) sowie ex P. 2,6 (von Heinsius verdächtigt) turpe sequi casum et fortunae accedere ami¬ cum sind keine ganz sicheren Parallelen; auch ex P. 1,4,7 facere hoc ist wohl nicht zu vergleichen; ähnliche Fälle: Fast. 3,585; 6,443; Her. 2,137; 13,141; Ars 1,487 sive illa; Met. 7,583 ut vitam odissem. Näheres zum Problem bei Fritzsci-ie zu Hör. Sat. 2,3,43. — dabitur laurea: ex P. 2,1,67 dabitur tua laurea templis (an Germanicus); Bömer zu Fast. 4,898. - merito . . . Iovi: oben 12. 57 f. Zur Vorstellung des geistigen Auges vgl. 3,4,55f.; ex P. 1,8,34 cuncta . .. mens oculis pervidet usa suis; 4,4,45 quod licet, absentem, qua possum, mente vi ebo. / aspiciet vultus consulis illa sui; ähnlich auch 2,4, 7 f. ante oculos nostros posita est tua semper imago, / et videor vultus mente videre tuos; 4,9,41 mente tamen quae sola loco non exulat utar; Her. 10,135 nunc quoque non oculis, sed, qua potes, adspice mente. - summotum: 3,4,41; Sueton. Aug. 45,4 ut ... Pyladen
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urbe atque Italia summoverit. - qua possum: zu 1,7,8; vgl. ex P. 2,10,47 te ta¬ men intueor quo solo pectore possum. 59f. immensas ... terras: 4,9,19; Fast. 5,221 per immensas ... gentes. Viel¬ leicht denkt Ovid an die Homerverse II. 15,80 ff., die den Geist frei in die Weite schweifen lassen. - fuga: Zur Variante via vgl. 1,10,10. Das könnte eine gra¬ phische Variante sein, und fuga ist möglicherweise von Hör. Carm. 2,7,9 und 2,13,17 beeinflußt; vgl. noch Sil. Ital. 6,201; 14,560. Wie Conington-Nettleship zu Verg. Aen. 1,317 bemerken, kann fuga jede rasche Bewegung bezeichnen, aber Her. 16,332 ist celeres ... vias gut bezeugt. 61 f. mediam ... in Vrbem: 5,8,36. - immunes: c. gen. auch Am. 2,14,1; Her. 14,8; Conington-Nettleship zu Verg. Aen. 12,559. 63f. currus ... eburnos: ex P. 3,4,35; Mayor zu Juv. 10,36f. - certe: 1,1,16. 65 f. vera: 3,11,48. - cum duce turba suo: gleicher Versschluß Fast. 3,372. 67 f. Vgl. 3,4, 73. - percipiendus: ex P. 1,2,51 sic ubi percepta est brevis et non vera voluptas. 69f. diversum .. . orbem: 3,2,12; ex P. 1,5,67 quo mihi diversum fama conten¬ dere in orbem; Verg. Aen. 3,4 diversa exilia = terrae longinquae exsulibus ha¬ bitandae-, Tac. Ann. 3,59. - qui narret: es ist die 3,12,37 ff. ausgemalte Situa¬ tion. 71 f. Über die große Verspätung, mit der Nachrichten aus Rom ihn erreichen, klagt Ovid auch ex P. 3,4,59f. dum, venit huc rumor properataque carmina fiunt / factaque eunt ad vos, annus abisse potest-, 4,11,15f. dum tua pervenit, dum littera nostra recurrens / tot maria ac terras permeat, annus abit. - audiero: er¬ setzt das metrisch unbequeme audiam; vgl. Catuli 65,9; Bednara, Arch. lat. Lex. 14, 1906, 93; Norden zu Verg. Aen. 6,89 f. 73 f. Vergleichbar ist die Wunschformel 3,5,55 f.; Tib. 1,3,93 f. hoc precor, hunc illum nobis Aurora nitentem / Luciferum roseis candida portet equis; Ari-
stoph. Pax 346 ei ydp exvevou’ lösiv tautriv pe. tt)v ripepav, aber noch näher sind Formeln wie Met. 3,519 tempus erit quo; Hom. Od. 4,164; 6,448 eaaexai r)pap ötav; Theokr. 24,86 eorai ör] toüt’ apap öjiavixa. - illa dies: vgl. 5,3,1. So regel¬ mäßig bei Ovid, dagegen bei Vergil ille dies; Statius verwendet ohne sichtbaren Unterschied beides. Vgl. Ed. Fraenkel, Glotta 1917, 24ff.; Norden zu Aen. 6, 429; J. B. Hofmann, Philologus 1938, 265 ff. - lugubria: sc. vestimenta; vgl. Met. 11,669 surge, age, da lacrimas lugubriaque indue; es kann die praetexta pulla oder vestis sordida sein; vgl. dazu Kübler, RE 13,1698. - causa ... privata: F. J. Dölger, Antike und Christentum 5, 1936, 289. - publica: Met. 12,29 f. (von Agamemnon) postquam pietatem publica causa / rexque patrem vicit.
3. Elegie 'Großer und Kleiner Bär! Schaut auf Rom herab und sagt mir, ob meine Gat¬ tin meiner gedenkt (1-10). Aber was frage ich? Ich weiß, daß sie mir treu ge¬ blieben ist (11-20). Sie liegt schlaflos, von Sorge um mich gequält (21-30). Ich möchte nicht, daß du meinetwegen traurig bist, aber da ich dir verloren bin, mußt du über mein Schicksal weinen (31-38). Ich wollte, du könntest meinen Tod beklagen (39-48). Wenn man von dir als der „Frau des Verbannten“ spricht, steigt dir die Schamröte ins Gesicht. Das schmerzt mich (49-60). Mein Unglück gibt dir Gelegenheit, heroische Standhaftigkeit zu bewähren’ (61-84). 16*
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Das Gedicht entspricht den Elegien an die Gattin in den andern Büchern (1,6; 3,3 usw.), hat aber mehr als die andern Dialogcharakter. Thematisch sind vergleichbar 5,11 (man nennt sie „Frau des Verbannten“) und 14 (erst im Un¬ glück zeigt sich wahre Größe). Der Stellung im Gedichtbuch nach ist vergleichbar 3,3. In echt ovidischer Weise zieht sich der Gegensatz von dolor und pudor durch die zweite Hälfte des Gedichts und wird mannigfach abgewandelt, wobei das dolor-Motiv schon 21 auftaucht. Daß Schmerz eine Art Lust sein kann (37 f.) ist eine tiefe Einsicht: est quaedam flere voluptas; / expletur lacrimis egeriturque dolor. 1-10: Eine ungewöhnlich lange Peride, in der das Enjambement zunächst durch einen Relativsatz bei einem Vokativ bedingt ist. Platnauer, Lat. Eleg. Verse, 31 vergleicht 3,8,1-5; 4,5,5-10; Am. 1,11,1-7. I f. Es wird oft berichtet, daß die griechischen Schiffer sich am Großen Bären orientierten, während die phönizischen auf die Kynosura schauten; dieser Name ist zuerst bei Arat bezeugt (erklärt Schol. Arat. 27, p. 344 Maass; vgl. Schob II. 18,487). Vgl. noch Her. 17,149 nec sequor aut Helicen aut, qua Tyros utitur, Arcton-, Fast. 3,107 f. esse duas Arctos, quarum Cynosura petatur / Sidoniis, He¬ licen Graia carina notet; German. 45 ff. (Arat. 39 ff.); Manii. 1,294 ff. (deutlich den Einfluß dieser Stelle verratend) summa tenet eius (sc. axis) miseris notissima nautis / signa per immensum cupidos ducentia pontum. / maioremque Helice maior decircinat arcum ... qua duce per fluctus Graiae dant vela carinae. / angusto Cynosura brevis torquetur in orbe / quam spatio tam luce minor; sed iudice vincit / maiorem Tyrio; Lucan 8,174 ff. qui non mergitur undis / axis inocciduus gemina clarissimus Arcto, / ille regit puppes, hic cum mihi semper in altum / surget et instabit summis minor Vrsa ceruchis, / Bosporon et Scythiae curvantem litor a Pontum / spectamus, quidquid descendit ab arbore summa / Arctophylax propiorque mari Cynosura feretur, / in Syriae portus tendit ratis. - sicca: 4,9,18; Sen. Med. 404 dum siccas polus versabit Arctos. 3f. occiduas: vgl. Met. 1,63 u. ö. bei Ovid. - subeatis aquas: Fast. 4,578 aequo¬ reas numquam cum subeatis aquas. 5f. aetheriam ... arcem: 5,3,19; Met. 15,858 f. Iuppiter arces / temperat aethe¬ rias et mundi regna triformis. - amplexibus = ambitu, orbe. - circulus: Met. 2, 516 f. illic, ubi circulus axem / ultimus extremum spatioque brevissimus ambit. 7f. Die Geschichte wird ausführlich erzählt Fast. 4,839 ff.; vgl. auch 2,133 f. Romule, concedes! facit hic tua magna tuendo / moenia, tu dederas transilienda Remo; 3,69f. Ennius, Ann. 77 ff. V.3 (bei Cic. De Div. 1,48,107 f.) gehört in die¬ sen Zusammenhang. 9 ff. Vgl. 3,3,25 ff. 9 f. referte: im Briefstil wie Hör. Epist. 1,8,1 f. Celso gaudere et bene rem gerere Albinovano / Mus a rogata refer. II ff. Der Wechsel in der Stimmung läßt sich mit 3, 8,11 vergleichen. 11 f. Vgl. 1,1,102; 2,147 f. (s. d.); ex P. 1,2,62 spesque levis magno victa timore cadit; Her. 9,42 speque timor dubia spesque timore cadit; 13,124 spes bona solli¬ cito victa timore cadit. — ambiguo ... metu: Sen. Oed. 208 ubi laeta duris mixta in ambiguo iacent. Vgl. auch 2,149 ff. 13 f. quod est et vis: daß quod gleichzeitig Nom. und Akk. ist, zeigt Housman zu Manil. 3,451. - tuta vereri: 5,2,37; ex P. 3,6,15 dum tuta times: Met. 7.47 quin
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tuta times (Her. 18,5.09); Verg. Aen. 4,296£f. at regina dolos ... / praesensit motusque excepit prima futuros, / omnia tuta timens (dazu Donat: amans enim perpetuo ducitur metu, etiam si tuta sint omnia); Hieron. Epist. 50,1,1 amorem tuum, quo sedulo monens etiam quae tuta in nobis sunt, pertimescis. - fide ... fides: ein ähnliches Wortspiel wie 1,11,12 (s.d.); vgl. Manil. 2,130 ipsa fides operi faciet pondusque fidemque (verwandt auch 5,476 von Menander, qui vitae ostendit vitam). 15 f. non mentitura .. . voce: Ibis 64 non mentituro .. . ore. 17 f. tui memorem: 4,5,18. - maxima cura: 3,11,70. Cura ist hier eindeutig 'Sorge5, nicht 'Liebe5, wie etwa Lygd. 6,29 nulla mei superest tibi cura u. ö. quod . .. potest = quod solum potest; vgl. 4,2,57. — nomen: sie spricht oft seinen Namen aus; vgl. z. B. Aristain. 1,1 rjg öi5 Eporta aoWrv olöa xal vvv xo Jtpoacpdsg övopa TtoTlaxig efoccov; nomen kann aber offenbar fast soviel bedeuten wie 'Er¬ innerung5; vgl. 3,4,45; 5,3,58. Dadurch, daß er genannt wird, bleibt er in Er¬ innerung. 19 f. Vgl. 3,4 ,59; ex P. 1,9, 7 f.; 2,4,7 f. ante ocidos nostros posita est tua semper imago, / et videor vultus mente videre tuos. - vultibus: der 'poetische5, d. h. metrisch bedingte, Plural z. B. auch Ars 2,202. - si modo vivit: dieses schwierige Distichon habe ich Mus. Helv. 1957, 180 behandelt (vgl. auch Ehwald, Burs. Jbb. 1901, 235). Mein Lösungsversuch überzeugt mich nicht mehr; aber ich glaube nach wie vor, daß der Pentameter korrupt ist. Zu der an sich gut bezeugten Va¬ riante praesentibus haeret vgl. Heinsius zu Her. 2,91; 5,45. 21 f. ecquid, ubi: 3,3,47. - incubuit ... dolori: nicht unähnlich ist Eur. Iph. T. 145 ftprivoic; Eyxeipou. - iusto: Her. 12,133 iusto desunt sua verba dolori; Met. 15,768 solane semper ero iustis exercita curis?; Iuv. 9,90 iusta doloris / ... causa tui. — mens aegra: ex P. 1,6,15 aberant aegrae solacia mentis. - admonito pectore: oft von Traumbildern; vgl. Verg. Aen. 4,351 ff. me patris Anchisae ... / admonet in somnis et turbine terret imago. Auf Inschriften findet sich häufig somnio moni¬ tus. - somnus abit: ex P. 3,3,12 e trepido pectore somnus abit; Met. 15,664; Fast. 6,389. Der Vers hat eine gute Parallele Her. 12,169 f. noctes vigilantur amarae, / et tener a misore pectore somnus abit. 23 f. Auch diese Stelle kann aus den Heroiden erklärt werden; vgl. 10,51-8; 15,145-50. - lectusque locusque: eig. locum lecti; vgl. Met. 11,472 f. renovat lectusque locusque / Alcyonae lacrimas et quae pars, admonet, absit; Plaut. Amph. 513 prius abis quam lectus (lecti Fleckeisen) ubi concubuisti concaluit locus. Zum Singular tangit vgl. zu 2,5f. - Zum Versschluß des Pentameters vgl. ex P. 1,3,36; 2,9,16; im Versinnern ex P. 4,8,25 f. 25 f. Vgl. Am. 1,2,3 f. (vom Liebeskranken) et vacuus somno noctem, quam longa! peregi, / lassaque versati corporis ossa dolent. - iactati ... corporis: 'geschüttelt5, wie ein Fieberkranker; vgl. Cic. Cat. 1,31 homines morbo gravi cum aestu febrique iactantur; Lucr. 2,35 si in picturis ostroque rubenti / iacteris; Hor. Sat. 2,3,121 maxima pars hominum morbo iactatur eodem. 27 f. det... signa: Her. 18,107; Rem.510; Met. 15,782. - animi: oben zu 1,8,27 f. 29 f. Zum Vergleich s. Cons. Liv. 319 f. u. ö. Vielleicht wirkt hier Ennius, Androm. 91 f. R. (= 78f. Jocelyn) nach, vidi, videre quod me passa aegerrume, / Hectorem curru quadriiugo raptarier. - ab axe: zu ab bei Dingen vgl. zu 4,10,16; zu axe vgl. ex P. 4,9,10; Bömer zu Fast. 3,578.-rapi: 5,4,11. Die Variante trahi vielleicht aus Met. 12,591 Hectoris umbra subit circum sua Pergama tracti (s. die Herausg. z. St.).
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31 f. affectum ... mentis — jtocftog; vgl. 5,2,8 (dort parallel zu mens aegra). 33 f. Zur Parataxe im Bedingungssatz vgl. Fast. 5,321 f. florebant oleae: venti nocuere protervi; / florebant segetes: grandine laesa seges; Eleg. in Maec. 1,99; Hor. Sat. 2,5,74 f.; Stolz-Schmalz-Hofmann S. 770. - causa doloris: Her. 20, 125 maceror interdum, quod sim tibi causa dolendi; Met. 1,509. - fores — esse debebas. Zum Iussiv der Vergangenheit vgl. Madvig zu Cic. De fin. 2,12,35. 35f. tu vero: fast gleichbedeutend mit immo, wenn es eine Aufforderung ein¬ leitet; vgl. Rothstein zu Prop. 3,8,5. — a nostris ... malis: instrumentales a zur Bezeichnung einer sachlichen, zeitlichen oder örtlichen Folge; vgl. Prop. 1, 16,14; 3,25, 6; Kühner-Stegmann 1 § 90. 37 f. Als Gegensatz dazu vgl. 5,1,63 f. Ähnlich Tac. Ann. 3,6,2 convenisse re¬ centi dolori luctum et ex maerore solacia. Ein Echo dieses Verses findet sich auf einer Grabschrift, CLE 2069,1 Lomm. Vgl. auch Am. 1,12,1; Phdr. 2, 7,10 casus cum fleret suos. 39f. utinam esset ... fores: Zur Konstruktion vgl. Her. 10,99; Met. 14,669f. atque utinam veiles! Helene non pluribus esset / sollicitata procis; Cic. In Pis. 42; H. Blase, Glotta 12, 1921, 155.-morte: sc. non exilio. 41 ff. exisset ... sparsissent .. . texissent usw.: Zum unerfüllbaren Wunsch ohne utinam (das aber wohl aus 39 zu ergänzen ist) vgl. Her. 10,77; Cat. 2,9; Verg. Aen. 4,678f.; 8,643; 10,443; 854; 11,162f.; Ciris 447; Sil. It. 17,559f.; Blase, Glotta 10, 1919, 36. - Zum Brauchtum vgl. 3,3,61 ff.; 5,6,19f.; die Erkl. zu Verg. Aen. 4,684. Zum Gegensatz von aurae und humus (41; 46) vgl. E. Hoffmann, Syll. Epigr. gr. 115 yaia xeüOei ocöp.a, nvoTjv öe aiftf)p eA.aßev jtodiv (34; 85; 92); Eur. Fr. 757, 5 N.2 eig cpepovteg yftv; E. Rohde, Psyche5, 546ff.; Dieterich, Nekyia, 106; Mutter Erde, 42; Schulze, Kl. Sehr. 41 f. Der letzte Hauch des Sterbenden verliert sich in den Lüften; vgl. 1,5,11 f.; Met. 8,524 inque leves abiit paulatim spiritus auras; 11,43; Verg. Aen. 4,704 f. omnis et una / dilapsus calor atque in ventos vita recessit (Pease z. St.). Er wird aber von den nächsten Angehörigen aufgefangen und offenbar ausgehaucht {per te ... exisset); vgl. Ars 3,745 f. exit et incauto paulatim pectore lapsus / excipi¬ tur miseri spiritus ore viri; Met. 7,860f.; Gons. Liv. 95ff.; 157f. Der Gedanke scheint der zu sein, daß die Seele des Sterbenden wenigstens für kurze Zeit in diejenigen übergeht, die ihn überleben. Zu exit vgl. noch 5,6,19; Bentl. zu Hor. Carm. 3,11,18. - lacrimae: 3,3,83; ex P. 1,9,53 f. diluit et lacrimis maerens un¬ guenta profusis / ossaque vicina condita texit humo; Bömer zu Fast. 3,560. 43 f. supremo ... die = jtavuoraxov (Eur. Alk, 207; Hek. 411). Könnte er in der Heimat sterben, würde er zum letztenmal den Himmel Italiens sehen; notum caelum — qpiXov tpdog (Eur. Iph. Aul. 1509). Wahrscheinlich wirkt hier auch ein berühmter Vergilvers nach, Aen. 10, 781 f. caelumque / adspicit et dulcis moriens reminiscitur Argos (vgl. Pease zu Aen. 4,692). - Zum Schließen der Augen vgl. 3,3,44. 45 f. Vgl. 3,3,31 f. - positus = compositus (Bömer zu Fast. 5,480). - tacta ... nascenti humus: die Erde der Heimat, von der sein Vater den Neugeborenen aufhob; vgl. zu 1,2,53 f. Zu tollere oder suspicere als Ausdruck der Bereitschaft, das Kind anzuerkennen und aufzuziehen (fast = alere, erudire) vgl. Verg. Aen. 9,201; Hor. Sat. 2,5,45f. 47 f. sine crimine: 2,95; 4,10, 71; Am. 1,3,13f.; 3,4,49; Hor. Epist. 1,7,56; Sen. Phoen. 513 sine crimine exul; Pease zu Aen. 4,550. - vita pudenda: ex P.
