Ovidius: Die Fasten

2 vol. (299 p., 427 p.) Bd. 1: Einleitung. Text und Übersetzung Bd. 2 : Kommentar

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German Pages [714] Year 1957

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Ovidius: Die Fasten

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P. OVIDIUS

NASO

DIE FASTEN Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von FRANZ

BOMER

Band I Einleitung · Text und Übersetzung

HEIDELBERG CARL

WINTER·

1957

UNIVERSITATSVERLAG

Alle Rechte vorbehalten. © 1957 by Carl \'V'rnter, Universitätsverlag, gegr. 1822, GmbH., Heidelberg · Imprime en Allemagne Printed in Germany · Archiv-Nr. 3064 Satz und Druck: Georg Appl, Wemding/Schwaben

P. Ovidius Naso, Die Fasten herausgegeben von F. Bömer Band I (1957) Errata p. 25 !in. 3 a marg. in/. p. 43 !in. 9sqq. a marg. in/. p. 52 lin. 6 p. 99 V, 67 p. 127 V. 669

lege Aricia cf. Radke, Gymnasium lege invcntus lege des benachbarten lege Terminus blieb

p. 147 app. crit. ad v. 244 p. 164 V. 638 p. 166 V. 646 p. 171 V. 739 p. 198 V. 452 p. 225 V. 28

lege lege lege lege lege post

p. 230 p. 239 p. 262

lege lege lege

V. V•

V.

149 335 100

/Jl'o Arica 66, 1959, 344 J1ro iuventus /1ro des j,ro Terminus, den man im unbesiegt im Tempel Tempel fand, blieb habent D /JJ'o habent ulta /1ro ultra damma pro damna zum Pangaiosflusse pro zum blumigen Pangaios clamant J1ro clamat nieder adde goldglänzend und strahlend mit purpurgeschmückter Brust est J1ro et (beim Wein) ganz pro beim Wein j,ro iuvet iuvat

VORWORT Diese Ausgabe der Fasti des Ovid geht in ihren Anfängen zurück auf eine vor etwa 15 Jahren geführte Korrespondenz mit J. STRoux über eine bilingue Ausgabe im Rahmen einer Planung der Gesellschaft für antike Kultur. Dadurch ist im wesentlichen die Anlage des I. Bandes bedingt; ich habe die derzeitige Planung begrüßt und trotz jahrelanger Beschäftigung mit der Frage keine Veranlassung gefunden, diese Anordnung zu ändern. Der II. Band hat nichts umstürzend Neues entdeckt, etwa ein „neues Ovidbild" oder ein rhetorisches Vorbild oder eine Zahlenmystik der Teile (man weiß, wie sdmell solche Bilder durch noch neuere ersetzt werden und daß rhetorische oder ähnliche Entdeckungen sogar namhaftester Forscher z. B. bei Vergil im Grunde doch nicht gehalten haben, was sie im Augenblick versprachen): der Kommentar versucht einfach, den Dichter zu erklären, er will helfen, die sachlichen und sprachlichen Zusammenhänge zu verstehen und dem Dichter und Künstler Ovid seinen Platz näher zu bestimmen und zu sichern. Das Interesse an den Fasti des Ovid ist bis auf den heutigen Tag ein vorwiegend sachliches gewesen, d. h., es konzentrierte sich im wesentlichen auf die Überlieferung der Einzelheiten und die Gestaltung der Episoden (eine Ausnahme macht m. W. nur KEIGHTLEYim Vorwort zu seiner Ausgabe von 1848: there is not ... in the whole compass of classical literature a work better calculated to be put into the hands of students: W1LKINSON,Ovid recalled, 1955, 253). Damit hat sich allerdings die Betrachtungsweise gegenüber der Zeit und der Absicht Ovids ganz wesentlid1 verschoben; für ihn sind diese res nur das Mittel zum Zweck gewesen. Unter diesem modernen Gesichtspunkt erübrigt sich eine Begründung für die Anlage dieser Ausgabe im einzelnen, zumal selbst die große (und auch in ihrer Einseitigkeit große) Ausgabe von Sir J. G. FRAZER (London 1929) gerade diesen Ansprüchen eines Philologen zugegebenermaßen nicht genügt (H. J. RosE, Journ. Rom. Stud. 19, 1929, 235ff.; vgl. auch University of California Publications in Classical Philology XII 1933-1944 Nr. 6 S. 9üf.). Zu den einzelnen Teilen daher hier auch nur wenig Worte: Zum Text wurden neue Untersuchungen an Handschriften nicht vorgenommen, sondern die nach den neuesten Ausgaben und der sachlichen Arbeit am Kommentar wahrscheinlichste Fassung zugrundegelegt (Weiteres Einleitung 5lff.). Ober die Art und Weise, wie man übersetzen soll, gibt es bekanntlich eine eigene Literatur; hier bin ich mir am meisten bewußt, daß man es nicht allen recht machen kann. Die Übersetzung einer Dichtung in Prosa ist selbst für eine Ausgabe mit vorwiegend wissenschaftlicher Tendenz in Deutschland sehr viel ungewöhnlicher als etwa in Frankreich oder England; das sollte kein Grund sein, sich ihrer nicht zu bedienen. Ich habe sie gewählt, weil mir scheint, daß die präzise Nachgestaltung eines in Verse gefaßten, sachlich oft schwierigen Inhalts in einer anderen Sprache im gleichen Rhythmus und dazu noch in der nahezu gleichen Silbenzahl nur unter größtem Zwang möglich ist. In der Vergangenheit ist das m. E. jedenfalls nur J. H. Voss mit seinem Homer gelungen (schon bei seinem Vergil nimmt man, wie ich einmal an anderer Stelle sagte,

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Vorwort

zum Verständnis des Deutschen besser den lateinischen Text dazu); alles andere ist mehr oder weniger ephemer geblieben, sowohl die Übersetzung der Fasti von KLussMANN(bei Langenscheidt, 1. Aufl., 18.58) als auch die variierenden Rhythmen in NORDENSAusgabe des VI. Buches der Aeneis. In dem Bewußtsein, daß keine Übersetzung die Gesamtheit der Feinheiten des Originals einfangen kann, verzichtet die Prosa mit dem Metrum auf eines der konstitutiven Elemente der Dichtung; bei Ovids Fasti sucht sie um der Klarheit der Wiedergabe des häufig komplizierten und für unsere Begriffe oft recht prosaischen Sachverhalts willen einen Mittelweg zwischen der oft nur im Vers erträglichen Höhenlage des dichterischen Pathos einerseits und einer ganz wörtlichen Wiedergabe, die entweder jede Illusion zerstört, sprachlich unerträglich, ohne Zusätze unverständlich oder sogar sachlich falsch ist. Das trifft besonders auf FRAZERSÜbersetzung zu: L. P. WILKINSON,Ovid recalled, 1955, 241, 1: allerdings weiß ich auch nicht, ob seine Übersetzung in Reimen immer besser ist. Das Problem hat eben kein Ende. Dazu einige Beispiele: Ich bringe es nicht über mich, etwa II 392 Circe Maxime mit O Circus Maximus! zu übersetzen, oder V 267 ... lentes, advena Nile, tuae . .. mit ... Deine Linsen, Ankömmling Nil! ... oder etwa VI 722 Algida terra mit 0 land of Algiclus. Solche Anreden ex Persona poetae (ähnlich etwa IV 874 te, Eryx. IV 953 state, Palatinae laurus. V 16 et vos, lunares, exsiluistis, equi. V 152 und V 430 aves. V 662 leves aquae) sind m. E. oft sogar in der Dichtung schwer erträglich. Ähnlich steht es mit einer wörtlichen Übersetzung, etwa I 113 figura confusa (des Chaos-lanus). I 451 maritus der Taube. II 780 indignus torus (FRAZER:an innocent bed), vor allem aber III 716 partus inermis (FRAZER:a fmny unarmed wight). IV 136 tota lavanda dea est (tlze gocldess must be waslzed from top to toe; W1LKINSON270 einfacher entire). IV 368 an sua causa subest (is there a goocl reason at the bottom of it? ). V 28 aurea purpureo conspicienda sinu (a golden figure far seen in fmrple vest). V 465f. si vos m o d o vera locuti ubera q u e ... (if o n l y you spoke the truth, an d it was he who .. .). VI 122 utque comes sequitur (ancl she /Jretended to follow at lzis heels). Hier kann und dort darf nicht „wörtlich" übersetzt werden; am eindeutigsten ist das vielleicht an Stellen, wo templa dichterischer Plural ist und nur einen Tempel meint (bei FRAZERaber mehrere erscheinen wie etwa II 56 [Komm.]. 58. 424; richtig II 670). Dieses Problem ist unerschöpflich. - Hinzufügungen (in Klammern) geben in der Übersetzung die Worte, ohne die das Verständnis des Textes nicht möglich erscheint. Im Kommentar soll, ausgehend von der Tatsache, daß, wie gesagt, die Fasti in den meisten Fällen nicht um ihrer selbst willen nachgeschlagen oder gar gelesen werden, eine oft empfundene Lücke gefüllt, sollen Tatsachen gegeben werden. Vollständigkeit und in jedem Fall bis ins einzelne begründete persönliche Stellungnahme sind für den Kundigen unmöglich; niemand wird sie bei den hunderten und von Ovid selbst oft nur en passant berührten Einzelfragen (z. B. Luperci, Argei, Natalis Urbis usw.) billigerweise erwarten: über jede kann man eine Monographie schreiben, und der Verfasser einer solchen wird besser informiert sein als der Kommentator zu Ovid. Trotzdem ist, vor allem in philologicis, auch der Kommentar vollständiger als seine Vorgänger, und nicht zuletzt durch diese größere Vollständigkeit gibt er insbesondere genauer den Ort an, den Ovid in der augusteischen Sprache und Dichtung einnimmt; wenn es überhaupt in wenigen Worten möglich ist, so läßt sich dieser etwa durch

Vorwort

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folgende Linien umreißen: Überaus starke Nachwirkung Vergils, die alles andere in den Schatten stellt und immer wieder durch einzelne lexikographische Beobachtungen neu in Erscheinung tritt. Horaz tritt stärker in den Hintergrund als die älteren Elegiker, Properz und Tibull: Das bestätigt erneut die hohe Bedeutung der sprachlichen Form. Die Kontinuität innerhalb der ovidischen Dichtungen ist sehr stark: ein Beweis dafür, daß auch der Erotiker Ovid in seinen aitiologischen Dichtungen weiterlebt (mehr dazu u. Einl. 13f. 44ff.). Schließlich tritt die eigenartige sprachschöpferische Kraft Ovids hervor, die aber (im Gegensatz etwa zu Vergil) vorwiegend im Virtuosen liegt und darin befangen bleibt und eine unverhältnismäßig geringere Nachwirkung zeigt (dazu Einl. 49f.). Weil die Erklärungen in erster Linie philologisch, also sprachlich und sachlich, sein sollen, müssen Fragen, die das ganze Oeuvre Ovids angehen, für Einzeluntersuchungen vorbehalten bleiben, z. B. Probleme der dichterischen Technik, des formalen Verhältnisses zu seinen Vorgängern (z. B. zu Kallimachos und Properz, aber auch außerhalb der aitiologischen Literatur, z. B. zu Vergil), oder die innerovidische Entwicklung seit den Amores, kompositionelle Fragen u. dgl. Eine Skizze der Situation habe ich in den einzelnen Kapiteln der Einleitung gegeben. Die von jedem Benutzer ausführlicher Kommentare als lästig empfundenen Querverweise ließen sich nicht vermeiden. Man verlange hier nichts, was zugegebenermaßen (WILKINSON268f.) nicht einmal der Dichter selbst fertiggebracht hat, oder zeige, wie man es anders macht, ohne sich vielfach zu wiederholen und den Umfang des Buches zu verdoppeln. Im Gegensatz zu vielem, was in diesen Bänden gedruckt wird, bedarf die Widmung keines Kommentars. Wenn je eine solche den Menschen nennt, dem das Werk seine Vollendung verdankt, dann hier. Ein besonderer Dank gilt E. LANGLOTZin Bonn. Mein lieber ehemaliger Thesaurus-Kollege W. KRIEG(jetzt Universitätsbibliothek Köln) hat mir durch seine durch nichts zu erschütternde Bereitwilligkeit in den schweren Nachkriegsjahren die Benutzung der westdeutschen Bibliotheken sehr erleichtert. H. HAAS(t 7. V. 195 7) und K. VRFTSKA(Hollabrunn-Wien) haben in dankenswerter Weise die Korrektur mitgelesen. Der Verlag WINTER hat den bemerkenswerten Mut besessen, in der Zeit eines sogen. Wirtschaftswunders ohne äußere Unterstützung ein Buch zu drucken, das sich in nichtpopulärwissenschaftlicher Weise mit Dingen der geisteswissenschaftlichen Fachrichtung beschäftigt. Die Tatsache, daß es dazu einigen Mutes bedarf, ist ein Zeitdokument.

Abkürzungen Lateinische Autoren sind, soweit hier nicht genannt, nach dem Index des Thesaurus Linguae Latinae zitiert. - Zu vergleichen sind auch die Namen der früheren Herausgeber Ein!. 5Gff. und die Abkürzungen für den kritischen Apparat Eini. 59.

AA ALMA ALTHEIMRRG AJA AJPh Arnob. ARW BABELONMRR

Archäologischer Anzeiger Archivum Latinitatis Medii Aevi F. Altheim, Römische Religionsgeschichte (1. A. 193lff. 3. A. 195lff.) American Journal of Archaeology American Journal of Philology Arnobius, adversus nationes Archiv für Religionswissenschaft E. Babelon, Monnaies de le Republique Romaine, 1885f.

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Abkürzungen

Bonner Jahrbücher Bursians Jahresberichte Bulletino communale S. u. S. 59 Corpus Inscriptionum Latinarum H. Dessau, Inscriptiones Latinae Selectae. 1892ff. L. Deubner, Attische Feste, 1932 Daremberg-Saglio, Dictionnaire des Antiquites Fr. v. Duhn, Italische Gräberkunde, 1924ff. H. Emonds, Zweite Auflage im Altertum, 1941 Festus und Paulus, epitoma Festi Fragmente der griechischen Historiker (F. Jacoby), 1923ff. Fragmenta Historicorum Graecorum (C. u. Th. Mueller), 1841ff. H. Fränkel, Ovid, a poet between two worlds, 1945 S. o.S. 7 R. Heinze, Ovids elegische Erzählung, 1919 R. Heinze, Virgils epische Technik (3. A.), 1928 Historicorum Romanorum Reliquiae (Peter), 1906ff. L. ldeler, über den astronomischen Teil der Fasti des Ovid (Abh. Akad. Berlin, Philos.-hist. Klasse 1822/23), 1825 JRSt Journal of Roman Studies KRAUS W. Kraus, Artikel Ovid. Pauly-Wissowa RE XVIII 1. H. 1910ff. LENZ S. u. S. 57. 59 LEUMANNHOFMANN F. Stolz- J. H. Schmalz, Lateinische Grammatik, 5. A. von M. Leumann- J. B. Hofmann, 1927 Macr. Macrobius, Saturnalia MARTINI E. Martini, Einleitung zu Ovid, 1933 MARX S. u. S. 59 MoMMSEN RG: Römische Geschichte (14. A.), 1933 - RMW: Geschichte des römischen Münzwesens, 1860 - RStR: Römisches Staatsrecht (z. T. 3. A.), 1887 - RStrR: Römisches Strafrecht, 1899 NEUE-W AGENER F. Neue-C. Wagener, Formenlehre der lateinischen Sprache (3. A.), 1902ff. NILSSONGF M. P. Nilsson, Griechische Feste, 1906 NILSSONGGR M. P. Nilsson, Geschichte der griechischen Religion I (2. A.) 1955. II 1950 NISSENILK H. Nissen, Italische Landeskunde, 1883ff. PEETERS F. Peeters, Les Fastes d'Ovide, 1939 PETER H. Peter, Ausgabe der Fasten (4. A.), 1907 PhWo Philologische Wochenschrift Plin. Plinius, N aturalis historia PRELLER-ROBERT L. Preller-C. Robert, Griechische Mythologie (4. A.), 1894ff. RE Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (PaulyWissowa). 2. R.: 2. Reihe (ab R) REL Revue des Etudes La tines RhM Rheinisches Museum RIGI Rivista Indo-Greco- Italica RM Römische Mitteilungen RML Rascher, Mythologisches Lexikon RVV Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten SCHULZEZGLEN W. Schulze, Zur Geschichte lateinischer Eigennamen, 1904 Thes. Thesaurus Linguae Latinae Varro Varro, ling. oder rust., ohne Buchangabe WaG Die Welt als Geschichte wALDE-HOFMANN A. Walde-J. B. Hofmann, Lateinisches etymologisches Wörterbuch (3. A.) 1938ff. WILAMOWITZGdH U. v. Wilamowitz-Möllendorff, Der Glaube der Hellenen 1931f. WILKINSON L. P. Wilkinson, Ovid recalled, 1955 ' WissowA, Ges. Abh. G. Wissowa, Gesammelte Abhandlungen, 1904 WissowA RuK G. Wissowa, Religion und Kultus (2. A.), 1910 z. St. zur Stelle (bei Kommentaren) BoJb BuJb Bull. comm. CASTIGLIONI CIL DESSAU DEUBNERAF DS V. DUHN IGK EMONDS Fest. FGrHist FHG FRÄNKEL FRAZER HEINZEOeE HEINZEVeT HRR foELER

