Nietzsche Werke: Band 4.2 Nachgelassene Fragmente Frühjahr 1884 - Herbst 1885 9783110852097, 9783110103021


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German Pages 722 [756] Year 1985

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Table of contents :
Vorwort
1. Grundsätze der Edition
2. Das Leben Friedrich Nietzsches von Anfang 1884 bis Herbst 1885. Chronik
3. Chronologie der Manuskripte von Band VII 2 und VII 3
4. Ergänzungen im Text der Abteilung VII
5. Kritischer Apparat
Vorbemerkung
25 = W I 1. Frühjahr 1884
26 = W I 2. Sommer-Herbst 1884
27 = Z II 5a. Sommer-Herbst 1884
28 = Gedichte und Gedichtfragmente
29 = N VI 9. Herbst 1884-Anfang 1885
30 = Z II 5,83. Z II 6b. Z II 7b. Herbst 1884-Anfang 1885
31 = Z II 8. Winter 1884–1885
32 = Z II 9. Winter 1884–1885
33 = Z II 10. Winter 1884–1885
34 = N VII 1. April–Juni 1885
35 = W I 3a. Mai–Juli 1885
36 = W I 4. Juni–Juli 1885
37 = W I 6a. Juni–Juli 1885
38 = Mp XVI 1a. Mp XVI 2a. Mp XV 2b. Juni–Juli 1885
39 = N VII 2a. Z I 2b. August–September 1885
40 = W I 7a. August–September 1885
41 = W I 5. August–September 1885
42 = Mp XVII 2a. August–September 1885
43 = Z I 2c. Herbst 1885
44 = Mp XVII 2b. Herbst 1885
45 = W I 6b. Herbst 1885
Kritischer Apparat zu den Ergänzungen im Text der Abteilung VII
6. Beschreibung und Inhaltsverzeichnis der Manuskripte
7. Nachträge und Berichtigungen zu Abteilung VII
Namenregister
Faksimiles
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Nietzsche Werke: Band 4.2 Nachgelassene Fragmente Frühjahr 1884 - Herbst 1885
 9783110852097, 9783110103021

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Nietzsche · Werke

Nietzsche Werke Kritische Gesamtausgabe

Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari

Siebente Abteilung Vierter Band Unter Mitarbeit von Marie-Luise Haase

Walter de Gruyter · Berlin • New York 1986

Mazzino Montinari

Nachbericht zur siebenten Abteilung Zweiter Halbband: Nachgelassene Fragmente Frühjahr 1884 - Herbst 1885

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1986

CIP-Kurztitelaufnabme der Deutschen

Bibliothek

Nietzsche, Friedrich: Werke / Nietzsche. Hrsg. von Giorgio Colli u. Mazzino Montinari. — Krit. Gesamtausg. — Berlin ; New York : de Gruyter NE: Colli, Giorgio [Hrsg.]; Nietzsche, Friedrich: [Sammlung] Abt. 7. Bd. 4. Nachbericht zur siebenten Abteilung / Mazzino Montinari. [Unter Mitarb. von Marie-Luise Haase]. Halbbd. 2. Nachgelassene Fragmente Frühjahr 1884 —Herbst 1885. - 1986. ISBN 3-11-010302-8 NE: Montinari, Mazzino [HRSG.]

© 1985 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 3 0 Printed in Germany Kritische Ausgabe sämtlicher Werke und unveröffentlichter Texte Friedrich Nietzsches nach den Originalmanuskripten. Alle Rechte der Reproduktion, der Übersetzung und der Übernahme für alle Länder mit Einschluß der UdSSR vorbehalten. Walter de Gruyter Sc Co., Berlin, für die deutsche Ausgabe. Editions Gallimard, Paris, für die französische Ausgabe. Adelphi edizioni, Mailand, für die italienische Ausgabe. Hakusuisha Publishing Company, Tokio, für die japanische Ausgabe. Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin 30 Schutzumschlag und Einbandgestaltung: Barbara Proksch, Frankfurt/M. Buchbinder: Lüderitz & Bauer, Berlin 61

Vorwort ι . Mit dem vorliegenden zweiten Halbband wird der Nachbericht zu Abteilung VII der Kritischen Gesamtausgabe von Nietzsches Werken abgeschlossen. Juli 1882 bis Herbst 1885 sind die nachgelassenen Fragmente datiert, die im Nachbericht kommentiert wurden. In jenen drei Jahren schrieb Nietzsche Also sprach Zarathustra, und aus eben dieser Periode, wie sie sich in den Aufzeichnungen des Nachlasses niederschlug, sollte im Sommer 1886 auch Jenseits von Gut und Böse hervorgehen. Uns ist Also sprach Zarathustra als ein vierteiliges Werk bekannt. Nietzsche allerdings meinte nach Abschluß des dritten Teils im Januar 1884, mit dem ganzen Werk fertig zu sein. Der im März 1885 als Privatdruck vollendete vierte Teil, mit seinen vierzig Exemplaren Auflage, von denen nur sieben oder acht unter Freunde und auserwählte Bekannte verteilt wurden, blieb zu Nietzsches Lebzeiten1 ein im eigentlichen Sinne unveröffentlichtes Werk. Er verhielt sich zu den drei ersten, stilistisch und chronologisch einander näheren Teilen wie eine Art esoterische Schrift. Die Geheimhaltung hatte jedoch auch schriftstellerische Gründe, wie aus der gesamten Geschichte des Zarathustragebildes zu ersehen 1

Unter Nietzsches „Lebzeiten" ist hier sein bewußtes Leben — bis Anfang Januar 1 8 8 9 — zu verstehen.

VI

Vorwort

ist, die ja auch nach Vollendung des vierten Teils noch gar nicht zu Ende war. 2 In jener Geschichte bedeutet tatsächlich der Abschlug des dritten Zarathustra einen Einschnitt, nach dem eine lange Pause eintritt. Während er die drei ersten Teile zwischen Anfang und Ende 1883 komponiert hatte, entschloß sich Nietzsche erst Anfang 1885, den „vierten und letzten" Teil von Also sprach Zarathustra anstelle des ersten Teils eines neuen dreiteiligen Zarathustrawerks unter dem Titel „Mittag und Ewigkeit" abzufassen.3 2. Die letzten Aufzeichnungen in Band VII 1 , welche in Nizza gegen Ende 1883 entstanden,4 zeigen eine der Hauptrichtungen, in die sich Nietzsche während jener Pause bewegte: die Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen französischen Literatur und Kultur, später mit der décadence überhaupt. Erst von nun an wird Nietzsche mit Théophile Gautier, Charles Baudelaire, Gustave Flaubert, Edmond und Jules de Goncourt, Guy de Maupassant, Paul Bourget bekannt, um nur die bedeutendsten Autoren zu erwähnen, die er liest und die uns als Vertreter der französischen décadence, in des Wortes weitestem Sinne, gelten. Dasselbe geschieht mit Schriftstellern aus früherer Zeit: mit dem französisch schreibenden Italiener Ferdinando Galiani, mit Astolphe de Custine und Honoré de Balzac. Er liest nun auch andere Werke von ihm schon bekannten Autoren, wie Prosper Mérimée, Hippolyte Taine, Ernest Renan, Ximenès Doudan. Alle die bisher erwähnten Namen, zusammen mit denen des Politikers Lucien Anatol Prévost-Paradol, des Philosophen Jean Marie Guyau und der beiden heute kaum bekannten Autoren Lefebvre Saint-Ogan und G. Dargenty, kommen als Lektüre in unserem Apparat vor: diese Liste muß jedoch durch Bücher aus Nietzsches nachgelassener Bi-

2

3 4

Vgl. VIII 3, Fr. ζζ[τ}. 1 5 . i6], sowie auch Nietzsche an Carl Fuchs, 29. Juli 1888 und an Peter Gast 9. Dezember 1888, KGB III 5, S. 3 7 4 und 5 1 3 . Vgl. VII 3, Fr. 29[66] und 3 1 [30]. Vgl. VII ι , Fr. 2 4 6 . 7. 26],

Vorwort

VII

bliothek ergänzt werden, die er erworben, gelesen und z. T. auch glossiert hat, ohne sie in seinen Fragmenten direkt zu benutzen. So, um nur ein Beispiel zu nennen, wäre uns Nietzsches Lektüre von Ferdinand Brunetière, Le roman naturaliste (Paris 1884), unbekannt geblieben, hätten wir nicht das von ihm mehrfach glossierte und mit Unterstreichungen gespickte Exemplar aus seiner Bibliothek. Hier im Kapitel über Cernysevskijs Roman Was tun? erhielt er konkrete Belehrung über den russischen Nihilismus, was nur aus jenem Exemplar und nirgendwo sonst — weder im Werk noch im Nachlaß noch in den Briefen — zu erfahren ist. Nietzsches Kritik des französischen Naturalismus gewinnt an lebendiger, historischer Tiefe, erst wenn man auch seine fast durchweg zustimmenden Glossen, Anstreichungen und Unterstreichungen in den Kapiteln kennenlernt, welche Brunetière Gustave Flaubert, den beiden Goncourt, Emile Zola und dem englischen Naturalismus gewidmet hat. 5 Nach alldem verstehen wir, was Nietzsche meint, wenn er seinem Freund Peter Gast am 6. Dezember 1885 schreibt: „Erwägen Sie recht den schönen Begriff Nizza (der Name ist griechisch und spielt auf einen S i e g an) — es ist,Cosmopolis', wenn es eins in Europa giebt! Man ist dem f e i n e n französischen Geiste näher (ein neuer Band psychologie contemporaine von Paul Bourget liegt neben mir) und doch wieder nicht ζ u nahe". 6

5

Von Ferdinand Brunetière las Nietzsche später auch die Études critiques sur l'histoire de la littérature française, dritte Reihe, Paris 1887. Aus dieser Quelle schöpfte Nietzsche für die Abfassung der Fragmente 9[I8Z. 183. 184] in Band VIH 2 (Herbst 1887). Nietzsche waren so gut wie alle bedeutenden Kritiker des ausgehenden französischen neunzehnten Jahrhunderts bekannt, also außer den schon erwähnten Renan, Taine, Brunetière und Bourget: Paul Albert, Louis Desprez, Eugène Fromentin, Bérard-Varagnac, Emile Gebhart, Jules Lemaître, Emile Montégut, Edmond Scherer. Werke dieser Autoren sind uns in seiner nachgelassenen Bibliothek erhalten; sie enthalten fast alle Lesespuren wie AnStreichungen, Unterstreichungen und Randbemerkungen.

6

Vgl. dazu VII 3, 28152].

vin

Vorwort

3. Andere wichtige Gesprächspartner Nietzsches aus dieser Zeit sind: Richard Avenarius 7 , Francis Galton, sowie auch Gustav Teichmüller, Afrikan Spir, Maximilian Drossbach, William Henry Rolph; die Lektüre dieser Autoren wird im Apparat nachgewiesen. Unter einem anderen Gesichtspunkt sind jedoch Nietzsches Exzerpte von ganz besonderem Interesse: Sie eröffnen uns einen unerwarteten Zugang in die Entstehung mancher seiner Texte. Hier nur einen Beleg: Aus Astolphe de Custine, Le monde comme il est, Paris 1835, Bd. 2., S. 281 f. exzerpiert Nietzsche: 2¡[91], VII 2, S. 28. Frühjahr 1884 „L'effet ordinaire du désespoir est de rendre l'énergie à ceux, qui sont témoins de cette maladie morale"

Dieses psychologische Aperçu beeindruckt Nietzsche so sehr, daß er es einige Monate später in seine dichterischen Versuche und in seine Aufzeichnungen zum Zarathustra einarbeitet: 2S/9Ì. VII 3, S. 9. Herbst 1884 du Verzweifelnder! Weißt du auch, — wie viel Muth machst du denen, die dir zuschaun 28(22], VII 3, S. I f . Herbst 1884 ihr Verzweifelnden! wie viel Muth macht ihr denen, die euch zuschauen! 29/jj. VII 3, S. 45. Herbst 1884-Anfang

1885

— ihr Verzweifelnden! Wie viel Muth macht ihr denen, die euch zuschauen! 31I48]. VII 3, S. 96. Winter 1884-8jmacht ihr allen denen, die euch zureden! - ihr Verzweifelnden, wie viel Muth

7

Vgl. die erst in diesem Band nachgewiesenen Exzerpte aus Richard Avenarius, Philosophie als Denken der Welt gemäss dem Princip des kleinsten Kraftmasses. Prolegomena zu einer Kritik der reinen Erfahrung, Leipzig 1876: VII 1, 24Í9- 10. 13].

Vorwort

IX

Endgültige Verwendung gleichsam als verstecktes Zitat fand das Exzerpt aus Custines Roman im vierten Zarathustra selbst: Also sprach Zarathustra, IV. Teil. Die Begrüssung. VI i, S. 343 . . . Aber ihr errathet nicht, w a s mein Herz muthwillig macht: — — ihr selber thut es und euer Anblick,vergebt es mir! Jeder nämlich wird muthig, der einem Verzweifelnden zuschaut. Einem Verzweifelnden zuzusprechen — dazu dünkt sich Jeder stark genug.

Ein solcher Einblick in die Textgeschichte von Nietzsches Werken muß Folgen haben. Der Text wird allerdings dadurch nicht in eine letzten Endes nicht gänzlich erschließbare Reihe von Quellen aufgelöst, sondern wir werden daran erinnert, daß sich in Nietzsche eine vielfache philosophische und literarische Tradition exemplarisch verdichtet. 4. Dieser abschließende Band des Nachberichts enthält die versprochenen Ergänzungen, Nachträge und Berichtigungen zu Abteilung VII, sowie auch zusätzliche, später erschlossene Zitatnachweise und Konkordanzen zum ersten Halbband. Das Namenregister ist Jörg Salaquarda und Federico Gerratana zu verdanken. Die 3 z Faksimiles aus Nietzsches Manuskripten sollen der Veranschaulichung besonders schwieriger Entzifferungsprobleme dienen, sie werden dank dem freundlichen und großzügigen Entgegenkommen der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar veröffentlicht. Auf alle im Vorwort zum ersten Halbband erwähnten Institutionen und Personen sei auch an dieser Stelle mit Dankbarkeit ausdrücklich hingewiesen. Die Liste der Freunde und Leser der Ausgabe, welche mit ihren Informationen geholfen haben, soll hiermit durch die Namen von Johann Drumbl (Avenarius-Zitate), Rüdiger Schmidt (Drossbach-Zitate) und Henning Winzer dankbar ergänzt werden.

χ

Vorwort

Die philosophische Fakultät in Pisa beweist mir jetzt das gleiche verständnisvolle Entgegenkommen wie früher die pädagogische in Florenz: beiden Fakultäten sage ich dafür meinen Dank. Zum Schluß gilt mein ganz besonderer Dank der Stiftung Volkswagenwerk, die durch ihre großzügige Unterstützung meine Arbeit ermöglicht hat und weiterhin fördert. Wissenschaftskolleg zu Berlin, Anfang November 1985

Mazzino Montinari

1. Grundsätze der Edition

Der zweite und dritte Band der siebenten Abteilung von Nietzsches Werken enthalten die nachgelassenen Fragmente aus der Zeit vom Frühjahr 1884 bis Herbst 1885. Diese sind in 21 Handschriften 1 , und zwar 1 1 größeren Heften, 3 Notizbüchern, 4 Mappen loser Blätter, überliefert, die alle im Weimarer Goetheund Schiller-Archiv aufbewahrt werden. Die Handschriften werden in der ihrer Entstehungszeit entsprechenden Folge veröffentlicht. Jede einzelne Seite einer Handschrift wird entweder nach der von Nietzsche selbst vorgenommenen Anordnung der Seiten wiedergegeben oder nach derjenigen Reihenfolge der Seiten, die man mit Sicherheit aus seinen Gewohnheiten beim Niederschreiben erschließen kann (z.B. in den Heften von hinten nach vorne zu schreiben). Beim Fehlen dieser Anhaltspunkte gilt die archivarische Seitennumerierung. Der Grundsatz, daß die Handschriften einzeln veröffentlicht werden, wird zugunsten der zeitlichen Abfolge eingeschränkt, wenn eine Handschrift Schichten aus verschiedenen Zeiten enthält. In diesem Falle werden die einzelnen Schichten getrennt veröffentlicht. Ausgeschlossen wurden Briefentwürfe und -dispositionen, Notizen und Bemerkungen von äußerlichem und zufälligem Inhalt, z.B. Andeutungen finanzieller Fragen, Berechnungen, Notizen über Preise, Reisen, Spazierwege, Besuche und dergleichen.2 Von den Vorstufen und den Vorarbeiten zu allem, was sich in den von Nietzsche selbst veröffentlichten Werken oder auch im Nachlaß in einer ausgearbeiteten Form überhaupt vorfindet, wurden diejenigen ausgeschlossen, die sich von der späteren Fassung rein formal unterscheiden; sie sind aber alle im kritischen Apparat verzeichnet und ausgewertet. Rechtschreibung und Interpunktion der Handschriften sind möglichst 1

2

Sie werden in den Überschriften des Nachlaßtextes und im Nacbbericbt mit den Signaturen von Hans-Joachim Mette, Sachlicher Vorbericht zur Gesamtausgabe der Werke Friedrich Nietzsches, (Bd. 1, XXXIff.), Beck, München 1933, angeführt. Die restlose Auswertung dieses Materials bleibt der Kritischen Gesamtausgabe von Nietzsches Briefwechsel vorbehalten.

4

Grundsätze der Edition

beibehalten. Eingriffe beschränkten sich somit auf die Beseitigung der offensichtlichen Schreibfehler und auf die Verbesserung mangelhafter sinnstörender Interpunktion. Über diese Eingriffe legt der Apparat, bzw. die Vorbemerkung zum Apparat, Rechenschaft ab. Die durchgängige Numerierung der Manuskripte bzw. ihrer Schichten stammt von den Herausgebern; sie wird innerhalb einer jeden Abteilung für die entsprechenden Gruppen von Nachlaßfragmenten jedesmal neu vorgenommen. Jedes Manuskript, bzw. jede Schicht eines Manuskripts, ist mit einer Zahl versehen, welche der chronologischen Anordnung entspricht; die Fragmente innerhalb eines Manuskripts, bzw. der Schicht eines Manuskripts, sind ebenfalls durchgängig numeriert, so daß sich neben der Zahl zur Bezeichnung des Manuskripts, bzw. der Schicht eines Manuskripts, eine andere Zahl in eckigen Klammern befindet, die auf die jeweils feststellbare Reihenfolge der Fragmente im Manuskript, bzw. in der Schicht eines Manuskripts, hinweist. Von Nietzsche nur einmal unterstrichene Worte werden gesperrt, zweimal oder mehrmals unterstrichene halbfett gesetzt. Spitze Klammern ( ) werden da angewendet, wo sie die vom Text benötigten Ergänzungen der Herausgeber bezeichnen sollen, deren Wortlaut nicht mit voller Sicherheit zu bestimmen oder deren Schreibweise (überhaupt oder bei Nietzsche) schwankend ist. Andernfalls wird auf Ergänzungen im kritischen Apparat hingewiesen. Eckige Klammern [ ] kennzeichnen im Nachlaßtext Überschriften der Herausgeber. Im Nachlaßtext wurden außerdem folgende Zeichen verwendet: [—] ein unlesbares Wort [ ] drei oder mehrere unlesbare Worte — — — unvollständiger Satz drei Gedankenstriche von Nietzsche im Manuskript [ + ] Lücke im Manuskript

2. Das Leben Friedrich Nietzsches von Anfang 1 8 8 4 bis Herbst 1885 Chronik

1884

Nizza, Januar—20. April „Diesen Winter, bis zu Neujahr, gieng es nun wieder zum Verzweifeln; und auch meine Gesundheit war vom Schlimmsten, so wie einmal in Basel" (an Gast, i . Februar). „Ewig Erbrechen, Schlaflosigkeit, schwermiithige Gedanken über die alten Dinge" (an Mutter und Schwester, 25. Dezember 1883). Ab Anfang Januar bessert sich Ns 1 Zustand: „Die letzten zwei Wochen waren die glücklichsten meines Lebens — schreibt Ν zur Vollendung des 3. Teils von Also sprach Zarathustra — : ich bin nie mit solchen Segeln über ein solches Meer gefahren; und der ungeheure Übermuth dieser g a n z e n Seefahrer-Geschichte, welche so lange dauert als Du mich kennst, 1870, kam auf seinen Gipfel" (an Overbeck, 25. Januar). Ν betrachtet den ganzen Zarathustra als vollendet. „Die Vollendung meines Zarathustra hat meiner Gesundheit s e h r w o h l gethan . . . das Nächste, was ich projektire, z u r E r h o 1 u η g! ist ein großer Front-Angriff auf a l l e Arten des j e t z i g e n deutschen Obscurantismus" (im selben Brief an Overbeck). Die „alten Dinge" werden anscheinend gerade in dieser Zeit durch Ns Schwester wieder aufgerührt: „ . . . es ist ihr jetzt das sechste Mal in zwei Jahren passirt, daß sie mitten hinein in meine höchsten und seligsten Gefühle . . . einen Brief hineingeworfen hat, der den niederträchtigsten Geruch des A l l z u m e n schlichen hat". „ Z u alledem maltraitirte mich meine Schwester nach wie vor mit Briefen, welche ich unter den Begriff ,Antisemitismus' fassen will". „Es ist wirklich eine recht bösartige Person geworden; ein Brief voll der giftigsten Verdächtigungen meines Charakters, den ich von ihr im Januar erhielt. . . hat mir nun hinreichend Klarheit gegeben — s i e m u ß f o r t n a c h P a r a g u a y " . So heißt es in Briefen an Overbeck und Peter Gast aus dieser Zeit. An die Schwester: „. . . von allen Bekanntschaften, die 1

Ν = Nietzsche

8

Chronik

ich gemacht habe, ist eine der werthvollsten und ergebnisreichsten die mit Lou. Erst seit diesem Verkehre war ich reif zu meinem Zarathustra. Ich habe diesen Verkehr D e i n e t w e g e n abkürzen müssen. Verzeihung wenn ich dies härter empfinde, als Du mir nachfühlen kannst. Lou ist das begabteste, nachdenkendste Geschöpf, das man sich denken kann, natürlich hat sie auch bedenkliche Eigenschaften. Auch ich habe solche. Indessen das S c h ö n e an bedenklichen Eigenschaften ist, daß sie zu denken geben, wie der Name sagt. Natürlich nur für Denker" (Januar/Februar 1884). An die Mutter: „Ich weiß nicht, was schlimmer ist, die grenzenlose dreiste Albernheit Lisbeths, einen Menschenkenner und Nierenprüfer wie mich über ζ Menschen belehren zu wollen, welche ich Zeit und Lust genug hatte, aus der nächsten Nähe zu studiren: oder die unverschämte Taktlosigkeit, Menschen unausgesetzt mit Schmutz vor mir zu bewerfen, mit denen ich doch jedenfalls ein wichtiges Theil meiner geistigen Entwicklung gemein habe und welche insofern mir 1 0 0 Male näher stehen als dieses alberne rachsüchtige Geschöpf" (Januar/Februar 1884). An Overbeck: „Ich bin nach jedem Brief empört gewesen, über die schmutzig verleumderische Art, in der meine Schwester von Frl. Salomé redet. Es mag sich gegen das Mädchen einwenden lassen, was man will — und gewiß anderes als meine Schwester thut — aber dabei bleibt übrig, daß ich kein begabteres, nachdenkenderes Geschöpf gefunden habe. Und obwohl wir nie übereinstimmten, ebenso wie es zwischen Rèe und mir stand, so waren wir doch beide nach jeder halben Stunde Zusammensein glücklich über die Menge, die wir dabei gelernt hatten. Und nicht umsonst habe ich in diesen letzten 1 ζ Monaten meine höchste Leistung geleistet. G e w a r n t waren wir hinreichend voreinander: und so wenig wir uns liebten, so wenig war es doch nöthig, daß wir einen für uns und alle Welt im höchsten Sinne nützlichen Verkehr aufgaben. Etwas Ähnliches gilt für meinen Verkehr mit Rèe; ich weiß heute so gut wie vor sechs Jahren, wo seine Schwächen sind. — Aber er g e h ö r t als Denker in m e i n e Entwicklung, und seine Bahnen sind in einem

1884, Januar—März

9

gewissen Sinne m e i n e Erzeugnisse. Daß die Beiden sich gemein gegen mich benommen haben, ist wahr — aber ich hatte es ihnen vergeben, wie ich meiner Schwester schlimmeres Verhalten gegen mich vergeben hatte" (Januar/Februar 1884). Peter Gast an N: „Ja, dieser Zarathustra! er giebt Einem das Gefühl, als sollte man von ihm an die Zeit neu datiren. Man wird und muss Sie einst höher verehren als die asiatischen Religionsstifter, und hoffentlich auf weniger asiatische Art und Weise!" (2.9. Februar) Ν an Overbeck über diesen Brief Gasts: „Der Anfang seines Briefes handelt von meinem Zarathustra, in einer Manier, die Dich eher beunruhigen als befriedigen wird. Himmel! wer weiß, was auf mir liegt und was für Stärke ich brauche, um es mit mir selber auszuhalten! Ich weiß nicht, wie i c h gerade dazu komme — aber es ist möglich, daß mir z u m e r s t e n M a l e der Gedanke gekommen ist, der die Geschichte der Menschheit in zwei Hälften spaltet. Dieser Zarathustra ist nichts als eine Vorrede, Vorhalle — ich habe mir selber Muth machen müssen, da mir von überall her nur die Entmuthigung kam: Muth zum T r a g e n jenes Gedankens! Denn ich bin noch weit davon entfernt, ihn aussprechen und darstellen zu können. I s t e r w a h r oder vielmehr: wird er als wahr geglaubt — so ändert und dreht sich A l l e s , und a l l e bisherigen Werthe sind entwerthet. — V o n d i e s e m S a c h v e r h a l t hat Köselitz eine Ahnung, einen Vor-Geruch" (8. März). Nach wiederholten Besuchen und Gesprächen nimmt Josef Paneth Abschied von Ν (z6. März). Die Berichte, welche Paneth in Briefen an seine Braut Sofie Schwab und deren Onkel Salomon Schwab über die Begegnungen mit Ν schrieb, sind bis heute nur unvollständig bekannt. 2 Wegen ihrer biographischen Bedeutung werden sie hier im ganzen wiedergegeben.

2

Nach dem Tode ihres Mannes stellte Sofie Paneth eine Abschrift der N-Stellen aus jenen Briefen Elisabeth Förster-Nietzsche zur Verfügung. Diese veröffentlichte sie, allerdings mit einigen Änderungen des Textes und Auslassungen in der ersten Auflage von: Das Leben Friedrich Nietzsches, Band II/z, Leipzig

10

Chronik

Villefranche bei Nizza i j . XII. 1883 Das Ereignis des gestrigen Tages war, daß ich beim Eintritt ins Laboratorium auf meinem Tisch eine Karte fand: „Prof. D r Nietzsche" und darauf mit Bleistift geschrieben, wo er in Nizza wohnt.3 Aus meinem letzten Brief wirst Du wohl ersehen haben, daß er hier herum „spukte", und daß ich mich auf der Post und sonst angelegentlichst nach ihm erkundigt hatte. Nun scheint man ihm das auf der Post gesagt zu haben, und er war so liebenswürdig, mir seinen ersten Besuch zu machen, den ich natürlich morgen oder übermorgen erwidern werde; ich bin begreiflicherweise schon sehr gespannt darauf, ihn kennen zu lernen, und er scheint ja, da er sogar zu mir gekommen ist und mir seine Adresse hinterlassen hat, gar nicht so unnahbar zu sein. 17.

XII. Nachmittags fuhr ich nach Nizza Ich suchte dann Nietzsche auf, war zweimal bei ihm und wartete auf ihn, umsonst, so daß mir nichts übrig blieb, als meine Karte zurück zu lassen und ihn um Bestimmung von Ort und Zeit einer Zusammenkunft zu bitten. Sein Zimmerchen ist kalt und unfreundlich und gewiß nicht mit Rücksicht auf Bequemlichkeit sondern auf Billigkeit gewählt worden; es hat nicht einmal einen Ofen, keinen Teppich und sieht gar nicht hübsch aus, und es war eine eisige Kälte darin, während ich dort war. Mir fiel das schwer aufs Herz; er ist

1904. Kurz darauf wurde auch der Bericht aus dem Brief an Salomon Schwab ausfindig gemacht und so in die zweite Auflage (190;) von Band 11/2. der Biographie aufgenommen (wiederum nicht ohne Änderungen und Auslassungen). Um aber diesen Bericht aufnehmen zu können, ließ Elisabeth Förster-Nietzsche (im Einvernehmen mit Sofie Paneth) größere Teile der Auszüge aus den Briefen an Sofie Paneth herausnehmen, um nicht die Seitenzahlen, d. h. die Paginierung der zweiten Auflage weitgehend ändern zu müssen. Unsere Vorlage bilden die Abschriften, welche Sofie Paneth nach 'Weimar geschickt hatte und die heute im Goethe- und Schiller-Archiv aufbewahrt werden. Zu Josef Paneth und dem Wiener Kreis von Nietzsche-Verehrern vgl. Aldo Venturelli, Nietzsche in der Berggasse 19, Nietzsche-Studien 13 (1984), S. 448—480. Über die frühen Beziehungen Ns zu seinen Wiener Verehrern gab 1969 Nachricht: KGW IV 4, S. 3 6 f f . 3

Rue Ségurane (nicht Ségurance, wie irrtümlich bisher alle Ausgaben der Briefe Ns und leider auch KGB III 1) 38".

1883, Dezember

11

auch leidend, wie mir seine Hausfrau sagte. Ein so vorzüglicher, ganz ungewöhnlicher Mensch und so schlecht aufgehoben. 2.6.

XII.

Dann fuhr ich nach Nizza und suchte Nietzsche auf, den ich nach getroffener Verabredung endlich traf. Er wohnt jetzt 4 sehr hübsch und behaglich und sein Leiden ist auch ganz anderer Art als ich vermuthete, er ist wohl hauptsächlich Magen- und Kopfleidend, durch Überarbeitung. Das ist wohl sehr schlimm, aber doch nicht so arg. Er war ungemein freundlich, es ist auch nicht eine Spur von falschem Pathos oder Profetenthum in ihm wie ich nach dem letzten Werke wohl befürchtet hatte, vielmehr gibt er sich sehr harmlos und natürlich, und wir fiengen ein ganz banales Gespräch an über Klima, Wohnung u. dergl., wobei ich ihm meine Verhältnisse auch auseinandersetzte, da ich in diesen Dingen gern zunächst Klarheit habe. Dann sprachen wir von verschiedenen Leuten in Rom. Dabei zeigte sich, daß wir ja, wie ich aus seinen Schriften längst wusste, in vielen Dingen, vor allem in religiösen Fragen auf dem gleichen Standpunkte stehen, auch sonst ziemlich gleich skeptisch sind. Und dann erzählte er mir, aber ohne die mindeste Affectation und Selbstbewusstsein, daß er sich immer als Träger einer Aufgabe fühle und nun, soweit es ihm seine Augen gestatten, das, was in ihm sei, ausarbeiten wolle. Denke Dir nur, der Mann lebt halb blind, ganz allein, er kann abends nie etwas machen. Dann trank ich eine Tasse Thee bei ihm. Dann giengen wir zusammen auf den Bahnhof. Er hat den Gedanken, die Menschen durch moralische Einflüsse zu bilden und zu modeln, eigentlich aufgegeben und hofft nur etwas von Physischem, Nahrung und dergl., leider konnte ich ihm auch darin nicht beistimmen. So kamen wir auf den G a 1t ο η zu sprechen; dann erzählte er allerlei von sich selbst, daß er seine Professur aufgegeben habe, daß er auch musikalisch bis zu jedem Grade sei, bis zum Componieren, aber wegen seiner Nerven das nicht thun dürfe. Dann erzählte er mir von Richard Wagner, dem er ungemein nahe stand, und von dem er sich dann trennte, als jener fromm wurde und einmal von den Entzückungen sprach, in die ihn der Genuß des Abendmahls versetzte. Dann schimpften wir gemeinsam auf die jetzige frömmelnde

4

Vallon St. Philippe, Villa Mazzoleni, bei einer deutschen Mme Hendschel.

12

Chronik

Richtung so vieler, als deren Führer P a u l d e L a g a r d e erscheint. In den meisten Dingen standen wir, ohne es uns zu sagen, auf gemeinsamem Boden und das Gespräch gieng flott von Statten. Vielleicht das beste Zeichen dafür war, daß wir es beide ruhig auf Momente stocken Hessen, wenn wir nichts zu sagen hatten. An seinem ganzen Benehmen merkte ich, wie wohl es ihm that, eine theilnehmende Seele zu finden nach aller Vereinsamung. Zum Schluß sprach er die Hoffnung aus, daß wir gute Freunde bleiben würden wie wir es seien und bedauerte einmal über das andere, daß wir uns nicht früher kennengelernt hätten. Nun kommt gewiß von der Freundlichkeit sehr viel auf Rechnung davon, daß er ja ohne Freundschaft und vor allem ohne jede Anerkennung durch die Welt gegangen ist, aber ich glaube, es bleibt doch noch ein Rest, den ich auf mich persönlich beziehen kann. Auch schenkte er mir seine Photographie. Du würdest wahrscheinlich über sein Äusseres ebenso wie ich erstaunen, es hat gar nichts Schwärmerisches und Gesuchtes. Er hat eine ungemein klare und hohe Stirne, schlichtes, braunes Haar, verschleierte, tiefliegende Augen, wie es seiner Halbblindheit entspricht, buschige Augenbrauen, ein ziemlich volles Gesicht und einen mächtigen Schnurrbart, sonst glatt rasiert. Er sagte mir noch, er würde später in verschiedenen Städten öffentliche Vorträge halten. Auch sprachen wir viel von Sicilien und Italien. Dann auch einiges über die Art und Weise seiner Production, wobei wir übereinstimmten, daß das unbewusste Leben jedes Menschen so viel, unendlich viel reicher und wichtiger sei als das bewusste. Kurz, es wurden eine Menge Fragen berührt, und in allen fand sich viel principielle Übereinstimmung, ohne daß wir es erst eigentlich erwähnten. — Ein Urtheil über den Menschen als solchen darfst Du natürlich von mir heute noch nicht erwarten, dazu muß ich mir den Eindruck, den er mir gemacht hat, erst sich organisieren und auskrystallisieren lassen. — Ich bin jetzt nicht klar, ob ich ihn von selbst wieder aufsuchen soll, was ich natürlich am liebsten möchte, oder warten soll, bis er wieder ein Lebenszeichen von sich gibt, oder ihm eventuell schreiben soll, daß ich das thun will. Denn es kommt mir zudringlich vor, ihm seine Zeit zu nehmen, von der er, soweit sie ihn leistungsfähig trifft, ja offenbar immer den intensivsten Nutzen zu ziehen gewohnt ist. Und so werde ich mich wahrscheinlich zu dem letzteren entschließen und ihm schreiben, daß ich auf ein Wort von ihm warte, um mich wieder zu ihm zu begeben, vielleicht abends, wo er doch nichts arbeiten kann.

1883, Dezember-1884, Januar

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3.1. Vormittags holte mich Nietzsche zu einem Spaziergang ab, wir waren sechs Stunden beisammen, er speiste bei mir. Was wir sprachen, habe ich ausführlich an O(nkel) S(alomon) geschrieben (16 Seiten!). 3. I. 1884 (an Salomon Schwab) Nietzsche kam, um mich zu einem Spaziergang abzuholen und erzählte zunächst von Wohnungsfatalitäten, die er gehabt hatte5. Dabei erwähnte er, wie unausstehlich Nizza sei, weil es dort nur zweierlei gebe: Leute, die sich ausbeuten liessen und solche, die von ihnen lebten. Auf Schopenhauer kam dann die Rede. Es sei ein Jammer, daß er keine Entwickelung gehabt habe, sondern mit 2.6 Jahren stehen geblieben sei; das sei aus einer Einbildung geschehen, ein Genie sei etwas Fertiges. Und Schopenhauer sei im Moralischen auf einer so unreifen Stufe, daß man sich schämen müsse, mit ihm eine Zeitlang gegangen zu sein. Er sei völlig unhistorisch. Es gäbe Anhänger Schopenhauers, die darin über ihn hinausgiengen; freilich seien die unglücklich. Einer habe sich an ihn gewendet, er wolle mit ihm die griechischen Inseln bereisen und ein Hirtenleben führen. „Dem war wohl kalt, er suchte in mir einen Ofen." Ich übergehe Alles, was ich sagte als objectiv gleichgiltig. Wir kamen dann auf Dichter zu reden, dabei sagte er, er glaube in sich dichterische Kräfte bis zu jedem Grade zu haben; er habe sie so lange zurückgedrängt, daß er jetzt nur die Schleusen zu öffnen brauche. Eine Bestätigung dafür sehe er darin, was für hohe Ansprüche er jetzt stelle. Aber solche Einbildungen entstünden, wenn man allein lebe. Faust sei gar nicht das Drama der Erkenntniß, die Faust'sche Stimmung ja gar nicht die eines nach Erkenntniß Strebenden, sondern die eines Menschen, der in der Wissenschaft nur Formeln suche, um seine Schüler an der Nase herumzuführen; es sei ganz merkwürdig, daß man Faust noch immer als die Tragödie des Wissensdurstes ansehe. Zwischendurch sahen wir Wohnungen an und sprachen über die Gegenden, über Meeresansichten und dergleichen. Er wolle in diesem Winter den dritten Theil Zarathustra schreiben, wenn es gut ginge; aller-

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Er hatte die Villa Mazzoleni verlassen müssen, weil seine Hauswirtin (Mme Hendschel), der er „für Zimmer und Pension vorausbezahlt" hatte, „verschwinden mußte".