3. Elegie
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2,2,105f. nec mea, si tantum peccata novissima demas, / esse potest domui vita pudenda tuae. 49 f. Vgl. 4,10, 73 f.; 5,11,1 f. Zur Schadenfreude der Feinde vgl. 'Themistokles5, Epist. 13 (p. 753,11 ff. Hercher). - rubor: hier ist aus 70 pudor in die schlechte Überlieferung eingedrungen; doch vgl. z. B. Her. 20,5 quid pudor ante subit? 51 f. Zum Gräzismus vgl. 2,10; 4,8,30; Kühner-Stegman Bd. 1, S. 702. 53 f. te iaclare: Her. 12,175 dum te iactare maritae / quaeris; 17,251; 21,62; Hör. Carm. 1,2,18 f.; luv. 1,62. - dissimulare: 3,5,2; 6,2; ex P. 4,3,9 dissimulas etiam, nec me vis nosse videri. 55 f. dici: vgl. 49. — esse meam: vgl. 52. 57 f. probae: die Variante proba scheint alt zu sein; eine Entscheidung ist schwer. Der Genitiv bei dignus ist in der Umgangssprache gebräuchlich; vgl. z. B. Baibus bei Cic. Ad Att. 8,15 A curam et cogitationem dignissimam tuae virtutis: Heins. zu Am. 1,3,20; Ars 3,117; Met. 6,182; Burman zu Her. 17,256; ConingtonNettleship zu Verg. Aen. 12,649; Kühner-Stegmann Bd. 1, S.398f. - dote: Ars 1,596 quacumque potes dote placere, place. - Der Pentameter vielleicht nach Prop. 3,24,6 ut, quod non esses, esse putaret amor, aber der Gedanke, daß der Liebende imaginäre Vorzüge sieht, ist älter (Platon, Politeia 474 D/E; Lucr. 4, 1160 ff.; Pease zu Cic. De nat. deor. 1,79). 59f. res ... magna: vgl. etwa Her. 4,125 pulcherrime rerum; viell. in Analogie zu gr. jtpäYpa oder xQfjfxa. 61 f. Vgl. 51 f. - dolor: vgl. 21; 33. 63 f. Zu Capaneus als Beispiel menschlicher Hybris vgl. 5,3,29 f.; ex P. 3,1,51; Cons. Liv. 321 f. - ictu: ex P. 3,1,51; Lucr. 3,488; 5,399, Cic. Fr. poet. 11,45 Morel (= De div. 1,20), nach Ennius.-Zu Evadne vgl. 5,14,38; ex P. 3,1,111 f. - erubuisse: 5,11,6. - viro: freier Ablativ = propter viri casum. 65 f. Zu Phaethon vgl. 1,1,79 f.; 3,4,29f. - ignibus ignes; Met. 2,313 saevis compescuit ignibus ignes; Manii. 4,531 f. qua velut exustus Phoebeis ignibus ignis / deficit. 67 f. aliena: Prop. 1,15,32 sis quodcumque voles, non aliena tamen. - Zur Pro¬ sodie von periit vgl. 3,14,36; Ars 3,64; Rem. 6; F. Vollmer, Zur Geschichte des lat. Hexameters, SB München, Philos.-Hist. Kl. 1917, 3. 69f. saevis ... ignibus: 1,9,21 f. (s. d.); Met. 2,313 (oben zu 65f.). Zum Bild vgl. 1,1,72; 2,1,179 f.; 3,5,7; 4,5,6; 5,2,53; 5,3,31 f.: ex P. 1,3,7 acerbo saucius ictu; 7,46; 49f. quid enim mirabile, si quis / a love percussus non leve vulnus habet? 3,2,9. - purpureus . . . rubor: oben 50; Culex 399 (kritisch unsicher); Sen. Phdr. 376 non ora tinguens nitida purpureus rubor. Vgl. Munari zu Am. 2,5,34. 71 ff. Das Thema, das Ovid bis zum Ende des Gedichts behandelt, bildet auch den Schluß der Tristia (5,14,23 ff.). Ähnlich spricht bei Lucan (8, 76 ff.) Pompeius nach seiner Niederlage zu Cornelia: habes aditum mansurae in saecula famae. / laudis in hoc sexu non legum cura nec arma, / unica materia est coniunx miser, erige mentem, / et tua cum fatis pietas decertet, et ipsum, / quod sum victus, ama. 71 f. magis = potius. - consurge: Met. 7,81 crescere et in veteres agitata resur¬ gere vires; Verg. Aen. 10,90 consurgere in arma. - exemplum coniugis ... bo¬ nae: 1,6,26; ex P. 3,1,44. - esto: die kurze Endung vielleicht durch Prop. 4,5,77 caedito (caedite Livineius); Man. 3,423 ducito (Housman z. St.); Gratt. Cyn. 56; Calp. 5,24; Sen. Tro. 1022; luv. 8,134 (Mayor, Journ. Phil. 20, 273) zu rechtfertigen; doch vgl. Her. 20,66; Meillet-Vendryes, Gramm, comp. § 216. 73 ff. Zum Argument vgl. oben zu 2,31 f.
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73 f materiam ... tristem: ex P. 4,16,49 f. tantummodo vita relicta est, / prae¬ beat ut sensum materiamque mali; Hor. Carm. 3,24,49 f. summi materiam mali, ! mittamus, scelerum si bene paenitet. - imple: ex P. 1,2,1 Maxime, qui tam mensuram nominis imples. - vadit: vom mutigen Vorrucken in der Gdahr; vgl. Prop. 1,6,4 ulteriusque domos vadere Memnonias-, Verg. Aen. 2,3581. per tela, per hostis / vadimus haud dubiam in mortem. Die Variante tendit ist vielleicht durch ex P. 2,2,111 beeinflußt, tendit in ardua virtus. 75f. Vgl. (in etwas anderm Zusammenhang) Prop. 3,1,25ff- - publica ... mala: vgl. Thesaurus 8,228,23 ff. Es wäre falsch (trotz Nux 60) publica zu via zu zie¬ hen, denn das Bild von 74 schließt eine Hauptstraße aus. - virtuti: muß trotz der dürftigen Bezeugung richtig sein; vgl. 1,3,83. 77 f. Arzt und Steuermann werden als Beispiele für anspruchsvolle technische Berufe seit Platon (vgl. Pease zu Cic. De div. 1,24) oft zusammen genannt; vgl. etwa Cic. De nat. deor. 3,76 ut si medicus gravitatem morbi, gubernator vim tempestatis accuset; 'quis enim te adhibuisset’ dixerit quispiam, 'si ista non es¬ sent?’ - Tiphy: zum Vokativ vgl. ex P. 2,9,2; Her. 6,48.-fluctus = tempestas. iacet: Her. 3,124 cumque mea patria laus tua victa iacet; Boeth. Cons. philos. 2, metr. 7 iacetis ergo prorsus ignorabiles / nec fama notos efficit. 79 f. Der Gedanke ausgeführt bei Epikt. Diss. 1,24,1. Von Ovid vielleicht be¬ einflußt ist Sen. Epist. 66,36 (bona) quae non apparent nisi in rebus adversis, tam¬ quam aequo animo pati morbum magnum, exilium.-cessat: 4, 7,5; Luc. 3,690 nec cessat naufraga virtus. — arguitur: 'kommt ans Licht’ (daher die Glosse lucet et ipsa, die in die schlechte Überlieferung eingedrungen ist); vgl. Verg. Aen. 4,13 degeneres animos timor arguit. - bonis: aus dem Hexameter ist rebus zu ergän¬ zen; vgl. z. B. Cic. Lael. 64. 81 f. Vgl. 5,14,23 f. 83 f. utere: vgl. Bömer zu Fast. 3,353. - munere: Quint. 10,6,6 refutare tem¬ poris munera longe stultissimum est (hier ist die Eingebung des Augenblicks ge¬ meint). - facta est: Ehwalds Konjektur (Bursians Jahresberichte 43,270) wird durch 5,14,23 (vgl. Am. 3,1,26) bestätigt. - patet: Her. 1,72 et patet in curas area lata meas. - area: 'metaphorice a poetis dicitur de quacumque re quae magnam facultatem alicuius rei praestat’ (Ruhnken).
4. Elegie 'Deine Gesinnung ist noch adliger als dein Geblüt. Du bist so gütig und so beredt wie dein Vater. Ich habe deinen Namen nicht genannt, aber jeder weiß, wen ich meine (1-10). Das kann dir nicht schaden; denn Augustus ist milde und gerecht, und du hast ja diesen Brief nicht bestellt (11-22). Außerdem hat sich schon dein Vater meiner angenommen; du bist also nicht verantwortlich (22-34). Aber im Grunde habe ich niemanden enttäuscht, und wenn du wüßtest, was ich erlebt habe, wärst du von meiner Unschuld überzeugt. Deshalb bin ich re¬ legiert, nicht verbannt worden (35-48). Ich hoffe nur, daß mir Augustus einen milderen Verbannungsort zuweisen wird; hier bin ich von Barbaren umgeben (49-64). Hier brachte unter Thoas’ Herrschaft Iphigenie Menschenopfer dar; aber zum Glück erkannte sie rechtzeitig ihren Bruder Orestes und seinen Freund Pylades, und alle drei entflohen diesem schaurigen Ort (65-82). Wenn doch ein Schiff auch midi in die Heimat brächte!’ (83-88).
4. Elegie
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Schon Scaliger hat vermutet, daß dieses Gedicht an Messallinus, den Sohn von Ovids frühem Gönner Messalla, gerichtet sei. Er ist der Empfänger von ex P. 1,7 und 2,2. Ähnlichkeiten mit diesen beiden Gedichten sind zwar nicht auf¬ fallend, aber dodi klar vorhanden. I ff. Zu der kunstvoll gegliederten Anfangsperiode vgl. Einl. zu 1,5. lf. Zu nobilitas generis und nobilitas morum vgl. ex P. 1,2,1 f. Maxime, qui tanti mensuram nominis imples, / et geminas animi nobilitate genus-, 2,3, lf. Maxime, qui claris nomen virtutibus aequas, /nec sinis ingenium nobilitate premi-, 3,3,99f. (ebenfalls an Paullus Fabius Maximus) conveniens animo genus est tibi, nobile namque / pectus et Herculeae simplicitatis habes. Etwas anders ist Fast. 4, 306 nec f acies impar nobilitate fuit. Vgl. ferner CLE 1375,6 B. maiorum longa veniens de stirpe, senator / auxisti mentis nobilitate genus. - nominibus avorum: Am. 1,3,7 si me non veterum commendant magna parentum / nomina-. Her. 11, 17 f.; Verg. Aen. 12,530 atavos et avorum antiqua sonantem / nomina. - genero¬ sus-. wer ein bedeutendes genus, aber auch wer nobilitas morum hat; beide Be¬ deutungen fallen hier zusammen. 3f. candoris = comitatis-, vgl. 3,6,7 f.; ex P. 2,5,5f. candor, in hoc aevo res inter¬ mortua paene, / exigit ut faciam talia vota tuus. - numeris ... suis: Am. 2,6,40 implentur numeris deteriora suis. Zu der Variante nervis vgl. die Herausgeber zu Am. 1,1,18. 5f. ingenio: die Begabung, im Gegensatz zu animus (3), der die gesellschaftlichen Qualitäten einschließt. - facundia linguae: 3,5,29; ex P. 1,2,67 (an Fabius Ma¬ ximus) Romanae facundia, Maxime, linguae; 2,2,51 f. (an Messallinus) vivit enim in vobis facundi lingua parentis, / et res heredem repperit illa suum; Corn. Severus (Fr. 13,11 Morel, bei Sen. Rhet. Suas. 6,26 conticuit Latiae tristis fa¬ cundia linguae. Sehr eng berührt sich mit Ovid Tac. Ann. 3,34,2 Valerius Messalinus, cui Messala ineratque imago paternae facundiae. Tacitus spielt fast sicher auf diese Stelle an.-prior: 1,6,19f. 7 ff. Vgl. zu 1, 7,5 f. 7 f. 'Obschon ich das nicht wollte, weiß sofort jeder, wer du bist, auch ohne daß ich deinen Namen nenne; denn die Beschreibung trifft nur auf dich zu.’ - positis pro nomine signis: 1,5,7. 9f. nil ego peccavi: Her. 21,181; Nux 5. — Zu quod vgl. 3,11,25; Her. 11,24 tibi, non debet quod soror esse, fui. Anders 3,8,38; 4,1,99; vgl. noch ShacklePropertiana, S. 38. II f. officium ... factum = gratiae actae; vgl. 1,5,7 f.; ex P. 3,9,55 f. da veniam scriptis, quorum non gloria nobis / causa, sed utilitas officiumque fuit. - principe tam iusto: Zur iustitia des Kaisers vgl. ex P. 3,6,23 f. principe nec nostro deus est moderatior ullus: / iustitia vires temperat ille suas; Met. 15,833 leges ... feret iustissimus auctor; Kiessling-Heinze zu Hor. Carm. 1,12,57; Wickert, RE 22,
ton Bailey,
2249. - Zum Abi. abs. vgl. 2,463. 13f. pater patriae: 2,39 (s. d.); 181; ex P. 1,1,36; Fast. 2,127ff.; 637; Met. 15, 860; Man. 1,7 Caesar, patriae princepsque paterque; Res gestae Divi Aug. 35. civilius: 3,8,41; Suet. Aug. 51 clementiae civilitatis que eius multa et magna do¬ cumenta sunt. - sustinet ... legi: das persönliche Objekt bei legere (analog zu scribere, dicere); vgl. Hor. Carm. 1,6,1; 13; Cic. Ac. 2,3. Zu sustinet = sinit vgl. 4,1,88. 15 f. prohibere: zu 2,145f. - res est publica Caesar: ein in der Dichtung unge-
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wohnlicher Ausdruck; vergleichbar ist eigentlich nur Hör. Carm. 2,1,10 f. pu¬ blicas / res ordinaris (Axelson, Unpoet. Wörter, 101). Zur metrischen Anomalie vgl. Platnauer 21. Zum Gedanken vgl. man 1,2,102; 5,2,49; ex P. 2,1,171. oaudia Caesareae mentis pro parte virili / sunt mea: privati nil habet illa domus; Res gestae Divi Aug. 6,34. R. Stark, Res publica, Diss. Gott. 1937, 40: ,,... man hat . . . das Gefühl, daß die libertas omnium und die res publica nur noch tormal vorhanden waren.“ Vgl. noch L. Berlinger, Diss. Bresl. 1935, 91; Wickert, RE 22, 2108. — communi bono: Das Wohl der ganzen Menschheit ist offenbar gemeint; vgl. Manii. 1,83 f. et quodcumque sagax temptando repperit usus / in commune bonum commenta elata dederunt. 17 f. 'Iuppiter inspirat vates et numine suo eos adflat.’ Vgl. ex P. 3,4,93 ff. ista dei vox est, deus est in pectore nostro, / haec duce praedico vaticinor que deo; 4,225 f.; impetus ille sacer, qui vatum pectora nutrit, / qui prius in nobis esse solebat, abest; Fast. 6,5 f. est deus in nobis, agitante calescimus illo: / impetus hic sacrae semina mentis habet; Ars 3.549; Bömer zu Fast. 1,95. — Zum Penta¬ meter vgl. 2,69 f. (s. d.). 19 f tuta: 5,11,22. - Zum Gedanken der sichtbaren oder gegenwärtigen Gott¬ heit auf Erden vgl. 2,54 (s. d.); ex P. 1,1,63; 2,105; 2,8,52; Am. 3,1,1; Athen. 6, p. 253 (die Athener huldigen Demetrios Poliorketes überschwänglich: er sei der einzig wahre Gott); L. Berlinger, Diss. Bresl. 1935, 87. 21 f. Ovid ist bereit, diesen Vorwurf auf sich zu nehmen, obwohl er es (aus den zu 99ff. genannten Gründen) nicht zu tun brauchte. — hoc . . . crimen-, vgl. zu 25f.; 2,265; 398. 23 f. iniuria: vgl. 12 nocere. - incolumis: 3,14,3. 25f. crimen: oben 21; 3,10,42; Am. 2,17,25 non tibi crimen ero; Prop. 1,11,30 Baiae, crimen amoris, aquae (und Rothstein im Anh. z. St.); 3,19,15; Conington-Nettleship zu Verg. Aen. 10,188. - auctor — genitor; vgl. 34; ex P. 1,7, 27; 2,2,97. 27 f. Die frühen Beziehungen Ovids zum Hause Messallas gehen aus folgenden Stellen klar hervor: ex P. 1, 7,27 ff. (an Messallinus) nec tuus est genitor nos in¬ fitiatus amicos, / hortator studii causaque faxque mei: / cui nos et lacrimas, su¬ premum in funere munus, / et dedimus medio scripta canenda foro. Vielleicht darf man sagen, daß Ovid in ähnlicher Weise von Messalla gefördert wurde wie vor ihm Tibull, den er nicht mehr kennen gelernt hat (4,10,51 f.). Als Tibull starb, war Ovid etwa 25jährig, also nicht mehr ganz so jung, wie er hier an¬ deutet. Das kann aber nur heißen, daß Messalla ihn zu einer Zeit entdeckte und begünstigte, als auch Tibull in seinem Haus verkehrte. Daß sie sich dennoch dort nie begegneten, kann durch die lange Abwesenheit Tibulis im Ausland erklärt werden. Messalla ist wohl kurz vor Ovids Reise in die Verbannung gestorben; denn die (nicht erhaltene) laudatio funebris, von der hier die Rede ist, hat er sicher noch in Rom geschrieben. Vgl. noch ex P. 2,2,1; 97 ff. (auch an Messallinus) ille domus vestrae primis venerator ab annis . . . hoc pater ille tuus primo mihi cultus ab aevo, / siquid habet sensus umbra diserta petit. / hoc petit et frater, quamvis fortasse veretur / servandi noceat ne tibi cura mei .. . ingenii certe, quo nos male sensimus usos, / Artibus exceptis, saepe probator eras. Ganz ähn¬ lich schreibt Ovid auch an Messallinus’ Bruder M. Aurelius Cotta Maximus (ex P. 2,3,69 ff.). Vgl. Kraus, RE 18, 1913 f. 31 f. Vgl. ex P. 2,3,75 ff. (an Cotta Maximus) me tuus ille pater, Latiae facun¬ dia linguae (oben 5f.), / quae non inferior nobilitate fuit, / primus ut auderem
4. Elegie
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committere carmina linguae / impulit: ingenii dux fuit ille mei. - altae scheint eine typische Verschönerung, wahrscheinlich nach Lucan 2,509f. voltu tarnen alta minaci / nobilitas recta ferrum cervice poposcit, zu sein; vgl. aber Heins. zu Fast. 4,305. 33 f. sunt data verba: nicht 'getäuscht’ (wie z. B. Am. 3,14,29 f. da populo, da verba mihi), sondern 'enttäuscht’ (durch das, was man culpa, iniuria usw. nennen könnte). 35f. Vgl. 2,89ff. (und zu 97f.); ex P. 1,2,143f.; 2,2,105f. nec mea, si tantum peccata novissima demas, / esse potest domui vita pudenda tuae (an Messallinus). - in omnibus actis-. 1,2,97; 4,8,33. - tuenda ...est = a probro defendi potest. Zum Gerundiv zur Bezeichnung der Möglichkeit vgl. 3,4,56; Madvig zu Cic. De fin. 1,6.
37f. culpam scelus esse negabis: 4,1,23f.; 5,4,17; 5,8,23f.; Catuli. 91,10 tan¬ tum tibi gaudium in omni / culpa est, in quacumque est aliquid sceleris. - series . . . mali: ex P. 1,4,19; 2, 7,45; Met. 4,564; Verg. Aen. 1,641 fortia facta patrum, series longissima rerum-, Lucan 1,670 duc, Roma, malorum / continuam seriem clademque in tempora multa I extrahe. Ähnlich summa mali (ex P. 1,8,4).
39 f. timor . . . error: ex P. 2,2,17 f. nil nisi non sapiens possum timidusque vo¬ cari: / haec duo sunt animi nomina vera mei-, 2,3,46 mea non minimum culpa furoris habet. Vgl. zu 2,207 f.