EINLEITUNG

Voraussetzungen

und Entstehungsgeschichte

Die Gründe, die Ovid zu dieser mit keinem anderen Werk der römischen Literatur vergleichbaren Dichtung geführt haben, sind so mannigfach und schillernd wie die Persönlichkeit des Dichters und die augusteische Kultur, deren ein wenig ungeratenes Kind er ist. Iulius Caesar hatte den Grund gelegt für eine neue Ordnung, die Augustus umsichtig und in seiner Weise stabilisierte, und zu den vielen Seiten des römischen Lebens, auf die der Diktator Einfluß genommen hatte, hatte auch das Kalenderwesen gehört. Darüber hinaus ist auch Caesar schon für den jungen Augustus, der seit den ersten Tagen seiner politischen Laufbahn an ihn anknüpfte, der eigentliche Begründer der „julischen Dynastie" gewesen. Nach ihm trug Augustus das Cognomen Caesar, und die Caesares halten auch das Leben und das Glück Ovids in ihren Händen. Dazu hatte sich schon zu Caesars Zeiten und nicht ohne sein Zutun, aber mehr einem geschichtlichen Gesetz als einer Laune der Mode folgend, der Blick des geistigen Rom auf die früheste Vorzeit der Hauptstadt der Welt gerichtet, in der Troia schließlich doch über die Hellenen gesiegt hatte. Der Diktator selbst hatte 67 gelegentlich der Leichenrede auf seine Tante Julia sein Geschlecht auf Aeneas und Venus zurückgeführt (Suet. Iul. 6, l. PERRET,Les origines de la legende troyenne de Rc'llle, 1942, 560ff. KNOCHE,Gymnasium 58, 1951, 103. BöMER, Rom und Troia, 1951, 46); Varro hatte i. J. 4 7 seine Antiquitates rerum divinarum dem Diktator in seiner Eigenschaft als Pontifex maximus gewidmet (Lact. inst. I 6, 7. Aug. civ. VII 35), und in Vergils Aeneis fanden die Wunschträume der Propaganda und die echte Sehnsucht des Kaisers und seiner römischen Welt ihre klassische Gestalt. Während Vergil schon zu Lebzeiten anerkannter und unerreichbarer Höhepunkt der augusteischen Dichtung war (Prop. II 34, 66), hatte Ovid sich der sehr viel leichteren alexandrinischen Liebesdichtung zugewandt, wie sie durch Gallus, Properz und Tibull in Rom bereits ihr Profil gewonnen hatte, und er hatte mit ihr Erfolge erzielt, die über sein Leben entschieden. Ovid hatte sich wenn auch nicht als Künstler offenbart, den tiefste Erlebnisse geformt hatten, so doch als Meister der Sprache und des Ausdrucks, mit dem es keiner gleichtun konnte. In diese Epoche seines Schaffens fällt aber auch der unangenehme Eindruck, den seine Person und sein Werk in den sittenrichterlich strengen Kreisen um den Kaiser erregt hatte, wo man um so mehr Grund hatte, den Zeigefinger zu erheben, als dort selbst nicht alles so war, wie es sein sollte. Die Verbannung nach Tomis i. J. 8 n. Chr. war das entscheidende Ereignis seines Lebens. Nad1 seinen Liebesliedern hatte Ovid vor einer Entscheidung gestanden, die der Tod seinen Vorgängern Gallus, Tibull und Properz uspart hatte (nur Prop. IV 1 läßt wenigstens ahnen, was in dem Herzen eines Dichters vorging), und die Strecke Weges, die Ovid von dieser Stelle bis zu den Fasten ging, hat ihre Spuren hinterlassen, und nicht nur dies: Ovid empfindet es selbst als Paro-

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Einleitung

xysmus, daß er in sein elegisches Maß nun hymnische Verse an die Mächtigen und Erzählungen aus der Zeit des Romulus und des Numa kleidet (II 3ff. HEINZE OeE 2, 2): In dieser eigenartigen Verbindung von Stoffen und Tendenzen augusteischer Blickrichtung (man denke an Vergil und Livius) mit der Technik der Elegie und der Person des Ovid liegt, wenn auch von Ovid und der modernen Forschung vielleicht zu sehr technisch empfunden, die Besonderheit des Werkes; Einzelheiten u. S. 44ff. Sachlich ist zu den bekannten Voraus.setzungen wenig hinzuzufügen. Ovid hatte auch hier seinen unmittelbaren Vorgänger in Properz, der sacra diesque besungen hatte (IV 1, 69) wie Ovid temjJOra cum causis (I 1), und als dessen Freund und Nachfolger Ovid sich ja selbst ausdrücklich nennt (trist. IV 10, 45f. 53; vgl. Quint. X 1, 93. HEINZE 76f.). In der Prosa hatte C. Iulius Hyginus, der berühmte ältere Freund Ovids, sein gelehrtes Interesse für die Stoffe der alexandrinischen Dichtung bekundet, das auf Ovid nicht ohne Eindruck geblieben ist, und last not least sind die ovidischen causae nichts anderes als die Aitia der hellenistischen Dichtung, mit denen Kallimachos, der eigentliche Exponent der neuen Richtung (Prop. IV 1, 64), seinen Ruhm begründet hatte. Weniger wichtig s.ind andere Namen: In den Spuren des Kallimachos hatte ein gewisser Butas, vielleicht ein Freigelassener des jüngeren Cato, zu wandeln versucht, als er römische Aitia schrieb, von denen ein Distichon über die Lupercalia und eine Bemerkung über die Bona Dea erhalten sind (Plut. vit. Rom. 21, 8 p. 31Cf. vit. Cat. min. 70, 1 p. 793F Anth. lyr. 112 6, 102 DIEHL. Arnob. V 18. RoHDE, Gr. Roman 3 103). Auch andere, vielleicht ältere Zeitgenossen Ovids, wie die sonst weniger bekannten Versmacher Simylos und Agathyllos und der Epiker Sabinus, deren Zeiten und Schaffen nicht genau festliegen, hatten sich der aitiolog 1schen Elegie mit römischen Stoffen zugewandt (Tarpeia: I 261. Plut. vit. Rom. 17, 6 p. 28C. Aeneas als Vater des Romulus: Dion. Hal. I 49, 2. Anth. lyr. a. 0. Ov. Pont. IV 16, 15. RoHDE a. 0. HEINZE28, 2. 29, 3. 79, 2. ScHANz-Hosrus II 4 271. VoLLMERRE 2. R. I 1598). Bei Ovid finden sich von diesen keine erkennbaren Spuren. Ferner hatte M. Terentius Varro, offenbar in Anlehnung an den Titel des Kallimachos, Aitia, außerdem de gente populi Romani, de vita populi Romani und de familiis T roianis geschrieben; vorher hatte der alte Cato seine Origines und Ennius seine Annalen verfaßt. Vielleicht enthielten auch die Annalen des Accius eine Gesd1ichte der römischen Jahresfeste in Hexametern (ScHANZ-Hosrus 14 135f.), die aber nur geringe Nachwirkung hatte. Und wenn abschließend die ersten Bücher des um 16 Jahre älteren Livius erwähnt werden, die bereits erschienen waren, als Ovid mit den Fasten begann, dann darf mit diesen Namen die Welt als umrissen gelten, die die aitiologischen Voraussetzungen abgibt. In dieser Aitia-Literatur aber hat Ovid als erster und einziger die eigenartige Verbindung hellenistischer, alt- und nationalrömischer und kaiserlicher Motive gefunden, die seinem Werk auch Properz gegenüber den Reiz des Einmaligen verleiht und es als Gesamtkomposition über seine eigenen und ähnliche andere Werke erhebt. Den Rahmen für hellenistische Aitia gibt der römische Kalender, Augustus und Kallimachos stehen in den Brennpunkten. Der Kaiser hatte die politischen und geistigen Voraussetzungen für jene Epoche geschaffen, wobei seine in ihren Motiven vielumstrittene Haltung zur Religiosität seiner Zeit (z. B. ALFÖLDIRM 52, 1937, 63. BöMER, Gnomon 20, 1944, 32. 22, 1950, 181. Gymnasium 58, 1951, 26ff. ALTHEIMRRG 113214ff. W1LKINSON243)

Einleitung

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eine wid1tige und vielleimt die ausschlaggebende Rolle spielte. Tatsachen wie die, daß er, templorwn omnium conditor ac restitutor (Liv. IV 20, 7), die großartige Restauration der heiligen Stätten in die Wege leitete (Mon. Anc. IV 20), daß er selbst die Würde des Pontifex maximus übernahm und die des Flamen Dialis wiederherstellte, daß und wie er die Säkularfeier beging, und vieles andere war für den Geist der Zeit und ihren Einfluß auf Ovid von ebensogroßer Bedeutung wie die betonte Bevorzugung alles Alt- und Nationalrömismen, der Augustus einst auch propagandistism den Sieg über den Osten verdankt hatte. So widmete Ovid dem Kaiser seine Fasten (vgl. die Zusammenstellungen bei ALLENAJPh 43, 1922, 250ff. ScHANZ-Hosrus Jl 4 230) wie Varro seine Antiquitales dem Diktator Caesar. Es ist falsm, wenn P. BECKER(Tit. u. S. 13) 33 aus den Versen trist. II 55lf. (u. S. 20) entnehmen will, daß Ovid die Fasti dem Augustus „widmen wollte". Es sind aber keineswegs ausschließlim, ja nicht einmal vorherrsmend nationalrömisd1e oder gar kaiserlid1e Motive gewesen, die Ovid zu den Fasten geführt haben. Die Zeit der ersten Begeisterung, aus der die ersten und größten Dichter der Kaiserzeit smöpften, war vorbei; Vergil, Horaz, Properz und Tibull waren lange tot, für die Zeit der Fasten war der status des durm den Kaiser gesicherten Imperiums eine Selbstverständlimkeit geworden (dazu u. a. ALLENa. 0. TrTONE, Atene e Roma 10, 1929, 79ff. KLOTZ RE XIII 819, 35; anders, zu Unrecht, P. BECKER58, 2; zur Frage auch WrLKINSON263), Ovids Stellung zum Princeps war, auch abgesehen von der versmiedenen Natur der beiden, historism eine andere, und wie wenig wirklim „politisch" der Dichter war, zeigt neben der Dimtung nimt nur seiner Jugend (s. u.) die nicht gerade glänzende .Amterlaufbahn, und persönlim lagen ihm so ziemlim alle Stimmungen fern, die über einen offiziellen und unverbindlichen zeitgenössischen Patriotismus hinausgingen. WrcKERT (in: Symbola Coloniensia, 1949, 112) spricht von amtlim verbreiteter Staatsgesinnung; Ovids Haltung ging auf keinen Fall wesentlich weiter (das glaubt, scheint es, W1LKINSON253ff. 262): Was er in der Verbannung tat (Einl. 17; s. aum Komm. zu I 530), kann nimt mit normalen Maßstäben gewertet werden. Daß er Caesar als erster Augusteer prince/Js nennt (II 697 Komm.), wird man ihm nimt hom anremnen dürfen; das ist die Konsequenz der Anwendung dieser Bezeichnung auf den Kaiser, die damals bereits so gut wie feststand (Einzelheiten WrcKERT RE XXII 2057ff.). Im allgemeinen sollte nicht vergessen werden, daß der Glaube und manmmal auch die Begeisterung der Großen der Zeit simerlim emt war (BöMER,Gymnasium a. 0.). Ausführlich, aber vorwiegend deskriptiv zum Thema ScoTT TAPA 61, 1930, 43ff. WrLKINSONa. 0. Weit negativer wird Ovid in dieser Hinsicht neuerdings in zwei unabhängig voneinander ersmienenen Arbeiten beurteilt: P. BECKER,Ovid und der Prinzipat, Diss. Köln 1952 (Masdiinensmrift; ein Expl. in meinem Besitz) und ALTHEIMRRG 113 254ff. Beiden Ausführungen gemeinsam ist die These, daß Ovid 1riit dem Übergang auf die erzählenden Dichtungen nur den Stoff, nicht aber die Grundhaltung und die Gesinnung geändert habe. Auch in den Metamorphosen und in den Fasten (und hier besonders schwerwiegend, da sich diese nationalrömism geben) hat Ovid nach BECKER(bes. l 13ff., mit ausführlicher Literatur) durch die grundsätzlime Überordnung der privaten Sphäre über die staatlid1e, durm „laxe Staatsgesinnung", ,,Verächtlichmachung der Wehrkraft" (militat omnis amans) und sonstige Stimeleien trotz gelegentlidier Loyalitätserklärungen seine negative Haltung dem Staat gegenüber - besonders hätte da fast. I 30lff.