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dings das Schreiben selbst ginge rasch; er habe den ersten Theil in 10, den zweiten Theil in 14 Tagen geschrieben, wollte aber solche Zeiten nicht wieder durchmachen, es sei lebensgefährlich. Dann wolle er sich wieder seiner alten Art zu componieren zuwenden, Zarathustra seien nur die Propyläen zu einem zusammenhängenden philosophischen Werk. Er gebrauchte den Ausdruck, er habe den Zarathustra „gedichtet"; und was er noch zu sagen habe, das laste schwer auf ihm. Seine Werke seien immer ganz anders geworden als er sie intendine; man könne die Priesterin blos auf den Dreifuß setzen, was sie sage, bleibe ihr überlassen. Unterdessen waren wir wieder zu Hause angelangt und speisten zusammen. Nach Tische erzählte er von Richard Wagner, dessen Intimität er lange Zeit genossen hatte, wie sonst Niemand, von dem er sich losgesagt habe — „eine Trennung, an der man zu Grunde gehen kann, das Schwerste, was ich durchzumachen hatte." Wagner hätte mit Parsifal eine traurige Parodie seines Siegfried geschrieben; er sei ins Abendmahl gelaufen und hätte dabei seine „Entzückungen" gehabt. Er (Nietzsche) hätte früher den Versuch gemacht, Wagner von seiner christlich-germanischen, zu einer freien, allgemein-menschlichen, griechischen, dithyrambischen Auffassung (wie er es nannte) zu bekehren; er hätte sich trennen müssen, was Wagner schwer gekränkt hätte. Sie hätten zusammen vierhändig Nietzsches Compositionen gespielt. Sein Verhältniß zu Wagner liege in den Worten, deren Melodie W. bei seinem ersten Zusammentreffen spielte: „Weh, verwundet hat mich, der mich erweckt!" Wagner sei nicht so talentirt gewesen; das Hervorragendste an ihm war ein gewaltiger Wille, zu herrschen, die Menschen ganz zu besitzen; der habe Wagners Talent geschaffen. Ob nicht die ganze Schopenhauersche Lehre vom Genie zu modifizieren sei, ob nicht ein gewaltiger Wille in einem Menschenleben das vollbringen könne, was sonst die Arbeit von Generationen sei? Wagner sei ungemein misstrauisch gewesen, auch gegen sich; er arbeitete mit allen Mitteln, nur aus Misstrauen, um ja keinen Zuhörer loszulassen. Er habe gute Kapellmeister sehr geschätzt, für junge Componisten kein Interesse gehabt. Aber die Linie, in der sich Wagner bewegte, von schlechten Effectopern wie Rienzi, den er mit 26 Jahren schrieb, wo sonst Musiker bereits ihr Bestes leisten — während Wagner damals „noch nicht seine Seefahrt angetreten, geschweige denn sein Land entdeckt" hatte — zum Ring des Nibelungen sei ungeheuer und er habe alle Ansprüche gesteigert, an Componisten, Sänger, Maschinisten. Den Italienern bleibe das immer

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fremd, es sei für sie eine „fremde M u s i k " ; sie Hessen es nur aus Höflichkeit gelten. Die beste Oper neuerer Zeit sei Carmen; auch von Wiener Operetten B o c c a c ( c ) i o u.s.f. sprach Nietzsche günstig. Ich fragte ihn, woher sein Augenleiden stamme. Er habe schon früh an Kurzsichtigkeit gelitten und als Universitätsprofessor zehnmal mehr gearbeitet als gut gewesen sei. Er habe ι V2 Jahre mit einem Index zu einer philologischen Zeitschrift zugebracht, ohne jeden materiellen Erfolg, man wisse auch nicht, daß er von ihm sei; und dies nur, weil er Ritsehl, seinem Lehrer, versprochen hatte, Jemand zu finden, der diese Arbeit übernehme und Niemand fand ausser sich selbst. Die jetzige Gymnasialerziehung sei elend, sie löse das Problem, in 6 Jahren eine Sprache nicht zu lehren, da man doch englisch und französisch in 6 Monaten lernen könne. Und doch sei das Recept so einfach: erst der Hunger, dann die Ernährung. Aber wer von uns hatte damals Hunger? und wer nach Griechisch und Lateinisch? Es sei zum Lachen, nur gar so traurig. Das Wunderbarste sei ihm wie ein menschlicher Geist Fühlfäden ausstrecke, sich seine Nahrung suche, in Allem das sich Gemässe finde; wie man schliesslich nur sich selbst erlebe. Und Vieles liege in einem Menschen embryonisch, was erst später zum Durchbruch käme und wirke unbewusst. Er habe die Bücher gesehen, die er sich vor Jahren kaufte und die zu seinem damaligen Geisteszustand gar nicht passten und erst jetzt für ihn brauchbar und eine ihm gemässe Nahrung seien. Jeder Mensch hätte so viel mehr Möglichkeiten, vielleicht Möglichkeiten zu Großem als er verwirkliche; von der ihn umgebenden Atmosphäre hänge es ab, was sich davon entwickele. O b man nicht viel thun könne, wenn man jedem Menschen täglich eine muthige Viertelstunde verschaffte? Er besitze in hohem Grade die Fähigkeit bei geschlossenen Augen Bilder zu sehen, die sich rasch verwandelten und ungemein deutlich seien; körperliche Verstimmungen machten diese Bilder hässlich. Das sei ein Beweis für ein fortwährendes, rastloses Schaffen der Phantasie, wovon das Allerwenigste ins Bewusstsein komme. Er wolle einige Compositionen fertigbringen und hinterlassen als Ergänzung seiner Schriften. Denn er könne in Tönen manches sagen, was in Worten nicht auszusprechen sei. Wie er denn jetzt über seine Schrift gegen Strauss denke? fragte ich. Die sei sehr gut gewesen, man thue zwar solchen Dingen zu viel Ehre an, wenn man sie verneine und er schäme sich, gegen so etwas polemisiert zu haben und wäre nur dadurch getröstet, daß er eine ganze Richtung ge-

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troffen und gemeint habe. Es sei unglaublich, daß solch ein Buch so einen Erfolg haben konnte, noch dazu den Ruhm gut geschrieben zu sein, erringen konnte. Jetzt sei man übrigens darüber zur Tagesordnung übergegangen. In der jetzigen Überproduction und Überhastung, in der Verschlechterung der Sprache, in alledem sehe er Zeichen einer heranbrechenden Barbarei. Er glaube, die Griechen könnten noch in viel höherem Grade unsere Lehrmeister sein; was sei Piaton, vor dem Alle zitterten, wohin er kam, für eine Erscheinung selbst gegen Kant, mit seiner Neigung zum Mystizismus und seinen Connivenzen gegen Religion und Regierung. Daß es herrschende Naturen gebe von vorneherein und andere, die zum Gehorchen und nichts sonst da seien und daß es nur dann gut eingerichtet sei, wenn Macht und höhere Weisheit beisammen sind, das habe Piaton unübertrefflich eingesehen. Das Geschrei von der Gleichheit aller Menschen sei blödsinnig. Wir trennten uns dann mit dem Versprechen uns wiederzusehen. — Ich beschränke mich auf die genaue, wenn auch sehr gedrängte Wiedergabe von Nietzsches Äusserungen. Wir waren 6 Stunden in angeregtem Gespräch beisammen, Nietzsche schien sehr frisch und gar nicht müde. Alles was er sagte, war höchst einfach und sehr liebenswürdig vorgebracht. Sein Auftreten ist durchaus zwanglos und anspruchslos, ernst und würdig; für Humor ist er sehr empfänglich und ein Lächeln steht ihm sehr gut. Die Fotografie zeigt ihn zu kraftvoll und lässt seiner Stime nicht Gerechtigkeit widerfahren. Ich bitte Dich, dies nur wenig Leuten zu zeigen, jedenfalls nur solchen, die sich für N . interessiren, da mir nichts ferner liegt als N . für ein größeres Publicum zu interviewen. Eigentlich ist der Brief nur für Dich bestimmt.

25. I. 1884 Nachmittags hatte ich mich eben zur Arbeit gesetzt, da kam Nietzsche. Er war sehr freundlich, leider etwas unwohl, so daß wir in meinem Zimmer sassen und Thee tranken; er zog sich meinen Schlafrock an, und es war sehr gemüthlich. Wir sprachen mehr Persönliches und ich blicke nun schon etwas in ihn hinein. Den Zarathustra betrachtet er als sein Hauptwerk. Er ist jetzt mit dem dritten Theil fertig „es war eine gefahrvolle Segelfahrt"; es sei vielleicht das gotteslästerlichste Buch, das jemals erschienen ist, besonders schwer sei ihm geworden, die stetige Steigerung

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vom ersten Theil zum dritten Theil durchzuführen. Ich enthielt mich jeder Anmerkung. Zunächst will er als Erholung eine Schrift verfassen, die den deutschen Obscurantismus auf der ganzen Front angreife, ein Vorhaben, wozu ich ihm natürlich Glück wünschte. Dann erzählte er, daß er mit seiner philologischen Laufbahn ganz habe abbrechen müssen und daß ein Buch über antike Metrik unvollendet geblieben sei, worin er zu dem Schluß gekommen sei, daß der griechische Hexameter mit dem deutschen gar nicht gleichartig sei. Dann kamen wir auf Pessimismus und er sagte mir, er sei durch körperliche Schmerzen seinen Pessimismus los geworden, aus Trotz, um sich nicht vom Schmerz tyrannisieren zu lassen, aus Bosheit, aus Herrschsucht. Dann meinte er auch, daß uncivilisierte Menschen viel weniger körperlich empfindlich wären als wir und daß unsere Erziehung uns sehr überempfindlich mache, was ich ihm zugeben konnte: „Und meinen Sie nicht, daß, wenn man nach meiner Methode viel tanzte wie die Griechen tanzten und das Lachen als Religion einführte, daß das dann gebessert würde?" worauf ich allerdings nur schweigen konnte. Ich fragte ihn dann, da er mir erzählt hatte, er hätte an der Leipziger Universitaet Vorlesungen über griechische Cultur halten wollen, ob er die nicht lieber schreiben wollte. Da meinte er, Vorlesungen könne er jetzt nicht mehr halten, seine Augen erlaubten ihm das nöthige Vorstudium nicht. Er wird lieber einzelne griechische Culturbilder als Beispiele zu seinem „Zukunftsmenschen" (im Zarathustra heißt es „Ubermensch") veröffentlichen, das wird besser sein. Wir kamen auf die Frage zu sprechen, ob man Bücher lateinisch oder deutsch drucken solle, und daß sich Bismarck für letzteres ausgesprochen habe. Da sagte Nietzsche, die sogenannte „deutsche" Schrift sei nichts als eine Verzerrung der lateinischen, von Bettelmönchen angewendet; und italienische Gelehrte der Renaissance hätten ganz bewusst und aus ästhetischen Gründen den Druckern jene Schrift vorgelegt, welche in den Schreibschulen des ι i t e n Jhrh. üblich war, als die schönste und das sei die sogenannte Lateinschrift. Die „deutsche" Schrift sei ebensowenig deutsch wie so vieles andere, was jetzt unter dem Titel vertheidigt wird. Auch sprach er von seinem Project, einen Kreis von angenehmen Menschen zu sammeln, verschiedenen Berufsclassen angehörig und mit diesen am Meeresufer ein ruhiges Dasein zu führen oder auf einer Insel.

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Dann verabredeten wir noch eine Zusammenkunft bei ihm für einen der nächsten Tage. 2 9. I. 84 Dann gieng ich zu Nietzsche. Nach einigen einleitenden Bemerkungen kamen wir auf den Antisemitismus. Ich fragte ihn, wieso er seine „Idyllen aus Messina" in einer Zeitschrift zur Bekämpfung des Judenthums habe erscheinen lassen. Die Zeitschrift hätte damals noch nicht den Charakter gehabt; sie sei im entgegengesetzten Sinne, im Sinne derer, die gute Europäer sein wollten, gegründet worden, und sie, sowie sein Verleger, seien erst später Antisemiten geworden. Ihm liege diese Feindseligkeit ganz ferne; er habe sich von Jugend auf von Race- und Religionsvorurtheilen frei zu halten gesucht. Er wünsche von mir zu wissen, was denn unter den Juden für Hoffnungen da wären? Worauf ich ihm sagte, daß ich, und die so wie ich dächten, gar nicht als Juden, als Race angesehen sein wollten, sondern jeder als Individuum; daß der Glaube an das auserwählte Volk mit dem Glauben an die fünf Bücher Mosis stehe und falle; daß es für das Judenthum nirgends eine Einheit, ein Centrum gäbe. Er wollte anfangs den Einfluß der Race vertheidigen, gab es aber dann auf und stimmte mit mir vollständig überein, daß es reine Racen nicht gäbe; am allerwenigsten hätten die Deutschen Anspruch darauf, eine solche zu sein. Wenn er sein projectiertes Buch gegen den modernen, deutschen Obscurantismus schriebe, so käme auch der Antisemitismus daran. Allmählig kam dann heraus, daß ihm im Lauf der letzten Zeit hart zugesetzt worden sei, sich dieser „Schweinerei", wie er sich ausdrückte, in die Arme zu werfen, daß seine Existenz davon bedroht gewesen sei. Man habe ihm das Leben damit schrecklich verbittert. Auch hätten sich einige Menschen jüdischer Abstammung schlecht gegen ihn benommen, das sei als Argument gegen die Race benützt worden. Ich unterliess natürlich nicht, darauf hinzuweisen, wie erst unsereinem das Leben damit verbittert wird. Er erzählte noch, sein Verleger habe sich als Antisemit einen „practischen Christen" genannt, und er, Nietzsche, ihm darauf geantwortet, er sei ein Practicus, aber kein practischer Christ; dann habe der Verleger behauptet, die socialistischen Arbeiter seien alle von den Juden beherrscht, und er, Nietzsche, ihm darauf erwidert, dann dürfe man den Juden nichts zu Leide thun, damit sie nicht die Arbeiter aufhetzten. Als wir so vom Einfluß der Nationalität sprachen, sagte er, der lasse sich

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nicht leugnen; ein Factum wie die französische Revolution liege im Blut jedes Franzosen. Er selbst sei Pole; sein Name heisse Niecki, der „Vernichter" „Nihilist", der „Geist, der stets verneint", was ihm Freude machte. Er werde auch noch häufig von Polen polnisch angesprochen, auf sein Gesicht hin, unlängst hätte ihm Einer dann gesagt „die Race ist noch da; aber das Herz hat sich abgewandt". Sein persönlicher Wunsch sei es, daß die Juden mit den besten und edelsten Familien aller Länder in Verbindung treten sollten und so ihre guten Eigenschaften übertragen, es sollten das überhaupt alle Nationen. Und dann sollten die Juden als einzige und beste Widerlegung eine Anzahl grosser Männer producieren; denn die, auf die man bis jetzt hinweisen könne, Heine, Lassalle, seien nicht rein genug. Semitismus als Schimpfwort zu gebrauchen, sei eine Frechheit; etwas so Schönes, wie die maurische Cultur Spaniens hätte es in Europa nicht wieder gegeben. Immerhin schien er zu erwarten, daß die Juden als Volk ein besonderes Ideal hätten und war etwas enttäuscht, als ich davon nichts wissen wollte und jede Ausnahmestellung ablehnte; die Wiederaufrichtung des Reiches Palästina mit Güte oder Gewalt verbat ich mir aufs Entschiedenste. — Ob die Juden die Käuflichkeit der Presse verschuldet hätten; er glaube, es liege in der natürlichen Entwickelung, daß sich ein M a r k t für die öffentliche Meinung bilde. — Ich erwähnte dann, daß die Juden, die so wie ich dächten, ihre jüdischen Traditionen ja verloren hätten; für mich sei das Factum, im Brücke'schen Laboratorium gewesen zu sein, mäßgebender als mein Judenthum. „Ja, aber diese von Allem losgelösten Geister" sagte er „sind gefährlich und verderblich." „Es sind die freien Geister in Ihrem Sinne." , J a , aber freie Geister sind gefährlich und verderblich". „Zunächst" sagte ich, „ist man wie man sein kann, nicht wie man sein sollte oder möchte; ist man einmal frei, so kann man sich nicht an einen Pfahl binden ohne Heuchelei. Dann bedeutet frei sein, nur frei sein von Traditionellem und Conventionellem; Jeder werde ja einsehen, welche Interessen und Mächte in ihm dauernd seien, diesen entsprechend werde er sich selbst binden und sich Gesetze geben. Wer freilich keine solchen Mächte in sich findet, dem ist nicht zu helfen, der verflattert. Und alles gilt vom Ethischen wie vom Intellektuellen. Und dann gehört zu einem freien Geist ein starker Wille zum Leben." Mit alledem war er ganz einverstanden. Er habe sich, sagte er, die Gabe erworben, Menschen zu errathen, zu durchschauen, ihre Seele zu erfragen, sie so genau zu kennen, daß er sie

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tödten könnte; das habe ihm Wagner zugestanden, der sich auf solche Sachen verstand. Und ebenso ergeht es ihm mit philosophischen Systemen, die ja doch nichts als Memoiren seien. Hinter dem Kant'schen System stecke eine moralische Mystik, eine Art Swedenborgianismus; um dafür Platz zu machen, hätte Kant den Verstand so beschränkt. Und Schopenhauer, der sein Siegel auf das drückte, was er mit 26 Jahren dachte! Ich sagte darauf, das Unglück sei gewesen, daß Schopenhauer so früh ein „System" geschrieben habe, er hätte lieber fortfahren sollen, kleine Abhandlungen zu schreiben, wie seine ersten. Und es sei mir wunderbar, wie für Sch., dem alles Menschliche so durchaus werthlos erscheint, doch das Allernichtigste, die Meinung der Mitwelt und der Nachruhm so großen Werth behält. „Ja, der hat alle möglichen Zeitungen durchstöbert, um eine Notiz über sich zu finden, und wenn sie dann ungünstig war, raste er. Die Neuzeit hat ihre Ansprüche an große Männer sehr herabgestimmt; das Alterthum hatte viele, nicht einmal ersten Ranges, die viel männlicher dachte; denn es ist ein Frage der Männlichkeit." Der Pessimismus sei überhaupt in Deutschland schlecht vertreten, viel besser in Frankreich. Am besten natürlich in Indien, wo überhaupt die Gesammtcultur viel höher stand als bei uns. Fragen, denen wir mühsam beim Volke Eingang verschaffen wollen, seien dort Gesammtgut gewesen. Und wir dürften nie daran vergessen, wie naheliegend die Gefahr sei, daß es wieder ganz dunkel werde. Der amerikanische Spiritismus und die „Heilsarmee", Christenthum mit Tanz bewiesen das. Ich sagte darauf, wir müssten auf das Voltaire'sche Motto „Ecrasez l'infâme" zurückgreifen. Wir kamen dann auf persönliche Schicksale, er erzählte, er sei hart mitgenommen worden, er hätte es auch besser gekannt, hätte Freunde besessen und verloren durch seine Vereinsamung; er hätte sich von Wagner losgemacht, das sei das Härteste gewesen, obwohl es nie ein böses Wort zwischen ihnen gegeben hätte. Und dann hätten ihm die Menschen noch seine Einsamkeit verbittert. Er habe aber durch seine Vereinsamung eine Concentration gewonnen, daß er Menschen durch ein Wort aufs Tiefste erschüttern könnte. Zarathustra sei schwer zu verstehen, müsse studiert werden; es sei so viel Didaktisches darin, er sei das Resultat seiner 14jährigen Entwicklung; aus allen Irrthümern und Fehltritten habe er Nutzen gezogen. Ich gab ihm zu, daß Zarathustra schwer zu verstehen sei und gab ihm dann eine kurze Analyse seiner übrigen Schriften, mit der

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er einverstanden war. (Meine Bemerkungen sind nur des Zusammenhangs wegen da). Die Antisemiten heuchelten nur, daß sie Christen seien, sagte er noch. Wir kamen noch auf die Frage zu sprechen, ob man nicht, wenn ein Wunsch tödten könnte, dies oft thun würde, um sich in den Besitz eines Gutes zu setzen, eine Frage, die Balzac aufwirft. Dort wird nämlich einem jungen Menschen der Antrag gestellt, er solle ein junges Mädchen heirathen, die gar nichts hat; man wird nachher ihren Bruder im Duell tödten lassen und sie wird zu Vermögen kommen. Nietzsche meinte, wenn Wünsche tödten könnten, so wäre kein Mensch sicher; und, fügte ich hinzu, wenn ein Wunsch einem selbst das Leben nehmen könnte, so würde niemand mehr leben, was er bestätigte. Es wäre einst nöthig gewesen, sagte ich, den Menschen die Schrecken des Todes zu mildern, jetzt wäre es fast nöthig, ihnen die Schrecken des Lebens geringer darzustellen. Es stecken viele Widersprüche in dem Nietzsche, aber er ist ein grundehrlicher Mensch und von der mächtigsten Kraft des Willens und Strebens. Er hat hart gerungen, sagte er, sich sein bischen Lebenslust und Freudigkeit zu bewahren; von seinem körperlichen Leiden abgesehen, sei es ihm oft sehr schlecht gegangen. Und er sei kein harter Mensch, er dürfe seinem Gefühl nicht viel zumuthen. Er empfahl mir dann die Schriften von Stendhal und wir schieden als sehr gute Freunde. 15. II. 84 Heute mittag kam Nietzsche zu mir. Er blieb aber nicht lange, sondern gieng sehr bald zurück, weil er einem Vortrag über Shakespeare anwohnen wollte. Ich hatte im Laboratorium zu thun, sonst wäre ich mit ihm gegangen, übrigens haben wir verabredet, daß ich ihn nächstens besuche. Das Gespräch drehte sich um persönliche Dinge. Nietzsche wünscht, von seinem Verleger loszukommen und fragte, ob ich Verbindungen mit Wiener Verlegern hätte; Du lieber Gott, wo soll ich die hernehmen? Dann kam er auf seine Zukunft zu sprechen und meinte, in 1 V z Jahren bekäme er keine Pension mehr von Basel, und was dann? Denn von dem Ertrag seiner Schriften könne ein Mensch nicht leben, der, wie er, die Form seiner Schriften, den Stil derselben so ernst nehme, und ihm sei diese Unabhängigkeit viel werth. O b ich nicht wüßte, was die „Neue

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Freie Presse" für ein Feuilleton bezahlt? Ich sass da und konnte gar nichts sagen — es ist sehr niederdrückend. Dann sprachen wir von Spiritismus und er erzählte, er hätte einmal in Leipzig einer Sitzung beigewohnt, wobei dasselbe Medium fungierte, dem Zöllner so aufgesessen ist, und offenbar sei alles die gröbste Taschenspielerei gewesen; er hat sich die Aussprache gewisser Consonanten seitens des Mediums gemerkt und diese dann in den Reden des Geistes wiedergefunden. Das Medium habe ein Kind dargestellt und ihm eine Hand durch einen Vorhang gezeigt, die er ergriff und sich dabei überzeugte, daß es die eines Erwachsenen gewesen sei; in einem Nebenzimmer, wo Feuererscheinungen vor sich giengen, fand er Stückchen Phosphor in Seide gewickelt. Es seien lauter gläubige Leute gewesen, die geschluchzt hätten, als sie die Stimmen von Freunden zu erkennen glaubten. Das brachte uns auf das Bedürfnis nach Glauben, nach Enthusiasmus, nach einer Erlösung von der fortwährenden Herrschaft der Vernunft, das den Menschen so tief sitzt und das wieder auf den Brief E.'s. Ich sagte ihm, was ich ihr antworten wolle, nämlich, daß eine solche Möglichkeit, alle schlechten Instincte, Herrschsucht, Grausamkeit, Haß, Unredlichkeit in Sachen der Vernunft, mit dem Schimmer der Heiligkeit zu umgeben, wie sie jede Religion bietet und bieten muß, eine zu grosse Verführung für die Mehrzahl der Menschen ist, die man ihnen lieber nicht bieten sollte — womit er einverstanden war. Auch sprachen wir von der Verwandtschaft des Genies mit dem Wahnsinn und von der Thatsache, daß so viele Geister ersten Ranges Epileptiker waren, Caesar, Napoléon, Muhammed, Paulus, Byron — wir versuchten, darüber eine Theorie aufzustellen, die einfach dahin geht, daß um grosse Wirkungen hervorzubringen, durchaus die gesammte Denkkraft eines Menschen von einem Ziel, also ähnlich einer Wahnidee beherrscht sein müsste. Ich meinte, das Goethe'sche Wort „es irrt der Mensch, so lang er strebt" liesse sich einfach umkehren, „der Mensch strebt nur, so lang er irrt". Dann nahm er sich den G a 11 ο η mit. Gleich als wir uns sahen, hatte er mir gesagt, er hätte eigentlich das Gefühl, als ob er jetzt wieder sprechen könnte; die ganze Zeit rede er wohl mit Allen in der Pension, aber er müsste so Vieles verschweigen, zuletzt sich selbst. Mir that sein Besuch aufrichtig wohl, ich war gerade etwas Laboratoriums müde und hatte das Bedürfnis nach einem allgemeineren freieren Gespräch.

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7. III. 1884 Gestern war ich in Nizza und bei Nietzsche, den ich zu Hause und sehr wohl und angeregt traf. Ich erzählte ihm, was Du mir geschrieben hast, von dem Feuilleton der „Neuen Freien Presse" und von dem Verein „Schiller", er lehnte aber nachdrücklich und energisch ab, sich um eine Pension zu bewerben, er wolle unabhängig sein und sein Leben nur sich selbst verdanken; er könnte ja, wenn er wollte, mit Leichtigkeit eine Verlängerung seiner Baseler Pension erwirken. Dann fragte ich, ob es ihm recht wäre, wenn ich bei Gelegenheit des Erscheinens des 3ten Theils Zarathustra etwas über ihn schriebe, nur, um auf ihn aufmerksam zu machen. Es würde ihm recht sein, meinte er, war aber durchaus nicht erbaut davon, so daß ich nicht weiss, ob ich es thun soll, da es mir entschieden unangenehm ist. Er hätte nie irgendwelche derartige Verbindungen angeknüpft und lebe ganz isoliert; er hätte eine „kleine und stille Gemeinde, aber Auserwählte, Gottfried Keller, Burckhardt, Overbeck." Er ist von seiner Mission völlig überzeugt und von seiner saecularen Bedeutung; in diesem Glauben ist er stark und gross, über alles Unglück, über seine körperlichen Leiden, über Armuth erhaben. Eine derartige Verachtung jedes äusseren Mittels zum Erfolge, eine derartige Freiheit von allem Cliqueund Reklamewesen ist imposant. Leider fehlt i ( h ) m in allen Stücken naturwissenschaftliche Bildung, so daß er immer bei den compliciertesten Phänomenen anfangen möchte und Mittel und Wege nicht sehr beachtet, sondern sich mit Zielen begnügt — so geht bei ihm leider mit so viel Schärfe und Klarheit im Einzelnen doch viel Unklarheit im Ganzen zusammen. Endlich thut ihm die Einsamkeit nicht gut; er kommt schliesslich dahin, wie er bezüglich des Zarathustra selbst sagte, seine Bücher für sich selbst zu schreiben, so daß nur er weiss, was Alles darin steckt. Dagegen ist für mich seine volle Freiheit und Reinheit von Religion eine wahre Erquickung. Und eine Erquickung ist es auch, wie er mit aller Macht Optimist ist, wie er sich bemüht, immer das Gute zu finden, das allem Unglück, allem Widrigen entspriesst, die Kräfte, die Quellen, die im Leiden entspringen. Wir sprachen dann ziemlich viel über das Thema meines letzten Briefes an Dich, über den Willen und das Selbstbewußtsein, kamen aber nicht viel weiter. Wir kamen überein, daß die Sprache noch gar nicht genug feine Ausdrücke habe, und daß man einstweilen noch grosse Umschreibungen machen müßte. Dann erwähnte er ein Factum, das Galton

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erzählt, daß nämlich Blödsinnige mitunter Schmerzen als etwas Angenehmes empfinden und aufsuchen, als etwas, das sie aus der Gleichgiltigkeit risse und daß einige mitunter grässliche Schmerzen sehr ruhig ertragen; er meinte, man komme vielleicht absteigend in der Thierreihe sehr bald auf einen Punkt, wo es nicht mehr Lust und Schmerz, sondern nur noch Reiz gebe. Ich konnte das natürlich nicht gelten lassen. Er meinte, es sei wohlthätig, so zu denken, man könnte sich dann vorstellen, daß doch nicht so entsetzlich viel Leiden in der Welt vorhanden sei als es den Anschein habe. Das führte uns wieder auf Schopenhauer und Pessimismus und er sagte, der Pessimismus sei in der indischen Philosophie und dem Buddhismus ganz anders und unvergleichlich besser ausgedrückt als im Schopenhauer, er sei furchtbar naheliegend; was ich bestätigen und mit Beispielen belegen konnte. Der Schop.hr.'sche Pessimismus sei der Pessimismus eines jungen Menschen, nichts anderes. Wir kamen dann, ich weiss nicht in welchem Zusammenhange auf das Thema von Zarathustra zu sprechen. Er will nämlich eine verbesserte menschliche Cultur und Race schaffen, die er den „Übermenschen" nennt und meinte, er wäre in Bezug auf ethische Probleme, in Bezug auf die Frage, was gut und böse, so weit vorgeschritten und so skeptisch, daß er es gar nicht sagen könnte, man würde erschrecken; man könne sich einen Standpunkt und Ziele denken, wobei man seine guten Regungen, sein Mitleid unterdrücken müsste, einem höheren Zweck zu Liebe. Ich hatte immer nur den Einwand, daß ja niemand da sei, der über Menschen so herrschen dürfe wie ein Rinderzüchter über seine Rinder, und daß dieser Zweck nicht zu definieren sei. Er meinte, man müßte vielleicht grausam sein, man müßte, um einige wenige ganz hervorragende Menschen und Zeiten zu erschaffen, vielleicht alles andere unterdrücken. Ich machte den Einwand, daß es nicht möglich sei, hervorragende Menschen und Zeiten zu erziehen und zu erschaffen. J a , meinte er, aber diese Fragen und Probleme könnten vielleicht schon in allernächster Zeit greifbar herantreten. J a , meinte ich, man sollte doch nur definieren, wohin das alles tendierte, ob es sich vielleicht darum handelte, die möglichst grosse Summe von Glück zu erzeugen. Da meinte er, es sei schon ein Zeichen einer schwächlichen Zeit, nach Lust oder Unlust zu streben, die kräftige, vorwärts strebende Zeit lebt blos nach Zwecken, das sei überhaupt das Ursprüngliche. Hier musste er aber sofort zugeben, daß das ganze Thierreich und alle niedrig stehenden Menschen, die ganze, grosse Horde der Menschheit,

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denen man doch Ursprünglichkeit nicht absprechen könnte, ausschliesslich für Lust und gegen Unlust lebten und strebten, während für einen Zweck leben schon etwas sehr Hohes sei; allerdings, wer einmal für einen Zweck lebte, der thue es dann nicht um der mit diesem Zweck verbundenen Lust oder Unlust willen, sondern weil ihm sonst sein Leben werthlos und nichtig erscheine. Das gab er zu und meinte, letzteres habe eine besondere Geltung für ihn; denn er hätte, wenn er seine Schmerzen und unglücklichen Stunden zusammenaddieren wollte, hundertmal Ursache gehabt, sein Leben zu verneinen. — Wir sprachen dann lange und vergnüglich von der neuen französischen, sogenannten „naturalistischen" Schule. Wir stimmten völlig überein, und ich freute mich, daß er auch die Fälschung erkannte, die darin liegt, wenn jene Leute sich einbilden, „naturwissenschaftlich" das Leben zu betrachten, während sie doch mit allem Greulichen und Scheußlichen, das sie schildern, immer nur auf den Effekt arbeiten, und wenn sie sich einbilden, objectiv zu sein, während sie durchaus subjectiv sind. So trennten wir uns denn und er versprach, mich nächstens wieder zu besuchen. Mir wird immer mehr klar, daß Nietzsche vorwiegend Gefühlsmensch ist. 2.6. III.

Vormittag war ich im Laboratorium und begann dann mit dem Einpacken, da kam Nietzsche. Er ist, wie er sagt, ziemlich leidend, mit seinen Augen geht es schlecht, und er war den grössten Theil der Zeit krank; er war auch anfangs nicht wohl, es besserte sich aber bald. Er brachte mir den Galton zurück, der ihn sehr interessiert hatte; da er noch nicht fertig war, bat ich ihn, das Buch zum Andenken zu behalten. Dann gieng ich mit ihm nach Nizza; wir sprachen eigentlich nicht viel Neues, sondern passierten so von selbst eine Anzahl Gegenstände, die wir schon besprochen hatten. Er sprach über den Zarathustra und sagte, man könne gar nicht ermessen, wie viele Möglichkeiten und Beziehungen darin lägen; aber wer würde denn heute sein Buch so lesen wie ein Gelehrter einen griechischen Autor. So sei es eigentlich ein Buch für ihn selbst; aber, wenn er sich damit zu allem Folgenden Muth geschrieben hätte, sei es schon gut. Ich hatte nämlich früher ihm gegenüber die Klangfarbe der Worte erwähnt und sodann gesagt, man hielte den Menschen für musikalisch,

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der sich von der Klangfarbe nicht irre machen Hesse, sondern immer dem Grundton folgte; so sei der Mensch ein logischer Kopf, der sich von der Klangfarbe der Worte nicht verführen Hesse, sondern immer direct auf ihre Hauptbedeutung losgienge. Das leuchtete ihm sehr ein, und er meinte, nachdem für jeden Menschen die Worte ihre eigene Klangfarbe hätten, könnte man gar nicht genug an ein specielles Publicum denken, und so seien Briefe, die sich nur an eine Person richteten, vielleicht die beste literarische Publication. Ich meinte aber, man dürfe in der Differenzierung nicht zu weit gehen, denn, was für einen Menschen am besten sei, sei vielleicht eben darum für alle Andern unbrauchbar. — Dann kamen wir wieder auf deutschen Stil zu sprechen und schimpften gemeinsam auf die Wagnerianer, die auch den Stil verderben und über die ganze neue romantische Richtung, über das Gemisch von Antisemitismus, Deutschthum und Frömmelei. Er sprach dann von Wagner und meinte, der hätte alle Schwankungen der allgemeinen Stimmung mitgemacht, sei aber immer um ein paar Jahre voraus gewesen. Als er bei ihm verkehrte, wäre von Christenthum nie anders als ironisch die Rede gewesen. So sei Wagner einer der ersten Anhänger Schopenhauers gewesen, dann Revolutionär, dann einer der ersten, sich für den deutschen Kaiser zu begeistern, dann christlich, dann Antisemit, alles so ziemlich in Übereinstimmung mit der herrschenden Strömung und dieser voraus. Er hätte sich auch für Bismarck begeistern wollen, das sei ihm aber nicht gelungen, er sei auf Bismarck eifersüchtig gewesen. Er bat mich dann, ihm meine Darstellung des Bewußtseins aufzuschreiben; er habe daran erkannt, daß ich darüber lange nachgedacht hätte, weil es mir gelungen sei, Ausdrücke zu finden. Ich versprach ihm natürlich, das aufzuschreiben und sagte nur, ich hätte allerdings lange darüber nachgedacht, es sei aber sehr schwer, sich klar auszudrücken und mir fehlten noch die Ausdrücke. Dann kamen wir auf die Deutschen im Allgemeinen zu sprechen und bemühten uns, ihre Eigenschaften festzustellen; sie seien erstens knechtisch durchaus, was auf der einen Seite als Lehenstreue, auf der andern als schlimmste Servilität (z.B. jetzt) zum Ausdruck käme. Sie seien stets geneigt, Fremdes zu bewundern und nachzuahmen und ihre Individualität aufzugeben; sie ertrügen die ärgsten Widersprüche zwischen Theorie und Praxis; und sie hätten sich in der Weltgeschichte einigemal als die hemmende Macht bewährt; so hätte Luther den Verfall der katholischen Kir-

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che aufgehalten, und so hätten die Deutschen den Napoléon verhindert, ein einiges Europa zu schaffen, womit der ganze leidige Nationalitätenspuk ein Ende gehabt hätte; aber sie hätten die Eigenschaft, alles gründlich durchzuleben, nicht blos den Schaum abzuschliirfen, und sie seien eine wuchtige Masse. Wir sprachen dann wieder einmal von Schopenhauer und wie in seiner Lehre so viel Mystik läge. Dann legten wir uns die Frage vor, warum denn alle pessimistischen Philosophen sich vor der einfachen Consequenz ihrer Lehre scheuten „gehe hin und hänge Dich auf", (Schopenh. hat seine Mystik nur erfunden, um dieser Consequenz zu entgehen) wir konnten aber keine Antwort finden. Ich erzählte ihm, in Marseille, als es noch griechische Colonie war, hätte jeder Bürger, der das Leben unerträglich fand, es dem Senat angezeigt; dieser prüfte die Gründe; fand er sie stichhaltig, so schickte er dem Betreffenden den Giftbecher; wo nicht, wurde ihm verboten, sich zu tödten. Ich erzählte ihm dann von meiner Arbeit und daß sie mir ja alles ergeben hat, was ich hätte erwarten können und daß ich jetzt verschiedene physiologische Pläne hätte. Dann erzählte er mir, daß er den Sommer in Va(l)lombrosa bei Florenz zubringen würde. S e m p e r , an dem wir vorüber giengen rief Nietzsche, den er mit einem andern gleichen Namens verwechselte, an; der Irrthum klärte sich auf, aber Semper zeigte seinen Neubau und erzählte Nietzsche dann eine Unmasse Baseler Verhältnisse. Dann gieng ich mit Nietzsche nach Nizza; ich erzählte ihm die Meynert'sche Hypothese von den Stimmungen; er gab mir verschiedene für gute und schlechte, die ich nicht vollständig verstand. Wir sprachen dann von modernen, deutschen Philosophen und ich beklagte, daß die Betreffenden alle so ganz vom practischen Leben und strenger Naturwissenschaft entfernt gewesen wären und niemals eine ordentliche Schule durchgemacht hätten; er meinte, sie seien bis auf Schopenhauer alle noch Theologen. Wir beneideten wieder einmal die Engländer, bei denen sich ganz unabhängige Leute, die weder ein Amt noch eine Professur bekleiden, wie Darwin und Galton, nur aus Liebe zur Sache irgend einem Gebiet widmeten. Dann trennten wir uns sehr herzlich; ich wünschte ihm und er mir alles Glück; ich versprach ihm, die Bewusstseinsgeschichte zu schicken, und er versprach, mir zu schreiben, damit wir doch wenigstens im Zusammenhang bleiben könnten. Es ist förmlich rührend, wie er sich bemüht, Muth und Kraft zu behalten bei seinen traurigen Verhältnissen, wie er sich alles dafür zurechtlegt; wie er sagt, kein

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Chronik

Mensch lebe für Lust und Unlust, sondern immer um eines Zweckes willen, der ihm erst das Leben lebenswerth mache, und wie er es als den größten Fehler Schopenhauers tadelt, daß bei ihm immer nur von Begehren, nie von Willen die Rede ist, von dem Willen, der auch zehn oder zwanzig Jahre lang auf ein Ziel losgienge. Wir kamen dann überein, daß der ganze Fehler Schopenhauers gewesen sei, ein richtiges psychologisches apperçu, vom Gegensatz des Willens und des Intellects vermöge eines colossalen Anthropomorphismus auf die ganze Welt zu übertragen. So schieden wir denn endlich. —

Resa von Schirnhofer, österreichische Studentin in Zürich, besucht Ν auf Veranlassung durch Malwida von Meysenbug (3. —13. April). „Mein Umgang in diesem Winter war durch die Gäste des Hauses, in dem ich wohne 6 , an die Hand gegeben. Ein alter preußischer General [Simon] mit seiner Tochter, in allen praktischen Dingen mein Rathgeber; eine alte amerikanische Pfarrerin, die mir täglich c. 2. Stunden aus dem Englischen übersetzt hat; neuerdings haben Albert Köchlin und Frau (Lörrach) sich äußerst liebenswürdig gegen mich benommen. Jetzt eben habe ich Besuch für 10 Tage etwa, von einer Züricher Studentin, was Du spaaßhaft finden wirst — es thut mir wohl, es beruhigt mich Etwas, nach den inneren ,großen Wellen' der letzten Monate. Sie ist befreundet mit — Irma von Regner-Bleileben; und zwischen ihr und Frl. Salomé scheint eine gegenseitige Verehrung stattzufinden; sie ist ebenfalls s e h r i n t i m mit der Gräfin Dönhoff und ihrer Mutter, natürlich auch mit Malvida: so daß es genug gemeinsame personalia giebt. Gestern besuchten wir zusammen ein spanisches Stiergefecht" (an Overbeck, 7. April). „Ich muß jetzt Schritt für Schritt durch eine ganze Reihe von Disciplinen hindurch, denn ich habe mich nunmehr entschlossen, die nächsten fünf Jahre zur Ausarbeitung meiner ,Philosophie' zu verwenden,

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Pension de Genève, petite rue St. Etienne.