41 f. nondum coeuntia . . . vulnera: die Wunde, die sich noch nicht geschlossen hat (vgl. Hör. Epist. 1,3,31 f. an male sarta / gratia nequiquam coit-, Prop. 3,24, 18 vulneraque ad sanum nunc coiere meae), also recens cicatrix (Petron. 113), die droht, wieder aufzubrechen (rumpere = rescindere). Vgl. 3,11,63 f.; ex P. 1,3,15 f. tempore ducetur longo fortasse cicatrix / horrent admotos vulnera cruda manus; 87 f. si possint nostra coire / vulnera; 2, 7,13 f. 43f. Vgl. oben 37 f.; 1,2,97; 3,1,51 f.; 6,33f.; ex P. 1, 7,39f. et tamen ut cuperem culpam quoque posse negari, / sic facinus nemo nescit abesse mihi. 45 f. Die beiden Merkmale der relegatio: (1) ihm wurde das Leben geschenkt; vgl. 1,1,20; 2,127; 5,2,55; ex P. 1,2,90; 7,47; (2) sein Vermögen wurde nicht konfisziert; vgl. 2,129f. (s. d.); 5,4,21; ex P. 1,7,47 (formal ähnlich 4,7,26). deus: 1,1,20. - lumen ademptum: anders Verg. Aen. 3,658, vom geblendeten Kyklopen. 47 f. Vgl. 2,575 f. (s. d.); 3,1,75 f.; 3,8,19 f.; 4,9,13. 49f. Vgl. 3,8,18; 22. — verecundo .. . pudore: Apul. Apol. 3 est enim pudentis animi et verecundi.
51 f. Derselbe Wunsch wie 2,185f. (s. d.); 577; ex P. 1,2,103f. non petito, ut bene sit, sed uti male tutius, utque / exilium saevo distet ab hoste meum. — Zur Variante locum vgl. Met. 15,634; Fast. 5,641; Magnus, Hermes 39, 1907, 45. 53f. Zum Begriff der clementia Caesaris vgl. 1,9,25f.; 2,43 f. (s. d.); 147; 5,4, 19; 8,25f.; ex P. 1,2,59; 121 ff.; 2,2,115ff.; Res gestae 3,14; Sen. De dem. 1, 10; Suet. Aug. 17; 21; 51; Wickert, RE 22, 2240. - daret: zum Potential bei forsitan vgl. 1,5,18. 55f. Euxini ... Axenos: Vgl. Jebb zu Soph. OT 196; Moorhouse, Class. Quart. 34, 1940, 125. Vgl. auch 3,12,27 f.; 5,10,13. Eratosthenes leitete den Namen vom rauhen Klima und der Wildheit der Küstenvölker, besonders der Skythen ab. Die ionischen Siedler führten offenbar die euphemistische Benennung ein; es war ja schließlich ihre neue Heimat.
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57f. Zur Schilderung vgl. 1,8,35f. ex P. l,3,53f. neve fretum laudes terra magis, aequora semper / ventorum rabie solibus orba tument; danach wohl Seneca, Here. fur. 533 £f. intravit Scythiae multivagas domos / et gentes patriis sedibus hospitas, / calcavitque freti terga rigentia / et mutis tacitum litoribus mare: / illic dura carent aequora fluctibus, / et qua plena rates carbasa tenderent, / in¬ tonsis teritur semita Sarmatis. Im Gegensatz zu den vielen Häfen an den Küsten Italiens, Griechenlands, Kleinasiens, war es schwer, hier einen Landeplatz zu finden; vgl. 3,2,11; 12,37 f. 59f. Zur Schilderung vgl. l,ll,29f. (s. d.); 2,203f.; 5,10,l5f.; ex P. 1,2,13 f. infida ... aqua: das ist ein Topos; vgl. Am. 2,11,12 iniusti ... maris; Verg. Georg. 1,254; Anth. Pal. 7,268,1; 289,4; 9,308,5 f.; Luck, Gnomon 1959, 53. 61 ff. Zum Mythos vgl. ex P. 3,2,45ff.; Cic. De rep. 3,15; Lael. 24 (und Seyffert-Müller z. St.); Hygin. Fab. 20; Serv. Aen. 2,116; Lesky, RE 18,963ff.; Radke ibid. 23,2077 ff. 61 f. eiusdem sideris: 1,5,61. — axe: wahrscheinlich pars pro toto, also der Große Wagen; vgl. Tib. 1,9,62 dum rota Luciferi provocet orta diem. 63 f. Taurica ... ara: vgl. Iuv. 15,117 ff. Maeotide saevior ara / Aegyptos, quip¬ pe illa nefandi Taurica sacri / inventrix homines, ut iam quae carmina tradunt / digna fide credas, tantum immolat. - caede: 'Opfer’, oft bei Ovid; zuerst wohl bei Hör. Carm. 3,23,14 multa caede bidentium. - pharetratae . . . deae: Vgl. etwa Her. 20,204 sacra pharetratae dum facit ipsa deae. 65 f. Vgl. Lucilius 598 M. neque inimicis invidiosam neque amico exoptabilem, an einer Stelle, wo die Antiope des Pacuvius verspottet wird. Möglich, daß auch Ovid an diese Tragödie denkt. S. Mariotti, Studi Luciliani (Studi Scuola Norm. Sup. Pisa 25), 14,2 glaubt, daß Ovid an den Chryses des Pacuvius an¬ spielt, in dem Thoas auftrat. Vgl. W. Morel, Gymn. 1963, 83. - Thoantis .. . regna: Der Plural ist bei Ovid (und Vergil) weit häufiger als der Singular. Metrisch besonders bequem ist die Fügung regna tenere. 67 f. supposita ... cerva: Met. 12,34; Prop. 3,22,34 nec solvit Danaas subdita cerva ratis; Mart. 3,91,11 suppositam quondam fama est pro virgine cervam. Ausführlich schildert Eurip. Iph. Aul. 1578 ff. (wenn die Stelle echt ist) das Wun¬ der; vgl. auch Iph. Taur. 28 f. eTax cbg tö HeqIxov (Aristot. Meteor. 382b8). 67f. Vgl. 5, 7, 51ff. 69f. Vgl. 3, 14, 41 f.; 4,1, 69f.; 5, 10, 17f.; ex P. 1,2,22. — cinctus: oben 32; Prop. 3, 3, 42 Aonium cingere Marte nemus. 71f. Vgl. 3, 10, 67ff. 73f. muter = transferar (oben 33); vgl. 3,5,53f. (s. d.); ex P. 1,1,79 inque locum Scythico vacuum mutabor ab arcu; 4, 14, 7 nulla mihi cura est, terra quo muter (mittar v. 1.) ab ista; Liv. 5, 46, 11 nec iniussu populi mutari finibus pos¬ set; Festus p. 214 permutatur, id proprie dici videtur quod ex alio loco in alium transfertur. - Zanclaea Charybdis: als Ort des Schreckens; vgl. Fast. 4, 499f. effugit (sc. Ceres) et Syrtes et te, Zanclaea Charybdis, / et vos, Nisaei, naufraga monstra, canes; Culex 331ff. illum Scylla rapax canibus succincta Molossis / Aetnaeusque Cyclops, illum metuenda Charybdis / . . . terrent. Der Strudel ist auf der Sizilien näheren Seite der Meerenge, bei Messana, dem alten Zankle. - ad Styga: zu 1,2, 65f. 75f. rapidae flammis ... in Aetnae: zur Stellung von in vgl. Verg. Georg. 4, 333 thalamo sub fluminis alti. - Leucadio ... modo: vgl. Fler. 15, 165ff.; Fast. 5, 630 tristia Leucadio sacra peracta modo (deo v. 1.); Frazer und Bömer z. St. ex P. 1, 2, 103. - esse miser: 5, 11, 4. 77f. S. zu 1,3, 37f. - tutius: ex P. 1,2, 103ff. - esse miser: 5, 11,4.
3. Elegie 'Fleute ist, glaub’ ich, das Fest der Liberalia, das die römischen Dichter mit einem Symposion und mit Aretalogien des Gottes Liber zu feiern pflegen (1-4). Auch ich habe an diesen Festen teilgenommen; Bacchus, du warst mir gnädig; aber das hat meine Tragödie nicht verhindert; vielleicht ist das Schicksal stärker als die Götter (5-18). Dir war es bestimmt, bis zu den Geten, bis nach Indien vorzudringen (19-26). Mein Schicksal hat vieles mit deinem gemeinsam: sicher 19
Luck, P. Ovidius Naso, Tristia II
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hast du Mitleid empfunden, als ich vom Blitz getroffen wurde (27-34). Bitte hilf mir jetzt und versuche, durch deinen göttlichen Willen den des Kaisers umzu¬ stimmen (35-46). Und ihr, liebe Dichterfreunde, die ich immer verehrt, nie ge¬ kränkt habe, sollt heute an mich denken und auf mein Wohl trinken (47-58).’ Dieses ungewöhnliche Gedicht ist offenbar an den Liberalia (am 17. März) des Jahres 11 oder 12 n. Chr. entstanden. Wir erfahren hier, daß die römischen Dichter in einer Art Genossenschaft (collegium oder sodalicium) zusammenge¬ schlossen waren. Uber diese Berufsverbände ist immer noch nachzulesen J. P. Waltzing, Etüde historique sur les corporations professionelles chez les Ro¬ mains, 1895; vgl. auch E. Kornemann, s. v. 'Collegium’, RE 4, 1901, 397. Das älteste bezeugte ist das collegium scribarum histrionumque, das sich jeweils im Tempel der Minerva auf dem Aventin versammelte. Später hören wir von einem collegium poetarum: Val. Max. 3, 7, 11 erzählt, daß Accius sich nicht erhob, als Iulius Caesar Strabo, der tragische Dichter, den Raum betrat. Zum Teil kann man diese Vereinigung mit Zünften oder Gewerkschaften vergleichen, (man kann auch an die oüvoÖog der qpiA,oA6yoi in Alexandria denken, Strabo 17,794) aber ihr religiöser Charakter ist unverkennbar. Wir wissen aus einer Inschrift (CIL 8, 9409), daß die römischen Gastwirte (caupones) als cultores Liberi patris organisiert waren. Ovid verwendet das Wort cultor (15), aber es bleibt zwei¬ felhaft, ob die Bezeichnungen cultores Liberi oder cultores hederae je offiziell waren. Wo die Dichter sich versammelten, erfahren wir nicht, wohl aber sagt Ovid etwas über die Zeremonien: man bekränzte sich, trank Wein, trug Aretalogien des Gottes Liber vor und brachte Trinksprüche aus. Ovids Gedicht ist wenigstens teilweise eine Aretalogie, wie er sie bei dieser Gelegenheit hätte bei¬ tragen können (vgl. 19ff., wo merita das Thema angibt), wird dann aber zum Gebet um Hilfe an den Gott (35ff.) und wendet sich schließlich an die ver¬ sammelten Kollegen. Zum hymnischen ersten Teil vgl. Fast. 3, 713-90; Hör. Carm. 4, 8; Prop. 3, 17: F. Jacoby, Rhein. Mus. 1905, 88ff. lf. illa dies haec est: Fast. 6, 713 haec est illa dies; Stat. Silv. 1, 2, 241 hic fuit ille dies. - poetae-, manche der von Ovid ex P. 4, 16 genannten Dichter werden wir uns als Mitglieder denken können. - Bacche-, als Dichtergott neben Apollon und den Musen) auch etwa Am. 1,3, 11 f. at Phoebus comitesque novem vitisque repertor / hac facient; Prop. 4, 7, 76 Bacche, soles Phoebo fertilis esse tuo; Lygd. 4, 43f. casto nam rite poetae / Phoebusque et Bacchus Pieridesque favent. 3f. odoratis ... sertis: duftende Efeukränze; vgl. unten 15; 1,7, 2ff.; ex P. 4, 14, 55L; Prop. 4, 1 62 mi folia ex hedera porrige, Bacche, tua. innectunt: Met. 6, 161 lauro ... innectite crinem; ähnlich wird implicare verwendet: Lygd. 6, 63f. iam dudum Syrio madefactus tempora nardo / debueram sertis implicuisse comas, - ad — inter, wie Hor. Carm. 3, 6, 25f. mox iuniores quaerit adulteros / inter mariti vina; vgl. auch Cic. Pro Caelio 28, 67 ad vinum diserti / sint. vina: der Plural wie 3, 10,23; Prop. 3, 17, 10 und auch sonst in der Dichter¬ sprache im Nominativ und Akkusativ, vielleicht aus metrischen Gründen, viel¬ leicht weil der Begriff als ein Kollektiv empfunden wurde (Löfstedt, Synt L 48).
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5f. Wie weiß Ovid, daß seine Gegenwart an diesen Festen dem Gott erwünscht war? Wohl durch die Inspiration, die er ihm gab. 7f. suppositum: 3, 10,3; Verg. Georg. 3,381 Hyperboreo septem subiecta trioni.
3. Elegie
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— stellis: den einzelnen Sternen, die die Konstellation (sidus) bilden. — Cyno¬ suridos Vrsae = xuvoöoÜQiöog ’'Aqxtou (Arat 182; Manetho 2,24), der Kleine Bär (4, 3, lf.; Fast. 3, lOff., wo Kynosura und Helike aber unterschieden wer¬ den); vgl. Cic. Nat. deor. 2, 111 namque ipsum ad tergum Cynosurae vertitur Arcti (Pease zu Nat. deor. 2, 105). - iuncta: 4, 10, 110. - crudis: 'wild’, 'roh’, wie tbpog. Vgl. ex P. 1,2, 119 crudus ... Atreus. Zur inhumanitas der Geten vgl. auch ex P. 1,5,66; 3,5,28; 4, 13,22; Menschenopfer ex P. 4,9,84, Fluss, RE 15,2403. - Sarmatis ora: zu 1,5, 61f.; 4,10,110; ex P. 2,7,72. 9f. Dieses typische Selbstzeugnis läßt sich in den Tristien gut verfolgen: 1, 5, 72ff.; 3, 2, 9f.; 4, 1, 71 f.; 8, 8; 31 f.; 4, 10, 37ff.; 105f. (s. d.). - mollem ... vitam: zu 4, 8, 7f. - studiis: 'literarische Tätigkeit’; vgl. 3, 7, 11; Quint. Inst. or. 10, 1, 91 Germanicum Augustus ab institutis studiis deflexit cura terrarum, parumque dis visum est, esse eum maximum poetarum; Tac. Dial. 10,3 si modo in hac studiorum parte (sc. carminibus componendis) oblectare otium et nomen inserere possunt famae. — Pieridum ... choro: ex P. 1, 5, 57f. vos, ut recitata probentur / carmina Pieriis invigilate choris. llf. circumsonor: 3,14,47; 4,10,111; Verg. Aen. 8,474 hinc Rutulus premit et murum circumsonat armis-, Sen. Here. fur. 416f. cum pace rupta bellicus mu¬ ros fragor / circumsonaret. Das Klirren der Rüstung, der Waffen, des Zaum¬ zeugs ist charakteristisch für den Krieg, den bewaffneten Angriff usw. - pelago ... humo: die alte homerische Formel (Odyss. 17, 284f.; vgl. 13, 90f.; 15,176) wie auch 3,2,7; 11,59; 4, 1, 51 f.; 10,107; ex P. 2, 7, 29f. summa laborum, quos ego sum terra, quos ego passus aqua; Verg. Aen. 1, 3f. multum ille et ter¬ ris iactatus et alto / vi superum. 13-28. Ein wichtiges Zeugnis für die antike Schicksalstheorie. Im wesentlichen scheint Ovid zwischen fatum, numen (deorum) und casus zu unterscheiden. 13f. Der Gegensatz casus-ira (oder allgemein voluntas) deorum auch Met. 14, 162 qui te casusve deusve / servat ...? (etwas anders - fors statt casus - Fasti 2,782 audentes forsque deusque iuvat); Verg. Aen. 9,211; 12,321 quis tantam Rutulis laudem casusve deusve / attulerit; Ciris 279; Culex 193. - nubila . .. Parca: 4, 1,64 (vgl. Ibis 244) sind ihre Fäden schwarz; Lygd. 3,35 und Stat. Theb. 5, 274 heißt sie tristis. Sie verkörpert das Schicksal, dem vielleicht (17f.) auch die Götter unterstehen. 15f. sacris hederae cultoribus: die Dichter als Kultgenossen des Liber. Zum Epitheton sacer vgl. 3,7,32; 14,1; 4, 1, 28f.; 10,19; ex P. 2,10,17; 3,4,67; 4,8,81 communia sacra. Der Dichter als sacerdos: 3, 2, 3f.; Am. 3,8,23 ille ego Musarum purus Phoebique sacerdos; Prop. 4,6. Der Dichter als cultor (ffeeajtewf]g) unten 34; ex P. 2,5,66; 9,64. Das braucht nicht der Dienst eines bestimmten Gottes (Dionysos, Apollon) zu sein; die [Auarfipia der Dichtung (wie die der Liebe) sind eine Art Gottesdienst. Aber die Verbindung der Begriffe erinnert doch stark an den Kult des Dionysos; vgl. oben zu 3f.; Eur. Bakch. 81 xiootö . . • axegiavcoheig Aiovuoov {tspajteüei. Zum Efeu vgl. auch 1, 7, lf. 17f. Wenn die Parzen tatsächlich dominae fati (vgl. Her. 12, 3 quae dispensant mortalia fata sorores) sind, kann kein Gott ihrem Walten entgegenwirken (oder ihre Voraussagen entwerten), indem er die Ereignisse beeinflußt. Die Sprüche der Parzen sind also gültig und wahr; vgl. Catull 64,306 veridicos cantus; 325ff. accipe quod laeta tibi pandunt luce sorores / veridicum oraclum (sed vos, quae fata sequuntur, / currite ducentes subtegmina, currite, fusi); Hor. Carm. saec. 25ff. vosque veraces cecinisse Parcae, / quod semel dictum est stabilisque rerum /
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terminus servet. Bei Horaz scheinen die Parzen das Schicksal nicht zu bestim¬ men; ihr Spinnen und Singen begleitet offenbar den von den Göttern gelenkten Schicksalslauf. Anders wieder Ia. 13, 15 unde tibi reditum certo subtemine Par¬ cae / rupere; Tibuli 1, 7, 2 stamina non ulli dissoluenda deo. Zu dem Problem, ob das Schicksal (die Moiren) über den Göttern stehe vgl. noch Kall. Hy. 3, 22f. wo Artemis sagt, die Moiren hätten ihr bei ihrer Geburt bestimmt, sie müsse ge¬ bührenden Müttern beistehen, fjal pe Molpai/Yervopcvriv tö apcotov ejtEx7.f]pa»oav apfjYEiv; selbst Zeus muß sich nach Quint. Smym. 13, 559f. ihrem Willen beu¬ gen, oüvexa Molpacg / eixei xai psyaT-oio Aiög pevog. Das würde dann für alle andern Götter gelten. Historisch gesehen, ist der Glaube an die Macht des Schicksals über die olympischen Götter sicher der vorgriechischen Religion ent¬ nommen; der Konflikt ist nie ganz gelöst worden. !9f. Durch seine apexcu ist Dionysos zu den Göttern entrückt worden; Hör. Carm. 3, 3, 9ff. nennt ihn zusammen mit Pollux, Herakles und Quirinus: hac arte (sc. avöpelp) Pollux et vagus Hercules / enisus arces attigit igneas I ... I Hac te merentem, Bacche pater, tuae / vexere tigres, indocili iugum / collo tra¬ hentes: hac Quirinus / Martis equis Acheronta fugit. Der griechische Mythos weiß nichts von einer Himmelfahrt des Dionysos. - aetherias ... arces: 4, 3, 5; Met. 8, 858f. Iuppiter arces / temperat aetherias-, Culex 42 igneus aetherias iam sol penetrabat in arces; ähnlich Met. 1, 26f. ignea convexi vis ... caeli / emicuit summaque locum sibi fecit in arce, wohl nach Hör. Carm. 3, 3, 9f. (oben zit.). labore: Prop. 3, 18, 4 et sonat Herculeo structa labore via. 21ff. Der Siegeszug des Gottes war ein beliebtes Thema hellenistischer Dichtung, und bei römischen Autoren finden sich manche Anspielungen darauf: Ovid, Met. 4, 20f. Oriens tibi victus adusque / decolor extremo qua cingitur India Gange; Fast. 3,465f. interea Liber depexos crinibus Indos / vicit et Eoo dives ab orbe redit; 719f. Sithonas et Scythicos longum narrare triumphos / et domitas gentes, turifer Inde, tuas; Prop. 3, 17,22 Indica Nysaeis arma fugata choris; Eleg. in Maec. 1, 57ff.; vgl. B. Graef, De Bacchi expeditione Indica, Diss. Berl. 1886, 5. 21f. adusque: die Umstellung von usque ad zuerst bei Catuli 24, 4, dann Hör. Sat. 1, 1, 97; 5, 96, ursprünglich vielleicht metri causa, dann aber auch in Prosa (Tacitus). - Marticolam ... Geten: ex P. 4, 14, 14. 23f. flumine: eigentlich 'Strömung, strömendes Wasser’; vgl. Hör. Carm. 2, 14, 17f. ater flumine languido / Cocytus errans. - decolor: die Variante discolor ist hier und anderswo (Ars 3,130; Met. 4,21) bezeugt; Prop. 4,3,10 gibt die Hauptüberlieferung discolor, und Passerats Emendation fand sich nachträglich in jüngeren Hss. Vgl. noch Sen. Phdr. 345 India ... decolor; Prud. Hamart. 497; Bentley zu Manil. 4, 757; EIousman zu 4, 602. 25f. Zum Bild von den (Gutes oder Böses) spinnenden Parzen vgl. oben 17; ex P. 1,8, 63f. at tibi nascenti (quod toto pectore laetor) / nerunt fatales fortia fda deae; Her. 15, 81f. ita nascenti legem dixere sorores, / nec data sunt vitae fila severa meae; Met. 8, 453ff.; Tib. 1, 7, lf. - bis genito: Met. 4, 12 satum ... iterum (in einer Liste von Epitheta des Gottes); Fr. poet. inc. M. Bromio ... renato; Nonn. Dionys. 1, 4 öioaoxoxog. 27f. si fas est: 5, 2, 46. - exemplis ire deorum: 2, 168 (s. d.); Ars 3, 87 ite per exemplum, genus o mortale, deorum. - premit: 4,8,32. 29f. Zu Kapaneus vgl. 4, 3, 63f.; ex P. 3, l,49ff. exposuit memet populo For¬ tuna videndum, / et plus notitiae, quam fuit ante, dedit. / notior est factus Ca¬ paneus a fulminis ictu: / notus humo mersis Amphiaraus equis. Schon in der
