Orientalische Reise-Beschreibungen: In der Bearbeitung von Adam Olearius, Schleswig 1669 [Reprint from ed. Schleswig 1669] 9783110967180, 9783484160279


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Table of contents :
Widmung von Olearius an Christoff er Gabel
Vorrede an den günstigen Leser
Jürgen Andersen auß ... Tündern Orientalische Reise-Beschreibung
Das erste Buch
Das ander Buch
Das dritte Buch
Von Volquard Iversen von Husem Ostindischer Reise / und unglücklicher Schiffahrt
Das vierdte Buch
Register über die beyden ReiseBeschreibungen
Nachwort des Herausgebers
Zum Neudruck
Bibliographie
Worterklärungen
Verzeichnis der Textfehler
Inhaltsverzeichnis
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Orientalische Reise-Beschreibungen: In der Bearbeitung von Adam Olearius, Schleswig 1669 [Reprint from ed. Schleswig 1669]
 9783110967180, 9783484160279

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V>TSihr deitvertteib/Gemüthes erlcichterung und ergetzlichkeit nchmen werden. Zumahlcn solche Matcrien/wegen verenderungderSachrn/der Orter/der srcmbdcn Böläker/Sitten Gebräuche und seltzame wunderliche Zufälle und Bcgeicnheiten nicht unangenehm zu seyn pflegen. Dannenhero inFranckreich/wie mir neulichein sthrgeichrterwol gerrisitrr und hocherfahrner Mann ton 9t(n66ordD.Marquardus Gude berichttt/ die Voyages jetzo am mkistm en Vogue und

und gangbar seyn sollen/also/ baß sic mit steig hervor gcsuchtt/ und allbcrcit die besten von dem vortrefflichen Weltberühmkm Mons. Thevenot (insigne Gallise decus) meinem gar groffm Gönner ins Frantzöfisthe auffo zierlich­ ste übersetzet worden. ES werden Ew. Excell. diese Orientalisch RciscBcschreibungeauchdaherverhoffentlichdestoangenehmerfeyn/ weiln unstre beyde Pilgrame aus den Hertzogthümern Schlcßwig undHoljicinauS 6icfeni/al6(?tv.Excell. gelieb­ tem Vaterland« bürtig/ und also Zhr:Kön>Maj. zu Dem ncmarck und der regierenden Fürstl.Durchl. zu Schleswig Holstein Untetthane und LandesKinder/ die in der frem­ de etwas zu versuchen und zu erfahren sich so frcpmuthig oh­ ne schew der Gefahr gcwagtt/ und alsodas Lob der tapffern Schlcßwiger und Holsteiner/auch nach ihrer att/wollm er­ halten hclffen. Dak diese Länder/eundallwegemitkapffcrnwolversuchtcn undWelt berühmten Mnnern begavttgcwefm. Man gehe nur zurüekeindie alte« Zeiten/ da werden ihm begeg­ nen diebchcrtztcnund streitbaren Cinibern /qminaciegaudio exultabant tanquamgloriose exceffuri: lamentabanturinmorbo, quasi turpiter & miserabiliter peri-

mri.die den Todt unter dm Waffen höher als den natürlichm auffdcm Bette hicltm/nach dem Zeugniß Oeeronis. Und daher lieber das Blut von den Wunden/als in der Dienstbarkeit den Schweiß von der Stirn abwischen woltm/toitTacimsrebtt/ nur daß ste dm Außländemsiormidabel und dem Vakerlandceincgloria seyn möchtm-Auch hat nachgrhmdS biß auff diese Zeit Holstein fbttreffliche Helden/ wieauchimPoliceyDesen Hocherfahrne und »oh geübte Latte gehabt/undauchnochhaben/soin Königliche» a

und

Dedicatio,

und Mstl. Diensftn Land und Leu« mit Nutzen zu regie­ ren wissen / drift» noch heutiges Tages drrKönigliche Dä­ nische/ und Mstlichr SchlOvig- Holsteinische Hoff fich zu ersrewen haben. Der greift Monarche der gantzen Welt wolle seine gewaltigeGnadenHand ferner über diese Länder haltm/un es ihnen an dergftichmLeutenniemalöermangeln lasten;auch unsere fetzige allcrgnädigste und gnädigste Herrschafft/nebm drrm getreuen Dienem/und insondecheitEm Excel­ lente, sampt dero gantzm hochiöblichen Esmilie, bey lan­ gem Leben/bestänttger Gesundheit/ und allem hohen Wolrrgehen in Gnadm erhalten.Welches von Hrrtzrn wünscht Eivet Excellentz

Ichoesambfl«« Lim»

Adam Olearius.

Vorrede

Bombe an dm günsiM Leser.

S seynd in etlichen Jahren btßher unterschiedliche Reise_ Beschreibungen außgangen / welche von denMorgenlän> dem und derer Einwohner Beschaffenheit berichten / daß y* einer meynen solte/es wäre nicht nöthig/ mehr von derglet„ , _ > chm Sachen zuschreiben. Aber es wird allhier auch geltmdas Sprichwort: öuo com faciuncidem,non eft idem. Wenn -wene oder mehr einerley Wercke machen/tsi es doch nicht einerley: son­ derlich M diesem fall/ da -war ihrer -wene oder mehr eine Reist nach Orient thun und beschreiben können/und heißen alle Orientalische und Indianische ReyseBeschretbunge: man wird aber doch darinnen nicht alle-etteMerley/sondernoffteinenmercklichen Unterscheid finden. Dann Terra Orientalis oder Asien, das grosse Theil der Welt sehr viel Län­ der/ Provincicn, ja gantze Königreiche/ neben unzehltch viel ^nsulen fti sich hält/von welchen ein Theil diestr/der ander einen andern Theil besu­ chet. Au dem scynd sie auch nicht alle auffeine Aeit dahin gercystt. Dann $u unterschiedlichen Aetten unterschiedliche Dinge sich begeben/theils bey den stembden Völckern/ woraus man ihr Leben unD Religion ersehen undmerckenkan; theils auch von denreistndm Personen selbst/wie sic so mancherley Gefahrund Unglückunterworffen/und wie sie btßweilen so wunderlich errettet wordm Uber das ist auch einer/nach dem fein Ingeni­ um beschaffen / immer auffmercksamer als der ander. Bckompt auch bißwellm bessere Gclegenhett dar-u als der ander. Ich erinnere mich hierbey/daß eine gewisse Person/ so mit uns die persische Reise gethan/ bißweilen anseinen gewestnmMitgeferten geschrieben/ und von einund andem/darumbrrgefragetworden/Bericht begehret/ da er doch eben dasjenige hätte obiervirensollm. Das also eM grosser unterscheid ist tmterdenm/dievonthrmReisenundAuffmerckungen rclation thun. EStönnen auch die imtgm/ so einezeitlang indenLändemflchauffgehatten/vielmehr erfahrm/alS die/sonur im durchreistnein odereinpar aii

Nacht,

Vorrede an den Leßr. Nachtlager an den Orten stille gelegen/wie solches zusehen bey relation