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für welche ich mir, durch meinen Zarathustra, eine Vorhalle gebaut habe. Beim Durchlesen von ,Morgenröthe' und ,fröhlicher Wissenschaft' fand ich übrigens, daß darin fast keine Zeile steht, die nicht als Einleitung, Vorbereitung und Commentar zu genanntem Zarathustra dienen kann. Es ist eine T h a t s a c h e , daß ich den Commentar vor dem T e x t gemacht habe — — " (an Overbeck, im selben Brief). Am zo. April verläßt Ν Nizza.

Venedig, zi. April—12.

Juni

Ν in Venedig mit Peter Gast. „Mit meiner Gesundheit bin ich, wie es scheint, über den Berg. Die Winter werde ich in Nizza leben . . . Hier bin ich im Hause Köselitzens, in der Stille Venedigs und höre Musik, die vielfach selber eine Art idealisirtes Venedig ist" (an Overbeck, 30. April). An Malwida von Meysenbug: „Wer weiß wie viele Generationen erst vorüber gehen müssen, um einige Menschen hervorzubringen, die es in seiner ganzen Tiefe nachfühlen, w a s ich gethan habe! Und dann selbst noch macht mir der Gedanke Schrecken, was für Unberechtigte und gänzlich Ungeeignete sich einmal auf meine Autorität berufen werden. Aber das ist die Qual jedes großen Lehrers der Menschheit: er weiß, daß er, unter Umständen und Unfällen, der Menschheit zum Verhängniß werden k a n n , so gut als zum Segen. Nun, ich selber will Alles thun, um zum Mindesten keinem allzugroben Mißverständniß Vorschub zu leisten; und jetzt, nachdem ich mir diese Vorhalle meiner Philosophie gebaut habe, muß ich die Hand wieder anlegen und nicht müde werden, bis auch der Haupt-Bau fertig vor mir steht. Menschen, die nur die Sprache der Ambition verstehen, mögen mir nachsagen, daß ich nach der h ö c h s t e n K r o n e griffe, welche die Menschheit zu vergeben hat. Wohlan!" (Anfang Mai: dieser Brief, der heftige Vorwürfe gegen die Schwester, sowie auch anerkennende Worte über Lou von Salomé und Paul Rèe enthielt, wurde — wie Karl Schlechta nachgewiesen hat — von

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Elisabeth Nietzsche verfälscht und als ein an sie selber gerichteter Brief veröffentlicht). Josef Paneth heiratet; Ν schreibt ihm seine Glückwünsche und kündigt ihm die Zusendung des dritten Teils des Zarathustra an: „Betrachten Sie mich nunmehr wie Jemanden, der seine Fahne entrollt hat und keinen Zweifel über sich mehr übrig läßt. — Bemerken Sie aber wohl: mein Werk hat Z e i t —, und mit dem, was diese Gegenwart als i h r e Aufgabe zu lösen hat, will ich durchaus nicht verwechselt sein. Fünfzig Jahre später werden vielleicht Einigen (oder Einem: — es bedürfte Genie's d az u!) die Augen dafür aufgehn, w a s d u r c h m i c h g e t h a n i s t . Augenblicklich aber ist es nicht nur schwer, sondern durchaus unmöglich (nach den Gesetzen der Perspektive'), von mir öffentlich zu reden, ohne nicht grenzenlos hinter der Wahrheit zurückzubleiben" (Anfang/Mitte Mai). An Malwida von Meysenbug: „. . . eine komische Differenz zwischen uns. Nämlich: was mir an Rèe und später wiederum an Frl. Salomé interessant, j a h ö c h s t anz i e h e n d war, Das ist ganz allein ihre ,greuliche Denkweise'. Es sind im Grunde bisher die zwei einzigen Personnages gewesen, welche ich frei fand von dem, was ich, in Bezug auf das gute alte Europa, die ,moralische Tartüfferie' zu nennen pflege. Sie glauben nicht, wie viel ich im Verkehr mit solchen Naturen zu l e r n e n verstehe — und wie ich sie entbehre. Ich nannte Frl. Salomé einstmals in Tautenburg mein ,anatomisches Praeparat' — und mein Grimm gegen meine Schwester wird etwas von dem Grimm des Prof. Schiff an sich haben, dem man seinen Lieblings-Hund gestohlen hat" (Mitte Mai). An Overbeck: „Die Angelegenheit mit meinen Angehörigen muß ich mir vom Halse schaffen . . . So viel ich die Geschichte kenne, ist übrigens diese Art von Mißverhältniß bei Menschen meines Ranges etwas Regelmäßiges. Schlimm genug, daß ich jetzt begreife — endlich! muß ich sagen — wie fast alle meine sonst noch bestehenden Verhältnisse an einem irreparablen Grundfehler leiden und absurd geworden sind. — Zuletzt aber liegt meine eigentliche N o t h wo anders und nicht im Bewußtsein dieser Absurdität: eine Noth so groß und tief, daß ich

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immer frage, ob irgend ein Mensch schon so gelitten hat. Ja wer fühlt mir nach, was es heißt, mit jeder Faser seines Wesens fühlen, daß ,die Gewichte aller Dinge neu bestimmt werden müssen!' Daß d a r a u s mir im Handumdrehen auch jede leibliche Gefahr, Gefängniß und dergleichen, erwachsen kann, ist das Geringste daran; oder vielmehr, es würde mir wohlthun, wenn es erst so w e i t wäre. Ich will so Viel von mir, daß ich undankbar gegen das Beste bin, was ich schon gethan habe; und wenn ich es nicht so weit treibe, daß ganze Jahrtausende auf meinen Namen ihre höchsten Gelübde thun, so habe ich in meinen Augen Nichts erreicht. Einstweilen — habe ich auch noch nicht einen einzigen Jünger" (21. Mai). Gegen Mitte Juni verläßt Ν Venedig.

Basel, Val Piora, Zürich, 15. Juni—15. Juli Vom 15. Juni bis 2. Juli Ν in Basel bei dem Ehepaar Overbeck. Über diesen Basler Aufenthalt schreibt Johannes Volkelt: „Es war mir seltsam zumute, als der Dichter des Zarathustra mir als einfacher, natürlicher Mensch gegenübersaß und sich lebhaft teilnehmend nach meiner Stellung in Basel erkundigte. Bald kam das Gespräch auf die moralphilosophischen Erscheinungen der letzten Zeit. Als ich unter diesen auch Eduard v. Hartmanns Werk Die Phänomenologie des sittlichen Bewußtseins hervorhob, ging über seine Züge der Ausdruck intellektuellen Mißbehagens und er bog von dem Thema ab. Nicht lange darauf begegneten wir uns auf dem Münsterplatz und gingen dann eine lange Weile im Kreuzgange des Münsters in angeregtem Gespräche auf und ab. Wir waren sofort mitten in der Frage, ob wir ein Wissen von unseren eigenen Bewußtseinsvorgängen besitzen. Während ich den Standpunkt vertrat, daß es kein gewisseres Wissen gebe, als das von unserem Bewußtsein, verfocht Ν den äußersten Skeptizismus, indem er von verschiedenen Seiten das Oberflächenhafte, subjektiv Färbende, Perspektivische des Wissens von uns selbst zu erwei-

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sen bemüht war" 7 . Besuch bei Jacob Burckhardt: „Das Spaaßhafteste, was ich erlebte war J . Burckhardts Verlegenheit, mir etwas über den Zarathustra s a g e n z u m ü s s e n : er brachte nichts Anderes heraus als — ,ob ich es nicht auch einmal mit dem D r a m a versuchen wolle'." (an Peter Gast 25. Juli). „Basel, oder vielmehr mein Versuch, in alter ehemaliger Weise mit den Baslern an der Universität umzugehn — hat mich tief erschöpft. Eine solche Rolle und Verkleidung kostet jetzt meinem Stolze zu viel" (an Overbeck, 1 2 . Juli). Nach einigen Tagen in Val Piora bei Airolo, Ν in Zürich vom 1 2 . —15. Juli. Besuch von Resa von Schirnhofer, Bekanntschaft mit Meta von Salis (14. Juli).

Sils-Maria, 18. Juli—25. September Dritter Aufenthalt Ns in Sils-Maria. „Ich stecke mitten in meinen Problemen drin; meine Lehre, daß die Welt des Guten und Bösen nur eine scheinbare und perspektivische Welt ist, ist eine solche Neuerung, daß mir bisweilen dabei Hören und Sehen vergeht . . . Es sollte Jemanden geben, der für mich, wie man sagt, ,lebte' . . . Die Abende, wo ich ganz allein, im engen niedrigen Stübchen sitze, sind harte Bissen zum Kauen" (an Overbeck, 25. Juli). „Das Problem der ,düsteren Abende' ist noch nicht gelöst. . . . Es gab doch wieder Stunden . . . wo ein ungeheures Ganzes von Philosophie (und von Mehr als je Philosophie hieß!) sich vor meinen Blicken auseinander legt. Dies Mal, bei dieser gefährlichsten und schwersten ,Schwangerschaft', muß ich mir begünstigende Umstände zusammenholen und alle Sonnen mir leuchten machen, die ich noch kennen lernte" (an Overbeck, 1 8 . August). Um-

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J. Volkelt, Einiges über Nietzsche, „Dresdner Anzeiger", Wissenschaftliche Beilage, 17. April 1926; hier zitiert nach: Begegnungen mit Nietzsche, hg. von Sander L. Gilman unter Mitwirkung von Ingeborg Reichenbach, Bonn 1981, S. 485·

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gang mit Fräulein von Mansuroff „dame d'honneur der russischen Kaiserin" und „einer veritablen Schülerin Chopins", sowie mit Miss Emily Finn und Tochter, Thurneysen-Merians aus Basel, Sidney von Wöhrmann, Helen Zimmern. Besuch Resa von Schirnhofers in Begleitung von Clara Willdenow. Resa von Schirnhofer berichtet8: Nachdem Nietzsche anderthalb Tage krankheitshalber unsichtbar geblieben war, gingen Frl. Willdenow und ich des vormittags uns nach seinem Befinden zu erkundigen. Es hieß er fühle sich besser und möchte mich gerne sprechen. Während meine Begleiterin beim Eingang des kleinen an den Felsen angebauten Häuschens wartete, führte man mich über eine Stiege hinauf in eine kleine bescheidene Speisestube. Hier stand ich wartend beim Tisch, als sich die Türe rechts zum anstoßenden Zimmer öffnete und Nietzsche erschien. Er lehnte sich müde an den Pfosten der halbgeöffneten Türe hatte einen verstörten Ausdruck im bleichen Gesicht und fing sogleich an über die Unerträglichkeit seines Leidens zu reden. Er beschrieb mir wie er, sobald er die Augen schlösse, eine Fülle phantastischer Blumen sähe, die sich umschlingend und umrankend in fortwährendem Wachsen begriffen, an Formen und Farben wechselnd in exotischer Üppigkeit eine aus der anderen emporspriessten. „Nie habe ich Ruhe" so klagte er, Worte, die sich mir einprägten. Dann frug er mich plötzlich, seine großen, dunklen Augen angstvoll auf mich gerichtet in seiner weichen Stimme mit beunruhigender Eindringlichkeit: „Glauben Sie nicht, daß dieser Zustand ein Symptom beginnenden Wahnsinns sei? Mein Vater starb an einem Gehirnleiden." Tief bestürzt durch diese ganz unerwartet an mich gestellte Frage gingen mir allerlei Gedanken durch den Kopf und die Erinnerung an eine an Verfolgungswahn leidende Dame tauchte plötzlich auf, die mich früher mit einer ähnlichen Frage erschreckt hatte. Ich antwortete nicht sogleich und zum zweiten Mal stellte Nietzsche diese erschütternde Frage, was mir einen großen, kaum kontrollierbaren Angstzustand zu verraten schien. Ich war ratlos, fühlte aber, daß ich etwas Beruhigendes, wenn auch gegen meine intuitive Erfassung

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„Vom Menschen Nietzsche" (Aufzeichnung von 1937), abgedruckt in: Hans Lohberger, Friedrich Nietzsche und Resa von Schirnhofer, „Zeitschrift für philosophische Forschung" zz (1968) S. 443 f.

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der Situation sagen müsse und erklärte in bestimmter Weise: diese Erregungserscheinungen der Sehnerven seiner schwachen Augen seien doch sicherlich keine Vorboten geistiger Erkrankung etc. und verabschiedete mich mit dem Wunsche rascher Erholung von diesem Anfall. Diese Scene hinterließ mir einen tiefen Eindruck insbesondere durch die lauernde Angst, die sich in Haltung und Blick mehr noch als in seinen Worten ausgedrückt hatte. N o c h in voller Ergriffenheit teilte ich das Gespräch Clara Willdenow mit, die als stud. med. von einem Semester auch nicht mehr wußte über Beginn von Geisteskrankheiten wie ich. Wir brauchten lange Zeit um uns über diese dunkle Befürchtungen und schwere Angstzustände verratenden Äußerungen Nietzsche's zu beruhigen.

Heinrich von Stein besucht Ν vom 2 6 . - 2 8 . August. „Stein war 3 Tage hier: das ist ein Mann nach meinem Herzen! Er hat mir aus freien Stücken versprochen, so bald er frei wird d. h. so bald sein Vater nicht mehr lebt, dem zu Liebe er es im Norden aushält, zu mir nach Nizza überzusiedeln" (an M . v. Meysenbug, ι . September). „Heinrich von Stein, ein prachtvolles Stück Mensch und Mann, an dem ich F r e u d e gehabt habe, sagte mir ganz ehrlich, er habe von . . . Zarathustra ,zwölf Sätze und nicht mehr' verstanden. — Das that mir s e h r w o h l " (an Peter Gast, 2. September). „Dr. von Stein hat mit der h ö c h s t e n V e r e h r u n g vom Charakter des Dr. Rèe und von seiner Liebe für mich geredet — was mir s e h r wohlgethan hat" (an die Mutter, 2. September). „Das Erlebniß des Sommers war der Besuch Baron Stein's (er kam direkt aus Deutschland für 3 Tage nach Sils und reiste direkt wieder zu seinem Vater — eine Manier, in einen Besuch A c c e η t zu legen, die mir imponirt hat) Das ist ein prachtvolles Stück Mensch und Mann und mir wegen seiner h e r o i s c h e n Grundstimmung durch und durch verständlich und sympathisch. Endlich, endlich ein neuer Mensch, der zu mir gehört und instinktiv vor mir Ehrfurcht hat! Zwar einstweilen noch trop wagnetisé, aber durch die rationale Zucht, die er in der Nähe D ü h r i η g s erhalten hat, doch sehr zu m i r vorbereitet! In seiner Nähe empfand ich fortwährend auf das Schärfste, welche prakti-

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sehe Aufgabe zu m e i n e r Lebens-Aufgabe gehört, wenn ich nur erst genug jüngere Menschen einer ganz bestimmten Qualität besitze! — einstweilen ist es noch unmöglich, davon zu reden, wie ich denn auch noch zu keinem Menschen davon geredet habe. Welch sonderbares Schicksal, 40 Jahr alt werden und a l l e seine wesentlichsten Dinge, theoretische wie praktische, als Geheimnisse mit sich noch herumschleppen!" (an Overbeck, 1 4 . September). „Ich bin . . . mit der Haupt-Aufgabe dieses Sommers, wie ich sie mir gestellt hatte, im Ganzen f e r t i g geworden — die nächsten 6 Jahre gehören der Ausarbeitung eines Schema's an, mit welchem ich meine ,Philosophie' umrissen habe. Es steht gut und hoffnungsvoll damit. Zarathustra hat einstweilen nur den ganz persönlichen Sinn, daß es mein ,Erbauungs- und Ermuthigungs-Buch' ist — im Übrigen dunkel und verborgen und lächerlich für Jedermann" (an Peter Gast, 2. September). „Im Ganzen sind alle Dinge diesen Sommer bei mir von der Stelle gekommen, und der Hauptzweck ist erreicht worden, freilich s e h r auf Unkosten der Gesundheit: namentlich ist eine plötzliche auffallende Verdunkelung der A u g e n hinzugekommen, die mich nöthigt mit Schiess zu correspondiren. Die Gesammt-Depression, an der ich leider bei unserm Zusammensein in Basel litt, ist aber gehoben; ich glaube jetzt, daß ich die Differenz mit meinen Angehörigen hundert Mal zu schwer genommen habe. Es genügte schon der Vorschlag zu einem Rendezvous mit meiner Schwester, um vergnügte Gesichter zu machen. Das ist nun mein ewig wiederholter Fehlgriff, daß ich mir fremdes Leid viel zu groß vorstelle. Von meiner Kindheit an hat sich der Satz ,im Mitleiden liegen meine größten Gefahren' immer wieder bestätigt (vielleicht die böse Consequenz der a u ß e r o r d e n t l i c h e n Natur meines Vaters, den Alle, die ihn kannten, mehr zu den ,Engeln' als zu den ,Menschen' gerechnet haben) Genug, daß i c h durch die schlimmen Erfahrungen, die ich mit dem Mitleiden gemacht habe, zu einer theoretisch sehr interessanten Veränderung in der W e r t h s c h ä t z u n g des Mitleidens angeregt worden bin" (an Overbeck, 1 4 . September). „Der Besuch v.

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Stein's hat Nachwirkungen, er scheint tief ergriffen sich nach allen Seiten hin darüber ausgesprochen zu haben. Die Erziehung in der Nähe Diihring's und Wagner's hat zum Mindesten ihn feinfühlig in Bezug auf das verborgene P a t h o s eines Einsam-Daherziehenden gemacht: m i r selber war in seiner Nähe zu Muthe, wie jenem Philoktet auf seinem Eilande beim Besuch des Neoptolemos — ich meine, er hat auch Etwas von meinem P h i l o k t e t - G l a u b e n errathen ,ohne m e i n e n Bogen wird k e i n Ilion erobert!'" (an Peter Gast, 20. September 1884). Heinrich von Stein schreibt an N: „Die Tage von Sils sind eine grosse Erinnerung für mich, ein wichtiges, ein weihevolles Stück Leben. In treuem Festhalten an solchen Ereignissen ist es mir einzig möglich, dem furchtbaren Dasein die Stirne zu bieten; mehr als Das: es werthvoll zu finden. Darf ich gewiss sein, dass diese kurzen Stunden auch Ihnen etwas gewesen sind? — Und was möchte ich, dass sie Ihnen wären? — Dass ich Ihnen nichts geben kann, was Sie nicht reicher und besser schon besässen, ist ja ganz offenbar. Was also kann ich Ihnen bringen: treues, herzliches Mitgehen und Verstehen. Und hiermit sei Alles gesagt. Denn Pläne machen ist mir ganz und gar verwehrt. Aber Sie wissen durch meinen Besuch ein für allemal ganz bestimmt, dass es für mich als wünschenswerthestes Gut in erster Linie steht, an Ihrem Leben bescheidenen Antheil nehmen zu dürfen, nicht sowohl durch Lettern, geschriebene oder gedruckte, sondern durch lebendigen Verkehr" (24. September). Über diese Begegnung berichtet Heinrich von Stein in einem Brief an Hans von Wolzogen vom 27. Nov. 1884 (Heinrich von Stein, Idee und Welt, hrsg. von Günter Ralfs, Stuttgart 1940, S. 162): „Nietzsche habe ich kennengelernt und einen außerordentlichen Eindruck von ihm erhalten. Ich suchte und fand in ihm den Verfasser der „Geburt der Tragödie", den ich nun als Persönlichkeit sogar noch ganz wohl im Zarathustra unterscheide. Ein schweres Verhängnis lastet auf ihm; voll Sehnsucht nach freundschaftlich-lebendiger Gemeinschaft findet er sie nicht mehr, seit er jener höchsten Gemeinsamkeit einmal untreu ward. In jedem Sinne traf Nietzsche

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das Rechte, als er die Stimmung nach unserer Zusammenkunft mit der Handlung des Philoktet verglich. Die ruhige Erhabenheit eines schönen Tages dort oben, in Sils im Oberengadin, ließ uns aufatmen aus tiefstem Gefühl des Welttragischen heraus, atmen im Lichte des Äschylos, des Heraklit." Am 24. September Abreise Ns von Sils-Maria nach Zürich, „von zwei Gelehrten bis dahin begleitet, von Prof. Leskien aus Leipzig und Dr. Brockhaus: s e h r zu meiner Beruhigung, denn Alleinreisen ist nachgerade für mich eine nicht ungefährliche und mich unbeschreiblich aufregende Sache" (an die Mutter, 20. September). Zürich, 2.5. September—Ende Oktober In Zürich neue Versöhnung Ns mit seiner Schwester, die bei ihm bis zum 14. Oktober bleibt. Am 30. September persönliche Bekanntschaft mit Gottfried Keller; darüber berichtet der Musiker Robert Freund: „Nietzsche, der Keller sehr verehrte, ihn aber noch nicht persönlich kannte, sagte mir einmal, daß er Keller am nächsten Vormittag besuchen werde. Nachdem der Besuch stattgefunden, ging ich am Nachmittag mit Nietzsche spazieren und frug ihn, wie es bei Keller gewesen sei. Es sei sehr nett gewesen, antwortete Nietzsche, nur entsetzte ihn das entsetzliche (sie) Deutsch, das Keller spreche und die mühsame Art, mit der sich der große Schriftsteller mündlich ausdrücke. Am nächsten Sonntag frug ich dann Keller, ob Herr Nietzsche ihn besucht habe. Keller bejahte und setzte hinzu: „Ich glaube, dä Kerl ischt verruckt'."9 Friedrich Hegar, Musikdirektor in Zürich, spielt mit seinem Orchester für Ν als einzigen Zuhörer die Ouvertüre des Löwen von Venedig (Peter Gasts Oper). Zahlreiche dichterische Versu9

Robert Freund, Memoiren eines Pianisten, CXXXIX. Neujahrsblatt der Allgemeinen Musikgesellschaft, Zürich 19s1: hier zitiert nach: Begegnungen mit Nietzsche, hg. von Sander L. Gilman unter Mitwirkung von Ingeborg Reichenbach, Bonn 1981, S. j o 6 .

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che: „Ich habe den Kopf voll der ausgelassensten Lieder, die je durch den Kopf eines Lyrikers gelaufen sind" (an Gast, 30. September). Bekanntschaft mit Helene Druscowicz. Vom 2.9. Oktober an Peter Gast auf Ns Veranlassung in Zürich, um bei F. Hegar das Dirigieren und die Einstudierung seiner Oper zu üben. Ns Klage über Gasts „zu plebejische Sitten". Tod Karl Hillebrands, „der Einzige, der bisher Etwas für mein Bekanntwerden gethan hat!" (an Mutter und Schwester, 30. Oktober). Am 3 1 . Oktober verläßt Ν Zürich in Richtung Mentone.

Mentone, November „ . . . landschaftlich ist Mentone mir viel zuthunlicher als Nizza — stiller, großartiger, alles Gebirge und Grün mehr zur Hand, so daß man nicht erst wie in Nizza einen Anlauf von 40 Minuten zu machen hat, um in's Freie zu kommen . . . Was die Einwirkung von Meer und Himmel betrifft: so ist mir zu Muthe, als sei ich seit dem Verlassen von Nizza im Frühling immer k r a n k gewesen, die Züricher Wochen abgerechnet, wo Himmel und ,Mensch' sich verschworen hatten, mir's wohl sein zu lassen. Ich bin hier so viel geduldiger und warte der Dinge, die da ,kommen' sollen ( a u s m i r nämlich!)" (an Mutter und Schwester, 1 4 . / 1 5 . November). Über Ns gesundheitlichen Zustand in dieser Zeit liegt folgendes Zeugnis der Schwester in einem Brief vom 8. Oktober an die Mutter vor: „Siehst Du ich will Dich nicht unnöthig ängstigen aber bei der Zartheit von Fritzens Kopf und Augennerven und bei der e n o r m e n g e i s t i g e n Thätigkeit, in welcher sich Fritz den größten Theil des Jahres befindet, kann sehr schnell einmal eine Gehirnentzündung oder zeitweise Augenverdunkelung eintreten. Man dürfte ihn da doch niemals Fremden überlassen und Du mußt dann in Deinem Haus oder anderswo a l l e Z e i t f ü r i h n haben . . . Habe nur d i e s immer in Augen meine gute Mama aber laß D i r n i c h t s dem lieben Fritz gegenüber merken, damit er

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nicht selbst ängstlich wird. Auch ist er für die zwei nächsten Jahre auch noch auf eine etwas leichtere Art beschäftigt aber nachher fürchte ich, daß der Bogen leicht einmal überspannt sein könnte. Jetzt wie gesagt ist er s t r a h l e n d und v o l l e r P l ä n e und H o f f n u n g e n aber dieser eigenartige Zusammenfall einer Art Lähmung, welche auf kurze Zeit ihn befällt, ist doch sehr eigen". Auf der Suche nach einem neuen Verleger (für den vierten Teil seines Zarathustra) erwägt Ν die Namen Breitkopf und Härtel, Oppenheim, Engelmann in Leipzig: „Ich . . . w i l l . . . e r r e i c h e n , daß Schmeitzner meine Schriften so s c h n e l l a l s mögl i c h v e r k a u f t : ich habe mich in Zürich . . . überzeugt, daß diese Schriften in seinem Winkel gleichsam v e r f a u l e n : seit langem ist mein Name in den sämmtlichen wissenschaftlichen Zeitschriften des In- und Auslandes nicht mehr g e n a n n t worden . . . ich bringe keinen Verleger dazu, den 4ten Theil zu drucken, wenn nicht die 3 ersten in seinen Händen sind" (an die Schwester, November 1884). Ν schickt das Gedicht An den Mistral. Ein Tanzlied an Peter Gast (22. November) und — wenig später — Einsiedlers Sehnsucht (von Nizza aus) an Heinrich von Stein. Das Experiment mit Mentone scheitert: „ I c h w i l l u n d muß an N i z z a f e s t h a l t e n , zum Zweck m e i n e r zukünftigen ,Colonie', welche mir jetzt möglicher erscheint (ich meine: sympathische Menschen, vor denen ich meine Philosophie doziren kann) So allein, wie hier, oder im Engadin, bin ich beständig krank. — Zwischen Nizza und Mentone handelt es sich um eine gewisse Luft-F euchtigkeitsdifferenz! ich bin ein f e i n e s Thier" (an Mutter und Schwester, 28. November). Ende des Monats zieht Ν nach Nizza um.

Nizza, Dezember In Nizza wohnt Ν in der Pension de Genève mit Paul Lanzky: „Er hat einen Begriff davon, w e r ich bin. Im Ganzen aber, um

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mich französisch auszudrücken: il m'ôte la solitude, sans me donner la compagnie10. — So wird es denn diesen Winter nichts mit dem 4. Zarathustra werden" (an Mutter und Schwester, 4. Dezember). Am 7. Dezember dirigiert Peter Gast in Zürich in einem Konzert von Hegars Gesangverein seine Ouvertüre zum Löwen von Venedig: „Das Publicum fand an der Musik Gefallen, und ich hatte die Freude, meinen Beifall im übrigen sich verlieren zu sehen" (Overbeck an N, 21. Dezember). Ν an Overbeck: „. . . die Thatsache dieses Winters heißt leider A u g e n l e i d e n — und folglich äußerste Beschränkung alles Schreibens und Lesens. Uber die Ursache dieses Leidens bin ich außer Zweifel: mein Zimmer im Engadin hat kein Licht (einer schwarzen Felswand ganz nahe, Ein einziges kleines Fenster — das Zimmer d a r f nicht wieder von mir bewohnt werden! Vielleicht habe ich auch im Sommer zu viel schlecht gedruckte Bücher gelesen ( d e u t s c h e Bücher über Metaphysik!) Der Versuch mit Mentone m i ß r i e t h , aber das Mißrathen war mir sehr lehrreich. Nizza übt genau wie im vorigen Winter einen überraschend-schnell-wohlthätigen Einfluß — und ich begreife nunmehr, daß es die L u f t t r o c k e n h e i t ist, welche mich Nizza und Oberengadin lieben läßt: ich meine, der lufttrockenste Ort der Riviera und der Schweiz, also Nizza und Oberengadin thun meinem Kopfe am wohlsten. Daß die genannten Gegenden auch eine große Menge heller und reiner Tage aufweisen, hängt indirekt mit der erwähnten großen Lufttrockenheit zusammen . . . Es geht besser, die Anfälle sind hier viel seltener. An sich ist mir die S t a d t Nizza gräßlich, ich verhalte mich defensiv und wie als ob sie nicht da wäre: mir liegt an der Luft und dem Himmel von Nizza . . . Sodann wohnt Herr Paul L a η ζ k y in meiner Pension, ein großer Verehrer von mir: ehemals Redakteur der rivista Europea, in summa also ein Litterat. Als er mir aber gestern 10

Ν übernimmt diese französische Wendung aus: Lettres de l'Abbé Galiani à Madame d'Epinay, Paris 1882, Band 2, S. 235, die er gerade damals las und uns in seiner nachgelassenen Bibliothek erhalten sind.

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einen langen Essay über mich (gedruckt in einem ungarischen Blatt!) zu lesen gab, blieb mir nichts übrig als zu thun, wie voriges Jahr mit Herrn Dr. Paneth, ebenfalls einem großen Bewunderer und Anbeter: nämlich ihn zu v e r p f l i c h t e n , nicht ü b e r m i c h zu schreiben. Ich habe ganz und gar keine Lust eine neue Art von Nohl, Pohl und ,Kohl' um mich aufwachsen zu lassen — und ziehe meine absolute Verborgenheit tausend Mal dem Zusammensein mit mittelmäßigen Schwarmgeistern vor. — Hast Du Stein's ,Helden und Welt' gelesen? — Bitte, thu's. Ich lasse mir einen größeren Aufsatz Emerson's, der einige Klarheit über seine eigne Entwicklung giebt, in's Deutsche übersetzen (schriftlich) 11 . . . Ich weiß nicht, wie viel ich darum gäbe, wenn ich nachträglich bewirken könnte, daß eine solche herrliche große Natur, reich an Seele und Geist, eine s t r e n g e Zucht, eine wirkliche w i s s e n s c h a f t l i c h e C u l t u r durchmachte. So wie es steht, ist uns in Emerson ein P h i l o s o p h verloren gegangen!" (zz. Dezember)

1885 Nizza, ι. Januar— 9. April „Mit den Augen geht es immer schlimmer . . . Die Wahrheit zu sagen: seit meinem letzten Briefe gieng es immerfort schlecht, das Wetter änderte sich, und damit war es für mich aus. Ewige Anfälle, Erbrechen über Erbrechen; jetzt weiß ich vor jeder Mahlzeit nicht mehr, ob essen oder nicht essen. Die Schwäche des Magens ist in einer eklatanten Weise wieder zum Vorschein gekommen, und in einer Pension ist da schlimm sich einrichten . . . Dann ist Nizza auf die Dauer nicht möglich, die große Stadt, das unerträgliche Gelärm der Wagen usw. Ebenso habe ich die Herrn MitPensionäre satt, man ist eigentlich in einer gar zu schlechten Gesellschaft, und darf kaum hinsehn, wie der liebe Tisch-Nachbar 11

Veröffentlicht durch S. L. Gilman in Nietzsche-Studien 9 (1980), S. 406—431.

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bei Tisch Messer und Gabel führt. Von dem, was bei Tisch g e r e d e t wird, nicht zu reden! Ich denke an meine ehemalige Genueser Isolirtheit mit Trauer und Sehnsucht zurück, obgleich ich wie der ärmste Schlucker gelebt habe; aber ich war nicht von solchem mittelmäßigen deutschen ,Pack' umgeben, es war stolzer und mir angemessener. Herr Lanzky ist ein rücksichtsvoller mir s e h r ergebener Mensch — aber die alte Geschichte: während ich Jemanden nöthig habe, der m i c h unterhält, läuft es darauf hinaus, daß ich unterhalte. Er schweigt, seufzt, sieht auch aus wie ein Schuster und versteht weder zu lachen noch Geist zu zeigen. Unausstehlich auf die Länge" (an Mutter und Schwester, Anfang Januar). Enttäuschung Ns über die Antwort Heinrich von Steins auf die Zusendung des Gedichts Einsiedlers Sehnsucht (erste Fassung des Nachgesangs von Jenseits von Gut und Böse): „Was hat mir der gute Stein für einen d u n k l e n Brief geschrieben! Und das zum Danke dafür, daß ich ihm ein Gedicht von mir schickte. Es weiß Keiner mehr sich zu benehmen" (an Mutter und Schwester, Anfang Januar). Briefentwurf an Stein: „Es ist schwer zu erkennen, wer ich bin; warten wir hundert Jahre ab — vielleicht giebt es bis dahin irgend ein Genie von Menschenkenner, welches Herrn F. N. ausgräbt". Der vierte Teil von Also sprach Zarathustra wird fertig. Durch den Bruch mit Schmeitzner, der sein Schuldner ist, befindet sich Ν in finanziellen Schwierigkeiten; er bittet Gersdorff um Hilfe für die Kosten eines Privatdrucks; der Jugendfreund ist dazu nicht imstande. An Peter Gast in Zürich: „Unter uns gesagt: es giebt etwas Neues als ,F r u c h t' dieses Winters, aber ich habe keinenVerleger, v o r a l l e m aber gar keine Lust mehr daran, neue Dinge gedruckt zu sehn. Die ungeheure Albernheit, so etwas wie meinen Zarathustra herauszugeben, ohne es nöthig zu haben, ist mir mit entsprechender Albernheit vergolten worden: wie es billig war. / Mittag und Ewigkeit / von / Friedrich Nietzsche / E r s t e r T h e i l : d i e V e r s u c h u n g Z a r a t h u s t r a ' s . Übrigens vielleicht u n d r u c k b a r : eine ,Gotteslästerung', gedichtet mit der

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Laune eines Hanswursts. — Wer aber hübsch gegen mich ist und mir mit Köselitzischer Musik schmeichelt, soll das Ding privatissime zu l e s e n bekommen" (14. Februar). Briefwechsel mit Resa von Schirnhofer (in Paris): „Mag ich denn die Franzosen? Einige von ehemals, vor Allem Montaigne. Aus diesem Jahrhunderte im Grunde nur Β e y 1 e , und was auf seinem Boden gewachsen i s t . . . Es soll nämlich in Frankreich eine Art von Stendhal-Schwärmern geben, man spricht mir von solchen, die sich ,Rougistes' nennen. Machen Sie, ich bitte, etwas Jagd darauf.. . Und machen Sie doch die Bekanntschaft des l e b e n d s t e n Schülers von Stendhal, Hr. Paul Bourget und erzählen Sie mir, welche Aufsätze er neuerdings geschrieben hat (— ich zeigte Ihnen hier in Nizza seine gesammelten essays zur psychologie contemporaine) Er ist, wie mich dünkt, der rechte Schüler jenes Genie's, das die Franzosen 40 Jahr zu spät entdeckt haben (von Deutschen bin i c h der Erste, der ihn erkannt hat, und nicht auf eine Anregung von Frankreich her) Die sonstigen berühmten Litteratur-Menschen dieses siècle zb. Sainte-Beuve und Renan sind mir viel zu süßlich und undulatorisch; aber was ironisch, hart, sublim-boshaft ist, von der Art, wie Mérimée, — oh wie Das meiner Zunge wohlschmeckt!" ( 1 1 . März). Gast verläßt am 1 4 . März Zürich und zieht wieder nach Venedig um. Ν an Gast: „Mit den Augen steht es schlimm und schlimmer. — Es kommt vielleicht dieser Tage ein Druckbogen bei Ihnen an: seien Sie nicht ungeduldig, lieber Freund und helfen Sie miir auch dies Mal noch. Es ist der vierte und letzte Theil von ,Also sprach Zarathustra'; der Titel, welchen ich Ihnen das letzte Mal brieflich meldete, war eine Verlegenheits-Auskunft in Hinsicht auf einen neuen Verleger. Damals nämlich s u c h t e ich einen Verleger, und billigerweise hätte ich keinen ,vierten Theil' anbieten können. Für das, was ich noch zu sagen habe comme poèteprophète, brauche ich eine andre Form als die bisherige; und es war eine harte Sache, mich um eines Verlegers willen zu einem solchen Titel zu entschließen. Genug, i c h f a n d k e i n e n V e r l e g e r und drucke nun mein Finale auf eigne Kosten. Dafür nur in

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wenig Exemplaren und n i c h t für die Öffentlichkeit'. Bitte, schreiben und sprechen auch Sie nicht davon, daß es einen 4ten Zarathustra giebt" (14. März). Zur bevorstehenden Heirat der Schwester mit dem Antisemiten Bernhard Förster schreibt Ν seinem Freund Overbeck am 3 1 . März: „Dr. Förster ist aus Paraguay zurückgekehrt, großer Jubel in Naumburg. Vielleicht entsteht aus der Verheirathung meiner Schwester auch für mich Etwas Gutes: sie wird die Hände voll zu thun haben und Jemanden besitzen, dem sie völlig vertrauen darf und dem sie wirklich nützen k a n n : was Beides, in Bezug auf mich, nicht immer möglich war". Am 9. April Abreise von Nizza.

