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German Pages 271 [542] Year 2022
XXiV.
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l'V
Neue Bildergalleri e. Erster Band. Dritte Auflage.
Mit
150
Abbildungen.
Berlin 1 8 1 4Neue Societät«-Verlags-Buchhandlang.
3U« erste Band diese- Werks, welcher feit ge
raumer Zeit vergriffen ist,
erscheint nunmehr itt
einer neuen Auflage, in der neuen Societäts- Ver
lags -Buchhandlung, welche die sämmtlichen Der« lagSwerke des Buchhändlers Wilhelm Oehmigke des jüngern in Berlin übernommen hat. Man
würde den
häufigen
Nachfragen dcS
PublicumS nach diesem Bande, früher genügt ha
ben, wenn nicht die Auseinandersetzung mit dem vorigen Verleger mancherlei Hindernisse in den Weg
gelegt hätte, welche nunmehr'gänzlich beseitigt sind.
Diese Ausgabe ist ein bloßer verbesserter Ab druck der frühern Auflagen ohne neue Zusähe; die
botanischen
und mineralogischen Aufsähe sind je
doch mit den besten neuesten Schriften verglichen und nach denselben berichtigt worden, welche Mühe
der Director der jehigen Verlagshandlung, Herr
Dr. Flitner zu übernehmen die Güte gehabt hat. Die erwähnte Handlung wird dieses Werk fortsehen, und, wenn unserm Vaterland der ersehnte
IV
Friede nicht länger versagt wird, in der Ostermesse
1314 einen neuen Band liefern.
Der Unterzeichnete, als Verfasser der ersten sechs und mehrerer folgenden
Bände, hat diese
Fortsetzung übernommen.
Er wird die strengste und sorgfältigste Aus wahl unter allen denjenigen merkwürdigen Gegen ständen der Natur und Kunst treffen, von wel chen sich in diesem Werke noch keine Darstellun
gen finden, und er wird sich selbst die Aufgabe machen, durch Neuheit, Interesse, Nützlichkeit und Unterhaltung, die besten frühern, in diesem Werke
niedergelegten Arbeiten,
wo nicht zu übertreffen,
doch ihnen vollkommen gleich zu kommen. Der Jugend, ihren Freunden und Lehrern,
nicht minder den Erwachsenen, wird dadurch ein Schatz von Kenntnissen, Erfahrungen, Beobach
tungen, von Ansichten der Welt, die das Men schenleben in allen seinen Verhältnissen berühren, in die Hände
gegeben
werden,
der bis jetzt in
Deutschland und in keinem der übrigen
Länder.
Europas vorhanden ist. Und um das Werk unter allen Umständen
und zu allen Zwecken brauchbar zu machen, wird
dasselbe mit einem vollständigen Register versehn
werden. Berlin, den 24. Aug. 1315*
I. D. F. Rumpf.
Inhalt
Beschreibung merkwürdiger Nationen, Thiere,
Pflanzen und Mineralien.
Der £5tve — Tieger — Panther — Leopard Das Zebra Der Strauß
-
$ x ,
« x /
Seite i , 8 , 10 , li 12 x 13 x 15 x 16 x 21 x 25
fff
x < — Kasuar x x — Walisisch x x Ein Kaffer , , Die Giraffe x s — Affen f f i r6 Der Urang-Utang / - 27 — Geyerkönig f x 30 — Kolibri , x 31 — weißfadige Kolibri - 32 — gehaupre Flicgenvogel• 32 — Juwelen - Kolibri - 33 — fliegende Sechahn t 33 — gestreifte Stachclbauch 34 — Elephant x f 35 Eia Gona^a/Hottentott 46 Dus Äameel 5 57 — Trampelthier t x 53 Der Dromedar x x 59 Die Karneelziege $ , 61 Die Angorische Ziege x 62 Das Schafkameel - 62 Ein Türke $ x - 62 Das Nashorn , s 74 Ein Hindostaner / , 76 Das Zuckerrohr x x 89 Die Lheestaude x x 93 Der Kaffeebaum x- - 95
Seite 98 Der Papaqey — kleine rothe Ara - 99 x 100 — Kakadu / X x 100 Die Schildkröte X , 105 X Der Biber x X 108 X — Armadill X 1OQ Das Stachelschwein X 111 Der Kapernstrauch X 112 X — Oeldaum x Die Pfcffcrstaude X X 113 — Kanadische Fischotter 114 X Das Hermtzlrn X 115 X 116 X Der Dachs $ x 118 X — Vielfraß / 119 X — Fuchs x X lSil X Das Faulchier Der Nukrokodill X X 123 X 125 — Kolibrjfreffer X x 126 X Der Scorpion X x 127 Die SOBcfpe, x x i$8 X — Sinamücke / 129 — Klapperschlange x 130 Der Muskakenbaum — Gewürn^ikenbaum X 131 — Zimmetbaum X X 133 — Ser enwurm X ' 135 X Die Bi n^n x X - 39 Das Schaf x # ' 145 > - ,46 Conchilten x X Die Hyäne x > 152 X Ein Sinefer x ' 153 : 167 X Das Zrbeuhrer X 169 X Der Luchs -
VI
Sette 170 Die Gemse / f *7* — Meerkatze / Der Taback x / ♦ 172 — Mandelbaum x 1 *74 — Auronenbaum / t *74 ,______ / 176 — Pomeranzenbaum Die Ananas , > x 177 Der Hay oder^ Menschenfreffer t X 178 — Krampfstsch X 180 f *— Steinbutt l 181 t Zitteraal x x X 182 Goldkarpfen x - gering j. X 184 X 185 x — Schwarzflosser X *9* Die Baumwollenstaude X 102 Der Korkbaum x X *94 — Brvdbaum x _ ' *95 Kampf eines Fttrnmärkers * mit einem Bären x 205 Der Grönländer < x Log — Seehund x x 213 X Das Rennthier X x 215 Der Lappländer x 217 X Das Flusspferd / 217 X x 219 Der Adler x X — Uhu x X 221 X — Falke x X 222 X x 224 — Fasan x X — Mormon x X x 225 X 220 gemeine Asse f — Weinstock X # 229 X Die Flortdaner X 231 Das Murmelthter X X 236 Die Polen x X - 237 X 244 X — Neger x X 250 Der Muskusochs X Die Belladonna X 251 X r Der Kellerhals ' 253 Das Bilsenkraut X / 254 X Der Schierling X 255 — Stechapfel 1 256 X Don den Insekten X t 258
7
Die Scblupfwespe Seite 264 265 Der Todtengraber x — Ameisenlöwe X 266 X 268 Die Polypen x X — Blutkoralle X 272 X X 274 — Perlenmutter X X X 275 — Metalle x Das Gold x X 277 X — Silber x .. X X 280 Die Platina del Pinto X 2ß l Das Kupfer x x x Lgl — Eisen x x v X Lg2 Der Stahl, das Zinn, Blei $84 Das Quecksilber x 285 Wißmuth, Spießglas, Ko bold rc. Lg6 u. 287 Der Mensch nach seiner thierischen Natur x 287 — — dessen körperliche Verx schiedenheit $ ♦ 294 ---------nach seiner getstix gen Natur x x 350 Naturlehre x , x 307 Don der Astronomie - 316 Chronologische Merkwürdigkeilen 350 Bruchstücke aus der Gex schichte. Ursprung des Adels x 360 — des Bürgerfiandes , 370 — der Bauern $ x 37 l Entdeckung Amerikas x 37» Die vornehmsten Götter der "Fabel x x X 375 Die Baukunst x X 400 — Bildhauerkunst 414 — Mahlerkunst x $ 421 Der sittlich große Mensch 432 Zur Charakteristik des Men schen, nebst Belegen aus der wirklichen Welt 446 Die wichtigsten Grundsätze der Gesuudheitölehre 455
Ein-
Einleitung
*Dlr wollen, meine Lieben, uns von Gegenständen der Natur unterhalten, was ist daher natürlicher als die Frage: was ist Natur, waS find Gegenstände der Na tter? — Wenn wir den Begriff Natur genauer bestim men wollen, wird dies wohl am besten geschehen, wenn wir juvörderst aufsuchen, wie man das nennt, Wenns nicht Natur ist, und was man darunter versteht. — Nun sagt ihr z. B- die Statue PeterS des Großen in Peters burg ist nicht Natur, sie ist Kunst: also wird der Natur die Kunst, den Gegenständen der Natur werben die Gegenstände der Kunst entgegengesetzt. Was versteht man nun unter Kunst? Alles das, was vom Menschen ;u einem bestimmten Zweck hervorgebracht worden ist. Seht, so ist z. B- ein Haus ein Werk der Kunst, weil es von Menschen hervorgebracht ist j« dem Zweck, darin zu wohnen; eine Uhr ist ein Werk der Kunst, weil sie von Menschen bervorgebracht ist, um die Zeit daran zu bemer ken. — Natur wird also alles das fein, was nicht Kunst ist, d. h. was nicht vom Menschen zu einem be stimmten Zweck hervorgebracht ist. — Daß diese Erklä rung ihre Richtigkeit habe, will ich euch an einem Bei spiele zeigen. Ihr findet eine runde Säule; man fragt euch, ob fie ein Produkt der Natur oder der Kunst fef, und ihr seid in Verlegenheit: ihr antwortet, fie scheint ein Produkt der Kunst zu sein, d. h. sie sieht so aus, als wäre fie von Menschen nach einem Zwecke hervorgebracht; hört ihr aber, daß sie in der Baumannshöle durch das Heruntrrtröpfeln von Tropfstein entstanden ist: so nehmt
VIII
ihr ohne Bedenken euer Urtheil zurück und erklärt sie kür rin Produkt der Natur. — Wenn die Menschen Produkte der Kunst hervorbringen wollen: so müssen sie sich den Zweck denken, den sie dadurch erreichen wollen, und auch die Mittel aufsuchen, wie sie ihn erreichen können; wenn jemand ein Haus bauen will, muss er sich zuvörderst den ken, wozu er das Haus bauen will, ob es ein Pallast, oder ein Gartenhäuschen, oder ein Wirthschastsgebäudeu.s.w. fein soll; denn anders wird er einen Pallast, andersein Gartenhäuschrn, anders ein Wirthichastsgebäube einzu richten haben; und wenn er nun diesen Zweck bestimmt gedacht bat, dann wird er erst auf Mittel denken müssen, diesen Zweck zu erreichen, er wird Holz und Steine kau fen, Mauer und Zimmerleute annehmen u. f. w. — Ihr seht, daß also zu dem Denken eines Zwecks und zur Hervorbringung eines Werks zu einem solchen Zweck, oder mit andern Worten, baß zur Hervorbringung eines Produkts der Kunst Verstand erfordert wird. Nu» wissen wir aber nur von dem Menschen, daß er Verstand hat, und daher letten wir auch alle Werke der Kunst von Menschen her. Es giebt freilich Werke der Thiere, die so aussehen, als' wären sie zu einem Zwecke hervorgebracht; die Zellen der Bienen, der Bau der Biber, das Gewebe der Spinne; daher sagt man auch, diese Thiere haben einen Kunsttrieb, allein wenn man bedenkt, daß dm Thieren die Eigenschaft angeboren ist, solche Werke zu machen; daß eine junge Spinne, die noch nie ein Netz gesehen hat, es eben so gut webt, wie ihre Mutter; daß also diesen Thieren kein Verstand beigelegt werden kann: so rechnen wir diese Werke mit Recht zu den Produkten der Natur. Bei dieser Gelegenheit will ich euch doch auf den Unterschied einiger Wörter aufmerksam ma chen, die man im gemeinen Leben oft mit einander ver wechselt; diese sind die Wörter: Urheber und Ur fach, und Werk und Wirkung. Das Wort Urheber kann man nur von einer vernünftigen Ursache brauchen; man muss sagen: der Blitz ist die Ursache (nicht der Urhe ber) des Donners; von Faiconet, der die Statue Peters des Großen goß, ist Urheber derselben. Ein Produkt der Kunst heißt ein Werk; «in Produkt der Natur eine
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Wirkung; der Donner ist eine Wirkung des Witzes, die Statue Peters des Großen ein Werk von Falconet.
Die Kenntniß der natürlichen Körper überhaupt kann man mit dem Namen der Naturkunde belegen. Beschreibt man die natürlichen Körper, wie sie find: so hat man Naturbeschreibung; erzählt man die Verän derungen derselben an verschiedenen Zeilen und Orten: Naturgeschichte; und legt man endlich die Gründe der Veränderungen (Erscheinungen) in der Natur dar: so hat man Naturlehre oder Naturwissen schaft. Ich will euch meine Lieben, dies durch ein Bei spiel deutlicher zu machen suchen. Wenn mir jemand darstellt, wie es bei einem Erdbeben zugebt, daß die Luft vorher sich verdickt; daß die Thiere, Hunde, Pferde, Kühe, Katzen u. s w. durch klägliches Geschrei ihre Angst an den Tag legen; daß die Ratzen und Mäuse aus ihren Löchern hervorlaufen; daß Kronleuchter und andere auf gehangene Sachen hin und her wanken; baß darauf die Erde selbst erschüttert werde, zuweilen ein schreckliches Krachen, mit Donner und Blitz begleitet, sich hören lasse; daß die Erde sich öffne und wieder zusammenfchlage, Feuerflammen aus den Schlünden der berstenden Erde empor lodern; daß das Meer gewaltig brause, bald blitz schnell seine Ufer weit überströme, bald eben so schnell von seinen Ufern zurückweiche, u. s. w.: so hat er eine Naturbeschreibung d»s Erdbebens gegeben. Er zählt er mir aber, wann und wo die Erdbeben sich zugetragen und was bet jedem besonders gewesen: so giebt er die Naturgeschichte der Erdbeben; und legt er mir endlich die Ursachen des Erdbebens dar, giebt die Gründe an, woraus die Erscheinungen bei dieser Naturbegeben heit sich erklären lassen: so gehört dies zur Natur lehre. Ihr könnt nun schon wohl einsehen, wie äußerst wichtig das Studium dieser Wissenschaft ist. Wer von euch wünscht wohl nicht, die Dinge kennen zu lernen, die ihn überall umgeben, von denen er selbst täglich eine Menge braucht? Du trinkst Zucker zu deinem Kaffee oder zu deinem Thee; sollte es dir nicht angenehm sein, zu
erfahren, aus welchem Lande die Produkte kommen, wie sie wachsen und wie sie zubereitet werden? Du hörst vom Elephanten, Löwen, Tiger, vom Strauße, Kolibri, vom Walisisch und Schwertfisch: bist du nicht begierig, sie näher kennen zu lernen? Wie viele andere Dinge reizen durch ihre Größe deine Neugierde! — Wer von euch erstaunt nicht, wenn er den schlängelnden, feurigen Blitz sieht, das Krachen des Donners hört und die Wirkun gen des Blitzes erfährt, und wünscht die Ursachen die ser majestätischen Erscheinung zu wissen? Ihr seht, die Sonne verfiostert sich am Mittage, fragt ihr nicht, wo her diese Verfinsterung komme?
Dies alles, und noch weit mehr, wird die Natur kunde lehren. Sie wird dich vor Aberglauben bewah ren, indem sie dir richtige Begriffe von Kometen, Irrlich tern, Nordlichtern giebt, dir deine falsche Vorstellungen vom Einhorn, Drachen und Kraken nehmen. —
Jetzt wollen wir einmal das, was in der Naturbe schreibung von den Körpern gelehrt wird, in verschiedene Gebiete absondern, damit wir das Ganze durch diese Theile besser übersehen können. Alle natürlichen Körper zerfallen in zwei große Haupiklassen, einige werben von andern ihres gleichen hervorgebracht, sie nehmen fremde Körper als Nahrungsmittel zu sich, die sie zu Bestand theilen ihres Körpers verardetkrn und so von innen wach sen; andere hingegen werden nicht von ihres gleichen erzeugt, und wachsen auch nicht von innen, durch zu sich genommene Nahrungsmittel. Die erste Art Körper nen net man organisirte, die letzteren unorganisirte oder Mineralien. Die Eiche ist ein organtstrter Körper, sie entsteht von der Frucht eines ihr gleichen Körpers (der Eichel), sie saugt durch Wurzel und Blätter Nahrung jein und wächst so von innen. Der Hund ist ein organiflrter Körper, er hat Vater und Mutter, er nimmt Nahrungs mittel zu sich und wächst gleichfalls von innen. Ganz anders ist es mit einem Kieselstein beschaffen. Dieser wird nicht durch einen andern Kiesel erzeugt, auch nimmt er nickt Nahrungsmittel zu sich, u n dadurch von innen zu wachsen, sondern er wächst von außen, indem gieicharti-
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S« Theile an ihn anbrkngen und sich fest mit ihm verbin den; er gehört also zu den unorganisirten Körpern. Die organlstrten müssen zu ihrer Ernährung und Fort pflanzung besondere Einrichtungen und We'kzeuge ha ben, woher auch ihr Name rührt. Ihr werdet, meine lieben jungen Leser, durch die gegeben Beispiele wohl einsehen, baL es zweierlei Arten von organtfirten Körpern giebt, Pflanzen und Thiere: wodurch unterscheiden sich beide von einander? Die Pflanzen ha'-en keine wtllkührliche Bewegung, die den Thieren zukrmwt. Behaupten wollen, daß dle Pflan zen gar keine Bewegung hatten, wäre ein Irrthum, die Sonnenblume rombet sich nach der Sonne; die Wasser linse sinkt mit Dnaherung des Winters zu Boden und kommt mit dem Frühlinge wieder in die Höbe; die Blät ter der Sinnpfanze (mimofa sensitiva) ziehen sich bei der geringsten Jewegung zusammen u. s. w. Allein alle diese Beweauaxn beruhen zwar auf der Reizbarkeit der Körper, werde» aber durch äußere Ursachen so hrrvorgebracht, daß nchts von Wiükühr bet der Bewegung sich entdecken lässt.
Daher theilt man die natürlichen Körper in drei Reiche: in d»s Mineralreich, in das Pflanzen reich, und in das Tbierreich. Das Mineralreich zerfällt in fügende 4 Klassen: in Erden und Steine, in Salze, inEvharze, und in Metalle und Halbmetalle; wo zu Man noH die Versteinerungen htnzufüge» kann.
I. Erden und Steine. Dle Zteine werden deßhalb bei den Erben mitgenom men, weil sie aus einerlei Stoff bestehen, und sich von den letzter» bloß durch den größern Zusammenhang unterschei den. Die Erden lassen sich weder wke die Salze in Wasser, noch nie die Erdharze in Oel auflösen, auch nicht wie die Metale hämmern und breit schlagen. Sie zerfallen in drei Geschlechter: Kalkarten, Thonarten und Kieselarten. -) Die Kalksteine werden im Feuer noch mürber, brau sen auf, wenn man Säuren auf sie gießt, sind weich, sa
XII
daß h^tt weder kn Glas mtt ihnen schneiden, noch Feuer geben fcnn, wenn man mit Stahl an sie schlagt. Merk würdig vo^ihnen sind: der gemeine Kalkstein, der Marmor, ter Lasirrste!,, den man nur in kleinen Stücken und selten findet, und ainn man die Zweige eines Baums in die Erde gräbt, so daß die Wurzel außerhalb der Erde kömmt: so wer« den die Wurzeln Zweige, und die Zweige Wurzeln. — Die Fortpflanzung der Pflanzen geschieht auf mandxtW Art, durchs Absenken, indem Zweige in die Erde gesetzt werden; durch Augen, d. h. durch die kleine« Knöspchen, die sich im Herbste an den Bäumen, wo dir Blattstiele anfetzen, zeigen; durch Zwiebeln; durch Sa» men. Man hat auch bei den Pflanzen verschiedene Ge schlechter entdeckt, die zur Fortpflanzung durch den Sa men gehören; allein größkentheils sind die Pflanzen männlichen und weiblichen Geschlechts zugleich. Die Gefchiechtsrheile finden sich in den Blüthen. Hierauf grün det sich die Linn esche Eintheilung der Pflanzen, die wir aber der Weitläustigkelt wegen übergehen. Die Thiere zerfallen in folgende 6 Klassen:
i) Säugethiere. Sie haben rothes warmes Blut, bringen lebendige Jungen jur Welt und säugen sie an ihren Brüsten. а) Vögel. Sie haben Federn, ebenfalls rothes war mes Blut, legen Cter und säugen ihre Jungen nicht. 3) Amphibien, haben rothes kaltes Blut und holen durch Lungen Athem. 4) Fische, haben rothes kaltes Blut und holen durch Kiefern Arhem.
5) Infekten, haben kaltes weißes Blut und Fühl hörner am Kopfe.
б) Würmer, haben kaltes weißes Blut und keine Fühlhörner, sondern größtentheilS Fühlfäben.
Beschrei-
Ta£ 1.
Beschreibung merkwürdiger
Nationen, Thiere, Pflanzen und Mineralien. Taf. I. Fig. i.
Der Löwe.
Lat. Leo.
Fr. le Lion.
Löwe, dieser König der vierfüßigen Tßiere, fi« det sich nur in der alten Welt, unb.jmar vorzüglichin den Sandwüsten de- innern Afrika, und tn den heißen Gegenden von Asten. Er ist etwas fiter 4 gug hoch und 8 bls 9 Fuß lang; bat einen großen Kopf ein vterecklges Gesicht, schr-ckllch rollende, unb im, Dunkeln iunkelnde Augen, eine breite, «nenfeste Brust; biete, lange Mähne an Hals und Brust, unb einen 5 bis 4 Ellen langen Schwanz, er am Ende mit ei, nein Haarbüschel versehen ist. Die Farbe feiner Haare D. G. i. Bd. A
s ist schmutzig braungelb.
Seine Stelln"», sein Blick,
fein Gang ist erust, stolz und voll Würde. Nichts ist
schrecklicher als sein Grimm im Kampfe; er zieht fei ne Auzenbraunra au^und nieder, rollt et; fürchterliches
Auge, schüttelt und sträubt seine Mähne , schlägt mit seinem Schwänze wild um sich herum, richtet fich auch
wohl auf die Hinterfüße und eriällt die Luft mit einem
donneräbnlichen
Gebrülle.
Alle sonst
heulende und
schreiende Ediere zittern und schweigen vot seinem nächt
lichen grässlichen Brüllen, das er mit niederhängendem Kopfe ausstößt, und das eben deswegen wett umher schallt, ohne daß man eigentlich vernehmen kann, von
welcher Gegend es herkommt.
Kein Thier kann 'hm
widerstehen; selbst der Elephant wagt mit hm »cht gern einen Kampf. — Nur der Tiger, daS Rhinoceros und Wallroß find ihm gleich !m Errett, ja oft wohl
gar überlegen. — Seine Nahrung besteht im Fleisch« großer Thiere, welche er theils mit Gewalt, theils mit
Lift überwältigt.
Menschen fällt er nur im heftigsten
Hunger, oder wenn er gereizt wird, an; hat er aber einmal Menschenfleisch gefressen, so schont er ste weni ger. Er legt fich ins Gebüsch auf die Lauer, knecht auf
dem Bauche fort, bis er seine Beute erreichen kann,
welche er dann mlt einer Tatze auf einen Schlag zu Boden schlägt, und fortträgt. Sein Auge ist schwach,
darum geht er des Nachts, oder vielmehr in der Däm
merung, auf seinen
Raub aus, in derer so gut wie
die Katzen sehen kann. Del dem Anblick des Bären ent setzt er fich; vor Schlangen und Feuer flieht er.
Daß
er aber furchtsam vor dem Krähen eines Hahns und vor den WetbSleuten fliehe, ist eine eben so fabelhafte
5 Erzählung, als baß man mit seinen Knochen, wenn sie einige Zeit gelegen haben, Feuer schlagen könne. Die alten Löwen werden theils geschossen, theils in Fallgruben gefangen. Wenn der Löwe die Jäger von ferne sieht, so bedient er sich aller seiner Kräfte, um ihnen zu entrinnen; trifft stchs aber, daß man ihn in der Nähe entdeckt, so eilt er zwar davon, aber ohne zu laufen, gleich als ob er dem Verdacht der Furchtsam keit entgehen wollte. Wird er nahe verfolgt, so setzt er sich zur Wehre. Um ihn zu fangen, bedeckt man eine Grube mit Schilf oder Holz, thut ein Lamm hinein, oder bindet es oben drauf. Da kommt denn der Löwe, will sich die Deut« Hole», und stürzt in die Grube. Er schämt sich über feine Unbesonnenheit, ist ganz muthlss, und lässt sich gelassen eine» Maulkorb anlegen und fortfähren. Jung« Löwe» hole» die Jäger heimlich auS ihrer Höle, «en» die Löwinn auf Nahrung ausgegangen ist. Findet ste ihre Jungen bei der Zuräckkunft nicht, so setzt fie de» Räubern wüthend nach. So bald diese aber die Löwin« kommen sehen, so werfen ste eins von den Jungen weg, welches die ängstliche Mutter auf rafft und in ihre Höle trägt, unterdeß die Jäger Zett gewinnen, mit den übrigen davon zu laufen.
Sein Fleisch wird in der Barbarei und auf -em Kay gegessen. Die Neger machen fich aus seinem Felle Mäntel und Bettdecken, aber fein Fleisch essen fie nicht, aus Furcht vor der Rache der übrigen Löwen, welche, »ach ihrem Glauben, dieß wittern würden. In Europa macht man Pferdezrug uud Kutschenbeschläge von der A a
4 Haut. Daß In dem Zimmer, wo diese fich befindet, feine Ratten und Mause bleiben, ist eine Mahre. Die Löwen können bis zum Erstaunen zahm ge macht werden, so zahm, daß ihnen ihre Wörter den Kopf in den Rachen stecken können. Nur muss man fich die Haut nicht lecken lassen. Der Löwe hat näm lich eine so rauhe stachelichte Zunge, daß er leicht bis aufs Blut leckt. Und fühlt er erst Blut auf seiner Zunge, dann erwacht bei dem zahmsten Löwen die ganze Mordbegier wieder, und er zerreißt selbst den, den er vorher ltebkosete. So ging es einst einem Be dienten, der unbesonnen genug war, diese Warnung Vicht zu achten, bis er durch böufiges Lecken blutig wurde, dadurch die Wuth dieses Thiers reizte, und von ihm zerfleischt wurde. Ein zahmer Löwe muss wenigstens 12 Pfund Fleisch des Tages haben, sonst ist er unzufrieden. Der Löwe erreicht ein Alter von 50 Jahren. Die Löwinn ist um den vierten Theil kleiner minder stark und schön als der Löwe. Sie hat keine Mahne, und ist nur unten am Halse etwas zottig. Sie wirst des Jahrs einmal 3 bis 5 Junge, und ist am grimmigsten, wenn sie solche vertheidiget. Folgendes Beispiel beweist die Großmuth des Lö wen. Zu Florenz brach einst ein Löwe aus dem Thier garten. Unter denen, welche vor Schrecken die Flucht ergriffen, befand fich auch eine Frau mit einem Kin de. Das arme Kind fiel, und der Löwe war schon ganz nahe hinter ihm. Die Zärtlichkeit der Mutter siegte über alle Furcht des Todes. Sie wandte sich um, und ging weinend und zitternd den» Löwen entge-
5 gen, um ihr Kind seinen Klauen zu entreiße».
Der
Löwe stand stille, sahe der Frau scharf ins Gesicht und ließ sie mit ihrem Kinde davon eilen.
Auch gegen die Beleidigungen kleiner Thiere zeigt der Löwe großmüthige Schonung. Ja der berühmte»
Festung zn London, die der Tower (Tauer) heißt, sind große Behältnisse, worin allerhand wilde Thiere
aufbewahret werden. Eine Dame verweilte sich bei dem Behältnisse eines Löwen, und ließ aus Unvorsichtigkeit ihr kleines Schovßhündchen über das Geländer hinunterfallen. Nero, so hieß der Löwe, fährt blitzschnell auf
den kleinen unglücklichen Liebling zu; dieser legt sich auf den Rücken, und reckt dem herannahenden Feinde unter flehentlichem Gewimmer seine Pfoten entgegen. Nero, von Mttletden über dieses kleine jammernde Geschöpf
gerührt, beriecht es, legt es von einer Seite zur andern,
und kehrt langsam zurück.
Muthvoll erhebt sich nun
das Thterchea, kriecht leise aus seinem Winkel hervor,
und da es der Löwe wieder besuchte, so ward es so dreist, daß es ihm in die Nase fuhr, in die Beine biß,
und ihn dlesscnd verfolgte. Nero gefällt diese Keckheit;
mit gelassener Verwunderung lasst er alles mit sich Ma chen, was dem muntern Hündchen einfällt.
Es zerrt
ihn am Schwänze, verkriecht sich in seinen Mahnen, und wird endlich so unhöflich, daß es seinem großmüthige»
Wirth ins Maul beißt, wenn er es nicht zuerst fressen lassen w ll.
So verstrichen einige Monate, da ward
das Hündchen krank und starb. Als Nero seinen kleine» Spielkameraden todt da liegen sahe, so fing er fürchter
lich an zu brüllen, und grämte sich so sehr, da^ er nach einten Tagen verschied.
6 Am bewundernswürdigsten ist es, daß der Löwe so# -ar ein Gefühl von Erkenntlichkeit und Dankbarkeit zu haben scheint. Dreß zeigt das bekannte Beispiel von dem Löwen des römischen Sklaven Arrdroklus- — Dieses Ge fühl der Dankbarkeit und Anhänglichkeit der Löwen an ihre Wohlthäter rettet manchem unglücklichen Juden in Marokko das Leben, den der barbarische König in eine Löwengrube werfen lässt, der er sonst als Wärter Vor stand. Seine Brüder zahlen alsdann dem König eine gefvtsse Summe Geldes — und der Unglückliche ist frei. Don der Feigheit, des Löwen erzählt man unter an dern folgendes Beispiel. Im Ludwigsfort hatte man fett vier Jahren «inen Löwen, welcher immer wohl gefüt tert wurde. Als einst eine Heerde Ziegen dahin gebracht wurde, ließ man den Löwen gegen diese Heerde los. So gleich flohen die erschrockene» Ziegen bestürzt davon; ein einziger Bock blieb stehen, und rannte so plötzlich zu wi derholten Malen mit seinen Hörnern auf den Löwen los, baß dieser ganz verwirrt sich zurückzoq, und wie ei« Hund seinem Herrn zwischen die Füße kroch. —- Zu die ser allzugroßen Feigheit hat wahrscheinlich die Zahmheit dieses Löwen, die Gewohnheit Niemanden zu verletzen, der Mangel an Hunger oder irgend ein anderer Um stand viel beigetragen. — Ein Beispiel von der Dankbarkeit einer Löwin«. Die se war lebendig gefangen, gefesselt und im Ludwigsfort aufbewahrt worden, um fle nach Frankreich zu schicken. Eie bekam eine Krankheit an de« Kinnbacken, die man bei den Löwen für tödtllch hält. Sie konnte wirklich midf nicht mehr fressen und warb so abgemattet, daß, man ihr die Kette abnahm, und fie für tobt vor das Fort hinaus-
7 schleppte. I« diesem Zustande fand ste Compagnon,
der Relsebeschreiber von Bambuk, als er von der Jagd jurückkehrre.
Die Augen waren geschloffen, und der
offene Rachen wimmelte von Amelsen.
Compagnon
fand aber noch Leben in ihr, und erbarmte sich der kran ken Löwinn; er wusch ihr den Rachen mit Wasser aus,
und goss ihr warme Milch ein; dadurch kam sie zu fräs ten, man brachte sie wieder ins Fprt, und verpflegte ste
aufs beste.
Sie erholte sich, und aus Erkenntlichkeit
wollte ste jetzt nur aus ihres Retters Hand fressen; auch lief ste ihm wie ein Hund nach, und lleß sich von ihm an
einem Stricke herum führen. — Je heißer das Klima und je glühender die Sandwusten find, welche die Löwen bewohnen, desto wilder und
grausamer find diese. Der Löwe unter der brennenden
Sonne in Afrika und Ostindien erjeugt, ist der stärkste,
verwegenste und schrecklichste unter allen. Hingegen find die auf den mit Eis und Schnee bedeckten Atlasgebir
gen bei weitem nicht so kühn und grimmig. Auch ist
da das Naturell der Löwen minder grausam, wo ste in der Nähe von Menschen leben. In Indien und lit dec
Barbarei lassen fie fich von Weibern und Kindern ver folgen, und ihren Raub mit Etockschlägen abjagen.
Obgleich dieses Thier nur selten andern jum Raub« wirb, so giebt eS jetzt doch lange nicht mehr so viele Lö wen, als in den vorigen Zeiten. Die Römer erhielten zu ihren Schauspielen aus kybien Zomal mehr Löwen, als
man heutiges Tage- daselbst würde finden können. Auch in der Tä kei, in Persien und Indien find ste seltner al-
ehemals. Dre Abnahme dieser Thierart ist der vermehr ten Anzahl der Menschen, ihrer verfeinerten Klugheit
—
8
und ihrer Geschicklichkeit im
Gebrauche mancherlei
Waffen zuzuschretben.
Fig- 2.
Der Tiger. Lat. Tigris. Fr. le Tigre. J^)fefe8 prächtige, überaus regelmäßig schön gestreifte
2: ier ist in Asten, sonderlich in Bengalen, Persien und China einheimisch; man findet es aber auch häufig
in Afrika. Seine Farbe ist iichtbraun mit schwarzen Q "rstrkmen, amHalse,andenDartmähnen, Bauchrund Schwänze aber weißlich gefl-ckt. Sein Schwanz ist lang,
feine Zunge blutroth, seine Klauen kann er wie die Katzen zmückziehen. Bosheit und Tücke blickt aus seinem Ge
sichte hervor. Er ist eben so groß und ost noch großer als der Löwe, eben so stark, aber viel geschwinder und
grausam,r. Er würgt alleö, was er findet, und schont im Hunger feinen Gatten und seine Jungen nicht. Er Heuert auf Baume, und holt sich öfters Affen und Vögel
herunter. Eoaar den Löwen füllt er an, und kann einen O i ftn im Maule davon tragen. Er lauert gewöhnlich
im H'nrerhalte auf einen Raub, den er mit unglaublich schnellen und weiten Sprüngen ergreift; verfehlt er den
selben, io lasst er ihn gehen. Er ist so kühn, daß man ihn hat Menschen ans einem Nachen mitten im Flusse rauben
seren. Vor dem E^phanten muss er oft erliegen. Wenn er ihm den Rüssel abgerissen hat, und ihm dann anf den Rücken springt, um ihn zu zerfleischen, so wirst sich der
9 Elephant rücklings nieder, und erdrückt so seinen grau samen Feind. Da er aber ohne Rüffel nicht leben kann,
so muff er auch bald sterben.
Den Tiger, der gewohnt ist, immer zu siegen, macht
ei« ungewöhnlicher Widerstand glelchlam betäubt und feig. Man stellte einst ein Gefecht zwischen drei Elephan ten und einem Tiger an, und umsteckte dazu einen gro
ßen Play mit hohen starken Pfahlen.
Den Tiger diel
ten einige Männer an Stricken fest, daß er keine»
Sprung auf die Elephanten thun, und keinem seinen Rüssel abreißen konnte.
Der Tiger stürzte unter den
Stößen von einem der Elephanten jur Erde, hub ein
fürchterliche« Brüllen an, und wurde endlich von ihm in die Luft geschleudert.
Da lag nun der wilde- grausame
Tiger überwunden auf dem Schlachtselde, begann kei nen Kampf weiter, stellte sich wie todt, und rettete sich
plötzlich mit der Flucht. In China und der Barbarei werden sie mit Pfeil
und Bogen gejagt. Krcis um >hn.
Eine Menge Jäger .schließen einen:
So bald er merkt, daß er eingefchlossrr
ist, letzt er sich, und lasst alle Pfeile ruhig auf sich ab
drücken, dann aber springt er wüthend auf einen von den Jägern los. Ehe es ihm aber gelingt durchzubrechen, eilen allen ander herbei, und erlegen ihn mit ihren
vergifteten Pfeilen. — Die Indianer in Chlii, welches Leute von großer Leidesgestalk und Stärke sind, fechten mit eben so viel Unerschrockenheit als Gefch-cklickieit
gegen den Tiger.
Der Indianer hat in der linken Hand
einen neun Zoll langen Stock, mit einem Skichbiatte
von Weidengerien, in der rechten einen kurzen Säbel. M.i diesen Waffen geht er dem Tiger entgegen, wirft
—-
— • 10t-
ihm btn Stock In txn Rachen, und stößt ihm zugleich dm kurzen Säbel in den Bauch.
Geschieht dieses nicht ht
einem Augenblick, und verfehlt der Indianer nur das
-rrtnaste bei diesem raschen Angriff, so ist er verloren. Wenn er jung einaefangen wird, so lässt er fich, zwar nicht ohne große Mühe, zähmen. Man darf ih«
aber nie recht trauen, denn er behält immer noch etwapo'» seiner Wildheit bei.
Vor einigen Jahren sah man
in Deutschland einen jungen Bengalischen und so sehr
gezähmten Tiger, daß er feinen Wärter auf sich reiten, sich von ihm die Hand in den weiten Rachen stecken, und
seine dlurrothe Zunge heraus ziehen ließ.
Er wirft alle Jahre drei btS vier Junge, wie der
Löwe, und wird auch eben so alt. Die Indianer essen sein Fleisch, und gebrauchen sein überaus schönes Fell
zu allerlei Dingen.
ES wird bet unS zu Pferdedecken
alS ein Schmuck gebraucht. DieOssicier« von dem Leibs Husaren - Regiment in Berlin, trugen, in der Revue
vor dem König, Tigerfelle.
Fig. Z.
Der Panther, oder Parder. Lat. Pardus. Fr. la Panthere. wohnt in Afrika und Asten, ist 5 bis 6 Fuß lang,
und schöner von Fell als der Tiger.
Seine Grundfarbe
ist braungelb, Kehle, Bauch und Beine weiß, und ist
nicht wie der Tiger gestreift, sondern hat große schwarze
11
unregelmäßige Ringe, die inwendig fast orangenfarbig find, und in der Mitte einen schwarzen Punkt baden. Kopf, Hals uno Beine haben bloß einfache schwarze Fle
cken. Der Kopf ist mehr dem Katzenkopf ähnlich als dem
des Tigers; fönst gleicht er dem Tiger an Gestalt und Lebensart- ist aber doch minder grausam.
In der Ge
schwindigkeit und Gewandtheit übertrifft er alle andern vierfüßigen Thiere; er springt sehr behende über hohe Gesträuche nnd breite Gräben, und klettert sehr fertig auf die Bäume.
Seine Klauen find lang und scharf.
Sein Blick verräth Grausamkeit und Blutdurst, und fei«
Auge funkelt vor Wuth. Den Tag über jagt er Mäuse,
Ratten, Wiesel und Affen, auch greift er Rinder an, und schleppt fie fort; deS Nachts aber schleicht er sich tn die Häuser und fängt Katzen.
Der Leopard, lat. Leopardus, fr. le Leopard, ist
auch eins von den fürchterlichen reißenden Thieren,
wohnt auch in Afrika, sonderlich tn Senegal, und auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung.
Sein Fell
ist über alle Beschreibung schön, und unterscheidet sich darin von dem des Panthers, daß feine Grundfarbe ein schöneres Goldgelb ist, und seine Flecken auf dem
Rücken und an den Seiten nicht aus runden geschlos senen Ringen, wie bei dem Panther, sdndern aus meh
rer», einzeln zufammenstehenden kleinen schwarzen Fle cken^ die einen dunkelgelben Fleck einschlteßen, bestehen.
Der Leopard ist nicht so groß, aber weit schöner als der Tiger, giebt ihm' an Stärke und Raubbegterde
wenig nach, greift aber nicht so leicht Menschen an, und ist bezähmbarer, als der Tiger. Dom warmen Blut
ist er ein großer Liebhaber, und wüthet daher oft fürch-
ia terlich unter den Viehheerden. Haben die Neger einen
Leopard gefangen, so machen sie ihrem Fürsten mit dem Fell und den Zähnen ein Präsent. Dieser verkauft die
Haut, und schenkt die Zähne seinen Weihern zum Hals
schmuck.
Das Fleisch theilen die Neger unter sich, und
essen es als die größte Delikatesse.
Taf. II. Fig. 4. Das Zebra, oder der Afrikanische Esel.
Lat. Zebra. Fr; le Zebre.
ist im südlichen Afrika zu Hause, ähnelt an Wuchs und Größe einem Maulesel, ist einhufig, und ist wegen
der überaus schönen und regelmäßigen Streifen seineFells eins der schönsten Säugthtere.
Der Hengst ist
größer und schöner gezeichnet als die Stute, obgleich
diese mehr Farben als jener hat.
Die Grundfarbe deS
erstem ist weiß, die der andern aber ist auf dem Rücken
hellbraun; beide haben an der Stirn bis über den Schweif lauter Streifen, die alle von gleicher Breite sind, in glei
chen Zwischenräumen liegen, und die beim Hengst kasta nienbraun, bet der Stute schwarz sind.
Es lebt heer-
denweise, frisst Gras, wiehert wie ein Pferd, ist sehr scheu, und ungemein schnell und unbändig, und daher nur selten und mit großer Mühe zum Zuge ober zum Rei ten abzurichten.
Man schießt es wie Wild, isst sein
Fleisch, und braucht das schöne Fell zu Pferdedecken.
15
Fig. 5-
Der Strauß oder Kameelstrauß. Lat. Struthio Camelus. Fr. l’Autruche. ^Jfefer Riefe unter den Vögeln, der eine Höhe von acht bis zehn Fuß erreicht, ist in den Wüsteneien von
Afrika, auch in Syrien, Arabien, und in Amerika, vor
züglich in Peru, zu Hause.
Er hat in seiner Bildung,
besonders im breiten flachen Brustbein, viele Aehnlichkeit
mit dem Kameel. Dieser Bogel wiegt über zwei hun
dert Pfund; wegen seiner Schwere, und weil er nur kleine Flügel hat, kann er nicht fliegen, ob er gleich befiedert
ist.
Aber dieses Unvermögen wird ihm durch die un
glaubliche Schnelligkeit seines Laufs vergäret, worin er fast alle andern laufenden Thiere übertrifft. Wenn man ihn durch langes Jagen ermüdet, so kann man ihn leben
dig fangen, well endlich seine Beine steif werden. Am Körper hat er graubraune und schwarze Federn, im
Schweife und in den Flügeln aber große weiße Federn.
Er hat einen kleinen Kopf und langen KameelhalS.
Seine Stimme ist rauh, widrig und gleicht dem Wiehern
eines Füllen.
Dieser Vogel wird leicht zum Zorne ge
reizt; er verfolgt Menschen, schlägt ste mir seinen Flü
geln, hackt sie mit dem Schnabel, und zerhaut sie mit
den Klauen. Man kann ihn aber sogleich zahm machen, wenn man ihn um den Hals fasst.
Könnte man ihn so
adrtchte« als das Pferd, so könnte er eins der nützlich-
14
ste« Thiere werben, benn er ist so stark, baß er zwei Menschen tragen kann. Weil er aber so schnell läuft, baß ein Reuter kn Gefahr kommt, zu ersticken, so hat man bis jetzt noch keinen ernsthaften Ritt tat Freien, sondern bloß kleine Ritte zum Vergnügen in etngeschlosseneo Plätzen mit ihm machen können. Seine Eier find von der Größe eines Kinderkopss; bas W ibchen legt ihrer gegen fünfzig nach und nach in Sand, — denn die Strauße bauen keine N st-r— und brütet ste mit dem Männchen wechteisw-ift aus. Sie werden also nicht bloß durch die Sonnenhitze aus gebrüht, wie man bisher geglaubt hat. Der Reisebefchretber V a i l l a n t fand ein brütendes Weibchen, und hatte Gelegenheit, folgenden merkwürdigen, von ihm «och nie beobachteten Umstand mehrere Male zu bestätigen, baß nämlich der Strauß, außer den Eiern, die er bebrü tet, jedesmal eine gewisse Anzahl um das Nest brr ein zeln in den Sand legt, die nach der Menge der zu bebrü tenden eingerichtet ist. Diese Eier, die also nicht bebrü tet werden, erhalten sich eine geraume Jett lang frisch, und werden von der vorsichtigen Mutter zur ersten Nah rung der ausgekrochenen Jungen verwandt. Die Eier werden gegessen, und eins giebt einigen Personen Speise. Auf Schiffen nimmt man sie als Mvndvorrakh mit. Die Schale ist so hart, daß man ste zu niedlichen Gefäßen braucht. Auch wird sein Fletsch, z. D. von den Hottentotten, gegessen. Mit der Haut die ses Vogels überziehen die Mohren ihre Harnische. We gen feiner schönen Schwanzfeder« wird er von unser« Damen, dle solche zum Kopfputze tragen, sehr geschätzt. Die kleine» feinen, wolligen Federn aber «erden zu
—
>5
—
Strümpfen, Hüten, und dke gröbern jv Tüdern gebraucht. Die besten Straußfedern kommen aus der Barbarei,
Eryde und Aleppo. Man färbt sie auch. In seinem Va terlande wird er wie ein Hausthier zabm gemache, und nährt sich von der Frucht des Dattelhaums. Gefräßig
ist er sehr, denn er verschlingt Kräuter, Brod, g'btr,
Haare, Steine, und Shaw sahe einen, der noch heiße, frtichgegoffene Bleikugeln verschlang. Er frisst auch sehr gerne den Mist des Hühnervtehs.
Man hat ihrer schon
viele nach Europa gebracht, an dessen Klima sie sich leicht gewöhnen,- selbst in Petersburg kam ein Strauß sehe
gut fort.
Fig. 6.
Der Kasuar. L. Casuarius. F. le Casoar. (^r wird in Afrika und Ostindien gefunden, ist dem Leib« nach so groß als der Strauß, hat aber kürzere Deine.
Kopf und Hals find zur Hälfte nackend, und haben eine theils blaue, theils röthllche, runzliche Haut, am Leibe
aber trägt er schwarze, borstenähnliche Federn, und ist ohne Schwanz. Die kleinen Fittiche find nur z Zoll lang,
und haben 5 nackte, glänzend« Kiele, wie die Stacheln deS
Stachelschweins. Auf dem Kopfe hat er einen gelbe«
hornartigen Kamm.
Er ftlfft Körner und Früchte, ist
eben so gefräßig wie der Strauß, verschluckt Metallstück chen, glühende Kohle», Eis rc. und hat in seiner mittle
ren Klaue eine solche Stärke, daß er ein baumbickes
Brett durchtreten kann.
—
,6
Fig- 7-
DerWa ll fi fch.kat.LsIa6iia.Fr. laBaleine >».s giebt verschiedene Arten von Seethieren, die man unter dem Namen Wall fische begreift; sie Haden «der mit den Fischen weiter keine Aehnltchkett, als daß sie statt der Vordersätze, FKfffedern an der Brust, und statt der Hinterfüße, einen platten horizontal liegenden Schwanz haben. Sie haben üu G-g-i.,y^r rotdes war mes Blut, ein Her; wie wir, Knochen wie alle Säuge« thiere, bewegliche Augenlider, gebären jährlich ein Junges, das fie an zwo Brüsten saugen, und werd-n da her mit Recht zu der Klaffe der Saugrchirre gerechnet. — Der eigentlich sogenannte Walisisch ist das größte aller bekannten Thiere. Er heißt auch der Grönländische Wallfisch, weil er sich an den Küsten von Grönland und Spitzbergen aufhält. Daher heißen auch di-jenigen Seeleute, die in den Europäischen Meeren auf besten Fang jährlich mit 3 bis 400 Schiffen nur allein von Holland ausgehen, Grönlanbsfahrer. Die heutiges Tages gefangen werden, find gewöhnlich 50 bis 70 Fuß lang; in vorigen Zeiten aber, da ihnen noch nicht so häufig uachgestellt wurde, hat man welche von 100 Fuß gesehen. Der ungeheure Kopf macht beinahe die Hälfte deS anjen Thieres aus. Auf demselben ragen zwo Röhren empor, durch die er Odem holt, und aus denen er zwei Strahlen Wasser, das er mit seiner Nahrung ins Maul bc-
>7 bekommt, mit großem Geräusche ftt die Höbe spritzt, baß man es eine Meile weit auf dem Meere sehen kann. Da
die Walisische oft zu Hunderten bei einander sind, so ge ben diese Wassersäulen einen unbeschreiblich prächtigen
Anblick, der einer großen Stadt mit rauchenden Schorn
steinen ähnlich sieht
Die Augen in diesem ungeheuren
Kopfe sind nur etwas größer als Ochsenaugen.
Das
Wichtigste am Wallfische sind die 700 Barten auf beiden Setten des Oberkiefers, die einer Hand dick und breit,
und 5 bis 10 Ellen lang sind, die er ausstreckm und ein ziehen kann, und womit er seine Nahrung, die zum Theil
in den auf dem Meergrunde liegenden kleinen Seewürmern und Polypen besteht, zusammenfegt. Diese korn artigen, mir Haaren besetzten, Barten find unser bekann tes Fischbein, bas zu Schnürbrüsten, Sonnenschirmen
und vielen andern Sachen gebraucht wird, wenn es zu vor ausgesotten und in schmale Ruthen zerrissen ist Die
beiden, 10 Ellen langen, Knochen der Unterfinnlabe sind
so stark wie Balken, werden in Grönland und Holland zu Thorwegen aufgerichtet, auch wohl zu Brücken, Schlit
ten u. dgl. gebraucht. Die Zunge des Wallfisches besteht auS einem großen Stück Speck; sein Schlund ist höch stens so weit, daß man eine geballte Faust hinein brin
gen kann. Man ist daher vor dem Verschlingen bei ihm sicher, allein mit seinen Barten kann er jeden zermalmen. Die Stimme des WallfischeS, die aber nur selten gehört
wird, soll so stark sein, als wenn drei Löwen zugleich brül len.
An statt der Vorderfüße hat ihn die Natur mit
zwo, acht Fuß langen, Finnen versehen, die neben dem
Kopfe sitzen. Mit diesen rudert er so schnell, daß ihn kein Schiff in vollem Segeln rinhvlen kann.
B. G. I. SBt*.
WaS bet den
B
18 kanbthkeren Me Hinterfüße find, das ist am Wallfifch in einen gabelförmigen, an beiden Enden in die Höhe ge-
krürnmren, zehn bis fünfzehn Ellen breiten Schwanz zu sammengewachsen. Dieser dient ihm zum Ruder, und er hat eine solche Starke darin, daß er ein Boot mit 4« Mann damtt in die Luft schleudern kann. Seine Haut hat keine Schuppe, ist schwarzgrau, hart und glänzend, eines
Daumen bxt, hin und wieder düna behaart, und oft mit
Pflanzen, Austern, Korallen und Muscheln besetz;. Unter
der Haut liegt eine große Lage Speck, die gemeinlich eine Elle dick ist.
So ungeheuer groß dieses Thier ist,
so wird es doch oft die Beute weit kleinerer Raubfische, als 'es Narbals, der Haifische u. a., die ihm mit ihren scharfen spitzigen Nasen den Bauch auffchlitz-n. Um
diesen Feinden zu entgehen, verbirgt stch der Wallfisch tief unter unermessliche
Eisfelder. — Der weibliche
Wallfisch wirft im April ein Junges, das so groß ist
als ein ausgewachsener Elephant.
Er säuget es zwei
Jahre an seinen Brüsten.
Ein einziger Wallfifch giebt oft hundert tausend Pfund Speck, woraus der sogenannte Fischthran ge zogen wird.
Der beste ist der, welcher von selbst aus
läuft; der nachher ausgekochte ist schlechter. Das Fletsch
des Wallfisches ist effvar, aber zähe und thranicht; der
Schwanz ist schmackhafter; die Matrosen essen nur die Zunge, die Grönländer und Amerikaner verzehren aber
alles ohne Unterschied mit großem Appetit.
Aus. dem
Schwanz und den Finnen wird Leim gekocht, und die
Sehnen brauchen die Grönländer statt Fäden.
Der beste Wallfischfang ist im Mai und Ju nius. Dean um diese Zeit zieht er, seiner Nahrung we-
i9
gen, die, außer Polypen und Seegewürm, in Herkngen besteht, aus Norden bis ins Süomeer, und geht von da
weiter ostwärts. E-n aufdiesenFang ausgehendes Schiff
hat gewöhnlich 4.0 bis 50 Mann am Bord, und führt
immer noch 6 bis 7 Boote ober Kähne del sich.
Wenn
die Schiffe da angelangt find, wo sie den Walisisch
vermuthen: so steht in der Spitze des Mastes ein Matrose auf der Lauer. Sobald er einen Wallfisch
gewahr wird: so steigen augenblicklich in jedes von den Booten etwa sechs Leute; eins derselben rudert auf das Thier los, und sucht sich ihm auf dreißig Fuß
zu nähern. Gelingt dieß, so wirst man ihm einen dreizackichten spitzigen Wurfspieß, unter den Finnen, wo das Herz liegt, in den Leib. Dieser Wurfspieß ist an einem
einige hundert Ellen langen, fingerdicken, hänfenen Strick, der am Boote um eine Walze gewickelt ist, und fich losrollen kann, fest gemacht, und heißt Harpune,
und der, der ihn wirft, der Harpunier.
Sobald der
Wallfisch seine Wunde fühlt, fahrt er mit blitzschneller Geschwindigkeit in die Tiefe, Und führt die Chaluppe oft
so schnell mit sich, daß das große Schiff mit allen Se geln nicht nachkommen kann. Wenn der Wallfisch nicht tödtlich getroffen worden, so kann er wohl eine Stunde
lang sich -enkrtt, und ein Paar taufend Klafter Schnur
nach sich ziehen} da müssen denn die andern Chaluppett oder Boote herbei eilen, und ihre Schnuren anknüpfen.
Fährt er unter ein Eisfeld; so sucht man die Harpune auszuziehen, oder man muß die Schnur abhauen, damit
er nicht das Boot mit sich in den Abgrund reißt, und dann sind wenigstens l000 Rthlr. verloren; denn so hoch
wird ein mittelmäßiger Wallfisch gerechnet. B 2
Hat ihn
20
aber der Harpunier gut getroffen; so kommt er bald wieder aus dem mit seinem Blute rund umher gefärbten Meer hervor, und dann wirft man ihm noch mehrere Harpunen in den Leib, oder sticht Ihn mit Spießen vol lends todt. Er wird nun beim Schwänze an das große Schiff gebunden; man fährt Ihm mit einem Kahne in den Rachen, um Ihm die fette Zunge und die Barten heraus zu hauen; 30 bis 40 andere Manner ziehen Schu he mit eisernen Stacheln an, klettern Ihm auf dm Leib, und schneiden den Speck In großen Riemen ab, welcher sogleich gereinigt und in Tonnen gepackt wird. Ein mit telmäßiger Wallfisch giebt achtzig große Tonnen reinen Speck. Schwanz und Finnen schneidet man ab, um Leim daraus zu koche», und alles dieses ist in 24 Stun de» verrichtet. Ganz anders als wie die Europäer fangen die Ame rikaner de» Wallfisch. Ein kühner Mann springt aus einem Kahne dem Thier auf den Kopf, und schlägt ihm einen Keil kn eine feiner Spritzröhren. Kaum ist dieß geschehen, so geht es mit dem Mann einige 50 Klafter tief unter, kommt aber, um Odem zu holen, bald wieder herauf. Sobald er das Wasser aus der noch offenen Röhre ausgespritzt hat, schlägt der Wilde auch in die ses einen Keil, und das große Thier muss ersticken. Dir Amerikaner essen das Fleisch, gebrauchen die Haut zu Schuhen und Stiefeln, die Därme zu Hemden, die Seh nen zu Stricken rc.
