Neue Bilder Galerie für junge Söhne und Töchter, Bd. 1: NBGJST-B, Band 1 [4. Aufl, Reprint 2022] 9783112631386


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Neue Bilder Galerie für junge Söhne und Töchter, Bd. 1: NBGJST-B, Band 1 [4. Aufl, Reprint 2022]
 9783112631386

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XXiV.

. j. rz>i/ 7.51 vllbilaMi^

l'V

Neue Bildergalleri e. Erster Band. Dritte Auflage.

Mit

150

Abbildungen.

Berlin 1 8 1 4Neue Societät«-Verlags-Buchhandlang.

3U« erste Band diese- Werks, welcher feit ge­

raumer Zeit vergriffen ist,

erscheint nunmehr itt

einer neuen Auflage, in der neuen Societäts- Ver­

lags -Buchhandlung, welche die sämmtlichen Der« lagSwerke des Buchhändlers Wilhelm Oehmigke des jüngern in Berlin übernommen hat. Man

würde den

häufigen

Nachfragen dcS

PublicumS nach diesem Bande, früher genügt ha­

ben, wenn nicht die Auseinandersetzung mit dem vorigen Verleger mancherlei Hindernisse in den Weg

gelegt hätte, welche nunmehr'gänzlich beseitigt sind.

Diese Ausgabe ist ein bloßer verbesserter Ab­ druck der frühern Auflagen ohne neue Zusähe; die

botanischen

und mineralogischen Aufsähe sind je­

doch mit den besten neuesten Schriften verglichen und nach denselben berichtigt worden, welche Mühe

der Director der jehigen Verlagshandlung, Herr

Dr. Flitner zu übernehmen die Güte gehabt hat. Die erwähnte Handlung wird dieses Werk fortsehen, und, wenn unserm Vaterland der ersehnte

IV

Friede nicht länger versagt wird, in der Ostermesse

1314 einen neuen Band liefern.

Der Unterzeichnete, als Verfasser der ersten sechs und mehrerer folgenden

Bände, hat diese

Fortsetzung übernommen.

Er wird die strengste und sorgfältigste Aus­ wahl unter allen denjenigen merkwürdigen Gegen­ ständen der Natur und Kunst treffen, von wel­ chen sich in diesem Werke noch keine Darstellun­

gen finden, und er wird sich selbst die Aufgabe machen, durch Neuheit, Interesse, Nützlichkeit und Unterhaltung, die besten frühern, in diesem Werke

niedergelegten Arbeiten,

wo nicht zu übertreffen,

doch ihnen vollkommen gleich zu kommen. Der Jugend, ihren Freunden und Lehrern,

nicht minder den Erwachsenen, wird dadurch ein Schatz von Kenntnissen, Erfahrungen, Beobach­

tungen, von Ansichten der Welt, die das Men­ schenleben in allen seinen Verhältnissen berühren, in die Hände

gegeben

werden,

der bis jetzt in

Deutschland und in keinem der übrigen

Länder.

Europas vorhanden ist. Und um das Werk unter allen Umständen

und zu allen Zwecken brauchbar zu machen, wird

dasselbe mit einem vollständigen Register versehn

werden. Berlin, den 24. Aug. 1315*

I. D. F. Rumpf.

Inhalt

Beschreibung merkwürdiger Nationen, Thiere,

Pflanzen und Mineralien.

Der £5tve — Tieger — Panther — Leopard Das Zebra Der Strauß

-

$ x ,

« x /

Seite i , 8 , 10 , li 12 x 13 x 15 x 16 x 21 x 25

fff

x < — Kasuar x x — Walisisch x x Ein Kaffer , , Die Giraffe x s — Affen f f i r6 Der Urang-Utang / - 27 — Geyerkönig f x 30 — Kolibri , x 31 — weißfadige Kolibri - 32 — gehaupre Flicgenvogel• 32 — Juwelen - Kolibri - 33 — fliegende Sechahn t 33 — gestreifte Stachclbauch 34 — Elephant x f 35 Eia Gona^a/Hottentott 46 Dus Äameel 5 57 — Trampelthier t x 53 Der Dromedar x x 59 Die Karneelziege $ , 61 Die Angorische Ziege x 62 Das Schafkameel - 62 Ein Türke $ x - 62 Das Nashorn , s 74 Ein Hindostaner / , 76 Das Zuckerrohr x x 89 Die Lheestaude x x 93 Der Kaffeebaum x- - 95

Seite 98 Der Papaqey — kleine rothe Ara - 99 x 100 — Kakadu / X x 100 Die Schildkröte X , 105 X Der Biber x X 108 X — Armadill X 1OQ Das Stachelschwein X 111 Der Kapernstrauch X 112 X — Oeldaum x Die Pfcffcrstaude X X 113 — Kanadische Fischotter 114 X Das Hermtzlrn X 115 X 116 X Der Dachs $ x 118 X — Vielfraß / 119 X — Fuchs x X lSil X Das Faulchier Der Nukrokodill X X 123 X 125 — Kolibrjfreffer X x 126 X Der Scorpion X x 127 Die SOBcfpe, x x i$8 X — Sinamücke / 129 — Klapperschlange x 130 Der Muskakenbaum — Gewürn^ikenbaum X 131 — Zimmetbaum X X 133 — Ser enwurm X ' 135 X Die Bi n^n x X - 39 Das Schaf x # ' 145 > - ,46 Conchilten x X Die Hyäne x > 152 X Ein Sinefer x ' 153 : 167 X Das Zrbeuhrer X 169 X Der Luchs -

VI

Sette 170 Die Gemse / f *7* — Meerkatze / Der Taback x / ♦ 172 — Mandelbaum x 1 *74 — Auronenbaum / t *74 ,______ / 176 — Pomeranzenbaum Die Ananas , > x 177 Der Hay oder^ Menschenfreffer t X 178 — Krampfstsch X 180 f *— Steinbutt l 181 t Zitteraal x x X 182 Goldkarpfen x - gering j. X 184 X 185 x — Schwarzflosser X *9* Die Baumwollenstaude X 102 Der Korkbaum x X *94 — Brvdbaum x _ ' *95 Kampf eines Fttrnmärkers * mit einem Bären x 205 Der Grönländer < x Log — Seehund x x 213 X Das Rennthier X x 215 Der Lappländer x 217 X Das Flusspferd / 217 X x 219 Der Adler x X — Uhu x X 221 X — Falke x X 222 X x 224 — Fasan x X — Mormon x X x 225 X 220 gemeine Asse f — Weinstock X # 229 X Die Flortdaner X 231 Das Murmelthter X X 236 Die Polen x X - 237 X 244 X — Neger x X 250 Der Muskusochs X Die Belladonna X 251 X r Der Kellerhals ' 253 Das Bilsenkraut X / 254 X Der Schierling X 255 — Stechapfel 1 256 X Don den Insekten X t 258

7

Die Scblupfwespe Seite 264 265 Der Todtengraber x — Ameisenlöwe X 266 X 268 Die Polypen x X — Blutkoralle X 272 X X 274 — Perlenmutter X X X 275 — Metalle x Das Gold x X 277 X — Silber x .. X X 280 Die Platina del Pinto X 2ß l Das Kupfer x x x Lgl — Eisen x x v X Lg2 Der Stahl, das Zinn, Blei $84 Das Quecksilber x 285 Wißmuth, Spießglas, Ko­ bold rc. Lg6 u. 287 Der Mensch nach seiner thierischen Natur x 287 — — dessen körperliche Verx schiedenheit $ ♦ 294 ---------nach seiner getstix gen Natur x x 350 Naturlehre x , x 307 Don der Astronomie - 316 Chronologische Merkwürdigkeilen 350 Bruchstücke aus der Gex schichte. Ursprung des Adels x 360 — des Bürgerfiandes , 370 — der Bauern $ x 37 l Entdeckung Amerikas x 37» Die vornehmsten Götter der "Fabel x x X 375 Die Baukunst x X 400 — Bildhauerkunst 414 — Mahlerkunst x $ 421 Der sittlich große Mensch 432 Zur Charakteristik des Men­ schen, nebst Belegen aus der wirklichen Welt 446 Die wichtigsten Grundsätze der Gesuudheitölehre 455

Ein-

Einleitung

*Dlr wollen, meine Lieben, uns von Gegenständen der Natur unterhalten, was ist daher natürlicher als die Frage: was ist Natur, waS find Gegenstände der Na­ tter? — Wenn wir den Begriff Natur genauer bestim­ men wollen, wird dies wohl am besten geschehen, wenn wir juvörderst aufsuchen, wie man das nennt, Wenns nicht Natur ist, und was man darunter versteht. — Nun sagt ihr z. B- die Statue PeterS des Großen in Peters­ burg ist nicht Natur, sie ist Kunst: also wird der Natur die Kunst, den Gegenständen der Natur werben die Gegenstände der Kunst entgegengesetzt. Was versteht man nun unter Kunst? Alles das, was vom Menschen ;u einem bestimmten Zweck hervorgebracht worden ist. Seht, so ist z. B- ein Haus ein Werk der Kunst, weil es von Menschen hervorgebracht ist j« dem Zweck, darin zu wohnen; eine Uhr ist ein Werk der Kunst, weil sie von Menschen bervorgebracht ist, um die Zeit daran zu bemer­ ken. — Natur wird also alles das fein, was nicht Kunst ist, d. h. was nicht vom Menschen zu einem be­ stimmten Zweck hervorgebracht ist. — Daß diese Erklä­ rung ihre Richtigkeit habe, will ich euch an einem Bei­ spiele zeigen. Ihr findet eine runde Säule; man fragt euch, ob fie ein Produkt der Natur oder der Kunst fef, und ihr seid in Verlegenheit: ihr antwortet, fie scheint ein Produkt der Kunst zu sein, d. h. sie sieht so aus, als wäre fie von Menschen nach einem Zwecke hervorgebracht; hört ihr aber, daß sie in der Baumannshöle durch das Heruntrrtröpfeln von Tropfstein entstanden ist: so nehmt

VIII

ihr ohne Bedenken euer Urtheil zurück und erklärt sie kür rin Produkt der Natur. — Wenn die Menschen Produkte der Kunst hervorbringen wollen: so müssen sie sich den Zweck denken, den sie dadurch erreichen wollen, und auch die Mittel aufsuchen, wie sie ihn erreichen können; wenn jemand ein Haus bauen will, muss er sich zuvörderst den­ ken, wozu er das Haus bauen will, ob es ein Pallast, oder ein Gartenhäuschen, oder ein Wirthschastsgebäudeu.s.w. fein soll; denn anders wird er einen Pallast, andersein Gartenhäuschrn, anders ein Wirthichastsgebäube einzu­ richten haben; und wenn er nun diesen Zweck bestimmt gedacht bat, dann wird er erst auf Mittel denken müssen, diesen Zweck zu erreichen, er wird Holz und Steine kau­ fen, Mauer und Zimmerleute annehmen u. f. w. — Ihr seht, daß also zu dem Denken eines Zwecks und zur Hervorbringung eines Werks zu einem solchen Zweck, oder mit andern Worten, baß zur Hervorbringung eines Produkts der Kunst Verstand erfordert wird. Nu» wissen wir aber nur von dem Menschen, daß er Verstand hat, und daher letten wir auch alle Werke der Kunst von Menschen her. Es giebt freilich Werke der Thiere, die so aussehen, als' wären sie zu einem Zwecke hervorgebracht; die Zellen der Bienen, der Bau der Biber, das Gewebe der Spinne; daher sagt man auch, diese Thiere haben einen Kunsttrieb, allein wenn man bedenkt, daß dm Thieren die Eigenschaft angeboren ist, solche Werke zu machen; daß eine junge Spinne, die noch nie ein Netz gesehen hat, es eben so gut webt, wie ihre Mutter; daß also diesen Thieren kein Verstand beigelegt werden kann: so rechnen wir diese Werke mit Recht zu den Produkten der Natur. Bei dieser Gelegenheit will ich euch doch auf den Unterschied einiger Wörter aufmerksam ma­ chen, die man im gemeinen Leben oft mit einander ver­ wechselt; diese sind die Wörter: Urheber und Ur fach, und Werk und Wirkung. Das Wort Urheber kann man nur von einer vernünftigen Ursache brauchen; man muss sagen: der Blitz ist die Ursache (nicht der Urhe­ ber) des Donners; von Faiconet, der die Statue Peters des Großen goß, ist Urheber derselben. Ein Produkt der Kunst heißt ein Werk; «in Produkt der Natur eine

IX

Wirkung; der Donner ist eine Wirkung des Witzes, die Statue Peters des Großen ein Werk von Falconet.

Die Kenntniß der natürlichen Körper überhaupt kann man mit dem Namen der Naturkunde belegen. Beschreibt man die natürlichen Körper, wie sie find: so hat man Naturbeschreibung; erzählt man die Verän­ derungen derselben an verschiedenen Zeilen und Orten: Naturgeschichte; und legt man endlich die Gründe der Veränderungen (Erscheinungen) in der Natur dar: so hat man Naturlehre oder Naturwissen­ schaft. Ich will euch meine Lieben, dies durch ein Bei­ spiel deutlicher zu machen suchen. Wenn mir jemand darstellt, wie es bei einem Erdbeben zugebt, daß die Luft vorher sich verdickt; daß die Thiere, Hunde, Pferde, Kühe, Katzen u. s w. durch klägliches Geschrei ihre Angst an den Tag legen; daß die Ratzen und Mäuse aus ihren Löchern hervorlaufen; daß Kronleuchter und andere auf­ gehangene Sachen hin und her wanken; baß darauf die Erde selbst erschüttert werde, zuweilen ein schreckliches Krachen, mit Donner und Blitz begleitet, sich hören lasse; daß die Erde sich öffne und wieder zusammenfchlage, Feuerflammen aus den Schlünden der berstenden Erde empor lodern; daß das Meer gewaltig brause, bald blitz­ schnell seine Ufer weit überströme, bald eben so schnell von seinen Ufern zurückweiche, u. s. w.: so hat er eine Naturbeschreibung d»s Erdbebens gegeben. Er­ zählt er mir aber, wann und wo die Erdbeben sich zugetragen und was bet jedem besonders gewesen: so giebt er die Naturgeschichte der Erdbeben; und legt er mir endlich die Ursachen des Erdbebens dar, giebt die Gründe an, woraus die Erscheinungen bei dieser Naturbegeben­ heit sich erklären lassen: so gehört dies zur Natur lehre. Ihr könnt nun schon wohl einsehen, wie äußerst wichtig das Studium dieser Wissenschaft ist. Wer von euch wünscht wohl nicht, die Dinge kennen zu lernen, die ihn überall umgeben, von denen er selbst täglich eine Menge braucht? Du trinkst Zucker zu deinem Kaffee oder zu deinem Thee; sollte es dir nicht angenehm sein, zu

erfahren, aus welchem Lande die Produkte kommen, wie sie wachsen und wie sie zubereitet werden? Du hörst vom Elephanten, Löwen, Tiger, vom Strauße, Kolibri, vom Walisisch und Schwertfisch: bist du nicht begierig, sie näher kennen zu lernen? Wie viele andere Dinge reizen durch ihre Größe deine Neugierde! — Wer von euch erstaunt nicht, wenn er den schlängelnden, feurigen Blitz sieht, das Krachen des Donners hört und die Wirkun­ gen des Blitzes erfährt, und wünscht die Ursachen die­ ser majestätischen Erscheinung zu wissen? Ihr seht, die Sonne verfiostert sich am Mittage, fragt ihr nicht, wo­ her diese Verfinsterung komme?

Dies alles, und noch weit mehr, wird die Natur­ kunde lehren. Sie wird dich vor Aberglauben bewah­ ren, indem sie dir richtige Begriffe von Kometen, Irrlich­ tern, Nordlichtern giebt, dir deine falsche Vorstellungen vom Einhorn, Drachen und Kraken nehmen. —

Jetzt wollen wir einmal das, was in der Naturbe­ schreibung von den Körpern gelehrt wird, in verschiedene Gebiete absondern, damit wir das Ganze durch diese Theile besser übersehen können. Alle natürlichen Körper zerfallen in zwei große Haupiklassen, einige werben von andern ihres gleichen hervorgebracht, sie nehmen fremde Körper als Nahrungsmittel zu sich, die sie zu Bestand­ theilen ihres Körpers verardetkrn und so von innen wach­ sen; andere hingegen werden nicht von ihres gleichen erzeugt, und wachsen auch nicht von innen, durch zu sich genommene Nahrungsmittel. Die erste Art Körper nen­ net man organisirte, die letzteren unorganisirte oder Mineralien. Die Eiche ist ein organtstrter Körper, sie entsteht von der Frucht eines ihr gleichen Körpers (der Eichel), sie saugt durch Wurzel und Blätter Nahrung jein und wächst so von innen. Der Hund ist ein organiflrter Körper, er hat Vater und Mutter, er nimmt Nahrungs­ mittel zu sich und wächst gleichfalls von innen. Ganz anders ist es mit einem Kieselstein beschaffen. Dieser wird nicht durch einen andern Kiesel erzeugt, auch nimmt er nickt Nahrungsmittel zu sich, u n dadurch von innen zu wachsen, sondern er wächst von außen, indem gieicharti-

XI

S« Theile an ihn anbrkngen und sich fest mit ihm verbin­ den; er gehört also zu den unorganisirten Körpern. Die organlstrten müssen zu ihrer Ernährung und Fort­ pflanzung besondere Einrichtungen und We'kzeuge ha­ ben, woher auch ihr Name rührt. Ihr werdet, meine lieben jungen Leser, durch die gegeben Beispiele wohl einsehen, baL es zweierlei Arten von organtfirten Körpern giebt, Pflanzen und Thiere: wodurch unterscheiden sich beide von einander? Die Pflanzen ha'-en keine wtllkührliche Bewegung, die den Thieren zukrmwt. Behaupten wollen, daß dle Pflan­ zen gar keine Bewegung hatten, wäre ein Irrthum, die Sonnenblume rombet sich nach der Sonne; die Wasser­ linse sinkt mit Dnaherung des Winters zu Boden und kommt mit dem Frühlinge wieder in die Höbe; die Blät­ ter der Sinnpfanze (mimofa sensitiva) ziehen sich bei der geringsten Jewegung zusammen u. s. w. Allein alle diese Beweauaxn beruhen zwar auf der Reizbarkeit der Körper, werde» aber durch äußere Ursachen so hrrvorgebracht, daß nchts von Wiükühr bet der Bewegung sich entdecken lässt.

Daher theilt man die natürlichen Körper in drei Reiche: in d»s Mineralreich, in das Pflanzen­ reich, und in das Tbierreich. Das Mineralreich zerfällt in fügende 4 Klassen: in Erden und Steine, in Salze, inEvharze, und in Metalle und Halbmetalle; wo­ zu Man noH die Versteinerungen htnzufüge» kann.

I. Erden und Steine. Dle Zteine werden deßhalb bei den Erben mitgenom­ men, weil sie aus einerlei Stoff bestehen, und sich von den letzter» bloß durch den größern Zusammenhang unterschei­ den. Die Erden lassen sich weder wke die Salze in Wasser, noch nie die Erdharze in Oel auflösen, auch nicht wie die Metale hämmern und breit schlagen. Sie zerfallen in drei Geschlechter: Kalkarten, Thonarten und Kieselarten. -) Die Kalksteine werden im Feuer noch mürber, brau­ sen auf, wenn man Säuren auf sie gießt, sind weich, sa

XII

daß h^tt weder kn Glas mtt ihnen schneiden, noch Feuer geben fcnn, wenn man mit Stahl an sie schlagt. Merk­ würdig vo^ihnen sind: der gemeine Kalkstein, der Marmor, ter Lasirrste!,, den man nur in kleinen Stücken und selten findet, und ainn man die Zweige eines Baums in die Erde gräbt, so daß die Wurzel außerhalb der Erde kömmt: so wer« den die Wurzeln Zweige, und die Zweige Wurzeln. — Die Fortpflanzung der Pflanzen geschieht auf mandxtW Art, durchs Absenken, indem Zweige in die Erde gesetzt werden; durch Augen, d. h. durch die kleine« Knöspchen, die sich im Herbste an den Bäumen, wo dir Blattstiele anfetzen, zeigen; durch Zwiebeln; durch Sa» men. Man hat auch bei den Pflanzen verschiedene Ge­ schlechter entdeckt, die zur Fortpflanzung durch den Sa­ men gehören; allein größkentheils sind die Pflanzen männlichen und weiblichen Geschlechts zugleich. Die Gefchiechtsrheile finden sich in den Blüthen. Hierauf grün­ det sich die Linn esche Eintheilung der Pflanzen, die wir aber der Weitläustigkelt wegen übergehen. Die Thiere zerfallen in folgende 6 Klassen:

i) Säugethiere. Sie haben rothes warmes Blut, bringen lebendige Jungen jur Welt und säugen sie an ihren Brüsten. а) Vögel. Sie haben Federn, ebenfalls rothes war­ mes Blut, legen Cter und säugen ihre Jungen nicht. 3) Amphibien, haben rothes kaltes Blut und holen durch Lungen Athem. 4) Fische, haben rothes kaltes Blut und holen durch Kiefern Arhem.

5) Infekten, haben kaltes weißes Blut und Fühl­ hörner am Kopfe.

б) Würmer, haben kaltes weißes Blut und keine Fühlhörner, sondern größtentheilS Fühlfäben.

Beschrei-

Ta£ 1.

Beschreibung merkwürdiger

Nationen, Thiere, Pflanzen und Mineralien. Taf. I. Fig. i.

Der Löwe.

Lat. Leo.

Fr. le Lion.

Löwe, dieser König der vierfüßigen Tßiere, fi« det sich nur in der alten Welt, unb.jmar vorzüglichin den Sandwüsten de- innern Afrika, und tn den heißen Gegenden von Asten. Er ist etwas fiter 4 gug hoch und 8 bls 9 Fuß lang; bat einen großen Kopf ein vterecklges Gesicht, schr-ckllch rollende, unb im, Dunkeln iunkelnde Augen, eine breite, «nenfeste Brust; biete, lange Mähne an Hals und Brust, unb einen 5 bis 4 Ellen langen Schwanz, er am Ende mit ei, nein Haarbüschel versehen ist. Die Farbe feiner Haare D. G. i. Bd. A

s ist schmutzig braungelb.

Seine Stelln"», sein Blick,

fein Gang ist erust, stolz und voll Würde. Nichts ist

schrecklicher als sein Grimm im Kampfe; er zieht fei­ ne Auzenbraunra au^und nieder, rollt et; fürchterliches

Auge, schüttelt und sträubt seine Mähne , schlägt mit seinem Schwänze wild um sich herum, richtet fich auch

wohl auf die Hinterfüße und eriällt die Luft mit einem

donneräbnlichen

Gebrülle.

Alle sonst

heulende und

schreiende Ediere zittern und schweigen vot seinem nächt­

lichen grässlichen Brüllen, das er mit niederhängendem Kopfe ausstößt, und das eben deswegen wett umher schallt, ohne daß man eigentlich vernehmen kann, von

welcher Gegend es herkommt.

Kein Thier kann 'hm

widerstehen; selbst der Elephant wagt mit hm »cht gern einen Kampf. — Nur der Tiger, daS Rhinoceros und Wallroß find ihm gleich !m Errett, ja oft wohl

gar überlegen. — Seine Nahrung besteht im Fleisch« großer Thiere, welche er theils mit Gewalt, theils mit

Lift überwältigt.

Menschen fällt er nur im heftigsten

Hunger, oder wenn er gereizt wird, an; hat er aber einmal Menschenfleisch gefressen, so schont er ste weni­ ger. Er legt fich ins Gebüsch auf die Lauer, knecht auf

dem Bauche fort, bis er seine Beute erreichen kann,

welche er dann mlt einer Tatze auf einen Schlag zu Boden schlägt, und fortträgt. Sein Auge ist schwach,

darum geht er des Nachts, oder vielmehr in der Däm­

merung, auf seinen

Raub aus, in derer so gut wie

die Katzen sehen kann. Del dem Anblick des Bären ent­ setzt er fich; vor Schlangen und Feuer flieht er.

Daß

er aber furchtsam vor dem Krähen eines Hahns und vor den WetbSleuten fliehe, ist eine eben so fabelhafte

5 Erzählung, als baß man mit seinen Knochen, wenn sie einige Zeit gelegen haben, Feuer schlagen könne. Die alten Löwen werden theils geschossen, theils in Fallgruben gefangen. Wenn der Löwe die Jäger von ferne sieht, so bedient er sich aller seiner Kräfte, um ihnen zu entrinnen; trifft stchs aber, daß man ihn in der Nähe entdeckt, so eilt er zwar davon, aber ohne zu laufen, gleich als ob er dem Verdacht der Furchtsam­ keit entgehen wollte. Wird er nahe verfolgt, so setzt er sich zur Wehre. Um ihn zu fangen, bedeckt man eine Grube mit Schilf oder Holz, thut ein Lamm hinein, oder bindet es oben drauf. Da kommt denn der Löwe, will sich die Deut« Hole», und stürzt in die Grube. Er schämt sich über feine Unbesonnenheit, ist ganz muthlss, und lässt sich gelassen eine» Maulkorb anlegen und fortfähren. Jung« Löwe» hole» die Jäger heimlich auS ihrer Höle, «en» die Löwinn auf Nahrung ausgegangen ist. Findet ste ihre Jungen bei der Zuräckkunft nicht, so setzt fie de» Räubern wüthend nach. So bald diese aber die Löwin« kommen sehen, so werfen ste eins von den Jungen weg, welches die ängstliche Mutter auf­ rafft und in ihre Höle trägt, unterdeß die Jäger Zett gewinnen, mit den übrigen davon zu laufen.

Sein Fleisch wird in der Barbarei und auf -em Kay gegessen. Die Neger machen fich aus seinem Felle Mäntel und Bettdecken, aber fein Fleisch essen fie nicht, aus Furcht vor der Rache der übrigen Löwen, welche, »ach ihrem Glauben, dieß wittern würden. In Europa macht man Pferdezrug uud Kutschenbeschläge von der A a

4 Haut. Daß In dem Zimmer, wo diese fich befindet, feine Ratten und Mause bleiben, ist eine Mahre. Die Löwen können bis zum Erstaunen zahm ge­ macht werden, so zahm, daß ihnen ihre Wörter den Kopf in den Rachen stecken können. Nur muss man fich die Haut nicht lecken lassen. Der Löwe hat näm­ lich eine so rauhe stachelichte Zunge, daß er leicht bis aufs Blut leckt. Und fühlt er erst Blut auf seiner Zunge, dann erwacht bei dem zahmsten Löwen die ganze Mordbegier wieder, und er zerreißt selbst den, den er vorher ltebkosete. So ging es einst einem Be­ dienten, der unbesonnen genug war, diese Warnung Vicht zu achten, bis er durch böufiges Lecken blutig wurde, dadurch die Wuth dieses Thiers reizte, und von ihm zerfleischt wurde. Ein zahmer Löwe muss wenigstens 12 Pfund Fleisch des Tages haben, sonst ist er unzufrieden. Der Löwe erreicht ein Alter von 50 Jahren. Die Löwinn ist um den vierten Theil kleiner­ minder stark und schön als der Löwe. Sie hat keine Mahne, und ist nur unten am Halse etwas zottig. Sie wirst des Jahrs einmal 3 bis 5 Junge, und ist am grimmigsten, wenn sie solche vertheidiget. Folgendes Beispiel beweist die Großmuth des Lö­ wen. Zu Florenz brach einst ein Löwe aus dem Thier­ garten. Unter denen, welche vor Schrecken die Flucht ergriffen, befand fich auch eine Frau mit einem Kin­ de. Das arme Kind fiel, und der Löwe war schon ganz nahe hinter ihm. Die Zärtlichkeit der Mutter siegte über alle Furcht des Todes. Sie wandte sich um, und ging weinend und zitternd den» Löwen entge-

5 gen, um ihr Kind seinen Klauen zu entreiße».

Der

Löwe stand stille, sahe der Frau scharf ins Gesicht und ließ sie mit ihrem Kinde davon eilen.

Auch gegen die Beleidigungen kleiner Thiere zeigt der Löwe großmüthige Schonung. Ja der berühmte»

Festung zn London, die der Tower (Tauer) heißt, sind große Behältnisse, worin allerhand wilde Thiere

aufbewahret werden. Eine Dame verweilte sich bei dem Behältnisse eines Löwen, und ließ aus Unvorsichtigkeit ihr kleines Schovßhündchen über das Geländer hinunterfallen. Nero, so hieß der Löwe, fährt blitzschnell auf

den kleinen unglücklichen Liebling zu; dieser legt sich auf den Rücken, und reckt dem herannahenden Feinde unter flehentlichem Gewimmer seine Pfoten entgegen. Nero, von Mttletden über dieses kleine jammernde Geschöpf

gerührt, beriecht es, legt es von einer Seite zur andern,

und kehrt langsam zurück.

Muthvoll erhebt sich nun

das Thterchea, kriecht leise aus seinem Winkel hervor,

und da es der Löwe wieder besuchte, so ward es so dreist, daß es ihm in die Nase fuhr, in die Beine biß,

und ihn dlesscnd verfolgte. Nero gefällt diese Keckheit;

mit gelassener Verwunderung lasst er alles mit sich Ma­ chen, was dem muntern Hündchen einfällt.

Es zerrt

ihn am Schwänze, verkriecht sich in seinen Mahnen, und wird endlich so unhöflich, daß es seinem großmüthige»

Wirth ins Maul beißt, wenn er es nicht zuerst fressen lassen w ll.

So verstrichen einige Monate, da ward

das Hündchen krank und starb. Als Nero seinen kleine» Spielkameraden todt da liegen sahe, so fing er fürchter­

lich an zu brüllen, und grämte sich so sehr, da^ er nach einten Tagen verschied.

6 Am bewundernswürdigsten ist es, daß der Löwe so# -ar ein Gefühl von Erkenntlichkeit und Dankbarkeit zu haben scheint. Dreß zeigt das bekannte Beispiel von dem Löwen des römischen Sklaven Arrdroklus- — Dieses Ge­ fühl der Dankbarkeit und Anhänglichkeit der Löwen an ihre Wohlthäter rettet manchem unglücklichen Juden in Marokko das Leben, den der barbarische König in eine Löwengrube werfen lässt, der er sonst als Wärter Vor­ stand. Seine Brüder zahlen alsdann dem König eine gefvtsse Summe Geldes — und der Unglückliche ist frei. Don der Feigheit, des Löwen erzählt man unter an­ dern folgendes Beispiel. Im Ludwigsfort hatte man fett vier Jahren «inen Löwen, welcher immer wohl gefüt­ tert wurde. Als einst eine Heerde Ziegen dahin gebracht wurde, ließ man den Löwen gegen diese Heerde los. So­ gleich flohen die erschrockene» Ziegen bestürzt davon; ein einziger Bock blieb stehen, und rannte so plötzlich zu wi­ derholten Malen mit seinen Hörnern auf den Löwen los, baß dieser ganz verwirrt sich zurückzoq, und wie ei« Hund seinem Herrn zwischen die Füße kroch. —- Zu die­ ser allzugroßen Feigheit hat wahrscheinlich die Zahmheit dieses Löwen, die Gewohnheit Niemanden zu verletzen, der Mangel an Hunger oder irgend ein anderer Um­ stand viel beigetragen. — Ein Beispiel von der Dankbarkeit einer Löwin«. Die­ se war lebendig gefangen, gefesselt und im Ludwigsfort aufbewahrt worden, um fle nach Frankreich zu schicken. Eie bekam eine Krankheit an de« Kinnbacken, die man bei den Löwen für tödtllch hält. Sie konnte wirklich midf nicht mehr fressen und warb so abgemattet, daß, man ihr die Kette abnahm, und fie für tobt vor das Fort hinaus-

7 schleppte. I« diesem Zustande fand ste Compagnon,

der Relsebeschreiber von Bambuk, als er von der Jagd jurückkehrre.

Die Augen waren geschloffen, und der

offene Rachen wimmelte von Amelsen.

Compagnon

fand aber noch Leben in ihr, und erbarmte sich der kran­ ken Löwinn; er wusch ihr den Rachen mit Wasser aus,

und goss ihr warme Milch ein; dadurch kam sie zu fräs­ ten, man brachte sie wieder ins Fprt, und verpflegte ste

aufs beste.

Sie erholte sich, und aus Erkenntlichkeit

wollte ste jetzt nur aus ihres Retters Hand fressen; auch lief ste ihm wie ein Hund nach, und lleß sich von ihm an

einem Stricke herum führen. — Je heißer das Klima und je glühender die Sandwusten find, welche die Löwen bewohnen, desto wilder und

grausamer find diese. Der Löwe unter der brennenden

Sonne in Afrika und Ostindien erjeugt, ist der stärkste,

verwegenste und schrecklichste unter allen. Hingegen find die auf den mit Eis und Schnee bedeckten Atlasgebir­

gen bei weitem nicht so kühn und grimmig. Auch ist

da das Naturell der Löwen minder grausam, wo ste in der Nähe von Menschen leben. In Indien und lit dec

Barbarei lassen fie fich von Weibern und Kindern ver­ folgen, und ihren Raub mit Etockschlägen abjagen.

Obgleich dieses Thier nur selten andern jum Raub« wirb, so giebt eS jetzt doch lange nicht mehr so viele Lö­ wen, als in den vorigen Zeiten. Die Römer erhielten zu ihren Schauspielen aus kybien Zomal mehr Löwen, als

man heutiges Tage- daselbst würde finden können. Auch in der Tä kei, in Persien und Indien find ste seltner al-

ehemals. Dre Abnahme dieser Thierart ist der vermehr­ ten Anzahl der Menschen, ihrer verfeinerten Klugheit



8

und ihrer Geschicklichkeit im

Gebrauche mancherlei

Waffen zuzuschretben.

Fig- 2.

Der Tiger. Lat. Tigris. Fr. le Tigre. J^)fefe8 prächtige, überaus regelmäßig schön gestreifte

2: ier ist in Asten, sonderlich in Bengalen, Persien und China einheimisch; man findet es aber auch häufig

in Afrika. Seine Farbe ist iichtbraun mit schwarzen Q "rstrkmen, amHalse,andenDartmähnen, Bauchrund Schwänze aber weißlich gefl-ckt. Sein Schwanz ist lang,

feine Zunge blutroth, seine Klauen kann er wie die Katzen zmückziehen. Bosheit und Tücke blickt aus seinem Ge­

sichte hervor. Er ist eben so groß und ost noch großer als der Löwe, eben so stark, aber viel geschwinder und

grausam,r. Er würgt alleö, was er findet, und schont im Hunger feinen Gatten und seine Jungen nicht. Er Heuert auf Baume, und holt sich öfters Affen und Vögel

herunter. Eoaar den Löwen füllt er an, und kann einen O i ftn im Maule davon tragen. Er lauert gewöhnlich

im H'nrerhalte auf einen Raub, den er mit unglaublich schnellen und weiten Sprüngen ergreift; verfehlt er den­

selben, io lasst er ihn gehen. Er ist so kühn, daß man ihn hat Menschen ans einem Nachen mitten im Flusse rauben

seren. Vor dem E^phanten muss er oft erliegen. Wenn er ihm den Rüssel abgerissen hat, und ihm dann anf den Rücken springt, um ihn zu zerfleischen, so wirst sich der

9 Elephant rücklings nieder, und erdrückt so seinen grau­ samen Feind. Da er aber ohne Rüffel nicht leben kann,

so muff er auch bald sterben.

Den Tiger, der gewohnt ist, immer zu siegen, macht

ei« ungewöhnlicher Widerstand glelchlam betäubt und feig. Man stellte einst ein Gefecht zwischen drei Elephan­ ten und einem Tiger an, und umsteckte dazu einen gro­

ßen Play mit hohen starken Pfahlen.

Den Tiger diel­

ten einige Männer an Stricken fest, daß er keine»

Sprung auf die Elephanten thun, und keinem seinen Rüssel abreißen konnte.

Der Tiger stürzte unter den

Stößen von einem der Elephanten jur Erde, hub ein

fürchterliche« Brüllen an, und wurde endlich von ihm in die Luft geschleudert.

Da lag nun der wilde- grausame

Tiger überwunden auf dem Schlachtselde, begann kei­ nen Kampf weiter, stellte sich wie todt, und rettete sich

plötzlich mit der Flucht. In China und der Barbarei werden sie mit Pfeil

und Bogen gejagt. Krcis um >hn.

Eine Menge Jäger .schließen einen:

So bald er merkt, daß er eingefchlossrr

ist, letzt er sich, und lasst alle Pfeile ruhig auf sich ab­

drücken, dann aber springt er wüthend auf einen von den Jägern los. Ehe es ihm aber gelingt durchzubrechen, eilen allen ander herbei, und erlegen ihn mit ihren

vergifteten Pfeilen. — Die Indianer in Chlii, welches Leute von großer Leidesgestalk und Stärke sind, fechten mit eben so viel Unerschrockenheit als Gefch-cklickieit

gegen den Tiger.

Der Indianer hat in der linken Hand

einen neun Zoll langen Stock, mit einem Skichbiatte

von Weidengerien, in der rechten einen kurzen Säbel. M.i diesen Waffen geht er dem Tiger entgegen, wirft

—-

— • 10t-

ihm btn Stock In txn Rachen, und stößt ihm zugleich dm kurzen Säbel in den Bauch.

Geschieht dieses nicht ht

einem Augenblick, und verfehlt der Indianer nur das

-rrtnaste bei diesem raschen Angriff, so ist er verloren. Wenn er jung einaefangen wird, so lässt er fich, zwar nicht ohne große Mühe, zähmen. Man darf ih«

aber nie recht trauen, denn er behält immer noch etwapo'» seiner Wildheit bei.

Vor einigen Jahren sah man

in Deutschland einen jungen Bengalischen und so sehr

gezähmten Tiger, daß er feinen Wärter auf sich reiten, sich von ihm die Hand in den weiten Rachen stecken, und

seine dlurrothe Zunge heraus ziehen ließ.

Er wirft alle Jahre drei btS vier Junge, wie der

Löwe, und wird auch eben so alt. Die Indianer essen sein Fleisch, und gebrauchen sein überaus schönes Fell

zu allerlei Dingen.

ES wird bet unS zu Pferdedecken

alS ein Schmuck gebraucht. DieOssicier« von dem Leibs Husaren - Regiment in Berlin, trugen, in der Revue

vor dem König, Tigerfelle.

Fig. Z.

Der Panther, oder Parder. Lat. Pardus. Fr. la Panthere. wohnt in Afrika und Asten, ist 5 bis 6 Fuß lang,

und schöner von Fell als der Tiger.

Seine Grundfarbe

ist braungelb, Kehle, Bauch und Beine weiß, und ist

nicht wie der Tiger gestreift, sondern hat große schwarze

11

unregelmäßige Ringe, die inwendig fast orangenfarbig find, und in der Mitte einen schwarzen Punkt baden. Kopf, Hals uno Beine haben bloß einfache schwarze Fle­

cken. Der Kopf ist mehr dem Katzenkopf ähnlich als dem

des Tigers; fönst gleicht er dem Tiger an Gestalt und Lebensart- ist aber doch minder grausam.

In der Ge­

schwindigkeit und Gewandtheit übertrifft er alle andern vierfüßigen Thiere; er springt sehr behende über hohe Gesträuche nnd breite Gräben, und klettert sehr fertig auf die Bäume.

Seine Klauen find lang und scharf.

Sein Blick verräth Grausamkeit und Blutdurst, und fei«

Auge funkelt vor Wuth. Den Tag über jagt er Mäuse,

Ratten, Wiesel und Affen, auch greift er Rinder an, und schleppt fie fort; deS Nachts aber schleicht er sich tn die Häuser und fängt Katzen.

Der Leopard, lat. Leopardus, fr. le Leopard, ist

auch eins von den fürchterlichen reißenden Thieren,

wohnt auch in Afrika, sonderlich tn Senegal, und auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung.

Sein Fell

ist über alle Beschreibung schön, und unterscheidet sich darin von dem des Panthers, daß feine Grundfarbe ein schöneres Goldgelb ist, und seine Flecken auf dem

Rücken und an den Seiten nicht aus runden geschlos­ senen Ringen, wie bei dem Panther, sdndern aus meh­

rer», einzeln zufammenstehenden kleinen schwarzen Fle­ cken^ die einen dunkelgelben Fleck einschlteßen, bestehen.

Der Leopard ist nicht so groß, aber weit schöner als der Tiger, giebt ihm' an Stärke und Raubbegterde

wenig nach, greift aber nicht so leicht Menschen an, und ist bezähmbarer, als der Tiger. Dom warmen Blut

ist er ein großer Liebhaber, und wüthet daher oft fürch-

ia terlich unter den Viehheerden. Haben die Neger einen

Leopard gefangen, so machen sie ihrem Fürsten mit dem Fell und den Zähnen ein Präsent. Dieser verkauft die

Haut, und schenkt die Zähne seinen Weihern zum Hals­

schmuck.

Das Fleisch theilen die Neger unter sich, und

essen es als die größte Delikatesse.

Taf. II. Fig. 4. Das Zebra, oder der Afrikanische Esel.

Lat. Zebra. Fr; le Zebre.

ist im südlichen Afrika zu Hause, ähnelt an Wuchs und Größe einem Maulesel, ist einhufig, und ist wegen

der überaus schönen und regelmäßigen Streifen seineFells eins der schönsten Säugthtere.

Der Hengst ist

größer und schöner gezeichnet als die Stute, obgleich

diese mehr Farben als jener hat.

Die Grundfarbe deS

erstem ist weiß, die der andern aber ist auf dem Rücken

hellbraun; beide haben an der Stirn bis über den Schweif lauter Streifen, die alle von gleicher Breite sind, in glei­

chen Zwischenräumen liegen, und die beim Hengst kasta­ nienbraun, bet der Stute schwarz sind.

Es lebt heer-

denweise, frisst Gras, wiehert wie ein Pferd, ist sehr scheu, und ungemein schnell und unbändig, und daher nur selten und mit großer Mühe zum Zuge ober zum Rei­ ten abzurichten.

Man schießt es wie Wild, isst sein

Fleisch, und braucht das schöne Fell zu Pferdedecken.

15

Fig. 5-

Der Strauß oder Kameelstrauß. Lat. Struthio Camelus. Fr. l’Autruche. ^Jfefer Riefe unter den Vögeln, der eine Höhe von acht bis zehn Fuß erreicht, ist in den Wüsteneien von

Afrika, auch in Syrien, Arabien, und in Amerika, vor­

züglich in Peru, zu Hause.

Er hat in seiner Bildung,

besonders im breiten flachen Brustbein, viele Aehnlichkeit

mit dem Kameel. Dieser Bogel wiegt über zwei hun­

dert Pfund; wegen seiner Schwere, und weil er nur kleine Flügel hat, kann er nicht fliegen, ob er gleich befiedert

ist.

Aber dieses Unvermögen wird ihm durch die un­

glaubliche Schnelligkeit seines Laufs vergäret, worin er fast alle andern laufenden Thiere übertrifft. Wenn man ihn durch langes Jagen ermüdet, so kann man ihn leben­

dig fangen, well endlich seine Beine steif werden. Am Körper hat er graubraune und schwarze Federn, im

Schweife und in den Flügeln aber große weiße Federn.

Er hat einen kleinen Kopf und langen KameelhalS.

Seine Stimme ist rauh, widrig und gleicht dem Wiehern

eines Füllen.

Dieser Vogel wird leicht zum Zorne ge­

reizt; er verfolgt Menschen, schlägt ste mir seinen Flü­

geln, hackt sie mit dem Schnabel, und zerhaut sie mit

den Klauen. Man kann ihn aber sogleich zahm machen, wenn man ihn um den Hals fasst.

Könnte man ihn so

adrtchte« als das Pferd, so könnte er eins der nützlich-

14

ste« Thiere werben, benn er ist so stark, baß er zwei Menschen tragen kann. Weil er aber so schnell läuft, baß ein Reuter kn Gefahr kommt, zu ersticken, so hat man bis jetzt noch keinen ernsthaften Ritt tat Freien, sondern bloß kleine Ritte zum Vergnügen in etngeschlosseneo Plätzen mit ihm machen können. Seine Eier find von der Größe eines Kinderkopss; bas W ibchen legt ihrer gegen fünfzig nach und nach in Sand, — denn die Strauße bauen keine N st-r— und brütet ste mit dem Männchen wechteisw-ift aus. Sie werden also nicht bloß durch die Sonnenhitze aus­ gebrüht, wie man bisher geglaubt hat. Der Reisebefchretber V a i l l a n t fand ein brütendes Weibchen, und hatte Gelegenheit, folgenden merkwürdigen, von ihm «och nie beobachteten Umstand mehrere Male zu bestätigen, baß nämlich der Strauß, außer den Eiern, die er bebrü­ tet, jedesmal eine gewisse Anzahl um das Nest brr ein­ zeln in den Sand legt, die nach der Menge der zu bebrü­ tenden eingerichtet ist. Diese Eier, die also nicht bebrü­ tet werden, erhalten sich eine geraume Jett lang frisch, und werden von der vorsichtigen Mutter zur ersten Nah­ rung der ausgekrochenen Jungen verwandt. Die Eier werden gegessen, und eins giebt einigen Personen Speise. Auf Schiffen nimmt man sie als Mvndvorrakh mit. Die Schale ist so hart, daß man ste zu niedlichen Gefäßen braucht. Auch wird sein Fletsch, z. D. von den Hottentotten, gegessen. Mit der Haut die­ ses Vogels überziehen die Mohren ihre Harnische. We­ gen feiner schönen Schwanzfeder« wird er von unser« Damen, dle solche zum Kopfputze tragen, sehr geschätzt. Die kleine» feinen, wolligen Federn aber «erden zu



>5



Strümpfen, Hüten, und dke gröbern jv Tüdern gebraucht. Die besten Straußfedern kommen aus der Barbarei,

Eryde und Aleppo. Man färbt sie auch. In seinem Va­ terlande wird er wie ein Hausthier zabm gemache, und nährt sich von der Frucht des Dattelhaums. Gefräßig

ist er sehr, denn er verschlingt Kräuter, Brod, g'btr,

Haare, Steine, und Shaw sahe einen, der noch heiße, frtichgegoffene Bleikugeln verschlang. Er frisst auch sehr gerne den Mist des Hühnervtehs.

Man hat ihrer schon

viele nach Europa gebracht, an dessen Klima sie sich leicht gewöhnen,- selbst in Petersburg kam ein Strauß sehe

gut fort.

Fig. 6.

Der Kasuar. L. Casuarius. F. le Casoar. (^r wird in Afrika und Ostindien gefunden, ist dem Leib« nach so groß als der Strauß, hat aber kürzere Deine.

Kopf und Hals find zur Hälfte nackend, und haben eine theils blaue, theils röthllche, runzliche Haut, am Leibe

aber trägt er schwarze, borstenähnliche Federn, und ist ohne Schwanz. Die kleinen Fittiche find nur z Zoll lang,

und haben 5 nackte, glänzend« Kiele, wie die Stacheln deS

Stachelschweins. Auf dem Kopfe hat er einen gelbe«

hornartigen Kamm.

Er ftlfft Körner und Früchte, ist

eben so gefräßig wie der Strauß, verschluckt Metallstück­ chen, glühende Kohle», Eis rc. und hat in seiner mittle­

ren Klaue eine solche Stärke, daß er ein baumbickes

Brett durchtreten kann.



,6

Fig- 7-

DerWa ll fi fch.kat.LsIa6iia.Fr. laBaleine >».s giebt verschiedene Arten von Seethieren, die man unter dem Namen Wall fische begreift; sie Haden «der mit den Fischen weiter keine Aehnltchkett, als daß sie statt der Vordersätze, FKfffedern an der Brust, und statt der Hinterfüße, einen platten horizontal liegenden Schwanz haben. Sie haben üu G-g-i.,y^r rotdes war­ mes Blut, ein Her; wie wir, Knochen wie alle Säuge« thiere, bewegliche Augenlider, gebären jährlich ein Junges, das fie an zwo Brüsten saugen, und werd-n da­ her mit Recht zu der Klaffe der Saugrchirre gerechnet. — Der eigentlich sogenannte Walisisch ist das größte aller bekannten Thiere. Er heißt auch der Grönländische Wallfisch, weil er sich an den Küsten von Grönland und Spitzbergen aufhält. Daher heißen auch di-jenigen Seeleute, die in den Europäischen Meeren auf besten Fang jährlich mit 3 bis 400 Schiffen nur allein von Holland ausgehen, Grönlanbsfahrer. Die heutiges Tages gefangen werden, find gewöhnlich 50 bis 70 Fuß lang; in vorigen Zeiten aber, da ihnen noch nicht so häufig uachgestellt wurde, hat man welche von 100 Fuß gesehen. Der ungeheure Kopf macht beinahe die Hälfte deS anjen Thieres aus. Auf demselben ragen zwo Röhren empor, durch die er Odem holt, und aus denen er zwei Strahlen Wasser, das er mit seiner Nahrung ins Maul bc-

>7 bekommt, mit großem Geräusche ftt die Höbe spritzt, baß man es eine Meile weit auf dem Meere sehen kann. Da

die Walisische oft zu Hunderten bei einander sind, so ge­ ben diese Wassersäulen einen unbeschreiblich prächtigen

Anblick, der einer großen Stadt mit rauchenden Schorn­

steinen ähnlich sieht

Die Augen in diesem ungeheuren

Kopfe sind nur etwas größer als Ochsenaugen.

Das

Wichtigste am Wallfische sind die 700 Barten auf beiden Setten des Oberkiefers, die einer Hand dick und breit,

und 5 bis 10 Ellen lang sind, die er ausstreckm und ein­ ziehen kann, und womit er seine Nahrung, die zum Theil

in den auf dem Meergrunde liegenden kleinen Seewürmern und Polypen besteht, zusammenfegt. Diese korn­ artigen, mir Haaren besetzten, Barten find unser bekann­ tes Fischbein, bas zu Schnürbrüsten, Sonnenschirmen

und vielen andern Sachen gebraucht wird, wenn es zu­ vor ausgesotten und in schmale Ruthen zerrissen ist Die

beiden, 10 Ellen langen, Knochen der Unterfinnlabe sind

so stark wie Balken, werden in Grönland und Holland zu Thorwegen aufgerichtet, auch wohl zu Brücken, Schlit­

ten u. dgl. gebraucht. Die Zunge des Wallfisches besteht auS einem großen Stück Speck; sein Schlund ist höch­ stens so weit, daß man eine geballte Faust hinein brin­

gen kann. Man ist daher vor dem Verschlingen bei ihm sicher, allein mit seinen Barten kann er jeden zermalmen. Die Stimme des WallfischeS, die aber nur selten gehört

wird, soll so stark sein, als wenn drei Löwen zugleich brül­ len.

An statt der Vorderfüße hat ihn die Natur mit

zwo, acht Fuß langen, Finnen versehen, die neben dem

Kopfe sitzen. Mit diesen rudert er so schnell, daß ihn kein Schiff in vollem Segeln rinhvlen kann.

B. G. I. SBt*.

WaS bet den

B

18 kanbthkeren Me Hinterfüße find, das ist am Wallfifch in einen gabelförmigen, an beiden Enden in die Höhe ge-

krürnmren, zehn bis fünfzehn Ellen breiten Schwanz zu­ sammengewachsen. Dieser dient ihm zum Ruder, und er hat eine solche Starke darin, daß er ein Boot mit 4« Mann damtt in die Luft schleudern kann. Seine Haut hat keine Schuppe, ist schwarzgrau, hart und glänzend, eines

Daumen bxt, hin und wieder düna behaart, und oft mit

Pflanzen, Austern, Korallen und Muscheln besetz;. Unter

der Haut liegt eine große Lage Speck, die gemeinlich eine Elle dick ist.

So ungeheuer groß dieses Thier ist,

so wird es doch oft die Beute weit kleinerer Raubfische, als 'es Narbals, der Haifische u. a., die ihm mit ihren scharfen spitzigen Nasen den Bauch auffchlitz-n. Um

diesen Feinden zu entgehen, verbirgt stch der Wallfisch tief unter unermessliche

Eisfelder. — Der weibliche

Wallfisch wirft im April ein Junges, das so groß ist

als ein ausgewachsener Elephant.

Er säuget es zwei

Jahre an seinen Brüsten.

Ein einziger Wallfifch giebt oft hundert tausend Pfund Speck, woraus der sogenannte Fischthran ge­ zogen wird.

Der beste ist der, welcher von selbst aus­

läuft; der nachher ausgekochte ist schlechter. Das Fletsch

des Wallfisches ist effvar, aber zähe und thranicht; der

Schwanz ist schmackhafter; die Matrosen essen nur die Zunge, die Grönländer und Amerikaner verzehren aber

alles ohne Unterschied mit großem Appetit.

Aus. dem

Schwanz und den Finnen wird Leim gekocht, und die

Sehnen brauchen die Grönländer statt Fäden.

Der beste Wallfischfang ist im Mai und Ju­ nius. Dean um diese Zeit zieht er, seiner Nahrung we-

i9

gen, die, außer Polypen und Seegewürm, in Herkngen besteht, aus Norden bis ins Süomeer, und geht von da

weiter ostwärts. E-n aufdiesenFang ausgehendes Schiff

hat gewöhnlich 4.0 bis 50 Mann am Bord, und führt

immer noch 6 bis 7 Boote ober Kähne del sich.

Wenn

die Schiffe da angelangt find, wo sie den Walisisch

vermuthen: so steht in der Spitze des Mastes ein Matrose auf der Lauer. Sobald er einen Wallfisch

gewahr wird: so steigen augenblicklich in jedes von den Booten etwa sechs Leute; eins derselben rudert auf das Thier los, und sucht sich ihm auf dreißig Fuß

zu nähern. Gelingt dieß, so wirst man ihm einen dreizackichten spitzigen Wurfspieß, unter den Finnen, wo das Herz liegt, in den Leib. Dieser Wurfspieß ist an einem

einige hundert Ellen langen, fingerdicken, hänfenen Strick, der am Boote um eine Walze gewickelt ist, und fich losrollen kann, fest gemacht, und heißt Harpune,

und der, der ihn wirft, der Harpunier.

Sobald der

Wallfisch seine Wunde fühlt, fahrt er mit blitzschneller Geschwindigkeit in die Tiefe, Und führt die Chaluppe oft

so schnell mit sich, daß das große Schiff mit allen Se­ geln nicht nachkommen kann. Wenn der Wallfisch nicht tödtlich getroffen worden, so kann er wohl eine Stunde

lang sich -enkrtt, und ein Paar taufend Klafter Schnur

nach sich ziehen} da müssen denn die andern Chaluppett oder Boote herbei eilen, und ihre Schnuren anknüpfen.

Fährt er unter ein Eisfeld; so sucht man die Harpune auszuziehen, oder man muß die Schnur abhauen, damit

er nicht das Boot mit sich in den Abgrund reißt, und dann sind wenigstens l000 Rthlr. verloren; denn so hoch

wird ein mittelmäßiger Wallfisch gerechnet. B 2

Hat ihn

20

aber der Harpunier gut getroffen; so kommt er bald wieder aus dem mit seinem Blute rund umher gefärbten Meer hervor, und dann wirft man ihm noch mehrere Harpunen in den Leib, oder sticht Ihn mit Spießen vol­ lends todt. Er wird nun beim Schwänze an das große Schiff gebunden; man fährt Ihm mit einem Kahne in den Rachen, um Ihm die fette Zunge und die Barten heraus zu hauen; 30 bis 40 andere Manner ziehen Schu­ he mit eisernen Stacheln an, klettern Ihm auf dm Leib, und schneiden den Speck In großen Riemen ab, welcher sogleich gereinigt und in Tonnen gepackt wird. Ein mit­ telmäßiger Wallfisch giebt achtzig große Tonnen reinen Speck. Schwanz und Finnen schneidet man ab, um Leim daraus zu koche», und alles dieses ist in 24 Stun­ de» verrichtet. Ganz anders als wie die Europäer fangen die Ame­ rikaner de» Wallfisch. Ein kühner Mann springt aus einem Kahne dem Thier auf den Kopf, und schlägt ihm einen Keil kn eine feiner Spritzröhren. Kaum ist dieß geschehen, so geht es mit dem Mann einige 50 Klafter tief unter, kommt aber, um Odem zu holen, bald wieder herauf. Sobald er das Wasser aus der noch offenen Röhre ausgespritzt hat, schlägt der Wilde auch in die­ ses einen Keil, und das große Thier muss ersticken. Dir Amerikaner essen das Fleisch, gebrauchen die Haut zu Schuhen und Stiefeln, die Därme zu Hemden, die Seh­ nen zu Stricken rc.