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Einleitung

genannt werden können, wo vier Dinge erwähnt werden, die sublimia pectora brechen können: Venus, vinum, officium fori und militiae clecus (von anderem Gesichtspunkt dazu ALTHEIM259) - wenn auch vorsichtig, aber doch so deutlich zu erkennen gegeben, daß die Relegation aus politischen Gründen kommen mußte, nachdem der Kaiser einmal auf ihn aufmerksam geworden war. ALTHEIMuntersucht ganz speziell die Fasten nach der erotischen Seite und kommt zu dem Ergebnis, daß sich Ovid in dieser Hinsicht gegenüber seiner früheren Dichtung überhaupt nicht geändert habe: ,,Unter Ovids Händen ergreift ein Prozeß der Erotisierung alles, dessen er habhaft wird" (a. 0. 25 7): Was sich Ovid auf diesem Gebiete leiste (z. B. Lucretia, Lotis, Omphale usw., sogar Vesta; zahlreiche Einzelheiten bei Altheim a. O.; vgl. auch Komm. zu III 29. 193), das zeige, daß der alte Feinschmecker eben doch nicht aus seiner Haut konnte oder wollte, bedeute sogar eine Herausforderung insofern, als jetzt die Erotisierung ausgerechnet mit der römischen Religion auch noch ein Gebiet ergriff, das bisher als tabu galt: Die Fasten hätten das Maß zum überlaufen gebracht. Was ALTHEIMüber die Erotisierung sagt, stimmt ohne jeden Zweifel, die Konsequenzen beurteile ich anders (auch Gymnasium 61, 1954, 574): Wenn die Erotisierung der Fasten und der römischen Religion von so ausschlaggebender Bedeutung gewesen wäre, dann ist schwer einzusehen, warum Ovid sie nicht in der zweiten Bearbeitung getilgt hat. Im Gegenteil, der Spott auf den labor militiae (s. o.) ist im I. Buch ebenso stehen geblieben wie die obszöne Lotis-Geschichte. Die Doppelfassung in VI scheint sogar das schwerwiegendste Argument gegen diese Deutung zu sein. Kein Zweifel: Wer Auge und Ohr hat für den süffisanten Ton des Salonpazifisten oder das Augenzwinkern des alten Gourmand auf erotischem Gebiete, der z. B. auch Stellen, die an sich durchaus nicht dazu angetan waren, wie die Claudia-Geschichte, zu der Bemerkung benutzt, daß die rigicli senes hinter jeder außergewöhnlich eleganten Frau gleich die Halbwelt vermuten (IV 309f.), eine Ansicht, die das hochgepriesene Altrömertum der augusteischen Zeit von vornherein ins Unrecht setzt oder lächerlich macht, der kann beides in den Fasti finden (s. auch u. S. 46f. und Komm. zu I 25). Fraglich scheint mir aber doch, wie gesagt, zu bleiben, ob „der Fall Ovid" (ALTHEIM) auf diese Weise geklärt wird; noch fraglicher allerdings dürfte die entgegengesetzte Ansicht sein, daß Ovid, wie etwa WILKINSON262f. meint, vielleicht gerade ein besonderes Organ für die altrömische Religion besessen habe. Immerhin ist durch die neue Diskussion manches gewonnen, in erster Linie die Erkenntnis, daß gerade in den Fasti mehr als bisher zwischen den Worten und der Grundhaltung des Dichters, zwischen Oberfläche und Tiefe geschieden werden müßte. Übrigens zeigen ja auch die nahezu gleichzeitig mit den Fasten konzipierten Metamorphosen und die offenbar ebenfalls gleichzeitigen Phaenomena im Stile des Arat, von denen nur geringste Reste erhalten sind, daß der Dichter sich der hellenistisch-aitiologischen, nicht aber der „nationalen" Dichtung zugewandt hatte: Diese war Sujet, mehr nicht. ,,Von Religion ist kaum noch eine Spur" (WILAMOWITZGdH II 338). Trotzdem verdankt die Nachwelt den ovidischen Fasten unschätzbare Nachrichten über die römische Religion; w i e wichtig dieses Werk ist, empfindet man erst, wenn man im Kalender vom Monat Juli ab ohne Ovid auskommen muß (W. W. FowLER, Roman Festivals 14. WILKINSON268). Trotzdem aber greift man, wenn man sich an diese Dichtung in der Absicht wendet, Auskunft über die

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römische Religion zu erhalten, nur oder gerade den Teil, der dem Dichter Mittel zum Zweck war. Ovid hat sicher nicht geheuchelt, wenn er in und zwischen den Zeilen das Lob Roms und des Kaisers sang. Was ihn letztlich zu diesen Stoffen trieb, war aber nicht der Kaiser, sondern der Schatten des Kallimachos. Ob Ovid, als er sich der aitiologischen Dichtung zuwandte, an den Metamorphosen, den Phaenomena und den Fasten gleichzeitig gearbeitet, ob er die Werke nur gleichzeitig konzipiert und nacheinander ausgeführt hat oder umgekehrt, ist m. E. nicht mehr festzustellen. Es ist bekannt, daß mit met. XII ein neuer Absdmitt dieses Gedichtes beginnt, der aber natürlich ist, wenn man berücksichtigt, daß dieses carmen perpetuum nach dem Willen des Dichters in Rom enden sollte (met. I 4; dazu u. a. LAFAYE,Ausg. der Metam. p. VI MARTINI 30f. PEETERS46. KRAUS1941. HERTERAJPh 69, 1948, 139ff. WILKINSON241). Ich halte es aber für gewagt, im wesentlichen aus dem Einschnitt bei met. XII, der aus den genannten Gründen ganz natürlich nähere Beziehungen zu den Fasti hat, zu schließen, daß die Fasti zeitlich etwa mit dem letzten Teil der Metamorphosen zusammenfallen (bes. FRÄNKELlülff. 143. 224, 94 u. ö.; vgl. PEETERS22). Immerhin würde diese Annahme aber erklären, warum i. J. 8 die Metamorphosen im Entwurf fertig waren und die Fasten nicht. Im übrigen kann diese Frage hier nicht weiter besprochen werden. Die ersten Zeichen weisen für die Metamorphosen auf die Jahre um Chr. Geb., und das Werk ist so publiziert worden, wie es der Verbannte i. J. 8 in Rom zurückließ (trist. III 14, 23). Ob er sein Handexemplar, wie er möglicherweise ernstlich beabsichtigte, wirklich aus Zorn ins Feuer warf (trist. I 7, l 7ff. 2lf. IV 10, 63f.; vgl. V 12, 64ff.), ist nicht sicher; wahrscheinlich war das eine theatralische Geste (KRAUS 1948f. Weitere Literatur bei P. BECKER132ff.). Die Fasten aber hat Ovid mit ans Schwarze Meer genommen. Und hier kann im Gegensatz zu einem großen Teil der Fastenforschung eins nicht deutlich genug betont werden: Wenn man nach Kriterien für die Jahre der Entstehung (gleich, ob vor oder nach der Verbannung) sucht, dann gelten solche Anhaltspunkte nur für den betreff enden Vers, günstigstenfalls auf eine Versgruppe oder Episode, nicht für das ganze Buch (Übertreibung macht das deutlich: also erst recht nicht für das ganze Werk, wie das z. B. die Marginalnote in der Hs. D 2 zu IV 82 macht: his versibus cognoscitur in exilio hoc opus scripsisse; im übrigen sind die Nuancen natürlich sehr viel difficiler). So ist es z. B. falsch, aus IV 348ff. (Brand und Erneuerung des Kybele-Tempels) zu schließen (z. B. PEETERS 24. 29. EMONDS257, 24), daß Buch IV nach dem Jahre 3 n. Chr. geschrieben sei, ebensowenig wie umgekehrt z. B. I 285f. der Triumph des Germanicus v. J. 17 besagt, daß I nach d. J. 17 geschrieben wurde. Das beweist im Extrem das erste Buch überhaupt. Hier stehen Verse nebeneinander, die zeitlich zehn, vielleicht zwanzig und noch mehr Jahre voneinander getrennt sind, ohne daß die Harmonie der Darstellung gestört würde. Ohne die Bücher II bis VI würde heute niemand wissen, daß I dem Germanicus ursprünglich überhaupt nicht gewidmet war. So ist man bei dem episodenhaften Charakter des Werkes keinen Augenblick sicher, daß nicht zwischen den einzelnen Abschnitten größere Zeiträume liegen. Eine genauere Datierung einzelner Bücher als Einheit (PEETERS31) ist daher unmöglich. Aus Seitenblicken des Dichters auf das Zeitgeschehen ergeben sich aber einige Anhaltspunkte: Bei der Neuregelung des Kalenderwesens durch Caesar war angeordnet wor-

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den, daß nach d. J. 44 jedes vierte Jahr ein Schaltjahr sein sollte; verantwortlich dafür waren die Pontifices. Der Pontifex maximus M. Aemilius Lepidus lebte aber außerhalb Roms und durfte die Stadt nicht betreten. Der vorsichtige divi filius hatte sich gesträubt, ihm die an sich politisch verwirkte, aber doch schließlich lebenslängliche Würde zu nehmen, zum ersten Male, als sich Lepidus am 3. September 36 in Sizilien unterwarf und fußfällig (ALFÖLDIRM 49, 1934, 48ff.) um sein Leben bettelte (Suet. Aug. 31, 2. App. b. c. V 131. Dio IL 15, 13. LIV 15, 8). Unter Lepidus hatte man anstelle der von Caesar angeordneten Regelung vom J. 44 ab alle drei Jahre geschaltet, so daß man i. J. 11, ein Jahr nach dem Ende d. J. 13 oder Anfang d. J. 12 (Dio LIV 27, 2) erfolgten Tode des Lepidus, drei Tage zuviel hatte. Da griff der Kaiser, seit dem 6. März 12 (111415ff. Komm.) selbst Pontifex maximus, ein, als das i. J. 8 so weiter gehen sollte. Er legte 12 Jahre ohne Schaltung ein, so daß die nächste 48 Jahre nach der ersten, also i. J. 4 n. Chr. stattfand, mit der Maßgabe, daß sie fortan quinto quoque anno durchgeführt werden sollte. Die Fasten setzen die Anordnung des Jahres 8 voraus; man hat also einen Terminus post quem. Doch läßt sich hier noch weiterkommen. Die Worte quinto quoque anno haben offenbar in der amtlichen Verfügung gestanden; sie bedeuteten, daß alle vier ] ahre geschaltet werden sollte. Tatsächlich ist das auch so durchgeführt worden. Ovid hat das mißverstanden, wenn er von einer Schaltung alle fünf ] ahre spricht (III 163ff. in lustrum; das lustrum ist für ihn trotz Pont. IV 6, 5f. ein Abschnitt von fünf Jahren: vgl. II 183 mit met. II 497, ferner am. III 6, 27. ars III 15f. Pont. IV 10, 9f. IV 16, lsf.; dazu FRAZER III 32. 46ff. Das gilt auch für die anderen Augusteer: BERVERE XIII 2057f.); zum Thema Suet. a. 0. Plin. XVIII 211. Cens. 20, 10. Macr. I 14, 6ff. Solin 1, 45ff. WrLKINSON243, 2. Daraus folgt, daß diese Stelle zwar das Jahr 8 zur Voraussetzung hat, die Durchführung zwischen 4 v. und 8 n. Chr. aber noch nicht kannte und auch später nicht korrigierte. Ovid hat sich vielmehr ausschließlich an den Wortlaut des Ediktes gehalten. Man darf aber auch diese Beobachtung nicht auf das ganze III. Buch ausdehnen. In diesem Jahre 8 v. Chr. war vermutlich auch die Umbenennung des Sextilis in Augustus vorgenommen worden (Liv. epit. 134. Suet. a. 0. Cens. 22, 16. Dio LV 6, 6. Macr. I 12, 35), wenn das nicht schon in das Jahr 27 gehört; die Ansichten gehen hier auseinander (z. B. FITZLER-SEECK RE X 361. SoNTHEIMER RE XVI 62. HOFMANNRE XVIII 1. H. 2177). Die Spätdatierung liegt aber eher im Zuge der vorsichtigen Innenpolitik des Kaisers. Die Reform und die Umbenennung vom J. 8 werden in den Fasten - aber merkwürdigerweise nicht durchgehend - vorausgesetzt (s. u.), während andrerseits die Übergehung der Umbenennung sogar des Juli (III 149) auffällt. Aber dieser Fall zeigt, daß die übergehung der Umbenennung des August kein absolutes Kriterium ist. Daß aber gerade diese Ereignisse den Dichter bestimmt hätten, die Fasti zum Gegenstand einer dichterischen Darstellung zu machen (vgl. PEETERS 21. 24), ist unbeweisbar und unwahrscheinlich; da gab es andere, bedeutendere Anlässe, z. B. den 5. Februar 2 (II ll 9ff.). Stellen wie II 280 (hie, ubi nune urbs est), III 10 (!wie urbi) und III 541 (oeeurit nuper ... pompa) sind in Rom geschrieben; II 59ff. und andere, die PETER,Ausg. 4 12 (vgl. PEETERs84. EMoNDS257) nennt, sind nicht zwingend. II 119-148 sind nach dem 5. Februar 2, V 545ff. nach dem 1. August 2 n. Chr., und IV 348f. nach dem Jahre 3 geschrieben (Brand des Kybele-Tempels). IV 51 ist mit der Voraussetzung der Einteilung Roms in die Regionen verfaßt; diese

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ist nur unsicher auf die Zeit 12 bis 7 datierbar (BöMER, Historia 3, 1954, 252. NrnBLING,Historia 5, 1956, 303ff.), ein ganz vager Terminus (PEETERS29). Eine weitere Festlegung von Einzelheiten ist nicht möglich (PEETERs30). Als Ovid i. J. 8 nach Tomis ging, waren die ersten sechs Büd1er im wesentlichen vollendet. Über die persönliche Haltung des Dichters in der Verbannung sind die Meinungen geteilt. MARG zitierte Gnomon 21, 1949, 49 gegen H. FRÄNKELein Wort GoE'THEs: ,,Ovid blieb klassisch auch im Exil; er suchte sein Unglück nicht in sich, sondern in der Entfernung von der Hauptstadt der Welt." Man könnte hier über „klassisch", ,,bleiben" und anderes streiten (s. auchKLOTZ,Gesch. d. röm. Lit., 1947, 47. P. BECKER[Tit. o. S. 13] 13, 1): Den gewaltigen Bruch, nicht nur im Leben, sondern auch im Schaffen des Dichters wollen wir nicht retouchieren. Für die Fasti allerdings, die er wohl erst wieder nach dem Tode des Augustus in die Hand nahm, ist die neue Phase in diesem Sinne mehr oder weniger im Exterieur begründet. Hier bedeutet das Exil ein doppeltes Problem: Ovid hat zwar mit der Umarbeitung der Widmung und einzelner Partien begonnen, sich aber nicht mehr bemüht, die fehlenden sechs Bücher zu schreiben. Er erwähnt i. J. 9 einmal das Kalendergedicht (u. S. 20), aber nur in der wehen Erinnerung, daß ein hartes Geschid( ihm dieses Werk zerbrochen habe. Erst gegen Ende seines Lebens ließ der Kaiser eine Änderung seiner Haltung erkennen oder doch wenigstens erwarten, als sein Tod alle Hoffnungen des Dichters zerstörte (Pont. IV 6, 15ff.; auch HEINZE OeE 43). Da von Tiberius nichts zu erwarten war, wandte Ovid sich schon bald nach dem Tode des Augustus an Germanicus (I 10 Komm.), den beliebtesten Prinzen des kaiserlichen Hauses. Germanicus war nach dem Wunsche des Augustus designierter Nachfolger des Tiberius (die Legionen am Rhein waren sogar bereit, Tiberius zu übergehen: Tac. ann. I 35, 3; zuletzt LrncHTENHAN,Mus. Helv. 4., 1947, 52ff.), galt als hervorragender Feldherr (über dessen Fähigkeiten man geteilter Meinung ist), als vorzüglicher Redner und nicht zuletzt als bedeutender Dichter utriusque linguae (vgl. I 2lff. Komm.). Die neue i. J. 1947 gefundene Germanicus-Inschrift von Magliano, die von der Aufstellung der Bilder des Germanicus und seines Vaters in der palatinischen Bibliothek in der Nähe des Bildes des Hortensius berichtet (NESSELHAUF, Historia l, 1950, 105. 109), bestätigt die literarische Bedeutung des Germanicus von neuem. Seine Aratea stellten zu Ovid, der ebenfalls Phaenomena gedichtet hatte, sogar nähere Beziehungen her (auch Pont. IV 8, 65ff.). Die Tatsache, daß Germanicus i. J. 17 (Joseph. ant. XVIII 54. Tac. ann. II 43, 1. MoMMSENRStR 113 ::S59,3. GELZERRE X 450; nicht schon 16: PEETERS85f. EMONDS253 [der auch den Dienstantritt des Germanicus fälschlich in den „Beginn des Jahres 17" verlegt]. W1LKINSON252f.) sein Amt als Generalgouverneur Ost antrat, hat für Ovids Wendung an den Prinzen nicht mehr den Ausschlag gegeben, und noch weniger seine Ankunft im Osten (MARTINI 4 7. KRAUS 1920. 1952f.): Der Senats beschluß für den Triumph (s. u.) fällt in den Anfang des Jahres 15 (Tac. ann. I 55, l); damals also sd10n war die Pax des Germanicus (s. u.) offiziell hergestellt. Der Senatsbeschluß für den Oberbefehl Ost liegt aber erst nach dem Triumph (vom 26. Mai 17; dazu I 285ff.), und selbst solche wichtigen Nachrichten brauchten immerhin einige Monate bis zum Pontus, während Privatbriefe im Durchschnitt ein halbes Jahr unterwegs waren (es ist ein Verdienst FRÄNKELS254, diese für die Chronologie des Todes Ovids wichtigen Einzelheiten klar gesehen zu haben; anders die Lit. bei ScHANZ-Hosrns II 4 210. MARTINI9): Denn im Jahre 17 (nicht erst 18: I 223) ist Ovid bereits gestorben. Es ist daher wahrscheinlich, daß er 2 Bömer, Ovid