von der Stadt Mosel (vor Jette« Ninive genant) und selbiger Gegend/ daLhristoffRichttr/ der etliche Monat daselbst sich auffgehaltm / viel brettern Bericht gtbt/als unser Andersen/ der nurdurchgereyjet/wie im dritten Buche dieser ReiseBeschreibung -u lesen. Wenn auch schon von unterschiedlichen Scribentcn einerley referi­ ert wird/ wird es doch dem Leser keinen Verdruß / fonvem vielmehr der Sachen gewißheit gcben/so ferne es nicht einer aus dem andem geschrie­ ben/welches weder von dem von Mandelslo/vor dem niemand groß von den Orten des festen LandcS/wo er gewejen/geschriebm/ noch von unsern beyden letzten pilgrammen zu vermuthen. Was Jürgen Andersen Relation betrifft/ ist dieselbe ehe und bevor tchdeSvonMandelSlo Wercklein heraus gegeben / mir zugestellet wor­ den ; Massen solches aus meinen in derMandelslovischen ReiseBefchreibung eingeführten dloris oder Einwürffen/ in welchen ich dm Jürgen Andersen etlichemahlcitirec, sattsamb erhellet. Der von MandelSlo/als ein klugerWeltweiferCavallier^hat alles was notables ihm vorgekommen/mitfleiß auffgemercket/und uns hin, terbracht. Aber ertstdochnuretnenStrichtnsLand von Surattabiß Agra zu des domahligen grossen MogolsRefidmtz/ und denselben Weg wieder zu rücke gezogen. Von den Znsulen aber hat er aus der Engel­ länder/ Holländer und pottugistjchen Patrum obfervarionibusWt re« lation beygebracht. Jürgen Andersen und Zversm aber seyndnicht nurdaSfesteLand/ sondern auch die fürnembstenZnsulen/ wo die Holländer Comp to­ ten stalten (wie denn ihre Handlung durch gantz Orient, so wol auff dem festen Lande/ als an den See Austen und Znsulen sich befindet) durchgereiset/ und theils etliche Jahre sich darinnen auffgehaltm/ und die Sachen selbstgesehen r fürnemltch hat Jürgen Andersen das Glück gehabt/ daß er in die Holländische Hauptstadt Batavia auss Java Major angelanget/eben umb dieIctt/da eine general Vi6tation(welche alle drey Zahr auffallmHolländischmComptoren vorgenommen wird) ergan­ gen/ zu welchen er als Convoje und des Visitatoren Auffwatter ist ge­ brauchet worden/ da er dann Wtlobfemren und von den Schreibem und joumalhaltem/zudmm er sich gehaltm/erfahrm können. Er ist/nach dem er durch einm Schiffbmch Zndim verlassen müffm/ durchdas SineflscheReich/Nord und Nordwest - TattareyencsounS bißherntchtvielbetandgewese^persim/Türckeym/Arablm/Palekrna-daS Gelobte Land und Ztalim durchgegangen. Dorbey ihm wol zustatten

frorrebe an den Leser«_____ ____________

Mfiatten gekommen/ daß ersichnebenderHolländischen/ der Indianischm/ Malerischen/ Tarrarischen/Persischen/Türckischen und etlicher Massen derpottugifischenSprache beflissen/baß/wo er keinenDolmetsch gehabt/selbst mit MtfmNarioncn reden können. Er istzwar unter die Gelehtten nicht zu rechnen/ Gott hat ihm aber gute namralia verliehen/ daß er neben gutem judicioauch ein scharffes Gedächtniß (welche beyde nicht allezeit beysammen) in diesem Wercke verspüren lässet. Undist zu vcrwundem/ wie er unter andern auch die Namen der Orter/Berge/Ströme/Städte und Leute/ zu denen er ge­ langet/ mit welchen er umbgangen/ so ffeissg gefragte/so genaw auffgemercket und angeschrieben / daß/ was Die Geograph!ca betrifft/ man in den correLtcnTabeln/sonderltch welche derFrantzose Sanfon lassen außgehen/meist findm tan. Es war zwar Jürgen Andersen anfänglich nicht willens von feiner Reife eineaußführlicheRelstion inSchrifften znversaffen/viel weniger zu publiciren. Er wurde aber zum auffsatz Der Relation durch unsern domahlS gnädigsten LandesFürsten und Herrn/ HertzogFriederichen/ Glorwürdiges andenckenS darzu veranlasset und endlich befehltget.Dan alshöchstermelte Sc. Fürst!. Durch!, (so ein sonderlicher ltebhaber der ftembvcn/fürnemlichder Oricnralischm Sachen war /und in derer erkäntnißstch zu belustigen pflegte) vernommen/ daß dieser Andersen/ als fein Landkind/eine so weite und gefährliche Reise durch gantz Orients# than/tst er vor gefedert/ und beordertworden/ täglich eine Stunde in der Fürstlichen Bibliothec$u erscheinen/und ingegenwart3 FürstlDurchl. von selncrReisc/der Länder und Einwohner Beschaffenheit zuerzehlen/ auch auffetltche von FhrFürstl-Durchl. ihm vorgelegte Fragen zu ant­ worten. Datch dann an einem geheimen Orte sitzend/ den inhalt der Sachen aus setnemMunde stracks/so viel möglich/ in die Feder fassen muste. Und weil viel notable Sachen sich darinnen befunden / wolten 3- Fürst!. Durch!, gnädigst/ daß Jürgen Andersen aus fettiem Concept eine vollständige Relation aufffttzen und eingtbenfolte r welches er auch gethan. Undnachdemmanbefunden/daßdie fchrlfftltche mit der münd, lich gethanen und von mir concipieren Relation einstimmig war/haben 3 Fürst!. Durch! gnädigst befohlm in dero Bibliothec selbige ad perpemam rci memoriam beyzulegen. 3hm aber dem 3ürgen Andersen seynd 3.Fürstl.Durchl.Msonderltchm Gnaden gewogen wordm/und haben thnmtt einem HardeSvoigtS Dienst / welcher domahlS verlediget/ begä­ bet : in welchem er «och ietzo auffeinem ewe gute Meile von der Fürstl. Refidentz Gottorffnach Süden gelegenem DorffKroppe sich befindet. a ist Das

Vorrede an den Leftr.

Das ich aber dleseRetseBeschretbungnicheehe biß ietzund pukrdcirm wollen/ istdarumb gejchehen/theilS wett Ich gefehen/daß der Autot ^ur Publication nicht grosse lust gehabt/ indem etliche der Sachen un­ wissende sich befunden/ welche vtc gewißhett etlicher Dinge/fo in der relation enthalten/inIweyfel ziehen wollen/hat er lieber das gantzeWerck/ ehe er von groben unwissenden judiciig ungebührlich befchimpffetwerdm woücn/dergraben seyn lassen. Aber allen gefallen/ und sich nachihren Köpffen richten/tst so unnötig als unmöglich es ist. Also dürffte niemand ein Haus an die Strasse bawen/ wenn er daS ceniiren und tadeln der Klüglinge fürchtm und meiden wolte. Theils habe ichs auch darumb lie­ gen lassen/ wett ich domahls des von Mandelslo Merck zuedirenmir vorgenommen/ und umb gewisse/ Inder DorredeüberfelbigeS Buch an­ gezogenen Ursachen/damit fortfahren musst. Auch erst sehen wolte/waS fodane MorgenländifcheRetjeBeschreibung für Glück haben/und Lieb­ haber finden würde. Nach dem nun diefelbige nicht allein erster cdition geschwinde abgangen / sondern auch die Lxemplrris des andem Druckes meist diftrahirtt: Ich auch von vornehmen Personen/so bey durchlesung der MandelSlovischenReise den Jürgen Andersen offtcinret gesehen/zu edirungdessm vollständigen WerckS ermahnet bin. Und über das durch Volquard Iverfen/ als unfem andem Autoren, nicht wenig darzu veranlasset worden. Dann als derselbe im verwichenem Jahre aus OstZndien wieder zuHauskam/und mir auff die Fragen/so ich aus rdation ZürgenAnderfencvon dem er nichts wuste)ihm vorhielt/ richtige und der Anderfm relation gleichförmige Antwort gab/ habe ich ihn nach Kroppe zu Jürgen Andersen geführet/und wegen Bericht der Sachen beyde confrontirtt Da ich dann ihre Discourse von dem domahligen und jetzigem Indianischen Zustande; Und wie Ivcrsen (der i;. Jahr in Indien sich auffgehaltenunv viel erfahrm) mit mehren Umbständen eines und das ander bekräfftigte/ mit lust angehöret: und also der Warheitvon den Indianischen Sachen verflchert/auch dem/ was in femem Landen passiret und unS deßfals referirtt/ leicht Beyfall geben können. Als Habeich ferner kein Bedrucken getragen/ dieses desIürgm Andersen Wercklein vordie Hand zunehmen/ein wenig in bessere Ord­ nung zu bringen/undneben etlichen Notis oder Slnwürffenaus bewehr­ ten Autoren der Warheit zur steur (gleich ich auch bey des von Manpelslo Merck gethan) zuilluftrirm/ uebenetlichen Kupffern/deren Ab­ risse der Amor mir selbst zugestellet/ zum öffentlichen Druck zubefvdem. Ich habezwarmehrAbrisse von IManischenGtädten/ Vestungenund der

Vorrede an deirLestr.