Venedig, 10. April—6. Juni Einen Tag in Genua; am 10. April abends trifft Ν in Venedig ein. Im Peter-Gast-Nachlaß (Weimar) finden sich zahlreiche Notizen Gasts aus späterer Zeit (1908/09?) mit zahlreichen biographischen Einzelheiten über N. Über Ns Aufenthalt in Venedig 1 8 8 5 erzählt Gast folgende Episode: „ N schrieb an Förster, ich (Gast) hätte ihn, als er den IV. Zarath. fertig hatte, in Venedig bei einer Hure einquartirt! — Nietzsche war im Stande, sich mit so wahrheitswidrigen Worten an einem zu rächen. Die Wahrheit ist nur, daß Ν an mich geschrieben hatte (6. April 85) ich möchte mich für ihn nach einer Wohnung umsehen ,lassen Sie den Zufall walten, thut er's nicht, thue ich's etc'. Auf eine solche Rede hin war ich allerdings lässig im Suchen auch infolge früherer Erfahrungen mit N , ich fand auch Nichts, was mir passend schien, — und meine früheren Mühen in dieser Hinsicht waren auf ziemliche Aussetzungen N's gestoßen (N fand etwas ausgezeichnet, was ich mesquin fand, und tadelte was mir gar nicht so übel schien — kurz unberechenbar, Alles Illusion, wie in Allem bei N: Don Quichote, pneumatische Auslegung). Als Ν ankam, sagte ich ihm, daß ich leider nichts für ihn gefunden und bewog ihn vorläufig die Casa

1885, M ä r z - M a i

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Fumagalli zu beziehen. Am nächsten Tag schon ging er auf die Suche; ihm imponirte die Rialtobriicke, dort ging er, wenn man vom Campo S. Bartolomeo kommt, in das Haus rechts am Brükkenaufgang und miethete sich stracks ein. Nachmittags mußte ich mit hin, um mir's zu besehn. Nun, das Erste war mein Bedenken gegen den nächtlichen Lärm, denn über Rialto geht der Verkehr ununterbrochen und Nachtruhe im deutschen Sinne giebt es nicht (Singen, Schreien, Disputiren). Bett und Zimmer schienen reinlich, die Frau, mittlere 3 oerin, ernst und anständig. Aber dies letztere war Schein gewesen. Nach einigen Tagen kam Ν zu mir und sagte ,Freund Gast, ich glaube ich wohne bei einer Hure! Sie empfängt Officiersbesuche. Teufel auch, zur Feier von Zarathustra's Fertigwerden bei einer putaña veneziana wohnen, das ist toll!' Gegen N, dessen würdiger Ernst ihr imponirte, spielte sie sich natürlich auf die honnette Dame hinaus; aber sie war, wie ich dann von anderwärts erfuhr, allerdings eine Courtisane. — Im Ärger darüber, daß ich für keine Wohnung gesorgt, schrieb dann Ν nach Hause, ich hätte ihn bei einer solchen einlogirt!" Die gemeinsame Korrektur am vierten Teil Zarathustras wird am 13. April beendet. Am 22. Mai (Wagners Geburtstag) heiraten Elisabeth und Bernhard Förster in Naumburg. Dazu Ν aus Venedig: „Nun habe ich gleich an Overbeck geschrieben, von wegen des Dürerschen Blattes, das freilich mir viel zu düster vorkommt; dann will ich Dir auch noch mein buntes persisches Handexemplar meines Zarathustra schicken, Du kannst es in irgend einem amerikanischen Urwalde aufstellen, als Fetisch. Auch sende ich zugleich 2. Exemplare des vierten Theils, für Dich und Herrn Dr. Förster, mit der ausdrücklichen Bitte, daß dieser vierte Theil überallhin verschwiegen wird, wie als η i c h t vorhanden . . . Deine Vorschläge für die Zukunft klingen nicht übel auf meinem Resonanz-Boden wieder; für die Sorgen, die sich darin ausdrückt, weiß ich nicht genug zu danken. Meine Gegen-Bemerkung ist, daß vielleicht alle Sorgen für meine Zukunft mit Einem Male abgethan sein könnten. Ich ertrage Vormittags das Leben, aber kaum mehr Nachmittags und

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Abends; und es scheint mir sogar, daß ich genug gethan habe, unter ungünstigen Umständen, um mich mit Ehren aus dem Staube machen zu können. — Dann werde ich zu blind, um noch lesen und schreiben zu dürfen, es fällt mir fast jeden Tag genug ein, daß deutsche Professoren daraus zwei dicke Bücher machen könnten. Aber ich habe Niemanden, für den das Zeug paßt. Es ist so viel Unerlaubtes darunter; es thut Andern wehe. Ich gestehe, daß ich ganz gerne hier und da eine Vorlesung halten würde, ganz ziemlich und schicklich, als Moralist und großer ,Erzieher', der nicht auf den Kopf gefallen ist; aber Studenten sind so dumm, Professoren sind noch dümmer! Und wo! In Jena? Ich habe jetzt keinen Ort mehr, wo ich gern bin, ausgenommen Venedig: nur daß der hohe Gehalt der Feuchtigkeit der Luft, 90 procent, mich malträtirt. Nizza und Oberengadin sind sehr trocken. Und dann wäre ich besser daran in Venedig, wenn mein werther Freund K(öselitz), der große Musiker, n i c h t hier wäre. Er ist ein Tölpel und zum Verkehre ungeschickt; ich habe zu v i e l zu ü b e r w i n d e n , was mir wider den Geschmack geht. Freilich: seine Musik ist ein Ding ersten Ranges, von mozartischer Güte und Verklärung: daran kann der Meister Richard nicht rühren. — Übrigens r ü h r t es mich, daß Ihr den 22. Mai gewählt habt: mir ist immer zu Muthe, als ob Du Dich, in allen möglichen Beziehungen, auf einen Fleck Erde n i e d e r g e l a s s e n und festgesetzt hast, wo ich einmal früher gesessen habe; alles, was Du thust, ist mir Erinnerung, Nachklang. Ich selber — ich bin schrecklich weit davon gelaufen, und habe Niemanden mehr, dem ich auch nur erzählen möchte, w ohin. Glaube ja nicht, daß mein Sohn Zarathustra m e i n e Meinungen ausspricht. Er ist eine meiner Vorbereitungen und Zwischen-Akte . . . Lanzky schrieb, zu meinem großem Erstaunen, kürzlich einen großen Dankes-Brief hierher: wie ein ganz umgew a n d e l t e r Mensch —, und ich soll daran Schuld sein! So sind die Bemühungen dieses Winters doch nicht so umsonst gewesen, wie andre Bemühungen. — Ein alter Holländer [van Eeden] aus Haarlem hat mir einen ,Huldigungsschreiben' geschickt: daß,

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nach dem Tode Schopenhauer's, ich usw. — Die Leute wissen und riechen nicht genug, w o h i η es mit mir geht. Ich bin ein gefährliches Thier und eigne mich schlecht zum Verehrtwerden" (7. Mai). An Overbeck: „Sehr erbaut durch Deinen Brief und s e h r beruh i g t : denn mitunter kam mir der Verdacht, Du möchtest gar den Verfasser des Zarathustra für übergeschnappt halten. Meine Gefahr ist in der That sehr groß, aber nicht d i e s e Art Gefahr: wohl aber weiß ich mitunter nicht mehr, ob ich die Sphinx bin, die fragt, oder jener berühmte Oedipus der gefragt wird — so daß ich für den A b g r u n d z w e i Chancen habe. Das geht nun seinen Gang . . . Mit den Augen steht es hier noch schlimmer als in Nizza; ich habe nach einer erträglichen Wohnung gesucht und gesucht und nichts gefunden, — in solchen Dingen kann mir auch unser K(öselitz) nicht recht rathen und zu Hülfe kommen. Es ist ein ungeschickter Mensch, mit dem man seine Noth hat; und zum Verkehre n i c h t gemacht, — aber deshalb mir nicht weniger lieb" (7. Mai).

Sils-Maria, 7. Juni—Mitte September Vierter Aufenthalt Ns in Sils-Maria; vom 8. Juni bis zum 6. Juli hält sich Louise Röder-Wiederhold (eine Bekannte Peter Gasts aus der Zürcher Zeit) dort auf; Ν diktiert ihr eine Reihe von Aphorismen (später zum großen Teil in Jenseits von Gut und Böse aufgenommen). An Resa von Schirnhofer: „Einstweilen habe ich die treffliche Frau Röder-Wiederhold im Hause; sie erträgt und duldet ,engelhaft' meinen entsetzlichen ,Antidemocratismus' — denn ich diktire ihr täglich ein paar Stunden meine Gedanken über die lieben Europäer von heute und — M o r g e n ; — aber zuletzt, fürchte ich, fährt sie mir doch noch ,aus der Haut' und fort von Sils-Maria, getauft wie sie ist, mit dem Blute von 1848. — Auch steht es ganz schlimm mit meinen Ansichten über das ,Weib an sich'. Genug, ich argwöhne, daß es Niemand lange mehr um

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mich aushält. Obwohl es viele Gründe gäbe, mir ,gute Gesellschaft' zu wünschen. Ah, wer k e n n t meine ,sieben Einsamkeiten' ! — Schade, daß Sie Paul Bourget nicht kennen lernen! Ich meine, das wäre ein feines Fühlhorn für Alles, was jetzt in Frankreich noch ,fein' ist. Ich las: in Vorbereitung nouveaux essais de psychologie contemporaine von Paul Bourget. Paris, Alphonse Lemerre, éditeur . . . Sie würden mich beglücken, wenn Sie mir meldeten, sie s e i e n erschienen" (Juni). Pläne zu einer Umarbeitung von Menschliches, Allzumenschliches und einer neuen Unzeitgemäßen Betrachtung über Wagner, Umgang mit Fürstin Mansuroff, Frau Emily Fynn und Tochter, Adolf Ruthardt. „Es vergeht kaum ein Tag, wo mir nicht besondre Aufmerksamkeiten erwiesen werden, und was die Anerbietungen betrifft, mit Vorlesen, Musik-Vorspielen etc. so werde ich behandelt wie ein Prinz . . . Zwei Engländerinnen, Mutter und Tochter, und eine alte russische Hofdame s o r g e n ganz eigentlich für mich, ungefähr wie gute Tanten. Ein ausgezeichneter Musiker und Componist [A. Ruthardt], den die alte Russin sich zu Gaste geladen hat (es ist ihr Contrapunkt-Lehrer) begleitet mich auf meinen Spaziergängen; ist er beschäftigt, so thun's zwei hübsche junge Gräfinnen, oder ein ehemaliger Schulpförtner (Dr. Fritsch aus Hamburg, einst Famulus von Volkmann, einer der Wenigen, der zuhorchte, wenn ich in Pforta Abends am Klavier improvisirte), der mit seiner Schwester [Julie Fritsch] hier ist, oder Professor Leskien und Dr. Brockhaus aus Leipzig, oder ein Holländer aus Java, der mit meinen Engländerinnen verwandt ist usw." (an die Mutter, August). An Overbeck: „. . . meine philosophie', wenn ich das Recht habe, das, was mich bis in die Wurzeln meines Wesens hinein malträtirt, so zu nennen, ist n i c h t m e h r mittheilbar, zum Mindesten nicht durch Druck. Mitunter sehne ich mich darnach, mit Dir und Jacob Burckhardt eine heimliche Conferenz zu haben, m e h r um zu fragen, wie Ihr um diese Noth herumkommt als um Euch Neuigkeiten zu erzählen. Die Zeit ist im Übrigen grenzenlos oberflächlich; und ich schäme mich

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oft genug, so viel publice schon gesagt zu haben, was zu k e i η e r Zeit, selbst zu viel werthvollern und tiefern Zeiten, vor das publicum' g e h ö r t hätte. Man verdirbt sich eben den Geschmack und die Instinkte, inmitten der ,Preß- und Frechheits-Freiheit' des Jahrhunderts; und ich halte mir das Bild Dante's und Spinoza's entgegen, welche sich besser auf das Loos der Einsamkeit verstanden haben. Freilich ihre Denkweise war, gegen die meine gehalten, eine solche, welche die Einsamkeit e r t r a g e n ließ; und zuletzt gab es für alle die, welche irgend einen ,Gott' zur Gesellschaft hatten, noch gar nicht das, was ich als ,Einsamkeit' kenne. Mir besteht mein Leben jetzt in dem W u n s c h e , daß es mit allen Dingen a nd e r s stehn möge, als ich sie begreife; und daß mir Jemand m e i ne ,Wahrheiten' unglaubwürdig mache" (z. Juli). Wieder an Overbeck: „Wenn Du mich inmitten meiner Bücher hocken sähest! Und was für Bücher! Eigentlich habe ich erst in den letzten ι o Jahren mir K e n n t n i s s e verschafft; von der Philologie her lernte ich im Grunde nur M e t h o d e n (denn den furchtbaren antiquarischen Krimskrams mußte ich wieder wegschaffen, gleichsam ,ausmisten'). Nun aber sagen die A u g e n wiederum auf das Bestimmteste, daß das Kenntnisse-Sammeln, soweit es von Büchern abhängt, seine Zeit gehabt hat. Das Durchdenken der p r i n c i p i e l l e n Probleme, das unwillkürlich den Inhalt meiner Engadiner Hochgebirgs-Sommer ausmacht, bringt mich immer wieder, trotz der verwegensten Angriffe von Seiten meines innewendigen ,Sceptikers' auf dieselben Entscheidungen: sie stehen schon, so verhüllt und verdunkelt als möglich in meiner ,Geburt der Tragödie', und alles, was ich inzwischen hinzugelernt habe, ist hineingewachsen und ein Theil davon geworden" (13. Juli). Am 22. Juli schreibt Ν „Was ist vornehm?" (vgl. Bd. 1 1 , 3 5 [76]); an Gast: „Ich notirte mir gestern, zur eigenen Bestärkung auf dem einmal eingeschlagenen Wege des Lebens, eine Menge Züge, an denen ich die ,Vornehmheit' oder den ,Adel' bei Menschen herauswittere — und was, umgekehrt, Alles zum ,Pöbel' in uns gehört. (In allen meinen Krankheits-Zuständen fühle ich, mit

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Schrecken, eine Art Herabziehung zu pöbelhaften Schwächen, pöbelhaften Milden, sogar pöbelhaften Tugenden — verstehen Sie das? Oh Sie Gesunder!) Vornehm ist ζ. B. der festgehaltene f r i ν o1 e Anschein, mit dem eine stoische Härte und Selbstbezwingung maskirt wird. Vornehm ist das Langsam-Gehen, in allen Stücken, auch das langsame Auge. Wir bewundern schwer. Es giebt nicht zu viel werthvolle Dinge; und diese kommen von selber und w o 11 e η zu uns. Vornehm ist das Ausweichen vor kleinen Ehren, und Mißtrauen gegen den, welcher leicht lobt. Vornehm ist der Zweifel an der Mittheilbarkeit des Herzens; die Einsamkeit, nicht als gewählt, sondern als gegeben; die Überzeugung, daß man nur gegen Seines-Gleichen Pflichten hat und gegen die Anderen nach Gutdünken verfährt; daß man sich immer als Einen fühlt, der Ehren zu v e r g e b e n hat, und selten Jemanden zugesteht, daß er Ehren gerade für uns auszutheilen habe; daß man fast immer verkleidet lebt, gleichsam incognito reist, — um viel Scham zu ersparen; daß man zum otium fähig sei, und nicht nur fleißig wie Hühner: — gackern, eierlegen und wieder gackern und so fort. Und so fort! alter Freund, ich ermüde Ihre Geduld, aber Sie errathen gewiß, was mir an Ihrem Leben gefällt und Freude macht, und was ich immer fester u n t e r s t r i c h e n wünschte" (2.3. Juli). Gegen den 1 5 . September verläßt Ν Sils-Maria.

Naumburg, Leipzig, Mitte September—Ende Oktober Nach vielem Zögern entscheidet sich N , eine Reise nach Naumburg zu unternehmen. „Es wird für lange die letzte Reise in dieser f a l s c h e n Richtung sein: und Alles, was ich insbesondere gegen die klimatische Beschaffenheit Naumburgs einzuwenden habe, bestätigt sich so präcis und unzweideutig, daß ich bereits mit einiger Angst an die Abreise und an die schädliche schwächende Nachwirkung dieses Aufenthalts denke. Im Übrigen thut es mir wohl, noch einmal mit meinen Angehörigen zusammen zu sein:

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der,Sprengstoff', in Gestalt des Dr. Förster, wird uns ja in Kurzem recht hübsch über die ganze Erde hin auseinander treiben! . . . Dieses Jahr nöthigt mich zu lauter abschließenden, wenigstens für eine längere Zeit ,endgültigen' Maaßregeln. — Nächsten Sonnabend eine Zusammenkunft mit dem neuen Buchhändler und Erben Schmeitzner's, Herrn Erlecke: ich bin für eine n e u e Auflage von Menschliches, Allzumenschliches vorbereitet. Im Übrigen wird nichts mehr ,publicirt': es geht nunmehr bei mir ,wider den Anstand'. — Lange Stille; auch keine neuen Menschen mehr. Die alten Sachen, wenn es noth thut, besser, feiner, voller machen. Sie verstehen diese ganze ,Moral' —" (an Gast, 22. September). Zusammentreffen mit Heinrich von Stein auf dem Weg zwischen Naumburg und Kösen. In einer Tagebuchaufzeichnung vom 30. September schreibt Heinrich von Stein über dieses Treffen mit N: „Nietzsche überraschend in Naumburg angetroffen. Froschperspektive. — In den Tropen wächst ein Feigenbaum, der eine zu starke Krone treibt, als sein schwacher Stamm tragen kann. Also treibt er von Stufe zu Stufe starke Fortsätze, mit denen er einen Eichbaum umarmt, an diesem emporkletternd. Die Eiche wird darüber zum Skelett. Man übertrage dies ins Moralische. — Ich. Schopenhauer lehrt mich, der Mensch kommt von diesem saugenden Polypenwesen der Natur los, über sich hinausgelangend. N(ietzsche). Der Mensch gelangt über sich hinaus, über sein Reflexionswesen, wenn er so handelt wie der Feigenbaum. — Ich. Kann er so frei sein, so ist er gut. Nietzsche schweigt, ich hätte ihn hören sollen. Wir sind bei Schulpforta, ich frage ihn nach seinen Erinnerungen". Gegen Ende September begibt sich Ν nach Leipzig. Der Verkauf des Schmeitznerschen Verlags an Erlecke in Chemnitz findet nicht statt; dadurch verzögert sich die von Ν erstrebte Regelung seiner finanziellen Angelegenheiten mit Ernst Schmeitzner. Verhandlungen mit dem Leipziger Verlag Veit und Co. über eine Neuauflage von Menschliches, Allzumenschliches scheitern, da Schmeitzner für die Vernichtung der noch übrigen Exemplare der

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ersten Auflage die Summe von 2500 Mark verlangt. Ν gelingt es ebenfalls nicht, seine „ganze Litteratur" in seine eigenen Hände zu bringen, um sie nachher „einem neuen würdigeren Verleger (wahrscheinlich Veit u. Comp. d. h. Herrn Credner in Leipzig) zu übertragen" (an Overbeck, 1 7 . Oktober). Die Bilanz dieser Versuche lautet (in einem späteren Brief an Overbeck): „ . . . meine Schriften liegen vollständig v e r g r a b e n und u n a u s g r a b b a r in diesem Antisemiten-Loch [d. h. bei Scbmeitzner] . . . Meine ,Litteratur' existirt n i c h t m e h r — , mit diesem Urtheile habe ich Abschied von Deutschland genommen, gar nicht desperat etwa! — vielmehr empfand ich, wie viel Mohn in dieser oblivio liegt und w e l c h e n W e r t h es h a t , daß ich meinen sehr umfänglichen und nicht ungefährlichen Gedanken ohne die Neugierde eines Publikums' nachlaufen kann. Niemand in Deutschland weiß (auch wo man mich gut zu kennen glaubt) w a s ich von mir will, oder daß ich etwas will; und d a ß ich davon, unter den schwierigsten Umständen, sogar ein gut Stück schon e r r e i c h t habe" (Dezember). Zur Feier seines 4 1 . Geburtstags (15. Oktober) hält sich Ν zwei Tage in Naumburg auf, wo er seinen Schwager kennenlernt. „Dr. Förster war mir nicht unsympathisch, er hat etwas Herzliches und Edles in seinem Wesen und scheint recht zum H a n d e l n gemacht. . . Seine Werthschätzungen sind, wie billig, nicht gerade sehr nach meinem Geschmacke, Alles ist zu geschwinde fertig, — ich meine, w i r (Du und ich) empfinden diese Art von Geistern als voreilig . . ." (an Overbeck, 1 7 . Oktober) In Leipzig liest Ν Rées Entstehung des Gewissens und Lou von Salomés Kampf um Gott: „Gestern sah ich Rées Buch über das Gewissen: — wie leer, wie langweilig, wie falsch! Man sollte doch nur von Dingen reden, worin man seine Erlebnisse hat. Ganz anders empfand ich bei dem Halb-Roman seiner sœur inséparable Salomé, der mir scherzhafter Weise zugleich vor die Augen kam. Alles Formale daran ist mädchenhaft, weichlich, und in Hinsicht auf die Prätension, daß ein alter Mann hier als erzählend gedacht werden soll, geradezu komisch. Aber die S a c h e selber hat ihren Ernst, auch ihre Höhe;

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und wenn es gewiß nicht das Ewig-Weibliche ist, was dieses Mädchen h i n a n zieht, so vielleicht das Ewig-Männliche. Ich vergaß zu sagen, wie hoch ich die schlichte, klare und beinahe antike Form des Réeischen Buches zu schmecken weiß. D i e s ist der philosophische habitus'. - Schade, daß nicht mehr ,Inhalt' in einem solchen Habit steckt! Unter Deutschen aber ist es nicht genug zu ehren, wenn Jemand in der Art, wie es Rèe immer gethan hat, dem eigentlichen deutschen Teufel, dem Genius oder Dämon der Unklarheit abschwört" (an Heinrich von Stein, 15. Oktober). Ν hält sich meistens, einige kurze Besuche in Naumburg abgerechnet, in Leipzig auf.

3.

Chronologie der Manuskripte

1. Nietzsches Nachlaß vom Frühjahr bis Herbst 1 8 8 4 Die Drucklegung des dritten Teils von Also sprach Zarathustra beschäftigte Ν bis gegen Ende März 1884. Damit gedachte er jenes Werk vollendet zu haben. Das ganze Jahr 1884 verlief, ohne daß sich Ν eine Veröffentlichung zum Ziel setzte. In seinen Manuskripten tauchen nach wie vor Titel und Pläne zu neuen Werken auf, doch sind sie verhältnismäßig selten; die häufigsten sind „Die ewige Wiederkunft", „Mittag und Ewigkeit", „Die neue Aufklärung", „Jenseits von Gut und Böse". Die Abfassung eines neuen dreiteiligen Zarathustra-Werks wird vielfach in den Plänen variiert. Eine Art schriftstellerische Pause gilt bis ungefähr Oktober 1884 und kommt in den Aufzeichnungen der drei Hefte, die Band VII 2. ausmachen, zum Ausdruck. Die meisten Fragmente dieses Bandes sind entweder Exzerpte aus anderen Autoren, insbesondere französischen, oder Reflexion über Lektüre. Das darin gesammelte Material ist Nachlaß im eigentlichen Sinne, insofern Exzerpte und Aufzeichnungen keine direkte Benutzung in den späteren Werken finden werden, wenn auch — selbstverständlich — in ihnen sich die Gedankengänge jener Werke abzeichnen. Die Datierung des ersten Heftes, W I 1 , welches die Fragmentgruppe 25 enthält, in das Frühjahr 1884 wird durch die von

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Chronologie der Manuskripte

Ν als erste beschriebene Seite ermöglicht: diese Seite wurde von ihm selber „Nizza, März 1 8 8 4 " datiert. Die zahlreichen Exzerpte aus französischen Autoren lassen auf intensive Benutzung einer Bibliothek in Nizza schließen (sehr wahrscheinlich die Bibliothèque Municipale, damals in der rue St. François de Paule),1 sowie auch auf die Lektüre von Büchern die 1882/1884 i n Frankreich erschienen und von Ν erworben wurden. 2 Die letzten Seiten dieses Heftes beschrieb Ν Mai 1884 in Venedig, wie man aus Parallelstellen der Briefe und aus Ns Lektüre von Büchern schließen kann, die in Venedig im Besitz von Peter Gast waren. 3 Ebenfalls Parallelstellen zu Briefen sowie Lektüre erlauben die Datierung Sommer bis Herbst 1884 des darauffolgenden Hefts W I 2 (Fragmentgruppe 26). So z.B. die Spuren von Gesprächen mit Heinrich von Stein, der Ν in Sils-Maria vom 2 6 . - 2 8 . August 1884 besuchte.4 Wiederum die Lektüre der vierbändigen Ausgabe von X. Doudans Briefen gegen Ende des Bandes läßt auf erneute Benutzung der Nizzaer Bibliothek im Herbst 1884 schließen.5 Die philosophischen Aufzeichnungen in Ζ II 5a (Gruppe 27 der Fragmente) laufen inhaltlich parallel zu denen von W I 2; sie wurden gemäß der bei Ν üblichen Reihenfolge der Seiten (von hinten nach vorne) niedergeschrieben, d. h. vor den Gedichtfragmenten, die ebenfalls in diesem Heft (jetzt aber in der Reihenfolge der Seiten von vorne nach hinten) enthalten und Oktober 1884 zu datieren sind. Deshalb wurde Ζ II 5a Sommer—Herbst 1884 datiert.

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3 4 5

vgl. die Exzerpte aus Balzac, A. de Castine, Prévost-Paradol, X. Doudan. So z.B. Lettres de Gustave Flaubert à George Sand, Paris 1884; Ferdinand Brunetière, Le roman naturaliste, Paris 1884; Lettres de l'Abbé Galiani à Madame d'Epinay, Paris 1882; Louis Desprez, L'évolution naturaliste, Paris 1884: alle in Ns nachgelassener Bibliothek noch vorhanden. So die Hempel'sche Goethe-Ausgabe. vgl. 2 6[j 82.3 8j und 394]. vgl. 26Ì4ÌS-457Ì·

Herbst 1884—Frühjahr 1 8 8 5

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2. Gedichte, Gedichtfragmente und vierter Zarathustra Herbst 1884-Frühjahr 1 8 8 5 Die Fragmente der Gruppe 28 (Gedichte und Gedichtfragmente) sind in drei Schichten aus drei verschiedenen Heften, Ζ II 5b, Ζ II 7a, Ζ Π 6a enthalten. Sie wurden in Ζ II 5 und Ζ II 6 in der Reihenfolge der Seiten von vorne nach hinten, in Ζ II 7 von hinten nach vorne niedergeschrieben. Eine der letzten Eintragungen in Ζ II 5 ist ein Briefentwurf von Ende Oktober (aus Zürich) an Franz Overbeck. Mitte November war Ν in Mentone; aus diesem Ort schickte er das Gedicht An den Mistral an Peter Gast (22. November), sowie gegen Ende November Einsiedlers Sehnsucht (den späteren „Nachgesang" zu Jenseits von Gut und Böse) an Heinrich von Stein. Die Vorstufen zu diesen beiden Gedichten finden sich in Ζ II 5, Ζ II 7 und Ζ II 6; somit ist die Gruppe 28 der Fragmente, im ganzen, Herbst 1884 zu datieren.6 Aufzeichnungen, welche den Übergang von den dichterischen Versuchen zur Ausarbeitung des vierten Zarathustra signalisieren, zusammen mit Briefentwürfen aus Anfang 1885 erlauben die Datierung des Notizheftes Ν VI 9, Gruppe 29 der Fragmente, Herbst 1884—Anfang 1885. Daran schließt sich die ganze Reihe der Fragmente an, die jenem vierten Teil des Zarathustra vorangegangen ist. Zunächst also die Fragmente aus den Heften Ζ II 7 und Ζ II 6, die Ν kurz davor für seine Gedichtversuche benutzt hatte und die — zusammen mit einem isolierten Fragment aus Ζ II 5 — als Schichten Ζ II 7b und Ζ II 6b die Fragmentgruppe 30 bilden, ebenfalls Herbst 1884—Anfang 1885 datiert. Durch inhaltliche Kriterien, wie gegenseitige Abhängigkeit von Vorstufen und Rein6

vgl. dazu S. 2 01 — 2 1 5 .

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Chronologie der Manuskripte

Schriften zu ein und demselben Texte, läßt sich die Sukzession der darauffolgenden Hefte Ζ II 8, Ζ II 9, Ζ II 10, d. h. Fragmentgruppen 31, 32, 33, feststellen, welche alle in den Winter 1884/85 unmittelbar vor der Niederschrift des Druckmanuskripts zu Also sprach Zarathustra. Vierter und letzter Theil zu datieren sind. Die Reihenfolge der einzelnen nachgelassenen Fragmente innerhalb der genannten Hefte zum vierten Zarathustra stellte, allerdings mit Ausnahme von Ζ II 8, kein besonderes Problem dar. Hier ergab sich die Anordnung der einzelnen Fragmente aus dem auffälligen Umstand, daß Ν zuerst die Seiten 89, 87, 83, 79, 77, 75, 73, 71, 69, 39—40, 35, 3 beschrieb, indem er sie zu Plänen und allgemeineren Entwürfen zum vierten Teil des Zarathustra benutzte (hier noch immer unter dem ursprünglich vorgesehenen Titel „Mittag und Ewigkeit", vgl. 31 [30] und den Brief an Peter Gast vom 14. Februar 1885). Wahrscheinlich unterbrach Ν diese erste Arbeit, indem er die in Ζ II 6 und Ζ II 7 schon als Gedichte vorhandenen Texte 31[31.32] in Prosa abschrieb (S. 85 — 86 und 81 — 82 des Manuskriptes). Die Fragmente 3 i [ i — 32] werden somit in der angegebenen Reihenfolge der Seiten veröffentlicht; es folgen sodann die übrigen nachgelassenen Fragmente von S. 88 bis ι . Was in Band VII 4/1, S. 29ff. über die Arbeitsweise Ns gesagt wurde, gilt in noch stärkeren Maße für die Entstehung des vierten Teils von Also sprach Zarathustra.7

3. Nietzsches Nachlaß vom Frühjahr bis Herbst 1 8 8 5 Korrektur und Druck des vierten Zarathustra wurden zwischen Mitte März und Mitte April 1885 erledigt. Briefentwürfe an 7

vgl. dazu auch Vorwort zu VII 4/1 S. VI— VIII.

Herbst 1 8 8 4 - F r ü h j a h r 1885. Frühjahr-Herbst 1 8 8 5

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verschiedene Empfänger8 lassen das Notizbuch Ν VII ι , Fragmentgruppe 34, in Ns venezianischen Aufenthalt April—Juni 1885 datieren. Zu dieser Gruppe gehören auch die Fragmente 34fz57.258.z59], für deren Aufzeichnung Ν die Rückseite eines Briefes von Lanzky von Anfang Juni 1885 benutzte. Ns Diktat an Louise Röder-Wiederhold (vgl. W I 6a und Mp XVI ι a) gilt als terminus ante quem für die Aufzeichnungen der Hefte W I 3a, Fragmentgruppe 35, und W I 4, Fragmentgruppe 36. Louise Röder-Wiederhold hielt sich in Sils-Maria vom 8. Juni bis 6. Juli 1885 auf: die Vorlagen, aus denen Ν diktierte (oder sie abschrieb), waren in den Heften W I 39 und W 1 4 enthalten. Eine Eintragung Peter Gasts in den zuerst von Ν beschriebenen Seiten von W I 3 aus dem Mai 1885 liefert uns den terminus post quem für eben dieses Heft, das also Mai—Juli 1885 datiert werden kann. W I 4, zu dessen Aufzeichnungen sich Ν im Unterschied zu W I 3 ausschließlich einer violetten Tinte (spätere Korrekturen wurden mit schwarzer Tinte vorgenommen) bediente, die ihm anscheinend in Sils-Maria zur Zeit seines Diktats zur Verfügung stand, ist dagegen in den Juni—Juli 1885 zu datieren. Ns Diktate an Louise Röder-Wiederhold sind in einem Heft und einer Mappe loser Blätter enthalten. Das Heft W I 6 wurde von vorne nach hinten beschrieben, jeweils die linke gerade Seite ließ dabei Louise Röder-Wiederhold frei: diese frei gelassenen Seiten wurden von Ν für Korrekturen des Diktats und andere spätere Eintragungen benutzt. W I 6a, Fragmentgruppe 37, sowie die losen, von Louise Röder-Wiederhold beschriebenen Blätter in Mp XVI ia, Fragmentgruppe 38, sind Juni—Juli 1885 zu datieren. Die Archivnumerierung der Blätter in Mp XVI i a ist (wie in jeder Mappe) rein zufällig: in diesem Fall und anderen ähnlichen wurden die Fragmente aufgrund von äußeren (Format, Tinte, Papier usw.) sowie auch inneren Merkmalen in eine bloß wahrscheinli8 9

vgl. Beschreibung der Manuskripte, S. 633.635. Dessen spätere Schicht, W I 3b, in Band VIII 1, S. 171 f f . veröffentlicht ist.

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Chronologie der Manuskripte

che Reihenfolge gebracht. In die Gruppe 3 8 sind auch einige lose Blätter aus den Mappen Mp XVI 2a und Mp XV 2a aufgenommen worden, insofern Schriftbild und -material sowie auch inhaltliche Gründe auf ähnliche Chronologie der Fragmente schließen lassen. Die Aufzeichnungen im Notizheft Ν VII 2 erstrecken sich vom Sommer 1885 bis hin zum Frühjahr 1886, wie aus den zahlreichen Briefentwürfen zu erschließen ist; deshalb wurde in der siebenten Abteilung nur der Teil veröffentlicht, der bis zum September 1885 datierbar ist, d. h. ungefähr bis zu Ns Abreise von Sils-Maria nach Naumburg, Mitte September 1885: Ν VII 2a, Fragmentgruppe 3 9. 10 Der Zarathustra-Plan 3 9 [22] stammt aus einer späteren Schicht des früher gebrauchten Heftes Ζ I 2 — Ζ I 2b — und wird in die Gruppe 3 9 am Schluß aufgenommen, sei es wegen der inhaltlichen Nähe zu 39[3], sei es auch wegen der dazu gebrauchten violetten Tinte. Ν VII 2a steht in engem Zusammenhang mit den Aufzeichnungen in W I 7a 1 1 und W 1 5 , — Fragmentgruppen 40 und 41 — : aus der gegenseitigen Abhängigkeit beider Hefte, aus den in W I 7a enthaltenen Briefentwürfen und aus dem in W I 5 von Ν eingetragenen Datum „Sils-Maria Ende August 1885", und zwar in die zuerst beschriebene Seite dieses Heftes, läßt sich für beide Gruppen die Datierung August—September 1885 erschließen. Mp XVII 2a — Fragmentgruppe 42 — ist eine Sammlung von losen Blättern verschiedenen Formats, die in den letzten Silser Wochen gleichsam den Abschluß jenes auch in vorhergehenden Heften und Blättern zu verfolgenden Versuchs einer Umarbeitung von Menschliches, Allzumenschliches bildet. Kurz darauf wird Ν diesen Versuch aufgeben, aus dem aber im Winter 1885/86 die erste Niederschrift von Jenseits von Gut und Böse entstehen wird; genau in diese Richtung gehen die Aufzeichnun10

11

Die spätere, viel umfangreichere Schicht Ν VII za ist in Band VIII i, S. 3—61 veröffentlicht. Dessen spätere Schicht W I 7b in Band VIII 1, S. 171 f f .

Frühjahr—Herbst 1885. Ergänzungen im Text

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gen der nächsten Fragmentgruppen 43, 44, 45: sie sind in einer noch späteren Schicht von Ζ I 2 — Ζ I 2C —, einer weiteren Sammlung von losen Blättern — M p XVII 2b — und in der späten Schicht von W I 6 — W I 6 b — enthalten. Sie werden alle Herbst 1 8 8 5 datiert.

4. Zu den Ergänzungen im Text von Abteilung VII Aus der Arbeit an dem kritischen Apparat zu Abteilung VII und an der Briefwechselausgabe haben sich einige Ergänzungen des Textes ergeben: ι . Aus den Blättern von M p X V 2 a , 1 2 die Ns letzte Aufzeichnungen und Dispositionen zur Abfassung des Druckmanuskripts zu Die fröhliche Wissenschaft enthalten, eine Liste von Büchern, die in die erste Fragmentgruppe 1 , datiert Sommer 1 8 8 2 , mit der Nummer i [ i i 2 ] aufgenommen wird. 2. Im Juni 1 8 8 2 erhielt Ν aus Boston einen Brief von Gustav Dannreuther. 13 Er schickte ihn am 15. November 1 8 8 2 an Ernst Schmeitzner. Schmeitzner erledigte den darin enthaltenen Auftrag und sandte Dannreuthers Brief am 1 7 . November 1 8 8 2 an Ν nach Italien zurück. 1 4 Nun benutzte Ν die letzte unbeschriebene Seite dieses Briefs zu dem Fragment, das wir in die Gruppe 3 (Sommer—Herbst 1 8 8 2 ) , und zwar mit der Nummer 3 [5] aufnehmen. In derselben Zeit (November/Dezember 1 8 8 2 ) erhielt Ν einige Aushängebogen des Werks Helden und Welt von Heinrich v. Stein. Auf den Zwischentitel

12 13 14

Diese Mappe wird im Apparatband V 3 beschrieben. vgl. KGB III 2, S. 2 ss ffvgl. KGB III i, S. 278, sowie III 2, s.306.