3. Elegie
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kyklischen Thebais war er offenbar als ftcopaxog eingeführt; danach Aisch. Sept. 427; Soph. Ant. 133ff.; Eur. Phoen. 1172ff. — magna locutum: durch Prahlen fordert man die Nemesis heraus; vgl. Hör. Sat. 1, 3, 13; Verg. Aen. 10, 547; Tib. 1,5,5; 2,6,11; Val. Fl. 5,600; 7,557. Auch griechisch piya eltecv, piya [ruÜEiaüm, [aeycAti y^hoarp 31f. percussum fulmine: zu 1,3, 11 f.; 3, 5, 7f.; ex P. 1,7,50 a Iove percussus non leve vulnus habet; s. auch zu Tr. 4, 6, 5f. — admonitu = recordatione; vgl. zu 1, 1, 23f.; 3, 6, 30 (s. d.); ex P. 1, 2, 52 peior ab admonitu fit status iste (d.h. sein Leben im Exil) boni; Met. 14, 465f. admonitu quamquam luctus reno¬ ventur amari / perpetiar memorare tamen. - matris: die Tragödie Semeles erzählt Ovid Met. 3, 288-312; vgl. auch Fast. 3, 503f.; 715f. - condoluisse — aupjtoc&srv; das Perfekt ist sicher metrisch bedingt. Vgl. 1,8, 19f. (s. d.); 1,9,32 (s. d.). 33f. sacra — puotripca; vgl. oben 15; Met. 3,518 Bacchica ... sacra; 4, 1 orgia ... dei. - cultor: oben 15; zu 3, 2, 3f. Zur Vorstellung unten 52; 1,7, 1 Of.; ex P. 4, 4, 47f. di faciant aliquo subeat tibi tempore nostrum / nomen et 'heu’ dicas 'quid miser ille facitV 35ff. Das Schema der Anrufung: Bitten am Anfang (fer ... opem) und Ende {ades ... releves . . . flectere tempta), dazwischen eine Reihe von anaphorischen iic-Sätzen; ähnlich 2, 155ff.; 4, 5, 19ff.; 5, 2, 51 ff. (s. d.). 35f. bone Liber: vgl. O. Falter, Der Dichter und sein Gott, Diss. Würzburg 1934, 52f. - degravet ulmum vitis: 2,143; ex P. 3, 8, 13 non hic pampineis amicitur vitibus ulmus; Met. 10, 100 pampineae vites et amictae vitibus ulmi; 14, 661 ff.; Her. 5,47; Mart. 4, 13,5 nec melius teneris iunguntur vitibus ulmi. 37f. Bacchis: 4, l,4f. - gnava inventus: Calp. Sic. 5, 11 iam pro me gnavam potes exercere iuventam. - attonito ... sono: wohl nicht = sono qui attonitos facit, sondern konkret und sinnenhaft, wie Verg. Aen. 6, 53 attonitae domus; Sen. Here. für. 1212 nondum tumultu pectus attonito {-um v. 1.) carens; Thy. 260 tumultus pectora attonitus quatit; [Sen.] Oct. 759 terrorque in hostes redeat attonitus {-os v. 1.) meos. 'Der Phantasie schwebt das Bewirkte und das Wir¬ kende zugleich vor’ (M. Haupt bei Kiesslimg-Heinze zu Hör. Carm. 1,12,39). Ähnlich sind Iunkturen wie ßcT-sa oxovosvxa, %k(üQÖv öeog zu erklären: ein Wesen besitzt die Eigenschaft, die es auf andere überträgt. 39f. Die beiden Feinde des Dionysos dürfen auch im Tod keine Ruhe finden. Der Triumph des Gottes über die Hybris der ÜEopaxoi: Met. 4, 22f. Penthea tu, venerande, bipenni ferumque Lycurgum / sacrilegos mactas (ausführlich über Pentheus 3, 511 ff.); Fast. 3, 721 f. tu quoque, Thebanae mala praeda tacebere matris, / inque tuum furiis acte, Lycurge, genu; Hor. Carm. 2, 19, 12ff.; Prop. 3, 17, 23. - male pressa: im Gegensatz zu dem sonst üblichen frommen Wunsch sit tibi terra levis (Am. 3, 9, 68); vgl. noch Am. 2, 16, 15 solliciti iaceant terraque premantur iniqua. 41f. Die Erhöhung der Geliebten ist ein Triumph für Dionysos, wie die Er¬ niedrigung der Feinde. Über Ariadnes xaxacTTEpicTjxog vgl. Fast. 3,459ff.; 5, 345f. - aeternum: als Adverb ein in augusteischer Zeit, vielleicht von Vergil (Georg. 2,400) eingeführter Gräzismus; vgl. noch Met. 6,369 aeternum ... vivatis und zum Gedanken Met. 8,177f. ut ... perenni / sidere clara foret. clara corona: Her. 15, 151f.; Manii 5,253 clara Ariadnaeae quondam monu¬ menta coronae; Germanicus, Aratea 7Of. clara Ariadnaeo sacrata e crine (Baehrens: sacrata est igne vel sim. codd.) corona / {hunc illi Bacchus thalami memor addit honorem ...). Heinsius’ Konjektur (nach Ars 1,558) ist also unnötig.
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43f. huc ades-, zu 5,5,14; Tib. 1,7,49 huc ades (Osiri); 2,2,21 huc venias. Natalis. - unum: zu 2, 323f. - memor: Bömer zu Fast. 5, 692. 45f. sunt dis inter se: die Zäsur nach einem Monosyllabon in der Arsis des 3. Fußes ist ungewöhnlich, da sonst das vorhergehende Wort [inter) meist dak¬ tylisch ist (spondeisch nur, wenn einsilbig). Ausnahmen: ex P. 2,6, 23 turpe sequi casum et Fortunae accedere [cedere v. 1.) amicum (aber Heinsius hat das Distichon verdächtigt, Bentley und Merkel haben es gestrichen; es wäre das erste auf fol. 53 recto des von mir Textgeschichte 77ff.; 110 postulierten antiken Codex); 2, 10, 17 sunt tamen inter se communia sacra poetis. — commercia — öpiXia, xoivama; dafür sagt er ex P. 2, 10, 17; 3, 4, 67 communia sacra. - flec¬ tere: 2,573 (s.d.); 3,5,41 (s.d.); ex P. 1,2,118; 4,9,133. - Caesareum nu¬ men: 3, 8, 13 (s.d.); 5,10,52; 11,20; ex P. 3,1,163; 4,6,10. Ähnlich Prop. 4, 7,82 Herculeo numine. Vgl.
Pfister,
RE 17,1285; 1287.
47f. consortes studii: darauf beruht ihr sodalicium (4, 10,46); vgl. ex P. 2, 1, 17 (oben zit.); 9,63f. haec quoque res aliquid tecum (Cotys) mihi foederis affert: / eiusdem sacri cultor uterque sumus-, 3, 4, 67f. (oben zit.); 5,37 o iuvenis stu¬ diorum plene meorum-, 4, 8, 81 f. prosit opemque ferat communia sacra tueri, / atque isdem studiis imposuisse manum-, Her. 15, 29 (Sappho von Alkaios) con¬ sors patriaeque lyraeque-, Sen. Epist. 7,11 Epicurus, cum uni ex consortibus studiorum suorum (griechisch vielleicht opo^riXog) scriberet ... - pia turba: Am. 3,9, 17 at sacri vates et divum cura vocamur-, Catul. 9,8 sanctos dignus inire choros-,
Bömer zu
Fast. 2, 507.
49-52: ex P. 3, 5, 37fF. (anläßlich einer recitatio vermißt Maximus Cotta plötz¬ lich seinen Freund Ovid); vgl. 4, 4, 47f. 49f. labris: das überlieferte lacrimis läßt sich halten; vgl. z. B. Anth. Pal. 7, 31, 3f. (Dioskorides) d> ’ju. BodlijXXcp / xXoopöv wtep xuXixcov jtoÄXaxi öaxpu 51 f. admonitus ... mei: oben 32; vgl. 1,1,23; 7,26; 4,8,51; ex P. 3,5,38 ecquid ab his ipsis (sc. studiis meis quibus plenus es) admone are mei. - pars: oben 6. — chori: ex P. 3, 4, 68 [poetae) in vestro miseris si licet esse choro-. Ars 3, 534 hic chorus (sc. qui carmina facimus) ante alios aptus amare sumus. 53ff. Zu 3,7, 17f. 53f. idque ita = et id ea condicione fiat, ut ...; vgl. 3, 6, 25; zu 1, 2, 99. - can¬ dore = comitate-, vgl. l,ll,35f.; 2,80; 467; 3,6,7 (s.d.); 4,4,3; zu 4,10, 131 f.; ex P. 2, 5, 5f. candor, in hoc aevo res intermortua paene / exigit ut faciam talia vota (sc. ut salvus sis) tuus; 3,2,21 meus excuset caros ... candor ami¬ cos; zu 4, 10, 132. - favorem: vom literarischen Erfolg auch 1, 1,64 (s.d.); 3, 12,23 (s. d.); 4, 10, 131; ex P. 4, 14, 56; Hör. Epist. 1, 18, 66; Plin., Epist. 9, 6, 2; Paneg. 33,3. - Ovid als wohlwollender Kritiker anderer Dichter: 2,563-8 (s. d.); ex P. 4, 14, 43f. tam felix utinam quam pectore candidus essem! / extat adhuc nemo saucius ore meo; Ibis 1-8. 55f. Ovid ist kein einseitiger fautor veterum (vgl. 4,10,55), wie Horaz sie Ep. 2, 1, 20ff. abkanzelt; er läßt neben den annosa volumina vatum (Horaz a. O. 26; 41) auch das Moderne gelten, das ja nicht notwendig crasse compositum zu sein braucht (anders als Horaz a. O. 50ff. urteilt Ovid, Tr. 2, 423f. über En¬ nius). Vetus kann jeder Autor sein, der vor dem Prinzipat des Augustus gelebt und geschrieben hat, aber meist werden die ältern Dichter so bezeichnet, also Livius Andronicus, Naevius, Ennius, Pacuvius usw. Vgl. noch zu Tr. 3, 1,63f.; Hör. Sat. 1,10,67; Manii. 1,446; Sen. Epist. 102,16; Ouint. 1,5,22; Suet.
4. Elegie
295
Tib. 70, 2, wo die hellenistischen Dichter Euphorion, Rhianos und Parthenios im Gegensatz zu den veteres et praecipui auctores genannt werden. Zum Gegen¬ satz der veteres und novi (3, 14, 7f.) vgl. auch Veil. Pat. 2,92,5 praesentia in¬ vidia, praeterita veneratione prosequimur; Mart. 5, 10, lf. esse quid hoc dicam, vivis quod fama negatur, / et sua quod rarus tempora lector amet? - proxima = recentiora. 57f. dextro ... Apolline-. Prop. 3, 2, 9 nobis et Baccho et Apolline dextro-, Jahn zu Pers. 2, llf. - quod licet = quod {solum) potestis; vgl. 1, 1, 16: 3, 14, 8. nomen: 3,4,45; 4,3,18; 5,1,24; 79; 5, 7, 39f.
4. Elegie 'Ich bin ein Brief Ovids, am Schwarzen Meer unter Tränen geschrieben, müde von der langen Reise (1-6). Du brauchst nach den Gründen seiner Trauer kaum zu fragen (1-14). Dennoch trägt er sein Schicksal und hofft, daß der göttliche Kaiser, der ihm Leben und Bürgerrecht gelassen hat, ihn eines Tages begnadigen wird (15-22). Er denkt immer an dich; du fehlst ihm nicht weniger als die Hei¬ mat und alles, was ihm sonst lieb war (23-30). Er denkt an die letzten Tage in Rom vor seiner Abreise ins Exil; damals ließen andere Freunde ihn im Stich, du aber warst da und tröstetest ihn unter Tränen (31—42). Daran wird er immer voller Dankbarkeit denken. Sicher setzt du dich auch jetzt für ihn ein (43-50).’ Der personifizierte, redende Brief ist uns schon in 3, 1 begegnet (eine Va¬ riante dazu ist die Anrede des Dichters an den Brief: 1, 1; 3, 7; ex P. 4, 5; vgl. Cat. 35, 2). Diese Fiktion hat den Vorteil, daß der Brief objektiver über Ovids Leiden berichten (3ff.) und gleichsam als Drittperson Bitten anbringen kann (43ff.), die der Dichter auszusprechen zögert. Der Brief ist also Zeuge und Für¬ sprecher zugleich. Der Empfänger ist offensichtlich einer der treuesten Freunde Ovids. Man hat an Curtius Atticus gedacht (über ihn Tac. Ann. 4, 58; 6, 10), an den ex P. 2, 4 und 7 gerichtet sind). Die Briefschlüsse sind ähnlich (vgl. ex P. 2, 4, 33f.; 7, 83f. mit 49f. unseres Briefs), aber sonst gibt es kaum Anhaltspunkte.
lf. litore ab Euxino: 5, 1, lf.; ex P. 1,2,2. Ähnliche Ortsangaben am Brief¬ anfang auch ex P. 2, 6, 2 ab Euxinis . .. aquis; 4, 9, 2 ab Euxinis . . . vadis; vgl. noch 4, 4, 8 in Getici litoris actus aquas. - mari . . . via: 3, 1, 25f.; 4, 10, 107; 5,3, 12; ex P. 2, 7, 29f. laborum, / quos ego sum terra, quos ego passus aqua; Hor. Carm. 2, 6, 7f. lasso maris et viarum / militiaeque; Epist. 1, 11, 6 odio maris et viarum; Tac. Ann. 2, 14, 4 taedio viarum ac maris. 3f. tu, cui licet: 1, 1, 2: 16; 57 (s. d.). - aspice Romam: 3, 8, 8. - Der Penta¬ meter ist fast wörtlich nach Am. 1,6,46 heu melior quanto sors tua sorte mea (danach die schlechtere Überlieferung hier).
5f. Der unter Tränen geschriebene Brief ist ein typisches Motiv der Exildich¬ tung; vgl. 1, 1, 13f.; 3, 1, 15f.; 4, l,95ff., erscheint aber schon (nach Prop. 4,3, 4?) in den Heroidum Epistulae (1,11; 3,3f; 15, 97f.). Zur Nachwirkung vgl. noch Stat. Silv. 2, 1, 17f. lacrimis en et mea carmine in ipso / ora natant tristesque cadunt in verba liturae. Das sind also mit Tinte auf Papyrus geschriebene Briefe, nicht Wachstäfelchen. - signabar: Das Siegel wird sonst an den Mund 19*
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Buch V
geführt (Am. 2, 15, 17ff.), er aber hält es ans Auge; vgl. Met. 9, 565f. protinus impressa signat sua crimina gemma, / quam tinxit lacrimis: linguam defecerat humor. - madidas ... genas: Am. 3,9,49; Ars 1,660; Her. 5,72. 7f. Zu postula mit Acc. und (pass.) Inf. vgl. Livius 21,30,3 velut ob noxam sibi dedi postularet populus Romanus; Kühner-Stegmann 2,231. 9f. aperto = xatfapcp, hier 'arm an Bäumen’; vgl. 3, 10, 75f. (s. d.); ex P. 3, 1, 19f. rara, neque haec felix, in apertis eminet arvis / arbor-, Fast. 2, 227f.; Met. 3,709 purus ab arboribus, spectabilis undique, campus-, Verg. Georg. 2,112; 280; Aen. 12,353; Sil. Ital. 11,417; Stat. Silv. 2,7,14; Jacobs, Quaestiones epicae, 49. - mollia gramina: 5, 1,32; vielleicht nach Hom. II. 14, 347ff.; Eur. Hipp. 1226 xa [xaHfaxa yaiaq. Ovid denkt an das saftige, üppige Grün einer gepflegten Rasenfläche. - nec pleno flumine cernit aquam: sprichwörtlich; Prop. 1, 9, 15f. nunc tu / insanus medio flumine quaeris aquam; griech. ev tfoAaacrfl QqxEi/v üöcop. llf. Hectore rapto (sc. ab axe vel equis): 3, 11, 27f. (s. d.); 4, 3, 29f.; Am. 2, 1,32 raptus . . . Haemoniis flebilis Hector equis, vielleicht nach Ennius, trag. 91 R.2 Hectorem (sc. vidi) curru quadriiugo raptarier-, Eur. Androm. 107f. xöv cpov . .. jtooiv "Exxopa, xov jtEgl xz[yr\ / eiXxvaE Sicppeijcov itcng aüag ©exiöog. Die Episode bei Homer, II. 22, 395ff. — Philoctetes: 5, 1, 61 f.; 2, 13f. — ictus ab angue — ocpioSqxTog; vgl. 5,2, 14. 13f. di facerent utinam: auch ohne utinam 1,1,58; Her. 16,261; Met. 8,72. - talis status: 1,9,37; 3, 13, 19f.; ex P. 1, 10, 17 scilicet is status est, ea rerum forma mearum. - esset in illo: eine Variation der gebräuchlichen Konstruktion in statu aliquo esse-, vgl. die Erklärer zu Livius 35, 8, 2 quo in statu pro¬ vincia esset. 15f. Zum Bild vgl. 4, 6, 3f.; Am. 1,2, 15f. asper equus duris contunditur ora lupatis; / frena minus sentit, quisquis ad arma facit; 2, 9b, 29f.; Ars 1,472 tempora lenta pati frena docentur equi. - indomiti . . . equi: Tib. 2, 4, 57 in¬ domitis gregibus (sc. equorum); Xen. Equ. 1, 1 jtoAog aÖapaoxog. 17f. in culpa non scelus esse: cidpa ist also der weitere Begriff; sie kann, braucht aber nicht mit scelus verbunden zu sein. Ähnlich verhält es sich mit error, facinus und peccatum: 1, 2, 98ff.; 3,38; 3,1,52; 6, 25f.; 4, 1, 23f.; 4,37; 5, 8, 23f.; 11, 17f.; ex P. 1,6,25; 7, 39f.; 19f. — Ovids Vertrauen auf die clementia Caesaris: 1,9, 25L; 2, 39ff.; 4,4,53; 8,39; 5,2,38; 8,25; ex P. 1, 2, 121 ff.; 2,2, 113ff.; vgl. allgemein Hör. Carm. saec. 51; Prop. 2, 16, 41 f.; Wickert, RE 22,2237; 2240. — adnumerare: Her. 16, 330 in exemplis adnumerabar ego; Cic. Brut. 75 illius (sc. Naevii) quem in vatibus et Faunis adnumerat Ennius, bellum Punicum quasi Myronis opus delectat. 21f. Über den Unterschied zwischen relegatio und exilium s. 1, 1,20; 2, 127ff.; 4,4, 45f.; 5, 2, 55ff.; 11,15f.; ex P. 1,2,90. Hier, wie oft, schließt Ovid das Leben ein, das der Kaiser ihm geschenkt hat; vgl. zu 1, 1, 19f. War das schon ein Beweis der clementia Augusti, so darf er umsomehr auf eine spätere Begna¬ digung hoffen (trotz 2, 135). 23f. Die Formel si quid credis mihi ist offenbar falsch verstanden worden; des¬ halb carius (mit quid) in einigen Handschriften, dann wurde omnibus offenbar als Dativ (mit carior oder carius) aufgefaßt, was eine Änderung von illi zu ille oder illo (Abi. comp.) zur Folge hatte. Möglicherweise wirkte auch 29f. ein. 25f. Die vier klassischen Freundespaare: Achilles und Patroklos, Orestes und Pylades, Theseus und Peirithoos, Euryalus und Nisus. Vgl. 1,5, 19ff.; 9, 27ff.