Dtr Nationen Trachten/so er mit eigener Hand gezeichnet/ t>on~hm be­ kommen: welche wegen kürtze der Jett auff dißmahl nicht haben können beygebracht werden. Was Iversen Morgenländijche Reise belanget/habe ich selbige gar kurtz verfassen wolle: weil die befchreibung dererOrter/durch welche nach dem allgemeinen Wege die Segelation gegangen / wie auch die beschaffenhcit des Erdreichs/ der Lufft und der Handlung/ welche die Euro­ peer mit den Orientalem treiben/ in meisten stücken mit Jürgen An­ dersen überein kompt: was er aber von der Indianischen Heyden Le­ ben/ Sitten und schändlichen abergläubtjcheniReligion: Item von dem ietztgenJustande des Indostanifchen Reichs berichtet/ ist gar frembd und denckwürdig. Mmlichrwie derietzigeKönig/der grosse MogolOr-ncKzcph,&tr dritte Sohn des wrigctiSftogoföChoramSchah leineiulltesten Bruder Moratbax, den atlbcreit in der Regierung bestetigtenMogol/mtt einer unerhörten List vom Throne gestürtzet/ und ihn neben den andern zween BrüdcmDarasja und ZcKasaulaumbsLeben bringen / den alten Vater gefangen setzen/ und im Gefängniß sterben lassen r und also Gewaltthätiger weisc mit BlutigenHänden die Königliche Krone ergriffen/ und ihm selbst auffgesctzet. Zmgleichen waS unter desselben Regierung bißher durch den grossen RauberSiawagtfürUnruhe undSchaden tmLande entstanden: wie der selbe die Stadt Suratta außgeplündert/und er einst mit List in Hasst ge­ bracht/mit grösser List aber wieder darvon gekommen. Wie auch/waS sonsten zwischen dem Mogdl und dem vorigen Königin Persien/ der in Feindlichem Anzuge wider Mogol neulich.gestorben / sich begeben/ ist alles denckwürdig. Und das hiervon ich auch was gewisses und sicheres haben und schrei­ ben könte/habe ich durch cotrefponden tz eines und andem gutenFreundes in Holland B. b. und sonderlich des im i*. Kap. des 4. Buchs ge­ dachten Sccrctarü T.J.G. der etliche Jahr in Holländischen Diensten sich auffgehalten/und newlich wieder herausgekommen/ mich der Sachen erkündiget/und alles warhaffrig befunden. Esist auch unter andern zu beobachtm der hocherbärmliche Schiffbruch/welchen/sowol/als Andersen vor Sina/auch Iversen fast mitten in der offenbahren See erlttten/ da übercoo. Personen mit Schiff und kostbaren Gütern versuncken und ertruncken/ er aber mtt etlichen Dölckern durch Gottes wunderbahre Hülffe auff einem schlechten SchiffsBoche durch die wilde S« bey 120. Meilen mit grosser Gefahr M Hun­ ger und Durst gefahrcn/und nach dem ihrer 13. lebendige Personen über — Bött I— —.

—II.



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Vorrede an den Leftr.

Bott gemorsten worven/auffeine wüste Insel angekommen/ darauff an­ fänglich elrnde/hernach aber überflüssige LebenSMtttrl gehabt/ und end­ lich von selbiger Insul wieder errettet worden. AlleSthetlS mit Lust/theils mit höchster Verwunderung zulesen/ und daraus zu ersehen/ in waS grosser Blindheit die Heyden noch heuti­ ges Tages stecken/ und wir an unserm Orte für jene glückseliger zu schätzen/daßwirin diesen Ländern gebohren/unter Misslicher Herrschafft leben/ Inder allein seligmachenden Religion aufferzogen/Inder Gottes­ furcht täglich unterrichtet/ dieselben üben/Gott nach seinen Willen die­ nen/ und dadurch die ewige Seligkeit erlangen können/und daher grosse Ursache haben Gott von Hertzen für solche Gnade zu dancken. Diß bedencke/ lieber Leser/ und gehabe dich wol.

Über den Inhalt dieses Buchs. AS der grosse GOtt kan machen/ Seyndnur lauter WunderSachen. jäööt Die er in der wetten Welt Uns für Augen hat gestelt. Wil man durch die wilde Seen/ Und durch frembde Länder gehen/ Trifft man solche Wunder an/ Die man kaum erzehlen kan. Solche grosse Gottes Wercke Zeigen feine Macht/und Stärcke/ Güte / weißlich Regiment/ Das der zehnte kaum erkent. Denen das Glück nicht wil gönnen/ Daß fie diß selbst sehen können/ Nehmen dieses Buch zur Hand/ Es wird ihnen auch bekand. Man tan in der Stuben stehen / Und gleich als durchs Fenster sehen Wie es in den Ländern steht/ Und es in dem Meer zugeht. Gott wil dieses darumb weisen/ Daß man sol den Schöpffer preisen/ Der die grosse Wunder Welt Hat erschaffen/ und «hätt.

Th. M, Jürgen

^§(o)S»^L(o)L»

Mrgen Andersen auß der im Hertzog chmnSchlkß> wtg gelegnen StadtCunvem

Gnmmlische Beise-beschreibung. AaserstcßLuch/ @«6 erfteLaptttl.

Vom Anfang dieser Reise/ und Außfahttauß Terci blß 5UI /Equinodlul-Linic-9. Ach dem ich Jürgen Andersen auß Tundem büttlg

meine Kindische Jahren zu rücke geleget / und gesehen wie daSVermügen meiner liebenEltern/diezwar nicht gar gerin­ ger Ankünfte beschaffen / daß ich mein Brovt unter Frembden suchen muste/habeich mir ein solch vitxgcnus erwehlet/wozu mich meineNatur/gleich anderen/die nach Lugend und Ehre streben/getrieben/nemlich in derWelt sich umbsehen/etwaSversuchen/und darbey sich rcfolviren gutes und böses außzustehen/ worzu das Soldaten-wesen/ zumahl wenn es in ferne Lande gelten sol / gargute Veranlassung geben kan. Habe derwegen/nach dem ich eine zeitlang inHeutschland für einkMusauetirer gedienet/mich nachHollang erhoben/und bey der löblichenHstIndischenCompagnie angegeben/und für einen Charmanten zuSchtffe bestellen lassen. Und als dazumal eben eine Schifffahrt nachHstZndien zugehen an­ von Sejrel gestellet/bin ich inderselben mit gebrauchet worden. Ter Schiffe aber wa­ abgesegelt ren dreprnemlich i. derWallstsch/r. eineFlütedieJoffm/und eineJacht/der Salamander genant r mit welchen wir Anno 1644« den 24. April frühe morgens im Namen der Heil. Treyfaltigkeü unsere Segel außLqrelfatzten/und kamen selbigen Abend mit Sturm und Ungewitter auff die Reede vor Calis in Franckreich an. Satzten uns / und blieben vor Ancker biß in den vierdten Lag / dann so lange eontinuirte das harte Wetter. Den rS. diestS machten wir uns wieder auff/ giengen zwischen Franckceich und En müden gelland hin »kamen dm 4. May in die Spanische See/ woselbst f.Qiinfet Dünke» kische Frevgatten an uns gerichten mit feindlichemAnfall. Es gieng an ein kern ge« hart gefechte/vomMorgenbiß zum späten Abend daurent/Im selkenStreit schlagen wurde eine von den Tupnkerkischen Fregatten zu gründe geschossen. Unser Schiff/derWallfisch/bliebe auchnichtunbeschädiget/ Massen die Mayson und Buchspieß über Bort und 26, Personen todt geschossen wurden. Es vondenenbey Batavien mehrfolgedacht werden. Folgenden Lag ha­ ben wir den erlittenen Schaden des Schiffes mit neuer Gereitfchafft wieMrcpadtet/ und seynd den 23. dito gekommen unter den 33. gr.larnudinis, und haben Tcncrifla» foetne von den Canarien Inseln / und hoch Land ist/zmrechten Hand/ und unser muthmassen nach 5. Meilen von uns 3 liegen