21
Taf. II. Fig- 8.
Em Kaffer. Lat. Gaffer. Fr. un Caffre. südlichen Lander von Afrika werden die KafferKüste ober das Kafferland genannt. An derSpitze btt#
seiden ist das Vorgebirge der guten Hoffnung, welches
auch schlechthin das Kap heißt.
Hier besitzen die Hol
länder einen Strich Landes von 1800 Quadratmeklen.*)
Die Gegend ist ganz wüste und felflcht, vielleicht die un
fruchtbarste auf der ganzen Erde. Die spitzigen Felsen machen das flachr Land unzugänglich; der Boden ist so
sandig und so arm, daß er in einer Entfernung von eini
gen Meilen kaum eine Staude oder einen Baum hervor bringt, daher di« meisten Lebensmittel von 4 bis 25 Ta
gereisen nach der Holländischen Hauptstadt gebracht werden müssen. Die Kapstadt liegt gleich am Tafel-
berge, und ist die Residenz eines Holländischen Gou
verneurs.
Eie hat, außer 40 bis 50,000 Negersklaven,
10,000 Einwohner und 1000 Häuser. Außer den Europäern, die sich hier niedergelassen
haben, wohnen in diesen Gegenden zwei Völkerschaften, nämlich dieKaffern**) und dieHottentotten. Die Kaffern wohnen an der Ostseite des großen Fischstus•) Unter Quadratmeile versteht man eine Fläche Landes, die so groß ist al« ein Viereck wovon jede Sette die Länge einer Meile hae. **) Kafser heißt in der Sprache der Muhamedaner ein Ungläubiger, und wird von diesen allen denen gegeben, die fich nicht zu ihrer Religion bekennen.
22
ses.
In Ansehung des Wuchses sind sie so groß als die
meisten Europäer.
Sie sind von stärkerem Körperbau
als hie Hottentotten. Ihre Haut ist dunkelbraun.
In
ihrer Gesichtsbildung bemerkt man weder das gegen das
Kinn spitz zulaufende sehr schmale Gesicht, noch die sehr hervorragenden Augenknochen, wodurch die Bildung der
Hottentotten so unangenehm wird, Ihr Gesicht ist mehpenthetls rund, und die Nase nicht übermäßig breit; eine hohe Stirn und große Augen geben ihnen überdem ein
gewisses geistreiches und offenes Ansehen. Das Ausrup fen der Augenbraunen ist bei ihnen nicht, gebräuchlich.
Ihr sehr krauses Haar schmieren sie niemals ein, desto reichlicher aber die übrigen Theile der Haut; das ge schieht indeß bloß, um ihre Geschwindigkeit und Starke
zu vermehren.
In der warmen Jahreszeit gehen die
Kaffem, Männer und Weiber, durchaus nackt, bet der Kälte tragen sie einen Kros, d. h. eine Art von Man tel, der aus Kalb» oder Ochsenfell gemacht ist, Die Män
ner halten viel auf Putz.
Sie behängen sich mit aller
hand Arten von Glaswaaren, mit kupfernen und elfen beinernen Ringen. Die Weiber tragen eine kleine Schür
ze, die höchstens mit einer Reihe Glasperlen eingefasst ist. Auffallend ist es, daß sie nicht, wie sonst die Weiber fast allgemein, den Putz lieben. Ihr Kopf ist unbedeckt.— Die Hütten der Kaffern sind in Form einer Halbkugel
aus einem dichten und dauerhaften Gttterwerk verferti
get, welches von innen und von außen mit Lehm und Kuhmlst überzogen ist.
Sie haben ein weit reinlicheres
Ansehen, als die Hütten der Hottentotten.
Die einzige
Oeffnung davon ist so niedrig und schmal, daß man auf
dem Bauche hinein kriechen muss.
Diese Einrichtung
2Z
hat ihre Sicherheit gegen die Angriffe der Feinde und
wilden Thiere zur Absicht.
Ihre vorzüglichste Nahrung
besteht in Milch und Korn, welches letztere ff« zwischen zwei Steinen zermalmen, daraus runde flache Brode backen, die sie unter derAsch- gahr machen. Gewöhnlich
lassen sie das Brod mlt Wasser und einer gewissen Wur zel gähren, bis es eine Art berauschendes Getränks giebt. S'e find eben nicht reinlich; fle waschen ihre Milcht be,
statt des war men Wassers, mit Urin aus. Ihre Dich-
zücht erstreckt sich bloß auf Hornvieh. Da sie ein frucht
bares, von vielen Flüssen durchschnittenes Land bewoh nen, so treiben fie auch Ackerbau, und führen nicht, wie die Hottentotten, ein nomadisches Leben.
Überhaupt
zeichnen sich die Kaffrrn durch etwas mehr Industrie und einige Künste der ersten Nothwendigkeit vor alle»
übrigen gegen Süden wohnenden Dö kerschaften aus.
Sie haben einen hohen Begr'ff von Gott, glauben ein an deres Leben, so wie die Bestrafung der Bösen und die
Belohnung der Guten. Die Welt ha'ten fie für ewig; fie beten nicht, und haben auch weiter keine religiösen Cere
monien. Sie haben keine Priester und erziehen ihre Kin der selbst.
Dahingegen haben sie gewisse Zauberer, die
ein jeder fürchtet und verehrt. Die Beschneidung ist bek ihnen allgemein im Gebrauch. Die ganze Nation hat ein
allgemeines Oberhaupt, bas aber keine Macht hat.
ES
zeichnet sich nicht, weder durch größeren Reichthum, noch durch ein prächtigeres Haus, noch durch Ehrenbezeigun gen von den übrigen Kaffem aus; seine Stelle ist erblich,
und es hat das Recht, für jede Horde einen besondern
Anführer zu erneuen. Es ist nichts weiter als der Vater
eines frekn unabhängigen Volks. Die Kaffem verachten
**
24
—
die vergifteten Pfeile ihrer Nachbaren als unanständige
Werkzeuge ihres Muths. Sie bedienen sich der Lanze ober Hiffagayc, und eines Streitkolbens, womit fie in der
F rne so richtig treffen, daß sie ein Rebhuhn im Fluge erle
gen können. Um fich im K lege mit ihren Nachbarn vor Pfeilen und Wurfspießen zu schützen, tragen Ke etnenSchtld
von Büff lhnut.
Nur der König und die Häupter der
Horben werden begraben; die Leichname der Uebr gen wer ten außer dem Wohnorte in eine allgemeine offene®ruft gebracht wo die wilden Thiere ste gemächlich verzehren, und
die Lust von der sonst zu besorgenden V rgiftung befreien. Die Sprache derKaffern ist männlich und deutlich; gemeinlich fallt auf die vorletzte Silbe ein starker Ton; das Schnalzen der Hottentotten oben an dem Gaumen
härt man bei ihnen nicht. — So wenig Kultur ste auch, in Vergleichung gegen die Holländer, haben: so findet
man doch bei ihnen einen großen Grad der Sittlichkeit. Sie halten streng ihr gegebenes Wort, find ehrlich, men schenfreundlich, und beleidigen niemand. Man vergleiche
mit der Handlungsweise dieser rohen Menschen die That
eines vermeintlich gesttteten Europäers, eines Holländi
schen Kolonisten.
Dieser verkaufte den Kaffern alte un
brauchbare Flintenläufe, woraus jene fich Wurfspieße
machen wollten. Ehe er ihnen feine Waare ablieferte, ließ er das Zündloch der Läufe vernageln, und die Läuse bis oben an mit Pulver, Schroot und klein geschlagenem
Eilen füllen-
Die armen Käufer, die mit Pulver und
Feuerrohr nicht umzugehen wussten, legten ihre Läufe ins
Feuer, um sie zu glühen und zu verarbeiten.
Das Pul
ver fing Feuer, die Läuse platzten, warfen alles aus ein ander, und verwundeten eine Menge Menschen.
Taf . III.
'Kriqrr j*ni. N-
«5 Taf. III. Fig 9.
Dü' Giraffe—Dschiraffe, Lat. Giraffa, Camelp pardalis. Fr. la Giraffe. u» Kameelparder, wegen seines kameelartigen
Halses, und seines Parder ähnlichen Felles genannt; ist im innern südlichen Afrika zu Hause. Sie ist vom Kopfe
bis zum Schwänze ig Fuß lang, der Hals allein aber
hat eine Länge von 7 Fuß.
Der Hengst -st von der
Spitze f ilier Hörner bis herab zn seinen Vorderhufen
165116 hoch, ohnstreittg also daS höchste von allen Thie ren. Die Sture ist etwas niedriger, und hat nur 15 bis 14. Fuß. Die Vorderfüße sind um ein Drittel länger alS di; Hinterfüße. Auf dem Kopfe zwischen den Ohren hak die Giraffe ein Paar knochenartige, 8 bis 9 Zoll lange
Auswüchse oder Verlängerungen der Hirnschale, die man
nicht Hörner und nicht Geweihe nennen kann*), und die oben an den Spitzen eine runde, mit kurzen starren Haa
ren besetzte Vertiefung haben. Am Hais und Rücken hat
sie Mähne.
Die Farbe der Giraffe ist verschieden.
Der
Hengst sowohl als die Stute find gefleckt, allein der Hengst hat auf einem weißlich grauen Grunde große
schwarzbraune Flecken; die Etutte hingegen ist auf gelb grauem Grunde dunkclgelb gefleckt. Die Giraffe soll die •) Dr. Schott, (in den Sprengelschen Beiträgen I D. von 100 zur
Verpflegung der Armen zu geben; 5) Die Wallfahrt nach Mecca *), welche von Niemanden ohne wichtige Hindernisse versäumt wrtden darf.
Hier strömen fie im
Anfänge des Frühlings aus allen Ottomantschea Reichen in
einer Zahl von 60,000 Köpfen zusammen, und verrichten auf einem Berge, nahe bei Mecca, ein Opfer. —
Die
Hochachtung ufib daS Vertrauen der Muhamedaner auf Gott st unbegrenzt.
In ihrer Sprache giebts kein Wort,
was Gotteslästerung ausdrückt, und alle ihre Handlun gen begleiten fie mit dem Ausspruch: Wenn es Gott gefällt. — Die Bibel verwerfen fie nicht, aber dem
Koran geben fie eine größere Autorität, so wie fie auch Jesus nur für einen bloßen Propheten und Mensche»
halten, und Muhamed de» Vorzug vor ihm geben. Das einzige Gesetzbuch der Türken ist der Koran"),
der eigentlich nur die Grunblehren der Muhamedantfchea
Religion enthält, worin die Muhamedaner aber die ganze Staats-und Regierungskunst, die Jurisprudenz, kurz, alles, was zu einer guten Staatsverfassung gehört, za finden glaube».
Alle Prozesse werden hiernach und zwar
ganz kurz entschieden.
Von Advokaten und Rechtssor-
meln weiß man nichts. •) Mecca ist al» der Geburtsort des Muhamed, und al« eine schön gebaute und volkreiche Stadt im stetntchten Ara» bien berühmt. Koran oder Alto ran ist «in Arabisches Wort, und heißt jo viel #U Lesung; Al ist der Artikel.
70
Dle Regierungsverfafsung ist gewissermaßen despotisch.
Der Kaiser ist Herr über das Leben und die
Gäter feiner Unterthanen, die seine Sklaven sind.
Er
befiehlt als Statthalter MuhamedS, und wird fast gött
lich verehrt. — Nur in der Religion darf der Kaiser
Seit 1750 ist die Regierung nicht mehr
nlch-s ändern.
so militärisch, und die Ianitscharen *) find nicht mehr durch schwärmerische Wuth so mächtig und fürchterlich,
wie ehemals.
Die Gewalt ist fast ganz in den Hände»
der liiern», d
i
Gesetzgeber.
Der Sultan **) ist
einer Art von Gefangenschaft unterworfen, und darf nicht mehr an der Spitze der Krtegsheere erscheinen.
uie vor der Absetzung und Strangulkrung sicher.
Er ist Um ihn
in Furcht zu erhalten, werd-n die Prinzen vom Geblüt«
eingefch! offen gehalten; ehemals wurden sie umaebracht. Der Thron ist erblich, doch nur für die männlichen, •) Ianitscharen 6e0 Mann. Sie sind in Oda«, d i. Regimenter von 8o Mann, deren jede« sei, nen Oda Baschi, d. i Obersten, Schatzmeister, Fähndrich und Koch hat; ihr oberster Befehlshaber heißt Ja nie sch a, ren-Aga. Außer der besondern Mätze, großen blauen Hosen, rothen Strümpfen, und dem Zuschnitte der Klei, düng findet sich nicht« Ei förmige« bei den Ianitscharen. Die Farbe de« Kleide« mahlt jeder nach seinem Gefallen. Ihre Waffen find eine lange schwere Flinte, ein kurzer Sä bel, und ein Messer mit einem gabelförmigen Heft, worauf sie, um desto sicherer zu ;Wen, ihre Flinten auflegen. Au, ßer diesen eigentlichen Ianitscharen der Pforte giebt el noch 100,000, die auch Ianitscharen heißen, die aber nichtals Landmiliz ohne Sold sind, und, al« Handwerker über, all im Lande zerstreut, nur selten in« Feld ziehen. ••) Sultan, auch Großsultan, heißt seiner Abstam, munq nach so viel al« ein Mächtiger; und im vorzügli,
chen Verstände wird der Türkische Kaiser so genannt.
7i
aber nicht immer für die ältesten Nachkomme». Dee Großvezier, Mufti, Janttscharen-Aga, und die Großen des Serails *) erwählen den Thronfolger. Statt de. Krö nung ist die Säbelumgürknng gebräuchlich; es wird näm lich jedem neu gewählten Kaiser der Säbel OsmannS, Stif ters des Türkischen Reichs, umqürtel, wobei der Schelk, ein Vorsteher der Moscheen, diese Worte spricht: Gehe hin; dein ist der Sieg; aber nur durch Gott. — Der erste Sraarsbebiente ist der Großvejier; «k ist der Generalstatthalter des Türkischen Reichs, der unter Auctoritat des Sultans der oberste Befehlshaber über die Armee, der Oberaufseher über di« Staatseinkür,fee, der oberste Richter in Iustizkachen, und auch zugleich Mi nister der auswärtige» Angelegenheiten ist. Da- Reichsstezel, welches er beständig am Halre trägt, ist ein Zeichen feil' «er hohen Würde, so wie auch die z Rossschweife **), *) Serail. Dieses Wort bedeutet Pattast, und wird auch den Wohnungen der Großen des Hofs und der fremden Gesandten beigeleqt. — Das Padischa.Serail, d. i. das kaiserliche Schloß zu Konstantinopel/ gleicht mehr ei ner Stadt als einem Pallaft. Es hat i| Stunde im Um fange, besteht aus einer Menge Gebäuden und Garten, und
ist ganz mir hohen Mauern umgeben. Es sollen io>ond Personen darin wohnen, und sich darunter 450 Weibsleute befinden. Roffschweise sind ehrenvolle Kriegeszeichen, welche vor dem Großsultan, Großvezir, und dem Pascha Herger tragen werden. Sie bestehen in Piken mit vergoldeten blechernen Knöpfen. Unter diesen Knöpfen befinden sich rund herum farbige pferdehärne Bürsten, zwischen denen eine Menge langer Perdehaare herabhangen. Nur die Stange allein darf grün gefärbt sein. — In einer Schlacht mit den Christen verlöten einst die Türken ihre Fahne. Augenblicklich hreb ihr General einem Pferde den Schweis ab, band ihn an einen Stock, und rief: Sehet, dies
72 die ihm al- Pascha ') vorgetragen werben.
Sonst
war er unumschränkter Gebieter über Leben und Tod. Heut ju Tage aber kann er ohne Erlaubniß und Vorwts-
fett des Sultans kein Todesurtheil sprechen. Seine Ein künfte betragen Millionen. — Der ReichSeffenbi ist
so viel alS ein Minister der auswärtigen Staatssachen;
er besorgt nämlich mit den fremden Gesandten dasjenige,
womit sich der Großvezier nicht aufhalten will. — Der Divan ist daS höchste Staatskollegium.
Er steht jeder
mann offen, und wird an bestimmten Tagen gehalten.
Den großen Dtvan hält der Großherr die Woche ein mal im Sera il, allemal am Dienstage. Er fitzt in einem an den Saal stoßenden Zimmer, ohne gesehen zu werden; er hört aber alles, was feine Minister thun, und auch alle
Beschwerden feiner Unterthanen. Jeder trägt selbst münd lich oder schriftlich feine eigene Sache vor.
Wird da-
Gesuch gebilligt: so unterschreibt der Großvejier die Bitt
schrift mit seinem Namen; im entgegengesetzten Falle zer reißt er fie. —
Die Richter in großen Städten wer
den Molla, und die in kleinen, Kadi genannt. —
Die gewöhnlichen Türkischen LetbeSstrafen find daS Ver brennen, die Enthauptung, das Schleifen, Spießen,
ist
dieFahne; wermich liebt, der folge mir nach! Die schon fliehenden Türken fassten wt.'der Muth, bega«, nen von neuem den Kampf, und errangen den glorreichste» Sieg. So erzählt den Ursprung diese» Zeichens «ine Tür/
tisch« Legende. *) Pascha, unrichtig Dass«, bedeutet «inen Defehltha, der über Kriegsv-lkrr oder über eine Provinz. Den Dor, nehmern unter ihnen werden z, den geringern e Rosischwei, fr vorgetragen und bei ihren Zelten aufgesteckt. Da sch a »der B aschy heißt überhaupt ein Vorsteher, der von
ringerrr Würd» ist, al, «in Pascha.
g«/
75 Stranguliern, die Prü-el, der Pranger, bas Brand
marken u. dgl.
Die Erdrosslung mit einer Bogensehne
wird für die ehrlichste Todesstrafe gehalten. Aus allem diesem steht man, daß die Türken in An sehung ihrer st etlichen und geistigen Bildung, wie ich schon oben bemerkt habe, noch wett zurück find.
Sie
stehen hinter allen andern Europäischen Nationen. — Un ter den physischen Ursachen, die ihrer Kultur im Wege stehen, ist zunächst das heiße Klima, welches ihren Kör
per erschlafft, und neben andern hitzigen Nahrungsmitteln
das Opium, welches fie betäubt, und endlich ganz stumpf
finnig macht.
Hieraus entsteht ihr Hang zum sinntichen
Vergnügen, ihre Trägheit zu jedem Gefchäffte, wenn fie
nicht Gold dazu lockt.
Den Ackerbau überlassen fle den
Armeniern, und der Handel ist größtentheilS in den Hän
den der Armenier, Juden und Christen. —
Aber die-
find bet weitem nicht die einzigen Ursachen der Ungebildet
heil dieses Volks.
N'chtS wirkt mächtiger und schneller
auf die Herzen der Menschen, nichts kann den Geist einer
Nation so sehr entstellen oder verschönern, erhöhen ober niederbeugen, als Regierungsformen und Reli gionen.
Aus ihrer Religion entspringt jener unfinnige
Nationalstolz, der stch jedem Einflüsse der gebildeten Völker, mit denen ste doch feit Jahrhunderten in Verbi»,
düng und Bekanntschaft stehen, unaufhörlich widersetzt; aus ihrer Religion werden fie nie die Würde der Mensch
heit, den Werth der Tugend zu erkennen vermögen; und ihre bürgerliche Verfassung enthält alle Eigenschaften,
jedem Fortschritte einer vernünftigen Aufklärung unäber, steigliche Hindernisse in den Weg zu lege». —
74
Taf. IV. Fig. 19.
DaS Rhinoceros oder Nashorn. §at. Rhinoceros.
Fr. Rhinoceros, Porte-corne.
V^S wohnt, wie der Elephant, auch in den heißen Län
dern von Afrika und Aßen, und »st nach ihm das größte
vierfüßige Landth-er; es ist 12 Fuß lang, und bis 7 Fuß hoch. Dem Kopf, der Stimme und den Sitten nach, hat es Aehnlichkeit mit dem Schweine. Auf der Nase hat es et»
5 Fuß langes, rückwärts gebogenes, ihm zur Wehre die« nendes Horn. Die Afrikanischen haben gewöhnlich zwei
Hörner, die hinter einander stehen, und nach den neuer» Retsebemerkungen von Hamilton, Sparrmann und
Druce giebt es in Afrika bisweilen Rhinocerosse mit 5 Hörnern. Die Oberlippe ragt über die untere heraus, und endigt sich in einen schnabelförmigen sehr beweglichen Ha
ken, dessen es stch zum Anfaffen und Aufnehmen kleiner Dinge bedient. Seine Zunge ist nicht rauh und stachelig,
sondern weich, wie bet andern nicht fleischfressenden Thie
ren.
Seine Haut ist aschgrau und faltig; sie ist zwar
sehr dick und hart, aber doch nicht so undurchdringlich, daß fie nicht, wie man ehemals wähnte, mit Spießen und
-roßen Kugeln durchdrungen werden könnte; die Füße find dick, mit dreispaltigem Hufe.
Der Schwanz ist kurz. —
DaS Thier nährt sich von Kräutern, Strauchwerke und
Wurzeln, wälzt stch gerne in Sümpfen und im Koche her um, um sich gegen den Stich der Insecte» zu verwahren;
75 hat kleine Augen, mit welchen es nur gerate vor sich hin
sehen kann, ein schwaches Gesicht, aber desto temerett Geruch und Gehör.
ES ist wild, flörriq, verfolgt Je
den, de? ihm aufstößt und nicht in Seiten auswcicht;
wird es verwundet, so geräch eü in Wuth, und macht einen fürchterlichen Gebrauch von seinem Horn
Nach
Svarrmarrns Bericht soll eS, jung eingefanget», leicht ge
zähmt werben können.
Wahrscheinlich lebt es 70 bis go
Jahre. Sein Fletsch wird gegessen, und aus den Hörnem
werden Bacher gedrechselt, welchen der Aberglaube Wun derkräfte zuschreibt; man glaubt z
B.
daß das Gift,
wenn es hinein gethan wird, in Gährung kommt, und
sich dadurch entdeckt.
Oie Siamese» treiben mit diese«
Hörnern einen starken Handel, und lassen sich öfters 100 Thlr. für Eins bezahlen.
Was man ehemals von
seinem Kampfe und seiner natürlichen Feindschaft gegen den Elephanten erzählt, ist eine Fabel — Man fängt
das Nashorn in Gruben, in deren Mttte ein spitziger Pfahl gesteckt wird.
Stürzt es in dieselbe,
so spießt
es sich in den Bauch, wo es eine dünnere Haut hat;
alsdann kommen die Indianischen Jäger und todten es mit ihren Spießen. Wollen sie es aber lebendig haben,
so locken sie es in eine Hütte, die eine Fallthüre hat. Die Hottentopischen nnd Kafferschen Jäger pflegen schla
fende Nashörner, so wie auch Elephanten, leise zu be schleichen, und ihnen mit ihren Spießen mehrere Wun den auf einmal zu versetzen.
Sie folgen dann der Spur
des Thiers, bis es «ach einigen Lagen sich verblutet hat, ober an den Wunden gestorben ist.
Mehrerer Sicher
heit wegen, und nm ihm nicht viele Tage hindurch nach-
zulaufen, pflegen sie ihre Spieße zu vergiften.
Wem»
-le Siamefer junge Nashörner fangen «ollen: so töbten fie erst ihre Mutker. Die Nashörner find nicht so zahlreich, und nicht so «eit ausgebrettet, als die Elephanten. In Asten leben st« im wilden Zustande, in Aoysstnlen aber werden fie zn'm Lasttragen gebraucht. — Wahrscheinlich hat dieses Thier zu dem Mährcheo vom Etnhorne Gelegenheit gegeben.
Taf. IV. Fig. 20.
Ein Hindostaner — Gentoo — Hindu. Lat. Indus. Fr. Indien.
ivltt diesen gleichbedeutenden Namen wird ekne alte, schon vor 4000 Jahren berühmte. Nation In Südasten oder Indien bezeichnet. Unter dem allgemeinen Namen Indien versteht man die ganze Strecke Landes zwischen Persten und Sina, nebst den beiden Landspitzen oder Halbinseln, ost-und westwärts des Ganges, und die In seln im indischen Meere von Ceylon, bis zu den Philip pinen. — Ostindien heißt es deswegen, um es nicht mit Amerika zu verwechseln, welches man Westindten nennt. Das feste Land zwischen den Flüssen Indus und Duremputer heißt Hindostan oder Jnbostan, oder auch das Reich deS Mogul-, des Großmoguls, welches einen Flächeninhalt von 69,750 Qnabeatmeilen einnimmt. — Die Indier «erben tn 5 große Nationen
77 «ingetheilt:
i) Dir Hindus — Gentoos — ober
Nachkömmlinge der Urbewohner des Landes;
2) Die
Moslems, Moguln oder Mohren, die mit de» P rsern nach Hindostan kamen, und die jetzigen Beherr-
siher von viel» Dtstricteu in Hindostan sind, und jene
Urbewohner immer mehr unterjochen;
päer. —
3) Die Euro
Hier ist die Rede von den Hindus *): diese
find die zahlreichsten, und theilen fich in 4 Hauptklaffen,
deren jede eine Menge von untergeordneten Ständen in fich begreift.
Die 4 Hauptstämme sind; 1) die Braml-
nen; 2) die Sittri, Jletris oder Shatres; 3) die
Bise,
oder Banianen; 4) die Schutters, oder
SudderS. — Diese 4 Stämme oder Kasten **) sind
von einander ganz abgesondert, verheirachen sich nicht
zusammen, und bleiben außer aller, selbst gesellschaftlichen Verbindung. Nur allein in dem Tempel deS Jagga, nar, des Herrn der Schöpfung, zu Orißa, wird efür ein Verbrechen gehalten, einen Unterschied unter den Menschen zu machen.
cheni Rechte. —
Alle Kasten opfern hier mit glei,
Die Dram inen find der vornehmste
Stamm unter den Hindus.
Eie stellen die Indischen
Priester und Gelehrten vor, dürfen an brr Staatsver waltung Theil nehmen, und fich mit der Handlung und dem Ackerbau beschäjstigen; häusliche Gefchäffte find ih-
*) Hindu» heißen sie von dem Worte In du, welche« in ihrer heiligen Sprache den Mond bedeutet, von dem fle »um Theil ihren Ursprung herleitrn. Don ihnen hat der Kluß In du« seinen Namen, und Indostanist so viel al» Landschaft (Stan) der Indus. Kasta ist ein Portugiesische« Wort, und bedeutet so viel al« «ine Klasse, Zunft oder Stamm.
78
nett durchaus verboten, Sie herrschen uneingeschränkt öbrr fite Meinunaen des Volks, das bet ihrem Barte schwöre, m d ihnen die Füße küsst. Die Bram inen, auch Bram an en — Brach in an en, waren vor Alkers eine Art von Gelehrten u»d Einstedler. Die andächtig sten unter tdnen gingen halb oder ganz nackt, und hießen deswegen Gymnosopdisten, d. b nackte Weisen. — Die Sittri oder Natren,die zwote Kaste der Hintus, machen die Fürsten, Soldaten und Handwerker auS. Eigentlich foUen es lauter Kriegsleute sein; sie treiben aber auch andere Lebensarten. Die Banianen find meistens Künstler, Kaufleute, Wechsler oder Krä mer. In die K>affe der Schntters gehören die Land leute, auch mancherlei Handwerker, und überhaupt das gemeine Volk. Außer diesen 4 Klassen giebt es noch eine, die der Abschaum der übrigen ist, und Parier oder Pulsten heißen. Sie sind aller Menschenrechte be raubt, haben auch keinen äußern Gottesdienst. Sie wer den von Geburt als unreine, verworfene Menschen ange sehen , und können ohne Verantwortung, wenn sie einem der höhern Kaste zu nahe kommen, niedergesäbelt wer den. Einen Braminen dürfen sie gar nicht einmal anse hen. Sie wohnen abgesondert von den übrigen, un fressen hingeworfenes Aas. Verbrecher werden oft aneiner der 4 Kasten gestoßen und kommen unter die Parier, und find dann für sich und ihre Nachkommenschaft auf immer auS der ganzen Nation verbannt. — Der Ur sprung dieser EtnrheUung, wovon uns die Geschichte keine zuverlässige Zeugnisse aufstellt, ist in folgende allegorische Fabel gebÜllt: Aus dem Kopfe des erhabenen Brama, eines weisen und gelehrten Mannes, entsprossen die Bra«
—
79
—
manen; aus seiner Brust die Krieger ober Na irrn; anst
seinem Bauche die Banianen, und die mit den Hände» arbeitenden Klassen aus seinen Füßen.
Der Körperbau der Hindus ist von einem sdjfl* nett Ebenmaße, ihr Blick offen und gefällig, und Ihre Geflchkszüge stellen die feinsten Schönbeitslinien bei dem
weiblichen Geschlechte, und bet dem männlichen eine Art von ernsthaft sanftem Wesen dar.
In ihrem Gange,
ihren Bewegungen, und ihrem ganzen Betragen herrscht
ausnehmend viel Grazie. gls weist.
Ihre Farbe ist mehr gelbbraun
An der Oberlippe tragen sie einen kleinen
Bart. Ihre Kleidung ist flttsam; sie
besteht bei den
Mannspersonen in einem Turban auf dem beichornen Kopfe, in einem weißen Kallico, der wie unsere Obere röcke gemacht ist, und worunter ste eine enge Weste von
blumigem seidenen oder wollenen Zeuge tragen.
Ihre
Beinkleider find sehr weit, und da sie bis auf die Knöchel
reichen, so bedienen sie fich keiner Strümpfe.
Statt der
Schuhe tragen sie weite Pantoffel von rothem vergolde,
tea Leder. —
Ihre Gürtel sind von rother Seide mit
goldenen Streifen und großen Quasten. —
Die Klei
dung der vornehmen Frauenspersonen ist überaus reich; sie tragen enge lange Hosen von Gold-, Silber - ober*
Seidenstoff, und darüber ein Oberkleid von feinem Mousselin, mit Seide, Gold oder Silber gestickt.
Die engen
Aermel dieses OberkleideS reichen bis an die Finger , unk-
das Leibchen ist so kurz, daß eS kaum bis unter die Arme* geht.
Das Hemde ist weit, häufig gefaltet, und hängt *
btS an die Erde. Zn ihren Wohnungen gehen ste meir
8o stenS über den Gürtel nackt, ausser denselben find Kopf
und Schultern mir einer Art von Regenmantel bedeckt.
Ihr Hals ist mit Perlen und Rubinen; ihre Finger, Arme und selbst Füße find mit Juwelen, goldenen und silbernen Ringen geschmückt.
Weiber von niedrigem Stande tra
gen Ringe in der Nase.
Ihren Haaren und Augen
braunen geben sie durch Waschen mit einen» gewissen Blatt
eine glänzende Schwärze.
Dir Nagel an Fingern und
Zehen malen sie roth, auch bemalen sie die Flächen der Hände und Fußsohlen.
Das Gesetz befiehlt den Hindus
tägliches Baden, als eia Zeichen, daß ihr Herz rein sein
solle.
Am liebsten verrichten sie dieses im Ganges. —
Die Hindus zeigen ferner ihre Pracht in einem zahlrei chen Gefolge von Bedienten mancherlei Art; in köstlichen»
Geschirre und Decken ihrer Pferde, Kameele und Ele phanten, und in
der Niedlichkeit
ihrer Palankins.
Dies ist eine Art von Tragsessel, mit Polstern belegt und mit Stützen versehen, vermittelst derer er von vier Män
nern auf den Schultern getragen wird.
ES ist die ge
wöhnlichste Equipage der Hindus; dagegen wissen ste von
keinen Kutschen.
Auch mit den Dosen, worin ste ihre«
Betel aufbewahren, machen ste großen Staat.
Dee
Gebrauch, diese Pflanze zu kauen, ist bei ihnen noch ge
meiner, als bei uns der Gebrauch, das Pulver der TabackSpflanze in die Nase zu ziehe«. —
Die Häuser der Hindus find gemeinhin nur von
Thon oder Ziegelsteinen.
Sie find von weitem Umfange,
eutdalten geräumige Gallertee« und Bequemlichkeiten von
mancherlei Art.
Die Wohnzimmer sind klein, und daS
Geräthe, die reichen Persischen Tapere« ausgenommen,
ist
8t ist nicht sonderlich zierlich.
Die größte Pracht ihrer Pal
iäste besteht in Bädern, Tempeln, Göttern und Harems.
Die Harems oder Zenanas, b. i. die Wohnsttze der
Weiber, find von den Hatt-'ern entfernt, und erhalten ihr Licht durch einen Hof im Mittelpunkt des Gebäudes.
Die Speisen der Hindus find sehr einfach; sie be stehen vornehmlich in Reis, Ghie, (eine unvollkommene
Art Butter), Milch, Gartengewächse, und edleren Früch ten.
Den vornehmen Kasten ist es erlaubt, das Fleisch
von Ziegen, Hammeln, Federviehs und Fischen zu essen; den niedrigen ist dieser Genuss durchaus verboten. Ge gen alle berauschenden Getränke haben sie einen natürli
chen Abscheu. Wein zu trinken ist bei Ihnen ein Kapital verbrechen. Sie trinken gern Kassee und Thee, Regen
wasser, das in einer gewissen Jahrszeir aufgefangen wor den, selten aber Quell - und Flusswassrr. —
Die Erziehung der Kindheit ist milde, und doch fehlt es ihnen nicht an Kenntnissen, noch minder an stil lem Fleiße, und fein nachahmenden Künsten; selbst die niedrigen Stande lernen lesen, schreiben und rechrren-
Die Jugend empfangt den Unterricht unter freiem Him
mel.
Ein ehrwürdiger Greis sitzt oder steht auf einem
kleinen Hügel, oder auf den Stufen einer Terrasse: um ihn herum versammeln sich die folgsamen Kinder der Hir-
dus, und hören voll Ehrfurcht und Aufmerksamkeit keh ren der Tugend und Weisheit. Hier werden sie zu den Ge
schäften und Pflichten des Lebens, zue gottesdienstlicher» Verehrung, zur Liebe gegen ihre Aeltern, zur Achtung ge
gen das Alter, zur Gerechtigkeit und Menschenliebe, und B. G. I. Dd.
F
82
besonders znr Ergebenheit gegen die Mitglieder f5w eigenen Kaste, erzogen. Der Unterricht ist das Geschafft der Braminen. Der Charakter der Hindus ist vielseitig, und lasst sich nicht leicht bestimmen. Aus der Zerihetlung ihres Landes in viele kleine Herrschaften, aus der Verschieden, heit des Klimas, der Kasten und Regterungsfvnnen, und aus dem Einflüsse, den verderbte Ausländer, als ihre Uebrrwinder, auf sie haben, entsteht ein niannichfalr'ges Gemische von Charaktere». Im Ganzen genommen sind sie ein fanstmüthiges, wohlthätig, s, und dabei aber gläubiges Volk. Unleugbar ist's, sagt Herder, daß die Dramanen ihrem Volke eine Sanfimuth, Höflichkeit, Mäßigung und Keuschheit angebilbet, oder es wenigstens in diesen Tugenden so bestärkt haben, daß die Europäer ihnen dagegen oft als Unreine, Trunkene und Rasende er scheinen. Ungezwungen zierlich sind ihre Gedehrden und Sprache, friedlich ihr Umgang, rein ihr Körper, einfach und harmlos ihre Lebensweise. Sie sind gastfrei, ge fällig und leutselig; in ihrem Umgänge übertreffen sie an zuvorkommender Höflichkeit bei weitem die Franken, und dieser liegt nicht Eigennutz, sondern aufrichtige Hoch schätzung zum Grunde. Indeß spannt die erschlaffen de Hitze des Klimas, und der Druck des Despotismus ihre Nerven ab, und verzehrt alles leidenschaftliche Feuer; daher sind sie keiner großen Thaten fähig. Trägheit und Gleichgültigkeit sind Hauptzüge ihrer Natur. Es ist bes ser, sagen die Hindus, zu fitzen als zu gehen, zu schlafen alS zu wachen, aber der Tod ist das Beste von allem. Viele vornehme Damen und Herren können weder lesen
83 noch schreiben, weil sie jtt st der Art von Beschäfftiqung
zu bequem ober ju stolz sind.
Ihre Bedienten und Skla«
den ersetzen bet ihnen den Mangel dieser Kenntnisse.
Die
Indischen Damen lassen sich durch Vorlesen abenteuer licher Mahrchen die Zeit vertreiben, und durch Gesänge belustigen.
Sir genießen auch bas Vergnügen beö Tar-
zes und der Musik, ohne weder an dem einen noch an
dem andern selbst Antheil zu nehmen. Ich wundre mich, sagte ein Hindu zu einem Europäer, den er auf einem Ball eine Menuet tanzen sah, daß ihr euch die Mühe
gebt, zu tanzen, da ihr doch so viele Bedienten habt, die für euch tanzen könnten. Ehrgeiz ist ihnen ganz unbe
kannt;
so lange die Religion jeden einzeln Menschen
in seine bestimmte Kaste einschränkt, werden sie mit die sem Wort nie einen Begriff verbinden können.
Von dem
Geize werden besonders die Banianen beherrscht.
Die Sanscritta oder Grandom ist die älteste
Sprache in Jndostan.
Sie ist jetzt nur noch die gelehrte
und die Sprache der heiligen Schriften der Braminrn.
Aus ihr sind unstreitig die verschiedenen noch lebenden Sprachen der Indier entstanden, die sich in zwo Haupt
sprachen, die Malabarische, und die Jndostanische theilen. Diese Sprachen sind schön, ausdrucksvoll und stark.
Im Sprechen und Lesen haben die Hindus einen
gewissen musikalischen Ton, wie die Jtaliäner.
Die
Persische Sprache ist die Hofsprache in Jndostan.
Die Religion und Philosophie der Indier ist in 4 Büchern enthalten, die fle Bedas oder Veda.ms nen
nen, und deren Verfassung einige dem Brama züeignen' F 2
84
wollen. Sie find in der Sanscrit oder heiligen Sprache geschrieben, deren Kenntniß das Geheimniß der Bramanen ist. Niemand als diese darf solche lesen, und ein Braman, der fle einem aus einer andern Kaste vorzu lesen flch erkühnte, würde auf ewig aus seiner Kaste ver bannt werden. Die 4 Vedams enthalten 100,000 Stan zen, jede von 4 Zellen, über Religion, Moral, Meta physik, Astronomie — u s. w. Eine so tiefe Einwir kung, sagt Herber, als die Religion der Bramanen Jahrtausende hin auf die Gemüther der Menschen ge macht hat, hat wohl schwerlich eine andere Reiigion er wiesen. Der Charakter, die LebenSart, die Sitten des Volks, bis auf die kleinsten Verrichtungen, ja bis auf die Gedanken und Worte, sind das W8 biS 20 Millionen Pfund Thee auS China nach Europa ge-
95
bracht wovon England zwei Drittel einführt, und die Halste davon selbst verbraucht. — Dr. Arnot, der lan ge zu Kanton unter den Chtnesern practlstret hatte, be zeugt, daß sie niemals zur Ader lassen. Wahrscheinlich ist es dem Thee zuzufchreiben, daß sie zu Entzündungs krankheiten nicht geneigt sind. Eben diese Bemerkung würbe man machen, wenn man die Geschichte der Krank heiten vor und nach dem G-brauch des Thee's in Europa vergliche. — Dr. Boutika, ein Niederländischer Arzt, behauptete, man könne ohne Schade« ein» bis zweihun dert Tassen Thee hinter einander zu sich nehmen. Der Niederländer war aber offenbar ein besserer Politi ker, als Arzt; denn er schrieb zu einer Zeit, wo sein Vaterland diesen ganzen Handel beinahe als Monopolium trieb, und wo den Herren Generalstaaten äußerst viel dar an gelegen war, daß der Gebrauch des Thees medkcinisch empfohlen würde.
Taf. V. Fig. 25.
Der Kaffeebaum. Lat. Cofsea. Cafier.
Fr. le
$x>
bald ein niedriges, bald ei» 16 bis ,8 Fuß hohes strauchartiges Gewächs. Seine Blätter gleichen bett Lorbeerblättern, sind aber etwas länger. Die Blüthen sind weiß, wohlriechend, und fitzen traubenweis dicht an den Zweigen. Die länglichen Beeren (Fig. a.) sehen an fangs grün, hernach röthlich, und wenn sie reif find,
96 schwärzlich aus, find von einer dünnen grauen nar bigen Haut (Fig. b.) eincesch.ossen, welche, auf einem Laken ausgebreitet, wie die Knoten des Flachses auf
springt, und unter der sich zwei an einander gefügte graue Bohnen befinden, die man von ihrer in
nern Schaale
au einer Windmühle oder Handmühle
reinigt, und dann austrocknet und geröstet trinkt. Da der Baum Blüthen, reist und unreife Früchte zu
gleich trägt, so können die Früchte nicht auf einmal ab genommen werden; sondern es geschieht des Jahres dreimal, indem man Tücher unter die Bäume brei tet, und die
reifen Früchte abschüttelt.
Die Frucht
braucht ein ganzes Jahr zu ihrer Reist.
Der Kaffee
baum stammt ursprünglich aus Arabien, woher, beson ders aus der Gegend von Mecca, in der Provinz I)e-
men, noch jetzt der beste Kaffee kommt, den man den Le-
vantischen nennt, und wovon das Pfund auf der Stelle 8 Gr., und hier 16 Gr. kostet.
In Arabien
bedient man sich nicht der Bohnen, sondern der beiden äußeren
Schaalen zum
heißt:
Kaffee deS Sultans.
Gelrank, und.dieser Kaffee
Der Sage nach sollen die Thiere zur Erfindung die ses Getränks die erste Veranlassung gegeben haben. Ein Hirt in Arabien hütete auf den Bergen eine Heerde Ka-..
meele, ober, wie andere wollen, Ziegen, und bemerkte, daß sein Vieh wider die Gewohnheit die Nacht hindurch munter blieb, und im Stalle umhersprang.
Der Hirt
klagte es dem Prior des Klosters, dem die Heerde ge
hörte; dieser vermuthete, daß es vom Futter Herkommen müsse; er untersuchte den Ort, wo bas Vieh den Tag zuvor
97 zuvor geweidet hatte, und fand daselbst kleine Bäumchen
deren abgefallene Früchte das Vieh gefressen hatte.
Er
nahm dergleichen Früchte mit, kochte fle im Wasser, trank
davon, und befand flch darauf besonders munter.
Der
Prior, ein eifriger und zugleich witziger Mann, der sich
schon lange über seine verschlafenen Mönche geärgert hatte, glaubte nun, ein Mittel gefunden zu haben, diesem Uebel abzuhrlfen.
Er empfahl daher diesen Trank den
Mönchen, damit fle die Metten nicht mehr verschlafen möchten, und fand das Mittel bewährt. Hierdurch soll
der Kaffee zuerst in der Türkei, dann 1604 durch die Ve-
netianer, welche damals starken Handel nach der Levante trieben, in Italien und Frankreich, und nach und nach In ganz Europa eingeführt worben sein. Die Franzo sen, Holländer, Engländer u. a. haben seit diesem Jahr hunderte diese arabische Frucht in alle Welttheile ver
pflanzt.
Der meiste Kaffee kommt aus Amerika, beson
ders aus Westtndien, und der beste wird, außer Arabien,
auf der Insel Martinique gezogen.
Die Holländer
bauen ihn auch zu Surinam, Java, Ieilan und Bata via. —
Neuerlich hat ein deutscher Landwirth ein Mit
tel gefunden, die Kastanien zu trocknen, und so zu berei ten, daß fle an Geschmack fast dem besten türkischen Kaf
fee gletchkommen, und an Kraft ihn noch Übertreffen. —
Der Kaffee aus Cichorienwurzeln wurde von dem Major von Hein zuerst eingrfährt, welcher 1770 auf6 Jahre
«in Privilegium erhielt, in den preußischen Landen Ci chorien zu bauen und zum Kaffee zu bereiten. —
Herr
Fresnehard tu Paris hat jetzt ein aus Reiß, Gerste,
Roggen, Mandeln und Zucker bereitetes Getränk erfun den, das statt des Kaffees diene» soll. Das Pfund davon
B- G. 1. B-
G
SS
kostet 04 Sols. Df? ersten Kaffeehäuser wurde» km Jahre 1554 ju Konstantinopel; 1671 zu Marseille: 167a zu Parts; 1652 ju London; 1696 zn Nürnberg, und »71Z j« Augsburg angelegt — Folgende sehr mäßige Angabe zeigt, wie viel Kaffee jährlich den Europäern geliefert Wird. 1,500,000 Pfund Arabien liefert 1,200,000 — ♦ Tstnbon auf Java B 2,00 >,000 " F Jakarra auf Java ♦ 2,535,100 —Dr« Insel Bourbon Surinam, Brrbice und Essequebe 12,000,000 — 2,000,000 — f St. Lucia Martinique
-
-
-
-
Guadeloupe, nebst den dazu gehörk♦ gen kleinen Inseln Et. Domingo Jamaika # Dominika -
6,000,000
—
3,500,000
—
12,000,000
—
1,000,000
—
400,000
—-
44, *35, >00 Pfund.
Man rechne daS Pfund nur 5 Gr., so beträgt obige ein geführte Summe von Kaffee 9, >94,792 Rthlr.
Der Papagei. Lat. Pßttacus, Fr. le Perroquet. ie Papageien find eines der schönsten und buntfarbig sten Vögelgeschlechter. Man kennt davon über 100 Gat tungen, wavon einige so groß als ein Kapaun, andere
w.
Taf. IT.
SS
nkcht größer als ein Sperling sind. Sie werben durch die ungeheuer großen, aber in Verhältniß ausnehmend leichten, hakenförmigen Schnäbel kenntlich, die ihnen nicht, zur Verstärkung des Geruchs, sondern als kuftbehätter, und zum Klettern und Festhalten, statt eines dritten Fußes, dienen. Sie bewohnen bloß die wärmsten Erdstriche von Asten, Afrika und Amerika. Sie nisten auf den äußer sten Aesten der Kokos-, Muskaten- u. dgl. Baume. Ihre Nahrung besteht in Kokosnüssen, Eicheln und Kärbiskernen, in Hirse, Reiß, und allen Arten von Getreide körnern; zahm fressen sie alles, was die Menschen essen, Sie können niesen, sich räuspern, jähnen, u. f. w.r und beide Geschlechter lernen mir ihrer dicken breiten Zunge, und bei ihrem guten Gedächtniß sehr leicht Worte nach sprechen. Um einen Papagei dieses zu lehren, d-ckt man feinen Bauer bis auf eine kleine Oeffnung zu, hängt vor die offen gelassene Seite einen Spiegel, damit er sich darin sehen kann; des Morgens und Abends, wenn er gegessen hak, sagt man ihm einige Wortt etliche Mal vor, welche er dann selbst nachfpricht. Ein abgerichteter Papagei wird oft mit 50 bis roo Rrhlr. bezahlt. — Man isst ihr Fleisch, und braucht ihre Federn zum Putz. — Die Papageien werden in Langschwänze und Kurzschwänze ein, getheilt. Zu jenen gehört Taf. VI. Fig. 24. Der kleine rothe Ara. Lat. Plittacusmacroures ruber. Fr. le Petit Ara rouge.
Es giebt mehrere Gattungen von den Aras und zwei Spielarten von dem rothen Ara, einen größeren und G a
106
einen kleineren; jener ist unter allen Papageien der größte und schönste; und das ($k fieber des hier abqebildetett kleineren glänzt gleichfalls Wie Purpur, Gold und Azur. Er hat ein stolzes Ansehen, lässt sich aber leicht zahm machen. Er unterscheidet fich vorzüglich von den andern Gattungen durch seine Größe, durch seinen langen und zugespltzten Schwanz, durch die Weiße nackte Haut um die Augen, und sein widrige- Geschrei: Ara! Ara! wo von er auch den Namen hat. Er lebt in den dicken Wäldern von Südamerika.
Taf. VI. Fig. 2Z.
Der Kakadu, Lat. Psittacus albus criftatus. Fr. le Kakatoes ä hupe blanche. Papagei ist der größte in der alte» Welt, weiß am ganzen Leibe, hat eine schöne Federkrone auf dem Kopfe, die aus zehn oder zwölf Echwungfedrrn mit breiten Fahnen besteht, die er im Zorne zu einer beträcht lichen Größe sträubt. Von seinem Schreien: Kakadu! Kakadu! hat er den Namen. Er lebt in Ostindien.
Die Schildkröte. Lat. Testudo. Fr. la Tortue. Schildkröte steckt mit dem ganze« Leibe zwischen zwei fchönfarbigen dicken Schildern oder -ornartigen
101
Schaaken, wo nur vorn und Hinte« eine Oeffmmg fSt
den Kopf und die Vorderbeine, der, Schwan; und die Hin terbeine ist, welche ste herausstecken und einjtehen kann. I?r Kopf ähnelt einem Schlangenkopfe, und der Schwanz dem Schwänze einer Eidechse, die Kiffer des Mundes stad ohne Zähne. Es giebt deren von der Größe einer Hand, dis zu der Länge von 9 Fuß und bis ju 900 Pfund an Gewichte. Sie entstehen aus Eiern, die bei dm größten ungefähr so groß als Gänieeter, bet den kleinem ab»r nur von der Größe der Hnrinüsse find, und von der Sonnenhitze tm Sande ausgebrüket werden. Dir Riesettschilrkröie tegt jährlich 1000 bis 1200 Eier, und würde bald die ganze Welt erfüllen, wenn die ausgekrochene» Jungen den Seevögeln und andern Raubthiere» Nicht jur Nahrung dienten. Sie leben in allen Welttheilen thki ü un Wasser, theils auf dem Lande, und »ähren sich von kleinen Fischen, Seepflanzen, Moos, Gras u. dgl. Es find träge Geschöpfe, die in 20 Jahren nur wenige
Zolle an der Größe zunehmen, und auch während ihres
langen Winterschlafes nur wenig am Gewichte verlieren. Sie werden go dis 90 Jahre alt. Man isst ihre Eier und ihr Fletsch, welches tm Geschmacke dem Hühnerfleische gleicht, leicht verdaulich und sehr gesund ist, besonders für dm Scharbock und andere Seekrankheiten. Aus ih rem Schilde oder der Schiidpatte, welches sich in heißem Wasser weich mache« lässt, »nacht man Dosen, Uhrge häuse und viele andere niedliche Arbeiten. Man fängt ste theils mit Netze« ober Harpunen auf der offenen See, theils beschleicht man fie des Abends, wenn fie aus dem Meere stergt, und wirst ste mit einer Stange plötziich auf dm Rücken; denn sie kann sich dann nicht mehr umwenbrn.
—
io»
—
Man theilt die Schildkröten gewöhnlich, «ach dem
Ort ihres Aufenthalts, in Meer-, Fluss- und Land schildkröten.
Die Meerschtldkröten haben
Flossen an den Füßen, womit sie schwimmen; sie können
nür langsam kriechen, und wohnen nur in den Meeren
von Ost-und Westindier», in warmen Zonen, und geben
das schönste Schildpatt oder Schildkrot, welches durchsichtig
ist
und
draunrothe
Flammen
hat.
Die
Flussschtlbkröten haben Füße, deren Zehen mit ei ner Schwimmhaut verbunden sind; diese leben in allen
Theilender Erde, und sind in Europa, sonderlich in
Deutschland, von der Größe eines halben Fußes. findet sie häufig in der Donau.
Man
Die Suppe von dieser
Art empfiehlt man den schwindsüchtigen Personen.
In
Amerika giebt es Fluffschilbkräten von äoo Pfund.
Die
Landfchildkröten haben ganz freie Zehen, sind wie die Flussschtlbkröten allen Erdtheilen eigen, und haben auch
wie diese einen Hund-kopf, und eine so zähe Reizbarkeit, daß Ke sich wohl noch »4 Tage regen, nachdem man ihnen
den Kopf abgeschnltten har.
Sie halten sich in Büschen
und" sumpfigen Gegenden auf.
Str leben gern in Gesell
schaft und rücken so nahe zusammen, daß sie eine Art von Pflaster ausmachen, über welches man gehen kann. Winter graben sie sich in die Erde.
Im
Zu dieser Gattung
gehört die Mo falsche Schildkröte, die wegen ihres der Mosaischen oder Mvsivmahlerei ähnlichen Rücken
schildes so genannt wird; welches mit gelben und schwar zen würfelförmigen Flecken .bezeichnet ist.
einige Zoll groß und wohnt in Aftikq.
Sie ist nur
—
io5 —
Taf. VI. Fig. 26.
ist eine Landschildkröte, Lat. Testudo sca-, bra *). Fr. la Tortue scabreuse, abgebildet. Es giebt welche von dieser Gattung, die an 200 Piund wiegen. Das Fleisch ist schmackhafter als an den Meerschildk-öten; die sehr große Leber ist eine Dellkateffe, und daS Fett gleicht der besten Butter, i
Taf. VI. Fig. 27.
Der Biber, Lat. Castor. Fr. le Castor, le Bievre. Biber ist 5 Fuß lang, und ungefähr 2 Fuß hoch. Sein Kopf ist kurz und zusammeagedrückt, die Schnauze dick und stumpf. Er hat zween schneidende Voroerzähne oben und unten. Seine Beine sind ganz kurz, die vor deren sehr klein, und ohne Schwimmhaut, die Hinteren wett größer, und mit einer Schwimmhaut versehe«. Sein Schwanz lst fleischig, ungefähr eine halbe Elle lang, eine viertel Elle breit, und kaum einen Daumen dick, mit Schuppen, und mit dazwischen stehenden einzelne« Streifen Haaren besetzt. Er bedient stch desselben wie eines Ruders, um seinen kauf im Wasser zu richten. Die Farbe seines FelleS ist kastanienbraun; es giebt aber ') Scabra, b i. höckerichte, weil die Blätter de« Schilde» in der Mitte eine Erhöhung haben»
■ *■*
io4
***
auch ganz schwarze und weiße. —
Er bewohnt die
wüsten Gegenden an den Ufern der Flüsse und Seen tu -en kalten und gemäßigten Gegenden von Europa, Asten und Amerika; Nordamerika ist aber jetzt sein Hauptfitz. Er flieht den Menschen, und hört auf in den bewohnten
Gegenden gesellig zu fein.
Seine Nahrung besteht in
grünen Baumrinden, Laub, Feldobst, Wurzeln, Schilf, Krebsen und Fischen.
Er wirst alle Jahr auf einmal a
bis 5 Junge, und wird 15 bis so Jahre alt.