64

3.

4. 5.

6.

15

Chronologie der Manuskripte

„Der Fluch des Hannibal" trug Ν drei Aufzeichnungen ein, die wir ebenfalls in die Gruppe 3 mit der Nummer 3 [6], aufnehmen; nur eine dieser Aufzeichnungen war schon in der Großoktav-Ausgabe von Ns Werken veröffentlicht. Aus den Notizbüchern Ν V 8 — Fragmentgruppe 4 — und Ν VI 6 — Fragmentgruppe 1 7 — werden eine Reihe von Fragmenten nachträglich in den Text aufgenommen, iy^éa.b.c.d.] waren schon in Band VII 4/1, S. 322 abgedruckt. Das Fragment 25[5i8] wird ergänzt, indem auch der erste Teil, den Ν gestrichen hatte, in den Text aufgenommen wird. Mp X V 3 enthält die endgültigen Fassungen der zwei Gedichte 28[48·49]; dieser Text soll den bisherigen Text der beiden Gedichte ersetzen. Mehrere Nietzsche-Forscher vermißten in unserer Veröffentlichung des Nachlasses die „Aphorismen" 256, 534 und 1 0 6 1 aus dem sogenannten „Willen zur Macht": sie galten als verloren. 15 Während der Arbeit an der Briefwechselausgabe wurden sie von uns wiedergefunden, und zwar auf einem in der Mitte gefalteten Blatt, dessen erste Seite zwei Briefdispositionen, an Franz Overbeck und an Elisabeth Nietzsche, beides 7. Mai 1885, enthält. Es wurden aber nicht nur die drei „Aphorismen" wiedergefunden, sondern auch der dazugehörige Textzusammenhang, welcher erst die „Aphorismen" verständlich macht, aber von den Herausgebern des „Willens zur Macht" unterschlagen wurde. Diese neue Reihe von Fragmenten läßt sich gut in das Frühjahr 1885 datieren und wird deshalb in die Fragmentgruppe 34 am Schluß aufgenommen.

So auch noch in der Konkordanz von Haase-Salaquarda, Nietzsche-Studien 9 (1980), S. 446-490.

4.

Ergänzungen im Text der Abteilung VII

[Juli-August 1882] l[lI2.] E. Mach Die Geschichte und die Wurzel des Satzes von der Erhaltung der Arbeit Lasswitz Atomistik und Kriticismus. (Braunschweig 78) C. Neumann über die Principien der Galilei-Newtonschen 5 Theorie Fechner die physikalische) und philos(ophische) Atomlehre 2 Aufl(age) Leipzig 1864. [Sommer—Herbst 1882] 3 [5] Ich bin entweder Geist oder Körper, aber nimmermehr Geist u n d Körper — das sind zwei verschiedene Arten der Betrach10 tung — Mein Geist sei es, der philosophirt: Ich fand immer, daß es mein Körper sei: er denkt über seinen Weg zur Gesundheit nach und nimmt dabei die Freude der Gesundheit vorweg. Unsere Gedanken sind wie unser Denken selber in jedem Falle 15 instinktiv gewählte Mittel zu einem bestimmten körperlichen Zustande: und zwar sehr feine Mittel! 3 [6] Seneca gab das Zeichen zum Beifall wenn Nero sich vor dem Volke produzirte. Rossini nach der ersten Vorstellung der Hugenotten „Nun zo Meister, was halten Sie von dieser Musik?" Musik? Ich habe nichts davon gehört Jahrelange Rivalität zwischen der Rachel und einer Fl. Maxime zwischen Talma und Hr. Lafon. [November 1882—Februar 1883] 4243a] Nenne ich sie die schwarze Lüge? Wahrlich, nichts Ver25 logeneres giebt es auf Erden als diese Thierwerdung Gottes.

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Ergänzungen im Text

[Herbst 1883] i7[i2a] Sieh an das Gestein der höchsten Berge? Hat es sich nicht unter dem Meere gebildet? Ihr zürnt dem Schicksal und seiner Härte? Auch ich bin Erz von ehernem Schicksale 5 Wenn sich die große Stadt selber aufs Land trägt, so bringt sie nicht Dünger dem Lande, sondern Fäulniß. Nirgends hörte ich die Predigt von den Tugenden dessen, der herrschen soll. Alles Vergangene ist eine Schrift mit hundert Sinnen und Deu10 tungen und wahrlich ein Weg zu vielen Zukünften: wer aber der Zukunft ihren Einen Sinn giebt, der erst bestimmt die Deutung alles Vergangenen und der macht das, was eine Zukunft ist Wirf alles von Dir, sei menschlich gegen dich und um menschlicher Weisheit willen närrisch 15 Es ist noch nicht Zeit für mich, närrisch zu sein

I7[i2b]

Hohn über die S i c h e r h e i t . Des Einen Einsamkeit ist die Flucht des Kranken, des Anderen die Flucht vor dem Kranken Ihre Geilheit und Gier ist Geilheit und Gier und nicht ihr zo Selbst: ihre gemeinen Triebe haben sie gemein, sie haben sie nicht selber Das Volk wahnsinnig und strotzend zu machen, daß das Gefäß überläuft: den Fürsten wahnsinnig und strotzend zu machen, daß er springt und platzt und zerplatzt 25 Dieser lacht wie ein Blitz — aber hinterdrein grollt er wie ein langer Donner. Alles für Alle und die Perlen für die Säue.

Ergänzungen im Text

69

i7[56a] euch fehlt einer, der über euch Herr ist und den ihr tödtlich zu hassen habt. I7t56b] Herauf abgründlicher Gedanke! i7Í56c] weich, flüchtig, bescheiden

5

i7[56d] Soll ich dastehn und schimpfen auf die Metze Glück und die Stiefmutter Natur?

[Frühjahr 1884] 25[5l8] unzähliche dunkle Körper neben der Sonne zu e r s c h l i e ß e n , die wir nie sehn werden! Dies ist ein Gleichniß. — mitunter ζ Sonnen die Bahnen der Planeten bestimmend, 10 abwechselnd rothes und grünes Licht spendend und dann wieder gleichzeitig in verschiedenen Farben leuchtend am Himmel stehend — Gleichniß Wir sind durch verschiedene Moralen bestimmt und unsere i j Handlungen leuchten in verschiedenen Farben — Ich höre mit Vergnügen daß unsere Sonne in rascher Bewegung gegen das Sternbild des Herkules hin begriffen ist, und ich hoffe, daß der Mensch auf dieser Erde darin der Sonne gleich thut. — nach P(ater) Secchi kann der Raum nicht unbegrenzt sein, 20 da kein aus einzelnen Körpern zusammengesetztes Ding unendlich sein kann und weil ein unendliches von zahllosen Sternen bevölkertes Himmelsgewölbe wie die Sonne nach seiner ganzen Ausdehnung leuchtend erscheinen m ü ß t e —

70

Ergänzungen im Text

[Herbst 1884. Endgültige Fassungen] 2.8[48] An R i c h a r d

Wagner.

Der du an jeder Fessel krankst, Friedloser, unbefreiter Geist, Siegreicher stets und doch gebundener, 5 Verekelt mehr und mehr, zerschundener, Bis du aus jedem Balsam Gift dir trankst —, Weh! Daß auch du am Kreuze niedersankst, Auch du! Auch du — ein Überwundener! 2.8 [49] An

Spinoza.

10 Dem „Eins in Allem" liebend zugewandt, Amore dei, selig aus Verstand — Die Schuhe aus! Welch dreimal heilig Land! — — Doch unter dieser Liebe fraß Ein heimlich glimmender Rachebrand, 15 Am Judengott fraß Judenhaß Einsiedler! Hab ich dich — erkannt? [Frühjahr 1885] 34U60] Der S t r e i t auf dem Grunde von B e f e h l e n u n d G e h o r chen Der Wille zur Macht. 20 als Grundwille alles Lebendigen ι . in der Erkenntniß und Philosophie. 2. in der Ethik und Erziehung und Politik. 3. in der Kunst und Religion.

Ergänzungen im Text

71

die beiden extremsten Denkweisen, die mechanistische und die platonische kommen überein in der e w i g e n W i e d e r k u n f t : beide als Ideale 34[26I] Die Schätzung des Anorganischen als η i e d r i g e r ist eine Be5 schränktheit. Es fehlt der Schmerz, der Irrthum. Der Wille zur Macht ist da w a h r und s c h m e r z l o s .

3φ6ζ] Das reine Denken könnte nicht denken: das Unbedingte kann nicht bedingen. Die reine Erkenntniß ist wie das Ding an sich eine contradictio io (in adjecto)

3Φ63] Aber wenn du keine Moral mehr anerkennst, warum suchst du nach der Wahrheit? Und wenn die Moralität dich trieb, die Wahrheit zu suchen: warum ν e r η e i η s t du die Moral, nachdem die Moralität dich nicht mehr zwingt? Gerade jetzt k ö n n t e s t du 15 sie ja gelten lassen: ein Vorrecht des Sceptikers! 341264] Ich verstehe unter Moral ein System von Werthschätzungen, welches mit den Lebensbedingungen eines Wesens sich berührt Liegen im Forschen moralische Kräfte und Werthschätzungen? zo Das Kriterium der Wahrheit liegt in der Steigerung des Machtgefühls. „So und so soll es sein" das steht am Anfang: Daraus wird später, oft nach langen Geschlechter-folgen ein „so ist es". Es heißt später „Wahrheit"; zuerst war es ein Wille, etwas so und so 25 zu sehn, so und so zu nennen, ein Ja sagen zu einer eignen Werth-schaffung. —

Ergänzungen im Text

72

Wir vergleichen etwas an dem, was wir für wahr halten, nach der Methode, an welche wir zu glauben gewöhnt sind. 342.65] Der M (oralist) ist ein Denker, welcher die Moral als Problem d. h. als fragwürdig nimmt: um dies mit einiger Reinlichkeit zu s thun, muß er ohne moralische Neben- und Hinterabsichten denken können: i s t a b e r e i n a u ß e r m o r a l i s c h e s D e n k e n möglich? Damit wir nicht in jene berühmte niaiserie allemande verfallen, welche den Namen Kants unsterblich gemacht hat (er antwor10 tete sich auf die Frage — ): man habe ein Vermögen dazu Ein Wesen, das nicht getäuscht sein will, ist noch lange nicht ein solches, welches nicht t(äuschen) will: und wer nicht täuschen will, läßt sich gemeinhin gerne betrügen. 34[266]

Quellen des M i t l e i d s : N a c h a h m u n g und G r a u s a m 15 k e i t . 34^67] F r e i h e i t im Verhältniß zur T h a t so verschieden wie zum W e r k (der Künstler zu seinem Werk, und das Weib zu seinem Kinde) Das Wesentliche am Schaffen ist das Befehlen. 3 4 [2.68]

20

Das Kriterium der W a h r h e i t ist nicht in Jedem „es gefällt mir" (in der Lust), aber vieil (eicht) in E i n e r Gattung von Lust (Machtgefühl)? 34(2.69]

Mein Problem: der Gesetzgeber.

Ergänzungen im Text

73

34(270] Der Der Der Der Der

Gesetzgeber. Verehrende. Verneinende. Versuchende. Befehlende.

34[2-7i] Es ist auch die Moral des Gerechten noch möglich: als „ich w i l l Gerechtigkeit" — aber um einen theuren Preis. E i η solches Ideal lebt auf Unkosten anderer; hat kein Recht an sich, keinen Gott für sich, lacht über die J a ' s und Ν e i η ' s des Gewissens. 34(272] Man muß nicht zu laut reden, wenn man von feinen Ohren gehört werden will, auch hasse ich den Lärm. Man muß Vieles n i c h t sagen und Vieles anders sagen, als man denkt; und beinahe glaube ich, daß man als Lehrer sogar immer das Gegentheil von dem lehren muß, was man für wahr hält. Denkt man heute anders: was liegt daran? Was liegt heute daran, daß man für Alle Papier bedruckt? „Papier für Alle" nutzt zu Anderem noch als zum Gelesenwerden: darin hat es seine Rechtfertigung.

5. Kritischer Apparat

Vorbemerkung ι . Die Werke Nietzsches werden im Apparat folgendermaßen abgekürzt: GT UB DS HL SE WB MA VM WS M FW FWS FWP Za JGB GM WA GD EH AC NW DD

Die Geburt der Tragödie Unzeitgemässe Betrachtungen David Strauss, der Bekenner und der Schriftsteller V o m Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben Schopenhauer als Erzieher Richard Wagner in Bayreuth Menschliches, Allzumenschliches Vermischte Meinungen und Sprüche Der Wanderer und sein Schatten Morgenröthe Die fröhliche Wissenschaft Scherz, List und Rache Lieder des Prinzen Vogelfrei Also sprach Zarathustra Jenseits von Gut und Böse Zur Genealogie der Moral Der Fall Wagner Götzen-Dämmerung Ecce homo Der Antichrist Nietzsche contra Wagner Dionysos-Dithyramben

2. Außerdem werden folgende Abkürzungen verwendet: BN

Bücher aus Nietzsches Bibliothek

GA

Die sogenannte Großoktav-Ausgabe der Werke Nietzsches (i 9 Bände und ein Registerband, Leipzig 1894 ff., Naumann-Kröner) „Der Wille zur Macht" (= G A X V , 1901) „Der Wille zur Macht" (= G A X V und XVI, 1 9 1 1 ) Großoktav-Ausgabe, soweit von Fritz Koegel ediert (1894—1897) Kritische Gesamtausgabe Briefwechsel (= Nietzsche. Briefwechsel. Kritische Gesamtausgabe, hg. von G. Colli und M . Montinari, Berlin 1975 ff., W. de Gruyter, bisher 1 6 Bände in 3 Abteilungen erschienen) Die vorliegende Kritische Gesamtausgabe der Werke Nietzsches Kritische Studienausgabe (= Friedrich Nietzsche. Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden, hg. von G. Colli und M . Montinari, Berlin — München 1980, Deutscher Taschenbuch Verlag, Walter de Gruyter)

WM1 WM2 GAK KGB

KGW KS A

78 Ms Ν Rs Vs Ed

Kritischer Apparat Manuskript Nietzsche Reinschrift Vorstufe Erstdruck

3. Als Zeichen werden im Apparat verwendet: /

Zeilenende in Ms

[?]

unsichere Lesart

[—]

unlesbares Wort

[X]

von Ν gestrichenes unlesbares Wort abgebrochener bzw. unvollständiger Satz

[+]

Lücke

[]

Streichung Ns

[so]

von Ν rückgängig gemachte Streichung (in diesem Fall das Wort: so)

Γ1

Hinzufügung Ns

"L

zwischen zwei Worten, z.B. aber "L oder, bedeutet, daß zwei bzw. mehrere Lesarten möglich sind, in diesem Fall: aber und oder; es hätte auch sein können: aber ~l oder "L eben

LJ

Tilgung der Herausgeber

( }

Ergänzung der Herausgeber

[]

Hinweis der Herausgeber

4. Der kritische Apparat zu den nachgelassenen Fragmenten bezieht sich auf jedes einzelne Fragment, dessen Anordnungszahl herausgerückt gesetzt ist. Alles, was im kritischen Apparat von den Herausgebern stammt (auch Siglen, Abkürzungen usw.), ist kursiv, die Texte Ns (auch Titel oder Zitate aus Briefen) sind recte gesetzt; dasselbe gilt für die Fußnoten in allen Abschnitten dieses Nachberichts. Der kritische Apparat zu den nachgelassenen Fragmenten enthält: ι . Hinweise auf bereits vorliegende Publikation 1 , auf inhaltlich verwandte Stellen, auf Vorstufen bzw. erste Fassungen, auf anderweitige Quellen; 2. einzelne Varianten und Erläuterungen. 5. Im Unterschied zu dem schon erschienenen Apparat der nachgelassenen Fragmente in Abteilung IV werden hier die Zeilenzahlen innerhalb eines Fragmentes untereinander gesetzt. 1

Insbesondere auf GA und GAK. Alle Hinweise im Apparat auf Band VIII der Großoktav-Ausgabe (GA VIII) beziehen sich auf die letztgültige Fassung von 1906.

Vorbemerkung

79

Ebenfalls im Unterschied zum Apparat der Abteilung IV wird das Lemmazeichen ] nur dort verwendet, wo die Angabe der Variante durch Stützworte aus dem Text nicht ausreicht, so ζ. B. bei allen Zitatnachweisen. Die Präposition aus (kursiv!) zwischen Lemmazeichen und Variante bezeichnet eine Variante, „aus" der das Lemma unmittelbar hervorgegangen ist (bei Streichungen Ns). Die Mitteilung der Varianten geschieht sowohl durch Anwendung der oben angeführten Zeichen, als auch — bei komplizierteren Textstellen und den Gedichten — durch fortlaufende Ziffern — (i), (z), (3) ... —, welche die aufeinanderfolgenden Fassungen bezeichnen; sukzessive Schichten innerhalb einer Fassung werden sodann durch Buchstaben — (a), (b), (c)... — gekennzeichnet; schließlich wird auf sich innerhalb einer Schicht einander ablösende Stellen durch (ai), (az) ... (bi), (bz)... hingewiesen. Die jeweils folgende Ziffer, bzw. der jeweils folgende Buchstabe oder jeweils folgender Buchstabe mit Ziffer hebt die vorhergehenden Ziffern, bzw. Buchstaben oder Buchstaben mit Ziffern auf. Alle Eingriffe der Herausgeber in die Manuskripte der nachgelassenen Fragmente, auch alle die, welche die Interpunktion betreffen (wiederum im Unterschied zum Apparat der Abteilung IV), werden grundsätzlich im Apparat angegeben; bei besonderen Fällen wird der Lesart des Manuskriptes die Sigle Ms zur Verdeutlichung beigefügt. 6. Die Erläuterungen haben rein philologisch-historischen Charakter. Sie werden nicht getrennt von den Varianten mitgeteilt, sondern nach der Reihenfolge der Lemmata. Sie beziehen sich auch auf bestimmte Eigentümlichkeiten der Handschrift, sonst bestehen sie aus Zitatnachweisen und Hinweisen auf einzelne verwandte Stellen. Die Fragmente der VII. Abteilung werden, im Unterschied zu Fragmenten aus anderen Abteilungen, mit bloßer Fragmentnummer ohne Angabe der Abteilung angeführt. Die vier Teile von Also sprach Zarathustra werden durch Za I—IV angegeben, die Kapitelüberschriften innerhalb eines Teils vollständig — gegebenenfalls gefolgt von den Abschnittsziffern — angeführt. Sonst werden Ns Werke mit Siglen, gefolgt von Aphorismus- bzw. Abschnittsziffern, zitiert. Nicht alle Zitate konnten nachgewiesen werden. Die Herausgeber haben sich bemüht, für jedes Zitat die von Ν benutzte Quelle zu erschließen. In Fällen, in denen das nicht möglich war, wurden neuere Ausgaben beigezogen. Werke und einzelne Gedichte Goethes und Schillers werden nur, wenn sie als allgemein bekannt gelten dürfen, mit Titelangabe (bei Faust, Tasso u. ä. auch mit Versnummer) angeführt. Die Bibel und die antiken Autoren werden in der Regel ohne Angabe der Edition zitiert.2 Die Zitate aus Schopenhauer sind nach der Frauenstädt-Ausgabe (Leipzig 1873—1874, vorhanden in Ns nachgelassener Bibliothek) angegeben. Für Schopenhauers Hauptwerke werden folgende Abkürzungen verwendet: 2

Lediglich die Sammlungen wie die Fragmente der Vorsokratiker (Diels-Kranz) u. ä. bedürfen einer solchen Angabe.

80

Kritischer Apparat

Die Welt als Wille und Vorstellung, erster Band = Welt ι Die Welt als Wille und Vorstellung, zweiter Band = Welt ζ Parerga und Paralipomena, erster Band = Parerga ι Parerga und Paralipomena, zweiter Band — Parerga 2 Über den Willen in der Natur = Natur Die beiden Grundprobleme der Ethik = Ethik Zur Frauenstädt-Ausgabe gehört auch: Aus Arthur Schopenhauer's handschriftlichem Nachlaß, Leipzig 1864, ebenfalls vorhanden in Ns Bibliothek. Die Abkürzung dazu im Apparat ist: Nachlaß.

25 2.5 [ι]

25[2]

25(3]

=

W

I 1

Erich F. Podach, Ein Blick in Notizbücher Nietzsches, Heidelberg 1963, 22 (abgekürzt: Podach) Entwurf eines Titelblattes; am linken Rand unter dem geraden Strich die Seitenangabe p. 3, die sich auf die von Ν offensichtlich als Zwischentitel gedachten Zeilen 6—7 bezieht. 5 ι —2: D i e ewige Wiederkunft.] vgl. 1 [70] 2 3 , 1 6 und Anm. dazu 3: E i n e Wahrsagung.] vgl. 25/6.323]; i6[z 56]; 2.7{58.8O]; 35lz6.40.41]; 41I1Ì; VIII φι] j: „Es ist Zeit!"] vgl. 13/2] 464,7 und Anm. dazu darunter gestrichen: V o n / Friedrich Nietzsche. Podach 23 vgl. Ν an Heinrich Köselitz (Peter Gast), 22. März 1884: „ [ . . . ] n u n , nachdem ich soweit mein Stillschweigen gebrochen habe, bin ich zu ,mehr' verpflichtet, zu irgend einer ,Philosophie der Zukunft' — eingerechnet ,dionysische Tänze' und ,Narren-Bücher' und anderes Teufelszeug." 10: M o r a l f ü r M o r a l i s t e n . ] vgl. 7(201] 313,18 und Anm. dazu 12: D i e e w i g e W i e d e r k u n f t . ] vgl. i[7o] 23,16 und Anm. dazu vgl. Ralph Waldo Emerson, Versuche, übers, v. G. Fabricius, Hannover 1858, BN, S. 179 das Motto zum Kapitel „Heroismus": „Paradise is under the shadow of swords." Mahomet vgl. 29/1 ] 43; 31 [44.61 ]; VIII 2[i 9]; Za IV Gespräch mit den Königen 2

82

Bd. VII 2,

S. 6 - 9

2.5[4] Zitat aus dent im Fragment 25(217] erwähnten Werk von Strinnholm, Zweiter Teil, S. 270: „Überhaupt wurde Alles mit Verachtung angesehen und verabscheut, was von Hinterlist, Feigheit, Niedrigkeit des Charakters zeugte; man wollte im Guten, wie im Bösen eine unerschrockene Offenheit und Männlichkeit des Charakters, Größe und Kraft in That und Handlung sehen. ,Geradezu,' sagte man, ,sollen die Adler stoßenl66K' " Die Anmerkung 2 66 lautet: „Olof Haraldssons Saga bei Snorre Sturlesson." vgl. 28(14]; 29(1] 43: 3I[3I1 82; VIII2/2 0]; Za IV Das Lied der Schwermuth 3 6 3: stoßen] lies: stossen 2-5E5] vgl. 2S/23/; 29/1/ 43; 31(44]; 32.(8] 118; Za IV Der Schatten 5: engl(isches) 25[6] GA XVI 414(1 4) Podach 22 7— 8] aus W a h r s a g u n g / v o n d e r e w i g e n W i e d e r kunft. 7: Die ewige Wiederkunft] vgl. 1(70] 23,16 und Anm. dazu 8: E i n e W a h r s a g u n g . ] vgl. 25(1] 5,3 und Anm. dazu 10: „Es ist Zeit!"] vgl. 13(2] 464,7 und Anm. dazu 12: Der große Mittag.] vgl. 15(13] 506,15 und Anm. dazu 14: Die Gelobenden.] vgl. 16(49] 54°>6 und Anm. dazu 2 5 [ j ] vgl. Za III Der Genesende 2; die Vs dazu findet sich auf gegenüberliegender Seite in Ms 7 7: zu [diesen] Ursachen, [Und] an denen 15—16: „Dans . . . corps".] vgl. JGB 142; Zitat aus Astolphe de Gustine, Le monde comme il est, Paris 1835, 2 Bde, Bd. 1,102: „On n'est jamais bien sûr de ne pas pouvoir aimer une personne qu'on examinera attentivement par quelque motif que ce soit. Ce regard scrutateur est le coup qui fait jaillir l'étincelle du caillou. Toute affection pure et vive vient du dedans. Les traits du visage n'y font rien, quand une fois les sentiments sont devinés; car, selon l'expression d'une femme célèbre par la grâce et la justesse de son esprit, dans le véritable amour, c'est l'âme qui enveloppe le corps." 2.5 [8] GA XIV 230,471 18: Tnochl 19: nähmlich] lies: nämlich

Nachgelassene Fragmente 25 [4—11]

83

1 9 — 2 1 : fehlt Tjetzt diese Tiefe undl gleichsam der (rechte! Magen: sie kennen Tdaher auchl die Noth [des] Tjenes rechtenl Magens 23: Andern] aus andern 2-5[9] 7 29—8 11: Meine Freunde . . . k ö n n e n . ] WM1 57 82—3: eines großen [Verfalls] iïmmer schlimmeren [Laufens] [Fallens] LundJ Verfallens und Auseinanderfallensl 5: IDas Auseinanderfallen, alsol Die Ungewißheit 1 0 : Tunheimlichenl . . . Inochl 8 12—9 7] später (Sommer 1885) zu 38(11] umgearbeitet 8 1 4 : Tsogarl 1 5 : Tselberl 1 9 : [sofort! 24; , die Heimtücke] ist zu tilgen, weil zur Umarbeitung von Sommer 1885 gehörig 26: z u v e r l ä s s i g e ] lies: T z u v e r l ä s s i g e r e ! 30—31: rdies . . . redenl 3 1 : la bêtise humaine] ein von Ν damals oft gebrauchtes Wort (vgl. seinen Brief an M. v. Meysenbug Ende März 1884), übernommen von „Lettres de Gustave Flaubert à George Sand. Précédées d'une étude par Guy de Maupassant", Paris 1884, BN, XXVIII. XXX. LXXIV. 37.84.99. ι j6f.216.243 (die römischen Seitenzahlen beziehen sich auf Maupassants Vorwort); vgl. auch 24(25]; JGB 218. 32: immer . . . hat] aus nicht beleidigt, sondern ergötzt 3 3 : Narrethei [Tdesl] rhöhere Menschenl 9 1 : menschl. 2: laberl 3—4: iihrer selber aber gänzlich unbewußtenl 4—5: guten dicken braven Menschen] vgl. 3/1 ]τ6γ; 12/17187 7·· Zusatz am Schluß unter der Zeile: an deren Anblick die franz(ösischen) Psychologen ihr feinstes Vergnügen haben 25 [10] später mit Blei hinzugefügt 25[ii] GAXIV 376,255 vgl. Ns Gespräch mit}. Paneth vom 29. Januar 1884, Chronik, S. 20; Ν an Heinrich Köselitz, 22. März 1884 10: Als Knabe war ich Pessimist] vgl. 8(21]

84

Bd. VII 2, S. 9 - 1 3

25[i2]

10—13: Als Knabe . . . Entschiedenste.] von Ν durchgestrichen 1 1 : rZeilenl 12: sind] aus ist 1 3 : Schwärzeste und] Schwärzeste, und Ms 1 4 : bisher [jenen] Gedanken 1 6 : Γ, in dem . . . habel 16—25: und . . . Freunde?] vgl. 34(117] 18—25: er . . . Freunde?] aus er es nicht ganz ehrlich mit sich selber gemeint hat: der dumme TGeniel Aberglaube, den er von den Romantikern gelernt hatte, und seine Eitelkeit haben ihn gezwungen, eine Philosophie zu kanonisiren, die aus seinem 2ten Lebensjahr stammte und zu d i e s e m L e b e n s a l t e r gehört. 20.21: dank] lies: Dank 23: auch [heute] [jetzt] zu GA XIV 183,355 vgl. JGB 207 9 28—10 1: (eine Art . . . herrscht) ] Zusatz 1 0 4—7: Forderung der Unpersönlichkeit . . . wiedergeben] vgl. dazu Maupassant in seinem Vorwort zu „Lettres de Gustave Flaubert. . .", (s. Anm. zu 2 5[9]) S. XII—XIII: „Gustave Flaubert, en effet, fut le plus ardent apôtre de l'impersonnalité dans l'art. Il n'admettait pas que l'auteur fût jamais même deviné, qu'il laissât tomber dans une page, dans une ligne, dans un mot, une seule parcelle de son opinion, rien qu'une apparence d'intention. Il devait être le miroir des faits, mais un miroir qui les reproduisait en leur donnant ce reflet inexprimable, ce je ne sais quoi de presque divin qui est l'art. " vgl. 25l11y.164.181.216]

8: Schmetterlinge] ein Schmetterling Ms G A XIV 208,418 vgl. 24/26] und Anm. dazu 16—ι γ: ungeheuren rWeite — aber auch der ungeheurenl Leere 1 9 : furchtbare] darüber gestrichen: und Γder Oedel 24: blendende] blendend. Ms 25: Fund Ereignissenl wir ~l und 2.5[14] GAXIII 57,136 vgl. II[6] und Anm. dazu 2.5 [13]

Nachgelassene Fragmente 25 [11 —18]

85

2.5 [15Í vgl. 11I7Ì und Anm. dazu 1 1 18: sehr [bald] viel Z5[i6] WM2 31 vgl. Ν zu Paneth am 29. Januar 1884, Chronik, S. 20. 22—29] erste Fassung: Der Pessimismus ist noch in seinen Anfängen: er hat noch nicht jene ungeheure sehnsüchtige Starrheit des Blickes, den er einmal in Indien hatte, es ist zuviel noch von Gelehrten- und Dichter-Pessimism darin Teingemischtl: ich meine ein gutes Theil Tdarinl ist fhinzulerdacht und rhinzulerfunden, ist „geschaffen", aber nicht Ursache. Die umgearbeitete Fassung wurde von Ν nach 12,1—12 geschrieben, jedoch mit dem Buchstaben A (= Anfang) ausgezeichnet. 12 1: Es . . . ist:] vgl. 28(22]; 29I1] 43; 31(48]; 32[8] ii9 2—12: wo . . . selber.] erste Fassung: wo [die Volk] das Volk selbst sich so tief mit philosoph. Lehrmeinungen eingelassen hatte, wie zeitweilig Europäische Völker mit religiösen Sätzen, zb. Puritaner. Man darf sich durch die Litteratur nicht verführen lassen: die Millione Spiritisten und ein Christenthum mit Turnübungen von jener schauerlichen Häßlichkeit, die alle englischen Erfindungen kennzeichnet, giebt bessere Gesichtspunkte. 11: bessere] lies: giebt bessere 25[17] GA XIII 103,240 13—19: Als . . . Glück.] vgl. 7/23] 2 5 7 , 1 0 und Anm. dazu 14—15: griech. Philos. 19—22: Wenn . . . Wohlthat:] vgl. 25(40] 21: persönl. Urtheil: PI. 23: Arist(óteles) 27—29: empfinden . . . Kopf!] aus empfinden — da bleibt Viel zu lachen! 30: a u f h ö r t e ? ] a u f h ö r t e Ms 2.5[18] 13 ι— 2: Die . . . Verlogenheit] Exzerpt aus Francis Galton, Inquiries into Human Faculty and its Development, London 1883, BN, 61: „The deficiency of conscience in criminals, as shown by the absence of genuine remorse for their guilt, astonishes all who first become familiar with the details of

86

Bd. VII 2, S. 1 3 - 1 6

prison life. Scenes of heartrending despair are hardly ever witnessed among prisoners; their sleep is broken by no uneasy dreams — on the contrary, it is easy and sound; they have also excellent appetites. But hypocrisy is a very common vice; and all my information agrees as to the utter untruthfulness of criminals, however plausible their statements may be." vgl. 2S/9.22]; 2φί 43; 3i[44l; 32(8] 118; Za IV Der Schatten

2—3: Bei . . . zerbrechen)] Galton, 65: „The criminal classes contain a considerable portion of epileptics and other persons of instable, emotional temperament, subject to nervous explosions that burst out at intervals and relieve the system. The mad outbreaks of women in convict prisons is a most curious phenomenon. Some of them are apt from time to time to have a gradually increasing desire that at last becomes irresistible, to 'break out,' as it is technically called; that is, to smash and tear everything they can within reach, and to shriek, curse, and howl." vgl. 28(23]; 29ÍI1 43; 3^Í4S]; 32(8] 119 2.5 [19] Galton, 64 f.: „Now the ancestor of all this mischief, who was born about the year 173 o, is described as having been a jolly companionable man, a hunter, and a fisher, averse to steady labour, but working hard and idling by turns, and who had numerous illegitimate children, whose issue has not been traced. He was, in fact, a somewhat good specimen of a half-savage, without any seriously criminal instincts. The girls were apparently attractive, marrying early and sometimes not badly; but the gipsy-like character of the race was unsuited to success in a civilised country. So the descendants went to the bad, and such hereditary moral weaknesses as they may have had, rose to the surface and worked their mischief without check. Cohabiting with criminals, and being extremely prolific, the result was the production of a stock exceeding ¡00 in number, of a prevalent criminal type. " 4: Ig e s u η d el 25[2.o]

GA XIII 33s,832 1 1 : ein [e]

vgl. 36/7/

Nachgelassene Fragmente 25[18—32] 25I21]

GAXIII

279,679

zu Moral

für Moralisten?

87 vgl.