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trotzdem auch noch von der Durchführung des Triumphes, bei dem Thusnelda und ihr Sohn mitgeführt wurden (Strab. VIII 1, 4 p. 292), etwas erfahren hat. Auch enthält das noch ins Jahr 14 datierte Gedicht Pont. IV 8 (bes. 65ff.; vgl. LANDi praef. p. VIII. ScHANZ-Hosrns 114 247) eine so eindeutige Ergebenheitsadresse an Germanicus, daß kein Zweifel daran besteht, daß Ovids Annäherungsversuche auf die Zeit unmittelbar nach dem Tode des Augustus zurückgehen (auch gegen V OIGT Ph Wo 50, 1930, 1500ff. 1533ff., dessen Argumentation über VI 763ff. damit aber nicht im wesentlichen getroffen wird - anders LENZ BuJb 264, 127f.). So arbeitete Ovid neben dem Proömium I 1-26 (THOMAS,Festschr. Vahlen, 1900, 369ff.) wesentliche Teile des I. Buches um: Nicht nur, daß die Apostrophe an Augustus oder Verse, die ihn als lebend voraussetzen, wie II 15ff. 60ff. l 27ff. 637. III 419ff. 710. IV 19ff. 949ff. V 587f. VI 763ff. (s. VOIGT a. 0.) in I kaum begegnen (Ausnahmen s. u.) und Germanicus oder Tiberius (I 613? 646) an die Stelle des Augustus treten (I lff. 62ff. 285. 297 [sehr unsicher]. 48lff. 590. 613ff. [unsicher]; vielleicht auch 701. - I 31 kann aber durchaus Augustus gemeint sein: THOMAS388ff. EHWALDBuJb 109, 1902, 183): Auch abgesehen davon ist das ganze I. Buch in einer Weise umgestaltet, die einer weitgehenden Änderung gleichkommt; I 533ff. wird der Tod des Augustus ausdrücklich vorausgesetzt, während I 13f. und I 530 (wo sich die gleiche Form der Adulation findet wie III 421 und IV 954: Augustus als Pontifex maximus und Priester der Vesta) offenbar der lebende Augustus apostrophiert wird, also Reste der ersten Fassung vorliegen. Die Überarbeitung war also in erster Linie technischer Art, "bei der, was stehen bleiben konnte, ungeändert blieb" (EHwALD 183). Hier verdient die massive Devotion gegenüber dem lebenden Kaiser besonders hervorgehoben zu werden (Einzelheiten u. I 530). Aus der Zeit des Exils noch folgendes: Ovid erwähnt Eindrücke von der Reise I 389ff., vielleicht auch, aber weniger wahrscheinlich, die Verbannung selbst I 479ff. (HEINZE67, 2) und I 540, und andere Dinge, die nach 8 liegen: I 637ff. die Weihung des restaurierten Concordia-Tempels am 16. Januar 10; I 283ff. haben die Pax des Germanicus, die vielleicht auch I 697ff. und 713ff. gemeint ist, zum Gegenstand, sind also wahrscheinlich um 15 oder kurz darauf entstanden (s. o.). Ob auch I 295ff. auf Germanicus zielen (FRÄNKEL238, 6), kann nur vermutet werden. Ferner stellt I 149-160 eine Dublette dar zu III 235-242, die nicht so sehr in ihrc:r sprachlichen und gedanklichen Wiederholung anstößig ist, sondern vielmehr die unzureichende Angleichung daran erkennen läßt, daß sogar innerhalb von I die Verse 148 mit pauca und 161 mit multis einen Widerspruch darstellen, der trotz Kow ALSKI,Gnomon 6, 1930, 222 u. a. wohl nur durch mangelhafte Ausführung zu erklären ist (vgl. auch WuENSCH RhM 56, 1901, 395ff. ALTON, Class. Rev. 32, 1918, 13f. LANDi praef. p. XXVII, 3). Zwischen diesen Worten ist I 15lff. der Hymnus auf den Frühling eine Parallele zu III 235ff. (vgl. auch Komm. zu IV 348f. 859ff.); die Begründung des Zehnmonatsjahrs I 3lff. kehrt III 122 wieder. Es läßt sich über die Zugehörigkeit der Doppelfassungen in utramque partem argumentieren (vgl. auch FRAZERIII 4 zu III l lff. und II 383ff.). Ebenso strittig ist die Frage, ob die Eselsgeschichte I 39lff. und VI 319ff. eine unausgeglichene Doublette darstellt (FRAZERz. d. St.; anders HERTERRVV 23, 78ff.). Merkwürdig bleibt immerhin, daß in allen diesen Fällen eine der Fassungen im I. Buch steht; das legt jedenfalls generell die Annahme nahe, daß Ovid die Fassung des I. Buches als die endgültige, und die anderen

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als die allenfalls später noch korrigierbaren Varianten angesehen hat. - Die Wendung si commemini (II 4. IV 377. V 646. VI 237) hat LAND!praef. p. IX, 1 mit Recht als Kriterium für die 2. Auflage abgelehnt. Die letzte Hand fehlt also besonders den Büchern II-VI, die aus der Zeit der Verbannung im übrigen nur geringe Eingriffe aufweisen. Eigentlich sicher ist nur das Proömium von II und IV 81ff.; alles andere bleibt fraglich: VI 219ff. 666. 763ff. (dazu s. o.). - Die zahlreichen Parallelen, die der Kommentar aus allen übrigen Werken Ovids bringt, zeigen, daß Parallelen im allgemeinen durch den Ausdruck allein kein Kriterium für eine frühe oder späte Abfassung sind, im Gegenteil: Abgesehen von wenigen wörtlich wiederholten Versen (wie I 84) und stereotypen Wendungen wie velati tempora vittis oder nostras fJervenit ad aures ist es ein charakteristisches Merkmal der ovidischen Sprachkunst, daß kein eigener oder auch vergilischer oder kallimacheischer Vers wörtlich oder gedanklich kopiert wird (vgl. z.B. Komm. zu I 306f. 392. 657. II 91. IV 141. VI 176. 701; s. auch u. S. 48f.): irgendein Spiel mit Worten oder Motiven steckt fast immer dahinter, wenn e~ auch nicht immer so deutlich und so schalkhaft ist wie z. B. in der Wiederaufnahme von am. III 11, 16 eveniat nostris hostibus ille pudor in dem Fastenvers III 494 eveniat nostris hostibus ille - color (vgl. auch Komm. zu III 518. 558. 639. IV 459. IV 746. 770. V 126. 173. VI 119. 237. 635). Homer läßt die rosenfingerige Eos stets mit den gleichen Worten erscheinen, Ovid nie (dazu auch u. S. 48f.). Die Widmung an den Kaiser blieb in II-VI unverändert. Von größerem Interesse ist, daß, wie bereits PETER erkannte (De P. Ovidii ... fastorum ... epistula critica, 1874, l0ff.), II 3-18 eine Einleitung zu dem ganzen Werk darstellen, die am Anfang von II fehl am Platze ist (zuletzt WrLKINSON253). Es ist sehr wahrscheinlich, daß sie ursprünglich die Einleitung zu I bildeten. Dafür spricht auch, daß Gedanken des Augustus-Proömiums im Germanicusproömium wiederkehren, so I 1 tempora cum causis ~ II 7 sacra ... signataque tempora fastis. I 3 excipe pacato ... vultu ~ II 17 placido ... vultu ... respice. I 4 derige navis iter ~ II 3 velis ... maioribus itis usw. Entweder hat Ovid selbst zunächst einmal die Verse an den Anfang von II gestellt, um sie später zu ändern, anderweitig einzusetzen oder auch nach Prüfung zu tilgen, oder man hat hier die Tätigkeit der postumen Edition vor sich, die keinen Vers des Dichters umkommen lassen wollte (MARTINI48); FRÄNKEL239, 8 hat das Gegenteil nicht wahrscheinlich machen können. Dann starb der Dichter mitten in dieser Arbeit noch i. J. 17, wie Eusebius berichtet (1 223), und die Fasten nahmen in dieser Form ihren Weg durch die Weltliteratur. Die postume Edition hat sich pietätvoll jedes wesentlichen Eingriffs enthalten. Abgesehen von der Umarbeitung nach dem Tode des Kaisers hatte HEINZE 43, 2 infolge der Besonderheiten der auf Marcia und die Fabier bezogenen Stellen I 605. II l 95ff. VI 797ff, mit der Möglichkeit gerechnet, daß Ovid auch schon vor dem Tode des Augustus von Tomis aus einzelne Bücher wenn auch nicht veröffentlicht, so doch seinen Freunden in Rom zugänglich machte. "Aber unentbehrlich ist diese Annahme nicht" (HEINZE). Ich halte sie aus einem anderen Grunde für unwahrscheinlich (hier taucht die Frage der überlief erung und der Textrezension auf; s. auch u. S. 54): Wenn es überhaupt in der Zeit des Dichters zwei verschiedene Rezensionen gab, dann war die eine eine römische (vor der Verbannung, "Augustusausgabe") und die andere eine von Tomis (,,Germanicus2*

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ausgabe"); die erstgenannte ist (den Metamorphosen entsprechend) möglich, obwohl es dafür keine Anhaltspunkte gibt. Neben der offiziellen Germanicusausgabe aber noch eine dritte, inoffizielle Germanicusausgabe oder Ausgabe von Tomis anzunehmen (vgl. V OIGTPh Wo 50, 1930, 1500ff. PEETERS),wäre eine zur Erklärung relativ geringfügiger Textdifferenzen postulierte Haarspalterei. Gingen unsere Hss. auf verschiedene zeitgenössische Texte zurück, dann müßten zuerst einmal Unterschiede zwischen der Augustus- und der Germanicusausgabe zu greifen sein. Das ist nicht der Fall und bedeutet, daß die Hss. die „amtliche" Germanicusausgabe zur Grundlage haben. Für das Nachleben der Fasti genüge hier ein Hinweis auf die ausführliche Darstellung bei PEETERS87-151 (allgemein für Ovid: MARTINI 8lff.) und die indirekte Überlieferung u. S. 53. Doch lassen sich die Gesichtspunkte noch erweitern: Die Restauration der altrömischen Religion unter den Antoninen zeigt auf ihren Münzbildern eine große Zahl von Motiven, die (Livius ausgenommen) in keinem Werk der augusteischen Zeit so vollständig vereinigt sind wie in den Fasti (Material: STRACK,Reichsprägung III 67ff.; ausführlicher als ToYNBEE, Class. Rev. 39, 1925, l 70ff.; vgl. auch zu I 543. III 201. 259). Außerordentlich lehrreich ist ferner die Zusammenstellung des Materials für das Fortleben der römischen Elegiker in den CE von LrssBERGER(Diss. Tübingen 1934), wenn auch viele Stellen nicht eine bewußte Übernahme aus Ovid darstellen; HAGENDAHL (Dragma Nilsson. 1939. 222ff.) wies nach, daß im Mittelalter besonders die Lucretia-Geschichte nachwirkte (also nicht Livius allein; vgl. u. a. Komm. zu I 90. 291. 373. 575. II 760. 774. 805. III 474. IV 114. 580. VI 661). Das zweite Problem von Tomis sind die Bücher VII-XII. Wir haben nur einen schwachen Anhaltspunkt dafür, daß Ovid sich im Exil mit dem Gedanken an die Vollendung des gesamten Werks getragen hat (s. u.), und deshalb konnte die Ansicht aufkommen, daß er die Absicht überhaupt aufgegeben und vielleicht schon den Stoff mit 1- VI erschöpft habe (HEINZE23, 1; vgl. MAGNUSPh Wo 40, 1920, 1040). Auffällig ist jedenfalls, daß er zuerst die ersten Bücher umformte; hätte er wirklich 12 Bücher schreiben wollen, so wären VII-XII wichtiger gewesen als die Umarbeitungen in der ersten Hälfte. Demgegenüber steht fest, daß Ovid 12 Bücher geplant hat. Das gilt zunächst für die Zeit vor der Verbannung; er verweist III 199f. und V 147f. auf das VIII. oder XII., und III 57f. auf das XII. Buch. Ebenso steht fest, daß er auch noch im Exil (wenigstens in der ersten Zeit) an seinem alten Plan festgehalten hat: er schreibt i. J. 9 in Tomis trist. II 549ff.

Sex ego Fastorum scripsi totidemque libellos cumque suo finem mense volumen habet. idque tuo nuper scriptum sub nomine, Caesar, et tibi sacratum sors mea rujJit opus:

„Sechs und noch einmal sechs Bücher Fasten habe ich geschrieben, jeder Monat endete mit einem Buch. Doch hat mein Schicksal dieses Werk zerbrochen, das ich damals dir gewidmet (tuo sub nomine scribere), deinem Dienst geweiht (sacrare) hatte." Die Schwierigkeit dieser viel interpretierten Verse liegt darin, daß einerseits Ovid tatsächlich nicht XII, sondern nur VI Bücher geschrieben hat und daß andrerseits scripsi normalerweise die Vollendung der Niederschrift bedeutet. Wenn man berücksichtigt, daß duodecim nicht in den Vers paßt und daß fast.

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VI 725 beweist, daß sex totidemque nicht die Zahl sechs meint, wie zur Lösung der Frage zu deuten versucht wurde, so kann hier scripsi nur heißen, daß Ovid das Gesamtwerk auf XII Bücher entworfen hatte (LEO, Plaut. Forschungen2 44. KLOTZ Ph Wo 45, 1925, 787. LAND1-CASTIGLION1, praef. p. VIIff. PEETERS64ff. EMONDS250f. KRAUS1950. W1LKINSON25lf.), denn geschrieben hat er sie nicht; auch schwächen die Worte über die sors die vorangehende Behauptung sogleich in der erforderlichen Weise ab. Ähnlich steht es ja mit der Wendung rufJit opus, die in trist. I 7, 13f. eine Parallele hat (Weiteres bei LANDi a. 0.). Demnach kann auch i. J. 9 noch nicht die Rede davon gewesen sein, daß Ovid den Plan habe fallen lassen, und man darf ihm zutrauen, daß er bei einer Rückkehr auch die Kraft zu einer Vollendung aufgebracht hätte, es sei denn, der Stoff wäre ihm durch die dazwischenliegenden Jahre zu weit weggerückt: Aber wir wissen doch, daß er sich in den letzten Jahren seines Lebens noch mit ihm beschäftigt hatte. Im Grunde konnte er nur in Rom ein Werk wie dieses schreiben, während ihm in Tomis alles fehlte, die Quellen, die er benutzte, der Gelehrte und der Mann aus dem Volke, die er fragte, die Priestertürner und die Kultstätten, und nicht zuletzt eben Rom, der Genius loci und das Milieu der Weltstadt, kurz alles, was ihm das Leben lebenswert machte. W1LKINSONhat schon Recht (a. 0. 252): Wenn Catull schon seine Heimatstadt Verona nicht das geben konnte, was ihm Rom bedeutete (64, 3 lff. i:Mff. illa domus, illa milzi sedes, illic mea carpitur aetas): Um wieviel mehr mußte auf den verwöhnten Ovid die ferne Fremde und die Nachbarschaft der Barbaren wirken! Non hie librorum, per quos inviter alarque, copia (trist. III 14, 37), zitiert W1LKINSONa. 0. Es waren aber nicht nur die Bücher. So aber haben wir von den restlichen sechs Büchern keinen Vers, und es bleibt dabei irrelevant, ob Ovid tatsächlich keinen Vers mehr geschrieben hat, was ich für das wahrscheinlichste halte, oder ob etwa Entwürfe, die er mit nach Tomis nahm und die nach dem Muster Vergils sehr wohl Prosanotizen gewesen sein können, nicht den Weg bis in den Nachlaß gefunden haben, oder ob sie so unbedeutend waren, daß sie mit der Zeit von selbst untergingen, oder ob, eigentlich überflüssig zu bemerken, diese Bücher auf dem Transport von Tomis nach Rom verloren gegangen sind (FRAZERI S. XVII. EMONDS251, 11). Die Geschichte der nicht geschriebenen Bücher VII bis XII ist gleichzeitig ein Beitrag zur Frage der Nachwirkung der Dichtung (PEETERS386ff. W1LKINSON 366ff.). Der Serviuskommentar (nicht Serv. Dan., wie LANDi, praef. p. IX, 2 und PEETERS72 meinen) beruft sich zu Verg. georg. I 43 für die Änderung der Monatsnamen Quintilis und Sextilis in lulius und Augustus auf die Fasten; zuständig wären die Bücher VII und VIII, in I bis VI steht darüber nichts. Wenn hier nicht ein glatter Irrtum oder, was wahrscheinlicher ist (da die Hss. bei Servius Grund zu dieser Annahme geben: LANDi IXf. LENZ 240. PEETERS72f.), eine spätere Glosse vorliegt, dann können von Servius aus Ovids Büchern I bis VI nur allgemeine Bemerkungen wie etwa III 149 für den Juli und V 147 für den August gemeint sein. Ein Beweis für das Vorhandensein der zweiten Hexas ist diese Notiz nicht (N1cK, Philol. 36, 1877, 429ff. LENZ a. 0. VIff. EMONDS251, 9). Die Hs. U und einige deteriores kennen am Ende von VI gar Verse aus dem Anfang von VII (Anthol. Lat. 868 R.): Si novus (RrnsE, nous U. nonus U 2) a I ani sacris numerabitur annus, Quintilis f also nomine dictus erit. si facis, ut fuerant, fJrimas a Marle Kalendas, tempora constabunt ordine data suo:

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„Wenn das neue Jahr mit Januar beginnt, dann gab man dem Quintilis seinen Namen nicht zu Recht; wenn man jedoch, wie ehedem, die Märzkalenden an den Anfang setzt, dann haben diese Zeiten ihre rechte Folge." Später gehen die Berichte über diese letzten Fastenbücher ins Märchenhafte. HEINsrns erzählt, GRoNovrns habe ihm berichtet, er habe in Nürnberg eine alte Fastenausgabe gesehen, in der von der Hand des Conrad CELTESdie Bemerkung gestanden habe, daß die Bücher VII-XII sich im Besitze eines Geistlichen in der Nähe von Ulm befänden; wir hören sogar die ersten Verse, aber andere als die der Hs. U:

Tu quoque mutati causas et nomina mensis a te qui canitur, maxime Caesar, habes: „Auch du, großer Caesar, gibst uns einen Grund und den Namen für einen Monat, dessen Bezeichnung geändert wurde und der (jetzt) nach dir genannt wird." Doch, fügt HEINSIUShinzu, ist wahrscheinlich nicht CELTES selbst der Fälscher; er sei vielmehr einer Fälschung zum Opfer gefallen. CELTEsist aber offenbar der einzige gewesen, der diese Bücher gesehen haben will. Allerdings scherzen im XVI. Jahrhundert auch Giambattista SPAGNIOLIaus Mantua und Antonio CoNSTANTIaus Fano brieflich mit der Behauptung, sie wüßten von der zweiten Hexas, der eine bei Verwandten in Spanien, der andere in der Bibliothek des Königs von Frankreich (LANDI221. PEETERS76f.). Aber auch bloße Nachrichten über diese Bücher hat es in jenen Jahrhunderten nicht wenige gegeben. Der Hauniensis G. K. S. (XIII. Jahrh.) bringt den Satz: fuerunt enim XII, sed beatus geronimus considerans ydolatria i. e. cultus idolorum de quibus tractabatur zn VI ultimis libris illos delevit, und ähnlich lautet eine Notiz im Laurentianus 36, 24 zu II 567f. über Arnoul LE Roux DE SA1NT-EuvERTE(ALTON, Hermath. 20, 1926, 124. PEETE'RS67). Andere Gelehrte haben sich offenbar durch trist. II 549ff. (o. S. 20) verleiten lassen, entweder die Existenz dieser Bücher für wahr zu halten (wie die späte Vita bei JAHNKERhM 47, 1892, 460f.) oder gar die Bücher entsprechend zu fälschen, wie Anselm SToECKL in seinem Brief vom 26. April 1578 an Herzog Wilhelm V. von Bayern über die „Venedigcr" berichtet (SIMONSFELD Sb München 1902, 562).

Quellen und Inhalt Die letzte, nicht immer eingehende Erörterung dieser Fragen findet sich bei WILKINSON243ff. Wir besitzen seit langem zahlreiche Exemplare des o ff i z i e 11e n r ö m i s c h e n K a 1ende r s aus der Zeit nach der Neuordnung durch Caesar; seit MANCINI,Not. scav. 1921, kommen wichtige des vorjulianischen Kalenders hinzu (u. S. 32ff.). Solche Kalendarien hat Ovid selbstverständlich gekannt und eingesehen, und in den Resten der Fast i Pr a e n es t in i liegt ein Exemplar vor, das mit Ovid so weitgehende Übereinstimmungen aufweist, daß sich von hier aus die Quellenfrage im Kalendarischen weitgehend löst. M. Ver r i u s F 1 a c ~ u s, der berühmteste Philologe seiner Zeit und Lehrer der Enkel des Augustus, 1st der Verfasser des erklärenden Teils dieses Exemplars, das in den Jahren 4-10 (MoMMSENCIL 12 p. 206. W1ssowA, Hermes 58, 1923, 376. WILKINSON 243f.) in Stein gehauen und in Praeneste in einer halbkreisförmigen Anordnung

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aufgestellt wurde (Suet. gramm. 17). Nach MoMMSENa. 0. p. 285. 313. 338 st~llen die Fasten von Praeneste aber nur einen Auszug aus einem umfangreicheren Werk des Verrius de fastis Romanis dar, das dem Ovid vorgelegen hat. Diese Annahme ist bei der wissenschaftlichen Art des Gelehrten schon an sich wahrscheinlich; sie wird zu einem Postulat durch die Vorzüge, daß Ovid nicht an Praeneste und den knappen Wortlaut der Steine, und die moderne Wissenschaft nicht an die Jahre 4-8 (Tomis) gebunden ist, da Ovid schon vorher an den Fasten gearbeitet hat. Ein Vorbild für Verrius und Praeneste waren offenbar die Fasten, die M. F u l v i u s No b i l i o r (cos. 189), der Freund des Ennius, nach seinem Aetolertri umph 18 7 an dem von ihm begründeten Tempel Herculis Musarum (VI 80 lff.) anbringen ließ, worin er Etymologien und Erklärungen ähnlich denen des Verrius gab (z.B. V 55. VI 83f. Varro VI 33. Cens. 20, 2ff. 22, 9. Macr. I 12, 16. 13, 21). Nach M. Iunius Congus, der in dieser Tradition stets mit ihm genannt wird, ist der größte Teil der Nachrichten über Nobilior mittelbar oder unmittelbar durch Varro erhalten. Wie weit Verrius von N obilior abhängig war, ist nicht feststellbar. Daß Ovid seine Fasten eingesehen hat, ist denkbar, aber nicht beweisbar (Varro u. Macr. a. 0. MüNZER RE VII 267 Nr. 91. BoEHM RE VIII 574ff. WrssowA RE X 103lff. Nr. 68. F1uss RE XIV 157 lf. Nr. 77. ScHANZ-Hosrus I 4 235). Nicht unwichtig ist schließlich der Antiquar L. Ci n c i u s, der etwa zur Zeit Varros lebte (WissowA RE III 2555f. ScHANZ-Hosrus I 4 174f.). Er schrieb u. a. de fastis (Macr. I 12, 12. Lyd. mens. IV 144 p. 164 W.). Seine Schriften wurden von Verrius benutzt und haben über ihn auf Ovid gewirkt (z.B. V 80. VI 57ff.). Der Name des Ver r i u s führt zu seinem Hauptwerk, de verborum significatu. Das ist aber frühestens i. J. 10 n. Chr. erschienen; Ovid war also schon in Tomis. Dieses späte Datum ist einer der Hauptgründe für die Annahme, daß nicht Verrius, sondern Varro die Hauptquelle sei (Lit. MARTINI47f. DAHLMANN RE Suppl. 6, 1236). Die Frage ist nicht endgültig zu entscheiden, zumal sich Ovid nicht auf einen einzigen Gewährsmann beschränkt hat, beide nicht selten mehrere Ansichten nebeneinander geben und auch Varro bei Verrius verarbeitet gewesen sein wird (s. u.). In diesem Falle hätte Ovid wesentliche Teile des Werkes de verborum significatu vor dem Erscheinen im Buchhandel gekannt oder sich bei Verrius persönlich Rat geholt, was er ja auch sonst tat. Klare Übereinstimmung mit Verrius darf diesen jedenfalls als Quelle ansetzen. Schließlich berichtet Ovid selbst, daß er "die Fasten" selbst eingesehen (I 289), daß er sie dreimal, viermal studiert habe (I 657). Abgesehen von diesem Selbstzeugnis spricht für den Mehrquellengrundsatz auch die Tatsache, daß Ovid mehrfach konkurrierende Angaben über Stiftungstage einzelner Tempel macht; vgl. ferner z.B. Gymnasium 64, 1957, 112f. Sehr viel verwickelter ist die Ai t i o 1o g i e: Die Fasten selbst geben nach antiker Gepflogenheit keine Auskunft, und Zeugnisse gibt es nicht. So sind die Antworten vorwiegend Kombinationen, die aber in vielen Fällen als sicher gelten können. Daß Ver r i u s F 1a c c u s auch für das römische Altertum eine wichtige Quelle abgegeben hat, ist nach den Funden von Praeneste sicher. Daß Ovid außerdem V a r r o gekannt hat, ist um so sicherer, als kein Autor seines Faches ihn ungestraft vernachlässigen konnte (speziell: I 337. 339. IV 395). Dafür, daß Ovid Varro unmittelbar, und ni,ht erst über Verrius benutzt hat, spricht weniger der Umstand, daß Varro und Verrius in manchen Dingen verschiedener Meinungen waren (denn Doppelmeinungen konnten auch bei Verrius

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nebeneinander stehen; s.o.), sondern daß Ovid auch andere Autoren unmittelbar benutzt hat, die für seinen Stoff weniger wichtig waren als Varro. - Als dritter ist C. I u 1i u s H y g in u s zu nennen. Ovid war mit ihm, dem mit ziemlicher Sicherheit trist. III 14 gilt (I 7, 35ff. [PEETERS70, 3] sind fraglich [KRAUS1956. 1964]) nach S uet. gramm. 20 eng befreundet; einige machen den etwa 20 Jahre Älteren zu Ovids erstem grammatischen Lehrer in Rom (vgl. PETER HRR II praef. p. Clllf. VAN DE WoESTIJNE, Musee Belge 33, 1929, 33ff. PEETERS33). Hygin war Direktor der Palatinischen Bibliothek und als Gelehrter so bedeutend, daß später fremde astrologische und mythologische Schriften unter seinem Namen umliefen. Unter diesen Voraussetzungen besteht kein Zweifel, daß Ovid ihm manches auch mündlich verdankt, sicherlich mehr als Wortlaut und Quellenstudium ausgeben. Konkrete Einzelheiten sind schwer zu fassen, selbst das Stück, das als sicher hyginisch gilt: Was Ovid I 233ff. über lanus sagt, stimmt zwar genau zu Hygin Frg. 6 HRR II 73 bei Macr. I 7, 19ff.; trotzdem weisen wichtige Einzelheiten von Hygin weg, wofür ein Fingerzeig schon bei Macrobius steht: Macrobius nennt hier Verg. Aen. VIII 357f. hanc lanus pater, hanc Saturwas nus condidit arcem, laniculum lzuic, illi fuerat Saturnia nomen, so eng zu Ovid paßt, daß kein Zufall vorliegen kann (THOMAS,Hermes 31, 1896, 463 hält das Vergilische bei Ovid für lnterpola tion): I 23 7 ind e diu genti mansit Saturn i a n o m e n. 245 a r x mea collis erat, quem cultrix n01nine nostro nuncufmt haec aetas I an i c u l um q u e v o ca t. Auch die Etymologie Latium-latere I 238 weist auf Verg. Aen. VIII 322f., nicht auf Hygin (aber auch nicht auf Varro: vgl. Komm. z. St.); vgl. ferner Aen. VIII 347f. ~ fast. I 243. Aen. VIII 360 ~ fast. I 244: Vergil ist als Vorbild und Quelle eindeutig. So liegt die Möglichkeit nahe, daß Ovid zunächst Vergil, vielleicht noch dessen Quelle (Varro?), benutzt hat. Diese und Vergil können Vorlage für Hygin gewesen sein. Die Übereinstimmungen zwischen Vergil und Ovid können aus chronologischen Gründen (vgl. VANDE W OESTIJNE', Musee Belge 32, 1928, 1ü9ff. ScHANZ-Hosrus 114 53. 368) nicht aus einer gemeinsamen Hyginbenutzung erklärt werden und ebenfalls nicht daraus, daß dem Ovid Hygin etwa bekannter gewesen wäre als Vergil: Ein Musterbeispiel für die Kompliziertheit der Quellenfragen (dazu u. a. FRANKE,De Ovidii fast. font., Diss. Halle 1909, 6lff. VAN DE WoESTIJNE aa. 00. OTTO RE Suppl. 3, 1185. KRAUS 1956). Denn Ovid übersetzt nicht einfach ein Handbuch, obwohl er es sich sicherlich leichter gemacht hat, als die Kompliziertheit moderner Quellenuntersuchungen es scheinen läßt. - BöRTZLER(Sehr. d. Bremer wiss. Ges. D 4, 1930, ll 7ff.) hat für die philosophischen Gedanken über lanus I 103ff. M. V a 1 er i u s M es s a 1a und P. Ni g i d i u s F i g u 1u s namhaft gemadü. Auch hier wäre es ebenso wichtig zu wissen, ob und welche Zwischenquellen Ovid benutzt hat oder haben kann; Verrius ist ziemlich sicher: vgl. Komm. zu I 103. 115. Nig. Fig. Frg. 73 Sw. bei Macr. I 9, 6f. Messala ebda. I 9, 14, ferner Lutat. Cat. Frg. 13 HRR 12 194. Varro bei Aug. civ. VII 7. 8. 28. Lyd. mens. IV 2, p. 64f. W. Macr. a. 0. Fest. 52M. 45L. OTTO l 187ff. über der nationalen römischen Wissenschaft steht für Ovid die nationale römische Literatur: Naevi u s hat Ovid auch in der römischen Vorgeschichte nicht unmittelbar benutzt (III 543ff.); dagegen war E n n i u s auch abgesehen von dem kanonischen Ansehen, das er vor Vergil genoß, durch diesen und durch Livius empfohlen; es ist aber auch unmittelbarer Einfluß möglich, sogar wahrscheinlich (z. B.