Nichts Ist auffallender, als dle an Vernunft-OperaIkonen gränzenden Kunsttriebe des Bibers, welche er im Bau feiner Wohnung, und in der künstlichen Herbei-
fchaffung der dazu erforderlichen Materialien beweiset. Im nordwestlichen Amerika verfammrkn sich diese Thiere
im Junius und Julius zu 2 bis 300, um sich mit verein ten Kräften an dem Ufer eines Gewässers eine Stadt zu bauen.
In Flüssen, wo daö Wasser dem
Stei
gen und Fallen unterworfen ist, bauen fie erst einen
Damm quer durch den Fluss. Sie suchen hierzu einen Bäumaus, der nahe am Ufer des Flusses steht, zerna gen ihn am Fuge mit ihren 4 Schneidezähnen, und fäl
len ihn quer über den Fluß.
Nm nicht von dem fallen
den Baume getroffen zu werden, kerben ste den Stamm
erst an der Sette ein, wohin er fallen soll.
Die Aeste
beißen sie von dem Stamme ab, als wenn fie abgehauen waren. Kleinere Bäume zerschneiden sie, und bilden solche zu Pfädlen, graben mit ihren Vorderfäßen Löcher in die Erd«, und senken sie hinein.
Die Zweige flechte«
sie zwischen den Pfählen ein, tragen mir ihrem Maule
und ihren Vordersüßen Erde herbei, und füllen die Zipl--
—
io5
—
fchenräume dieses Pfahlwerks damit auS.
Dieses besteht
aus einigen Rethen Pfählen, welche alle «chräg gegen
den Strom des Flusses eingesetzt find.
Der Damm hat an
der Grundfläche 10 bis 12 Faß Dicke, oben aber nur 2
bis 5 Fuß.
Auf der Oberfläche lassen fir zwei Oeff-
nungen, damit das überflüssige Wasser heraus laufe»
könne, und
bedecken fie mit Rasen.
Operationen,
welche
das
allgemeine
Dies Beste
sind
die
befielen.
Sie trennen sich nun in kleinere
Gesellschaften, und
bauen sich Hätten oder Häuser.
Diese werden
an dem Sande des Ufers auf Pfahlen aufgeführt.
nahe Die
Form dieser Gebäude ist gewöhnlich rund oder oval, sie haben 8 bis »4 Fuß im Durchmesser, 2 bis 5 Geschosse in der Höhe, eins unter dem Wasser, jedes hat zwei Zugänge, einen vom Land«, und den andern vom Grunde des Wassers.
Die Mauer und das Gewölbe oder Dach
dieser Häuser ist von einer Art sandiger Erde gebaut, und ist so fest und undurchdringlich, daß es allem Wind
und Wetter widersteht.
Die Wände find von innen und
außen so reinlich übertüncht, als wenn alles von Menschen
händen gemacht worden wäre. statt einer Mauerkelle.
Der Schwanz dient »hne»
Der Fußboden ist mit Reifer»
überstreut, und die Wände sind mit Moos belegt.
Hier
huckt der Biber neben seinem Weibchen, und hat gewöhn
lich den Hintern Theil des Körpers und den Schwanz ins Wasser gesenkt.
Hierzu dient ihm die Oeffnung nach der
Wasserseite, die gleichsam ein Fenster vorstellt.
In einer
jeden Hätte ist ein Magazin, worin fie Winterprovision
aufbewahren.
Man hat Biberdörfer gefunden, die aus
25 solcher Hütten bestanden.
In den kleinen Hätten be
finden sich 2 bis 6, in den großem so bis 50 Biber.
io6
—•
Wenn fie km Sommer ihre alten Wohnungen ausqebef-
sert ober fich nme gebaut, und sich dann ihren Nah rungsdorrath für den Winter herbeigeschafft haben, so
kommt die ganze Gesellschaft wieder zusammen, und be wohnt ihre Hätten vom Herbste bis zum Frühling.
In
der ganzen Kolonie sowohl, als in den häuslichen Ge
herrscht ununterbrochen F-iede unc Ein
sellschaften,
Don diesen geselligen Bibern unterscheide«
tracht.—
fich die ungeselligen, welche man in Deutschland und
einigen andern Gegenden von Europa findet; sie lebe« hier einzeln , weil fie die Nahe der Menschen fliehen;
fie find schüchtern, und verlieren alle Kunsttriebe, die fie in jenem geselligen Zustande in der thierischen Natur so vorzüglich auszeichnen > fie graben fich Löcher in die Erde
wie der Dachs, gewöhnlich ober ntchr weit von einem Gewässer; deswegen heißen diese auch Gruben - oder
Der Biber kann, wenn er jung gefan
Erdbiber.—
gen wird, leicht gezähmt werden, und ist alsdann ei« sanstmüthiges, trauriges, gleichgültiges Geschöpf, und
verräth keine einzige von den ihm in der Freiheit eigene« Er läuft auf der Erde herum, und ent
Fähigkeiten.
behrt das Wasser.
erwachsener
Ein
wird nie zahm.
Er geht auf dem Lande langsam und lahm, schwimmt
aber hurtig, und taucht schnell, aber nicht lange, un
ter.
Er geht auf den Hinterfüßen, wenn er in de«
vorder» Geruch,
etwas tragt. find
dabei auf dem Rücken.
vertragen,
und
besonder-
Seine Sinne,
sehr fein.
entledigt
Er
schläft fest,
Unreinlichkelt kann fich
deswegen
raths stets außer seiner Wohnung. —
der
und liegt er nicht
seines
Un
Man isst sein
Fleisch, und hält vorzüglich seinen Schwanz und seine
io7 Zunge für wohlschmeckend. Unter dem Schwänze findet sich bei beiden Geschlechtern in einem Deutel eine fette gelbliche Materie, die man Bibergeil nennt; wenn dieses getrocknet worden, siebtes dunkelbraun aus, und ist bröckltch; es riecht unangenehm stark, und schmeckt eckelhaft bitter; es wird, besonders das sibirische, als eins der Wirksamsten äußern und innern Arzeneimittel verbraucht. Auch des Biberfetts bedient man sich äußerlich wider Nervenkrankheiten, Gliederreißen u. dgl. — Die Diberhaare stehen in einen hohen Werth: je schwärzer sie find, desto höher ist dieser. Nach der verschiedenen Zeit, worin der Biber gefangen wird, entsteht ein dreifacher merklicher Unterschied in seinem Balg oder Fell, nämlich: i) der Winter- oder russische Biber, welcher im Winter gefangen worden, ehe er abhaarte; dieser lst zu Unterfuttern der beste. 2) Der Sommer - oder magere Kastor, welcher im Sommer gefangen wor den. Dieser bat schon viel von seinem Fell durch das Haaren verloren; man braucht daher das Haar in Huth-, Handschuh-, Strumpf-, Tuch - und Zeugfabriken. Z) Der fette Biber, kommt von den Wilden in Amerika, die ihn schon aus dem bloßen Leibe getra gen haben; ob er gleich eben so gut als der Som merbiber ist, so wird er doch nur, weil der Balg den Schweiß der Wilden eingesogen hat, zu Hüthen ver braucht. — Die abgeschnittenen Biberfelle werden zum Beschlagen der Koffer, zu Pantoffeln u. dgl. ge braucht.
io3
—
—
Taf. VI. Fig- 28.
Der dreigürtelige Armadill, das Gürtelthrer mir drei Gürteln, oder der sipar. Lat. Dasypus tricinctus. Fr TApar ou le Tatou ä trois bandes. IX ter den vierfüßigen, lebendige Jungen gebärenden,
Thmen giebt es verschiedene Arten, weiche nicht init
Haaren, sondern mit einem starken Harnisch vom sechs öder vrereckraen schön figurirtea Schildern bedeckt Knb.
Dies« Schilder Ernst
bedecken
de«
ganzen
und Bauch ausgenommen,
Körper,
Kehle,
welche Theile eine
we ße körnige Haut, wie an einem gepflückten Huh», zeigen.
Diese Schaale besteht nicht aus einem einzige»
Stück, wie bei der Schildkröte, sondern ist auf dem Leibe
in verschiedene Gürtel getheilt, welche durch eben so viel weiche Häure mit einander verbunden find, damit sich
daü Thier bewegen und bei feindlichen Angriffen leicht zusommenrollrn kann.
Sie werden 1 bis if Fuß lang.
Die Azahi dieser Gürtel hangt nicht von dem Alter, son
dern von den verschiedenen Arten dieser Thiere ab. nennt
diese Thiere
überhaupt
Gürteltbiere.
Ma« Sie
unterscheiden sich von einander durch die Gürtel oder
Reifen; es giebt nämlich welche, die z, 4- 6, 8, 9, IS bis 18 solcher Gü tel über die Mitte des LeibeS haben.
Ihr
D- cerland ist Ostindien und das südliche Amerika.» Sir
leben in Bauen, die sie sich unter die Erde graben, und
io9 Die Indier
näbren sich von Erd - und Baumfrüchten.
und Neger finden ihr Fleisch wohlschmeckend.
Den Gär
ten und Pflanzungen thun sie vielen Schaden. —
Die
Abbildung stellt einen dretgürteligen Armadill vor. Er unterscheidet sich von den andern durch seinem längli chen, beinahe pyramidenförmigen, Kopf, durch seine 5 beweglichen Gürtel, und durch feinen kurzen, nur a Zoll
langen, Schwanz.
Taf. VI. Fig. 29.
Das Stach e l sch w ein. kat. Hystrix criftata, Fr. le Porc-epic. ^/as Stachelschwein ist nicht etwa ein m!tStacheln be setztes Schweln, es hat vielmehr mit biefem, außer dem Grunzen, nicht die geringste Aehnltchkeir.
Es hat einen
kurzen Kopf, vorn in jeder Kinnlade zwei Schneidezähne
Wi» der Biber, eine gespaltene Nase wie der Hase, runde platte Obren, Füße mit Nägeln bewaffnet, und einen kur
zen Schwanz.
In Ansehung der Stacheln, womit fein
Rücken und Schwanz besetzt ist, gränzt es an den Igel; eigentlich Haden aber seine Stacheln mit den Federkielen
mehr Aehnlichkeit, als mit den Stacheln des Igels; es find ordentliche Schafte, denen nur die Bärrr fehlen, um Federn zu sein; und in dieser Rücksicht macht es den
Uebergang zwischen den vierfüßigen Thieren und den Vö geln.
Die Stacheln sind 10 bis ia Zoll lang, schwarz
grau, miß, gelb und roth gestecht, und geben einen ktir-
>10
rtttbttt Ton von sich, wenn sie beim Gehen des Thiers
zusammenschlagen.
Sein Leib ist schwarzgrau,
Kopf röchlich, und seine Größe 2 biö 3 Fuß.
der
ES ist nur
in beißen Ländern aller Welttheile einheimisch.
Seit
einigen Jahrhunderten ist es nach Europa verpflanzt, und lebt häufig in Italien, Spanien, und auf den Appenninen; die europäischen sind aber nicht so schön, als
die in den andern Welttheilen.
Es nährt sich von Wur
zeln, Gemüse, Früchten und Sämerei.
Gegen die An
griffe der Schlangen und andrer Thiere rollt es sich in eine Kugel zusammen, verbirgt Füße und Haupt, und
wälzt sich über seinen Feind hin. Daß das Stachelschwein, wenn es gereizt wird, seine Stacheln mit großer Heftig
keit von sich werfen könne, ist eine Fabel.
Sein Fleisch,
welches dem Schweinefleische ähnlich ist, wird gegessen,
und feine Stacheln braucht man zu Zahnstochern und Pinselsttelen. Im Magen deS Stachelschweins finden sich zuweilen Bezoarstetne") von verschiedenen Sorten.
•) Der Bezoar ist ein au« mineralischen Theilen gebilde ter, bald weißer, bald aschgrauer Stein, der sich in dem Ma gen verschiedener, vorzüglich im Orient lebender, Thiere finde», und dem man ehemals ungegründele Wunderkräft« in der Heilkunst zuschrieb.
111
Taf. VII Fig. 50.
Der Kapernstrauch, kat. Capparis. Fr. le Caprier. Kapernstaude wachst ftt den südlichen Provin
zen Frankreichs, in Spanten und Italien.
Es ist eine
dem Bromberrenousch ähnliche Staude mit niedrigen
Zweigen, runden glatten Blättern, und wild wachsend,
mit einem dornigen Stengel; in den Gärken angebüur hat fie keine Stacheln.
Ihre schönen rothen Blüthen bekömmt
man selten ju sehen; denn man sammelt Pie grünen Kno
spen, ehe fie aufbrechen, und dies find di« Kapern, welche Wir als Gewürz, an mehreren Fleischspeisen, Sardellensallat u. s. w. essen. Man trocknet die Knospen an der Lust im Schatten, beizet fie alSbann in Essig und Salz,
schlagt fie mit dteser Brühe in Fässer und versendet fie
durch ganz Europa.
Ja einigen Ländern werden fie auch
trecken eingesalzt und verschickt.
Die frischesten und
besten find diejenigen, weiche «ine lebhafte grüne Farbe haben.
Man Hai Beispiele, baß schändliche Gewinnsucht
es versucht hat, die grüne Farbe bei alten verdorbenen
Kapern durch Kupfer wieder Herzustelleu, und baß con
dem Genuß derselben Menschen vergiftet worden. —
In
Frankreich macht man auch die nierenförmtgen Frucht-
körner ein, und nennt fie Cornichons de Caprier.
Wir
könnten unsere Brühen mit Deutschen Kapern verbessern, wenn wir uns der in Deutschland häufig wachsenden
112
Dotterblume, die die nämliche« Dienste thut, bedle-
nen wollten.
Taf. VII. Fig. 51.
Der Oelbaum. Lat. Olea. Fr. 1'011vier. JiL/aS Vaterland des nützlichen Oelbaums stad die hei
ßeren Gegenden von Europa: Portugal, Spanien, das südliche Frankreich und Italien.
eines Pflaumenbaums.
Er erreicht die Höhe
Sein Stamm ist knotig; seine
Blätter, die Wmter und Sommer grün find, sehen aus
wie Weidenblätter, seine Blüthe ist weiß, seine rothbrau ne Frucht gleicht einer kleinen Pflaume und heißt Olive. Wenn die Oliven gepresst werden, geben ste das bekannte
Baumöl,
davon in der Pressung selbst verschiedene
Sorten entstehen.
Der erste, und ganz leichte Druck mit
der Presse giebt das reinste,
wohlschmeckendste,
weiße, oder sogenannte Jungfer nöl; der
ganz
zweite
schärfere Druck, der schon die Kerne der Olive zerquetscht,
giebt eine schlechtere Sorte von Geschmack, oder das ordinäre
Baumöl;
der dritte schärfste Druck der
Presse giebt das schlechteste Del, das zum Brennen in
den Lampen dient, und von Künstlern und Handwerker» gebraucht wird. Das beste und reinste Del ist das Lis sabonner, daß Provencer und das Gardseer um den Lago di Garda in Italien.
In allen Ländern, wo
der Oelbaum wächst, wird bas Baumöl, wie bei uns die Butter, an den Speisen gebraucht; und überdies nährt
-er
—
US
—
brr Handel damit noch viel taufend Menschen. werden die Oliven nicht häufig genossen.
Roh
Halbreif werden
sie auch mit Ealzwasser eingemacht, und wie die Kapern zu verschiedenen Speisen gebraucht.
Taf. VII. Fig. zu.
Die Pfefferstaude. Lat. Piper. Fr. le Poivrier. XJcc Pfeffer wächst in Ostindien an einem Strauche, der
wie unser Hopfen an Stangen gezogen und durch Steck, linge fortgepflanjt wird.
Die Blätter find eiförmig und
dunkelgrün mit 7 röthltchen Rtbben.
Seine Blüthen
sind grünlich weiß, und seine in kleinen Trauben, wie un
sere JohanniSbeertrauben, zu 00 bis 30 an einander hän
genden Beeren sind Hochroth; in diesen befindet sich der Sa me, welcher, wenn er getrocknet, schwärzlich wird, und un ser sogenannter schwarzer Pfeffer ist, der zum Ge
würze dient, und welcher durch da-Beizen im Meerwasser die schwarze Haut verliert, und den weißen Pfeffer
giebt.
Der Pfeffer ist bekanntlich ein- der wirksamste«
Magenstärkungsmittel. DieHolländtscheOstindischeKompagnle treibt einen sehr starken und einträglichen Handel
damit; man versichert, daß sie wenigstens 5 Millionen
Pfund in Europa, und an 4 Millionen Pfund in Indien absetze.
Der Zentner kostet ihr 10 Rthl. und sie verkauft
ihn zu 30 Rthl. in Europa, und zu 15 bis 20 Rthl. in Indien.
B. ®. I. Dd.
H
ii4
Taf. VIII. Fig. 53.
Die Kanadische Fischotter. Lat. Lutra Ca nadenfis. Fr. la Loutre de Canada. izlt gemeine Fischotter oder Flussottet ist 3 Fuß lang, hat einen bieten platten Kopf, kurze Ohren, ein
fleischfressendes Gebiss, wie daS Wiesel und der Marder, kurze Beine, Füße mit fünf Zehen, welche durch eine
Schwimmhaut mit einander verbunden find, ein kasta
nienbraunes Fell mit kurzen glänzenden Haaren, und eine
so feste Haut, daß fie kein Hund durchbetßen kann.
Eie
wohnt in allen Gegenden von Europa, in Fiüssen, Leichen
und Seen, hat ihr Loch am Ufer, und geht, um nicht
entdeckt zu werden, unter dem Wasser hinein.
Sie lebt
von thierischer Nahrung, von Fischen und Krebsen, und
nut im Nothfall von Baumrinden.
Sie läuft auf der
Erde und schwimmt tat Wasser mit gleicher Geschwindig
keit, kann aber unter dem Wasser, «egen Mangel deS Athemholens, nicht lange leben.
Wegen ihrer außer
ordentlichen Elektricität verräth fie fich des Nachts den Jägern durch ihren leuchtenden Körper.
Sie hat ein
scharfes Geficht, einen feinen Geruch; ist wlld, boshaft und listig; ihr Biss ist sehr schädlich; fie lässt fich aber dennoch jung eingefangen zahm machen, und sogar zum Fischfang abrichten.
Sie wirft jährlich 3 bis 4 Junge,
und lebt 12 bis iZ Jahre.
Ihr Balg ist ein kostbares
Rauchwerk, und wird gewöhnlich mit 12 bis 16 Thlr. bezahlt.
Der Winterbalg ist brauner und besser als der
Taf. Vfsf.
*Vommerbglg.
ii5
Die feine« Haare geben bessere Hüthe
als die vom Biber.
Ihre Haut wird zu Tabaksbeuteln
u. dgl. verarbeitet; ihr Fleisch wird in einigen katholi schen Ländern als Fastenspeise gegessen, es riecht aber wie todte Fische.
Die Fischottern sind den Fischteichen sehr
gefährlich, und würgen mehr als sie fressen können.
Die hier abgebilbete Fischotter aus Kanada ist eine Spielart von der unsrigen, und überlr'ffr diese nur
au Länge des Körpers und an Schwärze der Haare. —
Die Meerotter ist in Nordamerika, Asien, besonders in Kamtschatka zu Hause.
Ihr schwarzes Fell, das «ine«
Eilberglanz hat, wird oft mit too Tblr. bezahlt. —
Die
Sumpfotter wirb im nördlichen Europa und Amerika gefunden, und ist kleiner alS die Fischotter.
Taf. VIII. Fig. Z4. Das Hermelin oder das Wiesel. Lat. Mustela Erminea. Fr. IHermine, le Koselet. *j -^as Hermelin ist weiter nichts als eine Spielart deS
Wiesels;
daS
Hermelin unterscheidet sich
nur
vor»
dem eigentlichen gemeinen Wiesel durch mehrere Größe,.
e) Das Wiesel mit schwarzem Schwänze heißt im Fr. Her mine, wenn eS eine weiße Farbe hat; und Roselet wenn es rörhlich gelb ausfleht. Das kleine gemeine Wiesel heißt Belette.
116 durch den länger«, an der Spitze schwarze« und stärker behaarten Schwanz, durch die weiß eingefassten Ohre« und weißen Zehen an allen 4 Füßen.
Beide kommen nicht
nur tn Ansehung der Eitlen mit einander überein, son dern auch der Veränderung ihrer Haare; sie find näm lich den Sommer hindurch rothgelb auf dem obern Theil des Laibes, und werden im Winter weiß, nicht nur in Sibirien und dem ganzen
Deutschland und Frankreich.
Norden,
sonder» auch in
Das Hermelin oder Wie
st! mit schwarzer Schwanzspitze lebt fast in allen Kima-
ten, in wüsten Gegenden und Waldungen.
Es rührt
sich von kleinen graue« Kaninchen, von Ratten und Mäustn.
Sein Fell wird unter das edle Peizwerk gerechnet,
ist aber jetzt aus der Mode gekommen.
Die kleinere«
gemeinen W'eiel, welche in unsern Gegenden wohnen,
und sich im Winter auf den Kornböden und in Scheunen
aufhaltrn, sie von den Mäu8 ooo Rthlr. Die Kompagnie hat den Preis eines Pf auf 100 Schillin ge gesetzt, welches ihr, nach Abzug aller Kosten, nur 43 kostet. Europa verbraucht jährlich 550,000 Pfand. Die Franzosen und Engländer haben bereits glückliche Derfuche gemacht, diesem für u^s Europäer so Nachtheiligen Alleinhandel der Hollander Grenzen zu setzen, in') Ueber Amboina und Banda gebieten die Holländer
völlig; über die a> dern Moluckncben Inseln, Ternale, Ti dor re. herrschen Könige unter Holländischer Oberherrschaft.
—
*33
—
dem *e diesen Baum auch in ihre Besitzungen kn In dien verpflanzt haben.
Taf. X. Fig. 47.
Der Zimmetbaum. kat. (Laurus) Cinnaniomum. Fr. le Cannellier. ßt, und sie mit dem weißen klebrigen Safte feiner Reinigung, die er fallen
lässt, verdirbt**).
Um dieses zu verhüten, tödtet man
all» Kokons, die man zu Seide brauchen will, in heißem
Wasser, oder durch die H'tze eines Backofens oder der Sonne *e#); und lässt nur die auskriechen, die man zur Zucht bestimmt.
Diese Schmetterlinge, die zur Klasse der
Phalänen oder Nachtvögel gehören, paaren sich; das überaus dicke Weibchen legt 4 bis 500 Eier ****) auf ein braunes oder schwarzes Tuch, welches man ihm an die
Wand steckt, und dann sterben beide, das Männchen
und das Weibchen, in etlichen Tagen, ohne irgend eine Nahrung zu sich genommen zu haben.
Das ganze Leben
des Seibenfalters mit allen seinen Verwandlungen, vom Et an dtS zu seinem Tode, hat also nicht langer als 8 *) Diese wird zu Seidenwad gebraucht. *•) Indessen werden doch diese Kokons zu Fleuretseide benutzt. •**) Man tödtet auch die Puppen, wenn man in Terpenthin, öhl getränkic» Parier zwischen die Kokon» legt. **’*) Au» 500 Eien, kommen gewöhnlich soo Männchen und 500 Weibchen. Diese Brut legt im -ten Jahr 150,000 Eier, aus welcher im zten Jahr 11,250.009 Eier entstehen. So erstaunend schnell vermehren sich diese Thiere.
138
ober bis 9 Wochen gedauert. — Die Eier werden in Glä sern oder andern reinen Gefäßen den Winter durch an ei nem kühlen Ort aufbewahrr, und Im Frühjahre, wenn
der Maulbeerbaum *) Blätter treibt, in warme Stuben gebracht, wo sie in 14 Tagen auskriechen.
Der Seidenbau ist eine der ältesten Erfindungen, dessen Ursprung sich in der dunklen Geschichte des Alter
So viel ist gewiss, daß sich derselbe
thums verliert.
zuerst aus Persien, besonders durch die Feldzüge Alexan
ders des Großen, nach Europa verbreitet hat. —
Wäh
rend der Kreuzzüge in das gelobte Land wurden gegen
das Jahr 1150 viele des Seidenbaues kundige Männer aus Athen, Korinth und Theben, nach Palermo in Siet
lien gezogen.
Diesem Beispiele folgten bald Italien
Frankreich, Spanien, Portugal!, die Inseln des Mittellän
dischen Meers, alS Kandta, Thermiatine, Andros, Na
xos, Zta, u. a. Deutschland,
Man gewinnt seit einiger Zett in
und besonders in der Mark Branden
burg "), gute Seide, und auch nördlichere Länder, als
*) Das Laub der weißen Maulbeerbäume ist zarter und bes
ser als das der schwarzen. Wahrscheinlich ist Sina das ursprüngliche Vaterland des Maulbeerbaums; er gewöhnt sich aber auch an unser Klima, und man zieht ihn nun auch mit dem besten Erfolg in Nordamerika; besonders gewinnt man in Karolina gute Seide. *•) Die Einführung der Kultur der Maulbeerbaume und der Seidenfalter im Brandenburgischen har man den Fran zösischen refocmirten Flüchtlingen aus Languedoc zu danken. Vor 100 Jahren wurden die ersten Maulbeerplantagen bei Franksurth, hernach bei Köpenik und bei Potsdam ange legt. Der Seidenbau blieb lange Zeit das Unternehmen
>59
Dänemark, haben glückliche Versuche gemacht. Die Leva tiiche, Sinesische, Jnoiiche P?! fische und Japanische Seide ist schlechter als die Italiänische, Spanische, Portugiesijche und Französische.
Taf. XL Fig. 51. 52. 55.
Die Bienen, die Honigbienen, oder die Im men. Lat. Apis Mellifica. Fr. l’Abeille.
V, giebt eine Klosse von Jnfecten mit 4 pergamen tenen, durchsichtigen, wenig geäderten Fläaeln, deren Weibchen mit einem Stachel am Hmterleibe versehen und deren Larven theils wie Raupen mit 20 Füßen, theNs wie M»din ohne Füße, gebildet find. U ree diese Kiaffr gehören die Bienen, W-'5pea, Ameisen ic. Die B'enen leben bekanntlich in großen Gefestfchaften in Bienenkörben, oder auch wild in bohlen Bäumen, Mauern rc. zusammen. Ja ein-m jeden Bienenstock be, finden fich vreierrei Arten von Bienen: Arbeikübtene« oder sogenannte Zwitter; männliche Bienen oder der Privatpersonen, und der Ertrag der gewonnenen Seide war sehr gering. In den Iah en 1746 bis 1750 gewann man
im ganzen Lande nicht mehr als 150 Pf. Seide; soviel war schon der Ertrag tn dem einigen Jahre 1751, als K. Friedrich IL diesen Nahrung-zwerg durch thätige Unter, fiützung beförderte. Düs n.chm so zu, daß 1735. in allen Preußischen Provinzen 17 000 Pf. Seide gewonnen wurden, wovon viele so gut ist, w sie der Jtalränijchen und Fran, Löslichen gieichgeschlktzt werden kann.
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14° —*
Drohnen; und eine einzige weibliche Diene, Bienen mutter, Weisel oder Königinn genannt. F'g.z». die Königinn, oder der sogenannte933 eI sel *). Sie Ist viel größer als ave andern Dienen, sie hat einen länger«, aber icymäleren Körper als eine Drohne, höhere Deine, aber rädere Flügel und einen länger« Stachel als die Arbei Sdiene. Eie allein legt die sämmtlichen Eier chen, daraus die junge Brut enlsteht, tn die dazu be stimmten Brutzellen der Waben. DieseDrut, welche fie im Feüdjahre, imAprll, Mat und Junt legt, kommt nach so Tagen zur Reife, und schwärmt, d h. sie trennt sich vom Stammvo keund macht eine eigene Kolonie aus. Bis weilen entstehen 2 bis z j mge Schwärme. Fmden sich in einem Stock mehrere Bienenmütter, so kämpfen diese unter einander, und die Ueberwinderinn wird vom gan zen Schwarm als Regentin« erkannt. **) Die gemeinen Dien n begegne« ihr mit großer Ehrsu cht erzeigen ihr mancherlei Diensie, sie füttern fie sogar mit Honig aus ihrem Rüffel. Sind fie der Königinn beraubt: so stehe« ihre Arbeite« so lange st?ll, bis fie eine andre erhalte» haben; widrigenfalls versi egt und zerstreut fich der ganze Stock. Die Königin« verlässt gewöhnlich nur da«« den S ock, wen« ei« junger Schwarm mit ihr auszleht. •) Sie hat den Namen Weisel daher, weil man «bemal« irrig glaubte, sie ziehe als Anführerinn vor einem schrvar« mcnden Stock her, ober fie weise den Arbeitsbienen ihre ©’Kbdffie an ••) Selbst die Arbeitsbienen handeln feindlich gegen die weib lichen Bienen , bi» sie solche alle, bi» aus Eine, aufaertebe« haben: denn, blieben mehrere Bienenmütter im Stucke, so würden diese mehr Eier legen, al» die Arbeitsbienen im Stande wäre, Zellen für fie zu bauen.
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Fig. 52.
14*
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Ein« männliche Biene ober Droh««.
Sie sind etwas kielner als die Königin», Haben lange F ü
ge! und fumf«n#) im Fluge. Ju einem S'vcke vom 50 000 Bienen befinden fich 500 dtS 1000 Drohne».
Et- find ju
w-uer nicbkS bestimmt als jur Befruchtung der Erer, wel che die Königinn gelegt hat.
Haben sie dieses Geschäfft
verrichtet: so sind sie der Kolonie von keinem.weiteren
Nutzen; sie wollen nur fressen und nicht arbeiten; die
Arbeitsbienen fallen daher über diese Müßiggänger, di« Dtvhren, her, sagen sie fort oder stechen sie todt; denn die Drohnen haben keine Stachel, und können sich also
nicht wehren; diesen merkwürdigen Auftritt nennt man die Drohnenschlacht.
Fig. 53-
Eine Arbeitsbiene fliegend. **)
Ihre
Anzahl ist bet weitem die größte, und steigt von 20,000
biS auf 50,000.
Eie sind weit kleiner als dte vorigen bei
den; sie haben größere Backen als die männlichen Dienen,
und hervorstehende Zähne, welche ihnen zu ihrer Arbeit
dienen.
Sie allein haben einen Stachel, neben welchem
zwei kleine Bläschen fitzen; wenn si, mit dem Stachel stechen, öffnen sie zugleich diese Bläschen, und ergießen
einen giftigen Saft in die Wunde; der Stachel bricht *) Da« Gumsen, Drammen, Pfeifen >c. der Insekten geschieht
nicht du ch die Lunge, — denn diese haben sie nicht, — sondern durch die Bewegung der Flügeldecken. *•) Man hat bisher geglaubt, daß die Arbeitsbienen «in un
vollkommene» Geschlecht ausmachten, und weder zum mä-.nlichen noch weiblichen gerechnet werde» könnten, und sie daher Zwitter oder Gesa lechtlofe genannt; au» neuern, zwar nur einzelnen Bemerkungen, weiß man aber, daß sie wirklich Ei«r legen können, au« welchen aber nur Drohnen entstehen.
140 ab, und das Tksterchen muss sterben. Am Hinterfchenkel haben sie eine fchaufelartige Vertiefung, welche jum Aus laden beS Blumenstandes bestimmt ist. An den Beinen haben sie Bürsten, womit sie den Staub aus den Blumen bürsten, daraus Wachskägelchen machen, und solche auf die fchaufelart'gen Schenkel packen, welche daher die WachShöschen genannt wnden. Sobald sie in ihre W chnung kommen, streifen fie ihre Ladung mit der Bürste wieder ab, wobei ihnen ihre Kameraden Hälfe leisten. Die ser Blumenstand wird ctutnetw tu oazu bestimmten Zel len aufbehalken, ooer sogleich aufgegissen, und in ihrem Wachsmagen in Wachs verwandelt; sie bringen ihn dann wieder in ihren Mund herauf, und bauen davon ihre Waden. Mit dem Räss l saugt das Thier den säßen Saft aus den Blüthen und Blumen, den es in einem be sondern Magen zu Honig verarbeitet, und im Stocke von fich giebt.
Sobald diese Bienen einen leeren Korb bekommen, legen sie zuerst den Grund zu ihren Zellen und Scheiben. Eie theilen fich dann in mehrere Gesellschaften, damit eine größere Anzahl von Bienen zugleich befchäffriget fein kann. Ihre Zellen bauen sie sechseckig, und erreichen durch diese Form den Endzweck, daß kein leerer Raum zwischen denselben übrig bleibt. In Ansehung der Größe bauen fie Z verschiedene Arten von Zellen; große, wor in die künftigen Königinnen ausgebräket werden; kleine für die künftigen Drohnen, und noch kleinere für die Arbeitsbienen. Außer diesen Brutzellen werden noch eine Menge anderer zur Aufsammlung des Honigs gebaut. Eine Honigfcheibe besteht aus zwei dicht auf einander Ue#
*43 -enden Fellen sagen.
Die Grundflächen der Fellen kn der
einen Schcibenlage dienen zugleich zu Grundflächen der
entgegengesetzten Scheibenlage; dlese Einrichtung gereicht
Len Dienen zum Eingang von beiden Setten, und mr Spa rung des Wachses. Die Wände der Allen find so dünn, daß
pe durch Len häufigen Ein» und Ausgang zerbrechen wür den, wenn die sorgfältigen Bienen den Rand jeder Zelle nicht mit einem drei- bis viermal dickeren Ringel, als die
Wände find, umgeben hätten. Zwischen den Scheiben lassen
fie eine Straß«, daß zwei Bienen neben einander durch
gehen können, und mehrere runde bedeckte Kreuzgänge, um ihren Weg abzukärzea.
Ihre beiden Zähne find die
einzigen Instrumente, deren fit fich zum Formen und Po
licen d-s Wachses bedienen. *)
Wenn eine Biene ihren
Kopf nicht fehr tief in eine Zelle steckt: so bemerkt man,
wie fie die Wände mit ihren Zahnspitzen abschabt, das
Unnütze und Unregelmäßige davon losmacht, und solches zu einem andern Theile des Baues verwendet.
Eine
Scheibe oder WachStafel von »5 Zoll Länge und 10 Zoll
Breite enthält über 9000 Zellen, und ist daS Werk von
2 Tagen.
Das ganze Gebäude, das gewöhnlich aus 7 Ta
feln bestehet, worinn 30,000 Zellen zu Honig und 20,000
zu Brutzellen bestimmt find, ist in einigen Wochen vollen det, und ein solcher Stock enthält 2 bis und 20 bis 25 Pfund Honig.
Pfund Wachs
Die Bienen wohnen nicht
in den Zellen, sondern fie hängen fich zwischen den Wa ben eine an die andere.
Fig. 54. stellt «inen Stock von einer Honigwabe
mit Brut, leeren Zellen und Honig vor.
•) Man hat die Art, wie die Bienen bei Erbauung ihrer Jet, len »u Werke gehen, in gläserne» Bienenstöcken beobachtet-
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>44
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Eben so bewundernswürdig als brr künstliche geo-
metrische Bau ihrer Wohnung, ist auch ihre Sorge für ihre
Fortpflanzung, und die Erhaltung ihrer Junaen. Die Königinn legt im Frühjahre in Zeit von 7 bis 8 Wochen
10 bis leooo Eier.
Sie gebt zuerst mit dem K> Pf in jede
Zelle und untersucht, ob sich daran kein Fehler fiedel; dann legt sie 5 bis 6 Eier hinein.
Die ersten Eier, die sie >«gt,
enthalten die künftigen Arbeitsbienen, dann folgen die Z00 bis 1500 Eier zu Drohnen, und endlich 5 biß 20 Eier, woraus Btenenmükter entstehen. Hierauf legen sich die Drohnen in die Illen und legen einen we ß'ichen befruch
tenden Saft auf die Eier.
Durch die Wanne im Stocke
werden die Eier in zwei bis drei Togen aubg>ocücet. Die junge Diene erscheint zuerst als Ma de, (F'g 55.) und
wird von den Arbeitsbienen mit einem ausHonig, Wachs
mehl und Wasser zuberriteten Brei gefüttert; dieser ist von zweirrlet Gattung, nämlich von einer schlechteren
und guten, die erste ist für die Arbeitsbienen, die zweite für die Drohnen und weiblichen Bienen bestimmt. Nach
8 Tagen bespMnet die Made ihre Zelle und verwandelt
sich in eine Puppe (Fig. 56). Jetzt verschließen die sorg« faltigen Bienen die Zellen dieser Puppen mit einem dün nen Deckel von Wachse, damit sie Wärme und Ruhe ge nießen mögen.
Nach 14 Tagen öffnet sich berWachödeckcl
und das junge Bienchen kommt hervor, wird vor? den andern mit ihrem Rüssel beleckt, mit Honig gefüttert, geht nach einigen Stunden an feine Arbeit und fl egt
aus.
Da nun der Stock für die vielen htnzugekommcnen
Bewohner zu wenig Raum hat; so trennen sich die Jun gen von den Alten, und sch w ä r m e n.
145
Taf. XL Fig. 57.
Das Schaf, kat, Ovis. Fr. le Beller, la Brebis. ä^aS Schaf bat g untere Vorberzähne, keine Eck,ähne; die Hörner sind hohl, hinterwärts gekehrt, inwärtS -edreht und runzlig; die Weibchen sind ohne Hörner; die Schofe käuen wieder; ihre Klauen sind gespalten; das F>ll besteht aus krauser Wolle. Das zahme Schaf ist jetzt in den meisten Gegenden der Erde verbreitet. Es frtffe allerlei Kräuter, Grasarten, und Getreidekörner. DaS Schaf ist gurmürhig, dumm und furchtsam. ES ist eins der nützlichsten Lbter« für den Menschen; seine Milch wird getrunken, und auch zu Butter und Käs« genutzt; fern Fleisch ist eine nabchafte Speise, und das Mark aus der, Knochen dient zu Salben. Aus seiner Haut macht man Pelze, oder nützt sie als Leder, und bereitet Pergament daraus; veu seinen Gedärmen macht man Salten zu Violinen, Harfen, Lauten u. dgl.; die Abgänge von dem Felle, dm Füßen und den Ohren geben Tlschlrleim; der Mist -st ein guter Dünger. DaS Nützlichste an dem Schafe ist die Wolle, woraus eine unzählige Menge von Tüchern und Zeugen verfertiget wird. Die-Spanischen und Englischen Schafe, weiche fast immer In freier Luft find, geben die feinste und weichste Wolle. In Island giebt's Schafe mit 4.6, oder 8 .Hörnern, und in Asien und Arabien giebt eS Schafe mit einem 30 bis 40 Pf. schweren Fettschwanze, wovon B. G. i. Bd. K
146 eins am übrigen Körper so» Pfund wiegt; von den älteren Reifebefchreibern rührt die Sage her, daß man diese fettfchwänjigen Schafe vor kleine Wagen spanne, und den schweren Schwanz zum leichteren Fortbringen hinein lege; kein einziger neuer Reisende hat bis jetzt diese fabelhafte Erzählung bestätigt. Diese Race wird in dem Rusfichen Asten gemästet, und von ihnen kommt der be kannte Russische Talg. In Sibirien, Griechenland und Sardinien giebt's auch wilde Schafe, von der Größe eines mittelmäßigen Kalbes: man nennt fie Mufflons oder ArgoliS. Diese Verschiedenheit und Spielarten von Schafen rühren lediglich von der Verschiedenheit der Wohnplätze, des Klimas, und der Nahrung her.
Die Schaflämmer lässt man gewöhnlich 8 bis 1® Wochen saugen, behält davon die besten Docklämmer zur Zucht, und zieht davon die Schafböcke over Wid der; die übrigen Bocklämmer lässt man entweder gleich, oder nach einem Jahre, verschneiden, welche dann Hüm mel oder Schöpse heißen. Diese geben das beste Fletsch. — Ein Schaaf kann »» bis »4 Jahre alt «erde«.
Die Conchylien. Lat. Conchylia, Animalia teltacea. Fr. Coquilles. Unter den Würmern giebt es eine Gattung, die ein Schneckenhaus oder Muschelschaalen bewohnen, und diese heißen Conchylie« oder Schaalthiere. Cs
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147
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fin* weiche, blutlofe Thiere ohne flchtbare Gesenke; ihr feste- talkartiges Hau-, wozu ste der E off mit auf die Welt bringen, dient ihnen bet ihrer Nacktheit und Wehr# lostakeit gegen den Angnff ihrer Feinde. Sie find von verschiedener Größe: einige wiegen mehrere Zentner schwer, andere find nur so groß als eine Linse. Sie find auch theils wegen ihres wunderbaren Baues, theils wegen ihrer schönen Farben und regelmäßigen Zetchnung iverkwä'dig. Man theilt diese Geschöpfe überhaupt in zwei Arten, in Muscheln, deren Schaalen aus zwei und mehrer» Theilen bestehen; und in Schnecken, de, ren Schaalen ein einziges, auf verschiedene Art gewun dene- Stück ist. Die Muscheln. Das Thier, da- in den Mu scheln wohnt, hat weder einen abgesonderten Kopf noch Fühlfäden, aber doch ein Maul mit 4 Lippen, und einen einzigen Fuß, der eigentlich bloß «ine Fortsetzung des.fleischernen Körper- ist, und mit welchem das Thier fich bewegt. ES hat ein Herz, einen Magen u. s. w. wie andere Thiere. Ihre Fortpflanzung geschieht durch Eier. Die Schagle ist durch einen MuSkel am Thiere festgewachsen, und vermittelst dieses Muskels kann es die Schaale öffnen und schließen, welches letztere oft mit einer solchen Kraft geschieht, daß die von der größeren Art den Affen, die ihnen nachstellen, die Hände abfchne!den, und daß noch größere Muscheln Ankertaue entzwei kneipen können.
Zu den merkwürdigen Muscheln gehören: der B oh#
rer oder die Bohrmuschel; ste bohrt fich in Klippen, Sei# K -
148 fen, und In den härtesten Marmor. Dies verrichten sie, wenn sie noch ganz klein sind, etwa so groß als ein Hir sekorn; das Mittel, womit sie graben, bestehl in einer scharfen Feuchtigkeit Jin Felsen wachsen ste bann bis zur Lange und Dicke eines FmgerS. Man findet in »et» sch .ossenen Ekeln massen oft viele Hundert solcher Bohr muscheln beisammen. — D'e Malermuschel wohnt auch in Flüssen: ihre Echaalen dienen den Malern zu Behältnissen ihrer Farben. — Die Sonne: ste hat die sen Namen von ihren vielen Strahlen, ist nur so groß wie eine Linse, und wohnt, außer dem Europäischen und Astatischen Meere', auch in verschiedenen Flüssen und Teichen Deutschlands. — Die Hohlziegel; oder wegen Ihrer unaeheuern Größe Riefenmuschel genannt: die- ist die größte, die man kennt, ihre Echaake wiegt über 600 PMnd und das essbare Fleisch 50 Pitmd. DaS Thier hält seine Klappen b--ständ«g of fen, um junge F sch? zu fangen. Aus ihren Schaalen macht mau Waschbecken, und sogar Trö -e. Man findet fie in dem Indische» Meere, und kennt davon 14 Alken. — Die Perlenmuschel: dies ist das merkwürdige Ge schöpf, in dessen Scdaale die PkrI- wächst; in einer Mu schel finden sich oft mehrere Perlen, theils Im Kopfe und im Magen des ?h> res, theils inwendig an der Sckaake: Ueber die Entstehung der Perlen ist noch kein vollkom menes Licht verbreitet. Man glaubt insgemein, daß die Im Thiere wachsenden Perlen dasslbe in einen kranken Zustand versetzen, sp baß eg oft daran sterben mässe. Für diese Meinung streitet die Thatsache, daß nämlich die Perlen vorzüglich in ungestalteten, verbogenen, von außen
—
«»scheinbaren
Musch ln
149' — angetroffen werben.
*)•*) Die
Perle hat mit der Muschel gleiche B-staudtheile, und
entsteht also, wie diele, aus dem schleunigen Safte des Thiers; die schönsten Perlen kleben gewöhnlich an den Schaaken, und zwar gerade an den Stellen, wo man
äußere Verl tznngen der Schaaie, die j. B- von einem W.'.fferwurm hcrrühren können, bemerkt.
Um nun jv
ver hindern, daß durch eine solche Verletzung oder kleines Löchelchen das Wasser oder ein anderes Thierchen ein
dringe, schwitzt das Thier seinen weißen schleimigen Saft gerade vor dieOeffaung, der sich allmahlig vergrößert, Und so wie die Schaale verhärtet.
Die Perlenmuschel findet sich .fast in allen Theilen
dex Welt, in Meeren und Flüssen.
Selbst in Deutschland
wird sie in einigen Flüssen, und in Bödmen in brr Mol dau aefunben.
Die besten aber wohnen auf dem sandi
gen Boden des Meeres um Asten, und vorzüglich in dem Persischen Meerbusen an der Insel Baharem, in Arabien
bei der Stadt Kalif, bei der JnsekZeilaa, und an den Küsten von Japan.
Die Perlen, welche von daher kommen, wer
den Orientalische Perlen genannt,-und sehr theuer be zahlt, weil sie gewöhnlich größer und schöner als alle an dern Perlen sind.
Eine einzige Orientalische Perle, die
rund, ohne Flecken, glanzend ist, und nach der Sprache
derPerlenhandier, schönes Wasser hak, d. h. schön weiß ist,
kostet nach dem Gewicht 1 bis 50 und mehrere Thlr. ") —
*) Unter andern neuern Naturforschern hat auch diese Be, meckung Brüce in seinen Reisen zur Entdeckung »er ßue(< len des Nile gemacht. •*) Die Krone Portugal soll eine Perle von der Größe einer Birne besitzen, die man für unschatzbar hält.
— i5o —
Aus der Muschel, die man Perlenmutter nennt, wer den bekanntlich sehr schöne Arbeiten gemacht; die Muscheln, worin sich Perlen befinden, geben das schönste Perlenmutter. Die Perlenfitcherei ist eben so merkwürdig als gefährlich. Da das Thier fich am Boden des Meeres festiaugt, so muss es von Leuten, die fich auf das Tauchen verstehen, heraus geholt werden. Die Neger werden gewöhnlich zu diesem Fange abgerichtet. Man fuchtln den Meeren, wo es Perlen giebt, solche Stellen, die nicht über 10 bis »2 Klafter Tiefe des Wassers haben; man bindet hierauf dem Perlenfischer ein Seil um den Leib, weiches an der Seite deg Bools befestiget lst; bann hängt er fich an jeden Fuß eine kleine Last von Steinen, oder Sand in einem Sacke, um sich das Untertauchen zu erleichtern, und um gerade auf den Grund kommen zu können; er nimmt gewöhnlich einen Schwamm vor den Mund, einen Korb aus den Rücken, und eine Hacke in die Hand, wo mit er die Muscheln von den Felsenwänben losmacht. Der Taucher ist schon geschickt, der 9 Minuten aushaltrn kann, ohne zu athmen, und der allrrgeschickteste Taucher kann höchstens rZ Minuten in diesem Zustande auSdauern. Sobald sie merken, daß sie den Odem nicht mehr länger an sich halten können, geben sie am Seile ein Zeichen, damit man sie geschwind herauf ziehe. Manche sterben aber im Herausstetgen, andere werden von Haifischen ') verschlungen oder töbtiich beschädigt, und andere «erden *) Der Hai, oder auch Menschenfresser genannt, ist einer der fürchterlichsten Raubfische, welcher in allen Meeren ge sunden wird Er hat einen ungeheuer großen Rachen, ist so Fuß lang, fällt all s an, verschlingt alle», und ist »en Seefahrern sehr gefährlich.
>5» auch wohl gar von ihren neidischen Kameraden , die nichts gesammelt haben, im Wasser erstickt, um sich ihres Perlen vorraths bemächtigen zu können. Ist der Taucher wieder bet Kräften: so taucht er von neuem unter. Die gefange nen Perlenmuscheln legt man an die Sonne, wo das Thier nach kurzer Zeit verschmachtet. An einigen Perlenküsten thut man die Perlenmuschel sogleich nach dem Fange la Tonnen, und verkauft Ke den Meistbietenden, welche dana erst bei Eröffnung der Schaalen wissen können, ob ihnen dass Glück günstig gewesen ist. — Man macht unächte Perle« aus Wachs, und überzieht fie mit einem feinen glänzen den Ftfchleim; in Frankreich werden die «nächten Perlen den ächten so ähnlich nachgemacht, daß man damit leicht betrogen werden kann.
Taf. XI. Fig. 58.
Da- Runzelohr. */kf< Muschel gehört zum Geschlecht der sogenannten Seeobren, die wegen IhrerAehnltchkeit mit dem Ohre eines Menschen so genannt werden; ihre Schaate ist oval, rostfarbig, in die Queere gerunzelt, und der Länge nach gestreift. Eie saugt fich flach an den Felsen, nicht tief unter der Oberfläche des Wassers, so fest an, daß sie nur mit vieler Mühe losgemacht werden kann. Man findet oft viele und die schönsten Perlen am innern Rande ihrer Schaale.
15®
Taf. XTL Fig. 59. Die Hyäne, das Grabthier, der Abend wolf, Tigerwolf. kar. Hiaena. Fr. l’H) ene.
Hyäne hat 93orbft$dbne wie der Hund; vier 3« hen an den Vorder < und Hinterfüßen. Es giebt zwei Arten dieses fürchterlichen Thieres: 2)te eine Art ist von der Größe eines Wolfs oder Hirkenhundes, hat eine« Wolfekopf, Mähnen am kucken Halse, einen weißgraulichen Körper mit schwarzen Streifen, einen geringelten Haarbusch am Schwänze, und über den Rücken eine bor st« «artige Mähne, die sie «mporsträuben und niederlassen kann. D*es ist die sogenannte Hunds Hyäne oder gestreifte Hyäne. Die andere Art ist viel größer, hat einen rörhlich grünen Körper mit braunen Flecken, einen dicken haarigen Schwanz, ein fürchterliches Ge biss; dirs« heißt eigentlich die Ttgerbyäne, oder der Tigerwolf. Die Hyäne ist im Laufen imermüdlich, und deswegen schwer zu verfolgen. Eie ist so stark und herz haft, daß sie oft allein zwei Löwen in die Flucht jagt, und so wild, daß sie auch jung elngefangen unbezähmbar ist. Sie wohnt in A rtka und in Ländern des östlichen Astens. De de Arten bauen in F lsenhödlen- und heißen daher Grabthiere. Ihre Nahrung stnd Menschen und tbtere, und wenn sie solche nicht haben können, junge Baumwurzelo. Eie grabt Leichnahme aus, und zieht den
T-i£. JOL.
»55 Schlachtfelder» nach.
Jedes Gerlvpe und Aa-, «elche
andere reißende Thiere liegen Speise für fie.
lassen,
ist eine retzerve
Eie gehl bet Tage und bet Nach? auf
Raub aus. und wenn fie in thu Schaafheerbe kömmt, so würgt fie so lang»', bis nicht eins mehr übrig ist
Bei
Ihrem grausamen Naturell soll fie dennoch scheu fein, sich vor Lärm und Ge chret fürchten. Der Reisebeschrete her Dr. Schort erzählt, daß einst, während seines Auf,
rnthalres in Senrgambten, eine Hyäne einer Maermn
daS Kind weggekragen habe; diese verfolgte das Raubthur mit
laurem Geschrei, und die Hyäne ließ voll
Schrecken das Kmd fallen, und lief davon.
E ne andere
drollige Geschichte erzählt der Reisebeschreiber Sparr«
wann:
Ja der auf der Spitze von Afrika liegenden
Kapstadt hatte man einst einen großen Schmaus gege
ben, bei welchem sich ein Trompeter stark betrank.
Um
thu nüchtern zu machen, trug man ihn vor die Tuüc, und legte ihn auf den Raten.
Es war Nacht. Aus ein
mal kam eine Hyäne, packte den fchlummernden Mana
an, schm'ss ihn sich auf den Rücken, und eilte mit ibm auf daS nabe Gebirge, welches der Tafelberg hetßt, hin
auf.
Der Musikant erwacht bet diesem Ritt, und er
staunt über Hin fürchterliches Reitpferd.
halte er seine Trompete bei sich.
Ium Glück
Diese ergreift er plötz
lich und macht damit einen so schmetternden Ton, daß ihn die Hyäne vor Schrecken fahren lasst, und schnell da von läuft.
Man sagt, der Trompeter habe sich nachher
nie wieder betrunken. —
Ihr Fletsch und Balg taugt
nicht viel, doch wird das erstere von dem gemeinen Vol ke in Aegypten gegessen.
154
Taf. XII. Fig. 60.
Ein Sinesischer Kriegs- Mandarin. Vw/ina ist eins der ältesten, größten und merkwürdig sten Reiche der Erde.
Es begreift über 110,000 deut
sche Quadratmeilen, und auf diesem Raume wenigstens
104,069,254 Menschen.
Die Geschichte liefert fast keine
Denkmale ihres Ursprungs; aber die Natur hat in der
Gestalt und Bildung, im Charakter und in de» Sitten brS
Volks unverkennbare Spuren seiner Mongolische»*) Abkunft dargelegt.
Die Bewohner diese- ungeheure» Landes stab, nach der Derlchtedenhett des Klimas, in Gestalt, Farbe und
Gesichtsbtldung verschieden.
Sie find weiß und mehr
braun, so wie fie stch von den gemäßigte» den heißeren Zonen »ädern.
Ihr Wuchs erhebt stch nicht über die
mittlere Größe.
Sie habe» zugefpitzte Köpfe, rin brei
tes Gestcht, ein« platte Stirne, kleine blinzende Augen, kurze und schwarze Augenbraunen, eine stumpfe Nase,
einen dünnen Bart, an der Oberlippe einen Knebelbart, große Ohren, schwarze Haare, dicke Bäuche.
Diese
nichts sagende, fast allen Sinesen gemeine Gefichtsbildung, welche auf die Fremden einen widrigen Eindruck
macht, ist der stolzen Absonderung zuzuschretbea, in wel
cher fie fich seit Jahrtausenden von andern Nationen Hal-
•) Man theil« das Menschengeschlecht in zwei -roß« Haupt, fiämme, nämlich in den Mo n gotisch en und Tara rischen; der erst« zog u-sprüngltch an den Spitzen des Altai-Gebirge« umher; der andere bildete sich auf dem Kaukasu«.
—
fett.
155
—
Die Köpfe der Mannspersonen sind geschoren, bi-
auf einen kleine« Haarzopf, den sie an der Scheitel ste hen lassen, um sich von einem Verbrecher zu unterfchei-
den, welchem der Zopf abqeschnttten wird. — düng des andern Geschlechts hat vor der des männlichen.
Di" Bil«
wenig Vorzüge
Idee Köpfe sind nicht durch
das Abscheeren der Haare verunstaltet; sondern Diese sind auf dem Scheitel in einen Knoten geschlagen, und mit
großen silbernen Nadeln befestiget.
Die Vornehme« tra
gen auch ein korbähnltches Kopfzeug von Siloerdravt, w- lches mit kleinen Stücken rothen Zeuges geziert wird.
Sie gehen auch unbedeckt, mit rund um den K pf eine Hand breit herab dangen den Haaren.