2sf87.120.36z.363.374.37s]; Z6I73.370Ì; 36I17] z8z; 4o[8] 25 [zz] zu Moral für Moralisten ? 2.5[2.3] zu Moral für Moralisten ? 25 [24] 1 4 3 — 9] von Ν durchgestrichen 3—7: „Über . . . s t a u e n . ] Vs zu VIII z[zi] vgl. 4(51] und Anm. dazu 8—13: Balzac . . . sprechen] Vs zu VIII z[zz] zu Balzac vgl. Anm. zu zj[z6] 8: rund Stendhall . . . M(enschen) 1 0 — 1 3 : In Hinsicht Tdaraufl, was produktive[n] Menschen zu oberst und Γ-erstl [zu unterst] noth[thut] [haben! [und ihnen das] [ x ] Tum nichtl (1) am Wurm [des] Geistes Tzul leiden (z) an den Würmern des Geistes zu leiden — Eier legen, gackern und Eier brüten mit Grazie in inf(initum), im Bilde zu Sprech (en) 2.5[2.5] Zitat nicht erschlossen 17: audace!"] lies: audace! 25 [2.6] GA XIV 194,377 Ν las in dieser Zeit: Honoré de Balzac, Correspondance 1819—1850, in Œuvres complètes XXIV, Paris 1876; hier zitiert Ν Balzac an Madame Hanska, ζ o. Jan. 1838 (S.Z76f.) zi: rdasl 25 [27] Balzac an Madame Hanska, Okt. 183 6, Correspondance, Z41 1 5 4: l a c o n t i n e n c e a b s o l u e ] von Ν unterstrichen 25[28] Balzac an Laure Surville, Aug. 183z, Correspondance, iZ7f. 25 [29] GA XIV 193,37 z Balzac an R. Colomb, 30. Jan. 1846, Correspondance, 491 f. 14: madame Honesta] Gestalt aus „Belphégor", Erzählung von La Fontaine z

5[3°]

Balzac an Madame Hanska, 4. März 1844, Correspondance, 400 25 [31] GA XIV193,3 71 Balzac an Stendhal, 6. April 183 9, Correspondance, 3Z9f. 25 [3 2] Balzac an Astolphe de Gustine, 10. Feb. 1839; an Madame Hanska, 18. Juni 1838; Correspondance, 3 zi f . 303 16 1—4: Z u . . . coupée.] GAXIV 185,361

Bd. VII 2 , S. 1 6 - 1 8

j-6:

5[33]

Scribe . . . Stil!] G A XIV

197,38

s

Exzerpt aus Galton (s. Anm. zu 2j[i8]), 66—68: „The phases of extreme piety and extreme vice which so rapidly succeed one another in the same individual among the epileptics, are more widely separated among those who are simply insane. It has been noticed that among the morbid organic conditions which accompany the show of excessive piety and religious rapture in the insane, none are so frequent as disorders of the sexual organisation. Conversely, the frenzies of religious revivals have not unfrequently ended in gross profligacy. The encouragement of celibacy by the fervent leaders of most creeds, utilises in an unconscious way the morbid connection between an over-restraint of the sexual desires and impulses towards extreme devotion. Another remarkable phase among the insane consists in strange views about their individuality. They think that their body is made of glass, or that their brains have literally disappeared, or that there are different persons inside them, or that they are somebody else, and so forth. It is said that this phase is most commonly associated with morbid disturbance of the alimentary organs. So in many religions fasting has been used as an agent for detaching the thoughts from the body and for inducing ecstasy. [. ..] In short, by enforcing celibacy, fasting, and solitude, they have done their best towards making men mad, and they have always largely succeeded in inducing morbid mental conditions among their followers." umgearbeitet zu JGB 47; der Text gibt die erste Fassung wieder vgl. 25/35.2;J.3X7. Sii]; Vili 2/23J

5 [34] GA XIV 194, 376 Balzac an Zulma Carraud, 1. Juni 1832: „je tiens plus à l'estime de quelques personnes parmi les quelles vous êtes au premier rang ... qu'à l'estime de toutes les masses, pour les quelles j'ai du reste un profond mépris. Il y a des vocations auxquelles il faut obéir, et quelque chose d'irrésistible m'entraîne vers la gloire et le pouvoir", an Laure Surville, 1821: „Laure, Laure, mes deux seuls et immenses désirs, être célèbre et être aimé, seront-ils jamais satisfaits?" Correspondance, 109 und 35

Nachgelassene Fragmente 25 [32—45]

89

2-5C35] Podach 23 vgl. 31 [2.] 73,21-74,3 und 25133] und Anm. dazu 25[36] WM2 90S 17 1: frathsamstel 4—5: Zunächst . . . v e r w i r k l i c h e n ! ] vgl. γ[ζ6] 259,6—8 und Anm. dazu 10—11: Daß . . . K r a f t ! ] vgl. 25184.101]; 16(99]; 2.8(20]; 29/1 ] 44; 3i[34]; 32(4]; 7JX IV Vom höheren Menschen 5 2-5[37] Podach 23 vgl. JGB 197 2.5 [3 8] Lesefrucht? 17: ein véritable goût! ] lies: ein veritabler goût 18: Goethe . . . „undulatorisch".] vgl. Natt Erwin Rohde, 22. Februar 1884: [. . .] ich bilde mir ein, mit diesem Zarathustra) die deutsche Sprache zu ihrer Vollendung gebracht zu haben. Es war, nach L u t h e r und G o e t h e , noch ein dritter Schritt zu thun — ; sieh zu, [. . .] ob Kraft, Geschmeidigkeit und Wohllaut je schon in unsrer Sprache s o beieinander gewesen sind. Lies Goethen nach einer Seite meines Buchs — und Du wirst fühlen, daß jenes „undulatorische", das Goethen als Zeichner anhaftete, auch dem Sprachbildner nicht fremd blieb. 25(39] 21: Aristoteles] vgl. Eth. Nie. 1106b.1107a 25 [40] GA XIII 6,10 vgl. 2 5 [17] 25: Jesuitismus] zu verstehen im Sinne von 7(238] (Hartmann) 25[4i] 18 2: de Custine, mémoires et voyages] Astolphe de Gustine, Mémoires et voyages, ou lettres écrites à diverses époques, pendant des courses en Suisse, en Calabre, en Angleterre, et en Ecosse, Paris 1830(2 Bde., abgekürzt: Custine); hier zitiert Ν aus Bd. ι 25(42] Custine 1,156 2.5[43] Custine i,i69f. 8-9: Le ... taire:] vgl. 2φ] 44; 3i¡45Í 25(44] Custine 1,181 11: Tant d'intérêts] tant intérêts Ms 25(45] Custine 1,187 14—16: Madame . . . plaisir."] vgl. JGB 235

90

Bd. VII 2, S. 1 8 - 2 3

25[46] Gustine 1,2.23 25[47] Custìne 1,225 19 ι: II] il Ms 2: (Werner)] Zacharias Werner 25^8] GAXIV 185,362 Custìne 1,248 25 [49] Gustine 1,273 25 [50] Custìne 1,332 f. 2

5 [5 ì] Gustine 2,163 : „[. . .] les religions païennes contenaient toutes les vérités en germe, et ce germe suffisait pour féconder le génie des arts chez des peuples favorisés". 16—18: Der . . . gemacht!] von Ν 18: einen] lies: ein 25(^52] 19—22: „noblesse . . . ignoble.] Custìne 2,256/! 19 23—20 3: „Bei • · · paroles."] GA XIV 185,363 Custìne 2,260 ft 19 23—24: den [Ges(chmack)] (des) Schönen 2.5[53] Gustine 2,276 vgl. 2y[i] 44; 29(62]; 31(45]; Za/Worn höheren Menschen 2 20 4: r(vernichtender)l 2j[54] Gustine 2,292; vgl. Anmerkung zu 2j[jy] 2 5 [55] Custine 2,380-383 29: f a u x . " ] f a u x . Ms 25 [5 6] Custine 2,297 2.5[57] Custine 2,291 f.: „L'esclavage commercial que l'industrie perpétue dans les sociétés modernes, n'est guère plus consolant aux yeux du vrai philanthrope que l'esclavage guerrier des anciens. Aujourd'hui, nos îlotes sont forcés de vouloir leur mal; tel est le seul avantage dû au perfectionnement de l'administration dans les Etats modernes. Mais l'homme qui consent à rester toute sa vie au-dessous de l'humanité, me paraît doublement à plaindre, car il est dégradé jusque dans sa conscience; il devient complice de son avilissement, et la soi-disant liberté d'un tel être n'est qu'une dérision. Les sociétés modernes me semblent trop fières de l'abolition de l'esclavage. Dans le fait, cette reforme tant vantée, se borne jusqu'à présent à des délicatesses oratoires; et si les langues diplomatiques de l'Europe étaient moins perfidement polies, nous ne pourrions

Nachgelassene Fragmente 25 [46—70]

91

guère distinguer un forgeron de Horsley, un mineur de Newcastle, d'un esclave romain. Mais aujourd'hui que la parole n'est qu'une négociation entre les vérités et les vanités, tous les idiomes se ressentent de tant de faiblesse et de fausseté; et, pour rétablir les choses dans leur simplicité, quelque philosophe morose finira peut-être par oser dire de la liberté moderne, qu'elle consiste dans la double faculté de mentir aux autres et de se mentir à soi-même!!" vgl. auch 25(54] 2-5[S8] Gustine 2,272 vgl. 28(16]; 29(1] 44; 31(45] 95; 32(10] 124; JGB 189 2-5 [59] Gustine 2,251 f. 21 1 1 : Talent,] Talent Ms 15: die] lies: der 2 5 [60] Gustine 2,252 19: der] lies: des des Franzosen Tim Theaterl 20: will. Es] will, es Ms 2.5 [61] Gustine 2,419 25(62] Gustine 2,442 f. 22 1 1 ] lies: wird zu Egoismus, der Stolz zu Vorurtheile 2.5[63] Gustine 2,448f. 13—14: Le . . . Engländer.] vgl. 25l9j.213.223]; 27(6.15]; 34¡39-z39h 35Í34Í; JGB 228 25[64] Gustine 2,464 18: des] de Ms 2.5[65] Gustine 2,464 25(66] Gustine 2,466 25(67] Gustine 2,467 23 4: M(enschen) 25(68] Gustine 2,467 7: nennen,] nennen Ms 10: révolte] revolte Ms 25(69] Gustine 2,474 25(70] GA XIV 210,421 im Anschluß an die Lektüre Custines entstanden 13-14 ] vgl. 25(84] 21—22: Luther gegen die sancti] vgl. 25(271] 23—24: die Unterwerfung . . . Sklaven] vgl. 25(101]

Bd. VII 2, S. 2 3 - 2 5

92

2.5I71] GA XIV 204,406 im Anschluß an die Lektüre Custines entstanden 24 3.5: moralist. . . . moral. 4: Jesuitism . . . wird mißverstanden] vgl. 25174] 25 [72] Exzerpt aus dem Roman „Le monde comme il est" von Astolphe de Castine, Paris 18)5, 2 Bde. (abgekürzt: Custine, Le monde); hier Bd. 2, S. 6 f.: „Edmond n'était point impie, seulement, sa religion était vague: c'est-à-dire nulle dans les grandes occasions; c'était celle du sentiment qui ne fournit qu'aux discours et qui vous manque toujours au moment où elle est le plus nécessaire. On ne lui avait pas donné celle des principes et des pratiques, la seule qui s'oppose victorieusement aux mouvements désordonnés des passions. Il est de son siècle: il souffre, il succombe, au lieu de combattre et de vaincre. On a mis aujourd'hui le sentiment religieux à la place de la religion; mais que faire contre une passion avec un sentiment? l'attaque et la défense viendraient de la même source; c'est impossible! ... Quand l'ennemi est dans le cœur, il faut puiser ailleurs la résistance; alors l'autorité, alors l'habitude, alors l'obéissance, l'humilité, la règle, la discipline, la loi, les pratiques, même puériles en apparence, alors un autre que nous, un prêtre, un confesseur, dont la voix puisse faire taire la nôtre: voilà ce qu'il nous faut alors pour nous sauver de nous-mêmes. Quand on devient insensé, il ne suffit plus pour ne pas se tuer d'avoir rêvé qu'on était un philosophe chrétien, comme le sont la plupart des protestants qui pensent; il faut être un bon et simple catholique, Edmond était catholique; mais il l'était comme la plupart des hommes le sont aujourd'hui chez nous: il allait quelquefois à la messe le dimanche." 25 [74] GA XIV 204,408 Z

5[75Ì

22—23: rder Jesuitismusl . . . Larochefou(cauld) vgl- Custine, Le monde 2,254 f·'· »Les méchants ont un grand disavantage dans les transactions de ce monde, c'est qu'ils ne connaissent à fond que le mal et qu'ils ne jugent jamais bien les honnêtes gens, tandis que ceux-ci peuvent aisément deviner les méchants: il y a des mobiles nobles qui échappent toujours à l'observateurs perverses, quelque perspicacité qu'il ait

Nachgelassene Fragmente 25[71—78]

93

d'ailleurs; mais il ne faut qu'une dose de finesse ordinaire et un peu d'expérience pour pénétrer les secrets motifs de la conduite des hommes corrumpus: grâce au ciel, la sphère du vice est plus bornée que celle de la vertu!" 25 [76] Custine, Le monde 2,6 f.: „La solitude des champs n'est pas le remède qu'il faut à son chagrin: mais dans le monde n'était-il pas seul aussi? Avait-il un véritable ami, un de ces amis qu'on puisse aimer sans se dire toujours: combien, il les faut estimer? en aura-t-il jamais? Edmond aime peut-être avec trop de passion tout ce qu'il aime pour être aimé. La faculté de s'oublier soi-même, le dévouement, l'abandon, la générosité, toutes ces qualités ont leur prix sans doute; mais le mérite de dons si rares est perdu pour ceux qui les possèdent, s'ils ne savent pas se rendre aimables en aimant. Ces esprits toujours passionnés font, à coup sûr, des ingrats, et, ce qu'il y a de pis, des ingrats innocents! Pauvre Edmond!.. pauvre madame de Staël, pauvre Rousseau, pauvres poètes, pauvres sauvages aux paroles magiques, mais au cœur primitif; insensés qui profitent de la civilisation pour l'injurier; où donc est leur place, s'ils ne peuvent vivre ni dans les bois, ni dans le monde? .. Ils pourraient vivre partout!.. partout où l'on aimerait comme eux!.. c'est-à-dire qu'ils ne peuvent subsister nulle part, parce qu'ils sont partout une exception." 25 1 : „Die] Die Ms 2.5[77] Custine, Le monde 2,26: „Où sont les caractères complets dans le monde civilisé? Et pourtant il arrive tous les jours qu'on y peut aimer quelqu'un. Ce qu'on appelle proprement un caractère, n'existe guère que dans les pays barbares, dans les romans ou dans les pièces de théâtre. La représentation de la vertu dans les livres qu'on a nommés moraux, a faussé tous les esprits, endurci tous les cœurs, qui ne savent plus s'attendrir que d'une manière. Il ne faudra pas moins d'une ère tout entière de cynisme littéraire pour nous débarrasser des habitudes d'hypocrisie académique qui depuis des siècles nous offusquent le jugement en belle prose et en vers bien tournés." 1 1 : werden."] werden. Ms 2.5 [78] Custine, Le monde 2,26 f.: „Gloire à l'homme fort que notre

94

Bd. VII 2, S. 2 5 - 2 6

temps proclame le chef de l'école soi-disant romantique! Par son indomptable volonté, il a hâté l'époque d'une réaction nécessaire, et par l'étendue de son génie, il en abrégera la durée; il vivra assez pour voir la fin et le résultat de la révolution qu'il a commencée. Comme un compositeur habile emploie des modulations recherchées pour faire ressortir la simplicité de son motif, et rentre bientôt dans le ton principal, Victor Hugo est sorti des routes battues, mais pour arriver par des chemins connus de lui au même but auquel tendent les grands écrivains de tous les siècles: à peindre la nature de manière à révéler le surnaturel. Notre temps doit à ses terribles et savants tableaux l'avantage d'avoir substitué, dans les arts, le grand jour de la vérité au jour faux des écrivains habitués à embellir leur modèle. Tous les hommes qui osent être euxmêmes en écrivant, doivent à ce chef d'école leur part de remerciments; car c'est lui qui a accoutumé notre public à supporter la liberté de la pensée." 2.5 [79] Custine, Le monde, 2,3 o 25[8o] Custine, Le monde 2,65—68: „Les libéraux sont singulièrement exigeants pour tout ce qui a rapport aux bonnes mœurs, quand il s'agit de juger les autres, et surtout les hommes qu'ils appellent les anciens nobles. Cette sévérité ne tient pas à une louable délicatesse morale, elle a sa source dans un amourpropre vigilant, mais sot. Ils prennent pour des offenses personnelles tous les écarts des descendants de leurs anciens seigneurs; leur morale intéressée produit une hypocrisie politique, aussi perverse et plus nuisible, dans le siècle où nous vivons, que l'hypocrisie religieuse, parce qu'aujourd'hui celle-ci perd le pouvoir presque aussitôt qu'elle l'obtient. On dira peut-être, qu'un des bienfaits du gouvernement représentatif est précisément de forcer ses ambitieux à prendre le masque de la morale et de l'humanité. Mais alors pourquoi s'acharner contre la puissance du clergé, qui, tant qu'elle existait, aidait la civilisation par des moyens absolument semblables? Ce qu'on peut reprocher aux prêtres, ce n'est pas leur ambition, c'est de vouloir sans pouvoir. Ils se trompent de siècle et

Nachgelassene Fragmente 25 [ 7 8 - 8 2 ]

95

voilà pourquoi ils font du mal. On peut dire, en faisant toujours la part obligée des exceptions, qu'il n'y a pas d'hommes méchants, pas plus que de bons, dans ce qu'on appelle le monde, puisque, dans tous les pays, les méchants et les bons sont des individus à part: les vertus surnaturelles sont insociables, comme les grands crimes; mais il y a dans les sociétés des esprits arriérés et des esprits avancés. Les uns et les autres ont les mêmes passions; seulement les arriérés se servent, pour cacher leurs vues personelles, de mots dont le monde connaît déjà le vide; les autres, pour arriver au même but, parlent un langage capable de tromper encore le vulgaire qui n'a trouvé que bien tard la clef des mots nouveaux. La grande différence que je remarque entre les gens médiocres et les esprits supérieurs, c'est que ceux-ci seuls entendent à fond le sens de la langue de leur temps; les autres n'aperçoivent le mensonge que dans le langage de leurs arrières-grandspères. Ainsi, de nos jours, les mots salut éternel, enfer, paradis, charité, sont usés comme leviers politiques chez ce peuple incrédule, quoique pour des chrétiens, ils aient toujours leur signification religieuse; de même ceux de philanthrophie, de liberté, de privilèges, de progrès, seront nuls pour nos neveux, revenus des soi-disant innovations de notre temps, si fier de son grossier matérialisme. Les réformateurs d'une époque, sont les conservateurs d'une autre; en avant aujourd'hui, les mêmes hommes, dans cinquante ans, se trouveront en arrière. Le même génie peut être regardé, tour à tour, comme créateur ou comme radoteur, selon le point de vue dans lequel la Providence le place vis-à-vis le genre humain." 26 8: Zwecken] Mitteln Ms 25 [81] Custine, Le monde 2,209: „Mais le vraisemblable peut bien quelquefois n'être pas vrai, d'autant que Boileau a manqué de hardiesse: il aurait dû dire que le vrai n'est jamais vraisemblable." 25 [8z] Custine, Le monde 2,2 06 f.: „Prétendre que la richesse pervertit ceux qui la possèdent, c'est débiter un lieu commun qui, néanmoins, est très souvent une fausseté, mais on peut dire à

96

Bd. VII 2, S. 2 6 - 2 9

2.5[83] 25184]

*5[85] 2-5[86] 2·5[87] 25[88] 25(89]

2.5[90]

coup sûr qu'elle gâte le cœur de ceux qui l'envient. Le luxe ne devrait être permis que dans les pays où les pauvres sont de bonne humeur. Et pourquoi ne le seraient-ils pas partout? ils ont autant de moyens d'être heureux que les autres!" Custine, Le monde 2,222 23: détrônés] détrônes Ms 25: das Zeitalter der V e r l o g e n h e i t ] vgl. 2.$[88j moralische) 27: der große Sklaven-Aufstand] vgl. 2$[γο] 27 ι— Festzustellen . . . voraus.] vgl. 25/36] ιγ,ιο—ιι und Anm. dazu 1—2: Festzustellen . . . Grausamkeit.] vgl. i6[}6] und Anm. dazu 3: Tnochl vgl- 2.Φ5Ι Schopenhauer, Welt 2,495.497 fg'· -25/95/ 1 7 : Tgelangtl vgl. 2 s [ 2 i ] und Anm. dazu 20: Die Furcht — sklavenhaft.] vgl. 2j[ç8] 22—24: Zeitalter der Verlogenheit] vgl. 25(84] Custine, Le monde 2,221, Anm. 1: „Elle aurait dû ajouter à son récit que plusieurs mois avant de se sauver à Paris, elle avait rencontré aux eaux un jeune poète dont la physionomie mélancolique lui avait tourné la tête: c'est ce premier héros de ses romans qu'elle vint chercher à Paris; mais elle se dégoûta de lui bientôt en voyant le profond égoïsme qu'il cachait sous le langage de la sensibilité! Tant il est vrai que nul homme ne possède en même temps l'expression et le sentiment, les paroles et la réalité!... Triste féerie du talent qui ne peint bien que ce qu'il n'éprouve plus! Aussi presque toujours l'éloquence dramatique n'est-elle qu'une fiction du poète qui prête alors à l'action de langage de la réflexion." 28 2: M(ensch) Custine, Le monde 2,221 f.: „Ii connaissait plusieurs hommes de lettres, mais la tendance de notre littérature le décourageait. Il voulait bien accorder aux talents le droit de redresser les torts de la société. Il ne voulait pas que le remède fût pis

Nachgelassene Fragmente 25 [82—95]

97

que le mal, et les écrivains célèbres qui, de tous les hommes, sont ceux qui doivent le plus à la civilisation, lui paraissaient des monstres quand ils poussaient l'état social tout entier vers sa ruine. Réparez l'édifice; mais avant de vous mettre à l'œuvre, assurez-vous bien que vous ne renverserez pas ce que vous voulez embellir. L'absence de toute délicatesse dans le choix des moyens de succès, l'abus de l'invective, la haine de ce qui existe, l'indifférence à ce qui existera, voilà ce qu'Edmond reprochait à la plupart des écrivains français depuis cent ans au moins. Prêcher le retour à la vie sauvage, avec une plume dont on attend sa gloire et sa fortune dans la vie sociale, lui paraissait une ingratitude révoltante, une rodomontade d'enfant, une inconséquence dont le siècle ferait justice quand il sortirait de son aveuglement." 2.5[91] Gustine, Le monde 2,281 f . vgl. 28/9.22]; 29(1] 45; 3i[48]; Za IV Die Begriissung i5[92.] Gustine, Le monde 2,275/!: „Quelle que soit la finesse de leurs aperçus, l'élégance de leurs manières, les femmes sont toujours moins civilisées que les hommes. Elles ont beau avoir l'esprit plus délié, le cœur plus tendre, malgré leur douceur, il leur reste toujours quelque chose de sauvage dans le fond de l'âme. C'est que leurs principes sont moins arrêtés que les nôtres, et que le pacte social repose sur des doctrines et non sur des affections: elles vivent dans l'état, comme les chats dans la maison, qui profitent des avantages de la domesticité, mais qui sont toujours prêts à prendre la porte ou la fenêtre pour rentrer dans leur élément." vgl. 28(20.21]; 2$[i] 45; 31 [31]; Za IV Das Lied der Schwermuth 3; JGB 131 2-5[93] vgl. 1(19] 9,13 und Anm. dazu und vgl. 25[185]; 2 6 / 1 4 1 ] ; Za III Von alten und neuen Tafeln 16; JGB 230 25 [94] GA XIV 134,2-71 22—23: „Werkzeug Gottes"] vgl. 2 6 / 1 7 9 ] 29 Homer unter den „erbärmlichen Sterblichen"] vgl. Od. XII, 341 7: rjetztl 2.5Í95] WM 2 1029 vgl. 2j[86] Ii—12: ich . . . entdeckt.] vgl. zj[ioi] 33,18—19; GD Was

Bd. VII 2, S. 2 9 - 3 5

ich den Alten verdanke 5; EH Die Geburt der Tragödie 3 25 [96] GA XIII 80,203 17—zz: Meine . . . falsch.] vgl. 7[zi] 253,21—25 und Anm. dazu 1 7 : Voraussetzungen: ] Voraussetzungen Ms 18: menschl. Handl. zo.zi: Handl (ung) . . . Handl (ungen) 2 5 - 2 9 : die . . . sie!] vgl. 25(308.371]; 34ÍI27h 40(36. 37-391; 42 l7Ì 30: Es . . . Handlungen!] vgl. 9(42] 370,21—22 und Anm. dazu Hdl.! 25 [97] GA XIII 207,471 30 2—3: d a g e g e n . . . „comfort".] nach Gustine·, vgl. 25163] 22,13—14 und Anm. dazu 4: Fpersönlichstenl 25[98] nicht erschlossen 25(99] GA XIV 67,133 in Anlehnung an das Kapitel „Gregarious and Slavish Instincts" aus Galtons „Inquiries into Human Faculty" (Anm. zu 25[18]), 68—82 13 ] späterer Zusatz 1 5 : „Vor-Ochsen"] nach Galton, 7zf.77; vgl. 25(203] 16: rdasl 5 [100] G A XIII 197,435 vgl. 7 [2 4] 25: moral. 26: m i t h i n ] aus s o m i t 27: M(ensch) J[IOI] G A XIII ioo,Z38 31 7—9: V o n . . . Interesse."] vgl. 7118.154]; JGB 33 9: weist] weißt Ms 10—11: Dagegen . . . hervorbringt] in GT zo: ist:] ist Ms 52.4—6: der alte Sklaven-Sinn . . . Vergötterung der facta] vgl. 25(70] 8: Göttern, Aristokratien, Vorurtheilen] keine Kommata Ms 10: der M e n s c h i s t böse] vgl. 25(36] 17,10—11 und Anm. dazu 10—11: d e r . . . Raubthier.] vgl. 16(36] 537,24—25 und

Nachgelassene Fragmente 25[95—108]

2.5 [X03] 25 [104]

25 [105] 25[106]

2-5[io7] 25 [108]

99

Anm. dazu 20: rund der Buddh(ismus)l 2 5 - 2 9 ] vgl. 2.5(106] 32 2 9 - 3 3 τ9: D e r · · · Gott".] GA XIII 102,239 32 29: Der „häßlichste Mensch"] vgl. 30(4]; 31 [1 ο.ιι.γο]; 32(4.16]; Za IV Der hässlichste Mensch 33 14: Aber . . . dahin!] vgl. 3[i]%2 und Anm. dazu dahin!] dahin? Ms 18—19: Entdeckung des T r a g i s c h e n ] vgl. 25(95] 29> Ii—12 und Anm. dazu 19: „Bock und Gott"] vgl. 28(20]; 29(1] 45; 31(31]; Za IV Das Lied der Schwermuth 3 GA XIV 202,400 Podach 24 vgl. 8(15] 345.349 24: ralte! GA XIV 182,354 34 15: Edmond de Goncourt] in der Vorrede zu La Faustin, Paris 1882, S. II: „(...] je veux faire un roman qui sera simplement une étude psychologique et physiologique de jeune fille, grandie et élevée dans la serre chaude d'une capitale, un roman bâti sur des documents humains (1)." Die Fußnote (1) lautet: „Cette expression très blaguée dans le moment, j'en réclame la paternité, la regardant, cette expression, comme la formule définissant le mieux et le plus significativement le mode nouveau de travail de l'école qui a succédé au romantisme: l'école du document humain." 16: w i s s e n s c h a f t l i c h e H y s t e r i e — sage ich.] Zusatz WM2 982 GA XIII 99,236 28: Tund Entwicklung! 35 6: unbewußt. . . Bildsäule] vgl. 13(1 ] 463,3 —5; Za II Von den Erhabenen 7: ÍTugendl GAXIII 99,237 22: [ D e n k w e i s e ! Zitat aus „La France Nouvelle" von L. A. Prévost-Paradol, Paris 1868, 2. Auflage, III. Buch, 295—296 (Zitat S. 295): „Notre histoire nationale, depuis 1789 jusqu'au jour où

100

Bd. VII 2, S. 3 5 - 3 6

j'écris, ressemble, de l'aveu de tous, à un roman; elle est semée de plus d'événements imprévus, de plus d'actions glorieuses, de plus de faiblesses misérables, de plus de catastrophes que ne l'a jamais été dans un espace de temps si court l'histoire d'aucun peuple ici-bas. Si l'on cherche pourtant à se reconnaître dans cette confusion d'événements et à mettre par la réflexion quelque ordre dans ces ruines, on en vient bientôt à comprendre que la Révolution française est encore inachevée en ce qui touche l'ordre politique, tandis qu'elle a enfanté un ordre social dont la tempête n'a fait jusqu'ici qu'éprouver la solidité et qui semble inébranlable. On ne saurait donc trop le redire: la Révolution française a fondé une société, elle cherche encore son gouvernement." 25[ic>9] 35 29—36 8] Prévost-Paradol, a.a. O., 297 f.: „Parmi ces illusions généreuses, celle qui a saisi notre race en 1 7 8 9 est à la fois la plus complète, la plus légitime et la plus digne de la pitié de l'histoire. L'imagination peut à peine se représenter aujourd'hui la douceur décevante de cette belle aurore. Ceux que l'Évangile appelle les hommes de bonne volonté semblaient pour la première fois maîtres des choses de la terre. Un peuple doux et confiant, habitué depuis des siècles à souffrir avec patience, et attendant enfin de ses guides naturels le redressement de tous ses griefs, une classe moyenne, riche, éclairée, honnête, une noblesse qui mettait alors son orgueil à dédaigner ses privilèges, éprise de philosophie, ardente pour le bien public, un clergé pénétré d'idées libérales, un roi enfin aspirant à fonder l'ordre légal, à anéantir lui-même le pouvoir arbitraire et à mériter le beau titre, si éphémère sur sa tête, de restaurateur de la liberté française, quel spectacle était plus capable de ravir la pensée, et, si la Fortune avait tenu ce qu'elle semblait alors promettre, quelle grandeur eût approché de celle de la France!" 35 29—3 o: die Menschen „des guten Willens", von denen die Bibel redet] nach der Vulgata-Fassung von Luc. 2,14 36 9—19] Prévost-Paradol, a.a.O., 3 o of.: „Et lorsqu'on cherche les causes de cet affreux changement, on hésite à les marquer, tant elles semblent d'abord disproportionnées avec

Nachgelassene Fragmente 25 [108—110]

io]

101

de tels malheurs. Le roi était à la fois trop défiant et trop faible; la reine et les amis de la reine conçurent de bonne heure une haine aveugle contre la Révolution et adoptèrent les moyens les plus maladroits pour la combattre; le point d'honneur qui joue, dans toutes nos discordes civiles, un si grand rôle et qui nous porte toujours à nous pousser à bout les uns les autres, s'empara de la noblesse, rappelée à ses anciens penchants par le péril du trône, et lui fit considérer comme une erreur et comme une lâcheté ses concessions premières; le même orgueil animait les novateurs et, des deux côtés, l'épée fut tirée à la française, c'est-à-dire en jetant au loin le fourreau; la maladresse janséniste et l'ignorance pratique des conditions véritables de la liberté des cultes produisirent une funeste tentative d'organisation de l'Église par l'État et aliénèrent irrévocablement à la Révolution la partie même du clergé qui l'avait vue d'abord avec faveur; enfin, sous la docilité apparente des classes inférieures, dans les villes et dans les champs étaient cachés des trésors de haine, accumulés pendant des siècles contre l'iniquité féodale, haine si profonde et si vivace, que le temps et la jouissance paisible de l'égalité n'ont pu l'épuiser ni l'amortir, et que le fantôme de l'ancien régime a encore aujourd'hui dans nos campagnes plus de puissance que le spectre même du socialisme pour effrayer les esprits et soulever les cœurs." Prévost-Paradol, a.a.O., 303—309 36 20—24: Napoleoir . . . sind] 3 0 4 : „L'ignorance

où nous

sommes de ce qui peut exister hors des limites de notre habitation terrestre nous permet bien des hypothèses. On peut concevoir sans trop de peine un monde où la force du calcul, la puissance des combinaisons, la faculté du travail seraient infiniment plus développées que dans le nôtre, en même temps qu'on y chercherait vainement certaines qualités morales et intellectuelles communes parmi nous." 24—27: „fremd . . . Interesse] 303: „Mais, lorsqu'on voit de quel prix cette prodigieuse intelligence a payé ce don redoutable, combien elle était étroite pour presque tout le reste, étrangère aux idées de justice, peu propre à comprendre l'hi-

102

Bd. VII 2, S. 3 6 - 3 8

stoire et le temps même où elle vivait, asservie à la passion de l'intérêt personnel et grossièrement aveugle sur cet intérêt même, [...]" 36 2 7 — 3 7

2

S·' M a n g e l . . . nachahmten.] 30J—309:

„Oui,

c'est au point de vue intellectuel que Napoléon peut être appelé, sans exagération et par ses admirateurs mêmes, un monstre; au point de vue moral, on ne remarque en lui que cette abscence de discernement entre le bien et le mal, cette soif impérieuse du succès, cette indifférence absolue à l'injustice des moyens, que nous rencontrons à chaque pas au même degré dans la vie ordinaire et qui exposent tous les jours un trop grand nombre de nos concitoyens à la juste rigueur des lois. [3 06] Cet imcomparable génie n'était donc, au point de vue moral, ni meilleur ni pire que beaucoup de nos semblables; mais ce qui lui manquait le plus (et cette lacune est peut-être la plus étonnante de toutes), c'est la grandeur d'âme, cette qualité vraiment noble qui, à l'honneur de notre race, prend fréquemment son origine dans le succès même, s'accroît et se développe du même pas que notre fortune, et élève par degrés des natures souvent vulgaires ou dénuées de sens moral, à la hauteur de la destinée imprévue que les événements ou leur énergie leur ont faite. Certes, la grandeur des conceptions existait en Napoléon au plus haut point, si l'on peut cependant appeler grand ce qui est démesuré, ce qui est hors de proportion avec les moyens d'agir mis ici-bas à la disposition de l'homme; mais ce n'est point là la grandeur d'âme, ce que nos pères appelaient d'un terme excellent et aujourd'hui hors d'usage, la magnanimité. Ce n'est pas non plus que ce chef, ordinairement si dur, ne fût indulgent à ses heures, qu'il n'eût même [307] parfois cette bonhomie bienveillante, que la foule incline toujours à confondre chez ses maîtres avec la bonté, mais ces rares relâchements d'un esprit toujours tendu, cette facilité intermittente d'un cœur indifférent n'ont rien à démêler avec la grandeur d'âme qui est la vraie source des émotions nobles et des résolutions généreuses. Voilà ce qui fit surtout défaut à Napoléon. L'histoire offrit-elle jamais, par exemple, un spectacle plus tragique et plus touchant que celui

Nachgelassene Fragmente 25[110—112]

103

de la France, épuisée par les terribles crises de la Révolution, couverte de sang et de gloire, mais inquiète et troublée, affamée de paix, d'ordre, de liberté, cherchant sa voie après tant d'efforts stériles et se demandant avec angoisse si tant de sacrifices, tant de grandes actions, tant de crimes même avaient été accomplis en vain! Devant un tel spectacle, une grande âme que la Fortune aurait placée dans la situation où se trouvait le premier Consul aurait ressenti l'émotion la plus profonde et surtout la plus désintéressée qui pût ici-bas agiter et élever la nature humaine: c'est [308] pourtant devant cette scène unique dans l'histoire (car César se trouvait en face d'une République vieille et expirante, et non point en face de l'enfantement laborieux de la liberté moderne), c'est devant cette scène, devant la France telle qu'elle s'offrait alors, que ce grand homme incomplet donna aussitôt sa mesure en pensant surtout à lui-même, et dans cette touchante créature remplie d'instincts sublimes, mais affaissée sous le poids de ses douleurs et de ses fautes, et cherchant pour panser ses plaies et reprendre sa route, une main secourable, il n'a vu qu'une proie. Il est donc le maître; esprit mal cultivé, imagination méridionale, échauffée par les souvenirs peu compris de la Grèce et de Rome et par quelques notions fausses sur le moyen âge, il prend pour modèle tantôt César et tantôt Charlemagne; mal instruit sur l'un comme sur l'autre, imbu surtout du fétichisme monarchique, et habile à nous inoculer de nouveau les poisons de l'ancien régime, il rêve pourpre, trône et couronne pour [309] les siens et pour lui, à peu près comme ces chefs de l'invasion barbare qui croyaient se grandir en imitant la cour de Constantinople; [...]" 36 20: N a p ( o l e o n ) 23.30: moral(ischen) 3 1 : Aber] aber Ms 37 3: moral(ischen) 10: war] lies: war, 2·5[ΙΙΙ] 25 [112]

später mit Blei eingefügt G A XIII 3 s 9,884 38 2: Tseine verzögerte Culturl

104

25[ii3]

25[iis] 25[ii6]

z-St11?]

Bd. VII 2, S. 3 8 - 4 4 1 2 : 1830Γ— j o l 1 8 : reinmall 2 1 — 2 2 : Goncourt's Renée Mauperin] Roman von Edmond und Jules de Goncourt (1864); vgl. dazu S. 2.12 f . in der Ausgabe Paris 1887: „Denoisel était un Parisien. Rompu à toutes les expériences de Paris, merveilleusement formé au grand art de vivre par la pratique de la vie parisienne, il était l'homme de cette vie: il en avait les instincts, les sens, le génie. Il représentait parfaitement ce personnage tout moderne, le civilisé, triomphant au jour le jour, ainsi que dans une forêt de Bondy, du prix des choses, de la cherté des capitales, comme le sauvage triomphe de la nature dans une forêt vierge." vgl. 7(201] 313,18 und Anm. dazu 3 1 — 3 2 : Sklavenhafte Moral / Herrenhafte Moral.] vgl. 7(22] 2 ·53>32·~ί54>1 und Anm. dazu 3 9 9: willkürliches] willkürlich. Ms. 14: Moral Zeichensprache der Affekte.] vgl. 7/47] und Anm. dazu 1 6 : geist(ige) 1 7 : Individuum und Gemeinde.] vgl. 7(258.268] 18: Das Individuum als Vielheit] vgl. 7[273] und Anm. dazu GA XIII 349,866 vgl. EH Der Fall Wagner 2 26: HBismarckl GA XIV 52,99 vgl. JGB 34; VI 2,50 40 15: rStumpfheit der Sinnel 18: machen,] lies: machen GA XIV 94,195 vgl. 25(12.164.181.216] 24—25: J. Burckhardt . . . Pitti] vgl. Jacob Burckhardt, Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuß der Kunstwerke Italiens. 2. Aufl. bearbeitet von A. v. Zahn, Leipzig 1869, 175, BN: „Man fragt sich, wer denn der weltverachtende Gewaltmensch sei, der mit solchen Mitteln versehen, allem bloss Hübschen und Gefälligen so aus dem Wege gehen mochte? — Die einzige grosse Abwechselung, nämlich die Beschränkung des obersten Stockwerkes auf die Mitte, wirkt allein schon colossal und giebt das Gefühl, als hätten beim Verteilen dieser Massen übermenschliche Wesen die Rechnung geführt. " vgl.

Nachgelassene Fragmente 25[112—128]

25[ii8] 25U19] 25[120] 25[121]

25[122]

25[123]

25[i24]

251125] 25(126]

25[127]

25[i28]

105

dazu auch V 11 [197] und Vili 14I61 ] 25: Palazzo] lies: palazzo 27—28: F l a u b e r t (Briefe)] vgl. Gustave Flaubert, Lettres à George Sand. Précédées d'une étude par Guy de Maupassant, Paris 1884, BN, 186,211,223 vgl. 2$[12.164] GA XIII 147,344 GA XIII 215,505 41 3—4: seine Frau] GA; lies: seinen Freund Ms GAXIII 280,680 vgl. 2 j / 2 1 ] und Anm. dazu GA XIV 213.428 19: Tanlegendl 20: „Japanisme"] vgl. 44(8] 23: neurot(ischer) 42 7: die historische Krankheit] vgl. 25(163] 9: äußerl(ichen) GA XIV 183,356 12—13: Tvergewaltigenl 15: und durch TÜberl Arbeit ermüdete] Zusatz mit Blei vgl. JGB 224 im Anschluß an H. Taine, Nouveaux essais de critique et d'histoire, Paris 31880, 98—102.109 17: Shakespeare's und Balzac's] vgl. dazu Taine, 124—126 18—19: Γείη Cloaken-Gestank von Großstadtl 1 9 : ITierl GAXIV 244,506 20—21: die Sand und M(adame) de Staël] die Staël und M. de Staël Ms GAK XIV 195,379 vgl. 25ÍI32·}; vgl. Taine, a.a.O., 67f. 43 3: T a i n e ] vgl. Taine, a.a.O., i07f. 12: d'âme] d'idées Taine 13: J. de Clèves] lies: P(rincesse) de Clèves Roman von Madame de Sévigné 14-21: Früher . . . noch.] GA XIII 322,785 1 5 : Zweckmäßigkeit] aus Absicht 16: (erst! 17—19: den . . . (gab)] aus die Geschichte der Mh. zu studiren: es gab keinen Plan bisher 22-26: Bei . . . klein.] GAXIII 163,279 vgl. 7I257Ì; 15I185I GAXIII

148,346

106 25[ι29] 2.5[i3o]

25[131]

2-5ÍI32·] 25 [13 3]

25[i34]

ζ

5[τ35] 25[I36]

25[i37]

25 [138]

25[i39] 25[i4o]

Bd. VII 2, S. 4 4 - 4 9

GA XIII 118,260 GA XIII 329,807 44 7—11: Rousseau . . . lehren!)] vgl. 25(178] 1 2 — 1 3 : Sein Gegenstück . . . Verächter] vgl.