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in der Fabiergeschichte II 195ff.); vgl. auch II 367f. 487. 499. III 26lff. Zu Accius s.o. S. 12. Für Ovids Verhältnis zu Cicero ist besonders auf den Kommentar zu VI 27 7 zu verweisen. V e r g i 1 muß auch auf dem Gebiete der Quellenfrage mehr als bisher in den Vordergrund gestellt werden (o. S. 24 u. u. S. 27); allerdings hat es Ovid „mit relativ größter Vollendung verstanden, die Leser über seine starke Anlehnung an seine großen Vorgänger durch eine die Unterschiede nivellierende Glätte der Form hinwegzutäuschen: Man wird kein Bedenken trag.en, ihm in der virtuosen Handhabung dieser Technik den Preis vor Vergil zuzuerkennen, der nicht in diesem Maße die Gabe besaß, das Fremde sich zu amalgamieren" (NoRDEN zu Verg. Aen. V13 S. 369). Der Einfluß Vergils (bisher im wesentlichen für sachliche Einzelheiten festgestellt, z. B. für Cacus, Euander, Aristaios, das lnkubationsorakel des Faunus u. a.; einiges bei A. RmmE, De Ovidii arte epica, Diss. Berlin. 1929, 36ff. über epische und elegische Darstellung s. u. S. 44ff.) kommt in den Anmerkungen des Kommentars im Sprachlichen, Terminologischen und auch im Sad1lichen wohl erstmalig in solchem Umfange zutage und läßt sid1 noch erweitern; diese Erkenntnis stellt die textkritisch gelegentlich vermutete Interpolation aus Vergil völlig in den Hintergrund; vgl. auch Registers. v. Vergil. Doch läßt sich vieles nicht durch die Aufweisung von Parallelen erklären. Ich glaube das an der Verwendung von Tiberis und Thybris gezeigt zu haben. Hier ist ohne Zweifel der Sprachgebrauch Vergi.ls für die Folgezeit ausschlaggebend wichtig gewesen. aber eben doch nicht so wichtig, daß Ovid ausschließlich aus vergilischem Vorbild erklärbar wäre: Er geht seine eigenen Wege; die Persönlichkeit des Dichters ist in jedem Fall das lmponderabile, das in solchen Fällen absolut eindeutige Folgerungen so sehr erschwert. Die Einzelheiten: Gymnasium 46, 1957, S. 134ff. Unter den Dichtern über die römische Vorzeit ist neben Ennius und Vergil noch P r o p e r z von Bedeutung. Als der römische Kallimachos von den causae der Vorzeit singen wollte, trug der geplante Rahmen seiner Did1tung nicht wie bei Ovid zeitlichen, sondern topographisd1en Charakter: Beide scheiden sie sich aber von Kallimachos durch das leicht nationalistische Kolorit, das Kallimad10s, seiner Zeit und seiner Herkunft f ernlag. Aber auch abgesehen von vielen sachlichen Einzelheiten (Cacus, Vertumnus) sind die Berührungen zahllos und ebensowenig vollständig bekannt wie die Verbindungslinien, die von Vergil zu Ovid führen. Ich greife zwei Fälle heraus: Die Erklärung der Vertumnus-Statue durch den Gott selbst (Prop. IV 2) ist ein auch von Ovid gern angewandter Kunstgriff (Ianus I 65ff. Mars III 1G7ff. Vesta III ö97ff. die Musen V 9ff. VI 80lff. Flora V 183ff. u. v. a. [HErNZE76. KRAUS 1958]), den Ovid wohl nicht bloß unmittelbar von Kallimachos übernommen (z.B. Kallim. Frg. 1, 2lf. 4. 6. 7. Schal. 7, 30. 43, 56 PF. [speziell III 171. V 193. VI 256. 655. 801]. RoHDE, Gr. Roman 3 93, 2. FRÄNKEL145f. 240, 9. PFEIFFERz. d. St. ALTHEIMRRG II 3 260. WrLKINSON247ff.; s. u. S. 29. 49), sondern auch weitergebildet hat. Für das Auftreten und den Disput der Gottheiten am Anfang von V und VI dürfen wir wohl Ovid selbst verantwortlich machen (vgl. auch u. S. 49). - Wie weit zweitens die Einzelheiten gehen, zeigt neben der Wallfahrt nach Arica III 269f. ein kurzer Blick auf Prop. IV 1: 1-36 bringt Properz das bei Ovid oft wiederholte Motiv von der vorbildlichen Echtheit und Schlichtheit des alten Rom, das auch aus Verg. Aen. VIII bekannt

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und Allgemeingut der augusteischen Dichtung ist (Komm. zu I 199); ferner Prop. IV 1, 1 ~ fast. V 93. Prop. IV 1, 8 ~ fast. III 524. Prop. IV 1, 2lf. ~ fast. VI 3llf. Prop. IV 1, 26ff. ~ fast. II 365ff. Prop. IV 1, 33 ~ fast. III 667. Prop. IV 1, 37ff. 87 (Rom, das neue Troia; als Motiv vor Vergil bekannt, seit Vergil Allgemeingut): z.B. fast. I 523 Komm. III 423 (wozu LENZ Verg. Aen. II 296 anmerkt). IV 3lff. 119. 251. Dann Prop. IV 1, 55ff. (die Wölfin und die Zwillinge; vorher Enn. ann. 68ff. Fab. Pict. Frg. 5b HRR 12 8 und andere Annalisten, ferner Verg. Aen. VIII 630. Tib. II 5, 5lff. [s. auch u. S. 26]. Liv. I 4, 2ff.) ~ fast. II 413ff. III 38ff. Komm.: Beliebte Motive also, bei denen der unmittelbare Einfluß gerade des Properz wenn auch nicht immer streng beweisbar, so doch wahrscheinlich ist. Daneben steht dann schließlich, wenn auch nicht von gleichem Einfluß, die übrige römische Dichtung (ausführliches Material bei ZINGE'RLE,Ovid und sein Verhältnis zu den Vorgängern und gleichzeitigen römischen Dichtern 1-111, 1869 (1 1-49 ~fast.IV 9lff. Lucr. II 355ff. ~fast.IV bis 1871): z.B. Lukrez 459ff. Lucr. II 600ff. ~fast.IV 182ff.), Catull (64, 124ff. 132ff. ~fast.III 459ff. bes. 471-475), Horaz (carm. I 10 ~fast.V 665ff.), Tibull (11, 11-14 ~ fast. II 64lff. Tib. I 3, 83-90 ~ fast. II 742-60. Tib. I 10, 45ff. ~ fast. I 704. Tib. II 1 ~ fast. I 657ff. Tib. II 5, 39-64 ~ fast. 1 509-536). Einzelne Übereinstimmungen, besonders sprachlicher Art, zeigt der Kommentar auf Schritt und Tritt. hat die Fasten wieder in stärkerem Die g es chic h tl ich e Literatur Maße unmittelbar beeinflußt. Am greifbarsten ist Li vi u s (W1LKINSON244), in dem Ovid insbesondere die Quellen über die Vorzeit in der für die augusteische Zeit verpflichtenden Deutung vereinigt fand (Ausnahmen s. u.); es war das, was er brauchte. Aber auch hier läßt sich nicht für alle Fälle klar entscheiden, wie weit Ovid unmittelbar auf Livius oder auf eine seiner Quellen zurückgriff. Ich nenne für Livius: I 4 ~ fast. II 383. III 38ff. Liv. I 8, 4ff. ~ fast. III l 79ff. Liv. I 46, 2-48, 8 ~ fast. VI 587ff. Liv. I 53-54. 56, 4-60 (Ende des Tarquinius, Gabii, Delphi, Lucretia, Brutus) ~ fast. II 685-852 (die Brutus-Sage, um die sich das Wesentliche gruppiert, ist zuerst bei Livius greifbar, Fabius Pictor und Cato nennen sie nach unseren Fragmenten nicht, für Fabius wird sie vermutet: ScHACHERMEYR RE 2. R. IV 2387; vgl. 2384; an ihr sind [neben den Fälschungen für die Familiengeschichte der lunier] Accius und Ennius maßgeblich beteiligt: ScHACHERMEYR 2885ff. ScHUR RE Suppl. 5, 356ff. HEINZEOeE 45ff. An der unmittelbaren Benutzung des Livius ist ein Zweifel nicht möglich; daß er ihn ausschließlich benutzt hat, ist wahrscheinlich: für Einzelheiten vgl. den Komm., z. B. III 197), Liv. I 55, 3f. ~ fast. II 639ff. 667ff. Liv. II 48, 5-50 ~ fast. II 195-242 (direkte Abhängigkeit mit persönlich ovidischer Tendenz; MüNZER RE VI 1741. 1877ff. HEINZE44; trotzdem weicht er im Tagesdatum von Liv. VI 1, 11 ab, vgl. Komm. z. St.). Liv. IV 20, 7 ~ fast. II 63. Liv. IX 30, 5ff. ~ fast. VI 657-710. Liv. XXIX 10, 4ff. 14, lüff. ~ fast. IV 247-345 (wahrscheinlich direkte Abhängigkeit mit zusätzlicher Benutzung dramatischer Quellen, die IV 326 genannt werden). Jedoch ist Ovid auch wieder nicht einseitig von Livius abhängig. In dem speziellen Fall der Schuld des Romulus am Tode des Remus sehen wir heute dank vielschichtiger und von verschiedenen Seiten ausgehender Untersuchungen der letzten Jahre sogar erheblich klarer als HEINZE OeE 30ff. Er glaubte, daß zur Zeit Ovids zwei Versionen vorgelegen hätten - die eine über das scelus fraternae

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necis (Hor. iamb. 7, 18) speziell von Livius vertreten -, zwischen denen Ovid zu wählen gehabt und gewählt habe. So sei Ovid schließlich der Hauptrepräsentant der „kaiserlichen" Version geworden, bes. II 127ff. III 197. IV 807ff. V 45lff. (die Stellen auch RosENBERGRE 2. R. I 109lf.). Lit.: FRAZERvol. III 391. IV 51. v. PREMERSTEIN (Tit. u. I 590) 128. 174. Wru, Horaz, 1948, 50ff. HoMMEL, Horaz, 1950, 66. ALFöLDr, Mus. Helv. 8, 1951, 190ff. BöMER, Gymnasium 58, 1951, 40. Koctt, Gymnasium 59, 1952, 202f. 208, 46 rn. weit. Lit. P. BECKER(Tit. Einl. S. 13) 70ff. W1cKERTRE XXII 2110, 2lff. mit letzter Literatur. WILKINSON 265 kennt diese letzten Auseinandersetzungen nicht. Aus der genannten Literatur läßt sich der langsame Wandel der Anschauungen viel genauer erkennen. Die 60er und 50er Jahre des 1. Jh. v. Chr. zeigen ein durchaus zwiespältiges Romulus-Bild, das besonders ALFöLDI herausgearbeitet und P. BECKER70ff. noch nicht berücksichtigt hat: Auf der einen Seite hört man von dem Stadtgründer, dem besonders Cicero gern an die Seite gestellt werden wollte, auf der anderen von dem Tyrannen, der dem gerechten Zorn des Senats zum Opfer fiel (bes. Plut. vit. Pomp. 25, 9 p. 632 B; eine Reminiszenz bei Ov. fast. II 497. ',,Veiteres BöMER, Ahnenkult 68. ALFÖLDI206). Verwandt mit dieser negativen Schilderung, mit der auch Caesar in Berührung kam, sind die düsteren Bilder von der Erbschuld der Römer, die Cic. off. III 41 noch nicht kennt, die aber bei Horaz stehen - wodurch Termini ante und post gewonnen werden können - und wohl auch Werk des Horaz sind: Die impia devoti sanguinis aetas aus der 16. und das scelus fraternae necis aus der 7. Epode; die Nachwirkungen reichen bis in die nach Aktium verfaßte 9. Epode (W1u 5If.). Aber „ Vergils Georgica ... zeigen bereits die Umdeutung am Werk" (Koctt 203): georg. I 50If. stehen nicht mehr Romulus, sondern Troias Eidbrüche am Anfang; die Schuld ist stillschweigend von Romulus genommen und einer noch graueren Urzeit zugeschoben (KocH a. 0.), und in der Aeneis (I 292f.) ist die Versöhnung der beiden Brüder die Voraussetzung für eine neue Zeit (Wru 51). - Im weiteren vermag ich (mit Koctt) nicht dem Gedankengang Wms (a. 0. 51, 1) zu folgen, daß sich Vergils Denken unter der Einwirkung seines Freundes Horaz gewandelt habe; später stehen auch georg. II 533 die beiden Brüder friedlich gegenüber (allerdings ist diese Stelle nicht unbedingt beweisend). Wenn aber der Gedanke der Erbschuld seit Romulus nicht Allgemeingut, sondern spezifisch horazisch war, dann braucht er in dieser Form nie vergilisch gewesen zu sein. Offiziell ist also die Schuld von Romulus genommen (ausführlicher dazu Komm. zu IV 809); sie lebt nur als Reminiszenz und als Folie weiter, als Reminiszenz bei dem Pompejaner Livius I 7, lff. (vgl. auch HEINZE 31, 1) und als Folie bei Ov. fast. II 143 te Remus incusat; und selbst hier kann man nicht mehr von einer objektiven Zuweisung der Schuld sprechen, sondern höchstens davon, daß Remus, in seinem Irrtum befangen, den Bruder für den Schuldigen hält. Eine ähnliche Wandlung hat die Motivierung des Raubes der Sabinerinnen durchgemacht, allerdings mit dem Unterschied, daß Ovid selbst deutlich beide Versionen nebeneinander zeigt. II 139 sagt er: tu rapis, II 433 spricht Romulus selbst von mea iniuria (dazu etwa Verg. Aen. VIII 635 raptas sine more Sabinas). Und III 197 wird auch für diese Tat das Unrecht von Romulus genommen insofern, als Mars den Befehl zu dem Raub gibt. Wenn die Bücher der Fasten streng nacheinander geschrieben und nicht durchgreif end redigiert worden sind, dann könnte man zwischen II und III das Aufkommen bzw. den Sieg der Ent-

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lastungskampagne für Romulus ansetzen, wenigstens eben für den Raub der Sabinerinnen. Daß dieses Romulusbild des Ovid ein negatives sei, weil Romulus als kriegerischer Herrscher von dem unkriegerischen Ovid (auch II 9 u. ö.) abgelehnt werde, vermag ich P. BECKER70ff. nicht zuzugeben: Im Verhältnis zu Augustus ist das Bild des Romulus streckenweise negativ, aber doch eben nur im Verhältnis und in der Gegenüberstellung begründet. Ovid hätte Augustus nie einem Räuberhauptmann oder Militaristen (oder wie man heute diese Leute sonst nennt) konfrontiert; Außerdem sieht diese Kritik nur Stellen wie II l 19ff., nicht aber Stellen wie IV 809ff. 837ff. Eine betonte Abweichung von Livius findet sich dagegen VI 355ff. (HEINZE 68f.). über die Anna 1ist e n ist bereits einiges gesagt worden. Wenn Ovid sich auch in erster Linie auf Livius verließ, so muß doch die Möglichkeit offengehalten werden, daß er im Einzelfall auch die alten Autoren selbst hinzuzog . .Ähnlich zweitrangiger Natur sind die d r am a t i s c h e n Q u e 11e n, doch erwähnt Ovid selbst, daß er sie kennt (IV 326), und auch ohne solche Nennung ist ihre Benutzung an mehreren Stellen wahrscheinlich (s. S. 26. 44f. VI 562). Für den a s t r o n o mischen Te i 1 ist selbstverständlich, daß Ovid zunächst einmal das populäre Material zur caesarischen Kalenderreform kennt. Er weicht aber nicht selten von den Daten Caesars bei Plin. XVIII 214ff. ab; so liegt zumindest ein weiterer unbekannter Autor vor. In solchen Fällen bestehen Be; ührungen mit Clodius Tuscus und Columella; aber auch das gilt mit Vorbehalt, da es auch zwischen Ovid und Columella Differenzen gibt. Im Grunde sind das aber keine wissenschaftlichen Meinungsverschiedenheiten, denn Ovid hat weder das Interesse noch die Fähigkeit besessen, auch nur einigermaßen präzise Angaben zu machen; er unterscheidet sich darin nicht wesentlich von seinen antiquarischen und mythologischen Angaben, aber auch nicht von sämtlichen modernen Herausgebern, die sämtlich auf die Angaben astronomisch gebildeter Fachleute angewiesen sind. Das einzige fachwissenschaftliche Werk zu Ovid ist die Abhandlung von IDELER,Über den astronomischen Teil der Fasti des Ovid (Abh. Akad. Berlin, Phil.-hist. Klasse a. d. J. 1822/23, Berlin 1825). Hieraus entnehme ich zunächst die Terminologie: ,,Die wahren Auf- und Untergänge finden statt an den Tagen, wo die Sterne zugleich mit der Sonne im Horizont stehn, ... Sie sind ein Gegenstand der bloßen Berechnung, die scheinbaren dagegen zugleich der Beobachtung. Ursprünglich war in den Kalendern der Alten nur von den letztem die Rede; aus astrologischer Klügelei setzte man an ihre Stelle mit der Zeit die wahren, wodurch viel Verwirrung entstand, weil beide Arten von Auf- und Untergängen ... nicht durch besondere Kunstwörter unterschieden wurden" (S. 139). Das gilt auch für Ovid; er verwechselt außerdem, wie gelegentlich auch Caesar, die Grade von Rom, Athen und Alexandrien, ohne eine Ahnung zu haben, daß dadurch für Auf- und Untergänge Verschiebungen eintreten; er läßt Sterne zweimal oder noch öfter auf- und untergehen (z. B. II 153. V 164. 723. VI471), u. a. aus dem Grunde, weil er (oder seine Quelle) wahre und scheinbare Daten nicht auseinanderhält; er verwechselt Früh- und Spätaufgang (z.B. I 311. 6.55. III 399. 449. V 164. 417. 723) u. dgl. m. Solche Verwirrung wurde dadurch noch vergrößert, daß Ovid n,eben rein astronomischen Werken astronomisch-aitiologische Literatur benutzte, für die die astronomischen Einzelheiten ganz in den Hintergrund traten. Daß Ovid griechische Kalender-