4. Elegie
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(s. d.); 4, 4, 69ff.; 5, 6, 25f.; ex P. 2,3,45; 3, 2, 33ff. Zu den drei Beispielen aus der griechischen Mythologie tritt ein viertes, aus dem römischen National¬ epos. - comitatus-. Ovid verwendet auch die aktive Form, z. B. ex P. 2, 3, 43. 27f. magis: sc. quam vultus oculosque tuos (29). 29f. o dulcior illo / melle: Plaut. Asin. 614 o melle dulci dulcior tu es; Auson. 412, 12 (p. 270 P.) an Paulinus, o melle dulcior, o Gratiarum venustate festivior. Der Wohllaut der Vokale und der Liquida am Versende ist wohl nicht ohne Ab¬ sicht; vgl. 5, 1, 11. 31ff. Vgl. zu 3, 5, 5ff. 31f. tempus reminiscitur illud: der Akkusativ wie Verg. Aen. 10,782 dulcis reminiscitur Argos. - non praeventum morte: 3,3,34; 13, 5ff.; 5, 11, llf.; ex P. 1, 9, llf. tempora ... / quae vellem vitae summa fuisse meae. Zum Ausdruck vgl. noch Tertull. Praescr. 30, 13 immatura morte praeventas (sc. animas). 33f. subitae: zu 1,1, 39f. - contagia cladis: 3,14,17; 5,5,25; Die Erklärung findet sich 3, 5, 5ff.: was vom göttlichen Blitzstrahl getroffen ist, wie Ovid und sein Haus, wird sacrum, 'tabu.5, und deshalb unberührbar. - ictae ... domus: 1,3, 11. 35f. mansisse: Prop. 2,20,17 {tibi iuro) me tibi ad extremas m,ansurum (sc. fidelem), vita, tenebras. - tresve duosve: 1,3, 16; 5,33; 3,5, 10; ex P. 2, 3, 29f. cumque alii nolint etiam me nos se videri, / vix duo proiecto tresve tulistis opem. 37f. attonitus = ep,ßQovxr|xog. Vgl. 1,3, llf. (s. d.); 5,3; ex P. 1,6, llf. certe ego cum primum potui sentire quis essem / -nam fuit attoniti (-o codd., em. Ehwald) mens mea nulla diu; Sen. Nat. Qu. 2, 27 fragor ... subitus et vehe¬ mens, quo edito concidunt homines et exanimantur, quidam vero viri stupent et in totum sibi excidunt, quos vocamus attonitos, quorum mentes sonus ille caelestis loco pepulit. - se minus: das Zeichen echter oupjrötfeia; vgl. 1, 5, 2ff. 39f. vultum ... referre: hier = vultus meminisse, aber sonst oft von bildlichen Darstellungen, z. B. Hör. Epist. 1, 18, 62 Actia pugna ... refertur. - emaduisse sinus: Hom. II. 9, 570 öeuovxo öe öaxguoi xoütoi.; Ap. Rh. 3, 804f. öeüe öe xoütoug / aX7.r]XTov öaxpuoiai, xa STppeev äoxayeg auxcog; Verg. Aen. 4,30 sinum lacrimis implevit obortis (viele Belege bei Henry, Aeneida 2, 1878, 575ff.). 41f. consolatus ... solandus: den Übergang vom Kompositum zum Simplex (oder umgekehrt) im gleichen Sinnzusammenhang hat W. Clausen, Am. Joum. of Philol. 1955, 49 behandelt; er zitiert u. a. Tr. 1,5, 81 f.; Fast. 3,25 languida consurgit nec scit an languida surgat und verweist auf Housman zu Manii. 1, 272; 3, 122; 328. Vgl. noch Am. 2, 4, 3 confiteor, siquid prodest delicta fateri. 43f. pium: hier fast = gratum; vgl. Cat. 73, lf. desine de quoquam quicquam bene velle mereri / aut aliquem fieri posse putare pium. 45f. Zur Schwurformel vgl. ex P. 3, 3, 68 per matrem iuro Caesareumque caput; Her. 3, 107; 13, 159ff.; Pease zu Verg. Aen. 4, 357. 47f. plena = digna; vgl. 1,6,16; 5,9,22. Gegensatz: 4,1,21 levis haec meri¬ tis referatur gratis tantis. - Zum Bild (von jeder fruchtlosen Tätigkeit) vgl. ex P. 4, 2, 15f. (in anderm Zusammenhang) nec tamen ingenium nobis respondet, ut ante; / sed siccum sterili vomere litus aro: Her. 5,115f.; 14,139; Verg. Aen. 4,212; Prop. 2,11,2 qui sterili semina ponit humo; Iuv. 7,49; Sen. De benef. 4,9,2 'dicitis5 inquit 'diligenter eligendos quibus beneficia demus, quia ne agri¬ colae quidem semina harenis committant.’ Auson. Epist. 14,4 (p. 245 P.) cultor harenarum vates, cui litus arandum. Auch im Griechischen sprichwörtlich: dg uöoop ojielpeiv, xaxd tlcdaxxav ojtdpeiv, xaxä jtexpcöv curdpeiv. 20
Luck, P. Ovidius Naso, Tristia II
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Buch V
49f. fac modo: ex P. 2,6,35 fac modo permaneas lasso, Graecine, fidelis. tueare: ex P. 4,12,41 f. effice constanti profugum pietate tuendo.
5. Elegie 'Der Geburtstag meiner Gattin ist da; ich muß ihn auch im Exil feiern (1-4), mein Elend vergessen, die weiße Toga anziehen, einen Altar aus Rasenstücken bauen, Weihrauch und Wein ins Feuer geben (5-12). Bester Natalis! Sei ihr gnädig, schütze sie vor Gefahr, laß sie in ihrem Haus, mit ihrer Tochter in der Heimat glücklich sein. Wenn das Schicksal Böses für sie bereithält, soll es durch mein Leiden abgegolten sein. Gib ihr langes Leben (13-26). Wer hätte ge¬ dacht, daß ich im Getenland dieses Opfer vollziehen würde? Sogar der Rauch zieht in Richtung Italien ab (27-40). An diesem Tag ist also die Frau geboren worden, die an Adel der Gesinnung den Heroinen der Vorzeit ebenbürtig ist, aber ein besseres Los verdient hätte (41-8). Und doch muß man sagen, daß nur im Leid die Tugend sich ganz entfalten kann; wer würde sonst von Penelope, Evadne, Alkestis, Laodameia sprechen (49-60)? Mögen die Götter, möge Cae¬ sar mir gnädig sein - ihr zuliebe (61—2)!’ Als Schilderung einer Geburtstagsfeier ist dies ein Gegenstück zu 3, 13 (s. Einl.). Einige Motive, z. B. das Festkleid, der Altar, Weihrauch, die guten Wün¬ sche, sind herübergenommen, aber die Stimmung ist anders. Dort spielt Ovid mit Todesgedanken, während er hier eher wieder an eine Rückkehr in die Heimat glaubt: Das schönste Geburtstagsgeschenk für Ovids Gattin wäre die Rückkehr ihres Mannes. Auch haben wir hier (wie 5,14) eine kurze Diatribe über die wahre virtus der Gattin, die sich besonders bewährt, wenn ihr Mann ins Unglück ge¬ raten ist. Daß der Geburtstag von Angehörigen, Freunden auch in der Ferne, ohne sie, gefeiert wird, wissen wir aus Plin. Epist. 6, 30. Selbst ein Gedicht wie dieses — scheinbar ein Augenblicksbild aus dem Leben - ist doch voll von literarischen Reminiszenzen. Festschilderungen bei Horaz und Tibull wirken deutlich nach. Wenn wir uns erinnern, daß Ovid sogar das Einfrieren der Donau, das er selbst beobachten konnte, wie nur wenige Römer, nicht ohne Entleihungen bei Vergil beschreibt, wird uns etwas Wesentliches an seiner Kunst bewußt. lf. adsuetum ... honorem: 3,13,13 soliti ... moris honorem. — ite manus ... meae: die Anrede umschreibt den Entschluß, auch im Exil das Fest zu feiern, wie es sich ziemt. Anders ist der Ausdruck zu verstehen Luc. 7,578 (Caesar) in plebem vetat ire manus (sc. armatas) monstratque senatus (i. e. senatores). 3f. Auch hier sieht Ovid in Odysseus sein mythisches Gegenbild: 1,5,57ff.; ex P. 1,3,33f.; 3, l,53f. - in extremo ... orbe: 3,3,13 (s. d.); 4,9,9; 5,12, 10. - diem: sc. natalem. 5f. lingua favens: wie bei jeder religiösen Zeremonie; vgl. 3,13,18; Tib. 2, 2,2 quisquis ades, lingua, vir mulierque fave; Bömer zu Fast. 1,71; 165f. bona verba = fausta verba, eüqpT]p,a. Vgl. Tib. 2,2,1 dicamus bona verba• venit Natalis ad aras. Dies ist für ihn in seiner Situation besonders schwer; vgl. noch 3, 13, 24. 7f. vestis ... alba: frisch gewaschen und mit Kreide gebleicht; vgl. 3,13,14;
5. Elegie
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Hör. Sat. 2, 2, 60f. natalis aliosve dierum / festos albatus celebret-, Tib. 2, 5, 7f. nunc indue vestem / sepositam. Ovid trägt offenbar sonst — im Einklang (con¬ color) mit seinem Schicksal — nur dunkle Gewänder. Unten 41 f. — discolor = dispar; vgl. Hör. Epist. 1,18,3f. matrona meretrici dispar atque / discolor. Sonst entspricht das festliche Gewand der festlichen Stimmung; vgl. Fast. 1,79 vesti¬ bus intactis Tarpeias itur in arces / et populus festo concolor ipse suo est. Der Dativ analog zu discors (unten 35); vgl. Kühner-Stegmann 1 §76. 9f. ara ... gramineo ... de caespite: für besondere Anlässe wird ein improvi¬ sierter Altar aus frischen Rasenziegeln (terra in modo lateris caesa cum herba, Paul. 45) errichtet. Der Kontakt mit der Erde als Quelle religiöser Kräfte ist wichtig; vgl. H. Wagenvoort, RAC 3,411. Zum Gebrauch vgl. Hör. Carm. 1, 19, 13 hic vivum mihi caespitem, hic / verbenas, pueri, ponite; 3, 8, 4 positus ... carbo in / caespite vivo; Lucan 9,988; Stat. Silv. 1,4,131. - Der Kranz wie 3, 13,15; Hör. Carm. 4,1,7; Plin. Nat. hist. 21,11. - focos = aram. llf. tura: Hor. Carm. 1,19,14f. verbenas, pueri, ponite turaque / bimi cum patera meri; Tibuli 2,2,3 urantur pia tura focis, urantur odores. - pinguia-. ex P. 2,3,99 cum faceres altaria pinguia ture ( — cum magnam copiam turis libares); Met. 4,402f.; Grattius Cyn. 441 f. ter pinguia libant / tura foco; Pers. 2, 52; Lucan 8, 730; Tac. Germ. 45, 8 (vom Bernstein) in modum taedae accen¬ ditur alitque flammam pinguem et olentem. - stridat: Tib. 2,5, 81 f. et succensa sacris crepitet bene laurea flammis, / omine quo felix et satur annus erit. merum: Pers. 2,3 funde merum genio. 13ff. Typische Geburtstagswünsche: Glück im häuslichen Kreis, Sicherheit vor Gefahren, langes Leben. 13f. Der Geburtstagsgott wird als gegenwärtig vorgestellt; vgl. Tib. 2, 2, 5 ipse suos Genius adsit visurus honores; 21 huc veniat Natalis; Jahn zu Pers. 2, lff. — candidus: Tib. 1,7,63f. at tu, Natalis, multos celebrande per annos, / candi¬ dior semper candidior que veni\ — dissimilis: oben zu 8; vgl. auch 1,5, 15. 15f. miserabile vulnus: ex P. 1,5,23 parcendum est animo miserabile vulnus habenti; Lucan 8,417 (si tibi in animo) haereat Eoae vulnus miserabile sortis. perfuncta: Der Glaube, daß ein Mensch das einem andern bestimmte Leiden auf sich nehmen und daher vom andern abwehren kann, ist, soviel ich weiß, in kei¬ nem antiken Text so deutlich ausgesprochen wie hier. Es ist nicht eigentlich die stellvertretende Übernahme der Sünde eines andern, sondern eher, wie mir scheint, eine Sonderform der devotio in der privaten Sphäre, vielleicht verbun¬ den mit neu-pythagoreischen oder mittelstoischen Gedanken. Aber auch der Ge¬ danke des Selbst-Opfers liegt darin, der bei Euripides so häufig ist, z. B. Alk. 46lf. ovtöv aüxäg / exkag jtooiv avxi aäg apeupai / ei "Aiöa. Ein Schick¬ salsschlag, der den Gatten traf, mußte der Gattin erspart bleiben. Vgl. auch unten 25f. 17f. Das Bild von den Stürmen des Lebens auch sonst, von Ovid selbst: 3,4, 15f.; 5, 12,40; ex P. 2,2,30 non per placidas it mea puppis aquas; Sen. Epist. 108,37 quanto maiore putas vitam tempestate iactari quam ullam ratem? — plus quam: eine Art Litotes; denn es wird angedeutet, daß es einen stärkeren Aus¬ druck, nach dem der Dichter vergeblich sucht, geben müßte; vgl. Fast. 4,301 quisquis adest operi, plus quam pro parte laborat; Lucan 1,1 plus quam civilia bella. - quod super est (sc. vitae): Hor. Epist. 1,18,108 quod super est aevi, siquid superesse volunt di; Prop. 1,4,3 vitae quodcumque sequetur; 3,17,19. — tutum: zu mare; vgl. zur Bedeutung (= quod non nocet) 5,2,37; ex P. 3,6,15; Her. 20*
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19,162 sed solet hoc maribus tutius esse fretum; haec: sc. domum, patriam, filiam.
Housman zu
Lucan 9,613. -
21 f. quatenus-, meist mit 'insofern’ übersetzt; hier schränkt es das Glück ein, das er ihr wünscht; in dieser Hinsicht wird es eben unvollkommen sein. Es ist also ähnlich wie quantum und (parallel) qua licet in ex P. 2,4,34; vgl. auch Met. 8,784. Lucr. 2,927; 3,218 ist es eher eine Variation von quoniam oder quando¬ quidem. — nube-, nicht wie 1,3,13 von einer vorübergehenden Umwölkung oder Umnachtung des Geistes, sondern wie ex P. 2, l,5f.
23f. Vgl. 1,3,101. - consumatque annos: wahrscheinlich ist doch mit
Heinsius
(zu Fast. 3,166) consummetque annos zu lesen; consumere tempus und ähnliches wäre eher 'die Zeit verschwenden’, während hier gemeint ist 'die summa an¬ norum (die Zahl der ihr bestimmten Jahre, die möglichst hoch sein möge) zu erreichen’. Dies versteht sich nicht von selbst; denn sie könnte auch dcopog, 'vor¬ zeitig’, sterben. Eine genaue Parallele habe ich nicht gefunden; denn consum¬ mare animam (euphemistisch) = mori ist nicht dasselbe. - Der Vers wirkt wohl in der Cons. Liv. 104 nach, te queritur casusque malos ... / accusatque annos, ut diuturna, suos; d. h. Livia klagt, sie habe schon zu lange gelebt (nimis diu¬ turna sum)-, dem würde hier der Wunsch diuturna sis entsprechen. Zum Ge¬ brauch von diuturnus vgl. noch 3,3,78; 4,6,50; Ibis 334; Met. 3,472; Bömer zu Fast. 5,488; Axelson, Unp. W. 23. - sed: 'und zwar’; vgl. 3,11,43 (s. d.); Mart. 1,117,7 scalis habito tribus, sed altis (vgl. auch 1,43,9 und Citroni in seinem Kommentar, 1975, z. St.; Hofmann-Szantyr p. 487).
25f. adicerem: oben 15f.; Sen. De brev. vit. 8 dicere solent iis quos validissime diligunt, paratos se partem annorum suorum dare. - contagia: 3,14,17; 5,4,33. 27f. Ähnlich der Gedanke 4, 8, 43ff.; ex P. 4,3,51ff.; Soph. Fr. 606,3 N.2.
29f. Italas: die ursprüngliche Messung, wie Met. 15,59, während Ovid sonst, nach dem Vorgang der Neoteriker (Catull 1,5) und Vergils (Aen. 3,185; 7, 643; 9,698 im 5. Fuß) die bequemere Messung vorzieht (1,4,20; Fast. 4,64; Her. 7,10).
31f. sensus: hier fast = 'Intelligenz, Vernunft’: vgl. consilio (32); non stultus (39). — exigit = propellit; vgl. Her. 2, 114 et sacer admissas exigit Hebrus aquas; unrichtig (= creat), wie ich meine, der Thes. 1. L. 5,2,1452,40 mit Hinweis auf Lucan 9,310. - consilio = consulto, data opera. 33ff. Das Leichenopfer für die feindlichen Brüder Eteokles und Polyneikes mit dem Wunder der gespaltenen Flamme wird oft beschrieben; zuerst vielleicht von Kallimachos, Aitia (fr. lOf. Pf.). Die Übersetzung unserer Stelle müßte lauten: „. .. als den beiden Brüdern, die sich gegenseitig erschlagen hatten, am Altar ein gemeinsames Opfer gebracht wurde.“ Der unversöhnliche Haß dauert also über den Tod hinaus. Wo ein solches Opfer in der mythologischen Tradi¬ tion am ehesten seinen Platz hatte, ist nicht ganz klar, vermutlich noch bevor Theseus die Bestattung der Sieben erzwang. Zum Wunder selbst vgl. Ibis 35f. et nova fraterno veniet concordia fumo, / quem vetus accensa separet ira pyra; Aetna 577 gemina ex uno fumantia sacra vapore; Bianor Anth. Pal. 7,396; Antiphanes, ibid. 399; Lucan 1, 550ff. ostendens confectas flamma Latinas / scinditur in partes geminoque cacumine surgit / Thebanos imitata rogos; Sen. Oed. 321ff.; Stat. Theb. 12,448ff.; Philostr. Imag. 2,29; Schmid-Stählin, Griech. Lit.-Gesch. I2. 345, 5. Im Ausdruck berühren sich mit Ovid vor allem Sen. Oed. 323 pugnax ignis und Stat. Theb. 12, 448 rogi discors hiatus.