»OasersseLuch liegen sehen.Wird 6os.M«len vonLyel abgerechnet. EelbigeInsel wird von Portugism bewohnet. Hen 18» düo erreichet«« wir den rg. gt.larirad und bekamen bald her­ Sal< Zn. nach ll«räe5i,I oder die Saltz Inseln ins Gtstchte/ welche von Menschen ftw zwar nicht bewohnet werden/ seynd aber mit gutem Saltz begabt (welches der Sonnen Hitze aus dem durch die See auffgeschlagenes Wasser bereitet) von den Englischen/Schotten und Holländern offt/ wiewol umksonst/doch nicht ohne Gefahr/weil die Barbaren daherumk rreutzen/ eingeladen. Hen i. Iunij kamen wir vor die Stadt St. Jago genant/ und satzren V. Za-» uns daselbst um-uns-uverfttschen/und mit newen Proviant zu versehen/ 3»ft» kaufften auch von den Einwohnern Rinder/ Schaffe/ Hüner/ Brodtund andere LandesArüchte. Hann diese Insel gar stuchtbar an Viehezucht / Acker und Baum-Früchtm/Aepffel/Birn/Pomerantzen/Limonien/Pisan/ EoquoS-Nüsse KuckerRhet etk. Hie Stadt liget unten am Strande mit einem starcken Blockhaufe und mir grossen Stücken befttzt/und hat oben auffeinem Felsen ein starck Schloß. Hie Porluglsen haben diesen L>rt in­ nen und mir Soo.Mann besetzet. Nach dem wir 6. Lage allhier Megelegen/ haben wir uns wieder auff-emacht/und unsern Eoursnach der LqumoQisl-l.ime genommen. Ka­ men auch den 14. dieses biß unter den 4. grad von demselben.

Das ander Kapitel.

Do« grosser Befthwerligkeit / Kranckheittn und hinsterben unser Leute unterder /Equinoliial-Linie.

LS wir die Zquinoßial - Linie erreichten / wurde eine gar grosse stille/daß sich auch nicht ein Lüfftlein gerührt/ und wehrte solche i'fikim stille gantzer 4. Wochen. WaS in solcher Zeit die Sonne/ so auff l Äquator unereräz» uns fast pcrpcndicularicer ihre Stralen wurff/ für unemägliche Hitze und «cheHt-e Ungemach verursachte / ist leicht zu erachte». Wir kunten für Mattigkeit weder gehen noch stehen / es wol« auch das essen nicht zu Leiber die kegierde aberzumncken war desto stärcker/ uns mustegleich wol nichtüberein Musch (ist der achte Lhell von einerKannen) Wasser des Tages erlaubt werden/ weil der Unfrigen viel / und man nicht wissen kunte / wie bald wir zu etwas frisches wieder gelangen kunten r zu dem war das Wasservoller kleiner Ma­ den und stanck/daß man vor dasselbe die Nase zuhalten/in Hals hinuntrn lauffen lassen muste. Hähers begunren unteruns unterschiedlich gefähr­ ßefährtich« liche Kranckheiten zu enstehen/ als Scharbock/ Blurgang/Pestilentz und Stmiftfr andere hitzige Hauptkranckheiten / worvon ein grosser Gesianck in dem Mit Schiffe/ und fepnd inner 14. Lagen bey 150.Personen umkkommen/ so theils dieKranckheik im Schiffe auffgerieben/ theils auß rafereyins Was­ ser gesprungen und ersoffen. Hann ihrer tliche wurden durch die hitzigeKcanckheiktn ihres Verstau des also beraubet/daß unterschiedlich sich einklldtttn / sie w«en Könige / Propheten/ Engel/ Trüffel r tliche / als schm sie den Trüffel mit andern Hellgeistern stehen. ES warm in unserm Schiffe auch viel vonden Wiedertäuffern/ bep welchen der Trüffel vielleicht fei»

Orientalische Reise-beschreibung.j Spiel sie zurverzweiffelung zu bringen / desto kräfftigrr fortsetzet«. Bann etliche sagten / fit weren nicht getaufft/ und hätten sich daher der Seeligkeit nicht zu getrösten r Eetliche brülleten wie die Hchsen/ kiffen nach den Leuten/ und redeten viel abscheuliche Gotteslästerige Worte/ baß einem gesunden Greuel 6#r der solches erschreckliche Spectakel ansähe und höre«/die Haare zu berge gefährlich« Kranckstunden/und hätte durch schrecken mit in Kranckheit fallenkönnen / wenn Heiken nicht Gott durch fleissig Gebet bewogen uns andere behütet hätte.

Sas dritte Lapitel. Dke§aHttvom^u3torbißru02putd0NL spei, und von des Landes Are.

'N diesem Calm oder langwimger stille / hatte uns der Strom von ! unfern Cours zimlich weit versetzet/und unter Brasilien getrieben, i Hen iz.Iuly bekamen wir wieder ein wenig Wind/und paffirten darmit 6. grad über die Linie/und also in den Südenheile der Erdkugel. Den ry.Iuly seynd wir den gefährlichen £>rt A brolbos, von etlichen Am- gefährlicher brola genant/ vorbey passtret: seyndKlippen oder blinder unreinerGrund/ Grund der von Brasilien über 82. Meilen sich erstrecket/für welchen sich dienst von BrastIndienfahrer sehr fürchten/zumahl daselbst hin sie der Strom sehr verse­ lien außge« tzen und von ihren Cours bringen und zum ruin leiten kan.Und als wir die- hcnd ferGefahr entgangen/haben wirOott zumLob den ioz. Psalm mitFcewden gesungen i Es wurde auch der Wein doppelt ranzon gegeben. Wir haben etliche Tage her noch immer etwasguten Wind gehabt/ biß wir seynb gekommen auff Zg.grab vom Äquator, welches war die Ge­ gend von Cabo bona Efpcranza. Weil wir aber noch kein Land sahen/ se­ gelten wir die Parallelen. aber in grossem Sturmund Ungtwitter/so man hier gemeiniglich anzutreffen pfleget. Worbey wir das grosse Unglück im Schiffe hatten/in dem etliche unserer Geschütze loß worden/ hin und wieder Gefahr ans schossen mit Capital Gefahr der Menschen und des Schiffes/ worüber bey oemSchif, befestigung derselben etliche gequetschet wurden. üben rz.Augusti bekamen wir die grossen Berge/nemblich den Taffelund den Lewen Berg auff der Cabo ins Gesichte/welches grosse Freude un­ ter uns erwecket«. Henn wo wir länger in der weiten See hätten herumb wallen sollen/hätten wir vom Scharkock und Durstalle sterben müssen. Den ig. dieses jepnd wir im Hafen oder Bay an der Cabo bona Efpcranza glücklich eingelauffen.Wik funden vor uns ein großHolländisch Schiffvon7oo.Lasten/Maw'tiuS genandt/gestrandet und zerbrochen lie­ 6l/Cannel/Camyhor/M-rrhen ncs Leicht Aloe und andere Specereyen mitihrins Fewr. Verbrämen also zu Asche. Unterdessen gieng dieMusic fork/und wurde darbey getantzet un gesprungen. Ursach aber dieser abschewlichen Begräbmssen/ daß dielebendigen gesun­ den Weiber sich mir den verstorbenen £9?dnnmt verkrennen/sol/wieich von Warumb einem Bramanen derPortugisisch verfiund/und auch von einemBrabänder die Weiber in Goa bin berichtet worden/daher gekommen seyn > daß/als der König von sich ver­ Decam wider den König von Bengala einst Krieg führen wolte/alleMann- brennen. schafft auffbote / und wider sein vermuthen gar ein schlecht cyrpur zusam­ men bringen kume / erforschet er die Ursach von feinenBramanen und ihrem Abgotte/ und als er verständiget wurde/daß die Weiber/ welche von den Männern nicht sattsame pflegung ihreSLeibes und Begierden bekamen/auch nicht alle/ weil ein Mann offt ?. 4. und mehrWeiber hat/ nachWiüen concencirct werden kumen/ sie ihnen gram geworden und Gisst beygebracht/ hat Warumb der König diß Gesetze gegeben r daß was ehrlich gesch ätzet und nicht dafür ge­ die Weiber halten seyn wil/daß sie Ursach a» ihres MannesTodeS/flch mit verbrennen ihreMancr lasse» soll. Hie aber dasselbe zu thun sich weigern / werden für gemeine Hu- umbbracht. rkn gehalten/ und wird ihnenzum Zeichen dessen/das Haarvom Kopffe ab­ geschoren. Arme Witwen aber/ so des Vermögens nicht/ ein so köstlich Be­ gräbnis wie auch vorherz. Tage zum Valet Convivia außzurichten/ und Kostbare sich auffS köstlichste auff solchen ihren Ehrentag außzukleiden und zu putzen/ L«iche„Be> r gängniߣ müssen/ wiewol etliche wider ihren Willen/wenn sie gerne bald im andernLe-"" ben mit höchsten Frewdensdarvon sie in derLeichenProceMon viel zu singen wiffm)bey ihren Männern seyn wollen/solch FreudenFeurmüssig gehen. Hie Bramanen wollen für gar heilge Leute angesehen werden/ und daß sie keine Weltliche Güter und Iierath achten. Auff ihren Röcken sihet man allerhand bunte Lappen und Flecke r bestrewen das Haupt und Gesichte mit Asche/ haben viel kleine Lempel/in welchen fleihre Götzen / so sie Pagodos nennen/ehren und ankeien/ihnentäglich EpeiftLpffer bringen/ welches die Götzendiener zu sich nehmen. Wenn ich etliche Bramanen gefraget habe/ ob der Pagode ihr Golk sey/ haben sie mit nein geantwortet»sie wüsten wol/ ^g°dse daß ein lebendiger Gott sey/ und alles regiere/ aber dieser Pagode, densie in wer er sey solchem Bilde ehreten/ wäre ihr Procurator und Vorbitter bey Gott. Und als ich femer ftagter Wer denn derselbe Pagode und Vorbitter ftp; sagten sie: daßeS ein heiligerMenfth/dervorvielenIahren gelebet/und in derWelt grosse Miraeul gethan/worvon sie mir viel lächerliche Hinge erzehleten/geweftn. Sie gläuben/daß die Seelen der Menschen zwarunsterblich ftynd/^, abermüssen erst in andere Thiere/nach dem sie gelebek/ in gute oder böse fahren/ehe fie zur Ruhe/ewigen Frewde und Seligkeit gelangen. UBC Auff chren Hochzeiten müssen ihre Pagoden und der Pagoden Hiener