21

Taf. II. Fig- 8.

Em Kaffer. Lat. Gaffer. Fr. un Caffre. südlichen Lander von Afrika werden die KafferKüste ober das Kafferland genannt. An derSpitze btt#

seiden ist das Vorgebirge der guten Hoffnung, welches

auch schlechthin das Kap heißt.

Hier besitzen die Hol­

länder einen Strich Landes von 1800 Quadratmeklen.*)

Die Gegend ist ganz wüste und felflcht, vielleicht die un­

fruchtbarste auf der ganzen Erde. Die spitzigen Felsen machen das flachr Land unzugänglich; der Boden ist so

sandig und so arm, daß er in einer Entfernung von eini­

gen Meilen kaum eine Staude oder einen Baum hervor­ bringt, daher di« meisten Lebensmittel von 4 bis 25 Ta­

gereisen nach der Holländischen Hauptstadt gebracht werden müssen. Die Kapstadt liegt gleich am Tafel-

berge, und ist die Residenz eines Holländischen Gou­

verneurs.

Eie hat, außer 40 bis 50,000 Negersklaven,

10,000 Einwohner und 1000 Häuser. Außer den Europäern, die sich hier niedergelassen

haben, wohnen in diesen Gegenden zwei Völkerschaften, nämlich dieKaffern**) und dieHottentotten. Die Kaffern wohnen an der Ostseite des großen Fischstus•) Unter Quadratmeile versteht man eine Fläche Landes, die so groß ist al« ein Viereck wovon jede Sette die Länge einer Meile hae. **) Kafser heißt in der Sprache der Muhamedaner ein Ungläubiger, und wird von diesen allen denen gegeben, die fich nicht zu ihrer Religion bekennen.

22

ses.

In Ansehung des Wuchses sind sie so groß als die

meisten Europäer.

Sie sind von stärkerem Körperbau

als hie Hottentotten. Ihre Haut ist dunkelbraun.

In

ihrer Gesichtsbildung bemerkt man weder das gegen das

Kinn spitz zulaufende sehr schmale Gesicht, noch die sehr hervorragenden Augenknochen, wodurch die Bildung der

Hottentotten so unangenehm wird, Ihr Gesicht ist mehpenthetls rund, und die Nase nicht übermäßig breit; eine hohe Stirn und große Augen geben ihnen überdem ein

gewisses geistreiches und offenes Ansehen. Das Ausrup­ fen der Augenbraunen ist bei ihnen nicht, gebräuchlich.

Ihr sehr krauses Haar schmieren sie niemals ein, desto reichlicher aber die übrigen Theile der Haut; das ge­ schieht indeß bloß, um ihre Geschwindigkeit und Starke

zu vermehren.

In der warmen Jahreszeit gehen die

Kaffem, Männer und Weiber, durchaus nackt, bet der Kälte tragen sie einen Kros, d. h. eine Art von Man­ tel, der aus Kalb» oder Ochsenfell gemacht ist, Die Män­

ner halten viel auf Putz.

Sie behängen sich mit aller­

hand Arten von Glaswaaren, mit kupfernen und elfen­ beinernen Ringen. Die Weiber tragen eine kleine Schür­

ze, die höchstens mit einer Reihe Glasperlen eingefasst ist. Auffallend ist es, daß sie nicht, wie sonst die Weiber fast allgemein, den Putz lieben. Ihr Kopf ist unbedeckt.— Die Hütten der Kaffern sind in Form einer Halbkugel

aus einem dichten und dauerhaften Gttterwerk verferti­

get, welches von innen und von außen mit Lehm und Kuhmlst überzogen ist.

Sie haben ein weit reinlicheres

Ansehen, als die Hütten der Hottentotten.

Die einzige

Oeffnung davon ist so niedrig und schmal, daß man auf

dem Bauche hinein kriechen muss.

Diese Einrichtung

2Z

hat ihre Sicherheit gegen die Angriffe der Feinde und

wilden Thiere zur Absicht.

Ihre vorzüglichste Nahrung

besteht in Milch und Korn, welches letztere ff« zwischen zwei Steinen zermalmen, daraus runde flache Brode backen, die sie unter derAsch- gahr machen. Gewöhnlich

lassen sie das Brod mlt Wasser und einer gewissen Wur­ zel gähren, bis es eine Art berauschendes Getränks giebt. S'e find eben nicht reinlich; fle waschen ihre Milcht be,

statt des war men Wassers, mit Urin aus. Ihre Dich-

zücht erstreckt sich bloß auf Hornvieh. Da sie ein frucht­

bares, von vielen Flüssen durchschnittenes Land bewoh­ nen, so treiben fie auch Ackerbau, und führen nicht, wie die Hottentotten, ein nomadisches Leben.

Überhaupt

zeichnen sich die Kaffrrn durch etwas mehr Industrie und einige Künste der ersten Nothwendigkeit vor alle»

übrigen gegen Süden wohnenden Dö kerschaften aus.

Sie haben einen hohen Begr'ff von Gott, glauben ein an­ deres Leben, so wie die Bestrafung der Bösen und die

Belohnung der Guten. Die Welt ha'ten fie für ewig; fie beten nicht, und haben auch weiter keine religiösen Cere­

monien. Sie haben keine Priester und erziehen ihre Kin­ der selbst.

Dahingegen haben sie gewisse Zauberer, die

ein jeder fürchtet und verehrt. Die Beschneidung ist bek ihnen allgemein im Gebrauch. Die ganze Nation hat ein

allgemeines Oberhaupt, bas aber keine Macht hat.

ES

zeichnet sich nicht, weder durch größeren Reichthum, noch durch ein prächtigeres Haus, noch durch Ehrenbezeigun­ gen von den übrigen Kaffem aus; seine Stelle ist erblich,

und es hat das Recht, für jede Horde einen besondern

Anführer zu erneuen. Es ist nichts weiter als der Vater

eines frekn unabhängigen Volks. Die Kaffem verachten

**

24



die vergifteten Pfeile ihrer Nachbaren als unanständige

Werkzeuge ihres Muths. Sie bedienen sich der Lanze ober Hiffagayc, und eines Streitkolbens, womit fie in der

F rne so richtig treffen, daß sie ein Rebhuhn im Fluge erle­

gen können. Um fich im K lege mit ihren Nachbarn vor Pfeilen und Wurfspießen zu schützen, tragen Ke etnenSchtld

von Büff lhnut.

Nur der König und die Häupter der

Horben werden begraben; die Leichname der Uebr gen wer­ ten außer dem Wohnorte in eine allgemeine offene®ruft gebracht wo die wilden Thiere ste gemächlich verzehren, und

die Lust von der sonst zu besorgenden V rgiftung befreien. Die Sprache derKaffern ist männlich und deutlich; gemeinlich fallt auf die vorletzte Silbe ein starker Ton; das Schnalzen der Hottentotten oben an dem Gaumen

härt man bei ihnen nicht. — So wenig Kultur ste auch, in Vergleichung gegen die Holländer, haben: so findet

man doch bei ihnen einen großen Grad der Sittlichkeit. Sie halten streng ihr gegebenes Wort, find ehrlich, men­ schenfreundlich, und beleidigen niemand. Man vergleiche

mit der Handlungsweise dieser rohen Menschen die That

eines vermeintlich gesttteten Europäers, eines Holländi­

schen Kolonisten.

Dieser verkaufte den Kaffern alte un­

brauchbare Flintenläufe, woraus jene fich Wurfspieße

machen wollten. Ehe er ihnen feine Waare ablieferte, ließ er das Zündloch der Läufe vernageln, und die Läuse bis oben an mit Pulver, Schroot und klein geschlagenem

Eilen füllen-

Die armen Käufer, die mit Pulver und

Feuerrohr nicht umzugehen wussten, legten ihre Läufe ins

Feuer, um sie zu glühen und zu verarbeiten.

Das Pul­

ver fing Feuer, die Läuse platzten, warfen alles aus ein­ ander, und verwundeten eine Menge Menschen.

Taf . III.

'Kriqrr j*ni. N-

«5 Taf. III. Fig 9.

Dü' Giraffe—Dschiraffe, Lat. Giraffa, Camelp pardalis. Fr. la Giraffe. u» Kameelparder, wegen seines kameelartigen

Halses, und seines Parder ähnlichen Felles genannt; ist im innern südlichen Afrika zu Hause. Sie ist vom Kopfe

bis zum Schwänze ig Fuß lang, der Hals allein aber

hat eine Länge von 7 Fuß.

Der Hengst -st von der

Spitze f ilier Hörner bis herab zn seinen Vorderhufen

165116 hoch, ohnstreittg also daS höchste von allen Thie­ ren. Die Sture ist etwas niedriger, und hat nur 15 bis 14. Fuß. Die Vorderfüße sind um ein Drittel länger alS di; Hinterfüße. Auf dem Kopfe zwischen den Ohren hak die Giraffe ein Paar knochenartige, 8 bis 9 Zoll lange

Auswüchse oder Verlängerungen der Hirnschale, die man

nicht Hörner und nicht Geweihe nennen kann*), und die oben an den Spitzen eine runde, mit kurzen starren Haa­

ren besetzte Vertiefung haben. Am Hais und Rücken hat

sie Mähne.

Die Farbe der Giraffe ist verschieden.

Der

Hengst sowohl als die Stute find gefleckt, allein der Hengst hat auf einem weißlich grauen Grunde große

schwarzbraune Flecken; die Etutte hingegen ist auf gelb­ grauem Grunde dunkclgelb gefleckt. Die Giraffe soll die •) Dr. Schott, (in den Sprengelschen Beiträgen I D. von 100 zur

Verpflegung der Armen zu geben; 5) Die Wallfahrt nach Mecca *), welche von Niemanden ohne wichtige Hindernisse versäumt wrtden darf.

Hier strömen fie im

Anfänge des Frühlings aus allen Ottomantschea Reichen in

einer Zahl von 60,000 Köpfen zusammen, und verrichten auf einem Berge, nahe bei Mecca, ein Opfer. —

Die

Hochachtung ufib daS Vertrauen der Muhamedaner auf Gott st unbegrenzt.

In ihrer Sprache giebts kein Wort,

was Gotteslästerung ausdrückt, und alle ihre Handlun­ gen begleiten fie mit dem Ausspruch: Wenn es Gott gefällt. — Die Bibel verwerfen fie nicht, aber dem

Koran geben fie eine größere Autorität, so wie fie auch Jesus nur für einen bloßen Propheten und Mensche»

halten, und Muhamed de» Vorzug vor ihm geben. Das einzige Gesetzbuch der Türken ist der Koran"),

der eigentlich nur die Grunblehren der Muhamedantfchea

Religion enthält, worin die Muhamedaner aber die ganze Staats-und Regierungskunst, die Jurisprudenz, kurz, alles, was zu einer guten Staatsverfassung gehört, za finden glaube».

Alle Prozesse werden hiernach und zwar

ganz kurz entschieden.

Von Advokaten und Rechtssor-

meln weiß man nichts. •) Mecca ist al» der Geburtsort des Muhamed, und al« eine schön gebaute und volkreiche Stadt im stetntchten Ara» bien berühmt. Koran oder Alto ran ist «in Arabisches Wort, und heißt jo viel #U Lesung; Al ist der Artikel.

70

Dle Regierungsverfafsung ist gewissermaßen despotisch.

Der Kaiser ist Herr über das Leben und die

Gäter feiner Unterthanen, die seine Sklaven sind.

Er

befiehlt als Statthalter MuhamedS, und wird fast gött­

lich verehrt. — Nur in der Religion darf der Kaiser

Seit 1750 ist die Regierung nicht mehr

nlch-s ändern.

so militärisch, und die Ianitscharen *) find nicht mehr durch schwärmerische Wuth so mächtig und fürchterlich,

wie ehemals.

Die Gewalt ist fast ganz in den Hände»

der liiern», d

i

Gesetzgeber.

Der Sultan **) ist

einer Art von Gefangenschaft unterworfen, und darf nicht mehr an der Spitze der Krtegsheere erscheinen.

uie vor der Absetzung und Strangulkrung sicher.

Er ist Um ihn

in Furcht zu erhalten, werd-n die Prinzen vom Geblüt«

eingefch! offen gehalten; ehemals wurden sie umaebracht. Der Thron ist erblich, doch nur für die männlichen, •) Ianitscharen 6e0 Mann. Sie sind in Oda«, d i. Regimenter von 8o Mann, deren jede« sei, nen Oda Baschi, d. i Obersten, Schatzmeister, Fähndrich und Koch hat; ihr oberster Befehlshaber heißt Ja nie sch a, ren-Aga. Außer der besondern Mätze, großen blauen Hosen, rothen Strümpfen, und dem Zuschnitte der Klei, düng findet sich nicht« Ei förmige« bei den Ianitscharen. Die Farbe de« Kleide« mahlt jeder nach seinem Gefallen. Ihre Waffen find eine lange schwere Flinte, ein kurzer Sä­ bel, und ein Messer mit einem gabelförmigen Heft, worauf sie, um desto sicherer zu ;Wen, ihre Flinten auflegen. Au, ßer diesen eigentlichen Ianitscharen der Pforte giebt el noch 100,000, die auch Ianitscharen heißen, die aber nichtals Landmiliz ohne Sold sind, und, al« Handwerker über, all im Lande zerstreut, nur selten in« Feld ziehen. ••) Sultan, auch Großsultan, heißt seiner Abstam, munq nach so viel al« ein Mächtiger; und im vorzügli,

chen Verstände wird der Türkische Kaiser so genannt.

7i

aber nicht immer für die ältesten Nachkomme». Dee Großvezier, Mufti, Janttscharen-Aga, und die Großen des Serails *) erwählen den Thronfolger. Statt de. Krö­ nung ist die Säbelumgürknng gebräuchlich; es wird näm­ lich jedem neu gewählten Kaiser der Säbel OsmannS, Stif­ ters des Türkischen Reichs, umqürtel, wobei der Schelk, ein Vorsteher der Moscheen, diese Worte spricht: Gehe hin; dein ist der Sieg; aber nur durch Gott. — Der erste Sraarsbebiente ist der Großvejier; «k ist der Generalstatthalter des Türkischen Reichs, der unter Auctoritat des Sultans der oberste Befehlshaber über die Armee, der Oberaufseher über di« Staatseinkür,fee, der oberste Richter in Iustizkachen, und auch zugleich Mi­ nister der auswärtige» Angelegenheiten ist. Da- Reichsstezel, welches er beständig am Halre trägt, ist ein Zeichen feil' «er hohen Würde, so wie auch die z Rossschweife **), *) Serail. Dieses Wort bedeutet Pattast, und wird auch den Wohnungen der Großen des Hofs und der fremden Gesandten beigeleqt. — Das Padischa.Serail, d. i. das kaiserliche Schloß zu Konstantinopel/ gleicht mehr ei­ ner Stadt als einem Pallaft. Es hat i| Stunde im Um­ fange, besteht aus einer Menge Gebäuden und Garten, und

ist ganz mir hohen Mauern umgeben. Es sollen io>ond Personen darin wohnen, und sich darunter 450 Weibsleute befinden. Roffschweise sind ehrenvolle Kriegeszeichen, welche vor dem Großsultan, Großvezir, und dem Pascha Herger tragen werden. Sie bestehen in Piken mit vergoldeten blechernen Knöpfen. Unter diesen Knöpfen befinden sich rund herum farbige pferdehärne Bürsten, zwischen denen eine Menge langer Perdehaare herabhangen. Nur die Stange allein darf grün gefärbt sein. — In einer Schlacht mit den Christen verlöten einst die Türken ihre Fahne. Augenblicklich hreb ihr General einem Pferde den Schweis ab, band ihn an einen Stock, und rief: Sehet, dies

72 die ihm al- Pascha ') vorgetragen werben.

Sonst

war er unumschränkter Gebieter über Leben und Tod. Heut ju Tage aber kann er ohne Erlaubniß und Vorwts-

fett des Sultans kein Todesurtheil sprechen. Seine Ein­ künfte betragen Millionen. — Der ReichSeffenbi ist

so viel alS ein Minister der auswärtigen Staatssachen;

er besorgt nämlich mit den fremden Gesandten dasjenige,

womit sich der Großvezier nicht aufhalten will. — Der Divan ist daS höchste Staatskollegium.

Er steht jeder­

mann offen, und wird an bestimmten Tagen gehalten.

Den großen Dtvan hält der Großherr die Woche ein­ mal im Sera il, allemal am Dienstage. Er fitzt in einem an den Saal stoßenden Zimmer, ohne gesehen zu werden; er hört aber alles, was feine Minister thun, und auch alle

Beschwerden feiner Unterthanen. Jeder trägt selbst münd­ lich oder schriftlich feine eigene Sache vor.

Wird da-

Gesuch gebilligt: so unterschreibt der Großvejier die Bitt­

schrift mit seinem Namen; im entgegengesetzten Falle zer­ reißt er fie. —

Die Richter in großen Städten wer­

den Molla, und die in kleinen, Kadi genannt. —

Die gewöhnlichen Türkischen LetbeSstrafen find daS Ver­ brennen, die Enthauptung, das Schleifen, Spießen,

ist

dieFahne; wermich liebt, der folge mir nach! Die schon fliehenden Türken fassten wt.'der Muth, bega«, nen von neuem den Kampf, und errangen den glorreichste» Sieg. So erzählt den Ursprung diese» Zeichens «ine Tür/

tisch« Legende. *) Pascha, unrichtig Dass«, bedeutet «inen Defehltha, der über Kriegsv-lkrr oder über eine Provinz. Den Dor, nehmern unter ihnen werden z, den geringern e Rosischwei, fr vorgetragen und bei ihren Zelten aufgesteckt. Da sch a »der B aschy heißt überhaupt ein Vorsteher, der von

ringerrr Würd» ist, al, «in Pascha.

g«/

75 Stranguliern, die Prü-el, der Pranger, bas Brand­

marken u. dgl.

Die Erdrosslung mit einer Bogensehne

wird für die ehrlichste Todesstrafe gehalten. Aus allem diesem steht man, daß die Türken in An­ sehung ihrer st etlichen und geistigen Bildung, wie ich schon oben bemerkt habe, noch wett zurück find.

Sie

stehen hinter allen andern Europäischen Nationen. — Un­ ter den physischen Ursachen, die ihrer Kultur im Wege stehen, ist zunächst das heiße Klima, welches ihren Kör­

per erschlafft, und neben andern hitzigen Nahrungsmitteln

das Opium, welches fie betäubt, und endlich ganz stumpf­

finnig macht.

Hieraus entsteht ihr Hang zum sinntichen

Vergnügen, ihre Trägheit zu jedem Gefchäffte, wenn fie

nicht Gold dazu lockt.

Den Ackerbau überlassen fle den

Armeniern, und der Handel ist größtentheilS in den Hän­

den der Armenier, Juden und Christen. —

Aber die-

find bet weitem nicht die einzigen Ursachen der Ungebildet­

heil dieses Volks.

N'chtS wirkt mächtiger und schneller

auf die Herzen der Menschen, nichts kann den Geist einer

Nation so sehr entstellen oder verschönern, erhöhen ober niederbeugen, als Regierungsformen und Reli­ gionen.

Aus ihrer Religion entspringt jener unfinnige

Nationalstolz, der stch jedem Einflüsse der gebildeten Völker, mit denen ste doch feit Jahrhunderten in Verbi»,

düng und Bekanntschaft stehen, unaufhörlich widersetzt; aus ihrer Religion werden fie nie die Würde der Mensch­

heit, den Werth der Tugend zu erkennen vermögen; und ihre bürgerliche Verfassung enthält alle Eigenschaften,

jedem Fortschritte einer vernünftigen Aufklärung unäber, steigliche Hindernisse in den Weg zu lege». —

74

Taf. IV. Fig. 19.

DaS Rhinoceros oder Nashorn. §at. Rhinoceros.

Fr. Rhinoceros, Porte-corne.

V^S wohnt, wie der Elephant, auch in den heißen Län­

dern von Afrika und Aßen, und »st nach ihm das größte

vierfüßige Landth-er; es ist 12 Fuß lang, und bis 7 Fuß hoch. Dem Kopf, der Stimme und den Sitten nach, hat es Aehnlichkeit mit dem Schweine. Auf der Nase hat es et»

5 Fuß langes, rückwärts gebogenes, ihm zur Wehre die« nendes Horn. Die Afrikanischen haben gewöhnlich zwei

Hörner, die hinter einander stehen, und nach den neuer» Retsebemerkungen von Hamilton, Sparrmann und

Druce giebt es in Afrika bisweilen Rhinocerosse mit 5 Hörnern. Die Oberlippe ragt über die untere heraus, und endigt sich in einen schnabelförmigen sehr beweglichen Ha­

ken, dessen es stch zum Anfaffen und Aufnehmen kleiner Dinge bedient. Seine Zunge ist nicht rauh und stachelig,

sondern weich, wie bet andern nicht fleischfressenden Thie­

ren.

Seine Haut ist aschgrau und faltig; sie ist zwar

sehr dick und hart, aber doch nicht so undurchdringlich, daß fie nicht, wie man ehemals wähnte, mit Spießen und

-roßen Kugeln durchdrungen werden könnte; die Füße find dick, mit dreispaltigem Hufe.

Der Schwanz ist kurz. —

DaS Thier nährt sich von Kräutern, Strauchwerke und

Wurzeln, wälzt stch gerne in Sümpfen und im Koche her­ um, um sich gegen den Stich der Insecte» zu verwahren;

75 hat kleine Augen, mit welchen es nur gerate vor sich hin

sehen kann, ein schwaches Gesicht, aber desto temerett Geruch und Gehör.

ES ist wild, flörriq, verfolgt Je­

den, de? ihm aufstößt und nicht in Seiten auswcicht;

wird es verwundet, so geräch eü in Wuth, und macht einen fürchterlichen Gebrauch von seinem Horn

Nach

Svarrmarrns Bericht soll eS, jung eingefanget», leicht ge­

zähmt werben können.

Wahrscheinlich lebt es 70 bis go

Jahre. Sein Fletsch wird gegessen, und aus den Hörnem

werden Bacher gedrechselt, welchen der Aberglaube Wun­ derkräfte zuschreibt; man glaubt z

B.

daß das Gift,

wenn es hinein gethan wird, in Gährung kommt, und

sich dadurch entdeckt.

Oie Siamese» treiben mit diese«

Hörnern einen starken Handel, und lassen sich öfters 100 Thlr. für Eins bezahlen.

Was man ehemals von

seinem Kampfe und seiner natürlichen Feindschaft gegen den Elephanten erzählt, ist eine Fabel — Man fängt

das Nashorn in Gruben, in deren Mttte ein spitziger Pfahl gesteckt wird.

Stürzt es in dieselbe,

so spießt

es sich in den Bauch, wo es eine dünnere Haut hat;

alsdann kommen die Indianischen Jäger und todten es mit ihren Spießen. Wollen sie es aber lebendig haben,

so locken sie es in eine Hütte, die eine Fallthüre hat. Die Hottentopischen nnd Kafferschen Jäger pflegen schla­

fende Nashörner, so wie auch Elephanten, leise zu be­ schleichen, und ihnen mit ihren Spießen mehrere Wun­ den auf einmal zu versetzen.

Sie folgen dann der Spur

des Thiers, bis es «ach einigen Lagen sich verblutet hat, ober an den Wunden gestorben ist.

Mehrerer Sicher­

heit wegen, und nm ihm nicht viele Tage hindurch nach-

zulaufen, pflegen sie ihre Spieße zu vergiften.

Wem»

-le Siamefer junge Nashörner fangen «ollen: so töbten fie erst ihre Mutker. Die Nashörner find nicht so zahlreich, und nicht so «eit ausgebrettet, als die Elephanten. In Asten leben st« im wilden Zustande, in Aoysstnlen aber werden fie zn'm Lasttragen gebraucht. — Wahrscheinlich hat dieses Thier zu dem Mährcheo vom Etnhorne Gelegenheit gegeben.

Taf. IV. Fig. 20.

Ein Hindostaner — Gentoo — Hindu. Lat. Indus. Fr. Indien.

ivltt diesen gleichbedeutenden Namen wird ekne alte, schon vor 4000 Jahren berühmte. Nation In Südasten oder Indien bezeichnet. Unter dem allgemeinen Namen Indien versteht man die ganze Strecke Landes zwischen Persten und Sina, nebst den beiden Landspitzen oder Halbinseln, ost-und westwärts des Ganges, und die In­ seln im indischen Meere von Ceylon, bis zu den Philip­ pinen. — Ostindien heißt es deswegen, um es nicht mit Amerika zu verwechseln, welches man Westindten nennt. Das feste Land zwischen den Flüssen Indus und Duremputer heißt Hindostan oder Jnbostan, oder auch das Reich deS Mogul-, des Großmoguls, welches einen Flächeninhalt von 69,750 Qnabeatmeilen einnimmt. — Die Indier «erben tn 5 große Nationen

77 «ingetheilt:

i) Dir Hindus — Gentoos — ober

Nachkömmlinge der Urbewohner des Landes;

2) Die

Moslems, Moguln oder Mohren, die mit de» P rsern nach Hindostan kamen, und die jetzigen Beherr-

siher von viel» Dtstricteu in Hindostan sind, und jene

Urbewohner immer mehr unterjochen;

päer. —

3) Die Euro­

Hier ist die Rede von den Hindus *): diese

find die zahlreichsten, und theilen fich in 4 Hauptklaffen,

deren jede eine Menge von untergeordneten Ständen in fich begreift.

Die 4 Hauptstämme sind; 1) die Braml-

nen; 2) die Sittri, Jletris oder Shatres; 3) die

Bise,

oder Banianen; 4) die Schutters, oder

SudderS. — Diese 4 Stämme oder Kasten **) sind

von einander ganz abgesondert, verheirachen sich nicht

zusammen, und bleiben außer aller, selbst gesellschaftlichen Verbindung. Nur allein in dem Tempel deS Jagga, nar, des Herrn der Schöpfung, zu Orißa, wird efür ein Verbrechen gehalten, einen Unterschied unter den Menschen zu machen.

cheni Rechte. —

Alle Kasten opfern hier mit glei,

Die Dram inen find der vornehmste

Stamm unter den Hindus.

Eie stellen die Indischen

Priester und Gelehrten vor, dürfen an brr Staatsver­ waltung Theil nehmen, und fich mit der Handlung und dem Ackerbau beschäjstigen; häusliche Gefchäffte find ih-

*) Hindu» heißen sie von dem Worte In du, welche« in ihrer heiligen Sprache den Mond bedeutet, von dem fle »um Theil ihren Ursprung herleitrn. Don ihnen hat der Kluß In du« seinen Namen, und Indostanist so viel al» Landschaft (Stan) der Indus. Kasta ist ein Portugiesische« Wort, und bedeutet so viel al« «ine Klasse, Zunft oder Stamm.

78

nett durchaus verboten, Sie herrschen uneingeschränkt öbrr fite Meinunaen des Volks, das bet ihrem Barte schwöre, m d ihnen die Füße küsst. Die Bram inen, auch Bram an en — Brach in an en, waren vor Alkers eine Art von Gelehrten u»d Einstedler. Die andächtig­ sten unter tdnen gingen halb oder ganz nackt, und hießen deswegen Gymnosopdisten, d. b nackte Weisen. — Die Sittri oder Natren,die zwote Kaste der Hintus, machen die Fürsten, Soldaten und Handwerker auS. Eigentlich foUen es lauter Kriegsleute sein; sie treiben aber auch andere Lebensarten. Die Banianen find meistens Künstler, Kaufleute, Wechsler oder Krä­ mer. In die K>affe der Schntters gehören die Land­ leute, auch mancherlei Handwerker, und überhaupt das gemeine Volk. Außer diesen 4 Klassen giebt es noch eine, die der Abschaum der übrigen ist, und Parier oder Pulsten heißen. Sie sind aller Menschenrechte be­ raubt, haben auch keinen äußern Gottesdienst. Sie wer­ den von Geburt als unreine, verworfene Menschen ange­ sehen , und können ohne Verantwortung, wenn sie einem der höhern Kaste zu nahe kommen, niedergesäbelt wer­ den. Einen Braminen dürfen sie gar nicht einmal anse­ hen. Sie wohnen abgesondert von den übrigen, un­ fressen hingeworfenes Aas. Verbrecher werden oft aneiner der 4 Kasten gestoßen und kommen unter die Parier, und find dann für sich und ihre Nachkommenschaft auf immer auS der ganzen Nation verbannt. — Der Ur­ sprung dieser EtnrheUung, wovon uns die Geschichte keine zuverlässige Zeugnisse aufstellt, ist in folgende allegorische Fabel gebÜllt: Aus dem Kopfe des erhabenen Brama, eines weisen und gelehrten Mannes, entsprossen die Bra«



79



manen; aus seiner Brust die Krieger ober Na irrn; anst

seinem Bauche die Banianen, und die mit den Hände» arbeitenden Klassen aus seinen Füßen.

Der Körperbau der Hindus ist von einem sdjfl* nett Ebenmaße, ihr Blick offen und gefällig, und Ihre Geflchkszüge stellen die feinsten Schönbeitslinien bei dem

weiblichen Geschlechte, und bet dem männlichen eine Art von ernsthaft sanftem Wesen dar.

In ihrem Gange,

ihren Bewegungen, und ihrem ganzen Betragen herrscht

ausnehmend viel Grazie. gls weist.

Ihre Farbe ist mehr gelbbraun

An der Oberlippe tragen sie einen kleinen

Bart. Ihre Kleidung ist flttsam; sie

besteht bei den

Mannspersonen in einem Turban auf dem beichornen Kopfe, in einem weißen Kallico, der wie unsere Obere röcke gemacht ist, und worunter ste eine enge Weste von

blumigem seidenen oder wollenen Zeuge tragen.

Ihre

Beinkleider find sehr weit, und da sie bis auf die Knöchel

reichen, so bedienen sie fich keiner Strümpfe.

Statt der

Schuhe tragen sie weite Pantoffel von rothem vergolde,

tea Leder. —

Ihre Gürtel sind von rother Seide mit

goldenen Streifen und großen Quasten. —

Die Klei­

dung der vornehmen Frauenspersonen ist überaus reich; sie tragen enge lange Hosen von Gold-, Silber - ober*

Seidenstoff, und darüber ein Oberkleid von feinem Mousselin, mit Seide, Gold oder Silber gestickt.

Die engen

Aermel dieses OberkleideS reichen bis an die Finger , unk-

das Leibchen ist so kurz, daß eS kaum bis unter die Arme* geht.

Das Hemde ist weit, häufig gefaltet, und hängt *

btS an die Erde. Zn ihren Wohnungen gehen ste meir

8o stenS über den Gürtel nackt, ausser denselben find Kopf

und Schultern mir einer Art von Regenmantel bedeckt.

Ihr Hals ist mit Perlen und Rubinen; ihre Finger, Arme und selbst Füße find mit Juwelen, goldenen und silbernen Ringen geschmückt.

Weiber von niedrigem Stande tra­

gen Ringe in der Nase.

Ihren Haaren und Augen­

braunen geben sie durch Waschen mit einen» gewissen Blatt

eine glänzende Schwärze.

Dir Nagel an Fingern und

Zehen malen sie roth, auch bemalen sie die Flächen der Hände und Fußsohlen.

Das Gesetz befiehlt den Hindus

tägliches Baden, als eia Zeichen, daß ihr Herz rein sein

solle.

Am liebsten verrichten sie dieses im Ganges. —

Die Hindus zeigen ferner ihre Pracht in einem zahlrei­ chen Gefolge von Bedienten mancherlei Art; in köstlichen»

Geschirre und Decken ihrer Pferde, Kameele und Ele­ phanten, und in

der Niedlichkeit

ihrer Palankins.

Dies ist eine Art von Tragsessel, mit Polstern belegt und mit Stützen versehen, vermittelst derer er von vier Män­

nern auf den Schultern getragen wird.

ES ist die ge­

wöhnlichste Equipage der Hindus; dagegen wissen ste von

keinen Kutschen.

Auch mit den Dosen, worin ste ihre«

Betel aufbewahren, machen ste großen Staat.

Dee

Gebrauch, diese Pflanze zu kauen, ist bei ihnen noch ge­

meiner, als bei uns der Gebrauch, das Pulver der TabackSpflanze in die Nase zu ziehe«. —

Die Häuser der Hindus find gemeinhin nur von

Thon oder Ziegelsteinen.

Sie find von weitem Umfange,

eutdalten geräumige Gallertee« und Bequemlichkeiten von

mancherlei Art.

Die Wohnzimmer sind klein, und daS

Geräthe, die reichen Persischen Tapere« ausgenommen,

ist

8t ist nicht sonderlich zierlich.

Die größte Pracht ihrer Pal­

iäste besteht in Bädern, Tempeln, Göttern und Harems.

Die Harems oder Zenanas, b. i. die Wohnsttze der

Weiber, find von den Hatt-'ern entfernt, und erhalten ihr Licht durch einen Hof im Mittelpunkt des Gebäudes.

Die Speisen der Hindus find sehr einfach; sie be­ stehen vornehmlich in Reis, Ghie, (eine unvollkommene

Art Butter), Milch, Gartengewächse, und edleren Früch­ ten.

Den vornehmen Kasten ist es erlaubt, das Fleisch

von Ziegen, Hammeln, Federviehs und Fischen zu essen; den niedrigen ist dieser Genuss durchaus verboten. Ge­ gen alle berauschenden Getränke haben sie einen natürli­

chen Abscheu. Wein zu trinken ist bei Ihnen ein Kapital­ verbrechen. Sie trinken gern Kassee und Thee, Regen­

wasser, das in einer gewissen Jahrszeir aufgefangen wor­ den, selten aber Quell - und Flusswassrr. —

Die Erziehung der Kindheit ist milde, und doch fehlt es ihnen nicht an Kenntnissen, noch minder an stil­ lem Fleiße, und fein nachahmenden Künsten; selbst die niedrigen Stande lernen lesen, schreiben und rechrren-

Die Jugend empfangt den Unterricht unter freiem Him­

mel.

Ein ehrwürdiger Greis sitzt oder steht auf einem

kleinen Hügel, oder auf den Stufen einer Terrasse: um ihn herum versammeln sich die folgsamen Kinder der Hir-

dus, und hören voll Ehrfurcht und Aufmerksamkeit keh­ ren der Tugend und Weisheit. Hier werden sie zu den Ge­

schäften und Pflichten des Lebens, zue gottesdienstlicher» Verehrung, zur Liebe gegen ihre Aeltern, zur Achtung ge­

gen das Alter, zur Gerechtigkeit und Menschenliebe, und B. G. I. Dd.

F

82

besonders znr Ergebenheit gegen die Mitglieder f5w eigenen Kaste, erzogen. Der Unterricht ist das Geschafft der Braminen. Der Charakter der Hindus ist vielseitig, und lasst sich nicht leicht bestimmen. Aus der Zerihetlung ihres Landes in viele kleine Herrschaften, aus der Verschieden, heit des Klimas, der Kasten und Regterungsfvnnen, und aus dem Einflüsse, den verderbte Ausländer, als ihre Uebrrwinder, auf sie haben, entsteht ein niannichfalr'ges Gemische von Charaktere». Im Ganzen genommen sind sie ein fanstmüthiges, wohlthätig, s, und dabei aber­ gläubiges Volk. Unleugbar ist's, sagt Herder, daß die Dramanen ihrem Volke eine Sanfimuth, Höflichkeit, Mäßigung und Keuschheit angebilbet, oder es wenigstens in diesen Tugenden so bestärkt haben, daß die Europäer ihnen dagegen oft als Unreine, Trunkene und Rasende er­ scheinen. Ungezwungen zierlich sind ihre Gedehrden und Sprache, friedlich ihr Umgang, rein ihr Körper, einfach und harmlos ihre Lebensweise. Sie sind gastfrei, ge­ fällig und leutselig; in ihrem Umgänge übertreffen sie an zuvorkommender Höflichkeit bei weitem die Franken, und dieser liegt nicht Eigennutz, sondern aufrichtige Hoch­ schätzung zum Grunde. Indeß spannt die erschlaffen­ de Hitze des Klimas, und der Druck des Despotismus ihre Nerven ab, und verzehrt alles leidenschaftliche Feuer; daher sind sie keiner großen Thaten fähig. Trägheit und Gleichgültigkeit sind Hauptzüge ihrer Natur. Es ist bes­ ser, sagen die Hindus, zu fitzen als zu gehen, zu schlafen alS zu wachen, aber der Tod ist das Beste von allem. Viele vornehme Damen und Herren können weder lesen

83 noch schreiben, weil sie jtt st der Art von Beschäfftiqung

zu bequem ober ju stolz sind.

Ihre Bedienten und Skla«

den ersetzen bet ihnen den Mangel dieser Kenntnisse.

Die

Indischen Damen lassen sich durch Vorlesen abenteuer­ licher Mahrchen die Zeit vertreiben, und durch Gesänge belustigen.

Sir genießen auch bas Vergnügen beö Tar-

zes und der Musik, ohne weder an dem einen noch an

dem andern selbst Antheil zu nehmen. Ich wundre mich, sagte ein Hindu zu einem Europäer, den er auf einem Ball eine Menuet tanzen sah, daß ihr euch die Mühe

gebt, zu tanzen, da ihr doch so viele Bedienten habt, die für euch tanzen könnten. Ehrgeiz ist ihnen ganz unbe­

kannt;

so lange die Religion jeden einzeln Menschen

in seine bestimmte Kaste einschränkt, werden sie mit die­ sem Wort nie einen Begriff verbinden können.

Von dem

Geize werden besonders die Banianen beherrscht.

Die Sanscritta oder Grandom ist die älteste

Sprache in Jndostan.

Sie ist jetzt nur noch die gelehrte

und die Sprache der heiligen Schriften der Braminrn.

Aus ihr sind unstreitig die verschiedenen noch lebenden Sprachen der Indier entstanden, die sich in zwo Haupt­

sprachen, die Malabarische, und die Jndostanische theilen. Diese Sprachen sind schön, ausdrucksvoll und stark.

Im Sprechen und Lesen haben die Hindus einen

gewissen musikalischen Ton, wie die Jtaliäner.

Die

Persische Sprache ist die Hofsprache in Jndostan.

Die Religion und Philosophie der Indier ist in 4 Büchern enthalten, die fle Bedas oder Veda.ms nen­

nen, und deren Verfassung einige dem Brama züeignen' F 2

84

wollen. Sie find in der Sanscrit oder heiligen Sprache geschrieben, deren Kenntniß das Geheimniß der Bramanen ist. Niemand als diese darf solche lesen, und ein Braman, der fle einem aus einer andern Kaste vorzu­ lesen flch erkühnte, würde auf ewig aus seiner Kaste ver­ bannt werden. Die 4 Vedams enthalten 100,000 Stan­ zen, jede von 4 Zellen, über Religion, Moral, Meta­ physik, Astronomie — u s. w. Eine so tiefe Einwir­ kung, sagt Herber, als die Religion der Bramanen Jahrtausende hin auf die Gemüther der Menschen ge­ macht hat, hat wohl schwerlich eine andere Reiigion er­ wiesen. Der Charakter, die LebenSart, die Sitten des Volks, bis auf die kleinsten Verrichtungen, ja bis auf die Gedanken und Worte, sind das W8 biS 20 Millionen Pfund Thee auS China nach Europa ge-

95

bracht wovon England zwei Drittel einführt, und die Halste davon selbst verbraucht. — Dr. Arnot, der lan­ ge zu Kanton unter den Chtnesern practlstret hatte, be­ zeugt, daß sie niemals zur Ader lassen. Wahrscheinlich ist es dem Thee zuzufchreiben, daß sie zu Entzündungs­ krankheiten nicht geneigt sind. Eben diese Bemerkung würbe man machen, wenn man die Geschichte der Krank­ heiten vor und nach dem G-brauch des Thee's in Europa vergliche. — Dr. Boutika, ein Niederländischer Arzt, behauptete, man könne ohne Schade« ein» bis zweihun­ dert Tassen Thee hinter einander zu sich nehmen. Der Niederländer war aber offenbar ein besserer Politi­ ker, als Arzt; denn er schrieb zu einer Zeit, wo sein Vaterland diesen ganzen Handel beinahe als Monopolium trieb, und wo den Herren Generalstaaten äußerst viel dar­ an gelegen war, daß der Gebrauch des Thees medkcinisch empfohlen würde.

Taf. V. Fig. 25.

Der Kaffeebaum. Lat. Cofsea. Cafier.

Fr. le

$x>

bald ein niedriges, bald ei» 16 bis ,8 Fuß hohes strauchartiges Gewächs. Seine Blätter gleichen bett Lorbeerblättern, sind aber etwas länger. Die Blüthen sind weiß, wohlriechend, und fitzen traubenweis dicht an den Zweigen. Die länglichen Beeren (Fig. a.) sehen an­ fangs grün, hernach röthlich, und wenn sie reif find,

96 schwärzlich aus, find von einer dünnen grauen nar­ bigen Haut (Fig. b.) eincesch.ossen, welche, auf einem Laken ausgebreitet, wie die Knoten des Flachses auf­

springt, und unter der sich zwei an einander gefügte graue Bohnen befinden, die man von ihrer in­

nern Schaale

au einer Windmühle oder Handmühle

reinigt, und dann austrocknet und geröstet trinkt. Da der Baum Blüthen, reist und unreife Früchte zu­

gleich trägt, so können die Früchte nicht auf einmal ab­ genommen werden; sondern es geschieht des Jahres dreimal, indem man Tücher unter die Bäume brei­ tet, und die

reifen Früchte abschüttelt.

Die Frucht

braucht ein ganzes Jahr zu ihrer Reist.

Der Kaffee­

baum stammt ursprünglich aus Arabien, woher, beson­ ders aus der Gegend von Mecca, in der Provinz I)e-

men, noch jetzt der beste Kaffee kommt, den man den Le-

vantischen nennt, und wovon das Pfund auf der Stelle 8 Gr., und hier 16 Gr. kostet.

In Arabien

bedient man sich nicht der Bohnen, sondern der beiden äußeren

Schaalen zum

heißt:

Kaffee deS Sultans.

Gelrank, und.dieser Kaffee

Der Sage nach sollen die Thiere zur Erfindung die­ ses Getränks die erste Veranlassung gegeben haben. Ein Hirt in Arabien hütete auf den Bergen eine Heerde Ka-..

meele, ober, wie andere wollen, Ziegen, und bemerkte, daß sein Vieh wider die Gewohnheit die Nacht hindurch munter blieb, und im Stalle umhersprang.

Der Hirt

klagte es dem Prior des Klosters, dem die Heerde ge­

hörte; dieser vermuthete, daß es vom Futter Herkommen müsse; er untersuchte den Ort, wo bas Vieh den Tag zuvor

97 zuvor geweidet hatte, und fand daselbst kleine Bäumchen

deren abgefallene Früchte das Vieh gefressen hatte.

Er

nahm dergleichen Früchte mit, kochte fle im Wasser, trank

davon, und befand flch darauf besonders munter.

Der

Prior, ein eifriger und zugleich witziger Mann, der sich

schon lange über seine verschlafenen Mönche geärgert hatte, glaubte nun, ein Mittel gefunden zu haben, diesem Uebel abzuhrlfen.

Er empfahl daher diesen Trank den

Mönchen, damit fle die Metten nicht mehr verschlafen möchten, und fand das Mittel bewährt. Hierdurch soll

der Kaffee zuerst in der Türkei, dann 1604 durch die Ve-

netianer, welche damals starken Handel nach der Levante trieben, in Italien und Frankreich, und nach und nach In ganz Europa eingeführt worben sein. Die Franzo­ sen, Holländer, Engländer u. a. haben seit diesem Jahr­ hunderte diese arabische Frucht in alle Welttheile ver­

pflanzt.

Der meiste Kaffee kommt aus Amerika, beson­

ders aus Westtndien, und der beste wird, außer Arabien,

auf der Insel Martinique gezogen.

Die Holländer

bauen ihn auch zu Surinam, Java, Ieilan und Bata­ via. —

Neuerlich hat ein deutscher Landwirth ein Mit­

tel gefunden, die Kastanien zu trocknen, und so zu berei­ ten, daß fle an Geschmack fast dem besten türkischen Kaf­

fee gletchkommen, und an Kraft ihn noch Übertreffen. —

Der Kaffee aus Cichorienwurzeln wurde von dem Major von Hein zuerst eingrfährt, welcher 1770 auf6 Jahre

«in Privilegium erhielt, in den preußischen Landen Ci­ chorien zu bauen und zum Kaffee zu bereiten. —

Herr

Fresnehard tu Paris hat jetzt ein aus Reiß, Gerste,

Roggen, Mandeln und Zucker bereitetes Getränk erfun­ den, das statt des Kaffees diene» soll. Das Pfund davon

B- G. 1. B-

G

SS

kostet 04 Sols. Df? ersten Kaffeehäuser wurde» km Jahre 1554 ju Konstantinopel; 1671 zu Marseille: 167a zu Parts; 1652 ju London; 1696 zn Nürnberg, und »71Z j« Augsburg angelegt — Folgende sehr mäßige Angabe zeigt, wie viel Kaffee jährlich den Europäern geliefert Wird. 1,500,000 Pfund Arabien liefert 1,200,000 — ♦ Tstnbon auf Java B 2,00 >,000 " F Jakarra auf Java ♦ 2,535,100 —Dr« Insel Bourbon Surinam, Brrbice und Essequebe 12,000,000 — 2,000,000 — f St. Lucia Martinique

-

-

-

-

Guadeloupe, nebst den dazu gehörk♦ gen kleinen Inseln Et. Domingo Jamaika # Dominika -

6,000,000



3,500,000



12,000,000



1,000,000



400,000

—-

44, *35, >00 Pfund.

Man rechne daS Pfund nur 5 Gr., so beträgt obige ein­ geführte Summe von Kaffee 9, >94,792 Rthlr.

Der Papagei. Lat. Pßttacus, Fr. le Perroquet. ie Papageien find eines der schönsten und buntfarbig­ sten Vögelgeschlechter. Man kennt davon über 100 Gat­ tungen, wavon einige so groß als ein Kapaun, andere

w.

Taf. IT.

SS

nkcht größer als ein Sperling sind. Sie werben durch die ungeheuer großen, aber in Verhältniß ausnehmend leichten, hakenförmigen Schnäbel kenntlich, die ihnen nicht, zur Verstärkung des Geruchs, sondern als kuftbehätter, und zum Klettern und Festhalten, statt eines dritten Fußes, dienen. Sie bewohnen bloß die wärmsten Erdstriche von Asten, Afrika und Amerika. Sie nisten auf den äußer­ sten Aesten der Kokos-, Muskaten- u. dgl. Baume. Ihre Nahrung besteht in Kokosnüssen, Eicheln und Kärbiskernen, in Hirse, Reiß, und allen Arten von Getreide­ körnern; zahm fressen sie alles, was die Menschen essen, Sie können niesen, sich räuspern, jähnen, u. f. w.r und beide Geschlechter lernen mir ihrer dicken breiten Zunge, und bei ihrem guten Gedächtniß sehr leicht Worte nach­ sprechen. Um einen Papagei dieses zu lehren, d-ckt man feinen Bauer bis auf eine kleine Oeffnung zu, hängt vor die offen gelassene Seite einen Spiegel, damit er sich darin sehen kann; des Morgens und Abends, wenn er gegessen hak, sagt man ihm einige Wortt etliche Mal vor, welche er dann selbst nachfpricht. Ein abgerichteter Papagei wird oft mit 50 bis roo Rrhlr. bezahlt. — Man isst ihr Fleisch, und braucht ihre Federn zum Putz. — Die Papageien werden in Langschwänze und Kurzschwänze ein, getheilt. Zu jenen gehört Taf. VI. Fig. 24. Der kleine rothe Ara. Lat. Plittacusmacroures ruber. Fr. le Petit Ara rouge.

Es giebt mehrere Gattungen von den Aras und zwei Spielarten von dem rothen Ara, einen größeren und G a

106

einen kleineren; jener ist unter allen Papageien der größte und schönste; und das ($k fieber des hier abqebildetett kleineren glänzt gleichfalls Wie Purpur, Gold und Azur. Er hat ein stolzes Ansehen, lässt sich aber leicht zahm machen. Er unterscheidet fich vorzüglich von den andern Gattungen durch seine Größe, durch seinen langen und zugespltzten Schwanz, durch die Weiße nackte Haut um die Augen, und sein widrige- Geschrei: Ara! Ara! wo­ von er auch den Namen hat. Er lebt in den dicken Wäldern von Südamerika.

Taf. VI. Fig. 2Z.

Der Kakadu, Lat. Psittacus albus criftatus. Fr. le Kakatoes ä hupe blanche. Papagei ist der größte in der alte» Welt, weiß am ganzen Leibe, hat eine schöne Federkrone auf dem Kopfe, die aus zehn oder zwölf Echwungfedrrn mit breiten Fahnen besteht, die er im Zorne zu einer beträcht­ lichen Größe sträubt. Von seinem Schreien: Kakadu! Kakadu! hat er den Namen. Er lebt in Ostindien.

Die Schildkröte. Lat. Testudo. Fr. la Tortue. Schildkröte steckt mit dem ganze« Leibe zwischen zwei fchönfarbigen dicken Schildern oder -ornartigen

101

Schaaken, wo nur vorn und Hinte« eine Oeffmmg fSt

den Kopf und die Vorderbeine, der, Schwan; und die Hin­ terbeine ist, welche ste herausstecken und einjtehen kann. I?r Kopf ähnelt einem Schlangenkopfe, und der Schwanz dem Schwänze einer Eidechse, die Kiffer des Mundes stad ohne Zähne. Es giebt deren von der Größe einer Hand, dis zu der Länge von 9 Fuß und bis ju 900 Pfund an Gewichte. Sie entstehen aus Eiern, die bei dm größten ungefähr so groß als Gänieeter, bet den kleinem ab»r nur von der Größe der Hnrinüsse find, und von der Sonnenhitze tm Sande ausgebrüket werden. Dir Riesettschilrkröie tegt jährlich 1000 bis 1200 Eier, und würde bald die ganze Welt erfüllen, wenn die ausgekrochene» Jungen den Seevögeln und andern Raubthiere» Nicht jur Nahrung dienten. Sie leben in allen Welttheilen thki ü un Wasser, theils auf dem Lande, und »ähren sich von kleinen Fischen, Seepflanzen, Moos, Gras u. dgl. Es find träge Geschöpfe, die in 20 Jahren nur wenige

Zolle an der Größe zunehmen, und auch während ihres

langen Winterschlafes nur wenig am Gewichte verlieren. Sie werden go dis 90 Jahre alt. Man isst ihre Eier und ihr Fletsch, welches tm Geschmacke dem Hühnerfleische gleicht, leicht verdaulich und sehr gesund ist, besonders für dm Scharbock und andere Seekrankheiten. Aus ih­ rem Schilde oder der Schiidpatte, welches sich in heißem Wasser weich mache« lässt, »nacht man Dosen, Uhrge­ häuse und viele andere niedliche Arbeiten. Man fängt ste theils mit Netze« ober Harpunen auf der offenen See, theils beschleicht man fie des Abends, wenn fie aus dem Meere stergt, und wirst ste mit einer Stange plötziich auf dm Rücken; denn sie kann sich dann nicht mehr umwenbrn.



io»



Man theilt die Schildkröten gewöhnlich, «ach dem

Ort ihres Aufenthalts, in Meer-, Fluss- und Land­ schildkröten.

Die Meerschtldkröten haben

Flossen an den Füßen, womit sie schwimmen; sie können

nür langsam kriechen, und wohnen nur in den Meeren

von Ost-und Westindier», in warmen Zonen, und geben

das schönste Schildpatt oder Schildkrot, welches durchsichtig

ist

und

draunrothe

Flammen

hat.

Die

Flussschtlbkröten haben Füße, deren Zehen mit ei­ ner Schwimmhaut verbunden sind; diese leben in allen

Theilender Erde, und sind in Europa, sonderlich in

Deutschland, von der Größe eines halben Fußes. findet sie häufig in der Donau.

Man

Die Suppe von dieser

Art empfiehlt man den schwindsüchtigen Personen.

In

Amerika giebt es Fluffschilbkräten von äoo Pfund.

Die

Landfchildkröten haben ganz freie Zehen, sind wie die Flussschtlbkröten allen Erdtheilen eigen, und haben auch

wie diese einen Hund-kopf, und eine so zähe Reizbarkeit, daß Ke sich wohl noch »4 Tage regen, nachdem man ihnen

den Kopf abgeschnltten har.

Sie halten sich in Büschen

und" sumpfigen Gegenden auf.

Str leben gern in Gesell­

schaft und rücken so nahe zusammen, daß sie eine Art von Pflaster ausmachen, über welches man gehen kann. Winter graben sie sich in die Erde.

Im

Zu dieser Gattung

gehört die Mo falsche Schildkröte, die wegen ihres der Mosaischen oder Mvsivmahlerei ähnlichen Rücken­

schildes so genannt wird; welches mit gelben und schwar­ zen würfelförmigen Flecken .bezeichnet ist.

einige Zoll groß und wohnt in Aftikq.

Sie ist nur



io5 —

Taf. VI. Fig. 26.

ist eine Landschildkröte, Lat. Testudo sca-, bra *). Fr. la Tortue scabreuse, abgebildet. Es giebt welche von dieser Gattung, die an 200 Piund wiegen. Das Fleisch ist schmackhafter als an den Meerschildk-öten; die sehr große Leber ist eine Dellkateffe, und daS Fett gleicht der besten Butter, i

Taf. VI. Fig. 27.

Der Biber, Lat. Castor. Fr. le Castor, le Bievre. Biber ist 5 Fuß lang, und ungefähr 2 Fuß hoch. Sein Kopf ist kurz und zusammeagedrückt, die Schnauze dick und stumpf. Er hat zween schneidende Voroerzähne oben und unten. Seine Beine sind ganz kurz, die vor­ deren sehr klein, und ohne Schwimmhaut, die Hinteren wett größer, und mit einer Schwimmhaut versehe«. Sein Schwanz lst fleischig, ungefähr eine halbe Elle lang, eine viertel Elle breit, und kaum einen Daumen dick, mit Schuppen, und mit dazwischen stehenden einzelne« Streifen Haaren besetzt. Er bedient stch desselben wie eines Ruders, um seinen kauf im Wasser zu richten. Die Farbe seines FelleS ist kastanienbraun; es giebt aber ') Scabra, b i. höckerichte, weil die Blätter de« Schilde» in der Mitte eine Erhöhung haben»

■ *■*

io4

***

auch ganz schwarze und weiße. —

Er bewohnt die

wüsten Gegenden an den Ufern der Flüsse und Seen tu -en kalten und gemäßigten Gegenden von Europa, Asten und Amerika; Nordamerika ist aber jetzt sein Hauptfitz. Er flieht den Menschen, und hört auf in den bewohnten

Gegenden gesellig zu fein.

Seine Nahrung besteht in

grünen Baumrinden, Laub, Feldobst, Wurzeln, Schilf, Krebsen und Fischen.

Er wirst alle Jahr auf einmal a

bis 5 Junge, und wird 15 bis so Jahre alt.