5. Elegie
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33f. alterna ... manu: Aisch. Sept. 820; 931; Soph. Ant. 57 vjt’ (Emperius für hs. sjc’) aTLqTmv yepolv. 35f. ipsa sibi discors: der Dativ (in Analogie zu concors?) hier zum erstenmal; oben zu 7f. - ab illis: von den feindlichen Brüdern. 37f. Kallimachos rühmte sich, nur Bezeugtes zu berichten; vielleicht konnte Ovid außer ihm keinen andern frühen Zeugen für diese Begebenheit finden; deshalb der Zweifel. 39f. non stultus: Bentley (zu Hör. Sat. 2,3,158 sanus qui non stultus) ver¬ teidigt die hs. Überlieferung gegen Heinsius’ Vermutung consultus (würde con¬ silio, 32f. entsprechen); vgl. Ars 3, 253f.; 357. — dederis: zur Messung vgl. 4, 10, 2; 5,13,9; Bömer zu Fast. 1,17. 41f. Vgl. oben 7f. und zum Ausdruck Ibis 215f. lux quoque natalis, nequid nisi triste videres, / turpis et inductis nubibus atra fuit. - fuit: die Änderung zu foret ist unnötig, wenn man Madvigs Erklärung (Latin Grammar §348d) an¬ nimmt, wonach ein Ereignis, das unter bestimmten Bedingungen eingetreten wäre, durch rhetorische Emphase im Ausdruck als tatsächlich geschehen dar¬ gestellt wird, „um zu zeigen, wie wenig daran fehlte, daß es Wirklichkeit ge¬ worden wäre.“ Madvig vergleicht Hör. Carm. 2,17,27f. me truncus illapsus cerebro /sustulerat, nisi Faunus ictum / levasset. 43f. mores: hier zeigt der Zusammenhang noch deutlicher als z. B. Hör. Epist. 1,1,56, daß es = boni mores ist. S. zu l,6,23f. Daneben 'comparatio compen¬ diaria’ für moribus illarum heroidum. - heroisin: die metrisch bequeme Flexion aus dem Griechischen übernommen (fiQCoCg = t]qcolvt]), wie oft bei Properz, bei Horaz nur in den Carmina. Vgl. noch 1, 6, 19ff.; Am. 2,4,33; Ars 1,713. - Andro¬ mache (Tochter des Etion) und Penelope (Tochter des Ikarios) als exempla ehe¬ licher Treue: 1,6,19; 5,14,35f.; ex P. 3, l,107ff. Dazu hier Evadne (53f.) und Alkestis (55f.). 45f. Ein ähnlicher Katalog von Tugenden findet sich in der Octavia 547f. pro¬ bitas fidesque coniugis, mores, pudor / placeant marito. 47f. fortuna moribus impar: ex P. 4, 9, 121 fortuna est impar animo-, vgl. auch Tr. 3,7,39 sunt tibi opes modicae, cum sis dignissima magnis. 49ff. Erst im Unglück bewährt sich menschliche Größe und erntet dadurch den verdienten Ruhm: 1,5,17ff.; 4,3, 71 ff.; 5,14,21 ff. Dieser Gedanke liegt auch dem Dialog zwischen Pompeius und Cornelia nach der Niederlage zugrunde: Lucan 8, 72ff. 49f. exercita = vexata, ßeßaoavia(AEvq; vgl. Verg. Aen. 3, 182 nate, Iliacis exercite fatis; Luc. 8,77 tua cum fatis pietas decertet. - materiam ... laudis: Lucan 8, 75f. laudis in hoc sexu non legum iura nec arma, / unica materia est coniunx miser, eine klare Ovid-Reminiszenz. 51f. Ähnlich im Gedanken und im Ausdruck 1,5,23f. - infesti = mali; sub¬ stantiviert auch Lucr. 4,1150 effugere infestum (i. e. amorem); Sen. Epist. 59,7 infesti aliquid. - vidisset = expertus esset; vgl. Verg. Gb^rg. 11,263 Aetnaeos vidit Cyclopas Ulixes; Lygd. 4,82 a ego ne possim tanta videre mala (nach Ovid?). 53f. Echionias ... in arces: Verg. Aen. 12,515 nomen Echionium; Stat. Theb. 1,169 plebis Echioniae ('Thebani populi’ Lact. Plac. ad loc.). — vix sua nosset humus: nach Prop. 3, l,29f. Deiphobumque Helenumque et Pulydamumque et in armis / qualemcumque Helenum vix sua nosset humus. 55f. Zu Alkestis vgl. zu 2,403f.; ex P. 3,l,105f.; Prop. 2, 6, 23f. felix Admeti
^c.
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Buch V
coniunx et lectus Ulixis, / et quaecumque viri femina limen amat. Zur Form der Frage vgl. Fast. 1,257 cum tot sint Iani, cur stas sacratus in uno? Die Antwort eingeleitet durch nempe quod (ör^ovoxi) wie 3,4,23. 57f. Auf die Sage von Protesilaos und Laodameia, die vor Catull (68, 73f.) schon Laevius behandelt hatte, spielt Ovid häufig an: 1,6,20; 2,403f. (s. d.), 5,14, 39f.; ex P. 3,1,109.; Her. 13 usw. - effice = finge, 'stell dir vor’. 59f. ignota-. 1,5,17f.; Lucan 8,19ff. (aus dem oben genannten Zusammenhang) cunctis ignotus gentibus esse / mallet et obscuro tutus transire per urbes / no¬ mine. Die Parallele spricht vielleicht für die Lesart malles in G V usw. (aber s. 2,239f.). - sui = secundi; vgl. 1,10,50 (s. d.); Her. 15,72; Ars 3,584; Met. 13, 195 und weitere Beispiele bei D. R. Shackleton Bailey, Class. Rev. 1954,9. 61. Zum Wunsch, daß Augustus der Welt noch möglichst lang erhalten bleiben möge vgl. 2,57ff.; 55f.; 5,2,52; ll,25f.; Met. 15,832ff. - tarnen: zu 1,1,91f. dis accessure-. 5, ll,25f.; ex P. 4,9,127 superis adscite (nach seinem Tod); Tac. Ann. 15,74 deum honor principi non ante habetur quam agere inter homines desierit. — olim: 'in ferner Zukunft’; vgl. 2,575 (s. d.). — Pylios ... dies: sprich¬ wörtlich; vgl. ex P. 1,4,10; 2,8,41; Fast. 3,5S3f.; Met. 15,838. - fata: hier nicht = mors, sondern die vom Schicksal zugemessene Lebenszeit, tempus vitae. 63f. poenam ... meruisse: 1,1,68 (s. d.); 3,14,10; ex P. 1,1,62 estque pati poenam quam meruisse minus. — digna: oben 47; vgl. Soph. Ant. 694f. jtaocbv yuvaixcov dbg ava|icoxaxr| / xdxmx’ an epycov efixXeEOxdxcov cptKvei; Eur. Herakl. 525ff. - dolet: 1,2,37; Her. 5,75 sic Helene doleat desertaque coniuge ploret.
6. Elegie 'Du warst einst meine Zuflucht, meine Hoffnung, und jetzt willst auch du mich verlassen (1-4)? Gewiß, ich falle dir zur Last, aber das wußtest du ja; es wäre besser gewesen, du hättest dich meiner Sache nie angenommen (5—14). Jetzt mußt du zeigen, daß dein Urteil damals richtig war; ich habe ja kein neues Vergehen begangen (15-22). Selbst wenn ich von Sinnen wäre, müßtest du Geduld mit mir haben (23-34). Du kannst dir nicht vorstellen, was ich gelitten habe und immer noch leiden muß; deshalb mäßige dich und bleib mir treu (35-46).’ Der Empfänger des Briefs läßt sich nicht bestimmen. Ovid nennt ihn nostra¬ rum quondam fiducia rerum, / qui mihi confugium, qui mihi portus eras (lf.) und deutet an, daß dieser Mann einst seine (Ovids) cura übernahm und dies als officium betrachtete, jetzt aber seine Verpflichtung niederlegen möchte. Ob man sich unter cura eine Rechtsvertretung vorstellen kann, ist fraglich: jeden¬ falls betrachtet Ovid die Verpflichtung als bindend: nur ein dem Freund bisher unbekanntes neues Delikt oder eine geistige Erkrankung Ovids kämen als Gründe für eine Aufhebung dieses Verhältnisses in Frage. Aber selbst dann hätte der Freund die moralische Pflicht, Ovid beizustehen. An einen Freund, der in Rom Ovids Sache vertritt ist 3,5 gerichtet (vgl. 17 sum ... tuis defensus viribus absens), und die Ausdrucksweise von 4,5 ist eben¬ falls verwandt (lf.), aber das scheint ein anderer Freund zu sein, denn Ovid will seinen Namen nicht nennen. In den Epistulae ex Ponto sind keine entspre¬ chenden Briefe mehr (höchstens 2, 7 an Atticus; man vergleiche den Schluß); man
6. Elegie
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könnte also annehmen, daß dieser Mann, wer immer er wahr, inzwischen die Vertretung Ovids niedergelegt hat (s. auch zu lf.). lf. nostrarum ... fiducia rerum-, ähnlich 5,14,15 an seine Frau, rerum sola ... tutela mearum. Nach Ovid vielleicht Sil. It. 8,607 maxime tot populis rector fiducia Brutus / ibat-, Tac. Hist. 2,4 Titus aucto animo ad patrem pervectus ... ingens rerum fiducia accessit. - confligium .. . portus: unten 13f.; 4, 5,4f. (s. d.); 2,2,68 vos eritis nostrae portus et ara fugae; Her. 1,110 tu citius venias, portus et ara tuis; Cic. De off. 2,26 portus erat ... senatus. 3f. suscepti curam ... amici = susceptam curam amici, ex P. 2,2,43 (an Messallinus) mandatique mei legatus suscipe causam könnte auf geläufige juristi¬ sche Terminologie hindeuten; curam suscipere = mandati causam suscipere, d. h. als legatus (= patronus?) wirken. - ponis onus: als Gegensatz vgl. 3,4b,62. 5f. sarcina: 3, 14, 16; ex P. 1,2,145; sed de me ut sileam, coniunx mea sarcina vestra est. - tempore nostro: oben zu 5,5,60; vgl. Liv. 42,43,3 suo maxime tem¬ pore atque alieno hostibus; Sen. Rhet, Suas. 2,12f.; Sen. Med. 1017 meus dies est: tempore accepto utimur. Im Griechischen wäre es vielleicht xaipög oder euxoupfa. - depositurus eras: zu 1,9,55f. - subeunda: Zum Gebrauch des Ge¬ rundivs vgl. 1,4,18; 8,38; 3,10,76; ex P. 1,8,12 (urbs) moenibus et positu vix adeunda loci. 7f. Zum Bild s. unten 46; ex P. 2, 7,83f. coepta tene, quaeso, neque in aequore desere navem, / meque simul serva iudiciumque tuum; Rem. 577f. quid faciam? media navem Palinurus in unda / deserit. Palinurus ist schon sprichwörtlich als guter Steuermann. - minor arte fides: Ovids Freund besitzt ars (= facundia), aber es fehlt ihm an fides (constantia); s. unten 17f. 9f. Automedontis: Prototyp des tüchtigen Wagenlenkers; vgl. Ars 1,8; 2,738 (auch zusammen mit Podaleirios). - fera proelia: 4,2,38 ferae caedis; Auson. Mos. 212 Venus . .. ludere lascivos fera proelia iussit Amores. - levitas: er heißt JUöTOTCXTOg (Hom. II. 16,147; 17,429ff.). llf. Podalirius: Sohn des Asklepios, Bruder des Machaon, beides Ärzte im Heer der Griechen vor Troia (Hom. II. 2, 73lf.). Es war also gegen die ärztliche Ethik, einen Patienten, den man einmal übernommen hatte, aufzugeben, selbst wenn keine Hoffnung auf Heilung bestand. - promissam: Hoi. Epist. 2,1,115f. quod medicorum est / promittunt medici. - medicae ... artis opem: 'ärztlichen Beistand’, wie ßoritteia (Plut. Alex. 19); vgl. ex P. 1,3,6 medicam ... opem; 3,4,8; Rem. 76 medicae, Phoebe, repertor, opis. 13f. ara: oben 2; 4,5,2; ex P. 2,8,68; Ter. HT 975 nec tu aram tibi nec pre¬ catorem pararis; Cic. Verr. 2,8 ad aram legum praesidiumque vestrum con¬ fugerint. 15f. pariter = simul; vgl. 5,14,20; ex P. 2,7,84 (an Atticus) meque simul serva iudiciumque tuum. Ovid spielt mit dem Doppelsinn von servare: 1) = 'retten’; 2) = 'bewähren’. 17f. fidem = fidelem amicitiam; vgl. oben 8; 1,3,66. 19f. Selbst das Atmen im skythischen Klima fällt ihm schwer: 3,3,7; 8,23; 4, 8,25. — spiritus hic ... exeat: 1,5, llf.; 4,3,41; ähnlich griech. ßfov oder i|njxr|v cxaveiv (Eur. Hel. 142; Orest. 1163). 21f. stringantur = laedantur; vgl. 2,350; 563. - delicto ... nostro = culpa nostra; vgl. 4,8,39; ex P. 1,7,41 quod nisi delicti pars excusabilis esset. - merito: 'als ich es verdiente’; vgl. ex P. 1,2,96 paene etiam merito parcior ira meo est; 2,6,6 et mala me meritis ferre minora doces; 3,3,76 non gravior merito indicis
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Buch V
ira fuit; Bömer zu Fast. 1,483. - vilior ... tibi: 'dativus iudicantis’ wie 1,8,16 re tibi pro vili ... iacet; Her. 12,187 si tibi sum vilis; Prop. 1,2,25 non ego nunc vereor, ne sim tibi vilior istis; 8,2; 2,14,12. 23f. non adeo: 5,13,24; ex P. 1,6,54 non ita sunt fatis omnia versa meis; 2,4, 30 non ita pars fati candida nulla mei est. — fatis iniquis: Ars 2,27 (von Daidalos) fatis agitatus iniquis; s. zu 4,10,51 f. — mota — furiosa, insana, vgl. 4,1,43, Sen. Cons. ad Polyb. 37 hunc potius modum (= acDcppocmvriv) servet qui nec impietatem imitetur nec insaniam et nos in eo teneat habitu qui et piae mentis est nec motae. — malis: Liv. 30,44,6 amentis malis cordis. 25ff. Vgl. 4,4, 71 f. - Paßt nicht auf den euripideischen Orestes; könnte sich auf einen verlorenen 'Orestes furens’ beziehen, den vielleicht auch Hör. Sat. 2,3, 137ff. meint, quin, ex quo est habitus male tutae mentis Orestes, / nil sane fecit quod tu reprendere possis: / non Pyladen ferro violare aususve sororem / Elec¬ tron, tantum maledicit utrique vocando / hanc Furiam, hunc aliud, iussit quod spendida bilis. 25f. fitige: 5,5,57. 27f. Pylades heißt 4,4,71 exemplum veri ... amoris; daß er in jenem Drama Orest auch während eines Anfalls (von ihm beschimpft und tätlich angegriffen) nicht verließ, erwähnt ausdrücklich ex P. 2,3,45 adfuit insano iuvenis Phocaeus Orestae. 29ff. Auf die Reichen und Mächtigen, aber auch auf die Ärmsten, die Gefalle¬ nen, nimmt man besondere Rücksicht: dies dürfte ein Paradoxon der stoischkynischen Ethik sein. 31f. Vgl. Sen. Epist. 64,10 si consulem videro aut praetorem, omnia quibus honor haberi honori solet, faciam? equo desiliam? caput adaperiam? semita ce¬ dam? - virga ... imperiosa — fasces; vgl. Val. Max. 2,1,1 imperiosissimi XII fasces. — cum verbis: der Ruf des Liktors canimadverte\’ 33f. mihi . .. fortunae: sein Unglück verdient Mitleid, nicht Entrüstung. (Viel¬ leicht ist Fortunae zu schreiben; vgl. ex P. 2,7,41). - ira: unten 45 tumores. locum: ex P. 2, 7,41 f. sic ego continuo Fortunae vulneror ictu, / vixque habet in nobis iam nova plaga locum; 4,16,49ff. 35f. minimum minimumque: Her. 1,41 nimium nimiumque oblite tuorum. grandius: unten 42. 37f. celantur: dies scheint die bessere Lesart zu sein (trotz Heinsius zu Met. 4, 46). Schilf wächst so üppig am Rand von Wassergräben, daß man den Graben selbst nicht sieht. - Hybla: der blüten- und bienenreiche Berg Siziliens. Vgl. zum Bild noch ex P. 2, 7, 26; 4,5, 10; Mart. 2, 46, lf. florida per varios ut pingitur Hybla colores, / cum breve Sicaniae ver populantur aves. 39f. Ein scharf gesehenes hübsches Bild, wenn auch nicht originell; vgl. Apoll. Rhod. 4,1452ff.; danach wohl Hör. Sat. 1,1,33ff.; Verg. Georg. 1,185f.; 379f.; Aen. 4,402f. Bei Ovid noch Ars l,93f. ut redit itque frequens longum formica per agmen / granifero solitum cum vehit ore cibum; Met. 7,624ff. hic nos fru¬ gilegas adspeximus agmine longo / grande onus exiguo formicas ore gerentes / rugosoque suum servantes cortice callem. - gracili ... limite: die schmale Heer¬ straße der Ameisen; denn Ihnes kann auch eine Landstraße sein; vgl. Stat. Silv. 2,1,176 Flaminio ... limite. - terrena sub horrea: zu 1,9,9f.; Verg. Georg. 1, 182 saepe exiguus mus / sub terris posuitque domos atque horrea fecit. 41f. turba malorum: das Bild häufig in stoischem Zusammenhang; vgl. Cic. Tusc. 5,29; Sen. Dial. 11,13,2 (auch Medea 679); Lucan 9,405. - vero ... minor:
7. Elegie (a)
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oben 36; zu 2,183f.; Her. 16,143 minor est tua gloria vero-, Met. 1,215 minor fuit ipsa infamia vero; ähnlich Fast. 3,618 credibili fortior illa fuit. 43f. Die Vergleiche wie 5,2,19f.; Am. 3,2,34 in flammam flammas, in mare fundis aquam. 45f. intempestivos-, weil sie Ovids Situation nicht angemessen sind (vgl. 1,1, 37ff. zur Bedeutung von tempora). - tumores-, oben 34. - vela ... mari: das Bild setzt den Gedanken von 7f. fort; vgl. ex P. 2,3,28; 4,3,5ff.