Kleine Füße wr-
den bei dem weiblichen Geschlechte in Sina kür eine der
vorzüglichsten Schönheiten gehalten; sie werden von der zarten Kindheit an in eiserne oder kupferne Schube ge presst, und bleiben daher so klein, daß sie kaum den Kö per
tragen können, und die Sinefertnnen einen wackeligen Gang, tote die Gänse, haben
Wahrscheinlich ist dieser tiranntsche,
widernatürliche Gebrauch durch die Eifersucht der Männer
etngeführt worden, um zu verhindern, daß die We der viel ausgehen können.
Was zuerst vielleicht auS Zwang
geschah, gelchieht nun auS Stolz; die kleinsten Füße,
und also auch zur Arbeit unbrauchbarsten, sollen bewei
sen, daß das Frauenzimmer nicht nöthig habe, zu arbei ten, und reich und vornehm sei.
Die vornehmen Si-
neser und Sinefertnnen lassen ihre Nägel so lang als möglich wachsen, sie halten sie sehr rein u d durchschei nend, und verwahren sie des Nachts sorgfältig in Furr-
ralen vom Bambus *).
Die gemeinen Leute hingegen,
*) Der Bambu» ist ein Rohrgewäch» in Sin«, in Oft - und
—
156 —i
tim arbeiten zu können , beschneiden die Nägel; vermuth lich liege auch dieser Sitte eine der vorigen gleiche Ur. fache jum Grunde. Die Minnspersonen von der gemeinen Volksklaffe gchen meistens mit unbedecktem Kopfe; nur die Arbeits leut' welche sich der Sonnenhitze auSsttzen müssen, bedecke« den Kops mit dachförm a nlkderhängenden, oft vielfar bigen Bamdushürhen. Am gewöhnlichsten find nach die sen dle trichterförmigen geflochtenen, und mit Flohr ge fütterte» Mätzen, mit elnem Knopf an der-Spitzr. Bei den Vornehmen find dle Mützen mit einem hcrabhangen« den Busche von rother Seide bedeckt, und der Knopf iss von Gold, Silber, Edelsteinen u dgl. Perücken tragen die Smefer nie; auch bedienen sie sich keiner Halebiude. Die Armen tragen einen kleinen Rock von Baumwollen zeug mit wetten Schifferhvftn; aber oft fehlt ihnen auch diese geringe Bedeckung, und viele geben daher halb nackt und mit bloßen Füßen. Die Wohlhabenden und Reichen tragen zwei lange, weite baumwollene, oder seldcne, unfern Schlafröcken ähnliche Röcke, wovon der untere weiß, der obere schwarz oder violett ist; sie habe« weder Falten, noch Knopflöcher, noch Aufschläge, noch Unterfutter. Dorn herab sind sie mit wett von ein ander abstehenden Knöpfen und Schleifen zum Zuknö pfen besetzt. Im Winter tragen sie oft 12 bis 14 solcher Röcke über einander. Die Strümpfe find dick anSgeWestindien, da» oft 60 Fuß hoch und 2 Fuß dick wird. Stamm und Zweig« find mit Knoten versehen; au» die, fen tröpfelt ein süßer Saft, den die Einwohner wie Jucker nutzen. Die größten Z aume werden zum Bauen gebraucht; die Aefte zu Spayierfiöcken; au« den Blattern macht man. Matten, au» der innern Rinde Papier.
*57 nähet, und tose Stiefeln von dunklem seidene» Zeuge ge
macht, deren Ränder und Zwickel bet den Vornehmen
mit Gold oder Silber besetzt, und welche mit den Schu hen, die sie darüber anlegen, bald verbunden, bald von
denselben getrennt find.
Die Schuhe ft- d wie unsere
Pantoffeln mit Hinte- quartieren, vorn in die Höbe ste hend , haben weiße Sohlen und keine Absätze.
Sie wer
ben aus Schweinsleder gemacht, und mit baumwollenen Ueberhavpt richtet stch die Kirivung
Fäden genähet.
nad) den Ständen, und frisier Unterschied darf nicht über
schritten werden.
Die Bonzen, welche den Gottesdienst
in den Pagoden oder Tempeln verrichten, tragen lange graue Kleider, und fcheeren Kopf und Bart; nur die kaiser
liche Familie trägt gelbe, und die Mandarinen nur röche Kleider; die Trauerfarbe ist die weiße.
Die Slneferinnen
tragen Röcke und Hosen wie die Mannspersonen, nur
daß sie etwas mehr am Leibe liegen'.
Der Gebrauch fr er
Schminke ist bei dem weiblichen Geschiechkr allgemein.
Junge und Alke beiderlei Geschlechts rauchen stark Taback, und haben den Tabacksbeutel und die Tabacks
pfeife an langen Schnüren beständig an der Seite ban
gen.
Die Speisen der Sinesen find eben so einfach als
deren Zubereitung.
Statt des Brodes dient ihnen dec
Reiß, welcher im Wasser nicht stark gekocht und warm
gegessen wird.
Schweine-, Ziegen- und Schaffleisch,
Enten, Fische, und Gartengewächse sind die Zugaben zum Reiße.
Sie essen auch Pferd, fleisch, Hunde, Katzen,
Ratten, Schlangen, u- dgl.
Alle diese Sachen werden
in Näpfen klein geschnitten aufgestellt, und fie bedienen sich daher keiner Messer
und Gabeln;
ein Stäbchen
158 Elfenbein oder feinem Holze, wom't ft# die Speise« One tkren Tassen in chen Mund scharren, »ertrttt die
Stelle des Löffels.
Das gewöhnliche Geträrke der St«
«esst bet Tische ist Thee ohne M ich und ohne Zucker,
oder Samfu, eine Art schlechten Branntweins, welcher
auS Reist gemacht wird.
Wein erhalten sie aus Spa
nien, und prssn auch selbst den so genannten Manda-
rssw-tn aus einer Frucht, die bei ihnen Pausio heißt. Im Trinken find die Simser sehr mäßig.
Die Sinefifcken Häuser haben nur ein oder zwei Geschosse. feinem
Die Stuben find hoch.
weißen
oder
bemalten
Die Wände find mit
Papier tapezirt.
Ihre
Fe sterfcheiben bestehen aus Perlenmutter, bet den Aermern aus Gchneckenschaalen.
bi »uchk man Sopha.
Anstatt der Betten gt-
Auch findet man in den Zimmer«
Tische und Stähle. •
Die übertriebenen Ceremonie«
und Komplimente,
welche die Stnefer im Umgänge beobachten, befchäfftige« den größten Theil ihrer Erziehung.
Es ist keine Hand
lung so unbedeutend, daß ihnen nicht für dieselbe gewisse
Vorschriften der Höflichkeit gegeben wären; diese, an der Zahl 3000, find in einem ihrer heiligen Bücher enthalten, über deren Beobachtung wacht eines der höchsten Collegien beö Reichs, und vollzieht gegen die Übertreter die
strengsten Strafen.
Wenn
Personen
gleiches
Stan
des fich begegnen: so ball#« fle die linke Hand, legen die rechte oben darauf, senken fie nieder, bücken fich ein we
nig, heben dann die Hände in
die Höhe, und sagen:
Hoa, Hoa, d. i. gut, gut, oder Kin, Ktn, womit fie
159 — einander Gute- wünschen. Die Verbeugung muss tiefer werden, wenn der Andere vornehmer ist Dor den Vor nehmsten fallen fie gar auf die Knie, und berühren mit dem Kopfe die Erde.
Die E r z i e h u n g der Sineser ist mehr auf das Aeufsere gerichtet, als auf Bildung des Geistes und de- Her zens. Der ganze Unterricht besteht in Sprachen und der Höflichkeitslehre. Es fehlt gänzlich an öffentlichen Schu len. Kinder, deren Aeltern nicht vermögend find, ihnen Privatunterricht ertheilen j« lassen, wachsen ohn« alle Erziehung auf. Nach den Gesetzen ist die väterliche Gewalt unum schränkt, und wird weder durch Alter noch Stand der Kinder aufgehoben. Die Sineser glauben, Gehorsam gegen Vorgesetzte und Regenten feien die Haupterfor dernisse eines glücklichen Staats; daher könne man den künftigen Staatsbürgern, die ihre Vorgesetzten al- Vä ter anfehen müssten, nicht frühe und strenge genug kind lichen Gehorsam und Ehrerbietung einpräge«. Aber was ist alle erzwungene gesetzliche Folgsamkeit, gegen innige kindliche Liebe, gegen zärtliche Anhänglichkeit! —
Die Ehen werben ohne persönliche Zuneigung, schon in der zarten Jugend, ja sogar vor der Geburt der Kin der, von den Aeltern geschlossen. Ein Mann darf so viel« Weiber nehmen, als ihm beliebt, wenu er ste nur ernäh re» kann. Nichts ist feierlicher und mit größerem Aufwande verbunden, als die Leichenbegängnisse der Sineser.
—
i6o
—
Der Eirund davon ist ohnstreitig in jener tiefen,, durch Gesetze Her Nrtnr und des Staats seit Jahrtausenden geheiligten Ehrfurcht gegen Arlrern und Vorfahren zu suchen.
Unter den Charakterzügen der Sinefer ist keiner
hervorstechender als der Nationalstolj, nach welchem sie stch für das älteste, größte, gestrterste, gelehrteste uud wichtigste Volk der Erde halten.
Aber diese sonst so edle
Tunend, die bet manchem Volke unaufhaltsames Fort
streben nach Vervollkommnung Hervsrbrachte, bewirkt bei diesem, gerade umgekehrt, ewigen Stillstand. Es »er# gle cht sich nur mit stch selbst , und verschmäht eigensimtg jede Gelegenhelr, stch mit den Kenntnissen anderer Lander zu bereichern, und nach andern Einrichtungen die fenngen zu verbessern, und bleibt daher fei« Jahrtausenden bei
nahe immer auf derselben Stufe stehen.
Herder sagt
Von diesem Reiche, „es ist eine balfamirte Mumie, mit
Hterogliphen bemahlt und mir S tbe umwunden; ihr
innerer Kreislauf ist wie das Leben der schlafenden Win# terkyiere; es ist vom Schicksal außer dem Zusammen
hänge der Nationen geatzt, und eben daher mir Bergen,
Wüsten und einem beinahe bucht'osen Meere verschanzt." Eben dieser Mann entwirft das tt>ff ndste Bild von demCha# rakter dieses Volks, wenn er sagt: „Wie die Sinefer das
Goldpapier und den Firniß, dir sauber gemalten Züge Ihrer krau-'en Charaktere und das Geklingel schöner Sentenzen
unmäßig heben: so ist auch die Bildung ihres Geiste-
diesem Goldpapier, und diesem Firnisse, den Charakteren
und dem Schellrnklange ihrer Syioen durchaus ähnlich. Die
161 Di- Gabe der freien, großen Erfindungen in den Wissen schaften scheint ihnen, wie mehreren Nanonen dieser Erdecke, die Natur versagt ju haben; dagegen Re ihren kleinen Augen jenen gewandten Geist, jene listige Betrieb samkeit und Feinheit, jenes Kunsttalent der Nachahmung in allem, was ihre Habsucht nützlich findet, mit reicher Hand jutheilte. In ewigem Gange, kn ewiger Br chafftigung gehen und kommen fie des Gewinnes und Dienstes wegen, so daß man fie auch in ihrer höchst politischen Form für ziehende Mongole» halten könnte: denn bei allen ihren unzähligen Eintheilungen haben fie die (Einteilung noch nicht gelernt, Bewrrbsamkekt mit Ruhe also zu gat ten, daß jede Arbeit einen jeden an seiner Stelle finde. Ihre Arzeneikunst, wie ihr Handel, ist ein feines, betrü gerisches Pulsfühlen, welches ihren ganzen Charakter in seiner finnlichen Feinheit und erfindungsiosen Unwissen heit malet." So ein Volk, wie dieses, kann auch nur der elenden, niedrigen Betrügereien fähig sein, worüber tle (Europäer so häufig klagen, und so viele Beispiele davon erzählen. Zch will hier nur einige anführen: Für das Schiff des Weltumfeglers Anson wurden in Sina Schin ken eingekauft; als diese auf der Reise gebraucht «er den sollten, fand fichs, daß sie von Holz gemacht, und mit Schwelnshaut überzogen waren. — Ein Schwebe kaufte eine Art krausfederiger, wegen ihrer Seltenheit theurer Hühner. Kaum hatte er fie einige Tage auf dem Schiffe, so wurden die Federn ganz gerade, und es zeigte fich, daß der Sinefische Verkäufer eine gewöhnliche Gat tung Hühner wie eine Perücke gekräuselt hatte. Hier aus fleht man, wie unermüdet dir Sinesek in den müh samsten, kleinlichsten Betrügereien find» — Der Sinefer ist ®. G. I. B. 8
162
hochmüthkg, trotzig und gebieterisch, wo er Nachgiebig
keit erwarten kann; feig, demüthig und außer Fassung, wenn ihm Muth und Festigkeit im Betragen entgegen gesetzt wird. Daher denn auch größtentheils der Man gel an Offenherzigkeit, an freiem und edlem Betragen; daher die gerühmte Nachgiebigkeit, die nicht auS Nei gung zur Verzeihung, aus Güte oder Größe des Herzens
entspringt, sondern sich auf heimliche Rache vertröstet; daher die Unfähigkeit zum Kriege.
Es ist noch nicht
lange, daß 100,000 Sinefer von 50,000 Feinden geschla gen worden find. Der kriegerische sowohl als der den kende Geist, sagt Herder, sind ferne von einer Nation,
die auf warmen Oefen schläft, und vom Morgen bis zum
Abend Warm Wasser trinkt. — Tugend und moralisches
Gefühl sucht man da vergebens, wo affectirte Ehrbarkeit herrscht.
Wer weiß nicht, dass die Ehrbarkeltspedan-
terie allen Lastern Raum giebt, und daß man da kein«
Tugend bedarf, wo äußere Ehrbarkeit für Tugend gllt. Der gemeine Verstand ist mit einer Menge Irrthü
mern angefüllt; Aberglauben herrscht in allen Ständen*); die Kultur der Wissenschaften ist bei ihnen, noch so wie
vor
Jahrhunderten,
eia Klndrrverfuch des menschli
chen Verstandes. Das wichtigste Hinderniß der Wissen,
schäften in Sina ist unstreitig die Sprache, welche flch vor allen andern durch Sonderbarkeit und Schwierigkeit auszeichnet. Man muss die Sinefische Sprache, die man
spricht, von der, die man schreibt, unterscheiden. Die
*) Man hält 3. B. einige Tage für glücklich, andere für un glücklich. Die Zahl Neun ist sehr bedeutungsvoll.
»6Z
erste besteht au- 550 einsilbigen Stammwörtern, und aus diesen einfachen Wörtern entstehen, bloß dmch die Verschiedenheit des Accentes und des höhern oder tiefern Tons, »,665 Wörter welche ganz verschiedene Bedeu tungen haben. So hat j. B. der sehr einfache Laut Po ellf verschiedene Bedeutungen, je nachdem er in einem verschiedenen Tone hervorgebracht wird; man bezeichnet nämlich damit die Begriffe: Glas, sieden, Getrei de sieben ober worfeln, brechen, zerspalten, wässern, zuberelten, altes Weib, Sklave, fretgeboruer Mensch, kluge Person, wenig. Ohne da- feine Gehör der Mongolischen Völker scheint es fast unmöglich, in Ansehung deS Sprechens und Ver stehens völlige Fertigkeit zu erlangen. Und doch ist diese Sprache deS gemeinen Lebens, verglichen mit der Schriftsprache, noch leicht. Aus obigen wenigen Wurzelwörtern entstehen durch Aussprache und Zusam mensetzung gegen 80,000 verschiedene Wörter; um diese Wörter nun schriftlich zu bezeichnen, haben die Sineser eben so viel ober 80,000 besondere hieroglyphische Charaktere, wodurch sie die Bedeutungen dieser Wörter von einander unterscheiden. Um diese ungeheure Menge von Zeichen ins Gedächtniß zu fassen, reicht kein Menschenleben zu; die gelehrtesten Sineser lernen durch die mühsamste Anstrengung, und den geduldigsten Fleiß, höchstens 40,000 oder die Hälfte. Man hat ein mit klekuer Schrift gedrucktes Wörterbuch, welches aus 119 Bän den besteht. Hier wird also baS Mittel zum Zweck, d. h., dle Sprache, die überhaupt nur ein Mittel zu Erler nung der Wissenschaften ist, selbst eine weltläuftige Wissenschaft. Und so lange diese, Verwirrung und DunL 2
—
164
—
kelhelt verursachende, Zeichenschrift *)* nicht mit der Buchstabenschrift vertauscht werden wird, so lange werden
auch jedem Fortschritte in den Wissenschaften unbestegliche
Hindernisse im Wege stehen.
Indeß kann man doch die
sem Volke, so weit es auch unter den Europäern steht, de»
Kunstfleiß, die Emsigkeit und Gewerbsamkeit nicht abspre chen.
Es darf sich mancher Erfindungen, vor uns, und
ohne unsern Unterricht, $. B. der Erfindung desPorzellans, der Seide, des Schießpulvers, des Brückenbaues,
mit Recht rühmen.
Man findet bei den Sinesen Uhrmacher, deren Ar beit aber noch plump und mangelhaft ist; geschickte Goldund Silberschmiede, eine Menge Manufacturen für seiden« und baumwollene Zeuge, und viele andere Handwerke.
Das wichtigste Gewerbe in Sina ist der Ackerbau; man zählt über 25 Millionen steuernde Ackerleute. Reiß ist das vorzüglichste Getreide, welches fle bauen. Aus Taf. xil Fig. 61. wird die Abbildung eines Sinefischen
Bauers geliefert. Der innere und äußere Handel wird durch die vielen schiffbaren Flüsse, durch eine Menge Kanäle,
durch gute Landstraßen ausnehmend befördert und er leichtert.
Der Kanal, welcher die Städte Peking und
Kanton verbindet, ist über 500 Meilen lang. —
Gold
und Silber werben bloß als Waare betrachtet, und die *) Dieses ist unvermeidlich; denn dis Kunst, die Zeichen der Sinestchen Wörter durch hörbare Töne auszudrücken, kann nicht durch Bücher, sondern nur durch mündltchen Unterricht fortgepflauzt werden, und die Bücher müssen also mehr
-«deutet, al» gelesen werden.
—
165
—
Zahlungen geschehen nach dem Gewichte; von den Euro
päischen Münzen schneiden fie kleine Stückchen, und be dienen sich derselben statt der Scheidemünze. Die Religion der Sinefer ist heidnisch.
Es fin
den sich 5 große Religionsparteien unter ihnen.
Sie ge
hen ohne Bedenken von einer zur andern über, und hal ten es wohl auch mit allen dreien.
Die gemeinste Re
ligion ist die des F o oder F o h e; sie stammt aus Indien und lehrt die Seelenwanderung.
Ihre Anhänger glau
ben ein höchstes gutes Wesen, und einen von diesem un
abhängigen bösen Geist. ist die des Taotse.
Die zweite Religionspartek
Sie glauben mehrere von einander
Unabhängige Geister, und legen
Wunderkrafte bei.
den Amuletten *)
Nur diese beiden Religionsparteien
haben Priester, welche Bonzen genannt werben, und
von den Opfern leben, die in die Pagode gebracht wer
den.
Die dritte und vernünftigste Secte ist die des be
rühmten K o u fu z e, welcher göttlich öerehrt wird. — Un ter den jährlichen Festen der Sineser ifi das Laternen fest das merkwürdigste. Es wird zu Ehren des Feuer
gottes, und zur Abwendung der Feuersbrünste z Tage nach einander gefeiert.
An diesem Feste werden in Städ
ten und Dörfern, auf den Straßen und an den Häusern 4 bis 5 hohe mit Fahnen geschmückte Laternen ausge
hängt.
Alles Volk, selbst das sonst so eingeschlossenr
weibliche, reitet und fahrt mit Musik durch die Straßen;
•) Die Amuletten bestehen bald in Figuren von Thieren oder Menschen, ober deren einzelnen Theilen, bald in, mit geheimnißvollen Charakteren Gestempelten, Metallstücken u. dgl. Sie werden am Halse oder sonst am Leibe getragen, und al« Mittel wider Krankheiten, Gift, Zauberet, Unglück«, fälle u. dgl. angesehen.
166
—
man brennt Feuerwerke ab, und unterhält -eine Menge anderer Feuer.
Die Regierungsfarm ht Sina ist unum schränkt monarchisch. Obgleich die Grundlage des Einefifchen Staatsgebäudes aus dem Verhältniß des Va ters zu seinen Kindern hergenommen worden ist: so fin det man jetzt nicht das geringste mehr darin, was die ser Idee entspräche; sie ist vielmehr in einen groben Astatischen Despotismus ausgeartet. Der Kaiser wird göttlich verehrt: er heißt ein Sohn des Himmels; man muss sich auf das Gesicht niederwerfen, wen« man ihm etwas vortragen will; zwei tausend Henkers knechte mit Straf- und Mordinstrumenten gehen vor ihm her, wenn er öffentlich erscheint; jedermann, der ihm bei einem solchen Aufzuge begegnet, muff mit dem Angesicht zur Erd« fallen, wenn er nicht auf der Stelle getödtet werde» will; und alle Häuser und Läden müssen zu dieser Zeit verschlossen werden. **) Die höheren Minister er# scheinen in einem eben so fürchterlichen Aufzuge. Die Vornehmen suchen fich von den Geringern zu bereichern, und so erstreckt fich der Druck von dem Obersten bis zum Untersten, und das Volk wird dadurch arm Md elend gemacht. Kommen Unterdrückungen und andere Verbre chen der Minister an den Tag, so werden diese auf Befehl des Kaisers mit Stockschlägen bestraft; eine Strafe, mit welcher die ganze Reihe hinab jeder Vorgesetzte seine» untergebenen Beamten belegen kann. Daher sagt Her der: „kein edles Ross im Dienst, sondern «in gezähm•) Au« eben dieser Ursache giebt e« an de« Häusern kein« Fenster auf der Seite der Straß«.
167 ter Maulesel, der In Gebrauchen vom Mergel» bis zum Abend gar oft die Rolle des Fuchses spielt."
Der allgemeine Name der Sinefischen Vorgesetzten lm Staats - und Kriegswesen ist Ouoan; wir bezeichnen diese Leute durch das Wort Mandarin, welcher Aus druck aber in Sina unbekannt ist. Sie theilen sich iw gelehrte und Kriegsmandarinen. Don den letz ten liefert die Taf. XII. Fig. 60. eine Abbildung. Verbreche« werden oft schnell gestraft, aber oft auch übersehen, oder mit Gelde abgekauft. Diebereien wer den mit Stockstreichen bestraft. Die zum Tode Verurtheilten werden entweder erdrosselt ober enthauptet, oder niedrrgehauen, ober von Pferden mit Schnüren mitten um den Leib zerrisse«.
Die Einkünfte des Kaisers werden auf 400 Millionen Thlr., die Kriegesmacht auf i| Million Köpfe geschätzt.
Taf. XII. Fig. 6s.
DasZibeththier. Lat.(Viverra)Zibetha, Fr. le Zibet, la civette. «^leVlverren oder Stinkthiere haben sechs Vor-
derzähne in beiden Kinnladen; längere einzelne Eckzäh ne; scharfe zackige Backzähne; eine stachelige Zunge, und an allen Füßen Zehe« mit spitzigen unbeweglichen Krallen; zwischen den Hinterbeinen einen Beutel, worin eine schmierige, bei den meisten übelriechende Materie
—
168
—
erzeugt wird. Sie find nur in heißen Länder« einheimisch,
und das unter diese Gattung gehörtgeZi bet ht hier ist et# Was übers Fuß lang, hat einen stumpfen Rüssel, mit schwär# zer Spitze, kurze runde Ohren; das Haar des Leibes ist
auf dem Rücken mähnenähnlich; der Schwanz ist mittel#
Mäßig, haarig.
Die Füße sind unterwärts nackt; die
Grundfarbe des Körpers schmutzig weiß; die Madne ka
stanienbraun; Kehle, Schultern und Bauch sind schwarz gefleckt.
Es lebt in Ostindien, Arabien, Sina, auf dm
Philippinen, in Guinea, Aethopien, Madagaskar.
Es
frisst Eier, Fletsch, Fische, kleine Vögel, und in Erman# gelung dieser, Früchte und Wurzelwerk.
Das Zibeththier
lässt sich leicht zähmen, wird aber auch leicht wieder wild;- es springt wie die Katzen, läuft so schnell wie die Hunde, und vertheidigt sich mit de» Zähnen.
In Hol
land, besonders in Amsterdam, hält man sie in Käfichen, und
nimmt
ihnen
den
Zibeth
köffelchen alle 8 Tage 3 Mal ab.
mit einem
eiserne«
Der Zibeth ist eine
Butter ähnliche, erst weiße, dann gelbliche, und endlich braune und schwarze Materie, von einem wohlriechen den, anfangs so starken Gerüche, daß er Schwindel und
Kopfweh macht, in der Folg« aber milder und lieblicher wird.
May gebraucht ihn in den Apotheken.
ländische ist reiner als der Levantifthe.
Der Hol
Weil der Zibeth
theuer, und nur tn Oelen auflöslich ist, braucht man lieber Bisam *).,
*) Der Bisam oder Moschus, welchen man von dem Bisam# lhiere, einem kleinen Reh« gewinnt, iß gleichfalls «ine Schmierige wohlriechende Materie.
16g
Taf. XII. Fig. 6z.
Der Luchs. Lat. Lynx. Fr. Linx, Loupcervier. Luchs gehört zu demjenigen Geschlechte der Rand thiere, welche 6 spitzige, gleich abgeschnittene Vorberzähne in beiden Kinnladen, eine rauhe Zunge, an den Vor derfüßen 5 und an den Hinteren 4 Zehen mit spitzigen Krallen haben, die fie in eine Scheide juräckjiehen kön nen. Der Luchs ist Fuß lang, und kommt an Größe einem Fuchse bei: sein Kopf ist rund; an den Enden der gespitzten Ohren trägt er ein pinfelartiges Haarbüschchen; sein Schwan; ist kurz, und hat eine schwarze Spitze; an feinem außerordentlich scharfen Gesteht übertrifft er alle andern katzenartigen Thiere. Er lebt vorzüglich im nörd lichen Europa, in Norwegen, Schweden, Rußland, Polen, in den gebirgigen und waldigen Gegenden, in Klüften und Felsenhöhlen; in deren Ermangelung gräbt er sich weite Baue in die Erbe. In Deutschland, Frank reich und Italien find fie jetzt alle vertilgt. Der Luchs ist ein dem kleinen sowohl als großen Wilde sehr schäd liches Raubthier, er lauert, wie der Vielfraß, den Hir schen, Elenn- und Rennrhieren, auf den Bäumen auf, springt, wenn fie drunter Weggehen, ihnen auf das Ge nicke herab, und quäkt fie zu Tode. Sei« Fell giebt ein weiches, «armes, schätzbares Pelzwerk, ist aber, «eil das Haar brüchig ist, nicht von langer Dauer.
170
Taf. XII. Fig. 64.
Die Gemse. Lat. Rupicapra, Fr., le Chamois. Gemse beiderlei Geschlechts hat hohle, mnde, gera de, gegen die Spitze umgebogene Hörner, welche nicht jährlich abgeworfen werden; hat einen Haarbüschel an den Knieen; gespaltene Klauen; ihre Farbe ist fahlgrau, Rücken und Seiten rothbraua. Ihre schönen feuervol len Augen verrathen schon die Lebhaftigkeit ihres Tem peraments. Sie ist in den höchsten Schneegebirgen von Tyrol,. Savoyen, und in der Schweiz einhei misch, und wohnt theils auf kühlen Klippen, theiltm Gehölze und Buschwerke. Es giebt zwei verschiedene Raren; die kleinere, welche auf den höheren Alpen wohnt, ist röthlicher, und heißt bet den Schweizer» Grotthier: die größere, niedriger wohnende, braune re hingegen Waldthier. Beide Arten leben in Gesell schaft, find furchtsamer tm Klettern und Springen als der Steinbock, stellen auf der Weide Einen auf die Wache, der beim mindesten Geräusch die Heerde durch einen be sondern Ton warnt, und mit ihr davon flüchtet. Jung eingefangen lassen fich die Gemsen zähmen, dergestalt daß fie mit den Hausziegen auf die Weide gehen. Ihr Fletsch ist sehr wohlschmeckend; die Haut giebt «in dichtes und doch sehr geschmeidiges Leber; daher das Fell mit 4 bis 6 Rthlr. bezahlt wird. In ihrem Magen finden fich zu weilen länglich runde, .eine welsche Nuss große, dem Bezoar ähnliche Kugel«, die aus unverdauten Faser» voa
17» Manzen und Ma-enschleinr nach und nach entstehen, und denen man vor Zetten seltsame Heilkräfte zuschrteb.
Taf. XII. Fig. 65.
Der Mustac, oder die weißnasige Meerkatze. Lat. Simia Cephüs. Fr. le Mouftac. X/fe Affen werden gewöhnlich In 3 Hauptgeschlechtee eingethetlt, wie solches oben S. 27. bereits angezeigt worden. Diejenigen Affen, welche lange Schwänze haben, heißen Meerkatzen. Wahrscheinlich haben fle diesen Namen von ihrem katzenähnlichen Ansehen, und weil fie von Amerika übers Meer gebracht werden, oder vielleicht auch, weil fie ins Wasser gehen und Fische fangen. Die un terscheidenden Kennzeichen des hier abgebildeten Mustac sind folgende: an der nackten Oberlippe hat er eine weiße Farbe, In. Form eines Sparren unterhalb der Nase; rund um den Mund herum find beide kippen von Haa ren eingefasst; Backentaschen und Gesäßschwlelen; unter den Ohren zwei dicke Haarbüschel von lebhaftem Gelb, auf dem Kopf einen Büschel von borstigen Haaren; daS Haar am Körper ist grünlich aschfarbig, die Brust und der Bauch sind weißlich aschfarbig» Kopf und Leib zu sammen find ungefähr 1 Fuß, sein Schwanz aber ist 19 bis 20 Fuß lang. Er geht auf 4 Füßen, und wohnt te Guinea.
Der Tabak. Lat. HerbaNicotiana. Fr. le Tabac. eigentliche Vaterland der Tabakspflanze Ist das
südliche Amerika.
Der Tabak hat seinen Namen von
der kleinen Amerikanischen Insel Tabago, welche de« Franzosen gehört, und wo ihn die Spanier nach der
Entdeckung von Amerika im Jahr 1520 sanden, und von
da nach Europa brachten. *) Seinen Lateinischen Namen Herba Nicotiana hat er von einem Französischen Gesand
ten am Portugiesichen Hofe, Johann Nicot, der ihn
1560 dort kennen lernte, und zuerst an die Königinn Ca tharine de Medicls nach Frankreich schickte.
Unter den Hauptgattungea des Tabaks find folgende zwei die bekanntesten: Taf. XIII. Fig. 66.
Der Virginische Tabak. iefer wird kn gutem Boden 6 Fuß hoch, hat große
breite,
zugespitzte
Blätter,
und
oben einen Büschel
blassrother lrompetenförmiger Blumen.
Sein Vater-
•) Andern Berichten »ach wurde der Labak auf der In sel St. Domingo 1496. von einem spanischen Missionär, Namens Roman Pane, welchen Columb bet seiner »weiten Reise nach Amerika daselbst zurückgelassen hatte, »u allererst gefunden und beobachtet.
—
*75
land ist Westtndlen, und vorzüglich Virglnken, wovon er auch den Namen hat. Taf. XIII. Fig. 67.
Der Asiatische oder Bauern-Tabak. ^L/iefer ist kaum 5 Fuß hoch, hat aber größere und brei tere Blätter als jener, blähet grüngelb und trägt vielen
ölreichen Saamen.
Sein Vaterland ist Asten, und er
wird vorzüglich in der Türkei und in Ungarn gebaut,
daher er auch Türkischer Tabak heißt.
Aus beiden
Pflanzen wird Rauch-und Schnupftabak fabricirt. Wenn die Blätter reif sind, d. i. wenn sie anfangen, braun zu werden, bricht man sie ab , packt fie auf einan
der, daß ste stch erhitzen und schwitzen; dann werden fie an einen Bindfaden gereihet, und im Schatten recht
dürre getrocknet, und so in die Tabaksfabrtken geliefert, wo sie dann sortirt, in Brühen gebeizt, und entweder zu
Rauchtabak in Rollen gesponnen oder fein geschnit ten, oder zu Schnupftabak klein gerieben oder ge mahlen werden.
Aus der mannichfaltigen Art der Ver
mischung der Tabaksblätter aus verschiedenen Ländern, und der Zubereitung derselben, entstehen die unzähligen
Sorten von Rauch- und Schnupftabak,*) der nun für den Handel sowohl als für die Staatseinkünfte ein so wichtiger Gegenstand geworben ist.
Der Tabaksbau er#
•) Der Knaftertabak hat seinen Namen von den Körben, die auf Spanisch Kanister heißen, worin er «ingepackt und ver schick« wird.
»74 fordert ein warmes Klima; je heißer das Land Ist, In dem die Pflanze wächst, desto besser wird die Güte des
Tabaks.
Indeß verträgt er auch sehr gut das gemäßig
tere Klima, und wird häufig in Europa, besonders In Frankreich, Teutschlanb und Ungarn gebaut.
Taf. XIII. Fig. 6g.
Der Mandelbaum. Lat. Amygdalus. Fr. l’Amandier. A^er Mandelbaum Ist klein, und an Wuchs, Blättern und Blüthe dem Pfirfichbaume sehr ähnlich.
Seine Blü
the ist roth (Fig. a.) und seine Frucht ist hellgrün; diese
hat außen ein hartes grünes Fleisch, und innerlich eine längliche Nuss (Fig. b.), in welcher die Mandel Fig. c.)
als der Kern fitzt.
Kleinafien ist sein Vaterland; die
besten Mandeln erhalten wir alle aus Spanien, dem südlichen Frankreich und Sicilien.
bittere Mandeln.
Es giebt süße und
Man macht bekanntlich gutes Back
werk, wohlschmeckende Milch und ein kostbares Oel von den Mandeln.
*75
Taf. XIV. Fig. 69.
Die Zitrone. Lat. Citretwn malum oder malum medicum. Fr. le Citron. Zitrone und alle andern feinern Obstsorte« aus warmen Ländern, womit frisch und getrocknet ein großer
Handel in Europa getrieben wird, gehören zu den soge nannten edlen Südfrüchten. Der Zitronenbaum wächst im freien Lande zu der Größe eines mittelmäßigen Pflaumenbaums, hat immer
grünes Laub, eine weiße sehr wohlriechende Blüthe, und länglichrunde hellgelbe Frucht.
Er hat fast immer zu
gleicher Zeit Blüthe und halb und ganz reife Früchte.
Es giebt Zitronen, die 6 Pfund, und andere, die nur eini ge Loth wiegen.
Die reife Zitrone hat ein sehr dünnes
weißes Fleisch und vielen Saft.
Alle Theile der Ztrrone
werden auf mannichfaltige Art genutzt; von den zerrie benen Schaaken wird ein wohlriechendes Del gemacht, das man Zedroöl oder Zedroessenz nennt; aus
dem Saft macht man Limonade *); man bedient sich übrigens der Zitronen bei der Zubereitung mancherlei
Speisen und Backwerke. Diejenigen Zitronen, welche weit verschickt werben,
müssen etwas unreif, und wenn sie noch ganz grün sind,
abgepflückt werben, sonst halten sie sich nicht.
•) Dieses kühlende Getränk heißt deswegen Limonade, weil auf Italiänisch die Zitrone iimvnie heißt.
176 Der Zitronenbaum stammt ursprünglich aus Persien; von da kam er nach Italien, Spanten, Portugal und inS südliche Frankreich.
Taf. XIV. Fig. 70.
DiePomeranze. Lat.Malum aureum odek Aurantium. Fr. l’Orange. ^)er Pomeranzenbaum unterscheidet sich von dem Zktro-
nenbaum durch sein dichteres dunkelgrünes Laub, und durch seine kleinere weiße Blüche; seine Frucht ist rund, rothgelb und glatt. Es giebt von diesem Baume zwei Gattungen, ei ne, die bittere, und eine, die süße Früchte trägt. Die bitteren find unsere eigentlichen Pomeranzen, die eine bittere Schaale, einen sauren Saft geben, und die man häu fig zu Speisen, Konfitüren und in den Apotheken braucht: die süße Pomeranze aber, oder der sogenannte Sl»aapfel, wovon die Tas. XIV. Fig. 70. eine Abbildung liefert, ist noch einmal so groß als die bittere, wird roh als Frucht gegessen, hat rin gelbes Flttsch, ist sehr saft reich, und hat einen süßen lieblichen Geschmack. Beide Gattungen haben mit dem Zitronenbaume die Eigenschaft gemein, daß sehr ost Blüthen, unreife und reife Früchte zusammen an einem Baume find. Die Pomeranzen kom men ursprünglich aus Sina; die Portugiesen verpflanz ten fie zuerst in ihr Land, und von da haben ste sich fast In alle Theile der Erde verbreitet. Die besten Stnaäpfel oder Apfelsinen kommen aus Portugal!.
—Taf.
177 — Taf. XIV. Fig. 71.
Die Ananas. Lat. Bromelia Ananas. Fr. l’Ananas. «vtan unterscheidet mehrere Sorten der Ananas, von weichen die hier abaebiidete eirunde Ananas mit weißem Fleische in Europa die bekannteste ist. Die Pflanze, auf der die Ananas wächst, wird an s| Fuß hoch. Jlw Körper besteht aus einem wurzeiartigen Kno» ten, aus dessen Mitte sich die sp tz gen, am Rande sta -ei ligen, blass,rünen und bläulichen Blätter ausbrenen» Aus dem Mittelpunkte erhebt sich ein fleischiger blassqrüner Stengel mit Blumenblättern, der sich In einen warzigen Knollen endigt, auf dessen Oberfläche die Blumen sich zeigen , und aus dessen Spitze eine^ in neue Blatter sich entwickelnde, Knospe herausgeht. Aus jeder Warze des Knollens kommt ein kleines Blümchen, welches von einem dreieckigen Behältniß umgeben ist. Die Blu me selbst besteht aus drei blauen, länglichen, fleischigen, zufammenschließendn Blättern. Wenn die Blumenblätter vertrocknen und ihre dreiblätterige Decke sich zuschließt: so entsteht unter jeder eine kleine Höhle, worin der Sa men liegt, und der ganze Knoll entwickelt sich in eine länglichrunde schuppige Frucht von sehr saftiaem Flei sche, angenehmem Geschmacke und lieblichem Gerüche; sie übertrifft an diesen Eigenschaften alle bekannten Früchte der Erde, und wird daher mit Recht die Königin un ter den Früchten genannt; erhält eine Länge von 7 D. 1. B. M
*78 biS 8 und in Amerika bis 18, und einen Umkreis von »4 (gr.gi. Zollen. Sie ist inwendig weiß und vor, außm gelb. Man isst sie roh mit und ohne Zucker, und werchet fir auch vorher in Wein ein, um eine gewisse beißende Schärte her aus ju ziehen. Sie wachst sehr häufig in den heißen In seln von Ost- unv Wests bien, in Afrika, und nun auch in Europa in Treibhäusern.
Taf. XV. Fig 75.
Der Menschenfresser. Lat. Squalus Carcharias. Fr. le IVequin. S*/er Menschenfresser ist einer der fürchterlichsten und me-kwü'digsten unter dem Geschlechte der Hayfische. Obgleich die Hayfische, Rochen u. a. in der Bildung den Fischen ähnhch sind, Fwssfedern, mehrentheils Kiefern rc. haben: so sind sie doch von denselben dadurch sehr ver schieden, daß sie Lungen Haden, wodurch sie Odem ho len, und sich N'cht, wie die Fische, durch Laich, sondern, w e die Schlangen, durch Ei-r for pfl -nzen; weßhald sie dann auch zu den schwimmenden Amphibien ge rechnet werden. Die allgemeinen Kennzeichen der Hayfische sind die 5 Luftlöcher auf jeder Seite, der sichln eine stumpfe Spitze endigende Kopf, die mehrer» Reihen säge förmiger, spitziger, theils fester, theils beweglicher Zähne, vnd die zarten Stacheln, die fie fast alle statt der Schup pen haben. Der Menschenfresser unterscheidet sich ven andern seines Geschlechts durch die graue Farbe und
Taf.zxy.
»79
den breiten Rücken. Sein Rachen ist 8 bis io Fuß weit, und oft mit 6 Reihen sageförmiger zuqespttzter Zähne, deren Zahl sich auf 400 belauft, bewaffnet Er hak keine Afterflosse, und einen kurzen Schwanz. Er erreicht eine Größe von 25 bis 50 Fuß, und wiegt oft an 10,000 Pf. Er nährt sich von allerlei sowohl lebendigen als todten Wasserthieren und Fischen. Man findet diesen, w gen seiner Raubbegierbe und Kühnheit berüchtigten, Fisch la allen Gegenden des großen Weltmeeres, aus dessen Tiefe er nur steigt, um seinen Hunger zu stillen. Man fängt ihn mit großen Angelhaken, die an einer eisernen Kette befestiget find, und woran man als Köder rin Sück fau lendes Fleisch steckt. In Grönland werden die Hayfische zur Winterszeit in den in das Eis gehauenen Löchern häufig gefangen, welche sie besuchen, theils um Luft zu schöpfen, theils fich an andern Fischen, die la «de» der Absicht dahin kommen, zu sättigen.
Unter allen Hayfifchen hat der Menschenfresser da essbarste Fleisch. Die Isländer genießen es am liebsten, wenn es vorher in einen gewissen Grad von Fäuluug übergegangen ist. Aus seiner Haut macht man In Norwegen Leder z» Pferdegeschirren, und die Isländer verfertigen ihre Schu he daraus; aus feiner ost sehr grossen Leber gewinnt man 2 bis Z Tonnen Thran. — Man Hätt es für wahrschein lich, daß derjenige Fisch, welcher den Jonas verschlun gen haben soll, der Hayfisch gewesen sein könne; denn der Wallfisch hat eine viel zu enge Kehle, als daß ein Mensch durchkommen könnte, und in den ältern Zetten nannte man alle großen Fische, Wallfische. Wan erzählt von dir» M 2
—■
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—
fern menschenfressenben Thiere unter vielen andern son derbaren Anekdoten, auch folgende:
Ein Matrose fiel
von einer Fregatte im Mittelländischen Meere über
Bord, und ward plötzlich von einem Hay verschlun gen.
Der Sch ffskap rain sah diesen Vorfall und ließ
sogleich eine Kanone auf das Thier losbrennen, wovon dasselbe so getroffen wurde, daß cs den Matrosen au
genblicklich wieder von sich gab, und hierauf von den Matrosen mit Harpunen vollends erlegt wurde. Dieser zweite Jenas ward sogleich aufgefischt und von seiner klei nen Beschädigung bald wieder hergestellt; der-Kapitän
schenkte ihm hierauf den todten Hay,
mit welchem er
sodann In Europa zur Schau herumzog.
Taf. XV. Fig. 73-
Der Zitterroche oder Krampffisch. Lat. Raja Torpedo. Fr. la Raye tremblante ou la Torpille ordinaire. L^re Rochen haben an der Seite 5 Luftlöcher, athmen
durch die Lungen, *) haben einen unförmlichen platten Körper, der von derF-schgestalt abweicht, und, wenn man
den Schwanz abrechnet, fast viereckig ist.
Das Maul
liegt unten am Kopfe, und der Schwanz hat gemeinlich zwei Stacheln.
Sie werden gegen 200 Pfund schwer.
Das Weibchen legt auf einmal nur ein Hi, von der Grö ße eines Enteneis, an Gestalt viereckig, schwarz und hor
nig, mit 4 Spitzen an dem einen Ende. *) S. Seite 178. Fig. 72.
Der merkwür-
i8i
digste unter den Rochen ist derZitterroche, Zitter fisch oder Krampffisch.
Der Kopf steckt in demzir-
kessörmigen Körper; er hat eine stachellose Haut, ist oft
5 Fuß lang und 15 bis so Pfund schwer, har eine ziegelrothe, mit schwarzen Strahlen und Flecken vermochte, Farbe.
Er hat die elektrische Eigenschaft, daß er alles,
was ihn berührt oder sich ihm nähert, wie durch eine»
elektrischen Schlag betäubt; daher fallen die kleinen Fi sche, die, wenn er im Sande liegt, über ihn wegschwim men, auf ihn hin.
Er nährt fich von F'schen, und findet
fich Im Mittelländischen Meere in schlammigen Gegenden, bei Sardinien und an der Westküste von England und
Irland.
Er hat weiches schleimiges Fleisch uud wird
gegessen.
Taf. XV. Fig. 74.
Der Steinbutt. Lat. Pleuronectes maximus. Fr. le Turbot. §^ieser Fisch gehört zu derjenigen Klasse, deren Bauch« 'flossfedera gerade
unter den
Brustflossen
sitzen,
und
zwar unter das Geschlecht der Schollen; das Kennzei
chen, welches diese unter allen Thieren auSzeichnet, ist, daß sie ihre beiden Augen auf einer Seite des Kopfes ha ben; einige haben sie auf der rechten, andere auf der lin
ken Seite; das eine davon ist gewöhnlich größer, als bas andere.
Der Körper ist bei einigen mit Schuppen, bet
andern mit Stacheln besetzt.
gerade unter den Brustflossen.
Ihre Bauchflofffebern sitzen Ihr Körper ist vom Rü,
—
i8a —
tfet» nach dem Bauche zu ganz platt gebrückt und flach, daher heißen.fle auch Plattfische, Plättelst«, und Halbfische. Der Stein butt unterscheidet sich von andern Schollen du'ch seine auf der linken Seite sitzenden Augen und durch einen mit knöchernen Erhöhungen besetz ten Körper. Er wobnt in der Ost - und Nordsee, hält sich beständig tief im Grunde der See auf, und nährt sich von kleinen Fischen, Muscheln uud Hchneckenbrut. Er wird mit Grundschnuren gefangen, oder mit langen Stan gen gestochen. Man rechnet die Schollen, in Anse hung des Handels und her Art, wie sie verspeiset werde«, unter die Stockfische*), weil man sie größtentheils, in Deutschland wenigstens, nicht frisch, sondern an der Lust gedörrt und in Bändel gebunden, versendet, und eben sa Wie den Stockfisch kocht und speiset.
Taf. XV. Fig. 75*
Dee Zitteraal, Lat, Gymnotua electricus. Fr. VAnguille tremblante ou Anguille de Cayenne, izer yktteraal oder der elektrische Aal hat, wie der Aal, der Schwertfisch, y, a-, kein« Dauchflofffedern. Er ist vn•) Unter dem allgemeinen Namen Stockfische versteht man nicht nur Vie eigentlichen Stockfische, die ungefähr a Fuß lang sind, sehr häufig in dem Mittelländischen und Nordmre, re grfangen und en Stangen oder Stöcken getrocknet werden,
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-efähr 4 Fuß lang, fielst schwarzröthllch aus, und hat eine glatte Haut Me sehr mit Schleim überzogen ist. Er hat, wie der Zittereoche oder Torpedo, *) die besondere Eigenschaft, daß er demjenigen, der ibn anrührt, eine so heftige elektrische Erschütterung giebt, daß die Hand oder der Arm davon ganz betäubt wird, ober diejenigen, die unversehens im Wasser auf einen Zitteraal treten, einen so sta ken Stoß durch den ganzen Leib bekommen, daß sie davon umaewvrfen werden. Auch wenn man ihn sogar nur mit einem Stocke, eisernem Stabe ober el# ner Angelruthe berührt, empfindet man den elektrischen Schlag davon so stark, als von einer Eiekrrlflrmaschine. Znfoigi eines Versuches, den man mst einem lebendig nach England ged-achten Zitteraal gemacht hat, giebt er wirklich e! kreische Funken von fich. So bald er tobt ist, hört alle etkiuischc Kraft auf. Die Natur hat diesem Fische, so Wie auch dem Zitterrochen, diese elektrische Eigenschaft unstreitig dazu mitgerheiit, daß er sich ferne Nahrung ver schaffen und fich gegen Raubfische vertheidigen könne, die er, indem fie fich ihm auf 10 Ruthen nähern, betäubt Doch giebt es eine gewisse Art von Krebsen, die nichts von seiner Gegenwart empfinden, und ihn sogar tödten können. Der Zitteraal fivdet fich an den Seeküsten von Afrika, Cayenne, Peru und aller heißen Länder, und daher fie auch den Namen haben; sondern auch den Kabel, jau, den Sch llfirch u. a., die getrocknet werden. So heißt z. B- der Kabeljau, ungesalzen an der Luft getrocknet, Stockfisch, cingesalzen Labberdan, (von der Sradt Labberban in Schottland, woher er häufig kommt) gesalzen
und getrocknet Klippfisch.
aber nicht, wie dieser, unter die Amphibien. ®. Seile 180.
♦) Er gehört
—
*84 —
Hf wird auch fein fettes und wohlschmeckendes Fleisch häufig genossen.
Taf. XV. Fig. 76.
Der SinesischeGoldkarpfen. fotCyprinus auratus Fr. la Dorade Chinoile. ÄJatf Karpftng-fch leckt gehört zu denjenigen F schen, b-t welchen d-e Bouchflossen gerade hinter den Drustflos, sen fitzen; man erkennet sie ferner am zahnlosen Munde,
am Eitze der Zähne hinter den Kiemen im Scklunde, an den drei Stiatlen in der Kemenhaut, an ihrem aus den Sekten zvsan nienqedrückten K pfe, an ihrem bald schma len, länglichen und dicken, bald breiten, kurzen und dün
nen Körper, weicher mit weißen, glänzenden, hornartigen Schuppen bedeckt ist.
Jbre Größe ist verschieden, eS giebt
welche von einigen Zollen, andere die 4 Fuß lang find. Sie ve-mehren fick sehr stark und bringen ihr Mer auf ioo Jahre. D« Karpfen find in ganz Europa zu Hause. Eini, ge halte» sich in Landseeen und Flüssen auf, andere unter nehmen weite Reisen; sie begeben fich im Frühjahre aus 6er
Ost
und Nordsee, oder wenigstens aus dem daran stoßen
den H -ff in die Flüsse, und kehren, nachdem fie ihren Laich
abgesetzk haben, wieder zurück
Ihre Speisen find Thon,
Moder, Grunbkreide, Würmer, Wasserinsecten, Hülsen-
früchce und Mist; einige verschlucken auch kleine Fische. Sie find unter alle« Geschlechtern das zahlreichste; Dr.
Bloch führt 22 Arten an, die ihm allein in der Mark
*85
Brandenburg bekannt geworden find.
Der hier abgebil-
ber- Koldkarpfen unterschetbet fich von andern Kar-
ptenarten, durch keine aleich der Morgenröthe glänzende
Farbe, womit er grö^rentbells bedeckt ist, und ist daher urstreitia das schö- ste Gescköpk unter allen Wasserbewoh,
Er wird über einen FuK lang.
nern.
Sina und Japan
find feV
Vaterland
schwarz,
dann bekommt er Slberpunkre, die fich nach
In den ersten 3 Jahren
ist er
und nach ve g'ößern , bis er über und ü> er eine S'iber, farbe bekomm, fisch.
und da bekommt er den Namen S- lber,
Hierauf wird er roch, und bekommt endlich eine
solche Hobe und brennende Goldfarbe, daß man glaubt, eine glühende Kohle im Fmstern zu sehen.
Die vorneh
men SineserundJapaner halten dergleichen Goldfische
zur Pracht in großen, gläsernen Vasen in ihren Zimmern oder in Reichen.
ma.
Sie vertragen auch das Europäi che Kli
und leben in Behältern und in großen Gläsern in
Zimmern.
Taf. XV. Fig. 77.
Der Hering. £rtt. Harengus.^r.leHareng. Heringe gehören zu den Fischen, deren Bauch, flössen hinter den Drustflossfedern fitzen.
Das Herings-
gefchlecht erkennet man an der Linie, welche längs dem schneideförmigen Bauche htnläust,uab aus einer Reihe ge
krümmter harter Schuppen besteht. Eine der merkwürdigsten
Gattungen dieses Geschlechts ist dergemeineHertng *), *) Einige wollen den Namen Hering daher leiten, weil st« in großen Heeren heruwziehen.
**
iQ6v
ter dtt feinem frommen, hervo stehende« Unterkiefer kenn« bar ist. Völlig ausgewachsen ist er ungefähr 12 Holl lang. Seine Nahrung besteht in Infekten, Würmern, Fschlaich, und in kleinen Fischen und Krebsen. Er wohnt in dem nördlichen Oc an und der damit verbundenen Nord» und Ostsee, so wie auch tm Atlantischen Meere, tvo er sich in den Tiefen aufhölt, die er theils im Frühfahre, theils «m Sommer und Herbste verlässt und an dle flachen Stellen, ohmyett den Küsten, Buchten *•*) ) und in die Mündungen der Fiüss sich in großen Zügen hindrüngt, um allda feinen Lach abjUsetzen "). Der Hering der Ostsee laicht, wenn das E>s aufzuqehen anfangt, und dlrfes bauert bis 50 bis 200 Jahr alt. Die Rinde wird in Wasser mit darauf gelegten Steinen gerade gepresst, dann wieder getrocknet und als Kaufmannswaare versendet. Die Spa, vier bereiten aus der, in verschlossenen Gefäßen zu Kohle gebrannten, Rinde eine sehr schöne schwarze Farbe, welche unter dem Namen Noir d’Espagne bekannt ist.
Taf. XVI. Fig. 8*.
Der Brodbaum. kat. Artocarpus. Fr. I'Arbre a pain, Fruit a pain. rücn diesem höchst merkwürdigen Baume find zwei Gattungen bekannt, nämlich:
1) der eigentliche Brodbaum, (Artocarpus in« cifus) mit zerschnittenen Blättern und der Feucht an den äußersten Zweigen; a) der Jakkabaum, (Artocarpus integrifolius) mit «»getheilten Blättern und der Frucht an der Wurzel, dem Stamm und den Arsten. Beide Gattungen find, wie viele andere Gewächse des heißen Erdstrichs, der Abänderung sehr unterworfen, N 2
ig6
und In eine Menge Spielarten ausgeartet, wodurch pe fich einander noch mehr nähern, nämlich: A. Zahmer samenloser Brodbaum. Dieser trögt die vortr-.ffUchste Frucht; an Größe und Ge schmack ist er der kulttvkrteste, und in Otaheite der gewöhnlichste. Eine gröbere stachelige, inwendig wollige Frucht erzeugt er in Sumatra, Java, Baly, wo er häufig, und in den Molucken, wo er seltner wächst.
B. Zahmer famenbrlngender Brodbaum, bald mit vollkommenem, bald mit unvollkommenem Samen. Er wird in Guam, den Grwürzlnseln, den Molucken und in Celebes häufig gepflanzt, wird auch sehr dick und hoch. Wilder samenbrtngenoer Drobbaum. Dies ist vermuthlich der Stammvater aller kultivir, len Sorten, wächst wild auf Java, Sumatra, Amboina, Band- und in den Waldungen der übrigen Gewürzinseln. DaS schleimige Fletsch feiner Frucht wird roh gegessen.