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und

20______________ Das erste Buch_______________ und Pfaffen das beste thun/und der Bram von ihrer Jungftrschafft helffen/ umb den Pagoden damit zu ehren. Ter Bräutigam dancket auch dem Prie­ ster gar schön/daß er ihm die Thür zum Ehelichen Leben hat öffnen wollen/ thut auch neben dem / daher ihn sampt dm Hochzeit Gästen wol traäitef/ grosse Verheissungund Gelübte. [ Hiervon kan man ferner nachriche haben ex not» über das 8. Cap. lib.j. der MandelSlovischen Reife befchretbung. ] tu Goa an-

Von Fingcrla reifete ich mit unserm Vifiecur nach der Stadt Goa,vor gtkomuitn. welcher wir biß in die vierdte Stund verwarten muffen / ehedeSVice-koy Donjoan bewilligung kam/daß wir folten eingelassen werden : uns wurde auch nicht zugelassen/daß/ wohin wir mtweder unsere Sachen zu expedirm/ oder uns zu besehen/ wir gehen oder alleine seyn mochten/ sondern musten stets mit ein yar Soldatm begleitet werden.

Das funffzehende Aapitel.

Bon dttStadt Goa.unb was ich dafelbstgesthrn und gehöret/sonderlich vonHmerey.

die Stadt Goa betrifft/ lieget dieselßige auff 15. Grad Iatitudi3®n4ois im Königreich Dtcam, in der Provintz Cancan, zwo Äs eilen V^Sd^von der See/ am Rivir Cunean, so den Namen hat von der Insul/

auffwelche dieStadt lieget: ist wie ein halber Mond fbrmiret/mttö imUmbkreiß auff zwey gute Meilen geschähet. Tie Stadt ist gekawet auff Berg undLhal/und hat auff derLstseiten ein starckMaurwerek/mitvielBolwereken/ weil ste daselbst den Feind am ersten zu vermuthen. Es gehet ein Rivir zur Stadt/ auff welches man nur mit kleinen Schiffen fahren kan. Im Munde des Rivirs lieget auff einer Insel Pardes eine Vestüngzur desenfion der Schiffe/so alldarvor Ancker liegen müssen/auch das keiner ohne ih­ ren Willen auff und niederfahren soll. Es hat treffliche schöneGebäwe in der Stadt anPallasten/Kirchen/MünchKlöstern undIesuiterCollsgien.NonnenKlöster aber seynd hier nicht/ wächset auch hier kein NonnenFleisch. In und ausser der Stadt seynd Lustgarten und Hauser/ worinnen sie allerley Indianische Früchte/ fast alle Monat newe samlen können; Summa: fle ist die schönste/ plaisirlichste Kauff- und Handels- auch darbey die gottloseste/mörderischeste und verhurtesieStadt unter allen Städten die von den Portugisen in gantzLrrient besessen werden/jedennoch wächset bey ihnen nicht Weitzen/Gecsten/Reiß/Erbsen/Bonen/ werden auch daselbst weder L>chfen/Kühe/Schaffe noch Schweine gezeuget. Sie wird bewohnet von allerhand nationen, als von Portugisen/Moren/Malabaren/Armeniern/ Benianen/Bramanen/Raskuten/Teeanarien/Iuden/ArabernundChinesen/so alle meist Kauffleute seynd und über gantz Indien handeln / ohne die sich ihrer HandArbeit ernehren. Tie Portugisen beheyrathen sich nicht al­ lein mit ihrer nacion Leuten/ sondern auch mit Indianern/ Mohren und andern/dieKinder so sie mit ihnen zeuge/heisstnKlaltyr.Sie seynd zimlich hochmüthig/lassen sich gerne rdpetiitm/ umb ihre grandeza zu erhalten/sol kei­ ner so weit biß zu seines Nachbarn Thür zu Fusse gehen / sondern lässetsich in emerPalanquin tragk/sondern reitet/oder hat er kein eigenPferd/so borget