Nichts Ist auffallender, als dle an Vernunft-OperaIkonen gränzenden Kunsttriebe des Bibers, welche er im Bau feiner Wohnung, und in der künstlichen Herbei-

fchaffung der dazu erforderlichen Materialien beweiset. Im nordwestlichen Amerika verfammrkn sich diese Thiere

im Junius und Julius zu 2 bis 300, um sich mit verein­ ten Kräften an dem Ufer eines Gewässers eine Stadt zu bauen.

In Flüssen, wo daö Wasser dem

Stei­

gen und Fallen unterworfen ist, bauen fie erst einen

Damm quer durch den Fluss. Sie suchen hierzu einen Bäumaus, der nahe am Ufer des Flusses steht, zerna­ gen ihn am Fuge mit ihren 4 Schneidezähnen, und fäl­

len ihn quer über den Fluß.

Nm nicht von dem fallen­

den Baume getroffen zu werden, kerben ste den Stamm

erst an der Sette ein, wohin er fallen soll.

Die Aeste

beißen sie von dem Stamme ab, als wenn fie abgehauen waren. Kleinere Bäume zerschneiden sie, und bilden solche zu Pfädlen, graben mit ihren Vorderfäßen Löcher in die Erd«, und senken sie hinein.

Die Zweige flechte«

sie zwischen den Pfählen ein, tragen mir ihrem Maule

und ihren Vordersüßen Erde herbei, und füllen die Zipl--



io5



fchenräume dieses Pfahlwerks damit auS.

Dieses besteht

aus einigen Rethen Pfählen, welche alle «chräg gegen

den Strom des Flusses eingesetzt find.

Der Damm hat an

der Grundfläche 10 bis 12 Faß Dicke, oben aber nur 2

bis 5 Fuß.

Auf der Oberfläche lassen fir zwei Oeff-

nungen, damit das überflüssige Wasser heraus laufe»

könne, und

bedecken fie mit Rasen.

Operationen,

welche

das

allgemeine

Dies Beste

sind

die

befielen.

Sie trennen sich nun in kleinere

Gesellschaften, und

bauen sich Hätten oder Häuser.

Diese werden

an dem Sande des Ufers auf Pfahlen aufgeführt.

nahe Die

Form dieser Gebäude ist gewöhnlich rund oder oval, sie haben 8 bis »4 Fuß im Durchmesser, 2 bis 5 Geschosse in der Höhe, eins unter dem Wasser, jedes hat zwei Zugänge, einen vom Land«, und den andern vom Grunde des Wassers.

Die Mauer und das Gewölbe oder Dach

dieser Häuser ist von einer Art sandiger Erde gebaut, und ist so fest und undurchdringlich, daß es allem Wind

und Wetter widersteht.

Die Wände find von innen und

außen so reinlich übertüncht, als wenn alles von Menschen­

händen gemacht worden wäre. statt einer Mauerkelle.

Der Schwanz dient »hne»

Der Fußboden ist mit Reifer»

überstreut, und die Wände sind mit Moos belegt.

Hier

huckt der Biber neben seinem Weibchen, und hat gewöhn­

lich den Hintern Theil des Körpers und den Schwanz ins Wasser gesenkt.

Hierzu dient ihm die Oeffnung nach der

Wasserseite, die gleichsam ein Fenster vorstellt.

In einer

jeden Hätte ist ein Magazin, worin fie Winterprovision

aufbewahren.

Man hat Biberdörfer gefunden, die aus

25 solcher Hütten bestanden.

In den kleinen Hätten be­

finden sich 2 bis 6, in den großem so bis 50 Biber.

io6

—•

Wenn fie km Sommer ihre alten Wohnungen ausqebef-

sert ober fich nme gebaut, und sich dann ihren Nah­ rungsdorrath für den Winter herbeigeschafft haben, so

kommt die ganze Gesellschaft wieder zusammen, und be­ wohnt ihre Hätten vom Herbste bis zum Frühling.

In

der ganzen Kolonie sowohl, als in den häuslichen Ge­

herrscht ununterbrochen F-iede unc Ein­

sellschaften,

Don diesen geselligen Bibern unterscheide«

tracht.—

fich die ungeselligen, welche man in Deutschland und

einigen andern Gegenden von Europa findet; sie lebe« hier einzeln , weil fie die Nahe der Menschen fliehen;

fie find schüchtern, und verlieren alle Kunsttriebe, die fie in jenem geselligen Zustande in der thierischen Natur so vorzüglich auszeichnen > fie graben fich Löcher in die Erde

wie der Dachs, gewöhnlich ober ntchr weit von einem Gewässer; deswegen heißen diese auch Gruben - oder

Der Biber kann, wenn er jung gefan­

Erdbiber.—

gen wird, leicht gezähmt werden, und ist alsdann ei« sanstmüthiges, trauriges, gleichgültiges Geschöpf, und

verräth keine einzige von den ihm in der Freiheit eigene« Er läuft auf der Erde herum, und ent­

Fähigkeiten.

behrt das Wasser.

erwachsener

Ein

wird nie zahm.

Er geht auf dem Lande langsam und lahm, schwimmt

aber hurtig, und taucht schnell, aber nicht lange, un­

ter.

Er geht auf den Hinterfüßen, wenn er in de«

vorder» Geruch,

etwas tragt. find

dabei auf dem Rücken.

vertragen,

und

besonder-

Seine Sinne,

sehr fein.

entledigt

Er

schläft fest,

Unreinlichkelt kann fich

deswegen

raths stets außer seiner Wohnung. —

der

und liegt er nicht

seines

Un­

Man isst sein

Fleisch, und hält vorzüglich seinen Schwanz und seine

io7 Zunge für wohlschmeckend. Unter dem Schwänze findet sich bei beiden Geschlechtern in einem Deutel eine fette gelbliche Materie, die man Bibergeil nennt; wenn dieses getrocknet worden, siebtes dunkelbraun aus, und ist bröckltch; es riecht unangenehm stark, und schmeckt eckelhaft bitter; es wird, besonders das sibirische, als eins der Wirksamsten äußern und innern Arzeneimittel verbraucht. Auch des Biberfetts bedient man sich äußerlich wider Nervenkrankheiten, Gliederreißen u. dgl. — Die Diberhaare stehen in einen hohen Werth: je schwärzer sie find, desto höher ist dieser. Nach der verschiedenen Zeit, worin der Biber gefangen wird, entsteht ein dreifacher merklicher Unterschied in seinem Balg oder Fell, nämlich: i) der Winter- oder russische Biber, welcher im Winter gefangen worden, ehe er abhaarte; dieser lst zu Unterfuttern der beste. 2) Der Sommer - oder magere Kastor, welcher im Sommer gefangen wor­ den. Dieser bat schon viel von seinem Fell durch das Haaren verloren; man braucht daher das Haar in Huth-, Handschuh-, Strumpf-, Tuch - und Zeugfabriken. Z) Der fette Biber, kommt von den Wilden in Amerika, die ihn schon aus dem bloßen Leibe getra­ gen haben; ob er gleich eben so gut als der Som­ merbiber ist, so wird er doch nur, weil der Balg den Schweiß der Wilden eingesogen hat, zu Hüthen ver­ braucht. — Die abgeschnittenen Biberfelle werden zum Beschlagen der Koffer, zu Pantoffeln u. dgl. ge­ braucht.

io3





Taf. VI. Fig- 28.

Der dreigürtelige Armadill, das Gürtelthrer mir drei Gürteln, oder der sipar. Lat. Dasypus tricinctus. Fr TApar ou le Tatou ä trois bandes. IX ter den vierfüßigen, lebendige Jungen gebärenden,

Thmen giebt es verschiedene Arten, weiche nicht init

Haaren, sondern mit einem starken Harnisch vom sechs­ öder vrereckraen schön figurirtea Schildern bedeckt Knb.

Dies« Schilder Ernst

bedecken

de«

ganzen

und Bauch ausgenommen,

Körper,

Kehle,

welche Theile eine

we ße körnige Haut, wie an einem gepflückten Huh», zeigen.

Diese Schaale besteht nicht aus einem einzige»

Stück, wie bei der Schildkröte, sondern ist auf dem Leibe

in verschiedene Gürtel getheilt, welche durch eben so viel weiche Häure mit einander verbunden find, damit sich

daü Thier bewegen und bei feindlichen Angriffen leicht zusommenrollrn kann.

Sie werden 1 bis if Fuß lang.

Die Azahi dieser Gürtel hangt nicht von dem Alter, son­

dern von den verschiedenen Arten dieser Thiere ab. nennt

diese Thiere

überhaupt

Gürteltbiere.

Ma« Sie

unterscheiden sich von einander durch die Gürtel oder

Reifen; es giebt nämlich welche, die z, 4- 6, 8, 9, IS bis 18 solcher Gü tel über die Mitte des LeibeS haben.

Ihr

D- cerland ist Ostindien und das südliche Amerika.» Sir

leben in Bauen, die sie sich unter die Erde graben, und

io9 Die Indier

näbren sich von Erd - und Baumfrüchten.

und Neger finden ihr Fleisch wohlschmeckend.

Den Gär­

ten und Pflanzungen thun sie vielen Schaden. —

Die

Abbildung stellt einen dretgürteligen Armadill vor. Er unterscheidet sich von den andern durch seinem längli­ chen, beinahe pyramidenförmigen, Kopf, durch seine 5 beweglichen Gürtel, und durch feinen kurzen, nur a Zoll

langen, Schwanz.

Taf. VI. Fig. 29.

Das Stach e l sch w ein. kat. Hystrix criftata, Fr. le Porc-epic. ^/as Stachelschwein ist nicht etwa ein m!tStacheln be­ setztes Schweln, es hat vielmehr mit biefem, außer dem Grunzen, nicht die geringste Aehnltchkeir.

Es hat einen

kurzen Kopf, vorn in jeder Kinnlade zwei Schneidezähne

Wi» der Biber, eine gespaltene Nase wie der Hase, runde platte Obren, Füße mit Nägeln bewaffnet, und einen kur­

zen Schwanz.

In Ansehung der Stacheln, womit fein

Rücken und Schwanz besetzt ist, gränzt es an den Igel; eigentlich Haden aber seine Stacheln mit den Federkielen

mehr Aehnlichkeit, als mit den Stacheln des Igels; es find ordentliche Schafte, denen nur die Bärrr fehlen, um Federn zu sein; und in dieser Rücksicht macht es den

Uebergang zwischen den vierfüßigen Thieren und den Vö­ geln.

Die Stacheln sind 10 bis ia Zoll lang, schwarz­

grau, miß, gelb und roth gestecht, und geben einen ktir-

>10

rtttbttt Ton von sich, wenn sie beim Gehen des Thiers

zusammenschlagen.

Sein Leib ist schwarzgrau,

Kopf röchlich, und seine Größe 2 biö 3 Fuß.

der

ES ist nur

in beißen Ländern aller Welttheile einheimisch.

Seit

einigen Jahrhunderten ist es nach Europa verpflanzt, und lebt häufig in Italien, Spanien, und auf den Appenninen; die europäischen sind aber nicht so schön, als

die in den andern Welttheilen.

Es nährt sich von Wur­

zeln, Gemüse, Früchten und Sämerei.

Gegen die An­

griffe der Schlangen und andrer Thiere rollt es sich in eine Kugel zusammen, verbirgt Füße und Haupt, und

wälzt sich über seinen Feind hin. Daß das Stachelschwein, wenn es gereizt wird, seine Stacheln mit großer Heftig­

keit von sich werfen könne, ist eine Fabel.

Sein Fleisch,

welches dem Schweinefleische ähnlich ist, wird gegessen,

und feine Stacheln braucht man zu Zahnstochern und Pinselsttelen. Im Magen deS Stachelschweins finden sich zuweilen Bezoarstetne") von verschiedenen Sorten.

•) Der Bezoar ist ein au« mineralischen Theilen gebilde­ ter, bald weißer, bald aschgrauer Stein, der sich in dem Ma­ gen verschiedener, vorzüglich im Orient lebender, Thiere finde», und dem man ehemals ungegründele Wunderkräft« in der Heilkunst zuschrieb.

111

Taf. VII Fig. 50.

Der Kapernstrauch, kat. Capparis. Fr. le Caprier. Kapernstaude wachst ftt den südlichen Provin­

zen Frankreichs, in Spanten und Italien.

Es ist eine

dem Bromberrenousch ähnliche Staude mit niedrigen

Zweigen, runden glatten Blättern, und wild wachsend,

mit einem dornigen Stengel; in den Gärken angebüur hat fie keine Stacheln.

Ihre schönen rothen Blüthen bekömmt

man selten ju sehen; denn man sammelt Pie grünen Kno­

spen, ehe fie aufbrechen, und dies find di« Kapern, welche Wir als Gewürz, an mehreren Fleischspeisen, Sardellensallat u. s. w. essen. Man trocknet die Knospen an der Lust im Schatten, beizet fie alSbann in Essig und Salz,

schlagt fie mit dteser Brühe in Fässer und versendet fie

durch ganz Europa.

Ja einigen Ländern werden fie auch

trecken eingesalzt und verschickt.

Die frischesten und

besten find diejenigen, weiche «ine lebhafte grüne Farbe haben.

Man Hai Beispiele, baß schändliche Gewinnsucht

es versucht hat, die grüne Farbe bei alten verdorbenen

Kapern durch Kupfer wieder Herzustelleu, und baß con

dem Genuß derselben Menschen vergiftet worden. —

In

Frankreich macht man auch die nierenförmtgen Frucht-

körner ein, und nennt fie Cornichons de Caprier.

Wir

könnten unsere Brühen mit Deutschen Kapern verbessern, wenn wir uns der in Deutschland häufig wachsenden

112

Dotterblume, die die nämliche« Dienste thut, bedle-

nen wollten.

Taf. VII. Fig. 51.

Der Oelbaum. Lat. Olea. Fr. 1'011vier. JiL/aS Vaterland des nützlichen Oelbaums stad die hei­

ßeren Gegenden von Europa: Portugal, Spanien, das südliche Frankreich und Italien.

eines Pflaumenbaums.

Er erreicht die Höhe

Sein Stamm ist knotig; seine

Blätter, die Wmter und Sommer grün find, sehen aus

wie Weidenblätter, seine Blüthe ist weiß, seine rothbrau­ ne Frucht gleicht einer kleinen Pflaume und heißt Olive. Wenn die Oliven gepresst werden, geben ste das bekannte

Baumöl,

davon in der Pressung selbst verschiedene

Sorten entstehen.

Der erste, und ganz leichte Druck mit

der Presse giebt das reinste,

wohlschmeckendste,

weiße, oder sogenannte Jungfer nöl; der

ganz

zweite

schärfere Druck, der schon die Kerne der Olive zerquetscht,

giebt eine schlechtere Sorte von Geschmack, oder das ordinäre

Baumöl;

der dritte schärfste Druck der

Presse giebt das schlechteste Del, das zum Brennen in

den Lampen dient, und von Künstlern und Handwerker» gebraucht wird. Das beste und reinste Del ist das Lis­ sabonner, daß Provencer und das Gardseer um den Lago di Garda in Italien.

In allen Ländern, wo

der Oelbaum wächst, wird bas Baumöl, wie bei uns die Butter, an den Speisen gebraucht; und überdies nährt

-er



US



brr Handel damit noch viel taufend Menschen. werden die Oliven nicht häufig genossen.

Roh

Halbreif werden

sie auch mit Ealzwasser eingemacht, und wie die Kapern zu verschiedenen Speisen gebraucht.

Taf. VII. Fig. zu.

Die Pfefferstaude. Lat. Piper. Fr. le Poivrier. XJcc Pfeffer wächst in Ostindien an einem Strauche, der

wie unser Hopfen an Stangen gezogen und durch Steck, linge fortgepflanjt wird.

Die Blätter find eiförmig und

dunkelgrün mit 7 röthltchen Rtbben.

Seine Blüthen

sind grünlich weiß, und seine in kleinen Trauben, wie un­

sere JohanniSbeertrauben, zu 00 bis 30 an einander hän­

genden Beeren sind Hochroth; in diesen befindet sich der Sa­ me, welcher, wenn er getrocknet, schwärzlich wird, und un­ ser sogenannter schwarzer Pfeffer ist, der zum Ge­

würze dient, und welcher durch da-Beizen im Meerwasser die schwarze Haut verliert, und den weißen Pfeffer

giebt.

Der Pfeffer ist bekanntlich ein- der wirksamste«

Magenstärkungsmittel. DieHolländtscheOstindischeKompagnle treibt einen sehr starken und einträglichen Handel

damit; man versichert, daß sie wenigstens 5 Millionen

Pfund in Europa, und an 4 Millionen Pfund in Indien absetze.

Der Zentner kostet ihr 10 Rthl. und sie verkauft

ihn zu 30 Rthl. in Europa, und zu 15 bis 20 Rthl. in Indien.

B. ®. I. Dd.

H

ii4

Taf. VIII. Fig. 53.

Die Kanadische Fischotter. Lat. Lutra Ca nadenfis. Fr. la Loutre de Canada. izlt gemeine Fischotter oder Flussottet ist 3 Fuß lang, hat einen bieten platten Kopf, kurze Ohren, ein

fleischfressendes Gebiss, wie daS Wiesel und der Marder, kurze Beine, Füße mit fünf Zehen, welche durch eine

Schwimmhaut mit einander verbunden find, ein kasta­

nienbraunes Fell mit kurzen glänzenden Haaren, und eine

so feste Haut, daß fie kein Hund durchbetßen kann.

Eie

wohnt in allen Gegenden von Europa, in Fiüssen, Leichen

und Seen, hat ihr Loch am Ufer, und geht, um nicht

entdeckt zu werden, unter dem Wasser hinein.

Sie lebt

von thierischer Nahrung, von Fischen und Krebsen, und

nut im Nothfall von Baumrinden.

Sie läuft auf der

Erde und schwimmt tat Wasser mit gleicher Geschwindig­

keit, kann aber unter dem Wasser, «egen Mangel deS Athemholens, nicht lange leben.

Wegen ihrer außer­

ordentlichen Elektricität verräth fie fich des Nachts den Jägern durch ihren leuchtenden Körper.

Sie hat ein

scharfes Geficht, einen feinen Geruch; ist wlld, boshaft und listig; ihr Biss ist sehr schädlich; fie lässt fich aber dennoch jung eingefangen zahm machen, und sogar zum Fischfang abrichten.

Sie wirft jährlich 3 bis 4 Junge,

und lebt 12 bis iZ Jahre.

Ihr Balg ist ein kostbares

Rauchwerk, und wird gewöhnlich mit 12 bis 16 Thlr. bezahlt.

Der Winterbalg ist brauner und besser als der

Taf. Vfsf.

*Vommerbglg.

ii5

Die feine« Haare geben bessere Hüthe

als die vom Biber.

Ihre Haut wird zu Tabaksbeuteln

u. dgl. verarbeitet; ihr Fleisch wird in einigen katholi­ schen Ländern als Fastenspeise gegessen, es riecht aber wie todte Fische.

Die Fischottern sind den Fischteichen sehr

gefährlich, und würgen mehr als sie fressen können.

Die hier abgebilbete Fischotter aus Kanada ist eine Spielart von der unsrigen, und überlr'ffr diese nur

au Länge des Körpers und an Schwärze der Haare. —

Die Meerotter ist in Nordamerika, Asien, besonders in Kamtschatka zu Hause.

Ihr schwarzes Fell, das «ine«

Eilberglanz hat, wird oft mit too Tblr. bezahlt. —

Die

Sumpfotter wirb im nördlichen Europa und Amerika gefunden, und ist kleiner alS die Fischotter.

Taf. VIII. Fig. Z4. Das Hermelin oder das Wiesel. Lat. Mustela Erminea. Fr. IHermine, le Koselet. *j -^as Hermelin ist weiter nichts als eine Spielart deS

Wiesels;

daS

Hermelin unterscheidet sich

nur

vor»

dem eigentlichen gemeinen Wiesel durch mehrere Größe,.

e) Das Wiesel mit schwarzem Schwänze heißt im Fr. Her­ mine, wenn eS eine weiße Farbe hat; und Roselet wenn es rörhlich gelb ausfleht. Das kleine gemeine Wiesel heißt Belette.

116 durch den länger«, an der Spitze schwarze« und stärker behaarten Schwanz, durch die weiß eingefassten Ohre« und weißen Zehen an allen 4 Füßen.

Beide kommen nicht

nur tn Ansehung der Eitlen mit einander überein, son­ dern auch der Veränderung ihrer Haare; sie find näm­ lich den Sommer hindurch rothgelb auf dem obern Theil des Laibes, und werden im Winter weiß, nicht nur in Sibirien und dem ganzen

Deutschland und Frankreich.

Norden,

sonder» auch in

Das Hermelin oder Wie­

st! mit schwarzer Schwanzspitze lebt fast in allen Kima-

ten, in wüsten Gegenden und Waldungen.

Es rührt

sich von kleinen graue« Kaninchen, von Ratten und Mäustn.

Sein Fell wird unter das edle Peizwerk gerechnet,

ist aber jetzt aus der Mode gekommen.

Die kleinere«

gemeinen W'eiel, welche in unsern Gegenden wohnen,

und sich im Winter auf den Kornböden und in Scheunen

aufhaltrn, sie von den Mäu8 ooo Rthlr. Die Kompagnie hat den Preis eines Pf auf 100 Schillin­ ge gesetzt, welches ihr, nach Abzug aller Kosten, nur 43 kostet. Europa verbraucht jährlich 550,000 Pfand. Die Franzosen und Engländer haben bereits glückliche Derfuche gemacht, diesem für u^s Europäer so Nachtheiligen Alleinhandel der Hollander Grenzen zu setzen, in') Ueber Amboina und Banda gebieten die Holländer

völlig; über die a> dern Moluckncben Inseln, Ternale, Ti­ dor re. herrschen Könige unter Holländischer Oberherrschaft.



*33



dem *e diesen Baum auch in ihre Besitzungen kn In­ dien verpflanzt haben.

Taf. X. Fig. 47.

Der Zimmetbaum. kat. (Laurus) Cinnaniomum. Fr. le Cannellier. ßt, und sie mit dem weißen klebrigen Safte feiner Reinigung, die er fallen

lässt, verdirbt**).

Um dieses zu verhüten, tödtet man

all» Kokons, die man zu Seide brauchen will, in heißem

Wasser, oder durch die H'tze eines Backofens oder der Sonne *e#); und lässt nur die auskriechen, die man zur Zucht bestimmt.

Diese Schmetterlinge, die zur Klasse der

Phalänen oder Nachtvögel gehören, paaren sich; das überaus dicke Weibchen legt 4 bis 500 Eier ****) auf ein braunes oder schwarzes Tuch, welches man ihm an die

Wand steckt, und dann sterben beide, das Männchen

und das Weibchen, in etlichen Tagen, ohne irgend eine Nahrung zu sich genommen zu haben.

Das ganze Leben

des Seibenfalters mit allen seinen Verwandlungen, vom Et an dtS zu seinem Tode, hat also nicht langer als 8 *) Diese wird zu Seidenwad gebraucht. *•) Indessen werden doch diese Kokons zu Fleuretseide benutzt. •**) Man tödtet auch die Puppen, wenn man in Terpenthin, öhl getränkic» Parier zwischen die Kokon» legt. **’*) Au» 500 Eien, kommen gewöhnlich soo Männchen und 500 Weibchen. Diese Brut legt im -ten Jahr 150,000 Eier, aus welcher im zten Jahr 11,250.009 Eier entstehen. So erstaunend schnell vermehren sich diese Thiere.

138

ober bis 9 Wochen gedauert. — Die Eier werden in Glä­ sern oder andern reinen Gefäßen den Winter durch an ei­ nem kühlen Ort aufbewahrr, und Im Frühjahre, wenn

der Maulbeerbaum *) Blätter treibt, in warme Stuben gebracht, wo sie in 14 Tagen auskriechen.

Der Seidenbau ist eine der ältesten Erfindungen, dessen Ursprung sich in der dunklen Geschichte des Alter­

So viel ist gewiss, daß sich derselbe

thums verliert.

zuerst aus Persien, besonders durch die Feldzüge Alexan­

ders des Großen, nach Europa verbreitet hat. —

Wäh­

rend der Kreuzzüge in das gelobte Land wurden gegen

das Jahr 1150 viele des Seidenbaues kundige Männer aus Athen, Korinth und Theben, nach Palermo in Siet­

lien gezogen.

Diesem Beispiele folgten bald Italien

Frankreich, Spanien, Portugal!, die Inseln des Mittellän­

dischen Meers, alS Kandta, Thermiatine, Andros, Na­

xos, Zta, u. a. Deutschland,

Man gewinnt seit einiger Zett in

und besonders in der Mark Branden­

burg "), gute Seide, und auch nördlichere Länder, als

*) Das Laub der weißen Maulbeerbäume ist zarter und bes­

ser als das der schwarzen. Wahrscheinlich ist Sina das ursprüngliche Vaterland des Maulbeerbaums; er gewöhnt sich aber auch an unser Klima, und man zieht ihn nun auch mit dem besten Erfolg in Nordamerika; besonders gewinnt man in Karolina gute Seide. *•) Die Einführung der Kultur der Maulbeerbaume und der Seidenfalter im Brandenburgischen har man den Fran­ zösischen refocmirten Flüchtlingen aus Languedoc zu danken. Vor 100 Jahren wurden die ersten Maulbeerplantagen bei Franksurth, hernach bei Köpenik und bei Potsdam ange­ legt. Der Seidenbau blieb lange Zeit das Unternehmen

>59

Dänemark, haben glückliche Versuche gemacht. Die Leva tiiche, Sinesische, Jnoiiche P?! fische und Japanische Seide ist schlechter als die Italiänische, Spanische, Portugiesijche und Französische.

Taf. XL Fig. 51. 52. 55.

Die Bienen, die Honigbienen, oder die Im­ men. Lat. Apis Mellifica. Fr. l’Abeille.

V, giebt eine Klosse von Jnfecten mit 4 pergamen­ tenen, durchsichtigen, wenig geäderten Fläaeln, deren Weibchen mit einem Stachel am Hmterleibe versehen und deren Larven theils wie Raupen mit 20 Füßen, theNs wie M»din ohne Füße, gebildet find. U ree diese Kiaffr gehören die Bienen, W-'5pea, Ameisen ic. Die B'enen leben bekanntlich in großen Gefestfchaften in Bienenkörben, oder auch wild in bohlen Bäumen, Mauern rc. zusammen. Ja ein-m jeden Bienenstock be, finden fich vreierrei Arten von Bienen: Arbeikübtene« oder sogenannte Zwitter; männliche Bienen oder der Privatpersonen, und der Ertrag der gewonnenen Seide war sehr gering. In den Iah en 1746 bis 1750 gewann man

im ganzen Lande nicht mehr als 150 Pf. Seide; soviel war schon der Ertrag tn dem einigen Jahre 1751, als K. Friedrich IL diesen Nahrung-zwerg durch thätige Unter, fiützung beförderte. Düs n.chm so zu, daß 1735. in allen Preußischen Provinzen 17 000 Pf. Seide gewonnen wurden, wovon viele so gut ist, w sie der Jtalränijchen und Fran, Löslichen gieichgeschlktzt werden kann.

—-

14° —*

Drohnen; und eine einzige weibliche Diene, Bienen­ mutter, Weisel oder Königinn genannt. F'g.z». die Königinn, oder der sogenannte933 eI sel *). Sie Ist viel größer als ave andern Dienen, sie hat einen länger«, aber icymäleren Körper als eine Drohne, höhere Deine, aber rädere Flügel und einen länger« Stachel als die Arbei Sdiene. Eie allein legt die sämmtlichen Eier­ chen, daraus die junge Brut enlsteht, tn die dazu be­ stimmten Brutzellen der Waben. DieseDrut, welche fie im Feüdjahre, imAprll, Mat und Junt legt, kommt nach so Tagen zur Reife, und schwärmt, d h. sie trennt sich vom Stammvo keund macht eine eigene Kolonie aus. Bis­ weilen entstehen 2 bis z j mge Schwärme. Fmden sich in einem Stock mehrere Bienenmütter, so kämpfen diese unter einander, und die Ueberwinderinn wird vom gan­ zen Schwarm als Regentin« erkannt. **) Die gemeinen Dien n begegne« ihr mit großer Ehrsu cht erzeigen ihr mancherlei Diensie, sie füttern fie sogar mit Honig aus ihrem Rüffel. Sind fie der Königinn beraubt: so stehe« ihre Arbeite« so lange st?ll, bis fie eine andre erhalte» haben; widrigenfalls versi egt und zerstreut fich der ganze Stock. Die Königin« verlässt gewöhnlich nur da«« den S ock, wen« ei« junger Schwarm mit ihr auszleht. •) Sie hat den Namen Weisel daher, weil man «bemal« irrig glaubte, sie ziehe als Anführerinn vor einem schrvar« mcnden Stock her, ober fie weise den Arbeitsbienen ihre ©’Kbdffie an ••) Selbst die Arbeitsbienen handeln feindlich gegen die weib­ lichen Bienen , bi» sie solche alle, bi» aus Eine, aufaertebe« haben: denn, blieben mehrere Bienenmütter im Stucke, so würden diese mehr Eier legen, al» die Arbeitsbienen im Stande wäre, Zellen für fie zu bauen.



Fig. 52.

14*



Ein« männliche Biene ober Droh««.

Sie sind etwas kielner als die Königin», Haben lange F ü­

ge! und fumf«n#) im Fluge. Ju einem S'vcke vom 50 000 Bienen befinden fich 500 dtS 1000 Drohne».

Et- find ju

w-uer nicbkS bestimmt als jur Befruchtung der Erer, wel­ che die Königinn gelegt hat.

Haben sie dieses Geschäfft

verrichtet: so sind sie der Kolonie von keinem.weiteren

Nutzen; sie wollen nur fressen und nicht arbeiten; die

Arbeitsbienen fallen daher über diese Müßiggänger, di« Dtvhren, her, sagen sie fort oder stechen sie todt; denn die Drohnen haben keine Stachel, und können sich also

nicht wehren; diesen merkwürdigen Auftritt nennt man die Drohnenschlacht.

Fig. 53-

Eine Arbeitsbiene fliegend. **)

Ihre

Anzahl ist bet weitem die größte, und steigt von 20,000

biS auf 50,000.

Eie sind weit kleiner als dte vorigen bei­

den; sie haben größere Backen als die männlichen Dienen,

und hervorstehende Zähne, welche ihnen zu ihrer Arbeit

dienen.

Sie allein haben einen Stachel, neben welchem

zwei kleine Bläschen fitzen; wenn si, mit dem Stachel stechen, öffnen sie zugleich diese Bläschen, und ergießen

einen giftigen Saft in die Wunde; der Stachel bricht *) Da« Gumsen, Drammen, Pfeifen >c. der Insekten geschieht

nicht du ch die Lunge, — denn diese haben sie nicht, — sondern durch die Bewegung der Flügeldecken. *•) Man hat bisher geglaubt, daß die Arbeitsbienen «in un­

vollkommene» Geschlecht ausmachten, und weder zum mä-.nlichen noch weiblichen gerechnet werde» könnten, und sie daher Zwitter oder Gesa lechtlofe genannt; au» neuern, zwar nur einzelnen Bemerkungen, weiß man aber, daß sie wirklich Ei«r legen können, au« welchen aber nur Drohnen entstehen.

140 ab, und das Tksterchen muss sterben. Am Hinterfchenkel haben sie eine fchaufelartige Vertiefung, welche jum Aus­ laden beS Blumenstandes bestimmt ist. An den Beinen haben sie Bürsten, womit sie den Staub aus den Blumen bürsten, daraus Wachskägelchen machen, und solche auf die fchaufelart'gen Schenkel packen, welche daher die WachShöschen genannt wnden. Sobald sie in ihre W chnung kommen, streifen fie ihre Ladung mit der Bürste wieder ab, wobei ihnen ihre Kameraden Hälfe leisten. Die­ ser Blumenstand wird ctutnetw tu oazu bestimmten Zel­ len aufbehalken, ooer sogleich aufgegissen, und in ihrem Wachsmagen in Wachs verwandelt; sie bringen ihn dann wieder in ihren Mund herauf, und bauen davon ihre Waden. Mit dem Räss l saugt das Thier den säßen Saft aus den Blüthen und Blumen, den es in einem be­ sondern Magen zu Honig verarbeitet, und im Stocke von fich giebt.

Sobald diese Bienen einen leeren Korb bekommen, legen sie zuerst den Grund zu ihren Zellen und Scheiben. Eie theilen fich dann in mehrere Gesellschaften, damit eine größere Anzahl von Bienen zugleich befchäffriget fein kann. Ihre Zellen bauen sie sechseckig, und erreichen durch diese Form den Endzweck, daß kein leerer Raum zwischen denselben übrig bleibt. In Ansehung der Größe bauen fie Z verschiedene Arten von Zellen; große, wor­ in die künftigen Königinnen ausgebräket werden; kleine für die künftigen Drohnen, und noch kleinere für die Arbeitsbienen. Außer diesen Brutzellen werden noch eine Menge anderer zur Aufsammlung des Honigs gebaut. Eine Honigfcheibe besteht aus zwei dicht auf einander Ue#

*43 -enden Fellen sagen.

Die Grundflächen der Fellen kn der

einen Schcibenlage dienen zugleich zu Grundflächen der

entgegengesetzten Scheibenlage; dlese Einrichtung gereicht

Len Dienen zum Eingang von beiden Setten, und mr Spa­ rung des Wachses. Die Wände der Allen find so dünn, daß

pe durch Len häufigen Ein» und Ausgang zerbrechen wür­ den, wenn die sorgfältigen Bienen den Rand jeder Zelle nicht mit einem drei- bis viermal dickeren Ringel, als die

Wände find, umgeben hätten. Zwischen den Scheiben lassen

fie eine Straß«, daß zwei Bienen neben einander durch­

gehen können, und mehrere runde bedeckte Kreuzgänge, um ihren Weg abzukärzea.

Ihre beiden Zähne find die

einzigen Instrumente, deren fit fich zum Formen und Po­

licen d-s Wachses bedienen. *)

Wenn eine Biene ihren

Kopf nicht fehr tief in eine Zelle steckt: so bemerkt man,

wie fie die Wände mit ihren Zahnspitzen abschabt, das

Unnütze und Unregelmäßige davon losmacht, und solches zu einem andern Theile des Baues verwendet.

Eine

Scheibe oder WachStafel von »5 Zoll Länge und 10 Zoll

Breite enthält über 9000 Zellen, und ist daS Werk von

2 Tagen.

Das ganze Gebäude, das gewöhnlich aus 7 Ta­

feln bestehet, worinn 30,000 Zellen zu Honig und 20,000

zu Brutzellen bestimmt find, ist in einigen Wochen vollen­ det, und ein solcher Stock enthält 2 bis und 20 bis 25 Pfund Honig.

Pfund Wachs

Die Bienen wohnen nicht

in den Zellen, sondern fie hängen fich zwischen den Wa­ ben eine an die andere.

Fig. 54. stellt «inen Stock von einer Honigwabe

mit Brut, leeren Zellen und Honig vor.

•) Man hat die Art, wie die Bienen bei Erbauung ihrer Jet, len »u Werke gehen, in gläserne» Bienenstöcken beobachtet-



>44



Eben so bewundernswürdig als brr künstliche geo-

metrische Bau ihrer Wohnung, ist auch ihre Sorge für ihre

Fortpflanzung, und die Erhaltung ihrer Junaen. Die Königinn legt im Frühjahre in Zeit von 7 bis 8 Wochen

10 bis leooo Eier.

Sie gebt zuerst mit dem K> Pf in jede

Zelle und untersucht, ob sich daran kein Fehler fiedel; dann legt sie 5 bis 6 Eier hinein.

Die ersten Eier, die sie >«gt,

enthalten die künftigen Arbeitsbienen, dann folgen die Z00 bis 1500 Eier zu Drohnen, und endlich 5 biß 20 Eier, woraus Btenenmükter entstehen. Hierauf legen sich die Drohnen in die Illen und legen einen we ß'ichen befruch­

tenden Saft auf die Eier.

Durch die Wanne im Stocke

werden die Eier in zwei bis drei Togen aubg>ocücet. Die junge Diene erscheint zuerst als Ma de, (F'g 55.) und

wird von den Arbeitsbienen mit einem ausHonig, Wachs­

mehl und Wasser zuberriteten Brei gefüttert; dieser ist von zweirrlet Gattung, nämlich von einer schlechteren

und guten, die erste ist für die Arbeitsbienen, die zweite für die Drohnen und weiblichen Bienen bestimmt. Nach

8 Tagen bespMnet die Made ihre Zelle und verwandelt

sich in eine Puppe (Fig. 56). Jetzt verschließen die sorg« faltigen Bienen die Zellen dieser Puppen mit einem dün­ nen Deckel von Wachse, damit sie Wärme und Ruhe ge­ nießen mögen.

Nach 14 Tagen öffnet sich berWachödeckcl

und das junge Bienchen kommt hervor, wird vor? den andern mit ihrem Rüssel beleckt, mit Honig gefüttert, geht nach einigen Stunden an feine Arbeit und fl egt

aus.

Da nun der Stock für die vielen htnzugekommcnen

Bewohner zu wenig Raum hat; so trennen sich die Jun­ gen von den Alten, und sch w ä r m e n.

145

Taf. XL Fig. 57.

Das Schaf, kat, Ovis. Fr. le Beller, la Brebis. ä^aS Schaf bat g untere Vorberzähne, keine Eck,ähne; die Hörner sind hohl, hinterwärts gekehrt, inwärtS -edreht und runzlig; die Weibchen sind ohne Hörner; die Schofe käuen wieder; ihre Klauen sind gespalten; das F>ll besteht aus krauser Wolle. Das zahme Schaf ist jetzt in den meisten Gegenden der Erde verbreitet. Es frtffe allerlei Kräuter, Grasarten, und Getreidekörner. DaS Schaf ist gurmürhig, dumm und furchtsam. ES ist eins der nützlichsten Lbter« für den Menschen; seine Milch wird getrunken, und auch zu Butter und Käs« genutzt; fern Fleisch ist eine nabchafte Speise, und das Mark aus der, Knochen dient zu Salben. Aus seiner Haut macht man Pelze, oder nützt sie als Leder, und bereitet Pergament daraus; veu seinen Gedärmen macht man Salten zu Violinen, Harfen, Lauten u. dgl.; die Abgänge von dem Felle, dm Füßen und den Ohren geben Tlschlrleim; der Mist -st ein guter Dünger. DaS Nützlichste an dem Schafe ist die Wolle, woraus eine unzählige Menge von Tüchern und Zeugen verfertiget wird. Die-Spanischen und Englischen Schafe, weiche fast immer In freier Luft find, geben die feinste und weichste Wolle. In Island giebt's Schafe mit 4.6, oder 8 .Hörnern, und in Asien und Arabien giebt eS Schafe mit einem 30 bis 40 Pf. schweren Fettschwanze, wovon B. G. i. Bd. K

146 eins am übrigen Körper so» Pfund wiegt; von den älteren Reifebefchreibern rührt die Sage her, daß man diese fettfchwänjigen Schafe vor kleine Wagen spanne, und den schweren Schwanz zum leichteren Fortbringen hinein lege; kein einziger neuer Reisende hat bis jetzt diese fabelhafte Erzählung bestätigt. Diese Race wird in dem Rusfichen Asten gemästet, und von ihnen kommt der be­ kannte Russische Talg. In Sibirien, Griechenland und Sardinien giebt's auch wilde Schafe, von der Größe eines mittelmäßigen Kalbes: man nennt fie Mufflons oder ArgoliS. Diese Verschiedenheit und Spielarten von Schafen rühren lediglich von der Verschiedenheit der Wohnplätze, des Klimas, und der Nahrung her.

Die Schaflämmer lässt man gewöhnlich 8 bis 1® Wochen saugen, behält davon die besten Docklämmer zur Zucht, und zieht davon die Schafböcke over Wid­ der; die übrigen Bocklämmer lässt man entweder gleich, oder nach einem Jahre, verschneiden, welche dann Hüm­ mel oder Schöpse heißen. Diese geben das beste Fletsch. — Ein Schaaf kann »» bis »4 Jahre alt «erde«.

Die Conchylien. Lat. Conchylia, Animalia teltacea. Fr. Coquilles. Unter den Würmern giebt es eine Gattung, die ein Schneckenhaus oder Muschelschaalen bewohnen, und diese heißen Conchylie« oder Schaalthiere. Cs



147



fin* weiche, blutlofe Thiere ohne flchtbare Gesenke; ihr feste- talkartiges Hau-, wozu ste der E off mit auf die Welt bringen, dient ihnen bet ihrer Nacktheit und Wehr# lostakeit gegen den Angnff ihrer Feinde. Sie find von verschiedener Größe: einige wiegen mehrere Zentner schwer, andere find nur so groß als eine Linse. Sie find auch theils wegen ihres wunderbaren Baues, theils wegen ihrer schönen Farben und regelmäßigen Zetchnung iverkwä'dig. Man theilt diese Geschöpfe überhaupt in zwei Arten, in Muscheln, deren Schaalen aus zwei und mehrer» Theilen bestehen; und in Schnecken, de, ren Schaalen ein einziges, auf verschiedene Art gewun­ dene- Stück ist. Die Muscheln. Das Thier, da- in den Mu­ scheln wohnt, hat weder einen abgesonderten Kopf noch Fühlfäden, aber doch ein Maul mit 4 Lippen, und einen einzigen Fuß, der eigentlich bloß «ine Fortsetzung des.fleischernen Körper- ist, und mit welchem das Thier fich bewegt. ES hat ein Herz, einen Magen u. s. w. wie andere Thiere. Ihre Fortpflanzung geschieht durch Eier. Die Schagle ist durch einen MuSkel am Thiere festgewachsen, und vermittelst dieses Muskels kann es die Schaale öffnen und schließen, welches letztere oft mit einer solchen Kraft geschieht, daß die von der größeren Art den Affen, die ihnen nachstellen, die Hände abfchne!den, und daß noch größere Muscheln Ankertaue entzwei­ kneipen können.

Zu den merkwürdigen Muscheln gehören: der B oh#

rer oder die Bohrmuschel; ste bohrt fich in Klippen, Sei# K -

148 fen, und In den härtesten Marmor. Dies verrichten sie, wenn sie noch ganz klein sind, etwa so groß als ein Hir­ sekorn; das Mittel, womit sie graben, bestehl in einer scharfen Feuchtigkeit Jin Felsen wachsen ste bann bis zur Lange und Dicke eines FmgerS. Man findet in »et» sch .ossenen Ekeln massen oft viele Hundert solcher Bohr­ muscheln beisammen. — D'e Malermuschel wohnt auch in Flüssen: ihre Echaalen dienen den Malern zu Behältnissen ihrer Farben. — Die Sonne: ste hat die­ sen Namen von ihren vielen Strahlen, ist nur so groß wie eine Linse, und wohnt, außer dem Europäischen und Astatischen Meere', auch in verschiedenen Flüssen und Teichen Deutschlands. — Die Hohlziegel; oder wegen Ihrer unaeheuern Größe Riefenmuschel genannt: die- ist die größte, die man kennt, ihre Echaake wiegt über 600 PMnd und das essbare Fleisch 50 Pitmd. DaS Thier hält seine Klappen b--ständ«g of­ fen, um junge F sch? zu fangen. Aus ihren Schaalen macht mau Waschbecken, und sogar Trö -e. Man findet fie in dem Indische» Meere, und kennt davon 14 Alken. — Die Perlenmuschel: dies ist das merkwürdige Ge­ schöpf, in dessen Scdaale die PkrI- wächst; in einer Mu­ schel finden sich oft mehrere Perlen, theils Im Kopfe und im Magen des ?h> res, theils inwendig an der Sckaake: Ueber die Entstehung der Perlen ist noch kein vollkom­ menes Licht verbreitet. Man glaubt insgemein, daß die Im Thiere wachsenden Perlen dasslbe in einen kranken Zustand versetzen, sp baß eg oft daran sterben mässe. Für diese Meinung streitet die Thatsache, daß nämlich die Perlen vorzüglich in ungestalteten, verbogenen, von außen



«»scheinbaren

Musch ln

149' — angetroffen werben.

*)•*) Die

Perle hat mit der Muschel gleiche B-staudtheile, und

entsteht also, wie diele, aus dem schleunigen Safte des Thiers; die schönsten Perlen kleben gewöhnlich an den Schaaken, und zwar gerade an den Stellen, wo man

äußere Verl tznngen der Schaaie, die j. B- von einem W.'.fferwurm hcrrühren können, bemerkt.

Um nun jv

ver hindern, daß durch eine solche Verletzung oder kleines Löchelchen das Wasser oder ein anderes Thierchen ein­

dringe, schwitzt das Thier seinen weißen schleimigen Saft gerade vor dieOeffaung, der sich allmahlig vergrößert, Und so wie die Schaale verhärtet.

Die Perlenmuschel findet sich .fast in allen Theilen

dex Welt, in Meeren und Flüssen.

Selbst in Deutschland

wird sie in einigen Flüssen, und in Bödmen in brr Mol­ dau aefunben.

Die besten aber wohnen auf dem sandi­

gen Boden des Meeres um Asten, und vorzüglich in dem Persischen Meerbusen an der Insel Baharem, in Arabien

bei der Stadt Kalif, bei der JnsekZeilaa, und an den Küsten von Japan.

Die Perlen, welche von daher kommen, wer­

den Orientalische Perlen genannt,-und sehr theuer be­ zahlt, weil sie gewöhnlich größer und schöner als alle an­ dern Perlen sind.

Eine einzige Orientalische Perle, die

rund, ohne Flecken, glanzend ist, und nach der Sprache

derPerlenhandier, schönes Wasser hak, d. h. schön weiß ist,

kostet nach dem Gewicht 1 bis 50 und mehrere Thlr. ") —

*) Unter andern neuern Naturforschern hat auch diese Be, meckung Brüce in seinen Reisen zur Entdeckung »er ßue(< len des Nile gemacht. •*) Die Krone Portugal soll eine Perle von der Größe einer Birne besitzen, die man für unschatzbar hält.

— i5o —

Aus der Muschel, die man Perlenmutter nennt, wer­ den bekanntlich sehr schöne Arbeiten gemacht; die Muscheln, worin sich Perlen befinden, geben das schönste Perlenmutter. Die Perlenfitcherei ist eben so merkwürdig als gefährlich. Da das Thier fich am Boden des Meeres festiaugt, so muss es von Leuten, die fich auf das Tauchen verstehen, heraus geholt werden. Die Neger werden gewöhnlich zu diesem Fange abgerichtet. Man fuchtln den Meeren, wo es Perlen giebt, solche Stellen, die nicht über 10 bis »2 Klafter Tiefe des Wassers haben; man bindet hierauf dem Perlenfischer ein Seil um den Leib, weiches an der Seite deg Bools befestiget lst; bann hängt er fich an jeden Fuß eine kleine Last von Steinen, oder Sand in einem Sacke, um sich das Untertauchen zu erleichtern, und um gerade auf den Grund kommen zu können; er nimmt gewöhnlich einen Schwamm vor den Mund, einen Korb aus den Rücken, und eine Hacke in die Hand, wo­ mit er die Muscheln von den Felsenwänben losmacht. Der Taucher ist schon geschickt, der 9 Minuten aushaltrn kann, ohne zu athmen, und der allrrgeschickteste Taucher kann höchstens rZ Minuten in diesem Zustande auSdauern. Sobald sie merken, daß sie den Odem nicht mehr länger an sich halten können, geben sie am Seile ein Zeichen, damit man sie geschwind herauf ziehe. Manche sterben aber im Herausstetgen, andere werden von Haifischen ') verschlungen oder töbtiich beschädigt, und andere «erden *) Der Hai, oder auch Menschenfresser genannt, ist einer der fürchterlichsten Raubfische, welcher in allen Meeren ge­ sunden wird Er hat einen ungeheuer großen Rachen, ist so Fuß lang, fällt all s an, verschlingt alle», und ist »en Seefahrern sehr gefährlich.

>5» auch wohl gar von ihren neidischen Kameraden , die nichts gesammelt haben, im Wasser erstickt, um sich ihres Perlen­ vorraths bemächtigen zu können. Ist der Taucher wieder bet Kräften: so taucht er von neuem unter. Die gefange­ nen Perlenmuscheln legt man an die Sonne, wo das Thier nach kurzer Zeit verschmachtet. An einigen Perlenküsten thut man die Perlenmuschel sogleich nach dem Fange la Tonnen, und verkauft Ke den Meistbietenden, welche dana erst bei Eröffnung der Schaalen wissen können, ob ihnen dass Glück günstig gewesen ist. — Man macht unächte Perle« aus Wachs, und überzieht fie mit einem feinen glänzen­ den Ftfchleim; in Frankreich werden die «nächten Perlen den ächten so ähnlich nachgemacht, daß man damit leicht betrogen werden kann.

Taf. XI. Fig. 58.

Da- Runzelohr. */kf< Muschel gehört zum Geschlecht der sogenannten Seeobren, die wegen IhrerAehnltchkeit mit dem Ohre eines Menschen so genannt werden; ihre Schaate ist oval, rostfarbig, in die Queere gerunzelt, und der Länge nach gestreift. Eie saugt fich flach an den Felsen, nicht tief unter der Oberfläche des Wassers, so fest an, daß sie nur mit vieler Mühe losgemacht werden kann. Man findet oft viele und die schönsten Perlen am innern Rande ihrer Schaale.

15®

Taf. XTL Fig. 59. Die Hyäne, das Grabthier, der Abend­ wolf, Tigerwolf. kar. Hiaena. Fr. l’H) ene.

Hyäne hat 93orbft$dbne wie der Hund; vier 3« hen an den Vorder < und Hinterfüßen. Es giebt zwei Arten dieses fürchterlichen Thieres: 2)te eine Art ist von der Größe eines Wolfs oder Hirkenhundes, hat eine« Wolfekopf, Mähnen am kucken Halse, einen weißgraulichen Körper mit schwarzen Streifen, einen geringelten Haarbusch am Schwänze, und über den Rücken eine bor­ st« «artige Mähne, die sie «mporsträuben und niederlassen kann. D*es ist die sogenannte Hunds Hyäne oder gestreifte Hyäne. Die andere Art ist viel größer, hat einen rörhlich grünen Körper mit braunen Flecken, einen dicken haarigen Schwanz, ein fürchterliches Ge­ biss; dirs« heißt eigentlich die Ttgerbyäne, oder der Tigerwolf. Die Hyäne ist im Laufen imermüdlich, und deswegen schwer zu verfolgen. Eie ist so stark und herz­ haft, daß sie oft allein zwei Löwen in die Flucht jagt, und so wild, daß sie auch jung elngefangen unbezähmbar ist. Sie wohnt in A rtka und in Ländern des östlichen Astens. De de Arten bauen in F lsenhödlen- und heißen daher Grabthiere. Ihre Nahrung stnd Menschen und tbtere, und wenn sie solche nicht haben können, junge Baumwurzelo. Eie grabt Leichnahme aus, und zieht den

T-i£. JOL.

»55 Schlachtfelder» nach.

Jedes Gerlvpe und Aa-, «elche­

andere reißende Thiere liegen Speise für fie.

lassen,

ist eine retzerve

Eie gehl bet Tage und bet Nach? auf

Raub aus. und wenn fie in thu Schaafheerbe kömmt, so würgt fie so lang»', bis nicht eins mehr übrig ist

Bei

Ihrem grausamen Naturell soll fie dennoch scheu fein, sich vor Lärm und Ge chret fürchten. Der Reisebeschrete her Dr. Schort erzählt, daß einst, während seines Auf,

rnthalres in Senrgambten, eine Hyäne einer Maermn

daS Kind weggekragen habe; diese verfolgte das Raubthur mit

laurem Geschrei, und die Hyäne ließ voll

Schrecken das Kmd fallen, und lief davon.

E ne andere

drollige Geschichte erzählt der Reisebeschreiber Sparr«

wann:

Ja der auf der Spitze von Afrika liegenden

Kapstadt hatte man einst einen großen Schmaus gege­

ben, bei welchem sich ein Trompeter stark betrank.

Um

thu nüchtern zu machen, trug man ihn vor die Tuüc, und legte ihn auf den Raten.

Es war Nacht. Aus ein­

mal kam eine Hyäne, packte den fchlummernden Mana

an, schm'ss ihn sich auf den Rücken, und eilte mit ibm auf daS nabe Gebirge, welches der Tafelberg hetßt, hin­

auf.

Der Musikant erwacht bet diesem Ritt, und er­

staunt über Hin fürchterliches Reitpferd.

halte er seine Trompete bei sich.

Ium Glück

Diese ergreift er plötz­

lich und macht damit einen so schmetternden Ton, daß ihn die Hyäne vor Schrecken fahren lasst, und schnell da­ von läuft.

Man sagt, der Trompeter habe sich nachher

nie wieder betrunken. —

Ihr Fletsch und Balg taugt

nicht viel, doch wird das erstere von dem gemeinen Vol­ ke in Aegypten gegessen.

154

Taf. XII. Fig. 60.

Ein Sinesischer Kriegs- Mandarin. Vw/ina ist eins der ältesten, größten und merkwürdig­ sten Reiche der Erde.

Es begreift über 110,000 deut­

sche Quadratmeilen, und auf diesem Raume wenigstens

104,069,254 Menschen.

Die Geschichte liefert fast keine

Denkmale ihres Ursprungs; aber die Natur hat in der

Gestalt und Bildung, im Charakter und in de» Sitten brS

Volks unverkennbare Spuren seiner Mongolische»*) Abkunft dargelegt.

Die Bewohner diese- ungeheure» Landes stab, nach der Derlchtedenhett des Klimas, in Gestalt, Farbe und

Gesichtsbtldung verschieden.

Sie find weiß und mehr

braun, so wie fie stch von den gemäßigte» den heißeren Zonen »ädern.

Ihr Wuchs erhebt stch nicht über die

mittlere Größe.

Sie habe» zugefpitzte Köpfe, rin brei­

tes Gestcht, ein« platte Stirne, kleine blinzende Augen, kurze und schwarze Augenbraunen, eine stumpfe Nase,

einen dünnen Bart, an der Oberlippe einen Knebelbart, große Ohren, schwarze Haare, dicke Bäuche.

Diese

nichts sagende, fast allen Sinesen gemeine Gefichtsbildung, welche auf die Fremden einen widrigen Eindruck

macht, ist der stolzen Absonderung zuzuschretbea, in wel­

cher fie fich seit Jahrtausenden von andern Nationen Hal-

•) Man theil« das Menschengeschlecht in zwei -roß« Haupt, fiämme, nämlich in den Mo n gotisch en und Tara rischen; der erst« zog u-sprüngltch an den Spitzen des Altai-Gebirge« umher; der andere bildete sich auf dem Kaukasu«.



fett.

155



Die Köpfe der Mannspersonen sind geschoren, bi-

auf einen kleine« Haarzopf, den sie an der Scheitel ste­ hen lassen, um sich von einem Verbrecher zu unterfchei-

den, welchem der Zopf abqeschnttten wird. — düng des andern Geschlechts hat vor der des männlichen.

Di" Bil«

wenig Vorzüge

Idee Köpfe sind nicht durch

das Abscheeren der Haare verunstaltet; sondern Diese sind auf dem Scheitel in einen Knoten geschlagen, und mit

großen silbernen Nadeln befestiget.

Die Vornehme« tra­

gen auch ein korbähnltches Kopfzeug von Siloerdravt, w- lches mit kleinen Stücken rothen Zeuges geziert wird.

Sie gehen auch unbedeckt, mit rund um den K pf eine Hand breit herab dangen den Haaren.