251131.175];

3Φ31! GA XIII 329,809 1 4 : dem "L den 1 6 : zarteren ~i_ zarten 16—19: So . . . dazu)] vgl. 25(130] 44,12—13 und Anm. dazu GA XIV 195,378 vgl. 25I125.196] 25: poet(ische) G A XIII 321,782 vgl. H. Taine, Essais de critique et d'histoire, Paris 41882, 42; Taine bezieht sich aufGuizot, dessen „Histoire de la révolution d'Angleterre" er bespricht. GA XIV 226,457 45 9—10: „ d i e H e r r e n d e r E r d e " ] vgl. 25(137.247]; 32(15]; 34(202]; 35(9.41.72.73]; 37(8]; 39(3]; 40(12]; VIII 2(57.72]; Za IV Das Nachtwandler-Lied 4.5.7 9: TGeistes- und Leibcs-1 Ii—13: nimmt. íund gegen . . . abhebtl GA XIV 413,292 GA XIV 335,178 22: Darstellung der Maschine „Mensch"] gehört zu 25(135]; vgl. 25(316] 23: M(ensch)h(eit) WM2 958 46 7: „Herren der Erde"] vgl. 25(134] 45,9—10 und Anm. dazu 8-9: Die . . . dürfen.] GAXIV 336,182 10: Im Theages Plato's] 125e—126a: ενξαίμην μεν âv οϊμαι εγωγε τύραννος γενέσθαι, μάλιστα μεν πάντων ανθρώπων . . . ετι δέ γε ίσως μάλλον θεός γενέσθαι. GA XIV 138,280 Quelle nicht erschlossen 1 5 : philosoph (ische) 19: seine] GA ihre Ais Quelle nicht erschlossen GAXIV 335,178 vgl. 15(9]; 31(51]

Nachgelassene Fragmente 25[129—148] 25[i4i]

25 [14z]

2.5[14.3] 15(144] 25[145] 25 [146] 25[i47]

25 [148]

107

GAXIV 138,280 Zitat aus dem Roman „Manette Salomon" (1867) der Gebrüder Goncourt; Angaben in den Anmerkungen nach der Ausgabe von 1889; Kap. XXXV,1 jy f. 47 4: i9me] 19 Ms 11: Del(acroix) eine Art Wagner.] vgl. 34(166]; 38(5]; JGB 256 Manette Salomon, Kap. XXXV,i38 1 8 : modelage [de la li] íde triangles qui n'est plus contour de lai ligne Manette Salomon, Kap. XXXVI und LXV,i4of. und 218f. vgl. 25(228]; JGB 234 Manette Salomon, Kap. 111,13—16 48 4: Scheins] lies: Rheins Manette Salomon, Kap. LXXXIII,266f. G A XIV 17,25 GA XIII 279,678 vgl. 42[3] 428; JGB 193 28: ich [erleb] nicht 49 4: geträumt habe zu fliegen] vgl. V if[6o] 5: Fund ein Bedürfnißl G A XIV 303,117 9—11: Eine . . . Jahren] Zitat aus Ernest Renan, Histoire des origines du Christianisme, I, La vie de Jésus, Paris 1863, 47 (abgekürzt: Renan), Ν zitiert nach einer anderen Ausgabe: „La Grèce, toujours renfermée en elle-même, et uniquement attentive à ses querelles de petites villes, a eu des historiens admirables; mais avant l'époque romaine, on chercherait vainement chez elle un système général de philosophie de l'histoire, embrassant toute l'humanité. Le juif, au contraire, grâce à une espèce de sens prophétique qui rend par moments le sémite merveilleusement apte à voir les grandes lignes de l'avenir, a fait entrer l'histoire dans la religion. Peut-être doit-il un peu de cet esprit à la Perse. La Perse, depuis une époque ancienne, conçut l'histoire du monde comme une série d'évolutions à chacune desquelles préside un prophète. Chaque prophète a son h azar, ou règne de mille ans (chiliasme), et de ces âges successifs, analogues aux millions de siècles dévolus à chaque bouddha de l'Inde, se compose la trame des événements qui

108

25[i49]

25[i5o] 2.5[15ij

2

·5[Ι52] 2·5[ΐ53] i

5[I54]

2-5f 1 55] 25I156]

2.5U57] 2.5U58]

Bd. VII 2, S. 4 9 - 5 5

préparent le règne d'Ormuzd. A la fin des temps, quand le cercle des chiliasmes sera épuisé, viendra le paradis définitif." ι o—iz: Jeder . . . Jahren.] vgl. 31 [si ì; Za IV Das Honig-Opfer Renan, 51—53: „Les anciens écrits hébreux ne renferment aucune trace de rémunérations ou de peines futures. Tandis que l'idée de la solidarité de la tribu exista, il était naturel qu'on ne songeât pas à une stricte rétribution selon les mérites de chacun." Anm. 4: „[...] Encore faut-il remarquer que l'auteur de ce dernier traité ne fait valoir qu'en seconde ligne le motif de rémunération personnelle. Le principal mobile des martyrs est l'amour pur de la Loi, l'avantage que leur mort procurera au peuple et la gloire qui s'attachera à leur nom. Sagesse, IV1 et suiv. [...]" zitiert bei Renan, 179 vgl. 31(64]; 32(13] 128; Za IV Vom höheren Menschen 1 6 GAXIII 306,749 vgl. 31 [50]; 32(10] Zitat nach Renan, 180, der als Quelle Clem. Alex. Strom. I, 28, angibt 1 8 : Bankhalter] aus Bankiers vgl. 25(163.177] GAXIII 305,745 22: Jesus, mit der] aus Jesus hat die vgl. Stendhal, Rome, Naples et Florence, Paris 1854, BN, 3 0: „La beauté n'est jamais, ce me semble, qu'une promesse de bonheur"; vgl. auch De l'Amour, Bd. I.i, Kap. XVII, Anm. 1: „La beauté n'est que la promesse de bonheur." vgl. GM III 6 50 3] späterer Zusatz vgl. 31(51]; ZaIV Das Honig-Opfer; JGB 220 9—10: rdie . . . heben:l GAXIII305,746 vgl. 25(259]; 31(64]; Za/Wornhöheren Menschen 16 18—19: reingerechnet Huren und Gesindell GAXIII 37,88 26: M(enschen) GAXIII 74,185

Nachgelassene Fragmente 2 5 [ 1 4 8 - 1 6 8 ]

2

·5[Ι59]

25(160]

25[161] 25(162] 25(163]

25(164]

25(165]

25(166] 25(167] 25(168]

109

5 1 3 : M(enschen) 6: Ego fatum.] vgl. 16(64] 548,10 und Anm. dazu GA XIV zzo,447 7—8: Schopenhauer hat ihn v e r d o r b e n ] vgl. 2.5(11] 10—11: der . . . Krankheit"] nach Galton, Inquiries into Human Faculty (Anm. zu 25[18]), 213; vgl. 24/29/. 25/295/, hier der Text aus Galton 1 3 : moral (ischer) 1 9 : M(ensch) 21—23] Zusatz am Rand der Seite GA XIV 218,440 29: pessimist. Philosophie, Willens-schwäche 52 4: (China),] (China) Ms nicht erschlossen; vielleicht von Ν GA XIII 333,82s 14—16: Unser . . . B i b e l . ] vgl. 25(17)]; 35(84]; JGB 247 GA XIII 326,797 22—23: Wie . . . Raubthier-Natur.] vgl. 25(152.177] 23: Raub-Thier-Natur Ms 53 15: „historischen Krankheit"] vgl. 25(121] GA XIV 197,387 16—23: Das . . . „leugnen".] vgl. 25(12.117.181.216] 20: Gewalt-Mensch] vgl. 25(117] 40,24—25 und Anm. dazu 2 9: dem Ideal bilden, dem B e s s e r machen 54 3 —4: der bourgeois . . . ν e r h a ß t.] vgl. Lettres de Gustave Flaubert à George Sand, LXXIVff. 35.37.46f.62.64—67.95. il 6.150.156.159.188.192f. vgl. 15(4] 504,5 und Anm. dazu später mit Blei hinzugefügt 7—8: Illusion [zur] eine GA XIII 321,781 GA XIV 114,241 WM2 506 20—23: Erst . . . (Wort)] vgl. 25(463] 24: entsteht / also 55 5-7: Das . . . Anfange!] vgl. 40(7] 6: intellekt (uelle)

110

Bd. VII 2, S. 5 5 - 6 1

2

5[ié>9] Julien Sorel in „Le Rouge et le Noir"; vgl. Ν an Heinrich Köselitz, 19. Dez. 1886 25 [170] GA XIII 325,796 i l - 1 4 : Die . . . Gefühle.] vgl. JGB 238 2 5 [ 1 7 1 ] GA XIII 206,466 18—21: Grund-I r r t h u m . . . Fortschritt.] vgl. 1(38]; 3/1/225 19: Γνοη heutel und] lies: an und 22—23: ist . . . Ohren] aus ist schon voller Vorurtheile, und klingt in meinem Munde 2 5 [ i 7 2 ] GA XIV 174,337 Z

SÍI73]

GAXIV 175,339 vgl- Ν an Erwin Rohde, 22. Februar 1884 56 7—8: Die . . . P o e s i e ] vgl. 25(162] 52,14—16 und Anm. dazu 25(174] WM* 861 11—16: Eine . . . Menschen.] vgl. 25(211] 14: „Weibliche",] „Weibliche" Ms 18: ans] an's Ms (vor'sl 25[i75] GA XIII 329,808 20—23: Ich . . . Alterthum] vgl. 25(130] 44,12—13 und Anm. dazu Z X 5Ì 77Ì vgl. 25(152.163] 25(178] WM2 94 vgl. 7I40.41Ì 57 9—14: F o r t s e t z u n g . . . Kranken] vgl. 25(130] 12—13: Dann . . . Stowe] Anspielung auf Harriet Beecher Stowe, Uncle Tom's Cabin (1852) 15—17: selbst. . . darzustellen] aus das Genie w e s e n t l i c h als der große Leidträger dargestellt! 19—21: vollkommene . . . (sei)] aus vollkommene Überzeugung vom „Glück Aller" als erstrebenswerthem Ziele 22—23: Wir . . . begonnen.] späterer Zusatz 58 4—5: Die . . . aus.] vgl. Anm. zu IV 4, 5(60.84]; J. Burckhardts Vorlesungen über griechische Kulturgeschichte, nach der nicht mehr vorhandenen Nachschrift Adolf Baumgartners. Parallelstelle bei J. Burckhardt, Griechische Kulturgeschichte, Bde. V—VIII der „Gesammelten Werke", Basel,

Nachgelassene Fragmente 25(169—193]

111

Darmstadt und Berlin 1955 f f . ; V, 28 2-5[i79] GA XIII 258,623 25(180] GA XIV 94,196 vgl. 25(194]; 29(43]; Za IV Vom höheren Menschen 3 25(181] GA XIV 184,359 59 4: Aegide] unsichere Lesart aiguille GA ist noch weniger wahrscheinlich 4—6: ihr . . . „bourgeois"] vgl. 25(12.117.164.216]; vgl. auch 26(458]; 34(23]; JGB 218 25(182] GA XIV 199,391 2.5(183] GA XIV 222,450 16: „Stello"] Roman (1835) von Alfred de Vigny 17: Heroen und Monstra] vgl. 25(184] 25 [184] GA XIV 164,315 19—22: Die . . . Goncourts.] vgl. JGB 256; WA 7 20: Plan [an], das (Zeilenzähler um eine Zeile höher) 24: Helden und Monstra] vgl. 25(183] 25(185] GA XIII 267,644 60 4: zum „Nichts"] aus „Nicht-Sein" 5—6: die Teine Vielheit vonl symbol. TSeh-lBildern 7: physiologischen) 10—12: Der . . . Affekte] vgl. 25(93] und Anm. dazu 13—16: Wille . . . „Wollen".] vgl. 4(183] und Anm. dazu 20—21: Die . . . Handlungen.] vgl. 7(257]; 25(127] 25[186] Quelle nicht erschlossen 25(187] vgl. E. Las Cases, Mémorial de Sainte-Hélène, Paris 1823 (abgekürzt: Mémorial), III,102 f. 29: Nap(oleon) 25(188] Mémorial IV,160 61 1 : Nap(oleon) 25(189] Mémorial IV,I65 25(190] GA XIII 329,810 Mémorial 111,240 25(191] GA XIII 330,814 Mémorial 111,104 1 3 : Nap(oleon) 25(192] GAXIII 268,644 vgl. 24(2] 686,3—4 und Anm. dazu am unteren Rand der Seite mit Blei hinzugefügt 25(193] GA XIV 101,221 Quelle nicht erschlossen

112

Bd. VII 2, S. 61-67 22: „Liebe mich" . . . Jesus] vgl. Za IV Vom höheren Menschen i 6 2 2 — 2 3 ; Heinrich von Kleist und Goethe (Käthchen von Heilbronn)] vgl. Goethes Werke (Gedenkausgabe) 2.1,876: „Als Goethe das Kleistsche Käthchen von Heilbronn [. . .] gelesen hatte, sagte er: Ein wunderbares Gemisch von Sinn und Unsinn! Die verfluchte Unnatur! und warf es in das lodernde Feuer des Ofens mit den Worten: Das führe ich nicht auf, wenn es auch halb Weimar verlangt" (E. W. Weber, zeitlich unbestimmt). Ns Quelle nicht erschlossen

2

5[I94]

Quelle nicht erschlossen vgl. 25(180] und Anm. dazu GA XIII 288,701 25[i96] GA XIV 148,306 vgl. 25(132] 62 16: „umgekehrte Krüppel"] vgl. Za II Von der Erlösung 25 [197] GA XIV 207,416 25[I98] GA XIV 79,154 vgl. 25(259.484]; 29(51]; 32(8] 118.119; Za IV Der Schatten 2.5[ 199] GA XIV 101,220 25 [zoo] WMZ 938 25 [201] vielleicht Anspielung auf Elisabeth Nietzsche? 25[202] GA XIV 236,475 vgl. 25124z] 63 11: der] lies: des 251203] GA XIV 80,157 14: Vor-Ochsen] vgl. 25(99] 25[204] GAXIV 251,532 nicht erschlossen 2.5[2.05] GAXIII 331,820 nicht erschlossen 25[206] GAXIII 328,804 nicht erschlossen 25[207] GAXIV 96,201 64 7—9: Die . . . vornehm] vgl. 7(147.158.185] 25[208] GAXIII 98,235 10—15: Das . . . verstanden] vgl. 7(23] 257,10 und Anm. dazu 11: M(enschen) 25[209] GAXIV 209,419 20: In ] lies: Ich M(enschen) 1 25 [210] WM 67 23—24: rdauerndel Wesen fdurch lange Geschlechterl 2.5[195]

Nachgelassene Fragmente 25[193-217]

113

65 5: tägl(ichen) 25 [211] WM2 862 Podach 25 17—19: Die . . . vorschreiben.] vgl. 25(174] 25 [212] GAXIV 176,342 Zitat aus dem im Fragment 2 5 [21 γ] erwähnten Werk von Strinnholm, 11,216: „Obgleich ein von weiten Reisen Heimgekommener gerne wissen wollte, was sich während seiner Abwesenheit in seinem Vaterlande zugetragen hatte, mußte er doch zuerst seinen Landsleuten Zeitungen vom Auslande mittheilen, und so groß war die Wißbegierde in dieser Hinsicht nicht nur bei diesen Inselbewohnern, sondern auch bei den Skandinaviern dieser Zeit im Allgemeinen, daß Thorleif Jarlaskald den Hhkan Jarl in Norwegen, der ihn mit Fragen über seine Reise überwältigte, daran erinnern mußte: wie ,es ein altes Sprüchwort ist, daß langweilig ist hungrigen Mannes Schnack; so will ich denn auch nicht vor Euch schnacken, Herr, ohne daß Ihr mir zu essen gebet, denn das ist nicht höflich, einen unbekannten Mann nach jeder Gegend zu fragen ohne seine eigene Nothdurft zu bedenken [...]."' 25[2i3] GA XIV 73,142 29: T(unter allen herrschenden Schichten)! 66 1—3: Die . . . Befriedigung.)] vgl. JGB 47; 25(33] uni9]

WM2

25 [zzo]

vgl. Ν an Malwida

25[221]

754

Elisabeth

25f2.ii]

1839 vgl.

von Meysenbug,

Anfang

Mai 1884

GA XIV

226,459

68 1: eine h e r r s c h e n d e K a s t e zu bilden] vgl. 35(39-72.731:

37(8];

JGB

251

2: umfänglichsten Seelen] vgl. 4(2] 111,5—6 3φιο];

35I47.73Ì;

26I90.243.258];

37Ì9Ì

5-8: Stellung . . . Nachfühler.] vgl. 25(282]; 6: LJetztJ fSie sind einstweilen! 7—8: Tauch . . . Nachfühlerl 8: Terstl 1 1 : TMoral-1 Pathos 25 [ 2 2 2 ]

GA XIV

34(111];

und Anm. dazu

3 : Erdregierung] vgl. 25(221.225.307.405]; 29Í7h

(über

Nietzsche)

FW

361

218,441

13: Γνοη nun an mächtigere und! 14: umfänglichere Seelen] vgl. 4/2/ 111,5—6 und Anm. dazu 16—19: vielleicht . . . Menschen] aus eine Art von Chinesenthum, buddhistisch, sehr reduzirte Menschen 1 8 : klug-[europ]epikureisch 18—19:

wie . . . Menschen.] vgl.

25fz23]

vgl. 25(63]

25f224]

GA XIII

22,13—14

290,715

4(204]

und Anm.

dazu

vgl. 31(33];

3Φ°1»'

4 - Φ / ; Za IV Der

freiwillige Bettler 2 5 ^ 2 5 ] 26: Erd-Regierung] vgl. 25(221] 68,3 und Anm. dazu 68 27—69 2: Oder . . . macht ] Zusatz 69 2: Cant] vgl. JGB 228 25[226] WM 2 916 6: physiolog(ische) 25[227] 10: D i e e w i g e W i e d e r k u n f t . ] vgl. 1(70] 23,16 11: Brüdern] aus Freunden 16—17: Ich . . . Gedanken.] WMZ 1056 1 7 : den großen z ü c h t e n d e n Gedanken] vgl. 26(376]; 34lIZ9Ì

Nachgelassene Fragmente 25[217—240]

25(228] 2.5 [229] 25t23°] 25(231] 15[232] 25(234] 25(235]

GA XIV 251,533 vgl. 25(143]; JGB 234 GA XIII 212,493 vgl. 25(421]; 26l143.224.2j3]; GA XIII 325,794 vgl. 25(247] GA XIV 34,67 vgl. 21(4] 636,27 und Anm. dazu GA XIII 331,819 vgl. 36(45]; JGB 251 GA XIII 276,669 70 9: M(ensch)

115

27(51]

25(236] GA XIII 204,457 11: Die Z ä h m u n g des Menschen] vgl. 25(274]; 27(79] rist bisherl 25(237] zu einem neuen Zarathustra-Werk (nach Za III, den Ν im Frühjahr 1884 als den Schluß seines Werks betrachtete); vgl. 25(246.247.260. 306.415.523]; 26(222]; 27(71]; zum Titel des neuen Werks vgl. 25(323] 1 3 : rfestel 14: I Zar(athustra) 25(238] Podach 24 15: P h i l o s o p h i e d e r Z u k u n f t ] als Titel bzw. Untertitel, oft als Vorspiel einer Philosophie der Zukunft wie JGB; vgl. 14(1] 497,1 und Anm. dazu; vgl. auch 26(426] und Anm. dazu 16: Die moralische Tartiifferie] vgl. 25(523.524]; 26(189]; 29(12.13]; 32(17.18]; 34(115] 17: Die Nothwendigkeit der Sklaverei] vgl. 21(4] 636, 27 und Anm. dazu 17—18] aus Die ewige Wiederkunft der M(ensch) als W e r k z e u g ] vgl. 25(242.245]; VIII 2(204]; JGB 207.258 19: Europa's] aus und die Neuen 25(239] GA XIII 216,509 71 1 : ["entgegengesetzten! 25(240] GAXIII 336,833 vgl. Ν an Franz Overbeck, 21. Mai 1884: Dein Wort vom „mystischen Separatisten" nehme ich mit Freuden auf: ich sagte kürzlich noch Köselitz, es gäbe keine „deutsche Cultur" und habe nie eine gegeben — außer bei mystischen Einsiedlern, Beethoven und Goethe s e h r einge-

116

25(241] 2.5(242]

2-5Í2-43] 25(244] 25(245]

25[246] 2.5(247]

Bd. VII 2, S. 7 1 - 7 5

rechnet. vgl. 341105.115]; 35162.84]; 36(53]; 41(14]; 4*hl 430 8: rfseit] bisher noch keine Cultur, sondern! 9: Separatisten L, und k e i n e CulturJ Immer nur E i n z e l ne] vgl. 34(105.115]; 35I62.66.84]; 36(38.47]; 40(70]; 41(14] GA XIV 139, 282 vgl. 25(202] GA XIV 75,147 15—17: Zur . . . S k l a v e n . ] vgl. 25(238] 70,17—18 und Anm. dazu 15: rdie W e r k z e u g N a t u r ! 17: Menschen-Bruchstücke] vgl. 5(32] 230,11—13 und Anm. dazu GA XIV 72,140 vgl. 16(22]; 25(335] GA XIII 313,763 vgl. VIII 14(41] GAKXII327 GA XII411 vgl. 25(238] 70,17-18 und Anm. dazu erste Fassung: Die S k l a v e n — Behagen ihnen zu schaffen, Mitleiden unter einander Die Gehorsamen — Liebe und Verehrung ist ihr Glück, Sinn für das Höhere) Die Befehlenden — welche n i c h t 1 i e b e η , es sei denn die Bilder nach denen sie schaffen GAKXII 324/. GA XII 407 vgl. die Hinweise in der Anm. zu 25(237]; vgl. Za IV Gespräch mit den Königen GAKXII 325 GAXII 406 vgl. die Hinweise in der Anm. zu 25(237] 72 20: Z(arathustra) 2 3 - 2 4 : Wer . . . Philosophie.] GAKXII 208 23: der E r d e H e r r ] vgl. 25(134] 45,9—10 und Anm. dazu rDas ist derl 27: „der kleinste Mensch"] vgl. Za III Der Genesende 2 73 1: „wo . . . Mitleidigen"] vgl. Za II Von den Mitleidigen und 13(1] 439,2—4 und Anm. dazu 2: zum Weibe] vgl. 4(130] 153,20 und Anm. dazu 3: „Vaterland . . . führt!] vgl. 25(230]

Nachgelassene Fragmente 25[240—258]

117

25[248] GA XIII 350,867 vgl. 25(251 ]; Vili 1(195]; 2[10]; GM III 26 7—8: Twas . . . vertritt!1 2.J[249] GAK XII3 07 vgl. die Hinweise in der Anm. zu 25(237] 10—21: Letzte . . . davon.] GAXII 408 10: Hier . . . überwindet] vgl. 2.1 [3] 636; 2i[6] 1 0 . 1 1 : M(enschen) . . . M(ensch) 13: der große Mittag] vgl. 15(13] 506,15 und Anm. dazu 16: ich bin das fatum] vgl. 16(64] 548,10 und Anm. dazu 17—18: Jauchzen . . . Marmors.] vgl. 10(20] 385,11—12 und Anm. dazu 22—29: Im . . . sagen.] GAXII 412 24—29: W ä h r e n d . . . sagen.] vgl. 10(45] 391,15 und Anm. dazu 28: Das Weib] vgl. 4(130] 153,20 und Anm. dazu 25(250] 74 1: Leo Gfrörer — „Gustav Adolf"] Nicht Leo Gfrörer, wie Ν irrtümlich notiert, sondern August Friedrich Gfrörer ist der Autor von „Geschichte Gustav Adolphs, König von Schweden und seiner Zeit, für Leser aus allen Ständen", Stuttgart und Leipzig 1837 2: Walter Rogge „parlament(arische) Grössen"] 2 Bände, Berlin 1851; Bd. 1 erschien unter dem Pseudonym „R. Walter", Bd. 2 unter dem Namen des Verfassers „Walter Rogge" 25(251] GA XIII 350,869 mit Blei hinzugefügt vgl. 25(248] und Anm. dazu 25(152] mit Blei hinzugefügt vgl. 25(265.298]; 31(33.61]; Za IV Vom höheren Menschen 5 2-5Í2-S3] GA XIII 307,754 13: Bedientenvolk] vgl. 25(268]; 26(399]; 34Í115]: 3^(7] i5t254] GA XIII 309,757 16: Tim großen Umfangel . . . ibisherl 17—19: Γζ. Β. der erstel Napoleon Tin seinen Proklamationen, neuerdingsl, R. Wagner (vermöge seiner [pathetischen] Attitüden-Musiki 2 5 [2 S 6] GA XIII 327,799 25f257] vgl. JGB Vorrede 2.5[2.58] GA XIII 297,726

118

Bd. VII 2, S. 75-78

75 9: rund zuviell . . . Tsichl . . . rsuchtl 10: Tdavonl 2-5[2-59] GAXIV 78,153 einige Themata in GM ausgeführt 11: Wikinger] vgl. 25/217] und Anm. dazu 13: M(ensch) 16: Jeder . . . gethan;] vgl. 2.5(198] 62,19 und Anm. dazu M(ensch) 18—19: Und.. .ließ!] vgl. 25(1 56] 50,17—18 und Anm. dazu 24: Bei Rèe fehlen alle] gestrichen Rèe] vgl. Anm. 7(17] 26: Bismarck zu charakterisiren] vgl. 25(268.272]; 26(402. 449-4571; 34Ì94Ì 76 4: M(enschen) 25I260] GAXIV 80,160 vgl. die Hinweise in der Anm. zu 25(237] 25 [261] GAXIV 80,160 10: Individuum) 13: bien public] vgl. 25(279] 25 [262] vgl. Za IV Ausser Dienst 25[263] WM2 757 22: Jesuitismus] im Sinne Hartmanns, vgl. 7(238] und Anm. dazu 25 [264] 24: Nihilisten χ Nikilisten 25[265] vgl. 25(252] und Anm. dazu 77 1—2: Γζ.Β. Diihring, LutherLsJl 25 [266] vgl. GD Streifzüge eines Unzeitgemässen 16 25[267] GA XIII 287,697 25O68] GA XIII 347,859 vgl. Za IV Gespräch mit den Königen 9: Luther] vgl. 7(45] und Anm. dazu Bismar(c)k] vgl. 25(272]; 26(402.457]; VIII 2(5.10]; JGB 241 10—18: Wo . . . S l a v e n b l u t . ] vgl. 34(104.115]; 43(3] 13—14: (man . . . bekam!)] späterer Zusatz vgl. 34(97]; 35(44]; 40(70]; JGB 209; zur Begegnung Goethes mit Napoleon gibt es folgende Zeugnisse: am 2. Oktober notiert Goethe in einer Skizze (Annalen oder Tag- und Jahres-Hefte von 1749 bis Ende 1822): „Nachdem er mich aufmerksam angeblickt, sagte er: ,Vous êtes un homme.' Ich verbeugte mich." Am 24. Nov. 1808 schrieb C. F. v. Reinhard an Goethe: „Von Ihnen soll der Kaiser gesagt haben: Voilà un homme. Ich

Nachgelassene Fragmente 25[258—270]

119

glaub' es; denn er ist fähig, dies zu fühlen und zu sagen." Goethe antwortet Reinhard am 2. Dez. 1808: „Also ist das wunderbare Wort des Kaisers, womit er mich empfangen hat, auch bis zu Ihnen gedrungen?" Einen ähnlichen Ausspruch überliefert Goethe in „Philostrats Gemälde und Antik und modern": „Ein geübter Diplomat, der meine Bekanntschaft wünschte, sagte, nachdem er mich bei dem ersten Zusammentreffen nur überhin angesehen und gesprochen, zu seinen Freunden: Voilà un homme qui a eu de grands chagrins! Diese Worte gaben mir zu denken: Der gewandte Gesichtsforscher hatte recht gesehen, aber das Phänomen blos durch den Begriff von Duldung ausgedrückt, was er auch der Gegenwirkung hätte zuschreiben sollen. Ein aufmerksamer, gerader Deutscher hätte vielleicht gesagt: Das ist auch einer, der sich's hat sauer werden lassen! Wenn sich nun in unseren Gesichtszügen die Spur überstandenen Leidens, durchgeführter Thätigkeit nicht auslöschen läßt, so ist es kein Wunder, wenn alles was von uns und unserem Bestreben übrig bleibt, dieselbe Spur trägt [. ..]." (Der „geübte Diplomat" ist sicherlich nicht Napoleon, sondern vielleicht Talleyrand.) Dieser Text wird von Ν fast wörtlich in SE 3 zitiert. 1 5 : alles was

17: Bedienten-Seelen-Volk] vgl. 25(253] 74,13 und Anm. dazu 19—21: Der . . . Deutschland.] vgl. 34(104.115]; JGB 251 19—20: (und . . . Gegenden)] späterer Zusatz 2 0 — 2 1 : Tgegenwärtigl

25[269]

22—23: Daß . . . Ordnung.] vgl. 25(270] GA XIV 249,521 25: rdaruml

251270] 78 1-2: es ... 1(110]; JGB 37

Ding.] vgl. 25(309]; 39(13.14.15];

VIII

4: Toder S c h w ä c h e l

5—6: d i e . . . h e r r s c h e n ] vgl. 25(268] 6: rdiel . . . Tdiel 8—10: jenseits . . . Werkzeuge.] WM2

542,22—24

und

Anm. dazu

998

vgl.

25(354]

120

Bd. VII 2, S. 78-84

25 [271] GA XIII3 07,753 fg'. 7/457 Anm. dazu; vgl. auch Za IV Vom höheren Menschen 1; VI 1, 352,15—16 25(272] GAXIII 348,862 vgl. 25(268] 77,9 und Anm. dazu 15U73] GA XIV 100,216 20—21: Γνοη Ort und Zeitl 15[274] 23: Der . . . Mensch] vgl. 251236]; 27/79] *5[i75] 79 2· ent [?] 25 [276] bezieht sich auf BA, WB, SE 2-5[2-77] fg'· dagegen 17(18]; 3i[ii] 2-5^78] vgl. 14/5/; 25/289] 2.5[2.79] 1 4 : bien public] vgl. 25/261/ 25(280] GAXIII 331,817 Zitat? 25(281] 1 7 : Tselberl 25(282] GAXIV 173,336 Quelle nicht erschlossen vgl. 25/221] 80 4: Lipiner] vgl. Chronik 1877, IV 4,32—40, sowie die darin zitierten Briefe und Dokumente; über Lipiner führte Ν zuletzt Gespräche mit Josef Paneth im Winter 1883/84; vgl. Ν an Franz Overbeck, 7. April 1884 25(283] GAXIV 306,13s 8: M(enschen) 25 [284] die Anspielung auf einen französischen Autor nicht erschlossen; vielleicht zu Napoleon? 25^85] bezieht sich auf die Auseinandersetzung mit der Familie in dieser Zeit (Frühjahr 1884); vgl. Chronik j p : M(enschen) 25(286] vgl. GD Streifzüge eines Unzeitgemässen 5 1 ; EH Vorwort 4 sowie Ns Briefe, die aus dem Frühjahr 1884 stammen (nach Abfassung von Za III) 26: Z(arathustra) 25(287] WM2 364 81 3: suffr(age) 2 5 [288] GAXIV 131,262 5—6: Bei . . . Oberfläche.] vgl. 2 5/505/ 25 [289] vgl. 25/2 78] 25(290] 16: Zeitalter der V e r s u c h e . ] vgl. 4/276/ und Anm. dazu 17—18: Ich . . . a u s ?] vgl. 7/238] 323,8—11 und Anm. dazu

Nachgelassene Fragmente 25 [271-304]

121

25(291] GA XIII 211,489 2.5[192·] GA XIII 306,750 vgl. 251344b VW 11(378]; JGB 46; GM I 8; AC 40.58 erste Fassung: Man hat mit g r a n el i o s e η Paradoxien allen guten Geschmack verdorben: der Gott am Kreuze ist ein schauerlicher Gedanke, ein Superlativ des Paradoxen! 82 6: Paradoxen.] lies: Paradoxen! 7— 8: Es . . . konnte] Zusatz 7: Es . . . welchen] aus Es ist dies esprit barroco, gegen welches 8: Tsichl . . . Taufrechtl 2.5[2.93] GA XIII 312,γόο vgl. 34(20.80]; JGB 224 25 [294] GA XIV 206,413 21: M(enschen) 25(295] GAXIII 330,813 vgl. Galton (Antn. zu 25(18]), 213: „There is an Oriental phrase, as I have been told, that the fear of the inevitable approach of death is a European malady." vgl. 24(29]; 25(159] 25[296] GA XIV 331,169 25: D i e n e u e A u f k l ä r u n g . ] vgl. 26(293.298]; 27(79. 80]; 29(40]; Vili 1(94] 25Ì297Ì GAXIII 5,7 vgl. GD Das Problem des Sokrates 83 7—12: Socrates . . . w i r d ] vgl. JGB 191 25 [298] GA XIV 58,109 WM2 860 vgl. 25(252] und Antn. dazu 2 25(299] WM 595 25(300] GA XIII 300,736 84 1—4: Sinn . . . werden.] vgl. 25(413] 1 : Tund Unglücklichen! 3: iund Furchtl 5—7: Oder . . . könnte] vgl. 29(26] 6: welcher . . . er] welches . . . es Ms 25Í30I] vgl. 12/1/143; hier Anspielung auf Elisabeth Nietzsche; vgl. 25(220] 10: M(enschen) 25(303] vgl. 26(8.412.445]; JGB 11; Ν an Heinrich Köselitz, 7. März 1887 2.5[304] GAXII 410 Quelle nicht erschlossen vgl. 25(322.

122

Bd. VII 2, S. 8 4 - 9 1

jos]; 26(25]; 31(51]; 32(8] 119; Za IV Der Schatten; GM III 24 2 5[3°5] GAK XII3 06 f. GA XII410 vgl. 4(276] und Anm. dazu; vgl. die Anm. zu 25/237] 16: Z(arathustra) 25: Vielleicht. . . Grunde!] vgl. 7(238] 323,8—11 und Anm. dazu z 5[306] GAXII 406 vgl. die Anm. zu 25/237] 85 2: Heer] aus Herd Z 3 [3°7] GA XIV 319,155 20: M(enschen) 22; spitzfindig] spitzfindige Ms 31: Mittel] aus Ursache 86 18: Erdregierung] vgl. 25/221] 68,3 und Anm. dazu 19: M(ensch)h(eit) 25[3O8] GA XIV 47,88 87 4—8: Die . . . Ziel:] vgl. 25/96] 29,25—29 und Anm. dazu 5: sie [verwandelt] 9; M(ensch) 11—12: Wissenschaft . . . Menschen] vgl. 26/170.227.229. 448]; 27[36]; 18—19: das Princip der größtmöglichen Dummheit.] vgl. 26(147]; 26(243]; 36(34]; 40(14]; JGB 14 ^[309] GA XIV 72,141 23—24: Grundsatz . . . erreichen.] vgl. 4(276] 187,21 und Anm. dazu 24: M(ensch)h(eit) 25: M(ensch) 29—30: geschweige denn zur E r z e u g u n g ] mit Blei hinzugefügt 88 8: Gott widerlegt] vgl. 25(270] 78,1-2 und Anm. dazu 9: Tnoch wahrl 10—11: moral (ischen) 12—13: Täuschen-wollen wie Sich-täuschen-lassen] aus die Täuschung vgl. 34(226]; 35(7]; 39Ì4-I3Ì; 4Φ0·20· 43.44]; JGB 34; VIII 2(62]; FW 344 1 5 : „unegoistisch" gar nicht möglich.] vgl. 9(42] 370,21—22

Nachgelassene Fragmente 25[304—323]

123

u. Anm. dazu nicht] darüber gestrichen: unm(öglich) [?] 2.5 [310] GA XIV 54,104 18: leibl(iche) 15 [3«1 GA XIV 13,13 2.5 [312.] WM2 614 2-5[313] GA XIV so,93 89 1: Fühlen, Begreifen, Wollen] vgl. 12(25] 422,7—8 und Anm. dazu 2.5[314] GA XIII 83,208 8—14: In . . . auf.] vgl. 26(411] 15—16: H(an)dl(ungen) 2.5Í3I5] d. h. zu 25(314] 2. 5 [ 3 i6] GA XIV 75,146 vgl. 25(135] 25[3i7] GAXIV 145,302 23: M(enschen) 2.5[3i8] GAXIV 14,21 90 5: Lange ρ 822.] Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus, Iserlohn 41882 (hg. von H. Cohen), in BN: 1887 (2. Tausend der 4. Auflage); vgl. darüber J. Salaquarda, Nietzsche und Lange, Nietzsche-Studien 7 (1978), insbes. 5- 239f- (Anm. 20) vgl. 25(424]; 34(99] 19—20: „subjektiv . . . geschaffen!] zwischen Zeilen 16 und 17 eingefügt vgl. 26(284] 2 5 [319] GAXIV 52,96 25[320] die Lesart P(eter) G(ast) möglich durch die Tatsache, daßΝ ihn damals (Mai 1884) in Venedig besuchte 2 5 [ 3 2 i ] GA XIV 145,300; ívgl. GAXII 353,660] vgl. 31(51]; 32(8] 119; Za IV Vom höheren Menschen 6 25[322] G AK XII 306 GAXII 406 vgl. Anm. zu 25(237] 91 4—5: „Nichts ist wahr, Alles ist erlaubt"] vgl. 25(3 04] und Anm. dazu 6—11: Er . . . sein] vgl. 4(132] 154,16—20 und Anm. dazu i 5[323] Podach 23 vgl. Anm. zu 25(237] 13: D i e e w i g e W i e d e r k u n f t . ] vgl. 1(70] 23,16 und Anm. dazu 14: M i t t a g u n d E w i g k e i t . ] vgl. 1(83] 27,14 und Anm. dazu

124

25[324] 2.5 [3 2.5] 25[326]

25Í327]

2-5 [32-8] 25I329] z 5[33°]

251331]

2-5[33i] 2-5[333] 2-5[334] 2-5Í335]

2·5[336]

2·5[337]

Bd. VII 2, S. 9 1 - 9 9

15: Es ist Zeit!] vgl. 13(2] 464,7 und Anm. dazu 16: Der grosse Mittag.] vgl. 15(13] 506,1s und Anm. dazu 17: Die Gelobenden.] vgl. 16/49/ 54°>6 und Anm. dazu Wahrsagung] darüber gestrichen: Die Ewige Wiederkunft vgl. 25/1/ 5,3 und Anm. dazu GA XIII 234,568 vgl. 25(336.361] GA XIII 234,568 92 2—3: Tauch beim Menschenl GAXIII 277,671 vgl. 34(46] 4—5: „Denkenden" „Wollenden" Fühlenden] vgl. 12(25] 422,7—8 und Anm. dazu GA XIV 48,89 7: s u b j e k t ( i v e n ) 13: mathemat(ischen) vgl. 25(330] GAXIII 221,527 GA XIV 136,273 93 1 - 2 ] vgl. 25(328] 1: (durch Bilder Töne / als Mittel LnJ Ms GAKXII 307 GA XII 411 vgl. Anm. zu 25(237] 3—5: Z(arathustra) . . . hat] vgl. 10(45] 39I>I5 und Anm. dazu GA XIV 148,307 1 3 — 1 4 : Indiv(iduum) GAXIII 238,574 GA XIII 23 0,555 94 9—27: Der . . . war!] WM2 964 23—25: j e n e . . . Mißrathener] vgl. 16(22]; 25(243] 25: M(enschen) 94 30—95 3: der . . . Malers.] GAXIV 136,274 95 2: rdazul GAXIII 234,570 30: mathem(athisch) 32: Taus mechan. Gründen! 96 6—13: Für . . . „böse"] GAXIII 53,124 6: rechtwinkligen] aus geraden 14-20: im Zeitalter . . . weiß!] GAXIII 36,85

Nachgelassene Fragmente 25[323—345]

2-5 [338]

i5[339] 2.5[340] 2.5[342] i 5[343l

25Í344]

2-5[3-45]

125

16: rbereitsl 16—18: Iman lese . . . Milli GA XIII 305,747 vgl. 31(51]; Vili 9[88]; Za IV Der hässlichste Mensch 4; AC 46 Die Antwort des Pilatus war: „Was ist Wahrheit?" (Joh. 18,38), Jesus jedoch sagte ihm nicht „ich bin die Wahrheit" (wie in Joh. 14,6), sondern: „Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme." (Joh. 18,37) erste Fassung: Wenn Christus sagte „ich bin die Wahrheit", so scheint mir die Antwort des Pilatus zu höflich: die größte Urbanität eines Römers. 22—23: des Ch(ristenthum)s 24—25: [aller Zeiten] GA XIII 299,732 97 1—3 ] von Ν durchgestrichen 4: bien public] vgl. 25/261.279] 5: Jesuitism] vgl. Anm. zu 7(238] Assassinenthum] vgl. GM III 24; vgl. auch 2 5(304] WM2 965 97 20—98 5: Wenn . . . haben.] GAXIV 61,119 97 22.25: M(enschen) 25—27: Der . . . ihnen.] vgl. 17(8] und Anm. dazu 98 4.6: M(ensch) 6-10: Die . . . höheren ] WM2 872 8: gewachsen] lies: g e w a c h s e n 9: M(enschen) 13: der M(ensch) 98 1 5 - 9 9 4·· Die . . . Kreuze"] WM2 874 98 28—99 4·' entstand . . . Kreuze"] vgl. 25(292] 82,3 — 6 und Anm. dazu 98 19.20.22.23.25: M(enschen) GAXIV 340,191 Podach 25 99 9: M(enschen) 14: M(ensch) 14—15: die Ziellosigkeit. . . r e c h t f e r t i g t . ] vgl. JGB 207; VI 140,27—29 dessen Anblick schon] aus der in s i c h 16—17: „vor Gott alle Sünder"] nach Rom. 3,23

126 25[34é] 25[347] 2.5[348]

25[349]

25[350] 25[351]

25(352]

Bd. VII 2, S. 99-106 GA XIII 287,694 Fodach 2.5 2.0: Tmoralischenl 21: Grazianl Baltasar Gracián WM2 870 2 3 : der Keuschheit] /¿es: Keuschheit 100 1 9 : warfen)] warfen Ms 24: [ist] sind 2 5 - 3 0 : die . . . fallen] WM 2 750 28: M(ensch) GA XIV 101,219 WM 2 940 101 9 — I i ] vgl. dazu unter den vielen möglichen Quellen: Leopold Schmidt, Die Ethik der alten Griechen, Berlin 1882, 19 und II 415, BN 14: AraberLnJ GAKXII 324 vgl. Anm. zu 25(237] 20: „die Goldenen"] vgl. 25(351]:

2-5[3 53] G A XIV 100,21 γ 25: M(enschen) 25(354] vgl. 16(51] 542,22—24

und Anm.

die „goldene Natur"

dazu

102 4—5: die . . . Jahrtausende] vgl.