Orientalische Reise-beschreibung

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-der hemm er eines umbs Gelt. Hie meisten haben den Hut gegen das eine Hhrund die Hand in die Seite gesetzee / und je saurer und tyrannischer Ge­ sichte er machen kan/je bester es ihm anstehen muß. Hm io. Novemkr. ist derBischoffvon Mosambique allhier angekom­ men/und mit 69. CanonenSchüffen vom Castel emkfangen / und von dem Ertzdifchoff von MoViceKvy.dem ErkBischoff zu Goa und andern vornehmen Fidalgos mit sambique grosser Proccssion eingeholet worben. Worbey von den Ausehern in der eingehotet Stadt ein solchgedrenge / daß 16. Personen/ welche meist erstochen waren/ todt-lieben. Hann die Poctugisen unter ihren Manteln Punger tragen/ und wenn fle auffeinen eine Pique haben / und nicht mit &ifft keykommen können/in solchem gedrengedie occafion wahr nehmen / und ihm unvermercket den Rest gebm. Au solcher That sie offt böse Buben kauffen / und ach­ Mordtha» tens schlechten unterscheid zu seyn /ob fle einen Menschen oder Hund umbs ttn Leben bringen. Geschehet auch wol von den Weibern an ihren Männern/ wenn fle ihnen gram werden. Sie halten ihre Weiber sosehr eingesperret/ als die Perser die ihrigen / damit fle nicht mit andern Manns Personen zu familiär werden sollen / aber man saget/daß fle dadurch viel hitziger und be gieriger werden. Als wir diese Tage mit einem ingenieurtftamm# Sig.S intboman von Breda bütttg/bekand wurden/bat er uns zu sich in sein Hauß zu Gaste / und ließ nach guten Tratiamemcn uns feine Fraw aus guter Freundschaffl se­ Frawen ff. hen/und schwur dabey/ daßüiir.Iahren/solangeerflegehabt/von keinem hen lassen ftembden wäre gesehen worden. Hann es wäre alldar der Gebrauch / wer grosse seine Fraw ausser dem verdacht und ehrlich behalten wolte/müste fle nicht viel Freund» sehen und auskommen lassen. Erzehlete darbey viel wunderliche seltzame schafft. Historien / die sich in Goa mit den Portugisischen Weibern wegen ihrer unerfättigten KleischesLust zugetragen: wie auch deren eines ein par Lage hernach durch ein Augenscheinliches Exempel bekrässriget wurde. Hann gegen meinem Quartier über hatte ein reicher Junger Herr für etliche grosse Herren und Jesuit« so eonMofambiquc mit demBischoffgekommen wa­ ren/ein groß Panquet angestellet. Als zu Abend die Gäste wiederum- sich nach Hause kegaken/und der Wirth mit seiner Frawen schlaffen gieng/ stehet die Fraw nach zweyen Stunden/ als sie vermeynete daß der Mann schlieff/ heimlich wieder auff/gehet in eine andere Cammer ans Fenster/ und erwartet Beicheva. alldar ihren Beichtvat«/so ein AugustinerMünch/welcher auch nach ir.Uhr rer schlafft in der Hacht sich ein und unter das Fenster stelle«. Hie Fraw ließ alsbald ein bey seinem Band zum Fenster herunter / zog darmit seine Strickleiter hinauff/ und be­ Beichtkind festigte fle ans Fenster/ der gute karre stiege darauffhinauff/ kröche zum Fen­ ster hinein / und zog die Strickleiter nach sich / welches ich alles mit meinen Augen gesehen. Hann weil ich wegen der vielen Mücken nicht schlaffen kun«/habe ich mich ans Fenster gesetzet. In dem nun der Confeflionarius mit btrabfolution über ftmBtichtkind hec/erwacher derMann/findek seineFrau wird auff nicht bey stch/vermercket unrecht/stehek auff/gehet mit demHegen in dieKam- dfrFrawen mer/findet sie eben im Wercke und ersticht sie im Eyffer beyde durch. Hier­ und mir ihr über kamen dieMünche bey dm Bürgern in grosse sulpicion, welche sagten r erstochen man konte künsskig keinem Beichvater mehr wawen/ weil dies« ein solcher Scheinheiliger gewesen. Item/ daß der Pabst übel thäte / daß er nicht ein j C ist MandaJ

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Das erste Buch

Mandat außgehen ließ/baß man alle die/ so Münche werden wolten/ erst «p punete/so würde viel Unheil nach und manche Kram ehrlich blechen. Das fechßzehrnde Kapitel.

Bon Goa W Suratta/und von der Stadt Suratta/ was in und ausser derselben zu sehen.

15. dieses sepnd wir von Qoa wieder auffgekrochen / und haken A unsern Weg nach Suratta genommen. Denro.Dito kamen wir Dunan btt ^PAauffzo. Grad gegen eine klein« Portugistsche Seestadt Daman ge­ Porwgtsi. nant/ ist mit 500. Mann Guarnison ktsetztt/wird von Fingerla 65. Meilen sche Stadt gerechnet. Den folgenden Lag seynd wir das Rivir / so von Surattcn kompt/vorkey paffiret. Denn rr.dieses habm wir unS ans Land fetzen las­ sen/woselbst wir den Holländischen Dircctorn von Suratta mit Nahmen Zu Sura». Arendt Berents vor uns funden/ welcher 9. Karren mit grossen vorgespan­ taankomrn neten Hchsen unsin die Stadt auffholete. Indem wir aber zu uns« Factorey gehen w ölten/ hielten uns die Indianische Soldaten auff/ und führeten uns mit uns« Pagagi ins Aollhauß. Nahmen uns «st unser Gewehr ak/ wandten vor/des MogolsBefehl wäre/daß man keine Christen mit solchem Gewehr in die Stadt solle passiren lassen. -Darnach musten wir unsere La­ den/ Kupffer und Felleisen eröffnen/ umk zu sehen / ob einige Kauffmans Scharffe Wahren und Sachen darinnen wären/ von denen dem Mogol Zoll gebühvifitation Im Zoll' rete.Sie haken zwar nichts gefunden/dann nur in des Visiceurs 2ade 4000. Rthal. darvon sie den zehenten Lhal«/ und also 400. Thal. weg nah­ haust men : deßgleichenfunden sie key unsermPastorngo.Lhal. darvon muffe« Factorey 4.Thal. geben. Diese derHolländ« Factorto wird unterhalten von i?.P«verHollan« sonen/nemlich von i.Dircctorn, r.Kauffleuten/ 4. Unt«kauffleutm/ der r.Buchhallers und 8. Afliftcntcn oder Schreibern. Die Engelländ« haken allhier auch eine Factorey/oder vielmehr den Stapel von allem Handel/den sie in Orient treiben. Dieses wird von 27. Pnsonen unterhalten. Sie haken sonst auch ihre Factorepen zu Brotz, der Eng«!, Brodra,Cambaja, Amadabath und Agra. länder. Ben 25. Dito ist allhi« neben dem Zollhause eine Fraw/ welche am Strome die Füsse zu waschen gangen/von einem Crocodil weggenommen und in den Swomgeschleppttund gefressen worden. Den 28. dieses ist uns« virector zum Gubernator dieser Stadt dem Sulthan gegangen/und ihn umk resticucioo unserOewehr geketen/weil wir ins Land und nach Agra reyfen wollen / und wegen d« rauk«ifchen Raßkuten Gefahr ohneOewehr nicht sich« reyfen kömen.Ist auch alsbald darauff gewilfahret worden.

Suratta die Stadt.

Suratta WaS die Stadt Suratt« betrifft / lieget diefelkige an einem lustigen beschrieben fruchtbaren Orte auff ebenem Felde/an dem Fischreichen Wass« Reinier,

welches einArm ist von dem grossen Fluß lndur.Sie ist inSvi«eckt gekawet/ und wird im umbfang auff drittthalk Meilen gerechnet. D«S Gekäwe d« Stadt ist theils/und zwar meist mit Fcfemcnt , theils mit Steinen/ so in der Sonnen gebacken/auffgeführet: hat viel schöne Indianische Pallaste/auch inner und ausser der Stadt fchöneGatten/voll von allerhand Früchtm/alS r Pome-

Orientalische»- Reise-beschreibung.

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Fruchtbare Pomerantzen/Limonien/Granaten/Melonen/WasserMelonen/Citronen/ lGärten Pstrstchen/Lamerindenre. In der Stadl an dem Kluß stehet ein altesfehr wol gebawtes Schloß von gurenBrandsteinen auffgemaura/nicht ungleich der alten Römer Gebäwen/und sol auch/wie man mir hat sagen woüen/von den Römern gebawet seyn. Allhier hake ich einen Englischen Kauffman/NamensMester Cramer/ der lange allhier gewohna/angetroffen/und mit ihm in gute Kundschaffk ge­ rathen. Dieser hat mir von vielen gute Nachricht gegeken/erzehlete auch/daß er vor 7. Jahren mit dem Deutschen Mobile Iohan Albrecht von Man- Mandelslo guter Nach­ delslo wäre nach Agra in die König!. RestdentzStadt gerepset/ und wieder ruhm zu rück« nach Suratta / rühmae sehr dieses EdelmansGualicereQ» wie er auch deßwegen von den Englischen sehr beliebet/und in seinem Vornehmen befordet wäre worden. Was bey dieser Stadt ferner denckwürdiges zu fehen/ist gewesen ausser der Stadt/ auff der Osten seiten / ein trefflich grosser Wasserlooque oder Ein köstllLeich/ dessen Figur achtecket/im umbgang 800. Schrie/ wie ichs selbst ge cher großer meffen/mit grossen gehawenen QuaderSteinen/ daß man inwendig Trep­ Teich. penweise auffallen seiten hinuntersteigen kan. In diesem Leiche wird daS Regenwaffergefamltk/ Massen zu demselben an etlichen Orten die kleine,» Bäche im Regenwetker geleitet werden. Dieses ist ihnen in den truckenen Aeiten/weil es offt in Jahr und Lag nicht regnet / nützlicher zu gebrauchen/ als daS Wasser aus dem Strom Remter/ welches wegen Ebbe und Fluht Brack Wasser hat. Mitten in diesem Teiche stehet ein alt Monumentum, in welchem ein Begräbniß Indianischer Heiliger sol begraben liegen/so ein trefflicher KriegesHbecsier im Teiche gewesen/und OmarHidal Cbam geheissen. Er sol auch diesen Leich/weil er sehrreich/gebawet haben. Sie wissen sehr viel Wunderwercke und Fabel- Omar HihaffteLhaienvonihm zuerzehlen/deren ich nur ein par gedencken wil: Er dalCham sol einst mit dem Teuffel gekämpffet/ ihn überwunden und gefangen genom­ Wunder« thaten men haben/aber aus Barmhertzigkeit wieder loß gelassen. [ Die Mahurnedisten bilden ihnen ein/ daß (Sott/ Engel und Teuffcl/ so wol als die Menschen Leiber haben / und das man also mit ihnen wie mit Menschen handthieren könn«. Daher find« man in den Persischen Historien viel sol» che Fabeln/wie Haali, und ander ihr« Heiligen mit dem Teuffel gekämpffet/ und ihn verwundet haben. ]