C.
Hier folgt nun die nähere Beschreibung eines zahmen samenlosen DrodbauinS, welcher, wie oben bemerkt worden, in Otaheite häufig wächst. Der Stamm ist ge rade, gemeinlich so dick als der menschliche Körper, uyd 40 Schuh hoch, oft noch höher. DaS Holz ist «eich, leicht und gelblich; der Splint') etwa- grohfa-
•) Der Stamm der Pflanzen besteht au» folgenden Theile», wc-che einander von außen nach innen zu in folgender Ord, nung bedecken: 1) die Haut, s) di« Rinde, 3) der Splint, 4) da« Holz, 5) da» Mark.
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ferkg und weiß, die Rinde hellgrau, ziemlich glatt, etwas gesprungen und mtt wenigen kleinen Knöllchen besetzt, alle Theile des DaumS geben, wenn sie v rwundet werden, einen klebrigen Milchsaft. Die Aeste bil den eine breite Krone. Die Blätter sind tief ausge zackt, schön grün, Schuh lang und » Fuß breit. Er trägt männliche und weibliche Blütben; die männ liche ist eine spannenlange bräunliche Kolbe an den obersten Blättern, die weibliche, woraus die Frucht entsteht, ist eine hellbraune Knospe an der Spitze deS Zweiges. Die Brod frucht selbst ist rund und sehr groß, fast wie ein runder KürbiS, 1 Fuß im Durchmesser, die Schaala mtt lauter sechseckigen spitzigen Warzen be setzt. Der Baum trägt 8 Monate lang toi Jahre, vom December an bis zum Juli, immer Blüthen, halbreife und reife Früchte. Die Frucht sieht, wenn sie reif ist, gelblich aus, ist welch anzufühlen, und inwendig einem Brei ähnlich, der widerlich süß schmeckt und riecht; reif ist sie eine ungesunde Speise, unb w rd daher mit Be hutsamkeit genossen. Sie wird aber am gewöhnlich sten im Monat April vor der völligen Reife gebrochen, alsdann haufenweift ausgeschüttet, damit sie sich inner lich erhitze. In diesem Zustande, wo sie nicht zu genies sen ist, schneidet man den Strunk oder Fruchrboden und die Ringe weg, fällt mit der fleischigen Pulpe eine tiefe mit Steinen gepflasterte Grube, bedeckt diese mit Haufen von Blättern und Steine», und läßt den ganzen Vor rath in die saure Gahrung übergehen. Der Teig, der auf solche Art entstehet, ist vollkommen durchgesäuert, und schmeckt wie der Pompernickel, wenn er nicht ganz au-gebacken ist. Aus dem Vorrath in der (Stube nimmt
—
*9& —
man jedesmal nur so viel, als ju einem Gebäcke hinreich> nb ist, macht faustgroße Klumpen daraus, rollt sie in Blätter, und bäckt sie auf erhitzten Steinen. Dieses saure Brod hält sich einige Wochen lang, ist bet den Otaherriern sehr beliebt, und während der 5 bis 4 Monate, wo die frische Brodftucht fast gar nicht zu haben ist, nießt das Volk beinahe keine andere Speise. Ungebacken hält sich der gegohrne Leig mehrere Monate hindurch in den Gruben, ohne einige Veränderung zu leiden. Eine ungleich, beträchtlichere Menge Brodfrucht wird frisch «ufgezehrt; auch jv diesem Gebrauche muss sie nicht reif, aber schon vollkommen ausgewachsen sein. Ihre Rinde ist aisdann noch grün, das Fleisch aber schoeaweiß, und von lockerem, mehligem Gewebe. Roh kann man es schlechterdings nicht genießen, sondern die Frucht muff geschält, entweder ganz oder zerschnitten in Blätter ge wickelt und auf beißen Steinen geröstet und gebacken fein. Die geröstete Brodfrucht hat völlig den Geschmack des Weizenbrodcs, das mit gekochten mehligen Kartoffel« vermischt ist. Der Brodbaum ist überaus ftuchtbarr ein Mensch kann sich von 5 Bäumen reichlich ernähren. In Celebes, Banda, Amboina und überhaupt auf den Molucken, wo der Brodbaum wild wächst, lebt das ge meine Volk fast von nichts anderem, als den Kernen der samentragendm Brodfrucht, die man, wie Kastanien, zu vor in Asche brät, oder auch in Wasser abkocht. — Obgleich die Frucht das Köstlichste und Nützlichste am Baume ist, so ist roch der Gebrauch, den man von den übrigen Theilen dieses Baumes macht, nicht minder wichtig. Nachdem derselbe während eines Menschenalters Früchte getragen hat, stirbt er ab. Man höhlt aleoann den Gramm zu einem
»99
Kahne aus, ober man nutzt thu zu Pfosten und Batten in der leichten ländlichen Hütte. Auch werden aus sei nem welchen und leichten Holze Schemel, Schüsseln, Tröge und Lrcmmeln verfertiget. Dasjenige zarte Zellgeweoe, aus wachem sich jährlich eine neue Holzlage an Stamm und Aesten bildet, oder der gleich unter seiner Rinde liegende weiße Splinnt ist am Brodbaume so be schaffen, daß die Tahe-tier ihre Kleidung daraus des reiten können. Sie pflanzen zu dem Ende eine Menge junger Bäumchen dicht neben ein«! d-r tu lockerem Bo den, und suchen fie so gerade als möglich, und ohne A'ste in die Höhe zu ziehen. Im andern oder dritten Jahre werden fie abgeschnikken, und der Splint auf die näm liche Art davon abgesondert, vorbereitet und zu Musse lin ähnlichen Tüchern verarbeitet, als mit dem Splint des Papiermaulberrbaums üblich ist. *) Diese Tücher find zwar etwas spröder als jene von dir Maulbeerrinde, an Feinheit aber kommen fie ihnen ziemlich nabe. Von ge ringerem Nutzm find die Blatter; die Insulaner bedienen stch derselben bei ihren Mahlzeiten statt der Schüsseln, Teller, des Tischtuchs und der Servietten. Die abge fallenen vertrockneten männlichen Diüthenkolben, die mit den Schilfkeulen eine auffallende Ae' nlichkelt haben, braucht man als Zundschwamm und Lunten zur längeren Aufbewahrung des Feuers. Aus dem klebrigen Safte, der aus den verwunderen Theilen des BaumeS dringt, *) Oer Splint wird auf ein Dret gespannt, stark ausgedehnt und mit einer stärkeartigen Flüssigkeit bestrichen. Er wird dann mit einer Keule glatt geschlagen, und da diese kleine Reisen Hal, so bekommt da» Zeug rin Ansehen, al» wenn «» au» Fäden gewebt wäre.
Loo Greifet man, mkt Kokosmilch eingekocht, eine Art Vogel leim:
mit Sagumehl,
Zucker uub Eiweiß vermischt
aber, einen sehr dauerhaften Kütt, womit die R'tzen der
G iaße wasserfest gemacht werden.
Unter
mehrere»
Heilmitteln, die die Amboinefer aus der Rinde und an# bem Theilen des Brodbaums bereiten, wird von den ge
trockneten
Wurzeln
der wilden Gattung *) «ine gut«
Arznei wider den Durchfall verfertiget.
Unter den schimmernden Naturgefchenken, die Eu ropa seit beinahe 300 Jahren aus Asten und dem vierte«
und fünften Welttdeil« durch seinen alles verschlingende« Handel an stch zieht, blieb der minder glänzende Brod-
fruchtbaum, wie eine stttfame Schöne, seiner wesent
lichen Vorzüge ungeachtet, lange noch unbekannt.
Ein
zelne Seefahrer, die seine nahrhafte Frucht gekostet, oder gar durch den Genuss derselben ihr vom Scharbock unter
grabenes Lehen gerettet hatten, fingen an in ihren Tage büchern seiner, aber nur sehr unvollständig, zu erwähne«.
E st innerhalb der beiden letzten Jahrzehende ward er alS eins der wohlthätigsten Naturprodukte bekannt, und vo«
mehreren Naturkundige« näher befchriebm.
Wenn ma»
den Schluff gelten lässt, daß der Ort, wo eine Pflanze
wild wächst, eigentlicher ihr Vaterland genannt werde« dürft, als jener, wo fie nur gebaut rofrt: so ist es höchst wahrscheinlich, daß der Broddaum ursprünglich in de« näher an Asten gränzenden Jnieln zu Haufe gehört- (S.
oben S. 196. C.) und nur von Menschen weiter ostwärts gebracht worden ist.
Es ergieng dem Brodbaum, wie
*) Der wilde Baum hat eine herbe zasammenziehende Eigen ichast, welche fich bei bem tultwirun verliert.
so* so »feien andern anten und In ihrer Art vortrefflichen Dmgen: fein großer Werth ward nirgends weniger, als in seinem ursprünglichen Vaterlande, erkannt. W:ld und
roh, wie er auö den Händen der Natur hervorging, so ließ ihn auch der träge gleichgültige Mensch. der sich dort an manchen andern Früchten und Wurjeln schadlos hal ten konnte.
Aus seinen Kernen, die entweder von Men
schen, oder auch von gefräßigen Fledermäusen ausgestreut
we den, wachsen bei den Amboinefern u. a. junge Bäume
schnell und ohne Wartung hervor. Als man ihn aber aus dir östlichen Inftln, die Marianen dieFreundschastS,So#
cietärs - und Marquisemseln verpflanzte, so entdeckt« Mangel an kedevsb, dürfvisse", die Noth, diese Mut ter so vieler vortreff-ichen E stndungen, wahrscheinlich
zuerst, daß auch der Brodbaum einer Vervollkommnung
fähig sei, welche fich nur durch fleißige Kultur entwickeln kann. Die Erfahrung lehrte bald eine bessere und schnellere
Fortoflanmngsart; die Wurz-l ward von der Erde ent# k ößt und an der Oberfläche cingl kerbt; eine Meng« junger Schossen trieben aus diesen Einschnitten hervor,
und diese verpflanzte man nebst einem Theil der daran gelassenen Wurzel in fette mir Sand und Muschelkalk
vermischte Moorerde.
Endlich lernte mau auf den So#
cietätsinft'n, daß ein abgeschnittener Zweig des erwach senen Baums mit glücklichem Erfolge der Erde anver#
traut, und zu dessen Nachfolger groß gezogen werden
könnte So verlor fich nach und nach das Wilde am Stamm, an Laub und an Früchten; diese erhielten für
das grobfaserige zähe, ein hartes mehliges Fleisch; der ganze Baum wurde schattenreicher durch seine weit ausge breitete Krone, und kann nun an Ebenmaß des Wuchses,
eoa
an Schönheit der Gestalt, mit den schönsten Eiche« und
Linden unserer Forsten verglichen werden. Der große Weltumsegler Cook rühmt die erstaun
liche Fruchtbarkeit dieses Baums, und faul: „bat jemand in feinem Leden nur zehn Brodbäume gepflanzt: so hat
er seine Pflicht gegen sein eigenes und gegen fein nach, folgendes Geschlecht eben so vollständig und reichlich er
füllt, als ein Einwohner unseres rauhen Himmelsstrich-,
der fein Leben hindurch während brr Kälte des Winter
gepflügt, in der Sommerhitze geärntet, und nicht nur seine jetzige Haushaltung mit Brod versorgt, sondern
auch seinen Kindern noch etwas an baarem Gelde ffim,
merlich erspart hat." Gesund und munter, groß und edlen Wuchs--, mit
offenem Blick und einnehmendenLügen, voll Ganstmuth, Liebe und Fühlbarkeit de- Herzen- sind die Menschen,
die auf der paradtefisch schönen Insel Tadelt« von dem
Drodbaum« leben.
Ein Glück für fit, daß der Baum,
der ihnen Schatten und Obdach, Kleidung und Speise
gewährt, ihr ganzer Reichthum ist.
Ware die Natur an
lockenden Gütern hier eben so verschwenderisch, als auf den westlicher gelegenen Astatische» Inseln: so würde ge
wiss dieses friedlich beisammen wohnende Völkchen d-r Eroberungssucht der Europäer bi- jetzt nicht entgam
gen sein.
205
Taf. XVII. Fig. 82. 83Kampf eines Finnmärkers mit einem Bä ren. Lat. Lucta incolaeFinnmarchienfis contra üriiim. Fr. Combat d’un Habi tant de Finemark contre un ours.
$innmdrf er «ohne» in der großen Landschaft in Europa, welche gegen Norden an bas Eismeer, gegen Süden an Finnland, gegen Osten an daS weiße Meer, und gegen Westen an Norwegen grenzt, und welche Lappland heißt. Lappland wird nach feinem Beherr scher in das Russische, Schwedische, und in das Dänische oder Norwegische eingethetlt; das Dänische Lappland heißt auch Finn mark, welches eine große Provinz an der äußersten Spitze von Norwegen über dem Schwedischen Lapplande ist. Aus der naben Verwandtschaft der Lappländischen Sprache mit der Ungarische« schließt man, daß die Lap pen und Ungarn von einem Menschenstamm, und zwar von einem edleren, nämlich dem Tartarlschen, sein müss ten. Bride Nationen find aber jetzt in Ansehung ihrer körperlichen Bildung und Lebensart von einander sehr verschieden. Dieser Unterschied rührt von dem Unter schiede des Himmelsstrichs her, worin beide wohnen. Ein sehr kaltes oder heißes Klima ist der Organisation des menschlichen Körpers minder günstig, als eia gemößig-
—
eo4
—
Mi dte Kälte erlaubt dem menschlichen Körper nicht, fich völlig auszudehnen.
In Lappland ist die Kalte schon
sehr groß- in Un-iarn ist das Klima mild; daher find die Ungarn weit größer und schöner als bir Lappen; diese
sind nicht viel über 4 Fuß hoch, und häßlich, wie alle
übrigen Polarmenschen, d. i. solche, die in der Ge
gend des nördlichen Polarkreises und rodrer hinauf nach dem Norbpole zu wohnen, wie bc Eskimos oben in
Amerika, Ost taten.
dte Grönländer, die Samojeden und
Die
Lappländer
haben kurzes
schwarzes
Haar, breite Gesichter, eingefallene Backen, ein spitziges
Kinn, großen Mund und triefende Augen; sie find schmu;bräunlich von Farbe, welches theiis von ihrer Unreinlich kelt, theils von dem Rauche herrüyrt, worin sie in ihren
Zellen und Hütten leben.
Diese bestehen aus Pfäh
len, dte sie in der Runde aufstellen, und zwar so, daß sie nach oben zu fich gegen einander neigen.
Sir bedek-
ken solche mit Rennthterfellen, oder, tn deren Ermange
lung, mit Fichkenjwetgen.
Sie brauchen keine Stühle
und Bänke, sondern sitzen auf der Erde.
In der Mitte
ist der Heerd, und über demselben eine Oeffnung im Da
che, welche zum Schornstein und zugleich zum Fenster dient.
Ja einer solchen Hütte haben 20 Menschen Platz.
Das Hauptgeschäft der Lappen ist dte Viehzucht, und die einzige Thierart, welche alle ihre Bedürfnisse be friedigt, ist bas Rennt hi er, davon dte Reichen oft
viele lvoo Stück besitzen. Wegen Mangel des Futters —
denn Ackerbau treiben fie gar nicht — können fie nicht immer tn einer Gegend wohnen.
Sie ziehen daher mit
ihren Hrcrden herum; im Sommer besuchen fie die nörd-
ichsten, im Winter die südlichsten Gegenden,
dte Lap,
—
205
pen nähern sich jedoch den gesitteten Nationen weit mehr, als die andern Pola-menschrn. Sie bekennen sich zwar zum Theil zur christlichen Religion, haben aber noch Kbr viele abgöttische Gebräuche, und verehren noch verschiedene Gottheiten. Alles dieses, was von den Lappländern überhaupt gesagt worden, gilt auch von den Finnmärkern. Diese sind übrigens nicht so feigherzig, als viele Reisebe schreiber erzählt haben. Sie haben Muth genug, einen Bären auf der Jagd, mir Gefahr ihres Leben-, zu ver folgen, oder sogar einen solchen, wenn er heißhungrig auf sie zukommt, mir festem Fuße zu erwarten, und zwar ohne ein anderes Gewehr, als ein Messer zu haben. Wenn sie sich mit diesem Thiere in einen Kampf einlassen wollen, so bepanzern sie, wie Fig. 8». zeigt, ihre linke Hand mit einem starken Thierfell, oder mit Stäben von Holz, fah ren damit dem Thiere tief in den Rachen, und stoßen dem selben, ln eben dem Augenblick, ihr Messer in- Herz.
Der Bar. Lat. Ursus.
Fr. l’Ours.
Bären gehören zu den großen reißenden Thieren und machen mir dem Hunde, und Katzengefchlechte eine besondere Klasse aus. Die Bären haben 6 Vorder zähne, oben und unten; kegelförmige Eckzähne; Back zähne mit stumpfen Zacken; eine glatte Zunge; 5 Zehen an den Füßen.
Es giebt 2 Hauptarten der Bären: den Land bär, und den Eisbär. Oer Landbär hat ein sehr dickes
ao6 und langhaariges Fell, und einen starken Glkederbau, einen dicken Kopf, eine abgestutzte Schnauze und -inen kurzen Schwanz, und ist in allen.Erdtheilen, vorzüglich in Amerika, verbreitet. Von ihm giebt es wieder 2 Spiel arten, nämlich: den schwarzen,-welcher an 5s Fuß lang ist, und nur in den waldigen Einöden der nördli chen kalten Länder von Europa und Asien wohnt; de» braunen, welcher kleiner und höchstens 4 Fuß lang ist, und sich sowohl in kalten, als warmen kä> der«, sonder lich in Rußland, Polen, Ungarn, in den A pen und Py renäen findet. In Deutschland giebt es jetzt keine mehr. Der schwarze Bär nährt sich vorzüglich von Wurzel-, werk, wildem Obste, Honig, reifem Getreide; doch frisst er auf Kamtschatka auch Flsche und überfällt oft schla fende Menschen; der braune nährt sich vornehmlich von dem Fleische großer Thiere und von Aas. Er schtägt seinen Raub mit den Tatzen nieder, mit wichen er fich, auf den Hinterbeinen stehend, wehret; er saugt zuerst das Blut aus, und frisst dann seine Deute auf. E- kaun schlecht laufen, aber desto besser auf die Bäume klettern. Im Winter macht er fich in Höhlen oder unter Baumwur zeln ein Lager, in welchem er 5 bis 6 Monate ruhig und ohne Nahrung liegt, und zum Zeitvertreibe an den Tatze« sauget. Im Januar wirft die Bärin 1 bis 3 lebendige Junge; es ist eine Fabel, daß ste dieselben als rohe Fleischklumpen gebäre, und ihnen erst durch ihr Let ten Form und Gestalt gebe. Jung etngefangen lasse sich der Bär zwar zähmen, doch ist ihm nie zu trauen. Die Polen richten ste durch schreckliche Schläge zum Tanzen ab, und führen ste hernach zur Schau herum.
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DerEisbür oder Seebär unterscheidet sich »o« dem Lank baren durch Gestalt, Stöße, Raubbegkerde uud Lebensart. Der Kopf, die Nase und der H rls ist größer und länger, der Schwanz aber ist kürzer, als beim Land bär. Er ist oft über 12 Fuß lang und 4Fuß hoch. Sein Fell ist dick ind zottig, seine Farbe ganz weiß oder weiß gelb. Er bewohnt nur die nördlichen Polarländer, als Grönland, die Hudsonsbey, Spitzbergen, Nova Anndala und die Inseln des Eismeeres; rührt sich von Fischen, Rodden *), Wallroffen **), Wallfischen, wenn sie noch jung oder todt sind; grübt Leichen aus, und fallt ohne Unterschied Menschen an. Er schwimmt und taucht un ter, wie die Euren; auf den abgerissenen Eisschollen schwimmt er über ganze Meere von einer Küste zur andern.
Die Felle der Büren nutzt man als grobes Pelz werk auf mancherlei Art; ihr Fleisch, besonders ihre Tatzen, werden gegessen; ihr Fett, das sie in Menge haben, wird theils an Speisen, theils als Heilmit tel gebraucht; das Fett derjenigen, die von thräntgen Thieren leben, gleicht dem Thran« d«S Wallfisches; ') Der Robbe
gehört zu
den Saugethieren
mit
kurzen
Schwimmfüßen, deren undeutliche Zehen fast bloß durch die Krallen sichtbar sind; die Robben heißen wegen ihre« Hundskopfe« auch Seehund«, sind 4 bi« 3 Fuß lang, le, den im Sommer auf dem Lande, und im Wnter in der See. S. Fig. 85' ••) Da« Wallross gehört zur Klage der Robben, und hat mit em Pferde weiter nicht« gemein, al« daß e« wiehert. E» bat 2, eine Elle lange, weiße Eekzähne, die höher al» Elfenbein geschätzt werden.
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flo8
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des scharf gemachten Schulterblattes bedienen sich die Kamtschadalen zum Grasmahen.
Taf. XVII Fig. 84-
Der
Grönländer.
Vl/rönland ist bas äußerste, zum Theil noch unbe
kannte Land, das in Norden, zwischen Europa und Ame rika liegt, und auch wohl zu Amerika gerechnet wird.
Wegen der ungeheuren Kälte, die hier mit jedem Schritte gegen den Nordpol zunimmt, hat man noch nicht in das Innere eines Landes, dessen Kästen nur d wohnbar sind, dringen können, und da es noch keinem Seefaürer
gelungen ist, «egen der unerm,ssiichen Eisberge, da äußerste Ende gegen Norden zu erreichen: so weiß man nicht, ob Grönland eine große J -sel ist, ober ob eS nord wärts mit Amerika zusammenhängt.
Da gegen die Pole die Vegetation zuräckbleibt Men schen, Thiere *) und Erdgewächse immer kleiner werden:
so ist die Länge der Grönländer, so wie auch der Eskimos in Amerika, die an Gestalt, Sitten und Spra che ihre Bräder sind, meistentheils nur unter 5 Schuh. Sie haben ein breites, plattes Gesicht, erhabene müde Bak
ken, kleine schwarze matte Augen, eine eingebogrne stum
pfe
•) Da- Elennthirr, der Eisbär und das Rennthier machen von dieier Bemerkung eine Ausnahme.
flog
pfe 9lafe; pechschwarzes, langes, starres Haar, aber keinen Bart, weil fie dessen Haare ausreißen; eine braune Gefichtsfarbe, die, wie bet den Lappen, durch Unreinlichkeit und Rauch entsteht; ihr Kopf ist groß, ihre Brust hoch, ihre Schultern sind breit, Hände und Füße klein. Sie find leicht und behende auf den Füßen. Die Kleidung der Grönländer besteht auS Häu ten von Rennthieren und Seehunden; ihre Stiefeln und Schuhe machen fie stch aus gegerbten Robbenfellen. Ihre Wohnungen find sehr einfach, im Sommer leben fie in Zelten von Seehundsfellen, im Winter aber in vier eckigen , 7 Fuß hohen Hausern von Steine« und Moose. Ihre Waffen bestehen in Bogen und Lanzen- in deren Gebrauch fie von Jugend auf gut geübt werden. Von den Europäern haben fie nun auch Pulver und Blei zu ihrem größten Nachtheil erhalten, denn durch ihr unauf hörliches Schießen rotten fie die nutzbarsten Thiere fast gänzlich aus. Ihre Boote find aus Seehunbsfellen gemacht, und so leicht, daß fie dieselben auf dem Rücken ohne Beschwerde forttragen könne«.
Die Nahrungsmittel der Grönländer find der Natur ihres Landes gemäß. Die Unfruchtbarkeit ihres Bodens macht fie fleischfräßtg und bestimmt sie zum Kriege mit den Thieren. Ihre liebste Nahrung ist das Fleisch von Rennthieren; da aber dieses sehr mangelt, so essen sie gewöhnlich das Fleisch der Seekhiere, Seehunde, Fi sche und Scevögel; fie genießen es nicht roh, wie man sonst geglaubt hat. Sie essen zwar sogleich nach dem Fan ge des Thiers ein kleines Stück rohes Fleisch, und trmB. G. i. D».
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fett auch wohl von dem noch warmen Blute, aber dieses geschieht bloß aus einem gewissen Aberglauben. Ihr Getränk ist klares Wasser; Fischthran trinken fle nicht, wie man vorgegeben hat. Was die Kälte an der äußern Körperbildung der Polarmenschen thut, das geschieht auch am innern Bau; das Blut fließt träger, das Herj schlägt matter; daher find die Grönländer unfühlbar für Sinnenreiz; daher leben und sterben sie verträglich und still, gleichgültig, vergnügt, und find nur aus Nothdurft thätig. Aus die sem Princip ihrer Organisation fließen alle ihre Einrich tungen. Man bemerkt fast keine Spur von Leidenschaft bet ihnen; es giebt weder Diebe, noch Mörder, noch an dere Verbrecher unter ihnen; daher haben sie eben so wenig Gesetze als Obrigkeit. Sie haben ein hohes Gefühl für die Würde der Menschheit. Als ein dänischer Officter seine Matrosen schlug, sagten die Grönländer von ihm: er begegnet den Menschen, wie man Hunden begegnet. Eie find übrigens sehr gastfrei, und das weibliche Ge, schlecht lebt sittsam. Die Religion des gutartigen Wilden ist gewöhn lich, so wie er selbst, albern und lächerlich. AlS Sklave der Sinnlichkeit ist sein höchstes Glück auf den Besttz der Lebensbedürfnisse eingeschränkt; alle Triebfedern feiner Handlungen entstehen aus dem Gedanken, sich des Hun gers zu erwehren. Von einer eigentlichen Religion, von der Kenntniß eines Gortes, weiß er nichts. — Als die ersten dänischen Missionären mit den Grönländern vpn einem höchsten Wesen sprechen wollten, hatten sie nicht eia.
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mal den Namen, der die Gottheit ausdrückt, ln ihrer Spra che. — Sie denken fich ihren Himmel auf dem Grunde des Meeres, weil sie aus demselben den größten Theil ihrer Nahrung ziehen; sie glauben, daß sie daselbst alle die Freu den genießen «erde», deren ein Grönländer in diesem Leben fähig werben kann. Um dieser Glückseligkeit würdig zu sein, muss man sich durch den Fang von Fischen und See hunden berühmt gemacht, viele Wallfische bezwungen, und viele Uebel erduldet haben. Sie glauben zwei von einander unabhängige Wesen, ein gutes und ein böses; •) den bösen Geist halten sie für einen Geist weiblichen Ge schlechts. Wenns donnert, so sind es, ihrer Meinung «ach, zwei alte Weiber, welch« in der Luft in einem klei nen Haufe wohnen, und fich um eine gut ausgedehnte Eeehundshaut schlagen: während des Streits fällt das Haus «in, die Lampen «erden zerbrochen, und das Feuer fliegt in die Luft. — Kranz stellt in seiner Geschichte von Grönland ein sehr merkwürdiges Beispiel von einem rohen Grönländer auf, welcher, ehe er von einem höchsten Wesen und von Religion etwas gehört hatte, sich durch sein eigeneRäsonnement bis zu der hohen Idee erhob: es ist ein Gott. „Ich habe oft nachgedacht, spricht der Wilde, ein Kajak **) •) Der rohe Mensch empfindet weit stärker Schmer-, al» Ver
gnügen; denn der Schmerz macht seine Aufmerksamkeit früher rege, als da» Vergnügen; im rohen Naturzustand^ geh« daher der Glaube an böse Geister dem Glauben an hö,
Here gute Wesen voran. *•) Die Grönländer haben zweierlei Fahrzeuge; ein 6 bis g
Klafter lange«, 4 bi» 5 Schuh weite» und 3 tiefes, welche« Umiak, oder da» Weiberboot heißt, und ein nur 3 Klafter lange«, welche» Kajak oder Mannsboot genannt wird. Die Böte bestehen au« langen schmalen Latten und ßuttr/
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mit dazu gehörigen Pfetten entsteht nicht von selbst, son dern muss mit Mühe und Geschicklichke t von Menschen händen gemacht werden, und wer es nicht versteht, der verdirbt leicht etwas daran. Nun Ist der geringste Vo gel viel künstlicher, als der beste Kajak, und Niemand kann einen machen. Der Mensch ist noch weit künstlicher und geschickter als alle Thiere; wer hat ihn gemacht? Er kommt von seinen Eltern, und diese kommen wieder von ihren Eltern her. Aber wo kamen denn die allerer sten Menschen her? Sie sollen aus der Erde gewachsen fein: aber warum wachsen denn nun nickt mehr Men schen aus der Erde? Und woher ist denn die Erde, daMeer, Sonne, Mond und Sterne entstanden? Nothwen dig muss Jemand fein, der das alles gemacht hat, der immer gewesen ist und nicht aufhören kann. Derselbe muss unbegreiflich viel mächtiger, geschickter und weiser sehr, als der klügste Mensch; er muss auch sehr gut sein, weil alles was er gemacht hat, so gut und uns so nütz lich und nöthig ist. Ja, wenn ich den kennte, den wollte ich recht lieb haben und in Ehren halten. Aber wer hat ihn gesehen und gesprocher. ? Niemand von uns Men schen. Es kann aber doch Menschen geben, die etwas von ihm wissen? diese möchte ich gern sprechen So bald ich also von euch zum ersten Mal von dem großen Wesen gehört habe: so habe ich's gleich gerne geglaubt, weil ich so lange darnach verlangt habe" — Ob es zwar unleug bar ist, daß fich die rohen Menschen ohne fremden Un terricht nur sehr langsam aus der tiefen Barbarei zu reifen, Die mit Fischbein verbunden und mit gegerbtem See« Huntleder oben und unten und auf den Seiten wasserfest überzogen find-
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reisten vermögen: so können doch diese Gedanken eines Grönländers zum Beweise dienen, daß, wenn der Wilde
nur nachzudenken versucht, die ganze Schöpfung ihn auf
das Dasein eines höchsten schaffenden Wesens hinweiset.
Taf. XVII. Fig. 85.
Der gemeine Seehund. £at. Phoca vitulina. Fr. le Phoque commun. die Robben sowohl im Wasser als auf dem Lande
leben können, so gehören sie zu den Amphibien, und zwar zu denjenigen Säugethteren,
deren Füße fünf
zehig und mit einer Schwimmhaut unter einander verbunden. sind. Der Bau ihres Körpers entspricht
ihrer Bestimmung; zum Gehen auf dem Lande haben
sie Füße mit Zehen; ihr langgestreckter, nach Hinte« spitzig zulaufender und in einen Fischschwanz sich endi gender, Körper macht sie geschickt zu schwimmen; ihre
Dorderfüße sind wie Ruder gebildet, und die kurzen Hinterfüße liegen bei einigen platt am Schwänze, oder
find wohl gar mit dem Schwänze verwachsen. Die Rob ben können nicht lange im Wasser leben, daher auch nur
dle Ufer ihr Aufenthalt sind.
Ihre Wohnungen find die
nördlichen Meere, und ihre Nahrung Fische undSkege-
wächse.
Jedes Männchen hat zwei Weibchen, die es mit
Aufopferung seines Lebens vertheidigt; eben so eifrig lieben und beschützen sie ihre Jungen. —
Ihr Fleisch ist
das vornehmste Nahrungsmittel der nordischen Völker;
2»4 ihr Speck giebt sehr vielen Thran, und ihre Haut wird auf mancherlei Art, besonders zu Ueberzügen großer Ka sten, genutzt. Es giebt mehrere Arten von Robben, als Bärenrobben, Seetöwen, Seehunde, Mönchsrobbrn u.a. Die Fig 85- liefert die Abbildung eines gemeinen Robben oder des gemeinen Seehundes. Er ist 5 bis 6 Fuß lang, weißgelblich und schwarzbraun von Farbe, hat kurje dichte glänzende Haare; sein Laut ist ein heiseres Bellen. Er lebt in den Eismeeren um den Norbund Südpol, häufig um Spitzbergen, Grönland, Island, Norwegen, Russland, in der Ostsee, auf dem Eise und den Klippen. Er nährt sich von Fischen, hauptsächlich von Heringen. Allen Strandbewohnern jener kalten Ionen, die von der Fischerei leben, dient er $um Haupt nahrungsmittel; sein Fleisch ist, frisch und getrocknet, ihre Speise, sein Thran ihre Schmelzung und ihr kampenöl; aus seiner Haut machen fie ihre Kleiber, Schuhe, Boote, Zelte; aus seinen Därmen ihre Hemden, Fenster, und aus seinen Sehnen ihren Zwirn; aus seinen Kno chen ihre Waffen und Jagdwerkzeuge; feine Blase dient ihnen zum Gefäß für ihr Oel. Wer daher die Jagd dieser Thiere gut versteht und dabei glücklich ist, erwirbt fich eben so vielen Ruhm, als wenn er flch in einer Schlacht ausgezeichnet hätte. Wegen seiner Haut und seines Thrans, welches beides keine unwichtigen Handelszweige find, gehen jährlich viele Schiffe aufs sogenannte Rob benschlägen aus; diese Thiere finden fich in einer sol chen Menge, daß man ost in einem Tage 300 Stück todt schlägt. Die Grönländer fangen den Seehund auf verschie, dene Art; folgende ist auf der Taf. XVIL vorgestellt.
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Wenn der Grönländer in seinem Boot auf den Seehund fang fährt, so ist er mit einer Harpune, mit einer großen und kleinen Lanze, und mit einem g Klafter langen Riemen versehen. An dem einem Ende dieses Riemens ist die Harpune, an dem andern ein« Blase oder «kn aufgeblasener Seehunbsschlauch befestiget. So bald flch «in Seehund blicken lässt, nähert fich der Jäger dem Thiere so sachte als möglich, und wirft ihm die Harpune bis über die Widerhaken in den Leib. In eben diesem Augenblick fährt das getroffene Thier schnell in die Tiefe, und der Grönländer wirft ihm die Blase nach. Wenn auch bas Thier die Blase, welche 1 bis 2 Zentner trägt, mit unter das Wasser zieht, so wird es doch bald so abgemat tet, daß es, um Luft zu schöpfen, wieder herauf kommt; alSdann wirft ihm der Grönländer die große Lanze in den Leib, sticht es mit der kleinen vollends tobt, und zieht es am Riemen aus dem Wasser.
Taf. XVII. Fig. 36.
Das R e n n t h i e r. Lat. Cervus Tarandus Fr. le Renne. Rennthier gehört in die Klaffe der zwekhufigen Thiere, hat dichte vielästige Hörner, di« jährlich abfal len. Das zahme Rennthier ist 3 Fuß hoch und 4 Fuß lang; das wilde ist viel größer, und hat oft die Größe eines zweijährigen Rindes. Der Leib ist mit dlkken braunen Haaren bedeckt, die im Sommer erst grau.
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dann weiß werden; unterhalb dem Bauche ist bas Thier weiß.
Die Gegend der Augen ist immer schwärzlich.
Anter dem Halse find lange Haare,
Das Geweih ist
Fuß lang, rundlich, und hat flache breite und sehr viele
Enden.
Die Rennkuh hat kleineres und weniger
ges Geweih.
Der Schwanz ist kurz.
Sein Wohn
ort ist die nördliche Erbe von Europa, Asia und Ame
rika, in Spitzbergen, Grönland, Nova Armbla, Norwe gen rc.
Hausthler ist es bei den Lappen, Ostlakm, Sa
mojeden und Koräken; in wärmeren Gegenden kann es
nicht ausbauern.
Wild lebt es im Sommer in Gebirgen
und Waldungen, im Winter auf der Ebene. Es befrkedlgrt stch mit der elendesten Nahrung; dürres Laub, und
vorzüglich Rennthiermoos, welches es mit seinem schaufelartlgm Geweih unter dem Schnee hervorscharrt, ist
fein einziges Futter.
Man findet nur wenige Geschöpfe
in der Natur, die so wie das Rennthier fast alle Bedürf nisse des Menschen zu befriedigen im Stande wären; und
doch find es nur bloß die Lappländer, die die Vortheile dieser Thiere in ihrem ganzen Umfange zu benutzen ver
stehen.
Man genießt feine Milch, und macht verschie
dene Arten von Käse daraus; sein Fleisch ist eine schmack hafte Speise; fein Geweih giebt allerhand Geräthe zum Fischfang und zur Jagd; auS seiner Haut verfertiget man
Kleider, Betten und Zelte; aus seinen Knochen macht
man Nabeln, aus feinen Gedärmen und Sehnen Zwirn. Im Sommer wird dieses nützliche Thier zum Lasttragen
gebraucht, im Winter vor dm Schlitten gespannt; es ist «in ungegrüadetes Vorgeben, daß es ohne Lektseil di« Wege von selbst finde; cs wird allerdings mit einem
langen Riemen geleitet.
Man kann mit ihm in einem
Tage einen Weg von zwanzig bis dreißig Meile« zu
rücklegen. Der Rennthiere ärgste Felnbe find die Wölfe, welche
oft ganze Heerden morden; und ihre größte Plage ist die
Rennthierbremse. Dieses Insekt, von der Größe einer Wespe, legt seine Eier auf die Haut des Rennthiers,
welche darin eine solche beißende Entzündung erregen, daß das Thier oft ganz rasend wird und todt niederfäüt.
Taf. XVII. Fig. 87-
Ein Lappländer. Lat. Lappo. Fr. le Lappon. Kietze S. S05. Fig. 82. wo eine kurze Beschreibung dieser Nation befindlich ist.
Taf. XVII..Fig. 88-
Das Flusspferd. Lat. Hippopotamus Fr. l’Hippopotame. ^as Flusspferd, Nilpferd, der Fluffochfe, ge hört in die Ordnung der Thiere, welche ein Pferdsgebiff, schief abgrstutzte Vorderzähne und Füße mit Hufen ha
ben. Von diesem Thtergeschlechte ist bis jetzt nur diese eia-
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zige Art bekannt worden. Nächst dem Elephanten und Rhinoceros ist es das größte vierfüßige Thier; es ist 16 Fuß lang, 15 Fuß dick, gi Fuß hoch, und wiegt 5500 Pfund. Die Masse seines Körpers ist größer, als die des Rhinoceros; aber seine Füße, die, in Ansehung der Dicke, denen des Elephanten ähnlich find, so wie auch der Kör per eine Arhnlichkeit mit dem Elephanten hat, sind kür zer; der Kopf ist sehr groß und ähnelt dem Ochsenkopfe; Augen, Ohren und Nasenlöcher sind klein; der Rachen ist fürchterlich groß und mit s Hauzähnen versehen, welche oft über 2 Fuß lang sind; die Haut ist sehr dick, bräunlichgrau, und fast nackt; der Schwanz ist kurz ; sein Ganlangsam und schwerfällig. Die Stimme "des Thiers ist «ine Art von lautem, abgefetztem Wiehern, das man über i Meile weit hört. Es ist nur in Afrika einheimisch und bewohnt daselbst alle großen Flüsse, vorzüglich den Nil; es hält sich meist und gewöhnlich im Wasser auf, ohne rin eigentliches Wasserthier zu sein; denn unter dem Wasser kann es nicht lange ausdauern, sondern muss von Zeit zu Zeit den Kopf über dasselbe erheben, um zu ath men; auch geht es ans Land, sein Futter zu suchen, wel ches in Gras, Kräutern und andern Vegetabtlien beste het; seine Jungen wirst es auf dem Lande. ES ist kein bösartiges Thier : doch wird es oft den Kähnen, die auf berf Flüssen schiffen, gefährlich, und so scheu eS ist, so verfolgt es doch seine Beleidiger auf dem Lande. Das F lei sch desselben ist schmackhaft und wird sehr geschätzt. R. Forster fand am Kap das gesalzene fette Fluffpferbfleisch besser, als das Rindfleisch. Aus seinem Speck wird Thran gesotten. Seine Hauzähne übertreffen daS Elfenbein an Werth. Man fängt es in Gruben und auf
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andere Art; am Kap schießt man es mit schweren Kugeln, unter welche Zinn gemischt ist.
Taf. XVIII. Fig. 89-
Der gemeine Adler. Lat. Falco fulvus oder Aquila nigra. Fr. l’Aigle noir. Adler gehört zu den Raubvögeln, welche auf dem Lande leben, und zwar zum Habtchtsgeschlechte, welches mit krummen, unterwärts gebogenenSchnäbeln und großen scharfen Klauen versehen ist. Es giebt 10 verschiedene Arten von Adlern, worunter der Königsadler und der gemeine Adler die vornehmsten find. Der Kö nigs-, auch Gold-und Steinadler genannt, hat einen starken bläulichen Schnabel und goldgelbe Füße mit scharfen Krallen. Seine Farbe ist goldgelb und braun, sein Auge gelb und blitzend. Er ist der stolzeste und kühnste feine- Geschlechts, 5 bis 4 Fuß hoch, und misst mit ausgestreckten Flügeln 8| Fuß. Er fliegt bei heiterem Wetter hoch über die Wolken, nistet und wohnt auf hohen einsamen Felsen, sowohl in den gemäßigteren Gegenden von Europa, auf de« Gebirgen von Oestreich, Schlefien und Böhmen, als in den heißeren Ländern. Er raubt Lämmer, Kälber, Ziegen, Hafen, Kraniche, Gänse und anderes Wildpret, saugt ihr Blut und trinkt daher selten. Im südlichen Frankreich benutzt man die Adler nester für die Küche, indem man in Abwesenheit derAltei» das Nest besteigt und den Jungen das Wildpret wieder
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abnkmmt; und um diesen Vortheil recht lange zu haben, öindet man die Jungen in ihrem Neste an. Wenn der Adler auch jung eingefangen wirb, so lässt er sich doch nur mit vieler Mühe zahm machen. Der Steinadler er reicht ein sehr hohes Alter; man hat sogar in Menage rien welche über 100 Jahr lebendig erhalten. Das Fleisch aller Raubvögel ist wildernd und unschmackhaft. Der Fig. 89. abgebilbete gemeine Adler, oder Hasenadler, ist kleiner als der Königsadler, aber doch gewöhnlich 2| Fuß hoch; er ist braun von Farbe, mit weiß und schwarzem Schwan;«, und findet sich zahlreicher als jener, besonders in kalten Landern. Sein Raub find vierfüßige Thiere, Schlangen, Vögel und vorzüglich Hasen; daher man ihn auch sonst zur Falknerei in Frank reich abrichtpte. Der Ha se, Lat. Lepus. Fr. ieLievre. Fig. 90. gehört
zu den nagenden Thieren, welche oben und unten zwek Schnrtdezähne, keine Backenzähne, Zehen an den Füße« und einen springenden Gang haben. Er ist auf der gan zen Erde verbreitet, nur nicht in allzu heißen Ländern. Es giebt verschiedene Arten dieses Thiers, von denen die größte Art der Berg Hase ist; dieser wohnt in den nörd lichen Gebirgen, und hat im Winter ein ganz weißes Fell Der Feldhase vermehrt sich sehr stark; gewöhn lich setzt die Häsin drei Mal im Jahre Junge, jedes Mal 5 bis 4. Die Natur hat diesem furchtsamen Thiere keine Waffen gegeben; dagegen schenkte sie ihm aber Schnelligkeit, Vorsicht und List. Er läuft so geschwind, daß ihn nicht jeder Hund fangen kann. Oft versteckt sich das
flfil
verfolgte Thier unter eine Heerde Schaafe; jagt «ine«
andern Hasen aus dem Lager auf, und setzt sich selbst
ruhig hinein. Sein Fleisch ist eine gesunde, wohlsetzmekkende Speise; sein Fell wird von den Kürschnern verar
beitet, und seine Haare bejahten die Hutmacher das Pfund mit 5 Rthlr.
Taf. XVIII. Fig. 91.
Der große Uhu. Lat. Strix Bubo. Fr. le grand Hibou, le grand Duc. Xzef Uhu gehört zum Geschlechte der Eulen, und diese zu den hab'chtartigen Raubvögeln.
Di- Eulen zeichnen
sich ferner dadurch aus, daß sie einen dicken, großen, kay-nähnlichen Kopf, mit einem kurzen, krummen Schnabel, statt des Nasenwachses, bürstenartige Federn, und große Augen
haben; daß sie bet Tage schlafen, und nur in der Abend oder Morgendämmerung *) auf ihren Raub ausfliegen, weil ihre weit geöffneten Augen für das Tages« und Son
nenlicht zu schwach sind, und gänzlich davon geblendet .werden.
Sie dürfen sich auch bei Tage nicht sehen las
sen , wenn sie sich nicht der Verfolgung einer Menge klei ner Vögel, und besonders der Krähen, aussetzen wollen.
Die Eulen wohnen in altem Mauerwerk, Felsrnböblen und alten Bäumen.
Ihre Nahrung besteht in Aas, jun
gen Hasen und Eichhörnchen, kleinen Vögeln, Fleder-
•) In ganz finstrer Nacht sehen die Ente» «den so wenig, #U alle andern Vögel.
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mäusen, Mäusen, Ratten, Fröschen, Eidechsen, Heuschrekkea u. dgl. Sie theilen sich in zwei große Hauprarten ab, nämlich in die Ohre ulen, die einen Feberdusch auf jeder Seite des Kopfs, in Form von Ohren, haben, und in Glatt köpfe oder Eulen, die keine Federohren und nur große, runde Köpfe haben. Zu der ersten gehört der hier abgebtldete Uhu oder Schu but, von seinem Ge schrei also genannt. Er ist der größte seines Geschlechts: wenn er fltzt, ist er 5 Fuß hoch, und 6 Fuß, wenn er fliegt; fein Kopf ist ungeheuer groß, und seine Federohren find 3 Zoll lang; er hat einen kurzen Schnabel und starke Fänge. Seine Farbe ist braun mit schwarzer Zeichnung. Er findet fich überall in Europa, und nistet in Felfenklüften, verfallenen Schlössern und Thürme». Die Eulen fliegen zur Zeit ihrer Begattung wie unsinnig in der Luft herum, beißen fich, und machen ein, dem Hundegebelle ähnliches, fürchterliches Geschrei. Un wissende Wandrer hielten dieses nächtliche Toben für das Gebell von Jagdhunden, und weil sie meinten, wo Jagd hunde wären, müsste nothwendig auch ein Jäger sei», so entstand daher die lächerliche Fabel vom wilden Jäger.
Taf. XVIII. Fig. 92.
Der Falke. Lat. Falco Gentilis. Fr. le Faucon, Falke hat scharfe Krallen, einen krummen Schna bel, und gehört daher zu den Raubvögel«. Die Falken
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unterscheiden sich von den Adlern und Getern dadurch,
daß sie kleiner find, einen kürzern Hals, aber längere
Beine haben.
Der Falke, Edelfalke, ist ein schöner
Vogel, von der Größe eines Haushahns; er hat einen dunkelbraunen Rücken, einen weiß # und röthlichbraun
gefleckten Hals und Bauch, und gelbe Füße. Er bewohnt
die höchsten Berge In den kältesten Nordländern, Russ land, Norwegen; in Island, wo man oft ganz weiße
findet, sind die schönsten und kostbarsten.
Der Falke
ist nach dem Adler der schnellste, kühnste und für den
Menschen nützlichste Raubvogel; er hat einen feinen Ge ruch, ein sehr scharfes Gesicht, und lässt sich zur Jagd
oder Beize*) abrichten.
Dies geschieht auf folgende
Art: Um den jungen Falken feiner wilden Natur zu ent
wöhnen, wird er in einen hölzernen an einer Schnur frei aufgehangenen Reifen gesetzt, und durch öfteres Anstoßen
des Reifens in einem beständig wachenden Zustande erhal ten.
Hierdurch wird er betäubt und seines Bewusstseins
beraubt.
Eben dieses erreicht man auch, wenn man ihn
auf der Hand sitzend in ununterbrochener Munterkeit zu erhalten sucht, ihn lange hungern lässt, über seinen Kopf
eine Kappe zieht, und wenn er tückisch wirb, seinen Kopf ins Wasser taucht.
Hierauf lockt man ihn mit einem
Stückchen Fleisch, sich auf die Hand zu setzen, und lehrt
ihn dann das Fed erspiel kennen, b. h., man macht ihn auf tltte lebendige Beute, Taube oder dergleichen, deren Flügel und Füße man bindet, gierig.
Man fährt mit
dieser Uebung fort, lässt ihn mit einer, an feinen Fuß ge.
’) Beizen heißt, den Falken abrichten, «ine oder die aidere Art Wildpret, z. B. Hasen, oderReiger, oder Feldhühner zu fangen.
bundenen, Leine so lange In die Luft fliegen, und sich selbst feine Beute holen, bis er dieses endlich ungefesselt vekrichtet. Die Kunst, den Falken oder andere Raubvögel zur Jagd abzurichtcn, wird die Falkenierkunst ober die Falknerei, und der Jagdbediente, der diese Jagd treibt, eia Falkenier genannt. Sonst gehörte die Falkenjagd unter die Lustbarkeiten der großen Herren, und es wurde ein einziger Falk oft mit 100 Thlr. bezahlt. Jetzt ist fie aber nicht mehr Mode.
Taf. XVIII. Fig. 93-
Der Fasan. Lat. Phalianus Colchicus. Fr. le Faifan. ^/er Fasan e) hat, wie die Hühner, einen runden, kur zen Schnabel; macht sein Nest auf die Erde, legt viele Eier, und lebt in der Polygamie. Er ist so groß wie «in kleiner Haushahn, unterscheidet flch aber durch seinen langen, keilförmigen Schwanz, und durch sein überaus schö nes, in all« dunkle Goldfarben spielendes Gefieder. Die Hauptfarbe der Federn ist gelblich braunroth, Kopf und Hals dunkelblau und ins Grüne spielend Man unterhalt und hegt sie in besonderen für sie angelegten Garten, wel, che Fasanerieen heißen. In China giebt es die schön sten Arten von Fasanen. Die Eier werden, wie das Fleisch, als eine delikate Speise gegessen. *) Der Fasan hat den Namen von dem Fluffe Phast« in Mingreiirn, von roo ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben.
Taf. XVIII. Fig. 94.
Der Pavian Mormon oder derChoros. Lat. Papio Mormon oder Simia Mormon. Fr. le Babouin Mormon. ä^ie kurzgefchwänzten Affe« ober die Paviane (f. S. 171.) haben einen dicken abgestumpften, 1 bis 4 Zoll langen Schwanz; ein längliches Gestcht, eine breite erhabene Schnauze, dicke Hundszähne und Schwielen am Hinteren. Sie haben ein hässliches Ansehen; find sehr stark und wild. In Ansehung der Größe find fie sehr verschiede«. Der hier abgebilbete Pavian Mormon *) wird -ege« 5 Fuß hoch, hat ein haariges, beinahe schwarzes Gestcht; eine von aufgerichteten Haaren dreieckige Stir ne, und zlnnoberrothe Nase. Am merkwürdigsten find die Backen, welche an beiden Seiten aus einer nackten, glatten, himmelblauen und schräg gefurchten Hervorstehung bestehen. Er hat einen weißen Bart; Rücken, Arme und Beine find rufftgbraun, der Bauch unten schneeweiß. Er ist übrigens reinlicher und nicht so gaukelhast, als die andern Affe«. Sein Vaterland ist Zella«. •) Da» Gesicht diese» Affen ist einer Larve ähnlich; man hat ihm daher den Namen Mormon, welche« im Griechilchr« Matte heiß«, gegeben.
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Taf. XVIII, Fig. g5.
Der Pithekos oder gemeine Affe. Lat. Simia sylvanus. §r. le Pitheque. XJer Pithekos
gehört zum Geschlecht der unge-
fchwänzten Affen, welche insgesammt ein plattes Gesicht
haben, und deren Zähne, Hände, Finger und Nägel den menschlichen ähnlich sind.
Er unterscheidet sich von den
übrigen ungeschwänzten Affen, durch seine kürze Gesichts«
btldung und seine kurzen Arme. Sein Gesicht ist in der Mit te kahl, runzlig und fleischfarbig; Kopf, Rücken, Hände und Füße lind gelbbraun, der Bauch weißgrau. Er ist
i? Fuß hoch, lebt schaarenweise in Aethiopien, Arabien und Ostindien; nährt sich von Früchten, Wurzeln, Blät tern, Brod, auch allerlei Jnsecten und Gewürmen; »er?
abscheuet Fleisch, trinkt Wasser, süße Milch, Bier, Wein rc. aus der hohlen Hand oder aus Geschirren. Der Aus druck seiner Affecten besteht in einem verzerrten Lächeln und im geschwindem Zusammenschlagen der Zähne; sein
Laut ist ein heftiges kurzes Gekreisch.
Keine Affenart
vermehrt sich so leicht in der Gefangenschaft als diese, selbst in ziemlich kalten Ländern. Er kommt häufig nach
Europa, und ist der gemeinste unter denen, die von Her-
vmläufrrn für Geld gezeigt werben. Don diesen Affen ist überhaupt folgendes merk
würdig.