Kleine Füße wr-

den bei dem weiblichen Geschlechte in Sina kür eine der

vorzüglichsten Schönheiten gehalten; sie werden von der zarten Kindheit an in eiserne oder kupferne Schube ge­ presst, und bleiben daher so klein, daß sie kaum den Kö per

tragen können, und die Sinefertnnen einen wackeligen Gang, tote die Gänse, haben

Wahrscheinlich ist dieser tiranntsche,

widernatürliche Gebrauch durch die Eifersucht der Männer

etngeführt worden, um zu verhindern, daß die We der viel ausgehen können.

Was zuerst vielleicht auS Zwang

geschah, gelchieht nun auS Stolz; die kleinsten Füße,

und also auch zur Arbeit unbrauchbarsten, sollen bewei­

sen, daß das Frauenzimmer nicht nöthig habe, zu arbei­ ten, und reich und vornehm sei.

Die vornehmen Si-

neser und Sinefertnnen lassen ihre Nägel so lang als möglich wachsen, sie halten sie sehr rein u d durchschei­ nend, und verwahren sie des Nachts sorgfältig in Furr-

ralen vom Bambus *).

Die gemeinen Leute hingegen,

*) Der Bambu» ist ein Rohrgewäch» in Sin«, in Oft - und



156 —i

tim arbeiten zu können , beschneiden die Nägel; vermuth­ lich liege auch dieser Sitte eine der vorigen gleiche Ur. fache jum Grunde. Die Minnspersonen von der gemeinen Volksklaffe gchen meistens mit unbedecktem Kopfe; nur die Arbeits­ leut' welche sich der Sonnenhitze auSsttzen müssen, bedecke« den Kops mit dachförm a nlkderhängenden, oft vielfar­ bigen Bamdushürhen. Am gewöhnlichsten find nach die­ sen dle trichterförmigen geflochtenen, und mit Flohr ge­ fütterte» Mätzen, mit elnem Knopf an der-Spitzr. Bei den Vornehmen find dle Mützen mit einem hcrabhangen« den Busche von rother Seide bedeckt, und der Knopf iss von Gold, Silber, Edelsteinen u dgl. Perücken tragen die Smefer nie; auch bedienen sie sich keiner Halebiude. Die Armen tragen einen kleinen Rock von Baumwollen­ zeug mit wetten Schifferhvftn; aber oft fehlt ihnen auch diese geringe Bedeckung, und viele geben daher halb nackt und mit bloßen Füßen. Die Wohlhabenden und Reichen tragen zwei lange, weite baumwollene, oder seldcne, unfern Schlafröcken ähnliche Röcke, wovon der untere weiß, der obere schwarz oder violett ist; sie habe« weder Falten, noch Knopflöcher, noch Aufschläge, noch Unterfutter. Dorn herab sind sie mit wett von ein­ ander abstehenden Knöpfen und Schleifen zum Zuknö­ pfen besetzt. Im Winter tragen sie oft 12 bis 14 solcher Röcke über einander. Die Strümpfe find dick anSgeWestindien, da» oft 60 Fuß hoch und 2 Fuß dick wird. Stamm und Zweig« find mit Knoten versehen; au» die, fen tröpfelt ein süßer Saft, den die Einwohner wie Jucker nutzen. Die größten Z aume werden zum Bauen gebraucht; die Aefte zu Spayierfiöcken; au« den Blattern macht man. Matten, au» der innern Rinde Papier.

*57 nähet, und tose Stiefeln von dunklem seidene» Zeuge ge­

macht, deren Ränder und Zwickel bet den Vornehmen

mit Gold oder Silber besetzt, und welche mit den Schu­ hen, die sie darüber anlegen, bald verbunden, bald von

denselben getrennt find.

Die Schuhe ft- d wie unsere

Pantoffeln mit Hinte- quartieren, vorn in die Höbe ste­ hend , haben weiße Sohlen und keine Absätze.

Sie wer­

ben aus Schweinsleder gemacht, und mit baumwollenen Ueberhavpt richtet stch die Kirivung

Fäden genähet.

nad) den Ständen, und frisier Unterschied darf nicht über­

schritten werden.

Die Bonzen, welche den Gottesdienst

in den Pagoden oder Tempeln verrichten, tragen lange graue Kleider, und fcheeren Kopf und Bart; nur die kaiser­

liche Familie trägt gelbe, und die Mandarinen nur röche Kleider; die Trauerfarbe ist die weiße.

Die Slneferinnen

tragen Röcke und Hosen wie die Mannspersonen, nur

daß sie etwas mehr am Leibe liegen'.

Der Gebrauch fr er

Schminke ist bei dem weiblichen Geschiechkr allgemein.

Junge und Alke beiderlei Geschlechts rauchen stark Taback, und haben den Tabacksbeutel und die Tabacks­

pfeife an langen Schnüren beständig an der Seite ban­

gen.

Die Speisen der Sinesen find eben so einfach als

deren Zubereitung.

Statt des Brodes dient ihnen dec

Reiß, welcher im Wasser nicht stark gekocht und warm

gegessen wird.

Schweine-, Ziegen- und Schaffleisch,

Enten, Fische, und Gartengewächse sind die Zugaben zum Reiße.

Sie essen auch Pferd, fleisch, Hunde, Katzen,

Ratten, Schlangen, u- dgl.

Alle diese Sachen werden

in Näpfen klein geschnitten aufgestellt, und fie bedienen sich daher keiner Messer

und Gabeln;

ein Stäbchen

158 Elfenbein oder feinem Holze, wom't ft# die Speise« One tkren Tassen in chen Mund scharren, »ertrttt die

Stelle des Löffels.

Das gewöhnliche Geträrke der St«

«esst bet Tische ist Thee ohne M ich und ohne Zucker,

oder Samfu, eine Art schlechten Branntweins, welcher

auS Reist gemacht wird.

Wein erhalten sie aus Spa­

nien, und prssn auch selbst den so genannten Manda-

rssw-tn aus einer Frucht, die bei ihnen Pausio heißt. Im Trinken find die Simser sehr mäßig.

Die Sinefifcken Häuser haben nur ein oder zwei Geschosse. feinem

Die Stuben find hoch.

weißen

oder

bemalten

Die Wände find mit

Papier tapezirt.

Ihre

Fe sterfcheiben bestehen aus Perlenmutter, bet den Aermern aus Gchneckenschaalen.

bi »uchk man Sopha.

Anstatt der Betten gt-

Auch findet man in den Zimmer«

Tische und Stähle. •

Die übertriebenen Ceremonie«

und Komplimente,

welche die Stnefer im Umgänge beobachten, befchäfftige« den größten Theil ihrer Erziehung.

Es ist keine Hand­

lung so unbedeutend, daß ihnen nicht für dieselbe gewisse

Vorschriften der Höflichkeit gegeben wären; diese, an der Zahl 3000, find in einem ihrer heiligen Bücher enthalten, über deren Beobachtung wacht eines der höchsten Collegien beö Reichs, und vollzieht gegen die Übertreter die

strengsten Strafen.

Wenn

Personen

gleiches

Stan­

des fich begegnen: so ball#« fle die linke Hand, legen die rechte oben darauf, senken fie nieder, bücken fich ein we­

nig, heben dann die Hände in

die Höhe, und sagen:

Hoa, Hoa, d. i. gut, gut, oder Kin, Ktn, womit fie

159 — einander Gute- wünschen. Die Verbeugung muss tiefer werden, wenn der Andere vornehmer ist Dor den Vor­ nehmsten fallen fie gar auf die Knie, und berühren mit dem Kopfe die Erde.

Die E r z i e h u n g der Sineser ist mehr auf das Aeufsere gerichtet, als auf Bildung des Geistes und de- Her­ zens. Der ganze Unterricht besteht in Sprachen und der Höflichkeitslehre. Es fehlt gänzlich an öffentlichen Schu­ len. Kinder, deren Aeltern nicht vermögend find, ihnen Privatunterricht ertheilen j« lassen, wachsen ohn« alle Erziehung auf. Nach den Gesetzen ist die väterliche Gewalt unum­ schränkt, und wird weder durch Alter noch Stand der Kinder aufgehoben. Die Sineser glauben, Gehorsam gegen Vorgesetzte und Regenten feien die Haupterfor­ dernisse eines glücklichen Staats; daher könne man den künftigen Staatsbürgern, die ihre Vorgesetzten al- Vä­ ter anfehen müssten, nicht frühe und strenge genug kind­ lichen Gehorsam und Ehrerbietung einpräge«. Aber was ist alle erzwungene gesetzliche Folgsamkeit, gegen innige kindliche Liebe, gegen zärtliche Anhänglichkeit! —

Die Ehen werben ohne persönliche Zuneigung, schon in der zarten Jugend, ja sogar vor der Geburt der Kin­ der, von den Aeltern geschlossen. Ein Mann darf so viel« Weiber nehmen, als ihm beliebt, wenu er ste nur ernäh­ re» kann. Nichts ist feierlicher und mit größerem Aufwande verbunden, als die Leichenbegängnisse der Sineser.



i6o



Der Eirund davon ist ohnstreitig in jener tiefen,, durch Gesetze Her Nrtnr und des Staats seit Jahrtausenden geheiligten Ehrfurcht gegen Arlrern und Vorfahren zu suchen.

Unter den Charakterzügen der Sinefer ist keiner

hervorstechender als der Nationalstolj, nach welchem sie stch für das älteste, größte, gestrterste, gelehrteste uud wichtigste Volk der Erde halten.

Aber diese sonst so edle

Tunend, die bet manchem Volke unaufhaltsames Fort­

streben nach Vervollkommnung Hervsrbrachte, bewirkt bei diesem, gerade umgekehrt, ewigen Stillstand. Es »er# gle cht sich nur mit stch selbst , und verschmäht eigensimtg jede Gelegenhelr, stch mit den Kenntnissen anderer Lander zu bereichern, und nach andern Einrichtungen die fenngen zu verbessern, und bleibt daher fei« Jahrtausenden bei­

nahe immer auf derselben Stufe stehen.

Herder sagt

Von diesem Reiche, „es ist eine balfamirte Mumie, mit

Hterogliphen bemahlt und mir S tbe umwunden; ihr

innerer Kreislauf ist wie das Leben der schlafenden Win# terkyiere; es ist vom Schicksal außer dem Zusammen­

hänge der Nationen geatzt, und eben daher mir Bergen,

Wüsten und einem beinahe bucht'osen Meere verschanzt." Eben dieser Mann entwirft das tt>ff ndste Bild von demCha# rakter dieses Volks, wenn er sagt: „Wie die Sinefer das

Goldpapier und den Firniß, dir sauber gemalten Züge Ihrer krau-'en Charaktere und das Geklingel schöner Sentenzen

unmäßig heben: so ist auch die Bildung ihres Geiste-

diesem Goldpapier, und diesem Firnisse, den Charakteren

und dem Schellrnklange ihrer Syioen durchaus ähnlich. Die

161 Di- Gabe der freien, großen Erfindungen in den Wissen­ schaften scheint ihnen, wie mehreren Nanonen dieser Erdecke, die Natur versagt ju haben; dagegen Re ihren kleinen Augen jenen gewandten Geist, jene listige Betrieb­ samkeit und Feinheit, jenes Kunsttalent der Nachahmung in allem, was ihre Habsucht nützlich findet, mit reicher Hand jutheilte. In ewigem Gange, kn ewiger Br chafftigung gehen und kommen fie des Gewinnes und Dienstes wegen, so daß man fie auch in ihrer höchst politischen Form für ziehende Mongole» halten könnte: denn bei allen ihren unzähligen Eintheilungen haben fie die (Einteilung noch nicht gelernt, Bewrrbsamkekt mit Ruhe also zu gat­ ten, daß jede Arbeit einen jeden an seiner Stelle finde. Ihre Arzeneikunst, wie ihr Handel, ist ein feines, betrü­ gerisches Pulsfühlen, welches ihren ganzen Charakter in seiner finnlichen Feinheit und erfindungsiosen Unwissen­ heit malet." So ein Volk, wie dieses, kann auch nur der elenden, niedrigen Betrügereien fähig sein, worüber tle (Europäer so häufig klagen, und so viele Beispiele davon erzählen. Zch will hier nur einige anführen: Für das Schiff des Weltumfeglers Anson wurden in Sina Schin­ ken eingekauft; als diese auf der Reise gebraucht «er­ den sollten, fand fichs, daß sie von Holz gemacht, und mit Schwelnshaut überzogen waren. — Ein Schwebe kaufte eine Art krausfederiger, wegen ihrer Seltenheit theurer Hühner. Kaum hatte er fie einige Tage auf dem Schiffe, so wurden die Federn ganz gerade, und es zeigte fich, daß der Sinefische Verkäufer eine gewöhnliche Gat­ tung Hühner wie eine Perücke gekräuselt hatte. Hier­ aus fleht man, wie unermüdet dir Sinesek in den müh­ samsten, kleinlichsten Betrügereien find» — Der Sinefer ist ®. G. I. B. 8

162

hochmüthkg, trotzig und gebieterisch, wo er Nachgiebig­

keit erwarten kann; feig, demüthig und außer Fassung, wenn ihm Muth und Festigkeit im Betragen entgegen gesetzt wird. Daher denn auch größtentheils der Man­ gel an Offenherzigkeit, an freiem und edlem Betragen; daher die gerühmte Nachgiebigkeit, die nicht auS Nei­ gung zur Verzeihung, aus Güte oder Größe des Herzens

entspringt, sondern sich auf heimliche Rache vertröstet; daher die Unfähigkeit zum Kriege.

Es ist noch nicht

lange, daß 100,000 Sinefer von 50,000 Feinden geschla­ gen worden find. Der kriegerische sowohl als der den­ kende Geist, sagt Herder, sind ferne von einer Nation,

die auf warmen Oefen schläft, und vom Morgen bis zum

Abend Warm Wasser trinkt. — Tugend und moralisches

Gefühl sucht man da vergebens, wo affectirte Ehrbarkeit herrscht.

Wer weiß nicht, dass die Ehrbarkeltspedan-

terie allen Lastern Raum giebt, und daß man da kein«

Tugend bedarf, wo äußere Ehrbarkeit für Tugend gllt. Der gemeine Verstand ist mit einer Menge Irrthü­

mern angefüllt; Aberglauben herrscht in allen Ständen*); die Kultur der Wissenschaften ist bei ihnen, noch so wie

vor

Jahrhunderten,

eia Klndrrverfuch des menschli­

chen Verstandes. Das wichtigste Hinderniß der Wissen,

schäften in Sina ist unstreitig die Sprache, welche flch vor allen andern durch Sonderbarkeit und Schwierigkeit auszeichnet. Man muss die Sinefische Sprache, die man

spricht, von der, die man schreibt, unterscheiden. Die

*) Man hält 3. B. einige Tage für glücklich, andere für un­ glücklich. Die Zahl Neun ist sehr bedeutungsvoll.

»6Z

erste besteht au- 550 einsilbigen Stammwörtern, und aus diesen einfachen Wörtern entstehen, bloß dmch die Verschiedenheit des Accentes und des höhern oder tiefern Tons, »,665 Wörter welche ganz verschiedene Bedeu­ tungen haben. So hat j. B. der sehr einfache Laut Po ellf verschiedene Bedeutungen, je nachdem er in einem verschiedenen Tone hervorgebracht wird; man bezeichnet nämlich damit die Begriffe: Glas, sieden, Getrei­ de sieben ober worfeln, brechen, zerspalten, wässern, zuberelten, altes Weib, Sklave, fretgeboruer Mensch, kluge Person, wenig. Ohne da- feine Gehör der Mongolischen Völker scheint es fast unmöglich, in Ansehung deS Sprechens und Ver­ stehens völlige Fertigkeit zu erlangen. Und doch ist diese Sprache deS gemeinen Lebens, verglichen mit der Schriftsprache, noch leicht. Aus obigen wenigen Wurzelwörtern entstehen durch Aussprache und Zusam­ mensetzung gegen 80,000 verschiedene Wörter; um diese Wörter nun schriftlich zu bezeichnen, haben die Sineser eben so viel ober 80,000 besondere hieroglyphische Charaktere, wodurch sie die Bedeutungen dieser Wörter von einander unterscheiden. Um diese ungeheure Menge von Zeichen ins Gedächtniß zu fassen, reicht kein Menschenleben zu; die gelehrtesten Sineser lernen durch die mühsamste Anstrengung, und den geduldigsten Fleiß, höchstens 40,000 oder die Hälfte. Man hat ein mit klekuer Schrift gedrucktes Wörterbuch, welches aus 119 Bän­ den besteht. Hier wird also baS Mittel zum Zweck, d. h., dle Sprache, die überhaupt nur ein Mittel zu Erler­ nung der Wissenschaften ist, selbst eine weltläuftige Wissenschaft. Und so lange diese, Verwirrung und DunL 2



164



kelhelt verursachende, Zeichenschrift *)* nicht mit der Buchstabenschrift vertauscht werden wird, so lange werden

auch jedem Fortschritte in den Wissenschaften unbestegliche

Hindernisse im Wege stehen.

Indeß kann man doch die­

sem Volke, so weit es auch unter den Europäern steht, de»

Kunstfleiß, die Emsigkeit und Gewerbsamkeit nicht abspre­ chen.

Es darf sich mancher Erfindungen, vor uns, und

ohne unsern Unterricht, $. B. der Erfindung desPorzellans, der Seide, des Schießpulvers, des Brückenbaues,

mit Recht rühmen.

Man findet bei den Sinesen Uhrmacher, deren Ar­ beit aber noch plump und mangelhaft ist; geschickte Goldund Silberschmiede, eine Menge Manufacturen für seiden« und baumwollene Zeuge, und viele andere Handwerke.

Das wichtigste Gewerbe in Sina ist der Ackerbau; man zählt über 25 Millionen steuernde Ackerleute. Reiß ist das vorzüglichste Getreide, welches fle bauen. Aus Taf. xil Fig. 61. wird die Abbildung eines Sinefischen

Bauers geliefert. Der innere und äußere Handel wird durch die vielen schiffbaren Flüsse, durch eine Menge Kanäle,

durch gute Landstraßen ausnehmend befördert und er­ leichtert.

Der Kanal, welcher die Städte Peking und

Kanton verbindet, ist über 500 Meilen lang. —

Gold

und Silber werben bloß als Waare betrachtet, und die *) Dieses ist unvermeidlich; denn dis Kunst, die Zeichen der Sinestchen Wörter durch hörbare Töne auszudrücken, kann nicht durch Bücher, sondern nur durch mündltchen Unterricht fortgepflauzt werden, und die Bücher müssen also mehr

-«deutet, al» gelesen werden.



165



Zahlungen geschehen nach dem Gewichte; von den Euro­

päischen Münzen schneiden fie kleine Stückchen, und be­ dienen sich derselben statt der Scheidemünze. Die Religion der Sinefer ist heidnisch.

Es fin­

den sich 5 große Religionsparteien unter ihnen.

Sie ge­

hen ohne Bedenken von einer zur andern über, und hal­ ten es wohl auch mit allen dreien.

Die gemeinste Re­

ligion ist die des F o oder F o h e; sie stammt aus Indien und lehrt die Seelenwanderung.

Ihre Anhänger glau­

ben ein höchstes gutes Wesen, und einen von diesem un­

abhängigen bösen Geist. ist die des Taotse.

Die zweite Religionspartek

Sie glauben mehrere von einander

Unabhängige Geister, und legen

Wunderkrafte bei.

den Amuletten *)

Nur diese beiden Religionsparteien

haben Priester, welche Bonzen genannt werben, und

von den Opfern leben, die in die Pagode gebracht wer­

den.

Die dritte und vernünftigste Secte ist die des be­

rühmten K o u fu z e, welcher göttlich öerehrt wird. — Un­ ter den jährlichen Festen der Sineser ifi das Laternen­ fest das merkwürdigste. Es wird zu Ehren des Feuer­

gottes, und zur Abwendung der Feuersbrünste z Tage nach einander gefeiert.

An diesem Feste werden in Städ­

ten und Dörfern, auf den Straßen und an den Häusern 4 bis 5 hohe mit Fahnen geschmückte Laternen ausge­

hängt.

Alles Volk, selbst das sonst so eingeschlossenr

weibliche, reitet und fahrt mit Musik durch die Straßen;

•) Die Amuletten bestehen bald in Figuren von Thieren oder Menschen, ober deren einzelnen Theilen, bald in, mit geheimnißvollen Charakteren Gestempelten, Metallstücken u. dgl. Sie werden am Halse oder sonst am Leibe getragen, und al« Mittel wider Krankheiten, Gift, Zauberet, Unglück«, fälle u. dgl. angesehen.

166



man brennt Feuerwerke ab, und unterhält -eine Menge anderer Feuer.

Die Regierungsfarm ht Sina ist unum­ schränkt monarchisch. Obgleich die Grundlage des Einefifchen Staatsgebäudes aus dem Verhältniß des Va­ ters zu seinen Kindern hergenommen worden ist: so fin­ det man jetzt nicht das geringste mehr darin, was die­ ser Idee entspräche; sie ist vielmehr in einen groben Astatischen Despotismus ausgeartet. Der Kaiser wird göttlich verehrt: er heißt ein Sohn des Himmels; man muss sich auf das Gesicht niederwerfen, wen« man ihm etwas vortragen will; zwei tausend Henkers knechte mit Straf- und Mordinstrumenten gehen vor ihm her, wenn er öffentlich erscheint; jedermann, der ihm bei einem solchen Aufzuge begegnet, muff mit dem Angesicht zur Erd« fallen, wenn er nicht auf der Stelle getödtet werde» will; und alle Häuser und Läden müssen zu dieser Zeit verschlossen werden. **) Die höheren Minister er# scheinen in einem eben so fürchterlichen Aufzuge. Die Vornehmen suchen fich von den Geringern zu bereichern, und so erstreckt fich der Druck von dem Obersten bis zum Untersten, und das Volk wird dadurch arm Md elend gemacht. Kommen Unterdrückungen und andere Verbre­ chen der Minister an den Tag, so werden diese auf Befehl des Kaisers mit Stockschlägen bestraft; eine Strafe, mit welcher die ganze Reihe hinab jeder Vorgesetzte seine» untergebenen Beamten belegen kann. Daher sagt Her­ der: „kein edles Ross im Dienst, sondern «in gezähm•) Au« eben dieser Ursache giebt e« an de« Häusern kein« Fenster auf der Seite der Straß«.

167 ter Maulesel, der In Gebrauchen vom Mergel» bis zum Abend gar oft die Rolle des Fuchses spielt."

Der allgemeine Name der Sinefischen Vorgesetzten lm Staats - und Kriegswesen ist Ouoan; wir bezeichnen diese Leute durch das Wort Mandarin, welcher Aus­ druck aber in Sina unbekannt ist. Sie theilen sich iw gelehrte und Kriegsmandarinen. Don den letz­ ten liefert die Taf. XII. Fig. 60. eine Abbildung. Verbreche« werden oft schnell gestraft, aber oft auch übersehen, oder mit Gelde abgekauft. Diebereien wer­ den mit Stockstreichen bestraft. Die zum Tode Verurtheilten werden entweder erdrosselt ober enthauptet, oder niedrrgehauen, ober von Pferden mit Schnüren mitten um den Leib zerrisse«.

Die Einkünfte des Kaisers werden auf 400 Millionen Thlr., die Kriegesmacht auf i| Million Köpfe geschätzt.

Taf. XII. Fig. 6s.

DasZibeththier. Lat.(Viverra)Zibetha, Fr. le Zibet, la civette. «^leVlverren oder Stinkthiere haben sechs Vor-

derzähne in beiden Kinnladen; längere einzelne Eckzäh­ ne; scharfe zackige Backzähne; eine stachelige Zunge, und an allen Füßen Zehe« mit spitzigen unbeweglichen Krallen; zwischen den Hinterbeinen einen Beutel, worin eine schmierige, bei den meisten übelriechende Materie



168



erzeugt wird. Sie find nur in heißen Länder« einheimisch,

und das unter diese Gattung gehörtgeZi bet ht hier ist et# Was übers Fuß lang, hat einen stumpfen Rüssel, mit schwär# zer Spitze, kurze runde Ohren; das Haar des Leibes ist

auf dem Rücken mähnenähnlich; der Schwanz ist mittel#

Mäßig, haarig.

Die Füße sind unterwärts nackt; die

Grundfarbe des Körpers schmutzig weiß; die Madne ka­

stanienbraun; Kehle, Schultern und Bauch sind schwarz gefleckt.

Es lebt in Ostindien, Arabien, Sina, auf dm

Philippinen, in Guinea, Aethopien, Madagaskar.

Es

frisst Eier, Fletsch, Fische, kleine Vögel, und in Erman# gelung dieser, Früchte und Wurzelwerk.

Das Zibeththier

lässt sich leicht zähmen, wird aber auch leicht wieder wild;- es springt wie die Katzen, läuft so schnell wie die Hunde, und vertheidigt sich mit de» Zähnen.

In Hol­

land, besonders in Amsterdam, hält man sie in Käfichen, und

nimmt

ihnen

den

Zibeth

köffelchen alle 8 Tage 3 Mal ab.

mit einem

eiserne«

Der Zibeth ist eine

Butter ähnliche, erst weiße, dann gelbliche, und endlich braune und schwarze Materie, von einem wohlriechen­ den, anfangs so starken Gerüche, daß er Schwindel und

Kopfweh macht, in der Folg« aber milder und lieblicher wird.

May gebraucht ihn in den Apotheken.

ländische ist reiner als der Levantifthe.

Der Hol­

Weil der Zibeth

theuer, und nur tn Oelen auflöslich ist, braucht man lieber Bisam *).,

*) Der Bisam oder Moschus, welchen man von dem Bisam# lhiere, einem kleinen Reh« gewinnt, iß gleichfalls «ine Schmierige wohlriechende Materie.

16g

Taf. XII. Fig. 6z.

Der Luchs. Lat. Lynx. Fr. Linx, Loupcervier. Luchs gehört zu demjenigen Geschlechte der Rand­ thiere, welche 6 spitzige, gleich abgeschnittene Vorberzähne in beiden Kinnladen, eine rauhe Zunge, an den Vor­ derfüßen 5 und an den Hinteren 4 Zehen mit spitzigen Krallen haben, die fie in eine Scheide juräckjiehen kön­ nen. Der Luchs ist Fuß lang, und kommt an Größe einem Fuchse bei: sein Kopf ist rund; an den Enden der gespitzten Ohren trägt er ein pinfelartiges Haarbüschchen; sein Schwan; ist kurz, und hat eine schwarze Spitze; an feinem außerordentlich scharfen Gesteht übertrifft er alle andern katzenartigen Thiere. Er lebt vorzüglich im nörd­ lichen Europa, in Norwegen, Schweden, Rußland, Polen, in den gebirgigen und waldigen Gegenden, in Klüften und Felsenhöhlen; in deren Ermangelung gräbt er sich weite Baue in die Erbe. In Deutschland, Frank­ reich und Italien find fie jetzt alle vertilgt. Der Luchs ist ein dem kleinen sowohl als großen Wilde sehr schäd­ liches Raubthier, er lauert, wie der Vielfraß, den Hir­ schen, Elenn- und Rennrhieren, auf den Bäumen auf, springt, wenn fie drunter Weggehen, ihnen auf das Ge­ nicke herab, und quäkt fie zu Tode. Sei« Fell giebt ein weiches, «armes, schätzbares Pelzwerk, ist aber, «eil das Haar brüchig ist, nicht von langer Dauer.

170

Taf. XII. Fig. 64.

Die Gemse. Lat. Rupicapra, Fr., le Chamois. Gemse beiderlei Geschlechts hat hohle, mnde, gera­ de, gegen die Spitze umgebogene Hörner, welche nicht jährlich abgeworfen werden; hat einen Haarbüschel an den Knieen; gespaltene Klauen; ihre Farbe ist fahlgrau, Rücken und Seiten rothbraua. Ihre schönen feuervol­ len Augen verrathen schon die Lebhaftigkeit ihres Tem­ peraments. Sie ist in den höchsten Schneegebirgen von Tyrol,. Savoyen, und in der Schweiz einhei­ misch, und wohnt theils auf kühlen Klippen, theiltm Gehölze und Buschwerke. Es giebt zwei verschiedene Raren; die kleinere, welche auf den höheren Alpen wohnt, ist röthlicher, und heißt bet den Schweizer» Grotthier: die größere, niedriger wohnende, braune­ re hingegen Waldthier. Beide Arten leben in Gesell­ schaft, find furchtsamer tm Klettern und Springen als der Steinbock, stellen auf der Weide Einen auf die Wache, der beim mindesten Geräusch die Heerde durch einen be­ sondern Ton warnt, und mit ihr davon flüchtet. Jung eingefangen lassen fich die Gemsen zähmen, dergestalt daß fie mit den Hausziegen auf die Weide gehen. Ihr Fletsch ist sehr wohlschmeckend; die Haut giebt «in dichtes und doch sehr geschmeidiges Leber; daher das Fell mit 4 bis 6 Rthlr. bezahlt wird. In ihrem Magen finden fich zu­ weilen länglich runde, .eine welsche Nuss große, dem Bezoar ähnliche Kugel«, die aus unverdauten Faser» voa

17» Manzen und Ma-enschleinr nach und nach entstehen, und denen man vor Zetten seltsame Heilkräfte zuschrteb.

Taf. XII. Fig. 65.

Der Mustac, oder die weißnasige Meerkatze. Lat. Simia Cephüs. Fr. le Mouftac. X/fe Affen werden gewöhnlich In 3 Hauptgeschlechtee eingethetlt, wie solches oben S. 27. bereits angezeigt worden. Diejenigen Affen, welche lange Schwänze haben, heißen Meerkatzen. Wahrscheinlich haben fle diesen Namen von ihrem katzenähnlichen Ansehen, und weil fie von Amerika übers Meer gebracht werden, oder vielleicht auch, weil fie ins Wasser gehen und Fische fangen. Die un­ terscheidenden Kennzeichen des hier abgebildeten Mustac sind folgende: an der nackten Oberlippe hat er eine weiße Farbe, In. Form eines Sparren unterhalb der Nase; rund um den Mund herum find beide kippen von Haa­ ren eingefasst; Backentaschen und Gesäßschwlelen; unter den Ohren zwei dicke Haarbüschel von lebhaftem Gelb, auf dem Kopf einen Büschel von borstigen Haaren; daS Haar am Körper ist grünlich aschfarbig, die Brust und der Bauch sind weißlich aschfarbig» Kopf und Leib zu­ sammen find ungefähr 1 Fuß, sein Schwanz aber ist 19 bis 20 Fuß lang. Er geht auf 4 Füßen, und wohnt te Guinea.

Der Tabak. Lat. HerbaNicotiana. Fr. le Tabac. eigentliche Vaterland der Tabakspflanze Ist das

südliche Amerika.

Der Tabak hat seinen Namen von

der kleinen Amerikanischen Insel Tabago, welche de« Franzosen gehört, und wo ihn die Spanier nach der

Entdeckung von Amerika im Jahr 1520 sanden, und von

da nach Europa brachten. *) Seinen Lateinischen Namen Herba Nicotiana hat er von einem Französischen Gesand­

ten am Portugiesichen Hofe, Johann Nicot, der ihn

1560 dort kennen lernte, und zuerst an die Königinn Ca­ tharine de Medicls nach Frankreich schickte.

Unter den Hauptgattungea des Tabaks find folgende zwei die bekanntesten: Taf. XIII. Fig. 66.

Der Virginische Tabak. iefer wird kn gutem Boden 6 Fuß hoch, hat große

breite,

zugespitzte

Blätter,

und

oben einen Büschel

blassrother lrompetenförmiger Blumen.

Sein Vater-

•) Andern Berichten »ach wurde der Labak auf der In­ sel St. Domingo 1496. von einem spanischen Missionär, Namens Roman Pane, welchen Columb bet seiner »weiten Reise nach Amerika daselbst zurückgelassen hatte, »u allererst gefunden und beobachtet.



*75

land ist Westtndlen, und vorzüglich Virglnken, wovon er auch den Namen hat. Taf. XIII. Fig. 67.

Der Asiatische oder Bauern-Tabak. ^L/iefer ist kaum 5 Fuß hoch, hat aber größere und brei­ tere Blätter als jener, blähet grüngelb und trägt vielen

ölreichen Saamen.

Sein Vaterland ist Asten, und er

wird vorzüglich in der Türkei und in Ungarn gebaut,

daher er auch Türkischer Tabak heißt.

Aus beiden

Pflanzen wird Rauch-und Schnupftabak fabricirt. Wenn die Blätter reif sind, d. i. wenn sie anfangen, braun zu werden, bricht man sie ab , packt fie auf einan­

der, daß ste stch erhitzen und schwitzen; dann werden fie an einen Bindfaden gereihet, und im Schatten recht

dürre getrocknet, und so in die Tabaksfabrtken geliefert, wo sie dann sortirt, in Brühen gebeizt, und entweder zu

Rauchtabak in Rollen gesponnen oder fein geschnit­ ten, oder zu Schnupftabak klein gerieben oder ge­ mahlen werden.

Aus der mannichfaltigen Art der Ver­

mischung der Tabaksblätter aus verschiedenen Ländern, und der Zubereitung derselben, entstehen die unzähligen

Sorten von Rauch- und Schnupftabak,*) der nun für den Handel sowohl als für die Staatseinkünfte ein so wichtiger Gegenstand geworben ist.

Der Tabaksbau er#

•) Der Knaftertabak hat seinen Namen von den Körben, die auf Spanisch Kanister heißen, worin er «ingepackt und ver­ schick« wird.

»74 fordert ein warmes Klima; je heißer das Land Ist, In dem die Pflanze wächst, desto besser wird die Güte des

Tabaks.

Indeß verträgt er auch sehr gut das gemäßig­

tere Klima, und wird häufig in Europa, besonders In Frankreich, Teutschlanb und Ungarn gebaut.

Taf. XIII. Fig. 6g.

Der Mandelbaum. Lat. Amygdalus. Fr. l’Amandier. A^er Mandelbaum Ist klein, und an Wuchs, Blättern und Blüthe dem Pfirfichbaume sehr ähnlich.

Seine Blü­

the ist roth (Fig. a.) und seine Frucht ist hellgrün; diese

hat außen ein hartes grünes Fleisch, und innerlich eine längliche Nuss (Fig. b.), in welcher die Mandel Fig. c.)

als der Kern fitzt.

Kleinafien ist sein Vaterland; die

besten Mandeln erhalten wir alle aus Spanien, dem südlichen Frankreich und Sicilien.

bittere Mandeln.

Es giebt süße und

Man macht bekanntlich gutes Back­

werk, wohlschmeckende Milch und ein kostbares Oel von den Mandeln.

*75

Taf. XIV. Fig. 69.

Die Zitrone. Lat. Citretwn malum oder malum medicum. Fr. le Citron. Zitrone und alle andern feinern Obstsorte« aus warmen Ländern, womit frisch und getrocknet ein großer

Handel in Europa getrieben wird, gehören zu den soge­ nannten edlen Südfrüchten. Der Zitronenbaum wächst im freien Lande zu der Größe eines mittelmäßigen Pflaumenbaums, hat immer

grünes Laub, eine weiße sehr wohlriechende Blüthe, und länglichrunde hellgelbe Frucht.

Er hat fast immer zu

gleicher Zeit Blüthe und halb und ganz reife Früchte.

Es giebt Zitronen, die 6 Pfund, und andere, die nur eini­ ge Loth wiegen.

Die reife Zitrone hat ein sehr dünnes

weißes Fleisch und vielen Saft.

Alle Theile der Ztrrone

werden auf mannichfaltige Art genutzt; von den zerrie­ benen Schaaken wird ein wohlriechendes Del gemacht, das man Zedroöl oder Zedroessenz nennt; aus

dem Saft macht man Limonade *); man bedient sich übrigens der Zitronen bei der Zubereitung mancherlei

Speisen und Backwerke. Diejenigen Zitronen, welche weit verschickt werben,

müssen etwas unreif, und wenn sie noch ganz grün sind,

abgepflückt werben, sonst halten sie sich nicht.

•) Dieses kühlende Getränk heißt deswegen Limonade, weil auf Italiänisch die Zitrone iimvnie heißt.

176 Der Zitronenbaum stammt ursprünglich aus Persien; von da kam er nach Italien, Spanten, Portugal und inS südliche Frankreich.

Taf. XIV. Fig. 70.

DiePomeranze. Lat.Malum aureum odek Aurantium. Fr. l’Orange. ^)er Pomeranzenbaum unterscheidet sich von dem Zktro-

nenbaum durch sein dichteres dunkelgrünes Laub, und durch seine kleinere weiße Blüche; seine Frucht ist rund, rothgelb und glatt. Es giebt von diesem Baume zwei Gattungen, ei­ ne, die bittere, und eine, die süße Früchte trägt. Die bitteren find unsere eigentlichen Pomeranzen, die eine bittere Schaale, einen sauren Saft geben, und die man häu­ fig zu Speisen, Konfitüren und in den Apotheken braucht: die süße Pomeranze aber, oder der sogenannte Sl»aapfel, wovon die Tas. XIV. Fig. 70. eine Abbildung liefert, ist noch einmal so groß als die bittere, wird roh als Frucht gegessen, hat rin gelbes Flttsch, ist sehr saft­ reich, und hat einen süßen lieblichen Geschmack. Beide Gattungen haben mit dem Zitronenbaume die Eigenschaft gemein, daß sehr ost Blüthen, unreife und reife Früchte zusammen an einem Baume find. Die Pomeranzen kom­ men ursprünglich aus Sina; die Portugiesen verpflanz­ ten fie zuerst in ihr Land, und von da haben ste sich fast In alle Theile der Erde verbreitet. Die besten Stnaäpfel oder Apfelsinen kommen aus Portugal!.

—Taf.

177 — Taf. XIV. Fig. 71.

Die Ananas. Lat. Bromelia Ananas. Fr. l’Ananas. «vtan unterscheidet mehrere Sorten der Ananas, von weichen die hier abaebiidete eirunde Ananas mit weißem Fleische in Europa die bekannteste ist. Die Pflanze, auf der die Ananas wächst, wird an s| Fuß hoch. Jlw Körper besteht aus einem wurzeiartigen Kno» ten, aus dessen Mitte sich die sp tz gen, am Rande sta -ei­ ligen, blass,rünen und bläulichen Blätter ausbrenen» Aus dem Mittelpunkte erhebt sich ein fleischiger blassqrüner Stengel mit Blumenblättern, der sich In einen warzigen Knollen endigt, auf dessen Oberfläche die Blumen sich zeigen , und aus dessen Spitze eine^ in neue Blatter sich entwickelnde, Knospe herausgeht. Aus jeder Warze des Knollens kommt ein kleines Blümchen, welches von einem dreieckigen Behältniß umgeben ist. Die Blu­ me selbst besteht aus drei blauen, länglichen, fleischigen, zufammenschließendn Blättern. Wenn die Blumenblätter vertrocknen und ihre dreiblätterige Decke sich zuschließt: so entsteht unter jeder eine kleine Höhle, worin der Sa­ men liegt, und der ganze Knoll entwickelt sich in eine länglichrunde schuppige Frucht von sehr saftiaem Flei­ sche, angenehmem Geschmacke und lieblichem Gerüche; sie übertrifft an diesen Eigenschaften alle bekannten Früchte der Erde, und wird daher mit Recht die Königin un­ ter den Früchten genannt; erhält eine Länge von 7 D. 1. B. M

*78 biS 8 und in Amerika bis 18, und einen Umkreis von »4 (gr.gi. Zollen. Sie ist inwendig weiß und vor, außm gelb. Man isst sie roh mit und ohne Zucker, und werchet fir auch vorher in Wein ein, um eine gewisse beißende Schärte her­ aus ju ziehen. Sie wachst sehr häufig in den heißen In­ seln von Ost- unv Wests bien, in Afrika, und nun auch in Europa in Treibhäusern.

Taf. XV. Fig 75.

Der Menschenfresser. Lat. Squalus Carcharias. Fr. le IVequin. S*/er Menschenfresser ist einer der fürchterlichsten und me-kwü'digsten unter dem Geschlechte der Hayfische. Obgleich die Hayfische, Rochen u. a. in der Bildung den Fischen ähnhch sind, Fwssfedern, mehrentheils Kiefern rc. haben: so sind sie doch von denselben dadurch sehr ver­ schieden, daß sie Lungen Haden, wodurch sie Odem ho­ len, und sich N'cht, wie die Fische, durch Laich, sondern, w e die Schlangen, durch Ei-r for pfl -nzen; weßhald sie dann auch zu den schwimmenden Amphibien ge­ rechnet werden. Die allgemeinen Kennzeichen der Hayfische sind die 5 Luftlöcher auf jeder Seite, der sichln eine stumpfe Spitze endigende Kopf, die mehrer» Reihen säge­ förmiger, spitziger, theils fester, theils beweglicher Zähne, vnd die zarten Stacheln, die fie fast alle statt der Schup­ pen haben. Der Menschenfresser unterscheidet sich ven andern seines Geschlechts durch die graue Farbe und

Taf.zxy.

»79

den breiten Rücken. Sein Rachen ist 8 bis io Fuß weit, und oft mit 6 Reihen sageförmiger zuqespttzter Zähne, deren Zahl sich auf 400 belauft, bewaffnet Er hak keine Afterflosse, und einen kurzen Schwanz. Er erreicht eine Größe von 25 bis 50 Fuß, und wiegt oft an 10,000 Pf. Er nährt sich von allerlei sowohl lebendigen als todten Wasserthieren und Fischen. Man findet diesen, w gen seiner Raubbegierbe und Kühnheit berüchtigten, Fisch la allen Gegenden des großen Weltmeeres, aus dessen Tiefe er nur steigt, um seinen Hunger zu stillen. Man fängt ihn mit großen Angelhaken, die an einer eisernen Kette befestiget find, und woran man als Köder rin Sück fau­ lendes Fleisch steckt. In Grönland werden die Hayfische zur Winterszeit in den in das Eis gehauenen Löchern häufig gefangen, welche sie besuchen, theils um Luft zu schöpfen, theils fich an andern Fischen, die la «de» der Absicht dahin kommen, zu sättigen.

Unter allen Hayfifchen hat der Menschenfresser da­ essbarste Fleisch. Die Isländer genießen es am liebsten, wenn es vorher in einen gewissen Grad von Fäuluug übergegangen ist. Aus seiner Haut macht man In Norwegen Leder z» Pferdegeschirren, und die Isländer verfertigen ihre Schu­ he daraus; aus feiner ost sehr grossen Leber gewinnt man 2 bis Z Tonnen Thran. — Man Hätt es für wahrschein­ lich, daß derjenige Fisch, welcher den Jonas verschlun­ gen haben soll, der Hayfisch gewesen sein könne; denn der Wallfisch hat eine viel zu enge Kehle, als daß ein Mensch durchkommen könnte, und in den ältern Zetten nannte man alle großen Fische, Wallfische. Wan erzählt von dir» M 2

—■

lgo



fern menschenfressenben Thiere unter vielen andern son­ derbaren Anekdoten, auch folgende:

Ein Matrose fiel

von einer Fregatte im Mittelländischen Meere über

Bord, und ward plötzlich von einem Hay verschlun­ gen.

Der Sch ffskap rain sah diesen Vorfall und ließ

sogleich eine Kanone auf das Thier losbrennen, wovon dasselbe so getroffen wurde, daß cs den Matrosen au­

genblicklich wieder von sich gab, und hierauf von den Matrosen mit Harpunen vollends erlegt wurde. Dieser zweite Jenas ward sogleich aufgefischt und von seiner klei­ nen Beschädigung bald wieder hergestellt; der-Kapitän

schenkte ihm hierauf den todten Hay,

mit welchem er

sodann In Europa zur Schau herumzog.

Taf. XV. Fig. 73-

Der Zitterroche oder Krampffisch. Lat. Raja Torpedo. Fr. la Raye tremblante ou la Torpille ordinaire. L^re Rochen haben an der Seite 5 Luftlöcher, athmen

durch die Lungen, *) haben einen unförmlichen platten Körper, der von derF-schgestalt abweicht, und, wenn man

den Schwanz abrechnet, fast viereckig ist.

Das Maul

liegt unten am Kopfe, und der Schwanz hat gemeinlich zwei Stacheln.

Sie werden gegen 200 Pfund schwer.

Das Weibchen legt auf einmal nur ein Hi, von der Grö­ ße eines Enteneis, an Gestalt viereckig, schwarz und hor­

nig, mit 4 Spitzen an dem einen Ende. *) S. Seite 178. Fig. 72.

Der merkwür-

i8i

digste unter den Rochen ist derZitterroche, Zitter­ fisch oder Krampffisch.

Der Kopf steckt in demzir-

kessörmigen Körper; er hat eine stachellose Haut, ist oft

5 Fuß lang und 15 bis so Pfund schwer, har eine ziegelrothe, mit schwarzen Strahlen und Flecken vermochte, Farbe.

Er hat die elektrische Eigenschaft, daß er alles,

was ihn berührt oder sich ihm nähert, wie durch eine»

elektrischen Schlag betäubt; daher fallen die kleinen Fi­ sche, die, wenn er im Sande liegt, über ihn wegschwim­ men, auf ihn hin.

Er nährt fich von F'schen, und findet

fich Im Mittelländischen Meere in schlammigen Gegenden, bei Sardinien und an der Westküste von England und

Irland.

Er hat weiches schleimiges Fleisch uud wird

gegessen.

Taf. XV. Fig. 74.

Der Steinbutt. Lat. Pleuronectes maximus. Fr. le Turbot. §^ieser Fisch gehört zu derjenigen Klasse, deren Bauch« 'flossfedera gerade

unter den

Brustflossen

sitzen,

und

zwar unter das Geschlecht der Schollen; das Kennzei­

chen, welches diese unter allen Thieren auSzeichnet, ist, daß sie ihre beiden Augen auf einer Seite des Kopfes ha­ ben; einige haben sie auf der rechten, andere auf der lin­

ken Seite; das eine davon ist gewöhnlich größer, als bas andere.

Der Körper ist bei einigen mit Schuppen, bet

andern mit Stacheln besetzt.

gerade unter den Brustflossen.

Ihre Bauchflofffebern sitzen Ihr Körper ist vom Rü,



i8a —

tfet» nach dem Bauche zu ganz platt gebrückt und flach, daher heißen.fle auch Plattfische, Plättelst«, und Halbfische. Der Stein butt unterscheidet sich von andern Schollen du'ch seine auf der linken Seite sitzenden Augen und durch einen mit knöchernen Erhöhungen besetz­ ten Körper. Er wobnt in der Ost - und Nordsee, hält sich beständig tief im Grunde der See auf, und nährt sich von kleinen Fischen, Muscheln uud Hchneckenbrut. Er wird mit Grundschnuren gefangen, oder mit langen Stan­ gen gestochen. Man rechnet die Schollen, in Anse­ hung des Handels und her Art, wie sie verspeiset werde«, unter die Stockfische*), weil man sie größtentheils, in Deutschland wenigstens, nicht frisch, sondern an der Lust gedörrt und in Bändel gebunden, versendet, und eben sa Wie den Stockfisch kocht und speiset.

Taf. XV. Fig. 75*

Dee Zitteraal, Lat, Gymnotua electricus. Fr. VAnguille tremblante ou Anguille de Cayenne, izer yktteraal oder der elektrische Aal hat, wie der Aal, der Schwertfisch, y, a-, kein« Dauchflofffedern. Er ist vn•) Unter dem allgemeinen Namen Stockfische versteht man nicht nur Vie eigentlichen Stockfische, die ungefähr a Fuß lang sind, sehr häufig in dem Mittelländischen und Nordmre, re grfangen und en Stangen oder Stöcken getrocknet werden,

185

-efähr 4 Fuß lang, fielst schwarzröthllch aus, und hat eine glatte Haut Me sehr mit Schleim überzogen ist. Er hat, wie der Zittereoche oder Torpedo, *) die besondere Eigenschaft, daß er demjenigen, der ibn anrührt, eine so heftige elektrische Erschütterung giebt, daß die Hand oder der Arm davon ganz betäubt wird, ober diejenigen, die unversehens im Wasser auf einen Zitteraal treten, einen so sta ken Stoß durch den ganzen Leib bekommen, daß sie davon umaewvrfen werden. Auch wenn man ihn sogar nur mit einem Stocke, eisernem Stabe ober el# ner Angelruthe berührt, empfindet man den elektrischen Schlag davon so stark, als von einer Eiekrrlflrmaschine. Znfoigi eines Versuches, den man mst einem lebendig nach England ged-achten Zitteraal gemacht hat, giebt er wirklich e! kreische Funken von fich. So bald er tobt ist, hört alle etkiuischc Kraft auf. Die Natur hat diesem Fische, so Wie auch dem Zitterrochen, diese elektrische Eigenschaft unstreitig dazu mitgerheiit, daß er sich ferne Nahrung ver­ schaffen und fich gegen Raubfische vertheidigen könne, die er, indem fie fich ihm auf 10 Ruthen nähern, betäubt Doch giebt es eine gewisse Art von Krebsen, die nichts von seiner Gegenwart empfinden, und ihn sogar tödten können. Der Zitteraal fivdet fich an den Seeküsten von Afrika, Cayenne, Peru und aller heißen Länder, und daher fie auch den Namen haben; sondern auch den Kabel, jau, den Sch llfirch u. a., die getrocknet werden. So heißt z. B- der Kabeljau, ungesalzen an der Luft getrocknet, Stockfisch, cingesalzen Labberdan, (von der Sradt Labberban in Schottland, woher er häufig kommt) gesalzen

und getrocknet Klippfisch.

aber nicht, wie dieser, unter die Amphibien. ®. Seile 180.

♦) Er gehört



*84 —

Hf wird auch fein fettes und wohlschmeckendes Fleisch häufig genossen.

Taf. XV. Fig. 76.

Der SinesischeGoldkarpfen. fotCyprinus auratus Fr. la Dorade Chinoile. ÄJatf Karpftng-fch leckt gehört zu denjenigen F schen, b-t welchen d-e Bouchflossen gerade hinter den Drustflos, sen fitzen; man erkennet sie ferner am zahnlosen Munde,

am Eitze der Zähne hinter den Kiemen im Scklunde, an den drei Stiatlen in der Kemenhaut, an ihrem aus den Sekten zvsan nienqedrückten K pfe, an ihrem bald schma­ len, länglichen und dicken, bald breiten, kurzen und dün­

nen Körper, weicher mit weißen, glänzenden, hornartigen Schuppen bedeckt ist.

Jbre Größe ist verschieden, eS giebt

welche von einigen Zollen, andere die 4 Fuß lang find. Sie ve-mehren fick sehr stark und bringen ihr Mer auf ioo Jahre. D« Karpfen find in ganz Europa zu Hause. Eini, ge halte» sich in Landseeen und Flüssen auf, andere unter­ nehmen weite Reisen; sie begeben fich im Frühjahre aus 6er

Ost

und Nordsee, oder wenigstens aus dem daran stoßen­

den H -ff in die Flüsse, und kehren, nachdem fie ihren Laich

abgesetzk haben, wieder zurück

Ihre Speisen find Thon,

Moder, Grunbkreide, Würmer, Wasserinsecten, Hülsen-

früchce und Mist; einige verschlucken auch kleine Fische. Sie find unter alle« Geschlechtern das zahlreichste; Dr.

Bloch führt 22 Arten an, die ihm allein in der Mark

*85

Brandenburg bekannt geworden find.

Der hier abgebil-

ber- Koldkarpfen unterschetbet fich von andern Kar-

ptenarten, durch keine aleich der Morgenröthe glänzende

Farbe, womit er grö^rentbells bedeckt ist, und ist daher urstreitia das schö- ste Gescköpk unter allen Wasserbewoh,

Er wird über einen FuK lang.

nern.

Sina und Japan

find feV

Vaterland

schwarz,

dann bekommt er Slberpunkre, die fich nach

In den ersten 3 Jahren

ist er

und nach ve g'ößern , bis er über und ü> er eine S'iber, farbe bekomm, fisch.

und da bekommt er den Namen S- lber,

Hierauf wird er roch, und bekommt endlich eine

solche Hobe und brennende Goldfarbe, daß man glaubt, eine glühende Kohle im Fmstern zu sehen.

Die vorneh­

men SineserundJapaner halten dergleichen Goldfische

zur Pracht in großen, gläsernen Vasen in ihren Zimmern oder in Reichen.

ma.

Sie vertragen auch das Europäi che Kli­

und leben in Behältern und in großen Gläsern in

Zimmern.

Taf. XV. Fig. 77.

Der Hering. £rtt. Harengus.^r.leHareng. Heringe gehören zu den Fischen, deren Bauch, flössen hinter den Drustflossfedern fitzen.

Das Herings-

gefchlecht erkennet man an der Linie, welche längs dem schneideförmigen Bauche htnläust,uab aus einer Reihe ge­

krümmter harter Schuppen besteht. Eine der merkwürdigsten

Gattungen dieses Geschlechts ist dergemeineHertng *), *) Einige wollen den Namen Hering daher leiten, weil st« in großen Heeren heruwziehen.

**

iQ6v

ter dtt feinem frommen, hervo stehende« Unterkiefer kenn« bar ist. Völlig ausgewachsen ist er ungefähr 12 Holl lang. Seine Nahrung besteht in Infekten, Würmern, Fschlaich, und in kleinen Fischen und Krebsen. Er wohnt in dem nördlichen Oc an und der damit verbundenen Nord» und Ostsee, so wie auch tm Atlantischen Meere, tvo er sich in den Tiefen aufhölt, die er theils im Frühfahre, theils «m Sommer und Herbste verlässt und an dle flachen Stellen, ohmyett den Küsten, Buchten *•*) ) und in die Mündungen der Fiüss sich in großen Zügen hindrüngt, um allda feinen Lach abjUsetzen "). Der Hering der Ostsee laicht, wenn das E>s aufzuqehen anfangt, und dlrfes bauert bis 50 bis 200 Jahr alt. Die Rinde wird in Wasser mit darauf gelegten Steinen gerade gepresst, dann wieder getrocknet und als Kaufmannswaare versendet. Die Spa, vier bereiten aus der, in verschlossenen Gefäßen zu Kohle gebrannten, Rinde eine sehr schöne schwarze Farbe, welche unter dem Namen Noir d’Espagne bekannt ist.

Taf. XVI. Fig. 8*.

Der Brodbaum. kat. Artocarpus. Fr. I'Arbre a pain, Fruit a pain. rücn diesem höchst merkwürdigen Baume find zwei Gattungen bekannt, nämlich:

1) der eigentliche Brodbaum, (Artocarpus in« cifus) mit zerschnittenen Blättern und der Feucht an den äußersten Zweigen; a) der Jakkabaum, (Artocarpus integrifolius) mit «»getheilten Blättern und der Frucht an der Wurzel, dem Stamm und den Arsten. Beide Gattungen find, wie viele andere Gewächse des heißen Erdstrichs, der Abänderung sehr unterworfen, N 2

ig6

und In eine Menge Spielarten ausgeartet, wodurch pe fich einander noch mehr nähern, nämlich: A. Zahmer samenloser Brodbaum. Dieser trögt die vortr-.ffUchste Frucht; an Größe und Ge­ schmack ist er der kulttvkrteste, und in Otaheite der gewöhnlichste. Eine gröbere stachelige, inwendig wollige Frucht erzeugt er in Sumatra, Java, Baly, wo er häufig, und in den Molucken, wo er seltner wächst.

B. Zahmer famenbrlngender Brodbaum, bald mit vollkommenem, bald mit unvollkommenem Samen. Er wird in Guam, den Grwürzlnseln, den Molucken und in Celebes häufig gepflanzt, wird auch sehr dick und hoch. Wilder samenbrtngenoer Drobbaum. Dies ist vermuthlich der Stammvater aller kultivir, len Sorten, wächst wild auf Java, Sumatra, Amboina, Band- und in den Waldungen der übrigen Gewürzinseln. DaS schleimige Fletsch feiner Frucht wird roh gegessen.

C.