Item/dieser Heiliger hätte die Steine zum Baw dieses Lanckes durch Tigern und Leoparden dahin bringen lassen. Item/er sol den Berg Morna, so nicht weit von Dcrman liegek/mit seiner Hand von veralten Stadt Reiaier(fo eine halbe Meile ober Suratta lieget/und ohneJwepfelderFluß seinen Nahmen daher empfangen)dahin geworffen haben. In der Norderseite vor derSkadt stehet ein WunderbarerBaum/unter welchem z.in 4. tausend Mann stehen können. Er ist von solcher Art/daß EinWun» drrBaum die Zweige zum theil sich herunter zur Erden beugen/ und wolle dieselbe be­ rühren/wieder Wurtzeln schlagen/und als newe Stämme auffwächftt. Un­ ter diesem Baume stehet eine Capelle/in welcher einBenjanischer Hakiger Namens Gymfchi begraben liegek.Vor der Thür ist an Bildniß ausHoltz gehawen/gtsetzek/obS des Gymfchi oder eines Abgottes sepn soll / weiß ich nicht/eS ist so heßlich formira/alS man den Leuffel nicht heßlicher abmahIm

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Das erste Buch

len kan. ES wird Tag und Nacht LampenLicht in der Capellen gehalten/ itzrerSecren Leute kommen täglich und heten daselbst.

Wunder« Baum.

s Einen solchen Wunderbaum hat auch der von MandelSlo bey Ormu; ange­ troffen. WaS andere Scribentcn fÜmcmUd)Strabo,Theophraftus,Eresius, Plinius», Curtius, Clusius, Eduard. Lopez von diesem Baum« gemeldet. Jtem/was von deffen Frucht des Goropii Becani meynung sey/ daß es nemlich selbige Art gewesen/ welche Gott Adam und Eva $u essen ver­ boten/iß in öenNotisbep erwehnung dieses Baums in MandelsloRetse« befchreibung geseyek worden. Und iß unter jenem Baum ebrn/wie unter die« sem/ein herrlich Begräbniß eines vermeinten Heiligen gewesen. Und müf. ßn die Heyden ihresonberltch« Gebancken und Ursachen gehabt haben/war. umb unter solch« Bäume sie ihreHetligen begraben/oder auff dererBegräb. niß solche Bäume gtpflanyet haben. Es tan sonst von solchem Baume eine feine hieroglyphifdx Invention genomen werben/ wenn man einem die forepflantzung seines Geschlechtes wünschen wil. ] Reinier Die jetzt erwehnte alte Stadt Reinier hatvorzoo.Iahren florim/unl eine alt« die Privilcgia so jetzo Suratta/die damahls nur einDorff gewesen/gehabt Geadt r.Köntgk. Der Mogol hat in der StadtSuratta zweeneStadthalter undSulthanen Stadthal­ der eine so das Schloß/und der ander die Stadt und umbliegende Dörfter ter in Sn- derer bey 400. seyn/beobachtet > lassen sich beyde trefflich prächtig auffvar raua.

Orientalischer Reife-beschreibung.

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ten/sonderlich der von der Stadt/wenn er außfähret oder tätet/ lässet er des Königs Kahne vor ihm hertragen / und die Heerpaucken schlagen. AaS Schloß wird feste bewahret/und darff niemand hinauff kommen/als nur die jtnigtn/so darauffdienen. Eswirdauch niemand daranffinDienstgenommen/er sey dann ein geborner Indostaner. Aus Ursachen / weil die RaSbuten/ ob sie schon tapffere Soldaten/ gegen dem Mogul Rebellen seynd. Tie Persianer aber und die USbecken seynd Keind/dieBenjanen und Camkajer/ weil sie Pythagorischer Sette/ werden sich für keine Soldaten gebrauchen lassen/ halten es für die gröste Sünde / Blut vergiessen / daher sie auch wederLauß noch Klohetodt schlagen/viel weniger einen Menschen. BieseSist von ihnen in gemein zuversiehen/ sonst gibt eS auch unter ihnen heimliche Meuchelmörder/ die sich an ihr Gesetze nicht binden. Es wird allhier grosser Handel gefühtet von vielen Nationen/so theils Grosse ihre Wohnung in der Stadt haben / alsvon Engelländern/ Holländern/ Handlung Arabern/ Persern/Lürcken/Armenern und Juden/ und hat derMogul von den auß und eingeführten Wahren sehr grossenZoll/fo sich Jährlich beläufst auff L. mahl hundert tausend Ropien( ein Ropii ist ein ReichSthal.) Tie cooriouirlichen Einwohner seyn dGuhusatten/Eamkajer/Benjanen/Bramanen/Decanarier und etliche Rasbuten. Tie Benjanen aber / weil sie die gröste Kauffmanschafst treiben/seynd diereichefien. Aber einem sehr reichen Benjänischen Kauffman/welcher auff 6. Tonnen Schatz geschähet wurde/ bekam sein Reichthum nicht wol. TaS ich also dieser betrübten Historia mit gedencken mag. Es hatte der Königin Indien oder Mogul / Nahmens Choram ein tyrannischer Herr/ von dieses Mannes grossem Reichthum Wiffenschafft bekommen/meynete/daß es nicht gut sey/daß sein Unterthaner so reich wäre/schicket zu ihm/ und begehret von ihm 8. hundert tausend Ro- Tyrann!» pim zu borgen / weil aber derBenjane dem König zuvor schon eine grosselfche That Summe Geldes vorgestrecket/und nichts wieder bekommen / entschuldiget sich/baß er nicht wol bey kahrem Gelde/und erinnert den König/der ihm all, gege ftinen bereit vorgestreckten Pfenninge. Tarauff der König erbostet / schicket Be­ Unterthan. fehl an den Sulthan der Stadk/daß er diesen Benjanennrit allen denSeinigen biß auff daSKind in der Wiegen tödten/und alle feine Gelder und Güter nach Agka in desKönigS Schatzkammer schaffen solte/welches auch zu mei­ ner Zeit den r?. Novembr. ins Werck gesiellet / und der jämmerliche Mord verübet wurde. Ob schon allhier durch Schifffahrt großGewerke/fo können sie doch in Gefahr der den Winter und RegenMonaten/soallhiervomMajobiß September keine Schiff, tm SchiffevorAncker liegen bleiben/theils wegen des cooriouirlichen erschreck­ Wtncer vor lichen SturmS und Ungewitters/ theils wegen des morastichten Grundes/ Snrakta. müssen sich verwegen an andereOrter iälviren/biß dieRegenzeit fürüber/alsdann kommen sie häußstg wieder. ES fält auch hierimLand allerhand Viehe zahm und wild/ das meiste feynd Büffel/Ochsen/Schaffe/Steinbocke und wilde Schweine / an Last- Zahme baren Thieren viel Esel/ aber Camele und Pferde gar wenig / sondern sie Thiere, müssen von andern Otten/als von Persien und USbecken her gebracht wer­ den. An stat der Pferde gebrauchen fleOchfen/denen Löcher in dieNafen ge­ macher/durch welche ein Strick zum Zügel und Leite gezogen/ nach welchen

Ochsmso Ml als Pferde tm rrtttn und fahrn».