7. Elegie (a) 'Dieser Brief kommt von der Mündung der Donau (lf.). Wenn du lebst und gesund bist, so ist mein Schicksal nicht völlig verdüstert (3f.). Mir geht es elend; du brauchst gar nicht erst zu fragen (5-8). Ich lebe an einem Teil der Schwarz¬ meerküste, der hauptsächlich von Geten und Sarmaten, gemischt mit einigen Grie¬ chen, bevölkert ist. Sie sehen grimmig aus, tragen Bärte, reiten bewaffnet her¬ um und greifen sofort zum Messer (9-20). Hier muß ich leben: wäre ich doch tot (21-4)!’ Ein kurzer Brief, wenn man — wie wohl notwendig — mit Heinsius und einer Handschrift nach 24 ein neues Gedicht beginnen läßt. Die Verse 21-4 mit dem Todeswunsch passen gut ans Brief ende (vgl. 3,2,29f.; 4,6,49f.; 5,9,37f.). Der Übergang von 24 zu 25 wäre etwas abrupt im gleichen Zusammenhang, obwohl im Briefstil, wie im Gespräch, solche Übergänge nicht selten sind. Rechnet man mit zwei Briefen, so ergibt sich 15 als Gesamtzahl der Stücke in BuchV. Ähn¬ lich verhält es sich wohl mit Buch III, wo man 4 a und 4 b trennen muß; auch dort ergibt sich die Zahl 15 (überliefert 14). Das wären 3 Pentaden im Vergleich zu den 2 Pentaden in den Büchern I und IV; II ist ein Sonderfall. Den Hauptteil von 7 a bildet die Schilderung der Barbaren, unter denen Ovid leben muß (9-20), ein Gegenstück zu der eleganten Gesellschaft Roms, in der er sich früher bewegte. Die Schilderung selbst ist stereotyp, aber doch sehr anschau¬ lich, mit einem markanten Vers (17) vox fera, trux vultus, verissima Martis imago. Eine Parallele ist 5,7 b, 45-54. 1-4. Der Typus des Briefanfangs mit Ortsangabe und Grußformel findet sich auch 5,13; ex P. 3,5; 4,9; 5,2. Ortsangabe allein: 5,4; ex P. 4,6; Grußformel allein: 3, 7; ex P. 3,2; 4. lf. additur = se addit, wie ex P. 3,5,2 iungitur; vgl. noch Lucan 8,227f. qua rapidus Ganges et qua Nysaeus Hydaspes / accedunt pelago. 3f. Die Grußformel (siehe oben zu 1-4) variiert das übliche Schema 'si vales, bene est .. .’; es folgt dann allerdings 'ego non valeo’. - candida — laeta, wie 3,4,34 (s. d.); Lygd. 6,30 sis felix et sint candida fata tua. Der Gegensatz ist nigra, wie z. B. 5,13,24. - manet: ex P. 4,5, 7f. perstat enim fortuna tenax. 5f. quid agam: auch hier der typische Briefstil; vgl. 1,1,18; 3,5,23f.; 7,6; ex P. 2,7,3; Hor. Epist. l,8,3f. - vel = etiam-, vgl. 5,6,27. 7f. brevis ... summa malorum: Hor. Carm. 1,4,15 vitae summa brevis. Zum Kakemphaton -ma ma- vgl. 4,10,106 arma manu-, Verg. Aen. 1,97 prima mali labes. - offenso Caesare: 5,10,52. 9f. turba = gentes. - mores: Ovid wählt 15ff. nur Züge aus, die Wildheit und Rohheit der Barbaren charakterisieren.
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Buch V
llf. Zur Stellung von quamvis vgl. 2,117. — Graecosque: es sind die Nach¬ kommen der Siedler aus Milet; vgl. 1,10,41; 3,9, lff.; 5,10,28. - male pacatis = oux eiQryveuofjivoig; vgl. ex P. 2,2,94; 7,2; 3,4,92; Cic. ad Att. 5,20,5. Epist. 15,4,10 ut in vicis aut captis aut male pacatis exercitus collocaretur; In Cat. 3,22 homines Galli ex civitate male pacata. Zur Bedeutung von male vgl. Bömer zu Fast. 1,559. 13f. itque reditque: nach Norden (zu Verg. Aen. 6,122) „eine poetische Varia¬ tion der wohl dem Leben angehörigen asyndetischen Verbindung it redit“ (Hör. Epist. 1,7,55; Eleg. in Maec. 1,6). Vielleicht aus der epischen Sprache (En¬ nius?); vgl. noch Met. 2,409; Stat. Theb. 8,49; aber auch in der Elegie (Tib. 2, 6,46) und im Epigramm (Mart. 1,48,2). Ähnliche Doppelausdrücke: Tr. 1,7,6; 5,13,29. S. auch zu 1,2,37f. 15f. coryton: ycoputog ist bei Homer (Od. 21,54) das 'Bogenfutteral’, bei den lateinischen Dichtern offenbar der mit Fell überzogene Köcher mit zwei Riemen, durch die der Bogen gesteckt wird, wenn man ihn nicht braucht. Vgl. Blümner, Berl. Philol. Wochenschr. 1917, 1121 ff. - arcumltelaque: zusammen auch Verg. Aen. 12,815; Stat. Theb. 9,721. - vipereo lurida feile: vgl. 3,10,64; ex P. 1, 2,16; 3,1,26; 3,106; 4,9,83; 10,31; Verg. Aen. 10,140 (von den Lydern); 12, 857f. (von Parthern und Kretern); Plin. Nat. hist. 11,279 Scythae sagittas tin¬ gunt viperino sanie et humano sanguine: inremediabile id scelus; mortem ilico adfert levi tactu. 17f. trux: ex P. 1, 7,12 trux . .. Getes. Die Barbaren sind langhaarig und bärtig; vgl. unten 50; 5,10,32; ex P. 4,2,2; Fast. 2,30 (Bömer z. St.); Sen. Here. für. 539 intonsis teritur semita Sarmatis. Der Vers klingt an Ars 1,518 an, sit cotna, sit docta barba resecta manu. 19f. segnis ... dare: der Inf. wie Hör. Carm. 3,21,22 segnes ... nodum sol¬ vere Gratiae; Kühner-Stegmann 1, p. 685. - fixo . . . cultro: ex P. 1,2,21 fixis ... sagittis. - dare vulnus: 5,2,14; 10,44. - iunctum: mit dem Dativ nur bei Ovid, der das Partizip ganz als Adjektiv behandelt; vgl. 1,8,30; 3,6,4; ex P. 2, 5,7; Thielmann, Arch. f. lat. Lex. 2,400; 402. 21f. Der Hexameter erinnert an den umstrittenen Vergilvers (Aen. 4,528) lenibant curas et corda oblita laborum, den der Bernensis 165 (9. Jh.) einschiebt, und der vielleicht nach 9,225 gebildet ist. In unserm Vers ist der Text auch un¬ sicher, aber Ovid stellt sich gern als lusor amorum oder lusor Amoris vor (3,3, 73; 4,10,1; 5,1,22) und da amores 'Liebesdichtungen’ heißen kann, darf man es als Objekt zu ludere (zu 3,2,5f.) verstehen (vgl. 1,9,61; Mart. 12,94,8 ludo levis elegos); Ehwalds Konjektur ist also sicher richtig. Zum Versschluß vgl. noch Verg. Aen. 5,334 non tamen Euryali, non ille oblitus amorum. 23f. Die Angst vor der Bestattung im Exil auch 3,3,63f.; ex P. 1,2,57f. saepe precor mortem, mortem quoque deprecor idem / ne mea Sarmaticum contegat ossa solum. Der Gedanke, daß sogar sein Geist, ans Grab gebunden, im Sarmatenland bleiben müsse: 3,3,59ff.; ex P. 1,2, lllf. ne, si superest aliquis post funera sensus, / terreat et Manes Sarmatis umbra meos. S. auch zu 1,2,51 f.
7. Elegie (b) 'Ich freue mich, daß in Rom meine Dichtungen im vollbesetzten Theater pan¬ tomimisch aufgeführt werden; aber du weißt, daß ich sie nicht für die Bühne ge-
7. Elegie (b)
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schrieben habe (25—30). Ich verwünsche meine Dichtungen, muß aber trotzdem weiterdichten (31-36). Es geht mir nicht um Ruhm, sondern um Ablenkung und Trost (37—42). Der Ort meiner Verbannung ist öde; die Menschen, unter denen ich lebe, sind wild und barbarisch (43—54). Ich selbst — ein römischer Dichter — muß mich oft der sarmatischen Sprache bedienen und habe zum Teil sogar mein Latein vergessen (55-60). Um in der Übung zu bleiben, und um mein Unglück zu vergessen, (mehr will ich nicht), schreibe ich weiterhin lateinische Verse (61-68).’ Diese kurze Inhaltsübersicht bestätigt, wie ich glaube, daß es sich bei 7 a und 7 b um selbständige Gedichte handelt. Das Thema 'Ich lebe unter Barbaren’ (43— 54) entspricht dem Hauptteil von 7 a, ist aber hier mit zwei andern Gedanken 'Meine Dichtungen haben in Rom großen Erfolg’ (25-30) und 'Ich dichte nicht mehr um des Erfolgs willen’ (37-42; 61-68) verbunden. Diese Verbindung von Themen, die an sich schon stereotyp geworden sind, gibt dem Gedicht seinen eigenen Charakter. Vielleicht kann man sagen, daß Ovid zwar immer noch neue Gedanken sucht (vgl. etwa 5, 3), daneben aber auch neue Verbindungen alter Themen. In gewissem Sinn ist das die Technik der Metamorphosen. Ovid denkt an den Leser der ganzen Sammlung, den die Wiederholung ermüden könnte, nicht nur an den Empfänger des einzelnen Briefs, für den das Thema neu sein mag. Vgl. auch zu 4,1, lff. 25f. carmina . .. saltari: Welche Dichtungen Ovids für die Bühne bearbeitet wurden, wissen wir nicht. Am ehesten kämen die 'Heroidum Epistulae’ in Frage. Ein Pantomime drückte die Handlung, die Stimmungen und Gefühle durch Gesten und Tanz aus; ein Schaupieler rezitierte den Text; dazu kamen, in der von Bathyllos und Pylades 22 v. Chr. in Rom eingeführten Form des Panto¬ mimus, ein Orchester und ein Chor. Lucan und Statius haben (luv. 7,87) fabulae (= libretti) für Pantomimen geschrieben. Das galt als lukrativ, wenn auch etwas unwürdig; vgl. Sen. Rhet. Suasor. 2,19 Silonis qui pantomimis fabulas scripsit et ingenium grande non tantum deseruit quam polluit. Dies ist wohl der Grund, weshalb Ovid betont, die Bearbeitungen seien nicht von ihm selbst. Vgl. 2,519f. — pleno . . . theatro: Mart. 6,34,5 quaeque sonant pleno vocesque manusque theatro. Ähnlich tota theatra (ex P. 2,6,28; Prop. 3,18,18 stantiaque in plausum tota theatra). 27f. in plausus ambitiosa — plausus cupida. Zur Konstruktion vgl. noch 2,288 in culpam .. . ingeniosa (342); 4, 7,3f.; Am. 2,4,48 noster in has omnis ambitio¬ sus amor. 29f. Durch seine Dichtungen hält er die Beziehungen zu Rom, zu den Freunden, aufrecht; vgl. 5,1,23f.; ex P. 3,9,55f. da veniam scriptis, quorum non gloria nobis / causa, sed utilitas officiumque fuit. 31ff. Seine Haßliebe gegenüber der Dichtung ist das Thema von 2, lff. (s. d.) mit ähnlichem Bild (17f.) wie hier (35f.). 31f. Pieridas ... meas: wie oben (28) Musa ... mea (vgl. 3,7,4), nicht vom ein¬ zelnen Gedicht, sondern vom dichterischen Schaffen. Vgl. Hör. Carm. 1,12,37; Sat. 2,6,17; Epist. 1 1 1). devoveo ... devovi: zur Wiederholung vgl. 3, l,67f. 33f. cum bene devovi: vielleicht nach Tibull 2,6,14 cum bene iuravi. Im Sinne von 'tüchtig’, 'gründlich’ klingt bene leicht ironisdi, von verlorener Mühe; vgl. ex P. 1,3,27ff. cum bene firmarunt animum praecepta iacentem / ... rursus amor patriae .../... retexit opus. - sine illis: seltene Elision an dieser Stelle;
, ,
-
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doch vgl. ex P. 2,11,19 sine ullis: Am. 3, 7,49 sine usu, die Verbindung mit sine wird als ein Wort empfunden. - tela cruenta sequor: Anspielung auf die Telephos-Sage; vgl. 2,19f.; 4,1,36 (s. d.); 3,2,15f.; ex P. 4,14,20 telaque adhuc demens, quae nocuere, sequor. Für sequi = amare vgl. 4, l,34ff. Ovid bietet sich gleichsam der Waffe, die ihn verwundet hat, an; vgl. Seneca, Dial. 5,2, 6 gau¬ dent feriri et instare ferro et tela corpore urgere et per suum vulnus exire (die Parallele verdanke ich W. Ehlers). 35f. Vgl. 1,1,83f. (s. d.); 5,12,50; ex P. 1,5,39 nil sibi cum pelagi dicit fore naufragus undis, / et ducit remos quo modo navit aqua. — modo: zu 2, 3f. — lace¬ rata: ex P. 2,3,28 lacera nave-, 3,2,6 lacerae ... rati-. Ibis 277; Her. 2,45. Capharea ... aqua: der Akkusativ (E Q R u.a.) ist wohl besser; er findet sich auch im ältesten Textzeugen für diesen Teil der Tristia, dem fragm. Bodmerianum, das mit 34 einsetzt. Ex P. 1,3,76 ist unsicher, aber vielleicht ist dort mit Bentley und Heinsius Colchas ... aquas zu lesen; dann wäre auch 2,6,12 quam mea debuerit currere cumba viam zu erwägen (überl. der Abi.). Uber den Akk. bei Verben der Bewegung handelt M. Regula, Glotta 1951, 176. Vgl. noch Verg. Aen. 3,191 vastum ... currimus aequor-, 5,235 aequora curro; Prop. 1,2,12 (aspice ut) sciat indocilis currere lympha vias. Ähnlich Aen. 1,67 Tyrrhenum navigat aequor; 524 maria omnia vectis. 37f. Ruhm bedeutet ihm nichts mehr: 1,1, 49ff.; 4,1,3; 5,1, 75f.; 12,39ff.; ex P. l,5,55ff.; 3,9,55f.; 4,2,29ff. - ut lauder vigilo: Ars 3,413 sed famae vigilare iuvet. 39f. Beim Dichten vergißt er sein Leid; vgl. 4,1,3f.; 39f.; 10,111 ff.; 5,1,33f.; 77. - detineo = occupo; vgl. ex P. 4,10,67 'detinui’ dicam 'curas tempusque fe¬ felli ...’; Met. 1,682f. detinuit sermone diem. — fallo ... dolores: parallel zu verba dare curis, also eigentlich 'täuschen’, 'betrügen’. Vgl. 3,2,16 (s. d.); 4,1,14 (s. d.); ex P. 4,10,67 (oben zit.); Hor. Sat. 2,7,114 iam vino quaerens, iam somno fallere curam. - dare verba: 4,4,34; ex P. 2,1,6 fortunae verba dedi ... meae; 2, 7,20. 41f. quid potius faciam: gleicher Versanfang ex P. 1,5,43f.; vgl. auch 4,2,39f.; Housman zu Manii. 4,174. - malis ... opem: Ter. Ad. 300 huic malo salutem quaerant, auxili nil adferant. Das Distichon steht im Ton dem 'sermo cottidianus’ besonders nahe. 43ff. Die Topographie [locus) und Ethnographie [homines) des Getenlands wie auch sonst: 3,10, 70ff.; 12,13ff.; ex P. 1,2,23f.; 3,1,7fF. Die Landschaft und ihr Klima entspricht ganz dem Charakter der Menschen (zu 3,9, 1 f.); das ist hier nicht ganz so deutlich ausgesprochen wie in dem Vers eines unbekannten Dichters bei Seneca, De ira 2,15 (fr. poet. inc. 46 M.) ingenia immansueta suoque simil¬ lima caelo; vgl. Norden, Tac. Germania3, 114f. 43f. inamabilis = dpEiT-ixog; wohl kaum Anspielung auf Vergils Beschreibung der Unterwelt (Aen. 6,438f.; danach Met. 4,477; 14,590; ex P. 1,6,5). 45f. Ein wichtiges Zeugnis für den humanitas-Gedanken in Rom. Die tierische Rohheit des Barbaren (das Gegenteil wäre mansuetudo) verträgt sich nicht mit dem Begriff 'Mensch sein’; vgl. 3,9,2; ex P. 1,5,66; 4,13,22). Zu ferus vgl. ex P. 3,9,32; 4,15,40; ferner 4,8,84 [saevus); 1,5,12 [durus); Tr. 5,3,8 [crudus) usw. Pfeiffer, Humanitas Erasmiana (1931)2; Wilamowitz, Glaube der Hel¬ lenen 2,396. - lupi: vielleicht eine Anspielung auf das Sprichwort homo homini lupus (Plaut. Asin. 495); der Vergleich Mensch-Tier auch Antiph., Anth. Pal. 11,348,1 d) Orißcbv ßpote pödAov avripepe.
7. Elegie (b)
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47f. Es ist der alte, schon bei Aisch. Cho. 244 bezeugte Gegensatz von xpatog und 8ixt|. Vgl. noch 5,10, 43f.; ex P. 4,9,93f. barbarus hostis, / ut fera plus valeant legibus arma, facit. - non metuunt leges: Qu. Cic., Pet. 9 hic ne leges quidem (sc. metuit)-, Sen. Dial. 5,2,1. - pug?iaci: Fast. 2,547 dum longa gerunt pugnacibus armis / bella. - iacent: 1,8,16. Zur Variante latent vgl. 3, l,49f. 49f. laxis ... bracis: 3,10,19. Die Hosen (dva^uQiöeg) barbarischer Völker er¬ wähnen Polyb. 4,4,3; Strabo 4,4,3; Tac. Hist. 2,20. - longis ... comis: 5,10, 32; ex P. 4,2,2 usw. 51ff. Das Griechisch, das zu Ovids Zeit an der Küste des Schwarzen Meeres ge¬ sprochen wurde, scheint eine barbarisierte Koine gewesen zu sein (vgl. 5,2,68); selbst einfachstes Latein wurde offenbar nicht verstanden. 51f. in paucis: sc. partibus. 53f. unus: verstärkt nemo-, vgl. Liv. 2,6,3 eos inter se, quin nemo unus satis dignus regno visus sit, partes regni rapuisse; Tac. Ann. 14,45; Apul. Apol. 74. quamlibet e medio: Ars 3,479 munda ...e medio consuetaque verba; Cic. Or. 163 verba sumpta e medio; Hor. Ars p. 242f. tantum serie iuncturaque pollet, / tantum de medio sumptis accedit honoris; Sen. Epist. 100,5 electa verba sunt, non captata .. splendida tamen, quamvis sumantur e medio; Quint. Inst. 5, 7, 31; Dion. Hal. Lys. 3 xoiva xal ev piocp XEipeva övopara. S. auch zu 1, l,87f. und zu quamlibet 1,2,101 f. 55f. ille ego: Zur Form der Selbstvorstellung vgl. 4,10,1 (s.d.); ex P. 1,2,131; Am. 3,8,23; Mart. 9, praef. ep. 5; Plin. Epist. 1,6,1 ego ille, quem nosti. - Sar¬ matico . . . more loqui: zu 3,1,17f.; 14,43ff.; 5,12,58. 57f. Zu 3,14,45f. - desuetudine longa: das Subst. nicht vor Ovid bezeugt (vgl. Met. 14,436; danach Plin. Epist. 7,4,5; Fronto, p. 206,13 N.). S. zu l,6,31f. 59f. barbara: 3, l,17f.; 14,49f. - libello = carmine. 61 f. commercia linguae: 3,11,9 (s.d.); 5,10,35; Liv. 1,18,3; Curt. Ruf. 5,5, 19; 6,3,8; Lucan 6,701; 8,348 usw. Mart. Cap. 6,697 homines ibi mdlo linguae commercio genti alteri sociantur. — patrio ... sono: einschränkend; was die latei¬ nische Sprache betrifft, könnte er avomöog werden, ohne doch aqpcovoc zu sein. 63f. desueta ... verba: oben zu 57; vgl. Met. 7,645f. vocesque hominum ex¬ audire videbar / iam mihi desuetas. — repeto: 2,3; ex P. 1,5,39f. sic ego constan¬ ter studium non utile servo, / et repeto, nollem quas coluisse, deas. — signa si¬ nistra: kaum an of)paxa Ä.uy(?ö (Hom. II. 6,168) anspielend, sondern eher an die Feldzeichen, die ein Heer in die Niederlage führen (umgekehrt 2, 170). 65f. animum tempusque traho = tempus vitae traho, ßtov öiarpißco vgl. Met. 7, 2 trahens inopem sub nocte senectam; Verg. Aen. 2,92 adflictus vitam in tenebris luctuque trahebam. — sensumque reduco: so möchte ich das sinnlose mecumque (vielleicht von 63 mecum beeinflußt) ändern. Siehe zu 1,8,99, 4,1,89, Haupt, Opuscula 3,510; Madvig zu Cic. Dehn. 5,40. - contemplatu: nicht vor Ovid bezeugt; zum Sinn vgl. 4,1,39 in obtutu .. . malorum. 67f. Darin liegt der Nutzen, der Lohn seines Dichtens, daß er sein Elend ver¬ gessen kann: 4,1,37ff.; ex P. l,5,53ff. - oblivia rerum: nach Lucr. 3,828; 6,1213 (vgl. noch ex P. 2,4,39 nostrarum oblivia rerum). - consequar: ex P. 1,5,55; 65. - sat est: Zum Monosyllabon am Versende vgl. noch ex P. 1,6,26 scelus est; Prop. 1,2,26; 4,9,36;
Platnauer,
Lat. El. Verse 14.