Hier folgt nun die nähere Beschreibung eines zahmen samenlosen DrodbauinS, welcher, wie oben bemerkt worden, in Otaheite häufig wächst. Der Stamm ist ge­ rade, gemeinlich so dick als der menschliche Körper, uyd 40 Schuh hoch, oft noch höher. DaS Holz ist «eich, leicht und gelblich; der Splint') etwa- grohfa-

•) Der Stamm der Pflanzen besteht au» folgenden Theile», wc-che einander von außen nach innen zu in folgender Ord, nung bedecken: 1) die Haut, s) di« Rinde, 3) der Splint, 4) da« Holz, 5) da» Mark.

*97

ferkg und weiß, die Rinde hellgrau, ziemlich glatt, etwas gesprungen und mtt wenigen kleinen Knöllchen besetzt, alle Theile des DaumS geben, wenn sie v rwundet werden, einen klebrigen Milchsaft. Die Aeste bil­ den eine breite Krone. Die Blätter sind tief ausge­ zackt, schön grün, Schuh lang und » Fuß breit. Er trägt männliche und weibliche Blütben; die männ­ liche ist eine spannenlange bräunliche Kolbe an den obersten Blättern, die weibliche, woraus die Frucht entsteht, ist eine hellbraune Knospe an der Spitze deS Zweiges. Die Brod frucht selbst ist rund und sehr groß, fast wie ein runder KürbiS, 1 Fuß im Durchmesser, die Schaala mtt lauter sechseckigen spitzigen Warzen be­ setzt. Der Baum trägt 8 Monate lang toi Jahre, vom December an bis zum Juli, immer Blüthen, halbreife und reife Früchte. Die Frucht sieht, wenn sie reif ist, gelblich aus, ist welch anzufühlen, und inwendig einem Brei ähnlich, der widerlich süß schmeckt und riecht; reif ist sie eine ungesunde Speise, unb w rd daher mit Be­ hutsamkeit genossen. Sie wird aber am gewöhnlich­ sten im Monat April vor der völligen Reife gebrochen, alsdann haufenweift ausgeschüttet, damit sie sich inner­ lich erhitze. In diesem Zustande, wo sie nicht zu genies­ sen ist, schneidet man den Strunk oder Fruchrboden und die Ringe weg, fällt mit der fleischigen Pulpe eine tiefe mit Steinen gepflasterte Grube, bedeckt diese mit Haufen von Blättern und Steine», und läßt den ganzen Vor­ rath in die saure Gahrung übergehen. Der Teig, der auf solche Art entstehet, ist vollkommen durchgesäuert, und schmeckt wie der Pompernickel, wenn er nicht ganz au-gebacken ist. Aus dem Vorrath in der (Stube nimmt



*9& —

man jedesmal nur so viel, als ju einem Gebäcke hinreich> nb ist, macht faustgroße Klumpen daraus, rollt sie in Blätter, und bäckt sie auf erhitzten Steinen. Dieses saure Brod hält sich einige Wochen lang, ist bet den Otaherriern sehr beliebt, und während der 5 bis 4 Monate, wo die frische Brodftucht fast gar nicht zu haben ist, nießt das Volk beinahe keine andere Speise. Ungebacken hält sich der gegohrne Leig mehrere Monate hindurch in den Gruben, ohne einige Veränderung zu leiden. Eine ungleich, beträchtlichere Menge Brodfrucht wird frisch «ufgezehrt; auch jv diesem Gebrauche muss sie nicht reif, aber schon vollkommen ausgewachsen sein. Ihre Rinde ist aisdann noch grün, das Fleisch aber schoeaweiß, und von lockerem, mehligem Gewebe. Roh kann man es schlechterdings nicht genießen, sondern die Frucht muff geschält, entweder ganz oder zerschnitten in Blätter ge­ wickelt und auf beißen Steinen geröstet und gebacken fein. Die geröstete Brodfrucht hat völlig den Geschmack des Weizenbrodcs, das mit gekochten mehligen Kartoffel« vermischt ist. Der Brodbaum ist überaus ftuchtbarr ein Mensch kann sich von 5 Bäumen reichlich ernähren. In Celebes, Banda, Amboina und überhaupt auf den Molucken, wo der Brodbaum wild wächst, lebt das ge­ meine Volk fast von nichts anderem, als den Kernen der samentragendm Brodfrucht, die man, wie Kastanien, zu­ vor in Asche brät, oder auch in Wasser abkocht. — Obgleich die Frucht das Köstlichste und Nützlichste am Baume ist, so ist roch der Gebrauch, den man von den übrigen Theilen dieses Baumes macht, nicht minder wichtig. Nachdem derselbe während eines Menschenalters Früchte getragen hat, stirbt er ab. Man höhlt aleoann den Gramm zu einem

»99

Kahne aus, ober man nutzt thu zu Pfosten und Batten in der leichten ländlichen Hütte. Auch werden aus sei­ nem welchen und leichten Holze Schemel, Schüsseln, Tröge und Lrcmmeln verfertiget. Dasjenige zarte Zellgeweoe, aus wachem sich jährlich eine neue Holzlage an Stamm und Aesten bildet, oder der gleich unter seiner Rinde liegende weiße Splinnt ist am Brodbaume so be­ schaffen, daß die Tahe-tier ihre Kleidung daraus des reiten können. Sie pflanzen zu dem Ende eine Menge junger Bäumchen dicht neben ein«! d-r tu lockerem Bo­ den, und suchen fie so gerade als möglich, und ohne A'ste in die Höhe zu ziehen. Im andern oder dritten Jahre werden fie abgeschnikken, und der Splint auf die näm­ liche Art davon abgesondert, vorbereitet und zu Musse­ lin ähnlichen Tüchern verarbeitet, als mit dem Splint des Papiermaulberrbaums üblich ist. *) Diese Tücher find zwar etwas spröder als jene von dir Maulbeerrinde, an Feinheit aber kommen fie ihnen ziemlich nabe. Von ge­ ringerem Nutzm find die Blatter; die Insulaner bedienen stch derselben bei ihren Mahlzeiten statt der Schüsseln, Teller, des Tischtuchs und der Servietten. Die abge­ fallenen vertrockneten männlichen Diüthenkolben, die mit den Schilfkeulen eine auffallende Ae' nlichkelt haben, braucht man als Zundschwamm und Lunten zur längeren Aufbewahrung des Feuers. Aus dem klebrigen Safte, der aus den verwunderen Theilen des BaumeS dringt, *) Oer Splint wird auf ein Dret gespannt, stark ausgedehnt und mit einer stärkeartigen Flüssigkeit bestrichen. Er wird dann mit einer Keule glatt geschlagen, und da diese kleine Reisen Hal, so bekommt da» Zeug rin Ansehen, al» wenn «» au» Fäden gewebt wäre.

Loo Greifet man, mkt Kokosmilch eingekocht, eine Art Vogel­ leim:

mit Sagumehl,

Zucker uub Eiweiß vermischt

aber, einen sehr dauerhaften Kütt, womit die R'tzen der

G iaße wasserfest gemacht werden.

Unter

mehrere»

Heilmitteln, die die Amboinefer aus der Rinde und an# bem Theilen des Brodbaums bereiten, wird von den ge­

trockneten

Wurzeln

der wilden Gattung *) «ine gut«

Arznei wider den Durchfall verfertiget.

Unter den schimmernden Naturgefchenken, die Eu­ ropa seit beinahe 300 Jahren aus Asten und dem vierte«

und fünften Welttdeil« durch seinen alles verschlingende« Handel an stch zieht, blieb der minder glänzende Brod-

fruchtbaum, wie eine stttfame Schöne, seiner wesent­

lichen Vorzüge ungeachtet, lange noch unbekannt.

Ein­

zelne Seefahrer, die seine nahrhafte Frucht gekostet, oder gar durch den Genuss derselben ihr vom Scharbock unter­

grabenes Lehen gerettet hatten, fingen an in ihren Tage­ büchern seiner, aber nur sehr unvollständig, zu erwähne«.

E st innerhalb der beiden letzten Jahrzehende ward er alS eins der wohlthätigsten Naturprodukte bekannt, und vo«

mehreren Naturkundige« näher befchriebm.

Wenn ma»

den Schluff gelten lässt, daß der Ort, wo eine Pflanze

wild wächst, eigentlicher ihr Vaterland genannt werde« dürft, als jener, wo fie nur gebaut rofrt: so ist es höchst wahrscheinlich, daß der Broddaum ursprünglich in de« näher an Asten gränzenden Jnieln zu Haufe gehört- (S.

oben S. 196. C.) und nur von Menschen weiter ostwärts gebracht worden ist.

Es ergieng dem Brodbaum, wie

*) Der wilde Baum hat eine herbe zasammenziehende Eigen­ ichast, welche fich bei bem tultwirun verliert.

so* so »feien andern anten und In ihrer Art vortrefflichen Dmgen: fein großer Werth ward nirgends weniger, als in seinem ursprünglichen Vaterlande, erkannt. W:ld und

roh, wie er auö den Händen der Natur hervorging, so ließ ihn auch der träge gleichgültige Mensch. der sich dort an manchen andern Früchten und Wurjeln schadlos hal­ ten konnte.

Aus seinen Kernen, die entweder von Men­

schen, oder auch von gefräßigen Fledermäusen ausgestreut

we den, wachsen bei den Amboinefern u. a. junge Bäume

schnell und ohne Wartung hervor. Als man ihn aber aus dir östlichen Inftln, die Marianen dieFreundschastS,So#

cietärs - und Marquisemseln verpflanzte, so entdeckt« Mangel an kedevsb, dürfvisse", die Noth, diese Mut­ ter so vieler vortreff-ichen E stndungen, wahrscheinlich

zuerst, daß auch der Brodbaum einer Vervollkommnung

fähig sei, welche fich nur durch fleißige Kultur entwickeln kann. Die Erfahrung lehrte bald eine bessere und schnellere

Fortoflanmngsart; die Wurz-l ward von der Erde ent# k ößt und an der Oberfläche cingl kerbt; eine Meng« junger Schossen trieben aus diesen Einschnitten hervor,

und diese verpflanzte man nebst einem Theil der daran gelassenen Wurzel in fette mir Sand und Muschelkalk

vermischte Moorerde.

Endlich lernte mau auf den So#

cietätsinft'n, daß ein abgeschnittener Zweig des erwach­ senen Baums mit glücklichem Erfolge der Erde anver#

traut, und zu dessen Nachfolger groß gezogen werden

könnte So verlor fich nach und nach das Wilde am Stamm, an Laub und an Früchten; diese erhielten für

das grobfaserige zähe, ein hartes mehliges Fleisch; der ganze Baum wurde schattenreicher durch seine weit ausge­ breitete Krone, und kann nun an Ebenmaß des Wuchses,

eoa

an Schönheit der Gestalt, mit den schönsten Eiche« und

Linden unserer Forsten verglichen werden. Der große Weltumsegler Cook rühmt die erstaun­

liche Fruchtbarkeit dieses Baums, und faul: „bat jemand in feinem Leden nur zehn Brodbäume gepflanzt: so hat

er seine Pflicht gegen sein eigenes und gegen fein nach, folgendes Geschlecht eben so vollständig und reichlich er­

füllt, als ein Einwohner unseres rauhen Himmelsstrich-,

der fein Leben hindurch während brr Kälte des Winter­

gepflügt, in der Sommerhitze geärntet, und nicht nur seine jetzige Haushaltung mit Brod versorgt, sondern

auch seinen Kindern noch etwas an baarem Gelde ffim,

merlich erspart hat." Gesund und munter, groß und edlen Wuchs--, mit

offenem Blick und einnehmendenLügen, voll Ganstmuth, Liebe und Fühlbarkeit de- Herzen- sind die Menschen,

die auf der paradtefisch schönen Insel Tadelt« von dem

Drodbaum« leben.

Ein Glück für fit, daß der Baum,

der ihnen Schatten und Obdach, Kleidung und Speise

gewährt, ihr ganzer Reichthum ist.

Ware die Natur an

lockenden Gütern hier eben so verschwenderisch, als auf den westlicher gelegenen Astatische» Inseln: so würde ge­

wiss dieses friedlich beisammen wohnende Völkchen d-r Eroberungssucht der Europäer bi- jetzt nicht entgam

gen sein.

205

Taf. XVII. Fig. 82. 83Kampf eines Finnmärkers mit einem Bä­ ren. Lat. Lucta incolaeFinnmarchienfis contra üriiim. Fr. Combat d’un Habi­ tant de Finemark contre un ours.

$innmdrf er «ohne» in der großen Landschaft in Europa, welche gegen Norden an bas Eismeer, gegen Süden an Finnland, gegen Osten an daS weiße Meer, und gegen Westen an Norwegen grenzt, und welche Lappland heißt. Lappland wird nach feinem Beherr­ scher in das Russische, Schwedische, und in das Dänische oder Norwegische eingethetlt; das Dänische Lappland heißt auch Finn mark, welches eine große Provinz an der äußersten Spitze von Norwegen über dem Schwedischen Lapplande ist. Aus der naben Verwandtschaft der Lappländischen Sprache mit der Ungarische« schließt man, daß die Lap­ pen und Ungarn von einem Menschenstamm, und zwar von einem edleren, nämlich dem Tartarlschen, sein müss­ ten. Bride Nationen find aber jetzt in Ansehung ihrer körperlichen Bildung und Lebensart von einander sehr verschieden. Dieser Unterschied rührt von dem Unter­ schiede des Himmelsstrichs her, worin beide wohnen. Ein sehr kaltes oder heißes Klima ist der Organisation des menschlichen Körpers minder günstig, als eia gemößig-



eo4



Mi dte Kälte erlaubt dem menschlichen Körper nicht, fich völlig auszudehnen.

In Lappland ist die Kalte schon

sehr groß- in Un-iarn ist das Klima mild; daher find die Ungarn weit größer und schöner als bir Lappen; diese

sind nicht viel über 4 Fuß hoch, und häßlich, wie alle

übrigen Polarmenschen, d. i. solche, die in der Ge­

gend des nördlichen Polarkreises und rodrer hinauf nach dem Norbpole zu wohnen, wie bc Eskimos oben in

Amerika, Ost taten.

dte Grönländer, die Samojeden und

Die

Lappländer

haben kurzes

schwarzes

Haar, breite Gesichter, eingefallene Backen, ein spitziges

Kinn, großen Mund und triefende Augen; sie find schmu;bräunlich von Farbe, welches theiis von ihrer Unreinlich­ kelt, theils von dem Rauche herrüyrt, worin sie in ihren

Zellen und Hütten leben.

Diese bestehen aus Pfäh­

len, dte sie in der Runde aufstellen, und zwar so, daß sie nach oben zu fich gegen einander neigen.

Sir bedek-

ken solche mit Rennthterfellen, oder, tn deren Ermange­

lung, mit Fichkenjwetgen.

Sie brauchen keine Stühle

und Bänke, sondern sitzen auf der Erde.

In der Mitte

ist der Heerd, und über demselben eine Oeffnung im Da­

che, welche zum Schornstein und zugleich zum Fenster dient.

Ja einer solchen Hütte haben 20 Menschen Platz.

Das Hauptgeschäft der Lappen ist dte Viehzucht, und die einzige Thierart, welche alle ihre Bedürfnisse be­ friedigt, ist bas Rennt hi er, davon dte Reichen oft

viele lvoo Stück besitzen. Wegen Mangel des Futters —

denn Ackerbau treiben fie gar nicht — können fie nicht immer tn einer Gegend wohnen.

Sie ziehen daher mit

ihren Hrcrden herum; im Sommer besuchen fie die nörd-

ichsten, im Winter die südlichsten Gegenden,

dte Lap,



205

pen nähern sich jedoch den gesitteten Nationen weit mehr, als die andern Pola-menschrn. Sie bekennen sich zwar zum Theil zur christlichen Religion, haben aber noch Kbr viele abgöttische Gebräuche, und verehren noch verschiedene Gottheiten. Alles dieses, was von den Lappländern überhaupt gesagt worden, gilt auch von den Finnmärkern. Diese sind übrigens nicht so feigherzig, als viele Reisebe­ schreiber erzählt haben. Sie haben Muth genug, einen Bären auf der Jagd, mir Gefahr ihres Leben-, zu ver­ folgen, oder sogar einen solchen, wenn er heißhungrig auf sie zukommt, mir festem Fuße zu erwarten, und zwar ohne ein anderes Gewehr, als ein Messer zu haben. Wenn sie sich mit diesem Thiere in einen Kampf einlassen wollen, so bepanzern sie, wie Fig. 8». zeigt, ihre linke Hand mit einem starken Thierfell, oder mit Stäben von Holz, fah­ ren damit dem Thiere tief in den Rachen, und stoßen dem­ selben, ln eben dem Augenblick, ihr Messer in- Herz.

Der Bar. Lat. Ursus.

Fr. l’Ours.

Bären gehören zu den großen reißenden Thieren und machen mir dem Hunde, und Katzengefchlechte eine besondere Klasse aus. Die Bären haben 6 Vorder­ zähne, oben und unten; kegelförmige Eckzähne; Back­ zähne mit stumpfen Zacken; eine glatte Zunge; 5 Zehen an den Füßen.

Es giebt 2 Hauptarten der Bären: den Land bär, und den Eisbär. Oer Landbär hat ein sehr dickes

ao6 und langhaariges Fell, und einen starken Glkederbau, einen dicken Kopf, eine abgestutzte Schnauze und -inen kurzen Schwanz, und ist in allen.Erdtheilen, vorzüglich in Amerika, verbreitet. Von ihm giebt es wieder 2 Spiel­ arten, nämlich: den schwarzen,-welcher an 5s Fuß lang ist, und nur in den waldigen Einöden der nördli­ chen kalten Länder von Europa und Asien wohnt; de» braunen, welcher kleiner und höchstens 4 Fuß lang ist, und sich sowohl in kalten, als warmen kä> der«, sonder­ lich in Rußland, Polen, Ungarn, in den A pen und Py­ renäen findet. In Deutschland giebt es jetzt keine mehr. Der schwarze Bär nährt sich vorzüglich von Wurzel-, werk, wildem Obste, Honig, reifem Getreide; doch frisst er auf Kamtschatka auch Flsche und überfällt oft schla­ fende Menschen; der braune nährt sich vornehmlich von dem Fleische großer Thiere und von Aas. Er schtägt seinen Raub mit den Tatzen nieder, mit wichen er fich, auf den Hinterbeinen stehend, wehret; er saugt zuerst das Blut aus, und frisst dann seine Deute auf. E- kaun schlecht laufen, aber desto besser auf die Bäume klettern. Im Winter macht er fich in Höhlen oder unter Baumwur­ zeln ein Lager, in welchem er 5 bis 6 Monate ruhig und ohne Nahrung liegt, und zum Zeitvertreibe an den Tatze« sauget. Im Januar wirft die Bärin 1 bis 3 lebendige Junge; es ist eine Fabel, daß ste dieselben als rohe Fleischklumpen gebäre, und ihnen erst durch ihr Let­ ten Form und Gestalt gebe. Jung etngefangen lasse sich der Bär zwar zähmen, doch ist ihm nie zu trauen. Die Polen richten ste durch schreckliche Schläge zum Tanzen ab, und führen ste hernach zur Schau herum.

207

DerEisbür oder Seebär unterscheidet sich »o« dem Lank baren durch Gestalt, Stöße, Raubbegkerde uud Lebensart. Der Kopf, die Nase und der H rls ist größer und länger, der Schwanz aber ist kürzer, als beim Land­ bär. Er ist oft über 12 Fuß lang und 4Fuß hoch. Sein Fell ist dick ind zottig, seine Farbe ganz weiß oder weiß­ gelb. Er bewohnt nur die nördlichen Polarländer, als Grönland, die Hudsonsbey, Spitzbergen, Nova Anndala und die Inseln des Eismeeres; rührt sich von Fischen, Rodden *), Wallroffen **), Wallfischen, wenn sie noch jung oder todt sind; grübt Leichen aus, und fallt ohne Unterschied Menschen an. Er schwimmt und taucht un­ ter, wie die Euren; auf den abgerissenen Eisschollen schwimmt er über ganze Meere von einer Küste zur andern.

Die Felle der Büren nutzt man als grobes Pelz­ werk auf mancherlei Art; ihr Fleisch, besonders ihre Tatzen, werden gegessen; ihr Fett, das sie in Menge haben, wird theils an Speisen, theils als Heilmit­ tel gebraucht; das Fett derjenigen, die von thräntgen Thieren leben, gleicht dem Thran« d«S Wallfisches; ') Der Robbe

gehört zu

den Saugethieren

mit

kurzen

Schwimmfüßen, deren undeutliche Zehen fast bloß durch die Krallen sichtbar sind; die Robben heißen wegen ihre« Hundskopfe« auch Seehund«, sind 4 bi« 3 Fuß lang, le, den im Sommer auf dem Lande, und im Wnter in der See. S. Fig. 85' ••) Da« Wallross gehört zur Klage der Robben, und hat mit em Pferde weiter nicht« gemein, al« daß e« wiehert. E» bat 2, eine Elle lange, weiße Eekzähne, die höher al» Elfenbein geschätzt werden.

—-

flo8



des scharf gemachten Schulterblattes bedienen sich die Kamtschadalen zum Grasmahen.

Taf. XVII Fig. 84-

Der

Grönländer.

Vl/rönland ist bas äußerste, zum Theil noch unbe­

kannte Land, das in Norden, zwischen Europa und Ame­ rika liegt, und auch wohl zu Amerika gerechnet wird.

Wegen der ungeheuren Kälte, die hier mit jedem Schritte gegen den Nordpol zunimmt, hat man noch nicht in das Innere eines Landes, dessen Kästen nur d wohnbar sind, dringen können, und da es noch keinem Seefaürer

gelungen ist, «egen der unerm,ssiichen Eisberge, da­ äußerste Ende gegen Norden zu erreichen: so weiß man nicht, ob Grönland eine große J -sel ist, ober ob eS nord­ wärts mit Amerika zusammenhängt.

Da gegen die Pole die Vegetation zuräckbleibt Men­ schen, Thiere *) und Erdgewächse immer kleiner werden:

so ist die Länge der Grönländer, so wie auch der Eskimos in Amerika, die an Gestalt, Sitten und Spra­ che ihre Bräder sind, meistentheils nur unter 5 Schuh. Sie haben ein breites, plattes Gesicht, erhabene müde Bak­

ken, kleine schwarze matte Augen, eine eingebogrne stum­

pfe

•) Da- Elennthirr, der Eisbär und das Rennthier machen von dieier Bemerkung eine Ausnahme.

flog

pfe 9lafe; pechschwarzes, langes, starres Haar, aber keinen Bart, weil fie dessen Haare ausreißen; eine braune Gefichtsfarbe, die, wie bet den Lappen, durch Unreinlichkeit und Rauch entsteht; ihr Kopf ist groß, ihre Brust hoch, ihre Schultern sind breit, Hände und Füße klein. Sie find leicht und behende auf den Füßen. Die Kleidung der Grönländer besteht auS Häu­ ten von Rennthieren und Seehunden; ihre Stiefeln und Schuhe machen fie stch aus gegerbten Robbenfellen. Ihre Wohnungen find sehr einfach, im Sommer leben fie in Zelten von Seehundsfellen, im Winter aber in vier­ eckigen , 7 Fuß hohen Hausern von Steine« und Moose. Ihre Waffen bestehen in Bogen und Lanzen- in deren Gebrauch fie von Jugend auf gut geübt werden. Von den Europäern haben fie nun auch Pulver und Blei zu ihrem größten Nachtheil erhalten, denn durch ihr unauf­ hörliches Schießen rotten fie die nutzbarsten Thiere fast gänzlich aus. Ihre Boote find aus Seehunbsfellen gemacht, und so leicht, daß fie dieselben auf dem Rücken ohne Beschwerde forttragen könne«.

Die Nahrungsmittel der Grönländer find der Natur ihres Landes gemäß. Die Unfruchtbarkeit ihres Bodens macht fie fleischfräßtg und bestimmt sie zum Kriege mit den Thieren. Ihre liebste Nahrung ist das Fleisch von Rennthieren; da aber dieses sehr mangelt, so essen sie gewöhnlich das Fleisch der Seekhiere, Seehunde, Fi­ sche und Scevögel; fie genießen es nicht roh, wie man sonst geglaubt hat. Sie essen zwar sogleich nach dem Fan­ ge des Thiers ein kleines Stück rohes Fleisch, und trmB. G. i. D».

210

fett auch wohl von dem noch warmen Blute, aber dieses geschieht bloß aus einem gewissen Aberglauben. Ihr Getränk ist klares Wasser; Fischthran trinken fle nicht, wie man vorgegeben hat. Was die Kälte an der äußern Körperbildung der Polarmenschen thut, das geschieht auch am innern Bau; das Blut fließt träger, das Herj schlägt matter; daher find die Grönländer unfühlbar für Sinnenreiz; daher leben und sterben sie verträglich und still, gleichgültig, vergnügt, und find nur aus Nothdurft thätig. Aus die­ sem Princip ihrer Organisation fließen alle ihre Einrich­ tungen. Man bemerkt fast keine Spur von Leidenschaft bet ihnen; es giebt weder Diebe, noch Mörder, noch an­ dere Verbrecher unter ihnen; daher haben sie eben so wenig Gesetze als Obrigkeit. Sie haben ein hohes Gefühl für die Würde der Menschheit. Als ein dänischer Officter seine Matrosen schlug, sagten die Grönländer von ihm: er begegnet den Menschen, wie man Hunden begegnet. Eie find übrigens sehr gastfrei, und das weibliche Ge, schlecht lebt sittsam. Die Religion des gutartigen Wilden ist gewöhn­ lich, so wie er selbst, albern und lächerlich. AlS Sklave der Sinnlichkeit ist sein höchstes Glück auf den Besttz der Lebensbedürfnisse eingeschränkt; alle Triebfedern feiner Handlungen entstehen aus dem Gedanken, sich des Hun­ gers zu erwehren. Von einer eigentlichen Religion, von der Kenntniß eines Gortes, weiß er nichts. — Als die ersten dänischen Missionären mit den Grönländern vpn einem höchsten Wesen sprechen wollten, hatten sie nicht eia.

211

mal den Namen, der die Gottheit ausdrückt, ln ihrer Spra­ che. — Sie denken fich ihren Himmel auf dem Grunde des Meeres, weil sie aus demselben den größten Theil ihrer Nahrung ziehen; sie glauben, daß sie daselbst alle die Freu­ den genießen «erde», deren ein Grönländer in diesem Leben fähig werben kann. Um dieser Glückseligkeit würdig zu sein, muss man sich durch den Fang von Fischen und See­ hunden berühmt gemacht, viele Wallfische bezwungen, und viele Uebel erduldet haben. Sie glauben zwei von einander unabhängige Wesen, ein gutes und ein böses; •) den bösen Geist halten sie für einen Geist weiblichen Ge­ schlechts. Wenns donnert, so sind es, ihrer Meinung «ach, zwei alte Weiber, welch« in der Luft in einem klei­ nen Haufe wohnen, und fich um eine gut ausgedehnte Eeehundshaut schlagen: während des Streits fällt das Haus «in, die Lampen «erden zerbrochen, und das Feuer fliegt in die Luft. — Kranz stellt in seiner Geschichte von Grönland ein sehr merkwürdiges Beispiel von einem rohen Grönländer auf, welcher, ehe er von einem höchsten Wesen und von Religion etwas gehört hatte, sich durch sein eigeneRäsonnement bis zu der hohen Idee erhob: es ist ein Gott. „Ich habe oft nachgedacht, spricht der Wilde, ein Kajak **) •) Der rohe Mensch empfindet weit stärker Schmer-, al» Ver­

gnügen; denn der Schmerz macht seine Aufmerksamkeit früher rege, als da» Vergnügen; im rohen Naturzustand^ geh« daher der Glaube an böse Geister dem Glauben an hö,

Here gute Wesen voran. *•) Die Grönländer haben zweierlei Fahrzeuge; ein 6 bis g

Klafter lange«, 4 bi» 5 Schuh weite» und 3 tiefes, welche« Umiak, oder da» Weiberboot heißt, und ein nur 3 Klafter lange«, welche» Kajak oder Mannsboot genannt wird. Die Böte bestehen au« langen schmalen Latten und ßuttr/

O -

SIS

mit dazu gehörigen Pfetten entsteht nicht von selbst, son­ dern muss mit Mühe und Geschicklichke t von Menschen­ händen gemacht werden, und wer es nicht versteht, der verdirbt leicht etwas daran. Nun Ist der geringste Vo­ gel viel künstlicher, als der beste Kajak, und Niemand kann einen machen. Der Mensch ist noch weit künstlicher und geschickter als alle Thiere; wer hat ihn gemacht? Er kommt von seinen Eltern, und diese kommen wieder von ihren Eltern her. Aber wo kamen denn die allerer­ sten Menschen her? Sie sollen aus der Erde gewachsen fein: aber warum wachsen denn nun nickt mehr Men­ schen aus der Erde? Und woher ist denn die Erde, daMeer, Sonne, Mond und Sterne entstanden? Nothwen­ dig muss Jemand fein, der das alles gemacht hat, der immer gewesen ist und nicht aufhören kann. Derselbe muss unbegreiflich viel mächtiger, geschickter und weiser sehr, als der klügste Mensch; er muss auch sehr gut sein, weil alles was er gemacht hat, so gut und uns so nütz­ lich und nöthig ist. Ja, wenn ich den kennte, den wollte ich recht lieb haben und in Ehren halten. Aber wer hat ihn gesehen und gesprocher. ? Niemand von uns Men­ schen. Es kann aber doch Menschen geben, die etwas von ihm wissen? diese möchte ich gern sprechen So bald ich also von euch zum ersten Mal von dem großen Wesen gehört habe: so habe ich's gleich gerne geglaubt, weil ich so lange darnach verlangt habe" — Ob es zwar unleug­ bar ist, daß fich die rohen Menschen ohne fremden Un­ terricht nur sehr langsam aus der tiefen Barbarei zu reifen, Die mit Fischbein verbunden und mit gegerbtem See« Huntleder oben und unten und auf den Seiten wasserfest überzogen find-

215

reisten vermögen: so können doch diese Gedanken eines Grönländers zum Beweise dienen, daß, wenn der Wilde

nur nachzudenken versucht, die ganze Schöpfung ihn auf

das Dasein eines höchsten schaffenden Wesens hinweiset.

Taf. XVII. Fig. 85.

Der gemeine Seehund. £at. Phoca vitulina. Fr. le Phoque commun. die Robben sowohl im Wasser als auf dem Lande

leben können, so gehören sie zu den Amphibien, und zwar zu denjenigen Säugethteren,

deren Füße fünf­

zehig und mit einer Schwimmhaut unter einander verbunden. sind. Der Bau ihres Körpers entspricht

ihrer Bestimmung; zum Gehen auf dem Lande haben

sie Füße mit Zehen; ihr langgestreckter, nach Hinte« spitzig zulaufender und in einen Fischschwanz sich endi­ gender, Körper macht sie geschickt zu schwimmen; ihre

Dorderfüße sind wie Ruder gebildet, und die kurzen Hinterfüße liegen bei einigen platt am Schwänze, oder

find wohl gar mit dem Schwänze verwachsen. Die Rob­ ben können nicht lange im Wasser leben, daher auch nur

dle Ufer ihr Aufenthalt sind.

Ihre Wohnungen find die

nördlichen Meere, und ihre Nahrung Fische undSkege-

wächse.

Jedes Männchen hat zwei Weibchen, die es mit

Aufopferung seines Lebens vertheidigt; eben so eifrig lieben und beschützen sie ihre Jungen. —

Ihr Fleisch ist

das vornehmste Nahrungsmittel der nordischen Völker;

2»4 ihr Speck giebt sehr vielen Thran, und ihre Haut wird auf mancherlei Art, besonders zu Ueberzügen großer Ka­ sten, genutzt. Es giebt mehrere Arten von Robben, als Bärenrobben, Seetöwen, Seehunde, Mönchsrobbrn u.a. Die Fig 85- liefert die Abbildung eines gemeinen Robben oder des gemeinen Seehundes. Er ist 5 bis 6 Fuß lang, weißgelblich und schwarzbraun von Farbe, hat kurje dichte glänzende Haare; sein Laut ist ein heiseres Bellen. Er lebt in den Eismeeren um den Norbund Südpol, häufig um Spitzbergen, Grönland, Island, Norwegen, Russland, in der Ostsee, auf dem Eise und den Klippen. Er nährt sich von Fischen, hauptsächlich von Heringen. Allen Strandbewohnern jener kalten Ionen, die von der Fischerei leben, dient er $um Haupt­ nahrungsmittel; sein Fleisch ist, frisch und getrocknet, ihre Speise, sein Thran ihre Schmelzung und ihr kampenöl; aus seiner Haut machen fie ihre Kleiber, Schuhe, Boote, Zelte; aus seinen Därmen ihre Hemden, Fenster, und aus seinen Sehnen ihren Zwirn; aus seinen Kno­ chen ihre Waffen und Jagdwerkzeuge; feine Blase dient ihnen zum Gefäß für ihr Oel. Wer daher die Jagd dieser Thiere gut versteht und dabei glücklich ist, erwirbt fich eben so vielen Ruhm, als wenn er flch in einer Schlacht ausgezeichnet hätte. Wegen seiner Haut und seines Thrans, welches beides keine unwichtigen Handelszweige find, gehen jährlich viele Schiffe aufs sogenannte Rob­ benschlägen aus; diese Thiere finden fich in einer sol­ chen Menge, daß man ost in einem Tage 300 Stück todt schlägt. Die Grönländer fangen den Seehund auf verschie, dene Art; folgende ist auf der Taf. XVIL vorgestellt.

215

Wenn der Grönländer in seinem Boot auf den Seehund­ fang fährt, so ist er mit einer Harpune, mit einer großen und kleinen Lanze, und mit einem g Klafter langen Riemen versehen. An dem einem Ende dieses Riemens ist die Harpune, an dem andern ein« Blase oder «kn aufgeblasener Seehunbsschlauch befestiget. So bald flch «in Seehund blicken lässt, nähert fich der Jäger dem Thiere so sachte als möglich, und wirft ihm die Harpune bis über die Widerhaken in den Leib. In eben diesem Augenblick fährt das getroffene Thier schnell in die Tiefe, und der Grönländer wirft ihm die Blase nach. Wenn auch bas Thier die Blase, welche 1 bis 2 Zentner trägt, mit unter das Wasser zieht, so wird es doch bald so abgemat­ tet, daß es, um Luft zu schöpfen, wieder herauf kommt; alSdann wirft ihm der Grönländer die große Lanze in den Leib, sticht es mit der kleinen vollends tobt, und zieht es am Riemen aus dem Wasser.

Taf. XVII. Fig. 36.

Das R e n n t h i e r. Lat. Cervus Tarandus Fr. le Renne. Rennthier gehört in die Klaffe der zwekhufigen Thiere, hat dichte vielästige Hörner, di« jährlich abfal­ len. Das zahme Rennthier ist 3 Fuß hoch und 4 Fuß lang; das wilde ist viel größer, und hat oft die Größe eines zweijährigen Rindes. Der Leib ist mit dlkken braunen Haaren bedeckt, die im Sommer erst grau.

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dann weiß werden; unterhalb dem Bauche ist bas Thier weiß.

Die Gegend der Augen ist immer schwärzlich.

Anter dem Halse find lange Haare,

Das Geweih ist

Fuß lang, rundlich, und hat flache breite und sehr viele

Enden.

Die Rennkuh hat kleineres und weniger

ges Geweih.

Der Schwanz ist kurz.

Sein Wohn­

ort ist die nördliche Erbe von Europa, Asia und Ame­

rika, in Spitzbergen, Grönland, Nova Armbla, Norwe­ gen rc.

Hausthler ist es bei den Lappen, Ostlakm, Sa­

mojeden und Koräken; in wärmeren Gegenden kann es

nicht ausbauern.

Wild lebt es im Sommer in Gebirgen

und Waldungen, im Winter auf der Ebene. Es befrkedlgrt stch mit der elendesten Nahrung; dürres Laub, und

vorzüglich Rennthiermoos, welches es mit seinem schaufelartlgm Geweih unter dem Schnee hervorscharrt, ist

fein einziges Futter.

Man findet nur wenige Geschöpfe

in der Natur, die so wie das Rennthier fast alle Bedürf­ nisse des Menschen zu befriedigen im Stande wären; und

doch find es nur bloß die Lappländer, die die Vortheile dieser Thiere in ihrem ganzen Umfange zu benutzen ver­

stehen.

Man genießt feine Milch, und macht verschie­

dene Arten von Käse daraus; sein Fleisch ist eine schmack­ hafte Speise; fein Geweih giebt allerhand Geräthe zum Fischfang und zur Jagd; auS seiner Haut verfertiget man

Kleider, Betten und Zelte; aus seinen Knochen macht

man Nabeln, aus feinen Gedärmen und Sehnen Zwirn. Im Sommer wird dieses nützliche Thier zum Lasttragen

gebraucht, im Winter vor dm Schlitten gespannt; es ist «in ungegrüadetes Vorgeben, daß es ohne Lektseil di« Wege von selbst finde; cs wird allerdings mit einem

langen Riemen geleitet.

Man kann mit ihm in einem

Tage einen Weg von zwanzig bis dreißig Meile« zu­

rücklegen. Der Rennthiere ärgste Felnbe find die Wölfe, welche

oft ganze Heerden morden; und ihre größte Plage ist die

Rennthierbremse. Dieses Insekt, von der Größe einer Wespe, legt seine Eier auf die Haut des Rennthiers,

welche darin eine solche beißende Entzündung erregen, daß das Thier oft ganz rasend wird und todt niederfäüt.

Taf. XVII. Fig. 87-

Ein Lappländer. Lat. Lappo. Fr. le Lappon. Kietze S. S05. Fig. 82. wo eine kurze Beschreibung dieser Nation befindlich ist.

Taf. XVII..Fig. 88-

Das Flusspferd. Lat. Hippopotamus Fr. l’Hippopotame. ^as Flusspferd, Nilpferd, der Fluffochfe, ge­ hört in die Ordnung der Thiere, welche ein Pferdsgebiff, schief abgrstutzte Vorderzähne und Füße mit Hufen ha­

ben. Von diesem Thtergeschlechte ist bis jetzt nur diese eia-



218



zige Art bekannt worden. Nächst dem Elephanten und Rhinoceros ist es das größte vierfüßige Thier; es ist 16 Fuß lang, 15 Fuß dick, gi Fuß hoch, und wiegt 5500 Pfund. Die Masse seines Körpers ist größer, als die des Rhinoceros; aber seine Füße, die, in Ansehung der Dicke, denen des Elephanten ähnlich find, so wie auch der Kör­ per eine Arhnlichkeit mit dem Elephanten hat, sind kür­ zer; der Kopf ist sehr groß und ähnelt dem Ochsenkopfe; Augen, Ohren und Nasenlöcher sind klein; der Rachen ist fürchterlich groß und mit s Hauzähnen versehen, welche oft über 2 Fuß lang sind; die Haut ist sehr dick, bräunlichgrau, und fast nackt; der Schwanz ist kurz ; sein Ganlangsam und schwerfällig. Die Stimme "des Thiers ist «ine Art von lautem, abgefetztem Wiehern, das man über i Meile weit hört. Es ist nur in Afrika einheimisch und bewohnt daselbst alle großen Flüsse, vorzüglich den Nil; es hält sich meist und gewöhnlich im Wasser auf, ohne rin eigentliches Wasserthier zu sein; denn unter dem Wasser kann es nicht lange ausdauern, sondern muss von Zeit zu Zeit den Kopf über dasselbe erheben, um zu ath­ men; auch geht es ans Land, sein Futter zu suchen, wel­ ches in Gras, Kräutern und andern Vegetabtlien beste­ het; seine Jungen wirst es auf dem Lande. ES ist kein bösartiges Thier : doch wird es oft den Kähnen, die auf berf Flüssen schiffen, gefährlich, und so scheu eS ist, so verfolgt es doch seine Beleidiger auf dem Lande. Das F lei sch desselben ist schmackhaft und wird sehr geschätzt. R. Forster fand am Kap das gesalzene fette Fluffpferbfleisch besser, als das Rindfleisch. Aus seinem Speck wird Thran gesotten. Seine Hauzähne übertreffen daS Elfenbein an Werth. Man fängt es in Gruben und auf

— 2,9

andere Art; am Kap schießt man es mit schweren Kugeln, unter welche Zinn gemischt ist.

Taf. XVIII. Fig. 89-

Der gemeine Adler. Lat. Falco fulvus oder Aquila nigra. Fr. l’Aigle noir. Adler gehört zu den Raubvögeln, welche auf dem Lande leben, und zwar zum Habtchtsgeschlechte, welches mit krummen, unterwärts gebogenenSchnäbeln und großen scharfen Klauen versehen ist. Es giebt 10 verschiedene Arten von Adlern, worunter der Königsadler und der gemeine Adler die vornehmsten find. Der Kö­ nigs-, auch Gold-und Steinadler genannt, hat einen starken bläulichen Schnabel und goldgelbe Füße mit scharfen Krallen. Seine Farbe ist goldgelb und braun, sein Auge gelb und blitzend. Er ist der stolzeste und kühnste feine- Geschlechts, 5 bis 4 Fuß hoch, und misst mit ausgestreckten Flügeln 8| Fuß. Er fliegt bei heiterem Wetter hoch über die Wolken, nistet und wohnt auf hohen einsamen Felsen, sowohl in den gemäßigteren Gegenden von Europa, auf de« Gebirgen von Oestreich, Schlefien und Böhmen, als in den heißeren Ländern. Er raubt Lämmer, Kälber, Ziegen, Hafen, Kraniche, Gänse und anderes Wildpret, saugt ihr Blut und trinkt daher selten. Im südlichen Frankreich benutzt man die Adler­ nester für die Küche, indem man in Abwesenheit derAltei» das Nest besteigt und den Jungen das Wildpret wieder

22a

abnkmmt; und um diesen Vortheil recht lange zu haben, öindet man die Jungen in ihrem Neste an. Wenn der Adler auch jung eingefangen wirb, so lässt er sich doch nur mit vieler Mühe zahm machen. Der Steinadler er­ reicht ein sehr hohes Alter; man hat sogar in Menage­ rien welche über 100 Jahr lebendig erhalten. Das Fleisch aller Raubvögel ist wildernd und unschmackhaft. Der Fig. 89. abgebilbete gemeine Adler, oder Hasenadler, ist kleiner als der Königsadler, aber doch gewöhnlich 2| Fuß hoch; er ist braun von Farbe, mit weiß und schwarzem Schwan;«, und findet sich zahlreicher als jener, besonders in kalten Landern. Sein Raub find vierfüßige Thiere, Schlangen, Vögel und vorzüglich Hasen; daher man ihn auch sonst zur Falknerei in Frank­ reich abrichtpte. Der Ha se, Lat. Lepus. Fr. ieLievre. Fig. 90. gehört

zu den nagenden Thieren, welche oben und unten zwek Schnrtdezähne, keine Backenzähne, Zehen an den Füße« und einen springenden Gang haben. Er ist auf der gan­ zen Erde verbreitet, nur nicht in allzu heißen Ländern. Es giebt verschiedene Arten dieses Thiers, von denen die größte Art der Berg Hase ist; dieser wohnt in den nörd­ lichen Gebirgen, und hat im Winter ein ganz weißes Fell Der Feldhase vermehrt sich sehr stark; gewöhn­ lich setzt die Häsin drei Mal im Jahre Junge, jedes Mal 5 bis 4. Die Natur hat diesem furchtsamen Thiere keine Waffen gegeben; dagegen schenkte sie ihm aber Schnelligkeit, Vorsicht und List. Er läuft so geschwind, daß ihn nicht jeder Hund fangen kann. Oft versteckt sich das

flfil

verfolgte Thier unter eine Heerde Schaafe; jagt «ine«

andern Hasen aus dem Lager auf, und setzt sich selbst

ruhig hinein. Sein Fleisch ist eine gesunde, wohlsetzmekkende Speise; sein Fell wird von den Kürschnern verar­

beitet, und seine Haare bejahten die Hutmacher das Pfund mit 5 Rthlr.

Taf. XVIII. Fig. 91.

Der große Uhu. Lat. Strix Bubo. Fr. le grand Hibou, le grand Duc. Xzef Uhu gehört zum Geschlechte der Eulen, und diese zu den hab'chtartigen Raubvögeln.

Di- Eulen zeichnen

sich ferner dadurch aus, daß sie einen dicken, großen, kay-nähnlichen Kopf, mit einem kurzen, krummen Schnabel, statt des Nasenwachses, bürstenartige Federn, und große Augen

haben; daß sie bet Tage schlafen, und nur in der Abend­ oder Morgendämmerung *) auf ihren Raub ausfliegen, weil ihre weit geöffneten Augen für das Tages« und Son­

nenlicht zu schwach sind, und gänzlich davon geblendet .werden.

Sie dürfen sich auch bei Tage nicht sehen las­

sen , wenn sie sich nicht der Verfolgung einer Menge klei­ ner Vögel, und besonders der Krähen, aussetzen wollen.

Die Eulen wohnen in altem Mauerwerk, Felsrnböblen und alten Bäumen.

Ihre Nahrung besteht in Aas, jun­

gen Hasen und Eichhörnchen, kleinen Vögeln, Fleder-

•) In ganz finstrer Nacht sehen die Ente» «den so wenig, #U alle andern Vögel.

222

mäusen, Mäusen, Ratten, Fröschen, Eidechsen, Heuschrekkea u. dgl. Sie theilen sich in zwei große Hauprarten ab, nämlich in die Ohre ulen, die einen Feberdusch auf jeder Seite des Kopfs, in Form von Ohren, haben, und in Glatt köpfe oder Eulen, die keine Federohren und nur große, runde Köpfe haben. Zu der ersten gehört der hier abgebtldete Uhu oder Schu but, von seinem Ge­ schrei also genannt. Er ist der größte seines Geschlechts: wenn er fltzt, ist er 5 Fuß hoch, und 6 Fuß, wenn er fliegt; fein Kopf ist ungeheuer groß, und seine Federohren find 3 Zoll lang; er hat einen kurzen Schnabel und starke Fänge. Seine Farbe ist braun mit schwarzer Zeichnung. Er findet fich überall in Europa, und nistet in Felfenklüften, verfallenen Schlössern und Thürme». Die Eulen fliegen zur Zeit ihrer Begattung wie unsinnig in der Luft herum, beißen fich, und machen ein, dem Hundegebelle ähnliches, fürchterliches Geschrei. Un­ wissende Wandrer hielten dieses nächtliche Toben für das Gebell von Jagdhunden, und weil sie meinten, wo Jagd­ hunde wären, müsste nothwendig auch ein Jäger sei», so entstand daher die lächerliche Fabel vom wilden Jäger.

Taf. XVIII. Fig. 92.

Der Falke. Lat. Falco Gentilis. Fr. le Faucon, Falke hat scharfe Krallen, einen krummen Schna­ bel, und gehört daher zu den Raubvögel«. Die Falken



22F



unterscheiden sich von den Adlern und Getern dadurch,

daß sie kleiner find, einen kürzern Hals, aber längere

Beine haben.

Der Falke, Edelfalke, ist ein schöner

Vogel, von der Größe eines Haushahns; er hat einen dunkelbraunen Rücken, einen weiß # und röthlichbraun

gefleckten Hals und Bauch, und gelbe Füße. Er bewohnt

die höchsten Berge In den kältesten Nordländern, Russ­ land, Norwegen; in Island, wo man oft ganz weiße

findet, sind die schönsten und kostbarsten.

Der Falke

ist nach dem Adler der schnellste, kühnste und für den

Menschen nützlichste Raubvogel; er hat einen feinen Ge­ ruch, ein sehr scharfes Gesicht, und lässt sich zur Jagd

oder Beize*) abrichten.

Dies geschieht auf folgende

Art: Um den jungen Falken feiner wilden Natur zu ent­

wöhnen, wird er in einen hölzernen an einer Schnur frei aufgehangenen Reifen gesetzt, und durch öfteres Anstoßen

des Reifens in einem beständig wachenden Zustande erhal­ ten.

Hierdurch wird er betäubt und seines Bewusstseins

beraubt.

Eben dieses erreicht man auch, wenn man ihn

auf der Hand sitzend in ununterbrochener Munterkeit zu erhalten sucht, ihn lange hungern lässt, über seinen Kopf

eine Kappe zieht, und wenn er tückisch wirb, seinen Kopf ins Wasser taucht.

Hierauf lockt man ihn mit einem

Stückchen Fleisch, sich auf die Hand zu setzen, und lehrt

ihn dann das Fed erspiel kennen, b. h., man macht ihn auf tltte lebendige Beute, Taube oder dergleichen, deren Flügel und Füße man bindet, gierig.

Man fährt mit

dieser Uebung fort, lässt ihn mit einer, an feinen Fuß ge.

’) Beizen heißt, den Falken abrichten, «ine oder die aidere Art Wildpret, z. B. Hasen, oderReiger, oder Feldhühner zu fangen.

bundenen, Leine so lange In die Luft fliegen, und sich selbst feine Beute holen, bis er dieses endlich ungefesselt vekrichtet. Die Kunst, den Falken oder andere Raubvögel zur Jagd abzurichtcn, wird die Falkenierkunst ober die Falknerei, und der Jagdbediente, der diese Jagd treibt, eia Falkenier genannt. Sonst gehörte die Falkenjagd unter die Lustbarkeiten der großen Herren, und es wurde ein einziger Falk oft mit 100 Thlr. bezahlt. Jetzt ist fie aber nicht mehr Mode.

Taf. XVIII. Fig. 93-

Der Fasan. Lat. Phalianus Colchicus. Fr. le Faifan. ^/er Fasan e) hat, wie die Hühner, einen runden, kur­ zen Schnabel; macht sein Nest auf die Erde, legt viele Eier, und lebt in der Polygamie. Er ist so groß wie «in kleiner Haushahn, unterscheidet flch aber durch seinen langen, keilförmigen Schwanz, und durch sein überaus schö­ nes, in all« dunkle Goldfarben spielendes Gefieder. Die Hauptfarbe der Federn ist gelblich braunroth, Kopf und Hals dunkelblau und ins Grüne spielend Man unterhalt und hegt sie in besonderen für sie angelegten Garten, wel, che Fasanerieen heißen. In China giebt es die schön­ sten Arten von Fasanen. Die Eier werden, wie das Fleisch, als eine delikate Speise gegessen. *) Der Fasan hat den Namen von dem Fluffe Phast« in Mingreiirn, von roo ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben.

Taf. XVIII. Fig. 94.

Der Pavian Mormon oder derChoros. Lat. Papio Mormon oder Simia Mormon. Fr. le Babouin Mormon. ä^ie kurzgefchwänzten Affe« ober die Paviane (f. S. 171.) haben einen dicken abgestumpften, 1 bis 4 Zoll langen Schwanz; ein längliches Gestcht, eine breite erhabene Schnauze, dicke Hundszähne und Schwielen am Hinteren. Sie haben ein hässliches Ansehen; find sehr stark und wild. In Ansehung der Größe find fie sehr verschiede«. Der hier abgebilbete Pavian Mormon *) wird -ege« 5 Fuß hoch, hat ein haariges, beinahe schwarzes Gestcht; eine von aufgerichteten Haaren dreieckige Stir­ ne, und zlnnoberrothe Nase. Am merkwürdigsten find die Backen, welche an beiden Seiten aus einer nackten, glatten, himmelblauen und schräg gefurchten Hervorstehung bestehen. Er hat einen weißen Bart; Rücken, Arme und Beine find rufftgbraun, der Bauch unten schneeweiß. Er ist übrigens reinlicher und nicht so gaukelhast, als die andern Affe«. Sein Vaterland ist Zella«. •) Da» Gesicht diese» Affen ist einer Larve ähnlich; man hat ihm daher den Namen Mormon, welche« im Griechilchr« Matte heiß«, gegeben.

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Taf. XVIII, Fig. g5.

Der Pithekos oder gemeine Affe. Lat. Simia sylvanus. §r. le Pitheque. XJer Pithekos

gehört zum Geschlecht der unge-

fchwänzten Affen, welche insgesammt ein plattes Gesicht

haben, und deren Zähne, Hände, Finger und Nägel den menschlichen ähnlich sind.

Er unterscheidet sich von den

übrigen ungeschwänzten Affen, durch seine kürze Gesichts«

btldung und seine kurzen Arme. Sein Gesicht ist in der Mit­ te kahl, runzlig und fleischfarbig; Kopf, Rücken, Hände und Füße lind gelbbraun, der Bauch weißgrau. Er ist

i? Fuß hoch, lebt schaarenweise in Aethiopien, Arabien und Ostindien; nährt sich von Früchten, Wurzeln, Blät­ tern, Brod, auch allerlei Jnsecten und Gewürmen; »er?

abscheuet Fleisch, trinkt Wasser, süße Milch, Bier, Wein rc. aus der hohlen Hand oder aus Geschirren. Der Aus­ druck seiner Affecten besteht in einem verzerrten Lächeln und im geschwindem Zusammenschlagen der Zähne; sein

Laut ist ein heftiges kurzes Gekreisch.

Keine Affenart

vermehrt sich so leicht in der Gefangenschaft als diese, selbst in ziemlich kalten Ländern. Er kommt häufig nach

Europa, und ist der gemeinste unter denen, die von Her-

vmläufrrn für Geld gezeigt werben. Don diesen Affen ist überhaupt folgendes merk­

würdig.

Die Affen bringen nur ein Junges auf ein­

mal zur Wett, welches sie eben so, wie die Mensche», in

227

dft Arme nehmen, an die Brust legen und saugen lassen; Las Junge tragen sie auf dem Rücken, welche- den Hals der Mutter umfasst, und sich mit den Hinterfüßen an ihren Hüften festhält. Sie bringen ihr Alter auf 20 bis zo Jahre. — Die Affen find sehr listige, diebische und boshafte Thiere, und verwüsten immer mehr, alS sie fressen. Wenn sie auf das Stehle« ausgehen, schicke« sie erst einen Spion aus, der auf einen Baum steigen und die ganje Gegend übersehen muss, ob etwa Ge­ fahr vorhanden sei. Ist nichts zu befürchten, so giebt er ein Zeichen durch ein Geschrei, und seine ganze Kame­ radschaft kommt plötzlich herbei. Zwei, drei bis sechs Zeigen auf einen Baum, pflücken ihn rein ab, und wer­ fe« die Früchte den Untenstehenden zu; diese stehen alle in einer Reihe, etliche Schritte von einander, werfen fich die Kokosnüsse, Feigen, Zitronen u. dgl. einander zu, bis es durch die ganze Reihe an den Letzten kömmt, der alles so lange auf einen Haufen wirft, bis sie hernach, wenn der Baum abgepfläcke ist, in einer ähnlichen Ord­ nung, die Reihe weiter fortfetzen, und auf eben dieselbe Art ihren Raub endlich in ihre Schlupfwinkel bringen und verzehren. Während dieses geschieht, stehen überall Echtldwachen; «erden fie aus Nachlässigkeit dieser von Jägern überfallen, so fliehen fie unter einem grässlichen Geschrei schnell davon, und zerreißen oft sogleich die nach­ lässig gewesene Schtldwache. — Wenn ein Affe von ei­ nem Mensche» oder Thiere angegriffen wird, so kommen ihm die andern, welche es sehen, zu Hülfe, vertheidigen fich mit Beißen, Zerren, Kratzen, und werfen mit Steinen; geht man auf fie los, wenn fie auf einem Baume sitzen, so werfen fie Obst, abgebrochene Zweige, und selbst ihren P 2

22g

Koth auf ihre Verfolger herunter. Müssen sie auf der Flucht Über etnen Fluss schwimmen, so springt der größte zuerst hinein, an dessen Schwanz oder Hinterleib hält fich der zweite, an diesen der dritte, und so geht es fort bis auf den kleinsten. Ist einer von ihnen verwundet wor­ ben , so eilen die andern sogleich herbei, besehen die Wunde, und halten fie so lange zu, bis fie so viele Blätter klein ge­ kaut haben, daß fie das Loch damit zustopfen können. Die Indianer befltzen Verstand genug, die blinde Nachahmungssucht der Affen zu benutzen, und fie durch mancherlei List zu fangen. Sie nehmen z. B. ein Gefäß mit Wasser, waschen fich an einem Ort, wo ein Affe zufieht, das Geficht mit Wasser, gießen solches nachher aus, füllen es mit Leimwaffer wieder an, und verstecken sich. Der neugierige, Affe kommt sogleich von seinem Baum herunter, und thut, was er den Indianer thun sah; kaum hat er fich gewaschen, so klebt ihm das Leimwaffer die Augen zu, und er ist gefangen. Dasselbe geschiehet auf eine ähnliche Art, indem man fich vor den Augen des Affen das Gesicht mit Honig bestreicht, und einen Topf mit Leim zurücklässt. — Der Indianer zieht im Angesichte des Affen Stiefeln, Schuhe oder Hofen aus und an, und lässt an dieser Stelle kleinere Stiefeln, Schuhe, Hosen, die inwendig mit Leim bestrichen sind, liegen. Der Affe eilt sogleich voll Freude herbei, bekleidet fich hastig mit den zuräckgelassenen Stiefeln und Hosen; da er aber die­ sen Anzug weder wieder abztehen noch darin laufen kann, so wird er gefangen. Auch setzt man Gefäße mit starken Getränken hin, und stellt fich, als wenn man davon tränke; kommt hierauf der Asse und trinkt, so wird er berauscht

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und schlaft eln; ober man legt eine Douteille voll Mai(Türkischen Weijen) oder eine Kokosnuss, in die ein klei­ nes Loch gemacht ist, hin, wo sich Affen aufhalten; wenn sie nun ihre Hände hineinstecken, so können sie mit der zusammengeballtcn Faust nicht wieder heraus; denn sie find so hitzig auf den Mais, daß fie, um ihn nicht zu ver­ lieren, die Hand nicht wieder aufmache«; man läuft hin­ tu und nimmt fie gefangen.