Das erste Luch 26 sie als gewante Pferde könnm regieret werdm. Sie lausten in den Karren/ die ßt auch an stak der Caroffen gebrauchen/so zierlich und geschwinde/daß es ihnen ein Pferd kaum nachthun solle. Eie seynd auch groß / schön glat und wol proportiooim/ die besten weiß und schwartz eingesprenget. Grosse Herren haben ihrer DchsenHörner mit Silber oder Kupffer beschlagen/umb den Hals ein roch Sammit Halsband mit 12. und mehr grossen Schellen besetzet / durch derer hellen Schall man sie von ferne ehe hören als sehen kan. [ 3Bd*Anno I 664. in der StadtSurana für ein groß Unglück geschehe« durch grossen Brandschaden und Raub eines listigen Rasbueen/sol hinten in einem absonderlichen Tractat gedacht werden. ]

Das stebenzehende Kapitel.

Die Steift nach Brotfchbiß Amadakach/und was sich uritettvegeris begeben.

En 50. Noveinbr. muste ich mit unserm Vißteur ferner imLande herumk reysen zu ihren Kaetoreyen. Wir hatten roo. Karren bey uns mit Holländischen und Englischen Wahren beladen / als nemlich Costa, Tzina, Camphor,Anis,OummiLacca,Argentum vivum»Pfeffer und andere Speccrepm/unb gieng derWeg erstlich nach Brotsch/fo n.Meu Broesch die ien von Suratta.DieStadt lieget auss einem sehr lustigen offenem Felde am Stadt, obgedachten Rivier Reinier. hat im Ümbkreiß 300. Schritte / und ist mit vielen schönen Krautgärten gezieret/welchevon den Benjanen und Camkajern/wie an andern Drten also auch hier/ am fleiffigsten beobachtet werden / weit ste von denErd-und GartenFrüchten ihre meiste Speise nehmen/indem fie nichts/ was Leben gehabt/vermüge ihrer Religion essen. Hie Stadt wird von einem Calcncer oder Stadtvoigk regieret. Die Holländer haben allhier eine kleine Faetorey oder Comptvir/fo von einemUnterkauffman unter­ halten wurde. Die Engellander haben imgleichen allhier ein Comptoir/ wurde damahls von dreyen Personen umerhalten. Es wird zwar in die­ Meist Me. sem Städtlein nicht grosse Handelung getrieben / weil aber meist Weber/ berinder Seiden und Baumwoll-Wircker dann wohnen/ seynddie Faetoren bey der Stade Hand/daß ste es ihnen bald aknehmen/auch wol Gelt voraus geben. Der Holländische UmerKauffman allhier Namens Sig.Mykens»war des viresteurs Arendt Berens zu Suratta SchwesterSohn. Mit diesem Seltzame begab flch eine seltzame Historia/die ich Lust halber mit erzehlen wil/ und das yistorta judicium" darvon dem günstigen Leser frey lassen r Als unser Viüceur mit von einer Sig« Mykens in der Factorey KrautOarten spatzirren gehet / und sthet am Schlangen Leiche oben im Grase eine Schlange liegen/rufft er feinen Diener / daß er mit dem Rohr/ so er bey stch trug/ dieSchlange todt schieffen solte / und als der Diener damit zu Werckt/ fchn'e Mykens, und bat umb Christs willen/ man solle dieSchlange nicht tödten/dann ste hätte ihm einsmahls seinLeben errettet/und vermeyntte/eS müste keine rechte schädliche Schlange/ sondern ein guter Geist/und ihm zu Dienst in dieser Heydenschafft von GDttzuge, fand seyn wegen seinerGotteSfurcht. Der Vifiteur durch solch schreyen und bitten beweget/hieS mit dem Rohr inne halten/und ftagte r welcher gestalt dieSchlange ihm seinLeben errettet i darauff antwortet er r Vor ein 3.M0,

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Orientalisches Reise-besthreibung.

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mV als er in diesem Garten sich schlaffen geleget/wäre diese Schlange ihm umb den Hals so lange herumk gelauffen/biß er davon erwachet / und als er ditSchlangegesehen/wäreererschrocken/hätte gesaget r Ach hilffGorr! Darauff hätte er eineStimme gehöret/ vermuthend/daß es von derSchlan- bieSchkan gen gewesen. Stehe auff/nimb dein Rohr/gehe ins Haus/ ein Hieb ist ein- geredet gekrochen/hat deinem Jungen dieKehl abgeschnitten. Darauffgehet Mykcns in die Logii, trifft auch den Hieb daselbst an. Hb M ykcns nun die­ ses aus Warheit oder erdichtet erzehlete/ weiß ich nicht. Den 4. Decembr. sepnd wir wieder fortgerepset/ und den 8. December aufftin Dorff klare gekommen/so ry.Meilen vonSuratta geschähet wird. Warm Bad bey Allhier ist ein heiffer Brun/ welcher unten am Berge aus einer harken Klippe More siedentherß Wasser über einen Kaden empor wirfft. Wenn man ein stück Fleisch in Cattun oder Leinwand gewickelt/nur ei» wenig hinein leget/ wird es gahr/ man darff auch kein Saltz darzu thun/dann das Wasser gar saltzig ist/und hat das gekochte einen gutenGeschmack/als wanns mit AlantWurtzelgekochetwäre. Den 13. Deeemkr. sepnd wir zu Sagoei, soig.Meilen von klore lieget/ gekommen. Allhiexbestel uns auffdem Wege ein erschrecklich Donnerwee- Schade» ttr/welches von unftrCaffila 4. Personen und 3. Hchsen todkfchlug / und vom Don kunle man nicht sehen/wo sie etwa an der Haut verseeret waren. nrrwrtter Den 15. dieses sepnd wir in der grossen HandelsEtadtÄmadakath/ so 62. Meilen von Suratta/ angelanget. Wir haben den ganyen Weg von Suratta her/außerhalb den erlittenen Donnerschaden eine gar bequeme und lustige Reise gehabt / sepnd zwar sehr viel lustige Dörffer vorkep gerepset/ aber in keinemunser Nachtlager/sondern allezeit im Felde gehalten/ woselbst tofflge 9W» das beste Graß für unsere Hchsen. Wir macheten allezeit mit unsern Kar- ft gehabe ren eine runde Wagenburg/des Vißteurs Zelt in der mitten und die Völcker umbher mit guter Wache. Unsere cielicatelten Speisen brachten uns unsere KewrRöhrean die Hand/dann umb uns allenthalben Eteinböcke/ Hirsche/ WildeSchweine/LöffelGänse und anderegesundeVögel/ derer es allhier viel gibt / weil sie nicht viel verfolget werden.

Das achtzehcnve Kapitel.

Was in dttStadtAmadabach sich begeben kund die Beschreibung ver Stadt.

Rep Tage nach unser ankunfft in diese Stadt kam fcecTzibandar oder Zöllner mit etlichen Benjanischen und Cambischen Kauffleu_ ken inunsere Carwanfera, da unsereGüter lagen / und befahl einem «mZollhau. Btn^nen unsere Güter zu taxiern/ umb den Zolldarvon zu nehmen. Der f< dteWah. Benjan aker/so der Holländer guter Kreund / wolteihnen zu gefallen / auch ren gefchä nicht olm seinen Nutz/ die Güter viel minder / als ste werth waren/taxiren. 6« Dieses der Zöllnervermerckend/lässet den Benjanen binden/und fast halb todt peitschen/den Toak oder Bund vom Kopffnehmen/seiNen gantzenBart schändliche abschneiden/und dmch einen seinerDiener5alvo Sonore einen warmenMen- Straffe wey gehawen) sein Leben schändlich eingebüffet, ist in nnserPcrfischen Reisebefchreibung