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8. Elegie 'Tiefer als du gesunken bist, kann keiner sinken. Du verfolgst mich immer noch mit deinem Haß, kennst kein Mitleid und fürchtest offenbar die Strafe der Nemesis nicht. Doch Fortuna ist wankelmütig: was mir geschah, kann auch dir geschehen (1-20). Augustus ist großmütig und wird mich vielleicht begnadigen (21-32). Dann könntest du mich in Rom sehen, und dann (das wäre mein zweiter Wunsch) wirst möglicherweise du ins Exil geschickt (33-38).’ Man hat über die Person dieses Widersachers die verschiedensten Vermutun¬ gen aufgestellt, ihn mit dem Empfänger von 3,11 und 4,9 (s. Einl.) und dem 'Ibis’ verglichen. Kraus, im Ovid-Band der „Wege der Forschung“ (92, 1968, 149 = RE 18, 1969) meint, es könne nicht der Feind von 3,11 und nicht der 'Ibis’ sein, da das Gedicht Vorwürfe anderer Art und in viel verächtlicherem Tonfall anbringe. Man könnte aber auch sagen, daß Ovid diesen Tonfall wählt, weil die Warnungen 3,11 und 4,9 wirkungslos blieben und daß Ovid den 'Ibis’ schrieb, weil seine Hoffnungen auf eine Rückkehr nach Rom (21ff.) sich nicht er¬ füllten. Dann wären alle diese Gedichte an dieselbe Person gerichtet. Siehe auch Einl. zu 1,6 (wo '5,8’ statt '5,9’ zu lesen ist), und zu 3,11. lf. abiectus: Ovid ist vom Schicksal zu Boden gedrückt wie Pompeius bei Lucan 8,344 deiectus fatis humilem fractumque. — inferius: Ter. Eun. 488f. tace tu, quem ego esse infra infimos omnis puto / homines; Sen. De dem. 1,5,3 decet magnanimitas quemlibet mortalem, etiam illum, infra quem nihil est. - nihil: Zur Doppelkürze vgl. 4,8,38; Her. 18,170; Lachmann zu Lucr. 1,159; Housman, Class. Quart. 10, 1916, 138 (= Coli. Class. Papers 925ff.); vgl. auch Class. Quart. 33, 1919, 56ff. (= Coli. Class. Papers lOOOf.). Lachmann meinte, für Ovid sei nur ml oder nihil (z. B. 5,14,4; ex P. 3,1,113) möglich; eine schein¬ bare Ausnahme wäre Her. 18,170, doch sei der Brief auch aus andern Gründen unecht. Merkel wies dann auf unsere Stelle, L. Müller auf 4,8,38 hin. Housman a. O. wollte unser Distichon tilgen („it might have been added by the obtuse ieader who added so many to the second book“). In dem späteren Aufsatz be¬ obachtete Housman, daß Ovid im ersten Fuß des Hexameters immer nihil hat, und zwar immer vor Vokal. Vielleicht darf man diese beiden Regeln auf die zweite Pentameterhälfte ausdehnen: in ihrem ersten Fuß findet sich regelmäßig nihil, und zwar immer vor Vokal, also z. B. nihil illud erat (Her. 19,170), nihil orbis habet (Tr. 4,3,38). Nun ist der Anfang des Hexameters mit dem der zwei¬ ten Pentameterhälfte metrisch gleichwertig: quo nihil esse potest hat grundsätz¬ lich dieselbe Struktur wie sed nihil infirmo (Her. 17,127) oder qua nihil in terris (ex P. 3, 1, 127). Es besteht also kein Grund, den Text zu ändern oder das Distichon zu athetieren. 3ff. Eine kurze Diatribe über die Vergeltung der Nemesis. Das Thema wird in der Populärphilosophie behandelt, z. B. von Plutarch, Quaest. Symp. 2,1,9; Herter, RE 16,2367; 2375. 3f. quae tibi res animos in me facit = quid te inimicum mihi reddit? - curve: zur Art der Anknüpfung vgl. Fast. l,219f. - casibus insultas: 2,57,1; 3,11,1 (s. d.); ex P. 4,3,27 insultare iacenti / te mihi nec verbis parcere fama refert; Ibis 29 calcasti qui me, violente, iacentem.
8. Elegie
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5f. placidum: wird in der gehobenen Dichtersprache nur selten von einem Men¬ schen verwendet (bei Vergil nur zweimal von Göttern: Aen. 3,265f.; 4,578); anders in der Elegie, sowie z. B. Met. 8,57 (vgl. noch Tr. 4,5,20). — iacenti: zu 3,l,49f. 7ff. Fortunae stantis in orbe: ex P. 2,3,56 stantis in orbe deae; 4,3,31f. haec dea non stabili, quam sit levis, orbe fatetur, / quae summum dubio sub pede semper habet; Tib. 1,5,70 versatur celeri Fors levis orbe rotae, und schon Pacu¬ vius 366f. R.2 Fortunam insanam esse et caecam et brutam perhibent philosophi, / saxoque instare in globoso praedicant volubilei. — Mit Fortuna ist Nemesis ver¬ bunden, ähnlich wie Met. 14,693f. Venus mit Nemesis: ultoresque deos et pec¬ tora dura perosam / Idalien memoremque time Rhamnusidis iram. - ultrix: Das Epitheton ist selten, doch vgl. Auson. Epist 27,51 ff. (vielleicht nach Ovid) grande aliquod verbum nimirum diximus, ut se / inferret nimiis vindex Rhamnusia votis; / Arsacidae ut quondam regis non laeta triumphis / grandia verba premens ultrix dea ... — exosae: Met. 14,693 (oben zit.). - verba superba: 5,3,29f.; Auson. a. O.
9f. exigit . .. poenas: eig. 'verlangt Genugtuung’, wie 5ixag cuxeeiv bei Herodot 8, 114; vgl. Her. 7,97 exige, laese pudor, poenas; Met. 4,190 exigit indicii memo¬ rem Cythereia poenam. - imposito ... pede: die Geste des Siegers (in der Are¬ na?); vgl. Prop. 1, 1,4 et caput impositis pressit Amor pedibus. - calcas: ex P. 2,7,45; Ibis 29 (oben zu 3f.). Ovid denkt vielleicht an Menand. Monost. 356 pri ’pßoüve öucrruxoüvTi- xoivr] yag xüxr|. llff. Die Art der Strafe entspricht dem Vergehen: den Frevler trifft ein xeppepiov xaxov (Philodem, Anth. Pal. 11,30,4); vgl. Met. 13, 70ff. adspiciunt ocidis superi mortalia iustis: / en eget auxilio, qui non tulit, utque reliquit, / sic linquendus erat: legem sibi dixerat ipse. Deshalb darf er auch nicht auf Mit¬ leid hoffen: ex P. 4,3,29f. quid facis, a! demens? cur, si Fortuna recedat, / naufragio lacrimas eripis ipse tuo? llf. vidi {ego): als Einleitung eines konkreten Beispiels oder (meist tragischen) Erlebnisses häufig in der Elegie: Tr. 3,10,37f. (s. d.); ex P. 1,1,51 f.; Tib. 1,3, 89; 4,33; Prop. 4,5,61 f. Vgl. auch oben 5,5,51. 13f. Dasselbe Beispiel auch bei Agath. Schol., Anth. Pal. 10,66,5ff., mit der¬ selben Moral 'alles wandelt sich auf Erden’. 15f. Die Unbeständigkeit der Tyche ist sprichwörtlich: Pacuv. 366ff. R.2 (oben zit.); Cic. De div. 2,15 (Pease z. St.); Verg. Ecl. 9,5 quoniam fors omnia versat; Sen. Phdr. 977ff. usw. - manet in: auch der bloße Ablativ kann stehen (Ars 3, 423; Rem. 262). 17f. Vgl. zu 1,5,27. - nitet: diese Konjektur, unabhängig von drei Gelehrten vorgeschlagen, ist jetzt durch das Pariser Florilegium 17903 bestätigt. Man kann auch Met. 11,690 vergleichen, non ille ... quo prius ore nitebat. - vultus ... sumit: Stat. Silv. 2,6,52f. tecum tristisque hilarisque nec umquam / ille suus vultumque tuo sumebat ab ore. - constans in levitate sua: Ovid liebt diese Form des Oxymorons; vgl. 5,10,43 iniustum ius; Ars. 3,578 ut sit in infida proditione fides; Met. 1,433 discors concordia; 8,477 impietate pia est. 19f. Vgl. Eur. Hek. 284f. xdycb ydp rj (f)v codd., corr. Murray) jtox’ (sc. £tm>xf]s), dud vüv oüx e’ip’exi, / xöv Jtdvxa ö’öXßov r|pap ev p’ dcpelXexo. - caducus: 'früh verwelkt, verdorrt’ (von Blumen und Blättern); vgl. 3,1,45f.; Met. 7,840. - Das Bild wechselt von der Blume zum kurz auftlackernden Strohfeuer; vgl. Verg. Georg. 3,99 ut quondam in stipulis magnus sine viribus igms. Daß Glück
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und Ruhm wie ein leuchtendes Feuer sind, sagt Pindar, Pyth. 11,45
tcöv
Etxppooijva te xai 86S;’ ejucjAeyec 21f. Vgl. 3,11,58. - tota ... mente: zu 1,9,53f. - placandi: 2,182; Her. 20, 73f. idem qui jacimus, factam tenuabimus iram: / copia placandi sit modo parva tui. 23ff. Seine Hoffnung gründet sich (a) auf die Tatsache, daß er kein schweres Vergehen begangen hat; (b) auf die bekannte Milde des Kaisers. Dazu unten 25ff. 23f. vel . . . vel = partim ... partim; vgl. Hör. Epist. 1,12,1 Of.; 2, l,83f.; Plin. Epist. 2, 1,4. - citra scelus — quod minus quam scelus est; vgl. 2, 127 (s. d.); Met. 10,607 nec virtus citra genus est; Quint. 12,2,1 vir bonus ... citra virtutem in¬ tellegi non potest. - Zum Unterschied zwischen peccatum und scelus vgl. zu 3, 11, 33f.; 4, l,23f. (s. d.); 4,37ff.; 5,11,17ff. - invidia ist schwer zu übersetzen; oft ist es ein Gefühl der Bitterkeit, das der Schwache gegenüber dem Starken empfin¬ det; vgl. Quint. 11,1,16 invident humiliores: hoc vitium est eorum qui nec cedere volunt nec possunt contendere. Dann ist es aber auch die Last der Schuld, die ein Mensch in den Augen der andern trägt. 25ff. Zur clementia Caesaris vgl. 11,73; 2,27; 147; 4,4,53; 8,38; 5,2,38; 11, 20; ex P. 1,2, 87; 2,8,51; Wickert, RE 22,2240. 25f. ingens .. . orbis-, die ungewöhnliche Sperrung ist ausdrucksvoll; vgl. Lucan 3,625ff. hostilem ... puppern; Housman zu Manil. 1,844 Add. Zu ingens: 3, 9, 17f. - mitius = (piT-avOpcoaotepov. Zum Gebrauch des Neutrums vgl. 4,4, 13; 5,7,44. 27f. superabilis ulli: dies scheint das älteste Beispiel für ein Adjektiv auf -bilis mit 'Dativus agentis’ zu sein; später wird der Gebrauch häufiger; vgl. z. B. Lucan 8,307f. (Parthus) nulli superabilis hosti est / libertate fugae. 29f. exemplo ... deum: 2,39f.; 181 f. - accessurus: 2,51 f.; 4,8,52; 5,5,61; 11, 25f.; ex P. 1,2,118 aequandi superis ... viri. Der vergöttlichte Augustus wird angeredet als superis adscite (ex P. 4,9,127); dazu A. D. Nock, Journ. Rom. Stud. 1957, 116. — plura roganda dabit: der Text ist unsicher, und Stellen wie 2,183f. maiora petitis ... dedisse; 3,8,17 maiora rogare; Ibis 639f. di dent plura rogatis helfen nicht recht weiter. Vielleicht ist rogata für roganda zu lesen. 31f. soles: 'sonnige Tage’; vgl. Verg. Georg. 1,393 nec minus ex imbri soles et aperta serena / prospicere ... poteris. - nitidum ... diem: 2,142; Lygd. 6,32 venit post midtos una serena dies. 33f. Vgl. Ibis 203f. tot tibi (vae misero!) venient talesque ruinae, / ut cogi in lacrimas me quoque posse putem. - restitui: sc. Vrbi oder vitae priori; vgl. Lucan 10,87 [exui) ni tua restituet veteri me dextera fato. 35f. media ...in Vrbe: Verg. Aen. 10,41 Allecto medias Italum bacchata per urbes; Prop. 3,8,14 seu sequitur medias. Maenas ut icta, vias. 37f. causa graviore: 2,193 (s. d.); Cic. ad Att. 1,10,1 video gravem subesse cau¬ sam. - a primis proxima: ex P. 2,8,37 a Caesare proxime Caesar; Rem. 404 a prima proxima segnis erit; Iuv. 10, 126.
9. Elegie 'Wenn du mir erlaubtest, deinen Namen zu nennen, wie oft hätte ich dich in meinen Gedichten erwähnt! Die Zeitgenossen und die Nachwelt wüßten, was ich dir verdanke (1-10). Daß ich noch lebe, ist Caesars Geschenk; doch du be-
9. Elegie
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wahrst mir das Leben, und als die meisten Freunde mich verließen, bliebst du mir treu und hast mich gerettet; dafür wünsche ich dir die Gunst der Götter und des Kaisers (11-22). Gern würde ich alles im einzelnen schildern; doch du hast mir Schweigen auferlegt. Ich kann mich kaum zurückhalten, aber ich möchte dir durch meinen Eifer nicht schaden. Solange ich lebe, werde ich dir dankbar sein (23-38).’ Das Gedicht erinnert an 4,5 und hat vielleicht denselben Empfänger, M. Aurelius Cotta Maximus Messallinus, den jüngeren Bruder von M. Valerius Messalla Messallinus (an den vielleicht 4,4 gerichtet war). Er berührt sich aber auch mit ex P. 4,6 und 15 (s. zu 12), die an Sextus Pompeius gerichtet sind. lf. S. zu 4,6,15f. — o ... si sineres: Wunschsätze, die mit o si eingeleitet sind, scheinen im archaischen Latein und in klassischer Prosa zu fehlen (H. Blase, Glotta 1921, 150f.). Nach Hör. Sat. 2,6,8 o si angulus ille / proximus accedat {-et vulgo) ... I o si urnam argenti fors quae mihi monstret schreibt Ovid Met. 9,487 o ego si liceat mutato nomine iungi, / quam bene ... poteram-, 14,192 o si quis referat mihi casus Ulyssen. - poni: 1,5,7; 3,4,66 (s. d.); 4,4,7; ex P. 3,6,1; 52; 4,12,1; 13,9. 3f. crevisset-, die Kolumnen der Papyrusrolle oder der Wachstafeln 'wachsen’, indem sie sich mit Worten, Zeilen füllen; vgl. 1,7,22 (s. d.); ex P. 3,9,22 cum¬ que suo crescens pectore fervet opus; Fast. 2,1 cum carmine crescit et annus; Housman zu Manii. 4,912; ähnlich Am. 1,1,17 cum bene surrexit versu nova pagina primo.
5f. Früher hätten seine Freunde diese Ehre geschätzt (3,4 b, 67fL), und von ihm nicht erwähnt zu werden, wäre fast eine Beleidigung gewesen (ex P. 3,6,53). - amissa ... Vrbe: 5,12,18; zum Gedanken vgl. 3, l,79ff. - legor: zu 5,14,5. 7f. serior aetas = posteritas (4,10,2) oder seri nepotes (ex P. 3,2,35; Met. 6, 138; Prop. 3,1,35 meque inter seros laudabit Roma nepotes; Stat. Theb. 1,185; Mart. 1,1,6 usw.). Die Hoffnung auf Nachruhm variiert Sil. It. 4,398ff. aeternumque decus memori celebrabitur aevo, / si modo ferre diem, serosque videre nepotes / carmina nostra valent nec famam invidit Apollo. - vetustatem = sae¬ cula futura; vgl. ex P. 4,8,51 scripta ferunt annos (= diu integra durant); Prop. 3,1,23 omnia post obitum fingit maiora vetustas; Cic. Pro Mil. 98 de me nulla umquam obmutescet vetustas; Quint. 2,4,9 musta ... et annos ferent et vetustate proficient; 10,1,40 qui vetustatem pertulerunt (also die 'Klassiker’; vgl. Ovid Tr. 5,3,55; Spalding zu Quint. 4,2,118). 9f. Ovid denkt wohl an Hör. Ars p. 69 mortalia facta peribunt / nedum ser¬ monum stet honos. Der Verdienst (vgl. meriti, 3) besteht darin, einen Dichter beschützt zu haben. llf. Man muß diese Stelle mit 2,125-38 vergleichen, wo Ovid sagt, das Urteil sei milder ausgefallen, als er befürchtet hatte, daß der Kaiser seine Macht ma߬ voll ausübte und daß sein Edikt, obwohl immite minaxque (135) in der Fest¬ setzung der Strafe gnädig gewesen sei. Das kann nur bedeuten, daß Augustus schrieb, Ovid hätte eigentlich den Tod verdient und die relegatio sei eine Gnade {acceptum munus, 14). Dies dürfte der Grund sein, weshalb Ovids Verbannung die formell ein Gnadenakt war, weder von Augustus noch von seinem Nach¬ folger aufgehoben wurde (vgl. noch 4,4,45f.; ex P. 1,2,91 ff.), obwohl er (nach ex P. 1,7,47) diese Möglichkeit offengelassen hatte. - ducimus auras: Lucr. 6, 21
Lude, P. Ovidius Naso, Tristia II
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Buch V
1129 cum spirantes mixtas hinc ducimus auras. - Ganz ähnlich dankt Ovid ex P. 4,5,31 f. Sex. Pompeius vivit adhuc vitamque tibi debere fatetur, / quam prius a miti Caesare munus habet; 15,3f. Caesaribus vitam, Sexto debere salu¬ tem / me sciat: a superis hic mihi primus erit. — magnos deos-. 2,22 (s. d.); ex P. 1, 1,48; 5, 70. 13f. facis ... posse: diese Konstruktion (für ut possis) stammt aus dem sermo cottidianus, wie es scheint; vgl. ex P. 2,7,76 habere facit; Met. 13,374 altaque posse capi faciendo Pergama cepi (Odysseus spricht). 15ff. Die oft wiederholte Klage über die Treulosigkeit der Freunde: 1,3,16; 5, 33f.; 64; 9,5ff.; 3,5,10; ex P. 1,4,34; 9,15f.; 2,3,29f.; S,2,15f.; 4,6,41 f. 17f. naufragium ... meum = me naufragum; vgl. 1,5,36 (s. d.) ähnlich 1,11, 6 nostrae ... fugae — mihi profugo; Prop. 1,13,23 amor Herculis = Hercules amans. — Das Bild sicher nach Lucr. 2, lff.; ähnlich Hör. Epist. 1,11,10 Nep¬ tunum procul ex terra spectare furentem. Archipp, Fr. 43 K. (1, 688) ist schlecht überliefert, aber djg f]öü tt]v ftödarrrav dcjt6 fii
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