Die Affen bringen nur ein Junges auf ein
mal zur Wett, welches sie eben so, wie die Mensche», in
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dft Arme nehmen, an die Brust legen und saugen lassen; Las Junge tragen sie auf dem Rücken, welche- den Hals der Mutter umfasst, und sich mit den Hinterfüßen an ihren Hüften festhält. Sie bringen ihr Alter auf 20 bis zo Jahre. — Die Affen find sehr listige, diebische und boshafte Thiere, und verwüsten immer mehr, alS sie fressen. Wenn sie auf das Stehle« ausgehen, schicke« sie erst einen Spion aus, der auf einen Baum steigen und die ganje Gegend übersehen muss, ob etwa Ge fahr vorhanden sei. Ist nichts zu befürchten, so giebt er ein Zeichen durch ein Geschrei, und seine ganze Kame radschaft kommt plötzlich herbei. Zwei, drei bis sechs Zeigen auf einen Baum, pflücken ihn rein ab, und wer fe« die Früchte den Untenstehenden zu; diese stehen alle in einer Reihe, etliche Schritte von einander, werfen fich die Kokosnüsse, Feigen, Zitronen u. dgl. einander zu, bis es durch die ganze Reihe an den Letzten kömmt, der alles so lange auf einen Haufen wirft, bis sie hernach, wenn der Baum abgepfläcke ist, in einer ähnlichen Ord nung, die Reihe weiter fortfetzen, und auf eben dieselbe Art ihren Raub endlich in ihre Schlupfwinkel bringen und verzehren. Während dieses geschieht, stehen überall Echtldwachen; «erden fie aus Nachlässigkeit dieser von Jägern überfallen, so fliehen fie unter einem grässlichen Geschrei schnell davon, und zerreißen oft sogleich die nach lässig gewesene Schtldwache. — Wenn ein Affe von ei nem Mensche» oder Thiere angegriffen wird, so kommen ihm die andern, welche es sehen, zu Hülfe, vertheidigen fich mit Beißen, Zerren, Kratzen, und werfen mit Steinen; geht man auf fie los, wenn fie auf einem Baume sitzen, so werfen fie Obst, abgebrochene Zweige, und selbst ihren P 2
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Koth auf ihre Verfolger herunter. Müssen sie auf der Flucht Über etnen Fluss schwimmen, so springt der größte zuerst hinein, an dessen Schwanz oder Hinterleib hält fich der zweite, an diesen der dritte, und so geht es fort bis auf den kleinsten. Ist einer von ihnen verwundet wor ben , so eilen die andern sogleich herbei, besehen die Wunde, und halten fie so lange zu, bis fie so viele Blätter klein ge kaut haben, daß fie das Loch damit zustopfen können. Die Indianer befltzen Verstand genug, die blinde Nachahmungssucht der Affen zu benutzen, und fie durch mancherlei List zu fangen. Sie nehmen z. B. ein Gefäß mit Wasser, waschen fich an einem Ort, wo ein Affe zufieht, das Geficht mit Wasser, gießen solches nachher aus, füllen es mit Leimwaffer wieder an, und verstecken sich. Der neugierige, Affe kommt sogleich von seinem Baum herunter, und thut, was er den Indianer thun sah; kaum hat er fich gewaschen, so klebt ihm das Leimwaffer die Augen zu, und er ist gefangen. Dasselbe geschiehet auf eine ähnliche Art, indem man fich vor den Augen des Affen das Gesicht mit Honig bestreicht, und einen Topf mit Leim zurücklässt. — Der Indianer zieht im Angesichte des Affen Stiefeln, Schuhe oder Hofen aus und an, und lässt an dieser Stelle kleinere Stiefeln, Schuhe, Hosen, die inwendig mit Leim bestrichen sind, liegen. Der Affe eilt sogleich voll Freude herbei, bekleidet fich hastig mit den zuräckgelassenen Stiefeln und Hosen; da er aber die sen Anzug weder wieder abztehen noch darin laufen kann, so wird er gefangen. Auch setzt man Gefäße mit starken Getränken hin, und stellt fich, als wenn man davon tränke; kommt hierauf der Asse und trinkt, so wird er berauscht
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und schlaft eln; ober man legt eine Douteille voll Mai(Türkischen Weijen) oder eine Kokosnuss, in die ein klei nes Loch gemacht ist, hin, wo sich Affen aufhalten; wenn sie nun ihre Hände hineinstecken, so können sie mit der zusammengeballtcn Faust nicht wieder heraus; denn sie find so hitzig auf den Mais, daß fie, um ihn nicht zu ver lieren, die Hand nicht wieder aufmache«; man läuft hin tu und nimmt fie gefangen.
Taf. XVIII. Fig. 96.
Der Weinstock. Lat. Vitis. Fr. la Vigne. -i^/er Weinstock ist ein wohlthätiges, schon in den frühe sten Zeiten der Erbe erkanntes und benutzt geworbenes Ge schenk der Natur. Man muss aber unter jenem Safte der Trauben, den vielleicht Vater Noah schon bereitete, nicht unfern gegohrnea, mit Sorgfalt gepflegten, Wein verste hen. — Er stammt aus Indien, woher ihn der bekannte Grieche, Namens Bacchus, geholt und »ach Griechen land verpflanzt haben soll: von da kam er nach Italien, Spanien, Frankreich, und dann in bas übrige Europa. Der Weln wächst zwar in allen Welttheilen in gemäßig ten Gegenden, aber er geräth nur jn den Gegenden, die zwischen dem Hosten und Sofien Grad der Breite liegen; daher liefern die wärmsten Länder nicht die besten Weine. Jn Portugal, Spanien, Frankreich, Helvetien, Italien, Ungarn, Griechenland und dem mittägigen Europa wer den die berühmtesten Wrine gebaut.
Man keltert entweder die Trauben, um Wei« zu machen, oder man trocknet fie, um ste an Speisen, Ge backenem oder zum Nachtisch ju gebrauchen.
Die verschiedenen Benennungen des Wein- entste hen i) von der Art, ihn zu bereiten, j. B. Vorlauf, Vorschuss, Bin de Passe, trüber Wein, gesottener Wein; 2) von seinen Eigenschaften, j. B. Most, grüner, trockner, feiner Wein, weißer Wein, Ciairet, Oetl de Perdrix, rother, gelblicher Wein; 5) von dem Lande, wo er wächst. — Vorlauf nennt man den Wei«, der, ohne gekeltert j» werden, aus dem Hahn der Kelterkufe rinnt, in die man die Trauben geworfen hat. Vorschuss ist der Wein uus der Kufe, nachdem die Trauben mit Fü ßen getreten worden; trüber Wein, den man am Göh ren gehindert hat; Vtn de Passe, wenn man trockne Trauben im Wasser fermentiren lässt; gesottener Wein, den man vor seiner Gahrung etwas gesotten hat, damit er immer seine Süßigkeit behalte; Most ist derjenige Wein, der gar nicht gegohren hak rc. Die fei nen Weine werden mit vieler Vorsicht bereitet; die Kämme werden ausgesucht und alle unreifen und verdor benen Trauben werden wrggeworfea. Der Kamm giebt dem Wein einen herben Geschmack, und wird daher von den Trauben abgesondert. Zu den 5 inen Weinen gehö ren die Französischen, nämlich der Muskateller, der auf den Rheinischen Gebirgen wachsende Champagner, die Muskatweine von Rivefalte, der Bourgogner rc.; die Spanischen, besonders die von Madera, den Kanari schen Inseln, von Palma rc.; die Ungarischen; die K a p w e i n e, welche von den aus Burgun d auf daö Dor-
gebirge der guten Hoffnung verpflanzte« Reben gewonnen werden; die Griechischen, oder die ausKandien,Chios, LesboS und Tenedos kommenden Malvasterwetne; die nach den Flüssen, an welchen fie wachsen, genannten Rhein-, Mosler- und Neckarwelne, und der, von einem Berge Stein, in Franken, sogenannte Stein wein. Die zweite Art, die Trauben zu benutzen, ist baTrocknen; entweder trocknet man die Kämme am Stokke, oder man taucht fie vorher in eine Lauge von Weinrrbenafche, und hängt fie bann an die Luft. Die Levante, Italien, Spanien und Frankreich liefern eine Menge Rosinen; es giebt deren große und kleine; die besten große« kommen aus Italien und aus Kalabrien; die kleine« aus den in der Levante gelegenen Venezianischen Inseln, Zante, Cephalonke und Tracht, und aus der Gegend der ehemals weltberühmten Handelsstadt Korinth, daher fie auch Korinthen heißen.
Taf. XIX. Fig. 97.
Der König von Florida. Lat. Rex Floridae. Fr. le Roi de la Floride. Florkdaner find eineNorbamerikanische Nation. Amerika liegt uns Europäern gegen Abend und ist an 800 Meilen von Europa entfernt. Sein bis fetzt be kannter Flächeninhalt beträgt 572,000 Qnadratmellen,
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worauf 160 Mtllkone« Menschen leben. — Ueber bett Ur sprung der Amerikaner hat man noch keine entschiedene Gewissheit. Aus der Aehnlichkeit zwischen Nordamerika nern und nördlichen Asiaten, zwischen Kamtschadale« und Eskimos, aus den Ländern und Inseln jenseit Kamt schatka, die sich nach dem westlichen Theile van Amerika verbreiten, und der Möglichkeit, daß Menschen von gäusttgen Winden oder Stürmen nach Amerika hinüber ge
führt wurden, *) vermuthet man mit einiger Wahrschein lichkeit, daß Amerika zuerst von den nördlichen Asia ten bevölkert worden ist. — Ungeachtet Amerika durch alle Himmelsstriche läuft, so haben doch alle seine Bewoh ner in ihrer Organisation ein Gepräge der Einförmigkeit, welche man selbst unter den Negern nicht findet. — Die Amerikaner sind von mittlerer Größe bis zu 6 Fuß hoch. Ihre Farbe geht ins Kupftrrothe, die Form ihres Gesichtins Viereckige, mit ziemlich hervorragenden Backenkno chen und wenig Bart. Das Haar ist lang und schwarz; der Bau der Glieder stark, und nur die Füße unförmlich. Nicht nur diese Züge geben ihren allmähligen Uebergang von den Nationen des nördlichen Asiens zu erkennen; son dern auch ihr barbarisch stolzer Freiheits- und Kriegs muth, der ihre Lebensart und ihr Hausweftn, ihre Er ziehung und Regierung, ihre Geschäffte und Gebräuche zu Kriegs- und Friedenszeiten bildet. Von Natur find die Amerikaner gutmüthige Leute; argwöhntschundgrau sam find sie durch die Europäer gemacht worden. Einige •) Die Marianischen Inseln, die von Japan viel weiter, al« die jenseit Kamtschatka liegenden Länder von Amerika, ent, fern« find, fand man von Menschen bewohnt, die nirgends ander» al» von dem östlichen festen Lande gekommen sein konnten.
235 steifen Ackerbau und Viehzucht; andere find Jäger und
Fischer. Viele wohne» in Städten und Dörfern, die mei
sten aber find Nomaden.
Außer diesen Urbewohnern
von Amerika giebt es noch viele Andere, die sich seit sei ner Entdeckung daselbst niedergelassen haben: ») Kreo
len, diese find die Nachkommen der Europäer; e) Ne
ger/ die als Sclaven aus Afrika hierher geschleppt wer den, um in den Plantagen und Bergwerken zu arbeiten, ober fönst bei den Reichen zu dienen; 3) Mulatten:
so heißen die Kinder, die einen Neger zum Vater und eine Europäerin» zur Mutter haben, und umgekehrt; 4) Me stizen: diese find solche Menschen, die von Europäern
und Indianern abstammen. nier, Franzosen,
Viele Portugiesen,
Spa
Engländer, Holländer, Dänen und
Deutsche wohnen in der neuen Welt, und fahren noch immer fort fie gegen ihr Vaterland zu vertauschen. Die Eingeborneu von Florida, deren König auf der
Fig. 97. vorgestellt ist, haben eine olivenfarblge Haut, wel che fie mit einem gewissen Pflanzensafte bestreichen. Sie find,
wie fast alle Norkamerikaner, stark von Körper, und sehr wohlgestaltet. Ihr Haar ist schwarz und lang. Beide
Geschlechter gehen nackt, nur die Lenden bedecken fie mit einem Rehfelle. Die Schönheit der Floridanerinnen,
und die Behendigkeit, womit fie die Gipfel der höchsten Berge erklettern, und mit Kindern auf dem Rücken über
breite Flüsse schwimmen, wird von allen Reifenden ge rühmt.
Die Männer wissen Pfeil und Bogen sehr ge
schickt zu führen.
Die Veränderung des eigenthümlichen Charakterge präges und der Sitten der Floribaner ist die Folge der
verschiedenen Europäischen Machte, welche über fie bis,
234 her geherrscht haben.*) Es fehlt ihnen nicht an Sinn für das Gute, wie die fpanischen Glaubensboten leugnen; denn -er Widerwille, den fie gegen daS Christenthum bezeigt haben, galt wohl vielmehr den Christen. Sie beten Sonne und Mond an. Man fand Tempel bei ihnen, die sie aber, nachdem die Europäer dieselben entweiht hatten, verfalle» ließen. Ihre Opfer, die fie der Gottheit darbringen wollen, und die in Früchten oder in den Theilen eines Schlachrypferbestehen, werfen fie unter Gebet ins Feuer. Gegen ihre Kriegsgefangett-n find fie, wie viele andere Nationen dleseErdthetls, grausam; doch verschonen fie Weiber und Kin der. Wenn fie in Krieg jiehen, gehen ihre Oberhäupter oder Kaffiken voran mit einer Keule, mit Pfeil und Bogen und einem Köcher auf dem Rücken, bewaffnet, un alle folgen mit derselben Rüstung ohne Ordnung nach. Auszeichnend ist die Weise, wie fie ihr Getreide ver walten und »ertheilen. So fruchtbar auch ihr Boden ist, bauen fie doch nicht mehr als jum Bedarf eines hal ben Jahres. Die ganze Aernte wird in besondern Maga zinen, als ein Schatz des gemeinen Wesens, aufbewahrt, und dann jeder Familie, nach brr Zahl ihrer Köpfe, ihr Antheil davon zugetheilt. Die andere Hälfte des Jahr verleben fie tief in den Wäldern und an den Flüssen, wo fie stch Hätten von Palmbäumen bauen, von Wurzeln, Wildpret, Fischen und Alligatoren **) leben. Sie tritt# •) Da« Land geriet- anfang« unter die Herrschaft der,Franz», sen; diese verloren e« zweimal an die Spanier: von den Spa, niern kam es 1765 in die Hände der Engländer, und von 1765 wieder an die Spanier. »») Der Alligator oder der Kaiman ist rin amerikani scher Krokodil, welcher eine Spielart de« Nilkrokobil» ist, und sich von diesem nur durch seine kleinere Gestalt und sein schüchterne« Naturell unterscheidet.
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km Wasser und nur fetten den, auS der Palmstucht berei teten, berauschenden Trank. Von der Erziehung ihrer Jugend wird Folgendes er zählt: Die Söhne werben früh im Gebrauche der Waf fen geübt. Man erzählt ihnen die tapfern Thaten ihrer Vorälter», und lässt fle den öffentlichen Versammlungen beiwohnen. Hierdurch werben ste zur Verschwiegenheit und zu einem gesetzten, männlichen Wesen gewöhnt, zu edler Nacheiferung gereizt, kühn und unternehmend ge macht. Die Kinder zu strafen, halten sie theils für unnütz, lhei's für ungerecht; sie schließen dabei so: wenn das Kind jung ist, so hat es nicht seinen völligen Verstand, sonst würde eS auch nichts Unrechtes thun; ist es bei reiferm Jahrcn, so ist weder Zelt noch Recht da, zu strafen: denn es kann nun selbst urtheilen, und ist Herr seiner Hand lungen. Thut die Tochter etwas Böses, so weint die Mutter; die Tochter frägt nach der Ursache der mütter lichen Thränen, bereut gerührt ihren Fehler, und fasst dm schönen Vorsatz, der sorgfältigen Mutter ähnlichen Kummer zu ersparen. Zwei Jahre lang säuge» die Müt ter ihre Kinder, und tragen sie so lange auf dem Rücke», bis ihnen die Last unerträglich wird. Wem» diese Nach richten gegründet find, so können die Floridaner un ter die kultivirtesten Völker der neuen Welt gezählt wer den. — Die Floridanischen Kasfiken werben sehr feierlich zur Erde bestattet. Der gewöhnliche Trinkbecher des Verstorbenen wird auf sein Grab gesetzt; um das Grab her steckt man eine Menge Pfeile in die Erde; drei Tage lang wird er mlt Fasten und Wehklagen betrauert. Diele schneiden flch, zum Zeichen ihrer Betrübniß, daS
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Haar ab. Dke Waffe», bas Hausgeräthe, bke Hätt« bes
Verstorbenen werden verbrannt, und ein halbes Jahr lang stimmen bestellte Klageweiber täglich deS Morgens,
Mittags und Abends «in klägliches Geheule ans dem
Grabe an. Ihre Todtenäcker lassen sie gegen die wilde» Thiere, welche oft die Leichen auSscharren, bewachen.
Taf. XIX. Fig. 98-
Das Murmelthier. Lat. Marmota, Fr. la Marmotte. -^as Murmelthier gehört in die Ordnung der na
genden Thiere.
Sein Gebiss ist wie am Biber.
Es ist
so groß wie eine Katze, aber der Haare wegen dicker. Der Kopf ist etwas rund, die Backen sind aufgetriebea,
die Ohren kurzhaarig urtd rund; an den Augen und an der Schnauze sitzen Borsten; der Schwanz ist nicht so haarig und eine Hand breit.
An den Hinterfüßen find
5 Finger mit langen Nägeln, an den Dorderfüßen aber
nur 4.
Der Rücken ist aschgrau, oder auch röthlich, die
Weichen und Füße fallen etwas ins Gelbliche, der Schwanz ist schwarz. Es gehört in den gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde, besonders in den Schweizer »Alpen, in
Savoyen, Aegypten und in der großen Tartarei, zu Haufe;
macht sich tiefe Höhlen in die Erde, die es mit Heu und mit Moos ausfüttert, und deren Oeffnung sorgfältig verbirgt. Sie schlafen darin oft bis 10 an der Zahl vopi October
bis in den April.
Ihre Nahrung in der Wildniß be-
— 257 — steht fn Wurzeln, Kräutern, Früchten, Käfern, Heu schrecken; zahm gemacht fressen sie alles, was man ihnen giebt, vorzüglich gern Milchspeisen; es nimmt die Spei sen mit den Vorderfüßen, bringt fie wie der Affe zum Munde, und fitzt dabei auf den Hinterfüßen. In die Höhe läuft es schnell, auf der Ebene langsam. Es lässt fich leicht zahm machen. Die armen Savoyarden fangen fie jung, lehren fie tanzen, am Stock herumlaufen und an dere Kunststücke machen und reisen sodann mit ihnen herum. Bemerkenswerth ist die Art, wie fie das Heu in ihre Wohnungen bringen. .Wenn fie eine Menge zarte Kräuter abgrbiffen, in der Sonne getrocknet, und auf einen Haufen getragen haben, legt fich eins von ihnen auf den Rücken, streckt feine 4 Füße in die Höhe und lässt fich mit Heu beladen. Es umklammert seine Ladung mit den Füßen, die andern nehmen feinen Schwan; in bas Maul und schleppen es so nach Hause. — Die Savoyar den fangen fie gegen den Winter, da fie am fettesten find, und oft 20 Pfund wiegen; fie essen ihr Fleisch frisch und geräuchert: das Fett bient ihnen statt des Oels, und mit den Fellen füttern fie ihre Kleider, und machen davon Müsse und Ranzen.
Taf. XIX. Fig. 99-
Ein Pole. Lat. Polonus. Fr. unPolonois. Polen stammen von dem großen Slavischen Volke ab, welches bei denAlten dasSarmattsche hieß,
238 und fich vorzüglich in dem östlichen Europa verbreitet hat. Außer diesem Stammvolke findet man noch eine Menge anderer Nationen in Polen. Viele deutsche Kauft leute und Handwerker leben in den Städten, und bewoh nen ganze Flecken und Dörfer. Sie kamen als Koloni sten *) ins Land, und wurden demselben durch Fleiß und Arbeitsamkeit nützlich. — In Litthauen wohnt eine kleine Völkerschaft von Tartaren, die ihre Muhamebanische Religion nnd Sitten bis jetzt behalten hat. Die Juden machen seit dem ,4ten Jahrhundert, wo ihnen der König Kasimir viele Freiheiten ertheilte, bei weitem den größ ten Theil der fremden Einwohner aus; man rechnet ihre Zahl auf 2 Rilltonen ; in einigen Gegenden erfüllen fie ganze Stabte und Dörfer; sie befchäffttgen sich nicht bloß mir dem Handel, sondern sie sind gewöhnlich die Hand werker und Gastwirthe in diesem Lande.
Die Polen von unvermlschter Slavischer Abkunft find von mittelmäßiger, oft ansehnlicher Größe, von schlankem Wüchse und von starkem Körperbau. Sie ha ben eine natürlich lebhafte Gesichtsfarbe, und mehrentheils gelbe oder weißliche Haare. Sie besitzen eine dauerhafte Gesundheit, find zu schlechter Kost und Le bensart gewöhnt, und daher vorzüglich zum Kriege ge schickt. Seit der Regierung der beiden Auguste aus dem Hause Sachsen hat fich besonders der Luxus unter den •) Im Jahr »782 wurde« durch den Stuf der Sleligioneduldung Tausende von auewckriigen Familien ine Land ge lockt, und erhielten zum Theil viele Freiheiten und Unter, -ühung.
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höheren Ständen eingeschlichen; und da die Polen über haupt einen Hang zum Aufwande haben, so findet man jetzt unter ihnen französische Moden geschmacklos mit orien talischer Pracht vermischt. Sie besitzen daher einen ho hen Grad von lächerlichem Stolz: kein Edelmann er scheint ohne einen Schwarm von Bedienten, und keine Dame von Stande fährt anders als in einer Karosse mit Sechsen, wäre es auch nur 50 Schritte weit.
Natürliche Anlagen zu den Wissenschaften und Künsten kann man den vornehmen Polen nicht absprrchen. Sie haben einen leichten, muntern Geist, welcher Witz und Anmuth vereinigt. Sie besitzen einen guten, vor züglich praktischen Verstand, und zwei Eigenschaften in einem hohen Grade: eine Gewandtheit, Geschmeidigkeit des Geistes, und eine große Gabe der Beredtsamkeit. Diese Ausbildung haben sie vorzüglich ihrem Anfenkhalte in dem kultivirlesten Theile der Erde zu danken; denn unter kei ner Nation besuchen die Vornehmen daS Ausland mehr, als die Polen. Das gemeine Volk hingegen, besonders die Bauern, lebt noch in einer halben Barbarei, und in der gröbsten Unwissenheit. Dies ist die natürliche Folge von der Leib eigenschaft, die nirgends härter ist als in Polen, wo der Sklave zu dem Flecke Landes gehört, auf dem er geboren ward, und mit Leib 'und Leben, Frau und Kindern fei nem Gutsherrn zugehört. Ja Asien giebt's nur gekaufte oder im Kriege gefangene Sklaven; in Polen hingegen giebt's geborne Sklaven und Leibeigene, die nicht das Geringste besitzen, wovon sie sagen können: dies ist mein
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Eigenthum. Dle elende Hätte, die ihnen der Gutsherr zur Wohnung verleiht, worin seine nackten Kinder un ter dem Vieh herum kriechen; bas Feld, welches er bear beitet; seine Gerathschaft — alles gehört, so wie er selbst, dem Herrn des Guts, der ihn eben so gut verkaufen kann, wie er den Ochsen verkauft, der ihm feinen Acker pflügt; der ihm ungestraft eine Kugel durch den Kopf schießt, sobald er es in seinem wilden Zorn, oder im Rausche von starken Getränken, für gut findet. Und dennoch leben diese Menschen vergnügt, so hart auch der Druck ihres Schtcksafs ist; körperliche Uebungen, Spiele, und besonders Tänje, sind ihr beständiger Zeitvertreib. — Die gebildete höhere Volksklasse zeigt, was die Mensche« dieser Nation sein könne», wenn nur eine günstige Gele genheit da ist, die Keime zum Guten und Schönen zu ent wickeln, welche sich überhaupt in keinem menschlichen Her zen ganz verleugnen.
So rauh und hart indeß die polnischen Edelleute im Behandeln ihrer Leibeigenen find, so höflich und gastfrei find fie gegen Fremde. Besonders zeichnet fich die feine Galanterie aus, welche fie im Umgänge mit dem weib lichen Geschlechte beobachten. — Das polnisch« Frauenzimmer unterscheidet fich von feinen westlichen Schwestern durch Weiße der Haut, durch einen dauerhafteren Körperbau und männlichen Muth. Sie wetteifern mit dem männlichen Geschlechte in der Geschick lichkeit zu tanzen, zu reiten, auf die Jagd zu gehen, und zu trinken. Eine polnische Dame reist unbedenklich eini ge hundert Meilen auf einem Schlitten, ohne , weder die Be-
— 24» — Beschwerlichkeiten böser Wege und rauher Witterung, noch die Uubequemlichketk einer elende« Herberge zu scheuen.
Die herrschende Religion in Polen ist die Rö misch-katholische. Die Protestanten und Griechen wurden ehedem nur unter dem Namen der Dissidenten geduldet, aber seit »775 haben fie völlige Gewissensfrei heit und viele andere Vorrechte erhalten. Nur in War schau sind ihnen die Glocken verboten. Die katholische Religion wurde in der Mitte des zehnten Jahrhunderts, auf bas bringende Bitten der, dem Glauben an diese Re ligion zugethanen, schönen Gemahlin deS damals regie renden Herzogs MteciSlaw, eingeführt; dies geschah aber mit unmenschlicher Grausamkeit: man vollstreck te die blutigsten Strafen an denjenigen, welche sich zur Annahme derselben nicht bereit fanden, oder ge gen ihre strenge Gesetze fehlten; wenn der Priester zu dieser Zeit die Messe las, so zogen alle Edelleute, die t« der Kirche waren, ihre Säbel zur Hälfte auS der Scheide, um zu zeigen, wie bereit sie wären, für ihren Glaube« zu streiten. — Die Polnische Nation ist an Kultur hinter den meiste« europäischen Nationen zurückgeblieben; abtt unter allen katholischen Landern ist Polen unstreitig das jenige, wo man, um Glaubensverfchtedenhett willen, die wenigsten Menschen gemordet hat. — Die polnische Sprache ist eine Tochter der slavi schen, und von der russischen und böhmischen nur ia der Mundart unterschieden. Der allgemeine Gebrauch der lateinischen Sprache, worin nicht allein die Schriften der Gelehrten, sondern auch die gerichtlichen Aussprüche und «. i. Bd. Q
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Urkunden abgefasst werden, hatt« dl« Polnische la «Int Art von Verachtung gebracht; aber fett einigen Jahren hat man angefangen, mehr Fleiß auf ihre Verbesserung zu wenden, und ihr eine größere Richtigkeit, Reinheit und Schönheit zu geben. Man hat alte und neue Schrif ten in das Polnische übersetzt, wissenschaftliche Gegen stände darin abgehandelt, und Schauspiele darin ge schrieben und aufgeführt. — Die deutsche Sprache ist, wegen der im Lande wohnenden vielen Deutschen, sehr ge mein , und ist die gewöhnliche Sprache der Juden. Die Vornehmen spreche» Französisch.
Taf. XIX. Fig. ioo. Die im Winter reisenden Ostiaken.
Ostiaken in Sibirien, in der Statthalterschaft Tobolsk, haben die sonderbare Art, in mit Hunden be spannten Schlitten zu reisen. ') Diese Thiere müsse» vorher zu diesem Gebrauche abgerichtet werden. Sie spannen deren 6 bis 12 vor einen Schlitten. Auf dem ganzen Wege hören die Hunde mit Bellen und Heulen nicht auf. Wenn sie auf eine» weiten Marsch ermüdet werden, legen sie sich von selbst vor dem Schlitten nieder, und ruhen sich aus. Man giebt ihnen getrockneten Fisch, und sie setzen ihre Reise sogleich weiter fort. Vier sol cher Hunde ziehe« einen Schlitten mit 500 Pfund Fracht in einem Tage 12 bis 15 Werste. ”) Im nördlichen Sk-
•) In Kamtschatka herrscht derselbe Gebrauch. ••) Sieben russische Werste machen un-efähr Eine Deutsch» Mette ane.
243 birken vertritt dieses Fuhrwerk die ordentliche Post; Rei fende und Waaren werden dadurch von einer Station zur andern fortgefchafft. Je schneller man reifen will, desto mehr Hunde lässt man sich vor den Schlitte» spannen. Die Ostkaken find Polarmenschen,') und daher klein und mager. Doch ist ihre Gestalt nicht ohne Verhält nisse. Ihr Haar ist gckbllch ober roth. Häute von Bären, Rennthieren u. dgl. dienen ihnen im Winter, Häute von Stöhren u. a. Fischen im Sommer, zur Kleidung. Die Kleidung der Weiber unterscheidet fich nur durch Putz und Iterrathen. Diese ritzen fich mit Nadeln Figu ren inS Gesicht, und ätzen fie mit schwarzer Farbe. Die Wohnung der Ostiaken besteht aus viereckigen Hütten, deren Wände und Boden mit zufammengenäheten Bir kenrinden bedeckt find. Sie find Nomaden, lebe» von der Jagd und dem Fischfänge. DaS Fletsch essen fir mit Wurzeln halb gekocht, die Fische aber ganz roh, und trin ken nichts als Wasser. Tabak rauchen beide Goschlech, ter, und vertauschen dagegen ihr Pelzwerk. Von La siern, die bei kultivirten Völkern im Schwange gehen, wissen fie nichts. Meineid, Diebstahl, Trunkenheit u. a. grobe Laster find bei ihnen unbekannt. Die Reli gion dieses Volks besteht in der Verehrung einiger Götzen, deren «ine Art von dem ganzen Volke, die andere aber nur von Familien angebetet wirb; diese letzten heißen Hausgötzen. •) Unter Pole der Erde vergeht man diejenigen beiden Punkte der Erde, die bei der täglichen Umdrehung dersel ben sich nicht bewegen. Polarmenschen find diejenigen, die in der Nähe der Pole wohnen.
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-44 Taf. XIX. Fig. toi.
Ein Neger. Lat. Neger oder Negrita. Fr. le Negre. -Afrika ist das Vaterland der Neger. Die Neger find meistentheils groß und wohlgewachfen. Die Farbe ih res Gesichts und Körpers ist schwarz, ihre kippen schmutzig roth, ihre Zähn« find weiß wie Elfenbein, die Augen fun kelnd, die Haare wollenartig, schwarz und kraus; mitzunehmendem Alter werden die Haare Heller und zuletzt schnee weiß. Der Bart ist dünn, kraus, und wird abgefchoren oder ausgerissen. Sie haben eine platte Nase, aufgewor fene kippen. Ihre Haut ist dick, fein, welch, ölicht, ganz schwarz, mit einer röthllchen oder gelblichen In nern Hand - und Fußfläche. Die Neger kommen weiß auf die Welt, und haben bloß um den Nabel einen schwar zen Kreis, der sich aber innerhalb 8 Tagen über den ganzen Körper auSbreitet und ihn schwarz färbt. Sie find stark und können die härtesten Arbeiten aushalten. Sie gehen meist nackt ; höchstens werfen sie ein Stück Kattun um den Leib. Die Frauenzimmer schmücken flch mit Ringen und Armbändern: den Hals # und Ohrenschmuck lieben beide Geschlechter. Auch pflegen sie sich Einschnitte in die Haut des Gesichts zu machen, in welche sie Kohlenstaub mit Palmöl einreiben, und dadurch die Zeichen unauslösch lich machen. Ihre vornehmsten körperlichen Fertigkeiten bestehen im Tanzen und Schwimmen. Das Tanzen ist eben so einförmig, als die Musik, wonach es geschieht; ihr Instrument besteht in einem über eine Tonne oder Topf ge.
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spannten Felle, worauf fie schlagen und dazu fingen. Die Neger find von Natur sorglos, fröhlich und stets von muntrer Laune. Arbeiten übernehmen fie nie mehr, alS zu ihrer größten Nothdurft nöthig ist. An die Zukunft denken fie eben so wenig, als an die Vergangenheit. Ihr größter Wunsch ifi, alle Tage auf einerlei Art fortzuleben: wenn fie Reis und Hirse haben, so find fie ver gnügt; bekommen fie überdies von den Europäern noch Branntwein, so übertrifft nichts ihr Glück. — Bewun derungswürdig ist ihre Gleichgültigkeit gegen die Be schwerden des Lebens, und ihre Fühllosigkeit gegen allen Schmerz. Sie können den ganzen Tag in der brennend sten Sonnenhitze arbeiten, und gehen dann gleichwohl in der Nacht noch einige Meilen, um sich mit ander« Negern beim Tanz zu belustigen. Die größten Schmer zen, langsame Zerfleischungen, allmäliges Verbrenne« erdulden fie, ohne eine Miene zu verziehen. Mau hat Neger gesehen, deren Rücken an einem langsamen Feuer schon gebraten war, und dke gleichwohl noch eine Pfeife Taback forderten, und fie in ihrem schmähltgen Tode ausrauchten. Gegen gute, freundliche Behandlung find fie gerührt und dankbar, Grausamkeit und Härte aber macht fie wild. Man hat von ihnen Beispiele der Treue, Em pfindsamkeit und Großmuth, welche daS edelste Herz ver rathen. Diese gutmüthigen Menschen werden zu Tausenden an die Europäer als Sklaven verkauft, und in Amerika, in Asten und Afrika zu den schwersten und unangenehm, sten Arbeiten gebraucht. Von diesem schändlichen, das Gefühl der Menschheit empörenden Negerhandel lie fert die Titelvignette Fig. 102. eine Darstellung. Die
846 Marokkaner waren die ersten, welche ble Neger dm grau samen Handel lehrten, ihre Unterthanen, Gefangene und Verbrecher, ja selbst ihre Kinder, Aeltern, Freunde, für Branntwein, Gewehr, Pulver und andere Kleinigkei ten zu verkaufen. Die Nachfolger dieser arabische« Negerhändler waren in Europa zuerst die Portugiesen, dann die Spanier, Engländer, Franzose«, Holländer und Dänen.
Nichts wirb von den Schwarzen begieriger gesucht als der Branntwein; dieser ist daher die unentbehrlichste Waare bet diesem Handel. Die Europäer vermische« ihn zur Hälfte mit Wasser, und wissen ihn durch Spa nische Seife zum Schäumen zu bringen. Ein einziger kiel' er Negerkönig, der König von Aquambo auf der Goloküste, kauft jährlich bloß für seine Bedürfnisse für sooo Sklaven Branntwein; und weil dieses theure Ge tränk nur von den Großen getrunken werden kann, so hält es der Neger für den größten Ehrentitel, Tooda, d. h. Branntwetnstrinker oder Trunkenbold genannt zu werben, und je seltner einer fein Leben hindurch bei Sin nen ist, desto ächter ist sein Adel. Die nördlichen Nachbaren der Neger, dke Araber, treiben diesen Menschenhandel am stärksten; -egen Ein Pferd tauschen sie »o bis 15 Neger ein, und damit ihnen dieser Erwerbzweig in der Folge nicht entgehe, so verkau fen fle den armen Negern lauter Hengste, nie aber Stu ten Durch ganz Nigritien find Sklavenmärkte, wo die Araber eine Menge Neger aufkaufen, die alle mit Gewalt geraubt find. So bald fie diese an Borb des Sklavenschiffs bringen, wird ihnen die geringste Be-
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beckung und alles , womit fie fich und andern Schaben thun können, abgenommen. —
So wird die trostlose
Tochter von der Sette der jammernden Mutter weggerif-
sen, der Sohn aus den Armen feiner unglücklichen Aeltern, daS treue Weib von dem liebenden Garten; ganze
Familien werden mit Gewalt entführt, auf ewig von ih rem Vaterlande entfernt, und unter der unmenschlichsten
Behandlung, durch Stürme undUngewtttrr, nach Amerika gebracht.
Hier werden sie, wie Rosse auf einem Pferde
markt, an einander gekuppelt, für eiuen bestimmte» Markt
preis verkauft, *) wle das Vieh mit Brandmahlen gesetchnet, und dann fortgetrteben, um in den weites Pflan
zungen der schwelgerischen Europäer zu arbeiten, zu hun gern, und in wenigen Jahren aus Gram und Verzweiflung
das Opfer eines langsamen TodeS zu werden.
Und für
wen übernehmen sie alle diese Mähe, erdulden fie alles biefts Elend? Für stolze Menschen, die fie nicht kennen, uud
die keine andere Macht, kein anderes Recht über fie haben, als welches ihnen die Gewalt und das verruchte
Metall verlieh.
Tag vor Tag bauen fie in harter Skla
venarbeit daS Feld, ohne je die AuSficht zu haben, für
sich zu ärnten — auf ewig verdammt zu dem streugen Schicksale, jede ihrer Lebenskräfte, ihren Willen aufzuopfern, um den Reichthum ihrer unmenschlichen Ge
bieter zu vergrößern, die fie nicht der Hälfte der Zunei gung und Leutseligkeit würdlgm, mit der fie nur auf ihre
Hunde und Pferde herabsehen.
Wenn man den Neger«
auch vergönnt zu heirathea und Väter zu werden, so
•) Der Preis eines gesunden Sklaven zwischen so und 40 Jahren ist »LoLhlr. und einer gesunden Sklavin» 100 Lhlr.
—
S4S
-»
Metts -lese- nur zur Vergrößerung ihre- Elenb-.
Dl«
Negerin muss das, ihr in einem so hohen Grabe eigene, zärtliche Muttergefühl unterdrücken; eS wird ihr nie au
ihrem Tagewerk etwas vermindert, und kein Augen blick vergönnt, ihr hälfloseü Geschöpf aufzuziehen, auf ihrem Schooß zu nähren, und der Wonne zu genießen,
-te Pflegerin
ihrer Kleinen
zu
sein.
Die Mütter
mässen sie auf ihrem Rücken fest binden, und, unter die
ser Bürde gebeugt, ihren Männern auf das Feld fol gen, wo sie keinen andern kaut hören, als de» der dro henden Stimme oder der schrecklichen Peitsche beS Aufse
hers, und des kläglichen Geschreis ihrer Kinder, die in -er Sonne gebraten werben. — Wenn der Brasilier, der Karaibe, der nordische Ame
rikaner, und der Barbar der Sädsee, feinen im Kriege ge fangenen Feind jumBrandpsahl fährt, ihn milden schreck lichsten Martern langsam tödtet und ihm zuletzt die Haut von der Hirnschale methodisch ablöset, um sie als Sieges
zeichen,
als Denkmal seiner auSgeäbten Grausamkeit
sorgfältig aufjubewahren: so schreibt man diese schauder hafte Unmenschlichkett der Wildheit, der Rachsucht und -er viehischen Wuth dieser Menschen zu.
Wenn aber die,
durch Erziehung, durch Religion, durch Wissenschaften
und Künste, an Geist uadSitten verfeinerte» Europ der,
aus Gewinnsucht jenen schändlichen Menschenhandel trei ben, und sich nicht scheuen, ihre Mttgeschöpfe zu Tau senden *) wie Waare zu verführen, und sie in die liesest«,
•) Man hat berechnet, daß obenbenannte 5 Nationen in einem
einzigen Jahre 1*8,000 Neger ane Afrika gekauft haben.
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mit unaussprechlichem Elend verbundene, Sklaverei zu stürzen-, was soll, was kann man zur Rechtfertigung dieser sagen? —
Man hat in neueren Feiten die Abscheulichkeiten, die dieser Handel von allen Seiten darbietet, in ihrem vollen Lichte dargesttllt, und man hat überzeugend bewiesen, daß von Seiten der Menschlichkeit keine andere Einrich tung deS Negerhanbels in Betrachtung kommen könne, als die Abschaffung. —
In dem Englischen Parlament wurden vor einigeJahren die hitzigsten Debatten für und wider die Abschaf fung deS Sklavenhandels geführt. Endlich siegte aber die unbestechliche Vernunft über die allgewaltige Politik. Wilder force, der edle, in den Annalen der Geschichte unvergessliche Mann, war es, der seinen Gegenstand mit ausdauernder Beharrlichkeit verfolgte, und dessen menschenfreundliche Bemühungen im Jahr 1792. durch den Parlamentsbeschluss gekrönt wurden, daß auch in de« Englischen Colonien der Negerhandel allmahlig aufgeho ben werden solle. Fast zu gleicher Zeit erschien in Däne mark die Verordnung, daß mit dem Anfänge des Jahrs, 305 aller Negerhandel aufhören, von nun an diese Mensche« mit Schonung und Bruderliebe behandelt, und die Ehe«, der Unterricht und die Sittlichkeit derselben auf das beste befördert werden sollten. In Frankreich ist dieser schänd liche Handel gleichfalls aufgehoben worden.
«■
O5o
—
Taf. XIX. Fig. 103.
Der Muskusochs. Lat. Bos moschatus. Fr. le Boeuf musque. Muskusochs und der Büffel gehören zum Ochsengeschlecht, haben gespaltene Hufe, vler Magen zum Wiederkäuen und Verdauen. Der Büffel Ist an Größe und Gestalt dem gemeinen Ochsen ziemlich ähnlich, nur hat er einen kleinern Kopf, einen kürzern, aber dltkern Leib. Ihr Fell ist dick, schwarz und dünn behaart. Asten und Nord afrika ist ihr Vaterland; von da wurden fie im siebenten Jahrhundert nach Griechenland und Italien gebracht. Sie werden richt nur hier, sondern auch ln Ungarn und im Salzburgischen als Hausthier gezogen, und zum Fuge gebraucht. Ein Büffel ist so stark, daß er eine Last, di» 5 Pferde kaum fortbringen können, zieht. Weil fie schwer zu bändigen find, so werden fie vermittelst an die Nase gelegter Ringe regiert. Ihr Fletsch ist schlechter, als vom gemeinen Hornvieh. Der hier abgebildete MuskuSochS unterscheidet fich vom Büffel durch seine an der Wurzel zusammenlau» fenben,nach unten zu gebogenen, gegen die Spitze fich aus wärts krümmenden, oft 60 Pfund schweren Hörner. Seine sehr feine und lange Mahnenwolle ist so wie feine übrige Farbe braunroth. Das Fletsch, und besonders das Herz hat einen starken Moschusgeruch, und kann deswegen zu Zeiten gar nicht gegessen werden. Sein Vaterland ist das nördliche Amerika, wo er sehr häufig geschossen wird.
A 7t
»5»
Taf. XX. Fig. 104. Die Belladonna, Wolfsktrsche, Tollkirsche, Waldnachtschatten, Tollkraut. Lar, Atropa
Belladonna. viele Pflanzen wegen ihres edlen Nutzens ge kannt zu werden verdienen, so ist es nicht minder nöthig, diejenigen genau zu kennen, durch deren Gebrauch un zählige Menschen aus Unwissenheit getödtrt worden find. Ich will daher einige der vornehmsten, in Deutschland wachsenden, Giftpflanzen beschreiben.
Die Belladonna wächst im Thüringer Walde auf dem Harze, im Solling, im Deister und andern Wäldern auf schattigen Anhöhen; fie blähet im Julius und August. Der Stengel ist dänn, 4 bis 5 Fuß lang, dunkelroth und in Aesten ausgebreitet. Die Blätter find 5 bis 6 Zoll lang, eirund, spitz, derb, dunkelgrün und haarig. Die Blume ist groß, glockenförmig, gestreift, inwendig blutroth, am Grunde gelb, und von außen gränroth. Der Kelch ist einblätterig, höckerig und in 5 gespitzte Lappen getheilt. Die Frucht ist eine kegelrunde, glänzende, dun, kelbraun« Beere oder Kirsche, an welcher der Kelch be ständig fitzen bleibt. Nicht nur die Beeren, sondern auch die Wurzel und Blätter enthalten giftige Bestandtheile. Oie Folgen des Genusses der Kirsche find, bet einigen
«52 zugleich, M andern einzeln: Magen - und Halsentzündung, Krampfe, Durst, Erbrechen, Auffchwellen, Schwindel,
Zittern, heftige Kdpfschmerzen, Berauschung, Blindheit, Wahnwitz, Schlafsucht und endlich der Tob.
Brechmit
tel, erweichende und abführende Kltstire werden als Ge
gengift gebraucht. Aber selbst giftige Pflanze« erzeugte die Natur nicht
ohne Nutzen für den Menschen.
Wurzel und Blätter
dieser Pflanze dienen als äußere Heilmittel in Umschlä
gen und Salben, bet geschwulstartigen Entzündungen und krebsartigen Geschwüren.
Auch «erden die zwei - und
dreijährigen Wurzeln der Belladonna gegen den Biss von tollen Hunden mit Zuverlässigkeit empfohlen. *)
Aus
den etngeweichten Kirschen bereiten die Maler eine schöne grüne Farbe, und aus den Blättern brannte man in Ita
lien «ine Schminke; daher auch die Pflanze den Namen Bella donna, b. t. schöne Frau, erhalten hat. —
Das
Kraut dieser Pflanz« wird von den Schafen ohne Nach
theil genossen.
•) Man hat die Bemerkung gemacht, daß flch thierische Gifte durch Pflanzengifte, und diese durch jene zerstören taffen, so bald man im Stande ist, ihren rechte» Gebrauch zu br, stimmen.
053
Taf. XX. Fig. 105. Der Keklerhals, Kellerkraut,
Seidelbast,
Lausekraut, Lorbeerkraut, Bergfeffer, falscher Pfefferstrauch, Deutsche Pfefferstaude, Pfeffer
beere.
Lat. Daphne mezereum.
X/lefe Staube wächst in Wäldern und auf Bergen tab tn Gegenden.
Sie blüht schon zu Ende des Februars
und im Anfänge des Märzes, und wird ihrer frühen und wohlriechenden Blumen wegen in manchen Gärten gezo
gen. Sie erreicht selten die Höhe von 6 Fuß. Der Sten
gel treibt dichte Arste, die mit einer glänzenden grauen und zähen Rinde überzogen find.
Die Blätter find zart,
glatt, glänzend, faatgrän, lanzettenförmig, und kommen
erst hervor, wenn die Blüthen verwelkt find.
Die Blü
then (Fig. 106.) find von der Farbe der Pfirschenblärhe, schön von Ansehen, und fitzen ohne Stengel, gewöhnlich Z und Z beisammen.
Die Frucht ist eine Beere von der
Größe einer Erbse, anfänglich grün, im August aber
«0 fie reif werden, fcharlachroth.
Die Beeren, so wie
die übrigen Theile der Pflanze, erregen nach ihrem Genusse
Blasen auf der Haut, starkes Brennen im Schlunde, einen
heftigen fortwährenden Durst, anhaltende Koliken, hitzige Fieber und den Tod.
Das Rindvieh bekommt davon
eine blutige Ruhr, und die Wölfe und Hunde sterben davon.
Selbst die Bienen fliehen dieft Blumen.
Die
-54
Maler brauchen die Giftbeeren zur Farbe, und la Russ
land schminken sich dl« Frauenzimmer damit, »der viel mehr, sie entzünden ihre verblüheten Wangen.
DaS
vom Kraute abgekochte Wasser wird zum Abwaschen krebs
artiger Geschwür« gebraucht.
Die Norweger gebrauche«»
die Rinde äußerlich bet der Gicht.
Taf. XX. Fig. 107. DaS schwarze Bilsenkraut,
Zigeuner
kraut, Saubohne, Teufelskraut, Tollkraut. Lat. Hyoscyamus niger. Fr. Jusqui-
aume noir.
Vlieses gefährliche Kraut wächst im Schutt, auf «n-e-
baurten Stellen, Kirchhöfen und an Mauern. Es blüht im Julius und August und perennirt 2 Jahre. Dle Wurzel ist lang, dick, runzlig, bpaun und spindelförmig. Die ganze Pflanze ist mit einem weichen Haar bekleidet, und wird 2 Fuß
hoch. Dle Blätter sind lang, scharf zugespitzt, und am Ran de spitzig, aber nicht sehr tief ausgeschnitten.
Die Blume
bildet eine lockere Aehre von blaßgelber Krone, die mit
zarten Purpuräderchen eln Netzwerk macht.
Sie ist trich
terförmig und hat eine in 5 Lappen getheilte Mündung. Der Kelch ist röhrenförmig, unten bauchig und fällt nicht
ab.
Die Saamenkörner find jlein, rauh, getüpfelt «nb
nterenförmig, und werden von Unwissenden oft mit Dill,
auch wohl mit Mohn verwechselt.
Schon der Geruch
-SS dieser Pflanze ist widrig, und man könnte mit einigen in den Zimmern aufgehängten Stauden alle darin befind« lichen Ratten, Mäuse, Fliegen, Motten und anderes Ungeziefer vertreiben, wenn die Ausdünstung nicht auch Menschen schädlich wäre, und wenigstens Kopfweh und Schläfrigkeit verursachte. Wett gefährlicher ist die Wir kung, wenn Jemand etwas von der Pflanze genießt; die Blätter, Blüthen, noch mehr aber die Wurzel, und am meisten der Samen, verursachen Wahnwitz, der bald tn ausschweifende Fröhlichkeit mit lächerlichen Gcberden und Stellungen, bald aber in Traurigkeit ausbricht, ferner Zanksucht, verzerrte Gefichtszüge, funkelnde Augen, Schwindel, Sprachlosigkeit und zuletzt tiefen Schlaf und Tod. In einem Kloster hatte man, aus Versehen, unter Zichorkenwurzeln, Bilfenwurzeln tn einem Sallat mit auf getragen. Die Mönche aßen die saftigen Bilfenwurzeln mit großem Appetit, und legten sich vergnügt zu Bette. Bald darauf aber klagten einige über Schwindel, andere über Trockenheit im Munde, und noch andere über heftige Kolik; verschiedene wurden betäubt, und fast wie wahnsin nig. Zum Glück thaten aber das am Sallate genossene Oel, Salz und der Essig ihre Wirkung, und retteten die Kranken vom Tode. Ehemals nahmen Gaukler und Marktfchreler eine mäßige Dosis vom Samen dieses Krauts, und brach ten sich dadurch in Begeisterung. Der rothgefleckt« Schierling gehört gleichfalls zu den gefährlichsten deutschen Giftpflanzen. Er wächst in Gartenländern, gebauten und ungebauten Felbern, und auf Wiesen. Die Wurzel ist mnzelig, beinahe spin delförmig, zaserlg, gelbwetß, an Geruch der Pastinake ähnlich, und eben deswegen desto gefährlicher. Der
— SZ6 — Stengel wirb über 5 Fuß lang und 1 Zoll dick, ist glatt,
rund, inwendig bohl, und mit bluttothen Flecken be sprengt.
Die Blätter find schwarjgrün und glänzend.
Er blüht im August.
Die Blumenkolbe ist groß, hat eine
Hülle von etlichen umgebogenen Blätterchen, und besteht auS mehrern kleinen Kolben von weißer Krone, der«« Blumen aus 5 herzförmigen Blätterchen bestehen.
Der
Same stinkt, wenn er zwischen den Fingern zerrieben wird.
Dieses Kraut wird sehr leicht mit Petersilie und
Kerbel verwechselt, es hat aber bei weitem nicht den fei
nen Geruch, welcher diesen Suppenkräutern eigen ist.
Alle Theile dieser Pflanze, selbst ihre Ausdünstung, ist gif tig, und die Wirkungen find wie bet dem Bilsenkraut.
Taf. XXL Fig. 108. Der Stechapfel, Dornapfel, Stachelnuss,
Jgelkolbe, stinkende Stechapfel.
Lat. Da
tura ftramonium.
Ästest aus Amerika zu uns gekommene Giftpflanze wächst
bet uns wild an Ackergräben, und bläht im Julius und August.
Die Blätter sind groß, breit, glatt, dunkelgrün,
zart, geädert, langstielig, und machen am Rande Buchten, die dem halben Monde ähnlich sind. Die Blume ist groß,
oft gefüllt, weiß, trichterförmig und länger als der Kelch; dieser abrr ist einblättrig und bauchig.
Die Frucht ober der
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M
M
257 der Stechapfel kst beinahe eirund, erst grün, bann grau braun und gestachelt.
Sie enthält eine Menge nieren
förmiger, flacher, schwarzer Samenkörner,
die viel
größer- und breiter find, als der Same deö Schwarz
kümmels, und einen Gewstrzgefchmack haben.
Die ganze
Pflanze schwitzt eine klebrige Feuchtigkeit aus, und selbst der Geruch ist widrig und giftig.
Am stärksten wirkt da-
Kraut und die Blume, am allermeisten aber der im Was ser , Wein oder Milch abgekochte Same.
Je nachdem
man weniger ober mehr davon genossen hat, versetzen
diese abgekochtea Körner im ersteren Falle in einen süßen Rausch, in einen wonnevollen nie gefühlten Zauber, in welchem der Berauschte das wunderlichste Zeug spricht,
die lächerlichsten Geberden macht, und zu den thörichtsten Hand'ungen aufgelegt ist, bis er endlich allmältg in einen wohl behagenden Schlummer verfinkt. Ein viertel Quent chen ist schon hinreichend, in eine solche süße Begeisterung
zu versetzen. —
In den Händen böser Menschen wurde
dieses Gift oft zum Werkzeuge schändlicher Handlungen;
Hurenwikthe mischten den Samen unter Branntwein,
Bier oder Wein, und verführten dadurch ihre Gäste zu mancherlei Ausschweifungen; schlaue Diebe schläferten
damit in Wirthshäusern, auf Reisen ihre Gefährten ein; gewissenlose Werber nützten dieses Mittel, junge Leute zu berücken, und mancher Gefangene berauschte damit
Wache und Schließer, und entfloh. —
Diese find die
Wirkungen des in geringem Maße genommenen Stech
apfelsamens;
bet einer stärkeren Dosts *)
erfolgen
Wahnwitz, Wuth, Krämpfe, Jittern, Verlust des Ge*) Ein halbe» Loth Stechapfelsamen tödtet unfehlbar.
B. G. I. B.
sr
058 dächtntssrS, kalter Schweiß, Schlummer, Schlagfluss, heftig anhaltender Durst, Lähmung, stumpfe Sinne, Sprachlofigkeit, Schwindel, Fteberftost und Fieberhitze, Zahnkntrfchen und der Tod. Ein Kind von anderthalb Jahren spielte mit dem Samen eines Stechapfels und schluckte einige Körner hinunter; es wurde sogleich an alle« Gliedern steif, ein blutiger Schaum trat vor den Mund, das Geficht wurde fchwarjblau, und «ach 9 Stunden starb das unglückliche Kind.
Von den Insekten überhaupt.