25(355]

2·5[355] WM2 999 vgl. 25(354] 2 5 [ 3 5 6 ] GA XIV 36,73 2 5 [ 3 5 7 ] GA XIII 35,81 25 [3 5 8] GA XIII 74,184 103 3 : heißen, ] heißen Ms 2-5C359] vgl- 25/369]; vgl. auch 24(16] 696,28—29 und Anm. 25[36o] GA XIII 281,684 25[3& und Anm. dazu 15—16: M(ensch)h(eit) 17—18: sie . . . Gebilde] vgl. 4(276] 187,21 und Anm. dazu 1 9 : Regierung der Erde] vgl. 25(221] 68,3 und Anm. dazu 2 1 2 5: Frommen] vgl. 10(46] 392,2 und Anm. dazu 6: Einsiedler] vgl. 17(9] 564,7 und Anm. dazu Klöster] vgl. 9(5] 358,20 und Anm. dazu 9: Staatsmänner)] Staatsmänner Ms 1 0 : T(Dionysische Weisheit)l 16—17: Princip . . . Dummheit] vgl. 25(308] 87,18—19 und Anm. dazu 19—20: Der bisherige M (ensch) . . . d r ä n g e n ] vgl. 26(231] von Ν blau angestrichen zu 26(243] 29: Z(arathustra) 2 1 3 i-io: Der . . . Wissenschaft".] G A XIII 304,744 τ: rbeständigel 4—10: G o e t h e . . . Wissenschaft".] vgl. JGB 2 66; das Goethe-Zitat nicht erschlossen GA XIV 228,462 14: Geister] aus Leser 15 ] am Schluß ohne Zusammenhang das Wort: daß GA XIII 355,875 vgl. 26(336] 237,4 GA XIII 9,17 von Ν blau angestrichen 18—19: Tinteressanter als Kantl . . . Tgutmüthig, voll edler Worte! 22: bescheiden, [bis zur Senilität] 24: Cultur,] Cultur / GA XIV 181,351 GA XIII 104,244 GA XIII 210,484 von Ν durchgestrichen vgl. JGB 249

Nachgelassene Fragmente 26[243 - 2 5 9 ]

165

26I253] vgl. Goethe, Faust II, 11989, dasselbe Zitat in JGB 286 und GD Streifzüge eines Unzeitgemässen 46 26(254] GA XIII 263,637 von Ν blau angestrichen 2 1 4 10—11: für . . . keinen Willen.] vgl. 3(1(2.77 und Anm. dazu 2 6 [ 2 5 5 ] GA XIII 338,841 IJ: Jans(s)en] bezieht sich auf Johann Janssen, Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgang des Mittelalters, Freiburg 1878— 88; vgl. Ν an Heinrich Köselitz, 5. Okt. 1879; an Franz Overbeck, Okt. 1882; GM III 19 erste Fassung: Geringschätzung gegen die Klatsch-Mannen wie Jans(s)en 16: Strauß] zu D. F. Strauss vgl. DS 26[2 5 6] WM2 1000 18: „Eine Wahrsagung".] vgl. 25(1] 5,3 und Anm. dazu 19—22 ] von Ν blau angestrichen 26I257] am Schluß der Seite mit Blei hinzugefügt 26[258] vgl. 26(243] und Anm. dazu 2 1 5 5 - 6 ] GAXVI 415(1 6) Podach 41 f. zum Werk, dessen Titel zwischen 25(1] und 26(259] schwankt 6: R a n g o r d n u n g d e s G e i s t e s ] vgl. 14I1] 497,11 und Anm. dazu 2 1 5 7 — 2 1 6 3] GAXIV 57,107 2 1 5 7: Von der Ungleichheit der Menschen] vgl. 3(i]$9 und Anm. dazu 8: Führer und Heerde] vgl. 26(243] 210,18 und Anm. dazu 9: Bruchstücke] vgl. 5(32] 230,11—13 und Anm. dazu Ii—12: vor Allem . . . hinein] Zusatz 23: rWerthe-lSchaffenden 25: die Künstler] vgl. io[6] 381,11 und Anm. dazu 26: die Philosophen] vgl. io[6] 381,7 und Anm. dazu 27: die Gesetzgeber] vgl. 16(84] 554>& und Anm. dazu 2 1 6 1: die Religionsstifter] vgl. 20(3] 623,1—2 und Anm. dazu 2: Erd-Regierer] vgl. 25(221] 68,3 und Anm. dazu 2 é [ 2 5 9 ] GA XVI 415(1 6) 4: P h i l o s o p h i e d e r e w i g e n W i e d e r k u n f t . ] vgl. 1(70] 23,16 und Anm. dazu

166

Bd. VII 2, S. 2 1 6 - 2 2 3

5: Ein Versuch der 1886 Untertitel des vgl. 261284]; VIII 26(260] GA XIV 57,106 gefügt 26(261]

Umwerthung aller Werthe.] ab Sommer geplanten Werks Der Wille zur Macht; 2[ioo] am oberen Rand der Seite zuletzt hinzu-

6: rpöbelhaftenl . . . Tgeborenel GA XIV 83,165 10—20 ] von Ν blau angestrichen 13 —15: (gerade . . . Hellenisirung)] 16—ι γ: rallgegenwärtigenl 1 7 — 1 8 : rdiistere trockenel . . .

26(262]

26(263]

26(264]

Zusatz

rpuritan(ischen)l

19—20: ebenso . . . denkt!] aus so von sich selber denken soll! 25—26 ] Zusatz WM2 873 von Ν blau angestrichen 117 8: „nicht ego", LsondernJ das 9: seine ( A r ( t ) ] Erhaltung 10—11: Selteneren . . . Durchschnittlichen] aus Schwachen GA XIII 139,321 von Ν mit Tinte angestrichen erste Fassung: A l l e bisherigen Moralen als H y p o t h e s e n über Erhaltungs-Mittel eines Typus — aber der Charakter des Geistes war noch zu schwach, um eine H y p o t h e s e als H y p ( o these) zu fasssen und bedurfte des Glaubens von Ν blau angestrichen 21: M ( e n s c h )

26(265] 26(266] 26(267] 26(268]

vgl. zu GA GA

31(37]; Za IV V o m höheren Menschen 1 2 26(262] XIII 302,739 von Ν blau angestrichen XIII 204,459

26(269]

2 1 8 5: M ( e n s c h e n ) GAXII 410 vgl. 25(237]

26(270]

10: Z(arathustra) Podach 42

und Anm.

dazu

14: A n d i e h ö h e r e n M e n s c h e n . ] vgl. 8(16] und Anm. dazu 26(271]

15: Herolds-Rufe] vgl. 15(57] GA XIII 140,325 1 8 : M(enschen)

und

Anm.

dazu

Nachgelassene Fragmente 26[259—283]

167

23: Gewissen — ) ] Gewissen — Ms 24: H(an)dl(ung) 2.61272] GA XIII 258,624 von Ν blau angestrichen 219 10: Teinl 26(273] Die Fragmente 26/273.274.275.276.277/ stehen untereinander in engem Zusammenhang und behandeln das Thema des „Willens zur Macht"; sie wurden alle nicht in die Kompilation von Elisabeth Förster-Nietzsche und Peter Gast aufgenommen. vgl. 39(13]; vgl. auch 39(1] und Anm. dazu 12—19 ] von Ν blau angestrichen 12-13] vgl. 36I31I; JGB 36.259 26[274] GAXIII 259,626 vgl. Anm. zu 26(273] 25—26: (! er muß . . . sein!) ] Zusatz 28: Tgleichl 26[275]

26(276]

26(277] 26(278] 26(279]

26(280]

26(281]

26(282] 26(283]

220 2: die [schmale] Zwischen-Masse GAXIII 274,661 von Ν blau angestrichen vgl. Anm. zu 26(2731 7: Tgeringerenl GAXIII 258,625 vgl. 25(411] Ii 5,23-25 und Anm. dazu; vgl. auch Anm. zu 26(273] 21: gebe [,] um 23: schwächeren] Schwächeren Ms von Ν durchgestrichen vgl. Anm. zu 26(273] 220 28 — 221 1: es . . . gleich!)] Zusatz GAXIII 208,475 vgl. 7(26] GAXIII 315,770 221 6—8: Daß . . . grundfalsch.] vgl. 7(54] 6: Η (an) dl (ungen) GA XIII 56,134 von Ν blau angestrichen 23: M(enschen) 222 8—9: v. das braune Heft] nicht identifiziert GA XIV 96,205 16: Kurzsichtig!] hier als Einschub mit Rotstift unter der Zeile: Olymp (?] WM2 752 WM 1 379; WM1 1060 vgl. 4(132] 154,16—20 und Anm. dazu; vgl. auch 26(283]

168

Bd. VII 2, S. 223-227

ζ 8: W(iederkunft) 26(284] WM1 378; WM2 j059 t/g/. 26(283] 223 14: der s c h w e r s t e Gedanke] vgl. 26f2.97.298]; 27(58] 19: die Umwerthung aller Werthe] vgl. 26(259] 216,5 und Anm. dazu 28—31; nicht . . . darauf!] vgl. 25(318] 29: subjektiv,] lies: subjektiv", von 26(285] GAXIII 20,44 Ν blau angestrichen 224 1 : V o n d e r H e u c h e l e i d e r P h i l o s o p h e n . ] vgl. 26(296] 26(286] 19: behafttet] lies: behaftet 20: „Kind"] lies: „Reich" 26(287] 22: Ring der Wiederkunft] vgl. VIII 2(72]; vgl. auch 9(13] 361,8—9 und Anm. dazu und 18(48] 609,14 und Anm. dazu 26(288] am unteren Rand der Seite mit Blei hinzugefügt 26(289] die hier aufgezählten Gestalten ζ. T. in Za IV vgl. Anm. zu 25(237]; vgl. 31(10] 26: Wanderer] vgl. 16(88] 557,18 und Anm. dazu 27: Gehirn des Blutegels] vgl. 31(10.11]; Za IV Der Blutegel 225 10: N o t h s c h r e i ] vgl. 31(8.9.11]; 32(16]; Za IV Der Nothschrei 26(290] vgl. 1(25] und Anm. dazu 26(291] GA XIII324,789 vgl. Montaigne, Versuche, Buch 1, Kap. XXIII; zitiert nach der deutschen Übersetzung in 3 Bde. Leipzig 1853/54, BN 26(292] Podach 42 23: V o m A b e r g l a u b e n der P h i l o s o p h e n . ] vgl. 26(297.298]; 32(19]; 44(1]; JGB Vorrede 24: V o n d e r M i t t h e i l b a r k e i t d e r M e i n u n g e n . ] vgl. 26(297.305] 26(293] Podach 42 226 1 : D i e n e u e A u f k l ä r u n g . ] vgl. 25(296] 82,25 und Anm. dazu 3: „Philosophie der ewigen Wiederkunft".] vgl. 1(70] 23,16 und Anm. dazu 26(294] WM2 609 von Ν blau angestrichen 5—6: den Willen zur Unwissenheit] vgl. 26(295]

Nachgelassene Fragmente 26[283—298]

2ó[295]

6: zur] 9: sich 9—10: Podach

169

aus zu dieser erhält] aus wächst eine . . . stehn] Zusatz 42

11—13: Der Wille . . . zur Unwahrheit.] vgl. 38(20]; JGB 1.24 15: Der Wille zum Leiden.] vgl. j/1/225 2 x 7 , 7 und Anm. dazu 26 [29 6]

16: Der Wille zur Grausamkeit.] vgl. 1(25] und Anm. Podach 43

dazu

226 23 — 227 2] GAXIV 329,165 vgl. 24(2] 686,3—4 und Anm. dazu 227 3: die Heuchelei der Philosophen.] vgl. 26(285] 5: Die Künstler.] vgl. 10(6] 381,11 und Anm. dazu 6: Die Frommen] vgl. 10(46] 392,2 und Anm. dazu 2é[297]

Podach

43

7: J e n s e i t s v o n G u t u n d B ö s e . ] vgl. 3(1] Anm. dazu

53,15

und

8: D e r P h i l o s o p h a l s h ö h e r e r K ü n s t l e r . ] 26(298]; 34(201] a l s h ö h e r e r ] aus u n d d e r 9: D i e n e u e R a n g o r d n u n g ] vgl. 14(1] 497,11 Anm. dazu Γηeue1

vgl.

10: V o m A b e r g l a u b e n . ] vgl. 26(292] dazu 11: D e r s c h w e r s t e und Anm. dazu

und

225,23 und Anm.

G e d a n k e . ] vgl. 26(284]

223,14

12—18 ] GAXIV 337,184 vgl. 25(451] und Anm. dazu 12 ] aus D i e M ö g l i c h k e i t e i n e s W e i s e n [Wejs e η ] darüber gestrichen: Philosophie der Zukunft

26(298]

1 3 : Tgesellschaftlichel 16: Mittheilbarkeit seiner Meinungen.] vgl. 26(292.305] 1 7 : der gute Eur(opäer).] vgl. 25(524] 146,11 und Anm. dazu Podach 42 f. 19-21] GA XIV 321 19: Die neue Aufklärung.] vgl. 25(296] 20: Ein Vor[wort] und

82,25 u. Anm.

21: Philosophie der ewigen Wiederkunft.] vgl. 1(70]

dazu 23,16

170

Bd. VII 2, S. 2 2 7 - 2 3 2

und Anm. dazu 22: V o m A b e r g l a u b e n u n t e r d e n P h i l o s o p h e n . ] vgl. 26/292/ 225>23 und Anm. dazu V o m ] aus D e r 23: J e n s e i t s v o n G u t u n d B ö s e . ] vgl. 3(1] 53,15 und Anm. dazu 228 1 : D e r P h i l o s o p h — e i n h ö h e r e r K ü n s t l e r . ] vgl. 26/297/; 34(201] ein] aus a l s 2: D i e n e u e R a n g o r d n u n g . ] vgl. 14(1] 497,n und Anm. dazu 3: D i e E r m ö g l i c h u n g d e s n e u e n P h i l o s o p h e n . ] vgl- 35Í47ÍÍ 3 6[17]; 40I3U 4i[iz]; VIII 2(32]; JGB 2.42.44; vgl. auch 25(451] und Anm. dazu 4: D e r s c h w e r s t e G e d a n k e ] vgl. 26(284] 223,i4und Anm. dazu a l s H a m m e r . ] vgl. 15(48]; 17(69] 26(299] von Ν durchgestrichen 5—9: Dies . . . drinnen".] vgl. 38(21] 5: Dies ist ein] aus In diesem 10—15: mein Garten . . . vergittern] vgl. 38(22]; VIII 1(229]; 2/2Í; JGB 25 1 2 : rihml 14—15: meine . . . vergittern] aus sie mit den Zähnen festhalten 26(300] WM 1 407 von Ν blau angestrichen 25~29 ] Zusatz am oberen Rand der Seite 229 8: Tmenschlichenl 26(301] GAXIV 17,26 von Ν blau angestrichen vgl. Za IV Von der Wissenschaft 13: Wille zur Wahrheit] vgl. 26(334]; 34ÌI29Ì; vgl. auch 40(39]; JGB ι lundi 26(302] von Ν blau angestrichen 15: Boscovich] vgl. 26(410.432]; III 15(21]; JGB 12 26(303] vgl. 35(34] 20: Tatsachen] lies: Thatsachen M Renschen) 20—21: [die] das freiwillige Abgeben von Urin] aus das Urinlassen 21: so viel ich (1) weiß, noch Niemand unter den Äußerungen (2) verstehe, (a) die Herren Spencer (b) die lieben Utilitarier,

Nachgelassene Fragmente 26[298—318]

26(304]

26(305] 26(306]

26(307] 26(308] 26(309] 26(310] 26(311] 26 [312]

26(314] 26(315] 26(316] 26(317] 26(318]

171

wie Spencer (c) der liebe Spencer 23: bereit sind] aus lieben GAXIV 178,349 25: Imit ihren Ästenl 2 6: als Bäume, welche] aus weil [ihre] sie 28: Goethes Gespräche mit Eckermann] vgl. IV 42/45]; MA II, WS 109 230 2: die Mittheilbarkeit der Meinungen] vgl. 26/292.297] 5: rhierl GAXIII 18,40 vgl. 26(51]; 35I46Ì 8: viel [h(eitere)] 9: eingestehen] aus zugeben wollen und uns glauben machen möchten 10—11: dargestellt (1) würde d (2) macht mich nicht so sehr schnell lachen (3) erheitert mich nicht so (a) wie der Anblick (b) wie 14: mit] über [mit] von Ν blau angestrichen von Ν blau angestrichen 23: iunserer Sinnel später zwischen 230,18 und 230,19 eingefügt GAXIII 56,135 231 4: Funseres Gartensl GA XIII 2 99,731 9: luberraschenden plötzlichenl 9—10: fremdartigen] aus fremden 21: Haschisch] vgl. 251376] 106,28 und Anm. dazu 22—26 ] von Ν blau angestrichen 24: z.B.] zb) Ms von Ν rot angestrichen vgl. 34(8] Quelle nicht erschlossen 232 2—3: Stendhal „ Reise in Frankreich"] Stendhal, Mémoires d'un touriste, Paris 1877, BN GAXIV 339,189 GAXIV 339,189 Podach 44 vgl. 26(243] und Anm. dazu 12: Von den Philosophen.] vgl. io[6] 381,7 und Anm. dazu

Bd. VII 2, S. 2 3 2 - 2 3 8

172

i6[ 319] 26(320]

2ó[32i]

z6[322] 26Í323] 26(324]

26(325]

26(326]

26(327] 26(328]

13: Von den Heerden-Fiihrern.] vgl. 26/243] 210,18 und Anm. dazu 1 4 : Von den Frommen.] vgl. 10(46] 392,2 und Anm. dazu 15: Von den Tugendhaften.] vgl. 13(30]; Za II Von den Tugendhaften 16: Von den Künstlern.] vgl. io[6] 381,11 und Anm. dazu 17: K r i t i k d e s h ö h e r e n M e n s c h e n . ] vgl. Za IV G A XIII 330,811 Podach 43 20: D i e g u t e n E u r o p ä e r . ] vgl. 25(524] 146,11 und Anm. dazu 2 1 : Vorschläge zur Züchtung eines neuen Adels.] vgl. 16(50] 541,15 und Anm. dazu GAXIV 137,277 von Ν rot angestrichen 233 5: demagogische Kunst z.B. Wagner] vgl. 26(20] 152,9 und Anm. dazu GAXIV 237,481 vgl. 26(324] 233,18-19 GAXIV 210,422 Podacb 44 vgl. Za IV Gespräch mit den Königen 12: ÍPobel- undl 18—19: die wissenschaftlichen . . . glauben] vgl. 26(323] 1 8 : Wissenschaftl(ichen) Handwerker Podach 44 22: Jenseits von Gut und Böse.] vgl. 3(1] 53,15 und Anm. dazu 23—24: P h i l o s o p h i e d e r e w i g e n W i e d e r k u n f t . ] vgl. 1(70] 23,16 und Anm. dazu 234 1—3: Der Sensualismus . . . Mummenschanzen.] GA XIII 328,805 4—19: Hedonism . . . nichts!] GAXIV 222,451 5—16] von Ν blau angestrichen 5: Tals Maaßstabl GAXIII 261,631 von Ν blau angestrichen 21: Sch(openhauer) GAXIV 53,100 von Ν blau angestrichen vgl. 40(32]; 42(7l

Nachgelassene Fragmente 26[318—343]

26(32.9] 26(330] 26(331] 26(332] z(>[333] 26(334]

26(335]

i6

f336]

26(337] 26(338] 26(339] 26(340]

173

23: das „Sein"] irrtümlich, so auch GA, lies dagegen: die „Sinne" 25: ausgemacht] lies: ausgemacht, GAXIII 279,677 von Ν blau angestrichen von Ν blau angestrichen von Ν blau angestrichen von Ν blau angestrichen vgl. JGB 1 GAXIII 59,141 von Ν blau angestrichen GAXIII 27,61 235 23: „Wille zur Wahrheit"] vgl. 26(301] 229,13 und Anm. dazu 236 ι — 8: Mit . . . b e g r i f f e n . ] von Ν blau angestrichen 6—8: Aber . . . b e g r i f f e n . ] vgl. 15(4] 504,5 und Anm. dazu 9: [ g e f ä h r l i c h s t e n ! 1 2 — 1 3 : Instinkte. Twenn es nicht eine Dummheit ist,l Zusatz Sommer 1885 GAXIII 352,872 22—23: Hang zur Größe] aus Idealismus 24: der englischen Utilitarier] der Engländer rUtilitarierl Ms 24—27: Ein . . . haben.] vgl. 34(111]; 36(45]; JGB 251 236 28 — 237 8: 1) der Sinn . . . nicht.] GAXIII 352,872 2 3 7 2 : Tgemeinsamenl 4: Keine amerikanische Zukunft!] vgl. 26(247] 9—10 ] Zusatz 9: Ich ] ich Ms vgl. JGB 147 Ns Quelle nicht erschlossen Ns Quelle nicht erschlossen von Ν blau angestrichen GA XIII 30,67 von Ν blau angestrichen

20: M(enschen) 26(341] GAXIII 332,824 von Ν blau angestrichen 237 24 — 238 1: und . . . Kinderei] Zusatz 238 1 : republ(ikanische) 26(342] GAXIII 30,68 von Ν blau angestrichen vgl. 25(491]; 37(14]; vgl. auch 25(451] und Anm. dazu 26(343] GAXIII 3,2 von Ν blau angestrichen

174 26[344]

z6[34j] i6[346]

z6[347]

26[ 3 4 8] ^[349]

26(350] 26[35i]

26(352] 2.é[353]

2·6[354] 26(355]

Bd. VII 2, S. 238-245 GAXIV 103,227 vgl. 25/452/ 129,20—22 and A«m. dazu 1 3 — 1 7 : Einem . . . unbedenklich] aus Es wird uns nicht erspart, zu befehlen: das „du sollst" ist nicht abzuleiten aus der Natur der Dinge, sondern wer das Höhere s i e h t , muß es d u r c h s e t z e n und erzwingen 1 7 : Er opfert [Millionen] unbedenklich GA XIII 191,423 von Ν mit Tinte angestrichen GAXIV 88,177 239 2—3: eine Vielheit von I d e a l e n ] aus ein Ideal 3: [welche im K a m p f sein miissenl 6: M(ensch) 13-18: Es . . . Denkweise.] GAXIV 88,177 13—14: Es . . . sind.] vgl. 25(452] 129,20—22 und Anm. dazu 13: moral (ischen) 14.16.19: M(enschen) . . . M(enschen) . . . M(ensch) 16: S c h a f f e n ] s c h a f f e n Ms GAXIV 182,3S3 GAXIV 352,213 vgl. 34(97.106] 28—29: und . . . Mephistopheles!] Zusatz 240 6: wichtigthuerischen] aus pathet(ischen) 7: rbravenl vgl. 25(441] 126,25—26 und Anm. dazu 14: Pericles] vgl. Thuk. II, 41 GA XIII 302,740 18: ioder Lutherl 20: rund Lutherl GA XIII 360,886 241 10—22: Moral . . . Europa.] GAXIII 363,896 10—11: Moral . . . w i l l " ] vgl. 2(5] 42,22 und Anm. dazu 15: die höchste Verantwortlichkeit] vgl. 4(88] 142,7—8 und Anm. dazu 17: der Gesetzgeber] vgl. 16(84] 554,8 und Anm. dazu 18: die Frommen] vgl. 10(46] 392,2 und Anm. dazu GAXIII 97,23i GAXIII 97,230

Nachgelassene Fragmente 26(344—367]

175

26(356] GAXIII 97,230 242 9—10: diese [gr(iechische)] platonische 2-6(357] GAXIII 97,230 vgl. 25(443]; 26(108] 26(358] GAXIII 343,851 vgl. 26(393] 15—17: (und . . . Sinne)] Zusatz 18—19: oder . . . Scotts] aus ebenso wenig W. Scott [?] 2.6[359] GA XIV 89,181 25: Tund die Kraftl 243 14: kaltes] Kaltes Ms 26(360] WM1 755 25: Grundgefühl [gegen] jeder 26(361] GAXIV 243,502 vgl. 34(38]; JGB 239 26(362] GAXIV 245,509 von Ν durchgestrichen vgl. 25(422] 119,9 und Anm. dazu 244 9—10: im Athen Fder besten Jahrhunderte Schloß man die Frauen abl wollte man die 26(363] GAXIV 245,509 26(364] vgl. 37(14] 16: bin [bisher] 16—17: ich (1) so, wie ich möchte und könnte (2) [hätte] auf meine Art [hätte! über Moral reden können 1 7 : rbisherl 19: Deutschen] Deutschen, Ms 2 ο: Γνοη jeher, in aller Unschuld! 20—21: gewesen sind] aus waren aus sind 2 1 : [mehr a l s a l l e s A n d e r e ] 22—23: Verlogenheit in [diesen] fmoralischenl Dingen [jetzt] zum [raus demi] [m] Charakter LdesJ [Europäers gehört] [des] Tdiesesl demokratischen 24—25: welches . . . hat] Zusatz 24: [über] zum 26: [eifrig] bedacht 26(366] GAK XII 211,51 GA XII 410 vgl. 25(237] und Anm. dazu; Za IV Die Begrüssung 245 3: Tan Leib und Seelel 4: Z(arathustra) 26(367] vgl. 25(237] und Anm. dazu Ν bezieht sich auf das „Sin-

176

Bd. VII 2, S. 245-249

gen" eines Memnonkolosses im Totentempel zu Theben in Ägypten; vgl. Tac., Ann. 2,61 7: Z(arathustra) z6[$68] GA XIII 2.75,664 2^369] GA XIII 141,329 ι γ—18: moral (ischen) 20: n ü t z l i c h . Γ: weil sie übrig geblieben sind!l 22—24: gerade [der Wille zurl Erhaltung. Γ , nämlich der Wille zum Vorwärts, zum Mehr, zum! Ist Z6[37O] GA XIII 281,682

26[37i]

Í6[372]

246 3—5: Man . . . gehört.] vgl. 25(21] und Anm. dazu 9: rdarinl 10: neueren, [usw.] Ii—12: M(enschen) nach [einer] Teinzelnenl Η (an) dl (ungen) beurtheilt: [das wußte Napoleon] einzelne 13—25: Eine . . . war] GAXIV 412,291 14: zu verstehen giebt] aus wahrscheinlich macht 15: ("wahrscheinlich! . . . Tnämlichl 16: Tverbrannt und abgebrühtl 1 7 : hindurch muß] darüber: Lverbrannt und abgebrühtl 18: rund leider auch gegen Anderel 23: eine] aus die 24: lundi 24—25: die Wirkung . . . war] über das Schicksal des alten Kant war 26: neuerdings] 1882/84 erschien Kants Opus postumum 26—27: das . . . herauszugeben] aus das Werk seines Blödsinns herauszugeben 27: Tdochl GAXIV 350,2 08 247 3: „über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne"] vgl. III 2,369—391 4: M(enschen) 8: sehe] aus habe 10: Tin diesen Dingenl 1 1 : moral (ischen) 13: den Aufgaben des Philosophen] aus unserer Aufgabe

Nachgelassene Fragmente 26[367—382]

177

^[373]

GA XIII 29,64 15—16: Γ: so unwahrscheinlich es klingtl 16: Twenigstensl 20—21: Γ, und . . . wirdl 26^74] GA XIII 251,602 vgl. 26(432]; 27/62]; 39(4]; 40(40] 24: am Leitfaden des Leibes] vgl. 26(432]; 27(27.70]; 36(35]; 37l4h 3Φ3Ì; 42Í3Íi VIII 2Í7°] 2Ó[375] G A XIII 11,24 Ns Auseinandersetzung mit Kant spiegelt sich in vielen Fragmenten aus dieser Zeit wieder; vgl. u. a. 26(412.461 ]; 34(37.79.82.116.185]; 38(7]; vgl. JGB Ii 28: moral (ischen) 248 2: M(enschen) 26[376] WM1 375; WM 2 1053 6: große z ü c h t e n d e Gedanke] vgl. 25(227],34(129] 2-6Í377] GA XIV 168,322 9 ] Titel .nachträglich eingefügt 10—12: Als R(ichard) W(agner) . . . wisse] vgl. 25(416] und Anm. dazu 16—17: Wolfsschlucht und Euryanthe, Schauer-Hoffmann] aus Schauer-Hoffmann und Freischütz [Tin der Kindheitl] 19: für . . . Volkstribune] aus Volkstribune und Meyerbeer 22: reine! 23: rund Heerl 24—26: welches . . . gehört —,] Zusatz 26^78] GA XIV 349,206 26[379] GA XIV 188,368 249 8: Sainte-Beuve] St. Beuve Ms 26(380] GA XIII 332,822 vgl. 4(59] 130,4—5 und Anm. dazu 14: Γ— Auch die Heils-Armee!] 26[ 3 8I] vgl. VIII 4(2]; 10(159]; a[33] 17: „Vie de Napoleon"] Paris 1876 z6[3»z] GA XIII 18,43 18: Man . . . Dühring] bezieht sich höchstwahrscheinlich auf ein Gespräch Ns mit Heinrich von Stein, der ihn in Sils-Maria am 26.-28. August 1884 besuchte (s. Chronik) 23—24: Tkeine Kränkung von Kindesbeinen an,l 25—26:

Γνοη der Zeit her, wo er noch nicht blindi (war):

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[und — er] Tzum Mindestenl macht (er) 250 1 : iandersl 3 : Tuns! 2.6[3 83] 5—14: So . . . Wagner.] G A XIII18,41 Notizen zu einem Gespräch, vgl. Anm. zu 26(382] 10: Sie . . . Formel?] Zusatz 1 1 : Darin stimmen Mainländer, Hartmann, Diihring usw. überein] zu Mainländer vgl. Anm. zu 12—14; Eduard von Hartmann, Philosophie des Unbewussten, Berlin ι8γ2, namentlich S. 542, die„Weltsetzung"als ein „Act des blinden Willens", als der „unglückliche Anfang" des „ Weltprocesses"; zu Eugen Diihring, Ν an Heinrich Köselitz, 23. Juli 1885, wo er aus dem Kursus der Philosophie als streng wissenschaftlicher Weltanschauung und Lebensgestaltung, Leipzig ι8γ$, BN, S. 79 zitiert: „[. . .] zufällig finde ich diesen schönen Satz ,Der Ursprungszustand des Universums oder, deutlicher bezeichnet, eines veränderungslosen, keine zeitliche Häufung von Verschiedenheiten einschließenden Seins der Materie, ist eine Frage, die nur derjenige Verstand abweisen kann, der in der Selbstverstümmelung seiner Zeugungskraft den Gipfel seiner Weisheit sieht'." 12—14] Philipp Mainländer, Philosophie der Erlösung, Berlin 1879, BN; Ν mag an folgende Stellen gedacht haben: S. 94: „Die erste Bewegung und die Entstehung der Welt sind Eines und Dasselbe. Die Umwandlung der einfachen Einheit in die Welt der Vielheit, der Uebergang des transscendenten in das immanente Gebiet, war eben die erste Bewegung." S. 108: „[. . .] diese einfache Einheit ist gewesen; sie ist nicht mehr. Sie hat sich, ihr Wesen verändernd, voll und ganz zu einer Welt der Vielheit zersplittert. Gott ist gestorben und sein Tod war das Leben der Welt." S. 21 s f.: „[. • •] die Bewegung der Menschheit überhaupt ist die Bewegung aus dem Sein in das Nichtsein"; aus dieser Bewegung tritt „das Gebot der Virginität [. . .] als die höchste und vollkommenste Tugend [. . .] denn wenn auch die Bewegung sich vollziehen wird trotz thierischem Geschlechtstrieb und trotz Wollust, so tritt sie doch an jeden

Nachgelassene Fragmente 26 [3 8 2 - 3 94] Einzelnen mit der ersten Forderung sein, damit sie rascher zum Ziele 12: Ausdruck [hat] für 26(384] GAXIII 86,217 vgl. 1(3] 5,16—17 26^85] GAXIII 86,2.17 z6[ 3 86] GAXIII 82,206

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heran keusch komme." und Anm.

zu

dazu

22—23: rantiteleologischenl . . . Tals r e g u l a t i v e r H y p o these! 26[388] GAXIII 89,22s 2 5 1 2: Γ(— N a c h z ü g l e r e i ) l 7: M(enschen) 2 6 ^ 9 0 ] GA XIV 347,201 vgl. 4(139] und Anm. dazu 26[392] WM2 131 26[393] G A XIV 207,41s 2 5 2 9—11: Exotismus . . . R(ichard) Wagner.] vgl. 26(358] 12: George Sand . . . Sainte-Beuve] G. Sand . . . St. Beuve Ms 26(394] 17·' Wissen Sie] vgl. Anm. zu 26(383] 17—20: Der Zufall . . . Sumpf] vgl. 34(224]; 41(2]; VIII 1(196] 18: was [Tderl] R i c h a r d ) W(agner) 19—22: in den . . . Wie] aus ich meine die sog(enannten) B(ayreuther) Bl(ätter) : sehen Sie, das ist ein Sumpf von Unklarheit, Unwissenheit und Anmaaßlichkeit. Und wie 25: vor [sich] nichts 27—28: Hl faut être sec . . . Stendhal.l vgl. 26(396] 253,5—8 und Anm. dazu; 35(34] 246; JGB 39 28—29: Man . . . aufrühren.] vgl. 22(3] 663; Za III Die Heimkehr; aus dem griechischen Sprichwort μή κίνει Καμάριναν, Athen. 2,25; Suda (ζ. Ζ. Ns: Suidas) s. v.; Steph. Byz. s. v.; Zenob. 5,18. Kamarina war der Name eines Sumpfes in der Nähe der dorischen Stadt Kamarina in Sizilien, die von Syrakus aus gegründet wurde. Ν zitiert einige Monate später dieses Sprichwort in einem Briefentwurf an Heinrich von Stein (Mitte März 1885); KGB III 3, 28, Z.i bringt demnach eine fehlerhafte Entzifferung aus dem Briefentwurf, die nach dem oben wiedergegebenen Wortlaut des Sprichworts verbessert werden muß.

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2 9: Man soll auf Bergen wohnen] vgl. Za III Die Heimkehr; A C Vorwort also sprach mein Sohn] aus sagt * 6 [ 3 9 5 ] GA XIII 337,836 vgl. 26(412] 253 2 ; Gut . . . entdeutschen] vgl. VM 323 Tdeutschl 2—3: [habe ich einmal gesagtl 4: ^vielleicht! z6[3