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werke verglichen hat, ist nicht wahrscheinlich; ob er Eratosthenes selbst oder in dem heute noch bekannten Auszug gesehen hat, ist strittig (vgl. PETER, Ausg.4 18. RoBERT, Eratosth., passim. CHRIST-SCHMIDII 6 248. ScHANZ-Hosms II 4 233. KRAUS 1956f. WILKINSON264f.). Ziemlich sicher ist griechische KatasterismenLiteratur, während Arat unmittelbar, wenn auch zusätzlich durch Cicero, eingewirkt hat. Ovids Verhältnis zu den Griechen liegt weniger auf dem Gebiete des Quellenmäßigen als im Sujet, in der Form und im Geiste der alexandrinischen Dichtung überhaupt (vgl. MARTINI 42ff. HErNZE OeE passim). Wenn es an sich sd1011naheliegt, daß Ovid Kallimachos unmittelbar benutzte, wie das trotz Nikander sowohl für die Metamorphosen erkannt als auch für die Fasten wahrscheinlich gemacht wurde (HErNZE2ff. HERTERRE Suppl. 5, 417. RhM 90, 1941, 236ff.), so haben die Papyri die wörtlid1en Vorbilder zunächst für VI 176. 801 erbracht (vgl. Komm. z. St., ferner zu I 93. 327 u. o. S. 25). Daher darf Kallimachos auch für zahlreiche andere Stellen als Vorbild angenommen werden. Konkrete Einzelheiten lassen sich aber nicht so leicht fassen, wie das z. B. DE Co LA, Callimaco e Ovidio, 1937, 83ff. glaubt (obwohl sich hier interessantes Material bietet). vVenn Ovid wirklich so weit ging, daß er wörtlich zitierte, dann verfolgte er damit im Einzelfall ganz besondere Absichten, wie das z. B. in anderem Zusammenhang Enn. ann. 65 (met. XIV 814. fast. II 487), ann. 370 (fast. II 242) und das Verhältnis der Fasten zu dem uns bekannten Vergil ausgeben; vgl. auch o. S. 19. 25. Neben den Aitia des Kallimachos stehen die Phainomena des Arat (WILKINSON 24'2); Ovid selbst hatte Phaenomena gedichtet (o. S. 14f.). über die Sternsagen des Eratosthenes s. o. S. 28f. Homer, Euripides und die Nea waren Gemeingut der Gebildeten; wie weit Ovid noch andere Griechen, von denen Hesiod, Herodot, die anderen Tragiker, Apollonios, Timaios und Diodor genannt werden, gekannt oder benutzt hat, ist Sache von Spezialuntersuchungen und für die Beurteilung der Gesamtanlage der Dichtung nicht ausschlaggebend (Lit.: PEETERS 55. 61). Wichtiger als die griechischen Voraussetzungen sind für die Quellenfrage persönliche Erkundigungen (fingierte wie echte) bei Fachleuten wie Hygin, bei Priestern, Sachverständigen, Tempelinschriften und schließlich auch bei dem Manne aus dem Volk (II 584. IV 377. 687. 905. VI 226. 395. WrssowA, Ges. Abh. 274ff. KRAUS 1957. WILKINSON24 7f. vgl. Hm.lTER,RE Suppl. 5, 408 über Kallimachos). Daß manche Küsterweisheit hier ihren Ursprung hat, ist ebenso sicher wie die Tatsache, daß Ovid nicht nach der Methode eines Timaios oder Varro oder gar eines modernen Forschers gearbeitet hat (MARTINI45ff.). Hier liegt ein Unsicherheitsfaktor, der nur noch durch die Phantasie des Dichters überboten wird. In welchem Maße aber die römische Quellenfrage im Vordergrund steht, zeigt das heute wieder im vollen Fluß befindliche Problem der Glaubwürdigkeit 0 v i d s, besonders im Hinblick auf den römischen und italischen Mythos; diese Frage tritt an jeden heran, der die Fasten der Fasti wegen liest und nicht, um sie als Etappe auf dem Wege zu Kallimachos zu benutzen. W1ssowA sprach Ovid jede Zuverlässigkeit in dieser Hinsicht ab und hielt seine Berichte für ein buntes Gemisch antiquarischer und dichterischer Kombination usw. (Ges. Abh. l 29ff. 1.36; vgl. auch WrLAMOWITZ,Hellen. Dichtung II 44. H. ]. RosE, Univ. of Calif. [Tit. o. S. 7] 89: The poet, as I hold, having no

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reallv profound knowledge of the older religious practices of his country and getti~g his facts second-hand eqs.). W1ssowA gegenüber steht W. F. ÜTTO (seit WSt 34, 1912, 318ff. 35, 1913, 62ff.) und seine Schule, der ich in diesem Falle im Prinzip (wenn auch nicht mit der Großzügigkeit des anderen Extrems) beipflichte (Ahnenkult 56f. 95 u. ö.; vgl. PEETERS18. WILKINSON265ff.): Es hat, wenn auch in keinem Vergleich zu Hellas, auch in Italien einen Mythos gegeben; es besteht keine Veranlassung, ihn zu negieren, wenn er mit dem Kult übereinstimmt, es sei denn, daß er offensichtlich den Stempel nachträglicher (z. B. aus dem Kult abstrahierter) Erfindung trägt oder das (hier strenger und im Sinne W1ssowAs) auch nur ahnen läßt. Das Kriterium ist vorwiegend, aber nicht ausschließlich das Auftauchen griechischer Rationalismen oder spezifisch griechischer mythologischer oder sonstiger Motive (z. B. I 39lff.). Einen absoluten Maßstab gibt es nicht. Ich erläutere das an drei Beispielen: 1. Die Identität der De a Ta c i t a (II 57lff.) und der Dea Muta (der Name nur bei Ovid und dem von ihm abhängigen Laktanz, daher wohl Erfindung Ovids, vgl. FRAZERII 446) einerseits und der Mater Larum andrerseits ist ein weitverzweigtes Problem, das in Ovid als dem Mittelpunkt zusammenläuft, weil er den "Mythos" bringt. Die Dea Tacita ist so gut wie sicher eine Gottheit, die zum Kreis der Unterirdischen gehört; ob das auch für die Mater Larum zutrifft, ist mehr als strittig, obwohl in der klassischen Zeit die Vorstellungen durcheinandergehen (BöMER, Ahnenkult l.36ff.). Ovids Lara-Geschichte stellt nun diese Verbindung her. Als Voraussetzung für Ovid konnte angenommen werden, daß die Identität zu seiner Zeit geglaubt wurde. Das genügt aber nicht, und dazu darf man schon von vornherein nicht die dies parentales (an denen Ovid die Geschic.1-iteerzählt) noch sonst die di parentes mit den di manes (Mania = Mater Larum) gleichsetzen (BöMER,Ahnenkult 11 u. ö.). Als Verbindung gibt Ovid dann die Iuturna-Lara-Geschichte, und diese weist alle Kennzeichen einer Erfindung nach griechischem Muster auf. Es kommt dabei nicht darauf an, eine parallele Sage in Hellas nachzuweisen, die dort in der Tat nicht existiert. Iuturna gehört irgendwie zum Kreise luppiters (ALTHEIMRVV 22, 1, 4:ff. RRG II 1 3lff. WALDEHoFMANN LEW 13 734f. ), und das ist neben ihrer Beziehung zum Wasser das einzige, was echt und alt ist. Sie wird nach griechischem Vorbild die Geliebte luppiters (Verg. Aen. XII 140. 878ff. LATTE RE X 1348f.), er stellt ihr nach, Lara verrät ihn bei Iuno: griechische Parallelen erübrigen sich. Hermes (Psychopompos) bringt Lara in die Unterwelt, tut ihr Gewalt an, sie wird Mutter der Laren: ein griechisches Motiv neben dem anderen; Roms beglaubigte "Mythologie" kennt nichts derart. Alle Betrachter dieser Sage von Ovid bis zu TABELING und ALTHEIM(RRG II 1 15, 2) suchten für den Ausdruck Mater Larum nach einer Begründung durch eine körperliche Mutterschaft und glaubten deshalb diese Geschichte, wenn auch nicht aufs Wort, so doch im Prinzip. In der römischen Religion gibt es aber diese körperliche Mutterschaft nicht, Vesta Mater war nicht Mutter im genealogischen Sinne (s. Komm. zu III 512; zuletzt WAGENVOORT[Tit. zu I 609] 78. 120), und bei Teufels Großmutter, die TABELINGin diesem Zusammenhang bemüht, hat es mit der Genealogie nahezu die gleiche Bewandtnis: es gibt nämlich auch keine (vgl. LEHMANNARW 8, 1905, 4llff., bes. 418, 1). Und wenn, dann würde man in der Mutter der im Mittelpunkt des römischen Lebens stehenden Laren nicht gerade das unbekannte Mädchen vom Tiber suchen, und die Zwillinge, allerdings ein nicht konstituierender Faktor der Sage, sind überhaupt erst seit Augustus denkbar. Aussichtsreicher wäre es, nicht im "Mythos",

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sondern in der Zauberhandlung Aufklärung zu suchen, zumal der Kult nichts ausgibt. Hier ist Tacita die Göttin, die bei einer Praktik der schwarzen Magie (Unterwelt!) die Verfluchten „zum Schweigen bringt" (II 581); es handelt sich in ihren Riten um a very ordinary bit of magic, private and none too reputable, and not a sacrifice at all: Der Trennungsstrich, den RosE JRSt 23, 1933, 60f. damit gibt, ist deutlich. Alles andere ist verdächtig, moderne oder antike Kombination zu sein. - Lit.: W1ssow A, Ges. Abh. l 40f. RuK 2 174. 235. TABELlNG,Mater Larum, 1932. RE 2. R. IV l 997f. N1LssoN DLZ 1933, l 72ff. RosE a. 0. DEuBNER ARW 33, 1936, 103f. v. BLUMENTHAL RhM 90, 1941, 326. BöMER, Ahnenkult Kap. II. KRAUS1957. 2. Pi c u s bringt auch für Ovid ein Bündel von Problemen, aus dem das Nötigste herausgegriffen werden soll; für alles übrige verweise id1 auf RoHDE RE XX 1214ff. - Außer in den Metamorphosen (XIV 320ff.) berührt Ovid den Sagenkreis fast. III 285ff. bei der Blitzsühne durch Numa, III 37 im Traum der Silvia und III 54 bei der Ernährung der Zwillinge. Hier tritt stets die göttliche Ersr.heinung in den Vordergrund, als die auch die Vogelnatur des Picus zu gelten hat, während in den Metamorphosen zunächst das latinische Königtum des Picus interessiert (320 Ficus in Ausoniis, proles Saturnia, terris rex fuit). WrssowA tat die gesamte Erzählung III 285ff. als Nachbildung des Proteusabenteuers der Odyssee ab mit dem Hinweis auf Val. Ant. Frg. 6 (Arnob. V 1. Plut. vit. Num. 15, 3ff. p. 70Cff.) HRR 12 239ff.: RuK 2 66. 212. Die neuere Forschung ist mit Recht anderer Ansicht (Lit. bei RoHDE a. 0.): Picus hat im alten Italien ganz offenbar eine bedeutendere Rolle gespielt als im klassischen. An der Epiphanie in der Gestalt des Spechtes ist ebensowenig zu zweifeln wie an der Zugehörigkeit zum Kreise des Mars (Silvia-Geschichte). Diese Anlehnung mag eine Folge der geschichtlichen Entwicklung sein, die Mars hervor- und Picus zurücktreten ließ. Dagegen ist die Dämonenfesselung bei Ovid und seinen Vorgängern auch abgesehen von ihrer massiven Anthropomorphisierung griechisch, und es ist irrelevant, ob man an Proteus (W1ssowA) oder an die Fesselung des Silen durch Midas (PRELLER-JORDAN, Röm. Myth. I 378. RoHDE 1215) denkt. Wie es aber für die Blitzsühne (ein hervorstechendes Merkmal römischer Religiosität, das zudem zu Numa trefflich paßt) in solchem Zusammenhang kein griechisches Vorbild, auch nicht im Motiv, gibt, so erst recht nicht für die Sühne mit Hilfe einer autochthonen Vogelgottheit wie Picus. Hier ist also wohl die Grenze: Ovid hat einen Kern echter Sagenbildung festgehalten, nämlich den, daß Picus (der vielleicht auch deswegen immer mehr in den Hintergrund trat, weil das griechische Korrelat fehlte, im Gegensatz zu Faunus) in der Blitzsühne eine Rolle spielte. In dem Distichon III 29lf. sed poterunt ritum Ficus Faunusque piandi tradere, Romani numen utrumque soli kommt neben allen römischen Charakteristika auch noch die spezielle Verbundenheit der Blitzsühne mit dem italischen Boden zum Ausdruck. Bei dem Verhältnis zwischen Picus und den Picentern werde ich allerdings (s. auch Rom und Troia, 1951, 66, 4) trotz der Ansicht hervorragender Gelehrter (z.B. KRETSCHMER, Glotta, 14, 1925, 86. NoRDEN,Altgermanien, 1934, 218. 229ff. RoHDE 1216. ALTHEIM,Gnomon 16, 1940, 419f. Ursprung der Etrusker, 1950, 42 m. weit. Lit. Italien und Rom I 41. II 268f.; sehr viel vorsichtiger KuNGNER, Römische Geisteswelt l3 1956, 17) den Verdacht nicht los, daß es sich hier ähnlich verhält wie mit der etymologischen Verbindung zwischen Berlin und dem Bären in seinem Wappen. Ich halte sie für eine nachträgliche Angleichung, also Volks-

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etymologie, aus einer Zeit, in der man, etwa wie im 19. Jh., aus einer falsch verstandenen Aufklärung heraus, überall nach geheimnisvollen sakralen Urgründen suchte. Gerade der u. zu I 129 noch zu besprechende „Leidensweg theologischer Pseudoetymologie" (NORDEN 104), den mit der Ableitung von bekannten lateinischen Appellativa auch so viele Götternamen gegangen sind, hätte vor dieser Deutung warnen sollen, die m. W. nur v. DuttN-MEsSERSCHMIDTIGK II 174, 17 ablehnen: Was natürlich nicht hindert, daß zur Zeit Ovids diese Verbindung einige Jahrhunderte alt sein kann, ohne aber eben doch ursprünglich zu sein. 3. Die Verwertbarkeit der Nachrichten Ovids wird weiter auf das schwerste durch die Erkenntnis erschüttert, daß der Fehler in besonderen Fällen überhaupt nicht bei ihm, sondern auf eben jenem Leidensweg theologischer Pseudoetymologie liegt, die die Götternamen von lateinischen Appellativa herleitete: Ovid hat wie Jahrhunderte vor ihm geglaubt, daß Saturnus von serere, Mercurius von mercari, Summanus von sub mane kommt usw. (Liste: I 234). Damit ist er einem Vorgang zum Opfer gefallen, der sich zwar nicht verallgemeinern, aber doch eine allgemeine Linie erkennen läßt (Bedenken nach beiden Seiten bei N ILSS0N DLZ 1930, 2225 v. BLUMENTHAL Rh. M. 90, 1941, 317ff.): Fremde, meist etruskische Namen wurden seit alters (für Merkur geht das bis in die Anfänge seines Auftretens in Rom) ,,etymologisiert" und dann mit einem entsprechenden Wirkungskreis ausgestattet, der dann im Kult seinen Niederschlag findet: Am Anfang stand das Wort, um dieses bildete sich ein „Mythos", dieser schuf sich einen Kult: Der Kaufmann betet zu Merkur (Kult), weil er diesen für den Gott der merces hält (Mythos): Ein Vorgang also, der landläufigen Beobachtungen der Religionsgeschichte zuwiderläuft. So sind Mythen dieser Schicht ebenso wie der Kult wahrlich keine alten italischen Mythen, wie wir sie suchen. Vielleicht sind sie die ersten, die unter griechischem Einfluß stehen, und doch sind sie wichtiger und folgenreicher als amoureuse Abenteuer luppiters, die den Stempel der Dichtung auf der Stirn tragen. Allgemeine Literatur zur Quellenfrage: PEETERS49-63.