Taf. XVIII. Fig. 96.

Der Weinstock. Lat. Vitis. Fr. la Vigne. -i^/er Weinstock ist ein wohlthätiges, schon in den frühe­ sten Zeiten der Erbe erkanntes und benutzt geworbenes Ge­ schenk der Natur. Man muss aber unter jenem Safte der Trauben, den vielleicht Vater Noah schon bereitete, nicht unfern gegohrnea, mit Sorgfalt gepflegten, Wein verste­ hen. — Er stammt aus Indien, woher ihn der bekannte Grieche, Namens Bacchus, geholt und »ach Griechen­ land verpflanzt haben soll: von da kam er nach Italien, Spanien, Frankreich, und dann in bas übrige Europa. Der Weln wächst zwar in allen Welttheilen in gemäßig­ ten Gegenden, aber er geräth nur jn den Gegenden, die zwischen dem Hosten und Sofien Grad der Breite liegen; daher liefern die wärmsten Länder nicht die besten Weine. Jn Portugal, Spanien, Frankreich, Helvetien, Italien, Ungarn, Griechenland und dem mittägigen Europa wer­ den die berühmtesten Wrine gebaut.

Man keltert entweder die Trauben, um Wei« zu machen, oder man trocknet fie, um ste an Speisen, Ge­ backenem oder zum Nachtisch ju gebrauchen.

Die verschiedenen Benennungen des Wein- entste­ hen i) von der Art, ihn zu bereiten, j. B. Vorlauf, Vorschuss, Bin de Passe, trüber Wein, gesottener Wein; 2) von seinen Eigenschaften, j. B. Most, grüner, trockner, feiner Wein, weißer Wein, Ciairet, Oetl de Perdrix, rother, gelblicher Wein; 5) von dem Lande, wo er wächst. — Vorlauf nennt man den Wei«, der, ohne gekeltert j» werden, aus dem Hahn der Kelterkufe rinnt, in die man die Trauben geworfen hat. Vorschuss ist der Wein uus der Kufe, nachdem die Trauben mit Fü­ ßen getreten worden; trüber Wein, den man am Göh­ ren gehindert hat; Vtn de Passe, wenn man trockne Trauben im Wasser fermentiren lässt; gesottener Wein, den man vor seiner Gahrung etwas gesotten hat, damit er immer seine Süßigkeit behalte; Most ist derjenige Wein, der gar nicht gegohren hak rc. Die fei­ nen Weine werden mit vieler Vorsicht bereitet; die Kämme werden ausgesucht und alle unreifen und verdor­ benen Trauben werden wrggeworfea. Der Kamm giebt dem Wein einen herben Geschmack, und wird daher von den Trauben abgesondert. Zu den 5 inen Weinen gehö­ ren die Französischen, nämlich der Muskateller, der auf den Rheinischen Gebirgen wachsende Champagner, die Muskatweine von Rivefalte, der Bourgogner rc.; die Spanischen, besonders die von Madera, den Kanari­ schen Inseln, von Palma rc.; die Ungarischen; die K a p w e i n e, welche von den aus Burgun d auf daö Dor-

gebirge der guten Hoffnung verpflanzte« Reben gewonnen werden; die Griechischen, oder die ausKandien,Chios, LesboS und Tenedos kommenden Malvasterwetne; die nach den Flüssen, an welchen fie wachsen, genannten Rhein-, Mosler- und Neckarwelne, und der, von einem Berge Stein, in Franken, sogenannte Stein­ wein. Die zweite Art, die Trauben zu benutzen, ist baTrocknen; entweder trocknet man die Kämme am Stokke, oder man taucht fie vorher in eine Lauge von Weinrrbenafche, und hängt fie bann an die Luft. Die Levante, Italien, Spanien und Frankreich liefern eine Menge Rosinen; es giebt deren große und kleine; die besten große« kommen aus Italien und aus Kalabrien; die kleine« aus den in der Levante gelegenen Venezianischen Inseln, Zante, Cephalonke und Tracht, und aus der Gegend der ehemals weltberühmten Handelsstadt Korinth, daher fie auch Korinthen heißen.

Taf. XIX. Fig. 97.

Der König von Florida. Lat. Rex Floridae. Fr. le Roi de la Floride. Florkdaner find eineNorbamerikanische Nation. Amerika liegt uns Europäern gegen Abend und ist an 800 Meilen von Europa entfernt. Sein bis fetzt be­ kannter Flächeninhalt beträgt 572,000 Qnadratmellen,

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worauf 160 Mtllkone« Menschen leben. — Ueber bett Ur­ sprung der Amerikaner hat man noch keine entschiedene Gewissheit. Aus der Aehnlichkeit zwischen Nordamerika­ nern und nördlichen Asiaten, zwischen Kamtschadale« und Eskimos, aus den Ländern und Inseln jenseit Kamt­ schatka, die sich nach dem westlichen Theile van Amerika verbreiten, und der Möglichkeit, daß Menschen von gäusttgen Winden oder Stürmen nach Amerika hinüber ge­

führt wurden, *) vermuthet man mit einiger Wahrschein­ lichkeit, daß Amerika zuerst von den nördlichen Asia­ ten bevölkert worden ist. — Ungeachtet Amerika durch alle Himmelsstriche läuft, so haben doch alle seine Bewoh­ ner in ihrer Organisation ein Gepräge der Einförmigkeit, welche man selbst unter den Negern nicht findet. — Die Amerikaner sind von mittlerer Größe bis zu 6 Fuß hoch. Ihre Farbe geht ins Kupftrrothe, die Form ihres Gesichtins Viereckige, mit ziemlich hervorragenden Backenkno­ chen und wenig Bart. Das Haar ist lang und schwarz; der Bau der Glieder stark, und nur die Füße unförmlich. Nicht nur diese Züge geben ihren allmähligen Uebergang von den Nationen des nördlichen Asiens zu erkennen; son­ dern auch ihr barbarisch stolzer Freiheits- und Kriegs­ muth, der ihre Lebensart und ihr Hausweftn, ihre Er­ ziehung und Regierung, ihre Geschäffte und Gebräuche zu Kriegs- und Friedenszeiten bildet. Von Natur find die Amerikaner gutmüthige Leute; argwöhntschundgrau­ sam find sie durch die Europäer gemacht worden. Einige •) Die Marianischen Inseln, die von Japan viel weiter, al« die jenseit Kamtschatka liegenden Länder von Amerika, ent, fern« find, fand man von Menschen bewohnt, die nirgends ander» al» von dem östlichen festen Lande gekommen sein konnten.

235 steifen Ackerbau und Viehzucht; andere find Jäger und

Fischer. Viele wohne» in Städten und Dörfern, die mei­

sten aber find Nomaden.

Außer diesen Urbewohnern

von Amerika giebt es noch viele Andere, die sich seit sei­ ner Entdeckung daselbst niedergelassen haben: ») Kreo­

len, diese find die Nachkommen der Europäer; e) Ne­

ger/ die als Sclaven aus Afrika hierher geschleppt wer­ den, um in den Plantagen und Bergwerken zu arbeiten, ober fönst bei den Reichen zu dienen; 3) Mulatten:

so heißen die Kinder, die einen Neger zum Vater und eine Europäerin» zur Mutter haben, und umgekehrt; 4) Me­ stizen: diese find solche Menschen, die von Europäern

und Indianern abstammen. nier, Franzosen,

Viele Portugiesen,

Spa­

Engländer, Holländer, Dänen und

Deutsche wohnen in der neuen Welt, und fahren noch immer fort fie gegen ihr Vaterland zu vertauschen. Die Eingeborneu von Florida, deren König auf der

Fig. 97. vorgestellt ist, haben eine olivenfarblge Haut, wel­ che fie mit einem gewissen Pflanzensafte bestreichen. Sie find,

wie fast alle Norkamerikaner, stark von Körper, und sehr wohlgestaltet. Ihr Haar ist schwarz und lang. Beide

Geschlechter gehen nackt, nur die Lenden bedecken fie mit einem Rehfelle. Die Schönheit der Floridanerinnen,

und die Behendigkeit, womit fie die Gipfel der höchsten Berge erklettern, und mit Kindern auf dem Rücken über

breite Flüsse schwimmen, wird von allen Reifenden ge­ rühmt.

Die Männer wissen Pfeil und Bogen sehr ge­

schickt zu führen.

Die Veränderung des eigenthümlichen Charakterge­ präges und der Sitten der Floribaner ist die Folge der

verschiedenen Europäischen Machte, welche über fie bis,

234 her geherrscht haben.*) Es fehlt ihnen nicht an Sinn für das Gute, wie die fpanischen Glaubensboten leugnen; denn -er Widerwille, den fie gegen daS Christenthum bezeigt haben, galt wohl vielmehr den Christen. Sie beten Sonne und Mond an. Man fand Tempel bei ihnen, die sie aber, nachdem die Europäer dieselben entweiht hatten, verfalle» ließen. Ihre Opfer, die fie der Gottheit darbringen wollen, und die in Früchten oder in den Theilen eines Schlachrypferbestehen, werfen fie unter Gebet ins Feuer. Gegen ihre Kriegsgefangett-n find fie, wie viele andere Nationen dleseErdthetls, grausam; doch verschonen fie Weiber und Kin­ der. Wenn fie in Krieg jiehen, gehen ihre Oberhäupter oder Kaffiken voran mit einer Keule, mit Pfeil und Bogen und einem Köcher auf dem Rücken, bewaffnet, un­ alle folgen mit derselben Rüstung ohne Ordnung nach. Auszeichnend ist die Weise, wie fie ihr Getreide ver­ walten und »ertheilen. So fruchtbar auch ihr Boden ist, bauen fie doch nicht mehr als jum Bedarf eines hal­ ben Jahres. Die ganze Aernte wird in besondern Maga­ zinen, als ein Schatz des gemeinen Wesens, aufbewahrt, und dann jeder Familie, nach brr Zahl ihrer Köpfe, ihr Antheil davon zugetheilt. Die andere Hälfte des Jahr­ verleben fie tief in den Wäldern und an den Flüssen, wo fie stch Hätten von Palmbäumen bauen, von Wurzeln, Wildpret, Fischen und Alligatoren **) leben. Sie tritt# •) Da« Land geriet- anfang« unter die Herrschaft der,Franz», sen; diese verloren e« zweimal an die Spanier: von den Spa, niern kam es 1765 in die Hände der Engländer, und von 1765 wieder an die Spanier. »») Der Alligator oder der Kaiman ist rin amerikani­ scher Krokodil, welcher eine Spielart de« Nilkrokobil» ist, und sich von diesem nur durch seine kleinere Gestalt und sein schüchterne« Naturell unterscheidet.

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km Wasser und nur fetten den, auS der Palmstucht berei­ teten, berauschenden Trank. Von der Erziehung ihrer Jugend wird Folgendes er­ zählt: Die Söhne werben früh im Gebrauche der Waf­ fen geübt. Man erzählt ihnen die tapfern Thaten ihrer Vorälter», und lässt fle den öffentlichen Versammlungen beiwohnen. Hierdurch werben ste zur Verschwiegenheit und zu einem gesetzten, männlichen Wesen gewöhnt, zu edler Nacheiferung gereizt, kühn und unternehmend ge­ macht. Die Kinder zu strafen, halten sie theils für unnütz, lhei's für ungerecht; sie schließen dabei so: wenn das Kind jung ist, so hat es nicht seinen völligen Verstand, sonst würde eS auch nichts Unrechtes thun; ist es bei reiferm Jahrcn, so ist weder Zelt noch Recht da, zu strafen: denn es kann nun selbst urtheilen, und ist Herr seiner Hand­ lungen. Thut die Tochter etwas Böses, so weint die Mutter; die Tochter frägt nach der Ursache der mütter­ lichen Thränen, bereut gerührt ihren Fehler, und fasst dm schönen Vorsatz, der sorgfältigen Mutter ähnlichen Kummer zu ersparen. Zwei Jahre lang säuge» die Müt­ ter ihre Kinder, und tragen sie so lange auf dem Rücke», bis ihnen die Last unerträglich wird. Wem» diese Nach­ richten gegründet find, so können die Floridaner un­ ter die kultivirtesten Völker der neuen Welt gezählt wer­ den. — Die Floridanischen Kasfiken werben sehr feierlich zur Erde bestattet. Der gewöhnliche Trinkbecher des Verstorbenen wird auf sein Grab gesetzt; um das Grab her steckt man eine Menge Pfeile in die Erde; drei Tage lang wird er mlt Fasten und Wehklagen betrauert. Diele schneiden flch, zum Zeichen ihrer Betrübniß, daS



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Haar ab. Dke Waffe», bas Hausgeräthe, bke Hätt« bes

Verstorbenen werden verbrannt, und ein halbes Jahr lang stimmen bestellte Klageweiber täglich deS Morgens,

Mittags und Abends «in klägliches Geheule ans dem

Grabe an. Ihre Todtenäcker lassen sie gegen die wilde» Thiere, welche oft die Leichen auSscharren, bewachen.

Taf. XIX. Fig. 98-

Das Murmelthier. Lat. Marmota, Fr. la Marmotte. -^as Murmelthier gehört in die Ordnung der na­

genden Thiere.

Sein Gebiss ist wie am Biber.

Es ist

so groß wie eine Katze, aber der Haare wegen dicker. Der Kopf ist etwas rund, die Backen sind aufgetriebea,

die Ohren kurzhaarig urtd rund; an den Augen und an der Schnauze sitzen Borsten; der Schwanz ist nicht so haarig und eine Hand breit.

An den Hinterfüßen find

5 Finger mit langen Nägeln, an den Dorderfüßen aber

nur 4.

Der Rücken ist aschgrau, oder auch röthlich, die

Weichen und Füße fallen etwas ins Gelbliche, der Schwanz ist schwarz. Es gehört in den gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde, besonders in den Schweizer »Alpen, in

Savoyen, Aegypten und in der großen Tartarei, zu Haufe;

macht sich tiefe Höhlen in die Erde, die es mit Heu und mit Moos ausfüttert, und deren Oeffnung sorgfältig verbirgt. Sie schlafen darin oft bis 10 an der Zahl vopi October

bis in den April.

Ihre Nahrung in der Wildniß be-

— 257 — steht fn Wurzeln, Kräutern, Früchten, Käfern, Heu­ schrecken; zahm gemacht fressen sie alles, was man ihnen giebt, vorzüglich gern Milchspeisen; es nimmt die Spei­ sen mit den Vorderfüßen, bringt fie wie der Affe zum Munde, und fitzt dabei auf den Hinterfüßen. In die Höhe läuft es schnell, auf der Ebene langsam. Es lässt fich leicht zahm machen. Die armen Savoyarden fangen fie jung, lehren fie tanzen, am Stock herumlaufen und an­ dere Kunststücke machen und reisen sodann mit ihnen herum. Bemerkenswerth ist die Art, wie fie das Heu in ihre Wohnungen bringen. .Wenn fie eine Menge zarte Kräuter abgrbiffen, in der Sonne getrocknet, und auf einen Haufen getragen haben, legt fich eins von ihnen auf den Rücken, streckt feine 4 Füße in die Höhe und lässt fich mit Heu beladen. Es umklammert seine Ladung mit den Füßen, die andern nehmen feinen Schwan; in bas Maul und schleppen es so nach Hause. — Die Savoyar­ den fangen fie gegen den Winter, da fie am fettesten find, und oft 20 Pfund wiegen; fie essen ihr Fleisch frisch und geräuchert: das Fett bient ihnen statt des Oels, und mit den Fellen füttern fie ihre Kleider, und machen davon Müsse und Ranzen.

Taf. XIX. Fig. 99-

Ein Pole. Lat. Polonus. Fr. unPolonois. Polen stammen von dem großen Slavischen Volke ab, welches bei denAlten dasSarmattsche hieß,

238 und fich vorzüglich in dem östlichen Europa verbreitet hat. Außer diesem Stammvolke findet man noch eine Menge anderer Nationen in Polen. Viele deutsche Kauft leute und Handwerker leben in den Städten, und bewoh­ nen ganze Flecken und Dörfer. Sie kamen als Koloni­ sten *) ins Land, und wurden demselben durch Fleiß und Arbeitsamkeit nützlich. — In Litthauen wohnt eine kleine Völkerschaft von Tartaren, die ihre Muhamebanische Religion nnd Sitten bis jetzt behalten hat. Die Juden machen seit dem ,4ten Jahrhundert, wo ihnen der König Kasimir viele Freiheiten ertheilte, bei weitem den größ­ ten Theil der fremden Einwohner aus; man rechnet ihre Zahl auf 2 Rilltonen ; in einigen Gegenden erfüllen fie ganze Stabte und Dörfer; sie befchäffttgen sich nicht bloß mir dem Handel, sondern sie sind gewöhnlich die Hand­ werker und Gastwirthe in diesem Lande.

Die Polen von unvermlschter Slavischer Abkunft find von mittelmäßiger, oft ansehnlicher Größe, von schlankem Wüchse und von starkem Körperbau. Sie ha­ ben eine natürlich lebhafte Gesichtsfarbe, und mehrentheils gelbe oder weißliche Haare. Sie besitzen eine dauerhafte Gesundheit, find zu schlechter Kost und Le­ bensart gewöhnt, und daher vorzüglich zum Kriege ge­ schickt. Seit der Regierung der beiden Auguste aus dem Hause Sachsen hat fich besonders der Luxus unter den •) Im Jahr »782 wurde« durch den Stuf der Sleligioneduldung Tausende von auewckriigen Familien ine Land ge­ lockt, und erhielten zum Theil viele Freiheiten und Unter, -ühung.



239

höheren Ständen eingeschlichen; und da die Polen über­ haupt einen Hang zum Aufwande haben, so findet man jetzt unter ihnen französische Moden geschmacklos mit orien­ talischer Pracht vermischt. Sie besitzen daher einen ho­ hen Grad von lächerlichem Stolz: kein Edelmann er­ scheint ohne einen Schwarm von Bedienten, und keine Dame von Stande fährt anders als in einer Karosse mit Sechsen, wäre es auch nur 50 Schritte weit.

Natürliche Anlagen zu den Wissenschaften und Künsten kann man den vornehmen Polen nicht absprrchen. Sie haben einen leichten, muntern Geist, welcher Witz und Anmuth vereinigt. Sie besitzen einen guten, vor­ züglich praktischen Verstand, und zwei Eigenschaften in einem hohen Grade: eine Gewandtheit, Geschmeidigkeit des Geistes, und eine große Gabe der Beredtsamkeit. Diese Ausbildung haben sie vorzüglich ihrem Anfenkhalte in dem kultivirlesten Theile der Erde zu danken; denn unter kei­ ner Nation besuchen die Vornehmen daS Ausland mehr, als die Polen. Das gemeine Volk hingegen, besonders die Bauern, lebt noch in einer halben Barbarei, und in der gröbsten Unwissenheit. Dies ist die natürliche Folge von der Leib­ eigenschaft, die nirgends härter ist als in Polen, wo der Sklave zu dem Flecke Landes gehört, auf dem er geboren ward, und mit Leib 'und Leben, Frau und Kindern fei­ nem Gutsherrn zugehört. Ja Asien giebt's nur gekaufte oder im Kriege gefangene Sklaven; in Polen hingegen giebt's geborne Sklaven und Leibeigene, die nicht das Geringste besitzen, wovon sie sagen können: dies ist mein



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Eigenthum. Dle elende Hätte, die ihnen der Gutsherr zur Wohnung verleiht, worin seine nackten Kinder un­ ter dem Vieh herum kriechen; bas Feld, welches er bear­ beitet; seine Gerathschaft — alles gehört, so wie er selbst, dem Herrn des Guts, der ihn eben so gut verkaufen kann, wie er den Ochsen verkauft, der ihm feinen Acker pflügt; der ihm ungestraft eine Kugel durch den Kopf schießt, sobald er es in seinem wilden Zorn, oder im Rausche von starken Getränken, für gut findet. Und dennoch leben diese Menschen vergnügt, so hart auch der Druck ihres Schtcksafs ist; körperliche Uebungen, Spiele, und besonders Tänje, sind ihr beständiger Zeitvertreib. — Die gebildete höhere Volksklasse zeigt, was die Mensche« dieser Nation sein könne», wenn nur eine günstige Gele­ genheit da ist, die Keime zum Guten und Schönen zu ent­ wickeln, welche sich überhaupt in keinem menschlichen Her­ zen ganz verleugnen.

So rauh und hart indeß die polnischen Edelleute im Behandeln ihrer Leibeigenen find, so höflich und gastfrei find fie gegen Fremde. Besonders zeichnet fich die feine Galanterie aus, welche fie im Umgänge mit dem weib­ lichen Geschlechte beobachten. — Das polnisch« Frauenzimmer unterscheidet fich von feinen westlichen Schwestern durch Weiße der Haut, durch einen dauerhafteren Körperbau und männlichen Muth. Sie wetteifern mit dem männlichen Geschlechte in der Geschick­ lichkeit zu tanzen, zu reiten, auf die Jagd zu gehen, und zu trinken. Eine polnische Dame reist unbedenklich eini­ ge hundert Meilen auf einem Schlitten, ohne , weder die Be-

— 24» — Beschwerlichkeiten böser Wege und rauher Witterung, noch die Uubequemlichketk einer elende« Herberge zu scheuen.

Die herrschende Religion in Polen ist die Rö­ misch-katholische. Die Protestanten und Griechen wurden ehedem nur unter dem Namen der Dissidenten geduldet, aber seit »775 haben fie völlige Gewissensfrei­ heit und viele andere Vorrechte erhalten. Nur in War­ schau sind ihnen die Glocken verboten. Die katholische Religion wurde in der Mitte des zehnten Jahrhunderts, auf bas bringende Bitten der, dem Glauben an diese Re­ ligion zugethanen, schönen Gemahlin deS damals regie­ renden Herzogs MteciSlaw, eingeführt; dies geschah aber mit unmenschlicher Grausamkeit: man vollstreck­ te die blutigsten Strafen an denjenigen, welche sich zur Annahme derselben nicht bereit fanden, oder ge­ gen ihre strenge Gesetze fehlten; wenn der Priester zu dieser Zeit die Messe las, so zogen alle Edelleute, die t« der Kirche waren, ihre Säbel zur Hälfte auS der Scheide, um zu zeigen, wie bereit sie wären, für ihren Glaube« zu streiten. — Die Polnische Nation ist an Kultur hinter den meiste« europäischen Nationen zurückgeblieben; abtt unter allen katholischen Landern ist Polen unstreitig das­ jenige, wo man, um Glaubensverfchtedenhett willen, die wenigsten Menschen gemordet hat. — Die polnische Sprache ist eine Tochter der slavi­ schen, und von der russischen und böhmischen nur ia der Mundart unterschieden. Der allgemeine Gebrauch der lateinischen Sprache, worin nicht allein die Schriften der Gelehrten, sondern auch die gerichtlichen Aussprüche und «. i. Bd. Q

242



Urkunden abgefasst werden, hatt« dl« Polnische la «Int Art von Verachtung gebracht; aber fett einigen Jahren hat man angefangen, mehr Fleiß auf ihre Verbesserung zu wenden, und ihr eine größere Richtigkeit, Reinheit und Schönheit zu geben. Man hat alte und neue Schrif­ ten in das Polnische übersetzt, wissenschaftliche Gegen­ stände darin abgehandelt, und Schauspiele darin ge­ schrieben und aufgeführt. — Die deutsche Sprache ist, wegen der im Lande wohnenden vielen Deutschen, sehr ge­ mein , und ist die gewöhnliche Sprache der Juden. Die Vornehmen spreche» Französisch.

Taf. XIX. Fig. ioo. Die im Winter reisenden Ostiaken.

Ostiaken in Sibirien, in der Statthalterschaft Tobolsk, haben die sonderbare Art, in mit Hunden be­ spannten Schlitten zu reisen. ') Diese Thiere müsse» vorher zu diesem Gebrauche abgerichtet werden. Sie spannen deren 6 bis 12 vor einen Schlitten. Auf dem ganzen Wege hören die Hunde mit Bellen und Heulen nicht auf. Wenn sie auf eine» weiten Marsch ermüdet werden, legen sie sich von selbst vor dem Schlitten nieder, und ruhen sich aus. Man giebt ihnen getrockneten Fisch, und sie setzen ihre Reise sogleich weiter fort. Vier sol­ cher Hunde ziehe« einen Schlitten mit 500 Pfund Fracht in einem Tage 12 bis 15 Werste. ”) Im nördlichen Sk-

•) In Kamtschatka herrscht derselbe Gebrauch. ••) Sieben russische Werste machen un-efähr Eine Deutsch» Mette ane.

243 birken vertritt dieses Fuhrwerk die ordentliche Post; Rei­ fende und Waaren werden dadurch von einer Station zur andern fortgefchafft. Je schneller man reifen will, desto mehr Hunde lässt man sich vor den Schlitte» spannen. Die Ostkaken find Polarmenschen,') und daher klein und mager. Doch ist ihre Gestalt nicht ohne Verhält­ nisse. Ihr Haar ist gckbllch ober roth. Häute von Bären, Rennthieren u. dgl. dienen ihnen im Winter, Häute von Stöhren u. a. Fischen im Sommer, zur Kleidung. Die Kleidung der Weiber unterscheidet fich nur durch Putz und Iterrathen. Diese ritzen fich mit Nadeln Figu­ ren inS Gesicht, und ätzen fie mit schwarzer Farbe. Die Wohnung der Ostiaken besteht aus viereckigen Hütten, deren Wände und Boden mit zufammengenäheten Bir­ kenrinden bedeckt find. Sie find Nomaden, lebe» von der Jagd und dem Fischfänge. DaS Fletsch essen fir mit Wurzeln halb gekocht, die Fische aber ganz roh, und trin­ ken nichts als Wasser. Tabak rauchen beide Goschlech, ter, und vertauschen dagegen ihr Pelzwerk. Von La­ siern, die bei kultivirten Völkern im Schwange gehen, wissen fie nichts. Meineid, Diebstahl, Trunkenheit u. a. grobe Laster find bei ihnen unbekannt. Die Reli­ gion dieses Volks besteht in der Verehrung einiger Götzen, deren «ine Art von dem ganzen Volke, die andere aber nur von Familien angebetet wirb; diese letzten heißen Hausgötzen. •) Unter Pole der Erde vergeht man diejenigen beiden Punkte der Erde, die bei der täglichen Umdrehung dersel­ ben sich nicht bewegen. Polarmenschen find diejenigen, die in der Nähe der Pole wohnen.

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-44 Taf. XIX. Fig. toi.

Ein Neger. Lat. Neger oder Negrita. Fr. le Negre. -Afrika ist das Vaterland der Neger. Die Neger find meistentheils groß und wohlgewachfen. Die Farbe ih­ res Gesichts und Körpers ist schwarz, ihre kippen schmutzig roth, ihre Zähn« find weiß wie Elfenbein, die Augen fun­ kelnd, die Haare wollenartig, schwarz und kraus; mitzunehmendem Alter werden die Haare Heller und zuletzt schnee­ weiß. Der Bart ist dünn, kraus, und wird abgefchoren oder ausgerissen. Sie haben eine platte Nase, aufgewor­ fene kippen. Ihre Haut ist dick, fein, welch, ölicht, ganz schwarz, mit einer röthllchen oder gelblichen In­ nern Hand - und Fußfläche. Die Neger kommen weiß auf die Welt, und haben bloß um den Nabel einen schwar­ zen Kreis, der sich aber innerhalb 8 Tagen über den ganzen Körper auSbreitet und ihn schwarz färbt. Sie find stark und können die härtesten Arbeiten aushalten. Sie gehen meist nackt ; höchstens werfen sie ein Stück Kattun um den Leib. Die Frauenzimmer schmücken flch mit Ringen und Armbändern: den Hals # und Ohrenschmuck lieben beide Geschlechter. Auch pflegen sie sich Einschnitte in die Haut des Gesichts zu machen, in welche sie Kohlenstaub mit Palmöl einreiben, und dadurch die Zeichen unauslösch­ lich machen. Ihre vornehmsten körperlichen Fertigkeiten bestehen im Tanzen und Schwimmen. Das Tanzen ist eben so einförmig, als die Musik, wonach es geschieht; ihr Instrument besteht in einem über eine Tonne oder Topf ge.

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spannten Felle, worauf fie schlagen und dazu fingen. Die Neger find von Natur sorglos, fröhlich und stets von muntrer Laune. Arbeiten übernehmen fie nie mehr, alS zu ihrer größten Nothdurft nöthig ist. An die Zukunft denken fie eben so wenig, als an die Vergangenheit. Ihr größter Wunsch ifi, alle Tage auf einerlei Art fortzuleben: wenn fie Reis und Hirse haben, so find fie ver­ gnügt; bekommen fie überdies von den Europäern noch Branntwein, so übertrifft nichts ihr Glück. — Bewun­ derungswürdig ist ihre Gleichgültigkeit gegen die Be­ schwerden des Lebens, und ihre Fühllosigkeit gegen allen Schmerz. Sie können den ganzen Tag in der brennend­ sten Sonnenhitze arbeiten, und gehen dann gleichwohl in der Nacht noch einige Meilen, um sich mit ander« Negern beim Tanz zu belustigen. Die größten Schmer­ zen, langsame Zerfleischungen, allmäliges Verbrenne« erdulden fie, ohne eine Miene zu verziehen. Mau hat Neger gesehen, deren Rücken an einem langsamen Feuer schon gebraten war, und dke gleichwohl noch eine Pfeife Taback forderten, und fie in ihrem schmähltgen Tode ausrauchten. Gegen gute, freundliche Behandlung find fie gerührt und dankbar, Grausamkeit und Härte aber macht fie wild. Man hat von ihnen Beispiele der Treue, Em­ pfindsamkeit und Großmuth, welche daS edelste Herz ver­ rathen. Diese gutmüthigen Menschen werden zu Tausenden an die Europäer als Sklaven verkauft, und in Amerika, in Asten und Afrika zu den schwersten und unangenehm, sten Arbeiten gebraucht. Von diesem schändlichen, das Gefühl der Menschheit empörenden Negerhandel lie­ fert die Titelvignette Fig. 102. eine Darstellung. Die

846 Marokkaner waren die ersten, welche ble Neger dm grau­ samen Handel lehrten, ihre Unterthanen, Gefangene und Verbrecher, ja selbst ihre Kinder, Aeltern, Freunde, für Branntwein, Gewehr, Pulver und andere Kleinigkei­ ten zu verkaufen. Die Nachfolger dieser arabische« Negerhändler waren in Europa zuerst die Portugiesen, dann die Spanier, Engländer, Franzose«, Holländer und Dänen.

Nichts wirb von den Schwarzen begieriger gesucht als der Branntwein; dieser ist daher die unentbehrlichste Waare bet diesem Handel. Die Europäer vermische« ihn zur Hälfte mit Wasser, und wissen ihn durch Spa­ nische Seife zum Schäumen zu bringen. Ein einziger kiel' er Negerkönig, der König von Aquambo auf der Goloküste, kauft jährlich bloß für seine Bedürfnisse für sooo Sklaven Branntwein; und weil dieses theure Ge­ tränk nur von den Großen getrunken werden kann, so hält es der Neger für den größten Ehrentitel, Tooda, d. h. Branntwetnstrinker oder Trunkenbold genannt zu werben, und je seltner einer fein Leben hindurch bei Sin­ nen ist, desto ächter ist sein Adel. Die nördlichen Nachbaren der Neger, dke Araber, treiben diesen Menschenhandel am stärksten; -egen Ein Pferd tauschen sie »o bis 15 Neger ein, und damit ihnen dieser Erwerbzweig in der Folge nicht entgehe, so verkau­ fen fle den armen Negern lauter Hengste, nie aber Stu­ ten Durch ganz Nigritien find Sklavenmärkte, wo die Araber eine Menge Neger aufkaufen, die alle mit Gewalt geraubt find. So bald fie diese an Borb des Sklavenschiffs bringen, wird ihnen die geringste Be-

-47

beckung und alles , womit fie fich und andern Schaben thun können, abgenommen. —

So wird die trostlose

Tochter von der Sette der jammernden Mutter weggerif-

sen, der Sohn aus den Armen feiner unglücklichen Aeltern, daS treue Weib von dem liebenden Garten; ganze

Familien werden mit Gewalt entführt, auf ewig von ih­ rem Vaterlande entfernt, und unter der unmenschlichsten

Behandlung, durch Stürme undUngewtttrr, nach Amerika gebracht.

Hier werden sie, wie Rosse auf einem Pferde­

markt, an einander gekuppelt, für eiuen bestimmte» Markt­

preis verkauft, *) wle das Vieh mit Brandmahlen gesetchnet, und dann fortgetrteben, um in den weites Pflan­

zungen der schwelgerischen Europäer zu arbeiten, zu hun­ gern, und in wenigen Jahren aus Gram und Verzweiflung

das Opfer eines langsamen TodeS zu werden.

Und für

wen übernehmen sie alle diese Mähe, erdulden fie alles biefts Elend? Für stolze Menschen, die fie nicht kennen, uud

die keine andere Macht, kein anderes Recht über fie haben, als welches ihnen die Gewalt und das verruchte

Metall verlieh.

Tag vor Tag bauen fie in harter Skla­

venarbeit daS Feld, ohne je die AuSficht zu haben, für

sich zu ärnten — auf ewig verdammt zu dem streugen Schicksale, jede ihrer Lebenskräfte, ihren Willen aufzuopfern, um den Reichthum ihrer unmenschlichen Ge­

bieter zu vergrößern, die fie nicht der Hälfte der Zunei­ gung und Leutseligkeit würdlgm, mit der fie nur auf ihre

Hunde und Pferde herabsehen.

Wenn man den Neger«

auch vergönnt zu heirathea und Väter zu werden, so

•) Der Preis eines gesunden Sklaven zwischen so und 40 Jahren ist »LoLhlr. und einer gesunden Sklavin» 100 Lhlr.



S4S



Metts -lese- nur zur Vergrößerung ihre- Elenb-.

Dl«

Negerin muss das, ihr in einem so hohen Grabe eigene, zärtliche Muttergefühl unterdrücken; eS wird ihr nie au

ihrem Tagewerk etwas vermindert, und kein Augen­ blick vergönnt, ihr hälfloseü Geschöpf aufzuziehen, auf ihrem Schooß zu nähren, und der Wonne zu genießen,

-te Pflegerin

ihrer Kleinen

zu

sein.

Die Mütter

mässen sie auf ihrem Rücken fest binden, und, unter die­

ser Bürde gebeugt, ihren Männern auf das Feld fol­ gen, wo sie keinen andern kaut hören, als de» der dro­ henden Stimme oder der schrecklichen Peitsche beS Aufse­

hers, und des kläglichen Geschreis ihrer Kinder, die in -er Sonne gebraten werben. — Wenn der Brasilier, der Karaibe, der nordische Ame­

rikaner, und der Barbar der Sädsee, feinen im Kriege ge­ fangenen Feind jumBrandpsahl fährt, ihn milden schreck­ lichsten Martern langsam tödtet und ihm zuletzt die Haut von der Hirnschale methodisch ablöset, um sie als Sieges­

zeichen,

als Denkmal seiner auSgeäbten Grausamkeit

sorgfältig aufjubewahren: so schreibt man diese schauder­ hafte Unmenschlichkett der Wildheit, der Rachsucht und -er viehischen Wuth dieser Menschen zu.

Wenn aber die,

durch Erziehung, durch Religion, durch Wissenschaften

und Künste, an Geist uadSitten verfeinerte» Europ der,

aus Gewinnsucht jenen schändlichen Menschenhandel trei­ ben, und sich nicht scheuen, ihre Mttgeschöpfe zu Tau­ senden *) wie Waare zu verführen, und sie in die liesest«,

•) Man hat berechnet, daß obenbenannte 5 Nationen in einem

einzigen Jahre 1*8,000 Neger ane Afrika gekauft haben.

249

mit unaussprechlichem Elend verbundene, Sklaverei zu stürzen-, was soll, was kann man zur Rechtfertigung dieser sagen? —

Man hat in neueren Feiten die Abscheulichkeiten, die dieser Handel von allen Seiten darbietet, in ihrem vollen Lichte dargesttllt, und man hat überzeugend bewiesen, daß von Seiten der Menschlichkeit keine andere Einrich­ tung deS Negerhanbels in Betrachtung kommen könne, als die Abschaffung. —

In dem Englischen Parlament wurden vor einigeJahren die hitzigsten Debatten für und wider die Abschaf­ fung deS Sklavenhandels geführt. Endlich siegte aber die unbestechliche Vernunft über die allgewaltige Politik. Wilder force, der edle, in den Annalen der Geschichte unvergessliche Mann, war es, der seinen Gegenstand mit ausdauernder Beharrlichkeit verfolgte, und dessen menschenfreundliche Bemühungen im Jahr 1792. durch den Parlamentsbeschluss gekrönt wurden, daß auch in de« Englischen Colonien der Negerhandel allmahlig aufgeho­ ben werden solle. Fast zu gleicher Zeit erschien in Däne­ mark die Verordnung, daß mit dem Anfänge des Jahrs, 305 aller Negerhandel aufhören, von nun an diese Mensche« mit Schonung und Bruderliebe behandelt, und die Ehe«, der Unterricht und die Sittlichkeit derselben auf das beste befördert werden sollten. In Frankreich ist dieser schänd­ liche Handel gleichfalls aufgehoben worden.

«■

O5o



Taf. XIX. Fig. 103.

Der Muskusochs. Lat. Bos moschatus. Fr. le Boeuf musque. Muskusochs und der Büffel gehören zum Ochsengeschlecht, haben gespaltene Hufe, vler Magen zum Wiederkäuen und Verdauen. Der Büffel Ist an Größe und Gestalt dem gemeinen Ochsen ziemlich ähnlich, nur hat er einen kleinern Kopf, einen kürzern, aber dltkern Leib. Ihr Fell ist dick, schwarz und dünn behaart. Asten und Nord­ afrika ist ihr Vaterland; von da wurden fie im siebenten Jahrhundert nach Griechenland und Italien gebracht. Sie werden richt nur hier, sondern auch ln Ungarn und im Salzburgischen als Hausthier gezogen, und zum Fuge gebraucht. Ein Büffel ist so stark, daß er eine Last, di» 5 Pferde kaum fortbringen können, zieht. Weil fie schwer zu bändigen find, so werden fie vermittelst an die Nase gelegter Ringe regiert. Ihr Fletsch ist schlechter, als vom gemeinen Hornvieh. Der hier abgebildete MuskuSochS unterscheidet fich vom Büffel durch seine an der Wurzel zusammenlau» fenben,nach unten zu gebogenen, gegen die Spitze fich aus­ wärts krümmenden, oft 60 Pfund schweren Hörner. Seine sehr feine und lange Mahnenwolle ist so wie feine übrige Farbe braunroth. Das Fletsch, und besonders das Herz hat einen starken Moschusgeruch, und kann deswegen zu Zeiten gar nicht gegessen werden. Sein Vaterland ist das nördliche Amerika, wo er sehr häufig geschossen wird.

A 7t

»5»

Taf. XX. Fig. 104. Die Belladonna, Wolfsktrsche, Tollkirsche, Waldnachtschatten, Tollkraut. Lar, Atropa

Belladonna. viele Pflanzen wegen ihres edlen Nutzens ge­ kannt zu werden verdienen, so ist es nicht minder nöthig, diejenigen genau zu kennen, durch deren Gebrauch un­ zählige Menschen aus Unwissenheit getödtrt worden find. Ich will daher einige der vornehmsten, in Deutschland wachsenden, Giftpflanzen beschreiben.

Die Belladonna wächst im Thüringer Walde auf dem Harze, im Solling, im Deister und andern Wäldern auf schattigen Anhöhen; fie blähet im Julius und August. Der Stengel ist dänn, 4 bis 5 Fuß lang, dunkelroth und in Aesten ausgebreitet. Die Blätter find 5 bis 6 Zoll lang, eirund, spitz, derb, dunkelgrün und haarig. Die Blume ist groß, glockenförmig, gestreift, inwendig blutroth, am Grunde gelb, und von außen gränroth. Der Kelch ist einblätterig, höckerig und in 5 gespitzte Lappen getheilt. Die Frucht ist eine kegelrunde, glänzende, dun, kelbraun« Beere oder Kirsche, an welcher der Kelch be­ ständig fitzen bleibt. Nicht nur die Beeren, sondern auch die Wurzel und Blätter enthalten giftige Bestandtheile. Oie Folgen des Genusses der Kirsche find, bet einigen

«52 zugleich, M andern einzeln: Magen - und Halsentzündung, Krampfe, Durst, Erbrechen, Auffchwellen, Schwindel,

Zittern, heftige Kdpfschmerzen, Berauschung, Blindheit, Wahnwitz, Schlafsucht und endlich der Tob.

Brechmit­

tel, erweichende und abführende Kltstire werden als Ge­

gengift gebraucht. Aber selbst giftige Pflanze« erzeugte die Natur nicht

ohne Nutzen für den Menschen.

Wurzel und Blätter

dieser Pflanze dienen als äußere Heilmittel in Umschlä­

gen und Salben, bet geschwulstartigen Entzündungen und krebsartigen Geschwüren.

Auch «erden die zwei - und

dreijährigen Wurzeln der Belladonna gegen den Biss von tollen Hunden mit Zuverlässigkeit empfohlen. *)

Aus

den etngeweichten Kirschen bereiten die Maler eine schöne grüne Farbe, und aus den Blättern brannte man in Ita­

lien «ine Schminke; daher auch die Pflanze den Namen Bella donna, b. t. schöne Frau, erhalten hat. —

Das

Kraut dieser Pflanz« wird von den Schafen ohne Nach­

theil genossen.

•) Man hat die Bemerkung gemacht, daß flch thierische Gifte durch Pflanzengifte, und diese durch jene zerstören taffen, so bald man im Stande ist, ihren rechte» Gebrauch zu br, stimmen.

053

Taf. XX. Fig. 105. Der Keklerhals, Kellerkraut,

Seidelbast,

Lausekraut, Lorbeerkraut, Bergfeffer, falscher Pfefferstrauch, Deutsche Pfefferstaude, Pfeffer­

beere.

Lat. Daphne mezereum.

X/lefe Staube wächst in Wäldern und auf Bergen tab tn Gegenden.

Sie blüht schon zu Ende des Februars

und im Anfänge des Märzes, und wird ihrer frühen und wohlriechenden Blumen wegen in manchen Gärten gezo­

gen. Sie erreicht selten die Höhe von 6 Fuß. Der Sten­

gel treibt dichte Arste, die mit einer glänzenden grauen und zähen Rinde überzogen find.

Die Blätter find zart,

glatt, glänzend, faatgrän, lanzettenförmig, und kommen

erst hervor, wenn die Blüthen verwelkt find.

Die Blü­

then (Fig. 106.) find von der Farbe der Pfirschenblärhe, schön von Ansehen, und fitzen ohne Stengel, gewöhnlich Z und Z beisammen.

Die Frucht ist eine Beere von der

Größe einer Erbse, anfänglich grün, im August aber

«0 fie reif werden, fcharlachroth.

Die Beeren, so wie

die übrigen Theile der Pflanze, erregen nach ihrem Genusse

Blasen auf der Haut, starkes Brennen im Schlunde, einen

heftigen fortwährenden Durst, anhaltende Koliken, hitzige Fieber und den Tod.

Das Rindvieh bekommt davon

eine blutige Ruhr, und die Wölfe und Hunde sterben davon.

Selbst die Bienen fliehen dieft Blumen.

Die

-54

Maler brauchen die Giftbeeren zur Farbe, und la Russ­

land schminken sich dl« Frauenzimmer damit, »der viel­ mehr, sie entzünden ihre verblüheten Wangen.

DaS

vom Kraute abgekochte Wasser wird zum Abwaschen krebs­

artiger Geschwür« gebraucht.

Die Norweger gebrauche«»

die Rinde äußerlich bet der Gicht.

Taf. XX. Fig. 107. DaS schwarze Bilsenkraut,

Zigeuner­

kraut, Saubohne, Teufelskraut, Tollkraut. Lat. Hyoscyamus niger. Fr. Jusqui-

aume noir.

Vlieses gefährliche Kraut wächst im Schutt, auf «n-e-

baurten Stellen, Kirchhöfen und an Mauern. Es blüht im Julius und August und perennirt 2 Jahre. Dle Wurzel ist lang, dick, runzlig, bpaun und spindelförmig. Die ganze Pflanze ist mit einem weichen Haar bekleidet, und wird 2 Fuß

hoch. Dle Blätter sind lang, scharf zugespitzt, und am Ran­ de spitzig, aber nicht sehr tief ausgeschnitten.

Die Blume

bildet eine lockere Aehre von blaßgelber Krone, die mit

zarten Purpuräderchen eln Netzwerk macht.

Sie ist trich­

terförmig und hat eine in 5 Lappen getheilte Mündung. Der Kelch ist röhrenförmig, unten bauchig und fällt nicht

ab.

Die Saamenkörner find jlein, rauh, getüpfelt «nb

nterenförmig, und werden von Unwissenden oft mit Dill,

auch wohl mit Mohn verwechselt.

Schon der Geruch

-SS dieser Pflanze ist widrig, und man könnte mit einigen in den Zimmern aufgehängten Stauden alle darin befind« lichen Ratten, Mäuse, Fliegen, Motten und anderes Ungeziefer vertreiben, wenn die Ausdünstung nicht auch Menschen schädlich wäre, und wenigstens Kopfweh und Schläfrigkeit verursachte. Wett gefährlicher ist die Wir­ kung, wenn Jemand etwas von der Pflanze genießt; die Blätter, Blüthen, noch mehr aber die Wurzel, und am meisten der Samen, verursachen Wahnwitz, der bald tn ausschweifende Fröhlichkeit mit lächerlichen Gcberden und Stellungen, bald aber in Traurigkeit ausbricht, ferner Zanksucht, verzerrte Gefichtszüge, funkelnde Augen, Schwindel, Sprachlosigkeit und zuletzt tiefen Schlaf und Tod. In einem Kloster hatte man, aus Versehen, unter Zichorkenwurzeln, Bilfenwurzeln tn einem Sallat mit auf­ getragen. Die Mönche aßen die saftigen Bilfenwurzeln mit großem Appetit, und legten sich vergnügt zu Bette. Bald darauf aber klagten einige über Schwindel, andere über Trockenheit im Munde, und noch andere über heftige Kolik; verschiedene wurden betäubt, und fast wie wahnsin­ nig. Zum Glück thaten aber das am Sallate genossene Oel, Salz und der Essig ihre Wirkung, und retteten die Kranken vom Tode. Ehemals nahmen Gaukler und Marktfchreler eine mäßige Dosis vom Samen dieses Krauts, und brach­ ten sich dadurch in Begeisterung. Der rothgefleckt« Schierling gehört gleichfalls zu den gefährlichsten deutschen Giftpflanzen. Er wächst in Gartenländern, gebauten und ungebauten Felbern, und auf Wiesen. Die Wurzel ist mnzelig, beinahe spin­ delförmig, zaserlg, gelbwetß, an Geruch der Pastinake ähnlich, und eben deswegen desto gefährlicher. Der

— SZ6 — Stengel wirb über 5 Fuß lang und 1 Zoll dick, ist glatt,

rund, inwendig bohl, und mit bluttothen Flecken be­ sprengt.

Die Blätter find schwarjgrün und glänzend.

Er blüht im August.

Die Blumenkolbe ist groß, hat eine

Hülle von etlichen umgebogenen Blätterchen, und besteht auS mehrern kleinen Kolben von weißer Krone, der«« Blumen aus 5 herzförmigen Blätterchen bestehen.

Der

Same stinkt, wenn er zwischen den Fingern zerrieben wird.

Dieses Kraut wird sehr leicht mit Petersilie und

Kerbel verwechselt, es hat aber bei weitem nicht den fei­

nen Geruch, welcher diesen Suppenkräutern eigen ist.

Alle Theile dieser Pflanze, selbst ihre Ausdünstung, ist gif­ tig, und die Wirkungen find wie bet dem Bilsenkraut.

Taf. XXL Fig. 108. Der Stechapfel, Dornapfel, Stachelnuss,

Jgelkolbe, stinkende Stechapfel.

Lat. Da­

tura ftramonium.

Ästest aus Amerika zu uns gekommene Giftpflanze wächst

bet uns wild an Ackergräben, und bläht im Julius und August.

Die Blätter sind groß, breit, glatt, dunkelgrün,

zart, geädert, langstielig, und machen am Rande Buchten, die dem halben Monde ähnlich sind. Die Blume ist groß,

oft gefüllt, weiß, trichterförmig und länger als der Kelch; dieser abrr ist einblättrig und bauchig.

Die Frucht ober der

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257 der Stechapfel kst beinahe eirund, erst grün, bann grau­ braun und gestachelt.

Sie enthält eine Menge nieren­

förmiger, flacher, schwarzer Samenkörner,

die viel

größer- und breiter find, als der Same deö Schwarz­

kümmels, und einen Gewstrzgefchmack haben.

Die ganze

Pflanze schwitzt eine klebrige Feuchtigkeit aus, und selbst der Geruch ist widrig und giftig.

Am stärksten wirkt da-

Kraut und die Blume, am allermeisten aber der im Was­ ser , Wein oder Milch abgekochte Same.

Je nachdem

man weniger ober mehr davon genossen hat, versetzen

diese abgekochtea Körner im ersteren Falle in einen süßen Rausch, in einen wonnevollen nie gefühlten Zauber, in welchem der Berauschte das wunderlichste Zeug spricht,

die lächerlichsten Geberden macht, und zu den thörichtsten Hand'ungen aufgelegt ist, bis er endlich allmältg in einen wohl behagenden Schlummer verfinkt. Ein viertel Quent­ chen ist schon hinreichend, in eine solche süße Begeisterung

zu versetzen. —

In den Händen böser Menschen wurde

dieses Gift oft zum Werkzeuge schändlicher Handlungen;

Hurenwikthe mischten den Samen unter Branntwein,

Bier oder Wein, und verführten dadurch ihre Gäste zu mancherlei Ausschweifungen; schlaue Diebe schläferten

damit in Wirthshäusern, auf Reisen ihre Gefährten ein; gewissenlose Werber nützten dieses Mittel, junge Leute zu berücken, und mancher Gefangene berauschte damit

Wache und Schließer, und entfloh. —

Diese find die

Wirkungen des in geringem Maße genommenen Stech­

apfelsamens;

bet einer stärkeren Dosts *)

erfolgen

Wahnwitz, Wuth, Krämpfe, Jittern, Verlust des Ge*) Ein halbe» Loth Stechapfelsamen tödtet unfehlbar.

B. G. I. B.

sr

058 dächtntssrS, kalter Schweiß, Schlummer, Schlagfluss, heftig anhaltender Durst, Lähmung, stumpfe Sinne, Sprachlofigkeit, Schwindel, Fteberftost und Fieberhitze, Zahnkntrfchen und der Tod. Ein Kind von anderthalb Jahren spielte mit dem Samen eines Stechapfels und schluckte einige Körner hinunter; es wurde sogleich an alle« Gliedern steif, ein blutiger Schaum trat vor den Mund, das Geficht wurde fchwarjblau, und «ach 9 Stunden starb das unglückliche Kind.

Von den Insekten überhaupt.

Infekten unterscheiden sich von alle« andern Thieren darin, daß sie, statt des rothen Bluts, einen wetßlicheySastin ihrem Körper haben. Der Nam« Insekten ist von dem lateinischen Worte infecare, ein­ schneiden, entstanden. Infekten heißt also so vlel, als etngeschnittene Thiere, Thiere mit Einschnit­ ten; den« an ihrem Hinterleibe haben fie verschiedene Ringel, Einschnitte und Zirkel, wie man z. B. an dem Krebse, der Wespe, an dem Bauche eines Mai­ käfers findet. Auch find bei den Insekte» Kopf, Brust, Hinterleib durch gewisse Einschnitte abgesondert; bek der Schlupfwefpe hängt z. B. der Hinterleib mit dem Vorderleibe nur durch rin kleines Stielchen zusammen. Die Benennung Insekten erhalten aber diese Thiere erst la ihrem vollkommene« Zustande; denn wenn fie

— -59 —

aus den Eiern kommen, find sie im Stande der Unvoll­ kommenheit, oder in dem Larven-und Raupen­ stande, worin sie sich als Maden oder Raupen durch verschiedene Häutungen zu ihrem vollkommenen Zustande vorbrreiten müss-n. Aus dem Raupenstande tritt daS Thier bei dem zahlreichen Geschlechte der Schmetter­ linge in den Puppen-, bet allen übrigen aber in de« Nymphenstand, und heißt in diesem Mittelstände ent­ weder Puppe oder Nymphe. Doch giebt es unter den ungeflägelten Insekten einige, z. B. die Laus, die schon in ihrer völligen Gestalt aus dem Ei kommen, und nur durch einige Häutungen in den Stand ihrer Vollkommenheit treten. — Aus dem Mittelstände geht das Thier nun zu dem dritten und letzten Stande über, d. i. in den Stand der Vollkommenheit des ganz ausge­ bildeten Insekts, welche Veränderung die eigentliche Ver­ wandln ng ist, wie man solches an allen Raupen bemer­ ken kann. Diese Verwandlung, welche dieser gan­ zen Thierklasse eigen ist, ist ein zweites-Hauptmerkmal, wodurch sich die Infekten von allen übrigen Thieren, in­ sonderheit von den Würmern unterscheide». In ihrem vollkommenen Zustande haben die Infekte« besondere äußere Unterscheidungszeichen, nämlich die so­ genannten Fühlhörner,welches dünne Fäden sind, die ihnen am Kopfe, gleichsam vor der Stirne sitzen, und wo­ mit sie alles, waS ihnen vorkommt, befählen; diese Fühl­ hörner haben an der Wurzel ein Gelenke, woran sie sich drehen, und bestehen aus vielen an einander gekettete« kleinen beweglichen Gliedern, bei einigen sind sie kurz, daß man sie kaum sehen kann, als bei den Fliegen; bei R -

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ettbtrtt so lang, baß sie die Länge des Körpers wohl sechs­ mal übertreffen, als bet dem Holzbvck, daß man kaum begreift, wie das Thier damit fortkommen kann. Diese Fühlhörner find eben so verschieden, als es die Gattun­ gen der Insekten selbst find. — Einige Insekten haben Kinnladen am Maule, womit fie beißen und fressen, andere nur bloße Sauge rüffel, als dle Schmetter­ linge, Fliegen u. f. w. Aber diese Kinnladen gehen nicht auf und nieder, wie z. E. bei den vierfüßigen Thie­ ren, sondern fie bewegen fich seitwärts hin und her. Im vollkommenen Zustande haben die Insekten insgemein 6 Füße; in ihrem Raupen- oder Larvenjustande aber 14 und 16, die fliegenden oft über LO. Es giebt einige un­ geflügelte Insekten, die den Würmern an Gestalt ähnlich find, als die sogenannten Tausendfüße, weiche an beiden Seiten des Körpers an 150 Füße haben. In An­ sehung des Körperbaues unterscheiden fich die Käfer­ gattungen durch ihren festen hornartigen Panzer; die­ ser besteht zuweilen aus mehreren Stücke«, die fich wie Ringe über einander schieben lassen; man denke hiebei nur an den Krebsfchwanz. Diese Hornschalen ersetzen bei diesen Thieren die Knochen, und dienen ihnen, daß fie unbeschädigt in der Erbe unter den Steinen wohnen, und ln alle Löcher kriechen können. Andere find am Kör­ per haarig und rauch, als verschiedene Fliegenarten und die Raupen. Bei dem unzähligen Heere der Schmetterlinge find Körper und Flügel mit unzähli­ gen Haaren und kleinen Fe der ch en oder Schuppen be­ deckt, die wie Ziegel auf dem Dache über einander lie­ gen, und von deren verschiedenen Lage und Zeichnung die schönen Farben verrühren, womit so viele in Europa,



s6i

besonders aber In Südamerika, geschmückt sind. Unter einem Vergrößerungsglas« entdeckt man auf einem einzigen EchmekterlingSstügel viele Taufend dnser Schuppen.