Infekten unterscheiden sich von alle« andern Thieren darin, daß sie, statt des rothen Bluts, einen wetßlicheySastin ihrem Körper haben. Der Nam« Insekten ist von dem lateinischen Worte infecare, ein schneiden, entstanden. Infekten heißt also so vlel, als etngeschnittene Thiere, Thiere mit Einschnit ten; den« an ihrem Hinterleibe haben fie verschiedene Ringel, Einschnitte und Zirkel, wie man z. B. an dem Krebse, der Wespe, an dem Bauche eines Mai käfers findet. Auch find bei den Insekte» Kopf, Brust, Hinterleib durch gewisse Einschnitte abgesondert; bek der Schlupfwefpe hängt z. B. der Hinterleib mit dem Vorderleibe nur durch rin kleines Stielchen zusammen. Die Benennung Insekten erhalten aber diese Thiere erst la ihrem vollkommene« Zustande; denn wenn fie
— -59 —
aus den Eiern kommen, find sie im Stande der Unvoll kommenheit, oder in dem Larven-und Raupen stande, worin sie sich als Maden oder Raupen durch verschiedene Häutungen zu ihrem vollkommenen Zustande vorbrreiten müss-n. Aus dem Raupenstande tritt daS Thier bei dem zahlreichen Geschlechte der Schmetter linge in den Puppen-, bet allen übrigen aber in de« Nymphenstand, und heißt in diesem Mittelstände ent weder Puppe oder Nymphe. Doch giebt es unter den ungeflägelten Insekten einige, z. B. die Laus, die schon in ihrer völligen Gestalt aus dem Ei kommen, und nur durch einige Häutungen in den Stand ihrer Vollkommenheit treten. — Aus dem Mittelstände geht das Thier nun zu dem dritten und letzten Stande über, d. i. in den Stand der Vollkommenheit des ganz ausge bildeten Insekts, welche Veränderung die eigentliche Ver wandln ng ist, wie man solches an allen Raupen bemer ken kann. Diese Verwandlung, welche dieser gan zen Thierklasse eigen ist, ist ein zweites-Hauptmerkmal, wodurch sich die Infekten von allen übrigen Thieren, in sonderheit von den Würmern unterscheide». In ihrem vollkommenen Zustande haben die Infekte« besondere äußere Unterscheidungszeichen, nämlich die so genannten Fühlhörner,welches dünne Fäden sind, die ihnen am Kopfe, gleichsam vor der Stirne sitzen, und wo mit sie alles, waS ihnen vorkommt, befählen; diese Fühl hörner haben an der Wurzel ein Gelenke, woran sie sich drehen, und bestehen aus vielen an einander gekettete« kleinen beweglichen Gliedern, bei einigen sind sie kurz, daß man sie kaum sehen kann, als bei den Fliegen; bei R -
a6o
—
ettbtrtt so lang, baß sie die Länge des Körpers wohl sechs mal übertreffen, als bet dem Holzbvck, daß man kaum begreift, wie das Thier damit fortkommen kann. Diese Fühlhörner find eben so verschieden, als es die Gattun gen der Insekten selbst find. — Einige Insekten haben Kinnladen am Maule, womit fie beißen und fressen, andere nur bloße Sauge rüffel, als dle Schmetter linge, Fliegen u. f. w. Aber diese Kinnladen gehen nicht auf und nieder, wie z. E. bei den vierfüßigen Thie ren, sondern fie bewegen fich seitwärts hin und her. Im vollkommenen Zustande haben die Insekten insgemein 6 Füße; in ihrem Raupen- oder Larvenjustande aber 14 und 16, die fliegenden oft über LO. Es giebt einige un geflügelte Insekten, die den Würmern an Gestalt ähnlich find, als die sogenannten Tausendfüße, weiche an beiden Seiten des Körpers an 150 Füße haben. In An sehung des Körperbaues unterscheiden fich die Käfer gattungen durch ihren festen hornartigen Panzer; die ser besteht zuweilen aus mehreren Stücke«, die fich wie Ringe über einander schieben lassen; man denke hiebei nur an den Krebsfchwanz. Diese Hornschalen ersetzen bei diesen Thieren die Knochen, und dienen ihnen, daß fie unbeschädigt in der Erbe unter den Steinen wohnen, und ln alle Löcher kriechen können. Andere find am Kör per haarig und rauch, als verschiedene Fliegenarten und die Raupen. Bei dem unzähligen Heere der Schmetterlinge find Körper und Flügel mit unzähli gen Haaren und kleinen Fe der ch en oder Schuppen be deckt, die wie Ziegel auf dem Dache über einander lie gen, und von deren verschiedenen Lage und Zeichnung die schönen Farben verrühren, womit so viele in Europa,
—
s6i
besonders aber In Südamerika, geschmückt sind. Unter einem Vergrößerungsglas« entdeckt man auf einem einzigen EchmekterlingSstügel viele Taufend dnser Schuppen.
Auch in ihrem Stnnenwerk zeuge unterscheide« sich die Insekten von allen übrigen Thieren. Unter den Sinnen besitzen sie das Vermögen zu sehen und zu füh len in einem vorzüglichen Grade. Fast jedes Insekt hat zweierlei Arten von Augen, einfache und zusam mengesetzte. Die letzteren sehen aus, wie ein förmli ches Gitterwerk; die beiden großen, glänzenden Hügel am Kopse brr Fliege find von dieser Gattung; fie sind in lauter regelmäßige Sechsecke abgetheilt, in der Mitte eines jeden ist die Pupille. Jedes Sechseck ist also ei« Auge. Da nun die Fliege in jeder Halbkugel 4000 sol cher Sechsecke hat, so besitzt sie 8000 Augen. Mancher Schmetterling hat an 17,000, und die Wasserjungfer auf 36,000 Augen. Diese Augen flnd für diese kleinen, schnellen Thiere gleichsam Vergrößerungsgläser, mit welchen sie in jeder Lage einen Gegenstand helle und deutlich betrachten können: die Fliege, die Spinae u. a. bemerken die Annäherung eines Gegenstandes, von wel cher Seite er auch komme. Die kleine Biene würde un möglich den langen, oft metlenweitea Rückweg finde« können, wenn ihre vielen Augen ihr nicht jeden Gegen stand vergrößerten. Einige Nachtschmetterliage habe« außer den großen mikroscopischen Augen, noch zwei kleinere, damit sie in der Nacht desto besser sehen können. Noch eine Besonderheit bet der Einrichtung der Jnsektenaugen ist, daß sie alle unbeweglich flnd, bis auf de« Krebs, der sie auf zwei bewegliche« Stangen trägt. —
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26« —
ES scheint, alS wenn den Infekte» der Gknn deS Ge ruchs und des Gehörs fehle, well ihnen dazu die äußern Werkzeug«, Nasen und Ohren, mangeln. Al lein diese Sinne können in dem Sinne des Gefühls ver einigt fein, oder die Insekten können wohl noch andere «ns unbekannte Sinne haben. Wenigstens sprechen fol gende Erfahrungen für das Dasein der Sinne: wenn man mit Ketten oder andern Instrumenten ein Geräusch macht: so fahren die Fühlhörner schnell zusammen; bi« Dienen lassen stch durch Pfeifen locken; die Schmeißfliege wird bloß durch de» Geruch herbei gelockt, ihre Eier ins faulende Fletsch zu legen. Sogar riechen sie et« Stück Fleisch in einem Glase, das mit einer Blase fest zugebun den ist. Setzt man ein solches Glas in ein größeres, und bindet dieses mit Leinwand ober löcherigem Zeuge zu, so werden fie doch durch den Geruch herbei gelockt, lasse» ihre Eier vermittelst ihres Legestachels durch das löche rige Zeug auf die Blase deS innern Glases fallen, worin das Fleisch ist, und in kurzem entdeckt man darauf lebendige Maden. Dies Experiment hat bewiesen, daß die Maden nicht in der Fäulniß wachsen, sondern auS Fliegeneiern in faulem Fleisch« entstehen.
Im inner» Körperbau weiche» die Insekten «och mehr von undern Thieren ab. Das Gehirn ist so klein, daß man es kaum sehen kann. Eie haben kein« Lunge, aber Luftröhren auf beiden Seiten des Kör pers, wodurch fie Athem holen. Daß Gefäß, welcheman bei diesen Thieren Herz nennt, hat gar keine Aehnlichkeit mit dem Herzen, denn es ist ein langer mit Nah rungsmitteln angefüllter Darmkanal, a«S dem auch
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26z
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nicht tittt Ader entspringt. Ihr Körper besteht aus einer unzähligen Menge von Muskeln. An der großen Weiden raupe hat man 4000 Muskeln gezählt.
Der Aufenthalt der Infekten ist nicht so einge schränkt, wie der Wohnort andrer Thiere; sie find gleich sam in allen Elementen zu Hause. Es giebt Land-, Waffev-, Luft- und Erd»Jnfekten. Der Nutzen, den die Infekten haben, wiegt bei weitem den Schaden auf, welchen sie verursachen. Sie rotten sehr viel Unkraut aus, und fressen dle schädlichen Auswüchse der Pflanzen weg; diejenigen, welche vom Aase leben, oder im Miste wohnen, beugen der Verunrei nigung der Luft vor, und bereiten den Koth zum nützlichen Dünger. Kurz, die Infekten sind gleichsam die thätigsten Pouzeidiener der Natur. Viele Insekten dienen de« Menschen unmittelbar: der Hummer, der Krebs, die orientalischen Heuschrecken sind eine angenehme Speise; die fleißige Biene liefert uns den süßen Honig und da nützliche Wachs; der Seidenwurm verschafft uns nicht nut die schönste Kleidung, sondern auch Millionen von Menschen ihren Unterhalt; die Cochenille, eine Art Wan ze, giebt uns den prächtigen Scharlach, und der Kermes das schöne Karmotsia. Und wenn uns manche Insekten in unsern Wohnungen zur Plage find: so werden wir zur Reinlichkeit gezwungen, wodurch wir uns das Leben angenehm machen, und unsere Gesundheit befördern. Auch find die Infekten in der Arzneikunst von nicht ge ringem Nutzen. Die spanischen Fliegen retten in einem Zugpflaster manchen vom Tode. Die Maiwärmer oder
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Oelkäfer sollen gegen den Diff des tolle« Hundes gute Dienste leisten. Die Kellerwürmer werden als Arznei ge braucht, und der Ameifenspiritus heilt gelähmte Glieder. Wie viele tausend Vögel, Fische, Frösche, Amphibien, und andere Thiere leben bloß von Insekten, ihren Larven und Eiern. Selbst Insekten leben von Insekten. —
Taf. XXL Fig. 109.
Eine Schlupfwespe. Lat. Ichneumon. Fr. Mouche - Ichneumon. AJie Schlupfwespen find Infekten mit häutige«, durchsichtigen, auf dem Rücken parallel liegenden Flü geln. Ihre Haut ist hornartig. Am Kopfe fltzen zwei starke Zähne, vier Bartspitzen, zwei netzförmige Augen, und drei kleine glatte Nebenaugen. Ihre Fühlhörner stnd lang. Nur die Weibchen haben eine Art von Sta chel, der ihnen zum Eierlegen dient. Sie gehören zu de« Raupenfeinben, und legen, wie viele Fliegen, ihre Eier i« den Körper der lebendigen Raupen. Aus diesen Eier« entstehen Maden oder kleine Wärmer; merkwürdig ist es, daß diese Würmer die wesentlichen Lebenstheile der Raupe zu schonen wissen. Die Raupe befindet fich da her ganz wohl, indeß sie den tödtlicheu Feind t« ihrem Körper so lange wohlthätig ernährt, bis dieser fich (« eine Puppe verwandelt, und stark genug ist, sich durch die Haut der Raupe durchzubohre«. Wenn dieses ge-
s6z fchieht, stirbt die Raupe allmälig ab, überlässt ihre leere Haut dem Wurme, welcher seine Hülle spinnt; bis er die Gestalt einer Echlupfwespe annimmt und fortfliegt, um bei einem andern Wurme dasselbe grausame Geschafft zu verrichten. Man hat unter de« Schlupfwespen bis jetzt 9 ver schiedene Gattungen entdeckt. Die hier abgebildeie unter scheidet sich durch ihre konisch- fadenförmigen, an der Spitze umgebogenen Fühlhörner, und dadurch, daß ihr Hinterleib zwar mit dem Halskragen durch einen Fade« zusammenhängt, an beiden Seite« aber flach ist, und da her die Gestalt einer Sichel hat.
Taf. XXI. Fig. 110.
DerTodtengraber. Lat.Silpha vespillo.
L^erTodtengräher gehört zu den Käfer« oder den jenigen Infekten, welche zwei dünne, durchfichtkge, mit zwei hornartigen Decken versehene Flügel, und 6 Füße haben. Er unterscheidet fich von andern Käfern durch feine längliche Gestalt, seine schwarze Grundfarbe, sei« ungleich zugerundetes Schild und zwei rostfarbige Bän der auf den Flügeldecken; auch durch feinen Bisamgeruch zeichnet stch dieser Käfer besonders aus, deswegen er auch Bisamkäfer genannt wird. Er ist von der Größe eines Maikäfers. Den Namen Todtengräber hat er
LSS
-on feiner sonderbaren Lebensart: er begräbt nämlich btt Körper todter Mäuse, Ratten, Maulwürfe, Frösche ic. Zu diesem Gefchäffte vereinigen sich gewöhnlich mehrere an dem Orte, wo ein Aas liegt. Sie scharren so lange um und unter demselben die Erde hinweg, bis eine Fuß tiefe Grube entsteht, worin alsdann dasselbe finkt. Ist die Erde steinig ober nicht locker genug, so schleppen sie ihren Todten an eine bequemere Stelle. Dieser todte Körper dient ihnen nicht allein zur Speise, sondern auch zu einem Nest für ihre Eier, und zur Nahrung der nach einigen Tagen daraus entstehenden Larven. So bald eine Larve im Begriff ist, ihre Wurmhaut abzulegen, gräbt fit fich tiefer in der Erbe ein glattes Gewölbe, wird »ach abgelegter Wurmhaut zur Puppe, und erscheint nach eo Tagen als Käfer.
Taf. XXI. Fig. in. 112.
DerAmeifenlötve. Lat.Myrmeleon formicarius. Fr. Fourmi-lion. Ameisenlöwe, Ameifenrä.uber, Raub ameise, gehört unter die sechsfüßigen Insekten, und ist in der Klasse derjenigen, welche fich in Fliege.: mit 4 netzför migen geaderten Flügeln verwandeln, eins der merkwür digsten. Der Ameisenlöwe ist eine Larve, welche auS den Eiern der Bastardjungfer gekrochen ist. Wenn diese Larve völlig ausgewachsen ist (Fig. III.) und fich ihrer Ver wandlung nähert, so hestehet fie aus 3 Absätzen, dem
— 267 — Kopfe, dem Brustschilde und dem Hknterleibe, welcher den größt«» Theil ausmacht. Selne Form ist länglich rund, am Ende mehr, als vor», zugespitzt. An Gestalt und Größe hat der Ameisenlöwe viel Aehnlichkeit mit dem Kellerwurm. Er hat einen viereckigen platten Kopf, mit zwei beweglichen Hörner», und zwei Haken, sein Körper ist mit vielen häutigen Ringen umgeben, und seine Farbe ist ein Gemisch von brauuroth und grau. Seine Nahrung besteht in Ameisen und einigen andern kleinen Insekten. Um diese zu fangen, macht er folgende künst liche Anstalten: Er grabt sich im Sande eine trichterför mige Grube. (Fig. 112.) Damit diese recht kunstmäßig eingerichtet werde, zieht er erst mit seinen Füßen eine Zirkellinie in den Sand, und schafft dann allen Sand, der innerhalb der Linie ist, über die Grenze. Seine Füße «nd sein platter Kopf dienen ihm hierbei zu Handwerks zeugen. Das nach und nach entstandene trichterförmige Loch ist eine Fallgrube für Ameisen, Raupen und Fliegen. In Zett von einer halben Stunde ist er mit der ganzen Arbeit fertig; er gräbt sich alsdann auf dem Boden bis über den Kopf ein, (Fig. a) und lauert auf Beute. Kommt eine Ameise (Fig. d) an den Rand dieser Grube, so kol lert sie gewöhnlich herunter. Der Ameisenlöwe empfängt sie sogleich mit seiner hohlen Fangzange ober Hörnern, durchbohrt damit das Infekt, saugt es aus, und schnellt die saftlosen Ueberbleibsel mit seinen Hörnern über den Rand der Grube. Hierauf bessert er von neuem feine Grube aus, entfernt jedes kleine Sandkörnchen vom Ab hange seiner Grube, damit es etwa nicht einem herunter gesunkenen Insekte bienen möge, daran wieder hinauf zu klettern. Will dieses aber wirklich sich retten, so
Lvg
steckt der Ameisenlöwe seinen platten Kopf kn den Sand, und überschüttet den unglücklichen Flüchtling mit einem solchen Sandregen, daß er wieder zurückstürzen muff. Der Wohnort des Ameisenlöwen ist in solchem Erd reiche, wo sich reiner trockner Sand findet, gewöhnlich am Fuße hohler Bäume, am Rande sandiger hohler Wege wo sie vor dem Regen geschützt find.
In diesem Larvenstande bleibt der Ameisenlöwe zwei Jahre, dann spinnt er stch in eine runde Hülle, die inwen dig mit Seide gefüttert, von außen aber mit Sandkör nern bedeckt ist. In diesem Grabe lebt er als Puppe 3 Wochen, und kömmt bann als eine Fliege, welche Bastardjungfer heißt, mit einem schmalen langen Kör per, und schmutzig weißen Flügeln, die fie als ein Dach trägt, hervor, schwebt auf Wiesen umher, nährt fich vor» kleinen Insekten, legt Eier und stirbt.
Taf. XXI. Fig. 115.
Der Armpolype. Lat. Hydra fusca. *) Fr. le Polyp e ä bras. -^ie Polypen") gehören zu der Ordnung der Wür
mer, und zwar zu den sogenannten Thierpflanze«.
*) Die Hydra ist das bekannte Fabelthier mit vielen K5, pfen, die sogleich wieder Nachwüchsen, wenn man sie heran, rer hieb. •*) Polyp ist ein Griechisches Wort, und heißt Dielfuß.
— a6g
—
Sie machen den Urbergang vom lebendigen Geschöpfe zur Pflanze. Es giebt vielerlei Arte» von Polypen. Der Dou der Polypen, welche in frischem Wasser, in Teichen und Gräben wohnen, ist äußerst einfach. Sie haben weder Herz, Magen, noch Emgeweibe irgend einer Art; sondern einen gallertartigen durchsichtigen Körper, der nur aus einem einfachen Kanäle besteht. Die Armpo lypen unterscheiden sich dadurch von andern, daß sie sich von einen Orte zum andern bewegen können, einzeln wohnen, unbedeckt, mit 4, 6 und mehrer» Armen verse hen find, die sie, wie Hörner, nach Willkühr von sich strekken und wieder zusammenziehen können, und womit sie ihre Speise, kleine Wasserinfekten, fangen und zum Munde bringen. Die Arme befinden sich am obern Theile oder am Kopse, welcher eine klobenförmige Gestalt hat. Mit dem Schwänze sitzt der Polyp immer an einer Wasserpflanze, sonderlich an den Wurzeln der Meerlinsen. Die gemeinste Art, wie sich die Armpokypen von einem Orte zum andern bewegen, ist folgende: sie biegen die Arme und den Kör per in einem Bogen nach der Seite, wohin sie wollen, und wenn sie sich mit einem Arme oder mit mehreren an einem andern Orte fest gehängt haben; so machen sie den Schwanz los, und ziehen ihn ganz nahe an ihre Arme und ihren Kopf. Sie setzen alsdann den Schwanz wie der fest auf, machen die Arme los, und fangen die vori gen Bewegungen von neuem an, und wiederholen sie so lange, als es ihnen gefällt, und bis sie sich welk genug ent fernt haben. — Die Fortpflanzung der Polypen ge schieht auf eine doppelte Art, nämlich auf eine natür liche und künstliche. Natürlich pflanzen sich die Armpolypen, wie die Pflanzen, durch neue Schösslinge,
— L-0 — und durch Eier fort; künstlich werden sie durch Zer schneiden und durch Etnpropfen vermehrt. Die pflan zen artige Vermehrung geschieht auf folgende Art: eerscheint nämlich rin kleiner Auswuchs oder eine Knospe an der Oberfläche ihres Körpers. Die Knospe schwillt nach und nach an und dehnt sich aus. Eie schließt keine» jungen Polypen in sich, sondern sie ist das wirkliche Thier im Kleinen, seiner Mutter so ähnlich, wie eia Sprössling seinem Mutterbaume. Die Nahrung, welche die Mut ter zu sich nimt, geht durch eine gemeinschaftliche Oeffnung in das Junge. Wenn der hervorschießenbe Polyp eine gewisse Größe erlangt hat, so verschließt sich diese Oeffnung nach und nach, und der junge Polyp fällt ab, um sein Geschlecht auf eben die Art fortzupflanzen. Da jeder Theil eines Polypen fähig ist, Sprösslinge abzuschießen, so geschieht es oft, daß daS Junge, ehe es seine Mut ter verlässt, anfängt sich zu vermehren, und daß das Mutterlhier an seinem eigenen Körper verschiedene Genera tionen mit sich führt. Die Fortpflanzung der Armpoly pen durch Eier ist erst in neuern Zetten beobachtet wor ben, man hat nämlich bemerkt, daß der Polyp einen Eier sack bei sich führt, den er so lange an einen Gegenstand drückt, bis sich derselbe ablöset. Die Polypen werden ferner durch Zerschneiden fortgepflanzt. Wenn man nämlich den Polypen in Stücke schneidet, so wird jedes Stück wieder ein neuer Polyp; und was noch sonderbarer ist, wenn man ihn auch, wie einen Handschuh, umwendet, so fährt er dennoch fort, seine natürlichen Funktionen zu ver richten. Was andere Thiere unvermeidlich zerstört, dient also diesen Thieren bloß dazu, ihre Individuen zu vermeh ren. — Auch können verschiedene Theile eines Polypen
27» einander ekngeimpft «erden. Zwei Queerfchnktte, bte mit einander in Berührung gebracht werden, vereinigen sich schnell, und bilden ein Thier, obgleich jedes Stück zu einer verschiedenen Art gehört. Der Kopf von dem Po lypen der einen Art kann auf den Körper eines Polypen von einer andern Art eingetmpft werden. Wenn ein Po lyp durch das Hinteriheil in den Körper «ineS andern hineingeschoben wird: so vereinigen sich die beiden Köpfe und machen ein Individuum aus. Durch ein solches wiederholtes Zerschneiden des Polypen kann man wirk liche Ungeheuer hervorbringen, die zusammengesetzter sind, als sie je die Phantasie der Fabeldichter schuf.
Taf. XXL Fig. 114 a. ist die Röhre einer Wasser raupe, auf welcher die Armpolypen häufig gefunden wer, bet;; eö sind hier 6 Stammpolypen, nebst einigen Jungen, in vergrößerter Gestalt abgebtldet, damit das Wachsthum der Jungen desto besser bemerkt werben könne. Fig b, ist das zuerst sichtbare Knöpfchen, woraus ein junger Polyp entsteht; dieses verwandelt sich sehr bald in einen länglichen Kegel, dessen Grundfläche noch sehr breit ist Fig c. d.; dieser Kegel wird immer länger, seine Grund fläche aber desto kleiner, so daß derselbe spindelförmig auSfieht, und am äußersten Ende nach und nach einige weiße, anfangs oben runde, dann aber immer spitziger werdende Faden, Hervorwachfen, Fig. e. f., welche den Armen des Mutterpolypen von Zeit zu Zeit ähnlicher wer den, Fig. g.
Taf. XXII. Fig. 115.
Die rothe Steinkoralle oder Blutkoralle. Lat. Isis nobilis. vJvan ist lange über die Entstehung der Korallen un gewiss gewesen, bis nun durch genaue Beobachtungen der Naturforscher erwiesen ist, daß diese schönen Meerpro dukte keine Seepflanjen, wie man ehemals glaubte, son der bloße Gebäude und Wohnungen find, die von klei nen Seethierchen, Polypen, bewohnt werden. Man nimmt folgende Entstehungsart bei ihnen an: Ein ein ziger Polyp setzt fich auf einer Klippe, einem Steine, einer Schnecke, ober einem andern Körper im Meere an, nährt upb bildet fich, wie alle Schaalthiere, aus seinem Steinfafte eine Zelle, die seinen Körper in einer gewissen bestimmten Figur umschließt. Dieser Saft erhärtet zum Steine, wie der, woraus fich die Schnecken ihre Häuser machen. In dieser Zelle legt der Polyp seine Eier, und aus diesen entstehen wieder andere Polypen, die auf eben diese Art auch aus ihrem Safte ihre Kammern oben auf dem ersten bauen; und so wächst dann die äußere Schaale immer fort, theilt fich in Aeste, oder breite runz lige Blätter, je nachdem die Fortpflanzung des Thiers gut von statten geht. Da nun die Polypen viele oder wenige Strahlen haben, große oder undeutlich kleine, bk« mithin in ihrer Art unendlich von einander unterschieben find r so entsteht daraus der große Unterschied der Korallen in ihrer Form «nd Gestalt, Farbe und Materie ihrer Be stand-
XXII.
—
27S —
standthekle. — Man theilt die Korallen in jwek große Hauptgefchlechter, nämlich in Stetnkorallen und in Hornkorallen, ein. Von den Steinkoral len giebt eS hochrothe, blassrothe, weiße, gelbe, graue und blaue; von den Hornkorallen aber schwarze, braune, röthlkche, blassolaue und aschgraue. Jene sind fest und steinartig; letztere aber hornartig und biegsam.
Die rothe Steinkoralle, Fkg. 1,5., findet sich vorzüglich im mittelländischen Meere, und wird il Fuß hoch. Sie haben eine prächtige rothe Farbe, sind hart wie Marmor, lassen sich drechseln und Policen, daher sie denn zum Hals- und Armschmucke der gemeinen Weiber in einigen Landern, zu Kleider- und Stockknöpfen u. dgl. dienen. In Marseille ist eine berühmte Korallenfabrik. Die Franzosen schicken jährlich an 8a Schiffe auf die Ko rallenfischerei, in die Gegend von der Stadt Algier an der astikanischen Käste, wo man sie am häufigsten findet. Die Art, die Korallen von den Felsen, woran sie wachsen, loszumachen oder zu fischen, ist folgende: Man verfertigt einen großen Dalken, l« Gestalt eines Kreuzes, der über und über mit hänfene« Stricken be wickelt ist, und woran ein netzförmiger Beutel hängt. Dieser Balken wird mit zwei am Schiffe befestigten Laue« ins Meer gelassen, und daS Schiff fährt am Ufer hin. Der Balken schlägt die Korallenäste los, und diese ver wickeln sich entweder in die Stricke, oder sie fallen la den Beutel.
D. T. i. Bb.
6
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274
—
Taf. XXII. Fig.
116.
Die Perlenmutter. Lat. Mytilus margaritiferus. ^s ist schon oben S- 147. von brr weitläufigen Ord
nung der Conchylien oder Wärmer mit Gehäusen getagt
worden, daß fie füglich in 2 Hauprarten abgetheilt wer den können, nämlich in vtelschalige Muscheln und eln-
schalige Schnecken. Es giebt aber auch nackte Schnecken, die in die
Ordnung der nackten Würmer gehören, und die man to Gärten und Wiesen häufig antrifft. Man findet schwarze,
graue, gelbe, rökhliche und gefleckte Schnecken; einige entstehen aus Eiern, andere gebären ihre Jungen leben dig.
Die schaltgen Schnecken bringen ihre Schale
mit auf die Welt; fie besteht aus kalkarttgen über einan
der liegenden Blättern, -die aus dem Schleime des Thiers
gebildet werden, die Schale wird immer größer, so wie der Bewohner derselben wächst. Die Schnecken find wett
vollkommvere Würmer, als die Muschelkhiere; fie haben einen Kopf, Hörner, Augen, Mund, aber nur einen Fuß. Dieser dient den Landfchnekken zum Kriechen, den Wasserschnekken zum Schwimmen.
und
Die Man
nigfaltigkeit in der Bildung der Schneckengehäuse ist eben so bewunderungswürdig als die Schönheit der Far ben und Zeichnungen, womit fie die Natur geschmückt hat.
S7S — Dle Fig. 116. abgebildete Prrlenmutter gehört zu den zwrischaligen Conchylien, und zwar unter das Ge
schlecht der Mießmufcheln.
Sie ist theils wegen der
ausnehmend schönen Perlen, dle stch in diesem Thiere fin
den, und theils der, eines Fußes langen und breiten, und eines Fingers dicken, Schale wegen, merkwürdig, die lawendig aus lauter Perlenmutter besteht, und daher Ma ter periarum genannt wird. Sie findet sich vorzüglich
Im persischen Meerbusen.
Metalle. Lat. Metalla. Fr. Metaux. Metalle gehören zu den Mineralien, K h. zu denjenigen natürlichen Körpern,
die dadurch entstehen,
daß einfache Theile durch Ansatz von außen zusammen
gehäuft und mit einander verbunden werben.
Wie aber
die Natur, diese unerforschliche Künstlerin, bei dieser Bearbeitung zu Werke gehet, dies hat noch kein mensch liches Auge entdeckt, und alle darüber vorgetrageuen Mei nungen der Naturforscher sind Hypothesen» — Die Me talle unterscheiden sich von andern Mineralien darin, daß sie alle übrigen Körper an Schwere übertreffen, sich
schmelzen, schmieden und durch den Hammer ausdchnen lassen.
Da diese letzte Eigenschaft bei den Metallen nicht
in einem gleichen Grade angetrossen wird: so theilt man diese Naturalien in vollkommene oder ganze, und ln unvollkommene Metalle oder Halbmetalle. Die vollkommenen
ober eigentlichen Metalle find
solche, die sehr blegsame Theile haben, und sich durch S a
—
276 —•
-en Hammer eine beliebige Gestalt geben lassen. Die Halbmetalle haben zwar mit den Metallen die vor zügliche Schwere gemein, find aber nicht so geschmeidig und so dehnbar im Feuer als die ganzen Metalle. Als ganze Metalle kennen wir daS Gold, Sil ber, Platin, Kupfer, Zinn, Blei und Eisen; als Halb metalle hingegen den Merkur oder das Quecksilber, daS Antimonium oder Spießglas, -en Zink, Wtßmuth und. Kobolt.
Die rohe« Metalle heißen Erze, und die Bruch stücke der Erze, so wie fie aus der Erde kommen, nennt man Stufsen.
Die Metalle erscheinen in den Stuffen entweder ge diegen oder gewachsen, d. h. rein, und nicht mit fremden Körpern vermischt so baß sie ohne weitere Schei dung sogleich verarbeitet werden können; oder noch vererzt, d. h. innigst mit der Steinart, worin sie gewach sen sind, vermischt. In beiden Fällen erscheint einerlei Metall oder Erz unter ganz verschiedenen Gestalten und Farben, und es gehört allerdings das Auge eines erfahruen Kenners dazu, um es in allen verschiedenen Artm sogleich zu erkennen.
In Ansehung der größere« FeuerbestÜndigkelt der vollkommenen Metalle ist noch folgender Unterschied zu bemerken: es bleiben nämlich einige Metalle im Schmelz tiegel unverändert; andere hingegen werden durchs Schmelzfeuer bald zerstört, und verwandel« sich entweder
277 — in Rauch, ober sn Kalk, oder iu Asche, ober in Schlak-
keu; jene heißen edle, diese unedle Metalle. Zu den edlen Metallen rechnet man das Gold,
das Silber und die Platina del Pinto; zu den unedlen, Kupfer, Zinn, Blei und Eisen.
Taf. XXII. Fig. 117.
Das Gold. Lat. Aurum. Fv. l’Or.
Gold ist baS schwerste, reinste, geschmeidigste
und dehnbarste Metall, und seiner Weiche wegen ohne
Klang.
Es wird meist gediegen,
seltner vererzt,
aus den Bergwerken gegraben. Die Abbildung Fig. 117. ist eine schöne Goldstuffe, mit gediegenen Goldblättchen,
von der Dicke eir.es Kartenblakts auf einem amethysti, scheu und smaragvtfchen Quarze. Mau findet auch kleine Goldkörner auf dem Boden
einiger Flüsse, und zwar häufig im Ganges in Asien, selt
ner aber im Rhein, der Aar in der Schweiz, der Oder im Waldecktschen u. a.
Man hat geglaubt, daß diese
Flüsse, indem fie unterirdische Goldadern berühren, Golbthetlche» mit sich fortreißen; man ist aber durch Gründe
von dem Gegentheil überfährt worden, und hat erkannt, baß selbst das Ufer der Ströme Goldtheile erzeuget.
Man nennt solches Gold Waschgold.
Da- schönste
-*
27tz —
unh meiste Gold kommt aus Peru und Brasilien in Ame rika; in Ungarn und Siebenbürgen giebt es auch reiche Goldgruben, Das amerikanische Gold ist bleich, anderes hingegen nähert fich der Kupferfarbe, Unter keinen Umständen, selbst im stärksten Feuer verliert dieses Me tall nichts von seinen Bestandtheilen, und wird nie vom Roste angefressen. Es wird nie ganz rein verarbeitet, Weil rS zu weich ist, sondern gemeinllch mit Silber oder Kupfer vermischt, welches legtren heißt. Die Grade brr Reinigkeit des Goldes werden nach Karaten be stimmt: eine Mark Goldes welche i6Loth enthält, wird sn 24 Karat eingethult; jeder Karat besteht wieder auS X2 Gran, und folglich die Mark aus 288 Gran, Ist das Gold von allen fremden metallischen Beimischungen ganz rein: so nennt man es reines oder feines Gold, karattges Gold, 24 karatiges Gold, Doch enthält daS allerfeinste Gold nicht mehr als 2344 Karat, Ist aber bas Gold mit einem Zusatz? v-rsttzt: so nennt man es rohes, unreines Gold. Co hat man Gold von 25 Kargt und einigen, zuweilen 4 brs 11 Gran, dieses nennt yian gewöhnlich Dukatengold, Das Gold, welches nur s& Karat re'n?s Gold und 2. Karat Silber ober Ku pfer enthält, nennt man Kronengold; obgleich das eigentliche Kronengold nur ig Karat reines Gold in fich fasst. Billongold besieht aus der Hälfte Gold und aus t>er Hälfte Zusatz, Das Horngold ist das schlechte ste, welches verarbeitet oder vermünzt wird, und besteht blos aus gl Karat Gold, Die Feinheit des GvldeS wird auf dem Probirsteine erkannt. Man bedient sich hierbei der Prodirnabeln, deren es tn Ansehung ihrer Bestandtheile aus Gold und andern Metallen eben so
279 tosest Arten, als Sorten von Gold, gtekt. Man macht auf dem Probirstein einige Striche mit der Probtrnadel, und einige andere mit dem zu probenden Golde dagegen. Diese Werben hierauf mit einigen Tropfen starken Scheidewas sers bestrichen, welches nach einigen Minuten mit Baum wolle wieder abgewischt wird. Ist das zu probende Gold unöcht, so wird der ganze Strich weggefressen, der von der Probirnadel aber bleibt unverändert; ist das Gold hingegen ächt oder eben so gut als das dn der Probirna del, so muff der Strich von beiden Übereinkommen , und keiner von dem Scheidewasser mehr Veränderung als der andere erleiden. Es hat zu allen Feiten Menschen gegeben, welche sich des Geheimnisses, Gold machen zu können, gerühmt' haben; man nennt sie Goldmacher, Alchemisten, Ädepten; das Geheimniß oder die Kunst, geringe Me talle in Gold zu verwandeln, heißt die Goldmacher kunst, Alchemie, die Hermetische Philosophie, der Stein der Weisen (Lapis philofophorum). Es ist zwar nicht zu leugnen« das eö möglich sei, die wesentlichen Bestandtheile des Goldes zu erforschen, und solche aus andern Mineralien, wo sie zerstreut angetroffen werden, herauszuziehen. Allein wenn auch wirklich Jemand diese Kunst, die bis jetzt noch kein Sterblicher erfunden hat, besäße, und damit große Reichthümer zu gewinnen glaubte: so würbe er wegen feiner Unwissenheit und Thorheit sehr zu beklagen sein; denn Zeit, Mühe und Ko sten, die auch auf dem richtigsten Wege angewendet wer den müssen, lassen ohnmöglich großen Vortheil erwqrten.
-es
2ß0
Taf. XXII. Fig. ns.
Das Silber, Lat. Argentum. Fr. l’Argent. XJai Silber ist hart, klingend, glänzend, feuerbe
ständig, und nach dem Golde das feinste und dehnbarste
Metall,
Die hier abgebtlbete ©Überflüsse ist gediegenes
oder gewachsenes Silber, und zwar sogenanntes Baum silber. Das gediegene Silber, welches häufig und manchmal in sehr großen Klumpen in den Bergwerken gefunden wird, fitzt in allerhand Gestalte«, bald in, bald
oben auf dem Gesteine,
und macht daselbst allerhand
Berge, Hügel, Buckel, dünne Blatter, Zähne, Bäum
chen und dergleichen Figuren. Vererzte Silberbergwerke werden häufig in allen Theilen der Welt, und fast in alle» Provinzen Deutschlands,
gefunden.
Man behauptet,
daß Deutschland jährlich 10 bis 12,000 Mark Silber aus
seinen Bergwerken gewinnt. Das Silber wird beim Verarbeiten mit Kupfer ver setzt, und nur bei manchen Münzen ist es ganz rein.
Man giebt die Menge des reinen Silbers, die kn
einer Mark enthalren ist, durch Lothe zu erkennen.
Lothe machen eine Mark oder | Pfund.
16
Wenn also die
Rede von >2 löthigem Silber ist, so enthält eine solche Mark io Loth Silber und 4 Loth Kupfer; 16 löthiges ist
M'thin ohne alle Beimischung und daS feinste Silber. Jeder Goldschmied muff den Gehalt feines Silbers auf
28»
fetiie Arbeit fetzen, daher fleht man auf Schttallen, Löf
feln u. dgl. das Zeichen »s, 14 rc.
Dke Platina del Pinto oder das weiße Gold
lfl ein seit 1736 Im spanischen Amerika, ohnweit dem Flus se P-nto, entdecktes Metall. Es wird gediegen gefunden,
kommt in Ansehung der Schwere dem Golde gleich, ist aber weit spröder, und wird daher von einigen zu den Halbmetallen gerechnet. Wird das Gold damit verfälscht,
so ist der Betrug schwer zu entdecken.
Daher hat auch
Spanien alle mögliche Vorficht angewendet, seinen An
bruch zu verhindern. Das Kupfer ist ein rothgelbeS, hellklingendes und
sehr geschmeidiges Metall, das in der Luft und km Was ser grün anläust.
Dieser grüne Rost heißt Grünspan
und ist giftig; da man ihn jedoch als Farbe nöthig bat,
so wird er sehr häufig, indem man das Kupfer kn Salze und Säuren legt, herausgezogeu. Es ist daher sehr gefähr
lich, Speisen in kupfernen Geschirren zu kochen. — Aus Kupfer undGalkmel") wird Messing und Tombak ge
macht; auS Kupfer und vielem Zink entsteht Prinz Me
tall; eine kleinere Mischung mit Zink giebt den Pknchbeck, von seinem Erfinder, einem Engländer gleiches Na mens, der im I. »785 in London starb, also genannt, und
ein noch geringerer Zusatz das Similor.
Aus Kupfer,
Zinn und etwas Messing kommt eine Masse, die man G l 0ckengut, Kanonengut, und Bronze heißt. — DaS
beste Kupfer kommt aus Japan und Schweben. *) Gallmei entsteht von geschmolzenem Zink, welcher unter Den Halbmetallen da« am wenigsten brüchig« Erz iß.
28«
Taf. XXII. Fig. 119.
Das Eisen. Lat. Ferrum. Fr. le Fer. -^as Elfen ist ein sehr hartes, schweres, trockenes und
schwärzlich graues Metall, das sich gießen, hämmern und dehnen lässt; es besteht aus Erde, Salz und Schwefel, die alle unrein, unvollkommen und schlecht gemischt lind, welches die Ursach ist, daß es so leicht rostet. DaS ©fett erschaut gewöhnlich unter dreierlei Gestalten, nämlich entweder als lockere eisenhaltige Erde, oder als ei senhaltige Steine, oder als Eisenstuffett und wirkliches Eisenerz. Unter die Etsenerden gehört vorzüglich der gelbe oder braunrothe Eifenogg er, der als Farbe allgemein bekannt ist; unter die Eisensteine der gemeine Rökhel, der Smirgel, der gemeine Eisenstein, die Eisendräsen, der Magnetstein, der Braunstein, das krystallinische Eisen u. s. w.; unter die ordentlichen Ei senerze oder Stuffen aber bas gediegene Eisen, wel ches sehr rar ist, der Blutstein, das graue, blaue oder draune Eisenerz und bas figurirte Eisenerz. Von einer Stuffe derbes Braunerz, mit einem, dicken gelben Oggerbeschlag«, liefert di« Fig. 119. eine Abbildung.
Unter den Eisenerzen ist derMagnetstein am merkwürdigsten; er hat die wunderbare Eigenschaft, daß, wenn er frei hängt, er sich immer mit der einen Spitze -egen Norden, und mit der andern gegen Süden dreht.
— Hierdurch
283
—
leistet der Magnet den Seefahrern einen
sehr wichtigen Nutzen;
fie haben eben durch ihn ihren
Kompass*) erhalten, der ihnen auf dem unermesslichen Meere immer sagt, wo Norden und Süden ist, und wo
hin sie ihren Lauf richten müssen. Der Magnet hat noch
eine andere bewunderungswürdige Eigenschaft: das Eisen an sich.
er zieht
Ist er groß, so kann man ihn unter
den Tisch halten, und die darauf liegende Nadel bewegt sich in eben der Rlchtnng, in welcher der Magnet bewegt wird.
Man hat bemerkt, daß die anziehende Kraft'des Magnet-
nicht mit seiner Größe zunlmmt; denn gewöhnlich trägt
er nur eine Schwere von 1 bis 8 Pfund, und rnan findet
selten einen Magnet, der einen schwerern Körper an sich ziehe und ihn trage.
Das Eisen ist unstreitig das nützlichste und unent
behrlichste unter allen Metallen; ohne Eisen würden wir feine Handwerker, keine Künstler haben, und viele tau
fend Bedürfnisse entbehren mässen; wir würde« gewiss in der Kultur noch weit zurück sein.
Das Eisen ist aber
auch als Farbe, und als Arznei nützlich; man bereitet
daraus verschiedene Salze und Tinkturen, welche bei vie len Krankheiten gebraucht werben.
Eben deswegen, weil
das Eisen der Gesundheit nützlich ist, sind eiserne Küchen-
•) Cin Kompass ist eine Büchse, auf deren Boden ein Stern Vyn 32 Strahlen abgezeichnet ist, welche die Winde anzet, gen, und daher die Windrose genannt wird. Au« der Milte derselben erhebt sich ein stählerner Stift, aus welchem eine eiserne oder stählerne, mit Magnet bestrichene, und dadurch magnetisch gemachte, Nadel schwebt, die man mit einem Glase bedeckt, an dessen Rande «in Zirkel von Messing an, gebracht wird, der in 360 Theile abgetheilt ist. Ueber die Erfindung de» Kompasse» lässt sich nicht» gewisse» sagen.
-S4 geschkrre bett kupfernen wett vorzuziehenr denn diese f36# rett, wenn sie nicht oft und gut verzinnt werden, Gift, jene aber stärkende Theile mit fich. Durch wiederholtes Ausglühen und Ablöschen deEtfens entsteht der Stahl, der also nur der Benennung nach und wegen feiner erhaltenen Härte und Elasticität vom Eisen verschieben ist.
Das meiste und beste Eise» kommt aus Schwede» und Steyermark. Das Zinn ist ein sehr weiches, weißes, etwas lnBläul che fallendes Metall, welches man nie gediegen, son dern immer vererzt findet. ES wirb leicht von Säuren an gegriffen unv aufgelöst, daher die zinnernen Essgeschirre mit gleicher Vorstchk als die kupfernen gebraucht werben mäs sen. In Deutschland haben Sachsen und Böhmen das meiste Zinn, das beste aber kommt aus England. Das Blei ist das weichste und nach dem Platin schwerste Metall Es ist giftig: denn es verursacht eine ganz eigene Krankheit, die Bleikolik, und macht Läh mung der Glieder und Schwäche des Gehirns. In deß ist es zu vielerlei Dingen sehr nöthig und nützlich. Mit dem Bleikalk — dem zu Asche gebrannten Blei — glastet der Töpfer feine Töpfe; wenn man Blei durch Essigdampf zerfressen lässt, so erhält man einen weißen Rost, welchen man Bleiweiß nennt, daS zur Mischung der Farben, zu kühlenden Salben, und de« eitel« Frauen zimmern zur Schminke dient. Beim letzteren Gebrauche wird es jedoch, wie alle dergleichen Mittel, schädlich;
L85 lernt ob eS gleich anfangs der Haut eine schöne Weiße giebt, so zerfrisst es fie doch allmälig und macht Enk, zünduagen.
Taf. XXII. Fig. 120.
Das Quecksilber. Lat. Mercurius. Fr. Vif argent. ueckfilber ist ein Halbmetall: es ist eine stössige Materie, die wie geschmolzenes Silber aussteht. Man fin det es theils gediegen, d. h. rein und vollkommen stäsfig; theils vererzt. Flüssig liegt es in den Höhlen der Bergarten — wie an Fig. 120 zu sehen ist — wird in Gefäßen gesammelt, und heißt in diesem Zustande Jung fertig ueckfilber; vererzt wird es nur auf Eine Art gefunden, nämlich mit Schwefel, und heißt dann Zinnobererz.— Das Quecksilber lasst sich fast mit allen Metallen und Halbmetallen vermischen- Die weiche Masse, die aus einer solchen Vermischung entsteht, heißt ein Amalgam«, und amalgamiren heißt, Metalle vermittelst des Quecksilbers zu einem Teige ma chen. Einen solchen goldnen Teig braucht z. E. der Gold schmied, wenn er vergolden will. Amalgamiren heißt ferner: Sand, Erde oder Erze, in denen man Gold ober Silber vermuthet, über dem Feuer beständig mit Queck silber umrreiben, welches die ediern Metalle von frem den Theilen reinigt, die Gold» und Silbertheile gleich'am entwickelt, und sich mit ihnen zu einem Teige vereinigt,
286
worauf alsdann die edlen Metalle wieder vom Quecksil ber geschieden werden. Bet einer sehr großen Kälte friert das Quecksilber so hart, das es sich wie anderes Metall Hammern lässt. — In Spanten, Ungarn und Peru wird das Quecksilber vorzüglich gesunden. — Die Aerzte ge brauchen bas Quecksilber bei vielen Krankheiten, wo alle andern Mittel nichts helfen; die Goldschmiede zum Vergolden und Versilbern im Feuer; Quecksilber mit Schwefel giebt die schöne rothe Farbe, Zinnober; aus dem Zinnober und Harz macht man rothes Siegel lack; überoem wird das Quecksilber zu Spiegelfolium, zu Barometern *), Thermometern **) und andern nütz lichen Dingen gebraucht. Der Wißmuth ist gleichfalls ein Halbmetall, dem Zinne fast ähnlich, und im Feuer sehr leicht Pfiffig. Es vermischt sich gern mit allen Metallen, sonderlich mit Zinn; das letztere macht es hart, baß es fast wie Sil ber anzusehea ist. Das Spießglas ober Antimonium ist ein hartes, sprödes, graubraunschwarzes Halbmetall. Es wird theils als Zusatz zu den andern Metallen, um sie zu ") Barometer, Wettergläser, find Werkzeuge, welche die Veränderungen in der Schwere der Luft anzeigen. Sie werden in einfache und zusammengesetzte eingeiheilt; bei den ersten bedient man sich bloß des Quecksilber«, bei den lctztern aber braucht man, außer dem Quecksiber, noch eine andere leichtere Flüssigkeit, um das Steigen und Fallen empfindlicher und die Veränderung in der Schwere der Luft merklicher zu machen. *) Der Thermometer ist «in Werkzeug, welche« die Trave der Kälte und Wärme anzeigt.
£87
reinigen, theils zum sogenannten Schriftzeuge der Buche drucker, theils auch als Medicin gebraucht. Kobalt ist ein Halbmetall, von der Farbe des Stahls. Wenn man ihn mit Sand und Pottasche schmilzt, entsteht ein blaues Glas. Dieses Glas wird auf besonderen Mühlen zu Pulver gerieben, und giebt alsdann eine schöne blaue Farbe, die man blaue Schmälte oder Stärke nennt.
Der Arsenik, eines der stärksten Gifte, wlrd theilim Kobolt und in den metallischen Erzen natürlich) als eine f.ste Masse gefunden, gehört alsdann zu den Halb metallen, und heißt Fliegenstein; oder er wird durch Kurst aus dem vom Kobolt und von den Metallen in der Schurelzhütte autsteigenden giftigen Rauche erhalten, der sich in Gestalt eines weißgrauen Mehls am Rauchfange anfetzt, aisvaun gehört er unter die Salze.
Der Mensch nach seiner thierischen Natur.
«*L?er Mensch zeichnet sich unter der ganzen übrigen thierischen Schöpfung als das Meisterstück der Natur aus. Manche Thiere übertreffen ihn.zwar an Starke, Größe, Geschwindigkeit, Schärfe der Sinne u s. w-, aber dagegen besitzt der Mensch wett erhabenere Vorzüge: Vernunft und Sprache*). Daß die Sprache eine
') Sprache, Rede, Lat. Loquela, muff nicht mit der bloi thierischen Stimme, Lat. Vox, verwechselt werden.
288 bloße Folge der Vernunft, und nicht etwa der befonberm Organisation der menschlichen Sprachwerkzeuge sei, er
hellt aus den bekannten Beispielen der Papageien u. a. gelehriger Vögel, die allerlei Worte vernehmlich nachsore-
chen lernen, aber selbst nicht zusammenfttzen können. Stimme ist den Thieren angeboren;
Die
die Sprache
entwickelt sich erst mit der Vernunft.
Der Mensch wohnt unter allen-Himmelsstrichen; die Thiere hingegen sind meiflentheils auf ein gewisses Klima eingeschränkt.
Z. B. das Rennthier lebt nur in
kalte«, das Faulthier nur in warmen Gegenden.
Der Mensch unterscheidet sich ferner, in Ansehung seines Körperbaues, von den Thieren, und selbst von den menschenähnlichsten Affen,
durch feinen aufreciiten
Gang, wozu seine breiten Fußsohlen eingerichtet sind,
und durch den Gebrauch zweier Hände.
Der Bau des menschlichen Körpers gewährt einen bewunderungswürdigen Anblick, und jeder einzelne Theil verräth seine zweckmäßige Bestimmung. — Am Köpft des
Menschen tritt gedankenreich die Stirn« hervor; sein Schei
tel wölbt sich mit erhabener und ruhiger Würde; die breite Thiernase zieht sich zusammen und organisirt sich höher und feiner; der zurück getretene Mund wirb schöner bedeckt, und
so formt sich dieLippe des Menschen, die der klügste Aff« ent behrt. Das Kinn tritt herab, um ein gerade herabgesenk tes schönes Oval zu runden; sanft geht die Wange hinan, und das Auge blickt unter der hervorragenden Stirn, wie aus einem heiligen Gedankentempel, hervor. Im Kopfe
breitet sich bas Gehirn, der zarteste Theil des Körpers, aus. Dies ist bei den Menschen größer, als bei den Thie
ren,
289 rett, und macht den szsten Theil feiner ganzen Masse aus.
Die Rmde desselben besteht aus unzähligen zarten Schlag äderchen, die sich endlich in weißen und durchsichtigen Gefäßen verlieren.
Mit diesen stehen die noch feinern
und wrißern Röhrchen des innern Marks in Verbindung.
Don hier aus fenfen sich die Nerven als ein Gewächs von zahllosen Aesten herab, und verbreiten sich durch den ganzen Körper. Sie sind mit dem Nervengeiste, einer
sehr feinen Flüssigkeit, angefüllt, die sich von hier auS in die Nerven ergießt, und allen Theilen des Körpers
Empfindung giebt.
Nur wenige Theile des Körpers sind
der Nerven beraubt, und daher empfindungslos.
Die
Nerven theilen die in ihnen vorgegangenen Veränderun
gen dem Gehirne, als dem allgemeinen S-tz der Empfin dung, mit, und veranlassen dadurch in der Seele Verän derungen oder Vorstellungen. Sie können aber an ver
schiedenen Orten des Körpers auf verschiedene Art ver
ändert werden; entweder durch die Wirkung des Lichts
auf die Augen — das Sehen; oder durch eine beson dere Art der Bewegung der Lust und anderer elastischer
Körper — das Hören; ober durch gewisse scharfe und ölige Ausdünstungen der Körper — das Riechen;
ober durch die Auflösung der Salze — das Schmekken;
oder zuletzt durch jede Veränderung und unmittelbare
Berührung fremder Körper, die von außen oder von in#
neu auf unsere Organe wirken — das Fühlen.
Die
4 ersten dieser Sinne entstehen in uns bloß durch solche
Organe, die sich zusammen nur auf den Kopf einschran ken; hingegen der Gefühlssinn ist nicht allein die sen Organen gemein, sondern verbreitet sich beinahe Über
jeden, sowohl äußerlichen als innerlichen, Theil des KörB. G. i. B.
T
290
pers.
—
Ob sich gleich jede Empfindung unter dke allge
meine Benennung des Gefühls bringen lasst: so ist doch dasjenige, was man den Sinn des Fühlens, Berüh rens nennt, eigentlich auf die verschiedenen Empfindun
gen eingeschränkt, welche durch die an dke Haut, und hauptsächlich an die Spitzen der Finger, gebrachten Kör per entstehen; man kann daher diesen Sinn als einen be sondern Sinn anfehen, und ihn a!s den sechsten, unter dem Namen Betasten, zu den übrigen zählen.
Außerdem verthellen sich die Nerven auch kn dke Muskeln, welche aus Bändeln von Fibern bestehen, dke in ein Zellgewebe elngoschlossen, und durch dessen Häute von einander abgesondert find.
Durch ihr Erweitern
und Zusammenztehn geben die Muskeln den Theilen des
Körpers die nöthige Bewegung.
Die Zahl derselben am
menschlichen Körper beläuft stch auf 450.
Mitten in der Brust ist das Herz zwischen den Lun gen aufgehangen, und vorn durch die Knochen der Brust gegen die äußere Gewalt gesichert. Es ist aus lauter
muskulösen Fasern zusammengewebt, und hat zwei Höh
len oder Kammern, die, ihrer verschiedenen Bestimmung
wegen, durch eine fleischerne Scheidewand getrennt find. Ihr Geschäft ist, sich wechselsweise bald zu erweitern, bald zusammen zu ziehen, und durch diese Bewegung das
Blut durch die eine Oeffnung aufzunehmen, durch die an dere aber wieder von sich zu spritzen. — Aus dem Puls schlage, der eine Wirkung des HerzschlagenS ist, erfahrt man, daß sich das Herz über 60 mal kn jeder Minute zusammenjieht.
Bet jedem Zusammenztehn werden zwei
Unzen Blut fortgefprktzt.
Mit dem Herzen find gewisse
— sgi Röhren verknüpft, kn welchen, wie kn Kanälen, das Blut durch den ganzen Körper herumgeführt wird, um überall dke abgegangenen Theile zu ersetzen, den Körper anzu frischen, und dem Gehirne Stoff zu neuem Nervengeiste juzuführen. Einige davon find bestimmt, das Blut von» Herzen weg zu leiten, undheißenArterienoderSchlagadern, andere bringen eS wieder zum Herzen zurück, und werben Venen oder Blutadern genannt. Jene werden immer feiner und enger, so baß man endlich die darin fortrollende» Blutkägelchen kanm bemerken kann. Die Blutader» vereinigen fich allmalig, werden immer größer, und bringen endlich alles Blut in die große Hohl ader, aus welcher es wieder in die rechte Herzkammer Übertritt. Damit qun aber das Zurücktreten des DlutS verhindert werde, so find Klappen in den Arterien ange bracht. Mit jedem Aderfchlage erhebt fich mehr als der sechste Theil des Bluts zum Haupte. Dieser Strom er gießt fich dort in sanfter Krümmung, und theilt fich allmältg, um auch den entferntesten Theilen des HaupteS Nahrung und Wärme mitzutheilrn. In einer Stunde vollendet das gefammte Blut feinen Kreislauf 24 mal. Um nicht zu sehr erhitzt zu werden, geht es nach jedem zurückgelegten Umläufe auS der rechten Herzkammer durch die Lungenblutadern, in die Gefäße der Lunge, um dort durch die Luft, die wie einathmen, abgskählt zu werde». Nach dieser Abkühlung ergießt eS fich in die linke Herz kammer, um feinen Lauf von neuem anzutreten. Wäh rend der Zeit, da das Herz sich zufammenzieht, kann es kein Blut aufnehmen; es sind daher Vorkammern am Herzen, worin fich das Blut sammelt, bis ihm der Ein tritt in dir Herzkammer geöffnet wird. Das abgehende T 2
—
ega
—
Blut wkrd durch die feinsten Safte der Nahrungsmittel ersetzt, die durch die auflöftnden Säfte des Magens
in einen graulichen Brei verwandelt, in den Gedärmen weiter zubereitet, und alsdann die nahrhaften Theile davon
tn Gestalt eines flüssigen Wesens, durch gewisse enge Ge
fäße, ins Blut gebracht werden. Ein erwachsener gesunder Mensch hat 15 bis 25 Pf. Blut in» ganzen Körper. Die auf der rechten Seite des Unterleibes liegende Leber ist bet dem Verdauungsgeschaft des Magens eine Gehülfin,
indem sie aus dem Blute, welches ihr durch die Pfortader zugeführt wird, «inen seiftnartigen Saft, die Galle, be reitet, wovon etwas in die Gedärme geführt, und das
übrige in der Gallenblase, zum fernern Gebrauche, verschlossen wird.