Der römische Kalender

A. Die Staatskalender der augusteischen Zeit. Seit d. J. 46 war der von Caesar reformierte sog. julianische Kalender in Kraft. Von diesem wurden zu Beginn der Kaiserzeit zahlreiche Exemplare in Stein gefertigt, von denen umfangreiche Reste erhalten sind (MoMMSENCIL 12 ). Von neueren Funden verdienen die Fasti Ostienses, die Fasti Praenestini und besonders der vorjulianische Kalender von Antium besondere Beachtung (MANCINI Not. Scav. 1921. WrssowA, Hermes 58, 1923, 369ff.). Die über 20 zum Teil sehr bruchstückhaft erhaltenen Exemplare tragen ihren heutigen Namen nach den Fundorten. Von ihnen sind die Fasti Maff eiani am vollständigsten erhalten; die Fasti Praenestini sind die ausführlichsten und interessieren für Ovid besonders (s. o. S. 22f.). In der äußeren Form unterscheidet sich, abgesehen von der Hinzufügung der fehlenden Tage, der julianische Kalender nicht von dem vorjulianischen. Ich setze den Monat Januar aus den Praenestinischen Fasten in den Text, um an ihm das Wesentliche zu erhiutern.

Einleitung Monatstag moderner Zählung

1 ianual

vocatur

1

[A

K.IAN.

F]

2

[B

1111

F]

3

[C

III

C]

4 5 6

D [E F

PR NON [VIII

C

7

G

[VII]

C

8

H

VI

C

9

A

10

B

V AGON[ ... ] 1111 EN

11 12

C D

III PR

13

E

EID

3 Bömcr, Ovid

2

3

F] F]

KARM C

NP

33 4

appellat]ur in Latio [... sacrifi]oat Hbo quod [... Aescu]lapio Vediovi in insula. hae et [aliae pri]mae calendae appellantur quia [eorum pri]mus is dies est quos pont[i]fex minor quo[vis anni] mense ad nonas sin[gulas currere edicit 111 Capi]tolio 111 cuna Cala[bra ann]us no[vus incipit], quia eo die mag. ineunt, quod coepit [p. R.] c. a. DCI hie dies fastus est. fasti dies appe] llantur, quod i{s licet fari apud [magistratus popu li Romani ea sine quibu] s ver bis lege agi non potest. 1dem [religiosus est ut sunt dies pos] tridie omn{s calendas, quod i{s [sacrificium non fit] [comitiales dies appellantur cum popul] us coire convocare c6gi potest ac lege a[gi item licet ... ] quem lere [... ] lege agi non[ ... ] [hie] dies [religiosus est ut sunt postridie omnes nonas ob eandem] caussa[m quod postridie omnes calendas ... ] {mp. Caesar Augustu[s ... pnmum fasces sumpsit] Hirtio et Pansa [cos.] VIIvir epul. creatus [est] signum lustitiae August[ ae . . cledicatum Planco] et Silio cos. agonia [... ] aut quia [... ] haec nota signif[icat intercisurn, nam 'endo' olim] pro 'in' ponebatur. [die interciso nefas est mane ante] quam hostia inmol [etur et post exta porrecta rursus] nefas fit. i taque sa [epe respon.mm est medio tempore licere agi. Ti. Caesa[r ... ] [... Carmentis partus curat omniaque] futura ob quam ca[ ussam in aede eius cavetur a scorteis omnique 6mine morticino. d [ebellavit imp. Caesar Augustus tertium] ab Romulo et Ianum c[lausit se V et Appuleio cos.]. Augustus Ti. Caesarem e [s . . ] luta[ ... ] id im[ ... ] non [... ] al [... ]

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34 Monatstag moderner Zählung

1

2

3

14

F

XIX

15

G

XIIX KAR NP

16

[H]

XVII

C

17

A

XVI

C

18

B

19 20 21 22

C D E F

XV XIIII XIII XII XI

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G

X

24

H

25

26

A B

27

C

VIIII VIII VII VI

C C C C C C C C C

28 29

D E

V 1111

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F

III

NP

PR

C

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G XXXI

EN

C

C F

4

corona quern[a uti super ianuam domus imp. Caesaris] Augusti poner [etur senatus decrevit quod rem publicam] p. R. rest[i]tui[t ... ] vitiosus ex s. [c. quod postridie idus sacrificium non fit ob] eandem caussam q[uod post]ridie omnis calendas n[on fit] feriae Car[me]nti ob eandem causs [am] quod III idus. hie [d]ies dfcitur institutus ab [... ]si Ffdenas eo die cepissit fmp. Caesar [Augustus est a]ppellatus ipso VII et Agrip[pa III cos.]. Concordiae Au[ gustae aedis dedicat]a est P. Dolabella C. Silano co[s . .. .]. Ti. Caesar ex Pan[nonia laureatus in urbem intra]vit; vgl. W1ssowA, Hermes 58, 1923, 37 5ff. pontifices a[ugures XVviri s. f. VII] vir epulonum victumas inrn [ol] ant n [umini Augusti ad aram q]uam dedicavit Ti. Caesar Fe[licitati. quod Ti. Caesar aram] Aug. patri dedicavit

aed[is Castoris et Po]llucis dedicat[a est ... ] feriae ex [s. c. quod eo die] ab imp. Caes[are Augusto pont.] maxi[mo ... ] marina [... ] . hunc diem et sequentem] divus Caesar add[idit ut per eos] augeretur a[nnus] f eriae ex s. C. quo [d eo] die ara Pacis Augusta[e in Campo] Martio dedicata [e] st Druso et Crispino c [os].

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Alle Kalender bestanden aus zwei Teilen, den Spalten 1-3 einerseits und 4 andrerseits. Der erste, der sog. digestive Teil, war durch besondere Größe der Buchstaben gekennzeichnet, sein Wortlaut lag fest. Der zweite, inoffizielle Teil ist an Umfang und Inhalt verschieden; das richtete sich nach dem Zweck der Aufstellung, den Interessen der Aufstellenden und der Tüchtigkeit des Kommentators. Die in Spalte 4 kursiv gesetzten Angaben sind nachträgliche Zusätze. Der digestive Te i 1 (schwarze Buchstaben) besteht aus drei Rubriken. Das sind 1. der Nundinalbuchstabe, 2. Monatstag und Festtag, 3. der Tagescharakter. 1. Der Nundinalbuchstabe (fast. I 54). Die Tage des römischen Kalenders wurden fortlaufend durch die Buchstaben A-H auch über das Monatsende hinweg durchnumeriert; der Januar begann mit A, endete mit G, der Februar begann mit H, endete mit C usw. Dadurch wurde das Jahr in eine achttägige Woche eingeteilt, die den Namen nundinum trug. Zu Beginn eines Jahres wurde durch den Anschluß an das vergangene der Buchstabe festgestellt, der für das laufende Jahr geltender Nundinalbuchstabe wurde. Alle mit diesem Buchstaben bezeichneten Tage waren für dieses Jahr nundinae, Markttag. Der Plural ist eine Analogiebildung zu kalendae, idus usw. Es wurde nicht gearbeitet, der Bauer kam in die Stadt, Volksversammlungen fanden nicht statt, um den Markt nicht zu stören (Fest. 173 M. 176 L.). Das Alter der Nundinalbuchstaben in dieser Zusammensetzung ist nicht hoch; die Einführung von G an die Stelle des alten Z fällt etwa in die Zeit des Appius Claudius (ScHANZ-Hosrns I 4 4If.). Die Einrichtung kann natürlich älter sein. - Lit.: MoMMSEN,Chronol. 240f. RStR III 372f. SoNTHEIMERRE XVI 65f. KROLLRE XVII 1467ff. 2. Der Kalendertag. Die Bezeichnungen für die feststehenden Rechnungstage (Kalenden, Nonen, Iden) sind einheitlich: K. NON. EID. (vgl. I 55f. m. Komm.). Die Zwischentage werden in der bekannten Weise rückzählend gekennzeichnet. Über Reste einer alten vorwärtszählenden Numerierung s. III 809. Hinzu kommen die Bezeichnungen für Staatsfeste, feriae publicae, ältester Ordnung, so für Januar: AGON(ium) am 9., KARM(entalia) am 11. und 15., für Februar LVPER(calia) am 15., QUIR(inalia) am 17., usw. Alle 45 Staatsfeiertage alter Ordnung mit Ausnahme des Regifugiums am 24. Februar (II 685ff.) und der Equirria am 14. März (II 857ff.) fallen wie die Kalenden, Nonen und Iden auf einen ungeraden Monatstag. Der Grund liegt in einem alten und trotz des erst späten Zeugnisses bei Macr. I 13, 5 wohl wirklich pythagoreisch begründeten Glauben der Römer, daß numero deus impare gaudet (Verg. buc. 8, 75. Plin. XXVIII 23. Cens. 20, 4. Komm. zu II 685. 859. V 727. Thes. VII 1, 517, 75ff. Rrnss RE I 49. MoMMSEN,Chronol. 12. WöLFFLIN,Ausgew. Sehr. 326. ALY ARW 33, 1936, 59). über die Ausnahmen W1ssowA RuK 2 436f. RosENBERG RE 2. R. I 470f. Der Festname wurde weggelassen, wenn er mit den Kalenden, Nonen oder Iden zusammenfiel (BöMER,Ahnenkult 30, 3). 3. Der Tages c h a r a kt er (I 45ff. ). Die alten Staatsfeste und mit Ausnahme der Iden des Juni alle Iden, die Iuppiterfeste waren, tragen bis auf einige nicht geklärte Ausnahmen (mit dem Charakteristikum N) als Charakterbuchstaben die Sigle NP (an deren Stelle tritt in den Fasti Pighiani NF; in den Pinciani und Venusini werden NP und N nicht geschieden; in den Tusculani fehlen die Zeichen ganz). Die Deutung ist umstritten (LANDI praef. p. XLII, LEUZEBuJb 227, 1930, 119ff. SoNTHEIMERREXVI 73). Nach SOLTAU(FleckJahrb. 137, 1888, 836) trat W1ssowA RE VI 2212. RuK 2 438f. (vgl. RE VI 2015f. ALT3*

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HEIMRRG I 27) mit Berufung auf Fest. 165M. 162L. für die Erklärung durch NeJas, Jeriae publicae ein, die trotz eines ungeklärten Restes die wahrscheinlichste bleibt. Daran jedenfalls, daß N in dieser Zusammensetzung neJas bedeutet, ist kein Zweifel möglich. - Eine weitere Gruppe trägt die einfache Bezeichnung N; es sind Tage, an denen es ebenfalls neJas ist, Staats- und Rechtsgeschäften nachzugehen, es sind dies die Staatsfeste alter Ordnung, die nicht mit NP gekennzeichnet sind (s. o.), die Iden des Juni, die Hälfte der Kalenden und ein Drittel der Nonen, die beiden letzten Gruppen allerdings z. T. deswegen, weil sie im Februar, Juni und Juli innerhalb größerer Zyklen von dies nefasti liegen. Neben diesen Festtagen stehen die Werktage, an denen es F, Jas, also rechtens, erlaubt, ist, staatlichen und bürgerlichen Beschäftigungen nachzugehen. Sie sind die dies Jasti (fastus zu Jas, wie iustus zu ius [fastus begegnet ausschließlich als Adjektiv in Verbindung mit dies als dies Jastus: C. A. PEETERS,Fasen Nefas, Diss. Utrecht 1945, 138ff.; dazu auch u. VI 7]) und machen den größeren Teil der Tage aus; nach ihnen trägt der Kalender seinen Namen. Infolge der, wie schon die Alten sahen, etymologischen Verbindung zu Jari wurden die dies Jasti schon in der Antike zu Spruchtagen, von dem Sprechen des Praetors bei den lrgis actzones (do dico addico: u. I 47), z. B. Varro VI 29 dies fasti per quos praetoribus vmnia verba sine piaculo licet Jari (eine Herkunft aus der TabuSphäre kann ich mit PEETERS139 hier nicht erkennen). VI 53. Liv. I 19, 7. Gai. IV 29. Macr. I 16, 14 Jasti sunt, quibus licet Jari praetori tria verba sollemnia 'do dico addico'. his contrarii sunt nefasti. comitiales sunt eqs.; vgl. GoETZ-ScHOELL praef. p. XLIVf. im App. zu Varro a. 0. PETER,Ausg. 4 28. LANDI-CASTIGLIONI, ScHÖN RE VI 2015. Thes. VI 287, 65ff. 288, 25ff. WALDE-HOFMANN LEW 13 458. PEETERSa. 0. Abgesehen nun davon, daß das eine falsche Etymologie ist (da Jasein sakraler Begriff ist, der nicht das Sprechen des Praetors bedeutet) macht auch das Jari des Praetors nur einen Teil dessen aus, was an diesen Tagen zu tun Jas war: Rechtens war nicht nur lege agere (Fest. 278M. 348L. MoMMSEN RStR 13 192ff. III 905, 2. WEiss RE XII 1839f. WLASSAK,Sitz.-Ber. Ak. Wien 197, 4, 1921, 4), sondern auch agere cum populo (Liv. Gai. Macr. a. 0.). Vgl. auch BERGK,Fleck:Jahrb. Suppl. 18, 1872, 39f. WLASSAK,Zeitschr. Savigny-Stift., Rom. Abt. 25, 1904, 82, 1. Aus diesen dies fasti wurden besondere Tage hervorgehoben, an denen das Comitium den Vorrang hatte vor der öffentlichen Rechtsprechung, die dann nur insoweit stattfand, als das zeitmäßig noch möglich war. Solche Tage wurden mit C bezeichnet: Macr. I 16, 14: comitiales sunt, quibus cum populo agi licet; et Jastis quidem lege agi potest, cum populo non potest, comitialibus utrumque potest (MoMMSENRStR III 372ff.). Eine Mittelstellung nehmen die sog. dies intercisi oder fissi ein, nach Serv. Aen. VI 37 diejenigen Tage, die die Siglen EN(dotercisus), Q(uando) R(ex) C(omitiavit) F(as) und Q(uando) ST(ercus) D(elatum) F(as) tragen. Über die erste ~ruppe sagt Varro VI 31: intercisi sunt, per quos mane et vesperi est nefas, medio tempore inter hostiam caesam et exta proiecta Jas; a quo, quod Jas tum intercedit aut eo intercisum neJas, intercisi (C. A. PEETERS139f.); 8 Tage des Jahres tragen diesen Charakter: Der 10. und 14. Januar, 16. und 26. Februar, 13. März, 22. August, 14. Oktober und 12. Dezember. Alle sind Vortage von Staatsfesten, Nach.tage sind der 24. März und der 24. Mai, die auf die Tubilustria folgen und mit Q R C F gekennzeichnet sind; sie gehören mit ihrer ersten Hälfte zum vorhergehenden Festtag und sind dann Werktag. Das gleiche gilt für den

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15. Juni, den Abschluß der Vestalia (Q STD F), wo die Überbringung des Tempelkehrichts noch zur vorhergehenden Festperiode gehört (II 685ff. V 727. WrsSOWARE VI 2405f. RuK 2 438f. FRAZERII 64f.). Hier sind Bemerkungen über Tage einzufügen, deren Eigenart aus dem Kalender nicht oder wenigstens nicht ohne weiteres erkennbar ist. Die Feiertage bestehen nach Varro VI 25f. und Macr. I 16, 5 aus drei Gruppen, den feriae siativae, conceptivae und imperativae. Die f er i a e s tat i v a e haben ihren festen Tag im Kalender, von ihnen war bereits