Auch in ihrem Stnnenwerk zeuge unterscheide« sich die Insekten von allen übrigen Thieren. Unter den Sinnen besitzen sie das Vermögen zu sehen und zu füh­ len in einem vorzüglichen Grade. Fast jedes Insekt hat zweierlei Arten von Augen, einfache und zusam­ mengesetzte. Die letzteren sehen aus, wie ein förmli­ ches Gitterwerk; die beiden großen, glänzenden Hügel am Kopse brr Fliege find von dieser Gattung; fie sind in lauter regelmäßige Sechsecke abgetheilt, in der Mitte eines jeden ist die Pupille. Jedes Sechseck ist also ei« Auge. Da nun die Fliege in jeder Halbkugel 4000 sol­ cher Sechsecke hat, so besitzt sie 8000 Augen. Mancher Schmetterling hat an 17,000, und die Wasserjungfer auf 36,000 Augen. Diese Augen flnd für diese kleinen, schnellen Thiere gleichsam Vergrößerungsgläser, mit welchen sie in jeder Lage einen Gegenstand helle und deutlich betrachten können: die Fliege, die Spinae u. a. bemerken die Annäherung eines Gegenstandes, von wel­ cher Seite er auch komme. Die kleine Biene würde un­ möglich den langen, oft metlenweitea Rückweg finde« können, wenn ihre vielen Augen ihr nicht jeden Gegen­ stand vergrößerten. Einige Nachtschmetterliage habe« außer den großen mikroscopischen Augen, noch zwei kleinere, damit sie in der Nacht desto besser sehen können. Noch eine Besonderheit bet der Einrichtung der Jnsektenaugen ist, daß sie alle unbeweglich flnd, bis auf de« Krebs, der sie auf zwei bewegliche« Stangen trägt. —

—-

26« —

ES scheint, alS wenn den Infekte» der Gknn deS Ge­ ruchs und des Gehörs fehle, well ihnen dazu die äußern Werkzeug«, Nasen und Ohren, mangeln. Al­ lein diese Sinne können in dem Sinne des Gefühls ver­ einigt fein, oder die Insekten können wohl noch andere «ns unbekannte Sinne haben. Wenigstens sprechen fol­ gende Erfahrungen für das Dasein der Sinne: wenn man mit Ketten oder andern Instrumenten ein Geräusch macht: so fahren die Fühlhörner schnell zusammen; bi« Dienen lassen stch durch Pfeifen locken; die Schmeißfliege wird bloß durch de» Geruch herbei gelockt, ihre Eier ins faulende Fletsch zu legen. Sogar riechen sie et« Stück Fleisch in einem Glase, das mit einer Blase fest zugebun­ den ist. Setzt man ein solches Glas in ein größeres, und bindet dieses mit Leinwand ober löcherigem Zeuge zu, so werden fie doch durch den Geruch herbei gelockt, lasse» ihre Eier vermittelst ihres Legestachels durch das löche­ rige Zeug auf die Blase deS innern Glases fallen, worin das Fleisch ist, und in kurzem entdeckt man darauf lebendige Maden. Dies Experiment hat bewiesen, daß die Maden nicht in der Fäulniß wachsen, sondern auS Fliegeneiern in faulem Fleisch« entstehen.

Im inner» Körperbau weiche» die Insekten «och mehr von undern Thieren ab. Das Gehirn ist so klein, daß man es kaum sehen kann. Eie haben kein« Lunge, aber Luftröhren auf beiden Seiten des Kör­ pers, wodurch fie Athem holen. Daß Gefäß, welcheman bei diesen Thieren Herz nennt, hat gar keine Aehnlichkeit mit dem Herzen, denn es ist ein langer mit Nah­ rungsmitteln angefüllter Darmkanal, a«S dem auch



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nicht tittt Ader entspringt. Ihr Körper besteht aus einer unzähligen Menge von Muskeln. An der großen Weiden­ raupe hat man 4000 Muskeln gezählt.

Der Aufenthalt der Infekten ist nicht so einge­ schränkt, wie der Wohnort andrer Thiere; sie find gleich­ sam in allen Elementen zu Hause. Es giebt Land-, Waffev-, Luft- und Erd»Jnfekten. Der Nutzen, den die Infekten haben, wiegt bei weitem den Schaden auf, welchen sie verursachen. Sie rotten sehr viel Unkraut aus, und fressen dle schädlichen Auswüchse der Pflanzen weg; diejenigen, welche vom Aase leben, oder im Miste wohnen, beugen der Verunrei­ nigung der Luft vor, und bereiten den Koth zum nützlichen Dünger. Kurz, die Infekten sind gleichsam die thätigsten Pouzeidiener der Natur. Viele Insekten dienen de« Menschen unmittelbar: der Hummer, der Krebs, die orientalischen Heuschrecken sind eine angenehme Speise; die fleißige Biene liefert uns den süßen Honig und da­ nützliche Wachs; der Seidenwurm verschafft uns nicht nut die schönste Kleidung, sondern auch Millionen von Menschen ihren Unterhalt; die Cochenille, eine Art Wan­ ze, giebt uns den prächtigen Scharlach, und der Kermes das schöne Karmotsia. Und wenn uns manche Insekten in unsern Wohnungen zur Plage find: so werden wir zur Reinlichkeit gezwungen, wodurch wir uns das Leben angenehm machen, und unsere Gesundheit befördern. Auch find die Infekten in der Arzneikunst von nicht ge­ ringem Nutzen. Die spanischen Fliegen retten in einem Zugpflaster manchen vom Tode. Die Maiwärmer oder

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Oelkäfer sollen gegen den Diff des tolle« Hundes gute Dienste leisten. Die Kellerwürmer werden als Arznei ge­ braucht, und der Ameifenspiritus heilt gelähmte Glieder. Wie viele tausend Vögel, Fische, Frösche, Amphibien, und andere Thiere leben bloß von Insekten, ihren Larven und Eiern. Selbst Insekten leben von Insekten. —

Taf. XXL Fig. 109.

Eine Schlupfwespe. Lat. Ichneumon. Fr. Mouche - Ichneumon. AJie Schlupfwespen find Infekten mit häutige«, durchsichtigen, auf dem Rücken parallel liegenden Flü­ geln. Ihre Haut ist hornartig. Am Kopfe fltzen zwei starke Zähne, vier Bartspitzen, zwei netzförmige Augen, und drei kleine glatte Nebenaugen. Ihre Fühlhörner stnd lang. Nur die Weibchen haben eine Art von Sta­ chel, der ihnen zum Eierlegen dient. Sie gehören zu de« Raupenfeinben, und legen, wie viele Fliegen, ihre Eier i« den Körper der lebendigen Raupen. Aus diesen Eier« entstehen Maden oder kleine Wärmer; merkwürdig ist es, daß diese Würmer die wesentlichen Lebenstheile der Raupe zu schonen wissen. Die Raupe befindet fich da­ her ganz wohl, indeß sie den tödtlicheu Feind t« ihrem Körper so lange wohlthätig ernährt, bis dieser fich (« eine Puppe verwandelt, und stark genug ist, sich durch die Haut der Raupe durchzubohre«. Wenn dieses ge-

s6z fchieht, stirbt die Raupe allmälig ab, überlässt ihre leere Haut dem Wurme, welcher seine Hülle spinnt; bis er die Gestalt einer Echlupfwespe annimmt und fortfliegt, um bei einem andern Wurme dasselbe grausame Geschafft zu verrichten. Man hat unter de« Schlupfwespen bis jetzt 9 ver­ schiedene Gattungen entdeckt. Die hier abgebildeie unter­ scheidet sich durch ihre konisch- fadenförmigen, an der Spitze umgebogenen Fühlhörner, und dadurch, daß ihr Hinterleib zwar mit dem Halskragen durch einen Fade« zusammenhängt, an beiden Seite« aber flach ist, und da­ her die Gestalt einer Sichel hat.

Taf. XXI. Fig. 110.

DerTodtengraber. Lat.Silpha vespillo.

L^erTodtengräher gehört zu den Käfer« oder den­ jenigen Infekten, welche zwei dünne, durchfichtkge, mit zwei hornartigen Decken versehene Flügel, und 6 Füße haben. Er unterscheidet fich von andern Käfern durch feine längliche Gestalt, seine schwarze Grundfarbe, sei« ungleich zugerundetes Schild und zwei rostfarbige Bän­ der auf den Flügeldecken; auch durch feinen Bisamgeruch zeichnet stch dieser Käfer besonders aus, deswegen er auch Bisamkäfer genannt wird. Er ist von der Größe eines Maikäfers. Den Namen Todtengräber hat er

LSS

-on feiner sonderbaren Lebensart: er begräbt nämlich btt Körper todter Mäuse, Ratten, Maulwürfe, Frösche ic. Zu diesem Gefchäffte vereinigen sich gewöhnlich mehrere an dem Orte, wo ein Aas liegt. Sie scharren so lange um und unter demselben die Erde hinweg, bis eine Fuß tiefe Grube entsteht, worin alsdann dasselbe finkt. Ist die Erde steinig ober nicht locker genug, so schleppen sie ihren Todten an eine bequemere Stelle. Dieser todte Körper dient ihnen nicht allein zur Speise, sondern auch zu einem Nest für ihre Eier, und zur Nahrung der nach einigen Tagen daraus entstehenden Larven. So bald eine Larve im Begriff ist, ihre Wurmhaut abzulegen, gräbt fit fich tiefer in der Erbe ein glattes Gewölbe, wird »ach abgelegter Wurmhaut zur Puppe, und erscheint nach eo Tagen als Käfer.

Taf. XXI. Fig. in. 112.

DerAmeifenlötve. Lat.Myrmeleon formicarius. Fr. Fourmi-lion. Ameisenlöwe, Ameifenrä.uber, Raub­ ameise, gehört unter die sechsfüßigen Insekten, und ist in der Klasse derjenigen, welche fich in Fliege.: mit 4 netzför­ migen geaderten Flügeln verwandeln, eins der merkwür­ digsten. Der Ameisenlöwe ist eine Larve, welche auS den Eiern der Bastardjungfer gekrochen ist. Wenn diese Larve völlig ausgewachsen ist (Fig. III.) und fich ihrer Ver­ wandlung nähert, so hestehet fie aus 3 Absätzen, dem

— 267 — Kopfe, dem Brustschilde und dem Hknterleibe, welcher den größt«» Theil ausmacht. Selne Form ist länglich rund, am Ende mehr, als vor», zugespitzt. An Gestalt und Größe hat der Ameisenlöwe viel Aehnlichkeit mit dem Kellerwurm. Er hat einen viereckigen platten Kopf, mit zwei beweglichen Hörner», und zwei Haken, sein Körper ist mit vielen häutigen Ringen umgeben, und seine Farbe ist ein Gemisch von brauuroth und grau. Seine Nahrung besteht in Ameisen und einigen andern kleinen Insekten. Um diese zu fangen, macht er folgende künst­ liche Anstalten: Er grabt sich im Sande eine trichterför­ mige Grube. (Fig. 112.) Damit diese recht kunstmäßig eingerichtet werde, zieht er erst mit seinen Füßen eine Zirkellinie in den Sand, und schafft dann allen Sand, der innerhalb der Linie ist, über die Grenze. Seine Füße «nd sein platter Kopf dienen ihm hierbei zu Handwerks­ zeugen. Das nach und nach entstandene trichterförmige Loch ist eine Fallgrube für Ameisen, Raupen und Fliegen. In Zett von einer halben Stunde ist er mit der ganzen Arbeit fertig; er gräbt sich alsdann auf dem Boden bis über den Kopf ein, (Fig. a) und lauert auf Beute. Kommt eine Ameise (Fig. d) an den Rand dieser Grube, so kol­ lert sie gewöhnlich herunter. Der Ameisenlöwe empfängt sie sogleich mit seiner hohlen Fangzange ober Hörnern, durchbohrt damit das Infekt, saugt es aus, und schnellt die saftlosen Ueberbleibsel mit seinen Hörnern über den Rand der Grube. Hierauf bessert er von neuem feine Grube aus, entfernt jedes kleine Sandkörnchen vom Ab­ hange seiner Grube, damit es etwa nicht einem herunter­ gesunkenen Insekte bienen möge, daran wieder hinauf zu klettern. Will dieses aber wirklich sich retten, so

Lvg

steckt der Ameisenlöwe seinen platten Kopf kn den Sand, und überschüttet den unglücklichen Flüchtling mit einem solchen Sandregen, daß er wieder zurückstürzen muff. Der Wohnort des Ameisenlöwen ist in solchem Erd­ reiche, wo sich reiner trockner Sand findet, gewöhnlich am Fuße hohler Bäume, am Rande sandiger hohler Wege wo sie vor dem Regen geschützt find.

In diesem Larvenstande bleibt der Ameisenlöwe zwei Jahre, dann spinnt er stch in eine runde Hülle, die inwen­ dig mit Seide gefüttert, von außen aber mit Sandkör­ nern bedeckt ist. In diesem Grabe lebt er als Puppe 3 Wochen, und kömmt bann als eine Fliege, welche Bastardjungfer heißt, mit einem schmalen langen Kör­ per, und schmutzig weißen Flügeln, die fie als ein Dach trägt, hervor, schwebt auf Wiesen umher, nährt fich vor» kleinen Insekten, legt Eier und stirbt.

Taf. XXI. Fig. 115.

Der Armpolype. Lat. Hydra fusca. *) Fr. le Polyp e ä bras. -^ie Polypen") gehören zu der Ordnung der Wür­

mer, und zwar zu den sogenannten Thierpflanze«.

*) Die Hydra ist das bekannte Fabelthier mit vielen K5, pfen, die sogleich wieder Nachwüchsen, wenn man sie heran, rer hieb. •*) Polyp ist ein Griechisches Wort, und heißt Dielfuß.

— a6g



Sie machen den Urbergang vom lebendigen Geschöpfe zur Pflanze. Es giebt vielerlei Arte» von Polypen. Der Dou der Polypen, welche in frischem Wasser, in Teichen und Gräben wohnen, ist äußerst einfach. Sie haben weder Herz, Magen, noch Emgeweibe irgend einer Art; sondern einen gallertartigen durchsichtigen Körper, der nur aus einem einfachen Kanäle besteht. Die Armpo­ lypen unterscheiden sich dadurch von andern, daß sie sich von einen Orte zum andern bewegen können, einzeln wohnen, unbedeckt, mit 4, 6 und mehrer» Armen verse­ hen find, die sie, wie Hörner, nach Willkühr von sich strekken und wieder zusammenziehen können, und womit sie ihre Speise, kleine Wasserinfekten, fangen und zum Munde bringen. Die Arme befinden sich am obern Theile oder am Kopse, welcher eine klobenförmige Gestalt hat. Mit dem Schwänze sitzt der Polyp immer an einer Wasserpflanze, sonderlich an den Wurzeln der Meerlinsen. Die gemeinste Art, wie sich die Armpokypen von einem Orte zum andern bewegen, ist folgende: sie biegen die Arme und den Kör­ per in einem Bogen nach der Seite, wohin sie wollen, und wenn sie sich mit einem Arme oder mit mehreren an einem andern Orte fest gehängt haben; so machen sie den Schwanz los, und ziehen ihn ganz nahe an ihre Arme und ihren Kopf. Sie setzen alsdann den Schwanz wie­ der fest auf, machen die Arme los, und fangen die vori­ gen Bewegungen von neuem an, und wiederholen sie so lange, als es ihnen gefällt, und bis sie sich welk genug ent­ fernt haben. — Die Fortpflanzung der Polypen ge­ schieht auf eine doppelte Art, nämlich auf eine natür­ liche und künstliche. Natürlich pflanzen sich die Armpolypen, wie die Pflanzen, durch neue Schösslinge,

— L-0 — und durch Eier fort; künstlich werden sie durch Zer­ schneiden und durch Etnpropfen vermehrt. Die pflan­ zen artige Vermehrung geschieht auf folgende Art: eerscheint nämlich rin kleiner Auswuchs oder eine Knospe an der Oberfläche ihres Körpers. Die Knospe schwillt nach und nach an und dehnt sich aus. Eie schließt keine» jungen Polypen in sich, sondern sie ist das wirkliche Thier im Kleinen, seiner Mutter so ähnlich, wie eia Sprössling seinem Mutterbaume. Die Nahrung, welche die Mut­ ter zu sich nimt, geht durch eine gemeinschaftliche Oeffnung in das Junge. Wenn der hervorschießenbe Polyp eine gewisse Größe erlangt hat, so verschließt sich diese Oeffnung nach und nach, und der junge Polyp fällt ab, um sein Geschlecht auf eben die Art fortzupflanzen. Da jeder Theil eines Polypen fähig ist, Sprösslinge abzuschießen, so geschieht es oft, daß daS Junge, ehe es seine Mut­ ter verlässt, anfängt sich zu vermehren, und daß das Mutterlhier an seinem eigenen Körper verschiedene Genera­ tionen mit sich führt. Die Fortpflanzung der Armpoly­ pen durch Eier ist erst in neuern Zetten beobachtet wor­ ben, man hat nämlich bemerkt, daß der Polyp einen Eier­ sack bei sich führt, den er so lange an einen Gegenstand drückt, bis sich derselbe ablöset. Die Polypen werden ferner durch Zerschneiden fortgepflanzt. Wenn man nämlich den Polypen in Stücke schneidet, so wird jedes Stück wieder ein neuer Polyp; und was noch sonderbarer ist, wenn man ihn auch, wie einen Handschuh, umwendet, so fährt er dennoch fort, seine natürlichen Funktionen zu ver­ richten. Was andere Thiere unvermeidlich zerstört, dient also diesen Thieren bloß dazu, ihre Individuen zu vermeh­ ren. — Auch können verschiedene Theile eines Polypen

27» einander ekngeimpft «erden. Zwei Queerfchnktte, bte mit einander in Berührung gebracht werden, vereinigen sich schnell, und bilden ein Thier, obgleich jedes Stück zu einer verschiedenen Art gehört. Der Kopf von dem Po­ lypen der einen Art kann auf den Körper eines Polypen von einer andern Art eingetmpft werden. Wenn ein Po­ lyp durch das Hinteriheil in den Körper «ineS andern hineingeschoben wird: so vereinigen sich die beiden Köpfe und machen ein Individuum aus. Durch ein solches wiederholtes Zerschneiden des Polypen kann man wirk­ liche Ungeheuer hervorbringen, die zusammengesetzter sind, als sie je die Phantasie der Fabeldichter schuf.

Taf. XXL Fig. 114 a. ist die Röhre einer Wasser­ raupe, auf welcher die Armpolypen häufig gefunden wer, bet;; eö sind hier 6 Stammpolypen, nebst einigen Jungen, in vergrößerter Gestalt abgebtldet, damit das Wachsthum der Jungen desto besser bemerkt werben könne. Fig b, ist das zuerst sichtbare Knöpfchen, woraus ein junger Polyp entsteht; dieses verwandelt sich sehr bald in einen länglichen Kegel, dessen Grundfläche noch sehr breit ist Fig c. d.; dieser Kegel wird immer länger, seine Grund­ fläche aber desto kleiner, so daß derselbe spindelförmig auSfieht, und am äußersten Ende nach und nach einige weiße, anfangs oben runde, dann aber immer spitziger werdende Faden, Hervorwachfen, Fig. e. f., welche den Armen des Mutterpolypen von Zeit zu Zeit ähnlicher wer­ den, Fig. g.

Taf. XXII. Fig. 115.

Die rothe Steinkoralle oder Blutkoralle. Lat. Isis nobilis. vJvan ist lange über die Entstehung der Korallen un­ gewiss gewesen, bis nun durch genaue Beobachtungen der Naturforscher erwiesen ist, daß diese schönen Meerpro­ dukte keine Seepflanjen, wie man ehemals glaubte, son­ der bloße Gebäude und Wohnungen find, die von klei­ nen Seethierchen, Polypen, bewohnt werden. Man nimmt folgende Entstehungsart bei ihnen an: Ein ein­ ziger Polyp setzt fich auf einer Klippe, einem Steine, einer Schnecke, ober einem andern Körper im Meere an, nährt upb bildet fich, wie alle Schaalthiere, aus seinem Steinfafte eine Zelle, die seinen Körper in einer gewissen bestimmten Figur umschließt. Dieser Saft erhärtet zum Steine, wie der, woraus fich die Schnecken ihre Häuser machen. In dieser Zelle legt der Polyp seine Eier, und aus diesen entstehen wieder andere Polypen, die auf eben diese Art auch aus ihrem Safte ihre Kammern oben auf dem ersten bauen; und so wächst dann die äußere Schaale immer fort, theilt fich in Aeste, oder breite runz­ lige Blätter, je nachdem die Fortpflanzung des Thiers gut von statten geht. Da nun die Polypen viele oder wenige Strahlen haben, große oder undeutlich kleine, bk« mithin in ihrer Art unendlich von einander unterschieben find r so entsteht daraus der große Unterschied der Korallen in ihrer Form «nd Gestalt, Farbe und Materie ihrer Be­ stand-

XXII.



27S —

standthekle. — Man theilt die Korallen in jwek große Hauptgefchlechter, nämlich in Stetnkorallen und in Hornkorallen, ein. Von den Steinkoral­ len giebt eS hochrothe, blassrothe, weiße, gelbe, graue und blaue; von den Hornkorallen aber schwarze, braune, röthlkche, blassolaue und aschgraue. Jene sind fest und steinartig; letztere aber hornartig und biegsam.

Die rothe Steinkoralle, Fkg. 1,5., findet sich vorzüglich im mittelländischen Meere, und wird il Fuß hoch. Sie haben eine prächtige rothe Farbe, sind hart wie Marmor, lassen sich drechseln und Policen, daher sie denn zum Hals- und Armschmucke der gemeinen Weiber in einigen Landern, zu Kleider- und Stockknöpfen u. dgl. dienen. In Marseille ist eine berühmte Korallenfabrik. Die Franzosen schicken jährlich an 8a Schiffe auf die Ko­ rallenfischerei, in die Gegend von der Stadt Algier an der astikanischen Käste, wo man sie am häufigsten findet. Die Art, die Korallen von den Felsen, woran sie wachsen, loszumachen oder zu fischen, ist folgende: Man verfertigt einen großen Dalken, l« Gestalt eines Kreuzes, der über und über mit hänfene« Stricken be­ wickelt ist, und woran ein netzförmiger Beutel hängt. Dieser Balken wird mit zwei am Schiffe befestigten Laue« ins Meer gelassen, und daS Schiff fährt am Ufer hin. Der Balken schlägt die Korallenäste los, und diese ver­ wickeln sich entweder in die Stricke, oder sie fallen la den Beutel.

D. T. i. Bb.

6



274



Taf. XXII. Fig.

116.

Die Perlenmutter. Lat. Mytilus margaritiferus. ^s ist schon oben S- 147. von brr weitläufigen Ord­

nung der Conchylien oder Wärmer mit Gehäusen getagt

worden, daß fie füglich in 2 Hauprarten abgetheilt wer­ den können, nämlich in vtelschalige Muscheln und eln-

schalige Schnecken. Es giebt aber auch nackte Schnecken, die in die

Ordnung der nackten Würmer gehören, und die man to Gärten und Wiesen häufig antrifft. Man findet schwarze,

graue, gelbe, rökhliche und gefleckte Schnecken; einige entstehen aus Eiern, andere gebären ihre Jungen leben­ dig.

Die schaltgen Schnecken bringen ihre Schale

mit auf die Welt; fie besteht aus kalkarttgen über einan­

der liegenden Blättern, -die aus dem Schleime des Thiers

gebildet werden, die Schale wird immer größer, so wie der Bewohner derselben wächst. Die Schnecken find wett

vollkommvere Würmer, als die Muschelkhiere; fie haben einen Kopf, Hörner, Augen, Mund, aber nur einen Fuß. Dieser dient den Landfchnekken zum Kriechen, den Wasserschnekken zum Schwimmen.

und

Die Man­

nigfaltigkeit in der Bildung der Schneckengehäuse ist eben so bewunderungswürdig als die Schönheit der Far­ ben und Zeichnungen, womit fie die Natur geschmückt hat.

S7S — Dle Fig. 116. abgebildete Prrlenmutter gehört zu den zwrischaligen Conchylien, und zwar unter das Ge­

schlecht der Mießmufcheln.

Sie ist theils wegen der

ausnehmend schönen Perlen, dle stch in diesem Thiere fin­

den, und theils der, eines Fußes langen und breiten, und eines Fingers dicken, Schale wegen, merkwürdig, die lawendig aus lauter Perlenmutter besteht, und daher Ma­ ter periarum genannt wird. Sie findet sich vorzüglich

Im persischen Meerbusen.

Metalle. Lat. Metalla. Fr. Metaux. Metalle gehören zu den Mineralien, K h. zu denjenigen natürlichen Körpern,

die dadurch entstehen,

daß einfache Theile durch Ansatz von außen zusammen­

gehäuft und mit einander verbunden werben.

Wie aber

die Natur, diese unerforschliche Künstlerin, bei dieser Bearbeitung zu Werke gehet, dies hat noch kein mensch­ liches Auge entdeckt, und alle darüber vorgetrageuen Mei­ nungen der Naturforscher sind Hypothesen» — Die Me­ talle unterscheiden sich von andern Mineralien darin, daß sie alle übrigen Körper an Schwere übertreffen, sich

schmelzen, schmieden und durch den Hammer ausdchnen lassen.

Da diese letzte Eigenschaft bei den Metallen nicht

in einem gleichen Grade angetrossen wird: so theilt man diese Naturalien in vollkommene oder ganze, und ln unvollkommene Metalle oder Halbmetalle. Die vollkommenen

ober eigentlichen Metalle find

solche, die sehr blegsame Theile haben, und sich durch S a



276 —•

-en Hammer eine beliebige Gestalt geben lassen. Die Halbmetalle haben zwar mit den Metallen die vor­ zügliche Schwere gemein, find aber nicht so geschmeidig und so dehnbar im Feuer als die ganzen Metalle. Als ganze Metalle kennen wir daS Gold, Sil­ ber, Platin, Kupfer, Zinn, Blei und Eisen; als Halb­ metalle hingegen den Merkur oder das Quecksilber, daS Antimonium oder Spießglas, -en Zink, Wtßmuth und. Kobolt.

Die rohe« Metalle heißen Erze, und die Bruch­ stücke der Erze, so wie fie aus der Erde kommen, nennt man Stufsen.

Die Metalle erscheinen in den Stuffen entweder ge­ diegen oder gewachsen, d. h. rein, und nicht mit fremden Körpern vermischt so baß sie ohne weitere Schei­ dung sogleich verarbeitet werden können; oder noch vererzt, d. h. innigst mit der Steinart, worin sie gewach­ sen sind, vermischt. In beiden Fällen erscheint einerlei Metall oder Erz unter ganz verschiedenen Gestalten und Farben, und es gehört allerdings das Auge eines erfahruen Kenners dazu, um es in allen verschiedenen Artm sogleich zu erkennen.

In Ansehung der größere« FeuerbestÜndigkelt der vollkommenen Metalle ist noch folgender Unterschied zu bemerken: es bleiben nämlich einige Metalle im Schmelz­ tiegel unverändert; andere hingegen werden durchs Schmelzfeuer bald zerstört, und verwandel« sich entweder

277 — in Rauch, ober sn Kalk, oder iu Asche, ober in Schlak-

keu; jene heißen edle, diese unedle Metalle. Zu den edlen Metallen rechnet man das Gold,

das Silber und die Platina del Pinto; zu den unedlen, Kupfer, Zinn, Blei und Eisen.

Taf. XXII. Fig. 117.

Das Gold. Lat. Aurum. Fv. l’Or.

Gold ist baS schwerste, reinste, geschmeidigste

und dehnbarste Metall, und seiner Weiche wegen ohne

Klang.

Es wird meist gediegen,

seltner vererzt,

aus den Bergwerken gegraben. Die Abbildung Fig. 117. ist eine schöne Goldstuffe, mit gediegenen Goldblättchen,

von der Dicke eir.es Kartenblakts auf einem amethysti, scheu und smaragvtfchen Quarze. Mau findet auch kleine Goldkörner auf dem Boden

einiger Flüsse, und zwar häufig im Ganges in Asien, selt­

ner aber im Rhein, der Aar in der Schweiz, der Oder im Waldecktschen u. a.

Man hat geglaubt, daß diese

Flüsse, indem fie unterirdische Goldadern berühren, Golbthetlche» mit sich fortreißen; man ist aber durch Gründe

von dem Gegentheil überfährt worden, und hat erkannt, baß selbst das Ufer der Ströme Goldtheile erzeuget.

Man nennt solches Gold Waschgold.

Da- schönste

-*

27tz —

unh meiste Gold kommt aus Peru und Brasilien in Ame­ rika; in Ungarn und Siebenbürgen giebt es auch reiche Goldgruben, Das amerikanische Gold ist bleich, anderes hingegen nähert fich der Kupferfarbe, Unter keinen Umständen, selbst im stärksten Feuer verliert dieses Me­ tall nichts von seinen Bestandtheilen, und wird nie vom Roste angefressen. Es wird nie ganz rein verarbeitet, Weil rS zu weich ist, sondern gemeinllch mit Silber oder Kupfer vermischt, welches legtren heißt. Die Grade brr Reinigkeit des Goldes werden nach Karaten be­ stimmt: eine Mark Goldes welche i6Loth enthält, wird sn 24 Karat eingethult; jeder Karat besteht wieder auS X2 Gran, und folglich die Mark aus 288 Gran, Ist das Gold von allen fremden metallischen Beimischungen ganz rein: so nennt man es reines oder feines Gold, karattges Gold, 24 karatiges Gold, Doch enthält daS allerfeinste Gold nicht mehr als 2344 Karat, Ist aber bas Gold mit einem Zusatz? v-rsttzt: so nennt man es rohes, unreines Gold. Co hat man Gold von 25 Kargt und einigen, zuweilen 4 brs 11 Gran, dieses nennt yian gewöhnlich Dukatengold, Das Gold, welches nur s& Karat re'n?s Gold und 2. Karat Silber ober Ku­ pfer enthält, nennt man Kronengold; obgleich das eigentliche Kronengold nur ig Karat reines Gold in fich fasst. Billongold besieht aus der Hälfte Gold und aus t>er Hälfte Zusatz, Das Horngold ist das schlechte­ ste, welches verarbeitet oder vermünzt wird, und besteht blos aus gl Karat Gold, Die Feinheit des GvldeS wird auf dem Probirsteine erkannt. Man bedient sich hierbei der Prodirnabeln, deren es tn Ansehung ihrer Bestandtheile aus Gold und andern Metallen eben so

279 tosest Arten, als Sorten von Gold, gtekt. Man macht auf dem Probirstein einige Striche mit der Probtrnadel, und einige andere mit dem zu probenden Golde dagegen. Diese Werben hierauf mit einigen Tropfen starken Scheidewas­ sers bestrichen, welches nach einigen Minuten mit Baum­ wolle wieder abgewischt wird. Ist das zu probende Gold unöcht, so wird der ganze Strich weggefressen, der von der Probirnadel aber bleibt unverändert; ist das Gold hingegen ächt oder eben so gut als das dn der Probirna­ del, so muff der Strich von beiden Übereinkommen , und keiner von dem Scheidewasser mehr Veränderung als der andere erleiden. Es hat zu allen Feiten Menschen gegeben, welche sich des Geheimnisses, Gold machen zu können, gerühmt' haben; man nennt sie Goldmacher, Alchemisten, Ädepten; das Geheimniß oder die Kunst, geringe Me­ talle in Gold zu verwandeln, heißt die Goldmacher­ kunst, Alchemie, die Hermetische Philosophie, der Stein der Weisen (Lapis philofophorum). Es ist zwar nicht zu leugnen« das eö möglich sei, die wesentlichen Bestandtheile des Goldes zu erforschen, und solche aus andern Mineralien, wo sie zerstreut angetroffen werden, herauszuziehen. Allein wenn auch wirklich Jemand diese Kunst, die bis jetzt noch kein Sterblicher erfunden hat, besäße, und damit große Reichthümer zu gewinnen glaubte: so würbe er wegen feiner Unwissenheit und Thorheit sehr zu beklagen sein; denn Zeit, Mühe und Ko­ sten, die auch auf dem richtigsten Wege angewendet wer­ den müssen, lassen ohnmöglich großen Vortheil erwqrten.

-es

2ß0

Taf. XXII. Fig. ns.

Das Silber, Lat. Argentum. Fr. l’Argent. XJai Silber ist hart, klingend, glänzend, feuerbe­

ständig, und nach dem Golde das feinste und dehnbarste

Metall,

Die hier abgebtlbete ©Überflüsse ist gediegenes

oder gewachsenes Silber, und zwar sogenanntes Baum­ silber. Das gediegene Silber, welches häufig und manchmal in sehr großen Klumpen in den Bergwerken gefunden wird, fitzt in allerhand Gestalte«, bald in, bald

oben auf dem Gesteine,

und macht daselbst allerhand

Berge, Hügel, Buckel, dünne Blatter, Zähne, Bäum­

chen und dergleichen Figuren. Vererzte Silberbergwerke werden häufig in allen Theilen der Welt, und fast in alle» Provinzen Deutschlands,

gefunden.

Man behauptet,

daß Deutschland jährlich 10 bis 12,000 Mark Silber aus

seinen Bergwerken gewinnt. Das Silber wird beim Verarbeiten mit Kupfer ver­ setzt, und nur bei manchen Münzen ist es ganz rein.

Man giebt die Menge des reinen Silbers, die kn

einer Mark enthalren ist, durch Lothe zu erkennen.

Lothe machen eine Mark oder | Pfund.

16

Wenn also die

Rede von >2 löthigem Silber ist, so enthält eine solche Mark io Loth Silber und 4 Loth Kupfer; 16 löthiges ist

M'thin ohne alle Beimischung und daS feinste Silber. Jeder Goldschmied muff den Gehalt feines Silbers auf

28»

fetiie Arbeit fetzen, daher fleht man auf Schttallen, Löf­

feln u. dgl. das Zeichen »s, 14 rc.

Dke Platina del Pinto oder das weiße Gold

lfl ein seit 1736 Im spanischen Amerika, ohnweit dem Flus­ se P-nto, entdecktes Metall. Es wird gediegen gefunden,

kommt in Ansehung der Schwere dem Golde gleich, ist aber weit spröder, und wird daher von einigen zu den Halbmetallen gerechnet. Wird das Gold damit verfälscht,

so ist der Betrug schwer zu entdecken.

Daher hat auch

Spanien alle mögliche Vorficht angewendet, seinen An­

bruch zu verhindern. Das Kupfer ist ein rothgelbeS, hellklingendes und

sehr geschmeidiges Metall, das in der Luft und km Was­ ser grün anläust.

Dieser grüne Rost heißt Grünspan

und ist giftig; da man ihn jedoch als Farbe nöthig bat,

so wird er sehr häufig, indem man das Kupfer kn Salze und Säuren legt, herausgezogeu. Es ist daher sehr gefähr­

lich, Speisen in kupfernen Geschirren zu kochen. — Aus Kupfer undGalkmel") wird Messing und Tombak ge­

macht; auS Kupfer und vielem Zink entsteht Prinz Me­

tall; eine kleinere Mischung mit Zink giebt den Pknchbeck, von seinem Erfinder, einem Engländer gleiches Na­ mens, der im I. »785 in London starb, also genannt, und

ein noch geringerer Zusatz das Similor.

Aus Kupfer,

Zinn und etwas Messing kommt eine Masse, die man G l 0ckengut, Kanonengut, und Bronze heißt. — DaS

beste Kupfer kommt aus Japan und Schweben. *) Gallmei entsteht von geschmolzenem Zink, welcher unter Den Halbmetallen da« am wenigsten brüchig« Erz iß.

28«

Taf. XXII. Fig. 119.

Das Eisen. Lat. Ferrum. Fr. le Fer. -^as Elfen ist ein sehr hartes, schweres, trockenes und

schwärzlich graues Metall, das sich gießen, hämmern und dehnen lässt; es besteht aus Erde, Salz und Schwefel, die alle unrein, unvollkommen und schlecht gemischt lind, welches die Ursach ist, daß es so leicht rostet. DaS ©fett erschaut gewöhnlich unter dreierlei Gestalten, nämlich entweder als lockere eisenhaltige Erde, oder als ei­ senhaltige Steine, oder als Eisenstuffett und wirkliches Eisenerz. Unter die Etsenerden gehört vorzüglich der gelbe oder braunrothe Eifenogg er, der als Farbe allgemein bekannt ist; unter die Eisensteine der gemeine Rökhel, der Smirgel, der gemeine Eisenstein, die Eisendräsen, der Magnetstein, der Braunstein, das krystallinische Eisen u. s. w.; unter die ordentlichen Ei­ senerze oder Stuffen aber bas gediegene Eisen, wel­ ches sehr rar ist, der Blutstein, das graue, blaue oder draune Eisenerz und bas figurirte Eisenerz. Von einer Stuffe derbes Braunerz, mit einem, dicken gelben Oggerbeschlag«, liefert di« Fig. 119. eine Abbildung.

Unter den Eisenerzen ist derMagnetstein am merkwürdigsten; er hat die wunderbare Eigenschaft, daß, wenn er frei hängt, er sich immer mit der einen Spitze -egen Norden, und mit der andern gegen Süden dreht.

— Hierdurch

283



leistet der Magnet den Seefahrern einen

sehr wichtigen Nutzen;

fie haben eben durch ihn ihren

Kompass*) erhalten, der ihnen auf dem unermesslichen Meere immer sagt, wo Norden und Süden ist, und wo­

hin sie ihren Lauf richten müssen. Der Magnet hat noch

eine andere bewunderungswürdige Eigenschaft: das Eisen an sich.

er zieht

Ist er groß, so kann man ihn unter

den Tisch halten, und die darauf liegende Nadel bewegt sich in eben der Rlchtnng, in welcher der Magnet bewegt wird.

Man hat bemerkt, daß die anziehende Kraft'des Magnet-

nicht mit seiner Größe zunlmmt; denn gewöhnlich trägt

er nur eine Schwere von 1 bis 8 Pfund, und rnan findet

selten einen Magnet, der einen schwerern Körper an sich ziehe und ihn trage.

Das Eisen ist unstreitig das nützlichste und unent­

behrlichste unter allen Metallen; ohne Eisen würden wir feine Handwerker, keine Künstler haben, und viele tau­

fend Bedürfnisse entbehren mässen; wir würde« gewiss in der Kultur noch weit zurück sein.

Das Eisen ist aber

auch als Farbe, und als Arznei nützlich; man bereitet

daraus verschiedene Salze und Tinkturen, welche bei vie­ len Krankheiten gebraucht werben.

Eben deswegen, weil

das Eisen der Gesundheit nützlich ist, sind eiserne Küchen-

•) Cin Kompass ist eine Büchse, auf deren Boden ein Stern Vyn 32 Strahlen abgezeichnet ist, welche die Winde anzet, gen, und daher die Windrose genannt wird. Au« der Milte derselben erhebt sich ein stählerner Stift, aus welchem eine eiserne oder stählerne, mit Magnet bestrichene, und dadurch magnetisch gemachte, Nadel schwebt, die man mit einem Glase bedeckt, an dessen Rande «in Zirkel von Messing an, gebracht wird, der in 360 Theile abgetheilt ist. Ueber die Erfindung de» Kompasse» lässt sich nicht» gewisse» sagen.

-S4 geschkrre bett kupfernen wett vorzuziehenr denn diese f36# rett, wenn sie nicht oft und gut verzinnt werden, Gift, jene aber stärkende Theile mit fich. Durch wiederholtes Ausglühen und Ablöschen deEtfens entsteht der Stahl, der also nur der Benennung nach und wegen feiner erhaltenen Härte und Elasticität vom Eisen verschieben ist.

Das meiste und beste Eise» kommt aus Schwede» und Steyermark. Das Zinn ist ein sehr weiches, weißes, etwas lnBläul che fallendes Metall, welches man nie gediegen, son­ dern immer vererzt findet. ES wirb leicht von Säuren an­ gegriffen unv aufgelöst, daher die zinnernen Essgeschirre mit gleicher Vorstchk als die kupfernen gebraucht werben mäs­ sen. In Deutschland haben Sachsen und Böhmen das meiste Zinn, das beste aber kommt aus England. Das Blei ist das weichste und nach dem Platin schwerste Metall Es ist giftig: denn es verursacht eine ganz eigene Krankheit, die Bleikolik, und macht Läh­ mung der Glieder und Schwäche des Gehirns. In­ deß ist es zu vielerlei Dingen sehr nöthig und nützlich. Mit dem Bleikalk — dem zu Asche gebrannten Blei — glastet der Töpfer feine Töpfe; wenn man Blei durch Essigdampf zerfressen lässt, so erhält man einen weißen Rost, welchen man Bleiweiß nennt, daS zur Mischung der Farben, zu kühlenden Salben, und de« eitel« Frauen­ zimmern zur Schminke dient. Beim letzteren Gebrauche wird es jedoch, wie alle dergleichen Mittel, schädlich;

L85 lernt ob eS gleich anfangs der Haut eine schöne Weiße giebt, so zerfrisst es fie doch allmälig und macht Enk, zünduagen.

Taf. XXII. Fig. 120.

Das Quecksilber. Lat. Mercurius. Fr. Vif argent. ueckfilber ist ein Halbmetall: es ist eine stössige Materie, die wie geschmolzenes Silber aussteht. Man fin­ det es theils gediegen, d. h. rein und vollkommen stäsfig; theils vererzt. Flüssig liegt es in den Höhlen der Bergarten — wie an Fig. 120 zu sehen ist — wird in Gefäßen gesammelt, und heißt in diesem Zustande Jung fertig ueckfilber; vererzt wird es nur auf Eine Art gefunden, nämlich mit Schwefel, und heißt dann Zinnobererz.— Das Quecksilber lasst sich fast mit allen Metallen und Halbmetallen vermischen- Die weiche Masse, die aus einer solchen Vermischung entsteht, heißt ein Amalgam«, und amalgamiren heißt, Metalle vermittelst des Quecksilbers zu einem Teige ma­ chen. Einen solchen goldnen Teig braucht z. E. der Gold­ schmied, wenn er vergolden will. Amalgamiren heißt ferner: Sand, Erde oder Erze, in denen man Gold ober Silber vermuthet, über dem Feuer beständig mit Queck­ silber umrreiben, welches die ediern Metalle von frem­ den Theilen reinigt, die Gold» und Silbertheile gleich'am entwickelt, und sich mit ihnen zu einem Teige vereinigt,

286

worauf alsdann die edlen Metalle wieder vom Quecksil­ ber geschieden werden. Bet einer sehr großen Kälte friert das Quecksilber so hart, das es sich wie anderes Metall Hammern lässt. — In Spanten, Ungarn und Peru wird das Quecksilber vorzüglich gesunden. — Die Aerzte ge­ brauchen bas Quecksilber bei vielen Krankheiten, wo alle andern Mittel nichts helfen; die Goldschmiede zum Vergolden und Versilbern im Feuer; Quecksilber mit Schwefel giebt die schöne rothe Farbe, Zinnober; aus dem Zinnober und Harz macht man rothes Siegel­ lack; überoem wird das Quecksilber zu Spiegelfolium, zu Barometern *), Thermometern **) und andern nütz­ lichen Dingen gebraucht. Der Wißmuth ist gleichfalls ein Halbmetall, dem Zinne fast ähnlich, und im Feuer sehr leicht Pfiffig. Es vermischt sich gern mit allen Metallen, sonderlich mit Zinn; das letztere macht es hart, baß es fast wie Sil­ ber anzusehea ist. Das Spießglas ober Antimonium ist ein hartes, sprödes, graubraunschwarzes Halbmetall. Es wird theils als Zusatz zu den andern Metallen, um sie zu ") Barometer, Wettergläser, find Werkzeuge, welche die Veränderungen in der Schwere der Luft anzeigen. Sie werden in einfache und zusammengesetzte eingeiheilt; bei den ersten bedient man sich bloß des Quecksilber«, bei den lctztern aber braucht man, außer dem Quecksiber, noch eine andere leichtere Flüssigkeit, um das Steigen und Fallen empfindlicher und die Veränderung in der Schwere der Luft merklicher zu machen. *) Der Thermometer ist «in Werkzeug, welche« die Trave der Kälte und Wärme anzeigt.

£87

reinigen, theils zum sogenannten Schriftzeuge der Buche drucker, theils auch als Medicin gebraucht. Kobalt ist ein Halbmetall, von der Farbe des Stahls. Wenn man ihn mit Sand und Pottasche schmilzt, entsteht ein blaues Glas. Dieses Glas wird auf besonderen Mühlen zu Pulver gerieben, und giebt alsdann eine schöne blaue Farbe, die man blaue Schmälte oder Stärke nennt.

Der Arsenik, eines der stärksten Gifte, wlrd theilim Kobolt und in den metallischen Erzen natürlich) als eine f.ste Masse gefunden, gehört alsdann zu den Halb­ metallen, und heißt Fliegenstein; oder er wird durch Kurst aus dem vom Kobolt und von den Metallen in der Schurelzhütte autsteigenden giftigen Rauche erhalten, der sich in Gestalt eines weißgrauen Mehls am Rauchfange anfetzt, aisvaun gehört er unter die Salze.

Der Mensch nach seiner thierischen Natur.

«*L?er Mensch zeichnet sich unter der ganzen übrigen thierischen Schöpfung als das Meisterstück der Natur aus. Manche Thiere übertreffen ihn.zwar an Starke, Größe, Geschwindigkeit, Schärfe der Sinne u s. w-, aber dagegen besitzt der Mensch wett erhabenere Vorzüge: Vernunft und Sprache*). Daß die Sprache eine

') Sprache, Rede, Lat. Loquela, muff nicht mit der bloi thierischen Stimme, Lat. Vox, verwechselt werden.

288 bloße Folge der Vernunft, und nicht etwa der befonberm Organisation der menschlichen Sprachwerkzeuge sei, er­

hellt aus den bekannten Beispielen der Papageien u. a. gelehriger Vögel, die allerlei Worte vernehmlich nachsore-

chen lernen, aber selbst nicht zusammenfttzen können. Stimme ist den Thieren angeboren;

Die

die Sprache

entwickelt sich erst mit der Vernunft.

Der Mensch wohnt unter allen-Himmelsstrichen; die Thiere hingegen sind meiflentheils auf ein gewisses Klima eingeschränkt.

Z. B. das Rennthier lebt nur in

kalte«, das Faulthier nur in warmen Gegenden.

Der Mensch unterscheidet sich ferner, in Ansehung seines Körperbaues, von den Thieren, und selbst von den menschenähnlichsten Affen,

durch feinen aufreciiten

Gang, wozu seine breiten Fußsohlen eingerichtet sind,

und durch den Gebrauch zweier Hände.

Der Bau des menschlichen Körpers gewährt einen bewunderungswürdigen Anblick, und jeder einzelne Theil verräth seine zweckmäßige Bestimmung. — Am Köpft des

Menschen tritt gedankenreich die Stirn« hervor; sein Schei­

tel wölbt sich mit erhabener und ruhiger Würde; die breite Thiernase zieht sich zusammen und organisirt sich höher und feiner; der zurück getretene Mund wirb schöner bedeckt, und

so formt sich dieLippe des Menschen, die der klügste Aff« ent­ behrt. Das Kinn tritt herab, um ein gerade herabgesenk­ tes schönes Oval zu runden; sanft geht die Wange hinan, und das Auge blickt unter der hervorragenden Stirn, wie aus einem heiligen Gedankentempel, hervor. Im Kopfe

breitet sich bas Gehirn, der zarteste Theil des Körpers, aus. Dies ist bei den Menschen größer, als bei den Thie­

ren,

289 rett, und macht den szsten Theil feiner ganzen Masse aus.

Die Rmde desselben besteht aus unzähligen zarten Schlag­ äderchen, die sich endlich in weißen und durchsichtigen Gefäßen verlieren.

Mit diesen stehen die noch feinern

und wrißern Röhrchen des innern Marks in Verbindung.

Don hier aus fenfen sich die Nerven als ein Gewächs von zahllosen Aesten herab, und verbreiten sich durch den ganzen Körper. Sie sind mit dem Nervengeiste, einer

sehr feinen Flüssigkeit, angefüllt, die sich von hier auS in die Nerven ergießt, und allen Theilen des Körpers

Empfindung giebt.

Nur wenige Theile des Körpers sind

der Nerven beraubt, und daher empfindungslos.

Die

Nerven theilen die in ihnen vorgegangenen Veränderun­

gen dem Gehirne, als dem allgemeinen S-tz der Empfin­ dung, mit, und veranlassen dadurch in der Seele Verän­ derungen oder Vorstellungen. Sie können aber an ver­

schiedenen Orten des Körpers auf verschiedene Art ver­

ändert werden; entweder durch die Wirkung des Lichts

auf die Augen — das Sehen; oder durch eine beson­ dere Art der Bewegung der Lust und anderer elastischer

Körper — das Hören; ober durch gewisse scharfe und ölige Ausdünstungen der Körper — das Riechen;

ober durch die Auflösung der Salze — das Schmekken;

oder zuletzt durch jede Veränderung und unmittelbare

Berührung fremder Körper, die von außen oder von in#

neu auf unsere Organe wirken — das Fühlen.

Die

4 ersten dieser Sinne entstehen in uns bloß durch solche

Organe, die sich zusammen nur auf den Kopf einschran­ ken; hingegen der Gefühlssinn ist nicht allein die­ sen Organen gemein, sondern verbreitet sich beinahe Über

jeden, sowohl äußerlichen als innerlichen, Theil des KörB. G. i. B.

T

290

pers.



Ob sich gleich jede Empfindung unter dke allge­

meine Benennung des Gefühls bringen lasst: so ist doch dasjenige, was man den Sinn des Fühlens, Berüh­ rens nennt, eigentlich auf die verschiedenen Empfindun­

gen eingeschränkt, welche durch die an dke Haut, und hauptsächlich an die Spitzen der Finger, gebrachten Kör­ per entstehen; man kann daher diesen Sinn als einen be­ sondern Sinn anfehen, und ihn a!s den sechsten, unter dem Namen Betasten, zu den übrigen zählen.

Außerdem verthellen sich die Nerven auch kn dke Muskeln, welche aus Bändeln von Fibern bestehen, dke in ein Zellgewebe elngoschlossen, und durch dessen Häute von einander abgesondert find.

Durch ihr Erweitern

und Zusammenztehn geben die Muskeln den Theilen des

Körpers die nöthige Bewegung.

Die Zahl derselben am

menschlichen Körper beläuft stch auf 450.

Mitten in der Brust ist das Herz zwischen den Lun­ gen aufgehangen, und vorn durch die Knochen der Brust gegen die äußere Gewalt gesichert. Es ist aus lauter

muskulösen Fasern zusammengewebt, und hat zwei Höh­

len oder Kammern, die, ihrer verschiedenen Bestimmung

wegen, durch eine fleischerne Scheidewand getrennt find. Ihr Geschäft ist, sich wechselsweise bald zu erweitern, bald zusammen zu ziehen, und durch diese Bewegung das

Blut durch die eine Oeffnung aufzunehmen, durch die an­ dere aber wieder von sich zu spritzen. — Aus dem Puls­ schlage, der eine Wirkung des HerzschlagenS ist, erfahrt man, daß sich das Herz über 60 mal kn jeder Minute zusammenjieht.

Bet jedem Zusammenztehn werden zwei

Unzen Blut fortgefprktzt.

Mit dem Herzen find gewisse

— sgi Röhren verknüpft, kn welchen, wie kn Kanälen, das Blut durch den ganzen Körper herumgeführt wird, um überall dke abgegangenen Theile zu ersetzen, den Körper anzu­ frischen, und dem Gehirne Stoff zu neuem Nervengeiste juzuführen. Einige davon find bestimmt, das Blut von» Herzen weg zu leiten, undheißenArterienoderSchlagadern, andere bringen eS wieder zum Herzen zurück, und werben Venen oder Blutadern genannt. Jene werden immer feiner und enger, so baß man endlich die darin fortrollende» Blutkägelchen kanm bemerken kann. Die Blutader» vereinigen fich allmalig, werden immer größer, und bringen endlich alles Blut in die große Hohl­ ader, aus welcher es wieder in die rechte Herzkammer Übertritt. Damit qun aber das Zurücktreten des DlutS verhindert werde, so find Klappen in den Arterien ange­ bracht. Mit jedem Aderfchlage erhebt fich mehr als der sechste Theil des Bluts zum Haupte. Dieser Strom er­ gießt fich dort in sanfter Krümmung, und theilt fich allmältg, um auch den entferntesten Theilen des HaupteS Nahrung und Wärme mitzutheilrn. In einer Stunde vollendet das gefammte Blut feinen Kreislauf 24 mal. Um nicht zu sehr erhitzt zu werden, geht es nach jedem zurückgelegten Umläufe auS der rechten Herzkammer durch die Lungenblutadern, in die Gefäße der Lunge, um dort durch die Luft, die wie einathmen, abgskählt zu werde». Nach dieser Abkühlung ergießt eS fich in die linke Herz­ kammer, um feinen Lauf von neuem anzutreten. Wäh­ rend der Zeit, da das Herz sich zufammenzieht, kann es kein Blut aufnehmen; es sind daher Vorkammern am Herzen, worin fich das Blut sammelt, bis ihm der Ein­ tritt in dir Herzkammer geöffnet wird. Das abgehende T 2



ega



Blut wkrd durch die feinsten Safte der Nahrungsmittel ersetzt, die durch die auflöftnden Säfte des Magens

in einen graulichen Brei verwandelt, in den Gedärmen weiter zubereitet, und alsdann die nahrhaften Theile davon

tn Gestalt eines flüssigen Wesens, durch gewisse enge Ge­

fäße, ins Blut gebracht werden. Ein erwachsener gesunder Mensch hat 15 bis 25 Pf. Blut in» ganzen Körper. Die auf der rechten Seite des Unterleibes liegende Leber ist bet dem Verdauungsgeschaft des Magens eine Gehülfin,

indem sie aus dem Blute, welches ihr durch die Pfortader zugeführt wird, «inen seiftnartigen Saft, die Galle, be­ reitet, wovon etwas in die Gedärme geführt, und das

übrige in der Gallenblase, zum fernern Gebrauche, verschlossen wird.