Was von der genossenen Nahrung
nicht zum Milchsäfte bereitet worden ist, wird als un nützer Auswurf weggeschafft. Die Nieren dienen, um
auS dem Blute den Harn abzufondern, welcher sich aus ihnen durch häutige Kanäle in die Harnblase ergießt.
Der Ueberrest dec festen Speisen wird durch den Darm
weggeschafft.
Die Knochen, als die festen Theile des Körpers, geben dem Leibe die gestreckte Gestalt, und schützen die
edlen Theile vor Verletzung. Sie sind größtentheiis hohl und mit einer fetten Materie, welche Mark heißt, an gefüllt. Ihrer find 260, und sie sind sämmtlich mit Knor
peln, Bändern und Fäden verbunden.
Damit die Kno
chen bei ihrer beständigen Bewegung stch nicht an einan der reiben und dadurch Schmerz verursachen, und all-
mälig abgenutzt werden können, befindet sich zwischen denselben eine ölige Feuchtigkeit, welche beides verhütet.
—
293
Das Wachsthum des Menschen ist in den erste» 5 Jahren der Kindheit am schnellsten; jcmehr er sich aber
der Mannbarkeit nähert, desto langsamer ist der Gang
der Natur.
Der weibliche Körper ist gemeinlich im
igten oder Losten Jahre eben so ausgebildet, als ein männ licher im Zosten; der männliche Körper ist dichter, stär ker und fester, und bedarf daher mehr Zeit zu seiner Aus bildung, als der weibliche. — Das Wachsthum desMenfchen dauert so lange bis alle feine festen Theile ihre völ
lige Länge und Dicke erhalten haben; sie werden mm
nicht mehr durch die Nahrungssäfte ausgedehnt, sondern
immer mehr verdichtet. Die Knochen werden endlich un fähig, die zur Nahrung nöthigen Säfte anzunehmen, die
Knorpel verhärten flch, und der ganze Körper wird un gelenk und steif; die Muskeln, das Fleisch werden dich
ter; die Haut verliert ihre Spannkraft, wird trocken und runzelig; die feinen Kanäle, wodurch sich die Feuch
tigkeiten in den ganzen Körper verbreiten, verstopfen sich. Die Absonderung der Nahrungssäfte geräth in Unord nung, und eben dadurch nehmen die Lebenskräfte immer
mehr ab, bis zuletzt die Bewegung der ganzen Maschine stockt, und ein natürlicher Tod erfolgt.
Nur sehr
wenige Menschen erreichen dieses natürliche Lebensziel; unordentliche Lebensart, starke Affekten ziehen Heere von Krankheiten nach sich, die den Faden des Lebens gewalt sam zerreißen. Man kann daö natürliche Ziel des
menschlichen Lebens auf 90 bis 100 Jahre setzen; eine
längere Dauer gehört unter die seltenen Beispiele.
Pe
ter Zorten, ein Bauer im Bannat, starb >722 in seinem 185 sie» Jahre; sein Sohn wurde 15» Jahre alt.
— 294 — Aus den Geburtsllstea der Länder fieht man, baß, totnn 9i Knaben geboren wurden, dagegen nur 20 Mäb, chen auf die Welt kamen. Augleich erhellt aber auch aus den Sterbelisten, daß die Sterblichkeit de- männlichen Geschlecht- größer ist, als die deS weiblichen. Diese Un gleichheit lässt sich aus der Lebensart des männlichen Ge schlecht- , als Soldaten, Seefahrer u. f. w. erklären, und «ach «5 bi- 50 Jahren ist die Zahl der Lebenden von bei den Geschlechtern gleich. Eben so merkwürdig ist das Ver hältniß der Gebornen und Gestorbene». Gegen 10 Lei chen sind immer ij5 Geburten; wenn daher gleich Krieg, Hungersnoth, Seuchen und Erdbeben Tausende Hinweg rassen, so entsteht nie eine Entvölkerung. Es leben un gefähr hundert taufend Millionen Menschen auf der Erde, davon sterben alle Jahre 35 Millionen, jeder Pulsschlag rafft also Einen Menschen hinweg.
Körperliche Verschiedenheit der Menschen. Es ist nur eine Menschengattung, aber jedes Volk hat feine physische und geistige Nationalbildung. Der Mensch ist kein unabhängiges Wesen- er steht mit allen Elementen der Natur, mit vielen andern äußern Verhältnissen in Verbindung; er lebt vom Hauche der Luft, wie von den verschiedensten Speisen und Geträn ken der Erde; er wird durch Erziehung, Gewohnheit und Gesetze gebildet. Von den rtefenähnltchen Patagonen bis zu den zwergartigen Quimos; von dem schönen weifftn Zirkassier, bis zu dem kohlschwarzen Neger und dem hässlichen Samojeden; von dem gebildeten Europäer bis zu dem geistlosen Pescherä, find alles nur «nmerklkche
—
295
Uebergänge; die Farben verlieren fich in einander, jede Verschiedenheit der Gestalt ist Abstuffung einer Haupt form; im Ganzen wird zuletzt alles nur Schatttrung eines einzigen großen Gemäldes, daß fich über die ganze Erde verbreitet. — Wenn man die Ursachen der Verschiedenheit der Völ ker bestimmen will, so muss man solche nicht in einzelnen äußern Umständen aufsuchen. Klima, Abstammung, Nah rung und Lebensart wirken immer mit vereinten Kräften auf die menschliche Organisation. Und oft bringen einer lei Umstände einen verschiedenen Effekt im menschlichen Körper hervor. Unter einem gleichen Grabe der Breite ist der Neger von Senegal pechschwarz, der Peruaner erzfarbig, der Bewohner des südlichen Ostindiens dun kelbraun. Im Norden, wo keine Hitze den Menschen färbt, und Kälte seinen Körper zufammendrückt, giebts duukle, olivenfarbige Grönländer und norwegische Riesen. —
Unter Klima versteht man vornehmlich die Gestalt und Natur des Landes und seine Lage zur Sonne; die Gebirge und der daraus entspringende Gang der Winde, die Höhe oder Tiefe und innere Beschaffenheit des Bo dens, die Nahe des Meeres, die Anzahl und der Lauf der Ströme, die Menge und Eigenschaften des Regens und der Dünste, und viele andere Lokalursachen modificiren das Ganze. — Aber nicht so geschwind, als man vielleicht glaubt, eignet fich bas Klima die charakteristische Bildung eines Volkes an. Es liegt oft lange mit andern Natur kräften, z. B. der Abstammung, im Kampfe. Man muss daher bet den Wirkungen des Klima auf die Art Rückficht nehme«, wie der Körper fie aufnimmt, und was für an-
geborne Kräfte er Ihne» entgegen stellt.
Die Juden ge
ben ein deutliches Beispiel, daß das Klima oft lange ver gebens seine Allmacht auf ein Volk versucht, das stch bei feinen ursprünglichen Sitten erhalt, und durch Gesetze
sich gegen alle Vermischung mit einheimischen Nationen Der Hauptcharakter der Physiognomie der Ju
sichert.
den, ihre ovale Form, die dunklen Augen und schwarzen
Haare, und die mit der länglichen Form des Gesichts im mer verbundene spitzigere Nase, welche Züge sämmtlich auf ihren Stammort, das Morgenland, deuten, haben sich
unter allen Nationen noch sichtbar erhalten. Die Nahrung hängt zwar unter den ungebildeten
Nationen, die keine Leckereien aus andern Erdtheilen holen, mit dem Boden sehr enge zusammen.
Jemehr
aber sich die Bildung des Volks verfeinert, und die Sinn«
sich feineren Genüssen aufschließen, desto mehr verliert auch die Natur der einheimischen Gewächse an ihrem Ge
wicht. — Der Boden schwängert seine Früchte mit den Bestandtheilen seiner Natur, mit der ihm eigenen Mi schung von Luft- und Feuerarten.
Körper unvermerkt an.
Dies eignet sich dem
Da aber die Nahrungsmittel
vorzüglich auf dieMifchung des Bluts, auf Temperament
und innere Fähigkeiten wirksam werden, Leidenschaften
kn dem Menschen wecken, und die Haltung irgend eines Auges modifickren können: so äußern die Nahrungsmittel
ihren Einfluss, vermittelst der Geistesoperationen, kn die
Gestalt. Die Wirkung des gesellschaftlichen Lebens auf den Bau der Nationen ist von der größten Wichtig keit.
Der Zustand der Gesellschaft begreift Lebensweise,
—
297
Wohnung, Sitten, Wissenschaft, Religion, Interesse, Leidenschaften u. f. w.
Bei den unteren Volksklassen, die den günstigen oder ungünstigen Einflüssen des Klima am meisten ausgesetzt sind, findet man überall das Nationalgrprage am voll kommensten.
Wenn daher der auf der ersten Bildungsssuffe ste hende nakte Wilde bei dem Bedürfniß der Bedeckung auf Mittel es zu befriedigen sann, so entstanden mehrere Natkonalsitten.
Beräucherungen,
Einsalbungen, Ma
lereien und Punkturen sollten ihn gegen die Stiche der Infekten gefühllos machen, und die Wirkung einer bren
nenden Sonne mildern. Diese Bedürfniss? wurden nach her ein Gegenstand des Schmucks, und ein Abzeichen der
Stände.
Dergleichen Veränderungen drücken fich der
Haut unauslöschlich ein, und vermehren die klimatische Verdunkelung, welche übrigens durch den, dem Wilden
immer anklebendrn, Mangel der Reinlichkeit noch mehr
erhöht wird. Je mehr fich in elftem Lande die höheren Stände von
den untern entfernen, und diese, von aller Geisteekultur ausgeschlossen, nur von der Einwirkung äußerer Natur kräfte abhängig find; desto mehr wirb man bei den erste ren feine Farbenmischung finden, einen gebildeteren Bau, geschmeidigere Mlenen, elegantere Verhältnisse in denGe-
fichtstheilen erblicken.
Z. B. dienen dke höheren Kasten
in Jndostan, die Chris auf den Südfeeinseln u. v. a.
Wo
hingegen Kultur und Reichthum die verschiedenen Klassen
einander nähert, da fällt das Gepräge eines allgemeinen
Nationaljuges hervorstechend in die Augen. Dies ist j.B.
—
698 —
(n England der Fall, wo die Stände in einander schmel zen; weniger in Frankreich, und noch weniger in Italien, wo besonders in Venedig die Damen der Nobili ganz eigene Züge besitzen. Kenntnisse find mannkchfach, Dummheit ist aber im mer dieselbe: daher prägt die Kultur einer jeden Nation eine gewisse eigene geistige Haltung in die Gesichter; die Mlenen«der mehresten Wilden hingegen sind übereinstim mend; ihr Auge ist leer und ausdrucklos, die ganze Zu sammensetzung ist starr und dumm, mit einer wilden fin stern Miene überzogen, mit schlaffen Muskeln, einem -roßen Munde, hervorragenden Lippen, und einer nie dergedrückten Nase. Je stärker die Hitze eines Landes ist, desto dunkler find seine Bewohner gefärbt, je mehr der Sonnenbrand, fich kühlt, drstomehr erblasst di« Schwärze, bis sie nach den Polen hin in ein blendendes Weiß erlöscht. — Der allgemeinen Annahme nach giebts 4 Hauptfarben: die weiße, die braune, die schwarze, die rothe.
Die strenge Kälte drückt den Körper der Eskimos, der Grönländer, der Lappländer, der Samo jeden und anderer Polbewohner zusammen, macht fie fleischig und fett, und verdickt, das Blut, wodurch sie gegen die Kälte minder empfindlich find. Die E s k i m 0 s, die Bewohner von Labrador im nördlichsten Amerika, find die kleinsten. Ihr Vaterland besteht aus Felsen, kleine« Seen und Teichen, und trägt nur Moos und schlechtes Gesträuch. Das Fleisch von See - und Landthieren und einigen Vögeln macht ihre Nahrung a«S. Der Samo-
«99
jede gleicht dem Grönländer, S- sog., nur ist feine Nase breiter, seine Lippen aufgeworfener und feine Na tur hitziger. — Die Tatarn, die den Rücken Astens von der Wolga bis Kamtschatka bewohnen, find mittel mäßiger Statur, haben eine dunkelolivenfarbige Haut, ein breites, unten spitzig zulaufrndes Gesicht, bas schon in der Jugend runzlig wird, einen dicken Hals und zu rückgebogenen Kopf; die hässlichsten unter ihnen sind die Kalmücken, die das Pferdesteisch roh und unter dem Sattel mürbe geritten genießen, und Pferdemilch mit Hirsemehl gegohren zu ihrem Getränke brauchen. In dem mildern Erdstriche geht die Bildung der Tatarn tns Echönere über, ihre Farbe wird ftischer, ihr Kopf regel mäßiger, und ihre Raft tritt mehr hervor. Auf der einen Seite grenzen sie durch ihre Bildung an die Tungufen, Jakuten und Jukagirn, auf der andern verlieren ste sich allmälig in das Geschlecht derJapaneser und Slneser. Mitten in ihrem Reiche find die Sinefer so weiß (S. »54-), wie die Deutschen. Die Japanefer bewohnen einen südlicheren Erdstrich, und haben daher eine braunere oder gelbere Gestchtsfarbe als jene. Unter den südlichen Astaten find die Hindus am schönsten (S 76.) Die Perser waren sonst hässlich, jetzt aber haben fie sich durch ihre Vermischung mit den Georgianern und Zirkassiern sehr veredelt. Sie find meisten groß, gerade gewachsen, von lebhafter Gesichtsfarbe, und von einnehmender Miene. Eben so haben auch die ehe maligen hässlichen Türken (S.6s.) in ihrem sanften Kli ma eine edle und schöne Gestalt bekommen. Die Benga len find gleichfalls gut gebildet und ihre Frauen schön. Die Neger in Afrika find schwarz (S. 244.), weil die
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3oo
—
Sonnenhitze, faule Ausdünstungen in unbebaüeten Gegen, den das Neevenststem erschlaffen und einen Gallenerguss durch den ganzen Körper erregen, das Nctz unter der Oberhaut des Körpers verdicken, und um so leichter schwarz färben. Am Senegal wohnen die schwärzeste» Negerstamrne. AufLoango und Angola fällt die Schwärze in Olivenfarbe, das Haar wird röthlich und die kippe» sind weniger aufgeworfen. Die Hottentotten find Rückgänge der Neger und eine andere Bildung. — I» der neuenWelt herrscht weit weniger Verschiedenheit 1» der Gestalt. Die Bewohner derselben find insgemein von mittelmäßiger Statur und regelmäßiger Bildung, sie haben ein viereckiges Gesicht mit hervorstehenden Backen, beinrn, eine röthlich braune, dem Kupfer ähnliche Farbe, ein langes, dickes und schwarzes Haar, aber keinen Bart. Die P a t a go n e n auf der Magellanischen Meerenge wur den ehemals als Riesen beschrieben, neueren Nachrichten zufolge weiß man, daß sie weiter nichts als 6 Fuß hohe, breitschulterige, starke und muthige Leute find, die kleine Augen und kleine Nasen haben, und sich um die erstem schwarze und weiße Ringe machen, nachdem sie sich zuvor daö ganze Gesicht mit rother Erde bestrichen haben. Die Pescheras im Feuerlande scheinen die niedrigste Klaffe von Menschen auszumachen. Noch nie hat man einen andern Ton von ihnen gehört, als Pescherä, wovon fle auch den Namen haben. Ihre Größe beträgt nicht viel über 4 Fuß, sie haben ein bartloses Kinn und eine brünette Haut, eine niedrige Stirn, kleine, schwarze Au gen, eingedrückte Nasen mit großen Seitenflügeln und weiten Naselöchern, große weite Mäuler, mit kleine» hässlichen Zahnen, borstiges Haar, und unförmlich dicke
—
z»r
—
Unterleiber mit sehr dünnen Schenkeln.
Der Sommer
ist bei ihnen so kalt, als bct uns der Winker. In der grim migsten Kälte wissen sie nichts von Frost, und ihr nackter Körper ist nur um die Schultern mit einer Seehundshaut
bedeckt; sie bauen sich keine Hütten, und kennen den Ge
brauch des Feuers nicht. Sie nähren sich von Seehunden und Muscheln, und sind ein gutmüthiges, vergnügtes
Völkchen. — Die Bewohner brr Inseln im südlichen Oce an find von sehr verschiedener Gestalt, die sich auf Tahiti zu einer reizenden Schönheit erhebt. Die Tahitier haben
die Größe der Europäer, sind wohlgestaltet, von schönem Wuchs, bloß mahagonibraun von Farbe. Ihre Gesichts
bildung ist angenehm, heiler, und frei von allen Eindrü cken heftiger Leidenschaft. Große schwarze Augen, gewölb te Augenbraunen und eine hervorstehende Stirn geben ih
nen ein edles Ansehen, bas durch ihr pechschwarzes, von Natur lockiges Haar erhöhet wirb.
Beide Geschlechter
aber verstellen sich durch das Punktiren der Haut und
durch Einrelben einer schwarzen Farbe.
Ihre Insel hat
das glücklichste Klima, und den fruchtbarsten Boden auf der Erde.
(S. 200.)
Je herrschender der Einfluss des Himmelsstrichs ist
desto mehr verhässlichen sich auf irgend einem Wege die Züge des Menschen. Der Pol verkürzt seine Zöglinge
und zieht Geist und Körper zur engsten Kleinheit zusam men; der Acquator dehnt Größe zur Unbehülflichkeit aus,
löset die Safte in flüssige Dünste auf, so wie unter ihm
Idee und Empfindung auch nur zur vergänglichen, schnell abblühenden Blume wird; der milde Erdstrich hingegen verzögert zwar die Reife seiner Geburten, aber erzieht
IOL
sie dafür zum schönsten Zusammenhänge bildlicher Voll kommenheit.
Daher die Wahrheit des Satzes: Schön
heit ist nur dem Lande eigen, in dem gar kein oder nur
«in höchst geringer Einfluss des Himmelsstriches statt fin det. Europa liegt in einem gemäßigten Erdstriche, ge nießt eines regelmäßigen Wechsels der Jahreszeiten, und ist eben so sehr von drückender Kalte, als von brennen
der Hitze befreit.
Die Europäer unterscheiden sich
von den übrigen Nationen durch ihr längliches Hinter haupt, durch die gefällige Wölbung des Hirnschädelö und
der Stirne, durch das edle Angesicht mit weit geöffneten
Augen von gehöriger Größe, durch die Hervorst.hende oder erhabene Nase, durch die dünnen Lippen, die weder
sehr aufgeworfen, noch zurückgezogen sind, und endlich durch das lange, etwas lockige, und sehr dichte Bartund Haupthaar, das bei den meisten entweder vraun oder blond ist.
Die herrschende Hautfarbe ist in den nördli
chen Gegenden meistentheilö blond, in den südlichern
hingegen brünett.
Bei einem vollkommen schönen Eu
ropäer find die innern Augenwinkel und Enden der Angenbraunen nicht schief gegen die Nase herab, oder gegen
die Stirn hinauf gerichtet, sondern stehen einander ge rade entgegen.
DaS Gesicht ist länglich, wie ein Ei, des
sen dünneres Ende das Kinn, das dickere hingegen den
Scheitel vorstellt. —
Die schwarzen feurigen Augen
sind häufiger in Jtallen und Spanien, als in an dern europäischen Ländern; die dunkelbraunen herrschen
in England; di« grauen in Deutschland, Frank reich, Preußen und Russland; bläulich find sie
meistens in nördlichen Gegenden.
Mit der Farbe des
Augensterns hängt zugleich die der Haare zusammen, und
—
o°3
—
mkt beiden die Gesichtsfarbe, deren Schönheit und Häss lichkeit von der Temperatur des Himmelsstriches abhängt. Die Einwohner der griechischen Inseln, besonders des Archipelagus, zeichnen sich durch eine mit der Stirn in einer Linie fortgehende Nase, und den runden Mund mit gleich hervorstehender Lippe auS. Dies ist das schöne griechische oder zirkasstche Profil, dessen Ideale die Mu ster unserer bildenden Künste sind. In diese Form schla gen die englischen und polnischen Frauenzimmer. Die Jtaliänerinnen und Spanierinnen haben eine gebo gene Nase, kleinen Mund mit etwas hervordringender Unterlippe. In Frankreich trifft man kleine aufgestutzle Nasen und dünnere Lippen an, mit denen die Völ ker des eigentlichen übrigen Nordens mehr oder weniger Übereinkommen. Die Deutschen haben einer jede» Gestalt in der Vermischung mlt den benachbarten Na tionen einige Züge abgeborgt. Der Mensch nach seiner geistigen Natur.
Man kann den Menschen als Körper, als orga nischen Körper und als Thier betrachten, dadurch aber erschöpft man die Erkenntniß dess-lben noch nicht, sondern es bleibt noch übrig, ihn als denkendes, empfindendes und wollendes Wesen zu betrachten. *) •) So sehr der Verfasser dieser kleinen Skitze auch wünschte, über diesen Gegenstand ausführlich sein zu können, und so viel angenehmes und nützliches sich auch hierüber sagen ließe, so zwingt ihn doch der Raum, so kurz, als irgend nur möglich, zu sein. Sollte die Aufnahme dieses Werkes einen zweiten Theil nöthig machen; so verspricht er dieseSkitze aus zuführen. Dies zu sagen, hielt er für nöthig, damit man nicht mehr fordere, als ihm jetzt zu leisten erlaubt ist.
3»4 Das, was in dem Menschen denkt (oder erkennt),
empfindet (fühlt) und will, (begehrt), nennen wir Seele.
Die Seele hat also drei Vermögen, das
Vermögen zu erkennen, zu fühlen, zu begeh ren, oder mit andern Worten, sie hat ein Erkennt nißvermögen, ein Gefühl der Lust und Unlust
und ein Begehrungsvermögen.
Zur Erkenntniß der Dinge gehören Vorstellun
gen; das Vermögen, Vorstellungen von Gegenständen zu haben, nennen wir Vorstellungsvermögen.
Sind
die Vorstellungen von der Art, daß sie sich unmittelbar auf einen Gegenstand beziehen, wie z. B. meine Vorstel lung von der Marienkirche in Berlin, die ich ansehe; oder von der Arie aus Richard Löwenherz: Amor scheut das
Tageslicht, die ich so eben von meiner Freundin auf dem
C'avler spielen und fingen höre; oder des Geruchs von Räucherwerk, das mein Bedienter so eben verbrennt u. s.w.
so nennt man fir Anschauungen. Vermögen der Anschauungen,
Wir haben also el«
und dies nennen wir
Sinnlichkeit. Die Vorstellungen, die nicht Anschauun gen sind, nennen wir Begriffe; fie beziehen sich nicht unmittetbar, sondern mittelbar, vermittelst Anschauun
gen, auf einen Gegenstand.
Wenn ich die Vorstellung
Einhorn (ein vierfüßiges Thier mit einem Home an der Stirn) habe, so ist sie keine Anschauung, sondern ein Begriff; um zu wissen, ob es überall Gegenstände giebt, auf die mein Begriff passt, muff ich «ine Anschauung
des Gegenstandes haben. Sollen wir unmittelbare Vorstellungen von Gegen ständen haben: so mässen die Gegenstände Eindruck , auf
uns
—
3o5
—
uns machen, eine Veränderung In uns hervorbringen;
daS Vermögen, diese Eindrücke zu empfangen, welches
sich in so fern leidend verhält, nennen wir Sinn; die Eindrücke, die zur Anschauung dienen, nennt man Em pfindung. Maa kann also auch sagen: der Sinn ist das Vermögen, durch Empfindungen Vorstellungen von
Gegenständen zu erhalten. Die Einbildungskraft liefert
Anschauungen
von Gegenständen, auch ohne Gegenwart derselben. Sie
bringt keine neue Vorstellungen hervor, sondern kann entweder bloß die Anschauungen des Sinns zum Bewusst sein zurückrufen, oder «flg denselben neue zusammen setzen. Im ersten FalleistD reproduktiv, im zweiten productiv.
Wenn ich mir vorstelle, wie mein ab
wesender Freund aussieht, ist meine reproduktive Ein bildungskraft gefchäfftig; als Wieland den Oberon
dichtete, war seine productive Einbildungskraft thätig. Reproduktive Einbildungskraft niit dem Bewusstsein des Vergangenen verknüpft, heißt Gedächtniß; .bringt man willkührlich eine vergangene Vorstellung, mlk dem
Bewusstsein, daß wir.sie schon einmal hatten, wieder
hervor: so nennt man dies Besinnungsvermögen; geschieht dies unwlilkührlich, Erinnerungsver
mögen. Alle Anschauungen betreffen entweder Gegenstände,
die von unserm Ich verschieden sind, (äußere An schauungen), oder die Verändemngen unsers Zustandes
selbst, (innere Anschauungen). Meine Vorstellung von der Marienkirche in Berlin ist eine äußere Anschauung; B. ®. i. Bd.
U
—
Zoll
—
-le Vorstellung, daß ich jetzt im Zustande des Nachden kens bin, eine innere Anschauung.
Das Vermögen der
äußern Anschauungen bei Gegenwart der Gegenstände heißt der äußere Sinn; das Vermögen der innern An
schauungen bei der Gegenwart des Zustandes heißt der
innere Sinn. Von diesen beiden Vermögen der Seele muss man die Sinneswerkzeuge,
die körperlich sind, unter
scheiden. (S. Lg.)
Der Verstand, oder das Vermögen der Begriffe,
zerfällt in drei Theile: in den Verstand in engerer Bedeutung, worunter mau das Vermögen versteht,
das Besondere im Allgemeinen.darzustellen; in die Ur theilskraft, welche das Vermögen ist, das Besondere
als unter dem Allgemeinen enthalten darzustellen; und
in die Vernunft, das Besondere aus dem Allgemei nen herzuleiten. Witz ist bas Vermöge«, Aehnlkchkekten aufzufinde»; Unt^rschetdungsvermögen das Vermögen, Ver, schiedenhelten zu entdecken.
waS schwer zu finden ist,
Scharfsinn das Talent,
leicht zu entdecken, versteckte
Aehnlichkeiten und Unterschiede leicht aufzufinben.
Es
giebt also scharfsinnigen Witz und scharfsinniges Untrrfcheidungsvermögen. Eine Vorstellung macht mir L u st (Vergnügen), wenn
in ihr der Grund liegt, sie zu erhalten; Unlust, wenn ich suche, sie los zu werden. Was Lust erregt, gefällt mir; was Unlust erregt, misfällt mir. — Was den Sinnen
durch Empfindung gefällt, z. D. eine Speise, nennen wir
—
So?
—
angenehm; das Gegentheil davon unangenehm. Dom Angenehmen und Unangenehmen kann man nicht allgemeine Beistlmmung erwarten. Wenn mir die Suppe nicht schmeckt, kann ich nicht fordern, das fie Allen nicht schmecke. — Was in der Anschauung, nicht durch Em, pfinbung, gefällt, heißt schön. Was der Vernunft ge fällt, heißt gut. Dies Gute ist entweder nur zu einer beliebigen Abficht gut, dann heißt eS nützlich; oder es ist an fich selbst gut, sittlich oder moralisch gut. Das Vermögen, bas Schöne zu beurtheilen, heißt Geschmack; daS Schöne hervorzubrtngen, Genie.— Das Vermögen, mit dem Siktltchguten angenehme Em, pfinduugeu ru verknüpfen, heißt das moralische Ge fühl. — Wenn ein TrfLhk fo stark wird, daß es alle andern Gefühle verdunkelt, heißt eö Affekt. Etwas begehren, heißt die Existenz eines Gegen standes hervorjubringea suchen. Neigung ist eine bauernde Begierde. Leidenschaft ist eine Neigung, die alle übrigen Neigungen verdunkelt.
Naturlehre. JVtitte Wissenschaft beschäfftlgt unmittelbar mehr, de» Kopf wie das Herz, alS die Naturlehre, welche uns mit den Gesetzen bekannt macht, nach welchen Naturbegeben heiten und Naturerscheinungen geschehen. — Um diese Wissenschaft gründlich zu studlren, werden manche Vor kenntnisse erfordert, vorzüglich Mathematik und Chemie.— U 2
5o8 Die letztere, weiche sich mit der Untersuchung der einfa chen und nicht weiter auflösbaren Bestandtheile der Kör
per, und ihrer mannigfaltigen, sowohl natürlichen alS künstlichen Verbindungen beschäfftigt, hat in dem jetzigen
Zeitalter sehr wichtige Fortschritte zur Vollkommenheit
gemacht. — Da ich nicht, vorauüsetzen kann, daß meine
jungen Leser diese Vorkenntntsse schon besitzen: so kann ich durch die Erklärung einiger Naturerscheinungen, welche ich ihnen hier mittheile, nur ihre Wissbegierde wecken, sie aber kcinesweges ganz befriedigen. — Doch kein Na turforscher, und wenn er.noch so vertraut mit den Wir kungen ihrer unsichtbaren Kräfte geworden ist, kann seine
Wissbegierde befriediget fühlen, und sich die Na/Hftl alle aufiösen, die ihm von der Natur aufgegeben werden.
Ich werde aber solche wählen, welche am auf fallendsten sind, und durch ihr Wunderbares zu mannig
faltigem Aberglauben Veranlassung gegeben haben. Da
hin gehören nun vorzüglich dle Lufterschelnungen:
das
Gewitter — das Nordlicht — die Sternschnuppen — dir Nebensonne u. f. w.
Ehe ich aber zur Erklärung die
ser Erscheinungen schreite, muss ich erst meine jungen Leser
auf eine Kraft, auftnerksam machen, welche durch die ganze Natur verbreitet ist, und sich auf eine sehr bewunde
rungswürdige Art äußert: das ist die Elektricität.
Aus den Aeußerungen dieser Kraft lassen sich sehr wich
tige und auffallende Erscheinungen in der Natur erklä ren.
Diese Kraft äußert sich nämlich an den Körpern
dadurch, das diese leichte Körper, dle ihnen genähert werden, anzkehen und darauf wieder zurückstoßen; daß
sie gegen solche, die nicht gleich elektrisch find, in der
309 Nahe Funken mit einem knisternden Geräusche geben; sie
äußert sich ferner, wenn sie sehr stark ist, auch durch Ber-
breitung eines süßlichen Geruchs, und erregt ein Gefühl auf der Haut des Gesichts, wie wenn ein Spinngewebe
gegen dasselbe flöge.
Diese Eigenschaften der Elektrici
tät hat man allmälig entdeckt, so wie auch, daß diese
Kraft überall in der Natur verbreitet ist. Das Anziehen und Abstoßen hat man zuerst an dem Bernsteine beob achtet, der griechisch Elektrum heißt.
Daher die Be
nennung dieser Kraft, oder deö dadurch hervorgebrach ten Zustandes eines Körpers, Elektricität. — Alle Körper
haben diese Kraft, nur mehr ober weniger.
An einigen
wird die Elektricität hervmgeboacht durch Reiben, als
an Glas, allen Edrlgesteinen, allen Harzen, am Bernstei ne, Schwefel, am Ofen gedörrtem Hohe, Seide, Baum
wolle, thierischer Wolle, Federn, Haaren, Papier, und
noch einigen Körpern in schwachen Graden. Andre Kör
per werden durch das Reiben nicht elektrisch, sie nehmen
aber von jenen Körpern die Elektricität an, und pflanze»
sie auf andre sie berührende Körper, die ebenfalls das
Vermögen haben, fort
Diese Körper nennt man daher
Leiter, so wie die ersten Nichtleiter. Zu den leitenden
Körpern gehören vorzüglich die Metak.e und das Was ser;
zu den nicht leitenden vornehmlich Glas, Harze,
Schwefel, Seide.
Doch giebt-es einige Körper, welche
durch das Reiben ziemlich elektrisch werden, und dennoch
gute Leiter sind. I. B. trockenes, nicht gedörrtes Holz, und
trockene Marmorplatrrn, diese heißen Halbleiter. Wenn ein leitender Körper auf einen nkcht leitenden gestellt, oder an einem solchen, z. B. an einem seidenen
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Fade» aufgehängt wird, so nennt man ihn tfoltrt. Wenn er in diesem Zustand« von einem andern leitenden Körper berührt wird, so verliert er sein« Elektricität auf einmal. Um einen Körper zu elektrifirrn, bedient man sich einer Elektrifirmaschine, die auf verschiedene Art eingerichtet ist — von der man aber eine richtigere Kennt niß durch Anschauung als durch Beschreibung erhält. — Die größte Maschine, d. h. die, welche die stärkste» Wik, kuagen hervorbringt, ist die von Cuthberfon verfertig te, im Teylerfchen Museum zu Haarlem.— Ver mittelst einer solchen Maschine werden elektrische Funken hervorgebracht, welche in empfindenden Körpern eine un angenehme Empfindung, und wenn sie stark find, Erschütte rungen in dem ganzen Körper hervorbringen. Eia Funken kann sogar ein kleines Thier tödten, und der von der Cuthberfonfchew Maschine hervorgebrachte größere Thiere. Aus der Beschaffenheit der Elektricität lässt stch nun das Gewitter erklären; denn Blitz und Donner find elektrische Wirkungen. Der Blitz zündet Gebäude an, tödtet Thier« und Menschen, zerschmettert Bäume, geht durch die besten Leiter, und zertrümmert nicht leitende Kör per oder unvollkommene Leiter, die ihm den Durchgang verwehren; er schmelzt Metalle, benimmt bisweilen den Magnetnadeln *) ihre Kraft, oder verkehrt ihre Pole, *) Der Magnet Hal die Kraft, Eisen anzuziehen, und richtet sich mit einem Ende nach Norden und mit dem andern nach Süden. Man nennt diese beiden Richtungen die Pole de« Magnet«.
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theilt auch wohl dem Eisen magnetische Kraft mkt. Alle diese Wirkungen kann man durch die künstliche Elektricitat nachahmea. Ja man kann so gar die Elektricität der Luft aus den Wolken durch isolirte und spitzige metallene Stangen aus der Höhe hrrabziehen, und damit jede« elektrischen Versuch anstelle». — Die Elektricität der Luft hat ohne Zweifel ihren Grund in flch selbst. Wie sie erregt wirb, ist für Uns noch völlig unerklärbar, obgleich die neuen Tntdekkungrn, welche in der Chemie gemacht sind, j« manchen glücklichen Muthmaßungen Stoff geben, welche meine junge« Leser mit der Zeit werden kennen und beurtheilen lernen. Eben so wenlg sind die Gelehrten völlig ekntg über die Ursache, warum gewöhnlich im Gommer und selten im Winter Gewitter sich ereignen. Auch hierüber ertheilt die neuere Chemie lehrreiche Winke.
Das Gewitter ist für das Thier-, so wie für bas Pstanjenreich, äußerst wohlthätig. — Nach einem Gewit ter pflegt sich die Luft abzukühlen, Mensch und Thier ath men freier. Das Pflanzenreich wird vorzüglich durch den erfrischenden, unmittelbar aus der Hand der Natur hrrvorgehenden, Regen sehr erquicket. — Aber das Gewitter stiftet auch mannigfaltigen Scha den; — zündet unsere Häuser an — lähmt und tödtet wohl gar den Menschen; — doch das ist ein nothwendiges Uebel, dem der Mensch aber, durch Vorsicht und Anwen dung der Mittel, welche ihm sein Verstand entdeckt hat, entgehen kann. — Dahin gehören nun vorzüglich die
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Blitzableiter, von welchen ich meinen Lesern «ine so deut lich« Beschreibung geben will, als es nur möglich ist. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die Metalle die be sten Leiter der Elektricität, und also auch des Blitzes, find. — Dies gab dem großen Franklin, der sich in vieler Hinsicht unsterbliche Verdienste um die Mensch heit erworben hat, Veranlassung zur Erfindung eines Blitz ableiters. — Eine «iftrne Stange wir- an der Mauer eines Gebäudes in einem kleinen Abstande mit hölzernen Klammern befestigt oder neben demselben aufgestellt, und mit dem untern Ende am besten in fließendes Wasser oder In einen Brunnen geführt. Wenn beides fehlt, so wird sie etwa 6 Fuß tief in die Erd«, abwärts von dem Ge bäude, geführt. Das obere Ende ist in Gestalt eines Kegels scharf zugespitzt, und ragt über den höchsten Theil des Gebäudes noch wenigstenß 6 Fuß hinaus..^- Ober man errichtet auf dem Dache eine hervorragende, spitzig zulaufende Stange, und lasst von derselben einen metalle nen (am besten kupfernen) Streifen außen an dem Ge bäude herablaufen. — Der Streifen muss sowohl mit der Auffangsstange als in seinen Theilen vollkommen an einander schließend fein, um alle- Abspringen von Funken zu verhüten. — Wo ein metallener Streife» sich nicht bequem anbringen lässt, kann man einen mes» singeneu oder kupfernen Draht, etwa von der Dickl einer Schreibfeder, nehmen, oder zwei bis drel Drahte zusammenflechten. — Wenn an einem Gebäude mehrer« als ei ne Auffauggungsspitze angelegt werden: so müssen sie alle mit dem Hauptleiter verbunden werden. — Nähert sich nun «ine elektrisch« Wolke einem solchen Blitzabletter, so
— 3-3 — wird sie durch ihn entladen, d. h. ihre elektrische Kraft
geht in den leitenden Körper, in das Metall, über. Man muß fich daher hüten, wahrend des Gewitters einem sol chen Ableiter fich zu nähern. Wer hierüber mehr nachlesen will, kann des Dr. Rekmarus Schrift vom Blitze
(Hamburg 1778) vergleichen.
Um sich selbst vor den Wirkungen des Blitzes zu sichern, muss man folgende Vorsichtigkeitsregeln beob achten: 1) In einem Gebäude muss man die Stelle vermelden,
wo fich abgesondertes Metall befindet, oder Vergul-
timfr Auch die Nachbarschaft des Eichenholzes ist gefährlich. s) Man wählt zum Aufenthalte, während des Gewit ters, die Mitte eines geräumigen hohen Zimmers,
da befindet man fich am sichersten. 5) Es ist nicht nöthig, Fenster und Thüren während
des Gewitters zu versperren; denn die Lust ist nur dann ein elektrischer Leiter, wenn sie feucht ist. Die eingesperrte Lust macht beklommen, vermehrt die Bengstlichkeit der Personen, und wird durch die Aus
dünstungen am ersten yim Leiter. — 4) Man entferne fich vom Feuerheerd, wenn auf dem selben Feuer brennt: denn der Rauch ist ein Leiter des Blitzes; daher schlägt der Blitz so oft durch
Schornsteine. 5) Auf dem Felde suche man nicht Schutz unter den Bäumen, oder neben Korngarben und Heuhaufen.
— 5*4 — Man stelle fich vielmehr 15 bis 20 Schritt von ei nem ober mehreren Bäumen. 6) Man entferne von stch alle Metalle, zumal Haar nadeln und anderes stählernes ober metallartiges Putzwerk von dem Kopfe. — 7) Zu Pferde oder auf einem offenen Wagen ist man in Gefahr; man muss absteigen und nicht zu nahe bei den Pferden bleiben.
DaS Nordlicht. Eine fehr majestätische Erschei nung am nördlichen Himmel gegen Mitternacht zu. — Auch diests ist eine elektrische Erscheinung, und mehrere Beobachter haben die Lust bet Nordlichtern vorzüglich stark «lektristrt gefunden. In dem nördlichsten Sibirien find die sehr glänzenden Nordlichter mit einem sehr hefti gen Zischen, Platzen und Rollen verbunden. Ei« Be weis, welche große Aehnlichkett zwischen dem Nordlichte und Gewitter ist. — Sternschnuppen find vermuthlich Entzündungen brennbarer Luft *), die durch ihre Leichtigkeit sehr hoch •) Die brennbare Luft wird durch die Kunst folgendergestalt erzeugt. Man l-st Eisen oder Jinktheilchen in verdünnter Dilriolsäure oder in Salzsäure auf, und fängt so, durch eigene dazu bestimmte Instrumente, den aus dieser Auflö, sung entwickelten luftartigen Stoff auf. — Diese brennbare Luft ist viel leichter al« die gemeine; daher füllt man mit ihr die Bälle, welche zur Luftschifffahrt gebraucht werden. Sie ist sehr leicht entzündbar, und zumal wenn sie mit ge, wöhnltcher Luft vermischt ist. — Wenn man sumpfige« Waffer umrührt, so erzeugt sich auch ein« brennbare Luft, welche man ebenfalls ausfangen kann. —
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in dem Dunstkreise aufstrkgea kann. Vielleicht entzündet sie ein elektrischer Funken.
Der fliegende Drache, welcher so manches Un heil in den Köpfen abergläubischer Menschen angerichtet hat, ist ebenfalls eine sogenannte Sternschnuppe, nur von größer« Umfange. Der Schweif ist nicht etwas, welches ihnen gehört, sondern ein bloßer Schein, von dem der Grund in unserm Auge liegt. — Wenn man eine glü hende Kohle schnell in einen Kreis umhrrschwlngt, so glauben wir ebenfalls einen leuchtenden Kreis gewahr j« werden; welches doch in der That nicht geschieht.
Die Feuerkugel«, welche öfters sehr groß find, find sehr schwer zu erklären. Sie entstehen aus eben de« Ursachen als die Sternschnuppen. Die Irrlichter oder Irrwische, welche man am häufigsten in sumpfigen Gegenden, auch auf Kirchhöfen und Angern steht, scheinen eine durch Fäulntß ent standene phosphorefctrende Materie zu fein '); den« diese Materie erzeugt fich am meisten aus Körpern, wel che t« Fäulniß übergegangen find. Die Nebensonne und der Nebenmond. Zu weilen zeigt fich auf jeder Seite der Sonne eine Neben sonne(Parhelius), oder «eben dem Monde ein Neben mond (Paraselene), welche länglich rund, und farbig wie ein Regenbogen find, bald lebhafter, bald schwächer. *) Phoephorescirende Materie heißt die, welche im Dunkeln, ohne empfindbare SK-lrme, leuchtet, und beim Entzünden «inen, süßliche« und scharfen Geruch verbreitet.
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Zuweilen haben sie einen feurigen Hellen Schweif, welcher
von -er wahren Sonne abgewendet erscheint. Sie pflegen auch mit farbigen und weißglänzenden Kreisen begleitet zu sein-
Man hat einmal 6 solcher Nebensonnen gese
hen. Alles, was man über die Entstehung dieser Erschei nung gesagt hat, ist nicht hinreichend, sie uns begreif
lich zu machen.
Von der Astronomie. ilw/te Astronomie (Sternkunde) beschässtkgt sich, tose dies der Name auch schon anzeigt, mit den Sternen. Eie lehrt die Erscheinung, Bewegung, Größe, Entfer nung und Beschaffenheit der Himmelskörper beobachten,
berechnen, ausmessen und bestimmen. Die Alten nannten
diese Wissenschaft Astrologie, welche Benennung wir
jetzt von der vergeblichen Bemühung, die Zukunft aus den Sternen vorherzusagen, brauchen, Eterndeutexei übersetzen.
und sie durch
Wir haben hier nicht zum Zweck, unsere jungen Ler
ftr die ganze Sternkunde zu lehren; sondern wir wollen
bloß einige der wichtigsten und gemeinnützigsten Lehren
aus dieser Wissenschaft vortragen. Wenn man den gestirnten Himmel mehrere Tage hin
ter einander mlt Aufmerksamkeit betrachtet; so wird man
unter den Sternen gar bald einen großen Unterschied gewahr.
Einige derselben bewegen sich zwar mit dem
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ganzen Himmel, behalten aber ihre Lage gegen eknander
bei, wir das z. B. bei den sieben Sternen der Fall ist, die meine Leser gewiss alle unter dem Namen des großen
Wagens, oder, wie der Astronom sie nennt, des großen Baren, kennen werden.
Solche Sterne nennt man still
stehende Sterne, Fixsterne.
Von ihnen-unterscheiden
sich andere Sterne,"die bald bei diesem bald bei jenem
Sterne stehen, diese nennt man eben deshalb Jrrsterne oder Planeten.
Die Planeten unterscheiden sich noch
dadurch von den Fixsternen, daß sie nicht so, wie diese, funkeln. Ferner sind dle Fixsterne leuchtende, die Pla
neten dunkle Himmelskörper.*)
Man theilt die Fixsterne nach brr Größe ihres Lichts in sieben Ordnungen;
da giebt es dann Fixsterne der
ersten Größe, die das stärkste Licht haben; die von etwas
minderem Lichte'sind Fixsterne von der zweiten Größe, u. f. w.
Da die Fixsterne ihre Stellung gegen einander be
halten, so hat man, um sich desto leichter am Himmel •) Ein Körper heißt leuchtend, wenn er für sich allein sichtbar ist; so ist da« Feuer r- B- ein leuchtender Körper, weil man keines andern Körper« bedarf, um e« zu sehenEin Körper heißt hingegen dunkel, wenn er nicht an und für sich selbst, sondern erst vermittelst eine« leuchtenden Körper«, sichtbar wird- Dahin gehören die meisten Körper, die un« umgeben. Wenn man in einem Zimmer die Fen, sterladen verschließt, so daß kein Tageslicht hinein kann: so wird man keinen darin befindlichen Körper sehen können, bi« man «in Licht hinein bringt, wodurch nun die Tegenstäm de erst sichtbar werden.
3*8 finde« zu können, mehrere, nicht tvekt von einander ste hende, davon in Verbindung gebracht, und fie sich unter gewissen menschlichen oder thierischen Gestalten gedacht, denen man den Namen derSternbilber vderGestirne beilegt. Dergleichen Sternbilder find z. B. der -roße und kleine Bär, der Drache, der Orion, der Stier u. s. w. Eine Abbildung des gestirnten Himmels in Sternbildern heißt eine Himmelskarte. — Der eigentliche Ursprung der Gestirne fällt in das graue Alterthum; aber wahr scheinlich find die Einwohner Astens, die stch als Hirten oder Reisende des Nachts auf dem Felde aufhieltea, und dte nur selten einen bewölkten Himmel haben, Erfinder derselben.
Die Alten hakten nur 48 Sternbilder, jetzt aber, da man theils durch Seereisen, theils durch Fernröhre (die nun durch Herschel*) einen so großen Grad der Voll kommenheit erlangt haben) noch weit mehrere Sterne ent deckt hat, enthalten unsere Verzeichnisse ungefähr 100 Sternbilder. In Europa find ungefähr 3000 Sterne sichtbar. Bei heiterm Himmel bemerkt man an demselben einen breite, lichten Streife«, der wie ein Gürtel um den ganzen Hinunel zu gehen scheint; dieser erhält den Name» der Milchstraße. Durch Fernröhre erscheint fie als eine unzählige Menge von Fixsternen. Ferner fleht man am Himmel, vorzüglich durch Frrnröhte, eine Menge lichter Stellen, die einen weißen Fleck auszumachen scheinen, und die man Nebelflecke nennt.
•) Einen deutschen Astronomen, der in England lebt.
3»9 ES ist möglich, daß diese Milchstraßen find, aber, we gen ihrer außerordentlichen Entfernung von «nS, auch durch die besten Fernröhre nicht fichtbar werden. — An dere lichte Stellen erscheinen durch Fernröhre als Stern haufen. — Herschel hat durch feine Teleskope sooo Nebelflecke am Himmel entdeckt.
Daß die Fixsterne eine außerordentlich große Entfer nung von uns haben mässen, erhellet daraus, daß sie auch durch die besten Fernröhre uns nicht vergrößert erscheinen. Aber aus dem Umstande, daß alle an der Fläche des Himmeis in gleicher Entfernung uns erscheinen, folgt nicht, baß fie auch gleiche Entfernung haben; es ist dies vielmehr ein optischer Betrug, den wir sehr oft im ge meinen Leben erfahren. Wenn wir z B. in der Ferne ein Haus und vor demselben einen Baum stehen sehen, so scheint es uns, als wenn der Baum dicht am Haufe stände, da wir doch, wenn wir nahe herankommen, sehen, daß er ziemlich weit von demselben entfernt ist. Daß aber diese Sterne, ungeachtet ihrer so großen Entfer nung, dennoch von uns gesehen werden können, beweiset daß fie eine ungeheure Größe haben. Sonne, Mond und Erde gehören auch zu den Him melskörpern, find auch Sterne. Da die Sonne uns stets fichtbar ist, wenn nicht ein dunkler Himmelskörper (der Mond) dazwischen tritt, und uns ihren Anblick ent zieht, so gehört fie in so fern zu den Fixsternen. Da der Mond ein wechselndes Licht hat, bald mehr, bald weni ger, bald gar nichts von ihm zu sehen ist; da er ferner die Sonne verfinstert, wenn er zwischen der Sonne und
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Erbe kn gerader Linke steht, und er überdies bald bei bk# fern, bald bei jenem Stern steht, so fleht man, baß er in
allem Betracht zu den Planeten zu zählen ist.
Was die
Erde nun betrifft: so erhellet sürs erste auS den Mondfin
sternissen, wo dke Erde zwischen der Sonne und dem
Monde in gerader Linie steht, und ihren Schatten auf den Mond wirft, daß sie in dieser Rücksicht ein Planet genannt werben mässe.
Allein jetzt entsteht eine andere
Frage: hat die Sonne, außer daß ste leuchtend ist, auch noch die andere Eigenschaft der Fixsterne,
daß sie still
sieht, und kommt die Erde auch darin mit den Planeten überein, baß ste stch um einen Fixstern bewegt? (wodurch bei den Planeten die Veränderung der Stellung am Him
mel engentlich herrührt.)
Behaupten zu wollen, die
Sonne stehe still, da wir sie doch täglich am Himmel sich
bewegen sehen, und die Erde bewege sich, da wir doch nichts von Bewegung fühlen, und sie auch nicht sich be wegen sehen, scheint freilich im ersten Augenblicke sonder
bar; allein man muss sich nicht durch den ersten Anschein verführen lassen, sogleich zu urtheilen, ober das Urtheil
eines Andern zu verwerfen. Wenn man auf einem großen Schiff in der Cajüte sich befindet, und das Schiff ganz ru
hig forttreibt) so glaubt man, weil die Bewegung nicht ge fühlt wird, das Schiff stehe still.
An den in der Cajüte
befindlichen Gegenständen kann man es nicht wissen, ob
man sich bewegt oder still steht; denn diese bewegen sich
mit uns, und behalten dieselbe Lage.
Dies könnte nun
auch der Fall bei der Erbe fein: wenn ihre Bewegung gleichförmig ist, so würde man sie nicht fühlen; und da
alle auf der Erbe befindlichen Gegenstände stch mit dersel
be» bewege»,
und ihre Lage gegen uns dadurch nicht
geän-
—
za»
geändert wirb: so können wir immer glauben, fle stehe still, da sie stch doch bewege. Sähe man nun aus Dem Fenster der Cajäte nach »em gegenüber stehenden Ufer, so Würden die Bäume zu taufen und das Schiff st-ll zu'ste hen scheinen; wäre es aber nicht thöricht, dieses Scheins halber den Bäumen die Bewegung zuzufchretben. Eben so könnte eS mit der Bewegung der Sonne der Fall fein; ste könnte eine scheinbare Bewegung erhalten, weil die Erde stch bewegt. AuS dem, WaS ich bis jetzt gesagt habe, erhellt, daß wir eS wenigsten- unausgemacht lassen müs sen, welcher von beiden Himmelskörpern sich bewegt, und welcher ruhet, weil eine und dieselbe Erscheinung am Him mel auf beide Arte» bewirkt werden kann. Nur eine Schwierigkeit scheint stch der Bewegung der Erde noch entgegen zu stellen: es scheint nämlich, wenn die Erde stch bewegte «ad man ließe einen Stein von der Spitze eine senkrechten Thurm- herunter sallea: so würde derselbe, da die Erde unterdessen fortgerückt ist, nicht am Fuße desselben niederfalle«, welche- doch die Erfahrung zeigt. Allein wenn ein Schiff in einer gleichförmigen Bewegung ist und man lässt am Maste desselben einen Stein fallen, so weicht er auch nicht von dem Maste ab, und dies kömmt daher, weil ihm die Bewegung de- Schiffs einge drückt worden, Wie die- in der Lehre von der Bewegung bargethan werben kann; folglich beweiset auch dieser Ein wurf nicht- gegen die Bewegung der Erde.
Nun aber find, wie dies in der Astronomie gezeigt Wird, eine Menge von Gründen vorhanden, anzunehmen, baß die Sonne stch beweg« und die Erde still siede; alle Erscheinungen am Himmel lassen stch durch diese Annahme B. ©. i. Tb. L
—
zaa
—
am leichtesten erklären; eine Sache, die mir meine fangen
Leser nun freilich wohl aufs Wort glauben müsse», und
daher nehmen auch alle neuere Astronomen diese» Satz an. Man nennt die Sonne und die sich um fie bewegen
den Planeten: das Sonnensystem.
Die Planeten
find von doppelter Art, Haupt-und Nebenplaneten.
Die Hauptplaneren bewegen fich bloß um die Sonne, die fie erleuchtet, dir Nebenplaneten haben außer dieser Be wegung noch eine nm einen Hauptplaneten, dessen Traban
ten fl« auch genannt werden. So ist die Erbe ein Haupt planet; der Mond, ihr Trabant, ist ein Nebenvlanet. —
Zu dem Sonnensysteme gehören, außer den Planeten, noch die K o m e t e n. Die Kometen gehören jur Klaffe der Pla
neten, erscheinen blass, in einen Nebel etngehüllt, und ha
ben größkenrhetls einen Schweif,
der allemal von brr
Sonne abgekehrt ist. Ihre Anjahl ist unbestimmt, man kennt f tzt deren einige 70.
Eie find einzeln nur eine Zeit
lang sichtbar und durchlaufen den Himmel In allen mög lichen Richtungen.
Zu unserm Sonnensysteme gehören (die bis fetzt be kannten) sieben Hauptplaneten, vierzehn Nebenpla neten und eine unbestimmte Anzahl Kometen. Ihre Rang
ordnung, wie sie von den Astronomen fetzt angenommen wird, ist folgende: *) In der Mitte steht di« Sonne (0),
dann kömmt der Merkur (y), bann die Venus (L),
dann dir E r d e, (§) mit ihrem Trabanten, demMond(I),
•) Die beizefüaten Zeichen sind die Bezeichnungen der Astro nomen für diese Körper, die auch in den gewöhnlichen Sa« lendrrn gebraucht werden.
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