Was von der genossenen Nahrung

nicht zum Milchsäfte bereitet worden ist, wird als un­ nützer Auswurf weggeschafft. Die Nieren dienen, um

auS dem Blute den Harn abzufondern, welcher sich aus ihnen durch häutige Kanäle in die Harnblase ergießt.

Der Ueberrest dec festen Speisen wird durch den Darm

weggeschafft.

Die Knochen, als die festen Theile des Körpers, geben dem Leibe die gestreckte Gestalt, und schützen die

edlen Theile vor Verletzung. Sie sind größtentheiis hohl und mit einer fetten Materie, welche Mark heißt, an­ gefüllt. Ihrer find 260, und sie sind sämmtlich mit Knor­

peln, Bändern und Fäden verbunden.

Damit die Kno­

chen bei ihrer beständigen Bewegung stch nicht an einan­ der reiben und dadurch Schmerz verursachen, und all-

mälig abgenutzt werden können, befindet sich zwischen denselben eine ölige Feuchtigkeit, welche beides verhütet.



293

Das Wachsthum des Menschen ist in den erste» 5 Jahren der Kindheit am schnellsten; jcmehr er sich aber

der Mannbarkeit nähert, desto langsamer ist der Gang

der Natur.

Der weibliche Körper ist gemeinlich im

igten oder Losten Jahre eben so ausgebildet, als ein männ­ licher im Zosten; der männliche Körper ist dichter, stär­ ker und fester, und bedarf daher mehr Zeit zu seiner Aus­ bildung, als der weibliche. — Das Wachsthum desMenfchen dauert so lange bis alle feine festen Theile ihre völ­

lige Länge und Dicke erhalten haben; sie werden mm

nicht mehr durch die Nahrungssäfte ausgedehnt, sondern

immer mehr verdichtet. Die Knochen werden endlich un­ fähig, die zur Nahrung nöthigen Säfte anzunehmen, die

Knorpel verhärten flch, und der ganze Körper wird un­ gelenk und steif; die Muskeln, das Fleisch werden dich­

ter; die Haut verliert ihre Spannkraft, wird trocken und runzelig; die feinen Kanäle, wodurch sich die Feuch­

tigkeiten in den ganzen Körper verbreiten, verstopfen sich. Die Absonderung der Nahrungssäfte geräth in Unord­ nung, und eben dadurch nehmen die Lebenskräfte immer

mehr ab, bis zuletzt die Bewegung der ganzen Maschine stockt, und ein natürlicher Tod erfolgt.

Nur sehr

wenige Menschen erreichen dieses natürliche Lebensziel; unordentliche Lebensart, starke Affekten ziehen Heere von Krankheiten nach sich, die den Faden des Lebens gewalt­ sam zerreißen. Man kann daö natürliche Ziel des

menschlichen Lebens auf 90 bis 100 Jahre setzen; eine

längere Dauer gehört unter die seltenen Beispiele.

Pe­

ter Zorten, ein Bauer im Bannat, starb >722 in seinem 185 sie» Jahre; sein Sohn wurde 15» Jahre alt.

— 294 — Aus den Geburtsllstea der Länder fieht man, baß, totnn 9i Knaben geboren wurden, dagegen nur 20 Mäb, chen auf die Welt kamen. Augleich erhellt aber auch aus den Sterbelisten, daß die Sterblichkeit de- männlichen Geschlecht- größer ist, als die deS weiblichen. Diese Un­ gleichheit lässt sich aus der Lebensart des männlichen Ge­ schlecht- , als Soldaten, Seefahrer u. f. w. erklären, und «ach «5 bi- 50 Jahren ist die Zahl der Lebenden von bei­ den Geschlechtern gleich. Eben so merkwürdig ist das Ver­ hältniß der Gebornen und Gestorbene». Gegen 10 Lei­ chen sind immer ij5 Geburten; wenn daher gleich Krieg, Hungersnoth, Seuchen und Erdbeben Tausende Hinweg­ rassen, so entsteht nie eine Entvölkerung. Es leben un­ gefähr hundert taufend Millionen Menschen auf der Erde, davon sterben alle Jahre 35 Millionen, jeder Pulsschlag rafft also Einen Menschen hinweg.

Körperliche Verschiedenheit der Menschen. Es ist nur eine Menschengattung, aber jedes Volk hat feine physische und geistige Nationalbildung. Der Mensch ist kein unabhängiges Wesen- er steht mit allen Elementen der Natur, mit vielen andern äußern Verhältnissen in Verbindung; er lebt vom Hauche der Luft, wie von den verschiedensten Speisen und Geträn­ ken der Erde; er wird durch Erziehung, Gewohnheit und Gesetze gebildet. Von den rtefenähnltchen Patagonen bis zu den zwergartigen Quimos; von dem schönen weifftn Zirkassier, bis zu dem kohlschwarzen Neger und dem hässlichen Samojeden; von dem gebildeten Europäer bis zu dem geistlosen Pescherä, find alles nur «nmerklkche



295

Uebergänge; die Farben verlieren fich in einander, jede Verschiedenheit der Gestalt ist Abstuffung einer Haupt­ form; im Ganzen wird zuletzt alles nur Schatttrung eines einzigen großen Gemäldes, daß fich über die ganze Erde verbreitet. — Wenn man die Ursachen der Verschiedenheit der Völ­ ker bestimmen will, so muss man solche nicht in einzelnen äußern Umständen aufsuchen. Klima, Abstammung, Nah­ rung und Lebensart wirken immer mit vereinten Kräften auf die menschliche Organisation. Und oft bringen einer­ lei Umstände einen verschiedenen Effekt im menschlichen Körper hervor. Unter einem gleichen Grabe der Breite ist der Neger von Senegal pechschwarz, der Peruaner erzfarbig, der Bewohner des südlichen Ostindiens dun­ kelbraun. Im Norden, wo keine Hitze den Menschen färbt, und Kälte seinen Körper zufammendrückt, giebts duukle, olivenfarbige Grönländer und norwegische Riesen. —

Unter Klima versteht man vornehmlich die Gestalt und Natur des Landes und seine Lage zur Sonne; die Gebirge und der daraus entspringende Gang der Winde, die Höhe oder Tiefe und innere Beschaffenheit des Bo­ dens, die Nahe des Meeres, die Anzahl und der Lauf der Ströme, die Menge und Eigenschaften des Regens und der Dünste, und viele andere Lokalursachen modificiren das Ganze. — Aber nicht so geschwind, als man vielleicht glaubt, eignet fich bas Klima die charakteristische Bildung eines Volkes an. Es liegt oft lange mit andern Natur­ kräften, z. B. der Abstammung, im Kampfe. Man muss daher bet den Wirkungen des Klima auf die Art Rückficht nehme«, wie der Körper fie aufnimmt, und was für an-

geborne Kräfte er Ihne» entgegen stellt.

Die Juden ge­

ben ein deutliches Beispiel, daß das Klima oft lange ver­ gebens seine Allmacht auf ein Volk versucht, das stch bei feinen ursprünglichen Sitten erhalt, und durch Gesetze

sich gegen alle Vermischung mit einheimischen Nationen Der Hauptcharakter der Physiognomie der Ju­

sichert.

den, ihre ovale Form, die dunklen Augen und schwarzen

Haare, und die mit der länglichen Form des Gesichts im­ mer verbundene spitzigere Nase, welche Züge sämmtlich auf ihren Stammort, das Morgenland, deuten, haben sich

unter allen Nationen noch sichtbar erhalten. Die Nahrung hängt zwar unter den ungebildeten

Nationen, die keine Leckereien aus andern Erdtheilen holen, mit dem Boden sehr enge zusammen.

Jemehr

aber sich die Bildung des Volks verfeinert, und die Sinn«

sich feineren Genüssen aufschließen, desto mehr verliert auch die Natur der einheimischen Gewächse an ihrem Ge­

wicht. — Der Boden schwängert seine Früchte mit den Bestandtheilen seiner Natur, mit der ihm eigenen Mi­ schung von Luft- und Feuerarten.

Körper unvermerkt an.

Dies eignet sich dem

Da aber die Nahrungsmittel

vorzüglich auf dieMifchung des Bluts, auf Temperament

und innere Fähigkeiten wirksam werden, Leidenschaften

kn dem Menschen wecken, und die Haltung irgend eines Auges modifickren können: so äußern die Nahrungsmittel

ihren Einfluss, vermittelst der Geistesoperationen, kn die

Gestalt. Die Wirkung des gesellschaftlichen Lebens auf den Bau der Nationen ist von der größten Wichtig­ keit.

Der Zustand der Gesellschaft begreift Lebensweise,



297

Wohnung, Sitten, Wissenschaft, Religion, Interesse, Leidenschaften u. f. w.

Bei den unteren Volksklassen, die den günstigen oder ungünstigen Einflüssen des Klima am meisten ausgesetzt sind, findet man überall das Nationalgrprage am voll­ kommensten.

Wenn daher der auf der ersten Bildungsssuffe ste­ hende nakte Wilde bei dem Bedürfniß der Bedeckung auf Mittel es zu befriedigen sann, so entstanden mehrere Natkonalsitten.

Beräucherungen,

Einsalbungen, Ma­

lereien und Punkturen sollten ihn gegen die Stiche der Infekten gefühllos machen, und die Wirkung einer bren­

nenden Sonne mildern. Diese Bedürfniss? wurden nach­ her ein Gegenstand des Schmucks, und ein Abzeichen der

Stände.

Dergleichen Veränderungen drücken fich der

Haut unauslöschlich ein, und vermehren die klimatische Verdunkelung, welche übrigens durch den, dem Wilden

immer anklebendrn, Mangel der Reinlichkeit noch mehr

erhöht wird. Je mehr fich in elftem Lande die höheren Stände von

den untern entfernen, und diese, von aller Geisteekultur ausgeschlossen, nur von der Einwirkung äußerer Natur­ kräfte abhängig find; desto mehr wirb man bei den erste­ ren feine Farbenmischung finden, einen gebildeteren Bau, geschmeidigere Mlenen, elegantere Verhältnisse in denGe-

fichtstheilen erblicken.

Z. B. dienen dke höheren Kasten

in Jndostan, die Chris auf den Südfeeinseln u. v. a.

Wo

hingegen Kultur und Reichthum die verschiedenen Klassen

einander nähert, da fällt das Gepräge eines allgemeinen

Nationaljuges hervorstechend in die Augen. Dies ist j.B.



698 —

(n England der Fall, wo die Stände in einander schmel­ zen; weniger in Frankreich, und noch weniger in Italien, wo besonders in Venedig die Damen der Nobili ganz eigene Züge besitzen. Kenntnisse find mannkchfach, Dummheit ist aber im­ mer dieselbe: daher prägt die Kultur einer jeden Nation eine gewisse eigene geistige Haltung in die Gesichter; die Mlenen«der mehresten Wilden hingegen sind übereinstim­ mend; ihr Auge ist leer und ausdrucklos, die ganze Zu­ sammensetzung ist starr und dumm, mit einer wilden fin­ stern Miene überzogen, mit schlaffen Muskeln, einem -roßen Munde, hervorragenden Lippen, und einer nie­ dergedrückten Nase. Je stärker die Hitze eines Landes ist, desto dunkler find seine Bewohner gefärbt, je mehr der Sonnenbrand, fich kühlt, drstomehr erblasst di« Schwärze, bis sie nach den Polen hin in ein blendendes Weiß erlöscht. — Der allgemeinen Annahme nach giebts 4 Hauptfarben: die weiße, die braune, die schwarze, die rothe.

Die strenge Kälte drückt den Körper der Eskimos, der Grönländer, der Lappländer, der Samo­ jeden und anderer Polbewohner zusammen, macht fie fleischig und fett, und verdickt, das Blut, wodurch sie gegen die Kälte minder empfindlich find. Die E s k i m 0 s, die Bewohner von Labrador im nördlichsten Amerika, find die kleinsten. Ihr Vaterland besteht aus Felsen, kleine« Seen und Teichen, und trägt nur Moos und schlechtes Gesträuch. Das Fleisch von See - und Landthieren und einigen Vögeln macht ihre Nahrung a«S. Der Samo-

«99

jede gleicht dem Grönländer, S- sog., nur ist feine Nase breiter, seine Lippen aufgeworfener und feine Na­ tur hitziger. — Die Tatarn, die den Rücken Astens von der Wolga bis Kamtschatka bewohnen, find mittel­ mäßiger Statur, haben eine dunkelolivenfarbige Haut, ein breites, unten spitzig zulaufrndes Gesicht, bas schon in der Jugend runzlig wird, einen dicken Hals und zu­ rückgebogenen Kopf; die hässlichsten unter ihnen sind die Kalmücken, die das Pferdesteisch roh und unter dem Sattel mürbe geritten genießen, und Pferdemilch mit Hirsemehl gegohren zu ihrem Getränke brauchen. In dem mildern Erdstriche geht die Bildung der Tatarn tns Echönere über, ihre Farbe wird ftischer, ihr Kopf regel­ mäßiger, und ihre Raft tritt mehr hervor. Auf der einen Seite grenzen sie durch ihre Bildung an die Tungufen, Jakuten und Jukagirn, auf der andern verlieren ste sich allmälig in das Geschlecht derJapaneser und Slneser. Mitten in ihrem Reiche find die Sinefer so weiß (S. »54-), wie die Deutschen. Die Japanefer bewohnen einen südlicheren Erdstrich, und haben daher eine braunere oder gelbere Gestchtsfarbe als jene. Unter den südlichen Astaten find die Hindus am schönsten (S 76.) Die Perser waren sonst hässlich, jetzt aber haben fie sich durch ihre Vermischung mit den Georgianern und Zirkassiern sehr veredelt. Sie find meisten­ groß, gerade gewachsen, von lebhafter Gesichtsfarbe, und von einnehmender Miene. Eben so haben auch die ehe­ maligen hässlichen Türken (S.6s.) in ihrem sanften Kli­ ma eine edle und schöne Gestalt bekommen. Die Benga­ len find gleichfalls gut gebildet und ihre Frauen schön. Die Neger in Afrika find schwarz (S. 244.), weil die



3oo



Sonnenhitze, faule Ausdünstungen in unbebaüeten Gegen, den das Neevenststem erschlaffen und einen Gallenerguss durch den ganzen Körper erregen, das Nctz unter der Oberhaut des Körpers verdicken, und um so leichter schwarz färben. Am Senegal wohnen die schwärzeste» Negerstamrne. AufLoango und Angola fällt die Schwärze in Olivenfarbe, das Haar wird röthlich und die kippe» sind weniger aufgeworfen. Die Hottentotten find Rückgänge der Neger und eine andere Bildung. — I» der neuenWelt herrscht weit weniger Verschiedenheit 1» der Gestalt. Die Bewohner derselben find insgemein von mittelmäßiger Statur und regelmäßiger Bildung, sie haben ein viereckiges Gesicht mit hervorstehenden Backen, beinrn, eine röthlich braune, dem Kupfer ähnliche Farbe, ein langes, dickes und schwarzes Haar, aber keinen Bart. Die P a t a go n e n auf der Magellanischen Meerenge wur­ den ehemals als Riesen beschrieben, neueren Nachrichten zufolge weiß man, daß sie weiter nichts als 6 Fuß hohe, breitschulterige, starke und muthige Leute find, die kleine Augen und kleine Nasen haben, und sich um die erstem schwarze und weiße Ringe machen, nachdem sie sich zuvor daö ganze Gesicht mit rother Erde bestrichen haben. Die Pescheras im Feuerlande scheinen die niedrigste Klaffe von Menschen auszumachen. Noch nie hat man einen andern Ton von ihnen gehört, als Pescherä, wovon fle auch den Namen haben. Ihre Größe beträgt nicht viel über 4 Fuß, sie haben ein bartloses Kinn und eine brünette Haut, eine niedrige Stirn, kleine, schwarze Au­ gen, eingedrückte Nasen mit großen Seitenflügeln und weiten Naselöchern, große weite Mäuler, mit kleine» hässlichen Zahnen, borstiges Haar, und unförmlich dicke



z»r



Unterleiber mit sehr dünnen Schenkeln.

Der Sommer

ist bei ihnen so kalt, als bct uns der Winker. In der grim­ migsten Kälte wissen sie nichts von Frost, und ihr nackter Körper ist nur um die Schultern mit einer Seehundshaut

bedeckt; sie bauen sich keine Hütten, und kennen den Ge­

brauch des Feuers nicht. Sie nähren sich von Seehunden und Muscheln, und sind ein gutmüthiges, vergnügtes

Völkchen. — Die Bewohner brr Inseln im südlichen Oce­ an find von sehr verschiedener Gestalt, die sich auf Tahiti zu einer reizenden Schönheit erhebt. Die Tahitier haben

die Größe der Europäer, sind wohlgestaltet, von schönem Wuchs, bloß mahagonibraun von Farbe. Ihre Gesichts­

bildung ist angenehm, heiler, und frei von allen Eindrü­ cken heftiger Leidenschaft. Große schwarze Augen, gewölb­ te Augenbraunen und eine hervorstehende Stirn geben ih­

nen ein edles Ansehen, bas durch ihr pechschwarzes, von Natur lockiges Haar erhöhet wirb.

Beide Geschlechter

aber verstellen sich durch das Punktiren der Haut und

durch Einrelben einer schwarzen Farbe.

Ihre Insel hat

das glücklichste Klima, und den fruchtbarsten Boden auf der Erde.

(S. 200.)

Je herrschender der Einfluss des Himmelsstrichs ist

desto mehr verhässlichen sich auf irgend einem Wege die Züge des Menschen. Der Pol verkürzt seine Zöglinge

und zieht Geist und Körper zur engsten Kleinheit zusam­ men; der Acquator dehnt Größe zur Unbehülflichkeit aus,

löset die Safte in flüssige Dünste auf, so wie unter ihm

Idee und Empfindung auch nur zur vergänglichen, schnell abblühenden Blume wird; der milde Erdstrich hingegen verzögert zwar die Reife seiner Geburten, aber erzieht

IOL

sie dafür zum schönsten Zusammenhänge bildlicher Voll­ kommenheit.

Daher die Wahrheit des Satzes: Schön­

heit ist nur dem Lande eigen, in dem gar kein oder nur

«in höchst geringer Einfluss des Himmelsstriches statt fin­ det. Europa liegt in einem gemäßigten Erdstriche, ge­ nießt eines regelmäßigen Wechsels der Jahreszeiten, und ist eben so sehr von drückender Kalte, als von brennen­

der Hitze befreit.

Die Europäer unterscheiden sich

von den übrigen Nationen durch ihr längliches Hinter­ haupt, durch die gefällige Wölbung des Hirnschädelö und

der Stirne, durch das edle Angesicht mit weit geöffneten

Augen von gehöriger Größe, durch die Hervorst.hende oder erhabene Nase, durch die dünnen Lippen, die weder

sehr aufgeworfen, noch zurückgezogen sind, und endlich durch das lange, etwas lockige, und sehr dichte Bartund Haupthaar, das bei den meisten entweder vraun oder blond ist.

Die herrschende Hautfarbe ist in den nördli­

chen Gegenden meistentheilö blond, in den südlichern

hingegen brünett.

Bei einem vollkommen schönen Eu­

ropäer find die innern Augenwinkel und Enden der Angenbraunen nicht schief gegen die Nase herab, oder gegen

die Stirn hinauf gerichtet, sondern stehen einander ge­ rade entgegen.

DaS Gesicht ist länglich, wie ein Ei, des­

sen dünneres Ende das Kinn, das dickere hingegen den

Scheitel vorstellt. —

Die schwarzen feurigen Augen

sind häufiger in Jtallen und Spanien, als in an­ dern europäischen Ländern; die dunkelbraunen herrschen

in England; di« grauen in Deutschland, Frank­ reich, Preußen und Russland; bläulich find sie

meistens in nördlichen Gegenden.

Mit der Farbe des

Augensterns hängt zugleich die der Haare zusammen, und



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mkt beiden die Gesichtsfarbe, deren Schönheit und Häss­ lichkeit von der Temperatur des Himmelsstriches abhängt. Die Einwohner der griechischen Inseln, besonders des Archipelagus, zeichnen sich durch eine mit der Stirn in einer Linie fortgehende Nase, und den runden Mund mit gleich hervorstehender Lippe auS. Dies ist das schöne griechische oder zirkasstche Profil, dessen Ideale die Mu­ ster unserer bildenden Künste sind. In diese Form schla­ gen die englischen und polnischen Frauenzimmer. Die Jtaliänerinnen und Spanierinnen haben eine gebo­ gene Nase, kleinen Mund mit etwas hervordringender Unterlippe. In Frankreich trifft man kleine aufgestutzle Nasen und dünnere Lippen an, mit denen die Völ­ ker des eigentlichen übrigen Nordens mehr oder weniger Übereinkommen. Die Deutschen haben einer jede» Gestalt in der Vermischung mlt den benachbarten Na­ tionen einige Züge abgeborgt. Der Mensch nach seiner geistigen Natur.

Man kann den Menschen als Körper, als orga­ nischen Körper und als Thier betrachten, dadurch aber erschöpft man die Erkenntniß dess-lben noch nicht, sondern es bleibt noch übrig, ihn als denkendes, empfindendes und wollendes Wesen zu betrachten. *) •) So sehr der Verfasser dieser kleinen Skitze auch wünschte, über diesen Gegenstand ausführlich sein zu können, und so viel angenehmes und nützliches sich auch hierüber sagen ließe, so zwingt ihn doch der Raum, so kurz, als irgend nur möglich, zu sein. Sollte die Aufnahme dieses Werkes einen zweiten Theil nöthig machen; so verspricht er dieseSkitze aus­ zuführen. Dies zu sagen, hielt er für nöthig, damit man nicht mehr fordere, als ihm jetzt zu leisten erlaubt ist.

3»4 Das, was in dem Menschen denkt (oder erkennt),

empfindet (fühlt) und will, (begehrt), nennen wir Seele.

Die Seele hat also drei Vermögen, das

Vermögen zu erkennen, zu fühlen, zu begeh­ ren, oder mit andern Worten, sie hat ein Erkennt­ nißvermögen, ein Gefühl der Lust und Unlust

und ein Begehrungsvermögen.

Zur Erkenntniß der Dinge gehören Vorstellun­

gen; das Vermögen, Vorstellungen von Gegenständen zu haben, nennen wir Vorstellungsvermögen.

Sind

die Vorstellungen von der Art, daß sie sich unmittelbar auf einen Gegenstand beziehen, wie z. B. meine Vorstel­ lung von der Marienkirche in Berlin, die ich ansehe; oder von der Arie aus Richard Löwenherz: Amor scheut das

Tageslicht, die ich so eben von meiner Freundin auf dem

C'avler spielen und fingen höre; oder des Geruchs von Räucherwerk, das mein Bedienter so eben verbrennt u. s.w.

so nennt man fir Anschauungen. Vermögen der Anschauungen,

Wir haben also el«

und dies nennen wir

Sinnlichkeit. Die Vorstellungen, die nicht Anschauun­ gen sind, nennen wir Begriffe; fie beziehen sich nicht unmittetbar, sondern mittelbar, vermittelst Anschauun­

gen, auf einen Gegenstand.

Wenn ich die Vorstellung

Einhorn (ein vierfüßiges Thier mit einem Home an der Stirn) habe, so ist sie keine Anschauung, sondern ein Begriff; um zu wissen, ob es überall Gegenstände giebt, auf die mein Begriff passt, muff ich «ine Anschauung

des Gegenstandes haben. Sollen wir unmittelbare Vorstellungen von Gegen­ ständen haben: so mässen die Gegenstände Eindruck , auf

uns



3o5



uns machen, eine Veränderung In uns hervorbringen;

daS Vermögen, diese Eindrücke zu empfangen, welches

sich in so fern leidend verhält, nennen wir Sinn; die Eindrücke, die zur Anschauung dienen, nennt man Em­ pfindung. Maa kann also auch sagen: der Sinn ist das Vermögen, durch Empfindungen Vorstellungen von

Gegenständen zu erhalten. Die Einbildungskraft liefert

Anschauungen

von Gegenständen, auch ohne Gegenwart derselben. Sie

bringt keine neue Vorstellungen hervor, sondern kann entweder bloß die Anschauungen des Sinns zum Bewusst­ sein zurückrufen, oder «flg denselben neue zusammen­ setzen. Im ersten FalleistD reproduktiv, im zweiten productiv.

Wenn ich mir vorstelle, wie mein ab­

wesender Freund aussieht, ist meine reproduktive Ein­ bildungskraft gefchäfftig; als Wieland den Oberon

dichtete, war seine productive Einbildungskraft thätig. Reproduktive Einbildungskraft niit dem Bewusstsein des Vergangenen verknüpft, heißt Gedächtniß; .bringt man willkührlich eine vergangene Vorstellung, mlk dem

Bewusstsein, daß wir.sie schon einmal hatten, wieder

hervor: so nennt man dies Besinnungsvermögen; geschieht dies unwlilkührlich, Erinnerungsver­

mögen. Alle Anschauungen betreffen entweder Gegenstände,

die von unserm Ich verschieden sind, (äußere An­ schauungen), oder die Verändemngen unsers Zustandes

selbst, (innere Anschauungen). Meine Vorstellung von der Marienkirche in Berlin ist eine äußere Anschauung; B. ®. i. Bd.

U



Zoll



-le Vorstellung, daß ich jetzt im Zustande des Nachden­ kens bin, eine innere Anschauung.

Das Vermögen der

äußern Anschauungen bei Gegenwart der Gegenstände heißt der äußere Sinn; das Vermögen der innern An­

schauungen bei der Gegenwart des Zustandes heißt der

innere Sinn. Von diesen beiden Vermögen der Seele muss man die Sinneswerkzeuge,

die körperlich sind, unter­

scheiden. (S. Lg.)

Der Verstand, oder das Vermögen der Begriffe,

zerfällt in drei Theile: in den Verstand in engerer Bedeutung, worunter mau das Vermögen versteht,

das Besondere im Allgemeinen.darzustellen; in die Ur­ theilskraft, welche das Vermögen ist, das Besondere

als unter dem Allgemeinen enthalten darzustellen; und

in die Vernunft, das Besondere aus dem Allgemei­ nen herzuleiten. Witz ist bas Vermöge«, Aehnlkchkekten aufzufinde»; Unt^rschetdungsvermögen das Vermögen, Ver, schiedenhelten zu entdecken.

waS schwer zu finden ist,

Scharfsinn das Talent,

leicht zu entdecken, versteckte

Aehnlichkeiten und Unterschiede leicht aufzufinben.

Es

giebt also scharfsinnigen Witz und scharfsinniges Untrrfcheidungsvermögen. Eine Vorstellung macht mir L u st (Vergnügen), wenn

in ihr der Grund liegt, sie zu erhalten; Unlust, wenn ich suche, sie los zu werden. Was Lust erregt, gefällt mir; was Unlust erregt, misfällt mir. — Was den Sinnen

durch Empfindung gefällt, z. D. eine Speise, nennen wir



So?



angenehm; das Gegentheil davon unangenehm. Dom Angenehmen und Unangenehmen kann man nicht allgemeine Beistlmmung erwarten. Wenn mir die Suppe nicht schmeckt, kann ich nicht fordern, das fie Allen nicht schmecke. — Was in der Anschauung, nicht durch Em, pfinbung, gefällt, heißt schön. Was der Vernunft ge­ fällt, heißt gut. Dies Gute ist entweder nur zu einer beliebigen Abficht gut, dann heißt eS nützlich; oder es ist an fich selbst gut, sittlich oder moralisch gut. Das Vermögen, bas Schöne zu beurtheilen, heißt Geschmack; daS Schöne hervorzubrtngen, Genie.— Das Vermögen, mit dem Siktltchguten angenehme Em, pfinduugeu ru verknüpfen, heißt das moralische Ge­ fühl. — Wenn ein TrfLhk fo stark wird, daß es alle andern Gefühle verdunkelt, heißt eö Affekt. Etwas begehren, heißt die Existenz eines Gegen­ standes hervorjubringea suchen. Neigung ist eine bauernde Begierde. Leidenschaft ist eine Neigung, die alle übrigen Neigungen verdunkelt.

Naturlehre. JVtitte Wissenschaft beschäfftlgt unmittelbar mehr, de» Kopf wie das Herz, alS die Naturlehre, welche uns mit den Gesetzen bekannt macht, nach welchen Naturbegeben­ heiten und Naturerscheinungen geschehen. — Um diese Wissenschaft gründlich zu studlren, werden manche Vor­ kenntnisse erfordert, vorzüglich Mathematik und Chemie.— U 2

5o8 Die letztere, weiche sich mit der Untersuchung der einfa­ chen und nicht weiter auflösbaren Bestandtheile der Kör­

per, und ihrer mannigfaltigen, sowohl natürlichen alS künstlichen Verbindungen beschäfftigt, hat in dem jetzigen

Zeitalter sehr wichtige Fortschritte zur Vollkommenheit

gemacht. — Da ich nicht, vorauüsetzen kann, daß meine

jungen Leser diese Vorkenntntsse schon besitzen: so kann ich durch die Erklärung einiger Naturerscheinungen, welche ich ihnen hier mittheile, nur ihre Wissbegierde wecken, sie aber kcinesweges ganz befriedigen. — Doch kein Na­ turforscher, und wenn er.noch so vertraut mit den Wir­ kungen ihrer unsichtbaren Kräfte geworden ist, kann seine

Wissbegierde befriediget fühlen, und sich die Na/Hftl alle aufiösen, die ihm von der Natur aufgegeben werden.

Ich werde aber solche wählen, welche am auf­ fallendsten sind, und durch ihr Wunderbares zu mannig­

faltigem Aberglauben Veranlassung gegeben haben. Da­

hin gehören nun vorzüglich dle Lufterschelnungen:

das

Gewitter — das Nordlicht — die Sternschnuppen — dir Nebensonne u. f. w.

Ehe ich aber zur Erklärung die­

ser Erscheinungen schreite, muss ich erst meine jungen Leser

auf eine Kraft, auftnerksam machen, welche durch die ganze Natur verbreitet ist, und sich auf eine sehr bewunde­

rungswürdige Art äußert: das ist die Elektricität.

Aus den Aeußerungen dieser Kraft lassen sich sehr wich­

tige und auffallende Erscheinungen in der Natur erklä­ ren.

Diese Kraft äußert sich nämlich an den Körpern

dadurch, das diese leichte Körper, dle ihnen genähert werden, anzkehen und darauf wieder zurückstoßen; daß

sie gegen solche, die nicht gleich elektrisch find, in der

309 Nahe Funken mit einem knisternden Geräusche geben; sie

äußert sich ferner, wenn sie sehr stark ist, auch durch Ber-

breitung eines süßlichen Geruchs, und erregt ein Gefühl auf der Haut des Gesichts, wie wenn ein Spinngewebe

gegen dasselbe flöge.

Diese Eigenschaften der Elektrici­

tät hat man allmälig entdeckt, so wie auch, daß diese

Kraft überall in der Natur verbreitet ist. Das Anziehen und Abstoßen hat man zuerst an dem Bernsteine beob­ achtet, der griechisch Elektrum heißt.

Daher die Be­

nennung dieser Kraft, oder deö dadurch hervorgebrach­ ten Zustandes eines Körpers, Elektricität. — Alle Körper

haben diese Kraft, nur mehr ober weniger.

An einigen

wird die Elektricität hervmgeboacht durch Reiben, als

an Glas, allen Edrlgesteinen, allen Harzen, am Bernstei­ ne, Schwefel, am Ofen gedörrtem Hohe, Seide, Baum­

wolle, thierischer Wolle, Federn, Haaren, Papier, und

noch einigen Körpern in schwachen Graden. Andre Kör­

per werden durch das Reiben nicht elektrisch, sie nehmen

aber von jenen Körpern die Elektricität an, und pflanze»

sie auf andre sie berührende Körper, die ebenfalls das

Vermögen haben, fort

Diese Körper nennt man daher

Leiter, so wie die ersten Nichtleiter. Zu den leitenden

Körpern gehören vorzüglich die Metak.e und das Was­ ser;

zu den nicht leitenden vornehmlich Glas, Harze,

Schwefel, Seide.

Doch giebt-es einige Körper, welche

durch das Reiben ziemlich elektrisch werden, und dennoch

gute Leiter sind. I. B. trockenes, nicht gedörrtes Holz, und

trockene Marmorplatrrn, diese heißen Halbleiter. Wenn ein leitender Körper auf einen nkcht leitenden gestellt, oder an einem solchen, z. B. an einem seidenen



510 —

Fade» aufgehängt wird, so nennt man ihn tfoltrt. Wenn er in diesem Zustand« von einem andern leitenden Körper berührt wird, so verliert er sein« Elektricität auf einmal. Um einen Körper zu elektrifirrn, bedient man sich einer Elektrifirmaschine, die auf verschiedene Art eingerichtet ist — von der man aber eine richtigere Kennt­ niß durch Anschauung als durch Beschreibung erhält. — Die größte Maschine, d. h. die, welche die stärkste» Wik, kuagen hervorbringt, ist die von Cuthberfon verfertig­ te, im Teylerfchen Museum zu Haarlem.— Ver­ mittelst einer solchen Maschine werden elektrische Funken hervorgebracht, welche in empfindenden Körpern eine un­ angenehme Empfindung, und wenn sie stark find, Erschütte­ rungen in dem ganzen Körper hervorbringen. Eia Funken kann sogar ein kleines Thier tödten, und der von der Cuthberfonfchew Maschine hervorgebrachte größere Thiere. Aus der Beschaffenheit der Elektricität lässt stch nun das Gewitter erklären; denn Blitz und Donner find elektrische Wirkungen. Der Blitz zündet Gebäude an, tödtet Thier« und Menschen, zerschmettert Bäume, geht durch die besten Leiter, und zertrümmert nicht leitende Kör­ per oder unvollkommene Leiter, die ihm den Durchgang verwehren; er schmelzt Metalle, benimmt bisweilen den Magnetnadeln *) ihre Kraft, oder verkehrt ihre Pole, *) Der Magnet Hal die Kraft, Eisen anzuziehen, und richtet sich mit einem Ende nach Norden und mit dem andern nach Süden. Man nennt diese beiden Richtungen die Pole de« Magnet«.



5*1



theilt auch wohl dem Eisen magnetische Kraft mkt. Alle diese Wirkungen kann man durch die künstliche Elektricitat nachahmea. Ja man kann so gar die Elektricität der Luft aus den Wolken durch isolirte und spitzige metallene Stangen aus der Höhe hrrabziehen, und damit jede« elektrischen Versuch anstelle». — Die Elektricität der Luft hat ohne Zweifel ihren Grund in flch selbst. Wie sie erregt wirb, ist für Uns noch völlig unerklärbar, obgleich die neuen Tntdekkungrn, welche in der Chemie gemacht sind, j« manchen glücklichen Muthmaßungen Stoff geben, welche meine junge« Leser mit der Zeit werden kennen und beurtheilen lernen. Eben so wenlg sind die Gelehrten völlig ekntg über die Ursache, warum gewöhnlich im Gommer und selten im Winter Gewitter sich ereignen. Auch hierüber ertheilt die neuere Chemie lehrreiche Winke.

Das Gewitter ist für das Thier-, so wie für bas Pstanjenreich, äußerst wohlthätig. — Nach einem Gewit­ ter pflegt sich die Luft abzukühlen, Mensch und Thier ath­ men freier. Das Pflanzenreich wird vorzüglich durch den erfrischenden, unmittelbar aus der Hand der Natur hrrvorgehenden, Regen sehr erquicket. — Aber das Gewitter stiftet auch mannigfaltigen Scha­ den; — zündet unsere Häuser an — lähmt und tödtet wohl gar den Menschen; — doch das ist ein nothwendiges Uebel, dem der Mensch aber, durch Vorsicht und Anwen­ dung der Mittel, welche ihm sein Verstand entdeckt hat, entgehen kann. — Dahin gehören nun vorzüglich die

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P13

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Blitzableiter, von welchen ich meinen Lesern «ine so deut­ lich« Beschreibung geben will, als es nur möglich ist. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die Metalle die be­ sten Leiter der Elektricität, und also auch des Blitzes, find. — Dies gab dem großen Franklin, der sich in vieler Hinsicht unsterbliche Verdienste um die Mensch­ heit erworben hat, Veranlassung zur Erfindung eines Blitz­ ableiters. — Eine «iftrne Stange wir- an der Mauer eines Gebäudes in einem kleinen Abstande mit hölzernen Klammern befestigt oder neben demselben aufgestellt, und mit dem untern Ende am besten in fließendes Wasser oder In einen Brunnen geführt. Wenn beides fehlt, so wird sie etwa 6 Fuß tief in die Erd«, abwärts von dem Ge­ bäude, geführt. Das obere Ende ist in Gestalt eines Kegels scharf zugespitzt, und ragt über den höchsten Theil des Gebäudes noch wenigstenß 6 Fuß hinaus..^- Ober man errichtet auf dem Dache eine hervorragende, spitzig zulaufende Stange, und lasst von derselben einen metalle­ nen (am besten kupfernen) Streifen außen an dem Ge­ bäude herablaufen. — Der Streifen muss sowohl mit der Auffangsstange als in seinen Theilen vollkommen an einander schließend fein, um alle- Abspringen von Funken zu verhüten. — Wo ein metallener Streife» sich nicht bequem anbringen lässt, kann man einen mes» singeneu oder kupfernen Draht, etwa von der Dickl einer Schreibfeder, nehmen, oder zwei bis drel Drahte zusammenflechten. — Wenn an einem Gebäude mehrer« als ei­ ne Auffauggungsspitze angelegt werden: so müssen sie alle mit dem Hauptleiter verbunden werden. — Nähert sich nun «ine elektrisch« Wolke einem solchen Blitzabletter, so

— 3-3 — wird sie durch ihn entladen, d. h. ihre elektrische Kraft

geht in den leitenden Körper, in das Metall, über. Man muß fich daher hüten, wahrend des Gewitters einem sol­ chen Ableiter fich zu nähern. Wer hierüber mehr nachlesen will, kann des Dr. Rekmarus Schrift vom Blitze

(Hamburg 1778) vergleichen.

Um sich selbst vor den Wirkungen des Blitzes zu sichern, muss man folgende Vorsichtigkeitsregeln beob­ achten: 1) In einem Gebäude muss man die Stelle vermelden,

wo fich abgesondertes Metall befindet, oder Vergul-

timfr Auch die Nachbarschaft des Eichenholzes ist gefährlich. s) Man wählt zum Aufenthalte, während des Gewit­ ters, die Mitte eines geräumigen hohen Zimmers,

da befindet man fich am sichersten. 5) Es ist nicht nöthig, Fenster und Thüren während

des Gewitters zu versperren; denn die Lust ist nur dann ein elektrischer Leiter, wenn sie feucht ist. Die eingesperrte Lust macht beklommen, vermehrt die Bengstlichkeit der Personen, und wird durch die Aus­

dünstungen am ersten yim Leiter. — 4) Man entferne fich vom Feuerheerd, wenn auf dem­ selben Feuer brennt: denn der Rauch ist ein Leiter des Blitzes; daher schlägt der Blitz so oft durch

Schornsteine. 5) Auf dem Felde suche man nicht Schutz unter den Bäumen, oder neben Korngarben und Heuhaufen.

— 5*4 — Man stelle fich vielmehr 15 bis 20 Schritt von ei­ nem ober mehreren Bäumen. 6) Man entferne von stch alle Metalle, zumal Haar­ nadeln und anderes stählernes ober metallartiges Putzwerk von dem Kopfe. — 7) Zu Pferde oder auf einem offenen Wagen ist man in Gefahr; man muss absteigen und nicht zu nahe bei den Pferden bleiben.

DaS Nordlicht. Eine fehr majestätische Erschei­ nung am nördlichen Himmel gegen Mitternacht zu. — Auch diests ist eine elektrische Erscheinung, und mehrere Beobachter haben die Lust bet Nordlichtern vorzüglich stark «lektristrt gefunden. In dem nördlichsten Sibirien find die sehr glänzenden Nordlichter mit einem sehr hefti­ gen Zischen, Platzen und Rollen verbunden. Ei« Be­ weis, welche große Aehnlichkett zwischen dem Nordlichte und Gewitter ist. — Sternschnuppen find vermuthlich Entzündungen brennbarer Luft *), die durch ihre Leichtigkeit sehr hoch •) Die brennbare Luft wird durch die Kunst folgendergestalt erzeugt. Man l-st Eisen oder Jinktheilchen in verdünnter Dilriolsäure oder in Salzsäure auf, und fängt so, durch eigene dazu bestimmte Instrumente, den aus dieser Auflö, sung entwickelten luftartigen Stoff auf. — Diese brennbare Luft ist viel leichter al« die gemeine; daher füllt man mit ihr die Bälle, welche zur Luftschifffahrt gebraucht werden. Sie ist sehr leicht entzündbar, und zumal wenn sie mit ge, wöhnltcher Luft vermischt ist. — Wenn man sumpfige« Waffer umrührt, so erzeugt sich auch ein« brennbare Luft, welche man ebenfalls ausfangen kann. —

5*5

in dem Dunstkreise aufstrkgea kann. Vielleicht entzündet sie ein elektrischer Funken.

Der fliegende Drache, welcher so manches Un­ heil in den Köpfen abergläubischer Menschen angerichtet hat, ist ebenfalls eine sogenannte Sternschnuppe, nur von größer« Umfange. Der Schweif ist nicht etwas, welches ihnen gehört, sondern ein bloßer Schein, von dem der Grund in unserm Auge liegt. — Wenn man eine glü­ hende Kohle schnell in einen Kreis umhrrschwlngt, so glauben wir ebenfalls einen leuchtenden Kreis gewahr j« werden; welches doch in der That nicht geschieht.

Die Feuerkugel«, welche öfters sehr groß find, find sehr schwer zu erklären. Sie entstehen aus eben de« Ursachen als die Sternschnuppen. Die Irrlichter oder Irrwische, welche man am häufigsten in sumpfigen Gegenden, auch auf Kirchhöfen und Angern steht, scheinen eine durch Fäulntß ent­ standene phosphorefctrende Materie zu fein '); den« diese Materie erzeugt fich am meisten aus Körpern, wel­ che t« Fäulniß übergegangen find. Die Nebensonne und der Nebenmond. Zu­ weilen zeigt fich auf jeder Seite der Sonne eine Neben­ sonne(Parhelius), oder «eben dem Monde ein Neben­ mond (Paraselene), welche länglich rund, und farbig wie ein Regenbogen find, bald lebhafter, bald schwächer. *) Phoephorescirende Materie heißt die, welche im Dunkeln, ohne empfindbare SK-lrme, leuchtet, und beim Entzünden «inen, süßliche« und scharfen Geruch verbreitet.



516



Zuweilen haben sie einen feurigen Hellen Schweif, welcher

von -er wahren Sonne abgewendet erscheint. Sie pflegen auch mit farbigen und weißglänzenden Kreisen begleitet zu sein-

Man hat einmal 6 solcher Nebensonnen gese­

hen. Alles, was man über die Entstehung dieser Erschei­ nung gesagt hat, ist nicht hinreichend, sie uns begreif­

lich zu machen.

Von der Astronomie. ilw/te Astronomie (Sternkunde) beschässtkgt sich, tose dies der Name auch schon anzeigt, mit den Sternen. Eie lehrt die Erscheinung, Bewegung, Größe, Entfer­ nung und Beschaffenheit der Himmelskörper beobachten,

berechnen, ausmessen und bestimmen. Die Alten nannten

diese Wissenschaft Astrologie, welche Benennung wir

jetzt von der vergeblichen Bemühung, die Zukunft aus den Sternen vorherzusagen, brauchen, Eterndeutexei übersetzen.

und sie durch

Wir haben hier nicht zum Zweck, unsere jungen Ler

ftr die ganze Sternkunde zu lehren; sondern wir wollen

bloß einige der wichtigsten und gemeinnützigsten Lehren

aus dieser Wissenschaft vortragen. Wenn man den gestirnten Himmel mehrere Tage hin­

ter einander mlt Aufmerksamkeit betrachtet; so wird man

unter den Sternen gar bald einen großen Unterschied gewahr.

Einige derselben bewegen sich zwar mit dem

517



ganzen Himmel, behalten aber ihre Lage gegen eknander

bei, wir das z. B. bei den sieben Sternen der Fall ist, die meine Leser gewiss alle unter dem Namen des großen

Wagens, oder, wie der Astronom sie nennt, des großen Baren, kennen werden.

Solche Sterne nennt man still­

stehende Sterne, Fixsterne.

Von ihnen-unterscheiden

sich andere Sterne,"die bald bei diesem bald bei jenem

Sterne stehen, diese nennt man eben deshalb Jrrsterne oder Planeten.

Die Planeten unterscheiden sich noch

dadurch von den Fixsternen, daß sie nicht so, wie diese, funkeln. Ferner sind dle Fixsterne leuchtende, die Pla­

neten dunkle Himmelskörper.*)

Man theilt die Fixsterne nach brr Größe ihres Lichts in sieben Ordnungen;

da giebt es dann Fixsterne der

ersten Größe, die das stärkste Licht haben; die von etwas

minderem Lichte'sind Fixsterne von der zweiten Größe, u. f. w.

Da die Fixsterne ihre Stellung gegen einander be­

halten, so hat man, um sich desto leichter am Himmel •) Ein Körper heißt leuchtend, wenn er für sich allein sichtbar ist; so ist da« Feuer r- B- ein leuchtender Körper, weil man keines andern Körper« bedarf, um e« zu sehenEin Körper heißt hingegen dunkel, wenn er nicht an und für sich selbst, sondern erst vermittelst eine« leuchtenden Körper«, sichtbar wird- Dahin gehören die meisten Körper, die un« umgeben. Wenn man in einem Zimmer die Fen, sterladen verschließt, so daß kein Tageslicht hinein kann: so wird man keinen darin befindlichen Körper sehen können, bi« man «in Licht hinein bringt, wodurch nun die Tegenstäm de erst sichtbar werden.

3*8 finde« zu können, mehrere, nicht tvekt von einander ste­ hende, davon in Verbindung gebracht, und fie sich unter gewissen menschlichen oder thierischen Gestalten gedacht, denen man den Namen derSternbilber vderGestirne beilegt. Dergleichen Sternbilder find z. B. der -roße und kleine Bär, der Drache, der Orion, der Stier u. s. w. Eine Abbildung des gestirnten Himmels in Sternbildern heißt eine Himmelskarte. — Der eigentliche Ursprung der Gestirne fällt in das graue Alterthum; aber wahr­ scheinlich find die Einwohner Astens, die stch als Hirten oder Reisende des Nachts auf dem Felde aufhieltea, und dte nur selten einen bewölkten Himmel haben, Erfinder derselben.

Die Alten hakten nur 48 Sternbilder, jetzt aber, da man theils durch Seereisen, theils durch Fernröhre (die nun durch Herschel*) einen so großen Grad der Voll­ kommenheit erlangt haben) noch weit mehrere Sterne ent­ deckt hat, enthalten unsere Verzeichnisse ungefähr 100 Sternbilder. In Europa find ungefähr 3000 Sterne sichtbar. Bei heiterm Himmel bemerkt man an demselben einen breite, lichten Streife«, der wie ein Gürtel um den ganzen Hinunel zu gehen scheint; dieser erhält den Name» der Milchstraße. Durch Fernröhre erscheint fie als eine unzählige Menge von Fixsternen. Ferner fleht man am Himmel, vorzüglich durch Frrnröhte, eine Menge lichter Stellen, die einen weißen Fleck auszumachen scheinen, und die man Nebelflecke nennt.

•) Einen deutschen Astronomen, der in England lebt.

3»9 ES ist möglich, daß diese Milchstraßen find, aber, we­ gen ihrer außerordentlichen Entfernung von «nS, auch durch die besten Fernröhre nicht fichtbar werden. — An­ dere lichte Stellen erscheinen durch Fernröhre als Stern­ haufen. — Herschel hat durch feine Teleskope sooo Nebelflecke am Himmel entdeckt.

Daß die Fixsterne eine außerordentlich große Entfer­ nung von uns haben mässen, erhellet daraus, daß sie auch durch die besten Fernröhre uns nicht vergrößert erscheinen. Aber aus dem Umstande, daß alle an der Fläche des Himmeis in gleicher Entfernung uns erscheinen, folgt nicht, baß fie auch gleiche Entfernung haben; es ist dies vielmehr ein optischer Betrug, den wir sehr oft im ge­ meinen Leben erfahren. Wenn wir z B. in der Ferne ein Haus und vor demselben einen Baum stehen sehen, so scheint es uns, als wenn der Baum dicht am Haufe stände, da wir doch, wenn wir nahe herankommen, sehen, daß er ziemlich weit von demselben entfernt ist. Daß aber diese Sterne, ungeachtet ihrer so großen Entfer­ nung, dennoch von uns gesehen werden können, beweiset daß fie eine ungeheure Größe haben. Sonne, Mond und Erde gehören auch zu den Him­ melskörpern, find auch Sterne. Da die Sonne uns stets fichtbar ist, wenn nicht ein dunkler Himmelskörper (der Mond) dazwischen tritt, und uns ihren Anblick ent­ zieht, so gehört fie in so fern zu den Fixsternen. Da der Mond ein wechselndes Licht hat, bald mehr, bald weni­ ger, bald gar nichts von ihm zu sehen ist; da er ferner die Sonne verfinstert, wenn er zwischen der Sonne und

320





Erbe kn gerader Linke steht, und er überdies bald bei bk# fern, bald bei jenem Stern steht, so fleht man, baß er in

allem Betracht zu den Planeten zu zählen ist.

Was die

Erde nun betrifft: so erhellet sürs erste auS den Mondfin­

sternissen, wo dke Erde zwischen der Sonne und dem

Monde in gerader Linie steht, und ihren Schatten auf den Mond wirft, daß sie in dieser Rücksicht ein Planet genannt werben mässe.

Allein jetzt entsteht eine andere

Frage: hat die Sonne, außer daß ste leuchtend ist, auch noch die andere Eigenschaft der Fixsterne,

daß sie still

sieht, und kommt die Erde auch darin mit den Planeten überein, baß ste stch um einen Fixstern bewegt? (wodurch bei den Planeten die Veränderung der Stellung am Him­

mel engentlich herrührt.)

Behaupten zu wollen, die

Sonne stehe still, da wir sie doch täglich am Himmel sich

bewegen sehen, und die Erde bewege sich, da wir doch nichts von Bewegung fühlen, und sie auch nicht sich be­ wegen sehen, scheint freilich im ersten Augenblicke sonder­

bar; allein man muss sich nicht durch den ersten Anschein verführen lassen, sogleich zu urtheilen, ober das Urtheil

eines Andern zu verwerfen. Wenn man auf einem großen Schiff in der Cajüte sich befindet, und das Schiff ganz ru­

hig forttreibt) so glaubt man, weil die Bewegung nicht ge­ fühlt wird, das Schiff stehe still.

An den in der Cajüte

befindlichen Gegenständen kann man es nicht wissen, ob

man sich bewegt oder still steht; denn diese bewegen sich

mit uns, und behalten dieselbe Lage.

Dies könnte nun

auch der Fall bei der Erbe fein: wenn ihre Bewegung gleichförmig ist, so würde man sie nicht fühlen; und da

alle auf der Erbe befindlichen Gegenstände stch mit dersel­

be» bewege»,

und ihre Lage gegen uns dadurch nicht

geän-



za»

geändert wirb: so können wir immer glauben, fle stehe still, da sie stch doch bewege. Sähe man nun aus Dem Fenster der Cajäte nach »em gegenüber stehenden Ufer, so Würden die Bäume zu taufen und das Schiff st-ll zu'ste­ hen scheinen; wäre es aber nicht thöricht, dieses Scheins halber den Bäumen die Bewegung zuzufchretben. Eben so könnte eS mit der Bewegung der Sonne der Fall fein; ste könnte eine scheinbare Bewegung erhalten, weil die Erde stch bewegt. AuS dem, WaS ich bis jetzt gesagt habe, erhellt, daß wir eS wenigsten- unausgemacht lassen müs­ sen, welcher von beiden Himmelskörpern sich bewegt, und welcher ruhet, weil eine und dieselbe Erscheinung am Him­ mel auf beide Arte» bewirkt werden kann. Nur eine Schwierigkeit scheint stch der Bewegung der Erde noch entgegen zu stellen: es scheint nämlich, wenn die Erde stch bewegte «ad man ließe einen Stein von der Spitze eine­ senkrechten Thurm- herunter sallea: so würde derselbe, da die Erde unterdessen fortgerückt ist, nicht am Fuße desselben niederfalle«, welche- doch die Erfahrung zeigt. Allein wenn ein Schiff in einer gleichförmigen Bewegung ist und man lässt am Maste desselben einen Stein fallen, so weicht er auch nicht von dem Maste ab, und dies kömmt daher, weil ihm die Bewegung de- Schiffs einge­ drückt worden, Wie die- in der Lehre von der Bewegung bargethan werben kann; folglich beweiset auch dieser Ein­ wurf nicht- gegen die Bewegung der Erde.

Nun aber find, wie dies in der Astronomie gezeigt Wird, eine Menge von Gründen vorhanden, anzunehmen, baß die Sonne stch beweg« und die Erde still siede; alle Erscheinungen am Himmel lassen stch durch diese Annahme B. ©. i. Tb. L



zaa



am leichtesten erklären; eine Sache, die mir meine fangen

Leser nun freilich wohl aufs Wort glauben müsse», und

daher nehmen auch alle neuere Astronomen diese» Satz an. Man nennt die Sonne und die sich um fie bewegen­

den Planeten: das Sonnensystem.

Die Planeten

find von doppelter Art, Haupt-und Nebenplaneten.

Die Hauptplaneren bewegen fich bloß um die Sonne, die fie erleuchtet, dir Nebenplaneten haben außer dieser Be­ wegung noch eine nm einen Hauptplaneten, dessen Traban­

ten fl« auch genannt werden. So ist die Erbe ein Haupt­ planet; der Mond, ihr Trabant, ist ein Nebenvlanet. —

Zu dem Sonnensysteme gehören, außer den Planeten, noch die K o m e t e n. Die Kometen gehören jur Klaffe der Pla­

neten, erscheinen blass, in einen Nebel etngehüllt, und ha­

ben größkenrhetls einen Schweif,

der allemal von brr

Sonne abgekehrt ist. Ihre Anjahl ist unbestimmt, man kennt f tzt deren einige 70.

Eie find einzeln nur eine Zeit

lang sichtbar und durchlaufen den Himmel In allen mög­ lichen Richtungen.

Zu unserm Sonnensysteme gehören (die bis fetzt be­ kannten) sieben Hauptplaneten, vierzehn Nebenpla­ neten und eine unbestimmte Anzahl Kometen. Ihre Rang­

ordnung, wie sie von den Astronomen fetzt angenommen wird, ist folgende: *) In der Mitte steht di« Sonne (0),

dann kömmt der Merkur (y), bann die Venus (L),

dann dir E r d e, (§) mit ihrem Trabanten, demMond(I),

•) Die beizefüaten Zeichen sind die Bezeichnungen der Astro­ nomen für diese Körper, die auch in den gewöhnlichen Sa« lendrrn gebraucht werden.

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